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or
Allgemeine Hiftorie
per Reiſen zu Waſſer nd Lande,
{AR Ka
J9“——
4
oder
Sammlung
aller
welche bis igo -
in verfehiedenen Sprachen von allen Völkern herausgegeben worden,
und einen volftändigen Begriff von der neuern Erdbeſchreibung
| und Gefchichte machen ;
Worinnen der wirklige Zuftand aller Nationen vorgeftellet, und das
Merkwuͤrdigſte, Nüglichfte und Wahrhaftigfte
in Europa, Aſia, Africa und America,
in Anfehung ihrer verfihiedenen Neiche und Landerz deren Lage, Größe, Graͤnzen,
Eintheilungen, Himmelsgegenden, Erdreichs, Früchte, Thiere, Flüffe, Seen, Gebirge,
— großen und kleinen Staͤdte, Haͤfen, Gebaͤude, u. ſ. w.
pie auch der Sitten und Gebräuche der Einwohner , ihrer Religion, Regierungsart,
Künfte und Wiflenfhaften, Handlung und Manufacturen,
enthalten iſt;
Mit nöthigen LandEarten
nach den neueſten und vichtigften aftronomifchen Wahrnehmungen, und mancherley Abbildungen
der Städte, Küften, Ausfihten, Thiere, Gewaͤchſe, Kleidungen,
— und anderer dergleichen Merkwuͤrdigkeiten, verſchen;
Durch eine Geſellſchaft gelehrter Maͤnner im Engliſchen zuſammen getragen,
und aus demſelben ins Deutſche uͤberſetzt.
Fuͤnfter Band.
Mit Koͤnigl. Poln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſ. allergnaͤdigſter Freyheit.
Leipzig, bey Arkſtee und Merkus. 1749.
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ea: —
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der in dieſem V Bande befindlichen Reiſen und
Beſchreibungen.
Fortſetzung des XII Buches,
worinnen
eine Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola,
Benguela und der angraͤnzenden Länder;
nebſt einer Nachricht von den Einwohnern und dem, was
die Natur daſelbſt hervorbringt,
enthalten iſt.
08 IV Eapitel. Die Kegierung von Kongo = : 16
I Abfchnite. Des Königs Anfehen, Staat, Einfünfte, ae
Krönung und Begraͤbniß
II Abſchnitt. Verwaltung der Gerechtigkeit und Art zu födren ;
Das Aue Eine Beſchreibung * Konigreichs Dongo oder Angola 1
enguela -
U Abſchn. Von dem Eylande Eoanda, und der Eroberung ber Stadt —*—
den Hollaͤndern 17
II Abſchn. Die Herſhoften der Poriugieſen in angels te Sitten und
Wer k 21
on. Das Köni greich Benguela oder BVankella 27
as VI Cap. Sitten und Gewohnheiten der Einwohner von Angola 30
I ofen. Ihre Abtheilungen, Lebensart, Handel, Geld und Sprache 30
oſchn. Regierung a von Angola e —*
Das
Derzeichniß der in dieſem V Bande
Das VI Car. Religion von Kongo, Angola und Benguela s
43
11 Abſchn. Einfüheung und Fortgang u a rd — —
Kongo
III Abfehn. Verwirrungen, die aus ber Einfügcung, der ————
Religion in Kongo entſtanden ſind
IV Abſchn. Miſſionen nach Sogno und —— ve Veſhrelbung he,
was die Miffionarien ausgeftanden haben
Das VIII Cap. Naturgefchichte von Kongo, Angola und Benguela
JAbſchn. Luft, Foffilien, Wurzeln und Feldfrüchte e 68
II Abſchn. Fruchtbare und andere Bäume = : a...
11 Abſchn. Wilde und zahme Vögel s ⸗ 78
IV Abſchn. Wilde und zahme Thiere a 2
V Abſchn. Salzwaſſer und Flußfifche 93
VI Adfehn. Nachricht von denen ae und Bölfeen die an — und
Angola granzen = ⸗ 97
Das XIII Such.
Beſchreibung der Länder laͤngſt der ofklihen Küfte von Africa,
vom VBorgebirge der guten Hoffnung nach Capo Guarda Fuy;
worinnen eine Nachricht von den Hottentotten und dem Kaiſerthume
Monomotapa enthalten ift.
Einleitung ⸗ 107
Das I Capitel. Nachricht von dem Eande der Hottentoten und den verfchie-
denen Nätionen, die es bemohnen 111
Das II Cap. Befehreibung der Eandfchaften, BR die bollinder am Vor⸗
gebirge beſitzen B 3 121
I Abfchnn. — am Vorgebirge = ⸗ — *
II Abſchn. Die Pflanzſtatt Stellenboſch = ——
III Abſchn. Dratenſteiniſc be und Wapernpfangäte f nebf Tierra de
Natal 14
IV Abſchn. Holl andiſche Hegierung am Borgebirge ⸗ ⸗ 141
Das III Cap. Sitten und Gewohnheiten der Hottentotten ⸗ 146
1 Abſchn. Ihre Geſtalt, Tugenden, Laſter und Sprache = 2.146
I Abſchn. Ihre Kleidung, Speife, Häufer und Hausratb = 150
‚II Abſchn. Ihre le Ergögungen, ihre Sreubenabejeugungen und
Muſik E A 155
a IV 46;
Das VI Cap. Einige Anmerkungen tiber die Küften und Inſeln zwifchen dem
Einleitung = s k
’ al un a un EI nn innen
—
befindlichen Reiſen und Beſchreibungen.
IV Abſchn. Heirathen und Hauswirthſchaft der Hottentotten.— 159
V Abſchn. Ihre Krankheiten, Arzeneymittel und Beerdigungen = 164
Das IV Eap. Belhäfftigungen, Handel, Keligion und Negierungsart, ber
Hottentoften : P e E 168
1 Abfchn. Ihre Befehäfftigungen, Handwerke und Handel 168
11 Abſchn. Religion und Negierungsart der Hottentotten : 174
Das V Eap. Naturgefchichte der Länder am Borgebirge der guten —
nung ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 182
1 Abſchn. Von der Luft, dem Waſſer, und den Mineralien :» 18
II Abſchn. Zahme und wilde Thiere = , - 190
IH Abſchn. Kriechende Thiere, Ungeziefer, Vögel und Fluͤgelwerk 198
IV Abſchn. Fifche in den Capeſeen ; : 204
Vorgebirge der guten Hoffnung und Capo Buarda Fuy; don dem
Hauptmanne Aerander Hamilton ⸗ 209
JAbſchn. Länder an der See, zwiſchen den Vorgebirgen der guten Hoffnung
= 209
und Guarda Fuy ⸗ — a
TI Abſchn. Eine kurze Befehreibung ber Inſeln im den äthiopifchen Seen 214
Dag VII Cap. Eine Nachricht von dem Reiche Monomotapa 218
1 Abfehn. Barretos Unternehmung zur Eroberung Der Gold: und Silber:
minen = ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 218
Abſchn. Das Reich Monomotapa⸗ 223
Das XIV Buch.
Reiſen nach dem Reiche China.
Das J Cap. Peters von Goyer und Jacobs von Keyzer Geſandtſchaft von
der hollaͤndiſchen oſtindiſchen Compagnie an den Kaiſer in China, im
Jahre 1655; beſchrieben durch Johann Neuhof 229
⸗ ⸗ 5 229
Abſchn. Werfüch der Holländer, fih in China niederzulaffen, vor der Ge:
ſandtſchaft ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 232
11 Abſchn. Die Geſandtſchaft Peters von Goyer und Jacobs von Keyzer
nach Peking 2 < e e = 2536
IM Arch. Keife der Gefandten von Kanton nach Nan gan fur in ber
Landſchaft Kyangfi : P >: 240
VAbſchn. Ihre Reife zu Waſſer von Nan gan fir bis an die Graͤnzen Der
Provinz Kyang nan oder Noanfing: = : : 244
a V Ab⸗
Derzeichniß der in dieſem V Bande
V Abſchn. Fortgefegte Reiſe der Geſandten, von dem Eintritte i in der ge
vinz Kyang nan bis nach Nanking
TER Asfı hn. Fortſetung der Reife von Nanfing mn der Pros *
ftong =
vi fh, F ortſetung der Reſe von der Ankunft i in Schan tong bis a
Tyen tfing wey in der Provinz Pe chi li oder Pe fing 2 260
vn — Antunft der Geſandten * Peking und ihre Aufnahme am
Hofe 266
IX Abſchn. Der Gefandten Sehir 2 dem Kai und andere Verrich⸗
tungen ⸗ 274
Das II Cap. Die Geſandeſchaft Johann von An und Eonftantin Nob⸗
les, an den Unterkoͤnig von Fokyen Sing Ia CR herausgegeben von
Arnold Montanus 283
Einleitung 283
1 Abfchn. Eine Nachricht * Koring⸗ oder Ching hing kang und wie
er Taywan und Formoſa den Hollaͤndern abgenommen 285
Il Abſchn. Der Gefandten Reiſe nad) Sin ſyew und ihre Ruͤckkehr 287
TI Abſchn. Die ne der ———— Flotte und ihre Ruͤckkehr
nach Batavia 294
Das Ul Cap. Der Seezug der Holländer, das Eyland Formoſa in Vereini⸗
gung mit den Tartarn wieder zu erobern 300
1Abſchn. Die Eylande Due mwi und A mwi FO den ——
weggenommen =
11 Abſchn. Die Berihliligit der Holländer zu Zay wan —
III Abſchn. Verrichtungen der RP zu Hof 2 oder Chang ei
nach der Abreiſe der Flotte z 313
Das IV Cap. Die Gefandtfchaft des Herrn van Hoom an Kang hi, on
in Ehina und der oftlichen Tartarey .
JAbſchn. Des Geſandten — zu Hok hen, und was Bot nis
gangen
II un Reife des Gefuneen von Su Gm fu her Hof ſyew nach Sen
Il Ada. Shfraßne des Geſandten zu Hang ala fü ‚und Kein atbreie
nach Whay ngan fu R s 342
IV Abſchn. Reife von Whay ngan fur * Pekin =
V Abſchn. Des Gefandten Aufnahme bey. Hofe e
VI Abſchn. Was zu Hof ſyew vorgegangen * ‚und wie * wiederum En
Batavia zuruͤckgekehret find — | —
Das
befindlichen Reifen und Befchreibungen.
Das V Cap. Eine Erzählung von der Gefandtfchaft der Holländer im Jahre
1655 , und von denen Kunftgriffen, welche die Jeſuiten gebraucht haben,
die Abfichten derfelben zu hinfertreiben. Aus den Briefen zwoer Per-
fonen genommen, welche in diefe Handel mit eingeflochten — 378
JAbſchn. Auszug aus dem erſten Briefe : 378
I Abſchn. Auszug aus dem andern Briefe, geſchrieben von Jehann Adam,
einem Jeſuiten und Mandarinen ⸗ 388
Das VI Cap. Erſte Verſuche der Holländer, nach China zu Sandeln, und
ihr FRE: zu a itzo zuerft aus dem Franzoſiſchen Über:
feßt : 393
Das VII Cap. HKeifen des —— ducch Eins im Jahre 1658 aus dem
Spanifchen überfeßt e = 403
Einfeitung ⸗ 403
JAbſchn. Des Verfaſſers Heife von em * Fo ngan hyen 406
II Abſchn. Des Verfaſſers Reife nach Kin wha fu, in Ehe kyang, und von
dar nach Pefing, nebft der Verbannung der Mifjionarien = 41
II Abſchn. Des Berfaffers Enteinnung nad) Makau, und Nachricht von
einer portugiefifchen Gefandtfchaft an den Kaifer, im Jahre 1669 418
Das VIII Cap. Fünf franzoͤſiſcher SE — von Ning po fu nach Pe:
Eing. Im Jahre 1687 : .. 427
Einleitung = e 427
JAbſchn. Reiſe von Siam nach ing po ei in China : 430
II Abſchn. Ihre Neife von Ning po fu, nach Ehingyenfu = 435
IM Abſchn. Fortfegung ber Reiſe von Ching kyang fü nach Tay ngan
chew 442
IV Abſchn. Reiſe von up ngan — Peking ⸗ = 447
Das IX Cap. Johann von Fontaney, eines Jeſuiten, Reiſe von Peking
nach Kyangchew in der — Shan fi, und von dar nach Nanfing;
im Jahre 1688 s 454
1Abſchn. Des Verfaflers Sie von peting I) Kyan er in der Land:
haft Shan fi 454
N Asfchn. Reife des Verfoſers von Soang Se nach aan Eing in der
Landſchaft Kyangnan = 462
Das X Cap. Joachim Bouvet, eines Sefuiten, Seife von Peking nach Kan⸗
Fon, da ihn der Kaiſer Kang hi im Jahre 1693 nach Europa ſandte 469
Das
Verzeichniß der Reifen und Beichreibungen.
Das XI Cap. Des Doctors Johann Franciſcus Gemelli Careri Reiſe in Chi:
na im Jahre 1695; aus dem ech uͤberſetzet 478
Einleitung ⸗ 478
IAbſchn. Reiſe zu Waſſer bis nach) Ran fing . 4680
II Abſchn. Des Verfaſſers Reiſe von Nan king nach Peking = 490
III Abſchn. Des Berfaffers Ruͤckkehr von Peking nad) Kanton 500
Das XII Cap. Eberhard Isbrand Ides, ruſſiſchen Gefandten, Reife nach
China im Jahre 1693; je dem Hollandifchen überfegt R 512
1 Abſchn. Des Gefandten Ankunft zu Peking und Andienz beym Kaiſer 512
u SE Des Seren fernere Bewirthung zeit feines a zu
eking
Das XIII Cap. Eorenz kandens — Bohhihetuns * nach China
im Jahre 1717 526
Einleitung = > = —
Inhalt
Das XIV Cap. Anton Gaubils, eines Jeſuiten, Reiſe von — iiach
king, im Jahre 1722; aus dem Franzoͤſiſchen
Das XVCap. Earl Ambrofeng Mezzabarba, Titularpatriarchens von lo
andria, Legation im Namen des Padftes an den Kaiſer Kang hi, Im Jahre
1720; von dem Pater Diani italienifch ER, ⸗
ern z
1 Abſchn. Ankunft des Beaateh in China, nebſt den Vorfoͤllen ala
Kanton, und auf dem Wege nach Peking ⸗
11 Abſchn. Des Legaten vier Audienzen beym Kaiſer, und was bey —*
vorgegangen 556
III Abſchn. Spiel, das man mit dem BEN zu Peting J bey ine
Nückfunft vorgenommen = — 4
NIT & % =), NRSIK TRY
—
IRRE REN NORD
Verzeichniß
der Karten und Kupfer,
nebſt einer Anweiſung fuͤr den Buchbinder, wo er ſolche
hinbringen ſoll.
Sn Alvares, König von Kongo, giebt den Holländern Audienz, im Jahre 164% ae Eu
Ce ee \
RR rn
230,
al
22.
23.
25.
26.
27.
30.
31.
Karte von der Kuͤſte von Angola, von dem Fluſſe Bengo bis an den Fluß Quanza ⸗132
Karte von der Rheede von Benguela und dem Fluſſe Cantonbelle ⸗ 27
Das Land der Hottentotten an dem Vorgebirge der guten Hoffnung 5 J
Namaquas⸗Hottentotten ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 26.
Karte von der Bay Saldana oder Saldane ⸗ 121
Karte von der Tafelbay und der Rheede des ongebirgee der guten Sofmung 122
Grundriß von dem Fort und ber Stadt auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung = 126
" Yänner und Weiber der Hottentotten nach dem Leben gezeichnet A 146
Srfer und Hütten der Hottentotten ⸗ * 154
Tanz und Muſik dev Hottentotten ⸗ 16
Berheirathungsceremonien der Hottentotten 3 FR +. 160
Art zu drefchen bey den Hottentotten ⸗ ⸗ 68
Bakka, eine Pflanze, die von den Indianern Bangua genannt wird + 90
Ein Schaf und andere Thiere am Vorgebirge der guten Hoffnung 196
Kriechende Thiere und Gevoͤgel — ⸗ . ac
Fifche und Meerwunder ⸗ ce Ba 2 204
Karte von der Bay St, Helena ⸗ 2% e 209
Karte yon der Bay von Mozamhik — ⸗ ⸗ 211
Grundriß der Inſel und Stadt Aullon = ⸗ ⸗ 212
Karte von dem Eylande Monbafa = 4 P + « 213
Eyland Madagafcar, fonft Inſel St. ——— — ⸗2214
Karte von den Eylanden Comore, Johanna oder — Mohilla oder Moaly und Mayote 215
Karte von dem Eylande Anjouan — ⸗ 216
Das Reich Monomotapa und deſſen benachbarte Birke ⸗ 218
China nebſt Corea und den benachbarten Ländern der Tartarey ⸗ 229
Karte von der Einfahrt des Fluſſes Canton Pag ⸗ u. 3
Grundriß der Stade und des Hafen Macao ⸗ 236
Ausfiht von Quang chew fr oder Canton’ ⸗ ⸗ 240
Gebirge und enger Paß Sang wan hab ⸗ ⸗ ⸗ 241
Tempel Kon jan fom > ⸗ — ⸗ ⸗
— 92. Die
242 .
3%.
33
34.
35.
96,
37.
35
39.
40%
42
43.
44:
45.
46
AT
ad
49
504
5 1.
52.
53:
54.
55.
56.
27
Verzeichniß der Karten und Kupfer,
Die Stadt Nang hyong fr F * — 243
Hu kew hyen —J a. Pr ’ =..29
Die Stade Chan chew fu ⸗ — Tu 250.
Ausſicht von einer Straße in Nanfing + ⸗ — —
Tempel von Paulinchi a — — 253
Porcellanthurm zu Nanking ee g se ⸗ Pe?!
Ausſicht von Nanking — 3 FRE. a 254
Ausgebrochene Felien = ⸗ I — 256
Grundriß der Stadt Peking = . ; ; a
Die Stadt Tong chew, und Wallfahrt um ein fruchtbar Jahr zu erhalten ⸗467
Ausfiht von Peking ⸗ ⸗ ⸗ 268
Kaiſerlicher Audienzſaal⸗ ⸗ 2275
Das Eyland Formoſa und ein Stuͤck von je Küften von China ⸗ 300
Fu chew fu oder Hok ſyew, Hauptſtadt von Fo kyen ⸗ 2 —
Triumphbogen zu Kanton = ir S en 343
Grundriß von der Ringmauer der Stadt Nanking oder Kyang ning fon, Hauptſtadt der
Provinz Kyangnan, und
Grundriß von der Stadt Su Teheon Fou ⸗ Pan: - —*
Der Geſandte wird zur Audienz gefuͤhret ⸗ ⸗ ⸗
—
Karte von der Bay von Chin chew, oder Chang chewn J— den Eylanden A 3
mwi und
Du ſi hyen und Hu chew fu, Hou⸗Tcheou⸗Fou dQue mwi 393
Schwebende Bruͤcke ⸗ * 441
Grundriſſe von einigen Staͤdten der Provinz Hou quans e i * re:
Chinefifches Leichenbegängnig ⸗ nz Er
Ausſicht von der großen Mauer auf der Seite, wo der Sefanbee in Ehina kam & 3
Gaſtmahl in dem Audienzfanle = = ⸗ * 2 er
Aufzug einer Neuvermaͤhlten, die fich zu ihrem Manne begieht ⸗ 33
Audienz zu Congo, oder vielmehr Abſchiedsaudien; ⸗ sa4
Fort:
U) u 0 | L40 000 EEE
Fortſchung des Xllten Buche.
Worinnen
eine Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo,
Angola, Benguela und der angranzenden Länder;
Er | Nebſt |
einer Nachricht von den Einwohnern und dem, was die Natur
daſelbſt hervorbringt, enthalten iſt.
Das IV Kapitel, |
Die Regierung von Kongo. Regierung
von Kongo.
Her I Abſchnitt. x
Des Königs Anfehen, Staat, Einfünfte, Gewalt, Krönung
und Begrabniß.
Des Könige Anſehen: SeineTitel : Staat u Prachts Güter allein: Seine Einkünfte; Gemalt und
Seine Kleidung. Audienzen: Holländ. Gefandt: Macht. Art zu fechten. Thronfolge. Des
ſchaft. Deffentliche Procefftonen. Sein Staatbey Königs Krönung. Der,Krönungseid. Seine
der Tafel, und wenn er die Großen feines Reichs Huldigung. Eid der Treue. Seine Gemah⸗
tenetirt. Der König hat. das Eigenthum aller linn und Kebsweiber. Sein Begraͤbniß.
er Koͤnig von Kongo iſt ein unumſchraͤnkter Fuͤrſt, und kann mit dem Des Könige
ben und den Gütern feiner Unterthanen völlig nach feinem Gefallen um- Anuſehen.
gehen, Sie nahen ſich zu ihm mit den allerdemüthigften Geberden, und
mer nur im geringften die gehörige Ehrerbiethung und den fehuldigen Ge. ,
TE. horfam unterläßt, wird mit ewiger Sklaverey beftraft a),
Sein Gebierhe war ehemals, in Bergleichung wie es itzo ift, fehr groß, wie man Diefes Seine Titel
aus feinen Titeln / die er zu Lopez Zeiten geführt, feben kann, als welcher faget, man
a) Ogilbys Africa auf der 538 Seite: benen-
Allgem. Reifebefchr. V Band, A
Regierung benenne ihn: Koͤni
2 Beſchreibung der Königveiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
g von Kongo, und den Abundos, Matama, Quizama, Angola,
von Kongo, Kakongo, den fieben Königreichen von Rongere Amolara und den Pangelungos ;
Staat und
Pracht.
Kleidung.
Audienzen.
Hollaͤndiſche
Herrn des Fluſſes Zaire, des Anziquos, Anziko und Loango b), In Dappers dor.
mular feines Titels aber find einige von dieſen Laͤndern ausgelaffen. Er wird da genenner :
Mani [oder Herr von] Angels, Makomba, Okanga, Rumba, Lulla, Zouza; Herr
der Herzogthuͤmer Batta, Sunda, Bamba ‚ Amboilfe und der dazu gehörigen Laͤnde⸗
reyen; Herr der Graffehaften Songo, Angoy, Rakongo, und der Monarchie Ambon⸗
dos; Beherrſcher des großen und wunderbaren Fluſſes Zaire c), =
Zur Ueberlegung der Staatsgefchäffte, und was Krieg und Frieden betrifft, Hat er ein
Collegium ‚" welches aus zehn oder zwölf Perfonen beftehr, die feine Bertrauten find, und
welche zugleich alle Befehle unter feinem Namen ausfertigen 4).
Des Königs Gefolge iſt fehr zahlreich. Er wird von verfchiedenen aus dem Adel
bedient, Die in und um feinen Pallaft wohnen, außer feinen Livrey⸗ und andern Hofbedien-
ten. Er hat auch eine Leibwache zum Staate und zur Sicherheit, die aus Anziki und an-
dern Nationen beſteht.
Seine Kleidung ift fehr reich, und befteht mehrentheils in einem Kieide von Golde
oder Silber, nebft einem langen fanımetnen Mantel. Er träge gemeiniglich eine weiße Müge
auf feinem Haupte, dergleichen auch feine Sidalgos &), oder Adelichen, die bey ihmin Gnaden
ſtehen, tragen; und dieſes iſt wirklich ein fo untrügliches Zeichen davon, daß, wenn der
König auf einen unter ihnen ungnäbig ift, er ihm nur feine Müse abnehmen laͤßt. Denn
diefe weiße Müse ift bier fo gut ein Zeichen des Adels oder Nitterftandes, als wiein Ku⸗
ropa der Stern, oder Orden des Hofenbandes f),
Er giebt wöchentlich zweymal Audienz : doch aber fpriche niemand mir ihm, als die
Großen feines Reichs g). Als im Fahre 1642 bie holländifchen Gefandten von Loanda,
gleich nachdem ſie dieſen Ort den Portugieſen weggenommen hatten, dem Koͤnige von
Kongo ihre Aufwartung machten: fo hatten fie ihre Audienz des Nachts, und wurden
durch eine Gallerie, die zweyhundert Schritte lang war, zu folcher geführr, woſelbſt zu
beyden Seiten zwo Reihen Seute ftunden, die Wachskerzen in den Händen hielten.
Der König ſaß in einer kleinen Kapelle, die mit Strohteppichen behangen war, und
c
Geſandſchaft. an deren Decke ein feuchter mir Wachslichtern hing. Er war mit einem von Golde ge-
wirkten Kleide und dergleichen Beinkleidern angethan, und hatte um feinen Hals drey ftarfe
goldene Ketten. Sein vechter Daum war mit einem Ringe von einem fehr großen Granate
ober Rubine geziere, und feine line Hand mie zween großen Smaragden. Auf dem linfen
Aermel feines Kleides war ein goldenes Kreuz angeheftet, welches in ein Foftbares Stück
wohl polirten Kryſtall eingefchloffen und fehr veich befege mar, Auf feinem Haupte trug er
eine feine weiße Müge, und an feinen Füßen ein Paar vorhliche Stiefel. Zu feiner rech-
ten Hand ftund ein Hofbedienter ‚ der dann und wann mit einem Schnupftuche in der Luft
einen kuͤhlen Wind machte; und zu feiner linken Hand ein anderer, der einen zinnernen Bo—
gen und zinnernen Zepter hielt, der mit einem faubern geftveiften Tuche bedeckt war, Sein
Sitz
5) Pigafettas Nachricht von Kongo, auf der e) Ein Bortugiefifch Wort, welches in eben dem
58 Seite, Verſtande in andern efricanifchen Ländern ges
©) Ggilby ebendafelbſt. bräuchlich If.
A) — ** auf der 535 Seite. F) Ogilby ebendaſelbſt Auf der 539 Seite.
>
| dor Abvares. —
vebt den Hol Ünendern ÄAudıenz
—— re 2642. — —
und den angranzenden Laͤndern. XI Buch IV Eon. 3
Sig war ein roth ſammetner ſpaniſcher Stuhl, auf welchen oben an der Lehne die Schrift Regierung
geftikt war, Don Alvaro, Rönig von Kongo, Gleich vor ihm lag ein großer türkifcher LonKong⸗
Teppich ausgebreitet, und über feinem Haupte hing ein Himmel von weißem Satin, der mit
Golde durchwirkt und mit einer breiten Franze eingefaßt war. Endlich ein wenig zu feiner
rechten Hand Eniete Don Bernardo de Menzos, fein Dolmerfcher und Secretaͤr.
Wenn der König ausgeht: fo begleitet ihn nicht nur fein Adel, fondern auch alle, die Deffentlicher
nicht weit von feinem Schloffe wohnen, oder zu der Zeit ſich von ungefähr da befinden, Aufzug.
Einige gehen voran, andere folgen nach, und tanzen und taumeln insgefamme mit feltfa-
men Geberden nach der Muſik verfchiedener übelgeftimmten Trummeln und langen. elfen-
beinernen Flöten, die den Zinken gleich find, bis der König in fein Schloß tritt 2). Pis
gafetta faget, daß feine Leibwache bey dieſer Gelegenheit ihre großen Inſtrumente fpiefe,
die man fünf bis fechs Meilen weit hören fönne, um Fund zu machen, daß der König aus:
gegangen fey. Es gefehieht diefes fehr felten; Doch wenn es geſchieht, fo müflen ihn alle
Großen feines Reichs begleiten, wie nicht weniger die Portugiefen, zu welchen er viel
Vertrauen hat 7).
Nach Dappers Berichte müflen die Portugiefen weltlichen und geiftlichen Standes ſo—
wohl, als auch die Großen, den König begleiten, nicht nur wenn er in die Kirche, fondern
auch wenn er wieder zurüc aus der Kirche nad) feinem Schloffe geht: doch füger er hinzu,
daß fie darzu fonft niemals verbunden wären. —
Wenn er öffenelich erfeheint, fo iſt er allezeit mit feinen Foftbarften Kleidern angerhan,
welche in einem großen langen Talare oder Mantel von feidenem Sammet, oder feinem
Tuche, der aufs prächtigfte zubereitet ift, befteht: an feinen Fingern hat er etliche goldene
Ketten, die mit Foftbaren Korallen untermenger find; und auf feinem Haupte trägt er eine
eingefaßte und koſtbar gezierte Müge k),
Nach der Bekehrung des Königs hat er feinen Hofſtaat gewiſſermaßen verändert, und Sein Staat
ihn nach dem Hofe des Königs von Portugall eingerichter. Wenn er öffentliche Tafel Hält, bey derTafel,
fo wird für ihn ein Tiſch, der auf einem drey Stufen hoch erhabenen Plage fteht, welcher
mit indianifchen Tapeten bedeckt ift, gefeget /), wie auch ein Stuhl von Karmofinfammet m)
mit goldenen Buckeln und Nägeln beſchlagen. Er fpeifet allezeit allein, und die Prinzen
ftehen mit bedeckten Haͤuptern um ihn herum. Er hat ein golden und filbern Servis, und
einen Credenzer fir feine Speifen und fein Getränfe »), Dapper fügt hinzu, er habe in
feinem Pallafte ungefähr hundert Bediente, die alle in dem Schloffe wohnen, und Mäntel
von ſchwarzem Boy fragen.
Es erfcheint aber feine Pracht und Groͤße niemals mehr, als wenn er ſeine Hofleute und wenn er
und den Abel, der in feinen Dienſten ſteht, bewirthet. Zu Mittage laͤßt er alle Adelichen, Me Großen
die fich zu der Zeit innerhalb feines Pallaftes befinden, zahlen; und hierauf werden die Töpfe —
alle fuͤr ſie hingeſetzt, einer mit gekochten Bohnen ein anderer mit Fleiſche, und der dritte
mit Hirfe, welche bloß mit Salze und Patmöle zugerichter iſt. Denen Vornehmſten darun⸗
ter ſchicket er einem jeden fein Theil in einer hoͤlzernen Soael nebſt einem Fleinen Flaͤſch⸗
A2
chen
&) Pigafetta ebendaſelbſt auf der 130 Seite. ‘ R) Ogilby ebendafelßit. —
6) VBailbys Afeica auf der 538 und folg. Seite. ) Dapper feet dnzu noch.Käffen zu feinen Füßen.
H) Pigafereas Nachricht von Kongo, auf der 92) Dapper faget, rothen oder grünen.
ıgo Seite, - n) Pigafetta ebendafelöft,
3
i
E
»
R
4
P 4
Regierung
vonKongo.
Das Eigen:
thum aller
Güter ges
hoͤrt ihm.
Seine Eins
fünfte,
Gewalt und
Macht.
4 Belchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
chen Palmweine. Die aber von geringerm Stande ſind, werden zu ſechs, ſieben oder achten
zuſammen namentlich aufgerufen, und bekommen fo viele Töpfe mit Speiſen, als der Koͤ—
nig für nöthig hält,
Wenn das Feſt zu Ende ift, fo kommen fie alle vor den König, fallen auf ihre Knie,
drücken ihm die Hande, und neigen ihre Köpfe zum Zeichen des Danfs und tiefer Ehrer-
biethung; hierauf geben fie alle nach Haufe, bis auf einige Vertraute des Königs, die den
ganzen Tag da bleiben, und mit ihm Tobak rauchen und Wein teinfen, fo lange, bis fie
alte fo betrunfen find, daß fie fich nicht von der Stelle rühren fönnen 0).
In Kongo hat der König ſowohl das Eigenthum der Guͤter und Länder, womit er einen
jeden nach Belieben beleihen kann, als auch Die Vergebung der Aemter allein, fo daß niemand
feines davon feinen Erben vermachen kann; daher es hier nicht viel Procefle und Streitig⸗
feiten giebt, ausgenommen was in Worten befteht. Dieſem Geſetze find bes Königs eigene
Söhne unterworfen. Wenn daher einer feinen jährlichen Tribut nicht bezahlet: fo nimmt
ihm ber König feine Statthalterfhaft, und giebe fie einem andern. Ein Erempel davon hat
fih an dem Könige, der zu der Zeit vegierte, da Lopez an diefem Hofe war, zugetragen;
denn da diefer Prinz (als er noch eine Privatperfon war) von Natur fehr gnädig, befonders
gegen feine Bedienten war; und ba er die Abgaben, die der König (fein Vorfahrer) ihm
aufgelegt hatte, nicht abtragen Fonnte: fo ward er Tombokado das ift, er ward feiner
Statthalterſchaft und Einkünfte beraubt, und zugleich der Föniglichen Gnade verluftig 7).
Die Einkünfte des Königs beftehen hauptfächlich in jährlichen Tributen, die ihm von
den Herzogen von Bamba, Batta, Sundo, Nambanganga, Bumbi, Muſſulo,
Dando Quinghengo und andern wegen der Övafichaften, Pembo, Pango und anderer
mehr, bezahle werden. Diefe find am St. Jacobstage gefällig, an welchen ihnen der Kö-
nig einige kleine Gnadenbezeigungen erweift. Einige wollen behaupten, daß das ganze
Einfommen des Königs nicht über hundert und zwanzig franzoͤſiſche Kronen betrage, au⸗
Ber den kleinen Geſchenken, die ihm ein jeder Bafall über feinem Tribute machet, davon das
groͤßte doch nur ein Paar Ziegen beträgt, indem die meiften davon ihm nur Zrüchte, als Gar—
tengerächfe, Wein, Nuͤſſe und Palmöl bringen 9). j
Wenn der König ausgeht, und von feinen Edelleuten, mit ihren weißen Muͤtzen auf den
Koͤpfen, begleitet wird, ſo ſetzet er manchmal einen Hut auf; hernach nimmt er ſeine Muͤtze
wieder, feget fie mit Fleiß ganz lucker auf, damit fie der Wind herunterwehen fann. So
bald dieſes geſchieht, fo laufen feine Fidalgos und bringen fie ihm wieder; der König aber-
thut als wenn er über Diefe Schande misvergnügt wäre, nimme fie nicht an, und geht
hoͤchſtunwillig nach Haufe: den Tag darauf ſchicket er zwey oder dreyhundert Schwarzen
aus, Steuern einzutreiben: und ſtrafet alſo fein ganzes Königreich für das Verbrechen des
Windes r).
Der König von Kongo ift ein fehr mächtiger Fuͤrſt; denn da feine Unterthanen gang
fich zu feinem Befehle ftchen, und auf die geringfte Nachricht ins Feld rücen muͤſſen, ſo
kann er jederzeit ein Heer auf Die Beine bringen, ‚das fo groß ift, als es ihm nur gefällt.
Rach Carlis und anderer Reifenden Berichte ift einmal einer von diefen Monarchen mit neun:
mal hundert taufend Mann wider Die Portugiefen anmarfchiert, welches ein Heer ift,
von
) Ggilby ebendaſelbſt. g) G©gilby ebendaſelbſt auf der 536 Seite.
p) Pigafetta ebendaſelbſt auf der 97 und 180 ©,
und den angraͤnzenden Laͤndern. KI Buch IV Em 5
von dem man hätte glauben follen, daß es die ganze Welt bezwingen koͤnne: doch Die Por⸗ Regierung
tugieſen lieferten ihnen ein Treffen, mit etwan vierhundert Mufquetiers und zweyen Feld- Por Kongo.
ſtucken, die mit Huͤhnerſchrote geladen waren, Davon das Feuer und Schrecken , zu welchen.
noch der Tod ihres Königs kam, fie gar bald in die Flucht brachte. Eben der Mann, der
dem Könige ven Kopf abgehauen hatte, verficherte den Verfaffer, daß das fönigliche Ge-
yärhe, welches fie gefunden hätten, von geſchlagenem Golde gewefen wäre )P. :
Der große Bortheil, den die Europäer über fie im Kriege haben, ift vornehmlich dem Art zu fech⸗
Mangel ihrer Kriegeszucht zuzufchreiben. Ihre Yet zu fechten (mie fie in Sogno gebräuch- ten.
fich ift) ift fehr ungeſchickt. Wenn beyde Parteyen an einen beſtimmten Ort gefommen
find, und fich in ihrem Angefichte bepderfeits in Schlachtordnung geftellt haben, fo fangen
fie an, einander die Urfache ihres Streits gelaffen vorzuftellen; hernach fallen. fie auf empfind-
fihe Reden; bis fie endlich in die Lange, wenn fie Higig werden, von Worten zu Schlägen
konmen; alsdanı werden ihre Teummeln unordentlich untereinander geruͤhret. Diejenigen,
welche Schießgewehr haben, werfen folches gleich nach dem erften Angriffe weg, und brauchen
folches mehr ihren Feind damit zu erfchrecken, als ihm Schaden zu thun. Sie fegen es an
die Bruft, ohne nach etwas zu zielen, wodurch denn die Kugeln gemeiniglich oben wegflie-
gen, ohne jemanden Schaden zu thun: überdiefes fällt Die Gegenpartey , fo bald fie die
Flamme von der Pfanne gewahr wird, ſo gleich nieder, und nachdem fie das Feuer ausge
halten haben, fpringen fie auf und laufen vorwärts. Alsdann greifen beyde Parteyen zu
ihren Bogen und Pfeilen. Sind fie noch weit von einander entfernt, fo ſchießen fie die
Pfeile in die $ufe, damit fie eine größere Wirkung haben füllen; find fie aber einander nabe,
fo ſchießen fie folche in gerader Linie. Sie vergiften auch manchmal ihre Pfeile. Die davon
gemachten Wunden heilen fie mit Harne, und lefen die niedergefallenen Pfeile zum fernern
Gebrauche wieder auf. Die Waffen, welche fie in der Nähe brauchen, find große und Fleine
Meffer, Aexte und dergleichen, die fie von ben Europäern Faufen, Die Ueberwundenen,
wenn ſie gefangen werden, werden von den Ueberwindern zu Sklaven gemacht; wenn ſie
aber nicht gefangen worden, ſo bringen ſie ſich oft ſelbſt aus Bosheit ums Leben. Wenn
in Kongo feine vömifche Geiſtlichen find, fo werden oft Chriſten von Chriſten, ſehr gerin-
ger Streitigkeiten wegen, zu Sklaven gemacht 2).
In der Thronfolge beobachten fie Feine Drdnung. Sie fehen weder auf Geburt noch- Thronfolge.
"Alter, als in fo weit es den regierenden Großen gefällt, welche fie alle gleicher Ehren werth
halten, und fich einen unter des Königs Söhnen erwaͤhlen, für welchen fie die größte Ehr-
erbierhung haben, und den fie für den geſchickteſten darzu halten: manchmal übergehen fie
die Kinder alle, und geben die Krone einem Bruder oder Vetter.
Des Königs Krönung wird mit folgenden Geremonien vorgenommen, Alle Edelleute Dis Könige
und Portugiefen verfammeln ſich vor dem Pallaſte auf einem vieredfigten Plage, der ehe- Krönung.
mals dazu erbauet worden, und mit einem fehlechten fteinernen etwan zehn Eilen hoben
Walle umgeben ift. In der Mitten fteht ein großer ſammetner Stuhl, mit einem Küffen
und davor ausgebreiteten Teppiche, und einer von Gold und Silberdrate gemachten Krone:
wie auch drey goldne Armbänder, etwan eines Fingers dick; und ein fammerner Beutel,
worinnen die päbftliche Bulle, oder das Beſtaͤtigungsſchreiben, iſt.
43 ‚Einige
) Ebenderſelbe auf der 540 Seite. . ) Werollas Reife auf der 645 Seite.
5) Earlis Reife auf ver 572 Seite.
D
Regierung
von Kongo.
Der Kroͤ⸗
nungseid.
Seine Hul⸗
digung ·
Huldigungs⸗
eid.
6 Beſchreibuͤng der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela
Einige Zeit darauf koͤmmt der Fuͤrſt in die Verſammlung, auf Einladung der Edelleute,
auf weiche die Wahl vornehmlich ankommt. Wenn nım alles. dafelbft bereit iſt: fo vuft
einer, ber einen Herold vorftellet, Diefe Worte aus: hr, den man zum Könige machen
will, follet weder ein Dieb, noch geisig, noch rachgierig, fondern ein Sreund der
Armen ſeyn: ihr ſollet Allmofen zur Auslöfung der Befangnen oder Sklaven ge>
ben, den Dürftigen helfen, und euch gegen die Kirche gutthaͤtig erweifen: Ihr
ſollet euch allezeit bemüben, dieß Königreich in Friede und Ruhe zu erhalten; und
das Binduiß mit eurem Bruder, dem Könige von Portugal, unverbrüchlich
beobachten,
Wenn diefe Rede vorbey ift, fo wird eine Weile muſicirt: worauf zweene von den Fi⸗
dalgos (oder Abelichen) die auf dem Boden fisen, aufſtehen, den Prinzen gleichfam unter
dem Volke zu fuchen. Nachdem fie ihn bald gefunden haben, fo bringen fie ihn, der eine
ber) der echten, der andere bey der linken Hand geführt; fegen ihn auf den Föniglichen Thron,
die Krone auf fein Haupt, legen ihm die goldenen Armbänder um feine Aerme, und hängen
das gewöhnliche ſchwarze Tuch oder den Boymantel über feinen Leib. Alsdann leget er feine
Hand auf ein Meßbuch und auf das Evangelienbuch, welches ihm ein Prieſter vorhaͤlt,
der ein weißes Meßgewand, daran weiße Troddeln haͤngen, anhat. Hierauf ſchwoͤret der
Koͤnig, alles das zu erfuͤllen, was ihm von dem Herolde iſt vorgeſtellet worden. Wenn
dieſe Ceremonie vorbey iſt, fo begeben ſich die zwoͤlf Adelichen mit dem Koͤnige in den Pal⸗
faft, und werden von allen, Die bey der Krönung gegenwärtig find, begleitet; welche Erde
und Sand auf ihn werfen, zu einem Zeichen der Freude, und zu einer Erinnerung, Daß,
ob er gleich igo König ift, er doch zu Staub und Afche werden foll.
Der König koͤmmt acht Tage nach der Krönung nicht aus feinem Pallafte; binnen
welcher Zeit dev ganze Adel und die Portugiefen ihn befüchen und ihm Gluͤck wünfchen;
die Schwarzen leiften ihm eine Art von Huldigungseide auf beyden Knien, indem fie in
ihre Hände Hopfen, und des Königs Hände füffen; die Portugiefen und die Geiftlichen
aber erkennen bloß auf einem Knie feine Dberherrfchaft:
Wenn die acht Tage vorüber find, fo erfcheint der König auf dem Marfte und Hält
eine Rede an das Volk, darinnen er feinen Vorſatz erklaͤret, dasjenige zu erfüllen, mas ihm
vorgeftellet worden; und verfichert fie, daß ihm nichts mehr am Herzen liegen werde, als
die Wohlfahrt des Königreichs und die Sortpflanzung des roͤmiſchkatholiſchen Glaubens.
Das Volk in Kongo leiſtet feinem Könige den Eid der Treue, wie andere Ehriften:
doch vergeflenifie ihn geſchwind, empören fich wider ihn, und tödten ihn bey der gering«
fien Gelegenheit ; fo daß fie innerhalb vierzig oder funfzig Jahren viel Könige gehabt haben.
- Denn wenn nicht alles nach ihrem Sinne geht, wenn es zu viel oder zu wenig regnet, ober
Königin und
Kebsweiber.
ſonſt etwas widriges geſchieht, ſo muß der Koͤnig die Schuld tragen.
Wir finden wenig Namen von den kongoiſchen Koͤnigen bey den neueften Schrift:
ſtellern. Carli gedenket des Don Alvaro, ber im Jahre 1666 regierte; und Merolla des
Don John Simon Tamba und feines Nachfolgers Don Sebaftian Gritho, der im
Jahre 1688 regierte,
Der König bat eine Gemahlinn zur Ehe, die fie Mani⸗ Mombada, das iſt Köniz
ginn, nennen, barneben aber eine große Anzahl Rebsweiber, und achtet Die Beſtrafungen nicht,
u) Ogilbys Afrien auf der 540 und folgenden Seite, weiche
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UT EEE — — — ee —
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und den angränzenden Ländern. XII Buch. IV Em 7
welche die Priefter dießfalls in ihren Predigten thun. Fuͤr feiner Gemahlinn Unterhalt iſt Regierung
eine jährliche Steuer, die Pintelfo genennet wird, angelegt , indem ein jedes Haus in dem POrKonge,
Königreiche eine Auflage für ihr Bette bezahlen muß, nämlich, einen Sklaven für eines
jeden Spannes Breite; wenn es alfo drey Spannen breit ift, fo liefern fie drey Sklaven,
Die Königinn hat ihre Zimmer in dem Pallafte befonders nebft ihrem Staatsfrauenzim-
‚mer, die fie wechfelsweife bedienen : die übrigen gehen meiftens alle Nächte aus, um fic) ein
Vergnügen zu machen und ihre verliebten Begierden zu flilfen. Die Königinn felbft iſt
nich weniger geneigt, ihren Begierden nachzugeben, wenn fie nur eine bequeme Gelegenheit
oder eine Perfon findet, Die fich des Nachts über die ſtroherne Wand in ihre eigenen Zimmer
waget: doch thut fie dieſes mit großer Behutſamkeit; denn wenn der König dahinter kom⸗
men follte, fo wäre bender geben in Gefahr.
Bor diefem, wenn der König begraben ward, fo forungen ein Dugend junge Mägd- Sein des
then in das Grab, worinnen fich dev Körper fisend befand, und wurden lebendig begraben, graͤbniß.
um ihn in der andern Welt zu bedienen: diefe Mägdchen waren denn fo begierig nad) dem
Dienfte ihres verftorbenen Fürften, daß fie über den Streit, welche die erfte feyn follte, ein-
ander umbrachten. Ihre Anverwandten und Freunde pflegten ihnen alle Arten von foft-
baren Kleidern in das Grab mit zu geben, damit fie fich derfelben in jenem fremden Sande
bedienen koͤnnten. : —
Des Konigs Begraͤbniß wird, an ſtatt anderer Trauer, acht Tage hinter einander mit
beſtaͤndigem Eſſen und Trinken gefeyret· Diefe Art zu trauren wird bey ihnen Malala
genannt, und alle folgende Jahre auf eben die Art gefeyret.
Diefe Gewohnheit, die auch der Adel nach feinem Stande beobachtet, waͤhret bis auf
den heutigen Tag; aber die Mode Leute lebendig zu begraben, haben fie gleich nach der
Bekehrung der Einwohner abgefchaffer u).
Der IT Abſchnitt.
Verwaltung der Gerechtigkeit und Art zu ſchwoͤren.
Regenten in Bürgerlichen und peinlichen Sachen, latten. Arten des Khilumboeides. Andere Ars
Verwaltung der Gerechtigkeit. Strafen. Pro: ten, Dieberey und Zauberey zu entdecken· Art
eeſſe. Eidſchwoͤre. Grauſamkeit eines Mu: von Eiden loszufprechen.
Die Laͤnder in Kongo werden unter dem Könige dutch Mani oder’ Herren regiert; Negenten in
und ein jedes begreift wieder Fleinere Provinzen oder Sandfchaften unter fich, die auch bürgerlichen
durch Manis aber von geringerer Art regiert werben: alſo ift zum Erempel der Mani —
Damma oder Herr von Vamma, welches nur ein Diftriet oder Theil von einer Provinz eh
ift, geringer, als der Mani Bamba, welcher ein Regent über eine Provinz ift. Dieſe Re⸗
genten haben nach Dappers Berichte Die Titel der Herzoge und Grafen, zur Nachahmung
der Dortugsiefen, angenommen, als welche felbige einführten, wiewohl fich bie Portugies
fen alle Sovas nennen. Sie lehrten auch diefe Regenten, wenn fie öffentlich erfchienen,
einen großen Staat machen, da fie in großen ſammetnen Stühlen faßen und fammetne
Kuͤſſen und reiche Teppiche vor fich ausgebreitet hatten, um dem Bolfe durch diefen Schein
her Größe eine deſto größere Ehrfurcht beyzubringen 2).
Merolla
a) Ebenderſelbe auf dev 337 und folgenden Seite,
Regierung
vonKongo.
Verwaltung
der Gerech⸗
tigkeit.
Strafen.
. Proceſſe.
8 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango Kongo; Angola, Benguela,
Merolla ſaget, das Amt eines Mani (oder Unterregenten in Sogno) beftehe dar:
innen, daß er die koͤniglichen Einkuͤnfte einnimmt, und die Bauren anhaͤlt, die Aecker der
Krone zu beſtellen, wenn fie der Regen zum Pfluͤgen geſchickt gemacht hat. Zur Erndte—
zeit behalten dieſe Amtleute einen gewiſſen Theil von dem Getreide fuͤr ſich ſelbſt, als ein
zu ihrem Amte gehöriges Einkommen 2),
Der König beſtellet in einer jeden befondern Provinz einen Richter, die buͤrgerlichen
Suchen und Streitigfeiten anzubören und zu entſcheiden. Da nun bier eine ausdrückt
lichen Gefege oder Verordnungen find : fo nehmen diefe Richter in Verhaft, und laſſen wie-
der los, oder belegen mit Geldſtrafe oder Buße, wie e8 die Gewohnheiten mit ſich beingen:
doch kann in wichtigen Sachen ein jeder an den König appelliven, vor welchen alle peinliche
Sachen gebracht werden, darinnen er Urtheil fpricht ©), doch aber felten einen zum Tode
verdammet. Bey Beleidigungen, welche die Moſi 4) Konghi wider die Portugiefen
begehen, werden dieſelben nach portugiefifchen Gefesen gerichter. Bey Ueberführung eines
Berbrechens verbannet der König die Miſſethaͤter auf eine würte Inſel, und hält diefes für
eine größere Strafe, als wenn er ihnen auf einmal das Leben nahme. Gluͤcket es ihnen
nun zehn oder zwölf Jahre zu leben, fo begnadige fie feine Majeftär gemeiniglich; und wenn
es Perfonen von einigem Anſehen find, ſo brauchet ex fie zu Staatsgefchäfften, als Leute, die
zahm gemacht, und zur Arbeit gewöhnet find,
Wenn in bürgerlichen Streitigkeiten ein Dortugiefe einen Proceg wider einen Moſit
Kongo hat, ſo nimmt er feine Zuflucht zu dem Richter von Rongo; verklager aber ein
Moſi Kongo einen Portugiefen, fo läßt er ihn vor den portugieſiſchen Conſul oder Rich:
ter laden, den der König beftellt hat.
Die Schwarzen in Kongo, wenn fie mit den Portugiefen handeln, brauchen Feine
— — Verſchreibungen oder Handſchriften, ſondern ſchließen ihre Contracte bloß vor
eugen e).
Zauberey und Abgoͤtterey werden hier ſehr hart beſtraft. Alle Zauberer und Moͤrder,
die durch Zeugen uͤberfuͤhrt ſind, werden zum Tode verurtheilet, und zwar die erſten zum
Feuer. Wenn ein Uebelthaͤter auf des Koͤnigs Urtheil am Leben geſtraft wird, ſo werden
alle feine Güter und Sklaven eingezogen. Und manchmal verurtheilet feine Majeftär, um
ihren Schag zu bereichern, Leute wegen ſehr geringer Urfachen zur Berbannung; manchmal
wegen eines bloßen Argwohns, und ohne genugfamen Beweis, nur damit fie ihr Bermö-
gen einziehen und es fich zu Nutze machen kann f).
Merolla berichtet uns, daß die Verwaltung dev Gerechtigkeit, fo wohl in buͤrger⸗
lichen als peinlichen Sachen, in Sogno völlig für den Mani gehört, einige befondre Fälle
ausgenommen, die dem Fürften oder feinen Abgeordneten zur Entſcheidung vorbehalten
find. Der Kläger bringe erft feine Berwegungsgründe auf den Knien vor dem Richter an,
welcher auf einem Teppiche, einen fleinen Stab feine Gewalt anzubeuten, in der Hand dal-
tend, unter einem ſchattigten Baume figt, dergleichen bier in vornehmer Leute Höfen zu
wachſen pflegen. Manchmal nimmt der Richter auch die Sachen in einer großen dazu er⸗
bauten Strohhuͤtte vor. Wenn der Kläger feine Sache vorgetragen bat, fo hoͤret er den
4 H Beklagten
) Merollas Neife auf der 629 Seite, . e) Pigafettss Nachricht von Kongo, auf der
c) Ogilby ebendaſelbſt auf der 536 Seite, 180 und folgenden Seite. -
dA) In der Ueberſetzung Moki. ) Ggilbys Africa.auf der 536 Seite.
und den angranzenden Ländern, XII Buch IV Cap 9
agten mit eben der Aufmerkſamkeit an, und alsdann fordert er die Zeugen vor, Wenn Regierung
—— erſcheinen, ſo muß die Sache bis auf einen andern Tag aufgeſchoben werden: er: on Rongs
ſcheinen fie aber und legen ihr Zeugniß ab, fo überleget der Richter beyder Patteyen Be—
weiſe und Anführen wohlbedaͤchtig, und fpricht alsdann ein Urtheil nad) den Regeln der
Natur und Vernunft, indem er nicht die geringite Kenntniß von einigen Geſetzen Hat.
Derjenige, für welchen das Urtheil ausgefallen, bezahlet eine Tare in des Richters Cafe,
und ſtrecket fich alsdann zum Zeichen feiner Dankbarfeit mit dem Gefichte der Länge nach auf
den Erdboden bin. Den ganzen Weg nad) Haufe fchreyen feine Freunde und Verwandten
und wiederhofen des Ueberwinders Sache, und das Urtheil, welches für ihn ausgefallen ift,
ey feiner Ruͤckkunft ift er verbunden , diejenigen, welche ihn begleitet haben, zu tractiren;
und wenn es eine Sache von Wichtigkeit iſt, ſo ſchmauſen ſie gemeiniglich drey oder vier
Naͤchte hinter einander, und machen ihm nicht wenig Unkoſten. Unterdeſſen gebt der, der
den Proceß verlohren bat, ohne den geringften Verdruß oder Widerwillen nach Haufe g). =
Bey gemeinen Händeln unter ihnen ſchwoͤren fie im Namen ihres Mokiſſo oder wie Eide.
x ſprechen, Riffungo wi oder Ralikate wi: das it, bey dem Riffungo oder
alikate.
Dey Streitigkeiten oder Proceſſen haben ſie einen feyerlichen Eid (oder eine Art des Pro⸗
ceffes) den fie Motamba nennen, Zu dieſem Ende legen fie eine Arc ins Seuer, welche
der Ganga Mokiſſo, oder Priefter des Gögen glüend herauszieht, und fie an die Haut
des Beklagten, oder wenn deren zween find, zwiſchen ihre Schenkel hält, ohne fie zu bes
rühren: brenne fie einen nun, fo {ft die Perfon fehuldig; wo nicht, fo ift fie frey >),
Bon eben folcher Art ift der Eid Khilumbo, von welchem man, wie Merolla mey⸗
net, eher fagen kann, daß man ihn an-als ableget z), Denn man fährt dem Deflagten mit
einem glüenden Eifen über den bloßen Schenkel; veruͤrſachet es ihm Blafen , fo hält man ihn
für ſchuldig; wo nicht, fo laͤßt man ihn los. Der Betrug davon, ſaget unſer Capuci⸗
ner, beſteht darinnen, daß wenn der Beklagte ſoll losgeſprochen werden, fo hält der liſtige
Herenmeifter eine gewiſſe Salbe von außerordentlich Falter Ratur in feiner Hand verborgen,
und beftreicht damit denjenigen Theil gelinde; durch welches Mittel das Feuer, wenn
es Daran gehalten wird, feine Kraft verliehrt; wenn er aber ſchuldig feyn fol, fo unterbleibe.
diefes Mittel, und man läßt das Feuer feine Wirfung thun.
Bey dieſer Gelegenheit erzähle uns Yerolla eine graufame Gefchichte eines Mulat⸗ Grauſamkeit
sen, deſſen Sohn durch feinen Sklaven, der ihm eine Pulsader an ftatt einer Blutader eines Mulat-
geöffnet Hatte, ums Leben gefommen war, der aus Argwohn, daf er diefes mit Fleiß ge- ken.
than hätte, befchloß, ihn die Probe Rbilumbo ausftehen zu laffen; und da er dieſerhalb
den Sklaven hatte in Verhaft nehmen, und in eines der drey Wohnhäufer der Hexenmeiſter
Bringen laffen, fo fuhr man ihm mit dem glüenden Eifen über feinen Schenkel, welches ihn
elendiglich verbrannte, Der erboßte Bater war Damit nicht zufrieden, fondern bandihm Hände
eo Süße, und fuhr ihm Hierauf mie einer brennenden Fackel etlichemal ins Gefichte, Diefes
Batten zween Zeugen verficherf, und binzugefügt, fie hätten gehört: der Sklave wäre ver-
brannt und in den Fluß geworfen worden, Der Verfaſſer gab fich deswegen alle Mühe, den
Hexen⸗
ED) Merollas Reiſe auf der 629 und folgen⸗ 5 urchaſes Pilgrimme V Band a. d. 766 ©,
— 29 folg Ri, Sie IV Band auf der 582 Seite,
Allgem. Beiſebeſchr. v Dand, | =
Regierung
vonKongo.
Andere Ar⸗
ten der Khi⸗
lumboprobe.
10 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Hexenmeiſter in feine Gewalt zu bekommen; aber dieſer Ketzer entfloh. Unterdeſſen ertappte
er durch Huͤlfe ſeiner Freunde den Mulatten, der nunmehro augenblicklich den armen Kerl
hervorbrachte, der aber ſo grauſam gebunden war, daß es unmoͤglich war, ihn loszuma⸗
chen, ohne die Stricke entzwey zu ſchneiden; der Mulatte bemuͤhete ſich, ſeine That zu
rechtfertigen; und Merolla ſandte fie beyde nach Loanda, woher er nachgehends ver-
nahm, daß der Biſchof den Sklaven losgeſprochen, den Herrn aber ſo lange ins Gefaͤngniß
geſteckt hatte, bis er für fein Verbrechen gebuͤßet hätte, k). j ,
Man bat noch viel andere Arten von der Probe Khilumbo, mie zum Erempel die
folgenden; doch gedenfer der Verfaſſer derfelben nur kurz, weil fie bereits weitlauftiger von
dem Montecucullo 7) befehrieben find, :
Die andere Ver, den Rbilumbo zu gebrauchen, iſt, daß fie eine zarte und weiche Wur⸗
zel von dem Bananabaume dem Beklagten ins Maul ſtecken. Denn wenn diefe Wurzel an
feinem Maule fleben bleibt, und es fiheint, als ob er etwas Fleberichtes aͤße, fo wird er für
ſchuldig gehalten; wo aber nicht, für unſchuldig.
Die dritte Art ift, durch das Effen der Frucht von dem Emba, oder Delpalmbaume,
Diefe wird vorher von dem Priefter gekoſtet =), um zu zeigen, daß fie einem Unſchuldigen
nichts ſchadet; bernach aber wird fie vergiftet und der Perfon gegeben, die man überführen
will: doch wenn man die, welche fie austheilen, befticht, fo Fann man. davon fommen,
Die vierte Probe ift mit einem Topfe Eochend Waller, aus welchem die Parteyen
mit bloßen Händen einen Stein langen müffen, den der Hexenmeiſter hineingeworfen hat,
und es zur Probe ſelbſt thut. Die fich verbruͤhen, merden für ſchuldig, die andern für un—
ſchuldig gehalten.
Der fünfte Abilumbo, der befonders in dem KRönigreiche Kongo gebräuchlich iſt,
befteht davinnen, daß fie verfchiedene Schneckenſchalen an des Beklagten Schläfe legen.
Bleiben fie hängen, fo wird er verdammt; bleiben fie nicht hängen, fo wird er losgefprochen,
Der fechfte, und der unter den Schwarzen am geröhnlichften ift, befteht darinnen,
daß fie eine brennende Fackel, die von einem gewiſſen Harze, das von Daumen abtriefet,
gemacht ift, im Waſſer auslöfchen,, und diefes Wafler hernach dem vermeynten Liebel-
thäter zu teinfen geben. Iſt er fchuldig, fo fehader es ihm; iſt er aber unfchulbig, fo bat
es bey ihm gar Feine Wirkung.
Der fiebente ift, daß fie das Wafler, morinnen ein glüend Eifen iſt gelöfcht worden,
denen, Die da ſchwoͤren, geben. Wenn fie es nicht leicht hinterfchlingen fönnen,, wie manch-
mal bloß aus Furcht gefchieht, fo werden fie für ſchuldig erkannt. Schlucken fie es aber
teiht Dinter, fo werden fie losgefprochen. Diefe Art brauchen nur die Schmiede, die
manchmal Herenmeifter find, und von ven Schwarzen Nole Sianzum Du genannt werden,
Andere
A) Merollas Reiſe a. d. 613 S. feinen Leſern deſto verhaßter zu machen, ob fie gleich
N Diefer Verfaſſer wird oft im der Reiſe enges eben fo gute Prieſter, als er, find, umd mit eben fol-
führt. Siehe IV Band, auf der 599ſten Seite. cher Waare handeln; doch ziveen Handiverfsgenof
2) Der Berfaffer bedienet fichdes Worts Hexen⸗ fen vertragen fich memals.
meifter durchgängig aus Feindſchaft, and um fie bey
\
und dem angrenzenden Ländern, XII Buch IV Cap, u
Andere machen diefe Probe mic dem Waſſer, worinnen Ihres Herren Füße find gewa⸗ Regierung
fihen worden, welches Nfi/ amaſa genennet wird. Wegen der übrigen Arten des Khi⸗ vor Äonge.
lumbo bezieht ſich Merolla auf obgedachten Schriftfkeller,
Es find auch noch andere Arten 7), Dieberey und Zauberen zu entdecken, wie auch Arten Andere Ar—
einen loszufprechen , der obgedachte Eine abgelegt hat, unter dem Bolfe in Äongo und er a
Angola gebräuchlich, R ao zu ent⸗
Abs bey Diebereyen, ift ein beſtimmter Zauberer, der LIbafi Heißt, der nimmt einen derken,
langen Faden von Baumwolle oder Wolle, und hält das eine Ende felbft, das andere giebt
er dem vermeyntlichen Diebe. Wenn diefes geſchehen iſt, fo haͤlt er ein glüend Eifen an die
itten des Fadens; und wenn er verbrennet ſo muß die Partey den Werth der Sache
bezahlen; oder wenn der Werth hoch ift, fo wird er zum Sklaven gemacht. Der Berfafler
Fonnte Bier niche entfeheiden, ob der Teufel eine Hand im Spiele habe oder nicht, weil ex
die Sache noch nicht genau unterſuchet hatte,
Um zu erfahren, ob einer mit dem Teufel hat zu thun gehabt, machen fie folgende
Probe: Man läßt eine Wurzel von einem geroiffen Baume, der Nkaſſa beißt, in Waller
auflöfen, thut folches in ein Gefäße, und giebt es dem Beklagten zu trinken. Hierauf über-
giebt man ihn in die Hände verfchiedener ftarfen Männer, die bermaßen übel mit ihm um⸗
gehen und ihn herumfchüetelin, daß er alsbald in Ohnmacht fällt. Es glauben einige, es
komme diefes mehr von einem Gifte, den man ihm gäbe, als von gedachter Wurzel her,
Wenn jemand von einer Art von Eide foll losgefprochen werden, fo reibt ein Priefter, Art von Ei:
der Bange 0) oder si heißt, Die Zunge der Partey mit der Frucht von dem Delpalm- den loszus
baume ab, murmelt etliche Worte für ſich ſelbſt, und fpricht ihn dadurch los. ſprechen.
Endlich iſt noch eine andere Art von Probe, die nicht durch die Hände eines betriegeri⸗
ſchen Prieſters, ſondern durch eine Perſon von einigem Stande verrichtet wird. Wenn
zween hartnaͤckige Kerl mit einander einen Proceß führen, aus welchen man nicht leicht die
Wahrheit bringen kann, fo ladet fie der Richter beyde ein, vor ihm zu erfcheinen, Elebet
einem jeden eine Mufchel an Die Stirne, und befiehlt ihnen, zugleich ihre Köpfe niederzu-
beugen. Welchem nun die Schale zuerſt abfälle, der wird für den Luͤgner gehalten, und der
andere losgeſprochen 2). |
La - 9350-
82 Das
n) Der Eid
ver Gelegentui Solungo heißt, if bey an. _P) Merollas Keife auf der 614 und folg. S.
5 beſchrieben d rbem Siehe IV Dieſes ſcheint der fünften Arc von Ablegung des
n Gange vanlen Ceite, Khilumbo zuwider zu ſeyn.
2 SR bedentet im Kongo einen Priefter. ini
12 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
| Das V Kapitel. -
ini Eine Beſchreibung des Königreihg Dongo, oder Angola und
ud ——
Benguela.
Der J Abſchnitt.
LSandſchaften und Städte von Angola. Name, gan. Des Königs Reſidenz: Kambamba: Em⸗
ame,
Öränzen,
Sröße.
Graͤnzen und Größe von Angola. Flüfe: der bakka: Rukala, Landfchaft und Stade Loanda:
Quanza oder Koanza: Sein Lauf; darinnen lie Käufer und Kirchen: Allmoſenhaͤuſer; Klöfter,
gende Inſeln: Maffander: Mochiama. Flüfe Die dafigen Sefuiten. Anzahl der Einwohner.
Lufala und Kalukala. Landfhaften: Sinſo und Lebensmittel und Waſſer. Beſchaffenheit des
Ilamba; ihre Kreife: Ikollo, Enfafa, Maſſin- Erdbodens. Gute Pflanzungen.
er eigentliche Name diefes Landes iſt Dongo, und den Namen Angola haben ihm
die Portugieſen, nad) dem Fürften, der es zuerft von Rongo erobert hat, bey-
geleget. Es hieß ehmals, wie auch noch igo bey einigen, Ambonds, und die
Einwohner davon 2) Ambondos b).
Das Königreich Angols granzer gegen Norden mit Kongo, wovon es durch den
Fluß Danda, einige ſprechen Bengo, geſchieden wird; gegen Dften mic dem Koönigreiche
Matambaz gegen Süden mit Benguela; und gegen Welten mit der offenbaren See.
Es liege ʒwiſchen dem fiebenten Grad, dreyßig Ninuten, und zehnten Grad, vierzig Minuten füd-
licher Breite; und zwifchen zwey und dreyßig Grad und ein und vierzig Grad, zwanzig Mi-
nuten oſtlicher Laͤnge: und ift von Welten gegen Diten ungefähr fünfhundert und zehn Mei:
fen lang, und von Norden gegen Süden hundert und neunzig Meilen breit.
Pigaferea ſcheint Benguela in die Sränzen von Angola mic einzufchliegen, indem
er es füdwärts bis an das Vorgebirge Negrto vechnet, und die Baia das Daccas zum
Fluͤſſe. Der
Quanza;
Sein Lauf.
Mittelpuncte ſeiner Kuͤſte ſetzet €); und Baͤttel ſaget wirklich, daß viele Herrfchaften, längft
der Küfte hin bis an gedachtes Vorgebirge, unter feiner Bothmäßigkeit ftehen 4).
Diefes Sand wird von verfchiedenen Fluͤſſen gewaſſert; als dem Bengo, Ouanza,
Lukala und Kalukala.
Von den beyden erſten haben wir ſchon Nachricht gegeben. Von dem Koanza oder
Quanza muͤſſen wir noch ſagen, daß feine Muͤndung etwan vierzehn Meilen ſuͤdwaͤrts von
dem Schlaͤferhafen, zwanzig von dem Vorgebirge de Palmarinho, und fiebenzehn nord⸗
waͤrts von dem Vorgebirge Ledo liegt. Ob man wohl ſaget, daß er feinen Urſprung, nebſt
dem Nil aus dem See Zambre nehmen foll, fo ift folches doch ungewiß, weil man nicht
weis, Daß jemals Europaͤer fo weit hinauf gekommen find.
Er ift dem Fluſſe Luckar in Spanien gleich, indem er bey der Mündung ungefähr
anderthalb franzöfifche Meilen weit, und auf der Nordfeite für die Schiffe am tiefſten ift.
Die Tiefe des Canals halt nur zwölf Fuß hoch Waller, die Ebbe und Fluth etwan viere;
aber weiter hinauf findet man Waſſer genug; doch iſt es wegen des ſtarken Wafferfalls nicht
weiter
a n Abondos, oder Abundos. ec) Pigafettas Nachri
4 en sagften und folg. ©.. 5 7ſten &ite ee 4
9) Ogilbys Afria auf der zzuſten Seite, A) Purchaſes Pilgeim V Band, aufder 7668,
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BER|VON Conco
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von dem Fluſlſe Bengo bis an den Fluß Quanza.
a. Bank mitten in der Einfahrt. die zweene Wegemachet.
b. Guu, oder Fahre, die an erugen Orten nur zmeene Fuß
Wasfer hat, wenr.das Meer niedrıg w£.
5 CC. Canal, worwener bey Roker See 28 Ruß und bey meedrugerihliß
u - oe Wasfer arb.uredler welchen nur anSchjfauf einmal einfahren ann
Be d. Derngrg e Canal. der kaum für Sehaluppen Jehgfbar WE.
„ur ort 6 . Brunnen, nen Sternwurf weit vorm Vfer 5
= da F. St. Peters felfen. i
== — : ranzosfilchen und ——— —
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BarrevonKoanza — (SG -
und den angränzenden Ländern. XII Buch V Sap. a
weiter als big andas Dorf Kambamba, hundert und achtzig Meilen von der See, ſchiff bar. Soͤnigreich
Er fliege von Oſten gegen Weften, und ift voller Krümmen; daher man zu Waffer von der Ausola
Mündung, bis an die Inſel Mochiama dreyßig Seemeilen rechnet ; da es auf dem geraden
Wege zu Sande doch nur zwanzig’ find. Wenn man da vorbey fegelt , fo fann man den
Eingang , wegen einer ſchwarzen und waldigten gerade davor liegenden Inſel Faum erkennen,
Diefer Fluß bildet auf feinem Laufe verfihiedene kleine Inſeln. Die Inſel, Maſſander Inſel Map
oder Maſſandora, die etwan vierzehn Meilen lang und zwo Meilen breit iſt, liegt drey- ſander.
Fig Meilen von ſeiner Mündung. Dieſe Inſel bringt vorſchiedene Arten von Gewaͤchſen
hervor, beſonders Mandiocka, oder Maniock, der außerordentlich dicke waͤchſt; Hir⸗
ſen, der jaͤhrlich dreymal reif wird, und daneben Palmbaͤume und Goyavas.
Sechs und dreyßig oder acht und dreyßig Meilen weiter hinauf liegt eine andere, die Mochiama.
Mochiama ©) heißt, zehn Meilen lang, zwo breit iſt, und ſehr niedrig liegt, ausge—
‚nommen zween Berge, Die mit. allen Arten von Kräutern und Weide bewachfen find, wo⸗
von ſich viele Ziegen, Schafe, Schweine und Hühner erhalten. Vor einigen Jahren leb⸗
ten hier fünf bis ſechs portugieſiſche Familien, die viele Sklaven hatten, und ſich haupt⸗
ſachlich von Mandiocka ernaͤhrten.
Der Fluß Lukala, den Pigafetta Luiola nennet, entſpringt in Amboille, unweit Fluß Lukala,
des Fluſſes Danda, fließt füdweitwwäres und fälle etwan neunzig Meilen von der See in Kalt:
den Ouanza, oder Roanza⸗ n q
Ralukala ift ein flemer Fluß, der das Gebiethe von Ilamba mit fo aufßerorbentlichen
Buchten und Krümmen durchfreuger, dag man ſchwerlich einen von den zwey und vierzig
—— ng diefes Königreich, getheilet wird, finden wird, der über eine Stunde weit
Davon liegt. —
Bey den Zlüffen Quanza und Bengo finden ſich einige Seen, worunter die vor—
nehmften in den Herrſchaften Quihailo, Angolome und Khama liegen. Be;
Angols begreift verfchiedene Sandfchaften, als Loanda, Sinfo Ilamba, Ikollo, Landigaften.
Enſaka, Maſſingano, Embakka und Kambamba in ſich; Eine jede davon wird
wieder in Eleinere Kreife eingerheilet, die unter befondern Sovas oder Regenten ftehen.
Loanda begreift deren neun und dreyßig; Ilamba f) zwey und vierzig; Ikollo und
Enſaka etliche; Maſſingano zwölfe, welche einige unter Jlamba rechnen; Kam⸗
bambs fehzig; und Embakka ſechzig g).
Sinſo ift das Land, welches von Loanda gegen Norden über dem Fluffe Bengo liegt. Sinſo und
Ilamba oder Elvama ein großer Strich Landes, der über hundert Meilen lang ift, Samba.
fängt ſich füdoftwärts an dem Gebiethe von TEollo an, breitet fich von dem Fluſſe Bengo,
bis an den Quanza und von Kalumba >), bis an Maſſingano aus; wird, je weiter
man koͤmmt, immer breiter, und it überall fo wohl bewohnt, daß man jede zwo oder drey
Meilen weit ein Dorf antrifft. Die Negern pflegen die Öränzen ihres Landes zu bezeichnen,
daß daher die Einteilung des Ganzen in zwey und vierzig Kreife entfteht.
— Der erſte davon, der an Ikollo ftößt, beißt Khonſo; hernach folgen hinterein- Ihre Kreiſe.
er Namboa, Ouolomba, Bamba, Golungo, Makea, Kombi, Duitendel,
B 3 Etombe,
fie Motahoama, hernach Wo: 5) Hier ſcheint ein Fehler zu ſeyn.
oichiama. Auf de l Isles Karte g) Ugilbys Africa auf der 551 und folg. S.
2) Auf del Isles Karte Colombo.
e) Hier heißt
tihiama und
Muchima.
Königeeich
Angels.
’
14 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Etombe, Ouitalla, Kambkaita, und Allsdonge, Ouiambatts, Nambaquia⸗
jamba, Rangols, Ouihaito, Kombe, Angolome, Guimbi, Meflingan oder
Maſſagan, Raoulo, Kahango, Karanga⸗ Paſe, Guenka⸗Atombe, Hiangon⸗
ga, Moſſunguapoſe, Kamanga, Kalunga Bagolunge, Quibilacapoſe, Rosla⸗
kafe, Nambua, Rallahanga, und Nimeneſolo. Dieſes ſind die vornehmſten Kreiſe
von Ilamba, aus welchen man zehn oder zwoͤlf tauſend Bogenſchuͤtzen aufbringen kann.⸗
Die Sovas beobachten ihre Graͤnzen ſo genau, daß man niemals einige Beſchwerden
gehoͤrt hat, daß einer dem andern darinnen Unrecht oder Eintrag gethan hätte. Dieſes Land
bat weder Feſtungen noch Wälder, wodurch ſichs wider einen Feind ſchuͤtzen koͤnmte, aus⸗
genommen einige kleine Waldungen auf den Huͤgeln, die wenig zu brauchen ſind; dem un⸗
geachtet ſind die Einwohner nicht leicht zu überroinden, weil fie eine gute Kriegszucht beobe
achten ‚ und ihre Pfeile, fie mögen auf der Erde fiegen oder knieen, losſchießen koͤnnen.
Ikollo.
Enſaka.
Maſſingan.
Des Koͤnigs
Reſidenz ·
Bon Ilamba nordwaͤrts, und weſtnordweſtwaͤrts liegt Ikollo.
Enſara geht ſechs oder ſieben Meilen oſtwaͤrts von Loanda an, und liegt zwiſchen
den Flüffen Quanza und Bengo. Es iſt aber ein klein Gebiethe, welches man in einem
halben Tage durchreifen kann. In einigen Eleinen Gegenden bauen Die Einwohner das Feld.
Zwo oder drey Meilen aufwärts in das Sand ift auf den Hügeln ein Wald, der mit Buͤ⸗
fhen und Dornſtraͤuchern umgeben ift, welches dem Sande zu großer Sicherheit dienet, weil
es niche möglich iſt, die Einwohner aus diefem Aufenthalte zu treiben, es müßte denn durch
Mangel des Waſſers geſchehen, welches fie nirgend, als aus obgedachten beyden Fluͤſſen,
haben Förinen 7),
Dreyßig Meilen oſtwaͤrts und über obgedachter Inſel Mochiama k), in ber Land⸗
fhaft Maffingan 2), oder Maffsgeno, liegt eine kleine Stadt gleiches Namens (wo⸗
felbft die Portugiefen ein Fort haben) die zwifchen dem Duanza und Sunda erbauef
iſt, Davon der letztere fie gegen Norden, und der erſtere gegen Süden umgiebe, und die ſich
beyde zwo Stunden davon mit einander vereinigen. Von dieſer Vereinigung fuͤhret die
Stadt ihren Namen; denn Maſſ ingan heißt eine Vermiſchung der Gewaͤſſer. Es war
ſolche ehmals nur ein offnes großes Dorf, nachgehends iſt ſie aber mit vielen ſchoͤnen ſteiner⸗
nen Haͤuſern vermehret, und endlich eine Stadt geworden. Dieſe Stadt m) und diefes
Sort wurden von dem erften portugiefifchen Regenten von Angola, im Jahre 1578,
da felbiger Durch Benftand des Königs von Kongo, in Angola eindrung, erbauet, und
wird ißo, außer den Mulatten und Schwarzen, von vielen portugiefifchen Samilien
bewohnet,
Der König von Angola hat feine Refidenz ein wenig über der. Stadt Maſſingan,
auf einem großen Gebirge, welches über fieben Meiten im Umfange hat, und viele ſchoͤne Hu⸗
thungen, Felder und Wieſen in ſich begreift, welche ſeine ganze Hofſtatt mit Lbensmitteln
veichlich verſehen. Es iſt auch nur ein einziger Zugang dazu⸗ und felbiger, nach ihrer Art,
wohl befeſtigt, ſo daß er ſich weder vor den Koͤniginnen von Singa, noch vor den Jaggaern
zu fuͤrchten hat.
Rambamba
) Gailby ebendaſelbſt auf der ssaften Seite. m) Beym Ggilby heißt dieſe Stadt Loanda
k) Beym Ogilby iſt gedruckt Motchigma 10» de Sant Paulo; vielleicht aus Verfehen.
¶) An diefem Orte Miſſ ingan. 1) Ogilby ebendafelbit aufder ssaften u. f· Si
und den angeanzenden Ländern XI Bub V Cap. 55
Kambamba ſtoͤßt an den Quanza, wofelbft oftwärts von Maſſingan etwan eine a
Tagereife weit ein Dorf liegt, das auch Rambamba beißt. Die Portugiefen haben TTS:
bier ein Fort, das ebenfalls von verfchtedenen Familien und vielen feegen Schwarzen, bie eine Rambamba.
große Anzahl Sklaven haben, bewohnet wird. h Embakka.
Etwan acht Tagereiſen en dem Fluſſe Lukala [oder Luiola] hinauf koͤmmt man Lukala.
nah Embakka, woſelbſt zwölf Tagereiſen von der See aus, ein Dorf gleiches Namens iſt.
Diefer Or iſt der Portugiefen Gränze,indem ihre Gervinnfucht fie nicht weiter treibt 7).
Luiola ift ein ſehr fefter Ort, liegt, wo fich der Koanza und Luiola vereinigen, hun?
dert und fünf Meilen von der See. Diefe Flüffe fheiden ſich kurz nach ihrer Bereinigung
wieder, und bilden etwan einen Flintenſchuß weit Davon eine Inſel. In diefem Eylande, wo
die zweene Flůſſe zuſammen kamen, erhob ſich ein Hügel, welchen Diaz wegnahm, und zu
feiner Sicherheit befeftigte. Seit der Zeit, da es noch unbewohnt war, iſt es mit Portu—
‚giefen fehr bevölkert worden 0).
Die Provinz Loanda, welche zuerft liegt, wollen wir als die anfehnlichfte zufegt ber Provinz und
fihreiben. Der vornehmfte Ort darinnen it Loanda. Man findet dafelbft ein Eyland und Stadt Lo—
eine Stadt diefes Namens; die legtere wird von den Portugiefen Loanda de San Paolo anoe.
genannt. Sie ift die Hauptftadt von allen ihren Dertern in dieſen Gegenden, und Der Statt-
halter nimmt den Rang über alle p). Ein Theil der Stadt liege nach der Seefeite, der
andere erhebt fi) zu der Spige eines Berges 9). An der Nordfeite deſſelben erſcheint ein
ander Gebirge, Worre de San Paolo genannt, welches etwas höher ift, als das in ver
Stade, und fo ſteil, dag man nur mit Muͤhe hinauf fteigen kann; doch haben die Jeſuiten
an der Seite deffelben ein Klofter mit drey oder vier anliegenden Häufern errichtet.
Diefe Stadt wurde von den Jeſuiten im Jahre 1378 erbauet, als Paul Dias de
Novais dahin gefchickt wurde, ihr erſter Statthalter in dieſem Lande zu en Sie hat
Fr pres. A = fhöne — — und Kloͤſter, iſt aber weder mit einer
noch befeftiget. Nur an der erfeite find einige Fort icherhei
des Hafens ereidhet ). flig der Waſſerſeite find einige Forts zur Sicherheit
Die Stadt Loanda ift groß und fhön genug. Die Häufer der Weißen find von Haͤuſer,
Kalk und Steinen, und mit Ziegeln gedeckt; der Schwarzen ihre von Thone und Strohe s), Kirchen.
Hier hält fich dee Biſchof von Kongo und Angola, nebft dem Capitel von acht oder neun
Stiftsherren, auf ).
Ehe die Holländer folches unter fich gebracht, im Jahre 1641 harten die Portugiefen
fechs Kirchen dafelbft. Zwo große, eine St. Maria de la Conception und die andere
orpo Santo genannt , und vier kleinere, eine für die Jeſuiten, Namens St. Antonio;
ak. für die Schwarzen St. Bofce genannt; ein Kloſter und eine Kicche für die Fran—
— und ein Almoſenhaus mit einer Kirche Miſericordia genannt, Ueber dem Al⸗ Almoſen⸗
Be Mi außer den Behältniffen für die Armen vier und zwanzig Zimmer für ben ——
Re ter und andere Bedienten, als den Buchhalter, Doctor, Wundarzt, Apotheker =
* Die Haus hat einige Einkünfte vom Sande, welche, weil fie nur klein find, durch
eine
8 Nachricht von Kongo, a d. zu S. 7) Gailbys Africa, auf derssz und folg. ©.
4) Angelos R eifen auf der 670 ©; s) Angelo am angeführten Orte.
eiſe anf der zorſten Seite, 2) Merolla am angeführten Orte,
y
16. Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Roͤnigreich eine Auflage auf die Schiffe vermehret worden, Indem ein jedes, das hier einläuft, dem
Angola.
Schatzmeiſter zwey Neys bezahlen muß x),
Zu Merollas Zeiten waren drey Klöfter bier, nämlich der Jeſuiten, der Baarfüßer
Carmeliten und der Bettelmönche von der dritten Ordnung des Franciſcus. Die Carme—
Jeſuiten all-
bier,
Anzahl der
Einwohner.
Lebensmittel.
liter hatten eine Miffion außer der Stadt auf dem Sande, wo 180 ein weltlicher Priefter,,
regen Mangel der Negularen, lebet. Die Capuciner haben gleichfalls ein Haus dafelbft,
100 der Superior ſich aufhält, der die Miffionen durch die Mildehätigfeit der Einwohner
unterftüßen muß. - Ihre Kirche ift dem heiligen! Anton von Liſſabon gewiedmet, und ent-
Hält viele von Nom gebrachte Leiber der Heiligen. Es ift eine Fönigliche Capelle und hat
zwo Congregationen des Roſenkranzes. Die Bruͤderſchaft har eine achteckichte Capelle ge⸗
bauet, mit einer großen Kuppel von außerordentlicher Höhe, welche hier ungemein bewun⸗
dert wird, weil es hier etwas feltenes ift, Unter derfelben ift ein Begräbniggemölbe, wie
es in andern Kirchen zu feyn pflegt x). :
Angelo faget, es wären hier eine gute Anzahl Jeſuiten, welche von dem Könige in 1
Portugall ein jährliches Gehalt von zweytauſend Erufaden befämen, d. i. zweyhundert und
fechs und fechzig Pfund, dreyzehn Schilling und vier Pence. Sie halten Schule, predi-
gen und verrichten andere Berrichtungen, Zur Belohnung für ihre Arbeit hat ihnen das
Volk des Sandes das Eigenthum von einigen Häufern und zroölf taufend Sklaven von un-
terfchiedlichen Handwerkern, als Schmiede, Tiſchler, Drechsler und Steinhauer, gege-
ben, welche, wenn fie zu Haufe nichts zu thun haben, andern dienen, und ihren Herren
täglich eine Erufado nach Haufe bringen. Er fand auch Carmeliter dafelbft, und einige
von der dritten Ordnung des Srancifcus. ‘
Eben der Schriftfteller beobachtet, es wären in diefer Stadt auf drey tauſend Weiße
und eine ungeheure Anzahl Schwarze. Sie dienen den Weißen als Sklaven, deren einige
fünfzig, einige hundert, zwey oder drenhundere und auch wohl dreytauſend haben. Wer
die meiften hat, der iſt der veichfte; denn fie koͤnnen alle etwas; und wenn ihre Herren
nichts für fie zu ehun haben, fo arbeiten fie für andere, und außer dem, daß fie ihren Herren
die Koft fparen, bringen fie ihren Verdienſt nach Haufe,
Zu Loanda eſſen fie viel Fiſch und Kuhfleiſch, welches das befte iſt und Ziegen und
Schaffleifh. Man kann wohl fagen, daß von den leßtern ein jedes fünf Viertheil hat, in-
dem der Schwanz das dieffte an ihnen iftz er ift aber wegen des vielen Fettes nicht gefund ;
fonft iſt Fein Fleiſch im Sande, Anftatt des Brodtes bedienen fie fich der Wurzel Mans
joza y), wie fie in Braſilien thun, und des indianifchen Weizen, wovon fie Eleine Kuchen
und ander Gebackenes machen, welches noch nicht fo gut ift, als Brodt. Das Wafler,
Waſſer, wo: welches fie trinken, ift fehr ſchlecht. Es wird von einem benachbarten Eylande gebracht,
ber.
wo fie einen Teich geaben, der mit der See gleich hoch ift, und das Waller wird fo, wie
es durch den Sand dringt, füße, aber nicht völlig. Sie hohlen folhes auch aus einem
Fluſſe zwölf oder vierzehn Meilen von Loanda, und beladen ihre Canoes damit, welche
Boote von einem Stücke Zimmerholze find. Diefe Canoes haben. ein Loch auf dem Bo⸗
den, welches fie aufmachen, wenn fie in dem Fluſſe find, und es wieder zuftopfen, wenn
Das
») Ggilby am angef. Orte a. d. 553 ©. 22) Ogilbys Africa a.d. 555 &,
x) Merolla am angeführten Orte, a) Nach unfern Karten liegt das Nordende der
Y) Wianiok oder Mandioka. Inſel in acht Grad fieben und dreyßig Minuten
2) Angelos Reife a. d. 501 ©. und das Suͤdende in acht Grad zivey or funfzig
innten,
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und der angränzenden Ländern. XII Bub V Cam. 17
das Canoe voll genug iſt. Wenn fie nach Haufe kommen: fo reinigen fie es von dem Ko- Fir sr
the und laſſen es einige Tage ftehen, damit es fich fege. Wein, der von Europa gebracht ws
wird, wird für fechzig Millrey die Pipe, das ift zwanzig Pfund Sterlings, verkaufet.
Wenn es daran fehler: fo fteige die Pipe auch wohl auf hundert Millveys, und zumeilen ift
ganz und gar Feiner zu haben 2),
08 Sand um Loanda ift aus Mangel gehöriger Feuchtigkeit unfruchtbar. An der Natur des
andern Seite an dem Fluſſe Bengo aber ift es fruchtbar, träge viel Mandioka, Reiß, Erdreichs
Bohnen und allerhand Fruͤchte und Kraͤuter. Dieſer Theil war bey der Portugieſen erſten
Ankunft, mit Buſchwerke und Geſtraͤuche uͤberwachſen. Der Statthalter von Loanda,
erdinando de Souſa, aber befahl den Einwohnern im Jahre 1629-30, es ſollte ein je⸗
der nach der Anzahl Sklaven, die er hätte, ein Stück Sand an dem Fluffe nehmen, und
65 von dem Bufch- und Strauchwerke reinigen, und zum Saͤen und Pflanzen geſchickt
machen. Dadurch wurde es zu der ißigen Fruchtbarkeit gebracht.
Diefem Befehle gehorchten fie erft fehr ungern. Da fie aber die Wirkung davon fa- Schöne
ben: fo nahm ein jeder, der gern eine Plantage haben wollte, fo viel Land, als er bebauen Plantagen.
Eonnte. Auf diefe Art wurde das Feld mit Reif, Bohnen und allerhand Kraͤuterwerke
bepflanzer, und mit der Zeit ward es gleichfam ein anmuthiger Garten für das ganze Sand,
Nachher aber, da die Holländer die Stadt Loanda wegnahmen, wurde alles abgebranne
und verderbt, fo daß dieſer Strich wiederum eine Wohnung für die Löwen, Tyger und an-
dere wilde Thiere ward, Dennod) aber haben, nach dem Frieden ʒwiſchen den Hollaͤndern
und Porfugiefen, ihre vereinigten Bemuͤhungen es wieder zu feiner vorigen Schönheit und
Fruchtbarkeit gebracht zz),
Der II Adfihnite.
Bon dem Eplande Eoanda, und der Eroberung der Stadt von
den Holländern,
Das Eylarıd Loanda; tie es entitanden. Der Ca⸗ Er wird überfallen und mit feinen Soldaten auf⸗
nal und Hafen Flecken und Erdreih. Gär- gehoben. Loanda wird durch Vertrag an ben Por⸗
ten und Berhefferungen. Die anliegende Küfte. tugiefen wieder übergeben. Molls Fort wird
Die Holländer von Braſilien nehmen die Stadt von den Hollaͤndern gebaut.
Loanda weg. Des Statthalters Aufführung.
Da⸗ Eland Loanda liege vor der Stadt im achten Grade acht und vierzig Minuten a) Das Eyland
Sübderbreite. Lopez machet es ungefähr zwanzig Meilen lang, und böchftens eine Loanda ;
breit; an einigen Orten aber ift es nur einen Bogenfchuß breit 5). Mlerolla fager, es fey
ungefähr zehn Seemeilen in der Sänge ungefähr eine Meile von der Stadt, Dapper, es fey
"che über anderthalb Meilen queer über, wo es am breiteften ift, fo daß diejenigen , wel⸗
ein einem Schiffe vorbeyſegeln, gar leichtlich die See zwiſchen demfelben und dem feiten
Sande feben Eünnen, Die See hat einen Mufi ketenſchuß weit vom Ufer nicht über fieben
Oder acht und zwanzig Faden Waſſer; eine Seemeile davon aber, kann eine Seine von bun-
dert Faden feinen Grund finden c.) Lopez
Minuten, Die Hänge davon iſt a tzehn Meilen, 5) Pigafertas Nachricht von Kongo a.d.21©,
ee m Eu " ‚ 300, und ee Reife a. 0.608 ©. |
it, eine, c) Ogilby wie vorher a. d. 59 u. f. 8.
Allgem, Beifebefchr, V Band. “
Eyland
Loanda ·
wie es ent⸗
ſtanden.
Canal,
Hafen,
Flecken und
Erdreich.
18 Becſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Lopez vermuthet, dieſes Eyland ſey nach und nach entſtanden, indem ſich der Sand
und Schlamm geſetzet, welcher von den beyden großen Fluͤſſen Bengo und Quanza 4)
herzugeführet worden. Merolla fpricht eben fo, wenn er ſaget, diefer Hafen fey fo ficher,
als berühmt, indem er weder durch Kunft noch Natur, fondern bloß vom ungefähr ent-
fanden; indem er einen langen Strich vom Sande habe, der von der See aufgervorfen
worden, welcher ein langes flaches Eyland ungefähr eine Meile von der Stadt ausmarhet,
hinter welchen die Schiffe liegen e).
Lopez bemerket, es heiße Loanda, welches kahl oder, abgeſchoren heißt, weil
es ein Sand ohne Hügel und ſehr niedrig iſt, fo daß es ſich kaum über Die See erhebt,
Nach feinem Berichte ift Diefes Eyland an dem engften Orte fo dicht an dem feften
Sande, daß das Volk zumeilen über den Canal ſchwimmt, wo fich bey niedrigem Waffer
gewiſſe Eleine Eylande fehen laffen f), Diefer Canal bat ziweene Eingänge, einen gegen
Süden Barra de Rorimba genanne, welcher vordem über fünf Faden Wafler gehabt,
itzo aber faſt mit Sande verſchuͤttet if. Er war vordem mit zwoen Batterien befeßt: die
Stärke des Waſſers aber bat fie faſt weggefpühle g). Der Eingang gegen Norden bey
dem Hafen Loanda ift eine halbe Meile breit und fehr tief 5).
Das befte Waffer in diefem ganzen Sande wird auf dieſem Eylande gehohlet, wenn
man nur. eine oder zwo Handbreit tief gräbt. Dieß kann einem feltfam vorfommen: allein
noch feltfamer ift es, daß das Waſſer bey der Fluch füß und bey der Ebbe ſalzig iſt . - Hier
und fonft niegends an der Küfte werden Krabben und Yummern, wie auch Kuttelfiſche
und diejenigen Fleinen Mufcheln oder Schalenfifche gefangen, Zimbi oder Simbo genannt,
welche man ftatt des Geldes braucher k). Vordem hatte fich der König von Kongo ſelbſi
das Recht vorbehalten, diefe Zimbi zu fifchen: allein die Portugiefen Haben es ihm abge-
nommen 2). Tach Sopez Berichte ſtecket eine vortreffliche Art Schalenfifche an den Stämmen
von geroiffen Bäumen »n), welche in dem vorgedachten Eleinen Eyfande und an den Ufern des
Eylandes gegen dem feften Sande über an gewiſſen niedrigen Dertern wachfen 7).
In diefem Eylande find fieben oder acht Flecken BD) welche die Einwohner Labata
nennen, worunter die vornehmfte Spirito Santo ift. \ Hier wohnet des Königs von
Kongo Statthalter, die Gerechtigkeit zu verwalten und feine Einkünfte einzunehmen, die
aus ben Lumakhe p) oder Simbos_ entftehen, die ſich auf eilftanfend Ducaten
jährlich belaufen.
Diefes Eyland ift ihm unterthan, ob er gleich, den Berichten nach, nicht einen Fuß
breit Sand auf dem feften Lande gegen Süden von dem Fluffe Dengo befist, Die Portu⸗
giefen haben zwo Kirchen oder Capellen allhier.
Was das Erdreich betrifft, fo ift es fehr trocken und fandig, und fieht man nur an
einigen Orten einiges Buſchwerk und Gefträuche, und an der Mordfeite hin und wieder
einige wenige Hagedornfträuche ). Es hat aber weher Korn, noch Wein, Dennoch
- aber
. DD Pigafetta am angeführten Orte anfder ar b) Pigafetta a. d. 23 ©.
und 26 Seite. —* c) Ebendaſelbſt a. d. 20 ©, und Merolla am
©) Merolla am angef. Orte. | angeführten Orte:
f) pPigafetta am angeführten Orte auf det Si ) Dapper faget! das Eyland konne am dieſem
and 25 Seite; — UÜ&fer die Muͤnze von Kongo genannt werden. Mes
2) Ügilby a. 8. rt S. Unſere Ratte feßet gen des Scholenfiſches fiche die NRatugeſchichte
das Fort Ferdinand an dieſes Ende der Inſel⸗ nachher. Kopez nennet die Simbos Zumakbe,
und den angranzenden Landern. KIT Buch V Cat. 19
aber find dafür Ziegen, Schafe und Eber in großer Anzahl allhier, die anfänglich zahm fie ©:
waren, hermach aber wild geworden. Es werben auch viele Eßwaaren von allen anliegenden, Loanda.
Dertern Hieber gebracht, fülche gegen Lumakhe umzufegen 7). Außerdem haben die Portu- Gärten und
giefen einige Öärten und Baumfchulen, worinnen Orangen, imonien, Citronen, Övanatäpfel, Verbeſſerun—
vortreff liche Feigen, Bananas, Coconüffe, Trauben und andere Früchte wachen I. Kurz, gen.
es iſt kuͤrzlich dergeſtalt verbeijere worden, daß Merolla es ein angenehmes Eyland nen-
met, und ſaget, die Bürger von Angola vergnügten fich daſelbſt fo fehr, als die Neapolica-
ner häten, wenn fie fich nach Pofilippo begäben. Sie haben daher einige Fleine Häufer
daſelbſt, welche. mir geünenden Baumen untermengt find, und eine fehr angenehme Aus:
ficht geben. Gleichfalls bauen fie auch das Feld, welches ſehr fruchtbar ift, weil es guf
gewäflert wird. ). |
Die Eylaͤnder bedienen fich Canoes von Dattelbäumen zufammengefeget, worinnen fie
zur See fechten,
Bormals wohnten die Jaggaer allhier: die Portugiefen aber vertrieben fie im Jahre
— = verfolgten fie bis nach Maſſingan, wo fie zu ihrer Sicherheit ein Fort auf:
richteten z),
Ungefähr fieben Meilen von Barra de Korimba an dem feften Sande erfcheint ein klei⸗ Antiegende
nes Vorgebirge, im Portugieſiſchen Punto del Palmarinbo x) genannt. Bier Meilen Kuͤſte.
ſuͤdlicher liege der Schläferbafen ;, wie auch die Ziegelfcheunen und Kalfofen, wo die Por-
tugieſen Kalk und Auierfehalen brennen. Neun Meilen von dem Schläferhafen kommt
man nach dem Fluſſe Quanza, wo ehemals das hollandifhe Fort Molls ſtund, welches
ein wenig weiter unten befchrieben wird ).
Im Jahre 1641 nahmen die Holländer, unter der Anführung des Cornelius Cornelifen Die Hollaͤn⸗
Jols, jonit Soutebeen genannt, den Portugiefen die Stadt Loanda Saint Paulo bey der ausdrar
folgender Gelegenheit ab, wie es Dapper anführet. ſilien
Als Graf Moritz von Naſſau, General der Holländer in Braſilien, erfuhr, daß die
Schwarzen von Ardrah, Kalbari, oder Rio Real und andern Orten nicht zureichend
waren, in den Zuckermuͤhlen zu arbeiten, Die Robrfelder zu bauen, und den Boden zu Pflan-
zung des Mandiofa oder Maniof, und andern Kräuterwaaren zu bearbeiten: fo ſchickte er
eine Flotte unter der Anführung des gedachten Houtebeen mit einiger Landmacht, die von
Pe Jacob Hinderfon angeführet wurde, aus, um Angola von den Portugiefen weg-
zunehmen.
Die Flotte, welche aus zwanzig Schiffen, großen und Eleinen beftund, mit zweytau⸗
fend Solvaten, neunhundert Seeleuten und zweyhundert Brafilianern befeßt war, gieng den
3often May von Fernambuf unter Segel; und nach vieler Bemühung nad) Süden zu fom-
men, fing die Flotte den ıgten des Heumonats, im acht und zwanzigften Grade Süderbreite
M, einen Mangel an friſchem Warfer zu leiden,
€ 2 Den
n Werolla a. d. 608 S. M Ggilby a. d. 570 S. Si
die Fire de Bäume fcheinen bie Mangroven, und r) Pigsfetta wie oben.
n) Pi Auftern zu feyn. 5) Ggilby wie zuvor.
0) Din 0.0.23 1.25 ©, ' #) Mierolla wie vorher.
keten find oten will ſchwerlich zugeben, daß es u) Ggilby wie zuvor.
Flecken find. x) Siehe die Karte.
2) Pigafetta a. d. ao,
Ggilby auf der 571 Seife,
20 Becſchreibung dee Königreiche Loango, Kongo, Angela, Benguela,
Byland Den sten Auguſt Fam die Flotte nach Cap Negro im ſechzehnten Grade, von da
Loanda · nach der Sliegenbay im funfjehnten, und den aıften nahmen fie eine por£ugiefifche Cara⸗
velle, Jeſus Maria Joſeph genannt, die mit Maderaweine geladen war, und ihnen diente,
fie in den Hafen von Loanda zu bringen. :
nehmendoan⸗ Den ꝛaſten landete Hinderſon mit feinen Soldaten, und marſchirte auf die Stadt
da weg. zu. Der portugieſiſche Statthalter, Caͤſar de Meneſes, ſtund nicht fern davon am Ufer
und war bereit, ſie mit neunhundert Weißen und bewaffneten Einwohnern und einer großen
Menge Schwarzen außer zweyen Stuͤcken, zu empfangen. Bey dem erſten Angriffe aber
flohen die Feinde; die Schwarzen zuerft und darauf die Portugiefen, denen der Statthal-
ter folgte, wobey fie die beyden Stuͤcke zuruͤckließen. Hierauf wurde die Stadt mit allen .
Forts und Batterien ohne fernern Widerſtand eingenommen, und niemand darinnen ge-
funden, als ein betrunfener Soldat und ein fehr alter Mann. Die Beute dafelbft beftund
aus neun-und zwanzig metallenen und neun und fechzig eifernen Stücen, außer einem Bor:
rathe von Waffen, Kriegsvorrathe und Lebensmitteln, als Mehl, Wein, und dreyßig Eleine
und. große Schafe. Weil aber Fein ſuͤß Waſſer daſelbſt war; fo befeftigten die Holländer
ein Haus, welches nahe an dem Fluſſe Bengo lag, zur Bequemlichkeit, folches von da zu
hohlen, worauf die Schwarzen einen. Anfall thaten, allein mit dem Berlufte von achtzig
Mann abgefchlagen wurden.
Des Statts Zweene Tage, ehe fich die holländifche Flotte fehen ließ, Hatte der Statthalter Nach—
Balters Auf richt davon. Weiler aber vermuthete, fie wolle nur einige Sklaven und andere Guͤter erbeu⸗
fuͤhrung gen: fo gab er Befehl, feine Weiber und Kinder mit den beften Kaufmannswaaren zu
verbergen. Als er aber fah, weswegen fie kamen: fo beſchwerte er ſich fehriftlich beym Jol
über das Unrecht, und erinnerte ihn r daß die Staaten von Holland und der König in Dor-
fugall in Freundſchaft mit einander ftünden, und daher erwaͤrtete er, man würde ihm.die
Stadt wieder übergeben. Der Holländer antwortete, wenn ein folches Buͤndniß unter
ihnen wäre: fo hätte ihnen der Statthalter Nachricht davon geben follen, che fie die Stadt
eingenommen, und fie würden alsdann ſich nicht als Feinde gegen fie aufgeführer Haben: fie
ihres Theils aber müßten nichts Davon. ;
As der portugiefifche Statthalter, welcher fi) nach Maſſingan begab, fand, daß die
ungefunde Luft daſelbſt viele Soldaten toͤdtete, und fich felbft für zu ſchwach hielt , Loanda
wieder mit Gewalt einzunehmen: fo ließ er um einen Stillftand auf acht Tage mit den Hol-
lindern anhalten, in der Abficht, fich entweder innerhalb. diefer Zeit für die Staaten zu erflä-
ven oder wwegzuteifen. Weil aber die Borfchläge, die ex that, nicht anzunehmen tvaren : fo
ward er erfüchet, ſich mit feinen Soldaten funfzig Meilen von Loanda zu begeben, und
ſich innerhalb neun Monaten zu erklären, ob er fich unterwerfen oder zurückbegeben wollte.
Hierauf zog fich Meneſes nad) dem Fluffe Bengo, wo er eine neue Pflanzung anlegte, und
folche mie fo vieler Aemſigkeit bauete, daß er in Furzer Zeit Gärten pflanzte, welche nicht
allein feine eigene Eofonie, fondern auch Loanda verforgten. |
Er wird über: Dieß erweckte eine Eiferſucht unter den Hollaͤndern, welche ferner erfuhren daß er,
falten m. weg⸗ um fich zu verflärfen, allen Kriegesvorrath von Maſſingan weggenommen, feine Wachen
gefuͤhrt. n Bengo verdoppelt, und feinen Soldaten Pulver und Bley ausgetheiler und daß er eine
Verſtaͤr⸗
— in ſeiner Reiſe a. d. 561 S. ſaget, die Portugieſen hätten fie. mie vieler Tapferkeit auss
getrieben.
und den angraͤnzenden Ländern. KIE Buch V Cap 2
Berftärfung von zweyhundert Mann aus Bahia erwartete, um einigen weiteen Unbequem⸗ Portugiefen
lichkeiten vorzubeugen, Es ward daher befchloffen, einige Soldaten ingeheim auszufchicfen,
ihn zu überfallen. Zu dem Ende brachen im May des Jahres 1643 hundert Mann aus
der Stadt auf, und kamen des Abends nahe zu dem $ager. So bald die Schildwache fie
gewahr ward, gab fie Feuer und wurde von den andern Soldaten unterftüget; worauf Die
Hollander angeiffen, und nachdem fie auf den Marftplag gekommen, fo fiel die Wache vor
des Statthalters Haufe auf fie, welches auch die Moradores fhaten. Sie wurden aber
hurtig zerſtreuet zwanzig getoͤdtet und eben fo viele verwundet, Die übrigen, unter Denen
auch der Statthalter felbft war, wurden gefangen genommen und mit dem Plunder nach
Loanda Saint Paulo gebracht, von da ſie insgeſammt, außer dem Statthalter und eini⸗
gen Vornehmen, die ſie gefangen behielten, nach Fernambut geſchickt wurden.
Die Portugieſen waren hieruͤber hoͤchſt misvergnuͤgt, und behaupteten in ihren Erklaͤ⸗
tungen und Briefen, die fie nach Siffabon fchickten, daß ſolches ein offenbarer Bruch des zehn-
jährigen Stilleſtandes wäre, der im Jahre 1641 gefchloffen worden, und nach dem ıften, zten
und Sten Artikel inn- und außerhalb Europa fogleich anfangen follte , fo bald die Nachricht
davon ankommen Fönnte. Sie festen hinzu, fie hätten folches Fund machen laſſen; die
Holländer hingegen hätten ihrem Admirale Houtebeen Befehl gefehickt, fich alles, was er
koͤnnte, zu unterwerfen. Den
Die Holländer befagen dieſe Stadt bis ins Jahr 1648, um welche Zeit die Portu-
giefen fie Durch einen Vertrag 2) den 2iften Auguft wieder erhielten, und dem zu Folge
marfehieren die Holländer den 2aften deffelben Monats von da ab,
As die Holländer fie befaßen: fo errichteten fie ein Fort an der Mordfeite des Fluffes
Quanza, um die Portugieſen zu verhindern, daß fie nicht auf und nieder fahren koͤnnten.
Sie gaben ihm den Namen Molls, und es war ziwey und dreig Schritte lang und zwan-
518 breit. Es war von Pfählen und Bohlen aufgerichtet, mit Erde ausgefüllet und
mit Buſchwerke umgeben. Die Spige von diefem Wale war ungefähr vier Fuß dic,
und mit Schießföchern verfehen, auf welchem bier Stücke nebſt einer Wache von Soldaten
gepflanzt waren 22).
| Der II. Abſchnitt.
Die Herrſchaften der Portugiefen in Angola ; ihre Sitten und
— Gebraͤuche.
Ihr Umfang. Des Diaz Unternehmung. Er fällt latten ihr Charafter. Gewaltthätigkeiten der Sol⸗
Angola ar. Sein Erfolg. Einwohner von daten und Sklavenkäufer. Weiße verkaufen ihre
Loanda. Portugieſiſche Frauen; find meiſtens Kinder, Schwarze Sklaven. Ihre Gebräuche,
“ Berefchfichtig. Staat, wenn fie ausgehen. Miss Verwechſelung der Weiber,
Es ift nicht leicht, die Öränzen und den Umfang der portugiefifchen Herefihaften in dieſer
Pi ae von Africa zu beftimmen, weil es an einer genauen und befondern Nachricht
völlig Bplägen allhier fehler. Dem ungeachtet mögen wir doch wohl fagen, daß fie nicht
ffeffer —— find, als fie gemeiniglich vorgeſtellet werden; und obgleich die Schrift⸗
! Angola und Benguela fo reden, als ob fie den Portugieſen unterworfen mä-
a €3 ven;
22) Ggilbys Africa anf der 568 und folgenden Seite.
in Angola.
N en
Loanda wird
durch) Vers
trag wieder
übergeben.
Fort Molls.
IhrUmfang.
nn
22 Befihreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola Benguela,
Portugieſen von; fo haben fie doch allem Scheine nach hinter den Seekuͤſten feinen Fuß gefaßt, außer
in Angola.
m
Des Diaz
Unterneh:
mung,
7
zu Maſſingan in Bengo, Danda, und einigen andern wenigen Orten im Sande, |
Der Urfprung von ihren erlangten Plägen Dafelbft war nach Lopez Berichte dieſer
Zur Zeit des Königs Johanns des ten von Portugal, führten die Portugiefen mit Erlaub⸗
niß des Königs von Kongo, dem Angola damals zugehörte, einen großen Handel zu Danda
um Sklaven, welche fie nah Se. Thomas brachten, das fie auf ihrem Wege dahin be:
ruͤhrten. Us diefer Handel zuzunehmen anfing, fo fihiekten fie: ihre Schiffe von kiffabon
gerade nad) Angola und fandten den Paul Diaz von Novais als Statthalter mit, deſſen
Vorfahren zuerft diefe Küfte entdeckt hatten. Don Sebaſtian gab diefem Dias einen Ber
wiligungsbrief für ihn und feine Erben 2), auf alles, was er laͤngſt der Kuͤſte innerhalb
drey und dreyßig Seemeilen gegen Norden von dem Fluſſe Koanza und innerhalb Landes,
fo weit als er kommen Fönnte, erobern wide, um die Umfoften diefer Unternehmung zu
beſtreiten. Es giengen mit Diaz viele Schiffe ab, welche einen großen Handel mic ver-
fehiedenen Gegenden von Angola eröffneten, wovon Loanda der Marke war. Nach und
" nach faßte Diaz feften Fuß in dem Sande und baute ein Haus in dem Dorfe Anzelle, eine
Er fällt Ans
gola an,
Sein Sıfofg.
Meile von befagtem Fluſſe, welches ſehr bequem zur Handlung mit Angola liege.
Nach diefem Handelten die Portugiefen in Gefellfehafe mit den Seuten von Kongo frey
nad) Kabazo, einem Orte, der dem Herrn 5) von Angola gehörte, und. hundert und
funfzig Meilen von der See liege. Im Jahre 1578 aber wurden fie alle erſchlagen und ihre
Güter auf Befehl des Herrn eingezogen, welcher anführte, fie Fämen al Kundſchafter da⸗
bin, um nur fein Land in Befis zunehmen. Man hielt aber dafür, daß er folches nur that,
um all ihr Bermögen für ſich zu befommen «), angefehen biefe Handelsleute nicht wie Sol-
daten, fondern wie Kaufleute gekleidet waren,
As Paul Diaz folhes vernahm, fo ſammlete er fo viele Portugiefen , als in dem
Lande Fonnten gefunden werden, und fegelte nit zwoen Galeeren und andern Fahrzeugen ben
Duanza hinauf und unterrogrf fich viele Herren an beyden Seiten deſſelben / welche ſowohl
feine Sreunde, als Unterthanen wurden. Diaz erfuhr aber, daß der König von Angola eine
große Macht zufanımen gebracht hätte, Er erfuchte Daher den König von Kongo um Bey-
ftand, der ihm fogleich ein Heer von fechzigtaufend Mann unter Anführung feines Vetters
Don Sebaftiano Mani Bamba, und einen andern Hauptmann mit hundert und zwan—
zig portugiefifchen Soldaten ſchickte, die in dieſem Lande waren. Diefe Macht kam an dem
Fluſſe Bengo zwölf Meilen von Loanda an; und da fie Feine Barken fanden, "fie überzus
führen, fo giengen fie fo hinüber und immer weiter fort, bis fie das Heer des Königs von
Angola anfrafen. Bey dem erſten Treffen waren die Völker von Kongo Sieger. Zufege
aber, da nach einem großen Verluſte auf beyden Seiten die Lebensmittel abzugehen anfin-
gen, wurden bie Leute Frank und ſturben, worauf das Fongoifche Heer. aufbrach und nach
Haufe gieng d). -
Unterdeſſen gieng Diaz, ob er gleich nicht zu feinen Freunden ftoßen konnte, die ihm
zu Hülfe Famen, Doch immer weiter vor und lagerte fih, nachdem. er über den Quanʒa
gegangen, zu Luiola, woſelbſt ſich der Fluß dieſes Namens mit dem erſtern vereiniget ;
weil
a) Was fuͤr Recht hatte er, ſolches zu thun? wills kann er nach einer ſolchen ungerechten Ver⸗
H Der Verfaſſer nennet ihn einen Herrn, weil willigung, als des Koͤnigs von Portugali feine an
er damals nur ein kleiner König geweſen. ben Dias, getadele werden * ;
©) Seine Urfache mag gemefen ſeyn, welche fie
und den angränzenden Rindern. XI Buch V Cap. 23
weil es ein ſehr ftarfer Ort war. In deſſen Nachbarfchaft find die Hügel von Kambam⸗
be, die viei Silber hervorbringen und welche Diaz zu erobern ſtrebte. Dieß war der große
Streit ʒwiſchen ihm und den Seyten von’ Angola, welche alles thaten, was fie nur Eonnten,
feinen Vorſatz zu zernichten, An der andern Seite thaten die Portugiefen beſtaͤndig Ein-
fälfe in die dazugehörigen Lander.
‘ Wenn gefragt wird, wie dreyhundert Portugiefen unter Paul Diaz und andern von
dieſem Bolfe mic Hülfe ihre Sklaven und der. Misvergnägten, der Aufrügrer und Flücht-
linge von Angola, die fich nicht über funfzehntaufend Mann belaufen, im Stande gewefen
ſind, einer Million Schwarzen fo tapfer zu widerſtehen: fo-giebt Lopez davon Rechenfchaft,
indem er anmerfet, daß die legtern alle, nackend geweſen, keine andere Waffen als Bogen
und Dolche gehabt. Die Portugiefen hingegen trugen Wämfer, die mit Baumwolle gut
ausgeftopfet waren, welche ihre Aerme und Leiber bis an das. Knie ficher hielten. Sie hat
ten auch auf ihrem Kopfe eben dergleichen Mügen, welche die feindlichen Waffen ausbielten.
Außerdem ſochten fie mit langen Schwerdtern und. einige vitten auf Pferben, wovor fich die
Schwarzen fehe fürchten, fo daß ein Reuter fich mit hundert Schwarzen einlaffen Fonnte,
vornehmlich wenn er Feuergewehr brauchte /). .
Nach Merollas Berichte find die Portugiefen, und andere Europäer, Die in Diefen
Landen vornehmlich in Loanda leben, von dreyerley Art. Erfilich die Geiftlichen, deren
nur wenige find; zweytens ſolche, Die dahin fommen zu befehlen oder zu handeln, deren viele
find; dritteus die verurcheilten Perſonen, welche von. den Gerichten hieher geſchickt werden,
Portugiefen
in Angolg,
— —
Einwohner
von Loanda.
deren auch eine große Anzahl ift,, aber doch nicht fo viel, als die von der andern Art. Unter |
diefen find verfchiedene, die von Juden herſtammen, welche von den Bürgern neue Chriften
genennt werden. Dieſe werden von den geiſtlichen Gerichten heruͤbergeſchickt, und abgehal⸗
ten, daß ſie zu keiner prieſterlichen Bedienung kommen koͤnnen , aus verſchiedenen Urſachen.
Eine davon iſt ein haͤufig von ihnen begangenes Verbrechen, welches die Erbarkeit zu nen⸗
nen verbeut. Dem ungeachtet find dieſe Leute doch Die fleißigften Kirchengaͤnger und geben
den Klöftern und Armen am veichlichften.
Die unter den Schwarzen erzogenen Frauensperfonen werden , einige wenige ausge-
nommen, fo verkehrt, Daß fie kaum einige Sache um fich weiß erhalten, außer ihrer Haut,
Die fehlimmern darunter unterwinden fih, über ihre Herren auf eine folche Art zu herrſchen,
daß, wenn fie nicht nach ihrer Einbildung leben wollen, fte alles thun, was fie Fönnen, fie
aus dem Haufe zu treiben; oder demuͤthigen fie fo.fehr, daß fie fich nicht unterftehen, aus-
äugehen, oder ihrer Gewohnheit nach, ihr Vergnügen zu ſuchen. Das ärgfte ift, daß, in-
dem fie fo eingefperret find, fie aus Mangel des Waffers faft verdurften müffen, indem
dieſe Stadt kein friſches hat, außer was von einem Eylande auf zwo Tagereiſen davon
kommt ). Eben fo laſſen die Weiber und die ſchwarzen Frauensperſonen die Männer
Semeiniglich verhungern, #
F Einige von dieſen Frauensperfonen behalten die Kieler ihrer Männer für fich, unter
äft Sie sewande, fie gehörten ihnen nicht allein, fondern ihrer Familie überhaupt zu. Cs
"ein Geſetz, was von der Mutter fümme, das fallt auf die Töchter; weil die Söhne
Fe | ſchon
4 ee Nacrig von Kongo, auf der FD pPigafetta am angef. Orte a. d. z1 u. f. ©,
= Siehe oben 6 REN g) Diefe Entfernung ift zu groß, weil die In—
AD i2 Seite, fel von Koanda muß gemeynt werden.
Portugieſi⸗
ſche Weiber
ſind herrſch⸗
ſuͤchtig.
Ri
Sa
24 Sefihreibuinig der Königreiche Loango, Kongo, Angola; Benguela,
Portugiefen ſchon fo viel haben, daß fie fie Damit in der Ehe unterhalten koͤnnen. Wenn die Mägb-
in Angola. hen mannbar find und. ihre Muͤtter nehmen fie mit zur Kirche, ſo ſaget man, fie thäten
— ſjfolches, fie zu verkaufen, und daher. halten fie: ſolche meiſtentheils zu Hauſe . Wenn fie
verheirathet find, ſo halten fie ſich ſelbſt gemeiniglich. zu Haufe, entweder weil fie ſchwanger
find, oder es zu beiß, oder vegnicht oder fonft etwas iſt; und wenn fie alt werden, fo laſſen
ſie fich nicht gern fehen, aus Furcht man moͤchte ihre Runzelnientdeden >),
Staat, wenn Wenn die Weißen aus der Stadt gehen: ſo folgen ihnen zweene Schwarzen mit einem
ſie ausgehen. geflochtenen Hamack. Ein anderer Schwarzer gehe an der Seite feines Heren und haͤlt einen
großen Sonnenſchirm über ihn, die Sonne abzuhalten, ı Wenn zweene, welche etwas zu
thun baben, einander antreffen: fo vereinigen fie ihre Sonnenſchirme und gehen Seite bey
Seite in dem Schatten. Wenn die weißen Weiber ausgehen, welches fehr felten gefchieht:
fo werben fie in einem bedeckten Netze getragen, wie in Brafilien, und Haben Sflaven zur
Begleitung, welche knien, wenn fie mit ihrem Herrn reden z),
Werolla ift in Anſehung der Frauensperfonen noch umftändlicher. Die Bornehmen,
ſaget er, laffen fich in ihren Netzen fpagieren tragen, und haben eine Decke über ſich gemor-
fen, und wenigftens zwölf Perfonen zur Begleitung: namlich zwo, das Netz zu tragen, zwo
die Sonnenſchirme auf jeder Seite zu halten, und acht Mokkomas oder ſchwarze Auf
wartmaͤgdchen. Viere von dieſen legtern halten jede einen Zipfel von dem Teppiche, wor⸗
auf ihre Frau kniet, wenn ſie in die Kirche geht. — n
Wenn eine Comödie oder ſonſt was zu ſehen iſt: fo gehen die Weiber alle ohne Aus:
nahme dahin, und auch wenn fie Eranf find. Am grimen Donnerſtage geben fie fters zu
Fuße und ohne Begleitung, weiches fie fonft zu Feiner andern Zeit thun.
Mulatten, Bon Mulatten, die von einem Weißen und einer Schwarzen gebohren worden, giebt _
ihr Charat⸗ es hier eine geoße Anzahl, Sie haſſen die Schwarzen todilich und felbft ihre eigenen Müt--
Ki ger, und ehun alles, was fie fönnen, mir den Weißen gleic) zu ſeyn. Allein, dieß wird ihnen
nicht zugeftanden, und es ift ihnen nicht erlaubt, in ihrer Gegenwart zu figen. Sin:
Die Mulattinnen tragen weder Hemden noch Röcke und haben bloß ein Stuck Zeug
unter ihren Armen um fich gegürtet : Dieß verfteht fich aber nur von folchen, deren Väter
nicht befannt find. Die Mularten, welche Hofen und Strümpfe tragen, werden gemei—
niglich. entweder Priefter oder Soldaten, über welchen Stand fie niemals kommen. Es
mar Feine geringe Unruhe für den Merolla, als er fah, daß da, wo diefe Mulatten gebobren
worden, ſie auch gleich zu Prieftern beſtimmt wurden : obgleich ihrer eine große Anzahl zu
dem Orden untüchtig waren, indem man wußte, daß fie von Juden abſtammten. Dieſem
Misbrauche abzuhelfen, brachte der neue Biſchof Befehl von Rom mit, daß keiner wegen
der Unregelmaͤßigkeit ſollte zugelaſſen werden. Weil nun die Mulatten glaubten, die Ca-
pueiner wären die Urfache von diefer Verordnung geivefen, als welche Öfters dawider gepre-
diget: fo hatten fie einen toͤdtlichen Abfcheu ‚gegen fie. ER:
Gewaltthär Diejenigen, welche Soldaten find, und außerhalb dem Königreiche veifen, erfordern
tigfeiten der eben fo viel Dienfte und Ehrerbiethung von den Schwarzen, als die Weißen, Sie laffen
Soldaten fich in Netzen fragen. Und wenn es fi) begiebt, daß der Sova oder Mani, d. i. der
Statthalter, fie nicht ſo gleich mit Trägern verfieht, oder ihnen begegnet, wie fie es ver-
fangen,
) Merollas Reife a. d. 671 ©. i) Angelos Reiſe a, d. 561. ©.
und den angränzenden Landern. KIT Buch V Cap. 25
fangen, fo ziehen fie ihre Degen und nehmen, was fie im Haufe finden Fönnen, ob fie gleich Portugieſen
nicht * ige von Portugall, — ihren en Angelegenheiten reifen, Anter- in Angola.
megens nehmen fie alle Eßwaaren, die fie antreffen Fönnen, ohne den Schwarzen dafür zu
danfen, von denen fie folche befommen. Und wenn es fih eräugen follte, daß fie im ge:
ringſten über ihre Ungerechtigkeit murreten ‚ fo werden fie ihn, an ſtatt daß fie Ihm Genug-
thuung ſchaffen ſollten mit Schlaͤgen bezahlen.
Andere, welche Pombros oder Sklavenhaͤndler werden, begehen, wenn fie das Land undSklaben⸗
durchſtreichen, viele abſcheuliche Dinge. Unter andern ſchlafen ſie bey den Negerweibern haͤndler.
und ſchwaͤngern fie, Einige Jahre darnach kommen fie wieder und nehmen die Kinder von
ihren Muͤttern unter dem Vorwande, fie zu Loanda beffer zu erziehen. An ſtatt deffen aber
verkaufen oder vertauſchen fie folche für andere Güter; und auf diefe Are werden fie veich,,
indem fie mit ihrem eigenen Fleiſche und Blute handeln. Eine Urfache, warım die Schwar-
zen nich ſtaͤrker bekehret werden, ift, nach Merollas Berichte, weil fie die Mulatten fo
viele böfe Thaten ungeftraft begehen ſehen.
Diefe übele Gewohnheit hörte zu des Verfaſſers Zeiten eine Zeitlang auf, weil der. Weiße ver⸗
Statthalter den Mulatten unterfagte, ferner auf diefe Art zu handeln, und befahl, fie Eaufen ihre
follten unterwegens für die Fortſchaffung fo wohl ihrer Perfon, als ihres Geräthes bezahlen, Finder.
Es würde der Misbrauch auch nicht fo groß gemwefen fenn, wenn er nur allein. unter dem,
Mulatten im Schwange gegangen + allein Die Weißen hatten auch ihren Antheil daran und,
handelten wie die andern mit ihrem eigenen Sleifche und Blute. Dieß geſchieht, wenn ihre
ſchwarze Siebfteipnen ein Kindgebiert und dieß von ſchwarzer Farbe ift, fo wirdes gemeiniglich
ein Sklave. Wenn nun folches hernachmals etwas unrechteg thut, fo wird es gleich nach
der Gewohnheit verkaufet. Das ärgfte aber ift, daß Diefes bey dem Fleinften Fehler ger
ſchieht und ohne Abſicht auf Natur oder Werwandsfhaft.
Ein Bater hatte zwo Töchter; die eine war eine Witwe, die andere eine mannbare
Mulattinn, Weil er nun die leßtere gern verheirathen wollte: fo nahm er der andern Gi:
fer weg und alles, was fie hatte, diefe Mulattinn damit auszuftatten. - Die Witwe fagte,
daß es der Verfaſſer mit anhörte : Ich werde mich meinem Oster nicht widerfeen;
er mag thun, was er will: allein, wenn er firbt, ſo will ich feine Tochter verz
Eaufen, weil fie von meiner Sklavinn gebobren ift, und fo werde ich ohne Un;
ruhe und Streit alles wieder befommen, was mir genommen ift; welches fie denn
ihrem Vater auf die höflichte Art zu verfichen gab, Kurz, wenn nicht der Vater ein fl-
ches Kind für feinen rechtmäßigen Sohn oder feine Tochter erfläret, fo wird es fters fir
einen Sklaven gehalten.
Was die in Soanda und dem Königreiche Angola wohnenden Negern betrifft, einige Schwarze
Wenige ausgenommen, welche als Eingebohrne Feen find : fo find fie alle Sklaven der Weißen. Sklaven.
Einige werden zu den Arimi oder Pachtern geſchickt, eine oder zwo Tagereifen von der Stadt,
As nach Bengo und Dante oder Dands, welche mie Slüffen wohl bewaͤſſert find, da Die
enden Sandfchaften aus Mangeldes Regens faſt ganz duͤrre und folglich zum Ackerbaue nicht
—5* {ind A). Andere von dieſen Sklaven werden ausgefihickt, Fiſche zu fangen, welche
ihres Herrn Famili⸗ überflüßig erhalten koͤnnen; die lehtern verkaufen diejenigen Fiſche, =
nv
— ) Merollas Reife auf der 672 Seite, R
Allgem· Reiſtbeſchr. V Band,
\
D
26 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Portugieſen noch übrig bleiben. Sie werden auch zum Bauen gebraucher, welches gemeiniglich ſehr
in Angola. langſam geht. Wenn einem von ihren Herren ein Kind gebohren wird: fo wird ein Haus
fs angefangen, und es gebt Damit nicht geſchwinder, als das Kind wächft. Dieß gilt nur
von denen Weißen, welche für jedes Kind, das fie haben, ein Haus bauen fönnen, Der
Mörtel hier wird von Seefchalen gemacht, die, wenn fie im Dfen gebrannt werden, einen
fo weißen und guten Kalf geben, als irgend einer in Europa ift.
Viele von diefen Sklaven hun Barbiersdienfte, und find in dem Gebrauche des
Scheermeflers fomohl, als der Sanzette, eine Ader zu eröffnen, erfahrner, als die Weißen.
Kurz. einige treiben biefes, andere jenes Gewerbe; und wenn fie für ihre Herren nichts zu
thun haben, fo werden fie auf einige Wochen oder Monate ausgeliehen, und der Gewinnſt
davon gehöret ihren Herren; fo daß derjenige, der Die meiften Sklaven hat, für den reich-
fen Mann allhier gehalten wird, -.
Ihre Ge⸗Von der großen Mannichfaftigfeit der Sklaven von verſchiedenen Völkern in dieſen
braͤuche. Landen muß nothwendig eine gleiche Mannichfaltigkeit und ein Unterſchied in der Gemüths-
art und den Gebräuchen entftehen; und ob fie gleich Chriften find: fo bemerket unfer Ca⸗
puciner doch, Daß fie ihre Neligionspflichten mehr aus Furcht vor ihren Herren, als aus
einiger Achtung, die fie für die Religion haben, ausüben. Die Sklavinnen find gemei-
- niglich einem Fehler unterroorfen, der zum Theile von ihren weißen Frauen herrührer,
welche ihrer Mokkomas 7) nicht gern wollen beraubet werden, und Daher nicht zugeben,
daß fie fich verheirathen. Diefe Maͤgdchen fehlen fich alfo von ihren Frauen weg, um
Mannsperfonen zu unterhalten, ihre Begierden zu ftillen, Wenn fihs num zufrägt, daß
fie ſchwanger werden, fo gereicht folches weder ihnen, noch ihren Frauen zur Schande, die
ſich nicht darum befümmern, Die Miffionarien aber haben fie oft beſtrafet, und fie gend-
higet, diejenige Perfon zu heirathen, Die fie befchlafen Hat, weiches fie feßr ungern thun,
und vielerley nichtige Urfachen anführen, dieſen Zwang zu vermeiden, .
Verwechſe⸗ Einige von dieſen Sklaven, wenn ſie alſo verheirathet ſind, vertauſchen ihre Weiber
ung der Wei. quf eine Zeitlang ; und wenn fie deswegen beſtraft werden, fo führen fie an, fie Eönnten nicht
* immer von einerley Gerichte eſſen. Auch diejenigen Weiber, welche auf dem Lande in ihrer
Herren Meyerhoͤfen leben, miethen ſich eine jede einen Mann, mit der Bedingung, daß
er fie nicht eher verlaſſen ſoll, als bis fie ein Kind von ihm haben, ob fie ihn gleich die ganze
Zeit über erhalten müffen. Die Schwarzen bedienen ſich eines liftigen Berruges, Verge⸗
bung der Sünden von ihrem Veichtvater zu erhalten, Diefer befteht darinnen, daß jich
die Männer den erften Tag in der Faften von ihren Weibern auf eine kurze Zeit trennen,
vor dem Priefter erfcheinen und ihm melden, fie Hätten ihr luͤderliches $eben verlaffen, wo⸗
bey fie ihm verfprechen, niemals wieder zu demfelben zurückzukehren. Alein eine Woche
ober vierzehn Tage nach Oſtern gehen fie herum, bis fie wieder eine befommen, ihren $i-
ſten Das ganze Jahr hindurch ein Genügen zu thun, ohne daß fie mit derjenigen weiter et⸗
was zu thun haben, welche fie vor der Beichte verlaffen haben m).
Der
j 2) An diefem Orte in der Meberfegung Mak⸗ 4) Merolla nennet es Bankhella oder Ban⸗
amas.
quella, und ſaget es ſey von den Portugieſen er⸗
m) Merolla a. d. 673u.f © obert: allein dieß kann nur auf die Seekuͤſten gehen.
P
— ——
gerne ugs was —
2
—J
— Can —
DE kei Fort "KARTE VONDER
ee EEDE VON BENGUELA
Stadt —
x UND DEM
0 FLUSSE CANTONBELLE.
& a. Ort in dem Hlusse Cantonbelle; wo
die Schaluppen Wasjer eınnehmen.
b. Arm von dem Meere worınnerv es
vıele Caymans und Aberkuhe giebt.
ns
CP
N a
Eıne Franzoefilche und Englilche Seemeile.
* $ 4 Seemede
aergevon der Infel Ferro von NB.Ing. —
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Portugieſen noch
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und den angränzenden Ländern. XII Bub V Cap. 27
Der IW Abſchnitt. |
Das Königreich Benguela oder Bankella.
Graͤnzen und Umfang. Fluͤſſe Toͤdtliche Luft. Einwohner. Stadt Kaſchil. Eine Fehr ſchaͤnd⸗
Kuhbay. St. Philipp oder Stadt Benguela. Die liche Gewohnheit. Geld. Forts und Haͤuſer.
08 Königreich Benguela 4) wird gegen Norden von Angola, zu deſſen Theile e8 ei⸗
© nige nei: Ba Dften von dem Sande der Jagga Raffanji, wovon es Durch
den Fluß Rumeni abgefondert ift, gegen Süden von Mataman, und gegen Weften von
dem Icean begraͤnzet. Es liegt zwifchen dem zehnten Grade dreyßig Minuten und fechzehnz
ten Örade fünfzehn Minuten Süderbreite und zwifchen dem drenfigften und vierzigften Grade
öftlicher Länge, Es ift von Welten nad) Often fünf hundert und zehn Meilen lang, und
don Norden gegen Süden dreyhundert und fechzig Meilen breit.
Zu des Lopez Zeiten im Jahre 1589 wurde Benguela als ein Theil von Angola an-
gefehen, Der Verfaffer faget, die Kuhbay, mo ißo die Stadt St. Philipp fteht, liege in
der Mitte der Küfte, und man rechnete von da fünwärts bis an das Vorgebirge Negro
zweyhundert und zwanzig Meilen. Das Land und Erdreich ſey dem gegen Morden gleich,
und gehoͤrte vielen Herren, die unter dem Könige von Angola fründen, Er ſetzet hinzu, die
füdlichen Gränzen von Angola tiefen von dem Vorgebirge Negro oſtwaͤrts mitten Durch
die Monti Gredötoder Falten Gebirge, welche in einigen Theilen gegen die Linie ‚ die
böher find, als die andern, fih mit den Monti Nevoſi oder Schneegebirgen endigen.
Diefe verfehen den See Dumbea Zokkhe mit Wafler und endigen fich an den Kryſtall⸗
bergen, von da das Geftade nordwärts durch die Silderberge fo weit bis Malemba gebt,
woſelbſt das Königreich Kongo von dem Fluſſe Zaire getbeilet wird b),
„De vornehmſten Flüffe, von Norden angefangen, find der Longo oder Moreno
ika, der Katonbella, ver Gubororo, oder St. Franciſco, welcher mitten ducchläuft,
der Farſa, der Autembo,und der obgedachte große Fluß Kuneni, nächft welchem der Gu⸗
bororo der größte ift, Alle diefe Ftüffe laufen von Often nach Welten.
Die Himmelstuft in Benguela ift fo fehlecht, und giebt den Speifen des Landes eine
folche fehädliche Eigenfehaft, daß diejenigen, die bey ihrer erftern Ankunft davon effen, gewiß Luft,
fterben, oder fich wenigftens eine gefährliche Krankheit zuziehen. Aus diefer Urfache huͤten fich
die Reifenden, ans Ufer zu gehen ober das Waſſer zu teinfen, welches wie Lauge ausfiebe; und
der Verfaſſer weigerte fich, mit dem Statthalter von Benguela zu fpeifen, bis ihn folcher ver⸗
ſichert, es ſollten weder die Speiſen, noch) der Wein aus dem Lande ſeyn c). Es iſt leicht
zu ſehen, wie ſchlecht die Luft hier den Weißen bekoͤmmt, welche in dieſem Sande leben.
e fehen aus, als wenn fie aus dem Grabe gekommen wären. Ihre Stimme ift ſchwach,
ni fie Halten ihren Athem gewiffermaßen zroifchen ihren Zähnen, Dieß machte, daß Carli
© da bleiben wollte A).
— Bahia
2) In der Ueber
Nochrſcht von Kon fekung Koari. Pigafetias 4) Angelos Reiſe a. d. 260 ©. und Merol⸗
i 3a.d.57u. 3 Reife a. d. 605 ©, -
e) Carlis Neifeg, p, — f. S. las Reif
Königreich
Benguela.
u
Graͤnzen
und Groͤße.
*
Flaͤſe
Tödtliche
28 Beſchreibung der Rönigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Roͤnigreich Bahia das Vaccas, oder die Kuhbay, iſt nicht ſehr groß, aber eine gute Schiffs⸗
Benguela. berge, und geſchickt, einige Laſtſchiffe aufzunehmen. Sie hat ihren Namen von den vielen
Kahbay. Heerden Rindvieh, die daherum gefunden werden. Das Land iſt eben, und hat einen Ueber⸗
fluß an rg Lebensmitteln. Man Fann auch bier etwas Metall, befonders Silber,
aben e).
. Baͤttel ſaget, es könne ein Schiff ficher in diefer Bay liegen, indem es eine gute
Küfte wäre; es fen ein guter Dre für Fahrzeuge, die aus Indien nach Haufe giengen, fich
dafelbft zu erfrifchen, und die portugiefifchen Carraken giengen oft längft diefer Küfte nach
der Stadt Loanda, Lebensmittel zu hohlen. Er feger hinzu, die Bahia das Vaccas werde
auch Bahia de Torre von einem Felfen genannt, der wie ein Thurm darinnen ftehe f).
Et. Philipp Zu Lopez und Battels Zeiten war Feine Stadt oder Wohnung an Diefer Bay.
ober Stadt Mach der Zeit aber haben die Portugiefen einen Flecken dafelbft an der Mordfeite gebauet,
Venguela. und iin San Selipe oder St. Philipp von Benguela, wie auch Reu⸗Benguela genannt,
um ihn von Alt⸗Benguela zu unterfcheiden, welches näher an dem nordlichen Geftade Dies
fes Sandes liegt, zwifchen Port Suto und dem Fluffe Kongo oder Moreno. Carli,
der im Jahre 1666 hier war, faget, es fey ein portugiefifcher Statthalter und eine portu—
gieſiſche Befaßung, in der Stadt Benguela, Er feset hinzu, fie hätten ungefähr zweyhun⸗
dert weiße Einwohner und eine Menge Schwarze. Die Häufer twären von Lehm und
Strohe gebauet, und die Kirche und das Fort von Feinen beſſern Materialien g).
Die Einwoh⸗ Nach Battels Anzeige werden die Leute nahe bey dem Bahia das Vaccas oder de
ur Torres, Endall Ambondos genannt 5), und haben feine Regierung, daß ihnen alfo
Diejenigen, bie mit ihnen handeln, nicht trauen dürfen. Sie find einfältig und fo zaghaft,
daß dreyßig oder vierzig Mann kuͤhn ins fand hinein gehen und ganze Heerden Vieh herab
bringen Fonnen, Man kaufet folche für blaue Glasknoͤpfchen einen Zoll lang, Wepimdes
genannt und giebt fünfzehn Knöpfe für eine Ruh,
Die Manrisperfonen tragen Häute mitten um ihren Leib und Köpfchen um ihren
Hals. Sie führen Wurffpieße von Eifen und bedienen fich der ‘Bogen und Pfeile, Sie leben
auf eine viehifche Art; denn fie haben Männer in Weiberfleidung, die fie unter ihren Wet:
bern halten. Die Weiber tragen um ihren Hals einen Fupfernen Ring, melcher wenig-
ſtens fünfzehn Pfund wiegt, mit Eleinen Eupfernen Armbaͤndern um ihren Arm, die bis an
> den Eilbogen geben. Um ihre Senden haben fie einen Zeug, der aus dem Inſandiebaum
gemacht und weber gefponnen noch gewebt iſt; und an ihren Füßen £upferne Ringe, die
ihnen bis auf die Waden gehen.
Die Provinz, zu der diefer Kreis gehöret, heißt Dombe und bat eine Keihe von
hohen Serras over Bergen, die fich von denen von Kambamba erftrefen, wofelbft Berg-
werfefind. Diefe legen längft der Küfte Sid und Wet und haben viel feines Kupfer, wenn
die Eingebohrnen fie bearbeiten wollten: allein fie nehmen nicht mebr Daraus, als ihnen
jur Zierde dienet 7).
Stadt Kar Dieſer Berfaffer veifte durch ein geoßes Stück von Benguela, wie bereits angemerket
nit. worden k) und fah viele von ihren Flecken, worunter Kaſchil der vornehmſte war, Die:
fer
e) Pigafetta a. d. 20 Seite. 5) Dieſe ſcheinen ein Zweig yon den Ambon⸗
F>-Purchas Pilgrimme II Band a, d. 973 S. dos oder Abondors zu ſeyn, welche Einwohner
. 2 Carli am angef. Orte ed 560 S. von Angola find,
1
2
‘
— — —— — — — —
und den angranzenden Ländern. XII Buch V Cap. 29
fer Det, fager er, iſt fehr groß, und dergeſtalt mit. Alifondiebäumen, Cedern und Pal- ——
men uͤberwachſen, daß die Straͤßen ganz dunkel ſind. In der Mitte der Stadt iſt ein Bild —
von einem Manne, welches zwölf Fuß hoch ſteht oder erhaben if, an deſſen Fuße ein Zir⸗
kel von Elephantenzähnen in dem Boden ſtecket. Auf dieſen Zähnen ſtehen viele Hirnfchä-
def von denen im Kriege erfchlagenen und diefem Gößen geopferten Leuten. Sie pflegen
Palmwein zu feinen Füßen auszugießen nebft Ziegenblute, Diefer Mokiſſo wird Dues
ſongo genannt und fehr verehret. An vielen andern Orten diefer Stadt find Fleine Goͤtzen⸗
bilder mit Haufen von Elephantenzaͤhnen rund herum beſetzt. An dem ſuͤdlichen Ende der
Stadt war ein ander Goͤtzenbild, welches uͤber drey Tonnen Zaͤhne uͤber ſich liegen hatte.
Die Straßen waren mit ordentlich gefegten Palmroͤhren verpfaͤhlet. Ihre Haͤuſer find
vund und fehen wie ein Bienenſtock aus; inwendig find fie mit artigen Matten behängt 1).
Merolla berichtet uns, das Wolf aus einem geroiffen Hafen in diefem Königveiche, Eine ſchaͤnd⸗
in welchen ev eingelaufen =) habe eine ſehr viehiſche Art, Sklaven zu machen. Denn die —* at
Negerweiber laffen fihs mit Einwilligung ihree Männer recht angelegen feyn, Mannsper- u.
fonen in ihre Umarmungen zu locken; und alsdann Flagen fie folche bey ihren Barrakan
an, fo nennen fie ihren Mann, der fich in großer Wuth zu ſeyn ſtellet, Die Liebhaber ge-
fangen nimme, und fie bald darauf an die Fremden verfaufer, obne daß er deswegen zur
Kechenfchaft gezogen wird. Von dem Gelde Faufet er andere Sflavinnen, denen er eben
das zu thun erlauber. Es giebt daſelbſt noch andere, Die in dem Sande herumgeben ‚ unter
dem Borwande, echt zu fprechen; bey der Eleinften Beleidigung aber bemächtigen fie ſich
der Seuce und verkaufen fie. Diefer Urfache wegen hält es der Berfaffer für unbillig, an
Diefer Küfte Sklaven zu Faufen,
Das gangbare Geld in diefem Königreiche find Eleine Stücchen Glaskorallen, die von Geld.
den Portugiefen bergebracht worden, welche die Eingebohrnen Miſangas nennen, und
deren fie ſich fo wohl zum Zierrathe, als zum Gelde, bedienen, indem fie Yrm- und Halsbän-
der daraus machen, ö :
Die Forts und Häufer der Weißen allhier werden aus Holz und Thone auf dieſe Art ge- Forts und
bauet, Es werden zwo Reihen ftarfe Pfähle, ungefähr zwo Spannen weit von einander, in Haͤuſer.
die Erde geſteckt, und an der Spitze durch verſchiedene kleinere Queerhoͤlzer zuſammen gefuͤget.
Der Raum daʒwiſchen wird mit Thone feſt verſchlagen; beyde Seiten werden glatt gemacht
und mit Strichen wie Wuͤrfeln abgetheilet, welches machet, daß es bey dem erſten Anblicke
wie eine ſteinerne Mauer ausſieht. Die Daͤcher werden von Schilfrohre gemacht, welches
uͤber Queerbalken gelegt wird. Dieſes iſt es alles, was der Verfaſſer von dieſem Lande
anmerken koͤnnen, indem er nur einen Tag darinnen geweſen und dieſes noch in beſtaͤndiger
Unruhe wegen der Zuruͤſtung zu feiner fernern Reife 7).
83 Das
) Nurchas gi
grimme IT Band a.d. 973 S. Benguela aus dem in des Verfaſſers Reiſe ange⸗
n — IV Vand a. d. 525 ©. fügeten Umſt ande Siehe IV Band a d. 579 ©.
) Die Rt cu ©. n) Merollas Reife auf der 607 und folgenden
ae muthlich Bankhella oder Seite.
30 Beſchreibung der Königreiche Loange, Kongo, Angola, Benguela,
Dad VI Kapitel,
xönigeis Sitten und Gewohnheiten der Einwohner von Angola.
Angola.
Arten von
Leuten,
Der I Abſchnitt.
Ihre Abtheilungen, Lebensart, Handel, Geld, und Sprache,
Abtheilungen der Leute in Angola. Ihre Klei⸗ Heiten und Arzneymittel. Eine grauſame Krank
dung und Speifen, Waffen und Muſik. heit, Bitios und derfelben Heilung. Ein ander
Haufer und Feldban. Handel. Sklavenhan⸗ Huͤlfsmittel. Beriberi und Doafi.. - Embaffer
del. Waaren, die eingeführt werden. Geld und Pocken. Ihre Leichenceremonien. Religion.
von Angola; von Loanda. Sprache von Anz Erklärung der Eongoifchen Wörter, die in dies
gola. Ihre Heirathen und Weiber: Krank fen Nachrichten vorkommen.
Sen jeder Herrfihaft von Angola find vier Arten von Seuten ; die erften find die Edlen,
Mokatas genannt; die zweyten heißen: Rinder der Herrſchaft, welches San-
desfinder und meiftens Künftler oder Landwirthe find; drittens Die Duifitos oder
Sklaven, die zu des Heren Eigenthume gehören, wie feine andern Güter, und eben fo vererbe _
- werden; und viertens die Mobikas, oder Sklaven der Sovas, welche in diefe Lmftände durch
Ihre Klei⸗
dung und
Speifen.
Woffen und
Muſik.
Krieg, oder auf andere Art gekommen find, Manchmal werden einige von der andern
Claſſe, auch durch ganz geringe Berbrechen, Sklaven; denn wenn ein Sova erfährr, daß
einer von feinen Unterthanen im Siune gehabt hat, ihn zu beleidigen, oder feinem Feinde
im Kriege beyzufteben, fo wird er nicht nur ihn, fondern feine Frau und Verwandten zu
Sklaven machen, und vielleicht fie Hinrichten.
Die Schwarzen um Loanda find ſehr faul, und leiden eher Hunger, als dafi fie ſich
bemühten, ihr Feld zu beftellen. Sie taufchen don ihrem Nachbar dasjenige, mas fie an
$ebensmittefn brauchen, für Sklaven ein.
Die Kleidung der Einwohner von Angola, koͤmmt der Kongoer ihrer ſehr nahe,
Die Zierrathen, die fie am Halfe und an den Yermen tragen, beftehen in runden Glasko
talfen, die fie Anzalos a) nennen, und ihre Sitten find überhaupt den Gebräuchen in
Kongo fo aͤhnlich, daß zu der fehon gegebenen Nachricht nicht viel hinzuzuſetzen ift,
Hundefleiſch fchägen fie höher, als andere Speifen, und mäften Daher einige Hunde,
haben auch das Fleiſch in ihren Sleifchbänfen feil. Es wird verfichert, daß ein großer Bul-
Ienbeißer zwey und zwanzig Sklaven gegoften hat, welches, einen zu zehn Ducaren gerech-
net, zwey hundert und zwanzig Ducaten machet b), Battel meldet, er habe gefeben, daß
ein Hund für zweene Sklaven verfauft worden c). —
Ihre Waffen beſtehen in Bogen und Pfeilen, aber die vornehmſten find Lanzen, Aexte
und Hackemeſſer, welche ſie an der linken Seite im Guͤrtel tragen. Kurz, ſie haben faſt
eben das Gewehr, wie in Kongo, und eben die Ordnung im Fechten 4). Die Angos
leſen find kuͤhn und verwegen; fie thun bisweilen ein Gelübde, eine gewiſſe gefährliche Um-
ternehmung auszuführen, nehmen vom Könige Abfihied, und kommen nicht eher wieder,
als big fie folche ins Werf gerichtet haben 2).
; Ihre
a) Ggilbys Africa auf der 560ſten Seite. e) Purch. Pilgr. VB, auf der 7Söften ©.
b) Pigafettas Nachricht von Kongo aufder 4) Ggilby auf der 563ſten Seite,
zoſten Seite. I
— —
und den angraͤnzenden Laͤndern. XII Buch VI Cap. 31
Ihre Muſik muß ſehr ſchlecht und rauh ſeyn; denn ſie beſteht nur aus einem Inſtru⸗ Es
mente, Kas genannt, das nach Art eines Korbes, aus dem Stamme des Palmitobaus arg
mes gemacht, mit Blumen ausgefehnige, und mit einem Brette bedeckt ift, welches gefchla-
gen wird, und einen Ton, faft wie die bifcajifhe Trummel, giebt. ——
In dieſem ganzen weitlaͤuftigen Stiche Landes, find Feine Haͤuſer mit Ziegeldaͤchern, Gebäude
als in Loanda und Maſſingan, welche Staͤdte von den Portugieſen angelegt ſind. Die > Feld⸗
übeigen find fehe armfelig aus Pfählen und Gerdhricht ſehe ſchlecht zuſammen gefest, doch au..
an einigen Orten ftärfer, als an andern. Die Gebäude der Bornehmen haben Vorhaͤuſer
mit einem Hofe, und außen einen Platz, Beſuch anzunehmen 5). Baͤttel meldet, die
Haͤuſer in Angola wären wie Bienenkoͤrbe geſtaltet £) —
- Das Feld beſtellen fie hier folgendermaßen: Sie werfen die Erde mit Spaben in einen
Rain auf, und laſſen auf jeder Seite eine Zucche. Wenn die Flüffe vom Regen, der von
den Bergen herab koͤmmt, aufgefehwollen find: fo durchftechen fie derfelben Ufer, und lafien
das Waffer in die Furchen. Nachdem es dafelbft einige Zeit geftanden hat, und die
Erde wohl durchfeuchtet ift, fo laffen fie es wieder in ihre Canäle ab, und verftopfen die
Ufer, Eine £leine Zeit darauf, wird die Erde gefhict, ihren Saamen anzunehmen, der
drey Monate darnach fehon kann eingeerndtet werden >) ,
Die Einwohner ſammlen durchgehends Feine Schäße, fondern find mit etwas Hirfe,
und ein wenig Vieh, auch Palmweine und Dele, zufrieden. f Der vornehmfte Handel der
Portugiefen und anderer Europäer in Angola , beiteht in Sklaven, die nad) den Eylanden
Dorto Rico, Rio Plata, St. Domingo, und der Havana, nach Carthagena und
andern Theilen des feiten Landes geführt werden, befonders nach Brafilien, wo fie in den
Pflanzfrädten und Bergwerken arbeiten müffen. Sonft fhiekten die Spanier jährlich über
funfzehntaufend Sklaven zu diefer Arbeit hinüber, und die Portugiefen brauchen, fo viel man
urtheilen Fann, jetzo nicht weniger. Die Portugiefen Faufen ſolche etwa Hundert oder huns
dert und funfzig Meilen in dem Sande hinauf. Wenn fie an der Seefüfte anlangen: fo find fie
ordentlich mager und ſchwach, weil fie unterwegens ſchlecht zu effen haben, und ohne Dede
unter freyem Himmel fehlafen. Die Portugiefen in Loanda aber füttern fie, ineinem großen
dazu gebauten Haufe, wohl aus, ehefie eingefchifft werden. Sie geben ihnen auch Palmoͤl,
ſich zu erfeifchen und zu falben. Sind keine Schiffe vorhanden, oder haben fie nicht Skla⸗
ven genug, wegzufenden, fo brauchen fie folche, das Feld zu beftellen, oder Mandioka zu
pflanzen und zu fehneiden. Wenn fie eingefchifft find, fo forget man für ihre Gefundbeit,
‚und ſchaffet ihnen Arzeneymittel, befonders Limonien und Bleyweiß, wider die Krankheit
itios. Wird einer Frank, fo fondern fie ihn von den andern ab, und warten ihn wohl,
wit warmen Speifen. In den Schiffen liegen fie auf Matten, die aller zehn oder zwölf
zoge verändert werden. Auf diefe Art verliehren fie wenig Sklaven auf der Reife, den Hol
andern aber fterben fehr viel auf ihrer Ueberfahrt nach Braſilien, weil fie folche mit Mat-
® nd andern Nothwendigkeiten nicht verforgen.
viel, er der Stadt Kambamba faufen die Portugiefen fehr viel Sklaven, aber nicht fo
Waare x Maſſingan und Embakka; denn wenn diebenachbarten Schwarzen etwas von
auchen, fo bringen fie ihre Sklaven in Die dafigen Pflanzftadte, folche zu —
lle
e) Purch.
8 — np Sen angeführten Orte, g) Purch. am oben angeführten Orte.
der z60ſten Seite, bh) Merollas Neife auf der 672ſten Seite,
Königreich
Angola.
Waaren, die
eingeführt
werden.
Geld von
Aungola:
von Loanda.
32 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Alle Arten von Waaren werden hier eingefuͤhrt. Unter andern Tuch mit rothen
Schroten, große grobe Leinwand, mit langen Streifen, und gut gearbeitet; vorher Kerfie,
fchlefifche und andere.feine Leinwand feiner Sammt, ſchmahle und breite goldene und ſilberne
Treffen, Brandtewein, Linoͤl, Bootsmannsmefler, alle Arten von Spezerey, weißer
Zucer, und viel andere Waaren und Kleinigkeiten; breite ſchwarze Bänder, türfifche Tep-
piche, weißes und buntes Garn von allerhand Farben, blaue und ſchwarze Glaskorallen,
Seide, Canarienwein, große Fiſchhame, Nadeln eines Fingers lang, ordentliche Nadeln,
Rehnadeln, große und Eleine Falkenſchellen i). Pferdefihweife werden in Angola ſehr
hoc) geſchaͤtzt, fo daß einer wohl zweene Sflaven gilt k).
Zu des Lopez Zeiten brauchten fie nicht Die Lumakhe, oder Simbos, ftaft des
Geldes, fondern Glaskorallen, wie fie in Venedig gemacht werden, fo groß als eine Nuß,
ob wohl einige Kleiner find, und alle von verfhiedener Farbe und Geftalt, Sie hießen folche
Ansolos; aber Mizanga, menn fie an eine Schnur, wie ein Roſenkranz, gereiht waren / )
Angelo faget, fie kauften und verkauften für Makkutas Birami, und indianifche
Stuͤcken oder Mulekhes. Die Makkutas find Stuͤcken Zeuge, eine Elle lang, aus Stroh
geflochten, zwanzig davon gelten hundert Reys. Die Birami find grobe Catunzeuge, fünf El:
Ten lang, die in Indien gemacht werden, das Stuͤck koſtet zweyhundert Reys. Die Mulekhes,
oder indianifchen Stücen, find junge Schwarzen, etwa zwanzig Jahre alt, deren jeder zwan⸗
zigtaufend Reys gilt. Wenn fie jünger find, fo werden fie von Leuten, Die eg verftehen, geſchaͤtzt.
unge Weibsbitver ftehen in eben dem Werthe, als die Mannsbilder, Außerdem giebt es
Mufhen, oder Schaalen, Zimbi genannt m), die von Rongo 7) fommen, und als Geld
gebraucht werden. Zweytaufend derfelben gelten ein Makkuta 0).
Nach des Merolla Berichte, find die vorerwähnten Makkutas die gangbare Münze
affhier ; jeder ift fo groß, als ein Bogen Pappe. Diefes, fager er, ijt fo viel, als die Kupfer⸗
muͤnze in Europa, Mit dem Silbergelde kommen bier die Intagas überein, welches
Stücken dicken Cattunzeuges find, etwa fo groß als zwey große Schnupftücher, ungefaͤhr
achtzehn Pfennig floventinifche Münze werth. N |
Eine andere Art von Gelde nennen fie Folingas, welches ein feinerer Cattun ift, mie
derjenige, den die Bootsleute um Den Leib binden: jedes Stüc von diefem gilt drey Schi
finge und fechs Pence. Statt unferer goldenen Münze, haben fie Die Birami, die aus
feiner Leinwand gemacht find; jedes Stuͤck davon gile fieben Schillinge und fechs Pence,
oder acht Schillinge. Wirkliche Eupferne, filberne, und goldene Münze wird in diefem
Sande weder von fremden Kaufleuten noch andern gebraucht P).
Dapper erwaͤhnet ber Libongos, und verfchiedener andern Arten von Zeugen, Die zu
Loanda ftatt der Münze gelten, Sie haben, wie er berichtet, zwo Arten von Sims
- 6085 erftlich reine, die unter dem Eylande Loanda gefunden, und in Punto beym Han:
"gan, und bey den Jaggaern brauchet.
del gebraucht werden, und unreine, oder brafilifche, die man vom Rio de Janeiro
bringe, und in Songs, Pinds, und den Ländern von Anna Shinga, unter Maſſin⸗
zz Die
z) Ogilby auf der s6aften und folg. Seiten. z m) Zimbos oder Simbos,
#) Pucch. auf der 766ſten Seite. n) Sie kommen von Koanda. F
1) Pigaferts auf der söften Seite. 0) Angelo auf der söıften und folgend, ©
— —
und den angraͤnzenden Ländern. x Buch VI Cap, 33
Die Simbos von Loanda find ebenfalls ʒweyerley, nämlich feinere, und geobere, Königreich
die man durch Sieben abfondert. Die lehtern nennen fie Simbos Sifados, die andern A
Honda und Bombe. Bepde fenden fie nach Mongo, wohin fie von den Schwarzen
auf den Köpfen, in Strohſaͤcken, getragen werden ; jeder Sat wiegt zwey Arabas,
das iſt, vier und fechzig Pfund,
ngola,
Ihre Fracht Rola wird ordentlich gegen Zeuge vertaufcht; vier Früchte gelten einen -
Libongo, oder ein Stück ungezeichneten Zeug.
Auch brauchen fie vorhes Takoelbolz von Maſumbo und Pao de Hikongo, das
von Benguela gebracht wird. Es wird in Stüden von etwa ein Fuß lang gefchnitten,
und hat einen, jedem befannten, Werth g).
Die Vielweiberey ift hier eingeführt, und die erfte Frau hat den Vorzug vor den übrigen.
0 lange das Kind feine Zähne har, enthält fich die Frau von ihrem Manne: wenn es
aber welche befömmt, fo fragen es alle Freunde und Bekannte, von beyden Geſchlechtern,
in ihren Aermen von Hauſe zu Hauſe, ſpielen und ſingen, ein Geſchenk fuͤr daſſelbe zu er—
halten, welches ihnen ſelten, oder niemals, abgefchlagen wird r).
Die Weiber pflegen Hier zu faufen, verkaufen, und alles zu thun, was die Männer
in andern ändern thun, da indeß ihre Männer zu Haufe fisen, fpinnen, Cattun weben,
und folche weibliche Bervichtungen treiben. Sie find auch auf ihre Männer fo eiferfüchtig,
daß fie gleich in Grimm gerathen, wenn fie folche nur mie einem andern Weibsbilde reden
fehen, und den ganzen Ort mif ihren Geſchreye vege machen ). Battel bemerfet, fie
pflegten dem Monde, bey feiner erſten Erſcheinung, ven Rücken zuzufehren, als eine Rache
für ihre monatliche Unpaͤßlichkeit, die fie feinem Einfluffe zufehreiben 7),
‚Die ungefunde duft verurfacher verfchiedene Krankheiten, befonders heftige und hitzige
Sieber , Die den Tod in wenig Stunden bringen, wenn man folchem nicht durch öfferes Ader-
laſſen zuvorkoͤmmt. Die venerifche Krankheit ift unter ihnen fo gemein, daß fie nichts un-
anftändiges bey ihr finden; fie gebrauchen fich dargegen Salben, und innerlich Kraͤuter.
Ihre Hei⸗
rathen und
Weiber
Krankheiten
und Arzney⸗
mittel.
Weil fie aber nicht Geſchicküchteit genug befigen, fie volffommen zu heben ; fo fterben ihrer -
viele daran,
Eine andere bey ihnen gewöhnliche Krankheit heißt Bitios de Ris, bey der fie mit
Schwermuth, großen Kopffchmerzen, Schwäche, und Schwären an den Gliedern befallen
werben. Sie treibt auch ihre Augen zur Stirne heraus, als ob fie ausfallen wollten.
Das Hilfsmittel befteht darinnen, daß fie gleich.nach Empfindung der erſten Zufälle,
das Gefäße rein waſchen, und in den Hintern. ein Viertheil einer rindigten Limonie ftoßen,
welches fie mit dem Finger fo lange halten, als fie es ausftehen fonnen, Es verurfachet ihnen
aber, bey dem rechten Birios, große Schmerzen und Brennen. Diefes fo fehlechte Mittel
ge diefer Krankheit das einzige, wenn es zu gehöriger Zeit gebraucht wird. Iſt aber
b willt ſi
acksblaͤtten zwo Stunden lang in Salz und Weineßig beizen, darauf folche in einem Mörfel
p) Merolla auf
4) Ogilbyn der 673ſten Seite. = - ) Merolla auf der 637ſten Seite.
flogen, .
Die Senne
heit Bitios
und derfel-
ben Heilung:
rankheit zu ſtark geworden , welches man daran erkennet, wenn der Maftdarın heraus '
öffnet, und ein Durchfall von weißlichter Materie erfolger , fo müffen fie To—
ufd Spi ilar.
3 —* er 562ſten Seite. 2) Purchas Pilgr. V nt auf der 7606ſten
uf der ssuften Seite. Seite.
34 Befchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
xKRoͤnigreich ftoßen, und, fo viel fie koͤnnen, Davon auf das Gefäße legen. Wenn fie es dafelbft fo lange
— als möglich behalten haben, fo bringt es diefen Theil wieder in feine gehörigen Umſtaͤnde,
und heilet die Krankheit völlig. Aber diefes Mittel ift fo fhmerzlich, daß der Kranfe, wäh-
vend feiner Wirfung, von zweyen ftarfen Leuten gehalten werden muß,
Ein anderes Die Birios werden auch durch öfteres Kliſtiren gehoben, oder wenn man in Das Ge⸗
Hülfsmittel. ſaͤße die gereinigte Decoction von der Pflanze Grore de Bitos, und getrockneten Rofen-
blättern, nebft dem Gelben von einem eder zweyen Eyern, etivas Alaune und Roſenoͤl, fpriget.
Dem Uebel vorzubeugen, muß man erſtlich Das Geſaͤße wohl reinigen, Darauf ein frifch gelegt
Ey wohl klein flopfen und mit etwas Rofenwaſſer und Zucker, auch) Klein gefchabtem Bley-
weiße vermengen: Darein tunfet man feine Seinewand , und lege es auf das Geſaße. Man
hält das Bleyweiß für vortrefflich wider diefes Uebel.
Eine andere Krankheit benimmt ihnen gewiſſermaßen das Geficht, daß fie blind wer⸗
den; fie bekommen aber ihre Geſundheit mieber, wenn fie eine rohe Hühnerleber auflegen.
Wenige find von Geſchwuͤren an den Schenfeln frey, die fo bösartig find, daß man fein
Mittel dawider bat. -
- Beriberi Eine andere Art von ihren Rranfheiten heiße bey den Indianern Beriberi, da ihnen
alfe Glieder lahm werden, Man glaubet, fie entftehe Daraus, daß die Bitios nicht vecht
geheilt find, und das Blut nicht zulänglich gereinigt iſt.
Das befte Mittel dagegen ift, daß man die Gelenfe am Feuer mit einem Dele falbet,
welches die Indianer Man Tennab nennen. Es teöpfelt im Eylande Sumatra wie
Steinöl aus den Felſen, und ift wider Fluͤſſe, Schwachheit der Glieder , und Berren-
fung der Spannadern vortrefflich.
und Boafi, Die Boaſt ift eine fehr gemeine und verderbliche Krankheit. Sie machet, Daß Naſe,
Haͤnde, Fuͤße, Finger und Zähen verdorren, und breitet ſich mit großen Schmerzen aus
einem Gelenke ins andere aus.
Enbaſſer Eine andere bier gemeine Krankheit, Embaſſer, ruͤhret von der Härte ber Milz her,
davon fie ſchwermuͤthig, gelb, träge und ſchwach werden. Eine Brühe aus der Wurzel
des Einbottabaums, befonders des Theiles, der gegen die Morgenfonne zuliegt, ift das Mit-
- tel damider,
und Pocken. Auch ſind die Pocken hier ſehr gemein, und oft toͤdtlich, weil ſie bey ſolchen nicht die
gehoͤrigen Arzeneymittel zu brauchen wiſſen it),
IhreLeichen⸗ Stiebt jemand, ſo richten fie den Leichnam auf, nachdem fie folchen erft rein gewa⸗
ceremonien. ſchen haben; darauf kaͤmmen fie ihm das Haar-aus, ziehen ihm neue Kleider an, und
fehaffen ihm zum Grabe, das mie ein Gewölbe gemacht ift. Dafelbft fegen fie ihn auf einen
Sitz von Erde, mit verfchledenen Glasforalfen, und andern Waaren, um ihn herum,
Bey den Bornehmern wird, zum Andenken des Verſtorbenen, Blut auf die Erde geſpritzt, und
Wein ausgegoſſen x).
Die Tamba over Leichengebraͤuche find hier von eben ber Art, wiein Kongo x).
Merolla bemerfet, fie wären bey einigen Chriſten in Angola gewöhnlich, Als Zeit feines
Aufenthaltes zu Loanda Nachricht einlief, daß ſo abſcheuliche Sachen unweit der Stadt
vorgiengen, fü eilte der Superior der Rapuziner in Begleitung einiger vertrauten $eute,, fol-
chen vorzufommen, Unterwegens frafen fie die Wache an, Die fie. ihrer Sicherheit wegen
?) Ogilby a. d. 554 u. f. ©. x) ©. Kongo, Dealer
u) Ogilby auf der 561 Seite, 2 Merolla auf der 674 0. f. ©.
und dem angrÄnzenden Ländern. XII Buch VI Cap 35
begleitete, Als fie an den Ort gefommen waren, ftellten fich die Soldaten um die Mauren, Roͤnigreich
ſich der Verbrecher deſto beffer zu bemächtigen; und da diefe Wände nur aus Exde und, rgola.
Pfahlen beftunden, fo brachen fie ſolche Leicht dur ‚ und fehrieen und lärmten dabey, wie
tolle Leute. Die Schwarzen, deren nicht wenig waren, ergriffen daruͤber die Flucht, und fie-
fen nur des verſtorbenen Frau zurück, die durch ihren hoͤlliſchen Priefter genöthige war, fich
nicht zu bewegen, auch nicht zu fprechen; daher man fie leicht gefangen nahm, und auf Be-
‚febl des Statthalters durch die Stade peitfehte. In Maſſingano wurden auf des Ver⸗
faflers Gefährten, weil er diefe Seute in ihren verdammten Ceremonien hindern wollte, für
diel Steine geworfen, daß er faum mit ganzem Kopfe davon fam J), - ee
.. Zu des Lopez Zeiten, waren der König von Angola und alle deffen Unterthanen, Ihre Reli⸗
Gögendiener. Er Hatte $uft nach des Königs von Kongo Erempel ein Chriſt zu werden, N
und ſchickte an denfelben, da fie mit einander in Friede ftunden, Geſandte, um Priefter are
zuſuchen; allein der König von Kongo hatte Feine abzugeben z),
Die Religion ift in Angola feitdem faft in eben den Umftänden gebfieben. Nur hat
der päbftifche Glaube in Loanda, Maſſingan, und folhen Pläsen, die unmittefbar den
Portugiefen unterworfen find, zugenommen. Sie haben einen Bifchof zu Loanda, der
unter dem Bifchofe von St. Thomas ſteht.
Lopez bemerfet, daß fie der Vogelwahrſagerey fehr ergeben find. Fliegt ein Vogel
zu ihrer rechten Hand, oder fehreyt er auf eine gewiſſe Art, ſo ſagen die Propheten, es be⸗
deute Unglück, oder man můſſe dieſen Weg nicht weiter fortgehen, ſondern nach Hauſe zu⸗
ruͤckkehren. Die alten Roͤmer hatten eben dieſe Gewohnheit a). i
Da feine Felder im Lande umzaͤunt find, fo ſtecken die Eigenthümer derfelben ver⸗
fhiedene Reihen von Pfaͤhlen um ſie herum, und die Herenmeifter binden Büfche von ge-
wifen Kräutern Darum , die ihrem Berichte nach denjenigen tödten werden, der etwas
wegnehmen oder befchädigen will 2). | |
Die Sprache von Angola ift von der Sprache in Kongo nur wie die Portugiefifche
von der Caftilianifchen unterfchieden , oder vielmehr wie die Benetianifche von der Calabri-
fhen, nämlich meift in der Ausfprache; welches aber gleichwohl verurſachet, daß fie wie
eine ganz andere Sprache Elinge, Sie haben feine Buchftaben zum Schreiben c).
Im folgenden werden einige Wörter aus der Sprache von Kongo erklärt, die in die
fer Befchreibung und den vorhergehenden Reifen oft vorkommen.
* B.
Akkala, ein Mann. Beadag, eine Art Einhorn,
Affua, ein Seichnam. Belungo, eine Art von Eide oder Exhär-
Agariaria, eine Art von Holz und deſſen tung der Wahrheit.
Frucht, das für Seitenftechen hilft, Bikoma, eine Art Nußbaum.
Alakardo, eine Fleine Art Krocoille, Birami, Cattunzeug, der ftatt Geldes ge-
atriſi, Vögel, von denen einer fo groß braucht wird,
Auteſ als zwey Huͤhner. Boma, eine große Schlange.
Alme de, ein fehr großer hoher Baum. Bonghi oder Libongbi, eine Art Geld.
— Baum, aus dem ein Saft Bordoni, eine Pflanze, die was ahnliches
eihr
auch dringt. mit dem Weine hat. en
; E a Dongo,
2) Pigafetta AUF der z6 Seite. ) Merolla auf der 627 Seite. 3
a) Ebenderſelbe auf der &, a ) Pigafetta a. d. 57 uͤnd 180 ©;
Königreich
Angola.
36 Beſchreibung der Königreishe Loango, Kongo, Angola, Benguela,
+
Dongo, alle Arten Fleiſch und Früchte.
Donno, eine Frucht, Die wie Zimmt riecht.
Evanga, ein Priefter.
Eguanda, die Mutter,
Emnba, die Oelpalme.
Embambi, eine Schlange, die mit ihrem
Schwanze toͤdtet.
Embetta, eine ſehr kuͤhlende Art Palmwein.
Embukhi, eine Art muſikaliſcher Inſtru—
mente.
Emtoghifto, Ingwer.
Engulamaſi, eine Sirene oder Meerfrau.
Engulo, ein Eber.
Enguſſu, ein Papagey.
Entaga, Zeug, den man um den Unterleib
bindet.
Fuba, Hirſenmehl.
Fumu, Toback.
G.
Ganga, eine Art von aberglaͤubiſchen Eide
oder Erhaͤrtung der Wahrheit.
Gnam, eine große eßbare Wurzel.
Businvas, eine Frucht wie eine Birne,
Guria, Eſſen.
tion.
mbale, Yams oder Ignames.
mpallankha, ein Thier mit langen ge-
wundenen Hoͤrnern.
Impanguazze, wilde Kühe,
Inkubu, eine Ziege.
Indonga anpate, Paradiesfürner,
Inzangu, ein Spaden.
R.
2
Jaghi (Jaghas oder Jaggaer), eine Nas
Kabokkas, Kinder von einem Weißen und
einer Braſilianerinn.
Kakkhio, Früchte fo viel ein Mann tragen
kann.
4) Merollas Reiſe auf der 556 Seite.
a) Auf eben des Seite faget der Verfaffer, er fey
z
Kakazumbu, ein Zauberer, (oder Priefter).
Randoua, ein Boot.
Kapaſſa, eine wilde Kuh.
Kappaiva, ein Baum, der Del (oder den
Balſam Capivi) giebt.
Kariabemba, der Teufel.
Rafhn, eine Frucht wie ein Apfel.
Kazakaza, Bohnen.
Khejilla, Befehle, die man den Kindern
vorſchreibt.
Khikheras, ein Baum mit Blaͤttern, die
trocknen.
Khigongo, eine purgierende Wurzel.
Khuͤumbo, eine Art von Eide oder Erhaͤr⸗
tung der Wahrheit.
Kbinfir, ein Topf.
Khiſekko, Fühlendes Holz.
Roko, die Palmfrucht.
Rokalokanji, der ältefte von der Geſell⸗
ſchaft, der beym Eſſen vorſchneidet.
Kolas, eine Frucht.
Kopras, eine Art giſtiger Schlangen.
Korikas, ——
Limbala, Potatos.
Libonghi. ©. —
Mahokkhe, Pflanzen wie Orangenbaͤume.
Makkakkhos, Meerkatzen oder Affen.
Makkutas, eine Art Strohzeug, die ſtatt
Geldes dienet.
Makuluntu, der ältefte in der Geſellſchaft,
der den übrigen vorfchneider.
Mafukka, ein Statthalteroder Einnehmer).
Malanga, eine Gurke.
Malongo, ein hoͤlzerner Teller.
Mamad eine Feucht wie eine Melone,
Mambuta oder Manputo, ein Portu⸗
gieſe.
Mampret, Zuckerrohr.
Maneba, eine Art Palmen.
Mandioka,
des Koͤnigs von Kongo Vaſall geweſen, und habe
ihm jährlich Geſchenke geſandt. Linſchoten aber
ſaget,
und den angränzenden Ländern. XII Buch VI Cap, 37
Mandioka, eine Wurzel, daraus Mehl zu YIkotes, eine große Art wilder Thiere. Boͤnigreich
Brodte gemacht wird, Neubanzampuni, wilde Muffatennüffe, Angols.
Mangas, ein Baum, deſſen Aeſte fih wie Naamba, eine Arc- Kleiner En rare Bu
der auf die Erde beugen und. dafelbft
Wurzel fhlagen, ‚
Moni, ein Herr, oder Statthalter,
Manimunku, die Taufe. {
Mofa, Waffer,
Meffemambala, det größe Hirſen.
Maſſamambuta, indianifcer Weizen.
Mattari, Steine.
Maye Monola, Toback.
Melaffo, Palmwein.
Migna Migna, ein Baum, der wider Gift
dienet.
Miſangas, Glaskorallen.
Modello, eine Kleidung. >
Molekkhes, ein allgemeiner Name für die
Schwarzen, 2
Mondelli, * fe
oringo, eine Flafche.
—5— ein Sohn oder Tochter,
Mutkskamas, Thrwarze Aufwartemaͤgd⸗
chen der Porrugiefinnen,
Mulatto, ein Kind von einem Weißen und
einer Schwarzen,
—
MNkaſſa, eine Art von Bäumen,
Der U
An eine Frucherniteimem cafe in dee
MNſambi, eine Are Windmuſik. Mitte,
©.
Olukhukhe, ein Eid unter ven Zauberer.
Pompero, ein Sflavenfäufer,
Pompo, ein Marftplag,
Builumbo, ein Markt,
=
Sagoris, Eleine Affen oder Meerkatzen.
Somstta,ein klein Schiff od, eine Schmacke.
Soua oder Sova, der Herr eines Ortes.
Sur ſu, eine Henne.
Tamba, Leichenceremonien bey verſtorbenen
Anverwandten.
Toto, die Erde,
Tuberone, ein Fiſch, der dem Hay nicht une
ähnlich iſt.
Tubia, das Feuer.
de
Zabiambunko, Gott.
Simbo oder Simbo, Mufcheln, die flart
Geldes dienen 4). je
Abſchnitt.
Regierung und Kriegsmacht von Angola.
Anfehen des Könige. Ihre Gefchichte. Anna
Shinga oder Singa. Ihr abwechfelndes Glück,
Ihre Neigung zum Kriene. Sie opfert Men:
ſchen. Ihre Salanterie und Buhlereyen. Sie
träge Dannskleider, Negierungsart, Landes:
Der König von Angola war vor Zeiten nur ein Statthalter oder Abgeordneter des Rö- Anfehen des
an * von Kongo: aber ſeitdem er ein Chriſt geworden iſt, warf er ſich zu einem un Koͤnigs.
Finder. Der Portugieſen Stärke und Macht
des Königs. Ihre Kriegszucht. Kriegsmuſik.
Ihre Gebraͤuche im Kriege. Soldatenkleidung.
Waffen. Sie fechten ohne Ordnung; und ſorgen
nicht fuͤr Lebensmittel.
A raͤnkten Herrn auf, maßte ſich dieſes Land an, und nahm andere ein, fo daß er ſehr reich
Gefallen Son Könige von Rongoan Macht nicht viel nachgab, dem er auch nach feinem
ribut bezahlet oder nicht a). Zu des Lopez Zeiten waren beyde Fuͤrſten
€ 3 ü
faget: * ihm gleich Geſchenk⸗ geſandt haͤtte, ſo waͤre er doch nicht ſein Vaſall geweſen.
Freunde,
38 Beſchreibung der Rönigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Regierung Freunde und der König von Angola hatte wegen der Ermordung der Porfugiefen, und der
von Angola Leute yon Rongo zu Kabaꝛo d) Genugthuung geleiſtet.
* ae Dapper giebt „ns don den erften Königen von Angola oder Dongo eine um⸗
—*8 ſtaͤndlichere n veutlichere Nachricht, als Lopez. Er bemerfet, daß der König von Ans
la zegen Den von Kongo gar feine Unterwuͤrfigkeit erkennt ob ſchon zuvor die verſchie⸗
den Sovas oder Herren ihm Gehorfam leiſteten, wie das Königreich in viele Herrfehaften
zertheift war, Etwa um die Mitte des fechzehnten Jahrhunderts aber, bekriegte einer von
dieſen Sovas mit Hülfe der Portugiefen die übrigen, und brachte fie alle, einen nach dem
andern, unter fich, ‚bis fie ihm insgefammt zinsbar wurden. Diefer feßte ſich nachgehends
die Krone auf, und nahm den Titel Inkue, regen der Menge feiner Untertbanen an, da
er, wie Lopez meldet, nicht geringer an Macht, als der König von Kongo, war. Als Ans
gola Inkue im Jahre 1560 ftarb, foward fein Sohn, Dambi Angola, ein großer Feind
der Portugiefen, zum Könige erwähle. Er ftarb im Jahre 1578, und fein jüngfter
Sohn - Quilonge Angols, oder Angolsive, das iſt: Großherr, ward fein Erbe
und Nachfolger.
Diefer Herr erneuerte das alte Buͤndniß feiner Vorfahren mit den Portugiefen, und
ihrem Statthalter Daulo Dias de Novais: nachgehends aber nahm er dreyßig oder vier⸗
zig von ihnen, welche Waaren nach der Refidenz führten, ohne Urſache auf dem Wege weg c),
worauf ihn Dias befviegte und verfchiedene Pläge eroberte, welche feitdem, nebft vielen
andern, die nac) und nach find erobert worden, unter der Krone Portugalk geblieben find.
Anna As der König im Jahre 1640, ohne männliche Erben ſtarb: fo hinterließ er- drey
Shinga. Töchter und einen Vetter. Die ältefte Tochter Anna Shinga [oder Singa] 4) wollte
die Krone nach der heidnifchen Art annehmen, ob fie wohl getauft war: allein die Portu-
giefen halfen dem Wetter duch die Waffen auf den Tpron, worauf Anna Shings, mit
verfehiedenen Großen die Flucht ergriff, aber beftändig ihren Anfpruch beybebielt, und ihren
Better als einen unrechtmaͤßigen Befiger anfah.
Ihr abwech⸗ Sie verlohr drey Schlachten und zog ſich darauf hundert und funfzig Meilen weit
felndes Glück. ing $and hinein, unter Embatta, wo fie, ihres vorigen Unglücs ungeachtet , gegen die
Wüften ver Jaggaer zu, Krieg führte, und viel Städte, Flecken und Sander eroberte,
Nachgehends kam fie mit neuen Kräften zuruͤck, die Portugiefen anzugreifen, von denen
fie aber unter des Major Pavo Darouva Anführung in die Flucht gefchlagen ward, da—
bey man zwo von ihren Schweftern gefangen befam. ine von denfelben erhielt in der
Taufe den Namen Dama Maja, und blieb freywillig unter den Portugiefen, wo fie
prächtig nach ihrem Gebrauche lebte, und oft Sklaven zu ihrer Aufivartung erhielt.
Im Jahre 1646 uͤberſchwemmte Anna Shinge mit ihrem Heere alle Flecken von
Oanda, plünderte folche und machte die Einwohner zu Sklaven. Aber die Schwarzen
von Duifama, die fich auf der Südfeite des Fluffes Guanza aufhalten, zahlten ihr Tribut.
Nach den neueften Berichten e) konnte Shinga nicht jünger, als ſechzig Jahre feyn,
und einige Jahre zuvor, war fie verfchiedenemal als ode gemeldet worden, Oh eg fich aber
fo verhalte oder nicht, fonnten Die Portugiefen, die in ihr Sand handelten, von ihren Untertha-
nen nie mie Gewißheit erfahren. Ale Schlüffe, Befehle und Sachen, welche die Regie⸗
rung
5) Pigaferta auf der 44 Seite. d) Im Grundterte XRinga. Dieß iſt die öfters
©) Zu Kabgzo, wie oben erwähnt worden. vorhin erwaͤhnte Koniginn yon Singa,
und den angränzenden Laͤndern. XII Buch VI Cap. 39
Yung betrafen, wurden beftändig in ihrem Namen forrgefegt. Nach ihrem Tode, fegten die Regierung
Portugiefen einen andern aus der föniglichen Familie von Dongo,Namens AngolaSodefie, —
der ihnen allezeit, als ein Merkmaal feiner Unterwuͤrfigkeit, insgeheim Geſchenke ſendete.
Shinga war ein Frauenzimmer von vieler Einficht, und dem Kriege fo ergeben, daß Ihre Nei:
fie ſich wie ein Mannsbild Eleidete und beftändig fo aufführte; dabey war fie fo großmuͤthig, gung zum
daß fie den Portugiefen nie etwas zu Seide thun ließ, wenn fie Duartier erhalten hatten. Kriege.
Sie führte mit ihren meiften Seuten ein uneuhiges geben, da fie beftändig hin und ber
zogen, wie die Jaggaer. Ehe etwas unternommen wurde, fragten fie den Teufel um Rath,
dem fie den weifeften und artigften Menfchen, den fie finden Eonnten, aufopferten. Die Kö:
niginn erfchien bey dieſer Gelegenheit mit Thierhäuten vorn und hinten um den Hals her⸗
um behangen, einem Schwerdte, und einer Art im Gürtel, auch mit Bogen und Pfeilen in den
Händen, wobey fie ihrer Gewohnheit nach, bald bie bald dahin, fo leicht als die geſchwin⸗
deften ihrer Begleiter hüpfte, und immer dabey ihr Engema, das ift zwo eiferne Glocken,
die ihnen ftatt der Trummeln dienen, fehlug. s
Wenn fie ſich aufdiefe Art ermuͤdet Hatte, nahm fie eine breite Feder, und ſteckte Sie opfert
ſolche durch ihre durchbohrte Nafen als ein Kriegszeichen: darauf fing fie mit dem erften von Menſchen.
denen, die zum Yufopfern beftimmt waren, an, bieb folchem den Kopf ab, und that einen
guten Trunf von feinem Blute. Ihre vornehmten Befehlshaber folgten ihrem Beyſpiele.
Alles dieß ward mit großer Unruhe und Säumen verrichter, wobey fie um ihr Gögenbild
herum auf Inſtrumenten fpielten. Bon allen ihren Koftbarfeiten, hielt fie die Knochen
eines ihrer Brüder, der vor ihr regiert hatte, am höchften. Sie lagen in einem filbernen
Käftchen von großem Werthe, das fie von den Portugiefen befommen hatte,
Die Königinn hielt fünfzig oder fechzig junge Mannsbilder ‚ als Männer, deren jedem IhreGalan⸗
. fo viel Weiber als er wollte, verftatter wurden. Wenn aber eine von diefen Weibern ſchwan⸗ kerie.
ger ward, fo mußte er das Kind fo bald födten, als es gebohren war. Mach dem Berichte
eines, Namens Suller (der Befehlshaber über ein hollaͤndiſch Schiff war, und der Köni-
gian mit fechzig Mann wider die Portugiefen beyftehen follte) hatte einer von diefenihren Bub:
fern hundert und drenzehn Weiber ‚ ohne einige Kinder, die er nach diefer teuflifchen Ge—
wohnheit hingerichtet hatte.
Weil fie Mannsfleidung trug, fo nahm fie einen Mannsnamen an, und ihre Buhler Sie trägt
gengen als Weiber gefleidet, und führten Weibernamen ‚, gaben auch vor, fie wären Maunsklet:
Weibsbilder, und die Königinn ein Mann. Auch unterftunden fich ihre Guͤnſtlinge nicht, dung.
das Gegentheil zu fagen, welches ihren Kopf würde gefofter haben. Hingegen verftattete
fie. ihnen , als ein Merkmaal ihres Vertrauens, die Freyheit, mit ihren Weibern
umzugehen,
* Man muß hier bemerken, daß der Koͤnig von Angola, ſowohl als der Koͤnig von
r ing eine große Menge Pfauen hält ‚ welches Borrecht der föniglichen Familie eigen-
— ich iſt. Sie werden fo hoch geſchaͤtzt daß, wer ſich nur unterftünde, eine Feder von
3a hefimen, fogleich würde hingerichtet, oder mit feiner ganzen Verwandtſchaft zum
m gemacht werden, |
» din re | "
ſchiedenen Senn von Angola werden unter der Oberherrſchaft eines Königs, von ver- Regierungs
en regiert, und die Fleinern Kreife von niedrigern Herren, oder Sovas. art.
—— Jeder
9 Um das Jahr 1676, da Dapper fein Africa herausgab.
40 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Regierung Jeder Sova hat eine gewiſſe Zahl Makottes oder Raͤthe, die, fo oft fie ihn anreden, auf
von Angola die Knie niederfallen und in die Hande klopfen. Mit diefen uͤberleget er alle Angelegenheiten
von Wichtigkeit. Diefe Sovas leben für fich allein in ihren Dörfern, die mit dicken
Hecken umzaͤunt find, und nur enge Deffnungen zum Eingange haben f}.
Es giebt Hier nur eine Art Strafen für die Verbrechen; Dev Verbrecher und feine ganze
Verwandtſchaſt werden zu Sklaven des Sova gemacht, Manchmal aber rächen fie fich
damit, daß fie ihren Gegentheil mit Gifte vergeben. Sie befümmern fich bey ihrem Ver⸗
Fahren nicht darum, ob der Angeklagte ſchuldig oder ftrafbar ift; der Ausfpruch der So⸗
vas und die Ausfage einer einzigen Perfon machen die ganze Sache aus g)-
der Portngie⸗ Die Regierung von Loanda und dem uͤbrigen Angola, das unter den Portugieſen
ſen. ſteht, befindet ſich in den Händen eines Statthalters, zweener Bradores ober Raths⸗
glieder aus den Bürgern, und einem Ovidor oder Oberrichter, zu peinlichen Sachen,
auch) ziveen Richtern, Jeuſes genannt, und einem Secretaͤr.
Die Sovas Die Statthalter aller Lander, welche die Portugiefen in Angola, vermirtelft der Waf-
ſind zinsbar. Fon, im Gehorſame erhalten, müffen ihnen jährlich Sklaven als einen Tribut Kiefern, und ihnen
als Bafallen andere Dienfte leiften. Der portugiefifche Statthalter von Loanda pflegt
feinen Tribut von den Sovas, an einige von ihrer eigenen Nation zu verpachten, welche
mit der geſetzten Zahl der Sflaven nicht zufrieden find, fondern oft mehr nehmen, und da-
ducch einen eödtlichen Haß der Einwohner gegen fich erregen. Die Sovas muͤſſen auch
Träger für die Portugiefen beforgen, fie yon einem Orte an den andern zu. Schaffen, wenn
fie durchs Sand reifen 5).
Der König von Angola bat ftarfe Einfünfte, die theils von dem jährlichen Tribute
der Sovas, theils von den Zöllen auf Die Waaren und Sklaven, die man ein-und ausführet,
Herftammen. Man fager, daß fich.diefe Einkünfte, nebft dem Rechte Sklaven nad) Bra⸗
filien, Rio de la Plata und an andere Derter Überzuführen, jährlich auf. eine große
Summe beliefen, die zu Liſſabon an einen oder mehrere, die den Namen Contractsdor
führen, und ihre Factorey zu Loanda halten, verpachtet wird. Ein folher Contracta⸗
dor entſcheldet, wie ein Conful, alle Sachen, die Tauſch und Handel betreffen. Er hat ei-
wen Secretär, zweene Motarien, und zweene Porferos oder Thürhüter 7).
Macht des Des Königs von Angola Macht muß fehr groß fern. Lopez bemerfet,die Mengeder
Könige, Einwohner haͤtte fich in Kongo fehr verringert, feitdem fie die chriftliche Religion angenom⸗
men hätten: da hingegen Angola wegen Beybehaltung der Vielweiberey unglaublich volk⸗
ceich ſey. Eben derſelbe verfichert, es befänden fich in dieſem Königreiche eine Million
ſtreitbare Männer; denn jeder dienet dem Könige in feinen Kriegen A). Nach Doppers Be-
vichte kann der König in furzer Zeit hunderttaufend Freyroillige ins Feld ſtellen; und wenn
es die Noth erfordert, eine Million gepreßte Soldaten, Die Zahl wäre furchtbar, wenn
ihre Herzbaftigkeit und ihre Klugheit damit übereinftinmte. Allein, in ihren Handeln mit
den Portugiefen hat fich beydes fehr fchlecht gezeigt, befonders im 1584ften Jahre, da zwoͤlf⸗
mal hunderttaufend Angoleſer von fuͤnfhundert Porrugiefen und einigen wenigen Kongo
ſchwarzen in die Flucht getrieben wurden.
"Das
7) Bgilby auf der 563 und folgenden Seite, 2) Ebendaſelbſt auf der 569 Seite.
g) Derfelbe auf der 551 Seite. 8) Pigafetta anf der 55 Seite.
) Ebenderſelbe auf der 568 Seite.
———— 3
und den angraͤnzenden Ländern. KM Buch VI Caph. 4
Das folgende Jahr fhugen zweyhundert Portugiefen und zehntauſend Schwarzen Roͤnigreich
fechsmat hunderttauſend Angolefer D). Geichwohl lobet Lopez ihre Gefchicklichkeie und Angola.
gute Ordnung im Kriege, die er, feinem Berichte nach, bey verfchiedenen Schlachten mie
den Portugiefen, gefehen bat. Sie haben diefelben, bey Nacht und Regenwetter, angefallen,
damit der Portugiefen Feuergewehr nicht follte koͤnnen gebraucht merden, und haben ihre
Macht in verfihiedene Haufen getheilt, um die Portugiefen defto mehr abzumatten m).
Die Kriegsʒucht der Leute von Angola und Kongo ift beynahe einerley. Beyde Ihre Kriegs:
fechten ordentlich zu Fuße, und heilen ihre Heere in verſchiedene Haufen, wobey fie ſich nach MÄR Ä
Beſchaffenhen des Bodens, wo ſie gelagert ſind, ſtellen, und ihre Fahnen wehen laſſen.
Die Bewegungen ihrer Kriegsvölfer werden von dem Generalcapitain angeordnet, Dev
fich felbft ins Mittel des Heeres fteller, und durch den Ton eines Inſtruments Befehl ertheilt,
ob fie fich zurück ziehen, oder vorrücen „ techts oder links wenden, fihlagen, oder etwas
anders vornehmen follen ; gerade, tie folches in Europa, vermisselft der Trummel und
Trompete, gefchieht,
Sie haben vornehmlich drey Arten von Spiel im Felde: das erfte find große Klappern, Kriegs:
in hölzernen Buͤchſen befeftigt, die aus einem Baume ausgehölt, und mit Leder überzogen muſik.
find, Sie fehlagen folche mit Fleinen elfenbeinernen Stäben. , Die zweyte Aut ift wie ein
umgefehrter Kegel, oder wie eine Klocke, daran das unterfte zu oberſt gelehrt iſt, geſtaltet,
und aus duͤnnen Eifenplatten gemacht, Sie ſchlagen mit hölzernen Stöden darauf, und
zerbrechen folche oft, um den Ton rauher und Friegerifher zu machen. Das dritte Inſtru⸗
ment iſt ein ausgehoͤlter Elephantenzahn, darein ſie durch ein Loch in der Seite wie in eine
Pfeife, blaſen, welches eben fo wohlklingend und kriegeriſch anzuhören ift, als das Horn 7).
Diefe verfchiedenen Inſtrumente find. von mancherley Größe, Die größern gehören Derfelben
zum Dienfte des Öeneralcapitains, und die Eleinern für die niedrigen Befehlshaber bey dem Bebrauch
Heere; fie ſchlagen folche mit den Händen. Wenn fie alfo die Klapper, Pfeife oder Klocke des im Felde.
Generals hören, fo antworten fie in eben dem Tone, zum Zeichen, daß fie fein Verlangen
veritanden haben. Sie bedienen fich dieſer Inſtrumente im Gefechte folgendermaßen: Die
tapferſten Soldaten ziehen im erften Gliede, und tanzen mit diefen Inſtrumenten, die übri-
gen aufzumuntern. Durch den Ton zeigen fie an, in was für Gefahr fie find, und was
für Gewehr fie bey dem Zeinde angetroffen haben,
Die Befehlshaber tragen bey dem Feldzuge viereckigte Muͤtzen, mit Federn von Kriegskleis
Straußen, Dfauen, u. d. g. geziert, um ſowohl furchtbarer, als prächtiger auszufehen. Der dung.
Dberleib ift bloß; nur über Die Schultern hängen eiferne Ketten, mit Gliedern eines Fleinen
Singers lang. Unter dem Gürtel haben fie Leinwandhoſen, die mif einem Stuͤcke Zeuge
deckt find, und ihnen bis auf die Ferfen geben, aufwärts aber gefaltet, und unter dem
Ron Sufammengebunden find. An dieſem Guͤrtel, der ſehr artig gemacht ft, Hängen fie
den Sir wie Die vorhin befchriebenen, Die bey dem Fechten Elingen, und fie anfrifchen. An
Ben fragen fie Halbſtiefeln, nach portugiefifcher Arr,
i n Ihre
I, Ogilby
m) ——— ) Derſelbe auf der 47ſten und folgenden Seiten.
Algen. Reiſebeſche Y Bao, 3
Königreich
Angola.
| IhreWaffen.
42 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango Kongo, Angola, Benguefa, -
Ihre Waffen ſind Bogen und Pfeile, Schwerdt, Dolch und Schild. Das Schwerdt
und Schild konnen zuſammen getragen werden. Diejenigen, welche Bogen führen, tragen
auch einen ‘Dolch, aber Fein Schild. Die gemeinen Soldaten, die vom Unterleibe aufwärts
bloß gehen, führen Bogen, und Dolche mit Heften, wie Meffer, die fie an Die linke Seite
in den Gürtel ſtecken. Ihre Bogen find drey Fuß lang, mit Sehnen von Baumrinden,
die Pfeife eben fo lang, aber nicht fo ftarf, als ein Finger, Sie haben eiferne Spigen, wie
Hafen gekruͤmmt, und find am Ende gefiedert, Sie tragen fechs oder fieben in der Hand,
in der fie den ‘Bogen halten, ohne Köcher zu haben 0). Dapper meldet, fie bedienten fich
großer Breiter Schwerdter, die fie den Portugiefen abfauften, auch Musketen, Piftolen,
und Schilde, aus Baumrinden, die mit Büffelshaut überzogen wären P).
In der Schlacht rücken diejenigen, die Bogen und Dolch führen, vor dem übrigen
Heere heraus, auf den Feind zu, fordern ihn zum Gefechte heraus, und vermeiden deſſen Pfeil:
ſchuͤſſe, indem fie von einer Seite auf die andere büpfen, Diefe werden von andern tapfern
Sie fechten
ohne Ord⸗
nung.
Sie forgen
nicht für Le⸗
bensmittel.
jungen Leuten unterflügt; und wenn fie lange genug gefochten haben, fo ruft fie der Hauptmann
mit einem von ben vorerwähnten Inſtrumenten zurück, und andere kommen an ihre Stelle.
So fahren ſie mit Scharmuziren fort, bis beyde Heere zu einem allgemeinen Treffen kommen 9).
Dapper meldet, ſie beobachteten weder Kriegszucht, noch Ordnung im Angriffe und
Zuruͤckziehen. Wenn fie beym Anruͤcken noch weit von einander find; fo laſſen fie die Trum—
meln und Hörner erfehallen, und drücen die Pfeile los, Darauf ſchwenken fie fich fehr
geſchickt, und büpfen von einer Seite auf die andere, des Feindes Schüffe zu vermeiden.
Im Nachzuge find ordentlich einige kuͤhne und ſtarke Juͤnglinge, die mit dem Getöfe ihrer
Klocken, welche an ihren Öürteln bangen, die übrigen aufmuntern. Wenn die erften
Haufen fo lange gefochten haben, bis fie müde find, fo ziehen fie fich auf den Klang ihres
Horns, das nad) des Generals Befehl erfihaller, zurück, und ihre Stelle wird durch andere
erfege, bis ein Theil fieget 7).
Der König ziehtniein Perfon zu Felde. Die Soldaten fliehen, fobald ver General todt
iſt, und find auf feine Art wieder in Ordnung zu bringen. Ihre ganze Macht befteht in
Fußvolf; fie haben wenig, oder Feine Pferde, daher die Befehlshaber auf den Schultern
der Sklaven getragen werden , wie auch mit ihren Lebensmitteln gefehieht, wofern fie welche
haben. Sie ziehen faft in unzähliger Menge zu Felde; denn es bleibe niemand zurück, der
ein Gewehr fragen kann s).
Sie pflegten fonft nicht für Sebensmittel zu forgen, fo daß fie fich oft, wenn fie ein
Sand halb erobert hatten, aus Mangel der Lebensmittel zurück ziehen mußten ). Zu des
Lopez Zeiten aber fingen fie an, auf Unterricht der Portugieſen, dieſen Fehler zu verbeſſern x),
| Das
0) Piggfetta aufder 49ſten und folgend. Seiten. 7) Ggilby auf der Sarften Seite.
p) Ügilby auf der 537ſten Seite, s) Pigafetta auf ders aften Seite.)
9) Pigafetta am oben angeführten Orte, af 2) Siehe ein Exempel auf der zaften Seite,
der zoſten und folgenden Seite, #) Pigaf, und Ogilby am angef. Orte.
ein
—— — —
und den angränzenden Ländern, XII Buch VII Cap. 43
Das VII Capitel.
Religion von Kongo, Angola, und Benguela, 3433
in Angola.
e un
Der I Abſchnitt.
Ihre Mokiſſos ober Goͤtzenbilder. VerbotheneSpei⸗ jter. Rache der weißen Prieſter. Die ſchwar⸗
ſen. Ihre Geiſtliche; dieſelben geben ſich fuͤr zen Prieſter werden von den weißen mit Verban⸗
Wahrſager aus, Art, die Mokiſſos anzurufen. nung, und bis auf den Tod verfolgt. Dieſe
Mangel an Regen. Was für Urfachen man Verfolgung if in Sogno eingeſchraͤnkt. Ireus
ſolchen zuſchreibt Fromme Luͤgen. Ein ſchwar⸗ loſigkeit des Grafen. Laͤcherliche Geſchichte.
zer Prieſter wird Übel bezahlt. Ein anderes iů⸗ Noch laͤcherlicher Priefter,
genhaftes Wunder. Bosheitder ſchwarzen Prie-
$ ie meiften Einwohner von Kongo, ſowohl als in Angols , durchgängig, beobachten Ihre Mo:
die alte Religion dieſer Länder, Die in Verehrung der Mokiſſos, oder Gögenbilder, ae:
befteht, Diefelben werden ordentlich mitten in ihre Städte und Stecken geſetzt. Sie Se ?
find meiftens von Holz, wie ein Bock, mit einem Schildkroͤtenkopfe, wilden Thierfuͤßen, und
kleinen Elephantenbeinen. Sie nennen diefelben mit einem gemeinen Namen, Bangans
jumba, und durch felbige redet, wie fie fprechen, der Mokiſſo 2) mit ihnen, Sie wer
den von Prieftern, Namens Ganga, bedienet, wie in Rongo.
Sie haben einen Tanz, der Quimboara heiße, bey welchen, wie fie ſagen, der
Mokifjo in einen von ihnen fährt, und die Fragen, ſowohl wegen vergangener, als zufünf-
tiger Begebenheiten, ihnen beantwortet. Diele aber find von den portugiefifchen Je⸗
ſuiten zur roͤmiſchkatholiſchen Religion bekehret worden. Im Fahre 1584 wurden verfchie-
dene tauſend getauft, daß fiefich im Fahre 1590 auf ʒwanzigtauſend Familien beliefen. Gleich⸗
wohl erhellt aus den Nachrichten der Ießtern Miſſionarien nicht, daß ihre Zahl beträchtlich fen.
Jeder Sova hat einen Caplan in feiner Banza, oder feinem Flecken, Kinder zu
taufen und Meſſe zu halten; viele aber, die fich öffentlich als Nömifchkarholifche bezeigen,
haͤngen insgemein ihrer alten Abgätteren nach. b),
Die Gewohnheit, Speifen, Getränfe ıc. zu verbiechen, ift in Kongo und Angola Verbothene
ſowohl im Schwange, als in Loango cd), Denn in allen diefen Ländern iſt die Neligion Sbeiſen.
einerley, und geht nur in einigen wenigen Gebräuchen von einander ad, In Loango nen-
nen fie, wie Sattel meldet, alle unerlaubte oder verbothene Speifen Kinz dieß find in
einigen Familien Fifche, in andern Hühner, u. d. gl. welche angelobte Entbaltung fie fo
unverbrüchlich halten, daß, wofern einer auch unwiſſend von einem Kin effen folfte, er aus
Furcht vor feines Mokiſſos Zorne flerben würde 4). Battel wußte verfchiedene, Die
UF diefe Art geftorben waren, und befuftigte fih manchmal, wenn er mit ihnen fpeifte, an
ihrer Beſtuͤrzung, indem er fie beredete, fie hätten von einem Kin gegeffen, In die Korn⸗
elder und Obſtgaͤrten fegen fie einen Korb ie ‚ oder Pfauenfedern, die fie als
e —
einen
ch I — HBgilby ſteht Teufel. Es ſollte aber 6) Ggilby auf der 568ſten und folg. Seiten.
* ) yo Söge, Siehe IV Band auf der 680 ec) Siehe IV Band, auf der 682 und 723 Seite.
an — Mesa), und auf der 6g2ften Seite 4) Siehe ein Erempel auf der 723ſten Seite,
ans einem nenern Schriftfteller,
Religion
in Rongo-
Ihre Geiſt⸗
lichen.
Sie geben
fich fuͤr
Wahrſager
aus·
Anrufung
des Mo⸗
kiſſo
44 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
einen Mokiſſo oder Schutzgott anſehen. Laͤßt ein Mann, der unter ſeiner Laſt müde ge
worden ift, folche auf der Straße ſtehen, und legef nur ein Bund zufammengeknüpftes Gras
darauf, zu zeigen, daß er es unter feines Mokiſſos Schuse gefaffen hat: fo wird ſich nie-
mand unterftehen, folche anzurühren e),
Die Gangas oder Priefter in diefen Gegenden, werden Shinghilli f), d.i. Goͤtter
der Erden genannt g). Sie haben ein Oberhaupt über fich, Namens Ganga Rbitorng,
der als Bott der Erden angefehen wird. Diefem, und nicht der Natur oder Borficht,
fehreiben fie alles, was ihnen wächft, zu, und bringen ihm die Erſtlinge, als fein Antheil.
Er rühmer ſich, fein Leib fönne Feines natürlichen Todes fterben; und feine Anbether in diefer
Meynung zu beftärfen, ruft er einen feiner Schüler wenn er empfindef, daß fein Ende
Alters oder Krankheit wegen herannahet, und giebt vor, er theile folchem feine große Macht,
Regen u. d. gl. hervorzubringen, mit; worauf er ihm öffentlich anbefiehle, ihn entweder
mit einem Stricke zu erwuͤrgen, ober mit einer Keule todt zu fehlagen, welches fogfeich ge⸗
ſchieht. Dieß geſchieht öffenclich, feinen Nachfolger befanne zu machen. Würde es nicht
fo beobachtet, fo fagen die Einwohner, die Erde würde bald unfruchtbar werden, und dieſes
das Verderben der Menfchen nach fich ziehen, Die niedern Gangas fterben gemeiniglich
ebenfalls eines gewaltſamen Todes, und meift freiwillig >).
Wie die Bangas ſich überhaupt für Wahrfager ausgeben : fonennen die Miffionarien
fie boshafter Weife Zauberer, an ſtatt Priefter, und verfolgen fie unter diefem Vorwande,
wo fie die Mache haben, bis auf die Verbannung und den Tod. Gegentheils hegen die
Priefter von Kongo einen tödtlichen Haß gegen die Römifchfatholifchen, ſowohl dieſerwe⸗
gen, als weil fie an ihre Stelle treten wollen, Merolla iſt unter allen Capucinern derje⸗
nige, der fie am aͤrgſten haſſet. Er nennet fie Shinghilli, oder Zauberer, als ob dieß Wort
einen Zauberer bedeutete, oder Die Shingbilli und Bangas zo verfchiedene Arten von
Seuten wären, - Wir haben aus diefem Schviftfteller folgendes gefammlet, welches beyder
Parteyen Haß, Betrug und Unwiſſenheit anzeiget 2).
Merolla meldet, die Zauberey würde von den Einwohnern verabſcheuet, und die ſich
derſelben bedienten, waͤren meiſt nur von dem ſchlechteſten Pobbel R). Dieſe Betruͤger her
dienen ſich verſchiedener Ceremonien, die Einfaͤltigen zu blenden. Der Verfaſſer gerieth, bey
feiner Reife durch Angoy nad) Kongo, auf einen Platz, wo fie ihre Mokifjos anriefen 7).
Dieb war eine armfelige Hüfte, auf einer Fleinen Anhöhe. Auf einer Seite hingen zwo
grobe ſchmutzige Schürzen, die fo arg ftunfen, daß man hätte daben umfallen mögen. In
der Mitte war eine Wand, etwa einen Fuß hoch, von Schlamm und Moraſt aufgefuͤhrt,
hinter welcher der Zauberer ſtund, ſeine betruͤgeriſchen Orakel zu geben. Auf dem Kopfe
hatte er einen Buſch von Federn, die auf mancherley Art durch einander geflochten waren,
und in der Hand ganz lange Meſſer, ohne Scheiden. Als Merolla in den Tempel gehen
wollte, fah er ein großes Feuer vor ſich, und empfand einen folchen Geſtank, daß er faft
alte Empfindung verlohr. Er beſchloß gleichwohl fortzugeben, bewaffnete fich dabey oft mie
dem Zeichen des Kreuzes, und befahl ſich Gott. Als er aber weiter gieng, Eam eine große
Menge
©) Purch. Pilgr. V Sand, auf der 770 ©, Götter der Erde fey der Name, den fie ihren
F) Inder Grundſchrift Scingbili, Bauberern beplegten. Vielleicht giebt es Zauberer,
)Merollas Reife auf der 617 Seite, die Eeine Driefter find. _
b) Derfelbe auf der Sı9 Seite. k) Merollg auf der 617 Seite.
#) Er faget auf der 617 Seite Shingbilli,odee ) In der Grundſchrift boͤſe Geiſter.
und den angraͤnzenden Rändern. XI Buch VII Cap. 45
Menge der armen verführten Seute hinter ihm drein, murmelfen und ſchrien über feine ver⸗
wegene Unternehmung. Dieſes hielt ihn zurück, weil er befürchtere, Ihr blinder Eifer möchte
ihm ein Unglück zuziehen zn),
Religion
in Kongo,
nf
Die Shinghilli, oder Zauberer, vühmen fich, es ſtehe in ihrer Gewalt, trocken Wetter Negenmans
oder Regen zu verfchaffen oder zu verhindern, Wenn aber ihre Weiffagungen nicht eintref⸗
fen: ſo legen fie die Schuld auf andere, In dem Kloſter zu Sogno ward in Zimmer, zwey
Stockwerk hoch, gebauet, einiges Kirchengeraͤthe darinnen aufzuheben. Weil nun dieſe Zeit
uͤber kein Regen fiel, fo ſchrieben es die Shinghilli diefem Gebäude zu, das wider die Gerech-
tigkeit des Landes wäre aufgeführt worden. Hierauf Fam das leichtgläubige Volk, in großer
uth, es niederzureißen =). Einer don den Capucinern gieng heraus, fie zu fragen, was
ſie wollten, dem ſie ſehr hitzig antworteten: Sie muͤßten entweder das Geboͤude nie⸗
derreißen, oder es wuͤrde beſtaͤndig Mangel an Regen ſeyn. Der Miſſionarius
ſtellte ihnen ihre Thorheit, und den Betrug der Shinghilli vor, und verſicherte ſie, wenn
fie eine andächtige Proceßion zu U. 5. von Pinda hielten, fo würde Gott ihren Mangel
erfegen. Diefes hatte auch die begehrte Wirkung, wenn man dem Berfaffer glaubet, Er
feget hinzu, fie hätten fich feitdem allemal dieſes Hilfsmittels bedient, und wären oft bey
beiterm Wetter von der Banza ausgegangen, aber wohl durchnäße von Pinda zurüc-
efommen. —
g As ex duch Angola gieng, fo fehrieben die Shinghilli die Urſache, daß es nicht,
wie fonft allezeit, im März geregnet hatte, einem Mafukkg, oder Einnehmer unter den
Weißen zu, der beyber Könige, zu Kongo und zu Loango, Anverwandter, und einer
von den mächtigften längft der Küfte war; fein Sohn follte auch, wie fie dem Merolla
meldeten, Nachfolger im Königreiche feyn. Um der Wuth des Volks genug zu thun, untere
marf ex fh der Bolungoprobe c), und ward durch felbige, wider Vermuthen, losgefprochen,
‚ Der Berfaffer bemerfer bey diefer Gelegenheit, daß fie noch eine andere Art von Eide,
Orionſio genannt, baben, Sie thun nämlich in die Feucht Nichefi ungemein ftarfen Gift,
und geben folche der angefchuldigten Perfon zu effen. Sobald fie davon gekoſtet bat, ſchwel⸗
ben ihr Zunge und Kehle dergeftalt, daß, wofern dev Wahrfager nicht gleich ein Gegengift
brauchet, fie fogleich bey der Probe flerben muß, und ordentlich viele Tage lang Qual leidet.
Wer fich der Probe Oluk henkhe unferwirft, dem werden die Gliedmaßen Dichter
oder lockerer gebunden, die Wahrheit, wie fie es nennen, auszupteffen, nachdem der Zau⸗
berer geneigt ift, ihn unfehuldig oder ſtrafbar zu finden D).
Nun folget eine Erzählung, das Meßbuch in Anfehen zu bringen, Der Berfaffer hat
‚fie von Franz da Pavis, einem Mißionarius in Matamba. Ein Capuciner befand
aſelbſt fir gut, zweene von den größten Zauberern , die der Königinn Singa Räthe waren,
einen Eid auf die Bibel abzufordern, Erſtlich wollten fie ihn nicht leiften , nachgehends aber
apuäten fie darein, in der Meynung, es fönnte ihnen feinen Schaden thun, und touren,
pe 6368. Der erſte von beyden zerborft, und fiel todt nieder „ weil er noch die Hand auf
Uche Hatte, und der andere verſchmachtete, und farb in fechs Stunden darauf g).
83 Bismeilen
* te auf der 654ſten Seite, 6) Siehe IV Band, auf der 582 Seite,
Aberglauben be KR daß fie auch in Sogno ihren 5 Merolla auf der &7 und folg. Seiten,
* — epakten, und die Zauberey nicht g) Schworen nicht unzählige täglic, im Europa
angeftrafe falich auf Mepbücher ?
gel.
Was für Ur⸗
ſachen man
felchen zu⸗
ſchreibt.
Fromme Bis
gem,
Religion
vonKongo.
Ein ſchwar⸗
zer Prieſter
wird uͤbel bes
zahlt.
Ein ander
luͤgenhaftes
Wunder.
Bosheit der
ſchwarzen
Prieſter.
46 Becſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angela, Benguela,
Bisweilen bringt man dieſe Betruͤger zu einem Bekenntniſſe ihrer Unwiſſenheit. Die
Leute in einem der Hafen von Angola, wo ſich der Verfaſſer befand, fingen an, wider ihn
zu murmeln, als fie erfuhren, wer er wäre, und daß er andere Meynungen als ihre
Shinghilli, Hätte. Die Zauberer wollten den Glauben des Volks an fie befräftigen, und
ihm widerſtehen, und verfündigten in Diefer Abficht, es würde den ganzen Sommer fein
Regen fallen. Allein, es geſchah gerade das Gegentheil, und, wie der Verfaſſer glaubet,
nicht ohne befondere Fügung der Vorſicht. Er war kaum ans Sand gegangen, Meffe zu
leſen, fo fehütteten die Wolfen fo häufigen Negen hernieder, Daß Die Zauberer felbft, wie
er faget, ihm geftehen mußten, ihre Wiffenfchaft in diefen Dingen fey nicht untruͤglich.
Als des Verfaſſers Mitgefelle, Bruder Joſeph, auf feiner Miſſion in Sogno reifte:
fo kam er in ein offenes Sand, gleich zu einer Zeit, da ein Negenguß fallen wollte, Er traf
Dafelbft einen Zauberer an, der ſtockſtille ſtund und einige fremde Worte bey fich felbft her-
murmelte, worauf er mit großem Zorne einen Pfeil in die Suft ſchoß. Der Capuciner be-
firafte ihn und fagte zu ihm, er glaubte, feine ganze böllifche Kunft würde den Regen nicht
verhindern, Es gefihah bald, was er vermuthet hatte; denn es fiel augenblicklich ein ftar-
fer Guß. Der Döfervicht erſtaunte hierüber fehr, wollte fich aber noch nicht von feinem
Jerthume überführen laffen, fondern behauptete, es ſey durch die Macht einiger größern
Zauberer, als er wäre, geſchehen. Diefes brachte einige ſchwarze Chriften, die ſich bey
dem Mönche befanden, auf, daß fie ſich über den Zauberer hermachten, und ihm die ver-
diente Züchtigung wiederfahren ließen.
Ob aber gleich der ſchwarze Beſchwoͤrer den Regen nicht hindern konnte, fo ſcheint es
doch, als haͤtte es ein Weißer gefonnt, Syn dem Sande um Roanza oder Quanza, durch
welches man auf dem Wege nad) Singa durchmuß, ließ fich ein gewiffer Sova für einen
Shingbilli halten, und feine Unterfhanen mußten fich an ihn wenden, wenn fie Regen ha-
ben wollten. Einer von den Mifftonarien wandte hierauf alle fein Vermögen an, daß jener.
gefangen genommen würde. Wie aber ſolches wegen des vornehmen Standes des andern
ich angieng, fo nahm er feine Zuflucht zu einem gelindern Hülfsmittel, Er meldete ven
Einwohnern, [und ohne Zweifel aus goͤttlicher Eingebung, faget der Verfaffer], wenn
fie niche diefe gotelofe Meynung fahren ließen, fo würden jie nie Regen haben. Die:
Weißagung ward erfüllt, und fie hatten feit Diefer Zeit, namlich ſeit fiebenzehn Jahren
her, feinen Tropfen Regen gehabt, wodurch der Boden ganz zu Grunde gerichtet war.
Sie fagten, der Moͤnch hätte die Luft verflucht, aber der Sova fihrieb ſich noch immer
eben Die Macht zu r).
Die Zauberer find auch die einzigen Aerzte im Sande. Ihre Arzeneymittel find orbent-
fich Kräuter; aber fie nehmen Ihre Zuflucht zur Zauberey, das Volk zu bereden, die Wir-
kung derfelben werde ihnen vom Teufel mitgetheilt ). Schlägt ihre Arzeney fehl, fo wen-
den fie vor, ein gewiſſer Vogel von übeler Bedeutung wäre über ihre Köpfe geflogen, und
hätte die Wirkung verhindert, oder bringen eine andere folche laͤcherliche fügen vor 2).
Diefe Beſchwoͤrungen werden ordentlich bey Machtzeit vorgenommen, Das erſte, was fie
; dem
Merolla auf der 618 u. f. Seite. 2) Zeiget dieß nicht ie
Was für —— Verdrehung der Wahr⸗ Hexerey ein Eee en et
beit ift dieß, da fie alles einem guten Weſen zu⸗ ches entweder nicht einfehen koͤnnen, oder wicht
ſchreiben? wollen? %
—— —
— — —
— ——
|
und den angränzenden Rindern. Xu Bub VII Cap. 47
dem Kranken, der ſich unter ihre Cur begiebt, ſagen, iſt: wollet ihr gefund ſeyn, ſo ſchicket
nach keinem Beichtvater; denn ſeine Gegenwart wird die Wirkung des Arzeneymittels hin⸗
dern, und euch das Leben rauben u), Stirbt jemand unter ihren Händen, ſo verfichern fie, es
wären andere Urſachen des Todes bey ihm gewefen, als die Krankheit; daher die Ver—
wandten auf mancherfey verfluchte Mittel gerathen, die eingebildeten Mörder ausfündig
zu machen, weil fie vorerwähntermaßen x) der Durchgängigen Meynung find, daß niemand
eines natürlichen Todes ftirbt.
Um diefe ſchwarzen Prieſter, bey ſolchem Borgeben, des Betrugs zu überführen, wol⸗
{en wir eine Gefchichte erzählen, welche zeiget, daß man häfte weiße Priefter befragen follen.
Ein Kind hatte lange Zeit an einer gefährlichen Krankheit darnieder gelegen, und die El
tern y) wollten fich nie beveden laffen, zu einem Zauberer zu ſchicken, weil fie nie dergleis
chen Leute gebraucht hätten; die Verwandten aber lagen ihnen fo lange an, bis fie endlich
darein willigten. Der Zauberer kam; und als er feine Hand ausſtreckte, das Kind, das
die Mutter in ihren Aermen batte, anzurühren, und feine Beſchwoͤrungen anzufangen, fo
farben beydes der Zauberer und das Kind in dem Augenblicke. Die Eltern fahen fich felbft
als die Urfache von dem Tode ihres Kindes, und dieſen als eine verdiente Strafe ihrer Leicht⸗
Hläubigfeit an, und Famen ins Kloſter zu beichten, ehe fie noch den Leichnam begruben,
Der Verfaffer erwaͤhnet einen Vorfall von eben der Art, der fich Zeit feines Aufent«
bafts in diefem Sande ereignete. Ein Zauberer fam auf Erfordern zu einent Kranken, fiel
aber todt dahin, ſobald er die Hand ausſtreckte 2). Merolla will ſolches als goͤttliche Ge⸗
richte angefeben haben: aber warum ſterben fie nicht alle, da fie alle mit ihrem Betruge
den Tod verdienen?
Es ift fein Wunder, daß die Gangas oder Shinghilfi gegen die Schwarzen, und alle,
die ihrer alten Religion andangen, die römischen Miſſionarien verabfeheuen, weil Diefe, 100 fie die
Macht Haben, fie unabläßig verfolgen. Merolla machet Fein Geheimniß daraus, fondern
ſcheint eine Ehre darinnen zu ſuchen. Als er zum erftenmale ins Sand auf feine Miffion gegan⸗
gen, erzaͤhlet er uns, babe er unweit der Stadt Tubi einen Dre gefunden, wo die Zauberer
ihre Beſchwoͤrungen ins Werk geſtellet. Er zweifelt nicht, daß folches auf befondere An⸗
ordnung der Borficht gefehehen. Denn als er fo vor ſich hingieng, fah er einen weißen
Vogel, der ihm noch nie vorgefommen war, fliegen, und verfolgte ſolchen, aus Neugier,
ihn genauer zu betrachten, in einen dicken dunfefn Buſch, an deffen Ende er einen großen
Haufen Erde, wie ein Grabmaal bemerkte ‚, auf welchem oben, und auf beyden Seiten viel
Dogen und Kürbisflafehen funden, Als er gewiß erfahren hatte, was es wäre: fo
ſchickte er fo gleich nad dem Mani ‚ der, wie er faget, zitternd Fam und verficherte, er
wüßte nichts von der Sache. Merolla befahl ihm, ſich deſſentwegen zu erkundigen 4),
pe hm den Zauberer bald gefangen zu verfchaffen. Jener verfprach folches, und der
—— Farm die folgende Mache wieder dahin, in Hoffnung, den Zauberer anzutreffen:
daß; die Mi ‚var dem Anfehen nach davon gelaufen, wie fie alle thun, fobald fie hören,
iſſionarien Erkundigung von ihnen einziehen. Ex befahl hierauf dem Mani, in
nerhalb
en
— sen feaus Haß gegen die Miffionarien, 2) Wierolles Reife auf der 617 Seite.
) Siehe IV — verderben. a) Man ſieht hier den Stolz der Prieſter, und
a €s ift nicht * auf der s6oſten Seite, der Statthalter Niedersrächtigkeit, wenn die Sache
2 Äh, D6 fe nömifcheachefifch wonhr if,
oder Heiden geweſen find,
re
Religion
vonKongo,
Rache der
weißen Prige
er.
Die weißen
Prieſter
48 Becſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Religion nerhalb zehn Tagen den Platz völlig eben zu machen; und da dieſer nicht Gehorſam leiſtete,
an 2 fo ließ ihn Merolla vor den Örafen in ihr Klofter fordern, Nach einem ſcharfen Verweiſe
befahl er ihm, ſich mitten in der Kirche waͤhrender Meffe zu geißeln, und drohte ihm noch
viel andere Strafen, wenn er den Hügel bey feiner Ruͤckkunft nicht eben ließe 6).
verfolgen die Unterdeflen daß fich der Verfaſſer in Bengo aufbielt, hatte fein Gefährte Franz da
ſchwarzen Monte Keone fic) eines von den Shinghilli bemächtige, folchen zu dem portugiefifchen
Starthalter zu fenden, der ihn, nachdem er überzeugt worden, zum Tode verurtheilte,
Als die Zeit feiner Hinrichtung vorhanden war, fo vermahnte ihn Stanz, fein Verbrechen
zu befennen. Statt deffen aber antwortete er, als ein bartnädiger Kerl: Was! wol
let ihr, daß ich mich anklagen fall, da ich Fein Derbrechen begangen habe? Ich
babe beftändig allen Leuten Butes, und niemanden Uebels gethan. Wenn die
armen Leute in meinem Lande gefäet hatten, und die Erde aus Mangel des Res
gens war duͤrre geworden; war es da ein Verbrechen, daß ich aus Menſchen⸗
liebe Regen kommen ließ? Habe ich mir Tygern, Schlangen, Löwen, und andern
wilden Thieren gefprochen, und von ihnen Antwort erbalten, was war hiebey
ſtraf bares? Iſt es mir als eine Sünde zuzurechnen, daß ich babe Krokodille
Fommen laffen, uns;überzuführen, wenn Feine Rähne an einem Fluſſe waren
So rechtfertigte er fein Verbrechen eine Zeitlang, fand aber doch endlich für gut, fich für ftraf:
bar zu erkennen; weil er aber von einem Miſſionarius mar verfolgt worden, fo ward ihm das
geben gefchenet, und er gebunden nah Braſilien geſchickt c),
mit Berban⸗ Eben derfelbe melder uns, zu feiner Zeit wären, auf Berordnung der Mifftonarien,
nung und Le⸗ einer yon den oberften Zauberern, in die See, ein anderer in einen Fluß, geworfen, eine
bensſtrafen. Mutter mit ihrem Sohne hingerichtet, ‚und viele andere verbannet worden.
Unfere Leſer werden unftreitig über Die Grauſamkeit und Wuch Diefer Blurdürftigen
erftaunen , die ſich unterſtehen, die Einwohner des Sandes, in dem fie fich gefegt haben,
Binzurichten, wo fie nur die Macht dazu befigen. Cs verhält ſich aber anders, wo die
. Gie werden Sandeseinwohner die Oberhand haben, wenn fie auch gleich hekehrt find. In Sogno alfe,
in Sogno ein⸗ wo wir fehon von einigen Heldenthaten der Miffionarien gegen die Zauberer oder Prie-
geitränft, fter 4) gehört haben, find Die Geſetze nicht ſo grauſam. Iſt der Zauberer, Den man ge
fangen bekoͤmmt, ein freyer Mann, und ſchwoͤret feine Zauberey ab, fo wird ihm das erfte-
mal nur eine Buße auferlegt; das zweytemal bezahlet er den Werth eines Sklaven, und
das drittemal wird er felbft zum Sklaven verkauft. Iſt der Nerbrecher fehon ein Sklave,
fo wird er gleic) das erftemal an die Weißen verkauft, welches ihnen fo ſchrecklich iſt, als
der Tod felbft. Der Preis für ihn wird entweder in Geld oder In leinenen Zeugen aus⸗
gezahlt, und das erfte unter die Armen ausgerheilt, das andere, arme Leute darinnen zu
begraben, gebraucher, Alles Diefes ward von einer Dazu verordneten Perfon verrichtet, ohne
dag die Mifftonarien fich damit befchäfftigen, Damit man ihnen nicht etwa Schuld geben
möchte, fie verführen hiebey mehr ihrem Geize, als der Liebe und dem Ölaubenseifer gemäß e),
Bir wollen dieſen Artikel mie einer Geſchichte befchließen, welche zeigen wird, daß
unfer-Capueiner, ſo ſehr ex auch Die ſehwarzen Priefter veradhtet, doch Feinen von ihnen an
eichtgläubigfeit, Dummheit, Unverfande und Unredlichkeit etwas nachgiebr,
Nach
Merolla auf der 631 Seite, e) Merolla auf ber 616 Seite.
©) Ebenderfelbe auf der Sız Seite, F) In der Grundſchrift: Chiovachianza.
d) Siehe IV Banda. d. 584. 5) Dem Anſehen nach find es Chriſten geweſen.
—ſ N —
— — —
— —
amd den angeängenden Ländern XI Buch VI Cap. 49
Nach dem Tode des Königs yon Kongo machten zwo anfehnliche Perfonen An- ri
fprüche auf biefe Krone, und beyde thaten alles, was fie Fonnfen, den Orafen von Sogno, in Kongo,
der bey ber Wahl viel zu fagen hatte, jeder auf feine Seite zu bringen. Einer yon ihnen, Treufofigkeit
Namens Simantamba,, befchickte ihn in dieſer Abfiche mit verfchiedenen Sklaven. Weit yes Grafen
folche aber alle waren mie Gemwalr meggenommen worden, fo widerriethen es die Capuci- von Sagus.
ner, Die fich bey Hofe befanden, fie anzunehmen. Einige Zeit darauf hielt Simantamba,
die Freundſchaft defto ftärfer su machen, um des Grafen Schwefter zur Gemahlinn an,
oe he ihm Diefer nicht nur fandte, fondern auch die Krone, die er im Befige hatte, mit-
ickte, welche von einem ſammtenen Throne, verfchiedenen andern Sachen von großem Wer-
ehe, und einer Menge gewaffneter Soldaten begleitet ward, Auf die Nachricht hievon,
gieng Simantamba feiner Braut auf etliche Tageveifen entgegen, und verfihanzte fich, um
feines Nebenbuhlers Nachſtellungen zu entgehen, in einem ſehr ſtarken Walde, Des Gra-
en Heer langte einige Zeit hernach an; zog mit Mufif, Singen, und Tanzen in den Wald
ein, und Simantambss "Begleiter riechen ihm, ſich ihrem Einzuge zu widerfegen, weil
fie ihrer Menge wegen einen Meberfall beforgten:; er verließ ſich aber zu fehr auf die ihm
ertheilten Berficherungen, verwarf ihren Rath, und ward bald ein Märtyrer feiner Leicht⸗
glaͤubigkeit; denn kaum hatten die Sogneſer den Wald in Beſitz genommen, ſo machten
fie ihn, und die meiſten ſeiner Leute mit Piſtolen nieder; die übrigen entflohen.
| inige Zeit Darauf brachte Des hingerichteten Prinzen Bruder eine große Menge Leute Ein lächerfis
— — * rächen, und nahm ein großes Stück von dem Sande Kiova⸗ ei rg
kianza f) weg, das zu Sogno gehörte, Der Graf brachte, diefes wieder zu erobern, bey ——
Merollas Daſeyn, gleichfalls ein großes Heer auf, und 509 gerade auf feines Gegners *
Hauptſtadt los. As er bey feiner Ankunft fand, daß alle Eimvohner entflohen waren, fo
fingen feine Soldaten fo gleich an, die Häufer zu pländern, und alle lebendige Gefchöpfe,
bie fie fanden, zu Stillung ihres Hungers zu tödten. Doc) zu unferer Gefchichte zu kom⸗
men; es befand fich unter den übrigen Thieren ein Hahn, von ungewöhnlicher Größe, mir
einem groben eifernen Ringe um den einen Fuß, welches verurfachte, daß einer von den Flüg-
fen unter ihnen (ſaget unfer kluger Kopf) ausrief ;. Bewiß! diefer Hahn ift beberr,
und es ift nicht gut, daß wir etwas mit ibm vornehmen. Die andern fagten,
dem möchte feyn wie ihm wollte, fie wären gefonnen, ihn zu effen. In diefer Abficht eöd-
teten fie ihn fo gleich, viffen ihn nach Art der Negern in Stücken ‚ und thaten ihn in einen
Topf, ihn zu kochen. Als er gekocht war, ſchuͤtteten fie ihn in eine Schüffel, Ziwveene be: .
teten nach der Gewohnheit g) und fünfe yon ihnen feßten fich fehr begierig zum Eſſen nie-
der, Ehe fie aber einen Biſſen angerübrt harten, fingen die gefochten Stücke vom Hah⸗
ne, ob fie wohl faft zerſotten waren, an, fich herauszumachen, und ihre vorige Geſtalt an-
zunehmen. Der wieder auflebende Hahn ſtelite fich alfo auf feine Füße, und fprung aus
‚der Schüffel auf die Erde, wo er fo gut herumgieng, als wie fie ihn genommen hatten.
Nachgehends hüpfte er auf eine naheftchende Wand, wo er jaͤhlings neue Federn bekam \
ND auf einen Baum flog, dreymal mit den Flügeln ſchlug, ein gräufiches färmen machte
und verſchwand h), ;
Es
5) Die Miſſionar cht geglaubt und doch
ien ſind entweder ſehr dumm boshaft, wenn ſie dieſelben ni
geweſen, wenn fie ſolche Dinge geglaubt, oder ſehr betruͤgeriſch erzähle haben,
Allgem. Reiſebeſchr. VBand. G
so Befkreisung der Koͤnigreiche Lange, Kongo, Angola; Benguela,
Religion Es fann! ein jeder, faget der Verfaſſer, leicht felbft erachten , was für ein Schrecken
— — Zuſchauer bey dieſem Anblicke uͤberfallen hat, die mit tauſend Ave Maria von dem
Proc lächer- Platze liefen, und die meiften Umftände nur in der Weite betrachteten, Sie fhrieben ihre
uicherer Prie⸗ Erhaltung dem Gebethe zu, das fie vor dem Niederfegen gethan hatten; fonft wären fie alfe
ſter. umgekommen, oder vom Teufel beſeſſen worden.
Als Merolla dieſe Geſchichte dem Thomas ds Siſtola, der ſieben Jahre lang Sr
perior einer Miffton zu Rongo und Angola gewefen war, erzähle hatte, fo berichtete
ihm Diefer Mönch, weil er fich in Kongo aufgehalten hätte, wäre ihm von zrooen Perſo⸗
nen verfichert worden, Simantamba 7) hätte einen fehr großen Hahn, aus deffen Kraͤ⸗
ben er mit großem Aberglauben urtheilte, ob feine Unternehmungen glücklich oder unglücklich
ablaufen winden. Der Berfaffer will nicht entſcheiden, ob folches diefer wunderbare Hahn
gewefen: er bemerfet aber, daß Simantambe feines unbetruͤglichen Orakels ungeachtet,
in dem letzten Feldzuge betrogen worden, da er fein Leben einbuͤßte k),
Der II Abſchnitt.
Die Einführung und der Fortgang der roͤmiſchkatholiſchen
Religion in Kongo,
Erfter Handel zu Kongo, Der König wird be: Vorgegebene Erſcheinung Mani Pangos ſtolze
kehrt. Aufnahme der Portugieſen am Hofe. Geſandtſchaft. Der König wird verlaſſen, fieget
Der König, Prinz, und verfchiedene Herren wer aber dach. Pango koͤmmt um, und die Aufruͤh⸗
den getauft. Unruhen, die dariiber entftehen. rer unterwerfen fih. Kirche von Santa Cruz.
Der König ift im Glauben wanfend. Sein Top, Alle Mokiffos werden zerftört. Ladung von
Sein zweyter Sohn Mani Pango empoͤret fih. Moͤnchen.
Erfter Handel Lopez erzählet die Einführung der roͤmiſchkatholiſchen Religion in Kongo folgenbergeftalt,
— ee x Don Yuan IL, König von Portugal, ſchickte verschiedene Schiffe 2 —— zu
entdecken. Als dieſe die Eylande des grünen Vorgebirges, und St. Thomas gefunden
hatten: fo liefen fie längft der Küfte hin, und giengen an den Fluß Zaire, wo fie guten
Handel und leutfeliges Volk fanden 2). Die Handlung zu erhalten, fehickte er nachgehendg
andere Schiffe, welche verſchiedene Portugiefen zurück ließen, zu handeln, und die Sprache
zu lernen. Unter diefen nun befand fich auch ein Geiftlicher. Der Herr von Sogno, ein
Berter des Königs nahm fie auf; fein Sig war in dem Hafen Praza, innerhalb der Mün-
dung des Fluſſes Zaire. Der Priefter bediente fich der großen Hochachtung, welche Die Leute
* für ihn hatten, fing an mit dem Prinzen von der Religion zu reden, und befebrte folchen
zulegt, daß derfelbe ihm auch in feinem Haufe behiefe,
Belehrung Als der Prinz von Sogno die bey Hofe bekannt machte, fo ließ der König den
des Königs. Prieſter fordern, und diefer wirkte foviel bey ihm, daß er gleichfalls verfprach, ein Chrift
di werden, und mit den abgehenden portugiefifchen Schiffen an den Don Juan um
einige Geiſtlichen ſchrieb. Der Priefter ertheilte dem Könige gleichfalls, in einem Briefe,
2 von
5) Vielleicht der vorerwähnte König von Kongo, a) Das waren bie Schiffe, die im Sabre 1488
Simantambs, unter Diego oder Jacob Cam gefihieft wurden. -
Siehe I Dand a. d. 31 S. Andere nennen ihu
Merolla auf der sig u. f. S. Jacob Cano.
teuren
und den angraͤnzenden Ländern, KIT Buch VII Co 5
von allem, mas vorgefallen war, Nachricht. Worauf der König verfchiedene Geiſtliche, Religion
mit Reeuzen, Bidern/ und allen andern Kirchenzierrathen abfihikte, die im Jahre 1491 zu ðn Kongo.
Praza anlangten. . ——
Den Tag darauf ließ der Koͤnig, auf Angeben des Prieſters, eine Art von Kirche
aus Baumaͤſten und Staͤmmen bauen, die er ſelbſt in Perſon hatte helfen niederhauen,
und richtete drey Affäre darinnen auf. Nachgehends wurden der Graf und fein junger
Sohn getauft, Der erfte erhielt den Namen Emanuel, und der letere Antonius. Es
ward auch dag Volk in einer Predige ermahnet, ihres Herrn Beyſpiele nachzufolgen,
Als diefes geſchehen, fo giengen die Portugiefen weiter nad) Hofe fort, den König Der Portu⸗
IM faufen. Es begleiteten fie viele Herren von Sogno, die der Graf gefande Hatte, mit sielen
ſik und andern Freudensbezeigungen. Die Wege von ber See nach der Stadt Sk.
alvador, welche Hundert und fünfzig Meilen betragen, waren affe gefehre, und mie
allen Arten von Sebensmisteln und andern Nothivendigkeiten, für die Portugiefen, verfehen,
auf eben die Art, als wenn der König oder oberfte Herr unterwegens ift Ö),
Nach einer Dreytägigen Reife, trafen fie verfchiedene Herren an, die ihnen Der König,
fie zu ehren, mit feifchen Lebensmitteln entgegen geſchickt hatte, Eben dieß geſchah nach-
gebends, von einem Orte zum andern. Innerhalb drey Meilen von der Ctadt, kam der
ganze Hof, fie mit großer Pracht zu bemillfommen. Der König felbft erwartete fie an
dem Thore feines Pallaftes, auf einem Staatstdrone, der auf einem Gerüfte ſehr erhohet
tar, und nahm fie daſelbſt mit befonderer Feyeruͤchkeit auf,
Nachdem der porkugiefifche Gefandte das ‚ Was ihm aufgetragen war » verrichtet Aufnahine
batte: fo ftund der König auf, feine Freude zu bezeugen, und ſetzte fich darauf wieder nieder, bey Hofe,
Die Seute begeugten ebenfalls ihre Freude, Durch Geſchrey, Trompeten und Singen, Sie
warfen fich auch dreymal auf die Erde nieder, und hoben zum Zeichen ihres Beyfalls die
Füße in die Höhe, Hierauf begab fich der König weg, nachdem er.die Geſchenke, die ihm
aus Portugall geſchickt wurden, nebſt dem Kirchengeraͤthe angeſehen hatte, und ihm der
Gebrauch von allem war erklart worden. Der Abgefandte ward in einen Pallaft, ver für ihn
zubereitet war, gebracht, und den übrigen mies man verfhiedener vornehmen Leute äufer an,
Den Tag darauf hatten Seine Majeftät eine befondere AUnterredung mit den Portugie- Der König,
fen, in welcher ausgemacht ward, daß man eine Kirche bauen follte, die Ceremonie mit Prinz, und
mehr Feyerlichkeit zu verrichten. Man ſtellte Befehl, Zimmerholz, Steine, Kalk, Zie— Be
gel, und allen andern Bauzeug für die MWerkfeure anzufthaffen,, Die dazu mit aus Poͤrtugall übe
Waren gebracht worden. Allein die Empörung der Anzikbi c) unterbrach folches. Diefe
ute wohnten auf den Eylanden in dem Fluſſe Zaire zwiſchen ven Wafferfällen und dem großen
ee. Ihrer waren etwa drepigtaufend an der Zahl; fie erregen einen Aufruhr, und
ſchlugen, wie wir vermuthen, des Königs Statthalter bey ihnen todt d),
‚ Der Mani Sundi ‚ des Königs aͤlteſter Sohn, in deffen Provinz diefes fand lag,
ward wider ſie geſandt; die Aufruͤhrer aber nahmen ſo zu, daß der König ſelbſt wider fie
6a zu
2 Frianfeteg auf der rıg u. f. Seite. ker Mandiqueti ſtatt Anzʒiqueti genannt, und ger
A —J— — den Verfaſſer der Geſchichte ſagt Hat, fie hätten ſich im großen See aufgehalten.
— A ner Maffius kurz zu:
vor lateiniſch Derausgegegen hatte, daß er dieſe Vol. 4) Pigaferta auf der 23 u. f. &,
52 Beſchreibung der Königreiche Lonngo, Kongo, Angola, Benguela, |
Religion zu Felde ziehen mußte. Weil er indeffen vor feinem Abzuge getauft ſeyn wollte, und Eeine
in Kongo; Zeit zu Erbauung einer fleinernen Kicche vorhanden war, fo ward eine hölzerne aufgerichtet,
und. dem San Salvador geheiligt, Er ward darinnen getauft und erhielt den Namen
Don Juan ©); feine Gemahlinn aber Donna Eleonora, wieder König und die Köni:
ginn von Portugal.
Diele Vornehme folgten feinem Erempel nach, worauf er fortzog, fich mit feinem
Sohne und dem Herrn von Batta zu vereinigen. So bald er fich fehen ließ, unterwarf
ſich wer Feind, Bey ihrer Nückkunft wurden der Prinz, und eine große Menge von deffen
Begleitern getauft, und nach dem portugieſiſchen Infanten, Alfonſo genannt, Nachge—
hends verbrannte er alle Gögenbilder in feiner Provinz.
Unruhen, die Allein des Koͤnigs zweyter Sohn, Mani Pango, wollte nebſt vielen andern Herren,
daruͤber ent: Die ihm anhingen, die neue Religion nicht annehmen. Außerdem ſahen der Bekehrten Wei—
ſtehen.
ber ihre Trennung von ihren Ehemaͤnnern, als eine große Beleidigung an, und verſtaͤrkten
die Partey, die dem Don Alfonſo zuwider war. Sie glaubten, die roͤmiſche Religion
wuͤrde von ſich ſelbſt vergehen, wenn ſie ihn aus dem Wege raͤumen koͤnnten. Mani
Pango und deſſen Anhaͤnger beredeten alſo den Koͤnig, ſeinen Vater: Prinz Alfonſo waͤre
nur der roͤmiſchen Religion guͤnſtig, um eine Empoͤrung zu erregen, und ihn aus dem
Koͤnigreiche zu treiben. Der König gab dieſen Erzählungen Glauben, und nahm dem Al⸗
fonfo feine Regierung allein des Mani Sognos und anderer Anhalten vermochte ihn,
die Sache von neuem zu unterfuchen; und da er die Anklage wider den Prinzen ungegruͤndet
befand: fo fegte er ihn wieder in fein Amt, befohl ihm aber doch zugleich, zu Ausbreitung
der neuen Religion nicht foviel Schärfe gegen die Heiden zu brauchen. Allein, fein Eifer,
wie der Berfaffer faget , verfkattete ihm nicht, nachzulaffen.
Der König Seine Gegner ergriffen bierauf dieſe Gelegenheit, als der Graf von Sogno vom
fängt an zu Hofe abweſend war, ihre Anklagen zu erneuern; der König ward endlich in dem Glauben
wanfen,
zweifelhaft, den er zuvor fo eifrig angenommen hatte, und ließ feinen Sohn nach Hofe
fordern, daß er Rechnung wegen feiner Einnahme Zeit feiner Statthalterſchaft ablegen fellte, in
der Abficht, ihm folche zu nehmen. Der Prinz aber entdeckte die Verraͤtherey feiner Feinde,
Sein Tod, und verzögerte fo lange, daß fein Vater als ein alter Mann endlich darüber ftarb, Die Mut:
ter, die in dem neuen Ölauben verharrete, verheelte den Tod drey Tage lang, und ließ mit
lerweile ihrem Sohne melden, daß er ohne Verzug fommen füllte. Diefes geſchah durch
Laͤufer, die an gewiſſen Drten, wie Poften, ftehen, des Königs Befehle durchs ganze Reich
zu befördern, Er machte fich. auf diefe Nachricht auf, und ließ ſich von Sklaven fragen,
da er denn in einem Tage und zwo Mächten zweyhundert englifche Meilen zurück legte, und
ehe man ihn noch ertvartefe, vor der Stadt anfam f).
Des Königs Tod, und des Don Alfonfos g) Nachfolge, wurden zu gleicher Zeit be—
Fannt gemacht. Der neue König begleitete den Seichnam, mit den Bornehmften des Hofes
und den Portugiefen, zum Begräbniffe, und das Seichenbegängniß ward nad) Art der roͤmi⸗
fehen Kirche, mit ungewöhnlicher Pracht gehalten.
Mani Pan Mani Pango 2), der die Mozombi, und andere Aufrührer zu bändigen, war aus⸗
gos Emps; geſchickt worden, machte mit den Feinden Stillftand, als er dieſe Nachrichten erhielt, brachte
rung.
ein
&) Sein voriger Name war Jovi oder Jowi. 9) Merolla nennet ihn Don Alfonfo, Sohn
F) Pigafetta auf der 126 u. f. ©, des erſten ehriſtlichen Königs zu Kongo, Jovi,
und den angränzenden Rändern. ZI Buch VII Cap. 53
ein Heer von zweyhundert tauſend Mann zufammen, weilerdas ganze Reich faft auffeiner Seite ‚Religion
hatte; und zog wider feinen Bruder. König Alfonfo erwartete feine Ankunft in der Stade in Kongo.
mit einer Macht, die nicht uͤber zehntauſend Mann war, und darunter fih nut etwa hundert be-
kehrte Schwarzen, und erlichePortugiefen,dievon ungefähr gleich angekommen waren,befanvden,
Die Leute wurden durch Mani Pangos Annäherung in Schrecken gefeße, und la⸗
genden Don Alfonfo an, fich zu einem Vergleiche zu verftehen, und die neue Religion abzu=
ſchwoͤren, damit er nicht in die Hände feiner Feinde fiele. Als der König ihnen ihre Zag⸗
haftigkeit verwies ſo befchloffen die Bornehmen , ihn zu verlaffen. Allein, gleich außer der
Stadt trafen fie ven Mani Sogno an, der damals hundert Jahre alt war, welcher mit
Einigen wenigen Begleitern des Feindes Lager ausgefundfthafter hatte. Diefer bewog fie
zuruͤckzukehren, und den König um Berzeidung zu bitten, welches fie auch thaten, und
derfprachen, ihn, und den neuen Glauben, bis auf den legten Mann, zu vertheidigen. Der
König that gleichfalls ein Gelübde, die römifche Religion Fünftig beftändig zu befärdern,
und ließ zum Andenken ein Kreuz, achtzig Spannen doch, auf dem Marfte, gerade ge:
gen der Kirche SantaCruz über, aufrichten.
Weil eine Gelegenheit, wie diefe, von rechtswegen, nicht ohne ein Wunderwerk vor- Vorgegebene
bey gehen durfte, fo wird gemelder, der König habe bald darauf ein fehr glänzendes Licht Erſcheinung .
gefehen, bey deſſen Erblickung er auf feine Knie gefallen wäre, und geweint, auch Augen
und Hände gen Himmel gehoben hätte: weil er aber in einer Entzüctung geweſen ift, fo hat
er fein Wort geredet. Es feine aber, daß dasjenige, was er gefehen hat, fonft von nie:
manden ift gefeben worden, und er hat niemanden Nachricht davon geben wollen, Alle, die
ſich in feiner Geſellſchaft befanden, thaten wie er that, und verlohren , twie die Gefchichte wei⸗
fer lautet, eine Zeitlang ihr Geſicht, von diefem wunderbaren Glanze, und waren ganz außer
ſich. Als fie wieder zu fich ſelbſt kamen, fahen fie fünf glänzende Schwerdter, in Geftalt
eines Sterns auf dem Könige, Eonnten aber die Bedeutung derfelben nicht errathen. Der
König ı nahm die fünf Schwerdter für fein Wapen an, und fie werden ſeitdem in dem koͤnigli⸗
chen Siegel geführt, E
Diefes Geficht machte, wie erzaͤhlet wird, den Bürgern einen großen Much, und Mani Par
erſchreckte die Feinde, als fie davon hörten, Dem ungeachtet ließ Mani Pango dem 908 ſtolze Ge⸗
Könige und denen, die auf feiner Seite waren, melden ‚ wenn fie ſich nicht fogleich ergäben , ſandtſchaft.
ihn für ihren König erfennten, und ihre neue Religion verließen: fo wollte er fie alle nie=
der machen. Der König antwortete ihm: er fürchtete feine Drohungen nicht, fondern er⸗
mahnte ihm brüderlich, feine Gögen zu verlaffen, und die Taufe anzunehmen ; das KRö-.
nigteich gehörte ihm nach den Öefegen, und die Religion , die er angenommen bäfte, wäre
don Gott, welcher fie auch Zweifels ohne unterftügen, und fein Schug feyn würde, Dar-
auf theilte er feine Juwelen und Koftbarkeiten unter feinen Vornehmen aus, um fie beſſer
aufzumuntern 7),
Be Diefem allen ungeachtet aber floh noch diefelbe Nacht die Hälfte des gemeinen Volks, Der König
—— Waffen trug, in des Mani Pango Lager, und meldeten ihm, der Koͤnig und alle wird verlaß⸗
jeder Si noch) bey ihm geblieben wären, befanden fich in außerordentlicher Beftürzung; ſen;
egte nur ſich zu teten, und es wäre Fein Weg moͤglich, zu entrinnen, als ein Gang, der
16)
3 zu
5) Sein Name wa i Sei
* r Pa⸗ p der 133 und folgenden Seite,
fanguitima, De Faria ven — * a ne
E
Religion
in Kongo.
ſtegt aber
doch.
Die Aufruͤh⸗
rer unterwer⸗
fen ſich.
54 Beſchreibiumg der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola Benguela,
zu dem Fluſſe hinunter, etwan eine Meile von der Stade, führte, Am Ende dieſes Gar:
ges, zwiſchen dem Fluſſe und dem Hügel, wor ein kleiner Moraſt, rechter Hand, etwan
einen Muffetenfchuß breit und zween Fuß tief; linfer Hand lagen die Berge und das Heer
des Mani Pango, der den Hügel folchergeftalt befege hatte, daß die Bürger nicht fort»
kommen konnten, ohne durch den Moraft zu fegen. Mani Pango fuchte fogleich, dieſes
zu verhindern , indem er feharfe vergiftere Pfähle in den Boden bes Sumpfes treiben lie,
daß der Feind, wenn er bey Nacht entfliehen wollte, daſelbſt aufgehalten und gefangen
würde. Den folgenden Morgen war er Willens, die Stadt anzugreifen. Er that auch
wirklich bey frühen Morgen einen geimmigen Sturm auf der Nordfeite, wo fich eine große
Ebene in einem engen Durchgange zuſammenzieht. An diefem Orte ward, wenn man der
Segende glauben will, Mani Pango zweymai durch eine unfichthare Macht zurücfgetrie-
ben; daher die Belagerten des Feindes fpotteten, von diefem aber zur Antwort erhielten :
Ihr feyd es nicht, die uns überwunden haben, fondern ein ſchoͤnes Frauenzim⸗
mer, ganz weiß.gekleider, deſſen wunderbarer Glanz uns blendete, nebft einem
Ritter anf einem weißen Zelter, dev ein rothes Kreuz auf der Bruft batre. -
Als der König dieß erfuhr, fo ließ er feinem Bruder melden , das erfte fey eine Jung⸗
frau, die Mutter Chriſti, deſſen Glauben er angenommen hätte, und das andere St. Ja⸗
cob, die ihm beyde von Gott zur Hülfe gefande waͤren. Mani Pango aber kehrte fich
nichts daran, fondern bereitete fich, die folgende Nacht die Stadt, ſowohl von der Seiten des.
engen Weges, als des vorerwaͤhnten Ganges, anzugreifen, wo er verhoffte, an einem unbe⸗
fegten Orte in die Stadt zu dringen, Allein, er fand fich betrogen; denn des Königs Voͤl⸗
Fer hatten diejenigen, die den Paß beftürmten, ſchon in die Flucht getrieben, und wie fie
das große Laͤrmen hörten, das Want Dango mit feinen Seuten, beym Aufſteigen auf den
Hügel, auf der andern Seite machte, fo eilten fie ihnen entgegen, trieben fie in Unordnun
zuruͤck, und fegten ihnen mit den Pfeilen und andern Waffen dergeftalt zu, daß Dango Ko,
und da er durch den Moraft fegen wollte, felbft in die Nachftellungen fiel, die ev für andere
bereitet hatte; denn er befam einen vergifteten Pfahl in den Leib, und ſtarb wie rafend.
Als der König ſich alfo, durch feines Bruders Tod, des Thrones verfichere ſah: fo ließ
er eine allgemeine Berzeihung bekannt machen: Darauf unterwarfen jich ihm alle Aufruͤhrer,
den eneralcapitäan Mani Bunda ausgenommen, der aus Scham fich davon machte,
doch aber endlich Verzeihung erhielt, mir der Bedingung, daß er an der Kirche Santa Cruz
follte bauen helfen k),
Merolla erzaͤhlet die Begebenheiten diefer beyden Perfonen auf eine unterfchiedene
Art, Mac) feinem Berichte, iſt der Prinz nach der Schlacht auf die Gebirge geflohen, wo
ihn einige chriftliche Schwarzen gefangen genommen, und feinem Bruder, dem Könige, ge—
bracht Haben. Diefer war darüber fehr befümmert, daß der Prinz fo verzweifelt verwun⸗
det war, und that fein Außerftes, ihn heilen zu laſſen. Allein, es wollte nichts beym Paſan⸗
guitima eine Wirkung Haben, und derfelbe wollte voll Verzweifelung fo wenig Huͤlfsmittel
an fich anwenden laſſen, als von Beränderung der Nefigion hören, und flach alfo in kur—
jev Zeit D. i
Sein
k) Pigafetta auf der 140 u. f. Seite. ”) Merolla auf der 629 Seite.
D De Saria faget, er ſey bingeriähtet worden, ) Dapper nennet ihn Faluten, welchen Nas
und tadelt den König wegen dieſes Verfahrens, men er vieleicht vor ſeiner Bekehrung geführt at.
Siehe I Band auf der 36 Seite,
— — — — ————— — —
und den angraͤnzenden Ländern. ZU Buch VII Cap 55
Sein Generallieutenant, fährt Merolla fort, führte fh anders auf, und wollte lieber Keligion
getauft feyn, als wie ein Märtyrer feiner vorigen Meynung fterben. Er ward daher auf in Kongo,
freyen Fuß gefegt, und nur, als zur Pönitenz, genoͤthigt, eine gewiſſe Zeitlang für alle, die
getauft werden follten, Waffer zu bringen 7m).
Die Kirche von St. Cruz ward am Kreuzerhöbungstage angefangen. Der König Kirche
brachte den erſten Korb Steine auf feinen Schultern, und fehüttete folchen in den Grund: Santa Erıy.
die Königin aber brachte einen Korb voll Sand vom Fluſſe, um fo wohl den Bornehmen beh⸗
derley Geſchlechts bey Hofe, als auch dem gemeinen Volke ein Beyſpiel ʒu geben: auf dieſe
Art ward die Kirche in Kurzem fertig, und es kamen ihrer ſo viele, die getauft zu werden
verlangten, daß nicht Prieſter genug vorhanden waren.
Nach dieſem fertigte der Koͤnig den portugieſiſchen Geſandten ab, und ſchickte einen, —
Namens Roderigo ») mit ihm. Ihn begleiteten verſchiedene anſehnliche Waͤnner die ae alle
ſo wohl die Religion, als die Sprache in Portugall lernen, auch von daher Bilder römi- derſtoͤrt.
ſcher Heiligen mitbringen follten, folche unter das Volk auszutheilen. Er befahl auch, daß
alle Unterthanen ihre Bilder und Zaubereyen, jeder der Obrigkeit in feiner Provinz auslie⸗
fern follte, ben Strafe verbrannt zu werden. Diefer Befehl ward fo genau beobachtet,
daß alle innerhalb weniger als einen Monat dem Grafen gebracht wurden, Es war eine
unzählige Menge von vierfüßigen und Eviechenden Thieren, Bögen, Bäumen, Kräutern,
Stöcen, Steinen und gemalten ober gefhnigten Figuren; fie wurden an den Ort gebracht N
100 der König feinen Bruber befiegt hatte, und da verbrannt. Jeder Mann brachte eine
Saft Holz dazu. Den Verluſt zu erfeßen, gaben fie ihnen Erucifige und Heiligenbilder :
welche die Portugiefen mitgebracht hatten; er legte auch einem jeden Herrn auf , in feinem
Wohnplage eine Kirche bauen zu laffen, und nach feinem Beyfpiele Kreuze aufzurichten,
woben er ihnen zu wiſſen that, daß er um eine Schiffsladung folher Waare nach Port
gall gefchickt Härte, j
Er verorönete auch, drey Kirchen zu bauen, davon eine zum Andenfen des legten Sieges,
St. Salvador genannt wurde, In dieſer liegen Die Könige von Rongo begraben, und
die Stadt hat ihren Namen von ihr; Die zweyte nennte er: unfer lieben Frauen ver Hülfe,
zum Denfmaale des Beyſtandes der Sungfrau Maria wider feine Feinde; und die dritte
ward zum Andenken des wunderbaren Schutzes, den ihm St. Jacob geleiftet hatte,
diefem geweiht 0), .
Nicht lange darauf, Eamen die Schiffe aus Portugal mit verfchiedenen Mönchen von Es kommen
dem Orden St. Franciſci, St, Dominiciund St. Auguftini nebft. andern Prieftern, die Prieſter zu
ſich Durch die Provinzen ausbreiteten , das Volk im Glauben untervichteten, und einige von Schiffe an.
—— ſp weit brachten, daß fie ſelbſt in den geiſtlichen Stand treten, und ihre Lands— f
use in ihrer eigenen Spro e unterrichten konnten 2),
Der
6) Hier a i :
St. Tec a herfe, auf die Nachricht, daß Ländern angenommen werden. Siehe am oben an-
leifet babe, fey er 1un —— Sülfe ge grüßen Du
eiligen von Kongo ı igaferta auf der 145 und folg. Seite,
und Angola, auch einigen andern — * —
Religion
in Kongo
N nd
Biſchof son
©t. Thomas
und Kongo,
Seine praͤch⸗
tige Auf:
nahme.
56 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguda,
Der IT Abſchnitt. |
Berwireungen ; die aus der Einführung der roͤmiſchkatholiſchen
Religion in Kongo entftanden find,
Biſchof von St. Thomas und Kongo. Seine praͤch⸗ Schreckliches Elend. Die Jaggaer werden von
tige Aufnahme. Pracht des Königs Don Diego. den Portuniefen vertrieben. Sie ſuchen nach,
Zwiſt der Geiftlichkeie. Verwirrungen im den verfkopften Goldbergwerken. Die römifche
Staate. Die Portugieſen werden zerftrener und Fatholifche Religion vergeht fat gar. Neuer
niedergemacht. Sie kommen wieder in Gunft, Zwiſt der Geiſtlichkeit. Erſte Migion nad)
Die roͤmiſchkatholiſche Neligien verliehre ihre Kongo. Die folgenden Mißionen. Die erfte,
Stuͤtzen. Die Jaggaer uͤberſchwemmen Kongo, nad) Sogno,
Mittler weile ſtarb Don Alfonſo, und ſein Sohn Pedro folgte ihm nach, unter deſſen
Regierung die Schiffahrt nach dieſen Gegenden ungemein zunahm, und das Eyland
St. Thomas von den Portugiefen und andern Nationen bevölkert ward; den zuvor war
es ganz wuͤſte, und die Küfte ward nur von etlichen wenigen Seeleuten aus den benachbar-
ten andern bewohnt. Nach der Zeit ſchickte der König einen Biſchof dahin, die Keli-
gionsfachen ſowohl auf diefem Eylande, als in Kongo, zu beobachten. Er ward in diefem
legtern Sande von dem Könige und dem Bolfe mit großen Freuden aufgenommen. Der
Meg von der See nad) der Stadt war vein gekehrt, mit Matten bedeckt, und voller Schwar-
zen, die fich fo ſehr, als bey der Ankunft der erften Portugiefen, drängten.
Zu &t. Salvador giengen ihm Die Priefter ‚der König und der ganze Hof enfgegen,
und begleiteten ihn in Proceßion nach der Kicche Santa Cruz, die er ſogleich zu einer Ca-
thedralkirche erhob, und darinnen acht und zwanzig Domherren mit ihren Caplanen, einen
Kapeltmeifter, Sänger, Klofen, Orgeln, und alle andere Sachen, die zum Öortesdienfte
+
“ erfordert werden, anordnete, Cr veifte oft von der Jnfel St. Thomas nach) Kongo, hin
Pracht des
Königs Don
Diego.
und her, und ſtarb zuleßt auf der infel, wo er auch) begraben ward. In Kongo war fein
Nachfolger ein Schwarzer von Foniglihem Geblüte, der von dem Könige Alfonſo war -
nach Portugallund Rom gefandt worden, und dafelbft die lateinifche Sprache gelernet Hatte,
Als er aber nach Portugall zurück kehrte, fein Bisthum anzutreten, fo ſtarb er unterwe—
gens, und das Königreich blieb verfehiedene Jahre ohne einen Biſchof.
Don Pedro, König von Kongo, ftarb ohne Kinder, und fein Bruder, Don
Franciſco, folgte ihm, aber nur auf eine Eurze Zeit, nach. Der fünfte König, Namens _
Don Diego, welcher der nächfte Erbe war, beftieg nun den Thron. Er war ein beherz-
ter und weifer Mann, der Pracht liebte, Wig befaß, gute Neigungen, und viel Eifer für
die neue Religion hatte. Cr war fo ein KRriegsheld, daß er, in wenig Jahren alle die an-
liegenden Länder eroberte, Die Portugiefen liebte er fo ſehr, daß er die Kleidung feines eige-
nen $andes ablegte, und fich wie fie Eleidere. Er war in dem Auspuße feines Pallaftes
und dergleichen verfchwwenderifch ; und außerdem fehr leutfelig und frengebig. Er kaufte koſtbare
Zeuge, und pflegte zu ſagen: feltene Sachen follten nur in der Könige Händen ſeyn. Er
trug ein Kleid nicht mehr, als ein oder zweymal, und gab es darauf feinen Bedlenten, fo
daß zu feiner Zeit Tapezereyen, goldene und ſeidene Zeuge,‘ und dergleichen in Kongo in
großem Werthe kamen.
Damals
Er von
x
— — — ——
und den angrenzenden Ländern, KIT BU vu Cap. 537
Damals befand ſich der dritte Biſchof von St. Thomas und Kongo daſelbſt. Es Religion
war ein Portugieſe, und es entſtund ein großer Zwiſt zwiſchen ihm und den andern Geiſtlichen. in Fonge.
Dieſes růhrte von der Freyheit her, in der fie zuvor ohne ein Oberhaupt fo viele Jahre J —
gelebt hatten, Daher fie ſich jetzo feines Praͤlaten Gehorſam unterwerfen wollten. Es ent— ———
ſtund viel Aergerniß bey dem Volke daraus; der König aber nahm allemal des Biſchofs °""
Partey, und fhickte, zu Unterdrücfung diefer Unruhen, einige Prieſter gefangen nach Por-
tugall, und andere in die Inſel St, Thomas; da indeß auch viele mit dem Ihrigen frey-
willig fortgiengen, und alſo die neue Religion, durch den Fehler der Geiftlichen, in großes
nehmen. gerieth. Ne
je Unruhen, ‚die fich bald darauf im Staate erregten, ſchwaͤchten die Religion eben; Verwirrung
falls, Denn nach des Don Diego Tode gaben fich drey Prinzen zugleich zur Nachfolge an. im Staate.
er erſte war des Königs Sohn, der aber durchgängig verhaßt war, und fogleich nieder: }
gemache ward, Die beyden andern waren vom Foniglichen Gebluͤte. Einer hatte das Volk
meiftens auf feiner Seite; der andere aber die Portugiefen, und verfchiedene Bornehme,
die bingiengen , und feinen Gegner ſelbſt in der Kirche umbrachten, in der Meynung, derz
enige, dem fie gewogen wären, würde alsdann nothwendig auf den Thron Fommmen: allein
die gegenfeitige Partey verfuhr, nach eben dem Grundfaße, mit diefem auf eben die Art,
und zerftörte alfo ihre Einrichtungen.
Als folchergeftalt alle Hronerben bingerichter waren, fo fiel das Wolf über die Porru- Die Portu:
giefen her, die es als die einigen Urheber diefes Elendes anfah, und machte fo viele von giefen *
ihnen nieder, als fie antraſen; nur verſchonten fie die Prieſter, und beſchaͤdigten keinen von —
denen, Die ſich an andern Drten aufsielten. Nach diefem wählten fie Don Diegos Bru- niederges
der, Don Henrico, der wider die Anzikhi zu Felde zog, und einen jungen Mann, Don macht.
Alvaro, ſeinen Stiefſohn, als Regenten, mit dem koͤniglichen Titel, zurück ließ, Don
Henrico ftarb bald nach geendigtem Kriege; und da der alte fönigliche Stamm mit ihn
ausgieng, ſo ward Don Alvaro einmürhig zum Könige gewählt =),
on Alvaro war ein Mann von gutem Verſtande und gelinder Gemüthsart, tvo- Sie kommen
durch er bafd alles beruhigte. Er ließ die Portugiefen, wohl Weltliche als Geiftliche, die wieder in
durch Die legten Kriege waren zerftreuet worden, wieder zufammen Fommen , begegnete ihnen Bunſt.
ſehr leutfelig, und erflärte fie, wegen der ihnen beygemeffenen Sachen, für unfchuldig.
Hierauf fehickte er Briefe an den König von Portugal, und an den Biſchef von St. Thos
mas, der fogleich nach) Kongo fegelte, wo er fich zuvor nicht hingewagt hatte. Durch fein
Anfehen wurden dafelbft die vorigen Zwiftigfeiten beygelegt, und unter den Prieftern die
Drdnung wieder hergeftellt. Kurz darauf ftarb er zu St. Thomas.
Die war das drittemal, daß dieſe Gegenden ohne einen Bifchof blieben, welches ver⸗ Die Reli⸗
urſachte, daß die Landeseinwohner, von allen Ständen, in der neuen Religion Faltfinniger gion geraͤth
Durden, und ihre alten Gewohnheiten wieder annahmen; beſonders that diefes der König, in Verfall.
der von verſchiedenen jungen Leuten von ſeinem Alter gelenket ward. Unter andern beſchwerte
J Ks Bullamatare ‚ ein Verwandter des Königs, öffentlich, über das Verboth,
van Sn Frau zu nehmen, weiches eine ſehr übele Wirkung hatte, Endlich ward doch
— gu feinem Tode feyerlich in die Kirche zu St, Crux begraben, ob er wohl Der roͤ⸗
Agion abgefagt hatte: allein, gewiſſe böfe Geifter, wie es ſcheint, deckten bey
2) Pigafeng Ä —
auf der 15iſten und folgenden Seite.
Allgem. Keifebefchr, Y Hand, | 5
| 38 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango Kongo, Angola, Benguela,
Religion der Nacht einen Theil vom Dache der Kirche auf, zogen ihn mit einem ſchrecklichen Laͤrmen,
in Aonge- der durch die ganze Stadt gehört wurde, aus dem Grabe, und führten ihn fort. Den
Morgen darauf (mer es glauben will) fand man die Kirchthuͤren verfchloffen, das Dach
aufgeriffen, und das Grab ohne den Seichnam. Gleichwohl wirkte dieß außerordentliche
Benfpiel bey dem Könige Feine Beflerung.
Die Jag⸗ Nicht lange darauf, drangen Die Jaggaer, die alles benachbarte Sand gepfündert und
gaer fallen gerheeret hatten, durch die Provinz Batta in Rongo. Sie warfen diejenigen, die wider
— fie geſchickt wurden, über den Haufen, und zogen darauf gegen Die Stadt Kongo 5).
". Der König zog, obgleich in großer Verwirrung, mit fo viel Soldaten, als er hafte, aus,
und traf den Feind auf eben dem Plage an, wo vormals YYJani Pango mit dem Könige
Alfonſo gefchlagen harte, Weil er fich aber zu ſchwach befand: fo zog er fich zuerſt in die
Stadt, und floh darauf mit etlichen von den Bornehmften, und portugiefifhen Drieftern,
nach dem Eylande del Cavallo, oder der Pferdeinfel, im Fluſſe Zaire. Die Einwohner
flüchteten auf die Gebirge, und in die Wüften, Darauf drang der Feind in die Stadt, legte
fie mit allen Kirchen indie Aſche, und tödtete alles, was ihm vorkam, theilte ſich nachgehends
in zwey Heere, und durchftveifte das ganze Königreich, bald in Diefe, bald in jene Provinz.
Schreckliches Das arme Volk, das überall herumirrte, kam meiſt vor Elend, Hunger, und Man
Elend. gel an Nothivendigfeiten um, da die meiſten, welche dem Könige auf das kleine Eyland
gefolgt waren, von Mangel an Lebensmitteln und der Peft hingeriffen touren. Ein fleines
bischen Speife galt einen Sklaven, zehn Kronen werth; fo daß der Vater aus Hunger
feinen Sohn, und der Bruder feinen Bruder verkaufen mußte. Die Portugiefen ce), die
von St. Thomas mit Schiffen voll febensmittel kamen, kauften ſolche. Die Verkäufer
fagten, es wären Sklaven, und Die Berfauften befannten fich dafür, um nur von ihrer Hune
gersnoth befreyt zu werden. Es befanden fich einige der Bornehmften, und felbft Prinzen
vom Geblüte darunter A). *
Die uͤbele Luft, das ſchlechte Eſſen, und die Unreinigkeit des Eylandes, verurſachten
bey dem Koͤnige eine außerordentliche Geſchwulſt in den Fuͤßen, die er bis an fein Ende behielt.
Er ſchicket um Während dieſes Elendes beveute er feine Sünden, und that Buße dafür. Darauf fehickte
er * er, auf Anrathen der Portugieſen, einen Abgeſandten, den Don Sebaſtian um Huͤlfe zu
ciſco di Govea mit ſechshundert Soldaten, und viel Freywilligen von Adel, ab.
Die Jaggaer Er hatte Befehle an das Eyland von St. Thomas, ihn mit fünf Schiffen, Lebens⸗
werden ver⸗ mitteln, umd allem, was zur Unternehmung nöthig wäre, zu verfehen. Sobald er auf der
— Pferdeinſel angelangt war, gieng er wieder mit den andern Portugieſen, die ſich bey dem
Könige befanden, ab, und zog mit allen gewaffneten Männern, die er im Sande zuſammen
bringen konnte, wider die Feinde, Ex ſchlug ſolche in verfchiedenen ordentlichen Treffen,
mehr vermittelt des Feuergewehrs, vor welchem die Jaggaer ſich außerordentlich fürchten,
als durch die Tapferkeit feiner Soldaten; und feste in anderthalb Jadren den König und das
eich wieder in vorige Umſtaͤnde. Von den Jaggaern famen wenig wieder in ihr Va⸗
terland zuruͤck. Govea blieb vier Jahre da, ließ darauf einige von denen, die mir ihm ge-
kommen waren, zurück, und gieng wieder nach Haufe, mit Briefen an den König, ihn zu
erfuchen,
c) Dieß war ficherlich ei of ⸗
) Das iſt St, Salvador. rechter Handel. Kerl Er ie Rt
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erfuchen, der nur unlängft zur Krone gefommen war, und diefer ſchickte fogleich den Fran⸗
— — —
ann
und den angraͤnzenden Laͤndern. XII Buch VII Cap. 59
erſuchen, mehr Prieſter zu Ausbreitung des Glaubens zu uͤberſchicken. Der Koͤnig ward Religion
nach dieſem febr guf roͤmiſchkatholiſch, und heirathete die Gran Catharina, Er hatte vier in Kongo.
Töchter von ihr; und zweene Söhne und eine Tochter von feinen Kebsweibern. Der aͤlteſte
von den Söhnen, Namens Don Alvaro, war fein Erbe und Nachfolger. a
Während der Zeit, daß ſich der Hauptmann Boven in Kongo aufbielt, erfuhr Unterſu⸗
- Don Sebaftign, daß fich daſelbſt verfihiedene Bergwerke, von Gold, Silber, und an- gun der
dern Metallen befänden, und ſchickte zwo Perfonen dahin, folche zu unterfuchen, und dar⸗ Vergwerken.
innen zu arbeiten, Allein Franciſco Barbuto, ein Portugiefe, und des Königs Veicht:
vater und Bertrauter, bevedete ihn, die Bergiverfe nicht entdeten zu laſſen, weil folches
den Verluſt des Königreiches nach fich ziehen koͤnnte. Die Abgeſchickten wurden alfo an
erter geführt, wo nichts zu finden war, Allein, dieß batte übele Folgen; denn da die
güldene Hoffnung der portugiefifchen Kaufleute vernichtet war, fo befümmerten fie ſich nichts
mehr darum, bier zu handeln, oder fich aufzuhalten, daher auch die Geifklichen nicht nach
ongo famen, und die neue Religion in weniger Zeit in folchen Verfall gerieth, daß fie
faft gar verloſch, bis Don Alvaro wieder nad) Portugall um Geiſtliche ſchickte.
Don Sebaftian, der noch ein junger Herr war, verſprach, auf Goveas Anhalten, Die roͤmiſch⸗
Geiſtliche zu ſchicken. Da er aber folches verabfäumte, kam ein anderer Gefandter vom Rö- —
nige zu Rongo, der deſſen Anverwandter war, und Don Sebaftisno Alvarez hieß, vergehe fafk
Ihn begleitete noch ein Portugiefe, ‚und ihre Abficht war, um mehr Priefter anzuhalten und gay,
einige bey vorerwaͤhnter Gelegenheit verkaufte Sklaven loszukaufen. Die roͤmiſchkatholiſche
Religion ward, vermittelſt derer, die zuruͤck kehrten, da ſich unter ihnen einige Vornehme
befanden, wieder in Aufnehmen gebracht : verfihiedene aber wollten lieber in der Sflaverey
bleiben. Der König verfprach dem Abgefandten, Priefter zu ſchicken; indeß mußte derſelbe
doch opne ſolche nach Kongo zurück kehren. —
Drey Jahre darauf ſchickte Koͤnig Sebaſtian einen gewiſſen Biſchof, Namens Don Neuer Zwift
Antonio de Gliova, einen Caſtilianer, nach dem Eylande St. Thomas mit der Berord- mit der
nung, Kongo zu befuchen. Als folcher zu St. Thomas angelangt war, gerieth er mit Geiſtlichkeit.
dem dafigen Hauptmanne in eine Verdrießlichkeit, und ſchiffte nach Kongo, wo erwähnter
Befehlshaber, und deffen Sreunde, ihn ebenfalls verfolgten. Sie meldeten dem Könige,
es wäre ein ftolzer Mann, der fehr hohe Gedanken von fi) begte, und viel Hartnäcigkeit
bezeigte. Dadurch nahmen fie den Hof dergeſtalt wider ihn ein, daß der König ihm an
fänglich verboth , in fein Reich zu Eommen , nachgehends aber ihn doch mit großen Ehrenbe-·
seugungen aufnahm, und feinen Sohn ihm entgegen fihickte, ihn in die Stadt zu begleiten.
Er hielt fich dafelbft etwa acht Monate auf, und reifte, mit Zuruͤcklaſſung zweener Mönche
und vier Prieſter, wieder ab. Bald darauf ward Don Sebaſtian in Africa geſchlagen,
und der Cardinal Don Henrico auf den Thron erhoben, da denn dev König von Kongo
ihn um Geifttiche ſchrieb r Aber des Cardinals Tod verhinderte die Antwort, Philipp
von Caſtilien folgte ihm nach, und meldete folches dem Könige von Kongo ſchriftlich, der
uf Debaftian da Coſta als Abgeſandten an Philippen ſchickte. Da aber da Coſta
Nachei ante don Portugall Schiffbrurh litt, fo fehickee der König von Kongo, fobald er
cher 0 Br erhielt, den Berfaffer Lopez e), der, vorerzäblter maßen, nicht glücli-
i "Borgänger, war f). |
3 Die
) pigafetra auf der 1söften und folgenden e) Derſelbe auf der 162 und folg. Seite,
Seite. .. f) Siehe IV Band auf der sıs Seite.
6o0 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Religion Die Nachricht von der Einführung und dem Wachsthume der roͤmiſchkatholiſchen
— Religion, die wir aus andern Schriftſtellern fehöpfen können, iſt fehr unvollfommen.
- Erfe Dir Merolla bemerket aus dem Maffeus, die erſten Geiftlichen, welche Fuß in Kongo gefegt
fin nah hätten, wären drey Dominicanermönche geweſen, von denen zweene, bald nach ihrer An-
Kongo, Funft, wegen der Hige des Sandftriches, geftorben wären; ber dritte wäre als Caplan bey
des Königs von Kongo Heere, von den Jaggaern umgebracht worden, als diefe, unter An-
führung ihres Feldherrn Zimbo, das Königreich Kongo uͤberſchwemmt hatten. Diefer Sieger
wolkte fich mit den Kleidern und dem Kirchengeräthe des hingerichteten Mönchs luſtig machen,
“und erfihien in denfelbigen an der Spiße feiner Begleiter, mit dem Kelche in ver Hand g).
Solgende Darauf folgten zwölf Francifcaner, vom Obfervantenorden, die Don Diego Cano
Dipionen. auf feiner dritten Schiffahrt bieher brachte. Einige fehreiben diefen Mönchen die ganze Be⸗
fehrung des Sandes zu, ob es wohl wahrfcheinlich ift, daß die erften beyden, ihres kurzen
Aufenthalts ungeachtet, doch einigen Mugen müffen geftiftet haben. Ihnen folgten ver-
fihiedene andere Mißionarien, und endlich ſchickte Pabſt Urban der Achte, im Jahre 1649,
noch andere mit offenen Briefen dahin, als Don Alvaro, fechfter Rönig von Kongo, noch
um mehrere Capueiner anbielt,
Berfchiedener Hinderniffe wegen, die ihnen rheils der Tod des Königs von Spanien,
Philipps III, verurfachte, da ſich der Herzog von Braganza der Krone Portugall bemaͤch⸗
2° figte, langen fie erft im Jahre 1645, unter Don Garzia I, Don Alvaros Nadh-
Die erfte zu folger, an, Sie giengen in. den Fluß Zaire, landeten am Zluffe Sogn, und wurden da⸗
Sogns. felbft mit außerordentlichen Freudensbezeugungen, befonders von dem Örafen, empfangen.
Diefer gieng ihnen verfchiebene Meilen entgegen, und wohnte einer Meffe in der Kirche von
Pinda bey, welche Stadt nahe an der Mündung des Fluffes Zaire liege, Er zierte Die
Yeäre mit dem reichten Schmude, den er hatte 4). _
Dapper bemerfet, im Jahre 1604, und wieder im Jahre 1649, wären, auf Anfuchen
eben des Don Alvaro II bey dem Pabfte, vierzehn Capueiner von Cadix und Sicilien,
zu Sogno angelangt, und von dar, mif Erfaubniß, nach Kongo gereiftz nur daß fie einige
zum Predigen, und ihren Glauben auszubreiten , zuruͤckgelaſſen hätten 7).
Her IV Abſchnitt.
Mißionen nach Sogno und Loango, nebft Befchreibung deſſen, was
die Mißionarien ausgeſtanden haben. Br
Den Mißionarlen wird Übel begegnet. Der Graf fionnac Loango. Sie wird angefangen; geraͤth
verjagt die Capuciner aus Sogno. hr Aben: aber ins Stecken. Mißion nad) Augoy. Was
theuer. Einer von ihnen ſtirbt. Der Graf wird die Mißionarien dabey ausſtehen. Kuͤhne Unter⸗
adbgeſetzt. Neue Mißion nach Sogno. Prieſter nehmung zweener Moͤnche. Solche wird ſcharf
und Kirchen daſelbſt. Ihr Unterricht, und ihre geſtraft. Wie die Mifienarien unterſtuͤtzt werden.
Liebeswerke. Andacht des Grafen. Art, den Einiger ſchlimme Beyfpiele. Seltfame Geſchichte
roͤmiſchkatholiſchen Glauben auszubreiten. Mifr eines Mönds.
Den Mißio⸗ Ex den beyden vorhergehenden Abſchnitten ift bemerft worden, daß die roͤmiſchkatholiſche
narien wird Religion zuerft in Sogno Fuß gefaßt bat; und aus Des Carli und Merolla Reifen
— begeg erhellet, daß fie daſelbſt ſich beſſer, als irgendwo anders im Koͤnigreiche, ausgebreitet hat,
weil
D Es iſt zu verwundern, daß wir von feiner *) Merolla auf der 609 Seite.
©trafe, die auf feine Handlung gefolgt wäre, leſen. 1) Bgilby auf der 545 Seite.
— — nn ñ nm * EL.
nn
Ae
und den angraͤnzenden Ländern, XII Buch VII Cap. 61
if immer neue Mißionarien daſelbſt angelangt ſind, und die Grafen ſolche beftändig auf- Religion
i —* haben ; wie dieſelben ar — — und Fuͤrſten in dieſem bande, der in Aongo,
rdmiſchkatholiſchen Religion am meiſten ergeben zu ſeyn feheinen. Ihr Eiferift aber nicht ſo groß
geweſen, Daß fie nicht von Zeit zu Zeit ſollten die größte Verachtung gegen bie Mißionarien
bözeugt haben, und fie haben folchen öfters fehr hart begegnet, oder fie, vieleicht wegen ihres
Stolzes und der von ihnen angeftifteren Verwirrungen, geſtraft. Merolla giebt und
davon ein merfiwürdiges Benfpiel,
: Wir haben ſchon der Unternehmung der Portugiefen auf Sogno, iny16g0 Jahre, Der Graf
erwaͤhnt 2). Diefe That brachte ven Grafen dergeftalt auf, daß er befchloß , mit Ihnen, —
und mit den Capucinern, Die er als ihnen angehoͤrig betrachtete, nichts mehr zu thun zu 15 Sogne,
haben 6). Er ſchrieb alfo mit einigen flämifchen Kaufleuten, Die fegelfertig lagen, an des
Pabftes Nuntium in Flandern, ihn mit neuen Prieftern zu verforgen. - Der Bifchof fchickte
ihm auch zweene Srancifcaner, und einen Layenbruder, mit genauem Befehle, fich den Ca⸗
pucinern, als ihren Obern, zu unterwerfen, wenn ſich dergleichen im Sande befanden.
Diefe Mönche wurden mit Bezeugung aller möglichen Gewogenheit empfangen, und in das
Eapucinerklofter geführt, da der Graf num die Capueiner unter mancherley Borwande fort:
zufchicken fuchte, Weil er aber, tie der Verfaſſer meldet, Eein Verbrechen ihnen erweis—
lich machen Fonnte: ſo fiel er auf das graufamfte und ungerechtefte Berfabren, das fich er⸗
denfen läßt. Er befahl, fie felen aus feinen fanden, auf zwo Meilen weit, geſchleppt
werden ce). Dieſes ward bald, mit der größten Strenge, von feinen Beamten ins Werk
gerichtet. Sie riſſen fie mit ihren eigenen Stricken fort, daß fie die Öefichter auf dem Sande
Binfehleiften, und fholten fie, den ganzen Weg durch, aus. Alles dieß ertrugen fie mit
großer Gelaffenheit, litten aber dabey fo viel, Daß einer von ihnen nicht lange darauf ftarb,
und dev andere, Bruder Thomas ds Siſtola, ſchwerlich wieder geſund ward. '
Sie wurden auf den Gränzen von des Grafen Sande ‚ in einer Fleinen unberdohnten
Inſel des Fluſſes Zaire, gelaffen. Sie bemuͤhten ſich daſelbſt, zweene oder drey Tage,
ſich zu unterhalten, Thomas, der am wenigften befchädigt war, gieng auf die Jagd aus.
Endlich aber wurden fie unverhofft, durch einige heidnifche Fiſcher, befrehet, die fie nach der
Stadt Bombangoy d), im Konigreiche Angoy, führten. Sie mınden hier von einen
unglaubigen Schwarzen fehr Teutfelig unterhalten, Cr gab ihnen eine Ybendmahlzeit, und
wies ihnen ein Haus an, mit drey Weibsbildern zur Aufwartung wie die Landesgewohnheit iſt.
Weil ſich aber die Mönche unter diefen Seuten nicht für ficher hielten, fo ſchickten fie ihre Auf:
wärterinnen bald nach dem Abendeffen weg, und Themas nahm feinen lahmen Gefellen
auf den Rüden, und gieng mit felbigem aus dem Haufe. Er Eonnte aber nicht weit kom⸗
men, fo mußte er feine Saft, wegen Schwachheie, unter einen fehattigten Baum fegen,, und
Ne füchten mit anbrechendem Tage, aus Furcht entdeckt zu werden, in folchen hineinzufriechen,
de Wirth wunderte ſich den folgenden Morgen ſehr, dag er fie nicht fand, Weil er aber
wohl wußte, daß fie nicht weit feyn Fonnten, fo fuchte er fie auf,
23 Er
» zuhe Be anf der 701 Seite. : e) Sollte wohl Feine Urſache diefer Strenge
tugieſen zu diefen u der Graf, daß fie die Dot ſeyn vorhanden gervefen? Wide er ihnen *
muntert hatten, ten Unternehmung aufge: auferdem fo begegnet haben; Befonders, wenn die
* Rn warum hätten fie den Por- Mißionarien in folcher Hochachtung ſtehen, wie
gehen in ale ein anderer Moͤnchsorden, an⸗ der Verfaſſer vorgiebt?
d) Oder Bomangoy, die Hauptſtadt von Angoy.
4
| 62 Beſchreibung der Königreiche Loange, Kongo, Angola, Benguefa,
Religion“ Er fan endlich an den Ort, wo fie fic) befanden, ‚ohne fie gleichwohl entdeckt zu ha⸗
BERN, ben, und bildete fich deswegen ein , fie mären von einigen Geiftern weggeführt worden. In
pe Abe: ſolchen Gedanfen fagte er bey ſich felbft: Hat fie der Teufel weggefuͤhrt, fo hat er es
then. vermuchlich deswegen getban, daß fie mich für meine Güte nicht. haben beloh⸗
—— nen ſollen. Als die Mönche dieſes hörten, fo konnten jie ſich des Lachens nicht enthalten,
ſteckten die Köpfe aus dem Baume, und riefen aus: Wir find bier, Freund, zweifelt
an unſerer Dankbarkeit nicht; aber wir ſind nur ausgegangen, uns an den
Stralen der aufgehenden Sonne zu erquicken e). Der Alte freute ſich ungemein,
daß er ſie wiederfand, nahm ſie heraus, und ſchaffte ſie an den Hafen von Kapinda, zwo
Tagereiſen von Bombangoy.
Einer von ih⸗ Mittlerweile gieng einer von den dreyen Franciſcanern, die in Sogno geblieben wa⸗
nen ſtirbt. ren, nach Angola, und ein anderer, den das uͤbele Verfahren mit den Capucinern bekuͤm⸗
merte, [oder vielleicht ſchreckte), gab vor, er ſey aus chriftlicher Siebe verbunden, feine verjag—
ten Brüder aufzufuchen, Fam aber, als er von dem Grafen Erlaubniß erhalten hatte, wegzu—
gehen, nie wieder nach Sogno zurück, fondern begab fich nach Rapinda, und hielt für beſ
fer, mit dem Srater Thomas nad) Loanda zu fegeln. Der Sayenbruder erhielt:bald dar⸗
auf ebenfalls Erlaubniß, Die andern dreye aufzufüchen, und erfehien eben fo wenig wieder in
Sogno. Solchergeftalt verlohr das Klofter alfe feine Bewohner, bis auf einen Layen⸗
bruder, den der Graf einfperrte, Damit er ihm nicht eden fo einen Streich fpielen follte f).
— Es iſt kaum glaublich, was unſer Verfaſſer nachgehends bey dieſer Gelegenheit erzaͤh⸗
ei irn fet. Er fager, das Volk habe fich in großer Wut empört, daß man fie der iflen 2.
fest, bet g); und weil nichts Die Menge Hätte befänftigen Eönnen, fo. wären fie endlich fo weit
gegangen, daß fie fih des Grafen bemächtiger, und ihn gebunden auf ein Eyland in dene
Fluffe Zaire geſchickt; morauf fie ſich ein neues Oberhaupt erwaͤhlt hätten. Der abgeſetzte
Fuͤrſt, dem feine Einſchraͤnkung unertraͤglich war, pflog mit den benachbarten Völterfhaf:
ten unabläßig Unterhandlungen, um wieder zur Regierung zu fommen; und-als feine Une
terthanen diefes erfuhren, fo bemaͤchtigten fie fich feiner noch einmal, hingen ihm ein ſchwe⸗
res Gewicht um den Hals, und warfen ihn in der Wut in den Fluß Zaire mit folgenden
Worten: Ihr ließet bier die armen Capuciner ohne Schuld über dieſen Fluß ing
Elend jagen, und ihr, Barbar und Unmenfch, kommet eben deswegen hinein. Auf
folche Art endigte dieſer Verfolger armer unfchuldiger Leute fein Leben >).
NeneMifion Einige Zeit darauf gieng Bruder Joſeph Maria von Loanda nach Sogno, die
zu Sogno. Gemürher des Volks zu erforfihen. Bey feiner Ankunft am Borgebirge Padron, in der
Mündung des Fluſſes Zaire, ließ er fich bey dem Grafen melden. Sobald die Saure da:
von Nachricht erhielten, kamen fie haufenweiſe zufammen, ihn zu ſehen, meldeten ihm, wie
fie den Feind ver Capuciner erfäuft hätten, und kuͤnftig ihn bis auf ihren legten Ylursero-
pfen vertheidigen wollten. Diefes Verfprechen beftätigten fie nachmals durch einen Eid vor
dem Altare. Sie erfuchten Joſephen zu gleicher Zeit, er möchte unter ihnen bleiben ; die⸗
fer Mönd) aber wandte vor; feine Verordnung erftrecke fich nicht weiter, als eongrden
? und
e) Dan fieht, daß fich die Moͤnche nicht allemal EI Vermuthlich geſchah ſolches aus einer andern
ein Sewiffen machen zu lügen. Urjache, welehe die Mönche verfchtweigen. 3
) Merolla auf ver a u. f. S. 6 Wir wollen Hinzufegen: möchten doch alle
Verfols
— —— —— ——— ———— nn ———
— —— —
und den angränzenden Ländern. XII Buch VII Cap. 63
und die Kiechenfachen wegzufchaffen. Allein, durch ihr ungefhümes Anbalten und das Ver Keligion
langen des Grafen ſelbſt, ließ ev fich bereden, da zu bleiben. Er machte auch, dag Bruder Ir Kongo,
Thomas zurück kam; und von der Zeit an, faget der Berfaffer, hat unſer Drden ohne die
geringfte Beſchwerniß im Sande gelebr.
Diefe Grafſchaft ift groß und erfordert viele Miffionarien. Sonft befanden ſich etwan Daſige Prie⸗
fechfe daſelbſt; zulege aber find nicht mehr, als einer oder ziweene, da geweſen. Dev Ber- ſter und Kir⸗
faffer faget, fein Gehuͤlfe haͤtte fünfhundert Leute von allerley Art in einem Tage getauft, ai
und er wüßte, daß Mütter, mit ihren Kindern auf den Aermen, vier bis fünf Tagereifen ger
fommen wären, ſolche taufen zu Iaffen, oder auch felbft zu beichten,
Die neugepflanzte Religion, fo gut als möglich, zu erhalten, iſt die Einrichtung ger
macht worden, daß menigftens eine Kirche in jeder Stadt, oder an jedem Orte von einiger
Wichtigkeit, feyn follte, und zu des Verfaſſers Zeiten waren etwan achtzehn in Des Grafen
Laͤndern. Eine jede davon wird mit einem Menfchen verfehen, der in dem Capueinercon-
vente erzogen ift, und wöchentlich Dreymal den Leuten den Roſenkranz vorſagen, und jeden
Sonntag fie unterrichten muß. Alle Feſttage wird an ftatt der Meſſe nur die Sitaney ge«
füngen, und die Lehre der roͤmiſchkatholiſchen Kirche erklärt z wie auch den erften Sonntag
’
eines jeden Monats eine Proceßion des Nofenfranzes ift 2). RE
* aͤnde unter den Sogneſern verſchiedene Schulmeiſter, Unterricht
die Mer: ———— Sen He ihre Schüler u Eatechifmo volffommen mad): Pe
ten; er feget aber binzu, obgleich die meiften gemeiniglich ſich zur roͤmiſchkatholiſchen Re— Werke.
ligion auf geroiffe Urt befennten , ſo behielten doch noch viele ihre alte Abgetterey; und an—
deve, bie ſich Chriſten zu feyn rühmten, thäten nichts, das dem Ehriftenthume gemäß wäre,
als in Gegenwart der Weißen, und wo es zu ihrem Vortheile gereichte A).
jede Stadt und Provinz in Sogno hat, nach des Merolls Berichte, einen beſon⸗
dern Plag, mit einem Kreuze in der Mitten, wo diejenigen, die das Oſtergeboth nicht
beobachtet haben, oder ungebeichtet geftorben find, von ihnen felbft begraben werden, ohne
daß ſich die Miffionarien darein mengen. Diejenigen aber, Die alle Sacramente empfan-
gen, und bey der letzten Faften fich gehörig aufgeführt haben, befommen, ohne einige Un—
often, ein chriſtliches Begraͤbniß. Auch werden fie währender Kranfheit, und nachdem fie
gebeichtet haben, von ven Miffionarien, aus ehriftlicher Siebe, mir Erfrifchungen, als Tama-
tindenconfection und dergleichen, verfehen, bekommen auch berzffärfende Julepe und Küb-
lungen. Ueberdieß haben fie verſchiedene zu ihrer Kirche gehörige Sklaven, die in der
Wundarzeney- und Heilungskunft erfahren find, und das Volk bey vorfallenden Krankhei—
ten beforgen. Dieß gefchieht umfonft, Damit fie Feine Urfache haben, Hilfe bey den Zau-
berern zu ſuchen. Für die Armen, Alten, Baterlofen, Blinden, Lahmen und dergleichen , ift
ein Spital unweit dem Kloſter erbauet, welche Siebeswerke die neue Religion in diefen Ge:
genden nicht wenig befördern Z),
Werne M Öraf, der zu Merollas Zeiten regierte, war ein andächtiger Sohn der Kirche,
eſſe gehalten wurde, fo ließ er fich beym Sefen des Evangelii eine brennende Fackel
— bringen,
erfolger i
— —— fo endigen; aber es iſt noch 9) Merolla auf ber 623 Seite.
weſen ift, daß der Graf ein Verfolger ge Ggilby auf der 345 Seite.
& 7) Merolla auf der 675 uf. Seite.
+
64 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Religion: bringen, die er einem feiner Pagen zu haften gab, bis es verlefen war, und alsdann brachte
in Konge man ihm das Meßbuch zu Füffen, An Sefttagen ward er zweymal mit dem Rauchfaffe
beraͤuchert/ und gieng zu Ende der Meffe an den Altar, Eniend den Segen vom Priefter
zu empfangen, der ihm die Hand auflegte, und einige andächtige Seufzer wiederholte,
Unterdeffen da der Priefter „der das Amt gehalten hatte, weggieng, feine Kleider abzulegen,
begab fich der Graf in fein Bethſtuͤbchen, worauf er in die Sacriftey gieng, dem Miffte-
navius feine Ergebenheit zu bezeugen, der ihn höflich empfing, und bis an bie Kirchthuͤre
zurück begleitete m). Sobald er herauskam, fiel er wieder auf feine Knie, und das Volf,
das rund um ihn herumſtund, ſchlug ſich, nach Gewohnheit des Landes, zum Zeichen fei-
ner Treue‘, verſchiedenemale binter Die Ohren. - Er. gab ihnen darauf mit feinem Finger ein
Zeichen , daß er zufrieden-fey, und gieng toieder in feinen Pallaſt. Der Öeneralcapitän
und die Statthalter oder Manis haben, Streit zu vermeiden, jeder feinen angewieſenen
Dias in der Kirche; den Adelichen werden Teppiche, darauf zu Enien, perſtattet, aber feine
Kuͤſſen, und nur bloß die Gräfinn hat die Ehre, auf einem zu figen.,
Art, den de on 7 Die Art, den Glauben auszubreiten ift folgende. So bald ein Miffionär in. einer Stadt
miſcheu Slaur angekommen iſt, läßt der Mani oder Statthalter bey Abende, wenn alle Einwohner zu
Haufe find, folches ausrufen und melden, daß fie alle vor ihm, wegen ihrer geiftlichen An-
verurfachet einige Stoͤhrung, fo fuchen die Miffienarien, ihn noch das Jahr von feinem
Amte zu bringen. »),,. RER
Weil viele ihrer alten Gewohnheiten, vornehmlich welche die Heirathen und abergläu-
biſche Mittel betreffen, befonders von Weibern und dem: Pobel, auch unter den katholiſchen
Schwarzen beybehalten werden: fo haben die Miffionavien, die, wie es feheint, in Sogno
in. großem Anfehen ſtehen, verfcyiedene Verordnungen Deswegen ausgebracht. Die vor—
‚nehmften find; erſtlich alle Manis ‚oder Statthalter in den Provinzen und Städten, die -
nicht rechtmäßig verheirathet find, follen alſofort Ihrer Aemter entfege werden. Damit fie
deſto beffere Beobachtung diefes Befehls’ erhalten: fo zogen fie die vornehmſten Hofleufe auf
Ihre Seite, und beredeten folche, ihre Weiber zu heirathen, ohne ſolche zuvor geprüft zu.
haben, Zweytens follen alle ſchwangere Weiber ftatt der Zauberer Anhängfel, Reliquien
. Kragen, und alle Muͤtter follen die Schnuren, mit denen fie ihre Kinder binden, aus Palm⸗
blättern machen, die am Palmfonntage geweiht find, auch fie noch über dieß mit den Ne-
fiquien verwahren, welche die Miffionarien bey der Taufe gebraucht haben. Alle Eltern
follen zu geroiffen Zeiten ihre Rinder Gott in der Kirche vor einem Bilde des Heilandes
* darfiellen, und alle Mütter, die ihre Exftgebohrnen in die Kirche bringen, die Ceremonie,
die das Eingehen in den beiligen Ort beißt, verrichten, und wenn folhe Frank find,
ein Öelübde thun. Die Eltern follen ihren Kindern die Beobachtung einer gewiſſen befon-
dern Andacht auflegen, z. E. den Roſenkranz, oder die Krone, zu Ehren der heiligen Yung-
frau, den Tag fo und ſovielmal zu bethen, Sonnabends zu falten, Mittwochs fein Fleiſch
zu effen, und folche chriftliche Gebräuche mehr 0), Alle diejenigen, die ſtehlen, oder auf an-
dere Art im Felde Schaden thun würden, fellten gegeißelt werden, und ſtatt der zauberi-
ſchen Befchügung ihres Korns, follten fie folches zu beſchirmen, und ihr Feld fruchtbar zu
- machen, geweihte Palmäfte gebrauchen, und bie und da ein Kreuz fegen pP)
m) Merolla auf der 632 Seite. ») Ebenderſelbe auf der 630 Seite,
gelegenheiten, erfcheinen follen. Fuͤhret ſich der Mani felbft hiebey nachläßig auf, oder:
%
und den angränzenden Ländern. XII Buch VII Cap. 65
Im Königreiche Loango pflanzte ein Capueiner Bernardino Ungaro die roͤmiſchkatho⸗ Religion
liſche Religion zuerſt im Jahre 1663. Dieſer Mönch war verſchiedene Länder durchreiſt und kam in Kongo
zu Sogno im Kloſter, mit einem portugieſiſchen Neifenden zu ſprechen, der ihn bey feiner An⸗ Miffion zu
wefenheit dem Könige zu Loango anpries. Seine Majeſtaͤt ſendeten darauf zweene ihrer juͤngern Loango au⸗
Söhne nach Sogng, von ihm dafelbft im roͤmiſchkatholiſchen Glauben unterrichtet zu werden, gefangen,
Bey derfelben Rückkehr entſtund beym Könige ein Verlangen, den Ungaro nahe umfih
zu haben, und er fehrieb Deswegen an den Statthalter von Angola, der ihm bey dem Su-
perior Erlaubniß auswirkte, nach Loango zu gehen. Dafelbft unterrichtete er den König
und die Königinn eine Zeitlang, taufte fie darauf und verheirathete fie nach Kirchengebrauche,
dieſem taufte er des Königs älteften Sohn, und nach und nach den ganzen Hof,
von mehr als dreyhundert Perfonen; kurz, in einem Jahre, da er ſich bier aufbielt, taufte
er gegen zwölf tauſend Perfonen. . ,
Endlich ward er gefährlich krank, und fehiekte nach dem vorerwaͤhnten Leonard: die aber ins
er ſtarb aber eben ven Morgen, da diefer anlangte. Um die Miffion im Schwange zu erhaf- —— ge⸗
ten, ſchickte der König den Leonard zum Superior, ihm einen andern Miffionär zu fehle F 1:
den. Ehe dieß aber geſchah, empörte fich ein Verwandter von ihm, und beraubte, mit Hülfe
einiger abgefallenen Katholifen, ven König des Lebens. Dieſer unrechrmäßige Defiger
des Throns ftarb bald darauf plöglichz und fein Nachfolger fuchte, durch Hülfe eines Ca ,
puciners, dasjenige fortzufegen, was Bruder Ungaro angefangen haste, m Aber aus Man:
gel mehrerer Mifjionavien, bleibt dieſes Königreich noch meiſt wie zuvor in feiner alten Abs
goͤtterey ſtecken. Zu Merollas Zeiten that man verſchiedene Verſuche, die Religion wieder
in Aufnehmen zu bringen. Indeß bildete er ſich ein, es ſey damals mehr Hoffnung dazu vor⸗
weil der Koͤnig den Ketzern [den Englaͤndern
handen geweſen, als zu einiger andern Zeit,
und Hollandern namlich ] verbothen Hätte, in feinen Landern zu handeln. Sie hatten aber
feinen Unterthanen Feuergewehr verkaufe,
n dem Königreiche von Angoy ift dem Verfaſſer Fein chriſtlicher Regente bekannt. Miſſion von
Das Sand iſt, wie er ſaget, allezeit von einer: Art Seute bewohnt worden, die dem Wahrfagen Augoy.
und Zaubern ungemein find ergeben, und zugleich der Leuͤte von Sogno und Rakongo
abgefagte Feinde geivefen. Ehe er diefe Laͤnder verließ, meldeten ihm die Miffionarien von
Sogno, der Graf Härte den König von Angoy befiege, und alle fein Gefhüs, Gewehr
und feinen Vorrath weggenommen; dabey auch ein Gelübde gethan, daß niemand ein Amt
obereine Ehrenftelle im Königreiche befigen follee, wenn er nicht roͤmiſchkatholiſch wäre, Unfer
Capuciner glaube, die vornehmſte Urfache ‚ warum der König von Kakongo des Gra- 2%
fen Freundfchafe geſucht babe, fey gewefen, das Volk von Angoy unterm Fuße zu behal⸗
ten, wozu ihm der Graf allemal behuͤlflich ſeyn Eonnte g).) *
u, Ale Miſſionarien klagen fee über das Elend ‚das fie hier ausftehen, und dem Sefer Was die Miß
Werden hin und wieder in vorigen Reiſen Benfpiele davon vorkommen, Niemand aber be; Monarien
Khnert Ni) bierüber mehr, als Merolla. Die Miffionavien, fager er, müffen bier ungemein ausſtehen.
fie * Reden: fie haben lange Reifen zu thun, oft fehler es ihnen an Nothivendigfeiten;
päer un outtch fehe abwechſelnde Landſtriche, in erfticfender Hitze, Die befonders für Euro-
ktraͤglich iſt, dabey ſie in ihren wollenen Kleidern faſt zerſchmelzen; oft muͤſſen ſie
o) Die Schwatzuaeee uͤber
brauche zen hatten eben dergleichen Ge— pP) Merolla auf der 627 Seite,
) g) Ebenderfelbe auf der 651 u. f. Seite,
Altzem Beier, V Zap, 3
—
Religion
in Kongo⸗
66 Beſchreibung der Königreiche Loango, Konge, Angola, Benguela,
über Felfen und ſchreckliche Höhen veifen , oft auf bloßer Erde fehlafen; fie werden von Zau⸗
bevern und andern folchen Böfewichtern verfolget, oft auch von fehlimmen Chriften, und
endlich müffen fie ungemein viel Blut weglaffen, ihre Geſundheit zu erhalten, und. viele
andere Befchwerlichfeiten mehr ausftehen r).
Ueber die Berfolgungen, die fie von den Zauberern [mie fie folche nennen ] und an-
dern Einwohnern des Landes ausftehen, hat man fich wohl nicht zu verwundern, da fie
felbft felche Leute aufs eifrigfte verfolgen. Sie ziehen ſich auch oft der Schwarzen Rache,
durch ihren ungeitigen Eifer, oder vielmehr durch ihren Stolz zu, davon man verfchiedene
Exempel, befonders in Merollas Reiſe, gefehen hat. Haben je welche wegen einer kuͤh⸗
Kühne Uns
ternehmung
zweener
Moͤnche,
nen Unternehmung, die noch zu entſchuldigen war, gelitten, ſo ſind es zweene Miſſionarien
Koͤnigreiche Ouwerri oder Auwerri 2), deren Begebenheit der Verfaſſer folgender
eſtalt erzaͤhlet.
In —— Lande wird jaͤhrlich ein Opfer verrichtet, welches, wie ſie ſich einbilden,
ihren Vorfahren zu gute fommt. Bor Zeiten beftund dieſes Opfer in mehr als dreyhun⸗
dert Menfchen; bamals aber follten nur fünfe fterben, jedoch lauter Vornehme. Bruder
Stanz da Romano, Superior in diefem Sande, und Bruder Philipp da Figuar,
waren gefonnen, diefes verfluchte Feſt zu ftöhren, und ein Neger, ihr Freund, führte fie
bis in die dritte Umzäunung. Sie fahen bier eine große Menge nach verſchiedenen muſi⸗
kaliſchen Inſtrumenten tanzen und fingen, und verkrochen ſich, um deſto beſſer zu bemerken,
was vorgienge, in einen verborgenen Ort, welches gleich da war, wo fie die Meſſer zu ih—
rem Morde aufbehielten. Sie wurden da bald durch diefe Unmenſchen entdeckt, welche mit
die ſcharf be⸗
ſtraft wird.
großem Zorne auf ſie zu kamen, und die Moͤnche wegtrieben. Franz aber drang ſich
ohne Entſetzen durch den dickſten Haufen der Negern, und ſchalt ihren König wegen einer
fo unerhörten Graufamteit. _ Einige Hofleute machten fich fo gleich über ihn, ſchlugen ihn
erbärmlich, und viffen ihn fo gleich aus dem Haufen, worauf fie ſich wieder. zufammen-
ſchloſſen, und ige unmenfchliches Opfer vollendeten.
Darauf meldeten fie den Mifftonarien, der Wille ihres Königes wäre, fie ſollten fich
hinfuͤhro aus dem Königreich entfernen. Als ſolchem Gebothe fein Gehorſam gefeifter wurde,
machten fih die Schwarzen über-fie her, und wollten fie umbringen. Zweene Hofleute aber
verhinderten fie Daran, mit Bermelden, der, König wollte die Mifftonarien vor fich gebracht
haben, Sie kamen alfo in den Pallaſt, erhielten aber feine andere Audienz, als eine Men-
ge Streihe und Beſchimpfungen, worauf ihnen mit den verächtlichften Redensarten ange-
fündigt wurde, das Sand zu räumen. Gleichwohl fehleppten die Negern fie in ein grau-
fames Gefängniß, wo fie drey Monate, unter eben dergleichen Züchtigung,, blieben. End-
fich wurden fie den Hollaͤndern als Sklaven verfauft, die fich ihrer erbarmten, und fie im
Prinzeneplande ausfegten. Bon hieraus meldeten fie der Gefellfehaft zu Fortpflan⸗
zung des Blaubens, wie es ihnen ergangen wäre. Die Antwort war: Die Kirche hätte
ſchon Märtyrer genug, und es wären nur ſie beyde als Miffionarien in diefen Gegenden;
fie follten fich alfo nicht mehr in folche Gefahr begeben, fondern fich gegen die Neubekehrten
behutfam aufführen 7).
Wie die Mis⸗. Soviel aber die Miſſionarien von den Schwarzen ausſtehen, fo guͤtig bezeugen fich ge:
fionarien un:
terſtuͤtzt wer⸗
ven.
gentheits die Portugiefen von Loanda gegen fie. Ohne daß fie einen Ranzen mit fich
herum
r) Merolla aufder sgı Seite. s) Iſt im IV Bande auf der 479 Seite beſchrie⸗
ben worden,
— — — nn
—
a —— — —
und den angränzenden Laͤndern. XII Buch VIT Cap. 67
herum tragen dürfen zZ), welches hier nicht gewöhnlich iſt, werden fie mit Lebensmitteln Religion
dergeſtalt verſorgt Daß wer Liebeswerke gegen fie ausüben will, ſolches bey Zeisen thun I Rongo
muß, oder es Wieder zurück befümmt, - Diefe guten Leute erhalten, wie es feheine, nicht
nur das Capucinerflofter in ihrer Stade, fondern auch verfihiedene Miſſionen in verfchie:
denen Koͤnigreichen, die fonft niche würden beftehen Eönnen,
Werolla laßt an ſich nichts ermangeln, die italieniſchen Capuciner, auf Unkoſten
der Miſſionarien aus andern Orden und Landern zu erheben. Er meldet uns, Joh. de
Splva, Statthalter von Loanda habe bey feinem daſigen Aufenthalte, eine fo vollkom⸗
mene Gewogenheit gegen fie bezeugt, daß er fie aller ihrer Bitten gewährt habe. Als Don
Johann einft einem Priefter , von feiner eigenen Nation, eine Bitte abgefchlagen habe, ſey
diefer in die Worte ausgebrochen : Ihr exzeiger den Eapucinern ‚ die doch fremde
find, alle Bewogenbeie, fo bald ihr ihre Bittfehreiben gelefen habet, und uns,
euren Landesleuten, ſchlaget ihr alles ab, was wir bitten. Splva antwortete hier-
auf: ch öffne und leſe der Capuciner Bitefehreiben nicht einmal, weil ich
weis, daß fie mich um nichts erfischen, als was ich ihnen zugeftehen Eann, und
was fie mich um Anderer Lente Willen bitten, muß, wie ich weis, bloß auschrift-
licher Liebe, und obne Hoffnung einer Vergeltung, gefcheben, .
Die römifchFatholifchen Priefter vermabnen die Layen ‚ ber Geiftlichen Fehler zu ver- Schlimmes
bergen; die Geiftlichen von verfhledenen Orden aber decken einer bes andern Heucheley und Beyſpiel.
Betrug fehr gern auf. Doch entſchuldiget der Berfaffer die Mitglieder feines Ordens nicht
völlig; denn er meldet uns, eine Miffion in’ diefen Gegenden fey einige Jahre vor feiner
Ankunft, durch die Schuld des Obern, der Fein gutes Erempel gegeben hatte, fruchtlos ab⸗
gelaufen; daher nur febr wenige yon den Schwarzen befehrt wurden, und die Bekehrten
auch auf das, was man fie lehrte, fehr wenig aufmerffam waren, unter dem Dorwande,
wenn das Geſetz Gottes yon den Weißen fo ſchlecht beobachtet würde, fo koͤnnte man von
ihnen nicht fordern, daß fie es beſſer in Acht nehmen ſolltenud.
Die beyden letzten Mönche, die ſich damals dafelbft befunden haben, find, wie er
mieldet, als Märtyrer ihrer Gelindigfeit geftorben; denn da fie einen geroiffen großen Mann,
wegen feines ärgerlichen Lebens, erinnerten und vermahnten, an ſtatt ihn zu ſtrafen und zu
züchtigen, ftarben fie innerhalb acht Tagen an beygebrachtem Gifte x). Vielleicht wären fie
aber noch eher aus der Welt gefickt worden, wenn fie fich ſtrenger aufgeführt hätten.
Wir wollen dieſe Nachricht von der Miffion zu Kongo mit einer ſeltſamen Gefchichte Seltſame
beſchließen, die Merolla von einem Barfuͤßermoͤnche, Franz Lycodia, erzähle, Es Gecſchichte.
Olften zweene gehenkt werden und Franz gieng, aus lauter Menſchenliebe, wie der Ver—
Aller meldet, zum Statthalter, mit der Erflärung, an des einen Stelle den Tod zu erfra-
— wenn ſolchem das Leben geſchenkt würde. Der Statthalter antwortete: wenn er fein
— alten wollte, ſo ſollte einer von den beyden ſogleich freygelaſſen werden, und dem
Pie. Er das wiederfahren, wenn er jemanden finden fönnte, dev eben fo an deflen Stelle
ber fo Pe ‚ Obwohl beyde große Verbrecher waren. Cs fand ſich aber niemand mebr,
den Strict as) geweſen wäre. Als fie an den Hinrichtungsplatz Famen, ließ der Statthalter
von Franzens Halſe abnehmen, der von keiner ihm beſtimmten Verzeihung etwas
‘2 mußte,
) Merolla am op
— EN angef, Orte a. d. 676 S u) Merolla auf der 670 Seite.
W ⸗ 7 [1
ss) Die Die Dettelonten in Europa pflegen. x) Ebenderfelbe auf der 606 Seite,
en) zu ı AN Te nd 2. a a A en an
68 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
wußte ). Und wenn fein Gefaͤhrte, Leonard de Nardo, eben dergleichen haͤtte thun
wollen , fo wären beyde Verbrecher davon gefommen 2): fo aber ward einer gehangen.
Diefer Bruder Lycodia, der kurz vor Merollas Ankunft zu Loanda ſtarb, war
fehr eifrig in Erziehung der Kinder; denn er hatte einen großen Haufen weiße Knaben zu- _
fammen gebracht, Die er wie Capuciner Fleidete, und was er fie den Tag über gelehrt Hatte,
bey Nacht wiederholen und berfingen ließ. Der Verfaſſer fand ihrer fechzig ander Zahl zz),
* * ** * 3 RR REF FR HF RT ER FH FE FT RR KK NE RR S
Das VII Eapitel,
si Naturgeſchichte von Kongo, Angola und Benguela,
von Kongo. R
—— Der 1 Abſchnitt.
£uft, Foſſilien, Wurzeln und Feldfruͤchte. |
1. Witterung, Jahreszeiten, Bergwerke und Steinbrüche.
Die Luft iſt gemäßige. Jahteszeiten. Wetter. berbergwerke. Steinbrüche von Jafpis, Mars
Ordentliche Winde. _ Gold: Kupfer und Si mor und Hygcinth.
Die Luft ift $ ie &uft von Kongo, ift nach des Lopez Berichte gemäßigeer, als man glauben ſollte;
gemaͤßigt. und der Winter ſo wie der Herbſt zu Rom. Daher haben ſie nie Urſache, mehr Klei⸗
der anzulegen, oder ans Feuer zu gehen; auch iſt es auf den Gebirgen nicht kaͤlter,
als in der Ebene. Insgemein ift der Winter Heißer, als der Sommer, wegen der beftän-
digen Regen, und befonders zwo Stunden vor und nach Mittage, da es kaum aus zu⸗
ſtehen iſt. —
Tage und Naͤchte ſind bey ihnen kaum eine Viertheilſtunde lang, durchs ganze
Jahr, unterſchieden.
Jahrs eiten. Der Winter fängt in dieſem Lande im März an, wenn die Sonne in die nordlichen Zeichen
tritt, und der Sommer im September, wenn fie in die füdlichen koͤmmt. Es regnet nie im
Sommer,aber ihre fünf Wintermonate, April, May, Sunius, Julius und Auguft, faft beftän-
dig, und fie haben während derfelben, wenig heitere Tage, Es ift erftaunlich zu fehen,
mit was für Gewalt der Regen herabſchießt, und wie groß die Tropfen find. Wenn der
Erdboden völlig durchnaͤßt ift, fo ſchwellen die Flüffe erftaunfich, und uͤberſchwemmen das
anliegende Sand. Der erfteRegen fängt manchmal am funfzehnten Tage, und manchmal fpa-
ter an. Daher komme das neue Wafler des Nils, das von den Einwohnern Aegyptens
fo verlange wird, manchmal eher, manchmal fpäter.
Witterung. Die Winde wehen im Winter durch dieſe ganze Sandfhaft, von Norden nach Welten,
und von Norden nach Nordoften. Die Portugiefen beißen fie allgemeine Winde, und
es ſind Coaͤſars Etchiae,, die in Stalien im Sommer wehen. Gie treiben die Wolken mit
5 großer
H Wenn man ihn gehenkt hätte; waͤre er nicht deln ſcheint, fo faget er doch micht, daß er ſelbſt in fol-
ein Selbſtmoͤrder geweſen? chen Umftänden hätte dergleichen thun wollen,
2) Ungeachtet der Verfaſſer den Nardo zu ta⸗ 2) Merolla anf der 670 u. f. ©.
be
und den angränzenden Ländern. XII Buch VII Cap. 69
großer Gewalt, gegen die hohen Berge, woſelbſt fie fich verfammeln, und von der Zufam- RNatur⸗
menpreffung in Waffer verdicken. Wenn es alfo regnen will: fo fiebt es aus, als ob die gefchichte
Wolken auf den Gipfeln der hoͤchſten Berge ſtunden, und daher rühret das Wachsthum des —
Nils, ‚ver Sanaga, und anderer Fluͤße, die ſich in die oͤſtlichen und weſtlichen Seen ergießen.
In ihrem Sommer, zu welcher Zeit in Italien Winter iſt, wehen die Winde von Ordentliche
Suͤden nach Südoften; und fo wie fieden füblichen Himmel aufheitern, fo treiben fie den Re- Winde,
gen nach) ders nordlichen Gegenden, Diefe Winde fühlen die Luft ungemein; font würde
Die Hise in Rongo und den benachbarten Gegenden nicht auszuftehen feyn, da fie au) die
Nacht hindurch doppelte Bedeckungen zu Abhaltung der Hige über ſich hängen muͤſſen.
Es iſt auch merfwürdig, daß in Diefen Gegenden fein Schnee fällt, auch auf den
Gipfeln der Berge Feiner gefeben wird, ausgenommen gegen das Vorgebirge der guten
Hoffnung, und andere Berge zu, welche Die Portugiefen aus dieſer Urfache Sierra Ne⸗
vada, das ift, Die Schneegebirge, nennen. Diefer Mangel an Schnee aber ift Eein
Vortheil. Schnee und Eis würden zu Abkuͤhlung des Getränfes in Kongo höher, als
Gold gefihäßt werden 2). :
Es giebt in Kongo Bergwerke von verfchledenen Metallen, auch von Golbe und ng
Silber. Dapper gefteht, daß von einigen Goldbergwerfe um St. Salvador angege- Wwerte
ben würden: er erklaͤret aber folches Borgeben für ungegründer; denn Die Portugieſen, ſaget
er, die fo lange im Sande gewefen, und nad) diefem Metalle fo begierig find, würden fie
nicht unentdeckt gelaffen haben 2)... Allein Carli meldet, es befänden ſich Goldbergwerke,
univeit eines Eifenbergwerfes €), in der Provinz; Bamba, in denen aber die Einwohner .
gegenwärtig nicht arbeiteten, aus Furcht, Die Portugiefen möchten fie deswegen befriegen d)«
Eben diefen Grund giebt Lopez an, warum die Könige nie hierinnen Entdeckungen von
Fremden wollen machen laſſen. Eden derſelbe berichtet, Angola fey fehr reich an Berg-
werfen von Silber, und dem vortrefflichften Kupfer, und bringe mehr Arten Metall her-
vor, als einiges anderes Sand in der Welt e).
Dem fey wie ihm wolle, fo haben fie Kupferbergwerke in verfchiedenen Theilen von Kupfer und
Kongo, befonders in Pemba, uͤnweit derfelben Stadt, deren Metall fo gelb ausſieht, Silber,
daß es auch Berftändige für Gold angefehen haben. Eben dergleichen Bergwerke findet man
auch in Sogno, die noch beffer Kupfer geben, als die zu Pembs, und Daraus werden ing:
gemein in Loanda die purpurfarbenen Armbaͤnder gemacht, welche die Portugiefen nach
Kalabar, Rio del Rey und andern Plägen führen. Linfchoten meldet, Bamba habe
Silber und andere Metalle, und Sunda auf der Dftfeite Kıyftall und Eiſen. Das letz⸗
— am hoͤchſten geſchaͤtzt, weil ſie Meſſer, Schwerdter und andere Waffen daraus
Machen f). s
Die Berge von Kongo enthalten an manchen Orten Steinbrüche von verfchiedenen Steinbrüche.
Arten der trefflichften Steine, aus welchen ganze Säulen, Eapitäle, Poftementer und der-
Kir et, von einer folchen Größe ausgegraben würden, daß, wie man porgiebt, eine ganze
Dra FE einem Stüce zu hauen ware. Es ift eben die Art von Steine, wie zu dem
*gel, der vor Porta del Popolo zu Nom aufgerichtet ift,
33
* Es
a) Pigafetta auf de is Seife auf der 372 Sei
' r ar und folg Seite, d) Carlis Keife auf der 372 Seite.
= in - der 533 Seite, OR 0) pigafetta am oben angef Orte a d. 55 ©,
€ u, ' F) Gsilby am oben angeführten Orte.
it 5 . ST Dr Ei u. —— — — he
— —— — —— F a — N 7 — — A — Er
x.
| 70 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Natur⸗ Es giebt da ganze Berge voll Porphyr, Jaſpis, und Marmor von verſchiedenen Far
geſchichte ben, den fie in Rom numibifchen, africanifchen und äthiopifchen Marmor nennen, Men
on og, kann in bes Pabfts Gregorius Kapelle einige Säulen davon ſehen.
Jaſpis. Es giebt gleichfalls einen Stein mit eingeſprengeten Koͤrnern oder Streifen, deren
Hyaeinth. einige fehöne Hyacinthen enthalten. Denn die Streifen, die wie Adern durch den Stein
durchgehen, koͤnnen, wie Granatkoͤrner, herausgenommen werden, und zerfallen in Koͤrn⸗
chen und Stüdchen vollfommener Hyacinthen. Man kann aus der ganzen Maffe fehöne
Säulen machen, und fie ift fehr glänzend.
Es giebt mehr Arten feltener Steine, bie wie Kupfer und andere Metalle ausfehen.
Sie find ſehr fhön, und nehmen eine gute Politur an. Man kann fie zu Bildern und
anderer Bildhauerarbeit brauchen g).
2. Ihr Ackerbau; ihre Feldfruͤchte und Wurzeln.
Ihre Erndten. Feldbau. Boden und Fruchtbar-⸗ Maniokwurzel. Wie ſolche zu Mehle gerieben
keit. Feldfrucht Luko. Weißer Hirſen. Vers wird. Wurzeln. Pflanzen. Ananas. Bas
fehiedene Arten Huͤlſenfruͤchte. Mandioka, oder nanas. Melonen.
| . SEm Königreiche Kongo find jedes Jahr zwo Erndten. Sie fangen im Yenner an, zu
Send: hi . x Ä /
tue 9 fäen, und erndten im April ein. Darauf folget ihr Winter, der aber einem ——
Fruͤhlinge oder Herbſte aͤhnlich iſt. Im Herbſtmonate faͤngt die Hitze wieder an, da ſie das
weytemal fäen, und im Chriſtmonate erndten =). Merolla meldet, in Sogno ſaͤeten fie
— im März, und koͤnnten, wenn fie guͤnſtigen Regen hätten, im Brachmonate erndten.
Feldbau. Ebenderſelbe bemerket ‚ fie brauchten weder Pflug noch Spaden. Sobald die Wot-
fen die geringfte Näffe liefern, machen die Weiber die Zubereitungen zum Regen; fie ſam⸗
meln nämlich die verdorrten Kräuter und Wurzeln in Haufen, und zünden fie auf dem
Sande an. Nachdem der erfte Guß gefallen iſt, wenden fie Bas Feid mic einer leichten Ha-
de um, die fie Lezegu d) nennen. Sie ift an einem Griffe etwan zwo Spannen lang
befeftigt. Damit hauen fie mit der einen Hand die Erde auf, und ffreiien mic der andern
den Samen aus, den fie in einem Sacke an der Seite haben, Ben diefer Befchäfftigung
muͤſſen fie auch ihre Kinder auf dem Rücken ganz eingewickelt tragen, damit folche nicht von der
‚ großen Menge Ungeziefers, das ben diefer Gelegenheit aus der Erde koͤmmt, beſchaͤdigt oder
gar verzehrt werden, Auch wenn fie fonft eine Saft tragen, haben fie alfezeit ihre Rinder
in einer Art Hangematten, die ihnen um die Schultern hänge, daß die Füße des Kindes
um der Mutter Unterleib herum zu liegen fommen ce); x
Boden und Die Erde iftfruchtbar, und fo ſchwarz, als das Volk, - Wenn die Erndte zu Bam⸗
Fruchtbar⸗ ba vorüber ft: fo ſchaffen die Weiber alle waͤlſche Bohnen in einen Haufen zufammen, den
keit, indianifchen Weizen in einen andern, und fo ferner. Darauf wird dem Makolonte ſo vie
gegeben, als zu feinem Unterhafte zureicht, und das übrige unter die Familien, nach Anzahl
der Leute, Die fich in jeder befinden, gerheilt, In diefen Gegenden ift das Feld allezeit
gruͤn; "und wenn der Boden 109 verbrannt wird, fo mächft alfobald Gras wieder 4), Das
" Herzog:
2) Pigaferta auf der 116 Seite, d) Carli auf der 570 und 572 Seite.
a) Earli auf der 568 Seite. e) Osilby auf der 529 Seite,
5) Der Elzegu. In der Grundfhrift Ssegn, — 5) Dapper füget, wie Rocken, aber Kleiner,
€) Merolla auf der 633 Seite:
und den angraͤnzenden Laͤndern. XII Buch VI Cap. 71
Herzogthum Batta und die andern, rings um daſſelbe liegenden Laͤnder, hat fetten und Natur⸗
fruchtbaren Geund, der alle Arten von Lebensmitteln trägt. Die Gegend von Pemba, ——
befonders um St. Salvador herum, iſt wegen der friſchen und heitern Luft, voll ſchoͤner ——
Weiden und Bäume e),
Es giebt hier eine Art Korn, die bey ven Einwohnern Luko heißt. Sie iſt dem Feldfrucht
Senffaamen fehr ähnlich f), aber etwas größer. Sie wird mit einer Handmühle Elein Lufo.
gemacht, und giebt ein fehr weißes Mehl, aus welchem feines wohlgeſchmacktes Brodt wird,
das vollfommen fo gut ift, als das aus Weizen. Dieſes Korn ift nur unlängft von der Ge⸗
gend am Nile hergefommen, die ohnweit feines Falls in dem zweyten Gee liegt, und jetzo
iſt es durch ganz Kongo in großer Menge vorhanden.
Es giebt auch eine weiße Art Hirſe, Massa, oder Rorn von Kongo genannt, auch Weißer
Mazʒʒa Manputo oder porrugiefifch Rorn. Auch haben fie Maiz g), aber fie geben Hirſe.
folches den Schweinen. Auch den Reiß ſchaͤtzen fie nicht bach >); ja es iſt defien eine fülche
Menge vorhanden, daß er faft gar feinen. Werth. hat 7),
Nach des Merolla Berichte haben fie mancherley,den Europäern meift unbekannte Hülfen- Huͤlſenfruͤch⸗
fruͤchte, außer dem indianifchen Weizen und einer Art großer Bohnen, Nkaſhe genannt A). te.
Dapper nennt fie Enkoſſa, und meldet, fie wären Kaftanienfarben, eine näbrende und Nkaſhe.
wohlgeſchmackte Speife; aber zuviel von ihnen zu eſſen, verurſachte Bauchweh 7).
Die Ouvanda, eine Art von Seldfrucht, die dem Neiße nicht unaͤhnlich iſt, waͤchſt Ouvanda.
auf einem Strauche, und haͤlt ſich wenigſtens zwey bis drey Jahre; fie pflanzet ſich aller
ſechs Monate in Menge fort.
Die Frucht Nkanza iſt aus Braſilien, und ungemein weiß. Sie iſt den indiani- Nkanjza.
ſchen Bohnen ſehr aͤhnlich, daher die Portugieſen ihr den Namen: braſilianiſche Boh⸗
nen, gegeben haben. alas
Eine andere Art von Hüffenfrüchten Kangula, wird von den Schwarzen fehr hoch, Kangula.
von den Europäern aber wenig gefchägt. —
Maſſamamballa ſchießt in Stengeln, von der Höhe des italiaͤniſchen Weizens auf, Maſſamam⸗
und gleicht ihm an Aehren und weißer Farbe, Es giebt eine weiße Bluhme, und ſchadet balla.
‚ einem Magen meniger, als dem andern.
Der Saame des Krautes Maffengo gleicht unferm Hanffamen fehr m). _ ats Maſſango.
tel befchreibt es als eine Art Korn in Loango.
Die Pflanze Afely wächft fo hoch, als eine Hellebarde, und ihre Aehren gleichen un- Afely,
ſerm Hirfe. Denenjenigen, die nicht davon zu effen gewohnt find, verurſachet es Schnei-
den im Seibe, oder die Eolik. en
- Das Eluvo läßt ſich viele Jahre aufbehalten. Es hat eine dreyeckichte Aehre und Eluvo.
den wie Hirfe, das roth und gefund iſt. i
Unter vielen andern Arten Hülfenfeüchten, die fie hoch fchägen , find auch die Mans Mandois,
doi 4 99
Seh Diefelben wachfen drey oder vier zufammen, wie Wicken, aber unter der Erde.
ind von der Dicke ordentlicher Oliven. Man zieht eine Milch aus ihnen, wie aus den
3 Mandeln,
| e
fa dem ———— ber Mampunni oder Maiz k) Merolla auf der 633 Seite. 7
b) Pigafetta up arien ſehr ähnlich. N) Ogilby auf.der 556 Seite.
) Ogilby auf — nouf.®. m) Siehe IV Band a. d. 663 ©.
329 Seite,
72 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Natur⸗ Mandeln, und der Verfaſſer glaubet, fie haben davon ihren Namen befonnmen. Eine andere
geſchichte Art von Früchten, Die unter der Erde wachfen, find die Inkumbe, die einer Muffetenku-
von Bongo. gel gleich, fehr gefund und wohl vom Geſchmacke find. "Werollg und andere haben unter
Sufumbos, Diefen oft Muffatennüffe gefunden, die vielleicht von den Bäumen gefallen find; der Ge—
Muftaten: brauch davon ift den Einwohnern noch unbekannt, Es giebt einige wilde, die man New⸗
nuͤſſe. banzampuni heißt ),
Mandioka, In Angola machet man, nach Dappers Berichte, Brodt aus der Wurzel Man⸗
oder Maniok dioka, wie fie die Einwohner nennen, Sie wird zu Mehle gemacht, und iſt häufig in der
wurzel, Gegend um Loanda, wo der Boden fruchtbar iſt, und viel davon hervorbringt.
Diefe Pflanze iſt von verfchtedenen Arten, die in der Ferne alle einander gleich fehen,
aber an Wurzeln, Farbe und Eigenfchaften unterfchieden find. Die Blätter find dem
Eichenlaube ähnlich, dunkelgrün, mit vielen Adern und Tüpfelhen. Der Stamm
ſchießt gerade zehn oder zwölf Fuß in die Höhe, und breitet fich in viele Aefte aus, Das
Holz aber ift ſchwach, mie eine Weide; die Blüchen find Elein, und der Saame, wie von
ber Palma Chrifti, aber von feinem Werthe. ö
Nachdem die Erde zubereitet iſt, wozu erfordert wird, dag man fie wohl durcharbel-
tet, Elein zerfchläge und in Haufen zufammenführet: fo fchneiden fie Neftchen, etwan einen
Fuß lang und einen Zoll dicke, ab, die fie gegen einander geneigt zweene oder drey in jeden
Haufen ſetzen, daß bie Enden vier oder fünf Zoll über die Erde herausragen. Diefe fehle:
gen fogleich Wurzel, und fihießen in neun, zehn oder zwölf Monaten zu der Höhe von zwoͤlf
. Buß auf, befonmen viele Aeſte, und werden fo ftarf, als das dicke Bein eins Mannes,
Damit die Wurzel groß werde, fo muß man den Grund zwey⸗ bis dreymal durchaus gäten,
reinigen, und vein behalten. Wenn die Pflanze vollkommen reif ift, fo hauen fie den Stam
hart an der Erde ab, der zu nichts, als zu Feuerholze tauget. Die Eleinen Aeſtchen richten
fie zu, folche wieder zu verpflanzen,
wie fie ger , Nach dieſem wird die Wurzel aufgegraben und geſchaͤlt; darauf machen fie Mehl dar-
mahlen wird. aus vermittelft einer Mühle, die wie ein Wagenrad gemacht ift. Der Umkreis des Nades
ift eine Spanne breit und mit Kupfer befchlagen, auf dem fich ſcharfe Spigen, wie auf ei-
ner Feile, befinden. Das Mehl fällt in einen darunter gefegten Trog, Derjenige, ver
die Wurzel an das Rad hält, hat verfchiedene Fleine Knaben, die ihm Wurzeln zubringen,
Auch wird das Mehl durch Sklaven aus dem Troge genommen und in Füpfernen Pfannen,
wie Defen, über dem Feuer getrocknet.
/ Zu Diefer Arbeit find verſchiedene Häufer erbauet, die über hundert Fuß Laͤnge, und
dreyßig oder vierzig Fuß Breite haben; auf jeder Seite befinden fich zehn Defen; und zum
ausgäten, ausgraben, mahlen und trocknen, werden ordentlich funfzig bis ſechzig Sklaven
gebraucht. Ein Alquer Mehl, das ift, zwey Aroben 0), geltenin Loanda St. Paulo
manchmal zweyhundert und funfzig oder Drenhundert Rees ).
Nach des Merolla Berichte wird die Mandioka⸗Wurgel zu Sogno nicht zu Brodte
gemacht, ſondern ſo klein, als Reiß, zerquetſcht, und roh, oder in einer Bruͤhe erweicht,
gegeſſen. Weil dieſe Pflanze keinen Saamen traͤgt: ſo pflanzen fie folche durch Aeſte fort,
die fie in die Erde ſtecken, und die daſelbſt bald einwurzeln. Die Portugieſen bedienen fich
Diefer
») Merolla auf der 633 Seite. p) Ggilby auf der 556 u. f. Seite,
9) Ein Arobe ift dreyßig Pfund, g) Merolla anf der 633 Seite.
—
und den angraͤnzenden Laͤndern. KIT Buch VII Cap. 73
biefer Speife mehr, als die Schwarzen, entweder weil fie folche Wurzeln beffer fortpflan- · Natur⸗
—— weil Diefelben ſich — Jahre halten. —
n beſteht aus geſottenen Wurzeln, und wird an ſtatt des Brodtes — —
braucht, iſt aber vom vorigen ſehr unterfihieden.
Die Sataras-Wurzeln ſchmecken geröftet wie Kaftanien g).
Öarten- und Feldfrüchte wachfen bier ohne große Arbeit, 5. E. Rüben, Potatos, Ret—
tiche, Kohlhaͤupter, die aber mehr ‚offen find, als die unfrigen, Bluhmenkohl, Möhren,
Burzelfraur, Spinat, Salbey, Iſop, Thymian, Majoran, Coriander und dergleichen,
nebſt andern, die in Europa unbekannt find,
hre Pflanzen find die Ananas, Anones, Bananas, Aroffes, große Kürbiffe, Melo- Pflanzen.
ven, Gurken und dergleichen.
Bon denen Pflanzen, die nicht hoch wachfen, wird die Ananas am meiften gefchägt, Ananas.
deren Blätter der Aloe gleichen, ihre Frucht aber den Tannzapfen ähnlich iſt; nur darinnen
unterfcheidet fie fich von denfelben, daß fie gelb wird, wenn fie veif ift, und aus lauter
Sleifche befteht. Oben auf der Frucht waͤchſt ein Buſch Blätter, die man abnimmt, und
don neuem pflanzet. Wenn fie veif ift, fo ſchmecket fie füßer, als die Melone; aber wenn.man
fie gruͤn abſchneidet, fo wird ſie gleich trocken und verdirbt r).
Die Anones haben, nach Dappers Berichte, diefen Namen von den
wegen eines 5 echälten, der dieſe Srucht zuerft hieher gebracht dat. Sie ift ange:
nehm, ſehr wohilſchmeckend, aſchfarben, ſo groß als eine Hand und meiſt rund, wie ein
annzapfen . Hi
Lopez hält die Banana für die Muſa von Aegypten und Syrien, nur
diefen Landern fo groß, als ein Baum, wird,
beſſer tragen foll ?),
Nach Dappers Beri
und wohlſchmeckend x),
Wurzeln,
Portugiefen Anones.
daß fie in Bananas.
Hier aber fehneiden fie Diefelbe jährlich, daß fie
chte find ihre Melonen, Gurken und Citronen ungemein groß Melonen.
Der II Abſchnitt.
Fruchtbare und
Enfadabaum. Mirrone. Moſuma. Baumwol⸗
lenbaum. Cedern. Orangen, Limonen. Gra:
fenbaum. Kafhiufruct, Kolafrucht. Guaja⸗
vas. Aroſes und Gegos. Kikeri. Zuckerrohr.
Pfeffer. Del: und Weinpalmen. Brodt aus dem
E⸗ giebt hier Bäume von unermeßlicher Laͤnge und Dicke, daß unzählige Schiffe und Enſada⸗ |
Aufer daraus fönnen gebauet werden, Der vornehmite heißt bey den Einwohnern baum.
andere Baume
Kerne, Embettawein. Tamgrapalme. Palmfa⸗
den, Dattelbaum Meinftöcke, Ogheghe Anga-
riaria. Khiſekko Khikongo. Migna:migna. Don;
nound Knoblauchbaum. Neaffabaum. Embotta
und andere Bäume, Kaſſia. Tamarinden.
———— beym Cluſius, der indianiſche Feigenbaum; beym Linſchot, Arbor de Raiz,
ſt, Wucrzelb
er mit eine 3 ———
von dene:
r) Merolla « h
s) Ogilby J Kr: 634 Seite,
56 Seite,
Allgem. Reiſebeſae Eu,
Man finder. ihn auf dem Eyland
m dicken Stamme zu einer großen Höhe ;
" diele kleine gofdfarbene Stränge herabgehen,
e Loanda. Öemeiniglich waͤchſt
Wenn diefe in den Grund kom⸗
men;
2) Pigafetta auf der ur Seite,
#) Ogilby auf der 529 Seite.
K
am Gipfel treibt er verſchiedene Aeſte,
Natur⸗
geſchichte
von Kongo.
— —
Mirrone⸗
baum.
Moſuma.
Baumwol⸗
lenbaum.
Cedern.
74 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
men; fo ſchlagen fie wieder Wurzel, und wachſen als neue Pflanzen; in kurzer Zeit werben
farfe Stämme aus ihnen, von denen bald wieder neue Stränge herunterhängen, die eben
fo einwurzeln. Solchergeftalt erjtrecket manchmal ein einziger Baum feine Aeſte über tau-
fend Schritte, und wächft in einen kleigen Wald, darinnen fich wohl dreytaufend Mann
verbergen koͤnnen. 5* x
Die Aeſte find fo dichte, daß die Sonnenſtralen durch die Lauberhuͤtten, die von ihnen
gemacht werden, nicht durchgehen, und drey: bis vierfache Wiederhalle geben,
Die Blätter des jungen Baums find den Quittenblaͤttern ähnlich, blaß grünficht und
wollicht. Die Frucht ift inwendig und auswendig roth, und wächft zwifchen den Blättern
der jungen Bäume, wie eine ordentliche Feige. Unter feiner aͤußerſten Rinde finder ſich
bisweilen etwas. wie Zwirn oder Garn, welches geflopft, gereinigt, und in Die Länge aus:
gezogen, den gemeinen $euten zur Kleidung Diener,
Diefer Baum wächft auch in Gog und Indien, wo die Einwohner die dünnen Aeſte
weghauen, und Sauberhüften ans ihnen machen, fühle und im Schatten zu figen a).
Der Mirrone⸗Baum ſcheint diefem nicht unähnlich zu feyn. Das Holz deffelben ift fehr |
hart, die Blätter gleichen dem Drangenbaum, und jeder Aft ſchicket Häufige Wurzeln in den
Grund. Ordentlich wird er unweit der Häufer gepflanzt, als ob er ein Schutzgott ihrer
Wohnungen wäre; denn die Heiden berhen ihn als einen Gögen an, und laffen an einigen
Orten Kürbisflafchen voll Palmenmwein an feinen Füßen, daß er trinken foll, wenn ihn
dürfte. Auch machen fie ſich ein Bedenken, auf feine Blätter zu treten. Wenn fie aber einen
zerbrochen finden ; fo verehren fie denfelben nicht länger, fondern nehmen fogleich die Kinde
ab, aus der die ſchwangern Weiber fih Schürzen machen, und folhe aus den Händen der
Zauberer annehmen, die fie bereden, daß fie dadurch) eine leichte Entbindung haben würden.
Man kann fich nicht einbilden, wie forgfältig die Weiber für diefen Baum find; fie glauben,
er befreye fie von aller Gefahr bey der Schwangerfihaft. Dem ungeachtet aber, als der
Berfaffer erfuhr, daß fich einer innerhalb, des Bezirks ihrer Miffion befände, gieng er mit
einer guten Begleitung dahin und bieb ſolchen um. Die Frau, der er ‚gehörte, fragte:
warum folches gefchähe. Der Miſſionaͤr fagte zu ihr, er wollte Bretter daraus hauen, und
fie gieng in ihe Haus ohne ein Wort zu fagen 4). Diefes it mohlein außerordenrliches Bey-
fpiel von Geduld,
Außer vorigen beyden, giebt es noch einen andern merkwuͤrdi
konde, Alikunde oder Lifonde, der fehon befchrieben worden ift ce).
An dem Flufle Zaire wachfen die Moſumabaͤume, aus denen alle Canoes gemacht
werden. Dieſes Holz iſt dem Kork einigermaßen aͤhnlich, und ſinkt nicht, ob es gleich
voll Waſſer iſt. Auf dieſen Bäumen waͤchſt der Kapok oder die Baumſeide, ein wollich«
tes und fanftes Weſen, welches von den Seeleuten ftatt der Federn in Kuͤſſen und Polſtern
gebraucht wird, Die Baumwolle wächft bier wild, und koͤnnte in großer Menge gezogen
werben, wenn fie gewartet würde. Sie blühet im Brach-und Heumonate und ift im Cprift-
monate teif d).
Das Ufer vom Fluffe Lelunde, der nah St. Salvador zugeht, ift voll fehöner
Cedern, die von den Einwohnern nur zu Canoes und Feuerholze gebraucht werden e).
E n
a) Ogilby auf der 570 Seite. A) Ogilby auf der 556 und 354 Seite. J
5) Merolla auf der 625 Seite, e) Pigafetta a. d. 17 S. Ggilby ad. 529 ©,
€) Siehe IV Band a.d, 664 S. F) Pigafetta auf der nn Seite.
gen Baum allhier, Ali⸗ |
en —
und den angeänzenden Rändern, KIT Buch VIIT Cap. 75
In Kongo giebt es verfchiedene Arten fruchtbare Bäume, In Pemba nähret fih SYatu
der geößre Theil Des Volks von Baumfrüchten, als Eitvonen , &imonien und befonders ——
Drangen, die ſehr ſaftig und weder ſuͤß noch fauer find; man ißt fie ordentlich ohne eint- 90.
gen Schaden. Als eine Probe von der Fruchtbarkeit des Sandes, fah Lopez einen großen Drangen.
Schoͤßling, der in vier Tagen aus einem Citronenferne gewachfen war f). . Limonien.
‚Nach Merollas Berichte, befinden ſich in den Herrſchaften von Sogno viel vor-
treffliche Limonien, von denen ein Eyland insbefondere fo fruchtbar iſt, Daß man in dem⸗
felben feine andern Bäume findet, ausgenommen noch bie und da einen Drangenbaum. Auf
dem Wege nach Singa trifft man große Wälder voll Orangenbäume an, die porrugies z
Ihe genannt werben, aber wegen ihrer dünnen Rinde und ihres füßen Fleiſches, eher
ehinefifche find,
Die Frucht des Baums Mabokkhe ift unfern Orangen nicht unaͤhnlich, fehr rund, Mabokkhe.
und hat eine dichte Rinde. Inwendig find verfchiedene Saamenförner, wie im Granatapfel,
aber nicht fo ordentlich. Der Geſchmack ift fehr angenehm, und nur etwas ſcharf; Daher
man fie insgemein Seuten giebt, die am Fieber krank find, ihren Gefchmad wieder in Ord- |
nung zu bringen, und den Mund zu erfrifihen. Es giebi zweyerley Arten, eine große und
eine kleine, die deſto vollfommener ift,
Außer * — —— und Mamai / die man in Braſilien findet, giebt ——
es hier verſchiedene andere fruchtbare Baͤume, von denen man den Grafenbaum am baum.
hoͤchſten Hält. Die Frucht dieſes Baums iſt der Rieſenbirne nicht unaͤhnlich, und ihr aͤuße⸗
res hat nichts beſonders, inwendig aber iſt fie weiß wie Milch, Ihr Saame ift wie eine
Bohne, und der Saft fo angenehm, daß man ihn ordentlich Kranken giebt, ihnen den Ge⸗
ſchmack wieder zu verfihaffen. Der Berfaffer hat auf den Gebirgen von Kongo verfchie-
dene dieſer Bäume wild gefehen,
Die Rafbiufruche it viel größer, als ein Apfel, und wenn fie reif ift, fchön gelb Kafhiufrucht,
und Earmefin, Aus ihrem Kröbfe nimmt man eine andere dunfelfarbene Frucht, die ges -
roͤſtet wie eine Kaſtanie ſchmecket und hitzig iſt, da die erſte gelinde und kuͤhlend iſt 2),
Die Kolafrucht iſt ſo groß, als ein Tannzapfen, und ſchließt andere Fruͤchte, wie Kolafrucht.
Kaſtanien in ihrer Schaale. Außer ihren andern Eigenſchaften find fie beſonders wider $e-
berkrankheiten gut, und man faget, Die verfaufte Leber von einer Henne, oder dergleichen
Ögeln, wuͤrde wieder feifch und gefund, wenn man fie mic dem Fleiſche diefer Frucht be-
ſprengte. Es giebt diefer Früchte ſehr viel, und fie find ſehr wohlfeil. Sie find die ge-
wöhnliche Speiſe. Lopez zähler fie unter die Palmen 2).
Merolla meldet, die Dflanze Kolas lieferte mancherley Früchte, in einem Car-
Mefinfarbenen Beutel (ihrer Schaale) eingefhloflen. Die Portugiefen ſchaͤtzen fie fo hoch,
AB fie einem Frauenzimmerauf der Straßen diefelbe anbierhen; wenn fie ſolcher eine Ehre er-
zeigen wollen 2), Dapper meldet, vie Schaale enthielte zehn oder zwölf Früchte, die Pflanze
früge das Jahr einmal; würde jie aber zur Nachtzeit gegeffen, hinderte fie den Schlaf A),
aueh "e Busjsvas find den Birnen nicht unähnlich. Sie haben furze Stengel, find Guajavas.
niche Fark und inwendig fleifchfarben. Wenn ihre Saamen, die feſt ang Fleiſch hängen,
"wären, fo wuͤrde man fie noch höher fihägen 7), Dapper meldet, diefe Frucht,
die
)Merolla am on |
: gef. Orte a. d. 634 u. f. S.
6) ne Auf der una RR — k) Ogilby auf der 494 Seite.
i) Merolla am oben angeführten Orte. ) Merolla am angeführten Orter
76 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela, |
Matur⸗ die bey den Portugieſen Guaſaves oder Goſava, bey den Schwarzen, Sienko, und
geſchichte hey den Holländern: Branatbirnen heiße, fen ſehr wohlgeſchmackt, aber kalt, und des⸗
von Bong, wegen ungeſund. |
Aroſſes. Aroſſes oder Granatpflaumen gleichen den Busjaves, find aber kleiner geſund,
und von einem angenehmen ſcharfen Geſchmacke.
Gegos, Gegos wachen auf hohen Bäumen, wie Pflaumen geftalter, aber geünlicht gelb,
mit großen Kernen inwendig und etwas Fleifche. Sie find ſcharf vom Geſchmacke und ges
fund. Man giebt fie Kranken zue Kühlung m).
Rikere, Die Kikere find eine Art von Pflaumen, wie der Italiener Cafcavelle, etwas ſcharfz
man giebt fie den Leuten bey Fiebern 7).
Zuckerrohr. In moraſtigen Plaͤtzen wachſen viel Zuckerroͤhre, die aber nach der Einwohner Ver⸗
melden unbrauchbar ſind, und daher nicht ſehr gepflanzt werden. Das Rohr giebt einen
braunen Extract, der aber doch noch beſſer zu Zuckerhuͤten iſt, als der von St. Thomas o).
Pfeffer. Maginette (Manighetta) iſt eine Art von Körnern wie Pfeffer, aber größer. Er
waͤchſt in Büfchen, in denen ſich Saamen, wie beym Granatapfel, befinden, Sie jeigen
eine purpur und dunfelvothe Farbe, wenn man fie herausnimmt, werden aber nachgehends,
in der Sonne getrocknet, ſchwarz und beißend wie Pfeffer.
Es wächlt bier auch ein £leiner Baum mit ſchmahlen und Fleinen Blättern, der nur
drey oder vier Fuß hoch wird, und eine Frucht wie Coriander trägt. Sie erfcheine erſtlich
in grünen Rnofpen, darauf in vollen Blüchen, und endlich in einer Art kleiner Körner,
Wenn diefe Beeren reif find, und ander Sonne getrocknet werden: fo runzeln fie fich wie
oftindifcher Pfeffer zufammen, werden ſchwarz und hart, und befommen einen Geſchmack
mie derfelbe, nur daß fie nicht fo bißig find, welches fie angenehm zu effen, und bey allen
Speifen — — machet. In Benin und andern Plägen Niederaͤthiopiens wächft
viel davon pP). :
Da Molla von Blähungen ſehr geplagt ward: fo befreyte ihn ein Schwarzer mit
Pfeffer, der, nie er meldete, gleich aus des Grafen Herrſchaften war aus einem Walde ge⸗
bracht worden. Ohne Zweifel, ſetzet der Verfaſſer hinzu, find in dieſen Gegenden viel treffe
liche Sachen, die niemand hoch ſchaͤtzet, weil fie niemand kennet. g).
Oel⸗ 1. Mein: Man trifft hier befondere Arten von Palmbäumen an, als die Dattel und den Cocos⸗
palmen baum. Den legteun nennet man fo, weil die Schale wie ein Affe ausfieht, damit fie ihre
Kinder zu fürchten machen. Eine dritte Art giebe Wein, Del, Eßig, Frucht und. Brodt.
Das Oel wird aus der Schaleoder Haut von der Frucht gemacht, die man preflet und kochet,
fie zu erhalten, Sie hat die Farbe und das Wefen einer Butter, nur daß fie etwas grüns
licht iſt. Dan brauchet fie an ftart des Dels und der Butter, Sie falben ſich auch den
Brodt aus Leib damit. Das Brodt wird aus dem Kerne der Frucht felbft gemacht, der wie ein Man-
dem Kerne. delkern iſt, aber etwas härter. Er hat inwendig ein gewiſſes Mark, das nährend und
gefund iſt. Die ganze Frucht in der äußern Schale ift geün, und fie eſſen folche roh und
gebraten. Man zapfet den Wein durch Einfehnitte aus dem Baume r), wie anderswo.
Die Palmbäume, die zugleich, Del und Wein geben, werden am böchften geſchaͤtzt.
Man ſieht fie, aber dünne gepflanzt, hier und da auf den Feldern. Die Früchte wachfen
m) Ogilby auf der 558 Seite. p) Ebenderſelbe auf der 556 Seite, 2
») Werolla am angeführten Orte. MD Merolla auf der 635 Seite.
0) Ogilby auf der 558 Seite. . r) Pigafetta auf der u und folg. Seite,
und den angränzenden Ländern. ZU Buch VIII Cap. 77
in Buͤſcheln fo dichte zufammen, daß fie alle ein Stück zu feyn feheinen, und die Büfchel Fraturs
find. ſo geoß, daß ein ziemlich ftarfer Mann fich nicht: vornehmen darf, mehr. als einen oder 8eſchichte
weene zu fragen. In der Sandesfprache heißen fie. Khakhey, und ihre zahlreichen Saam- m
förner, Embe. Diefe gleicheneiner Dattel, und man zieht vermitteft helßen Waſſers, in-
dem man fie ſtampfet, eine ölichte Feuchtigkeit aus ihnen heraus, die auch an ſtatt des Oels
gebraucht wird. Den Wein zapfet man aus ihnen, wie gewöhnlich. —
Es giebt hier noch eine andere Art von Weine, Embetta genannt, bie kuͤhlender iſt, Embetta⸗
und aus einem andern Palmbaume eben ſo gezogen wird; dieſer giebt aber ordentlich mehr, wein.
und wird nirgends anders, als an die Flußfeite gepflanzt. Der Baum beißt Matome.
Wo die Palmbaͤume, welche Wein geben, nicht wachfen, da haben die Leute ein Mit⸗
tel, folchen durch die Kunſt zu machen. Sie laffen indianifchen Weizen eine Weile im Wafler
quellen, wie die Europäer mit ihrem Weizen thun, Stärfe daraus zu machen. Diefen neh:
men fie nachgebends heraus, ftampfen und preflen ihn wohl, und thun den Saft in einen
Topf, aus dem fie ihn nach einiger Zeit in einen andern abziehen, und alsdann mit vielem
Bergnügen trinken. Sie nennen dieſes Getränfe Busllo 9. u
Eine andere Art Palmen heißt Tamgra; fie trägt eine Frucht wie Oliven. Da aber Tamgra⸗
—* wenig oder keinen Geſchmack hat: fo wird fie ordentlich den Affen und Meerkatzen palme.
überlaffen. Bott T 2
I Metaba iſt eine andere Art, deren Frucht wie aus Schnüven voll Fleiner Kugeln
befteht, die fehr hart find, und wenn fie geftoßen und mit dem Pulver von Engalla oder wik
den Schiveinszähnen vermenge werden, eine wunderbare Herzftäufung geben.
Eine Palme, die dem Matome fehr ähnlich, wo nicht gar derfelbe ift, giebt eine Art Palmfaden.
von Faden aus feinen Blättern, daraus die Einwohner Zeug weben, Seine Eleinften Aefte
find glatt und biegfam; daher man fie zu Reifenegen gebraucht, deren fich die Weißen und
die vornehmſten Schwarzen bedienen. Bon den großen Yeften bauen fie Haͤuſer.
Das erfte, was der Berfaffer bey feiner Ankunft in Benguela bemerfer hat, war Dattelbäus
eine Menge Dattelbäume, die in diefen Gegenden mehr, als irgendwo anders im füplichen me.
Africa, im Slore find, ob fie wohl denen aus Dften an Güte ſehr nachfteben.
‚Er fand aud) vtele Gebüfche und Spagiergänge von Weinftöcen, Die wegen der Feuch- Weinſtoͤcke.
tigfeit der Erde zweymal das Jahr in großer Menge Trauben tragen; es wird aber fein
Wein daraus gemacht, weil er von der allzu großen Hitze eher faul, als gereinigt werden
wuͤrde. Ein jedes Haus hat hier Quellwaſſer, das nicht uͤber zween Fuß tief liege, woruͤ⸗
ber man fich deftomehr zu verwundern bat, weil diefe Gegenden der. Sce fo nahe liegen 2).
Der Baum Ogheghe giebt eine Frucht wie gelbe Pflaumen, die annehmlich viecht und Ogheghe.
ſchmecket. Aus den Aeſten machen fie Zäune, Pallifaden und Sauberhütten, um ſich vor. der
brennenden Sonnenhige zu verbergen %),
; Biele Arten von Bäumen im diefen Laͤndern Haben gewuͤrzhafte und mebicinifche Kräfte.
— den letztern verdienet der Baum Angariaria die erſte Stelle. Das Holz und die Angariaria.
* beſonders aber das Holz, iſt wider Seitenſtechen gut, wenn ſolches von
— — und dergleichen herruͤhret; daher man in dieſen Gegenden nicht hoͤret, daß
rankheiten lange anhielten. — *
) Merolla auf der 55 @jjhge wei ne te ’ en Ein
Dieter TR a... der sapften Seite. Es feheinen die vorerwaͤhnten
ME US Seite, Ogilby auf Gegospflaumen zu ſeyn.
78 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Naturgeſch. Ein anderer Baum, der in der Arzeneykunſt nuͤtzlich iſt, heißt Khiſekko. Jeder
von Kongoʒ Theil deſſelben, gepülvert und mit Waſſer vermengt, it wider das Fieber gut, und verhindert
Spiietko. fiher Obnmachten, wenn man idn an die Stivne oder Schläfe leget.
Khikongo. Dem Baume Rhifongo wird eine purgierende Kraft zugefchrieben,
Mignas Der wunderbarfte Baum unter allen aber, ift der Mignamigna, ver in einem Theile
migtn. Gift, und im andern. Gegengift hervorbringt. Wer durch deſſen Holz oder Frucht iſt vers
giftee worden, dem dienen die Blätter zur Gefundheit, und wenn ihm folches von den Blät-
gern wiederfahren ift, fo muß er zum Holze oder zur Frucht, welche einer Eleinen Limonie
gleicht ‚- feine Zuflucht nehmen. ; |
Donno, und Der Donnobaum hat nur wegen feiner Rinde einigen Werth, die an Kraft und
Geruche dem Zimmte nahe fümmt.
Knoblauch⸗ Ob das Sand gleich ſelbſt keinen Knoblauch giebt, fo hat es doch einen Baum, deſſen
baum. Holz ſtatt deſſelben Diener, und eben ven Geruch und Gefchmad hat x).
Near. Der Nkaſſa ») iſt fehr guoß, roch und wunderbar Eräftig, Zahnweh und rauben
Hals zu heilen, Den Vögeln iſt er fehr gefährlih. Wenn fie ſich nur auf feine Aefte
fegen, fo fallen fie fogleich todt herunter 2).
Embotta, Aus dem farfen und dichten Holze des Embotta machen fie Bogen. Die Wurzel
und andere jſt in der Dafelbft gemeinen Krankheit, Embaſſer, gut. |
Bäume. Der Baum, den die Portugiefen Pos del Cobra, Schlangenholz, nennen, iſt
ſehe Eräftig wider Die Fieber, wie der Mofroſſoſonho gegen Gift,
Das Gummi Almefiga troͤpfelt aus einem Baume, und riecht wie Gummi Klemi,
ift auch ſehr guf wider verfchiedene Krankheiten, befonders Flüffe, und Duetfchungen.
Aus einer andern Pflanze ziehen fie Aloes, die man fo gut befindet, als die von So—
kotorino. |
Ein Kraut, das zu Heilung der Bitios dienlich ift, heißt Grore de Bitios A).
Caſſia Fiſtu⸗ Caſſia Fiſtula, Tamarinden, und andere Apothekerwaaren, wachſen hier in Menge,
(a, Tamas und werden in Fiebern gut befunden 2). *—
rinden. Der vorhin ofterwaͤhnte Layenbruder Leonard, der ſich in dieſem Lande viele Jahre
aufgehalten hat, meldete dem Merolla, er hätte Pflatzen vom Storax, Bummi Sen
30€, und der Caſſia, gefeben, aber Feine davon ſtuͤnde bey den Schwarzen in großer
Hochachtung ce).
Der IT Abſchnitt.
‚Wilde und zahme Bögel.
Reyger, Kraniche, Störche, Adler, Habichte, zende Vögel, Vogelneſter, Muſikvoͤgel. Selt⸗
Papagoye, Eulen, Phaſane, Rebhuͤhner. ſamer Singvogel. Eine andere Art. Bienen
Der Strauß. Der Pfau, ‘der Pelican, tan: und Ameifen- -
Keygen, sa Kongo und Angola giebe es viel Arten ſowohl europäifher als anderer Voͤgel.
— Lopez bemerket, ihre Suͤmpfe waͤren voll weißer Reyger und grauer Rohrdommeln,
die fie Roͤnigsvoͤgel hießen. Es giebt auch bier einen Vogel, wie einen Kranich, mit
h rothem
x) Merolla auf der 635 Selte. a) Ögilby auf der 555 Seite.
3) Es ſcheint der Inkaſſa zu ſeyn. b) Pigafetta auf der zı7 Seite.
=) Merollg auf der oig Seite. e) Merolls auf der 635 Seite,
‘
und den angrenzenden Ländern. XII Buch VIII Cap. 79
rothem Schnabel und rothen Füßen, fo hoch wie ein Such. Ihre Federn find meift Vögel in
weiß und votb, manche dunkelgrau. Es ift ein fehöner Vogel, und gut zu eſſen. Die Kongo.
Schwarzen nennen fie Slemmingos, weil fie denfelben fehr gleichen. —
Auch giebt es indianiſche Hühner und Haͤhne, Gaͤnſe, und Enten, von allerley Arc, Hausvoͤgel.
wilde und zahme; auch ſo viel Rebhuͤhner, daß die Kinder ſie mit Schlingen fangen;
Phaſane, die fie Gallignoles heißen, Tauben, Turteltauben, und kleine Vögel, die man
Beccafichi heißt, unzählig viel,
Desgleichen find viel Adler, Falken, Gerfalfen, Sperberhabichte, und andere Raub⸗ Adler, Has
vögel da, mit denen fie aber nie jagen. —
Sie haben graue und gruͤne Papageye; die erſten ſind groß und ſehr ſchwatzhaft; die Eulen, !
letztern klein, und nicht fo gefprächig a). , X
Dapper fuͤget dieſen die Canarienvoͤgel, Elſtern, Fledermaͤuſe und Eulen bey,
Die legten nennen fie Rariampemba, das iſt Teufel, weil ihr Erſcheinen Ungluͤck
beveuter. Es giebt auch daſelbſt zwo Arten Rebhühner und Phaſanen, wilde und zahme, Phafane,
mit fehr fehön gefärbten Federn. Die erfte Art hat. einen Federbufch auf dem Kopfe, Die Rebhuͤhner.
andere iſt kahl, beyde aber haben blaues und ſchwarzes Gefieder, mif einigen weißen Fe—
dern vermengt b).
Wierolla bemerfer, daß die wilden Hühner bier von viel beſſerm Geſchmacke, und
ſchoͤner find, als die zahmen , und daß es fich mit den Rebhühnern eben fo verhält, Die den
europäifehen gleichen; ‚aber Feine von enden Arten Gevoͤgel wird von den Schwarzen fehr
hoc) geſchaͤtt 2
"pn den Gegenden von Sundi findet man Strauße, wie auch bey Batta, nad) dem Der Strauß.
Muzambi zu. Ihre Federn werden mit Pfauenfedern vermengt , und in der Geſtalt eines
Sonnenſchirms, als Seldzeichen und Fahnen im Kriege gebraucht,
An den Öränzen von Angola befindet fih ein Wald, der mit Mauern eingefaßt ift, Pfauen.
100 Pfauen zum Gebrauche des Königs gehalten werden, der fonft niemanden welche zu hal⸗
ten verſtattet, weil fie zu Zeichen der Föniglichen Würde gebraucht werden, Als der
große Aerander diefen Vogel das erftemal in Europa ſah: fo machte er ihn auch zum koͤnig⸗
lichen Vogel. dr
Es giebt hier auch große weiße Pelicane, die unter das Waſſer ſchwimmen, und einen Pelisane.
ganzen Fiſch auf einmal verfchlingen, der von ihnen, wegen ihres bigigen Magens, leicht
verdauet wird. Ihre Haut ift fo hitzig, daß die Seute fietragen, den Magen zu erwärmen 4).
Merolla berichtet, diefe Vögel, die man auf dem Wege nach) Singa ſehr häufig
antrifft, wären ganz ſchwarz, nur die Bruft wäre fleifchfarben, wie der Nacken eines türfi
fhen Hahns. Der Berfaffer aber weis nicht, ob das ber wahre Pelican ift, der feine
ungen mit feinem Blute nähren foll e).
; Eben derſelbe Schriftfteller bemerket, es gebe fehr mannigfaltiges Gevögel in diefem
—2* unter andern zwo europaͤiſche Arten, Sperlinge und QTurteltauben. Die Federn der
Ba tden vom Regen roth, und befamen nachgehends ihre Farbe wieder, wie andern .
Bogeln gewoͤhnlich ift, Die Adler wären nicht fo groß, als er fie anderswo gefehen hätte;
und
3 ae auf der 92 und folg. ©. ’ ) Merolla auf der 836 Seite.
Seite. der 532, 558ſten und folgenden d) Pigafertr am oben angef. Orte.
e) Merolla am oben angef. Orte,
>
Vögel in
Kongo:
Fanzende
Bögel,
80 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola; Benguela,
und die werfchiedenen Arten vor Papagenen wären von den brafilifchen ſehr ieden.
Ihre Kraͤhen wären auf ser Bruſt weiß, wie auch an den ä 5 *
ſonſt 2 beruf — 9 äußerften Enden ber Schwingen,
Franciſco da Pavia berichtete dem Verfaſſer, er habe auf fein £ ;
’ ons , Nehyrs iner Reife na
gewiſſe große weiße Vögel, mit langen Schnäbeln, Haͤlſen und En —— Er
Anhörung Des geringften Tons von einem Inſtrumente, fogleich zu tanzen, ck ur
Fluſſe perum zu büpfen, angefangen hätten, bey denen fie ſich beftändig aufhalten, welches
oft mit geoßem Vergnuͤgen angefehen habe.
Vogelneſter.
Eine andere Art Vögel iſt fo fhön weiß und arti i
9 h nd artig, befonders ihr. Schwa—
— ſolche, ſo theuer als ſie koͤnnen, zu ihrem Putze — re
er Verfaſſer bemerfet, daß die Sperlinge, und folche kleine Vo i
* perlin | gel, ihre Neſter na
Art der Schwalben in Italien, und meiſt mit den Fäden aus den ea
die ſie mit ihren Schnabeln Heraus ziehen. Sie Hängen ſolche rund um einen dünnen ft,
daß ihre Jungen, wenn der Wind wehet, wie in einer Wiege, hin und her ſchwanken.
Muſlkoogel.
Singusgel.
Die geögern Vögel bauen entweder auf den Gipfel, i
: { — ipfel, in den Stamm in die dor⸗
nichten Aeſte des Baums Moſuma, der die Seide trägt, und zuvor iſt Befhricben —
Die Stacheln dieſes Baumes ſind außerordentlich hart, und ſeine Frucht einer gruͤnen Citrone
einigermaßen ähnlich ).
Es giebt hier Boͤgel, die fie Muſikvoͤgel nennen Sie find etwas größer, 3
al 2 f + größer, als Cana⸗
tienvögel, manche über und über roch, andere grün, nur mit fehwarzen Füßen und Schnabel
Manche find ganz weiß, grau, dunkelbraun oder ſchwarz. _ Die legten haben die ange-
nehmfte Stimme, und fcheinen in ihrem Singen *
halten fie in Kefichten 2). ngen zu reden, Die Bornehmiten im Lande
Unter allen geflügelten Einwohnern biefer Gegend aber, gefällt Feiner: >
fo wohl, als der Fleine Vogel, den Cavazzi befhreibt >). —— has
linge nicht unähnlich, und fo dunfelblau, daß man ihn, dem erften Anblicke ac für *
haͤlt. So bald der Tag anbricht, laßt er ſich hören, aber das Vortreffliche in am
Geſange ift, wie es ſcheint, daß er den Namen Jeſus Chrift faſt articulirt ausfpricht.
Ein anderer.
Gleichwohl iſt dieſes, ſo wenig als andere Bermahnungen der Natur, die der Verfaſſer
erwaͤhnt, vermögend, Die harten Kerzen der Negern zur roͤmiſchkatholiſchen Religion zu beingen.
Der Mönch Coprani 7) erwaͤhnet eines wunderbaren Vogels, deſſen Geſang deut⸗
ich aus den Worten befteht: Va dritto, das iſt: Gehe recht. Ein anderer Vogel in
dieſen Gegenden, beſonders im Koͤnigreiche Matamba, ſingt: Vuikhi, Vuikhi, wel
Ener EM: ade Jonig, Honig / beißt, Er Hüpfet * einem — —
bis er an den kommt, wo der Honig iſt, Daß ihn die Reiſenden heraus nehmen konnen, da
‚ex Denn Das verzehret was nach übrig bleibt. Allein das Schlimme dabey iſt, Daß der Rei—
feude, der dem Rufe des Bogels nachfolget, manchmal in die. Klauen eines fauernden Loͤwens
sm Ba Tod fkatt des Honigs finder; daher fie bey dem Schreyen des
E ı verborgenen $0 * N si
benzeiten fliehen R). ? lowen fünchter, und wenn ſie den Honig nicht fen,
5) Merolla auf der 635 und folgende Seite. 1) Su feinem Cambr, Illuſtr r
's) Pigaferta auf der ga umdfolg. ©. + Merolla auf der 636 Seite
5 In feiner hiſtor. Beſchreib. auf der 50 Seite, DI Gsilby auf ber 559 Seite F
No. 153, m) Derfelbe auf der 552 Seite.
e >
und den angränzenden Laͤndern. XII Buch VIII Cap. 8
Der kleine Vogel in Loango, deflen Dapper erwaͤhnet, ift faft von eben der Art, —
deſſen Singen oder Zwitſchern, von den reifenden Schwarzen, für ein ſicheres Zeichen eines erin&onge,
herannahenden Raubthieres angenommen wird /).
Eben derfelbe Schriftfteller bemerket, diefe Landſchaft brächte zwo Arten von Bienen Bienen und
u * bauete, in den Waͤldern und Bohlen Bäumen, die andere in den Dächern Ameiſen.
der Haͤuſer. .
Die Ameiſen, die fie Ingingie eißen, find von viererley Arten, Die geößten haben
ſcharfe Stache ia fie Ing g b ! 3
In, welche Gefchmulft erregen; Die andern drey find etwas Eleiner m),
Der IV Abſchnitt.
Wilde und zahme Thiere,
1. Werkwuͤrdige und ſeltone Thiere.
Arten der Thiere. Der Elephant. Deſſen Art zu Wilbe Kühe. Empalanga. Goulongo, oder
freſſen. Sein Schwanz und feine Haare, wilde Ziegen. Arzeneyſtein. Nekoko, oder
Natur des Elephanten. Ihre Zähne, Wie Elend. Zebra, oder Zepra, ein fehnelles und -
man fie faͤngt und tödter, Seine Großmuth. kuͤhnes Thier. Schönes Thier. Rindvieh und
Abada, oder Nashorn. Empakaſſe, oder Büffel, Schafe.
Hi wilden- und zahmen Arten von Thieren find in Kongo und Angola faft einerley 5, Arten von
als Eiephanten, Nashörner, Tyger, Seoparden, Löwen, rothe Büffel, Bäre, Wölfe, Thieren. |
- Füchfe, fehr große wilde Kasen, und Catamountains, das Ihier Makako, Empalanga,
Zibethkatzen, Eber, Emgalla, und Cameleons; auch Schlachtvieh, als Ochſen, Kuͤhe,
Schafe, Ziegen, Scheine, und dergl. don denen befonders in Bammba, einer Provinz
von Kongo, eine große Menge vorhanden ift 0). Chen diefes Sand giebt unfäglich viel
Bil, als Hirſche, Rebe, und Gazellas, davon Lopez große Heerden gefeben hat;
auch Fuͤchſe, Hafen, und Kaninchen, weil fie von feinem Fäger geftört werden 2).
Elephanten findet man durch gan; Kongo, vernehmlich aber in der Sandfchaft Bamba, Der Ele:
weil folche von Gehölze, Wiefen und Flüffen, mehr als eine andere in dieſer Gegend erfuͤllt ift, Pant
Lopez hat das Maaß eines Malo Wanzao, oder Elephantenfußes c), im Staube,
oft gemeſſen, und einen vier Spannen breit befunden, 3
Man fager, diefes Thier lebe Hundert und funfzig Jahre, und wachfe bis mitten: in fein.
Alter. Lopez fand von verfchiedenen Zähne, die er wog, jeden zweyhundert Pfund, ein
Pfund zu zwölf Unzen gerechnet,
Eben derfelbe Schriftfteller verſichert, wider die Meynung der Alten 4), der Elephant Deſſen Art zu
*ge fich, auf die Erde nieder, ja er knie gar, und fpringe mit feinen Vorderfuͤßen auf die Meilen.
Kae, das Laub zu freffen. Sie pflegen die großen Bäume mir ihren Schultern und
—— Bu fepüeteln und auszurourgeln; bie kleinern aber nehmen fie zwiſchen ihre Zähne,
dar fie hernieder, die Blaster zu erreichen, Manchmal zerbrechen fie ihre Zähne -
Er daher man welche finder, denen Zähne fehlen. | Das
7) Derfelpe 4;
b) Pigaferge ann 559 Seite, d) Man erzäßlte, es würden die Bäume von
) DE 589 Seite, an di ich zu lehnen pflegten,
©) Des Eleppanten Bahn wir Mene Manzao, einander geſaͤgt, an die fie fih zu lehnen pflegten,
and der junge Elephant Monnatffanzao genannt, daB fie damit umfielen.
Allgem. Reiſebeſchr. VBand. —
Wilde Thie⸗
re in Kongo.
Sein
Schwanz
und deſſen
Haare.
/
82 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Das Weib empfängt nur einmal in fieben Fahren, und geht zwey Jahre traͤchtig,
aber nicht länger, Die Haut ift unglaublich hart, und vier Zoll dide. Lopez erzähler,
es fey ein Elephant mit einem Steinftüce gefchoffen worden, ohne daß die Kugel durch die
Haut gegangen wäre; Aber er ward fo graufam gequetfehet, daß er in voller Wuth, einen
Weg von drey Tagereifen forclief, und endlich ſtarb, nachdem er verfchiedene Sklaven, die
ihm auf dem Wege begegnet waren, hingerichtet hatte.
In ihrem Schwanze haben fie verfehiedene Haare oder Borften, fo dicke als Binfen,
oder Öenftfproffen, von glänzender ſchwarzer Farbe, Se älter das Thier ift ‚ befto fchö-
ner und flärfer find diefe Haare. Man verfaufet eines davon um zwey oder drey Sklaven,
weil die Adlichen und das Frauenzimmer in Angola, und bey den Ambundi, ihren Nachbarn,
den Hals damit zieren. Sie find fo ſtark, daß ein Mann mit beyden Händen eineg nicht
zerreißen Fann. Manche wagen fich, diefer Haare wegen, eines Elephanten Schwanz ab-
zubauen. Sie mächen fih hinter ihn, wenn er in einem engen und fehmahlen Wege, und
folglich nicht vermögend ift, ſich umzuwenden, und mit feinem Ruͤſſel zu rächen. Andere
fuchen ihm, wenn er frißt, mit einem Hiebe den Schwanz abzubauen, und laufen, ihm zu
enteinnen, beftändig im Kreife herum; denn das Thier iſt fo fhwer, daß es fehr viel Zeit
brauchet, fich umzumenden, ob es wohl, mit zwar langfamen, aber weiten Schritten, gerade
zu, geſchwinder als ein Pferd forffümmt 2),
Merolla bemerfer, viele der biefigen Heiden, befonbers die Jaggaer, hätten eine
Art von Andacht gegen den Elephantenſchwanzʒ. Denn wenn einer von ihren Hauptleuten
oder Bornebmen ftirbe: fo Heben fie ordentlich zu feinem Andenken einen folchen Schwanz
Natur des
Elephanten.
Waſſer, und waſchen fich den übrigen Leib, mie dem Waffer, das fie aus der Schnauze fprügen,
Ihre Zähne,
auf, den fie mit einer Art von Anberhung verehren; welches von der Meynung, die fie von
feiner großen Stärfe haben, herruͤhret. Sie jagen oft die Elephanten, um nur ihnen diefe
Schwänzerabzühauen; aber das muß auf einen Hieb, und bey einem lebendigen Elephanten
geſchehen, fonft hat er, dem Aberglauben gemäß, Feine Kraft f), -
Der Elephant ift ein ſehr friebferriges Tier, und verläßt ſich ſehe auf feinen atuͤrliche
Staͤrke. Er fuͤrchtet ſich vor nichts, beſchaͤdiget auch niemanden, der ihn nicht beunruhigt,
und koͤmmt, ohne einigen Schaden zu thun, an die Haͤuſer. Trifft er jemanden unterwe;
gens an, fo thut er ihnen nichts, wofern er nicht gereizt wird; nur hebt er fie manchmal gelinde
mit feiner Schnauze auf, und feger fie wieder nieder. Diefe Thiere beſuchen fehr gern die
Zlüffe und Seen um Mittag, zu trinken und zu baden. Sie treten bis an den Bauch ins
Lopez fehreibt die große Menge ver Elephanten in Kongo, den häufigen Weiden
und feichten Zlüffen zu. Auf dem Wege zwifchen Razanze und Loande, bat er in einem.
geofichten Thale über hundert beyfammen gefehen, alt und jung; denn fie geben Heerden
weife, wie die Kamele und dergl, und nicht allein, wie Raubthiere.
Bor der Portugiefen Ankunft machten die Schwarzen nichts aus den Elephantenzäß-
nen, fondern ſammleten fie, ohne fie zum Handel zu brauchen; Daher hatte Kongo zu des
Lopez Zeiten, und zuvor, fo einen Ueberfiuß an Elfenbein g). Aber durch die unfägliche
s Ausfuhre,
e) Pigafetta auf der 63 und folg. ©, #) hurchas Pilge. IT Band auf der 983 ©,
) Merolla auf der 637 Seite. k) Ögilby am oben angef, Orte. -
£) Pigafetta auf der 68 und folg. S. ) Dapper meldet, die Schwarzen befäßen nicht
b) Ogilby auf der sag Seite, - bie Kunſt, ihn lebendig zu fangen.
und den angränzenden Laͤndern. XI Buch VIII Cap. 83
Ausfuhre, nahm dieſe Waare dergeſtalt ab, daß die Schwarzen, um die Miete des vori- Wilde Thie⸗
gen Jahrhunderts, es zu Fortſetzung des Handels aus andern Ländern holen mußten 4). Feinongo, _
Battel fragte die Marombas, ob der Elephant feine Zähne fallen Tiege? und fie
verneinten folches; man fände fie aber in den Wäldern mit feinen übrigen Knochen 5),
Dieß ſtimmet mic anderer Nachrichten überein, und Dapper meldet, man fände viele ans
gefreſſen und hohl, wenn fie viel Jahre im Regen und Winde gelegen hätten A).
Weil die Leute von Bamba die Gefchicklichfeit nicht befigen, diefe Thiere zu zähmen : ſo Wie manfie
fangen fie ſolche, vermittelft tiefer Gruben, die fie an denen Orten machen, wo diefelben meiden, fängt,
die unten fehr enge, und oben breit find, damit fie nicht wieder heraus fönnen /). Sie bes
decken diefe Gruben mit Exde, Gras und Blättern. In Roanzs, oder Quanza, fh
Lopez einen jungen Elephanten in ein folches Loch fallen. Die Mutter verfuchte vergebens
alle ihre Gefchicklichkeit und Stärke, vom Morgen bis auf den Abend, ihn heraus zu ziehen;
worauf fie ihn endlich darinnen vergrub, und mit Erde, Aeſten, und dergl; zuſchuͤttete; daß
fie alfo ihr Kalb lieber ſelbſt toͤdten, als folches den Jaͤgern zu genießen überlaffen wollte,
Das Volk fund indeffen um fie herum, ſchoß auf fie, drohte ihr, und warf Feuer auf fie,
ohne daß, fie Dadurch wäre gefchrecke worden m). x
Die Art, wie die Elephanten von den Schwarzen umgebracht werden, erzähle Me⸗ und toͤdtet.
rolla folgendergeftalt; Wenn fie in einer Heerde beyſammen find, fo befalbet fc) der Jäger
über und über mit ihrem Mifte, und macher fih heimlich unter fies Er kriecht mit feiner
Sanze unter ihnen herum, bis er die Öelegenheit erfieht, einen ins Ohr zu ftechen, wovon
derfelbe bald zu Boden fällt, Nach) dem Stoße machet fich der Schwarze fobald als möglich
fort, ehe fich das Thier wendet, und fich raͤchet. Die übrigen werden durch den Geruch
ihres Miftes betrogen, daß fie ſich um fein Schreyen und Särmen nichts befümmern, fon-
dern glauben, es fey nur einer von ihren Jungen, und fortgehen, und den Raub dem gluͤck⸗
lichen Jäger überlaffen. Verfolger ihn der Berwundete, fo muß der Schwarze ihm durch
Herumlaufen im Kreife entrinnen; denn das Thier kann fich ſchwerlich oft genug wenden ).
Nach Dappers Berichte, thut der verwundete Elephant alles mögliche, feinen Feind Seine Groß⸗
umzubringen ; den Seichnam aber frißt ev nicht, übet auch gegen denfelben nichts weiter aus, muth.
Statt deſſen machet er mit feinen Zähnen ein Loch in die Erde, leget den Körper dazein, und
bedecket den Det wieder mie Erde und Heften von Bäumen. Diejenigen, die auf Die Jagd
geben, verbergen ſich alfo, nachdem fie ihn verwundet haben, und folgen ihm alsdann von
„weiten nach, bis er fich verblutet Hat, da fie denn hinzugeben, feinen Tod zu beſchleunigen.
Ebenderſelbe meldet, manche diefer Thiere bätten in ihren Kopfe eine Art Bezoar-
ein, von Purpurfarbe, der, nach einiger Borgeben, Arzenenfräfte haben folfte 0); und
Merolla berichtet, die Negern zoͤgen, vermittelſt der Sonnenhitze, ein Waſſer aus den
Knochen in den Füßen des Thieres, das wider Bruftbefchwerung, Seitenftechen, und
Alte Jluſſe gut wäre p). |
fie oe Hörner vom Nashorne werben in bie Sünder der Anzikos gebracht. Man hält —— oder
aber —— und brauchet fie bey verſchiedenen Krankheiten als ein Arzneymittel; man weis Nachory.
t, ob das Thier felbft, das in Sindien Bada heißt g), in Kongo zu finden *
82 nde
m) Pi !
67 29, Pissfeiag Nachricht yon Kongo auf der p) Merolla auf der 637 Seite.
) Der Abada. Siehe I Band auf der
3 Oailoy me In 36 und folg. ©, — Seite.
9 ſolg. ©. r) Pigafetta auf der 69 Seite.
84 Becſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola; Benguela,
wilde Thie⸗ ¶ Indeß berichtet uns Merolla doch, der Abada, wie die Seute von Kongo es; feinem
re in Kons Bermelden nach, nennen; fey aus Benguela gebürtig, Diefe Einhörner, (denn dafür
Empakaſſe,
oder Buͤffel. Dapper meldet, der: Büffel heiße in Kongo Empakaſſa; er habe ein rothes Fell,
ſieht ex fie an), find von denen, die ordentlich von den Scheiftftellern erwähnt werden, fehr
unterfhieden; und dem Verfaſſer iſt gemeldet worden, man finde keine mehr von der letz⸗
teen Ares). Ein Theatiner⸗Miſſionarius nach Oſtindien, berichtete ihm bey feiner Ruͤck⸗
kehr von Goa, er hätte ſich vergebens um eines davon bemüht, und feste Hinzu, er hätte
verfchiedene Seute in den Morgenländern, befonders die chinefifchen Sternwahrfager, fagen
hören, nach ihren Rechnungen wären alle diefe Einhörner an eben dem Tage geftorben, da
Ehriftus geftorben wäre 2),
Das Einhorn diefes Sandes, oder das Abada, fährt Merolla fort, erreiche ordentlich
die Größe eines Dchfen, und das Männchen bat nur ein Horn an dem Bordertheile des
Kopfes. Diefe Hörner haben eben die Kraft, wie die von den Einhörnern der andern Art,
toenn fie von jungen, ehe fie fich vermifcht haben, genommen werden; denn die Alten ver«
lieren viel von ihrer Kraft Durch die Begattung z).
Ein gewiſſes Thier in diefem Sande heißt Empakaffe x), das nach einiger Bermelden
ber Büffel, nach andern, nur ein ihmähnliches Thier ift. Lopez fager, es hieße in Deutſch⸗
fand Dante, ſey etwas kleiner als ein Ochſe, dem es am Kopfeund ven Haaren gleiche,
habe rothe Haare, Hörner wie ein Bock, die glatt, und glänzend find, und ins Schwarze fal-
Ten; fie machten aus denfelben verfchiedene artige Tändeleyen, wie auch aus den Büffels-
Hörnern. Die Häute würden nach Portugall geführt, und von dar giengen fie nach Flandern,
wo fie zugerichtet, und Waͤmſer aus ihnen gemacht würden ‚ die fo aut als Kollette wären,
‚fie nennen ſolche Waͤmſer von Dante y). Die Schwarzen brauchen ihre Haut zu Schil⸗
dern, willen aber folche nicht zuurichten, Sie halten einen Pfeitfehuß aus, und doch
wird das Thier mit Pfeilen fo wohl, als mit Muffeten geröpter, Aber wenn fie den Jäger
entdecken: fo verfolgen fie ihn, und freten ihn mit ihren Füßen und ber Schnauze, (denn
mit den Hörnern Fönnen fie ihm nichts fehaben) bis fie ihn getödtet Haben oder als todt lie⸗
gen laffen, "Eben derfelbe meldet, in den Wüften des Königreichs der Anzikog gäbe es
unzählige Büffel und wilde Efel 2).
und ſchwarze Hörner, aus denen die Einwohner mufikalifche Inſtrumente machen. Es fü
ein boshaftes Thier, und eine Kuh, die da freffe, wo ein Büffel geweidet hat, folle glei
fterben; der Athem des Büffels ſey anderm Viehe giftig. Das Zleifch ift fehr grob und
ſchleimig, doch effen es die Sklaven in Stücen geſchnitten und getrocfnet @). 1
Carli ſah auf feiner Reife nah Bamba viel Pakaffes, (oder Empakaſſes) die
feinem Bermelden nach den Büffeln etwas ähnlich find, aber wie $öwen bruͤllen; fie find
weiß, fehwarz- und rothfleckicht, haben Ohren von einer halben Elle lang und gerade Hör:
ner, Sie fehen die vorbengehenden an j ge ihnen Schaden zu thun. Das Männchen
und Weibchen gehen allezeit mie einander 2).
Merolla
s) Vielleicht gab es nie keins, als das Nashorn, Empakaſſe, Carli Pakaſſe, und Merolfa Sms
welches man mit Rechte Einhorn nennen kann. panguezze. - {
&) Eine lächerliche Luͤgen. ») Pigafette am oben angeführten Arte, auf
n) Merolla auf der 606 Seite. der 31 und 87 Seite,
x) Pigaferta heiße fie Empakhas, Dapper
und den angrängenden Ländern. KIT Buch VIII Cap. 85
> Werolfs aber feheine nur die wilden Kühe.gefehen zu haben. Seinem Vermelden Wilde Tbie,
nach, heißen fie in Benguels: mpanguessa e). Einige find roth, andere aſch- ke in Song⸗
„farben, und noch) andere ganz fehrwarz. Sie find alle fehr ſchnell auf den Füßen , amd Haben Wiilde Kuͤhe.
ein Paar ſehr lange Hörner an der Stine. Wenn fie verwundet find, machen fie fich fo-
gleich, wie der Büffel, über-ihren Beleidiger ber, wenn er fich nicht augenblicklich in einen
Baum verbirgt, Ihr Fleiſch iſt ſchmackhaft und nährend, und das Mark ein ſicheres
Huͤlfsmittel wider Ealte Flüffe und dergleichen. Die Schwarzen machen Schilder aus der
Haut, die auch den ſchneilſten Pfeilen widerftehen, fo daß ein Mann, der gebogen binter
feinem Schilde fteht, vollkommen ficher iſt A). —* *
Die Empalanga gleichen an Groͤße und Geſtalt den Ochſen, nur daß ſie den Hals Empalanga.
und Kopf in die Höhe halten, und breite und gekruͤmmte Hörner haben, die drey Queer⸗
bände lang; in Knoten getheilt, und an den Enden fcharf find. Sie machen gefchickte
Dlashörner daraus. Ob diefe Thiere gleich in den Wäldern wohnen, fo thun fie doch Feinen
Schaden. Die Haut vom Halfe wird zu Schubfolen, und das Fleiſch zur Speiſe gebraucht.
Man Eönnte fie auch zum Pflügen und zur Feldarbeit gewöhnen /). Dapper vergleicht
den Empalanga mit einem Ochfen, und fie haben verfihiedene Farben, manche ‚braun,
manche roth, und manche weiß <). N
L i es Merolla Berichte, von der Größe des Tmpangnessa
und — een — in Benguela. Sie haben lange gedrehte Höre
ner, und man kennet ihr Alter An den verfchiedenen Wendungen derſelben. Sie gleichen
auch gewiffermaßen dem Maulthiere. Ihr Fleiſch ift weiß, und würde höher gefchägt
‘werden, wenn es nicht ſchwammicht und unſchmackhaft wäre, aber zu der Brunftzeit ſa⸗
gen die Schwarzen, müffe man es aus Furcht vor feiner Schädlichfeit gar nicht eflen.
‚> Eben das wird von ihrer wilden Ziege gemeldet, die, wenn. man fie zu einer ſolchen Goufenge,
Zeit ißt, verurfachen foll, daß die Nägel von den Zähen abgehen. Einige Jäger beachten oder wilde
etliche folche Ziegen , von denen fie argwohnten, daß fie ſich in ſolchen Umftänden befänden, Biegen.
in das Klofter von Sogno zu verfaufen: die Capueiner aßen untoiffend davon, und hoben .
das uͤbrige auf eine andere Zeit auf. Kaum hatte der Graf folches vernommen: fo fam er
in zahlveicher Begleitung fehr eilig, gieng gerade in die Küche, befahl, alles Fleiſch wegzu⸗
werfen, und die Gefäße, die es berührt hafte, zu zerbrechen, Er wollte felbft das Haus,
als angefteckt verbrennen, wenn fie ihm nicht unterthänigft vorgeftellet hatten, daß ihnen
noch Fein Schade twiederfahren wäre, den fie empfänden, und fie befürchteten auch feinen;
was fonft etwa für Schaden dadurch möchte vorgefallen feyn, wäre wohl mehr von Zufäl-
len, als von der peftilenzialifchen Beſchaffenheit des Flelſches felbft verurfacht worden.
Wenn diefe wilden Ziegen ale find: fo finder man in ihrem Bauche geroiffe Steine wie Arzneyſtein.
Ar. Die vom Bocke find die beften, und in verfchiedenen Fällen, „befonders wider
a bewährt befunden worden, Wenn man fie nicht aus dem Thiere nimmt, fobald es um-
gebracht worden, fo Löfen fie fich ſchnell auf. Erſt find fie gelinde und weich, wenn fie ſich
23 aber
2 enderſelbe auf der 87 Seite. und nur verſchiedentlich ausgeſprochen.
Osguby der & d) Merolla auf der 607 Seite
2) Ereli auf der 5, © ER e) Pigaferta anf der 38 Oele. :
c) Vielleicht J SR
Epeguea velches Empakaſſe 5) Osilby am oben angeführten Orte, |
näher kommt; denn es ip ar Erg Wort, 3
86 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguels;
Wilde Thie⸗ aber eine Weile an der Luft befinden, fangen fie an hatt zu werden, und verwandeln fich
re in Kongo in Kurzem in einen volllommenen Stein g): 2 |
ee - Das muß eben-das Thier feyn, das beym Dapper Bolungo und Boulongs heißt,
Er faget, es fen bier fehr gemein, braun, mit einigen weißen Flecken, und zwey feharfen
kleinen Hoͤrnern. Er nennet es den Rehbock, ob es wohl nicht größer ift, als ein Schaf oder
eine Ziege, dem es an Geſtalt und Geſchmacke gleicht. Verſchiedene Schwarzen tödten
und efien es, aber die Seute von Kongo und die Ambondos wollen es nicht koſten; je fie
wollen nichts anrühren, das nur aus dem Topfe koͤmmt, darinnen es ift gefoche worden, noch
dahin geben, wo das Feuer geivefen if, bey dem man es zugerichtet bat, noch das Eifen
angreifen, Damit es gefödtet worden ; kurz, es iſt ihr Quiſtilla oder ihr verborhenes
Eſſen, und fie glauben feft, wenn fie folches Verboth überträten : ſo würden fie an ihren
Öliedern lahm werden, und ihnen Finger und Zähen abfallen 2). :
Das Nekoko, Das Elend, das fo heiffame und verfängte Thier, wird oft hier angetroffen 7). Es
oder Elend. hat wegen der Kraft des einen feiner Füße in Kongo den Namen Nekoko k), das vor⸗
treffliche Thier, erhalten. In Spanien beißen fie es nur das große Thier, Die Are
zu finden, in welchem Füße die Kraft ſtecket, ift, daß man es niederwirft: es wird als⸗
dann ſogleich, ſich von dem Schlage zu erheben, den Fuß, der am Fräftigften iſt, nehmen,
und damit das Ohr Fragen. Alsdann muß man fertig ſeyn, Diefen At geneyfuß mit einem
fharfen Säbel abzubauen, und man wird an deſſen Klauen ein untruͤgliches Mictel wider
die fallende Suche haben. Pedro Bobero Sebaftian meldet in feiner Keifebefehreibung,
er habe viel ſolche Thiere in Polen gefehen. Diejenigen, die der Verfaſſer fah, waren uns
gefähr fo groß, als ein Eleiner Efet, bräunliche, mic langen breiten Ohren, die, wie bey den
englifchen Hunden, herunter Dingen 2). .
Dieß ſchelnt Dappers Makoko zu feyn,- welcher, feinem Berichte nach, von einem
-
Pferde an Größe wenig unferfchieden iſt, aber lange und fchlanfe Füße, einen fangen und
grauen Hals, mit vielen ſchmalen weißen Streifen ‚und auf dem Kopfe lange ſcharfe unten
gedrehte Hörner hat, Der Dünger diefes Thieres gleicht den Schaflorbern m),
Das Envoeri ift auch ein großes gehörntes Thier, wie ein Hirſch.
Zebra, oder Das feltenfte und feiner Schönheit wegen hier merkwuͤrdigſte Geſchoͤpfe iſt das Zebra
Zevera, ober Zevera. Lopez ſaget, man finde dieſes Thier auch oft in gewiſſen Provinzen dee
Barbaren; es fey wie ein Maulthier geftaltet, aber Fein Maulthier wirklich, weil es fich
vermehre ”). Seine Hauf fey von aller andern Thiere Häuten unterfehieden; dev ganze
Leib und Kopf mit freisförmigen Streifen umgürtet, die weiß, ſchwarz und braun abwech⸗
fein, und jeder etwan drey Zoll breit ſind. Der Kopf, die Ohren, der Macken, die kleine
Naͤhne und die Füße, find eben fo bezeichnet. Die Füße, der Huf und der Schwan; glei-
Hen dem Maulthiere; der letztere fey ſchon grau und fehr glänzend. In andern Eigen⸗
ſchaften ſey es einem Pferde — und koͤnnte an ſtatt deſſelben gebraucht werden ‚wenn
es gezaͤhmet wuͤrde, da es ſehr ſtark und friſch fey, Sie befommen das Jahr einmal Fune
ge,
8) Merolla am oben angeführten Orte, I) Merolla auf der 606 Seite,
) Ogilby auf der 531 und 558 Seite: »1) Ögilby auf ber 530 Seite,
7) Erfah es in Benguela. a) Die Jefuiten trafen in der Tatarey eine
H) In der englifchen Ueberſetzung NReoco Art Mauleſel an, die ſich vermehrten. Vielleicht
find es dieſe.
und den angränzenden Rändern, XIT Buch VIII Cap, 87
ge, und find ungemein zahlreich. Sie gehen und laufen fo fehnell, Daß es in Portugal und WildeChie-
Spanien zum Sprüchtvorte geworden iſt: So fihnell als ein Zebra o). ve in Kongo.
Sattel meldet, das Zebra oder Zevera ſey einem Pferde aͤhnlich, den Schwanz, ir fhnellund
die Mähne und die Streifen von mancherley Farben ausgenommen. Diefe Thiere ziehen kaͤhn.
in ftarfen Heerden. Sie find zwar wild, laffen aber einen Mann fo weit fommen ‚daß er .
fie ſchießen kann, und laſſen drey- bis viermal ſchießen, ehe fie fortlaufen P).
Nach Dappers Berichte nähret fic) das Zebro oder Zebra in den Wäldern von An⸗
gola, und iſt ſelten in andern Laͤndern zu finden. Es iſt ſo wild und ſchnell, daß man es
ſchwerlich lebendig bekommen, und noch ſchwerlicher zahmen kann. Doch berichten die Por⸗
tugieſen, fie hätten vor einigen Jahren viere von dieſen Azebras nach Siffabon dem Koͤnige
zum Geſchenke geſchickt, der fie, feinen Wagen zu ziehen, gebraucht hätte, und der Ueber⸗
bringer wäre mit der Notariatftelle von Angola fürfic und feine Erben belohnt worden +
Carli meldet, das Zebra fen an Geftalt und Stärke wie ein Maulthier, nur daß fein Schoͤn
Haar mic weißen, ſchwarzen und gelben Streifen geyiert ſey, Die rund um den $eib von dem
Ruͤckgrade unter den Bauch geben; es fühe fehr fhön aus, und fehiene wie gemalt r).
Merolla erfläret die Haut des Zerba s) oder Zebra für fo fehön, daß man fie eher
- für fein gewebte Seide, als fir Haut, anfehen follte. Sie habe verfchiedene Streifen in.
gleichen Weiten, vier Zoll breit, weiß und ſchwarz, und an ben Rändern vöthliht. Es
fer fo fehnelf, daß man für ein folches Thier gäbe, was gefordert würde, wenn die Leute nur
eines zähmen koͤnnten. Der Superior der Capueiner, da Romana; fehickte, nebft andern
Sachen verſchiedene Haute dieſes Thiers, als ein Geſchenk, an den Großherzog von Toſcana⸗).
Zu des Lopez Zeiten war Kongo voller Heerden Kühe, zahmer Ochſen, Schweine, Rindvieh
Schafe und Ziegen, die zu vier Jungen, und nie weniger, Ban re — and Schafe,
Merolla meldet eben das von den Ziegen, Die Schafe haben da nicht Wolle, fon-
dern Haare, und die Widder keine Hörner wie in Europa, Die Schafmütter find nicht
ſo fruchtbar, als die Ziegen, deren Fleiſch hier viel höher, als Schoͤpſenfleiſch, geſchaͤtzt wird;
daher die Seurg Fieber ihre jungen Bocke, als ihre Sammer, fehneiden x), i
2. Baubthiere. Affen. Schlangen.
Sven und Tyger. Luumbengo oder Wölfe. In liebet die Weibsbilder. Embambe, eine graufas -
Sogno find Feine Raubthiere Wilde Hunde. me Schlange, verfihlingt ein Schaf oder einen
Engallo oder Eher. Zibethkatzen. Zobel. Mars Bock ganz. Gefhichte davon. Coprasſchlan⸗
der. Enfingie. Entiengio. Wilde Ragen. Affen. ge. Schlange mit der Schwanzklocke. Ot⸗
Pongo, oder Mannaffe. Derfelbe eödtet Men: sen. Drachen. Cameleon. —
Ken und Thiere. Seine Beſchreibung. Er
m ande der Anzibos findet man Loͤwen, aber feine in Samba. Diefe Provinz aber: Loöwen und
Re boller Tyger, die Engoy genannt werden. Diefe machen fich über die Schwarzen, Tyger.
De an die Weißen; und man hat befunden, wenn fie bey dev Macht gekommen find,
daß
e) Piga
?) Pur Pant der 73 Seite, ) Erfah es in Benguela. Siehe das Kupfer.
4) Osilby aueh 1 Band auf der 984 Seite. —) Yerollaam oben angef. Orte, a. d. s606u. f. S.
7) Cacli auf de m angefühtten Orte, u) Pigafetia a. d. 38 ©.
364 Seite, x) Merolla auf der 637 Seite,
Raubthiere daß fie der Weißen verſchonet, und die Schwarzen umgebracht Haben, Sie find fo kuͤhn
in Kongo ·
* Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
ind grauſam, als der Loͤwe, und brüllen auch wie derfelbe, Man ludert fie mit vergiftetent
‚Sleifche, oder mit einer jungen Ziege, die man an einen Baum bindet, und eine Schlinge
wor derfelben machet. Lopez zog einen jungen mit Ziegenmilche auf, der ihm fo zahm als.
ein Hund nachfolgte, aber ſich nicht gern von jemand anders angreifen ließ. Ex brüffte
auch ſtark; und wenn er zornig war, fo faben feine Augen fehrecklich aus, Endlich erſchoß
ihn Lopez, zu Verhütung fernen Ungluͤcks, weil er ihm einen Hund und ein Zebra ge:
toͤdtet hatte. Man hält bier die Haare von des Tygers tippen für ein toͤdtliches Gift ; denn.
Luumbengo,
oder Wölfe
Ei
Es giebt keine In der Landſchaft Sogno, wo fich diefes zutrug, find weder Sömen, Tyger, noch Wölfe:
anzutreffen, ob ſolche wohl anderswo fehr gemein find. Kommt eines von dieſen Thieren,:
befonders ein Tyger, in des Grafen Herrfchaften: fo If derjenige, der es zuerft ſieht, ver⸗
in Sogno.
Wilde Hunde. Syn eben der Provinz giebt es eine Ark wilder Hunde, bie zahlreich auf Die Jagd geben,
wer ſie in Speiſen zu fich nimmt, der ftirbe wie vafend ; Daher der König denjenigen beſtrafet,
ber ihm ein Tygerfell ohne den Bart bringt 4).
Es giebt hier Häufige Luumbengo oder Wölfe. Sie haben dicke Köpfe und Harfe, -
faft wie die europaͤiſchen, ſind aber viel größer. Die Köpfe find grau, mit ſchwarzen Fle—
ofen, wie der Tyger ihre, gefprenfelt,.aber viel Häßlicher geftaltet 8
Diefe Wölfe find unerfärtliche Siebhaber vom Palmöle , welches fie ſehr weit riechen,
und beir Nacht aus den ftrohernen Haͤuſern, oder auf dem Wege, wenn Diejenigen, die es. _
forrführen, ſchlafen, zu ftehlen gewohnt find. Es nimme einer eine Flafche mit feinen
Zähnen, und ſchwingt fie über die Schulter, als wenn es ein Schaf wäre; und fo machen
er ſich damit fort u \
MWMerolla bemerket, die Wölfe, die bisweilen diefe Gegenden beunruhigen, wären fo,
(tig, daß ſie durch Die Wände der Häufer, die von Palmblättern gemacht find, kroͤchen,
und die Leute fräßen oder zerriffen. Gleichwohl ift es einmal geſchehen, wie eine Frau auge
gegangen iſt, und ihr Kind fehlafend verlaffen hat, daß ein Wolf ins Haus gekommen ift,
und ſich hart neben das Kind gelegt hat, ohne es zu befchädigen. Als die Mutter bald.
darauf nad) Haufe Cam, und ihr Kind füugen wollte, floh der Wol dabon, 2
bunden, ſolches fogleih einem Mani oder Statthalter zu melden: darauf wird alſobald
Laͤrmen gemacht, das Sand aufjubeingen; und man ſuchet das Thier durch Schüffe, Trum-
meln und dergleichen ins freye Feld zu freiben, Haben fie.es dahin, fo wird einer unter:
ihnen ansgelefen, es anzugreifen. Dieſer thut folches mit einem feharfen ‚langen Meffer in
einer Hand, und einem leichten Schilde in der andern, mit dem er des Tygers Anfälle fo
oft auffänge, als das Thier auf ibn zufpringt, bis er endlich die Gelegenheit erfieht, ihm
einen ober mehr Füße mit dem Meſſer abzubauen, worauf es bald vollends binzurichten ſt.
Die Rönigslöwen haben diefen Namen wegen ihrer Großmuth; fie bezeugen fich majeftä-
tiſch, und beſchaͤdigen niemanden, wenn fie nicht durch einen Zufall aufgebracht werden.
und mern fie einen Löwen, Tyger oder Elephanten unterwegens antteffen, folchen fo hitzig
anfallen, daß fie ihn gemeiniglich zu Boden bringen, ob fie gleich dabey viele von ihren Ca=
a : * Ben meraden
a) Pigafetta auf der 69 u. f. Seite, d) Merolla auf der 637 Site,
6) Ogilby auf der 5331 Seite, , e) Ggilby auf ber 531 &eite, —
c) Pigafetta auf der 88 Seite. 0 Merollg auf der 636 u. f. Seite,
und den angränzenden Laͤndern. XII Buch VIII Cap. 80
meraden zuſetzen. Doch thun dieſe Hunde den Einwohnern wenig oder keinen Schaden. —
Sie find rothhaͤricht, Haben dünne fchlanfe Leiber, und ihre Schwänze kehren ſich nach dem —
Ruͤcken zu in die Hoͤhe, wie bey den Spuͤrhunden 4).
Dapper meldet, es gaͤbe hier Baͤre und Eber. Die letztern hießen Engallo, und Engallo
haͤtten zwey große Waffen, mit denen fie alles zerriſſen, was fie anſielen. Die Schwarzen oder Eber.
fürchten ſich vor ihnen mehr, als vor einigen andern Thieren, und fliehen aus Schrecken, wo
fie folche nur Hören. „Man hält das Gefeilte von ihren Zähnen fir ein Fräftiges Gegengift.
Die Porkugiefen fehägen die Zähne daher fehr hoch, fie find aber fehmer zu befommen.
Das Waffer, in das man einen Stein gelegt hat, der an den Zähnen iſt gerieben wor-
den, iſt ein befonderes Hülfsmittel wider das Fieber. Man faget, biefes Thier erhielte
feine Geſundheit, wenn es Franf wäre, wieder, indem es die Zähne an einem Steine oder
mit der Zunge viebe e). 3
Der Engallo, der nach Merollas Berichte, in dem Gehölze von Benguela gefun-
den wird, gleicht, wie er meldet, einem Eber ſehr. Die Zähne, wenn fie gepülvert find,
vertreiben das Fieber durch den Schweiß, und mit dem Safte des Palmbaums, Mateba
genannt, machen fie ein vorfreffliches Gegengift aus. Anderswo meldet er, man fände in
den Wäldern Häufige Eber f), wodurch vermuthlich die Engallos zu veriteben find.
mba giebt es wilde Ziberhfagen, Die von den Portugiefen Algagis genannf Zibethkatzen.
Se * — die Schwarzen dieſelben, des Zibeths wegen, —
den ſie ſehr gern riechen.
Barta liefert eine Menge ſehr ſchoͤne weiße Zobel g), Namens Inſire, die fo hoch dobel.
gefchägt werden, daß niemand ohne Erlaubniß des Fürften Zobel tragen darf, und jeder
einen Sklaven gilt. Gegen die Anzifos zu fange man auch Marder, in deren Häute fie
fih leiden 2).
Enſingie ift ein Eleines Thier mit ſchwarz und grau gefprenfelter Haut, Enfingie.
Ein ander Fleines Thier heißt Entiengio. Es ift fehr artig geftreift, von ſchlankem Entiengio.
Leibe, mit einem fchönen Schwanje und fhönen Füßen, Es hält fich beftändig auf den Baͤu⸗
men auf, und fteigt nie auf die Erde herunter, deren bloße Berührung ihm ſchon tödtlich ift.
Es hat allezeit zwanzig ſchwarzhaͤrichte Gefchöpfe, Ambis genannt, zu Begleitern, zehne vor
fih, und zehne hinter fih. Sind die erften zehne gefangen, fo fliehen die feßtern zehne fo
gleich, und das Entiengio ift nach Verluſt feiner Leibwache leicht zu fangen. Das Fell
Diefes Thierchens wird fo hoch geſchaͤtzt, daß es nur der König fragen darf, und folche große
Herren, denen er als ein Ehrenzeichen dieſe Freyheit verftatter, unter Denen ſich Die Könige
von Loango, Kakongo und Angoy befinden.
Affen und wilde Rasen fallen ihrer Menge wegen beſchwerlich, befonders in Sogno, WildeRagen.
am Fluſſe Zaire z). Merolla erwaͤhnet drey Arten von Meerfagen, als die Paviane, Afen.
—J e die groͤßten ſind, eine andere Art ſo groß als Katzen, die buntſprenklicht iſt, und
— kleinere. Alle dieſe Arten haben längere Schwänze, als ihre Leiber find ). Los
get, Leute vom Stande hielten fie zu ihrer Ergögung.
In
£) Dapper beißt fie Bi * 2
i iber. z) Ogilby auf der 531 u. f. Seite.
b) Pigafetta auf der 80 Seite. 2 Meerolla k der 637 Seite.
Allgem. Reiſebeſchr. V Band. M
so Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Kanbtbiere In Kongo finder man die großen- Thiere , die in Weftindien Örang Outang
inKongo. heißen, die das Mittel zwiſchen den Menfchen und Affen find. Battel melde uns, in
Pongo, oder den Wäldern um Mayomba, im Königreiche —— gebe es zwo Arten von ſeltſamen
Mannaffe. Thieren: die groͤßern heißen Pongo ); die kleinern
wie ein Menſch geſtaltet, aber größer, das Geſicht iſt menſchlich, nur liegen die Augen tief
darinnen. Haare hat das Thier an Händen, Süßen, und im Öefichte nicht, aber fehr lang an
den Augenbraunen. Sein seib iſt mit Haaren bedeckt, die dunfel und ‚nicht dicke find. Nur
an den Füßen if es von den Menſchen unferfchieden, denn es hat Feine Waden, Es geht als
lezeit aufgerichtet, und hat im Gehendie Haͤnde am Nacken. Siefihlafen in Bäumen ‚ und
bauen ſich Hütten vor dem Regen, und nähren fich von Waldfrüchten; denn fie freffen fein
Fleiſch. Wenn die Schwarzen durch die Wälder reifen, fo machen fie allezeit Feuer, wo fie
des Nachts ſchlafen; des Morgens wenn fie weggehen, kommen diefe Pongos und fegen
fich um daffelbe herum bis es ausgeht; denn fo klug find fie nicht, daß fie Holz zulegten.
Sie tödten Oft geben fie in Heerden mit einander, und födfen die Schtwarzen, die fie auf dem
Menfhen Wege in don Wäldern antveffen. Sie fallen auch die Elephanten an, die dahin, wo fie fich
und Vieh. befinden, auf Die Weide fommen, und fehlagen fie mit ihren Faͤuſten, oder Stecken dergeftalt,
| daß fie brüllend fortlaufen. Man fängt die Pongos nie lebendig; denn fie find fo ftarf, daß
zehn Männer einen nicht halten koͤnnen. Die Schwarzen aber fangen oft Junge, wenn fie die
Alten getödtet haben; denn diefer hängen fie fehr feft am Bauche. Wenn eins von diefen Thie-
ven ſtirbt: fo decken die andern den todten Körper mit Haufen von Aeſten und Stämmen zu.
Purchas füget als eine Anmerfung bey, Battel hätte ihm erzählt, daß ein Pongo
ihm einen Negerjungen weggenommen, und diefer fih einen Monat bey ihnen aufgehalten
haͤͤtte; denn fie beſchaͤdigen niemand, den fie unverfehens überfallen, ausgenommen wer fie
anſieht, und foldes vermied der Knabe. Er fagee, fie wären fo groß als ein Mann ‚ über
zweymal fo ſtark. Was das andere ſeltſame Thier fen, hat Barrel vergeffen zu erzählen;
und da feine Papiere erft nach feinem Abfterben in des Herausgebers Hände gekommen find:
fo konnte diefer Feine Nachricht davon einziehen, glaubet aber, es Founten die Pigmaͤen feyn,
die, wie anderswo iſt erwähnt worden m), Die Pongos tödten ).
Deren Be Nach Dappers Anzeige ift Kongo voll von diefen Thieren, die bey den Indianern
fihreibung, Orang Öutang, das. ift, Waldmaͤnner beißen, Die Africaner nennen fie Duojas
Morrow 0), Das Thier gleicht an Geftalt fo ſehr einem Menfchen, daß manche glau-
ben, es werde von einem Affen und einem Weibsbilde erzeugt; welche Einbildung aber die
Schwarzen felbft verwerfen. Vor einigen Jahren ward ein folches Gefchöpfe von dar nach
war fo groß, als ein dreyjaͤhriges Kind, weder ferr, noch mager, aber vierfehrötig, und
fonft wohl proportionire, ſehr ſchnell und hurtig, mit ftarfen und braunen Gliedmaßen.
Der Bordertheil war ganz nackend, der Hintertheil aber mit ſchwarzem Haare überwach-
fen. Das Gefiche glich bey dem erften Anbiicke einem menſchlichen, aber die Naſe war
platt und gekrümmt, Das Thier hatte auch Ohren wie ein Menſch, plumpe Bruͤſte, denn
es
7) Oder Pango. Dieſer Name ſcheint nur in der Land
m) Siehe IV Banda. d. 633 S. Quoja an der Kornerkuͤſte, und in den ——
») Puch, Pilgr. IL Band auf der 982 Seite. sen Gegenden gebräuchlich zu ey
Er ſcheint eine andere Arc Affen zu meynen.
njeko. Die erſte Art iſt vollkommen
Holland gebracht, und dem Prinzen von Oranien, Friedrich Heinrich, vorgeftellet P). Es _
und den angränzenden Bändern. XII Buch VIII Cap, 91.
es war ein Weibchen, und einen eingefunkenen Mabel; die Ellbogen hatten ordentliche Ge- Raubtbiere
lenke; und die Hände, Finger und Daumen, die Waden und die Füße hinter dem Fer; Ir Kongo.
fenbeine waren plump und bräunficht 4). Es gieng oft aufgerichtet, und konnte große La⸗
fen erheben und fragen, Beym Trinken bob es den Deckel der Kanne mit einer Hand auf,
hielt die andere unter den Boden, und wifchte fich nachgehends die Lippen recht artig ab,
Es legte fic) oft auf ein Küffen mit dem Kopfe fehlafen, und bedeckte fich mit Tüchern ſo
geſchickt, daß jedweder hätte denken follen, es läge ein Mann da.
Die Schwarzen erzählen wunderbare Sachen von diefem Tiere, mic der Verſiche- Er liebet hie
rung, daß es nicht nur Weiber und Mägdchen überroältige , fondern auch gewaffnete Maͤn- Weibsbilder.
ner angreift. Kurz, es fiheint der Satir der Alten zu feyn r), Vermuthlich meynet
Merolla diefe Gefhöpfe, wenn er meldet, es wären bey einigen Jagden in dieſem Sande
wilde Männer und Weiber gefangen worden. Leonard hatte, wie erihm erzählte, eineg
von einem Eapuciner zum Geſchenke befommen, und folches nachgebends dem portugiefifchen
Statthalter zu Loanda überlaffen 7). ö
Die Häufer in diefen ändern find fehr mit Scorpionen, Taufendfüßen und Schlan- Embambe, ei⸗
gen erfüllt. Es giebt eine Art außerordentlich große Schlangen, manche zu fünf und zwan- —A
zig Spannen lang, und fuͤnf Spannen breit; dieſer ihr Bauch und Rachen iſt ſo weit, daß a
fie einen ganzen Hirſch verfchlingen. Sie nennen folche die große Waſſerotter. Sie
haͤlt fich in Flüffen auf, gebt aber aufs Sand ihrem Raube nach, und machet ſich daſelbſt
auf die Bäume, dem Viehe, wenn es auf die Weide geht, aufzulauren. So bald es ihr
nahe genug kommt, falle fie ein Stuͤck Vieh an, fehlingt fih um daffelbe herum, und fchläge
mit dem Schwanze an deſſen Hintertheil. Wenn fie folcher Geftalt das Bieh in ihrer Ge
walt hat, beißt fie es zu Tode, und fehleppet es nachgehends in ein Gehölze oder andern
wüften Patz, wo fie es nach) Belieben, mit Haut, Hörnern, Knochen und allem ver-
zehret. Wenn fie ſich ſolchergeſtalt angefülle hat wird fie ganz dumm und fhläftig, daß ein
Kind fie uͤberwaͤltigen kann. In dieſem Zuſtande bleibt ſie fuͤnf oder ſechs Tage, und darauf
koͤmmt fie wieder zu ſich felbft. Diefe Ostern verändern ihre Haut zur gewöhnlichen Zeit, und
manchmal, nachdem fie fo erftaunlich gefreffen haben, welche alsdann zum Bewundern aufge
hoben werden, wenn man fie findet. Die beidnifchen Negern halten fie für eine angenehmere
Speife als Vogelwerk. Wenn diefe ihre dicken Hölzer wegbrennen, finden fie eine große
Menge folcher Schlangen ſchon für fich gebraten 2), ER
Carli befräftiger diefe Nachricht, und meldet, als fie eines Tags unter den Baͤu— a **
wen bey Kolumbo ſpatziren gegangen wären: fo hätten fie eine große Schlange entdeckt, 2 Pa en
die durch den Fluß Roanza gefege hätte, Sie ſuchten folhe mie Schiegen und Werfen mit !
Erdkloſern zueüchzutreiben, denn Steine findet man da nicht: allein fie Fam ihnen zum Troge
re; und nahm ihren Poften in einem. kleinen Gebüfche von" Gartenkraͤutern, unweit
Ste fe: Manche find fünf und zwanzig Fuß lang, und fo dicke, als-ein ziemliches
Er N \ Diefe nehmen auf einen Mundvoll ein Schaf zu fih; und wen fie folhes ge-
than haben, legen fie ſich es zu verdauen in die Sonne, Die Schwarzen geben bey folchen
M 2 Gelegen⸗
F De Befrisung ſiehe IV Band,a.d.262&. r) Ogilbys Africa auf der 558 Seite.
4) Hierinnen —88 oder Mandril. Mer Reiſe auf der 637 Seite.
terſchieden. Siehe das — NINE ums 3) pigafetta auf der go u. f. Seite,
Raubthiere Gelegenheiten auf fie Acht, und tödten fie ihres Fleiſches wegen; denn fie find fo fett als:
92 Belkhreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
inBongo. Schweine; die Schwarzen ziehen fie ab, und. werfen nichts, als Kopf, Schwanz und
oder einen
ganzen nf,
Geſchichte
von einer.
Copra⸗
ſchlange.
Schwanzklo⸗
ckenſchlange.
Ottern.
Eingeweide weg x).
Allen Anſehen nach iſt dieß die Schlange, die, wie Dapper meldet, in Angola,
Embamma, und Minis bey den Negern von Quoja genannt wird. Derſelbe derich⸗
tet, fie hatte einen Mund, der weit genug ſey, einen ganzen Bock oder Hirſch zu verſchlin⸗
gen; fie liegt wie ein umgefallener Stamm von einem Baume auf dem Wege, fpringt aber
fehr ſchnell auf die vorübergehenden Thiere oder Menfchen.
Bon einer andern Art giftiger Schlangen wird bier der Ruͤckgrad als ein unfehl⸗
bares Mittel wider die Kroͤpfe um den Hals getragen x).
Man berichtete dem Merolla, wenn die Embambe von einem Neifenden beunru-
higet würde: fo fpränge fie auf ihn , fehlänge fich um ihn herum, und triebe ihn einem ſchar⸗
fen Stachel, den fie im Schwanze hat, in die Bruft, wovon er gleich bärfte, wenn er fie
nicht gleich, fo bald fie den Stachel anſetzet, mit einem Meffer zerhiebe, dergleichen die
Schwarzen allezeit in diefer Abfiche bey fich tragen. Dieß ift der einzige Weg, ihre Wunde
zu heilen, und ihr Seben zu vetten y). ——
Es ſcheint eben die Art Schlange zu ſeyn, die, nach des Verfaſſers Vermelden, auf
dem Wege nach Singa zu finden iſt. Er ſchreibt, fie fen fo ſtark, als ein Balken Holz,
und Fonne die Seute bloß Durch ihr Anfchauen toͤdten und verzehren. Ein Menſch, den
eine ſolche Schlange anfiel, bieb fie mit einem Säbel entzwey.: das Ungeheuer war
folcher Geftalt zwar gewaltig verletzet, aber noch nicht getoͤdtet, und lauerte in den dicken
Buͤſchen auf, fich zu rächen: bald darauf Famen zweene Keifende dahin, auf die es Ios-
kroch, fich ihrer bemächtigte, und beyde faft ganz verzehrte Die Schwarzen in der Nach-
barſchaft giengen auf erhaltene Nachricht in Menge aus, die Schlange Hinzurichten: fie
konnten diefelbe aber nicht antreffen. Endlich nahm ein portugiefifcher Hauptmann eine An⸗
zahl Leute mit fich, die mit Muffeten bewaffnet waren; und weil er fie nicht gleich entdeckte,
ließ er all fein Volk vorausziehen. Die Schlange ſah, daß er allein war, und kroch aus
ihrer Höhle, auf ihn zu fpringen. Als er hierüber zu fihreyen anfing, kehrten feine Leute
eilig zuruͤck, und richteten fie mit ihrem Feuergewehre bald hin 2),
Die merkwuͤrdigſte Schlange, die Merolla gefehen hat, ift die Copra aa), eine Art
Schlangen, deren Gift in ihrem Geifer ift: fie fpeyen folchen aus einer großen Entfernung
in die Augen, und verurfachen damit fo heftige Schmerzen, daß die Berlegten fo gleich blind
merben, wenn nicht Weiber vorhanden find, die mit ihrer Milch Linderung verſchaffen.
Sie gehen in die Häufer, und klettern, ſo wohl bey Tage, als bey Nacht, auf die Bäume 2b),
Lopez erwähner einer andern Art Schlagen, die an einem Ende ihres Schwarzes
einen Knopf mit einer Klocke bat, welche während ihres Fortkriechens läutet, als ob die
Natur dadurch die Reifenden warnen wollte. Die Klocke und Köpfe dieſer Schlangen find
fehr gut wider das Fieber oder Herzklopfen,
Eben, derfelbe Schriftfteller meldet, es gebe fo giftige Ditern, daß man von ihrem
Biſſe in vier und zwanzig Stunden ftürbe, die Schwarzen aber müßten Kräuter ‚ welche
Diefe
u) Carlis Seife auf der 376 Seite, 2) Ebenderſelbe auf der 684 Seite.
x) Ggilby auf der 559 Eeite. Aa) Dover Cobra, welches im Portugieſiſchen **
2) Merolla auf vet 638 Seite, Schlange heißt, a
und den angränzenden Ländern, XI Buch VII Cap, 93
diefe Wunden heiten. Er ſaget, es gebe noch andere Gefchöpfe, fo groß als Wioder mig Dra⸗ Fiſche
—— Sie haͤtten lange Schwäne und lange Rachen, voll verfchiedener Reihen Zähne, iu —
und fräßen rohes Fleiſch. Sie haben nur zweene Füße, ihre Farbe iſt blau und grün und die Drachen
Haut ſieht wie Schuppen aus, Die heidniſchen Schwarzen berhen fie an. Zu Lopez Zeiten
tonnte man verfchiedene zu fehen befommen; denn weil fie felten find, fo verwahren fie die
Bornebmen, und laffen fie von dem Bolfe, wegen der Opfer, die es mit bringt, verehren.
Wir muͤſſen auch nicht vergeffen, daß fic) hier Cameleons mie ſcharfen Köpfen, und Enmeleons.
Sauſchwaͤnzen auf den Felſen und Bäumen aufbalten ce).
Dre V Abſchnitt.
Salzwaſſer- und Flußfiſche.
Seefiſche. Muſcheln. Lumakhe oder Zimbos. net. Weitere Beſchreibung. Wie ſie gefangen
Klippenauſtern. Wallfiſche. Flußfiſche. Die wird. Kakongo. Ein gefraͤßiges Krokodil.
Meerjungfer. Deren Kopf, Hände und Brür Flußpferd. Wie ſolches gefangen wird. Arz—
fie. Kunochen, der als ein Arzeneymittel dies neykraͤfte.
Hie See längft der Küfte von Kongo und Angola, ift voll Fiſche, befonders um Los Seefiſche.
ande. Lopez meldet, die Sardellen wären bier fo häufig, daß fie im Winter ans
Sand fprängen. & gäbe auch eine Menge von Stören, Solen, Barben, Forellen,
Schleyen, und andere vortreffliche Fiſche 2).
Dapper erwaͤhnet verfchiedene andere Arten, befonders Pergomoulatos, die bey den
Portugieſen Pelledo heißen, und faſt dem Kochen gleichen, Eſquilones, Quikouſſes,
Zuſſones, Syopos, Dorados, Bonitas, Albakores, Pergos de Morochermes,
Aoutadores, Koruines und Mokerel b), En
Werolla faget, man Fönne fich nicht einbilden, was für eine Menge Fiſche in den
Seen um Loanda befindlich, und wie wohlfeil folche wären. Die Vorficht feheint bierbey
ihre befondere Fürforge zu zeigen ; denn fonft wäre es bier, abfonderlich in diefer Stadt, nicht
möglich zu leben. Die Schwarzen erhalten fich fat nur von Fifchen, und die Weißen effen
fie auch manchmal, befonders des Abends, weil fie leichter als Fleiſch zu verdauen find; fie
find aber nicht fo wohlſchmeckend, als die Fifche in Stalien c), Ebenderfelbe bemerket an
dersmwo, die kleinen Alfen wären hier fo fett und groß, als Heringe,
Die Schaalenfifche allhier, befonders um Loanda, find Krebfe, Auftern, Mufcheln und Schalfiſche.
Lumakhe oder Zimbos. Lopez faget, die Lumakhe würde längft der ganzen Küfte von Lumakhe.
Kongo gefunden, aber die von Loanda wären ‚ wegen ihres fehönen Ölanzes, die beften,
Sie haben mancherley Farben, man zieht aber die grauen den andern vor. Diefe dienen,
wie vorhin oft ift erwähnt worden, an flatt des Geldes. Sie werben an den Ufern des Ey:
andes Loanda von Weibern gefammelt, die fich.über zwey Ellen tief untertauchen, und ihre
oͤrbe mit Sande füllen, nachgehends den Grieß don den Fifchen, und die Männchen von
Kennen en ab önheit ihrer feicht zu
fennen — , welche an dem Glanze und Schöngeit ihrer Farben leicht z
M 3 Eben
bb) Merolla auf der — 4 ,
ee 2 5) Ggilby auf der 560 Seite.
5 — * en 5, ——— auf der 673 Seite.
a Seite, 3) Ebenderfelbe auf der Sta Seite,
94 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Sifche Eben derfelbe bemerfet, man finde auf der Seite der Inſel, die dem feften Sande ge-
in Aegen uͤberliegt, nach der Fluth, unten an den Baͤumen noch eine Art Schalenfiſche. Die
Sue» Schwarzen heißen fie Ambizi Amatare, das it: Klippenfiſche e). Sie ſind ſo groß als
auftern. eine Mannshand, und ſehr gut zu eſſen. Aus den Schaalen wird ſehr guter Kalk ge—
brannte. Weiler der Rinde von dem Manghibaume gleicht: ſo richten fie damit die Dch-
ſenhaͤute zu, die fie zu Schuhfohlen brauchen f ) |
Auftern, Mufcheln und geoße Krabben werden, nad) Dappers Berichte, an den
Muͤndungen der Flüffe Dusanza, Lukala und Bengo gefunden D- Lopez fah häu-
fige Schaalenfifhe, als Schneden, Mufcheln und dergleichen, an dem Rücken der Wall-
Wallfiſche. fiſche hängen. Diefer Wallfifche giebt es unzählig viel in der See, vor dem Eylande Lo:
ande, wo fie oft mit einander Fämpfen und einander umbringen. Wenn folches gefchehen,
fo gehen die Schwarzen in ihren Booten aus, und fangen die Körper auf, das Del aus ihnen
zu fammeln, welches fie mie Pech vermengen, und zum Kalfatern ihrer Boote brauchen. Der
Verfaſſer bemerket auch, daß man auf diefer Küfte, fo Häufig fich auch die Wallfiſche dafelbft be-
finden, feinen Ambra antrifft, und folgert daraus, derſelbe Fomme nicht von dieſem Gefchöpfe ber.
Flußfiſche. Die Fluͤſſe von Kongo und Angola find voll mancherley Fiſche. Unter andern-
Meerjungfer. wird dafelbit in dem Fluſſe Zaire, ein ſehr merfwürdiger Fiſch, Namens Ambize Ans
gulo b), das ift der Schweinfifch gefunden, weil er fo fett als Schweinfleifch ift, und
ihnen Sped giebt. Er bat zwo Hände, und einen Schwanz wie ein Schild . Das
Zleiſch ift ſeht gut, hat aber Eeinen Fiſchgeſchmack. Er hat einen Mund wie ein Ochſe,
und nähret fich von dem Grafe, das an dem Flußufer waͤchſt, ohne ans Sand zu gehen.
Manche wiegen fuͤnf hundert Pfund. Die Fifcher merken fic die Dexter, wo fie-freffen, und
fangen fie mit Angeln, und durchftechen fie mit Gabeln, hauen fie. alsdenn in Stüde, und
Bringen fie dem Könige, wozu fie bey gebensftrafe verbunden find A).
Dapper meldet, man finde dieſe Thiere in den Seen ?), befonders in Angola, Qui⸗
Deren bite und Angolm, in der Provinz Maſſingan. Sie find völlig acht Fuß lang, haben
Kopf, Hände ziveene Furze Aerme und Hände, bie fie ein wenig beugen, aber nicht feſt wie ein Menſch
zuſchließen koͤnnen. Ihre langen Finger hängen mit dazwiſchen gewachſenem Fleiſche zuſam⸗
men, tie die Entenfuͤße; der Kopf iſt länglicht rund mit kleinen Augen, flacher Naſe, wei:
tem Munde, aber feinem Eenntlichen Rinne noch Ohren. .
Die Männchen haben Geburtsglieder tie die Pferde, und die Weibchen zwo volle
und Bruͤſte. Brüfte, die im Waſſer nicht von einander zu unterfcheiden, und beyde Dunfelgrau find.
«Sie befhädigen niemanden, und gehen auch nie aufs Sand. Ihr Obertheil ſchmecket wie
Schweinefleiſch, unterwaͤrts ift das Fleiſch etwas magerer, doch giebt es den Einwohnern,
befonders gefocht, eine gute Speife. Sie fangen diefelben mit Negen, und toͤdten fie nach«
gehends mit Harpunen und fanzen, -
Kuchen, der In ihrem Kopfe befindet fich ein geroiffer Knochen, der Elein geftoßen und in Weine ge-
— nommen, den Stein in den Nieren und Blaſen treibt, Der Stein yon den Männchen iſt
am
e) Vermuthlich Klippenauſtern gieſen Pezze Mouller, andere Europäer Meer⸗
F) Pigaferta auf der 22 u. f ©, mann und Meerjungfer. Merolla ſaget deutlis
3) Ügilby auf der 560 Seite. cher, die Schwarzen hießen ihn L7gullx Umaſa,
5) Dapper ineldet, die Eingebohrnen nennten die Waſſerſau, und die Portngiefen Piexe Mol⸗
ihn Ambifang ulo und Pefiengont, die Portu⸗ Fer, den Weiberfiſch.
und den angränzenden Rändern. XI Buch VIII Cap. 95
am beften, Die Portugiefen tragen den Knochen, der ſich am Ohre befindet, als ein ausneh: Sifche
mendes Mittel wider die anftecfendesuft. Aus den Ribben machen fie in Angola Kügelchen in Aonge,,
zu Aembändern, die man zum Blutſtillen für dienlich hält, befonders bie aus Der linken
Ribbe, die zunächft am Herzen liegt, gemacht werden.
- Man fängt auch diefe Gefchöpfe um Sofala, an der öftlichen Küfte von Africa. Sie
werden eingefalzen, und geben eine gufe Speife zur See ab, wenn man fie bald verzehret;
denn wenn fie ale werden, fo werden fie vanzige, und für die, welche mit Krankheiten, die
aus einer Fäulniß entftehen, geplagt find, gefährlich m).
Während der Zeit, da ſich Carli zu Rolombo befand, bekamen die Fifcher einen
großen Fifch,fo rund als ein Kutſchrad, der in der Mitte zwo Zißen, und darüber verfchiedene
Deffnungen hatte, durch bie er fieht, höret und ige. Der Mund war eine Spanne lang, dag
Fleiſch ift angenehm und wie weißes Kalbfleifch. Aus den Nibben drehen fie biutftillende
Kügelchen, die aber dem Verfaſſer nichts halfen. Man fieht leicht, daß der Capuciner von
der Meerjungfer redet, ob er fie gleich nicht fo nennet 7),
Merolla aber erklaͤret fich deutlicher. Die Meerjungfer wird, feinem Vermelden nach,
durch den ganzen Fluß Zaire gefunden, und gleicht einem Weibsbilde einigermaßen wegen
ihrer Bruͤſte, Zitzen, Haͤnde und Aerme; unterwaͤrts aber endiget ſie ſich als ein ordentlicher
Fiſch mit einem Gabelſchwanze 0). Der Kopf iſt rund, Das Geſicht wie an einem Kalbe.
Sie hat einen großen häßlichen Mund, Fleine Ohren und runde volle Augen; der Rüden
ift mit einer ftarfen Haut bedecft, die an verfchiedenen Orten Durchlöchert, und ihr von der
Natur gleichfam als ein Mantel gegeben ift, den ſie nach Gefallen öffnen und zumachen kann.
Die Kibben ftillen das Blut; Die größte Kraft aber liege in den zweenen Knochen an den
Ohren. Der Berfaffer bat oft von dieſem Fifche gegeflen, der wohlſchmeckend und dem
Schweinefleifche nicht unähnlic) mar ; auch feine Eingeweide gleichen den Schweinen. Die
Schwarzen nennen ihn daher Ngulla u maſa, oder die Waſſerſau; die Portugiefen aber
Piexe Molker, das ift, den Frauenfiſch. Er hält nur den Kopf aus dem Waffer, wenn
er von den Kräutern am Ufer frißt.
Die Fifcher bekommen fie felten, außer wenn es regnet, da fie ihre Annäherung nicht fo Wie man ihn
leicht merken. Sie vubern in diefer Abficht gelinde mit einem Boote hinauf, bis fie an den faͤugt.
Dre kommen, wo der Fifch liege; denn fie erfennen folches aus feiner Bewegung im Waſſer:
alsdann fehießen fie mit aller Gewalt eine Lanze in ihn. Können fie ihn nicht erhalten: fo
laſſen ſie ihn gehen, weil ihn die lange Lanze uͤberall entdeckt. Dieſe Lanzen haben eine runde
hoͤlzerne Stange vom Holze, das eiſenhart iſt, und von ſolcher Dicke, daß das Ende mit ſo
vielen Pfeilen vollgefteckt wird, als in einer Eleinen Entfernung einer von dem andern, fechs
15 fieben Spannen im Umfreife einnehmen p). :
ni Der Kakongo iſt ein anderer Fiſch dieſes Fluſſes, wie eine Salme geſtaltet. Er iſt Kakongo.
Pa roth, aber fo fert, daß er dag Feuer auslöfht, weil man ihn braͤt oder kochet. Man
ringt ihn auch dem Könige,
Se Lopez
2, Q r ’
—— u wi Gier etwas In der Ueberſetzung aus⸗ m) Ggilby auf der 559 u. f. Seite.
einem Schilieglen ort Mücken iſt einigermaßen 7) Carli auf der 377 Seite.
k) Pigafettr auf chwanz aber keineeweges. 0) Siehe die Figur, Pr
/j Auch in dem an ef Ste ) Merolla auf der ron. f. ©.
em der Zaire entſpringt.
Sifche
in Kongo-
>
Gefraͤßige
Krocodile.
Flußpferd,
wie man es
faͤngt.
2
96 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benquela,
Lopez ſaget, der Fluß Zaire enthielte Krokodille, die bey den Eingebohrnen Rays
man hießen g). Merolla hingegen meldet ausdruͤcklich, es gäbe da feine Krocodille, wie
in andern Flüffen, und der Zaire liefere verſchiedene Arten vortrefflicher Fiſche, die von den
Einwohnern auf mancherley Art gefangen würden, ob fie gleich, als Feinde aller ſchweren
Arbeit, niemals viel fingen. Das Recht, mit Neben zu fifchen, gehoͤret einzig und allein
dem Fürften von Sogno, der gleichwohl allen, die ihn darum bitten, diefe Erlaubniß er-
theilet, und wenn er felbft Fiſche verlangt, feine Bebienten mit feinen eigenen Netzen ſendet,
welche zu fangen r).
Wenn aber auch der Zaire feine Krocodille enthält, fo teifft man ihrer genug in den
andern Flüffen an. Battel erzähler uns von ‚einem in Loango, der ſo groß und begierig
geweſen ift, daß er eine ganze Alıbambe, oder eine Gefellfhaft acht bis neun zufammen
gefeffelter Sklaven verzehret hat. Das unverdauliche Eifen aber brachte den Freffer um,
und ward nachgehends in feinem Bauche gefunden. Derſelbe hat fie auch auf ihren Raub
fauren, und einen Menfihen, ein Pferd, oder ein ander Thier ins Waſſer fehleppen ſehen.
Ein Soldat aber, der einft fo überfallen ward, erſtach das Krocodill mit feinem Meffer
durch den Baud) ).
In den Fluͤſſen von Kongo, befonders dem Sluffe Zaire, trifft man das Warffer- oder
Flußpferd an. Merolla meldet, «5 fey jo groß, als zwey Landpferde, mit kurzen dicken
Schenfeln, runden Füßen, und einem geoßen weiten Rachen, nebft einer doppelten Reyhe
gefrümmter Zähne, außer den langen Hauern, im untern Kinnbacken, wie an einem großen
Eher, mit denen es im Grimme alles, was ihm vorkoͤmmt, zerhauet. Der Berfaffer
fah eins von ihnen auf dem Fluſſe Saire, unmeit ihres Bootes ſchwimmen, und wie ein
Pferd wiehern, dem es in der That fehr gleicht. Es bleibt ordentlich den ganzen Tag im
Waſſer, und geht des Abends aufs Sand zu weiden. Männchen und Weibchen find alle:
mal beyfammen, und jener kampfet verzroeifelt für dieſes. Iſt das Weibchen trächtig, oder
Hat nur unlängft geroorfen, (reiches fie gemeiniglich in den Moräften thun, wo nur wenig
affer iſt) fo ift er ganz wuͤtend, und fällt wohl aus Eiferfucht die Barken an, und flürzet
fie manchmal, wenn fie Elein find, mit feinen Zügen um. Daher vermeiden Diejenigen, die
folches wiſſen, zu felbiger Zeit die Moväfte.
Die Jaͤger verlegen ihm den Ruͤckweg nach dem Wafler mit Booten, weil es frißt,
Bey feiner Ruͤckkehr laffen fie einen Pfeilhagel auf das Thier fliegen, aber wehe denen, die
einem verlegten in den Weg fommen, denn fie werden gewiß in Stücken zerriffen, wenn
fie nicht auf Bäume flüchten Fonnen. Diefe Gefchöpfe laufen manchmal wenn fie verwun⸗
det find, und einen Weg zum Fluffe offen finden, nach dem nächften Abfturzeund fpringen
von dar ins Wafler, wovon fie die Beine brechen, und leicht befommen werden. Das
Fleiſch wird nicht fonderlich geachtet, und dienet fehlechten Leuten zur Speife, weil es die
Arzʒneykraͤfte.
Geiſtlichen fuͤr Fiſch erklaͤrt haben.
Die maͤnnliche Ruthe, und die beyden Steine, die in des Maͤnnchens Ohren ſo groß als
Huͤhnereyer gefunden werden, find gut, den Nieren und Blaſenſtein aufzulöfen ; ein köͤffelvoll von
diefen Steinen gepülvert, und in reinem Waſſer aufgeloſt, ift guf für Berftopfung des Harns.
In
g) Pigafetta auf der 28 u. f Seite, 2) Merolla Heißt es das Seepferd, wundert
r) Merolla auf der Sr Seite. ſich aber über diefen Namen, da das Thier nicht im
2) Purchas Pilge, II Band auf der 985 ©. Salzwaſſer leben Eann,
und den angränzenden Ländern. XII Buch VII Ca. 97
In einem niedrigen Eylande auf dem Fluſſe Zaire bemerkte der Berfaffer einfk etliche Häufer- Koͤnigreich
chen, die auf Stangen etwa zehn Fuß vom Boden erhoben waren; und da man auf einer Leiter, Anziko.
die angelegt und wieder weggenonmen ward » bineinftiege. Die Einwohner hatten fih ſol
chergeftalt vor den Seepferden, die allezeit daberum fraßen, in Sicherheit fegen müffen, Bey
den Waͤldern hatte man eben fo wegen der Löwen und Tyger gebaut u).
Battel meldet, nach dem Elephanten, waͤren dieſe Thiere die groͤßten im Lande;
jeder Fuß habe vier Klauen wie beym Ochfen, und den Klauen des finfen Fußes würden
‚große Kräfte zugefehrieben, Die Portugiefen machten Ringe daraus, die ein Eräftiges Mit-
tel wider den blutigen Bauchfluß wären x),
Der VI Abſchnitt.
Nachricht von denen Laͤndern und Voͤlkern die an Kongo und Angola
graͤnzen.
1. Die Koͤnigreiche Anziko, Matamba, und des Jagga Kaſſanji.
Benachbarte Koͤnigreiche. Königreich Anziko, oder Sind Menfhenfreffer. Ihre Kleidung und
Nakokko. Kupfergruben. North und weißes Sprache. Königreic) von Matamba. Land des
Sandeiholz Waffen der Anzikos. Sie find Jagga Kaffanji. Wie fein Geburtstag begans
geſchickte Bogenfchügen. Ihre Abſchilderung. gen wird.
Ei: wir die Befihreibung von Kongo endigen, müffen wir noch einige Nachricht von Benachbarte
den benachbarten Nationen, befonders den Anzikiern und Jaggaern, ertheilen, dig Laͤnder.
Kongo, weit nach Oſten zu, faſt einſchließen, und ſich durch ihre öfteren Einfälle furcht⸗
bar gemacht haben.
Dieſe Leute haben verſchiedene Koͤnigreiche aufgerichtet, als Bokka Meala, Anziko,
Matamba, und Rafanji. Sie liegen von Norden nach Süden, und find den Europäern
wenig befannt, Bokka Meala, oder Buka Meala, nach den Erdbefchreibern, liege
oſtwaͤrts von Loango und dem Königreiche von Babon ‚oder Pongo, aber nordwärts _
von Anziko. Die Hauptſtadt führet eben den Namen, und liege unweit den Öränzen von
Loango. Es ift von Werten nach Often zweyhundert acht und funfzig Meilen, und von
Norden nach Süden hundert und achtzig Meilen lang. Die Jaggaer find die Einwohner.
Das Königreich Anziko hält fechshundere und dreyßig Meilen von Werten nach Dften, Königreich
und fuͤnfhundert und vierzig von Norden nad) Süden. Nach Lopez Berichte, gränzetdas sand Anziko.
Anzigos, Anzikos, oder Anzikier, weftwärts an die Seute von Ambus,nordwärsan
der africaniſche Nationen, und die nubifche Wuͤſte; gegen Often an den zweyten großen
R 3 1 Sus welchem der Fluß Kongo entfpringe, in dem Theile, das Anzikang beißt 2);
<h elle onigreiche Kongo wird es durch den Fluß Zaire abgefondert ‚ deffen Inſeln zum
— ——— geböten ‚ tie er ihnen auch zu Unterhaltung des Handels mie den Seuten
dienet b),
h. Wir
* ern. 2 Oben angeführten Orte, a) Ein Theil von Kongo, den die Anzikos beſitzen.
Oben angef, Due q, d, 9848. 5) pigafetta auf der 32 Seite,
Allgem, Beiſebeſche | R
VBand.
98 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela,
Königeeih Wir finden hier die Provinzen Pombo, Vamba, Mopends, und Moſongo,
Anʒ ko. nebft den Sändern der Bakka⸗bakka, die für eine Art von Zwergen ausgegeben werben &),
—TTT md fich in den nordlichen Wäldern aufhalten, und das Königreich Funjeno. Die Ein-
| wohner von Anziko heißen jego Metikas, oder Monſols, vielleicht von der Hauptſtadt
Monſol, die nad) den Graͤnzen von Bakka Meala zuliegt. Diefe Stadt befinder ſich
gleich unter der Linie, hat aber nichts merkwuͤrdiges, als den Foniglichen Pallaft, der
prächtig feyn fol, Man faget, es wären dem Könige dreyzehn andere Könige unterthan.
Er heißt der große Makokko, oder Makoko, und Daher hat auch das Königreich den
Namen, wie aus den vorhergehenden Reifen erhellet.
Kupfergru⸗ In dem Koͤnigreiche der Anzikos befinden ſich, wie Lopez meldet, viele Kupfer:
——— gruben, und eine große Menge rothes und graues Sandelholz. Das rothe heißt Tavilla,
und das graue, welches das beſte ift, Rhikongo, woraus fie ein ſehr wohlriechendes Pulver,
und verfchiedene Arzenenmittel machen. Sie vermengen es auch mit Palmöle, fich den Leib
über und über damit zu falben, wodurch fie fich gefund erhalten wollen. Die Portugiefen
aber brauchen es mit Weineßig vermifcht, die Khitangas, oder Pocken, damit zu heilen,
indem fie fich die Gelenke damit reiben A), ®
Sie brauchen folches auch für die Kopffehmerzen, weswegen fie es auf Kohlen legen,
und den Rauch auffangen. Das Mark und Innere des Baums iſt das befte, das aͤußere
wird wenig geachtet. -
„Die Anzikos machen aus den Palmfäden Häufige Leinewand, ja aud) Seide, wie
ſchon ift bemerfet worden ©). |
Sie find ein fer unruhiges und Friegerifches Bott, Sie fechten zu Fuße. Ihre
Waffen unterfeheiden fih von ihrer Nachbarn ihren: denn fie haben Eleine und Furze Bogen,
die mit Schlangenhäuten von mancherley Farben fo zierlich umwickelt find, daß man fie für
das Hol; felbft anfehen ſollte. Die Bogen werden dadurch flärfer ımd dauerhafter. Die
Sehnen find von biegfamen und dichten Baumäftchen, wie Spießruthen, afchfarben und
dunkelbraun. Eben diefe Art Gefträuche wächft in Bengalen, in Dftindien. Ihre Pfeile, die
fie in der Bogenhand tragen, find Furz und dünne, aber aus einem fehr harten Holze,
Sie find ſo geſchwind im Schießen, daß fie acht und zwanzig. und mehr Schuffe thun, ehe
der erfte Pfeil zu Boden fälle, und manchmal Vögel im Fluge ſchießen.
Sind gute Sie bedienen fich auch der Aexte und Beile, die feltfam geftaltet find; denn das Eifen
Bogenſchů⸗ iſt noch einmal fo lang, als der Griff. Diefer ift mit eiter Schlangenhaut überzogen, und
an, hat einen Knopf am Ende, ihn beffer zu halten. Das Eifen ift fehr glänzend, und an den
Griff mie Kupferplatten, fo lang als der Griff, befeftiget. Der Ruͤcken der Aexte Diener
ſtatt eines Hammers. Im Treffen wiſſen fie des Feindes Pfeile mit ihren Aexten aufzu⸗
fangen, worauf fie folche auf die Schultern hängen, und ſelbſt zu ſchießen anfangen. Sie
haben auch Furze Dolche, in Scheiden von Schlangenhaut, die wie Meffer gemacht find,
einen Heft haben, und von ihnen zumeilen getragen werden.
Ihre
©) Das ſcheinen Battels Natimbaer zu ſeyn. 4) In der Ueberſetzung heißt es: fie legten es
Siehe IV. Band auf der 656 Seite. anf den Puls, .
— — —— — — —
— — — ——— —
und den angrängenden Ländern. XII Buch VIIT Cap. 90
Ihre Gürtel find von mancherley Art; die Soldaten aber haben fie von Elephanten⸗ Königreich
baut, drey Zoll breit. Weil diefe Guͤrtel anfänglich ziemlich fteif find, da die Haug zweene Anziko.
Zoll dicke iſt, fo machen fie diefelben, durch die Wärme, am Feuer biegfam, und binden
fie fo um.
Die Leute find ſehr flüchtig, und Iaufen über die Berge, mie die Gemfen. Sie find Ihte Ab—
beherzt, und beleidigen niemanden, babey vedlich und getreu, fo daß fich die Portugiefen ſchilderung.
auf fie mehr, als auf einiges anderes Volk verlaffen; meil fie aber wild und ungeſittet find,
fo bat man Feinen Umgang mit ihnen. Sie kommen nach) Kongo zu handeln, bringen
Sklaven, ſowohl von ihrer eigenen Nation, als aus Nubien, woran fie geänzen f), Sei:
‚nenzeug, und Elephantenzähne; dagegen führen fie Salz, und Lumakkhe, oder Zimbos,
nach Haufe, die ihnen an Geldes ftatt dienen; nebft einer andern geößern Art, die von der
Inſel St. Thomas fümmt, und von ihnen als eine Zierrath getragen wird, imgleichen
Seidenzeuge, Leinewand, Glaͤſer, und dergleichen Waaren, die aus Portugall kommen.
Sie Halten die Beſchneidung, und beyde Gefchlechter zeichnen von Kindheit auf ihre
Geſichter mit einem Meſſer.
Menſchenfleiſch wird auf ihren Maͤrkten wie anderswo Rindfleiſch verkauft; denn fie Menſchen⸗
eſſen die Kriegsgefangenen. Sie toͤdten auch ihre Sklaven ‚des Eſſens wegen, wenn fie fett freifer.
find; oder wenn fie ſolche nicht eheuer genug los werden koͤnnen, fo verkaufen fie diefelben
den Schlächtern. Noch erftaunlicher ift, daß manche ihres Lebens fo überdeüßig find, und
andere fo eine Verachtung ihres Lebens zeigen, daß fie fi), nebft ihren Sklaven, als Dpfer
darbieten , von den Fürften verzehrt zu werden, Manche Völker, ſaget Lopez, effen Frem:
der Fleiſch, aber feiner Landsleute und Verwandten Fleiſch zu freſſen, ift fonft nirgends
gebräuchlich, als bey den Anzikiern,
Das gemeine Bolf geht mit bloßen Köpfen, vom Gürtel aufwärts nadend, und mit Kleidung
aufgebundenen und in Socken gelegten Haaren. Die Vornehmen Eleiden ſich in Seide und und Spra⸗
Leinewand. Sie tragen blaue, vothe oder ſchwarze Hüte und Mügen, von portugieſiſchem 9%
Sammte, nebft andern Kappen ‚ Die in Diefem Sande gewöhnlich find. Sie ſuchen fich alle
gern in Kleidung hervorzuthun, jeder nach feinen Umftänden, Die Weiber find vom Kopfe
bis auf den Fuß, die aͤrmern aber nur vom Güvtel unterwärts bedeckt, Die edlen und rei-
hen Weibsbilder fragen gewiſſe Mäntel, die fie über die Köpfe werfen, aber die Gefichter
frey behalten. Sie haben auch Schuhe, aber die Armen gehen barfuß. Sie gehen ſchnell
und leicht; ihre Seibesgeftale iſt artig, und fie tragen fich anftändig.
Ire Sprache ift von der in Kongo ganz unterfchieden; fie lernen aber diefe bald ‚ weil
fie Teiche Auszufprechen ift, da gegentheils die Schwarzen von Rongo jene fehr ſchwer finden.
dyez Fonnte auf Befragen, was für eine Religion fie hätten, Feine andere Antwort erhalten,
5 das fie Heiden wären 6). >
Das Köni » f © 2 y 2 11 Koͤni reich
— greich Matamba liegt ſuͤdwaͤrts von Anziko, und nordwaͤrts von Kaſſanſi. Königreich
Es iſt von Morgen nad) Süden etwan vierhundert und vierzig Meilen, und von Welten we Matamba
a2 ſten
Siebe Es liegen verſchiedene große Laͤnder darzwiſchen.
e) Siehe IV Band auf der 717 Seite, — anf der 32 Seite, *
*
.
100 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela, _
KRoͤnigreich Often etwan zweyhundert und vierzig. Man glaubet, die Fluͤſſe Quanga und Ouanza 2)
des Jagsa laufen durch, und der Kuneni begraͤnze es gegen Süden. Die ofterwaͤhnte beruͤhmte
Baſſann. Koͤniginn Singe, oder Shinga, herrfchte hier. Es wird auch der See Aquelunda, oder
Akhelunda 7), bieher an die Öränzen von Kongo und Angola gefest. Lopez und
Battel erwähnen ihn oft, aber dem de I’ Tele ift er zweifelhaft,
und des Jag⸗ Matamba wird von den Jaggaern bewohnet, und gegen Dften und Süden liegt
ga Kaſſanji. das Sand der Jaggaer von Raffanfi. Diefes Sand erfkrecket fih von Nordoſt nach Siv-
weit, laͤngſt Matamba und Benguels, etiwan neunhundert Meilen , ift aber fehe ſchmahl,
manchmal hundert und neunzig Meilen breit, und manchmalfaum hundert. Es ift zroifchen
den Koͤnigreichen Matamba und Benguela eingefhloffen, von welchen es auf einer Seite
durch den großen Fluß Kuneni, und auf der andern Durch das Reich von Mono Muji,
nebft den Königreichen Chikova und Abutua, oder Toroa, abgefondert wird,
Die Sandfarten bemerfen bier feine befondern Laͤnder, außer ſuͤdwaͤrts, wo wir bie
Laͤnder des Jagga Kokoque, die Provinz; Ohila, und die Landſchaften des Muzumbo
Akalunga, d. i. des Mundes der See, antreffen,. Die vornehmſte Stadt, und die
einzige, die den Eröbefchreibern ift befannt geworden, liege ganz im nordlichen Theile diefes
großen Landes, unweit den Gränzen von Matamba, und heißt Kaſſanſi, oder Rafanji,
iſt auch die Refidenz des großen Jagga Kaſſanji.
Merolla bemerket, die Jaggaer aus des Raffanfi Herefihaften, die an das Koͤ—
nigreich Matamba gränzen, wären in beftändiger Feindſchaft mit der Königinn Singe,
die der Portugiefen Freundinn war, und vorzeiten den Meißen ſehr viel Dienfte geleiſtet
hatte; zu feiner Zeit aber bedienten fie fich insgemein des Beyftandes eines andern Fürften
der Taggaer, Namens Balangolaz ebenderfelbe Schriftfteller heißt ven Raffanfi, wek-
ches ein Ehrentitel zu feyn ſcheint, den maͤchtigſten Kaifer der Jaggaer k), und Carli
faget, er werde großer Herr genannt 2), |
Sein Ges Diefer Prinz begeht feinen Geburtstag jährlich mit einem großen Feſte, wovon beyde,
Burteing; Carli und Merolle, Nachricht ertheilen, wie fie folche von einem Capueiner, Joh. Bapt:
de Salefano, erhalten haften, der alles zu Raffanji m) gefehen hatte. Mach Carlis
Berichte, befiehle der große Herr, bey diefer Gelegenheit, allen feinen Unterthanen, die
zu fo einer Reife gefchickt find, ſich in einer großen Ebene zu verfammeln. Auf einem dazu
. ausgefegten Flecken Grundes befinden ſich verfchiedene Bäume, an welche für. den großen
Seren, und die Bornehmften feines Königreichs, Hütten gebaut find, im die fie ſich, unter
dem Klange mufifalifcher Inſtrumente, begeben, Mittlerweile wird an einen Baum ‚ der
von den übrigen etwas abgefondert ſteht, einer von den grimmigften Loͤwen des Landes ge-
bunden, Mach gegebenem Zeichen hauet man den Strick ab, und der entledigte Loͤwe fallt
auf
b) Die Portugiefen ſchreiben es Coanga und aus dem Lopez gerneldet worden. Siehe IV B.
Eoansa, auf der 688 Seite, und auf der 697° und 695
Seite,
1) Battel beym Purchas V Band auf ber
765 Beite, redet von einem Lande, Namens Qui⸗ *) Merolla auf der 630 Seite,
zama, das an dieſem See liege, wie ſchon obenit 7) Carli auf der 576 Gelte,
— — — — — —— — —
und den angränzenden Ländern, XII Buch VIII Cap. 101
auf den erſten, der ihm in den Weg koͤmmt. Die Leute drängen ſich, anſtatt zu fliehen, Jaggaer.
vorwärts auf ihn zu, ihn zu toͤdten, wobeh fie Fein Gewehr brauchen Dürfen, und fie ſchaͤ
gen fichs für ein Glück, in Gegenwart ihres Fürften zu ſterben =). Der $öwe toͤdtet ver-
fehiedene, und wird endlich von der Menge niedergetreten; die Ueberlebenden verzehren alg-
dann die Todten, und begleiten ihren König mit Freudengeſchrey in feinen Pallaſt. Ueberall
erfchallet: Lange lebe der große Herr von Raffanji 0).
Merolla ertheilet uns eben die Nachricht, wenig verändert, und ſetzet, fie fhrien wie folder
zweymal: Lange lebe unfer Raffanji. Sie verfammleten fih in einen Kreis, ließen begangen
einen großen leeren Plag in dev Mitte, mo fich verfchiedene Bäume befänden, und auf des wird.
einen Gipfel richteren fie eine Are von Gerüfte auf, darein fich der Herr mit feinen Großen
begäbe. Wenn der König fich gefegt hat, und der Loͤwe gebunden ift, fo fange das Volk an
zu fihreyen, und die Mufik zu fpielen, worauf plöglich ein Zeichen zum Stillſchweigen gege⸗
ben, der Loͤwe losgelaſſen, und um ibn deſto wuͤtender zu machen, ibm der Schwanz abge
bauen werde pP).
2. Nachricht von den Jaggaern, Agagi, oder indes.
Ihre Landfehaften erſtrecken ſich weit. Ihr Name, zapfen. Sie leben vom Raube. Ihre gewoͤhn⸗
* eat und Gemuͤthsbeſchaffenheit. liche Kleidung, Kleidung der Meibshilder,
Ihr Gewehr. Sie fallen in Kongo ein. Wie Sie töbten ihre Kinder. Wie fie neuen Zuwachs
fie ſich Tagen. Wie fie den Palmwein aus- erhalten. Ihre Kriegsopfer. Ihre Begräbnifle.
| Die Jaggger find weit durch Die inländifchen Theile von Africa ausgebreiter. Nordlich Ihre Herr:
fangen fie bey den Graͤnzen von Abiffinien an, und geben fünlic) bis zu den Hotten⸗ haften.
—— außer ihren ſchon erwähnten Sandfihaften, befigen fie auch einen großen Theil
von den Sändern des Mono ufi, Del? Isle feget fie in das nordliche Theil diefes Reichs.
Lopez meldet ihre Wohnung ſey an den Graͤnzen des weitlaͤuftigen Landes, das ſich laͤngſt
beyden Seiten des Nils, von ſeinem Urſprunge an, der hier in Seen oſtwaͤrts Kongo
geſetzt wird, bis zu des Prieſter Johanns Reiche, erſtrecket a), wodurch er das vorerwaͤhnte
abiſſiniſche Reich verſteht; anderswo meldet er, fie bewohnten Mono Muſt ). Sie
muͤſſen ſich auch ſehr weit weſtwaͤrts ausgebreitet haben, menn es wahr iſt, was Battel
meldet; die Jaggaer, oder Jindes, die zu feiner Jeit Kongo und Angola überfchtenm- _
ten, wären von Sierra Leona gekommen c), Wir müffen nicht vergeffen, daß die
Gallas, die zu eben der Zeit folche Berwüftung in Abiffinien anrichteten, von einigen Schrift:
ſtellern für Jaggaer gehalten werden, »
Bi Der Name dieſes Volkes ift nicht vecht gewiß. Lopez meldet, die Kongoſchwarzen Ihr Name.
eßen fie Jakki ſie ſelbſt aber nennten ſich Agag, oder Agaghi 4). Battel ſchreibt
N3 ſie
—
heine et Srunihif Kaſſangi. Dieß Land 0) Carli auf der 575 und fulg. ©.
de Pole in ein eitlänftige Land zu feyn, das ) Merolla auf ber 830 Seite.
Kaſſanji nenner, Hin Karten, die Länder des Saga a) Pigafetta auf der 103, 159,206 Seite,
n) Inder engliſch 6) Derſelbe auf Der 204 Seite. .
be Ä ing, fintt E Ueberſetzung ſteht: zu flie⸗ c) Purch. Pilgr. V Band auf der 773 Seite,
— Ying, d) Pigaferta anf der 103 und 204 Seite,
102 Beſchreibung der Königreiche Loangs, Kongo, Angola, Benguela
Jaggaer. fie Gagas, welches Agag nabe koͤmmt; aber Purchas meldet, im Reden haͤtte er es
— Jaggas ausgeſprochen ©), und man haͤtte ihm berichtet, die Portugieſen hießen fie Jaggas,
fie fetbft aber ſich Imbangolas f). Ex heißt fie auch Tindes g).
Bon Perfon find fie ſchwarz und ungeftalt, groß vom Seibe, und von Fühnen Anſehen.
Sie bezeichnen ſich auf den Wangen, über die Lippen, mit heißen Eifenftrichen, Sie pflegen
auch das Weiße ihrer Augen, durch Zuruͤckdrehung der Augenlieder, zu zeigen, daß fie ein
ſchreckliches Anſehen bekommen. b).
Leibesgeſtolt Sie gehen ganz nackend, und find in’ ihrer Lebensart fehr wild. Sie Haben feinen
u.Semärhe: König, fondern fie halten fich in den Wäldern in Huͤtten auf, und ſchwaͤrmen wie die Araber
beſchaffenheit. herum. Sie find außerordentlich Fühn, und plündern ihre Nachbarn gern 2). Ihren
Feind fallen fie mit grauſamem Geſchreye an, folchen zu —— Nach des Lopez Be⸗
richte, find ihre ſtaͤrkſten Gegner die Amazonen, ein Geſchlecht Kriegerinnen, die er in
Mono Motapa feger. Sie ftoßen an den Gränzen dieſes Neichs auf die Jaggaer, in
den Gegenden von Mono Muji, und verfuchen dafeldft ihre Stärke, da fie faft beftändig
im Felde find.
Ihr Gewehr. Ihre Waffen ſind Dolche, Wurfſpieße und lederne Schilder, die ihren ganzen Leib
bedecken. Sie ſtecken ſolche manchmal, wenn fie fich lagern, ftatt einer Berfchanzung in die
Erde. Zu anderer Zeit bedecken fie fh damit, ziehen gegen Ihre Feinde, und beunruhigen
ſpiche mit ihren Wurffpießen, damit jene ihre Schüffe auf ihre Schilder abſchicken follen, wor⸗
auf die Jaggaer den Angeiff erneuern ‚ jene in Die Flucht treiben, und ein gewaltiges Dlutz
bad unter ihnen anrichten. Die Amazonen übermwältigen auf der andern Seite ihre Geg⸗
ner ducch Geſchwindigkeit und Kriegsordnung. Die Furcht, daß fie als Kriegsgefangene
würden aufgefeeffen werden, verdoppelt ihren Murb A), -
Wecnn mat unfern Schriftftellen glauben darf, fo find die Jaggaer Menfchenfref-
fer. Lopez erwaͤhnet folches D, und Battel faget, fie zögen Menfehenfleifh dem Rind
und Ziegenfleifche vor, ob fie gleich beydes in Menge hätten m). } Merolls verfichert oft,
fie wären Menfehenfreffer, und zählet fie deswegen unfer bie größten Barbaren, toben
er fih, wegen einer weitläuftigeen Befchreibung von ihnen 7), auf einen gewiſſen Schrift—
ſteller bezieht 0).
Sie fallen in Battel hat den Jaggaern fechzehn Monate in ihren Kriegen wider Kongo gedient,
Kongo ein. und liefert von ihnen eine befondere Nachricht. Elembe, ver Großjagga, wie er ihr Ober-
haupt nenne, bat zwölftaufend Menfchenfreffer mit fih von Sierra Leona gebracht, und
fich,, nachdem er viele Länder verheeret hatte, im Königreiche Benguela gefeßt. Kalan⸗
dula, Elembes Nachfolger, war ſein Page geweſen. Außer dieſem Heerführer befanden
ſich noch acht Befehlshaber in ihrem Lager ).. Diefer Aalanduls, oder Imbe Kalan⸗
dola, wie fein Name fonft lautet, war ein fehr beherzter Mann. Der Berfaffer berichtet
ung,
e) Siehe IV Band auf der 525 Seite. Carli 75) Purch. auf der 772 Seite.
und Merolla ſchreiben Giacchi und Giaghi, Siehe IV Band R
welches nach der englifchen Are , die Buchſtaben 9 auf der 525 Seite.
auszufprechen, Jakki und Jaghi giebt. b) Pigafetta auf der 204 Seite.
*
und denn angränzenden Ländern. XU Buch VII Cap, 10
uns, dem Aberglauben feiner Zeit gemäß, derfelbe Habe nur durch Zauberey Krieg geführt, Jaggaer.
und des Teufels Nath in affen feinen Unternehmungen gehabt, Er glaubte, ex wuͤrde nie
umfommen, als im Felde, und hielt ftrenge Zucht unter feinen Soldaten, Die fich im
Treffen fehlecht aufführten, twurden zum Tode verurtheilt und gefreſſen. Jeden Abend mun-
terte er feine Soldaten mit einer Rede von einer dazu erhöhten Bühne auf, —
Wbo die Jaggaer ihr Lager aufſchlagen, wenn es auch nur auf eine Nacht geſchieht, IhreArt, ſich
da verſchanzen fie fich fo gut mit Holze oder Bäumen, als es der Platz zulaͤßt; einige hauen du lagern,
e3 nieder, andere bringen es herzu. Ihre Berfchanzung befteht in einem Kreife mit zwoͤlf
Thoren, fo daß ein jeder Befehlshaber fein Thor zu bewachen hat. Syn der Mitte ift des
Heerfuͤhrers Haus mit einer befondern Verſchanzung und ſtarken Wache am Thore. Ihre
Hütten ftehen dicht an einander, und Bogen, Pfeile und Wurffpiege find an den Thüren
befindlich, daß fie bey dem geringften Särmen alle fertig find. Sie halten eine gute Wache
die Nacht durch, mit Trummeln und Tavales,
Die Jaggaer erzählten dem Battel von einem Fluſſe fünwärts der Kuhbay, wel-
cher voller Gold feyn follte, das fie Kupfer nennen. Sie hatten eine große Menge deffel-
ben aus dem Sande gefammelt, den der Negen herabgeſchwemmt hatte. Sie hatten der—
gleichen Gold an den Griffen ihrer Aexte, die fie auch mit Kupfer zieren, aber feines von
beyden Metallen hochſchaͤtzen.
Es gefällt ihnen in feinem Sande, als wo fie häufige Palmbaͤume haben, weil fie von Wie ſie den
ber Frucht und dem Weine des Palmbaumes große Liebhaber find, und die erfte zum Effen Palmwein
und Del daraus zu preffen brauchen. Ihren Wein japfen fie anders, als die Imbondas MEN.
aus, bie auf den Baum Eleftern Fönnen, ohne ihn mit den Händen zu berüßren, und ben
Wein am Gipfel in eine Flaſche auszapfen. Die Jaggaer hauen die Bäume bey der
Wurzel nieder, welche oft zehn bis zwölf Tage liegen, ehe fie Wein geben: darauf machen
fie in, den Gipfel und in das Herz des Baumes vierecfichte Köcher, aus deren jedem fie des -
Morgens und Abends ein Quart Getraͤnke nehmen, fo daß ein jeder Baum fechs und zwan⸗
zig Tage lang täglich zwey Quart Wein giebt, und alsdann vertrocknet und ftirbt. Wo
fie fich feßen oder aufhalten, da hauen fie fo viele Palmbäume nieder, als ihnen auf einen
Monat genug Wein geben; und wenn diefe alle find, fo machen fie es mit andern eben fo,
dag fie in kurzem das fand verwuͤſten.
Sie halten ſich an einem Drte nicht länger auf, als fie Vorrath dafelbft finden. Zur Sie leben
Erndtezeit machen fie fich fort, und feßen fich an die fruchtbarften Derter, die fie finden Fon- vomRRaube.
nen, erndten ihres Feindes Korn ein, und nehmen ihm das Vieh weg; denn fie ſaͤen und
pflanzen nicht, haben auch Feine Viehzucht, fondern leben lediglich vom Plündern. Wenn
ie in ein Sand kommen, tvo fie fich einen ſtarken Widerftand vermuthen: fo verfihanzen fie
ſich, und [eben einen Monat oder ein paar ganz wubig; dadurch matten fie die Einwohner
wegen
i) Derfelge auf der 139 Seite. ») Merolla anf der 663 Seite,
k) Pigafı
D Chenderfanent det 204 se — e) Francis, Moria, Gioja von Neapolis.
m) Purchas Pugr. V Band a. v, 138 ı p) Purchas am oben angeführten Orte.
Jaggaer.
Kleidung des
Heerfuͤhrers.
Kleidung ih⸗
rer Weiber.
Sie toͤdten
ihreKinder.
104 Beſchreibung der Königreiche Loango, Kongo, Angolä, Benguela,
wegen der beftändigen Wachfamfeit, wozu diefe genoͤthigt find, ab. Werden fie angefallen,
fo vertheidigen fie ſich nur, und laffen den Gegner feinen Grimm zweene oder drey Tage aus⸗
iaſſen. Darauf ſchicket der Heerfuͤhrer eine große Menge Soldaten bey der Nacht in einen
Hinterhalt, auf einige Entfernung vom Lager, und den folgenden Tag wird der Feind, in-
dem er den Angriff erneuert, von beyden Geiten angegriffen, und folglich bald geſchlagen;
worauf fie das Sand uͤberſchwemmen.
Der Jagga Kalandola oder Heerführer, unter Dem ber Verfaſſer diente, hatte lange
Haare, die in verfchiedene Knoten geknüpft und mit Bambafchalen geziert waren, Er trug
ein Halsband von Maſos, welches eine Art Muſcheln find, die fie auf der Küfte finden,
und für zwanzig Schillinge verkaufen. Mitten um den teib hatte er Bandes oder Schnuren
von Kugeln, die aus Straußeneyern gemacht waren, nebft einem Palmenzeuge, fo fein als
Seide. Auf dem Seibe waren verfehiedene Figuren eingedruckt, und täglic) ward er mit
Menfchenfette gefalbt. Dueer über der Naſe trug er ein Stüd Kupfer zweene Zoll lang,
und wey dergleichen Stüce in den Ohren. Der $eib war überall weiß und roth gemalt,
Er hatte zwanzig oder dreyßig Weiber zur beftändigen Aufiwartung. Eine trug feinen Bo⸗
gen und Pfeile, und vier andere feine Trinkgefaͤße. Wenn er trank, fo knieten fie alle nie—
der, Elopften in die Hände und fangen 9).
Ihre Weiber tragen ihre Haare hoch aufgewickelt, mit Bambaſchalen geziert,
und falben ſich mit Zibeth. Sie reißen zweene von den obern, und zweene von den un—
tern Zähnen aus, welches fie für eine Schönheit halten; und diejenigen, denen diefe Zaͤh⸗
ne nicht mangeln, werden verachtet, und dürfen mit ihnen weder eſſen noch trinken. Sie
fragen viele Schnuren Kuͤgelchen um ihre Aerme, Füße und Halfe, auch Spidenzeuge mit⸗
ten um den Leib.
Diefe Weiber find fruchtbar, aber fie begraben die Rinder, fo bald fie gebohren find,
daß dieſes Geſchlecht von ihnen Feine Nachkommenſchaft hat r). Sie wollen fic) nämlich
mit dee Auferziehung nicht beunruhigen, noch auf dem Marfche beſchweren. Wenn fie aber
eine Stadt einnehmen, fo behalten fie alle Knaben und Mägdchen von zwölf bis dreyzehn
Jahren, als ihre Kinder, Die Männer und Weiber eöbten und freffen fie 2), Die Knaben
ziehen fie zum Kriege auf, und hängen ihnen, als ein veraͤchtliches Zeichen, ein Halsband
um , das fie ihnen nicht eher abnehmen, als bis fie dvem Heerfuͤhrer, zum Zeichen ihres Mus
[3
thes, den Kopf eines Feindes gebracht haben. Alsdann wird dem Jünglinge dieſes Merk⸗
mahl der Kindheit abgenommen, und er zum Gonſo oder Soldaten erllaͤrt. Dieß machet
fie kuͤhn und verzweifelt, weil fie gern frey, und für Männer angefehen fern wollen. In
ihrem ganzen Lager waren nur zwölf natürliche Jaggaer, welches ihre Feldherren waren,
und vierzehn oder fünfzehn Weiber; denn fie hatten ihr Vaterland Sierra Leong vor
mehr als funfzig Jahren verlaffen. Ihr Lager war fechzehnsaufend Mann ſtark, und manch-
Wenn
mal noch ſtaͤrker.
g) Purchas Pilgr. TI Band a. d. 976 5 gelebt, ihre Getwohnheiten zu wiſſen.
r) Dieß kann nicht wahr ſeyn; denn fo wären Feine Meufehenfteffer, fo — ———
die ſe Länder laͤngſt entvoͤlkert worden. hen. Gleichwohl geſtehen wir, daß wir zweifel⸗
5) Bastel hatte lang genug unter dieſen Leuten haft find. -
und den angränzenden Ländern. XI Buch VII Cap, 105
\ Wenn der große Jagga Ralandola 2) etwas Wichtiges unternahm, fo opferte er dem
Teufeldes Morgens vor dem Aufgange der Sonnen. Er faß in großer Pracht auf einem Stuh⸗
Te, mit einer Kappe, die mit Pfauenfedern geziert war, und hatte auf jeder Seite einen Zay-
bever, rings um fich aber vierzig oder funfzig Weibsbilder, von denen eine jede eines Zeveras
ober wilden Pferdes Schwanz Bielt, und folchen ſchwang, auch zugleich fang. Hinter ihnen
befanden fich verſchiedene Petes, Ponges und Trummeln, welche foielten, und in der Mitte
ein großes Feuer, auf dent ſich ein ivdener Topf mit weißem Pulver befand, Mit demfel-
ben bemalten die Zauberer den großen Jagga an der Stirne, den Schläfen, der Bruft und
dem $eibe, unter langweiligen Befchtwörungen und Eeremonien. Darauf brachten fie feine
Kaſengala, (ein Gewehr wie eine Apr), gaben fie ihm in die Hand, und befohlen ihm,
tapfer gegen die Feinde zu ſeyn; Denn fein Mokiſſo wäre bey ihm. Gleich darauf ward
ein Knabe vor ihn gebracht, den er tödfete, worauf vier Männer kamen ‚ von Denen er zwee⸗
ne, wie ihm der Schlag ungefähr gerieth, hinrichtete. Die andern beyden befahl er außer⸗
bald des dagers niederzumanhen.. |
Als diefes Blutbad angieng, befahlen die Zauberer Batteln wegzugehen ; weil er ein Chriſt
Jaggaer
— —
Ihre Kriegs⸗
opfer.
waͤre: denn, wie fie ſagen, fo erſcheint ihnen alsdann der Teufel, Darauf ließ der Tags |
fünf Kühe im Sager, und fünfe außer demfelben ſchlachten, auch eben fo viele Ziegen und
unde. Das Blut ward aufs Feuer gefprengt, und die feichname verzehrten fie mit großen
Freuden. Andere Feldherren bey dem Heere bedienten fich oft eben diefer Ceremonie,
Wenn fie ihre Todten begraben, fo machen fie eine Grube in die Erde ‚und einen Sig Begräbniffe,
für den Todten hinein. Dem Berftorbenen werden die Haare ordentlich aufgepußt, fein
$eib wird gewaſchen und mit wohlriechenden Pulvern beftreuet : darauf legen fie ihm feine
« beften Kleider an, und zweene Männer fegen ihn ins Grab. Zwo feiner Weibeb werden
zu ihm geſetzt, und folchen die Aerme jerbrochen »), worauf fie das Grab zufüllen, Die
Einwohner werden, wenn fie fterben, auf eben vie Art, und mie ihnen ihr meifter Hausrath,
begraben. Monatlich drey Tage verfanmeln ſich die Verwandten bey dem Grabe, Elagen,
und gießen Ziegenblut und Palmwein auf das Grab, Diefer Gebrauch wird fo lange ge-
balten, als jemand von des Verftorbenen Berwandten am Seben iſt. Diefe Seute find bey
gefunden Tagen ſehr gutthätig gegen einander, bey Krankheiten Hingegen haben fie fein
Mitleiden x),
, Die Erdbefehreiber fegen zwiſchen Benguela und das fand der Hottentotten einen
‚großen Landſtrich laͤngſt der See, unter dem Namen des KRönigreihs Matama oder Ma⸗
taman, oder des Landes der Simbebas, De PJfle aber erfläret in feiner Karte die Sage
“re ſehr ungewiß. Lopez melder es erſtrecke ſich füdwärts bis an den Fluß Brava⸗
R I), und bald an die Mondengebirge. Gegen Dften aber werde es durch den Fluß Bar
o5 Fa der durch den Fluß KRoari durchſetze, von dem Kaiſerthume Monomotapa
ndert
Die
2) Od
u) Ihznduia und V Band auf der 773 Seite. er
x) Purchasaht befand fich damals in Angola. 3) Welcher faft unter demWendezirkel des Steins
Hgr. IT Band aufder 977 Seite, bocks im 24ften Grade der Breite in die See fällt.
Allgem. Reiſebeſchr. v and, N
vu
Jaggaer.
106 Beſchreibung der Koͤnigreiche Loango, Kongo, Angola, Benguela, ic,
Die Suft von Matama iſt fehr
, gut, und der B
mitteln einen Ueberfluß, auch Bergwerke von — — m u en srbenes
Der König ift ein Heide und manchna oͤni
mal auch ſein Feind. ** chmal des Königs von Angola Freund, manch⸗
Gegen die Küfte befinden fich verfchiedene Herren, die ſich Ki
ſehr Ben: Es giebt auch feine merkwürdigen Hafen in den Stöfen 2). ur *
arte zwiſchen Capo Negro in Benguela und der Muͤndung des Zu fi . 1 ka
Esir efinden, (welches ein Raum von vierhundert und neun und fünfzig M 1 eo.
lfo Frio, Angra de St. Ambrofio und Angra de Ilheo. Beier if, ſod
De PIfle feget in den nordlichen Theil von M
NE. | ataman, der a a
eine wilde Nation ohne Namen, die nur die Sprache vom Biepe Feige, —
=) Pigaferta auf der 44ſten Seite:
Ende des zwölften Buchs. |
Das
—
ee | | 107
DE ERE EBEN ZEN ERR 73 2.7 5RE 7 2.73 5ER ZEE 7
Das XI Bud),
Beſchreibung der Länder laͤngſt der oftfichen Kuͤſte von
Aria, vom Vorgebirge der guten Hoffnung nach
Capo Guarda Fuy;
mworinnen
eine Nachricht von den Hottentotten, und dem Kaiſerthume
Monomotapa enthalten if,
Einleitung.
s ift kaum ein Ort in der Welt, in Büchern und Reifebefchreibungen, mehr be
„ fihrieben worden, als das Dorgebirge der guten Hoffnung; weil alle Schiffe
auf der Fahrt nach Oſtindien da vorbey müflen, und oft da einlaufen. Einige ha-
ben von dieſem berühmten VBorgebirge, und den Hottentoten, welche das an-
liegende Sand bewohnen, ganze Bücher gefchrieben, Die beyden merfwürdigften Schrift:
fteller davon find Willhelm Ten Abyne und Peter Rolben.
„Der erfte war von Deventer gebuͤrtig, ein ordentlicher Medicus, und Mitglied des
Juſtigrathes der holländifchen oftindifchen Geſellſchaft. Er that die Reife im Jahre 1673
—— * = DR Zavorziz, befam feine Veobachtungen in die Hände,
‚ ME eigenen Anmerfungen, Lateiniſch =), zu Schafhaufen in der Schweiz, im
Sahıe 1686, —— / zu Schaf hauſe /
Dieſes Buͤchelchen enthaͤlt 26 Seiten in klein Duodez, und iſt in 27 Capitel getheilt,
vor denen eine kurze Nachricht von ſeiner Reiſe vorhergeht. Es handelt von der Lage des
orgebirges, von den Thieren, Vögeln, Fiſchen, Ungeziefer, und giftigen Geſchoͤpfen,
„Pflanzen, Sahrszeiten und den Hortentoten, deren Berwandtfchafe mit andern Nationen,
ihrer zeidesgejtalt, Kleidung, Bauart und ihrem Hausrathe, ihren Gemüthsneigungen, Sitten,
Drer tebensart, ihren Kriegen, Handeln, Tanzen, Religion, Regierungsart, Geſetzen Heirathen,
Uferziehung der Kinder, Handwerfen, Arzeneywiffenfchaft, und endlich von ihrer Sprache,
| ER N etliche wenige Worte vorgebracht werden, Dieſe Schrift ift engliſch, und in un-
open Sammlungen eingerückt worden, aber fehr nachläßig und voller Fehler.
Seidenistbe, der auf einer Hohen Schule ftudiert hatte, ward bey des. Königs in Preußen,
9, geheimen Rathe, dem Baron von Kroſick, Serretär. Diefer Herr hatte
N r 2.2 befchloflen,
a |
byne re Aut. V. Cl. Wilhelmi Ten torio Bonae Spei, einsue tra&us incolis Hotten-
et a Coneiliis Iufitie, ft, Sor. Indiae Or. Medici tottis. Accurantebreuesque notas addente Henr,
a Schediafma, de Promon- Sereta S. a Zavorziz.
ı08 Belrhreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
befchloffen, auf feine KRoften, jemanden an das Vorgebirge zu fenden, derfich daſelbſt einige
Zeit aufhalten, und Wahrnehmungen am Himmel, zum Aufnehmen der Sternfunft, ma-
chen follte, Er las dazu Herrn Kolbe aus, und wies ihm eine jährliche Befoldung an,
Nachdem er Hiezu nörhige Bücher und Werkzeuge geſammlet Hatte, verließ er Berlin, mit
Briefen von dem Baron, an verfchiedene anfehnliche Seute in Holland, mit denen derfelbe be=
kannt war, bavinnen er ihnen fein Abfehen meldete, und fie bath, den Heren Kolben vem
Director der oſtindiſchen Gefeltfhaft zu Amſterdam vorzuſtellen. Dadurch erhielt er
ihre Erlaubniß, auf einem ihrer Schiffe nach dem Vorgebirge zu gehen, nebft Briefen an
der Geſellſchaft dafige Handelspläge und Fastoreyen, wodurch ihm verftatter wurde, fich
einen bequemen Pas, als ein Obfervatorium, auszufuchen, einer Pendeluhr zu bedienen, und
eines Gehülfen von der Befasung zu gebrauchen.
Herr Kolbe biele fich acht Fahre am Vorgebirge auf. Bey feiner Nückkehr im
Jahre 1719 gab er: den gegenwaͤrtigen Zuſtand des Dorgebirges der guten Hoff
nung, zu Nürnberg heraus. Es ift hochdeutſch gefchrieben, und in Folio gedruckt. Er
gab nachgehends in einem zweyten Bande die Naturgeſchichte des Borgebirges heraus, Die
mit einer genauen Karte des Landes, das die Holländer befigen , verfchiedenen andern Grunde
riffen und Ausfichten, und mehr Kupfern erläutert iſt: fie find aber nicht fo gut, als die bey
der legten holländifchen Ausgabe des Werkes. Alles ward durch Here Guido Medley
Englifch überfegt, und Fam zu Sonden im Jahre 1731, in 2 Bänden in Octav, nebft Ku
pfern, unter vorbefageem Titel heraus. Der erfte liefert eine umftändliche Befchreibung,
von den befondern Nationen ver Hottentoten, ihrer Neligion 2c. nebft einer Furzen Nachricht,
von der holländifchen Niederlaffung am Borgebivge, welches 367 Seiten enthält. Der
zweyte begreift die Narurgefchichte des Vorgebirges in 363 Seiten.
Der Verfaffer hat fh große Mühe gegeben, und viel Beurtheilungskraft gezeigt,
Er hat alle ihre Sitten und Meynungen mit der größten Sorgfalt unterfucht, und laͤßt fo
leicht nichts, was dev Mühe werth mar, unbeobachtet vorbey. Er ſetzet die Gefchichte der
Hottentoten in ein ganz anders Sicht, als in das fie von den vorigen Schrifeftellern geſetzt
worden, deren falſche Nachrichten er oft tadelt und verbeſſert. Gleihwohlift ihm Ten Rhyne
nicht befannt geivorden, Aber in folgender Befchreibung, die vornehmlich aus Kolben
genommen it, haben wir uns bemüht, diefen Eleinen Fehler zu ergänzen.
Inhalt des erſten Bandes,
ı Cap. Des Verfaffers Reife nach) dem Bor- 6 Cap, Ihre verfihiedenen Nationen,
gebirge der guten Hoffnung, und die Gele- 7 Cap. Ihre Negierungsart.
genheit dazu. 8 Cap. Ihre Religion.
2 Cap, Erſte Entdeckung des Vorgebirges von 9 Cap. Gewiſſe befondere Gewohnheiten und
den Portugieſen, und Niederlaſſung der
Hollaͤnder daſelbſt.
3 Cap. Der Eingebohrnen wahrer Name,
VUerſprung und Sprache.
4 Cap, Abfchilderung der Hottentotten.
5 Cap. Bündniß zwifchen ihnen und den Hol:
ländern,
Gebräuche.
10 Cap. Ihre Gedanken von der Zauberey.
ır Cap. Gewohnheiten bey der Entbindung
ihrer Weiber.
12 Cap. Wie fie den Kindern Namen geben.
13 Cap. Ihre Heirathen.
14 Cap. Ihre Haushaltung.
> 15 Cap,
nach Capo Guarda Fuy. XIII Buch. "Einfeit,
15 Cap. Ihre Viehzucht,
ı6 Cap. Ihre Kleidung.
17 Cap. Ihre Speifen, ihr Getränf, und ihre
andern Erfriſchungen.
18 Cap. Ihre Kraals oder Dörfer, Hütten
und Hausrath.
19 Cap. Ihre Handwerker.
20 Cap. Wie fie jagen und ſiſchen.
21 Cap. Wie fie mir Fremden, und unter ſich
handeln, |
1
109
22 Cap. Ihre Muſik md ihr Tanzen.
23 Cap. Wie fie Krieg führen.
24 Cap. Ihre Gerichte, und Ark gerichtlich
zu verfahren.
25 Cap. Was fie für Heilungsmittel und für
eine Wundarzney haben.
26 Cap. Ihre Leichengebräuche. (£after,
27 Cap. Kurzer Begriff ihrer Tugenden und
28 Cap, Nachr. von dem holland, Gouverner
ment am Borgebirge,deffen Gebaͤuden u.ſ.f⸗
Anhalt des zwenten Bandes,
der in Artikel oder Paragraphen gefheilt iſt.
Befchreibung der Gegenden, wo fich die hol:
laͤndiſche Pflanzftatt am Vorgebirge be-
finder, 2 Seiten.
Stellenboſchiſche Colonie. 25 ©.
Eolonien von Drakenftein und Wave⸗
ren. Ne
Viehzucht, Hauswirthſchaft und Gärtnerey
der Colonien. 626,
Sänge und Polhöhe des Vorgebirges, nebft
der Abweichung der Magnetnadel, 90 S.
BierfüßigeThiereim anliegendensande. 94 ©,
Gevögel, 1356,
Schlangen und Ungeziefer. 162 ©,
See= und Flußfiſche. ‚186 S.
Pflanzen. 216 S.
Fremde Sachen am Vorgebirge. 261 ©.
Salzquellen und warme Brunnen, -284 ©.
Berfertigung des Sales, 294 S.
Bemerkungen auf der See. 304 ©.
Erde, Steine und Mineralien. 310 ©,
Winde und Luft, 322 ©.
Kranfheiten, von denen die Europäer am
Borgebirge befallen werden, nebft der Art
fie zu heilen. 334 ©.
Karten, Grundriſſe und Kupferſtiche.
Sm erſten Bande.
Zupfertitel: Hm Kolbens Bildniß.
Karte des Vorgebirges der guten Hoffnung.
4 Tafel ı Figur. Die Hottentoten, wie fie
den Mond anbethen, und ein gemwifles Un-
geziefer. 2 Figur. Die Pflanze Spires
R De Bukhu.
* Fig. Junge Leute, die in die Geſell⸗
S ia der Männer aufgenommen werben.
be: — die ihre Schafe durchs
—9— — Entbindung einer Hottentotinn.
4 Tar. Bangua I i
Pflanze,
dorum , oder Dakha, eine
5 Taf. 1 Fig. Wie fie ihre Widder und Boͤcke
verfchneiden. 2 Fig. Wie fie die Kub
dazu bringen, daß fie Milch giebt.
6 Taf. ı Fig. Wie fie ihr Vieh des Nachts
verwahren. 2 Fig. Ihre Zugochfen.
Kleidung der Hottentoten benderley Ge:
ſchlechts. Aureliana Canadenfis, Sinenfi-
bus Jinfeng, welches für die Pflanze Rans
ns gehalten wird,
7 Taf. 1. Fig. Ihre Kraals und Hütten,
2 Fig. Ein Hottentot, der das Vieh abziehts
8 Taf. ı Fig. Ein bottentotifcher Fleiſcher.
2 Fig, Ein Mattenmacher, Topfer ic,
93 9 Taf.
1713
Rolbe.
Kolbens
Reiſe.
so Becſchreibung der Laͤnder vom Vorgeb.der guten Hoffnung
9 Taf. Fig. Ein Schmidt.
fie den Wurffpieß werfen.
10 Taf, 1 Fig. Wie fie jagen. 2 Sig. Ihre
Muſik und ihr Tanzen.
ar Taf. 1 Fig. Wie fie Elephanten fangen,
2 Fig, Wie
2 Fig, Wie fie fifchen.
12 Taf. 1 Fig. Wie ſie Krieg führen. 2 Fig.
Wie fie Krankheiten heilen. |
13 Taf. ı Fig. Ihre Leichengebraͤuche. 2 Fig.
Gebräuche nach der Beerdigung.
Sm zweyten Bande,
Karte der Tafelbay.
Grundriß des Forts.
Ausficht des Vorgebirges.
1 Taf. ı Fig. Art zu pflügen. 2 Fig. Ark
zu dreſchen.
2 Taf. Ein Büffel, Löwe, Affe, Maushund,
ein Rehbock und ein javaniihes Schwein,
3 Taf. Wie fie Maulwürfe, Elephanten und
Nashörner toͤdten.
4 Taf. Eine Seekuh, Stachelſchweine, Scha-
fe, Tygerwolf, Schildfröte und, Ratte,
5 Taf. 1 Fig. Schlingen für Elende. 2 Fig: ,
Wilde Efel (oder Zebra).
6 Taf, ı Fig. Affen, die einen Obſtgarten
plündern, 3 Fig. Eine wilde Ziege,
7 Taf. Bogel, der Mücken ſchnappt. Knor⸗
han⸗Vogel, Pfau, Loͤffelſchnabel, Straus
und Sperling.
8 Taf. Ein Hay, Blindſchleiche. Kinnbacken
eines Hayen. Die Ceraftes oder Hornz
fchlange, und die Haarfchlange,
9 Taf. Goldfiſch, Fliegender Fiſch, Capeftein,
Brafen, Pike, Dornruͤcke, Scholleund
Seelöwe,
Heren Rolbens Nachricht von feiner Reife ift fehr kuürz. Er gieng zu Terel in das
Schiff der Gefellfhaft: die Einigkeit, mit ache andern, die alle nach Indien beftimmt
waren, und fie fegelten den achten Jenner im Jahre 1704 = 5 ab. Weil er noch nicht viel
Niederdeutſch verftund, und von den Bootsleuten nicht wollte ausgelacht werden, fo hielt
ex fich meiftens in feinem Cabinette, wovon er in eine Schwermur verfiel, Diefes brachte
ihm, nebſt der ftrengen Kälte, die er in ben nordlichen Ländern ausgeftanden hatte, -eine
folche Krankheit zumege, daß man an feinem Auf fommen verzweifelte. Endlich verwan⸗
delte es ſich in ein abwechfelndes Fieber, welches er bis zum Ende des Hornungs behielt s
da die warme $uft des heißen Erdſtriches, des Wundarztes angefangene Eur vollendete,
Sie fegelten die Eylande des grünen Vorgebirges vorbey, und liefen in den Hafen
von Praya ein, der etwa drey Meilen von der Stadt St. Jago il. Bor demfelben ver-
lohr fich der Wind, und fie liefen Gefahr, von der Fluth auf einen Zelfen getrieben zu
werden, in Portugiefifcher von Abel befuchte fie hier, in Begleitung eines ſchwarzen
Priefters, Namens Franciſco Lombeer, der aus Angola gebuͤrtig, und zu St. Jago
erzogen war, nach unfers Verfaffers Berichte aber, weder den Glauben noch die Yuferzie-
bung eines Cheiften hatte. Denn er fpeifete wenigftens zwey Pfund holländifchen Kaͤſe,
und trank erftaunlich viel Brandtewein, worauf er wie vafend zu fingen, und zu fanzen an
fing, und foviel närrifche Steeiche machte, daß fie. ale überzeugt wurden, er hätte, ſtatt
eines fehlechten Priefters, ein vortrefflicher Harlekin werden Fönnen.
Sie befuchten den Statthalter, und diefer führte fie zu feiner Gemahlin, Diefelbe
bewirthete fie mit Brodte vom türfifchen Weizen, Butter und Kaͤſe. Sie erwiederten diefe
Höflichkeit mit einem Briefe Toback, den iefelbe und das andere Frauenzimmer, ſogleich
vor ihnen allen rauchten. * Sie
5) In der Ueberſetzung Braya.
Tal St DAS LAND DERHOTTENTOTE
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DAS VORGEBIRGE DER
GUTEN HoFrFNUNGZ
re ae TE HT TIESEERBERRRERENG 77 TU SENZ
) Su der Ueberſetzung Braya. Bann >
+
nn en EEE Er. nz
vor ihnen allen rauchten.
nach Capo Guarda Fuy. XII Buch 1 GH m
Sie verließen Praya 5) den 29 März. Unter der Linie überfiel fie eine Windftille, 1713
welche den Scharbock vermehrte, und hitzige Fieber mit Naferey verurſachte. Endlich ſah Wolke.
man drey Nächte hinter einander einen Ring um den Mond, welcher Wind bebeutete, EE-Tv7T
folgte ein ftarfer Wind, und den 9 April fegte fih eine Seeſchwalbe auf das Hintertheil
ihres Schiffes, (welches ebenfalls eine Vorbedeutung vom Sturme iſt) worauf fo gleich ein
heftiger Blitz, und nach diefem ein fehreclicher Donner folgte, Der Hauptmann bildete
ſich ein, es hätte ſich jemand unterftanden , ein Stüce loszubrennen, lief ergrimmt heraus
und fand feinen Fockemaſt zerfpalten, und drey Splitter, jeden einen Zolf dick und funfzehn
Fuß lang, abgeriſſen. Ob aber gleich dem Schiffsvolke, das nahe dabey herumftund, fein
Schaden wiederfahren war; fo erzitterten fie doch alle vor der Borftellung, in was für Gefahr
„ der Pulvertaum fich befunden hatte, Der mehr als dreytaufend Zentner Pulver enthielt.
Bey der Durchfahrt durch diesinie verlohr der Berfaffer fein Haar gänzlich. Den 2aften
May zur Nacht war ein entfeßlicher Wind, Den zten des Brachmonats haften fie einenfehr
dicken Nebel, welcher als ein Zeichen, Daß fie fich dem Borgebirge näherten, angefehen ward,
Eie entdeckten es auch wirklich den ıofen, und liefen den zıten glücklich in den Hafen ein,
Nachdem Herr Kolbe feine angeftellten Wahrnehmungen, auf dem Borgebivge, geen⸗
diget Hatte: fo gieng ex den gen April im Jahre 1713 wieder nach Holland zu Schiffe.
Nach ſo vielen Arbeiten, mislungenen Abſichten, widerwaͤrtigen Begegnungen und Krankhei⸗
ten, verlangte ihn nach Haufe. Seine Sreunde in Europa-ließen es an der Erfüllung ihres
Verſprechens, wie fie ihn unterſtuͤtzen wollten, ſehr fehlen, daß er Zeit feines daſigen Aufente
halts, Durch ihre geichtfinnigkeit,, oft in fehlechte Umftände fam. Auf der Reife trug fich
nichts außerordentliches zu, und fie langten den 22ften Auguft in Amfterdam an.
ee EEE * *.* **.*.*3. EEE *.* inne
Das I Kapitel. t
Nachricht von dem Lande der Hottentoten, und den ver⸗
fehiedenen Nationen, die es bewohnen,
Der I Abſchnitt.
Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung, ſchlagen. Gefittetes Weſen der Namaquas. —*
durch die Poreugiefen. Die Holländer ſehen ſich Die Attaquas und Choroganguas. Die Koop⸗ e
daſelbſt. Land der Hottentoten. Deffen Gräne manns. Die Keffaguas, Luſtiger Streid.
zen. Lage, Größe. Bayen und Flüffe: Hot: Ihre Kraals oder Dörfer Theurung der Les
gentotifche Nationen. Die Gunjemans. Die bensmittel. Die Dunquas. Salzgruben. Pas
Kachognas, - Die Suffiguas, Die Udiquas. lamitfluß. Die Gauros oder Gauriquas. Die
Die Ehirigeiguns. Ein großer Wald. Die Houteniquas. Die Chamtoners. Kirſchen
großen und kleinen Namaquas. Der Boden. und Apricoſen. Sie werden von den Hollaͤn⸗
Fieckichter Hirſch. Ein Schloß in Felſen gehauen. dern geſchlogen. Die Heykoms. Ihr betruͤb⸗
Die Hollaͤnder werden durch eine Kriegsliſt ger ter Berluft, !
$ as Borgebirge der guten Hoffnung, iſt die füblichfte Spige von Aftica, und der Entdeckung
merfiwrdigfte Piag im Sande der Hottentoten. Bartholomaͤus Dies, ein des Vorge⸗
portugiefifcher Admiral, hat es zuerft Im Jahre 1493 2) unter des Königes Johann Ange“
des Il Regierung entdeckt. Wegen des ſtuͤrmiſchen Wetters, Das et hie fand, nannte er
gg Cabo dos totos Tormentos 2) , das Vorgebitge aller Plagen, welches aber Kö-
a) Es ſoll 1486 ſeyn. Sichel Banda.d.33&. 4) Vielmehr Cabo Tormentofo. nig
12 - Beſchreibung der Laͤnder des Vorgeb. der guten Hoffnung
1713. nig Johann IL in den Namen ; Das Vorgebirge der guten Hoffnung, Cabo da Buena
eolbe. Eiperanza verwandelte den es noch fuͤhret. Weder Dias, noch fein Nachfolger in der An-
Sn, ſohrung der portugieftfchen Flotte, Vaſco de Gama, giengen hier ans Land. Rio del
gugiefeit, Tinfante x), ein portugiefifcher, Admiral, war der erſte der dafelbft im Jahre 1498 ang
Sand ſtieg. König Emanuel fondte auf feine Nachricht bald darauf eine Flotte dahin,
mie Befehl ſich daſelbſt zu ſetzen; die Portugiefen aber waren durch die Erzählung, daß die
Lute Menfchenfrefler wären, in Schrecken gefest worden, und wollten nichts weiter wagen,
als daß fie Vieh zu Lebensmitteln toͤdteten, und; am Robben⸗Eylande Waffer einnahmen,
wo eine, Höhle iſt, in der fie fich vor dem Werter verborgen, ‚Die auch. noch daher die Por-
tugieſenhoͤhle beißt.
Stancifco de Almaida, Anterfönig von Braſilien, ſchickte auf feiner Kückreife j
einige Leute hier ans Sand; um Vieh zu handeln: die Eingebohrnen ſchlugen ihm ſolches ab,
deswegen er ang sand gieng, fich zu rächen, aber ungluͤcklicher Weiſe durch einen vergifte:
ten Pfeilfehuß blieb 4). Die Portugiefen Ianderen, diefen Unfall zu raͤchen, zwey oder drey
Jahre hernach am Borgebivge an, und weil fie. mußten, daß die Hottentoten große Lieb-
baber von Metall waren: fo führten fie eine große Canone ans Land, unter dem Borwande,
fie damit zu beſchenken. Weil Diefelben aber folche fehr freudig. in zwo langen Reihen, ver⸗
mittelſt Stricke, die dazu an die Mündung befeſtiget waren, fortzogen: fo ward das Ge-
ſchuͤtz, welches. voll Kugeln geladen. war, plöglich losgebrannt, und richtete eine fehreskliche
Niederlage an, 8*
Die Hollãän ·Man finder nicht, daß das Vorgebirge nach dieſem von Europäern e) beſucht worden,
der ſetzen fich als im Jahre 1600, da die Schiffe der holländifch-oftindifchen Gefellfchaft, welche ſich damals
bier, in ihrer Kindheit befand, auf ihren Reifen bier einzulaufen anfingen.. So groß indeffen die
Einſicht diefer Gefelfehaft in Handelsfachen beſtaͤndig geweſen ft, fo begriff fie doch nicht
gleich, was für befondere Vorcheile mit Anlegung eines Handelsplatzes allhier verfnüpft
waren; denn obroghl ihre Schiffe auf ihrer oftindischen Hin⸗ und Herreiſe ordentlich hier ein-
tiefen , fo machten fie doch, feinen Berfuch von der Art, bis des Herrn von Riebeeck, Wund-
arztes auf der Flotte, die fih im Jahre 1650 hier aufbielt, Vorſtellungen fie dazu an—
trrieben, wie hernach foll erzähle werden f)- x
Land der Hot⸗ Es iſt nicht leicht, die Graͤnzen des Landes, das von den Hottentoten bewohnt wird
tentotten. genau zu beftimmen. Einige Erobefchreiber , und unter andern de l' Isle, breiten
Deſſen Graͤn⸗ dieſe Nationen vom Vorgebirge der guten Hoffnung nordwaͤrts uͤber den Wendekreis des
zen. Steinbocks aus, und begraͤnzen ſie von dieſer Seite mit den Koͤnigreichen von Mataman,
Ahutua und Monomotapa, oſtwaͤrts mit Monomotapa, und den Laͤndern an der
See, die Tierras de Zangana, dos Fumos, dos Naonetas und de Natal heißen,
und Süden und Weften mit dem Ocean, fo daß dieſe Landſchaft der Hottentoten, Die auf
drey Seiten die See hat, die Spige von der Landzunge oder Halbinfel des. füdlichen Theils
von Africa fann genannt werden... Sie liegt zwifchen dem zwey und zwanzigften und fünf
und deenßigften Grade, füdlicher Breite, und zwifchen dem drey und dreyßigſten und fieben
und |
©) Vielleicht Hat er diefen Zufag vom Rio das d) Im Jahre 1509. Siehe I Band a. d. 122 ©.
ber aenommen., weil derfelbe einen. Irene e). Die, Engländer waren im J. 1592 unter Ray⸗
ihm Heißt;tüßer dem Vorgebirge auf des Diaz Neie mond zu Saldannah . Siehe 1 Band a, d, 403 S.
fe, als Hauptmann des zweyten Schiffe, entdeckt hat,
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bis nach Cape Guarda Fuy. RXIII BUHT Em m
und vierzigſten Grade oͤſtlicher Laͤnge. Sie ſtrecket ſich von Norden nad) Süden, etwa 1713
ſiebenhundert und achtzig und von Weſten nach Oſten ſiebenhundert und dreyßig Meilen. Bolbe.
Langſt den Kuͤſten dieſes weiten Landes, trifft man verſchiedene Bayen und Fluͤſſe an.
Die erſte ſuͤdwaͤrts des Fluſſes Bravagal, wo man den Anfang des Sandes der Hotten⸗
soren hinſetzen kann, iſt Angra de Conceisaon, die naͤchſte Angra Pequena, alsdann
Porto de I’ Ilheos, nordwarts des Vorgebirges das Voltas. In dieſem ganzen Raume
erwaͤhnen die Erdbeſchreiber keines Fluſſes. Fuͤnf und ſechzig Meilen tiefer hinunter, find
. die Bayen St. Martin und Selena, in welcher Weite fich zweene merfwürsige Fluͤſſe,
der Elephantenfiuß und der Fluß St. Helena den Die Holländer ben Bergfluß nen
rien, befinden, Gin wenig fübmarts von dev St. Helenabay, iſt die Bay von Sals
danns,, die in aller Nationen, und befonders in Der Engländer oftindifchen Reifen berühmt
it 2). Zivanzig Meilen ſudwaͤrts von Saldanna , ift die Tafelbay, am Borgebirge der
* guten Hoffnung. Leber dem Vorgebirge oftwärts ift die Falſchebay, von der das Borge:
birge Falſo die oftliche Spitze machet. Naͤchſt daran liege Strugsbay, an der Oftfeite
des LIadelvorgebirges oder Vorgebirge das Agullias. Darauf folgen die Fleiſch⸗
bay, St. Sebaſtiansbay, die Fiſchbay, St. Catharinen und Noſſel, oder St.
Biaſiusbay, alle dichte beyſammen, mie die Karte zeigt. Moſſelbay ift etwa fiebenzig
Meilen vom Vorgebirge der guten Hoffnung, und ungefähr noch fo weit oftwärts, iſt
die Bay von Lagoa oder Algoa, die leste an der Hottentoten Küfte. Die Tofelbay,
Falſchebay, Yroffelund Lagos, haben Fluͤſſe die in fie hineinfallen; die übrigen aber
haben feine, wenigitens feine von Wichtigfeit,
Der bortentorifchen Nationen, die innerhalb diefem Bezirke von Africa bekannt Hottentottis
d, werden nach) Herrn Kolbens Anzeige fiebenzehn gezählt, Die Bunjeman, die (be Natio⸗
achaqua, die Suffaqua, die Udiqua, die Chirtgriqua, die großen und £leinen nen.
Ylamaqus, die Attaqua die Chorogaugus, die Roopman, die Heſſaqua, die
Sonqua, die Dunqua, die Damaqua, die Gauros oder Gauriqua, die Houteni⸗
qua, die Chamtoule, die Heykom 2). Außer dieſen glaubet ber Verfaſſer, der bey
den meiften geweſen ift, Fönne es nicht viel mehr geben 2).
Kolbe begnüget fih nur, die tage diefer Völker gegen einander anzugeben , ohne
daß er fich in genaue Bemerkung der Graͤnzen oder Größe ihres Landes einließe, Er be
merfet, daß Dappers, Andertons, P. Tachards, und andere Berzeichniffe der hot⸗
tentotifchen Nationen, aus der Erfindung und vom KHörenfagen gemacht werden; daß fich
diefelben oft, fo wohl wegen bes Namens als der Eintheilung diefer Bölfer irren, und von
einigen fo ungereimte Nachrichten ertbeilen, daß jemand, ber. am Vorgebirge geweſen iſt,
kaum weis, was ſie meynen.
Die Bunjemans find die Nation, die dem Vorgebirge am naͤchſten iſt; fie verkauften Sunjeman.
Sand an die Holländer, und halten ſich beftändig noch unter ihnen auf, Haben aber nur
ch einen kleinen Theil ihres alten Eigenthums.
beym —* Kachaqua oder Robaquas, geänzen nordlich an bie Gunſemans, und heißen Kochaquas.
apper, Saldanhaters ). Dieß Land iſt voll ſchoͤner Wieſen, die von Euro-
f) Rolb paͤern,
N) Siem I Bande auf der 14 0. f. Seite. z) Ehenderfelbe auf der 83 Seite. #
.b) Kolbe am eptfhen Reiſen im I Bande, k).Meil fie nad) der Bay Saldanha oder
W angeführten Orte, Saldanna zu fügen.
Allgem. Beifebefchr, V and,
1713
114 Becſchreibung der Länder vorm Vorgeb. der guten Hoffnung
päern, welche der Gefellfchaft Schiffe mit Lebensmitteln verforgen müffen, im Pachte gehal-
Bolbe. ten werden, aber die Kochaquas befigen beftändig noch den größten Theil des Landes.
Es befinden ſich auch hier verſchiedene ſchoͤne Salzgruben. Die Europaͤer halten ſich hier nicht
Suſſaquas.
Adiquas.
häufig auf, weil es nicht viei Quellen giebt, Die Holländer haben hier allezeit eine Wache,
fo wohl die Salzbrunnen zu verfichern , als die See zu beobachten ‚ und dem Cape,
welches der Name der Stade ift, Nachricht zu geben, wenn ein Schiff zu fehen ift. Alle
hottentotiſche Nationen verändern ihre Wohnpläße, und rücken mie ihren Hürten und
ihrem Viehe fort, nachdem es ihnen wegen der Weide bequemer ift, Wenn das Gras,
melches Dicke und hoch wächft, zu alt und hart ift, fo verbrennen fie es auf dem Boden,
und Fehren wieder dahin zurück, wenn es von neuen gewachfen iſt, welches nicht lange
Zeit erfordert, denn die Aſche machet den Boden fehr fruchtbar, und es fehlet nicht an er⸗
friſchendem Regen. Die Holländer verbrennen das Gras gleichfalls, und führen Graben
rund um das Feld, mo fie es verbrennen, Damit das Feuer nicht weiter um fic) greift,
Nordwärts der Rochaqugs , find die Suffaquas oder Saffiquas ‚ in einiger
Entfernung von der Saldannabap, und nicht hart daran, wie Tachard ſie ſetzet. Sie
waren zahlreich und hielten viel Vieh, bis ſie von den hollaͤndiſchen Freybeutern gepluͤndert
wurden, die den verſchiedenen hottentotiſchen Nationen, da man ſich daſelbſt feſt zu ſetzen
anfing, unſagliches Leid zugefuͤgt haben. Dieß Sand iſt nunmehr ſchlecht bevöffere, Kar
wenig Dörfer und Vieh. Ein großer Theil der Einwohner verließen es defto eher, weil
man menig oder gar Feine Duelle dafelbft findet, Eben besiegen find Feine wilden Thiere
da anzutreffen; der Verfaſſer meynet aber, es würden genug Duellen zu finden feyn, wenn
man darnach grübe,
Ob der Boden allbier gleich bergige if: fo giebt er doch häufiges Gras, die Gipfel
der Hügel find fo wohl, als die Thäler, mit. den SHönften Blumen und wohlriechenden
Kräutern bedeckt 7).
Die Odiquas oder Udiquas, ſtoßen an die Suſſaquas, und beyde Nationen
find in beſtaͤndigem Buͤndniſſe gegen ihre Nachbarn, die Chirigriquas mit denen ſie
lange und blutige Kriege geführt haben. Sie waren alle drey im Jahre 1706 im Kriege
begriffen , da der Werfaffer ans Vorgebirge kam, und es ward damals ein bolländi-
ſcher Officier mit Soldaten abgeſchickt, einen Vergleich zu vermitteln, feit welcher Zeie fie
feiedlich gelebt haben, Ehe aber der Vergleich gefchloffen ward, ward ein Europäer von
einem Loͤwen verzehrt, und ein anderer mit einem vergifteten Pfeile in den Mund gefchoflen,
welches ihm das Seben würde gefoftet haben, wenn nicht die Hottentoten die Are, ihn zu
heilen, entdeckt hätten,
Chirigriguns. Die Chirigriquas, die längft der Bay St, Helena wohnen, find ein zahlreiches
Bolf, und ihrer teibesftärfe und Gefehicktichkeit wegen merfroürdig ; denn fie übertreffen alfe
andere Nationen, in Werfung der Aſſagay. Der fchöne Elephantenfluß, der daher den:
Namen bat, weil ihn diefe Thiere fo oft befuchen, läuft mitten durch ihr Sand, welches
voller Berge ift, die auf ihren Gipfeln, wie die meiften in den bottentottifchen Sändern , die
vortrefflichſten Wiefen haben. Der Boden ift viel beffer, als der Suſſiquas und Odiquas
ihrer; die Thaͤler ſind mit mancherley Bluhmen geziert, die eine befondere Schoͤnheit und
ungemeinen Geruch haben, aber auch voller Schlangen, unter denen ſich die gehörnte Ark,
Ceraſtus genannt, befindet, Man findet auch Bier und dar Kiefelfteine yon mancherley Ge-
ſtalt und Farben, I) Kolbens Keil, 0.638, In
bis nach Caps Guarda Fuy. XIII Buch I Cap. 115
In dieſer Landſchaſt befindet ſich ein großer Wald, der aus verſchiedenen dicken und 1713
hohen Bäumen beſteht, welche dieſen Laͤndern eigen find; der Verfaſſer kann aber von ihren Kolbe.
Früchten fo wenig Nachricht geben, als von ihrer Natur, weil er auf denfelben keine Fruͤchte G;n großer
gefehen bat. Es ift wegen der Raubthiere gefährlich, da ducchzureifen. Er iſt durch ver⸗ Walb
ſchiedene Wege abgerheil. Die Bäume auf beyden Seiten ſtehen fo dichte, und haben
ihre Aefte fo in einander verfchlungen, daß die Wege am belleften Tage dunkel und an einiz
gen Orten fo finfter find, als ob man unter der Erde gienge.
Weill die Eingebohenen diefer Gegend von den [hollandifchen] Freybeutern ungemein
viel ausgeftanden hatten, die ihnen auf die graufamfte Art das geben und ihr Vieh raub⸗
ten: fo ſuchten fie einen jeden Europäer, der ihnen vorkam, hinzurichten, bis man mit
ihnen eine ordentliche Handlung zu Stande brachte. Vor der Zeit ward eine Anzahl Hol:
länder, die dahin zu handeln Famen, von ihnen im Walde überfallen. Die Hottentoten
waren von den Aeſten der Bäume fo bedeckt, daß man ihnen mit Feuergewehre nicht bey:
kommen Fonnte, und fielen mit ihren Lanzen ein. Worauf die Holländer, nach Verluſt
eines Todten und mit vielen Berwundeten, in Unordnung auf das freye Feld flohen, da⸗
ſelbſt fich wieder ftellten, und unter ihren Verfolgen eine folche Niederlage anrichteten, daß
dieſe bald verfchwanden. |
Die Nainaquas werden in die großen und Fleinen getheilt; bie legtern liegen an Der Namaquas.
Kuͤſte, und die erſtern oſtlich von ihnen ab. Beyde Nationen ſind in ihrer Regierungs⸗
und ebenart unterſchieden; fie werden aber von den übrigen, wegen ihrer Staͤrke, Ta—
pferkeie und Klugheit, ungemein hochgehalten. Kolbe meldet, es wäre das vernünftigfte
Bolk gemefen, das er unter den Hottentotten gefunden hätte. Sie forechen wenig, und
ihre Antworten find kurz und überlegt, Ihre Weiber find fehr munter und Fünftlich. Sie
ſelbſt find ſtark am Leibe, und koͤnnen ziwanzigtaufend ftreitbare Mann ins Feld ſtelien.
Bender Sandfhaften find voller fandiger und fteiniger Gebirge, die folglich Fein Gras Boden.
tragen; auch) iſt der Boden in den Thäleen nicht der befte. Es iſt da nur wenig Holz, und
im ganzen Zande nur eine einzige Duelle, Der Elephantenfluß aber, welcher durchgeht, ver-
forget die Einwohner vornehmlich mit Waſſer.
Diefe Gegend iſt voller wilden Thiere, und es giebt da eine befondere Art eines fle: Fleckigter
ckigten Hirſches. Sie find nicht fo groß, als in Europa, aber ungemein ſchnell, und ihre Hirſch.
Flecken weiß und gelb. Sie gehen nie einzefn, fondern wohl hundertweiſe zuſammen. Das
Wildpraͤt iſt fert und wohlgeſchmackt, aber. es ſchmecket nicht wie das deutſche.
Unweit der vorerwähnten Duelle ſteht ein Felſen, der wie eine Art von Feftung gebil- Ein Schloß
det iſt. Er wird Miros Schloß, von einem Feldheren der KTamaquss genannt, mel; In Selfen ge:
cher diefes zu feiner Beluftigung gethan bat. Allein der Verfaffer glaubet ſchwerlich, daß bauen.
ein Hottentot dazu Geſchicklichkeit genug befeffen habe. Es ſtecket fo viel Kunſt als Arbeit
darinnen ; befonders find zweene Plage wohl angelegt, in denen fich eine ftarfe Anzahl Leute
aufhalten Eann, Kurz, es iſt das artigfte Stück Arbeit in allen hottentottiſchen Ländern.
J — Lſer eine Probe von der Namaquas Geſchicklichkeit zu geben, mag folgendes die⸗ * Hollaͤn⸗
wobey fü ao länder das erſtemal in ihre Sandfhaften famen, vedlich um Vieh zu handeln, der werden
quas fie für ger ein berühmter Hottentot am Vorgebirge, befand: fo hielten die Nama⸗
reybeuter, von denen fie ſowohl, als a Chirigriquas, vieles ausgeſtan⸗
N 2
a Birigriquas. den
116 Beſchrelbung der Laͤnder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713 den hatten ; dieferwegen hörten fie nicht auf das, was Claas fagte, fondern liefen in Menge
Kolbe. nach ihrem Gewehre, griffen fie mit ihren Sanzen und Pfeilen vafend an, und fegten das
—y 7 Gefechte drey Tage lang im freyen Felde fort,
r
durch Kriegs⸗ Endlich verzweifelten die Namaquas, den Sieg mit offenbarer Gewalt zu erhal⸗
fift ͤberwun⸗ gen, und nahmen ihre Zuflucht zu einer Kriegsliſt. Sie ergriffen die Gelegenheit, da die
‚ den. Holtänder ſehr erhitzt waren, und zogen fich beftändig fechtend zurück, in einen engen Weg
ö Hinter ihnen, der fich fehr lang zwifchen verſchiedene Selfen erftvechte. Die Holländer dach⸗
ten an nichts. weniger, alg an die Hinterliſt, verfolgten fie, und harten ſich Halb in den Paß
bineinbegeben, als die Namaquas plöglich auf die Gipfel der Felfen auf beyden Seiten
geflettert waren, worinnen fie fo gefickt, als bie Katzen, find, und ihnen von da herab
mit Steinen, Pfeilen und Lanzen dergeſtalt zufegten, daß fie fortliefen, um nur ihr Leben
zu retten; aber mit fo blutigen Köpfen, daß fie dem Feinde das Geficht nicht wieder zei⸗
gen durften #2).
Man fhikt 3 - Mach Dappers Berichte, befuchten die Holländer die K’Yamaquas fehon zuvor, °
nad) Sole md wurden guf aufgenommen. Dieſer Berfaffer meldet, im Jahre 1661 wären drenzehn
aus · Niederländer, von dem Statthalter des Forts, Gold und andere Seltenheiten aufzufuchen,
gefandt worden, die das Volk mit großer Freundſchaft aufgenommen, und mit Schafen
beſchenkt hätten, Die Mufif habe wohl aus hundert Perfonen beftanden, die fich in einen
Kreis geſtellt, und deren jeder ein Rohr, aber von ungleicher Lange, in ber Hand gehabt hätten,
diefe hatten eine angenehme Harmonie, wie Trompeten gegeben, und einer in der Mitten
habe ven Tadt gefchlagen. k
Nach diefen zwey oder dreyftündigen Concerte, Iud fie der König in fein Haus, mo
ihnen Hirſe und Schöpfenfleifch vorgefest ward. Die Holländer beſchenkten ihn mit Ku-
pfer, Glaskorallen, Brandtewein und Toback, welches er freudig aufnahm, und den Ge—
brauch davon bald lernte, ——
Im Wintermonate eben des Jahres, wurden noch vierzehn ausgefandt, Nachdem fie
aber über dreyhundert Meilen das Sand hinauf gekommen waren, und die Namaquas,
weil diefe ſich auf eine große Weite fortgemacht hatten, nicht anftafen: fo Eehrten fie den
folgenden Hornung zurück, und die Unternehmung mistung alfo für dießmal.
Der Rama: Dapper meldet, die Namaquas wären von Kiefengröße, und fehr zahlreich, die
quas Klei⸗ Weiher fehön und mohlgeftalt, aber mehr von Natur als durch Kunft, meil fie fic in
dung. Thierhaͤuten einkleideten. _ Ihre Zierrathen find kambayaniſche Ölasforallen, die fie von
den Portugiefen um Monomotapa herum kauſen.
Die Männer tragen eine artige elfenbeinerne Platte vor der Scham und dergleichen
runden Ning an einem Arme, nebft verfihiedenen Kupferringen, ever Namaqua bat
einen artigen Kleinen Stuhl, aus Holz und Stricken, ven er am Arme mit fich herum
trägt, darauf zu fißen.
Die Regierung befteht in einer einzigen Perfom Der Regent im Jahre 1670 hieß
Akambiba, und hatte drey außerordentliche große Söhne 0).
Ihr gefittes Kolbe meldet nichts merfwürdiges wegen ihrer Leibesgroͤße, ruͤhmet aber ihren gus
tes Weſen. ten Verftand, und ihr gefitteres Wefen, wovon er folgendes Beyſpiel giebt. Als Here
van
0) Bolbe im I Bande a. d. 63 u. fS. np) Kolbe im I Bande a. d. 63u. f. ©.
*) Ogilbys Africa auf der 62. fe ©. g) Diefe Bemerkung ift aus Tachards Karte
vom
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NAMAQUAS HOTTENTOTTEN
DENE L,.
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bis nach Capo Guarda Fuy. XII Buch I Cap. u7
van Affenburg, als Statthalter, im Jahre 1708 am Borgebirge anfangte, ſchickten
beyde Nationen einige ihrer Bornehmften , Seiner Excellenz aufzuwarten, und ein anfehnli-
liches Gefchenf an Rindvieh zu bringen, wie auch um Fortfegung des Schußes, den fie
von feinen Vorfahren gehabt Hätten, anzufuchen, und ihn ihrer auftichtigen Beobachtung
des Buͤndniſſes zu verfichern p),
Die Abgeordneten verrichtefen fülches mit ſoviel Geſchicklichkeit und wohlanftändigen
Wefen, daß der Statthalter, und alle Anmefenden erftaunten, Sie wurden einige Tage
auf Unkoſten der Geſellſchaft ehr wohl bewirthet; und da fie erfuhren, daß Herr van Aſ⸗
ſenburg das gebrachte Geſchenke zum. Vortheile ber Gefelffchaft beſtimmt hatte, und
nichts für fich davon nehmen wollte, ob wohl bey dergleichen Fällen, von feinen Vorfahren,
wohl alles weggenommen worden war: fo lobten fie, ben aller Gelegenheit, feine Aufrichtig⸗
keit, ſein uneigennuͤtziges Weſen, und ſeine Großmuth, welches ſie beſonders in ihrem Ab⸗
ſchiedscomplimente wiederhohlten, mit den Ausdruͤckungen: Sie wuͤrden von ſeiner
Großmuth und Guͤtigkeit ungemein geruͤhrt nach Hauſe zurückkehren, und
eben dieſe Empfindungen allen ihren Landesleuten mitzutheilen ſuchen, die ſich
hoͤchlich erfreuen würden, daß die Verwaltung des Regiments in den Hoaͤnden
eines ſo würdigen Mannes wäre, von deffen Tugend fie fich allen erwünfchten
Stieden und Sicherheit verfprächen. NIE y,
Tachard faget, das Land fey von den Namaquas, bis zum achtzehnten Grade
wuͤſte und unbewohnt, und dafelbft fingen die Hottentoten g) von Angola an, Hier
Hat er zweene Fehler begangen; denn das Sand zwiſchen den Namaquas und Angola it
nicht unbewohnt, und die Leute von Angola find auch nicht Hottentoten, fondern von
einem andern Sefchlechte. ö
An die Namaquas ſtoͤßt nordlich die Nation der Attaquas, und an Diefe nordlich,
wenn fich der Veefaſſer nicht irret, befinden fich die Chorogauquas; beydes find große
Nationen, die ein weitläuftiges Sand befigen. Es mögen zwifchen ihnen und Angola ned)
viel andere feyn. Er gefteht inveffen, daß fich hier und Dar große Wüften, norbwärts der
Namaquas befinden, die wegen Unfruchtbarkeit des Bodens und Waſſermangels öde find.
Das Sand der Attaquas iſt, wegen diefer beyden Imftände, von ganz mittelmaͤßi⸗
ger Beſchaffenheit, daher die Einwohner in Fleinen Haufen, ziemlich entfernt von einander
wohnen, wo fie es am bequemften finden. Eben deswegen haben fie auch meiftens nur
foviel Biel, als nebft dem Wilde, das fie fangen, gerade zu ihrem Unterhalte zureicht. Sie
find indeflen fo beherzt, munter und vergnüge, als wenn fie das fruchtbarfte Land bewohnten.
Sie leben fehr ruhig und Haben ſelten Kriege mit ihren Nachbarn. Befinden fie ſich in Ge⸗
fahr von einem Feinde, fo eilen ſie, wie die Schweizer, auf Die Gipfel ihrer höchften Berge,
machen dafelbft mit einem großen Rauche bey Tage, und einer Flamme bey Macht Zeichen,
da denn jeder, der gefchickt dazu ift, mit feinen beften Waffen an einen beſtimmten Berfamm-
Iungsplas kommt, und fich folchergeftalt fogleich ein zahlveiches Heer zufammen zieht.
Nach dem Vorgebirge zurück zu fommen, fo befinden ſich zunächt den Bunje
mans fübwärts, die Koopmans r), die diefen Namen von einem Hauptmanne ihrer Na⸗
H, D 3 tion
vom Vorgebiege genommen, wo fie nicht Hotten⸗ gleichguͤltige Wörter genommen, und diefe Verwir—
goren fondern Kafren heißen, welches Kolbe für rung fe'bft verurlacht hat.
7) Vielmehr oftlich oder nordoftlich in der Karte.
1713
Kolbe.
Attaquas u.
Chorogau⸗
quas.
Koopmans.
1713
Kolbe.
Heſſaquas.
ng Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. dee guten Hoffnung
tion erhalten haben, deſſen nachgehends wird erwähnt werden. Diefes Land erſtrecket fich
oftwärts fehr weit, aber nicht lang an der Küfte Hin. Es haben ſich hier viel Europäer
in den Befitz großer Landſtriche geſetzt, Dazu fie immer noch| mehr bringen, die von den
oopmans nicht gebraucht werden.
Durch die wohlgeroäfferten und mit mancherley Bäumen erfüllten Ihäfer diefer Sand:
ſchaft, windet ſich ein flrenger Fluß in die See, Namens Palamit s). Seine Duelle
befindet fich in den drakenſteiniſchen Gebirgen, an der Öränze; er nimmt verfihiedene
Flaͤſſe und unter diefen, einen ziemlichen großen Strom, der ſchwarze Fluß genannt, auf,
Man findet im Palamit felten etwas anders, als Yale, Schmerlen, und folche £leine Fiſche.
Es befindet fich ein warmes Bad in Diefer Gegend, und in einem Thale, Namens
Suthenhall, auch hie und da in andern Gegenden, find verfhiedene gute Salzgruben.
An die Nation dee Bunjemans gränzen ebenfalls die Heſſaquas, Die Tachard
Haſſaquas beißt. In der Sage des Landes irret er fich eben fo fehr; denn er meldet, fie
wohnten bis an Die Seefeite, da fie doch nicht einen Fuß breit Sand an der See haben. In—
deflen hat er recht, daß fie zablreich und vermögend find, aber. unter allen Die wenigfte
Kriegserfahrung haben,
Die Heſſaquas find vieleicht vermögender, als eine einige hottentotiſche Nation,
das ift, fie haben mehr und beffer Vieh. Die Weiden find hier mit Heerden von Ochfen
Ein luſtiger
Streich.
und Schafen bedeckt. Ihre Bakkeleys oder Zugochſen übertreffen alle andere an Staͤrke
und Schönheit. Weil fie mit den Europäern den größten Handel um Brandtewein, Tos
bat, Korallen und dergleichen treiben: fo find fie wollüftiger und zum Kriege unfauglicher,
Daher haften fie, ihrer Menge ungeachtet, mit ihren Nachbarn Friede. Wenn fie aber
von einigen, ihres Viehes wegen, angefallen twerden: fo thun fie tapfern Widerftand, ver-
folgen aber ihren Feind nie über ihre eigenen Graͤnzen, und werden daher deſto öfter ange-
fallen, Können fie den Feind nicht leicht zurückreiben, fo ſuchen fie bey dem Statthalter
des Vorgebirges Schuß, der Ihn baͤndigt.
Im Jahre 1707 hatten einige Abgeordneten der Heſſaquas dem Statthalter ein Ge⸗
ſchenk von Ochfen gebracht, welches er mit Toback, Arrack und Korallen erwiederte. So
bald die Abgeordneten folches empfangen hatten, festen fie ſich mit einigen Bunjemans
nieder, den Arrack zu koſten; die Slafche gieng hurtig herum, und die Geſellſchaft war
ſehr luſtig. Endlich aber fhimpften die Gunſemans auf die Heſſaquas, glekh da fie
aus einander gehen wollten; vielleicht weil die Bunjemans mehr Getränfe verlangten,
und die Heſſaquas ihnen folches nicht geben wollten. Sogleich geriethen beyde Parteyen
am Fort einander in die Haare. Manche fehlugen einander mit Fäuften, andere mit Prü-
-geln, noch andere mit Steinert, und beyde Theile waren fehr ergrimmt auf einander. Die
Stade gerieth in Laͤrmen, und das Volk lief haufenweiſe hinzu, dieſe Schlaͤgerey mit an-
zufehen; fie mußten aber in einer Entfernung ftehen bleiben, damit bie Steine fie nicht tra⸗
fen. Der Sifeal, ob er wohl fonft bey den Hottentoten in großem Anſehen ſteht, legte ſich
vergebens dazwiſchen, und gerierh felbft in Gefahr. Darauf ließ der Statthalter, um fie
durch Schrecken zum Frieden zu zwingen, ein großes Geſchuͤtz berzuführen, und in ihrer
Gegenwart laden. Allein dieß war aud) vergebens; bis er es ihnen über die But los⸗
brennen
5 Diefer Fluß, oder wenigſtens fein Name, fehlet in der Karte,
bis nach Capo Guarda guy. XIII Buch I Cap 119
brennen ließ, da fie der fchrecfliche Knall von einander brachte, und fie fih, ohne ein Wort 1713
weiter zu fagen, nach Haufe begaben, Kolbe,
DieRraals, oder Dörfer der Heffaquas, find geößer, zahlreicher und beffer bewohnt, ghre Krane
als bey einiger andern hortentotifchen Nation. Das fand ift vol Wildprät, und liefere von "pe Disfer,
alten Sachen, die in diefem Welttheile zum Unterhalte 2) und Vergnügen dienen, mehr, als
einige andere Gegend um das Vorgebirge herum. Wenn fie ihr Gluͤckmachen wollen, fo
pflegen fie in der Europäer Dienfte zu treten, und das Geld, das fie verdienen, zu Erkau—
fung des Biehes anzumenden, mit welchen fie endlich nach Haufe kehren, und fich ſelbſt ſetzen.
Nächft an den Roopmans, oſtwaͤrts, wohnen die Songuas, ein munteres kuͤhnes Sonquas.
Volk, das die Waffen fehr wohl zu brauchen weis. Sie haben dieſe Friegerifche Gemuͤths⸗
art und Gefchicklichkeit, der Beſchaffenheit ihres Landes zuzufchreiben, welches felſigt, und
unter allen Gegenden um das Borgebirge herum, am ärmften ift, fo dag Menfchen und Vieh
dafelbft nur wenig Nahrung finden. Die Sonquas werden aljo ihren Unterhalt zu erwer⸗
ben Soldaten, und dienen den andern Nationen, bloß ums Brodt, in ihren Kriegen, Eben
diefe Armuth ihres Landes macher fie in der Jagd geſchickt: allein dieſe Geſchicklichkeit veiber
faſt alte ihr Wild auf, —
Aus dem, was wir geſagt haben, laͤßt ſich ſchließen, daß dieſes Volk nicht ſehr zabf- Seltenheit
reich iſt; wenige Dörfer enthalten fie alle. Auch das Vieh, großes und kleines, iſt fo felten —
unter ihnen, daß ſie keines, als bey gewiſſen feyerlichen und unvermeidlichen Gelegenheiten,
ſchlachten, die nachgehends ſollen erwaͤhnt werden. Wurzeln, Pflanzen und Kräuter giebt
es genug bier und Dar: aber weiter bringe das Sand nicht viel hervor, als Feuerholz,
wilde Thiere mit der Flamme abzuhalten,
Die Sonquas find ſehr geſchickt, die Bienen zu verjagen, und das Honig aus den
hohlen Bäumen zu nehmen. Sie für fid) fragen nichts danach, aber fie verkaufen es den
Europäern, welche es mit Waffer vermengen, und ein fehr angenehmes erfifchendes Ges
tränfe daraus machen 1). Sie vertaufchen es gegen Mefler, und andere Eifen- und Me-
tallwaaren, Brandtewein, Toback und Pfeifen. Sie thun es in rauhe lederne Saͤcke,
und geben einen Sad voll fuͤr etwas ſehr geringes.
Nächft bey ven Sonquas wohnen die Dunquas, in einem fehönen und fruchtbaren Dunquas.
Sande, das nicht fo bergiche und uneben ift, als die meiften Gegenden am Borgebirge. Es
wird Durch verfchiedene Flügchen, die in den Palamit fallen, wohl durchwaͤſſert. Hügel und
Ebenen find mit Grafe, Kräutern und Bluhmen bedeckt, und voll zahmes Vieh und Wild.
Die Damaquas find ihre Nachbarn, deren Sandftrich eben fo ſchoͤn und fruchtbar, und Damaquas.
viel ebener iſt. Er bringe Waſſermelonen und wilden Hanf, iſt auch voll Schlachtvieh und
ildz fie Haben aber kaum Feuerholz genug, ihre Speifen zuzurichten, wenn fie nicht eine
rt Mooß brennen wollen, die fehr übel riecht,
f An giebt hier verfchiedene Saljgruben ‚ Die aber von allen Wohnplägen der Europäer Salzgruben.
Sat. entferner find, daß man fie nicht gebrauchen kann; denn bie Hottentoten eſſen kein
ſenden hei er Fluß Palamit fliegt durch, und machet fo viel Wendungen, daß er die Rei⸗ Patamit-
eine verdruͤßliche Arc ſehr oft hindert, weil fie, aus Mangel der Brücken, in Ca ſiuß.
noas,
92 ꝝeee Beſſaquas erhielten ſich von der nachgehends beſchriebenen Dakha⸗Wurjel.
#) Das iſt: Meth
20 Belhreißung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
“713 noas, ober Flößen, überfegen müffen. Die Leute im Sande find große Siebhaber von Wild:
Kolbe. praͤte; fie find daher oft auf der Jagd, und mit Rauchwerke zu ihrer Kleidung wohl verſehen.
— ——/ Naͤchſt bey den Damaquas liegen die Gauros, oder Gauriquas, über welchen,
wie Tachard faget, das and von den Hottentoten x) von Monomotapa bewohnet
wird. Einmal aber find feine Hottentoten um Monomotapa zu finden, und hernach
fo wohnen verfchiedene noch unentdeckte hottentotiſche Nationen, längft der Rüfte, von.den
Bauras, bis Terra de Natal, welches der Anfang von Monomotapa auf diefer Seite,
und von den Kafren y) bewohnt ift. *
Die Gauras ſind ein zahlreiches Volk, in einem ſehr kleinen Lande, aber deſſelben
Boden iſt überall fruchtbar, vol Vieh, und mit Holze und Waſſer wohl verſehen. Dieſe
Gegend iſt mit wilden Thieren, mehr, als einige um das Vorgebirge herum, erfuͤllt, und
die meiſten Einwohner tragen die Haut von einem Tyger, einer wilden Katze, oder anderm
Raubthiere, zum Zeichen ihrer Heldenthat.
Houteniquas. Nordoftwärts von den Gauras, an der Kuͤſte, liegen die Houteniquas, in deren
Landſchaft ſich Wälder von fehr großen Bäumen befinden. Zwiſchen den Wäldern liegen
= Menge angenehme Wüften, voll Kräuter, und mancherley fehönen und wohlriechenden
luhmen.
Chamtouers. An die Houteniquas graͤnzen die Chamtouers 2), die ein ſchoͤnes ebenes Land
Gauras, oder
Gauriquas.
befigen, das wohl durchwaͤſſert if, und verſchiedene kleine Wälder, von den ſchoͤnſten
größten Bäumen, die in den Ländern der Hottentoten zu finden find, zeige. Es ift voll
Wildpraͤt, und allerhand wilden Thiere. Verſchiedene große Ströme verforgen es mic
verfchiedenen Arten Fiſche, und es hat auch manchmal Seefifche, unter denen fich die See⸗
kuh öfters zeiget.
Kieſchen und Dem DVerfaffer ward glaubwuͤrdig berichter, Eine Zahl Europäer habe verfihiedene
Apricoſen. Kirſchen⸗ und Apricofenbaume voll Früchte gefunden, als fie die Wälder diefes Sandftriches
durchgereift wären, aber weder Elephanten noch Büffel angetroffen, obgleich fonft die Wäl-
der in allen hottentotifchen Ländern davon voll find. Vielleicht werden fie von den Eine
wohnern getödtee oder verjagk. |
Sie werden Eine Partey Holländer, die hieher Famen, um Vieh zu handeln, wurden von den Leu⸗
rer um een in den Wald gelockt, und dafelbft mit Wurffpießen und vergifteten Pfeilen ſo wuͤtend
. gefchlagen, angefallen, daß es ein Wunder war, daß fie nicht alle gleich umfamen. Zu ihrem Gtücke
ſtellten fie fich, und feuerten, ehe fie noch vier Schaden gelitten harten, wodurch der Feind
bald in die Flucht getrieben ward, und den Tag darauf mit ihnen zu einen guten Verftänd-
niffe kam. Der Hauptmann der Chamtouers,-der gebrochen hollandifch ſprach, drückte
ſich bey dieſer Gelegenheit folgendergeitalt aus: Wir haben bisher beftändig geglau⸗
bet, daß wir allen andern Nationen in den Waffen überlegen wären: allein die
Hoilaͤnder übertreffen uns, und wir unterwerfen uns ihnen, alsunfern Sefiegern. -
Heykoms. Nordoſtwaͤrts an die Chamtouers graͤnzen die Heykoms, in einem ſehr bergichten
Sande, das nur in den Thaͤlern fruchtbar it: fie find aber mit Viehe wohl verſehen, das
ſich von dem falzigten Waffer ihrer Stüffe, und dem Schilfe der Ufer naͤhret. Sie haben
alle
x) Kolbe hat hier eben die vorige Verwir⸗ haben, alfen, die nicht Muhammedaner find, gege:
rung gemacht. ben worden: alſo können die Hottentoten fo ge⸗
3) Der Rame Kafr, oder Unglaͤubige, iſt von nannt werden, wie die Schriftſteller ordentlich thun;
den Arabern, die ſich auf der oͤſtlichen Kuͤſte geſetzt und
——
KARTE VON DER BAY
SALDANA opzr SALDANE
nachdenAnmerkungenders chiffahrer entworfen
vor N.-B Sag: de da Marıne.
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A.Alleıner Brunnen Bey welchen mar einer Pfahl mut dem
Koeruglichen Wapen imdahresöbß aufgerechtet ak .
B. Helen denSand gegrabene Brunnen, derer
Wasfer veechts tauget.
C. Yele Quellen, dı 2 einen kleinen Bach machen, des-
ser Wasser Jehr, qub us.
Ir dıefer B ay hatmankeın Hol fondernnurgefiraeus
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big nach Capo Guarda Fuy. XIII Buch II Cap, 121
alle Arten wilder Thiere, die um das Vorgebirge zu finden find; der Mangel an füßem 1713
Waſſer aber machet ihnen viel Ungelegenheit und Beſchwerlichkeit. Kolbe.
Als ein Dfficier von der Befagung hier mit Gefchenfen und einer Einladung an das ——"
Volk, zu einem allgemeinen Buͤndniſſe mie den Holländern, anlangte, welches fie auch ein-
giengen, bathen fie ihn um eine Trummel, nebft einem eifernen Topfe, und einer Pfanne,
die fie unter feinen Sachen fahen. Sie waren darüber, befonders über die Trummel, un-
gemein vergnügt. Endlich aber nahm ihnen eine Partey Europäer, die unter dem Vor— Ihr betrüß-
wande eines redlichen Handels die Hottentoten zu beftehlen pflegte, dieſe drey allerliebſten ter Verluſt.
Koſtbarkeiten weg, und raubte ihnen noch dazu eine große Menge Vieh. Dieſe Belei⸗
digung geht ihnen ſo nahe, daß ein Europaͤer, der ſie noch jetzo beſuchet, gewiß von dieſer
Treuloſigkeit hören muß; wobey ſich die von der geringern Are, über den Verluſt der Trum-
mel, der Pfanne und des Keſſels beflagen.
Ueber die Heykoms liegt Tierra de Natal, welches von ven Rafıen bewohnet
wird. Dieſe aber ſind, weder an Geſtalt noch Sitten, den Hottentoten aͤhnlich. Herr
Kolbe ſchließt mit dem Berichte, er habe einen großen Theil dieſer Nationen ſelbſt beſucht,
und von andern glaubwuͤrdigen Perſonen Erzaͤhlungen gehabt; deren einige, als Buͤrger
des Vorgebirges, zu ihrem Vergnuͤgen durch dieſe Nationen gereiſt wären, andere ſolches
in Dienften der Geſellſchaft hätten thun muͤſſen zz).
SEEEREEEETTEETTTETERTEERTEHENG
Das II Copitel.
Beſchreibung der Landihaften , welche die Hollander
- 0m Borgebirge beſitzen.
Der I Abſchnitt.
Eolonie am VBorgebirge,
Beit, wenn ſich die Holländer das erftemal am Bor: Wuͤſte. Kaiferfluß, Fluͤßchen, Duelle, Ca—
gebirge fefte gefegt. Wie weit fie fih damals pe, Stadt, Feſtung. Erſte Niederlaſſung.
ausgebreitet haben, Tafelberg. Außerordent- Staatsgefaͤngniß Das Gut » Drode und Nein.
liche Erſcheining. Weiße Wolke. Loöwenberg. Eonftantiahaus. Ströme. Breite des Vor:
Zeichen, die darauf gegeben werden. Kfeines gebirges. Obfervirte Länge. Berechnete Länge,
Fort. Windberg, Tngerberge, Kuhberg, blaue Zweifel darüber; nebſt Kolbens Entfcheidung.
Berge, Waldbay, Norwegenberge. Salzfluß. Abweichung der Magnetnabel.
Eommunicationscanal. Mufchelbanffluß. Grofe
on in dem vorigen Capitel iſt gemeldet worden, daß die Hollaͤnder erſt im Jahre Wenn ſich
1650 verſucht haben, ſich an dieſem Vorgebirge feſte zu ſetzen. Herr van Riebeeck, die Hollaͤne
En bolländifcher Wundarzt, bemerkte auf feiner Ruͤckkehr aus Indien, daß das Br ers
Sand fruchtbar wäre, und noch zu verbeſſern flünde, die $eute mit fich umgehen ließen, dirge feftge:
N ‘und feßt,
und Dapper, der das \ f 1: Ab auf d
beydes als — nt ER verſteht, brauchet French Band auf der 70 und folgenden
z) Dbder Bamtoues i ;
Allgem. Reiſebeſchr. V Band. 2
.
u
; — Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713
Bolbe.
Wie weit ſich
ſolches er⸗
ſtreckt.
Pflanzſtadt
am Vorge⸗
birge.
Tafelberg.
und der Hafen ſicher und bequem waͤre. Er theilte ſeine Anmerkungen den Bewind⸗
hebbern der Geſellſchaft mit, die ſogleich zu Anlegung eines Sitzes daſelbſt, vier Schiffe
unter feiner Anfuͤhrung abſchickten, und ihn zum Statthalter ernannten.
Van KRiebeeck ward mit den Leuten am Vorgebirge fogleich einig, daß fe, gegen
funfzigtaufend Gulden werth an Waaren, den Holländern den Befig des Vorgebirges ab:
traten, welches van Riebeeck durch ein viereckigtes Fort befeftigee. Ex legte auch einen
Garten, etwa zwo Meilen das Sand hinauf, mit europaͤiſchen Saamen an. Auf diefen glüdli-
hen Erfolg , verfprach Die Gefellfchaft einem jeden, der ſich auf dem Vorgebirge fegen wollte,
fechs Acker Sand erblich, nur daß er folches innerhalb drey Jahren dergeftalt anbauete, daß
er ſich davon erhalten und etwas zum Unterhalte der Befagung beytragen koͤnnte; auch
follte ihm, nach Verlaufe diefer Zeit, frey ftehen, folches nad) Öefallen zu veräußern, wenn
er nicht da bleiben wollte.
Darauf gierigen die Leute haufenmweife zum Vorgebirge ab; diejenigen, denen es an
Bieh, Korn, oder Hausrathe fehlte, bekamen folches geborgt, und die Geſellſchaft verforgte
fie fo wohl damit, als mit Weibsperfonen, aus milden Stiftungen und Waiſenhaͤuſern.
Dadurch vermehrten ſich die erften, die dahin abgiengen, fo ſchneli, daß fie innerhalb we-
nig Jahren ſich in neue Pflanzftädte längft der Küfte auszubreiten anfingen.
Das Sand, welches die Holländer auf dem Vorgebirge befigen, begreift die ganze
Küfte von der Bay von Saldanna, ganz rund um Die Südfpige von Africa, bis man an
die Noſſelbay aufder Oftfeite koͤmmt; es erſtrecket ſich aud) weit von ber See hinaufwaͤrts.
Wegen des Fünftigen Zuwachfes, hat die Geſellſchaft auch die ganze Tierra de Natal
gekauft, die zroifchen diefer Bay und Mosambik liege, wofür fiean Waaren dreyßigtauſend
Gulden bezahlt hat, daß alfo die Provinz nun fehr weitläuftig, und die Statthalterfhaft
darüber etwas fehr wichtiges ift. Tierra de Natal ausgefchloffen, find die übrigen Laͤn⸗
dereyen in vier Bezirke getheilet, nämlich in 1) die Pflanzftave am Vorgebirge, wo die
großen Forts, und die Hauptftadt find, 2) Stellenbofh, 3) Drakenſtein, 4) Wa-
veren a).
Die Pflanzftadt am Vorgebirge ſtrecket fich ſuͤdwaͤrts bis an die Bay Falſo, und
wird durch eine große Wuͤſte, die an die Stadt Cape geänzet, von der ftellenbofchifcben
Pflanzftadt abgefondert. Bey Gelegenheit eines Zwiltes, zwiſchen dem Provifionalfifcal,
und dem independenten Fifcal, der vom Generalcommiffarius Der Geſellſchaft, Baron van
Rheede, um das Jahr 1685, iſt gefege worden, hat ein Ausfpruch des oberften Raths,
im Jahre ızı2, die Graͤnzen diefer Pflanzftade fehr erweitert,
Da Kolbe in feiner Beſchreibung nicht alguordentlich ift: fo wollen wir ſolches ver-
ändern. Die merfwürdigften Berge in diefer Sandfchaft find: ber Tafelberg, Loͤwen⸗
berg, Windberg, und die Tygergebirge. Die drey erſten liegen nabe an der Tafels
bay, und umeingen das Tafelthal, mo ſich die Capeſtadt befindet.
Der Tafelberg, Tavoa de Cabo, wie ihn die Portugiefen nennen, iſt unter den dreyen
der hoͤchſte. Von dem Mitrelpuncte des Thales liege er nach Süpen, und ſtrecket fich ein wenig
Suͤdweſt. Kolbe fand ihn taufend achthundert fieben und fünfzig Fuß hoch, Der Gipfel
feine, in einiger Entfernung, fehr flach und eben, wie ein Tifchblate: wenn man aber
darauf iſt, fo findet man ihn ſehr hoͤckricht und uneben. Wenn man ihn vom Fuße ganz
a) Kolbe 1 Band auf der 20 und folgenden Seite.
uͤberſieht,
— — — er
—
KARTE von DERTAFELBAY und der RHEEDE
DES VORGEBIRGES DER GUTEN HOFFNUNG
“Vach verfchiedenen Manuschripten entworfen von. N. Bellın, Ing. de la .Harıne .
S Maaß-Sftab von vier See-meilen.
Be
— ut
— Wallfifch
Süuderbreite ,
“2 70
7 Feiner \Sand
6
wurd j
San)
2
bis nach Capo Guarda Fuy. XIII Buch II Caßh. 123
uͤberſieht, ſo ſcheint er ſehr rauh und oͤde zu ſeyn; die Seiten ſind voll Steine von mancherley 1713
Farben, wie Tyger leicht, In der That aber ift er fhön und fruchtbar 6), und auf Bolbe.
allen Seiten mie fhönen Landhaͤuſern, Weingärten, und andern Gärten-befegt, davon
zweene Gärten ber Geſellſchaſt gehören; der eine heißt Rundbuſchgarten von einem fchö-
nen Eihenwäldchen, das man den Rundbuſch nennet, unweit defjen ein sufthaus für den
Statthalter ſteht. Der andere wird, weil er nur angelegt iſt, Neuland genennet. Beyde
Gaͤrten werden durch Quellen, die von dem Berge herunter fließen, ſchoͤn durchwaͤſſert,
und geben der Geſellſchaft wichtige Einkuͤnfte e).
Kurz vor Rolbens Ankunft, zeigte fich bey Der Nacht, faſt einen Monat hintereinan- Außeror⸗
der, auf dem Gipfel diefes Berges etwas glänzendes, wie ein großer Karfunkelſtein, in —
Geſtalt einer Schlange, mit einer Krone auf dem Kopfe. Viele erſchracken daruͤber, und FR
niemand wollte fih an die Entdeckung wagen. Einige Jahre zuvor fah man eben derglei-
hen um dieſe Zeit. ‚
In der Mitte des Berges befindet ſich eine Spaltung, darinnen verfchiedene große
Bäume wachſen. Unterfchienliche Ströme, vom Gipfel des Berges, vereinigen fich hier,
und führen zur Megenzeit viel Erde in die Thäler; man bemerfer auch, daß der Spalt
bey jedem Regen weiter wird. 2 E
Es befinden ſich zwey Gebüfche auf biefem Berge, die Hölle und das Paradies
genannt, Zwiſchen beyden ward vor einigen Jahren eine Silbergrube entdeckt, die aber
die Koften des Bauens nicht trug. Während der trockenen Zeit, vom September bis in
den Maͤrz, und oft auch in den andern Monaten , haͤngt eine weiße Wolfe über dieſem Weiße
Berge, und dem Windberge, die man für die Urſache der ſchrecklichen Suͤdoſtwinde am Wolfe
Vorgebirge hält. Sobald die Seeleute diefe Wolfe entdecken, pflegen fie zu fagen: Die
Tafei iſt gedeckt, oder, die Decke liege auf der Tafel; worauf fie fich ſogleich auf
einen Sturm gefaßt machen müffen.
Der Loͤwenberg ift von den vorigen durch eine Eleine Kluft abgefondere, und liegt Loͤwenbe
vom Mittelpuncte des Tafelchales weftlich, erſtrecket fich nordwärts bis an den Ocean. Einige {
fagen, er fen fonft voll Söwen gewefen; andere leiten feinen Namen von der Geſtalt ab, die
fih aus der See wie ein liegender Loͤwe zeiget, deſſen Kopf aufgerichtet ift, als wenn er auf
Raub lauerte, Sein Kopf und feine Vorderfüße richten fich nach Suͤdweſten. Die Hin-
terfüße und der Schwanz nad) Oſten. In der Kluft, zwiſchen Diefem und dem Tafelberge,
ſteht eine Hütte, mo zweene Leute Wache halten, und der Capeſtadt Nachricht geben,
wenn Schiffe einfaufen. Von dem Gipfel des Loͤwenberges kann man das kleinſte Segel,
auf mehr, als zwölf Meilen weit, entdecken: ex ift aber fü fteil, daß man ihn zum Theile mic
Strickleitern erſteigen muß.
Sobald einer von dieſen Leuten auf dem Gipfel ein Schiff entdeckt hat, fo ſtecket er eine
große Stange aus, und giebt Dadurch dem unten ein Zeichen, der ſich fogleich nach der Fe:
ng zu machet, da indeſſen der andere einen Zweypfuͤnder losbrenne, und die hollaͤndiſche
Slagge wehen läßt. Wenn mehr als ein Schiff erfcheint: fo brennet er das Stücke fürjedes
einmallos, und ſenket die Flagge, IM der Wind günftig, und das Wetter heiter, fo kann
man im Fort die Schüffe hören, und Die Slagge ſehen. Sobald ein Schiff, von was für
einer Nation es auch ſeh, vom Robbeneylande entdeckt wird, es mag vorbey fahren oder
m ’ 2.2 einlaufen,
6) Kolben I Bann auf der 9 und folgenden Seite, c) Daſelbſt auf der 4 Seite.
rg.
1713
Rolbe,
Kleiner Ha⸗
fen.
Windberg.
>
124 Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
einlaufen, wird ein Stüc losgebvannt, und die Prinzenflagge ausgeſteckt. Diefes Eyland
fiegt am Munde des Hafens, drey Meilen von der Capeſtadt.
Am Fuße des Berges ift eine Bucht an dem Ufer, an welche der Statthalter Simon
van der Stel ein Kleines Fort gebauer hat, das mit vier Stuͤcken befege ift, und in der
Naͤhe ein Wachhaus hat, um den geheimen Handel und die Sandung eines Feindes zu ver
hindern; denn bey den öftern Nebeln im Brach- und Heumonate, koͤnnte in Eleinen Boo—
ten leicht Mannfihaft ans Sand gefest werden. Da aber fein Sohn und Nachfolger
Adrian diefe Vorfichtigkeit für unnörhig gehalten hat: ſo ift alles eingegangen.
Der Windberg oder Teufelsberg, wie ihn die Bootsleute nennen, wird durch eine
Kluft von dem Lowenberge getheilt. Vermuthlich hat er diefe Namen von den fehresflichen
Tygerberge.
Kuhberg.
Suͤdoſtwinden, welche die vorerwaͤhnte weiße Wolke verurſachet. Die Winde gehen aus ihr,
wie aus der Oeffnung eines Sackes, mit entſetzlicher Wuth heraus, erſchuͤttern die Haͤuſer, brin⸗
gen die Schiffe im Hafen in Gefahr, und thun am Korne und Früchten unſaͤglichen Schaden.
Der Derg ift weder fo hoch, noch fo breit, als Die beyden vorigen, und ſtrecket fich
nach der Seefeite.. Die drey Berge machen einen halben Kreis, der das Tafelthal ein⸗
fehließt. Der Windberg ſcheint in der Weite ganz öde zu ſeyn: er hat aber eine Menge
vortrefflicher Beiden, Don bier ſieht man auf den Salsfluß nebft den Tygerbergen
und den angränzenden Wüften 4).
Die Tygergebirge find fo genannt worden, weil fie buntſcheckicht, wie Tygerhaͤute,
erfcheinen. Sie haben etwan acht Meilen im Umfange, und der weiteſte ift ungefähr vier
Meilen vom Vorgebirge. Man hält fie für die fruchtbarften bier herum, welches von
dem Mifte des Wildes herruͤhret. Es befinden ſich aufihnen zwey und- zwanzig fehöne
$andgüfer, und auf jedem ein Wohnhaus, und alles Sand auf ihnen wird genußt; einen
fleinen Steih ausgenommen, welchen der Statthalter deswegen frengelaffen bat, daß die
Sandleute in der Nachbarfchaft zur dürren Zeit einen Duell, der ſich da befindet, nußen
können. Man muß gegen taufend Schafe, und zwey- bis dreyhundert Stück Vieh haben,
wenn man hier für etwas vermögend angefehen feyn will; und der Verfaffer traf verſchie⸗
dene an, die zu vielen taufenden Eleines Biehes, und mehr als taufend Stuͤck großes befaßen.
Der Rubberg, etwan fechs Meilen vom Vorgebirge, ward nächft nach den Tyger⸗
bergen angebaut, ift aber wegen Waffermangels und fehlechten Bodens nicht fo fer bewohnt.
Er; Vlauer Berg. Der blaue Berg, der vonder See blau ausfieht, ward am nächften darauf angebaut,
Waldbay.
Er iſt etwa acht Meilen vom Vorgebirge, e) ſo fruchtbar, als die Tygerbergge, aber nur
fihlecht mit gutem Waſſer verſehen; daher er wenig bewohnt und voller wilden Thiere, bes
fonders Elephanten und Hirfche ift f).
Hinter dem dufchberge führer ein beſchwerlicher fteinigter Weg, über hohe und rauhe
Gebirge nach der Waldbay, die einen großen Wald am Ufer hat, aus welchem die Pflanz-
ftädee mit Zimmer- und Feuerholze verforge werden, das fonft am Vorgebirge fehr felten ift.
Die Gefellfehaft hatte vormals verfchiedene Fleine Häufer, das Sand hinauf und hin
unter, zur Viehzucht, befonders eines-hinter den Bergen, die, nad) Dappers Berichte,
voR
d) Kolbe im I Bande a.d. 13 u. f. Seite. - 4) Der Karte nach fheint er vom Tygerberge
e) Nordwärts der Seite der Tafelbay. zu kommen.
5) Bolbe im I Bande ad. 7 u. fr Seite. _ i) Kolbe auf ver 12 Seite,
DD Ebenderfelbe auf der su fe Seite, kr) In der Karte etwan fieben und zwanzig gess
graphiſche
bis nach Capo Guarda Fuy. XI Buch TI Cap. 15
von den Portugiefen los Picos Fragoſos, oder die zerbrochenen Serge, genannt werden. 171 g
Den nordlichen Theil derfelben Heißen die Holländer Norwegen. Wie man aber viefes Aolbe .
fehr koſtbar befand, fo brachten fie diefe Einrichtungen auf viere, von denen die Geſellſchaft gacher
ſeicdem iſt mit Fleiſche verſorgt worden. Berge,
In dieſer Abtheilung liege ein großer Sandfteich, faft drey Tagereifen im Umfange, den
ſich der Statthalter van der Stel für fih und feine Familie zugeeignet, und ein artiges
Gebäude darauf angelegt Hat, wobey fih verſchiedene Ställe und ein Fiſchhaus unmeit ber
Kalkbay befinden g).
Es giebt in-diefer Pflanzftadt verſchiedene angenehme und bequeme Flüffe, Der vor:
nehmſte heißt der Salsfluf, weil die Fluth fein Warfer gegen die Mündung zu ſalzig machet; Salzſluß
er ift füß, heil und gefund. Er entfpringe auf dem Gipfel des Tafelberges 7), und fällt ;
in die Tafelbay. Auf feinem $aufe empfaͤngt er verfihiedene Fluͤßchen, und waͤſſert viele
fhöne Sandgüter, Kornfelder, Gärten und Weinberge, befonders der Gefellfchaft vortreff⸗
fihen Rundbufehgarten ?); wie aud) denjenigen, den van Riebeek auf dem Buſch⸗
berge angelegt, und mit den meiften europäifchen Fruchtbäumen befegt hat.
Der Statthalter Simon van der Stel, unternahm, einen Canal aus dem Fluſſe Communicas
nach der Bay Falſo, (Die vier deutſche Meilen %) vom Tafelberge den nächften Weg ift) tionscanal.
zu führen, der tief und breit genug ſeyn follte, zwey Schiffe von ber größten Ladung neben
einander zu enthalten. Er glaubte, dadurch die Schiffe vor den ſuͤdoſtlichen und nordweſt⸗
lichen Monſons zu verfichern, und brachte das Werk in der That ziemlich weit. Es heißt der
neue Salsfluß, ward aber liegen gelaffen, als man befand, daß beyde Monfons den Canal
mit Sande füllen, und die Bortheile dem unfäglichen Aufwande nicht gemäß feyn würden /).
Der Muſchelbankfluß ift nur eine Sammlung von Waffern, die zur Regenzeit von Mufcel-
den benachbarten Bergen herabfallen, und einen geoßen Strom verurfachen, der in den bankfluß.
Salzfluß fälle: bey trocknem Wetter aber ſieht man in feinem Canale nichts, als hier und
dar Gruben mit ftehendem Wafler, das bey großer Hitze bald falzigt wird, aber Doch trins
fen es Menfchen und Vieh, weil fie zu der Zeit Fein anderes haben, Eben fo verhält fihs
im Sommer auf den Tygerbergen m).
Zwiſchen den beyden Pflanzftädten, am Borgebirge und Stellenboſch, ſtrecket ſich GroßeWaͤſte.
eine große Wuͤſte vom Vorgebirge n) nach dem Landgute Saxenburg, von demjenigen,
der es angelegt bat, alfo geriannt ; fie gebe drey Tagereifen weit, und hat nur drey Kleine frucht⸗
bare Gegenden. Durch dieſe Wuͤſte, und ein ſchoͤnes Landgut Kuyle, das vormals der
Geſellſchaft gehoͤrte, geht ein Fluß 0) indie Falſobay, der dem Vermuthen nad) feinen Duell
in der Pflansftabt Stellenbofch bat pP).
Berfchiedene andere fehöne Ströme, entfpringen von den Seiten des Tafelbergs,
nächft den Steinbergen, von denen die anliegenden Güter, befonders der Rundbuſchgar⸗
ten, reichlich verforgt werden,
Der Raifersfluß, der von einem darinnen erfoffenen Deutſchen ven Namen Bat, läuft Kaiſersfluß.
nach Conftantig , und von dar mit verfchiebenen Wendungen in das Sandthal, In der
. 3 tro⸗
a deren fechzig auf einen Grad ge: m) Vielmehr, tole wir vermuthen, von der Kuyle⸗
Ungefäpe ein und dreyßig und eine oder vielmehr von ber Salfobsy.
Bierthels: engliſche Meilen machet; 0) In der Karte Kuilfluß.
2) Kolbe auf der 3 &,;
m) Ebenderſelbe auf en Seite ———
1713
Kolbe,
Fluͤßchen.
Auellen.
Beſchreibung
der Capeſtadt.
Feſtung.
126 Beſchreibung der Laͤnder vom Vorgeb der guten Hoffnung
trockenen Zeit wird er durch große Sandbaͤnke aufgehalten, die von den ſtarken Suͤdoſten⸗
winden erhoben werden; er breitet ſich alſo über das ganze Thal aus, und bfeibe als ein
großer See bis zur Negenzeit ſtehen, da die maͤchtigen Fluthen von den Dergen, mit Bey:
ſtande der Nordweſtenwinde, die Sandbänfe in die See ſchwemmen g). Der Fluß ift
mic Fiſchen wohl verfehen; und weil fein Lauf aufgehalten wird, ſo machen die Fifcherund an-
dere enge Canäle in die Ufer, das Waffer herauszulaffen, da fie denn häufige Sifche fan⸗
gen, die dem Strome folgen,
Auf der Norwegenhoͤhe ift ein Flüßchen, an welchem der Statthalter, van der
Stel, einen Eleinen Landſitz mit einer Plantage hatte, und ſich manchmal daſelbſt mic Fiſchen
erluſtigte, aber ſonſt hatte niemand außer ihm Gebaͤude oder Plantagen da.
Hinter den Steinbergen ſind verſchiedene ſchoͤne Quellen, von denen das anliegende
Sand vollkommen gewaͤſſert wird 7),
Auf dem Wege von dem Löwenberge, nach) der Capefeftung, befindet ſich ein fehöner
Duell, der allen gemein war, bis ein Capebürger, Hertog, den Grund daherum in Beſitz bekam.
Auf diefem Boden baute er Ziegelfiheunen und Töpferöfen, gerade der Gefellfchaft ihren ge-
gen über, von denen fie nur Durch einen Graben abgefondert werden, Diefer Graben,
nebft noch einem andern im Tafelthale, dienet, das Waffer abzuleiten, welches zur Kegen-
zeit von den Bergen herabſchießt, und mit einem reißenden Steome durchfaͤhrt. Der Gra-
ben zroifchen den Töpferöfen, geht zwiſchen der Capekirche und dem Spitale Bin, und ift mie
Ziegeln eingefaßt, damit das Waffer nicht den Grund diefer Gebäude unferwafchen foll_s),
Kolbe ift in feiner Nachricht von der hollaͤndiſchen Stadt und Seftung ſehr kurz:
die erſte heißt Die Capeſtadt, und die letztere Bonne Eſperance, oder gute Hoffnung.
Er ſaget nur, fie lägen im Tafelthale, und es befänden fih unweit der Stadt, und am
Salsfluffe, febr viel fehdne Gärten und Weinberge, auch eine Reihe Häufer und verfchie-
dene Felder, die zur Stadt gehörten 2),
Folgende befondere Umftände find aus einem andern Theile des Werks geſammelt.
Die Stadt erſtrecket fich von der See nach dem Thale, ift groß, und ordentlich gebaut, und
enchält verfchiedene weitläuftige Straßen, auch gegen zweyhundert Haͤuſer 4), nebſt Hoͤfen
und Gaͤrten. Sie find ven Steine gebaut, aber ſelten höher, als ein Stockwerk, wegen
der Oſtwinde, Die fie auch bey diefer Niedrigkeit befchädigen, Eben deswegen find fie or-
dentlich nur. mit Strohe gedeckt. ine niedrige aber artige Kirche von Stein befindet fich
hier, die von außen weiß angefkrichen iſt, das Schiff und der Thurm find mit Strohe be-
deckt. Gegen über liege ein weicläuftig und ordentlich gebautes Spital, darinnen einige
hundert Kranken Raum haben,
Das Fort, wo ſich der Statthalter aufhält, iſt ein flarfes prächtiges Gebäude, yon
großem Umfange, mit allen Nothwendigkeiten für eine Befagung verſehen; es beftreiche
die Bay und das anliegende Sand. Die Bedienten der Geſellſchaft haben hier bequeme
Wohnungen, und es wird eine ſtarke Befagung da gehalten x).
Der
g) Mad) der Karte fällt er in die Falſobay. wu) Noch derſelbe imT Bande auf der 349 u. f. S.
r) Kolbe im II Bande auf der 23 uf. ©, x) Keguat, der, feinem Vermeiden nad), im
5) Derfelbe auf der 18 Seite. Sabre 1698 bier gewejen iſt, feßet die Zahl auf
2) Ebenderfelbe auf der 4 Seit. dreyhundert.
GRUNDRISS von pem FORTvND pER STADT
AUFDEM VORGEBIRGE DER GUTEN HOFFNUNG
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Großer Platz. -
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Die Kirche.
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Schlachthaus der Compagnie .
Wohnung des 7 Intenf alters .
Fiscalshaus .
Zufkhaus des Statthalter -
Sürlle der Compagnie‘.
Behelter . .
Roehren wodurch man die Ieiche mit Wasfer verforgt-
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bis nach Capo Guarda Fuy. I Buch I Cap. 127
Der erſte Ort, wo die Hollaͤnder angebaut haben, war im Tafelthale, Als fie ſich aber 1713
bald über den Tafelberg erftreckten: fo richteten fie unweit des Salzfluffes ein Fort von Holz und Bolbe.
Erde auf, in welchen eine Wache gehalten wurde, damit fich das Vieh nicht verlöhre, und Eifer
die Hottentoten es nicht ftöhlen: fie heißen es daher. Eehre die Kuh um. Eben in die: Wohuplatz.
fer Aoficht richteten fie unweit des Forts einen Stall für hundert und funfig Pferde und
eben fo viel Seute auf, die im Nothfalle auffigen und nachjegen konnten. |
Als fich die Colonie weit in das Sand um den Salzfluß ausgebreitet hatte, ward DAS Staatsge⸗
Fort unnüge, und gieng bald ein: ein ziemlicher Theil des Stalles aber ſteht noch, und dienet fangniß,
Berbrecher aufzunehmen; die von den Hollaͤndern zu gewiſſen Zeiten hieher aus Indien
verbannt werden. Zu des Verfaſſers Zeiten hielten fich einige indianifche Prinzen in Die:
ſem Stalfe auf, die von der Regierung von Zatavia auf fünf Jahre verriefen waren.
Sie nährten fich bloß von ihrer Arbeit, und wurden, als ihre Zeit aus war, mit einem
Schiffe der Gefellfchaft zurück geführt.
Zwiſchen den Tafelbergsgärten und erwähnten Stalle , liegt ein angenehmes Land⸗ Brodt und
gut, Das, wegen feiner Fruchtbarkeit, Brodt und Wein heißt: auch befindet ſich daſelbſt Weingut.
Tonwens berühmtes Brauhaus, welches Jacob Bonwen aufgerichtet hat, der mit feiner
Familie, auf Koſten der Gefellſchaft, nach dem Borgebirge geführt ward, Die Art zu brauen,
Die in der niederländifchen Stadt Deventer geroöhnlich ift, dafelbft einzuführen.
Nahe bey dem Buſchberge fteht ein ſchoͤner Landſitz, der von feiner Stifterinn, des Conſtantia⸗
Statthalters van der Stellen Gemahlinn, Conftantia ift genannt worden, Die aber nicht Haus.
fo gefällig gegen ihren Mann war, daß fie ihm nad) Africa gefolgt wäre. Von ben ober-
ſten Fenſtern vorn heraus iſt eine ſchoͤne Ausſicht über die Wieſen, Gärten und Landſitze,
die den Capebürgern gehören, nebſt der Cafelbay und dem Buͤffelthale, wo die Geſell⸗
fchaft vormals Vieh aufzog und fehlachtete 7).
Von dem Tafelberge fällt ein Strom herab, der an deffen Fuße eine der Gefell- Ströme.
ſchaft zuftändige Mühle treibt. Von da wird er durch) große Röhren zu dem viereckichten
Platze zwiſchen der Feſtung und der Stadt geleitet, wo er beyde durch Pumpen mit gutem
Waſſer verforgt, und alsdann unweit dem Sort in den Hafen fällt 2). .
Die Sänge und Breite vom Cape, oder vielmehr von der Capeftadt, zu beſtim⸗ Dreite vom
men a), war eine von den vornehmften Abfichten von Hrn. Kolbens Reifen hieher. In Cape.
Abſicht auf die Breite bemerket er, daß die Seeleute fie in vier und dreyßig Grad, andere
in vier und dreyßig Grad zwölf Minuten, wieder andere in vier und dreyßig Grad
zroanzig Minuten, und noch andere in vier und dreyßig Gead dreyßig Minuten fegen, Er
fand fie vier und dreyßig Grad funfzehn Minuten ſuͤdlich 0).
Die Lange des Vorgebirges, welche fuͤr die Schiffahrt ſehr wichtig iſt, iſt zweymal Beobachtete
vor Hen. Kolben unterſucht worden. Die franzöfifchen Jeſuiten, Fontaney, Tachard Länge.
und le Compte, haben auf ihrer Reiſe nach Siam im Jahre 1685 zwo Beobachtungen
von Berfinfterungen des erſten Jupicertrabanten gemacht, Das legtemal bemerften fie
den
N — im IT Bande auf der 2 Seite. Borgebirge, wo die Jeſuiten ihre Wahrnehmungen
z) — auf der 23 Seite. anſtellten.
a) Dis Wort Cape, defen fi Herr Kolbe 6) Kolbe im II Vande auf der 92 Seite,
hier bedienet, bedeutet die Stadt oder Feſtung am
1713
Kolbe.
Berechnete
Länge.
Zweifel dar⸗
über,
128. Beſchreibung der Linder vom Borges. der guten Hoffnung
den zten des Brachmonats neuen Styls, den Austritt um neun Uhr fieben und dreyßig Mi-
nufen, vierzig Secunden; da er nach Caſſinis Tafeln zu ee um acht Uhr fechs und zwanzig
Minuten erfolgen follte; daraus koͤmmt die fange des Vorgebirges achtzehn Grade oftlich
vom parifer Mittagsʒirkel c). Die Franzofen aber feßen fie fiebenzehn Grade fünf und vierzig
Minuten, oder fiebenzehn Grade vier und vierzig Minuten fünf und vierzig Secunden 4).
Nach der erften, oder Tachards Nechnung, wird es zwanzig Grade fünf und zwanzig
Minuten oftlich von Sonden, vom Pik von Teneriffa, wenn folcher zween Grade oſtwaͤrts
von Ferro geſetzt wird, ſechs und dreyßig Grade, und von der Weſtſeite von Ferro (die
der Wahrnehmung nach zwanzig Grade weſtlich von Paris liegt), acht und dreyßig Grade
liegen. Vermoͤge der zweyten Rechnung liegt das Vorgebirge oſtlich von London zwanzig
Grade zehn Minuten, vom Pik fünf und dreyßig Grade fünf und vierzig Minuten , und
von Ferro fieben und dreyßig Grade fünf und vierzig Minuten.
Herr Halley hat nachgehends durch Vergleichung feiner forgfältig angeftellten Wahr:
nehmungen zu St. Selena mit andern, die zu eben ber Zeit in Europa gemacht worden, die
Länge diefes Eylandes fechs Grade dreyßig Minuten weſtlich von fondon herausgebracht e).
Aus den Berechnungen der Seeleute von der Weite des Vorgebirges fhloß er alsbann bie Sänge
deffelben fechzehn Grade dreyßig Minuten oftlich von London, und hat esfoin feine Karte geſetzt.
Dieſer Rechnung nach wird alſo das Vorgebirge nur vierzehn Grade fuͤnf Minuten
oſtlich von Paris, zwey und dreyßig Grade fuͤnf Minuten vom Pike, vier und dreyßig
Grade fuͤnf Minuten von Ferro ſeyn, und vier Grade weniger Laͤnge haben, als die Je⸗
ſuiten es beſtimmten. Herr Kolbe aber hat aus verfchiedenen Finfterniffen der Jupiters.
trabanten felbige fieben und dreyßig Grade fünf und funfjig Minuten oftlich vom Mittags
zirkel des Pike, und folglich neun und dreyßig Grade fünf und funfzig Minuten oftlich von
Servo gefunden. Daher erhellet, daß die Jeſuiten der Wahrheit am nächften gefommen
find, weil ihre Rechnung hiervon nur einen Grad fünf und fünfzig Minuten, im Gegen-
theile aber Hrn. Halleys feine fünf Grade funfzig Minuten abweicht.
Bor diefer Entfcheidung Hrn. Rolbens waren die Gelehrten in ihren Meynungen fehr
geheilt. Die englifchen Sternfeher fuchten der Jeſuiten Wahrnehmungen zweifelhaft zu
machen, damit Hrn, Halleys Rechnung unterftüge würde. Und die Hochachtung für die:
fes föniglichen Sternforfchers Gefchicklichkeit gieng fo weit, daß der Herr de lIſle anftare
der Beobachtungen der Jeſuiten, die er in feinen erſten Karten gebraucht hatte, in denen,
die von ihm für den jegigen König von Frankreich gemacht wurden, Hrn. Halleys Kech-
nung annahm. Here Kolbe gefteht felbit, obwohl der Unterfchied von vier Graben etwas
fehr großes fen, ‚und die Karten den Mittagszirkel des Vorgebirges acht und dreyßig Gra-
de von dem teneriffifchen fegten: fo fey er Doch nicht geneigt gemwefen /), zu glauben, daß
Herr Halley Unrecht habe. Im Gegentheile aber fen er, ehe er feine eigenen Beobachtun-
. gen angefangen habe, für Diefen Sternfundigen fehr eingenommen gewefen, wozu ihn die
Richtigkeit und genaue Beurtheilung deffelben in andern Sachen, nebft der ftarfen Unter—
ftügung, die er wegen des befondern Umſtandes von der Länge von St, Helena von dem
. engli⸗
€) Tachards Reiſe nach Siam, a.d,53u.f.&. ſchaften XIVBVand auf der 415 Seite. Imgleichen
Der philoſ. Tranfactionen 360 Numer auf der oo01 S. die Connoisf. des Tems,
4) Schriften der parifer Academie der Wiffene e) Philof. Tranfack, 185 Numer auf der 24 ©.
Lowthorps
bis nach Capo Guarda Fuy. XIII Buch IE Cap. 129
englifchen Befehlshaber erhalten, die Herr Kolbe am Borgebirge gefeben bat, bewogen 1713
Habe, Er hätte noch fönnen dazu fegen, daß er wegen ber berechneten Weite diefes Eylan- Kolbe.
des vom Vorgebirge eben fo ſtark unterftügt worden wäre 8). - ei
Man kann alfo endlich die Laͤnge des Vorgebirges als ausgemacht anfehen. Denn ob⸗ Kolbens Ent⸗
wohl Kolbe nur die Folgen aus feinen Wahrnehmungen, ohne umſtaͤndliche Erzählung der- ſcheidung.
felben, angegeben hat, da er glaubte, daß Die leßtere allein feinem hohen Befoͤrderer eigen=
cthuͤmlich zugehörte: fo iſt doch kaum zu glauben, daß er in einem fo wichtigen Puncte die
Welt habe betriegen wollen, oder fich bey fo oft wiederhoften Bemühungen berrügen koͤnnen.
Die Abweichung der Nadel bat ſich hier ſehr veraͤndert. Nach einiger Schriftfteller Abtweichung
Berichte ift fie vor einem Jahrhunderte fechs Grade Nordoſt gewefen, Die Miffionarien ber Magnet⸗
fanden fie im Jahre ı 685 eilf Minuten dreyßig Secunden Mordweft, und Herr Kolbe im nadel.
Jahre 1705, eilf Minuten fünf und funfzig Secunden Nordweſt 2). —
Der II Abſchnitt.
Die Pflanzſtatt Stellenboſch.
Erſte Anlegung. Abtheilung in Quartiere. Hot⸗tier. Wird oft uͤberſchwemmt. Stellenbokhifhe
entotten Holland. Falſobah. Gefährliche Zeit Quartier. Bornehmfter Flecken. Wirthſchaft⸗
für Schiffe dafelbft. Sie ift voller Fifche. Dar liche Einrichtungen. Stellenboſch Fluß. Schöne
fige Fiſcherey Seekuhthal. Schafberg. Bor Bruͤcke über denfelben. Eine andere Brüde,
den und Früchte. Wieretichtes Fort. Wilde Bottelary Quartier. Pferdeberg. Joſſenhuͤgel.
Thiere, Lorenzfluß. Andere Fluͤſſe. Es giebt Seltenheit des Waffers und Feuerholges. Be:
£eine andere, als Seefiſche. Mottergate Quar⸗ ſtrafung des Holzverderbens.
on dem Stifter, dem Statthalter Simon van der Stel, hat dieſe Pflanzſtatt den Wenn ſolche
Namen Stellenboſch, oder Stels Buſch. Zuvor Rn es die — den zuerſt ange:
wilden Wald, weil faft alles mit Gefträuchen und Bufchtverfe bedeckt war. Die Hot⸗ legt worden.
tentoren hatten es felbft gewiſſermaßen verlaffen, und.eg war ein Sammelpfag milder Thiere
geworden. Allein, nachdem man den Grund gereinigt hatte, machte er bald der Capepflanz-
ſtatt den Vorzug an Häufern, Kornfeldern, Weinbergen und Gärten ſtreitig.
Zroifchen diefen beyden Pflanzftätten liegen große fandigte Landſtriche. Die ftellen?
bofchifche Pflanzftate ift in vier Quartiere getheilt, Stellenbofch, Wottergate, Hot⸗
tentots Holland, und Bottelary. |
Hottentotsholland, ward von den Hollandern nicht etwa wegen einer Aehnlichkeit Hottentots
mit Holland fo genannt, fondern weil es der befte Platz um das Borgebivge herum, zur Holland.
Viehzucht zu feyn ſchiene, da’es fruchtbar und waſſerreich iſt.
Es führen zweene Wege vom Vorgebirge dahin, einer über die Sandhügel, welche
J die Duynen heißt, in dem großen Tygerthale, und durch einen Theil von Stellen»
r R der andere Durch die Kloof, und einen noch ungenannten Berg. Der durch das
mans am bequemſten, aber ber andere zwar beſchwerlicher, doch auch angenehmer, weil
rſchiedene Yusfichten nach Bayen und ins Land hat. 2
ie
Cowthorps 2 E
"D —— U Band auf der Sir Seite. ) Rolbe auf ders3 Seite.
was er ſelbſt — Minuten von dem, ) Ebenderſelbe.
Allgem. Keiſebeſchr. V Band. R
130 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der auten Hoffnung
1713 Die Falſobay, welche man hier mit fieht, wird von einer Kette von Bergen gemacht.
Kolbe. Die auf der Oftfeite heißen die Gebirge vom Hottentotenholland. Die an der Weft-
— ſeite ſtoßen an die Steinhuͤgel und haben noch keinen Namen, außer dem, der die Bay an
dieſer Seite ſchließt, ſich ſechs Meilen in die See erſtrecket, und in eine Spitze, wie die mei-
ften Berge an der norwegifchen Küfte ausläuft, daher er KTorwegen beißt.
Die Day bat zehn Meilen im Umfange, Mean bildete ſich lange Zeit ein, ihr Bo—
den ſey mit Steinen bedeckt, und es koͤnne Fein Anker ficher da geworfen werden: weil man
aber entdeckte, daß diefe Nachricht falfch wäre, fo hieß man die Bay Falzo oder Falſo.
Ein erfahrner Seemann unterfuchte fie im Jahre 1702.
Gefaͤhrliche In der That iſt es hier bey hohen Suͤdoſtwinden unſicher, da die Schiffe, ſo ſtark
Zeit für auch die Taue waren, von dem Anker abgeriſſen worden, und geſtrandet oder gefcheitert
Pal all⸗ find. Mitten in der Bay befindet ſich einegroße Klippe, Die ſich merklich uͤber das Waſ
1 fer erhebt, und einer geoßen Menge Seevoͤgel zur Wohnung dienet,
Iſt voller Die Bay ift voll wohlſchmeckender Fiſche. Der Verfaſſer warf oft bier mit andern
Fiſche. das Netz aus, und hatte allezeit einen Wagen mit acht Ochſen, [welche Zahl beſtaͤndig an-
gefpannt wird] vollfommen geladen. Er befam einft auf einen Zug zwölftaufend große
Mayenfifhe, mit einer Menge Eleiner Fiſche wie Heringe, viel Gold- und Silberfiſche und
andere Arten.
Die Mündungen der Stellenbofch- und Hottentotenhollends -Flüffe, bie in die
Bay fallen, find voll Fifche. Die meiften aber findet man an einem Orte, Fiſch Huik,
gleich unter der Klippe oder dem Berge, der Die Bay an der Dftfeite endigt, und von der
Dafigegifher Aehnlichkeit, Die er mit einer über das Kinn hangenden Sippe hat, Hanglippe beißt. Die
rey. Geſellſchaft hatte eine ziemliche Zeit daſelbſt eine Fiſcherey, ihre Sklaven am Vorgebirge
zu verſorgen, denn fie ziehen Salzfiſch und Reiß dem Brodte und Fleiſche vor. Es wurden aber
foviel Betruͤgereyen gefpielet, und der Gefellfchaft ſoviel falſche Borftellungen davon gemacht,
daß fie die Fifcheven liegen ließen.
Hierauf richtete der Statthalter, Adrian van der Stell, bier ein anfehnliches Fiſch⸗
haus auf, und machte fich dev Gefellfchaft Netze, Fiſchergeraͤthe, und Boote ſelbſt zu Nutze.
Sein Vater und fein Bruder Franz, hatten anderrärts Fiſchhaͤuſer, und eigneten fich
alfo die Fiſcherey am Cape zu. Die Regierung verboth ferner, zum Nachtheile der
Bürger, außer der Tofelbay zu fifchen; daher ſich die Bürger zuletzt dieſerwegen an die
Geſellſchaft wandten a),
Im Wintermonate des Jahres 1710, trieb ein fchredlicher Sturm, von Suͤdoſten,
die Waffer diefer Bay in mächtigen Fluthen weit das Sand hinauf, und wie fie zurück gien-
gen, fand man viel taufend Fäffer Fifche von mancherley Art und Größe auf dem trocknen
Sande, Weil folches aber weit von den Wohnplägen war, fo hatten fie Davon wenig Vortheil.
Seekuhthal. Etwa eine Stunde von der Seite der Falzobay, iſt das Seekuhthal, welches die
Seefühe 5) fonft ſehr oft befuchten, bis die Europäer ſoviele von ihnen tödteten, daß fie
dadurch verfcheucht wurden und eine andere Zuflucht ſuchten. In dieſem Thale ift ein Teich
etwa eine Meile im Umkreiſe, in welchem fo hoher und dichter Schilf waͤchſt, daß man niche
darüber wegfehen Fan: in demſelben nähren fich wilde Enten und viel andere Vögel.
Wenn
a) Kolbe im Bande auf der a5 u. f. Seite. faffers bey den Gelehrten aber heißt es Zippopo⸗
6) Wie man es ordentlich nennet, fagetder Vers tamus, oder das Flußpferd.
bis nach Capo Guarda Zug. KIT Buch Cap. zr
Wenn der Wind heftig nach dem Ufer weht, fo uͤberſchwemmet die See dieſes Thal, 1713
und führet unfäglic) viel Fiſche mie ſich, die meift fortfommen; etliche wenige fterben, mern Aolbe.
das Wafler des Teirhs feine natürliche Süßigfeit wieder erhält. c). ——
Die Berge von dem Hottentotenhollande, darunter die Hanglippe einer iſt, ſind
viel Höher, als der Tafelberg, und mie derſelbe, fo lange der Suͤdoſtenwind weht, mit ei—
ner weißen Wolfe bedeckt 4). Mitten im Hottentotenhollande befindet fih der Schafr Schafberg.
berg, der beftändig mit Graſe bedecket, und mit Schafen verfehen if. Von feinem Gi⸗
pfel hat man eine fchöne Ausficht in die Tafelbay und über die Schiffe. Deswegen Adrian
van der Stel hier ein Luſthaus aufeichten wollte Er ward aber wegen feiner üben
Wirthſchaft, Rechnung abzulegen, nach) Europa gefordert, ehe er folches ins Werf richtete,
Hottentotenholland ift die fruchtbarfte und angenehmfte Gegend der Stellenbo- Boden und
ſchiſchen Pflanzſtadt. Erwaͤhnter van der Stel zog unfäglichen Vortheil aus den gro— Fruͤchte.
Ben Kornfeldern, Weinbergen und Gärten; fein großes Vieh war auf zwoͤlf hundert und
fein kleines über zwanzigtaufend. geftiegen; er befaß mehr als dreyßig Meilen Land, ofte
waͤrts nach Terra de Natal, two er verfehiedene große Pläße zur Viehzucht harte, In
Hottentotenholland fuͤhrte er außer andern koſtbaren Gebaͤuden, auch ein großes Caſtell
auf, welches er nachgehends, als feine Güter eingezogen wurden, auf eigene Koſten fchlei-
e
“ ee diefer Einrichtung hatten die Holländer ein vierecfichtes Fort von Erde, Viereckichtes
nicht weit von der Seite von Salzobay, mit vier Stücken beſetzt; die Colonie auf diefer Fort.
Seite gegen die Hottentoten zu vertheidigen, und dem Vorgebirge Nachricht zu ertheilen,
wenn fich ein Feind in der Day fehen ließe; ‘aber jeßo ift es eingegangen.
Diefes Duartier enthielt vormals viel wilde Thiere, die aber niedergemaht und Wild
durch das Schießen in entferntere Gegenden vertrieben find. Daher man hier felten welche, Thiere.
als allerley Arten Hirſche und Ziegen ſieht.
Durch diefes Quartier laufen drey Fluͤſſe, die in den Bergen entfpringen, und in Die Lorenzfluß.
Salfobay fallen. Der vornehmfte heißt von einem darinnen erfoffenen Menfchen, der
Lorenzfluß, und fließt bey des van der Stel gefihleiftem Eaftelle vorbey. Sein Quell iſt
auf dem Berge, die an einen andern, Namens Rebrum, ſtoßen; welcher Name von einem
Wege herruͤhrt, der über fie nach der draFenfteinifchen Pflanzftadt geht, und verfchie:
dene Wendungen bat, Abftürze und ein Labyrinth von Felfen zu vermeiden. Da diefer
Fluß in der Regenzeit oft austritt, und gegentheils zu duͤrren Zeiten oft ganz trocken ift: fo
machte Adrian van der Stel ein weites Becken unter die Berge, das herabfließende _
Regenwaſſer aufzufangen. Dadurch kam er der Ueberſchwemmung, zu der einen Jahrs—
zeit, und dem Waſſermangel zu der andern zuvor, Das Wafler ward aus dieſem Behälter
Uech einen großen Canal in fein Weinhaus geleitet, von dar es zu einer Waſſermuͤhle
es die er, fein Korn zu mahlen, in der ftellenbofchifchen Cofonie hatte, und ende
Si He Strom in den Lorenzfluß, der am Fuße der Schafberge vorbengebr.
= ndung iſt ſehr weit und voll Fiſche. —
ben Aleßen don den beyden andern Fluͤſſen, die bey verfchiedenen fehönen Ländereyen vor- Es ſind da
+ bat einen Namen; fie haben auch bey weitem nicht ſoviel Waſſer, als voriger. keine, als
Ko Man Seefiihe.
Bolbe in Vande a. d. zo nf. Seite. 4) Ebendaſeltſt auf der 27 Seite
— Te TE · — —
132 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713 Man findet in allen dieſen Fluͤſſen Feine andere, als Seefifche; es halten fich auch Feine Fluß⸗
Kolbe: fiſche darinnen, vermuthlich weil fie nur etliche Stunden weit von der See entfpringen,
m Ihre Boden find fehr ungleich und ſteinigt, und das Waſſer ift fehr zart. i
Mottergate Der Wortergate, oder das moraſtige Duartier , erhält feinen Namen von denen
Quartier, Waſſern, Die nach den Regen lange Zeit in den Thaͤlern ſtehen bleiben, und es unweg⸗
ſam machen. Dieſe Abtheilung liegt nordlich von Hottentotenholland, und iſt von
dieſer Colonie, dem ſtellenboſchiſchen Quartiere und dem Fluſſe ganz eingeſchloſſen. An
Schönheit und Zahl der Haͤuſer, Fruchtbarkeit des Bodens, und andern Vortheilen, giebt
es feinem andern Plage etwas nad). Das Sand erhebt und ſtrecket fich wechfelsweife, und
wird En dem ſtellenboſchiſchen Fluffe, nebft verfchiedenen andern, Die Hineinfallen, wohl
gewaͤſſert.
wird oft uͤber⸗ Zur Regenzeit treten dieſe Fluͤſſe oſt aus, daß man nicht über fie kommen Fann, befonders
ſchwemmt. zʒwey Büchlein, die damals alle unbenannt waren e), fo daß alle Zufammenfunft zwifchen
den Bewohnern auf beyden Seiten ziemlich lange abgefchnitten wird, und viele kaum aus
ihren Häufern koͤnnen. Dieſe Fluthen kommen manchmal fo jählinge und fo heftig, daß fie
Fleines Bieh wegſchwemmen, ehe die Eigenthümer es in Sicherheit bringen. Wenn die
Leute hohe Brücken bauen wollten, wozu fie Holz genug haben: fo twäre diefem Uebel abzu⸗
helfen f).
Stellenbo: Das Stellenbofehifche Quartier iſt ungefähr von einerley Umfange mit dem Hot⸗
Wiſches tentoten⸗ Hollande, auch eben fo fruchtbar, angenehm und bequem. Es ift einigermaßen
Quartier. mie Bergen umeinge, die eben den Mamen führen, und faft die höchften in der ganzen
Nachbarfchaft find. Ein jeder von dieſen Bergen gleicht an Hoͤhe und Geſtalt beynahe dem
Tafelberge, und iſt, wie dieſer, bey Suͤdoſtwinden mit einer weißen Wolke bedeckt. Aber
dieſe Winde wehen da anders, als im Tafelthale; denn dort raſen ſie Tag und Nacht,
etwan eine Stunde um Mittag, und eine um Mitternacht ausgenommen, zu welcher Zeit
fie ganz ftille werden. Es ftoßen bier auch oft ziveene widrige Winde zufammen, und ver
urfachen gleichfam durch einen Kampf ſchreckliche Stürme, da ihr Rafen unter den ſtellen⸗
boſchiſchen Bergen um ven Abend aufhöret, und alles, bis nach Mitternacht, fehr ruhig
bfeibt, auch Feine soiderwärtige Winde zufanımenfommen.
In ihren Spaltungen befindet fich Brennholz in Menge, aber fein Bauholz, und auf,
den Gipfeln ftehen befondere Arten von Kräutern und Bluhmen 2).
Vornehmſter Der vornehmſte Flecken iſt Stellenboſch, der eine ſchoͤne Kirche und ein Verſamm⸗
Fiecken. Tungshaus gehabt hat; die aber mit allen Haͤuſern im ganzen Flecken, bis auf drey oder viere,
im Jahre 1710 nievergebrannt find. Einige glüende Kohlen verurfachten diefes Feuer, die
ein Negerfklave dem Sanddrofte diefer Colonie brachte, feine Pfeife anzuzünden; denn als
er in das Zimmer traf, fo trieb der heftige Suͤdoſtwind die Kohlen gegen das Dach des
Haufes, welches von Rohre war, und alfo gleich Feuer fingz daher alles diefes Unglück in
weniger, als zwo Stunden eneftund. Innerhalb vier Jahren waren bie Häufer artig wieder
gebauet ; die Kirche aber und das Berfammlungshaus find noch wüßte 2),
Wirthſchaft⸗ Die Thaͤler find in die ſchoͤnſten Kornfelder, Weinberge und Gärten abgetheilt. Die
er Er Häufer find fehr fehön und bequem ; befonders eines, Das vormals einem Geiftlichen gehört
e) Kolbe auf der gr und folg. Seite. men, bis jemand in ihnen erfoffen, oder
- f) Die Europder geben hier wie den Fluͤſſen Na: dabey vorgegangen — ——
— *
hat,
bis nach Capo Guarda Zug. KIT Buch Em 8
bat, und erefflich ausfieht, auch die fehönften und nüglichften wirtbfchaftlichen Einvichtune 1713
gen von alleriey Art bat. Die Yet, wie der Geiſtliche es erhielt, war eben nicht die befte; Kolbe.
denn der Oberauffeher feiner Kirche hatte ihn erfucher, ihm folches von dem Statthalter, ”
Adrian van der Stel, auszubitten, da er. es denn für fich felbft ausbath, anbaute, und
bis 1701 genoß, da alle Perfonen, die unmittelbar in Dienften der Geſellſchaft ſtunden, ge—
ndthigt wurden, ihre Sandgüter aufzugeben, und er auch dieſes für zwanzigtauſend Gülden
verkaufte. Es ftößt an die See, wo esbeftändig gute Fiſcherey hat; es ift mit Wild ver-
ſehen, und hat in der That am Vorgebirge feines gleichen nicht:
Am ftellenbofchifchen Fluſſe liegen ebenfalls verſchiedene fehöne Landguͤter, die mit Stellenboſch⸗
einander um den Vorzug an Schönheit und Ueberfluffe ſireiten. Der Fluß entfpringe auf Fluß.
dem ſtellenboſchiſchen Gebirge, wird durch die Mottergate Ströme vergrößert, und fällt
endlich in die Falſobay, der Boden ift fleinigt, Er giebt nichts, als Fleine Fifche, Arten
von Aale, und Fiſche wie Brunnfifche und Schmerlen. Unweit der Bay find die Fiſche
größer, und man findet bisweilen Seefifche darunter.
Die Eofonie führte eine Brücke über diefen Fluß, die aber fo enge und fchlecht gebaut Schöne
war, daß manchmal Wagen von ihr ins Waſſer ftürzten: Ein Befiger eines ſchoͤnen Land- Bruͤcke.
gutes in der Naͤhe, baute mit Einwilligung des Raths von Stellenboſch, eine große und
anſehnliche Bruͤcke auf feine eigenen Koften, als er ſah, daß feine Nachbarn nicht Willens
waren, folches auf gemeinfhaftliche Koften zu thun, und verglich ſich noch uͤber dieſes
daß niemand ihm einige Abgabe entrichten follte, über die Brücke, oder durch Wege, die
in feinem Gute dazu führten, zu geben, .
Adrian van der Stel führte als Statthalter über eben den Fluß eine fhöne Bruͤ- Eine andere,
cke zu feiner eigenen Bequemlichkeit, auf Koften ver Gefellfchaft. Bey ſeiner Abforderung
ließ man fie eingeben; und ob die Yusbeflerung wohl nicht viel würde gekoſtet haben, ſo
wollte fie doch niemand, aus Haß gegen fein Andenken, unternehmen,
Bon den Eigenthümern diefes Quartiers, erhielt der Berfaffer, der fich hier eine ge-
raume Zeit, als Secretär der ftellenbofchifchen und drafenfteinifchen ©efellfchaften befand,
die beiten Nachrichten 2). -
Das Bottelary⸗Quartier iſt das nordlichfte der Colonie; es hat Stellenbofch ſuͤd⸗ Bottelary⸗
lich, Drakenftein oft: und weftlich, und den Muſchelbantfluß nordlich. Der Name Quartier.
[heine von der Menge Heu bergenommen zu feyn , deſſen hier mehr als auf dem ganzen
Vorgebirge zufammen gemacht wird; denn anderswo wird faſt alles Gras auf dem Boden
dom Viehe verzehrt.
Diefes Duartier wird von der drakenfteinifchen Colonie, durch den Pferdeberg Pferdeberg.
abgefondert, auf dem fich vormals eine Menge wilder Pferde befand, Kein anderer in
ganz Bottelary feheint den Namen eines Berges zu verdienen; denn Der Joſſenhuͤgel, Joſſenhuͤgel
Sen zuerſt einer Namens Joſt bewohnt bat, iſt zu niedrig dazu, ob er wohl viel ſchoͤne
— und Obſtgaͤrten hat. Er hat auch ſchoͤnen Grund zur Viehweide, und die
— Auen Felder fat auf der Spitze. Darunter befindet fich ein wichtiges und ſchoͤnes
, 208 einem Pfarrer von Stellenboſch gehörte, der, aus ihm felbft beywohnenden
— ‚lich die Kehle mit einem Federmeſſer von einem Ohre zum andern aufſchnitt. Die
Je Di: _ R 3 Geſell⸗
) Kolbe i . r
5) Dee der 36 u. f. S. | 3) Ebenderſelbe auf der 25 u. f. Seite.
&) Ebenderfelbe auf der 391. f. S.
—
—
134 Beſchreibung der Länder vom Borges. der guten Hoffnung
1713 Geſellſchaft hatte vormals auf biefem Berge verfchievene Pläge zur Viehzucht; fie mußte
Kolbe aber folche verkaufen, weil fie von den Eigenthümern der angranzenden Ländereyen, welche
die Aufſicht Darüber Hatten, betrogen ward. |
Seltenheit Das Regenwaſſer, welches in fleinen Seen und Graben geſammelt wird, wird waͤh⸗
des Waflers rend des Sommers falzig, und faſt fo ſchlimm, als das Seewaſſer, wenn fein frifihes dazu
und Brenn⸗ koͤmmt; gleichwohl müffen die Benachbarten, aus Mangel beſſern Waſſers, fich deſſelben
holies. oft bedienen. Das Brennholz iſt ſelten; denn das Sand liefert nichts dazu dienliches, als
Gefträuhe. Die Eigenthümer der Landguͤter verglichen ſich zwar mit der Gefellfchaft, be⸗
ſtaͤndig eine gewiſſe Zahl Acer mit Holze gepflanzt zu halten, bey Strafe des Berluftes ihrer
Sänderenen: allein fie Haben folches nie beobachtet.
Strafe der Die Gefeltfchaft hat einige Eichen bier gepflanzt, bie in ganz guten Umftänden find;
Holverbere und einen einzigen Stamm zu verderben oder umzuhauen, wird mit öffentlichem Peitſchen
ber. durch den Nachrichter beſtraft. Ein gewiſſer reicher Buͤrger des Capes hatte einen von
der Geſellſchaft Bedienten durch etwas Geld dahin gebracht, daß ſolcher verschiedene Aeſte
von einem halben Schode junger Eichen abgehauen hatte. Auf gefchehene Entdeckung kam
es zwar nicht zum Peitſchen: allein der Bürger ward gefangen gefest, bis er hundert Kro-
nen Geldſtrafe bezahlt hatte, und der Bediente ward Zeit Sebens auf Robbeneyland
verbannet Z).
Her TI Abſchnitt.
Dtafenfteinifche und Wavernpflanzftätte, nebft Tierra de Natal.
ı Drakenſtein.
Ihre erſte Stiftung: Urſprung des Namens. Groͤße grube. Simonsthal. Kirche. Perlberg. Wagners
und Graͤnzen. Beſchwerlicher Berg. Ihre Abthei⸗ thal. Riebeecksſchloß. Barracken. Vier und zwan⸗
lung. Regierung. Bergfluß, Luft und Boden. zig Fluͤſſe Quartier. Handmuͤhlen. Honigberge.
Gefaͤhrlicher Weg. Schönes Landgut. Silber⸗ Es haben ſich wenige da geſetzt. Piquetberge.
Ihre erſte Die drakenſteiniſche Pflanzſtatt ward zuerſt im Jahre 1675, unter dem Statthalter,
Stiftung. Simon van der Stel angelegt. Die Öeneralftaaten hatten die franzöfifchen pro-
teftantifchen Flüchtlinge dem Schutze ihrer oftindifchen Geſellſchaft empfohlen, worauf
diefe eine große Menge berfelben, nebit ihren Familien, ans Borgebirge führte, und weil die
anderen Pflanzftätte befegt waren, fo gab ihnen der Statthalter Laͤndereyen in Drakenſtein.
Die Fluͤchtlinge waren aber nicht die erſten, die ſich hier fegten. Gewiſſe Kuͤnſtler und an-
dere, darunter ſich viel Deutſche befanden, deren Zeit in dem Dienfte der Geſellſchaft zu
Ende war, hatten ſchon unterfehiebliche Sandftriche angebaut, doch jetzo find die meiften
Bewohner von franzöfifchen Geblüte.
Urſprung des Kolbe befihuldiget ven Tachard fehr vieler Unrichtigkeiten, und unter andern, daß
Namens. er meldete, diefe Pflanzſtatt hätte nicht anfänglich Drakenftein fordern Hellenbock ge-
= heißen a). Ex glaubet Simon varı der Stel habe ihn betrogen, der fich ein Vergnügen
daraus machte, den Leuten fügen aufzuheften, und ihn gern beredet haͤtte, ex habe von ei-
nem
7) Kolbe auf der 42 und folg. Seite. zwey und achtzig Familien beftehend, neum oder gehn
a) Tachard faget nur , Heer van der Stel Meilen von Eape, unter dem Namen ellenbock
Habe dafelbſt im Jahre 1681 eine neue Colonie aus angelegt: Tachard, oder fein Drucker, haben
Stellen
Bis nach Capo Guarda zug. XII Buch TI Cap. 135
nem hoben Berge, zweyhundert Meilen vom Borgebirge nach Monomotapa, Das Gras 1713
im Monde bin und ber weben gefehen und gehört. Bolbe.
Der Statthalter hat diefe Colonie dem Baron van Bheeden zu Ehren fo genannt,
welcher Herr von Drakenftein in Beldern war. Dieß war bie geringſte Exfenntlichkeie,
die er ihm erzeigen konnte, weil ihn der Baron in feinem Poften beftärigt, und alle fein
Berfahren gebilligt hatte, |
Die drakenfteinifche Colonie ift fo geoß, als die ganzen Niederlande in Europa zur Größe und
fanmen. Suͤdwaͤrts gränzet fie an den fehon erwähnten Berg Kehrum, und gegen Hften Graͤnzen.
an eine lange Kette von Bergen, welche Drakenfteinsberge heißen. Rordwaͤrts erſtrecket
fie ſich nach der Saldannabay, und weſtwaͤrts an den Pferdeberg, ber fie von ber Bots
tellauy.abfondert. Gegen eben Das Duartier graͤnzet fie gleichfalls an verfchiedene Huͤgel
und Salzbrunnen.
Die drakenſteiniſchen Berge ſind ſehr hoch und rauh. Einer von ihnen, daruͤber Beſchwerli⸗
der Verfaſſer einmal gereiſt iſt, iſt ſehr rauh und gefährlich; daher fie ihn den beſchwer⸗ Hr Berg.
lichen Berg nennen. Er ift fehr hoch, und auf allen Seiten jo fteil, daß man nicht ges
vade hinauf Eommen kann; auch giebt es da ſo vieleriey befchmerliche und rauhe Wendun-
gen, Daß es ungemein verdrießlich ift, über denfelben zu gehen. An manchen Orten ift der Paß
fo enge, daß man Faum mit dem Pferde fortfommen kann, und anderswo fo jäbe und voller
ſpitzigen Steine, daß man abfteigen ind das Pferd führen muß. Ja, hin und wieder muß
man gleich an jähen Abſtuͤrzen vorbey, wo oft Mann und Pferd hinuntergefahren find.
Man kann diefe Pflanzftatt in vier Bezirke theilen, 1) Der Theil zwiſchen dem Abtheilung.
Rebrumberge und Der Kirche. 2) Zwifhen der Kicche und dem Wagnerthale.
3) Das Wagnerthal ſelbſt, das ſich in zweene Theile abſondern laͤßt; einen, der alles in
fich begreift, was innerhalb den Gränzen der Pflanzſtatt liegt, und den andern, ber Die
dazu gehörigen Ländereyen außerhalb derfelben in fich faſſet.
So groß auch Drakenftein ift, fo hat es doch fein Berfammlungs: noch Gemein: Regiment.
haus. Die Güter und Häufer find meift weit von einander entfernt, und alle öffentliche
Gebäude beſtehen in der Kirche, bie faft mitten in der Colonie liegt, und der Waſſermuͤhle.
Die Bürgermeifter begeben ſich bey öffentlichen Berathſchlagungen nach Stellenbofh,
100 fie vereinigt mit den DBürgermeiftern der ſtellenboſchiſchen Pflanzftatt, unter dem
Borfige des Sanddroftes beyder Eolonien, rathſchlagen.
In Drakenftein befinden fich viele fhöne Ländereyen, aber wenig anfehnliche Go⸗
bäude und $ufthäufer. Denn die Flüchtlinge fingen bier ihre Wirthſchaft unter fehr großen
Beſchwerungen an, und mußten viele Schulden machen, die noch nicht abgeführt find; fo
daß fie fich meift mit Fleinen Hütten begnügen.
Der Bergfluf, (der feinen Duell auf den Bergen, nicht weit von dem beſchwerli⸗ Bergfluß.
chen hat), ift bey der Kirche ſehr breit, und erhält auf feinem Wege dahin viele Fluͤßchen.
R 4 beyden Seiten, etwan in den Weiten einer halben Stunde von einander, liegen viele
ie vogier; die Eigenthuͤmer aber beklagen ſich, es ſey nicht Weide genug für ihr
ehanden, obgleich überall Gras in Menge wacht b). I
n ig
Stellenbofch mit
mit Zellenbock l dd
PIfle bat in ſei ock verwechſelt, und de 7) Kolbe im Iren Bande anf der 45 und ſol⸗
genommen, "Er Karte Bellenbock ans ihm genden Selte.
1713
Kolbe.
Luft und
Boden.
Gefährliche
Wege.
Schoͤne Guͤ
ter» \
Silbergrube.
Simonsthal.
Kirche.
136 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb.der guten Hoffnung
Bis io iſt noch feine Brücke über den Bergfluß, obwohl diefes faft das noͤthigſte
für die Eolonie wäre. In der Sommerszeit, vom Weinmonate zum April, iſt zwar der Fluß
faum ein Knie tief, und an manchen Orten ganz vertrocknet, aber im Winter tritt er von
denen Fluthen, die von den Bergen herabfchiegen, aus, und der Strom ift fo hoch und fo tief,
daß faft alle Jahre jemand von denen, Die zu Dferde darüber fegen wollen, umkoͤmmt.
Diefer Fluß gebt durch das Wagnerthal, mit vielen Wendungen, von dar durch
verſchiedene Hottentotifche Laͤnder, in Die Bay St, Helena, die etwa hundert deurfche Mei-
fen von feiner Duelle iſt ec). i
Dieſe Gegend ift bergigt und fteinigt, doch aber fruchtbar. Die luft iſt rein und ge:
" fund, und das Waffer in Menge und gut. Die Berge find hier wie meift um das Bor:
gebirge, während des flärfften Winters, das ift im Brach- und Heumonate, mit Hagel
und Schnee bedeckt, der bis mitten in den Auguft, manchmal auch in den September, dauert,
da es thauet, und alle Canäle der Colonie mie Waſſer erfüllt werden,
Auf dem Wege vom Rebrumberge nach) der Kirche ſieht man linker Hand einen
Meg nach) Stellenbofch, den fie wegen der vielfältigen Gefaͤhrlichkeiten, die man auf ihm
anteifft, Bange Huck oder Volls urcht nennen. Er iſt oft wegen der wilden Thiere unficher,
tief, enge, und ſteinigt, und fuͤhret auf Abſtuͤrze an Waſſergraben; die Pferde, die bey
Nacht die Lowen und Tyger riechen, find oft mit ihren Neutern hinunter gefprungen, daß
beyde umgefommen find, |
So gefährlich und beſchwerlich diefer Weg auch ift, fo liegen doch verfchiedene fhöne
Güter auf und an vemfelben. Unter andern befindet fich da ein Landhaus, dem, wie der
Verfaffer glauber, Feines in Africa an Schönheit und Fluger Einrichtung gleicht. Es
gehöret dem Herrn Mulder, Lieutenant oder Landdroſt der ftellenbofchifchen und drakenſtei⸗
nifchen Cofonie, einem ſehr tugendhaften und vollkommenen Herrn.
Bor einiger Zeit entdeckte man auf diefem Wege eine Silber⸗ und Kupfergrube. Es
wurden Stuffen, die viel verfprachen,, fo gleich an die Directoren gefandr, bisher aber hat
man noch nicht für gut befunden, zu befehlen, daß fie follten gebaut werden.
Nordwaͤrts von bier liege Simonsthal, welches Herr Blaſius, independenter Fi⸗
ſcal am Vorgebirge, dem Herrn Simon van der Stel zu Ehren ſo genennt hat, der
es ihm, als Statthalter ertheilet hat. Blaſius theilte es in Kornfelder, Weinberge und
Gärten, und machte bald ein vortreffliches Landgut daraus, auf dem er ein ſchoͤnes Haus
aufrichtete, und eine Mühle und ein Weinhaus bauete. As aber die Gefellfchaft im Jahre
1707 zum Vortheile ihrer Bürger verordnete, daß niemand von ihren Bedienten am Bor-
gebirge mit Korne, Meine oder Viehe handeln follte, fo verkaufte er fein Gut einem feiner
Bedienten für vier und zwanzig taufend Gulden, jährlich zwey taufend zu zahlen.
Unweit Simonsthal befindet ſich ein Berg, der feiner Höhe wegen der babylonifche
Thurm Heißt, und viel ſchoͤne Güter hat d).
Die vorerwähnte Kirche ſteht über vierzehn deutſche Meilen Nordoft von der Cape:
ſtadt. Sie ift fo elend gebaut, daß man fie für eine Scheune anfehen würde, mit Schiffe
bedeckt, und die Mauer nicht über vier Fuß hoch. Inwendig ſieht man nichts, als die
bloßen Mauern und Rohr, einige Bänke, und ein elendes Pult und Kanzel e).
FT - Auf
©) Kolbe im I Bande auf der 53. u f. Seite, A) Ebenderſelbe auf der 49 u. f. Seite:
big nach Capo Guarda Fuy. XIII Buch II Cap. 137
Auf einem fehönen an Die Kirche ftoßenden Landgute hält man eine Art von Marfte, 1713
mit Eleinen Waaren, Materialien, und andern zur Haushaltung gehörigen Sachen, die man Rolbe.
vom Cape bringt, um das Volk damit zu verforgen. —
Auf beyden Seiten der Kirche liegen verſchiedene Landguͤter, und der Weg fuͤhret von
dar nach den Bergfluͤſſen und dem Wagnerthale, von da er bey dem Perlberge vor- Perlberg.
bey geht. Diefer Berg hat einen großen Stein auf feinem Gipfel, der in den Augen des
gemeinen Bolfs einer Perle gleicht. Er ift ſehr felficht, und verforger fie mit guten
Muͤhlſteinen.
Das Wagnerthal hat feinen Namen von einem Wagner, der ſich daſelbſt zuerſt Wagner:
gefeßt; indem die Hottentoͤten ihre Sändereyen da fobald verlaffen hatten, als die Europäer thal.
fie anzubauen gefommen waren. Die Gebäude und Plantagen find aber jego noch zu kei⸗—
ner Vollkommenheit gebracht; daher der Verfaſſer fie übergeht, um von denenjenigen Sän-
dereyen Nachricht zu ertheilen, die außerhalb den Gränzen der Colonie liegen, aber als dazu
gehörige Stücke betrachtet werden, Solche find: Biebeecks Caftell, die Vier ind
zwanzig Slüffe, die Honigberge, und die Piquerhügel.
Biebeecks Caſtell ift ein fehr hoher und fteiler Berg, von Hrn. Biebeeck, dem erſten Riebeecks
Statthalter auf dem Vorgebirge, alfo genannt, Auf und an demfelben find verfchiedene Caſtell.
Plantagen, und der Boden ift fo gut, daß ihrer noch viel mehr ſeyn würden, wenn fie zu⸗
länglich mie Waffer zu verforgen wären. Bisher hat man durch Nachgraben nur einen Duell
entdeckt. Dieß geſchah auf Unfoften eines Defigers von einem Landgute, Des Namens van
der Byl, und man brauchte ihn gemeinfchaftlich, bis die Kegierung ihn einer Perfon befon:
ders zueignete. Daher müffen fie num, wie vormals, Regenwaſſer brauchen, das fie in Gra⸗
ben auffangen; wenn es aber fteht, fo wird es ungemein ſalzig.
Bey dem Anfange der Einrichtung am Cape, vichtete die Regierung bier Barraken Barrafen.
für Bundere Mann, und Ställe für eben fo viele Pferde auf, und hielt eine gute Anzahl Reu⸗
ter, als einen Borpoften gegen die Hottentoren. Es ward auch ein großes Stück hart
dabey gepflanzt, um Nachricht zit ertheilen, wenn fich hier eine wichtige Anzahl derfelben
ſehen ließ. Weil aber der Vergleich diefe Borfichtigkeit unnüg machte: fo find diefe Pläge
nun eingegangen, ——
Das Quartier, das von der dahl feiner Ströme die Dier und zwanzig Fluͤſſe Heißt, Vier und
iſt etwan eine Tagereife von Riebeecks Caftell entlegen. Es giebt gute Weide, und ift vol- zwanzig
fer Vieh und wohl bewohnet. Bisher aber ift dafelbft noch Fein Sand jemanden eigenthüm- dluͤſe.
ich zugefchrieben worden, und die Leute halten fich nur auf Erlaubniß da auf, die fie alle
fehs Monate bey der Negierung erneuern müffen. Daher haben fie nur Häufer wie Schä-
ferhütten,, weil feiner etwas an das Bauen wendet. Sie dürfen auch nicht mehr Feld be-
ſtellen, als zu ihrem Unterhalte noͤthig iſt. Der Boden iſt ſehr fruchtbar, und bringt fuͤnf
UND zwangig bis dreyßigfache Ausſaat, öfters auch mehr. R
5 — herum weder Waſſer- noch Windmuͤhlen find: fo laſſen die Einwohner ihr Handmuͤh⸗
fear Een Negern in Eleinen Handmühlen, wie Caffeemühlen, mahlen. Sie befeftigen ten.
bes oh Rauer, und hängen einen Sad darunter, um das Mehl aufzufangen, wel- \
Mahlen ift Te a gleich wie es aus der Mühle fommet, gebraucht wird. Dieſes ae
Die
.D Kolbe im I Bande aufider 47 und 52 Seite.
Allgem. Keiſebeſchr. VBand S
1713
Kolbe.
—
Honigberge.
Es wohnen
hier wenig.
Piquetberge.
Colonie Wa:
veren.
Eraͤngen.
138 Beſchreibung der Laͤnder vom Borgeb. der guten Hoffnung
Die Honigberge haben ihren Namen von der großen Menge Honig, welchen die Bie-
nen in ihren Klüften machen. Sie find etwan eine Tagereife von den Vierundzʒwanʒig⸗
fluͤſſen. Bey der Sonnenhitze ſchmelzet der Honig ſammt dem Wachſe, und läuft in Menge
herunter, aber die Hottentoten muͤſſen ihn zu erlangen, große und gefährliche Höhen hinauf
klettern. Sie thun ihn in Säde aus Fellen, mit der haarichten Seite einwärts, und ver-
Faufen ihn folchergeftalt den Europäern für ein wenig Toback, Brandtewein, oder Kleinige
£eiten von Glas oder Metall, '
Es wohnen nur wenig Weiße, und nur folche, welche Bieh haften, auf und an diefen
Bergen. Cie figen ebenfalls auf Erlaubniß, und dürfen das Feld nur wie die vorigen be-
ftellen; Da fie aber von dem hottentotiſchen Fafter der Faulheit angefteckt find, fo bedienen fie
fich nicht einmal diefer Sreybeit. Sie füen Fein Korn, kaufen auch feines, und haben nichts
dem Brodte ähnliches. Sie effen Fleiſch zu Sleifche, das ift, ein Stück Ninöfleifch oder
Schöpfenfleifh, zu.einem Stücke gedoͤrrten Wildprät. Ihr Getränf iſt nur Mich, Wa
fer, und Honigbier f), und diefe Nahrung ift ihnen ſo gefund, daß fie fat nichts von
Krankheiten wiſſen.
Etwan eine Tagereife von den Honigbergen, und achfe vom Borgebirge, find die
Piquetberge, die ihren Namen, wie es ſcheint, daher haben, weil Diejenigen, die ſich
zuerſt dahin fegten, vom Morgen bis zum Abend an ihrem Fuße Piquet fpielten. Die weni
gen Europäer, die dafelbft wohnen, halten bloß Vieh, und verkaufen folches am Vorge—
birge, wie die Honigberger.
Die Hottentoten feben vollfommen freundfchaftlich unfer den Europäern, in diefen bey—⸗
den Duartieren. Bor einiger Zeit beunruhigte fie zwar das Gerüchte, die Hottentoten hätten
gedroht, fich ihres Viehes zu bemächtigen; allein funfzig Soldaten, und hundert mohlbewaff-
nete Bürger, Die von dem Sanddrofte der ftellenbofchifchen und draEenfteinifchen Co—
fonien hieher gefchickt wurden, legten den Zwiſt bald bey g),
2. Colonie Waveren. “
Eofonie Waveren. Ihr Name und ihre Gränzen. Warme Bäder. Der Verfaffer koͤnmt durch
Rother Sandberg. Schwarzes Land, Waſſer. Elephanten und Löwen in Gefahr.
De Anlegung der Colonie Waveren, oder des waveriſchen Quartiers, geſchah im
Jahre 1701, unter dem Statthalter Wilhelm van der Stel, und ward von ihm, zu
Ehren eines berühmten und reichen Gefchlechtes, van Waveren, in Amfterdam, mit
dem er verwandt war, fo genannt, Vormals hieß fie der rothe Sand, von einem Berge,
welcher rothen Sand giebt, und fie von der Örakenfteinifchen Pflanzftatt abfondert. Sie
liegt fünf und zwanzig oder dreyßig deutfche Meilen vom Vorgebirge, und iſt die meitefte
- Planzitatt von dar nach Oſten.
Als die neuefte von den Colonien am Worgebirge, hat fie noch Feine gewiſſe Gränzen
erhalten. Die Striche tandes, die gebaut werden, find von bishieber noch unbenannten Ber-
gen umgeben. Sie bevoͤlkert fich fo fehnell, daß fie bald wird erfüllt feyn. Doch haben
fie bier die Länder nur auf fechsmonatliche Erlaubniß; daher fie ſolche nur als Viehweiden
brauchen, und die Häufer nicht beffer, als Schäferhürten find. Das meifte Vieh gehöret den
Bewohnern der Colonien, die bey fich nicht Weide genug haben,
7) Unftveitig eine Urt Meth. 2) Rolbe II Band auf der 52 und folg. ©. 2
nach Caps Guarda Fuy. XIT Buch IT Can 139
Der rothe Sandberg ift fehr hoch und ſteil, und endiget fich zugefpise, wie ein Kegel, 1713
Die Wagen, die von diefer Colonie zum Vorgebirge hin und her gehen, haben wiel Arbeit, Kolbe.
darüber zu Fonimen; ordentlich werden fie am Fuße des Berges ausgeleden, in Stücken —
zernommen, und mit den Waaren auf den Ruͤcken des Viehes, das vorgeſpannt geweſen iſt, Saudberg
und der Fuhrleute getragen; denn der Weg, queer über den Berg, iſt ſehr enge, ſteinigt,
und hin und wieder, auf beyden Seiten, dichte mit Bäumen befegt, daf es viel Zeit und Ar-
beit koſtet, die Wagen ordentlich hinüber zu führen, da oft noch Gefahr ift, daß die Deichfel
zurüc gezogen, und alles auseinander geriffen wird.
Das ſchwarze Land ftößt an den vorben Sandberg. Der Boden iſt ſehr feuchte Schwarzes
bar, und bringe alles darauf gefüere Korn vielfältig wieder; gleichwohl ift bisher fehr wenig Land,
von ihm beftefle worden.
Die Einwohner von Waveren gehen in die drakenfteinifche Kirche, und oft an x
das Vorgebirge, da fie jetzo kaum Platz zum öffentlichen Gottesdienfte haben; wegen ber
Trauungen und Taufen aber, find fie völlig in Die Capekirche eingepfarret, Alle bürgerliche
und peinliche Sachen bey ihnen, werben von der ftellenbofihifchen Obrigkeit entſchieden.
Die Colonie ift vollkommen mit gutem Waſſer verfeben, und hat zwey warme Bäder, Marfer,
in deren einem man bie Hand vor Hige nicht lange laffen kann; wenn es aber zwo Stunden Warme
gelaufen, wird es fehr angenehm, darinnen zu baden. Das warme Bad hinter den Bergen Bäder
des hottentotiſchen Sollands, etwan fechs englifche Meilen von dem erftern, und unge:
fähr dreyßig deutſche Meilen Süboft vom Vorgebirge, wird ſehr beſucht, und mit Rechte
gepriefen. Es gehoͤret einem Appel, der viel Bortheil davon zieht.
Der Verfaſſer, dem es fehr gut gerhan hatte, gieng eines Tages dahin, und traf Cine sus
untertoegens fechs wilde Elephanten an, die fich nach dem benachbarten Waller zu begeben Swrinikcs,
wollten. Er erſchrack ſehr über fie, aber fie giengen vorbey, ohne ſich um ihn zu bekuͤmmern.
Ein andermal gieng er mit drey Hottentoten, als Degleitern, zum Bade; fie machten bey
Nacht ein Feuer, die wilden Thiere abzuſchrecken, und er begab ſich darauf, nachdem fie
fein Zelt aufgefchlagen hatten, zur Ruhe: allein fein Schlummer ward bald durch eilf Löwen
unterbrochen, die mit erſchrecklichem Bruͤllen herannaheten. Das ſchreckliche Laͤrmen gieng
dem Verfaſſer durch Mark und Bein, und er befürchtete ſich, alle Minuten zerriſſen zu
werden; feine Begleiter aber nahmen brennend Holz vom Feuer, und warfen es geſchwind
auf die Thiere, worauf fich diefe fortmachten, daß man nichts mehr von ihnen hörte 2).
@
3, Tieres de Natal.
Die Einwohner. Ihr Handel. Geſchichte eines Engländers, der ſich da gefegt hat. Nachricht von
Anferer Karte der hollaͤndiſchen Pflanzſtaͤtte.
E⸗ iſt ſchon bemerket worden, daß die Holländer dieſes Sand, ihre Pflanzſtaͤtte zu erwei⸗
| Kolben erfauft haben. Die Kafren bewohnen es, die nach allen Nachrichten, die Die Ein
—— don bat erhalten koͤnnen, den Hottentoten fo wenig aͤhnlich find, daß man fie wohner.
Scheltinn > andere Art Seute anfehen muß. Der Hauptmann Berbrang van der
eingelaufen men, verftändiger und wahrheitliebender Mann, ber oft bey Tierra de Natal
nicht; fie ha —* berichtete dem Verfaſſer, die Einwohner ſalbten oder ſchmierten ihre Leiber
en nichts von dem Stammeln der Hottentoten da die Worte uͤbereilt ae
S 2 eſtoßen
“) Derſelbe auf der sg und folg. S. geſtoß
1713
Kolbe.
Ihr Handel.
Geſchichte
von einem
Englaͤnder.
Nachricht
von der
Karte.
140 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
geftoßen werden; fie wohnten in vierecfichten leimernen Häufern, dergleichen Bauart mar
unfer den Hottentoten nicht ſieht; fie trügen Kreuze an einem Stricke, der ihnen über den
Hals hängt, welche Zierrath man ebenfalls bey den Hottentoten nicht finder; fie beftellten
ihr Feld. ganz anders, als die Hottentoten, füeten eine Art rürkifch Korn, und brauten
daraus, da die Hottentoten weder faen noch brauen.
Diefe Kafren handeln mit den Seeräubern auf dent rothen Meere, die ihnen ſeidene
Zeuge für Elephantenzähne vertaufchen,, die fie wiederum bey den Schiffern, die bey Tierra
de Natal einlaufen, für europäifhe Waaren, und oft für Theer, Anker, und Taumerf
geben, ‚und folches von neuem an die Seeräuber überlaffen, Die Seide, die fie nicht an
die Europäer abfegen, laffen fie den Raftren von Monomotapa. Die Portugiefen von
Mosambik haben viel mit ihnen zu thun. -
Borerwähnter Hauptmann traf zu Tierra de Natal einen Engländer an, der fein
‚Schiff verlaffen und fich unter den Kafren geſetzt hattez er hatte zwo Weiber von ihnen,
und verfihiedene Kinder, Er war wie ein Kafr gekleidet, und lebte vollfommen fo.
Er zeigte dem Hauptmanne viel Stöße Elephantenzähne, und viele Zimmer voll Sei-
denwaaren, und fagte, er wolle mit folchen nach dem Vorgebirge zugehen, und feine
Wohnung und Familie auf immer verlaffen, Als der König des Landes von feinem Unter⸗
nehmen Nachricht erhielt, fo ließ er. ihn zu fih fommen, amd verwies ihm feine treuloſe
Undankbarfeit, gegen ein Volk, das ihn fo geoßmüthig aufgenommen, und ihm geholfen
hatte; er fellte ihm das Elend vor, in welches feine Abreife feine Familie verfegen würde,
denn er, der König, würde nicht für fie forgen, und vermuthlich auch niemand anders.
Endlich ermahnte er den Engländer fo beweglich, feinen Weibern und Kindern die fehuldige
Gewogenheit und Zärtlichkeit zu erzeigen, und fie nicht fo graufam zu verlaffen, daß des
Kerls Herz eriveicht wurde. Des Kafıfönigs Beredſamkeit befiegte ihn; er fiel ihm zu Füßen,
bath um Verzeibung, und ließ fein Vorhaben fahren. Er erzählte dieſes felbit hernach
dem Hauptmann, und beredete einen von deilen Leuten nachgebends, gleichfalls das Schiff
zu verfaffen, und fich mit ihm unter den Rafıren zu fegen 2). :
Es wird nicht unnuͤtz feyn, ein Wort von unferer Karte zu fügen, die wir aus dem
Kolbe genommen haben, und Die vorftellet, was die Holländer am Vorgebirge der guten
Hoffnung befißen. Kolbe meldet uns, dieſe Borftellung fey vollfommen richtig <); gleich
wohl faget er nicht, daß er fie felbft gemacht habe, und wie er dazu gefommen ſey. Ver—
muthlich hat er eine Karte der Holländer auf dem Vorgebirge abcopirt, und ob fie wohl von
andern Karten fehr unterfhieden ift, auch mehr befondere Umftände angiebt, und im Haupt:
werke richtig genug feyn mag: fo ftimmet fie doch, wie wir in unfern Anmerkungen etliche
male erinnert haben, nicht durchgängig mit Rolbens Beſchreibung überein. Das Eape,
oder die’ Stadt ſelbſt, liegt nicht in der Länge oder Breite, die der Berfafler angegeben,
welches zeiget, daß die Karte nicht von ihm felbft gemacht worden. Tachards Karte vom
Hottentoteniande, welche von den Holländern am Vorgebirge foll gemacht ſeyn, ift ein
fehr fehlechtes Werk, und fieht einer abgezeichneten Ausficht ähnlicher , als einer Karte,
Heuhof bat, von dem Vorgebirge ſelbſt, eine große Karte geliefert, und eine andere be:
findet fich im englifchen Piloten.
Der
5) Kolbe I Band auf der gr und folgenden Seite.
bis nach Capo Guarda Fun XIII Buch II Cap. 141
Der IV Abſchnitt. 1713
Hollaͤndiſche Negierung am Vorgebirge. 7 Boldt.
Derſelben Einrichtung. Großer Rath. Juſtitz- ſtigkeiten. Ein Scharmägel. Was die Hotten-
sat. Gericht über Kleinigkeiten. Gericht, toten den KHolländern ſchuld geben. Einige hal⸗
über Ebeſachen. Vormundſchaftsgericht. Geifte ten um Friede an. Cs kommen andere an. Die
liches Gericht. Gemeiner Rath. Kriege: Ennländer kommen an das Vorgebirge. Ge—
raͤthe. Unkoſten der Regierung. Wie man die, die ſchichte des Hottentoten Koree. Es werden ver⸗
ſich da ſetzen wollen, aufzumuntern ſuchet. Bünde urtheilte Engländer hieher geſandt. Verſehen
niß mit den Hottentoten. Ihre vorigen Zwi⸗ ihrer oſtindiſchen Geſellſchaft.
3 der gegenwärtigen bolländifchen Regierung am Borgebivge, ift von dem Herrn van Wie bie
Riebeeck der Grund gelegt worden, der die erfte Einrichtung, fich dafelbft niederzu- Regierung
laſſen, im Jahre 1650 gemacht hat. Sie befteht aus acht Abrheilungen. 1) Dem großen eingerichtet
Kathe, der alle Sachen, die der Gefeltfchaft Vortheil betreffen, verwaltet. 2) Dem Ju⸗ if j
fligrache, 3) Einem Gerichte über Eleine Berfehen und Schulden. 4) Einem Gerichte
über Ehefachen. 5) Einem Bormundfchaftsgerichte. 6) Einem geiftlihen Gerichte.
7) Einem gemeinen Rathe, 8) Einem Kriegsrathe. Diefe beyden legtern wurden, bey
Ankunft einer ftarfen Colonie franzöfifcher Flüchtlinge, von dem Statthalter Simon von
der Stel eingerichtet.
Der große Nath befteht ans dem Statthalter und acht von den vornehmften Bedien- Großer
ten der Geſellſchaft. Der Statthalter ift Präfident, und hat zwo Stimmen. Dieß iſt Das Kath.
oberfte Gericht auf dem Vorgebirge, das über Schiffahrt und Handlung bie Aufſicht hat,
Gefege für die Eolonie macher und aufbebt, Krieg anfündiget und Frieden ſchließt. Er wird
alle Montage des Morgens um neun Uhr gehalten, und fige bis zu Mittage, Die Mit:
glieder dieſes Rathes ftehen in großem Anfehen,
Der Juſtitzrath beſteht aus Mitgliedern des großen Rathes, zu denen die drey regie⸗ Juſtitzrath.
renden Buͤrgermeiſter der Capeſtadt kommen. Hier werden alle buͤrgerlichen und peinlichen —
Sachen, die unter den Europaͤern auf dem Vorgebirge vorfallen, entſchieden: man kann
aber von dieſen Ausſpruͤchen nach Batavia, oder nach Holland, appelliren. Indeſſen muß
der Appellant in dieſem Falle Hundert Guͤlden bis zum Endurtheile ins Gericht fiefern , welche
Summe dem Appellanten nicht wieder bezahlt wird, wen das Urtheil bey Kräften bleibt;
im gegenfeitigen Falle aber befümmt fie der Appellant zuruͤck.
Unter diefen fteht ein Gericht über Verſehen und Schulden von geringer Wichtigkeit. Gericht
Ein Mitglied des großen Raths ift darinnen Präfident, wozu noch drey Capebürger, deren ber Kleis
einer Bicepräfident if, und vier von Denen feuten, die unmittelbar in der Gefellfehaft Dienften vigkeiten.
ſtehen, fommen, deren einer Schreiber ift. Man kann vor diefes Gericht feine Klage
bringen , die über hundert Kronen beträgt.
Ei ee Gericht über Ehefachen befteht aus eben den Gliedern. Es fieht auf die Gültige Gericht .
Einmil Ehen unter den Europäern auf dem Vorgebirge, und forget dafür, daß ſolche mit über Eher
liche Verfihe der Eltern , auf beyden Seiten, geſchloſſen werden, Wenn.es hievon zulang: ſachen.
erficherung erhalten hat, fo giebt es eine Erlaubniß an den Geiftlichen des Kirchfpiels,
wo ſich die Partehen Auge b
aufhalten, fie zu frauen.
53 - Das
e) Derfelbe I Band auf der x Seite.
1713
Kolbe.
— une
Vor mund⸗
ſchaftsge⸗
richt.
Geiſtliches
Gericht.
Gemeiner
Hath.
142 Becchreibung der Linder vom Borges, der guten Hoffnung
Das Bormundfchaftsgericht befteht aus fieben Perfonen, Der Vicepraͤſident des
großen Raths iſt darinnen Präfident. Dazu kommen drey Bediente ver Gefellfchaft, und
foviel Capebürger, von denen einer ordentlich Bicepräfidene iſt. Ohne Einwilligung diefes
Gerichtes, kann fein bemittelter Waife vor dem fünf und zwanzigften Jahre heirathen.
Das geiftliche Gericht iſt zu befferer Regierung der biefigen drey reformirten Kitchen
angelegt. Es befteht aus den drey Geiftlichen dieſer Kicchen, fechs Aelteſten, oder Kirchen«
vorſtehern, deren jede Kirche zweene hat, und zwoͤlf Dberauffehern über die Armen, deren
in jeder Pfarre viere find, Wenn man für Arme Geld haben will, fo wendet man ſich an
diefes Gericht, und die Sachen find fo wohl angeordnet, daß man in allen Eofonien feinen
Bettler fieht, Es wird auch) eine Berfammlung in jeder Kicche gehalten, die aus einem der
veichften und vornehmſten Eingepfarveten, als Präfidenten, dem Geiſtlichen, ziveenen Kir⸗
chenvorftehern, und den vier Armenguffehern befteht.
In jeder Eolenie befindet fich ein gemeiner Rath, der aus einer Menge Bürger, die
zu jeder gehörer, beftebt, und von dem großen Rathe, aus einem Berzeichniffe, das die Bür-
ger-jeder Cofonie überliefern, erwaͤhlt wird. Da der Juftisrath zu Capeftadt figt, fo hat
ber gemeine Rath wenig zu thun, als bie Abgaben einzufordern, Die von dem großen Rathe
auf die Buͤrger gelegt werden, In den andern Colonien aber find Die gemeinen Raͤthe, Ge⸗
echte, die viel Geſchaͤffte und großes Anfehen haben. Die Sanddroften jeder Colonie praͤſidi⸗
‚ven in felbigen. Sie entſcheiden alle Sachen, die nicht wer hundert und fünfzig Gulden
austragen, und befteafen die meiften Verbrechen, die innerhalb ihrer Gerichtsbarkeit began⸗
gen werden, befonders was Sklaven verfehen,
Kriegsraͤthe.
Unkoſten der
Regierung .
Es ſind zween Kriegsraͤthe, einer zu Capeſtadt, in dem ein Mitglied von dem großen
Rathe allezeit Praͤſident iſt, und neune von den vornehmſten Kriegsbedienten der Cape⸗
colonie zu Beyſitzern hat. Der andere wird in der ſtellenboſchiſchen Colonie a) für
diefe und die Orakenfteinifche gehalten, und der Landdroſt jener Colonie ift Präfident,
iiber neun der vornehmften Kriegsbedienten beyber Colonien. Jeder Rath hat einen Se-
eretär, und die Soldaten werden alle Jahr einmal gemuftert. Läuft einer von den Skla⸗
ven der Gefellfchaft von feinem Herrn, oder erfcheine ein feindliches Unternehmen der Hot:
tentoten, fo fenden dieſe Näthe, auf Anfuchen, einen Haufen Reuter aus, Die Bürger
folfen die Nacht über Wache halten, welches aber nicht fehr geſchieht b).
Der gegenmärtige blühende Zuftand der angebauten Derter auf dem Vorgebirge, ift
eine vortreffliche Probe von der unermüdeten Klugheit und Arbeitfamfeit ver Holländer,
Die Unkoften der Regierung in Befoldung ihrer Bedienten, die in Ehrenftellen ftehen,
oder Feine haben, belaufen fich jährlich auf etwan vier mal hundert taufend Gulden. Des
Statthalters Stelle trägt etiwan fechstaufend Gulden ein. So große Unfoften zu beftreiten,
befommen fie den Zehenden von allen Einkünften der Länderegen. Die Zölle auf Wein,
Toback, Brandtewein, und Bier, find um fiebenzigtaufend Gulden verpachter, Diefes, _
nebft dem Vortheile, den fie von den Waaren hier haben, den man auf fünf und fiebenzig
von hundert vechnen kann, bringt die Unfoften der Regierung beynahe wieder ein; und da
die Cofonien täglich zunehmen und ſich ausbreiten, fo hat die Öefellfchaft Hoffnung, bald
— ſichern
a) Sie Heißt hier, und oft anderswo, die Hel⸗ ſetzers ober Druders, welches unfere Muthmaßung
lenbogiſche, aus Verſehen, vielleicht des Webers oben auf der 134 Seite, Arm. 4) bekraͤftigt.
bis nach Cabo Guarda Fuh. KIM Buch U Can. 143
ſichern Gewinnſt zu ziehen, Die Zahl ihrer Bedienten iſt ſechshundert, und fie hat eben 1713
ſo viel Sklaven. | Kolbe.
Die Regierung ift gegen die, welche fich hier ſetzen wollen, ungemein gütig und gefällig. Wie yiejeni-
Sie verfieht fie mit Werkzeuge und Hausrathe. Wo das fand wenig träge, und der Ans gen, die ſich
bauende arm ift, laſſen fie ven Zehenden nach, bis er in beffere Umftände koͤmmt. Leiden bier feßen
fie duch Brand, fo giebt die Gefellfchafe willig Beytrag, ihren Schaden zu erfegen, liefert wollen, aufe
ihnen Bauzeug, und läßt ihnen ihre eigenen Sklaven und Werkleute helfen e). —
Alle Hottentotennationen leben in Freundſchaft und Buͤndniß mit den Hollaͤndern, die Buͤndniß
ſowohl durch das Schrecken ihrer Waffen, als ihre kluge Auffuͤhrung, ſich unter ſie in großes mit den
Anſehen und viele Hochachtung geſetzt haben. Dieſes gute Verſtaͤndniß wird durch jährliche Hottento-
Geſandſchaften der meiſten Nationen unterhalten, die dem Statthalter des Cape Geſchenke tet
von Vieh bringen, und allezeit wohl aufgenommen, und mit Geſchenken, die ihnen ange—
nehm find, zurück geſandt werden. Dadurch wird der hollaͤndiſche Statthalter zu einem
Schiedsrichter aller fich ereignenden Streitigkeiten, und bat mehr AUnfehen, als wenn er
» wirklicher König des Landes wäre 2), '
Es ift ſchon bemerket worden, daß zwifchen den Hottentoten und Hollandern, por die⸗ Ihre vor⸗
fon Buͤndniſſe, verſchiedene Seindfeligfeiten vorgefallen find. Dapper melder uns, daß a.
im Sabre 1659 die Gorinhaiquas, worunter er vielleicht bie Bunjemans verfteht, mit *
ihnen uͤber den Beſitz des Laudes um das Vorgebirge herum, geſtritten, und ſie zu vertreiben
geſucht haͤtten, indem ſie anfuͤhrten, ſie haͤtten folches von undenflicher Zeit her bewohnt. Bey
diefer Gelegenheit machten fie viel Holländer nieder, und führten ihr Vieh weg; fie erwaͤhl⸗
ten zum Fechten allezeit ftürmifches und vegnichtes Wetter, Damit ihnen das Feuergeivehr
wenig fehaden koͤnnte.
Idhre Anführer waren zweene ſtammhafte erfahrne Hottentoten. Einer hieß Gara⸗
binge, der andere Nomoa, Die Holländer aber hießen ihn Doman. Diefer leßtere war
fünf bis ſechs Fahre zu Batavia geweſen, und hielte fich, nach feiner Ruͤckkehr zum Borge-
birge, lange Zeit unter ihnen in hollaͤndiſcher Kleidung auf; endlich aber machte er fich wie—
der zu feinen alten Cameraden, meldete ihnen der Holländer Abfichten, und unterrichtete
fie in dem Gebrauche ihrer Waffen. Unter diefen beyden Anführern waren fie allemal glücklich.
Nachdem der Krieg drey Monate gedauert hatte, fo giengen fünf Hottentoten, dar- Scharmügel,
unter fih Doman befand, auf Fütterung aus. Sie raubten einem tandmanne zwey Stüd
Bieh , worauf ihnen fünf Holländer nachritten. Die Hottentoten widerſtunden ihnen tapfer,
und verwundeten ihrer drey: endlich aber wurden zweene von ihnen niedergemacht, und der
dritte gefährlich verwundet, da denn Doman und der andere über den Fluß entſchwammen.
Der Berwundete, Namens Epkamma, war dur den Hals geſchoſſen, hatte einen
Fuß gebrochen, und eine große Wunde im Kopfe. Man brachte ihn ins Fort, wo er befragt
Er, warum feine Landsleute die Holländer befriegt, und alles, wohin fie gekommen —
* — Feuer und Schwerdte verwuͤſtet hätten? Ober wohl außerordentliche Schmerzen en
— * ſo fragte er doch, ſtatt der Antwort: „Warum Die Holländer ihr Sand gepflügt den Kolläne
J aet haͤtten, worauf fie ihr Vieh ſonſt zu meiden pflegten, daß ihnen alſo das Brodt ei ſchuld
„aus geben,
— I Sand auf der 340 und folgenden ed Kolbe IB. auf der 356 und folg. &
A) Kolbe auf der 57 Seite,
1713
Bolbe
en
144 Becchreibung der Länder vom Vorgeb. der gufen Hoffnung
„aus dem Munde genommen winde? Sie hätten gefochten, um das ihnen angethane Un⸗
„recht zu rächen; denn man haͤtte ihnen nicht nur Diefe und andere fo lange Zeit von ihnen
„befeffenen Weiden unterfagt , obwohl die Holländer anfänglich nur mit ihrer Bergänftigung
„dahin gefommen wären, ſondern ihre Sander wären aud) eingetheift und teggenommen wor⸗
„den, ohne ihnen einige Vergeltung dafür zu. geben. Wie es die Holländer wohl würden
„gemacht haben, wenn man ihnen fo begegnet wäre? Ihr beftändiges Anbauen neuer Fer
„ftungen Fünnte feine andere Abficht haben, als fie allenach und nach unter den Fuß zu bringen.,
Die Holländer verfegten furz, fie hätten nun das Sand um das Borgebirge durch den Krieg
verfohren, und follten daher nicht Daran gedenken, Daß fie es friedlich oder durch Krieg
wieder befommen würden.
‚Die legte Rede diefes Epkamma, der den fechften Tag darauf farb, war, er ſey
nur ein ſchlechter Mann, riethe ihnen aber, ſeinen Feldherrn ins Fort einzuladen, und die
Sache mit demſelben abzureden; der einzige Weg zu Verhuͤtung fernern Unglücks ſey, einem
jeden, foviel als möglich, das Seinige wieder zu geben. Man befand diefes für gut, und
Einige halten
um Friede
am
Es kommen
andere an.
e8 wurden zween oder drey Holländer abgefandt, den Feldherrn ing ie
densunterhandlungen einzuladen, allein vergebens; ir Br ee RR di
fo grimmig fort, daß die Holländer nicht mehr wußten, mas fie machen ſollten. Der Seind
tvieb von allen Gütern, die nur zwo Stunden vom Fort waren, das Vieh weg, und die
Machen konnten ihn weder einholen, noch zurück halten. Go giengen die Sachen zehn
bis zwoͤlf Monate, endlich aber wurden fie folgendergeftalt beygelegt:
Ein gewiffer vornehmer KHostentote, den die Holländer Herry, und feine Landsleute
Kamſemoka hießen, war wegen eines Verbrechens auf die Coneyinfel verbannet worden;
nad) einem dreymonatlichen Aufenthalte daſelbſt, gieng er, bey einer dunkeln Nacht, in ehem
(äcten Fiſcherboote, das zwey Ruder hatte, nebft einem Gefellen fort, und * ans fee
Sand, wo fie ihre Freunde, die Gorahouquas, und Serinhaiquas ‚fanden,
Der holländifche Statthalter fhickte, auf erhaltene Nachricht von diefer Enteinnun
ſechs Mann nach ihnen, die den Tag darauf das Boot über dreyßig Meilen vom Fort fanden,
aber feine Leiue antrafen. Endlich Fam Herry im Hornung des Jahres 1660 felbft zum
Forte, mit dem Befehlshaber der Negherey, Namens Rhori, und etwan hundert andere
alle unbewarfnet. Sie brachten drenzehn Stück fettes Vieh mit ſich, und bathen Die Helläns
der, folches als ein Zeichen ihrer Freundfchaft anzunehmen, und frege Handlung wie zuvor
zu verſtatten. Man nahm das Geſchenk an, und verglich ſich, die Hollaͤnder moͤchten ſo viel
Feld befaen, als innerhalb drey Tagereifen läge, aber nicht mehr pflügen, als ſchon gepflüge
wäre, Auf Einwilligung in diefen Vergleich, wurden die Hottentoten im Forte mit Toba
Brodt und Brandteweine bewirthet. , ;
Bald darauf kam Gogoſoa, der Heerführer der Borinhaiguas, oder Caepmans e)
mie Khori zum Forte, und fehloß einen Vergleich, Der Statthalter ließ zu ihrer Bewi⸗
chung eine Tonne Brandtewein, mit einer hoͤlzernen Schüffel Darinnen, unter fie ſehen.
As fie anfingen trunfen zu werden, wurden zwey oder dreyhundert Fleine Tobadspfeifen
unter fie gervorfen, über deren Aufſammlung fie ein ſchreckliches aͤrmen erhoben. Nachdem das
$ärmen und die Verwirrung vorüber waren, fingen fie an mit feltfamen Stellungen zu hüpfen
und
) Caepmans heißen vermuthlich eher die Cape Sieh i M
— —— Br ee ; R ee — ——
big nach Capo Guarda Fuy. XIU Buch U Cap. 145
und zu tanzen, da indeß die Weibsbilder in die Haͤnde klopften, und beſtaͤndig ſungen, oder - 1713
vielmehr beüllten: 50, bo, bo, be. Kolbe.
Nach diefem wurden die Vornehmſten mit Korallen, Kupferplatten, und einer Eleinen —
. Rolle Toback befchenkt, Nachdem fie die ganze Nacht im Fort gefchlafen hatten, fehrten
fie den nächften Morgen nach Haufe; nur Herry blieb drey bis vier Tage da. Diefer Hatte
aus dem Umgange mit den Engländern, zu Bantam in Indien, ein wenig engliſch fprechen
gelernet; denn er war. dahin in einem englifchen Schiffe gegangen ; aber-bey feiner Ruͤckkunft
nach dem Vorgebirge gieng er wieder unter fein Volk 5).
In Betrachtung der vortheilhaften Lage des Vorgebirges für Schiffe, die ʒwiſchen Ankunft der
Europa und Indien hin und ber ſegein, und der langen Zeit, da es von den Engländern Engländer
ift befuche worden, iſt es zu verwundern, daß fie niemals aufdie Gedanken gerathen find, * TER,
fich da zu fogen. Der Hauptmann Raymond fief im Jahre 1591 in der Saldannabay, ""
oder vielmehr Tafelbay ein; denn vermuthlich haben fiedie nachfolgenden englifchen Schiffer
bey jenem Namen. falfch genennet g). Herr Jacob Lancafter, der mit Raymonden
bier geweſen war, lief im Jahre 1601 hier ein, und Herr Heinrich Middleton thar eben
dergleichen im Jahre 1604 und 1610; Davis und Herr Edward Micchelborne im Jahre
1605, David Middleron im Jahre 1606, Keeling und Sharpey im Jahre 1607,
Downton und Hippon im Jahre 1611, Saris auf feinen Wege nach Japan; die Schiffs⸗
Bauptleute Caftleton, Beſt, und Ralph Wilſon in Fahre 1612, Newport im Jahre 16ig.
Der Hauptmann Downton fegte im Jahre 1614 hier einen Hottentoten aus, der in Ein Hotten⸗
Geſell ſHaft eines andern, der aber geftorben war, nach England gebracht worden; Herr kot, Koree.
Thomas Smith, Statthalter der oſtindiſchen Geſellſchaft, hatte ihn bekleidet und unter⸗
haften. Anftatt daß fich dieſer Africaner uͤber dieſes Begegnen, und uͤber einen metallenen
Harnifeh, den man ihm gab, hätte freuen ſollen, ſeufzte er beftändig nach feinem Vaterlande, fo
daß ihn die Geſellſchaft Durch Diefen Hauptmann zuruͤck fandte, wo er kaum ausgeftiegen war,
‚als er feine Kleider wegwarf, und feine alte Lebensart wieder anfing. Wenn aber englifche
Schiffe anlangten, fo war er fehr dienftfertig, ihnen Vieh und Erfeifchungen zu verfchaffen.
Er Die Schiffshauptleute, Milward und Deyton, liefen Hier im Jahre 1614 ein. Der Es werden
fegtere brachte acht verurtheilte Männer mit, die auf Anfuchen der oftindifchen Geſellſchaft verueheilte
bieher verbannet wurden; man feßte fie auf der Pengwoininfel, die jego bey den Hollän- Ener
dern Robbenepland +) heißt, und als ein Gefängniß für Uebelchäter dienet, aus. Diefe *
Lute nahmen ein ungluͤckliches Ende. Croß, der Vornehmſte unter ihnen, ward in einem
anfe mit den Eyländern getödtet, vier oder fünfe erfoffen über dem Berfuche, an ein englifch
chiff zu kommen, und Die drey Ueberlebenden wurden wieder nach England gebracht, und
wegen eines Raubes, den fie, drey Stunden nachdem man fie daſelbſt ausgefest hatte, be:
giengen, aufgehangen. |
— * muß ſich wundern, was fuͤr einen Vortheil die oſtindiſche Geſellſchaft dabey gehofft, Verſehen
aben er Ans Sand zu fegen, da fie mit ber gehörigen Sorgfalt einen wichtigen Sig hätte * nel |
wohl Ss lange ehe die Holländer die Wichtigkeit diefer Sage bemerkt Hatten; denn ob- (art
f Hung it eng, das fie hernach eingenommen haben, ein fehr bequemer Platz für Erfri—
ſo gleiche es doch in vielen Stuͤcken dem Borgebirge gar nicht,
— | Das
er SR Samt, 15, 4.d.390&. Anm. 4) Dieß iſt ein fernerer Beweis, daß es die Tafel
— 9) 08.447, Ann. d). bay war, da das Eyland vor ihr liegt,
Allgem, Reifebefchr, V Bond, x
i46 | Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
Das I Kapitel,
Sitten und Gewohnheiten der Hottentotten,
Der I Abſchnitt.
Ihre Geffalt, Tugenden, Eafter und Sprache,
Ihr Name. Ihr Urſprung. Ihre Farbe, Bildung, reKinder und Eltern weg. IhreTugenden: Gute
Geſichtszuͤge. Leibes und Gemuͤthsbeſchaffenheiten. herzigkeit, Gaſtfreyheit. Geſchichte eines tugend⸗
Ihre Laſter: Faulheit, Trunkenheit. Sie hezeigen haften Hottentoten, Klas. Ihre Sprache. Einige
ſich gegen die Mütter unerkenntlich. Siefegenih: ihrer Woͤrter; Zahlwoͤrter und Art zu zählen,
Name der See und anbere-flellen die Benennung: Hottentotten, als einen Spottnamen
Hottento⸗ vor, weil ſie dieſes Wort oft bey Erblickung der Fremden wiederhohlt haͤtten, oder bey
sen. ihrem Tanzen oft zu fagen pflegten: Hottentottum Brokwa. Kolbe aber be:
merfet, daß fie fich Diefes Wortes, bey Begegnung der Fremden, gar nicht bedienten, und
daß der Gebrauch des andern Wortes beym Tanzen bewiefe, folches ſey ihr rechter Name;
denn es heiße nicht, wie Arnold will, holländifch Brodt, fondern: gieb dem Hotten⸗
toten feinen Bohn. Diefe Worte werden oft in einem Gefange wiederhohlt, der auf eir
nen hollaͤndiſchen Geiftlichen gemacht ift, welcher einem Hottentotten, eine gewiſſe Bothſchaft
auszurichten, Brodt und Tobaf verfprochen, ihn aber darum betrogen hatte. Kurz, Hot⸗
tentot ſcheint des Volkes urfprünglicher Name zu feyn; denn fie wiſſen von feinem andern.
Shrifefprung: Ihr Urfprung iſt ſehr dunkel und ungewiß. Sie fagen, ihre erften Eltern wären
durch ein Fenſter oder eine Thüre instand gefommen, des Mannes Name fen Noh, und
der Frau ihrer Hingnoh geweſen. Tikquoa, oder Gott ſelbſt, habe ſie in ihr Land geſandt,
und fie hätten ihre Nachkommen gelehrt, Vieh zu halten, und viel andere Dinge zu derrich—
ten, Manche Schrifefteller verwechfeln Die Hottentotten mit den Kafren von Mono⸗
motapa, aber die legten find glänzend ſchwarz, und haben ganz andere Sitten a).
Ihre garbef, _ Wenig Bölker find von den Schriftftellern fo verfchiedentlich, als die Hottentotten, ab-
> geſchildert worden. Manche ftellen fie der Farbe nad) als Negern vor, andere fagen, bey
. ber Geburt wären fie fo weiß, als Europäer, und Tachard redet von weißen Hotten⸗
totten. Bolbe aber, der ſich verfchiedene Jahre am Vorgebirge aufgehalten bat, ver-
ſichert, der Hottentotten Kinder wären bey ber Geburt glänzend olivenfarben, und diefe
Farbe befäme, wenn fie erroüchfen , von ihrem beftändigen Schmieren einen Schatten, bliebe
aber noch fters fichtbar, fo fehr fie auch folche überEleifterten.
Sefiatt and Diemeiften Männer find von fünf zu fechs Fuß hoch, und die $eiber beyderley Geſchlech—⸗
Sefchtsgge: ger wohlgebildet. Mit den großen Augen, flachen Nafen, und dien Lippen find fie den
Negern ahnlich, nur daß fie noch ihre Naſen mit Fleiße niederdrucken. Ihr Haar ift wie
bey den Negern Furz und wollicht. Die Männer haben große breite Füße: der Weiber ihre
find Elein und zart. Alle Weibsbilder haben gleich über der Scham ein feltfames härt-
’ liches
a) Rolbens Reife im I Banden.d. 25 u. fS. c) Kolbe giebt davon ein luſtiges Beyſpiel auf
5) Ebenderſelbe auf der 52, 119 und zı2 ©, ber 327ſten Seite,
MAN:
VER UND WEIBER DER HOTTENTOTTEN
nach, den leben, gezerc/ ane£.
bis nach Capo Guarda Fuy. XII Buch TI Cap. 147
fiches Gewaͤchſe, das folche wie eine Schürze bedecket. Kein Gefchlecht ſchneidet DEN“ 1713
gel von Fingern ober Zähen ab, Sie find felten bucklicht oder fonft verunftalter 5). Kolbe.
Sie find ftarf, gelenfe, und erftaunlich ſchnell. Ein wohlberittener Reuter kann bLeibesbeſchaf⸗
ſchwerlich den Hottentotten gleich fortfommen. Daher hält der hollandifche Statthalter fenheit.
am Vorgebirge beftändig eine Zahl guter Pferde fertig, fie im Nothfalle zu verfolgen. Sie
ſind gute Jäger, und im Gebrauche ihrer Wurffpieße und Pfeile, auch der Kirri oder Ya:
Eum-Stöde fo erfahren, daß fie fich mit den erftern vertheidigen, und auf eine beroundernd«
wuͤrdige Art Pfeile und Steine ausſchlagen. ä
Was ihre Gemürhseigenfehaften betrifft, fo haben fie zwar einige Schrifefteller als Gemuͤthsei⸗
offen Saftern ergeben abgeſchildert, aber neuere und beffere Nachrichten verfichern uns, genſchaften.
daß ſolches zuviel, wo nicht gaͤnzlich falſch iſt. Ihr vornehmſtes Laſter iſt die Faulheit,
die über ihre Seiber und Seelen herrſchet. Nachdenken ift eine Arbeit für fie, und Arbeit
ift die groͤßte Plage ihres Lebens, Ob fie wohl die Vortheile und Ergößungen, Die aus der
Arbeitfamkeit entftehen, beftändig vor Augen haben, fo kann fie doch nichts, als die äußerfte
Noch zum Arbeiten bringen, Diefe Liebe zur Nachläßigkeie und Freyheit ift ihr höchftes
Gut. Zwang ift ihr Tod. Wenn die Nothwendigkeit fie zu arbeiten treibt, fo laflen fie
ſehr wohl mit fich umgehen, find gehorfam und treu: aber. wenn fie fo viel haben, als fie
jege brauchen, fo find fie zu allen fernern Borfihlägen taub. Es ift unmöglich, ihre herr⸗
ſchende Faulheit aus zurotten.
Ihr naͤchſtes Laſter iſt Die Siebe zum Trunke. Man gebe ihnen Brandtewein oder ſtar⸗ Liebe zum
kes Getvänfe und Tobaf, fo werden fie trinken, big fie nicht mehr koͤnnen, ſchmauchen bis fie Trunke.
nicht mehr ſehen, und bräffen bis fie taub find. Die Weibsbilder find ordentlich dieſem
Fehler unterworfen, aber fie koͤnnen viel vertragen, ehe fie trunken werden, und alsdann
find fie ſehr naͤrriſch und ganz raſend c). So fehr fie aber auch ſtarke Getränke lieben, fo
ficher kann man ihnen folche vertrauen ; ohne Erlaubniß werden fie feinen Tropfen anruͤh⸗
ren. Solche Treue trifft man anderswo ſelten an. Ueberdieß folgen bey den Hottentot⸗
ten auf die Trunkenheit nicht die bey uns gewöhnlichen Laſter. Weder Männer noch) Wei⸗
ber fuhren lſſich dabey unverfchämt auf. Die ſchlimmſte Wirkung iſt, daß fie Haͤndel an
fangen, die ſich oft mit Schlägen endigen.
Ein anderer Fehler der Hottentoften ift, daß fie gegen ihre Mütter ſehr unerkenntlich Unerkennt⸗
find. Nachdem ein Hottentot, vermittelſt eines feyerlichen Gebrauchs, iſt unter die Zahl !ihkeit gegen
der Männer aufgenommen worden, fo mag er feine Mutter ohne Bedenken ſchimpfen ober ihre Muͤtter.
ſchlagen; und je übeler er mit ihr umgeht, defto höher fhäger man ihn. Die Weiber ſchei⸗
nen dieſe Unbeſonnenheit geduldig zu ertragen, ja zu entſchuldigen. Will man die alten
Leute von dem Unſinnigen in dieſer Gewohnheit uͤberfuͤhren, ſo loͤſet die gewoͤhnliche Antwort,
es ſey eine alte hottentotiſche Gewohnheit, alle Einwuͤrfe auf d).
Noch weiter befehuldige man fie mit Recht des barbarifchen Gebrauchs, daß fie ihre Sie ſetzen
Kinder und abgelebten Eltern wegfeßen. Wir fehen aber doch, daß alte Nationen, die wegen Kinder und
2 Beleheſamkeit berühmt find, eben diefes Verbrechen begangen haben e). Wegen der erften Eltern weg.
nmenſchüchkeit berufen ſich pie Hottentotten bloß auf die Gewohnheit: daß fie aber ihre ab-
: T2 gelebten
T der 37 und. folg. Seite; imglei⸗ e) Nie auch noch jetzo die Chinefer und Japa⸗
Seite, neſer diefe unmenfchliche Gewohnheit haben,
d) Kolbe au
chen anf der 324
18 Beſchreibumg ber Linder vorm Worgeb der guten Hoffnung
1713 gelebten und unnuͤtzen Alten in einer Hütte dem Hunger oder den wilden Thieren allein überlaf-
Aolbe- fen, vertheidigen fie als eine Gefälligkeit, dadurch fie das Elend des Sehens ihnen verkuͤrzten.
— Man kann unter Die gafter der Hottentoten, ihre Unſauberkeit in Speiſen und der
Kleidung rechnen, welche von ihrer Machläßigfeit herzuruͤhren ſcheint f).
Ihre Gut: Wir müffen nun die fhönere Seite von dem Charakter der Hottentoten befrachten;
herzigkeit, die vornehmften Tugenden, Die ihnen vor anderneigen zu feyn fheinen, find Gutherzigkeit,
Freundſchaft und Gaſtfreyheit. Sie find gegen einander ungemein gutwillig, und fuchen
alle Gelegenheiten, einander gefällig zu fern. Ein Hottentote eiler, feinem Sandsmanne
beyzuſtehen, wenn ſolches verlangt wird; er giebt feine Meynung auf Befragen aufeichtig
Son ſich, er hilfe feinem Sandsmanne mit allen Kräften aus feiner Noth, und eines von
den größten Vergnügen, das die Hottentoten zu genießen fiheinen, iſt, einander zu
beſchenken g).
Gaſtfreyheit Ihre Gaſtfreyheit erſtrecket ſich ſelbſt auf europaͤiſche Fremde. Wenn man durch die
Sandfchaften am Vorgebirge reifet : fo wird man überall willig und liebreich aufgenommen.
und Redlih: Kurz, Die Nedlichfeit der Hottentotten, ihre feharfe und gefchtoinde Handhabung der Ger
feit. vechtigfeit, und Ihre Keufchheit, haben bey wenig Nationen ihres gleichen, Ein liebeng-
wuͤrdiges und angenehmes natürliches Weſen befinder fich bey allen ihren Berrichtungen,
Diele haben als die Urſache, daß fie fich nicht zum Chriftenchume wendeten, den Meid,
den Geiz, die Wolluſt und die Ungererhtigfeit, die fie unter deflen Befennern fo häufig
* ſahen, angegeben. 2).
Geſchichte Man darf aber doch auch nicht glauben, als ob ſie von dieſen Laſtern ganz frey wären,
vom Klas, Kolbe giebt ein Beyſpiel von eines Hottentotenkoͤnigs oder Oberhaupts Wolluſt, Unge⸗
rechtigkeit und Gewaltthaͤtigkeit, in der Geſchichte eines reichen Gunjemans „Namens
Klas. Der König hatte dieſem feine Frau mit Gewalt entführt; und weil Klas darü-
ber untröftbar war: fo befchloß jener, ihn auch um das geben zu bringen. In dieſer Ab⸗
ſicht ließ er ihn von des Statthalters Bedienten anklagen, als ob er die ihm von den Hol-
fändern anverfrauten Guͤter veruntrauet Hätte; ob er fich gleich dabey fo vedlich aufgeführet
hatte, daß felbft feine Anfläger ihn darum beneideten. Der Statthalter war eben fo un-
gerecht, als die übrigen, und verbannte Rlafen auf das Aobbeneyland, 308 auch feine
„„ Güter ein, ob gleich derfelbe feine Unſchuld völlig dargethan hatte,
einen tugend⸗ Hauptman Theunis Berbranz van der Schelling, welchem Klas bey feinem Schiff⸗
haften Hot⸗ bruche auf das gutherzigſte geholfen hatte, war über diefe Ungerechtigkeit, die feinem Wohl
tentotten. thaͤter wiederfuhr, ungemein empfindlich, und fteffte den Directoren bey feiner Zuruͤckkunft
nad) Holland die Sache für Klaſen fo vortheilhaft vor ‚ daß fie Befehl errbeilten, Kla⸗
fen zurüc zu rufen, und ihm alle feine Sachen wieder zu geben: allein die weißen Wölfe
haften das meifte davon verzehrt, Klas begab fich mit dem ‚ was er befommen fonnte,
vergnuͤgt zu feiner alten Wohnung, war aber nicht lange dafelbft, als ihn der König er⸗
ar = ‚ und fich alfo von dem Beſitze der Frau dieſes tugendbaften Mannes
verficherte 7).
Ihre Spra⸗ Ihre Sprache iſt ungemein verwirrt und rauh. Ein Wort bedeutet vielerley, und
Ba die Yusfprache erfordert fo viel Anftogen, Biegen und Hinundherſchlagen ver Zunge, daß fie
! wie
"FI Rolbe auf der 144 und 333 Seite. 5) Ebenderſelbe auf der 166 und 337 Seite.
8) Derfelbe auf der 39, 324 und 337 Seite. 7) Ebendaſelbſt auf der 39 u. f. Seite.
.
bis nach Capo Guarda Fuy. XIII Buch TI Cop 149
wie eine Nation Stammlender zu feyn fheinen. ine befondere Art von Vögeln anzuzei- 1713
gen, fegen fie ein Beywort zu dem Worte Kourkour, welches einen Bogel bedeutet: fo Aolbe.
heißen fie einen Wafleroogel Ramma Kourkour. Cs ift daher für Fremde ſehr ſchwer,
und faſt unmoͤglich, ihre Sprache zu lernen ;- und aus eben der Urſache lernen fie zwar franz
zöfifeh oder hollaͤndiſch leicht verftehen, ſprechen es aber hoͤchſt unverftändlich aus. '
Folgende hottentottiſche Worte find aus einem Verzeichniffe, das Ludolfen iſt mit ar ihrer
getheilt, und von Junkern in deſſen Leben bekannt gemacht worden ). Man Hat fie hier er.
verbeſſert, und die Sylben, welche ein Klatſchen mit der Zunge erfordern, bezeichnet,
Khauna, ein Lam m. Bigug, der Kopf.
Dukatore, eine Ente, X Rouquequã, ein’ Hauptmann.
Kgou, eine Gans. Tkamma, ein Hirſch.
Kamma, Waſſer u. andere flͤßige Sachen. Ovao', der Hals,
Bungvaa oder Ay, Bäume, Rouquil, ‘eine Taube, up
OQuayha, ein Efel. dan, das Herz.
Knomm, hören. ; Anthu ri morgen.
Nouw, die Ohren. 2... goyes, ein Bock oder Gemfe,
Ahoekari, ein Vogel, Namens Knorhan. Kon, ein Zahn,
Ousaus, ein Fafan, t Tikquoa, Gott.
Kirri, ein Stod oder Stab. Gounya Tikquoa, der Gott der Götter).
Tata, ein Wallfiſch oder Nordkaper. Kham ⸗ouna, der Teufel,
Nombha, der Bart, Romma, ein Haus,
7]
Horri, Thiere uͤberhaupt. Hakqua Akqual, ein Pferd.
Ras, feinfen. Ahoaa', eine Rage,
Knabou, eine Vogelflinte. Koukuri, Eifen.
Durie-fa oder Bubaa, ein Ochſe. Ro’, ein Sohn.
Bu’ * Ara bo, ein wilder Ochſe. Kammo, ein Strom. ——
nee” kao, ein Laſtochſe. Rontekerep, eine Henne,
Oua oder Ounequa, die Aerme. Tika, das Gras.
Ounwie, die Butter. To qua Oukal, ein Wolf.
Quienkha, fallen. Roͤetſire, ein ſchandbares Wort.
Houte o, ein Seehund. Thouko, eine dunkle Nacht. =
Likhanee, ein Hund. Tkoume, der Reiß. U
23 Koamqua,
#) Ten — hat auch ein Verzeichniß von etz wie man aus denen zwiſchen Häkchen eingeſchloſſe-
wan zwanig Wortern, aber gap umrichtig, geliefert, nen fehen kann, die von ihm find,
1713
Kolbe,
—ñ—
Kleidung der
Männer.
so Beſchreibung der Lander vom Vorgeb der guten Hoffnung
Koamqua, der Mund.
Ghoudie [Boedi] ein Schaf,
Khou, ein Pfau.
Bona, ein Knabe,
Bois, ein Mägdchen;
Trouw ober a⸗ khouw, eine Seekuh.
Tkaa, ein Thal, .
Khomma, der Bau.
Toya, der Wind,
Idre Zahlwörter.
Ofui, Eins, Nanni, Sehe.
Kekam, Zwey. Konto, Sieben,
Rouns, Drey. Khiſſi, Ace.
Ouaouw [Bon], Donner. Halle, — Rlheſſi, Neun.
an ae Bavuffone, ein Togen Av’, Fünf, Ghiſſi, Zehn.
Diefes find ihre Zahlwoͤrter alle. Wenn fie zu zehn fommen, fo kehren fie wieder zur Ein
zurück, und zählen von neuem bis auf zehne; und wenn fie Das zehntemal auf zehn Eommen, fo
fagen fie das Wort zehn zweymal, als zehnzehn oder zehnmalzehn, ftatt hundert, Chen
das thun fie ben jedem hundert, big fie zu zehnmalzehnzehn oder tauſend kommen, und dag
Te auoklou, das Schießpulver.
Khoakamma, ein Affe.
Kuanehou oder Tkeuhouw, ein Stern.
Kamkamma, die Erde.
Mu, ein Auge.
Wort dreymal ausfpreshen, als zehnzehnzehn, oder zehnmalzehnzehn u. ſ. f. 2).
Der 1 Abſchnitt.
Ihre Kleidung, Speife, Haͤuſer und Hausrath.
Kleidung der Männer. Kroffen oder Mäntel, Kaps
pen. Armbänder, Kulkroß. Strümpfe. Pan⸗
toffeln. Stoͤcke. Kleidung der Weiber. Kutkroß.
Sie tragen keine Gedärme. Fußringe. Kopfzier:
zen. Urſache deſſen. Ihre Speiſen. Verbothene
Eſſen. Sie freſſen Laufe und alt⸗ Schuhe. ——
Trinken. Ihre Ergoͤzungen, Dörfer und Hütten,
Geſtalt und Bauart derſelben. Familie u, Haus⸗
vathen. Haarpuder. Ihr Schmieren u. Schwaͤr⸗ rath. Haushunde. Veraͤnberugen der Wohnung.
KB Kleidung der Hottentorten ifk fehr ſonderbar. Die Männer bedecken den Leib mic
einem Mantel, ven fie nach Beſchaffenheit der Witterung offen oder gefehloffen tragen,
Krofen oder Diefe Mäntel, die fie Kroſſen nennen, find bey den Bermögenden aus Tpgerhäuten oder
Mantel,
Rappen.
wilden Katzenhaͤuten gemacht: der gemeinen feute ihre beftehen aus Schaffellen. Im Winter
kehren fie Die haarichte Seite einwaͤrts und im Sommer auswärts. Sie dienen ihnen des
Nachts ſtatt der Küffen, und bey der Beerdigung ſtatt der Seichentücher, Sie werden auf
verſchiedene Art gemacht: einigegehen bie an die Knie; diejenigen, Die bey den Attaquas ges
braͤuchlich find, fallen auf die Knoͤchel; aber den Cape⸗Hottentotten gehen fie ordentlich nicht
unter die Hüften.
In heißen Jahreszeiten gehen die Männer dev Hottentotten mit bloßen Köpfen, ihr
ordentliches Kopfpflaſter vom Ruß und Fett ausgenommen. Damit übevftreichen fie ihren
Kopf alle Tage, und es ſammelt fih davon ſoviel Unreinigkeit, die fie niemals veinigen,
Daß
) Kolbe im I Bande a, d. ı ©. a) Kolbe im Bande anf der 187 Seite.
bis nach Capo Guarda Fuy. XIII Bũch II Cap. 15
daß es wie eine Muͤtze von ſchwarzem Lehme ausſieht. Sie ſprechen, das erhielte ihnen die 1713
Köpfe fühle. Im Winter tragen fie Kappen von wilden Katzen oder Laͤmmerfellen, mit Rolbe.
zwoen Schnüren zuſammen gebunden, von denen eine zweymal rings um den Kopf geht, und
alsdann mit der andern unter dem Rinne zufammen gebunden wird. Sie brauchen auch
diefe Rappen beym Regenwetter.
Ihr Geficht und ihr Hals find allezeit unbedeckt. Um ven Hals hänge ein beſchmutz⸗
ter Sad, der ihr Meffer (wenn fie reich find) ihre Pfeife, ihren Tobak und Dakha, mit einem
Fleinen an beyden Enden gebrannten Stoce, als ein Anhängfel gegen Zauberey enthält. Sie
machen Diefe Beutel oft aus alten Handſchuhen, die fie den Europäern abhandeln.
Am linken Arme tragen fie gemeiniglich drey elfenbeinerne Ringe, die fie fehr Fünfte Armbänder
lich und vichtig zu drehen wiſſen. Sie dienen ihnen zur Bertheidigung, und einen Sad zu
halten, in welchem fie ihre Lebensmittel auf einen Tag tragen a).
Weil fie die Kroſſen ordentlich offen tragen, fo fieht man ihren ganzen Borderfeib
bloß bis auf die Scham, Diefe bedecken fie mit einem Kul⸗Kroß over Schürze, welches Kulkroß.
ein vierecfichtes Stücke Haut von einem wilden Thiere, gemeiniglich einer Rage ift, das
fie oben um den Unterleib anbinden, das Haar auswärts fehren, und bie untern Ecken zu=
ſammen nähen, daß es gleichfam wie ein Futteral für diefes Glied wird 2),
Ihre Füße find ordentlicher Weife nadend, außer wenn fie ihr Vieh meiden, da fie
folche mit einer Art ledernen Strümpfen verwahren, Wenn fie tiber Slüffe geben, fo fragen Strümpfe,
fie eine Art Pantoffeln, die aus einer Ochſen- oder Elephantenhaut gefchnitten find, Sie Pantoffeln.
find aus einem Stüde, nach dem Fuße gemacht und mit Schnüren befeſtigt. 2
Auf Reifen fragen fie ordentlich ziweene Stoͤcke, vom Eifen oder Dlivenholze, die fie Stoͤce.
Kirri und Bakkum nennen. Der Rivri ift etwa drey Fuß lang und einen Zoll dicke, an
beyden Enden ſtumpf; mit demfelben vertheidigen fie fih. Der Rakkum ift an einem
Ende zugefpißt, und eine Are von Pfeilen, den fie fo geſchickt werfen, daß fie das Ziel fel-
ten verfehlen. Sie brauchen ihn auf der Jagd. In der linken Hand haben fie gewöhnlicher
Weife einen kleinen Stock, etiva einen Fuß lang, an welchen fie den Schwahz einer wilden
Katze, eines Fuchſes, oder einen andern, der bufchicht ift, befeftigen. Sie brauchen ihn da=
zu, wozu die Europäer ein Schnupftuch nehmen. Wenn er beſchmutzt ift, waſchen fie ihn
in dem erften Waffer; und winden ihn in der Sonne aus, wig einen Borftwifch, da er fo
gleich trocknet. ;
Die hottentottifchen Weibsbilder fragen zu allen Zeiten Muͤtzen, auch Tag und Nacht. Kleidung der
ie haben eine andere Geftalt, als der Männer ihre, und find fo gemacht, daß fie vom Meibsbilter,
Wirbel auf dem Kopfe gewunden fpisig zulaufen, da der Männer ihre gleich auf der Schwar-
fe aufliegen. Die Weiber fragen auch zweene Kroſſen oder Mäntel, ordentlich offen,
daß nichts ihre bloße Haut verdeckt, als ein lederner Sad, den fie beftändig, zu Haufe
und auswärts, mit ſich herumtragen, und in folchem ihre Jebensmictel, Dakha, Tobak und
— haben. Sie bedecken ihre Scham mit einer Art Schuͤrze, Kut⸗Kroß «) von eis
ihrer, ab fielle, da die Haare abgefchabe find: er iſt von eben der Geftalt, wieder Männer
—* ie narößer, Den Hintern bededen fie mit einem Eleinern. 4 Be
Däiher in a Schriftfteller haben von den Hottentottinnen verſichert ‚ fie truͤgen bie Sie tragen
chafen und andern Thieren um die Füße, Dieß iſt eine Unwahrheit. Die keine Dar—
5) Sieh # Maͤgd⸗ mer.
jede auch Souberes Reiſe nach Siam, IB, a. d. 164G. ©) Bey Kolben Kroſſe.
12 Beſchreibung der Laͤnder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713 Mägdchen tragen von ihrer Kindheit bis ins zwölfte Jahr Binfen, in Ringe gebunden, um
Kolbe Die Füße, vom Knie bis an die Hacken. Wenn fie zu diefem Alter gefommen find, fo machen
ſie diefe Ringe aus Schnittlingen von Schafs- oder Kalbshaut, einen kleinen Finger dicke.
Sie fangen das Haare ab, und fehren alsdann die Seite, darauf es ftund, einwaͤrts.
Fußringe. Einige, welche Weiber geworden, haben uͤber Hundert ſolche Ringe am Fuße, ſo ar⸗
fig gewunden und zuſammen gefuͤgt, daß fie, wie eine zuſammenhaͤngende Windel ausſe—
hen, und Durch langes Tragen fo hart wie Holz werden, Damit diefe Ringe nicht herunter
fallen, befeftigen fie folche mit breiten Bändern an den Öelenfen, und fie dienen theils als
eine Zierrath des weiblichen Geſchlechtes, (denn das hoftentotifhe Frauenzimmer träge Die:
fer Ringe mehr oder weniger nach) ihrem Nange,) theils die Füße zu verwahren, daß fie im
Felde nicht von Dornen und Hecken zerriffen werden.
Ropfsierre _ Die Sottentoten haben fehr gern Kopfzierrathen. Erſtlich gefielen ihnen metallene
then. Knöpfe und dünne Platten, die noch) jego am Cape Mode find, Ein Stückchen Spiegel hal⸗
ten fie fo hoch, als wir Diamanten.
y Ohrringe und Glaskorallen find der Vornehmſten Unterfiheidungszeichen;; fie fragen
aber folche nur in die Haare befeftige. Sie vertaufchen auch ihr Bieh willig dargegen.
Sie hängen auch die aufgeblafenen Blaſen der Thiere, Die fie umgebracht haben, in ihre
Haare, Die Männer von den kleinen Tamaquas fragen eine kleine Platte poliries Eifen,
wie ein halber Mond an der Stirne. ’
Haarpuder. Dieſen Putz vollkommen zu machen, fehlet nur noch Puder. Das Kraut Spiraͤa
giebt ihnen getrocknet und gepülvert einen goldfarbenen Staub, mit dent fie ſich Kopf und
Gefichte pudern. Die Weiber fegen ihrer natürlichen Häplichkeit noch eine neue Reizung,
ober vielmehr Abfcheulichfeit zu, und bemalen ſich das Geficht, vermittelt eines rothen
Kalkes, der in den Capelaͤndern gefunden wird, mit Flecken d).
Schmieren Wir müffen das nothwendigſte Stüd des Puges, bey Männern, Weibern und Kin-
und Schwaͤr⸗ dern nicht vergeſſen. Es ift folches Die Gewohnheit, fich mit Butter oder Schafsfette zu be-
zen. ſchmieren, darunter fie Ruß von ihren Kochtoͤpfen mengen ‚und ſolches fo oft wieverhoß-
Ien , als die Sonne es austrocknet. Weil die ärmern ſtinkichte Butter oder Schmeer neh-
men müffen: fo kann man fie ziemlich weit viechen: bie Neichen aber find reinficher, und
brauchen die frifchefte Butter, die fie Haben Fönnen. Der ganze Leib wird damit beſchiniert,
und die es thun Fönnen, falben auch ihre Mäntel damit. Der Unterfchied des Schmiereng
machet das Merfmaal aus, an welchem Bornehme vor den fehlechtern kenntlich find. Bor
Fiſchfett aber haben fie einen Abfcheu, und brauchen es weder zum Eſſen noch zum Schmieren.
Urfache des: Die Schriftfteller haben von diefer Gewohnheit verfchiedene Urfachen angegeben.
felsen, Manche, wie Tachard, fehreiben es bloß einer Eitelkeit zu; andere, als Boving, glauben,
es folle dienen, den Leib biegfam und geſchmeidig zu machen: Kolbe aber behauptet,es folle
ihren geib vor der brennenden Sonnenhitze befchirmen, bie fonft in einem fo heißen Land⸗
ftrihe ihre Stärfe und Munterfeit verzehren würde, und Die öftere Widerhohlung des
Schmierens fcheint Diefe Meynung zu befräftigen ec). _,
Ihre Spei⸗ Ihre Speiſen ſind Fleiſch und Eingeweide von ihrem Viehe, und gewiſſen wilden Thieren,
ſen. nebſt mancherley Wurzeln und Früchten. Sie toͤdten aber, ihre oͤffentlichen Feſte oder Anders,
makens ausgenommen, ſelten Vieh zu ihrer eigenen Speiſe, als im aͤußerſten Nothfalle:
4) Kolbe im I Bande auf des 190 und folgenden Seite, *
— —
bis nach Capo Garda Fuy. KIM Buch MI Cap. 153.
wenn aber ein Schaf oder eine Kuh umfälle, fo effen fie das Zleifch ohne Bedenfen, und 1713
Halten es für gefund. Sind die Männer mit den Früchten, Wurzeln und Milch, damit Aolbe.
die Weiber fie verforgen, nicht zufrieden, fo gehen fie auf Die Jagd, oder. wenn fie nahe am — ——
Meere wohnen, fiſchen. Sie jagen allezeit in ſtarken Gefellfchaften. Das Eingeweide des
Viehes oder Wildes fehen fie für das befte Effen an, wenn es in Thierbiute mit Milche ver-
menget gekocht if, Manchmal braten fie folhes auch, effen es aber ordentlich in beyden
Fällen halbroh. Sie freffen ihre Speifen fehr begierig und mie vafend auf, ohne fehr auf
den Wohlftand zu fehen. Die Weiber fochen bejtändig, außer wenn fie ihre monatliche
Zeit haben, da die Männer entweder bey ihren Nachbarn das Effen zurichten laffen, oder
fich felbft Eochen. Sie kochen ihr Fleiſch wie wir; zum braten aber legen fie es zwiſchen
zween flache Steine.
Sie haben feine ordentliche Mahlzeiten, fondern effen, wie fie $uft und Hunger an- Verbothene
treiben, bey Tage und bey Nacht. Den fihönem Wetter effen fie unter freyem Himmel, Speiſen
bey Winde oder Regen aber in ihren Hütten. Gewiſſe Speifen find ihnen durch das Her-
fommen verbothen. Schweinefleifh und Fifche ohne Schuppen find beyden Gefchlechtern
unterfage. Hafen und Kaninchen dürfen nur die Weiber, und Maulwurfsfleiſch nur die
Männer effen.
Die Unveinlichkeie der Hottentotten macher fie voller Laͤuſe, von Denen manche fehr groß FreſſenLaͤuſe,
find, die ſie auch eſſen. Fraget man fie: wie fie fo ein abſcheuliches Gewuͤrme eflen koͤnnen?
fo berufen fie ſich auf das Wiedervergeltungsrecht, und fagen, es ſey Feine Schande, das zu
Freffen, was fie frißt. Sie ſchamen ſich auch nicht, wenn man fie gleich bey ihrer Lauferey
antrifft, und dergleichen Ungeziefer haufenweiſe auf ihnen herumkriecht.
Die Europäer am Borgebivge haben eine Art von Feldfihuhen, aus der rohen Haut und Schupe.
eines Ochſen oder Hirſches, mit der haarichten Seite auswärts geſchnitten. Wenn fie fol-
che wegwerfen werden ſie von den Hottentotten aufgeleſen, und auf einen regnichten Tag,
wenn ihre Lebensmittel ausgehen, aufgehoben, da ſie ſolche mit großer Luſt verzehren. Sie
ſengen erſt das Haar ab, weichen ſie alsdann in Waſſer, und kochen ſie darauf uͤber dem
Feuer.
Die Hottentotten unter ſich eſſen nie Salz, auch thun ſie kein Gewuͤrze an ihre
Speiſen. Aber ſolche gewuͤrzte Gerichte ſchmecken ihnen bey den Europaͤern ſehr wohl, und
ſie eſſen ſtark davon, ob ſie gleich darauf oft krank werden, und diejenigen, die ſich an un—
fere Speifen gewöhnen, nie fo gefund find, noch fo alt werden, als ihre andern Landsleute.
Männer und Weiber effen bey ihnen allezeit abgefondert f).
die Der Hottentotten ordentliches Getraͤnk ift Milch oder Waſſer, vermengt oder allein; Ihr Se:
e Männer aber Eoften Feine Schafmilch. Sie find große Siebhaber von Wein, Brandte- traͤnk.
Sein und Arrack, beſonders dem letztern, weil ſolcher am Cape am wohlfeilſten iſt. Im
Fe find fie auch nicht efel; denn wenn der Wein gleich dick oder ſauer ift, fo gebt e
eo fo gut, als der befte, hinunter. i
haben Pi Brauchen gewiſſe Sachen ſowohl zur Ergößung, als andere Seute. Beyde Geſchlechter Ihre Ergoͤ⸗
Zahn, : außerordentliche ftarfe Neigung zum Toback. Ein Hottentot wird lieber einen bungen.
eheile d — Korn Toback hergeben; und die Holländer am Vorgebirge trauen dem Ur—
fentoten am Cape vom Tobacke mehr zu, als dem Europäer von er —
eſchmacke.
—* —— 49 u. 187 Seite. f) Ebenderſelbe a.d.47 ©. imgl. a. d. 202 U. f. S.
Allgem. Heiſebeſchr. V Rand. u
154 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb.der guten Hoffnung
1713
Kolbe,
Dörfer und
Hütten,
Samilieund
Hausrath.
Geſchmacke. Wenn fie ſich zu einem Weißen vermiethen, ſo iſt Toback allezeit ein Artikel der
Beſoldung. In Ermangelung des Tobacks brauchen ſie Dakha, welches den Kopf eben ſo
einnimmt, und mengen es manchmal unter den Toback, welches Mengſel fie Buſpaſch
nennen. Eine gewiffe Wurzel, Kanna genannt, bie frunfen macher, wird von ihnen
ebenfalts fehr hoc) geſchaͤtzt. Man wird fie bey den Pflanzen nachgehends weitläuftiger
befchreiben g):
Sie wohnen, wie die Tartarn, in Dörfern, mit denen fie von einem Otte zum an⸗
dern rücken, Sie heißen folche Kraale. Ordentlich beftehen diefelben aus wenigſtens
zwanzig Hüften, welche fo Dichte, als möglich), „an einander gebaut find, Man haͤlt es für
einen fehlechten Kraal, wenn nicht mehr, als hundert Perfonen, darinnen find, Meiften-
theils haben fie zu drey- bis vierhundert Einwohnern, ja manche zu fünf Hunderten, In
einem jeden Dorfe ift nur ein einziger und fehr enger Eingang. Die Hütten find in einen
Kreis, an den Ufern eines Fluſſes, wie fihs am bequemſten thun läßt, gefegt, und Defen
aͤhnlich. Das Bauzeug find Stäbe und Matten. Die erftern find von der Stärke eines
Griffes an einer Harfe, aber viel länger. Die Matten werden von den Weibern aus
Binfen gemacht, und fo Dichte gewebt, daß Fein Regen durchdringe. Der Boden diefer
Huͤtten iſt länglicht vund, feine größte Sänge etwan vierzehn Fuß, und die Fürzefte zehn Fuß,
Queer über diefe legtern befeftigen fie einen Stock bogentveife, fo, daß feine beyden Enden in
der Erde ſtecken, und der Gipfel diefes Bogens ift zugleich der Gipfel des Haufes. Drey
Bogen, die mit diefem parallel find, ftehen vor ihm nach dem Eingange zu, und fünfe hin⸗
terwaͤrts, fchließen die Hütte, Sie bedecken folche nicht, wie Dogel faget, mit Strobe,
. fondern mit Matten, deren Eden fo dicht über einander liegen, daß weber Wind noch Res
gen durchdringen koͤnnen. Die reichern Hottentotten haben noch über diefes über ihren Hüt-
ten eine Bedeckung von Häuten, Der Eingang iſt etwan drey Fuß hoch, und zween Fuß
breit, fo daß die Hoftentotten auf allen Bieren hineinkriechen. Inwendig oben an dieſer Thüre
iſt ein Fell befeſtigt, das ſie wie einen Vorhang erheben und niederlaſſen koͤnnen, und ſich
dadurch vor dem Winde verwahren. Wenn ihnen aber ſolches zu lange währet, fo. öffnen fie
die Thuͤre auf der andern Seite. Da weder Männer noch Weiber in diefen Hütten ftehen
koͤnnen, fo hucken fie platt auf ven Hinterbacken; welchen Sig die Gewohnheit ihnen leicht
gemacht bat.
In diefen geoßen und Eleinen Hütten halt fich nur eine Familie auf einmal auf, die aus
zehn oder zwoͤlf Alten oder Jungen befteht. In der Mitte der Hütte ift ein großes Loch,
etwan einen Fuß tief, als der Feuerplas. An den Seiten find Eleine Söcher, darinnen zu
fehlafen; eine jede Perfon von einem jeden Geſchlechte hat ihre befondere Schlafitätte, dar-
ein legen fie fich zur Ruhe, und breiten ihre Kroſſen oder Mäntel unter ſich; die Kroſſen,
die fie übrig haben, nebft ihren Bogen und Pfeilen, hängen an der Seite. Zween oder
dreh Kochtöpfe, einer oder zweene zum’Trinken, und einige irdene Gefäße zu Milch und
Butter, machen ihren ganzen Hausrat aus, Weil der Rauch aus diefen Hütten feinen _
Ausgang hat, als durch die Thüre, fo kann Fein Europäer in denfelben bleiben, wenn Feuer
darinnen iſt; und man muß fich verwundern, daß fo Fleine und aus fo verbrennlicher Ma⸗
terie erbaute Hütten nicht anbrennen.
Eine
) Rolbe im I Bande a. d. 210 u. f. ©. b) Ebenderſelbe auf der 217 u. f. ©.
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- fie bey der Nacht Dinaus, das Vieh zu bewachen, das theils inner =. theils außerhalb dem
bis nach Capo Guarda Fuy. XI Buch II Cam 155
Eine jede Hütte hat ordentlich einen Hund zu Verwahrung des Viehes und,ber Fa- 1713
milie. Sie laflen felbige nicht beym Feuer bleiben, wie einige vorgeben, fondern treiben Rolbe.
a
Kraal iſt. Die Hottentotten wohnen nie in Hölen, wie Tachard berichtet. ae
Wenn ihnen Weide fehlet, oder ein Einwohner des Kraals eines natürlichen oder Forträcen
gewaltſamen Todes firbe: fo rücken fie allemal mit ihren Wohnungen fort, Bey dem ihrer Weh—
Wegruͤcken von dem Drte, den fie verlaffen, und bey der Ankunft an den Pla, den fie zu nungen.
einer neuen Wohnung erwählen, födten fie ein Schaf, und halten ein Anderfinafen oder
ein Feſt, mit dem Unterſchiede, daß in dem legten Falle die Weiber die Ceremonie verrich:
ten, und die Männer davon ausgefchloffen find 2).
Der Abſchnitt.
Ihre oͤffentlichen Ergoͤtzungen, ihre Freudensbezeugungen,
und ihre Muſik.
Ihre Anderſmaken oder Ergoͤtzlichkeiten. Ihre im Schießen und Steinwerfen. Ihre Art zu
Muſik. Das kleine und große Gomgom. Die jagen. Wie ſie die Elephanten fangen. Wie
Topftrummel. Ihr Singen und Tanzen. az die Harnritter gemacht werden. Ihre Fiſche.
gen. Luſtige Geſchichte. Ihre Geſchicklichkeit
SD Hottentotten ftelfen bey ihrer Beränderung des MWohnplages oder der Umſtaͤnde, Andersma⸗
bey jedem merkwuͤrdigen Borfalle ihres Lebens und ihres Glückes , Dpfer und Fefte an, fen oder Er
Manche dergleichen Seyerlichkeiten gehen nur einzelne Familien an, als wenn einem Küng. Looblichkei⸗
linge die eine Hode genommen wird, ober wenn man ihn unter die Oefellfchaft der Männer
aufnimmt, Andere geſchehen öffentlich; als, wenn fie Glüc im Kriege haben, wenn wil-
de Thiere, die ihr Vieh befchädigten, von ihnen überwältigt werden find, wenn einer ihrer
Vornehmen von einer Krankheit wieder auffommt, u. d. g. Diefe Feyerlichkeiten, ja alle
andere Ceremonien und Gebräuche auszudruͤcken, haben fie ein hollandifches Wort: Ars
dersmaken, d. i. anders machen oder ändern zu beffern, angenommen. Die öffentlichen
Feſte beſſer zu verrichten, richten fie in der Mitte des freyen Pages ihrer Dörfer eine Huͤtte
auf, in der alle Männer Plag haben: das Bauzeugmuß alles neu ſeyn; die Weiber ſchmuͤ⸗
fen ſolche Hütte mit grünen Yeften und Bluhmen. Darauf toͤdten fie den größten Och⸗
fen, von dem ein Theil gebraten, der andere gefocht wird; diefes verzehren die Männer in
der Hütte; die Weiber befommen die Brühe, und die Nacht wird mit ihrer gewöhnlichen
Muſik und Tanzen befchloffen, davon fie außerordentliche Liebhaber find 2).
Ihre muſikaliſchen Inſtrumente find das Bomgom, welches allen Negervölfern auf der Muſik.
africaniichen Küfte gemein ift. Man bat davon zweyerley Arten, die große und die Eleinere, Dis Som:
Es ift ein Bogen von Eifen oder Dlivenholze, mit geflochtenen Schafdärmen oder Sehnen 9m
‚bezogen, welche fie an der Sonne trocknen, bis fie fo elaſtiſch als unfere Biolinenfaiten wer-
den. An der Saite gleich an einem Ende des ‘ Bogens, befeſtigen ſie, wenn ſie ſpielen,
einen aufgeſchlitzten Federkiel, indem fie die Schnur in den Schlig ziehen, daß er ganz
durch den Kiel gehe, Diefen Kiel legen fie beym Spielen an den Mund, wie wir mit dem
! u 2 Brumm:
a) Kolbe im I Bande auf der 125ften Seite.
156 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713
Kolbe.
Das große
Gomgom.
Topftrum⸗
mel.
Ihr Singen.
Ihr Tanzen.
Brummeiſen oder der Maultrommel thun, und die verſchiedenen Toͤne des Gomgom kom⸗
men von der verſchiedenen Regierung ihres Athems her.
Das große Gomgom iſt von dem kleinern nur durch eine Kokosſchale unterſchieden,
von der das obere Theil abgeſchnitten, und fie vermittelſt zweyer Löcher an dem Stricke befe-
ftige iſt, ehe folcher an den Bogen koͤmmt, daß fie alfo beym Spielen die Schale bin und
her bewegen, und dem Kiele nähern oder davon entfernen, nachdem fie den Schall ver-
ändern wollen.
Ein ander hottentottiſch Inſtrument ift den Weibern eigen, und befteht aus einem ir⸗
denen Topfe, mit einem platgemachten Schaffelle bedeckt, das dichte mit Sehnen wie auf
einer Teummel angezogen wird. Sie bringen mit diefem Inſtrumente nur einen Ton, mit
wenigen Noten hervor. >
Ihre Vocalmuſik befteht in dem einfylbigten Worte 0, und zween oder drey wilden
Gefangen oder Salsldrums. Der exfte begreift wenige Noten in ſich, und wird bey allen
ihren zum ottesdienfte gehörigen Gebräuchen gefungen: aber überhaupt ift alle ihre Mu⸗
fie wild, und europäifchen Ohren zuwider b).
Ihr Tanzen befteht in folgenden: die Männer des Kraals hucken fih in einem Kreife
nieder, und laffen für die Weiber Pas, fih zu ihnen zu fügen, So bald man die Gom⸗
gome höret, fangen die Weiber an, die Topftrummeln mit ihren Fingern zu fchlagen;
alle die übrigen fingen Ho, bo, ho, und Elopfen in die Hände, Alsdann ftellen fich verſchie⸗
"dene Paare zum Tanzen dar: es geht aber nur ein Paar auf einmal in den Kreis, und fie
tanzen mit den Gefichtern gegen einander gekehrt. Wenn fie anfangen, fteben fie etwa
zehm Schritte von einander, und fie tanzen gegen fünfzehn Minuten, ehe fie zufammen kom⸗
men. Zuweilen tanzen jie die Ruͤcken gegen einander gekehrt, nehmen aber einander nie
bey den Händen, und ein Tanz waͤhret wohl eine Stunde. Beyde Tänzer find fehr flüch-
tig, und fpringen fehr hoch und rein. Die Weiber fehen mährender Zeit beftändig auf ihre
Füße nieder, und fingen Ho, bo, ho, wobey fie in Die Hände klopfen. Wenn fie Manns-
perſonen zu Mittänzern verlangen, ftehen fie auf ‚und ſchuͤtteln die Ringe an ihren Füßen,
die, wenn fie beym Tanzen niederftoßen, ein Getöfe, wie das Geſchirr eines Rurfchpferdes
machen, wenn es fich ſchuͤttelt. Die Tänzer ermüden meift die Spieler, weil die $uft fel-
ten ein Ende hat, bis alle Einwohner durch find; außer dem Tanzen bey ihrem Gottesdien-
ſte, verrichten fie dergleichen auch bey andern Gelegenheiten, als wenn zwiſchen zwo krie⸗
Ihr Jagen.
Ein luſtiger
Vorfall.
genden Nationen ein Samſam ober Friede gemacht iſt; wenn bie Einwohner eines Fleckens
ein wildes Thier geföbtet haben, einem drohenden Uebel entgangen find, oder fonft ein be—
fonderes Gluͤck erhalten haben 9). F
Die Jagd iſt eine andere Ergotzung der Hottentotten, in der fie erftaunliche Geſchick⸗
lichkeit, fo wohl im Gebrauche ver Waffen, als im ſchnellen Saufen zeigen. Es iſt in der
That zu verwundern, daß fie ihre fehnellen Füße nicht öfterer misbrauchen, ob wohl big-
weilen dergleichen Vorfälle fich ereignet haben, von denen einer verdient zur Beluſtigung
erzähle zu werden. - u ——
Ein hollaͤndiſcher Bootsmann landete am Vorgebirge, und gab einem Hottentotten eine
Rolle Tobak, etwa zwanzig Pfund ſchwer, ſolche ihm in bie Stadt nachzutragen. Als ſie
auf einige Entfernung von der Geſellſchaft gekommen waren, fragte der Hottentotte den
Boots⸗
5) Kolbe im I Bande auf der 273 und folgenden Seite.
N.
a
2
EN.
ur ‚
ANZ UND MITSIE DER HOTTENTOTT
— —
—
bis nach Capo Guarda Fuy. XII Buch II Cap. 157
Bootsmann auf hollaͤndiſch, ob er gut laufen koͤnne? laufen! fagte der Bootsmann; oja, 1713
fehr wohl. Kommet, wir wollen es fehen, verfeßte der Hottentotte, und machte ſich mit Zolbe.
dem Tobade auf die Füße, daß er in einem Augenblicke außer dem Gefichte war, Der
. Bootsmann blieb an ftatt nachzulaufen, über ſolche wunderbare Schnelligkeit erftaunt ftes-
ben, und fah weder Tobaf noch Träger wieder,
Ihre Geſchicklichkeit im Bogenfchießen, und Affagay auch Rakkumſtoͤcke⸗werfen, Schießen.
iſt faſt unglaublich. In dem Gebrauche dieſes Gewehres zeigen ſie ein ſo ſcharfes Geſicht,
und fo große Gewißheit in der Hand, daß es ihnen fein Europäer nachthun kann. Wenn
ein Hottentot einem Hirfehe, einer voilden Ziege oder einem Hafen, auf dreyßig oder vierzig
Ellen nabe kommen fann, wird ſolches der Rakkumſtock felsen verfehlen. Steine werfen fie ſo Steinwer:
richtig, daß fie ein Ziel, wie ein halber Dreyer groß, auf hundert Schritte treffen. Gleichwohl fen.
ift diefe gewiſſe Hand noch nicht alles wunderbare bey ihnen; fie ftehen niemals ſtille, nad) dem =
Ziele zu fehen wie wir, fondern find in beftändiger Bewegung, und machen allerhand feit:
ſame Stellungen, daß man eher denken follte, fie trieben Poſſen, als fie zielen; bisder Stein
- gerade nad) dem Ziele, wie durch eine unfichtbare Hand geworfen fliege. Der Hotten⸗
torte fieht, wie man über ihn erftaunt, evgöget fich darüber, und wiederhohlet den Berfuch
fo oft man will, Im Bogenfchiegen und Pfeilenwerfen find fie gleich geübt.
Wenn ein Hottentot allein, oder nur in Gefellfchaft ihrer zween ober drey, jagen Art zu jagen.
gebt, ſo thut er es bloß, Wilppröt für feine Familie zu fangen. Bey diefer Gelegenheit,
haben fie fein ander Werkzeug nöthig, als den Rakkumſtock. Sie haben aber auch) große-
Jagden, da alle Männer eines Fleckens zufammen ausgehen, zu ihrem Vergnügen zu jagen,
oder ein wild Thier, das ihr Vieh beunruhiger, aufzufüchen. Iſt folches ein Elephant,
Nashorn, Elend oder wilder Eſel, ſo umringen ſie es und greifen mit ihren Wurfſpießen
an, da ſich immer einer hinter das Thier machet, weil es ſich nach einem andern wendet, und
fo machen fie, daß es ſich beſtaͤndig herumdrehen muß, ohne zu wiſſen, wen es anfallen ſoll,
bis es voll Wunden hinſinkt. Einen Loͤwen, Tyger oder Seoparden, fallen fie auf gleiche
Art an, und entgehen der Wuth deffelben durch ihre erftaunliche Hurtigkeit. Es ſpringt ges
gen einen fo fhnefl, und dem Anſehen nach fo gerade auf ihn, daß man des Kerls wegen
zittert, und erwartet, ihn den Augenblick zerriffen zu fehen; allein man ivvet fih, Im Au-
genblicke fpringt der Hottentotte auf Die Seite, und das Thier läßt alle feine Wuth auf den
Grund aus, Es wendet fich nach) dem andern und deitten, und ebenfalls vergebens. Es
bruͤllet, ſchaͤumet und rafet vor Grimme. "Auf einer Seite entfpringen fie dem Thiere mit
unglaublicher Gefhidlichfeie, auf der andern loͤſen fie einander mit unglaublicher Eil und
Herzhaftigkeit ab. Dergleichen Schaufpiel ſieht man nirgends in der Welt als bey den
Hottentotten; und man ſieht es nicht ohne die größte Verwunderung. Wenn das Thier
nicht bald niedergemacht wird, fo merket es, daß mit fo hurtigen Feinden nicht auszukommen
it, und machet ſich auf die Flacht. Die Hottentotten laffen es frey laufen, folgen ihm
aber von weiten nach, wohl wiflend, daß es bald fallen und ihnen das Fell lajfen muß, weil
ihre Pfeile vergiftet find,
Sie haben eine andere Art, die Elephanten mit weniger Mühe und Gefahr zu über- Wie fie die
waͤltigen. Weil diefe Thiere allezeit heerdenweiſe zum Waſſer gehen, und in einer Kinie Clepbanten
u3 hinter fangen,
€) Ehenderfelbe auf der 181 und folgenden Seite.
*
153 Becſchreibung der Laͤnder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713
Kolbe.
Hinter einander ziehen: fo machen fie mit ihren großen Fügen einen Weg von ziemlich Eennt-
lichen Fußftapfen. In diefe Bahn graben die Hottentotten ohne Spaten und Schaufel
"ein Soch von ſechs bis acht Fuß tief, und etwan vier Fuß weit, und ftecfen einen fpißigen
Pfahl mitten darein. Alsdann bedecken fie die Höhlung mit Eleinen Aeſten, Blättern, Gras
und Erde fo Fünftlich, daß es niemand fieht, Der Elephant fälle mit feinen Vorderfuͤßen
KHarnritters
wie fie ges
macht wers
den,
hinein, (denn es ift nicht groß genug, ſeinen ganzen ‚Körper zu enthalten), und der Pfahl
durchſtoͤßt ihm den Hals oder die Bruſt, Daß er ficher da bleiben muß, bis die Hottentotten,
die da Wache halten, kommen, und ihn hinrichten. Alsdann mird fein Seichnam nach dem
Flecken geichleppt, und giebt eine große Gaſterey; oft fangen fie Nashörner und Elende
auf eben Die Art 2),
Die Hottentotten haben einen Orden unter fich, der in befonderm Anfehen ſteht: Es
find diejenigen darinnen , Die einzeln einen Löwen, Tyger, Seoparden, Elephanten, ein Mas«
horn oder Elend angegriffen und niedergemacht haben. Ein Held von diefer Art wird fol-
gendermaßen zu feiner Würde erhoben. Wenn er von feiner Heldenchat zum Flecken zu-
rück kommt, fo begiebt er ſich in feine Hütte, wo er nicht lange fißt, bis ein alter Mann
von den Männern des Kraals abgeſchickt wird, ihn zu Empfangung feiner verdienten Ehre
einzuladen, Der Uebermwinder ſteht auf, und folger feinem Führer mitten in den Flecken,
wo alle Männer verfammelt find, und feine Ankunft erwarten, Daſelbſt nun kauret er auf
eine Matte nieder , die für ihn ausgebreitet iſt, und alle Männer hucken im Kreife um ihn
herum. Der alte Abgeordnete geht auf ihn zu, und bepijlet ihn vom Fuße bis auf den Kopf,
"unter Ausfprechung gewiſſer Worte.
Iſt der Abgeordnete ein guter Freund des Giegers, fo uͤberſchwemmt er ihn. Je mehr
Piſſe, vefto mehr Ehre, Der Ritter felbft hat zuvor mit feinen langen Nägeln in das Fett,
damit er befchmierer iſt, Furchen gemacht, und reibt den Harn, wie ſolcher auf fein Geficht und
auf feinen Leib fällt, begierigft hinein. Daher Heißt der Berfaffer es den Harnorden; denn die
Hottentotten haben feinen Namen dazu. Nachgehends zuͤndet der Abgeordnete eine Pfeife To⸗
bad oder Dakha an, welche durch die Geſellſchaft herumgeht, bis in ihr nichts als Aſche übrig
2 - bleibe. Dieſe fehüttet der Abgeordnete auf den neuen Nitter, und derfelbe empfängt we⸗
Fiſcherey.
gen der hohen Ehre, die er erhalten, und des Dienſtes, den er ſeinem Lande gethan hat,
SGluͤckwuͤnſchungen. Wenn dieſes geſchehen iſt: fo ruhet er drey Tage aus, und dieſe Zeit
über darf feine Frau nicht zu ihm. Den Abend des dritten Tages fehlachtet er ein Schaf,
nimmt feine Grau wieder zu fi), und erfreuet fich mit feinen Freunden und Nachbarn,
Nach diefem trägt er beftändig Die Blaſe des befiegten Thieres als ein Ehrenzeichen
in feinen Haaren.
Diefe Afeicaner bezeugen fich freudiger über eines Tygers, als über eines andern Raub⸗
thieres Hinrichtung. Fe
Im Fiſchen übertreffen fie die Europaͤer am Cape auch weit. Sie find mit der Angel
und dem Mese fehr geübt, und gebrauchen in Buchten und Stüffen den Wurfſpieß. Sie
fangen auch die Fifche ſehr geſchickt mit den Händen. Weil fie eine Fifche ohne Schuppen
effen, fo verkaufen fie folche den Europäern. zn:
Sie find unvergleichliche Schwimmer, obwohl ihre Ar zu ſchwimmen etwas wunder.
bar und ihnen eigen iſt; denn fie ſchwimmen mit den Hälfen über dem Wafler erhoben, und
den
M Bolbe im II Bande auf der 242 und, folgenden Seite,
bis nach Capo Guarda Fuy. XI Buch Ul Capv. 150
den Haͤnden darauf ausgebreitet, daß es ausſieht, als giengen ſie auf feſtem Boden, 1713
Auch bey ungeſtuͤmer See, wenn folche wie Berge hoch geht, tanzen fie folchergeftalt vor- Aolbe.
märts auf den Wellen, fteigen und fallen, wie Stüden Korf. Ihre Fifcher packen die
Fiſche, ſie fangen, in ihre Kroſſen oder in Lederſaͤcke, und ſchwimmen fo mit der Laft auf
den Köpfen.
Das Jagen und Fifchen ftehe allen Einwohnern unter ben hottentotiſchen Voͤlker⸗
ſchaften frey e). *
Der WAbſchnitt.
Heirathen und Hauswirthſchaft der Hottentotten.
Wie fie um ein Weibsbild anhalten. Hochzeitgee Naſe flach druͤcken. Den Knaben wird eine
Bräuche. Ihre Ausftattung dev Kinder. Wie der Hode geranbt. Wie folhes geſchieht. Wie er
Ehebruch beſtraft wird. Die Witwen verlieren nachgehends gewartet wird. Urſache davon. Wie
beymHeirathen ein Glied vomFinger. Gebaͤhren. fie in die Gefellfchnft der Männer aufgenom:
Die Mägdchen werden weggeſetzt oder lebendig. men werden. Sie gehen mit ihren Müttern
begraben. Wie das Kind feinen Namen erhält, übel um. Hauswirthſchaft. Verrichtungen der
und die Eltern ſich reinigen. Wie fie ihm die Weiber.
ffes Anhalten um die Ehe gefehieht bey ben Hottentotten von dem Water oder nächften Wie fie um
Anverwandten bes Freyers, bey dem Water oder nächften Anverwandten des Weibs- ein Weibs⸗
bildes. Wenn der Juͤngling um achtzehn Jahre herum alt iſt, welche Zeit gewöhnlich zum * anhal⸗
Heirathen erfordert wird: ſo beſuchen der Vater und ſein Sohn des Weibsbildes Freunde,
und der Siebhaber beſchaͤfftigt ſich, der Geſellſchaft Dakha oder Toback zuzubereiten und
anzubiethen. Sie rauchen alle, und von der Hauptſache wird nichts geſprochen, bis ihnen
der Rauch die Köpfe dumm gemacht hat. Alsdann eröffnet des Sohnes Vater den Vor⸗
ſchlag dem Vater des Weibsbildes, und hält für feinen Sohn um fie an. Der andere geht
fogleich aus dem Zimmer, feine Frau um Rath zu fragen, und kommt bald mit einer zuver⸗
fäßigen Antwort zurück, welche felten abfchlägig it, es wäre denn, daß die Tochter ſchon
verfprochen wäre. Gefällt der Freyer dem jungen Weibsbilde nicht, dem fie ihre Eltern
verwilliget haben: fo hat fie nur einen Weg, ihn loszumerden, Sie muß fich nämlich mit
ihrem Siebhaber niederlegen, und die ganze Nacht bey ihm zubringen. Sieget fie, fo ift fie
von ihm frey; überwindet er fie aber, wie gemeiniglich geſchieht: fo muß fie ihn heirathen.
Wenn alfo der Zunggefelle ein Mann ift, fo begleiten ihn alfe feine Verwandten und Hochzeitge⸗
Freunde beyderley Geſchlechts treiben einen oder mehr Ochſen vor ihm her, nachdem ſie braͤuche.
es im Vermögen haben, und führen ihn nach der Braut Wohnung, der Kraal mag ud
noch fo weit entfernt feyn, wo fie mit großen Freuden aufgenommen werben, Wenn ber Ochfe
geſchlachtet ift, beſchmieren fie ſich über und über mit dem Fette,und pudern ſich alsdann dichte
über den ganzen Leib mit Buckhu. Die Weiber aber bemalen fich die Wangen, Stirn und
Kinn mit rothem Kalkſteine. Darauf wird die Verehlichung folgendergeftalt vollzogen: die
Männer hucken auf einen Kreis zuſammen, in deflen Mitte der Bräutigam in eben fo einer
Stellung fige, In einiger Entfernung fisen Die Weiber eben fo um die Braut herum. Der
Priefter oder geiftfiche Ceremonienmeifter, der zu bes Bräutigams Flecken gehöret , geht in
den Kreis der Männer und piflet ein wenig auf den Bräutigam, da dieſer mit feiner lan⸗
en
€) Ebenderſelbe anf der 2sı und folgenden Seite ;
1713
5 Kolbe.
Hochzeitfeſt.
Ihr Rauchen.
160 Beſchreibumg der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
gen Nägeln in das Fett Furchen macht, damit der Harn defto tiefer durchdringe. Alsdann
thus er der Braut eben dieſe Gefaͤlligkeit, und kehret von einem’ zum andern, bis alle fein
Vorrath erſchoͤſt it, während welcher Zeit er kurze Segensfprüche,, etwa folgenden Inhalts
herſaget: Leber gluͤcklich zufammen, habet einen Sohn ehe das Jahr aus ift; ſey
du ein guter Jaͤger oder Krieger. Darauf machen fie ſich zum Hochzeitfefte fertig. Die
Ochſen werben in viel Stücke zerhauen, und alle auf einmal zugerichtee, zum Theile gekocht,
zum Theile gebraten. Sie kochen wie die Europäer : aber Ihr Braten ift ganz ein ander Ding.
Sie machen auf einen großen flachen Stein ein helles Feuer, bis er durch und durch heiß
ift, alsdann wiſchen fie die Aſche mit einer Handvoll Gras ab, legen das Fleifch darauf,
und bededen es-mit einem andern folchen Steine. Endlich machen fie rund herum und auch
oben auf den Steine Feuer, und fo wird es bald gebraten.
Männer und Weiber werden in befondere Kreife geſtellt. Der Bräutigam fige fuͤr das⸗
mal bey den: legtern, koſtet aber von ihren Speifen nichts, meil er fein befonderes Eſſen
hat. DieSpeifen werden in Töpfen aufgetragen, die von Schmeere fein glänzen, Manche
haben Mefler, andere zerreißen das Fleiſch mie ven Zingern, und alle effen erftaunlich ge-
ſchwind. Die Zipfel ihrer Kroſſen dienen ſtatt der Schüffeln ; ihre Söffel find Perlen-
mutter und andere Seemufcheln, ohne Handgriffe ; ihr Getränk ift Waſſer und Milch,
ſtarke Getränfe werden bey ſolchen Zeiten felten gebraucht. }
Nach dem Effen rauchen fie Tobaf oder Dakka, und jede Gefellfchaft hat eine Pfeife,
Derjenige,ber fie füllet, thut zweene oder drey Züge, giebt fie alsdann einem andern, und fo
geht es herum, Manche ſchlingen den Rauch hinunter, und je mehr ihnen folcher den Kopf
einnimmf, defto größer wird der Särmen und das Geſchwaͤtze. Go bringen fie den meiften
Theil der Nacht zu,und gegen den Morgen eilet der Bräutigam in feiner Braut Arme; die
übrigen legen fich ſchlafen. Dergleichen Feſt Halten fie zween oder drey Tage, bis ihre fer
bensmittel verzehret find, und alsbann ift Die Hochzeit aus, Es ift ſeltſam, daß fie fo große
Siebhaber von Muſik und Tanzen find, und doch Feines von beyden bey ihren Hochzeiten
verſtatten. Sie erlauben die Vielweiberey: aber felbft Die Reichen Haben felten mehr, als
Ausftattung
der Kinder:
drey Weiber. Zwifchen erften und andern Gefchwifterfindern, verftatten fie weder Ehe noch
Hurerey, und nach) einem alten Herfommen, werden die Berbrecher, ohne auf ihren Kang
und ihr Vermögen zu fehen, zu Tode gefchlagen. *8*
Ein Vater giebt feinem Sohne ſelten mehr mit, als ein Paar Kühe und ſoviel Scha-
fe; die Töchter bekommen felten etwas, als eine Kuh und zwey Schafe, die gleichwohl der
. Vater oder ihre Familie wieder befommen müffen, wenn fie ohne Kinder ſtirbt. Bey ih-
Ehebruch.
Zweite Hei⸗
rath.
ven Heirathen ſehen fie nicht auf Neichthum, ſondern auf Wis, Schönheit und Annehm⸗
lichkeit, daß öfters die Tochter eines armen Mannes das Oberhaupt eines Kraals oder ei:
ner Nation bekoͤmmt 2).
Der Ehebruch wird bey ihnen allezeit mit dem Tode beftraft: fie verftarten aber vie
Ehefcheidung, wenn der Manni Urſache anzugeben vermögend iſt, Die den Männern feines
Fleckens gültig zufeyn ſcheinen. Alsdann mag er wieder heirarhen : aber eine abgefchiedene Frau
darf folches bey Lebzeiten ihres Mannes nicht thun. Ein befonderer Gebrauch ift, daß eine
Witte, die wieder heivathet, ſich ein Glied vom Finger für jeden Ehemann nach dem erften,
abſchneidet, und von dem Fleinen Finger anfängt, Aber das ift falſch, was Vogel mel-
er et
a) Kolbe im I Bande auf der 150 u. f. S. imgl. auf der 118, 127 und 309 Seite. 2
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‚, VERHEIRATHUNGS CEREMONIE DER H
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aus Kolben .
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OTTENTOTTEN;
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u 7
bis nach Capo Guarda Zug, KIT Buch IT Cap. 161
det, daß fich jede Brauf ein Glied vom Eleinen Finger abſchnitte und folhes dem Braͤuti-⸗ 1713
game gäbe, auch bindet er Feinen Ochfen» oder Schafdarm um feinen Naden, Boeving * Kolbe,
behauptet noch lächerlicher, die Mutter biffe dem Kinde ein Glied vom Finger ab, da doc —
niemals einige Glieder am Finger den Männern oder Weibern, fondern nur Witten fehlen,
hie wieder geheirathet haben 2). n
In jedem Rraal wird eine Frau, welche die meifte Geſchicklichkeit befise, zur Hebamme Gebaͤhren.
auserleſen, und bleibt folches Zeit ihres Lebens, aber ihre Befoldung befteht nur in einem
Gefihenfe dann und warn. Wenn ihrer Patientinn die Wehen ankommen, fo leget fie folche
auf einen ansgebreiteter Kroß auf Die Erde, der Ehemann geht bis nach der Entbindung
aus dem Haufe, ſonſt iſt erdem Kraal mit einem Schafe verfallen; wenn die Geburt lang«
fan geht, fo kochen fie Milch und Tobak, feigen folches Durch und geben das Getränke,
wenn. e3 kait ift, der Frau, die davon alfobald gebiehrt.
Sobald das Kind zur Welt gebracht iſt, reiben fie es gelinde über und über mit frie
ſchem Kuhmiſte; wenn folcher trocken ift, veiben fie ihn ab, und waſchen es alsdann mit Saf-
te, der ausden Stengeln der hottentotifchen Feige gedruckt iſt. Iſt auch diefe Feuchtig-
feit vertrocknet, fo veiben fie den Leib über und über mit Schafsferte oder geſchmolzener Bur- „
ter; und wenn folches ſich wohl eingezogen hat, fo pudern fie ihn mit Suthn, das fih
mie eine Rinde zufammen hängt; und ſo geht das Befehmieren FE #
ft das Kind männlichen Gefchlechts ſo ruͤcket der Flecken fort; find es Zwillinge Werfesung
männlichen Geſchlechts, fo ftellen Die Eltern außerordentliche Freudenbegeugungen an: find der Maͤgd⸗
es aber zwey Maͤgdchen, fo richten fe ordentlich das häßlichfte hin, imgleichen auch das hen,
Maͤgdchen, wenn cs Zwillinge zweyerley Geſchlechts ſind. Sie ſetzen es alsdann auf den
Aft eines Baumes oder begraben es mit Einwilligung des ganzen Kraals lebendig. Manch⸗
mal haben bie Weißen am Borgebirge folche weggeſetzte Kinder gefunden und erzogen: aber
wenn fie zu reifen Jahren kamen, verließen fie die europäifchen Sitten, Kleidung und Relie
gion, und giengen wieder zu ihrem Volke.
Der Kroß, auf dem die Frau gebohren hat, wird fogleich verfiharrt, damit nicht
Herenmeifter vermittelſt deffelben Mutter oder Kind bezaubern, Die Nabelſchnur laflen
fie mit einer Schaffehne unterbunden , hängen, bis fie abfaulet, >
Wenn das Kind auf vorbefihriebene Art gereinige ift, fo befümmt es feinen Namen Benennung
von ver Mutter, gemeiniglich nach einem Thiere, das fie Web hat, als Hakqua, ein Pferd, des Kindes,
Bamınon ein töwe, Ghoudie ein Schaf und fo weiter. DerMann darf fich zu der Frau und Reini:
nach ihrer Geburt und. bey ihrer monatlichen Zeit nicht nahen, bis fie wieder gefund wird; —* ——
ſonſt ſieht man ihn als unrein an, und er muß ſich, vermittelſt eines fetten Ochſens, reinigen c).
Die Frau veiniget ſich nach verfloſſener Zeit, durch Beſchmierung ihres Leibes mit Kub-
mifte, der abgerieben wird, wenn er trocken iſt, da fie ſich alsdann mit Fette befehmtert,
und mit Buckhu gepubert, ihren Ehemann erwartet. - Diefer thut eben dergleichen, ehe
er zu ihr kommt, Alsdann hucket er nieder, fehmeichelt ihr, und rauchet bis er dumm wird
und einfchlafg,
ey der Geburt des erften Kindes find die Freudensbegeugungen am größten, und
der Älteite Sion bat gewillermaßen eine unumſchraͤnkte Gewalt über feine Brüder und
Schiweftern 4), Man
by Ebenderſelbe auf per 158 u. 309 Seite. ce) Wie das Geſetze der Juden 3B. Mof. 12 Cap.
i d i Ve «> y
Allgem. Reiſeb eſchr. Er Mm I Bande a. d. 1414. ©
—
Pr
ds: Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713- Man hat in Europa durchgängig geglaubt, die Hottentotten kämen mit platten Na⸗
Kolbe: fen auf die Welt: allein das ift ein Irrthum. Die meiften. werden mit Nafen wie die
— unſrigen gebohren: allein die Hottentoten ſehen eine hohe Naſe, als einen großen Uebelſtand an;
dieNafepları. daher ihre Weiber, gleich nach der Geburt, die Scheidewand der Nafe mit dem Daume
niederbrechen €).
Den Knaben Es ift auch bey ihnen die Gewohnheit, daß fie, wenn -ein Mannsbild acht bis zehn
wird eine Ho⸗ Jahre alt iſt, folchem die eine Hode benehmen: wenn aber die Eltern arm find, fo wird fol:
de genommen, ches aufgefchoben ,, bis-fie die Unkoſten tragen fönnen. Der zu verfchneidende wird mit
dem Fette eines nur erft gefehlachteten Schafes befchmiert, auf Die Erde die längelang bin
auf den Kücen gelegt, und Hände und Füße werden ihm zufammen gebunden. Seine
Freumde liegen auf ihm, daß fie ihn ganz unbemweglich erhalten. Darauf ergreift der Ber-
Wie ſolches fehneider mit einem ordentlichen Tifchmeffer feine linfe Hode, und fihneidet in den Hoden-
geſchieht. ſack eine Deffnung, von etwan anderihalben Zoll lang. Er druͤcket alsdann die Hode
heraus, bindet die Gefäße in einem Augenblicke zufammen, und ſtecket einen Fleinen Ball
aus Schafsfette und verfihiedenen gepülverten Kräutern gemacht, von eben der Größe hinein,
worauf er die Wunde zumachet. Seine Nadel ift ein Knochen von einem Fleinen Bogel
mie eine Ahle, und fein Faben eine abgefchnittene Schafsfehne ; alles dieſes verrichtet er mit
einer Geſchicklichkeit, darüber unfere Zergliederer erftaunen würden, und die Operation läuft
: allemal glüclich ab, ohne einige übeln Folgen.
Wie er nadys Wenn die Wunde zuſammengeneht iſt, und die Bande geloͤſet ſind: ſo ſalbet ihn der
gehends ge⸗ Verſchneider wieder mit dem warmen Fette eines Schafes, das zu ſeinem Andersma⸗
wartet wird. ken iſt getoͤdtet worden; er wendet den Knaben dabey bald auf den Ruͤcken, bald auf den
Bauch, der vor Schmerzen ſchwitzt, mie ein Schwein, das gebraten wird. Nachgehends
bepiße er ihn über und über, und veibt Die Feuchtigkeit ein, wie bey andern Gelegenheiten,
Wenn die Ceremonie zu Ende ift, fo wird der Patient allein gelaffen, der wie ein todtkran⸗
fer Menfch zittert und fich ausſtrecket, und endlich in eine Fleine dazu errichtete Hüfte kriecht,
da er in zween oder dreyen Tagen wieder zurechte fommt, und fo munter als zuvor davon läuft,
Die jungen Hottentorten ertragen folches mit unglaublicher Geduld und Standhaftig-
keit: aber es darf niemand von der Jugend zu fehen, der nicht ſchon unter dem Mefler ge:
weſen iſt. Die Beyftehenden begeben fich in der Eltern Haus, und fhmaufen von dem ge-
ſchlachteten Schafe. Den Weibern ſchicken fie die Brühe, aber der Kranke befümmt nicht
einen Biffen, Den übrigen Tag und die Nacht bringen fie mit Singen und Tanzen zu.
Sind die Eltern reich, fo hat der Verſchneider ein Lamm oder Kalb für feine Mühe,
Uefacgen 84: Die meiften Scheiftfteller melden , die ganze Operation geſchehe deswegen, damit fie
von. defto fehneller laufen fönnten, und viele Hottentotten geben felbft eben diefe Urfache an. Kolbe
aber ward von einigen-der Klügften, die er genau hierum befragte, verfichert, es fey bey
ihnen ein Geſetz ſeit undenklichen Jahren gewefen, daß niemanden, vor Beraubung feiner
tinfen Hode, follte verftatter werden, einem Weibsbilde beyzuwohnen. Sollte ſich einer
ohne dieſe nothwendige Verſtuͤmmelung verheirathen, ſo wuͤrden ſich beyde Parteyen bloß
der Barmherzigkeit der Obrigkeit uͤberlaſſen muͤſſen, und das Weibsbild würde vielleicht
von ihrem eigenen Gefchlechte in Stücken zerriſſen werden, weil diefe die Einbildung haben,
ein
e) Kolbe im I Bande auf der 312 Seite. g) Ebenönfelsft auf der 120 u. f. Seite,
f) Dafeldft auf der 113 u, f. Seite. 5) Gleichwohl fager der Verfaſſer ad. ug *
bie
rn
bis nach Capo Guarda Fuy. XI Buch IT Cap 16
ein Mann mit zwoen Hoden würde beftändig Zivillinge zeugen; daher fie von des Sreyers 1713
Freunden ben Beweis, daf er halb verfchnitten fey, fordern, weil der Wohlftand ihnen Kolbe.
ſelbſt nicht verftattet, folche Unterfuchungen anzuftellen f). —
Die hottentottiſchen Juͤnglinge ſtehen unter der Aufſicht ihrer Mutter, und folgen Aufnehmung
ſolcher bey allen Gelegenheiten, bis in ihr achtzehntes Jahr; alsdann wird ihnen erſt er—
laubt, mit Maͤnnern, und ſelbſt mit ihren Vaͤtern umzugehen. Dieſe Aufnehmung geſchieht
mit folgenden Umſtaͤnden: Alle Einwohner verſammeln ſich; die Männer ſetzen fi in ei-
nen Kreis und der Candidat muß fih außer demfelben auf feine Hinterbacken oder Ferfen
niederhucken, daß er wenigftens drey Zoll weit von Berührung des Grundes entfernt ift,
Alsdann ſteht der ältefte Mann auf, und erhält die Einwilligung zu feiner Aufnahme, wor-
auf er zu dem Yünglinge geht, und ihm ſolches bekannt macht, auch zugleich meldet, er
müffe feiner Mutter und der Weiber Geſellſchaft nun verlaffen, und feine findifche Ergoͤ—
Sungen mehr haben, fondern fich in Worten und Thaten als ein Mann aufführen,
Der Yüngling, welcher vorlaufig mit Fette und Ruß iſt befchmiert worden, kauret indie Gele
nieder, um die gewöhnliche Uberſchwemmung von Harne zu empfangen, Die ihm der Red⸗ haft der
ner. mit den ordentlichen Feyerlichfeiten ertheilet. Die Alten wünfchen ihm zu der erhaltenen Männer.
Ehre Glück, mit folgenden Sprüchen: t'kammaz fey glüklich! Dida Atze; werde alt! ,
Quogqua; wachfe und vermehre dich! tkumi; daß dein Bart bald wachfe! s
Diefes Andersmakenendiger ſich, wie alle Ceremonien der Hottentotten, mit einer Ga⸗
fterey, Dazu aber der junge Menfih erſt gegen das Ende kommen darf,
Ein Hottentot, der folchergeftalt von der Aufficht feiner Mutter befreyet iſt, kann Sie begegnen
ihrübelbegegnen, und fie ſogar fhlagen, und wird daruͤber gelobt, Sa, fie thun ſolches gleich ihren Muůt⸗
nach ihrer Aufnahme, um ihre Verachtung gegen den Umgang mit Weibsbildern zu zeigen , fern Übel
und diejenigen, Die unter die Männer aufgenommen find, heißen die andern, Die noch nad)
. achtzehn Jahren unterihren Müttern bleiben, Kutſlre oder Milchkälber. Dieß ift der ärgfte
Vorwurf, den man einem Hottentotten machen kann; fü daß ein Mann, dem er ift gemacht
worden, von neuem um die Aufnahme in die Geſellſchaft der Männer anhalten muß 0).
Ein Hotrentot hat nie eine eigene Hütte, bis er heirathets Das neue Paar vichtet Hauspat: -
fich alsdann eine auf, und verforget folche mit Hausrathe, der ducchgehends neu feyn muß, fung.
Wenn er einmal fo gefegt ift, fo wird er faul, und uͤberlaͤßt alle Sorge für die Haushaltung
der Frau. Manchmal geht er auf Erfordern wohl mit jagen oder filchen, oder fieht einmaf
nach feinem Viehe, befonders wenn er einen Sohn hat, der folches erben kann; oder wenn er
em Handwerk kann, fo lehret er ihn folches. Die ift ihr Privatleben.
Die Frau, muß außer der Erziehung ihrer Kinder, alle Arbeit verrichten, Wurzeln fi Amt der
en, Brennholz fehaffen, die Kühe melken, und die Speifen zurichten. Dafür hat fie die Weiber.
Belohnung, daß fie in einem Bette allein fhläft ; denn. Verheirathete liegen nie beyſammen,
— fich auch äußerlich eines nicht. in des andern Angelegenheiten, ſprechen ſelten mit ein-
We —3 geben einander keine Zeichen einer ehelichen Zaͤrtlichkeit. Ihr geheimnißvolles
— der Siebe iſt unerforfchlich; fie find eben fo fittfam 4) bey allen Handlungen, die
nſtaͤndig nennen ;).
| X 2 Der
die Weiber ließen einem |
a für ein wenig Toback mil Kolb b uͤhrten Orte, auf d
Ser enig Toback mit ) Kolbe am oben angeführten Orte, auf der
— * ihrer Scham handthieren. 16oſten Seite,
164 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
BE, — Der V Abſchnitt.
| ee Ihre Krankheiten, Arzeneymittel, und Beerdigungen.
Krankhelten ber Hoftentotten. Ihre Arzeneykunſt, Aerzte. Krankheiten der Europaͤer am Vorge—
und Heilung der Wunden. Wie fie fihräpfens birge. Begräßniffe Her Hottentotten, Wie ſie
Aderlaſſen. Heilung giftiger Wunden. Vers den Leichnam fortfchaften Die Gefellfihaft wird
renkungen. Kopfweh. Abfchneidung der Glie- mit Harne befalber. Abgelebte Lente werden
der. DVerderhter Dingen. - Wahrfagungen. zum flerben weggeſetzt.
Safterey, wenn ein Kranker wieder aufkoͤmmt.
Krankheiten Hi Krankheiten der Hottentotten find fehr wenig an der Zahl, und befallen diejenigen
der Hotten⸗ felten, die fich der Speife und des Getränfes des Sandes bedienen. Dergleichen Seute
totten. werden fehr alt. Dapper meldet, fie erreichten Hundert und zehn, hundert und zwanzig,
hundert und dreyßig Jahre. Kolbe traf einen am Vorgebirge an, der nicht viel jünger,
als Hundert Jahr, war, und wie ein Mann von vierzig ausfah, auch Zeit feines Sehens
nicht Frank oder unpaß geivefen war, wie er felbft berichtere. Diejenigen aber, welche die.
ftarfen von ben Fremden eingeführten Getränke brauchen, verkürzen fich das Seben, und
ziehen fh zuvor unbekannte Krankheiten zu. Selbft ihre nach europaiſcher Art zuge:
richteten Speifen find ihnen ſchaͤdlich =), A
Arzeney und Die Hottenteoten verbinden die Arzeneymwiffenfchaft und Wundarzeney mit einander,
Wundarze⸗ und ihre Gefchicklichkeit in beyden ift nicht zu verachten. Die Yerzte verrichten oft erſtaun⸗
ney · liche Euren, die unfere gefchickteften Arzeneygelehrten kaum unternehmen würden. Sie
kennen die Kräuter ihres Landes meift ziemlich gut, und find in der Zergliederung nicht un
wiſſend. Aderlaſſen, Schröpfen, Abfchneiden, eine Verrenkung wieder einrichten, Diefes
alles verrichten fie mit geoßer Geſchicklichkeit, in Betrachtung, daß fie feine Werkzeuge
haben, ba fie ſich nur eines Horns, eines Meffers, und des vorerwaͤhnten ſcharfen Bogel-
beins bedienen b). |
Art zu Bey der Kolik und Magenfchmerzen ift ihr ordentliches HülfsmittelSchröpfen. Sie
ſchroͤpfen, verrichten folches folgenbergeftale: Der Schröpffopf ift ein Ochfenhorn, deffen Rand ſehr
glatt gemacht wird. Der Kranke liegt auf dem Ruͤcken auf der Erde, und der Doctor
zieht an dem der Huͤlfe benöthigten Theile die Haut mit dem Munde auf, worauf er das
Horn auffeger, und fehen läßt, bis er urtheilet, der Theil fey faft unempfindlich geworden.
Alsdann nimmt er es ab, machet jweene oder drey Einſchnitte, etwan einen halben Zoff lang,
feßet es wieder auf, und läßt es ftehen, bis es fich mic Blute gefüller hat, Da es denn abfällt;
diefes gefchieht ordentlich in ziwo Stunden, Darauf läßt man den Patienten ruhen. Zieht
fih der Schmerz nach einem andern Theile, fo reiben fie foichen mit heißem Fette; und
wenn das nicht gut thut, fo fehröpfen fie von neuem; fehlet Diefes auch, fo gehen fie zu
innerlichen Hülfsmitteln, als Pulvern oder Tränfen von Wurzeln, oder Kräutern,
Aderlaſſen. Zum Aderlaſſen iſt der Wundarzt, mit einem gemeinen Meſſer, und einer Binde verſehen.
Die legte bindet er dicht uͤber die Ader, oͤffnet folche darauf, und wenn er fo viel Blut, als ihm
genug zu ſeyn ſcheint, weggelaſſen hat, ſo ſchließt er die Oeffnung mit ſuͤßem Schoͤpſenfette,
a) Bolbe auf der 48 und folgenden Seite. 5) Siehe vorher auf der 162 Seite.
v4
bis nach Capo Guarda Fuh. NIT Buch IE. 165
ind bindet ein Blatt von einem heilenden Kraute darauf. Dieſes brauchen fie bey Vollblü- 1713
tigkeit, und dahin gehörigen Krankheiten. Aolbe.
Wunden, die ein vergiftetee Pfeil gemacht bat, heilen fie ebenfalls. Sie reiben Heilung vor⸗
Schlangengift, mit ihrem eigenen Speichel, zroifchen zweenen Steinen ; und wenn folches wohl gifteter
vermengt ift, fo Fragen fie auf der Herzgrube, bis das Blut hervorfünmt; alsdann legen Wunden,
fie einen Theil diefes Meugſels auf die aufgefragte Wunde, und das übrige wird eingenommen,
Glauben fie, das Gift fey ausgerrieben, fo veinigen fie die Wunde, und verbinden fie mie
Blättern, von Dakba, Bukbur, oder andern Kräutern. Dadurch verfchaffen fie, lange ⸗
ftens in einem Monate Zeit, Hülfe, aber die geringfte Saͤumniß it gefährlich. Der
Berfaffer erhielt diefe Nachricht von Hottentotten, die durch eben dieſes Mittel waren
geheilt worden. e is
Mit zerbrochenen Gliedern umzugehen, find bie Hottentotten ganz unwiſſend, weil ihnen Verrenkun⸗
dergleichen felten vorkommt, Sie wußten ſich Feines folchen Vorfalls zu erinnern. Ben gell.
Berrenkungen aber reiben fie das Gelenk heftig mit Fette, und bewegen alsdann das Glied
hurtig auf und nieder, wobey fie auf Das Gelenk drücken, bis es ſich wieder in feine Stelle
gegeben hat. Man kann es ihnen glauben, daß fie hiebey heftige Schmerzen fühlen.
Bey ftarfem Kopfwehe befcheeren fie den Kopf mit einem Meffer, das ſehr ſcharf Kopfwehe.
gemacht iſt. Das Fett in den Haaren dienet ihnen ſtatt der Seife. Sie ſcheeren nie alles
ab, ſondern machen Furchen, und faffen fo viel Haare ftehen, als fie wegnehmen, Die
fehlechtern Leute befcheeren fich auch bey der Trauer,
Glieder werden bey den Hottentotten nur den Weibern abgefchnitten, welche, wie bereits Abſchnei⸗
erwaͤhnet worden, ein Glied vom Finger verliehren müffen, wenn fie wieder helrathen. dung bet
Wenn folhes geſchieht, fo binden fie das Obertheil des Gelenkes, das naͤchſt unter dem ab- Glieder.
zuſchneidenden iſt, feſt, mit einer trockenen Sehne, und ſchneiden das Gelenk mit einem
ordentlichen Meſſer ab. Das Blut ſtillen ſie mit Myrrhenblaͤtterſafte und wickeln de
Finger in Blätter von lindernden Kräutern c), Ä
Bey verderbtem Magen nehmen fie Moesfaft, in warmer Brühe, fo oft, bis er bie Verderbter
verlangte Wirkung thut; und da dieſer Saft gut purgiert, und zugleich den Magen ſtaͤrket, Magen.
ſo fehlet ſolche ſelten.
Fuͤr andere innerliche Schmerzen brauchen ſie etliche wenige und ſchlechte Pulver und
Traͤnke, als wilde Salbey, wilde Feigen und Feigenblaͤtter Bakhu, Knoblauch, Fenchel,
und etliche wenige andere Kräuter, fo daß ihre Materia Medica nicht viel in ſich begreift,
Sie haben.eine Art Wahrfagung , zu finden, ob ein Kranfer auffommen wird, oder Wahrſa⸗
wicht, Dazu fehinden fie ein Schaf lebendig, mit geoßer Sorgfalt, doch daß es dabey Fein Zungen.
Blut verliehrt. Wenn das Fell ab, und das Schaf losgebunden ift, und es alsdann auf-
fpringe und fortläuft, fo fehen fie folches als ein gutes Zeichen an; wenn es.aber liegen bleibt,
fo geben fie dem Patienten Feine Arzeney mehr, fondern überlaffen ihn der Natur.
And Wenn ein Hottentotte von einer gefährlichen Krankheit aufkoͤmmt, fo giebt er ein Gaſterey.
ndersmaken, und ſchlachtet, nachdem es feine Umftände zulaffen, einen Ochſen oder ein
%3 Schaf,
e) Kolbe I Band auf der 305 und folgenden Seite
®
166 Becſchreibung der Lander vorn Vorgeb. der guten Hoffnung
1713 ‚Schaf, womit er feine Nachbarn bewirthet. Iſt die gefundgewordene Perfon ein Mann,
Koͤlbe. fo verzehren die Männer das Fleiſch, und geben die Brühe den Weibern; iftes ein Weibs«
bild, fo haben diefe das Fleifch und jene Die Brühe 4).
Aerzte, Der Arzt ift Hier die dritte Perfon im Staate. In großen Kraalen befinden ſich ihrer
* zweene. Sie werden aus den kluͤgſten Einwohnern ausgeleſen, der andern Geſundheit zu
beſorgen. Sie bekommen dafür weder Beſoldung noch Bezahlung; die Ehre wird als die
zulängliche Vergeltung für alle ihre Muͤhe angeſehen. Sie Halten ihre ſelbſterfundenen
Arzeneymittel fehr geheim, und werden von dem übrigen Volke ungemein verehrt, welches
ein völliges Vertrauen in fie feget. Da die Hottentotten ordentlich ein gefundes Volk find;
fo werden fie mit Arbeit nicht überhäuft.
z In einem jeden Kraal befinden fich auch alte Weiber, die fich eine große Gefchicklich-
feit in der Arzeneykunft zufchreiben. Sie find bey ven Doctoren feht verhaßt, und, wie
ihre Schiweftern in Europa, nur bey ihrem Gefchlechte im Anfehen 2).
Krankheiten Die Europäer am Vorgebirge find nur wenigen Krankheiten unterworfen, welches die
der Europäer. gefunde Befchaffenheit des Landſtriches anzeiget. Die Weiber Haben bey der Geburt nicht viel
auszuftehen, aber bey dem Säugen befommen fie leicht bofe Brüfte, welches eine durchgän-
gige Befchwerung am Vorgebirge ift. Pocken und Maſern find bier ordentlich gelinde.
Neue Ankommlinge find dem Blutfluſſe unterworfen, werden aber leicht durch dazu gefchickte
Arzeneymittel geheilt. Insgemein befommen die Europäer am Vorgebirge böfe Yugen,
und dieſe Krankheit ift ordentlich im Sommer am fhlimmften, da fie vermuthlich von den
heißen Suͤdoſtwinden, und dem ftarfen Wiederfcheine der Sonne von den Bergen, verurfacht
wird. Böfe Haͤlſe und Schnupfen find am Vorgebirge ebenfalls gemein, haben aber felten
übele Folgen, Niemals hat der Stein einen Europäer am Borgebirge gequält, welches
deftomehr zu verwundern ift, da fie gut leben, und von den zeichen Meinen ‚ die Das Sand
jeuget, ſtark trinfen f).
Ihre Beet: Wenn ein Hottentotte Frank wird, fo umringen ihn fogleich feine Freunde, und fehreyen
digungen. abſcheulich. Stirbt er, fo verftärfer ſich das Gefchrey fo, daß man es auf einige Meilen
weit hören kann. Ob fie auch gleich dunfele Worftellungen von der Unfterblichfeit der Seefe
haben mögen, ſo bechen fie doch nie für den Kranken, und führen Ihm nie die Zukunft zu
Gemuͤthe. Sobald der legte Athem ausgegangen ift, wird der Seichnam, mit den Halfe
und Kopfe zufammen, tie Kinder im Mutterleibe liegen, in feinen Kroß eingewickelt,
daß man nichts mehr. von ihm ſieht. Alsdann fuchen fie einen Dias aus, ihn zu begraben,
und der ganze Flecken verfammlet ſich zur Seichenbegleitung. Das Grab iſt ordentlich eine
Ktuft in einem Felſen, oder eine Höhle, die ſich ein wildes Thier gemacht Harz; denn wenn
die Hottentotten dergleichen in der Nähe finden Fönnen, fo graben fie felten eines. Gemei-
niglich begraben fie ihre Todten fechs Stunden nach dem Abfterben, wenn folches niche des
Abends erſolget und bie Macht finter ift; denn da fepieben fie es bis auf den nächften Tag
. auf. Hierinnen gleichen fie den Juden, und vermuthlich werden ihrer viele lebendig be-
graben,
- Benn
4) Kolbe auf der zur und folgenden Seite. #) Derfelße auf ser 87 Seite,
“
bis nach Capo Guarda Fuy. XI Buch MI Cap. 167
Wenn die Zeit gekommen ift, den Seichnam nach dem Grabe zu fragen, fo verfammeln ı7ı13
fich die Männer und Weiber des Kraals vor der Hürtenthüre, und Fauern in zweyen ver⸗ Bolbe.
fhiedenen Kreifen nieder, fehlagen ihre ‚Hände zufammen, und ſchreyen: bo, bo, bo,
welches bey ihnen Vater heifit. Sie ſchaffen den Leichnam ie durch die Thüre fort, fon- Die fie den
dern machen die Matten an der Seite, wo er liegt, auf, und bringen ihn da heraus. Die —
Traͤger nehmen ihn alsdann in die Aerme, und Maͤnner und Weiber folgen ihnen darauf
nach, ohne Ordnung, nur daß jedes Geſchlecht beſonders geht. Dieſe Zeit über verführen =
fie fo ein wildes Geheul, und machen fo feltfame Stellungen, daß ein Europäer vor Sachen
dabey berften möchte, Wenn ber Leichnam eingefcharret iſt, fo füllen fie das Grab mit ber
Erde von Ameifenhaufen an, und drücken folche mit Steinen und Holze nieder, den Leichnam
vor den wilden Thieren zu verwahren.
Wenn ſolches geſchehen, fo kehret die Gefellfchaft zu des Verſtorbenen Hütte zuruͤck, Bewirthung
wo ſich Maͤnner und Weiber, wie zuvor, in beſondern Kreiſen niederkauern, und ein ſchreck- der Geſell⸗
liches Geſchrey anheben. Darauf wird das Zeichen zum Schweigen gegeben, und zweene
alte Männer, die des Verſtorbenen Freunde oder Verwandte find, gehen in jeden Kreis,
und bepiffen die Geſellſchaft, bis ihr Vorrath erfchöpft iſt. Nachgehends begeben fie fich in
die Hütte des Verſtorbenen, ein jeder nimmt von dem Feuerpl&e eine Handvoll Afche, und
damit beftreuen fie die Leute, welche folche mit großer Begierde auf fich reiben. Iſt der
Verſtorbene veich geweſen, fo wird Diefes Feſt vier, fieben oder acht Tage hintereinander
täglich wiederholt. —
Sie haben eine außerordentliche und grauſame Art von Beerdigungen, die ſie gegen Wegſetzung
abgelebte und unnuͤtze Leute, von beyden Geſchlechtern, ausuͤben. So lange ein Mann oder abgelebter
eine Frau nur kriechen kann ein Kraut, eine Wurzel, oder einen Stock nach Hauſe zu Lente.
bringen, begegnet ihnen ihre Familie wohl; aber wenn fie nichts mehr thun koͤnnen, fo feßet
man fie in eine befondere Hütte, in einiger Entfernung von dem Kraal, mit etwas
$ebensmitteln, fo weit von ihnen, daß fie folches erreichen koͤnnen, und da uͤberlaͤßt man fie
ihrem Tode, den ihnen Alter, Hunger, oder wilde Thiere anthun. Auch der reichfte Hot ·
tentotte ift diefem Schickſale unteroorfen , wenn er feine Stärke und Geſchicklichkeit überlebt.
Bergebens verweiſt man ihnen diefe barbarifche Gewohnheit; fie nennen es eine Wohlthat,
das Elend des Alters zu verfürzen g). Hal Rh“
Das
f) Kolbe auf d
fder 334 Seite. ) Derſelbe J1B. auf der 308 und 314 und folgenden Seite.
‚68 Beſchreibumg der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
— Das IV Capitel.
Kolbe,
Veſchaͤfftigungen, Handel, Religion, und Regierungsart der
Hottentotten.
Der I Abſchnitt.
Ihre Beſchaͤfftigungen, Handwerke, und Handel,
1. Viehzucht.
Wie fie Vieh bekommen. Nie fie ſolches erhalten, gebrauchen. Laſtochſen. Viehaͤrzte. Der
germtehren, und verſchneiden. Wie fie melken, Verluſt des Viehes iſt ihr groͤßtes Ungluͤck.
und Butter machen, Wie fie das Vieh bey Opfer für ihre Schafe. Gewohnheit, fie Durchs
Nachte verwahren, "Ochfen, die fie im Kriege Feuer zu treiben.
Wie fie Vieh a aller Reichthum der Hottentotten Bloß im Viehe befteht, ſo wird es dienlich ſeyn,
erwerben: zuerft zu zeigen, wie fie ihre Reichthuͤmer erlangen, und hernach, wie fie folche
verwalten.
Ein alter Hottentotte, der um Das Seinige gekommen ift, oder ein junger, deffen
Freunde ihn nicht verforgen Fönnen oder wollen, vermiethet fich bey einem reichen Lands⸗
manne, oder einem Europäer; aber den legtern Dienft ziehen fie, größern Vortheils wegen,
allezeit vor. Mit Diefem ſchließt er einen Vergleich, was er täglich an Toback und Dakha
haben ſoll, welches einen Theil des Lohns ausmachet, ber allezeit ſonſt in Vieh beſteht.
Dieſes Vieh muß das allerbeſte ſeyn; fie nehmen feine unfruchtbare Kuh oder ein folch Schaf,
und find ſehr geübt, ſolches bey dem erften Anfehen zu beurtheilen. Wenn ein Hottentot ſolcher⸗
geſtalt Vieh hat, ſo kaufet er ſich, fuͤr das, was er bey den andern beyden Stuͤcken ſeines
Lohns erſpart, noch mehr, und richtet unter feinen Sandsleuten feine eigene Wirthſchaft anı
Wie es ers Das Vieh eines Kraals weidet gemeinſchaftlich, das große in einer Heerde, und das
haften wird. Eleine in einer andern. Ein Hottentotte, ‚der nur ein einziges Schaf befist, hat das Recht,
ſolches unter: die Heerde zu thun, mo es fo gerveidet wird, als ob es dem reichſten Manne
im Flecken gehörte. Sie haben feine befondern Hirten, fondern nehmen diefes Amt nach
der Reihe über fh, ihrer drey, vier, oder mehr zufammen, nachdem es die Umftände
erfordern. Zwiſchen ſechs und fieben Uhr des Morgens treiben fie das Bieh aus, und zwi⸗
fehen fieben und acht Uhr des Abends zurück. Morgens und Abends melfen die Weiberdie Kühe,
Wie ſich fols Sie laſſen die Ochſen mit den Kuͤhen, und die Widder mit den Schafen das ganze
ches mehret, Jahr Durch laufen, wodurch ihr Vieh gewaltig waͤchſt; denn jedes Schaf wirft des Jahres
und verſchnit · wey Sammer. Die Europäer am Vorgebirge thun das Gegentheil, und behaupten, durch
ten wird. jenes Verfahren werde Die junge Zucht ſchwaͤcher, und perringere fi), aber die Hottentotsen
feugnen ſolches. Ihre Dchfen und Widder zu verfehneiden , legen fie den Ochfen auf den
Rucken, und befeftigen ihm die Füße mit vier ſtarken Stricken, daß er ſich nicht bewegen
kann; der Verſchneider bbet aledann die Hoden im Sacke, mit einem ledernen Riemen,
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4) Kolbens Reife I Daud auf der 169 und folgenden Seite,
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big nach Capo Guarda Fuy. XII Buch IV Cap. 169°
fo feft er kann, und verfhließe dadurch allen Zugang von den obern Gefäßen; worauf fie 1713 -
ihn frey laufen laflen, bis die Hoden abfaulen. Eben fo verfahren fie mit den Widdern, Kolbe.
wenn folche ſechs Monate alt find; aber ehe fie folche laufen laffen, zerquerfchen fie ihnen die —Y—"
Hoden mit einem Steine,
Ihre Weiber melfen die Kühe und Schafe nach unferer Art, Will eine Kuh ihre Are zu
Milch nicht geben, fo laffen fie ihr Kalb ein wenig an ihr faugen ; ift es aber todt, fo betrie- melken;
gen fie Diefelbe entweder, indem fie ein ander Kalb mit jenes Haut bedecken; oder fie treiben
ihr die Hinterbacken von einander, und blafen in ihre Mutterſcheide. Die Männer thun
dieß ſowohl, als die Weiber. Kuͤhmilch trinken beyde Gefchlechter, aber Schafmilch nur
die Weiber, und noch dazu nur Die ärmern, =
Zum Butterfaffe brauchen fie eine wilde Thierhaut, wie einen Sack zugerichter, mie Butter zu
der harichten Seite einwaͤrts· ¶ Wenn diefer Sack halb voll Milch ift, fo binden fie ihn feſt machen.
zu, und zwo Perfonen halten ihn an beyden Enden, und fehütteln ihn hurtig hin und ber, _
bis die Butter wird. Diefe thun fie in Töpfe, ſich zu falben, oder fie ven Europäern zu
verkaufen: denn fie effen Feine. Wie fie aber ihre Mich nie vurchfeigen, fo ift ihre Butter
hoͤchſt efelhaft, und unrein, gleichwohl kaufen fie die Capeeuropäer, reinigen fie, und verfaufen
fle mit großem Vortheile an die Schiffe, die daſelbſt einlaufen, als wenn fie folche felbft 5
gemacht hätten, oder geben fie ihren Bebienten und Sklaven. Die zurücbleibende Butter-
milch geben die Hottentotten ihren Kaͤlbern oder Laͤmmern, oder erinfen fie manchmal feldft,
fo garftig fie auch ift @). ’
Da die Länder der Hottentoten voll Raubthiere find, fo muͤſſen fie ihr Vieh zur Nacht- Wie fie das
zeit verwahren, und dieß geſchieht folgendergeftalt: Auf dem freyen Plage des Fleckens brin- Vieh verz
gen fie die Kälber, und alles Eleine Vieh zufammen; rund um die Hütten von außen ftellen Mana
fie das große Vieh, mit den Köpfen hart an die Hütten, paarweiſe mit den Füßen zufan-
mengebunden, daß fie nicht von einanderlaufen. In diefer Stellung ift Feine Wache nöthigb);
denn wenn ein Raubthier bey Nacht herantommt, fo entdecket das Vieh ſolches durch ein all-
gemeines Schreyen und Larmen. In jedem lecken befindet fich eine leere Hütte, wo die
Sammer Nacht und Tag gehalten werben, big fie mit ihren Müttern auf die Weide gehen.
Die Hottentotten haben eine Art Ochſen, die fie Bakkeleyers, oder Streit debfen, IhreOchſen,
heißen, (von Bakkeley, Krieg) deren fie fich in ihren Kriegen, wie die afiatifchen Natio- we —
nen der Elephanten, bedienen, auf den Feind einzubrechen, und ſolchen niederzutreten. ——
Dieſe Ochſen leiſten ihnen ſehr viel Dienſte, ihre Heerden zu regieren, und ſie wider die —
Bufbis, oder Raͤuber ſowohl, als wider die wilden Thiere zu vertheidigen. Auf ein
gegebenes Zeichen bringen fie das Vieh, das fich verlaufen hat, zuruͤck, und treiben die
Heerde zufammen. Jeder Kraal hat wenigftens ein halb Dutzend. Sie kennen alle Ein-
wohner ihres Fleckens, und bezeugen ihnen eben fo viel Gehorfam, alsein Hund, werden
auch ſolche nie befehädigen ; aber wenn fich ein Fremder, ohne Begleitung eines Hottentotten
aus dem Flecken, zeiget, fo machet fich der Bakkeleyer fogleich an ihn, und wird ihn hinrich⸗
ten, wo er nicht weggerufen, oder durch einen Schuß weggeſchreckt wird, Sie unterrichten
folche, indem fie einen jungen Ochſen und einen alten Bakkeleyer mit den Hörnern zufam-
men binden, und bedienen fich der Schläge, fie zum Gehorſame zubringen. Es ift erftaun-
lich, was Diefe Tpiere thun, und bringe dem hottentotiſchen Geifte Ehre, ai
Sie
5) Gleichwohl verrichten ihre Hunde folhes Amt.
Allgem. Beiſebeſchr. V Sand. Ti DE
170 Beſchreibung der Zander vom Borgeb. der guten Hoffnung
1713 Sie haben auch Saftochfen, die fie bey Zeiten dazu gewöhnen, indem ſie ihnen einen
"Kolbe. Stock durch die Oberlippe zroifchen den Nafenlöchern durchziehen, der an einem Ende einen
———— Hafen bat, daß er nicht Ducchfallen kann. Iſt der Ochfe widerfpenftig, fo befeftigen fie ihm
Sole nmie die Nafe auf dem Boden, bis er befler mit fich umgehen läßt; und weil folches aus-
nehmend empfindlich ift, fo bringe es ihn bald zum Gehorfame, Es ift erftaunlich, wie bald
fie die Beſehlsworte verftehen und gehorchen. Kein Hund Eann gelehriger feyn. Die
Furcht vor dem ſchrecklichen Stocke machet fie fo aufmerffam und fleißig. Diefe tragen alle
ihre Laſt, und find zahlreicher, als die Bakkeleyers.
Viehaͤrzte. In einem jeden Kraal haben ſie Viehaͤrzte, deren vornehmſte Sorge iſt, die Heerden
abzuwarten. In der That find dieſelben wenigen von den Zufaͤllen des europaͤiſchen Viehes
unterworfen, Viehſeuche, Schaffterben, Lungenſucht find ihnen unbekannt; die heftigen
Regen aber, vor denen fie fich nicht verbergen fönnen, verurfachen ihnen oft eine übele
Krankheit. In allen Zufällen laffen fie vem Viehe zur Ader, und geben ihm milden Knob—
lauch. Bey Berftopfung des Harns geben fie ihm Wafler, das auf eben diefe Wurzel ift
gegoffen worden, Wenn ihnen ein Stück Vieh wieder aufkoͤmmt, fo bezeugen fie eine große
Freude; ſtirbt es, fo erholen fie fih an dem Körper, von dem fie fihmaufen, und ein jeder
Einwohner des Fleckens befümme feinen Theil davon, Diefes Fleiſch Halten fie für beffer,
als das gefchlachtete Vieh, |
Der Verluft Da ide Reichthum bloß in ihrem Viehe befteht: fo kann ihnen Fein Linglück fo em-
des Viehes iſt pfindfich feyn, als deffelben Abnahme und Verluſt; befonders wenn es von Kaubthieren
ihnen ſehr gefreſſen wird, Es ift faft unmöglich, die Wuth der Männer, und das Klagen der Weis
empfinblich, ber, ben folchen Gelegenheiten zu befchreiben und vorzuftellen, wie eifrig fie einen folchen
Feind verfolgen, dem, wenn fie ihn erhafchen,, der fehmerzlichfte Tod wiederfährt. Finden
fie, daß ihre Heerden ftärfer zunehmen, als fie folche abwarten oder mit Weide verforgen
koͤnnen, fo verkaufen fie den Heberfluß entweder an den hollaͤndiſchen Satthalter am Cape,
oder heimlich an die Holländer, ober an ihre Nachbarn, für Toback und was fie benöthige
find. Alsdann aber ſuchen fie allezeit nur Dchfen und Widder loszuwerden, und geben Kühe
und Schafmuͤtter nicht weg, als für einen guten Preis ec).
Opfer für Wenn die Schafe oder das Nindvieh ihres Kraals mit einer Krankheit befallen
ihre Schafe: werden: fo pflegen fie Berföhnungsopfer zu ehun, von denen fie Drey Tage fhmaufen. Laͤßt
die Seuche nach, fo fihließen fie, Bounja oder Gott ſey verföhnt, und ſtellen auferore
dentliche Freudensbezeugungen anz fonft aber wiederholen fie Diefelben, und beftellen einen
erfahrnen Auffeher dazu, Fehlet auch diefes, fo ſchreiben fie Die Seuche fehr mweislich der Ber
ſchaffenheit des Bodens oder der Luft zu, und rücken mit ihrer Wohnung fort.
Sie treiben Ein ander merkwuͤrdiges Andersmafen ift,daß fie die Schafe zu geroiffer Zeit durchs
felbigedurchs Feuer treiben. An dem darzu beftimmten Tage fegen die Weiber alle Milch vor die Män-
Feuer⸗ ner, die ſolche alle austrinken; worauf einige die Schafe zuſammentreiben, andere von Spaͤ⸗
nen und duͤrren Zweigen, die in ein langes Viereck ausgebreitet find, ein Feuer machen,
Wenn die Schafe da find, fo wird das Feuer mit grünen Zweigen bedeckt, um einen Rauch
zu erregen, und die Männer ftellen ſich auf beyden Seiten dicht an einander in zwo Reis
ben, daß die Schafe durch die Gafle durchmuͤſſen. Wenn die erftern fich vor dem Feuer
und Rauche fheuen, ſo ziehen fie einige Hottentoten, die vornan geftelle find, durch, und
die
c) Kolbe im I Bande auf der 176 Seite. 4) Ebenderſelbe auf der ig u. ſ. ©. j
bis nach Capo Guarda guy. KIT Buch IV Cap m
die übrigen folgen denfelben meift haufenweiſe, ob fie gleich zuweilen auf die Hottentotten
anfallen, die Reihen durchbrechen und entrinnen. Die Hottentotten fehen dieß als ein übles
Zeichen an. Wenn aber die Schafe willig durchgehen, fo haben ihre Sreudensbezeugungen
"und ihr Geſchrey fein Ende, Sie thun diefes von Zeit zu Zeit, damit die wilden
Hunde, vor denen fie fich mehr, als vor den Tygern, fürchten, ihre Schafe nicht anfallen,
ſo fange der Geruch) vom Kauche in der Wolle bleibt 4).
2. Ihre Handwerker.
Ihre Fleifcher find geſchickte Zergliederer. Der Gerber. Der Schneider. Elfenbein⸗
arbeiter. Mattenmacher. Seiler. Töpfer. Schmidte.
Die Handwerker, welche die Hottentotten felbft treiben, beweifen, daß fie ein finnreiches
und gefehicktes Volk find, nur daß ihre Faulheit alles verderbt.
Raum kann ein europäifcher Fleiſcher das Meier fo gefchickt führen, als der Hotten⸗
torte. Ihre Art, die Schafe zu fhlachten, fheint ungemein zu feyn. Sie binden ihm die
Füße zufammen, und halten es bey denfelben auf den Rücken ousgeftreckt nieder, einer
vorn, der andere hinten, da inbeflen der dritte den Bauch mit einem Meffer aufreißt, Daß
die Eingeweide alle zum Borfcheine kommen. Darauf machet der Fleiſcher gelinde mit einer
Hand die Gedaͤrme von den Körper, und den edlern Theilen los, mit dev andern aber
ruͤhret er das Blut, daß folches nicht gerinnt: dabey huͤtet er fich forgfältig, eines von den
Blutgefüßen um Das Herz zu zerreißen, damit das Schaf wenigftens eine Biertheilftunde
fang fterbe, und man die Bewegung bes Herzens indeß völlig fehen Fonne, welches die Ur⸗
fache diefes graufamen Schlachtens zu feyn feheint a). Denn wenn bie Gedaͤrme vein ge-
wafchen find, fo wird ein Theil aufs Feuer gelegt und gegeflen, ehe das Thier todt it, das
übrige klein gehackt und ins Blut geworfen, welches fie mir Mufcheln oder mit ihren Haͤn—
den in Töpfe fihöpfen.
Wenn der Körper vom Blute gereinigt ift, fo helfen beyde Benftände ihn abziehen,
und legen den Rumpf auf das Fell, worauf fie die Theile von einander abfondern. In
kurzer Zeit ſieht man Fleifch, Beine, Haute, Muften, Blutadern, Pulsadern, und fo
ferner, alles befonvers gelegt, Sie thum ſolches fo erftaunlich geſchickt, daß man fie eher
1713
Kolbe
Fleiſcher.
Sie ſind
kuͤnſtliche
Zergliede⸗
rer.
Zergliederer, als Fleiſcher, nennen möchte. Das große Vieh wird faſt auf eben die Ari ges
ſchlachtet. Sie werfen nichts weg, als Koch, Knochen, Hufe und Hörner, Die Kno—
shen fieden fie, das Mark heraus zu befommen, und werfen folche alsdann den Hunden vor,
mit dem Marke falben fie fich. Aus einem Schaffelle machen fie einen Kroß oder Ringe
für die Weiber an die Füße zu binden, aus Ichfenhäuten fange Streifen zu Bedeckung ih⸗
rer Hütten. Haben fie folche dazu nicht nöthig, fe legen fie diefelbe zum Eſſen Hin.
Idhre Haute richten fie folgendergeftalt zu: fie nehmen das Schaffell noch rauchend
warn, und. befchmieren es mit Fette, daß es weich und gelinde wird, auch daß die Wolle
= das Haar nicht abfällt. Wenn es für ihre eigenen Landsleute dienen foll, fo reiben fie
—— dieſem noch mit friſchem Kuhmiſte, und laſſen es in der Sonne trocknen. Diefes
hohlen fie, His es recht ſchwarz wird, und — nach dem Kuhmiſte ſtinkt,
2
2 ) worauf
a er Ürzet 5
= si; — aats und die Weiber, die handthierten in dem Eingeweide, wenn KBolbe
chen, waren allegeit dabey, und eins ſchlachten faß,
Gerber.
1713
Kolbe.
Schneider.
Elfenbein:
arbeiter,
Mattenmas
cherinnen.
Seiler.
Loͤpfer.
za Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
worauf es zu ihrer Kleidung zubereitet iſt. Bey Kuh⸗ oder Ochfenhäuten veiben fie Holz⸗
afche häufig ins Haar, befprengen fie darauf mit Waſſer, volfen fie auf, und laffen fie einen
oder zween Tage in der Sonne trocknen. Wenn Diefes das zweytemal wiederhohlet wird, fo
gebt das Haar gewißlich alles herunter; nachgehends beſchmiert man es wacker mit Fette;
und darauf fommt das hottentottifche Serben an,
Die Gerber find ordentlich zugleich Schneider, und in ihrem Handwerke nicht uner-
fahren. Vorerwaͤhnter Vogelknochen 5) ift ihre Radel, und die Sehnen, die längft dem
Ruͤckgrade der Thiere herunterlaufen, und an der Sonne getrocknet werden, find fein Zwirn;
damit ſchneidert und verfertigt er einen Kroß eher und vielleicht beſſer, als es ein europaͤi⸗
fer Schneider thum würde, Sie ſchneiden aud) die großen Häute in lange Riemen zween
Zoll breit, damit die Hottentotten das Bauzeug ihrer Hütten und andern Hausrath zuſam⸗
menbinden, wenn fie ihre Kraale fortruͤcken, oder es fonft nöthig haben. Dieſes verrich-
tet er ungemein fehnell und. vichtig, nur nach dem Augenmaße, da die Haut mit Pflöcken
auf der Erde ganz ausgedehnt ift. —
Der naͤchſte hottentottiſche Kuͤnſtler iſt der Elfenbeinarbeiter, der die Armringe
machet, die von ihnen zum Zierrathe getragen werden; und obwohl fein ganzes Handiverfs«
zeug nur in einem Meffer befteht, welches die Arbeit verdrießlich machet, fo find doch folche
vollfommen rund, glatt und glänzend, als ob fie der gefchieftefte Drechsler gemacht Hätte,
Ihre Matten werden von den Weibern aus Binfen und Schilfe, Die an der Sonne find
getrocknet worden, gemacht. Sie roeben ſolche fehr Fünfklich mit den Fingern, und fo dicht,
daß weder Wind, Ficht noch Regen durchdringen Fönnen; fie find aber nicht dauerhaft.
Ihre Striche werden aus eben ſolchem Zeuge gemacht, und find fo ftarf und dauerhaft,
als hänfene. Selten find fie über vier Ellen fang, ob fie wohl dergleichen manchmal länger
machen, und fie an die Europäer am Cape verkaufen c). Man kann hieher die Stränge
der Hottentotten rechnen , Die fie zu Bogen und mufifalifchen Inſtruͤmenten brauchen.
Die Iegtern find mit gefpaltenen Sehnen und Därmen von Schafen, und die Bogen mit
Därmen allein bezogen. Zwo Perfonen exgreifen jeder an einem Ende einen Darm, und
winden ihn fo lange, bis er fo rund und dichte wird, wie eine europäifche Geigenfaite: als—
dann legen fie folche an zweene Pfloͤcker ausgefpannt in die Sonne. Wenn fie trocen ift,
fo befehmieren fie diefelbe mie Schafsfette, und laſſen fie noch einige Zeit liegen, worauf fie
zum Gebrauche von den Pflöcken genommen wid 4). *
Alle Hottentotten find Töpfer, und eine jede Familie verfertigt fich ihr eigenes irde⸗
nes Zeug, bloß aus der Erde der Ameifenhaufen. Nachdem fie ſolche vom Sande und
Grieße gereinigt haben, fo kneten fie Diefelbe wohl, und mengen bie Ameifen, die fie hie und
da darinnen finden, darunter, Dieſe Exde treiben fie auf einem Steine, wie einen Teig,
in die Geftalt der roͤmiſchen Todtenfrüge, welche Forme alle hottentottiſche Töpfe haben,
und machen die innere und äußere Seite forgfältig mie der Hand glatt. Nachgehends laſſen
fie es zween Tage in der Sonne trocknen, und ſchneiden es alsdann vermittelſt einer getrockneten
Sehne, die fie wie eine Säge zwiſchen des Gefaͤßes Boden und, dem Steine durchziehen, vom
Steine ab, und brennen felbiges hernach bey Iebendigern Feuer in einem gegrabenen Loche. Das
durch bekoͤmmt es eine wunderbare Feftigfeit und eine dauerhafte kohlſchwarze Farbe, welche
die Hoftentotten einer verbindenden Kraft der Ameifeneyer zufchreiben, H
| Der
3) Siehe oben a. d. 162 ©. €) Kolbe im I Band aufber 228 und folg. Seite,
bis nach Capo Guarda guy. XIU Buch IV Cop 173
Der bortentottifche Schmidt verdienet deftomehr Bewunderung, weil er das Eifen 1713
- aus dem Eifenfteine, davon ihr Land voll ift, bloß mit Steinen fehmelzet. Ex machet in ein Rolbe.
etivas erhabenes Erdreich ein großes Loch, um das Erzt zu ſchmelzen, und etwan anberthal- ——
ben Fuß tiefer auf dem abhängigen Erdreiche ein kleineres Loch, um das Metall aufzufangen, —
welches aus jenem in einer gemachten Vertiefung hier hinein fließt. Ehe ſie die Eiſenſteine in
das große doch ſchuͤtten, machen fie rund um deſſelden Mündung ein Feuer, das ſolches durch
und durch zu erhigen hinlaͤnglich iſt; hierauf fhmeißen fie die Steine hinein, und machen
‚darüber gleichfalls ein Feuer, welches fie fo lange unterhalten, bis das Eifen geſchmolzen iſt.
© bald es kalt geworden ift, nehmen fie es heraus, und brechen es mit Steinen in Str .,
den. Diefe Städte erhigen fie wieder, haͤmmern fie mit Steinen, und bilden daraus mit
ſo vieler Arbeit, als Kunft, ihre Waffen.
Bisweilen fehmelzen fie das Kupfererzt eben fo; fie brauchen es aber wenig, als etwan zu
Kleinigkeiten bey ihrem Puge, die fie auf eine bewundernswerthe Art poliven und bilden e).
3. Ihr Handel.
Handel unter ihnen ſelbſt, und mit den Europaͤern. Es iſt ſicher da zu reiſen.
Der Handel der Hottentotten beſteht gaͤnzlich im Tauſchen, weil ſie weder Muͤnze unter Handel un⸗
ſich gangbar haben, noch derſelben Werth und Gebrauch kennen. Ihr Vermoͤgen ter ihnen
beſteht dioß im Biehe . Zivar bringen ſie manchmal Elephantenzähne oder Straußeneyer nach FIR,
dem Borgebirge zuvertaufchen ; fie haben aber dergleichen, wie auch wilde Thierhäufe, nur ſehr
wenig; ihr vornehmfter Handel koͤmmt aufs Vieh an. Die ärmern Hottentotten machen
allerley Geraͤthſchaft, die fie den Reichern für Vieh vertaufhen, oder vermierhen fich vor⸗
erwähntermaßen. Diejenigen, die Waaren gegen Vieh von den Europäern erhalten, ver-
taufehen ſolche ihren Sandesleuten roieder gegen Vieh mit großem Vorteile, Tobak und _
Kanna⸗Wurʒeln find Waaren, die bey ihnen einen Werth haben.
Mit den Europäern vertaufchen die Hottentotten Vieh, Elephantenzähne, Straußen- und mit den
eyer, wilde Thierhäute, befonders von Pferden und Efeln, gegen Wein, Brandtewein, Europäern,
Tobak, Dakha, Korallen, Glaskügelchen, Tobakspfeifen, kleine Spiegel, Mefier, Ei
fen, kleine Stückchen polirtes Metall und Kupfer, und die Kanna-Wurzel. Seidene oder
andere Zeuge zum Puse Fennen fie nicht. Wegen der Preife, um welche Die Hottentotten
ihr Vieh geben, find die Schriftiteller ſehr unterfchieden. Es müffen folche nothwendig fallen
ober feigen , nachdem viel oder wenig Vieh, und flarfe oder geringe Nachfrage darnach iſt.
Wenn man fih aber auf Kolben verlaffen darf, der fo lange am Borgebirge gewefen it, ſo
haben fie ihre Preife nicht ſehr erhöhet ; denn er meldet,er habe für ein Pfund Tobak allezeit
“ einen Ochſen, für ein halbes ein großes Schaf, und ein fertes Lamm für ein Biertheilpfund
bekommen. Aber fein Preis wird einem Hottentotten groß genug ſeyn, ihre Waffen den
uropäern zufammen zu verfaufen. Bor vierzig oder fünfzig Jahren trieben fie das Vieh
heerdenmweife ang Vorgebirge zu Markte, aber jego bringen fie Feines dahin, als was Ge—
enke für den Statthalter find. ve —
bi Beſellſchaft mit einem Hottentotten kann man ſicher durch alle Laͤnder am Vor⸗ Es iſt ſicher
gebirge reiſen, und darf fich in jedem Flecken die größte Gaftfregheit und Güte verfprechen. da zu reifen,
93 In
A) Derſelbe auf der 241 Seite, ) Ebenderſelbe auf der 237 und folg. Seite.
ı
ZN
1713
\
4 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb.der guten Hoffnung
Sn allem, was ihnen anvertraut wird, find fie ſehr ſorgfaͤltig; doch noͤthigen Die Hollaͤnder
Kolbe. fie, zur Sicherheit der Reiſenden, wofern ein Europaͤer unter ihnen ſtirbt, zulaͤnglichen
Beweis benzubeingen, daß er eines natürlichen Todes geftorben iſt. Es giebt in den Ca⸗
peländern eine Art Strafenräuber, Buſ his genannt, die bloß vom Raube leben: aber
alie geſittete Hottentotten haben vor ihnen ben größten Abſcheu, und rotten fie, wo fie Fün-
nen, wie Raubthiere aus f).
Der U Abſchnitt.
Religion und Regierungsart der Hottentotten.
1. Ihre Religion.
Sie glauben einen oberſten Gott. Bethen den und Unſterblichkeit der Seelen. Sind halsſtar⸗
Mond an. Käfergöße. Sie verehren die Ber rig im ihren Meynungen. Ihre Gewohnheiten
ftorbenem. Glauben einen Teufel, Zanberey find nicht zu ändern. Ihr Suri oder Prieſter.
Sie glauben (9? ift ſchwer aus den Hottentotten herauszubringen, was für Begriffe fie von Gott
einen obers oder der Religion haben. Sie find ſehr ſcheu, fich in folche Umterredungen einzulaffen,
fen Bott.
Sie bethen
den Mond
an.
und ihre Antworten find hier fo voller Ausfüchte, als insgemein in Sachen, die ihre Ge-
wohnbeiten befveffen, Daher haben einige gezweifelt , ob fie gar eine Religion hätten, aber
Herr Rolbe verfichert uns, fie glaubten feftiglich an einen Gott und Schöpfer aller
Dinge A). Diefes obere Wefen nennen fie Gounſa oder Bounja Tefquos, oder den
» Bott der Götter, und fagen, es fen ein gütiges Wefen, das niemanden Schaden thue,
und vor dem fic) niemand fürchten duͤrfe; es halte fich weit über dem Monde auf, Allein
man fieht bey ihnen Feine Verehrung diefer Gottheit. Befraget man fie darum, fo ent—
fehufdigen fie ſich mit einer alten Erzablung, ihre erften Eltern hätten diefen obern Gott fo
hart beleidiget, daß er fie und ihre Nachkommen mit Haͤrtigkeit des Herzens beſtraft Hätte,
fo daß fie wenig von ihm wiſſen, und nicht viel Neigung haben, ihm zu dienen. _
Die Hottentotten bethen den Mond an 5), Sie verſammeln fich bey Nachtzeit in
den Feldern, wo fie Vieh ſchlachten und Milch und Fleiſch opfern. Sie thun ſolches be-
ftändig beym Vollmonde und dem Mondwechſel. Sie bewilliommen ihn, und rufen
ihn darauf um günftiges Werter an, ihnen Futter für ihr Bieh und Leberfluß an Mich
zu geben; denn fie fehen ihn als den niedrigern Gounja oder ein Wefen an, das den
großen Gott vorſtellet. Die Verehrung, bie fie ihm erzeigen, beſteht in feltfamen Stel—
fungen und verzerzeten Gefichtern, wobey fie fehreyen, larmen, fingen, büpfen, ſtam—
pfen, tanzen, ſich auf den Boden niederwerfen, und ein unverftändliches Gewaͤſche herz
plappern. Diefes waͤhret mit Abfägen die ganze Nacht durch, und manchmal fehr weit in
den Tag hinein. Sie ruhen nicht lange dazreifchen, und Fauern zu ſolcher Zeit ein jeder,
mit dem Kopfe zwifchen Den Händen und den Ellbogen auf den Knien, |
Sie
5) Kolbe im I Bande auf der 201 u, f. Seite, ving, ber doch von den Hottentotten am beſten ges
imgleihen auf der 272 Seite, 2 ſchrieben hat, leugner es. Rolbe hingegen verfie
a) Soar, Tachard uud Bowing behaupten chert, er ſey von Ihnen hintergangen worden; denn
eben das. fie pflegten Die Fremden, entiveder, daß fie fich über
5) Tachard und Vogel melden dieß; aber Bo⸗ fie
big nach Capo Guarda Sum. XII Buch IV Cap, 5
Sie fehen auch eine Art Käfer, die diefem Sande eigen ift, als ein gutes göttliches Wer 1713 -
fenan, Es ift etwa fo groß wie eines Kindes fleiner Finger, mit grünem Ruͤcken, der Bolbe.
Bauch weiß und roch gefprenfele, mit zroeen Fluͤgeln und zweyen Hörnern, Wo fie Diefes hole
Thier antreffen, bezeugen fie ihm große Verehrung. Beſuchet eseinen Kraal, fo verfammeln —
fie ſich haufenweiſe, als ob ſich eine Gottheit zu ihnen herniedergelaffen hätte. Sie ſchlach—
ten ein oder zwey Schafe als ein Danfopfer, und halten es für eine Borbedeutung fehr gro-
fen Gluͤcks: feine Erſcheinung verföhnet, ihren Gedanken nach, alle ihre Berbrechen. Seset
fich das Thier auf einen Hottentotten, fo wird er als ein Heiliger angefeben, er mag ein
Mannsbild oder Weibsbild feyn, und erhält nachgehends beitändig ungemeine Ehrenbe eu⸗
gungen, Der Kraal ſchlachtet den fetteſten Ochfen als ein Denfopfer, und das Netze
wird mit Bukhu gepudert, und wie ein Streik zufammen gewunden, ihm als ein Hals:
band ungelegt; er muß folches fragen, bis es abfaulet. |
Sie erzeigen ihren verftorbenen Heiligen oder berühmten Männern eine Art von Ber- Verehrung
ehrung, nicht zwar durch Bildfäulen, Grabmaale und Auffehriften, aber doch duch Wälder, der Verſtor⸗
Berge, Felder und Flüffe, die fie ihrem Andenken weihen. Wenn fie bey diefen Oertern benen.
vorbengeben, fo halten fie fich allemal auf, und zeigen ihre Achtung durch Stillſchweigen,
und manchmal durch) Tanzen und Hänbeflopfen. Pr
Sie haben auch eine böfe Gottheit, die fie Tonquos nennen, und als einen Ffeinen Sie alauben
feindfeligen , boshaften Hauptmann vorſtellen, der ein großer Feind der Hottentotten ift, einen Teufel,
und ihnen alfes das Uebel verurfacht, das fie in diefer Welt befällez denn außer derfelben
hat er feine Macht. Deswegen verehren fie ihn und bringen ihm Opfer, ihn zu befünfti-
gen: einige von ihnen meldeten dem Boving, fie hätten ihn oft in der Geftalt eines haͤß—
lichen, fucchtbaren , haarichten Ungethüms gefehen, das weiß gekleidet wäre, und Kopf
und Füße wie ein Pferd Hätte, Aber Kolbe traf nie einen an, der vorgegeben hätte, daß
er ihn gefehen habe c).
Ale plögliche Schmerzen , alle Krankheiten ober unvermuthete Zufälfe, auch alle Zanberey,
Fünftliche Sachen, die über ihren Begriff find, fehreiben die Hottentotten der Zauberey zu d),
fo daß abergläubifche Anhängfel in großer Achtung bey ihnen ftehen.
Sie feheinen von einem zufünftigen, guten oder böfen Zuftande Feinen Begriff zu und nfterde
haben e), noch vielweniger von einer Auferftehung. Gleichwohl ift aus folgenden Umftän- lichkeit der
den zu fehen, daß fie die Unfterblichfeit der Seele glauben : Erſtlich vichten fie Geberhe Serien,
an die guten Hottentotten, die verftorben find, und loben foldhe: zweytens fürchten fie
ſich vor der Ruͤckkunft abgefchiedener Geiſter; daher fie mic ihrem Flecken fortrücen, wenn
einer geftorben iſt: drittens glauben fie, es fen in der Gewalt der Zauberer und Heren,
diefe Geiſter zu bannen: es fheint aber, fie bilden ſich ein, dieſe abgefchiedenen Seelen bleiben
an dem Here, wo ihr Körper marz denn von? Himmel und Hölle, Belohnungen und Stra
fen, Haben fie nicht den geringften Begriff f»
Die
* A
fe tufig maßten, oder, daß ſie ihre Gewohnheiten e) Ziegenbalg ward in biefem Punete von eis
gen, gern zu betrügen. nem darzu unterrichteten Hottentotten betrogen.
€) Kolbe im 1 Bande auf der or it. f Seite, F) Rolbe auf der 104ten Seite, wie auch auf
Di r -
Me — — alle europaͤiſche Voͤlker vor der der 224 und folgenden Seite.
176 Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713 Dieß ſcheint alles zu ſeyn, was man wegen der hottentottiſchen Religion zuſammen
‚Kolbe. bringen kann, und fie hängen an ſolcher unuͤberwindlich feſt. Verſuchet man mit ihnen
EEE, darüber zu ftreiten, fo böven fie verdrießlich zu, oder beechen bald ab, Sie vermeiden, wo
ine Harend: möglich, ſich ‚in Religionsgefpräche einzulaflen, Manche Haben fich geftellt, als ob fie den
digteit, chriſtlichen Glauben hätten, aber fo bald das, was fie Dazu antrieb, wegfiel, find fie allezeit
wieder zu ihrer alten Abgoͤtterey gekehrt. Alle hollaͤndiſche Miſſionarien am Vorgebirge,
haben nicht einen einzigen Bekehrten machen koͤnnen.
Herr van der Stel, Statthalter am Cape, nahm ein Hottentottenkind und ließ fol-
ches in der chrifflichen Religion und allen europaiſchen Sitten erziehen; es ward fauber hol-
laͤndiſch gekleidet, Ternte verfchiedene Sprachen und entdeckte Geſchicklichkeiten, die viel ver-
ſprachen. Da esder Statthalter fo,befchaffen fah, fandte er es mit einem Generalcom-
miffario nach) Indien, wo diefer Menſch in der Befellfchaft Gefchäfften gebraucht ward, bis der
Eommiffarius ftarb, da er nad) dem Vorgebivge zurückkehrte. Wenig Tage darauf, nach
= einem Beſuche, bey feinen hottentottiſchen Verwandten, zog er die europäifchen Kleider aus,
Siefind nicht und putzte fich mit einem Schaffelfe. In diefem Aufzuge band er feine Kleider zufammen,
zu ändern. und brachte folche dem Statthalter mit den Worten: laſſen fie fich melden, mein Herr,
: daß ich mich von diefer Kleidung auf immer losfage; ich fage auch der chriſt⸗
lichen Religion ab; ich will in der Religion, den Sitten und Gebräuchen meis
ner Dorfabren leben und fterben. Nur bitte ich fie, das Degengebenfe und
das Halsband, das ich trage, mic zu laffen , welches ich ihnen zu Ehren tragen
will, und ich weis, daß fie mir folches nicht verfügen werden, Ohne Antwort zu
erwarten, eilte er fort, und ließ fich nie wieder am Vorgebirge fehen. Kurz, die Hottenz
totten fiheinen mit einer natürlichen Widerwaͤrtigkeit gegen alle Religionen und Sitten,
außer ihrer eigenen, gebohren zu feyn. *
Wenn fie über einen ſtrengen Strom ſetzen muͤſſen, fo beſprengen fie ſich erſt mit dem
> MWaffer, und fehmieren alsdann ein wenig von dem Schlamme fehr ernfthaft auf die Stirn,
woben fie etliche Worte hermurmeln. Fraget man fie um Die Urfache, fo ift die gewöhn-
fiche Antwort : ſehet ihr nicht, wie ftvenge und gefährlich der Strom iſt. Diefer
Aberglaube feheint Kolben aus ihrer Religion zu entfpringen 8).
Ihr Suri, Ihr Priefter, oder geiftlicher Eeremonienmeifter, heiße Suri, das ift, Meiſter. Er
oder Prie- wird erwaͤhlt, und fein Amt ift nicht, Gebethe vorzulefen, oder das Volk in Sachen, welche
. fer. die Religion betreffen, zu unterrichten; denn von folchen Dingen haben die Hottentotten
feinen Begeiff. Er hat nichts zu thun, als ihre Opfer zu beranftalten, ihre Ceremonien '
anzuordnen, ihre Heirathen und Leichenbegaͤngniſſe zu beforgen, und ihre Knaben zu verfchnei- -
den, Dieferwegen wird er als der vierte oder legte Beamte im Kraal angefehen, hat aber i
für feine Mühe keine Einfünfte, als daß er zu ihren Feſten eingeladen, und manchmal mit
einem Kalbe oder Lamme beſchenkt wird 2). | | u
PR ihre
) Rolbe im II Bande auf der 1o5 u. f. Seite. 4) Ebenderſelbe auf der 88 Seite.
r
bis nach Capo Guarda Fuy. XI Buch IV Cap, 177
2, Ihre Regierung, Staats: und Kriegs⸗Geſchaͤffte. 1713
Bolbe,
Der Konguer, oder das Oberhaupt in der Nation. Wenige Bewegungsgruͤnde zu folhen. Sie
" Hauptinann eines Kraals. Mationalverfamms dauern nicht lange. Werfchiedene Arten zu
fungen. Gerechtigkeit in bürgerlichen und pein⸗ fechten. Ihre Waffen, Bogen und Pfeile. She
lichen Sachen. Art zu verfahren. Erbſchafts⸗ Haſſagaye oder halbe Pike. Kirri und Rak⸗
recht. Kriege, Sie find ohne Kriegszucht. kumſtoͤcke. Uebungsgefechte.
De Hottentotten find nicht ganz ohne Regiment und Ausuͤbung der Gerechtigkeit. Eine Konquer oder
7 jede Nation hat ein Haupt, Namens Monquer, das fie im Kriege anführet, Trier Oberhaupt,
denshandlungen pfleget, und in ihren öffentlichen Zufammenfünften den Borfig hat, da Die
Hauptleute in einem Kreife rings um ihn herumfigen. Wormals unterfchieden fich diefe
Dberhäupter durch die Pracht ihrer Kleidung; jego aber gefihieht es durch eine metallene
Krone. Die Holländer haben diefe Ehrenbezeugung den Nationen , die mit ihnen im
Bündniffe ftehen, erwieſen, und fie tragen folche bey vorerwähnten Gelegenheiten, hr
Amt ift erblich, aber von der föniglichen Würde weit unterfchieden. Denn wenn bie öffent«
lichen Gefchäffte beygelegt find: fo hat er weiter Feine Gewalt, als feinen eigenen Flecken zu
regieren. Es wird ihm nichts zu Unterhaltung feines Anfehens gegeben, und er erhält feine
befondern Ehrenbezeugungen. Bey Anfretung feiner Ehrenftelle muß er verfprechen, daB
er nichts wider die Vorrechte Der Hauptleute ber Kraale unternehmen noch die Freyheiten
des Volkes ſchwaͤchen will. Darauf wird ein fetter Ochſe mit einem Paar Schafen ge:
fihlachter, und er wird mit großer Feyerlichkeit eingefegt, Die Weiber warten auf; fie be:
kommen aber nichts, als die Brühe. Den Tag darauf machet feine Gemahlinn ein Feſt für
die Weiber, dadie Männer wieder aufwarten, und ebenfalls nicht beffer bewirthet werben,
Der nächfte Beamte von Wichtigkeit bey den Hottentotten ift der Hauptmann eines Hauptmantı
Kraals oder Fleckens, der in feinem Bezirke Friede halten und Gerechtigkeit beobachten eines Kraals.
muß. Diefe Stelle ift erblich ; es muß aber bey ihrer Annehmung ebenfalls verfprochen wer-
den, nichts in den alten Gefegen und Gewohnheiten des Kraals zu verändern. Der Haupt-
mann führet bey Kriegszeiten die Leute aus feinem eigenen Flecken an, ob er wohl unter dem _
Ronquer fteht,und wird ungefähr mit eben den Umftänden, wie diefer, eingefegt, Mit Bey⸗
ftande der Männer aus feinem Kraal hoͤret und entſcheidet er alle Steitigfeiten über Recht
und Eigenthum,unterfuchet und beftrafet Diebſtahl, Mord, Ehebruch und andere Verbrechen,
die in feiner Gerichtsbarkeit begangen werden; Staatsverbrechen aber unterfucher der ons
Auer mit der Hauptleute Beyſtande. Diefe Beamten unterfcheiden fich Durch feine Tyger- oder
wilde Ragenhäute, auch durch einen Stock mit einem metallenen Knopfe, womit die Holländer
fie beſchenkt haben, und koͤnnen als der hottentottiſche Adel angeſehen werden. Eine jede Nation
wird von ihnen und den verſammelten Haͤuptern regiert; ſie haben aber weder Beſoldung
.. Sporen, In diefen Berfammlungen werden alle Angelegenheiten der Nation durch
enge der Stimmen entfihleden. Das Oberhaupt ſammelt fie, und hat den Vorſitz.
2 Die Hottentotten gehen felten auf Die Jagd, oder auf eine wichtige Unternehmung Nationafver-
fie — Bu ne Hauptleute zu befragen; gleichwohl entſtehen manchmal Unordnungen, die ſammlungen.
en. ind; ie Leute ei bey den Köpfen Friegen
und feiner — vermoͤgend ſind; da alsdann die Leute einander bey oͤpfen kriegen,
chtet ſich mit einander ſchlagen. Sein Anſehen zu erhalten, ſtellet er ſich
bey ſolchen Gelegenheunen N i \
‚ als-ob er nicht hörte,noch fähe, was vorgeht, wenn es niche zu
gen. Ventheſhe Ba ho „moch ſabe/Jes voget, Mor,
78 Beſchreibung der Länder vom Vorgeb der guten Hoffnung
4713
Kolbe.
Gerechtigkeit
in buͤrgerli⸗
chen
und peinli⸗
chenSachen.
Art zu ver⸗
fahren.
Mord, oder einem allgemeinen Auflaufe koͤmmt, da fie fich alsdann zeigen, und weil
das Volk weis, daß es die Sache zu weit gefvieben hat, fo begiebe es ſich auf einmal
zur Ruhe. A 2
Der Arze ift die dritte Perfon vom Anſehen im Kraal, und der Priefter die legte =),
Bon beyden haben wir fchon Nachricht ertheilt. - .
Auf diefe Art ift die Staatseinrichtung der Hottentotten befchaffen. Man fieht dar:
aus, daß fie nicht fo barbarifch find, als man fie immer vorgeftelle hat, und daß ihre Bers
waltung der Gerechtigkeit nicht ganz als lächerlich anzufehen ft. Jedes Dorf hat ein Ge:
richte zu bürgerlichen und peinlichen Sachen, das aus dem Hauptmanne und allen Män-
nern des Kraals befteht, die fich dieferwegen im freyen Felde verſammeln, und in einen
Kreis fegen. Die Gerechtigkeit leidet bey den Hottentotten nie, wie in Europa, durch
Beſtechen, oder welches eben fo fehlimm ift, durch Saumfeligkeit. Sie haben dem Him-
mel fey Dank! Feine Advocaten. Kläger und Beklagter tragen ihre Sache felbit vor; das Ge:
richte hövet fie, und entfcheider fie durch die Mehrheit der Stimmen, ohne Appellation und
andern Aufenthalt.
In peinlichen Sachen, als Mord, Ehebruch, Raub und dergleichen, bringen Reich⸗
thum und Kang dem Schuldigen einen Schuß und feine Gewogenheit; dem Haupt⸗
manne felbft geht es nicht beffer, als dem gemeinften Manne, Sobald jemand wegen folcher
Verbrechen in Verdacht fomme, wird allen Männern feines Kraals Nachricht davon er-
theilt, die fich felbft als fo viel Bediente der Gerechtigkeit anfehen, und ihn feharf aufſuchen.
Weis er, daß man tüchtige Beweiſe gegen ihn hat, fo flieht er gemeinigliih zu den Bu⸗
fehis oder Banditen; denn wenn er fid) nach einem andern Flecken machte, fo würde man
ihn als einen Kundſchafter anfeben, und auf Nachforfehen ausliefern.
Wenn man einen Verbrecher gefangen befommen bat, fo wird er aufbehalten, bis
fich die übrigen , ihm den Proceß zu machen, verfammeln koͤnnen, welches fie wohl noch den
Tag thun. Sein Pag ift das Mittel des Kreifes, wo er am beften hören und gehöret
werden fann. Der Ankläger bringe feine Befhuldigung vor, worauf die Zeugen ver-
nommen werden, Darauf vertheidige fich der Gefangene, und Die Richter Hören geduldig
zu, fo lange er und feine Zeugen noch ein Wort für ihn zu fügen haben, Ecrhellet, daß er
. ungerecht angeklagt ift, fo verurtheilet man den Anfläger, von feinem Viehe jenem den Schae
den zu erfegen. Wenn er aber fehuldig befunden wird, fo fpricht man das Urrheil und volk
zieht folches augenblicklich. Er wird, felbft auf dem Plage, mo er vernommen worden, hin⸗
gerichtet. Der Hauptmann des Kraals iſt der Nachrichter 6); er eilet auf den Verbrecher
wie vafend zu, und ſchlaͤgt ihn gleich mit feinem Kirriſtocke zu feinen Füßen nieder, wodurch
ihm ordentlic) der Kopf zerfchmettert wird. Die übrigen machen ihn vollends nieder , und
begraben den Seichnam fogleich. In diefem Falle leidet feine Familie nichts, Sein Verbrechen
erlifcht mit feinem Tode, und fein Andenfen behält dadurch feinen Schimpf. Vielmehr.
wird fein Seichenbegängniß mit eben ſoviel Hochachtung als des tugendhafteften unter ihnen
gehalten. Der Sefer wird leicht fehen, wenn er diefes Verfahren mit dem europäifchen
vergleichen will, auf welcher Seite der Vorzug iſt.
Wenn.
a) Kolbe auf der 84 und folg. Seite. Hauptmanne als einen Schimpf an, obgleich bey
6) Vogel und Tachard rechnen diefes dem den Juden der Richter oft eben das Amt hatte.
!
big nach Capo Guarda Fuy. KIT Buch IV Cap 179
Henn fich zwifchen zweyen Dörfern, von einerley Mation, ein’ Zwiſt ereignet, ſo 1713
wird folcher dem Nationalgerichte vorgebracht, das feine Entfcheidung fo ſtandhaft und bes Bolbe.
herzt, als ein vömifcher Senat, ausführet c). Die Europäer mögen fic) ihrer Gelehrſamkeit,
Staatsfunft und ihres gefitteten Wefens vühmen: aber wo Fönnen fie eine fo veife und
fo glückliche Negierungsart als die hottentottiſche aufweifen, die ihren Grund in der voll:
kommenen Freyheit Des Bolfes hat?
£ Alles Vermögen des Vaters fällt auf den älteften Sohn, ober außer dem, auf den Erbrecht:
nächften männlichen Erben. Es wird nicht zertheilt und fälle nie auf Weibsbilder. Selbſt 5
ehr Dermächtniß an eine Hottentottinn iſt, ohne Einwilligung des nächften Erben, uns
gültig. Willein Vater feine jüngern Söhne verforgen, fo muß er ihnen ihr Theil vom
Viehe, weil er noch gefund iſt, geben ; fonit koͤmmt ihr Vermögen und ihre Freyheit auf des
älteften Güte an. Giebt aber der ältere Bruder dem jüngern einmal feine Freyheit, ſo
Eann er folchesnachgegends nicht wiederrufen. Der äftefte Sohn hat ein gleiches Recht über
die Schweftern: fie fönnen ohne feine Einwilligung nicht von ihm ziehen, noch heiraten,
und er giebt ihnen nach feinem Gefallen Vermögen mit oder nicht. Nur muß er die Frau
oder die Weiber feines verftorbenen Vaters verſorgen, bis fie wieder heirathen oder fterben.
Heirathet er aber felbft ben feines Vaters gebzeiten, fo bat er feinen Vortheil vor feinen
Brüdern, in Erwartung der Erbſchaft A), '
Die Hottentotten find gegen Befchimpfungen nicht unempfindlich, befonders welche Ihre Kriege
die Nation angeben. Ben dem geringften Eingriffe in ihre Rechte, wird eine hottentottifche
Nation bald aufgebracht. Alle eilen zu den Waffen, und ziehen gegen den gemeinfchaft-
. lichen Feind. Ein hottentotiſcher Krieg aber ift Feine Saft für das Volk. Sie willen nichts
von einer Kriegscaffe, Magazinen, Kriegscontribution, die viele Feldzüge Durch dauert,
Eine Schlacht machet ordentlich den Zwift aus: es wird aber auch von beyden Seiten hart
naͤckig gefochten. Don der Kriegszucht wiffen fie nichts. |
Sie wiffen nichts vonzReihen, Gliedern, Fronte, Seifen, und Hintertreffen, fondern find ohne
fechten in vollfommenfter Verwirrung; doch ftehen fie nicht fo dicht beyfammen, daß nicht Kriegszucht.
ein jeder Platz hätte, feine Aſſagaye zu ſchwingen, und von einer Seite auf die andere zu
büpfen, weil er zielet. Sie fangen den Angriff mit einem ſchrecklichen Geſchreye an, und
wenn einer feinen Pfeil oder Wurfſpieß fortgefchoffen hat, fo zieht er fich ein wenig zuruͤck,
daß ein anderer an feine Stelle treten kann, bis er dieſen wieder abzulöfen fertig it. Der
Sieg koͤmmt meift auf die Gefhiclichfeit des Dberbaupts an, Des Feindes Schwäche zu
entdecken, damit er dafelbft mit feiner auserfefenften Mannfchaft, oder mit den Bakkeleyern
Oder Kriegsochfen einbrechen Farin, die in diefem Falle ein ſchreckliches Blutbad anrichten,
Und ordentlich Den Feind über den Haufen werfen,
- Die Bewegungsurfachen zum Kriege bey den Hottentotten find gemeiniglich eine von Sie haben
iefen dreyen Menn ihnen ihr Vieh ift geftohlen worden; ‚wenn man ihnen ihre Weiber wenig Urſa⸗
entführt Hat; oder wenn ihnen ihre Weiden find weggenemmen worden. Diefes legte it 2
die gemeinſte Anfache ‘zu Händelm Denn obgleich die Lander dev Hottentotten Feine ge-
les ä “ 2 . . feste
d em lbe im I Vande anf der 296 und folgen: «MD Ehenderſelbe anf der 151, zorten und felgens
en Seite: ? —* den Seite.
| 80 Becchreibumg der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713
Kolbe.
Waͤhren
nicht lange.
ſetzte Graͤnzen haben; fo wiſſen ſie doch uͤberhaupt, wie weit ſich ihr Land erſtrecket; und
wenn auch die benachbarten Nationen ihr Vieh nicht auf ihre Weiden treiben, wie manche
"mal gefchieht, fo fönnen fie folche doch, durch) MWegbrennen des Graſes, bey trockner Jah⸗
veszeit verderben. Sie entführen einander felten die Weiber und das Vieh, als in der Ab-
ficht, einander zum Kriege zu reizen. In allen diefen Fällen läßt die beleidigte Nation
zuvor durch Abgeordnete das Unrecht vorftelfen, und Öenugthuung fordern; wird Diefes
verfehoben: fo ergreifen fie die Waffen, und fuchen fich durch Gegenfeindfeligkeiten , fo gut
fie Eönnen, zu helfen. Finden fie fich überwältigt, fo wenden fte fich gemeiniglich an den
hollaͤndiſchen Statthalter, als Mittler, der durch bewaffnete Abgeordnete beyde Parteyen
bald zu einem Vergleiche bringt, wovon der befehlshabende Officier Die Bedingungen vor-
ſchlaͤgt, die allezeit zum Vortheile deſſen, der verlohren hat, eingerichtet find. Die Hole
länder kommen den Unkoften, die fie bey folcher Gelegenheit aufwenden, reichlich wieder
. bey, weil fie von der Nation, deren Streit fie vermitteln, das Bieh um einen fchlechten
Verſchiedene
Arten.
Preis zu kaufen kriegen.
Wird eine hottentottiſche Nation in einiger Entfernung vom Vorgebirge reich und
ftarf, und daher ſtolz: fo fhliegen ihre Nachbarn ordentlich unter fich ein Beleidigungs-
und Berrheidigungsbündniß ; wie die Suffaquas und Odiquas, mit den Eleinern Na⸗
maquas , gegen die ftarfen und befehlshaberifchen groͤßern Namaquas oder Dunquas,
und Damaquas, gegen Die Gauros ſchloſſen. In allen ſolchen Buͤndniſſen find fie fehr
treu und richtig. Der Bundsverwandte ift allezeit fo bald im Felde, als derjenige, Der
den Krieg bauptfächlich führer; er ficht eben fo hitzig, als ob die Sache fein eigen wäre,
und lege die Waffen nicht eher nieder, als bis Genugthuung erfolget iſt.
Einige bottentottifche Nationen haben auch ihre befondern Gebräuche im Kriege.
Die Chamtavers und Heykoms hören nicht auf zu fechten, wenn ihrer auch zehne gegen
einen Feind gefallen find , fo lange ihr Oberhaupt auf einer Are von Pfeifen fpielet. Hoͤret
er auf, fo ziehen fie ſich zurück; fange er wieder an, ſo erneuern fie den Angriff. Die
kleinern Namaquas, und ihre vorerwaͤhnten Bundesverwandten, fechten tapfer, bis fie fin-
den, daß fie mehr Leute, als der Feind, verlohren haben; darauf ziehen fie ſich fogleich zurück.
Andere hottentottifche Nationen, als die Dunquas, Damaquas und Bauros, fechten
fo fange, als fie fehen, daß ihr Oberhaupt noch vorhanden. ift; fo bald er aber umkoͤmmt,
oder nicht mehr gefehen roird, fo fliehen fie.
Sie rühren die Tobten des Feindes nicht an, plündern folche auch nicht, und über:
laſſen derfelben Waffen, und alles, was fie haben, der gegenfeitigen Partey: die Gefange-
nen aber machen fie fogleich nieder, Die Ueberläufer und Kundfchafter werden ebenfalls
ohne Barmherzigkeit hingerichtet, und felbft bey ver Partey, zu der fie übergehen, verächt-
lich gehalten. Denn wenn der. Krieg zu Ende ift, fo geben fie ihnen kaum das Brodt, und
bey allen Friedensfchlüffen wird ihrer ein Theil von beyden Seiten ausgeliefert, die man
fogleich binrichtet e).
Ihre Waffen, re Waffen außer den ſchon erwähnten Stoͤcken 7) find die Haſſagaye oder Aſſa⸗
Bogen und
Pfeile.
gaye, und Pfeile, Der Bogen iſt von Eiſen oder Dlivenholzefehr fauber und bequem ge-
? mad,
e) Kolbe im I Band auf der 284 und folg. Seite. ) Siehe oben a. d. 151 ©,
Big nach Capo Guarda Fuy. XII Buch IV Cap. 468
macht, die Sehnen ſind ſtarke Nerven oder Daͤrme von Thieren, an jedem Ende mit einem 1713
hölzernen oder eifernen Haken befeftige, “Der Pfeil beftept aus einem Eleinen Stocke oder Kolbe.
Rohre, das nach dem Ende dünner und dünner wird, anderthalben Fuß lang, und einem
eifernen Zirfel, wie ein halber Sechspfenniger geoß, der von jeder "Seite inwendig und aus«
wendig einen kleinen Winkel hat, welche allezeit vergiftet find: mitten an diefem Halbzirfel befin-
det fich eine eiferne Hülfe, etwa zwey Zoll lang, in welche das duͤnne Ende vom Stode gebt.
Der Köcher ift ein langer enger Sad, aus Schſen⸗ Elends⸗ oder Elephantenleder, den fie
vermittelit eines an beyden Enden befeftigten Riemens über die Schulter hängen. Der Bo⸗
gen hängt an einem Hafen, der am Dberende befeſtigt iſt. Sie treffen ein Ziel, das nicht
größer, als ein Silberpfennig, ift, auf eine merkliche Weite mit einem Pfeile und fehlen ſel—
ten , wo es nicht windig ift, ob fie gleich beftändig hin und her fpringen, weil fie zielen,
welches gleichwohl nicht lange waͤhret.
Eben das verrichten fie mie Werfen der. Haſſagaye, welches ihr beftes Gewehr ift. Haſſagaye
Sie ſchwenken ſie auf ſo eine Art, daß ſie nicht zu zielen ſcheinen, und doch muß ſolche auf oder Pite.
eine große Weite Das Ziel treffen. Die Haſſagaye iſt eine Art von halber Pike, Der
Schaft ift von der Länge und Dicke Des Griffs von einer Harke. Am dickſten Ende ift eine
- Heine dünne Platte von Eifen befeſtigt, Die fpißig zuläuft, und an den Eden ſehr fcharf ift;
fie halten folche allezeit blank, und wenn fie gegen den Feind oder ein wild Thier foll ge⸗
braucht werden, wird fie vergiftet.
Sie brauchen auch ihre Kirri⸗ und Rakkumſtoͤcke, als Kriegsgewehre. Die Kirri: und
Aatkumptöche werfen fie auf den Feind, oder bey der Jagd auf ein Thier, dreyßig bis Raffums
vierzig Ellen weit, und es wird davon ordentlich durch den Leib durch und Durch geftoßen ; ſtöͤcke.
die Kirriftöche dienen, Pfeile, Haſſagayen, Rakkumſtoöcke und Steine wegzuſchlagen,
und fie gebrauchen folche ſehr geſchickt, wenn fie fich verſchoſſen haben.
Zu Friedengzeiten ftellen fie oft Uebungsgefechte an. Ihre Waffen find alsdann Kir; Yebungsger
riſtoͤcke, Rakkumftoͤcke, und Steine; denn Bogen brauchen fie nie, und die Haſſagaye fechte.
felten, - Das Treffen geht mit einem ſchrecklichen Gefchreye, und einem Regen von Bak⸗
kumſtoͤcken von beyden Seiten an, Darauf kommen fie zu den Steinen, von denen in dies
fer Abſicht einige Haufen auf dem Plase liegen, Sobald der Hottentot merket, daß er bey
einer Haſſagaye, einem Rakkumſtocke oder Steine in Gefahr ift, fofteht er mit Vorhal⸗
tung feines Kirriſtockes flille, und fangt ihn damit auf, daß er, wenigftens beym Uebungs«
gefechte, felten feblet.
- Wenn fie muͤde find, mit Steinen zu fechten, fo greifen fie einander mit den Händen an,
wie auch in Schlachten zumeilen gefchieht. Sie ſtoßen und fehlagen einander graufam
mit. den Rakkumſtoͤcken, die fie fehr geſchickt weg zu pariren wiſſen. Ihre Finten in
ſolchemn Angriffe find auch ungemein liſtig. Kurz, der Berfaffer verfichert, er habe oft dieſe
Spielgefechte mit unglaublihem Vergnügen angefehen. So erhalten fich die Alten in der
ebung und führen die Jungen an 8)»
33 Das
) Rolbe imi Bande auf der 243 und 293 und folgenden Seite,
1713
Rolbe,
i82 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
Das V Kapitel,
Naturgeſchichte der Länder am Vorgebirge der guten Hoffnung.
Zahrszeiten
und Luft.
Der 1 Abſchnitt.
Bon der Luft, dem Waſſer, und den Mineralien.
1. Jahrszeiten und Witterung am Vorgebirge.
Sahrszeiten und Luft. Wetter. Tafelwolke. Ihre Beſchaffenheit und Wirkung. Erklaͤtung.
D Europaͤer am Vorgebirge ſehen das Jahr, als in zwo Jahrszeiten getheilet an,
die ſie Monſons nennen; der naſſe Monſon, oder Winter, und der trockne
Monſon, oder Sommer, Der erſte faͤngt, mit unſerm Fruͤhjahre, im Maͤrz an;
der letztere im Herbſtmonate, wenn ſich unſer Sommer endiget. In dieſer guten Zeit herr⸗
ſchen ordentlich die Suͤdoſtwinde, die zwar die Luft erheitern, aber auch den Schiffen be⸗
ſchwerlich find, die aus Europa kommen, und in die Tafelbay einlaufen wollen. In der
ſchlimmen Jahrszeit, iſt das Vorgebirge den Neben fehr unterworfen, und die Nordieft-
winde, nebft dem Regen, verurfachen, daß die Einwohner zu Haufe bleiben a). Doc) läge
ſolches oft nach, und es giebt viel Tage, da Sonnenſchein iſt, bis in unfern Brach⸗ und
Witterung.
Tafelwolke.
Heumonat, ba es faft beftändig regnet, und von diefen Monaten an, bis in den Sommer.
Das Wetter im Winter ift kalt, rauh, und ſehr unangenehm, aber nie flrenger, als in
Deurfchland im Herbfte. Waſſer friert nie dicker, als eine halbe Krone; und ſobald fich die
Sonne fehen läßt, vergeht das Eis. Donner und Blitz find felten, ausgenommen um |
den Wechfel der Zahızzeiten, im Herbftmonate und März, jedoch thun fie feinen Schaden b),
Auch die Suͤdoſtwinde, die den Sommer hindurch ſehr heftig wehen, und Wolfen von
Staube erheben, find nicht ganz ohne Unbequemlichfeit; fie vafen manchmal zu acht Tagen,
und ganzen Monaten, während welcher Zeit Die Luft auf dem Vorgebirge allezeit heiter, und.
ber Himmel ohne Wolken ift, ausgenommen die Windwolke auf den Tafel- und Teufels.
bergen, die der Aufenthalt, und das Zeichen eines Sturms ift. Gegentheils ift bey den
Nordweftwinden, die der Winterjahrszeit eigen find, die Luſt auf dem Vorgebirge dic,
und voll ſchwerer Regenwolken.
Sollten die Suͤdoſtwinde im Sommer drey oder vier Tage zu wehen aufhören, ſo wuͤrde
das Seegeſtraͤuche ans Sand treiben, daſelbſt verfaufen, und bie duft verderben: daher find +
die Capeeuropder mit Ropffehmerzen, und andern Krankheiten geplagt, die fie nicht empfin-
den, wenn diefe Winde wehen; gegentheils aber, verwfachet ihnen Die Heftigkeit diefer
Winde, nebft ver Sonnenhige, böfe Augen ve).
Die merkwuͤrdigſte und fonderbarfte ufterſcheinung auf dem Vorgebirge, iſt die Wolfe A),
die ordentlich die Tafel» und Teufelberge bedeckt, und der Urfprung diefer heftigen Suͤdoſt⸗
winde
a) Kolbe Il Band auf ber 322 und folg. ©. e) Manche fagen, fie fey anfänglich nicht größer,
5) Derfelbe auf der 294 Seite. als ein Gerſtenkorn, werde darauf fo groß, als eine
©) Siehe oben auf der 166 Seite. welſche Nuß, und bedecke endlich den ganzen Gipfel
d) Lequat heißt fie ivrig einen Nebel. des Tafelberges,
big nach Capo Guarda Fuy. XII Buch V Cap. 183
winde ift. Herr Kolbe giebt eine fehr vernünftige Nachricht, von ihrem Exfcheinen, bis zu 1713
ihrem Vergehen. Sieift, wenn man fie das exftemal fieht, nie Heiner, als ein großer Zolbe..
Schfe ©), oft größer. Sie haͤngt in verfihiedenen Flocken über dem Tafelberge, und dem ⸗
YDinds oder Teufelberge, die nach und nach zunehmen, endlich zufammengeben, und eine
große Wolfe machen, die beyder Berge Spigen bedeckt. Nachdem fie einige Zeit gedauert
Pe ſich indeffen bervegt oder verändert zu haben, bricht der Wind plöstich mit großer
uch aus, \
Die Gränzen diefer Wolfe find weiß, ſcheinen aber viel dichter, als der Stoff gemei- Ihre Ber
ner Wolfen zu feyn. Die obern Theile find bleyfarben, welches von den gebrochenen Ficht- ſchaffenheit,
ſtralen herruͤhret. Es faͤllt kein Regen aus ihr; manchmal aber entdecket ſie eine große
Naͤſſe, da ſie dunkler von Farbe iſt, und ein unterbrochner Wind aus ihr geht, der nur in
kurzen Abſaͤtzen wuͤtet. In ihrem ordentlichen Zuſtande behält der Wind feine erſte Wuth
ungeſchwaͤcht, einen, zweene, drey, und acht Tage lang, manchmal auch wohl einen
Monat. Waͤhrend dieſer Zeit ſcheint ſich die Wolke nicht zu vermindern, obgleich von den
Enden, von Zeit zu Zeit, kleine Flocken abzugehen ſcheinen, die nach den Seiten der Berge
getrieben werden, und verſchwinden, wenn fie an den Fuß kommen. Sie muß alſo, mäh-
renden Sturms, Zufluß von neuer Materie haben.
Wenn die Wolfe anfängt heller zu werben: fo fehlee dieſer Zugang, und der Wind und Wir
nimme nad) eben dem Maaße ab; endlich wird fie durchſichtig, und der Wind höret völlig kungen,
auf. Während diefer Süpoftwinde, wüthen in dem Tafelthale entfegliche Wirbelwinde:
wehen biefelben-twarm, ſo dauern fie ordentlich nicht.lange, und die Wolke verfchwindet als«
dann bald, Diefer Wind wehet felten nach Untergange der Sonne, und nie länger, als
bis gegen Mitternacht, ob die Wolfe gleich bleibt; alsdann aber ift-fie dünner und Elar.
Wenn aber der Wind kalt wehet, fo ift es ein ficheres Zeichen, daß er einige Zeit anhalten
wird, ausgenommen um ein Uhr zu Mittage, und zu Mitternacht, da er wie auszuruhen
fheint, und alsdann mit erneuerter Wuth losbricht.
Weil anderer Erflärungen Herrn Rolben nicht genug fhaten f): ſo ſetzet er zum voraus, Erflärung
die Wolfe beftehe aus einer unzähligen Menge Eleiner Theilchen, die von den in dem heißen davon.
Erdſtriche faft das ganze Jahr herrſchenden Oſtwinden gegen die Ecke des Vorgebirges ges
trieben werden, die Dften gegen über fteht, und an der See liegt, Sie werden alfo daſelbſt
in ihrem Laufe aufgehalten, zufammengedrudt, und in £leinen Haufen oder Wolfen, ficht:
bar gemacht, und in folchen Klumpen an die Gipfel der Berge getrieben, wo die obere Suft
fie zurück treibt, daß fie mit Gewalt als Wirbelwinde g) berunterflürzen; diefe Wirbel:
töinde find an dem Tafel» und Teufelberge ftärfer, weil folche höher find, und daher der
Druck größer iſt. Die Wolfen find diefen Hügeln nicht eigen, fondern auf allen ‘Bergen
unweit des Vorgebirges zu fehen, als auf Hottentottenholland, Stellenboſch, und
Drakenfteinbergen, denen, die Norwegen beißen, an der Falſobay, und felbft den
Steinhuͤgeln 3), 27
2. Das
M Vereni ; ; SR;
Berge uud Sane no beuchset und Dalley, geben die Widerftande der obern Luft erflären. Da der Wind
des Vorgebirges, als die Urfachen ſelten nach Untergange der Sonne, wehet, ſo fiheint
Mr mn Sapemonfons erklären laffen. es, al wäre die Sonne vornehmlich Urfache davon,
⸗* ſolches ſchweriich aus dem bloßen 9 Rolbe ID auf der ars und folgend. ©,
134 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
2. Das Waſſer in den Capeländern.
1713
Kolbe:
Seewaſſer.
Unordentli⸗
che Fluth.
Waſſer; ihre
Farbe,
ihr Ge⸗
ſchmack.
Salzigte
Waſſer.
Seewaſſer · Unordentliche Fluth.
Landwaſſer;
ihre Farbe, Geſchmack.
Warme Wäder,
Salzigte Waſſer. Wirkungen.
Ihre Beſchaffenheit und
Das Eapewaſſer iſt vortrefflich.
Sie See am Vorgebirge der guten Hoffnung iſt grünlicht, welches von dem Wie⸗
derſcheine der grünen Hügel und Klippen 2), imgleichen von den Korallenfträuchen
herruͤhret, die in Menge an dem Borgebiege herumſchwimmen. Im Waffer find fie grün
und weich. Wenn fie aber ang Sand geworfen werden,
ſchwarz, und dunkelroth.
ſo erhaͤrten ſie, und werden weiß,
Den ꝛaſten des Herbſtmonats, im Jahre 1707, des Morgens, eine Bierthelftunde nach
der Ebbe, war am Vorgebirge Fluth, und fiel ſogleich wieder,
Darauf Fam die Fluch plöß«
fich zurück, und eine Vierthelſtunde Darauf war wieder Ebbe; kurz, von acht bis zehn Uhr
war fiebenmal Ebbe und Fluth.
Weil die Sonne den 2aften des Herbftmonats, um neun Uhr, drey und funfzig Minuten,
neunzehn Secunden, Nachmittage, in Die Mittagslinie erat, und im Fruͤhlinge Tag und Nacht
am Borgebirge gleich machte, von welchem ziveene Tage, zwo Stunden, acht und funfzig Minu-
ten, funfjig Secunden, zum neuen Monde waren, ſo fraget der Berfaffer: ob diefe außeror⸗
dentliche Fluthen nicht folchen beyden Urfachen zuzufthreiben ſeyn möchten, nebft ven Winden,
die aus den Höhlen im Grunde ber See entfpringen, und von denen, tie die Bootsleute
wiſſen, Schiffe oft hin und wieder geftoßen werden; aber Damals waren keine im Hafen 6).
Die Landwaſſer um das Vorgebirge haben meiſt ihre Duellen auf den Gipfeln der
Höchften Berge, und fallen fehr ſchnell über Kiefel- und Feuerfteine,
Sie find weiß und
fehr helle, ungemein angenehm und gefund; aber die Ströme, die einen andern Urſprung
und Sauf haben, find dunkelroth, oder wie Eifenftein.
Manche find auch ſchwaͤrzlich von
der Erde und dem Schlamme, dadurch fie fliegen.
Das Waffer um das Vorgebirge ift von
ſehr mannigfaftigem Geſchmacke. Alles Fluß:
waſſer iſt durch den ganzen Fluß durch füße und angenehm; anderes Wafler verliehrt die
Farbe und Süßigkeit, die es bey feinen Duellen hat, und wird im Fortgange ſalzig. Mans
ches läßt, wo es fteht, das ſchoͤnſte Salz zurüd. Einige Quellen auf dem Tygerberge,
im Tygerthale, und anderswo,
find gleich urſpruͤnglich ſalzigt, aber doch noch zu trinken,
und gefund; wenn man fie aber nich gleich trinke, fo werden fie zu ſalzigt, als daß man fie
genießen koͤnnte.
Einige von diefen falzigten Waflern reinigen dag Blut ungemein. Sie wirken folches
durch Schweiß und Stuhlgang, woben fie ein gewaltiges Jucken über und über verurfachen,
welche Empfindung etwan in einer Woche, wenn das Blut zufänglich gereinigt iſt, aufhöret.
Weil fich die lehmichten und falzigten Theile dieſer Waſſer bald fegen, wenn fie in warmer Luft
ober bey dein Feuer ftehen, ſo werben fie bald ftinfend.
Die Waller, Die mit Ungeftüme von den Bergen fallen, und durch Gegenden fließen,
wo fie mie Baͤumen, Buͤſchen, und Sträuchen ftark befchattet werden, find fo außerordent-
a) Kolbe bemerfet, die grüne Farbe ber See
um Cape Herde komme von dem häufigen Schilfe
und Grafe , das dafelbft herumſchwimme und in
ihr wachfe, her. Diefer Schilf ift zwifchen drey
und vier Ellen Tang, unten weit, und oben enge,
lich
Sie beugen ihn oft nad) der Geſtalt einer Trompete,
und binden die Stuͤcken zuſammen, wenn er tros
den iſt. Das Inſtrument wird fehr fefte, und
giebt einen fo guten Klang, als eine Trompete,
Der Verfaſſer has folches verſucht, und die Portus
giefen
bis nach Caho Guarda guy. XI Buch V Cap. 185
lich kalt, daß fie auch in Gefäßen auf bewahrt dieſe Eigenſchaft behalten, und man einen 1713
Schauer, empfindet, wenn man fie trinfer. Kolbe.
Einige Waffer hier find warm, andere völlig heiß. Es giebet dergleichen zwey be
vühmte warme Bäder, dreyßig Meilen vom Borgebirge, die der Berfaffer oft beſucht har c),
Wir haben drey warme Duellen in. der Colonie Maveren d) fehon erwaͤhnet, von Warme
denen die am ſchwarzen Berge am meiften befucht wird. Es giebt zweene Wege dahin; Bäder.
einer geht duch Drakenſtein, über den befcehwerlichen Berg, und den Fluß ohne Ende,
nach Änoblanfs, oder Knoblauchkraal. Der andere geht durch Hottentortenholland,
und über die dazu gehörigen Berge, durch Hout⸗ Hoeck, das ift, Waldecke. Bon
dar führer er über vier Eleine Fluͤſſe, unweit ihrer Quellen, und gebt weiter nach Bobnties⸗
Kraal, oder Waſſerkraal, fort, welches legtere nur eine Stunde vom ſchwarzenber⸗
giſchen Bade ift,
Die Dammerde dieſes Berges ift kohlſchwarz, leicht, Elebricht, fett, und fo weich,
daß die Pferde im Hinaufgehen einfinfen; Daher man zu Fuße hinauf ſteigt. Man hält den
Berg für hohl, meil das Badwaſſer mit großem Getöfe in eine Höhle fällt, und unter der
Erde wegläuft, obne daß. man weis wohin. Kolbe fand fechszebn Fuß tief noch feinen
Grund, Es entfpringen auch warme Duellen aus veufchiedenen in den Berg gegrabenen
Höhlen. Ihre Oberfläche ift mit einer blaulichten fetten Haut überzogen, und an den Seiten
feget fich ein zartes Iehmichtes Wefen, das getrocknet den Malern ſtatt Ocher Diener.
Diefe Waſſer find klar, wie Kiyftallen, und ſchmecken ſtaͤrker nach Eifen, als andere, Belhaften:
die der Verfaſſer gefoftet bat, doch find fie noch angenehm. Man wendet fie zu allem Ge- heit und
brauche an, nur nicht zum Wafchen; denn fie geben dem Seinenzeuge-eine gelbe Farbe, die Wirkungen.
nie ausgeht. Wenn man ins Bad geht, fo wird man von einem faft unerträglichen Brennen
überfallen, befonders wenn man fich nach und nach hinein begiebt; dieß aber geht bald vor-
über, und das Waſſer verurfacht alsdann eine fehr angenehme Empfindung; doch muß man
in fünf oder fechs Minuten herausgeben; denn es erhebt den Linterleib, und zieht ihn derge-
ſtalt zuſammen daß man faſt den Athem verliehrt. Man erhaͤlt ſolchen wieder, wenn man
ſich ſogleich zu Bette leget, da man in einen gelinden Schweiß verfällt, und mit einer Mun-
terkeit, über die man fich felbft verwundert, nachgehends aufſteht. Wenn man fic) alle
vierzehn Tage einmal badet, fo wird der Leib durch Stuhlgang, Schweiß, manchmal auch
durch Brechen, vollfommen von allen Uebeln gereiniget. Koibe Fannte eine Perfon , die
dadurch ihr Gehör wieder erhalten hatte; einen andern, der an einer Lahmung feines Arms
war geheilet worden, und ein Weibsbild, der das Bad von der venerifchen Seuche geholfen
hatte, nebft verfehiedenen andern, denen es bey Krankheiten, die aus mancherley Zufällen.
zulammen beftunden , gut gethan hatte e).
„Der Berfaffer glaubet, das Waller am Vorgebirge gebe Feinem andern an Reinigkeit, Vortrefflich⸗
Suͤßigkeit, und Gefundheit etwas nach; Die Capeärzte, oder beffer Wundärzte, haben eg feit des Ca—
faſt in allen Fallen heilſam befunden, Verſchiedene daniſche Befehlshaber verficherten ihn Prmallees.
ebenfalls, -
giefen heißen Biefe \ Ir
8 Gefträuche unftreitig daher ce) Kolbe I Band auf der 20 und 280 und
Trombe, oder Trompeten. en die Figur, folgenden Seite,
5) Kolbe am oem d) Siehe oben auf der ng ©.
at folg, ©chte augef. Orte, auf der 305 2) Kolbe auf der 285ften und folgenden
Seite,
Allgem, Heiſebeſchr. V Band. Aa
1713
Kolbe,
Arten von
Erde,
Harz.
Steine,
Manor,
Falſcher
Adlerſtein.
166 Beſchreibung der Laͤnder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
ebenfalls, jedes koͤnigliches Schiff muͤßte, auf der Ruͤckkehr aus Indien, am Vorgebirge
einlaufen, und daſelbſt ein großes Faß Quellwaſſer für den König von Dänemark einneh⸗
men, welches man an Diefem Hofe für Das befte von der ganzen Welt hielte. Es bleibt auf
den längften Seereifen hellundfüße. Am Borde des Schiffs, in welchem der Verfafler zurück
fehrte, litt es gar feine Veränderung, ausgenommen, Daß es fich ein wenig unter der Linie
veränderte, aber bald- wieder zurechte kam 5).
3. Soffilien in den Capelaͤndern. .
Arten von Erde, Harz. Steine. Marmor, Falſche Adlerſteine. Silber und Kupfererz. Salz:
wie ſolches gemacht wird; ſeine Eigenſchaften.
Hi biefigen Soffilien Taffen fi) auf Erden, Steine, und Erze bringen.” Die Colonier
haben Thon zu Töpferzeuge, welches fie verfertigen, und Sehm zu Ziegeln, von denen
ihre Häufer meift gebaut find. Sie finden auch rothen und weißen Kalt, Mit dem erften
malen * Hottentottinnen ihre Geſichter; den letzten brauchen die Europaͤer, ihre Haͤuſer
zu tuͤnchen.
In den Felſenhoͤhlen, unweit der drakenſteiniſchen warmen Baͤder, findet man ver⸗
ſchiedene Arten von Erdharzichen Weſen, von gruͤner, weißer, und gelber Farbe. Unter
den übrigen iſt eine Art natürliches Erdharz, Steinpech, oder Steinöl, das aus den Selfen
eröpfelt, und tie alter Harn ſtinkt. Die Hottentotten ſagen, es ſey der Harn der Hermine
chen, mit zarten Staube vermifcht, und geben es ihrem Biehe, den Leib zu öffnen, wenn
es im Warfer aufgeföft ift. Es beilet, wenn es auf eben dieſe Art aufgelegt wird, Die
Wunden bald zu.
Die Steine auf dem Tafelberge, Hottentottenholland, Stellenboſch, Dias
Eenftein, und dergleichen liegen in Reihen über einander, und zwiſchen den Schichten befindet
fich ein Wefen, wie Mark. Sie find fo hart, als Kiefelfteine, und werden zu Erbauung
der ftärkften Mauern angewandt, Die fliegenden Waffer geben Häufigen Sandftein, und
in denen Schwaͤmmen, welche die See auswirft, wird ein grüner in der See erzeugter Stein
gefunden, ber fich leicht zerreiben läßt.
Um das Vorgebirge herum giebt es verfchiedene Steinbrüche von Kalkſteinen, aber
man brauchet auch Muſchelſchaalen dazu, imgleichen Steine, die zu Mühlfteinen angehen;
weil fie aber ſchwer zu arbeiten find, fo verfieht man die Mühlen der Cofonie aus Holland.
Man hat an dem Vorgebirge einen ſehr harten brauncothen Stein entdeckt, der hier
der Herzftein genannt wird. Er iſt blau gefledt, und hat weiße Adern, gleicht auch, wenn
er polivt ift, an Glanz und Schoͤnheit dem feinften Marmor. Probierfteine, feine graue
Wegfteine, und Flintenfteine, find bier gemein.
Im Sande und Moräften findet man den falfchen Aolerftein. Er ift rundlicht, von
der Größe einer Caftanie, hohl, und ordentlich mit Sand, oder einer andern Materie ge-
fülfe, Seine äußere Seite ſcheint wie mit Roſt bedeckt zu ſeyn. Er wird Fremden, als
eine große Merkwuͤrdigkeit, geſchenkt.
Man⸗
F) Rolbe auf der 21 und folgend. ©. b) Ten Rhynes Nachricht von diefem Salze,
a) Bolbe I Band auf der 310 und folgenden und defien Erzeugung, iſt in jeder Zeile voll Fehler.
Seite. Er Hält es fir Steinfalz, das ausgegraben wuͤrde.
bis nach Capo Guarda guy. XI Buch V Cap. 187
Marche von den Steinen am Vorgebirge gleichen Schlangenhäuten, andere Kryſtallen; 1713
kurz, ihre Mannigfaltigfeit, an Geftalt und Farbe, ift ohne Ende, Kolbe,
Man hat in dem Tafelberge, Drakenſtein, und andern Bergen, Silbererze ge-
funden. Die Namaquahottentotten haben veiches Kupfererz nach dem Vorgebirge, von
Hohen Bergen, die man daher Kupferberge nennet, gebracht; fie find Hundert Seemeilen
von dem Vorgebirge. Es ift fo Eupferreich, daß man erzählet, das Kupfer fehmelze von
ber Sonnenhise heraus, und rinne den Berg hinunter. Ohne Zweifel find auch Eifen-
bergwerke allhier zu finden, weil fie dieß Metall, feit undenflichen Jahren , zu ihren Waffen
gebraucht haben a),
Es wird fich hier nicht uneben ſchicken, auch von dem Salze etwas zu fagen, welches Salz , wie
bier nicht aus Duellen gefotten wird, fondern die Sonne bringt es aus dem Regenwaſſer ſolches ges
auf folgende Art hervor 4): Nach dem Winter, oder naffen Monſons, bleibt in den macht WIEN,
Höhlen der Thäler viel Waſſer ſtehen. Der Boden ift dafelbft insgemein von einem fetten
bleyfarbigten Thonie, daher das Waffer nicht durchläuft. Dieß find die Salzgruben bes
Borgebirges, von einer Meile zu fechfen, im Umfange, und nie über drey Fuß tief. Das
Wafler, das in diefe natürlichen Becken fällt, hat eine ſchmutzige ſchwaͤrzlichte Farbe, wird
aber bald helle, und trinkbar, und bleibe jo bis in den Weinmonat, da es einen Salzge⸗
ſchmack, mit einer roͤthlichen Farbe bekoͤmmt. Je weiter es in den Sommer hineinkoͤmmt,
deſto färfer wird der Salzgeſchmack, und Die Farbe dunkelroth. Weil um diefe Zeit der Deffen Bes
Suͤdoſtwind am ftärfften iſt; fo reiniget er zugleich mit das Waſſer, und verurfacher, daß ſchaffenheit.
das Satz anſchießt. Es zeiget ſich an den Rändern diefer Gruben wie ein weißliches Wefen,
und wächft, bis ftatt alles Waffers der Gruben, ein feines Salz entftanden ift, welches
um das Sommerfolftitium geſchieht. Diefes Salz ift ſechseckig, Elar, weiß, und durche
fihtig, wenn e8 aus der Mitte der Gruben genommen wird, wo es, wenn fie mit Waffer
find zulänglich angefülle geweſen, drey Zoll dick iſt; aber in Erhaltung des Fleiſches und der
Fiſche zur See, dem europaifchen weit nachſteht. Here Rolbe fchreibt diefen Mangel der,
großen Menge Salpeter c) zu, die fich darinnen befindet, und die $uft am Vorgebirge fo
erfüllt, daß felbft das Gras in den Thälern eine falzartige, gelbige Farbe hat d).
— —
Silber⸗ und
Kupfererz.
4. Kornfruͤchte und andere Pflanzen.
Der Boden in den Colonien, und was ſolcher ber: Pflanzen. Amaquasbaum. Kruͤppelbaum.
vorbringt. Wirchſchaft der Europaͤer. Zeit zu Stinkholzbaum. Kannawurzel. Dakha- und
ſaͤen. Weinberge. Capeweine. Gärten. Bukhupflanzen. Fremde Gewaͤchſe.
Der Boden um das Vorgebirge iſt ordentlich reich, Er beſteht in den Thaͤlern meiſt aus Boden, und
Thon, oder fandichtem Exdreiche, das wenig Dünger hrauchet. Diefer Artikel von was er herz
dem Felobaue bezieht fich bloß auf Die Europäer; denn die Hottentotten bemühen ſich nicht sarbeinäf,
damit. Die Colonien bringen die Beduͤrfniſſe zum Unterhalte in Menge hervor. Waijen,
F alles europäifche Korn, koͤmmt hier vortrefflich fort, Hafer ausgenommen. "Ein Schef:
ee ch Algen giebt dreyßig bis pierzig, und Gerſte funfzig zufiebenzig. Erbſen von dreyßig zu
zig, und Bohnen von zwanzig zu fünf und zwanzig. Die legtern leiden viel von Raupen,
Ya 2
Ale
e) Ein Correfpondene > . je(
diefer Salpeter Eomme des Verfaſſers glaube, und ſchwaͤngere die Erde und das Regenwaſſer.
gaͤnzlich aus der Luft her, 4) Kolbe auf der 296 und folg. ©.
EEE SELTEN LEE N
1713.
Kolbe,
Wirthſchaft
188 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb der guten Hoffnung
Alle Berfuche aber mit dem Hafer find fehlgefchlagen. Die Heftigkeit der Suͤdoſtwinde
zerſtreuet ihm entweder, ehe er zur Reife koͤmmt, oder er verwandelt ſich von der Natur
des Bodens in wilden Hafer, Ahr Korn leidet auch vieles von den Elephanten, Hirfchen
und andern wilden Thieven, auch manche Jahre vom Mehlthaue; Die reichen Erndten aber
erſetzen ihnen dieſen Verluſt.
Das Pflügen am Vorgebirge iſt eine ſehr ſchwere Arbeit; weil der fette und harte Bo-
der Europäer, den bisweilen im Sommer zwanzig Ochſen erfordert, einen Pflug zu ziehen. Ihre Pflüge
find von den unfrigen in Europa unterfehieden. Siehaben zwey Räder, aufjeder Seite eines,
von ungleichen Durchmeſſern; das an der Seite bey der Furche ift merklich größer, als das
gegenuͤberſtehende. Die Pflugfcharre iſt in zwey Stücen zerfpalten; eine Seite ift ftarf
Siepit.
Weinberge.
Capeweine.
| Gaͤrten.
auswaͤrts gebogen, und Die andere gerade vorwärts gerichtet. Sie nennen dieß eine halbe
Pflugſcharre, und unfere, eine ganze. Wenn fie fich der Ießtern bedienen, fo haben fie
Fein Eiſen.
Ihre Sägzeit fängt im Heumonate an, und ihre Erndte ift um das Ende des Chrifte
monats am flärfften. Sie fäen ihr Korn fehr dünne, daß es ſich beym Aufiwachfen nicht
ſelbſt binderlich fallen fol. Sie drefchen felbiges nicht, fondern treten es mic Pferden oder
Dchfen auf einem Eftriche aus, das von Kuhmifte, mit Waſſer vermengt, gemacht ift, wo
ein Paar Stücen Bieh in einem Tage mehr thun, als ein Dugend Leute in vier oder fünf
Tagen. Die Gefellfchaft befümme von allem Korne, das am Vorgebirge wächft, den
Zehenden, und Faufer den Keft von den Eigenthuͤmern um einen gefegten Preis a),
Weinftöce wurden nach, dem Borgebirge aus Perfien und vom Abeine gebracht.
Es mwährte einige Zeit, che fie eine zulängliche Menge zu Weinbergen aufziehen konnten;
jetzo aber bringt das fand um das Vorgebirge herum Wein-in Menge, weil kaum eine
Huͤtte ohne einen Weinberg iſt. Sie pflanzen ihre Stöde reihenweife, und laſſen folche
nicht über drey Fuß hoch wachfen, damit die Suͤdoſtwinde ihre Trauben nicht zevftören,
die auch von den Heuſchrecken und dem Zuckerwurme leiden. pre Weinftöcke fragen im
dritten Jahre mehr, als unfere europäifchen im fünften. Die Weinlefe gehe im Hornung
‚an, und dauert den ganzen März durch. Der Capewein iſt füß und ſtark; er wird aber
mit der Zeit gelinder, bis er annehmlich und fo gut, als der befte Canarienwein oder Hoch,
wird; aus Mangel der Fäffer aber Fönnen fie feinen Vorrath von ſolchem behalten. Sie
verkaufen das Faß am Vorgebirge vor acht bis zehn Kronen 6): in Indien aber ift er in
hohem Preife.
Die Gärten am Vorgebirge bringen die meiften europäifchen Pflanzen hervor, und
fie werden dort größer. Das Haupt von einer Capefohlpflanze wiegt dreyßig bis vierzig
Pfund, und ein Dorato fechs bis zehn Pfund. Ihre Melonen find bortrefflich. Alle
europaͤiſche Obftbäume, als Aepfel-, Birn-, Quitten- Pfiefehen- und Apricofenbäume, kom—
men bier, nach der gewöhnlichen Fortpflanzungsart, mit Kernen oder Wurzeln, wohl fort,
sn der Geſellſchaft fhönem Garten bey Capeſtadt, übertreffen der japanifche Apfel, die
Drange, die Limonie, die Citrone, die Mandel, der Öranatapfel- und Seigenbaum, mit
vielen
a) Kolbens Reife im II Bande auf der 266 er mie recht reif wuͤrde. Er faget, im Jahre 1698
und folgenden Seite. hätte das englifche Quart zwanzig Sons oder etion
5) Leguat verachtet den Capewein, als wenn zehn Pence gegolten,
big nad Capo Guarda Fuy. XII Buch V Cap. 189
vielen aſiatiſchen und americaniſchen Gewaͤchſen, die Früchte ſelbſt, von denen fie find ge- 1713
zeugt worden, und erfcheinen in der größten Schönheit. Ihre Feigen find fehr annehm- Kolbe,
lich, befonders die unter dem Mamen Pifang von Java gebracht wird, Dieſe Vortheile
und die Menge folcher Bluhmen, die in ihren Gärten von fich felbft wachfen, geben ihnen
ein ſehr fhönes Anfehen, Die Aloe, die wir fo felten in ihrer Schönheit fehen, bfühet ohne
Wartung auf den Feldern c). |
Kolbe liefert ein weitläuftiges Verzeichniß der Pflanzen, woraus erhellet, daß die pflanzen,
Capeländer deren verfchiedene von der edelſten Art für fich felbft hervorbringen. Alle bie
mannichfaltigen Aloen, die in unferm Sandfteiche fo hoch gefchägt werden, wachfen dafelbft
wild auf den Feldern, und bedecken die Felſen mit wohleiechenden Bluhmen. Der Man-
delbaum ift hier natürlich. Die Ficoides zeigen fich bier von unzähligen Arten, alle mit
einer Menge fehöner Bluhmen, und manche mit angenehmen Früchten. Die merfwürdig-
ſten Bäume von denen, die das Cape eigen hat, find die Amaquas. Die hiefigen Euro:
päer heißen biefen Baum Keurboom. Er wächft etwan neun oder zehn Fuß hoch, und
ift ſehr dicke, Die Blätter find dem Vogelbirnbaume ähnlich, und die Bluͤthen weißlicht-
vorh, wie die Vepfelblüthen, und von einem ftarfen Geruche. Er trägt Schoten, deren
jede fünf oder fechs Samenförner enthält, die fo groß wie Erbſen, braun, eyrund, und
von einem zufammenziehenden Geſchmacke find. Die Rinde ift dünne, afchfarben und glatt.
Das Holz wird felten von Würmern benagt; ſo lange es noch grün iſt, läßt es fich gern
biegen, trocfen aber Fann man cs kaum mit einem Werkzeuge durchdringen. Wenn man
einen Aft abhauet, ſo giebt es ein hellglänzendes Gummi,
Der Rrüppelbaum ift ebenfalls dem Vorgebirge eigen. Er ift von der Zwergart, Krüppele
mit gekruͤmmten f notichten Aeſten, breiten, dicken und rauchen Blaͤttern, wie die an den Xepfel- baum.
bäumen. Die Frucht ift den Tannzapfen ähnlich, und die Rinde dick und runzlicht. Die
Gerber am Cape, gebrauchen fie. Die Wundärzte am Cape pülvern felbige, und geben fie
mit Bortheile bey Durchfällen ein, Das Holz wird vornehmlich zum Feuern gebraucht.
Der Stinkholzbaum ift gemeiniglich von der Größe einer Eiche, mit etwan drey Stinkholz⸗
Finger breiten Blättern; unter der Arbeit giebt er einen fo haͤßlichen Geruch, daß ihn faft Fein baum.
Arbeiter ertragen kann; weil aber das Holz feines Korn und fehöne Schattirungen hat:
e en es die Capeeuropaͤer zu ihrem Hausrathe, und der Geſtank verliert ſich mit
er Zeit d). j
Kanna ift eine Wurzel in den Capeländern, von der die Hottentorten folche Liebha⸗ Kannawux⸗
ber find, daß fie für ein Stückchen davon alles in der Welt hun. Sie find nicht fo ge⸗ zel.
ſchickt, fie zu finden, als die Europäer. Tachard hält fie mit dem Jinſeng ©) der Chi⸗
nefer für einerley, von dem fie wirklich viel Eigenfihaften hat. Sie wirket bey den Hot⸗
tentotten, die fie kauen, eben ſo, wie das Opium bey den Türken,
—— andere bey ihnen ſehr hochgehaltene Pflanze iſt Dakha ‚ der fie fich ftatt des Dakha, eine
an bedienen, wenn fie den letztern nicht erfaufen koͤnnen, oder, wenn ihr Vorrath von Pflanze,
nicht groß ift, ſie damit vermengen. Es iſt eine Art wilder Hanf, den die Eu⸗
Aa 3 ropaͤer
en. ee angeführten Drte aufder 75 e) Siehe I Band a. d. 726.
d) Kolbens Reife er Mir werden aber bey der Befchreibung der oftlichen
233 und folgenden &eite, U Bande anf der 216, Tartarey umftändlicher davon handeln.
1713
Kolbe
—
Buckhu.
Ausfändifche
Gewaͤchſe.
Zahmes
Vieh
iſt ſehr wohl⸗
feil.
190 Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
ropaͤer am Vorgebirge, beſonders zum Gebrauche der Hottentotten, ſaͤen f), die eine
Vermengung deſſelben mit Toback, Buſpaſch nennen g).
Die Spiraͤa ſteht ebenfalls bey ihnen in großem Anſehen: gegen den Schluß des
Winters, wenn die Bläfter zu welfen anfangen, fragen fie folche in große Haufen zuſam⸗
men, bis fie fih pülvern laffen. Das Pulver, welches hellgelb iſt, brauchen fie, ihr Haar
zu pubern, tie wir mit dem Puder in unfern Paruͤcken thun. Sie nennen es Buckhu 2),
und es machet einen wichtigen Theil ihres Puhes aus 7).
Das Borgebicge iſt nun vollkommen mit ausländifchen Gewaͤchſen verfehen, ſowohl
mie Bäumen als Pflanzen, die aus Europa und Indien find hingebracht worden. Der
Tannenboum, die Eiche, der Kampherbaum, der Cypreßbaum, die Fichte, der Oran—
genbaum, der Simonienbaum , der Citronenbaum, der Oranatapfelbaum, Quitten, Apri-
koſen, Pfirfchen, Aepfel, Birnen und Pflaumen fommen bier fort, nebft den meiften an-
dern fremden Gefträuchen, Pflanzen, Wurzeln und Blumen. Caſtanien und welfche
Nußbaͤume find in Menge verhanden, und manche ziehen große Vortheile von Mandel:
baumgärten. Der Zimmtbaum ift von Seylan biehber gebracht worden, und koͤmmt gut
fort. Ale Arten europaͤiſcher Hülfenfrüchte und Wurzeln find in den biefigen Gärten häus
fig zu finden A).
Der TI Abſchnitt.
Zahme und wilde. Thiere.
Das zahme Vieh ift fehr wohlfeil. Pferde und Rehbock. Mancherley wilde Ziegen. Wildes
Kunde. Der Elephant. Das Nashorn. Das Schwein. Er ſchwein. Stachelſchwein. Pa-
africanifche hat zwey Hoͤrner. Es fällt Feine vian. Indianiſche Maus. Klappermaus. Her⸗
Menſchen an. Iſt des Elephanten Todfeind. minchen. Capehirſch. Wilde Katze. Buſch—
Wilde Hunde. Tygerwolf. Löwe. Tyger. Leo⸗ katze. Zibethkatze. Stinkbuͤchſe.
pard. Buͤffel. Elend. Zebra und wilder Eſel.
Hi Pflanzſtaͤtte am Vorgebirge find mit großem und Fleinem Viehe wohl verſehen. Ihre
Schſen find groß, aber nicht nach einiger Berichte bucklicht, und wiegen oft fünfhune
dert bis fechshundert Pfund, manche auch vielmehr. Ihre Schafe find zahlreich, dag
Fleiſch ift wohlgeſchmackt; die aͤrmern brauchen das Fett ftatt der Butter, und es ift von
geſchmolzener Buffer nicht leicht zu unterfcheiden. Das merkwuͤrdigſte ift die Länge und Dicke
ihrer Schwänze, die von funfzehn zu zwanzig Pfund wiegen. Die Länder am Vorgebirge
find mit Bieh fo bedeckt, daß die Hottentotten jährlich den Europäern eine große Menge, um
lauter Kleinigkeiten verhandeln. Ein Pfund Tobad gilt einen ferren Ochſen, und ein hal:
bes Pfund, ein gutes Schaf.
Ihr Vieh ift Krankheiten und Sterben nicht unterworfen ‚leidet aber ofe, durch naffe
Witterung und von Raubthieren, die in den Colonien häufig find. Mar Eann ſich hier—
aus leicht vorftellen, Daß die Sebensmirtel am Vorgebirge wohlfeil find, Im Yahre
1698,
f) Dapper faget, die Heuſaquas , die einzige htt g) Kolbe im I Bande auf der 2ı2 und 264 ©,
tentottifche Nation, die fäete und.pflanzte, pflanzten 5) Beym Dapper: Boggoa.
die Dakha. Mandmaläßen flefelbige, manhmal - 2) Kolbe im II Bande auf der 249 Seite,
goͤſſen fie Waffer darauf, und in beyden Fällen naͤh⸗ k) Derielbe auf der 261 Seite. *
mie fie den Kopf ein. Ggilby auf ber 383 Seite, a) Ebenderſelbe auf der 64 und folgenden Seite.
Bakka , eine Planze,die von den
& Indianern Ban gua genennt wird;
Bus Kolben.
Bukhu or S ;pır aea, ne
"f Dflanze; aus Kolben ..
a 0) t
bis nach Capo Guarda Fuy. XII Buch V Cap. 108
1698, ba biefe Colonie bey weiten nicht in fo blühendem Zuflande war, als jeßo, verfaufte 1713
die Geſellſchaft das Brodt, ein Pfund für einen Pfenning, Kindfleifeh und Schöpfenfleifh Kolbe.
für ziween Pfenninge, und ein Maaß Korn, von hundert und vierzig Pfund, für drey Kronen,
Nach dem ftarfen Wachsthume, feit der Zeit, Eann man billig glauben, daß die Lebensmit⸗
- gel, welche die Colonie niemals völlig aufzehren kann, noch wohlfeiler find 4).
- Die Zucht der Pferde am Borgebirge ward zuerft aus Perfien gebracht. Sie find Pferde -
meiftens Elein und von Caftanienfarbe. Man hat fie in folcher Menge, daß einige, bie ſich
am Vorgebirge angebaut haben, von funfzig zu ʒweyhundert bis dreyhundert beſitzen. Aus
Mangel des Habers füttern fie diefelbe mit Grafe und Gerfte. Herr Kolbe fah im Jahre
1712 drey junge zu Capeftadt, für achtzehn hollaͤndiſche Schillinge verkaufen. und Kunde
Die Hunde am Borgebirge, befonders der Hottentotten Ihre, find nut ihrer Haͤß⸗
fichfeie wegen, merkwürdig b);
Bon wilden Thieren findet man vielleicht nirgends eine größere Mannigfaltigkeit. Der _ Der
Elephant fordere unter denfelben den Vortritt. Dieß Thier ift hier viel größer, als in andern Elephant.
Weltcheilen. Das Weib it kleiner als der Mann und trägt die Dütten zwifchen den Bor
derfüßen. Ein Beweis ihrer Stärfe, erhellet aus einem Verſuche, den man am Borges
birge angeftelle; es ward einer an ein Schiff von nicht geringer Saft geſpannt, und fehleppte
"es fort. Ihre Zähne find ein anderer Beweis ihrer Größe; fie wiegen von fechszig zu bundert
und zwanzig Pfund. Sonſt ift ver Elephant am Borgebirge von andern nicht fehr unterſchie⸗
den. Es ift ein gemeiner Irrthum, als ob dieſes Thier ftehend ſchliefe. Kolbe bat oft
bemerket, wie fie fich im Örafe abgedruckt hatten, two fie ihr Nachtlager gebolten haben z-
die Hottentotten brauchen feinen Mift, wenn ihnen Toback fehlet, und der Verfaſſer vers
fihert, er habe faft eben den Geſchmack. Die Haare in dem großen Buſche am Ende
ihres Schwanzes , find anderthalb Fuß lang, fo dicke und ſtark als Schweineborſten. Sie
trüben das Waffer, ehe fie trinken, vermuthlich unverdauliche Sachen damit fortzutreiben,
wie Gänfe, Enten und andere Vögel, mit ihrem Waſſer, Sand und Grieß vermengen c)
Das Nashorn iſt in den Capecolonien oft zu feben, aber es wird von den Schrifte Das
ſtellern auf fo mancherley Art befchrieben, daß man glauben follte, fie meynten nicht einer: Nashorn.
Iey Thier d), Seine Haut ift dunkel afchfarben, fällt ins Schwarze, und ift der Ele:
phantenhaut dem Anfehen und der Härte nach ähnlich). Es ift ſchwer, fie mit einem Meſſer
zu durchſtoßen. Die Maler haben das Thier viel ſchoͤner vorgeſtellt, als es wirklich iſt e).
Es hat feine Schuppen, aber die Ungleichheiten und Kaubigkeiten der Büfchel, die feine
Haut bedecken und- einander durchfchneiden , fehen in der Ferne wie Schuppen aus.
Sein Maul ift wie bey den Schweinen, aber fpigiger. Er grunzet auch wie ein Schwein, Seine beyden
wird aber nicht weit gehört. Das Horn auf feiner Nafe ift dunkelgruͤn, wie eine Pflug Körner.
ſcharre gebogen, Es waͤchſt zweene Fuß lang und nicht länger f ). Wenn es geimmig ift, [0
veißt es den Grund damit auf, nimmt große Steine, und wirft fie mit viel Gewalt weit
über feinen Kopf zurück, An feiner Stirne wächft ein ander Horn, nie über fechs Zoll
hoch.
5) Ebendaſelbſt anf der gten Seite: &) Siehe oben auf der 83,
c) Bolbe im I Bande auf der 96 u. f. Seite: 5) Bey einigen oftindifchen ſteigt es über drey
A) Dem ſey wie ihm wolle: fo giebt es ihrer, Fuß hoch. Siebe die philoſ. Tranſaet. Rum. 470
wie von allen andern Tieren i der 540 Seite.
in verfehiedenen Pr Er verfchigdene Arten auf der 54
192 Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
ı713 boh g). Dieß legte Horn hat die Geſtalt einer halben umgekehrten Kugel, iſt hohl, und
Kolbe. fieht wie eine Kuppel auf feinem Kopfe. Seine Ohren ſind klein, und die Fuͤße kuͤrzer, als
— beym Elephanten. Es hat einen ungemein ſcharſen Geruch. Es riecht ein Thier wind⸗
waͤrts auf eine ſehr große Weite, und geht gerade darauf zu, wobey es alle Baͤume und
Buͤſche, die ihm im Wege find, umreißt.
Es fällt keine Wenn es nicht gereizt wird: fo fällt es feinen Menfchen an, außer wenn er roth geffei=
Menfchenan. per iftz da es wuͤtend auf ihn zurennt, und ihn, wenn es ihn bekoͤmmt, mit folcher Ge—
walt über den Kopf wirft, daß er vom Falle liegen bleibt, ‚Darauf lecket eg mit feiner
rauhen und fcharfen Zunge das Fleifch von den Knochen 4), Die Augen find zu feiner Größe
fehr Elein, und es fieht nur vorwärts: ob es alſo gleich fehr ſchnell ift, fo wendet es fich
doch langſam, und wenn man acht oder zehn Schritte von ihm ift, fo Fann man ihm ent⸗
gehen, wenn man fich ein wenig auf die Seite wendet, da es viele ungefchickte Mühe ans
wenden muß, einen wieder ins Geſicht zu befommen. Rolbe hat dieß oft erfahren.
Iſt ein Tod» Es liebet das Gras nicht ſehr. Gefträuche, Dornen und Difteln hat es lieber, beſon⸗
feind des Ele- ders einen Strauch, der faft dem Wachholderbeerftrauche ähnlich, und am Borgebirge gemein
phantem iſt, wo er der KTushornbufch heißt, Es ift des Elephanten Todfeind; und wenn er
es entdecket, fo machet er fic) fobald fort, als er kann; aber wenn es ihn überfälle, reißt
es ihm mit dem Horne an feiner Schnauze den Bauch auf. Rolbe bat oft fein Fleiſch
gegeſſen, und es ſehr wohlſchmeckend befunden. Seine Haut z), fein Horn und fein Blut,
werden in der Arzney gebrauchte, Diele am Borgebirge haben Becher von dem Horne, in
Silber oder Gold geſetzt. Wenn Wein in einen folchen Becher gegoffen wird, fo fleigt er
auf und wirft Blaſen, als ob er kochte, und wenn Gift darinnen ift, fo befümmt der Becher
fo gleich Riſſe; wenn aber Gift bloß in ihn gelege wird, fo zerfpringe er in Stuͤcken. Der
Verfaſſer Hat dieß oft mit angefehen. Die Späne, die beym Drehen der Becher abgehen,
merden aufgehoben, und den Befigern der Hörner zugeſtellt. Weil man fie bey Verzuckun⸗
gen, Ohnmachten und andern Zufällen für gut Hält, wie das Blut Verſtopfungen öffner,
und innerliche Schäden heilet. Kolbe hält den Rhinoceros für den Bevistban.
WildeHunde, Die wilden Hunde ziehen hier in großen Heerden mit einander, und machen den Ort
wohin fie fommen, von allen wilden Thieren oder Heerden Viehe rein, ehe fie ſich wegbe-
geben. Was fie tödten, fehleppen fie an einen Sammelplaß, und laffen die Buropger
und Hottentotten, die ihnen folgen, nehmen, was fie wollen, ohne darüber unwillig zu
werden, Die Hottentotten eflen Das Fleiſch, das fie ihnen nehmen, Die Weißen falzen
es für ihre Sklaven,
Tygerwolf. Sie haben zweyerley Woͤlfe. Einer gleicht unſern europäifchen vollfommen, der an
dere heißt der Tygerwolf. Diefe legte Art ift von der Größe eines gemeinen Schaf hun⸗
des, und wohl noch größer. Sein Kopf gleicht den englifchen Bullenbeißern. Sein Haar
iſt lockicht und tygerfleckicht: an den Klauen gleicht er der Katze; fein Schwanz ift kurz.
Des
) Wartial hat alfo im gaften Sinngedichte Fan, daß fie nicht vom Verfaffer gezeichnet, fondern
des ten Buchs nicht unrecht, wo er dem Rhinoce⸗ vielmehr aus Dürers Abbildung nachgeftschen
108 zwey Hörner giebt. Seinen Tadlern iſt bloß worden,
das afiatifche bekannt geweſen, das nur ein Horn b) Die Zunge des Nashorns, das im Jahre 1739
bat. Die Figur in Kolbens Buche feet das. Horn nach England gebracht ward, war wegen der Ju⸗
auf des Thieres Nacken; woraus man abnehmen gend diefes Thleres ſehr glatt, Siehe die philofoph.
2 Tranfact.
bis nach Capo Garda Fuy. XIII Buch V Cap. 193
Des Tages über kriecht er in Hölen und Klüfte, und raubet nur bey Nacht. Der Loͤwe, Ty- 1713
ger und Leopard find feine großen Feinde, und ſchonen ihn nie, wenn er ihnen vorfömmet k). Kolbe.
Man fieht den Löwen oft in den Capeländern. Herr Kolbe bewies, daß die Neuern Der Loͤwe.
unvecht haben, wenn fie den Nachrichten der Alten, von der Härfe feiner Knochen, wider-
forechen. Er fand, daß verfchiedene doͤwenknochen, getrocknet fo Hart und Dicht, als Feuer—
feine, und wie felbige Feuer zu fehlagen vermögend waren. Er bemerfte auch, daß die
Köblung in dem Schienbeine fo enge war, als in einer Tobackspfeiſe. Der Löme giebt alle-
zeit feinem Raube den födtlichen Fang mit einem ſchrecklichen Brüffen, ehe er es beißt.
So ward eine Schildwache am Vorgebirge von einem Loͤwen niedergefchlagen, und wegge—
ſchleppt, und im Jahre 1707 ſchlug ein Loͤwe eben fo einen großen Ochſen nieder, und machte
fi mic ihm über eine hohe Mauer.
Wenn ein Söwe feine Mähne aufrichtet, und fhütteft, und Rüden und Seiten mit Zeichen eis
dem Schwanze ſchlaͤgt, fo ift es ein Merkmaal, daß er grimmig oder hungrig iſt. In die- nes Grim̃s.
ſem Falle iſt alles, was ihm in den Weg koͤmmt, verlohren; ſonſt nicht. Entdecket ihn ein
Pferd, ſo laͤuft es ſo ſchnell, als es kann, und wirft deswegen, wo moͤglich, ſeinen Reuter
ab. Das befte fir den Mann iſt, daß er abſteigt; denn der Löwe verfolger nur das Pferd.
Kolbe faget, ex babe oft Lowenfieiſch gegeſſen, es ſchmecke wie Wildprät, und babe feine
übeln Eigenfchaften.
Als ziveene Europäer in einem Felde om Borgebivge herumgiengen, fuhr ein Loͤwe EineHelden-
hinter den Yüfchen vor, mo fie ordentlich lauern, und wollte einem den toͤdtlichen Fang Mit
geben, verfehlte aber, weil der Menfch ihm zu geſchwind war, ihn beherzt bey der Mähne
faßte, feine Hand in des Thieres Rachen ſteckte, die Zunge ergriff, und ihn mit gewaltiger
Arbeic hielt, bis fein Gefährte, der eine Flinte hatte, den Lͤwen erfchoß ). Wer einen $ö-
wen, Tyger, Leoparden, und fo ferner, am Vorgebirge toͤdtet, befümmt zwanzig Gulden
Belohnung. Das Loͤwenfett wird hier hoch gefchägt,
Ein bolländifcher Officier hatte fich mit feinen Leuten unter Zelten gelagert; man arg- Ein kuͤhner
wohnte aus dem Laͤrmen des Viehes und der Pferde bey Nacht, da ſich ein Naubthier Loͤwe.
näherte. Es ward darauf den Schildwachen zugerufen, auf ihrer Hut zu ſeyn. Da aber
einer nicht antwortete: fo ſchickte man Leute ab, zu fehen, wie es ſtuͤnde. Sie fanden die
Muffere ohne ven Mann, und giengen weiterfort, zu einem nahen Felſen, da fie einen ſchreck⸗
lichen tönen fanden, der ſich von ihres Cammeraden Leichname naͤhrte: es ward Laͤrmen
im Zelte, und ſie kamen alle heraus, den Leichnam zu befreyen. Das Thier war aber in
der Klufi fo verſteckt, daß fie es mit dreyhundert Schuͤſſen und Feuerballen, weder belei-
digen noch fehrecken konnten. Des Morgens fam eine Partey Hottentotten zu ihnen,
die ihn bald mic ihrem Haſſagayen niedermachten, aber indeß war faſt alles Fleiſch von
den Kuchen verzehret m):
Der
Keen Num. 470 auf ber 531 Seite. Wir wols gezogenen Salze große Euren zu chun.
—A —— von Oſtindien eine *) Kolbe im II Bande a. d. * f. Seite,
Ind Zeichnungen nach dem Leben von 2) Devfelbe auf der 94 und folg. Seite,
demfelden geben. L { 1) Ehenderfelbe auf der 41 Seite.
R Ein Deutſcher gap vor mit dem aus der, Haut m) Ehendafelöft auf ber 64 Ceite,
Allgem, Beiſebeſchr. V Band. Bb
1713
Kolbe,
Tyger oder
Leopard.
Ein Weißer
beſiegt einen.
194 Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
Der Vorgebirge Tyger und Leopard, find nur in der Größe und Stellung ihrer ie:
cken unterfchieden. Der erftere ift größer, bat gelbe Flecken, mit andern von ſchwarzen
Haaren umringt, da beym Leoparden die ſchwarzen Kreiſe ſind wie ein Hufeiſen. Die
Hottentotten ziehen ſein Fleiſch dem beſten Eſſen vor. Kolbe zieht es am Geſchmacke
und Weiße dem Kalbfleiſche vor. Der Jungen ihres, ſaget er, iſt ſo zart, als von jungen
Hühnern. Sie find fehr kuͤhn, und thun in den Capeländern viel Schaden, aber fie fref
fen weder Luder, noch ein Thier, das fie nicht felbft tͤdten.
Bowmann, ein Capebürger, ward allein auf dem Felde von einem Tyger über:
fallen , der ihm nach der Gurgel fprang, das Blut auszufaugen, Der Bürger ergriff in
der Angft das Thier beym Kopfe, und arbeitete hart mit ihm, bis er es endlich auf die Er-
de, und ſich darauf warf. Als diefes gefchehen, fo hielt er mit feiner Schwere und mit
- einer Hand den Tyger darnieder, bis er mit der andern ein Meffer herauszog, ihm die Keh⸗
Der Buͤffel.
Afriraniſches
Elend.
le abzuſchneiden. Das Thier verreckte fo gleich: aber Herr Bowmann hatte ſoviel Wune
den empfangen und ſoviel Blut verlohren, daß er in langer Zeit nicht wieder zurechte kam.
Im Fahre1708 drangen ziveene Leoparden, die drey Junge mit fich führten, in einen
Schafpferch; am Borgebirge, tödteten faſt hundert Schafeund nährten fich von ihrem Blue,
Als fie fich fast gefogen hatten, viffen fie einen Körper in drey Stücken, und ſchleppien fol:
een ihren Jungen an die Thuͤre des Pferches zu; Darauf nahm jeder einen ganzen Körper,
und der Trupp fing an abzuziehen. Weil man fie aber bey ihrem Eingange vermerkt Harte,
fo verlegte man ihnen den Ruͤckweg, und das Weib mit den drey Jungen ward niederges
macht, aber der Mann entrann 0),
Der Büffel iſt in den Eapecolonien häufig zu finden; er ift von dem europäifchen
nur an Größe und Farbe unterfchieden ; denn er iſt größer und braunroth, da die andern”
ſchwarz find. Auf ihrer Stirne wächft ein hartes lockichtes Haar, Siefind wohlproportionivt, -
und halten die Köpfe in Die Höhe. Die Hörner find kurz gegen den Nacken geneigt, und
einwaͤrts gebogen, fo Daß die Spisen faft zufammen ſtoßen. Ihre Haut iſt fo hart und dicht,
daß es ſchwer fälle, fie ohne gutes Feuergewehr zu toͤdten. Ihr Sieifch ift niche fo zart und
fert, als Rindfleiſch. Beym Anblicke eines rothen Zeuges oder beym Losbrennen einer Flinte,
brülfet ev, veißt die Erde auf, und rennet wütend, felbft Durch Feuer und after, auf den Ge⸗
genftand feines Grimmes.
Ein ftarfer Haufen Europäer hatte eines von diefen Thieren gejagt, und es zu dem
MWafferplage bey dem Vorgebirge-Hafen getrieben; der Büffel wandte fich dafelbft, und
tannte auf einen in einer rothen Wefte: der Kerl fprang auf die Seite, lief nach dem Waf
fer und fprang hinein, da ihn denn der Büffel ſo hart verfolgte, daß er fich mit Tauchen
vetten mußte. Wie ihn der Büffel aus dem Gefichte verlohr, wandte er fich und ſchwamm
nach dem Ufer gegen über zu, welches drey Meilen entfernt war. Er würde auch ſolches erreiche
haben, wenn er nicht aus einem Schiffe im Hafen, unterwegens ware erfchoffen worden,
Das africanifche oder Cape-⸗Elend, ift viel größer, als das europäifche und americanis
fhe, und ordentlich fünf Zuß hoch. Die Hörner find etwa ein Fuß lang und erheben fich ge-
munden,
0) Kolbe im IE Bande auf der 97 und folgen: nes Fanges auf feine Figur davon, woraus zu fchlies
den Seite, Wie auch im I Bande auf der 255ften Pen, daß einige Zeichnungen von ihm find.
Excite. | 2 Audolf fager, ſie konnten, wie beh den fangs
2) Bolbe bezieht ſich bey der Beſchreibung ſei⸗ öhrichten
bis nach Capo Guarda Fuy. KIT Buch V Cap. 195
wunden, aber die Enden find gerade, glatt und zugeſpitzt. Kopf und Hals find ſchoͤn; der 1713
obere Kinnbaden it größer, als der untere; die Füße find lang und fehlanf; der Schwanz Rolbe.
iſt etwa einen Fuß lang, und das Haar: weich, gelinde und afchfarben. Das Fleiſch fhmectee ——"
sie gut Rindfleifch; fie klettern auf ven höchften Felſen, und gehen durch die ſchwerſten
Wege; ihr Tritt iſt enge und fehnell; eines wiegt ordentlich etwa vierhundert Pfund,
Wie fie fich oft in die Gärten machen, fo fangen die Weißen fie hier, mie in America, mie
Schlingen p).
Sie haben Hier zweyerley Efel, von denen einer den europäifchen völlig ähnlich iſt;
der Cape wilde Eſel aber, wie fie ihn bier nennen, fcheine diefen Namen nicht zu verdier Cape wilder
nen, da es die fehönften wohlgeftalteften und lebhafteften Thiere find, die der Verfaſſer ges Eſel,
ſehen hat, und den Eſeln nur an den Ohren gleichen 2). Sonſt find fie durchgängig den
Pferden ähnlich, und fo groß, als ein Saumroß. Seine Füße find ſchlank und wohlgeftal-
tet, das Haar aber iſt gelinde und glatt. Laͤngſt dem Ruͤckgrade ſtrecket fich von feiner Mähne
bis zum Schwanze ein ſchwarzer Streif, von welchem nach den Seiten zu weiße, blaue und
Eaftanienfarbene Aeſte gehen, die in Kreifen unter dem Bauche zufammenfommen; dieſe
Sarben verlieren fich auf eine fehr angenehme Art in einander r). Die Füße und die Oh:
ven, nebft der Mähne und dem Schwarze, find ebenfalls mit Eleinen Streifen von eben den
Farben gezierer. Er ift fo fehnell, daß ihm Fein Pferd gleich laufen kann; und weil er ſchwer
zu fangen ift, fo gilt er viel. Mach Telles Berichte, gab der große Mogol ʒweytauſend Du:
caten für einen. Nauendorf aber meldet, ver Statthalter von Batavig hätte einen,
mit dem ihn ein abaffinifcher Gefandter befchenft Hatte, dem Kaifer von Japan gefchickt,
wofür dieſer Monarch der Gefelifchaft zehntaufend Tael Silber und dreyßig Schlafrödke,
zufammen Hundert und fechzig aufend Kronen am Werthe, gefandt hätte. Kolbe ſah in
den Capeländern oft ganze Heerden diefer Thiere 9).
Diefes Thier ift unſtreitig dag Zebra ‚, das auch m Kongo 7) und andern Theilen if mic dem
von Africa gefunden wird. Tachard meldet, es gäbe hier Pferde und Efel von außeror- Zebra einer:
dentlicher Schönheit. Die erften haben einen Eleinen Kopf und fehr lange Ohren. Sie |
find über und über mit ſchwarzen und weißen Streifen bedeckt, die von ihrem Rücken auf
den Bauch gehen, und etwan vier oder fünf Finger breit find. Erfah die Haut eines fol
‚hen Thieres, die man gekauft hatte, um fie nach Frankreich zu bringen, Bon den Efeln,
ſaget er, es gäbe dergleichen von allerley Farben. Sie haben einen langen blauen Streif,
der vom Kopfe bis an den Schwanz geht, Der Leib ift, wie bey dem Pferde, voller
breiten Streifen, die blau, gelb, gruͤn, ſchwarz und weiß, alle ſehr lebhaft won Farbe
find »), Gäbe es auch) fo gezeichnete Pferde, ſowohl als Efel, am Borgebirge, fo fcheint
es, fie haͤtten Kolben nicht ſollen unbekannt feyn. Seine Zeichnung ift von Tachards x)
feiner etwas unterfehieden, und in des letztern Schrift heißt es der Zembra oder wilde Efel, -
Unter Zembra aber müffen wir Zebra verſtehen.
— Kolbe ſaget, man ſaͤhe bisweilen in den Capelaͤndern wilde Pferde, aber in den Co-
Omen fey nicht eines zu finden, weil man fie nicht ” babe, als big die Colonien
Öhrichten Pferde |
2 fchon
Bin Deurfchland, geftugt werden, #) Siehe oben. auf der 86 Seite.
r) Siehe das K ‚ SENUBE Kr i
fey nur über und ee Ten Rhyne faget, 8 m) Tachards Reife nach Siam auf der 6zſten
i weiß gefkreift, scite,
) Bolbe im II Ranpe auf der zog u. f. Seite. x) Siehe das Kupfer.
1713
Kolbe,
— —
Rehbock.
Hirſch.
Blaue und
fleckichte
Ziegen.
Artigediege.
Wilde
Schweine.
Erdſchweine.
Stachel⸗
ſchweine.
*
196 Befchveibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
fehon mit perfifchen Pferden find verfehen geweſen y). Ob fie aber mit Tachards Pfer:
den einerley find, fönnen mir nicht entfcheiden, da er Feine Nachricht von ihnen ertheilt,
Der Rehbock und Hirfch des Vorgebirges find von den europäifchen wenig unterfchies
den; nur ift des letztern Geweihe, ohne Enden, etwan einen Fuß lang, und faft bis auf die
Hälfte feiner Höhe ſchraubenfoͤrmig gedrehet.
Bon Ziegen haben fie mancherley Arten. Die zahmen find den unfrigen ähnlich, und
nur etwas Fleiner. Die blaue Ziege ift hier fo groß, als unfer Hirſch. Ihr Haar iſt ſchoͤn
blau. Ihre Hörner find zwar nicht lang : fie laufen aber bis zur Spige artig in Kreifen in
die Höhe: hr Fleiſch ift wohlſchmeckend; man trifft fie aber felten an, als weit in das
sand hinauf, Die gefleckte Ziege ift größer, als die vorige, und befuchet die Capecolonien
in Heerden bey Taufenden zufammen. ie ift mit rothen, weißen und braunen Flecken ges
zeichnet, und ihr Fleiſch ſchmecket wie Wildprät. Ihre Hörner laufen gewunden bis an
die Mitte in die Höhe, und find etwan einen Fuß lang. Die jungen werden oft fo gezaͤh⸗
met, daß fie mit den Schafen laufen : ihr Fleiſch aber ſchmecket nicht fo gut.
Eine andere Art von Ziegen hat zwar feinen Namen, ift aber wegen der Schönheit
ihrer Geftalt und Farben merkwuͤrdig. Sie ift fo groß, als ein großer Hirfch. Ihr Haar
ift graulich, mit Fleinen vothen Flecken, nur daß der Bauch ganz weiß iſt. Won ihrer Stir-
ne, den ganzen Ruͤckgrad hinunter, bis an den Schwanz geht ein weißer Streifz dreye der-
gleichen gehen queer durch den vorigen parallel, und umtingen feinen teib in gleichen Wei-
ten von einander. Die Hörner des Bocks find drey Fuß lang, und die beyden Spigen von
einander abgefondert. Die Ziege hat Eeine Hörner, Beyder Fleifch ift beifer, als Wildpraͤt.
Die Taucherziege ſieht der zahmen an Farbe ahnlich ; fie hat aber ihren Namen von der Ge=
wohnheit, ins Gras niederzufauren , wenn fie etwas fieht, und dann und warın vorfichtig
herumzufucken, bis fie meynet, Daß die Gefahr vorüber iſt. Die Felfenziegeiftnicht viel größer,
als unfere europäifehen Zickelchen , aber den Weinbergen fehr fhädlich. In Whidah,
Kongo und andern Sändern am Borgebirge, giebt es auch eine Art Ziegen mit Hörnern,
wie ein Reh, die.nie größer wird, als ein Haſe 2). Sie machen aus ihren Fuͤßchen, die
fie in Gold und Silber fegen, Tobadsftopfer.
Es giebt hier vier Arten von Schweinen. Die beyden erften famen aus Europa und
Java; fie find zahm, und brauchen nicht befchrieben zu werden. Die beyden letztern find
wild, und werden wilde und Erdſchweine genannt. Die erfte Art von diefen iſt in den
Eapecolonien nicht fehr gemein, wo es nur wenig Wälder giebt, in denen fie fich verber-
gen fönnen. Das Erdſchwein ift den europäifchen nicht unaͤhnlich, nur daß feine Farbe
roͤthlich iſt; es hat auch Feine Zähne. Es nähret fich befonders von Ameifen, und ſtrecket
feine lange ſpitzige Zunge bey ihren Haufen aus, fie zu fangen. Sonſt hält es ſich, wie ein
Dachs, in Söchern auf, Sein Fleiſch ift gut, und es läßt fich mit einem Fleinen Schlage
auf den Kopf hinrichten.
Das Stachelfchwein ift am Vorgebirge nicht felten. Es hat ungefähr zween Fuß
Höhe, und drey Fuß Fänge. Seine längften Stacheln find hinterwaͤrts gekehrt, und etwan
fechs Zoll lang. Es fehießt ſolche auf feinen Verfolger, wenn er ihm nahe genug ift, und
fie verurfachen ihm große Schmerzen und Entzündungen, wenn fie im leifche ſtecken blei-
ben. Am Kopfe und an den Füßen gleicht es einem Hafen. Sein Fleiſch ift gut; fie hän«
’ gen
Y Rolbe am oben angeführten Orte auf der 128 Seite.
ehaf arm Vorgebinge 4. Wilde Ziege er
Hoffnung A — dan Zu erwolf £
der mulder disel.. 6. Zubethkatze am.
Zebra am. Vorgebirge. Vorgebirge }
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bis nach Capo Guarda guy. XI Buch V Cop. 197
gen es aber gemeiniglich einen oder ein paar Tage in den Rauchfang. Der Körper wiegt, 1713
wenn ex zugerichtet und ausgemeider ift, etwan zwanzig Pfund a2). Kolbe.
Paviane und Affen find bier in großer Menge, aber von andern wenig unterfchieden, —
Weil fie große Liebhaber von Früchten find: fo zeuftören fie bie Gärtenund Weinberge fehr, und fen,
Sie vauben allezeit in Parteyen, und mit erftaunlicher Vorſichtigkeit. Weil ein Theil den h
Garten plündert, fo ftellen fich die übrigen in Eleinen Weiten von einander, bis an den Ber-
fammlungsplag auf den Bergen; und wenn jene die Früchte ſammeln, fo werfen fie ſolche
dem Paviane am Anfange der Neihe zu. Solchergeftalt wird die Beute aus einer Hand
in die andere auf die Hügel geſchafft, und dieß geſchieht alles in großer Stille, Wenn die
Pavianen, welche die Wache haben, Leute entdeden, fo thun fie einen lauten Schrey, worauf
der ganze Trupp fortläuft; die jungen fpringen ben alten auf den Rücken, und fie ziehen auf
eine fehr Iuftige Art ab. Man glaubet, fie beftraften die verabfäumte Aufmerkſamkeit bey
der Wache mit dem Tode; denn wenn welche gefehoffen oder gefangen werden, fo höret man
ein großes Laͤrmen unter denen, Die nach dem Berge zurüsffehren, und findet bisweilen wel-
che auf dem Wege in Stuͤcken zerriffen. |
Die Capeeuropäer zähmen bisweilen die ‘ungen, die fo dienſtfertig und wachſam F
werden als unſere Haushunde.
Die Bergkatze auf dem Vorgebirge gleicht der europaͤiſchen, und eben fo verhält Bergkatze.
es fich mit ihren Maulwürfen, Ratten und zahmen Kagen, auch) ihren Hafen und Eaninchen,
welche letztern man meift im Taxen Dachs oder Kaninchen) Eylande ſieht, das bey der
Saldannabay liegt.
Die indianifche Maus oder ägnptifche Waſſerratte, iſt Hier fo groß, als eine Rage, Indianiſche
mit langem fteifen Haare, weiß, ſchwarz und gelb gefleckt und geftreift; fie lebet wie ein Maus.
Iltis von Vögeln und Schlangen, teinft auch. Eyer aus. Die Klappermaus ift größer Klapper⸗
Als unfer Eihhörnchen, am Kopfe wie ein Bär geſtaltet. Das Haar. auf dem Rüden ift maus.
feberfarben, und an den Seiten ſchwaͤrzlich. Sie murret wie eine Rage, und machet ein
Elapperndes Getöfe mit iprem Schwange, nähret fich übrigens von Nüffen, Eicheln u. d. 9.
Sie hält ſich meift auf den Bäumen auf, und ift erftaunlich hurtig.
Das Herminchen ſieht man oft am Vorgebirge, wie auch ein Thier, das unferm Fuch- Herminchen.
fe fehr ähnlich .ift, welches die Europäer dafelbft Jackal, und die Hottentotten Tenlie
sder Kenlie nennen.
Bon den wilden Katzen find einige ganz blau, andere haben Hellglänzende rothe Strei- Milde
fen, längft dem Ruͤcken; die größte Art unter allen ift tygerfleckicht, und wird die Buſch⸗ Katzen.
katze genannt, weil ſie ſich meiſt in Geſtraͤuchen und Heden aufhält. Eine andere Art
heißt von dem Geruche ihrer Haut die Zibetkatze. Die Felle aller dieſer Arten, werden am
Vorgebirge ſehr hoch geſchaͤtzt, und gelten viel. Ehe die Europäer hier landeten, gab es
feine Ratten. | |
In den Capeländern giebt es ein ſehr beſonderes Thier, das die Holländer Stink⸗ Stinkbuͤchſe.
bingſem, das iſt: Sunkbuchſe oder Stinkhoſen nennen, weil es, wenn es verfolgt
wird, einen abſcheulichen Geſtank von ſich giebt. Es iſt wie ein Iltis geſtaltet, und von
der Größe eines mittelmaͤßigen Hundes. Menfchen und Vieh, die von dieſem Geftanfe
überfallen werden, machen fich beſtuͤrzt bey Seite, feifche Luft zu fehöpfen, weil fie Davon foft
Bb3 in
3) Andere nennen fie Hirſche oder Rehe. Siehe IV Band, auf der 90 Seite,
a4) Kolbe im I Bande a, d.114 u. f. ©.
198 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1713 in Ohnmacht fallen. Indeſſen machet fih die Stinkbuͤchſe fort, und wenn ihr Verfolger
Kolbe. ihr dag zweytemal in den Weg kommt, giebt fie ihm die zweyte Dofin und fo ferner, bis
ſie ihn verdrieglich macher, oder aus dem Felde raͤuchert. Man kann fie auch todt, wegen
des erfihrecklichen Geſtanks, mic dem das Yas anſtecket, nicht ancühren 55) 5
Der II Abſchnitt.
Kriechende Thiere, Ungeziefer, Vögel und Fluͤgelwerk.
1, Kriechende Thiere.
Oie Natter. Pfeilſchlange. Baumſchlange. Selt: Preſterſchlange. Haarſchlange. Schlangen:
ſame Beſchaffenheit ihres Fettes. Dipſas oder ſteine. Ceraſtes oder Hornſchlange.
Die Natter. E⸗ giebt mancherley Arten von Schlangen am Vorgebirge, als die Natter, die aſchfar—
ben, roth und gelb gefprenfelt iſt, einen breiten Kopf und Nacken hat. An jedem Au-
ge, die flach find und tief im Kopfe liegen, ift ein fleifchichtes Gewächfe, fo groß als eine
Haſelnuß. Manche find etliche Ellen lang.
Pfeilſchlange. Die Yugen- oder Schießſchlange, heißt ſo, wegen häufiger weißen Flecken auf ihrer ſchwar⸗
zen Haut, wie Augen, und weil fie ſich ſelbſt ſehr ſchnell auf den Feind los oder von ihm weg ſchießt.
Baum⸗ Die Baumſchlange gleichet den Baumaͤſten, um welche ſie ſich windet, nur daß ſie
ſchlange. etwas gefleckt iſt. Sie iſt etwa zwo Ellen lang und dreyvierthel Zoll dicke, Ihr Fett hat
Deren feltfas die erſtaunliche Eigenſchaft, daß es, mit Unfchlice zu Lichtern vermenget, das Zimmer vol
— Schlangen darſtellet. |
PR Die Blindfchleiche iſt eine Schlange mic ſchwarzen Schuppen , braun, vor und
weiß gefleckt a). Ihr Big ift nicht ſehr giftig.
Dipfas oder Die Dipfas oder Durftfchlange (Die auch der Prefter oder die Entzuͤndende heift,)
Preſter. iſt etwa dreyvierthel Ellen lang, mit ſchwarzem Rüden, breitem Halſe, und in ihrem Angriffe
ſehr hurtig. Ihr Biß iſt fehr gefährlich, und verurfacher einen quätenden Durſt. Ein
Kerl ward am Vorgebirge von einer in das dicke Bein gebiffen, und band alfobald fein Knie⸗
band feit um das Knie, den Lauf des Giftes aufwärts zu hemmen, worauf er zu eines
Schmidts Haus gieng, ſolchem fein Unglück erzählte, und zu trinken forderte. Der Schmidt
meldete ihm, er muͤſſe nicht trinken, fondern fich den Fuß, der fehr geſchwollen war, öffnen
laſſen. Wie folches gefihah, gieng eine große Menge wäßrichter gelber Feuchtigkeit her-
aus. Der Schmide band alsdann ein dienliches Pflafter darauf, und rieth ihm, fich eine
:: Vierthelſtunde vom Trinken zu enthalten. _ Ex that diefes, und während Diefer Zeir hatte
fein Durft merklich nachgelaffen, und fih Feuchtigkeit gefammelt; der Schmidt ließ ſolche,
mit Abnehmung des Pflafters weglaufen, reinigte die Wunde, und legte das Pflafter wieder
auf. Er nahm auch die Bande über dem Knie weg, und fein Kranker ward in kurzer Zeit geheilt,
Haarſchlange. Man findet gleichfalls die Haarſchlangen am Vorgebirge 5). Die Portugiefen heißen
fie von ihren gelben Haaren, Cobras de Capello, Sie if etwa eine Elfe lang und drey⸗
vierthel
55) Kolbe im I Bande auf ber 133 Seite. er Manche fügen, er werde aus dem wirklichen
a) Siehe das Kupfer. Schlangenſteine einem Theile von der Schlangen
5) Kolbe tödtete viele, Eonnte aber den Stein, Kopie, Zähnen, Herze und Leber, mit heilfamer tweiz
/ der in ihren Köpfen feym foll, nicht finden, fen Erde vder Schlangenholze vermenger, gemacht,
\ und
—
bis nach Capo Guarda Fuy. KU Buch V Cap 199
vierthel Zoll dicke. Man hält ihr Gift für das ſchaͤdlichſte unter allen. Es iſt Fein Mittel
dawider, als daß man fogleich den Schlangenftein auflege e), deren es verfchiedene am
Vorgebirge giebt. Diefes ift eine Compofition, die von den Braminen in Indien ge-
mache und geheim gehalten wird 4). Er iſt wie eine Bohne geftalter, in der Mitte weiß-
fich, das übrige bimmelblau. Wenn man ihn aufleget, fo hält er ohne Band feft an, und
ſauget das Gift in ſich, bis er nicht mehr kann, da er abfällt. Alsdann leget man ihn in
Milch; er reiniger fich von dem Gifte; die Milch wird gelb, und man leget ihn wieder auf,
bis er dadurch, daß er nicht mehr anhält, entdecket, das Gift fey alles ausgezogen. Kol⸗
be ſah die Probe mit gutem Exfolge an einem Kinde machen, KHausfchlangen find am
Borgebirge fehr gemein, und ihr Gift iſt unſchaͤdlich e). Es giebt auch viel andere Arten,
die zu weitläuftig wären, zu befchreiben,
1713
Kolbe,
Tachard, und viele andere Europäer am Vorgebirge, fagen, es gebe da gehoͤrnte Ceraftes ober
Schlangen. Kolbe aber hat nie welche gefehen, noch welche gefunden, die ihm zuver- Horuſchlan—
laͤßige Nachrichten davon gegeben hätten, wie fie ausſaͤhen, oder was fiefür Eigenfchaften
hätten ©). Das Horn im Kupfer gehörte einem Arzte am VBorgebirge, aber die Schlange
war nicht bier gefangen. Es glich polirtem Elfenbeine, und war von eben der Geſtalt und
ger
Größe, wie im Kupferſtiche. Eraſmus Srancifei in feinem americaniſchen Bluh⸗
menbuſche ſaget, es gaͤbe gehoͤrnte Schlangen um Mexico, die zwanzig Fuß lang, und
fo dick als ein Mann find. Sie werde dafelbft Makakoath, das iſt, Hirſchſchlange ger
nannt, weit der Kopf einem Hirſchkopfe aͤhnlich ſieht; die Hörner aber find erſt zu ſehen,
wenn fie alt ift ).
2, Inſecten.
Seeinfeten. Seepferdchen. Ameifen. Bienen. Flie- verehrt wird. Wanzen. Tape-Scorplon. Spinnen,
gen. Graſemuͤcken. Goldfäfer, der als ein Abgott Motten. Suggerwurm. Kornwuͤrmer. Kroͤten.
Mr kann die Inſecten am Vorgebirge in See- Stuß- und Sandinfecten eintheilen, Der
Seeinfecten giebt es viele. Der Seefloh ift von der Größe und Geftalt einer Krabbe;
er hänget fich feft an die Fiſche, und plage fie mit feinem Stachel, wie die Seelaus, die
einer Pferdefliege fehr ähnlich ift, mit ihrem Maule thut. Die legtere iſt mit einer har
ten Schale bedeckt, und hat viele Füße,
Bon Seewürmern find einige fehr artig, etwan ſechs Zoll lang, und einen Zoll dic‘;
ihr Kopf, Maul, Hals und Bruft gleichen einem Pferde vollfommen, daher Kolbe faget,
man fünne es mit Recht ein Seepferd nennen a), Das Hintertheil ift gekrümmt, und en:
dige ſich in eine Spige. Der Leib unter dem Halfe ift platt, und feheint Nibben zu haben;
der Rücken ift gelb und der Bauch) weißlicht. Affe, die der Verfaſſer befam, waren am
Ufer todt gefunden worden. Bon Flußinfeeten giebt es Blutegeln und Waſſerſchlangen,
wie Die europäifchen, fechs Zoll lang, aber Feine Waſſermaͤuſe.
Die Ameifen find fehr zahlreich und mannichfaltig; fie bedecken mit ihren Hügeln oder
Neftern ganze Thaͤler, befchädigen aber niemals angebaute Länder,
Es
und alles unter einander gerieben. Kolbe aber e) Er meldet nicht, wo feine Zeichnung her iſt; daß
fonnte nie erfahren, dag man ſolches verfucht hätte. alſo Tachards feine leicht noch richtiger ſeyn ann,
A) Deß ſcheint eben die Apr zufeyn, die in Rolbe im I Bande auf der 162 u. f. Seite,
Whidah verehrt wird, Jr a) &s ift einerley mit Fraziers Seepferden.
Seeinſeeten.
Seepferd⸗
chen.
Ameiſen.
200 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
13 Es’ giebt auch Bienen Hier, aber die Cape» Europäer befchäfftigen fich nicht viel da-
%olbe. mit, dergleichen zu erziehen, weil die Hottentotten ihnen fehr wohlfeil Selfenhonig liefern,
der beffere Gelbe hat, als der aus den Stöden.
* Sie haben vielerley Fliegen. Eine gruͤnlichte Art iſt von der Natur der ſpaniſchen
Fliegen oder Cantharides; und die Wundaͤrzte auf dem Vorgebirge bedienen fich ihrer zu
eben der Abficht. 3
Mit Zlöhen und Säufen find fie in der Sommerszeit fehr gequält. Diefes ift eine von
ihren Plagen; Stiegen und Wind find die andern beyden; aber Die legte Plage befreyet fie
alfemal von den zwo eriten. p
Graſepferde. Sie haben auch Erdfliegen und Graſepferde. Die letztern ſind von zwo Arten, und
ſehr klein; von einer iſt der Ruͤcken braun, die Flügel find grün, der Bauch ift fielberfar-
ben, und die Füße find afchfarbigt. Die andere hat einen rothen Kopf, braunrothe Fluͤ—
gel, den Rücken aſchfarben, den Bauch ſilberweiß, die Fuͤße roth. Sie thun alle in den
Gärten großen Schaden, wenn man fie nicht, durch Befprengung ihrer Neſter mit Waffen,
darinnen Toback ift gekocht worden, vertreibt.
Golbkaͤſer, Unter den mancheriey Käfern befindet fih ein Goldkaͤfer, defien Kopf und Flügel
ein Abgott. golofarben, der Rüden und Bauch geün, und weiß und roth geſprenkelt, die Füße aber
grau find. Er hat zweene Flügel und zwey Hörner. Auf was für einen Dre, oder was
für eine Perfon er fich ſetzet, ſolches wird bey den Hottentotten für heilig gehalten.
Man Fan aus der Hottentotten Sebensart leicht urtheilen, daß ihnen Die Laͤuſe nichts
feltenes find; die Europäer aber find, fobald fie am Vorgebirge anlangen, von diefem Un-
geziefer frey. Gegentheils werden fie fehr mit Wanzen geplagt, von denen fie fich damit
befreyen, daß fie ihre Bettpfoſten und das Täfelwerf, mit Delfarbe, darunter Queckſilber
gemengt iſt, beſtreichen.
Schmetterlinge giebt es ſo vielerley, als der Raupen, die ſich in dieſelben verwandeln.
Die Schnecken gleichen den unſrigen. 1 |
Capeſcorpion. Der Capefcorpion ift fehr gefährlich und Häufig. Cr bat ordentlich ungefähr drey
Zoll in der Länge, iſt dunkelgruͤn, ſchwarz geſprenkelt und voͤllig faſt wie ein Krebs geſtal⸗
et, nur daß fein Schwanz fänger und fehmähler it.
Spinnen. Sie haben auch) eine giftige ſchwarze Spinne, fo groß als eine Erbfe, deren Big fehr
Motten. — gefährlich It, wenn nicht fo gleich ein Gegengift gebraucht wird, Die Motten thun den
Zeugen in den Capecofonien großen Schaden, wenn man Ihnen nicht forgfältig zuvorkoͤmmt:
und die Wefpen find in der Sommerzeit ſehr beſchwerlich b).
Der Bi von den Capetaufendfüßen ift fo tödrlich , als vom Scorpione. In
Sugger⸗ den Weinbergen findet fic) eine kleine Art Taufenöfüße, Sugger genannt, die ſchwer zu
— finden ſind, weil ſie ſich in einer Schale wie ein verwelktes Weinblatt auf halten. Sie
en FREE: den auch von Kornwuͤrmern viel Schaden, Kroͤten c) sieht man am Vorgebirge nicht
"oft, und Die Hottentotten unterfcheiden fie nicht von Den Froͤſchen d),
3. Gevoͤgel.
5) Kolbe am oben angefuͤhrten Orte; auf der 4) Kolbe am oben angeführten Orte, auf der
70 und folgenden Seite. 77 und 184 Geite.
€) Was TenXbyne von ben Capekroͤten faget, e) Des Rajus Phoenicoptertus. Siehe Wil⸗
iſt ganz lächerlich loughby auf ber 320 Seite bie ste Tafel. Ten
Abynens
Die —* ——
oder Se
Kappe
35
—
bis nach Capo Guarda Fuy. XII Buch V Cap 201
3 Bevs gel.
1713
Kolbe.
Adler. Flamingo. Wilde Gaͤnſe. Knorhahn. Löffel: BlaueVoͤgel. Amfeln. Bachſtelzen. Capefinken ———
fehnäbel. Malagos oder Caperaben. Seemeven. Fledermaͤuſe. Muͤckenſchnapper Langzunge. Ca
Pengwins. Strauße. Falken. Faſane. Edoliv. narien- u.a. Voͤgel. Wilde Tauben. Federvieh.
ra fieht am Vorgebirge drey Arten Adler, deren aber feine von den europälfchen fehr
unterfchieben ift. Eine Art, die ſo groß, als eine Gans ift, heißt bey den Hollaͤn⸗
dern der Miſtvogel; weil fie hundertweiſe in den Eingeweiden der Aeſer herumwuͤhlen.
Der Entensdler, Aquils Anataria, nährer fih meift von Enten. Die dritte Are
führe Schildfröten in die Höhe, und laͤßt fie auf Klippen fallen, damit die Schalen zerbrechen.
Diefe heißt Oſſifraga oder Änochenbrecher.
Der Slamingo 7) it einer von den Capevögeln, der fich am meiften unterfcheidet f)-
Er ift größer, als ein Schwan, hat einen längern Hals; und folchen ſowohl als den Kopf
fehneeweiß. Die obere Kiefer iſt gekruͤmmt, und größer, als die untere, über welche fie ſich
merklich beuget; Die untere ift Dicker und hohler. Dieſe Hölung wird mit der großen und
fetten Zunge des Bogels erfüllt, Der Schnabel hat Eurze feharfe Zähne, ſchwarz an der
Spitze, das übrige ift dunkelblau. Die untern Schwingfedern find ſchwarz, und Die obern
hoch feuerfarben g). Die Fuͤße find orangefarbig, und noch halb fo lang, als Storchfuͤße. Er
° hat Gänfepforen. Diefe Vögel find in den Capeländern häufig; fie halten fich den Tag
über an den Teichen und Flülfen auf, und begeben ſich des Nachts auf die Berge unter
das lange Gras. Ihr Fleiſch iſt wohlſchmeckend und gefund, und die Zunge ſchmecket wie Marf,
Sie haben drey Arten wilder Ganſe. Die Berggans ift größer, als unfere gemeine
Gans, und ihre Flügel und ihr Kopf find dunfelglänzend grün. Die Kropfgans, die wegen
ihres großen Kopfes fo heiße, daraus die gemeinen Seute Beutel, einen zu zwey Pfund
Toback machen. Die Waſſergans gleicht den unſern ſehr. Aller dieſer Gaͤnſe Fleiſch iſt
gut, und fie find fo haufig, daß die Cape-Europaer aus den zahmen nicht viel machen, und
deren wenige halten.
Der Knorhahn und die Knorhenne find dem Vorgebirge eigen. Sie dienen den
andern Bögeln als Schilowachten , "weil fie ben Erblickung eines Menfchen, ein lautes Ge-
ſchrey erregen, welches faft wie das Wort Crack tlingt, und folches fehr heftig wiederhohlen,
Diefer Bogel ift von der Größe einer Henne, mit kurzem und fchwarzem Schnabel, und
ſchwarzen Federn auf dem Wirbel. Leib und Flügel find roth, weiß und afchfarben gefledt;
die Füße gelb; die Flügel fo Flein, Daß er nicht weit fliegen kann. Sie halten fich an ein:
famen Dertern auf, und bauen in Die Büfche, Sie legen zwey Eyer. Das Fleifch ift que,
wird aber nicht hochgeſchaͤzt. Sie haben auch am Vorgebirge Waflerhühner, Habichte,
Die dem Hühnerviehe viel Schaden thun, und Baumhacker; dieſe letztern aber find ſelten.
Ihre Kraniche und Krähen find unfern ähnlich. Die Seekrahen werden ihres Fleifches
und ihrer Federn wegen hochgefihägt. Das Fleiſch der Kraniche, die ſehr zahlreich find,
iſt ſchwarz und derb.
s
Abynens Veſchreibung von di i Sieh |
om dieſem merfwärdiaen ) Siehe das Kupfer.
— ſo gut, als Fi e nennet bloß den 2) Daher koͤmmt fein Name. Franz. Slamant.
Allgem, Reiſebeſchr. V Hand, Cc
Adler.
Flamingo.
Wilde
Gaͤnſe.
Knorhahn.
⁊
1713
Kolbe.
—— —
voffeſchnaͤ⸗
bel oder Pe⸗
lieane.
Malagos
oder Cape⸗
rabe.
Seemeven.
Pengwins.
Pfauen.
Straußen.
Kalken,
Faſane.
202 Beſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
Es giebt auch Pelicane hier. Die Capepelicane ſind groͤßer, als eine große Gans,
haben eben dergleichen Hals, breiten langen und geraden Schnabel, der 6 in eine Art
von öffel endigt 4). Die Augen find grau, und die Schwanzfedern etwa ſechs Zoll lang.
Er naͤhret fich meift von Schlangen, Kröten und folchen giftigen Thieren. Daher heißen ihn
die Europäer den Schlangenfreffer, und fpeifen ihn nicht 2),
Einen Waffervoget heißen ſie Malagos. Ex iſt fo groß, als eine Gans, der Schna⸗
bei Eürzer, als einer Ente, mit kurzen feharfen Zähnen. Die Federn find_artig ſchwarz
und weiß geflecft, mit grauen Tüpfeln. Die Füße find fürzer, als an einer Ente, und dem
Rumpfe näher k), fo daß er fehr ungefchicht geht, Sie nähren fich von Fiſchen und tau—
chen vortrefflich.
Grüne, ſchwarze und blaue Seemeven find am Vorgebirge fehr haufig, und verfehen
die Einwohner mit vortrefflichen Federn zu Berten. Sie gleichen den Enten, nur daß ihr
Schnabel fpisig ift. Ihre Eyer ſchmecken fehr gut. Der Pengwin oder Pinguinen 7),
(der vielleicht von feiner ungemeinen Fertigkeit fo heißt,) ift ein Cape- Seevogel, faft von
eben der Größe wie voriger, nur Daß die Federn afchfarben find. Die Schmwingfedern find
kurz, daß er nicht fliegen Fann, der Schnabel iſt ſchwarz und die Füße find blaß grün. Man
hält ihre Ener fehr hoch; aus dem Fleifche machet man nicht viel, Er bauer feine Mefter
auf die Seeflippen.
Der Capepfau gleicht den europäifchen. Schneppen giebt es hier in Menge, wie auch
Raben, von denen manche ganz ſchwarz, andere grau, und noch andere untermengt find,
Strauße fieht man bier überall m); fie find leicht zu zaͤhmen, und es werden ihrer
viel in dee Cape⸗Feſtung gehalten. Ihre Eyer find gut zu effen, und eines enthält foviel
als dreyßig Hühnereyer, Wenn fie jemand nur anzührer, fo verlaffen fie ihre Neſter.
Es iſt ein gemeiner Irrthum, daß fie entweder ihre Eyer im Sande der Sonnen:
hitze auszubrüfen überlaffen, oder für ihre Jungen gar nicht forgen. Sie brüten folche,
role der Verfaffer oft bemerkt hat, aus, indem fie wechſelsweiſe darüber figen. Sie haben ihre
ungen fehe fieb und forgen für dieſelben, bis fie fich felbft helfen kͤnnen Wenn der Staus
merfet, daf er feinem Verfolger nicht entgehen fann, fo verſtecket er feinen Kopf, wohin es an
geht, und fteht ftockftill, den Ausgang zu erwarten. Kolbe hat oft erfahren, daß ſie Kie⸗
felftein und Stüce Eifen verfchlungen haben, die von ihnen eben fo fortgiengen,, wie fie ſolche
zu fich genommen hatten.
Ihre Falken und Fafane ») find den unfrigen ähnlich, und die letztern ſehr zahlreich,
Sie laffen einen Mann hinter einem gemalten Fafane ſich fonahe fommen, daß er ein Netz über
fie werfen fann. Sie werden auch in Schlingen von Pferdehaaren gefangen. Ihre Eulen
find von den unfrigen nur ander Farbe unterfihieden. Wilde Enten haben fiein großer Menge,
deren einige blaue Köpfe, andere caftanienfarbene Federn am Kopfe und Halſe haben, man:
- che find durch breite Schnäbel, andere durch ihre Kleinigkeit unterſchieden; die zahmen find
größer, als die europäifchen.
Es
b) Der Verfaffer feheine den Loͤffelſchnabel oder Siehe auf der 329 Seite die 62 Tafel.
Spatulavogel mit dem Pelicane zu verwechfeln, ) Bon der Menge diefer Vögel hieß Robben
der doch nach beyden Abbildungen im II Bande auf eyland anfänglich, die Penguininfel.
der 12 Kupfertafel ganz unterfshieden ift. m) Kolbens Beſchreibung ſtimmt mit der obi⸗
ö) Kolbe im I Bande auf der 135 n.f. Seite. gen im IIBande auf der 493. Seite überein.
H Dieß ift vermuthlich Willoughbys Nabe, m) Ten Rhyne u Legugt erwähnen der Rebhuͤh⸗
ner;
-
daß es k
bis nach Capo Guarda Fuh. XI Buch V Can. 203
Es giebt mancherley kleine Vögel am Vorgebirge. Ihre Goldammern und Lerchen 1713
| find von den europäifchen nicht unterſchieden. Einer von diefen Vögeln gleicht an Geftalt, Rolbe.
|
Farbe und Größe unferm Kuckuck, hat aber den Namen Edolio erhalten, weil er diefes ——
Wort deutlich, in einem tiefen traurigen Tone herſaget. Viele Weißen am Borgebirge glay- Edoliovogel.
ben, die Seele eines ermordeten Bootsmannes, der ſich dieſes Wortes oft bediente, ſey in
dieſe Voͤgel gefahren.
Der Gruͤnfinke oder Chloris iſt hier gemein. Sie haben auch einen beſondern Vogel,
den fie den blauen Vogel heißen, von der Größe unſers Staars 0). Sein Hals und feine
Füße find mit himmelblauen Federn bedeckt, die aber auf vem Rücken und den Flügen find
dunkler, Der Schnabel ift drey bis vier Zofl lang, zugefpist, und die unferfte Kiefer dun—
kelroth. Sein Fleiſch wird hochgeſchaͤtzt P).
Sie haben drey Arten von Amſeln. Eine gleicht an Farbe den unſrigen, mic goldfar- Amfeln.
benen Schnäbeln. Die zweyte hat braune, und die dritte vörhliche Federn, Die Bachftelzen Bachſtelzen.
find größer, als unfere, manche afchfarben, andere mit gelblichten Federn.
Sie haben mancherley Finken; aber eine Ark ift dem Vorgebirge eigen. Sie ift größer, Capefinfe,
als ein ordentlicher Finke. Im Winter find ihre Federn alle afchgrau, im Sommer aber
befommen fie neue Federn ; der Kopf, Bauch, Flügel und Schwanz werden fehwarz, und der
Hals und Rüden hochfcharlachfarben. Der Schnabel ift kurz, fpigig und getb. Sie bauen
ihre Nefter aus Baummolle, und machen in folche zwo Abrbeilungen mir einem Eingange;
in der obern hält fi das Männchen, und in der untern das Weibchen auf.
Ihre Fledermäufe find den unftigen ähnlich, Sie haben eine große Mannichfaltigkeit Fledermaͤuſe.
yon Meifen, bie fich befonders durch ihre Farben unterfcheiden, und gute Singoögel find,
Der Sliegenfehnapper oder Honigfreſſer naͤhret ſich ganzlich von Fliegen, Bienen und Honig), Fliegen:
Sein Schnabel ift lang, gerade und rorh ; feine Federn find blau, die Flügel und der Schwanz ſchnapper.
aber ſchwarz. Der Sangzunge ift ein größerer Vogel, als unfer Goldfinfe, deſſen Bauchfe- Langzunge,
dern gelb find, und Das Übrige gefprenkelt ft. Geine Zunge ift lang und eifenhart, mit einer
nadelſcharfen Spitze, damit er diejenigen ſticht, die ihn angreifen.
Canarienvoͤgel find bier in großer Menge, und von unſern nur an der Farbe unterſchie- Canarien:
den. Sie thun dem Korne großen Schaden. a rs
Man fieht auch hier den Serinus, den Aegithus, den Upupa oder Wiedehopf, den Vögel.
Steinbeißer, Finfen und Staare, alle wie die europäifchen.
Ihre wilden Tauben unterfcheiden ſich von den unfrigen nur an Schönheit und Man⸗ Wilde
nichfaltigfeit ver Farben; und eben fo verhält es ſich mit den Schwalben, die man hier das Tauben.
ganze Jahr durch findet, am meiften aber im Winter, Ihre Sperlinge, Droßeln, Wach:
teln und Krähen find alle den unfrigen ahnlich,
Mit zahınen Vögeln find fie vollfommen verfehen, als Hähne, Hühner, Kapaune und Federvieh.
tuͤrkiſche Hühner, wie die europaͤiſchen; und fie find hier wohlfeiler, als ander Fleiſch r).
ee 2 Der
Kolbens Stillſchweigen verſichert uns, ) Kolbens Reiſe im I Bande auf der 143 und
—— — giebt. Ten Xhynens Worte: rubi- folgenden Seite E
rotbe dus Bra et fein Ueberſetzer: g) Siehe die Zeichnung. *
G übner, —
0) I — Art fiehe im III Bande auf der ) Kolbe am oben angeführten Orte, anf der
u SER 152 und folgenden Seite:
ner; aber
zer,
Kolbe. F
Fiſche.
Blaſer.
Bennets.
Braunfiſch.
Kabeljau.
204 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
Der IV Abſchnitt.
Fiſche in den Capeſeen.
Blaſer. Benneten. Braunfiſche. Kabeljau. Schollen, Tonnfiſche. Krampffiſche Barben.
Delohine. Dorado. Elft. Fliegender Fiſch. Klippfiſche. Aale. Seeſchnecken. Seeſonnen
Golofiſch. Heringe. Hayen, Pike, und Bra und Seeſterne. Perlmuſcheln. Schrauben
fem. Rother Steinbraſſem. Pilotfiſch. Sees mufchel. Pagger. Seeſpritze. Mufhels
iswe. Meerſchwein. Grampus. Dorneis krebs. Landſchildkroͤte. Seekuh, oder Fluß:
cken. Silberfiſch. Steinbraſſem. Plattnaſen, pferd.
Di See am Vorgebirge liefert eine große Menge und Mannigfaltigkeit von Fiſchen. Eine
Art heißen fie Blaſer, weil ſich dieſelben in eine kugelrunde Geſtalt aufblafen koͤnnen.
Es iſt ein glatter Fiſch ohne Schuppen, der Ruͤcken dunkelgelb, etwas durchſcheinend, der
Bauch weiß, der Mund klein, mit vier breiten Zaͤhnen. Er iſt giftig, und tauget alſo
nicht zum eſſen. Ein unvernuͤnftig verwegener Bootsmann, zu Rolbens Zeiten, ſtarb Davon.
Der Bennet iſt ſo lang und dick, als ein Mannsarm, und wiegt von ſechs zu acht
Pfund. Es iſt ein ſchoͤner Fiſch, mit großen hellen purpurfarbenen Schuppen und Gold:
ſtreifen. Augen und Schwanz find roth, die Finnen gelb. Wenn die Schuppen weg find,
fo ſieht die Haut hell purpurfärbige aus. Das Fleiſch ft carmefinfarben, und bleibt auch ge-
kocht ſo. Es wird durch Häufe in verfchiedene Klumpen gerbeilt, ift trocken, aber leicht
verdaulih, und wohlgeſchmackt.
Der Braunfiſch ift fo groß, als ein Ochfe, funfzehn oder fechzehn Fuß lang, dun⸗
kelgrau, und ein großer Feind der fliegenden Fiſche. Vom Rabeljau giebt es mancherley
Arten. Die man am gewöhnlichiten am Vorgebirge fieht, find afchfarben, mit großen
Schuppen, etwan zween ober drey Fuß lang, und harten Finnen, Friſch ift er zart und
wohlſchmeckend, gefalzen aber die ordentliche Speife der Capefflaven,
Delphine und Es giebt. mancherley Arten Delphine, die wegen ihres ſcharfen Geruchs und der Ge:
Dorado.
Elft.
gute Bruͤhe. Man haͤlt ſeine Eyer an verſchiedenen Orten ſehr hoch 4).
ſchwindigkeit, damit fie ihren Raub verfolgen, die Könige der Fifche können genannt werben.
Der Eapedelphin hat einen weiten Mund, und einen Schnabel, der einem Gänfefehnabel
etwas ähnlich ift. Die Haut ift ganz glatt, ohne Schuppen; Die Reihen der Zähne find
Elein, hart, und feharf, und paflen auf einander, wie Kerbhoͤlzer. Die Zunge ift lang
und fleiſchicht; unweit jeden Yuges ift ein Eleines Loch. Die Farbe des Rüdens if ſchwarz,
und der Bauch weiß. Er ift von fünf zu fechs Fuß lang, und gut zu eſſen, wenn er einige
Tage im Salze gelegen hat. Cine andere Art Delphine heißt bey den Schwarzen Waraku
Pempe, und bey den Portugiefen Dorado, von der Goldfarbe ihrer Haut, Sie gleicht
dem Delphin durchgaͤngig, ift aber von zaͤrterm Fleiſche.
In der Tafelbay fangen fie einen Fiſch, den die Holländer Elft heißen, etwan drey—
vierthel Elfen lang, nach Art eines Herings geſchuppt, nur daß die Schuppen gelbigt find.
Der Rücken iſt ſchwaͤrzlich, der Bauch weiß und ſchwarz gefprenfele, und die Laͤnge hin⸗
unter mit einem ſchwarzen Streife getheilt. Er iſt trocken, voll Gräten, und verlange eine
Die
a) Kolbens Reife II B. auf der 186 und folg. Seite. D) Kolbe IL DB. auf der 188 Seite.
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aus dem Barbo£:
Fisch mit eınem [gitzigen Horne,
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bis nach Capo Guarda Fuy. XII Buch V Cap. 205 |
Die fliegenden Fifche ſieht man allezeit in großen Haufen, oft hundertweiſe beyfammen. 1713
Ihre Arten unterfcheiden fich nur durch die Farbe, mebft der Zahl und dem Baue ihrer Kolbe.
Flügel d), da manche nur zweene große Flügel, andere zweene große und zweene Fleinere, —
hoc) andere vier lange ſchmahle Flügel von einerley Größe haben. Rolbe fand ihre Flüget, Fliegende
bey genauer Unterfuchung aller deifelben, den Fledermausflügen ähnlich, Ihr Fleiſch ift Fiſche.
eine ſehr gute Speiſe. Außer den Wendezirkeln find fie nie zu ſehen. \
Der Capegoldfiſch hat diefen Namen von einem goldfarbigten Kreiſe um jedes Auge, Goldfiſch.
und einem Goldſtreife, vom Kopfe bis auf den Schwanz. Er ift ordentlich anderthalb Fuß
fang, und wiegt ungefähr ein Pfund. Sein Fleiſch hat eine aus weiß und roth vermengfe
Farbe, und ſchmecket fehr angenehm. Man fieht die Goldfiſche nur am Vorgebirge, als
vom May bis zum Auguſt, da fie in ganzen Haufen ’erfcheinen.
Die Heringe find am Vorgebirge haufig, und in nichts von den unftigen unterfhieden; Heringe:
aber die Capeeuropäer willen bis jetzo noch nicht, fie recht aufzubebalten, welches doch ein
großer Vortheil für fie feyn würde, da die bolländifchen ordentlich auf der Hinreiſe verderben,
ehe fie ans Vorgebirge kommen.
Man findet in den Capefeen zwo Arten von denen Fifchen, die im Engfifchen Scharfs, Hayen.
und bey ven Capeeuropäern Hayen beißen. Die erfte ijt von zwoͤlf zu fechzehn Fuß lang.
Sie hat drey Reihen Zähne, die gekruͤmmt, ſtark und fpisig find; auf dem Rücken zwo
Finnen, eine untveit des Kopfes, Die andere etwan zwey Fuß vom Schwarze; vier große
Finnen am Bauche, auf eben die Art gefegt. Zwiſchen denfelben, unweit des Schwanzes,
ift ein Schlig. Seine Haut ift rauh und hart, ohne Schuppen, und es bangen fich Fleine
Fiſche an ihn, die daran faugen c). 2
Die zweyte Axt von Hayen hat einen viel breitern Kopf und Rücken, und andere Zähne,
in fehs Heiden. Die Haut ift fo rauh, als eine Feile, und der Schwanz endiget fich in
Geftalt eines halben Mondes, Ein mittelmäßiger Hay von diefer Are, ift fo ſchwer, daß
ihn zwey Pferde kaum auf einige Weite fortziehen koͤnnen. Kolbe muthmaßet, der Fiſch,
der den Jonas verſchlang, ſey eher ein Hay, als ein Wallfiſch, geweſen.
Die Cape /Pike wird nur im Salʒwaſſer gefunden, und gleichet der europaͤiſchen bloß Pike und
on der dunkelgelben Farbe, Dieſer Fiſch wird hier ſehr hoch geſchaͤtzt.
Der Braſſem ift den Capeſeen eigen. Die Europäer heißen ihn den Hottentot⸗ Braſſem.
tenfifch, Es giebt ihrer zwo Arten. Die erfte ift runder, breiter, und kürzer, als bie
andere; auf dem Rücken und den Seiten ſchwaͤrzlich, am Kopfe aber dunfelpurpur, Des
andern Farbe ift dunkelblau gefleckt. Er ift jieben bis acht Zoll lang, und wiegt ein Pfund,
Beyde Arten nähren fih vom Seegrafe, Kothe und Unflathe. Man fängt fie felten mit
dem Netze, außer bey ſchlimmem Wetter. Sie find gefund, und wohlſchmeckend. Man kann
drey oder viere um zweene Pfennige Faufen.
Der Cape- Bothſteinbraſſem ift ein fehöner Fiſch. Haut und Schuppen find roth, Rothſtein⸗
und blau gefleckt, und in der Mitte goldfarben; der Bauch ift blaßroth, die Augen groß brafiem.
und roth, und jedes mic einem filberfarbigten Kreiſe. Man häfe fie am VBorgebirge für eine
gefunde und nahrhafte Speife, die von gutem Gefchmade ift.
€c3 Diefer
0 &s find die fangende Fiſche, oder Romeiros, die man gemeiniglich Remora nennet.
\
1713
Kolbe.
Pilotfiſch.
Seeloͤwe.
Meer⸗
ſchweine.
Grampus.
Dornruͤcken.
206 Beſchreibung der Länder vorm Vorgeb. der guten Hoffnung
Diefer Fiſch heißt am Vorgebirge Jacob Everſon, von einem Schiffshauptmanne bie:
ſes Namens, deſſen Geſicht ſehr roth war, und ſo tiefe Pockengruben hatte, daß fein
ſchwarzer Bart, auch aufs glaͤtteſte abgeſchoren, in den Narben zu ſehen war; daher einer
von ſeinen Bootsknechten, dem Fiſche, wegen der Aehnlichkeit mit ſeinem Geſichte, ſeinen
Namen gab. Die Vergleichung war ſo richtig, daß der Name nicht nur am Vorgebirge,
ſondern auch in Oſtindien, wo man den Jacob wohl kannte, angenommen ward d).
Der Pilotfiſch hat diefen Namen, weil er des Hayen Führer ſeyn ſoll. Er iſt ſchwer
zu fangen. Seine Laͤnge betraͤgt etwan fünf.oder ſechs Zoll, und er iſt dunkelbraun, und
blau geſprenkelt. Den Ruͤcken hinunter laͤuft ein ſchwarzer Streif, aus dem andere die
Seiten hinunter gehen; um die Augen iſt ev goldfarben. Die untere Kiefer iſt wie eine
Säge ‚ und er hänge fich mit derfelben ordentlich dergeftalt an den Jap, daß diefer ihn
nicht abfihütteln kann; „wenn aber der Hay gefangen wird, verläßt ihn der Pilotfiſch.
Man ſchoß im Jahre 1707 in der Tafelbay einen Seelowen ‚auf den Felſen. Er
war etwan funfzehn Zuß fang, und hatte eben fo viel’ im Umfange, Sein Kopf glich an
Geſtalt fehr dem Loͤwenkopfe e), hatte aber feine Haare, wie fich denn auf feinem Leibe
weder Haare noch Schuppen befanden. Die Zunge var, gleichfam lauter Fete, und wog
über funfzig Pfund, Die Farbe feiner Haut war gelbicht, Vorne hatte er zweene Füße,
unten wie Öänfepfoten; ſtatt der Hinterfüge aber zwo breite Finnen, jede etwan achtzehn
"Zoll lang. Sein Leib ward hinterwarts nad) und nach ſchmaͤhler, Daß er in einen Schwanz
zufammen lief, der fich in einen halben Mond endigte. Er gab verfihiedene Fäffer Del.
‚ Meerfchweine ſieht man in großer Zahl, manchmal zu Hunderten beyſammen, am Bor:
„gebirge ; wie auch den kleinern Walfifh, oder Brampus. Zweenetodte wurden im. 1707
und 1709 ans Land getrieben; einer war vierzig, und der andere fünf und vierzig Fuß lang.
Der Dornrücken heißt auf dem Vorgebirge Roc. Man finder oft tiber dreyhun⸗
Sandkriecher. dert Eyer bey ihm. Der ganze Leib iſt halb durchfihtig. Man hält ihn hier nicht hoch.
Silberfiſch.
Ein Fiſch, der ihn gleicht, heißt hier der Sandtriecher. Dieſer iſt groͤßer, etwan zwölf
Zoll lang, und neune breit, von glatter Haut, die dunkelbraun und ſchwarz gefprenkelt iſt.
Die Capeeuropäer fangen viele dergleichen, effen fie aber nicht.
Der Silberfifch ift von der Größe und Geftalt eines pfündigen Karpen, dem er auch
an Geſchmacke gleicht. Er ift fehr weiß, mit einem fülberfarbenen Schwanze, und derglei-
chen Streifen längft den Seiten hinunter, Sie halten fich meift in der See auf,
Steinbraffem. Der Fiſch, welcher am Vorgebirge der Steinbraffem heiße, koͤmmt einen Karpen
Plattnaſen.
ſehr nahe, iſt aber annehmlicher, und nicht ſo graͤtigt. Es iſt ein feſter Fiſch, von andert⸗
halb bis drey Fuß lang, und von zweyen zu acht Pfund ſchwer. Sie find von unterfchied-
lichen Farben, ausgenommen, daß der Ruͤcken bey allen braun iſt. Der Fiſch ſchaͤlet ſich,
wie Stodfifch, läßt ſich friſch und gefalzen wohl eſſen, und iſt ſehr wohlfeil, Cine Art von
ihnen heißt Plattnafen, von der Geftalt ihrer Köpfe. Die Schuppen find lang und pur-
purfarben, Dieſe find wohl zu effen, und werden hoc) geſchaͤtzt, da fie auch feltener,, als
die andern find, f
Die
A) Kolbe IB. auf der wo u. folg. S. e) Siehe die Figur, die dem letzt bekannt gemachten Suͤdſee⸗
loͤwen nicht gleicht.
*
—— ————— a
Zu
bis nach Capo Guarda Fuy. XII Buch V Cap. 207
Die Capeſchollen find den unſeigen aͤhnlich; die daſigen Europäer aber halten ſie hoch, 1713
weil ſie leicht zu verdauen, und eine gute Blutreinigung ſeyn ſollen. Es giebt Tonnfiſche, Bolbe.
die aber ſelten gefangen werden, Der Krampffiſch wird auch am Borgebivge gefangen, und
ift aus diefen und andern Schriftſtellern ſchon befehrieben worden f), a
Barben findet man nur im Drafenfteinfluffe, die nicht fo gut find, als die europaͤiſchen; Krampf⸗
auch kommen ihre Karpen den unfern, befonders an der Größe, nicht gleich, Die Klipp- fiſche.
fifche werden in den Höhlen der Klippen gefangen, mo die Fluth fie hinwirft. Sie find Barden.
etiwan fechs Zoll lang, und zweene im Umfange, und von fehr angenehmen Gefihmade. &ipofihe,
Ihre Yale, Krabben, Meerkvebfe, und Yuftern, find den europäifchen vollfommen ahnlich,
Es giebt eine große Mannigfaltigfeit Seemufcheln; als die Stachelſchweinmuſchel, Seeſchne⸗
und Seeſtachelſchweinmuſchel. Der letztern Schale iſt ſtachlicht. Die Kegelſchnecke, deren cken.
Schale ſchoͤn gefleckt iſt.
Die Klipkouſen, oder Nabelmuſcheln, haben Ober- und Unterſchalen, wie eine ge⸗ Klipkouſen.
woͤhnliche Muſchel. Beyde ſind gewunden, und ſehr dick, und haben ein rauhes rindigtes
Weſen von außen, welches fo artig gemacht iſt, Daß man es für ein Kunſtſtuͤck halten follte. -
Diefe Rinde Löft fich in Weineffig auf, und alsdann erſcheint die Schale von einer fehönen
Perlfarbe. Man beſchenkt Fremde mit diefer und der vorigen, als etwas feltenen.
Der Seefonnen und Seefterne Schalen find vieleckicht, und Fugelförmig, und mit Seeſonnen
einer dicken fehuppichten Haut bedeckt, Sie haben Zacken heraus ftehen, die nach allen und Sterne
Seiten wie Stralen herausgeben. Der Seefonne ihre find die größten. Sie kommt
auch der Kugelgeftalt näher, und ift Fleiner, als der Seeſtern.
Die merkwuͤrdigſten find die Perlenmufcheln, Auf der See dienen ihnen ihre Schalen Perlmu—
als Boote. . Sie ſtrecken die Köpfe weit vorwärts, und breiten fie wie eine Art Segel aus, ſcheln.
daß fie auf eine ſehr beluſtigende Art hinfahren. Bey Gefahr ziehen fie ſich zuſammen, und
ſinken plöslich unter, Wenn die äußere Ninde durch Weineßig weggebeizt wird, erſcheint
die Schale auswendig fo glänzend, als inwendig. Man brauchet fie am Vorgebirge zu Trink
gefäßen; denn manche halten faft ein Auart. Die See wirft fie aus, aber meift zerbrochen,
Die Schraubenfihnerke heißt von ihrer gedrehten Schale fo. Sie ift vieleicht, und Schrauben-
bat zroifchen den Winkeln verfchiedene Erhöhungen. Sie find von mancherley Geftalt und ſchnecke.
Größe, Die vornehmfte Farbe, wenn die Rinde weg if, iſt eine fchöne Feuerfarbe, mit
roth und grün, weiß und gelb artig untermengt,
.“ Mufchel, die man fehr vorfichtig angreifen muß, haben die Portugiefen den Na- Pagger.
men Danger [ vielleicht von dem lateinifchen Paco] gegeben. Sie hat auf dem Ruͤcken einen
ſo Pitzigen Zaden, daß der Theil, der davon geftochen wird, in Entzündung geräth, und
abſtirbt, wenn man nicht bald hilft. |
PP Seeſpritze ift ein fonderbares Geſchoͤpfe. Sie ſieht wie ein Schwamm oder Seeſpritze.
a aus, und hänge fich fo feft an die Klippen, daß Wind und Wellen fie nicht
»egtreden Fönnen, Sie ift grünlicht, und giebt eine wäflerichte Feuchtigkeit von ſich.
Inwendig
FI Siehe oben I Band auf ber 343 Seite.
208 Becſchreibung der Linder vom Borgeb.der guten Hoffnung
1713 Smwendig hat fie ein fleifchigtes Weſen, mie ein Kropf. Alle Merkmaale des Lebens, die
Kolbe. fie von fich giebt, find, Daß ſie bey der Berührung, aus zwo oder drey Eleinen Höhlen, zarte
Ströme Wafler ausſpruͤtzet, und folches fo oft, als man ſie beruͤhret, wiederholt, bis ihe
Vorrath verſpruͤtzt iſt.
Muſchelkrebs. Eine kleine Are Seekrebſe heißen fie Muſchelkrebſe die außer ihrer Krebsſchaale noch
eine andere haben, die ihnen ſtatt des Hauſes dienet. Sie gehen nie ſo weit aus derſelben,
daß ſie ſich von ihr abſonderten.
Schildkroͤte. Bon den drey Arten Schildkroͤten, wird nur bie Landſchildkroͤte am Vorgebirge gefunden
Sie iſt bier häufig, und ihr Fleiſch iſt weiß und wohlſchmeckend. Die Leber und Eyer wer⸗
* den fuͤr Leckerbiſſen gehalten; aber ſie ſind klein, und nicht uͤber vier Zoll breit. Kopf und
Fuͤße ſind dunkler Farbe. Ueber die Schale kann ein Rad von einem beladenen Karren,
ohne fie zu zerbrechen, gehen, und der vorerwaͤhnte Knochenbrecheradler muß fie zu nerfchie-
denen malen auf bie Klippen fallen laffen, ehe er die Schale zulänglich zerfchmettert, das
Sleifch zu befommen g). Aber
Seekuh oder Die Seekuh hat etwas. von des Nashorns Größe und Farbe, aber die Füße find kuͤrzer.
Flußpferd. Der Kopf iſt faſt dem Pferdekopfe aͤhnlich, daher ſie Tellez und Thevenot das Seepferd
nennen 5); aber er iſt breiter und flacher, und der Mund größer, wie beym Ochſen. Aus
den Nafenlöchern, Die geoß find, fprüger fie Waffer, wenn fie fich aus der See oder dem
Fluſſe erhebt. Sie hat Eleine Augen und Ohren, Eurze Füße, die rund, und durchaus
gleich dick find. Die Hufe find nicht gefpalten, fondern unten durch vier Eleine Canäle ges
viertheife, oder durchkreuzet. Der Schwanz it kurz, wie beym Elephanten, hat aber noch
weniger Haare; welches gleichroohl alle find, die fie am Seibe hat, Des Weibes Eiter iſt
Elein, und wie bey der Kub zwifchen den Hinterfüßen. Kolbe fah das Weib oft ihre
ungen fangen, die fo groß, als Schafe find. Ihre Haut iſt einen Zolldic, und fehr dichte,
Aus dem untern Rinnbaden gehen vier Zähne weit aus dem Munde heraus auf jeden Seite
zweene, einer gerade, der andere gekrümmt. Gie find alle von der Größe eines Ochfenhorns,
etwan anderthalb Fuß lang, ungemein weiß, und ungefähr zehn Pfund ſchwer. Man Hält
fie höher, als Elfenbein, weil fie nie ihre Farbe verliebren. Die Seekuh kommt nie ans
‚Sand, als zu freffen. _ Sie kann durch ihren fcharfen Geruch einen Menſchen, oder ihren
Feind, fehr weit entdecken. Ihr Fleiſch wird am Borgebirge fehr hoch gehalten, und manch⸗
mal das Pfund für zwölf bis fünfzehn Pfennige verkauft. Das Fett wird zum Kochen der
Butter gleich gefchägt, und oft auf Brodte gegeffen. Kolbe nimmt, mit Docharten und
Ludolfen, die Seekuh fuͤr Hiobs Behemoth and).
U ·xLαν
Das
2) Kolbe II Band auf der 198 fund folgenden ſchreiben. Martin Neuhoff und Seancifei hei⸗
Esite. gen es die Seekuh. Kolbe erfennet es für den
5) Ten RXhyne Heißt es eben fo, ohne es zu ber BHippopotamus, oder das Flußpferd. In feinen
Kupfer
/
— ————
KARTE VON DER BAY S. HELENA.
Nach den Anmerkungen der Schffahrer entworfen
won N. Bello:
Maafsftab von Franzoesifchen und En lifchen Seemeilen.
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bies nach Capo Guarda Fuy. RXII Buch VI Cap. > 209
| Da VI Capitel. 1720
Hamilton.
Einige Anmerkungen über die Küften und Inſeln, zifhendem.
Vorgebirge der guten Hoffnung, und Capo Guarda Fuy.
Von dem Hauptmann Alexander Hamilton. Ä
Eingang.
$ a bie oͤſtliche Küfte von Africa den Europäern, in Vergleichung mit ber toeftlichen,
noch ſehr wenig befannt ift, weil fonft niemand als die Portugiefen, und diefe nur an
wenig Orten, fich gefegt ober eine gewiffe Handlung angelegt Haben: fo fönnen wir,
zu der Befchreibung der längst felbiger gelegenen Sander, wie wir folche bey Erzählung des
Glücks der portugiefifchen Waffen, auf Ihren erften Reifen nach Oſtindien, fehon geliefert
haben, nur wenig hinzu fegen, ausgenommen, daß mir dem Leſer einige Nachrichten, den
jegigen Zuftand derfelben betreffend, aus. der Nachricht des Hauptmanns Hamilton vorles }
gen 2), und diefen eine Befehreibung von Sofala und Monomotapa beyfügen, mie fie
die portugiefifchen Geſchichtſchreiber uns, aus ben Berichten ihrer Reifenden, zu Der Zeit
hinterlaſſen haben, da fie in dieſen Gegenden die größte Macht hatten,
Der 1 Abfihnitt.
- Länder an der See, zwifchen Den Borgebirgen der guten Hoffnung, und
Guarda Fuy.
Tierra de Natal. Del Agoa. Leutſeligkeit des Magadoxa. Man nimmt die Engländer da⸗
Volks. Land und Einwohner. Körner vom ſelbſt gefangen. Kuͤſte von Zeyla. Einwohner.
Rhinoceros. Landſchaft Sena. Mozambik. Die Daſige Schafe, Der Bers Felix. Abiſſiniſche
Einwohner. Quiloa. Mombaſa. Patta. Kuͤſte.
om Vorgebirge der guten Hoffnung nach Tierra de Natal, iſt die Kuͤſte gefährlich, Tierra de
I und wird wenig beſucht; entweder, weil die Hottentotten, die fie bewohnen, nicht Natal.
gefellig find, oder, weil es keine Waaren giebt, welche die Neifefoften erügen. Gleichwohl
weis der Hauptmann Zamilton , baß einige englifche Schiffe aus Indien nach Natal, mit
Vortheile, um Elephantenzähne gefegelt find; fie haben aber auf der Reife drittehalb Jahre
jugebracht. Das Sand ift fruchtbar, aber ungefund. Die Wälder find dichte, und voll
von allerley Bäumen, und mit verfchiedenen Thieren, als Elephanten, Löwen, Leoparden,
Düren, Wölfen, Heben, und Fuͤchſen; die Fluͤſſe mit Sifhen, Wianatees, und Krokodillen,
erfuͤllt. Ein bußfert ger Seeraͤuber hielt ſich im Jahre 1718 hier auf; er hatte ſich von ſei⸗
ner verdammten Gefellfchaft abgefondert.
uf der Küfte zwiſchen Natal und del Agog ift Feine Handlung, vermuthlich aus Del Agoa.
en der Urfache; und der Berfaffer glaubet, der erfte Handel, ven die Engländer nach) einem
von
Kupfer zeigen fich kein ; ; indi
* 1e Zähne, wie in Ludolphs a) In feiner neuen Nachricht von Oftindien
Beekmans, Kabats ann anderer. —* Il Baͤnde in 800, 1726.
‚Algen. Beiſebeſchr. V Band. Dh
1720
Hamilton.
Leutſeligkeit
des Volks.
Land und
Volk.
Rhinoceros⸗
hoͤrner.
250 Beſchreibung der Laͤnder vom Vorheb der guten Hoffnung
von beyden Oertern getrieben, ſey durch einen ungefaͤhren Zufall verurſacht worden» - Denn
um das Jahr 1683 ſcheiterte ein engliſches Schiff, die Johanna, irgendwo um Agoa,
und Die Leute im Sande,.Die für große Barbarn gehalten wurden, erzeigten den Schiff brüchigen
mehr Freundſchaft und Höflichkeit, als manche Völker, die fehr viel von ihrer Religion und
ihrem gefitteten Wefen reden. Sie verforgten Ihre Gäfte mit dem Nothwendigen, und
halfen ihnen für was bilfiges, einen Theil der Ladung retten. Für etliche wenige Glaskuͤgel⸗
chen, Meffer, Scheren, Nadeln, Zwirn, und Fleine Spiegel, verdingten fie fich, die Waaren
in ein benachbartes Sand zu fehaffen, und Die Lebensmittel waren init eingedungen. Wie fiedie
Engländer über zweyhundert engliſche Meilen geführt Hatten, verſchafften ſie ihnen neue Führer
und Träger, noch fieben bis achthundert Meilen weiter, die fie in vierzig Tagen zurück legten,
Diefe übergaben ihre Saft wieder andern, welche fie bis ans Vorgebirge der guten Hoff:
nung führten, und verforgten. Als einige Engländer untertvegens frank wurden, ſo tru—
gen fie folche , bis zu ihrem Aufkommen, oder Sterben, in Hangematten. Es ſturben aber
von achtzig Mann nur drey oder. viere DJ... 9*
Der Hauptmann hatte dieſe Nachricht von einem Reiſenden, mit dem Zuſatze: die
natürliche Fruchtbarkeit des Sandes machte die Einwohner feäge und einfältig, Ihre Fluͤſſe
find mie guten Fiſchen und Waſſervoͤgeln, auch Manatees, oder Seefühen c)) und Kro-
kodillen erfuͤllt. Die Wälder find voll großer Bäume, wilden Elephanten, Nashörner,
Loͤwen, Tyger, Wölfe, Füchfe, auch fliegender Vögel, außer den Straußen, Diefeute 2)
haben einigen Begriff von dev Gottheit, und verehren folche mit Tanzen und Schmaufen;
denn fie find überhaupt zu Luſtbarkeiten fehr geneigt, wovon der Verfafler ein Benfpiel aus
der Nachricht eines Schiffers, der des Handels wegen im Jahre 1718-bieher gegangen war,
anführet, Die $eute hatten fich in Menge unweit des Ortes, wo fein Schiffin einem Fluſſe
lag, zu handeln verſammelt. Ein munterer indianiſcher Juͤngling brachte ſeine Trummel
ans Ufer, und fing an darauf zu laͤrmen: ſogleich huben die jungen Leute beyderley Geſchlechts
an zu huͤpfen, und die Alten folgten ihnen bald nah. Als es aber den leßtern zu lang
waͤhrte, gieng einer zu dem Trummelſchlaͤger, beſchenkte ihn mit Eyern, Gevögel, und
Srüchten, nebft dem Erſuchen, aufzuhören; ‘worauf fie fich afle, wie er foiches fogleich geshan
hatte, wohl erhigt auf die Erde niederfegten. Ä
Der Verfaſſer fah verſchiedene Rhinoceroshörner , die nach Diefer Küfte von Bom⸗
bay gebracht wurden, und länger waren, als die er in Indien oder China gefehen harte,
Ben einem waren brey Hörner aus einer Wurzel gemachfen, das längfte etwan achtzehn Zoll,
das andere zwölf, und das dritte achte; fie waren aber in Bergleichung mit den indianifchen
fhmähler, und an der Spise viel ſchaͤrfer. Der Schiffer von vorerwaͤhntem Schiffe,
brachte auch einen ſchwarzen Bogel mit, fo groß, als eine große Ente, Gr hatte einen
fangen , geraden, dicken, aber zugefpigten Schnabel, und hohle Augen. Seine Füße waren
etwan zwölf oder vierzehn Zoll lang, ſtark und dick; er war nad) Fleiſch und Fiſchen fehr
gefräßig, und fing Froͤſche und Ratten’ vortrefflich. Sobald er was febendiges fing, warf
er es wohl zwo Ellen hoch, und fing es mit der Spige feines Schnabels wieder auf, wel—
ches er fo oft wiederholte, bis das Thier ftarb, “
. Zreifehen
8) Zamilto ns none Nachricht von Oftindien; " e. Dieb ift die wahte, und von Kolbens feiner
1 Band auf der 5 und folgenden Seite, ſehr unterfchiedene Seeknh.
ls
Das Brodt od. le
Mondrain
Groß 5 Bessederr
Groß Carceira
3 In dem Innerften dieser Bay
hat man. fehr wenig Wasfer .
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MOZAMBIK des Fü + EYananbe
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79
T. Tuchague
Teind Fah erzeuge — bei 4
ebener\See über diefe Klippen
Fahren).
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bis nach Capo Guarda Fuy. KIT Buch VICap au
Zwiſchen Del Agoa und Mosambik ift eine gefährliche Küfte, die vormals une 1720
dem Namen Sofala und Ouama 4) befannt war, nun aber den portugiefifchen Namen Bamilton.
Seng führer. Es find auf derfelbigen verfchiedener Prinzen Fürftenthümer; denn fie laſſen
fi) mit wenigen begnügen. Die Einwohner find lauter Schwarze und Ungläubige e),
etliche wenige ausgenommen , welche Die Portugfefen zur römifchen Religion befehret haben,
die aber nach ihrer Bekehrung ordentlich gegen europäifche Fremde weniger gefällig find,
als die andern, . ’ 2.
Sena bat viel Elephantenzähne und fhlechtes Gold, von achtzehn oder neunzehn Landſchaft
Karate Feine; aber das Volk ift fehr nachläßig, weiles an allen Dingen einen Ueberfluß har, Sen.
Sie find von großen ſtarken Leibern und Öliedmaßen, und im Kriege fehr beherzt. Sie
wollen mit. niemanden handeln, als mit den Portugiefen, und diefelden halten etliche Priefter,
laͤngſt der Seefüfte, das Volk in Furcht zu erhalten, und ihnen Zähne und Gold für Klei⸗
nigfeiten zu verſchaffen, welche fie nachgehends nad) Mozambik fenden.
Ein Portugiefe, der von Mozambik nah Sens gieng, meldete dem Verfaffer, als
er einige Ölasfügelchen des Handels wegen dahin geführet hätte, fo wäre von den Leuten eine
Höhlung in die Erde gemacht, und folhe, ſoweit als die Glaskuͤgelchen fie erfüllten, auch
mit Goloftaub ausgefüllet worden, Sie vertaufchten auch einen Elepbantenzahn für fo viel
grob buntſcheckichtes Tuh, Kambajan Lunjis genannt, als fein Maag berrüge, Aber
der Verfaffer meldet, es fey der Portugiefen Erzählungen faum Glauben beyzumeſſen; denn
wenn Gold und Zähne fo leicht zu Faufen wären, wie könnten fie fp arm feyn, als fie überafl
m ihren Eolonien in Indien find? Er glaubet, diefes fey che das Ophir, oder Carſhiſh,
geweſen, nad) welchem Salomo feine Schiffe aus dem rothen Meere gefandt, als Su⸗
matra, wo fie zur Hin⸗ und Herreiſe längft der Küfte mehr als drey Jahr haben mußten.
RL Mozambit iſt eine Inſel, die der Krone Portugal gehöre. Kunft und Natur haben Mozambik.
fie wohl befeftigt; aber fie iſt ungefund, dergeſtalt, daß ein Reynol, oder enropäifcher
Portugiefe in Indien, der ein Verbrechen begeht, das den Tod verdienet, ſtatt der Strafe,
die er nach ihren Sandes- oder Kriegsgefegen ausftehen follte, vom Unterkoͤnige und Rathe zu
Goa, bieher auf eine gewiffe Anzahl Fahre verwieſen wird, und wenige fommen wieder
zurück; Denn fünf oder ſechs Jahre bier zu leben ift lange. Es dienet auch diefes Eyland
den portugieſiſchen Schiffen, die von Europa nach Indien gehen, zum Erftifchungsplaße,
Sie halten fich bier. ordentlich dreyßig Tage auf, ihre Soldaten und Bootsleute wieder ge=
fund zu machen; denn ihre träge und geſchaͤfftloſe Lebensart zur See, zieht ihnen Sforbut
und Wafferfücht zu, welche von den fauven Früchten, und nährenden Wurzeln, bald zer»
theift werden. Ihre Schiffe beingen ordentlich den ganzen Auguſt auf der Reife von 1170,
zambik bis Boa ie
Die Einwohner von Mozambick find ſowohl, als die auf dem feften Lande, Schwarze, Die Eins
von ziemlicher Größe, wohlgeſtaltet, von ſtarken Gliedmaßen, und gut zu Sklaven. Des wohner.
Könige Schiffe und Privatfaufleute, bringen reichlichen Vorrath von ihnen nach Indien,
und beyde Gefchlechter von ihnen ftehen bey den indianiſchen Portugiefen in großem Anſehen.
* bald die Knaben ein wenig Portugieſiſch forechen koͤnnen, werden fie getauft, und das
ch zu eifeigen Romiſchkatholiſchen, und ale — Unternehmungen auszufüh-
Dd2 ren
d) Das müffen die -
\ »Hottentotten ſeyn. HR +
e) Inder Grumdſche Suffola * Caama. FI In der Grundſchriſt: Barbaren.
1720
a1 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
von fähig. gemacht, dazu ihre geiftlichen Väter fie brauchen tollen, Nach der Taufe hänge
„Yanmilson. man ihnen ein Elein Erucifir, ober einen Heiligen von Metall oder Elfenbein um den Hals,
Quiloa.
Mombaſa.
Patta.
Magadoxa.
darauf ſie ſo viel halten, als ein Affe auf eine Katze, mit der er ſpielet. Manche, die das
Gluͤck Haben, in eines eiſrig abergläubifchen Herrn Hände zu fallen, werden zum Studieren
angehalten, und endlich) zu Prieftern gemacht, dergleichen der Verfaſſer viel um Boa her-
um gefannt hat g).
‚Die Landſchaft Quiloa liege zwiſchen Mozambik und Mombaß. Die Küfte ift
gefährlich, und der Handel kann nur in Booten getrieben werden,
Mombaß (oder Mombaſa) ift ebenfalls ein Eyland, unweit des feften Sandes, et-
1a zwey hundert und fünf und zwanzig Meilen von Mozambik. Es ift von der Kunſt
ſchlecht befeftige, aber fehr mohl von der Natur. Vor faft zweyhundert Jahren gehörte es
ben Portugiefen, aber die Muſkat⸗Araber nahmen es ohne große Mühe, im Jahre
1698 ein, und machten etwa zwanzig Portugiefen, die es vertheidigen follten, nieder, Die
Eroberer fanden eine Beute, von etwa zwey hundert Tonnen Zähne, welches in Indien am
Werthe Hundert und fünf und zwanzig taufend Pfund Sterlinge betrug, Die Elephanten
diefes Landes find fehr groß, und die Leute ebenfalls, welche alle Ungläubige find, der Dortus
giefen nächfte Nachbarn ausgenommen, die ihres Vortheils wegen den roͤmiſchkatholiſchen
Ölauben annahmen. Aber feit der Zeit, dap fie Die Araber zu Nachbarn Haben, find fie
eifrige Mufelmänner, welche Keligion ihnen defto beffer gefällt, da ſie ihre geliebte Gewohn⸗
beit, die Bielmeiberey und Haltung der Kebsweiber verftattet.
Potts 4) iſt jego auch) in der Muſkat⸗Araber Hände, und bringe für Muſkat eis _
nen guten Vorrath von Sklaven und Zähnen, Die Engländer, Portugiefen und ine
dianifchen Mohren, hatten fonft einen Fleinen, aber vortheilhaften Handel bieher, allein
die Araber ſchickten aus Neid, eine Colonie im Jahre 1692 dahin, die den Handel mit allen
andern Nationen verbothen. Die inländifchen Gegenden werden von Ungläubigen bewohnt:
aber an den Kuͤſten von Magadoxa, Zeyla, und Yaman :), bis nad) dem Vorgebirge
Guarda Fuy, diefic etwa dreyhundert und dreyßig Meilen nordoſtwaͤrts ftreden, ift
die muhammedanifche Religion die herrfchende, ob wohl jedes Sand noch Ueberbleibfel von
feinen alten Gewohnheiten, Ceremonien und Herfommen behält. Die Araber aus Mok⸗
ka und andern Gegenden des glücklichen Arabiens k), die ſich geoße Mühe gegeben
haben, fie im Glauben zu erhalten, erklären fie für die größten Schifmatifer und hartnaͤ⸗
Kigften Keger von der Welt,
Magadors, ober wie bie Portugiefen fagen, Magadocia 7), ift eine fehr große
Stadt, etwa zwey oder drey Meilen von der See, auf der eg ſich in einer fehr fchönen Aus⸗
ficht zeiget, meil es viel hohe Thuͤrme und Mofcheen hat. Der Hafen allbier wird aus zwo
Urfachen nicht beſucht; einmal ift längft dem Ufer, etwa eine Meile von dem fandigten
Strande, eine Reihe Klippen; der Canal dazwifchen ift fehr eben, und hat zween bis drey
Faden Waſſer, aber es ift feine Rivier vorhanden, in bie fih Schiffe retten Fonnten, wenn
ein ſtarker Seewind wehet. Die zweyte Verhinderung ft, weil Gewaltthaͤtigkeiten und
Räuberenen fo häufig und unbeftrafe vollbracht werden, daß man fich auf die öffentliche
Treue nicht verlaffen darf. Der Verfaſſer erzaͤhlet ein fehr trauriges Beyſpiel von ihrer
Barbarey. Ein
) Bamilton im I Bande auf der 7 u. f. S. ) Vielmehr Ajan; denn Yaman oder Yeman
) Pata oder Pate, iR in Arabien, k) Dder Naman.
|
A ec De a — —
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GRUNDRISS DER INSEL und STADT
QUILOA
eFes dem Önglfchen 2
Wear
KARTE voN DEM KYL ANDEM ONBASA |
an der- ofllichen Küste vorn Sfrica im 5 Grade Süderbreite: ge lege =)
Zus dem englifchen Ploten’ -: —
Cine Meıle .
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bis nach Caps Guarda Fuy. KU Buch Vl Cap. 23
Ein Schiff der neuen engfifchen oftindifchen Geſellſchaft, Albemarle genannt, unfer 1720
dem Hauptmanne Willhelm Beawes, das nach Surate gieng, hatte im Jahre 1700 Hamilton.
das Unglück, die oſtlichen Monſons oder beſtaͤndigen Winde eher, als es ſolche vermuthete, —
anzutreffen, von denen es nach der Kuͤſte von Magadoxa getrieben ward, und auf der bafeibf Enge
Soͤdweſtſeite von dem Eylande Johanna anferte, bis fie vorüber wären. Im Maͤrz Länder gefan⸗
wagte es ſich, auszulaufen; weil aber ſolches noch zu früh war, fo kam es wieber auf Ma⸗ sem.
gadora zu, und das fehöne Anfehen der Stadt verurfachte, daß fie folche für einen Han⸗
delsplatz hielten, daher das Pawl mit dem Proviantvermalter und vier Seeleuten ans Land
gefchickt ward, um Nachricht einzuziehen, mit genauer Verordnung, wohl auf ihrer Hut
zu feyn, und nur eine Perfon auf einmal ans Land gehen zu laſſen. Nachdem das Boot
über die Klippen gefommen war, anferten fie hart an dem Ufer; und bie Leute bes Sandes
£amen aus der Stadt, und trieben ihnen Rindvieh und Schafe zu verfaufen zu. ‘Der Pro:
vlantverwalter war jung und unerfahren, vergaß feine Befehle, und gieng mit Dreyen feiner
$eute ans Sand, fo daß nur einer im Boote blieb, Die ans Land giengen, waren gleichfalls
fo nachläßig, daß fie ihr Feuergemehr zuruͤckließen. Sie wurden durch die falfche Höflich '
keit, die man ihnen erzeigte, verblendet, und machten fich unter das Volk, welches fie bey
fo unerwarteter Gelegenheit nach der Stadt fihleppte; der Bewahrer des Boots ließ, uns ,
wiſſend wie es feinen Cameraden ergangen war, ebenfalls etliche Schwarzen in fein Boot,
. bie fich feiner ſogleich bemächtigten, und das Boot ein gut Stuͤck Weges aufs fand fehleppten.
Die auf dem Schiffe fahen durch die Ferngläfer, was am Lande vorgieng, und ſchick⸗
ten ihre andern Boote wohl beſetzt dahin, um zu verfuchen, ob fie die Gefangenen loskaufen
fönnten. Sie warteten vier Tage, konnten aber nie die Leute zu einer Untervedung brin⸗
gen, ſo daß ſie das Schiff der Bereuung ihres Unverſtandes uͤberlaſſen mußte. Man hat
auch nie in Indien erfahren, wie es ihnen ergangen iſt.
Gleichwohl bringen die Leute an der Kuͤſte von Sepla und Yaman m), welche beyde Einwohner
an das Vorgebivge Guarda Sup gränzen, Schafe, Ziegen, Hühner, Fiſche und Srüchte, von deyla.
um ſolche den Schiffen zu verkaufen, die manchmal der Windſtuͤle wegen an ihrem Ufer
fiegen müffen. Die $eute find groß, hager und von ſtarken Knochen, ſehr fehrmärzlich, aber
niche völlig ſchwarz, treulos, grauſam und geizig. Ihre Kleidung befteht in einem Paar
Hofen, die ihnen bis an die Ferſen gehen, ober einem Stuͤcke geoben Tuche um die genden,
und einem Kocke, der vorn offen ift und Feine Aermel hat; fie heißen ihn einen Kamlin,
er ift aus Ramelshaaren oder ihrer Schafe Wolle, die fo harte und rauh als Schweine:
borften ift, gemacht. Auf den Köpfen tragen fie einen Zurban von grobem Calico, und
damit find fie ausgepußt.
Ihre Schafe find alle weiß, mit glänzend ſchwarzen Köpfen und Fleinen Obren, bie Schafe,
$eiber groß und das Fleifch wohlſchmeckend; ihre Schwänze find fo breit als die Hinterba⸗
Een, und etwa fechs bis acht Zoll lang, daß fie alſo wie ein Küffen ohne Eden ausfehen,
Von diefes Bündels unterftem Ende, koͤmmt ein Kleiner Schwanz, etwa fechs Zoll lang,
foft wie ein Schweinſchwanz heraus ").
Vom Borgebirge Guarda Fuy nach Zeyla, find etwa hundert und zwanzig Meilen.
Die Kuͤſte iſt ſo ungeſchlachtet und unwirthbar, als das Volk. Nur zweene Plaͤtze ſind in dieſem
Dd 3 ganzen
I) Vielmehr Magadoſcha;denn fo forehen m) Ajan, wie wir vermuthen.
fie Magadoxia ans, 7 Du n) Hamilton im 1 Bande anf der un. fi ©.
1730
Aamilton.
Enz;
Berg Felix.
Abiſſiniſche
Kuͤſte.
Madagaſtkar.
Daſige See⸗
raͤuber.
214 Beſchreibung der Laͤnder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
ganzen Striche, two man friſch Waſſer haben kann: einer ein wenig oſtwaͤrts vom Berge Selig,
der im Arabiſchen Baba Filek 0) der Kameelberg genannt wird, dafelbft iſt ein kleiner Fluß
von frifchen Wafler ; der andere heißt Abafi, und liege zehn Meilen weftlicherfeits, Man
kennt ihn Teichtlich an Der Seite eines Berges hart an der See, die nach Norden zu weißen
Sand zeiget, und in der Ferne wie ein Segel ausfieht, in welcher Geftalt man es auch) zehn
Meilen weit feben kann. Verſchiedene Schiife von Indien, die an diefe Pläge des Waf-
fers wegen gehen mußten, find abgefchnieten worden. Eines überlifteren fie mit feinem
eigenen Boote, das nad) Wajler geſchickt war. Sie famen ‚den Seuten im Boote undete
fehens über den’ Hals, Weil diefelben ihre Faͤſſer fülleten, ſo tödteten fie alle bis auf zween
Kungen, und machten ſich bey Nachte mit dem Boote fort. Weil Die Seute im Schiffe fie
nicht bey Zeiten unterfucht hatten: fo kamen fie an deflen Bord, und überfielen das Volk
alles unbewaffnet. Sie machten die feute alle nieder, führten das Schiff hart ans Ufer,
fuden es aus, und verfenften es, Die beyden Jungen, welche die Nachricht ertheilten,
tourden zu Aden, welcher Drt jenem Plage gegenüber biegt, für Sklaven. verkaufe; weil
fich aber gleich ein ſuratiſch Schiff daſelbſt befand, fo Faufte fie ver Hauptmann deflelben,
und führte fie nach Indien.
Man Fann an diefer Küfte, wegen der tiefen See, nicht über eine Meile vom Ufer
anfern. Weber Zeyla, innerhalb des rothen Meeres, in einer tiefen Bay, Babelmandel
gegenüber, ift ein großer Fluß. Ob aber feine Mindung gleich weit ift, fo ift fie doch tief
und voller Bänfe und Klippen, mit folhen Wirbeln, daß fich Fein Schiff nahe Daran mager.
An dieſem Fluffe fängt ſich das abifjinifche Ufer an, welches fich bis nad) Zuakin oder
Swakin, zweyhundert Meilen weit erftrecfet, und viele hohe Berge, die von dev -arabis
fehen Küfte leicht zu feben find, zeiget p).
Der U Abſchnitt.
Eine Furze Befchreibung der Inſeln in den aͤthiopiſchen Seen.
Madagaſkar. Dafige Seeraͤuber. Gt. Morien: Macereagh ſchlaͤgt daſelbſt mit den Seeraͤu⸗
Hafen. Maſcarenhas oder Bourbon > Inſel. bern. Mohilla und Majottr, Mängel der
Somora = Zufeln. Johanna. Hauptmann Karten,
Me⸗dagaſkar oder nach der Portugieſen Benennung St. Lorenz, iſt eines von den
groͤßten bekannten Eylanden, und liefert faſt alle Lebensbeduͤrfniſſe. Es bringt ſehr
großes Rindvieh hervor, deſſen Fleiſch vortrefflich ft, befonders die großen Buckel, die zwi⸗
fhen ihrem Halfe und den Schultern wachen. Sie haben auch eine Menge Ziegen und
Kehe. Die Portugiefen ließen bey ihrer erften Landung eine Zucht Schweine bier, die fich
erftaunlich vermehrt haben. Sie benennten auch viele Flüffe und Vorgebirge, Die jetzo von
£einen Schiffen mehr befucht werben, fondern Neſter der Seeräuber find. Die Franzoſen
ließen ſich auf der Oftfeite nieder 4), und nannten den Ort Dort Dauphin, fie verließen es
aber wieder, auf Befinden, daß die Handlung der Gefellfchaft die Koſten nicht einbrachte,
Die Engländer trieben fonft nach der Weſtſeite des Eylandes einen Sflavenhandel,
befonders nach St. Auguftinsbay, und alt und neu Meſſalig einen Handel, fürchten fich
aber
e) Felix feheint von Filet verderbt zu ſeyn. 4) Im Suͤdoſtende des Eylandes
pP) Hamilton am oben angeführten Orte, anf 7) Siehe den J Band auf der 451 S,
der 23 undfolg. Seite.
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Flecourt, die ımJahre1656 kerausgeko mens
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Laengevon dem Cylande Ferr,
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Deren ——— ea — —— —
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\ Siiderbreite
Der 632 Grad ‚yon Merüban
der Insel Ferro .
KARTE
VON DEN EKYLANDEN
COMORE
JOHANNA oder ANJOUAN
_MOHILLA oder MOALY
UND
MayoTE
DD Nachidbse Afmerkungen der schiführe
entworfen Yon’
«NV. Belkin, Ing. de la Har.
- Be von franzoesijchen Zeemeilen.
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bis nach Capo Guarda gun. XIII Buch VICap as
aber munmehro ver den Seeräubern, gegen welche verfchiedene Geſchwader brittifche Kriegs⸗ 1720
ſchiffe zu kreuzen vergebens find ausgefchiekt worden. Ein einziges Schiff unter einem, Na- Hamilton.
mens Millar, that mehr, als alle jene Eoftbare Flotten; denn mit einer Ladung ftarfen
Diers und Brandtewein, die er ihnen im Jahre 1704 zu verkaufen zuführte, richtete er ih⸗
ver über fünfhundere durch Saufen bin, ob fie gleich fein Schiff und feine Ladung als ein
Geſchenk von ihm annahmen, und feine Leute meift unter die Seeräuber giengen.
Man erzähfte in Indien, und felbft ein Seeräuber berichtete dem Verfaſſer in Ben⸗
gal, daß der Commodor Littleton einige von der Rotte am Borde des Anglefey zu Ma-
Dagaffar gehabt, ſolche aber aus triftigen Urfachen wieder gehen geloffen hätte. Und weil
fie Schwierigkeiten fanden, die Böden ihrer großen Schiffe zu reinigen, fo ftund er ihnen
großmüchig mie Klögern und Hanfwerke bey, um fie zu Fielen, |
Madagaſkar iſt mie Inſeln und gefährlichen Sandbaͤnken und Klippen umgeben. Hafen
St. Maria r) auf der Hftfeite ift der Plag, wohin die Seeräuber zuerft ihre Zufluche St Maria.
nahmen, well dafelbft ein guter. Hafen vor dem Wetter Sicherheit verfchafft, obgleich bey
der Einfahrt einige Beſchwerlichkeiten find. Wie fie aber hörten, daß fie von den englifchen
Geſchwadern aufgeſucht wuͤrden: ſo machten ſie ſich an die große Inſel, um ſicherer zu ſeyn,
und haben ſich daſelbſt Durch Heirathen einen freyen Aufenthalt verſchafft, daß auch der Bere
faffer glaubet, fie würden fehmer von dannen zu vertreiben ſeyn.
Herr Matthews gieng im Sabre 1722 fie aufzufuchen : er fand aber daß fie das Ma⸗
rieneyland verlaffen hatten; nur waren noch Merkmaale ihrer Näubereyen anzutreffen;
denn es lag an einigen Orten ein Fuß hoch Pfeffer auf der Erde. Der Commodor gieng
mit feinem Geſchwader nad) dem großen Eylande hinüber, aber die Seeräuber hatten ihre
Schiffe in Fluͤſſe oder Buchten geführt, wo fie vor Kriegsſchiffen ficher waren, und folche
mit Booten zu verbrennen, war nicht thunlich, weil fie das Volk in Booten wuͤrden aus
pen Wäldern leicht und mic Bortheile auch ergriffen haben. Der Commodor hatte mit
einigen von ihren Unterredungen: aber fie ftunden fehr wohl auf ihrer Hut, fich zu vertbeir _
pigen, wenn man ihnen hätte Gewalt anthun wollen.
Das Eyland St. Apolloni ift unbewohnt, und die Inſel Maſcarenhas von den Maſcarenhas
Franzoſen bevölkert s). Die Engländer hatten fie ſchon zuvor befegt gehabt, und den oder Bour⸗
englifcben Wald genannt. WMeuritius 2) war vormals von den Holländern bewohnt, boneyland.
im Sabre 1703 aber befamen fie Befehl, foldyes zu verlaffen und fih nad) Batavia zu ber
geben. Diego Rais, das nächte Eyland bey Mauritius, ward von den Sranzofen zu
einem Gige auserfehen, aber, feiner Unfruchtbarkeit wegen in drey Jahren verlaffen: alle
übrigen Jaſeln oſtwaͤrts und nerdwärts find unbewohnt geblieben, ausgenommen drey oder
vier weffwärts, in der Ducchfahrt zwiſchen Duiloa und Madagaſkar.
Komora liegt am meiften weſtwaͤrts unter diefen bewohnten Inſeln, und liefert nichts, Komora.
als den Fünmerlichen Unterhalt für ein Paar elende Geſchoͤpſe. Johanna, liegt im Ge⸗ Johanna.
ichte von Romora, und hat Vieh, Ziegen, Gevögel und Fiſche im Ueberfluſſe, nebſt gu⸗ ee
gen Kmonien und Orangen, daß die meiften englifchen Schiffe, die nach Mokha, Herſien,
und Surate giengen, an dieſem Orte ihre Erfriſchungen einnahmen, bis die Seeräuber
anfingen, ſich daſelbſt einzufinden, Johanna
5) Die ſolche Bourbon nennen. Siehe im 2) Bey den Franzofen Iſle de France. Ebens
1 Bande die, Karte. daſelbſt.
216 Beſchreibung der Laͤnder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1720 Johanna iſt wegen zweyer Ungluͤcksfaͤlle beru-ͤhmt, welche daſelbſt die Schiffe der
milton. engliſchen oſtindiſchen Geſellſchaft betrafen. » Der erſte trug ſich im Jahre 1690 oder 91 zu,
da Hauptmann Burton im Herbert, einem Schiffe von achthundert Tonnen und fechs
und funfyig Stücen, durch drey franzöfifche Schiffe angegriffen ward , deren jedes mit
- Stücen und Mannfchaft fo wohl als das feinige verfehen war, Bey ihrer Annäherung
£appte ex feine Taue und gieng in die See, Etwa um zwey Uhr nach Mittage fingen fie
ein higiges Gefechte an, das bis um acht Uhr in Die Nacht dauerte, da ber Herbert in Die
Luft flog, und nur fechs oder fieben von deſſen Leuten, die ſich in der Pinnaſſe befanden,
gerettet wurden.
Das andere Ungluͤck geſchah im Jahre 1720. Zwey Schiffe der Geſellſchaſt, nebſt
einem Oſtender nahmen daſelbſt Waſſer ein, und wurden eins, im Falle ein gemeinſchaft⸗
licher Feind ſie angriffe, zuſammen zu halten. Wie aber die beyden Seeraͤuber anruͤckten, lich⸗
tete der Greenwich und der Oſtender die Anker und liefen in die See, daß alfo die Caffans
dra bülflos gelaffen ward. Sie mußte ſich mit. dem Eleinften Seeräuber,, einem Schiffe
von vier und zwanzig Stücen, auf Holländifche Art gebaut, in der Bay einlaffen; bald aber.
nach Anfange des Gefechtes ftieß fie auf einige Klippen ; und da der Seeräuber auf fie zu lief,
an ihren Bord zu kommen, geriet. ev ebenfalls auf einige Klippen, nicht über zwanzig Ellen
Hason. Des Seeräubers Vordertheil, lag.gegen der Caſſandra Seite, und fie fenerten
alfo geimmig auf einander, daß auf beyden Seiten viele blieben, endlich aber ward den
Seeräubern auf dem Verdecke zu heiß, und fie eileten, fich zu verbergen, in den Boden des
Hauptmann Schiffe. Der Hauptmann Mackraw x), der bie Caſſandra führte, fah ven zweyten
Macerengh. Seer auber ſich nähern, und alle feine Boote zu Berftärkung feines Spießgefellens befegen;
baher.er glaubte, es ſey Zeit für ihn und feine $eute in den Booten ans fand zu gehen. Die
Einwohner bezeugten gegen diefe Ungluͤcklichen viel Mitleiden, und führten fie über zwölf
Heilen das Sand hinauf, damit die Seeräuber fie nicht in der Wuth niebermachen follten. =
Bald nachdem diefe die Caſſandra in Beſitz bekommen hatten, machten fie folche wieder
flott, mie fie denn wenig ober feinen Schaden gelitten hatte. Sie brachten auch ihr eigen
Schiff wieder weg, das aber fehr zerſchmettert und an ben Maften befihädigt war.
Der Hauptmann Mackraw war ein Herr, der ſich in aller Leute Gemuͤthsart zu ſchi⸗
cken wußte, und wagte ſich am Bord der Seeräuber, die er fo einnahm, daß fie ihm das
von ihm fo tapfer zerſchoſſene Schiff ſchenkten, ihn und feine Leute nach Indien zu führen,
Nittlermeile meldete Greenwich ber Caſſandra Verluſt in Bombay, wo es im Herbſt⸗
monate anlangte, und im Wintermonate kam der Hauptmann Mackraw felbft mit feinen
Volke, alle fehr zerlumpt, an: aber bes Statthalters Boone Gürigkeit, der ſoviel Ehr⸗
begierbe und Einficht befaß, als jemals ein Here, der dieſes fein Amt verwaltet hat, ges
*F zeigt, kleidete fie bald wieder aus. Br
Mohilla und Mobile iſt nicht weit von Johanna, wohl bewohnt, aber die Seute find nicht fo geſittet,
Majottn. wie auf Johanna. Die Könige diefer benachbarten Inſeln find beftändig im Kriege. Die
$eute von Johanna landeten mit des Commodore Littletons Beyſtande auf Mohilla,
und vichteten daſelbſt ein großes Blutbad und viel Berwüflung anı man kann aber ſchwer⸗
lich fügen, aus was für Abfichten er die Neutralität, welche die Engländer fonft unter dies
fen Eyländern beobachten, gebrochen hat. Majotta liege etwa fünf und dreyßig Meilen
2 von
u) Oder Anjuan, davon Johanna verderbt zu ſeyn fein, x) Vielmehr MacCreagh.
KARTE vox onm EYLANDE ANJOUAN.
lines von’ den’ ilanden’ Comore/
Durch’ den Hauptm. Crnwal .
yon vier Seemelen.
Er
RI Eh
: — >
bis nach Capo Guarda Fuy. XIII Buch VI Can. 217
von Johanna, und iſt unter den bewohnten Inſeln die groͤßte. Weil fie aber von gefaͤhr⸗1720
lichen Klippen unterm Waſſer umringet wird: fo beſuchet man fie wenig, und kennet alſo Bamilton
auch ihrer Einwohner Sitten nicht ſehr. Die Religion iſt muhammedaniſch: es giebt
aber daſelbſt wenig Glaubenseiferer, :
Die Schiffahrt auf den äthiopifchen Seen ift fehr gefährlich, und die Karten find ſehr Mängel der
fehlerhaft; denn ein hollaͤndiſcher Schiffer, welcher Befehl hatte, von Batavia nach dem Karten.
nordlichen Ende von Madagaſcar, und von dar nad) dem rothen Meere zu gehen, mel:
dete dem Berfaffer zu Mokha, er habe verfchiedene große Infeln, auch Klippen und Sand:
bänfe in diefen Seen gefehen , ‚Die ſich auf feinen Karten nicht befunden hätten; daher fey
er genoͤthigt gemwefen, bey Nacht zu anfern, wenn er Ankergeund gefunden hätte; ber
Strom ftriche ſehr ſtark ſuͤdwaͤrts unter dieſen Baͤnken und Klippen ).
Folgende Anmerkungen uͤber dag Eyland Johanna hat der Schiffs⸗cornwall.
hauptmann Heinrich Cornwall mitgetheilt. ——
Komora⸗Inſeln. Ihre dage. Johanna. Boden Erſtaunlich großer Baum. Vorſichtigkeit wegen
und Volk. Die Leute find redlich und kriegeriſch. der Seeräuber.
Hi Breite von Johanna ift zwölf Grad nordlich , und von Majſotta dreyzehn Grad, Komora:
Diejenigen , die ben inwendigen Weg von Süden herkommen, fehen ordentlic) Diefes Inſeln.
Eyland zuerft, und bey dem erften Anblicke unter der Geftalt dreyer Eylande, mit einer Spi- Ihre Lage,
ge am ſuͤdlichſten Ende, Es liegt Suͤdoſt, etwan achtzehn Meilen von Tobanne. Man ”
fieht auch Mohilla Weſtſuͤdweſt, zehn Meilen von Johanna, und die Inſel Komora
Mordoft. Der Verfaffer. melder viefes, Irrthum zu vermeiden, weil verfchiebene ein Ey:
land mit dem andern verwechfelt haben. Wenn man in Sohanna einläuft, fo läuft man
um das Satteleyland, das am Weitende liege.
Auf Johanna wechfen Berge und Thäler mit einer angenehmen Art ab; beyde find Johanna.
fehr fruchtbar, und geben einen guten Vorrath von allen Arten von $Sebensmitteln. Die Boden
Thaͤler liefern gutes Futter für das Rindvieh, und die Hügel find voller Früchte.
Die Einwohner find eine ſchwarzbraune Art Araber, mit etlichen Sthiopifchen Wei- und Leute,
bern vermengt, die völlig ſchwarz find. Es ift ein nachläßiges träges Volk, nicht ohne
vielen Stolz ; daher fie alle fehlechte Berrichtungen verachten, und, wie die nordlichen Berg:
ſchotten, fieber hungern und nackend gehen, als arbeiten. Die geößfe Arbeit, die fie willig
über fich nehmen, it, aus einem eifernen Keifen oder anderm Stuͤcke Eifen einen Meißel,
einen Stachel zu Baͤndigung der Ochfen, ober fo einen Fleinen Hausrath zu verfertigen,
Gleichwohl ſtreben fie, ehrlich zu bleiben, (welches in dieſem Welttheile etwas feltenes iſt); Sie ſind re,
vielleicht aber mehr aus Furcht, als natürlicher Neigung. Sie lieben die Engländer fehr, lich und krie⸗
und erzeigen ihnen eine Menge ungefchickter Hoͤflichkeiten. Ihre Sprache iſt arabifch, und geriſch.
ihre Religion, wenn fie eine haben), mubammedanifch).
find en Weiber find hier, wie in ganz Indien ihrer Männer Sklavinnen. Die Männer
Mobile ee, wie aus ihren beftändigen Streitigkeiten mit den Leuten von
| Das
2 Bamiltons Neue Nachr. von Oſtindien, im Bande anf der 16 und folgenden Seite,
Algen, Heiſebeſchr. V Band. Ee
rt
218 Befhreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1720 Das Eyland wird von verſchiedenen kleinen Baͤchen wohl durchwaͤſſert: es hat aber
Cornwall. wenig oder keine großen Fluͤſſe. Vormals ward es von den Portugieſen beherrſcht und
bewohnt, wie einige zerfallene alte Gebäude, und eine große ſtarke Mauer nach ihrer Bau⸗
: art, bezeugen.
Erſtaunlich Das vornehmſte, was des Verfaſſers Aufmerkſamkeit nach ſich zog, war ein Baum
großer Baum. yon einer ſehr beſondern Beſchaffenheit, der mehr, als acht Fuß am Stamme im Umfange
harte. Es ſchien, als ob verfchiedene Fleine Bäume in einem dicken Stamme zufammen-
gervachfen wären, und fein Saub war dem Epheu nicht unähnlich, Er ſteht bey einem Fluͤß⸗
! chen, mo frifches Waſſer eingenommen wird. Die Einwohner ſehen ihn mit großer Ver⸗
wunderung an, und legen die Körper ihrer Verbrecher, ihren Sklaven und andern zum
Schrecken, Darunter, |
Vorſichtigkeit Der Hauptmann raͤth allen Schiffen, die an dieſem Hafen einlaufen, ſich wohl in
wegen der ¶ Acht zunehmen, daß fie nicht melden, wo fie hingehen, weil die europälfchen Seeräuber
Seeraͤnber. ich beftändig hier einfinden, um auszifundfhaften, was für Schiffe in diefen Seen, wie
ſtark, wie ſie geladen, und wohin fie beſtimmt find, Er haͤlt daher für Diejenigen, die ſich
vor diefen Räubern fürchten, am ficherften, auf ihrer Reiſe nach der malabariſchen Küfte,
diefes Eyland, wo möglish, zu vermeiden 2).
FREUE EEE ae ge ar Sr u SE SE SE SL. SEE SE SEE SEE 222. ZUR. Zu BE SEE EEE ZU ED =>
Das VII Sapitel,
yes Eine Nachricht von-dem Reiche Monomotapa.
ey
Der I Abſchnitt.
Barretos Unternehmung zur Eroberung ber Gofd- und Silgerminen.
Barreto fährt aus; koͤmmt nach Monomotapa; mem folget ihm und geht weiter; koͤmmt zu den
faͤllt Mongas an. Der Feind laͤßt ſich ſehen. Goldminen. Lift der Kafren. Die Portugie⸗
Die Hauptftade wird weggenommen. Liſt, Le— ſen werden geſtuͤrzet.
bensmittel zu bekommen. Barreto ſtirbt. Ho⸗
Barreto (s Franz Barreto nach Portugal zuruͤckkam, nachdem er Statthalter von In
fährt aus. dien gewefen: fo wurde er zum Admirale der Galeeren beitimmt, Ex bekleidete
diefe Bedienung zur Zeit des merfwürdigen Treffens von Pennon, bey welchen er
großen Ruhm erwarb. Ben feiner Zuruͤckkunft nach) Liſſabon ernannte ihn der König zu
der Statthalterſchaft von Monomotapa, eine von denen dreyen, worein er Indien gethei⸗
let hatte, welches damals fuͤr einen Mann zu groß war. Er gab ihm zugleich dabey den
Titel eines Eroberers der daſigen Bergwerke.
Der groͤßte Bewegungsgrund zu dieſer Eroberung, war die Nachricht und Erfahrung,
von ber geoßen Menge Gold, welches innerhalb der Graͤnzen diefes weiten Reichs befonders
zu Mantka, in dem Koͤnigreiche Bokaranga, gefunden wurde. Barreto u; sun
iffabon
2) Cornwalls Anmerkungen anf verſchledenen Reiſen nach Indien im Jahre 1720 a. d. 12 Seite,
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bis nach Capo Guarda Fuy. xm Buch VII Cap. 219
Siffabon im Aprile des Jahres 1569, mit dreyen Schiffen und tauſend Landfeuten ab, Un⸗ 1569
ter dieſen waren viele Evelleute und alte africanifche Soldaten. As er nah Mosambik De Faria.
gekommen: fo gieng er hin, den König von Pate oder Patta wieder unters oc) zu brin-
gen, der von den Portugieſen abgefallen war. x
Barreto hatte Befehl, nichts ohne den Rath des Franz von Monclaros, eines
Sefuiten, zu unternehmen, welcher die Urfache von dem übeln Erfolge diefer Unternehmung
war. So ein großer Irrthum es ift, einen Soldaten einem Mönche zu unterwerfen: fo
eine unbefonnene Vermeſſenheit ift eg auch von einem Mönche, dasjenige zu unternehmen,
was nicht feines Amtes iſt. Man hatte zweene Wege nach) den Bergwerken; der eine gieng
duch Monomotapa, der andere durch Zofala. Barreto war für dieſen, Monclaros für
den andern, und drang auch Durch , ungeachtet alle Stimmen für das Öegentheil waren 2).
Der Statthalter gieng mit mehr Fahrzeugen und Leuten, als er mitgebracht, von Koͤmmt nach
Mozambif ab; und hatte noch vielerley Werkzeuge, Kameele, Pferde und andere Noch: Monomo⸗
wendigfeiten zum Kriege und zu der Arbeit an ven Bergwerken bey fih. Nachdem er nım ?apa.
neunzig Seemeilen weit gefegelt hatte: fo gieng er den Fluß Cuama oder Quama hinauf,
melcher von unferm erften Entdeder, de las Buenas Sennales genannt worden, Cr
kam nach) Sena oder dem Fort St. Marzalis, wie es Monclaros verlangte, und beſ
ferte die Stadt Inaparapala wiederum aus, welche nahe an einer andern Stadt der Moh—
ven liegt, die nunmehr anfingen, die Abfichten der Portugiefen zu zernichten, wie fie vordem
in Indien gethan hatten, Sie verfuchten, ihr Heer mit Gifte zu vergeben, und es ftur:
ben auch einige Leute und Pferde, Allein, da die Urfache davon durch einen von ihnen ent-
deckt wurde: fo wurden die übrigen insgeſammt mit dem Schwerdte hingerichtet, und der
vornehmſte unter ihnen in Stüden zerriflen ; aufer einem, Namens Mahomet ame,
welcher fagte, Die heilige Jungfrau wäre ihm erſchienen, und hätte ihm befohlen , ein
Chriſt zu werden und fih Lorenz tanfen zu laſſen; daher er denn die Gnade erhielt, und
erwuͤrgt wurde.
Darreto ſchickte eine Geſandtſchaft an den Kaiſer, der ſolche, um fie deſto mehr zu Fälle Mon⸗
ehren, vor fich ließ, nicht fo wie andern Gefandten an diefem Hofe begegnet wird, welche 908 an.
ohne Waffen, baarfuß und auf ihren Knien gehen, und wenn fie näher fommen, fich auf
die Erde werfen müffen, Der Antrag des Gefandten war, daß er um Erlaubniß bat, den
König von Mongas zu beftrafen, der fich empöret hatte, und nach den Dergwerfen von
Butua und Manchika zu geben, Das erfte war eine Schmeicheley, um das andere zu
erhalten, weil die Länder Mongas zwiſchen Sena und den Bergwerken liegen, und es
nochwendig war, mit dem Schwerdte ſich einen Weg dahin zu baͤhnen. Seine Majeſtaͤt
wilůgten in alles, und erbothen ſich zu hundertfanfend Mann: Darreto aber nahm Feinen
davon an.
Er marfchivte zehn Tage lang, mit drey und zwanzig Pferden, und fuͤnf hundert und Der Feind
ſechzig Muftetieren , die viel Hunger und Durft litten, meiftentheils längft dem Fluſſe Be ſich fer
Sambeze, über deffen reißendem Strome Stüde von dem hohen Gebirge Lupata bangen, ei
neunzig Seemeilen weit von der thiopifchen See, Zu Ende diefes verdrieglichen Mar:
ſches entdeckten fie anfänglich ein Theil von dem Feinde, und bald Darauf fahen fie die Ge—
Ce2 birge
a) De Farias portugiefifches Afien IE Band , auf der 340 und folgenden Seite,
220 Becſchreibung der Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1569 birge und Thäler mit bewaffneten Seuten bedeckt. Der Statthalter erſchrack darüber nicht.
De Saria. Da er aber fah, daß es ſchwer fiel, das Ende von diefer Menge zu überfehen: fo zog er
hinauf und gab den Vortrab feinem Oberftwachtmeifter Dafco Sernando Homem. Er
ſelbſt führte ven Nachzug, und zwifchen beyden Haufen war das Geräthe und einige Feld-
ftücen. Als fie zum Treffen kamen, fo ließ er die Stücken vor die Spitze und auf die Seite
binausführen. Der Feind rückte in Geftalt eines halben Mondes an. Ehe ſich das Ge-
fecht anfing, ſo gieng ein altes Weib, welches, wenn man dem Verfaſſer glauben will, eine
bekannte Hexe war, heraus, und freute etwas Staub gegen des Barreto Seute, da fie den
Feind überredet hatte, dieß Pulver allein würde ihnen den Sieg bringen,
Die Haupt Barreto, der diefen Aberglauben verftund, indem er dergleichen mehr in Indien ge
ſtadt wird fehen hatte, befahl einem Canonier, ein Stuͤck auf fie zu richten, welches fo gut ausgefüh.
eingenomen. ver wurde, daß bie alte Here, zum Exftaunen aller Kafren, die fie für unſterblich hielten,
in Stüce zerriſſen wurde. Barreto belohnte den Canonier mit einer goldenen Kette, In—
dem ber Feind nun ohne Ordnung heran Fam, fo fielen anfänglich ganze Wolfen von Pfeilen
und Wurffpiegen. Allein, da die portugiefifchen Muffetier fie bey hunderten tödteten ‚ße
wandten fie fich und flohen. Diele wurden auf der Flucht erfchlagen. Der Befehlshaber
marfchicte Darauf nach der Stadt Mongas, wo er eine andere Menge antraf, die der vo-
rigen gleich war, und auch auf gleiche Art in die Flucht gefchlagen wurde. Es bfieben über
fehstaufend Kafren und nur zweene Portugiefen. Der Befehlshaber war gezwungen, abzu-
figen und feine Leute zu führen, Die Stadt wurde ohne Widerſtand eingenommen, indem
man fie verlaffen hatte. An dem Morgen entdeckten fie ein Heer, das fo groß war, als
die beyden vorigen. Die Kafren wurden wieder gefchlagen und bathen in des Königs Na—
men um Sriede, welcher den folgenden Tag Gefandten ſchickte, deswegen zu handeln.
Liſt, Lebens / Es begab fich, daß eins von den Kameelen fich los riß, und auf den Befehlshaber
mittel zu er⸗ zugelaufen Fam, der es aufbielt, bis diejenigen heranfamen, die ihm nachliefen. Die Raf:
langen. ven, welche niemals dergleichen Thier gefehen haften, verwunderten ſich, daß fie es bey
dem Befehlshaber ftilfe ftehen fahen, und fingen Daher an, unterfehiedene Fragen zu thun.
Er machte fich ihre Unmiffenheit zu Nuge, und meldete ihnen, er hätte viele dergleichen
Thiere, welche bloß mit Menfchenfleifche gefüttert würden; und da fie alle diejenigen auf:
gefreffen hätten, welche erfchlagen worden, fo Fame dieſes Thier von den übrigen, ihn zu
erfuchen, er möchte doch feinen Frieden machen, weil es ihnen fonft an Futter fehlen würde,
Die Schwarzen erftaunten Darüber und hielten ernftlich bey ihm an, er möchte doch die Ka-
meele bitten, mit gutem Rindfleifche zufrieden zu ſeyn; fie wollten ihnen folches fogleich in
großer Menge bringen. Er bewilligte ihr Anfuchen und marfchirte weiter. Er hatte großen
Mangel an Lebensmitteln, als er die Zeitung erhielt, daß feine Gegenwart zu Mozambik
erfordert würde, woſelbſt fich fein Abgeordneter Anthon Pereyra Brandam, ob ergleich
achtzig Jahre alt war, des Forts bemächtiget hatte, Er übergab die Ynführung der Trup⸗
pen dem Vaſco und reifte ab,
Bey feiner Ankunft unterwarf fih Brandam, und er gieng wieder nach) Monomo⸗
tapa. Als er an das Fort Sena Fam: fo Fam Monclaros in großer Wuth zu ihm her-
6) Wanika oder Magnika. Königs, und Manika oder Manchika zu dem Na⸗
e) Einige machen Chikanga zum Namen des men des Königreichs, Diefes wird vorher ir der
218 Seite
big nach Capo Guarda Fuy. XIII Buch VI Cap. zu
aus, und ſagte ihm, er ſollte von der Eroberung abſtehen, wovon er dem Könige fo viel 1569
betrügliches vorgeſchwatzet, damit nicht mehr Menfchen verlohren giengen. Er fegte hin- De Faria.
zu, er ſollte fuͤr alle diejenigen, die geſtorben waͤren, oder noch ſterben wuͤrden, bey Gott —
Riechenſchaft geben. Es iſt gewiß, daß Barreto nicht der Beförderer diefer Unterneh:
mung war, und Monclaros.an allen dabey vorgegangenen Fehlern Schuld hatte. Dem
ungeachtet zog fich Diefer große Mann den Uebermuth des Jeſuiten dergeftalt zu Herzen, daß Barreto
er ohne eine andere Krankheit innerhalb zweenen Tagen ftarb, und feinen Geift unter lau— ſtirbt.
tern Seufjen aufgab.
Durch einen Eöniglichen Befehl, den man unter feinen Schriften fand, wurde Vaſco Homem fol⸗
Sernandes Homem, fein Oberftiachtmeifter, zu feinem Nachfolger beftimmt. Die Vor⸗ get ihm,
ſtellungen des Monclaros, dem bie Eroberung nicht mehr gefiel, hatten fo viel Macht bey
ihm, daß er feine Schuldigkeit vergaß und nach Mozambif zurückkehrte. Dafelbft ftellten
ihm einige verftändige Derfonen und vornehmlich fein Landsmann, Franz Pinto Dimens
tel, die Sache auf folche Art vor, daß er wieder nach Monomotapa gieng. Weil er nun
den Mönch) los war, welcher fich twieder nad) Portugall begab: fo nahm er den Weg über und geht
Zofala, wie Franz Barreto hafte thun wollen, als welches der bequemfte Weg zu der por: weiter,
habenden Unternehmung war. Er marfchirte gerade nach den Bergmwerfen von Manchi⸗
ka b), in dem Königreiche Chikanga ©), welches mit dem Sande Quiteyve 4) graͤnzet,
das Monomotapa an Macht am nächiten koͤmmt. Er hatte eben fo viel Leute, und Arten
von Werkzeugen bey ſich, als fein Vorfahr. Um den König von Quiteyve zu gewinnen, 7
fieß er ihn begrüßen und ſchickte ihn Geſchenke: allein feine Majeftar hatten wegen Diefes
Anfuchens fo viel Verdacht, daß fie alles ſehr Faltfinnig aufnahmen.
Der Befehlshaber, welcher ſich um feine Antwort nicht viel bekuͤmmerte, ruͤckte in
fein Königreich, Berfchiedene Haufen von Kafren fuchten ihn aufzuhalten; fie wurden
aber gefehlagen. Da der König fah, daß er durch die Macht der Waffen nichts vermochte :
fo nahm er zur Staatsklugheit feine Zuflucht, Er ließ alles Volk und alle Lebensmittel
aus den Städten und dem Sande fortſchaffen, fo daß die Portugieſen großen Mangel lit-
ten, bis fie nach Zimbare famen, wo er fonft fein Hoflager hielt. Allein er war von
da geflohen, und hatte fich in einem unzugänglichen Gebirge befeftige. Vaſco brannte
die Stadt ab, und marfchirte nach Chikanga, deflen König ihn mehr aus Furcht, als
Liebe, mit äußerlichen Zeichen feiner Zuneigung aufnahm, und ihm einen freyen Durch-
zug nach den Bergwerken verftattete. Die Portugieſen marfchirten dahin, und viele Koͤmmt nach
glaubten, fie würden das Gold mit den Händen aufnehmen koͤnnen. Da fie aber fahen, den Berg:
daß die Eingebohrnen mit vieler Schwierigkeit nur ein Bißchen in langer Zeit, fammelten, werten,
und daß, um etwas herauszubringen, mehr $eute und Werkzeuge erfordert würden ; fo
giengen fie den Weg wieder zurück, den fie gefommen waren, und blieben gute Freunde
mie dem Könige,
Ob ſie nun gleich das nicht erhielten, was fie ſuchten: ſo überzeugte fie doch Die Leich-
tigkeit, womit fie zu dem beftimmten Orte famen, was für ein großer Irrthum es gewe—
fen, dem legten Befehlshaber den Monclaros als einen Vorſteher vorzufegen, als welcher
Ee3 ihn,
218 Seite Bokaranga, u 2 i Oder des Quiteyve, indem es einige fr d
mokaranga genannt, er * oder Titel des — halten. Kun
1569
De Serie.
Li
gift der Ka⸗
= fren.
222 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
ihn, bloß feinem wunderlichen Kopfe zu folgen, einen fo gefährlichen und verdruͤßlichen
‚Weg führte. Vaſco kehrte nach) Quiteyve zuruͤck, und der König that ist aus Furcht,
was er vorher abfhlug. Ex erlaubte den Portugiefen, nach den Bergwerken von Mas
ninnas zu geben, bloß unter, der Bedingung, ihm jährlich zwanzig Kronen zu bezahlen.
Vaſeo gieng von da nach dem Königreiche Chikova, welches an Monomotapa gegen Porz
den zu graͤnzet. Die Urſache, diefen Marfch zu unternehmen, war, weil fie Nachricht hatten,
es follten da veiche Silberbevgwerfe feyn. Als fie fich gelagert hatten; fo fragte er die Kafren
nach den Bergwerken. Weil folhe nun faben, daß es vergebens wäre, ihnen zu wider⸗
ſtehen, und fich Doc) fürchteren , Die Entdeckung der Bergwercke möchte ihr Verderben
ſeyn: ſo ſtreueten fie etwas Merallerzt weit genug von den Dergwerken herum, und mel:
deten ihnen, da wären fie,
Dadurch gewannen die Kafren Zeit, zu entwifchen; denn die Portugiefen, welche
ihnen Glauben gaben, ließen fie gehen; indem fie vielleicht nicht wollten, daß fie fehen
ſollten, was für Schäße fie gewönnen, Der Befehlshaber ließ rund berum graben, und
nach vieler Arbeit war es Fein Wunder, daß er das nicht fand, was nicht da war. Die
Lebensmittel wurden knapp; und da er feinen Nutzen von feiner, Arbeit fah, fo gieng er
Die Portu⸗
giefen wers
den umges
bracht.
‚ auf der 349 Seite, /
hinweg. Cr ließ aber doc) den Hauptmann Anthon Cardofa von Almeyda mit zwey⸗
hundert Mann und den gehörigen Nothwendigkeiten da, um noch einige Tage fortzufah-
ven, den fo febr verlangten Winkel der Erde recht zu erforfchen. '
Als Vaſco weggegangen war : fo ließ fih Cardofa wiederum von den Kafren hin-
tergehen, die ihn ſchon vorher beruͤcket hatten, Sie erbothen fich, meil er daſelbſt feine
Ader finden fönnte: fo wollten fie ihm einen Ort zeigen, wo er folche antreffen würde;
und. führten ihn darauf eher einen Weg zum Tode, als zu den Bergmwerken, indem fie -
ihn und alle feine Leute erſchlugen, nachdem fich folche mit einer unglaublichen Tapferkeit
vertheidiget hatten, Dieß Fann diejenigen eines andern überführen, welche behaupten, es
würde eine ungeheure Anzahl Kafren vor einem Stuͤcke oder einer Flinte fliehen, werm fie
folche vorher noch nicht gefeben hätten; indem bier zweyhundert, die mic ihnen ihres Lebens
wegen fechten, alle zufammen von ihren Wurfſpießen und Pfeilen erlege werden,
Dieß war das Ende von der Statthalterfchaft von Monomotapa, die nicht fo bald
anfing, als fie aud) aufhörte; und von zweenen GStatthaltern befeffen wurde, die fülche
nicht fo bald ſahen, als fie fie auch mieder verlohren. Der erfte wurde durch rauhe und
hisige Worte getoͤdtet, der andere durch eine Fluge und gar nicht barbarifche Lift vertrie-
ben. Dem ungeachtet wurde der Friede und Handel mit dem Kaiſer von Monomotapa
dennoch fortgefeßer e),
] Der
* J N 3
) De Farias portugiefifihes Aſien im I Bande ) Oder Magnice, wie er ih nenne,
8) Er vermegnet, daß folcher zwifchen Mono⸗
motapa
Hin Capo Guarda Fuy. XIII Buch VII Cap 223
1569
Der II Abſchnitt. WMonomo⸗
Das Neid Monomotapa. ge
Gränzen, Page und Groͤße. Der Flug Magniko Monomotapa. Des Kaifers Pallaſt. Staats:
oder Magniee. Der Flug Quama oder Zamz bedienten; des Kaifers Gemahlinnen. Feyerli—
beze. Die Eintheilung in Königreiche. Berg⸗ che Luſtbarkelten. Neumondsfeft. Großer hei⸗
werke, Sahrmärkte, Das Königreich Chikans liger Tag. Des Kaiſers Macht. Das Könige
9a. Das Konigreich Sofala. Einwohner von reich Butua oder Abutua.
De Reich Monomotapa wird gegen Norden und auch ein Theil gegen Weſten, von Graͤnzen,
dem Fluſſe Zambeze⸗Empondo oder Dusma begränget, der es von den König, Enge und
reichen Abutua und Chikova, den Ländern Mumbos und Simbas oder WMusimbas, Grobe.
welches zu dem Reiche Monoemuji gehöret, und dem an der See liegenden Königreiche
Maruka abfendert. An dem übrigen Theile der weſtlichen Graͤnze und an der Südfeite,
wird es von dem Sande der Hottentotten und von gewiſſen Kafren begränget, von denen es durch
den Fluß Magnika abgeſondert iſt, der auch Lorenz Marguez und der heilige Geiſt⸗
Fluß genannt wird. Gegen Oſten hat es das indianiſche Meer.
Es liege zwiſchen dem ein und vierzigften und fechs und funfzigften Grade oftlicher
$änge und zwiſchen Dem vierzehnten und fünf und ziwanzigften Grade füplicher Breite, Es
ift von Norden gegen Süden fechs hundert und fiebenzig Meilen lang, und von Weſten ges
gen Dften fechs hundert und funfehn breit. Es ift eine Halbinfel, oder beynahe eine In—
fel, indem es außer einem Kaume von ungefähr neunzig Fleinen Meilen ganz vom Waſſer
umgeben iſt. Dieß mag faft die Entfernung der Duelle Des Fluſſes Magnika von dem
Zambeze oder Duams feyn. Lopez faget, es fey ein volltommenes Eyland, welches von
der See, dem Fluſſe Magnice, einem Stüde von der See, worein der Magnice fiele,
und von dem Fluffe Quama gemacht würde, ı
Nach eben diefes Berfaffers Berichte entfpeinge der Fluß Magnika /) aus ber erften Der Flug
See des Nils g), und fällt zwiſchen den Vorgebirgen Peſcheria und delle Correnti h) Maanita
ins Meer , im drey und zwanzigften und einem halben Grade Süperbreite, In diefen Fluß ——
fallen nahe bey der See drey andere große Fluͤſſe. Der vornehmſte Davon wird von den Br:
Portugiefen der St. Chriſtophsfluß genannt, weil er an deffelben Tage entderft worden,
Die Eingebohrnen aber nennen ihn Nagoa. Der zweyte führet den Namen von einem ge-
wiſſen Lorenz Margues, der ihn zuevft gefunden. Diefe beyden Zlüffe entfpringen auf
dem Mondgebirge, welches von den Landeseinwohnern Torog genannt wird, ’
Der dritte Fluß heißt Arroe, welcher aus dem Gebirge der Goldbergwerfe von
Monomsrspa 7) koͤmmt; und an einigen Orten werden in deſſen Sande Fleine Stuͤck⸗
chen Gold gefunden.
Der Fluß Cuama oder Quama wird von einem Caſtelle oder Forte dieſes Namens Der Fluß
ſo genannt, welches die Muhammedaner und Heiden befigen. Die Portugiefen nennen
die ,
— 4 Kongo liege. der Stroͤme, oder Cap Corientes.
) Das iſt, das Vorgebirge der Fiſcherey und ) Oder Munni Motapa.
1569
Monomo⸗
tapa.
Eintheilung
in Koͤnig⸗
reiche.
Bergwerke. |
Märkte,
224 Beſchreibung der Lander vom Vorgeb. der guten Hoffnung
die Einfahrt deffelben: die Muͤndungen von Cuama weil er daſelbſt in fieben Mündungen
getheilt wird. Man findet daſelbſt fuͤnf Eylande, außer verſchiedenen andern, welche auf
dem Fluſſe liegen, und insgeſammt voller Heiden und ſehr ſtark bevoͤlkert find. Der Ver—
faſſer ſaget, er entſpringe aus eben der See k), Allein, da man itzt weis, daß dieſes ein
Irrthum iſt : fo wiſſen die Erdbeſchreiber nicht, wo fie folchen Hinfegen follen, De l Isle
nennet ihn Cuama oder Zambeze Empondo.
De Faria ſaget, der große Fluß Zambeze fließe durch Monomotapa und falle in den
Fluß Chiri. Dieſer letztere geht durch das Land Bororo; woſelbſt es noch viele andere
große Fluͤſſe giebt, deren Ufer von verſchiedenen Koͤnigen beherrſchet werden, worunter ei⸗
nige eigenmaͤchtige Herren, andere dem Raifer zu Monomotapa unterworfen find, Cr
feßet Hinzu, der Zambeze falle durch vier Mündungen ins Meer. Die erfte heiße Qui⸗
limane, und fey neunzig Seemeilen von Mozambik; die zweyte Cuama, fünf und zwan⸗
zig Seemeilen ſuͤdwaͤrts; die dritte Luabo, fünf Seemeilen tiefer, und die vierte Lua⸗
boel, noch funfzehn Seemeilen weiter gegen Süden. Zwiſchen denfelben find fruchtbare
und große Eylande, wovon eines fechzig Seemeilen im Umkreiſe hat. Der Fluß ift fchiff-
bar und eben fo weit von der Stadt Sena, die von Portugiefen bewohnt wird, mie auch
von Tete, wo eine Colonie von ihnen iſt. A
Diefes Reich wird in fünf und zwanzig KRönigreiche eingerheilet, als Wlonges, Ba,
roe, Manika, Boeſa, Wafingo, Remo, Cbique, Chiria, Chidima, Boqui⸗
30, Inahanzo, Chiruvia, Kondeſaka, Daburia, Makurumbe, Munguſſi,
Antuvaza, Chove, Chungue, Diza, Romba, Baſſini, Chirao, Mokaranga,
und Remo de Beza. Es giebt darinnen auch viele Herrſchaften, welche nicht den Titel
der Könige führen. Das größte, von denen Königreichen, die nicht unter Monomorapa
ſtehen, it Mongas, welches an den Fluͤſſen Quama und Zambeze gränzet.
Die reichften Bergwerke in dieſem Königreiche find die von Maſſapa, Afur D ge
nannt. In dieſen Bergwerfen ift ein Klump Goldes gefunden worden, zwölftaufend Du:
caten werth, und ein anderer von viermal Bunderttaufend am Werthe. Es wird nicht
alfein unter den Steinen gefunden, fondern wächft auch in der Rinde geroiffer Bäume mit
auf, bis an den Gipfel, wo ſich die Zweige von einander breiten, Die Goldadern von
Manchika und Burns find nicht fchlechter, als dieſe. Es giebt daſelbſt noch viele an⸗
dere, Die aber nicht fo beträchtlich find, 3
Man hat dafelbft drey Märkte, auf welchen die Portugiefen von dem Caftelle Tete,
an dem Fluſſe Zambeze, hundert und zwanzig Seemeilen von dem Meere, um diefes
Gold handeln, Der erfte ift Luane m), vier Tagereifen weit im Sande; der ziweyte Bu⸗
ento, der noch weiter liegt; und Maſſapa der dritte, noch etwas weiter, Diefes Gold
wird fir Zeuge, Glasknoͤpfchen und andere Dinge von feinem Werthe eingefaufe. Zu
Maſſapa Hält fih, mit Bewilligung des Kaifers von Monomefapa, ein portugieſiſcher
Beamter
) Siehe Pigafettss Nachricht von Konge, mm Dder Auanche,
auf der 192 und folgenden Seite. ») Der Verfaffer nimmt folhes für gewiß an,
1) Der Verfaffer meynet, diefes fey Ophir, ob es gleich noch (ehr zweifelhaft ift.
worinnen ihm auch der Name beyzupflichten ſcheint, 0) Lopez faget, es wären in den Ländern von
wofern er ihm nur nicht deswegen verändert bat; Monomotapa noch viel alte Gebäude von großer Arz
denn andere nennen es Furg. beit
big nach Caps Guarda Fuy. XII Buch VII Cap. 225
Beamter auf, der von dem Befehlshaber zu Mozambik dahin gefegt wird. Er darfaber, 1569
ohne des ee: bey Lebensſtrafe nicht in Das * * — iſt A
über die Streitigkeiten , die daſelb en. 2u Maſſapa, Bokuto und Luanze giebt _ >>
2 ieh Ai ee
Die uefprüngliche Anzahl und Zeit der Regierung der Könige ift nicht befannt. Man
glaubet, es babe deren zu den Zeiten der Königinn von Saba verfehiedene gegeben, und
fie wären ihr unterworfen gewefen; denn Daher hatte fie ihr Gold »). In dem Gebirge
Afur, bey Maffapa, ſieht man noch) die Ueberbleibfel von prächtigen Gebäuden, welche Präctige
man für Palläfte und Caftelle hält 0). Mit der Zeit ward das Reich in drey Königreiche Ueberbleibſel.
getheilet, nämlich) Ouiteve, Sabanda und Chikanga. $
Diefes letztere ift dasmächtigfte, teil es die Bergwerfe von Manchika, Butua und Das Könige
andere beſitzt. Man hält dafür, die Schwarzen von Butua, in bem Königreiche Chir reich Chir
kanga, brächten das Gold nad) Angola; dieweil man glaubet, es wären dieſe Derter nur kanga.
auf hundert Seemeilen weit von einander. Dieſes Sand traͤgt Reiß und indianiſchen Wei-
zen, und hat einen Ueberfluß an alfen Arten von Biehe , Vögeln und-Önrtenwerfe, Ihre
vornehmfte Sorgfalt geht auf die Viehzucht. und den Ackerbau pP).
Die ganze Küfte von Monomotapa, von Magnifa und dem Zambeze oder Duaz Das Königs
Ma, wurde vormals von den Portugiefen befeffen, und Das Königreich Sofala oder Zo⸗ reich Sofala
fala genannt, von der Stadt Sofala, welche mitten zwiſchen Dielen beyden Flüffen lag.
Doch Yopez, welcher ihm dieſe Größe giebt, ſaget, es waͤre nur ein kleines Königreic),
und hätte nur wenig Häufer oder Städte in fich, worunter der vornehmſte Ort das Eyland
Sofala wäre, welches auf dem Fluſſe diefes Namens läge. Es wird von Muhammeda—
nen bewohnet, deren König fichder Krone Portugall unterwarf, weil er nicht unter dem Kai:
fer von Monomotapa ftehen wollte. Aus diefer Urſache haben die Portugiefen ein Fort
an der Mündung des Fluſſes Quama, und handeln in diefem Sande um Gold, Elfenbein
und Ambra, welcher an der Küfte gefunden wird, wie auch. um Sklaven, wofür fie Baum-
wolle und feidene Zeuge geben, die von Kambaya gebracht werden, welche Die ordentliche
Kleidung diefer Leute find,
Die Muhammedaner, welche hier wohnen, find nicht die urfprünglichen Einwoh⸗
fe re Araber, welche in Eleinen Barken Dahin handelten, ehe die Portugiefen da:
n Famen,
bopez faget, das Reich Monomotapa fen fehr groß und habe ungemein viel Einwoh⸗ Einwohner
Nee; fig wären ſchwarz, fehr beherzt im Kriege, von mittler Größe und fehnell zu Fuße 9). von Mono⸗
35 bornehmſte Volk zu-Monomotapa, nach des de Faria Berichte, und wovon auch der Re
* iR, find die Mokaranſi. Dieſe, ſaget er, find nicht kriegeriſch und auch mit keinen
oder en verfehen, als Bogen, Pfeilen und Wurffpießen. Sie haben Feine Goͤtzen
Üder, fondern erkennen mur den einigen Gott, und glauben einen Teufel, Sie hal»
ten
— — Bauart übrig, die von Steinen, Pigafetta wie oben auf ber 1osſten Seite.
chen in allen. antiegenofie gebaut werden, derglei⸗ p) De Farias portugiefifches Afien auf-der 343
würden ; und daher —8* Landfchaften nicht gefeben und folgenden — tee
fomon von hier dag ae er, es könnte Sa. 9) —— me —
Allgem. Reiſeb ———
eſchr. V Band, PIE
ug in 2 Ö Eon un te
226 Beſchreibung der. Länder vom Vorgeb. der guten Hoffnung
1569 ten ihn für böfe und, nennen ihn Muzuko. Sie glauben, ihre Könige kommen in den Hirt:
Monomo⸗ meh, und. nennen ſie Muzimos. ; Sierufen ſie in der Zeit der Noth an, wie wir, naͤm⸗
tapa.
Des Kaiſers
Pallaſt.
lich die. Katholiken ſaget der Verfaſſer, Die Heiligen. Bon vergangenen Dingen. reden fie
nach dem Hörenfagen, und haben feine Kenntniß von den Buchftaben. Die Lahmen und
Blinden nennen fie des Königs Arme, weil fie von ihm mit großer Milde unterhalten wer-
den; und wenn fie veifen, fo müffen die Städte, durch welche fie gehen, fie unterhalten und.
ihnen von einem Orte zum andern Führer ſchaffen; eine Lehre für die, Chriſten.
Der Kaifer har einen großen Pallaft, wiewohl nur von Hole, Es find darinnen
drey Hauptzimmer; "eines für ihn felbft, das andere für feine Gemahlinn; und das dritte
für feine Hausbedienten. Es gehen drey Thuͤren daraus in einen Hof; eine für die Königin,
dadurch aus= und einzugehen; Die zweyte für ihn und die Bedienen, die ihm aufwarten
und Söhne feiner Edelleute find; die Dritte für die Oberföche, welches ziweene vornehme
Männer, feine Verwandten, find, und für die Unterkoͤche, welches auch vornehme Leute
find. ı Keiner von denfelben darf über zwanzig Jahre alt feyn; denn bis dahin glauben
fie, daß fie noch mit feinem Weibe etwas haben zu thun gehabtz und wenn es ja gefchähe:
fo werden fie feharf geſtrafet. Mach der Zeit werden fie zu großen Bedienungen gezogen,
Die in dem Schloffe werden von einem Hauptmanne regiert und die außerhalb des Schloſſes
von einem andern, wie vormals in Spanien die Alcalöe de los Donzeles.
Staats be⸗
dienten.
Die vornehmſten Bedienten um den König find der Ningomoſcha, Statthalter
der Königreiche; der Mokomoaſcha, Generalhauptmann; der Ambuſa, Oberhofmei=:
fter, dem es auch zukoͤmmt, wenn des Königs vornehmfte Gemablinn ftirbt, eine andere
Weiter des
Kaiſers.
an ihre Stelle zu ernennen; es muß aber eine von des Koͤnigs Schweſtern oder naͤchſten
Anverwandtinnen ſeyn; der Inhantovo, der Obermuſikant, welcher viele unter ſich hat
und ein großer Herr iſt; der Nurukao, Hauptmann von dem Vortrabe; der Bukuru⸗
mo, welcher des Königs rechte Hand bedeutet; der Magande, der Oberbeſchwoͤrer; der
Netambe, der Apothefer, welcher die Salben und das Geräthe zur Zauberey verwahret;
und der Nehono, Oberthormärter, Alle dieſe Bedienungen werden von vornehmen
Herren „verwaltet,
‚Bey der Rocheren ift eben nicht viel leckerhaftes. Sie beſteht einzig und allein im
Kochen und Braten. Man ißt daſelbſt eben das, was bey uns gewoͤhnlich iſt, außer noch
oben. ein Mäufe, welche fie fir fo guf halten ‚ als wir die Raninichen oder Rebhuͤhner.
Der König bat viele Weiber, neune aber werden nur große Königinnen genannt,
welche feine Schweftern oder nächften Anverwandtinnen find; die andern find Töchter der
Edelleute. Die vornehmfte heißt Mazarira, und Muteer der Portugiefen , welche fie oft
beſchenken, weil fie ihre Gefchäffte bey dem Könige ausrichtet; und er ſchicket keine Gefand-
sen an fie ohne eirten von ihren Bedienen. Die andere it Inahanda, welche die Mo-
ven vertritt; die dritte Nabuiza, die bey ihm im Zimmer iſtz die vierte Navemba;
die fünfte KTemangore ; die ſechſte Nizingoapangi; ‚Die ſiebente Nemongoro; die
achte Niſſaniz und die neunte Nekarunda. Eine jede von ihnen lebet für fich mit eben
fo großem Staate, als der König, und. hat verſchiedene Einkünfte und Königreiche zu ih⸗
ven Ausgaben. So bald als eine ſtirbt, folget eine andere an ihre Stelle und in ihren
Titel
|
7
Chuavo. An diefem Tage begeben
bis nach Capo Guarda Zu KT Buch VITTCAB "207
Titel. Sie haben fo wohl Mache, als ver König, zu belohnen und zu ſtrafen. Zuweilen 1569
gehe er zu ihnen, zutveilen kommen fie zu ihm, Es warten ihnen viele Frauensperſonen Monomo⸗
* tapa.
‚auf; deren er ſich bedienet, wenn es ihm beliebt,
Ein jeder Monat hat ſeine Feſttage, und wird in ren Wochen gerheiler, deren jede Feyerliche
zehm Tage hat. Der erfte Tag ift der Neumond, und die Feſttage der vierte und fünfte Sefe,
Tag in jeder Woche, An diefen Tagen legen ſie ihren beften Schmuck an; und der König ©
giebt allen öffentlic) Gehör, wobey er in jeder Hand einen Stock von ungefähr Dreyvier⸗
thel Ellen lang Hält ‚ worauf er fich gleichſam lehnet. Diejenigen ‚welche mir ihm reden,
liegen auf der Erde ausgeſtreckt. Dieß dauret vom Morgen bis an den Abend. Wenn
er unpaß ift: fo ſteht der Ningomoſcha an feiner "Stelle, Es darf fein Menſch den
achten Tag des Meumonds mie ihm veden, oder nach Hofe’ geben, weil man diefen Tag
für fehr unglucklich halt,
An dem Tage des Neumonds läßt fich der, König mit zweenen Wurfſpießen fehen, Neumends:
und fäuft in ſeinem Haufe berunr, als ob eviföchee,* Die Großen find bey diefem Zeitver- feſt.
treibe gegenwärtig; und wenn es vorbey ift, fo wird ein Topf mit indianifchem Weizen
gebracht, welcher ganz gekocht worden, Diefen ſchuͤttet der König auf die Erde, und be—
fiehlt ihnen, ſolchen zu eſſen, weil es eine Frucht der Erde iſt. Sie wiſſen, wie ſie ihm
ſchmeicheln ſollen, und ein jeder bemuͤhet ſich, das meiſte davon zu bekommen, indem ihnen
bekannt iſt, daß ihm ſolches gefaͤllt; und ſie eſſen ſolches ſo begierig, als ob es das groͤßte *
Leckerbißchen waͤre. N
Der größte heilige Tag iſt der erſte Tag des Monats May. Sie nennen jolchen Großer he;
fich alle Große, deren eine ziemliche Anzahl ift, nach liger Tag.
Hofe, und laufen dafelbit mir Wurfſpießen in ihren Händen herum, als ob fie füchten.
Diefes Spiel dauret den ganzen-Tag. Daraufbegiebt ſich der König auf die Seite, und
laͤßt ſich acht Tage fang nachher nicht fehen; während weicher Zeit die Trummelfchläger
nicht aufhören, die Trummeln zu rühren. An dem leßten Tage meldet er feinen Edelleu:
ten, er habe feine fonderliche &uft, fich umbringen zu laffen. Dieß ift-eine Are von Opfer,
welches er ſeinen Muzimos oder Vorfahren bringt. Wenn diefes gefeheben ift: fo hören
die Trummeln auf, und jedermann geht nad) Haufe.
Die Mumbos eſſen Menfihenfleifeh, wovon hier öffentliche Fleifchbänke find, Es Die Mm:
wurde unendlich feyn, alles dasjenige anzuführen, was, von dieſem Neiche kann gefage 508.
‚Werden r),
Lopez faget, diefer Kaiſer unterhielte in verfchiedenen Provinzen viele Heere, weiche Macht des
RB &egionen nach der Gewohnheit und Art der Romer eingerheilet wuͤrden; weil er, indem Kaiſers.
J ke Beige feine Vaſallen find, und fich oft wider ihn empdren , genoͤthiget ift, beftändig
3 Heer auf den Beinen zu erhalten, um fie zu ſchrecken.
will = tapferften von feinen Soldaten, wenn man eben dieſem Schriftfieller glauben
—* ki feine Weiberlegionen , welche ſich ihre linke Bruft abbrennen, nach Art der alten.
FRONEN, Dame fie ihnen im Schießen nicht binderlich ſey. Ihre Waffen find Bogen
&fa
F und
7) De Farias portugieſiſches Aſien, IL Band, auf der 345 und felgenden Seite,
028 Beſchreibung der Linder vom Vorgeb. der guten Hoffnung ıc.
1569 und Pfeile. Bon ihrer Art zu Fechten ift bereits Nachricht gegeben ). Der König be:
Monomo⸗ williget ihnen gewiſſe Länder, wo fie für ſich felbft allein wohnen... Nur zumeilen Teiften
tapa fie den Männern Gefellfihaft, um mit ihnen Rinder zu zeugen. Iſt das Kind ein Knabe,
fo ſchicken fie es zu feinem Bater ; wenn es aber ein Mägdchen iſt: fo behalten. fie folches,
und erziehen es in ihren Kriegesübungent.
Königreich In dem Königreiche Butua, welches fih von den Mondengebitgen bis an den Fluß
Burma. Wiagnika erſtrecket, giebt es viele Goldbergwerke und ein Volk, das mit dem Volke von
R
Monomotapa von einerley Are und Befchaffenbeit ift 2).
s) Siehe oben nuf der ıoaten Seite.
8) YPigafertas Nachricht von Kongo, auf der ıgı und 19sften Seite,
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Ende des dreyzehnten Buche.
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Irre an Koow E
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Das XIV Bud)
Seiten nach dem Reiche China.
Das I Kapitel,
Peters von Goyer und Jacobs von Keyzer Geſandtſchaft, von der
hollaͤndiſchen oſtindiſchen Compagnie, am den Kaifer in China,
im Jahre 1655.
Befchrieben durch Tobann Lreubof.
Aus dem Kolländifchen überfegt.
Einleitung.
bgleich China durch den Venetianer, Marcus Polo, zu Ende des drenzehnten Portugiefen
Jahrhunderts, ſchon zu Sande entdeckt worden: fo mar es doch den Europäern in China.
noch wenig befannt, bis die Portugiefen gegen das Ende des funfzehnten Jahr⸗
7 hunderts zue See dahin Eamen, und die römifchen Miffionarien oder Glaubeng-
bothen einen Zutritt in Diefes Reich erhielten. Im Jahre 1517 legten fie einen Handel zu
Quan ⸗ tong, insgemein Ranton genannt, an, wiebereits erzaͤhlet worden 2). Nachher
richteten fie auch eine Faetorey zu Ning Po, welches fie Liampo nennen, an dem oͤſtlichen
Theile von China auf, und trieben einen anfehnlichen Handel laͤngſt der Küfte zwifchen dieſen
beyden berühmten Hafen, bis ihr unerträglicher Stolz und Hochmuth machte, daß fie überall
ausgerottet wurden, außer zu Makau, oder Makao, einem Eylande in der Mündung -
des Fluſſes Ranton, wo fie fi noch, wiewohl unter großen Einfchränfungen, aufhalten.
As die Holländer zu der großen Mache in Indien, vornehmlich durch den Untergang Verſuch der
der Portugieſen, gefommen waren: fo bemühten fie fich, einen Zutritt in China zu erlangen, Hollaͤnder.
UM mie den Eingebohrnen zu handeln. Diefes hatten fie lange Zeit vergebens verſuchet;
und Dabey fters, wie man vermuthet, ſaget Neuhof 2), von einer alten Prophezeyung
rter Ahhen, Widerftand gefunden. Dieſe Prophezeyung enthielt, es würde eine entfernte
Nation Weiße, die über und über bekleidet wären, dereinſt ihr Sand erobern. Auf die
— aber, welche der Sefuit Martini, der fich zehn Jahre in China zur Fortpflan-
En fü Dlaubens heimlich aufgehalten hatte, von Makaſſar brachte, daß die Manchew⸗
as Reich erobert häften, wurde von Der Regierung zu Batavia beſchloſſen, von
313 ' neuem
r SE — auf der 134 Seite. fchaft der Kolländifchen oftindifhen Compagnie, im
ofs Rachricht von der Gefandt: Jahre 1655, deutfcher Ausgabe, auf der 22 Seite.
R
Ä
239: Reiſen nach Dem Neiche China,
St inleitung. neuen einen Verſuch zu thun. Dieſes wurde durch Abſchickung gewiſſer Kaufleute ausge⸗
— xichtet, welche die Chineſer zu Kanton erforſchen ſollten; worauf von Batavia Geſandten
\
Neuhofs Er:
zählung von
Earpentier,
nach dem Hofe zu Pe⸗king abgefihiet wurden ‚um daſelbſt um die Freyheit zu handeln
anzubalten, a
diefer Gefandefchaft ſetzte Johann Neuhof, der bey ven Gefandten Hofmeiſter war,
und wegen feiner Reifen in verfchiedene Theile der Welt berühmt iſt, eine Nachricht auf,
welche in verfchiedenen Sprachen und Formaten herausgegeben worden, Im Jahre 1665
erfchien eine franzoͤſiſche Erzählung von diefer Geſandtſchaft, welche zu Seiden in Folio bey
Jacob de Meurs gedruckt war. Sie wird eine Ueberfegung genannt, und ſcheint aus
Reuhofs Mannferipte von Johann von Carpentier gemacht zu ſeyn. Sie ift in zweene
Theile getheilet, wovon der erfte eine Erzählung von der efandefchaft in zwenhundere und
neunzig Seiten; der andere eine allgemeine Befchreibung von China in hundert und. vier
und dreyßig Seiten enthält, außer der Vorrede und Zufcheift an den Herrn Colbert, Staats:
Schöne Ku⸗
yfer,
bedienten bey Ludwigen dem XIV, Könige in Sranfreich Allein Neuhofs Nachricht iſt
bioß der Grund zu Diefem großen Werfe c), welches Garpentier durch Hinzufegung faft deg
ganzen zweyten Theils, und wenigftens dev Hälfte des erften Theils, gemacht hat,
Die Kupfer, deren fehr viele darinnen vorkommen, find fehön geſtochen, und wie der
Herausgeber verſichert, von des Berfaffers eigener Zeichnung. Sie ftellen die Kleidung ver
Ehinefer, ihre Aufzüge, und den Staat der obrigfeitlichen Perfonen, die Ausſichten von Städ-
ten, und Tempeln, Abbildungen yon TIhieren, Bögen, Pflanzen u. ſ. w. vor, Diele
davon find Fleine Platten, Die in das Buch felbft auf den gehörigen Seiten eingedruckt find.
Die größern find auf befondern Bogen gedruckt, und enthalten meiftens Borftellungen von
Städten, Palläften, und großen Aufzügen. In dem erften Theile fommen vor: Anzbing,
oder An⸗king. Des Unterfönigs von Kanton Gaftmahl, Batavia. Hoay⸗gan.
(Whay⸗ gan). Hu⸗kew. Kanton. Grundriß davon. Ra yır tſiu. Ran chen,
Kin nun gan. Ru ching. Makou, oder Makau. Nam hun , oder Nan bung.
Nan chang, oder Ryang⸗ſi. Nan gan. Nan kang Nan king. Pau lin ſhi. Pe
fing. Grundriß von dem kaiſerlichen Pallaſte daſelbſt. Der Porcellanthurm. Sin gle.
Tyen ſyen wey. Tong lieu, oder Cong lou. Tun chang. Tung ling. U⸗fu. Van
nun gan, oder Van gan. Shan tſui. Schau chew. Nam fe fr. In dem zweyten
Thevenots
Ausgabe.
Theile findet man das Innere von einem Tempel, Die Frucht Muſa. Ordnung der Pferde
beym Marfchieren. ;. 238,
Das Jahr darauf gab Thevenor in feiner franzöfifchen Sammlung von Reifen zu
Waſſer und Lande, Neuhofs Nachricht von der Gefandrfchaft heraus, melche dafelbft fechs
und ſechzig Foliofeiten einnimmt, Sie ift mit drey und dreyßig Bildern, auf vierzehn oder
fünfzehn Kupferplatten von einem halben Bogen, begleiter. Hinterher kommt ein Tagebuch
von der Reife und dem Wege der Holländer von Kanton nach Peking, eine genaue Beſchrei⸗
bung biefer beyden Städte, der Weg nach China u. ſ. w. welches aus fieben und zwanzig
Seiten beſteht; wobey fich eine große Zeichnung von dem Wege befinder, die drey und
zwanzig Zoll lang ift, und yon dem Verfaſſer ſelbſt gemacht worden,
Thevenot
c) Siehe die Vorrede. e) Andere ſchreiben ihn auch Niwhof, oder
Nieuhof.
A) Siehe feine Nachricht an den Leſer. f) Siehe Ogilbys China auf der 3 Seite.
| XIV Buch ITeapit 231 |
Thevenot berichtet uns 4), diefe Ueberfegung fen den beyden Helländifchen Abſchriften Kinleitung.
gemäß, die er im Manuferipte gehabt, und wovon die eine von Neuhofen e) unterzeichnet
wäre: ‚er häffe nichts darinnen verändert, ober aus andern Schriftſtellern Hinzugerhan.
Er hält es für ſchlimm, daß man die Befchreibung der Landſchaften mit Neuhofs Anmer⸗
kungen vermiſcht, weil aus ſeinem eigenen Geſtaͤndniſſe erhellet, daß die Hollaͤnder weder
zu Kanton noch Peking aus ihren Haͤuſern gekommen.
Ob dieſe Beſchreibungen in Neuhofs Manuferipten geſtanden, wie fie ſich in feiner Ausgelaffene
holländifch gedruckten Nachricht befinden ; oder ob Thevenot diefes nut fage, um Earpentiers Kupfer.
Werk zu tadeln, das konnen wir nicht entfcheiden. Es ift aber gewiß, daß die Manuferipte
Zeichnungen gehabt haben. Neuhof meldet, er habe außer den Abbildungen von Thieven,
‚> Vögeln, Fifchen, Pflanzen, und andern Seltenheiten, auch noch richtige Landkarten und
genaue Grundriffe von den Ländern und Städten gemacht / ). Er fann auch Abbildungen
von den Einwohnern und obrigfeitlichen Perfonen, ihrem Staate und ihren Aufzuͤgen bin-
zugethan haben, Allein Thevenot hat alle die Zeichnungen von ben Städten, außer von
Pe⸗ king und Nan⸗king g), weggelaffen, weil er, feiner Auflage nach, gefunden, daß
fie mic der davon gegebenen Befchreibung nicht überein Famen; und er vermuthet, fie wären
bloß Werfe ver Einbildungskraft. Er führer auch noch eine andere Urfache an ‚ warum er
fie weggelaffen, nämlich, weil nach dem Berichte der chinefifchen Erdbeſchreiber ‚alle Städte
in China einander gleich wären, und wer eine gefehen hätte, der hätte fie alle gefehen. In
mie meit diefer Vorwand ein ſolch Verfahren rechtfertigen mag, wofern Die Zeichnungen auf:
ticheig geweſen, das Fönnen wir nicht ſagen. Die Einförmigfeit in Erbauung und Anlegung
der Straßen mag fo groß ſeyn, als fie will: fo wird fich doch noch immer eine fehr große
Mannichtaltigkeit in den Ausſichten finden, welche von der verſchiedenen Sage der Derter,
und der daherum befindlichen Dinge entfteht. Was die Borftellungen von den Pflanzen und
Thieren betrifft, welche Thevenot gleichfalls ausgelaffen hat: fo find die meiften davon in
feine allgemeine Befchreibung von China eingerückt, Die er aus dem Martini genommen hat.
Die Zeichnungen, die er behalten hat, find nach) der Größe der Driginalien geftochen, Was für
und durchgehends viel größer, als die in Carpentiers Ausgabe, und auch) vielleicht tichtiger, welche er
aber nicht ſo fhön ausgearbeitet, und fo wohl vorgeftellet. Hier ift Das Berzeichniß Davon: behalten hat.
1. Eine Karte von des Gefandten Reife durch China. 2. Der junge Unterfönig von Kanton.
3. Einbewaffneter tartarifcherNeuter. 4. Eine Tartarinn, 5. Ein Luſtgarten. 6. Ein
Mandarin, 7. Eine Chineſerinn. 8. Zweene Mönche 5) in Gelb gekleidet, jeder mit
einem Paare großen Roſenkraͤnzen. 9. Mönche in Schwarz gekleidet, mit Roſenkraͤnzen,
Bi der Katholifen ihre. 10. Geiftlicher Bettler, mit einem großen breitfrempichten Hute,
— Bettler, mit einem ſpitzen Kopfe, wie ein Zuckerhut geſtaltet. 12. Grab eines
3 Ein ven, 13, Bettler, der Feuer auf dem Kopfe trägt, um Allmoſen zu befommen,
Halbe Anberer mit einer Beule vor der Stirn, fo dick wie eine Fauſt welche davon ent⸗
age den Kopf wider einen Stein ſtoͤßt. 15. Strafe eines Mönche, der mit
' Veibsſtuͤcken in Gefellfihaft gefunden worden. 16. Eine Hure, die auf einem
Efel duch die e 17 ; — 5
Straßen reutet, mit einem Kerl vor ihr her, der ſie vermiethet. 17. Zweene
gr \ Bettler,
nd di —
— ſie nl Gun tin und ſo unvollkommen, denen Städten machen, welche fie vorſtellen.
füger find, daß fie Be mit zu andern Figuren ge: 5) Diefes find die Camas, oder. Priefter der
BUND gar keinen Begriff von Seite des SO,
1655
Neuhof.
032 2 Heifen nach dem Neiche China.
Bettler, die mit den Köpfen zufammen fioßen, um ein Allmofen zu befommen, 18. Die
Stadt Nanking, eine fehr, Fleine Vorftellung. 19. Straße von Nanfing in Perfpectiv.
20. Porcellanthurm zu Nanfing. 21. Sehr Fleine Vorftellung der Stadt Pefing. 22.
Ein Teiumphbogen. 23. Tempel des Shanstisow. 24. Schwimmendes Dorf auf
einem Flufle. 25. Eine große Junfe, oder ein chinefifches Fahrzeug mit Segeln von Matten.
26, Schlangenfahrzeug. 27. Des Kaifers Hofftatt bey der Audienz der Holländer. 28.
Ein Tartar, der mit einem ledernen Niemen ein fo groß Geräufch mache, als wenn drey
Piftolen hintereinander fosgefehoffen wuͤrden. 29, Ein Zauberer, der, den Seefahrenden
Wind verfaufet, mit einer Nadel durch feine Baden. 30 Ein Wagen, welcher drey Leute
ſehr geſchwind führer, ob er wohl nur von einem einzigen Manne getrieben wird. 31. Ein
Zartar mit feiner Frau binter fih, 32. Ein Schiff mit einer Art von Rade, oder Bogen:
neße, anftatt der Segel. 33. Die ordentliche Tracht der Chineſer.
Hollaͤndiſche
Ausgabe.
Englifche,
Ueberſetzung.
Schedel fe:
gelt nach
Kanton.
Im Jahre 1670 wurde eine hollandiſche Nachricht, von eben der Geſandtſchaft, unter
Neuhofs Namen zu Amſterdam in Folio herausgegeben, die mit vielen Kupfern gezieret,
und mit einer Beſchreibung von den Landſchaften, wie Carpentiers Ausgabe, vermehret, aber
nicht durch fo viele fremde Sachen vergrößert worden.
Bald darauf gab Ogilby i) eine Nachricht von diefer Gefandefchaft englifch heraus,
Der Titel koͤmmt mehr mit ber Leidener k), als der Amfterdamer Ausgabe überein; und es
wird nicht erwaͤhnet, ob die Ueberſetzung aus dem Hollaͤndiſchen oder Franzöfifchen gemacht
worden, Aus der Art aber, die Sachen anzubringen und zu erzählen, zu gefchmeigen, daß
fie von vielen überflüßigen Dingen frey ift, womit die legtere angefüllt iſt, ſchließen wir,
daß es eine Ueberfegung aus dem Holländifchen ſey. Die Kupfer, melche mit denen in der
franzöftfchen Ausgabe einerley find, aber nicht fo fehön geftochen, find ohne Zweifel die Kupfer
aus der amfterdamifchen Auflage, die von den Driginalien genommen worden. Denn bie
Erklärung ift zugleich hollaͤndiſch und engliſch.
Bon dieſen verſchiedenen Ausgaben dieſes Werks halten wir Thevenots ſeine fuͤr die
richtigſte und wahrhafteſte. Daher haben wir ſolche zur Verbeſſerung der engliſchen
Ueberfegung gebrauchet, und folche oftmals Daraus ergaͤnzet; welche Zufäge denn zum Uns
teufchiede zwifchen zweene Hasen geſetzt find.
Der I Abſchnitt.
Verſuch der Holländer, fich in China niederzulafien, vor der Geſandtſchaft.
Schedel ſegelt nach Kanton; landet daſelbſtz wird wird freye Handlung zugeſtanden und wiederrufen.
zum Unterkoͤnige geholet, wohl aufgenommen. Waggenaars Verſuch. Portugieſiſche Kunſtgriffe.
Die Portugieſen ſetzen ſich ihm entgegen. Ihm Das Vorhaben ſchlaͤgt zum andernmale fehl.
Spgehdem der Jeſuit Martini unter andern Dingen berichtet hatte, die Tartarn hätten in
der Stadt Kanton allen Fremden einen freyen Handel erlaubet: fo befchloß der hobe
Rath von Batavia, um die Wahrbeit Davon zu erfahren, ein Schiff von Taywan in For:
mofa dahin zu ſchicken. Diefem
#) Die zweyte Ausgabe, deren wir ung bedie: ferlichen Stadt Peking, worinnen die Städte, Fle⸗
nen, ift im Jahre 1673 gedruckt. en, Dörfer, Häfen, Fluͤſſe, u. ſ. w. die fie auf
Geſandtſchaft von der oſtindiſchen Compagnie ihrer Reiſe angetroffen, ſinureich beſchrieben werden,
der vereinigten Niederlande, an den großen Tartar von Johann Neuhof, Hofmeiſter bey den Ger
Cham, Kaifer in China, von den Herren: Peter fandten ꝛc. 36,
von Boyer und Jacob von Keifer, nach feiner kai⸗
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XIV Buch I Eapitel. 2 233
- > Diefem zu Folge fegelte Friedrich Schedel, ein Kaufmann, [den 2often Jenner 7)
1653 ] in einer Fregatte, der draunfifch, genannt, und mit einer reichen Ladung - [von
fechs und vierzig taufend fiebenhundert und fieben und zwanzig Kronen am Werrhe] ab;
und (andere nach neun Tagen- zu Hey ta men.) in dem Fluſſe Kanton.
Dafelbft kam der Hay⸗to/ nu »), ober der Geevogt, zu ihm an Bord, ibn im
Namen der Obrigkeit zu Kanton zu bewillkommen. - Schevel bewirthete ihn fehr ſchoͤn, und
begfeitete ihn ans Ufer. Allein, da fie nabe an. die Stadt Famen: ſo landete er mit großer
Prache, ohne ein Wort mit Schedeln zu fprechen, welcher auf eine fehr verächtliche Art in
ein anderes Fahrzeug gefegt, und zu dem weiter entlegenen Ende der Stadt geführt wurde,
Dafelbft wurde er von einem Portugiefen Emanuel von Lucifierro und andern aufge:
fücher, und ihm mit übeln Reden begegnet,
Gegen Abend famen verfchiedene Tartarn, ihn zu beſuchen, die ihn nach einiger Zeit zu
einem Gögentempel führten, worinnen die Priefter die ganze Nacht ihre Andacht gehabt,
um vorher zu erfahren, was dieſe Fremde fü Gluͤck allhier Haben würden. In feiner Ab-
weſenheit kamen auf Befehl der beyden Unterkoͤnige, die in Kanton mit gleicher Macht vegie-
ven, einige Mandarinen, und öffneten feine Kiften, worinnen die Geſchenke lagen, Nach:
dem fie ein Berzeichniß davon genommen, fehmifien fie ſolche verächtlich hin. Sie nahmen
Auch des Generals von Batavia Schreiben an die Unterfönige mit. Als fie aber Schedeln
antrafen, ſchmiſſen fie ihm folches vor Die Füße, und warfen ihm vor, Die Holländer kaͤmen
Nur, ihr fand zu berrügen. N 7
Da Schevel nun ſah, daß ihm fo unfreundfich von den Kantonianern begegnet wurde:
fo fing er an, bey ſich zu erwägen, wie ex fie befriedigen und aus ihrem Irrthume bringen
möchte, Cr hatte fich unter den Gefchenken auch mit einigen Slafchen raren Weinen ver-
forget. Er ließ eine davon holen, und erfuchte die Mandarinen, fie möchten doch folchen
foften 0). Das Getraͤnk ſchmeckte ihnen; fie leerten ihre Schalen luſtig aus; und wurden
endlich mit dem hollaͤndiſchen Kaufmanne fo gut Freund, daß fie ihn wegen des Vorgegan⸗
genen um Berzeihung bathen, Sie geftunden, es hätten ihnen Die Portugiefen folches in
den Kopf gefeßer: fie wären aber ißo überzeuger, daß es falfch wäre, und er koͤnnte ſich dar-
auf verlaffen, daß ihm fünftig roürde Höflicher begegnet werden.
Den folgenden Tag mit Sonnenaufgange, wurde Schedel zu dem alten Unterkoͤnige
Pig ns mong p) geholet. Es folgte ihm eine Menge vom Pöbel nach, ver ihn fchimpfte
und fchalt. Einige riefen, wie ſchoͤn werden nicht Die eifernen Feſſeln feinen Beinen faflen!
dere wieſen mit Fingern auf ihn , und andere bfiefen Laͤuſe auf feine Machfolger. Endlich
drachten ihn ziveene Mandarinen nach Hofe. Der Unterfönig faß auf feinem Throne, der
in dem Pallaſte auf einem hoben viereckichten Gerüfte ftund, und mit reicher Seide bedeckt
J Rund um ihn her ſtunden zweyhundert Edelleute, nebſt dem Seevogte, alle auf
Stifche Art gekleidet, Nachdem der Unterfönig das Schreiben und die Geſchenke von
E ir En empfangen , und auch alles Basjenige angehört hatte, was er wider die den Hol-
IM zur Laſt gelegten Verleumdungen fagen Fonnte: fo mar er fo wohl damit zufrieden,
daß
8 | f a ——
tere Any. „Siloy ift es der Nuguft, ohne weis ©) In Thewenots Nachricht gewinnt ex einen
ID Mandarin durch ein Geſchenk von einigen Fla—
#) Bern a oenst Hun tay mon. ſchen.
und Bay to edenot Bay tomw, Hay⸗tom we, PM) Nach andern Ping na mong. Beym The:
ow. venot: Pingua mong.
Algem. Beppefipr. V Bund. 2 69
1655
Neuhof.
— —
Landet iu
Kanton
wird zum
Unterkonige
geholet
1655
Neuhof.
234 Reiſen nach dem Reiche China.
daß er Schedeln neben feinem Throne unter feinen vornehmſten Großen ſich niederſetzen ließ,
und ihn zu einem prächtigen Deswegen angeftelleen Mahle einlud. Die für Schedeln und
feine Gefelffehaft beſtimmte Tafel 7) war mit zwey und dreyßig filbernen Schüffeln befe-
get, und mit vielen Füftlichen Speiſen angefuͤllet: "das Trinken aber wurde in goldenen
Schalen gereichet.
und wohl aufs Weber der Tafel lie der Unterfönig einige Fragen, von Hollands Befchaffenheit und
genemmen.
Die Portu⸗
gieſen wider⸗
ſetzen ſich
ihm.
Regierung, an ihn ergehen; worauf er mit großer Ehrerbiethung beurlaubet wurde, und
führte igm dev Hay to nu, nebft den Briefen und Geſchenken, zu dem jungen Unterkoͤ—
nige, Sig na mong r), der ihn gleichfalls fehr höflich empfing, und zur Tafel einlud,
aber doch mehr auf der Porrugiefen Seite zu ſeyn fehlen. Weil feine Mutter, die erft kuͤrz
Hch aus der Tartarey gekommen, die Holländer gern ſehen wollte: fo ſchickte fie zu Schedeln
und feinen Begleitern, welcher auch mitten in feiner Nede abbrach und bingieng. Er fand
fie mir ihrem Frauenzimmer in einem großen offenen Saale, und ward hoͤflich empfangen.
Indem er ſich bey ihnen aufhiele, befahl ersfeinen Trompeten, ein Stückchen zu blafen,
welches dem Frauenzimmer ungemein angenehm war. Hierauf gieng er wieder zum Unter⸗
Fönige zurück, und brachte feine Rede zu Ende, Bon da wurde er durch den Hay to nu
in großer Pracht zu dem großen Mandarin Tu tang s) geführt, twelcher der dritte in der
Kegierung [diefer Sandfchaft] war. Allein diefer Stagtsbediente war zufrieden, daß er
Schedeln durch ein Fenſter ſah, und ließ ihn weggehen, ohne daß er ihm die geringfte Höf-
lichkeit in feinem Haufe erwies, fo daß er genoͤthiget war, für eine andere Wohnung für fich
und feine Gefellfchaft zu forgen. E
Der Statthalter und Rath zu Makau bemühte fich nicht allein, um dieſe Unterhand⸗
fung in dee Geburt zu erflicken, den Hay to nu zu beftechen und einzunehmen, fondern
fehickte auch eine formliche Gefandtfchaft nach Kanton, um die Holländer, als ein treulofes
Bolf, und eine Art von Seeräubern, vorzuftellen; welches, da es Feine eigentliche Wohnung
zu Sande hätte, fich zur See fuechtbar gemacht, welches Hay tay mon in der Mündung
des Flufles Kanten wweggenommen, mit dem chinefifhen Seeräuber Koxinga Friede ge:
macht, und ihre Kaufleute geplündert hätte, io aber fich einen Weg nach China machen
wollte. Die Pori, oder Weltreifen zu Kanton, ſchlugen fich auch zu ihnen, und ftellren
- die Holländer als berrügerifche Handelsleute vor,
Der Handel
wird zuges-
fanden und
wiederenfen.
Allein die Unterfönige gaben auf des Hay to nu Borftellung, welchen Schedel ge-
wonnen hatte, zur Antwort; fie hätten, ungeachtet aller dieſer Berichte, eine gute Meynımg
von den Hollandern, und hielten dafür, China würde vielen Bortheil von einer Handlung.
mit ihnen erlangen. Hierauf machten fie ihre Beroilligung einer freyen Handlung ſchriftlich
bekannt, und gaben Schedeln Erlaubniß, eine Factorey aufzurichten 2). So liefen die
Sachen, als ein Abgeordneter von Pefing ankam, der dem Unterfönige Dasjenige widerrierh,
was er gethan hatte. Er führte an, daß, ob er gleich den Fremden einen Hafen zur Hand-
lung zuftehen koͤnnte, fo dürfte er ihnen doch nicht, ohne des Kaifers Einwilligung, einen be—
ftändigen SIE in dem Sande vergönnen. Diefe Vorftellung machte den Unterfönig fo ver-
wirrt, Daß er Schedeln vierh, für dießmal abzureifen; damit der König in Batavia, wie er
fagte,
g) Nach einen von Thevenots Manuferipten, ) Nah andern Sing na mong, Beym
hat eine jede Perfon, bis auf den ſchwarzen Jun- Thevenot, Sigua monab.
gen, eine Tafel mit zwey und dreyßig fübernen 5) Beym Ogilby, Tenztangz beym Thevenot
Schuͤſſeln für ſich. Tou⸗ tang.
XIV Buch I Capitel. 295
fagte, (worunter er den General daſelbſt verſtund) nicht denken möchte, fie wuͤrden zu 1655
Kanton gefangen gehalten, Schedel gieng demnach zweene Tage darauf, mit ziweenen Brie- KTeubof.
fen von den Unterfönigen an den Befehlshaber zu Tay warn, Nikolas Derburgb, unter
Segel. In dieſen Briefen bothen fie dem Befehlshaber ihre Freundſchaft an, und gaben
ihm den Rath, wenn er eine freye Handlung in China zu haben wuͤnſchte, fo möchte er eine
Geſandtſchaft mit reichen Geſchenken an den großen Khan «) ſchicken.
Der hohe Kath zu Batavia fehrieb Hierauf an die Obervorfteher nach Holland, was Wagenere
deswegen zu thun fen; und damit während der Zeit die Sache nicht liegen bliebe, fo fehict- Peru.
ten fie Zacharias Wagenern nach China, mit zwey beladenen Fahrzeugen, dem Schell;
fiſche und Draunfifche. [Ihm war Schedel als Beyftand mirgegeben.] As fie zu
Wang fü x), drey Meilen von Kanton, angelanger waren: fo blieben fie dafelbft drey
Age, ohne jemanden ans Ufer zu fenden. Da fie aber fahen, daß niemand an Bord kam :
ſo ſchickten fie einen von der Gefellfihafe ¶ Schedeln J] ans Sand, der fih an den Hay to nu
wandte, Diefer wies ihn zu dem Tu⸗tang, deſſen Secretär ihm berichtete, die Portu—
gieſen haͤtten einen Brief von Peking an die Herrfchaft zu Kanton erhalten, worinnen fel-
her angedeutet würde, ein wachfames Auge auf die Holländer zu haben, vornehmlich, wenn
fie ohne Gefandten fämen; denn fie wären ein verrätherifches Migenhaftes Bolk, und fie
dürften fich in Peking nicht fehen laffen, aus Furcht, fie möchten in China bekannt werden,
Um eben die Zeie Fam ein Bedienter von Makau mir dem Erfuchen, man möchte die Portugie-
hollaͤndiſchen Schiffe daſelbſt in Beſchlag nehmen, unter dem Vorwande, fie hätten vor- ſiſche Kunfe
dem auf feeräuberifche Art einige Schiffe von ihnen weggenommen. Die Portugiefen be: griffe.
zahlten auch eine ruͤckſtandige Schatzung von vier Jahren, um dadurch vorzubeugen, daß
die Hollaͤnder keine Freyheit zu handeln erhielten. Kurz, Wagener verzweifelte an einem
guten Yusgange, ob ihm gleich die Mächtigen mit guter Hoffnung ſchmeichelten. Unter:
deffen hatten zwey oder drey von des Unterfönigs Fahrzeugen Acht, daß niemand von oder
zu feinem Schiffe gieng. Endlich kam der Boche mit des Tutangs Secretaͤr und zweenen
Mandarinen zurück, mit dem Befehle, die Schiffe follten bis auf eine halbe Meile an die
Stadt kommen ‚ und daſelbſt fo lange liegen bleiben, bis der portugiefifche Bediente wieder
weggegangen ware, Der von der Ankunft der Holländer nichts wiſſen follte. Bey diefer
Gelegenheit wurde Wagener mit verfhiedenen Seltfamkeiten beſchenket, um zu zeigen,
en fie als Freunde aufnähme: es durfte aber niemand yon feiner Gefellfchaft ang
nd gehen,
. Einige Zeit darnach Fam der Hay to nu an Bord, um Wagenern nach Hofe zu Die Abſicht
führen, Indem er fich aber eben zu Pferde fegen wollte, Famen zweene Mandarinen und ſchlägt fehl.
van, was fein Gefchäffte wäre, und ob er einige Schreiben an den großen Khan und
(em utang mitgebracht hätte. Sie ſetzten hinzu: Die Porrugiefen wären Urſache an Dies
gegen verftändniffe; und wenn bie Holländer vor den Unterkoͤnig wollten, fo müßten fie
wäre ni, Senigen , die um ihn wären, ſehr freygebig ſeyn. Wagener antwortete, er
ten Briefe ſonnen, den Unterkoͤnig oder ſeine Hofleute zu beſtechen, daß fie die mitgebrach⸗
nehmen möchten; doch wollte — eine anſehnliche Summe Geldes
g2 F geben,
—* zu Thrvenots Abſchrift nahmen fie von _ D Im Originale Cham, eine verderbte Aus⸗—
heg UF 77807 Kronen ams Zerthe, wels ſprache von Aban oder ar.
ches doppelt ſo viel war, afgg * !
8 fie Eofteten, x) Beym Thevenot, Waughe.
4
7
1655
Neuhof.
256 — Reiſen nach dem Reiche China.
geben, der ihm auf dieſes Jahr eine freye Handlung zu Kanton verſchaffen wuͤrde. Waͤh—
rend dieſer Unterredung Fam der Hay to nu mit dem Vermelden zuruͤck, der Unterkoͤnig
fönnte ihn nicht vor ſich laſſen; er wollte aber feinen Brief leſen. Wagener fandte ihm fol-
chen, und dev Dollmetſcher des Unterfönigs kam bald wieder, ihm zu berichten: die Lirfache,
warum er nicht mit feinem Heren forechen koͤnnen, wäre, weil die Holländer weder Briefe
noch Gefihenfe für den Kaifer mitgebracht hätten, tie es ihnen doch ernftlich empfohlen
worden.
ten
As nun Wagener fah, daß er zu Kanton nichts ausrichten konnte: fo gieng er nach
Batavia zurück. Dieſe Leute ſchaͤmten fich nicht, zehntauſend Tael Silber zu fordern, nur
damit fie dem Unterkoͤnige das Schreiben und die Gefchenfe übergäben, ehe man noch ei-
nige Linterredung wegen des Handels haben koͤnnen )).
Der II Abſchnitt.
Die Geſandtſchaft Peters von Goyer und Jacobs von Keyſer
nach Peking.
Die Geſandten ſegeln von Batavia ab. Stadt terkoͤnigs Feſt. Ordnung dabey. Eine geneigte
Makau. Hafen, Hey ta mon. Sie fommen Antwort von dem Kaiſer. Des alten Unterkoͤ
nach Kanton; werden von einem Mandarin ber nigs Bewirthung. Sie ſchicken ſich zu ihrer
ſucht; muͤſſen wieder an Bord gehen. Des Un: Reiſe nach Peking zu Waller.
Die Geſand⸗ | 9 dem Vorſchlage des Generals Johann Maatzucker und des Raths von Indien,
befahlen Die Vorſteher der oſtindiſchen Compagnie zu Amſterdam, es ſollte eine Ge—
ſandtſchaft von Batavia an den großen Khan geſchickt werden, wozu man die Kaufleute
Peter von Hoyer und Jacob von Keyſer erwaͤhlte. Ihr Gefolge beftund aus vierzehn
Perfonen, namlich zweenen Linterfaufleuten, fechs Seibfhügen, einem Hofmeifter, einem
Wundarzte, zweenen Dollmetfchern, einem Trompeter und einem Trummelfchläger. Sie
nahmen auch noch zweene Kaufleute mit fich, die waͤhrend ihrer Reife nach Pefing den
Handel zu Kanton beforgen follten. Ihre Gefihenfe beftunden in verfchiedenen reichen
Stüchen von Wollenzeuge, feiner Leinewand, verfchiedenen Arten von Spezereyen, Koral-
(en, Kleinen lackirten Käftchen, Fernglaͤſern, Spiegeln, Degen, Zlinten, ederbüfchen,
Harnifhen und dergleichen. Die Abſicht ihrer Geſandtſchaft war, ein feftes Bimdnig
mit dem Kaiſer aufzueichten, und eine freye Handlung für die Holländer durch ſein ganzes
gehen unter
Segel.
Stadt Die:
kan.
Gebiethe zu erhalten.
Den 14ten des Brachmonats im Jahre 1655 giengen fie in zwoen achten unter Se
gel, welche fie erftlich nach Kanton und von da nach Peking bringen ‚follten ;. und an eben
dem Tage des folgenden Heumonats giengen fie bey Ma⸗kau vorben.
Diefe Stadt ift auf einem ſehr hohen Felfen erbauet, und wird allenthalben von der
See umfloffen, außer an der Nordſeite, wo fie durch einen ſchmalen Landſtrich an dem
Eylande Ma-fau hänge, Es iſt dafelbft fein Hafen fir große Schiffe, indem die See nicht -
ief genug dazu iſt. Sie iſt wegen ihrer Stücke berühmt, welche aus chinefifchem und japa-
niſchem Kupfer gegoffen werden. Die Stade ift mit einem Walle umgeben , und wird ges
gen
) Neuhof in Ogilbys China auf der ar imd folgenden Seite,
WO 28.
GEBBORISS pr: STADTEKS opus HAFEN MACAO
$ von’ 2400 Loifen.
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| XIV Buch I Sapitel, 237
gen das fand zu von zweyen Caftellen vertheidigt, welche auf einer Eleinen Höhe erbaut find.
Sie hat den Namen von Ama, einem ehemaligen Bögen dafelbft, und Bau, welches im.
Chineſiſchen eine ſichere Herberge heißt.
Nachdem diefer wuͤſte Dre den Portugiefen überlaffen worden, eine Stadt darauf zu
bauen ; fo wurde folche bald eine blühende Stadt, und der größte Markt in Alien. Sie
haben die Freyheit, zweymal im Jahre zu Kanton zu handeln, Man findet in ihren Büchern
aufgezeichnet, daß, als der Handel daſelbſt noch geblüher, fie über dreyhundert Kiſten mie
allerhand Seidenwaaren, hundert und funfzig Stück in jedem; jiventaufend fünfhundert
Klumpen Goldes, deren jeder dreyzehn Unzen gewogen ; achtBundert Pfund Mufcus, außer
einer großen Menge von Golddrat, teinewand, roher Seide, koſtbaren Steinen, Perlen
und dergleichen ausgeführet.
Den ı8ten warfen fie Anker in dem Hafen Hey ta mon, einem ungemein angeneh-
men Orte, der zur Handlung fehr bequem iſt. So gleich Fam eine Barfe voller Soldaten
in des Statthalters Namen an Bord, um fich nach. der Urfache ihrer Ankunft zu erfundis
gen. Die Abgefandten ſchickten ihren Secretär Heinrich Baron ab, um ihnen mündlic)
Bericht davon zu-erftatten. Er wurde in des Statthalters Schlafzimmer geführet, der,
ihn fehr höflich. aufnahm : er fragte ihn aber, wie die Holländer wieder hieher kommen dürf-
ten, und ob ihnen nicht verbothen wäre, nach Kanton zu kommen.
Sechs Tage nachher kamen ziweene Mandarinen aus der Stadt dahin, um der Ge⸗
ſandten Beglaubigungsfchreiben an zu fehen, und holten fie deswegen nach des Statthal-
ters Behauſung, bey dem Flecken Lam me, den Fluß etwas höher hinauf. Der Statt⸗
halter faß zwifchen den beyden Mandarinen, telche von den Soldaten bewacht wurden.
Sie wurden fehr höflich aufgenommen, und nachdem fie ihre Deglaubigungsfchreiben etwas
vom meiten gezeiger, fo wurden ihnen Stühle gefeger, fich niederzulaffen.
Den 2gften Fam ein neuer Haytau 2) und ein Viceadmiral, fie nach Kanton zu fuͤh⸗
ren. Die Gefandten giengen auf ihr Erſuchen wieder ans Ufer, und murden zu einem Goͤ⸗
gentempel geführet, wo fie auf die geroöhnliche Art aufgenommen wurden, und ihre Beglau-
bigungsfehreiben auf der Tafel ausbreiteen. Darauf ließ der Haytau verfihiedene Fragen
wegen ihrer Reife, der Schiffe, ihrer Briefe und Öefchenfe an fie ergeben. Er wunderte
fi), daß fie fein Schreiben an ven Tutang von Kanton hätten, und daß das anden Kai-
fer fo bloß und fehlecht wäre; wobey fie ihnen zu verfichen gaben, es müßte in einem gelde-
wen Beutel oder einer folchen Büchfe getragen werden. Bey ihrem Abfihiede verfprachen
die Bepollmächtigten, fie wollten den folgenden Tag an Bord Fommen, und die Geſchenke
empfangen. r
a S efem zu Folge, kamen fie in einer zahlreichen Begleitung von Schiffen ‚ welche mie
Simpeln gesieret waren, und führten die Gefandten nebft ihrem Secretär und vier andern
in einem yon ihren Fahrzeugen nach Kanton. Als fie daſelbſt angelangt waren: fo gieng
Der Paytay und Bicadmival in die Stadt, ohne ein Wort mit ihnen zu veden. Nachdem
—— — Stunden an dem Thore gewartet hatten: fo wurden fie zu dem Unterfö-
felbft — Und nach der Wohnung gefuͤhret, welche Schedel vordem gehabt hatte. Da-
)en fie von dem Stadtmarfihalle bedienet.
93 Den
9
D Oder Hay to nur, das iſt, Admiral oder Seeoberſter.
x
1655
Neuhof.
——
Hafen Hey
ta mon.
Kommen zu
Kanton an.
2:8 Seifen nach dem Meiche China.
1655 Den zʒiſten wurden fie von dem Pur tfyen fin, bes Kaiſers Schagmeifter, befücher,
Kreubof. welcher die vierte Stimme in der Stadt harte. Hier wurden fie von neuem befragt, als,
— wie lange ſie verheirathet waͤren, wie ſie hießen und was ſie bedienten, ob das Schreiben
einem Man; an den Kaiſer nicht auf beſſerm Papiere geſchrieben waͤre, als das an den Unterfönig; wie
darin beſucht. Ihe Fürft und König bieße? und dergleichen. Es ſchien ihnen die fhlechte Art ihrer Be-
glaubigungsfchreiben zu. migfallen, und fie fragten, ob der Prinz und die Regierung von
Holland Eeinen Stempel und fein Siegel für ihre Briefe hätten. Auf das Anfuchen der
Geſandten, daß fie bey den Anterfönigen doch möchten zum Gehör gelaffen werden und Er-
laubniß erhalten, nach Pe⸗king zu gehen, wurde ‚geantwortet, fie Fönnten bey niemanden
in Kanton Gehör haben, bevor eine Antwort auf das Schreiben vom Hofe zurück kaͤme.
Dem ungeachtet verfprachen die Unterfönige, fie zu befuchen.
Den ten Auguft wurde das Gefolge det Geſandten in Der Jacht von bier großen Krie⸗
gesfchiffen der Unterfönige den Fluß binauf gefuͤhret. Die Ufer waren voller volkreicher
Sehen wies Flecken und fruchtbaren Felder. Als fie den aten vor der Geſandten Wohnung zu Kanton
deran Bord. kamen: fo wurden fie genoͤthiget, wieder an Bord zu gehen, unter dem Vorwande, es
dürften fich dafeldft Feine Gefandten, die an den Kaiſer giengen, ohne ausdrüclichen Befehl
aufhalten, und es Fünnfen die Statthalter bey feiner Majeftät nicht dafür fiehen, im
Falle ihnen einiger Zufall am Ufer begegnen ſollte. Zweene Mandarinen brachten auch die
offenen Beglaubigungsfehreiben und fagten, die Unterfönige dürften folche nicht eher anneh—
men, als bis fie Nachricht von Peking erhalten hätten 4).
Nachdem fich die Gefandten drey Wochen lang am Borde aufgehalten : fo erhielten
fie Erlaubniß, mit ihrem Gefolge zu fanden, und ihre vorige Wohnung zu beziehen: doch
erlaubte ihnen ihre Wache nicht, auszugehen.
Zweene Tage nachher Fam ein Mandarin von dem Umterfönige, ihnen zu benachrich-
figen, daß wenn fie ihren Zweck erreichen wollten, fie dem Faiferlichen Rathe zu Pefing
nicht weniger, denn dreyhundert Tael Silber, geben koͤnnten. Die Geſandten antwworteten,
wenn ihre Gefchäffte nicht anders, als Durch Beftechungen, koͤnnten ausgerichtet werden, fo
wiirde es beffer für fie feyn, wiederum abzureifen; und da fie fahen, daß, nachdem fie hun:
dert und fünf und dreyßig Tael geborhen, eben die Forderung noch täglich wiederholet wur:
de: fo fingen fie an, ihre Güter wiederum an Bord zu ſchicken, um wegzugehen. Die Un-
terfönige ließen ihnen Darauf melden, fie dürften nicht eher weg, als bis weitere Nachricht
von Peking eingelaufen, und erhielten eine Berfchreibung von hundert und ſechs und drey-
Gaſtmahl der ßig Tael; worauf fie den roten des Herbſtmonats die Gefandten zu einem prächtigen Gaſt⸗
uUnterkoͤnige. mahle, in einem offnen und freyen Plage, nicht weit von ihrer Wohnung einfuden. Es
waren dafelbft zehn prächtige Gezelte deswegen aufgerichtet. Der Unterfönige ihres ſtund
in der Mitte; an der Linken deffelben ftund der Gefandten ihres und an der Rechten das für
die Muſik. Die Gefandten wurden in großer Pracht von ihrem Gezelte von jiveenen Man⸗
darinen vor der Geſandten ihres geführer, und nach einigen Hoͤflichkeitsbezeugungen wieder
zurück gebracht.
Ordnung Während der Zeit kam des alten Unterkoͤnigs Hofmeifter, in einem himmelblauen fei-
dabey. denen und mit goldenen und ſilbernen Drachen geſtickten Kleide und einer großen korallenen
Kette
a) Neuhof in Ogilbys China auf der. 26 und folgenden Seite,
=
XIV Buch Capitel. | 239
Kette um feinen Hals, tvelches die Kleidung der Mandarinen if, durch das Gedraͤnge des
Volks, und befahl ziveenen von feinen Dienern, bie Speifen anzurichten.
Es wurde alfo eine Tafel mit veichen Tifchtüchern für die Umterfönige, eine andere für
den Tufang, und die dritte für Die Gefandfen belegt. Eine jede wurde mit vierzig kleinen
Schüffeln befest, und mic Eöftlichen und lecterhaften Speifen, und mit vielem Zuckerwerke
angefuͤllt. Nachdem die Unterkoͤnige ihre Geſundheit in Thee getrunken hatten: fo bath
der Hofmeiſter, ihnen Beſcheid zu thum. Sie waren ſehr fuftig, trunfen den Gefandten zu,
entſchuldigten fich wegen des Aufhalts, und fragten nach verfchiedenen Sachen, welche Hol
land angiengen, Mitten über der Tafel trunfen die Gefandten ihre Gefundheit in einem
Glafe fpanifchen Wein, toelcher ihnen fo gut ſchmeckte, daß fie ihren Samson daflır ſte⸗
ben ließen, welcher aus Neiße gemacht ift, und feinem europäifchen Weine etwas nachgiebt.
Ueber der Tafel wurden fie mit Bocal- und Snfteumentalmufif befuftiger, Es gieng alles
fo ſtill, und in fo guter Ordnung, als in einem Privarhaufe, zu. Der Unterfönige Kinder
. jeigten, daß fie fehr anftändig erzogen worden, Ein wenig vorher, ehe die Tafel aufge-
hoben wurde, ftunden fie auf, und als ſie bey ihrer Vaͤter Zelt vorbey giengen, fielen ſie
J
auf ihre Knie und beugten ſich mit ihrem Gefichte dreymal zur Erben.
1655
Neuhof.
—
Nach einem vier- oder fuͤnfmonatlichen Verzuge kamen des Kaiſers Antroorten auf des Antwort von
Tutangs zwey Schreiben. Mach Inhalte der erften wurde den Gefandten nur erlaubet, dem Kaifer.
mit einem Fleinen Gefolge und vier Dollmerfchern am Hofe zu erfcheinen, wegen des Han-
dels Unterredung zu pflegen + nach) der zweyten aber geruhten Seine Majeftät den Hollän-
dern einen freyen Handel zuzugeftehen, und erwarteten die Ankunft der Gefandten, ihr für
diefe Gnade Danf zu fügen. €
Den zten des Wintermönats kam der Tutang von Heriju 5) mie verfchiedenen Fahr⸗
zeugen in großer Pracht, bloß die Gefandten auf eine Höfliche Art zu befuchen. Den zoften .
des Chriſtmonats gieng der junge Unterfönig mit einem großen Heere zu Waffer ab, um
in der Landfchaft Quang fi einen Aufruhr zu flilfen. Kor ee Abreile 308 in feine Zau⸗
berer zu Rathe, welche ihm meldeten, fein Unternehmen wuͤrde unglücklich ablaufen. Allein,
da es ganz anders ausfiel: fo zerſtoͤhrte er bey feiner Zuruͤckkunſt ihre Tempel und Gögen
an ihrer Statt, da fie ſelbſt entflohen waren. Diefe Umterfönige waren feine Bertdand-
ten, fondern Freunde, die in Pefing erzogen worden; von da fie, als ihre Bäter von dens
*
letzten chineſiſchen Kaiſer hingerichtet worden, — geflohen, welches damals
eben von dem großen Khan angefallen worden,
and, und wurden zu der Würde erhoben, welche fie gegenwärtig befaßen.
Nachdem die Gefandten von dem alten Unterkoͤnige Abfchied genommen, und feinen Paß
Dalten hatten: fo Ind er fieden27ften des Hornungs zur Tafel in feinem Pallaſte, deſſen Gal⸗
— Hoͤfe und Saͤle mit Gemälden, feidenen Tapeten und Borhängen reichlich ausgeſchmuͤckt
A —— der Tafel, welche prächtig beſchickt war, ſcherzte er mit ſeinen Kindern, deren
dem Hofe Bo olimerfcher fagte, fechs und funfzig hatte, Den folgenden Tag wurden fie an
wurde Me ein Jungen Unterkoͤnigs bewirthet, ob er gleich abweſend war. Diefes Gaftmahl
Tyger und ohie Luſtſpiele begleitet, welches aus Perſonen beſtund, die in Geſtalt der Loͤwen,
erer wilden Thiere tanzten. Des Fuͤrſten Mutter erſchien oft an einem Fen:
5) Dieſer gu fer
r Name muß falſch ſeyn, weil in den chineſtſchen Worten Fein x if,
je wandten ſich zu demfelben um Bey—
Des alten
Unterfönige
Gaſtmahl.
240 Reiſen nach dem Reiche China.
1656 . fier in dem Zimmer, um Die Geſellſchaft zu ſehen. Sie war nad) fartarifcher Art präch-
STeubof. tig gekleidet, von mittler Größe, ſchlank, von braͤunlicher Farbe und freundlichen Geber—
—— pen. Bey ihrem Eintritte fanden fie einen prächtig gemalten Stuhl für Seine Majeftär,
dem fie aus Ehreibiethung gegen Ihn ihre Höflichkeitsbezeugungen erwieſen.
Zuruͤſtung Weil die Geſandten ihre Reiſe nach Peling zu Waffer hun mußten: fo mietheten fie
zur Reiſe. ein großes Schiff für fich ſelbſt. Außerdem wurden ihnen auf des Kaifers Unkoſten noch
fünfzig ©) werfihafft, welche ihr Gerärhe und ihe Gefolge führen ſollten. Die Aufſicht über
diefe Flotte wurde von. dem Tutang dem Pinxenton d) gegeben, welchen noch zweene
andere Mandarinen zugefellet waren. Außer den Bootsleuten und Ruderern befand fich
auch eine ziemliche Anzahl Soldaten, unter der Anführung zwoer anfehnlichen Perſonen, am
Borde. So bald die Geſandten zu Schiffe gegangen waren, ließen fie des Prinzen Wil⸗
belm von Naſſau Flagge aufſtecken, und Poftbothen an die Obrigkeiten der naͤchſten
Staͤdte unterwegens abſchicken, mit der Nachricht von ihrer Annaͤherung, und den Befeh⸗
len, fie aufzunehmen e).
Der IT Abſchnitt.
Reiſe der Geſandten von Kanton nad Nan gan fu in Der Landſchaft
Kyang fi, j
Sie verlaffen Kanten. San ſchwi hyen. Chine⸗ kopfshuͤgel. Nan hyong fu. Güter werden
ſiſches Elend unter den Zartarn, San iwin hier nicht durchſucht. Der Statthalter bewir⸗
oder ywen Erſchreckliches Gebirge, Im ta thet die Geſandten. Das Sebirge Mu: lin.
hyen. Stade Mong leh. Scham chem fü. Sie kommen nach Man gan fur in Kyang fi,
Suzit, ein chinefifcher Heiliger. Fünf Pferde⸗
Sieverlaffen Den ızten März verließen fie Kanton, und wurden auf dem großen Fluſſe Tay, dicht
Kanton. an der Stadt ‚welche eine fehr ſchoͤne Ausfiche machte, hinaufgerudert, Die Eleinen
Städte, deren zwifchen Peking und Kanton eine geoße Anzahl ift, bewillkommten fie mit
ihrem Gefhüge, wenn fie vorbenfuhren. Mach einiger Zeit liefen fie in den Zin ein, der
son den Fremden der europälfche Strom genannt wird. Gegen Abend kamen fie zu
dem Flecken Sa bu, ungefähr fechs Meilen /) von Kanton. Das Erdreich ift fehr frucht-
bar, und der Dir, ob er gleic) meiftentheils von Bauren und Seidenwebern bewohnt wird,
hat viele gute Gebaͤude.
Schan ſchwi Den roten erreichten fie Schan ſchwi g), die eilfte Eleine Stade unter Kanton, und
hyen- ungefähr zwanzig Meilen Davon entfernt, —
Sie ſteht [auf eine Seemeile weit] von dem Fluffe 4), an der vechten Seite, in einen
fehr angenehmen Thale, Sie ift nicht fehr groß, war aber vordem vs volfreich, und
trieb große Handlung. Der Rath des Ortes ließ das Ufer des Fluſſes Mit einer Reihe Sol:
daten befegen, um die Geſandten zu empfangen, und ſchickte ihnen einige wenige Geſchenke
, . für
©) Carpentier hat auch funfzig, Thevenot aber drey und eine halke engliſche beträgt.
nur fünfe, nt g) Zu der Jeſuiten Karte von Quang tong:
d) Beym Thevenot, Ping fen so mon. San fbwi hyen. Beym Ogilbyh Kan tung:
e) Kreubof in Bgilbys China auf der 39 und nachher Kan Xui , das ift, Shan fbwi; und
folgenden Seite. beym Thevenot Kan tſui.
Dies find hoilaͤndiſche Meilen, deren jede 4 Dieler Fluß heißt in der Karte der, Jefuiten
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für ihre Tafel, Meil fie aber vernahmen, daß folches nicht der zehnte Theil von demjeni- 1656
gen War, mas dem Kaifer deswegen berechnet würde: fo hielten ſie es für varhfam, ihre Lreubof.
Hoflchkeit ſowohl hier, als an andern Orten, auszuſchlagen. Hier erfriſchten fie ſich in ei-
nen Zelte, wor welchem die Tartarn mit vieler Geſchicklichkeit ihre Waffenübungen mad;-
get „Einer von ihnen ſchoß einen Pfeil dreymal durch das Ziel, welches nur vier Zoll breit
ad fuͤnf und dreyßig Schritte eig dayon war, wofür er mit einem kleinen Stüde Geld .
helohnet wurde.
Der Seeretaͤr des Unterkoͤnigs, der fie bis dahin begleitet Harte, n ahm allhier Urlaub Elend ver
von iſn en , UND gieng wieder nad) Kanton zurick, nachdem er den Abend vorher herrlich Chineſen.
at bewirthet worden. Sie giengen ſehr langſam weiter, und wurden wider den engen
Seo mit vieler Beſchwerlichkeit von den armen Chineſen hinaufgezogen, welche die Tar-
got berufen ihre Boote zu ziehen. Sie glitſchen in den ſchmalen Fußſteigen oft aus und
aſaufen und wenn einer matt und müde wird: fo iſt gleich ein anderer hinter ihm, der
nicht aufbdret, ihn zu prügem, big er anzieht ober ſtirbt. Doch werden fie von Zeit zu
Den 2ıften um Mitternacht kamen fie nad) San⸗ ivin 2), ungefähr vierzig Meilen San inin
von Schen ſchwi. Die obrigkeitlichen Perſonen der Stadt kamen ihnen entgegen. Sie iſt oder ywen.
ige nicht groß, war aber pordem ftarf und volfreich, ehe Die Tartarn fie zerftöhrer,
Hier wurde der Fluß von denen Bächen fehr fehnell, die von dem Gebirge Sang Erſchreckli⸗
wan hab , dem hoͤchſten und rauheſten Gebirge in ganz China, herabfallen. Seine chesGebirge.
pielen Spitzen find in Wolken verhuͤllet, welche den Weg unten dunfel und finfter machen.
An der Seite, dicht an dem Fluſſe, fteht ein wunderkuͤnſtlicher Gögentempel Eoftbar
ausgeputzt, zu welchem fie auf Stufen hinauffteigen, ihre Opfer zu thun. Sie brachten
drey Tage zu, ehe fie Diefes abſcheuliche Gebirge verlaffen Fonnten, wo fie nur einen ein- '
einen Flecken, Quan ton Iow genannt, ſahen. An einigen Orten zwifchen den Hügeln
fiegen angenehme Kornfelder 7), hevenors Abfchrift m) feger hinzu: Sang win thap
peige der fliegende Berg, wegen eines ißt zerftörten Tempels ‚ der in einer Nache von
einem Orte gegen Norden hieher gebracht worden,
Den 24ften kamen fie nach In⸗ta ”). Diefe Fleine Stadt liege fehe anmuthig in Inta hyen.
einem Winkel an dem Fluſſe zur vechten oder an der Weſtſeite, über dem Gebirge ER
war hab. Ihre Wäre find Hoch und piemlich flasf ; die Haufer und Tempel find fchön.
Sie war vormals fehr anfehnlich und vollreich fie hatte eine ei
zeuge wider den gewaleigen Strom biefes Fluſſes. An der Mündung et
erfeheint ein fehr artiger hoher Thurm. Das Fahrzeug der Geſandten war hier in großer
Gefahr, indem es durch Die Gewalt des Stromes an eine blinde unter dem Waffer liegende
Kippe getrieben wurde:
Den
Peztyang oder der FTordftrom zum Unterfhiede 2) Neuhof wie oben a. d. 47 u. f. Seite.
gem oftlihen und weftlichen Fiuffe. m) Man fehe die Beſchreibung ihres genonmes
ven So fteht es beym Thevenot. Beym Bgilby nen Weges A 3 — ee a
heißt es: San yvun; in der Karte der Sefniten #) Dber In⸗te byen, in der Karte der Jeſut⸗
aber Tung ywen byen. 5 ten. Beym Ogilby In tag; und beym Theve⸗
A) Beym Thevenot Sang wim thap. not, Instach.
Allgem, Reifebefchr. V Band, Hh
24% Reifen nach dem Reiche China.
2656 Denfolgenden Tag befamen fie den wundernswuͤrdigen Tempel von Konianſtam zu
Freubof- Gefihte, welcher in fo großer Ehrerbiethung fteße, als ver von Sang wan hab. Er
fteht an der Seite des Fluffes in einem einfamen gebirgichten Lande. Der Weg zu demfel-
ben geht erftlich durch fteinerne Treppen, und alsdann durch finftere Wege. Nachdem die
Ehinefen ihre Andacht verrichtet hatten, fo befuchten Die Gefandten folchen,
Stadt Den arften erreichten fie Wong lep, welches eine ſehr angenehme Ausficht in der
Mong ley. Ferne mache. Man fleige von der Waflerfeite auf fehr fhönen fteinernen Treppen zu dem
Stadtthore. Die Wälle find hoch und mit Eleinen Bollwerken und Wachthuͤrmen befeftiget.
Den 28ften in der Mache erhob fich ein erfehreckliches Imgewicter mie Donnern und
Blitzen. Biele Schiffe feheiterten. Einige verlohren ihre Maften mit allem ihren Tafel- und
Tauwerke; andere wurden ans Ufer getrieben und zertruͤmmert, und affe ihre Seute erſoffen.
Scan ehew. Den 29ften kamen fie mit der übrigen Flotte vor Schau chew 0), der zweyten Stadt
im dieſer Provinz. Sie liege ungefähr dreyßig Meilen von In⸗ta, in einem Winkel an
der Weſtſeite des Fluſſes. “Die age und der fichere Hafen machen, daß der Ort flarke
Handlung treibt.
Diefe Stadt wird an der Weftfelte von Hohen und anmuthigen Huͤgeln eingefehloffen,
und an der andern Seite hat fie eine fehr volfreiche und wohlgebaute Vorſtadt. Mitten
im Waſſer ſteht ein wundernswuͤrdiger Thurm auf einem Fleinen Felſen. Um denfelben iſt
ein ziemlich guter Wall, der aber itzt zerſtoͤhrt liegt, jedoch von feinem vorigen Anſehen zeuget.
Gegen Suͤden wird dieſer Fluß Si an und zuweilen St ho p) genannt. Er wird
von den Flüffen Chin und Vau gemacht, welche unmeit diefer Stadt zufammenfließen, und
einen heftigen Strom über den blinden Klippen machen, welcher für die Fahrzeuge gefährlich
iſt, ungeachtet zu. deren Befchügung ein Goͤtzentempel an der Waflerfeite erbauet roorden.. -
Luzn ein chi· ¶ Auf dem Berge Maw woha, nahe bey einem lieblichen Thale, fteht ein Kloſter mit
nefifher-Kei: einen geraumigen Tempel, Es ift folches von Lu⸗zu, einem berühmten Heiligen, erbauet
liger· worden, welcher feine ganze Lebenszeit damit zugebracht, daß er fin die Mönche Reiß ge:
mahlen und geſiebet, und Tag und Nacht eiferne Retten an feinem bloßen Seibe getragen
bat. Dieſe machten Löcher in feinem Fleiſche, welche, weil fie nicht verbunden wurden,
faulten, und ganze Mefter voll Wuͤrmer zeugten. Lirszu wollte aber folche nicht daraus
wegkommen laſſen, fondern wenn einer davon bevausfiel,, fo nahm er ihn wieder auf und
fagte: Aaft du nicht noch genug zu freffen übrig? warum. verlöffeft du denn mei⸗
nen Leib, wo du dich doch mir Dergnügen naͤhren Eannft? .
Die Gefandten fchlugen ihre Gezelte dicht an den Mauern auf, wo der Rath und der
Statthalter ihnen. verfchiedene Geſchenke für ihre Tafel brachten. Weil folche nun nicht auf
bes Kaifers Nechnung giengen: fo wurden fie angenommen, und. bie Perfonen felbft herr⸗
lich bewirthet.
Die fünf Den folgenden Morgen fehr früh brachen fie auf und kamen an ein Gebirge, twelches
Pferdekoͤpfe. die Tartarn, feiner ſeltſamen Geftalt wegen, die fünf Pferdeföpfe nennen. Auf den
Gipfeln diefer Berge, welche mie Wolfen bedeckt waren, und unerſteiglich zu ſeyn fehienen,
ftunden verfchiedene ſeltſame Gebaͤude, deren einige noch ganz, andere aber verfallen wa:
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0) Beym Sgilby: Kaoz chen; beym Thevenet PI Beym Ogilby: Scian md Säo,
etwas nneichtigers St chem: M Beſſer Swi hyen.
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XV Buch I Kapitel, 7 243
ten. Gleich hinter diefem Gebirge waren fie zwiſchen andern Felfen und fteifen Klippen, 1656
die fünf bäßlichen, Teufel genannt in großer Gefahr, indem der Fluß voller zertruͤm⸗ Neuhof.
merten Schiffe war, die unter dem Waſſer lagen. Endlich erreichten fie Suxyt/ jeen a
wo bie Berge, welche mit veigenden. Thälern abwechfelten, längft dem Fluſſe in eben go.
vieler Ordnung ſtunden, als wenn fie von der Kunſt dahin geſetzt worden wären, Die Gi-
pfel derfelben machten eine erftaunliche Ausſicht.
Den 4ten April Eamen fie nach Nam hung 7), der dritten Hauptſtadt von Ouang au
song und der Graͤnzſtadt an diefer Seite. ie liegt auf vierzig Meilen von Schau fu.
chew, iſt fehr groß und wohl gelegen, mit Mauern und Bollwerken-befeftiger, -Sie wird
durch den Fluß getheilet, über welchen eine Brücke geſchlagen if. Sie ift voller Goͤtzen⸗
tempel und prächtigen Gebäude, Hier iſt auch ein Zollhaus, wo man alle ein- und ausge Die Güter
hende Waaren dem Kaifer verzollen muß, Doch werden die Waaren nicht umgeftöhret oder bier
durchſuchet, fondern man nimmt das Berzeichniß von der Ladung aufdes Kaufmanns Wore, hibht durch⸗
ſuchet.
Daſelbſt iſt der beſte Thon in ganz China, Porcelan daraus zumachen. Nicht weit
don bier iſt ein Fluß, Me kyang oder Dintenfluch genannt, weil er ganz ſchwarz iſt. Die
ſche daraus, weiche gemeiniglich ſehr weiß find, werden fehr hoch gehalten,
Die Geſandten giengen bey ihrer Ankunft fogleich ans. Ufer. Der Statthalter und der
Rath fandten ihnen-ein Dewillfommungsfihreiben , und nicht lange darnach kamen fie fetbft,
und wurden. herrlich bewirthet. Den folgenden Tag gab der Statthalter den Hollaͤndern Des Statt;
ein prächtiges Mahl. Er und der Kath faßen alle an der einen Seite der Tafel, damit die Halters
Schuͤſſein ohne die Geſellſchaft zu ſtoͤhren, konnten weggenommen werden, Sie wurden Mail.
nicht alfe auf einmal aufgetragen, mie fonft bey. den Chinefen gewoͤhnlich iſt, fondern nur
300 auf einmal für jede Perſon, in ferhjehn Gängen. Als die Tafel aufgehoben wurde,
legte jeder Gaft ein Stuͤck Geld zu des Starthalterg Füßen, welches unter die Mufifanten
und Aufwaͤrter füllte ausgerheiler werden. Die Geſandten beſchenkten fie mic fechs Taei
Silber, und einigen feidenen Zeugen, welche der Statthalter zuerft ausſchlug, bernach
aber doch annahm,
Zu Nan byong verließen fie ihre Fahrzeuge, um zu Sande nach Nan gan,de _
nächften Stadt auf ihrem Wege, zu gehen: allein die Hohen Berge und fleilen Hügel mach- Gebirge
ten die Reife fehr befchwerlich. Das Gebirge Mu glin s), welches unter allen am beſchwer⸗ Mu⸗ lin.
lichſten zu uͤberſteigen war, wurde yon einem der daſigen Statthalter auf ſeine eigenen Ko⸗
ſten eben gemacht, ſo daß man itzo bequem daruͤber reiſen kann. Dieſer Urſache wegen
richteten die Einwohner ihm zu Ehren einen praͤchtigen Tempel auf. Sie wurden in Saͤnf⸗
ten von Pferden uͤbers Gebirge getragen, und hatten zur Beſchuͤtzung wider die Raͤuber,
welche den Weg unſicher machen, eine Wache von hundert und funfzig Soldaten bey ſich,
welche nebſt denen, die ihre Guͤter trugen, einen Haufen wenigſtens von fechshundert
Mann ausmachten, |
Die Gefandten hielten fich bie erfte Nacht auf den Gebivgen in dem Flecken Su fan
auf, welches auf dem halben Wege lag, und defien Einwohner aus Furcht vor ihnen
geflohen waren, dar
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s) Beym Thevenot, Nam heung; bey dene Sefuiten: i Mu li
ſuiten: Nan hyong und Yan en Bey den Jeſuiten: Me Lin und Mu lin.
[2
7
244 Reifen nach dern Neiche China. ;
1656 Den folgenden Tag gegen Mittag Famen fie zu einem ſchmalen Gebirge, welches die -
Neuhof. Provinzen Ouan tong und Kyang fi von einander abfondert. "Es war mit verfchiede-
Sie karımen ‚ten ſchoͤnen Gögentempeln geſchmuͤckt; und ob es wohl nicht beffer, als eine Wildniß war,
noch Nan fo wurde es dennoch Durch feine Wälder und Thäler fehr angenehm gemacht. : Gegen Abend
gan. kamen fie nach Nan gan, der dreyzehnten Stadt vom erſten Range 2) in Kyang fi =).
Der WAbſchnitt. i
Ihre Reife zu Waſſer von Nan gan fu bis an die Graͤnzen der
Provinz Kyang nan oder Nanking.
Aufnahme der Geſandten zu Nan ganfu. Großer Kya kyang hyen. Das Gebirge Mung. Fung
Handel daſelbſt. Ein Strudel in dem Fluſſe. ching hyen. Nan chang fu. Des Tutangs
Man fang hyen. Kan chew fu. Ein großer Höflichkeit. Beſchreibung der Stadt. Beruͤhmter
Tu tang. Beſchreibung der Stadt. Beruͤhm⸗ Tempel. Das philoſophiſche Elixir. + ſhen
ter Tempel. Die Stadt Van ta gan. Lin hyen Poreellan. Ran kang ſu. Tempel und
ge iven, Pek fine. Tay ko hyen. Kin un Kloͤſter Hu kew hyen. Peug fe hyen Chine⸗
gam fü. Gefährliche Klippen. Kye ſchwi hyen. ſiſcher Aberglaube,
Aufnahme zu As die Geſandten zu Nan gan anfamen : fo ließ fie der Statthalter an dem Stadtthore
Dan gan fu. bewillkommen, und beſuchte ſie mir einigen Perfonen vom Stande in ihrer Wohnung,
Er ſchickte ihnen auch gleichfalls ein ſchoͤnes Abendmahl auf Koften ver Stade, deren vor-
nehmfte Einwohner oftmals fie zu fehen kamen.
Da der Commiſſarius, welcher fie bier mit Booten verfehen follte, folche nicht fo bald
aufbringen konnte, als er es wohl wünfchte: fo fuhr ihn der Pinxenton deswegen mit bit-
‚teen Worten an, die ihm dergeftale zu Herzen giengen, daß er fein Meffer herauszog und
fich würde erſtochen haben, wenn ihn nicht einer von des Mandarins Bedienten darin
verhindert hätte, et ——
Die Gegend um dieſe Stadt iſt ſehr angenehm und fruchtbar, mit Huͤgeln umgeben,
wovon einer, wegen feiner Anmuthigkeit Sthoa x), das ift: der Ort des Vergnuͤgens
genannt wird. fl 1; Fur .
Srofer Han⸗ Diefe Stadt wird durch einen Arm des Fluffes Chang. gleich getheilt, welcher fie zu
del. einem großen Handelsplatze macher, indem alle Kaufwaaren, die nach Quan tong und
andern benachbarten Dertern geben follen, hier ausgeladen werden müffen.
Der fübliche Theil diefer Stade ift wohlgebaut und volkreich, koͤmmt aber Kan
bung an Größe und Stärfe nicht bey; ob gleich die Tartarn ſolchen mehr verfchoner, und
verbothen haben, Feine Fabriken zu zerftöhren, die nur von einiger Achtung geivefen. An
der Nordfeite ift ein Goͤtzentempel, der erſtaunlich veich und fehr artig angelegt ift, Die Ge⸗
fandten hielten fich hier vier Tage auf. di
EinStrudel. Der Fluß Ran fließt bier fo fehnell, als ein Pfeil vom Bogen fliege, und iſt voller
en Baͤnke, Klippen und Untiefen, fo daß ihre Schiffe, ob fie gleich den Strom hinunter gien-
gen, oft in Gefahr waren. Auf dieſem Wege gerierh die Barfe, worinnen einer von den
Gefandten mit den Geſchenken an ven großen Khan war, in einen Strudel, und e8 wurde
j fo
2) Es giebt daſelbſt dreyerley Hang von Städten. Hyen ; welches letzte Wort wie eine Sylbe ausgeſpro⸗
Die erſten Su; die zweyten Chero; und die dritten chen werden muß deñ fo find alle ehinefifche Worteb.
KIV Buch J Capitel. 245
fo lange rund herum gedrehet, bis es endlich auf den Grund fief: es konnte auch nicht eher 1656
nieder davon abgebracht werden, als bis fie es ausgeladen hatten, Die Mandarinen be⸗ Neuhof.
fahlen, daß die Bootsknechte und der Steuermann, wegen ihrer Nachläßigfeit, mit einen
- u Peitſche ernſtlich ſollten beftraft werden: doc) Die Gefandten bathen für
den legtern, "
Den ı4ten giengen fie bey der Eleinen Stadt Nankang, an der linfen Seite des anfang
Fluſſes Chang vorbey. - Sie ift viereckigt mit einer ſtarken Mauer von fünf und zwanzig hyen.
Fuß hoch eingeſchloſſen. Sie hat vier Thore ungefähr eine Vierthelſtunde von einander, St
dem tartarifchen Kriege wurde fie gänzlich zerftöhret, und ihre Handlung verderbt. Sie
landeten hier bey ihrer Zurückfunft. An der Flußfeite ſteht ein Hoher, ſtarker und mohlge:
bauter Thum, In der Straße von dem Südthore iſt des Statthalters Pallaft und an
> Ende derfelben ‚ein ſchoͤner Triumphbogen, welchen die Tartarn noch unverleßt ſte⸗
en laſſen. iur
Den isten famen fie nach Ran chew, der zwölften Stadt vom erften Range in Kan chew
Kiang fi, und wurden von einigen großen Mandarinen im Namen der Obrigkeit bes fün
Dres am Borde beſuchet. Die Gefandsen befuchten auf dem Rücwege den großen Tu, Ein großer
tang diefer Stadt, der fie mit auferordentlicher Höflichkeit aufnahm, und fie in fein befon- Tutang.
deres Zimmer führte, wo fie ihm zur Hechten figen mußten. Diefer Staatsbediente hatte
über die Sandfihaften Kiang fi, So kyen, Hu quang und Duan tung zu befehlen, und
war folglich nicht viel geringer, als ein Unterkoͤnig.
Die Gefandten bothen ihm einige Geſchenke an: allein er ſchlug fie höflich aus und
fagte, er weigerte fich nicht aus einer chinefifchen Berftellung , folche anzunehmen, fondern
bloß um die Gewohnheit ihres Landes zu beobachten, da man von feinem Fremden einige
Geſchenke anzunehmen pflegte, bevor fie an dem Eaiferlichen Hofe erſchienen wären.
Ran chew ſteht dicht an dem Fluſſe Kan an der Oſtſeite, in einer ſehr angenehmen Beſchreibung
Gegend. Die Stadt iſt viereckicht und mit einer hoben ſteinernen Mauer umgeben, die der Stadt,
ungefähr zwey englifhe Meilen im Umfange und vier Thore hat. Der Ort treibt ftarfe
Handlung; die Straßen find ſchoͤn gepflaftert, und wohlgebaut. An der Oftfeite fteht ein
großer wohlgebauter Thurm.
Diefe Stadt hat eine große Menge Tempel, welche mit Gemälden und Bildern ſchoͤn Beruͤhmter
ausgezieret find. Einer darunter Auil Eye ſti myau ober die Kuil kye ſti Kirche, Tempel.
kann unter die vornehmſten Kirchen in ganz China gerechnet werden ). *
Rundherum an den Mauern diefes Tempels waren viele Bettſtellen für Reiſende und
Priefter fich varinnen aufzuhalten. Denn dieſe Oerter dienen gemeiniglich zu Herbergen.
Re Borhofe an jeder Seite ftunden zweene Rieſen aus Gypſe; der eine focht mit einem
— der andere hatte einen Zwerg unter ſeinen Fuͤßen und ein bloßes Schwerdt in
5 * Meder den Fluß auf einen hohen Hügel ftund ein Tempel mit einer Fleinen arti⸗
gen Capelle zug Ä h henreifenden Opfer b & —
tiefen zu — ey, worinnen die Dort eyreifenden pfer rachten, um den Felſen und Un⸗
eingfehägi gb Wenn fie unglücklich find, fo freiben fie die Urſache Davon der Ge—
der Gaben oder fonft einem Verſehen an ihrer Seite zu.
| x
“) Freubof in * —
folgenden Seite. Bsilbys China anf der sound X) Beffer Si wha; ; denn ſo wird es ausgeſprochen.
Neuhof am angef. Orte auf der z6 u. ©.
246 Reiſen nach dem Reiche China.
1656 An dem Orte, wo die beyden Fluͤſſe Chang und Kan zuſammen kommen, geht eine
Neuhof. lange Bruͤcke von Booten, die mit Bohlen bedeckt ſind, uͤber den Fluß, an deren Ende
ein Zollhaus ſteht.
Van nan gan. Den ıgten giengen fie bey der zerſtoͤhrten Stadt Vannuntzam 2) vorbey, welche
| Dicht an dem Fluſſe Ran an der Oftfeite liege. Die Tartarn ließen nichts ſtehen, was nur
etwas merfwirdig war, Es fiheine, fie fey ein ungemein angenehmer Ort, fehr regelmä-
Fig gebaut, und voller Einwohner gervefen. Das unliegende Land hat des Jahrs zwo
Erndten; und nicht weit davon liegt ein Hügel mit einer Silbermine; das Gefeß aber ver-
biethet, dafelbft Silber zu graben,
An der Oftfeite diefer Stadt ift ein Berg Chau genannt, deflen Spige in die Wolfen
veichet; und doc) ift er von unten bis auf den Gipfel mit Baumen und Pflanzen bedecket,
Lingeiven, Ungefähr eine Halbe Meile von dieſem Drte fahen fie die befte Eleine Stade liegen,
Stadt, Lingeiven genannt, welche von einem Fleinen Arme des Zluffes Han befloffen wird, fie
fiegt aber ganz zerſtoͤhrt, und haben Die Tartarn nichts als einen Triumphbogen ftehen faflen,
Pekkin fa. Sie Famen darauf zu einem anfehnlichen Dorfe Pekkinſa =) genannt, welches fehr
anmuthig lag, und wofelbft mit allerhand Schiifmaterialien ein großer Handel getrieben
wurde. Man fieht an diefer Seite eine große Strecke bin verfchiedene auf eine erftaunliche
Art gehauene Felfen, die aber von den Tartarn zerftöhret find. Neuhof fand einen da⸗
von vierzig Fuß Hoch. Man fieht dergleichen künfkliche Felſen in des Kaifers Pallafte 6).
Zay ko hyen. Den Abend fpät kamen fie nach einer kleinen Stadt Tay ko c) an der Weſtſeite des
Ran, gegen welchen fie hohe und flarfe Mauern hat,” Sie fleht in einer anmuthigen Ge—
gend, Die Straßen find fchön genug gepflaftere, aber Flein und enge, Alle prächtige Gebäude
find von den Tartarn zerflöhret, außer einem hohen Thurme und einigen Ödgentempeln.
Kin um gam Den 2often April kamen fie nach Kin un gam, welches von einigen Kyegan 4)
fu. genannt wird, der neunten Stadt vom erſten Kange in Kiang fi. Sie ſteht in einer ber⸗
gichten Gegend, ungefähr vierzig Meilen von Tay ko, ander Weitfeite des Kans. Gie
wied von hohen ftarfen Zinnen beſchuͤtzet. Inwendig aber find alle prächtige Gebäyde von
den Tartarn zerſtoͤhret, Denen fie widerftanden hat, außer wenigen Gößentempeln, worun⸗
fer einer von der heutigen Bauart, in einen Eylande der Stadt gegen über ſteht. Man
faget, in ihrer Nachbarfchaft follen Gold- und Silberadern ſeyn.
Gefährliche Der Fluß dicht an diefer Stadt iſt wegen der Felſen und Untiefen fehr gefährlich, wel-
Klippen che von den Eingebohrnen de pa tan genannt werden, und erfahrne Lootſen fordern.
Kye ſchwi Gegen Abend kamen fie hinter Kye ſchwi e), [einer Stadt vom dritten Range), Sie
hyen. ſteht an dem Fluſſe Chang, an welchem laͤngſt hin eine ſtarke Mauer funfzehn Fuß hoch
ſteht. Sie hat anderthalbe Stunden im Umkreiſe und iſt mit Bergen umringt.
Kya kyang Den folgenden Tag giengen fie bey Kya kyang f) vorbey (einer Stadt vom dritten
hyen. Range). Sie liege an der Rordſeite des Kans, ungefähr dreyßig engliſche Meilen von
Aye ſchwi, an dem Fuße eines Berges. Ein großes Stuͤck von ihren Mauern iſt auf
den Bergen gebaut, und ſchließt gepflügte Felder mit ein, Die meiſten Haͤuſer find von
‚den
3) In der Karte der Jefuiten: Wan ngan hyen. ) In der Karte der Jeſuiten: Tay bo byen.
a) Beym Thevenot: Pe kit fiven, 4) In der Karte dev Sefuiten: Ki ngan fu.
5) Sie find durch ganz China gemein, i
—
AXXIV Buch, I Eapitel. u
den Tartarn zerſtoͤhret worden, Es befindet ſich bier ein alter Gögentempel, der wegen 1656
zweyer Thore berühmt iſt, deren jedes aus einem ganzen Steine befteht. Micht weit da: FTeubof.
von liege das Gebirge Mung, deffen Spige in die Wolken reicher, und deſſen Seiten mit Selm.
Gehölzen und Weinen bedeckt find.
Gegen Abend erreichten fie Sin⸗ kin g), (eine Stadt vom dritten Range), ungefähe
zwanzig engfifche Meilen von Kya Eyang, welcher fie an Geſtalt und Zerflöhrung gleich iſt.
In der Mitte der Mauer, gegen den Kan, ift ein fehr Hohes und wohlgebautes Thor.
‚Den 22ffen giengen fie zeitig unter Segel, und Famen gegen Mittag vor Fung Fung ching
ching 5), (eine Stadt vom dristen Range), Sie ſteht auf einem flachen Lande, ft vier⸗ hyen.
eckigt gebauet und mit einer hohen Mauer, über eine Stunde im Umfreife, umgeben, An
der Nordſeite ift eine volkreiche, wohlgebaute Vorftadt. Unter andern Gebäuden find auch
zweene große und hohe Triumphbögen in den legten Kriegen fehr verderbt worden. Bon
dem Gebirge Pe chang, nicht weit davon, fallt ein ſtarker Strom mit einen abfeheulichen
Geräufche herab. | j
- Den 23ften April Famen fie nach Nan chang, der Haupeftadt vom Kyang fi, mit Nan hang
welchem Namen fie auch von einigen genannt wird. Der Rath ſchickte fogleich einige fehr fü.
bequeme Boote heraus, um fie wegen der Sandbanke ans Ufer zu holen. Nicht lange dar:
nach kam er felbft, fie zu bewillkommen, und ließ auch den Mandarin Pinxenton eines von
den zweyen Booten, Die er für fich genommen, den Geſandten wiedergeben.
"Den folgenden Tag gieng dev Gefandte Goyer, (denn Keyſer war etwas unpaͤßlich), DesTutangs
mit feinem ganzen Gefolge den Tutang oder Statthalter zu. befuchen. Diefer bezeugte dem Höflichkeit.
Dollmetſcher ſein Misvergnügen, daß er den Geſandten zu Fuße brächte, und fagte: ſolche
Perfonen, die aus ſo entfernten Ländern kaͤmen, Seiner Faiferlichen Majeſtaͤt we⸗
gen ihrer Siege und ihrer Wohlfahrt Glück zu wuͤnſchen, müßten mit großer
Pracht aufgenommen werden. Er war auch über dieMandarinen zu Kanton fehr unge-
halten, und nannte fie Efel. Nachdem fich der Geſandte von ihm beurlaubet hatte: fo brachte
ihm einer von des Tutangs Edeffeuten ein fehönes Pferd, und feinem Secvetär ein anderes,
worauf fie nieder nach dem Waſſer ritten. Als die Gefandten unter Segel giengen: fü
wurden fie von dem groben Geſchuͤtze auf den Wällen der Stadt begrüße. Der Tutang
wollte auch Die ihm angebothenen Geſchenke aus eben. der Urfache nicht annehmen, welche
der große Tutang von Kan chem angeführet, \
Nan chand liegt ungefähr fünf englifche Meilen von gung hing, an der großen Beſchreibung
Se Do yang und wird von einem Steome, wie eine Inſel umfloffen. Sie ift viereckigt der Stadt,
MUE hohen Mauren und fieben Thoren, wovon viere fehr fehön find. Dieſe Stadt pranget
berigie Peächigen Tempeln, bie fehr koſtbar geſchmuͤckt, und — — ſind. Der ah
Eingen — darunter Thi fi kong genannt, iſt mit glaͤnzenden Ziege n bedeckt. Bey dem Tempel.
er fißt J ehen drey Gebäude zuſammen; in dem erſtern iſt ein Goͤtze Kon ya genannt;
unit — vielen andern auf einem koſtbaren Stuhle, nach Axt der alten Roͤmer bekleidet,
carmeſinfarbenen Mantel, der über feinen Schultern hänge, An jeder —
tehen
e) In eben der gu Kari)? ua
i Me: Ri fhwi byen, und ) Inden Karten: Sin tu byen.
e re — Meite des Ak — 3 In den Karten der Jeſuiten: Tong ching
’ en Rya kyang byen. hyen.
1656
Neuhof.
ee
77 ee Reiſen nach dem Reiche China.
ſtehen auf einem hohen Pfahle zweene erſchreckliche Drachen, mit ausgeſtrecktem Halſe in
die Höhe erhaben Um das andere Gebäude geht eine breite Gallerie voller Bögen.
Zur rechten Hand, wenn man in das erfte Gebäude geht, ift ein viereckichter Brunn,
der bis oben an voll ift. Er hat zwölf Schritt im Durchfchnitte und ift von weißlichen Stei-
nen fehr Fünftlich gezieret ).
Philoſophiſch
Elixir.
Uſyen yen.
Die Chineſen glauben ſeltſame Dinge von dieſem Goͤtzen Kou ya und dem Brunnen.
Sie ſagen, er habe vordem hier gewohnet, und ſey ſehr gutthaͤtig gegen die Armen geweſen.
Seine Schaͤtze waͤren nicht erſchoͤpft worden, weil er ein großer Alchimiſt geweſen und ein
Elixir beſeſſen, welches alle Metallen in Gold verwandelt. Er haͤtte einmal auf Befehl
ihrer Goͤtter, wie ein anderer St. George, einen abſcheulichen Drachen uͤberwaͤltiget, wel⸗
cher der Stadt den Untergang gedrohet; und nachdem er ſolchen an einen eiſernen Pfeiler
gebunden, ihn in dieſen Brunnen geworfen. Zuletzt waͤre er mit ſeiner ganzen Familie in
den Himmel aufgenommen; und die Einwohner haͤtten ihm dieſen Tempel zur Vergeltung
ſeiner Dienſte aufgebauet. Es wurden ihnen noch viele andere Geſchichte von dieſer ihrer
Gottheit erzaͤhlet. Die meiſten von den andern ſeltenen Gebaͤuden waren von den Tartarn
zerſtoͤhret worden. Als die Provinz in dem letzten Kriege von diefen Eroberern, unter dem
Statthalter Kuins, der in Lyau tong gebohren, abgefallen war; fo wurde folcher nach
verfchiedenen Schlachten in diefer Stadt belagert. Nach vier Monaten, da er vom Hun-
ger ſehr zugeſetzt worden, fehlug er fich mit feinen Leuten durch das Heer der Tartarn durch,
welche darauf in die Stadt drungen, fie zerftöhrten und alle Einwohner hinrichteten.
Den 25ften kamen ſie nach dem Flecken U fyen yen R), welcher wegen feiner Schif-
fahrt berühmte ift. Es waren damals fehr viele Schiffe mit Porcellan beladen, aus allen
Theilen des Reichs dafelbft, Er liegt nahe an dem See Po yang, an der Seite des
Fluſſes Ran und ift über eine englifche Meile lang. Cr freibe viel Handel und ift ſehr
fhön gebaut. An der Seite eines Berges nahe an diefem Orte fteht ein wohlgebauter Goͤ⸗
Gentempel mit einer großen. Menge ſchwarzer Lampen, welche Tag und Mache brennen.
Diejenigen, welche über den See fahren, opfern dem fheußlichen Gögen allhier einen
"Hahn oder ein Schwein, wenn fie Fönnen, um eine fichere und fehnelle Fahrt zu erlangen.
Poreellan.
Nan kang fi.
Sie ſprengen das Blut davon auf feinen Leib und feine Klauen; zugleich opfern fie auch die
Pfoten von dem todten Schweine und die Klauen und den Kamm von dem Hahne. Das
übrige verzehren fie dem Gösen zu Ehren. Neuhof bat felbft ein folches Opfer mit
angefeben. | IE,
Die Einwohner erzählten ihm, das Porcellan würde in dem Flecken Sinkteſuno 2),
ungefähr hundert Eleine Meilen oftwärts bey der Stadt Fulyang, die unter Dan chew
gehöret, gemacht ; und die Erde wuͤrde von Der Stade Whey chew, in der-Provinz
Kan Eing dahin gebracht, weil die dafigen Einwohner ſolches nicht machen könnten, ins
dem fie nicht wußten, wie fie bie Erde mit dem Waffer recht vermifchen müßten,
Den 26ften kamen fie nach der Hauptſtadt Nan Fang, funfzig englifche Meilen von
Kan hang. Sie liege an der Weftfeite des Sees, welcher ſehr breit und lang ift, auf
einem bergichten Boden, Die Mauern find hoch und ſtark, mit Bollwerfen befeftiget,
und mitcen in der Stadt fteht ein fehön gebauter Thurm. Die Straßen find fehr ungleich.
Die
D Neuhof in Ggilbys China auf der sound A) Bielleiht Mur kan byen in den Karten.
folgenden Seite, Beym Thevenot: Wo fing.
men
en ——
oo—
HU KCU HYEN,
aus dem Neuhof.
I— Im,
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— ——
XIV Buch I Eapitel. en
Die erfte zur linken Hand, wenn man hineinkoͤmmt, bat viele fhöne Triumphbogen: Die 1656
Häufer aber find niedrig. Yreubof.
Im Geſichte der Stadt ftehen viele prächtige Tempel. Die vornehmften darunter Be
find auf den Gebirgen Quang Iyu und Nven ſchyu erbauet, wo ſich eine große Gefell- Floͤſter.
ſchaft Priefter und Mönche, jeder in einer kleinen Hütte oder Zelle aufhält, wo fie ſich täg-
fich peitfchen, twelches das Volk für ein ſehr verdienftvolles Werk in der andern Welt an-
fieße; denn es glaubet die Seelenwanderung. Das Sand traͤgt viel Hanf, wovon die Eine
wohner Sommerfleider machen. -
Den 2gften erreichten fie die Stadt Au Eew, vierzig Meilen von Yan Fang, an Hu kew
dem engen Orte des Sees Po yang und der rechten Geite des Fluſſes Kyang. Gegen hyen.
. Norden der Stadt erſcheint ein alter Felfen, der etwas über den Fluß hängt, und eine an⸗
genehme Ausficht machet, indem er mit Bäumen bevedt iſt. An dem Fuße diefes Berges
fteht ein großer und fihöner Gögentempel. Die Mauren biefer Stadt find fehr dick und
hoch. Sie treibt einen fehönen Handel, ift voll Bolks, ſchoͤn gebaut, und bat einen
Meberfluß an Lebensmitteln.
Nahe bey diefer Stadt ift der Berg She chung, das ift die fteinerne Klocke, der
von dem Geräufche fo genannt wird, welches das Waller des Sees machet, wenn es wider
den Berg fchlägt. |
Ben ihrer Ankunft liefen alt und jung heraus, fie zu fehen, und wunderten fich ſehr
über fie. Als fie aber bie Trompeten blafen ließen, und ihnen Dadurch eine Luft zu machen
gedachten: fo wurden fie fo erſchreckt, daß ſie ſchreyend davon liefen.
Von hier ſegelten ſie oſtwaͤrts den Kyang hinunter, welcher China von Weſten nach Peng ſe
Oſten bis Peng ſe m) theilet. Dieſer Ort liege hinter einem Eylande, an der Oſtſeite hyen.
des Fluſſes und hat Hinter ſich fehr hohe Berge. Er iſt wohlgebaut, aber nicht jo gut, als
Zu Eevo, dreyßig Meilen davon.
‚Dicht bey dieſer Stadt liegt ein Gebirge, Namens Syau Eu, welches fo fteil und
hoch iſt, daß man nicht hinauf ſteigen kann. Es iſt mit Waſſer umgeben, und hat an der
Suͤdſeite eine ſichere Rhede für Schiffe. An der Suͤdſeite des Fluſſes Ayang liegt auch
ein Berg Makang genannt, von dem durdy ganz China wegen der vielen Schiffbrüche, Die
daſelbſt gefchehen, mit Schrecken geredet wird.
As die chinefifchen Sootfen ſahen, daß der Koch ein Feuer zum Eſſen zu fochen an- Chineſiſcher
Machen wollte: fo kamen fie und fielen den Gefandten zun Füßen, und erfuchten fie eunft» Aberglau⸗
Ih, fie möchten doch verbiethen, Daß folches nicht gefehähe; denn es befände ſich in diefem ben.
ee ein gewiſſer Geift in der Geftalt eines Drachen oder großen Fifches, welcher über die
* Land zu befehlen haͤtte, und den Geruch von gebratenem Federviehe, gekochten Schin⸗
en oder dergleichen, nicht vertragen konnte. So bald er nur etwas dergleichen merkte: fo
— er ſogleich einen Sturm, welcher unfehlbar das Fahrzeug zertruͤmmerte. Die Ge⸗
— “En ließen um ihnen ein Vergnügen zu machen, dem Koche ſagen, fie wollten diefen
IMIE eine, Falten Küche vorlieb nehmen. | —
face, IN Mittag giengen fie bey zweenen Pfeilern vorbey, die in der Mitte des Fluſſes
und die andſchaft Ayang fi von der Sandfehaft Nan Eing abfonderten =).
Der
) E
m) * King⸗ te⸗ ching ſeyn. a) Neubof in Ogilbys China auf der 64 und
gem Pan tfe byen. folgenden Seite.
Keiſebeſchr. V Band. Gi
‘
250 Reiſen nach dem Reiche China.
656
ab, gortgeſetzte Reiſe der Geſandten, von dem Eintritte in der Provinz Kyang nan,
Tong lyew
hyen.
— Gan king fu.
Chi chew fu.
Tong ling
hyen.
Der V Abſchnitt.
bis nach Nan king.
Tong lyew hyen. Gan king fi. Chi chew fü. Der kaiſerliche Pallaſt. Große Klocke. Ges
Ton ling hyen. U fu hyen. Tay ping fu, woͤhnliche Geſchenke für den Kaiſer. Pau lin
Sie kommen nad) Nanking. Beſchreibung der ſchi Tempel. Beruͤhmter Porcellanthurm.
Stadt. Haͤuſer und Kramladen. Daſelbſt Gemuͤthsbeſchaffenheit der Einwohner.
gewoͤhnliches Geld. Anzahl der Einwohner.
Me hdem fie den zoften April in die Landſchaſt Nan king, oder beſſer Kyang nan,
getreten: fo Famen fie nach Tong lou, oder Ton Iyew, einer Fleinen Stadt unter
Chi chew fü, an dem ſuͤdlichen Ufer des Ryan, in einem fehr annehmlichen Felde, mit
fhönen Bergen umgeben. Sie iſt mit einer ziemlich ftarfen Mauerumzingelt, die mit Boll-
werfen befeftigef ift. Die Tartarn haben alles, außer einer einzigen Straße und dem Haufe
des Statthalters, zerftöhret. hr Handel befteht einzig und allein im Zimmerholge. Unweit
diefer Stadt an dem Fluſſe erhebt fich der Avew wha, oder der neunfpigige Berg, der
fein Haupt faft wie eine Sonnenblume niederhaͤngt.
Zwo Meilen darhinter kamen fie an ein Eyland, Song lo genannt, und fahen auf
ihrem Wege Ban fing 0), eine Stadt vom erften Nange, welche wegen ihres Reichthums
und Handels berühmt ift, indem ſich alle Schiffe Hiefelbft aufhalten, die nach Nan king gehen.
Den zoften giengen fie bey Anhing, von einigen Chi chew genannt, einer andern
Hauptftade ander Süpfeite des Fluffes vorbey, an welchem eine fehöne Vorſtadt liegt.
Die Mauren mochte man innerhalb zwo Stunden umgehen fönnen. Sie waren auf fünf
und zwanzig Fuß hoch mit Wachthürmen und Schanzen auf einem Hügel befeger. An dem
Fuße ftund ein Tempel mit einem prächtigen Thurme, fieben Stockwerk hoch.
Gegen Abend kamen fie nad) Tong ling, welches unter Chi chewo fteht, und mit
Gehölzen, Bergen, und Thälern auf eine angenehme Art umeinge iſt. Diefe Stadt ift
zwar klein, aber doch wohl gebaut, und mit Mauren umgeben. Sie hateinen quten Waffer-
buſen, wo Schiffe einlaufen Eönnen, der durch ein ſtarkes Caſtel befchügt wird, und dem
2 fu hyen.
Orte viel Vortheil bringt. Dicht dabey iſt ein Berg, der wegen ſeines Wiederſchalls be—
ruͤhmt iſt; wie auch der Berg Hing, welcher wegen der vielen darauf wachſenden Apricoſen
ſo genannt wird.
Sie reiſten den iſten May von bier ab, und kamen den zten an das Caſtel U pun.
Es ſteht dicht an dem Fluſſe, ift viereckigt, und mit einer ftarfen fteinernen Mauer umgeben,
In der Mitte ift ein wohlgebauter Tempel, mit einem hoben Dache, der mit befonders
artigen Gemälden gezieret ift.
Sie warfen ein wenig Darhinter, unter den Mauren von Mfir P), Anker, welcher Dre
euf einem Eylande liege, an deſſen Ecken ſtarke Blockhaͤuſer erbaut find; fie haben aber
weder
0) Sie fteht an der Weſtſeite des Fluffes. traten den Eingebohrnen diefer Landſchaft, weil fie
p) In den Karten der Sefuiten Vn hu byen. ihre Nachbarn wären.
7) An der Süpfeite des Fluffes, wie Mfu if. Der Verfaſſer faget, er habe das Schreiben,
) Neuhof bemerket irgendwo , die Tartarın welches der Gefchenfe erwähnet, einem feiner =
r diente
NUN
FE
en —
— —
———
DIE STADT CHAU CHEU FU
"Aus dem Neuhof .
Amin
—[I IIIIII
INNEN
EB. de Bakker fat, 1749.
a
et
7
XIV Buch I Capitel. 25T
weder geute noch Geſchuͤtz zu ihrer Berrheidigung. Diefe Stadt iſt durch ganz China wegen 1656
ihrer Waffen und Sampen berühmte. Neuhof.
Den aten giengen fie bey Tey tong, welches einige Tay ping nennen, vorbey— —
Der Platz liegt auf einem Eylande 9), und die Gegend umher iſt zwar voller Berge und Tayping fu.
Felſen, aber doc) ungemein fruchtbar, indem fie von den Canälen gewäffert wird, Die aug
der See Tan Yang, welche nicht weit davon gegen Südoft liegt, und aus dem Fluſſe ab-
geleitet tworden. In einiger Entfernung fahen fie einen hohen Berg, Tyen mwen, d. i.
die Simmelspforte; weil der Kyang hier zwiſchen zween hohen dazu gehörigen Spitzen,
als durch eine Pforte hindurch fließt. Gerade gegen der Stadt über liegt ein anderes Eyland,
ganz aus einem Felfen, welches wegen der Nachtvoͤgel, Die in den Hölen daſelbſt niften, -
yau genannt wird.
Es wurde ihnen gefagt, dieß wäre eine prächtige Stadt geweſen, die ftarfen Handel
getrieben, welches auch noch aus drey fehönen Thürmen an der Flußfeite erfchien: allein
die Tartarn hatten fie gänzlich zerſtoͤhret.
‚An eben dem Tage warfen fie Anfer von Su fi mon, ober dem Waflerthore von Sie kom:
Kan fing. men nad
Den folgenden Tag giengen die Öefandten in Palan Einen, oder Sänften, und ihr Nanking.
Gefolge zu Pferde, zu den dreyen Statthaltern dieſer Stadt, ſie zu beſuchen. Die beyden
vornehmſten waren Chineſen, von Lyau tong gebuͤrtig. Sie wurden von dem Agen⸗ -
ten des jungen Unterfönigs zu Kanton, der fich bier aufbielt, und ziveenen Mandarinen
diefes Orts, geführet, indem Pinxenton zurück geblieben,
Der vornehmſte Statthalter zeigte den Gefandten fein inneres Zimmer, und ließ fie
neben fich niederfigen. — Der zweyte war eben fo höflich 1); ex wollte aber wegen der bereitg
angeführten Urfachen eine Gefchenfe annehmen.
Der dritte, welcher in dem alten Faiferlichen Pallaſte wohnte, ließ die Gefandten in
fein Wohnzimmer fommen, welches vieredicht, mit Bänfen ‚ worauf feidene Polfter lagen,
rund umber, und mit einem Ofen für den Winter verfehen war. Dieſer Statthalter war
ein Tartar, ein junger, ftarfer Mann. Weil er die chinefifche Sprache nicht verftund :
fo waren feine Söhne Dollmetſcher. Seine Gemahlinn, ein artiges Frauenzimmer, war
gegenwärtig, und vedete mehr, als ihr Gemahl. Sie fihien fehr forgfältig, fi) wegen
Holland zu erfundigen; und anftatt, daß fie fich vor dem Gewehre der Holländer fürchten
folfen : fo zog fie ihre Degen aus 2) , und ſchoß ihre Piſtolen los, woruͤber ſie ſehr vergnuͤgt
war. Das Zimmer ward bald mit tartariſchen Edelfrauen angefuͤllt, die ihr aufwarteten,
und einen großen ſilbernen Keſſel voll Thee brachten, der mit Milch und Salze vermiſcht war.
Sie ſetzten ſolchen mitten ins Zimmer, und reichten den Trank in hoͤlzernen Schalen herum.
Dieſe Art von Thee wird allezeit aus hölzernen Gefäßen getrunken =). —
Nach abgelegtem Beſuche fuͤhrte der Agent die Geſandtſchaft nach ſeinem eigenen Hauſe,
und bewirchete fie mit einem prächtigen Mahle. Gegen Abend kehrten fie wieder zu ihren
Fahrzeugen an Bord, in welchen fie auf ihrer ganzen Reife, nach und von Peking, fchliefen,
außer zu Kanton, Mangan, und Peking,
ia Diefe
dienten zu Tefen gegeben, weil er ſelbſt nicht leſen auf, und Fnöpfte fein Wams faft ganz auf.
fönnen: allein das ift hoͤchſt imwahrſcheinlich. i i
2) Eine andere tartarifihe Srauensperfon in ben u) Neubof in Ogilbys China auf der zı und
Paliaſte that eben{das, feßte der Abgefandten Hut folgenden Seite,
1656
Neuhof.
Beſchreibung
der Stadt.
Haͤuſer und
Kramladen.
* Helfen nach dem Reiche China,
Diefe prächtige Stadt, welche faft die befte in ganz China ift, liegt ungefähr fünf und
dreyßig Meilen von Tay ping, an ber Oftfeite des Ryan, und im zwey und dreyßigſten
Grade Breite. Ihre Sage ift ſehr anmuthig, und das Erdreich ungemein geil. Der
Fuß x) läuft ganz durch die Stadt, und find einige Aerme davon, über welche Brücken
gefchlagen find, für große Fahrzeuge fehiffbar. Sie ift lange Zeit der Faiferliche Sig gerve-
fen y), bis er (um das Sabr 1368 von Hong Vu) nad) Peking verlegt worden, um den
Einfällen dev Tartarn defto beffer vorzubeugen; gegenwaͤrtig bat der Statthalter von den
füdlichen Landſchaften feinen Sig allhier.
Bon dem Fluffe geht man durch einen breiten und tiefen Canal, ungefähr eine halbe
‚Meile lang, zu der Stadt hinauf; und alsdann geht man über eine Schiffbrücke in die Stadr,
welche. vund, Dicht, und wohl gebaut ift. Die Mauer hat fechs bolländifche Meilen im
Umfange, die Vorſtaͤdte nicht mit eingefehloffen r welche noch weiter hinaus gehen. Sie ift
von Steinen über dreyßig Fuß hoch aufgeführee, mit Bruſtwehren und Wachrhürmen.
Sie Hat dreyzehn Thore, deren Thuͤren mit Eifen befchlagen find, und beftändig von Sol⸗
daten zu Roſſe und zu Fuße bewacht werden.” Sie find auf vier oder fünf Bogen gebauet.
Durch das Thor, vor dem fie lagen, gieng beftändig eine fo große Menge Volks aus und
ein, daß man nicht ohne Gedränge aus oder ein fommen konnte. Außer der gedachten
- Mauer bat die Stadt zu ihrer Vertheidigung noch eine andere Ringmauer, welche ‚ wenn
man den Chinefen glauben will, zwo Tagereifen im Umfange hat,
Die vornehmften Straßen diefer Stade find acht und zwanzig Schritt breir, fehr nied- .
lich gepflaftert, und gerade, Es wird an feinem Orte in der Mole eine fo gute Ordnung,
um das Einbrechen in Die Häufer, oder andere Beunrubigungen in der Nacht zu verhüten,
beobachtet, als hier.
Die gemeinen Haufer find nur Flein, und ohne Bequemlichkeit gebauet, und ftehen mit
den Dueergiebefn nach der Straße zu. Sie find nur ein Stockwerk hoch, haben nur eine
Thüre aus- und einzugehen, und nur ein Zimmer, darinnen zu fpeifen und zu fihlafen. An
der Straße fieht man nur ein vierecfigtes Soch zu einem Senfter, welches an ftatt des Glaſes
gemeiniglich mit geflochtenem Schiffe vermacht iſt, damit man nicht hinein fehen Eönne,
Sie jind mit weißen Ziegeln gedeckt, und von außen weiß angeftrichen.
Diejenigen, welche in folhen Käufern wohnen, haben einen fehr rmſeligen Handel:
die Rramladen der teichern aber find mit allen Arten von Waaren in dem: teiche, als Baum-
. wolle, feidene Zeuge, Porcellan, Perlen, Demanten, und dergleichen angefülle, Vor
Seh.
jedem Laden ſteht ein ‘Brett mit dem Namen des Kaufmanns, und einem Verzeichniſſe der
Güter, Die er zu verkaufen hat, mit goldenen Buchftaben. An der einen Seite des Bretts
ſteht eine hohe Stange, die über das Haus weggebt, an welcher Fahnen und Flaggen, oder
fonft etwas, an ftatt eines Zeichens feſt gemacht iſt.
Statt des geprägten Geldes bedienen fie ſich hier, wie durch ganz China, Eleiner
Stückchen Silber von verfchiedener Größe. Damitman nicht Bintergangen werde, fo muß
man Wageſchaalen bey ſich haben, und auf die Chineſen Acht geben, die zweyerley Gericht
führen, und folches fehr geſchickt verwechſein Eönnen.
Obgleich
x) Oder vielmehr Canaͤle aus demſelben. 2) Einige Schriftſteller rechnen drey Millionen,
9) Fan king beißt der ſuͤdliche Hof, fo wie und fagen, vormals wären jehn Milienen darin:
Pe king der novöliche. nen geivefen,
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XIV Buch I Capitel. | 253
Obgleich über eine Million Einwohner 2) in Nan king iſt, außer der Befagung von 1656 "
vierzigtaufend Tartarn: fo find doch die Sebensmittel das ganze Jahr durch ungemein wohl- Neuhof.
feil. Unter andern Früchten hat man dafelbft ausnehmend liebliche Kirfchen. —
ahl der
Weil keine Stadt in den letzten Kriegen beſſer davon gekommen, als dieſe: ſo uͤber⸗ Eimvohner.
trifft fie alle andere in China an prächtigen Goͤtzentempeln, Thuͤrmen, Triumphbögen, und Der kaiferlie
andern Gebäuden, worunter der faiferliche Pallaft, welcher an der Suͤdſeite lag, das vor- che Patlaf.
nehmſte war, Dieß war das einzige, welches die Tartarn jerflörten. Es mar ein Viereck,
mit einer | hohen ziegelfteinernen ] Mauer umgeben, die itzo fehr verfallen iſt, und den
größten Theil der Stadt einfchliegt. Jede Seite war viertehalb englifche Meilen lang 2),
fo daß der Ort fo groß war, als Harlem in Holland. Innerhalb des erften Thores lag ein
großer Hof, welcher zu den vier Vierecken führte, und mit fehönen glatten Steinen ge:
pflaftert war.
Die Tartarn festen fich in Hütten neben einem Gögentempel, Pau lin ſchi genannt,
und überließen die Stadt den Chinefen. Die Gebäude find insgefamme von einer harten
Art Steinen, artig gelb gemalt, fo daß fie, wenn die Sonne fiheint, wie Gold glänzen.
Ueber dem Thore des zweyten Hofes dieſes Pallaftes hängt eine große Klocke, auf zehn Große
ober eilf Fuß hoch, viertehalb Faden im Umkreife, und eine gute Vierthel Elle dicke, Klocke.
Die Chinefen rühmen ihren lauten Klang fehr: allein die Holländer fanden ihn fehr dumpficht,
und das Metall auch nicht fo gut, als das zu den europäifchen Klocken.
Alle drey Monate werden fünf Schiffe von bier nach Peking geſchickt ‚welche mit aller Geſchenke
hand feidenen und wollenen Zeugen zum Gefchenfe für den Kaifer beladen find; daher wer- an den
den fie Bong i chwen, dasift, Schiffe mir Drachenzeugen, genannt, Der Verfaffer Kaiſer.
bat niemals dergleichen fhöne Schiffe gefehen. Sie waren febr artig gebaut, und mit
Bildern gezieret; und von außen fo farf vergulder, und gemalt, daß es einem die Augen
verbiendete, wenn man fie anfah.
Unter andern Geſchenken ſchicket man ihm auch eine befondere Art Fifche, welche hier
indem Fluſſe Ryang im May und Brachmonare gefangen, a von den — & 9
von den Portugieſen aber Savel genannt werden, Diefe twerden in Booten verfchickt,
welche Tag und Nacht von Leuten gezogen werben, und alfo off zweymal in der Wochen frifch
und gut nach Peking in acht oder zehn Tagen gebracht, welches doch über zʒweyhundert hol⸗
laͤndiſche Meilen entfernt iſt B). |
Die Gefandten giengen oftmals aus fagieren, um die Stade zu befehen. Eines Ta- Ban lin fehi
ges ritten fie bin, den obgedachten berühmten Tempel, und bie Ebene Pau lin ſchi ©) zu Tempel.
betrachten, welche verfchiedene merfwürdige Gebäude enthält, In einem, welches die andern
an Kunft, Schönheit und Koſtbarkeit übertraf, fahen fie wenigftens zehntaufend Bilder,
alte von Gips gemacht, (deren einige ſechs Fuß hoch, die meiften aber nur einen Fuß hoch
waren) in einer ſchoͤnen Ordnung an den Galferien und Mauern rund herum gefeßt, Die
Priefter empfingen die Gefandten mir großer Ehrerbierhung, und machten alle Thüren
ihrer Tempel auf.
iz Mitten
a) Beym Ggilby iſt es eine itafienifche Meile, e) In Carpentiees Ausgabe ſteht eine foͤrmli⸗
und drey Vierthel von einer holländifchen Meile, che Befchreibung diefes Tempels: man findet folche
Beym Thevenot zwanzig taufend Schritt lang. aber weder beym Thevenot, noch Dgilbp,
&) Oder fiebenhundert engliſche. 9 8 y noch Og
254 | Reiſen nach dem Reiche China.
1657 Mitten auf dieſem Plage ſtund ein hoher Thurm, welcher alle andere Arbeiten der Chi⸗
reubof. nefen an Koſtbarkeit und Schönheit uͤbertraf. Er hatte neun Abſaͤtze, und hundert und vier
—— und Gemalde, und mit ſehr ſchoͤnen Fenſtern geſchmuͤckt. Auswendig iſt das ganze Gebäude
thurm, glaſurt, und mit grün, roth und gelb gemalt. Die Stüde oder Materialien diefes Ge—
bäudes find fo Fünfttich zufanımen gefeget, daß das Werk ganz aus einem Stücke zu beftehen
ſcheint. An den Een der Gallerie rund herum hängen Eleine Klocken, welche ein liebli-
ches Getöne machen, wenn der Wind fie beweget. Auf der Spitze diefes Thurms war ein
Fichtenapfel von gediegenem Golde, wie fie ſagen. Bon der oberften Gallerie kann man
die ganze Stadt und die umliegende Gegend, bis an die andere Seite von Kyang, uͤberſe⸗
hen. Diefen wundernswuͤrdigen Thurm haben bie Chinefen auf Befehl, und den Tartarn
zu Ehren, erbauen müffen, welche ihr Sand vor fiebenhundert Jahren erobert hatten,
Diefe Ebene ift mit Fichtenwäldern umringt, worinnen vormals Die Gräber der Kai-
fer geweſen, die aber igo von den Tartarn gänzlich zerftöhrer find,
Die Holländer fanden, daß die Einwohner von Man fing alle übrige Chinefen an Auf:
richtigkeit, Erkenntniß und Verſtande uͤbertrafen. Die Tartarn erlauben ihnen große Frey⸗
heiten, welches fie für die befte Yet halten, den Empörungen vorzubeugen A).
Sie fanden hier einen Jeſtiten, Namens Emanuel von Liſſabon, der fie oftmals be-
ſuchte, und fich fehr freundfchafelich und gefällig gegen fie bezeugte.
Die Geſandten hätten von bier gern nad) Japan gefchrieben: man berichtete ihnen
aber, daß die Fahrt und Handlung dahin vor drey Jahren gänzlich verbothen worden ; weil
fich die gefchornen Chinefen beflager, daß einige von den ungeſchornen, als des Geeräubers
Rorings Leuten in diefem Eylande, fie beleidiget hätten. Diefe ungeſchornen Chinefen
find diejenigen , Die fich der Kegierung des großen Tartar Khans nicht unterworfen, noch
ihr Haar nach der fartarifchen Art tragen wollen, wie es der Sieger befohlen hat, da fie
hinten nur eine Socke laſſen. Viele taufend wollen lieber den Tod leiden, als ſich nach diefem
Gefege richten €). Bu
| Der VI Abſchnitt.
Fortfeßung der Reiſe von Nan Eing nach der Provinz Schan tong.
Sie verlaffen Nan king. Ein Opfer. Ze jeu hyen. ſchrieben. Pau ing hyen. Whay nyan fu.
Starke Bettler, Des Seeräubers Korings Are Schleufen, Flüffe und Seen. Befuch von einem
fall. Quan chew. BerühmteTempel. Jang ſe fu. Jeſuiten. Flecken Siang pu. Der Whang ho
Schoͤne Frauensperſonen. Beſchreib. der Stadt. oder gelbe Fluß. Tau hen hyen. Tſi fang, Des
Neujahrsfeſt. Seltfam geftaltete aber koſtbare ſchreibung ſchwimmender Doͤrfer. Sie treten
Barken. Ka yu tſya, oder Kau yew chem bes im die Provinz Schan tong.
Sie verlaſſen De Geſandten, welche ſich bisher gemeiner Barken und Boote bedienet hatten, bekamen
Nanking. itzo zwey kaiſerliche Fahrzeuge, die ſehr groß und bequem, ganz vergülder und mit
Drachen bemalet waren, und an dem einen Ende einen Ort für die Muſikanten hatten.
Sie .
d) Diefer Grundſatz iſt ohne Zweifel Billig; und man ang ihren Thaten urtheifen darf.
dennoch denken die Prinzen oder ihre Staatsbebien: e) Neuhof in Ogilbys China auf der 74 und
ten am dieſer Seite der Erdkugel ganz anders, wenn folgenden Seite.
und achtzig Stufen bis zu der Spitze. Ein jeder Abfag ift mic einer Gallerie voller Bilder |
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XIV Buch I Kapitel, 255
Sie wurden außer den Fantonifchen Solvaten, die fie in den für die Muſikanten beftimmten
Ort legten von vielen Perſonen aus Nan king begleitet.
Pinxenton und die beyden andern Mandarinen hatten auch ein jeder ein ſolches Fahr⸗
zeug. Sie giengen den igten May zuſammen unter Segel und bey der Schiff bruͤcke von
vierzehn Bogen vorbey. fg fie an dem äußerften Ende der Stadtmauern, ungefähr zwo
Meilen von dem Sy fi mon oder Waſſerthore gekommen waren: fo hielt Pinrenton mir
per ganzen Slotte ſtille, um in einem beruͤhmten Gögentempel, der daſelbſt fund, ein Opfer
zur Erhaltung einer glücklichen Reife zu thun. Das Opfer ‚ welches aus Schweinen, Zie:
gen und Hähnen beftund, wurde auf diefe Art vollbracht, Nachdem das Schwein und die
Ziegen getödtee und rein gemacht worden: fo wurden fie auf den Altar gelegt, hinter wel:
chem das vornehmſte Goͤtzenbild ſtund, und an deſſen Seite waren einige kleine. Diefe
wurden mit dem Blute von den Hähnen befprenge und hernach rein abgewiſcht. Während
der Ceremonie machten die Priefter auf ihren Knien verfchiedene Geberden und murmelten
mit ſich felbft, als ob fie und der Gott in einem ernſtlichen Gefpräche wären. Die ganze
Zeit über brannten große Fackeln,
Bon bier fegeften fie mit geoßer Geſchwindigkeit oſtwaͤrts den Fluß Kyang hinab,
und kamen den Abend zu einem beruͤhmten Flecken, Namens Wang fien, Sie giengen
den folgenden Morgen weiter, und erreichten den 2often des Brachmonats Te jan jeen 5),
welche einige Lo ho g) nennen, an der Nordſeite des Kyang, ungefähr ſechzig Meilen
yon Man fing. Obgleich diefe Stadt Elein iſt, fo ift fie doch angenehm und treibt großen
Handel. Sie ift fehr dicht gebauet und mic Tempeln gesieret, Die Mauern find ſtark aber
nicht ſehr hoch, und außer denfelben ift eine volfreiche wohlbebaute Vorſtadt.
Alhier Famen verſchiedene Bettler an Bord, ihre Kunſtſtuͤckchen zu zeigen. Unter an-
dern fanden ſich auch weene, Die ihre Köpfe mit großer Gewalt gegen einander fließen, bis
die Gefellfchaft fich mildthaͤtig gegen fie eriwies, Denn ſonſt würden fie fortgefahren haben,
einander zu ftoßen, bis einer oder beyde todt niedergefallen, wie oftmals gefchehen ift,
Neuhof fah auch in diefer Stadt einen andern Bettler, welcher niederfniete, und nach-
dem er mit fich felbft etwas gemurmelt, feine Stirn mir folcher Heftigkeit wider einen run-
den Stein ftieß, daß die Erde unser ihm erfchütteree, Diefes und noch einige andere Kunft-
griffe üben fie aus, um von den Fremden ein Allmoſen auszupreffen.
Man melvete ihnen bier, es hätte der berühmte Seeräuber Koxinga einige $eute
ausgefeget, in der Meynung, Diefe Stadt zu überfallen: die Einwohner aber hätten ihn
genöthiget, fich mit dem Berlufte einer großen Anzahl von feinen Leuten zu Schiffe zu be⸗
eben; doch haͤtte er viele von ihren Fahrzeugen verbrannt, und eine anſehnliche Anzahl
weggefuͤhret; ev hätte fich auch fünf großer und fruchtbarer Inſeln in dem Fluſſe, ungefaͤhr
zwanzig Meilen von je jen jeen bemaͤchtiget, um feine Schiffe bey ſtuͤrmiſchem Wetter
dahin zu bringen,
Den folgenden Morgen giengen fie weiter, und fanden an der Nordfeite des Kyangs,
nahe bey dem Eaftelle Quam chew 2), eine große Reinerne Schleuße, durch welche fie
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) Syn der Karte der Jeſuiten: I ching byen. ) In der Karte der Jeſuiten Qua chew, eine
&0 bo oder Au bo byen,, ift eine Ctade Stadt vom zweyten Range.
zwanzig Meilen gegen IBeften,
1657
Teubof.
Ein Opfer.
Se jen hyen.
Starke
Bettler.
Koxingas
Verſuch.
Quan chew.
—
236 Meier nach dem Reiche China,
1657 ineinen Canal famen, der mit dem gelben Fluſſe zufammen hing. Weil diefer Fünftliche
Neuhof. Canal auf des Kaifers Unkoſten gegraben worden: fo wird er deswegen die Baiferliche
Sabre genannt, Es ift nichts angenehmers in der Welt zu ſehen. Die Ufer an benden
Seiten find eben und breit, mit ſchoͤnen fchattichten Bäumen bepflanzet. Die umliegende
Gegend ijt mic ferten Weiden und angenehmen Gehölzen, (dergleichen in ganz Afien nicht
gefehen werden), gezieret, und mit vielen reichen Städten und Dörfern, angenehmen Luft:
bäufern und prächtigen Wohnungen untermengf.
Berähmter Bey dem Eingange in diefen Graben ſteht ein berühmter Tempel des Goͤtzen Kin
Tempel. kang; und weiter bin fahen fie einen andern großen Tempel Duang gua myau genannt,
der mit einem fehr fehönen Thurme von fechs Stockwerken gezieret war. Die Ehinefen und
Tartarn, welche die Holländer begleitet, wollten ſich gern bier aufhalten, um zu Erlan—
gung einer glüclichen Reife Höhne, Schweine und Ziegen zu opfern; die Geſandten aber
konnten nicht dahin vermochte werden, fo viel Zeit zu verlieren; und erlaubten nur einigen,
dahin zugehen, und den Ort zu befehen, welcher rund herum mit Bildern, tie der Altar
mit Lampen, beſetzt ift, welche Tag und Nacht brennen 2),
San fe fü. Den 24ften famen fie nach) Jang fe fir, welches von einigen Yang chew fir k) ge-
nanne wird, der fiebenten Haupeftadt diefer Provinz. Sie liegt auf zwanzig Meilen von
je fen jeen, iſt vieredicht gebaut, und hat wenigftens fünf Meilen im Ahnfange ). Sie
fft mie Mauern und ftarfen Bollwerken umgeben, und übertrifft die meiften Städte in China
am Bermögen und Handel, welcher vornehmlich) im Salze befteht, das von hier nad) an-
dern Sandfehaften verführt wird. Sie fahen an der Dftfeite der Stadt fehr viele Pfannen,
worinnen fie das Seewaſſer Tag und Mache Eochen,
Schoͤne Frau⸗ Dieſe Stadt iſt durch ganz China wegen ihrer artigen und leutſeligen Frauensperſonen
ensperſonen. heruͤhmt. Sie haben ſehr kleine Fuͤße und ſchoͤne Schenkel; ſo daß es ein Sprichwort iſt:
Wer gern eine Frau von ſchlanker Geſtalt, ſchwarzen Haaren und ſchoͤnen
Schenkeln und Süßen haben will, der muß nach Jang fe fu geben. Doch find fie
nirgend in fo fehlechtem Preife; denn die Eltern pflegen fo wohl ihre Magde als Töchter zu
Huren zu verfaufen. * —
Beſchreibung Der Kaiſer hat hier ein Zollhaus, um die Gebuͤhren von allen Guͤtern einzunehmen,
der Stadt. welche durchgehen. Die Stadt iſt mwohlgebaut und voller Canäle, worüber fteinerne Bruͤ
en gehen. An der Weſtſeite find fehr große Borftädte, wovon Die meiften in dem letzten
£artarifchen Kriege zerftöhret , aber hernach bald wieder aufgebauet worden. Nabe bey die:
fer Stadt ift ein fehr hoher Berg, Namens Heng.
Den asften fahen fie bey ihrer Abreiſe an dem Ufer des Canals zwölf Ziegelofen, und
nicht weit davon zur Linken lag die Begräbnißftadt eines großen Sultans m), der von den
Ehinefen ſehr verchret wird. Gegen Mittag kamen fie an ein Dorf Saw pu genannt ,
Neujahrsfeſt. wofelbft die Einwohner das Neujahrsfeſt begiengen, indem es eben Vollmond war, wobeh
fie viel Sreudengefchrey machten, Freudenfeuer anzündeten, und Lichter aufſteckten. Sie
s liefen
) Keuhof in Ogilbys China, anf der 79und I) Hollaͤndiſche Meilen, oder ſiebenzehn und eine
folgenden Seite. halbe englifche.
#) &o wird fie in der Karte der Jeſuiten und m) Wie Eönnen nicht fagen, was der Verfaſſer
in Earpentiers Ausgabe genannt, unter Sultan verfieht, indem ein folcher Titel in
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KIV Buch 1 Capitel, 257
fiefen auch die Straßen auf und nieder, als ob fie verwirrt mären, mit Fackeln in ber Hand, 1656
die in Geftale der Drachen zuſammen gervunden waren, Der Mandarin Pinpenton und Neubof.
feine Frau wohnten diefer Feyer mit bey. |
f Sie fanden bier vielerley feltfam gebaute Fahrzeuge. Unter andern fahen fie zwo Bar- Seltſam
Een oder Schaluppen Long ſchon »), das it Schlangenboote genannt. Diefe waren gebauete
mit allerhand Farben artig bemalt, und ſchienen diejenigen Boote noch zu übertreffen, welche -
die Fiſche von Nanking nach Peking für den Kaiſer bringen. Sie waren wie Waflerfhlan- = koſtbare
gen geſtaltet und hatten drey Maſten. Das Hintertheil war voller Schlangen, die mit —
Bändern von verfchiedenen Farben angebunden, mit Fahnen geſchmuͤckt und mit Haarflech⸗
ten, ſeidenen Flaggen und langen Federn untermengt waren. An dieſen hingen ſich zuwei⸗
len zweene geſchlanke Knaben, die allerhand Kunſtſtuͤcke machten, die Zuſchauer zu ver-
gnügen. Auf der Spige eines jeden Maftes, der mit feidenen Flaggen und Wimpeln geziert
tar, fund ein Göge und auf dern Bordertheile ein anderer, unter welchen ein ganz Bin:
del (ebendiger Enten hing, welche ein Chinefe beftändig mit einem Spieße prickelte. Der
Bord der Barken war vings herum mit goldenen und fübernen Sranfen behängt. Unter
einem fuftigen Schiemdache, welches mit vielen Fahnen und Flaggen beſetzt war, faßen
zwoͤlf muntere Bootsleute, in Seide gekleidet, mit vergüfdeten Kronen auf dem Kopfe und
bloßen Xermen. Sie — = Geſandten an Bord, fie zu bewillfommen, und wur⸗
17 u enfen be oO * 3
ee kamen fie nach Ra yırtfya, von einigen Kau yew genannt, eis Ka yu tſya
ner Stadt vom zweyten Range, an einem großen Ser, Namens Pye fehe, welcher den Pet
Eöniglichen Canal mit Waſſer verſieht. Vormals, da die Fahrt durch den See ſelbſt gieng,
pflegten die Barken bey ungeſtuͤmem Wetter an dieſem Orte ſtille zu liegen, indem ſie ſich
nicht hinaus wagen durften, Aus diefer Urfache wurde an der Oftfeite des Sees ein Gra-
ben gemacht, fechzig Feldweges 0) lang und mit weißen Steinen ausgemauert,
Rau yew iſt ſehr volkreich und hat praͤchtige Vorſtaͤdte, die ſehr dicht bebauet und Kau yew
voller großen Haͤuſer find, Die Felder rund herum bringen eine große Menge Reiß und beſchrieben.
find fo dick mit Wohnungen befegt, daß fie wie ein zufammenhängendes Dorf ausſehen.
Das Sand gegen Weften liege meift unter Waſſer. Weil hier herum feine Bäume wachfen
tollen: fo brennen fie bloß Schilf, welches an den Seiten des Sees waͤchſt. Nach dem
Reiße muß fehr fleißig gefehen werden, damit er nicht durch gar zu viele Naͤſſe oder Tro-
ckenheit verderbe, Es find auch fehr viele Windmühlen mit Mattenſegeln in dieſem Sande,
welche gebraucht werden, Das Wafler in der naflen Jahreszeit abzuführen und in einer trock⸗
nen einzulaffen. Durch) dieſes Mittel haben die Einwohner zwo veiche Erndten im Jahre,
Den zuften, da fie Kau yew verließen, kamen fie nach Pau ing p), [von einigen Pan ing
Pau fen genannt] einer Stadt von der dritten Ordnung, zwanzig Meilen weit und an hyen.
der Oftfeite der Faiferlichen Fahrt. Sie ift mit ftarfen Mauern umgeben, und hat eine
runde Seſtalt, ungefähr anderthalb Meilen im Umfreife. Gegen Oſten hat fie den See
She yang um gegen Suͤdweſt den Ser Pye ſche.
Man
China nicht gewoͤhnlich re h 4
hammedaner d ich iſt, 06 ſich gleich viele Mu⸗ 0) Ogilby hat Faden. . I
n) Bill — —83 haben: p) Zn der Karte der Jeſuiten: Pau ing byen,
n
Algen, Beiftbefhe, Band. RE
3
1656
Neuhof ·
Whay ngan
fi.
Schleufen.
Fluͤſſe und
Seen.
258 Se Reifen nach dem Reiche China.
Man ſieht noch aus den Ruinen der Mauer und großen Gebaͤude dieſer Stadt, welche
von den Tartarn gaͤnzlich zerſtoͤhret worden, daß fie ſehr prächtig, reich und wohl bewohnt
geweſen. Unter den noch vorhandenen Gebäuden iſt auch ein beruͤhmter Tempel, außer:
halb der Mauer an der Nordſeite der Stadt.
Den 28ſten Famen fie nach Whay ngan g) der achten Hauptſtadt von Ryang
nan, Sie liegt an der Oſtſeite der Faiferlichen Fahrt, auf dreyßig englifche Meilen von
Pau in r) in einem flachen und fumpfichten Boden. Sie ift mic einer Mauer umeingt
und wird von einer andern in zweene Theile gerheilt. “Der gegen Süven heißt Whap
ngan, der andere gegen Nordoft Pen hing 5). Der erfte bat fehöne Vorſtaͤdte.
Der Unterfönig, welcher über die fieben ſuͤdlichen Landſchaften unmittelbar unter dem
Kaifer zu befehlen har, hält hier feinen Hof mit großer Pracht. Sein Amt ift, daß er die
Aufjicht über des großen Khans Einkünfte hat, welche vornehmlich im Neiße beftepen,
Um vorzubauen, daß der Fluß Whay das angränzende Sand. nicht uͤberſchwemme,
haben fie zwo große Schleufen mit ftarfen und hohen Ufern gemacht, welche feinen Strom
einfchließen, wenn er durch bie Bäche an der Mordfeite der Stadt aufſchwillt z),
In den Borftädten von Whay ngan find zwey Zollhäufer, eins die Gebühren von
den Gütern einzunehmen, das andere den Zoll von denen Barken, welche diefen Weg nehmen,
Die Stade ift wohl gebaut und voller veichen Einwohner. Micht weit von Bier auf
einem fehr hoben Berge, No chew genannt, fteht ein prächtiger Tempel, mit einem Klo:
fter, die Andächtigen darinnen zu beherbergen.
Das Land ift voller Flüffe und Seen; vornehmlich ift ein großer See, Sche bo »)
genannt, und ein anderer gegen Dften, Hung genannt, darinnen, welcher Schilf hervor-
bringt, das zur Feurung dienet, indem das Holz durch diefe ganze Landſchaft fehr felten iſt.
Weil es fehr fehlecht Wetter war, als die Geſandten ankamen: fo verbathen der Un⸗
terfönig und der Kath den Beſuch, ven fie bey ihnen abſtatten wollten. Der Mandarin
Beſuch von Pinxenton aber gab ihnen nach feiner Gewohnheit ein prächtiges Mahl, und gegen Abend
einem Jeſui⸗
ten.
Dorf
Sian pn.
Fam ein Jeſuit Gaſcomez an Bord ihrer Schiffe, die Geſandten zu befuchen, Erfchien
ein ſehr offenherziger Mann zu feyn, und bezeugte große Neigung gegen die Holländer,
und gab ihnen zu verftehen, fie würden großen Widerſtand von den Portugiefen erfahren,
welches wahr genug ward,
Sie reiften den folgenden Morgen ab, und giengen Durch geile Felder, und der! Abend
fuhren fie durch eine fehr große Schleufe, bey dem berühmten Dorfe Siampu, welches
fehr lang und mit Tempeln und Häufern an beyden Seiten des Grabens fehön gezierer iſt.
Es hat ein Zollhaus für den Kaifer, und Ducchfuchte einer von veffen Bedienten alle Bar:
fen, außer denjenigen, worauf die Öefandten waren.
Den folgenden Abend Famen fie nach einem andern Dorfe Ney ne myau genannt,
wohin fie durch zwo große Schleufen gelaffen wurden, Sie fahen Die Heberbleibfel von ei-
nem
g) Beym Ogilby: Boai gan, welches die yor- 5) &o heißts beym Carpentier; beym Ogilby
tugiefifche Rechtſchreibung ift, die vom Neuhof fehr aber Men ge hing.
gebraucht wird, der. darinnen vielleicht dem Mar⸗ -
tini folget. #) Neuhof in Ggilbys China auf der 9a und
7) Beym Ogilby Pancien. folgenden Seite.
XIV Buch I Capitel. 259
nem großen Caftelle, welches den gelben Fluß und den Graben vertheidiger: die Tartarı 1656
‚aber zerftöhrten es. 4 Kreubof.
Den folgenden Tag giengen fie unter Segel und kamen in den großen gelben Fluß ee
der von einigen der Saffranfluß genannt wird, welcher fo dick und ſchlammicht iſt, Daß gperder gets
man kaum darauf fahren kann und in der Ferne ein fumpfichter Moraſt zu feyn ſcheint. Der be Fluß.
Strom it aber fo heftig, daß Feine Fahrzeuge wider denfelben fegeln koͤnnen, fondern von
einer großen Anzahl Bootsknechte müflen gezogen werden. An einigen Orten ift er eine
Halbe Meile breit und an andern noch breiter. Die Chineſer machen fein Waffer dadurch
febr klar, daß fie Alaun hinein werfen. .
Den ıften des Brachmonats kamen fie zu der Eleinen Stadt Tau pen byen x), welche Tau yen
an der Weſtſeite des gelben Fluffes liege, und mit einer breiten und ſtarken Lehmmauer hyen.
umgeben iſt. Sie ift mit fehönen Gebäuden angefüllt und voller. veichen Einwohner , Die
ſehr großen Handel treiben.
Das Sand ift an Birnen, Xepfeln, Pflaumen, Kirfchen und dergleichen fehr frucht-
bar, und hat auch einen Ueberfluß an Wachteln, Fafanen, und andern Xeten von Vögeln.
Bon hier fegelten fie drey Tage, ehe fie an einen beträchtlichen Dre kamen; den gten Tſi fang,
endlich gelangten fie nach der Fleinen Stadt Tfi fang, die auf einem fehr anmurbigen Bo⸗
den, an den Fuße eines hohen Huͤgels liegt. Ob fie gleich feine Mauern oder einige merf-
würdige Gebäude außer einem ftarfen Caſtelle hat : fo treibt ſie doch große Handlung und
hat reiche Einwohner. An dem Eingange in die Stadt ſteht ein praͤchtiger Tempel auf
einer ſteilen Höbe-
Sie fahen auf dieſem gelben Fluſſe, welcher beftändig voller großen und Fleinen Fahr- Schwim⸗
zeuge ift, verſchiedene ſchwimmende Eylande, die von Bambusroͤhren fehr fünftlich gebauer Mende
waren, welche fo dicht zufammengeflochten werden, daß Feine Feuchtigkeit durchdringen Dörfer,
kann, Auf diefem Grunde führen Die Chinefen Hütten oder kleine Häuferchen von Bret-
gern und andern leichten Materialien auf, worinnen fie mit ihren Weibern, Kindern und
Viehe leben. Einige von diefen ſchwimmenden Dörfern find groß genug, zweyhundert
Zamilien zu enthalten, welche meiftentheils vom Handel leben, den fie auf dem Fluffe auf
und nieder freiben. Wo fie hinkommen, da halten fie fih einige Monatlang auf, ehe fie
wieder aufbrechen, und befeftigen ihr Eyland an Pfählen, die fie in den Grund ſtecken.
As fie einige Stunden gefahren waren, Famen fie in einen andern Eaiferlichen Gra- Sie kommen
ben, Namens nn yun, welcher aus dem gelben Fluſſe Durch die ganze Landſchaft, Schan in bie Pro:
; ; inz Schan
tong gegraben worden, in welche fie nunmehr kamen ). A
SE | Der
er an Raten der Jeſuiten: Hong tſe hu. yen byen übereinfömmt. In dei Karten der Je⸗
hay br zehn Meilen gegen Weſten von juiten: Tau ywen hyen.
* et und Ogilby; Tanjenien; 9) Neubof in Ogilbys China auf der 36 und
"AR jen jeen; welches mit Tau folgenden Seite.
Reiſen nach dem Reiche China,
Der VI Abſchnitt.
Fortſetzung der Reiſe von der Ankunft in Schan tong Bis nach Tyen
. tfing wey in der Provinz Pe chi li oder Pe Eing,
Der Eaiferfiche Graben Yun. Kya kya, ein ſchoͤ⸗ den. Lin tſin chew. Beſchreibung der Stadt.
260
1656
Neuhof.
nes Dorf. Die Stade Si ning chew. Fiſchen
mie Vögeln. Art und Weiſe deſſelben. Selt⸗
fame Sache. Shan tſu byen. Schöne Ger
gend und Tempel. Tong hang fü. Fruchtda-
ver Boden. Art von Bezoar, in Rühen gefun⸗
Beruͤhmter Tempel. Deſſen ſchoͤnes Gebäude,
Vu hing hyen. Ku ching hyen. Ta chew. Ton
quan hyen. Sang lo. Des Statthalters Ges
mahlinn. Sing ki tſyen. Sing ko tſyen. Schöner
Tempel. Sing ye. Schwaͤrme von Heuſchrecken.
ferti. Die Landſchaft Schan tong, in welche fie kamen, iſt durch den großen kuͤnſtlichen
me D Graben Yun 2) ſehr — worden. Er fängt ſich in Ryang nan bey ver Stadt
So fyen =) an dem gelben Fluffe an, geht von da in bie Provinz; Schan ton, nad)
100 er in den Fluß Guey fällt c).
ohne welche en nicht fehiffbar feyn
Bey einer jeden Schleufe find
der Stadt Si ning chew und weiter nach Lin fing 5),
Diefer Graben hat wenigftens fechzig ſteinerne Schleufen,
würde, indem das Waſſer an einigen Orten fehr flach iſt.
acht Mann beftellt, die Fahrzeuge durchzuelfen,
Den 6ten des Brachmonats kamen fie an ein berühmtes Dorf, Kya kya genanne,
welches fehr veich und wohlgebaut ift, und einige fehöne Gebäude enthält. Esift mit anmu⸗
thigen und fruchtbaren Feldern umgeben, die voller Rosmarin ftehen, fo daß ihr Wildpraͤt
darnach ſchmecket, wie fie aus dem Fleiſche einiger Rebe und Hirſche fanden, Die fie gejage
hatten. Sie ſahen aud) eine Menge von allechand Bögeln und ergögten die Tartarn, daß
fie folche im Fluge ſchoſſen. |
Sie waren drey Tage auf dem Graben, ohne einigen beträchtlichen Dre wahrzunehmen.
Den uten des Monats aber kamen fie an ein anderes bekanntes Dorf, Jak ſchin no 4)
genannt, in und bey welchem auf fechs und dreyßig fattliche Thieme ſtunden. Sie giengen
weiter Fa reiſten zweene Tage lang durch. ein Land voller Kornfelder, mit hohen Hügeln
egen Dften, - eo,
* Den ızten kamen fie nach Si ning chew e), einer Stadt vom ʒweyten Nange unter
Neng chew fir, die mitten an dem Eaiferlichen Graben Yun lag und mit flachen und mo-
vaffigen Laͤndern eingefchloffen war, welche voller Suͤmpfe und Fluͤſſe waren, die viel Fiſche
hegten. Hier werden Güter und Schiffe verzollet. Sie übertrifft felbft die Hauptſtadt im
Kandel, in der Anzahl der Einwohner und an vornehmen Leuten. Unter andern prächti-
gen Gebäuden find auch zweene berühmte Tempel da, welche fehr fhön mit Gemälden ge-
zieret find. An jeder Seite des Faiferlichen Grabens iſt eine große Vorſtadt und eine große
Schleuſe, um das Waffer draußen abzuhalten, welches zumeilen ſechs Fuß höher fteigt, als
das Waſſer darinnen,
Hier fahen fie, mit einem Vogel, Lou wa genannt, Fiſche fangen, Er war etwas
größer , als eine Gans und einem Raben nicht ungleich. . Ex hatte einen langen Hals und
einen Schnabel wie ein Adler. Sie fahren in fleinen Booten aus, die yon Bambusroͤh⸗
ren
=) Zn eben den Karten: Sa tſyen hyen.
5) In den Karten: Kin tfin chew.
Das Darf
Kya kya.
Si ning chew.
Fiſchfang mit
Voͤgeln.
2) In den Karten der Jeſuiten: Nun lyang
bo, das ift, der große Canal.
KIV Buch I Eapitl, 261
ren gemacht find, und fesen den Vogel draußen bin, welcher bey Erblickung eines Sifhes 1656
niederſchießt, und ihm unterm MWaffer nachfehwimme, So bald er feinen Raub erhaſcht Neuhof.
bat, koͤnunt er herauf, und die Fifcher nehmen ihm folchen ab und ſchicken ihn von neuem
aus, mehr zu füchen, | |
Damit er aber den Raub nicht hinterſchlinge, fo legen fie ihm einen eifernen Ring um Art u. Weife
den Hals. ft der Fifch für ihm zu groß, daß er ihm nicht herauf bringen kann, fo machet deffelben,
er ein Geräufch im Waffer ‚ damit ihm der Schiffer zu Hülfe komme. Wenn fie für ihre
Eigenthümer genug gefifche haben: fo wird ihnen ber Ring abgenommen, und fie haben Er-
laubniß, nun fuͤr fich ſelbſt zu fifchen. Im Falle fie Feine Luſt haben, unter zu tauchen,
ſo werden fie durch Schläge dazu gebracht, Die Fifcher bezahlen dem Kaifer für den Ges
brauch diefer Wögel, welche bey den Chinefen fehr viel gelten, eine jährliche Steuer, Eis
ner von denen, die wohl abgerichtet find, wird oftmals für fünfzig Tael Silber verfauft,
welches auf hundert und funfzig Gülden beträgt. Die Holländer wollten ein Paar von eis
nem alten Fifcher kaufen, von dem fie einige Karpen befamen: er wollte fie ihnen aber nicht
verfaufen, weil fie zur Unterhaltung feiner Familie dienten. Er konnte ihnen nicht fagen,
woher dieſe Vögel Fämen, oder wie fie abgerichter würden, und meldete ihnen nur, daß fie
ihm von feinem Vorfahren gelaffen worden, und fehr felten brüreten. |
Alle öffeneliche Wirthshaͤuſer und Gaſthoͤfe haben ihre Fiedler und Comoͤdianten, Oeffentliche
die Gäfte bey Tiſche zu beluftigen. Die Lebensmittel find in dieſen Gegenden ſehr wohlſfeil. Gaſthoͤfe.
Die Holländer bezahlten nur zween Schillinge der Mann für ihre Mahlzeit, welche aus
verfihiedenen Schüffeln beftund,
Den folgenden Tag verließen fie Si ning, und giengen, nachdem fie wenige Stutt: Seltfame
den gefegelt, bey dem Dorfe Nam waig vorben, wo fic) der Faiferfiche Graben mic dem Sache.
Fluſſe Luen vereiniger, Die Tartarn und Chineſen erzaͤhlten den Hollaͤndern ſeltſame Dinge
von dieſem Fluſſe. Unter andern, wenn man neun Stuͤcke oder Hoͤlzchen hinein wuͤrfe
fo würden fechfe gegen Süden und dreye gegen Norden treiben, welches die Holländer ver-
ſuchten, und wahr befunden; es Eonnte aber feiner die Uvfache davon angeben.
Den ıgten famen fie nah) Schan tſui, einer Eleinen Stadt, ungefähr dreyßig Meilen Schan tfui
von Sining, und unter Neng chew gehörig. Sie wird von dem Föniglichen Graben in hyen.
zween Theile getheilet, und an jedem Ende durch ein ftarfes Caftell vertheidige. Sie ift
viereckigt, wohl gebaut und mit hohen Mauern umgeben, die mit ftarfen Bollwerfen befe-.
fliger find. Hier fahen fie die Ruinen von einigen geoßen Gebäuden, die von den Tartarn
zerftöhrer worden. Das umliegende fand wird oftmals von dem gelben Zluffe uͤberſchwemt,
welcher zumeilen ganze Städte und Dörfer unter Waffer feget und wegführet f).
fet Den folgenden Morgen giengen fie weiter und bey vielen fehönen Dörfern und Korn: Schönes
ern Horbep, und durch einige ſtarke Schleufen. Land
Be eit Schan tſui ſteht einer von den berühmteften Tempeln in ganz China, Na- und Tempel.
fich — myau. Er iſt von grauen Steinen ſehr hoch und ſtark gebauet und herr⸗
wit eben J Die Spitze iſt mit gelben glaſurten Ziegeln bedecket, und die Mauern ſind
Farbe gemalt; ſo daß er, wenn die Sonne ſcheint, wie Gold glaͤnzet.
— — Sonn Den
— Den Raute We ©) Bey eben den Schriftftelleen? Cinning fin.
a) Bey Eapentie und Ogilby: Jax hinno 3— — in Ogilbys China a. d. so n.f. ©.
262. Reifen nach dem Reiche China,
1656 Den 2often des Brachmonats kamen fie nach Tong chang g), der dritten Haupt⸗
Neubof. ſtadt von Schan tong. Ihre Geſtalt ift viereckigt und die Mauern mit Bollwerken befe-
— ſtiget. Die Straßen find, breit und wohl gebaut, Mitten in der State fteht ein hohes
fü. und zierliches Gebäude, mit vier prächtigen Bogen. Es ift mic ftarfen Mauern und Thür-
men. umgeben, in welchen verſchiedene Gatter find. Die Stade ift mit einem breiten Wafler
umfloffen, über welches an der Nordfeite eine Brücke gebt, Hundert und fieben und drenßig
Fuß lang. An der Südfeite find ſtattliche Vorſtaͤdte, welche wegen der Anzahl ihrer Ein-
mohner, fehönen, Gebäude und ſtarken Handlung für eine andere Stabt Fünnen gehalten
werden... Gegen Oſten zeigte man ihnen ein ſehr geoßes eifernes Grabmaal, welches vor. ſie⸗
benhundert Jahren einem großen Heren zu Ehren aufgerichtet worden, der fein Leben ine
Reiege zur Bertheidigung feines Baterlandes verlohren.
Erdreich. Das Land rund um Tong chang iſt ſehr niedrig und flach, aber überaus fruchtbar.
Es bringt auch Fein Theil von China fo viel Seide hervor, als Diefer, und die Einwohner.
feben meiftentheils Davon. ——
Stein in den Man finder hier zuweilen in dem Magen der Kühe einen Stein, Nyew whang b),
Kuͤhen. das ift, Kuhgelbe, von feiner Farbe alſo genannt. Er iſt ungefähr von der Groͤße eines
Gänfeeys, von einem weichen kalkichten Weſen, und wird von einigen für den Bezoarſtein
gehalten. Man hält ihn für ein allgemeines Huͤlfsmittel bey Ohnmachten.
Lin tſin Den folgenden Morgen giengen fie unter Segel und fuhren über den See Nan
chew. yang, welcher einen Ueberfluß an Fiſchen hat, und kamen den Abend nach der Stadt Lin
fing 2), ungefähre dreyßig Meilen von Ton chang, und an beyden Seiten des Faiferli-
chen Grabens gelegen; welcher an dem Ende derfelben in den Fluß Guey K) gebt, welcher
die Provinz Schan tong von der Provinz Peking abfonbert.
Sie waren nicht fo bald bey diefer Stadt angefomen, als fich der Statthalter am Strande
fehen ließ, um fie zu bewillkommen und die Öefandten zuempfangen : Doch zeigte er ihnen an,
daß er fie nicht in feinem Haufe aufnehmen koͤnnte, weil fie noch nicht vor dem Kaifer erfchies
nen wären; und aus eben der Urfache tweigerte er fich auch, ihre Gefchenfe anzunehmen.
Befchreibung Kin fing übertrifft alle die andern achtzehn Städte, die unter Tong hang ftehen,
der Stadt. an Anzahl des Volks, Pracht der Gebäude, Vorrath an allen Dingen, und an Stärke
des Handels. Sie giebt auch Feiner niedrigen Stadt in dem ganzen Reiche etwas nach.
Dicht bey der Stadt flehen zwey große und ftarfe Caftelle, auf jeder Seite des Eaiferlichen
Graben eines, und gegen einander über: fo daß Fein Fahrzeug ohne Bezahlung des Zolles
ducchfommen kann. Zwifchen Schan tſui und diefer Stadt find acht und fünfzig Schleu-
fen. Gerade vor der Stadt find zwo ftarfe, um das obere Wafler aus dem Fluſſe Guey
zuruͤck zu halten, welches zumeilen zwey oder drey Fuß höher ift, als das in dem Graben, _
An der Nordfelte ver Stadt liegt eine hölzerne Brücke von neun Bogen, mit einer Zugbrüs
cke in dev Mitte, die Barken durchzulaflen. :
Ein fing liegt auf einem flachen, fandigen Boden, ift fehr groß, und mir einer Mauer
von Lehme umgeben, die mit einer fleinernen Bruftwehr verfeben iſt. Sie hat einen Ueber⸗
fluß an allerhand Arten von Früchten, und unter andern an wohlgeſchmackten Birnen.
Außer
) &o heißt fie In den Karten der Jeſuiten; 7) In den Karten der Sefuiten: Lin tfin chew.
beym Ogilby und Thevenot aber; Tun cham. k) In den Karten: Wey bo. i
5) Beym Ogilby: Nieun boang; beym Cr: ) ug der Jeſuiten Zeichnung läuft er nord⸗
pentier richtiger; Nieu hoang. onſtwaͤtts.
A XIV Buch TI Eapitel, 263
Außerhalb der Mauer an der Mordfeite ſteht ein prächtiger Tempel mit einem hohen 1656
Thurme; der auf eine ganz befonders artige Weife gebauer if. Man geht durch eine Wen: Neubof.
deltrepe hinauf, die nicht in Der Mitte des Thurms fondern zwiſchen einer doppelten Mauer
erbauet ift. Der Thurm an fich felbft it ein Achte? von acht Stockwerken, jedes dreyzehn
und einen halben Fuß hoch; dag alfo die ganze Höhe hundert und zwanzig Fuß betraͤgt,
dabey er denn feine gehörige Dicke hat. Die äußere Mauer ift mit dem Porcellane aus ei-
nerley Erde, und voller ausgebrochenen Arbeit, Die innern Mauern find von gefhliffenem Schoͤnes
Marmel von mancherley Farben, fo glatt als ein Spiegel, Die Gallerien, deven neune Gebäude.
find, find von Marmel, und mit mancherley Bildwerke ausgefchnigt , mit fehönen Fupfer-
nen Kloͤckchen an den Ecken derſelben nach chinefifcher Art. Die Fenfter in diefen Gallerien
find mit vergüfderen eifernen Stangen befeßt. Auf der Spige des Thurms fteht die Bild-
fäule der Görtinn, aus Gipſe, welcher der Tempel gewidmet ift. Sie ift dreyßig Fuß hoch
und mie Gold und Silber ausgelegt. Die Bilder ftehen rund um den Thurm herum und
find fo artig gearbeitet, daß fie unter die größten Merkwürdigkeiten yon China fönnen ge
rechnet werden. I
Pinrenton ließ-feine Frau und Kinder in diefer Stadt ; und ein hollaͤndiſcher Trompeter,
welcher vafelbft ftarb, wurde mit Bewilligung der Obrigkeit in einem Ödgentempel begraben.
Als fie von Lin fing giengen,, verließen fie den Faiferlichen Graben und kamen in den Yu ing
Fluß Buey, da fie den Strom binunter oſtwaͤrts fegelten 7), und den 2sften bey der Stadt hyen.
Du chin m), dreyßig Meilen von Lin fing Famen. Sie liegt fehr anmuthig an der Suͤd⸗
feite des Fluſſes in den Graͤnzen von Schan tong, und ift mit einer vierecigten Mauer
umgeben. An der Nordfeite find große Vorftädte, mit prächtigen Häufern wohlgebaut:
die großen Gebäude aber find von den Tartarn alle zerftöhree und den Einwohnern ift fehr
firenge mitgefpielet worden m)
„ „Den 2öften des Brachmonats erreichten fie Ku hing, den erften Ort in der Provinz Ku ding
Peking, zu welchem fie famen, eine Stadt vom dritten Range, die unter Ho Eyen fu hyen.
fteht. ‚Sie liegt ungefähr drey und zwanzig Meilen von Vu ching, an der Nordfeite des
Guey in einer anmuthigen flachen Gegend. Die Mauern find Hoch und wohlgebaut, die. °
Vorſtaͤdte fehr prächtig und alles voller Volk und Handel. Sie hielten fich hier nicht auf,
und fahen auf ihrer weitern Reife an beyden Seiten des Fluſſes ganze Felder voller Baum-
mwollenbäume, welche einen ftarfen Handel in den benachbarten Gegenden verurfächten.
Den 28ſten famen fie nach Ta chew, melches einige U Eyauı 0) nennen, ungefähr Ta dem.
achtzehn Meilen von Au ching. Sie liegt an der Oftfeite Des Fluffes und iſt mit einer
Mauer dreyßig Fuß hoch umgeben und mit Bollwerfen und Wachtthuͤrmen befeftiger. Sie
ehe unter Ho Eyen fir, iſt mohlgebaut und mit verſchiedenen Tempeln gezieret, hat auch.
eine große Vorſtadt, die fich auf beyden Seiten des Fluſſes erſtrecket.
iefe Stade iſt der große Mark von dem Sam four, welcher aus Neiße gemacht und an
en des Meines getrunfen wird. Er wird von hier in alle Gegenden von China verführer,
is — Chineſen erzählten ihnen, ungefähr zehn Meilen von Hier bey der Stadt Ayen )
eich, Vo genannt deſſen Waſſer fo roth als Blue würde, wenn man -
to
*
Ph N achmalg, den Zeichnungen 0) In den Karten wird fie Ukyau hyen geſchrie⸗
#) KTeubof in — Orte aber ſteht: Utin. ben, und vier Meilen gegen Süden geſetzet.
folgenden Seite. 73 China auf der 9a und 2) Sn den Karten: Hyen byen,
a
Beruͤhmter
Tempel.
1656
Neuhof.
LU
Tong quan
hyen.
Sang Io
See reifen nach dem Reiche China.
Stock hinein wuͤrſe; und wenn von denen Bäumen, die an der Seite daherum wüchfen
‚einige Blätter bineinfielen, fo würden alsbald Schwalben daraus g).
Den ꝛoſten des Brachmonats fegelten fie bey Tong quan vorbey , welches in einem
flachen Lande liegt, das fich bis ang Meer erſtrecket, ungefähr einen Muſ Fetenfchuß von
Guey (an der ſtfeite). Die Stade ſteht unter Ho kyen und genießt allein das Vorrecht,
eine Wache von lauter Chineſen zu haben. Sie ift ein Viereck mit einer ftarfen Mauer
und einem breiten und tiefen Graben umgeben. Die Felder dicht an der Stade find mit
alten Yeten von Fruchtbaͤumen artig bepflanzer. \ x
Auf Pinpentons Anregen ward Neuhof und einige andere mie zwölf tartariſchen Sol
Daten in die Stadt geſchickt ‚ einen eifernen Loͤwen zu befehen, welcher auf dem Markte ftund,
und der Erzählung nach außerordentlich groß und erſchrecklich feyn follte: allein als die Chi-
nefen fie ankommen fahen, fo fehloffen fie aus Furcht vor den Holländern das Thor zu:
Den 2ten des Heumonats warfen fie, vor der Stadt Sang Io, ungefähr fünf und
fünfzig Meilen von Tong quan, an der vechten Seite bes Guey Anker. Sie liegt ein
wenig von dem Fluſſe entfernt, it mit Mauern umgeben, und hat an beyden Seiten Vor⸗
Gemahlin
des Statt-
halters ·
0
Sing fi
tſyen.
ſtaͤdte, welche, wie die Stadt wohlgebaut und volkreich ſind und gute Handlung treiben.
Die Tartarn, welche hier wohnen, ſind zahlreicher und von beſſerm Stande, als diejeni«
gen, die fie an andern Orten gefunden. Sie kamen fogleich in großer Pracht an Bord,
Die Gefandten willkommen zu heißen; und da die Holländer ans Land fliegen: fo giengen fie
durch fünf alte Triumphbogen an der Oftfeite der Stadt, -
Des Starthalters Gemahlinn ſchickte einen Soldaten zu Neuhofen und einigen andern
von dem Gefolge, fie zu erfuchen, fie möchten zu ihr kommen. Sie wurden in einen großen
Sprachfaal geführet, wo diefe Frau in Begleitung vieler andern tartariſchen Frauen, die ins⸗
gefamme prächtig befleidet waren, ihrer erwartete, Sie ließ Neuhofen fich fegen, und fragte
ihn verfehledenes megen Holland. Darauf wurden fie mit einem herrlichen Mahle bewirthet.
Ihr Gemahl ſtund bey dem Kaiſer in großem Gnaden und war damals zu Peking.
Sie verließen noch an eben dem Tage Sang lo und famen gegen Abend zu dem Fle⸗
Een Ton nat, der einem ſtarken Caftelle gegen über lag, welches eine ftarfe Beſatzung
von Tartarn hatte. Die Häufer find von Lehm, und nur zu Hundehütten oder für die un:
gefitteten Einwohner bequem, welche bloß davon leben, daß fie diejenigen pluͤndern, welche
ohne eine Begleitung ober ohne Daß vorbey reifen,
Det zten Famen fie nach Sing Ei tſyen 7), welches einige der Kürze wegen Sing
nennen, Es ift eine Stadt vom dritten Range, und gehöret unter Ho kyen. Sie liegt
zur Rechten des Fluſſes Guey auf einem flachen und angenehmen Boden, ungefähr zehn
Meilen von Sang lo. Diefe Stadt iſt zwar nicht groß, aber doch volkreich, und treibt
großen Handel, wie die meiſten Staͤdte an dieſem Stufe. Einige prächtige Gebaͤude, wel⸗
che noch) in⸗ und bey der Stadt ftehen, zeigen, daß fie vordem ein prächtiger Det geweſen.
“= Die umliegende Gegend, welche gute Viehzucht und füchreiche Slüffe hat, iſt ganz
eben, außer dag nicht weit davon ein Berg liegt, Namens Si, deilen Spige eine anmu-
£hige und fruchtbare Ebene iſt.
Den
.g) Martini hat in feiner Beſchreibung von Chi⸗ fie ats dem Munde der Chinefen kaͤmen.
na dieſe beyden Anmerkungen, welche unferer Vers +) Beym Thevenot: Sunti cien,
muthung had) daraus genommen find, wie onch viele Beym Dgilbys Sing ko cien; beym The
andere Stelfen, weiche ſo ausgegeben werden, als ob venot: Sinio been,
XIV Buch I Capitel. 000
Den folgenden Tag fuhren fie bey Sing ko tſyen s), einer andern Stade vom drit⸗ 1656
ten Range, unter Ho kyen vorbey, Ungefähr 4 Meilen von Sing fi tſyen. Sie ift Neuhof.
weder groß, noch volkreich, noch fonderlich nahrhaft; aber fehr ftarf, und har verſchiedene
Bollwerke und Wachthuͤrme zu ihrer Vertheidigung; und ob fie gleich mit einigen feinen Ge⸗
bäuden gezieret ift: fo find doch die meiften von ihren Häufern nur fehlecht und klein.
Ihre größte Zierde find die Tempel: doch übertrifft einer, welcher außerhalb den Mau- un
ven ſteht, Die übrigen alle, und zeigef von der wunderſamen Baufunft der Chinefen in den Teinpel.
vorigen Zeiten. Er befteht aus dreyen Stockwerken, die auf einem fteinernen Fuße ſtehen,
da man, vermittelft einer Treppe, binauffteigt, Das erfte Stockwerk ift mit großen Pfor-
een geziert, und jede Ecke des Dachs mird von foftbaren Säulen gerragen, Dos zweyte
und dritte Stockwerk haben prächtige Fenſter und große Pfeiler, wie das erſte. Bon außen
iſt das ganze Gebäude mit Laub⸗ und Bilderwerke gefehmückt, und an jeder Ecke hängen Eleine
Klocken. Inwendig aber iſt diefer Goͤtzentempel eben nicht fo fchön.
Die Gögendiener feheinen hier nicht fo andächtig zu feyn, als die an andern Orten;
denn ihre Gögenbilder werden an einigen Orten ganz nadend und bloß gelaffen, an andern
find fie nur mie Matten bedeckt, und haben Strohhuͤte auf, um fie vor dem Wetter
etwas zu beſchuͤtzen.
An eben dem Tage giengen ſie bey Sing ye 2), einer Stadt vom Dritten Range unfer Sing ye-
Ho Eyen, vorbey. Sie liegt zur Linken des Fluſſes zwanzig Meilen von Sing Fo und
bat fehr fehöne Vorſtaͤdte. An der Weitfeite des Orts fteht ein großer und hoher Tempel,
der mit einer Mauer umgeben ift, und auch einen ſehr artigen arten hat. Weil es ein
Sing ko
tſyen.
Monnenkloſter war, fo konnten die Holländer nicht die Erlaubniß erhalten, ſolchen zu beſe—
-- benz denn feine-Mannsperfon Dat diefe Freyheit. An der Dftfeite daſelbſt ſteht ein anderer
prächtiger Tempel, außer dreyen Fünftlichen Spisfäulen oder Pyramiden, welche einem
großen Befehlshaber zu Ehren von der Stadt aufgerichtee find. Er liegt wegen feiner dem
Sande geleiteten treuen Dienfte Darunter begraben, |
Gegen Abend wurde das Volk haufenweiſe verfammelt, um das Sand wider die Heu- Schwaͤrme
ſchrecken zu verteidigen, welche folches jährlich um diefe Zeit befuchen. Sie werden von von Heu⸗
einem Oſtwinde in folchen ftarfen Schwaͤrmen herbeygebracht, daß fie in wenig Stunden ſchrecken.
alles, was vor ihnen iſt, auffreſſen, wenn fie einmal niederfallen. Um dieſem vorzubeu- /
gen, gehen die Einwohner hin und wieder, mit ihren fliegenden Fahnen Durch die Felder,
toben fie die ganze Zeit über fehreyen und laͤrmen. Sie verlaflen Diefes Ungeziefer auch nicht
eher, als bis fie folches in die See oder in einen Fluß getrieben, mo es niederfaͤllt und er-
Kuſt. Es geſchah, daß eine von dieſen gejagten Schaaren auf die Fahrzeuge, welche die
Geſandten führten, niederfiel und fie ganz bedeckte. Allein fie entledigten fich deſſelben bald
und warfen dieſe ungebethenen Gaͤſte ins Waſſer z).
An eben dem Tage kamen fie nach der Seeſtadt Tyen tſing wey *).
Der
) Beym Thevenot ierzig engliſche Metl
venot; Si x) Dieſer Ort iſt uͤber vierzig engliſche Meilen
—— in ————— der o0 und von der See. Die in diefem Tagebuche erwaͤhnten
— Derter zwiſchen Ton qugn hyen und Tyen tſing
Allgem. Reiſebeſchr.y Band I ſtehen
* e
266 Reifen nach dem Reiche China.
1656 Der VII Abſchnitt.
— Ankunft der Geſandten zu Peking, und ihre Aufnahme am Hofe.
Tyen tfing wey. Die Sefandten werben bewirthet. Geſandter von Rußland. Die Gefchenke gefal-
Sofiwo. Fo che. San tfpan wey. Reiſe fen dem Kaiſer. Gefandter des großen Mogols.
zu Lande. Tong her. Ankunft zu Peking. Befehl des Kaifere, zum Beſten der Holländer.
Befuch von den Großen. Die Holländer find Betruͤgliche Staatshediente. Liſtige Jeſuiten.
als Räuber verdächtig; fie werden auf des Kat: Truͤgeriſche Unterkoͤnige. Billiger Monarch.
fers Befehl genau unterfuchet; nach Hofe ges Gewohnheit, den Faiferlichen Thron zu grüßen.
ſchickt. Ein Jeſuit if ein Mandarin. Die Des Kaifers Bruder ſtirbt. Abreiſe des ruſſi⸗
Geſchenke werden befichtiget. Betruͤgerey des ſchen Geſandten.
Sefniten. Die Holländer werden bewitthet.
Tyen tfing pen tfing wey wird für die größte Handelsftadt in ganz China gehalten, und ift einer
wey. von den drey vornehmſten Haͤfen. Die beyden andern ſind Kanton, in der Provinz
Ouan tong, und Te jan jeen y), in der Provinz Lansing. Tyen tſing wey ift
an der Außerften öftlichen Gränze von der Provinz Peking gelegen, an einem Arme von der
See, Namens Rang 2), wofelbft drey Flüffe zufammen fommen, die von einer ftarfen
Seftung vercheidiget werden, welche in dem Winfel, wo fie zufommen fließen, erbauet
worden. Diefe Stadt liegt ungefähr dreyßig Meilen von Sang lo 2), in einem fehr nie-
drigen und moraftigen Lande, und ift mit ftarfen Mauern, fünf und zwanzig Fuß hoch,
umgeben, welche mit Wachthürmen und Bollwerken ftarf befeger find. Sie ift fehr volk⸗
reich, und voller Tempel, Weil alle Fahrzeuge, die aus ganz China nach Peking gehen,
bier vorbey müffen, und es ein freyer Hafen ift, wo weder für Die aus: noch eingehenden
Güter ein Zolf bezahfet wird: fo iſt die Schiffahrr hierfelbft fehr groß.
Die Gefand- Der Statthalter und der Rath kamen an Bord, die Geſandten zu bewillfommen:
ten werden affein Pingenton mußte es fo liftig zu veranftalten, daß er den erften Befuch von ihnen erhielt.
bewirthet. Rach diefem wurden die Holländer zu einem Gaftmable, in einem prächtigen Gößentempel,
eingeladen. Die Abficht diefer Zufammenfunft war, fich zu berathſchlagen, wie man fic)
an den Kaiſer wenden füllte, und die Großen zu feinem Bortbeile gewinnen möchte. MNach-
dem num diefe Sachen feftgeftellt: fo wurde des alten Unterfönigs von Kanton Mandarin
nach) Pefing voraus geſchickt, um von ihrer Annäherung Nachricht zu geben, und fie folg-
ten ihm mit allem Geraͤthe nad).
- So fi wo. Den ııten erreichten fie Jo fi wo 2), eine Stadt vom dritten Range, unter Peking,
ungefähr vierzig Meilen von Tyentfin, und ander Linken des Fluſſes. Diefer Ort iſt Elein,
aber wohl gebaut, hat eine reiche Vorftadt, und treibt große Handlung. Die Einfünfte
von dem Zolle, welchen die Schiffe bezahlen, ift fehr anfehnlih. Die Geſandten wurden
von dem Statthalter in feinem Haufe prächtig bewirthet; und ob er wohl die ihm angebothe⸗
nen
ftehen nicht in den Karten der Jeſuiten, fo daß fie nämlich daß fie alle Städte eingeruͤckt, die in den
entrorder unter andern Namen eingeruͤckt find, oder dreyen Ordnungen oder Rangen enthalten wären. -
die Holländer find auf einem Canale gefahren, der 9) Vielleicht F ching byen, deſſen oben auf der
in diefen Karten nicht ausgedrückt worden. In 255 Seite gedacht worden.
diefem Falle müffen verfchiedene Städte ausgelaſſen z) Oder Meerbufen von Lyau tong.
feyn, demjenigen zuwider, was fie gejagt haben, =) Beym Ogilby; Sing Io,
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XIV Buch J Sapitel, 267
nen Gefchenfe, aus ber obgedachten Uvfache, nicht annehmen wollte: fo machte er ſich doch 1656
fein Gewiſſen, einige Glaͤſer Roſenwaſſer zu fordern, die ihm geſchickt wurden, Neuhof.
Den folgenden Tag giengen fie bey Fo chew c), die von einigen Que genannt wird; —— Yı
einer Stadt vom dritten Nange unter Peking, vorbey, Sie liegt an der linfen Seite des Fo chew.
Stuffes, ungefähr fünfzehn Meilen von Jo ff wo, in einer fehr anmuthigen Gegend,
Diefer Det iſt nicht fehr groß, aber wohlgebaut, und voller fhönen Gebäude, unter mel-
chen verfchiedene Triumphbogen find. An der Oftfeite, außerhalb der Mauern, welche
Hoch und mit Bollwerken und Wachthuͤrmen verfkärker find, ſteht ein fehr fehöner Tempel,
mit einem fünftlichen Thurme von neun Abfägen.
Den ıöten famen fie nah) San tfpan wey, oder San bo, ungefähr zwoͤlf Meilen San tſpan
von Fo chew, und viere von Peking, wozu diefer Dre gehöre, Er ift eine Stadt vom wey.
dritten Range, an der linken Seite des Fluſſes, fehr volkreich und wohl befeftiger, und hat
ein ſtarkes Caftell. Mitten in der Stade ſteht ein kuͤnſtlicher Triumphbogen von grauen
Steinen, und an der Suͤdſeite eine breite ſteinerne Brücke von fünf Bogen , zwey und
vierzig Schritt lang, mit Käufern an jeder Seite,
Hier giengen die Gefandten ans Ufer, um bie Reife vollends zu Sande zu thun. Und
gemeiniglich werden alle nach Peking beſtimmte Guͤter hier, oder auch bey der naͤchſtfolgen⸗
den Stadt, Namens Tong chew, ausgeladen 4), und entweder auf der Achſe, oder auf
Maulthieren, oder auch auf Eſeln e), zu Sande fortgefchafft. Diefe werden von den Eigenehü-
mern fters in Bereitſchaft gehalten, und ift dieſes der einzige Unterhalt von vielen armen Leuten.
An eben dem Tage kam der Mandarin welchen die Gefandten nach Peking vorays Reife zu
geſchickt hatten, wieder zu ihnen zurück, und den Tag darauf langen vier und zwanzig Pferde Lande.
mit verfchiedenen Wagen und Karren an, die ihnen von dem Rathe gefchickt wurden, ihr
Geräthe und die Geſchenke zu führen. Als alle Sachen fertig waren, fo fingen fie ihre Reife
auf folgende Art an. Zweene Trompeter vitten eine Ecke vorher; darauf Fam der Fahnen:
fräger mit des Prinzen von Oranien Fahne; dicht hinter ihm die Gefandten, in Begleitung
vieler tartarifchen Herren und Edlen zu Pferde, darauf die Officier und Soldaten ‚ welche ;
fie bisher begleitet hatten, und deren auf fünfzig an der Zahl waren, in guter Ordnung mit
den Öefhenfen und Gütern. Der Weg nad) Peking war ungemein ſchlecht, fehr tief und
uneben, fo daß die Pferde bey jedem Tritte faft bis an den Bauch hinein fanfen. Doch
war die Straße fo voller Volk, Pferde und Wagen, als wenn ein Kriegesheer auf den
Marſche wäre f).
Den ızten vitten fie durch Tong chew, welches in einem niedrigen und fehr tiefen Tong Ken
Sande liegt. Es ift fehr groß und mie ftarken Mauern umgeben, Es wird auch von einer
Mauer in zweene Theile gerheiler. Die Straßen find nicht gepflaftere, Doch Haben fie viele
fchöne Gebäude, Das sand ift fehr anmuthig und fruchtbar. Nachdem fich die Gefandten
in einem Tempel am Wege erfrifcht hatten: fa giengen fie weiter, und kamen den Nachmit⸗
tag zu den Vorſtaͤdten von Peking, die von Kanton ein tauſend fünfpundere und dreyßig
Meilen entferne liegen, L12 Sie
6) Beym Ogilby: Joeswoe; beym Thevenot: e Carpentiers Abſchrift ſaget, man koͤnne zu
Gorfiwol; vermuthiſch Ho fi u in den Karten Waſſer nach Peking gehen: der Kaifer aber babe
der Jeſuiten; ‚fie "wird daſelbſt aber nicht als ein es wegen der. arınen Leute allhier verbothen, toelche
sayen, oder eine Stadt dom dritten Range, bemerfet. von diefen Randreifen leben.
e) Beym Thevenot Fo been, 5) Neuhof in Ogilbys China auf der 103 und
4) Beym Ogilby Tongfion; und beym The⸗ folgenden Seite.
venot Tongſieu.
1656
Neuhof.
Ankunft zu
Peking,
&ie werden
von den
Großen be
ſucht.
Sind als
Raͤuber ver⸗
daͤchtig;
werden ge⸗
nau unter⸗
ſucht,
ya Reiſen nach den Neiche China,
Sie giengen durch zwey prächtige Thore in die Stadt, und ſtiegen bey einem prächti-
gen Tempel ab, in welchen fie eingeladen wurden, ein wenig auszuruhen und auf ihr Fuhr⸗
werk zu warten. Sie waren kaum hineingetreten, als fie von des Kaifers Rappado, der
einen Falken auf der Hand trug, von den allhier ſich aufbaltenden Agenten der Unterfönige
zu Kanton, und von verfchiedenen Großen des Hofes bewillfommer- wurden, Nachdem
ſie ſich mit Lebensmitteln und verſchiedenen Arten von Fruͤchten erfriſcht, und ihr Fuhrwerk
von dem Kappado war unterſucht worden, welcher alle Wagen zählte: fo wurden fie in
großer Pracht nach ihren Wohnungen geführet, die ihnen von dem Kaifer angewiefen waren,
Diefes Haus war nicht weit von dem Pallafte, und hatte eine hohe Mauer umber , mit drey
prächtigen Thüren, zwiſchen welchen fehr große Höfe waren.
Gegen Abend Famen zweene tartarifche Dfficier mit zwölf Soldaten, die Thüren zu
bewachen, und Sorgezutragen, daß die Gefandten mic allen nöthigen Sachen verfehen würden.
Den folgenden Morgen wurden fie von einigen Herren des Faiferlichen Raths befucher,
die von dem vornehmſten Secretär, Tong Lau ya g), einem Chinefen, und’ zweenen an-
deren Mandarinen, Quan Lau ya und Hu Lau ya begleitet wurden, Diefer legte
war Secretaͤr bey dem Rathe, ob er gleich fein chinefifch verftund 5). Diefe famen ‚die
Geſandten im Namen des Kaifers und feines Nathes zu bewillkommen » fih nach ihrem
Wohlſeyn zu erfundigen, und fie zu fragen, wie zahlveic) ihr Gefolge wäre, wie ihre Ge—
fehenfe befchaffen wären, mer fie ſchickte, und woher fie kaͤmen. Gie fragten auch nach
ihren Gebräuchen; und nachdem fie folche fehr erhoben, fo thaten fie noch andere Fragen,
ihre Reife, ihr Sand, und ihre Regierung betreffend, fo wie ihnen folche fehon zu Ranton
vorgelegt worden. *
Weil die Chineſen nicht konnten beredet werden, zu glauben, daß die Hollaͤnder einen
Sitz auf dem feſten Lande haͤtten, ſondern in der Meynung blieben, daß ſie auf der See
oder in Eylanden wohnten: ſo verlangten ſie eine Karte von ihrem Sande zu ſehen. Nach—
dem ihnen nun die Öefandten folche vorgelegt: fo nahmen fie diefelbe mit fih, um fie dem
Kaifer zu weiſen. Weil auch diefe Abgeordneten die Natur und Beſchaffenheit einer Re⸗
publik nicht wohl einſehen konnten, indem die Tartarn und Chineſen keine andere, als die
monarchiſche Regierung kennen: ſo waren ſie genoͤthiget, ſich des Ramens des Prinzen von
Oranien zu bedienen, als wenn ſie von Seiner Hoheit geſchickt waͤren. Hierauf thaten die
Ehinefen ſeinetwegen verfchiedene Fragen an fie, und unter andern, ob die Gefandten mie
ihm verwandt wären. Denn man giebt nicht zu, daß einige fremde Geſandten ihre Häupter
vor dem Faiferlichen Throne beugen, wofern fie nicht Anverwandten von dem Fürften find,
der fie fehicket, (wie die von Korea und den liquefifchen Eylanden, welche das Jahr vor-
ber nad) Pefing famen) indem fie ſich einbildeten, es würde die Majeftät des Kaifers gar
zu ſehr erniedriget, wenn fie Perfonen von geringerm Stande Gehör gäbe,
Die Geſandten verfeßten, fie wären mit ihrem Prinzen nicht im geringften verwandt,
und es twäre in ihrem Sande nicht gebräuchlich, daß feine Anverwandten in folchen Berrich-
tungen. auswärts geſchickt würden, Darauf wurden fie befragt, mas für Stellen fie am
Hofe hätten, was fie für Titel im Holländifchen führten, wie viele Leute unter ihrer Both⸗
maͤßigkeit
) Beym Thevenot: Long louwia, und beym Militarbedienten gegeben wird, welche von den
Dgilby: Thoug lovia. Kauya heißt Herr, oder Portugieſen Drandarinen genannt werden.
Meiſter, ein Titel, der den chinefichen Civil: und
‘
GRUNDRISS pur STADT PEKING.
Hauptstadt des Chinesifchen Reichs welche ım/ 39 67-54 Min. Norderbreite lege.
A. Zufiert wo man einen mit Haenden ‚gemachten Berg Felht .
B. Große Hoefe des Kaiserlichen Pallastes .
Masfgftab won einer gemeinen Franzoesijchen Mei
TEITETTIIELITEITIITTTITG
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2. Meile
Portugiesifches
Jesuster Collegium
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Observatorium E |
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1
XIV Buch J Capitel. 269
moͤßigkeit fünden, und wovon fie lebten. Als des Generalguverndrs von Batavia unge 1656
fahr Erwähnung geſchah: fo forfchten fie fleifig nach, was es damit für Berandnif hätte, Neubof.
Die Geſandten meldeten ihnen, der Generalguverndr konnte in Anfehung feiner Herrſchaft
mit den Unterfönigen von Kanton verglichen werden; feine Gerichtsbarkeit erſtreckte fich über
alte Holländifche Herrſchaſten in Indien; und Batavia, wo er feinen Sig hätte, wäre die
Hauptftadt von alfen,
Die Mandarinen befchenften darauf jeden von den Geſandten mit funfzig Tael Silber, und auf faie
und nahmen von ihnen Abfchied; fie kamen aber bald einer nach) dem andern zuruͤck, um ferlihen Be⸗
noch mehr Fragen zu ehun. Der erfte kam auf Befehl Seiner kaiſerlichen Majeftät und lehl befragts
feines geheimen Rarhs, die Beglaubigungsfchreiben abzuholen, welche in eine große füberne
Schuͤſſel, die mit drey Stuͤcken Scharlach bedeckt war, gelegt, und alfo in großer Pracht
zu ihm gebracht wurden. Ein anderer kam, ihr Gewehr zu befehen, und zu erfahren, wie
es gemacht würde, Der dritte fragte, was für Waffen fic die Holländer im Kriege bedien--
ten, mit was für Völkern fie Krieg geführet, und ob fie mit den Portugiefen im Friede
febten. Sie kamen in eben der Abficht wohl fechs - bis fiebenmal zurück, Zuletzt bathen fie
um Berzeihung, daß fie den Gefandten fo viel Ungelegenheit gemacht, und fagten, es
gefhähe alles auf des Kaifers Befehl, welcher fich nach dergleichen Dingen ſtets ſorgfaͤl⸗
tig erkundigte.
Auf von den Abgeordneten an den Reichskanzler 7) abgeſtatteten Bericht, ſchickte werden nach
folcher den folgenden Tag zroeene Edelleute, mit dem Befehle, es follten die Gefandten mir Hofe gehe:
den Gefchenfen vor. dem kaiſerlichen Rathe erſcheinen. Weil es ein ſehr regnichter Tag war, >
fo würden fie ‚felches gern auf eine andere Zeit verfchoben haben, damit die Gefchenfe von
dem Regen nicht verderbt würden: allein es wurden Feine Entſchuldigungen angenommen,
Endlich) giengen fie ohne Gefchenfe nach Hofe; fie wurden aber nicht eher vorgelaffen ‚ als
bis fie folche gebracht hatten. Denn der Kaifer war entfchloffen, fie noch an diefem Tage
u fehen. Sobald die Geſchenke famen, wurden fie vorgelaffen, und ihnen befohlen, fich
niederzufegen, ohne daß fie diefer großen Verſammlung einige Ehrerbierhung erweifen durften.
Der vornehmſte Befehlshaber ſaß an dem oberften Ende des Saals, auf einer breiten
niebrigen Bank, mit kreuzweis untereinander gefehlagenen Beinen , wie die Schneider, Zu
feiner Rechten faßen zweene fartarifche Herren, und zu feiner Sinfen Adam Scaliger h), Ein Zefuie
ein Jeſuit, aus Coln in Deurfchland gebürtig, welcher faft dreyßig Jahre an dem Hofe zu iſt ein Mans:
Peking in großen Ehren gelebt hatte, Er war ein fehr anfehnlicher alter Mann, mic einem darin. '
Yangen Barte, und auf die fartarifche Art gefchoren und bekleidet. Ale die großen $eute,
welche bey diefer Verſammlung waren, faßen unter einander, ohne Abficht auf ihren Rang,
Stand oder Exnfthaftigkeit. Der Kanzler felbft ſaß mit bloßen Beinen, und hatte nur
einen Eleinen fehlechten Mantel um den $eib,
Sobald diefer Herr eine Furze Anrede an die Geſandten gehalten, und ihnen befohlen,
fich niederzulaffen, fo kam der Jeſuit, fie zu bewillfommen, welches er mit vieler Höflichkeit
in feiner eigenen Sprache that, Er fragte nach einigen von feiner Keligion in Am—
ferdam.
13 Indem
Ee war vielleicht Seeretaͤr für die tartaniſche 7) So nennet ihn Carpentier. Beym Ogilb
Sprache. rn Heißt er der vornehmfte Statthalter. —
k) Oder Schaal, wie bey einigen Schriftſtellern.
1656
Neuhof ·
Die Ge⸗
ſchenke wer⸗
den beſichti⸗
get.
Betruͤgerey
des Jeſuiten.
Die Hollaͤn⸗
der werden
bewirthet.
Ruſſiſcher
Geſandte.
270 Reiſen nach dem Reiche China.
Indem dieſes geſchah, ſo waren die Mandarinen von Ranton und Pinxenton ſelbſt,
der ſich doch auf der Reiſe fo ſtolz aufgefuͤhret jo geſchaͤfftig, als Ablaͤder, und halfen die
Kiften herein bringen, worinnen die Geſchenke für den Kaifer lagen. Der Kanzler felbft
nahm fie Heraus, und fragte fie verfchledenes Desivegen, welches ihm die Gefandfen deutlich
beantivorteten. Scaliger, der einen Dollmerfcher vorftellte, verficherte, daß Ihre Antwor—
ten wahr wären; und wenn etwas vortreffliches herausgenommen wurde, fo ließ er einen
tiefen Seufzer, Der Kanzler lobte verfchiedenes von den Geſchenken, und .fagte, fie wür«
den dem Kaifer fehr angenehm feyn.
: Unterdeffen Fam von Seiner Eaiferlichen Majeftät Befehl an ven Rath, Scaliger ſollte
die Gefandten wegen verſchiedener Dinge, fo wie oben gedacht worden, welche ihr fand und
ihre Regierungsart beträfen, befragen, und ihre Antworten nieberfchreiben. Der Jeſuit
ehat folches, feßte aber für fich betruͤgücher Weife hinein: das Land, welches die Hol⸗
länder io befäßen, bätte ehemals unter der Herrſchaft der Spanier geftanden,
und kame Polchen von Rechtswegen annoch zın Allein, der Kanzler ließ ihn dieſe
Worte ausftreichen, weil er vermuthete, ‚fie möchten dem Kaifer anftößig feyn, und fagte
zu ihm: es wohre genug, daß man wüßte, daß diefe Leute ein Land befäßen, und
eine Are von Regterungsform unter fich hätten.
Mittlerweile daß die Schreiber verfchiedene Abſchriften von dieſem Aufſatze machten,
ward der Kanzler hungerich, und ließ einen Schweinebraten holen, wovon er, ob folcher gleich
noch bald roh war, fo begierig und auf eine ſo ſaͤuiſche Art aß, daß er mehr einem Zleifcher,
als einem vornehmen Heren ähnlich ſah. Sobald folches gefchehen, befahl er dem Sohne
des alten Umterfönigs von Kanton, der fih am Hofe aufbielt, ein Gaſtmahl für die Ge⸗
fandten anrichten zu faffen. Als folches gebracht wurde, fo fielen der Kanzler, und die uͤbri⸗
gen tartariſchen Herren ſo begierig darauf, als ob ſie den ganzen Tag noch nichts gegeſſen
hätten: aber weder bie Geſandten, noch Scaliger konnten von ihrer Kocherey etwas ges
nießen, indem das meifte von ihren Speifen noch roh war. As Seine Ercellenz folches
gewahr wurden, ließen fie die Schüffeln wegnehmen, und Früchte und Confect aufſetzen,
wobeh fie die Geſandten anlagen, Das Uebrige von dem Ejfen nach) Haufe zu fchicken, wel
ches fie Höflich ausfchlugen 7 * ——
Scaliger berichtete ihnen, es waͤre vor ungefaͤhr vier Monaten ein Geſandter aus
Moſcau, mit einem Gefolge von hundert Mann m) ;angefommen, um fich Erlaubniß aus:
zubitten, daß fie des Jahrs einmal kommen, und in China handeln dürften. Allein der -
große Khan fehlen nicht geneigt zu feyn, ihnen folches zuzugeftehen. Weil ber Abend heran
kam: fo nahmen die Gefandten Abſchied von der Verſammlung, und kehrten nach ihrer
Wohnung zurück, da fie denn der Jeſuit mit großer Pracht begleitete, welcher von viet
Mann in einem Palankin, oder einer Sänfte, getragen, und von vielen anfehnlichen Pers
fonen zu Pferde begleitet wurde.
Den folgenden Tag fegten die Gefandten, auf des Kanzlers Erfuchen, ſchriftlich auf,
für men bie verfehiedenen Geſchenke beftimme wären, und fhickten ihren Secretär Baron
F mit,
2) Neuhof in Ogilbys China, auf der 106 wenn wir auf die Tartaren kommen.
und folgenden Seite. ny Der Ki pin, oder der Richterffubl der
m) Die muß Saedor Jacowitʒz Boicof ge Rechte, iſt dag dritte von ben ſechs hoͤchſten Ger
weſen feyn, deffen Reiſen wir mirtheilen werden, richten, defien Gefchäffte unter andern Dingen iſt/
Geſandten
XIV Buch I Capitel. 271
mit, einige fernere Fragen zu beantworten. Als ſolches geſchehen, fo kamen Tony Lau ya
und die beyden andern Mandarinen zurück, den Geſandten zu melden, die Geſchenke wären
Seiner Majeftät, devo Mutter, und. der Kaiferinn fehr angenehm; Seine Majejtät möch-
ten aber noch gern fünfzig Stuͤck von der weißen Leinewand haben, um die Sohnsfrauen
der Eantonifchen Unterfönige damit zu befchenfen: allein fie Fonnten nur noch fechs und
dreyßig Stüf bekommen.
Den zten Auguſt vernahmen fie, daß ein Geſandter von dem großen Mogul mit einem
zahlreichen Gefolge zu Peking angefommen, um einige zoifchen beyden Nationen kuͤrzlich
entftandene Streitigkeiten beyzulegen, und die Freyheit zu.erhalten, daß ihre Priefter in
China predigen dürften, welches eine Zeitlang bey ſchwerer Strafe verbothen gervefen. Die
Geſchenke, welche er brachte, beftunden aus dreyhundert fechs und dreyßig fhönen Pferden,
jiveenen Straufßen, einem Diamante von einer außerordentlichen Größe, und verfchiedenen
andern Eoftbaren Edelgeſteinen. Weil diefe Seiner Majeſtaͤt eben fo angenehm waren als
der Holländer ihre, fo verfchafften fie ihm eine fehleunige Abfertigung in feinem Gefchäffte.
Die Gefandten wurden von den Nerven des Hofes und Mandarinen öfters befichet,
welche noch immer wegen ber obgemeldeten Sachen verfihiedene Fragen an fie thaten. Zuletzt
ſchickte der Kaiſer, den zıften des Heumonats, folgendes Befehlſchreiben an die Herren
des Reichsraths.
Großachtbarer und wuͤrdiger Li pu ”),
Es ſind die Geſandten von Holland mit ihren Geſchenken hieher gekommen, dem Kaiſer
Gluͤck zu wuͤnſchen, und Ihm ihren Gehorſam zu erweiſen, welches vordem noch niemals
1656
Neubof.
Die Ge:
ſchenke find
„angenehm,
Geſandter
von dem
Mogol.
Befehl des
Kaiſers,
»gefchehen iſt. Weil nun dieſes das erſtemal ift: fo halte ich es fuͤr gut, fie als Geſandte
anzunehmen, und ihnen die Erlaubniß zu ertheilen, vor mir zu erſcheinen, und mir Ehr—
» erbiethung zu erweiſen, wenn ich in meinem neuen Pallafte auf meinem Throne ſitzen werde,
„damit fie eine geneigte Antivort, und eine baldige Abfertigung zu ihrer Ruͤckreiſe, erhalten
„mögen. Moch mehr, da die Gluͤckſeligkeit mich zu fehen, verurfacher hat, daß fie die
» Beſchwerlichteiten ihrer langen Reiſe zu Waſſer und Lande vergeſſen, und ſie, ohne ihre
»Augen zuzuſchließen, vermoͤgend find, den Glanz der Sonne am Himmel zu ſehen; wie
» fönnen wir ungnädig gegen fie feyn, oder ihnen ihr Anfuchen verfagen? 0).
Nach Durchlefüng einer neuen Ueberfegung von den Beglaubigungsfchreiben der Ge-
fandten, welche Scaliger gemacht hatte, ſchickte der Kaiſer einen zweyten Brief von eben
der Art an den Reichsrath. Der Kanzler verlangte hierauf zu willen, ob die Holländer
nicht jährlich, oder wenigftens alle zwey oder drey Jahre, nach Pefing ſchicken fönnten, ben
Kaifer zu begrüßen, Sie antworteten, alle fünf Jahre wuͤrde fichs beſſer thun laſſen: doch
zum Beſten
der Hollaͤn⸗
der.
bathen fie, daß ihnen erlaubt ſeyn möchte, jährlich mit vier Schiffen zu Kanton zu handeln.
di —* forderte der Kanzler den tartariſchen und chineſiſchen Reichsrath zufammen, um
* orſchlage der Holländer in Erwägung zu ziehen, und fuͤhrte an, es würde für fie ſchon
genug feyn, wenn fie alle fünf Jahre kamen, ben Kaifer zu begrüßen. a
e
Geſandten anzune
Hof üÜberfege @; dimen und zu beurlauben. New 0) Der letzte Theil diefes Briefes ift aus dem
fhreibt, durch Kart, oder Ai peos , wie er es Thevenot genommen, und ift von dem beym Car⸗
the. pentier und Ogilby unterſchieden, ſcheint aber
aͤchter zu ſeyn.
272 Reiſen nach dem Reiche China, —
1656 Die meiſten von den Tartarn waren dieſer Meynung. Jedoch die Chineſen, die ihnen
Neuhof. noch mehr Gewogenheit zeigen wollten, verlangten, daß man fie nur alle neun Jahre pollte
wiederkommen laſſen, indem fie fic) einbildeten, man wuͤrde ihnen auch währender Zeit nicht
Berrhglihe erlauben, zu Kanton zu handeln. Sie gaben auch zu verftehen, es möchten unter dem
—— Namen der Holländer ‚ die Engländer einen Zutritt finden, welche vor ungefähr dreyßig
! Jahren mit vier Schiffen in den Hafen Heytamon gekommen, wo fie vier mit Salz bela-
dene Fahrzeuge entführet, den Mandarin zum Gefangenen gemacht, und ein Fort niederge-
ſchoſſen; weswegen fie für Feinde des Reichs erfläre worden. Sie fegten hinzu, daß außer
dem, daß esden Gewohnheiten des Landes zumider wäre, ihnen in irgend einer Gegend des
Keichs eine freye Handlung zu erlauben, es auch aus den Deglaubigungsfihreiben der Ge:
andten nicht erhellte, daß dergleichen geſucht würde; fo daß Daraus zu fhließen wäre, fie
— ihre Befehle uͤbertreten p).
Liſtige Jeſui⸗ Die Geſandten erſtaunten uͤber dieſes Verfahren nicht wenig: Denn ſie hielten es fuͤr
ten. ausgemacht, Daß der Kaifer bereits durch fein Schreiben an den Unterkoͤnig von Kanton, den
Holländern eine freye Handlung in diefem Hafen völlig zugeftanden; und daß fie bioß nad)
Peking gefommen, Seiner Majeftär für diefe Gnade Dank zu fügen. Sie erfuhren Sca-
ligers und einiger andern Jeſuiten Raͤnke, welche von den Portugiefen beſtochen worden ‚um
ſich den Abfichten der Holländer zu toiderfegen. Damit diefe Mifionarien ihren Endzweck
erreichten, fo bemuͤhten fie fih, die Tartarn durch folche falfche Nachrichten einzunehmen,
als zu Kanton waren ausgebreitet worden, und gaben zu verftehen, Makau würde ganz
verarmen, wenn man ihnen eine Handlung zugeftünde, |
Truͤgeriſche . Am meiften nahm es die Gefandten Wunder, daß fie fahen, wie fie von den kantoni⸗
Unterkoͤnige ſchen Unterfönigen wegen des Geldes hintergangen worden, welches fie ihnen ausgezahlet,
um den Kanzler, und einige andere Reichsraͤthe, dadurch für fie zu geroinnen. In diefer
Noth verfuchten fie allerhand Mittel, Eins war, daß fie dem Keichsrarhe vorfchlugen,
man möchte fie jo nie Unterthanen in China leben und handeln laſſen, unter welcher Bedin-
gung fie denn die gewöhnlichen Steuren und Gaben zu bezahlen verfprachen, fo wie die von
Liegiow, Amism, und Siam g), und den Kaifer alle drey Jahre mic Geſchenken bes
grüßen wollten.
Allein , Die Geſandten fonnten nach allen ihren Bemühungen, aus Mangel des Geldes,
nichts ausrichten; und weil fie auch nichts, auf acht oder zehn vom Hundert des Monats,
Billiger Mo: aufnehmen wollten: fo entfhloffen fie ſich, fich an den Kaifer ſelbſt zu wenden. AUnterdeffen
narch. hatte Seine Majeſtaͤt ſich erkundigen laſſen, wie weit der Reichsrath in der Sache gekom⸗
mien waͤre; und da er vernahm, daß ſich die Geſandten erbothen, alle fünf Jahre zu kom—
men, ihn zu begrüßen, fo geruhte er, acht dafür zu ſetzen, und fuͤhrte dabey an: Fuͤnf
Jahre wären kaum Zeit genug zur Zins und Herreiſe, wenn fie nur bey Tage
reifen wollten, und man müßte ihnen doch aud) zwey oder drey Tahre erlauben,
zu Haufe zu bleiben. Warum follten wir fie auch außerdem ſo beſchweren, ſetzte
er hinzu, da fie meiner nicht bedürfen, und mich nicht fürchten, fondern aus
bloßer Ehrerbiethung und Zuneigung Eommen, mich zu begruͤßen, und mic ihre
Güter und Geſchenke anzubierben?
Dieſe
) Neubhof in Ggilbys China auf der zoo und 9) Beym Carpentier, Leegiouw, Aniam und
folgenden Seite, Siem. Beym Thevenots Ynnem und Kiew
grouw Siam.
XIV Buch I.Eapitel 0
Diefe gnädige Antwort des Kaifers machre den Gefandten gute Hoffnung. Des Ranz-
{ers vornehmiter Secretaͤr aber that alles, was er konnte, fie abzurarhen, weiter um etwas
anzubalten, und fagte:
„annähme; und da fie v
„fie fehon eine v
doc) nicht für rathſam, feinem Rathe zu folgen, inden die Zeit herbey fam, da fich der
Kaifer in feinen neuen Pallaft begeben wollte,
orher noch niemals hier geweſen, fo würden fie alles verderben, wenn
Devor fie aber dafelbft Gehör haben konnten, mußten fie erſt in dem alten Pallafte, Gewohnheit,
100 Seiner
Majeftät Schag und Siegel war, ihre Ehrerbiethung ablegen; ‚denn fonft mür-
den fie ungehöree haben wieder wegziehen müffen , wie folches dem mofeomitifchen Gefandten
begegnete, tvelcher diefe Ceremonie nicht verrichten wollte, weil er dafür bieft, daß folches
der Würde feines Herrn etwas benähme. Alle Große des Königreichs müflen dieſem Throne
vorher Ehrerbiethung erweifen, ehe fie vor Seiner Majeſtaͤt erfiheinen ; ja der Kaifer ſelbſt
muß ſich vorher, ehe er eingeſetzt wird, vor demſelben beugen. Die Urſache, die ſie davon
anführen, iſt, weil der Thron älter iſi, als der Kaifer, und diefe Ehrerbierhung verdiene,
Diefe Ceremonie wird gemeiniglich drey Tage vorher von den Geſandten vervichter, ehe fie
zum Gehöre Fommen, .
Den 22ften Yuguft kamen die Agenten der Unterfönige von Kanton, mit dem Man-
darin Pinxenton und andern, ſehr frühe des Morgens zu der Wohnung der Holländer,
und nicht lange darnach erfchienen auch drey chinefifche Doctoren 7), und einige vom Hofe,
in fehr veicher Kleidung. Diefe Perfonen führten die Öefandten und ihr Gefolge mit großer
Pracht in ein Zimmer des alten Pallafts, welches wie ein Buͤcherſaal ausfah; denn fie
wurden da nichts, als elehrte, und Seute in langen Roͤcken, mit Büchern in den Händen,
gewahr. Bon bier wurden fie nach einem Furzen Aufenthalte, in einen feeyen offenen Hof
geführee, welcher eine Hohe Mauer hatte, Dafelbft befahl ihnen ein Herold, dreymalnieder-
zufnien, und ihr Haupf zur Erde zu neigen. Nach einem £urzen Verzuge rief der Herold
in chinefifcher Sprache folgende Worte aus: Aa ſchan, das ift: Gott hat den Kaifer ges
fandt; Due e, fniet nieder; Ran to, neiget das Haupt; Kee, ſtehet auf, Diefes
wiederholte er dreymal, und zuletzt vief er: Äo e, das iſt: gehet an die Seit, Diefe
Ceremonien gefehahen in Gegenwart von hundert Doctoren wenigitens, worauf die Hollaͤn⸗
der wieder nach ihrer Wohnung zuruͤck giengen.
Den 25ften Yuguft follten fie Gehör haben. Es wurde
en Tor En 4 des Kaifers verhindert, welcher im ſechzehnten Jahre feine
8 9, nicht ohne Verdacht, daß ihm von einigen Reichsraͤthen Gift beygebracht worde
ſtarb Es ſchien, daß fie ihm des Lebens nicht würdig geſchaͤtzet, weil er, einige Tage v
ihrer Anfang einige ungebührliche Worte wider Seine Majeftar ausgeftoßen. Einige aber
leiteten einen Tod daher, daß er ein Ölas Eiswaſſer getrunfen, da er ſehr erhißt geweſen,
welches ihn wenig Stunden hingeriſſen. Der Kaifer fehien feinen Tod fehr zu beflagen;
he Wollte in dreyen Tagen niemanden vor fichlaffen. Diefer junge Prinz blieb einen gan-
sen Monat lang unbegraben, welches die Audienz fo fange auffchob,
Den
*) Diefe waren pi
Stantsbedienten. die Ko lau, oder vornehmften 5) So haben es Earpentier und Thevenor,
Ogilby aber hat nur fechs Sabre,
8
n,
or
1656
Neuhof.
» Sie muͤßten zufrieden ſeyn, daß man fie fürs erfte als Freunde —
veye Handlung forderten. Dem ungeachtet aber hielten es die Gefandren
den kaiſerli⸗
chen Thron
zu begrüßen.
aber folches durch den plögli: Des Kaiſers
Bruder
ſtirbt.
274 | Reiſen nach Dem Reiche China.
1656 Den ızten des Herbftmonats 7) vernahmen fie, daß der ruffifche Gefandte, ohne
Neubof. Audienz gehabt zu haben, wegen der obgedachten Urfache, von bier abgieng, und um
—— Mittag kam einer von ſeinen Leuten, der im Namen ihrer aller Abſchied nahm. Er bath,
Sefandte rei, Die Gefältigkeit zu baben, und ihm einen Brief mitzugeben , damit er in Rußland darthun
ſet ab. £önnte, daß er bie Holländer in Peking angetroffen, worinnen ihm auch gern gewillfahret
wurde. Sie erfuhren nachher, daß man dieſen Gefandten nicht weiter reifen laffen wollen,
als bis er exftlich von dem Kaifer einen Paß erhalten #).
Der IX Asfchnitt.
Der Gefandten Gehoͤr bey dem Kaifer und andere Berrichtungen,
Sie werden nach) dem Pallaſte geführet. Der kal- Des Kaifers Geſchenke an den General; an die
mufifche Gefandte. Gefandter des großen Mo: Gefandten, an ihren Secretär und an ihr Ges
guls. Gefandter des Lama. Unglaublicher Zu: . folge; an bie Eantonifihen Mandarine, Bebiente
{auf vom Volke. Saal mit dem Throne, Praͤch-⸗ und Soldaten. Art feine Schreiben zu uͤberrei⸗
tiger Aufzug. Sie verehrten alle den Thron in chen. Des Kaifers Schreiben an den holländiz
ihren angeswiefenen Stellen, Bühne des Thro- fehen General. Ausloͤſung der Gefandten und
nes. Des Kaifers Pracht und Perfon. Seine ihrer Leute. Sie verlaffen Peking Ankunft
Neugier. Die Gefandten werden bewirthet. zu Kanton. Wie ihnen von den Unterkoͤnigen
Zartarifche Kocherey und ſaͤuiſches Weſen. Man begegnet wird. Sie fegeln von da ab; kom⸗
ſchenket ihnen Sam ſou. Jeſuitiſche Erdichtun men wieder nach Batavia. ;
gen. Das zweyte Gaftmahl. Das dritte.
Sie werden Spahdem des Prinzen Begraͤbniß vorben war: fo ließ der Kaifer dem Kanzler melden,
nad) dem er folfte nach zweenen Tagen die holländifchen Abgefandten , mie auch den Gefandten
Pallaſte ¶ des großen Moguls vor- feinen Thron führen, Hiervon gab dieſer Staatsbediente Durch
Öffentliche Ankündigung, allen Großen in Peking Nachricht, als welche gleichfalls mit ge-
gendwaͤrtig feyn mußten,
geführet. Dieſemnach kamen den ıften des MWeinmonats, um zwey Uhr Machmitternacht die
kantoniſchen Mandarinen und andere von Hofe in fehr reichen Kleidern, mit $aternen, um
die Gefandten und fechfe von ihrem Gefolge, welche fie ausfuchten, und worunter auch
Neuhof war, nach Hofe zu führen, As fie zu dem Pallafte Famen, fo giengen fie
in den zweyten Hof.
Sie hatten fich kaum niebergefeßt , fo fam der Gefandte des großen Moguls, in ‘Bes
gfeitung fünf vornehmer Perfonen und ungefähr zwanzig Bedienten, und feßte ſich neben
den hollandifchen Gefandten, Die von dem Laͤmma x) und Su ta tſe y) thaten des⸗
gleichen. Dicht neben ihnen ſaßen verſchiedene Herren des Reiches. Hier mußten ſie die
ganze Nacht durch auf den bloßen Steinen und unter dem freyen Himmel ſitzen und warten,
bis fih Seine Majeſtaͤt früh Morgens auf dem Throne fehen ließe,
Unter
2) So fteht beym Earpentier. Nach dem vor- 9) Beym Carpentier Sutadſes, und beym The⸗
erwähnten Tagebuche des ruſſiſchen Geſandten ver- venot Sudatſes, vermuthlich Su ra tſes, indem
fie er Peking den aten des Herbſtmonats, welches Ta tſe das chinefifche Wort für Tartar iſt. Beym
vielleicht ein Frrthum fuͤr den iaten iſt. Ogilby Suy tadſen, welches die mehrere Zahl im
u) Kreubof in Ogilbys China anf der nz und Hollaͤndiſchen ift.
folgenden Seite. > 2) Vielleicht beffer Waflertsetsen; denn Su
x) Aama oder Dalay Lama, welcher in Ti⸗ oder Sui heißt Waſſer im Tartariſchen oder der
bet, Tibt oder Tobt regieret, mongulifhen Sprache : fo wie die ar *
* luths;
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4. Bwocdf Werfje: Pferde — Wache: des Karfers .
KAISERLICHER AUDIENZ SAAL
Aus dem Neuhof.
\ ER des Auferlichen Zhrones . 5 Zartar mit aner ledernen
& beyden hollaendıfchen Gejandten. Schlange ,
Sande, des ‚großer Mogols. 6. Der Herold ,
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XIV Buch I Capitel. ei .
Unter alfen fremden Geſandten war der von Su ta tfe, welche Shötartarn 2) 165
koͤnnen genannt werden, an dem Hofe zu Peking in der größten Hochachtung. Neuhof Neubof.
Eonnte nichts weiter von feinen Gefchäfften erfahren, als daß er nach Gewohnheit der an- Ralmukic
gränzenden Völker mit Gefchenfen an den großen Khan geſchickt worden 4). Diefer Ge- fcher Ge:
fandte hatte ein Wams von carmefingefärbten Schafsfellen an, welches ihm bis auf die Knie fandter,
gieng, aber feine Yermel hatte. Seine Yerme waren bis an die Schultern nackend. Seine
Müse, die mit Zobeln aufgefchlagen war, faß ihm dicht auf dem Kopfe und hatte oben auf
der Platte einen Bufch Pferdehaare, Die auch roch gefärbt. waren 5). Seine Hoſen wa:
ven von fehlechtem Zeuge gemacht und hingen ihm wie loſe ungebundene Schifffegel halb über
die Beine. Die Stiefel, die er trug, waren fo groß und ſchwer, daß er kaum darinnen
gehen konnte. An feiner rechten Hüfte hing ein breites ſchweres Schwerdt. Alfe feine
Begleiter waren auf eben die Art gekleidet, ein jeder mit einem Bogen und Dfeilen auf
dem Ruͤcken. |
Der mogoliſche Abgeſandte hatte ein fehr koſtbares blaues Wams an, welches fo veich Mogolifcher
geftickt war, daß es wie gefchlagenes Gold ausfah. Es gieng ihm fat bis auf die Füße Gelandter.
und war mit einem feidenen Gürtel, an beffen beyden. Enden große reiche Duaften Bingen,
um den $eib gebunden. Er —— artige Halbſtiefeln von tuͤrkiſchem Leder und einen
on allerhand Farben.
— —— der wach mar gelb gefleidet; fein Hut war einem Fardinalshute Gefandter
mit breitem Rande ſehr ähnlich. An feiner Seite hing ein Roſenkranz, nach welchem fie des Lama. >
fo mie die Katholiken bethen. Diefe Lammaer find eine Art Geiftfichen oder Priefter,
die feit langer Zeit in China geduldet worden, Weil der legte chinefifche Kaifer aber fie
verbannte: fo ſetzten fie ſich in der Tartarey; von da fie diefen Gefandten ſchickten, der ih—
nen die Freyheit auswirken follte, daß fie wiederfommen dürften c), Was er ausgerich-
tet, das Fonnte Neuhof nicht erfahren: doch ſaget er, man babe ihn am Hofe fehr freund:
lich aufgenommen.
An der Hofthuͤre, wo fie faßen und den Anbruch des Tages erwarteten, ſtunden drey
ſchwarze Elephanten als Schildwachen, mit artigen geſchnitzten und vergoldeten Thürmen
ouf ihren Rüden, Der Zufammenlauf des Volkes allhier war unglaublich, und die An-
zahl der Wachen, die alle eich gekleidet waren , erftaunlich groß.
Bey Anbruche des Tages kamen die Großen, welche dafelbft gleichfalls die ganze
Nacht hindurch gewefen waren und kuckten fie mit großer Berwunderung, aber auf eine fehr
befcheidene und wohlanftändige Art an. Ungefähr eine Stunde nachher ward ein Zeichen
gegeben, worauf fie insgeſammt aufſtunden. Zugleich Famen Die beyden tartariſchen Her⸗
ren, welche gemeiniglich zu den Geſandten geſchickt wurden und führten fie durch eine an-
dere Thuͤre, in den zweyten Hof, der rund herum mit Soldaten und Hofleuten beſetzt pe
m 2 ur -
techt unterrichtet geweſen zu ſeyn. Whay tfong
Unglaubli⸗
cher Zuſam⸗
menlauf.
Eluths denn fie tragen die Kalmuken Kleidung.
9) Bermuthlich wure dieſer Geſandte, weil der
Kaiſer ein Tartar war, von den Eluthen, die das
mals noch frey waren, gefchtet, bloß ihm Glůck
zu wünfchen.
5) Die Eluthen ober Kalmuken lieben das
North fehr,
© Der Berfofler ſcheint in diefem Stůͤcke nicht
oder Tfong ching, der letzte Kaifer, toar der Kelis
gion der Lamaer ungemein ergeben. Diefer Ges
fandte war vielmehr von Si fan, einem Bolfe zwi:
fchen Tibet und China; ein Theil. von diefen La⸗
maern fragen die gelbe Kleidung zum Zeichen ihrer
Ergebenheit gegen den Kaifer, deffen Farbe esift. Aus
eben der Urſache tragen einige in Tiber gelbe Hüte,
276 Reriſen nach dem Reiche China.
1656 und von da in den dritten Hof, wo die Halle mit dem kaiſerlichen Throne ſteht, und ſich
Neuhof. die Zimmer für den großen Khan, feine Gemahlinn und Kinder befinden. Diefer Hof,
Halle des der vierhundert Schritte im Umfange hat, war gleichfalls mit einer. ſtarken Wache befest,
Tprones, die insgeſammt in reichen Kleidern von carmefinfarbenenSartin gekleidet waren. '
An jeder Seite des Thrones ftunden hundert und zwölf Soldaten, jeder bielt eine an-
Praͤchtiger dere Fahne, und fein Kleid war von einer Farbe, die ſich Dazu ſchickte; nur hatten fie ins—
Aufzug . geſammt ſchwarze Huͤte mit gelben Federn auf. Am nachſten bey dem Throne ſtunden zweh
und zwanzig Herren mit koſtbaren gelben Sonnenſchirmen in der Hand, welche der Sonne
glichen. Darauf folgten zehn andere, deren jeder einen verguͤldeten Zirkel, der eben ſo
geſtaltet war, in der Hand hielt. Neben denſelben ſtunden ſechs andere mit Zirkeln wie
der Vollmond. Mach dieſen kamen ſechzehn mit Spießen oder Stangen, die voller bun-
ten feidenen Duaften hingen; und neben denfelben noch fechs und dreyßig, deren jeder eine
mit Drachen und andern folhen Ungeheuern gezierte Fahne trug. Auf diefe Art waren
beyde Seiten des Thrones befeger ‚“der unbefchreiblichen Anzahl Hofleute zu geſchweigen,
welche insgeſammt in ſehr reichen Kleidern von einerley Farbe und Art von ſeidenem Zeuge,
5 als in einer Liverey darſtunden, welches die Pracht dieſes Ortes ungemein vermehrte, Bor
den Stufen, die zu dem Throne giengen, ftunden auf jeder Seite fechs fchneeweiße Pferde
mit veich geftickten Decken und mit Perlen, Rubinen und andern Edelgefteinen befegten
Zaumen. ’
Sie verehrten Indem fie den Pracht und Glanz diefes Hofes bewunderten, hörten fie ein Klocken⸗
alle den Thron ſpiel, nach deffen Endigung der alte Tu tang nebft noch dreyßig von den vornehmften des
Reichs bervorgieng und auf Anweifung eines Herolds dem Throne feine Ehrerbiethung be
zeugte, indem fie auf ihre Knie fielen und neunmal ihre Häupter zur Erde beugten. Mitt-
lerweile hörte man eine liebliche Bocal- und Inſtrumentalmuſik. Dieſen folgte eine andere
Schaar von vornehmen Herren. Darauf verrichteten die Gefandten von Su ta tſe und den
Lammaern diefe Ceremonie und wurden mit außerordentlicher Pracht von dem erften und
andern Kanzler dahin gefuͤhret.
auf ihren ans Hierauf kam der Kanzler zu den hollaͤndiſchen Geſandten und fragte fie, was für einen
geriefenen ang oder für eine Ehrenftelle fie hätten; und nachdem fie geantwortet, der Unterfünige
Stellen. . ihre, fo gieng er zu dem mogolifchen Geſandten, welcher eben das antwortete. Der Unter—
Tu tang berichtete ihnen demnach, ihre Stelle wäre der zehnte Stein von denen zwanzigen,
die zu dem Ende in das Pflaſter der mittlern Thuͤre zu der Halle gegenüber gefegt find, in
welcher der Thron fteht. Diefe Steine find mit Fupfernen Platten eingefaßt, auf welchen
mit chinefifchen Zeichen die Würde derjenigen eingegraben ift, welche darauf ftchen oder
fnien müffen. Darauf viefihnen der Herold zus Geber und begebet euch vor den
Thron. Als fie folches gethan, rief er: tretet an eure Stelle; welches fo gleich geſchah.
Darnach rief ev: neiger das Haupt dreymal zur Erde; ferner: ſtehet uf; und zu-
legt, gebet wieder an euren Ort; welches die Holländer alles thaten 4).
„Bühne des Sie wurden darnach, nebft dem mogolifchen Gefandten, auf eine herrlich erbaute
Thrones. Bühne geführet, worauf der Thron ftund, der ungefähr zwanzig Fuß hoch und mie ver-
fehiedenen Luſtgaͤngen von Alabafter gezieret war, Nachdem fie allda noch einmal niever-
gefniet und ihr Haupt zur Erde geneigt hatten: fo wurden fie genöthiget, fich nieberzufe-
Gen,
*
d) Neuhof in Ogilbys China auf der 114 und folgenden Seite.
I
XIV Buch I Eapitel. 277
gen ‚und darauf mit tartariſchem Tee, der mit Milche vermiſcht war, in hoͤlzernen Schäl- 1656 .
chen bedienet. Bald darauf ließ ſich das Kiockenfpiel wiederum hören, und alles Volk fiel Neuhof.
auf die Knie, indem der Kaiſer den Thron beftieg. Die Gefandten, welche ihre Stelle» Y
behalten mußten, konnten fehr wenig von Seiner Majeftät ſehen; ihre Begleiter aber, wel-
che unten ftunden, konnten wegen der Menge der Hofleute, die um ihn waren, nicht das
geringfte von ihm wahrnehmen, L
Er faß ungefähr drenfig Schritte von den Gefandten. Sein Thron bligte von Gold Des Kaifers
und Ebelgeſteinen dergeftale, daß er Die Augen aller derer, die ihn anſchauten, ganz ver⸗ Pracht
blendete. Neben ihm und auf beyden Seiten ſaßen die Unterkoͤnige, die Prinzen von Ge⸗
bluͤte und andere große Hofbediente, welche mit Thee in hölzernen Schaͤlchen bedient wur⸗
den. Diefe Große trugen insgefammt blaue fattinene Kleider, die mit güldenen Drachen
und Schlangen artig durchwebet waren. Ihre Mügen waren mit Golde geftickt und mit -
Diamanten und andern Edelgefteinen beſetzt, welche ihren Rang und ihre Würde anzeig⸗
ten. An jeder Seite des Thrones ſtunden vierzig von Seiner Majeftät Leibwache, die mit
Bogen und Pfeifen bewaffnet waren.
Nachdem diefer mächtige Fürft ungefähr eine Bierthelftunde alfo in feiner Pracht da und Perfon.
gefefien hatte: fo ſtund er mit feinem ganzen Gefolge auf; ‚und ‚als die ©efandten abtraten,
fo ward von Keyſer gewahr, daß der Kaiſer ihnen von binten nachfah. So viel diefer in
der Eil von ihm bemerfen Fonnte: fo war er ein junger Herr von fchöner Geftalt, mittler
‚Größe und wohl gewachſen, und in einem goldenen Stücfe gekleidet. Ste wunderten ſich
fehr, daß Seine Mojeftät die Gefandten weggehen ließ, ohne einmal mit ihnen zu fpre-
chen: allein dieß ift eine Gewohnheit, die Durchgehends unter den aſiatiſchen Prinzen herr⸗
ſchet. Die Hofleute, Soldaten und Leibwache giengen in großer Unordnung ab. Obgleich
die Holländer eine binlängliche Wache hatten, ihnen Platz zu machen; fo fonnten fie doch
vor der Menge Bolks Faum durch die Straßen fommen,
Sie waren faum in ihrer Wohnung angelanger, als zweene von den vornehmſten Seine Neu—
Reichsraͤthen in Sr. Majeſtaͤt Namen zu ihnen kamen, und fie erſuchten, ihm eine ganze gier.
Kleidung nach hollandiſcher Art zu zeigen e). Die Geſandten gaben ihnen ein ſchwarz
fanmtenes Kleid und einen fo gefütterten Mantel, ein Paar fpanifche Stiefeln und Spor—
nen, ein Paar feidene Strümpfe, Kanonen, einen Kragen, ein Hemde, Degengebenfe
und biberhärnen Hut, Alles diefes fehien dem Kaifer fo fehön zu feyn, daß er fagte: wenn
die Befandten folche Kleider tragen, wie müffen nicht ihre Könige gekleidet
gehen? Gegen Abend ſchickte Seine Majeftät durch einen von feinen Räthen die Kleider
wieder zurück, welcher die Materie des Huts fehr bewunderte /).
nad, Es ift in China die Gewohnheit, daß bie Gefandten den roten, zoften und zoſten Tag ——
ie, ve Audien; bewirthet werden, zum Zeichen, daß ihre Sachen vollbracht find. Weil ——
ftereyen Polländer eilten, wieder zurück zu gehen: fo brachten fie es dahin ‚ daß fie ihre Ga⸗ Riw
Audienzrage ga“ Binter einander erhielten, und die erfte wurde ihnen gleich an dem _
egeben,
darinen, Su Uhr des Nachmittages wurden die Gefandten nebft allen Eantonifchen Man-
ienten und Soldaten zum Li pw, oder nad) des oberften Staatsbedienten
e) So fteht 6 Peer
{ ee. Tarpentier u welche der Kaifer fehen wollte. n
Ogilby giebt es, ein Pas Seine lee, Neuhof in Ogilbys China auf der 119 S.
1656
Neuhof.
Tartariſche
Kocherey.
Sie werden
mit Samſou
bewirthet.
Jeſuitiſche
Erdichtun⸗
gen.
Das zweyte
Gaſtinahl.
ꝛ2383 geiſen nach dem Reiche China.
Haufe gefuͤhret, wo das Gaſtmahl gegeben wurde. Es waren zu demſelben auch die Ge-
ſandten des großen Moguls, der Su ta tſe und der Lammaer eingeladen worden. Dieſe
beyden letztern ſaßen mit ihren Begleitern an der einen Seite der Tafel, und die beyden er⸗
ſtern mit den Ihrigen an der andern Seite. Der erſte Gang beſtund aus Fruͤchten und
Zuckergebackenem; dev zweyte aus gekochten und gebratenen Schaf- Rind- und anderm
Fleifche und Speifen. Die Schüffeln wurden von Standesperfonen aufgerragen, welche
insgefamme in goldenem Stuͤcke gefleivet waren, Für jeden von den Gefandten und für
zweene und ziveene von ihrem Gefolge wurde ein befonderer Tiſch mie dreyßig ſilbernen
Schuͤſſeln voller feltenen Früchte und Confect gefeget. Des Kaifers Hofmeifter ſaß auf
einer hohen Bank allein, und neben ihm zweene andere große Herren mit kreuzweis unter-
gefchlagenen Beinen, welche dafür Sorge trugen, daß die Gefandten gut bewirthet würden,
Ehe fich die Gefandten fegten, mußten fie fich noch erft gegen Norden wenden und
fich dreymal buͤcken, als wenn der Kaifer zugegen geweſen wäre. Die Speifen wurden in
drey Schüffeln auf die Tafel gebracht, waren aber fo fehlecht angerichtet, Daß es Die Hol:
länder Faum wagen durften, etwas von der Kocheren der Tartarn zu Foften,
As die Mahljzeit faft vorbey war: fo rief des Kaifers Hofmeiiter feine Bediente und
gab ihnen alle die Schüffeln, die vor ihm ftunden, eine ausgenommen, In dieſer war eine
gebratene Rameelsribbe, wovon er fo begierig aß, als wenn er den ganzen Tag gefafter Härte,
Weil es hier die Gewohnheit ift, daß die Gefandten das, was übrig geblieben, mie
nach Haufe nehmen, fo war es fuftig anzufehen, wie die heißhungrigen Tartarn ihre Ta-
fehen und ledernen Säde ihrer Hofen mit den fetten Gerichten voll flopften, daß Die Brühe
davon tröpfte, mie fie auf den Straßen giengen.
Nach der Mahlzeit brachten die Bedienten einige goldene und filberne Töpfe voller
Samfou und bedienen die Gefellfchaft damit in hölzernen Schalen, Diefes Getränf
Fam als eine Önade aus dem Faiferlichen Keller und wird von frifcher Milch abgezogen. Ob
es nun gleich fo ftark, als Brandtewein war : fo waren doc) Die Gefandten genöthiget, dem
Hofmeifter einigemale Befcheid zu hun und das Lebrige mitzunehmen; fie gaben es aber
den Soldaten an der Thuͤre. Zum Befchluffe begaben fie fich noch einmal zum Pallafte,
um dem Throne ihre Ehrerbiethung zu erweifen, und giengen Darauf nach ihrer Woh—
nung zurück,
- Da der folgende Tag zum andern Gaftmahle beftimmt war: fo Fam der Untertu⸗
tang oder Unterfanzler g), bie Gefandten zu befuchen. Unter andern fragte er fie, obes -
wabr wäre, daß die Holländer drep Tage und drep Naͤchte hintereinander uns
ter dem Waſſer leben Eönnten ? denn das hätten die portugiefifchen Jeſuiten vorgegeben.
Die Gefandten verficherten ihn, es wäre falſch; und als fie Seiner Hoheit dabey vorfteflten,
wie wenig fie noch in ihrem Gefchäffte ausgerichtet hätten, fo antwortete er, es koͤnnte für
dießmal nicht anders feyn; verficherte fie aber, daß wenn fie noch einmal fommen und den
Kaifer begrüßen würden, ihnen eine freye Handlung follte zugeftanden werden, wobey es
ihnen nur wenige Geſchenke often würde.
Um Mittag giengen fie zur zweyten Gaſterey, welcher einige von den vornehmften
Perfonen des Reichs, wie auch der mogolifche Geſandte beywohnten, der ihnen gegen über
faß.
D Beym Thevenot,der zweyte Stantsbebiente; _ 3) Neubof in Ogilbys China auf der 12a und
beym Carpentier der Bireconful, folgenden Seite,
l
XIV Buch I Enpitel, 279
fa. Da fie wahrnahmen, daß der Untertutang gegen ihn, gegen die Moren und gegen 1656
die andern Gäfte weit vertraulicher war, als gegen fies fo fragten fie den Dollmetſcher um Neuhof .
die Urſache deſſen, und erfuhren, daß dieſer große Herr keine Geſchenke von ihnen bekom—
men haͤtte; ob gleich Pinxenton und die andern kantoniſchen Herren Güter genug zu Tom
Eing befommen, um alle Große damit zu befehenfen. Hierauf verlangten fie zu wiffen,
wer ihre Güter gegeben worden; allein diefe weigerten fich, ihnen Nechenfchaft davon zu
geben, und führten an, fie dürften die Perfon nicht nennen, denen fie überreicht worden,
damit es nicht der Kaiſer erführe. Aus dieſer Urſache und weil ihre Sache noch nicht fo,
wie fichs gehörte, ausgemacht worden, wurde das legte Gaſtmahl bis auf den ıaten des
Weinmonats aufgefeheben.
Weil der Untertutang unterdeffen feine Gefchenfe erhalten hatte, fo wurden die Ges Das dritte.
fandten den Tag von ihm mit großer Ehrerbiethung und Zuneigung dem Scheine nach auf
genommen. Machdem fie nun über eine Stunde.an der Tafel gefeflen und ein- ober zwey⸗
mal herum getrunken hatten, fo wurden ihnen die Geſchenke im Namen des Kaifers über-
reichet. Sie wurden in großer Ordnung auf zwo langen Tafeln ausgebreitet, die an der
einen Seite des Saals ftunden, Zuerft wurde das Gefchenf für den General Maatzuifer
überreicht, welches Die Gefandsen Fniend mie beyden Händen annahmen. Darauf wurden
fie und ihre Begleiter mit Namen gerufen, und ihnen ihre gehörigen Gefchenfe gleichfalls
auf den Knien überliefert. Zulegt, als fie auf Drechen wollten , erwiefen fie dem kaiſerlichen
Throne ihre Ehrerbietdung, durch dreymaliges Niederfnien und Beugen des Haupts 2).
Die Geſchenke waren folgende: an den General Johann Maatzuiker: dreyhundert Geſchenke an
Tael Silber; vier Stuͤck )) Damaſt; vier Stüde ſchwarzen und vier Stüce blauen Sa denGeneral;
tin; vier Stüce golden Laken, zweye mit Drachen; vier Stüde Thuys; zwölf Stüde
Pelings; zehn Stüde 50 kyens; vier Stücke blauen geblühmten Damaft; drey Stüce
Ga fen; vier Stüde Soras: und vier Stücke fhwarzen Samnt,
Jedem von den Gefandten hundert Tael Silber; vier Stücke Pelings, vier Stücke an die Ge⸗
Gaſen; vier Stüde Hokyens; drey Stücke blaue Satine; drey Stücke fehwarzen und fandten;
drey Stüce blauen Damaft und ein Stüd ſchwarzen Sammt.
Dem Secretar Baron funfzig Tael Silber ;_zwey Stuͤcke Pelings; zwey Stuͤcke an den Se⸗
Gaſen; ein Stud Damaft; ein Stüd golden Safen und ein Stüf Sammt. eretärs
Jedem von ihrem Gefolge funfzehn Tael Silber und zwey Stud Hokyens. Dem an das Ge
Dollmetſcher Carpentier dreyßig Tael Silber; dem Dollmerfher Paul Durette einen folge;
damaftenen Rod.
Der Mandarin Dinrenton befam einen Mandarinsrock mit goldenen Drachen, den andie fantos
er fogfeich anziehen mußte. Ein jeder von den beyden andern Mandarinen befam ein Pferd niſchen Mans
ve Sattel, Ein jeder von den beyden Hauptleuten, unter denen die Soidaten ftunden, darinen,
J Hefte don Kanton nach Peking begleitet, erhielt einen blauen ſeidenen damaſtenen Rock; und Offieier und-
Er Solar, deren zwanzig waren, befam eine ſchwarz und blau damaftene Jacke. —
A m ließen die tartariſchen Herren, welche oftmals zu den Geſandten geſchickt ———
melden ließ ehn Wagen bringen, ihre Guͤter wegzufuͤhren; worauf ihnen Pinxenton eben
+ AN dem Hofe des Li pu k) zu erſcheinen, um des Kaifers N an e *
eneral⸗
1) Bey Theven
— va und Carpentier Stuͤcke; beym k) Oder der Ceremonien.
230 - Reifen noch dem Reiche China.
1656 Generalguvernoͤr zu Batavia zu empfangen. Sie ritten um ein Uhr dahin, und wurden in
VNeubof. einen Borfaal geführet, mo einer von den Raͤthen das Schreiben, welches mit einem gel:
ben Tuche bedeckt war, von der Tafel nahm, es öffnete und ihnen den Inhalt deſſelben ent-
deckte. Es war ſowohl in chinefifcher als tartarifcher Sprache gefchrieben, an den Ecken
flarf verguldet, und an beyden Seiten mit goldenen Drachen bemalet. Darauf ſchlug er
es wieder zuſammen, wickelte es in eine feidene Binde, legte es in eine Schachtel, und über-
gab es alfo ven Geſandten, die es Fniend annahmen. Nach diefem nahm er den Brief
wieder von ihnen, und band ihn einem: von den Dollmetſchern auf den Rücken, der mit
folchem durch die mittelfte Thuͤre des Hofes , die deswegen weit aufgemacht wurde, vor den
Gefandren hergieng. Diefe Ceremonie geſchah mie großer Stille; und es wurde auch auf
allen ihren Öaftereyen der holländifchen Sachen mit Feinem Worte gedacht,
Des Kaifers Schreiben lautete fo;
Der König fendet diefes Schreiben an Johann Maatzuiker,
hollandifchen Generalguvernör zu Batavia,
» Unfere Laͤnder liegen fo weit von einander, als der Diten von dem Welten, daß wir
Des Kaifers „ alfo nur mit großer Schwierigkeit zu einander fommen Eönnen; und find die Holländer
Schreiben an „, vom Anfange bis jego noch niemals zu uns gefommen, uns zu befuchen. Es find aber
ben bolländi- „, diejenigen ein rechtſchaffenes und weifes Volk, welche Peter von Goyer und Yacob von Key:
fhen®eneral, zer zu mir geſchickt Haben, die in eurem Mamen vor mir erfchienen, und mir verfchiedene
„Geſchenke überbracht haben. Euer Sand ift zehntaufend Meilen 2) von dem meinigen ent:
» fernet: Ihr zeiget aber Dadurch euer edles Gemürh, daß ihr euch meiner erinnert. Aus
. » biefer Urfache neiget fich mein Herz zu euch, und ich fehicke euch daher = = = (Hier
werden die Geſchenke erzählet). = = = „hr habet mich um Erlaubniß geberhen, in
„ mein Sand zu kommen, und dafelbft durch Einführung und Ausführung allerhand Wan:
„„ ven zu handeln, welches meinen Unterthanen fehr zum Vortheile gereichen würde, Allein,
„da euer Sand fo weit entferner ift, und die Winde an diefen Küften fo ungeftüm find, daß
» fie eure Schiffe in Gefahr fegen würden ’ deren Verluſt mich ſehr beunruhigen wuͤrde:
„ſo verlange ich daher nur, wenn ihr es für bequem haltet, hieher zu ſchicken, daß folches
alle acht Jahre einmal gefchehe, und nicht mehr als hundert Mann in Geſellſchaft, wo—
„von zwanzig nach dem Orte kommen mögen, wo ich meine Hofſtatt habe, Alsdann mö-
„get ihr eure Waaren ans Ufer in eure Wohnung bringen, ohne daß ihr fie auf der See
„ vor Kanton umfesen duͤrfet m). Dieſes habe ich zu eurem Beſten und zu eurer Sicher:
» beit vorzufchlagen für gut befunden, und ich hoffe, es werde euch angenehm feyn, Die-
„ſes habe ich euch Fund zu thun für dienlich erachtet. ”
In dem dreyzehnten Jahre, achten Monate, und am neun und zwanzigſten Tage
—— der Regierung von ‚Song te n),
Etwas niedriger ſtund Darunter Hong ti Tſo pe 0).
Als
) Carpentier hat Meilen, und bemerket, daß, ) Beym Carpentier und Ogilby Sung te;
vier ſolche Meilen kaum eine holländifche ausmachen. in den chineſiſchen Jahrbuͤchern Shun chi genafit,
m) Carpentier hat es fo: ohne daß ihr genoͤthi⸗ welches der erfte tartariſche Kaifer war, und im Jahre
get ſeyd, ſolche zu Kanton zu verkaufen. 1662 ſtarb.
%
XV Buch 1 Eapitel, 281
Als die Gefandten wieder nach Haufe gekommen: fo wurden fie von den Abgeordne⸗ 1856
ten zur Abreife eifrig angetrieben, Sie führten an, die Oefandten koͤnnten, nach der Ge- Neuhof.
wohnheit des Reichs, nicht noch zwo Stunden in der Stadt bleiben ‚ nachdem fie ihre Ab- Auelkfung
fertigung erhalten hätten, wofern fie einige Ungelegenheiten vermeiden wollten; fo daß fie fürdie Ge
alfo genörhiget waren, den Ort um Machmittag zu verlaffen, nachdem fie fich von den Gro- fandsen,
fien beurlaubet hatten, Dadurch alfo hatten fie nicht Zeit, irgend etwas merfwürdiges in
Augenfchein ju nehmen. Denn fo lange fie ſich da aufbielten , waren fie in ihrer Wohnung
gleichfam eingefchloffen, und durften nicht ein einzigesmal zu ihrer Luft ausgehen: doch er⸗
bielten fie eine reichliche Yuslöfung. Die Gefandten befamen täglich nur für fich ein jeder:.
fechs Katti friſch Fleiſch, eine Gans, zwey Huͤhner, vier Schalen Sam ſou, zwey Tael
alz, zwey Tael Thee, ein Tael und ein Maaß Del, ſechs Tael Miſon, ein Maaß Pfef⸗
er, ſechs Katti Kraut, vier Katti Mehl, zweene friſche Fifche und zwey Tael Suttati.
Idhhrer Serretäre fäglicher Gehalt war, ein Katti frifch Fleiſch, fünf Maaß Thee, und ihre
ein Katti Mehl, ein Maaß Laufoe , fünf Coudrine Pfeffer, vier Tael Suttati, vier Leute,
Maaß Del, vier Tael Mifon, ein Katti Kraut, und eine Schale Arrak. Ein jeder von
ir — ein Katti friſch Fleiſch, eine Schale Arrak, wey Tael Kraut, und ein
Katti Reif,
Fe Fruͤchte von allerhand Art wurden ihnen täglich in großer Menge, außer
den porcelfanen Schüffeln und Telfern gefchickt. Die Öefandten aber Tiefen noch verſchie⸗
denes für ihre Tafel Faufen und war folche ftets fehr prächtig, um den Chineſen zu zeigen,
tie man in Holland lebte. Machdem fie vor dem Kaifer geweſen waren, fo befamen fie
noch einmal fo viel, welche Gnade ven Fremden felten miederfuhr ).
Nachdem fie Peking verlaffen, veiften fie zu Sande nad) San tfian wey, wo die kai⸗ Sieverlaffen
ferlichen Fahrzeuge, welche fie von Nan Ling gebracht, lagen und auf fie warteten, Doch Peking.
maren auch noch auf Seiner Majeftär Befehl gewiſſe große Junken beftimmt,, fie einzuneh-
men. Allein, weil folche langſam giengen und ſchwer fegelten: fo mietheten fich die Gefand-
ten leichtere Fahrzeuge, damit fie fchneller fortfämen, und nicht genöfbiger wären, zu Kan-
on, wenn fie erſt fo ſpaͤt daſelbſt anlangten, zu überwintern: fie begaben fich mit denen tar- -
tariſchen Herren, die ſie begleiten ſollten, und den kantoniſchen Mandarinen, welche wieder
zuruͤckgiengen, auf diefelbigen,
Den zZıften des Weinmonats erreichten fie Lin tfing, wo fie vom Pingenton zweene .
Oder drey Tage prächtig bewirthet wurden. Sie reiften mit einem Nordiwinde ab, ver fo
rauh und Falt war, daß fie ihn fehmerlich aushalten konnten. Den zıften des Wintermo-
nats famen fie zu Nan fing an, mofelbft fie fich bis den soten des Chriſtmonats aufbielten:
ns Wetter war aber fo fehr ſchlecht und Falt, daß fie die ganze Zeit über nicht auskom-
Onnten,
en sten Jenner im Jahre 1657 erreichten fie die Stade Dan num gan, deren Statt⸗
* die Geſandten mit einigen Erfriſchungen und Lichtern beſchenkte, welche von einem
lichten Safe gemacht waren, der aus geriffen Bäumen 4) koͤmmt, und fehr hell und
angenehm
” Dep ehem den i ET eubof am oben angeführten Orte, auf der
— — — = —— Seite. *
BE 7) Ohne Zweifel der Talgbaum.
altem Ketbete.v Bun NY
1657
Neuhof.
kommen zu
Kanten an;
282 Reiſen nach dem Reiche China.
angenehm brennt. Den zıten war es ungemein kalt. Den ısten famen fie zu Nan gan
an, von ba fie fich über die Gebirge in Sänften von dreyßig Soldaten tragen ließen, und
in einem Tage nach Man hyong famen, wo fie wieder zu Schiffe giengen. Den 27ften
kamen fie nach Sa fan r), einem anmuthigen Flecken, durch welchen fie auf der Hinreiſe
bey Nachte giengen, und den folgenden Tag Famen fie zu Kanton an.
Auf dem Wege nach ihrer Wohnung wurde des Kaifers Brief an den General von
dem Secretär Baron auf feinen beyden Händen getragen und hatte er einen Schirm vor
fih. Hinter ihm giengen die Gefandten. Das Geſchuͤtz auf den Schiffen wurde dreymal
gelöfet. Die Mauern und Strafen der Stadt waren voller Volk, fie vorbengehen zu fehen.
Des folgenden Tages giengen die Geſandten in völliger Pracht, die Unterfönige, des jungen
Königs Mutter und den Tutang zu befuchen. Die Unterfönige nahmen fie mit einer .
Schale Thee fehr freundlich auf, und fprachen verfehiedenes wegen ihrer Gefchäffte mit ihnen.
Der Tutang ließ fie in feines Secretaͤrs Haufe erft über zwo Stunden warten und ihnen
- darauf melden, er wollte ihnen Gehör geben, wenn Pinpenton gekommen feyn würde,
werden von
den Unterkoͤ
nigen bewir
thet,
fegeln von
da ab,
——
Den ıften des Hornungs wurden fie von dem alten Unterkoͤnige, ven ten von dem jun⸗
= gen, und den zten vom Pinxenton herrlich bewirthet. Weil es den Gefandten an Gelde
: fehlte, ein Neujahrsgeſchenk für die Unterkoͤnige zu Faufen : fo erhielten fie zulegt eine Sum-
me auf Zins, von dem Heren Sandsmann, welcher folche in ihrer Abwefenheit zu Kanton
gelöfer hatte, Allein, als die Gefchenfe den Unterfönigen gebracht wurden, fo fhienen fie
damit nicht vergmüge zu fern, und forderten nicht nur den Zins für funfzehnhundert Tael
"Silber, welche fie bey ihrer Abreife nach Peking für ihre Bedienten ausgelegt, fondern
drungen auch darauf, Daß Die Gefandten ihnen fo gleich die 3500 Tael Silber bezahlen folk
ten, welche fie den Unterfönigen für die freye Handlung zu Kanton verfprochen hatten.
Diefe Sache verurfachte viele Unruhe, und die Gefandten waren zulegt genoͤthiget, ihre
Forderungen einzugehen, mehrerm Unheile vorzubeugen. Denn fie merften, daß man das
gemeine Volk ſchon angeftifter hatte, fie zu befchimpfen, wenn fie auf der Straße giengen ;
und nicht lange darnach wurde Paul Durette, einer von ihren beften Dollmetſchern, in ſei
nem eigenen Haufe auf eine graufame Art ermordet,
Hierauf giengen die Gefandten fo gleich zu den Unterfönigen, Abſchied von ihnen zu
nehmen, Allein fie Fonnten bey ihnen nicht zum Gehoͤre kommen, und man ließ ihnen nur
melden, fie follten fein tartariſches Gewehr ausführen. Sie giengen noch den Abend an
Bord und fruͤh Morgens unter Segel, Allein der Wind änderte ſich in wenig Stunden
und fie mußten wieder nicht weit von Kanton vor Anfer kommen. Den 23ften kamen die
Hofmeiſter der Unterfönige und die Hauptleute der Leibwache nebft denen Mandarinen, wel-
che die Befandten auf ihrer Reife begleiter hatten, zu ihnen, und bewirtheten fie im Namen
ihrer Herren mit ihrem Samfon in des Königs eigenen Gefäßen. Sie wünfchten ihnen
eine glückliche Reife und baldige Wiederfunft,
Sobald diefer Befuch weg war, hiffeten fie die Segel, und Famen den 2gften gegen Son-
nen Untergang in den Hafen von Hey ta mon. Den 2ten März hatten fie den berühmten
Flecken Lantam im Gefichte, und fuhren über Ma kau binaus, Den Sten famen fie
nach Pulo Timon. Hier trafen fie ganze Schaaren fliegender Fifche an. Den zıften
faben
r) Oder Fo ſchan ein großer Flecken, mit mehr als einer Million Einwohner, die ſtarke Handlung treibt.
XIV Buch IT Capitel. 283
ſahen fie das Eyfand Linga an der Küfte von Sumatra, und gelangten durch die Strafe 1657
von Banks, poifhen Sumatea und Java, den zıften zu Batavia an, nachdem fie zwanzig LTeubor.
Monate und ſechs Tage auf diefer verdrüßlichen und Foftbaren Reife gewefen waren, Der FERIEN
Werth von den ausgetheilten Geſchenken belief ſich auf fuͤnftauſend fuͤnfhundert und fuͤnf und der nach Ba-
fünfzig Pfund, ein Schilling und fieben Pence Sterling. Die Ausgaben auf der Reife tabla.
waren bierfaufend dreyhundert und fieben und zwanzig Pfund Sterling zehn Pence, Der
Aufwand betrug affo in allem neuntaufend achthundert zwey und achtzig Pfund Sterling,
zween Schilling fünf Pence.
Neuhof war der Meynung, daß, weil der Kaifer mit Koxinga im Kriege begrif-
sr waͤre, die Holländer daburch eine freye Handlung erhalten fönnten, wenn fie ihm vor-
Fhligen, fie woltten Seiner Majeftät mit ihren Schiffen beyftehen, um dieſen Erzſeeraͤu
er zu ͤberwaͤltigen 5); welches Mittel fie auch einige Jahre nachher ergriffen,
FE
Das UI Capitel. |
Die Geſandtſchaft Johann von Campen und Conftantin Noble
an den Unterkoͤnig von 30 kyen Sing la mong.
Herausgegeben von Arnold Montanus.
Einleitung,
achdem die Hollander fo wenig Vortheil von de Boyers und Keyzers Gefande:
ſchaft gehabt hatten: fo enefchloffen fie ſich, einige bequeme Gelegenheiten vorher
abzuwarten, damit fie defto ficherer gehen koͤnnten, und ſich nicht in die Unkoſten
eines anderweitigen Verſuchs einlaſſen duͤrften.
Ob nun wohl der Krieg, welcher damals zwiſchen dem Kaiſer und dem Koxinga
obwaltete, die eigentlichen Mittel, ihren Endzweck zu erhalten, anzuweiſen ſchien, wenn
fie Seiner Majeſtaͤt den Beyſtand ihrer Schiffe anbörhen, wie ihnen Neuhof angegeben:
ſo waren fie dennoch durch den legten fehlechten Fortgang dermaßen abgeſchreckt, daß fie
nichts eher vornahmen, als bis fie gemwiffermaßen vom Koxinga felbft dazu gezwungen
Surden, da er ihnen das Eyland Tay wan und Formoſa im Jahre 1661 abnahm. Diefe
"egebenBeit perurfachte die zweyte und dritte Geſandtſchaft. Die erſte war an den Linter-
Fonig der Landſchaft Fo Eyen im Jahre 1662; die zweyte an den Kaiſer Rang hi im Jahre
1664, welche nicht beiler ausfiel, als die erſte, ob fie gleich viel verfprach.
j rnold yo ammelte aus den Tagebuͤchern derjenigen, die darinnen mit
begriffen "waren, Be von diefen Gefandrfihaften, wie auch von dem Zuge wider
es "ga, und wurde folche von Olfert Dappern im Holländifchen zu Amſterdam im Jahre
DIE vielen Kupfer in Folio herausgegeben. Das folgende Jahr machte Ogilby
A nz x eine
Neuhof in Ggilbys China auf der 130 und folgenden Seite.
234 Reifen nach dem Neiche China. :
1662 . eine Ueberfeßung davon A), als den zweyten Theil von Neuhofs Erzählung. Die Be-
Montanus. fchreibung der Gefandtfchaft und des Krieges wider Koxinga nimmt 363 Seiten ein; die
m — Sitten und Gemohnbeiten der Chinefen 196; und die allgemeine Befchreibung 264 Sei-
ten; zufammen 723 Seiten. Die Kupfer find von den huffändifchen Platten genommen,
und einige Flein und auf den Seiten des Buches eingedruckt; andere groß-und auf befon-
dern Bogen. Diefe legten find außer dem Titelfupfer folgende: ı) Die Stade und das
Eaftell Zelandia in der Inſel Tay wan. 2) Der Tempel zu Matzou. 3) Der Göge
Sekia. 4) Quan te kong, der chinefifhe General. 5) Das Caſtell Mein ja ceen.
6) Die Stadt Quemoy. 7) Die Stadt Amuy. 8) Ceremonie bey Sing la mongs
Annehmung der Geſchenke. 9) Die Gefandten werden zu Hokſiuw bewirthet. 10) De
Mnterfönige Abreife nach Peking. 11) Die Stadt Jemping. 12) Die Stadt Pou⸗
ching. 13) Die Stadt Kin ning fi. 14) Die Stadt Hitſiu. 15) Die Stadt Han
chieu. 16) Der Tempel Paolinx. 17) Die Stadt Hok fien. 18) Pe fing.
19) Saal des Pallafts. 20) Ehinefifches Seichenbegängniß. 21) Karte von der Küfte
um Amuy u. Duemoy. 22) Staat der großen Mandarinen, wenn fie ausgehen. 23) Zeis
chen oder Merfmaale der Mandarinen. 24) Dergleichen. 25) Dergleichen. 26) Der-
gleichen. 27) Einige chinefifche Figuren. 28) Dergleichen. 29) Dergleichen. 30) Der-
gleichen. 31) Der Goͤtze Sekhia. 32) Der Göge Vitex oder Ninifo. 33) Die Rhe⸗
barberpflanze, 34) Ehinefifche Fruchtbaͤume. 35) Dergleichen. 36) Dergleichen.
Weil diefe Gefandten ganz andere Wege reiften, als die vorigen: fo geben fie von der
Erdbeſchreibung von China noch mehr Licht, welches Sand überall neue und erftaunliche
Wunder der Natur und Kunſt zeige. Wir haben daher nichts in diefem Stücke ausge⸗
laſſen, was nur des Leſers Anmerkung verdienen moͤchte. Was aber die Aufnahme der
eſandten und die Art, wie fie mic den chineſiſchen Staatsbedienten Unterhandlung gepflo⸗
gen, betrifft: fo haben wir ſolches, weil es mit dem, was Neuhof befchrieben, faſt einer-
ley ift, geößtentheils ausgelaffen, um Wiederholung zu vermeiden; und weil es mit der
Abſicht unfers Werks nicht übereinftimmt , daß wir uns in lange Hiftorifche Ausführungen
einlafien: fo werden mir auch in unferer Machricht von dem Zuge der Holländer" wider
Koringa Eurz feyn. Außerdem ift das Werk ungemein weitläuftig und übel geordnet. Die
allgemeine Befchreibung ift augenfcheinlich aus des Martini Atlas Chinenfis genommen,
und da die Nachricht von den Sitten und Gebräuchen der Chinefen aus andern Schrift-
ſtellern zufammengetragen ift ; fo werden wir Feins davon als einen Theil der Geſandtſchaft
anſehen.
Der
a) Sie iſt betitelt: Atlas Chinenfis, welcher ein den Niederlaͤndern, welche den Tartarn wider Ko-
zweyter Theil der Nachricht von den Merkwuͤrdig⸗
£eiten bey zwoen Gefandefihaften von der oftindi-
ſchen Compagnie der vereinigten Provinzen an den
Unterfönig Sing Ia mong und den General Tay
fing Lipovi; und an Konchi, Kaifer von China .
und der Ofttartarey if. Nebſt einer Nachricht von
ringa und die chinefifche Flotte beygeſtanden, die
bis dahin Meifter von der See waren: und einer
genauern geogtaphifchen Befchreibung ſowohl von
dem ganzen Reiche Überhaupt, als von einer jeden
von den funfzehn Provinzen infonderheit. Aus ihr
ven verfchiedenen Schriften und Tageblichern zus
; ſammen⸗
XIV Buch IT Eapikel, 3 285
r 166
Der I Ab ſchnitt. —
Eine Nachricht von Koringa oder Ching hing kong und wie er Taywan
und Formofa den Holländern abgenommen,
Ching chi longs großes Gluͤck. Er fireber nad) moſa den Holländern ab. Sie ſchicken eine
dem Reiche; wird von den Tartarn gefane Geſandtſchaft an den Unterfönig nad) Fo kyen.
gen. Koringa, fein Sohn, teiderfeger fich den: Es werden die Agenten ernannt.
felben öffentlich. Er nimmt Ta war oder For:
he mir uns in bie Erzählung von der Gefandtfchaft einlaffen, wird es dienlich ſeyn, daß Ching chi
wir einige Nachricht vom Koxinga und wie er Taywan den Holländern abgenommen, longs Stäf,
ertheilen, als welches die Gelegenheit dazu geweſen ift. Diefer Koxinga 5) war ein Chi⸗
nefe, der Sohn des Ebing chi long c), welcher von den Ausländern Jquon, Ikoan
und Equan genennt wird, Er war in einem Flecken an der Kuͤſte So kyen gebohren.
Sein Baer war fehr arm und wie einige fagen ein Schneider, Er diente erftlich den Por-
fugiefen zu Mafau und hernach den Holländern auf der Inſel Formoſa, mwofelbft er bald
bernach ein großer Kaufmann durch den japanifchen Handel und zulegt ein Seeräuber ward,
Bon diefem Fleinen Anfange erwarb er eine große Slotte und unermeßlichen Reichthum. Der
ganze auswärtige Handel von China war in feinen Handen. Er fuhr deren Waaren in fei-
nen eigenen Schiffen aus und brachte die indifchen und europäifchen zurück, Weil er alfo
die Kaufwaaren von Indien im Beſitze harte: fo verkaufte er folche an die Portugiefen zu
Mafau, an die Spanier in-den philippinifchen Eylanden, an die Holländer zu Formoſa
und Batavia und an die Einwohner von Japan. Kurz, er wurde fo reich, daß er eine
= * — Segeln ausruͤſten konnte, und anfing, nach dem chinefiſchen Throne
zu ſtreben 4).
Dieſes dachte er durch Ausrottung der Familie des Tay minga ins Werk zu richten; Er ſtrebet
und als die Tartarn im Jahre 1644 das ganze Neid), außer den Sandfihaften Fo Eyen, nad dem
Quang tong und Quang ſi überrwältiger hatten: fo hielt Ching chi long; diefes für eine Reiche,
bequeme Zeit, feine Abficht auszuführen, welche er unter dem Vorwande verfteckte, daß
er wider die Feinde die Waffen ergreifen wollte, mit denen er Doch ein geheimes Verſtaͤnd⸗
niß hatte. Zu der Zeit, da die Tartarn in Fo Eyen einbrachen, wurde er von dem Kai-
fer Lun gum ©) zum Feldherrn über feine ganze Macht erkläre. Weil die vornehmften
Befehlshaber alle feine Verwandten oder Gefchöpfe waren: fo wurde alles fo gleich den Tar-
tarn übergeben, die ihn zur Belohnung zum Könige von Pingnan f) oder dem füdlichen
Theile yon China ermählten, ihn mit Gefihenfen überhäuften, und ihm fehr große Ber-
ſprechungen ehaten. i
Nnz Alles
fummengettagen von Arnoldus Montanus; ver⸗ ©) Beym Montanus: Chim chi Iung.
engliſcht und m; —— a Mrd
— — Mehr als hunbert unterſchiedlichen d) Er wird deſſen von den chineſiſchen Gefhicht:
aufſeher von Johann Ggilby, Esq. Ober⸗ ſchreibern nicht beſchuldiget. Siehe du Haldens
— —— —— nd Ergoͤtz, China I Band auf der gı Seite,
fon 1677. 5 London bey Thomas John⸗ e) Es ſoll Long vu heißen.
d) Bon den Chinefen: 5) &ie erbothen fih, ihn zum Könige zu mas
= Chung ding Fong, chen; er fhlug es aber aus. Siehe du Halde.
+
— Reiſen nach dem Reiche China.
1662
Montanus.
— —
wird von den
Tartarn ge⸗
fangen.
Koxinga Wis
derſetzet ſich,
und nimmt
Taywan weg.
Hollaͤndiſche
Geſandt⸗
ſchaft
Alles dieſes geſchah, ihn in ihre Netze zu ziehen, indem ſie ſich vor ſeiner ſtarken Macht
fuͤrchteten. Es hatte auch ſo gute Wirkung, daß, als der Fuͤrſt, welcher das tartariſche
Heer anfuͤhrte, wieder nach Peking gehen wollte, Ching dyi long, welcher feine Gefahr
befücchtete, feine Flotte vor Fo chew fir, der Hauptſtadt von Fo Eyen, ließ, und abgieng,
ihm nach der Gewohnheit feine Ehrerbiethung zu erzeigen. Als ihm der Fuͤrſt alfo in feine
Gewalt befommen: fo führte er ihn aller feiner Vorftellungen ungeachtet nach Pe king, wo
er genau verwahret und mic Feffeln belegt wurde g). Diefe wurden noch, wegen einiger
Seindfeligkeiten vermehret, die feine Familie begangen hatte, wie folches im Jahre 1657
gefhah, da die Holländer zu Pefing waren, um welche Zeit noch fünfzehn Ketten zu
den vorigen hinzu gethan wurden.
Als fein Sohn Koxinga 4) und feine Brüder von feinem Ungluͤcke hörten: fo bega⸗
ben fie fih zur Flotte, mit der fie die Handlung verderbten und die Tartarn in beftändiger
Unruhe erhielten. Er hatte feinen Sig in Amwi, Quemwi, und auf andern Eylanden,
an der Küfte von Fo Eyen, und wurde von den Chinefen, die fich den Tartarn ergeben,
hatten, mit gebensmitteln verforget. Sie trieben auch einen großen Handel mit ihm, Die-
fem Berftändniffe vorzubeugen befahl der Kaifer endlich , es follten alle Städte und Flecken
innerhalb drey Meilen vom Ufer abgebrannt werden und das Sand wuͤſte liegen bleiben,
Die Holländer, welche den Tartarn mit ihren Schiffen beyſtunden, fehlugen diefen
neuen Aufrührer zu Waſſer und Sande z), Dadurch wurde ev fo gefchtwächt, Daß er ſich
genoͤthiget fah, die Küfte von China zu verlaffen; und damit er fih an den Hollaͤndern
rächen möchte: fo fegelte er im Jahre 1660 mit aller feiner Macht nach Tay warn und
Sormofg k). Er nahm dieſe beyden Eylande und das Caſtell Zelandis im März des
Jahres 1661 nach einer zehn monatlichen Belagerung weg, ließ verfihiedene Kaufleute und
vier Prediger auf eine graufame Art hinrichten, und behielt andere wider die gemachten Bes
dingungen im Gefaͤngniſſe. =
So bald diefer Unfall zu Batavia bekannt wurde, fo berathſchlagte fich die Regierung,
wie fie fich an Roringa rächen und die eroberten Pläge wieder befommen follte, Sing
la mong 7), Unterfönig von Fo Eyen hatte einige Zeit vorher die Holländer um Bey-
ſtand erſuchet, und es waren auch fünf Schiffe zu dem Ende von Tay wan abgefchide
worden; ein Sturm aber hatte fie zerſtreuet. Sie entſchloſſen fich alfo eine große Florte
mit einem Gefandten an den Unterfönig abzufchiefen, um ihm ein Bündniß wider den Ko⸗
xinga anzutragen, und eine freye Handlung zu fuchen. Dem zu Folge vüfteten fie zwölf
Kriegesſchiffe von zwey und dreyßig bis auf eilf Stüde zu Batavia aus, unter der Anfüh-
rung des Oberbefehlshabers, Balthaſar Borts, des Unterbefehlshabers Johann van
Lampen, und des Schout by Nacht, Conftantin Noble, welcher auch der Geſandte
war. Sie hatten in allen hundert und neun und dreyßig Stücke, fünf hundert und acht und
zwanzig Seeleute und fieben hundert und fechs und fünfzig Soldaten am Borde,
Dieſe Flotte gieng nebft drey Kauffahrern, die unter dem Befehlshaber Heinrich van
Indick nach Japan beſtimmt waren, den 2gften des Brachmonats im Jahre 1662 unter
a Segel.
ER Dieß ſtim̃t mit Navarettens Nacht. überein, viele Hauptftädte mer. Siehe du Halde. .
). Eigentlih Ko ſching over Que fehihg. H Sormoſa ſelbſt wird auch Tay wan von denChiz
&) Er war eifriger für fein Land, als fein Vater, neſen genant ; die Eingebohrnen aber nefien eePekan-
und erhielt aufaͤnglich einige große Vortheile über I) Diefes war Sig na mong, oder Sing n#
die Tartarn, ſchlug ihre Kriegespeere, und nahm mong, welcher zur Zeit der voriger Geſandtſchaft
\ 5 y einer
XIV Buch TI Capitel. 287.
Segel. Den sten Auguſt meldeten ihnen einige chinefifche Fifcher, Kopinga fey tobt. m). 1662
Den ıaten kamen fie nah So ti ba, einer Stadt an dem Fluffe Chang, welche Kopinga Montanus.
jugebörte. Sie nahmen folche mit hundert und fünfzig Soldaten ein, ob fie gleich gute
Mauern hatte, und verbrannten fieben und zwanzig Junken und andere Fahrzeuge, die
mit Pfeffer nad) Japan beladen waren r). :
Den ısten wınde der Unterbefehlshaber van Campen in einer Schaluppe nach Hok an den Uns
ſyew oder Chang chew, welches eine ziemliche Weite den Chang hinauf liegt, mit einem terföntg von
Schreiben an den Unterfönig von Fo kyen geſandt. Weit folder aber damals zu Sint 80 kyen.
ſyew war, wo ſich das tartarifche Heer gelagert hatte: fo wurde der chinefifche Dollmet-
feher zu ihm geſchickt. Den folgenden Tag, da der Oberbefehlshaber in den Fluß einlief,
Eamen fünf Mandarinen an Bord, ihn zu bewillfommen. Denzzften famen noch fünf an⸗
dere mit einem großen Gefolge und einem Gefchenke an Lebensmitteln von den Befehlsha-
bern zu Hok fpero und in dem Fort Win ja zen 0), zudem van Lampen an Bord;
und den 28ften kamen dreye mit einem Bewillkommungsſchreiben an den Admiral von den
Befehlshabern dieſer Oerter.
Doͤn gten des Herbſtmonats kam der chineſiſche Dollmetſcher von Sink ſyew uͤber
hok ſyew, nad) einer vier und zwanzigtaͤgigen Reife zurück und hatte einen Mandarin bey
ſich, welcher mit Briefen von dem Unterfönige Sing la mong und dem Feldherrn Tay
fing Lipovi, welcher der nächfte nach ihm war, an den Oberbefehlshaber Hort gefchickt
ward, x wurde darinnen erfucht, zu ihm zu Fommen, ober jemanden abzuſchicken, damit
fie fich wegen der wichtigen Sache berathſchlagen koͤnnten; er möchte auch die Schreiben
von dem Generale Maatzuiker und dem Rathe zu Batavia überfchicen.
: Der Hberbefehlshaber frug folches bieranf dem van Campen und Noblen auf. Agenten were
Er meldete folhes dem Statthalter von Hok ſyew, welcher antwortete, er glaubte, ſie wuͤrs den ernannt,
den in ihrer Unternehmung eilen; fich aber entfchuldigte, daß er fich nicht mit dem Ober⸗
befehfshaber wider Koyinga verbinden oder vereinigen Eönnte, weil ſolches wider feine
Befehle wäre p).
Der 11 Abſchnitt. |
Der Gefandten Reife nach Sink ſyew und ihre Nückkehr,
Die Agenten gehen ab; kommen nad) Hok ſyew, Feldherrn. Gefchenfe an den Unterkoͤnig und
oder Chang chew fu. Reiſe zu Sande. Stadt den Feldheren von ihnen. Beſchreibung von
Hok fiva, Stadt Hof erde. Swen hew fur Sink ſyew. Frauen mit Fleinen Füßen. Swan
Stade Tara. Sinf hew oder Hing wha fu. ti for Sort Long tan fiva, Der Jeſuit Martini
Audienz bey dem Unterkoͤnige. Beſuch bey dem ſtirbt zu Hok ſwa.
Den 18ten des Herbſtmonats wurden von Dem Statthalter zwo Junken gefandt, die Abs Die Agenten
b geſchickten und ihr Gefolge nach Hok ſyew zu bringen, welches aus achtzehn Perſo— gehen ab.
nen beftund, Nachdem fie ihre nörbigen Sachen eingefchifft und die Gefihenfe in die Jun—
fen
ei
— ar tontfen Unterkoͤnlgen mar. ») Montanus in Ögilbys China II Band
einen € Ahr und einine Monate nach auf der a9 u f. Seite,
— Eins Pe Und eg folgte ihm fein Sohn 0) Drey Seemeilen von Hok fyew.
auf der 92 Sci WHaldens China Band ) Montanus am angeführten Orte anf der 69
und folgenden Seite,
1662
238 Reifen nach dem Reiche China.
fen gebracht hatten: fo fegelten fie den zoften ab und giengen Süd gen Welt auf dem Fluſſe
Montanus. Chang. Um Mittag giengen fie bey der Stadt Quanto vorbey, welche zwar Elein, aber
doch mit guten Mauern und einer Befasung verfehen war. in wenig weiter berührten
fie San wan, einen volfreichen Flecken, der voller Weber, Schmiede, Böttcher und
dergleichen befondern Zünften mehr ift.
Dicht an der Mündung des Fluffes trafen fie den Flecken Layon und bald hernach
das ſtarke Fort Benantien oder Min ja zen an, welches mit Thürmen und einem brei-
en Graben befejtiger iſt. Es liege drey Seemeilen von Hok ſyew, ift fo groß als eine
Fleine Stadt, und hat verfchiedene Straßen und ſchoͤne Haͤuſer. Hier giengen die Abgeord-
neten ans Ufer, den Statthalter zu begrüßen, und wurden mit Bohnenfuppe, welche mit
Milche vermifcht war, bewirthet, als welches die größte Ehre ift, die man einem anthun
kann. Eine halbe Meile darhinter gegen Suͤdoſt erfcheine Pe tſow, ein angenehmer Der,
"und gegen über an dem nordweftlichen Ufer Po fang ein großer Tempel, der für ein Wun-
der gehalten wird, Am vier Uhr des Nachmittages kamen fie an eine große fleinerne Brü-
cke über den Fluß, welche oben mit langen und dicken Bohlen dicht bedeckt war, die von
einem Bogen zum andern giengen 4). An jeder Seite waren Geländer von blauem Steine
mit Drachen und Söwen gegierf r).
Hok ſyew oder Den 2often giengen fie über die Brücke in zwo Saͤnften nach Hok ſyew, Die Mutter der
Chang chew
fü.
\
‚ Reife zu
Sande,
Gemahlinn des Unterfönigs zu befuchen, welche fie mit Bohnenfuppe und andern Speifen in
goldenen Schüffeln bewirchete. Sie verſprach an ihren Schwiegerfohn ihrentwegen zu fhrei-
ben, und bey ihrer Zuruͤckkunft mit ihnen zu fpeifen, weil ſie itzt unpäßlich wäre, Die Straßen
waren gepflaftert und fo voll, daß fie kaum durch Das Gedrange kommen fonnten.
Den folgenden Tag Famen der Befehlshaber des Forts Eugeli und einige große Man-
darinen an Bord, fie zu befuchen, und bathen fie zur Tafel. Dicht an dem Fort war ein
volfreicher Flecken mit einigen Tempeln, die mit Bildern und brennenden Lampen geſchmuͤckt
waren. Den 22ften warteten fie dem Statthalter von Hok fpeww auf, der ihnen meldete,
er hätte ihrentwwegen an den Kaifer und den Unterfönig gefchrieben, und ziveene Mandari-
nen nebft neunzig Mann beftellt, die mit ihnen nach dem Lager reifen follten. Nach der
Tafel begaben fie fich wieder auf ihre Junken und kamen um drey Uhr nach dem Sorte An
lau ja, oder Kan it, welches hohe Mauern und eine ftarfe Befasung zu Pferde und zu
Fuße hat. Diefe halten bey Tage das fand mider die Mäuber ſicher, welche in den Ge-
birgen lauern. Den Abend Famen fie nach Sanpon, einem Flecken, der ftarfe Handlung
treibt, und wegen eines Tempels fehr befucht wird, von deflen Bögen man meynet, daß er
das Volk im Ungluͤcke warne. Hier verließen fie ihre Junken.
Den 23ften giengen fie zu Sande in Palankinen einen Fußſteig, der mit bfauen und
grauen Duaderfteinen gepflaftert war. Ihr Weg gieng durch Ebenen voller Reiß, Frucht:
bäumen und Pflanzen, die mit volkreichen Flecken befegt und mit murmelnden Strömen
gemwäflert waren, die eine angenehme Ausficht machten. Sie fahen gleichfalls verfchiedene
alte Denkmaale, die mit Bildern von Menfchen, Pferden, Swen und Drachen und mit
hohen
M Auf der 198 Seite wird gefagt, fie habe ſechs sn) Es wird Eaum einer von den Namen der Ders
und dreyßig Bogen mit Kramladen an jeder Seite. ter in diefem Tagebuche, in den Karten oder Bes
Bermurblic) ift ſolches aus des Martini Atlas. ſchreibungen der Sefniten gefunden. Vielleicht find
r) Montanus in Ogilbys China auf der zu es die in Fo Eyen gebräuchlichen Namen, wo man
und folgenden Seite. eine
XIV Buch IT Capitel. 239
hohen Bögen darüber geziert waren, worauf Grabſchriften zu Ehren der Verſtorbenen flun- 1662
den. Zu Mittage Famen fie zu zweyen großen Forts und um fechfe nach der Sad Hok Montanus.
ſwa, wo fie in ein großes Haus geführt wurden, welches zur Wohnung für bornehme ——Y——
Perfonen auf Reifen beftimme war, Es wurde ihnen auch des Nachts eine Wache gegeben,
Den folgenden Tag wurden fie yon den Mandarinen beſuchet und mic Fruͤchten und andern
Eßwaaren befchenker,
2 ‚Den Nachmittag befahen fie die Stadt, welche mitten unter den Gärten fehr anmu⸗ Seadt Hof
big liegt, Sie ift mie Triumphbogen und prächtigen alten Gebäuden geſchmuͤcket, welche fiva.
dicht neben einander ftehen, eine Sache, die in China niche fo gewöhnlich iſt. Sie ift mie
farken Mauern oder beffer Bollwerfen umgeben, und dat eine gute Befagung zu Pferde
und zu Fuße, Ungefähr eine Stunde weit zu gehen find Spaziergänge von Daumen, wo⸗
bin die Einwohner gehen, fich zu vergnügen und zu erquicken.
‚ Den 2sften reiften fie fehr zeitig mit einer Begleitung von funfzig Tartarn ab ‚ und
giengen vor vielen Feftungen und Flecken vorbey. Sie kamen an einen Weg zwiſchen zwee⸗
nen Felſen, der ſo enge war, daß kaum zweene Wagen neben einander vorbey konnten.
An jedem Ende ftund ein Blockhaus oder Fort. Auf der Spige Diefer Felfen, 100 faft Feine
Erde zu ſeyn ſcheint, wachfen viele Cypreſſen und Aeſchen. Gegen Mittag giengen fie bey
einem andern Blockhauſe vorbey, und gegen Abend durch eine Stade mit einer guten Mauer
und Beſatzung. Sie rubfen ein wenig gegen Süden von derfelben in einem Tempel, wo
fie von dem Statthalter und den vornehmſten Einwohnern befucher, und mic Sebensmitteln
und ſtarkem chinefifchen Biere beſchenket wurden ‚ tie ihnen an allen Orten unterwegens
wiederfuhr. Den folgenden Morgen bey Sonnen Aufgange Eonnten fie wegen der Menge
Volks von beyderley Gefhlechte, welches fie zu fehen kam, und van Campens Sänfte
oftmals aufhielt, ihn anzugaffen, Eaum durch die Straßen durchfommen, Sie trafen an
diefem Tage viele Forts und lecken an, und kamen gegen Abend nach der Stadt Hok er Stadt Hof
9»). Die Einwohner find meiftentheils Adersleute, ein gutartiges Volk, In einem er che.
Flecken zwiſchen dieſem Ort⸗ und Hok ſwa wird viel Porcellan gemacht.
A Den 27ften giengen fie Jurch viele geoße Städte und Dörfer. Den Abend blieben fie
in einem ftarfen Caftelle, Den folgenden Tag um drey Uhr des Nachmittages hielten fie
fich in einer-andern Stadt auf, die mit prächtigen Gräbern, alten Gebäuden und Triumph⸗
ogen gezieret war. Als fie den 2often weiter reiften, giengen fie über eine fteinerne Brücke
von verfchiedenen Bogen über den großen Fluß Bo yang. Sie ift mit Quaderſteinen ge-
Pflaftere, deren einige über fiebenzig Fuß lang, viertehalb Fuß breit, und fechs Zoll dicke find.
ie hat an beyden Seiten Geländer, und ift mit Bänfen von blauen Steinen verfehen, die
mit Lwen, Drachen, und dergleichen gezieret find, welche auf Sußgeftellen ftehen, Die
Ehinefen fügen, diefe erftaunende Brücke 2) fey in einer Nacht von Engeln erbauet worden,
)e mittelſte Bogen, welcher abgebrochen worden, um die Annäherung des Feindes zu ver⸗
Bindern, war damals mit großen hölzernen Balken wieder ergänzet worden, 2
ie
eine befondere Sprache era #) Martini glauhet, es fe nichts bergleichen it
Re Snakes fan Er an der Pr Er * ſie Rebe an der Nordweſtſeite
mehr, als in den Rare Much noch viefer Städte der Stadt Span chu, und werde auch die Behcke
— 4 zZ E |
wechfelt er Flecken mit me. BER Re: —— a —
Allgem. Keifebefehr, y Band, . Do
1662
Montanus
290 Rn Keifen nach dem Reiche China.
Sie kamen noch vor Mittage zu der Stadt Swan ſi foe v), Es iſt ein großer
Handelsplag, dei mit Triumphbogen von blauen Steinen, die zu Bildern ausgehauen find,
—— und mit einigen Tempeln gezieret iſt, wovon dreye ſehr hohe Thuͤrme mit Gaͤngen haben.
Swen
chew fu.
Die Stadt
Tan won,
Sink chew,
oder Hing
wha fir
Die Stadt iſt mit einer Mauer ſieben und zwanzig Fuß hoch umgeben, die mit Bollwerken,
Graͤben und Bruſtwehren verſehen iſt. Sie hat drey Thore mit krummen Eingaͤngen, von
großen blauen Steinen. Sie wurde von San ting Hou bethetok, damaligem Seeober-
ften und Statthalter, an die Tartarn übergeben, wodurch ihre Freyheiten erhalten, und
nur alle andere Thürme niedergeriffen wurden. Koxinga belagerte fie einmal; er war aber
genoͤthiget, fich mit großem Verluſte zuruͤck zu ziehen, Bort fihickte ein Schreiben und
Geſchenk an den Statthalter San ting, welches aber dieſer nicht eher annehmen Eonnte,
als bis Die Abgeordneten den Unterfönig gefprochen hatten x).
Den zoften des Herbftmonats reiten fie ab, und famen gegen Mittag nach der ver-
wuͤſteten Stadt Engeling. Sie giengen den ganzen Tag durch ſtarke fleinerne Eaftelle
und Sleden, ober hatten folche Hoch im Gefichte. Ste ruheten bey zweyen großen Forts,
Namens Twa pa, ungefähr eine englifche Meile von einander, deren Mauern von Qua—
derfteinen fünf und zwanzig Fuß hoch, und acht und zwanzig Fuß Dicke waren.
Den ıften des Weinmonats Famen fie, um drey Uhr des Nachmittages, nah) Tan wa,
welches für eine der anmutbigften und volfreichften Städte in ganz China gehalten wird,
Sie liegt in einem fruchtbaren Thale, und ift mit einer fteinernen Mauer umgeben, ie
Durch Bollwerfe und Gräben befeſtiget ift. Die Abgeordneten wurden von drey großen
wohlberittenen Mandarinen nach einem prächtigen Gafthofe geführer. An dem Eingange
waren fieben marmorne Stufen; und in dem Haufe felbft viele niedlich gepflafterte Zimmer,
mit Stühlen, Bänfen, und foftbaren Bettſtellen verfehen, Es fonnten zwölfhundert
Dann darinnen herbergen, und man hatte für hundert Pferde Stallung.
Den folgenden Tag reiften fie über eine geoße fteinerne Bruͤcke, und fahen viele zer-
ftöhrte Städte und Dörfer, außer vielen andern, die noch im blühenden Zuftande waren,
Bey Sonnenuntergange herbergeen fie in einem Fort, auf der Spige eines Hügels, deffen
Statthalter ihnen meldete, die Einwohner von A mwi und Due mwi y) wären mit den
Tartarn in Tractaten.
Den zten kamen fie, nachdem fie vor vielen Flecken vorbey gezogen, an eine ſteinerne
Brüce, mit einem Fort an jedem Ende, Den Nachmittag wurden fie bey einigen Tem-
peln an dem Wege, von den Prieftern mit Confecte und Thee befchenfet. Endlich, da fie
nach Sink ſyew 2) gelangten, fo kamen ihnen drey Mandarinen entgegen, welche von dem
Unterkoͤnige und dem Feldherrn abgeſchickt waren, fie zu bewillfommen. Sie wurden an-
fänglich in einem Tempel bewirthet, und darauf durch Die Stadt in einen geräumigen Gaft-
‚ hof, oder in ein Haus geführet, welches für die vornehmen Reifenden befonders gebauer,
und, wie das zu Tan way, mit Zimmern für taufend Menfihen und Stallung für die
Pferde verfehen iſt.
Den
2) Dieß muß Swen chew fu auf ber Karte x) Montanus in Ggilbys China auf ber 75
feyn, ein großer Seehafen im vier und ziwanzigiten und folgenden Seite, z
Grade fechs und funfzig Minuten Breite nach der 9) Eylande in der Bay Chang chew, oder
Wahrnehmung, Hok ſyew, unter Koxinga.
XIV Buch IT Capitel. re
Den aten giengen die Abgeordneten nach dem Lager ab. Es waren fuͤr ſie und fuͤrihr 1662
Gefolge zwölf Pferde geſchickt. Sie ritten mie zweenen Mandarinen ein großes Stuͤck durch Montanus
die Stadt. Nachdem ſie uͤber einen Fluß ein wenig gegen Süden, vermittelſt einer großen
Bruͤcke, gegangen waren: fo kamen fie bey dem Heere an, welches ungefähr anderthalb
Meilen von Sink ſyew lag. Fünf große Mandarinen, die von einer Schaar Muskerier
begleitet wurden, führten fie in Pracht zu Des Secretaͤrs Zelte, der fie zu einem großen Ge—
gelte mit dreyen Thuͤren 4) brachte, wo der Unterkoͤnig und Feldherr, mit dem obgedachten
San ting Hou bethetok, und dem Hay tankon, Statthalter der Stadt, in Berarh-
ſchlagung faßen,
Als die Abgeordneten nahe zum Unterfönige kamen: fo wurden fie erfücher, fich nieder Audienz bey -
sulaffen, und ihre Briefe zu übergeben, welches mit vielen Ceremonien geſchah. Er fihlug dem Unter:
die Geſchenke von der Compagnie aus b): doch nahm er die von dem Oberbefehlshaber Frige:
Ort an, welche aus achtzehn Unzen Bernfteinforallen ‚ fünf und funfzig an der Zahl, bie
auf eine Schnur gezogen waren, einem Stundenglafe und einem Becher von eben der
Materie, beitunden, e
Nach diefem fingen fie an, von denen Sachen zu reden, weswegen fie gekommen.
¶ Der Unterfönig und Feldherr gaben ihnen Erlaubniß, von irgend einem Eylande, welches
fie für bequem hielten, Beſitz zu nehmen, und in einen Hafen einzulaufen, in welchen es
ihnen beliebte, ihre Schiffe in Sicherheit zu bringen, und gebensmirtel einzunehmen. Er
derfprach auch neun und dreyßig hollandifche Gefangene in Amvi loszulaſſen, Fonnte ihnen
aber ohne des Kaifers Befehl weder eine free Handlung, noch die Freyheit verftatten, die
mitgebrachten Güter zu verkaufen. Siefonnten auch ihre Flotte nicht mie der bolländifchen
vereinigen, wider den Koringa zu ziehen, weil die Einwohner der Eylande Que mwi und
Amwi damals wirklich mit dem Kaiſer wegen des Friedens Unterhandlung pflegten. Dar⸗
auf wurden ſie praͤchtig bewirthet, und ein jeder an eine befondere Tafel geſetzet. DieShit
feln und Schalen iaren von Golde, mie fchöner erhabenen Arbeit. Mac) der Tafel zeigte
ihnen der Unterfönig das Heer, und ließ einige Soldaten ihre Uebungen vor ihnen machen.
Bey ihrer Rückkehr nach der Stadt wurde ihnen das Uebrige von dem Gaſtmahle nachgefchickt,
, Den folgenden Tag befuchten fie den Feldherrn, Tay fang Li po vi, in feinem Iuar- Beſuch bey
tiere, welches einen Canonenſchuß weit von des Unterfünigs feinem war.“ Er nahm die —* Feld⸗
Schreiben von Batavia, und Borts Geſcheuke von einem Pfunde Bernſtein, einer Schnur berrn.
orallen, und einem Stundenglaſe an; weigerte ſich aber aus obgedachten Urfachen, die an-
dern anzunehmen, und bewirthete fie, wie der Yinterfönig gethan hatte. Als fie nach ihrer
ohnung wieder zurück gefehret, fo Famen neunzehn Junken von den Eylanden Que mvoi
und A mwi an ‚ die mit Pfeffer, Zeugen, und andern Gütern beladen waren; weswe⸗
‚gen den Holfandern nicht erlaubt war, dieſen und den folgenden Tag aus ihrer Wohnung zur
geben. Diefe Yunfen kamen ‚ Sebensmittel einzukaufen, welche fie von der benachbarten
Küfte nicht erafgen fonnten, weil die Tartarn alle Städte und Dörfer an derfelben zerftöh-
202 i Br
finde ) on u zing wha für feyn, eine See⸗ gieng nur ber Untercänig allein; die beyden andern
zwanzig Minuten nad often Grade, fünf und waren für fein Gefolge. —*
#) Durch die mistelfen Baßtnehmung. b) Sie befunden ad Zeugen, Serge, Waffen,
welche die größte war, Korallen, Amber und Spezereyen.
292 Reiſen nach dem Reiche China,
1662 ret hatten. Bald darauf Famen drey Negern, welche von den Portugiefen zu Ma kau
Montanus. entlaufen, und igo unter der tartarifchen Reuterey waren, und gaben den Holländern loſe
Worte, Us ſich folche aber bey dem Unterkoͤnige und dem Feldheren deswegen beſchwerten,
wurden fie fogleich eingezogen , und in der Abgeordneten Gegenwart ernſtlich beftrafer.
Geſchenke an Den gten, nachdem fie zweene Mandarinen abgeſchickt, den Unterfönig zu erfuchen,
den Unter daß fie wieder nad) Hok fyero zurück Fehren möchten, ſchickte er ihnen fünfzehn Pferde
koͤnig, mit reichemZeuge, fie ins Lager zu bringen. Sie nahmen einige kleine Geſchenke, vornehm-
fich Wein, Brandtewein, Waffen, und Trinfgläfer, für den Unterfönig, den Feldherrn
Hay tang Fong, und Hou bethetok, mit fich, welche angenommen wurden; und dar
auf redeten fie von ihren Gefchäfften. Die Mandarinen verfprachen ihnen ihre Freundfchaft.
Da fie aber in Erfahrung gebracht, daß der Oberbefehlshaber Bort, aus dem Hafen von
Hok ſyew in See gegangen: fo fagten fie zu den Abgeordneten, er würde beffer gethan
haben, wenn er da geblieben, wo er gewefen; denn er Fönnte nichts ausrichten, wenn er
die Küfte hinführe, als welche ganz zerſtoͤhrt wäre, Der Unterfönig nahm Borts Abreife
‚um ſo viel mehr übel, weil er an ihn gefehrieben, er möchte fo lange da bleiben, bis er wie-
der nach Hok ſyew Fame, damit er feine Flotte fehen Fönnte, Es fihien aber, als wenn
der Brief zu fpäte gefommen wäre ec),
und von ihm. Nachdem. der Unterfönig und der Feldherr die Abgeordneten und ihr Gefolge bewirthet
harten: fo beſchenkten fie jeden mit zwey Stücken feidenem Zeuge, und einer runden fübernen
Platte, worauf ihre Namen und Titel, mic chinefifchen Buchſtaben, geftochen und vergol—
det waren. Diefe dienten ihnen zum Paffe, womit fie durch das ganze Neich reifen, und
für Lau yas, oder Herren, erkannt werden konnten. Die Platte, welche vem Van
Campen von dem Feldheren gegeben wurde, wog über zwanzig Unzen, und hatte acht oder
neun Zoll im Durchſchnitte. Der Rand war von erhobenem Laubwerke, und vergoldet.
Zum Zierrathe hatte fie eine Art von Handgriffe, an welchem der Rand gleichfalls vergoldet
war, Des Unterfönigs Platte wog nur fechs Unzen, und war nicht fo ſchoͤn vergoldet und
mit Laubwerke gezieret. Die Platten, welche ihren Begleitern gegeben wurden, waren
noch dünner und leichter,
Hefchreibung Die Stadt Sink ſyew wird von einem Fluffe getheilet, der in einem Gebirge, eine
von Sint Geemeile hinter dem Forte Lan-tin, entſpringt. Sie ift mit einer fteinernen Mauer um-
lyew. geben, die ſo breit iſt, daß Wagen und Pferde darauf gehen koͤnnen; und auf welcher lange
Pfaͤhle ſtecken, die vorn mit einem Eiſen, wie eine Senfe, beſchlagen find, welche einen
Menfchen auf einmal mitten von einander fehneiden fönnen. Sie hat fehöne mir Quader⸗
ſteinen gepflaſterte Straßen, große Tempel von blauem Steine, und prächtige Gebäude,
Sie verließen Sink ſyew, den Sten des Weinmonats, mit hundert Mann, ihr Ge:
raͤthe zuführen, und fünfzig Reutern und Fußfnechten, die ihnen von dem Unterfönige zur
Begleitung mitgegeben waren; und den Abend erreichten fie den Flecken Chin boe. Den
Kieine Füße. oten kamen fie an ein ftarfes Fort, mo fie drey Frauen mit ſehr kleinen Füßen fahen. Der
einen ihre waren mit den Schuhen nur fechs Zoll, der andern ihre nur fechftehalb, und der
dritten ihre nur fünf Zoll lang,
Den
e) Montanus in Ogilbys China auf der 17 E) Sie fanden ihn hier und zu Sink fyew,
und folgenden Seite, melden aber nichts von feiner Hin='oder Herreife:
XIV Buch II Capitel. 203
Den roten giengen ſie bey vielen zerſtoͤhrten Flecken, und neun ftarfen Caftellen vorbey. 1662
Sie fahen viele Köpfe in Körben an den Bäumen hängen. Denn allen den Chinefen von Montanus
Roringss Anhange, welche ſich weigerten, ihr Haar abzuſchneiden, wurden auf des Kai-
fers Befehl die Köpfe abgehauen, wenn man fie antraf. Den Abend kamen fie nach)
Tan wa. Den nten bliebeh fie in dem Eaftelfe Tan hoe, wofelbft Noble mit einem
Sieber befallen wurde; und den ı2ten um Mittag erreichten fie Swan ti foe. Hier
warteten fie dem Statthalter San ting You betherok 4) auf, und machten ihm ein Ge⸗
ſchenk, wogegen er einem jeden zwo Rollen ſeiden Zeug und eine große ſilberne Medallje gab,
die flatt eines Paffes diente,
Den 1zten erreichten fie Swan fi hoe, einen ziemlich) ftarfen Ort, und den 14ten Swan tifor,
n wa cho, einen andern, Den ısten Famen fie nach En wa, und wurden in einen
großen ummauerten Tempel gebracht, twofelbft viele Zimmer mie Bildern in $ebensgröße
ausgezieret waren, welche prächtig gekleidet auf Stühlen rund um den Tiſch ſaßen. Sie
Hatten Lampen vor fich brennen, und die Prieſter, über fünfzig an der Zahl, welche daſelbſt
wohnten, opferten ihnen Räuchwerf, mit Singen und Rührung der Trummeln. Da fie
die Abgeordneten ſchoͤn bewirthet hatten, fo fhenkten ihnen diefe den folgenden Tag zwo
Kronen in Silber.
Sie giengen darauf weiter, und Famen den Abend nach dem Forte Ian tong ſwa, Das Fort
weiches auf dem Berge Ti ſcho ſteht. Den ı8ten trafen fie in einem Flecken unterwegens Lon ton ſwa.
fünf Chineſen an, melche von Tay wan mit einer Junke geflugen waren, Einer von den-
felben berichtete den Gefandten in gebrochen Holländifch, daß Roringa und der Feldherr Be⸗
thetok, nachdem fie dafelbft von den Tartarn geſchwaͤcht worden, aus Verzweiflung geftorben,
und ihres Öleichen in Rriegeserfahrung und Tapferkeit indem ganzen Reiche nicht Binterlaffen
hätten. Den Abend kamen fie nach Hok five, Hier erfuhren fie, daß die Einwohner
von 4 mwi und Que mwi darauf beftünden ‚ daß fie fich die Statthalter und Soldaten
felbit erwaͤhlen dürften, welches aber der Kaifer nicht eingehen wollte, Sie trafen auch da-
felbft einen Sklaven an, der von Ma Eau enflaufen war, welcher fie zu einem chriſtlichen
Tempel außerhalb der Stadt führte, und ihnen meldete, es fey der Jeſuit Martini e) Martinis
welcher den chineſiſchen Atlas geſchrieben, ſieben und dreyßig Tage vorher daſelbſt geſtorben. Tod.
Den ıgten herbergten fie, wie gewöhnlich, in einem Tempel. Den zoften ritten jie
nach einem Flecken, anderthalb englifche Meilen lang, wovon der größte Theil die Nacht
dorher von Dieben abgebrannt, und auf hundert Perfonen im Feuer umgefommen oder erz
Morder waren. Mach dieſem Famen fie zu einem Fluſſe, wo fie fich auf ein Fahrzeug, wel⸗
ches daſelbſt fir fie bereit lag, einſchifften, und gegen Abend nach An lau ya, oder Lau yit,
kamen. Den zıften kamen fie nach der Stadt Lam thay, woſelbſt fie viele Tempel und
alte Gebäude fahen. Hier wurden ſie herrlich bewirthet. Den 2often ritten fie nach *
Hok ſyew, oder Chang chew, nicht weit davon /),
Do3 =. Der
) Montanus in Ogilbys Ehina, auf der go .
ey) Dder INES, Demeinsar 4
) Marines, gemeiniglich Martinius. * folgenden Seite,
294 Reiſen nach dem Reiche China.
1662 | Der I Abſchnitt.
al Die Verrichtungen der holländifchen Flotte, und ihre Rückkehr
nach Batavia.
Die Abgeordneten werden von den Mandarinen be-
ſuchet; Eommen wieder zur Flotte. Dan Cam:
pen ſaubert die Küfte. Swa tiha und einige Jun⸗
fen werden weggenommen; Friede gebethen ; Swa
ti ha wird nebft andern Staͤdten in Brand geſteckt.
Die Flotte koͤmmt wieder nach Batavia. Das Auf⸗
kommen des Quon, Jquon, oder Chinchilong; er
wird von dem ehineſiſchen Kaifer zum Admirale ges
macht; von den Tartarn gefangen und getödtet;
ihm folget fein Sohn Que fing, oder Koringa.
Sein großes Gluͤck und feine Niederlage. Er
erobert Formoſa. Seine Abſicht auf Manilla.
Seine Graufamkeit. Sein Sohn Ching ching may.
fein Enkel Ching ke fan unterwirft ſich den Tartarn.
Sie werben
von den
Mandarinen
befuchet.
[
De Tag nach der Abgeordneten Zurückfunft wurden fie in ihren Junken von verfchiede-
nen Mandarinen beſuchet, unter welchen der Befehlshaber von dem Fort Engeling
war, welches an der Bay von Hok ſyew fund, und eine große Handelsftade neben fich
hatte, die aber von den Tartarn zerftöhrer worden. Als Diefe großen Leute am Borde waren,
erhielten fie Briefe von vem Oberbefehlshaber Sort mit einer Fregatte, daß fie fogleich zu
ihm Eommen möchten, um fich zu berathſchlagen, was für einen Lauf man nehmen wollte,
indem ev merkte, daß die Chinefen abgeneigt wären, fich mit ihnen zu vereinigen.
— Kommen
Sie ritten fogleich nad) Hok ſyew, um von dem Statthalter Freyheit zu erhalten,
—— zur Daß fie abreiſen dürften. Sie erhielten ſolche auch, ob er fie gleich ſehr bach, fo lange zu
Tlotte. verziehen, bis der Unterkoͤnig zurück kaͤme. Sie wurden von ihm und verſchiedenen andern,
vornehmlich von dem großen Mandarin, Han lau ya, Statthalter zu Ninjazen, bewir:
thet, deſſen Bediente fie mit einem lauten Fueet, das ift: lange leber! bewilltommten,
welches eine Ceremonie von einer großen, Ehrenbezeugung ift, und nur allein bey großen
Standesperfonen gebraucht wird. Nachdem fie fich nun beurlauber hatten, giengen fie ſo—
il H: Bord der Fregatte, und fliegen den folgenden Tag zu den andern Schiffen bey
ing bay. j ——F
Den zoſten wurde LToble mit einer Fregatte und Pinke nach dem Fluſſe HoF ſpew
zuruͤck geſchickt, um die Geſchaͤffte vollends auszurichten, und auf alles Acht zu geben,
mas vorgienge,
Den zten des Wintermonats wurden auf des Oberbefehlshabers Befehl zweyhundert
Soldaten ans Land geſetzt, um die Chinefen aus Ting bay zu verjagen, Sie fanden ſolche
aber gar zu gerüfter, als daß fie etwas wider fie hätten unternehmen follen,
Nach diefem wurde Dan Lampen ausgefchieft, die See zu ſaubern. Er traf ver-
fhiedene Junken an, fie waren ihm aber alle zu ſchnell. Den ısten kam er an Campens
Spize, von ihm ſelbſt fo genannt, an deren Mordfeite, im fehs und zwanzigften Grade
ein und funfjig Minuten Breite, die Ruinen von der Stadt Ti Eyen, oder Ti Ein, find
welche kürzlich von den Tartarn zerftöhrer worden, Den zsften kamen fie dicht an die Sladt
Stadt Sam Sam ſway g), ungefähr funfzehn Seemeilen von Ting bay, an dem Abhange eines
fivn. Huͤgels gelegen, von den Tartarn aber zerftöhret, Sie bat einen ſichern Hafen b).
Dan Lampen
fäubert die
Küfte,
Mittler⸗
5) Montanus in Ggilbys China, auf ver 95
N Senf Swan: fine. und folgenden Seite,
T
; XIV Buch. IT Eapitel. 295
Mittlerweile nahm der Oberbefehlshaber das Fort Kita, in ber Bay Pakka, mit 1662
Sturme ein, und plünderte zwanzig dazu gehörige Städte und Dörfer aus, weil einige von Montanus,
Roringas Anhange darinnen wohnten. Er fand in Rita nichts, als ein wenig Reif,
Salz, etwas Hausgeräthe, zwölf Weiber und funfzehn Kinder, die nach Batavia gefchickt
wurden. Den zen Jenner ftieß er wieder zum Dan Campen.
Den ı8ten kam Hort nach dem Fluffe zu Swa ti ba 7), deffen Suͤdſpitze in fieben Swa ti 5a
und zwanzig Grad fünf und drenfig Minuten liegt, Er fegelte Weſtſuͤdweſt auf demfelben wird wegge⸗
hinauf, warf vor der Stadt in fieben Faden Anker, einen Flintenſchuß weit vom Ufer, wo nommen,
die kurzhaarichten Chineſen mit vorhen Flaggen, als ihren Friedenszeichen ſtunden. Als aber
der Admiral befohlen, fein Geſchuͤtz auf die Stadt zu feuern : fo liegen fie ihre weiße Flagge,
als ein Kriegeszeichen fliegen, feuerten ihre Flinten ab, ſchwungen ihre Sicheln und Senfen
über ihre Häupter, flohen aber mit allen ihren Gütern, Die fie davon bringen fonnten, zu
dem Gebirge und in ihren Barfen den Fluß hinauf. Van Campen landete ohne Wider-
ftand, fand die Stadt wieder gebauet, und eine Menge von Reiße, Salze und gebörrten
Sifchen. Es waren dafelbft fieben große Tempel, die in Wäldern ftunden, und mit blauen
Steinen gepflaftert waren. Es befanden ſich viele angefleidete Bilder, Rauchpfannen und
andere Tändeleyen darinnen, wovon er einiges unter der Beute mit wegnahm.
Den ızten wurden eine Schaluppe und einige Boote den Fluß hinauf geſchickt, um fich und verſchie⸗
gewiſſer Fahrzeuge zu bemächtigen, und trafen daſelbſt fieben Junfen und drey Koyas k) dene Fahr⸗
an, die mit Gewehre und Gütern beladen waren. Die Männer fprangen mit ihren Waffen zeuge.
uͤber Bord, ſchwammen davon, und ließen ihre Weiber und Kinder hinter ſich zuruͤck, die
nach der Zeit alle freygelaſſen worden, außer fuͤnf Weibern und vier jungen Burſchen.
In der Macht ſchlug eines von ihren Booten um, und zehn Mann von fechzehnen giengen
verlohren, oder wurden von den Eingebohrnen umgebracht; denn fie hatten einen von den-
felben, der fich gerettet hatte, Dreymal ins Waſſer getrieben,
Den 1oten machten die Chinefen ein Zeichen mit einer rothen Flagge, daß die Hollän- Es wird um
der ans Sand fommen möchten. Ban Campen gieng bin, und fand die Dberhäupter von Friede gebe—
fünf benachbarten Dörfern, mit fünf Prieftern und einer großen Anzahl Einwohner, welche MM
an Bord zu dem Oberbefehlshaber geführt wurden, Sie erfuchten ihn, er möchte ihrer
Tempel und Häufer fehonen, indem es ein Falter Winter wäre; und auch ihre Champanen
und Fifchernege nicht zernichten, wobey fie verfprachen, fie wollten ihm alsdann aus jedem
Dorfe fünf und zwanzig Schweine, hundert und fünf und zwanzig Hühner, und fünfzig
Enten, und außerdem noch fo viele Orangen, Radiefe, und ander Kräuterwerf ſchicken,
als fie nur aufbringen Fonnten. Bort nahın die Bedingungen an, behielt zweene von ihnen
als Geifel am Borde, und es wurde alles genau ins Werk gerichtet. Es fhien auch, daß
fie wegen diefes glücklichen Erfolges den aajten eine allgemeine Dankfagung angeftellt.
Den 24ften [andere Dan Campen, auf Befehl des Oberbefehlshaber, un Swa ti ha Swa tt ha
abzubrennen wei gr aber durch das Bitten der Chineſen, welche mehr Lebensmittel zu brin- abgebrannt;
= derfprachen, bewege wurde: fo fund er davon ab, Den folgenden Tag, da Borts
Zorn gemildert war, gab er dem Linterbefehlshaber Freyheit, mit der Stadt zu thun, ikm
ihm
Sontig: vorher So ti ha. H Royas find kleiner, als die Junken, unge
i fähr fo groß, als Fiſcherboote.
i) Beym Ogilbh
Siehe die 433 Seite,
296 Reiſen nach dem Reiche China.
1662 ihm beliebte, Ehefolcher aber wieder ans Ufer kam, fund die Stadt, durch den Muthwil
Montanus. len einiger Seeleute, bereits in Slammen. An eben dem Tage fegelteder Admiral ſuͤdwaͤrts,
und Dan Lampen nordwärts, um auf die Junfen zu Freuzen, welche nach Japan ban-
delten. Den zıften nahm er drey Zifcherjunfen weg, und erfuhr, daß in diefem Jahre
feine nach Japan gefchicft oder von da erwartet würden,
nebſt andern Der Oberbefehlshaber ſah auf feiner Fahrt einige Junken: fie entwifchten ihm aber
Städten. insgefammt. Er brannte auch die Städte So hun und Tenhay ab, Von diefem legten
Orte fegelte er auf LTobles und der Mandarinen von HoF ſyew Erfuchen nach der Stadt,
"und fam den 6ten Jenner in den Canal dafelbft. Hier fand er, daß Noble und fein Ge=
folge aufgehalten wurden. Endlich brachten zweene Mandarinen Briefe von ihm, dem Un⸗
terfönige und dem Feldheren, worinnen der Befehlshaber erfuchet ward, fünfzehn oder
zwanzig Tage auf des Kaifers Antwort zu warten; denn fonft wuͤrde Noble gezwungen
feyn, zu verziehen, welcher insgeheim mit den Einwohnern handelte. i
Den ısten brachten drey Mandarinen, mit fünf tartarifchen Junken, ein Geſchenk von
gebensmitteln und chineſiſchem Biere, von Dem Unterfönige und Feldheren , zum Gebrauche
Die Flotte der Flotte; und den ı8ten erhielt der Admiral ein Schreiben vom FToble, worinnen er ihm
koͤmmt zuruͤck. anzeigte, fie wuͤnſchten, daß er zehn Tage auf des Kaiſers Briefe warten, und den Unter—
befehlshaber und Hauptmann mit dem einen Auge, welches Nsbrand Boumeeſter war,
zu Geiſeln geben möchte, Allein diefe Anregung ward nicht für genehm gehalten.
Den 2often war es fo neblicht zu Ten hay, daß fie ein tartarifches Fahrzeug, welches
ſich ihnen näherte, nicht fehen konnten, ob fie gleich die Ruder hörten; und Dan Campen,
der in feiner Schaluppe ruderte, um die Junke anzutreffen, brachte drey Stunden zu, ehe
er folche finden oder feine eigenen Fregatten wieder antreffen Fonnte, ob fie gleich fehr nahe
waren; und wenn fie nicht in die Trompeten geftoßen hätten, fo würde eg unmöglich gewe⸗
fen feyn, daß fie einander den Abend gefunden hätten. Weil nunmehr das fhlimme Wer-
ter. einfiel: fo ließen fie nach, auf die chinefifchen Junken zu kreuzen. Den zıften ftieß
Dan Eampen zum Oberbefehlshaber, und den folgenden Tag fcheiterte eine von feinen Fre-
gatten an den Felſen, die Pyramiden genannt; doch die Mannſchaft, Stuͤcke, und einige
Güter wurden geborgen.
Den ıften März gieng die Flotte nach Batavia ab, wo fie den 2often deffelben Monats
ankam. Unterwegens, da fie im 18ten Grabe fieben und zwanzig Minuten Breite, zwo
Seemeilen von der Süpfüfte von Ay nan /), war, fanden fie, Daß das Eyland fieben und
vierzig Minuten füdlicher lag, als es in den Karten gefeßt war m). *
Quons Auf⸗ Wir wollen zu der Nachricht, welche vom Koxinga und feinem Vater in der vorhergehen⸗
kommen; den Erzählung gegeben worden, noch etwas von denfelben aus dem Navarette z) und du
Halde hinzufegen. Quon 0), der Baker, wurde nach dem Berichte des erftern, in einer Fleis
nen Fiſcherſtadt, nahe bey dem Hafen Ngan bay, gebohren. Weiler fehr arm mar, fogieng
er nach Makau, wo er unter dem Namen Nikolaus getauft wurde, Won da gieng er
nach) Manilla, an welchen beyden Orten er fehr geringe Dienfte verrichtere, Eine An
fi
1) Oder Bay nan. ) Im fehften Buche und deifen dreyßigſten Ca⸗
m) Montanus in Ogilbys China, auf der pitel feiner Nachricht von dem Neiche China:
1oI und folgenden Seite, 9) Daher Iquon, fon Chin chi long genannt:
XIV Buch, MI Gapitel, Be
ſich zu heben führte ihn nach Japan, wo er einen ziemlich weichen Oheim hatte, welcher 16635
wahrnahm, daß fein Neffe Berftand befaß, und ihm alfo feinen Handel anvertraute, ihn Montanus
auch mic einer Japaneſerinn verheivathete, von der er einige Kinder hatte, Endlich fchickte
er ihn mit einem Fahrzeuge, das mit Gold- und Silberplaten und andern Gütern beladen
- war, nach China, um daſelbſt zu handeln: Allein Nikolas machte ſich Fein Gewiſſen, fol-
ches alles für ſich zu behalten, und ein Seeräuber zu werden.
In Diefer Berrichtung trieb er es fo weit, daß er an der ganzen Kuͤſte ein Schrecken wird Admi—-
‚war; und der Kaifer Song ching war genöthiget, ihn zu feinem Admirale zu machen, und ral.
ihm manche abſcheuliche Verbrechen zu verzeiden, deren er fehuldig war. Hierauf ſehte er
fich in dem Hafen Ngan bay, dem Orte feiner Geburt, und vichtete mit allen benachbarten
8 onigreichen eine Handlung auf. Dadurch ward er fo reich, Daß man fagte, er hätte den
Kaiſer ſelbſt an Vermoͤgen übertroffen,
Er Haste fuͤnfhundert bekehrte Schwarze zu feiner Wache, denn er wollte ſonſt niemanden
erauen; und wenn er fich in ein Gefecht einließ, fo munterte er fie durch Anrufung des heili-
gen Jacobs auf. Hätte er ſich dem tartarifchen Herrn widerfeger, fo würde folcher niemals
in Fo kyen gefommen feyn. Eine von diefes legtern vornehmften Sorgen war, Nifolafen
in feine Gewalt zu befommen, und er [ud ihn oftmals ein, doch hatte Nikolas alfezeit feine
Schwarzen bey fich, welche den Tartarn fehr ſchrecklich waren. Zuletzt ward er hintergan⸗
gen, und nach Peking gefuͤhret. Jedermann tadelte ihn wegen ſeiner Thorheit, und er hatte
auch bald Urfache, ſolche zu bereuen, Er hatte auf einige Zeit feine Freyheit, lebte aber
ſehr unruhig. Dev Kaifer, welcher ein fanftmürhiger Herr war, wollte ihn nicht ohne Ver
anlaffung umbringen laffen, ließ ihm aber oft bey Tage und Nacht holen, aus Furcht, er
möchte entwiſchen, und zu feinem älteften Sohne ſtoßen, welcher die Waffen ergriffen hatte,
Allein die Regenten für feinen unmündigen Nachfolger liefen ihn hinrichten.
Sobald fein Sohn, Namens Due fing p), ein edler Name, der ihm von dem Kai- Que fing,
fer gegeben worden, als folher in Fokyen zum Herrn ausgerufen wurde 4), von feines oder Korins
Baters Öefangenfchaft Nachricht erhielt, fo begab er fich bloß mic einem Champan, (einem 9%
Fahrzeuge fo groß als eine Pinfe) und taufend Ducaten auf die See. Er ward aber in
„wenig Jahren noch glücklicher, als fein Vater, und hatte über Hundert und ziwanzigtaufend
große und Fleine Fahrzeuge unter fih. Im Jahre 1659 ſchickte der Kaifer Jong Iye,
oder Pong Iye, der in Quan tong erwählet war, eine feyerliche Gefandrfchaft an ihn in
fein Eyland Hya mwen r). | v a
Que fing war muthig, tapfer, vachgierig und graufam, indem er ein halber Japaneſe Sein Gluͤck
und in allen Arten von Waffen ungemein geübt war. Weiler ftets den Feind zuerft an⸗ und feine
el, fo war fein Theil von feinem Seibe frey von Narben. Er erhielt große Siege über die Niederlage.
artarn, und war ihnen ſtets uͤberlegen, außer da er im Jahre 1659 Nan king beſtuͤrmte.
Denn da wurde er gefchlagen, und faft hunderttauſend von feinen Leuten erlegt: da er da=
mals ein ungeheures Heer hatte. Mac) diefem ließen die Tartarn, um feine Abfichten zu
verhindern, die Küfte verheeren ‚ wie vorher ſchon erwaͤhnet worden, Als m -
& efing
?) Im Driginafe: x ‚ ; Gr hieß £ —
Portugtefen anne: Rue fing, daher ihn bie g) Er hieß Kong vn.
er Kofebinge, "tunen. Say Englfchen heißt R N) # der Bay von "ok fyew, ober Ehang
Algen. Keifebefkhr, Vyand, Pp
| — Reiſen nach dem Reiche China.
1663
Montanus.
— ⸗)
Erobert For⸗
moſa.
Abſicht auf
Manilla.
Seine Grau⸗
ſamkeit.
Peking kam, daß Que fing zu Nanking wäre: fo floh der Kaiſer nach der Tartarey zuruͤck;
und haͤtte ber andere mit Ueberlegung gehandelt, fo hätte er ſich zum Herrn von China machen
fönnen ; allein fein Stolz machte ihn unvorfichtig. bi
Die Tartarn erholeten ſich nach feiner Niederlage wiederum von ihrer Furcht, und griffen
ihn, um ihrem Gluͤcke zu folgen, zur See mit achthundert Champanen wider zwoͤlfhundert
an. Sie waren erſt glücklich: allein da der Wind den Feinden günftig war: fo Fam der-
felbe mit einer folchen Wuth auf fie an, daß die ganze tartarifche Flotte untergieng. Von
denen, welche am fer fochten, Fam Fein einziger davon. Als nach der Zeit aber die Tar:
tan von den Holländern Beyftand erhielten, welche nach unfers Schriftftellers Meynung
ſehr fihlecht Dafür belohnet wurden: fo fehlugen fie Que fing, welcher nunmehr, da er fi)
aus China verbanner fah, feine Waffen wider die Hollander in Formoſa richtete, und
ihnen das Eyland abnahm +), und zugleich auch auf drey Millionen werth an Waaren.
Er ließ einige Holländer töbten, und andern die Naſe abfehneiden. Man tadelt an den
Hollindern zweyerley: erſtlich, daß fie aus dem Fort gegangen zu fechten; zum andern, daß
fie einen Hügel verlaflen, der das Sort beftrich.
Nach der Zeit ſchickte Que fing, der nach der Oberherrfchaft von Manilla ſtrebte,
den Dictorio Riccio, einen Bertelmönch, zu dem Statthalter Don Manrique de Las
va, mit einem hochmüchigen Schreiben, und drohte ihm, er wolle fommen und den Dre
zerſtoͤren, wo er ihn nicht übergäbe, In diefem Briefe, der in dem drenzehnten Jahre von
Jong Iye und dem 7ten des dritten Monats unterfchrieben iſt /r), vedet er von feinem Gluͤ⸗
de wider die Holländer, als einer Strafe wegen ihrer Tyranney über feine Unterthanen, und
der Wegnehmung ihrer Champanen; er befejuldiget fie aber nicht, daß fie den Tar-
tarn beygeftanden.
Der Spanier war in feiner Antwort fo ſtolz, als Que fing, und begegnete ihm mit
nicht weniger Verachtung. Er befahl den Chinefen gleichfalls, Manilla zu verlaffen.
Da nun das erfte von ihren Fahrzeugen, welches zu Formofa einlief, die Zeitung von dies
ſem Verfahren mit dahin brachte, und fälfchlich vorgab, es hätte der Statthalter eine große
Anzahl Ehinefen getoͤdtet: fo gerieth Que fing darüber in ſolche Wuth, daß er in wenig
Tagen darauf ftarb.
In den fünfzehn Jahren feiner Regierung ließ er ber fünfmal hunderttauſend Per⸗
fonen hinrichten, worunter einige nur ſehr geringe Verbrechen begangen hatten. Er war
fo grauſam, daß er nach Formoſa ſchickte, feinen älteften Sohn holen zu laffen, um ihn zu
toͤdten, weil er bey der Amme feines vierten Sohnes gefchlafen hatte. Er verdammte auch
feine exfte Frau zum Tode; beyde aber entgiengen feiner Wurh. In einem Sturme an.
der Küfte von Ehe Eyang verlohr er fechshundert Champanen mit fünf Söhnen und
einigen Weibern. 274°
Der Mind Victorio ſchloß bey feiner Ankunft zu Formoſa einen Frieden mit feinen.
Verwandten. Ihm folgte fein ältefter Sohn, welcher, nach Navarettens Anzeige, übel
geartet, und weder fo muthig, noch fo weife, als fein Vater war; daher der Verfafler in
23 Zweifel
) Es wurden fechshundert Holländer und achte N) Welches der April im Jahre 1662 iſt.
tauſend Chineſen erſchlagen. 2) Siche Navarette am angeführten Orte.
XXV Buch "II Capitel. 299
Zweifel zieht, daß er ſich zum Herrn von einigen Provinzen in China gemacht habe, wie
im Jahre 1675 erzähle worden t). Es fiheine indeffen doch aus den chinefifchen Jahrbů⸗
chern, gefeheben zu feyn zw), !
Ching king may, fo hieß Que ſings Nachfolger, war zu den Studien erzogen
worden, und verabfäumte alfo, die Länder zu bauen, welche fein Water erobert hatte, ivelches
den Muth feines Volks fepr verringerte, Dem ungeachtet entfchloß ſich Ching Eing may
im Jahre 1673, und in dem zwölften Jahre der Regierung des Kaifers Rang bi von
China, als ſich die Könige von Quang tong und So Eyen empörten, ſich mit ihnen wi:
der die Tartarıı zu vereinigen, um den Friegerifchen Geift feiner Soldaten wieder zu erwe⸗
den, In dieſer Aofiche ſegelte ev nach der Küfte von So kyen: allein der König von die:
fer Provinz wollte ihn nicht für feines Gleichen halten; daher ihm denn Ebing fing may
aus Rache den Krieg anfündigte und verfchiedene Siege über ihn erhielt; fo daß der König
von Fo kyen zuletzt genoͤthiget war, ſich zum andernmale das Haar zu fcheeren, und der
Tartarn Gnade zu leben. Ching Eing miay ftarb bald nach feiner Zuruͤckkunft nach For⸗
mofa , und hinterließ feinen Sohn Ching ke fan, welcher fehr jung war , zu feinem
Nachfolger, —*
Als die Empörung nun völlig geſtillet war: fo ſchafften bie Tarfarn den Titel eines
Königes ab, und fegten im Jahre 1682, (oder dem fünf und jwanzigften der Regierung
des Kaifers Rang bi), einen Tſong tu x), beyde Sanofehaften zu vegieven. Diefer große
Bediente ließ fogleich eine allgemeine Verzeibung fund machen , welche die meiften von
Ching hing Fongs Anhängern, welche Familien in China hatten, mit Freuden annah⸗
men, Der Tſong tu, welcher dieſes für eine bequeme Gelegenheit hielt, Formoſa zu über-
wältigen, ſchickte eine fürchterliche Slotte aus. Nachdem ſolche nun die Eylande Pong bu
nad) einer fapfern Vertheidigung durch den Beyſtand des hollaͤndiſchen Gefchüges wegge⸗
nommen hatten: ſo hielt es der Rath des jungen Prinzen für dienlih, ein Bittſchreiben,
worinnen er König von Nen ping y) und Feldherr des Heeres genannt wird, an ben Kai-
fer im Namen ihres Heren abzulaffen, und ſich dadurch Seiner Majeftät zu unterwerfen,
Er würde es gern vermieden haben, nach Hofe zu gehen, Allein, weil man darauf beftund :
fo war er gezwungen , Zormofa den Tartarn zu übergeben, und fih zu Pefing zu ftellen,
As er dafelbft angelangt, wurde ihm der Titel eines Grafen im Jahre 1683 2) beygeleger,
Auf dieſe Art ftieg und fiel Duons oder Ching chi longs Familie,
Pp 2 Das
u) Du Zaldens Ch 4 BR tſãd
Wan a I Band ad, 9, Seite. M) Den Ping fur ift eine von den Hauptſtaͤdten,
x) Eine Höhere Wüpge als Unterfönig, “oder eine Stadt vom erften Range in So kyen.
2) Du Halde am angefuͤhrten Orte,
1663
Yontanus,
— ⸗
Ching king
man.
Ching ke fan,
unterwirft
ſich den Tar⸗
tarn.
1663
Montanus.
Entſchließung
au Batavia,
den Krieg
fortzuſetzen.
300
Reiſen nach dem Reiche China.
Das III Kapitel,
Der Seegug der Holländer, das Eyland Formofa in Vereinigung
| mit den Tartarın wieder zu erobern,
Der I Abſchnitt. |
Die Eylande Due mwi und A mwi werden den Koringanern
weggenommen.
Entſchließungen zu Batavia, den Krieg fortzuſetzen.
Die hollaͤndiſche Flotte kommt nach Hof ſhew.
Ein Schreiben von tem Feinde an den holländiz
ſchen Oberbefehlshaber der Flotte. Der Zuftaud
ihrer Eylande. Die Holländer find hurtig anzu⸗
greifen; die Tartarn zaubern. Die Holländer
greifen Que mwi vergebensan. Sie ſtoßen zu den
tartariſchen Junken, welche fchändlich geſchlagen
worden. Tapferfeit des Feindes. Es werden
vier Sunfen weggenommen. Die Tartarın nee
men” mei weg. Die Chinefen fallen ab. Die
Eylande Gou tſo und Que mwi werden verlaffen.
Beſchreibung der Stadt Aue mwi. Anerbie⸗
thungen von Kong fya. Zug wider Tay wan
Sau ya hau pan.
zuiker und dem Rathe ihren Bericht von dem Erfolge ihrer Reife abgeftattet hat-
Ri: die Abgeordneten bey ihrer Zuruͤckkunft nach Batavia dem Generale Maet⸗
ten: ſo wurde beſchloſſen, eine ſtaͤrkere Flotte, als die vorige, unter eben dem Ober⸗
befehlshaber oder Seeoberſten, nach der Kuͤſte von China auszuſchicken; und nicht eher nach-
zulaffen, als bis fie wegen des Berluftes von Tay warn und Sormofa völlige Genug:
thuung erhalten hätten. Weil fie auch fahen, daß der fhlechte Ausgang großentbeils den
Zartarn zuzufchreiben war, welche fich nicht allein weigerten,, fich mit ihnen wider Des Ros
xinga Anhänger zu vereinigen, fondern fie auch mit allerhand Verzögerungen aufbielten,
den Noble nicht zuruͤckreiſen ließen, und Die holländifchen Gefangenen nicht auf freyen Fuß
ftellten, wie es doch verfprochen war a): fo wurde ferner befchloffen, daß, wenn fie durch
einen Bertrag mit denfelben ihr Berfangen nicht erhalten fönnten, fie verfüchen folften ‚was
man mit Gewalt der Waffen auszwichten vermöchte, und fie beyde als einen Feind anfe-
hen koͤnnten.
Zu dieſer Berrichtung wurden fechzehn Schiffe ausgerüftet, welche von zwey und vier⸗
zig bis eilf Stüce führten. In allem waren vierhundert und drey und vierzig Stücke, und
darunter vier und vierzig metallene, zwölfhundert und ein und. achtzig Soldaten, und drey-
yehnbundert und zwey und achtzig Matrofen darauf. Sie hatten unter ihrer Bedeckung
vier nach) Japan beftimmte Kauffahrdeyſchiffe bis nad) Formoſa, wohin fie gerade. ihren -
Sauf richten follten. Ihr Sammelpfag follte das Eyland Pe bo 2), over die Piſcado⸗
ves, zwölf Seemeilen weſtwaͤrts von dem vorigen ſeyn. Cie follten alle Junken wegneh-
men,
mie den Aufruͤhrern in Traetaten, und wenn Tay
wen dem Kaifer übergeben würde, fo Fönnten es
die Holländer mit leichtern Koſten wieder bekom⸗
men, als wenn fie deswegen einen Krieg anfingen
b) Pong hu auf der Karte der Sefniten.
a) Der Berfaffer erwägt nicht, daß hiefes großen
Theils ihrer eigenen Hartnaͤckigkeit zuzufchreiben fey,
da fie nicht anf des Unterkönigs Zuräckkunft nach
HoF ſyew und des Kaifers Antivort twarten tollen.
Außerdem meldete ihnen der Unterkönig, man ſtuͤnde
—
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Fewesten Karten und Wahrnehmungen
Öefönders der PP. Jesuiten.
Laenge von dem Cylande Ferro
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)
XIV Buch TIT Capitel. 308
wien, bie ihnen begegneten, es möchten folche den Tartarn oder bes Koxinga Anhängern 1665
zugehören; und follten auf diejenigen kreuzen, die nach Japan handelten. Dafelbft follten Montanus.
fie auch ihre Güter abfegen, im Falle ihnen die Tartarn nicht erlaubten, in China zu han—
dein. Die Flotte follte auch wieder nach Hok ſyew gehen , um zu erfahren, wie ihre Sa-
chen ftünden, und Noblen an Bord zu nehmen. Sim Falle fich die Tartarn und Korin- |
ganer vereiniget häften, und Formoſa nicht twieder herausgeben wollten: fo follten fie bey-
den als Feinden begegnen, und alle Städte an der Küfte von China zerftöhren, die fie nur
fönnten, und mit Que mwi und A mwoi c), in den Inſeln Chin chew A), anfangen.
Sie follten auch) nicht einwilligen, daß eine Gefandrfchaft an den großen Khan gefchiekt
würde, bis fie wegen ihres Verluſtes völlige Genugthuung erhalten hätten 2),
Der Oberbefehlshaber Hort gieng den ıften des Heumonats Im Jahre 1663 von der Die hollaͤn⸗
Rheede von Batabia unter Segel. Den 2gften waren fie an der Küfte von Champan f). diſche Flotte
Den ten Auguſt erreichten fie das Eyland Ay nan; und den Sten nahmen fie bey Ma⸗
Eau zwo Sunfen weg, deren Führer Ihnen berichteten, Koxinga wäre fehon über ein Jahr
todt, und fein Sohn Ring ſia regierte zu Tay wan und Sormofa. Den 2often Fam
der Seeoberfte mit zehn Schiffen auf die Rheede von HoF Wew, und die andern fegelten
nad) der Bay von Ten bay. Bald nach ihrer Ankunft wurde Die Abficht derfelben den
Befehtshaber des Caftells Min ja seen, an der Mündung des Fluſſes Chang, wie auch
dem Unterfönige Sing la mong, und dem Feldherrn Zi po vi, der damals zu Swan
Hew war, wohin fich der Oberbefehlshaber bald darnach begab, durch ein Schreiben be-
Eanne gemacht. Endlich Fam eine Antwort von dem Umterfönige g) auf des Seeoberften
Schreiben, welcher verlangte: es möchten die Bergleichspuncte wegen des Krieges aufge:
feget und ihm überfchickt werden, wobey er verfprach, den Holländern zur Belohnung für
ihre Dienfte eine freye Handlung auszuwirken. Er fihlug auch vor, A mwi und Oue
mwi zuerft wegzunehmen und darauf nach Tay wan zu gehen 4. _
Der Auffas wurde von dem Seeoberſten gemacht und enthielt unter andern Artikeln: koͤmmt nad)
ı) Es follte ein Buͤndniß zwifchen den Hollandern und Chinefen geſchloſſen werden. 2) Soll: Hok ſyew.
ten fie fich wider Die Koxinganer vereinigen, bis folche überwunden wären. 7) Sollten die
Holländer eine freye Handlung in China und der Tartarey haben. 8) Sollten die Holländer,
wenn A mwi und Que mwi erobert wären, eins-davon in Befis nehmen und dafelbft
eine Befagung wider die Seeräuber halten. 9) Sollten Formoſa und Tay wan, wenn
fie überwältigt worden, den Holländern, mit allen Forts und mas man Darinnen fande,
wiedergegeben werden. 11) Sollten diefe Artikel unter des Kaifers Siegel genehm gebal:
ten werden. \
Bayde, fo wohl der. Unterkoͤnig, als Feldherr, wandten wider den 7ten und Sten Artikel
ein, fie Eönnten ſolche ohne des Kaiſers Bewilligung nicht eingeben. Sie fandten diejeni⸗
gen Pungte fchriftlich zurück, welche fie eingiengen, Die von dem Unterfönige waren un⸗
terzeichnet und beſiegeit; die vom Feldherrn aber nur unterſchrieben. In feinem von beyden
p 3 wurde
c) Beym Montanng: Eymuy und Guemiy. und folgenden Seite. f) Oder Champa.
d) Die Portugieſen nennen fie die Ebincheos EI Unterfhrieben den ısten Tag des neunten Mo⸗
Inſeln; und die Day den Meerbufen von Chin⸗ nats in dem zweyten Sahte des Aong bi.
cheo: eigentlich aber Chang chem fir, b) Miontanus in Ogilbys China anf der sıs
e) Montanus in SlbyS China anf der un and folgenden Seite.
1663
Montanus.
— Reiſen nach dem Reiche China.
wurde erwaͤhnet, daß man den Hollaͤndern A mwi oder One mwi in Beſitz geben, oder
mit ihnen wider das Eyland Tay wan geben wollte, wenn man die andern weggenommen
— N haͤtte. Der Oberbefehlshaber meldete ihnen ſolches fhriftlich : es fiheint aber. nicht, daß
Schreiben
von dem
- Feinde,
Zuftand ihrer
Inſeln.
[
fie ihm darauf geantwortet. a
Als die Schiffe und tartarifchen Junken aus. den Flüffen Swan chew und Swan
che fo ausliefen: ſo kam ein Schreiben an den Oberbefehlshaber vom Song ming pe
fyow i) oder Tſyow bom tok, der näcften Perfon an Öewalt nach Rorin Eing fpa k)
und Staschalter von A mwi, Die mwi und den andern Inſeln. In demfelben ward
eine Urſache angefuͤhret, warum Koringa Tay wan weggenommen; nämlid, weil ee
nothwendig einen feſten Ort für feine Soldaten habe haben müffen, welche er im Kriege
wider die Tartarn gebrauchte, die er fehr ſchwach vorftellte, indem fie, wie er fagte, Die
Provinzen Su quang und Nan king verlohren hätten. Er rieth auch) dem Seeoberften,
ſich nicht auf fie zu verlaffen; denn fie wären feige und wuͤrden ihn zaghaftermeife in dem
Treffen verlaffen, Sie waͤren betrügerifh und würden fich fters mit ihm zanfen unter dem
Vorwande, er hätte ihnen nicht gehörig beygeftanden;, und wenn er auch) bie Enlande er—
obern follte, fo würden fie ihm doch feinen freyen Handel erlauben. Der Statthalter er-
mahnte daher den Oberbefehlshaber, von ihnen abzulaffen, erhob feine eigene Macht, und
ſchlug ihm vor, fich mit ihm zu verbinden. j
Einer von den holländifchen Gefangenen, der von A mwi kam, berichtete dem See-
oberften, daß, obgleich der Feind daſelbſt fünf oder fechstaufend ftarf wäre, fo hätte er.
doch Feine Befeftigungswerfe, außer einem runden fleinernen Walle ohne Stuͤcke. Das
Eyiand Lye fir hätte gleichfalls feine; in Gou tfo aber wäre ein fleines Caftell; Sat kam
auf der Inſel Formoſa wäre nicht befeftiger, und es befanden fich Feine Soldaten in dem
daſigen Caftelle, worinnen nur Kopingas Weiber und Kinder wohnten. Von den Solda-
Die Hollaͤn⸗
der find drin:
gend.
ten, die im Lande herum zerftreuet lägen, liefen täglich viele toeg oder würden von Mig⸗
dag, dem Könige zu Formoſa und dem Volke im Gebirge umgebracht; vor A mwi und
Oue mwi laͤgen ungefähr achtzig große und zwanzig Fleinere Junken mit Soldaten, außer
zwenhundert und fechzig unbewaffneten Junken, worauf fich ihre Weiber und Kinder be-
fänden; Furz, die meiften Städte diefer Eylande wären verlaffen, und die Chineſen ſchickten
fich an, nad) Formoſa zu fliehen,
Auf diefe Nachricht fehickte der Seeoberfte und Rath zum Ton gan pek, dem Ad⸗
mirale der tartariſchen Flotte und verlangte, fich fo gleich mit ihm zu vereinigen. Sie liegen
ihm dabey melden, fie wuͤrden ſonſt die Sache ohne ihn unternehmen, Sie gaben ihm
auch zu verfteßien, daß Song ming pe tſyow Friedensvorfchläge gethan hätte. Ton
gan pek, der ſich nicht gern einlaffen wollte, bis er von dem Unterfönige und dem Feldherrn
Li⸗po⸗vi Nachricht hätte, verlangte drey oder vier Tage Friſt oder zwey oder drey Schiffe
zu feiner Begleitung, um den Holländern zu folgen, im Falle fie entfchloffen wären, ohne
ihn fortzugeben. Den ı5ten fehickte er wiederum einen Mandarin mit einem Schreiben an
den Herrn Hort, worinnen er ihn erfuchte, fich noch zweene Tage länger aufzuhalten. Allein,
der holländifche Seeoberſte, welcher eine Veränderung in ihrem Rathe befürchtete, und daß
Formofa durch die fliehenden Ehinefen möchte verſtaͤrket werden, entſchloß ſich, den folgen-
Den
;) In der Grundſchrift Sum mim peffion, oder _M So wird in dieſem Tagehuche der Sohn u. Nach
Tfiou bon tok. folger des Roringe oftmals genannt, welcher in den
chineſi⸗
XIV Buch DI Capitel. 303
den Tag mit acht Schiffen nach Que mwi abzufegeln und fieben Fregatten dazulaffen, die 1665
Tartarn zu begleiten, von denen er fünf und zwanzig Ro pas ober Fleine Boote zur Sandung Montanus.
feiner Leuͤte verlangte. 7), T 1 In 1
Am Abend, da die Tartarn von einem Ro ya, welches fie wegnahmen, erfuhren, Die Tartarn
daß ihrer zu Que moi noch mehr wären, ſchickten fie fünfzig oder ſechzig von ihren Jun- daudern.
fen und Booten, folche zu bewachen. Den folgenden Morgen bey ihrer Zurücfunft gien-
gen viele Ro yas aus, ihnen entgegen; und da die Holländer twahrnahmen, daß fie voller
Seute ausgiengen und leer zuruͤckkehrten, jo muthmaßten fie, die Tartarn möchten unter
der Hand fich mit dem Feinde verglichen haben, und hielten es alfo für rathſam, noch einen
Tag zu warten. Den Nachmittag brachte ein Mandarin die fünf und zwanzig Koyas nebft
einem Schreiben von Ton gan pet; und bald davauf fam auch ein anderes von dem Un-
terfönige, worinnen mehr’ Zeit verlangt wurde, welches Wort aber nicht zugeftehen wollte.
Den ıöten gieng er nach feiner erften Enefchliegung mit acht Schiffen ab und erreichte Die Hollaͤn⸗
den Erafinusbay, vor der Städt Low lop, an der fünfichen Küfte von Quue mwi. Die der greiten
Ro yas liefen dafelbft ein und lagen hinter der Nordfpige, Den folgenden Morgen fam
er vor der großen Stadt Due mwi, ander Suͤdweſtkuͤſte des Eylandes, fo nahe als er
fonnte, zu anfern, und ſetzte achtzig Mann ans Land, - Die Chinefen fielen aus, griffen fie
beftig an, wurden aber zulegt von den Holländern in die Flucht gefhlagen, Die Dabey nur
einen Mann verlohren, ob fie gleich zweymal ſchwaͤcher waren. Weil der Feind auf feiner
Flucht aus der Stadt verſtaͤrket wurde, und die Hollaͤnder neue Mannfchaft von den Schif
fen erhielten: fo wurden fie zum zweytenmale handgemein. Die Chinefen wurden aber wie⸗
derum bald zurücfgefvieben; und hätten die Sieger ihren Gluͤcke gefolget: fo würden fie mit
ihnen haben in die Stadt kommen koͤnnen. Da die Ehinefen fie nur langfam anruͤcken fa-
ben: fo hielten fie hinter gewiſſen Seifen ſtille, und ſchoſſen von da mit ibren Pfeilen auf fie.
Den folgenden Tag, da der Seeoberfte ſich anſchickte, den Ort zu beftürmen, erhielt Due mivi
er Briefe von dem Linterfönige Ma tiche lau ya oder Bethetok, Ton gan pek und an- vergebens
dern Betehlshabern, die ihm meldeten, die tartarifche Flotte würde auslaufen und den fo ai
genden Tag zu ihm floßen; fie erſuchten ihn daher, den Ort nicht eher zu beſtuͤrmen, als
bis ihre ganze Macht zufammen wäre, und fie erft den Feind aus der See vertrieben hätten.
Hierdurch wurde der Oberbefehlshaber überzeuget, daß es den Tartarn ein Ernſt wäre; er
wollte aber bey feiner erften Entfchließung bleiben und die Stadt angreifen. Als demnach
alles dazu fertig war: fo ließ er zwo Compagnien Soldaten und einige Matrofen anruͤcken.
dem nun einige die Belagerten mit vielen Schüffen und Handgranaten abhielten, daß
fie nicht über den Wall kucken konnten: fo festen andere die Sturmleitern an und fiegen bes
herzt hinauf. Weil folche aber nur von Rohre waren, fo zerbrachen fie; und der Seeoberfte,
welcher wahrnahm, daß Diefesmal nichts zu thun feyn würde, ließ zum Abzuge blafen, und
gieng den folgenden Tag unter Segel, um zu den Tartarn zu kommen.
} ie entdeckten ſoiche auch in Furzer Zeit mit zwoen von ihren eigenen Fregatten vor
Anker nahe bey der Juſel Lye fir m), Die zwifchen Due mwi und A mwi liegt, woſelbſt
* die feindliche Footte, die aus tauſend großen und kleinen Junken beſtund, ſchon bereit
ag, ſich ihnen zu widerſetzen. 7—
vr — Unter⸗
chineſiſchen Tagebuͤchern — eifit m) So ſteht es in der Karte der Zefniten : beym
I) Montanus te oh auf 5% — —J — es Liſſoe.
‚1663
Montanus.
Vereinigen
ſich mit den
Tartarn,
welche ge⸗
ſchlagen wer⸗
den.
304 Reiſen nach dem Reiche China.
Unterwegens den igten, erhielt der Seeoberſte ein anderes Schreiben won Song
ming pe tfyow, in des jungen Rogin king ſyas Namen, morinnen-die Tartarn wie zu⸗
vor herunter gemacht und den Hollaͤndern nicht nur eine freye Handlung zu Tay wan an⸗
getragen wurde, ſondern er erboth ſich auch, ihnen Tong ſwa, Re lang, welches ſie vor⸗
mals gehabt, La moa oder ſonſt ein anderes Eyland um Que mwi, nebft einem guten
Hafen fir ihre Schiffe zugeben, Ex feste hinzu, daß, wenn fie lieber Krieg führen wollten,
er eine Flotte von fünfbundere Segeln und zweyhundert Brandern hätte, womit er ohne
Zweifel alle ihre Schiffe in Brand ſetzen wuͤrde. Der Seeoberſte antwortete nichts weiter,
als, er hätte ſich mit den Tartarn verbunden, und er koͤnnte ihm daher für feine Anerbie-
£hungen nur danken, und ihm verfprechen, den Gefangenen von ihm wohl zu begegnen,
As ſich darauf des Ton gan pek Flotte mit ihm vereiniger hatte: fo trafen fie auf einige
feindliche Junken zwifhen Lye fir und Ouemwoi. Sie fehloffen funfig große davon ein,
welche nach einigem Widerftande und dem Berlufte von einer, alle mögliche Mittel verfuchten,
durch die Holländer durchzubtechen und auf Die Tartarn zu fallen, welche außer dem Schuſſe
lagen und ſich nicht einmal xegten, mie zu fechten. m
Diefes festen fie zuletzt ins Werk und griffen darauf fo gleich ihre Gegner mit ſolcher
Herzbaftigfeit an, daß diefelben nach einem Eleinen Wiverftande gezwungen waren, zu den
holländifchen Schiffen ihre Zuflucht zus nehmen, welche ihnen aber, weil fie feinen Wind hat:
ten, nicht helfen Fonnten. Sie ließen zwo von ihren Junken zurück, wovon die eine von
dem Admirale Berherok, Statthalter zu Swan chew, und die andere von dem Heerfüh-
rer Jan tetok gefuͤhret wurde. Dieſer letzte ward getoͤdtet und die Koxinganer nahmen
und pluͤnderten die Junke. Weil aber die Hollaͤnder hinan kamen: ſo verließen ſie ſolche
Tapferkeit
des Feindes.
um ſich ſelbſt mit der Flucht zu retten. Sie verlohren eine Junke, welche ſtrandete. Die
Hollaͤnder hatten nur einen Todten und ſechzehn Verwundete. Sie hatten nunmehr einen
Beweis von der Zagheit der Tartarn, die fich mit ihrer ganzen Flotte, welche viermal ftär-
ker, als die feindliche war, nicht unterſtunden, fieben oder acht Junken zu widerftehen, fon:
dern unter die Stůcke der Holländer flohen.
Die Foringanifchen Ehinefen hingegen vertheidigten fich wider die großen Schiffe mit
Pfeilen und Wurffpießen; fie fehoffen Schror und Feuerpfeile ſehr Häufig auf ſie. Als der
Seeoberfte einen Dollmerfher zum Ton gan per an Bord ſchickte » fi) zu erfundigen.,
warum fich feine Feute nicht beffer vertheidiger haͤtten: fo erhielt er zur Antwort, es hätte
fie ein heftiges Schrecken überfallen »). |
Den 2often früh Morgens entdeckte die Flotte den Feind bey dem Eylande Gou tfo.
Die Holländer eilten auf ihn zu, als ſich folcher an die fartarifchen Junken machte. Er
fochte mit diefen, ehe noch die Holländer ihn erreichen Fonnten. Bey ihrer Annäherung aber
verließen die feindlichen Fahrzeuge ihren Vorſatz; und obgleich die Holländer folche gleich:
fam im Sade hatten, fo daß es unmöglich zu feyn fhien, daß fie davon Fommen Eönnten,
ohne meggenommen oder verſenkt oder auf den Strand getrieben zu werden, fo madhren ſie
Doch ihre Sachen fo geſchwind, Flug und tapfer, daß fie mitten durch dieſelben durchbrachen.
Sie ließen ihre niedrig gebauten Fahrzeuge dicht unter der Holländer Geſchuͤtz hinſegeln und
fochten unterwegens, fo daß von hundert und achtzig Kriegesjunken nur dreh weggenom⸗
men wurden. Dieübrigen entkamen mit ſehr geringem Verluſte nach Gue mwoiund Goutfo.
Den
n) Montanus in Ogilbys China auf der 19% und folgenden. Seite,
XWV Buch MT Capite © 305
Ben Nachmittag fing der Seeoberfte vier Junken auf, die von Guemui zu den Tar- 1663
tarn giengen. Einige von ihren Mandarinen kamen, um ihre Loslaſſung anzubalten, und Montanus.
fuͤhrten an, fie wären von dem Statthalter von Ching chew 0) eingeladen worden. Weil BierQunten
er aber ein Schreiben von Swan chew hatte, niemandes zu ſchonen, unter was für einem werden weg
Vorwande es wollte, ſondern alle zu Gefangenen zu machen: ſo erklaͤrte er fie fuͤr gute Priſen, genpinmen,
Dennoch aber ſchickte ex zwo fort und behielt zwo für ſich.
Li po vi, der tartarifche Feldherr, welcher begierig war, etwas Neues zu hören, fan
den Fluß Chin cheww p) herab, und fhickte zum Seeoberften, zu vernehmen, was er für
Ölück gehabt hätte, Durch einen andern Brief aber gefkund er nachgehends, er häfte das
Gefechte don einem Hügel, wiewohl in einer großen Entfernung, mic aͤngeſehen; die Ehre
des Sieges kaͤme den Holländern ganz allein zu; und er verfprach, ihre guten Dienfte bey
erſter Gelegenheit dem Kaiſer zu melden.
Unterdeſſen hatte der Feldherr ſeine Reuterey zu Amwi ans Land geſetzet; er griff die Die Tartarn
Stadt dieſes Ramens plotzůch an und nahm fie mie Sturme ein. Alle Einwohner wurden kehmen A
tiedergehauen und ihre Häufer geplündert. Den folgenden Tag fchickte er ein Schreiben MW! weg.
an den Seeoberften, ihm diefe Zeitung zu berichten, und erfuchte ihn um eine Zufammen-
kunft daſelbſt auf den folgenden Tag. Der Oberbefehlshaber gieng darauf mit feinem Un—
terbefehlshaber und einem Hauptmanne ans Sand. ‚Er wurde von dem Feldheren und ſei⸗
nen vornehmſten Mandarinen in des jungen King ſyas Hauſe empfangen woſelbſt ſie ein⸗
ander viel Ehrenbezeugungen und Gluͤckwuͤnſche wegen ihrer beyderſeitigen Siege machten.
Bi po vi verfprach, auf Borts Erfuchen, es follten die hollaͤndiſchen Guͤter zu Hok ſyew
verkauft werden; ſie wollten den Feind ohne Verzug aus den andern Eylanden vertreiben ,
und die Holländer follten die ganze Beute von denfelben haben; er Fonnte ihnen aber niche
verfprechen, daß ihnen die Tartarn beyſtehen follten, wenn fie Formofa angriffen. Er be-
ſchenkte ihn auch mit vierzig Ochſen und einigen Schafen von denen wenigen, die zu Amwi
gefunden worden.
Während der Zeit kamen einige chinefifche Bauren an Bord, die einen Paß nach den DieChinefen
Zartarn verlangten, denen fie fich durch Abfchneidung ihrer Haare und Bezahlung eines fallen at.
Tributs unterwerfen wollten. Sie fagten, die Feinde wären alle bey Nacht geflohen, es
wußte aber Feiner wohin. Diefes wurde für eine bequeme Gelegenheit gehalten, dem Un—
terfönige und Feldherrn das Schreiben und die Gefchenfe von Maetzuikern und dem Ra⸗
the zu Batavia zu überreichen, welche zuerſt abgefchlagen worden. Ki po vi, zu welchem
die Bothen kamen, fagte : „das Schreiben ihrer Epcellenzen wäre ihm fehr angenehm,
»doch Fäme es ihm fehr fremd vor, daß fie ihm Geſchenke fehicken wollten, da fie doch
»lüßten, daß es nicht gewöhnlich fey, einige anzunehmen. Indeſſen wollte er fie von ide
nen annehmen, wenn man fie im Kriege gebrauchen koͤnnte . Weil man ihm nun ſol⸗
ches leicht überpepete: fo befahl er, fie uneröffnet nach feinem Zelte zu bringen und begegnete
den Abgeoröneren auf eine fehr edle Art.
en 23ften ſegelte die holländifche und fartarifche Flotte nach dem Eylande Gou fo, ee
—— fie bey ihrer Sandung fanden, daß der Feind geflohen war, worauf fie drey neu er⸗ ou tſo
pen M — in Beſitz nahmen. Eines von denſelben harte ein Caſtell; welches zwar nicht
Kvber doch ſehr ſtart war. Die Waͤlle und Bruſtwehren waren drey und zwanzig
uß
0) Beſſer Ch, P) Beſſer Chang.
Algen, Beifbefhe, Van Er
*
206° Reifen nach dem Reiche China.
1663 Fuß hoch und ſechs Fuß breit, insgefammt von Steine. Es war auch fo groß, Als das
Montanus. Caftell zu Batavia: die Tartarn aber hatten außer einigen Baͤnken und neun unbrauchba-
XT rcen Stüden, welche ſich die Holländer verficherten, nichts darinnen gelaffen. Cines von
den beyden andern Forts war größtentheils aus einem Felfen gehauen, und das übrige an
der Seite eines Fluffes fehr ſtark gebauer, u
Den folgenden Tag kam von Li po vi Befehl, Die drey Caftelfe zu fehleifen, indem
‚er fagte, das Sand taugte für die Holländer nicht, ſich daſelbſt niederzufaffen, oder eine Be-
fasung zu alten; und die Tartarn würden ohne Zweifel den Holländern beyftehen, Formoſa
wieder zu erobern, welches weit befler wäre, fich dafelbft zu fegen. Allein der Oberbefehls⸗
haber wollte nichts anruͤhren laſſen, bevor er desivegen mit dem Feldherrn gefprochen hätte.
Bald darauf erhielt er Briefe von ihm, worinnen er ihn erſuchte, mit den tartarifchen See
oberften Bethetok, und Ton gan pek nach Quemwi zu fegeln, Unterwegens wurde in
ä einer Beratbfihlagung befchlofien, von dem Eylande Bou tſo aus den von Li po vi an:
gegebenen Urſachen hicht Befis zumehmen. ı
und Que mui Den 26ften warf der Seeoberſte zu Eine mui unter einigen fartarifchen Junken An-
find verlaffen. Fer, welche den Tag zuvor dafelbft angekommen waren. Als er ang Sand flieg, fand er
den Feind fliehend, und die Tartarn führten, des Feldherrn Verfprechen zuwider ‚ alle
Beute aus der Stadt weg.
Sefhreibung - Que mut war eine Fleine Stadt, und man Fonnte fie in einer Stunde umgehen. Die
= — Mauern waren unglaublich dick, aber doch nicht ſo ſtark, als die zu A mui. Sie hatten vier
ne mwi.
erbeuteten. Die Haͤuſer waren alle von Steine, aber nicht fo dicht zufammengebaut, als in der
vorigen. Die Tartarn zogen einige Unglückfelige aus den Hölen und Winkeln hervor, tödteten
einige davon und haueten andere unbarmherziger Weife, fo wie fie folche vor fich hertrieben.
Den 27ften erhielt Hort ein Schreiben von dem Unterfönige und dem Feldherrn zu
Sin wey 2), worinnen ihm gemeldet wurde, es hätte ſich ein Seeräuber auf der Inſel
Tong ſwa7) geſetzet; zugleich erſuchte er ihn, mit ihren Junken dahin zu ſegeln und
ſolchen von da zu vertreiben, Er benachrichtigte ihm auch, es haͤtte einer von ihren Be—
fehlehabern vorher zumeilen hundert und fechzig Junken und andere feindliche Fahrzeuge )
in dem Hafen von Nuntzaw nahe bey dem Eylande weggenommen, fuͤnf hundert yon den
$euten getödtet, und zweyhundert zu Gefangenen gemacht, worunter ein vornehmer Man
darin geweſen. Gie fhickten ihm auch eine Abfchrift von ihrem Briefe an den Kaifer, wor—
innen fie der Holländer Tapferfeic und Dienfte fehr erhoben.
Anerbiethun- Den zten des Yenners nahm der Seeoberfte eine Junke von acht Stücken, ein Man⸗
gen vonKing kan und zwey Koyas weg. Die erfte ſchickte er mit drey chinefifchen Öefangenen und
ya. einer Nachricht von ſeinen Verrichtungen nach Batavia. Den folgenden Tag kamen zweene
Mandarinen von dem Unterkoͤnige und Feldherrn, ihn zu erſuchen, nach Sin wey zu kom⸗
‚ men. Gie meldeten ihm, der junge Ring ſya hätte Abgeordnete an ihre Herren geſchickt,
und fich erbothen, fich zu ergeben, und das Haar abzufchneiden, weil feine deute den Krieg
/ 3 nicht
Beym Montanus Einwe, Dieſe gehörten einem andern Seeräuber zu,
J der ſich um Tong ſwa und Aa mwa aufhielt.
on) An einigen Stellen beym Ogilby Tong fan; 7) —— in Ogilbys China he der 1337
an andern Tong for und Tang fin. und folgenden Seite,
Thore und waren mit fünfzehn oder fechjehn eifernen Stuͤcken beſetzet, welche die Tartarn
XIV Buch IM Sapitel, 307
nicht länger aushalten koͤnnten; alfe feine Soldaten in Tay wan kaͤmen den Tartarn 1663
haͤufig zugelaufen; er wollte Tay war und Formofa freywillig an die Holländer überge- Montanus
ben, und Ton gan peE follte hingehen, diejenigen von da abzuholen, die fich dem Kaifer
zu ergeben geneigt wären z),
Der Unterfönig geftund bey ihrer Zufammenfunft, daß der Feind ſich erbothen Hätte,
ſich zu ergeben: er ſetzte aber hinzu, weil man diefen Böfewichtern nicht glauben dürfte, fo
mollte er den Krieg fortfegen. Der Seeoberfte fagte, er wäre gefinnt , nad) Tay wan
zu fegeln, und die Koringaner wären von Tony ſwa dahin gegangen, Gint la mong
verficherte ihn das Gegentheil; und als er fah, daß der Seeoberfte darauf beftund: fo ver«
ſprach er, wenn fie folche aus Tong fiva und La mwa, welche Eylande zu Fokyen gehör:
fen, worüber er vegierte, vertrieben hätten: fo follten feine Sunfen mit der Flotte nach Bug wider
Tip wan gehen, womit Hort zufrieden war. Er bewirchete den Seeoberften, beſchenkte Tay won
ibn mie vierzig Ochſen, außer hundert Pikol Keiß, und gab ihm ein Befehlfchreiben an Ron
bon oder den Statthalter von Hok ſyew; bey Borzeigung deffen Noble die Kaufmanns-
waaren ohne weitere Umftände verkaufen Fönnte. Mach dieſem ritt Dort aus, das Lager
zu befehen, mo fich die Tartarn trefflich verfchanzt hatten. Hier verlangte er an ftart Gou
tſo, das Eyland Kolong tſo, welches nahe an dem feſten Lande, in der Mündung des
Sluffes Chin cbew x), liege, um fich dafelbſt niederzulaffen. Diefes bewilligte der Unter
.
Fönig, mit der Bedingung, wenn es der Kaifer genehm halten winde,
Den gten Fam ein Bothe von dem Unterfönige, den Seeoberften, der noch am Sande
war, desjenigen zu erinnern, woruͤber fie etens einig geworden. Allein Bort ließ ihm
fagen ,. er Fönnte feine Leute nicht überreden, nach Tong ſwa zu gehen, bevor fie zu Tay
wan gewefen, wohin er in fechs Tagen zu fegeln gedächte. Der Anterfönig lag ihn durch wird Ser
einen andern Bothen heftig an, daß die Sandung auf der andern Fnfel exft gefchehen möchte, ſchloſſen.
und führte dabey an, feine Junken müßten erſt ausgebeffere werden, ehe fie eine fo lange
Reife, als die nad) Formofa wäre, unternehmen fönnten. Hierauf erriederte der See-
oberfte: ev haßte das Zaudern, und fähe wohl, daß fich der Unterfönig weder -
desjenigen, was er ſagte, noch was er ſchriebe, erinnerte; er wollte daher nicht
länger auf ihn warten 9. —
Beaort ſtieß noch viele andere Ausdruͤckungen von des Unterkoͤnigs Sing la mong Wan⸗
kelmuthe und Unbeſtaͤndigkeit aus, welche denſelben, da fie ihm wieder gefagt worden, ſehr
biſſen. An ſtatt der Vorwuͤrfe aber machte er ſogleich viele hoͤfliche Entſchuldigungen; und
nach vielen hin und her geſchickten Bothen ließ er ſich endlich den Zug wider Tay wan ge⸗
allen. Er verſprach, er wollte zwo Junken und zweyhundert Soldaten mit einem Briefe
dahin ſchicken , und den Ort für die Holländer auffordern laſſen. Sm Falle nun der Feind
ſolchen niche übergäbe, ſo wollte er feine ganze Floste und alle feine Macht dem Dberbefehls-
Paber zu Hülfe fchicken, ” DER
Güter * folgenden Tag ließ ſich Hort einige Ku lyes 3) Ser Dive Iys ausbitten, feine
n Bord Bringen zu helfen, und ſchickte dem Unterfönige ein Geſchenk, der folches
A — * 892 annahm,
") Ebang chen, gperp ie Eoeleys , wie das Wort beym Ogilb
x) Mi h er ſchlechtweg Chang. I) Die Eoeleys, wie das S te beym Ögilby
dem Am rin Deer Duke ken Sic A a 5 in aa —* =
aber der Unterkonig orten nie gehalten, nicht —* — ar
308 | Reiſen nach dem Reiche China.
1663 annahm, weil es, wie er fügte, Waffen waren. Er fehämte fich aber, daß er dem Ong 2)
Montanus. oder Könige von Batavia, der ihn fehon zweymal befchenfen laflen, noch Feine Gegenver:
ehrung gethan. Zweene Tage darauf gieng Bort wieder zu Schiffe, und der Unterfönig
mie feinen Heere nach Swan chew.
Stadt Savva - Den ıaten flieg der Seeoberfte zu Que mwi ans fand, einige zerſtoͤhrte Flecken und
don pon. beſonders die Stadt Sau ya hou pon zu fehen, welche eine angenehme Sage hat, mit
- Mauern umgeben und voller Haufer war, die aber von den Tartarn abgebrannt worden,
ehe die Holländer dahin gekommen. Sie hatte ihren Namen von Sau ya, der es erbaute,
als Koringa von da hin gieng, Tay wan zu belagern, indem fein Gig vorher zu A mwi
geweſen. Beil aber der junge Rorin Eing ſya das Volk beftändig mie harten Auflagen ,
beſchwerte, fo fehiffte er fich mit feinen Brüdern ein, um fich dem Kaifer zu unterwerfen.
Als Ring ſya von feiner Flucht hörte, fo ſchickte er ihm nach, und verfprach, ihm insfünf:
tige nicht befehwerlich zu fallen, und ihn zum Statthalter von A mwi und Que mwi zu
machen. Sau ya ließ fich dadurch anförnen und Fam zurück; er wurde aber bald aus dem _
Wege geräumet, und feine Güter eingezogen. Als diefes feinen Brüdern gemeldet wurde,
welche noch zurück geblieben und wovon Ton gan pe einer war: fo giengen fie zu den
Tartarn über 4). 2
. Der II Abſchnitt.
Die VBerrichtungen der Holländer zu Tay war.
Die Flotte fegelt ab; nimmt das Eyland Pe ho fehläge werden mit Verachfung verworfen; fie
oder Pong bu weg. Tay wan wird von den ſelbſt zuruͤck gehalten, aber wieber freygelaffen.
Hollaͤndern aufgefordert. Vorfchläge von einem Einige Chinefen entflichen an Bord. Die Hol:
chineſiſchen Befehlshaber find verdächtig und wer⸗ länder ſchicken ſich zum Abzuge an. Sie verlaffen
den verworfen. Einladung zu Unterhandlungen. Formoſa; fehren nach Batavia zurück. Zuftand
Abgeorönete werden ans fer geſchickt; ihre Vor⸗ von King fyas Angelegenheiten.
Die & en 2gften des Hornungs gieng die Flotte in Begleitung zwoer tartarifchen Kunfen na
en D — ER Segel, Als fie fich zu Due mwi etwas aufbielt —— —
die den Feinden zugehörte, mit einem offenen Briefe von den hollaͤndiſchen Gefangenen auf
der Inſel, welcher enthielt, fie hätten folchen auf des Song ming pe tſyow Befehl ge-
fhrieben, melcher fich erböthe, ihnen Tang five, Ke⸗lay over La mwa zu geben, wo⸗
fern fie mit ihm in Unterhandlung treten wollten, fonft follten die Gefangenen niemals voie-
der (osfommen. Sie konnten aus dem Bothen nichts weiter bringen, als daß er von dem
Statthalter zu Tay wan an den tartavifchen Unterfönig und Feldheren geſchickt worden,
einen Vergleich mit ihnen zu treffen. Der Seeoberfte ließ mit Bewilligung der tartarifchen
Agenten muͤndlich zur Antwort fügen, die Holländer wären geneigt, ſich mit ihm zu verglei⸗
then, wofern er Luſt dazu häfte, und beftimmten ihm die Piſcadores oder Sifcherinfeln d),
wo er fie antreffen koͤnnte. r
“
nimmt die Den sten des Hornungs warf die Flotte in der Bay von De ho c) Anker. Den
rei ho folgenden Tag landeten die Tartarn ohne die Holländer und verlohren vier Mann. _ Den
weg 5
hi ten
2) Ong ober Ung iſt das chineſiſche Wort fir König. 2) Sind mit Pong hu einerley, funfzehn See⸗
a) Montanus wie vorher a. d. 145 u. fe Seite, meilen von Tay wan. ;
*
XIV Buch II Capitel. 2.3909
zten traf Hauptmann Poleman, welcher mit fechs Kriegesfehaaren, jebe von vierzig Mann 1663
ans Sand gefihieft wurde, den Feind eine Seemeile vom Geftade an, und ſcharmuͤtzelte mit Montanus.
ihm, de denn fünf Mann nebft einem Hauptmanne verwundet wurden und ein Faͤhndrich
blieb. Als aber noch drey Schaaren ihm beyzuſtehen abgeſchickt wurden: fo wurden Die
Eyländer in Unordnung gebracht, und achtzehn gefihlagen. Eben der Herr wurde den Sten
nach dev Kirchbay und dem hollandiſchen Fort geſchickt; ex traf aber niemand an, und brachte
nur fiebenzig Ochſen außer den Schafen und Ziegen mit. Die Holländer bekamen von Zeit
zu Zeit mehr Sebensmittel und fünfzehn eiferne Stuͤcke. Zmölfe davon, welche von drey
bis acht Pfund fchoffen,, waren ehemals ihre geweſen; die andern dreye wwaren von den Chi
nefen gegoflen worden. Die Eingebohrnen brachten auch ihre Ziegen und ihr Federvieh zu
ihnen, welches fie als ein Zeichen der Unterwürfigfeit anfaben, wie ſolches in denen Paͤſſen
ausgedruͤckt ward, die ſie ihnen gaben.
Den 13ten ſegelte die Flotte ab und ankerte nahe bey dem Caſtelle Zelandia, auf der fordert Tay
Inſel Tay wan. Weil aber die Holländer feinen Bothen vom Ufer, und noch weniger Wan auf.
einige Anbiethung, Das fand zu übergeben, erhielten: fo wurde beſchloſſen, man wollte Die:
zwo tartariſchen Junken und zwo Fregatten nad) Tan koya ſchicken, Die Briefe von dem
Unterkoͤnige und dem Feldheren zu überbringen. -
Nachdem fich der interbefehlshaber mit allen feinen Fregatten einen Canonenfchuß
weit dem Eaftelle Zelandia genähert hatte: fo wurde den ıgten dem Geeoberften eine Ant-
wort von den Statthaltern geſchickt. Diefes Schreiben war mit Schmähungen wider die
Tartarn angefüllt, und ruͤckte den Holländern vor, daß fie einige von ihren Gefangenen
den Tartarın überliefert haften; es meldete ihnen, wenn fie Luſt hätten, mit Se pwan
oder Ring ſya wegen Aufrichtung eines Handels fich in einen Vergleich einzulaffen, fo ſoll⸗
ten fie ihre Gefandten ans Ufer ſchicken; es gedachte aber won Uebergebung des Landes an
ſie nicht ein Wort. -
An eben dem Morgen Famen zweene Abgeordnete von Syau tong tſyong, Oberbe⸗ Vorfhläge
fehlshaber 4) der feindlichen Macht in dem füblichen Theile von Formoſa, mit den Hof. von einem
Ländern Unterhandlung zu pflegen. Der holländifche Seeoberſte erſtaunte, als er vernahm,
daß diefer chinefifche Feldherr fieben taufend Mann bey fich hätte, fo fehr, daß er nicht
wußte, wozu er fich entfchließen ſollte. Endlich wurde in einer Beratbfchlagung befchloffen,
fie wollten ihm fünftaufend Tael japanifhes Silber anbierben, um ihn auf ihre Seite zu,
bringen. Diefem zu Folge wurde der Secretaͤr mit einem Briefe Deswegen an ihn abge
fertiget, Um eben die Zeit wurde ein anderer an die Statthalter von Tay warn gefickt,
der ihnen worfehlagen follte, unter anftändigen Bedingungen Unterhandlung mit ihnen zu
pflegen. Mittlerweile wurden achthundert Soldaten, die in fechzehn Compagnien abge
theilet waren, ans Sand gefeger, und hatten unter einem Hügel ihr Lager aufgefchlagen.
Der Seeretär beachte den zıften zurück, der chinefifche Feldherr wäre gefonnen, mit cinefifhen
———— bewaffnete Rann zu den Schiffen zu kommen, um nach der Kuͤſte von China Befehlsha⸗
a an zu werden, wofern ihm der holländifche Seeoberfte zehntaufend Tael zahlen ber
— Fünfeaufend, fo bald er Geifel gäbe, um fie unter feinen Kriegesleuten auszutheilen ;
Ey Ir N 43 und
die vornehmſte Inſel unter 4) Er war auch einer von den Vefehlbhabern zu
Tay wan, wie aus einem von ihren Briefen an
Bort erhellet.
0) Oder Pon
ihnen allen. ir
1663
Montanus.
ſind verdaͤch⸗
tig,
Einladung
zur Unter⸗
handlung,
310 Reiſen nach dem Reiche China.
und das andere, welches für ihn und feine Befehlshaber ſeyn ſollte, ſollte bezahlt werden,
fo bald er an Bord kaͤme. Er feste hinzu, die von Sakkam und Tap wen, welche un-
gefähr neun tauſend beivaffnete Mann haften, würden, wenn er fie verließe, fich bald mit
den Holländern zu vergleichen ſuchen, und das ganze Sand für ein geringes Geld übergeben ;
über Diefes wollte er fie vermögen, die Bolländifchen Gefangenen auszuliefern,
Unterdefien daß dieſer Handel im Werke war, arbeitete der Feind ſtark an dreyen Forts,
welche er zu Stande brachte, und worauf er mit acht oder neun großen Junken unter Se-
gel gieng. Den 22ften wurde ein Brief an Syang rong tſyang gefchict, worinnen man
ihm fünftaufend Tael anboth, fo bald er dig hollaͤndiſchen Gefangenen von Sakkam an
Bord brächte; zugleich erborh man fich auch, feine Soldaten überzuführen, Der Ehinefe
beftund Darauf, er wollte erft das Geld haben; und die Tartarn verlangten auch, der Ober-
befehlshaber follte folches geben; allein diefer wollte ohne beffere Buͤrgſchaft nicht fo geoße
Gefahr laufen. |
Zweene Tage nachher Fam ein ander Schreiben won den Statthaltern zu Tay war,
als eine Antwort auf des Seeoberften feines vom ıgten. An ſtatt aber, daß fie Abgeord-
nete fehickten, mit den Hollandern zu unterhandeln, nachdem fie ihnen einige Eylande an⸗
gebothen, ſich dafelbft niederzulaſſen, erwarteten fie, die Holländer follten ihnen Abgeord⸗
nete ſchicken. Diefe ließen fchriftlich zurück melden, wofern fie nicht innerhalb zweenen Ta-
gen einen Abgeordneren deswegen ſchickten, fo wollten fie ihre Kriegsfahne fliegen laſſen,
und ihre Waffen noch ferner wider fie brauchen, Sie erinnerten fie dabey desjenigen, was: .
fie wider Amwi und die benachbarten Eplande gethan hatten e), '
Den 2gften erhielt der Geeoberfte Nachricht, der Feind wäre diefen Morgen mit einem
anfehnlichen Heere zu Pferde und zu Buße herangefommen, und hätte ſich zwo Seemeilen
von den Holländern gelagert. Auf diefe Zeitung gieng er ans Ufer, und ließ einen Stuͤck
ſchuß weit von dem holländifchen Lager eine Schanze auftverfen, und mit Stuͤcken beſetzen,
um des Feindes Annäherung zu verhindern.
Abgeordnete
tverden ang -
Ufer geſchickt.
Den folgenden Morgen kam ein Schreiben von dem feindlichen Heerfuͤhrer, worinnen
vorgefchlagen wurde, er wollte mit ihnen unterhandeln, und ihnen folche Derter übergeben,
als er verlangen würde. Diefem zu Folge wurden Abgeordnete abgefihickt, und er nebft
feinem Heere, welches aus zweytaufend Mann beftund, gieng mit ihnen nach Tay wan,
um mit den chinefifchen Starthaltern Unterhandlung zu pflegen. Die Holländer blieben
darauf beftehen, es ſollte ihnen ganz Formoſa, vornehmlich das Caftell Zelandia in Tay
warn, das Fort Provencig in Sakkam, und Due lang wieder eingeräumer, alle ihre _
Gefangenen ausgeliefert, und der Verluſt ihrer Güter und anderer Schade wieder gut gez
than werben. | 74
Den zıften Fam der Seeoberfte vor dem Caftelle Zelandia zu Anker. Auf feinem
Woge nach Tay war erhielt er durch zweene Mandarinen ein Schreiben von dem jungen
Korin, fonft Se pwan und Ring ſya genannt, welcher fih damals zu Tong fiva auf:
hielt, und ſich erboth, den Holländern das Eyland La mwa zu geben. Der Seeoberfte
meldete den Bothen, er brauchte das Eyland nicht, welches er bekommen Fünnte, wenn es
ihm beliebte, und er führte nicht um Lamwa, fondern um Formofa und Tay wan Krieg
{ ——— } PIE ee
e) Montanus in Dgilbys China II Band auf der 132 und folgenden Seite.
XIV Buch III Sapitl. gır
mit ihnen. Die Abgeordneten antworteten, wenn er dieſe Eylande von ihnen haben wollte,
fo hätte er ihnen nicht 9 mwi, Due mwi und die andern wegnehmen ſollen.
Die hollaͤndiſchen Abgeoröneten hatten den Tag nach ihrer Ankunft Gehör bey dem
Statthalter Ou wi lau ya, vor welchem fie Fnien follten, deſſen fie ſich aber weigerten.
Darauf fragte er fie um die Urſache, warum fie zu ihm gefommen. Sie fagten, um zu er—
fahren, ob er geneigt wäre, fich mit ihnen in einen Vergleich einzulaffen, Er antwortete,
er bezöge ſich auf einen Brief, der den 6ten des vorigen Weinmonats an den Seeoberften
von den gefangenen KHolländern gefihrieben worden; und fragte darauf, ob fie fonft noch et⸗
was zu fagen hätten. Sie lafen hierauf die Vorſchlaͤge, wovon der Statthalter Feinesiwe-
ges etwas hören wollte, fondern fagte, fie wären unbillig; man könnte darauf nichts ant⸗
worten, und der Seeoberfte hätte in feinem Briefe an die Gefangenen gefthrieben; er wollte
mit Lamwa zufrieden feyn. Bey Borzeigung des Briefes aber fah man das Gegenteil,
Kurz, es wurde den Abgeordneten angedeutet, nichts weiter von Tay wan ober For⸗
mofa zu fagenz denn fie wollten nichts weiter davon hören. Die Chinefen meldeten ihrem
Dollmetſcher, fie wollten das Caftell nicht anders als mit Gewalt aufgeben; und fagten,
wenn die Holländer Luſt hätten, zu Saffam mit ihnen zuſammen zu fommen: fo wollten
fie ihre Tapferfeit_ gegen einander verfuchen und im Felde zufammen ‚bandgemein werden;
ja, wenn ihnen Boote fehlten, fo wollten fie ihnen Champane leihen, fie ans Ufer zu
bringen. Wenn die Holländer die Schlacht gewonnen: fo verfprachen fie, ihnen alles zu
übergeben; und wenn fie folche verlöhren ; fo wollten fie alle Feindſeligkeit bey Seite legen
und ein beftänbiges Sreundfehaftsbündniß mit ihnen machen. Der Seeoberfte ſchickte einen
Dollmetſcher ab, dieſe Ausforderung zu beantworten, und ließ ihnen zu verftehen geben:
ebe fie diefelben wegen ihrer Boote einige Ungelegenbeit machen würden, wolk
ten fie lieber ans Ufer ſchwimmen, ihnen Benugehuung zu geben. Alles, was die
Ehinefen darauf zur Antwort gaben, war: ganz gut.
Den aten erhielt dev Seeoberfte ein Schreiben von den Abgeordneten, die ihm zu wiſ
fen tbaten, man hätte ihnen eine Wache geſetzt; und zugleich auch einen andern von dem
Statthalter von Formofa, welcher Ou wisen f) unterzeichnet war. In diefem ſtunden
unter andern die Worte: „, Zuvor verlangtet ihe nur Due lang und Tang ſwi £) da:
ſelbſt zu handeln: io aber, da unfer Here Sa pwan ſich gefallen laſſen, euch 2a
mwa anzubiethen: fo verfanget ihr nichts weniger, als Tay wan, Sakkam und Das
»» ganze Sand Formofa. Betruͤget euch aber nicht felbft und glauber, wir würden dasje⸗
„nige fü leicht fahren laſſen, was uns fo viele Jahre zugehoͤret hat. Wenn ihr es euch
» aber wollet gefallen laffen, und dasjenige annehmen, was euch angebothen worden?
» Wohl und gut. „
Diefes Schreiben überzeugte Die Holländer, fie Hätten nichts weiter von den Chine-
fen zu Hoffen; und da fie ihren eigenen Mangel an Stärfe kannten, fie zur Willfehrung
* Ken ſo fingen fie an, zu bedenken , wie fie ihre Abgeordneten wieder frey machen,
teil fie — davon kommen ſollten. Sie ſchrieben an die Statthalter von Formoſa;
ten fie fich fe — zu Tay wan und das Fort Sakkam nicht übergeben wollten: ſo woll⸗
Of zum Könige Sya oder Sep wan nach Tang ſwa begeben, mit ihm zu
PX unter:
) Mit On wi la ya eitterley. N g) Oder Tong fon,
1663
Montanus
— —
Ihre Vor⸗
ſchlaͤge
mit Verach⸗
tung verwor⸗
fen.
Werden eine
Weile aufge⸗
halten,
abet wieder
losgelaſſen.
sum Reifen nach dem Reiche China.
1663 unterhandeln, und verfuchen, ob fie feine beffere Bedingungen von ihm erhalten koͤnnten.
Montanus. Diefes that feine Wirkung. Denn die Ehinefen , welche glaubten, der Seeoberfte wollte
— wegſegeln, ließen feine Abgeordneten fogleich los. Diefe benachrichtigten ihm, der Feind
haͤtte auf zwanzig Stücke längft dem Geftade außerhalb des Caſtells gepflanzer, und bie
Bierthel in Tay wen wären, außer wenigen Häufern, nichts als Ruinen: Sakkam aber
wäre fehr vergrößert 2).
Epinefen ent⸗ Den 7ten rückte Bort nad) Tan ko ya; und an eben dem Tage Fam ein chinefifcher
wiſchen an Hauptmann mit fechs und zwanzig Soldaten zu dent bolländifihen Lager und erboth fh,
Bord, für fie zu fechten und noch mehr auf ihre Seite zu bringen. Er fagte, die feindliche Macht
beftünde aus zehntaufend Mann, wovon fünftaufend unter Syau tong tfpong wären;
und diefer Heerführer waͤte niemals gefonnen geweſen, zu ihnen überzugehen , fondern hätte
den Entfehluß gehabt, fie anzugreifen, wenn er nur eine bequeme Gelegenheit dazu finden
koͤnnen. Den folgenden Tag aber kam ein Schreiben von ihm, mworinnen er feine Aufrich-
tigkeit betheuerte und verfprach , feinen Großvater zum Geifel zu geben. Allein, da der See—
oberfte zweene andere Briefe eröffnete, welche an die tartarifchen Abgeordneten gerichtet wa⸗
ven, fo fand er, daß der eine an den fartarifchen Seeoberſten oder Heerführer, Ton gan
pe follte. In diefem bezeugte er eine große Begierde, fich den Tartarn zu unterwerfen,
und verlangte, ihm einige große Junken zu ſchicken, die ihn und feine Befehlshaber über-
führen Fonnten: denn er trüge Bedenken, ſich den Hollandern anzuverfrauen, damit fie
ihm nicht nad) Batavia führten; er wollte feinen Großvater ſchicken, der deswegen weiter
mit ihm veden follte. Der Seeoberfte Hielt ihm in der Antwort auf feinen Brief feine Falſch⸗
heit vor und meldete ihm, weil er ihn und die Statthalter nicht durch Güte gewinnen koͤnn⸗
te, fo wollte er es mit Gewalt thun.
Sie ruͤſten Aller diefer Drohungen ungeachtet, wurden den 1aten bes Abends die Stücke und der
ſich abzuzie⸗ Kriegsvorrath aus dem hollaͤndiſchen Sager an Bord gebracht, und den folgenden Tag die
ben, Zelte abgebrochen und mit den Soldaten eingeſchifft. Den Nachmittag wurde ein Rath
zufammen berufen, um ſich zu berathſchlagen, was ferner zu thun wäre. Es wurde ger
fteitten, ob man von Gou tſo und deſſen Forts Befig nehmen, einen Verſuch auf Tang
ſwa und La mwa wagen, oder mit dem größten Theile der Flotte gerade nach Batavia
fegeln ſollte. Diefer legte Borfchlag wurde befchloflen.
Den ı4ten ließen fich drey bis vierhundert von des Feindes Reutern und Fußknechten
an dem Ufer fehen; fie hielten fich aber in folcher Entfernung, daß fie von den Schiffcano⸗
nen nicht-Eonnten erreiche werden. Die Tartarn nahmen auch noch vier und zwanzig Chi-
nefen an Bord, welche mit ihren Waffen zu ihnen gelaufen kamen. Sie hatten ihrer nun⸗
mehr in allem hundert und zweh, aufer ihrem Hauptmanne Ritat ober Lita.
Sie verlaſſen Den ıöten gieng der Schout by Nacht, Verway, mit vier Fregatten, nebft den
Formofa- tartariſchen Junken nach der Küfte von China unter Segel. Er hatte Befehl, die chineſi⸗
ſchen Aufeührer zu Pu tay oder dem Fluſſe Chin cheo 7) auszuſetzen. Er hatte auch eir
nen Brief von dem Seeoberften an den Unterfönig und Feldherrn von Fokyen, worinnen
ex ihnen Nachricht von feinem Berfahren zu Formoſa gab, und die Urfachen anzeigte, wars
zum er nach Batavia zurückkehrte, welches er einer Krankheit unter feinen Soldaten in dem
— Lager
b) Montanus in Ggilbys China, auf der sg ) Anderswo Chin chew, welches mit Chang
und folgenden Seite, chew einerley if.
—
XIV Buch II Capitel. 313
Sager zu Tan koya zuſchrieb ); zugleich verfprach er darinnen, bey dem fühlihen Mon- 1664
fon mit einer ftärkern Flotte miederzufommen , und alsdann nebft ihnen La mwa und Mo ntanus
Tong ſwa anzugreifen. An eben dem Tage gieng Bort mit eilf Schiffen unter Segel, /—
und Fam den zıften bey den Difcadores zu Anker. Er fehicte bey Pe bo 2) ein Scheei-
ben ans Ufer, Damit es nach Tong fiva zu dem jungen Koxin oder Se pwan gebracht
würde. „Er ermahnte ihn darinnen, fich mit den Tartarn zu vergleichen, und Tay wan
den Holländern wieder zu geben; er fegte hinzu, er ſey Willens gewefen, ihn zu Tong five
zu beſuchen, und ihn zu bereden, Geſandte nach Batavia zu ſchicken: er waͤre aber zu ſeiner
Betrůͤbniß durch das ſtuͤrmiſche Wetter gezwungen worden, dieſe Abſicht fahren zu laſſen.
Den 2öffen verließ der Seeoberſte die Piſcadores und Fam den aıften März zu Ba- Kom̃en nad
tavia mit zweyhundert und drey und vierzig chinefifchen Gefangenen, als neun und funfjig Batavia zus
Mannsperfonen, hundert und acht und vierzig Knaben und fechs und dreyßig Maͤgdchen an. rud.
Der Schout by Nacht Derway Fam den 26ſten des Hornungs bey dem Eylande Ro
long fo an der Küfte von China zu Anker, und gab daſelbſt die aufrührifchen Chinefen nebft
‚dem Schreiben an den Unterfönig und Feldheren ab, Hier berichtete ihm ein gefchorner
Ehinefe, der an Bord Fam es läge Ring ſya und feine Macht noch zu Tang fios und Kong ſyas
unterftünde fich nicht, nach Tay wan zu fegeln, aus Furcht vor den Hollandifchen Schiffen. Bedingung.
terzehn Tage zuvor wären fünftaufend Mann in fechzig Junken zu ihnen gefommen,
- welche itzo zu Hay tan lägen; ihre Befehlshaber hätten um Erlaubniß gebethen, die Ey-
lande A mwi und Due mwi zu bewohnen, und verfprochen, es würden in diefem Falle
die vornehmften Koringaner zu den Tartarn übergehen: allein, der Unterfönig würde fol-
ches nicht eingehen, indem er anführte, wenn eine andere holländifche Flotte an die Küfte
kaͤme, fo würden fie ohne dieß genöthiget feyn, fich ohne weitere Umftände zu ergeben.
Den zen März verließ er die Küfte von Fo Eyen, und fegelte nach Batavia, wo
er den z7ften, fechs Tage nach dem Seeoberften, ankam.
| Dee III Abſchnitt. —
Verrichtungen der Hollaͤnder zu Hok ſyew, oder Chang chew fu,
nach der Abreiſe der Flotte.
Den Hollaͤndern wird erlaubt, alle zwey Sabre eins Faiferlichen Briefes. Streit darüber mie dem
malzu kommen, und zu handeln. Anbietfun: Unterfönige und Feldheren; die Sachen werden
gen, mit dem Unterkönige zu handeln, werden ver: beygelegt. Gefchenke an des Kaifers Abgeord⸗
worfen. Preis ihrer Güter ift zu hoch. Die nete. Sährlihes Feft zu Pe lou. Die Abger
Statthalter find Kaufleute. Zug nach) Tang ſwa.
Des Kaifers Schreiben und Geſchenke an die
Holländer, Ihr Preis von den Gütern wird
erforfht. Beſuch bey dem Feldheren und dem
Statthalter Der Unterföntg tadelt Borts über:
ordneten gehen wieder zurück. Neue Streitig-
Zeit mit dem Feldheren. Das Caſtell Tiolo wird
belagert. Verbothener Handel. Ungeheurer
"Sturm. Geheimnißvolle Art von Handel.
Geſchenke für den König Maetzuiker. Entftans
eilte Auffuhrung Eeremomie bey Eröffnung des dene Schwierigkeit wegen feines Namens,
Dan ften März des Yahres 1664 gieng der Hauptmann Conftantin Noble, welcher Densolän,
zuch a bis dapin zu Hok ſyew als Agent aufgehalten hatte, an Bord, um nad) Batavia dern wird
uck zu kehren. Ernſt van Hogenhoek, ein Kaufmann, blieb da, um an erlaubt,
telle
I) Oder Pong bu.
m) Montanus in Ogilbys China a.d. 167 u. f. S.
Rr
k) Sie verlohren
in
auf andere Art Moe Hunden —* nr ober
Allgem, Reifebefchr, v Band,
314 Reifen nach dem Reiche China,
1664 Stelle die Sachen ver Compagnie zu beforgen. An eben dem Tage gieng der Unterfönig,
Montanus. Single mong, nach Chin zien #2), um die ſich unterwerfenden Ehinefen zu Gnaden
aufzunehmen. Der Feldherr Li po vi folgte ihm den sten nach, und ließ ihm den folgen-
den Tag melden, er hätte von dem Staatsrathe ein Schreiben erhalten; und kurz darauf
Fam fein Oberſecretaͤr mit einer Abfchrife davon. Es enthielt, man hätte den Inhalt von
des Feldherrn Schreiben an ben Swe tay fins 0), Dye ja pus p), Be pus und Don
pus g), dem Kaifer vorgetragen ; und nachdem Seine Majeftär ihre Meynung darüber zu
wiſſen verlanget, fo hätten fie derfelben vorgeftellet, es wäre den Fremden niemals erlaube
gewefen, fich in ihrem Sande aufzuhalten, oder eine Factorey zu bauen, noch vielweniger
aber, einen beftändigen Handel dafelbft zu treiben; Dem ungeachtee aber bielten fie dafür,
man Fönnte dem holländifchen Seeoberften ‚ aus Eekenntlichkeit für die geleifteren Dienfte,
dieß einzige mal ſchon erlauben, feine Güter zu verfaufen; inskünftige aber follten fich die
Hollander zuvor qu den Kaifer wenden, ehe man ihnen den Berfauf erlaubte, Auf diefen
Vortrag gaben Seine Majeftät folgende Antwort: ,, Ich Kong hi erlaube, am fieben und
» zwanzigften Tage des zwölften Monats, in dem zweyten Jahre meiner Regierung, den
„Hollandern, jedes andere Fahr hieher zu kommen und zu handeln. In den andern Puncten
„bin ich mit euch, meine Keichsftände, einerley Meynung. Diefes find die Worte des
Kaiſers, nach welchen ihr euch fo, wie nach diefem Briefe, richten Eönner,
alle zwey Hogenhoek ſchickte hierauf ein Schreiben, den zoten, an den Statthalter von Hok
Sabre zu ſyew, um Noblen davon Nachricht zu geben: allein die Schiffe waren vorher abgegangen.
Formen und Den 7ten tourde ihm von einem Seeretaͤr des Unterföniges gemeldet, Die Ehinefen zu Lang
ey) fiva und La mwa häften fich anders befonnen, und wollten fich niche unterwerfen, außer
Tſye kau tya, Ring fpas vornehmten Feldherrn, welcher fich das Haar abgefihnieten
batte, und wartete, unter was für Bedingungen man ihn aufnehmen wollte, Er fegte
binzu, man erwartete mit nächftem einen verfiegelten Brief, nebft großen Geſchenken für
die Holländer, von dem Kaifer,
Als ſich Hogenhoek an den Statthalter wandte, um zu erfahren, wie die Erlaubniß,
jedes andere Jahr bier zu handeln, eigentlich zu verſtehen fey: fo belehrte ſolcher Den Agenten,
ber große Staatsrath wollte den Holländern Eeine freye Handlung auf immer‘, oder einen
Ort zur Erbauung eines Vorrathshauſes verwilligen: der Kaifer aber wollte Ihnen erlauben,
einmal in zweyen Jahren her zu Fommen, und zu handeln ; welche Zeit er Deswegen feſtge⸗
feget, weil er vermuthet, fie koͤnnten nicht öfter fommen; ex urtheilte daher, nach dieſem
Befehle koͤnnten ihre Schiffe jährlich nach China kommen, und fie dürften nur die Hofleute
und Staatsräthe, durch deren Hände alle Sachen von diefer Art giengen, durch Gefchenfe
zu gewinnen füchen, In diefem Falle ‚ feste er hinzu, wollte ich wohl werten + daß fie nicht
nur einmal, fondern wohl ziwenmal des Jahres kommen dürften, wenn fie Luft Hätten,
Der Feldherr legte, der Erklärung feines Secretaͤrs gemäß, die Sache auf eben die
Art aus, und fagte, die Holländer hätten nun einen feften Fuß im Sande und es wäre bon
feiner fonderlichen Erheblichkeit ‚ daß ihnen niche erlaubt worden, ein Parkhaus zu bauen,
da fie bereits ein gutes Haus haͤtten ‚, worinnen fie handeln Fönnten,
Den
n) Vielleicht Sink fyew, welches von diefem ner Minderjährigfeig, zu Beforgung der Gefchäffte,
Schriftſteller zuweilen fo geſchrieben wird, indem er damals nur zwoͤlf Jahre ale war,
0) Vier Vormuͤnder des Kaiſers während ſel⸗ P) Gerichtshoͤfe fürs Soldatenweſen.
,
KIV Buch IT Capitel. 315
Den aaften kamen bes Kaifers Abgeordnete an, um Ton gan pek, und Zibya, 1664
Zovyas Söhnen, Ehrenticel beyzufegen. Den folgenden Tag, da die Holländer des Un- Montanus:
terfönigs Seeretär, Ong fang pa, befuchten, meldete ihnen folcher, fie fönnten ißo einer Da
freyen Handlung gewiß ſeyn. "Weil fie aber doch große. Raufleute wären, fo müßten fie niche Handel mit
mit den kleinern Kaufleuten Handeln, wie fie in den beyden vorigen Jahren gethan hätten, En Se
als welche ihnen ihre Güter nur ſtuͤckweiſe abnähmen; fondern fie follsen fih nur mie dem ">
‚Mnterfönige, dem Feldheren und Statthalter einlaffen, die ihnen bey Hofe dienen koͤnnten;
und alsdann würden fie fo viele rohe Seide ausführen dürfen, als ihnen nur beliebte, wel
ches der Kaifer bey Todesftrafe verbothen hätte. Wenn fie fich aber ihre Hoheiten nicht
zu Freunden machten: fo fönnten fie nicht einen einzigen Ballen ausführen, :
t Hierauf antwortete Hogenhoek, was er da vortrüge, das koͤnnte wohl feinen Herren wird ausger
vortheilhaft ſeyn, es würde aber den Holländern fihaden, wie es zu Kanton gethan hätte, (lagen.
welches die Urſache gewefen, daß fie diefen Ort verlaffen hätten. Sie wollten daher ihre Ab:
fiht lieber gar fahren laſſen, als ſich zu folchen Bedingungen verftehen, Wenn ihre Hobel:
ten geneigt wären, mit ihnen zu handeln: fo follten fie den Borkauf haben; und fie wollten
gegen fie, nachdem der Preis der Waaren ftünde, fehr billig feyn. Mach diefen vedeten fie
- von andern Sachen, und der Secretär meldete ihnen, es hätte fih Tfpe Bau tſya mit
fechstaufend der vornehmften koxinganiſchen Soldaten ergeben: einen von den oberften Be-
fehlshabern aber hätte es gereuet, und er wäre Willens geweſen, in denen Junken, welche
. Nahe am Ufer lägen, zu entwifchen; doch einige von des Unterkönigs Soldaten hätten ihn
befommen, und würden ihm fogleich den Kopf abgehauen Haben, wofern nicht fein Bruder,
welcher Statthalter zu Haytan gewefen, für ihn gebethen hätte; er wäre aber dennoch
gefangen gefeßt.
Wenige Tage nachher gieng der Factor zu dem Kon bon, ober Statthalter, einen Ihre Preife
Paß für einige feiner Güter zu verlangen, die er nach der Provinz; Kyang nan, oder Che werden getas
Eyang, ſchicken wollte, um fie dafelbft gegen verarbeitete Seide umzufegen, weil er folche delt.
zu Hok ſyew nicht verkaufen Eönnte, Der Statthalter fagte, er Fonnte ſolches nicht für
fih thun; er wolfte aber deswegen an den Feldherrn fehreiben. Doch fagte er, es wäre ihre
eigene Schuld, daß fie ihre Waaren nicht eher verfauft hätten, indem fie folhe zu theuer
hielten. Die Ehinefen verkauften die Säde Pfeffer für neun oder zehn Tael; Sandelholz
für zwey und zwanzig; Queckſilber für Hundert und zehn oder hundert und zwanzig; Die
bunten Zeuge für drey und viertehalb die Ele, und Scharlach für fünf und feche. Hogen⸗
oek antwortete, es waͤre kein Wunder, daß dieſe Kaufleute ihre Guͤter wohlfeiler verkauf⸗
ten; weil dasjenige, was geſtohlen worden, allezeit wohlfeiler koͤmnte gegeben werden, ale
was man baar bezahlen muͤſſen; worüber der Statthalter lächelte.
. Den 2ten April meldete des Unterfönigs Secretär den Holländern, es wären zweene Die Statt⸗
Abgeordneten, nebft zweenen Mandarinen, Tſou zou, das ift: Statthalter, genannt, mie balter find
des Kaifers Schreiben und Gefchenfe an fie, wegen ihrer Dienfte, angelanget. Einige Kaufleute.
2ge Nachher ſegelte Hay ran Eon, Statthalter zu Sink fpew r), mit zwoen Junken
wo den Maniligs, mit roher und verarbeiteter Seide; und es hieß, der Unterfönig und
Rr2 Feldherr
N es S——— Angelegenheiten. gleich dieſes letztere wie Hok ſyew verwechſelt wird,
u, Edinchew, Ehincbeo welhes Fu chew fu, die Hauptſtadt von Fo kyen
genannt, und mit Chang fü Be ob⸗ zu ſeyn ſchein
916 Reifen nach dem Neiche China,
1664 Feldherr wären Willens, eine Kauffahrdeyflotte nach Japan mit eben dergleichen Waaven
Montanus. zu ſchicken, die deswegen gekauft worden,
ee Um eben die Zeit verborh der Starthalter, weil es in ſechs oder fieben Tagen nicht ges
vegnet hatte, wodurch die Reißpflanzen vertrockneten, das Schweinefchlachten und Effen
des Schweinefleifches; und da die Dürre anhielt, gieng er mit allen feinen Mandarinen zu
Zuße, welches fonft niemals gefchieht, in Procefiion nad) verfihiedenen Tempeln, ließ den
Gögen räuchern und veiche Opfer bringen, Die Priefter giengen auch umher, betheten und
janmerten fehr um naß Wetter; und das um fo viel mehr, weil ihnen der Statthalter mit
Stockſchlaͤgen drohen laſſen, wofern in zehn ober zwoͤlf Tagen Fein Regen fiele.
Zug nach Als der Unterkönig und Feldherr, die mit ihren Junken nad) Tang fiva La mwa
Tang ſwa. gegangen waren, um Tſye kau tſya, der ſich untermarf, anzunehmen, dafelbft angefoms
men waren: fo fanden fie niemanden, als Bauern, welche fie wegführten, nachdem fie alles’
verbrannt hatten. King ſya aber war mit allen feinen $euten geflüchtet. Es hieß, Tſye
Eau tſya brächte eine Menge Pfeffer, Sandelholz, Duedfilber , japanifh Holz, Nägelein,
Amber, Zeuge, und dergleichen, mit ſich von Tay wan.
Den zıften kam die Zeitung, es wäre Hou tin, einer von Sa pwans tapferften Be-
fehlshabern, mit achttaufend Mann zu den Tartarn uͤbergegangen; wie auch, An pi kya
hätte ſich nach den Piſcadores ), und Ring ſya nad) Tay wan begeben, welches er
täglich verſtaͤrkte, und wo er wider alle Anfälle bis aufs aͤußerſte auszuhalten entſchloſſen wäre,
Den 2often ließ der Statthalter einen Gößenpfaffen ernftlich abprügeln, weil er in fei:
nen Gebethen und Opfern um Regen 2) nachgelaffen hatte; und drohte dabey, wofern
innerhalb fünf oder ſechs Tagen Feiner fiele, fo follte ex hingerichtet werden =). Allein
zweene Tage nachher vegnete es, zu feinem und feiner Mitbrüder großem Bergnügen.
Des Kaifers Den 3ten May kamen die Abgeordneten von dem Kaifer, mit einem großen Gefofge
Schreiben von tartarifchen Soldaten und Bedienen, an. Die Holländer, welche ihnen nicht entgegen
—* ” gehen und fie einholen konnten, wie fie hätten thun muͤſſen, giengen den andern Morgen
dee nach dem Caftelle, fie zu bewilllommen. Die Abgeorbneten famen Hogenhoeken bis in
den Saaf enfgegen, und führten ihn in ihr Zimmer, wo verfchiedene Stühle ftunden. Sie
verlangten, er follte fich ihnen zur linfen Hand feßen, welches er aber ausſchlug, worauf
fie ihn noͤthigten, fh dem oberften Abgeordneten gegen über zu fegen, welcher durchaus nicht
die Oberhand nehmen wollte. Er fagte: die Hollaͤnder wären mächtige Herren, und
der Raifer fehriebe den letzten Sieg über die aufrübrifchen Chinefen, ihnen ganz
allein zu; er wäre auch daher vom Hofe geſchickt, ihnen deswegen Dank zu für
gen, und gefiegelte Briefe nebft Befchenten zu überreichen. Er fete Hinzu, Seine
Majeftät hatten ihnen die Freyheit ertheilet, jedes andere Jahr hieher zu kommen und zu
handein; zugleich haͤtten ſie auch an den Unterkoͤnig und General geſchrieben zu ihrer Flotte
zu ſtoßen, um Tay wan wieder wegzunehmen, welches ihnen wiedergegeben werden follte,
wenn fie e8 weggenommen hätten; fie hätten fich aber ſehr verwundert, als fie gefehen, daß
die Flotte fhon nach Batavia zurücgegangen wäre, da man zu Pefing vermeynet, fie fey
noch immer an der Küfte, und zu der Unternehmung wider gedachtes Eyland bereit.
Nachdem
s) Dber die Eylande Ponk hu. a) Auf diefe Art dienen die des Nutzens wegen _
#) Der Betrüger wußte, daß fie Feine Wirkung unternommenen Betruͤgereyen derjenigen oſtmals
haben wilden. zur Strafe, welche ſich derjelben bedienen.
XIV Buch II Gapitel, 317
dem Horte ei
und nee * msn * — — getrunken, fo beurlaubte er ſich, 1664
— n bis aus der Thuͤre begleitet, Als er den folgenden Tag den Montanus
hu a * “ elte folcher die fehnelte Abreife der hollaͤndiſchen Flotte, und ſagte:
berg —* Tage g wartet hätte: fo Hätte fie die Zeitung von des Kaiſers an die Hol:
Seingen Eönnen: ae oͤnig von Jakatra Cworunter er Maetzuikern verftund) über- länder,
Gertigfeit — in der Seeoberſte waͤre zwey Jahre hintereinander ſtets in ſolcher Eil⸗
hat man foüßelem aß er von keinem Menſchen Abſchied genommen. Dieſes, ſetzte er hinzu,
Den Gt £ pfunden, daß —* — * Statthalter von Indien geſchrieben worden x).
amen einige chinefifche Kaufleute, die zurückgel llaͤndi
u beſeh ‚ die zuruͤckgelaßnen hollaͤndiſchen Waaren Ihre Prei
* * ſich zu erkundigen, was der Factor überhaupt dafür haben wollte, Als er werden *
derten: fi Härte ie ihm eben fo bezahlen, ‚als zu Nobles Zeit: fo lachten fie, und ertvie- forſchet.
daß die 66 — Se ziemlich theuer verkauft, weil es das erftemal geweſen,
Di —— ade el an, m Gr
wuͤrden. Sie —** fuͤr Amber von jwilt Gib : * zu Be fi ——
— oͤlf Gulden acht Tael; fuͤr Camfer von d
und zw Bart a 3 rey
— ee 7
eine Friſt aus diefes zu überlegen EU LEERE DE
3 * = .
Unterdeffen war der Feldherr nad) ber Stadt ieß ei
zu einem — ihnen * LE Sue ? und ließ ein Stüc Kronraſch
Seldgecen Wedienter aber antwortete, wenn die K it pre, ser Ale
Ein IR TI AM ONP beenpig, bet * enn aufleute fo viel dafür gaben, fo müßte es
Bnenboet au Heß. en, weil er es für fich felbft brauchte, wofuͤr es ihm
Den ı2ten meldete ihm d Be de
en a ae Bitte Lefeg, Yin Bent
diefes nun eine Önade wäre, Die zuvor nor Tay wan wieder zu überwältigen. Weil dem Feld»
rifchen Regierung gefchehen : fo müßte —— * Seh ange ie wa
Geſchenken an Seine Majeftät gefchi PREISEN HI U BEE
ac gefchickt werden; und da er Seiner Majeftät beri
vorige Ho bou y), womit er Noblen meynte, mä are
ynte, waͤre nach Batavia gegangen, um deswe-
gen Berordnung zu holen, fo würde es nicht rathſe ENDE
Stelle fä 4 ; hſam ſeyn, wenn jemand anders an ſeine
ae —
fein Misveranügen nur über Borts fehleuni — ed
vorher Hab Er — chleunige Abreiſe aus, und ſagte, der Feind wuͤrde
Er R en fonnen vo ig überwunden werden: er aber haͤtte ſich angeſtellt, als wenn er
eine Verhaltungebefeble enger eingefchränft wäre, als er es in der That geweſen.
—— hier gieng Hogenhoet ʒum Statthalter, wo er zur Tafel gebethen worden. und dem
RR gens begegnete ihm’ ein Mandarin ‚ welcher ihm melden füllen, es wäre Zeit, daß Statthalter.
Stühle Dun die Abgeordneten bereits da waͤren, unter welchen der Statthalter faß, Die
neten entf chf —— bedeckt, welcher reich mit Golde geſtickt war. Die Abgeord⸗
* gten ſich, dafs fie Hogenhoeken —* beſucht, weil fie alle ihre anbefohlenen
2%), Montanus in Back — * Sachen
nnd To Seite, Silbys China, aufder 178 nd — verſtanden wird,
* er Ho pou, dae welcher die hollaͤndiſchen Angelegenheiten vornehm⸗
— MEN Worſteher/ worunter lich beſorget. u
1664
Montanus.
Der Unter⸗
konig beklagt
ſich uͤber
Borten.
Teremonie
‚bey Eroͤff⸗
nung
318 Reiſen nach dem Reiche China.
Sachen noch nicht verrichtet haͤtten. Das Mahl beſtund aus ſechs und dreyßig Gaͤngen,
und allen Arten von leckerhaſten Speiſen.
Einige Tage nachher kamen die zu den kaiſerlichen Abgeordneten gehörigen Mandari⸗
nen zu dem holländischen Waarenhauſe, um den Preis ihrer Seide zu erhöhen, und fagten,
fie Hätten unteriwegens gehöret, Daß bie Holländer eine große Menge Seide Fauften, und
ſolche nach Batavia ſchickten, welches wider des Kaifers Befehl wäre, wegen ihrer neulichen
Dienfte aber ihnen nachgefehen würde: ihre Herren hätten Daher auch Seide gekauft, um
fie ihnen zu überlaflen, und hofften, fie würden fich niche weigern ‚-folche von ihnen zu neh⸗
men; denn es ftünde fonft in ihrer Gewalt, den Unserfönig, Feldherrn und Statthalter da⸗
bin zu vermögen, daß er ihnen verböthe, ohne befondere Erlaubniß von dem Kaifer, noch
mehr zu Faufen. Hierauf antwortete der Factor eben fo, als er ſchon vorher bey dergleichen
Gelegenheit gethan hatte. -
Den zoften giengen die Holländer bin, den Unterfönig zu beroillfommen, welcher von -
feiner Eroberung von. Tang fiva, La mwa, und andern fleinen Eylanden zurückgekehrt
war. Beh der Unterredung beklagte fich feine Hoheit fehr über des Seeoberften Borts
plößlichen Abreife, ohne ihm folches im geringften anders, ‚als durch einen Brief zu melden,
welcher fo fpät gekommen, daß er nicht Zeit gehabt, Darauf zuantworten, Er fegte hinzu,
weil ex fich mie dem Seeoberften nicht vergleichen koͤnnen, fo wünfchte er, es möchte ein
anderer an feine Stelle Eommen. Hogenhoek antwortete darauf, Die Wahl käme bloß
auf den König von Jakatra an. \
Diefe ganze Zeit über lag des Kaifers Schreiben, regen des Unterfönigs und Felde
herrn Abweſenheit, uneröffnet. Da fie aber nunmehr in die Stadt gekommen waren: fo
ließ der erftere Hogenhoeken durch einen Mandarin den 2ıften des Abends melden, den fol«
genden Morgen zu des Kaifers Pwe tfyen tfye zu fommen. Als er dahin fam, fand er
den Feldherrn nebft dem Statthalter und den Mandarinen, welche auf den Unterkoͤnig
warteten, der eine Stunde nachher anfam. Darauf erfchienen des Kaifers Abgeordnete,
mit deffen Schreiben und Gefchenfen, welche aus taufend Tael Silber , und fehzig Stüden
Seide und Brocade beftunden.
Das Schreiben war in eine gelbe Binde gewickelt, und lag in einem Gehäufe, welches
wie ein Tempel gemacht, veich vergoldet, und mit Figuren Fünftlich gezieret war. * Diefes
Gehäufe wurde auf zweene ladirte 2) Stöde gefeget, welche von acht Mann in rother und
- gelber Liverey, auf den Schultern getragen wurden. Diefen folgten vier Perfonen,, welche
fünf oder fechs roch lackirte a) mit Damafte bedeckte Tafeln trugen, worauf die Geſchenke
öffentlich lagen, welche in Gelde, Golde, und Seide beftunden. Darauf famen die Abge⸗
drdneten zu Pferde, in Begleitung vieler Edelleute. Vor den legtern giengen auf zwanzig
Perſonen vorher, welche das Spiel rührten, und auf verfchledenen muft£alifchen Inſtrumen⸗
> gen fpielten; fo daß es eher. ein Aufzug zu Begehung eines Triumpbs, als zu Leſung eines
Driefs zu fenn fehlen. Als der Brief alfo vorbey getragen wurde, ſo bezeugte Hogenhoef,
nach des Feldherrn Verlangen, demfelben , durch Beugung feines . Hauptes und $eibes , feine
Ehrerbiethung. Darauf folgten fie dem Zuge nach dem großen Saale , wo ihre Ercellenzen -
bereits faßen, darauf aber aufftunden; und nachdem fie fich mit einander berathfchlaget,
wurde Hogenhoeken abermal befohlen, niederzufnien, und fo Tange fo zu bleiben, als das
— Schreiben
=) Beym Ogilby: mit Wachſe uͤberzegen. 4) ER überzogen, wie eben der Schriftſteller
{
XIV Buch II Eapitel, | 319
Schreiben gelefen wuͤrde. Als folches geſchehen, fo wurde ihm das Schreiben von dem 1664 -
vornehmften Abgeoröneten auf feinen Arm gelegt, für welche Ehre er fein Haupt einigemale Montanns,
Bintereinander, noch) immer Fniend, neigen mußte, ben diefelbe Ehrerbierhung verrichtere
er auch für die taufend Tael und feidenen Zeuge.
Nach dieſem festen fich die Großen unter einen Himmel, und nöthigten Hogenhoeken, des kaiſerli⸗
ſich neben ihnen zu fegen. Sie liegen eine große Kanne Milch, mit pekingiſcher Butter und chen Briefes.
Bohnenmehle vermiſcht, bringen, und trunken ſolche. Der Unterkoͤnig begab ſich hierauf
zuerſt zuruͤck, darauf der Feldherr, und endlich die beyden Abgeordneten, dev Holländer,
und die Statthalter. Der Factor ließ des Kaiſers Schreiben einem von ſeinen Leuten auf
den Ruͤcken binden und alſo ragen, die Geſchenke aber in Pallakinen wegbringen. Die
Straßen waren gedrange voll Leute, welche die Trummeln ruͤhrten, und auf muſikaliſchen
Inſtrumenten fpielten, und zuſammenliefen, fie vorben gehen zu fehen,
Als er nach Haufefam, wurde er von ziveenen von des Kaifers Pwe tfyen tſye mit
dreyen Ehrenfchüffen bewillkommet, und die Trummeln und Pfeifen fpielten eine Stunde
lang vor dem Briefe, Diefes thaten fie nur, um Geld zu gewinnen, und Hogenhoek hatte
Befehl, ihnen etwas mehr zugeben, als Noble im vorigen Jahre gethan hatte, Er ftattete
auch den folgenden Tag den Abgeordneten befonders Dank ab; weil es fich kaum ereignet,
daß der Kaifer jemanden folche.große Gefchenfe vordem gegeben hat. x
Seiner Majeftät Schreiben, welches fih anfing: Ich Kong bi fende dieſes Schrei-
ben dem holländifchen Seeoberiten, Balthaſar ꝛc. enthielt nichts weiter, als eine Dankſa⸗
gung an den Seeoberften für feine neulichen Dienfte, weswegen der Kaifer verlangte, er
‚follte feine Gefhenfe annehmen und feinen ‘Brief ehren. Hogenhoek gieng hierauf den
folgenden Tag mit feinem ganzen Gefolge zu dem Unterfönige, dem Feldherrn, und den Ab-
geordneten des Kaifers, ihnen zu melden, daß er Darüber misvergnügt wäre, daß Seiner
Majeftäar Schreiben nichts von ihrem Handel in China, ihrer Niederlaſſung dafelbft , oder
davon Erwähnung gethan, daß dero Flotte mie der ihrigen nad) Tay wan gehen follte,
wie ſolches von ihren Hoheiten oftmals verſprochen worden. Es erhellte daher nunmehr
augenſcheinlich, daß fich der Seeoberſte nicht ohne Urſache über ihre Unbeſtaͤndigkeit bekla—
get hätte; weil man fände, daß nichts von allen ihren mündlichen Berfprechungen und Ber
ficherungen wahr wäre 5); und ber oberfte Statthalter würde es fehr übel nehmen, daß fie
zwey Jahre lang aufgehalten worden, und nichts weiter, als fchöne Worte erhalten hätten.
Hierauf antwortete der Unterfönig mit erzuͤrntem Gefichte, der Kaifer häfte den Hol⸗
laͤndern die Handlung verſprochen: es muͤßte aber alle zwey Jahre ein Geſandter geſchickt
werden; was die Sache wegen Tay wan betraͤfe, ſo waͤren ſie bereit, mit ihnen zu gehen,
ſolches zu erobern, wenn ihre Flotte von Batavia zuruͤck kaͤme: Sollte auch ein Geſandter
mit kommen, ſo wollten ſie ihn ſogleich mit Briefen und Empfehlungsſchreiben nach Peking
abfertigen; und er koͤnnte fie verſichern, fie würden einen beftändigen Handel erhalten, mit
der Erfaubnig, nach Belieben zu fommen und wegzugehen, und außerdem würden fie auch
noch ein Eyland oder ein anderes Stück Sand befommen, wo fie, ohne geftöhrt zu werden,
wohnen koͤnnten. Hogenhoek erhielt eben dergleichen Antwort von dem Statthalter : allein
der Feldherr Li po vi ſchien höchft misvergnügt zu ſeyn, und fagte: fie follten mit fols
chen großen Geſchenken ‚und dem gefiegelten Briefe von dem Raiſer, worinnen
er
5) €s kann in der That nichts haͤrters geſagt werden, wenn auch diefe Beſchuldigung wahr wäre.
Streitigfeit
darüber
mit ben Un⸗
terkoͤnige
1664
320 Reiſen nach dem Reiche China.
er ihnen den Ruhm wegen des befiegten Seindes zufchriebe, eine ihre, die
mMontanus. vordem noch niemanden wiederfabren, zufrieden feyn, wenn fie aud) fonft
und dem
Feldherrn.
nichts erhielten.
Der Oberfactor erwiederte, fie dankten Seiner Majeſtaͤt für dieſe Gnade: allein, wo
man den Holländern zu handeln erlaubte, da befämen fie von den Fürften des Landes befie-
gelte Briefe, welche ſowohl den Statthaltern diefer Fürften, als ihnen felbft zur Sicherheit
- dienten. Zudem wären die Holländer, welche durch Die ganze Welt handelten, und darin⸗
nen an Feine gewiſſe Zeit gebunden wären, überall, wo fie nur hinkaͤmen, angenehm, und
Einnten kommen, fo oft als es ihnen beliebte, und handeln, wie es ihnen gut daͤuchte.
Der Feldherr antwortete darauf verdruͤßlich: ein jedes Sand hätte feine Gewohnheiten, fo
auch das ihrige: wenn ihnen die Anerbiethung,, in zweyen Jahren einmal zu kommen, nicht
anftünde, fo fönnten fie wegbleibenz und wenn fie zu der gefegten Zeit nicht kaͤmen, fo ſoll⸗
ten fie wieder weggehen, ohne etiwas ausgerichtet zu haben. Hogenhoek antwortete, der-
Die Sachen
werden bey:
gelegt.
Geſchenke an
die Abgeord⸗
neten.
gleichen Reden kaͤmen ihm um ſo viel fremder vor, weil er, der Feldherr ſelbſt, ihm ver-
ſprochen haͤtte, er wollte ihm von ſeiner Majeſtaͤt beſiegelte Schreiben deswegen verſchaffen;
und er Eönnte Ehrenhalber nicht weniger thun, indem ihr Anſuchen fo billig wäre, und nur
darinnen beftünde, daß fie wegen aller der Unfoften und Befchwerden, die fie bey Erobe-
vung der Juſeln gehabt, eines freyen Handels genießen möchten.
Nachdem der Unterfönig eine Zeitlang ſtillgeſchwiegen: fo Ienfte er das Gefpräch auf
etwas anders und fragte nach YIoblen. Diefes gab dem Feldherrn Gelegenheit zu fagen,
man warde bey Nobles Zurückkunft ver Gefelffchaft all ihr Suchen zugeftehen; doch müßte
man auch, fagte er, den Abgeordneten beffer willfahren, als er gethan hat. Hierauf erfuchte
Zogenhoek den Linterfönig, er möchte doc) belieben, ihm zu fagen, wie viel er mehr ge⸗
ben folfte, als Noble gegeben hätte. Seine Hoheit antwortete darauf: fo viel ihm felbft
gut duͤnkte.
Der Factor nahm hierauf feinen Urlaub, und gieng zu ben Abgeordneten. Ben ihrer
Unterredung wegen des Handels fagte er zu ihnen : er hätte gehofft, fie wuͤrden deswegen
befiegelte Briefe mitbringen. _ Sie eriiederten, fie Hätten auch an den Unterfönig, den
Feldberrn und Statthalter dergleichen mitgebracht, welche enthielten, dag, wenn ein Ab⸗
geſandter kaͤme, ſolcher ſogleich nach Hofe geſchickt werden, und der Handel von der Zeit an⸗
fangen ſollte. Sie waren auch der Meynung, wenn die Holländer ſonſt noch was ſuchten,
ſo wuͤrde es ihnen verwilliget werden, indem der Kaiſer eine ſo große Hochachtung fuͤr ſie
haͤtte; ſie verſprachen auch, den Kaiſer anzuliegen, damit ſie die Freyheit zu einem beſtaͤn⸗
digen Handel von ihm erhielten.
Den folgenden Tag gieng Hogenhoek bin, feine Geſchenke zu überreichen. Die an
den oberften Abgeordneten waren zwey und zwanzig Ellen Scharlach; eine halbe Schnur
vorher Korallen, welche fechs Unzen wogen; zwey Stüdfe bunten Perperuan a) fehs Stüde
feinenen , und vier Eoftbare Degen. Dem zweyten gab er fiebenzehn Elfen Scharlach, eine
halbe Schnur Korallen, vier Unzen fehtver, zwey Stuͤcke Perpetuan, vier Stücde leinene,
und zweene Degen. Ihre Mandarinen und Bediente wurden gleichfalls befchenfet, ein jeber
nach feinem Stande «),
Den
ce) Montanus in Ogilbys China, auf der 184 und folgenden Seite.
5% XIV Buch »IN Eapitel. gar
Den oſten wohnten die Holländer dem Feſte Pi lou bey, welches durch das ganze 1664
Reich gefegert wird. Sie fahren dabey in langen neu gemalten Booten, die nach denen Montanus.
Parteyen, welche fie zu dem Ende gemacht haben; mit ſeidenen Flaggen und Wimpeln ge — N —"
ziert find. Man erzählte Hogenhoeken von diefem Fefte, es hätte ehemals ein Starehaf-. deſt Pi ar.
ter von Datacelles, einem an Gold und Silber frichtbaren Sande vorhergeſagt, es wuͤrde
ſolches Eyland uͤberſchwemmt werben, und er waͤre daher mit feinen Freunden, und denje⸗
nigen, bie feiner Prophezeyung geglaubet, von da an die Küfte von China geflohen, wo er
als ein Gott des Meeres verehret würde, Denn bald darauf wäre das Eyland, wiefie er⸗
sählen, gefunfen,: Zum Andenken deſſelben nun hielten fie dieſen Feittag. HM
Den zoften kam ein Mandarin vom Li po vi, Hogenhoeken zu erſuchen, er möchte ſich Die Abge
ertoag zeitig in der Abgeordneten Behaufung einfinden. Als er dahin Fam, fo fand.er fie ordneten
befchäfftige, ihre Güter einzupaden, und ihre Sflaven zwey und zwey zuſammen zu feffeln, geben wie:
an der Zahl fechs bis fiebenhumdert, von beyderley Gefchlechte, welche fie zu 20 msi und dr zuruͤck
Hemvoi genommen hatten, Bey ihrer Abreife dankten fie dem Factöre für feine ®efchenfed
fie fagten aber, fie wuͤßten nicht, ob es der Kaiſer zugeben würde, daß fie folche reiche Ges
fhenfe behielten. Hogenhoek trunk ihnen Seiner Majeftät Geſundheit in einem großen.
Glaſe Sert zu, welches luftig herum gieng. Die Abgefchicten bewunderten den vortreffz
lichen Geſchmack des Getränfes, und bathen, man möchte einem jeden von ihren vornehme:
flen Bedienten ein Glas geben, damit fie ſagen Fönnten, fie Hätten Davon getrunfen, wenn
fie nach Peking kaͤmen. | in ah
Den folgenden Tag ſchloß der Feldherr Li po vi feine Thüren, indem er entfchloffen
war, fich den Öefihäfften wegen feines Alters gänzlich zu entziehen, Er war Willens, nach
Peking zu geben; vermöge der Briefe von feiner Gemahlinn, welche des Kaiſers Muhme
= Ne en Er in — gebracht, ihn zum Statthalter dreyer Landſchaf⸗
zu machen: allein er ſchlug dieſe Ehre aus, und hielt ie Er i
Ruhe zu begeben; f a en FH AT.
Weil die Holländer in zweenen Monaten feine Bezahlung des Geldes für ihre Tafel,
befommen hatten: fo beflagte fich der Dberfactor erſt Deswegen bey dem Statthalter von
Hok fyew, und darauf bey dem Unserfönige und Feloheren, veicher ſehr ungehalten über
die dazu beſtimmten Mandarinen war, und ihnen fogleich befahl, das Ruͤckſtaͤndige den fol-
genden Tag zu bezahlen, und fortan ordentlich, zu Ende-eines jeden Monats, den) Ge⸗
Halt abzutragen. — *
Da auch Hogenhoek in Maetzuikers Namen Anſuchung gethan, es möchten ihm Neue Strei
die Holländifchen Gefangenen ausgeliefert werben, welche von Formofa gefommen: fo ließ tigkeit. "
ihm der Feldherr melden, er hätte den Tſye Eau tſya deswegen holen laffen, der ihm aber
geantwortet, die Gefangenen hätten ihm gefagt: fie wollten fich eher in Stheken zer-
hauen laffen, als wieder zu ihren Bandesleuten zuruck Eehren; und die Negerjun-
gen fagten eben dag, Der Factor anfworteter es kaͤme ihm wunderlich vor, daß fie ſich
Fre Seit ‚ zu kommen, ba alle Tage einer oder der andere mit ihm fpräche, ihnen ihre
a Bu verſchaffen. Er fegte hinzu, er hätte vernommen, fie wären gefeffeft, und in
engern Verhaft ach, * FRI h j
—— gebracht worden, ſeitdem er den Feldherrn wegen ihrer Befreyung erſucht
hätte; und er glaubte ng z Beri der S
abgeftatet, Die, es hätte ILfpe Eau tſya sinen falfchen Bericht ‚von. der Sache
Allgem. Reifebefche, v Band. S; Den
*
1664
Montanus
mit dem
Feldherrn.
Das Caſtell
Tiolo wird
belagert.
Verbdthener |
Handel,
322 Reiſen nach dein Reiche China.
Den folgenden Tag ſchrieb Hogenhoek einen Brief an den Si po vi megen dieſer
Sache, und gab zu verſtehen: wofern die Gefangenen nicht ausgeliefert würden‘.
fo würden fich einige Unruhen: deswegen entfpinnen. Der Feldhere nahm diefes
als eine Drohung an, und antwortete: Hogenhoek folltewiffen, daß er Li po wi:
wäre, und daß es in feiner Bewalt ftunde, den Hollaͤndern Bures oder Schas
den zu hun. Er feste Hinzu: ev möchte fich folcher drohenden Ausdrücke entbal;
ten, oder fonft den Hof meiden, Als der Seeretär des-Unterfönigs den Factor befuchte,
und die rauhe Antwort des Di po vi erfuhr: fo erboth er ſich, folche feinem Herrn anzuzei⸗
gen, indem er wuͤßte, daß derſelbige vor zweenen oder dreyen Tagen zu dem Feldherrn ge⸗
ſchickt, und ihn um die Befreyung der Gefangenen erſuchen laffen ; und auf dieſe Ark
wurde durch DBermittelung des Unterfönigs zwiſchen dem Feldherrn und Hogenhoeken
eine Verſoͤhnung geſtiftet.
Den 6ten des Heumonats gieng der Kon bon oder Statthalter nach dem Caſtelle
Tiolo, drey Meilen von Hok ſyero ven Ova tonge, einen alten Soldaten von ſiebenzig
Jahren zu belagern, der ſchon von der Zeit des Iquon, (oder Ching chi long), des
Koxinga Vaters, ſich wider die Tartarn gehalten, und drentaufend Mann unfer feiner
Anführung hatte. Zweene Tage nachher gieng der Tſye Fan tſya nach en ping d),
über welche Stadt er wider Willen der Einwohner zum Statthalter gemacht worden e),
Er hatte vier- oder fünfhundert Soldaten und achtzig Junken, welche bey der Ruͤckkunft ver
bolländifchen Flotte mit ihr nach Tay wan gehen follten.
Diefen Monat führten die Kaufleute von Nan Fing, welche mit ihren Seidenwaaren
aus ber Sandfchaft Che kyang Famen, alle ihre Güter nad) Sink few, ohne das geringfte
nach Hok ſyew zu bringen, welches dem holländifchen Handel ſehr nachtheilig war. Weil
der Hay tan kon, Statthalter von Sink fpew, und andere, öffentlich Feine Junken nach
Japan, den Manillen oder Tay wan fenden dürfen: fo bedienen fie fich diefes Runftgriffes ;
Sie laden die Fahrzeuge, welche fie wegzuſchicken gedenken, an ben Kayen oder Anfuhr-
ten. Wenn folche nun aber eben auslaufen wollen: fo koͤmmt die Zeitung, es wären einige
feindliche Junken an der Küfte. Auf diefe Nachricht laden die Kaufleute ihre Barfen wie-
Gewaltiger
Sturm.
der aus, und ſchicken ſolche wider die Feinde zu fechten. Inzwiſchen laden ſie ſolche des
Nachts in geheim wiederum mit verbothenen Guͤtern, und gehen mit Anbruche des Tages
ab. Es kann dieſes aber ohne Nachſicht der Aufſeher nicht geſchehen, als welche wohl wiffen,
daß die Öroßen an der Fracht mit Theil haben,
Den ızten entftund ein heftiger Sturm, der mit gewaltigen Regenguͤſſen begleitet
‚war, welche neun Tage lang hinter einander ohne Aufhören anbielten, und auf dem Sande
großen Schaben thaten. In Hok ſyew wurden viele Haͤuſer weggeſchwemmt, und zwanzig,
Seute erſoffen. In den Straßen von Lam thay f). fund, das Wafler kniehoch, und lief
in Sink ſyew fo hoch an, daß viertaufend von den Einwohnern mit der Fluch weggefuͤhrt
wurden, welche in dem Fort vierzehn oder funfzehn Fuß hoch flieg. An einigen Orten
ſchwemmte has Wafler ganze Dorffchaften weg, Es wurden über zweytauſend Pikol weiße
rohe
ſau König genannt wurde.
4) Diefes iſt die Stadt, von welcher Ching ke 2 oe bit ibn für einen Verraͤther von
ı y + al;
XIV Burke Capitel. | 323
rohe Seide weggetrieben und giengen verlohren. Ueber: diefes büßte der Unterfönig vier- 1664
Hundert Pifol ein, welches machte, daß die Seide auf zweyhundert Tael fieg,. Montanus.
Den oſten legte Hogenhoek einen Beſuch bey dem Feldherrn ab, welcher fich freute, Geheimer
ihn zu feben, ob er gfeich krank Ing, Cr fragte, warum die holländifche Flotte fo Inge Sande.
wegbliebe ? Er feßte hinzu, fie wären bereit, fo bald einige Zeitung kaͤme, daß ber See:
oberfte bey den Pifcadoren von Tay warn angelangt wäre, den großen Mandarin Hay
tan Eon g), den Satthalter von Sink ſyew, Tſye te toE und zweene ‚andere Herren zu
ihm zu ſchicken, um ihn zu bewillkommen und fich mit ihm zu berarbfehlagen.
Nach dreyen Wochen vernahm der Factor, der Feldherr Li po vi hätte feine Erlaſſung
erhalten ‚und wäre. ein Staatsrath geworden, für welche Stelle er acht Tonnen Goldes,
außer vielen koſtbaren Geſchenken, gegeben. Er erfuhr. auch, daß des An pi kya Junken
eine von des Jap tan Eons feinen weggenommen, welche von den Manillen mir hundert
und fünfzig tauſend fpanifchen Realen an Bord gefommen'väre, da der Hay tan ton
ngegen neune von feinen aufgetrieben, welche mit Neiße beladen gewefen, und nah Tſan
chew gehen ſollen, wo ſolcher ſelten iſt. Es konnte kein Menſch das Geheimniß von dieſer
Art Feindſeligkeiten zwiſchen Boͤlkern begreifen, Die zu gleicher Zeit mit einander handelten ;
das eine mic Seiden und Baummolle, und das andere mit Neiße,
Den zaiten gieng Hogehoek mit feinem ganzen Gefolge zudem Unterfönige, der ihn Geſchenke
zur Tafel eingeladen. Er fand den Audienzfaal mit Mandarinen und Herren angefüllet, für Maet⸗
Der Unterfönig felbit {aß in großem Staate auf einem Stuhle, hatte eine Kette um den duitern.
Hals, woran ein Paar Roſenkraͤnze 4) Hingen, Nach einiger Zeit berichteten ihm Seine
Hoheit, es wäre von dem Kaifer eine Antwort auf ein Schreiben gefommen, welches er
zum Beten der Holländer vor dreyen Monaten an den Staatsrath.gefchrieben hätte, damit
es Seiner Majeſtaͤt eingehändige würde: er bärte ibm aber, nämlich Hogenhoefen bisher
nichts Davon fagen wollen, weil er nicht gewiß geweſen, ob man ihm fein Suchen zugefter
hen würde, Diefes beftund darinnen ‚ daß ihr König Maetzuiker ein Geſchenk von zwey
tauſend Tael Silber und hundert Stücken goldenen Brocad haben follte, welches auch bes
williget ward. Er meldete ihm gleichfalls, es wären mit den Mandarinen zweene Age:
ordnete von dem Kaifer angefommen;, bloß fich zu erkundigen, ob ein oder zweene Ongs
oder Könige zu Batavia wären. Denn das von Kanton an Seine Majeftär gefchickte
Schreiben wäre im Namen des Öeneralgupernörs Maetzuiker, da bingegen das an ihn
ſelbſt nach Hok ſyew geftellte Schreiben, im Namen des. Morenhauptmanns und Johann
aetzuikers wäre en
Hogenhoek loͤſte die Schroierigfeit dadurch auf, daß er dem Unterfönige meldete, Schwierig⸗
Maetzuiker wäre des Generaiſtatthalters Name, und Morenhauptmann bloß ein Titel, keit
welcher fo viel als dag Haupt oder der oberſte Statthalter über alle andere bedeutete, und
ihm von den Indianern gegeben wiirde. Hierauf fragten ihn Seine Hoheit, wie viel Raͤthe
und Unterſtatchalter ex unger fich Hätte? Als ihm nun darauf geantwortet wurde, ſiebenzehn
oder achtzehn; ſo ſchien der Unterkoͤnig darüber zu — und ſagte: es waͤre ur
4 8.2 0),
F) Eine Vorſtadt rn — —
ot r Beym Ogilby: ein Ave Marin,
8) Beym OSLO een eye kauf, — jr *
1664
5 Reiſen nach dem Reiche China,
lich, er Hätte niemals gedacht, daß der Ong von Batavia fo viel Unterfönige unter fich
Montanus gehabt haͤtte. Der Factor lächelte und eriviedente: er hoffte, Seine Hoheit würden es wahr
wegen feines
Namens.
befinden, und nannte ihm darauf; die meiſten davon. Der Unterfönig.fah. hierauf alle feine
Raͤthe und Mandarinen fleif an, welche aus Ehrerbierhung ihre Häuvter darüber neigten.
‚Seine Hoheit gaben darauf ein Zeichen, und die Tafel ward mit mancherlen Speifen ange-
‚richtet, wobey er aufgeräumter war, als fonft, und verſchiedene Gefundheiten hinter ein-
ander qusbrachte. Das Mahl wurde mir Muſik und einem Suftfpiele begleitet. Zu Ende
wurden drey große Gefäße aus Rhinoceroshoͤrnern gebrache, ‚welche Hogenhoek und ein
anderer Factor auf des Unterfönigs Gefundheit dreymal austrinfen mußten. Als fie dar-
auf aufſtunden, fich zu beurlauben: fo fagten Seine Hoheit zu ihnen: er würde innerhalb
drey Tagen dem Kaifer von ihrem Geſpraͤche mit ihm Nachricht geben, und warnere fie da-
ber, fie möchten fich in Acht nehmen, daß alles, was fie gefagt härten, wahr wäre; denn es
‘würden Seine Majeſtaͤt und der Staatsrath über die geringite Unwahrbeit hoͤchſt unwillig
fenn. Hogenhoek verficherte den Unterkönig + Alles, was er gefage hätte, waͤre wahr; und
begab ſich darauf zurüc,
Den 25ften wurden die Holländer auf eben die Ark von dem Feldherrn Li po vi be
wirthet. Den folgenden Tag Famen bie pekingifchen Abgeordneten in ihre Behaufung, fich
nah Maetzuiters Namen und Titeln zu erkundigen. Sie fagten: ob fie zwar ſchon von
dem Unterfönige und Feldherrn eine Nachricht davon hätten: fo wollten fie doch folches ſelbſt
aus Hogenhoefs eigenem Munde vernehmen, damit fie dem Kaifer einen’ defto vichtigern
Bericht davon erſtatten fönnten. Den 27ften kam Kopingas Mutter mie feinem Bruder
Sibys i) nad) Hok ſyew, um fich einige Leute auszubitten, die fie nach Peking beglei-
teten, wohin fie der Kaiſer, weitern Unruhen vorzubeugen, berufen hatte, daß fie dafelbft
leben follten, © Sie hatten ſich das Jahr vorher, ehe die holländifche Flotte angefommen
wer, an die Tartarn ergeben. "Den folgenden Tag gieng Hogenhoek, auf Erinnerung
des Feldherrn, zu den Falferlichen Abgeordneten, ſich von ihnen zu beurlauben, und befchenf-
te fie.) Dem erften Abgeordneten gab er fünf und zwanzig Tael Silber in Papier gewickelt;
dem zweyten funfzehn, dem Herolde fieben, und einigen von ihrem Gefolge fünfe. Er be-
richtete den Abgeordneten daben, wie ihm war unter den Fuß gegeben, es wären alle ihre
Guͤter fchon verkauft, und er böthe fie, fie möchten diefe Summe nur annehmen, fich un-
terwegens Toback dafür zu Faufen A), R: J
Das
) Oder Zibya, wie zuvor. 6) Montanus in Ogilbys China, auf der ryn und folgenden Seite:
xXxV Buch IV Capitel. ——
PN 2 1666
Das 2 IV. J Capitel. Montanus. &
Die Geſandtſchaft des Herrn van Hoorn an Kang Fi, Kaiſer
| in China und der oſtlichen Tartarey. |
— Der I Abſchnitt.
: Des Gefandten Ankunft zu Hof pe, und was daſelbſt vorgegangen,
Abſicht der Geſandtſchaft. Die Flotte koͤmmt zu Einſchraͤnkung der Holländer. Es Eommen mehr
Hof few an. Einige Mandarinen fommen an Cchreiben von Peking an. Der Handel wird
Dord. Geſchenke von dem Feldheren. Der noc immer verzögert. Des Gefandten Ber
Geſandte wird beleidigt; beſuchet den Unterfö- ſchwerden an den Feldheren. Der Handel fängt
nig und Feldherrn. Statthalter treiben verbo: an. Chinefifche Wayangs oder Spieles Der
thenen Handel, Ochſen und Pferde werden be: Feldherr fordert die verfallenen Güter nochmals
fißtiget. Es kommen englifche Schiffe an, eie wieder; machet den Kolländern einige Vorwuͤr⸗
ne Handlung aufzurichten. Die Holländer neh: fe. Ihre Verteidigung. Sie werden gezwun⸗ ;
men chinefifche Waaren weg; der Feldberr for⸗ gen, nachzugeben. Die chinefiichen Güter wer⸗ \
dert fie wieder. Die Geſchenke landen insge- den wieder erſtattet. Sie ſchicken ſich zur Ab⸗
ſammt. Des Kaiſers Schreiben fömmt an. reiſe.
er General und Rath von Batavia hielten es nad) Borts Zuruͤckkunft, nicht für Abſicht der
$ varhfam, tiederum eine Flotte nach Fo Eyen zu ſchicken, wie es der Seeoberfte Selandts
dem Unterfönige verfprochen hatte. Mach vielem Mortwechfel und einer langen ſchaft.
Bedenkzeit aber wurde endlich beſchloſſen, man wollte noch einmal eine prächtige Geſandt⸗
Schafe, mit veichen Geſchenken nach) Peking ſchicken, um zu verfuchen, ob man, went es
möglich wäre, eine freye Handlung für die Holländer in China erhalten koͤnnte. Zu diefem
Ende wurde der Herr Peter van Hoorn, geheimer Kath und Oberfchagmeifter von In⸗
dien, zum Öefandten erwaͤhlet, und ihm zwanzig Perfonen zu feinem Gefolge beftinmt, wor-
unter Conftantin Noble, als vornehmter Geſandtſchaftsrath und Director der Hand:
kung in Hok ſyew oder Su chew fr, der Hauptftadt von So kyen ©); Johann Put⸗ Ä
manns, Factor und Ceremonienmeifter, Johann van der Does, Gecretär, Bysbert
Buwenoort Hofmeifter; fechs Hofjunfer; ein Wundarzt, fehs Mann zur Wache, zwee—
ne Trompeter und ein Koch waren. . Wofern der Gefandte unterwegens ftürbe, fo follte
Noble an feine Stelle kommen.
Damit diefe Gefandrfchaft mit mehrerer Pracht erſcheinen möchte: fo wurden fünf Die Flotte
chiffe ausgerüftet, mit Geſchenken und Kaufmannsgütern beladen, und jo wohl mit Sole langet zu
‚Daten, als mit Seeleuten, befeset. Verſchiedene Chinefen, welche fich feit einigen Jahren’ Hek ſyew
zu Batavia niedergelaſſen hatten, giengen ebenfalls zu Schiffe, um wiederum in ihr Ba- 2
serland zurück zu kehren. Den sten Juli 2) im Jahre 166.4 gieng die Flotte unter Se—
‚gel, und langte pen sten Yuguft, weil ihr dev Alt günftig war, in dem ee
83
& ——
a) In dem vorigen Tagebuche wird gefant, Hok Teßtere Sink ſyew ober Ebinzien und Chin chew
ae er Evang chew fur einerlen, weiches if, wie es einige ſchreiben.
5) Nachgehenos wird der Sunins genennet.
au Heife nach dem Reiche China.
1666 fihen Hafen c), in dem Fluſſe Hok fpew an. Hier Fam ein Tartar von dem Statthalter
Montanus. zu Min ja zen d) an Bord; erkundigte ſich, wer fie wären, und meldete ihnen, daß der
Feldherr Li po vi tod wäre. 2 ehe ig
Ein Manda: Den folgenden Morgen|Fam ein Mandarin und fragte, ob ein Abgeſandter an den
vin koͤmmt Kaifer angefommen ware? In diefem Falle wollte er die Berichtfehreiben an den Unterkoͤ—
an Bord. nig Sing la mong, und an den neuen Feldherrn Spyang po vi, beftellen. Diefes that
er auch. Den zten ſtellten fich drey Mandarinen ein; thaten mehrere Fragen, und woll-
ten die Gefchenfe ſehen. Wegen diefes legtern Anfuchens aber wurden fie auf den nächft-
folgenden Tag vertroͤſtet. Indeſſen gaben der Secretär und der Dollmetſcher, welche mit
den Mandarinen nach Hok ſyew gegangen waren, die Briefe an den Unterfönig, an den
Seldheren und an den Statthalter ab. Dem erften gaben fie zur Antwort auf feine Frage:
die Holländer wären bloß megen einer Geſandtſchaft an den Kaifer gefommen, und hätten
gar nicht die Abfiche gehabt, Formoſa anzugreifen.
Geſchenke Den 1öten kamen vier Mandarinen von dem Feldherrn und dem Statthalter, und
von demgeld: brachten dem Abgefandten ein Gefchen von hundert und zwanzig Körben, oder vier Ton:
been. nen Reiß; dreyßig Paar Capaunen ; viele Enten; vierzig große Gefäße von ihrem bes
ſten Getraͤnke; fechs fette Ochfen; zwanzig Schweine; dreyßig Gänfe und hundert Waſ⸗
ſerlimonien. Weil aber der Unterkoͤnig keinen Antheil an dieſem Geſchenke hatte: fo verur—
ſachte ſolches einige Eiferſucht e). Jo
Den zıften kamen drey Mandarinen, ziveene von dem Unterkoͤnige und einer von dem
Statthalter zu Min ja zen, um die Gefchenfe des Gefandten hineinzubringen. Diefer
verlangte ziveene Tage Zeit, damit er alles fertig machen koͤnnte. Den azften fing er an,
zwey Luſtſchiffe, welche zu Diefer Abfiche herbey gebracht worden waren, zu beladen, Als
er aber fah, daß diefelben niche zureichten, feine Leute und Güter fortzubringen : fo bach er
die Mandarinen, daß fie ihm noch eines verfchaffen möchten. Da fie ihm diefes abfchlugen,
fagte er: Man hörte ihm berichtet, fie wären eine wohlgefittete YTation. Er
wunderte fich daber, warum fie ihr Verſprechen nicht bielten, daß er fo viel
Boote haben follte, als er noͤthig hätte. Hierzu fügte er die Drohung, daß er nach
Hok ſyew ſchicken und eine ſchriftliche Verordnung holen laſſen wollte, wornach man ſich
zu richten haͤtte. Hierauf wurde unverzuͤglich eine Junke herbey gebracht.
Der Abge⸗ Zu Mittage ftieß er von dem Schiffe ab und landete um drey Uhr zu Min ja zen an,
fandte wird Der Statthalter dafelbft, welcher ſich unpaͤßlich befand, ſchickte zu ihm, ließ ihn bewillfom-
erhittert. men, und wollte zugleich alle Kiften und Kaften durchſuchen laſſen. Allein der Abgefandte
fagte: die Mandarinen hätten ihm verfprochen, daß feine Guͤter unangetafter fort
gebracht werden follten; und er wollte fich lieber wiederum an Bord begeben,
als folche Beſchimpfungen eröulden. Hierauf ſtunden die Bedienten von ihrem Unter: -
nehmen ab. Gegen Abend gieng er ab: wurde aber wegen der Ebbe genöthiger, vor dam
thay Anker zu werfen. Als die Fluth wieder kam, fegte er feinen Weg meirer fort, und
langte bey Anbruche des Tages vor der Brüce von Jam thay an. Hier landeten die Man-
darinen, um dem Feldheren Beriche zu erftatten. Es fliegen auch) einige Bediente des Ab:
gefandten an das Sand, um fich nach einem Haufe umzufeben.
| Den
ec) Finige von den Schiffen fegelten zwiſchen d) Su den Landkarten der FJeſuiten heißt dieſer
dieſem Hafen So ti ba und Tin bay herum, Ort Min ngan ching, und liegt nahe bey Su
chew fu.
XIV Buch IV Eapitel 327
Den zaften Famen die Mandarinen mit Pferden wiederum zuruͤck. Hierauf wurde 1666
der Abgefandte erfklich zu dem Unterfönige, hernach zu dem Feldherrn und endlich zu dem Montanus.
Kon bon oder Statthalter gefuͤhret. Dieſe empfingen ihn alle mit großen Ehren⸗ und €. deſuch
Freundſchaftsbezeugungen. Diefe Nacht entſtund ein erſchrecklicher Sturm, in welchem die den Unter»
Junke, die mit allem ihren Keifegeräthe beladen war, an der Brüde von Lam thay in Eönig.
Stücken zerfcheiterte, Doch wurden noch die meiften Güter gerettet, Als der Gefandte wenig
Tage bernach bey dem Feldherrn Gehör hatte: fo wäre beynahe wegen der Geſchenke und Kauf
mannsgüfer welche diefer Here zu fehen verlangte, ein Streit entftanden. Die Holländer
führten aber einige Gründe an, warum fie die Ausladung derfelben verfehoben hätten, Der
Feldherr bezeugte fein Misvergnügen gegen Noblen auf eine trogige Art, die aber Doc)
mit Berficherungen der Freundfchaft und Aufrichtigkeit vermifcher war. Es wurde aber
diefe Sache, durch die Klugheit des Gefandten , gar bald gefchlichtet, und zwar vermittelft
eines Gefchenfes von Blurforallen und einer Matraze, wofuͤr ihm diefer Here dreyhundert
—F Silber anbiethen ließ, die er aber ausſchlug und den Feldherrn erſuchte, ſie fuͤr ſich
zu behalten.
Den zten bes Herbſtmonats kamen zweene Factore des Unterkoͤnigs, und ſagten No⸗ Unterſchleif
bien im Namen ihres Herrn, daß, wenn die Geſellſchaft eine große Menge von weißer des Statt
roher Seide zu haben wünfchte, er deswegen mit dem Feldherrn fprechen, und ihn um halters.
feinen Beyſtand erſuchen wollte. Denn die Ausführung ſolcher Seide wäre anjetzo viel
ftrenger, als jemals, verbothen, Man hätte fünf Perfonen vom Stande in alle an der See
gelegene Provinzen geſchicket, um darauf zu fehen, Daß das Geſetz beobachtet werden möchte,
Als aber diefe Beamten einen zuvor nie erhörten Preis, nämlich zwey hundert und funfzig
Tael für jeden Pikol verlangten : fo fagte Noble zu ihnen, er wäre zwar bereit , feine
Waaren gegen einen Theil Seide zu vertaufchen, könnte fich aber nicht zu einem folchen
Preife verſtehen. Den 6ten des Herbſtmonates langte ein hollaͤndiſches Schiff mit der
Meuigfeit an, daß vor vier Monaten die Chinefen zu Koxinga das dafige Fort belagert
hätten, aber mie großem Berlufte abgetrieben worden wären.
Weil der Unterfönig und der Feldherr ein großes Verlangen trugen, die Gefchenke Die Pferde .
für den Kaifer, und fonderlich die Pferde und Ochfen, zu ſehen: fo wurden diefelben den und Ochſen
8ten diefes Monats, bey der Brüce von Lam thay, welches die Worftadt von Hok ſyew "erden bez
iſt, an das Sand gefeger, und an beyderfeirige Höfe geſchicket, wo man fie, vornehmlich Die Ken
Ochſen, mit großer Verwunderung befchauete. Um Diefe Zeit waren fo wohl der Unterkoͤnig
als der Gefandte, an dem Bauchgeimmen Frank, Der erftere_ lieg den legtern um feinen
Wundarzt erfuchen: und der legtere ließ den Feldheren bitten, er möchte ihm feinen Arzt
leiden. Diefer verfehrieb ihm etwas, welches ihm fo gleich Linderung verfchaffte / ). Der Feld
here und der Unterfönig ſchienen beyde unzufrieden zu feyn, daß man nicht alle Gefchenfe
ausgeladen harte; denn fie mußten eingepacket und fertig gehalten werden, weil man täglich
einen Befehl für den Geſandten erwartete, daß ernac Peking abgehen füllte.
Den 1sten lief die Zeitung ein, daß ſich neun englifche Schiffe an der Küfte bey den Engliſche
Inſeln A mwi und Que mwi ſehen ließen, welche in der Abſicht gekommen waren, bier ee
um einen Handel anzufuchen, weil man ihnen denfelben zu Ranton abgefchlagen hatte, e
ie
chew fu. Diefes bewei
iſt, d e) Wiontsnus in Ogilbys China, auf der 203
Hok ſyew ſeyn mug, AB der lehtere Ort uf. Seite, F) Ebenderſelbe a. d. 2221. f. ©.
928 Reifen nach dem Reiche China.
1666 fie für dieſe Freyheit vierhundert Tael Silber geborhen hatten, Dieſen Tag wurdben alle
Montanus. Geſchenke an das fand gebracht, ‘deren man bey den obengemeldeten Herren Erwähnung‘
IT gerhan Hatte. Dieſe wurden zugleich um einen Geleitsbrief erſuchet, Damit ein Boot vor
ihren Schiffen ficher ab- und zu fahren Föntite, und man alfo wiſſen möchte, wie die Sachen
alle Tage am Borde ſtuͤnden. Denn die Junken bewacheten die Schiffe fo genau, und
wollten niemanben davon ab⸗ und zu gehen laſſen. Der Feldherr verfprach einen Geleits⸗
brief, der aber .allemal erneuert werden follte, fo oft das Boot wiederum zurück kaͤme.
. Mein die Holländer hatten dem ungeachtet viel Mühe, und mußten lange warten, ehe fie
einen erhalten Fonnten, j N :
Man ſuchet Man hatte den Holländern verfprochen, daß fie, fo bald die Gefchenfe an das Sand.
einen Handel gebracht worden wären, die Erlaubniß zu handeln haben follten. Weil fie aber nichts weis
aufzurichten. ger davon hörten: fo fehrieb der Geſandie den roten deswegen an den Unterfönig und an den
Feldherrn. Der erftere antwortete, er wunderte ſich, wie die Holländer fo eilfertig feyn
fünnten, da doch ber Oefandte vor dem neuen Jahre nicht nad) Peking abgehen dürfte,
und alle ihre Guͤter in vier oder fünf Tagen verkauft werden fünnten. Indeſſen erlaubte
"Ahnen Seine Hoheit den Preis der Güter mit den Factoren zu beftimmen, und ihren Han⸗
del in geheim zu treiben bis Befehl von Hofe anlangte: denn er wüßte nicht, ob nicht
vielleicht der Kaifer einen Theil von ihren Waaren, mo nicht ganz, zu Faufen Willens
ſeyn möchte.
Man bemäch: Den 2öften giengen ein holländifcher Hauptmann und der Secretär an Bord, um:
eig fih der Macheicht von denen Gütern einzuziehen, welche die Chinefen von Batavia mir gebracht
Hinefhen Hatten, -Diefe beftunden vornehmlich in Silber, Campher, Korallen und fleinen Perlen.
Suͤter, Sie molkten ſich hlernachſt auch alles ihres Geldes und ihrer Waaren, die von einigem Werthe
waren, bemächtigen. Denn der Geſandte hatte in einer von ihren Kiſten ſpamſche Stüde
von Achten und japanifche Bootmünzen gefunden, die in der Summe taufend Neichsthaler'
„betrugen, und fcharf verbothen waren. An eben diefem Tage giengen die Kaufleute, No⸗—
ble und Harthower, auf Anregung des Unterkoͤnigs, des Feldherrn und des Statthal⸗
ters ab, um wegen des Handels mit den Factoren in Unterhandlung zu treten. Diefe er-
ftauneten ganz über Die große Menge von Alaun, Golddrat und auch Gold, melche die Hofe
länder verlangten.
Zweene Tage hernach gieng einer von den Factoren des Feldheren zu dem Geſandten yi
und fagte zu ihm, daß er bey diefem Herrn, deffen Günftling er wäre, nicht viel ausrich⸗
ten koͤnnte. Er gab aber Seiner Eyeellen; den Rath, daß er ihm ein anderes Geſchenk
von Blutkorallen machen follte, welches, wie er verficherte, nicht vergebens ſeyn würde,
Pan Hoorn beſchenkte den Factor mit zehn Ellen rothem Tuche für feine guten Dienfte,
und gieng den 20ften mit einem Öefchenfe von Korallen ab, um ben Felöheren zu befuchen.
Diefer ſagte zu ihm, er möchte nur bald nach Peking abgehen. So bald als man die Ge-
ſchenke würde in Yugenfchein genommen haben, welches in zween oder drenen Tagen gefches
hen fünmte, follte der Handel feinen Anfang nehmen.
welche der Den ıften des Weinmonats lange ein Mandarin mit Befehlen von dem Feldherrn
Feldherr wie: an, um alle Chineſen nebſt ihren Gütern von der Flotte abzufordern, weil ſowohl er, alg ver
der verlanget. Unterkoͤnig, es fehr übel empfunden hätten, daß man fi) Ihrer bemächtiger hätte. Den
; ten
D Beym Vgilby heißt er Poetzien fr. b
1
ZIV Buck IV Caniteh 909
4ten, da der Geſandte bey dem Unterfönige Gehör gehabt hatte, machte der Sohn Seine 1666.
Ercellenz Seiner Hoheit ein Geſchenke mit einer geoßen und Eleinen Schnur von Blutko-Montan us
rallen für feine Töchter; dafür gab das Frauenzimmer bey ihrer Abreife ein Geſchenk von
fechs Stüden Seide. Den ısten ſchickten fie einen fehr verbindlichen Brief an den Ron
bon, oder Statthalter, und bathen ung eine. Audienz bey ihm. Allein der Dollmetſcher
brachte, nad) ihrem ſtolzen DBezeigen, nichts weiter wiederum zurück, als eine Entfhuldi-
gung wegen einer Unpaͤßlichbeit, und daß ihn der efandte in drey oder vier Tagen fprechen
Eönnte, Es fcheine, als ob er es übel genommen habe, daß fein Geſchenk nicht von eben
dem Werthe war, als das Geſchenk für den Feldheren, da er doc) ein Herr von gleichen
Range mit ihm war. Diefer Bewegungsgrund zum Misvergnügen wurde von dem Dan
Hoorn, fo bald er ihn erfahren hatte, gehoben. Um diefe Zeit breitere ſich das Gerücht
aus, daß die Gefchenfe nach Peking geſendet werden follten; Seine Herrlichkeit aber zuruͤck
leiben müßte, um wegen des Handels Unterhandlung zu pflegen. Dieſes verurfachte ihm
viele Unruhe: ob es wohl fehien, als ob diefes Gerücht Feinen Grund hätte,
Den 14ten wurden die Gefchenfe für den Kaifer an den Hof des Unterkoͤnigs gebracht, DieGeſchen⸗
und der Gefandte fand fich, nebft feinen Seuten, dabey mit ein. Sie warteren in dem Vor⸗ fe werden
Hofe, bis der Feldherr anlangte. Darauf wurden fie in das Audienzzimmer gebracht, wo F— ausge»
ber Unterfönig und der Feldherr nahe bey einander auf Stühlen faßen. Zu ihrer linfen ehe
Hand faßen drey Abgeordnete, welche von Peking gekommen waren, um das Wohlver-
halten der Chineſen bey der Eroberung von A mwi und Due mwi zu unterſuchen. Als
die Holländer erfchienen, nahmen diefe Mandarinen Urlaub, und wurden von dem Unter:
Fönige bis an die Treppe begleiter, welche in den Hof geht. Hieraus urtheilten fie, daß
dieſes vornehme Herren ſeyn müßten. Der Gefandfe wurde zur vechten Hand des Unter:
Eönigs auf einen Stuhl gefeget. Seine Seute ließ man neben ihm fißen. Gegen über faßen
der Pwe chin ſy g), die obrigkeitlichen Perfonen und andere vornehme Mandarinen. Die
Kiften und Pace Ingen offen, Ihre Hoheiten ſchienen mit den Gefchenfen wohl zufrieden
zu ſeyn, ſonderlich mit einigen artigen Laternen und mit den Himmels- und Erdkugein. Her:
nach wurden fie mit einem Getraͤnke bewirthet. Der Feldherr ftund ſodann plöglich auf,
und wurde von dem Unterfönige bis mitten auf die Treppe begleitet, Hernach beurlaubten
ſich auch die Holländer, und begaben fih wiederum nach Haufe,
- Nunmehr war die große Hinderniß, den Handel anzufangen, gehoben. Den ısten Des Kaiſers
famen die Factore zufammen, um fich Dieferwegen zu berathſchlagen, Fonnten aber einige Briefe lau:
age lang, wegen des Preifes der Güter, nicht einig werden. Die Holländer waren eben SW an.
alls, wegen Ermangelung eines Geleitsbriefes, in Unruhe gefegerz denn ihre Boore wur:
den gehindert ‚von der Flotte ab und zu zu fahren, Sie waren auch in großer Bekuͤmmer—
niß, ehe fie einen erhalten konnten, weil fie Chinefen bey aller Gelegenheit große Vorſicht
und viele Umftände brauchen, Endiich aber ſchickte der Ta lau ya h), das ift, der Feldherr,
— einen Geleitsbrief. An eben dieſem Tage meldete man dem Geſandten, es waͤre ein
: a —— von Peking angelanget, und Seine Excellenz koͤnnten ſich daher immer zu
ürben un thicten, Weil die hinefifchen Factore zu den Holländern gefagt hatten, fie
ticht mie ihnen Handeln , wofern fie nicht ihre vohe Seide um einen hoben eh
anneh⸗
b) Ta lau ya heißt großer Herr.
Allgem. Reiſebeſchr. v Sand, Tt
\
330 Reifen nach dem Reiche China,
1666 annehmen wollten: fo wandte fich der Hou pou z) oder Noble an den Unterfönig, Die-
Wiontanus. fer antwortete ihm: die Ausführung der Seide wäre verbotben ; wenn aber die Factore mit
Aã ihnen einig werden koͤnnten: fo wollte er es geſchehen laſſen. a er erboth ſich, ſie ihnen
ſelbſt zu verſchaffen, wie er bereits den vormaligen Geſandten zu Kanton damit an die
Hand gegangen zu ſeyn verficherte, Bey dieſer Audienz machte Noble Seiner Hoheit in
des Dan Hoorns Namen ein Gefihene mit der Schnur von rothen Korallen, welche er
fo lange gewuͤnſcht hatte, und wurde prächtig betirchet k). |
Einſchraͤn⸗ Die Statthalter gaben auf die Bewegungen der Holländer fo genau Achtung, daß
kung der Hol⸗ kaum einige Sebensmittel, ohne große Beſchwerniß, an Die Schiffe gebracht werden fonn-
länder. ten. Sie hatten funfjig Pikol ARadjang 2), und zwanzig Schinken eingekauft: mar
ließ fie aber niche an Bord geben, unter dem Vorwande, die Ausfuhre wäre verbothen.
Der Öefandte fehrieb daher an den Ta lau ya oder Feldherrn, und beftellte den Brief durch
; Noblen und feinen Secretär, : Diefe wurden aber an den Thoren aufgehalten, und die
Wache meldete ihnen, es wäre eine Verordnung von diefem Herrn eingelaufen, daß Fein
Holländer in die Stade gelaffen werden ſollte. Als fie aber bereits wiederum auf dem Rück-
wege waren; fo verſtattete man ihnen den Eingang. "Da fie in den Pallaft des Statthal-
ters kamen, ſo wollte er ſie nicht vor fich laſſen: fondern ließ ihnen ſagen· fie möchten mit ſich
nehmen was für Sebensmittel fie wollten, nur müßten fie ihm ein Berzeichniß einfchicken ,
damit ev folches unterzeichnen Fönnte, Diefes aber koͤnnte er nicht einfehen, warum jemand
alle Arten von Gütern an Bord fehaffen, und doch nicht Die Unterſucher ihr Amt thun laſſen
wollten. Er fagte ihnen auch, daf fie fich ihrer eigenen und nicht chinefifcher Fahrzeuge
bedienen müßten. - Machgehends aber wollte der Statthalter zu Min ja zen dennoch nicht
zugeben, daß ihre Schalupe $ebensmittel an die Schiffe führen follte; und fie hatten große
Mühe, ehe fie deswegen einen Öeleitsbrief erhalten Eonnten.
Es fangen Den 1oren langte ein Bothe mit Briefen aus Peting an, und in wenig Tagen follte
mehrdriefe ausdruͤckliche Verordnung von Hofe erfolgen. Es Eamen ‚auch Abgeorönete an , um Die
— liqueaniſchen Agenten zu bewillkommen, und ihnen ein Geſchenk von dem Kaifer zu über:
btingen, weil man es nicht für dienlich hielt, fie nach Hofe gehen zu laffen. Den ıgten fa-
men Diefe Agenten, um die Pferde und Ochfen zu befehen; umd der Feldherr fehickte dem Ge-
fandten zweene Briefe von dem Kaifer, die feine Sache betrafen. Hierauf gleng er den
nächftfolgenden Tag aus, um den Befehlshabern ihre Gefchenfe zu überreichen. Der Feld⸗
herr fihlug das feinige aus, und fagte, er koͤnnte es nicht eher annehmen, als bis er wie-
derum von Pefing zurück kaͤne. Der Ron bon nahm das feinige erftlich auf vieles Bir:
fen an. Der Unterfönig aber weigerte fich gar nicht, das feinige anzunehmen, tveil, wie er
fagte, die Sache bey Hofe einen guten Fortgang hatte,
Der Kandel Wegen des Handels war es immer noc) ſtille; denn.die Chinefen durften nicht kom—
feidet Auf⸗ men, und die holländifchen Gůter kaufen, weil die alten Befehle, welche bey ihrer erften An:
ſchub. kunft vor ihrer Wohnung aufgehenget waren, immer noch vorhanden waren. Der Ge:
fandfe ſchrieb daher den zaften an den Feldherrn, er hoffte, da der Brief des Kaifers ein-
gelaufen
) Oder Yon bot, wie in dem erſten Tage- Wort bedeutet einen Präfidenten , Oberdirector
buche nicht allzurichtig gefeget ift; denm die Chir oder Euperintendenten.
nefen haben den Buchftaben b nicht. Dies A) Montanus in Ögilbys China a.d.223 u. f. S.
XIV Buch IV Capitel. 331
gelaufen wäre, es wuͤrden die Befehle defielben abgenommen werden, und der Handelfer 1666
nen Anfang nehmen. Weil aber der Dollmetfcher den Brief nicht bintragen wollte, und Montanus
die Holländer nicht in die Stadt gehen durften: fo entſchloß fich der Gefandte, felbft zu dem .
Feldherrn zu gehen. Als er fich aber feines Tragefeifels oder Palakins bedienen wollte:
waren Feine Ru Iyes oder Träger vorhanden, bie ihn hätten tragen koͤnnen. Denn der Man-
darine, welcher die Wache bey ihrer Wohnung batte, hatte es ihnen verbothen. Van
Hoorn entſchloß fich Hierauf, zu Fuße dahin zu geben; ob ſchon der Weg eine gute Stunde
lang war. Als er an das Stadtthor Fam, wurde er von der Wache etwas aufgehalten,
welche fagte, fie wollte zu dem Feldherrn ſchicken, und ſich erfundigen laffen, ob fie ihn ein⸗
laſſen dürften, Seine Herrlichkeit giengen darauf einige Schritte zurück, und fragten: ob
fie Befehl hätten, ihn abzuhalten? Sie antwworteten, wie zuvor: verſtatteten ihm aber den-
noch den Eingang.
Als er in das Haus des Feldheren gekommen war, wurde er endlich, nad) einigen Beſchwerde
kleinen Berzögerungen, vor ihn gelaffen., Er entſchuldigte fh, daß ihm die Holländer fo des Geſand⸗
beſchwerlich fielen, und fagte, daß fie durch die Verdrießlichkeiten, die fie erdulden müßten, ken.
terzu gezwungen worden wären, Der Ta lau ya erwiederte, er hätte niemals Befehl
gegeben, daß ihm die Ru Iyes nicht dienen, oder, daß die Thore vor ihm verfchloffen werden
follten, Man hätte nur die Abficht gehabt, Die Schiffleute abzuhalten, die nur kaͤmen ung
Güter in der Stadt zu Faufen; welches er nicht zugeben Fonnte. Hierzu fügte er, Daß er
ihnen geftarten wollte, frey zu handeln. Er wollte auch Verfügung thun, daß vor ihrer
Wohnung neue Befehle aufgehänger würden, Allein er fagte dabey, daß fie ihre Güter zu
theuer hielten. Noble antwortere, der Fehler läge an den Factoren, welche nicht fo viel
dafür geben wollten, als fie zuvor zu thun gewohnt geweſen wären. Er bäthe daher, daß
er andere ſchicken möchte, weil er mit den gegenwärtigen nichts mehr zu thun haben wolle,
Der Feldherr ſchien darüber misvergnuͤgt zu feyn; lenkte die Rede auf etwas anders, und
fragte Seine Herrlichkeit, wen er fich vorgefeger hätte, feine Reiſe anzutreten? Er verfeßte
hierauf: wenn der Handel zu Stande gebracht ſeyn würde. Hierauf fagte er: daß, wie
er den Entſchluß gefaffer hätte, fich nach den Sitten feines Landes zu richten:
ſo hoffte er, der Feldherr wuͤrde die Verfügung thun, daß man mit ihm nicht
auf eine feinem Charakter unanftändige Weiße umgeben möchte. Denn, da er
dieholländifche Nation vortellte: fo wollte er lieber fterben, als geſchehen Iaffen,
daß feine Herren, in feiner Perfon, einige Befebimpfung erdulden follten. Der
Ta lau pa verfegte Hierauf, man hätte niemals die Abficht gehabt, etwas zu hun, mas
— der Ehre feiner Obern nachtheilig ſeyn, oder ihm ſelbſt Misvergnuͤgen verur-
achen Fünnte, \
Endlich wurden die Factore über den Preis der Guͤter einig, fingen den aten des Ehrift- Der Kandel
Monats an, zu mägen, und nahmen in der hollaͤndiſchen Behaufung Pfeffer ein. Dengten Be feinen
fab man am der Küfte dreyßig oringanifche Funken herumfahren. Funfzehn von den nfang
Koyss m) ließen ſich in Ten hay ſehen; fuͤhrten tartariſche Flaggen, und betrachteten
genau eines von den hollaͤndiſchen Schiffen, welches ſich daſelbſt befand, So bald aber
Tt 2 fuͤnf
J — anerne. Nachgehends woll⸗ ihrem eigenen Rande ſaͤen möchten.
m Vord gehen Laffen, bis es em) Keine Fahrzeuge von vierzig bis funfsig Ton«
gemahlen wäre, damit eg die ae nicht in nen und einem einigen Maſte.
32 0 Reifen nach dem Reiche China.
1666
Montanus.
Chineſiſche
Wayangs.
Der General
verlanget
die verfalle⸗
nen Guͤter.
fünf Stücke auf fie geloͤſet wurden, nahmen fie die Flucht. Man erblickte auch vier und
zwanzig große Junken um die Enlande herum: fie unternahmen aber nichts wider das be-
fagte Schiff. Zwo Junken warfen in dem niederländifchen Hafen Anker, Als darüber
Larm entſtund: ruͤſtete dee Statthalter zu Min ja zen verfchiedene Junken aus, um
den Feind von der Küfte abzutreiben.
Den ırten fanden ſich die Holländer bey dem Wapyang =) oder Spiele des Unterkoͤ—
nigs ein. Man hatte fie hierzu eingeladen und gebethen , daß fie ihre Spielleute mitbrin:
gen möchten. Der ganze Tag wurde mit beftändigem Schmaufen und mit $uftbarkeiten zu⸗
gebracht. Den naͤchſtfolgenden Tag, um die Mittagszeit, kamen zween Mandarinen von
dem Feldherrn, und wollten die hinefifchen Guͤter abfordern, die man zurück behalten hatte.
Der Geſandte aber weigerte ſich, fie auszuliefern, weil diefes eine Sache wäre, die nicht in
feinem Vermögen ftünde, Hierüber fielen zwiſchen beyden fehr Higige Reden vor An eben
diefem Tage kam ber Factor des Ta lau ya, und bath Seine Ervellenz, daß fie dero Gegen-
wert noch einem andern Wayang auf den ısten gönnen, und ebenfalls ihre Muſik mitbrin-
gen möchten Als fie an dem beftimmen Tage, in der Wohnung des Seldheren anlang-
ten, fanden fie ihn auf einem Stuhle an einem Tifche figen. Ihm zu beyden Seiten ſtun⸗
den noch andere Tiſche, welche mit Schuͤſſeln beſetzet waren. Der Feldhert trank ſehr ſtark,
And zwiſchen den Gängen tourden Fleine $uftfpiele vorgeſtellet. Endlich mußte fi die Mu:
ſik des Geſandten hören laffen, und der Feldherr war ſehr vergnügt darüber, |
Kurz vor ihrer Abreife vedere Seine Herrlichkeit mit dem Ta lau ya, wegen feiner
Anforderung auf Die verfalfenen Hinefifchen Güter. Dieſer fagte, er hätte deswegen mit
dem Linterkönige gefprochen, und beybe hielten es für eine unanftändige That, daß fie die⸗
felben den armen Seuten vorenthalten wollten. Er verlangte Daher, man. follte fie wiederum
heraus geben. Van Hoorn antwortete, er wollte fich in feinen Streit mit dem Feldheren
deswegen einlaffen: ev Fönnte und dürfte fie aber nicht wiederum heraus geben, weil fie der
Regierung zu Batavia verfallen wären. Doch fügte er Hinzu, daß, wenn er fie ihnen
mit Gewalt abnehmen wollte; fo £önnte er folches thun. Hierauf lenkte der Ta lau ya
das Geſoraͤch auf etwas anders, und fagte zu ihm, daß eine Junke von Batavia bey Kan-
ton verfchlagen worden wäre,
Den ıgten begegnete der Secretär zweenen Holländern ‚ welche fich auf Tragfeffeln zu
dem Feldherrn tragen liefen, Sie nahmen ihre Hüte vor ihm ab, hielten aber nicht ftille,
Sie famen von San che foe 0), wo zwey hofländifche Schiffe eingelaufen waren. Den
24ften Fam der Dollmetſcher des Feldheren, und meldete dem Gefandten, daß die Fahr-
zeuge, Pferde, Aulyes, und alle übrige Erforderniffe zur Reife, in Bereitſchaft wären.
Er wollte willen, wenn er. fich vorgefeget hätte, abzugeben, und wunderte fi), wie es
kaͤme, daß fich die Holländer jego fo lange verweilten, da fie zuvor fo eilfertig zu ſeyn gez
fihienen hätten. - Seine Herrlichkeit erwiederte ‚ daß, ehe er abgehen koͤnnte, die Güter
für den Li po vi an das Sand geführet, und der Handel zu Stande gebracht werden müßte,
teil Noble mit ihm gehen ſollte. Indem ſie nuch mit einander redeten ‚ famen die beyden
Mandarinen wiederum zurück, und brachten von dem Feldherrn eine Verordnung an den
— Geſand⸗
a) An einer andern Stelle wird es durch ein Feſt uͤberſetzet; in einer zweyten durch ein Spiel;
und im einer dritten durch ein Feft oder Spiel, "
XIV Buch IV Sapitl. 333
Geſandten, daß er jemanden mit ihnen an Bord ſchicken, und ihnen die chinefifchen Güter 1666
zeigen laffen follte, damit fie dieſelben wegholen Ehnnten P). Montanus
Noble und der Secretaͤr wurden nebſt den Mandarinen zu dem Feldherrn geſendet,
um ſich zu erkundigen, ob dieſer Befehl von ihm herruͤhrte? Er antwortete mit ja, wies
auf das Siegel und fagte, dieſes wäre fein Siegel, welches von keinem andern nach»
gemacht wide, Cr fügte noch hinzu, daß er ſich wundere, warum man die Guͤ⸗
ter nicht herausgeben wollte? Moble erwiederte hierauf: fie fönnten die Güter nicht
ohne Befehl von Batabia ausliefern, weil man ſich derſelben in des Herrn Maetzuikers
Namen bemächtiger hatte, Der Feldherr fagte: er wäre ein großer Herr, und einer von
den Lipus, Er verlangte die Güter nicht: wäre aber doch verbunden, für das Beſte feiner
Untertbanen zu reden, Hierauf wurde geantwortet: der Gefandte wäre ebenfalls eine Per:
fon von Stande, und ein Mitglied des Raths von Indien. Er hätte gleichergeftalt nicht
das geringfte Verlangen nach den Gütern; fo daß er vielmehr wuͤnſchte, daß man diefelben
Memals an Bord gebracht hätte, Weil aber diefes nun einmal geſchehen wäre: fo koͤnnte
er fie auch, ohne ausdrücklichen Befehl, nicht roiederum abfolgen laflen. Der Feldherr
verſetzte darauf: er wollte die Sache liegen laſſen, bis er den Willen des Kaiſers dieſerwe—
gen erforfchet hätte, Wofern aber Seine Majejtär diefelben verlangen follten: fo müßten
fie die Holländer wieder herausgeben, fie möchten wollen oder nicht.
Hierauf lenkte er das Geſpraͤch auf etwas anders, und fragte: wenn der Gefandte Man machet
gewillet wäre, nach Hofe zu gehen? Er fügte zugleich, daß er ſich nicht einbilden Fönnte, den Holläns
mas ihn Daran hindern follte; da doc) alles für ihn in Bereitſchaft wäre, Er hätte drey- dern Bor:
mal an Seine Mojeftät geſchrieben, und Ihnen Bericht erſtattet / daß er feine Neife antre- wuͤrfe.
ten wolle. Bis bieher aber haͤtte fich nicht der geringfte Schein dazu gezeiget. Er wüßte
alfo nicht, was er Davon denken follte. Bisher hätte er ihnen alles zugeftanden , was fie
gebeehen hätten, und dennoch kaͤmen fie immer mit neuen Anforderungen, fo daß er nicht
wüßte, wie er mit ihnen verfahren follte, und ſich nicht vorftellen koͤnnte, warum fie hie:
her gekommen wären. Und nunmebr gäben fie ihn Belegenbeit , auf die Gedan⸗
Een zu kommen, daß fie ein Volk wären, auf deffen Worte man gar nicht
trauen Eönnte: beute fagten fie diefes, und morgen etwas anders. Auf diefe
bittere Befchuldigung antwortete man nur, tie zuvor, Daß fie nämlich Durch den verzöger-
ten Handel aufgehalten würden, Der Ta lau ya erwiederte, daß cr denfelben nach allen
feinem Vermögen gefördert hätte; und daß, ob er fehon befohlen hätte, daß Fein Dueckfilber
ausgefuͤhret werden follte, als welches verbothen wäre, er dennoch darinnen nachgeſehen haben
würde, wofern nicht einige Holländer zu verfihiedenen von feinen Mandarinen gefagt haͤt—
ten, daß fie es von dem Unterkoͤnige brächten.
Die Holländer fagten, fie wüßten nicht, wer dergleichen gefagt haben füllte, Die Ihre Vers
Factore aber waͤren die Urſache von alfen diefen Zioiftigkeiten, weil fie fie in ihrer Sache ge theidiguns .
hindert hätten, Das Schiff, welches vor dem Thurme läge, würde von ihnen gewiß aus-
— worden ſeyn, wofern man fich nicht falſcher Gewichte bedienet hätte, wodurch Die
roägung aufgehalien worden wäre, Der ag verfeßte hierauf; die Factore hätten
3 dieſes
0) Swen chew fu —
In den vori agebuͤ⸗ p) Montanus in Ggilbys China, auf dev
den: Swen ſi foe u 238 und folgenden Seite,
334 Reifen nach dem Neiche China.
1667 dieſes zu ihrer eigenen Vertheidigung und Schadloshaltung gethan, weil der Pfeffer mit
Wfontanus. Sand und Waffer vermiſchet geweſen wäre Die Holländer, fügte er hinzu, möchten
— gern das Anfehen ebrlicher Leute haben: fie find es aber nicht. Denn daß fie
ihre Guͤter verfälfchen, diefes ift Fein rechtſchaffenes Derfabren. Hierauf erborhen
fie. fich, fie wollten mit einigen von feinen Factoren hingehen, und den Pfeffer befehen. Sie
verfprachen zugleich, daß fie fich ſowohl der Steafe, als der Befchimpfung unterziehen woll⸗
ten, wenn man finden koͤnnte, Daß der Pfeffer mit Sande oder Waffer vermifchet wäre.
Zulegt bathen fie, daB man ihnen das Queckſilber laſſen möchte, weil daffelbe bereits an
Bord geſchaffet wäre,
Sie werden Der Feldherr gab hierauf Feine Antwort. Den asften aber ſchickte er zu dem Gefand-
gexreungen, ten, und ließ ihm fagen, daß das Queckſilber wiederum ausgeladen werden müßte, weil es
hachzugeben · jedermann befannt wäre, und leicht vor die Ohren des Kaifers gelangen Fönnte, Ins—
Fünftige aber, wenn fie die Sache geheim halten wollten, koͤnnten fie jo viel ausführen, als
ihnen gefällig waͤre. Nachgehends aber, als fie an das Schiff gingen, und das Duedkfil-
ber ausladen wollten: fanden fie eine Verordnung von dem Feldherrn, daß fie es am Borde
(affen follten. Es murde den Holländern auch ſehr fehmer gemacht, ehe fie vobe Seide
erhalten konnten.
Die Factore des Kaifers, welche es über fih genommen haften, ihnen ihren Pfeffer
und andere Güter aus diefer Niederlage, zu bezahlen, ftelleten fich den 24ften ein, und fag-
ten, fie wollten ihnen baares Geld geben. Die Factore des Unterfönigs traten ebenfalls
wiederum zuruͤck: doch ließen fie ſich noch befänftigen. Indeſſen war noch eine Hinderniß
vorhanden, nämlich die Borenthaltung der verfallenen chinefifchen Güter. Der Feldherr
hatte fich erfläret, daß kein Schiff nach Batavia ſegeln, und auch fonft nichts vergenom-
men werden follte, bis man fie wieder herausgegeben hätte. Hierauf faßte man den Ent:
ſchluß, die Guͤter alfo zu ftellen , daß fie Fonnten weggenommen werben, und nur eine Aus
ßere Thuͤre verſchloſſen zu laſſen, die man leicht erbrechen koͤnnte. Zween oder drey Tage
hernach kamen drey Mandarinen mit dem Noble an Bord, und brachten fie an Das Ufer,
nach dem Haufe der Holländer. .
Die hinefls Den ıften Jenner im Jahre 1664 fegelte eine Fregatte nach der Küfte von Koros
ſchen Güter mandel ab, welche mit Gütern beladen. war, Diefe beftunden in Thee, Kiften mit gezoge-
nem Silber, Maune und ebenfalls Queckſilber, welches den Tag zuvor von den Factoren
— an Bord geſchickt worden war. Den sten kamen zween Mandarinen, und brachten einen
Befehl von dem Felöberen, daß die chinefifchen Güter weggenommen werden follten ; £raft
deflen eröffneten fie, ohne zu fragen, die Kiften, und nahmen dasjenige weg, was ihnen
zunächft an der Hand war. Sie dachten, fie wollten mit dem Gelde und mit den vornehm⸗
ften Waaren, die man ihnen zeigte, auf gleiche Art verfahren: allein der Gefandte wollte
ihnen diefes nicht eher geftatten, als bis man die Güter abgewogen und dag Geld gezählet
hätte, und bis fie einen Schein darüber von ſich gegeben hätten. Den ıöten ſchickte ber
Öefandte Noblen ab, und ließ den Unterkoͤnig erfuchen, er möchte das Schiff nach) Batavia
abgehen laſſen. Seine Hoheit entſchuldigte ſich anfangs und ſagte, man muͤßte zuvor den
Feldherrn
Montanus in Ogilbys China, auf der a) Oder Hok ſyew, welcher Ort in dem erſtern
250 und folgenden Seite. Tagebuche, mit Chang chew verwechfelt wird
' welches
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u —_n—uE——— — — ——r— * = * —*
——— —— U CHEU FU oder H OKSYEU, Hau ptltadt von
FO KYEN.Aus dem a
A ‚Vorftadt hamthay .
B. Brücke vorfe nfechs and zwanzig Boge
‚SR Euß von Jüßern Wafjer -
D. Wasfer Lhor .
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„NEHM u ERLERNEN
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GEGEN ONE
MICCCCCCIIIIIIIIII
XIV Buch IV Capitel. 335
Feldherrn dariiber zu Rathe ziehen. Als man ihn aber meldete, daß es unmöglich länger 1667
aufgehalten werden Fönnte, fondern entweder mir ober ohne Erlaubniß abſegeln müßte: fo Montanus.
verfegte er, man möchte das Schiff nur in geheim in die See ſtechen laffen; doch baͤthe er
man möchte von den kleinen Zwiſtigkeiten, Die unter ihnen entſtanden waͤren, feinen Be-
richt nach Batavia abſchicken. Den 1$ten ertheilte der Feldherr noch drey andern Schiffen
Erlaubniß, abzufegeln.
Den nächftfolgenden Morgen Famen vier Mandarinen in die holländifche Behaufung,
jioeene von dem Linterfönige und zweene von dem Feldheren, um auf die Geſundheit deffel-
ben und deffen gutes Glück zu trinfen, Sie unferrichteten auch die Holländer, mie fie fich
zu Peking verhalten müßten. Hernach ließen fie auch zweene chinefifche Dolfmerfcher bey
ihnen zurück, melche zugleich Kundſchafter aller ihrer Handlungen feyn ſollten. Man gab
ihnen auch den Kath, nichts vorzunehmen, worüber man diefe Dolfmetfcher nicht zu Rathe
gezogen hätte: denn fie müßten die Gebräuche des Sandes, und was am beften zu thun
wäre. Die Holländer verfprachen, fich nach der Anweiſung des Unterfönigs und des Feld:
beren zu richten, und befchenften jeden Mandarinen mit einem Stücke Kronſcharſche 4).
Der 11 Abſchnitt.
Reiſe des Geſandten von Fu chem fu oder Hof ſyew nach Hong chem fu.
Der Sefandte fegelt ab. Gefährliche Fahrt. Er ching hyen. Cie teifen zu Sande; Eommen in
koͤmmt nach Den ping fü. Des Generals Syow die Provinz Che kyang, und nehmen wiederum
bon tot, Höflichkeit und ertheilter Rath. Pen Waſſer ein. Kyu chew fü. Lan fi hyen. Nyen
ping fu wird beſchrieben; wie auch die Stadt chew fu. Fu yang hyen. Sie kommen zu
Kyen ning fu. Volkreiche Landſchaft. Pu Hang chew fu an.
Den zoften Jenner, des Morgens, da alle ihre Güter und Nothwendigkeiten, auf acht DerSefand:
und dreyßig Barken, am Bord gebracht und eingefchiffer worden waren, verließen te fegelt ab.
fie, als fich die Flut wieder einftellete, Fu chew fü 2), und famen gegen Mittag an die
Brüde von Hok fan tyow, zwo Meilen von Sam thay. Hier fanden fie die Fahrzeuge
mit den Mandarinen,, die fie begleiten follten, -vor Anker liegen. Des Abends Famen auch
derfchiedene andere hieher, und erfundigten fich, wie viel Perfonen in den Gefolge des Ge-
fandten zugegen wären? Als fie nun höreten, daß fich ihre Anzahl, fünf Negerjungen mit
eingefchloffen ‚ auf zwey und dreyßig befiefe, ſchraͤnkten fie diefe Zahl bis anf vier und zwan⸗
sig ein, und fagten, daß weder der Unterfönig noch ber Feldherr zugeben würden, daß
Mehrere Perfonen mitgiengen : denn man hätte dem Kaifer bereits gemeldet N daß diefes die
dolle Anzahl ſeyn follte 5). Einige Stunden hernach fuhren fie, mit ungefähr fünfzig
Darfen, den Fuß Min hinauf, und vichteten ihren Lauf weſtwaͤrts. Nachdem fie eine
Meile weit fortgefegele waren, Famen fie des Abends an eine Inſel, die ungefähr einen
Canonenſchuß von dem Flecken Un wo no abliegt.
Den 22ften ſegelten fie mit Anbruche des Tages wiederum ab, Gegen Mittag ließen
fie das Dorf Soy tong zur rechten Hand liegen, Nachmittage fuhren fie vor den Dörfern
a : De tyong,
welches einen 1 5) Der Gefandte hatte viel zu thun, um, mer
— — dreyhig Minuten mehr gen der Anzahl feiner Leute mit dem General uͤber⸗
ein zu kommen.
3
1667
336 Reiſen nach dem Neiche China.
Pe tyong, Jong ya, Tik ſoya und Kong bi mon, vorbey ce), nachdem fie in allem
Montanus. fünf Seemeilen fortgefegelt waren, - Die obengemeldeten Dörfer waren dichte mit Haͤuſern
Gefährliche
Sahrt-
angefüllet, die aber nicht beſſer als Huͤtten waren. Die Felder ftunden voll Reiß und an⸗
Heres Getreide. Den nächftfolgenden Morgen fegelten fie wiederum ab, und liefen um
neun Uhr vor Bin Ein vorbey, welches von einigen Min fing 4) genannt wird. Es liegt
drey Seemeilen von Kongi mon, hinter einem Hügel, nicht weit von dem Fluſſe auf der
Weſtſeite, oder zur linken Hand, Die Stadt ift mit ſchoͤnen Häufern und einem hoben
Stapel oder Thurme gezieret, welcher über dem Berge hervorraget. Nachnittage erblick⸗
een fie zur rechten Hand die Stadt Anike: zur Linken aber die Städte Syay van un®
Twa vigb. Diefer legte Ort liege drey Seemeilen von Bin tin. Bon bier Famen fie
nach Chukaw, und waren in allem, fiebenthalbe Seemeile mweftwärts geſegelt e).
Den 24ften kamen fie vor Raw Ea wa, einem Dorfe zur linfen Hand, eine Seemeile
von Chu Eau, Des Abends langten fie, durch gefährliche Klippen und Waſſerfaͤlle vor
Pout hang an, welches zwo Seemeilen weiter liegt. Den nächftfolgenden Tag ließen
fie Tyon yo pan und hernach Yun chang, beydes zur linfen Hand liegen. Der legte
Orrt liegt zwo Seemeilen von Pou chang. Von hier ſegelten fie eine Seemeile weiter fort,
und langeten vor Uke kaun, nahe bey einem Wachthauſe, an, nachdem fie durch die Un—
tiefen, und den fihnellen auf des Stromes, fehr aufgehalten worden waren. ‘Den zöften
wurden fie gegen die Waferfälle zu gezogen. Indem fie diefe vermeiden wollten , lief eine
von den Becken an eine Klippe und gieng unters doc) wurden Die Güter größtentheils ge⸗
rettet, Nachmittage ließen fie die Dörfer Ran tang und Poin pang, zur rechten Hand
liegen. Des Abends landeten fie nahe bey Bok Fay, einem Wachtbaufe, an, nachdem
fie den ganzen Tag nur drittehalbe Meile fortgefegelt waren. Den z5ften vollendeten fie
feinen größeren Weg. Gegen Mittag Famen fie an verfhiedene Dörfer und Priefterhäufer,
welche an Bergen gebauet waren, Um vier Uhr langeten fie vor Saghia und Siong an,
welches zwey Dörfer find, die gegen einander über liegen. Nachdem fie etwas weiter fort:
gefegelt waren, wurfen fie vor Sou yong, einem andern Wachrhaufe, Anker,
Den 28ften, um neun Uhr, erblickten fie zwo große Städte, welche auf zwoen Höhen,
gegen einander über, lagen. Hinter ihnen fah man die Stadt Dem ping, Yen ping oder
Neng ping fir f). Als der Öefandte durch die Brücke fuhr, wurden fie, im Namen des Syo
bon dok, des Befehlshabers dieſes Ortes, von zween Mandarinen, zum Mittagseſſen
eingeladen. Als nun der Geſandte, mit ſeiner Barke, vor dem Stadithore angelanget war,
kam ihm der Befehlshaber ſelbſt entgegen, welcher ihn in ſeinen Pallaſt führte, und herr⸗
lich bewirthete. Han lau ya, der den Geſandten begleitete, wollte nicht mit bey der Ta-
fel erſcheinen, ob er ſchon ſehr geberhen wurde. Der Geſandte gab, wie gewöhnlich den
Day ang, oder den Auffebern und Bedienten, jedem fünf Thaler. Als er ſich wiederum
an Bord perfügere, fand er ein großes Gefchenf von $ebensmitteln , welches ihm der Syo
bon to gefchickt hatte Diefer, und der Statthalter der Stadt, ftellten ſich hierauf bald
fetoft ein, Nachdem fie etwas fpanifchen Wein getrunken hatten, begaben fie fih wieder—
um nach Haufe, Den
©) Wir ijreiben ordentlich bie Namen der. Doͤr⸗ Art geſchrieben wird,
fer und Städte, wie wir fie finden. Denn es iſt ſehr d) Zn ber Karte der Jeſuiten Heißt diefer Ort
fchwer , diefe Namen nach der-englifhen Mundart Ming tfing byen, woraus erhellet, daß dieſes eine
einzurichten, weil ein Wort immer anf verſchiedene Stadt von dem dritten Nange, und fein Dorf. 1”
KIV Burg TV Eapitel, | 337
' Den nächftfolgenden Tag ſchickte der Feldherr dem Geſandten noch mehr $ebensmittel, 1667
Diefe erwiederte Seine Ercellenz mit einem Geſchenke von einem Vogelrohre, ein Paar Montanus.
Piſtolen, ein Paar Meſſern, eine Schnur von Ambrakugeln, ein Stuͤck Ambra von zehn HöflihesBe-
Ungzen und zehn bolländifche Elfen von feinem Tuche. Dafür erhielt der Geſandte zwanzig zeugennes
Stůcken Stoff zur Kleidung für feine Seute, Der Secretaͤr Hatte Befehl erhalten, ſich Feloherrn,
bey dem Feldheren zu erkundigen, an welche Herren man ſich wohl am bequemften zu Pe
king wenden koͤnnte? Spo bon tof ließ fo gleich alfe feine Seufe hinausgehen, und fagfe }
hierauf zu ihm, fie muͤßten fich zuförderft bemühen, die Gunſt der vier Zu tay fings zu und deſſen
geroinnen, welches, währender Minderjährigkeit des Kaifers, feine Vormuͤnder und Die guter Rath.
Reichsverweſer, wären. Diefes Fönnte leichtlich gefihehen, wern man fih der Bermit-
telung geroiffer ehrlicher Mandarinen bedienen wollte, An diefe wollte er fchreiben; und
diefe würden den Zu say ſings Geld und Güter, welche ihnen anftändig wären, überbrin-
gen. Hätten fie diefe einmal auf ihre Seite gebracht: fo würde ihnen alles, was fie ſuch—
ten, bewilliget werden. Hernach follten fie auch einigen von den erften Neichsräthen, die
ebenfalls feine guten Freunde wären, ein Geſchenk machen, und jedem einen jungen Neger
vorftellen, Sie follten fich nicht jedermann anvertrauen; denn es würden fich viele Betruͤ⸗
ger einftellen, und fich für große Nerven ausgeben, wie er felbft erfahren Hätte, Sie muͤß⸗
ten daher fehr behutſam geben, und nur mit wenigen von ihren Gefchäfften reden. Der
Feldherr ließ durch den bolländifchen Dollmetfcher Moriz, welcher, in feiner Gefangen»
fhaft zu Tay wan, fein Bedienter geweſen war, den Gefandten erfuchen, er möchte eine
Fuͤrbitte für ihn einlegen, Daß er fich mir bey der Einnahme diefes Plages einfinden dürfte,
im Falle der Kaifer deſſen Erwähnung thun ſollte. Denn er hätte dafelbft ein Weib, Kin-
der und verſchiedene Güter,
An eben diefem Tage überbrachte der chinefifche Dollmetſcher dem Gefandten zwoͤlf
Stück chineſiſches Bootſilber von ſeinem Mandarin, zu Ban A|
Diefer meldete ihm zu gleich, daß Seine Ercellenz fiebzehn, Hoble vierzehn, und Haupt⸗
mann Putmans, der Factor, zwölf Rondarins g) an gewiſſen Orten, haben follten.
Diefes Geld wurde ausgefchlagen. Weil es aber der Mandarine nicht wiederum zuruͤcke
nehmen durfte, indem es auf Eaiferlichen Befehl ausgezahlet worden war: fo behielten fie
es, in der Abſicht, es alsdann wieder zu erftatten, wenn fie zu Deking angelanget feyn würden.
Nen ping oder Nen ping für, die nächfte Stadt in Fo Eyen nach der Hauptftadr, Yen ping fir
liege zur rechten Hand; wenn man den Strom hinauf geht, oder auf der Weftfeite 4) des wird beſchrie—
Fluſſes Win, an der Seite eines ganz unerfteiglichen Hügels. Sie hat daher eine fehöne ben.
Ausfiche, und ift von Natur fehr feft. Sie ift eine Meile lang, und eine halbe Meile breit.
Sie ift fehr volkreich und mit fhönen Gebäuden angefüller, Das Wafler wird von dem
Serge, in Röhren von Rohr, dahin geleitet; welches eine Erfindung ift, die man ſonſt nirgends
in China gewahr wird. Man findet hier drey ſchoͤne Tempel, und die Lebensmittel ſind ſehr
wohlfeil. Die zween großen Fluͤſſe Min und St, fommen auf der Oſtſeite 7) der Stade
zuſammen, machen einen großen See, und über jeden Fluß iſt eine fihöne Bruͤcke gebauer.
2
Hier
2 Ihe Lauf war m N b) € ite heißen; aber der
) Aufd ehr nordweſtlich. ) Es folfte wohl die Oftfeite heißen ;_ ab
73 J —S dieſer Ort Den ping fü. Strom fliege vielmehr anf der Suͤdweſtſeite der
in gůt fnfgehn Stüßer. Stadt. i) Auf der Suͤdweſtſeite.
Allgem, Reiſebeſchr. v Band, Un
338 Reiſen nach dem Reiche China.
1666 Hier wird das meifte grobe chinefifche Papier verfertiger: die feinefte und weißefte Art aber
Montanus. wird in dem Flecken Siegbe, drey Seemeilen gegen Weften, zubereitet, Die Sprache ver
XMandarinen wird hier geredet,
Den zoften fegelten fie ab, und kamen erſtlich durch eine enge und gefährliche Straße
nah Hon⸗ yong, einem Dorfe, welches eine Meile von Den ping abliegt. Bon hier
fchiffeten fie weiter, und ließen Lou quon und Au yong zur rechten, Linkentome aber und
Ta fs, zur linken Hand liegen, Diefe Derter liegen eine halbe Meile von einander. Des
Abends anferten fie.vor Ong ſou ton, nachdem fie in allem drey Meilen nordwärts
geſegelt waren, Den nächften Morgen giengen fie wiederum unter Segel, und liefen gegen
acht Uhr vor dem Flecken Bonsſouko vorbey: um zehn Uhr aber vor dem Flecken Luikuir,
Posjen, und Ubaka. Den erften und legten Dre ließen fie zur vechten Hand liegen: den
zweyten aber zur Iinfen. Zu Ubaka fanden fie verfihievene Fahrzeuge, die mit Papiere
beladen waren, welches dafelbft verfertiget worden war, und den Fluß hinauf geführer werden
ſollte. Gegen Mittag fahen fie Ronchian und Siouekke, zur Rechten, und Tay ping
zur Linken, nahe bey einander liegen. Um drey Ahr anferten fie vor Chisfiang.
Kyen ning fu. Den ꝛten Hornung ſegelten fie vor den Dörfern Sieyokaun, Itantaw, Bayapo,
Piema, und Filiktau vorbey, und ließen die erſten beyden zur rechten, dieübrigen aber zur
linken Hand liegen, Gegen Mittag langten fie bey der Stadt Reyn ning frank), Hier
wurden bie Pferde an das fand geſetzet, weil die Barken zu groß waren, als daß fie diefel-
ben weiter hinauf hätten bringen koͤnnen. Hier wurden die Thore vor den Holländern ver-
ſchloſſen, daß fie alfo Feine Lebensmittel erhalten Fonnten, Es wurde auch niemanden geftat-
tet, ihnen dergleichen, ohne Erlaubniß der Dollmetſcher, welche fich überall der Iberhand
anmaßeten, zu verfaufen. Ein Soldate, welcher dem Feldherrn Syoubontof zugehörete,
und einige Früchte für den Geſandten eingefaufet hatte, wurde, fobald als die Dollmerfcher
davon benachrichtige worden waren, aufBefehl des Mandarinen bey dem Kopfe genommen,
Man legte ihm Bande um den Hals, und an die Füße, in der Abficht, ihn nad) Hok ſyew
zu fenden, wo er eine ſtrenge Strafe erduldet haben würde, wenn man nicht für ihn geberhen
hätte. Des Abends erhielten die Holländer von den Mandarinen, welche fie begleiteten,
einige gefochte und gebratene Speifen: allein die Statthalter der Stadt waren fo undienft-
fertig, daß fie dem Gefandten nicht ein einziges mal Lebensmittel zufommen, oder ihn auch
nur bewilſkommen ließen,
Kyen ning fir liege an dem oͤſtlichen Ufer des Fluſſes Min, und ift der Hauptſtadt
Su cbew fu 2), zwar einiger maßen in Anfehung der Schönheit und Pracht, aber nicht in
Anfehung des Umfanges, nachzufegen. Sie ift größer, als Pen ping fir, aber nicht fo
dicht gebauet: denn die Mauern fehliegen verfihledene Kornfelder ein. Die Stadt ift volf-
reich, und die Straßen find alfe mit Kiefelfteinen gepflaſtert. Ihre ganze Handlung befteht
in dem groben Päpiere, welches Hier verfertiget wird. _ Sie hat zween Statthalter, welche
mechfelstveife vegieren. Es darf auch der eine dem andern, ſo lange feine Regierung dauert,
nicht widerfprechen, j r
Den zten verließen fie Kyen ning, und ließen die Dörfer Baetchan, Maſchetani,
und Derchin, zur linken Hand liegen. Der legte Det liegt beynahe zwo Seemeilen von
der Stadt, Nachmittage entdeckten fie Rekau, Vazuo, und Gautaw; die erften bey-
den
%) Beym Ogilby: Kien ning for. fonften Überall insgemein den Namen Hok ſyew
I) So wird dieſe Stadt hier genennet, da ſie führer. ;
XIV Buch IV Capitel. &39
den Orte zur rechten, den legten aber zur linken Hand. Abends landeten fie bey Chiaphong, 1667
einem zerftöhrten Dorfe. Den gten liefen fie, eine Meile davon, vor Chin chew vorbey, Montanus-
welches an dem vechten Ufer des Fluffes liegt; Nachmittage aber vor verfchiedenen Meyer
böfen, Haͤuſern, und Tempeln. Abends anferten fie vor Sſouova, einer verfallenen Stadt,
zur rechten Hand, nachdem fie den ganzen Tag nur zwo Seemeilen, mit vieler Beſchwer—
lichkeit, zurück geleger Hatten,
Den sten, des Morgens, fahen fie die Dörfer Tachır und Pagou, zur linken Hand Volkreiche
fiegen, Nachmittags fuhren fierechter Hand: bey Swinckin vorbey, und ſtiegen gegen drey Begend—
Uhr bey Suchiap an das Sand, nachdem fie in allem drittehalb Meile fortgeſegelt waren,
Hier wechfelten fie mit ihren Au Iyes, oder Pugs , um ihre Fahrzeuge zu boogfieren.
en 6ten des Morgens fahen fie die Dörfer Tintenns, Cholunga, und Leanton, zur
rechten Hand. Nachmittage liefen fie vor Losjowa und Sichem vorbey, die auf eben
diefer Seite liegen; und gegen Abend ankerten fie vor Hochiechien. Den Teen fehiffeten
fie vor Huſuna und Nagan vorbey, und gelangeten zu Mittage vor Qui quan an,
Den gten giengen fie mit Anbruche des Tages unter Segel, Zu Mittage ließen fie
das Dorf Soufivenna zur linfen Hand liegen, Kurz hernach fuhren fie vor Swipia,
einer großen Stadt, vorbey, nahe bey welcher fie verfchiedenezerftöhrre Haͤuſer, und eine große,
aber verfallene fteinerne Brücke entdeckten. Gegen vier Uhr waren fie eine Meile weiter
fortgerücke, bis an Chintowa, einem Dorfe, das zur linken Hand liegt. Des Abends
kamen fie an einen Wachthurm, um welchen einige wenige Häufer ſtunden. Ihre Fahrt
betrug in allem drey Seemeilen.
Den gten ließen fie das Dorf Gotanga zur rechten, ulhb das Dorf Quotinha zur
linken Hand liegen. Zu Mittage entdeckten fie einen Tempel, der über einen Graben, oder
eine Schleufe, in Geſtalt einer Brüce gebauet war, worunter ‚ wenn das Waffer hoch war,
Ruderſchiffe durchfahren Eonnten. Er war mit Bildwerke ausgezieret, und auf der einen
Seite fonnte man auf einer Treppe hinauf fleigen. Nachmittage fegelten fie vor Solokig
und verfchiedenen andern Plägen vorben, welche in den legten Kriegen zerftöhret worden waren,
Gegen Abend warfen fie eine Meile weiter, nahe vor Pou thin, Anker, nachdem fie in
allem, mit vieler Mühe, drey Seemeilen fortgeruͤckt waren,
\ Den roten giengen fie, gegen acht Uhr, unter Segel; fuhren unter einer zerbrochenen. Pu King
ruͤcke hindurch, und langeten gegen Mittag vor Pontchin, oder Puchin m), an, wel- hyen.
bes eine gute Stadt iſt, und nicht über fünf Seemeilen von Dui quan abliege. Abends
rachten ihnen ihre Führer, die Mandarinen, etwas von Lebensmitteln; und weil fie der-
gleichen zuvor ſchon mehrmals gethan hatten: fo gab ihnen der Gefandfe, anftatt einer Ver-
- geltung, ein Eleines Stuͤck Silber. ’
Der dieſem Plage ftiegen fie ans Ufer, in dee Abſicht, einige Zeit zu Sande zu reifen,
Man wollte aber den Hollandern nicht erlauben, in die Stadt hinein zugehen. Hier mußten
fie eilf Tage fang warten ‚ ehe fie Die Ku Iyes erhalten konnten, deren fie ſechshundert norhig
‚hatten, um die Geſchenke und andere Güter zu tragen. Außerdem hatte der Feldherr in
De oigung Mur zweene Träger für jeden Pakt, oder Kaften, zugeftanben, da doc)
sen, welchen; reye erfordert murden, Und dieſes machte einen Unterfchied von zweyhunder⸗
u je Mandarinen des Oues ihnen nicht verſchaffen wollten. Der Gefandte Sr
Uu 2 e
M In den Kasten der Jeſuiten heißt der Ort: Pu ching hyen.
r
*
340 Keifen nach dem. Neiche China.
1667 es daher über ſich, fie zu bezahlen, und ſchickte bey dieſer Gelegenheit einen Brief an den
Montanus. Feldheren ab, Ihre Fortreife rourde auch viele Tage verzögert, meil die Mandarinen ge⸗
wviſſe Maſchinen verfertigen ließen, um Die Ochſen fortzubringen. Denn es würde dieſen
Thieren unmoͤglich geweſen ſeyn, auf den Bergen, über welche fie gehen mußten, fort
zufommen 7).
Sie reifen Den 2ıften verließen fie Pu chin, nachdem fie die Pferde, Ochfen, und Güter, einige
zu Lande. Tage zuvor fortgefehice hatten. Cine halbe Meile von bier famen fie an das Dorf Olean.
Nachmittage giengen fie vor Si fanli, Singen, und einigen Tempeln vorbey. Gegen
Abend blieben fie zu Guliaen. Hier verweileten fie ſich auch den folgenden Tag, weil es
fihneyete und regnete. Den 23ſten, des Morgens, überftiegen fie einen großen Hügel.
Hierauf giengen fie durch Huysſounton, Hangſton, Outangay, Öutongue, Rien mu,
und Ouſalinga. Bon hier erblickten fie verfhiedene Tempel, die an einigen Bergen lagen.
Nachmittage veifeten fie im Gefichte der Dörfer Movana, Loutiatona, Golinge,
Longkia, und Kiekova. Außerdem entdeckten fie noch verfhiedene Meyerhöfe und Tem:
pel, von denen viele an diefer Straße binliegen. Unter andern findet man bier einen Tem-
pel, welcher auf dem Gipfel des Berges Liougtow erbauet iſt, und die Provinz So kyen
Sie kommen vonder Provinz Che kyang feheidet. Hier fegten fie ihre Reife in dieſe letztere Provinz fort,
in die Pro⸗ und kamen gegen Abend in den Flecken Lima thova, nachdem fie diefen Tag fünf See—
Pe ER meilen, nämlich viere in Fo kyen, und eine in The kyang, zuruͤck geleget hatten,
Den ꝛaſten giengen fie über das Gebirge Ja Bo ling, welches wegen Fortdringung der
Güter ſchwer zu befteigen war. Auf den Spigen diefes Gebirges ftunden viele Tempel,
welche auf eine feltfame Art gebauet, und mit Bäumen umgeben waren. Diefe ließen fie
hinter ſich zurück, und giengen durch die Dörfer Samba thowa, Sagebataw, Long bie,
Kong Zange, Poangtiou, und Hoͤchowa. Diefer legte Ort wird, von Offen nach We—
ſten, durch einen Fluß in zweene Theile getheilet. Auf dieſem Fluſſe wurden fie auf einer
Floͤße von Rohr fortgezogen, nachdem fie diefen Tag nur anderthalb Seemeilen nordwaͤrts
fortgerückt waren. Den 25ften reiſeten fie durch die Dörfer Rolantia, Duaning, und
Souzinbova. Nachmittage Famen fie nad) Pinhoͤa, wo fie ſich wiederum mit Waffer
verfaben. Den nächftfolgenden Tag, gegen Mittag, fegelten fie von Puchoöu 0) ab, und
führen nordoſtwaͤrts mit einer Flotte von ungefähr vierzig Fahrzeugen, wovon zehne ihre
Wegweiſer, die Mandarinen, führeten, den Strom hinauf. Um drey Uhr fegelten fie vor
der Stadt Tjanchia, oder Chang ra p), vorbey, und warfen drey Bierrheilmeilen von
hier, vor einer fandigen Ebene, Anker, fo daß fie das Dorf Sunthia zur linken Hand lie⸗
gen hatten. Der Weg, ven fie zurück gelegt hatten, betrug in allem zoo Sermeilen 4).
Den zıften liefen fie zwiſchen zween Thürmen von fieben Stockwerken hindurd), und
fuhren vor den Dörfern Putza, Sangts, Singhia, Mokthaw Den van ſa, Dankfivn,
und Vanſu, vorbey. Die erften viere liegen zur vechten, und die übrigen zur linfen Hand.
Nach: -
») Montanus in Ogilbys China, auf der 259 ) Als wenn diefes drey verfchiedene Namen
und folgenden Seite. waͤren; da fie doch nur in der Art zu fchreiben un⸗
..0) Borher bieß diefer Ort Pinboͤg. terſchieden find. Der erfte iſt Hollaͤndiſch, der
p) Im den Pandfarten der Seiten: Kyang zwente Franzöͤſiſch und der ietzte Portugiefiih-
fbang byen. Denn Montanus ſcheint die Namen einiger Plaͤtze
g) Montsnus an dem oben gemeldeten Orte, mit dem Atlas des Martinus verglichen zu haben ;
auf der 268 und folgenden Seite, wie
XIV Buch IV Capitel. rt A
Nachmittage fegelten fie vor acht andern vorbey, deren Namen den Steuermännern: unbe 1667
kannt waren. Vor Sink kia warfen fie Anfer, nachdem fie diefen Tag ungefähr fünf See- Montanus
meilen zurückgelegt hatten. Den 28ften fegelten fie mit Anbruche des Tages.ab, und lan-
deten um. neun Uhr bey Kitsjoyo, oder Autchiewo, welches anderswo Kiu cheu ge-
nennet wird r). |
Diefer Ort, welches eine Stade von dem erften Range ift, und an dem öftlichen fer Kyuſchew fü.
des Fluſſes Chang liege, feheine ziemlich groß zu ſeyn: iſt aber fehlecht bewohnet, weil er.
wenig oder gar feine Handlung hat: Die Strafen ſind ſchoͤn gepflaftert, und bie Sebens-
mittel wohlfeil. Hier überbrachten zweene Privatperfonen dem Geſandten einige feifche Lebens⸗
mittel: dafuͤr ſchickte er ihnen ſechs Ellen bunten Gingerlinezeug. Sie machten ihm hier—
auf ein anderes Geſchenk mit drey ſilbernen Bechern, und zwoͤlf Tael an Gelde: allein,
Seine Excellenz wollte dieſes nicht annehmen,
An diefem Orte wınden die Barken umgemwechfele. Den zten März fegelten fie ab,
und famen um nenn Uhr vor Sigaſum, welches zur vechten Hand liegt. Darauf fuhren
fie vor fehr viel andern Dörfern vorbey ; abends aber legten fie fich bey Loujujenne s), fünf
Seemeilen von Riuchew, vor Anker. Den nächftfolgenden Tag fahen fie, nicht weit von
‚dem Dorfe, einen prächtigen Thurm, mo jedes Stockwerk ein befonderes Bordach hatte,
Das Sand war überall gedünget, und mit ftarf bewohnten Dörfern angefuͤllt. Nachmittage
famen fie, als fie in allem drey Seemeilen fortgefegelt waren, nach Lan gut 2), wo ſich
fogleich der Statthalter einftellte, den Öefandten bewillkommete, und ihm frifche Lebens—
mittel überbrachte. Weil diefes die erfte Stadt war, wo er fo viel Höflichfeit genoflen hatte:
ſo wurde der Statthalter zum Eſſen behalten, und mit fuͤnf Ellen feinem Tuche beſchenket.
Hier wechſelte man wiederum mit den Barken. Indeſſen fiel regnigtes Wetter ein, und die
nahe gelegenen Huͤgel wurden mit Schnee bedecket. Dieſer Ort iſt zwar nicht groß, faͤllt
aber ſchon in die Augen. Cr bat ſchoͤne Gebäude, und iſt ſehr volkreich; welches dem Han-
del zuzufchreiben iſt. Hieher wird viel Alaun von Humſie gebracht.
Den ten fegelten fie ab, und liefen vor der Stadt Sansjenne «) vorbey, welche
anderthalb Seemeilen davon abliegt. Das Sand, welches zur Sinfen an den Fluß ſtoͤßt,
liegt fehr hoch, und ift nicht berohnet. In den Thälern aber findet man einige Häufer und
Dörfer, Abends, da fie fünf Seemeilen weit gefegelt waren, langten fie bey dem Dorfe
Don Eon fong an, und ließen die Stadt Nien cheu fir x) eine Viertheilmeile zur linken Nien chew
Hand liegen. Den nächften Morgen ließen ihre Führer, die Mandarinen, zwo Stunden fü.
vor Tage die Trummel rühren, um der Flotte Das Zeichen zum Abfegeln zu geben. Hierauf
fließ die Barke des Gefandten an eine Sandbanf, und die übrigen Fahrzeuge wären, wegen
des fehnellen und reißenden Stromes, beynahe darauf geftrandet. Mit Anbruche des Tages
aber wurden fie wieder flott, und liefen vor verfehiedenen Flecken, Dörfern, und Tempeln
vorbey. Sn einem von dieſen Tempeln fteht das Bild eines Weltweiſen, mit Namen
UHu3 Nien chlin.
F ae —— Defgeisungen ” — 2) Sn den Sankiertn: Lan Ei hyen.
) In den Landkarten er Er 52) Diefe Stadt wird in den Landkarten det Je⸗
byen; fo daß das “erfte — der Ort Long yew ſuiten nicht angegeben. Jenne ſteht für Hyen,
j aber ſteht im Solländifehen feyn ſollte. Das elches eine Stadt vom dritten Range andeutet.
Kl 30 er x) Auf der Karte: Den chew fü,
342 Reifen nach dem Reiche China,
1667 NMien chlin. Abends legten fie fih bey Tungy) vor Anfer, nachdem fie, durch lauter
Montanus. Kruͤmmen und Wendungen, in allem fieben Seemeilen zurück gelegt hatten.
2 Den gten, Bormittages, fahen fie zur finfen Hand den Fluß Tu vorbeyſtroͤmen.
Diefer Fliege Durch die Stadt Sing fung, oder Sin chung 2); theilet fid) dafelbft in
zweene Aerme, und fällt endlich in den großen Fluß Che a). Abends anferten fie nabe
Fu yang bey der Stadt Fo fang, oder Su jang D), an der Weſtſeite des Fluffes Che, und der
hyen. Nordſeite des kleinen Fluſſes Su chun, welcher etwas weſtwaͤrts an ben Fluſſe Lien gan c)
entfpringt, Dieſen Tag waren fie fünf Seemeilen forrgefegelt. Hier ift ver Che zwo engli«
ſche Meilen breit. Weil er aber bey geoßem Regen austritt: fo findet man wenig Pläge an
feinen Ufern. Es liegen aber viele Dörfer weiter in das fand hinein, welches überall wohl
gebauet, und mit fruchtbaren Bäumen befeger ift.
Sie kommen Den gten gegen Abend langten fie bey Chankew an, Diefes iff die Vorſtadt von
nah Hang Hang che, und liegt von ihr und dem Fluffe eine halbe Seemeile ab. Hier wurden fie
chew fü: genöthiget, alle Güter auszuladen, und fie in die nordliche Vorſtadt zu bringen, wo fie
wiederum eingefchiffet wurden,
Der MI Abſchnitt.
Aufnahme des Gefandten zu Hang chem fir, und feine Abreife nach
Whay ngan fir.
Hoͤfliches Bezeugen des Statthalters. Ihre bey: Sie reifen ab. Vu fi hyen. Chang chem fır.
derfeitigen Geſchenke. Sie verlaffen Hang Tan yang hyen. hing hyaug fu. KHöflihes
chew fu, Große Menge Seide. Kongti. Kya Bezeugen des Statthalters. Aberglaͤubiſches
hing fi. U Eyang hyen. Sie kommen nach Opfer. Königlicher Graben. Aua chew. Dang
Su chew fü. Geſchenke von den Mandarinen. dew fu. Wayope. Kau yew chew. Pau ing
Die Stadt wird befehrieben. Ihr großer Handel. hyen. Sie kommen nad) Whay ngan fu.
Höfliches AS Nen roten März gieng einer.von den Mandarinen, die fie begleiteten, zu dem Statthalter
Bezeugen des von hang chew, und bach um Barken, Damit fie ihre Reife fortfegen könnten.
Starshale Den nächftfolgenden Tag kamen einige Mandarinen an Bord, und ſtatteten ihren Beſuch
upon bey dem efandten ab, Den ı2ten ftellete fic) der Ping tow, oder der dritte Beamte nach
dem Statthalter, dem Range nad), ein; bewillkommete ibn, und machte ihm ein Gefchenf
von Sebensmitteln. Er verfprach, ihn mit guten Fahrzeugen zu verforgen, weil diefelben
unter feiner Aufficht waren, und entfchuldigee fich, daß er ihn nicht Fönnte zur Mahlzeit ein«
laden, bis er mit dem Statthalter gefpeifet hätte. Den nächftfolgenden Morgen brachte
man allerhand Pferde, um den Gefandten und feine Leute in den Pallaft des Starthalters
zu bringen, bey dem er zu Mittage fpeifen follte. Er gieng in einem prächtigen Aufzuge
dahin ab, und nahm ein fehönes Gefchenf für Seine Hoheit mit fih. Der Statthalter
wollte es aber, alles Zuredens ungeachtet, nicht annehmen, weil, wie er fagte, er dem
Hollaͤndern niemals einigen Dienft geleifter hätte, wie von dem Unterkoͤnige und
dem
y) Sn den Landkarten der Jeſuiten Heißt biefee a) Auf der Karte führer er den Namen Tfyan
Ort Tong In byen, und liegt zur linfen Hand an tang kyang. .
dem weftlichen Ufer des Fluffes. b) Dber: Su yang byen, wie fie auf der Karte
2) Auf der Karte Heißt fie Sin ching byen. beißt,
NV 46.
dem Neuhof
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Z de Bakker fecit,2749-
Zom V.
|
XIV Buch TV Sapitel. Be 343
dem Feldherrn su Hok ſyew geſchehen wäre, Er fügete Hinzu, fie wuͤrden zu chun 1667
enug baben, wenn fie zu Peking Geſchenke austheilen wollten, weil dafelbjt Montanus.
jedermann etwas zu erfchnappen ſuchte. Als man ihn aber fehr nöthigte, fagte er:
er wollte ſich deswegen bedenfen, wenn fie glücklich von Hofe wieder zurück
Eimen, Che er ſich beurlaubte, bath er, im Falle einige hoffändifihe Schiffe, wegen des
ſchlimmen Wetters, oder anderer Zufälle, genöthiget werden follten, in den Fluß Hang chew;
oder in den Fluß Ning po, einzulaufen: fo möchte er geruben, fie als Freunde zu betrach-
ten, und fie zu fhüsen, Der Statthalter erwiederte, er wollte ihnen, fo viel in feinem
Vermoͤgen ftünde, alle Freundſchaft erzeigen, Als er ſich beurlaubte, rieth er ihm, den
Kon bon 4) der Stadt zu befuchen; und diefer verforach ihm gleicherweife, alle holländi-
ſche Schiffe zu ſchuͤtzen, welche an die Kuͤſte kommen follten. Er gab ihm auch den Rath,
daß er zu dem tartarifchen Wanchew e) geben, und feine Aufwartung bey ihm machen
folltes denn diefes wäre der oberfte Befehlshaber über die gefammte Kriegsmacht in Hang
chew · Weil ſich aber derſelbe unpaͤßlich befand: ſo konnte er keinen Zutritt bey ihm erlangen.
Den naͤchſtfolgenden Tag wollte der Geſandte die beyden ihm zuvor geſchickten Ge⸗
ſchenke an Lebensmitteln durch andere Geſchenke eriwiedern:_allein man weigerte jich, fie an-
zunehmen, weil er den Kaifer noch nicht gefehen hätte. Doch nahm der Ping tow einige
Güter an. Ein Fernglas aber, und eine Brille, gab er wieder zurück, weil er nicht wuſte,
was er Damit anfangen ſollte.
Zufolge der obbemeloten Erklaͤrung des oberſten Statthalters und Kon bon, ſchrieb
der Geſandte an den Factor, den er zu Hok ſyew zuruͤck gelaſſen hatte, daß er die kleinſten
Fahrzeuge, welche, unter dern Borivande, daß fie nad) Japan geben follten, aus Batavia,
zu Kling po erwartet würden, mit einer Ladung abfenden möchte, die aus Sandelholze,
Pfeffer, Weihrauh, Myrrhen, Nelken, Bley, Kaliaturholze, ſchwarzem Paragon, Schar
fach , einigen rothen Korallen in Schnüren, und dergleichen, beftehen follte,
Inzwiſchen wurde ſehr ſchoͤnes Wetter. Man ſchaffte daher die uͤbrigen Guͤter an das
$and, und fuͤhrete fie gegen Die norbliche Seite von Hang chew zu, mo die Barken über
eine Meile von dem Orte lagen, wo fie zuerft angelanget waren. Der Gefandte, und die
übrigen von feinen Leuten, folgeten ihnen Durd) die Stadt, und ihre Vorſtaͤdte.
Den ıgten verließen fie Hang chew fir, und famen des Abends nad) Tang ſyew ) Sie verlaſ⸗
einer ſchoͤnen Stadt, welche drey Meilen davon abgelegen war. ſen Hang
Den nächftfolgenden Tag, da fie bugfierer hatten, fuhren fie vor vielen Bauerhäufern chew fü.
vorbey , welche (ängft dern Rande eines tiefen Grabens, oder Geſtrippes, bin gebauer waren.
Die Gegend hierum beſteht in fauter Felde, welches wohl gebauet, und an vielen Orten mit
Maulbeerbäumen befeger it, von welchen fie Butter für ihre Seidenwuͤrmer haben. Denn ;
keine Provinz in ganz China bringe mehr Seidenwuͤrmer hervor, als diefes Che Eyang, Große Mens
welches nicht alfein das chineſiſche Reich, Japan, und die philippiniſchen Inſeln: ſondern ge Seide,
auch Indien, und die entfernteften Theile von Europa, mit allen Arten Seide verſorget.
Denn die Holländer erhandeln viele Davon zu Hok ſyew, welche erſtlich in diefer Provinz
gekauft
) Auf der Karte heiße er: Kin ngan byen. e) Beym Ggilby heißt er der Tartar Manchu.
Bber den Statthalter der Stadt, welches Die Manchewtartarn waren diejenigen, welche
dem Kange nad) unter den Eaiferfichen Bedienten China im Jabre 1644 einnahmen.
der zweyte iſt. f) Yeym Ogildy heißt dieſer Ort Tangſeenw⸗
344 Reifen nach dem Reiche China. —
1667 gekauft wird: allein Der Kaiſer hatte neulich verbothen, daß nichts davon ausgefuͤhret werden
Montanus. follte. Die Seide, die in Che kyang verarbeitet wird, hält manfür die beftein ganz China;
und man Fann fie dafelbft um fo wohlfeilen Preis haben, daß bier zehn Mann mit wenigen
Koften mit Seide verforger werden koͤnnen, als eineriin Europa mie Tuche.
Kongti. Nachdem der Öefandte viele fhöne fteinerne Brücken paſſiret war, fo fam er Nach:
\ mittage nad) Kung ti, oder Rungh te 5), welches die fünfte Stadt der zweyten Haupt⸗
ftadt Kya hing ift. Sie liege an dem linken Ufer des Fluſſes. Abends langten fie bey
dem Dorfe Song ming fing »h) an, nachdem fie Diefen Tag vier Seemeilen forfge-
rücfee waren.
Kya hing fu. Den zıften ſegelten ſie, wie den Tag vorher, vor vielen Bauerhaͤuſern vorbey. Nach
bem fie vier Seemeilen nordwaͤrts gefommen waren, langten fie gegen Abend bey Chang
fu ), oder Kya hing, an. Diefes ift die fechfte Stade in diefer Provinz. Sie fteichen
‚vor derfelben vorbey, und fegelten weftwärts gegen die nordlichen Vorſtaͤdte zu,
Den nächitfolgenden Tag zogen fie das Schiff mit Seilen längft dem Ufer hin. Sie
giengen zwiſchen zween Feſtungen hindurch, und ließen das Dorf Dan kan king zur linken
Hand liegen. Nachmittage kamen fie nach Ping haw. An der ſuͤdlichen Seite diefes
Ortes liege ein Eleiner See, mit Namen Suen, welcher die Provinz Che kyang von Nan king
abſondert. In diefe legtere Provinz Famen fie nunmehr, Gegen Mittag erreichten fie das
M kyang Dorf Ping chwan, und endlich Ukiang k), welches einen Canonenſchuß von ihnen zur
hyen. linken Hand lag. Nahe bey den Vorſtaͤdten warfen fie Anker, Diefen Tag waren fie vier
Seemeilen fortgerückt, und zwo davon in der Provinz Nan king 2).
Sie fommen Den 25ften, da fie mit neuem Bugfieren den Fluß Sung hinauf gefahren waren,
nad Su landeten fie gegen zehn Uhr bey der Stade Su chew, to fie ihre Barfen ummechfelten.
chew fu. Bey dem meftlichen Thore, wo fie fich wiederum einfchiffen follten, Fam der Manvdarine,
welcher die Dberauffiche über die Fahrzeuge harte, und hieß fie willfommen. Er machte
ihnen auch ein Gefchenf von Lebensmitteln, und zwölf Stuͤcken Seide, Ueber diefes bach,
ex fie noch den folgenden Tag mit ihm zu fpeifen. Der Gefandte nahm die Sebensmittel an:
die Seide aber ſchlug er aus, weil es nicht gewöhnlich war, folche anzunehmen, Er lehnte
auch die Mahlzeit bey ihm ab, weil er befürchtete, er möchte ven Ron bon, oder Statt:
halter, beleidigen, wofern er bey jemanden zu Gaſte gienge, ehe er noch bey ihm geweſen wäre,
Geſchenke Den 27ften kamen einige Mandarinen, welche dem Unterkoͤnige Sing la mong zuge
ih böreten, der ihrer fünf und zwanzig in feiner Stadt bielte, und bewillfommeten ven Ge-
"fanden, Weil der Kon bon die Holländer hatte fragen laffen, ob fie einige Piltolen oder
Degenklingen hätten, die fie entbehren Fönnten: fo hielte man für dienlich, ihm ein Ge—
ſchenk zu machen. Er wollte aber nichts weiter annehmen, als ein Paar Piftofen, und
zwo Degenklingen, Abends ſchickte der Statthalter einen Mandarinen mit einem Gefchenke
von Lebensmitteln, und zwölf Stücen Seide, Diefe legtern weigerte fich der Gefandte,
wie gewöhnlich, anzunehmen, Den nächftfolgenden Tag überfihickte er auch) zehn Pikols
Heu. Diefes wurde mit Dank angenommen, und der Mandarin befam eine Pelobnung,
wei
8) Diefes muß ein Hyen feyn: findet fih aber DD Beym Ogilby: Chiang foe,
nicht auf den Karten der Jeſuiten; wenigftens nicht : art
Anter en Gen, Se u e *) Beym Ogilby: Ukiam. Der Verfaffer bie:
4) Beym Gsilby heißt er Sum ming fing. ſes Tagebuchs ſchreibt zuweilen nach der a
ifche
GRUNDRISS von prr STADT SU-TCHEOU-FOU
GRUNDRISS von ner RINGMAUER DER STADT
NANKING over KYANG-NING-FOU
Haupt-{[tadt derProvinz Kyang.nan.. Diefe Stadt hat ungefachr drey Meilen) im Umfange ——
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XIV Buch IV Gopitel. 345
r weil man damals keines fuͤr Geld haben konnte. Nachmittage Fam ein großer Mandarin, 1667
welcher die Oberbefehlshaberſchaft über dag Kriegsweſen, und die Oberaufſicht über die kal Mo ntanus
ferliche Kleiderkammer in dieſer Stadt hatte, und bewillfommete den Geſandten in den Höf-
lichften Ausdruͤcken. Dieſer bewirthete ihn mit Weine,
Su chew liegt an den Ufern eines großen ſtehenden Fluſſes, welcher durch die Stadt
hindurch ſtromet, und ſowohl für Eleine, als große Fahrzeuge ſchiffbar iſt. Die Mauer hatte,
wie den Hollaͤndern berichtet wurde, vierzig Feldweges im Umfange, und, wenn man die
Vorſtaͤdte mit dazu rechner, über hundert. Die Stadt ſelbſt nimmt einen Raum von drey
Seemeilen in der Rundung ein. Außerhalb und innerhalb der Stadt ſieht man viele praͤch⸗
tige Brücken, welche auf verſchiedenen Schwibboͤgen ruhen, Sie iſt nicht dichte gebauet,
und die Haufer find an Maften von Fichtenbäumen aufgefuͤhret. Viele davon find fehr
fhleche gebauet. Allein, ihre nahe Sage an der See, und an dem Fluſſe Ayang, machet
fie zu einem großen Handelsplage. Sie bat viele Schiffe, welche ihr zugehören; und die
Boote ftehen überall fo dicht an einander, daß man faum Plag hatte, durchzukommen.
BVerfchiedene Straßen, durch welche Die Holländer giengen, waren bloß von Künftlern in
Ambra bewohnet. Es ift diefes einer von den berühmteften Pläsen in ganz China, weil
daſelbſt nicht nur Kaufleute aus allen Theilen des Kalſerthums, fondern auch Portugiefen,
Indianer, und Japaneſer, nebft andern Kramern, zufanmen Eommen, ’
Hier ift ein Zollhaus außen vor der Stadt, wo bie Schiffe nur nach der Schwere ihrer
Sadung, und nicht nach der Befchaffenbeit ihrer Güter, den Zoll bezahlen. Und diefes be:
läuft fich, wie man faget, jährlich auf fünfmal hundert tauſend Pfund Sterling, Die
Anzahl der Schiffe muß alfo fehr groß ſeyn; die Faiferlichen Fahrzeuge ungevechnet, als
welche nichts bezahlen. Verſchiedene von den größten Barken des Kaifers, die man Nun
chewen nennet, fuhren vorbey, als die Holländer dafelbft waren, -
Den zıften, des Morgens, verließen fie Su chewo, nachdem fie acht Tage lang auf
neue Fahrzeuge gewartet hatten, und bugſierten laͤngſt dem Graben hin, welcher bis an die
Stadt Chinkyang, an dem großen Fluſſe Ryang, reichet, und darzu dienen foll, damit
Die Schiffe auf dem See Tay, an deffen ofklichem Ufer er gegraßen ift, der Gefahr nicht fo
fehr ausgeſetzet ſeyn möchten. Auf dem Wege zwifchen Ukyang und Su chew ift eine
fleinerne Brücke von dreyhundert Bögen, durch welche der Graben von dem See Tay ab:
gefondert wird. An diefer Brücke hin ziehe man die Babrzeuge mit einem Seile fort. Denn
zu dieſer Abficht ift Diefelbe gebauet worden, damit man nicht genörbige würde, mit den
Schiffen daſelbſt ſtille zu liegen,
Etwan eine Meile von der Stabt fuhren fie vor Shu fi quan m), einem großen
Dorfe, vorbey. Machmittage fahen fie zweyhundert von den großen Barfen des Kaifers
dor Anker fiegen. Abends langten fie auf der füdoftlichen Seite der Vorſtadt von LI fi =)
An, nachdem fiein allem fechs Meilen zurück gelegt hatten. Diefer Name bedeuter: Man⸗
gel an Zinn. Denn die Ehinefen fanden ehemals, an dem Berge Sye, nahe bey Su fie,
eine große Menge von diefem Metalle, Zu Anfange der Regierung des kaiſerlichen —
an
BG auch bey dem Namen diefes >) Bey dem Ggilby heißt diefer Ort Xuſiquan.
N Wiontanus in Gsilbys Chi Dieſes iſt die portugieſiſche Schreibart.
md folgenden Seite, ia uf aha ) Auf der Karte der Jeſuiten: Yu fi hyen.
Allgem. Reiſebeſchr, v Band, Er
Die Stadt
wird bes
ſchrieben.
Ihre große
Handlung.
Sie gehen
ab.
Vu ſi hyen.
346 Reifen nach dem Reiche China.
1667
Montanus.
m a
—
Chang chew
fu.
Han aber wurden die meiſten von dieſen Adern erſchoͤpft, und die Stadt erhielt daher dieſe
Benennung. Hier fanden die Holländer viele Steinofen, worinnen man allerhand Arten
von Steinen backte oder härtete.
Den ıften April liefen fie längft den Mauern von Uſt hin, und Eamen an die nordliche
Vorſtadt. Gegen Mittag fegelten fie durch die Stadt Hin quow, wo verfchiedene Fahre
zeuge mit Indig lagen, welcher, nach der Ausſage der Schiffer, zu Sin cbang und Su
chew zu haben war. Gegen Abend langten fie vor der Stadt Gang ling an, nachdem fie
diefen Tag viertehalbe Seemeile nordwärts gefegelt waren.
Den nächftfolgenden Morgen, nachdem fie eine halbe Meile bugfieret hatten, giengen -
fie durch das Dorf Sikſiovyen. Abends warfen fie an der Mordfeite der Stadt Syu chew
Anker, welche fonften auch Chang chew beißt, nachdem fie den ganzen Tag nur zwo See:
meilen nordwärts forfgerücket waren.
Der Graben war fo voll von Faiferlichen Barken, daß fie nicht durchkommen konn—
ten. And weil fie eine große und ftarfe Ladung hatten: fo legten fie nur einen Furzen Weg
zurück. Die Ufer diefes Grabens waren nahe bey der Stadt, mit viel beſſern Steinen ein
gefaflet, als anderswo.
Den zten giengen fie, des Morgens, ducch Lay tſchem, und langten Abends zu
Lue fings an, nachdem fie in allem nur drey Seemeilen zuruͤck geleget hatten, weil fie
Tan yang
hyen.
| Ehing kyang
fü.
durch die Faiferlichen Barken beftändig aufgehalten worden waren, Den nächftfolgenden
Morgen bugfierten fie durch das DorfSu kow; famen an die Stadt Tan yang 0) und
fegelten , Tängft ven Mauern derſelben, nach den oftlichen Worftädten zu, nachdem fie Drey
Seemeilen fortgerücfet waren,
Den sten verließen fie Tan yang, und giengen vor einem See p) vorbey, aus wel⸗
chem das Waffer, durch drey Schleufen, in den Graben gebracht wird. Machmittage
kamen fie an das Eleine Dorf Hon gun pek, und Abends an das Dorf Sing fon, wo
fie, durch das ftürmifche Wetter, genöthiger wurden, Anker zu werfen, nachdem fie Dies
fen Tag drittehalb Meilen bugfieret hatten.
Den nächftfolgenden Morgen faben fie, im Vorbenfahren verſchiedene Steinöfen,
Gegen Mittag fuhren fie längft den Mauern der Stadt Sinkyang g), oder Chink yan,
bin, und anferten vor der nordlichen Vorſtadt, in der Entfernung von beynahe zwo See-, -
meilen, Hier Eamen verſchiedene tartariſche Mandarinen, und bewillkommeten den Geſand⸗
ten, welcher ihnen ein Glas Wein vorfegte. Der eine fehiefte ihm dagegen etwas von $e-
bensmitteln. in anderer lud ihn, nebft dem tartarifchen Statthalter oder Feldheren, zum
Höfiches Be: Effen ein, Diefer letztere Hatte feine Augen beftändig auf die Holländer gerichtet, fo, daß
zeugen des
Statthal⸗
ters.
er auch das Eſſen vergaß. Diefer Ta lau ya r) kam, Nachmittage, mit vieren von fei-
nen vornehmften Herren, und wollte das Vieh befehen, und ben Gefandten befüchen. Er
verficherte zugleich, daß er nicht umhin koͤnnte, etwas bey ihm zu verziehen, weil ihm fein
Umgang fo viel Vergnügen verurfachte. Hierauf ließ der Gefandte feine Mufik Herbey kom:
men, woruͤber er ganz in Entzuͤckung gefeger zu feyn fehlen. Nachgehends wurde ihm ſpa⸗
nifcher Wein, und Zuckergebackenes, vorgefeger. %
: r
0) Auf den Karten der Jeſuiten: Tang yang „N Hier wird der Name auf zwo verſchieden⸗
byen. Arten geſchrieben; nämlich Sink fyew, und Chink
P) Diefer See liegt auf befagten Karten an der cheu.
Nordweftfeite der Stadt.
XIV Buch IV Eapitel. 347
Er erſtaunte recht über die Nachricht, welche ihm der Dollmetſcher von den Gefhen- 1667
fen für den Kaifer gegeben hatte, Darauf fragte er den Gefandten, ob er nicht einige Pi- Montanus
ſtolen und Degenklingen hätte? Man wurde daher bewogen, ihm ein Schwerdt und einen
Carabiner, an ſtatt eines Piftoles, zu geben. Denn dieſe Art von Waffen war ihnen
fehon fehr abgegangen, weil überall nach nichts, als nur nach diefen beyden Arten von Ge«
wehre, gefraget wurde, Hierzu fügte man noch einige nachgemachte Perlen, und etwas
blaues Tuch. Diefes nahm er an: die übrigen Sachen aber, welche man hinzu thun woll-
te, gab er wieder zurück, Mach diefem kamen auch verfchiedene von feinen Kindern, und
wollten Seine Ercellenz fehen. Dieſe befehenfte man mit Halsketten von Ambra und an-
dern Kleinigkeiten,
Dis Abends warteten fie auf Fahrzeuge, die fie über den Ky ang überführen follten. Aberglaͤubi⸗
Denn es war feines vorhanden, außer nur ein großes Boot, welches der vornehmfte Man- ſches Opfer.
darin, der fie begleitete, für fich felbft behielt. Darauf rückten fie gegen die Mündung
des Hafens zu, und kamen an einen Tempel, wo die Mandarinen einen Bock und ein
- Schwein, opferten, weil fie außerdem den Fluß nicht hinauf fahren durften. Der vor-
nehmſte von ihnen trug das gefchlachtete Opfer hinein, um es auf den Altar zu legen, Bey
deffen Annäherung fiel der Priefter andächtig auf feine Knie, und fing an, zu ſich ſelbſt zu
murmeln und zu bethen. Der Tempel war roth angeſtrichen, und mit Lampen behaͤngt,
welche Tag und Nacht fuͤr die abgeſchiedenen Seelen brennen mußten. Auf der einen
Seite des Altars ſtund ein Trog, worein ſie ihre Opfer legten. Auf der andern Seite ſtund
ein Gefäß von Binſen, mit einigen Stuͤcken Rohr, welches die Looſe waren, die die Prie—
ſter warfen, um zukünftige Begebenheiten zu erfahren.
Den nächftfolgenden Tag, Nachmittage, Fam der Felöher mit einem Gefolge von
großen Herren, zu eben biefen Tempel, Go bald er hinein getreten war, ließ er den Ge⸗
fandten holen, und ihn bitten, daß er feine Muſik mitbringen möchte. Der Statthalter
feste ihnen Bobnenfuppe vor. Seine Ercellenz aber bewirthete fie mit eingemachten Mus
ffatennüffen. Diefe aßen fie mit großem Vergnügen, weil fie dergleichen zuvor niemals
gefoftet hatten. >
Sonnabends, den 10ten, welches der Oſtertag war, giengen fie, mit einem Suͤdoſt⸗ Der koͤnig⸗
winde, unter Segel; fuhren über ven KRyang, und liefen, an der Nordſeite, durch eine liche Canal
große Schleufe, etwan eine Vierthelmeile von dem Eaftelle Cua fyew oder Qua chew ), Suachew.
in einen Graben ein. Diefes ift eben derjenige, welchen Neuhof die Eaiferliche Fahrt
nenne /), Als fie eine halbe Meile fortgerückt waren, kamen fie, mit vielen Krümmen und
endungen , an dag Dorf Tong nang hong. Hier rubeten fie etwas aus, und der Ge—
fandte flieg ang Sand, um bie obengemeldeten Schleufen zu beſehen. Er gieng auch gegen
den Tempel zu, wo er zween Mandarinen antraf, die ihn bewillkommeten. Diefe bewirthete
er am Borde mit fpanifchem Weine: Sie gaben ihm Nachricht, daß Tay wan in einen
elenden Zuftand geſetzet worden wäre, und da die Schuld daran läge, weil die Küfte von
Ehina verheeret worden, und fo genau bewachet würde, Diefes hinderte auch, wie man
fagte, die Auswärtige Handlung. Der Kaifer hätte aber hieher gefender, und den Koxin⸗
Er 2 ganern,
r) Das ift Bere, oder vielmehr großer Herr. 2) Bier wird Chew auch Sieu oder Syew ge:
”
“ Außerdem, daß er die MR, "
ERDE Ürde eines Siatthalters ſchrieben.
befleidete, war er auch |
über die Dafigen Soldarın il oder Befehlshaber 55) Siehe oben auf der 256 Seite.
1667
348 | Reifen nach Dem Neiche China.
ganern fagen laſſen, daß, wofern fie nicht gehorfam feyn würde, er Befehl geben woll—
Montanus. te, daß die Küfte gänzlich verheeret werden ſollte; fo, daß ihnen auch die geringfte Hoffe
Bang chew
fu.
Kau yew
chew.
nung eines Vortheus von derſelben abgeſchnitten werden ſollte. Sie fuͤgten hinzu, Daß,
wenn er den Hofleuten gute Gefchenfe machen wollte, ihm zu Peking nichts abgefchlagen
werben würde. Mach ihrer Rückkehr ſchickten fie ihm ein Gefchent von Lebensmitteln,
und fehon gefochten Speifen, Nachmittage, da die Fahrzeuge durch die Schleufen hindurch
gefahren waren, ließ der vornehmfte Mandarin, der bey ihnen war, an dem Ende des
Dorfes, vor einem Tempel halten, und gieng von bier in Die Stade Qua chew 1), um
fich daſelbſt Iuftig zu machen. Als aber der Geſandte nach dem Dorfe Pur li po zugieng s
fo folgte er ihm alfobald dahin nach. Diefen Tag legten fie drey Seemeilen zuruͤck.
Den uten giengen fie unter Segel, und liefen vor verfchiedenen Städten und Dörfern
vorbey. Sie famen auch an einen Thurm mit fieben über einander ftehenden Gaflerien und
Ueberdaͤchern, welcher an ver Süpfeite von Tongnaphan flund. Zwiſchen diefem Orte,
und.dem Thurme, gebt ein Canal, weſtwaͤrts, in das Sand hinein. Gegen Mittag kamen
fie. an die fübliche Borftadt von Yam fe fu ©) oder Yan chew, welches die dritte Haupt
ſtadt inder Provinz iſt. Hier erblickten fie einen Thurm mit vier Gaflerien, von welchem
fie, mit Seilen, gegen die Mauern der Stadt zu gezogen wurden. Nachgehends liefen fie
unter einer Brücke von fechs Bögen hindurch, welche gegen einem Zollhauſe uͤber ſteht,
und fegelten folchergeftale weiter nach Often zu. Diefen Tag waren fie, auf dem Eanale,
drittehalb Meilen hinauf gefahren:
Den nächftfolgenden Morgen fegelten fie, von Pan chew ), gegen den Strom,
durch Wan tu, ein Dorf, mitten durch welches ein Canal geht, und hinauf in das fand
der Wayopu, oder Steinbecfer , fließt, welches feinen Namen. von der großen Menge De=
fen, die man dafelbft findet, erhalten hat. Der weltliche Theil deffelben liege unter Wafler,
und ftellet einen großen Teich, oder See, vor. Zu Mittage fhiffeten fie vor Sſopouzink vor-
bey, einem Dorfe, das von fern das Anfehen einer Stadt hat. Sie giengen auch durch
drey Schleufen; Durch. welche das Waller, aus dem gedachten Canale, auf die gebauten
Felder geleitet wird. Gegen Abend kamen fie nach Lou ting, einem Dorfe von fieben bis
acht Häufern, wo eines von ihren Nonnenkloͤſtern ſtund. Diefen Tag legten fie fünf See—
meilen zurück w).
Den ızten liefen fie vor vielen Hütten vorbey, die zur rechten Hand ſtunden: denk
- das Sand an dem weftlichen Ufer fund ganz unter Waller, Nachmittage Famen fie nach
Aa yo wen oder Rauyew x), einer Stadt, die, an dem oftlichen Ufer des Canals, an
dem Rande des Sees Piere Y), auf einem Iehmichten Boden, erbauet iſt.
Den ı4ten fegelten fe von der. füblichen Vorſtadt ab, bis fie einen Weg von einer
Vierthelmeile zuruͤck geleget, und vor der nordlichen Borftade vorbey gefhiffet waren. Die
Stadt lag ihnen zur rechten, und der See zur linken Hands Darauf fleuerten fie nord⸗
wärts, den Föniglichen Canal hinauf, welcher, durch eine ſchmale Bank, die drey Fuß
hoch
3) Man findet von dieſem Orte auch noch einen vw). Hier iſt das I im Anfange in N verwans
dritten Namen, nämlid) Quaqʒieu. delt, welches die wahre Schreibart zu ſeyn ſcheint,
4) Bey dem Ogilbh: Fam ce fi. Auf den und mit den Karten der Sefuiten übereinftimmet.
Karten der Jeſniten Pang cheiv fu, Ce fcheint mw) Montanus in Ogilbys China auf der 293
alfo hier für cbew zn fiehen. So verfihieden wird und folgenden Seite. |
einerley Wort von dem Verfaſſer biefes Tagebuhe x) Bey dem Ogilby heißt fie Kao yen, wel:
geſchrieben. cher
XIV Buch, IV Capitel. 349°
hoch ift, von dem See abgefondert wird. Zur linken Hand fund das ganze Sand unfer 1667
Wafler : doch entdeckte man noch, an einigen Orten, Eleine bewohnte Hütten, welche auf Wiontanus,
einem trockenen Boden ſtunden. Nachmittage ließen fie das Dorf Loantſia zur linken⸗
Hand liegen. Hier fing das Land gegen Oſten an, etwas luſtiger auszufehen: denn es
war an verfchiedenen Orten angebauet, "Abends kamen fie vor das Dorf Auisjo.
Den nächftfolgenden Morgen-liefen fie vor Laenfin und Louyapou vorbey, und Yan ing
Nachmittags landeten fie bey Pau ing 2), einer Stadt an dem oftlichen Ufer des Canals, hyen.
welche mit ſtarken Mauern umgeben war, und bey anderthalb Meile im Umfange hatte.
An dem nordlichen Ufer ſteht ein ſchoͤner Tempel. As fie friſche Au lyes oder Träger er⸗
Halten hatten, fegten fie ihren Weg fort, und langten Abends zu Kinho an. Diefen
Tag waren fie fünf Meilen weit fortgefegelt. Zwifchen Ran ing, und diefem Dorfe, iſt
die weſtliche Bank des Canals, an verſchiedenen Orten, durchbrochen, und das Waſſer
ſchießt daraus, mit ſolcher Gewalt, hervor in den See Piexe, daß fie viel Mühe hatten,
zu verhindern, daß ihre Fahrzeuge nicht von dem Strome mit fortgeriffen wurden. Den Siefommen
16ten liefen fie viele Flecken und Dörfer hindurch und vorbey. Gegen Mittag langten fie nach Whay
an dem weftlichen Thore der Stadt Whaygan 12) an, nachdem fie in allem viertehalb "I" f*
Seemeilen nordwaͤrts gefegelt waren. + —
Der IV Abſchnitt.
Reiſe von Whay ngan fr nach Peking,
Aufnahme zu Whay ngan. Zollhäufer. Ein lan⸗ tfin chew. Sie laufen in den Flug Guey aber
ges weitläuftig gebautes Dotf. Tſing ho byen Weyein, Bu chin hyen. Ta chew. Tong quan
Tau ywen hyen. Yun Do, oder der föniglihe hyen. Syang chew oder Tfan chem. hing
Canal, ein erſtaunenswuͤrdiges Werk, Verweilen chi und hing chay. Tyen fing wey. Hoͤflich⸗
an der Küfte. Sie gehen nad) Schan tong. keit des Feldherru. Sie laufen in ben Eöniglis
Jaxin do, Sie fommen nad Tfi ning chew. chen Canal ein. Feine Gegend. Guy chiu, eine
Die Stadt wird befchrieben. Sie gehen durch Stadt. Zu Hof ſyew fällt verfchiedenes vor.
viele Schleufen. Shan tfin, eine Stadt. Ber: Guyſen, eine Stadt, Sang fing wey. Tong
druͤßliche Schleufen. Tong hang fu. Ein Denk: dew. Sie langen zu Peking an,
maal, beftehend in einer eifernen Säule Lin |
He ftefiten fich fogleich einige Mandarinen ein, und bemillfommten den Geſandten im Aufnahme zu
Namen des Statthalters. Diefer Tud die Holländer den nächftfölgenden Tag in ein Whey ngan.
großes Haus, nahe an dem Thore f wo ihre Barken lagen, zur Mittagsmahlzeit ein. Ein
jever harte einen befondern Tiſch für ſich. Des Nachts entſtund ein Sturm mit Donner
und Regen gegen Norden, welcher den ganzen folgenden Tag fortdauerte. | Hier wollten
fie ihre Fahrzeuge ummechfeln : fanden aber große Schwierigkeit, Bor allen andern that
der Touwatſa oder Schiffmeifter fein aͤußerſtes.
— | Endlich
her Same von dem £ ontanus aus beygebracht geweſen iſt.
—* Atlas des — zu ſeyn z) Bey dem Ggilby heißt fie Paoing.
ee — #2) Bey dem Ggilby heißt fie Hoaigan. Die
Ps er —— die Nachricht von dem Beſchreibung, die nt — a iſt
den Neuhofſchn Ken, die fehon zuvor in eben diejenige, welche bereits mit eingeſchaltet wor⸗
en auf der 257 Seite mit den if,
1667
Heilen nach dem Reiche China, |
Endlich wurden ihnen den 23ſten Barfen verſchaffet, und fie verließen Mhay gan
359
Montanus. mit fünfzehn Fahrzeugen. Sieben davon waren für fie felbft und die Chin kong oder Ge
— ſchenke nebft den übrigen Gütern: achte aber für die Mandarinen und Dollmetſcher. Als
Zollhaͤuſer.
Ein’ langer
weitläuftig
gehauter
Flecken.
Tſing ho
hyen.
ſie uͤber die nordliche Vorſtadt hinaus waren, nahm der Statthalter, welcher ſich daſelbſt
befand, den Zoll und Tribut fuͤr den Kaiſer von ihnen ein, und trank die gute Geſundheit
der Hollaͤnder in einer Schale Bohnenbruͤhe, welche er hernach an Bord ſchickte. Fuͤr
dieſes ſtatteten ſie ihm, als ſie vorbey giengen, Dank ab, und gaben ſeinen Bedienten ein
Trinkgeld von zween Reichsthalern.
In dieſer Vorſtadt waren zwey Zollhaͤuſer, eines fuͤr Kaufmannswaaren, und das an⸗
dere für Schiffe. Das Geld, welches dafür einkoͤmmt, wird zu Verbeſſerung der Schleu⸗
fen, der Gräben und der Bänke nahe bey verfihiedenen Wafferfällen angewendet, deren in
dieſem Canale, bey der Nordſeite der Stadt, dreye find. Der erfte, der der Stade Whay
am nächften ift, ift der befehterlichfte, weil das Wafler mit großer Gewalt aus dieſem
Fluſſe hervorbricht; fo daß nicht weniger als neun große Bänke aufgeworfen find, um die
ganze Gegend vor einer Ueberſchwemmung zu bewahren.
Nicht weit von Whay gan liefen die Holländer vor Pantja und verfchiedenen an⸗
bern Flecken vorben, wie auch vor einer großen Anzahl Fatferlicher Junken, welche mit Zollgü-
tern beladen waren. Abends famen fie zu Zinkhiunzu an, nachdem fie bey drey Seemeilen
bugfieret hatten. Den nächftfolgenden Morgen paßirten fie eine Schleufe, welche dafelbft
war, und liefen nachgehends vor einem meitläuftig gebauten Dorfe Sinkſanzu vorbey,
welches längft dem Canale hin fich über anderthalb Meile erſtrecket. Gegen Mittag befa-
men fie das Dorf Namenno, LTamenio oder Neymemia zu Gefichte, vor welchem ein
Gerichtsplag lag, wie aus vielen Menfchenföpfen erhellere, welche auf Pfählen ſtacken. Hier
kamen fie an eine andere Schleufe, wo das Waſſer durch den engen Weg’ mit einem großen
Geräufche Hindurchfchießt. Aus diefer Urfache wurden die Pferde und Dchfen an das fand
gefeßet. Ein jedes Fahrzeug wurde von zweyhundert Mann gezogen: denn das Waffer
an der Nordſeite ift vier Fuß höher, als das Wafler an der Suͤdſeite. Solchergeftalt wur-
den fie fortgezogen, bis fie das Ende des Dorfes erreichten. Hier ankerten fie vor einem
Tempel, und die Schiffer opferten nach ihrer Gewohnheit, und bathen um eine glückliche
Fahrt über den gelben Fluß, welcher hier füboftlich und nordweftlich frömet, Diefen Tag
legten fie bey drey Meilen zuruͤck.
Den 25ften gegen Mittag fuhren fie über ben Fluß gegen den Flecken Sing ho a)
über, gegen welchen fie nordweftlich den Strom hinauf gezogen wurden. Inzwiſchen kam
ein Siampan b) oder Boot, mit einem Priefter und zwo Perfonen an Bord, Diefe
Perfonen nannten fi) Zauberer oder Wahrfager. Einer von ihnen hatte einen Griffel
durch feinen Baden ſtecken. Sie ſchuͤttelten fich beftändig, als ob fie befefien wären: denn
diefes
a) Auf den Landkarten heißt er Tfin bo hyen.
Diefer Berfaffer nennet alſo dasjenige zuweilen eis
nen Flecken, was eigentlich eine Stade ift, welcher
Name auch diefem Platze gehöret.
5) Schampan oder Champan.
c) Montanus in Ogilbys China auf der 300
und folgenden Seite.
d) Dererfte von diefen Namen iſt nach der hol⸗
Ländifchen Schreibart: der andere aher nach der por⸗
tugiefifegen , welcher ohne Zweifel von Martini
herruͤhret. Eben diefer Name wird durch das englſche
Tay ywen ausgedruͤcket, wie er in den Landkarten
der Jeſuiten im Englifchennefchrieben ift. Dussalde
thut noch hyen hinzu, um ihren Rang anzudeuten.
e) Es ſcheint Bier ein Fehler eingelaufen —
enn
XIV Buch IV Sapith 551
diefes machten fie den armen Seuten weiß. Cie fagten zu den Leuten in dem Fahrzeuge des 1667
Geſandten, daß fie den folgenden Tag guten Wind und eine glüdliche Reife Haben würden. Montanus,
Der Schiffherr, welcher mit lauter Zittern vor ihnen fund, gab ihnen dafür etwas Sil⸗
ber, mie auch Gold- und Silberpapier, und bath fie, diefes ihrer Gotthelt zu opfern,
Dan Hoorn gab ihnen ebenfalls etwas Geld, um fie loszumerden. China wimmelt ganz
von folchen betrügerifchen Bettlern c). Nachmittage fchifften fie etwas fpäte vor Sinkia⸗
zuan vorbey, und gegen Abend langten ſie bey einem andern Dorfe an, das etwan aus
zehn ober zwoͤlf Haͤufern beſtehen mochte, und den Namen Joupou führte. Dieſen Tag
waren fie drittehalb Meile fortgerücker.
Den 2öften fegelten fie vor Ronghiveao, Tfantzan und Govetchia vorbey. Die Tau yiven
beyden erften Pläge liegen an der oftlichen, und der legte an der weftlichen Seite des Fluſſes. hyen.
Hierauf ankerten fie etwan einen Canonenſchuß weit von der Stadt Tauſenſeen, die fonft
auch ben Namen Taoyven d) führet. Sie liegt an der weftlichen Bank des gelben Fluſſes,
iſt mit breiten und ſtarken Mauern von Erde umgeben, und mit ſteinernen Bruſtwehren
befeſtiget. Dieſen Tag legten fie drey und eine Vierthelmeile zuruͤck.
Den naͤchſtfolgenden Tag ſegelten fie gen Oſten. Zu Mittage ließen fie Suytſwi tſyen e)
zur rechten, und verfchiedene Landhaͤuſer zu beyden Seiten liegen. Abends famen fie an ein
ungenanntes Dorf, welches zur rechten Hand lag, und aus fieben oder acht Häufern, beſtund.
Sie waren in allem bey drey Meilen fortgerücker.
Den 2gften erreichten fie die Flecken Busjan, Pojancho und Gouſuntu. Der
erfte lag zur rechten, Die beyden legten aber zur linfen Hand. Nachmittage langten fie vor
Tfin fing f ) an. Etwas oſtwaͤrts davon ſieht man ein ſchoͤnes Schloß mit einer Mauer,
welche an der Nordſeite einen Berg einſchließt. Dieſen Tag waren fie viertehalb Meile
fortgeſegelt. Als fie den nächftfolgenden Morgen eine Meile weſtwaͤrts gefegelt waren,
kamen fie nah Rouſango, einem Dorfe, wo der Canal, welcher den Namen Jun oder Sun ho oder
Yun führet, feinen Anfang nimmt g), und fein Waſſer durch eine Schleufe hindurch läßt. ———
Dieſer Canal, welcher ſich fo weit als Peking erſtrecket, iſt für Laſtſchiffe an manchen
Orten zu feichte, und hat deswegen über zwanzig fteinerne Schleufen 4) welche fie Tung
wa nennen. Jede Schleufe hat ein großes Schuäbrett, welches ſtark mic Pfoften und Plan-
Een befeftigt if, um das Waffer aufzuhalten. Diefe Thüren werden durch eine Mafchine
oder durch ein Raͤderwerk mit wenig Mühe geöffnet, um Das Waſſer von einer Schleufe
zur andern durchzulaflen, bis die Schiffe durchgefahren find. Um den halben Weg aber,
nicht weit von der Stadt Si ning 7) in Schan tong, koͤnnen fie durch ein großes Schuß-
Brett aus dem See Uſiang %) bu oder Kan eben fo viel Waffer durchlaffen, wenn fie deflen
benöthiger find. Hernach fperren fie das Schußbrett wiederum zu, damit der See nicht
erfhöpft werde, Wenn die Barken an den See Chang )) fommen ; fo fegen fie nicht nA
denfelben ;
Denn Su tſyen byen Liegt, nad) befngten Landkar ⸗ 6 Neubof ſetzet, zum wenigſten fechzig. Siehe
ten über sehn Meilen von Tau ywen byen. oben aufder 259 ©.
e Dienemeint Sooi ıfpen zufen. 3) Ober Tfining chem.
eriehen, Er fängt ſich viels H Auf der Landkarte heißt er Tu ſhan bu.
mehr bey Tſi —
seien Blues chaos je — er Hu bedeutet einen See, und 0 einen Fluß.
Swi tfyen, 100 die Holländer a en P A
eingelaufen find, Aber zuerſt in denfelben 7) Diefer liegt etwas über Tfining —
1667
Montanus.
Lo
Ein erſtau⸗
nenswürdi-
ges Werk,
*
gr
353 Reifen nach dem Reiche China,
denfelben : fondern fahren auf einem Canale längft demfelben hin, welcher nahe dabey ge
graben ift, und duch zween breite Daͤmme in feinen Schranfen gehalten wird. Bey jedem
Waſſerthore find Leute, welche für eine geringe Vergeltung die Schiffe mit Seilen hin-
durch ziehen, x
x Sollten die enropäifchen Bauleute diefe prächtigen Waſſerthore fehen, und ſowohl die
Die und Höhe der Damme, als die Feftigkeit des ganzen Werks in Augenfchein nehmen:
fo würden fie mit Recht die Geſchicklichkeit der Ehinefen bewundern als mit welcher ihre
größten Meifterftücke nicht in Vergleichung geftellet werben Eönnen,
Als die Barken in den Canal eingelaufen waren; fo fuhren fie mit einem guten Winde
nordwärts, und ließen das Dorf Mochoktan zur linken: das Dorf Uwtaotchou aber
zur rechten Hand liegen. Diefen Tag harten fie ſiebenthalb Meile zu Ende gebracht, als
fie Abends bey Maulovao, an der Weftfeite, anlangten. Hier wurden fie genoͤthiget,
‚ ihre Rulyes umzuwechfeln, weil diejenigen, welche von Sinfing, einem Plage, derdrit-
Verzögerung das Sand hinein, um Bauern hierzu anzuwerben. Diefes geſchah mit fo guter Muße, daß
sehalb Meile davon abliegt, gekommen waren, ihre Station zu Ende gebracht hatten. Dan
Hosen, der mit diefem Auffchube gar nicht zufrieden war, fagte zu denen Mandarinen,
die ihn begleiteten: fie hätten fein zuvor nach den Kulyes fhicen ſollen. Den nächftfol:
genden Tag, zu Mittage, giengen fie, weil Feine Träger anfamen, mit einigen Soldaten
auf der Kuͤſte es fchon fpät war, ehe ſie von Maulovao abfuhren. Sie fegelten Die ganze Nacht durch,
Sie kommen
und zwar ganz langfam, weil ihre Fahrzeuge oft auf den Sand fließen. Den ıften May,
des Morgens, liefen fie vor Ayakyo und Sankowian vorbey, welches zwey verfallene
Dörfer find, die, in einiger Entfernung, gegen Often zu liegen. Gegen Mittag fuhren
fie vor Thutſuang vorbey. Abends langten fie bey einem Eleinen Dorfe, mit Namen
Sſouſincha, an, und anferten por einem Schußbrette, nachdem fie, die legte Nacht,
ſechs Seemeilen fortgerücet waren,
Den nächftfolgenden Morgen liefen fie durch das Waſſerthor, und kamen, Nachmit
tage, nach Twanfingiao, wo fie fi) wiederum vor einem Schugbrette vor Anker legten ,
bis der Wind nachgelaflen Hatte, Inzwiſchen war eine von den Faiferlichen Barfen, durch
einen Zufall, in Brand gerathen, wobey das Hintertheil, und etwas von der Ladung, im
Feuer aufgieng. Gegen Abend paßirten fie die Schleufe. Hernach fegelten fie, bey Mon-
denfcheine, durch Singhyamyau, und die dafigen Schuzbretter. Gegen Mitternacht
anferten ſie vor Manſenſua. Diefen Tag rückten fie nur anderthalbe Seemeilen fort.
Den zten festen fie ihre Reife fort, und langten, gegen Mittag, vor dem Dorfe Mi⸗
nah Shan lanchia an, welches die Provinz Nanking oder Kyang nan, von der Provinz; Shan⸗
tong.
vya —
tong ſcheidet. Gegen Abend, als das Wetter ſtiller wurde, liefen fie, mit ihren Fahrzeu⸗
gen, durch das Schleufenthor, über das Dorf hinaus. An dem Ende deffelben Hielten fie
ftille, nachdem fie, den ganzen Tag, nicht Über drey Vierthel Meilen gewonnen hatten,
Den nächftfolgenden Morgen giengen fie duch Tfing chia, Hanghſuanſa und zwey
Schuzbretter. Auf der weftlichen Seite diefes legtern Dorfes iſt ein großer See, mit Na—
men Iziang bir, welcher fein Waſſer, durch zwo Schleufen, in den Föniglichen Canal er-
gießt. Abends Famen fie fpäte vor das Dorf Tzizang, wo fie Anker wurfen. Diefen
Tag hatten fie vierfehalb Meilen zurück gelegt.
Den sten, gegen Mittag, erreichten fie Naixinho, oder Narbinno, eine Eleine Stadt,
Die ans ungefähr fechs und dreyßig Haͤuſern beſteht, welche alle wie Forts, oder Schuz—
thürme, e
| XIV Buch IV Eopitel, ‚ 353
thuͤrme, gebaut find, Hier fuhren fie durch eine Schleufe, Darauf fehifften fie durch Tfo- 1667
noiache, und noch zwo andere Schleufen. Abends Famen fie nad) Maaliaeao. Hier Montanus.
blieben fie, nachdem fie diefen Tag vier Seemeilen gefegelf waren, Hier zeigte fich, auf der
oftlichen Seite des Canals, ein anderer See, und das Land fehlen, gegen Die Hügel betrach⸗
ger, unter Waffer zu liegen,
Den 6ten liefen fie durch zehn Schleufen, wie auch neben und duch Tſouteucha,
Naeyang, Loutchiagjeen, Tongnang fong, Tfiongiaceen, Chinkio, Sinchie,
Tſoufee und Sohouſum. Abends langten fie vor der ſuͤdlichen Vorſtadt von Tzinning Xfi ning
chew, oder Sinning ) an, und anferten vor einer Schleufe. Diefen Tag vollendeten chew.
fie einen Weg von acht Seemeilen.
Den nächftfolgenden Morgen famen der Befehlshaber über die Kriegsmacht, welcher
ein Tartar war, und nachgehends ein großer Mandarin, und bemillfommeten den Ge—
fandten. Diefer fegte ihnen ein Glas Wein vor.
Us der oberfte Mandarin, der, den Geſandten begfeifete, ihm meldete, daß die Mhay⸗
ganbarken hier umgemechfelt werden müßten :. fo gaben ihm Seine Excellenz eine Schnur
rothe Korallen, damit er feine Reife befchleunigen möchte. Bey dem allen fehien es, als
0b er diefelbe verzögerte, indem er vorgab, daß die Stadt noch nicht fir Bugfierer, Reif,
eld, und andere Nothwendigkeiten, geforget häfte. Weil aber van Hoorn argmohnte,
daß diefes nur eine kahle Entfehuldigung feyn möchte: fo fehrieb er an den Ron bon, oder
Statthalter, und bath ihn, er möchte Befehl geben, daß man ihm, ohne Zeitverfuft, gute
Barken verfchaffen follte. Der Ta lau ya verfeste, man pflegte hier niemals die Fahr-
jeuge umzuwechſeln: doch wollte er dem Touwatja Befehl geben, daß er die Barfen mit
dem nothwendigen verfeben follte, Den nächftfolgenden Morgen ſchickte er dem Geſandten
ein Geſchenk von Lebensmitteln, und diefer gab ven Trägern drey Tael Silber,
Den ofen fuhren fie durch eine Schleufe, wo fie Halte machten, und hernach durch
zwo andere. Den nächfifolgenden Tag, Abends, langten fie vor der Stadt felbft an.
: Sin ning, Tzin ning oder Sin ning chew, ift eine Iuftige und alte Stadt, Sie Die Stade
liege dem Öraben gegen Oſten, auf einem platten und moraftigen Boden. Ihre Voerſtaͤdte, wird beſchrie
welche fi) zu beyden Seiten des Waffers ausbreiten, find fehr groß, und volfreich, und ben.
haben, auf jeder Seite des Grabens, zwo flarfe Schleufen, R
Indem fie ihre Reife, in der Dunkelheit, forsfesten, fegelten fie vor den Dörfern
Uling, Siliphu, Ghanſu und Putuen, vorbey. Hier anferten fie ein und drey Bier»
thelmeilen von Tzinning.
Den ı2ten, des Morgens , fuhren fie durch zwey Schutzbretter, und fegelten durch
Longwanghmuao und Nangwangao, zweene Dörfer, die hart an einander liegen,
nahe dabey, wo fich der Fluß Ongho in den Canal ergießt. Solchergeftalt gieng num:
mehr der Strom, welcher ihnen bisher entgegen geweſen war, etwas mit ihnen, Durch
diefes Mittel erreichten fie das Dorf Pululi noch diefen Abend, Nicht lange hernach famen
fie vor Roygupa, Hier anferten fie vor zwo Schleufen, nachdem fie diefen Tag über
vier Meilen geendiger Hatten,
Nachdem
=) Dier wird Soe Angehänger in Fu Auf der Karte der Sefwiten heißt diefer Ort Tfi
wäre. Nachgehends ſtebt * * Pr Ha chew.
Allgem, Beifebefchr, V Band, Dy
1667
354 . Reifen nach dem Reihe China,
Nachdem fie, den ızten, durch Diefe Schleufen gegangen waren : fegelten fie noch durch
Montanus. drey Schugbretter hindurch, und vor den Dörfern Iniako, Tfinti, Kingkiakow, und
— —
Sie ſchiffen
durch viele
Schleuſen.
Die Stadt
Shan tſwi.
Beſchwerꝛliche
Schleuſen.
Uſienno, vorbey. Ueber dieſen Dörfern ankerten fie, um ſich vor dem Nordwinde, wel-
cher damals ſehr ſtark blies, in Sicherheit zu ſtellen. Dieſen Tag rückten fie vier Seemei⸗
len fort, Den nächitfolgenden Tag giengen fie, nachdem fie etwan drey Bierthelmeilen
fortgefegele waren, bey dem letztgemeldeten Dorfe, durch ein Schutzbrett hindurch. Dar-
auf liefen fie, im Dunfeln, vor Silifu, Ulchelapu und Ulif, vorbey, und kamen nach
Toukjamtuao. Hier warfen fie Anker vor einem Wafferthore, zwo und eine Vierthel-
meile von Lifienno.
Den ısten , gegen neun Uhr, des Morgens, giengen fie durch eine Schlaufe, und fa
men, gegen Mittag, an die Stadt Shan tfivi 7), welche zu beyden Seiten des Canales
Tun liegt. Sie ift mie ſtarken und vieredigten Caſtellen befeftiger, und hat gegen eine Stunde
Weges im Umfange. Die Mauern find von Steine und mit Druftwehren verftärker, Sie
bat viele prächtige Gebäude, welche, wegen Mangel an Einwohnern, in Verfall gerathen
find. Hier iſt ein berufener Teywan myau, oder Tempel, welcher ganz von Duader=
feinen aufgeführet ift. Die Dede inwendig ift Zinnoberfarben. Der Giebel ift mit gelb:
glafurten Ziegelfteinen gedecket. Er ift mit eine Mauer umgeben, vie balb aus Duader-
fleinen, und halb aus rothen und grünen Ziegen, beſteht. Außerhalb der Stade ift ein
ſtehendes Wafler, wovon die Ehinefen erzählen, daß, vor einigen Jahren, ein prächtiger
Tempel, mit der ganzen Berfammlung, den Prieftern, und dem Volke, dafelbft plöglich
verfunfen’fey. Gegen Abend Famen fie nah) Kimonſa, und anferten vor einem Waſſer⸗
thore, nachdem ſie dieſen Tag viertehalb Meilen zuruͤck geleget hatten 0).
Den naͤchſtfolgenden Morgen giengen ſie durch die Schleuſe; gegen einen Muſketenſchuß
von bier durch eine andere, und bey dem Dorfe Oaſting durch eine dritte. Bey Tſau tfing
kamen ſie an die vierte, nachdem fie diefen Tag nur drey Bierthelmeilen bugfieret hatten. Es
war für die großen Schiffe fehe beſchwerlich, durch diefe Schleufen Bindurch zu kommen.
Denn auf der einen Seite waren fie frocten; und auf der andern hatten ſie nicht über vierte-
halb Fuß tief Waffer. Und wenn diefes abgelaffen wurde: fo blieb kaum ein Fuß und ein
Tong hang.
fir,
ches die dritte Hauptftade der Provinz Shantong ift. Die Stadt ift ein wenig viereckigt,
Vierthel übrig, Nun giengen aber die großen Barken drittehalb Fuß unter Waffer: eg
mußte alfo das Waſſer wenigftens einen Fuß höher fteigen, ehe fie flott werden konnten.
Dadurch wurden fie bis den ıoten aufgehalten, ehe fie durch. die letztgedachte Schleuſe Hinz
durd) kommen fonnten. Eine Meile von derfelben famen fie, bey dem Dorfe Gihascfifi,
an eine fünfte. Den nächftfolgenden Morgen paßirten fie diefelbe, und zu Mittage noch
eine andere, nahe bey dem Dorfe Zoatiajeen. Nachmittage langten fie vor Lieghayway
an, und ankerten vor einem Schutzbrette, nachdem fie dieſen Tag zwo Seemeilen zurück
gelegt hatten,
Als fie, den zıften, durch die Schleufe bindurch gefahren waren: langten fie, gegen
neun Uhr, vor der füdlichen Vorſtadt von Tung yan fir, oder Tung bang pP) an, wels
und
7) Beym Ogilby heißt fie Kantfüy. Diefe Stadt ?) Beym Ogilby: Tung jan foe. Auf den Kar⸗
iſt in den Karten der Jeſuiten nicht angegeben. ten der Jeſuiten: Tong chang fu.
0) Montanus in GOgilbys China auf der 306
und folgenden Seite, m) Deym Ogilby: Xoeſu.
XIV Buch IV Eapitel. 355
und fteht in einem Thale. Die Mauern haben etwan eine Stunde Weges im Umfange, 1667
In devfelben findet man zwo vor andern große Straßen, welche durch die Stadt hindurd) Montanus.
‚gehen. Zn der Mitte derfelben fteht ein hoher Triumphbogen mit vier Deffnungen, und
eben fo viel Dächern übereinander, Die Thore find fehr ftarf, und haben, an jeder Seite,
vier Bollwerke. Auf der nordlichen Seite ift eine Brücke, hundert und dreyßig Schritt
fang, die über ein Waſſer gefchlagen ift, welches um Die Stadt herum fließt. An der
Süpfeite iſt eine fehr volfreishe Vorſtadt, welche großen Handel treibt. Auf der oftlichen
Seite ſteht ein eiferner Pfeiler, fünftehalb Faden dick und bey zwanzig Fuß hoch, worinnen Eiſerner
unten an dem Geſtelle chinefifche Character eingegraben find. Er wurde vor fiebenhundert a
Jahren aufgerichtee, und zwar als ein Ehrendenfmaal eines Helden, der Darunter begra- ——
Ber degt ‚ und wegen feiner Tapferkeit und feiner dem Vaterlande geleifteten Dienfte
berühmt ift,
Den 22ften verließen fie Tung chang. Als fie über anderthalbe Seemeile fortgefe:
gele waren, Famen fie gegen Mittag nach) Sinſia, wo fie, aus Mangel am Waffer, bis
den 24ften vor einer Schleufe ftille lagen. Darauf paßivten fie Diefelbe des Morgens, und
gegen Mittag nod) eine andere. Sie liefen aud) vor Shu fu 2), Liankotſue und Lian⸗
kotza vorbey. Machmittage machten fie bey Tu tſau vor einem Waſſerthore Halte, nach-
dem fie diefen Tag über eine Meile bugfieret hatten. Den nachftrolgenden Morgen liefen
fie durch eine andere Schleufe, und gegen Mittag kamen fie nach Wursjspaan. Nach—
gehends fuhren fie vor Outsſaven, Taykiaſa und Taybiaven vorbey. Ueber diefem
Dre war der Canal fo feichte, und mit Faiferlichen Fahrzeugen fo angefüllet, daß fie gend:
thiget —— Halte zu machen, nachdem fie ſich dieſen Tag drey Meilen hatten fort:
iehen laflen.
2 Den 26ſten Famen fie, nachdem fie eine halbe Meile fortgerückt waren , zu Linſing r) Lin tſin chew.
“an, Durch dieſen Ort ſegelten fie fort, bis fie an ein Schutzbrett kamen, welches mit eifer-
nen Ketten verfchloffen war; fo daß fie nicht eher fortruͤcken Eonnten, als bis ein neuer
Statthalter ankam: denn der alte war abgefeget worden. Den 2gften, an einem Pfingft-
tage, ftellte fih der Statthalter von Tong chang fir ein, als welcher nunmehr dieſe
Würde befleiden follte, Der Gefandte ließ ihn erfuchen, daß er die Schleufe öffnen laſſen
möchte. Cs wurde dieſerwegen ein Mandarin abgefchicet, der zugleich die Barfen durch:
füchen follte. Allein van Hoorn geftattete ihm nicht, die Kiften oder Packe aufzumachen.
Er gieng alfo wiederum weg, ohne fie zu fehen. Zuvor aber wurde er mit zwey Stücken
Seinewand beſchenket; und dieſes war alles, was er fuchte.
Den nächftfolgenden Tag fuhren fie durch die Schleufe, ‚und Tiefen durch die Stadt in Sie laufen
den Fluß Guey oder Bew 5) ein, welcher von Süden koͤmmt, und wo ber Canal un — Fluß
ſich endiget. Auf ihrer Reiſe durch denſelben waren fie ſieben und vierzig Schleuſen fr) oder Buey ein.
Waſſerthore, nicht ohne große Beſchwerlichkeit und Zeitverluſt, paſſiret, und hatten ʒwey
und dreyßig Tage auf dieſer Fahrt zugebracht. Dennoch ſagten die Chineſen, daß ſie eine
geſchwinde und glückliche Reiſe gehabt hätten. Denn einige Jahre zuvor wäre fo wenig
| * Yy2 - Mafler
ihrem oe khreibung, die yon diefer Stadt und mit beygebracht worden iſt.
KTeubof ; hurme gegeben iſt, ſcheint aus dem Auf der Landkarte: Wey.
ne iſt mit demje⸗
nigen einerley, wos dhen auf der 262ſten Seite MM) Neuhof ſaget, acht und funfzig.
u Reiſen nach dem Reiche China.
1667 Waffer in dem Canale geweſen, daß die ordentlichen Fahrzeuge von Tung chang fir bis
Wontanus. Linfing 2) fünf und vierzig bis fünfzig Tage zugebrache hätten, obgleich diefe beyden Pläge
nicht über fechs Meilen von einander lägen. Nachmittage Famen fie, nachdem fie längft
dem Fluſſe Guey bugfiert hatten, durch die Stadt Wantouwo, und des Abends mach⸗
ten ſie zu Ifong, einem kleinen Flecken, Halte, nachdem ſie von Linſing mit der Fluth
drey Meilen fortgeſegelt waren.
Vu chin hyen. Den iſten des Brachmonats giengen fie, mit Anbruche des Tages, unter Segel, und
liefen vor Upuye und Wankelo, ziveenen artigen Dörfern, vorbey, Zu Mittage bugfier-
ten fie bey der Stadt Dohin cheen x): hielten fich aber nicht auf, Nachmittage paſſirten
fie Sangnes, und langten gegen Abend vor Chianmaing an, nachdem fie diefen Tag fünf
Meilen zurückgelegt hatten, Den nächftfolgenden Morgen fchifften fie vor Tfa fang und
Singkiakow vorbey, und kamen des Abends vor die Stadt Ufingjeen, Uciening oder
Puching x); welche an dem oſtlichen Ufer des Fluſſes Guey mit einer viereckigten Mauer
umgeben ift. Auf eben diefer Seite hat ſie eine fchön gebaute Vorſtadt. Diefen Tag hat:
sen fie fechftehalb Meilen zurücfgelegt. Der Fluß hatte viel Wendungen und war fehr feichte,
Ta chew. Den zten fegelten fie vor den Dörfern Thunlo, Sunufir und Tekchiow vorben, und
fomen zu Mittage nach Toatchiow, welches fonft den Namen Tg chu führer. Diefe
Stadt ift viereckigt, mit einer fehönen dreyßig Fuß hohen Mauer umgeben, und mit Bol:
werfen und Thuͤrmen befeftiget. Sie liegt zur rechten Seite des Fluſſes Guey, wenn man
dem Strome nachgeht, und hat eine ſchoͤne und volkreiche Vorſtadt. Allein, ob ſie ſchon
mit ſchoͤnen Haͤuſern angefuͤllet iſt: ſo hat ſie doch in den letzten tartariſchen Kriegen vieles
von ihrem ehemaligen Glanze verlohren. Ihr vornehmſter Handel beſteht in chineſt
ſchem Biere, welches hier gebrauet wird.
Nachdem ſie Ta chu verlaſſen hatten, kamen ſie dieſen Abend nach Soukuntang, einem
Flecken. Dieſen Tag waren ſie ſiebenthalbe Seemeilen fortgeruͤcket. Den naͤchſtfolgenden
Morgen liefen fie vor einigen Fahrzeugen vorbey, welche den neuen Feldheern der Provinz
Quang tong führten. Gegen neun Ubr Famen fie nach Sanıyfueen; Nachmittage nach
— Ghanning und Seufeukhow; und Abends nach Lienuchu, Hier nimmt, nad) dem
Berichte der Einwohner, die Provinz Shan tong ein Ende: die Provinz Peking aber
ihren Anfang; wiewohl andere ihre Graͤnzen durch die vorgemeldte Stabr Taatchiow
ziehen wollen. Dieſen Tag ruͤckten fie ſechs Meilen fort,
Long quan Den sten giengen fie, mit Anbruche des Tages, unter Segel und hatten guten Wind,
hyen. Gegen acht Uhr liefen fie vor Taluveen vorbey: um neun Uhr aber vor der Stadt Ton-
quangehien 9), oder Tungauiang,, die gegen einen Muf fetenfchuß, füdwärts, von dem
Fluſſe Guey abliegt, Diefe Stadt, welche ins Gevierte gebauet iſt, bat ungefähr eine
Stunde Weges im Umfange, und ift mit ſtarken Mauern und tiefen Gräben umgeben.
Mitten in der Stadt, auf dem Marktplatze, ſteht ein großer eiferner Loͤwe, und die Gegend
{ herum
2) An diefem Orte: Lin ching. ©) Auf den Karten eben biefer Jeſuiten: Tfan
u) Bielleicht foll es Vochin been heißen. chew,
x) Es ſoll vielleicht Kur ching feyn,deffen Neue u) Diefe Stade wird auf den Karten der Jeſui⸗
bof gedenfet. Siehe oben auf der 263 Seite. Denn ten nicht angegeben: man findet aber dafelbft das
Vohin cheen fheint Buchin byen zu feyn. Zeichen eines Fleckens in diefer Gegend.
N) Den den Jeſuiten: Tong quang hyen. )Dieſes muß anf befagten RartenTfing byenfeyn: |
*
XIV Buch IV Capitel. 357
herum iſt mit allerley luſtigen Bäumen beſetzet. Zu Mittage landeten fie vor Nenfang: 1667
Abends aber vor Puthow, nachdem fie dieſen Tag vier Seemeilen, in der Proving Pe⸗ Wontanus,
king, fortgefegelt waren. Fa rg
Den nächftfolgenden Tag paßirten fie Sufkiajeen, Siensoftan, Swikvao, Sak⸗ Syang chew
kiavoy, Sienfiteen, Fonkiakoul, Sangui und Suangcho. Zu Mittage Famen oder Tfan
fie an die Stadt Spangchiou 2), wo fie Bugfierer in Bereitſchaft fanden, und ſich daher chew.
nicht verweilten, fondern ihre Neife fortſetzten. Auf dem Wege Famen fie nach Palifiwang,
Zayſiſung, Ulchilitung, Sontoulthon, Sukkisfivun, Lang, Iſuang, Hl und
Vli, und trafen, über diefes, viele Tempel, und verfallene Sandgüter, an, Abends famen
fie an die Stadt Sin che =).
Den zten giengen fie vor Tagesanbruche unter Segel, und liefen’fehr zeitig die Doͤr- Ching di
fer Sanqueſukan Taquatou, Tonchekon und Paliſuang, theils durch, theils vor- und Ching
bey. Gegen acht Uhr fegelten fie längft der oftlichen Seite dev Stadt Chingchee 5) bin, chay.
wo ſich ein Fluß aus Suͤden in den Guey ergießt. Kurz hernach ſchifften ſie vor Saye⸗
twang, Maſang ©), Hayſumat und. Suang, vorbey: zu Mittage aber durch Lioucho.
Der Wind blies damals ſehr ſchoͤn. Den ganzen Nachmittag liefen fie vor zehn Dörfern
vorbey. Diefe waren Soukoulthung, Koutche, Tankoulthung, Soutouwa,
Gehokkia, Chingſuan Likiathue, Sinſeatheen, Kanthea und Suatheen. Abends
kamen ſie an die Stadt Ehinchay 4), welche an der oſtlichen Seite dieſes Fluſſes liegt.
Dieſen Tag waren ſie neuntehalb Seemeilen fortgeſegelt.
Den 8gten fuhren fie, mit friſchen Kulyes ab, und liefen, an jeder Seite des Fluſſes,
vor vielen Dörfern vorbey. Diefe waren: Ulifoang, Louliſuang, Thouliouw, Tays
wanſuang ©), Ukiamyau, Boatſaak, Tzongkiaſuaan, Sangyue, Jangleo⸗
sing, Liekiatwang, Tzautſokauw und Pyechye. Nachmittage langten fie bey der Tyen tfing
Stadt Tyenſingway /) an, Die ſonſt den Namen Tyen fin fuͤhret. Dieſen Tag hatten wey.
fie fechs Seemeilen zurück gelegt g).
Der "Befehlshaber über das Kriegswefen, ein Tartar von großem Stande, deſſen HöflichesBe:
Schwefter eine von des verftorbenen Kaifers Benfchläferinnen geweſen war, ftellte ſich hier jengendes
ein; bewillkommte den Gefandten, und lud ihn auf den andern Tag zur Tafel ein. Van Se
Hoorn entfchuldigte ſich zwar damit, daß er müde und unpäßlich wäre: allein der Ta lau e
96 fagte, er wollte das Effen in einer von feinen Barfen anrichten laffen. Solchergeſtalt
konnte der Geſandte fein Anerbiethen nicht ausfchlagen. Den nächftfolgenden Morgen ftellte
fich der Befehlshaber mit feiner Barke ein, und fchickte nach Seiner Excellenz. Dieſer
fand die Tiſche ſchon in Bereitſchaft geſetzet. Kurz hernach kam der Toya, oder Statthal-
ter der Stadt, welcher ebenfalls mit eingeladen zu ſeyn ſchien, und wurde neben dem Be⸗
fehlshaber, an ſeinen eigenen Tiſch, geſetzet. Darauf wurde das Zeichen gegeben, worauf
man die Schuͤſſeln hinein brachte, in welchen ſich allerhand Speiſen fanden, die nach chi—
Ny3 nefifcher
/
- a Diefer Platz iſt in gemeldten Karten ange FI Mad) der englifchen Schreibart : Tyen fing
f . ay; denn das hollaͤndiſche j Flinget rote das eng⸗
A) Auf den Karten I 9 In ſch 8 ”
. Zeichen eines Fleceng: 2 Sefuiten iſt hier das liſche y-
e) Diefes muß Tayyan nichts mehr. 2) Montanus in Ggilbys China auf der zur
führten Karten feyn. van chwang in den ange ⸗ nn folgenden Seite
358 Reifen nach dem Reiche China.
1667 neſiſcher Art zugerichtet waren. Der Geſandte fhickte, nach feiner Zuruͤckkunſt in feine
Montanus. Barke, einen Zettel, nebft einem Geſchenke, an den Befehlshaber: diefer aber bath, es zu
— rerſchieben, bis er wiederum von Peking zurück kaͤme.
- Die Stadt Tyen fing way an fich felbft liege in der Geſtalt eines Dreyeckes, an
dem Borgebivge Shang, wo alle Flüffe der Provinz Peking zufammen fommen, vor ih⸗
ven hohen Mauern vorbey fließen, und in die See laufen. Es ift ein großer Handelsplatz,
weil hier die Guͤter zollfrey ſind, und alle Schiffe, welche auf den Fluͤſſen, oder aus der
See, anfommen, und nad) Peking wollen, hier vorbey muͤſſen; fo, daß hier beſtaͤndig eine
unzählige Menge Schiffe zu fehen ift.
Sie laufen in In der Borftadt von Tyen fing way machten fie Halte. Gegen Mittag wandten
ben faiferli® fie fi aus dem Guey in einen andern Fluß 5), der aus Norden koͤmmt. Hier rücten
chen Sraben gie, weil ihnen Wind und Flut entgegen war, nur anderthalb Meile for. Auf dieſem
2 Wege liefen fie vor den Dörfern Duanfa, Sijtulda, Nangſang und Peytſang, vor-
bey, welche auf beyden Seiten des Fluſſes lagen. Abends warfen fie vor P’hukul Anker.
Den ııten fegelten fie vor Chanquaſue, Pukue, Ganchol, P’hukbow Hangchue
Feine und Maktiachoa, vorbey. Die Gegend hierherum war flach, wohlgebaut und voller Haͤu⸗
Gegend. ſer. Nachmittage langten fie vor Yang sin, einem großen Dorfe an, nachdem fie diefen
Tag drey Seemeilen forfgerücfet waren.
Den nächftfolgenden Morgen ſchickte der oberfte von denen Mandarinen, die bey ihnen
waren, Hyu lau ya mit Namen, zu dem Gefandten, und ließ ihm zu wiſſen thun, daß
Bier Feine Aulyes zu haben wären. Er ließ ſich zugleich erkundigen, ob er Leute miethen
wollte? Dan Hoorn antwortete; daß, da er Diefes vorher, die ganze Reife über ‚ nicht
gethan hätte, ex jego nicht den Anfang damit machen wollte, Sie fegelten alfo mit gutem
Winde ab. Allein nad) einiger Zeit, da der Fluß in vielen Wendungen fortfioß, mußten
die Barken hinter einander her forrgezogen werden. Diefen Tag legten fie drittehalb See-
meilen zuruͤck; liefen vor Zeetistwangb, Phinkoulutin, t' Zatzuen, und drey andern
Dörfern, vorbey; und anferten Abends vor Goſathun.
Den ızten brachten fie nur zwo und drey Vierthel Seemeilen zu Ende, weil die Bar-
fen oft feit an dem Grunde hängen blieben. Nachdem fie vor Wankafan und Sitiafu j
Sul hin, vorbeygeſchiffet waren: fo Famen fie, Abends fpäte, vor die Stadt Biuchiu 7 ), welche, in
eine Stadt. dem lehten Kriege, zueinem Steinhaufen gemachet worden iff, Gegen neun Uhr kam der
oberfte Mandarin, der mit ihnen veifete, nebft einigen Bedienten, in einem Eleinen Boote,
und meldete dein Gefandten, daß fie dem neuen Feldherrn entgegen gehen wollten, Er kam
von Peking, und eilete nach Hof ſyew, um dem Tſyang po vi, in diefer Würde nachzu-
folgen, welcher, wie man fagte, abgefeget worden war; da hingegen dem Unterfönige,
Begebenheir Sing la mong, eine Geldftrafe aufgeleget wurde, weil fie die holländifchen Schiffe, ohne -
ven zu Hok kaiſerliche Erlaubniß, hatten weggehen Iaffen. Man hielt diefes aber nur füreinen Wor-
ſyew. wand, womit man Die wahre Urſache von der Ungnade verheelen wollte, worein der Tfpang
po vi gefallen war. Gegen Misternacht fegelte der neue Feloberr vor den Holländern vor-
bey,
4) Diefer führet auf den Karten der Jeſuiten
den Namen Nung Iyang, und ift ein Theil von wie im Hollaͤndiſchen. Diefer Platz ſteht nicht auf
dem kaiſerlichen Graben. der Karte der Jeſuſten.
i) Beym Ogilby : Bioecbioe Das g in bie: *) Diefer Ort wird in den oben gemeldeten Katz
ſem Namen ift vor einem x und i allemal harte, tem nicht angegeben,
XIV Buch IV Eapitel. 359
bey, und hatte zwanzig große Barfen zu feiner Begleitung. Den iaten Eonnten fie nicht 1667
viel weiter, als zwo Seemeilen, kommen, weil der Fluß, an vielen Orten, mit trockenein Montanus.
Sande angefüllet war. Unterwegens fegelten ſie vor Sanghkiatwangh und. Wanghia⸗
pan vorbey, an welchem legten Orte fie ankerten. Den nächftfolgenden Tag liefen fie,
teils mit Segeln, theils mit Bugfieren, vor Ponſinghou und Googothien vorbey. Nach⸗
mistage Famen fie nach Guchin, wo fie die ganze Nacht ftille hielten, nachdem fie diefen
Tag drey Seemeilen geendiget hatten. Etwan eine halbe Meile von Buchin, nah Nord- Die Stadt
weft zu, liege die Stadt Bupfen, welche mehr einem großen Schloffe, als einer Stadt, Suyfen,
ahnlich fah, Kurz zuvor, ehe fie dafelbft anlangten, kam ein vornehmer tartarifher Man-
darin, ein Enkel des Kaifers, und ftattete feinen Beſuch bey dem Gefandten ab, welcher
ihm ein Glas fpanifchen Wein vorfegte, und ihm die Pferde zeigte.
Den ıöten fehifften fie, zu beyden Seiten des Fluffes, vor vielen Häufern und eini Sarg fing
„gen Dörfern, vorbey. Diefe waren: Kongidieen, t'Santan, Nainaimyau, Nauz wey.
myau und Shantiento, die Vorſtadt von Sangſinghwey 9. An der oftlichen Seite
diefer Stadt machten fie vor einer großen Ebene Halte, welche zwiſchen ihren Mauern, und
dem Fluſſe liege. Diefen Tag waren fie drey Seemeilen weit gefegelt. Hier fliegen fie
an das Sand. Denn weil der Fluß, in gewiffer Maaße, trocken war: fo Fonnten fie nicht
höher kommen. Äh
Der Gefandte gab den Schiffleuten, welche mic ihm und feinen Seuten von Su chew
und Whay ngan gekommen waren, fechs und achtzig Tael Silber, womit fie fehr wohl
zufrieden waren.
Den ıgten kamen verfchiedene Mandarinen, und bewillkommten den Geſandten. NHier-
unter war der obengemeldete Enfel des Kaifers. Diefer gab Seiner Ercellenz zwey Schafe
für ein Flintenſchloß, und meldete ihm auf Befcagen, daß fich Fein Gefandrer zu Peking
befände, außer einem aus den Eoreanifchen Eylanden 7). Den nächftfolgenden Morgen
langten viele Wagen, Kuleyes und Pferde an. Gegen Mittag ſetzten die Hollaͤnder mit
ihren Geſchenken und Guͤtern ihre Reife fort. Dieſe wurden von einigen Reutern bewachet.
Es fanden ſich auch einige tauſend Buͤrger, Bauern, Weiber und Kinder dabey ein. Gegen
drey Uhr Famen fie nach Tong perw m), vier Meilen von Peking, und erhielten ihr Tong chew.
Quartier in einem alten verfallenen Haufe,
Den zoften fegten fie mit Anbruche des Tages ihren Weg fort, und giengen durch
Palikua, Swango und Repucheen. Als fie noch eine halbe Meile von der Stadt ent-
ernt waren, wurden fie von dem Lyu lau ya, einem von den Lypuen, bewillkommet.
Diefer führte fie nach diefer Hauptftadt des Kaiſerthums, wo fie gegen Mittag in guter Sie langen -
Ordnung anlangten, nachdem fie auf ihrer Reife von Su chew fir oder Hok ſyew, welche * Peking
eine Zeit von ſechs Monaten waͤhrte, ſieben und dreyßig Städte und dreyhundert und fünf"
und dreyßig Dörfer durch⸗ und vorbeypaffivet waren; der vier und dreyßig Tempel nicht
zu gedenken 2),
| Der
“ D Hierdurch wird
wie wir vermuthen, Korea
— € In * es damals ie Eu: an eben dem Fluſſe oder Canale, an welchem Sang
AND gehalten wurde, - fing wey liegt.
N “ Bi heißt diefer Her Tong fieuw; ») Montanus in Ogilbys China II Bam,
ieuw für chew ſteht. Diefe Stadt liegt auf der 316 und folgenden Seite.
| 360 Reiſen nach dem Reiche China
7/1667
Montanus.
nd
Sie werden
nach des Groß
kanzlers
Pallaſte ges
fuͤhret.
Die Pferde
und Ochſen
Der V Abſchnitt.
Des Geſandten Aufnahme bey Hofe.
Er wird in den Pallaſt des Großkanzlers gefuͤhret. ſandten fuͤr Seine Majeſtaͤt wird vom Li pu in
Die Pferde und Ochſen werden von dem Kaiſer Augenſchein genommen. Streitigkeiten wegen
in Augenſchein genommen ; wie auch die übrigen Annehmung der Sefchenke der Tay Zins. Sie
Sefhenfe. Die großen Mandarinen ftatten ihe werden ansgefchlagen. Erſtes Gaſtmahl des Ge⸗
ven Veſuch bey ihm ab, Die Eoreanifehen Ab: ſandten bey dem Kalſer. Bitteanden Li pu. Das
gefandten. Man machet dem geheimen Siegel zweyte Gaſtmahl. Gebräuche bey Ueberneh—
Zerwahrer feine Aufivartung, und bezeuget feine mung der kaiſerlichen Geſchenke. Die Holläns
Unterthänigkeit vor dein Faiferlichen Throne. Ge: der verlafeen Peking. Syen fing wey. Sin
ſchenke für die Tay Zus. Anfuchen der Hollän: kiang pu. Sie fangen zu Hok ſyew ar.
der bey dem Kaifer. Das Gefchenf des &es
Per dem Stadtthore wurde ber Geſandte, nebft feinem Gefolge durch eine Menge von
5 Zufchauern, vor dem kaiſerlichen Pallafte vorbey, und nad) dem Pallafte des oberften .
Ta tans oder Kanzlerg geführet, welcher hinter dem Faiferlichen Pallafte ftund. Hier ließ
man fie unter dem Thore, oder. in dem Borhofe, niederfegen, um den Zulauf des Volks zu
vermeiden, welche bey Taufenden vor dem Pallafte ftunden, und die Öefchenfe fehen woll-
ten. Als diefe angelanget waren, wurden fie in ein Zimmer geführet, wo fie einige Geheim⸗
fihreiber an einem Tifehe figen fahen, welche dem van Hoorn winkten, daß er fih auf
den Boden niederfegen füllte, Als aber derfelbe verfegte, Daß er beffer ftehen koͤnnte: fo
erfüchten fie ihn, Daß er an eben dem Tifche Platz nehmen möchte, woran fie faßen. Die:
fes that er. Hierauf fragten fie ihn verfchiedenes auf Befehl des Li pur, die Gefchenfe
und den Rang feiner Leute betreffend. Hernach festen fie ihm etwas zu eflen vor,
Inzwiſchen Fam der oberfte Ta tan in voller Eile, um zu fehen, was der Geſandte
gegen den Eaiferlichen Brief für Ehrerbietdung bezeugen würde, den die Holländer fo ſchwer
hatten erhalten Eönnen. Ex that diefes mit blogem Haupte und mit dreymaliger Berbeu-
gung. Hierauf legte er ihn mit beyden Händen auf einen Tiſch, der mit rothem Tuche be-
decket war, weil er nicht Zeit hatte, ihn in einer filbernen Schüffel binzufegen. Als diefes
gefehehen war ‚fo fingen die Holländer an, die Geſchenke aufzumachen, Nachgehends wurde
der Gefandte in das Haus geführet, welches man für ihn zubereitet hatte. Hier erftaunte
er ganz, als er fah, daß weder Platz genug für die Geſchenke, noch fonft einige Bequem-
lichkeit für ihn und feine Leute vorhanden war, Er fragte deswegen die Mandarinen, wel-
che ihn dahin gebracht Hatten, ob fich Diefes Haus für einen Gefandten ſchickte, der mic fo
Eoftbaren Gefchenfen eine fo weite Reife bieder gefommen wäre, und deſſen Landsleute dem
Kaifer fo anfehnliche Dienfte geleifter hätten? Als fie fahen, daß er Urfache hatte, fich zu
beklagen: fagten fie, daß fie ihren Herren davon Bericht erſtatten, und ihnen zureden woll⸗
een, daß fie ihm den folgenden Tag eine beffere Wohnung anweiſen möchten.
Indeſſen wurde ihnen angedeutet, daß die Pferde und Ochfen 2) in Bereitfchaft ger
halten werden follten, damit fie den nächften Morgen nach Hofe gebracht werden Fönnten.
Diefes verurfachte dem Gefandten neue Unruhe, weil er hierzu nicht Zeit genug übrig hatte.
Als hernach einer von den Ki pu kam, „und fie, vor Anbruche des Tages, abholen bi
v
a) Die Ochſen waren aus Bengalen, und die Pferde aus Perſien.
XIV Buch IV Eapitl, 361
fo konnte der Wagen, welcher angefpanne worden war, nicht zu ber Thüre hinaus gebraht 1667
werden. Noble und der Secretaͤr, mußten daher ohne denfelben, nebft dem Mandarin, Montanus.
nach dem Pallafte zu gehen. Als fie daſelbſt angelanger, und durch vier ſtarke Thore D —
hindurch gegangen waren; giengen fie über eine Vierthelmeile längft den Mauern des Pale
laftes hin: und darauf famen fie, durch ein fünftes Thor, in den innern Hof, vo die Pferde
und Ichfen zuerft von dem oberften Zointap sin, ober Staatsrathe, in Augenſchein genom⸗
men wurden. Diefes war ein Tartar, der etwan fechzig Jahre alt feyn mochte; nur ein
Auge, und einen weißen Bart, hatte; und, weil er, wegen feines Berhaltens, feiner Tapfer- -
Eeit, und feiner Klugheit, in großem Rufe ftund, beynahe das ganze Reich regierte, Er
deutete Noblen und dem Secretär an, Daß fie etwas zurück treten ſollten, weil der Kai—
fer fommen würde, und, fo bald fie ihn zu Gefichte befämen, auf die Knie fallen möchten,
Die Pferde wurden von vier Holländern, und dieDchfen von zweenen gehalten, Dieſe Leute
bekamen ebenfalls Befehl, anf die Knie nieder zu fallen, ?
BGleich darauf Famen vier Pferde mit gelben Sätteln zu dem mittlern Thore des Hofes werden von
hinein, in einer Entfernung von etwan zwanzig Schritten. Auf einem davon ſaßen Seine ST
Majeftär. Der Kaifer war von einer mittlern Größe, von fehr fehönem Anfeben, und et⸗ * ses
wan fechzehn Jahre alt, Er hatte einen blauen damaftenen Rock an, welcher vorne, hinten, nommen;
und auf den Schultern, mit gelben Kaͤhnen gefticket war, Nachdem er die Pferde ziemlich
lange beſchauet hatte, lächelte er, und vedete ihrentwegen mit dem obengemeldeten Staats-
bedienten. Darauf befahl er, ihm zwey Pferde vorzureuten, und ein Pferd, und einen Ochfen
häher por ihn zu Dringen, damit er fie befehen Fünnte. Nachgehends ftieg der Kaiſer ab,
und feste ſich auf eine Eleine Banf, Die zween erften Zou tay zins faßen vier bis fünf
Schritte von ihm, zur linken Hand, auf tuchenen Teppichten. Hierauf wurde Befehl ge⸗
geben, Seiner Majeftät, und den Hollandern, mit einer Schale Bohnenbrühe aufzumar-
fen, welche diefe letztern auf ihren Knien austrunfen. Als fie auf einige Fragen geantwortet
hatten, welche Holland, und die Gefandrfchaft betrafen ; fo wurde das Vieh von ihnen ges
nommen, und in einen Stall, dem Thore gegen über, gebracht. Nach diefem wuͤrden fie
beurlaubet, nachdem fie den Kaifer, über eine halbe Stunde, fattfan hatten betrachten Eönnen,
Kaum waren fie zu Haufe angelanger: fo kamen zween Mandarine, und verlangten tie auch bie
ween Holländer, welche den Stallfnechten Seiner Majeftät zeigen follten, wie man die andern Ges
Pferde und Ochfen zäumen. und fatteln müßte. Gleich darauf folgte ein anderer, und deu- ſchenke—
fete ihnen an, daß man eilen follte, die übrigen Gefchenfe in den Pallaft zu bringen. Er
gab auch dem. Gefandten zu verftehen, Daß es ihm anftändig feyn würde, wenn er zugegen
wäre, und Achtung gäbe, ob etwas mangelte, Seine Ereellenz begaben fich Daher, mit
ihrem Sopne, Hoblen, und dreyzehn andern Perfonen von ihrem Gefolge, auf den Weg.
Als fie in dem innern Hofe anlangten, wo der Kaifer, den Morgen zuvor, die Pferde in
Augenfchein genommen hatte: fo fanden fie Dafelbft die Wagen mit den Gütern vor ihnen,
und den Tg tan, ober Kanzler , aufdem Boden fisen. Den Holländern wurde angedeutet,
daß fie ſich Hinter dm, auf Roͤcke niederlaffen follten, welche man, zu Diefer Abficht, mit
gebracht hatte, Ag fie eine halbe Stunde lang gewartet hatten ; kamen auch bie zween
Zou tay zins ober Küche des Kaifers , fegten fich auf ihre Stüden Tuch, und viefen den
La tan. Diefer fiel por ihnen auf die Knie, und hörte ihre Befehle an, Diefe beftunden
darinnen, daß er zu dem Gefanpten fagen follte, wie Seine Majeſtaͤt zu willen verlangten,
Allgem, Reifebefchr, V Sand, 335 ob
362 Reifen nach dem Reiche China. ;
1667 . ob fich der Herr Maetzuiker zu Batavia noch wohl auf befände? Van Hoorn antwortete
Montanus. ihnen auf den Knien, daß er noch bey guter Gefundheit wäre. Gleich darauf wurden die
Gefchenfe, ausgenommen die Laternen, zurüc getragen, ohne daß der Kaifer gefommen
wäre, fie in Yugenfthein zu nehmen. Sobald fich aber der Gefandte weggewendet hatte:
famen Seine Diajeftät hinein, um die $aternen zu befehen, welche der Hauptmann Purmans
und der Secretaͤr aus einander legten, Der Kaiſer befah auch die Ochſen, welche dor den
Wagen gefpannet waren, und wobey fich zweene Bedienten befanden, Diefe beyden befas
men alfo ebenfalls den Kaifer zu fehen.
Beſuch von Den 22ften Famen verſchiedene Mandarinen, und flatteten ihren Befuch bey dem Ge⸗
Mondarinen (andren ab. Es ftelleten fich auch ein Abgeordneter, und vier Mandarinen, von dem ober:
ften Zou tay zin, oder Staatsrathe, ein, und fragten Seine Ercellenz, ob fie nicht einige
rothe Korallen, Perpetuanen, oder andere Güter, zu verkaufen hätten: denn Seine Ma-
jeftät würben vielleicht eftvas davon faufen. Van Hoorn verfeßte, daß der Ong, ober
König d) von Batavia, ihnen ausdrücklich verbothen hätte, das geringfte zu verkaufen.
Was fie aber von diefer Art hätten, ftünde zu Seiner Majeftät Dienften. Diefe ganze
Zeit über wurden die Holländer durch vier Mandarinen, und zweene Soldaten, bewachet;
fo daß niemand weder aus noch ein fonnte, außer nur diejenigen, welchen fie es erlauben
wollten. Ihre Führer, die Mandarinen, welche bisher bey ihnen gewohnet hatten, murden
ebenfalls in ein ander Haus gebracht. Machmittage Fam einer von den Secretarien des
Li pur, und meldete dem Gefandten, daß er fich gegen Mitternacht fertig machen müßte,
damit er dem Kaifer die Gefchenfe überliefern koͤnnte. Dem zu Folge wurde er, den 23ften,
zwo Stunden vor Tage, nebft allen feinen Seuten, von einigen vornehmen Mandarinen in
den Pallaft abgeholet. Diefe Mandarinen führten ihn durch drey Höfe, welche von denen-
jenigen unterfchieden waren, wodurch er den Tag zuvor gegangen war, in den innern Hof.
Als er durch das dritte Thor hindurch gegangen war: fahen fie, auf einem weiten Plage vor
demfelben, alle Gefchenfe auf dem Boden liegen. Nahe dabey befand fich der andere Ta tan
welcher ihnen andeutere, daß fie ſich ebenfalls dabey niederfegen ſollten. \
Koreanifche Etwan eine Stunde hernach Famen drey Gefandten. aus den Eoreanifchen Inſeln
Sefandten. hieher, welche ein Gefolge von funfzig Perfonen bey fich hatten. Sie trugen langes Haar,
welches nach chinefifchem Gebrauche in Loden gefchlagen war. Außerdein hatten fie ein
armfeliges Anfehen, und machten einen fehr fehlechten Aufzug, Diefe bekamen Befehl, fich
weit hinter die Holländer, zur linfen Hand des Einganges, niederzufegen. Als abermals
eine Stunde verfloffen war, Fam ein Lipu, und ertheilte dem Dan Hoorn den Kath, daß
er fi), im alle der Kaifer ihn um etwas befragen follte, in feinen Antworten fehr kurz
ausdrücken möchte. Gleich darauf aber fam ein anderer, und meldete ihm, daß Seine
Majeftär heute die Geſchenke niche fehen wollten: und daß fie daher ihren Abtritt nehmen
Fönnten. Zu Haufe fand er einen Zettel in chinefifcher Sprache, worauf die Sebensimittel
flunden, welche der Kaifer ihm und feinem Gefolge täglich zugeftanden hatte. Für den
Gefandten, feinen Sohn Johann van hoorn, und Noblen, follten zwo Gänfe, vier
Hühner, drey Fiſche, fechs Ratti Mehl, drey Tael fehmarzer Thee, anderthalb Pfund .
Yooersjoe c), ein Pfund Meſu, ein Pfund Soya, und ein Pfund Del; ferner, neun
Rarti Kräuter und Knoblauch, und fechs Kannen Getraͤnke. Desgleichen follten fie jeden
Tag
5) Bey dem Ogilby, der General. ©) Vielleicht Wuchu
—IIIIIA„ͥã-„nI„IIòIIIIIICOVOC.C.TůFã
—PCCEIIILIIIIIIIIIIIIIIIII
ADI„CI-”IIltttutl
a NN
nn ine
| XIV Buch IV Capitel. a»
Tag ein Schaf haben, und alle fünf Tage hundert Birnen ‚ fünf Katti Trauben, oderNo- 1667
finen, eben fo viel getrocknete Pflaumen, und hundert und fünfzig Apricofen. Für ſechs Montanus.
Perfonen folten täglich zwölf atti Schweinefleifh, ſechs Matti Mehl, fehs Ratri
Tawhu/ drey Tael ſchwarzer Woeteſoe anderthalb Aatti YJefir, eben fo viel Soya,
eben fo viel Del, und fechs große Gefaͤße Getränke, Für fünfzehn Mann follten täglich
achtehalb Katti Schweinefleifch,, zwey Katti Kräuter ‚ ein Katti Salz, und fünf Krüge
Getraͤnke A).
Nachmittage vernahmen fie mit Vergnügen, daß der Kaifer die Gefchenfe befehen, Man bezeu—
und wohl aufgenommen hätte. Es kamen auch zweene Mandarinen ‚ und erfundigten fich, get dem ger
ob der Öefandte nad) zweenen Tagen zur Zambofe gehen, das iſt, dem Kaifer die Auf- ——
wartung machen, und ſich den folgenden Morgen bey dem geheimen Siegelverwahrer ein⸗ FR feine Un:
finden Eönnte? Yan Hoorn antwortete mit ja. Den 24ften ‚um neun Uhr, Fam ein terrhänig:
Mandarin, und führte ihn, nebft neun Perfonen von feinen Seuten, zu dem Haufe eines keit,
großen Mandarins, welches hinter des Ta tan feinem ſtund. Von hier fahen fie durch
ein Thor des Pallaftes den Platz, wo das Siegel aufbehalten ward, und welcher ein Eleines
achteckigtes Häuschen ift. Als fie fich eine halbe Stunde lang unter das Thor niedergefegt
hatten, um fich vor der Sonne zu fihügen, böreten fie eine Stimme, welche ihnen zurief:
Steiger herauf. Als fie bey funfzehn Schritte foregegangen waren, rief eben diefe Stimme:
Kniet nieder. Kurz hernach fehrie fie: Beuget eure Haͤupter dreymal, und ſtehet
auf. Gleich darauf hörten fie Diefelbe wiederum fagen: Kniet nieder, und beuger euch
noch dreymal. Als dieſes geſchehen war, wurde ihnen zugerufen: Stebet auf, und
gehet nach euren Wohnungen.
Kurze Zeit hernach, als der Geſandte nach Haufe gefommen war, fam ber oberfte
Ta tan, oder Staatsrath, nebft zween Li pu, zu ihm, und that verfchiedene Fragen an
ihn; wurde aber in kurzem genöthiget, fich wegen der Hitze wieder fortzumachen: denn es
mar Mittag, und das Haus war fehr flein. Als er meggieng, ſchlug er ein Gefchenf von
zwey Piftolen, einem Slintenfchloffe, und zwo Degenflingen aus, und ließ ſich vernehmen,
daß er fehon an dem guten Willen des Gefandten genug hätte, Die zween andern Mandas
rinen brachten den größten Theil des Tages damit zu, daß fie allerhand nichtswuͤrdige Fra⸗
gen thaten, als: was die Schafe und die Hafen in Holland für Schwänze hätten? und
diefe Fragen wurden, nebft den Antworten, von dem Secretaͤr aufgefchrieben. Bey ihrer
Rückkehr weigerten fie ſich ebenfalls, Geſchenke anzunehmen, Indeſſen fchickte der Kaifer
den Holländern achtzehn tartarifche Sättel, damit fie ſich deren bedienen Fönnten, fo lange
fie ſich zu Peking aufhielten.
Den 25iten, nach Mitternacht, ſtellete ſich der Oberſecretaͤr des Li pu, nebſt zween Sie bezeu⸗
Mandarinen ein, welche alle koſtbar gekleidet waren. Dieſe führten den Gefandten, und gen ihre Urn
die meiften von feinen Seuten, nad) dem Pallafte zu. Sie giengen durch drey Thore auf terthaͤnigkeit
eben demſelben Platze, wo ſie den vorigen Morgen geſeſſen hatten, und erhielten daſelbſt
Befehl, fo lange zu verziehen, bis der Tag anbraͤche, und der Kaifer auf feinem Throne
erfcheinen würde, Sie warteten zioo Stunden im Dunkeln. Als hernach der Tag anbrach,
ſahen ſie die Ebene voll Mandarinen in ihren Staatskleidern, welche zur Zamboſe, oder um
dem Kaifer ihre Aufwartung zu machen, hieher gekommen waren. Eine halbe Stunde
3,2 bernach
I) Montanus in Ggilbys China, auf der z19 und folgenden Seite,
364 Reifen nach dem Reiche China.
1667 hernach wurden fie Durch ein viertes Thor geführer, Etwan funfzehn Schritte davon ſtun⸗
Wontanss. ben fünf Elephanten, mit vergoldeten Thuͤrmen auf ihren Rücken; drey zue Nechten, und’
zweene zur binken des Einganges., Gleichergeftalt waren piere von den Wagan des Rai:
fers zugegen , zweene auf jeder Seite des Thores, welches drey Eingänge hatte, Durch den
linken Eingang wurden fie weiter fort an ein anderes Thor geführet, melches ebenfalls, wie
das erſtere, drey Eingänge hatte, aber höher war, Hier flieg man auf einer Treppe hinauf.
Sie giengen, wie vorhin, Durch den dritten Eingang, weil der mittelfte, two der Stuhl des
Kaiſers ftund, und welcher dem Throne gegen über war, einzig und aflein für den Kaiſer
beftimmet war, Hierdurch kamen fie in einen geraumen Hof, an defien Ende der Pallaft
fund, wo der Thron aufgerichtet war, zu welchem man durch Marmorftufen hinauf ftieg.
vor dem fais Der Hof war mie Mandarinen angefüller, welche in Reihen dort faßen, und ihre
‚religen Staatskleider angelegt hatten. Auf jeder Seite des Thrones waren Sonnenfihirme, Flag:
Throne gen und Fahnen, von gelber, blauer, und weißer Farbe, ausgebreitet. Auf jeder Seite ver
Treppe ſtunden bey dreyßig Perfonen in einer Reihe, welche gelb gekleidet waren, und fünf
Pferde mit Sätteln von eben diefer Farbe. Der Gefandte und fein Gefolge wurden zur
rechten Hand, an das Ende der erften Reihe von Mandarinen, geſtellet. Als fie eine Weile
geſeſſen haften, wurden fie genoͤthiget, wiederum aufzuſtehen, und für einige große Herren
Platz zu machen, welche nad) dem Vorſaale des Thrones zugiengen. Eine halbe Stunde
hernach hörte man eine Fleine Klocke läuten, und vier Perfonen mit Peitfchen Elarfchen.
Kurz hernach wurde etwas in tartarifcher Sprache gefprochen, toorauf viele von den Großen
fortgiengen, und fich vor den Thron Hinftelfsen. Sie ſtunden zwifchen geroiffen blauen
Steinen, deven Dafelbft achtzehn oder zwanzig an der Zahl lagen, und welche fechs Zoll hoch
waren. Als diefes geſchehen war, vief fie ein Herold, worauf fie ihre Unterthänigkeit vor
dem Throne begeugten, dreymal niederfnieten, und fic) neunmal mit dem Haupte neigen,
So lange diefe Handlung währte, hörte man verfehievene Arten von mufifalifchen Inſtru⸗
menten. Hierauf wurden der Gefandte und feine Seute von dem Herolde aufgerufen, von
ziveenen Liptis fortgeführt, und inter den fechszehnten blauen Stein bingeftelfet, wo fie eine
VBerbeugung machten: ob fie gleich weder ven Thron noch) den Kaifer fehen konnten. Als
diefes gefcheben war, begaben ſich die Li pus wiederum auf ihre Sige: der Geſandte aber,
fein Sohn, und Noble, wurden, Durch einen Umweg, die marmorne Treppe hinauf, vor
das Haus geführet, wo der Thron ftund. Hier wurden fie nahe bey dem zwenten Ta tan,
oder Kanzler, etwan vierzehn Schritte gegen den Faiferlichen Thron über, geftellet; fo daß
fie von hier ſowohl den Thron, als auch Seine Majeftät, die mir goldenem Stucke beflei-
det. waren, deutlich fehen Fonnten. Kurz bernach überreichte man diefen dreyen eine Schale
Bohnenbruͤhe. Kaum hatten fie diefelbe ausgetrunfen: fo erhob fich der Kaiſer von feinem
glaͤnzenden Throne, und fihien auf fie zuzufommen. Er fehrete ſich aber gleich um, und
gieng hinter dem Throne hinaus. Er war ein ſchwarzbrauner, ſchmaͤchtiger Juͤngling, und
hatte, wie man den Hollaͤndern berichtete, zwölf Könige ©) zu feiner Leibwache.
Den Tay sine Kurz bernach kehrte der Gefandte wiederum in feine Wohnung zuruͤck, und befahl,
werden Ge⸗ Haß die Öefchenfe follten ausgefondert werden, welche man den Tay ſins f) oder Staats⸗
ſchenke uͤber⸗ raͤthen, geben wollte. Dieſes waren die vier Zou ray zins, welche in dem geheimen Rathe
ſendet. Seiner Mojeftät ſaßen, und das Reich Zeit feiner Minderjaͤhrigkeit vegierten; die drey
f — andern
e) Dieſes muͤſſen die kleinen Könige (Reguli) ſeyn. 7) Anderswo Tay zins.
XIV Buch IV East 0000036
andern Ta tane, ober Kanzler, welche in dem Gerichte der Li pus den Vorfig hatten; die 1667
drey Li pus, oder Sachwalter für die Fremden, welche mit allen Oefchäfften des Gefandten Montanus.
zu chun haben; und die Secretarien, welche zu dem Tribunale gehören. Diefe Geſchenke ⸗—
deren Abficht war, ihre Gunft, zum Behufe der Holländer, zu gewinnen, waren fehr Eoft-
bar, und beftunden in Scharlach und anderm Tuche, in Seinenzeuge, rothen Korallen, Ambra,
Piftolen, und Degen, Unter den übrigen waren vier Einhörner, und acht Hörner von
Nafenhörnern,
Den 2öften ließ die Berfammlung der Li pus, Noblen und Putmanſen vor ſich fom- Anfuhen
men, und meldete ihnen, wenn ber Gefandte die Abficht hätte, etwas bey dem Kaifer zu ber Hollaͤn⸗
ſuchen, oder ihm noch mehrere Geſchenke zu überreichen: fo ſollte er nebſt Noblen den nach: der.
ſten Morgen kommen, und eben davon einen ſchriftlichen Aufſatz uͤbergeben, damit ſie in
Anſehung dieſer Puncte weiter feine Sorge haben dürften. Sie fuͤgeten hinzu, daß ihnen
alsdann Wagen und Rulyes gefendet werden follten, um ihre Guͤter in ein größeres Haus .
zu bringen, Nach diefer Erinnerung wurde, nachder Anweifung des Gefandten, eine Bitt⸗
ſchrift aufgefeget, deren vornehmfter inhalt dieſer war: daß die Holländer die Freyheit haben!
möchten, alle Sabre in das Königreich Tay Zing zu fommen, und dafelbft zu handeln;
befonders in den Häfen Quang tong, Sing chen, Hok fpeu, Ning po, und Hank
fieu g); daß fie gleich nach ihrer Ankunft, mit wen fiemwollten, handeln, und, wenn fie es
für gut befänden, wieder abgeben möchten ; daß fie feidene Waaren, rohe Seide, und alter:
band Güter, welche nicht verbothen wären, ausführen dürften; daß man ihnen endlich
erlauben möchte, für fich und ihre Güter ein bequemes Haus zu mierhen.
Der Gefandte machte auch für feine Perfon ein Geſchenk an den Kaifer zurechte. Dieſes Die Ge:
beftund in vier Schnuren Ambrafugeln, einer Büchfe von Ambra, einer fübernen Schüffel, ßhenke des
einer ſilbernen Büchfe mit Perlenmutter, vier Kaſuwariseyern, zehn Stuͤcken gelben Gelandten
Zuche, zwey Piftolen mit doppelten Säuften, zwey Tafchenpiftolen, zwo Degenflingen, —53
einem ledernen Koller, zwanzig Flaſchen Roſenwaſſer, vier Fernglaͤſern, ſechs Stuͤcken
Kalambakholz, zwey Einhornshoͤrnern, einem Stuͤcke Ambra, einem kupfernen Pferde
auf einem Geſtelle, einem kupfernen Lowen, zweenen kupfernen Hunden, einem kupfernen
Berge, einem perſiſchen Teppichte, und zweenen kleinen Moͤrſern.
Den 27ſten, des Morgens, wurden der Geſandte und Noble, von einem Mandarin
vor den Rath der Li pus abgeholet, Als fie die Birefchrift und ein Verzeichniß von den
Geſchenken überreichet hatten: fo wurden fie in ein Borzimmer geführet, ohne Daß auf bey:
den Seiten nur ein Wort geredet worden wäre. Kurz bernach kamen ziweene von der Ber
ſammlung, und fragen: warum er durch Hok ſyero, und nicht durch Kanton, nad)
Peking gefommen wäre; da doch den Holländern anbefohlen worden wäre, daß fie durd)
diefen Hafen gehen follten? Ex verfegte hierauf, er hätte dieſes feinen Berhaltungsbefehien
zu Folge gethan. Von hier begaben fie ſich in ihre neue Wohnung, welches eben diejenige
war, worinnen die Gefandren Goyer und Keyzer, vor drenzehn Jahren gewohnet hatten,
und welche einen ganzen Monat lang von den koreaniſchen Gefandten eingenommen wor*
— Nicht lange hernach kamen die vorigen Li pus, und meldeten dem Geſandten,
daß der Ta tan kommen und die neuen Geſchenke fuͤr den Kaiſer ſehen wollte, damit er
333 Seiner
EI Aus diefen Namen erhellet „daß das koft an ſtatt des g, und Sieu für chew geſetzt wird.
1667
Montanus.
werden be⸗
ſichtiget.
366 Reiſen nach dem Reiche China.
Seiner Majeſtaͤt davon Bericht erſtatten koͤnnte. Derſelbe ſtellete ſich auch nebſt verſchie
denen großen Herren ein, und fragte, woher ein jedes Ding kaͤme, und wozu es diente?
Den 2gften ſehr fruͤh kamen zweene Li pus, und wollten Muſter von den Geſchenken
haben. An eben dem Tage überlieferte Dan Hoorn den Zou tay zins, den Ta tanen,
und andern Mandarinen, Berzeichniffe von ihren Öefchenfen, nachdem man diefelben von
den übrigen abgefondert, und auf die Seite gejtellet hatte. Sie fonnten aber durch Feine
Bewegungsgruͤnde dahin gebracht werden, daß fie Diefelben für igo angenommen häften;
fondern fie fagten, ſie wollten warten, bis fie ihre Berrichtungen vollendee hätten. Zu
gleicher Zeit gaben fie ihm zu verftehen, daß, mofern er oder feine Leute etwas entrathen
Streitigfeis
ten wegen
Annehmung
der Geſchenke
fuͤr die Tay
zins.
koͤnnten: ſo wuͤrde es gut ſeyn, wenn fie ihnen ein Verzeichniß Davon zuſtelleten. Er ant-
wortete wie zuvor, daß ſie nichts zu verkaufen haͤtten: ſondern daß dasjenige, was ſie mit⸗
gebracht haͤtten, ſolchen Perſonen zum Geſchenke gegeben werden ſollte, weiche ihnen dazu
behuͤlflich wären, Daß fie dasjenige erhielten, um weſſent willen fie gekommen wären, Hier⸗
über fahen fie einander.an, und fagten weiter nichts, als daß fie diefelben nicht anneh⸗
men dürften A).
Den 2often wurden der Geſandte und FToble, von den Li pus nad) dem Haufe des
oberften Ta tan geſchicket, wo fie ſich ordentlich zu verfammeln pflegten, damit’ man fie
wegen des Standes verfchiedener von feinen Seuten befragen koͤnnte.
Den ıften des Brachmonats, des Morgens, kamen Song lau ps, einer von den
Li pus, und vier große Mandarine, und wollten feine Mufik hören, Weil er nun wußte,
daß die Lau yas i) fehr hoͤfliche Leute waren: fo unterhielt er fie auch auf eine grogmüthige
Art; fo daß fie hoͤchſt vergnüge wiederum von ihm giengen.
Weil Diefes mit in den Berhaltungsbefehlen des Gefandten enthalten war, daß fie den
Staatsräthen ein Geſchenk überreichen follten, ehe noch ihr Gefchäffte geendiger wäre; und
weil fie feinem von ihnen frauen Eonnten, wenn fie nicht betrogen werden wollten: fo mur-
den Noble und Putmans den nächften Morgen abgefchietet, um den Li pus zu ſagen, wie
ſich Seine Ercellenz erfreueten, daß der Kaiſer die Gefchenfe fo gnädig aufgenommen hätte;
und wie fie ein Verlangen trügen, daß Die Zou tay zins, und andere Große, weil einige
Geſchenke für fie vorhanden wären, Davon benachrichtiget werden möchten A); und daß man
ihnen erlaubte, diefelben zu überreichen. Als fie in das Haus des Ta tan gefommen war
ven, wurden fie von Song lau ya in ein Zimmer geführet. Als fie demfelben ihr Anbrin-
gen Fund gethan hatten, gieng er hinein, und brachte die Antwort zurück, daß die Li pus fehon
aufgeftanden wären: der Ta tan wollte es aber Nachmittage der Berfammlung vortragen.
Er fragte zum öftern, ob die Geſchenke von dem Generale kämen, und ob einige Briefe dabey
mären? LToble verfegte, Daß Feine vorhanden wären, und daß der Geſandte von dem Herrn
Maetzuiker Befehl erhalten hätte, den obengemeldeten Großen ein Geſchenk zu machen,
Den zten ſchrieb der Gefandte an die Li pus wegen even diefer Sache, und durch eben
die Perfonen. Dieſe wurden von zweenen Li pus in ein geheimes Zimmer gebracht, wo fie
dem Song lau ya, der einer von diefer Berfammlung war, das Schreiben einhändigten,
und ihn erfuchten, daß er geruben möchte, dem Geſandten einen Nach zu ertheilen, was
r bierbey
#) Rau ya heiße Herr, oder Meifter, und iſt
5) Montanus in Ögilbys China, auf der 324 u }
und folgenden Seite. ba . en en welcher den Mandarinen zus
XIV Buch WVCapitel. 2
hierbey wohl am beften zu thun ſeyn möchte, weil fie ihrer Gewohnheiten nicht fundig wären. 1667
Er fihien hierüber nicht vecht zufrieden zu feyn, und begab ſich in die Berfammlung. Noble Montanus.
und Putmans wurden fodann hinein gerufen, und überreichten das Schreiben den drey
Ta tanen, wovon zweene Tartarn, und der eine ein Chineſe war. As fie es geleſen hats
ten, fragten fie, wem fie die Gefchenfe geben wollten? Die Abgeordneten wußten nicht,
was fie fagen follten, und bathen, dag man ihnen erlauben möchte, dieſerwegen mit dem
Gefandten zu reden. Allein die Ta tane ertheilten hierauf Feine Antwort, fondeen wandten
fich weg, ohne die Sache zu einem Ende zu bringen, Nachmittage kam ein Mandarin,
melchem Van Hoorn den Tag vorher fünf Ellen Flannel geſchenket hatte, und brachte
ſolche wieder zurüc, Er fagte, daß er fie alsdann annehmen wollte, wenn das Gefchäffte
des Gefandsen zu feinem Ende gebiehen wäre: itzo aber dürfte er fienicht behalten. Er fügte
Hinzu, daß er aus eigener Bervegniß Fame, um dem Gefandten zu melden, daß der Brief
an die Li pus, worinnen er fein Vorbaben, die Zou tay zins zu beſchenken, ers
öffner hätte, von ihnen nicht wohl aufgenommen worden wäre. a, fie würs
den vielleicht gar einige Lau yas sbfenden, um zu wiffen, wie und wenn fie von
den Zou tay zins gebörer hätten? In folchem Falle wollte er ihnen den Kath geben,
daß fie fagten, fie hätten ‚geglaubet, die Zou tay zins, Ta tane, und Li pus,
wären alle einerley. Diefer Rath fam dem Dan Hoorn, welcher die Zou tay zins
gefehen, und mit ihnen gefprochen hatte, fo feltfam vor, daß er glaubte, es wäre dieſes ein
Streich von den Li pus, um fie abzuhalten, daß fie diefe Großen nicht befchenften, und um
alfe Gefhenfe an ſich zu ziehen.
Es traf alles fo ein, gerade tie es der Li pu vorhergefaget hatte. Denn den aten Sie werden
ſchickte der Rath nach dem Gefandten, und ließ ihn fragen, wie er wüßte, daß es Zou tay ausgeſchla⸗
zins gäbe? Er antwortete, er hätte zweene von ihnen geſehen, und mit ihnen gefprochen. gen.
Sie hätten ihm auch gefaget, daß ihrer noch zween andere wären: fie wären aber damals
unpaß geweſen. Die Lipus verfegten: Meynet ihr diefe 2)? und hierauf verlangten fie
von ihm, daß er fich erklären follte, mas für Perfonen er unter dem Namen der Li pus
verſtuͤnde? Mit feiner Antwort fhienen fie zufrieden zu ſeyn. Allein den naͤchſten Morgen
wirdeer twiederum in das Haus des Tarans abgeholet. Nachdem er bafelbft zwo Stunden
fang gewartet hatte, wurde er vor die Berfammlang gerufen, too der oberfte Ta tan, ober
Kanzler, zu ihm fagte: es wäre wahr, daß die Befandten den Zou tay zins, und
den Si pus, zum öftern Geſchenke reichten: es wäre aber nicht gewöhnlich, das
geringfte anzunehmen. Er dürfte daber denenjenigen Eeinen Glauben beymeſſen,
vwoelche ihm erwas anders vorſchwatzen wollten. Solche Zeute hätten ibm Eeis
nen guten Rath ertheilet. Um zu zeigen, mit was für Umftänden die geringften Sachen
bier abgehandelt werden: fo kamen den Nachmittag vier Mandarinen, und erfundigten fich
ausdrücklich, im Namen des Kaifers, woher das Roſenwaſſer, die Einhornshörner, und der
Eupferne Berg, kamen; wozu diefe Dinge dieneten, und was die Kaſuwari für Vögel wären?
Den 12ten, des Morgens, kam ein Mandarin, und führte den Gefandten nebit feinen Erſtes Saft:
Seuten zu der erſten Mahlzeit des Kaifers. Dieſe wurde in dem Hauſe des oberſten Ta tans mahl des
ausgerichter, Beſandten,
k) Diefes ſcheint etwas r 7) Eine wunderliche Antwort, Als wenn fie
waren davon ſchon ——— zo a die Beamten ira wofuͤr er fie hielt. Ss
ten auch die Geſchenke bereite Ausgefchlagen. fagten fie nicht das Gegentheil.
1667
968 Reifen nach dem Reiche China,
ausgerichtet, welcher beveits in den Vorhauſe war, um ihn zu empfangen. Dieſer Here
Montanus, und er knieten erſtlich nieder, und beugten ihre Haͤupter drehmal gegen den Pallaſt des
Kaiſers: hernach nahmen fie ihren Platz. Der Ta tan ſaß oben anı zu feiner rechten
Hand aber, in einer geringen Entfernung, der Geſandte. Hinter ihm faßen Noble, Putz
mans, und der Secretaͤr; und Hinter diefen faßen die übrigen von dem Gefolge, In einer,
guten Entfernung, zur Iinfen Hand des Kanzlers, faßen einige von den Li pus, und andere
große Herren. Nachdem fie alle ihren Plag genommen Hatten, wurde eine Schale Bohnen⸗
bruͤhe eingeſchenket, und auf den Knien rund herum ausgetrunken. Als ſoiches geſchehen,
wurden die Tiſche, worauf drey und dreyßig ſilberne Teller lagen, vor den Ta tan, den
Gefandten, und Diejenigen von feinem Gefolge, welche vom Stande waren, Bingefeger,
Die übrigen wurden, je fünfe und fünfe, an einen Tifch gefeger, der mit allerhand Früchten
und Delgebacfenes befege war. Darauf empfing ein jeder eine Schale von dem Faiferfichen
Getränke, welches gleichergeftalt von denen, die ein Belieben daran fanden, auf den Knien
ausgetrunfen tourde, nachdem fie ihre Haͤupter geneiget hatten,
welches der Ws diefes gefchehen war, fingen fie anzueffen. Die Li pus, und andere große Hera
Kaiſer ans
ſtellete.
ren, vor denen nur ein Teppicht auf den Boden ausgebreitet war, und die weder Tiſch noch
Schuͤſſel hatten, bekamen ihr Eſſen von dem Tiſche des Ta tan ſelbſt geſchicket. Als die
Geſellſchaft eine Weile gegeſſen hatte: fragte der Ta tan, ob die Holländer einige Säde
mitgebracht hätten, um dasjenige, was übrig geblieben war, mit nach Haufe zu nehmen ?
Hierauf wurde geantivortet, daß fie Diefes zu thun nicht gewohnt wären. Indeſſen ließ er
einige Säde von feinen eigenen herbey bringen, worein die Dolmerfcher das Eifen unterein-
ander warfen. Als der erſte Gang der Gerichte meggeräumer war: fo wurde ein weyter
aufgetragen. Auf die Tiſche des Ta tan, des Geſandten ‚ und der übrigen Perſonen yon
Stande, wurden zwo Schüffeln und zweene Teller gefeger, Auf die übrigen Tifche der
geute des Öefandten, brachte man eine Schüffel gefochtes Schoͤpſenfleiſch, und eine Schuͤſſel
Lammfleiſch. Segliche Keule hatte wenigftens fünfzehn Pfund am Gewichte; und obgleich
das Fleiſch nicht allzumohl ausfah: fo war es doch überaus fert, und gut. Die Holländer
hatten recht ihre Luft daran, als fie fahen, wie die Li pus, und die übrigen Herren, es fich
ſo wohl ſchmecken ließen. Sie beluſtigten ſich nicht weniger an der tartariſchen Art zu eſſen,
welche mehr viehiſch, als menſchlich, zu ſeyn ſchien. Als die Mahlzeit zu Ende war: fo
wurden die Schuffeln von den Soldaten abgetragen, und die ganze Öefellfchaft kniete nieder,
und beugete ihre Haͤupter dreymal gegen den Pallaft des Kaifers, Hierauf beurlaubten fich
die Holländer,
Bittſchreiben Sobald der Geſandte nach Hauſe gekommen war, ſtellete ſich ein Dolmetſcher ein,
an die eipus. und meldete ihm, daß nach vier Tagen ein zweytes Gaſtmahl, und zweene Tage hernach
das dritte und legte, angeſtellet werden würde. Er ſagte ihm auch, Daß er ſich zween oder
drey Tage nad) dieſem, zu feiner Ruͤckkehr fertig machen müßte. Der Geſandte beforgte,
es möchte die Antwort des Kaifers auf feine Bitte zu fpät anlangen, fo daß er nichts von
dem, was barinnen enthalten waͤre, wiirde geändert befommen fünnen, Er fehrieb daher an
die Lipus, und bath, daß er diefe zehn Tage vor feiner Abreife die Antwort baben möchte.
Als die Li pus hörten, daß Bothen von dem Geſandten angekommen wären: fo ließen fie
Ihm ſagen , daß fie fein Anbringen bey der zweyten Mahlzeit anhören wollten. Den ısten
fam der Song lau ya, und wollte den Inhalt von der Bitte des Dan Hoorn willen.
Diefer gab ihm den Brief, der an die Lipus gerichtet war, „sener aber fürchtete fich, ihn
anzunehmen,
XIV Buch IV Capitel. | 369
anzunehmen, bis ihm der Secretaͤr denfelben euflärer hätte. Darauf antwortete er, daß er, 1667
fo bald fich dev Kaifer zu einer Antwort würde entfchloffen haben, Diefelbe gewiß haben follte, Montanus.
Inzwiſchen traten jechs große Mandarinen herein, worauf der Song lau ya fich beurlaubte, —
und dem Öefandten den Rath ertbeilte, daß er Diefe Lau ya unterhalten follte. Diefes
that er auch, indem er fie zum Effen da bebiele, und ihnen ein Vergnuͤgen mit feiner
Muſik machte m), : —
Den naͤchſtfolgenden Tag wurden die Holländer zu der zweyten kaiſerlichen Mahlzeit Zweytes
‚geführet, wo fie vollfommen auf die vorige Weiſe bewirthet und unterhalten wurden; außer Gaſtmahl.
daß fie nicht wiederum por dem Ta tan auf Die Knie fielen, Dieſer meldete dem Gefand-
fen, als er weggehen wollte, daß er nicht noͤthig häfte, die Bittſchrift zu überreichen; denn
fie wären bereits von dem Song lau ya, wegen ihres Inhaltes, unterrichter worden. Ge
bald er noch Haufe gekommen war, kam ein Mandarin und brachte ihm die Nachricht, daß
er den nächiten Morgen vor Tage in dem Faiferlichen Pallafte erfcheinen, und die Gefchenfe
Seiner Majeftäe in Empfang nehmen follte. Dem zu Folge wurde er den ı7ten auf einen
großen Pla, vor dem vierten Thore gegen dem Throne über geführe. Eine Stunde
nad) Anbruche des Tages Eamen einige Li pur in prächtiger Kleidung in den Hof, und gleic)
- Darauf wurde ein Tifch hineingebracht, der mit rothem Tuche bedeckt war. Hierauf wur
den fogleich einige Stoffe und Geld darauf geleger, Als Diefes gefchehen war wurden der
Geſandte, ſein Sohn, Moble, der Hauptmann Putmans und der Secretaͤr herbeyge⸗
rufen, und recht vor das mittlere Thor, dem Throne gegen über, geſtellet; fie konnten aber
nicht das geringfte davon fehen, weil das fünfte Thor fo hoch war,
Nachdem fie dreymal niedergekniet waren, und neunmal Ihre Häupfer geneiget hatten: Gebraͤuche
fo wurden ihre Geſchenke nach der Ordnung herbengebracht, welche fie auf den Knien an- bey Ems
nahmen. Das Gefhenf für den Herrn General, welches der Gefandte in Empfang nahm, fangneh—
beftund in dreyhundert Gülden feinem Silber, in fechs Kaͤhnen, zweyen Stüden chindfi- mung
ſchem goldenen Brocade, zweyen andern dergleichen mit Drachen, vier Stücken geblühmten
feidenen Zeuge mit Drachen, zweyen Stücen Flannel, zwoͤlf Stücken Atlas, acht Stuͤcken
Damaft, zehn Stuͤcken veichen gebluͤhmten Stoff, zehn Stuͤcken Pelangs, und zehn
Stüden Pansjes.
Der Gefandte felbft erhielt für hundere Gulden feines Silber , vier Stuͤcke Delangs,
dier Stücde Pansjes, vier Stüde robes Hoktens, drey Stücke blauen einfachen Atlas, ſechs
Stuͤcke einfachen Damaft, und zwey Stüce goldenen Brocad mit Drachen. h
Dem Sohne des Gefandten gab man ein Stuͤck ſchwarzen Flannel , für funfzehn Guͤl⸗
den feines Silber, zwey Stuͤcken rohen Gazen, und zwey Stücen einfachen Damaſt.
Moble bekam für funfzig Guͤlden feines Silber, ein Stuͤck chine ſiſchen goldenen Bro⸗
cd, ein Stuͤck Flannel, drey Stuͤcken ſeidenen Damaſt, ein Stuͤck Atlas, zwey Stuͤcken
Gazen, zweh Stücken Pelangs, und zwey Stuͤcken Pansſes.
Putmans, und Vanderdoes der Secretaͤr, erhielten jeder für vierzig Guͤlden feines
Eilber , zwey Stücten Damaft, ein Stuͤck Flannel, ein Stü Atlas, ein Stuͤck Pelangs,
ein Stüf Pansjes, ein Stüc einfachen Damaft, und ein Stüsf weißen Goes.
| Jeder von den drehen Dollmetſchern befam zwey Stücken ſchwarzen Atlas, zwey StÜ-
cken weißen Goes zwey Stücken Pansjes, und zwey Stuͤcken einfachen ſchlechten —
on
”) Montgnus in Gsilbys China, auf der 331 und falgenden Seite,
Allgem, Reifebefhr, V Sand, Yaa
370 Reifen nach dem Reiche China.
1667 . Bon ben übrigen aus dem Gefolge des Gefandten bekam ein jeder für funfjehn Guͤlden
Montanus. feines Silber, zwey Stücen rohen Gazen, und zwey Stücen einfachen Damaſt.
der Eaiferl, Der Mandarin Hyu lau ya»), ihr Führer, befam ein Pferd ohne Sattel. Der
Geſchenle. andere, Han lau ya, und die ween chinefifehen Dollmerfcher, .befamen jeder einen dama⸗
fienen Rock mit einem goldenen Rande, welchen fie fogleich anziehen mußten. Ein jeder
von den Soldaten aber, welche mic dem Gefandten gekommen waren, erhielt einen fhlech:
ten damaftenen Rock.
Nachdem fie die Geſchenke in Empfang genommen haften: fo wurden fie wiederum
auf den Platz geführet, wo fie zuvor niedergefniet waren, und bezeugten abermals ihre Un-
terthanigkeit ftatt einer Dankfagung. Hierauf wurde det Geſandte von verfchiedenen Man⸗
darinen aus dem Hofe binausgeführet. Als er meggieng, fo fragte er den Song lau ya,
wenn der Brief des Kaiſers an den General, und die Antwort auf ihre Bittfehrift ausge-
fertiget werden follten? Er verfeßte: es wäre hierzu noch Zeit genug; doch follte es drey oder
vier Tage vor feiner Abreife gefchehen. Nachmittage Fam ein junger Unterkoͤnig, der nicht über
zwanzig Jahre alt und ein Enfel des Kaifers war, um den Gefandten zu befuchen und feine
Muſik mit anzuhören. Er frank zwey bis drey Glaͤſer Sect und gieng fehr vergnuͤgt wie⸗
derum von ihm, Den nächftfolgenden Tag Fam ein anderer Herr, welcher die Hofedel⸗
leute unter feiner Aufſicht hatte, aus eben dieſer Abficht, und wurde mit einem Schmaufe
unterhalten.
Die Hollänz Als der Geſandte fah, daß die Zou tay sing und die Bi pu feine Sefchenfe nicht an:
‚der verlaffen nehmen wollten: fo fehrieb er den Aten an fie, und bach um Erlaubniß, daß er diefelben
Pefing. verkaufen dürfte. Allein, er Fonnte Feine Antwort erhalten. Den 2often wurde er zu dem
dritten Gaftmahle des Kaifers in den Hof des dritten Ta tan abgeholet, wo er auf eben die
Art, wie das vorigemal, unterhalten wurde, Kurz, nach allen denen Muͤhſeligkeiten und
Unfoften, welche ev gehabt hatte, gewann er weiter nichts, als daß er zulegt mit einem
Briefe von Seiner Faiferlichen Majeftät an den Herrn Maetzuiker zu Batavia, abgefer-
tiget wurde. Den sten Auguſt fegelte er von Peking ab, um feine erſtere verdrüßliche
Reife noch einmal zu meffen. »
Syen fing Als er den zıten zu Spen fing wey anlangte, fo ſchickte er die Gefchenfe an den Spen
wen. Ein des Ortes, welche bey ihrer Herreiſe für diefen Herrn ausgefondert worden waren, Cr
nahm aber nur die fünf Ellen Faftanienbraunes Tuch) und zwo Flafchen Rofenwaffer an.
Um diefes zu erwiedern, fehickte er ihnen ein Gefchenf von Lebensmitteln, und bewirthete fie -
herrlich auf einer von feinen Barfen, Der To ya machte ihnen gleichfalls ein Geſchenk
von Schafen und Früchten. Als man ihm dafür ein Stuͤck Perpetuana ſchickte: fo fagte
er, es wäre zu viel, und bach fich nur etwas von Waffen aus. Dem zu Folge bekam ex
einen Karabiner, einen Degen und ein fehönes Meſſer zum Geſchenke, welches er mit vie:
lem Danke annahm. Zu Lin fing erhielten fie den 26ffen Nachricht, daß alle und jede
hinefifche Statthalter in den Provinzen, wie auch die Do vi, die Ron bons, und die Pur
tſen ſe's oder Pachter, nach Hofe fommen müßten; und DaB Tartarn an ihre Stelle '
fommen. follten,
Auf
»). Anderstan heißt er Hui lau ya. und folgenden Seite,
Montanus in Ogilbys China auf der 336 =) Diefes vechtfertiget die Weigerung —
rrn,
XIV Buch IV Eawitel, —
Auf ihrer Ruͤckreiſe wurden ſie ordentlich von den Statthaltern in den Staͤdten befü- 1667
het, befehenfet und bewirthet, Den ızten des Harbftmonats, als fie an das große Dorf Montanus.
Sin kyan pu famen, wurden fie von ihren Führern benachrichtiget, daß der Ron bon
von Hok ſyew gleich diefen Tag angelanget wäre; daß man ihn, auf fein eigenes Anfuchen,
feiner Pflicht entlediget, und ihm erlaubet hätte, feinen Aufenthalt hier zu nehmen, Der
Gefandte fehrieb desivegen einen höflichen Brief an ihn, und der Ron bon Ind Seine Er-
cellenz in fein Haus ein, Als er dafelbft angelanget war, fo meldete er ihm, daß er Gefchenfe
ſowohl für ihn, als für den Heren General Maetzuiker, zu Hok fpew bey feinen Facto-
ren zurücgelaffen hätte, und bäthe, noch ein anderes Geſchenk von Lebensmitteln anzuneh-
men, Dieſes erwiederte man mit einem fehönen Gefchenfe von leinenen und wollenen Ma=
nufacturen, damit fie feine Freundfchaft um fo viel ficherer gewinnen möchten 0),
Den ıöten des Weinmonats, als fie nah) Sin ho kamen, fahen fie, daß fie drey- Sie langen
hundert und ein und dreyßig Kuly nöthig hätten, um fie und ihre Güter über die Berge zu Hok pew
nach Pou tchin fir in Fokyen zu bringen. Der Gefandte wurde daher genöchiger, hun: an.
dert und funfzig davon zu miefhen, weil der Kaifer nur hundert und ein und achtzig bewil-
liget Harte, Den 2gften langten fie zu Den ping fu an, von welchem Orte, feit dem fie
Das erſtemal da gewefen waren, mehr als ein Theil in die Aſche geleget worden war. End⸗
lich langten fie zu Lam thay, der Vorſtadt zu Hok ſyero, an. Diefes geſchah den aten
des Wintermonats, nach) einer Reife von neun Monaten und drenen Tagen, Hier wur-
den auf Befehl des neuen Feldherrn alle Kiften, worinnen die Geſchenke und Güter des
Gefolges waren, ausgenommen die Kiften des Gefandten und der Perfonen vom Stande,
durchſuchet. |
—ñ N — ee
Sin fyang
pu.
Der VI Abſchnitt.
Was zu Hokſyhew vorgegangen iſt, und wie ſie wiederum nach
Batavia zuruͤck gekehret ſind.
Sie machen dem Unterkoͤnige, und dem neuen Feld: fen. Die Güter der Holländer werden einges
herrn ihre Aufwartung. Deſſen ftolze Auffüh- fchiffet. Der Sefandte geht zu Schiffe. Sie
tung. GefälligesBezeugen des van Horn. Hochs dürfen nicht weiter handeln. Kluge Auffühe
much des Feldheren. Zwiſtigkeiten mit dem tung der Holländer. Ihr Verweilen misfälle
Tou fi, Die Güter der Hollaͤnder werden durchs den Statthaltern. Sie langen zu Batavia
ſuchet. Man verbiethet ihnen, Seide einzukau⸗ an. \
Den aten giengen fie alle, auf gefehehene Einladung , an den Hof des Unterfönigs, Sing Sie beſuchen
la mong, und wurden daſelbſt fehr wohl aufgenommen. Seine Hoheit fragten, ob ig
fie nicht dem Sefandten, ehe er noch nach Peking abgegangen märe, alles vorher gefage koͤnig,
haͤtten, was fich dafelbft zutragen würde? Seine Ercellenz mußten ihm diefes zugeftehen,
und dankten ihm für alle Gunftbezeugungen, Der Unterfönig verfegte: daß diefes Sas
chen wären, welche nur das Aeußerliche beträfen. Er hätte aber fo viel fr die r
HSollaͤnder gerban, daß ce ihm zweytsufend Tael, und dem Selöheren feine Wuͤr⸗
de, gekoſtet hätte 2). Der Gefandte bezeugte, dag ihm Diefes leid fen, undfagte: er
Yaaz wollte
asjenige zuzugeftehen, er gefälliger und wiliger geweſen fey, als er
ungen, und zeige, daß verbunden war.
Kern, den Holländern d
worauf fie fo beftändig dr
1667
Montanus.
—
und den neu⸗
anFeldherrn.
372 Reiſen nach dem Reiche China.
wollte alles tbum, was in feinem Vermögen ftünde, um dem Unterkoͤnige su
dienen. - Was aber die Sache mit den zweytauſend Igel, und dein Selöberen,
anlangte, davon wüßte er nichts. Seine Hoheit verſetzten, daß fie diefer Sache nur
beyläufig Erwähnung gethan häften, und nichts mehr davon gedenken wollten. Kurz her:
nach trug man die Speifen auf, und der Geſandte beurlaubte fich, nachdem er ein wenig
gegeflen hatte,
Als er weggieng,, fo rieth ihm der Unterfönig, daß er den neuen Feldherrn, welches ein _
Tartar war, befuchen follte, Van Hoorn gieng alfo zu ihm. Allein, man ließ ihm fü
gen: daß er den nächften Morgen wieder kommen follte. Denn es wäre nicht
gewöhnlich, daß man ihm an eben dem Tage aufwartete, an welchem man -,
. bep dem Unterkoͤnige geweſen wäre, Als er in feine Wohnung kam, fand er den
Sein unhoͤf⸗
liches Bezeu⸗
gen.
Mandarin, Liu lau ya, daſelbſt, mit der ausdruͤcklichen Verordnung von dem Feldherrn,
daß er alle uͤbrige Kiſten durchſuchen ſollte. Der Geſandte ließ dieſes geſchehen, ohne das
geringſte dagegen einzuwenden. Indeſſen begab er ſich, den zten, zu dem Feldherrn. Man
fieß ihn zu feiner linken Hand ſitzen: die übrigen aber ſaßen ihm zur rechten. Der Geſandte
brach hierauf das Stillfehweigen, und fagte: er wäre erfrener, zu feben, dafs fich der
Ta lau ya noch bey guter Geſundheit befände, und daß man ihm erlaubet hätte,
fich in feiner Begenwart einsufinden b). Der Feldherr verfeßte, daß es feine
Schuldigkeit erfordere, den Sremden Gehör zu ertheilen. Van Hoorn fagte
hierauf weiter, daß, da das Wort des Ta lau ya bier fo viel gelte, als das
Wort des Raifers: fie, die Holländer, füchen wollten, ibm in allen Dingen
au gehborfamen.
Der Ta lau ya antwortete hierauf nichts. Mach einer Weile aber fragte er nach
dem Sohne Seiner Eycellenz. Zu dieſem fagte der Dollmetfcher, daß, wenn der Gefandte
etwas bey Seiner Hoheit anzubringen hätte, ev folches nunmehr ehun follte, Van Hoorn
bath hierauf, daß die Kaufleute, welche den Holländern noch etwas für Güter fehuldig waͤ⸗
ven, angehalten werden möchten, daß fie ihre Schuld bezahlten; und daß fie Die Güter,
welche fie mit von Peking zurüc gebracht hätten, mie auch Diejenigen, welche zu Hokſyew
geblieben wären, verfaufen dürften. Der Feldherr antwortete hierauf: er wuͤßte ſehr
wobl, daß Schulden bezahlet werden müßten. Er hätte aber ein Schreiben
von dem Raifer erhalten, worinnen den Jolländern unterfaget würde, ihre Bis
ter zu verkaufen. Der Geſandte erwiederte: das Verboth wäre nur von den neu:
angekommenen Bütern zu verftehen. Er bäthe daher nur, daf der Handel des
lttzten Jahres, welchen ihnen Seine Majeſtaͤt bewilliger hätten, geendiget wer:
den möchte; und daß man den Kolländern die Freyheit gäbe, das Beld, wel
ches fie mit von Peking gebracht hätten, an Waaren zu legen; wodurch daffelbe
in dem Lande bleiben würde. Der Feldherr verfegte: Zr müßte dem Befehle des
Kaiſers eben fo wohl nachfommen, als der Befandte den Befehlen des Herrn
Maetzuikers nachgekommen wäre. Und ob er gleich glaubte, daß es beffer
wre, wenn das Geld im Lande bliebe, als wenn es ausgeführer würde: fo
Könnte
H Mich deucht, diefe Ausdruͤcke tonten zu de ) Wenn dieſes die wahre Erzählung von der
müthig, und dienten nur dazu, daß fie die Statte SDache iſt: ſo begegnete der Feloherr dem Ge—
halter noch hochmüthtger machten, fandten
- — —
XIV Buch IV Eapitel. a. 3B-
könnte er doch nicht geſchehen Iaffen, daß fie verborbene Büter verkauften. Dan 1667
Hoorn ließ fich Hierauf vernehmen, daß er den Ta lau ya nicht länger aufhalten Nontenus.
duͤrfte, und daher bäthe, daß man ihn beurlauben möchte. Der Feldherr ver-
feste: es wäre ihm lieb, daß er folche böfliche Ausdrücke von ihm hörte e).
Solchergeſtalt ſchieden fie von einander. : N
- Der Gefandte war entfehloffen, immer mehr Höflichfeie zu zeigen, und ihm und dem Hoͤfliches
neuen Ron bon fihöne Gefchenfe zu uͤberſchicken. Inzwiſchen forfchte Noble den chi- Bezengen des
nefifhen Factor aus, und erfundigte fich, ob man nicht etwas Seide für Geld, oder Kauf: Yan Hoorn.
mannswaaren, erhandeln koͤnnte? Allein, der Factor ftellte ihm die Schwierigkeiten bey
der Sache vor; und daher wurde hierinnen Fein Berfuch mehr gethan. Den öten gieng
von Hoorn, nebſt dem Vornehmſten von feinem Gefolge, ab, um den Kon bon zu be
ſuchen. Diefer fragte ihn, nach vorbergegangenen Höflichfeirsbezeugungen, wenn er gewillet
wäre, algureifen? Der Gefandte antwortete: wenn es ihm, und dem Feldherrn, gefiele,
Er fügte hinzu, daß er niemals daran gezweifelt hätte, daß fie ihre Guͤter von dem legten
Jahre in Freyheit würden verfaufen dürfen, und daß es ihnen frey ftehen würde, ihr
Geld, nach Gefallen, für chinefifche Waaren anzulegen, Seit dem er aber vernommen
hätte, daß man ihnen Diefes nicht erlauben koͤnnte: fo wünfchte er, fo bald, als möglich,
abzureifen 4).
Den Sten liefen fehöne Gefchenfe, von dem Uinterfönige, für ven Heren Maetzuiker, Hochmuth
den Gefandten, und ben Factor Harthouwer, ein. Sie beftunden in Brocade, und ande- des Feld-
tem feidenen Zeuge, Porcellan und Thee. Alles diefes wurde mit fehr höflichen Ausdrücken herrn.
begleitet. Van Hoorn hatte dem Feldherrn ein Verzeichniß von denen Geſchenken über-
ſchicket, die man für ihn beftimmer hatte. Allein, der Bothe konnte fein Gehör bey ihm
erlangen; und der Dollmetfcher brachte nur die Antwort zurück, daß er feine Gefchenfe an-
nehmen möchte. Inzwiſchen liefen drey Schiffe zu Ten bay ein, die den Geſandten mie-
derum zurück bringen follten. Hierauf fehrieb er, wegen feiner Abfertigung, einige Zeilen
an den Feldherrn, und bath um Erlaubniß, die Güter, vor feiner Abreife, zu verkaufen.
Alein, der Ta lau ya wollte weder den Ueberbringer vor fich laſſen, noch den Brief anneh-
men. Den ı3ten ftellte ſich indeffen ver Tou fi, Lyu Iau pa, ein, und meldete ihm, daß
der Feldherr und der Kon bon gefonnen wären, alle Kaufmannsgüter an fich zu handeln,
und daher ein Verzeichniß davon, nebft Dem genaueften Preife, verlangten, Dieſes wurde
ihm darauf zugeſtellet.
Zween Tage hernach Fam ein Bedienter von dieſem Befehlshaber, und brachte eine Streitigkei-
fhrifeliche Verordnung von dem Feldheren, daß die Niederlage, wegen der verbothenen mit dem
Güter, welche der Gefandte mitgebracht hätte, durchfucher werden ſollte. Van Hoorn Lou N
ließ hierauf um die Bezahlung der ſiebenhundert Tael Anſuchung thun, welche er der Geſell⸗
ſchaft ſchuldig waͤre. Der To uſt ertheilte eine ganz gelinde Antwort, und verſprach, den
naͤchſten Morgen die Schuld abzutragen. Ob er dieſes gethan habe, oder nicht, findet
man nicht in dem Tagebuche. Den ızten aber kam er mit einem Verjzeichniſſe von den
; "Aaaz übrigen
ſich diefer durch fo tiefe A) Montanus in Ogilbys China auf der 345
Weit unser feinen Stand er⸗ und folgenden Seite.
fandten gar recht, weil
Ehrenbezeugungen ſo
niebrigte.
374 Reifen nach dem Reiche China,
1667 übrigen Gefchenfen und dem Preife derfelben, um melchen fie der Feldherr und. der Kon
Wontanus. bon faufen wollten. Van Hoorn ließ ihm aber fagen, daß er ibm Eeinen Glauben
— rbeymeſſen Eönnte, und nichts mehr mit ihm zu thun haben wollte. Er wollte
fih aber, ebe er ihm eine Antwort ertheilte, bey dem Feldherrn erkundigen laſ⸗
fen, ob diefes der Preis feyn füllte? Der Tom fi erborh ſich, daß er den nächftfolgen-
den Tag mit dem Bothen zu dem Kon bon geben wollte. Sie giengen alfo dahin, und
der Ron bon ließ ihnen herausfagen, daß die Öefchenfe, nebft den übrigen Kaufmanns-
waaren, dem Tou fi eingehändiget werden follten; ausgenommen die Schnuren rothe Ko—
vallen , welche er nach fechs Tagen von dem Gefandten felbft in Empfang nehmen wollte,
Die Güter Den often ließ der Gefandte den Feldherrn um Erfaubniß bitten, daß er Chinawurzel,
der Hollaͤnder Thee, Anis, grobes Porcelan, Stoffe, Stühle, Schränfchen und dergleichen, einkaufen dürfte.
werden durch · Man gefkattere ihm aber nichts zu Faufen, als Lebensmittel. Doch beroilligee ihm der Feld:
Bar herr, nach) fernerer Erwägung, acht bis zehn Pikol Chinawurzel zu erhandeln: nachge:
hends aber fegte er dieſe Anzahl auf fechs Piko! herunter. Den 2aften kamen zween Tou fi
von dem Feldherin, und meldeten dem Geſandten, daß feine Leute alle die Stoffe herbey-
bringen müßten, welche fie auf ihrer Reife nach und von Peking erhandelt hätten, weil er
fie ihnen wiederum abfaufen wollte. Außerdem follten ihre Kiften durchſuchet werden, und
alle folhe Güter hernach verfallen feyn. Hierauf wurden fie alle den Mandarinen einge-
haͤndiget, und diefe überbrachten kurz hernach das Geld dafür; jedoch) zugleich mit dem Be⸗
fehle, daß die Fregatte und der Hauptmann Balfour, welche einige aufrührifche Chinefen
von Due lang mitgebracht hätten, nicht eher abfegeln follten, als bis fie dieſerwegen faiz
ferliche Berordnung erhalten hätten. ;
Sie dürfen Den 22ften gieng der Gefandte zu dem Umferfönige, umd überreichte ihm eine Schnur |
feine Seide rothe Korallen, welche er auch in Gegenwart aller feiner Bedienten annahm. Der Ron
kaufen. bon war den folgenden Tag ſchuͤchterner, und wollte, daß man dieſelbe dem Tou fi inge-
heim einhändigen follte. Einer von den Factoren des Unterfönigs fagte zu Noblen, Seine
Hoheit wollten zu Ten bay Seide abfolgen laſſen, wofern fie nur zu Hok fpew, um meh:
rerer Sicherheit willen, Geld zurüclaffen wollten. Allein den 24ſten fagte der Feldherr zu
dem Gefandten, er dürfte Feine Seide mic fich nehmen, er koͤnnte aber wohl Porcelan und
dergleichen einkaufen. Was die Fregatte anbelangte, fo fagte er, diefelbe müßte zurück
bleiben: der Hauptmann aber fönnte mitgehen. Hierauf entfehuldigte er fich, daß er nicht
müßte, wie er Seine Herrlichkeit unterhalten füllte, weil diefelben ganz unvermuthet ange
langet wären: er hoffte aber, daß fie mit einer fleinen Mahlzeit in feiner Behauſung für
lieb nehmen würden. Hierauf wurden fie einig, ven Balfour mit dahln zu nehmen : jedoch
fich zu ſtellen, als ob fie ihn ganz gern verlaffen wollten, wofeen man der Sache noch meb-
tere Erwähnung thun würde. Denn fie bemerften, daß die Tartarn allemal den Neigun-
gen der Holländer zumider handelten. ’
Die Guͤter Nachmittage wurde ihnen gemeldet, Daß der Zeldherr, der Kon bom und der Ma⸗
derHolländer nichuer 2) ſich einftellen und die Güter durchfuchen würden doc) Fünnte der Geſandte in-
deſſen
) Nachgehends Manchuwer und Mans-) Auf der Landkarte der Jeſulten heißt er :
uer.
i Min ngan ching,
Due lang wurde nichtg gedacht,
XIV Buch IV Gapitl. 975°
deffen das gröbfte von feinen Sachen immer an Bord bringen laffen. Dem zu Folge ließ 1667
er den 26ften das Geld, ihr Reifegeräche und folche Güter, die fie nicht verfaufen Eonnten, Montanug.
an Bord bringen. Nach diefem kam der Ron bon an die Brüde von Lam thay, und werpenein:
durchſuchte alle Kiften in den Barfen und in der Fregatte. Darauf wurden die übrigen gefciffer.
Güter an Bord gefchaffet, und die Hollänser giengen ebenfalls zu Schiffe, damit fie mit der
Fluth abfegeln koͤnnten. Des Abends kam der Factor des alten Ron bon, und überlie-
ferte dem Gefandten zwanzig Stücten Seide, welche fein Herr zurückgelaffen hatte. Die
eine Haͤlfte follte für ihn felbit, und-die andere für den Seren Maetzuiker. Diefe Stoffe
fihenfte van Hoorn verfchiedenen Perfonen. Nicht lange hernach lief eine Verordnung
von dem Feldherrn ein, daß Balfour zurückbleiben follte. Der Gefandte fagte, er wollte
diefertvegen mit den Mandarinen reden, fo bald er würde an Bord gegangen feyn.
As er demnach, den 28ſten, mit gutem Winde, etwan eine Meile von dem Lofan fat, DerSefand-
oder großen Thurme, abgefegelt war : fo fagte er zu einigen Mandarinen, welche famen, te gebt zu
und den Balfour abfordern wollten, der Feldherr hätte es ihm frey geftellet, ob er ihn Schiffe.
zuruͤck laſſen wollte oder nicht. Er fönnte daher nicht glauben, daß fie Befehl erhalten
hätten, ihn abzufordern. Den nächftfolgenden Tag, als fie vor dem großen Thurme, und -
Sort Min ja zen /), vorben fehiffeten, fanden fie die Leute alle in Waffen, und fahe ei
nige Batſiang g) von dem Ufer, auf fie zufommen, welche den Holländern zuriefen, fie
follten fich vor Anker legen ; dieſe aber achteten darauf nicht. Gleich darauf ftellte fich die
dritte Perfon diefes Drtes, in einem Champan ein, und meldete dem Gefändten, der
Statthalter möchte gern mit ihm fprechen. Wan Hoorn antwortete, der Statthalter möchte
fo gut feyn, und felbft, in den niederländifchen Hafen, wo fie Abends anlangten, fommen,
und mit ihnen fprechen 2).
Den aten des Chriftmonars fehickte der Geſandte einen Brief an den Feldherrn; erfun- Es wird ih⸗
digte ſich, wie lange die Schiffe vor Anker liegen ſollten, und bath zugleich um Erfaubniß, nen fernere
daß er die Guͤter, welche die drey Schiffe mitgebracht hätten, welche für ihn von Hatavia en
gekommen wären, verkaufen dürfte, Zu dem Ende machte er einige Hoffnung, daß der ROT
Here Maetzuiker vielleicht möchte bervogen werden, das Schloß Due lang dem Kaifer,
mit der Bedingung, zu übergeben, daß er den Holländern einen freyen Handel in China
geſtattete. Diefer Brief wurde, mit vieler Mühe, durch Win ja zen nach Hof ſyew
gebracht; worauf eine Antwort an den Statthalter Diefes Ortes einlief. Diefer beforgte,
der erhaltenen Verordnung zu Folge, den Sten, eine Ueberfegung Davon, und ftellete fie dem
Geſandten, durch zween Befehlshaber, zu. Der Po vi hatte, wie dieſe Abgeordneten ſag⸗
ten, fich zu gut geduͤnket, daß er dem Befandten antworten follte: er vermutbere
ſich auch Feiner Gegenvede von ihm. Die Antwort beftund darinnen, daß Balfour
auf dem Schiffe bleiben follte,, bis eine Verordnung von dem Kaifer einliefe, Weil fremde
Waaren verbothen wären: fo fönnte er Feine Erlaubniß ertheilen, fie zu verkaufen, Lind
wenn ſich der Geſandte ſo lange auf halten wollte: ſo koͤnnte er dadurch der Sache der Hol⸗
länder ſchaden, wenn fie das nächfte Jahr wieder kaͤnen. Von der Vorſtellung wegen
Weil
5) Montanus in Ogilbys China anf der 359
und folgenden Seite: —
2 Eine Art von Heinen Fahrzeugen.
376 | Reifen nach dem Neiche China.
1667 Weil fie aus dieſer Antwort fahen, daß feine Hoffnung vorhanden wäre, daß fie ihre
Montanus. Waaren verkaufen dürften; und weil fie in Erwägung zogen, daß die Statthalter ihr Bere
— ſprechen nicht halten, und Balfours Schiff mit Lebensmitteln verſorgen wollten: ſo wurde
der Holläns Noble beordert, dieſes Schiff, aus dem niederländifhen Hafen, nad) Ting bay zu brin⸗
zer. gen, und zu den Chineſen zu ſagen, daß daſſelbe, im Falle ſie nach der Urſache von deſſen
Abſegelung fragen würden, fo lange zu Ting bay flille liegen follte, als $ebensmittel dar-
innen vorhanden feyn wuͤrden. Durch diefes Mittel gedachte man zu erfahren, ob man die
Abſicht hätte, daſſelbe noch länger Hier zu behalten, in welchem letztern Falle er ſich ſchon
darnach würde zu richten wiſſen. Eben dieſen Abend kamen einige Fleine Beamte, aus den
Junken, an Bord, und fragten. Noblen, wenn er mit der Fregatte abgehen wollte ?
Noble verfegte hierauf, daß er den nächften Morgen, als den roten, abgehen wolle, Die:
fes that er auch, und vereinigte fih mit den übrigen Schiffen zu Ting bay,
Ihr Verwel⸗ Den raten kamen zween Ro ya von dem Statthalter zu Min ja zen, und wollten
len wiſſen, wenn der Abgeſandte abgehen würde? Er antwortete: in dreyen Tagen; ſetzte aber
= Bingu, daß es ihn befremdete, im Falle die Statthalter, wegen der Ankunft feiner drey
Schiffe, nad) Peking gefehrieben hätten, warum dieſerwegen Feine Berordnung von daher
eingelaufen wäre; zumal, da er, bey feiner Anweſenheit dafelbft, den Li pu gemeldet hätte,
wie er dergleichen, nebſt Kauſmannswaaren, erwartete. Er müßte daraus die Folgerung
ziehen, daß man ihrentwegen keinen Bericht bey Hofe erſtattet haͤtte. In dieſem Falle,
ſagte er, moͤchten der Feldherr, und der Statthalter, nach dem Beyſpiele des vorigen Feld⸗
herrn, , fich gefallen laſſen, den Geſandten, mit drey fo ſtark beladenen Schiffen, abfegeln zu
laffen, Die Beamten ertheilten hierauf Feine Antwort, fondern fagten, wenn der Geſandte
einige Tage länger wartete, fo würden zweene Mandarinen von dem Feldherrn, in großen
Junken, zu ihn kommen. Van Hoorn antwortete, daß fie ihm willkommen ſeyn wür«
den, und als Freunde aufgenommen werden follten,
if demStatt- Den nächftfolgenden Morgen ließen ſich zwo Junken, und zween Ro ya, feben, welche
halter zuwis aus dem Canale von Hok ſyew ausliefen. Die erftern bielten einen Eanonenfehuß weit
der. von dem Schiffe: allein, die Ro ya fuhren hart an daffelbe an. Hierauf zeigte fich ein
Bedienter von dem Statthalter zu Win ja zen, und verlangte zu willen, ob der Öefandte
die Küfte verfaffen wollte, oder nicht? Seine Herrlichkeit fagten, daß fie gewillee wären,
abzufegeln. Und als er ſah, daß Die Junken, nebft den Ko ya, wiederum in den Canal
zurück kehrten: fo verließ er, den ızten, die verfallene Stadt Ting hay, mit vier Schiffen.
Als er, den legten des Weinmonats, zu Pulo Timon anlangte, fo wurde eines von den
Schiffen, nebit allem Golde und Silber, wie auch andern Waaren, nach Malakka ge
ſchicket, wo damals Balthaſar Bort Statthalter war, damit derfelbe diefe Sachen nach
Bengala fördern möchte. Van Hoorn meldete ihn, in einem Briefe, daß der Handel
fortbin zu Aanton, und nicht zu Hok ſyew, fortgeführee werben follte, Er koͤnnte ihm
aber nicht melden, was fuͤr Bedingungen die Hollaͤnder von dem Kaiſer erhalten hätten,
weil ihm der Brief Seiner Majeftät verfiegelt zugeftellee worden waͤre. Die übrigen drey
Schiffe liefen, den 4ten des Weinmonats, in die Meerenge don Dan ka ein, und langten,
den zen, zu Batavia an, wo der Gefandte den Brief des Kaifers an den Feldherrn
abgab 2). i
Wir
)Montanus in Ogilbys China anf der 359 und folgenden Seite.
XIV Buch IV Capitel. 377
Wir find um fo viel umſtaͤndlicher in Erzählung einiger Begebenheiten bey der vor- 1667
bergehenden Gefandtfchaft geweſen, Damit wir um fo viel beffer zeigen fönnten, was die Montanus
Ehinefen, und die Tartarn, ihre Herren, bey Sachen von der geringften Wichtigkeit, für lan
Behutſamkeit, und für Umftände brauchen, und damit wir ferner ausführen möchten, zu Batavin
auf was für Art, die Holländer, in Anfehung der Anweifung Fünftiger Agenten an den Hof an.
zu Pefing, oder an die Statthalter der Provinzen, mit ihnen verfahren find. Hieraus
kann man die Anmerkung machen, daß, ob gleich diefe Gefandefchaft prächtiger, und mic
mehren und Foftbarern Gefchenfen, als die vorige, begleitet war: dennoch) dem Geſand⸗
fen, weder an dem Faiferlichen Hofe, noch bey den Statthaltern der Städte, durch welche
er gieng, eben die Achtung bezeuget worden ift, Die man gegen feine Vorgänger gehabt
bat. Ob dieſes num einem nacheheiligen Eindrucfe zuzufchreiben ift, den ihnen ihre Fein:
de, die portugiefifchen und römifchen Prieſter, von dem unböflichen Bezeugen Borts ge:
mache haben; oder ob diefes Die Urfache Davon geweſen ift, daß fie Feine Flotte, dem Ver—
fprechen des Admirals zu Folge, zu der Eroberung von Tay warn, abgeſchicket hatten: die-
ſes wollen wir nicht entſcheiden. Wir haben es aber für dienlich gehalten, die folgende
Nachricht von der Öefandtfchaft des von Boyer und Keyzers, mit einzufihalten,um zu zei⸗
gen, was für Ränfe die Jefuiten zu Peking angewendet haben, um die Abficht
der Holländer, den freyen Handel in China betveffend, ı
zu zernichten.
f ; # i
j
7 Kein nach dem gieiche Chin
eilig Das V Copitel.
D rJeſuit & — e
Eine Erzaͤhlung vonder Geſandtſchaft der Hollaͤnder im Jahre 1655,
und von denen Kunſtgriffen, welche die Jeſuiten gebrauchet haben,
die Abſichten derſelben zu hintertreiben.
Aus den Briefen zwoer Perſonen ) genommen, welche in dieſe Haͤndel mit
eingeflochten geweſen.
Der I Abſchnitt.
Auszug aus dem erſtern Briefe,
Die Holländer erhalten Erlaubniß, nach Hofe zu ſelbſt werden falfche Nachrichten von ihnen bey⸗
kommen. Die Sefniten bemühen ſich, diefes zu gebracht. Eintheilung der Geſchenke: erftlich
hindern: können aber anfangs ihren Zweck nicht für den Kaifer; hernach für die Kaiſerinn; ſo⸗
erreichen. Hierauf nehmen fie ihre Zuflucht zu dann für die Mutter der Kaiferinn, Sefihenz .
Verleumdungen, und nehmen die Chinefen im ke der Gefandten. Werttauen der Jeſuiten.
voraus wider die Hollaͤnder ein. Pracht dev Rath der Bittſchriften. Kaiſerlicher Befehl.
Geſandtſchaft Die Jeſuiten vermeiden die Hol-⸗ Die Mönche erlangen, durch aͤrgerliches Ver⸗
laͤnder. Sowohl die Chineſer, als die Tartarn, fahren und durch Luͤgen, den Sieg.
werden von jenen gewonnen; und dem Kaiſer
Die Hollaͤn⸗ ie Holländer wollten es nunmehr den Portugiefen, fowohl in China, als in andern
——— Gegenden, überall gleich thun. Bier Jeſuiten, welche damals am Hofe lebten,
! und worunter fich der Berfaffer mit befand, faſſeten daher den Entſchluß, alles
mögliche anzuwenden, um ihre Abfiche rückgängig zu machen; ob fie ſchon gar wohl einfa-
ben, daß ihnen diefes Unternehmen um fo viel ſchwerer fallen würde, weil fie mit einem
Feinde zu thun hatten, der mit fehr vielem Golde und Silber, wodurch die Großen am
leichtejten gewonnen werden koͤnnen, verfehen war, und außerdem alle andere Seltenheiten
bey fich hatte, welche ſowohl die Habſucht, als die Neugierde, befriedigen Fonnten.
nach Hofe zu Als fie den sten des Herbftmonats im Jahre 1655 zu Kanton angelanget waren, füch-
kommen. ten fie um Erlaubniß an, nach Peking zu fommen, Da fie aber in ihrem erſten Anfuchen
nicht gluͤcklich geweſen waren, und fich ſcheueten, zum andern male anzubalten, weit fie be-
forgten, der Kaifer und der Nach möchten auf den Argwohn gerachen, daß fie nur ihren
eigenen Privatvorcheil fuchten : fo mendeten fie fih an den Unterfönig von Ranton ‚der fie
mit vieler Freundlichkeit aufnahm, und barben ihn, ihre zweyte Bittſchrift nach Hofe zu
fenden. Hierzu fügten fie viele Briefe an Hofleute, und eine große Menge von herrlichen
Berfprechungen. Hierauf wurde ihnen, ohne daß fich jemand dawider geſetzt hätte, ver
ſtattet, nach Hofe zu kommen, und ein fehr günftiges Gehör verfprochen,
Funfzehn
a) Dieſe Erzählung wird in einem Briefe ges 20 Yul, 1655 an den Kaiſer von China und
Heben, wovon man die Ueberſetzung in des Ogilby der Tartarey abgefertiger bat, um eine freye
China I Bande auf der 299 Seite unter folgen: »andlung in den Hafen feines Kaiſerthums
‚der Aufſchrift findet: Erzaͤhlung von dem Kr⸗ auszuwirken; nebff einer Sufchrift an Anto⸗
‚folge einer Geſandtſchaft, Die Johann Maet⸗ nio de Camera , Beneralcapitän dee Stadt
3uiker von Baden, General zu Batavia, den des Namens Gottes und an die ee:
; daſelbſt;
XIV Buch V Capitel. 379
Funfzehn Tage hernach, als die Bittſchrift eingelaufen war, und die Jeſuiten davon 1655
Nachricht erhalten hatten, bemüheten fich der Pater Ludwig Ballionies, und der Ber- Erzählung
faſſer, unverzüglich, den Zutritt der Holländer bey Hofe wo möglich) zu hindern. Allein der Jeſuiten.
ihre Freunde, fowohl Chriften, als Heiden, waren, wie es fcheint, alle der Meynung,, da Unternehs
es für dießmal nicht ehunlich feyn würde; wenigſtens nicht ohne große Geſchenke, weil die men der Ser
Reguli d) von Kanton alle große Mandarinen beftochen hätten. Nichtsdeſtoweniger fuiten,
entjchloffen fie ſich, einen Berfuch zu hun, Durch) die Bermittelung eines gewiſſen vorneh⸗
men Chriſten Eamen fie mit einem von den Rolli c) zu fprechen, welches eing Art von
KHofbedienten (maitres de requ&tes) ift, deren Berrichtung darinnen befteht, daß fie dem
Kaifer alles, was in dem ganzen Neiche vorgeht, und befonders die Ausfchweifungen der
Mandarinen, vortragen muͤſſen. Sobald fie den erften Antrag an ihn gethan hatten, war
er fogleich bereit, die Sache über ſich zu nehmen, und ſchien ſich auch felbft einen glücklichen
Erfolg davon zu verfprechen. Er nahm auch von ihnen gewille Puncte an, woraus er eine
Bittſchrift verfertigen ſollte. Allein wenig Tage hernach, als man glaubte, daß er ſchon es zu hin⸗
einigen Fortgang gemacht haben würde, Fam er zu dem obengemeldten Chriften, und eng: dern.
ſchuldigte ſich bey ihm folgendergeftalt :- Wein Herr, wenn diefe Patres, welche bier
fremde find, von der Art, wie man an diefem Hofe verfährt, nichts wien:
1 muß diefelbe doch euch bekannt feyn, da ihr in dem Lande gebohren ſeyd.
Ihr muͤſſet nämlich wiſſen, daß, wenn entweder ich oder ein anderer, ‚der mit
Mit in gleicher Bedienung ſteht, eine Bittſchrift überreichen : fo geſchieht ſol⸗
ches allemal aus einer von diefen beyden Lirfschen; entweder, um uns an unfern
Seinden zu rächen, oder um eine große Belohnung zu erhalten, Nun aber babe
ich von den Hollaͤndern Beine Beleidigung erdulder, um deren Willen ich mich
tächen ſollte. Ich babe auch nichts von diefen Patres genoffen; welches mich
bewegen follte, mich, ibnen zu Gefallen, in fd viele Befabr und Schwierigkei⸗
ten zu begeben. Hierauf wandten ſie ſich an einen andern. Dieſer ſagte zu ihnen: wenn Die hollaͤndi⸗
fie ihm zweyhundert Tael geben würden, fo wollte er ihre Bittſchrift überreichen, der In— ſcheGeſandt
halt möchte auch beſtehen, worinnen er wolle. Doc) Eönnte er fich nicht dazu verbindlich ſchaft
machen, daß fie dev Kaifer genehm halten ſollte. Würden fie ihm aber noch fechshundert
Tael mehr geben, ſo wollte er auch diefes über fich nehmen , und die Faiferliche Genehmhal⸗
fung auswirken. Widrigenfalls wollte er das ganze Geld wiederum zurück geben.
Hierauf verfprachen ſie ihm die ganze Summe, in Erwägung, daß Anton de Camera, ift anfangs
an den der Brief gefchrieben war, ihnen anbefohlen hatte, Feine Roften zu fparen,um bie Sache De gluͤck⸗
zur Richtigkeit zu bringen, und ihnen auch die Verſicherung gegeben hatte, daß die Stadt Ma⸗ ch.
kau die Bezahlung gutthun würde. Allein, dieſer Hof bediente wollte ſchlechterdings, nach der 8
Gewohnheit der Ehingfen, erftlich die ganze Summe in Bereitſchaft fehen, ehe er die Vittſchriſt
überreichte, und auch einen Theil von dem Gelde im voraus haben. Da nun dieſes nicht in ihrem
S Bbb 2 Ber
daſelbſt; befebrieben x : iten in ſich bedienet haben, die Abfichten der Gefandefchaft
Bien d re —— elite Unter ver Sie des Namens
diefem Briefe gegeben; theils, um dem Lefer auch Bottes, oder Klombre de Dies, verſtehen wir
Pr einer andern Hand von dem Makau.
Verfahren der Holländer vor Augen — theils 5) Die Unterkoͤnige.
um die Raͤnke der Jeſuiten zu entdecken, deramfie ©) Nachgehends Koli. Eigentlicher Ko lau
380 Reifen nach dem Reiche China.
1655 Vermoͤgen ftund: fo brachten fie zwey Foftbare Kleider zum Vorſcheine, welche ihnen der
Erzählung Kaifer geſchenket hatte, von ihnen aber niemals getragen worden waren, weil fie fich zu ihrer
der Jeſuiten Armuth, und za ihrer geifttichen Kleidung, nicht ſchickten. Dieſe Kleider nahm er für hun⸗
dert und funfzig Tael von der zugeftandenen Summe an. Als er aber entdeckte, oder Doch
vermuthete, daß diefes ein Gefchenf von Seiner Majeftät wäre: fo gab er ihnen zu verfte-
hen, daß er fie nicht annehmen würde, und verwies es ihnen, daß fie eine fo unanftändige
That begehen und diefe Kleider weggeben wollten, Allein, diefes ift Fein Wunder, fpricht
der Jeſuite. Denn die Chinefen find in allen Dingen, die ihren Kaiſer angehen, überaus
furchtfam, oder vielmehr abergläubifch ; ob fehon in ihrem Herzen, fonderlich bey ven Ge
lehrten, der Stolz der größten Monarchen wohnet. Daher rühren eben die häufigen Zwi⸗
ſtigkeiten und Veränderungen unter ihnen.
Sie nehmen Da ihnen nun alfo ihre Hoffnung fehlgefchlagen war : fo nahmen ſie ihre Zuflucht zudem
ihre Zuflucht Opfer der Meſſe, und zu befondern heiligen Uebungen, die fie Deswegen anftellten. Hier—
Verleum nächft wandten fie fich an alle die Fürften und Edeln ‚ die entweder fie befuchten, oder von
_. ihnen befuchet wurden. Denn viele Kamen täglich zu ihnen, um das heilige Bild anzube:
then, und ihre neue Kirche in Augenſchein zunehmen. Diefen ftellten fie nun die Hollän-
der als Leute vor, die von einer niederfrächtigen und meineidigen Gemuͤthsart wären; als
Abtrünnige in der Religion, und als Aufrührer wider ihren rechtmäßigen Oberheren. Sie
erzählten ihnen von ihrer Unternehmung auf Makau, die vor einigen Fahren gefehehen
war; tie fie einen Einfall in die Provinz Fokyen gethan, und nachgehends den Chinefen
Taywan, oder Formoſa abgenommen, daſelbſt Feftungen erbauet, und, in einer Zeit von
zwey bis drey Jahren, über Dreytaufend Einwohner, noch aufer den Kaufleuten von Fo—
kyen und Chekyang, ermordet hätten. Sie vergaßen auch Diefes nicht, daßp unter der
Regierung des vorigen Kaifers, drenzehn Holländer an der Küfte gefangen genommen, nach
Hofe gebracht, verurtheilet, und hingerichtet worden wären, Hierzu fügten fie noch dieſes,
daß fie in Java, unter dem Vorwande, dafelbft zu handeln, bereits fo feften Fuß gefaffer
hätten, daß der König nicht mehr im Stande wäre, feinen Zoll einzutreiben; ferner, daß
Feine Verträge irgend ein Bolf wider diefe allgemeinen Räuber in Sicherheit ftellen Fönnten,
als welche ſich allein der Herrfihaft über die See anmaßeten, und, wenn ihnen ein Schiff
in die Hände fiele, Feinen Unterfhied unter Freunden und Feinden machten; daß daher
Seine Mojeftat nicht allein unzaͤhliges Unglück in dem Neiche verurfachen, fondern auch:
alle übrigen Monarchen aͤrgern würden, wenn fie ſolchen Erzraͤubern eine freye Handlung
geftatten wollten: denn die übrigen Monarchen fuchten alles Gewerbe mit ihnen zu vermei-
den, weil fie diefelben für die ſchaͤdlichſte Peft hielten, die fich jemals in ihre Herrfchaften
einfchleichen koͤnnte.
Die Ehinefen Wenn man dieſem Yefuiten glauben will, fo verwunderten ſich alle die Großen; die
werden durch um Den Kaifer waren, über die Unverſchaͤmtheit der Holländer, und erftaunten ganz über
faliche Nach: die Nachlaͤßigkeit und Sicherheit, oder vielmehr Veftechung dererjenigen ‚ denen wichtige
2 Bedienungen anverfrauet waren, und die doch einer folchen Art von Leuten freyen Zurritt
in ihrem Gebiethe verftatteren. Einer aus der großen Tartarey wurde, bey Anhörung dies
fer Erzählung von ihnen, dermaßen außer fich ſelbſt gefeßet, Daß er über laut fehrie: Der
Raifer ſollte billig unverzüglich Befehl geben, daß man fie, als öffentliche Dies
be, und Aufrübrer wider das ganze menfebliche Geſchlecht, auf bangen follte,
damit fie instünftige von dergleichen Unternehmungen abgefchrecker würden.
u \ : Allein,
XIV Buch V Capitel. 381
Allein, die Zefuicen antworteten: Bin folches Verfahren würde zur fireng und un 1655
gerecht ſeyn, weil fie doch die Rechte Sffentlicher Befandten genießen müßten. Eusäblung
Und da fie fich felbft der Treue des Raifers Überlaffen hätten, ſo müßten fie auch, des Jeſuiten.
auf alle Weiſe, wider Gewaltthaͤtigkeit gefehüzer werden. Es würde, zumal,
da fie veiche Geſchenke mit ſich gebracht hätten, Seiner Majeſtaͤt beffer anfte,
ben, ihnen, als Stemden, Bnade zu erzeigen, und fie in Sriede wiederum von
ſich zu laſſen D. Nur müßte man fie abſchrecken, daß fie nicht wieder kaͤmen
und ihnen daher nichts von ihrer Bitte. zugefteben.
Einer von den Berfchnittenen des Kaiſers, der ein angefehener Kath, deffelben war , und wider die
und den Jeſuiten zugehöret hatte, wie fie die Gemuͤthsart der Holländer abfhilderten, ſagte: Hollander fe
ob es gleich eine verachtungsmwürdige Art von Leuten wäre: fo wirde der Kaifer doch beffer eufgewiegelt.
thun, wenn er ihnen ihre Geſchenke wiederum zuruͤck gäbe, fie abfertigte, und ihnen ge
meffenen Befehl ertheilte, daß fie. niemals wiederum in den chinefifchen Haͤfen einlaufen
ſollten. Diefe Nachricht breitete ſich, fo wohl inn⸗ als außerhalb des Pallaſtes, gar bald ſo
weit aus, daß ſie endlich auch vor die Ohren dererjenigen gelangte, welche eigentlich mit der
Sache ver Holländer zu hun hatten. Von ihnen börten es hernach die Holländer felbft.
Diefe ſchickten daher einen Abgeordneten zu den Mönchen, und ließen fie erfuchen, fie möchs
ten ſich enthalten, diefes Volk gegen fie aufzumiegeln, und fie als Diebe und herumſchwei⸗—
fende Taugenichte abzufihildern. Denn diefes fey eine Beleidigung, die fie nicht erdul-
en koͤnnten.
Den ızten des Heumonats im Jahre 1656 Famen die Holländer, in Begleitung von Hollaͤndiſche
Mandarinen, Dollmetfchern, und einer großen Menge von den keuten des Unterfönigs, Geſandt-
‚welche ihnen, auf dem Wege, viel Ehre erzeigeten, nach Peking. Und (die Wahrheit zu ſchaft.
ſagen, ſpricht der Verfaſſer,) hätten fie, auf ihren Reiſen, eben fo ſtarke Merkmaͤale von
ſich blicken laſſen, daß fie gut katholiſch, oder. wenigftens gute Chriſten, wären, als ſie ihre
Freygebigkeit, und daß fie Europäer wären, gezeigee haben: fo Hätten fie jedermanns Zunei-
gung, und den Beynamen der Edlen, vollfommen verdienet. Denn fie gaben allen-Elei-
nen Königen und Statthaltern an der Küfte Eoftbare Gefchenfe, und erzeigten fich auch ges
gen die geringften aus dem Volke freygebig, die ihnen nur eine: glüende Kohle brachten,
um ihre Tobackspfeifen dabey anzuzuͤnden. Durch diefe Mittel gewonnen fie die Herzen der‘
Epinefen, welche folche Silberregen gar nicht gewohnt waren, und glaubten ,: fie fönnten
niemals genug betvundern und erheben. Was aber das ätgerlichfte dabey war, fo ga-
ben fie, als fie durch eine Stadt giengen, den Bonzen vierzig Tael zu Erbauung: eines
Tempels. Diefes hat der Berfafler, wie er fpricht, von einem Priefter, und von den da⸗
figen Neubekehrten, erfahren. .ı Doch fpriche er, ex babe fich bemühet, diefe That zu ent-
ſchuldigen, und vorgegeben, das Geſchenk wäre zu einer andern Abſicht beſtimmt geweſen.
Bloß die chineſiſchen Dollmetſcher hätten die Sache: dahin gewendet, um die Zuneigung des
Volkes zu gewinnen: Er feget binzu, Daß, ob er gleich hierinnen zu ihrem Beſten geredet
habe: fo koͤnne er fie doch deswegen nicht entfehuldigen , daß fie Frentags und Sonnabends
Sleifch) gegeffen Hätten; Yen diefes gereichtete allen dafelbft wohnenden Epriften zu großem
ergerniſſe. Ba
Grin! Bbbz Au Ungefähr
d) Man henerte wie um ihrer ben Mandari
NN iefe Heuchler fich für Bloß um ihrer Verleumdung bey ben Mandarinen
Freunde der. Guͤtigkelt und a, N einen fo viel größern Schein zu geben,
382 Reiſen nach dem Reiche China.
1655 Ungefaͤhr ein Jahr zuvor geſchah es, daß zweene von ihren Leuten, wovon der eine
Erzaͤhlung ein Chineſe aus Kanton, der andere aber ein Dollmetſcher, war, nad) Peking kamen,
der Jeſuiten. und den Mönch Ludwig Balion vor ihrer Thuͤre vorbey gehen ſahen. Sie riefen ihm
Man vermei; febr ernftlich nach: Vater, Vater! allein er gieng immer ſeines Weges fort, als wenn er
det die Hole fie weder gehoͤret, noch geſehen, haͤtte. Und von dieſer Zeit an nahmen ſich die Mönche in
länder. Acht, daß fie fich ihrem Haufe nicht mehr näheren, Denn wenn fie die Holländer, oder
irgend jemanden, der ihnen angehörte, beſuchet hätten: fo würde diefes wenigftens, in ges
wiſſermaßen, der Abfchilderung entgegen geweſen ſeyn, welche fie gegen jedermann von ihnen
gemacht hatten, Dieſe beyden hatten viele große ©) Männer bey Hofe beftochen, und
fonderlich einen Tartar, einen Fargen Filz, das Oberhaupt der Koli, und vorfigenden Rath
in dem Gerichte der Gaftfreyheit /). Diefe Bedienung hat mit dem Amte unferer Cere—
monienmeifter eine Xehnlichfeit. Seine Verrichtung befteht darinnen, daß er die Fremden
aufnehmen, und ihre Gefchäffte beforgen muß. Allein, die Jeſuiten ließen den Much fo
wenig finfen, daß fie vielmehr noch ftärfer angefeuert wurden, und fich an den andern vor
figenden Kath wenderen g), der ein Chinefe war, und fich jederzeit als einen Freund der
vorigen Mifftonarien erzeiget hatte.
So wohl die Weil derſelbe eine vortheilhafte Meynung von den Büchern und Wiſſenſchaften der
Chineſen, Europäer hegte: fo überreichten fie ihm einen Abriß von dem chinefifchen Kaiſerthume 2),
worinnen eine Befchreibung von den Inſeln, die an der Provinz Fokyen liegen, und eine
Karte von Taywan, oder Sormofa, befindlich war. Diefes alles zeigte ihm. der Jeſuit,
und nahm Daher Gelegenheit, nicht nur die Noth, in welche die Holländer diefes Eyland
gebracht Hätten, fondern auch die bevorftehende Gefahr. vorzuftellen, der das ganze Kaiſer—
thum insgemein, und Fokyen insbefondere, durch) die Nachbarfchaft eines folchen Feindes -
ausgefege feyn würden. Er fügte hinzu, daß, fo lange die Holländer in dem Befise von
Formoſa bleiben winden, weder Suen chew noch Chin cbew z) jemals ficher oder in
blühenden Zuftande fern koͤnnten. Dieſer Mandarin bezeugte ein überaus, großes Ver—
gnügen über das Buch, und verfprach, daffelbe der Verſammlung zu zeigen’; welche wegen
. ber Holländer gehalten werden füllte. Er fuͤgte hinzu, daß fie dafelbft nimmermehr ihre
Adfichten erreichen wuͤrden: ob ihm gleich gar wohl bewußt wäre, daß fie den König von
Kanton, und viele andere vornehme Bedienten bey Hofe, beftochen hätten. Denn, fagte er,
ich werde niemals zugeben, daß fie einen feften Fuß in China bekommen, oder)
daß ihnen irgend einiger Handel mit diefem Reiche zugeftanden werde: Was er
verfprochen hatte, führte er auch, in Geſellſchaft mit andern Chinefen von feiner Partey,
‚aus, ungeachtet fich die Tartarn noch fo ftarf darwider fegten, Diefen legte er endlich
auch das Buch vor, welches bey ihnen fehr hoch’ gehalten wurde, weiles in chineſiſcher
Sprache gefchrieben war,
als Tartarn Kurz, die Tartarn wurden endlich felbft, durch das ausgefprengte Gerüchte und durch
—— ge⸗ Den Argwohn, den alle vornehme Hofbediente gegen fie [höpften ‚bewogen, die Holländer
- zuletzt
e) Hieraus iſt klar, daß fie ebenfalls mit den hol⸗ Raͤthe. Der eine iſt ein Tartar; der andere aber
laͤndiſchen Geſandten nach Peking gekommen ſind. —
Hm Ogilby heißt bi i
— —— a ha ee ide
2) Dem feit der tartarifchen Eroberung haben MD Oder Ehang chew, Beym Ogilby: Ein
alle ihre Berichte zwey Oberhaͤupter oder vorfigende Eben. Diefes find Städte in Fokyen.
XIV Buch V Capitel. 983
zuletzt in ihren Wohnungen einzufperren. Sie verfagten ihnen nicht nur die Freyheit, ir⸗ 1655
"gend etwas zu verhandeln‘, oder auch nur das nothwendige einzufaufen ; fondern fie wollten Erʒaͤhlung
“ihnen auch nicht einmal geſtatten, ſich bey denen Luſtbarkeiten einzufinden, zu welchen fie der Jeſuiten.
von einigen vertrauten Freunden des Unterfönigs zu Ranton eingeladen waren. Es
‚durfte ſich auch niemand unterftehen , fich nur vor ihrer Thüre niederzufegen. Die Hollän-
der fingen nunmehr an, an einem glücklichen Erfolge in ihren Verrichtungen zu verzweifeln,
und leugneten, daß fie in der Abficht gekommen wären, einen Handel aufzurichten. Sie
gaben vor, ihr Gefchäffte beftünde nur darinnen, daß fie dem Kaifer zu feiner neuen Ero—
berung k) Glück wünfchen wollten, And da diefes gefchehen wäre, fo verlangten fie nunmehr,
daß man fie wiederum abreifen laffen möchte, Solchergeſtalt richteten der Verfaſſer und
alion, indem fie die Eigenfchaften der Nation an den Tag legten, fo viel aus, daß ihnen
nicht nur die Chinefen und viele von den Tarfarn, welche zuvor geößtentheils noch Feine
Partey ergriffen hatten, immer abgeneigter wurden, fondern daß auch diejenigen in einiges
Schrecken geriethen, welche durch ihre Geſchenke beftschen worden waren. Indeſſen fehreibe
der Jeſuit diefen Erfolg gänzlich dem goͤttlichen Beyftande zu D), in Erwägung, daß bie
Armuth der Miffionarien mit dem Ueberfluffe der Holländer zu Fämpfen hatte, Denn zu
Peking wird, wie in dem alten Rom m), alles gekaufet und verkaufet.
Weil der Zefuit Johann Adam vielen Zutritt bey dem Kaifer hatte: fo gaben fie Dem Kaifer
ihm den Einfihlag, daß er Seiner Majeftät die Sache vortragen füllte. Diefes war in der werden fals
That eine bedenkliche Sache, weil alle Sachen von großer Wichtigkeit in den Gerichten ab- m —
gehandelt werden muͤſſen, und der Kaiſer ſich groͤßtentheils nach ihrem Ausſpruche zu rich- beygebracht.
ten pfleget. Außerdem mußte man auch beforgen, Diejenigen, welche den Holländern ge—
neigt waren, möchten Dadurch gereizet werden, zu behaupten, daß dasjenige, was Adam
und die übrigen Mitglieder feiner Gefellfchaft gethan hatten, bloß aus Neid und aus Hab-
ſucht herruͤhre, damit nämlich der Handel von Kanton, den die Portugiefen führten, in
größeres Aufnehmen gebracht, und alle übrigen Voͤlker davon ausgefchloffen werden möch-
ten, deren Handel doch, allem Vermuthen nach, für das Reich weit vortheilhafter feyn
wuͤrde. Indeſſen wagte es Adam, mit dem Kaiſer zu ſprechen; und Diefer neigete fich,
ihm zu gefallen, auf ihre Seite, wodurch fodann allen Widerfprechern das Maul geftopfer
wurde. Der Mönch, Johann Valleat, ließ es fich fehr angelegen feyn, den Adam
anzufreiben, welcher in feinem Briefe an den Mönch Difidore n) vom Hornung des Jah:
tes 1655-6, von feinem Verfahren in diefer Sache Nachricht ertheilet 0). De
‚Die Gefchenfe eheilten fie in vier Theile ab, Einer follte für den Kaiſer; der zweyte Eintheilung
für feine Mutter; der dritte für die Kaiſerinn. Diefe dveye hatten ihre Auffchriften. Der derGeſchenke.
vierte beſtund in einem befondern Geſchenke von den beyden Abgeſandten. Diefe Einthei-
lung war liſtig ausgefonnen, um bie Gunſt aller Parteyen zu geivinnen. Doch waren bie 5
‚Holländer nicht ſelbſt auf diefen Einfall gerathen; ob fie ſchon Meifter in ſolchen Kuͤnſten |
find: fondern der Unterfönig von Kanton, der auch neue Briefe an ftatt dererjenigen ver-
fertigte,
- R) Diefes ift offe \ D Aal, oder Scaliger
— u —— —— — De Be 4
aiſers Ein Auszug aus dem Briefe, welcher am dies
) Als wenn die Gottheit zu B bel — ganz eingeruͤckt iſt, wird nachgehends mit⸗
thaten ihren Beyſtand verleißem Fe * ur getheilet werden.
a) Warum nicht auch das mene Rom? H Ogilbys China I Band, a. d. s00 u. f. ©.
| x
384 Seifen nach dem Reiche China,
1635 fertigte, welche von dem Öenerale zu Batavia abgefehickt worden waren. Sie würden auch)
Erzaͤhlung ihres Zweckes nicht verfehlee haben, wen fie nur katholiſch geweſen wären ;. denn alsdann
der Jeſuiten. puͤrden fie Eeinen Widerfpruch gefunden haben. Daß die Einteilung der Geſchenke eine Er⸗
findung der Ehinefen gewefen ift, erhellet Daraus, weil die Hollaͤnder, auf Befragen des Ee-
remonienmeiſters, wie es kaͤme, daß diefe und jene Geſchenke für die Königinn wären, da
man doch nicht fähe , daß in dem Briefe des Generals derfelben Meldung geſchaͤhe pP), fol
gende lächerliche Antwort gaben; nachdem fie eine Zeitlang auf der See gewefen wären, fo
hätten fie diefe Güter in dem Schiffe gefunden. Sie hätten vorher nichts davon gewußt s
und fie daher, für Ihro Majeftäten, auf die Seite geleget. Dieſes war ein fehr unwahr-
ſcheinliches Vorgeben. Indeſſen Fann fo viel wahr feyn, daß fie Diefelben in den Schiffen
einiger portugiefifchen, oder anderer Kaufleute gefunden haben, auf welche fie auf der Reife
geftoßen find. Denn fie machen ſich fein Gewiflen daraus, folche zu plündern,
Sefchente für Die Gefchenfe beftunden in folgenden Sachen. Für den Kaifer waren : eine Waffen:
den Kaiſer. ruͤſtung, mit Golde ausgelegt, drey und zwanzig Stuͤck Schießgewehr, von allerhand Art
und Größe, allefammt Foftbar und artig ausgearbeitet, fechs breite Schwerdter , fechs an-
dere Schwerdter, mit Golde ausgelegt, fünf Kiften voll Nägelein, eine Kifte mit Muffaten-
nüffen, zwey Stüden feiner Scharlach, zwey Stücen breites Tuch, ein Stuͤck fleifchfar-
benes Tuch; ein Stück grün Tuch, zwey Stücken bimmelblaues Tuch, zwey Stuͤcken Dos
pingee⸗Tuch, hundert Ellen holländifches Tuch, drey Packen Blumen von verfchiedenen
Farben, drey Packen Zimmer, zwölf Matragen, funfzig Pfund Ambra, zwey Pfund aus-
erlefene Korallen, zwey Pfund kleine Ambrafugeln, ein Aft von polirtem Koralle, anderr-
Halb Pfund am Gewichte, zehn Stücken Sandal, drey Pulverflafchen, ein filbernes Fern-
glas, zwölf Federbüfche, vier Spiegel, ein großer achtecfigter Spiegel, Tapeten für ein -
Zimmer, und fechs Teppiche, i
Für die Kai⸗ Für die Kaiferinn waren: ein großer Spiegel, ein Fleines Bild von Schildkröte, ein
ſerinn. Stuͤck gein Tuch, ein Stuͤck Scharlach, acht Ellen Holländifches Tuch, ein Stüc him-
; melblaues Tuch, ein Stüc grüner europäifcher Atlaß, zwo Matragen, ein Behänge Ta-
.peten, vier Stücken Ambra, zwo italienifche Tafeln von weißem Marmor, mit Gemäl
den von verfchiedenen Farben ausgelegt, drey Nofenfränze von Ambrafugeln, ein kryſtal⸗
lenes Schränfchen, ein hölzernes Schränfchen mit verfehiedenen Figuren, zehn Slafchen
mit europäifchen fügen Waller, und fechs Eleine Kiften mif verfchiedenen Gemälden,
Fuͤr die Mut⸗ Für die Mutter der Kaiſerinn waren: ein großer Spiegel, ein mit Silber ausgeleg-
ter der Kaiſe- ges Schränfchen von Schildkröte, ein ander kleines Schränfchen von Ebenholze, ein gro«
rinn ßes Schreibepult mit Kryſtall ausgelegt, vier Roſenkraͤnze mit Ambrakugeln, drey Roſen—
kraͤnze mit Korallenkugeln, ſechs Stuͤcken Ambra, ein Korallenaſt, ſechs italieniſche Ta—
feln von weißem Marmor, mit Gemaͤlden von verſchiedenen Farben ausgelegt, drey ge-
malte Teppiche, ein Stuͤck Scharlach, ein Stuͤck breites Tuch, nicht allzu fein, ein
Stüd ſchwarzer europaͤiſcher Atlaß, ein Stück grüner europäifcher Atlaß, ein Stück blauer
Atlaß, zwey Stuͤck ſchwarzer europäifcher Damaft, ein Stuͤck europäifcher Sammer, ein
Behänge Tapeten, fechs und zwanzig Ellen hollänbifches Tuch, ein Schränkchen in Geſtalt
eines Adlers, fechs Frnftallene Becher, ein und zwanzig artige Pinctados von Metchlajſa⸗
tam, zroölf Flaſchen mit europaiſchem fügen Waller, und ein Stück fehr feines breites —
ie
| 5 ® > der Chineſe diefen Brief verfertiger hat, ſo iſt es viel, daß er ein folches Verſehen begangen
aden toll. *
—
XIV Buch V Capitel. | 385
Die Gefchenfe der Gefandten für den Kaifer waren: ein Stuͤck Scharlach, ein Stück 1655
grünes Tuch, ein Stuͤck grüner europäifcher Atlaß, vier und zwanzig Ellen holländifches Erzaͤblung
Tuch, zehn Stücken Ambra, zween Rofenfränze mit Ambrafugeln, ein Rofenkranz mis der Jeſuiten
Korallenfugeln, ein Spiegel, vier Spiegel mit Malereyen, vier marmorne Tafeln von Geſchenke
verſchiedenen Farben , ein marmornes Schraͤnkchen, zwey Schießgewehre, zwo Lanzen, ein der Gefand
Degen, mit einem ſilbernen Gefäße und einer koſibaren Scheide, drey Becher von vene: ten.
tianiſchem Glaſe, zwo Bilvfäufen, worinnen Blumen eingegraben waren, ein Schwerde
mit Golde ausgelegt und uͤberſilbert, ein Paar Meſſer, ein Federbuſch, ein bunter Pa-
pagey, zwanzig Slafchen europaifches füßes Waſſer, und zwölf Slafchen Wein aus verfchie-
denen Sandern.
Mit diefen Schägen fuchten die Holländer den chinefifchen Handel zu erfaufen, Alein, Vertrauen
obgleich, ſpricht der Mönch, Geſchenke viel ausrichten Fönnen: fo vermag doch das andäch, der Jeſuiten.
tige Gebeth der Diener Gottes noch weit mehr. Und unfer Gott, welcher zugelaffen hat,
daß fie nach Japan gekommen find, und ein fo großes Verderben unter der Chriftenheit,
welche vormals in diefem Eylande geblüher hat, angerichtet haben, wird jeßp diefen Neue:
tungfuchenden Ketzern keinen Eingang in China verftatten, wo fie der Religion gleiche Ge:
fahr beingen koͤnnten.
Es find drey Dinge, welche den Holländern ſtatt einen maͤchtigen Fuͤrſprecher haͤtten
dienen koͤnnen, wenn ſie dieſelben mitgebracht haͤtten naͤmlich, erſtlich, ein Clavier, nebſt einem
geſchickten Spieler auf demſelben; zweytens einen Trompeter, drittens einige Ingenieurs und
Kriegesbefehlshaber, die Soldaten zu muſtern, und zu exerciren. Nach dieſen Dingen traͤgt der
Kaiſer ein großes Verlangen. Allein, unſer Gott, ſpricht der Jeſuit, wollte nicht zugeben, daß
unfere Feinde diefelben mitbrächten, damit nachgehends unfere Freunde eine Sache bewerf-
ftelligen koͤnnten, welche zu großem Vortheile der katholiſchen Religion gereichen kann.
Wie die Holländer bey ihrem Aufenthalte zu Peking mit aller Gaſtfreyheit unterhalten
worden waren; fo wurde ihnen auch bey ihrem Abſchiede alle mögliche Gunft und Höflich-
keiit erzeiget. Solches erhellet aus dem Berichte des Raths der Bittſchriften an den Kai-
fer, melcher alfo lautet;
„In dem dreyzehnten Jahre der Regierung des Kaifers Ran chi r), den ıgten Tag Bericht
» des ten Monats, ift vor diefen Kath die Abfchrift von einem Bittſchreiben der Holländer
»gebracht worden, welche. bieher gekommen find, um Eurer Majeftät ihre unterthaͤnige
»Huldigung zuleiften. Wir haben uns Daher, unferer Pflicht gemäß, darüber berarh-
»fhlaget, And ob es gleich Die Wahrheit it, daß fich der Auf von Eurer Majeftät Größe
»und Macht bis in die entfernteften Gegenden der bewohnten Erde ausgebreitet hat: fo
» können wir doch, nach Der um Des Willen angeftellten genaueften Unterfuchung und Nach⸗
»forfchung in den Gefegen und alten Gefchichten dieſes Reiches, nicht finden, daß die Hol-
„länder in irgend einem vergangenen Zeitlaufe bieher geſendet hätten, um ihren Tribut zu
- „bezahlen. Da wir alfo fein vorläufiges Beyſpiel oder feftgeftellte Regel antreffen, wor
nach wir uns ih diefer Sache richten koͤnnten: fo ift der Schluß unferer gegentoärtigen
» Berathfehlagung diefer, daß Eure Majeftät fehr wohl thun werden, wenn fie folgende
» Berordnung gelten laſſen wollen; naͤmlich: Daß
In des du Halde China heißt er Schun chi.
Allgem, Reiſebeſchr. v Band; er
586 Reifen nach dem Reiche China.
1655 Daß Ew. Majeſtaͤt in Erwägung deffen, daß die Reiſe der Hollaͤnder aus
Erzhlung ihrem Vaterlande, bis hieher, ſo wohl beſchwerlich, als gefaͤhrlich iſt, ihnen
der Jeſuiten Erlaubniß ertheilen, alle fünf Jahre hieher zu komnen, und an diefem Hofe
des Nathe ihren Tribut zu besablen; und nicht öfter. Und Öiefes thun Evo. Majeſtaͤt, um
be ie der ganzen Welt zu zeigen, wie bereitwillig Sie find, die entfernteften Sremds
ſchriften. linge in ihrem Bufen aufzunehmen. Was den Weg anbetrifft, den fie zu neh⸗
men haben, wenn fie hieher Eommen: fo wird für gut befinden, daß fie durch)
die Provinz Kanton «) reifen, und keine andere Straße erwäblen follen. Und
was die Beftsttung der Freyheit ihrer Handlung in den Landen Kurer Majeſtaͤt
anbetrifft, davon iſt bereits eine deutliche Erklaͤrmg bekannt gemacht, daß
noͤmlich Ziv. Majeſtaͤt einen Misfallen daran babe; fo daß von dieſer Sache
nichts weiter zu fügen noͤthig ft. Dem ungeschtet mögen fie, wenn fie vor
urer Majeſtaͤt erfchienen find, einige gewiffe Dinge kaufen und verkaufen.
Doch müffen fie fich überall nach folchen Gefezen richten, welcbe in diefem
Reiche, in Anfehung aller Sremden ‚ gemasbt finds und fich in der Art und
Weiſe zu Kaufen und zu verkaufen, genau nach denen Gefessen und Verordnun⸗
gen verhalten, welcyedieferwegen eingeführer find. Sieräiber. PU auch mit alfer
Wachſamkeit gehalten, und das Vergeben dawider, mit der geſetzten Strafe,
auf das ſtrengſte geahndet werden: So oft fie Eommen werden, ihren Tribut
zu bezahlen, fo foll ihre ganze Anzahl, ſowohl an Herren als Änechten, nicht
über hundert Perſonen fteigen. Von diefen follen nur zwanzig bey Hofe erſchei⸗
nen: die übrigen aber ſollen in Ranton zurück bleiben. And istgedschte zwan⸗
3ig Perfonen füllen zwey ®berhäupter allemal mit ſich bringen, wovon der eine
ein Belehrter, der andere aber ein Soldat ſeyn kann. Die Mandarinen ſollen
fuͤr eine ſtarke Wache ſorgen, um ſie nach Hofe zu begleiten, und bey ihrer Zu⸗
ruͤckkunft dahin zu feben, daß ſie beyſammen bleiben, und auf dem Wege nicht
von einander laufen. Bey ihrer Ankunft zu Ranton aber ſollen ſie dahin beſorgt
ſeyn, daß fie ſogleich wiederum in ihr Land zurtck kehren, weil ihr Verweilen
an der Seefüfte von Kanton nicht rathſam zu feyn ſcheint. -
„Die ſes iſt die Meynung Eurer Majeſtaͤt Raths ver Bittſchrifſten. Weil aber derfelbe
» fich nicht unterfängt, etwas gemiffes darüber zu beftimmen, was dabey thunlich oder nicht
„thunlich ſey: fo überreicheich, der vorfigende Rath in diefer Berfammlung, Eurer Majeſtaͤt
„mit unterthaͤniger Ehrfurcht dieſen Bericht, und bitte ‚ Eure Majeſtaͤt wollen, zu einer
„endlichen Beftimmung dieſerwegen, Dero königliche Berordnung ergehen laffen, Gegeben
„in dem dreyzehnten Jahre Seiner Eaiferlichen Majeftät Ran chi, den fiebenten Tag des
„»fiebenten Monats ‚, ,
Zweene Tage nach der Ausfertigung biefes Berichts, wurde folgende Berordnung des
Kaifers befannt gemacht:
Die
Es erhellet aus einer Frage, die man dem Ban 2) Mein, dieſe Erzähfung des Pater Balion,
Boorn vorgelegt Hat, daß fie auf der Straße von oder Belial, ſcheint faiſch zu feyn. Denn die Hol»
Kanton kommen follten, - = länder
; XIV Buch V Capitel. 387
Die endliche Verordnung des Kaiſers. 1655
Dem Koͤnigreiche Holland Heil und Friede; welches aus ſeiner herzlichen ——
Liebe zur Gerechtigkeit, ſich uns unterworfen, und durch die weite See Aibge-VRluuten.
fandte geſchickt bat, um uns den Tribur su bezahlen, Wir erwägen nichts defto, Kaifertiche
weniger in unferm Gemuͤthe die Länge der Reife, nebft den Befahrlichkeiten, die Verorv-
dabey vorfallen können, und ertheilen ihnen herzlich gern die Erlaubniß, alle nung.
scht Jahre zu Eommen, und ihren Tribut an diefem Hofe zu besablen. Lind
dieſes thun wir, um der ganzen Welt unfere Zuneigung gegen das Volk aus den
entfernteften Gegenden zu erkennen zu geben. Tin allen übrigen Dingen geben
wir unfere Eönigliche Linwilligung und Genehmhaltung zu dem Berichte uns
fers Raths der Birefehriften, .
Solchergeftalt fieht man, daß ihnen weder das Gerichte, noch der Kaifer, die freye Sieg der
Handlung erlaubet hat. Und da ihnen diefe abgefchlagen worden iftz fo ift wenig Grund Mönde,
übrig, zu vermuthen, Daß fie wieder kommen werden, bloß um ihren Tribut zu bezahlen.
m Falle aber Seine Majeftät ihnen erlaubet hätte, alle Jahre zu fommen: fo hätten fie
ſich vielleicht durch einen Privarhandel helfen Eönnen; fonderlich, da fie bey den Unterfönigen
zu Ranton, und bey den Tartarn in diefen Gegenden, in fo großem Anfeben ftunden,
welche davon ihren Vortheil ziehen konnten. Daher erweckte Gott die Herzen der chineſt⸗
ſchen Mandarinen, daß ſie ſich einmuͤthig dawider ſetzten. Und endlich, da ſowohl die
Tartarn, als die Chineſen, ihnen bewilliget Hatten, daß fie alle fuͤnf Jahre wieder Fonmen
dürften: fo verlängerte der Kaifer, durch befondere göttliche Borfehung, diefe Zeit auf acht
Jahre, Ehe nun diefe Zeit zu Ende geht: fo fönnen entweder der Kaifer, oder die Unter
koͤnige zu Ranton, oder ihre übrigen Gönner und Freunde, fterben ; oder die Holländer koͤnnen
auch felbft zerſtreuet werden. . F
Sollte aber alles dieſes fehl ſchlagen, und ſollten die Hollaͤnder fo niedertraͤchtig ſeyn, durch Aer⸗
und nach verfloſſener Zeit wieder koinmen: ſo wird uns doch, ſpricht der Jeſuit, der Herr gerniß und
einige Mittel an die Hand geben, um ihre Abſichten zu zernichten. Indeſſen iſt wenig Luͤgen.
Wahrſcheinlichkeikvorhanden, daß fie wiederkommen werden , wenn wir erwägen, daß fie
ſo überaus misvergnüge abgereifer find, ſowohl deswegen, meil ihnen ſcharfe Wache zuge-
ordnet gewefen ift, als aud) darum, weil fie, fo wenig als die Moſcowiter, jemals vor den
Kaifer gelaſſen worden find, weil fie fich den gewöhnlichen Ehrenbezeugungen, die in dem
Pallafte beobachtet werden £), nicht unterwerfen wollten, wie mic der Pater Balion in £
einem Briefe gemeldet hat, den er mir, nach meiner Abreife nach Fran fing, auf der Poft
zugeſchickt Hat, Aus diefem Grunde zählen die Tartarn und Ehinefen diefe beyden Nationen
Mit unter die Barbarn, welche ihres Theils fehr übel damit zufrieden find, daß man fie auf
eine folche Art fortgeſchickt hat. Indeſſen ift es der Gerechtigkeit vollkommen gemäß, daß
Keger und Seftirer ſowohl gehaffet werden, als misvergnuͤgt forfgehen muͤſſen, damit fie
nicht, durch ihr uͤbles Beyfpiel, der neuen Chriſtenheit, die hier gepflanzet ift, Aergerniß
geben, oder verurſachen, daß man von der europaͤiſchen Keligion übel fpreche =),
| Ccc2 Der
laͤnder beobachteten die oevehalichen Ehrenbezeu⸗) In Ggilbys China auf der zu und folgen:
— den Seite.
gungen, und kamen zum Vehe
388 Reifen nach dem Reiche China.
1655
Erzoͤhlung
der Jeſuiten.
Falſche Er⸗
dichtung,
um den Kai⸗
ſer zu hinter⸗
gehen.
Der I Abſchnitt.
\ Auszug and dem andern Briefe a).
©efchrieben von Johann Adam, einem Jeſuiten und Mandarinen.
Falſche Erdichtung, um den Kaifer zu hintergehen. haben vielen Anhang: werden aber dennoch be:
Boshaſtes Vorgeben gegen das Li pu=- Gerichte, wachet. Die Jeſuiten ſetzen fich ihrer Sache
und gegen Seine Majeftät wider die Holländer. in der Verfammlung entgegen. ;
Die Ruſſen werden vorgezogen. Die-Holländer
As der Verfaſſer, den raten des Hornungs im Jahre 1655 und 1656 bey dem Kaiſer war,
fo fingen Seine Majeftät, nach einigen vertrauten Gefprächen, von den Holfändern zu
veden an. Diefes gab-dem Jeſuiten Gelegenheit, fie recht nach dem Leben abzufchildern.
Und da fie fich eines weitläuftigen Gebierhes beruͤhmet hatten: fo berichtete er Seiner Maje-
ftät, daß fie nur einen Fleinen Strich Landes im Befige hätten, den fie durch Aufruhr ihrem
vechtmäßigen Oberhern entriſſen häften; Daß fie hierauf Seeräuber geworden wären, und
alle diejenigen, welche fie anträfen, beraubeten, Damit fie ihre Mache zu Sande behaupten Eönnten.
Hierauf bezeugeten Seine Majeftät dero Befall, und fagten, daß fie ihnen vor zwey
Jahren den Eingang in ihre Sande abgefihlagen hätten, und daß fie nicht-wüßten, wie fie
nunmehr Erfaubniß hierzu erhalten hatten, es müßte denn folches durch Nachlaͤßigkeit ge-
feheben feyn, oder weil dero Beamte mit ihnen unter einer Decke gelegen hätten. Der Je—
fuit verfegte hierauf, es ſey folches durch Beftechung der Unterfönige in Kanton gefchehen.
Indeſſen, fagte er, da ihnen die Erlaubniß gegeben worden ift, nach Hofe zu fommen: fo
Fönnte es ſcheinen, ‚als ob man diefelbe leicht widerrufen koͤnnte. Nur müßten Seine Ma-
jeftät darinnen behutfam gehen, wenn fie ihnen einige Freyheit in dero Sanden zu handeln
geftatteten, Denn wo fie einmal einen Fuß gewonnen haben, da haben fie fich auch fo feft
gefegt, daß man fie nicht hat wieber weg bringen, oder ihrer Wurh Einhalt thun fönnen.
- Der Kaifer war, wie es fcheint, mit feinem Berichte wohl zufrieden, und fagte, es follte
Boshaftes
Vorgeben,
deſſen zu gehoͤriger Zeit gedacht werden.
Wenig Tage nach der Ankunft der Hollaͤnder zu Peking, wurde der Moͤnch Adam
von den Mandarinen mit in die Gerichtsverſammlung eingeladen, als der Vortrag der Hol⸗
lander angehöret und erwogen werden follte, Damit er fein Gutachten darüber eröffnen möchte.
Es erſchienen bierbey achtzehn Perfonen, außer dem von Boyer und Reyzer, als den
beyden Dberhäuptern, denen die Tartarn den Namen Kong ping 5), das ift, Haupt
leute, beylegten, und viele Ehre erzeigten. Sie grüßten den Jeſuiten ſehr höflich. Als fie
bier ihre Kiften und Packen aufgemacht hatten, fragte man fie, woher jedes Stüc von dieſen
Gütern ©) kaͤme? Diefes zeigten fie auch freymuͤthig an, entweder, weil es die Wahrheit
war, ober weil fich der Jeſuit zugegen befand. Daher wurde es flar, daß unter zehn
Dingen Faum eins aus Holland Fam. %Ya, die Hundert Stücken Tuch, von welchen fie vor
gegeben hatten, daß fie in Holland verfertiget wären, waren eigentlich nichts anders, ale
indianifche
a) Diefer Brief an den Mind) Viſidore war, welcher eine Nachricht von China an das Licht ger
wie bereits zuvor gemeldet worden, in den erftern ftelfet hat, Überhrachte ihn den Sefuiten,
Brief eingefhloffen. Gabriel Magalhanes, 6) Bey dem Ogilby: Compim, Denn das
— Portu⸗
XIV Buch V Eapitel. 0.39
indianiſche Baſta 4). Als man fie befragte, woher fie kaͤmen, und wie viel Zeit fie zu 1655
ihrer Reiſe brauchten? fo antworteten fie, Daß fie aus Holland kaͤmen, und daß fie zu ihrer
Erzaͤhlung
Keife fechzehn Monate nöthig hätten, wenn fie die Zeit mit dazu rechneten, welche fie an- der Jeſuiten,
menden müßten, um von einem Orte zum andern zufogeln, und dafelbft Outer einzunehmen.
Ale Freunde und Bedienten der Könige von Kanton waren beftandig um Die Holländer,
erhuben fie, und ftrichen die großen Vortheile heraus, welche die Mandarinen ziehen wür-
den, wenn fie ihnen geftatteten, zu handen. Kurz, fie zeigten fo vielen Eifer in der Sache
derfelben, als ob es ihre eigene geweſen wäre. 2
Endlich verfammelten fie fh um den Jeſuiten, und wollten Hören, was er fagen wuͤrde.
Er ſprach zu ihnen, in chineſiſcher Sprache ©): „Die Hollander waͤren in der That Europaͤer.
„Sie wären aber von ihrem Könige abgefallen, und hätten nur einen Prinzen, der ihr
gegen das Li
pu Gerichte,
» Kriegsheer anführte, und damals ein Kind von ungefähr ſechs Jahren wäre. Die Sir
„ter, welche fie mit fich gebracht hätten, wären größten Theils in andern Laͤndern, und
„nicht in ihrem eigenen, hervorgebracht worden. SHier Fam ein Abgeordneter von dem
Kaifer, um den Sprecher abzufordern. Diefer wurde daher genöthiger, abzubrechen, und
fügte nur noch dieſes hinzu: „, Sein Vaterland wäre nicht weit von dem ihrigen, Er harte
„ daher eine fehr gute Kenntniß von ihren Sitten, und verſtuͤnde auch ihre Sprache. Hier⸗
»nächft Hätte er einen Widerfpruch zwifchen ihrer Antwort, und zroifchen den Bittſchriften
„entdecket, welche ſie den Mandarinen und dem Kaiſer uͤberreichet hätten ».
Bey dieſer Gelegenheit bemerket der Verfaſſer des Briefes, daß, ob ſie gleich gefun—
den haͤtten, daß der vorſitzende Rath ſehr ſtark auf ihrer Seite waͤre, dennoch, weil ſie ihn,
den Jeſuiten, nahe bey dieſem Rathe figen ſahen, geglaubet hätten, derſelbe ftünde in eini⸗
gem Anſehen bey Hofe. Und dieſem Grunde ſchreibt er ihre Maͤßigung zu. Ex merket auch
an, daß, wenn er aufgeſtanden und weggehen wollen, fie alle ebenfalls aufgeſtanden wären,
und daß die beyden Hauptleute ihm bie größte Ehrenbezeugungen erwiefen hätten.
Sobald er vor den Kaifer Fam, entdeckte er ihm den obengemeldeten Widerſpruch.
Denn fie gaben vor, fie brächten fechzehn Monate zu, ehe fie nad) China kaͤnen. Wenn
man nun vorausfegte, daß fie eine gleich lange Zeit nöthig hätten, um wieder zurück nach
Holland zu Fehren: fo machten beyde Summen zufammen zwey und drenfig Monate aus,
Wenn man nun hierzu die acht Monate zählte, die feie ihrer Ankunft zu Ranron verfloflen
waͤren: fo würde fich Die ganze Summe auf.vierzig Monate belaufen. Daher, fagte er,
twäre es klar, daß fie nicht, wie fie vorgegeben häften, in einer Zeit von zwey Jahren aus
China nach Holland fegeln, dafelbft der Gefchenke und ihrer Verrichtungen wegen einige
Zeit bleiben, und fodann wiederum nad) China zurück Fehren koͤnnten. Aus diefer Lügen
Machte der Jeſuit den Schluß, daß der Kaifer nunmehr felbft urtheilen Fönnte, was man.
ihnen in andern Dingen für Glauben beymeſſen müßte,
Wenn man dem Mönche Adam glauben will: fo wurde Seine Majeftät über diefen
Grund einigermaßen in Erftaunen gefegt, Der Moͤnch aber rückte näher zu ihm, als ob
Bi 2 Ece 3 ei
— m klinget wie ng, oder vielmehr wie Zeile, ae fie aufeichtig angezeiget hätten, twoher
— jedes Stuͤck kaͤme.
Fe punren Die Gefipente, EN Daf alte die Holländer ihm nicht verſtehen
nd doch geſteht er in der vorhergehenden konnten: wohl aber der Dolmetſcher.
und gegen
Seine Mar
jejtät
1555
390 Reiſen nach dem Reiche China.
er ihm etwas geheimes ins Ohr zu fagen hätte, und führte noch einen andern Grund am,
Erzählung welcher ihn noch weit mehr in Verwunderung feste. Er machte nämlich diefe Anmerkung
der Jeſuiten.gegen den Kaifer, daß, wo diefe Leute einmal, unter dem Borwande der Handlung, einen
wider bie
Holländer,
Die Ruſſen
\ werden vor⸗
gezogen.
Fuß an einem Orte gewonnen hätten, fie fogleich Feftungen anlegten, und Stüde auffuͤhrten.
Er wunderte ſich, wie es gekommen waͤre, daß man ſie durch die Lande Seiner Majeftär
von Süden bis nach) Norden geführer, und zugegeben hätte, daß fie alle Plaͤtze auf ihrer
Reiſe hätten in Augenfihein nehmen koͤnnen. Denn wofern fie die Abficht hätten, in das
Königreich Kayo einzufallen, und auf dem Eylande, roelches den Namen des goldenen
Berges f) führe, und mitten in ber Mindung des großen Sluffes liegt, eine Feſtung
aufführen ſollten: fo würden fie im Stande feyn, den ganzen Paß zu beftveichen, und die
vier großen nahe gelegenen Städte zu beängftigen. Hierzu hätten fie nicht mehr, als hundert
Mann, nöthig, da hingegen Seine Majeftät gezwungen feyn würden, zwey bis drey fau=
fend Mann auf den Beinen zu halten, um ihre Bewegungen zu beobachten. Es würde auch)
nicht möglich ſeyn, fie Daraus zu verfreiben, weil fie auf der See mit allen Arten von Noth—
wendigfeiten verfehen werden Fonnten, Und eben Diefe Gefahr muͤßte man von ihnen in allen
andern Plägen beſorgen, wo man ihnen erlauben würde, fich ſeſt zu fesen. Endlich beſchloß
der Jeſuit feinen Vortrag folgender maßen : Der Kaiſer nehme es nicht ungnädig, daß
ich fo frey meine Meynung von der Gefahr entdecke, woelcher feine Lande aus-
geſetzet find. Denn ich ſtehe vor meinem gnädigen Seren und Gebierher, dem
ich verbunden bin, alles zu entdecken, was ihm einiges Ungluůck drohen kann.
Die Furcht dieſerwegen verurfacher mir nicht wenig Angft in meinem Seren g).
Nachdem der Kaifer eine Zeitlang in Gedanken geftanden hatte: fo bezeugte er, wie be-
forgt er wegen desjenigen fey, was ihm der Mönch entdeckt hatte, und fragte ihn fogleich,
ob die Mofforiter von eben dieſer Gemüchsart wären? Er antwortete hierauf, daß Diefel-
ben von eitter ganz enfgegengefegten Öefinnung, und ein getreues und gerechtes Volk wären;
einen einzigen Punct ausgenommen, der in den Geſetzen verfügee wäre, und welchen fie nicht
fo genau beobachteten, als fie wohl follten. Sie würden von einem mächtigen Fürften bes
herrſchet, welcher Feine andere Abficht bey feiner Gefandtfchaft Haben Fönnte, als Seiner
Majeftät wegen ihrer Eroberung und Öelangung auf den Thron Glück zu münfchen. Weil
fie aber die chinefifche Sprache nicht verftünden, und Feinen Dolmetſcher bey fich hätten, der
ihr Gefchäffte beforgen koͤnnte: fo würden fie als verlohrne Leute geachtet, Es würde daher
der gewoͤhnlichen Güte des Kaifers anftändig fern, ihnen, ob ſchon nur zweene von der Na⸗
Die Hollaͤn⸗
der haben
großen An⸗
hang:
tion zugegen wären, da fie fähen, daß Seine Majeftäe ihr Anbringen und ihre Gefchenfe
angenommen hätten, einige Ehre zu erzeigen, und fie mit andern Geſchenken freundſchaft⸗
lich von ſich zu laſſen. Der Kaiſer billigte alles, was er ſagte, und ber Jeſuit hielt es da-
ber für unnöthig, auf etwas weiter zu dringen, Endlich gab Seine Majeftät Befehl, daß
man eine Tafel für ihn decken, und daß der oberfte Werfchnittene des Pallaftes ihm Gefell-
fihaft feiften follte, Hiermit wandte er fich weg.
Der Mönch Adam nimmt es für befannt an, daß drey tauſend Tael genug gemefen
feyn würden, ein Geſchenk dafür zu Faufen, welches dem Kaifer angenehmer geweſen ſeyn
würde,
FE) Der chineſiſche Name muß Kin ſchan heißen. durch das ungeſtuͤme Anhalter anderer bewogen,
8) Unfer Jeſuit faget diefes, um feine Kunſt ober vielleicht beſtochen geweſen iſt, mit dem Kalſer
im Verftellen zu zeigen. Denn es iſt klar, daß er zu reden.
XIV Buch V Eapitel, = 391
wuͤrde, als alles, was die Holländer mit ſich gebracht hätten; und daß dieſes fie b) in der 1655
That in feiner Gunft hätte feſt fegen, und diefen Kegern alle Zugänge in dem Kaiferehume Erzaͤhlung
verfperren Fönnen, Cr bemerfer aber, daß die Miflionarien in einer zu großen Entfernungder Jeſuiten.
von Makau gewefen wären, als fie die Porrugiefen um ihren Beyſtand bey Diefer Gele r
genheit Hätten anfprechen Fonnen. Ex zweifelt auch, ob ihnen, im Falle fie es gethan haͤt⸗
een, ihr Anſuchen wuͤrde bewilliget worden ſfeyn. Indeſſen verſichert er feinen Freund, daß
er weder Kunſt noch Muͤhe ſparen wollte, un die Holländer recht nach dem Leben abzuſchil-
dern. Er füget hinzu, daß es ißo fehr ſchwer fallen würde, einen von den Mandarinen
auf feine Seite zu befonmen, welcher ſich für ihn ins Mittel fchlüge. Denn die Feinde
hätten durch Geſchenke fo viele von ihnen auf ihre Seite gebracht, daß taufend Pfund iso
dasjenige Faum ausrichten Fönnten, was man ehedem durch hundert Pfund hatte bewerk—
ftelligen Fönnen 7),
Den ıften Auguſt wurde der Mandarin von Kanton, und ein großer Mandarin aus werden aber
einer andern Provinz, welcher die Holländer nach) Hofe begleitet hatte, in das Jeſuitercolle- doch bewa—
gium gebracht. Diefe meldeten dom Johann Adam unter andern: Die Brüderfchaft, chet.
welche ven Namen Sin a vang ) führte, hätte den Entſchluß gefaßt, die Holländer zu
einem Zefte einzuladen. Man bätte ihnen aber nicht erlaubet nur vor Die Thuͤre heraus
zu gehen. Dieſes haͤtte verurſacht, daß ſie an der Ausführung ihrer Abficht verzweifelt
hätten, fo, daßfie ſich auch erklaͤrt hätten, fie waren gar nicht hieher gekommen, um bie
Errichtung eines Handels zu ſuchen. Da fie nunmehr bey dem Kaifer ihren Gluͤckwunſch
abgeftatter hätten: fo verlangten fie, daß man fie wiederum abreifen laſſen möchte, Sie
hätten ein fehr auserfefenes Geſchenk für ihn, den Adam, beſtimmt: weil ihnen aber nicht
zugelaffen wuͤrde, auszugehen: fo könnten fie daffelbe nicht überbringen, Doc) hofften fie,
er würde fie bey dem Kaifer nicht anzuſchwaͤrzen fuchen, -
Den Ööften diefes Monats ließ ihn der Kaifer nach Hofe Eommen, um, nebft den Die Jefniten
Roli, in der Sache der Holländer zu arbeiten. Sobald er erfchien, zeigte man ihm die fegen ſich
Abſchrift von einem Befehle, der bereits entworfen, aber noch nicht von dem Kaifer beftä- ihnen entge⸗
figet worden war, als welcher, wie man fagte, ihn gern darüber zu Narbe ziehen wollte. se,
Diefer Befehl war für die Holländer fehr günftig eingerichtet. Man pries darinnen ihre
Ü Größe, und erhub ihre Verdienfte, daß fie aus fo fernen fanden hieher gekommen wären,
um Seine kaiſerliche Mejeftät zu fehen, und ihnen Glück zu wuͤnſchen. Als nun Das Ge-
richt dem Kaifer, wegen der Handlung in deffen Staaten, um welche Die Holländer Anſu⸗
Hung gethan, fein Gutachten eröffnen follte; fo erflärten fie ſich, aus diefem Grunde, einmuͤ⸗
thig, daß fie geneigt wären, ihnen in ihrem Anſuchen zu willfahren. Auf Befragen des
vorſitzenden Raths, ob der Jeſuit hiermit zufrieden waͤre? antwortete dieſer mit Nein, und
ſtellte feine Gründe dieſerwegen vor: daß nämlich, weil eine folche Freyheit vormals noch
feinem Fremden geſtattet worden wäre, es deutlich an dem Tage läge, Daß ein folhes Ver—
fahren jederzeit für unficher und gefährlich gehalten worden waͤre; und Daß man, bey Ber-
gonnung einer folchen Freyheit, viel groͤßeres Uebel von den Hollaͤndern zu befuͤrchten haͤtte,
als von irgend einer Marion unter der Sonnen. Allein, ſagte Adam, allem en
then
ä * Naͤmlich die Miſſlonarios, oder die Portu⸗ auf ihre eigene Verleumdung, haben ſtuͤtzen koͤn⸗
n.
3) Hieraus erhellet, da fig ſich auf nichts, als a k) Bey dem Ogilby heißt fie Ein a vgm.
Ei!
.1655
392 Reifen nach dem Reiche China. |
eben nach mögen wohl die Hollaͤnder mit euch unter einer Decke liegen, und alſe
erssptung bloß euch zu gefallen hieher gekommen ſeyn. Allein, wenn man ihre Bewer
der Jeſuiten. gungsgruͤnde vecht unterfüchen wird: fo wird man finden, daß fie auf ihrem
eigenen Vortheile beruhen. Sie ruͤhmen ſich, was für große Kaufleute fie
wären: und ich glaube, daß es fowohl ihrer Natur, als ihrem Handel, gemäß
if, daß fie fich felbft mic fremden Gütern bereichern.
Der tartarifche vorfigende Rath wurde über diefe Antwort fo wohl aufgebracht, als
in Erſtaumen gefegt. Er war der Schwiegerſohn eines von den Unterkoͤnigen von KRanton,
in der Ver⸗
ſammlung.
und durfte ſich nicht unterſtehen, deſſen Willen zuwider zu handeln. Um alſo einen Verſuch
zu thun/ob nicht der Jeſuit feine Meynung ändern würde, ernannte er drey chinefifche Holi,
Die Sache mehr in geheim mit ihm abzuhandeln. Allein, anſtatt daß diefe hätten ſuchen
ſollen, ihn von feiner Meynung abzubringen, bezeugten fie vielmehr eine große Freude, daß
er fo freymuͤthig gefprochen hätte. Denn weil fie felbft diefes nicht ehun durften: fo waren
fie ſchon entſchloſſen geweſen ſich vom Hofe zu entfernen. Hierauf drang der Moͤnch kuͤhn⸗
fich darauf, daß man den Befehl andern follte, und daß man, nach erhaltener Benftim-
mung des Hofes, dieſerwegen ein Endurtheil abfaflen möchte. Und diefes follte folgendes
Inhalts ſeyn: In Erwaͤgung, daß der Kaiſer Geſchenke von den Hollaͤndern
angenommen bätte, ſollte man ihn erſuchen, fie wiederum zu beſchenken. Allein
Verträge mic ihnen einzugeben, und ihnen einen Zutritt bey Hofe zu geftatten,
wäre den alten Bewohnbeiten diefes Kaiſerthums nicht gemäß. Hierauf wurde alles
ftilfe. As nun dem ungeachtet einige Tage hernach ein Befehl ausgefertiget wurde, mor-
innen man nur etwas weniges geändert hatte: fo wollte unfer Jeſuit von dem älteften chine⸗
ſiſchen Koli die Urfache hiervon wiſſen. Als diefer fah, daß der Jeſuit feit hierauf beftund:
fo bath er ihn, er möchte fich nur zufrieden geben, und fagte, die Handlung würde den
Holländern abgefchlagen werden: nur wollte er, daß diefes durch allgemeine Lebereinftim-
mung bekraͤftiget werden follte, damit man allerhand nachtheilige Urtheile bey einzelnen Per⸗
fonen vermeiden möchte:
An eben diefem Tage Fam der vorfigende Nath 7 ) zu dem Mönche Adam, um fic)
mit ihm wegen der Sache der Holländer zu berathfchlagen. Der Jeſuit ermahnte ihn, in
demjenigen, mas er vornähme, fehr behutfam zu gehen. Denn er hätte eine geheime Un—
terredung mit dem Kaifer gehabt, und Seine Majeftät häften den Holi Befehl ertheiler, -
mit ihm dieſerwegen zu Rathe zu gehen; und des Kaifers Wille ware, daß fie feiner Mey—
nung auf das genauefte beypflichten follten, Der vorfigende Kath ermiederte,, er wollfe ihnen
zureden, daß fie fich zufrieden ftellten. Der Kaiſer ſollte den Holländern Geſchenke reichen
(affen, ihnen aber Feine Freyheit zu handeln geftatten. Die Hollaͤnder, fpricht der Jefuit,
verzweifelten an dev Genehmhaltung des Kaiſers zu ihrem Deften, ohne meine
Einwiliigung: und an diefer verzweifelten fie noch weit mehr, - n wenig Tar
gen wird der Befehl bekannt gemacht werden,
* Der Brief von dem Generale zu Batavia an den Kaifer, und an die Unterfönige zu
Kanton, langte erſtlich unverfiegelt, und ohne Das geringfte Zeichen einiges Unterſchiedes,
an, als ob er an einen von feinen guten Freunden, ober an feines gleichen , gefchrieben wäre.
Allein, die Chinefen zu Ranton pußten und ſchmuͤckten ihn dergeftaltaus, daß er zu Peking
“als
I) Diefes muß der obengemeldete Tartar ſeyn.
I un
el. Calle Abcou
od. :
Kolong 250
VON DER BAY VON
CHIN-CHEW- oder CHANG-CHEW
Em? den Sander
Wach — und Quemowi
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von WB. Er ae er enbworfen,
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*
XIV Buch VI Capitel. 393
als ein uͤberaus ehrerbiethiges und demuͤthiges Schreiben angeſehen wurde. Weit anders, 1656
ſpricht der Jeſuit, waren die Briefe eingerichtet, welche vor dieſem, als wir hieher kamen, Erʒaͤhlung
Marimilien, Herzog von Bayern, und Kanutius Sernelius, Herzog von Parma, des Jeſuiten.
geſchrieben haben. So wohl das Papier, die Schreibart, und die Heberfihrift, als aud)
die prächtigen Aufichriften und Lobfprüche, welche fie dem Kaifer gaben, waren ganz anders
befehaffen. Allein was für eine Aehnlichkeit findet fich zwiſchen diefen Fuͤrſten, und einigen
wenigen Kaufleuten in Java? Endlich werden Hoch einmal den Leuten Die Augen aufgeben m).
Der Jeſuit hat den obengemeldeten Brief mit bengefüget, und ihn, für den Kaifer,
aus dem Holländifchen in das Chinefifche, und, wie wir vermuthen, zu feinem eigenen,
und des Mönchs Viſidore, Gebrauch, in das Portugiefifche, überfeger. Ex ift den 2zoften
Julius 1655 zu Batavia gefchrieben , und unterzeichnet : Benerslguvernsr, Johann
Maerzuiker. Der Inhalt diefes Driefes befteht in einem Gluͤckwunſche an den Raifer,
megen feiner Eroberung von China, und in einer Bitte, Daß er ihnen erlauben möchte, in
feinen Häfen einzulaufen, und dafelbft zu handeln. Zu diefem allen koͤmmt ein langer Ein-
gang von der Weisheit der götelichen Vorſicht, welche die Gaben der Natur, fo wohl zum
Gebrauche, als zur Zierde, alfo eingetheilet habe, daß jedes fand einige davon, feines
aber alle zufammen, haben koͤnne, damit ein allerfeitiges gutes Wernehmen unter ihnen
befördert werde. Von einem beftändigen Buͤndniſſe mie dem Raifer aber, einer
Sache, welche den Abgefandten, ihrem Vorgeben nach, aufgetragen worden ſeyn ſoll, ift
bier nichts gedacht: ob gleich deffen Meldung gefchehen ift, dag die Holländer mit den
meiften benachbarten Mächten von China Freundſchaft und Buͤndniſſe eerichtet haben.
PPRTTTLIITIT ILL LII IE I U DEE EZ
Das VI Kapitel
Erſte Verſuche der Holländer, nad China zu handeln,
und ihr Handelsfig zu Tayıvan, a
Jetzo zuerſt aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt.
Einleitung.
amit der Leſer dasjenige, was ſich auf den Gegenſtand der vorhergehenden hollaͤndiſchen
8§ Geſandtſchaften bezieht, deſto beſſer verſtehe: fo wollen wir ihm eine kurze Nach⸗
riche von den vorhergehenden Verſuchen der Holländer, wegen eines Handels nach
Chin chew , oder Chang chew in go Eyen, ertheilen, und zugleich) melden, wie fie das
‚Eyland Tay wan, und einen Theil von Formoſa/ in Beſitz befommmen haben, Dieß iſt
von uns aus Seyger van Rechteren Reife nad) Oſtindien genommen worden, der ſich
von dem Jahre 1628 bis 1633 hier befunden, und feine Nachrichten von einigen holländi-
fen Bedienten auf feinem Schiffe, die. vormals Gefangene zu Makau gervefen waren,
“erhalten hat. Sie wurden in dem unglüclichen Berfuche gefangen, den die Holländer im
Jahre 1622 auf diefe Stade thaten, und gaben ihm in ihren Unterredungen eine Nachricht
von
) Zn Ogilbys China, I Band, auf der 306 und folgenden Seite.
Allgem. Heiſebeſchr. V Band, Dvd.
394 Reiſen nach dem Reiche China.
1622 von China und dem Zuſtande ver hollaͤndiſchen Sachen dafelbft, die er In feine Reife ein-
VanRechter gerückt hat, Diefe Reifebefchreibung iſt zuerſt zu Zwoll in Oberyſſel im Jahre 1639 auf
rer, 1m Geiten in Duart berausgefommen. Man hat fie nachgehends franzoͤſiſch überfegt, und
in.den fünften Band der holländifchen Reifen nach Dftindien eingerücft, wo fie 145 Seiten
in Octav ausmachet. Wir haben das folgende daraus gezogen, und dieſes befindet fich nicht
im Hollandifihen. In beyden Ausgaben fteht eine Karte von ber Mündung des Fluffes
Ehincheo oder Chang chew 2) mit A mwi, Oue mwi und den anliegenden Eylanden,
Der I Abſchnitt.
Es wird Fein Kandel nach China getriehen. Ernft: Nach Batavia werden Junken geſandt. Erneue⸗
\ haftigkeit der Mandarinen. Verrichtungen der rung des Krieges. Die Chinefen find migvers
Holländer an den Pilcadoren, Day von Chin gnuͤgt. Wergleichsartifel Sie fallen die hol»
Hew oder Chan chew. Der Vergleich) mit den ländifchen Schiffe an. Der Mulden wird vers
Ehinefen wird gebrochen ; durch van Melvert Srannt. Hellaͤndiſche Gegenbedruckungen. Er:
ernenert: auf eine Zeitlang aufgehalten, Mey: neuerung des Vergleiche. Die Holländer zie:
erß fegelt nach Hok ſyew oder Hok chem; pflegt hen fich nach Tay war. Friedensfchluß. Er:
dafelbft mit den Manbarinen Unterhandlungen. bauung Des Forts Zeland,
S wird fein Obwohl der chinefifche Kaifer weder Fremde in fein Reich laͤßt, noch ihnen hinein zu han⸗
Handel nach deln verftattet: fo läßt er doch feine Unterthanen in auswärtige Sander bandeln, wovon
en getrie- einige fälfchlich das Gegentheil berichtet haben. So bald ſich ein fremdes Schiff an der
Küfte zeiget, fo toird es von Junken umringt, die es am Handel, an Einnehmung der Sebens-
mittel, ja an Unterredung mit jedermann, verhindern, daß es fich bald fortmachen muß.
Kommen einige unvermerfe ans Ufer und landen, fo bringe man fie fogleich vor den Statt-
halter des Hafens oder des Eylandes, der ihnen meldet, er habe nicht die Erlaubniß, mit
ihnen zu handeln. Berlangen fie mit dem Statthalter der Provinz, der fich tiefer im Sande
aufhält, zu fprechen: fo fhläge er ihnen folches platterdings ab, und berichtet. ihnen, er
wolle jenem nicht einmal melden, daß fich Fremde im Sande befinden) Suchen ſie an, den
Kaifer zu ſehen: fo ift die Antwort, es würde demjenigen dag. seben foften, der eine folche
Bothſchaft überbrächte, und alle Beamten, die darum müßten, würden ihre Stellen verlieren,
Ernfthaftigs Es ift gewiß, diefe Leute find fo gravitaͤtiſch, als jemand fern kann: fie zeigen fich. alfe-
feit der Man⸗ zeit mit einem ernfthaftern und fittfamern Wefen, als die alten Stoifer. Der Chinefe, der
darinen. — mie Johann Peter Coen b) van Horn, als bollandifchem Generale, Unterhandlung zu-pfle-
gen abgefchickt war, faß geduldig den ganzen Tag bey ihm in einer großen Halle, ohne fich zu
bemwegen, und faft ohne ein Wort zu fprechen, Er wollte den General dadurch zum Neben brin=
gen und deffen Abfichten ausforſchen. Coen, der eben fo ernfihaft war, faß eben fo ſtillſchwei⸗
gend, und wartete auf gleiche Entdeckungen. Als der Chinefe fand, daß nichts heraus zubringen
war, ſo gieng er, ohne zu ſprechen, weg, und der General ließ ihn gehen, wie er gekommen war.
Holtändifche Eoen gab die Befehle zur Unternehmung auf Ma Eau, im Heumonate des Jahres
Verrichtun⸗ 1622, und trug, ſolche auszuführen, dem Cornelius Reyerß auf, der im Treffen blieb.
gen Die Flotte beſtund aus vierʒehn Schiffen, außer zwey englifchen, und in der Bay von Pan⸗
{ deran
) Unſere Karte iſt aus Montans Berichte 6) Er war Generalſtatthalter von Batavia, und
von Borts Unternehmung. Sie ſcheint Rechter ſtarb den 2uſten des Herbſtmonats im Jahre 1629.
rens ſeine verbeſſert zu ſeyn.
XIV Buch VI Capitel. 3
deran bey Ma kau befanden ſich zwey andere, die Treue und die Hoffnung, welches 1622
letzte daſelbſt Darauf gieng. Als die Unternehmung misrieth, feste die Treue ihren Weg —
nach Japan fort, und Die übrige Flotte ſegelte nach den Piſcadoren c). Daſelbſt bauten
die Holländer ein Fort, mit vier Bollwerken, und zwanzig Canonen, welches achtzehn
Seemeilen d) von Ma Eau war, und der Spanier Handlung fehr hindert. Weil es
gebaut ward, nahmen fie verfchiedene chinefifche Junken, deren teute, an ber Zahl tau-
fend fünfhundert, fie zur Arbeit noͤthigten. Sie ftarben aber alle bis auf zweyhundert,
ehe es fertig war, weil.es ihnen an Sebensmitteln zu Erhaltung ihrer Kräfte fehlte, da fie
oft den Tag nicht über ein halb Pfund Reiß hatten. Die Chinefen wollten die Gefangenen
nicht auswechſeln, ob ihnen die Holländer gleich achtzehn gegen einen anbothen, und ſag⸗
ten, fie wollten ſolche nicht nehmen, wenn fie auch tauſend für einen geben wollten: alſo
ftarben fie nach und nach alle, bis auf eilfe,
Die Holländer vergalten diefes den Chinefen auf eben die Art, um zu fehen, ob fie die- beyden Pie
felben dadurch zu einer andern Aufführung bringen koͤnnten. Sie richteten felbige zwar nicht ſcadoren
bin: allein fie verfuhren mit ihnen fo ftrenge, hielten fie fo ſcharf gefangen, fehlugen fie fo
unbarmberzig, quaͤlten fie fo geaufam, und gaben ihnen fo fehlecht und fo wenig zu eſſen,
daß dieſe Leute unmoͤglich lange dauern konnten. Als die Hollaͤnder, die ſie von den Staa⸗
ten, Staatiſen nennen, an die Piſcadoren ankamen: fo fanden fie daſelbſt zwanzig be—
toaffinere Junken, welche Fiſcherbooten zur Bedeckung dienten, und ſo bald ſie die Staatiſen
entdecten flohen: aber van Meldert ward ihren mit einer Jacht nachgeſchickt; und weil
er die Frievensflagge ausfteckte, fo hielten zwo Davon inne, bis er an fie Fam. Auf erhaltene
Nachricht von feinem Vorhaben, meldeten fie ihn, er müffe in die Bay gehen, und dieſes
Anfuchen ihrem Befehlshaber vorbeingen, der die Beforgung folcher Sachen über fich hätte,
und dem Kaifer und deſſen Rathe Nachricht Davon geben würde, Man folgte ihrem Be—
richte und van Meldert ward mit drey Jachten nach dem Fluſſe Chin chew (oder Chang
chew) abgeſchickt.
Diefer Fluß iſt der wichtigfte im ganzen chinefifchen Neiche, fo wohl wegen der ftarfen Bay von
Handlung, die darauf getrieben wird, als weil er der größte iſt e). Von bier fhiffen viel Chin chew.
reichbeladene Sunfen, nad) Batavia, Tay wan und andern Plaͤtzen.
Ale Eylande, die ſich ander Einfahrt diefes Zluffes zeigen, find voll Eleiner Flecken
und Dörfer, Die wohl bewohnt find, und Handel treiben. Die Stadt A mwi /) in
dem Eylande diefes Namens, das gleich vor dem Fluſſe liegt, ift der merkwuͤrdigſte Dre,
Daſelbſt Hält fich der Hay tack oder Mandarin diefer Provinz auf. Die Stadt iſt voll rei-
Ger Handelsleute, und wird beftändig von Schiffen. befucht. Die große Stadt An bay,
fechs oder fieben Meilen von 4 mwi, iſt auch voll Kaufleute. Sie liegt an einem Arme
der See, über welche eine Brüce von fehr hartem Steine, auf Bogen, drey hundert und
- fünfzig Schritte fang, geführt it. Das Eyland Due mwii iſt auch fehr bevölkert, und hat
eine große Fifcherey. An der Inſel Kiffen liegen die holländifchen Schiffe ordentlich vor
Anfer, und handekn mir den Kaufleuten, die vom Fluſſe Chin chew fommen ; wenn biefe
dahin, oder nach A mwi fegeln, ſo laſſen fie ordentlich ‚Die. Eylande von Taotta rechter
f Dvd Hand,
c) Eylande von Pong⸗hu. e) Dieß iſt aber ein großer Irrthum.
A) Vielmehr Hundert un vierzig Seemeilen. N) Im Franzoͤſiſchen Aimoi.
1623
Van Rechte⸗
ven.
Vergleich mit
denThinefen
06: Reifen nach dem Reiche China.
Hand, und richten fich had) dem Berge Tay bo. Ihre Schiffe ankern auch hinter der
Inſel Gauſſin oder Temples zu handeln. Das Eyland Rollengfou unweit 4 mwi
enthält viel Fiſcher.
Bey Erblickung der hollaͤndiſchen Flotte flohen die Leute. Als aber van Meldert
zu ihnen kam, erhielt er endlich, daß der Mandarin mit ihm in einem Tempel ſprach. Der
Abgeordnete ſagte zu ihm, er verlangte nichts weiter, als die Freyheit, mit den Einwohnern
zu handeln, und daß ihnen unterſagt würde, mit den Spaniern auf den Manillaͤs zu
Handeln. Der Mandarin verforach ihm Antwort zu ertheilen: er müßte aber erft feine
Vorgeſetzte befragen, die nachgehends fich nach der Stadt Quin fay /f), wo ſich der Kai-
fer damals aufbielt, begeben , und felbigem davon Nachricht ertheilen würden: mittlermveile
follte er aus der Rheede ſegeln; der Mandarin gieng auch wirklich nach Hok fyew g), wel-
ches eine fehr volfreiche Stadt, von einer Tagereife im Umfreife, und fechzig oder fiebenzig
» Meilen von A mwi if, Man beſchloß dafelbft, zwo Junken, mit vier Abgefandten zu den
wird unter:
brochen.
/
BanMeldert
erneuert fols
ee RR
Pifeadoren zu fenden; der Vornehmſte von ihnen, Ong fo fi, meldete dem Rathe, fie
wären nicht ungeneigt, fich in die gethanen Vorſchlaͤge einzulaffen, die Holländer aber follten
ſich indeflen von der Inſel entfernen, weil folche zu des Kaifers Herrfchaften gehörte, und
Seine Majeftät niemals ihren Unterthanen verftattete, ohne Erlaubniß, mit folchen Leuten
zu handeln, welche einige ihm zugehörige Pläge eingenonmen, und daſelbſt ein Fort hät-
ten. Wollten fie die Piſcadoren verlaffen, fo. könnten fie fich auf einem unweit davon ent-
fernten Eylande Formoſa fefte fegen; und wenn fie folches thaͤten, fo würden ſich die Man-
darinen dazu willig finden laflen, und der Holländer Anfuchen an den faiferlichen Rath fen-
den, und dafelbft unterftügen 2),
| Es fiel den Holländern ſchwer, diefem Abgefandten abfchlägige Antwort zu ertheilen,
ber ein Mann von großen Gaben, viel Redlichkeit und Wiffenfchaft zu feyn fihien. Er
drang fehr eifrig, aber doch mit großer Höflichkeit, in fie, in fein Berlangen einzumilligen,
weil er fonft in Sebensgefahr kaͤme, daß er efwas unternommen hätte, welches er nicht aus:
führen fönnte: allein, der Rath ließ fich nicht dazu bereden, weil des Generals Befehle
ausdruͤcklich waren, und die Bay an dem andern Eylande nicht tief genug war. So bald
er fortgegangen war, ſchickte man die Schiffe aus, mit Befehle überall zu plündern und alles
zu verbrennen, was ſie anträfen, Unter ihren Gefangenen war auch ein Fiſcher, der vor-
mals gehandelt Hatte, und ihnen verfprach, Die Freyheit zu handeln zu verfchaffen, wenn
fie nichts weiter verlangten, Sie befehloffen, zu fehen, was er thun Fönnte, und ließen ihn
nach A mwi gehen, wo der To tok, oder Soldatenhauptmann angelangt war, Feuerfchiffe
zuzurichten und die Holländer bey gebensftrafe wegzutreiben.
Nachdem der Fifcher vorgekommen war, und der Holländer Abfichten gemeldet hatte,
fagte ihm jener, man follte zu dem To ya, Rom men oder Romon, einem von dem Gro-
Ben von Hok ſyew gehen, Ehe van Meldert abgieng, ward er, als ein Abgefandter,
aus dem Tempel in die Stadt 4 mwi geführt. Bor ihm ber trug man ein Brett, und auf
demfelben waren die Urſachen befehrieben, warum diefer Fremde, der nach den Gefegen
feinen Zuß ins Sand fegen follte, in die Stadt gebracht würde: indeffen brachte er es bey dem
To tok dahin, daß die Chinefen das Jahr zo Zunfen nach Batavia zu handeln, aber
i \ feine
M Das muß Pe Eing bedeuten. Hoxieu, welches mit Hok fen, Hok ſyew, Hok
8) Sm Franzoͤſiſchen Hoxio; und anderswo chow und Su chew für einerley ift.
XIV Buch VI Eapitel. 397
Eeine nach ven Manillas fenden follten, welches auch auf das Brett gefchricben war, Dan 1622
Wielderr ward zu A mwi, auf einem offenen, mit Bäumen umringten Plage empfangen. Panechtes
In der Mitten ftund eine Art von Zelte mit fieben Tafeln darunter, die mit bis auf bie; AR
Erde hängenden Teppichten bedeckt waren, und an jeder faß ein Rath.
Als er fich näherte, verlangte man von ihm, er follte niederfallen, und mit dem Kopfe Es verzieht
auf die Exde fehlagen, daß es alle Gegenwärtige hören koͤnnten; welches er aber mit der ſich damit.
Entfhuldigung ausfhlug: die Chriften pflegten feinem Menfchen ſolche Ehrerbiethung zu
erzeigen, Darauf verftatteten fie ihm, fie nach feiner eigenen Art zu grüßen, melches er
auch that, und darauf mit abgenommenem Hure, ihnen meldete, die Urfache feiner Ankunft
ſey, weil der Abgefchickte nach ven Pifesdoren nicht völlige Gewalt, Unterhandlungen zu
pflegen, gehabt hätte. Ex bärhe fie, feiner Nation die Gewogenheit zu erzeigen, darum
fie drey und zwanzig Jahre her angefucht hätte, und bie öfters wäre verfprochen, aber nie
ins Werk gerichtet worden, nämlich, daß die Unterthanen der großen und mächtigen Herren
Generalftaaten der vereinigten Provinzen, das ift, die oftindifche Gefellichaft, in China han⸗
deln dürften: fie hätten zwar oft Handelsjunfen zu den Holländern geſchickt, diefelben aber
wären mie nichts als dem untauglichen Ausfchuffe von Waaren ‘geladen geweſen; er ver-
langte alſo, die Chinefen follten ihre Berfprechen erfüllen, und gute Waaren fenden, Die man
ihnen in Silber, oder in andern Waaren, vergelten würde.
Sie verfprachen wieder, den Hollandern gefällig zu feyn, wenn diefelben nur die Piſca⸗ Reyerß ſe⸗
doren verlaffen, und fich nad) einem andern Eylande begeben wollten. Wan Meldert er- gelt nach Hok
Flärte ihnen, er habe feine Verhaltungsbefehle, dieſen Vorſchlag einzugehen, wollte aber ſhew.
deswegen mit feinen Vorgeſetzten ſprechen, und ward hierauf mit vieler Pracht zuruͤck an
den Fluß geführt. Als er an die Pifeadoren gefommen war, und dem Kathe feine Ber»
richtungen erzähle hatte, hielt ver Befehlshaber Cornelius Reyerf 7) für gut, felbft mit
den Chinefen Unterhandlungen zu pflegen. Er veifere mit Meldert ab, gieng bey A mwi
vorben, und längte zu Hok ſyew an, welches die Hauptftadt der Provinz Chin chew k)
und längft des Fluffes gebauet ift. Jede fechs Meilen, wurden fie nach einem Haufe des
Kaifers geführt und dafelbft prächtig bemwirthet. Die Dörfer waren nicht weiter, als einen
oder zweene Canonenfchüffe von einander, Das Voltk arbeitete überall wie die Ameiſen,
und es war nicht ein Zoll Sand ungebaut. Die Menge, die ſich auf dem Wege, diefe Frem—
den zu fehen verfammelte, war fo groß, daß fie Baum durchkommen konnten, und oft inne
Balten, und ihnen zu Stillung ihrer Neugier Zeit geben mußten,
Die Ehinefen ſuchten Zeit zu gewinnen, und hielten fie einen ganzen Monat untertve- Unterhand-
gens auf. Als fie in den Vorſtaͤdten von Hok ſyew angelangt waren: fo wies man ihnen u Be
ihre Wohnung in einem von den Föniglichen Palläften an, (deven er fechzehn für fo viele Wei⸗ Kine A
ber erbaut Hat), der anderthalbe Meile von dem In der Stadt entfernt war, Man verftat-
tete ihnen nicht, auszugehen, als wenn fie vor dem Rathe der Sieben erfheinen mußten,
Diefer meldete ihnen, ehe fie Fonnten Freyheit zu handeln erhalten, müßten fie die Piſca⸗
doren räumen: willigten fie hierein nicht, fo dürften fie weder jeßo , noch Fünftig, etwas in
China Hoffen; wenn fie fich aber nach Formoſa begäben, fo wollten fie dahin und nad)
er or Ddd 3 Batavia
b) Van Rechteren in zn si > Suvor hieß es, er fen zu Ma⸗kau geblieben.
der oftindifchen See ung bet —* * 3 ——— — Hok oder
138 und folgenden Seite, x Su chew fur die Hauptſtadt ift.
398 Reifen nach dem Reiche China.
1623 Batavia fo viele Waaren, als fie verlangen koͤnnten, fenden. Der Toya that ihnen dieß erſt
Van echte⸗ auf Befehl des Raths der Drey, und dann auf Verordnung des Raths der Sieben, fund,
— Der Befehlshaber antwortete: es ſtehe nicht in feiner Gewalt, dieſes einzugehen: er
Es werden wollte aber Nachricht davon nach Batavia ſchicken. Die Ehinefen erbothen fich, zur Ver—⸗
re ficherung ihrer Aufrichtigfeit, zugleich zwo Junken dahin abzufenden, wofern die Stati⸗
—* ia ge ſen ihnen eine Bedeckung mit geben wollten. Als ſie dieſes eingegangen waren, ſo fuͤhrte
man ſie durch das Gedrange des Volks nach ihren Schiffen zuruͤck, und es wurde ihnen ein
Brett vorgetragen, auf dem die Sache, wie ſie ſtund, beſchrieben war. Nach ihrer An—
kunft in dem Fluſſe Chin chew wurden zwo mit Seide beladene Junken mit einem hollaͤn⸗
diſchen Schiffe nach Batavia geſandt, die ertheilte Antwort zu zeigen, die mic chinefifchen
Schriftzuͤgen auf ein Brett gefehrieben war. Weil aber die widrigen Winde fie aufbielten,
fo verzog ſich ihre Ruͤckkunft fo lange, daß die Chinefen daraus fehloffen, die Stetifen woll-
en den Vergleich mie ihnen nicht Halten, und wiederum Junken nach den Yanillen ſchickten,
welche von den Statiſen weggenommen wurden, daß ſich alſo der Krieg erneuerte.
Erneuerung Einige Jahre zuvor war der Geſellſchaft Erlaubniß gegeben worden, nach China zu
des Krieges. handeln: die Portugieſen aber haften die Vollziehung derſelben gehindert. Dieſes verur-
fachte einen Krieg, darinnen auf beyden Seiten viel Blut vergoffen ward, und diefer ver-
fihiedenemal erneuerte Krieg brach jego wieder aus. Reyerß hatte fehr ausdruͤckliche Ver-
baltungsbefeble, und war für die Zeftfegung eines Handels, und die Chinefen zu Erfüllung
ihres Berfprechens anzutreiben, fo eifrig, daß er vier Schiffe der Gefellfchaft, nämlich
Gröningen, Samfon, Muiden und Eraſmus, nach dem Fluſſe Chin chew ſandte.
Diefe anferten in dem Fluffe Hinter dem Eylande Vogoda, in der Abſicht, mit den
Einmohneen zu fprechen und Warfer, welches dafelbft fehr gue iſt, einzunehmen. Sie blie-
ben etliche Tage da, ohne einen Menfchen zu fehen, und endlich Fam den zten des Winter-
monats im Jahre 1623 ein chinefifcher Kaufmann, Out pſum genannt. Diefer war bey
den Manillen von den Holländern gefangen, und in’voriger Reife von Beyerß freygelaffen
worden, Er fegte fich bloß aus Dankbarkeit der Gefahr aus, wenn fein Defuch wäre
befannt geworden, das Leben zu verlieren 7).
DieChinefen Er meldete ihnen, wie die Sachen jetzo ftünden, wäre gute Hoffnung, das zu er-
find misver- halten, weswegen fie gekommen wären. Denn das gemeine Volk hätte fich an einen Ein-
gnuͤgt. ſiedler gewandt, der bey den Großen fuͤr einen Heiligen gehalten wuͤrde, und ſich beklagt,
daß ſie nicht leben koͤnnten, weil durch den Krieg mit den Hollaͤndern ihr Fluß verſchloſſen,
und die Handlung gehemmt wäre. Darauf habe der Einfiebler verſprochen, zwiſchen bey-
den Bölferfchaften einen Vergleich zu ftiften; und diefes glaubwirdig zu machen, fagte der
Kaufmann, er wollte ihnen den Einfiedler felbft an Bord bringen. Die Kaufleute von
A mot hätten alfo befchloffen, dem Ron bon von Hok fpew, der ſich damals daſelbſt
befand, ein Bittſchreiben, um Erlaubniß des Handels mit den Statiſen zu übergeben.
Fuͤnf Tage darauf kam der Einſiedler an Bord, mit Vermelden, die Großen ftünden in -
der Einbildung, die Schiffe wären in den Fluß gekommen, um als Sesräuber zu verfah-
ren, und Eleine Kauffahrdenfhiffe wwegzunehmen. Er komme, ſich von der Wahrheit zu
erfundigen, und zu fragen, ob ihr Verlangen weiter nichts, als die Freyheit zu handeln
ſey? Zugleich zeigte er ihnen ein Beglaubigungsfehreiben von den Großen der Provinz,
3 welche
) Dan Rechteren auf der 145 und folgenden Seite, er
XIV Buch VI Sapitel. 399
welche verlangten, die Statifen follten ihnen ihre wahren Abfichten befannt machen. Des 1623
Abends gieng er fort, mit dem Berfprechen, das aͤußerſte, was er koͤnnte, zu Beylegung diefes VanRxechte⸗
Zwiſtes zu thun, und brachte es wirklich fo weit, daß man den Hollaͤndern verftattete, mie, ren .
ihren beyden leichteften Schiffen den Fluß hinauf zu gehen, und mic den hinefifchen Beam⸗
ten daſelbſt Unterhandlungen zu pflegen, *
Diefe Nachricht brachte ihnen eben der Kauſmann den 14ten, worauf beyde achten Vergleichs:
nah) Swangans vorruͤckten, und zroifchen diefem Eylande und dem feften Sande anferten, artikel.
Hierauf Fam ebenderfelbe wieder, mit dem Verlangen, es follten zween oder drey Hauptleute
ans Sand gehen, ſich mit den Großen zu unterreden, Diefes aber fehlugen fie aus, unter dem
Vorwande ihre Dollmetſcher taugten nicht viel, und es wuͤrde beſſer ſeyn, wenn zween
oder drey Mandarinen zu ihnen kaͤmen. In kurzem ſtellten ſich ihrer drey mit Beglaubi⸗
gungsbriefen vom To toE ein, des Inhalts, daß alles, woruͤber fie fid) verglichen, genau
follte erfüllt werden. Alfo ward ein Vergleich auf ein Jahr geſchloſſen, vermöge deſſen die
Ehinefen den Statifen nach Tay warn fo viele Seidenzeuge, als fie verlangten, bringen
follten, Während des damaligen Nordmonfons follten vierzig oder fünfzig Junken, mit $
Seivenzeugen und andern Waaren beladen, unter einer Bedeckung nach Datavia gehen,
und einen Mandarin zu Schließung eines beftändigen Bündniffes mit dem holländifchen Ge-
nerale mitnehmen; der Befehlshaber Heyerß, follte in einem Schreiben, die Nothwendig
Eeit, die Pifcsdoren zu verlaſſen, vorftellen, welche die Ehinefen Pe kou oder Pe hou m)
beißen, wenn man einen Bergleich erhalten wollte: während des Stilftandsjahres, folk
ten die Chinefen Feine Junken nach den Manillen, Cochinchina, Ramboya, Siam,
Jambi und Andriegery fenden, oder den Statifen erlaubt feyn, folche wegzunehmen.
Nachdem diefe Artikel ausgemacht waren : fo verlangten die Ehinefen, es follten zween Treuloſigkeit
oder drey Hauptleute vor dem To tok diefelben beſchwoͤren, und erbothen ſich, drey Manda- der Chinefen,
rinen als Geifeln, da zu laffen. Diefem gemäß kamen den ı7ten drey Mandarinen, mie ihrem
ganzen Gefolge, und zwoen blauen weiß durchwirkten Standarten, als des To toks Lieberey,
an Bord. Sie brachten auch drey Pfeile, die fie Zeichen der Treue nannten, Nachdem
fie dem Reyerß gemeldet hatten, der To tok und die andern Mandarinen wären bereit, fo
gieng er mit noch zweenen Hauptleuten ans fand, wo man ihn in großer Pracht nach des
To tok Pallaft führte. Unweit der Schaluppe festen fie vier Tafeln mit Orangen, Kuchen,
chineſiſchem Biere und Obfte, So bald fie gefpeift hatten, wollte der Befehlshaber fo gleich
wieder an Bord gehen: man bath ihn aber zu verziehen, bis noch ein anderer Mandarin
Fame, mit ihm zu effen: allein, weil er erfuhr, daß dieſer Mandarin von Soldaten begleitet
Würde, fo eilte er dejto mehr hinweg. Des Abends wurden Koͤrbe mit Kuchen, chineſiſchem
Biere, Confecte und andern Erfriſchungen, an Bord geſchickt, nebſt einem Pfeile, anzuzei⸗
gen, daß fie für die Bootsleute gehörten. Diejenigen aber, die ſolche zu ſich nahmen, befan—
den fich ſehr über darauf und gaben bald Fenntlichen Gift von ſich.
Mittlerweile blieben die Mandarinen als Geiſeln da, und die Abgeordneten in der Scha⸗ Sie en
luppe. Weil die Lute auf dem Sande fehr befchäfftige zu feyn fehienen, fo fagten die Chine * alle
fen, fie feyerten diefen Tag, wegen Beſtaͤtigung des Vergleichs, und jeder von den Man: TFA
darinen nötbigte die Abgeordneten, ihm ein Zeichen der Einwilligung zu geben, und mit
ihm
») Vielmehr Pong bu.
i
1624
VankRechte:
ven.
Der Muiden
verbrennet.
Repreſſalien
der Hollaͤn⸗
der.
400 Reiſen nach dem Reiche China.
ihm zu eſſen; gegen Abend ſahen ſie etwa funfzig Junken in Feuer, die gegen die Jachten
hinunter liefen. Zwo trafen auf den Eraſmus, eine hing fi an die große Segelſtange,
und fegte folche in Feuer, daß die Flammen bis zu den achten hinab kam. An jeder Seite
des Schiffes waren auch Fleine Piroguas, die ſich, vermictelft Hafen, die an ihre Se—
gel befeftige waren, anbingen; die Segel waren mit Defe benegt, und mit Pulver und
Feuerwerfen behangen, die in die Jacht fielen, da indeffen diejenigen, die fich an Bord
befanden, noch mehr hineinwarfen ; Dadurch geſchah der Jacht viel Schaden. Endlich aber
machte fie fich los, das Feuer ward gelöfcht, fie kappten die Taue, und fegten Die Segel aus.
Weil aber vierzig Funken auf fie herunter kamen, fo würde es nicht möglich gemefen feyn, zu
entrinnen, wenn ſich nicht ein ftarfer Wind erhoben Härte, Diefes gab ihnen Zeit, ihr Ge—
ſchuͤtze fertig zu machen, und fo bald fie folches loszubrennen anfingen, wagten fid) die Chi-
nefen nicht naher, als eine halbe Schiffslänge, mit ihren Brandern, an fie, zuͤndeten folche
darauf an, und zogen ſich zuruͤck. Das Volk auf der Jacht aber hielt felbige ab ),
Der Muiden war auch unter Segel: das Feuer aber ergriff fein großes und oberes
Borderfegel. Zu gleicher Zeit Tegten fich zwey oder Drey Feuerfchiffe an ‚ und das Schiff
trieb gegen das Eyland Glan ſau, mo es verbrannte, ‘Die meiften von dem Sciffsvolfe
aber, nebft den drey Mandarinen, die ſich darauf befanden, wurden gerettet, Als es Tag
ward, fo fah fich der Eraſmus nach dev Schaluppe um, in der ſich die Abgeordneten be-
fanden : er Fonnte aber nur dreyßig oder vierzig Segel fehen, welche Triumphszeichen wieſen.
Mach diefem kam er wieder zum Groningen und Samfon, die unter dem Tempel geblie-
ben waren, Den folgenden Tag frafen fie drey Kriegsjunfen an, die fie mit ihren Stuͤcken
in Brand feßten, und Darauf ward Befehl ertheilet, nach den Piſcadoren zu fegeln.
Den ıoten Jenner im Jahre 1624, famen fie an die Mündung des Fluffes, und tra-
fen dafelbft fechzig Junfen an; weil diefelben fehnell Hinein liefen, wurden achtzig Muffe:
firer vor einer Stadt ans Land gefegt, wo drey Schanzen, und etwa zweyhundert Mann
im Gewehre waren; Diefe feuerten auf die Holländer, bey derfelben Annäherung tödteten fie
ihrer drey, und verwundeten neun. Sie luben ihre Eleinen Canonen und feuerten folche los,
mit eben der Geſchwindigkeit, als die Statifen ihre Muſketen, fo daß der Sieg eine lange
Zeit zweifelhaft war; gleichwohl eroberten Die Holländer endlich die Schanze, tödteren neun
und neunzig und verbrannten Die Stadt, Machgehends liefen die Schiffe in die Bay Hau
ten fa, wo fie einige Fifcher wegnahmen, und längft dem Ufer bis an die Bay des Sie⸗
tes liefen, daſelbſt viel Leute ans fand feßten, und funfzig Ochfen megführten. Sie befa-
men gleichfalls in der Bay La mwa einige Chinefen und etwas Vieh, auch fünfzig Kühe
in der Bay Harlem. Den ıflen März giengen fie und kreuzten an den Inſein von
Makana: fie Fonnten folche aber, wegen des neblichten Werters, kaum erfennen. Die
englifehen Schiffe fonderten ſich von den übrigen ab, und kamen mit hundert und zwey und
fechzig Chineſen, nebft taufend Töpfen Del zurück. Sie hatten auch Befehl, auf die
von Japan fommenden Schiffe zu Ereuzen, fie Fonnten aber feine entdecken, ob fie ſich
wohl fechs und vierzig Tage darnach umfahen. Den ı2ten April famen die Schiffe alle
wieder zu den Piſcadoren zuruͤck. Unterwegens nahmen fie eine Junke mit acht und drey⸗
| Sig
a) Van Rechteren am oben angeführten Orte 9) Ralappa oder Ra Ia pa iſt der chineſiſche
auf der iz1 und folgenden Seite, Name von Jakkatra oder Batavia.
XIV Buch VI Capitel. u
ßig Chinefen an Bord weg; und auf dem großen Eylande fanden fie viertaufend Chinefen und 1624
Hundert und fünfzig Kriegsjunken, die ein Fort zwo Meilen von dem hollaͤndiſchen aufge: PanRechte
worfen hatten; es langten auch täglich neue Voͤlker an. un
— —
Wenig Tage darauf kam der Hauptmann China von Tay wan, und brachte einen Erneuerung
Brief von den Mandarinen, die einen Bergleich zu fehließen verlangten; welcher auch ver- des Verglen
mitcelft befagten Hauptmanns zu Stande kam. Hierauf fanden die Holländer einen Topf ches.
voll Gift in dem Brunnen, aus dent fie ihe Wafler hohlten. Die Chineſen verficherten,
fie hätten es nicht hinein gethan, mußten auch) nicht, durch wen es bineingefommen wäre.
Vegen des Vergleichs, Famen fie wieder auf die vorigen Borfchläge, die Holländer follten
die Piſcadoren verlaffen, und ſich nach Tay wan, zehn Meilen davon, auf dem Enlande
Sormofa begeben, da fie denn mic ihnen handeln, fonft aber den Krieg fortſetzen wollten.
Den ıften des Auguftmonats, langte das Schiff Zeland an den Pifcsdoren, mit dem
Doctor Martin Sonk an, der den Befehlshaber Beyerß auslöfen, und die Aufſicht
über das Fort übernehmen follte. Sobald er ans Land gegangen war , feßte das Schiff feine
Reife nach Japan fort, Reiß zu laden, weil der Yataram nicht leiden wollte, daß die
Holländer welchen in feinen Landſchaften Fauften, und der Broninger begleitete ihn, Le—
bensmittel für die Pifesdoren zu hohlen.
Indeſſen wurden die Unterhandlungen fortgefest, und die Holländer willigten endlich — Ehe
ein, dieſe Eylande zu verlaffen. Die Chinefen ‚barten in Der Thar funfzehntaufend Fahr⸗ Ki —
zeuge, fo wohl bewaffnete Junken, als Feuerſchiffe, und Barken, mit Seinen angefüllt, (an,
zufammengebracht, den Weg nad) dem Enlande zu verfchließen, Das boflandifche Fort
ward gefchleift, und die Chinefen waren felbft dabey behuͤlflich. Der meifte Bauzeug nebft
andern Waaren, ward nah Lay warn gefhafft, und nur in diefem Eylande Eonnten fie
hoffen, aufgenommen zu werden, weil die Keichsgefege keinen Fremden verſtatten, fich in
nerhalb den Öränzen des Reichs niederzulaffen. Nachdem fich alfo die Holländer fortgemacht
hatten, fo fegelte Reyerß, der nun befreye war, mit fechstaufend Pfund roher Seide, und
einer Kifte Stoffe nach Java. Darauf langte der Hauptmann China an, der noch eine np
lange Zeit zurück geblieben war, um mit dem To to&, dem Kom bon und den andern
Mandarinen zur Nichtigkeit zu kommen. Er brachte auch etwas rohe Seide mit, und fagte,
die Handlung gienge fehr gut fort, vermöge eines Schreibens vom To tok von A mwi an
den Befehlshaber Sonk, wie folger:
» Diefes foll zur Antwort auf Ewr. Herrlichkeie Anfuchen an uns dienen. Haupt- Schließung
y mann China bat uns oft vorgeftellt, daß De kou geräumt und wieder ausgeantwortet desFriedens.
ſey, welches ung verſichert, daß Em, Herrlichkeit aufrichtig verfahren, und daß wir uns
» Auf dero Freundſchaft verlaſſen Fönnen. Der Kaiſer iſt benachrichtiget worden, wie die
» Holländer aus entfernten Ländern gekommen find, und un Freyheit mit ung zu Ra: lap⸗
> Pa 0), ſudwaͤrts der Linie, und auf dem Eylande Pak-kan-da p), dießſeits derſelben
» zu handeln anfuchen, Wir haben hierauf befchloffen, nach Hok chew zu gehen, und mit
» dem Kom bon und Rathe diefer Stadf uns zu berathſchlagen, Damit die Sreundfehaft
» jWifchen uns befefkige werde, Der Herr Befehlshaber kann ſich alfo nach ——
„begeben,
Im Franßoͤſiſchen Sormofa; aber dieſer Name iſt den Chineſen unbekannt,
Allgem. Reifebefehr, v Bond, Eee
. 402 Reiſen mach dem Reiche China.
1624 begeben, dem Statthalter mit aller nur möglichen Berficherung die ganze Sache zu mel:
Van echte⸗, den, und ihm zu fagen, daß Die Handlung euch gewiß verftatter iſt.
* „Geſchrieben im vierten Jahre, im achten Monate und zwanzigſten Tage
» der Regierung des Kaiſers.
Unterzeichner To tok Soa.
Hierauf fingen die Holländer an, ein Fort an der weftlichen Küfte aufzuführen. Es
war erſtlich aus Brettern erbaut, und die Bollwerke wurden mit Sande,angefüllt, bis zu
neuer Erbauung des ganzen Werfs Steine fonnten aus China gebracht werden. Den
Bauzʒeug lieferten ihnen eine Menge Junken, deren Dienft in Zeugen bezahlt wurden,
Seit dem iſt alles ruhig gewefen, und man hat von beyden Seiten den Frieden fo forgfäl-
tig beobachtet, daß wir, fager der Berfaffer, allem Anſehen nad) einen blühenden Handel mit
den Chinefen haben werden.
Erbauung Das Eyland, wo die Geſellſchaft ven Sig ihres Handels mit diefem Volke hingelegt
des Forts hat, heißt bey den Europäern Kormofa, und bey den Ehinefen Pakkonda. Der Plas Tay
Zeland. wan g), ben die Holländer befeftigten, heißt bey ihnen das Fort Zeland. Cs liege Suͤdoſt
von dem Fluſſe Chinchew, oder dem Eylande A mwoi, etwen zwey und dreyßig Meilen da⸗
von, und zwiſchen beyden Plägen koͤnnen die Schiffe zu allen Zeiten des Jahres ducchgehen, daß
fein Hafen zum Handel mit China gelegener feyn Eann. Das Fort ſteht auf einem Berge.
Die vier Bollwerke wurden im Jahre 1632 zu Stande gebracht, und mit grauen Steinen
überzogen. Die Einfahrt in den Canal ift enge, und bey hohem Waffer nur dreyzehn oder
vierzehn Faden tief. Sie ift etwan einen Canonenfhuß vom Fort, und vor ihr liegt eine
Schanze, welche gleichfalls mit Steine überzogen, fechzehn Fuß hoch, mie zweyen Stücen
und fünf und zwanzig oder acht und zwanzig Mann befegt ift, die zulänglich find, den Canal
zu verwahren. Wenn die Schiffe einmal eingelaufen find: fo liegen fie dafelbft vor allen
Winden ficher r).
Belagerung Weil in vorhergehender Erzählung die Belagerung von Ma Bau nur obenhin beruͤh⸗
von Mafan, ver ift: fo haben wir eine Furze Nachricht davon aus dem de Faria y Soufa eingeruͤckt.
Den ıgten des Heumonats im Jahre 16 22, famen fiebenzehn, oder wie andere fagen,
drey und zwanzig bolländifche Schiffe vor dieſe Stadt, in Hoffnung, die Flotte megzunehmen,
die daſelbſt nad) Japan fegelfertig Ing, wie fie ſchon mit vielen chinefifchen und portugiefi-
{hen Schiffen an den philippinifchen Inſeln gethan hatten. Sie hatten zweytauſend Sol:
daten am Borde. hr Admiral, Cornelius Regers +), wollte die Stade erobern, und
beſchoß das Fort St, Srancifeus fünf Tagelang, Den 24ften feßte er achthundere Mann”
ans fand, und bemächtigte fich ohne vielen Widerſtand einer Verſchanzung.
Die Hollaͤn⸗ Darauf zogen fie gegen die Stadt, in der Meynung, Feine Gegenwehr zu finden. Als
der werden ober Juan Suarez Llivas ſah, daß fie einen wichtigen Poften einzunehmen vorruͤckten:
ſo
9) Sm Framzoͤſiſchen Taiovang. die Zeit ſo wenig in der Grundſchrift, als in der eng⸗
7) Van Techteren am oben angefuͤhrten Orte, liſchen Ueberſetzung, allemal genau bemerkt iſt.
im VB. auf der 155 und folgenden Seite, u) De Farias portugieſiſches Afien, III Band,
) Soll Reyerß heißen. auf der 312 und 341 Seite,
3) Es ift aus dem Verfaffer nicht ficher zu fehen, @) Der ſpaniſche Tirdift: Trarados de la Mo-
ob 08 diefes Jahr oder das folgende geivefen ift, weil marchia di Ching, Defeription breve de aquel
Imperio-
XIV Buch VII Capitel. 493
fo Fam er ihnen mit hundert und fechzig Mann zuvor. Machdem fie einmal gefeuert hatten, 1624
griffen fie zum Degen, und die Hollander wurden, mit Zurüdlaffung dreyhundert Todter VanRechte⸗
auf dem Ufer, zu einer übereilten Flucht genöthiger. Sieben mit ihren Fahnen wınden, Lren.
gefangen, und man befam auch eine Canone nebft allem ihrem Gewehre, welches fie wegwur⸗ geſchlagen.
fen, um nach ihren Schiffen zu ſchwimmen. Indeß beſchoſſen die Schiffe das Fort, wel
ches gegentheils einige in Grund bohrte, und fechzig Mann tödtete, Diefer Sieg Foftete
nur fechs Portugiefen und etliche wenige Sklaven. Ein Meibsbild von den Rafften focht
in Mannsfleidern mie einer Hellebarde, und machte drey Holländer nieder.
Den ı7ten des Brachmonats im Jahre 1624 2), famen vier bolländifche Schiffe vor Ste werden
den Hafen, in der Abſicht, die Flotte, die nach Japan fegelfertig fag, anzugreifen. Des ee
Königs Einkünfte waren fo ſchiecht, daß der Befehlshaber nichts wider fie thun Eonnte ; u ge
daher einige Reiche ihre Vertheidigung in Kauffahrdeyſchiffen unternahmen. Sie ruͤſteten
fünfe aus, legten fich an Bord des feindlichen Admiralſchiffes, verbrannten felbiges, und
koͤdteten fieben und dreyßig Mann, worauf die andern drey Schiffe flohen. Sie nahmen
auch fünfzig DBierundzwan;igpfünder, eine Menge Kugeln, etwas Geld und viele Lebens⸗
mittel u). Dieß ift der Portugiefen Nachricht von diefen beyden Unfernehmungen.
SERKEEKEKERERHEH TH HH HK FH FH N ER
Das VII Capitel,
Reifen des Navarette durch China, im Fahre 1658, 1658
Navarette.
Aus dem Spaniſchen überfegt. Y
Einleitung.
Inhalt.
Nachricht von dem Verfaſſer. Seine Beſchrei⸗ kungen uͤber das Werk. Deſſen Buch von
bung von China. Seme Reiſen. Aumer— Streitigkeiten.
$ iefes Tagebuch ift aus dem fechften Buche von des Berfaffers Nachricht von dem Nachricht
chinefifchen Reiche a) genommen worden. Navarette war ein fpanifcher Domi- vom Verfaſ⸗
nicaner, den fein Orden im Jahre 1646 nad) den philippinifchen Inſeln fandte, ſer.
Weil er aber feine große Aufmunterung fand, dafelbft zu bleiben :- fo machte er fich hinüber
nach China, und brachte dafelbft verfihiedene Jahre als Miſſionarius zu. Ex lernte die
Sprache, las die Gefchichte des Landes, und belehrte fich von den Sitten und Gewohnhei⸗
ten der Einwohner. Er brachte auf ſeinen Reiſen in Aſien und America ſechs und zwanzig
Jahre zu. Bey ſeiner Ankunft in Europa, im Jahre 1673, begab er ſich nach dem — *
ee 2 nn -
Imperio, y exemplos varos de Emperadures y Ma- China, die Geſchichte, den Staat, die Sitten und
giftrados del Con Narrgejgy, difufa deVarios Suc- die Religion betreffend. Kurze Beſchreibung dieſes
cejlös y cofas fingulares ge otvos Reynos y dife- Kaiſerthums, und merkwuͤrdige Beyſpiele feiner Kai
rentes Navigationes. Po Domingo Fernandez fer und Staatsbedienten. Nebft einer weitläuftigen
Navareste, Fol, Madrid, 1645, Sm Englifhen Erzählung vieler merkwuͤrdigen Vorfälle und Sa-
heiße der Titel: Nachriche yon dem Kaiferthume chen in andern Königreichen und verfihiedener Rei—
1 fen.
‚1658
404 | Keifen nach dem Meiche China,
fehen Hofe, bey Gelegenheit des damaligen Ziwiefpalts unter den Mifftonarien, wo ihm mie der
Navarette. Achtung, die ein gelehrter und verdienftvoller Mann fordern konnte, begegnet ward, Darauf
kehrte er in fein Vaterland Spanien zuruͤck, und ward in kurzem Erzbifchof zu Hiſpaniola.
Seine Be
ſchreibung
Die vorerwaͤhnte Nachricht von China, ward gegen den Anfang des jetzigen Jahr
hunderts englifch überfege, und in den erften Band einer von den englifchen großen Samm⸗
fungen von Reiſebeſchreibungen eingerückt, wo fie 380 Seiten in Folie einnimmt. Das
Merk iſt in fieben Bücher abgetheilt, Das erfte handelt in zwanzig Eapiteln von dem Na-
son China.
chineſiſchen Schriftzügen.
men und Alter, der Größe und den Provinzen von China, den verfihiedenen Gefchlechtern
der Kaifer, der Kegierungsart, den Gerichtscollegien und Räfhen, der Pracht des Kai-
fers und feinem Hofe; feinen Einkünften, Ausgaben und andern merkwürdigen Sachen in
China; wie auch von ven Bäumen, Früchten, Blumen, Vögeln, Thieren, Seen, Fluͤſ⸗
fen, Teichen und andern Merkwürdigkeiten. Das zweyte Buch befchreibe ebenfalls in
zwanzig Capiteln die verfchiedenen Claſſen des Volks in China, die Münze und Regierungs—
art, die Ceremonien der Chineſen; ihre Gebräuche, Heirathen, Beerdigungen, Secten
in der Religion, Tempel und Faften; Nachricht von der Secte des Foe; Stellen aus der
ehinefifchen Gefchichte, Die Kaiſer und Großen betreffend; ihre Vereichtungen und Reden.
Das dritte Buch handelt in eilf Capitein vom Kung fir zu oder Confucius; feinen
Sprüchen und Meynungen, feinen im Lun ju und Shu fing vorgetragenen Lehren; den
Das vierte Buch erzählet in zwanzig Capiteln die Sittenlehre
der Ehinefen, wie fie ein chinefifcher Schriftfteller aufgefegt bat; Aufmunterung zur Tu-
gend; von der Vernunft und dem Lichte der Natur; Daß ſich der Menfch aufden Himmel,
und nicht auf feine eigenen Kräfte verlaffen fol. Vom Gehorfame gegen die Eltern; der
Beherrſchung unferer felbft; daß wir mit unfern Umſtaͤnden zufrieden feyn füllen; daß wir
unfer Herz verwahren und Die $eidenfchaften unterdrücken follen; Vermahnung zum $ernen.
Auferziehung der Kinder, Zufriedenheit des Herzens. Bon Gefegen und gutem Unter—
richte. Bon der Negierungsart im Staate und in den Familien. Höflichkeit und Gebräus
che. Bon der Treue, Worte und Art zu reden. Bon Freunden und Weibsbildern. Das
fünfte Buch, welches fiebenzehn Abtheitungen bat, betrifft die Streitigkeit unter den Mis-
fionarien , wegen des Shang ti und andern Sachen; den Urfprung und Fortgang derfel-
ben; ſymboliſche Bücher der Chineſen und ihre Uneinigkeit. Zweyerley Lehre der gelehrten
Secte, die vorgegebene und wahrhafte. Ihre Art zu philofophiven: wie die Welt entftan-
den iſt; wie alles erzeugt und zerftöhrt wird. Von dem berühmten Grundfaße: daß alle
Dinge einerley find. Von der Erzeugung und Zerftörung. Wie die Sachen von einander
unterfchieden find; daß es fein geiftliches von der Materie unterfehiedenes Wefen giebt. Bon
den Geiftern oder Göttern, welche die Chineſen anberhen; daß ſich folde alle auf ein We-
— fen bringen laſſen. Eigenſchaften des erften Weſens. Vom Leben, Tode und dem zukuͤnf⸗
tigen Zuftande, Die Hauptfolgerung aus dem Lehrgebaͤude der gelehrten Secte: die Ohr:
goͤtterey.
ſen. Dazu kommen die paͤbſtlichen Deerete und zu
Rom ausgemachten Saͤtze, wegen der Miſſion in
China; eine Bulle des alferh, Vaters Clemens X
für die Miffionarien, Spaniſch aufgefett von dem
Ehrw. Bruder Dominic Fernandes Navarette,
Lehrer der Gottesgelahrfheit in dem Collegio und
ber Univerfität von St. Thomas auf den Manillen,
apoſtoliſchen Miftonarius in China, Superior feis
ner Miffion und Generalprocurator am Hofe zu
Madrit, fuͤr die Provinz des Rofenkranzes, in den
philippin ſchen Inſeln, vom Predigerorden,
9 Sie betreffen die Landſchaften und Inſeln,
die bey Ching liegen. h
[4
KIV Buch VIE Capitel. 405
goͤtterey. Das fechfte Buch enthält in drey und dreyßig Capiteln des Verfaffers Reifen: 1658
1) nah) Neuſpanien, 2) nad) Mexico und Acapulco, 3) nach den philippinifchen Navarette
Inſeln. 4) Aufenthalt zu Manilla. 5) Anmerkungen darüber. 6) Miſſion nah Min, S,,
doro. 7) Reife nad) Makaſar. 8) Aufenthalt dafelbft. 9) Reife nah Ma» Eau. Keifen.
10) Des Berfaffers Ankunft in Ehina. 1) Reife von Ranton nad) Songan. 12) Auf:
enthalt dafelbft. 13) Reiſe nach Che Eyang und Aufenthalt dafelbft, bis zur Verfolgung.
14) Reife nach De Fing. 15) Befchuldigungen gegen die römifche Religion, 16) Abreife
von Kanton nad Makau. 17) Befchreibung diefer Stadt, 18) Reife nach Malakka.
19) Reife nach Madraſta patan. 20) Aufenthalt dafelbft. 21) Reife nach Golkon⸗
09. 22) Reife nach Maſula patan. 23) Aufenthalt daſelbſt. 24) Reife na) Su⸗
var. 25) Abreifenach Frankreich. 26) Aufenthalt zu Madagaſkar. 27) Reife nad)
Liffabon. 28) Reife nah Rom. 29) Einfall der Tartarn in China. 30) Nachricht
von Nicolas Quon und deffen Sohne Aue fing oder Koxinga. 31) Zufäge 5).
32) Ergänzung ©). 33) Anmerkung über des efuiten Martin Martinez Buch von
dem tartarifchen Kriege. Das fiebente Buch) enthält in verfchiedenen Artikeln Decrete und
Säge, die zu Nom auf Befehl der Inquiſition befehloffen worden.
Navarettes Nachricht von China ift in verfchiedener Abſicht fehr merkwuͤrdig, und Anmerkun⸗
durch und durch aufrichtig. Weil fie aber mit unzähligen Dingen ‚bie ſich auf'der Miffio- gen über das
narien Zwiftigfeiten und den Fortgang ihrer Befedrungen beziehen, untermengt find, fo ift Werk.
das ganze Werk ſehr unordentlich und weitlaͤuftig. Der Verfaſſer ſchweifet faſt bey allen
Sachen aus, und bringt beſtaͤndig Stellen aus andern Büchern, beſonders theologiſchen,
zu Unterftügung feiner Gedanken bey. Er feheint, die Nationen, von denen er fpricht,, ges
vechter abzufchildern, als die Reifenden insgemein pflegen, und beurtheilet das Verfahren
‚der Miffionarien fehr frey. Mach der vortbeilbaften Befchreibung, die er durchgängig von
den Ehinefen machet, da gegentheils die Porfugiefen und andere Europäer, von feiner Religion,
von ihm aufs häßlichfte abgemalt werden, follte man ihn für einen heftigen Feind der Roͤmiſch⸗
£atholifchen halten, und glauben, feine ganze Abficht fey, das verdammte Verfahren derfel-
ben an den Tag zu legen, und der Chinefen Sittenlehre zu erheben. Gleichwohl feheint er
an allen Meynungen feiner Kirche eifrig zu hängen, ob er fich wohl überall als ein Freund
der MenfchHeit zeige. Er unternimmt öfters, wie er in feiner Vorrede bemerfet, die In—
dianer auf den philippinifchen Inſeln zu vertheidigen, fo wie andere die in America verthei-
digt haben; und verdammer überall die Grauſamkeit feiner Landsleute in diefem Welttheile.
Gleichfalls wiederleget er den Jeſuiten Colins und andere, die den Glauben durch die Waffen
fortgepflanzt haben wollen, weil ſie finden, daß ohne folche Macht überall wenige von ihnen be=
kehret werden d), und wenn ſich auch ihr Glaube fefte feger, derfelbedoch bald in Abfall geräth.
Navarette fehrieb ein ander Buch, unter dem Titel; von Streitigkeiten, und bes Deſſen Buch
ziehe fich in gegenwärtigem Werfe oft darauf. Er meldet in der Borrede, jenes Werk ent- vonStreitig-
Eeez halte kelten.
).Dieß find eigentlich Anmerkungen uͤber des
Jeſuiten Scans —— * dem Fort⸗
gange, den Betehrungen und Arbeiten feines Or⸗
— * lass Inſeln
olins in beſagter Gefchichte iaten Capitel
anf der 229 Seite ſaget, weder * —2— Der,
Merico, Florida, noch den philippinifhen und mo⸗
lukkiſchen Inſeln fey einige Bekehrung oder Forte
pflanzung des Chriftenthums ohne Beyſtand des
weltlichen Arms gewefen. Ein offenbares Geſtaͤnd⸗
niß, daß alles durch Verfolgung und Zwang ge:
ſchehen iſt.
1658
Navarette.
406 | Reifen nach dem Reiche China.
balte Die alten und neuen Streitigkeiten, die in der chinefifchen Mifften von ihrem Anfange
bis ins Jahr 1669 geweſen find. Es ſcheint eine vollftändigere und ordentlichere Nach-
richt von den Zwiſtigkeiten zu ſeyn, die er fo oft in feinem China gelegentlich berühret, und
fie durch) diefe beyläufigen Anmerkungen, (tie er erinnere) oft erläutert. Aus diefer Urfache
Eamen feine Reifen zuerft heraus. Das Werf von den Streitigkeiten, iſt, wie fein Heberfeger
erfahren hat, gedruckt worden, aber vermitrelft des Anfebens und der Runftgriffe der Jeſuiten,
"Ankunft zu
Kanton,
Spfer um
gluͤckliche
Fahrt.
Er wird von
Chriſten be⸗
raubt.
hat die Inquiſition ſich der Auflage, ehe ſie ausgebreitet wurde, bemaͤchtigt, ſo daß wenig
Exemplare, auswaͤrts bekannt geworden ſind.
Der J Abſchnitt.
Des Verfaſſers Reiſe von Kanton nach Fo ngan hyen.
Ankunft zu Kanton. Opfer um gluͤckliche Fahrt. zucht herruͤhret. Fo chew fu. Beſchreibung der
Er wird von Chriſten beraubt. Die Ungläubis Stadt. Hohe Berge. Fo mean hyen. Volk⸗
gen find ihm behuͤlflich. Leutſeligkeit der Chine⸗ reiches Land, Grauſames Hlutbad. Tapfrer
fen. Chang chew fü. Furcht ohne Gefahr, General. Stolz eines Miſſonarii, der ein
Sen chem fü. Wunderbare Bruͤcke von Lo- Mandarin geworden iſt. Sein treulofer Rath.
jang. Pracht des Generals von Fo Eyen. Hoͤf⸗ Der Verfaſſer lernet die ehinefiihe Sprache
lichkeit der Soldaten, die von ihrer guten Kriegs: Bald,
N) (8 ſich Navarette im Jahre 1658 zu Makau, in der Abfiche nach China zu gehen befand,
fo redete er einen Mifftonär an, der nach Kanton, um dafelbft eine Kirche zu erbauen,
gehen wollte, daß er ihm Gefellfchaft leiften möchte. Derfelbe, und fein Superior, verfpra-
chen ihm beyde folches, und wollten ihm zeitig Nachricht geben: allein fie erfüllten ihr Ver—
ſprechen nicht. Ob aber gleich dieſe guten Katholiken ihr Wort brachen : fo traf er doch einen
ungläubigen Chineſen an, der ihn um etwas meniges fortführte, und ihm mit aller Hoch⸗
achtung begegnete, welches drey tartarifche Soldaten, die in eben dem Boote mit giengen,
gleichfalls thaten. Der Berfaffer meldet bey diefer Gelegenheit, daß er ohne alle menfchliche
Unterftügung der erſte geweſen ſey, der fich gewagt babe, offenbar und ohne Borfichtigfeit
in China zu gehen. Denn alle Mifftonarien, die bis dahin nach China gegangen waren,
thaten es entiveder heimlich, wie die Dominicaner und Srancifcaner, oder unter dem Schutze
einiger Mandarinen, oder als Mathematikverſtaͤndige, wie die Jeſuiten.
So bald fie aus Wa kau heraus waren, kamen fie zu einem Gößentempel, wo die
Bootsleute um eine glückliche Fahrt opferten. Die Portugiefen waren nie vermögen, die-
fes Scheufal in ihren Augen wegzufihaffen, und doch rühmen fie fich, Herren des Ehlan—
des zu feyn, In zween Tagen langten fie zu Ranton an, Er erftaunfe über den Anblick
diefer großen Stadt, Gie liefen den Fluß unter den Mauern hinauf, die fich faft-andert-
halbe Seemeilen von Dften nach Welten erftrecken; 1
Er verließ Kanton mit Anfange des Weinmonats, und hatte ſchwarze Soldaten zum
Beyſtande, die ihm fehr unhöflich begegneten, ob fie gleich Katholiken waren; fie ſtohlen
ihm fünfzig Stück von Achten, feinen Kirchenzeug und andere Kleinigkeiten. Ich war
bey den Unglaͤubigen forgfältig, faget er, auf meiner Hut zu ſeyn, aber nicht
bey
e) Er überleget nicht, daß die Sittenfehre bey ehriftlichen Kirchen, die an ſtatt der guten Grund:
den Ungläubigen ordentlich beffer ift, als bey vielen fäße ganz andere einführen,
XIV Buch VI Capitel. : 407
bey den Chriften, und dieß war die Urſache meines Ungluͤcks. Er fegelte den 1658
Fluß neun Tage lang mit Diefen tartarifchen Soldaten hinauf, und verfichert, fie hät- Navarette.
ten nicht Höflicher feyn koͤnnen, wenn fie gleich gute Katholiken gewefen wären. Diefen
ganzen Weg hin gab er niemanden das geringfte, fondern wenn er Fleine Geſchenke empfing,
fo ermiederte ex folche, und wenn er nichts wieder zu ſchenken hatte, ließ er fid) nicht bewe⸗
gen, einen Biſſen Brodt zu nehmen. Dieß ift eine allgemeine Gewohnheit durch Das ganze
Königreich. Sie kamen zu dem Fluffe, wo Die Wafferfünfte find.
Aus Mangel des Geldes veifte er zu Fuße, wo fein Fluß wars Als er eines Tages, Die Ungläu:
da er einen hohen Berg hinauf ftieg, fehr ermüder war: fo Fam ihm der Hauptmann, mie bigen find
einigen Soldaten, Die zu Bewachung des Weges, in einem guten Haufe, oben auf dem Gi⸗ ihm behuͤlf⸗
pfel lagen, beym erſten Anblicke entgegen, und führte ihn bey der Hand ſehr hoͤflich hinein.
Er befahl fogleich Cha (oder Thee) zu bringen, und fragte feine chinefifchen Begleiter, wie
er auf diefe Art zu reifen kaͤme? Er bedauerte es fehr, daß er war beftohlen worden, und
nahm mit vieler Höflichkeit Abſchied. Navarette gieng durch folche Güte fehr aufgerichtet
wieder fort: der rauhe Weg hinunter aber machte ihn fat lahm. Als er an eines Un—
gläubigen Haus kam, (denn er fand nicht eher Chriften, als zu So Eyen) fiel er ohnmaͤch⸗
tig nieder, q
: Er erftaunte über feines Wirthes forgfältige und fleißige Wartung. Man hätte ihm Leutfeligfeit
in Eeiner fpanifchen Stadt mehr zu Gefallen thun können. Er aß etwas junge Hühner, derChineſen.
und befam wieder Kräfte. Diefer Mann räumte ihm diefe Nacht über fein Zimmer und
fein Bette ein, welches fehr gut war, und wollte nichts für die Bewivthung nehmen. Diefes,
faget er, ift ſehr viel unter Ungläubigen e). Er fährt fort: ich habe es ſchon geſagt,
und muß es noch taufendmal wiederholen, daß diefe Nation alle andere, hier⸗
inn, und in einigen andern Stücken übertrifft.
Den folgenden Tag mußte er durch einen breiten Fluß bis an die Knie im Waſſer geben,
daß ihn Durch und durch fror. Er ward auch, nebſt feiner Geſellſchaft, durch den Anblick
eines Tngers, erſchreckt, der fo groß als ein ftarfes Kalb war, und auf einer Anhöhe hart
an dem Wege lag. Site famen diefen Tag zu einer prächtigen und volfreichen Stadt, an
einem großen Fluffe, auf welchem ſich Schiffe zu tauſenden befanden. Die Leute waren in
Unruhe, weil fih eine Räuberrotte daherum befand. Sie führten gegen die Seechineſen f),
die fich den Tartarn nicht unterwerfen wollten, fehr heftig Krieg. As fie bey Nacht ganz
heimlich in ein Boot gefommen waren, fegelten fie gegen Morgen den Fluß hinunter, und
fahen beftändig viel und mancherley Schiffe. Des Abends anferten fie unter den Mauern
von Chan chew ). i
Diefe Stadt ift in Chinarfehr berühmt, Alle Chinefen, die nach Manilla handeln, Thang chew
fommen daher, und werden deswegen don den Spaniern verderbt, Chincheos g) genannt. |"
Es ift ein Theil von der Provinz Fo Eyen, und Eoftete dem Tartar, als eine ſtarke und wohl-
befegte Öränzfeftung ſehr viel. Er nahm es einmal ein, verlohr es aber wieder an die Chine⸗
fen von Rabello 2), die ſich doch darauf der Uebermacht von neuem unterwerfen mußten.
Mit Anbruche des Tages verließen fie das Boot, und giengen um einen großen Theil
der Stade herum, da fie ſich unverſehens in der längiten, ſchoͤnſten und volkreichſten Be
ie
H Oder die Chinefen vn ' llaͤndiſchẽ Geſandtſchaft fo oft erwaͤhnet worden.
die Koringaner. i De er Hi I ein Chin * und Chin chew.
FI Ebang chew fü in Sofyen, deſſen vorher in 2) Die Koxinganer oder Que fing.
408 | Reiſen nach den Reiche China,
1658
die er je gefehen harte, befanden; ex erftaunte aber, daß er alle fagen hörfe: das ift ein
Navarette. Darer von Manille, Und in Betrachtung, mie übel die Soldaten zu Manilla mic den
Lu
Furcht ohne
Gefahr.
Sven chew
fu.
Chineſen umgehen, war das geringſte, was er erwartete, eine gute Tracht Schlaͤge. Er
eilte fort, der eingebildeten Gefahr zu entrinnen, und es kam ihm vor, die Straße haͤtte
fein Ende. Sie war nicht viel kuͤrzer, als eine halbe Seemeile, und mit artig gebauten ſtei⸗
nernen Bogen, zwanzig Schritte weit von einander geziert. Als ein Haufen Reuter, mit
viel Lärmen und fehr unordentlih, aus der Stade zogen, wußte er nicht, wie es ihm gehen
würde 2), ine einzige Herberge Fonnte fie nicht enthalten, und was das ſchlimmſte war,
fo mußten fie in einem großen gemeinen Boote über einen Fuß zufammen fegen. Unſer
Miſſionaͤr gieng fehr beftürzt hinein; und es befanden fich viel Seute am Ufer, welche-die Au-
gen nicht von ihm wandten, Ja er mußfe zwo Stunden warten, ehe das Boot voll war. R
Sie giengen drey oder vier Meilen den Fluß binunter, Als er aber am Sande war, Fam es
ihm vor, als befände er fich in einer andern Welt,
Nachdem er etwa zwo Meilen gereift hatte, fo traf er den größten und dem Anfehen
nach wilbeften Chineſen an, der ihm je vorgefommen war, und gleichwohl für ihn ein von
Gott zugefchichter Engel ward, Er tröftete ihn, und gab ihm Durch) Zeichen zu verftehen,
er follte freudig ſeyn und nichts fürchten; denn, fagte er, ich will für euch forgen. Wo
fie einfehrten, gab er ihm den beften Platz, feßte ihn bey der Mahlzeit zur vechten Hand,
und gab-ihm die beiten Biſſen. Kurz, er forgte für ihn als ein Befchüger oder Bormund.
Navarette hat nie keinen Mann von befferm Gemuͤthe angetroffen. Zween Tage darauf
Fam ein anderer zu ihm, der eben fo gutberzig war, ;
Als fie in die Stadt Sven chew %k) kamen, fo erffaunte unfer Verfaſſer über die
Weitlaͤuftigkeit diefes Ortes, Er fchien von einer Höhe wie eine kleine Welt. Als der Tartar
den Ort einnahm, fo waren die Mauern zerftört worden, und er ließ folche wieder auf
bauen, In zwey Jahren kam mandamit zu Stande: Navarette haͤlt aber dafür, es wäre für
einen europaͤiſchen Fürften unmöglich gewefen, folches in vier oder fünf Jahren zu endigen. Sie
haben Bollwerfe und Eourtinen, wie die europäifchen Feftungswerfe ). Weil fie unter den
Mauern, quer ducch den fchmälften Theil hingiengen, fo zahlte er das Geſchuͤtz, und wie
er bis über fiebenzig war, und fand, daß er noch nicht Die Hälfte zurückgelegt hatte, fo hörte
er auf, Um das Jahr 1663 fliegen die Fluthen fo hoch, Daß fie die Mauern überfehwemm:
ten, und einen großen Theil der Stadt unter Waffer fegten. m).
Wunderbare Ungefähr zwo Meilen unter Sven chew kamen fie zu der berühmten Brücke, Lo jan»),
Bruͤcke.
die ihren Namen von dem benachbarten Hafen bat. Navarette erſtaunte bey ihrer Erbli—
dung. Kay jang, ein Statthalter, hatte fie über einen fhiffbaren Arm der See gebaut,
in dem viel Leute untergegangen waren. Sie war ein taufend dreyhundert und fünf und
vierzig Schritte des Verfaſſers lang, ob er folche gleich groß machte; und ſteht auf etwan
dreyhundert vierecfichten Pfeilern, Die Zwifchenräume find nicht gewoͤlbt, fondern flach,
und jeder mit fchönen Steinen bedeckt, etwan eilf Schritte lang. An den Seiten find artige
Ziervathen, mit Kugeln, Löwen, und Pyramiden, in gleichen Weiten, befegt. Alles ift
aus
. j leſes S in. Swen chew fir, einem berühmten vorhin in der
a Ba a. Er een a Reiſen erwähnten Hafen.
krone, dem diefe Miffionarien vorgeben? 7) 3 1 Düche 13 Cap. faget er: fie wären an
Stärke, Schönheit und Größe mit den beften in
H Oder Sion chew, ‚welches einerfey iſt mie der Welt zu vergleichen.
— — — — —
XIV Buch VII Eapitel, 409
aus fehr Dunfelblauem Steine gemacht, Sie liegt tief in der See, und ift vor vielen Men- 1058
fihenaltern, ohne Kalk gebaur, und gleichwohl noch außer Gefahr einzufallen, weil die Navarette
Steine einer in den andern mit Mörtel verbunden find. Fünf prächtige Thürme befinden a
ſich darauf, in gleichen Weiten von einander, mit ftarfen Thoren, an denen Soldaten:
made ift 0).
Drey Tage darauf, frafen fie den General von Fo kyen an, der mit zwanzigtauſend Pracht des
„Mann nah Chang chew 309. Navarette gevierh bey diefer Gelegenheit in große Be- Generals
flürzung, und er weis nicht, wie esihm ohne Die beyden vorermähnten Chinefen wiirde von Sofyen.
ergangen feyn, Nicht, daß ihn jemand angeredet,, oder die geringfte Beleidigung ihm an-
gethan hätte ‚ fondern, weil er nicht reden, oder auf Befragen einige Nachricht ertheilen
konnte, wer er fey. Er gieng im Angefichte des Feldherrn vorbey, der fich unweit des
Ufers befand, und einen fo anfehnlichen und prächtigen Aufzug machte, als man ſich vor⸗
ſtellen kann. Es war erſtaunlich, feine Maulthiere, Kamele und Dferde zu fehen,
Als fie bey dem Hauptheere vorben waren ‚ und dachten, alles wäre zu Ende: fo ent- Höflichkeit
deckten fie, zu nicht geringer Beunrubigung unfers Miffionärs, einen neuen Haufen. Es der Solda:
waren lauter Pickenirer, und fie nahmen beyde Seiten des Weges ein. Weil indejfen feine ken,
Begleiter noch zurück waren, nach ihren Sätteln und ihrem Öerärbe zu fehen : p gieng er ganz
allein mitten durch fie, und verfichert, er wolle lieber durch zwey tartariſche Deere, als durch
ein fpanifches gehen ). Sie faben Landhauſer und Flecken mit Dbfte, und Speifen in
Fäden zum Berfaufe ausgefegt, als ob feine Soldaten vorben gezogen wären. Es iſt uner-
hoͤrt, daß die Soldaten in diefen Landern bie Unterthanen beleidigt harten. Wenn alfo gleich welche von
ein Heer durch eine Stadt oder einen Flecken zieht, fo werden die Einwohner dadurch im der guten
geringften nicht beunruhigt, und niemand erfühnet fich, ohne Bezahlung des ordentlichen Kriegszucht
Preifes, nur das geringfte wegzunehmen. Bor dem Jahre hatte ein Soldat einen haben herruͤhrt.
Pfennig zu wenig für etwas von ihm gefauften Reiß bezahle, und ward auf Klagedes ,
Verkäufers gefangen genommen, und enshaupter. Die Chineſen, und igo die Tartarn,
Tagen: die Soldaten wären dazu da, daß fie die Leute vor der Deleidigung des Feindes
fhügen ſollten; chäten alfo die Soldaten dem Volke leib fo würde e8 zweenen Feinden aus:
gefegt feyn, und alsdann wäre es beſſer, fein Heer aufzurichten; denn das Volk hätte
alsdann nur einen Feind, mit dem es beffer zurechte fommen würde, als mit ziweenen,
Unmeit Fo chew, der Hauptftadt von Fo Eyen, fandteer feinen Chinefen in die Stadt, Fu chew fi.
die Kirche aufzufuchen, und zu fehen, ob fich ein Pater daran befände. Indeſſen führte
ihn feine Begleiter in ein Wirthshaus, fo gut, als eins in ganz Italien ſeyn mag. Sie
giengen durch zweene Hoͤfe, und fanden eine Tafel mit tauſend Leckerbiſſen bedeckt daß ihn
dauerte, daß es der heilige Abend vor St. Simon und Judaͤ war. Der Chineſe kam
zuruͤck, und brachte einen Chriſten aus der Stadt-mit fi), welches ihn wieder aufrichtete:
*
der Geiſtliche aber verſteckte ſich, fo viel er urtheilen konnte, daß Navarette weder ihn
ſah, noch in ſeine Kirche gieng. 3
weene
m) Navarette engli and, 0) Naparette am oben angef. Orte a. d. 30 S.
auf der 238 und en hi pP) Die eutopäifchen — wuͤrden eben ſo
n) Die holländifchen Geſandten, die über jelbir wohlaezogen feyn, wenn man die geſellſchaftlichen
ge gegangen find, reden ohne Seen davon. Tugenden in den weſtlichen Theilen der Weit fo
Siehe eben auf der 290 @eite, ſehr triebe, als in den oſtlichen.
Allgem, Aeifebefchr, V Band, Sfr
410 Reiſen nach dem Reiche China.
1658 Ziveene Tage darauf veifte er weiter, nachdem ihn ein chriftlicher Arzt wohl bewirthet,
Navarette. und andere ihm kleine Geſchenke gegeben hatten. Er gieng durch die Stadt, die ungemein
T ſchoͤn iſt; und ob es wohl die Fleinfte Hauptftadt in China ift, fo faget man doch, daß fie
Sefehreibung gie Million Menfchen enthalten foll. Die Vorſtadt, da er hinein kam, war eine Seemeile
der Grad, lang, und hatte eine unglaubliche Menge Volks, ohne daß unter folchem ein einziges Weibs-
bild geweſen wäre, Er gieng durch eine fehr breite, lange, woohlgepflafterte, und reine Straße.
Auf beyden Seiten befanden ſich Rramläden, von allen Arten von Waaren ‚ die man nur
verlangen Fonnte. Da er hier drey Mandarinen, in ziemlichen Weiten von einander , Alt
traf: fo befahl man. ihn, aus feinem Seffel, oder Palanfin, heraus zu ſteigen; und er erftaunte
2 über ihr anfehnliches Weſen, ihre Pracht, und ihre Begleitung.
Hohe Berge. Bon Fo chew reiften fie noch fünf Tage über Berge, die bis an die Wolfen ragten.
Die legte Nacht lagen fie in einem kleinen Schloſſe, in dem ſich etwan funfzig Soldaten
befanden. Er verfichert, daß man ihn bier mie unglaublicher Höflichfeie empfangen, und
der Befehlshaber ihm fein eigenes Schlafzimmer angebothen habe. Den Tag darauf ift
derfelbe mit andern an die Thüre gekommen, Abſchied zu nehmen, und bat wegen der
ſchlechten Bewirthung um Verzeihung gebethen, Der Verfaffer faget, er fey über folches
Dezeugen, bey Ungläubigen, ganz erſtaunt; meldet aber dabey, Die Europäer würden bey
ihnen für Barbaren gehalten g).
Diefen Tag, den 7ten des Wintermonats, gieng er fieben höflifche Berge, wie ex
ſich ausdruͤcket, auf und nieder. Als er fich auf dem legten befand, fo regnete es ſtark.
Bey dem fehr verdrüßlichen Herunterfteigen vom Derge, trafen fie eine Compagnie Reuter
— an, die ihn alle nach ihrer Art gruͤßten.
Fo ngan hyen. Weil ſie in den Vorſtaͤdten von Fo ngan ) ſpaͤt anlangten: fo kamen fie in ein Haus,
wo ſie in ihren naſſen Kleidern auf dem Strohe liegen mußten, und nichts zu eſſen hatten.
Den Tag darauf gieng er in die Stadt, und fand in der Kirche drey Miffionarien von ver
Provinz Manilla. Die Dominicaner hatten bier ihre exfte Kirche in China.
So lange bisder Berfaffer das Heer zu So Epen antraf, reifte er mit feinem Kofenfranze
um den Hals, einem Kreuze, von der Art, das vom St, Toribuis genannt wird, und
einem Davanhängenden Schauftüce. Weil es yon Achat war, dergleichen es in China nicht
giebt: fo fahen es die Jeute an, befühlten es, wunderten fih, wovon es wäre, und damik
war es aus. Als fie aber durch das Heer gehen follten, fo nahm es ihm fein chinefifcher
Freund ab, und gab ihm durch Zeichen zu verftehen, er follte es weglegen, welches er that,
obgleich alle mußten, daß er ein Prediger des Evangelii war, und fein Begleiter ihnen
folches ungefrage meldete,
Volkreiches Waͤhrend dieſer Reiſe, ſah er unzaͤhlige Staͤdte, Flecken Doͤrfer, und Landhaͤuſer,
Land. und ſelten waren ſie in einer Gegend, wo ihnen nicht einige in Die Augen gefallen wären,
Die Menge von Obfte, Sleifche, Fiſchen, Kuchen, allerley Arten, und andern mannigfalti-
gen Dingen, war zu bewundern. Er ſtund eine gute Weile an einem Wirchshaufe, einem
zuzuſehen, der Speck Elein hackte, ſolchen unter die Speife, Die er zurichtete, zu mengen,
Zeit feines Lebens hat er nicht fo viel Geſchaͤfftigkeit, Kurtigkeit, Reinlichkeit und Sauber-
keit gefehen,. als bey dieſem Chinefen, Sängft an den Wegen bemerkte er verfehiedene Pa⸗
piermuͤhlen. Am meiſten bewunderte er bey dieſem Volke, daß ſie ſolche Maſchinen auf ein
halb
7) Die Europaͤer werden ſolches leugnen, ohne ihre Sitten zu beſſern.
> XIV Burh VII Capitel. aAu
halb Dutzend Pfaͤhle fegen, und mit dem kleinſten Bache treiben; bey uns, ſaget er, haben 1658
wir tauſenderley Werkzeug. Sie ſahen die vierzig Tage über, da fie unterwegens waren, Navarette.
niche mehr, als drey Weibsbilder, in Städten, auf den Wegen, und in den Wirthshaͤuſern.
Bey uns, ſaget er, wird folches unglaublich zu feyn feheinen; bey ihnen aber wird eg zu viel
ſeyn, daß wir drey gefehen haben,
Der Flecken, oder wie ihn andere nennen, die Stadt So ngan, ift in der Provinz Grauſames
Fo kyen fehr berühmt, Sie liet viel von den Tartarn, welche fie zweymal einnahmen, Blutbad.
und zweymal von den Chineſen wieder ausgetrieben wurden; das drittemal zogen die letztern
den Kuͤrzern. Die Sieger verſprachen in der Capitulation, niemanden etwas zu Leide zu
thun, zogen ein, und befahlen allen Mannsbildern, welche Waffen trugen, zu erſcheinen,
von denen ſie vierzehn tauſend niedermetzelten.
Lyu Chung dau, der Chineſen Heerführer, ein gelehrter und tapferer Mann, beſchloß, Sroßmurs.
wie es mit ihm aufs äußerfte gefommen war, fich mit Gifte zu vergeben, Er erfüchte einige
feiner Freunde, eben das zu tbunz fie entſchuldigten fich aberalle. Er ſtarb in feinem Pracht:
ſtuhle figend, wo ihn die Tartarn an eine Tafel gelehnt fanden, Sie erwiefen dem Seich-
name viel Ehre, und erhoben feine Treue, weil er lieber fterben, als die Stadt dem Feinde
Überfiefern wollen,
Man erzählte hier dem Navarette eine merkwuͤrdige Probe von dem geifklichen Hoch- Stolz eines
muthe. Als der vorermähnte Heerführer wider die Tartarn zu fechten ausrücte: fo nahm Miſſionaͤrs.
ein Miffionär, der ihn unter dem Titel des Pulvermandarins begleitete, fein Duartier
in der Dominicanerfirche. Weil biefer Geiftliche fo. groß, und des Verfaffers Ordensbruͤder
fo arm waren: fo fingen die Ungläubigen an, zu zweifeln, ob er, und die übrigen, alle Euro:
päer wären. Diefen Zweifel zu heben, befchloffen fie, er follte mit einem von den Songan:
Miffionarien an einem öffentlichen Orte fprechen, Franz Diaz veifte Deswegen zwo Mei:
len zu Fuße, und fam voll Schweißes an den beftimmten Ort, wo er den andern, in großer
Pracht, von feinen Begleitern umgeben, in einem Seffel figend antraf, Als Seine Ehre
würden, der Mandarin, ihn in diefem ſchlechten Aufzuge ohne Bedienung fahen: fo giengen
fie fort, ohne ſich etwas um ihn zu bekuͤmmern. Diss blieb bey einer folchen Aufführung
erſtaunt ſtehen, da er in Gegenwart taufend Zufeher dergeftale befehimpft ward; denn einige
unfer den Zufihanern, welche Chriften waren, hatten gehofft, diefe Zufammenfunft follte
ihren geiftlichen Fuͤhrern Ehre machen. Man fragte nachgehends den Mandarin ‚ wie er
feinen geiftlichen Bruder fo babe befehimpfen koͤnnen? Er antwortete: Wie? follte ich :
aus meinem Seffel geben, einem Wanne in diefem Aufzuge mein Compliment :
zu machen? Ye k
a andermal forach der Keerführer von den Dominicanern übel, fo daß es diefer Sein treufe-
Mandarin, und ein chineſiſcher Catholik hörten, weil ihn eine Beyſchlaͤferinn verlaffen, und fer Ruth,
fich bekehrt Hatte, Als der gute Apoftel ſah, daß der Heerführer misvergnügt über fie war:
fo fagteer: Sung ta men fi pa; das ift: Jaget fie aus dem Rönigreiche und laſſet
fie laufen. Der Befehlshaber wunderte ſich Darüber, und der Chriſt fah den Pulver
mandarin erſtaunt an. Man bemerfe, faget Navarette, wie die Ungläubigen mir be—
Zegnet find, und wie ein Miffionär mit dem andern umgeht, Kurz, ein jeder Handwerks⸗
mann haſſet feinen Zunftgenoffen, Dieſem allen ungeachtet, verlangte er nachgehends, die
Sff2 Dominicaner
r) In der Jeſuiten Karte; Fu ngan hyen.
42 Reiſen nach dem Reiche China.
1658 . Dominicaner follten ihm einen chriftlichen Bedienten verfchaffen; zu Rom aber gab er folchen Ä
Navarette. für einen geſchickten Arzt aus, und verboth ihm, ins Kloſter von Minerva zu geben, mo:
von ihr General, ihnen Nachricht nach China fandte.
Diechinefikhe "Der Berfaffer hielt den Befehl, die chinefifhe Sprache Hier zu lernen, für ſehr ſchwer.
Syprache iſt Er fing mit unfäglihem Widerwillen an, fand aber in wenig Monaten ein großes Vergnuͤ⸗
— gen daran, In zwey Jahren, die er zu Fo kyen zubrachte, kam er fo weit, daß er Beichte
hörte, ohne große Schwierigkeit predigte, einige "Bücher las, und yon Glaubensſachen redete n).
Der II Abſchnitt.
. Des Berfaffers Keife nach Kin wha fu, in Che Eyang, und von dar nach
Pe fing, nebft der Verbannung der Miffionarien.
Abreiſe des Verfaſſers. Bequemlichkeiten auf dem gerung von Kin wha fur. Abreife von dar. Hang
Wege. Sie kommen in Ehe Eyang. Enge dew fl. Su dem fır. Ankunft zu Pe- king.
Paͤſſe. Kin wha fü. Man ſtellet Unterſuchnn⸗ Falſche Erzählungen und Wunderwerke. "Ans
gen wider die Miſſionarien an, und ſetzet ſie ins kunft zu Kanton. Bitte an den Kaifer. Seine
Gefaͤngniß. Dem -Verfaffer wird gelinde bes Verordnung daranf.
gegnet. Sein erträgliches Gefängniß. Bela
Abreife der Hi hieſigen Miſſionarien, eilfe an der Zahl, litten großen Mangel, als im Herbftmonate
Verfaſſers. die Nachricht ankam, daß ſie von Manilla Beyhuͤlfe erhalten ſollten: aber dieſe
Beyhuͤlfe entgieng einmal den Seeraͤubern, und darauf ward alles, da es einen Fluß hin⸗
auf gieng, von Sandräubern meggenommen, ausgenommen hundert Stück von Achten, die
ein Chineſe verfteckt hatte,
Johann Polanto, ein Mönch von der Miffion in Che kyang, gieng im Winter-
monate nach Manilla über, und Navarette ward an feine Stelle geſetzt. Weil er nun
die Sprache redete, und fein Bart gewachfen war: fo ward ihm feine Reiſe leichter , als die
erſte. Gleichwohl gieng er mit einiger Furcht fort, weil er Wein zur Meſſe, und die Hälfte
des geretteten Geldes bey fich trug. Es giengen zweene Ehriften und ein Ungläubiger mit
ihm, die aus dem inneren Sande, und fehr gutherzige $eute waren. Den zweyten Tag kam
er zu dem hoͤchſten Berge, den er Zeitlebens geſehen hat, uͤber welchen, und verſchiedene
andere, er in eilf Tagen reifte,
Dequemlichs Alle halbe oder ganze Meilen fanden fie bedeckte Nubepläge, die fehr fauber und be:
Feiten auf der quem waren. Mit diefen Bequemlichkeiten ift ganz China fo wohl, als mit guten Wegen, ver-
Beil feben. Cr fah verfchiedene Tempel der Bonzas, und manche auf fehr hoben Bergen, die
fo ſchwer zu erſteigen waren, daß auch nur ihr Anfehen erſchreckte Manche waren in tiefen
Thälern, und andere dicht am Wege. An der legtern Thüre befand fich heißer Cha, oder .
Thee, für die Reifenden zu trinken. An einigen Orten trafen fie Fleine Häufer an, mo
Donzas mit Bildern und eben folhem Getränfe waren, und ihnen folches ſehr höflich und
fitefam darbothen. Wenn die Leute ihnen etwas gaben: fo nahmen fie es mit einer tiefen
\ Verbeugung
s) Kiavsrette auf der 240 und folgenden S. Grade, zehn Minuten, acht und vierzig Serunden;
a) Inder Grundſchrift, Kin hoa, wie es die die Laͤnge drey Grad, zwey und zwanzig Minuten,
Portugieſen ſchreiben. In der Jeſuiten Karten: ſieben und zwanzig Secunden. Beyde aus Obſer⸗
Zin wha fu. Die Breite iſt neun und zwanzig vationen.
4
XIV Buch VII Eapitel. 413
Verbeugung, und dankten; wo nicht, ſo ſtunden fie ſtockſtil. Navarette geſteht, er babe 1658
dieſen Leuten nie etwas gegeben, verſparet aber die Urſache an einen andern Ort. Moavyarette.
An den Graͤnzen der Provinz Che kyang, fanden fie ein Thor zwiſchen zweenen großen
Helfen, mit einer Soldatenwache, deren Duartier zwiſchen dieſem Thore und einem andern er —
mar. Dieſe bewirtheten unſere Reiſenden mit Cha, und ſagten ſehr hoͤflich: Unſtreitig a
bat diefev Herr Befehl, daß er diefe Laſt durchführen darf, Der ungläubige Chi:
nefe antwortete: Es ift alles durchſucht, mein Herr, bier find die Zeugniffe.
Genug, genug, verfegten die Soldaten; obwohl, die Wahrheit zu fagen, nichts war
unterſucht worden. Wir werden an feinem Drte fehen, fager der Berfaffer, mie ſich Ebri-
ften aufgeführt haben. Er beobachtete diefen und andere Päffe, und hält es für unmöglich, Starte
daß ein Heer durch folche durchdringen fönnte, wenn fie nur von einer Handvoll Leute be Paͤſſe.
ſchuͤtzt würden, ob folche wohl Feine andere Waffen, als Stöcke hätten, weil nicht zweene ine
ann neben einander wegen der Enge durchgehen koͤnnen.
Bald darauf kamen fie an einen andern folchenengen Paß, wie der vorige, nur da eine
zahlreichere Wache dabey war. Alle bezeugten dem Miffionär Höflichkeit , aber niemand be—
fragte ihn. Eine Frau gieng zu einem Tempel, der auf einem Hügel nahe dabey fund,
dor welcher die Soldaten alle aufftunden, und fich fehr ernfthaft verbeugten, welches fie
befcheiden erwiederte. Navarette erftaunte über diefe Aufführung bey Ungläubigen, da -
in chriftfichen Ländern ſo viel Unverfchämtheit herrſchte. Wir follten uns alle, faget er,
darüber fehämen.
Er erhielt geoße Ehre auf diefer Reife. Er fah in einem einzigen Wirthshauſe ein
Weibsbild, und das war das erfte und das legte, das er in einem Wirthshaufe fah, ob er
wohl in vielen Nachtlager hielt. Als er endlich in der Stadt Rin wha 4) angelangt war, Kin wha fü.
deren Name Goldbluhme bedeutet, weil auf einem Hügel dabey viel Golödbluhmen,
oder Mauerfrauf, (parietaria) wachſen. Da die Kieche aldier nicht über ein Jahr geſtif⸗
tet war, ſo traf er wenig Bekehrte an. In einem Streite, den er zu Ranton hatte, fragte
ihn der Jeſuit Faber, wie viel Neubekehrte er hier gemacht hätte? Navarette antwor⸗
tete, er ſey nicht geſandt, zu bekehren, ſondern zu predigen, und verſetzte, es fen wohl be—
kannt, daß ſich zu Shang hay 6) nur drey Gelehrte befänden, die ertraͤgliche Chriſten
waͤren, und von zwey tauſend, die man zu Jang chew getauft haͤtte, nur ſieben oder acht
in die Kirche giengen c);, wie der Jeſuit Pacheco in diefer Stadt felbft geftanden hätte.
- Bald darauf gieng er in ein Dorf, mo er fich einige Monate befchäfftigte, etliche nüß-
liche Bücher zu ſchreiben, und fehrte darauf nach Kin wha zurüc; daſelbſt einer don fei-
nen Catechiſten, der ganz gute Wiffenfchaften hatte, ihm die Sprache verbeflerte. Mir
einer Fleinen Beyhuͤlfe, die ihm im Sabre 1664 gefande wurde, fing er an, feinen Cate⸗
chismum drucken ‚zu laſſen, ba jaͤhlings und unerwartet die Nachricht von Hofe kam, der
Feind der Mifftonarien 4) habe ein Memorial wider den Bruder Tohann Adamus e)
und die Yömifche Religion überreicht /. Man ſtellet
Die Sache verhielt ſich for Adamus war Praͤſident des mathematiſchen Rathes, ——
when, vermoͤge feiner Pflicht, jährlich Die —⸗ Nach dieſen wird das en * ⸗
en an,
5) Inder Grundſchriſt · .- N RR 1 1 Ti ‚vorhin oft er: ; : ü
war ſieht — — — — = — —* oft erwaͤhnte Johann Adam
Ein Mandarin: Fang quang Syen. FI In der Grundſchrift: das Geſetz Gottes.
>
1658
Navarette.
44 Reiſen nach dein Reiche China.
Reich in Staats» und Religionsſachen regiert , und darinnen werden gluͤckliche und ungluͤck⸗
liche Tage, fuͤr alles, was zu thun iſt, beſtimmt; ob wohl wegen dieſes Umſtandes einige
den Praͤſidenten entſchuldigten. Einige Jahre zuvor, verlangte man von dieſem Rathe eine
gehoͤrige Zeit, und eine gluͤckliche Stunde zum Leichenbegaͤngniſſe eines verſtorbenen Prinzen
anzuordnen. Man beftimmte folches, aber die angefegte Zeit ward nicht beliebt, oder wie
einige fagen, von dem Präfidenten des Ceremonienrathes, unter dem der mathematifche fteht,
verändert. Bald darauf ftarb des Kaifers Murter, und nad) diefer der Kaifer ſelbſt. Weil
die Chinefen insgefamme in diefem Stücke ſehr aberglaubig find: ſo fehrieben fie beyder Tod
der übel angeſetzten Zeit des Seichenbegängniffes zu. Dieß mar in der That die einzige Ur—
- fache zur Verfolgung, wozu fie, wie der Verfaſſer fager, Läfterungen wider Gore und feine
und werben
gefangen ge:
ſetzt.
Dem Verfaſ⸗
ſer wird ge⸗
finde begeg⸗
net.
heilige Mutter ſetzten.
Auf dieſe Nachricht wurden die Chineſen laulicht, und verließen ſowohl die Kirche, als
die Miſſionarien. Sie ſind nicht ſo beherzt, wie die Japaner und andere. Einer, der
zwar ein Gottesleugner, aber doch ein ehrlicher Mann war, meldete den Navarette, in
vierzig Tagen würde ein neuer Befehl kommen, und fie hätten nichts zu thun, als folchen
beherzt zu erwarten. Es Fam auch wirklich die zweyte Nachricht, die Sache würde unter-
ſucht, Adamus wäre im Gefängnifle, und die drey andern Jefuiten, die fich Damals bey
Hofe befanden, würden ihm bald Gefellfchaft leiften £). Vierzig Tage darauf, kam die
dritte Nachricht, mit dem Befehle, die Miffionarien insgefamme nad) Hofe zu bringen.
Die Obrigkeit von Lan ki, fechs Meilen den Fluß hinunter >), die fi damals in der
Stadt befand, ließ zweene Dominicaner dafelbft holen, und ins Gefängniß werfen; Diefes
geſchah dieſelbe Nacht mit viel Laͤrmen und Unruhe; denn es waren funfzig Reuter nebit
Fußvolke nach ihnen ausgefchickt. Sie meldeten dem Navarette, fie wuͤrden es ihm eben
fo machen; er aber war nur befümmert, daß die Bilder und das Kirchengeräche zurück
bleiben. follten,
Kurz vor Tage wagte er.fich, auszugehen, und Meffe zu lefen, weil er fah, daß Fein
Laͤrmen war, Der ehrliche Gottesleugner rieth ihm, er follte fich vor dem Corregidor,
oder dem vornehmften von der Obrigkeit, ftellen, und nachdem er feine Bittſchrift geſchrie—
ben hatte, gieng ev mit ihm nach dem Gerichte. Der Mandarin empfing den Miſſionar
güeig, und ſchickte ihn fogleich wieder fort. Cr bath ihn, fic) in feinem Haufe ruhig zu
halten, und verfprach ihm, wenn ihr neu Jahr vorbey wäre, fo wollte er ihn wegfenden,
Er gab ihm auch zu verftehen, der Kaifer wollte die Miffionarien. aus- feinen Herrfchaften
verbannen. Auf Anrathen eben diefes befagten ungläubigen Freundes, überreichte er diefem
Mandarin noch eine Bittſchrift, des Inhalts; er hätte Fein Geld zur Reife, und baͤthe alfo
- am Erlaubniß, feinen Hausrath zu verfaufen. Weil ihm nun folches der Mandarin ver-
willigtes fo verkaufte er feinen Weizen und Neiß, das übrige gab er weg; Das Kirchenge-
väthe ſchickte er alles. einem Chriften in einem benachbarten Dorfe-
Nach dem Neujahrsfefte, mar er eines Morgens befchäfftige, einige Kleinigkeiten, die
er dem Corregidor fenden wollte, in Ordnung zu bringen, Da dieſer unvermurber ſelbſt in
fein Haus, von vielen Beamten, Gerichtsdienern,, und Soldaten begleitet, hinein trat.
Der
g) Hatte Gott, der, wie fie ſich ruͤhmten, laͤnder? Siehe oben auf der ago und folgenden ©.
unlängft ihnen fe beyftund, fie nun verlafen? oder _ DI Gegen Nordweſt. Es iſt eine hyen, oder
beſtrafte er fie wegen ihrer Arglift gegen die Sol: Stadt, vom dritten Range.
XIV Buch VII Eapitel, | 415
Der Miffionar Fam mic feinem Geſchenke Heraus, und meldete, er hätte dieſes Wenige in 1658
Ordnung bringen wollen, es ihrer Herrlichkeit zu ſenden. Er betrachtete alles, bezeugte Navarette.
fein Wohlgefallen darüber, und befahl, es aufzuheben, Der ganze Werth belief ſich auf
zwey Stück von Achten, aber feine vorherige und nachfolgende Höflichkeit verdiente viel⸗
mehr. Ob er wohl die Kirche oft gefehen hatte, fü fragte er doch nicht darnach. Er meldete
dem Navarette des Kaiſers Befehl, und uͤberlieferte ihn dem Oberſten deſſelben Quartiers,
wobey ex zuerſt fragte, ob ſich noch ein anderer Europäer bier befaͤnde? Die Beamten lie⸗
fen wie raſende Tyger hinein, ſich alles, was ſie fanden, zu bemaͤchtigen, trafen aber nichts
an, als des Moͤnchs Breviarium, ſeine Horas, St. Auguſtins Betrachtungen, und ae
dere Kleinigkeiten, davon er glaubte, fie würden folches nicht nehmen, Der Quartier⸗ Sein Lg
oberfte, ein fehr redlicher Mann, fah bey Nacht nach des Gefangenen äußern Thüre, ohne *
an eine Hinterthuͤre zu denken, die er hatte, und ſagte zu ihm: Pater, ich weis wohl, N
daß ihr nicht fortlaufen werdet; ich thue ſolches nur, den Vorbeygehenden zu
zeigen, daß ich meine Derhaltungsbefehle beobachte. Sie brachten ihn hierauf vor
den Oberrichter, der ihm ein Boot verftattete, ihn zu dem Vorgeſetzten der Hauptſtadt zu
bringen. Seinen Gedanfen nach, ift er, was die Art des Gefängniffes anberrifft, fo gut
als einer davon gefommen; rechnet es aber feinen Sünden zu, daß ihm Gott nicht verftatter,
tie fo viel andere, für feinen heiligen Namen zu leiden 7).
- Die Eroberung von Bin wha Fam den Tartarın hoch zu ftehen. Ma tye ta, der Belagerung
tartarifche Feldherr, verfprach, Die Einwohner nicht zu beleidigen : nach) der Uebergabe aber von Kin
forderte er alle Bürger zufammen, und gab feinen Seuten ein Zeichen zum Angriffe, welche wha.
ihrer vierzigtauſend niedermachten. Er war ein graufamer Mann, und er ward einige
Zeit darauf ben Hofe hingerichtet, Die Stadt ward fehr zerſtoͤhrt, gleichwohl zahlte fie zu
des Berfaflers Zeit funfzigtaufend Ducaten jährliche Taren. Li Ei ergab fich ohne Schwerdt⸗
ftreich, und Fam folchergeftalt unbefchädige davon, Der Handel ift allda ftarf, und bie
Abgaben belaufen fich jährlich auf fiebenzigtaufend Ducaten. Dafelbft wird das befte Getränk
von ganz China aus Reiß gemacht, und es ift fo gut, daß man dabey den europäifchen Wein
nicht vermißt. Ihre Schinken find die beften im Reiche, und geben den ſchmackhaſteſten in
Spanien nichts nach. Der Preis ift feftgefegt ; ein Pfund von zwanzig Unzen koſtet einen
Pfennig, und ein Pfund vom beften Weine gilt eben fo viel. Steige er ja, fo bedeutet
es nicht gar viel A).
Sobald ihm ein Boot angewieſen war, fann der Beamte, ber ihn führen follte, auf Er reift ab.
Erfindungen, Geld von ihm zu befommen. Diefe Art von Leuten ift in der ganzen Welt
geizig, aber doch mit dem Unterſchiede, daß in China ein obrigkeitlicher Bedienter mit
etwas wenigem zufrieden, und dafür dankbar if, da man anderswo mit fehr vielem nur
fehr wenig ausrichtet. Navarette befürchtete, dieſer Mann fey ihm zu eifrig, und würde
ihm auf dem Wege zu beſchwerlich fallen; daher fandte er einen Bothen zu dem Gerichtsſchrei⸗
ber mit zweenen Healen von Silber 7 ) und ließ ihn bitten, ihm einen höflichern und leut-
feligern Mann zuzuordnen, Der Gerichtsfchreiber nahm das Geld an, und fagte zu dem
Abgeſchickten: Fuer Herr bar ein ſcharfes Auge; weil ev aber diefen Mann ten-
i R net,
) Ce ſtellet einige von denen, die viel ansfluns — Navarette auf der 245ſten und folgenden
den, als nichtswuͤrdige Leute vor. ) Rede einen Schilling machen.
1658
Navarette.
Hang chew
fu.
Su chew fu.
416 | Reifen nach dem Neiche China.
net, fo will ich ihm einen zugefellen, der ihm in allen Stücken gefallen ſoll.
Würde man bey uns mit einem Chinefen fo verfahren?
Den erften Tag fah er die angenehme Fiſcherey mit Seefrähen m). Er lag drey
Nächte in feinem kleinen Boote, und alle Morgen hatten fieReif auf ſich, denn es war Falt.
Seine beyden Micbrüder holten ihn ein, und fie langten den 27ften des Hornungs in der
Hauptftadt an =). Den folgenden Tag wurden fie ins Gefängnig geworfen, Der Ver—
faffer fchlief acht Tage in einem Bette, wo ihrer zween beyfammen lagen, und er fein gewa⸗
ſchen Bettuch unter fich und eins über fich hatte, fo daß fein Schlaf ganz gut war.
Den zoften April reiften fie nach der Faiferlichen Reſidenz ab, und ob ihnen gleich ein
Boot angemwiefen ward, fo mußten fie doch Geld geben, daß fie ein gutes befamen. Man
gab ihnen auch eine Soldatenwache zu, die fo riet, daß fie allezeit in ihrem Angefichte blie-
be, und dann und wann abgelöft wurde. Sie führten ſich wie gute Chriften auf, erwie—
fen ihnen nicht die geringfte UnhöflichFeit, fondern leifteten ihren im Norbfalle Benftand.
Zu Su chew 0) ruheten fie fünf Tage aus, Es wurden dafelbft fünf Jeſuiten auf-
behalten, mit ihnen weiter zu gehen. Sie ſchifften bis an den rohen Fluß p), deflen
Anblick fie fo fehr erſchreckte, als die Heftigkeit feiner Wirbel. Als fie von ſolchem weg
taren, trafen fie noch zweene von der Gefellfchaft an. Die großen und Fleinen Schiffe
waren unzählig. Manchmal hatten fie viel Mühe durchzufommen, befonders bey einem
Zollhauſe, da fie das Waffer weit und breit bedeckten. Es befanden fich daſelbſt zweene
Tartarn, die, wie ihre Beamten ihnen verficherren, den Tag fünfhundert Ducaten an
Geſchenken von den Reifenden befamen.
Sie kommen
ach Peking.
Grundſchrift: Iu chew. .
Sie veiften in einem ebenen Sande zweyhundert Meilen auf Karren, weil das Waſſer
in dem abgefchnittenen Fluffe niedrig war. Das Wetter war heiß, aber alle halbe Meilen
‚hatten fie feifch Waffer und wohlſchmeckende Apricofen. Fir einen halben Pfennig befamen
fie acht oder zehn Eyer, aber Bruder Dominic Coronado fandte ihnen Nachricht von
Si ning, er babe drey Scheffel Weizen für ein halbes Stüc von Achten, und einen Faſan
für einen halben Pfennig gefauft. Sie bielten ein großes fettes Huhn für anderthalben Pfen-
nig für wohlfeil, ob es gleich noch wohlfeiler zu Haben war. Sie erftaunten über Die Menge
von Leuten, die ihnen auf Maultbieren, Efeln, in Sänften und Seffeln begegneten. Alle
Eannten unfereMiffionarien an ihren Bärten; manche troͤſteten fie, mit dem Vermelden, ihre
Sache fey beygelegt; andere fagten, es ſtuͤnde ſchlimm damit, und Diefes bildeten fie fich felbft ein.
Den 2often des Brachmonats, kamen fie in Peking, und fpeiften in der Kirche der
Jeſuiten. Die Miffionarien aus den andern Provinzen Famen nach und nach zu ihnen, -
deren Zahl fich auf fünf und zwanzig belief, außer den vieren, die fich in der Hauptſtadt
aufgehalten, und fünf Dominicanern, die ſich in Fo Eyen verſteckt hatten, Ein anderer
hatte unlängft eine Kirche zu Sven chew geftifter; und da er feine Möglichkeit fand, fich
zu verſtecken, fo gieng er in einem hollandiſchen Schiffe nach Manilla. Zu Peking blie-
ben fie bis den izten des Herbſtmonats, welchen Tag fie nah Makau abreiften; denn da-
hin wurden ſie alle verbannt, ausgenommen die vier Jeſuiten, die bejtandig da blieben.
Unfer
») Der Ueberſetzer muthmaſſet, es Einnten fül- p) Dieß muß der gelbe Fluß ſeyn.
des Raben oder Barnafeln feyn. gm) Sleihwohl fhämen ſich le Comte in feinen
n) Bon Ehe Eyang, naͤmlich ang chew fu. Memoires auf der 369 Seite, und Du Halde
0) Su chew fu, in Ryang nam. In der in feinem China, I Band, auf der 16 Seite en
7 engliſchen
"XIV Buch VII Eapitel, 7
Unter verfehledenen ungegründeten Gerüchten, war auch eines, Die Bonzen brachten 1658
häufig Geld zufammen, um die Mitglieder des Ceremonienvathes wider die Miffionarien zu. Navarette
beftechen. Ein flarfer Beweis, daß ſich diefes nicht fo verhalte, ift, daß die Bonzen zu
gleicher Zeit felbjt verfolge wurden, und alfo, wenn fie beftachen, folches fich zu befreyen, Falſche Ge
und nicht andern zu fhaden, thaten. Mit eben fo wenig Wahrheit ward vorgegeben, weil ruͤchte,
man das Urtheil, ſie hinzurichten, unterzeichnet habe, ſey eine Feuerkugel auf den Pallaſt
gefallen 7), und habe viel Unglüc angerichtet, u. ſ. f.⸗
Selbſt die angegebene Gelegenheit zu dieſem Mährchen war falſch; denn man hatte jie und Wun⸗
nie zum Tode verurtheilt. Der Ausfpruch des Ceremonienrathes wider fie, ward von deriwerfe,
den vier Statehaltern umgeſtoßen, Die nur in ihre Verbannung willigen. Johann Ada⸗
MUS ward zwar veructheilt, in Stuͤcken zerhauen zu werden: allein dieſes ward bis auf das
Viertheilen herunter gebracht, und auch dieſes geändert, _ Sie wollten auch das legte Urtheil
nicht zulaſſen, ſie alle in die Tartarey zu verbannen. Es iſt wahr, daß ſich verſchiedene
Tage vor der Verfolgung ein Komet zeigte: aber den ſah man in Europa auch. Meine
Meynung, ſaget Navarette, nebft des Zefuiten Luveli, ift, das Chriſtenthum ſey dort
noch nicht fo weit gefommen, daß Gott zu deffen Bertheidigung Wunder hun follte;
Die viere, die zu Peking blieben, wurden deswegen dafelbft behalten, meil fie alle Ankuuft zu
des Kaifers Brodf gegeffen hatten. Adamus war ein Krüppel, und ſtarb bald r), Die an- Kanton.
dern drey wurden faft zwey Jahre in genauer Gefangenfihaft gehalten. Die übrigen brach⸗
ten auf der Reife nach Makau fechs Monate und zwölf Tagezu. Wegen des harten Win:
ters, ftunden fie in ihren Booten fehr viel aus. Sie wurden vor den oberften Statthalter
von Kanton gebracht, der in feinem Prachtfeffel mit mehr Majeftät, Aufwartung, und
Ehrerbiethung, als irgend ein Fürft in Europa, faß, und ihnen meldete: des Kaifers ‘Bes
fehl gienge dahin, fie zu den Seuten von Makau zu bringen; weil fie aber itzo mit Diefer
Stadt in einem Zwiſte lebten: fo follten fie zu Ranton bleiben, bis die Sache beygelege
wäre. Bon hier wurden fie in ein Haus gebracht, das die Sefuiterfirche gemefen war.
Weil fie bey Nacht Hinein kamen, fo konnten fie erſt mit vieler Mühe ihre Sachen finden,
und ſich zur Ruhe legen; denn es war weder Feuer noch Licht, nicht ein Biſſen zu eflen, noch
Wſaſſer zu trinfen, da.
Sie brachten etliche Tage fehr unruhig zu. Der Statthalter fandte ihnen, auf zwey
mal, zweyhundert und funfzig Ducaten in Silber 5); welches ein großmuͤthiges Allmofen
war, und ihnen fehr wohl zu flatten fam. Aber wer hätte ſich einbilden follen, faget
der Berfaffer, daß ein Heide ſo guͤtig gegen uns feyn wurde? Bermittelft dieſer Hülfe
erhielten fie einige Eleine Eellen, und lebten in folchen ſehr zufrieden. Der Zwift mit Ma kau
ward für diefe Stabt fehr gefährlich; denn es Fam fo weit, daß fie folche zerftören, und alle
Einwohner nad) Kanton bringen wollten.
Weil die Miſſſonarien fo zwiſchen Hoffnung und Furcht ſchwebten, fo kamen ihrentwegen, Anſuchen bey
im Weinmonate des Jahres 1669, kaiſerliche Befehle an. Die bey Hofe waren, hatten dem Kaifer.
Seine Majeftär gefprochen, und fanden Mittel, einige Negulos und Nätbe zu Eee
englischen Ausgabe in Folio, wicht, ihren Lefernhier _ 9) Nach dem du Halde, I Band, n,d.16S.engli:
don Eröbeben, Feuer he Ausgabe in Folio, waren diejenigen , die nad)
vom Hin d andern fihe Ausgabe in Folio, waren diejenigen, h
WEBER vorzufhtDaBEn. * Kanton giengen, drey Dominicaner, ein Fran⸗
r) Er ſtarb 1666, im 77 Jahre feines Alters. eiſcaner, und ein und zwanzig Jeſuiten.
Allgem. Reifebefchr, V Band, Ögs
418 Reiſen nach dem Reiche China.
1669 daß fie eine Bittſchrift für fie uͤberreichten, des Inhalts: ihr Feind habe den Johann
Navarette. Adamus wegen der Mathematik ungerecht angeklagt; die Chriften wären gute Leute; feit
— ihrer erften Ankunft, Habe feiner eine Unruhe erregt; man habe alfo feine Urſache, eine
Empörung zu befürchten; . und diejenigen, Die. nach Makau verbannt wären, möchten nach
der Faiferlichen Nefidenz gebrad)t werden,
Die Abfiche Hiebey war, ihnen Erlaubniß zum Aufenthalte im Kaiſerthume zu ver-
fhaffen: denn man war Willens, wenn fie nach Peking gekommen wären, vorzuftellen:
da einige von ihnen alt, andere Frank wären, fo möchte man fie zu ihren Kirchen zurüc-
fehren, unddafterben laſſen. Die drey Jeſuiten hatten zuvor von dar gefchrieben, es würde
ſicherlich alles gut für fie laufen: Navarette aber und Bruder George waren nicht der
Deſſen Be: Meynung. Des Kaifers Worte waren: Jang quang fyen verdiener den Tod, aber
fehl darauf. wegen feines Alters wollen wir ihm aus Großmuth und Gnade für dasmal ver:
geben, und auch feiner Stau und feinen Rindern die Strafe der Derbannung er⸗
laffen 2). Es ift unnöchig, die fünf und zwanzig, die zu Ma Eau find, nach Hofe
zu bringen. Was das Geſetz des Seren des Dimmeis berrifft: fo Eönnen Pas
ter Verbieft und die andern folches ferner, wie bisher, beobachten. Weiter
traue ich nicht, ihnen etwas zu verftatten. Beſonders was die Erbauung der
Rirchen in andern Provinzen, oder Bekehrung der Leute zu beſagtem Geſetze
betrifft, um folches, wie zuvor, fortzupflanzen. Man melde ihnen, daß fie nicht
predigen follen, Das übrige war wie in der Birefchrift =),
Der IT Abſchnitt. x
Des Verfaſſers Entrinnung nach Ma Eau, und Nachricht von ein
portugiefifchen Gefandtfchaft an den Kaifer, im Jahre 1669,
) Des Verfaflers Entrinnung nach Ma Eau, nebft Beſchreibung
diefer Stadt. |
Der Berfaffer geht von Kanton ab. Er ift in ten. Wie fie Mia Eau erlangt Haben. Einwoh—
‚großer Furcht , entdeckt zu werden. Kommt ner und Reichthum der Stadt. Ihre Stärke,
gluͤcklich nach Ma kau. Die Portugiefen ſetzen Befeſtigung. Drey Forts. Bier Bollwerfe.
fich zu Ma fau. Lage der Stadt: Der Hat: Pulvermühle, Erſter Statthalter, Derſelbe
del ift fehr in Verfall gerathen. Schlechter überlifter die Jeſuiten. Bemaͤchtiget ih St.
Zuftand der Portugieſen. Ihre boshaften Tha- Paul. Handel zu Kanton. Waaren zu Makau.
Der Verfaf⸗ rs diefem berathſchlagten ſich die verbannten Miffionarien, ob fie nach Ma Fau ge-
fer geht von ben, ober zu Ran ton verziehen follten. "Die meiften waren für die Wegreiſe; denn
Kanten ab. ſie hatten Die Freyheit dazu. Andere hielten für beffer, zu bleiben, damit fie, wenn man
fie etwan wieder in ihre Kirchen einfegen follte =), gleich da wären. Der Verfaſſer aber
befchloß, wegzugehen. Den ıaten des Chriftmonats, als den Tag, den er zu feiner Xbreife an-
gefegt hatte, gieng er heimlich aus, unter dem Vorwande, dem portugiefifchen Befandten auf:
zumarten, und begab fich in eines chinefifchen Kaufmanns Haus, der ein Chrift, aber niche
allzu veich war. Den folgenden Morgen, noch vor Anbruche des Tages, wen ein
eiſeboot,
) Wenn ein Mann hingerichtet wird, fo werden feine Frau und Kinder verbannet.
XIV Buch VILEgitle 449
Reiſeboot, und. hielten fih zu Mittage in einem Dorfe, zehn Seemeilen von Kanton, 1669
auf. Sie ſchliefen dafelbft die Nacht fehr unbequem, weil.es kalt war, und fie durch ihre Navarette.
Kammer, die Sterne. an fiebenzehn Dertern fehen fonnten. Das Land ift überall von Flüs-
fen und Seen unterbrochen, fo daß es felten an Booten fehler. Sie frafen ein fehr großes
anz die Menge des Volks aber, die darinnen war, gefiel unſerm Miffionarius damals nicht,
Der Befehlshaber des Boots kam fogleich heraus, ihn zu.empfangen, führte ihn in fein
eigenes Cabinet, und erzeigte ihm viele Ehre.
Nach einigen Verhinderungen kamen fie zu der Stadt Hyang fehan ngan, der Er iſt in gro⸗
Hauptſtadt des Eylandes, auf welchen Ma Eau liege’ Er gieng bier durch eine Menge Per Furcht,
Soldaten mie großer Furcht; denn fie fahen ihn alle.an, bis er in ein Wirthshaus kam.
Den Tag darauf reifte er zu feinem Gluͤcke, aus Mangel eines Tragfeffels, nicht, fonft
twäre er nothwendig dem Mandarin begegnet, dem Ma kau zu beforgen anbefohlen war,
und welcher denfelbigen Tag mit hundert Tragfeflein und einigen Pferden anlangte.
Den folgenden Tag reiften fie zu Sande ab. Weil er aber leicht zu Fennen war, fo war
er fehr furchtſam, befonders da alles Hin- und Herreiſen mit Ma kau abgefihnitten war.
Der Raufmann war fühn, und verfuchte die gefaͤhrlichſten Sachen. Auf dem halben Wege
lag eine Compagnie Soldaten in einem Haufe, und gerade diefem gegenüber nahm er feinen
Kuheplag; und die Träger des Navarette folgten feinem Beyſpiele. Diefes fegte den
Miffionarius in großes Schreden ; es kam aber niemand, der in den Tragfeffel gefehen hätte.
An einem andern Orte, wo Wirthshaͤuſer waren, fpeiften fie; er kam aber nicht aus der _
Sänfte, weil das Jahr zuvor Bruder Intorcetta daſelbſt war erkannt worden, und er
eben das befürchtete, |
Bon hier giengen fie nach einem Dorfe, 100 er zween Tage wartete, um nach Ma Eats entdecke zu
binüber zu fommen, und während der Zeit faft nicht aß noch fchlief. Sie legten ihn der werden.
Soldaten wegen auf einen Strohboden, wo er in großer Furcht und Beftürzung lag. Aus -
Unrube fortzufommen,, veiften fie bey dev Mache zwo Seemeilen nach einem andern Dorfe,
um dafelbit einige BequemlichFeit zu fuchen, Sie fanden das Thor gefchloffen, und inwen-
dig eine Wache. Sie warteten zwo Stunden auf deffen Oeffnung; und ba fie ein Licht-in
einem Eleinen Haufe außerhalb des Thores fahen, fo forderte Navarette, der von der Reife
‚erhigt und müde war, etwas Waller, und trank fat eine Pinte, daß ex ſich wundert, daß
er davon nicht geftorben iſt. Ueberdieß waren fie in großer Furcht wegen dev Tyger. Als
fie in das Dorf hineingefommen waren, fo mietheten fie einen verfhloffenen Tragfeffel, und
giengen durch Nebenwege zum Ufer hinunter; von da war es nur eine halbe Meile zur
See bis 7a Eau, daß fie auch die Klocken diefer Stade hörten, Weil aber alles voller
Fate war, fo verzweifelte er völlig, binüber zu Eommen, und fehrte nach dem Stroh:
oden zurück,
Der Hinefifche Kaufmann hatte Den Tag zuvor ein Sahızeug befprochen. Weil aber Er koͤmmt
die Bootsleute einen halben Tag über ihre Zeit außenblieben ; ſo glaubte der Verfaſſer, die — nach
Unglaͤubigen warden ihr Wort nicht halten, und Hatte alſo dieſe Reiſe, dem Rathe des —
Kaufmanns zuwider, als der den Muth gar nicht ſinken ließ, unternommen, Den Nach⸗
mittag kam das Schiff, und fie giengen mit anbrechender Nacht an Bord, ruberten fo ſtill
j Gg82 ſie
#) Navarette auf der 248 und folg. Seite. a) Diefes geſchah im Jahre 167x.
1669
Navarette.
Die Portu⸗
gieſen ſetzen
fh zu Dia:
kau.
Deſſen Lage:
Der Handel
iſt ſehr gefal-
len
Schlechter
Zuſtand
420 Reiſen nach dem Reiche China.
ſie konnten, und kamen bey den Wachen vorbey, die laͤngſt dem Ufer ſtunden. Weil ſich
der Wind immer herumdrehte: ſo geriethen ſie in einige Furcht, und das kleine Boot ſchoͤpfte
fo ſchnell Waſſer, daß ſie es nicht genug ausleeren konnten. Gleichwohl landeten ſie dieſe Nacht
um neun Uhr an des Capitaͤngenerals Thuͤre. Um das Kloſter nicht zu beunruhigen, gieng
er zu einem Freunde, wo fie erſtaunten, daß fie ihn ſahen. Dieß war der 18te des Chriſt⸗
monats, an welchem Tage der berühmte Procurator eines Kloſters diefer Stadt, Bruder
eyes, ftarb, der dafelbft große Unruhen verurfacht hatte 5).
Obwohl die Mandarinen auf der Küfte, ihres Vortheils wegen, den Chinefen Durch
die Finger gefeben haben, daß fie des Handels wegen in fremde Länder gefegelt find: fo ver-
bierhen ihnen doch ihre alten Gefege, Fremde in ihre Hafen zu laffen, und mit folchen. zu
handeln; daher hatten die Portugiefen, als fie diefe Gegenden zu befuchen anfingen, feinen
ſichern Hafen, und fein Mittel, einen zu erlangen. Sie hielten fich einige Jahre in dem
Eylande Shan chwang c) auf, wo St. Franz Xavier farb. Einige Jahre giengen
fie nad) der Provinz Fokyen d), ein andermal nach der Stadt Ling po, inder Provinz
Che kyang, aus der fie zweymal, und das legtemal mic übelm Degegnen, vertrieben
wurden, Sie geiffen den Plas, wo Mia kau ſteht, aber mit unglücktichem Erfolge, an.
Sie kehrten zurück, und auf die Nachricht, welche die Mandarinen von Ranton an den
Kaifer gefande haften, verordnete er, fie follten daſelbſt ungeſtoͤrt bleiben, und für ihre
Waaren Zoll und Abgaben bezahlen.
Der Plag ift eine Halbinfel, oder ein Eleines Stück Landes, das von der Snfele) ab-
geht, und nicht eine Meile im Umkreiſe hat, In diefem Eleinen Umfange find Höhen und
Thaͤler, und alles iſt voller Felfen und Sand. Die Stadt enthält fünf Klöfter, drey Pfarr-
kirchen, das Haus und die Kicche der Wifericordis oder Barmbersigkeic , das Hofpital
von St. Lazarus, und das Seminarium der Jeſuiten, ein großes Fort und ſieben Kleine.
Alles zufammen ift fehr unordentlich angelegt, weil man ein jedes Stuͤck einzeln gebaut hat,
Nach der Zeit ift es ein bifchöflicher Sig geworden, 5
Durch den Handel von Japan und Manilla, ward diefe Stadt fehr reich, ift aber
doch, mit der legtern nicht weiter zu vergleichen, als Dallecas mit Maͤrid f). Ueber:
Diefes find Die Leute von Manilla frey, und zu Ma Eau Sklaven. Als aber der Handel
von Japan fehlte, fo fing Ma Fau an, in Abnahme zu gerathen; und als der von Ma⸗
nills auf hoͤrte, fo it es gar zu Grunde gegangen, Man ſah diefes fehr deutlich aus ihrem
Mangel, Die Klöfter, die einige Jahre zuvor vier und zwanzig Geiftliche erhielten, konn
ten zu des Verfaſſers Zeiten kaum drey ernähren,
Ma kau hat wegen der Häufer und Kirchen den Chinefen beftändig Grundzins, wie
Auch wegen der Schiffe, Anfergeld gegeben. Wenn die Stadt an den Mandarinen, der
ſich eine Seemeile von da aufbäls, etwas anzubringen hat, fo geben fie alle zufammen,
mit Stäben in den Händen, und füchen darum Eniend an; zur Antwort fehreibe diefer Bor=
gefeste ihnen folgender Geftalt: dieſes barbarifche und viehiſche Voik verlanger das
und das, man foll es ihnen geftatten oder verfagen.
‚„ Seitdem bie Tartarn das Volk genöthige haben, fich von den Kiften tiefer ins Sand zu
sieben, um bie Unternehmungen der Chinefen von Rabello g) zu verhüten, fo fingen fie
\ an,
Navarette auf der 353 und folg. Seite, d) Km Fluſſe Chin cheo ober Chang chew.
*) In der Grundſchrift: Kan choang. e) Siehe oben Neuhofs Beichrerbung.
XIV Bu VI Capitel. 421
an, gegen Ma kau Schärfe zu gebrauchen. Diele Jahre zuvor, bauten fie eine Mauer ein
Vierthel von einer Seemeile von dieſer Stadt, quer durch den engen Landſtrich, der die
Halbinfel ans Eyland Hänge, Mitten in verfelben ift ein Thor mit einem Thurme darauf;
wo ſich allezeit eine Wache befinder, um zu verhindern, daß die Chinefen und die $eute von
Ds kau nicht zuſammen kommen. Jenen iſt bisweilen einige Freyheit verſtattet worden,
aber die Portugieſen haben nie ins Land hinauf gehen duͤrfen. Die letzten Jahre iſt das
Thor verſchloſſen worden. Anfänglich eröffneten fie es alle fünf Tage, da die Portugieſen
Lebensmittel kauften; nachgehends it es nur monatlich zweymal geöffnet worden. Darauf
konnten die wenigen Reichen fich auf vierzehn Tage verforgen, und die Armen mußten oft
verhungern, Es kam wieder Befehl, das Thor alle fünf Tage zu öffnen, und die Chinefen
verfaufen ihnen die Sebensmittel fo.theuer, als fie wollen.
Die beyden Raͤthe, welche die Ceremonien und Kriegsfachen unter ſich Haben, ſtellten
in einer Schrift vor, es wäre fehr dienlich, wenn Das Volk von Ma kau nach feinem Sande
zurückkehrte, Die Regierung antwortete in des Kaiſers Namen, weil fie foviel Jahre da-
felbft gelebr hätten, fo wollte man fie eben nicht wegfchicken, fie follten aber nach der Haupt⸗
ſtadt gebracht werden, da auch ihre eigenen Unterthanen hätten von der Seefüfte tiefer ins
Land gehen muͤſſen. Dieſes verurſachte viel Streit und Verwirrung. Die Mandarinen, die
von den Einwohnern zu Ma kau viel Vortheil ziehen, wollten ſelbige ihre Wohnung nicht
verändern laffen. Bey Hofe drang man auf die Bewerfftelligung des Befehls, und verord-
nete, es follte ihnen ein Wohnplatz angemiefen werden, Es ward ihnen auch wirklich einer,
ohnweit des Flufles Ranton, ausgefegt, und zwar der ſchlimmſte, den man finden konnte.
Als man zu Ma kau davon Nachricht erhielt, fo theilte fich die Stade in zwo Parteyen.
Die Eingebohrnen und Mangrels wollten wegzichen, die Portugiefen bleiben, Darauf
belagerte fie der oberfte Statthalter zur See, und befahl, ihre Schiffe in Brand zu ſtecken,
deren zehn vor ihren Augen verbrannt, und von fieben die Güter weggenommen. wurden.
Die Stadt verfprad) diefem Beamten zwanzigtaufend Ducaten, wenn er ihnen die
Freyheit verfchaffen Fönnte, da zu bleiben. Er erhielt dieſe Erlaubniß für fie, aber mit
dem Berbothe, fie föllten nicht zur See handeln. Als der Statthalter das verfprochene Geld.
forderte, fo antroorteten die Portugiefen, fie wollten folches geben, wenn fie die Erlaubniß
zu handeln befümen. Der Mandarin ließ voll Grimm das Thor an der Mauer verfchließen,
mit dem Befehle, es monatlich nur zweymal zu oͤffnen. Er würde ihnen noch mehr Scha-
den gethan haben, mern er nicht, wegen einer Uneinigfeit, die ev mit dem Regulo (von
Renten) hatte, fih im Jahre 1667, im Jenner, zu großem Trofte der Stadt Ma kau
gehenkt hätte, *
ers ‚ welcher die Portugiefen überall ſehr ſchwarz abmalet, bemerket daß zu
Ma Eau, viel medertraͤchtige Mordthaten find begangen worden, Einige Jahre zuvor,
ehe er fich Hier befand, fielen einige Portugiefen des Generalcapitains Haus an, und ver
wundeten ihn an unterſchiedenen Orten, nachdem fie ihn unter der Stiege verborgen gefun—
den hatten. Nach diefem ermordete ein ſchlechter Kerl, mit einem Schwarzen, den Stadt:
major. Ein andermaf war einer vor feinem Feinde in die Kirche geflohen, dahin ihn der
letztere verfolgte, und ihn zwiſchen dem Altare und dem Priefter, der Meſſe las, nieder-
’ Gag3 machte,
PM Ungefähr wie Loridon mit Zammer Smith. melniglich Que fing und zu Manila Maxotos
8) Diefe, ſaget er im I Buche h Cap. werden ge⸗ genannt,
1669
Navarette.
kunt :
der Portu⸗
gieſen.
Ihre veruͤb⸗
sen Boshei⸗
ten.
a2 | - Reifen nach dem Reiche Ehina.
1669
Navarette.
Wie ſie Ma⸗
machte. Zu des Verfaſſers Zeiten ermordeten ſie den Geiſtlichen an der großen Kirche, wie
ſie einige Jahre zuvor einem in Siam auch gethan hatten. Um eine Probe von der Beſchaffen⸗
heit ihrer Geiſtlichkeit zu geben, meldet er bier, der Prieſter zu Makaſſan, der mit den
Hollaͤndern ſehr vertraut war, habe ihnen erzaͤhlt, er haͤtte zwo Toͤchter zu Hauſe, und ſein
Vorgeſetzter eine 6).
Es wird nicht undienlich ſeyn, des Navarette Nachricht von Ma kau dasjenige bey⸗
Eau bekom̃en zufügen, was der portugiefifche Geſchichtſchreiber, de Faria, davon meldet. Die Portugiefen,
haben.
Ihre Ein:
wohner und
Neichthum.
Kochin china, Kamboſa und Siam, geſchickt werden. .
faget er, die in den Jahren 1542 und 1545, ben. der Zerftörung der Städte )) Liampo (oder
Ling po) und Chin cheo (oder Chang chew) davon gekommen waren, hielten fich
bis 1557, in der Inſel Lampazau auf, da fie Die Stadt Ma kau, die größte, die fie in
Afien haben, nächft Goa, erbauten. Diefes gefihab folgendermaßen; fie befuchten das
Eyland San chwan, der Handlung wegen, und bielten ſich daſelbſt in Hütten von Baum-
äften, mit Segeln beveckt, auf. Achtzehn Meilen davon, lag eine andere Inſel Bau fbank)
näher an der Kuͤſte. Dieſes Eyland war wild und bergigt; Daher es den Näubern diente,
von daraus das fefte Land zu beunrubigen, Die Chinefen hatten zwar die Portugiefen zwey⸗
mal vertrieben, hielten fieaber doc) für ein erträglicher Hebel, als jenes Gefindel, und bothen
ihnen das Eyland an 7), wenn fie Diefes Diebsgefchlechte außrotten Eönnten, welches fie auch
ohne Verluſt eines Mannes bewerfftelligten. Da das Eyland folchergeftale gereinigt war,
fo fing ein jeder an zu bauen, wo es ihm am, beften. gefiel »n) ; weil damals fein Eigen-
thuͤmer vorhanden war, ihnen Sand zu verkaufen, ob flches gleich nachgehends in ſehr ho-
hem Preife gehalten wurde »). Als der Handel und Ruhm diefer Stadt wuchs, fo hatten
die Holländer allezeit. ein Auge-auf fie. , Be.
Sie enthält etwa taufend porfugiefifche Einwohner, die alle veich find 0), und unter die
beften in Indien gehören, weil es hier viel reiche Frauenzimmer giebt, und fich daher viel
Bornehme nach diefer Stadt begeben, dafelbft zu heirathen. Eine große Menge chriftlicher
Ehinefen lebet hier auf portugiefifche Are; fie gehen auch fo gekleidet. Ungläubige, welche Kuͤnſt⸗
ler, Kramer und Kaufleute find, befinden fich etwa fechstaufend allbier. Sie haben einen
Bifchof und einen Richter. Die Abgaben von den Schiffen, die von hier nach Japan
handeln, find zehn von hundert, und belaufen ſich auf drey Hundert tauſend Zerapbinen p).
Die jährlichen Unkoſten dev Stadt, ihre Feſtungswerke und Befagung zu unterhalten, find
etwa vierzigtaufend Ducaten. Bey der Mefle zu Quang chew oder Ranton, wird eben
fo viel an Zoll, zu fechs und fieben von bundert entrichtet, Die Reife nach Japan mit -
Gefandefchaften und Gefchenfen an den König und die Tonos, koſtet fünf und zwanzig tan:
fend Ducaten. Das Haus Ia Wifericordia giebt acht oder neun taufend in Liebeswerken
aus. Die Stadt unterhält zwey Hoſpitaͤler, drey Pfarrkirchen, fünf Klöfter, wobey beftän-
dig Allmoſen an die nothduͤrftigen Chriften, in China, Aynam, Japan, Tong king,
Nach
b) Navarette auf der 260 und folg. Seite, D Navarette ſaget, die Einwohner gaͤben das
1) Bon dieſer — welche die Portugie- vor, aber die Chineſen und Tartarn leugneten es.
fen ſelbſt dieſen Staͤdten zugezogen haben, meldet } r a
de Faria in feinem portugief. Afta III Band auf en * ward die Stadt, nach Navarettes
der 37 u. f. ©. und 138 Seite. Bemerkung, ſehr unordentlich.
HIn der Geundfchrift > Buarama, Bau ) Ebenderfelbe Verfaffer fager, aufs befte waͤ⸗
ſhan heißt das Eyland Gau, ven fie den Chineſen gleich, von denen Feiner ir
— u
XIV Buch VI Eapiteh,
423
Nach den Unternehmungen der Holländer im Jahre 1622, fahen fich. die Bürger ges
nörhige, eine Mauer rings um die Stadt, mit
werk St. Paul, welches über die Stadt erhoben it,
auf das an der Barre vierzehn, einige von funfzig Pfunden,
lieben Frauen von der guten Befreyung, fünfe auf das St.
Bollwerf St. Srancifei, das gegen Die See geht,
hannis. Weil der Berg unfer lieben Grauen,
fechs Bollwerken zu bauen. Auf das Boll:
pflanzten fie fechs große Canonen,
achte auf das Bollwerk: unfer
Petersbollwerk, achte auf das
und drey auf das Bollwerk St, Jo⸗
der Führerinn, noch höher, als das Bollwerk
St. Paul ift: fo befeftigeen fie ihm, und ftellten zehn große Stuͤcken darauf q).
' De Avalo ſchreibt #), in der
Hügel, in einem Dreyecke gelegen,
KHalbinfel, wo Ma kau
und ein Fort auf jedem. Der wichtigfte ift der Hügel St.
erbaut ift, befanden fich drey
1669
Navarette.
—— —
IhreStaͤrke.
Feſtungs⸗
werke.
Paul, welcher mit vier und dreyßig Stücken verſehen ift, deren das kleinſte vier und zwanzig Drey Forte.
Pfund ſchießt; der zweyte Noſtra Seignora de la Penna de Srancia, welcher feinen Na⸗
men von einer Einſiedlerey darauf hat, wird von ſechs kleinen Canonen, und ſechs Achtpfuͤndern;
und der dritte Noſtra Seignora
vier oder fuͤnf Canonen beſchuͤtzt.
es, wenn ſich fremde Schiffe auf der Kuͤſte
Die Stadt hat auch vier Bollwerke,
dem Lande zu gehen. Das erſte
von der Barre) weil es den Hafen beſtreicht; es
wie eine kleine Stadt ausſieht.
fo voll, daß es
de Guyl, der ebenfalls eine Einfiedlerzelle enthält, von
Der Iegtere fteht außer den Stadtmauern, und meldet
fehen laſſen.
deren drey nach der See, und das vierte nach
liege füdwärts und heißt St, Jago de la Barra (oder
ift von Gebäuden und Soldatencafernen
Es hat eine Redute über ſich, und ift mit
fechzehn Bierundzwanzigpfündern verfehen. Es ift auch innerhalb des Bollwerks eine fehr
hohe Kedute, mit fechs großen Stüden verſehen, Die fehr weit tragen. Ale Schiffe, die
über diefe Barre fegeln,
vorbey.
weſten:
halben
ſtatt eines
erſtrecket.
Markt gehalten.
Canonen verſehen, und einer von
ten fie einen Achtumdvierzigpfüͤnder hieher,
Seemeile ſchoß · Das
müffen in der Weite von drey oder vier Piken lang vor dem Fort
Das zweyte Bollmerf, Noſtra Seignora del bon Patto, liegt nad) Suͤd⸗
es ftößt an den Berg Is Penna de Francia, und führer eilf Stuͤcken. Einen
Mufketenfhuß davon ift eine Pulvermühle, wo ſich ein halber Mond anfängt,
Dammes dienet, und fich bis nach dem dritten oder St, Franciſcus⸗ Bollwerfe
Das Ufer zwiſchen beyden ift mit artigen Gebäuden befegt, und dafelbft wird
St. Franciſcus⸗Bollwerk ift das größte unter allen dreyen, mit zwölf
feinen Winkeln geht in die See. Im Jahre 1632 pflanz ⸗
der nach dem Eylande Ra kean, eine halbe
vierte Bollwerk nad) der Küfte zu heißt St. TJuans. Es bat drey
der
Stuͤcken nach dem Thore von St.Dasarus zu, und von Dar ſtrecket fich der Wall nad) dem
St, Pauls⸗Fort,
Sn der Stadt f
denen eine die Tathedralkirche ift,
Fuß breit Land vollkommen eigen hat.
R 0) — ſchrieb zu eben der Zeit, * de
aria, und ſaget doch, — in reiche Leute
darinnen. ch, es gäbe wenig reiche
mM Ein Xeraphin oder vi ap
faft ein Stuͤck ———— vielmehr Sharafin if
q) De Harias portugieſiſches Aſſen, IL Band,
und weiter nach dem Sefuiter- Klofter.
find vier Mönchsklöfter und ein Nonnenklofter, drey Pfarrkirchen, von
und eine Kirche außerhalb der Mauern. Es iſt aud)
eine Stuͤckgießerey hier, und es werden alle Fahre Stücke gegoſſen.
| Erſtlich
auf der 310 und folgenden Selte.
7) Diefe Beichreibung des Marco de Avalo,
eines Italieners, findet fi in der Amfterdamer
franzöfifchen Ausgabe von Pan KRechterens Reife,
son der fchon oben auf der 393 Seite ein Auszug
if gegeben worden, nnd nimmt 12 und eine halbe
Seite ein.
Ber Boll:
werke,
Pulver⸗
muͤhle.
1669
Navarette.
—
Erſter Statt⸗
halter,
Vebertiftet
die Jeſuiten;
— Reiſen nach dem Reiche China.
Erſtlich war die Regierungsform republicaniſch eingerichtet, und beſtund aus den aͤlte⸗
ſten Rathen, ohne einen General, weil es kein eroberter Platz war.
Das erſtemal als ſich die Holländer vor dieſer Stadt s) zeigten, das Eyland zu beobach⸗
een, war es nicht ummauert. Aus Furcht vor einem andern Befuche, fandten fie nach
596, und hielten um einen Statthalter, und eine Befasung von dreyhundert Mann, an,
Der Unterfönig fchickte ihnen Don Stancifco de Maſcarennas. Ber feiner Ankunft gaben
fie ihm, ſtatt der Feftung, ein Haus zu bewohnen, und gehorchten des Königs Befehlen, fo
viel ihnen beliebte. Diefes verurfachte große Zroiftigkeiten, und machte, daß er fich in dag
Kiofter des heiligen Auguſtins begab, in welches die Portugiefen aus dem St. Paulsklo⸗
fter drey Kugeln nach ihm ſchoſſen. Als der Statthalter fah, daß durch Zwang nichts gu-
tes bey ihnen auszurichten war, fo fing er an, ihnen zu fehmeicheln, und die Sachen nach
ihrem Öefallen einzurichten. Dieſe veränderte Aufführung machte, daß fie glaubten, er fey
ihr Freund geworden, und vertrieb alles Mistrauen.
Als er eines Tages die Jefuiten in ihrem Collegio befuchte, fo fagte er zu ihnen, er möchte
fehr gern die Stadt von dem Fort St. Paul überfehen, welches fie auf ihre eigenen Koften,
unter dem Vorwande, fic) einen abgefonderten Aufenthalt anzulegen, erbauer hatten, Die
guten Patres willigten leicht ein; da denn der Statthalter, wenig Tage darauf, funfzig Sol-
daten befohl, ihm zu folgen, einige als feine Begleitung; andere follten zu zween und
Nimmt St.
Paul ein,
Handel nach
- Kanton.
dreyen, zuſammen nachkommen, gleichfam aus Neugier, diefen angenehmen Dre zu befehen.
Diefe Leute ftellten fich fo, daß fie das Thor in ihrer Gewalt hatten, ohne daß es die Jefui-
ten merkten. Maſtcarennas hielt fich bis auf den Abend auf, ohne daß er an das Weg-
gehen gedachte, Die Jefuiten meldeten ihn, die Stunde näherte fich, da das Thor verſchloſſen
wurde. Ihr Eönner euch felbft fortmachen, meine Patres, war feine Antwort,
denn die Thore find ſchon gefchlofien, und werden Morgen in des Rönigs Na⸗
men geöffner werden. |
Die geiftlichen Herren waren vol Wuth, daß man fie fo hintergangen hatte. Sie ließen
erſt ihren Grimm gegen den Statthalter aus, worauf man fie durch einen kleinen Fußfteig
zu ihrem Klofter geben ließ, folchen aber noch felbige Nacht unmegfam machte. Den fol
genden Morgen brachte er eine ftarfe Befagung hinein, und baute nachgehends Solvaten-
wohnungen. Cr ließ auch eine große Eifterne machen, und unten von der Stade bis an
das Fort, Stufen anlegen, die groß genug waren, daß ein Pferd hinauf gehen Fonnte,
Die Einwohner handeln nach) allen benachbarten Ländern, und nach Japan. Weil
fie zu Ma kau feine Seidenmanufaeturen haben, fo befprechen fie die Güter diefer Are zu
Kanton, wohin gewiffe Commiffarien kommen dürfen. Aber zu Vermeidung einiger Be⸗
feidigung von den Chinefen, herbergen die Portugiefen nie am Sande, Cie gehen zu den
zwo großen Meffen hieher, und bleiben oft verfchiedene Monate da. So bald fie ankom⸗
men, gehen fie zum Linterfönige oder bey deflen Abweſenheit zum Statthafter, mic einem
Geſchenke von vier taufend Realen von Achten, wodurch fie Freyheit zu handeln erhalten.
Die Kaufleute bringen ihre Waare an den Ort, wo jener Barken liegen, die gewöhnlich jede
von zwey hundert bis fechs Hundert oder acht hundert Tonnen find, Wenn fie kommen A
‘von
s) Es war im Jahre 1807 unter Matelief. ). Siehe die Nachricht von den Reiſen der oft:
2) In der Grundſchrift Choas, eine Ars chi⸗ indiſchen Handelsgeſeilſchaft V Band, auf der 217.
neſiſcher Schaluppen mit zehn Rudern. und folgenden Seiten, *
XIV Buch VIE Sapitel, 425
von dem Unterkoͤnige Abfchied zu nehmen, (denn ohne deffen Befehl koͤnnen fie nicht abreifen) 1669
iſt er nie zu fprechen, allezeit unpaß oder außer der Stadt, bie ein neues Geſchenk einläuft, Navarette.
das ordentlich noch einmal fo groß als das erfteift. Nach dieſem muͤſſen fie zu An fa on Zoll 7"
geben, und eine Bedeckung von zehn oder zwölf Ko yas ?), mit zween Mann an jedem
Ruder, und einer Wache von zwanzig Soldaten, mitnehmen,
Biel Chinefen gehen zu Ma kau durch Die Straßen, und in Die Häufer, ihre Waaren DieChineſen
zu verkaufen; und wenn fie hören, daß ein Fremder angekommen iſt, fo dringen fie fü find beſchwer⸗
haufenweiſe herzu, und find fo beſchwerůch, daß man fie mannichmal aus feiner Wohnung lich
freiben muß,
Der Verfaſſer, der an allen Pfägen der Portugiefen in Oſtindien gervefen ift, hält Ma⸗ Waaren zu
kau fir den beften, ſtartſten, und vermöge der Handlung für den reichten. Diefe beftehe in Ma fon.
Gold und Silber roher und gearbeiteter Seide, Brocade, Perlen, Rubinen, Mufkus,
feinen Porcellan, Chinamurzel, Rhabarbar, und einer fetten Erde aus den Mordländern,
daraus fie die Tinerur ziehen 7),
2) Die portugiefifche Geſandtſchaft an den Kaiſer von China,
Des Gefandten Aufnahme zu Katıton. Erdiche mach Hofe gefandt. Chineſiſche Fallſtricke.
tungen der Portugiefen. Sein Stol; wird Den Solländern wird die Handlung nach Kan:
gedämpft. Er wird nach langem Verzuge ton. unserfagt. j
Yfndertbatb Jahr nach Verbannung der Miftonarien nach Ma kau 2), langte ein Ge- Empfang zu
fandter von Goa dafelbft an, als ob er vom Könige von Portugal käme, Ex ward Kanton,
frank in Ranton gebracht, schlecht bewirthet, und als ein falfcher Geſandter angefehen,
über welchen Umſtand einiger Streit entſtund. Sein Secretär, ein Gefellfchafter von ihm,
. und ein Caplan, hatten Gehör beym Statthalter, der ihnen befahl, aufbeyden Knien die
Erde mit der Stirn zu berühren, welches eine große Befchimpfung war. Hierauf fragte
er nach des Gefandten Range, und der Caplan glaubte, folchen fehr vornehm zu machen,
und fagte, er fer Hauptmann zu Pferde geweſen. Der Statthalter lachte und antwortete,
feine Bedienten wären Hauptleute zu Pferde, und viele große Befehlshaber. Er gab dem
Kaifer davon Nachricht, und fandte fie in die Hauptſtadt 5) mic Befehl, fie ſollten inner ⸗
halb der Mauer aufgenommen und auf fie Acht gegeben werden : es wurde ihnen aber ein Erdichtun—
elendes Haus angerviefen. Ob dieſes gleich öffentlich befannt war, fo fehrieben Doch die gender Por-
Portugiefen das folgende Jahr nad) Goa, der Abgefandte ſey mit den größten Ehrenbezeu- tugieſen.
gungen von der Welt aufgenommen worden. Der Regulo ſey ihm mit Galeeren voller
Muſik, die mit Flaggen und Wimpeln geziert geweſen, entgegen gekommen; er haͤtte
Seine Epcellenz in ſolche aufgenommen, und nachgehends wären diefelben in einen prächti-
gen Pallaſt gelegt worden, und vieles dergleichen mehr, Die Miffionarien erftaunten über
Diefe Nacheicht, vbwohl det Urheber Derfelben fehwerlich zu erraten iwar. Wer fo was
gefehen Hat, ſaget der Berfaſſer, der wird ſich nicht wundern, wenn fie ſagten, China wäre
nicht in der Welt. A
8
9 Pe muß im Jahre 1sg5 ober 1686 gene DB) Quang chew fu oder Kanton.
ſen fey
Allgem, Beifebefehr, v Hand. \ Hhh
1669
[4
426 Reiſen nach dem Reiche China.
Als der Abgefandte den Regulo befuchen wollte: fo überlegte er, was für Ehrerbie-
VNavarette. thung er ihm erzeigen müßte, Er ließ fich deswegen bey den Miffionarien erkundigen;
Sein Stotz die Meynungen waren verfhieden; der Berfafler rieth, darüber nicht zu ſtreiten, fondern
wird gedäms ſich alles gefallen zu laffen, was der Unterfönig für gut befande. Denn er hielt für aus-
pfet,
gemacht, er wuͤrde in der Höflichkeit eher zu viel, als zu wenig thun; weil die Chinefen
hierinnen fehr verbindlich find. Nach allen diefen Unterredungen folgte der Portugiefe fei-
nem Kopfe, forderte Fahnen zu führen, Trompeten und viele andere Dinge. Allein fo
viele Grübeleyen verderbten alles. Den Tag darauf putzte er fich mir feinen Leuten vortreff-
lich anz und als fie im Begriffe waren auszugehen, fo ließ ihnen der Unterkoͤnig melden, er
hätte Gefchäffte, und koͤnnte Eeinen Befuch annehmen. Die war eine große Demütbi- |
gung, und die Urfache, daß ihn Fein Mandarin befuchte,
Nach langem Der Verfaſſer erklaͤrte fich befonders für feinen Freund, und gab ihm guten Rath:
Verzuge
wird er nach
gleichwohl erlitt er einige Beunrubigung und Befchimpfung, Weil vorermwähnter Zwiſt
wiſchen dem oberften Statthalter oder Generalguvernör von Kanton und den Portugie-
fen dauerte, (welches bis an feinen Tod im Jenner des Jahres 1667 waͤhrte), fu blieb des
Geſandten Gefchäffte liegen. Er ward zwey Jahre zu Ranton aufgehalten, und wäh-
gend der Zeit Foftete er der Stadt Ma Eau, die ihn halten mußte, fehr viel, Der Gefandte -
war voller Unruhe, befonders weil er nur zweytauſend achthundert Stück von Achten mike
gebracht Hatte, damit ev über neunzig Perfonen erhalte folte. Ma kau Eonnte ihm mur
wenig helfen, und entfehuldigte fich zulegt gar, Alle beklagten fich über Die Gefellfehaft c),
welche der Gefandten zu ſchicken vorgefchlagen hatte,
Endlich kam Befehl vom Kaifer, er follte nach Hofe kommen. Aber das Gefchenf,
Hofe gerufen. das er mit fich führte, ſchien Seiner Majeftät fehr gering zu feyn, und war doch in der
Chineſiſche
Beſchim⸗
pfungen.
That uͤber dreyßigtauſend Ducaten werth. Allein, er hatte kurz zuvor eines von den Hollaͤn⸗
den empfangen 4), welches vielleicht machte, daß dieſes klein zu ſeyn ſchien.
Nicht lange zuvor, ehe der Geſandte nach Pe king abreifte, trug ſich eine luſtige Be—
gebenheit zu. Des Königs von Portugal Brief ward vor dem Unterfönige und dem neuen
oberften Statthalter verlefen; da fie denn bemerften , daß er ſich vor feiner Unterſchrift
nicht Seiner Majeſtaͤt treuen Unterthanen genannt hatte, und fragten: warum das
fehlte? Die Portugiefen antworteten: in Europa fey folches nicht gebräuchlich. Sie mel.
deten dieſes dem Kaifer, welcher verordnete, weil der Geſandte fü lange zu Kanton ge:
wartet hätte: fo follte er Erfaubniß haben, nach Hofe zu kommen, und das ausgelaffene
in dem Briefe unterfucht werden. Der Verfaffer aber hat nie gehört, wie die Sache
abgelaufen ift.
Eine von den größten Befchwerniffen der Portugiefen war, daß fie fehen und hören
mußten, wie fehlecht die Chinefen ihrem Oefandten begegneten. Sie nennten ihn einen
_ Mandarin, der gekommen wäre, des Unterfönigs von Portugall wegen Huldigung zu lei⸗
ſten. Wenn er die faiferliche Stade binaufgieng, fo befand fich an feinem Boote eine
Slagge, mit zweenen großen Zügen darauf, welche anbeuteten: diefer Mann Eimmt,
zu buldigen. Alle Abgefandten, die nach China fommen, müffen diefes leiden, oder fie
merben nicht zugelaſſen. Goa
e) Jeſu, oder die Jeſuiten. e) Solche Ausdruͤckungen muͤſſen den Lefer in
d) Im Jahre 1667, da der Herr van Hoorn eines Dominieaners Munde, deffen Orten die In⸗
als Geſandter dahin gieng. Siehe oben a. d. z00 S. quiſition verwaltet, nicht befremden. Noble iſt
eben
XIV Buch VI Sapitel. 427
Goa und die nordlichen Theile, welches faft fo viel als nichts IE, ausgenommen, ha- 1669
ben die Portugiefen nicht ein Fuß Sand in ganz Indien, fondern find überall den Heiden, Mu- Navarette.
hammedanern und Kegern unterthan, und bey felbigen verachtet, verdammt und verſchmaͤht.
Um die Zeit da der portugieſiſche Geſandte nach Peking abreifte, langten zwey hol- Den Hollaͤn⸗
laͤndiſche Schiffe zu Ranton an. Sobald bey Hofe davon Nachricht einlief, ward fogleich dern wird
gemeſſener Befehl ertheife, ſie gerades Weges zuruͤck zu ſchicken, ohne daß ſie etwas kauften die Handlung
oder verkauften. Aller Handel mit Fremden war völlig verbothen. Der Hauptmann, deſſen bbeſchlagen.
Name Conftantin KToble war, befuchte die Miffionarien, und wollte das folgende Sabe
nad) Europa zurüdfehren: aber ich hörte nachgehends zu Muſulapatan, ſaget der
gute fromme Mind, daß er geftorben und nach der Hoͤlle e) gereiſt wäre /).
FEREEEERRERETREEREETFEREITRTN
Das VII Kapitel
Fünf franzöfifcher Jeſuiten Neifen von Ming po fu 1687
nach Peking. Im Jahre 1697. | Du'ssalde.
Einfeitung,
Du Haldes China. Der Jeſuiten Nachrichten find Halt, info fern er China betrifft. Karten, Grund
obenhin abgefaßt. Ihre Karten findgut. Ins wife und Kupfer. Le Comtes Nachrichten.
F ieſe Reiſen ſind aus du Haldes Beſchreibung des Kaiſerthums China, der Du Haldes
oſtlichen Tartarey, Korea und Tibet ausgezogen. Das Werk kam zu Paris im China.
Sabre 1735 in vier großen Soliobänden, mit einer Menge Kupferftiche und allge-
meinen und befondern Karten von diefen Ländern geziert heraus, Man bat auch eine Aus⸗
gabe in Holland in vier Quartbaͤnden, und eine zu Sondon 1738 gedruckte Ueberſetzung in
zween Foliobänden, Der ganze erfte Band, von 678 Seiten, und mehr als die Hälfte
des zivenfen, von 388 Seiten gehörer zu China. Es ift meiftens eine Sammlung von
Schriften von verfchiedenem Inhalte, die von den Sefuiten, welche fich in diefem Reiche
aufbielten 2), an ihre Ordensglieder in Frankreich find geſchickt, und vom du Halde zu⸗
ſammengebracht worden, welche aus der Jeſuiten und anderer, zuvor ſchon bekannt gemachten
Nachrichten, dasjenige, was ihm gut zu ſeyn ſchien, beygefuͤgt hat,
Obwohl diefe Auffäge gewiß ſehr merkwuͤrdige Dinge enthalten, und viele befondere Der Jeſuiten
ochachtung verdienen, zumal Diejenigen, welche die Tartarey und Korea betreffen, davon Nachrichten
man zuvor kaum eine mittelmäaßige Nachricht batte: fo find fie gleichwohl gar nicht fo voll- And obenhin
ftändig, als man von seuten, bie fo gelehrt und einfichtsvofl feyn wollen, als die Jeſuiten, abefaßt.
erwarten ſollte. Darf man fie aus diefen Proben beurtheilen, fo verdienen fie diefes Lob
nicht. Der Leberfege, hat verſchiedene große Eee angemerfet, (vieler —
bh 2 heiten
eben derjenige, der bey den vorigen hollaͤndiſchen a) Vor verſchiedenen befinden ſich der Verfaſſer
rden.
rasen Senne wo Namen, und von den andern hat der Ueberſetzer in
auf der r Vorr i
Singl, auf der 264 Seite, 250 und folgenden Seite. der Vorrede aus den Umſtaͤnden gezeiget, daß fie vom
Miffionarien gefchrieben worden.
428 Reiſen nach dem Reiche China.
Einleitung. heiten von anderer Art nicht zu erwaͤhnen,) die fie nicht wuͤrden gemacht haben, wenn fie in
der Erdbefchreibung und Gefchichte diefer Welttheile, nur mittelmäßig wären erfahren ge
weſen. Und in der That. find die Nachrichten von fremden Sändern und deren Einwohnern,
die man in ihren Miffionsberichten antrifft, ſehr unvolfftändig und voll Fehler, als ob ihre
größte Geſchicklichkeit darinnen beftünde, ihre Kunft und ihren Fleiß aufs befte, zu Fort
pflanzung des römifchen Glaubens, anzuwenden,
Ihre Karten Allein Die Gerechtigkeit muß man ihnen wiederfahren faflen, daß die Erdbeſchreibung
find gut. ihnen gute Karten und Orundriffe, aud) Tafeln der Länge und Breite zu danken hat, die
in diefem Werke find herausgegeben worden, Die acht und dreyßig Karten; wurden von
großen, an denen Dertern felbft gemachten Zeichnungen genommen, deren manche fünfzehn
‚oder zwanzig Fuß lang waren, Das ganze Neich ward auf des Kaifers Koſten ausgemeffen,
welches Seiner Majeſtaͤt unfäglich viel Geld, und acht Miffionarien, neun 6) Jahre Arbeit
koſtete. Sie reiften durch die Provinzen, und beobachteten die Breiten der vornehmften
Städte und wichtigften Pläge, die Längen aber wurden durch Ausmeflung beftimmt.
Der englifche Ueberfeger hat die Befchreibung mit Anmerkungen, und die Karten, durch
Einrückung der Tafeln von den Langen und Breiten, Darauf fie ſich gründen, vermehrt, auch
y den Ölauben und das Anfehen, das fie verdienen, gezeigt. Die Namen der Perfonen, Derter
und Sachen, bat er aus der franzöfifchen Rechtſchreibung, in das Englifche überfegt.
Inhalt, in fo Der Inhalt diefes Werks (welches ohne Bücher und Capitel bloß in Artikel getheilt
fern er China iſt,) fo fern es China betrifft, iſt folgender:
betriſt. Allgemeiner Begriff von dem Kaiſerthume. Von der großen Mauer. Von dem Volke
Si fan oder Tu fan, Tartarn von Roko Noe. Die Lolo, Die Mya tſe. Reifen ver-
ſchiedener Miffionarien durch China. Reife des Fontaney von Pe king nad) Kyang
chew und Nan king. Bouvets Neife von Pe Eing nad) Ranton im Jahre 1693.
Weg von Siam nad) China. Befchreibung der Provinzen, Jahrbuͤcher der chinefifchen
Monarchen. Alter und Größe der chinefifchen Monarchie. Anfehen des Raifers. Regie:
rungsart in bürgerlichen Sachen. Soldatenwefen und Kriegsmacht. Staatsfunft der
Ehinefen. Adel. Fruchtbarkeit des Landes. _Gefchicklichkeit der Künfkler, und Fleiß des
gemeinen Bolfs. Gemürbseigenfchaften der Chineſen. Ihre Geftalt und Sitten. Pradt
auf ihren Reifen und bey ihren öffentlichen Werfen. Ihre Ceremonien, Fefte, Heirathen
und Seichenbegängnifle. Gefängniffeund Strafe, Ueberfluß in China. Seen, Canäle und
Fluͤſſe. Geld und Handel, Ehinefifcher Firniß. Porcellan. Seidenmanufactur. Er-
ziehung der Seidenwürmer, Bon der Chinefen Sprache. hr Papier, Federn, Pinfel,
Drudfen und Buchbinden, Wie fie ftudieren, Bon öffentlichen Schulen, Examiniren
‚ ber Studenten. Einrichtung einer Akademie. Don der Chinefen Gelehrſamkeit und cano-
nifchen Büchern. Sammlung von Befehlen, Erklärungen, Bittſchriften, und fo ferner,
—— Bon berühmten Weibsbildern. Religion der Chineſen. Secte von
autſe. Secte von So. Secte von neuern Gelehrten ©). Stiftung und Fortpflanzung
des Chriſtenthums in China. Sittenlehre der Chinefen. Sammlung von Sehrfprüchen,
Berrachtungen und Beyſpielen. Wiffenfchaften ver Chineſen. Ausfprache ihrer Worte,
Ehinefifche Sprachkunſt. Ihr Geſchmack in den Gefihichten, der Dichrfunft und den
| Schau
5) Vom Heurmonate des Jahres 1708, bie nd Hier endige fid der erſte Band,
ben Jenner des Jahres 1717, > Die folgenden Kupfer find im aten Bande.
XXV Buch VII Sapitl. 429
Schaufpielen mit drey Erzählungen und einer Tragödie, Ihre Arzeneykunſt. Geheimniß Einleitung.
des Puiſes. Kraͤuterwiſſenſchaft. Sammlungen von Recepten. Kunſt, Gefundheit
und langes Leben zu erhalten.
Karten, Grundriſſe und Kupfer.
Barten. Allgemeine Karte von China, der Tartarey und Tibet. Karte von China. Bo- Karten,
genkarte von jeder der funfzehn Provinzen. Karte von dem Fluſſe Kanton. Grundriſſe von Grundriſſe
Kanton, in beſagter Karte, Bon Städten in den verſchiedenen Provinzen, auf ſieben und Kupfer.
Platten. Von zween Tempeln. Aupferftiche. Prächtiger Aufzug eines Unterkoͤnigs.
Kleider der Chinefen. Hochzeitproceffion. Leichenbegaͤngniß. Bäume, Wurzeln und fo
ferner. Barken, Fiſcherey und dergleichen. Münzen. Seidenmanufactur. Confus
cius 4). Bild des Pater Ricci und Abzeihnung des Kreuzes, das mit den chinefiichen
Ehriften begraben wird. Verbieſts, Schasls, eines befehrten Mandarinen, und deſſen
Tochter Bildniffe. Moten zu chinefifchen Geſaͤngen. Obſervatorium zu Pe fing.
Die folgenden Reifen, die wir aus diefem Werke genommen haben, find von den Je—
füiten Bouvet, Sontsney, Gerbillon, le Comte und Disdeloy, verrichtet worden, Die der
König von Frankreich als feine Mathematiker an den Kaifer von Ehina fendere. Die Reife
bis Siam hat Tachard befchrieben, der unter ihrer Zahl war, aber von da mit einem Ger
fandsen nach Europa zurüc gieng. Die Reife von Siam nach Ning po, und mas da-
felbft vorgegangen ift, bat le Comte beſchrieben, aus dem wir ſolches, als eine bequeme
Einleitung, zu ihren Reiſen von bar nach Pe king, eingerüct haben, und dieß deſto eher,
weil man ihn für den Verfaſſer des Tageregifters hält, obwohl einige folches dem Sontas
ney zufihreiben.
Ludwig le Comte gab feine Nachrichten von China franzöfifch heraus ©). Man hat Le Comtes
verſchiebene Ausgaben davon. Eine Amfterdamer in zween Detavbänden, im Jahre 1698, Nachrichten.
eine Parifer in dreyen Im Jahre 1701. Sie find unter dem Titel; topograpbifihe natur:
forfchende Staats: und Kirchen· Nachrichten und Bemerkungen , englifh überfege
worden. Man hat davon zwo Yusgaben in Octav. Die letzte vom Jahre 1737, nebft
einem Yuszuge in Harriſens Sammlung. Der Verfaffer hat fein Werk in vierzehn Briefe
getheilt, die an verfchiedene franzöfifche von Abel gerichtet find; als ein Furzer Inhalt der
Unterredungen, wie ex faget, damit fie ihn beehret haben, Er machet fie alfo nicht als eine
ordentliche vollſtaͤndige Nachricht von diefem großen Reiche befannt, fondern nur als Anmer-
Eungen, die andern zu einer ausführlichen Geſchichte Dienlich ſeyn kͤnnen. Der Inhalt von
feinen Briefen iſt: 1) Reife von Siam nach Peking. 2) Empfang beym Kaifer, und
was er dabey angemerkt. 3) Bon den Städten ‚ Häufern und vornehmften Gebäuden in
China. 4) Sandesart, Boden, Kanäle, Fluͤſſe und Früchte, 3) Alterthum, Adel,
Sitten und Eigenſchaften der Chineſen. 6) Ihre Wirthſchaft und Pracht. 7) Sprachen,
Schriften, Bücher md Sittenlehre. 8) Wis und Gemüthsart. 9) Staatsform und
Regierungsart. 10) Alte und neue Religion, 1) Anfang und Wachsthum des römifchen
Glaubens. 12) Wie, ihn die Miſſionarien fortpflanzen. 13) Befehle zu deffen Vortheile.
14) Allgemeiner Begriff yon den mathematiſchen und nafurförfchenden Bemerkungen, die in
Indien und China gemacht worden find» —
MEERE 5653 Dur
e) Neue Nachrichten von dem gegenwärtigen Staate von Ehina.
430 Reiſen nach dem Reiche China.
1687
le Comte.
— —
Ankunft zu
Siam.
Abreiſe.
Sie muͤſſen
wieder zuruͤck.
!
Der I Abſchnitt.
Reiſe von Siam nach Ning po fu in China.
Ankunft zu Siam. Abreiſe. Sie muͤſſen wieder Ning po. Sie kommen vor den Mandarinen.
zuruͤck. Verſchwoͤrung in Siam. Sie fegeln Man verftatter ihnen zu landen. Der
nach China ab. Aberglaͤubiſche Gebräuche. terfönig ift nicht zufrieden. Sie wenden fich
‚ Dpfer. Gefahr von einem Wirbelwinde. Ber an den Verbieſt. Man hohlet fie nach Hofe,
unruhigung wegen der Seeräuber. Ankunft zu Große Duͤrre. Jeſuitiſcher Stol;.
udwig der XIV hatte fechs Jefuiten, unter dem Titel feiner Mathematiker, nach China
= zugeben verordnet, damit fie bey dem Unterrichte in diefen Willenfchaften Gelegenheit
haben möchten, ben römifchen Glauben auszubreiten. Sie fegelten im Anfange des Jahrs
1685, am Borde des Schiffes ab,in welchem Herr de Chaumont, als Gefandter, nach Sis
am gieng. Bis dahin war ihre Reife glücklich: aber fie wurden in diefem Sande faft ein
Jahr aufgehalten, weil fie Die befte Zeit im Jahre, zu Ausführung ihrer Abſichten, erwar-
ten mußten.
Der König von Siam tar bey ihren aftronomifchen Wahrnehmungen bey feiner Reſi⸗
Un⸗
denz zugegen. Wie er aber über alles, auch die Richtigkeit, mit der fie eine Mondfinſterniß
vorher fagten, bewunderte, fo gerieth er auf die Gedanken, fie an feinem Hofe zu behal-
ten. Allein, auf erhaltene Nachricht, was fie für Befehle häften, willigte er ein, daß wiere
von ihnen nach China gehen mörhten, mit dem Bedinge, Tachard follte nach Frankreich
zurück gehen, und bey dem Könige um mehr Mathematiker anfuchen, einer aber indeffen
bey ihm bleiben. Tachard gieng alfo nad) Europa, und le Tomte blieb in Siam, da
Sontaney, Berbillon, de Disdelou und Bouvet nad) Ma Eau zu Schiffe giengen.
Tachard fam mit den Öefandten aus Siam glücklich zu Paris an: aber die nach
China gefegelt waren, wurden in wenig Tagen von einem Sturme überfallen, der ihre
Reife hinderte. Das Schiff ward durch den Sturm laͤck, und kam mit geoßer Mühe un:
ter eine Inſel, unweit Raffomer, einer Provinz von Siam,
Die Miffionarien giengen bier ans fand,
fen, dafelbft an Bord eines englifchen, nah) Ranton beftimmten,
und befchloffen, zu Lande nach der Hauptſtadt
die an Kamboſa graͤnzet.
zu rei⸗
Schiffes zu gehen, wel⸗
ches im Anfange des Auguſtmonats abfegeln follte. Sie giengen in die Wälder ‚in Hoff:
nung, Städte und Wegweifer anzutreffen, verivrten fich aber bald,
Weil die großen Re⸗
gen eine Ueberſchwemmung verurfacht hatten : fo giengen fie barfuß, durch die unter Waſſer
ſtehenden Felder, und wurden von unzähligen Muſkitos und Blutigeln gequält, und waren
in beftändiger Surcht, vor Schlangen, Tygern, Büffeln und Elepbanten, von denen die
Wälder voll find.
Ihr größtes Elend war Hunger, durch den fie unfkreitig umgefommen wären,
niche endlich ein Eleines Dorf angetroffen hätten, deſſen Einwohner fie
zurück führten. Sie langten dafelbft, nad) einer vierzehntägigen Wan
a) Unweit dem Vorgebirge Komorin, in dev und man beſchuldi
dießfeitigen Halbinfel von Indien.
wenn fie
zu ihren Schiffen
—— derſchaft, halb todt
vor Muͤdigkeit und Hunger an, und kehrten zur See wider nach Siam. Han ihrer
Abwe⸗
gte die Jeſuiten, ſie haͤtten ihn
angereizt⸗/ nach dem Throne au ſtrebe it er
3) Conſtance wardmachgehends hingerichtet, das Pabſtthum einführte, zu fireden, damit €
7
XIV Buch VII Capitel. 431
Abweſenheit, hatte le Comte es bey dem erften Minifter, Herrn Conftance dahin gebracht, 1687
daß er. in ein Klofter von Talspoins (fo nennen fie ihre Priefter,) mar gefegt worden, fie
wo möglich zu befebren,
In dieſer Abſicht legte er ihre Kleidung an, gieng frey mit ihnen um, und nahm ihre
ſtrenge Lebensart an; dieſes wirkte etwas zu Madura a): allein die Verſchwoͤrung der
Malais und Makaſſaren, welche ſich damals ereignete, gab dem Herrn Conſtance ſoviel
zu thun, daß er nicht Zeit Harte, an den Miſſionaͤr zu denken. Der König und fein Minifter,
der roͤmiſchkatholiſch 5) war, nebft alfen, die fich zum römifchen Glauben befannten , ſtun⸗
den in Gefahr, in einer Nacht hingerichtet zu werden. Allein, die Verſchwoͤrung ward zu
rechter Zeit entdeckt, und man ſtrafte die Schuldigen.
Weil ſich die Zeit näherte, da Tachard mit neuen Miſſionarien und Mathematikern
anlangen follte: fo beredeten die andern Jefuiten den le Comte, ſich mit ihnen nad) China
zu Schiffe zu begeben. Den ızten des Brachmonats im Jahre 1687 fegelten fie alle nach
Ning po, einer wichtigen Stadt und Hafen in Che kyang ab. Sie hielten nicht für
gut nach Ma Eau (roie fie erft Willens waren) zu gehen, weil ihnen berichtet wurde, die
Portugiefen würden fie nicht allzuwohl empfangen. _ Der Verfaſſer rücker bier ein Tageregi-
fer ihrer Reife ein c), und verfpricht Dem Herrn Pontchartrain, an welchen der Brief
gerichter ift, einige geographifche Rachrichten bey anderer Gelegenheit 4). \
Sie befanden ſich auf einem kleinen chinefifchen Schiffe, das die Portugiefen ein Soms
me nennen, ohne einige Bedeckung dor dem Wetter, und fo enge beyfammen, daß fie
aus Mangel des Plages nicht liegen Fonnten. Bey ihnen fund ein Goͤtzenbild, das von
dem Kauche einer ihm zu Ehren beftändig brennenden Lampe ſchwarz war, und täglich mit
teufliſchem Aberglauben verehrt wurde. Diefes war ihnen fo ſehr zumider, als die Hige
der gerade auf ihre Köpfe fiheinenden Sonne, Kaum hatten fie Waller, den Durft zu loͤ—
fhen, und drey Mahlzeiten Reiß einen Tag, waren ihre ordentliche Nahrung.
le Eomte.
— —
Verſchwoͤ⸗
rung zu
Siam.
Sie ſegeln
nach China.
Der Hauptmann lud ſie zwar oft ein, mit ihm zu eſſen: ſie entſchuldigten ſich aber, Aberglaͤu⸗
weil die Speiſen erſt dem Goͤtzenbilde geopfert wurden. Weil ſie die Sprache nicht reden biſche Ge⸗
konnten fo ſuchten ſie die Leute manchmal durch einen Dollmetſcher von der Thorheit ihres Ber-
fahrens zu überführen, Endlich ward der Streit hitzig, die Schiffsleute wurden über das,
was fie von ihrem Bilde fagten, ergrimmt, und giengen, mit drohenden Blicken, und mit
haben Piken bewaffnet, auf fie los: allein es gefchab, ihrem Gögen zu Ehren einen Umgang
zu halten, nicht die Neifenden zu befchädigen.
Der Berfaffer glaubet, es ſey ſchwerlich ein Volk fo abergläubifch, als bie Chinefen e),
Die ſelbſt dem Compaſſe, nach dem fie fteuern, Opfer bringen, ihn beftändig beräuchern ‚und ihm
oft Speifen zum Opfer vorfegen. Zweymal den Tag warfen fie kleine Stuͤckchen Goldpapier,
wie Geld,in die See, ſolche gleichſam ſich gefaͤllig zu erhalten. Manchmal ſchickten ſie ihr einige
Boote aus eben der Materie gemacht, damit die Wellen folche herum werfen, und indeflen
ihr Fahrzeug verfchonen möchten. Wenn aber die See fich durch nichts befänftigen ließ ,.
und ungeftüm ward, fo brannten fie einige Federn an, deren häßlicher Geſtank und Rauch,
genug waren, den Teufel fortzujagen, der Ihrer Meynung nach folches Ungeftüm be
© Bielleicht wird das fol, ifter da: e) Dieß gilt ni den Chinefen überhaupt
i e iſter da⸗ eß gilt nicht von den haupt,
— Bet "noch von des Confucius Anhängern, fondern von
d) Le Comtes Nachriche ; en Nachfolgern der Religion des Fo.
3 und folgenden Seite, ° ech China, auf ber . d folg 8
braͤuche.
1687-
le Comte.
ser
Ihre Opfer,
Unruhe we⸗
gen der See⸗
raͤuber.
* geifſen nach dem Reiche China,
Sie kamen einſt bey einem Berge vorbey, auf dem einer von ihren Tempeln ſtund, da
fie denn, außer den ordentlichen Ceremonien, als Speiſeopfern, Lichter und Käuchwerf anzüre
den, Goldpapier in die See werfen, und unſaͤglich viel ſolcher Poffen machen. Ale befchäfftig«
ten fich fünf oder fehs Stunden lang zuſammen, ein Eleines Fahrzeug, wie ihr eigenes, vier
Fuß lang, zumachen. Es mar fehr Fünftlich, mit Maften, Tauen, Segeln und Flag:
gen, Compaß, Rudern und Schaluppe, Gewehre, Küchenvorrathe, Lebensmitteln, La—
dung und Nechnungsbuhe, Sie hatten auch fo viele Stückchen Papier, als Leute im
Schiffe waren, gefärbt, und an ihre gehörigen Stellen gefest. Diefe Mafchine ward auf
ziweene Stöcde geſteckt, und bey dem Tone einer Trummel und eines Kupferbeckens im Ges
fichte des ganzen Schiffsvolfes erhoben. Ein Schiffimann in eines Bonzen Kleidung
war der vornehmſte unter ihnen, welcher mit einem Duartierftabe allerhand Affenpoffen
trieb, auch dann und warn ein lautes Gefchrey anhub. Endlich ward das geheimnißreiche
Kinderfpiel den Wellen überlaffen, und mit des Bonzen Zurufen begleiter, bis es ganz
aus dem Gefichte war. Dieſe lächerfiche Beluftigung,, faget der Jeſuit, ergügte Die Boots⸗
leute, unterdeffen daß wir uns über ihre Blindheit Fränften. - '
Bald darauf bildeten ſich die Schiffsleute ein, in einer Gegend der See, die von Raͤu⸗
bern fehr beunruhigt ward, ein Schiff zu fehen. Sie hatten vortveffliche Ferngläfer, durch
welche fie Maft und Segel entdeckten, ja felbft das Tauwerk ſahen; und aus dem Laufe,
den es nahm, mar augenfiheinlich, daß es fie fprechen wollte. Alle arbeiteten fehr eifrig,
das Schiff in den beften Vertheidigungsftand zu ſetzen, fehienen aber fehr beftürze zu ſeyn.
Weil fie Feine Kanonen hatten, fo waren die Miffionarien in eben fo großer Furcht, als die
Epinefen. Endlich wor es ein Baum, der von der Küfte war abgeriffen worden, Die
Erde und Steine um ihn herum verurfachten, daß er aufgerichtet ſchwamm, und fein ſtar—
fer Stamm mit den ausgebreiteten Aeſten einem Schiffe glich, und Maften, Segelftangen
und Segel vorftellte,
Gefahr wer
gen eines
Wirbelwin⸗
des.
Als fie ins Geſicht des Eylandes Emouis f) auf der chineſiſchen Kuͤſte kamen,
das wegen ſeines bequemen Hafens beruͤhmt iſt: ſo wendete ſich der Wind ploͤtzlich, worauf
eine Windſtille und ſchwarze Wolken, die den Horizont bedeckten, folgten, und die Pilo—
ten fih vor einem Wirbehvinde (Typhon) fürchteten, welcher das fehreclichfte in den
ehinefifchen und japanifchen Seen iſt. Denn wo der Hauptmann nicht gefchickt, das Volk
zahlreich, und das Schiff ſtark ift, fo fünnen fie dem Verderben nicht entgehen. Dieſer
Typhon ift ein wütender Wind, oder vielmehr eine Vereinigung aller Winde, die auf
einmal blafen; fo daß die Wellen das Schiff von allen Seien anfallen, und erfchrecklich
Bin und her werfen. Weil folche oft länger als drey Tage anhaltens fo werden die Boots: _
leute endlich ganz ermuͤdet, und überlaffen das Schiff den Wellen, Die es zerreißen, oder
an die Klippen werfen. Sie brachten vier Tage in Erwartung eben dergleichen Schickſals
zu, bis es den Miffionarien einfiel, um Abwendung diefes Ungewitters den heil, Franz
Xavier anzurufen, und ihrem Gebethe durch ein Gelübde Nahdruf zu geben, Kaum
maren fie aufgeftanden, ſaget der Berfaffer, als entweder durd) ein Wunder, oder Durch
den Sauf der Natur, ein vortheilhafter Wind wehte, der fie in Den Hafen führte,
Be
F) Der Emwis. Ohne Zweifel Amwi, das und follCbin bay heigen, welche Stadt ander Ein
in den holländifchen Gefandtfchaften oft vorfömmt. fahrt des Fluffes an der Nordſeite liegt, da Ting
g) Dder Ting bay, nad) der franzoͤſiſchen und bay das Eyland Chew ſhan if.
engliihen Ausfprache. Es ift vielleicht ein Fehler,
——— — ———— ——— *
* — - ee Fragt ——
nn Sir
XIV Buch VIII Capitel. 433 |
Le Comte hat nie fo etwas fehreckliches gefehen, als die unzählige Menge Klippen 1687
und wuͤſten Eylande, durch welche fie gehen mußten. Die Durchfahrt war an manchen le Tomte.
Orten kaum zehn Schritte weit, Sie fteuersen auch durch eine fehr weite Bay, in der Die Ant
Chineſen ganz ftille fehtweigen, aus Furcht, fiemöchten einen benachbarten Drachen beunrubigen; — *
daher Die Miſſionarien fie der Stummen Bay nannten. Wie fie unter dieſen ſchreckli— x
chen Klippen einige Zeit zugebracht hatten: fo entdeckten fie endlich eine Fleine Stadt, Tim
bay.g), das iſt, Bränze der See genannt, an der Mündung des Fluffes, welchen fie
binauf khifften, und drey Meilen 4) höher unmeit der Stadt Ning po ankerten. Ihre
Reife Hatte ſechs und dreyfig Tage gewähret: Ob ſie aber gleich dem Plage, wohin fie
ſich gewuͤnſcht hatten, ſo nahe waren: fo durften fie doch nicht daran gedenken, daß fie gleich
bineingefommen wären, weil China ein Sand ift, wo alles mit fehr vielen Umſtaͤnden ge—
ſchieht. Der Hauptmann fand für gut, fie zu verſtecken, und fie wurden in den Schiffer
boden binuntergelaffen, wo Die Hiße und andere Beſchwerlichkeiten ihnen faft unerträglich
fielen. Ungeachtet aller Vorſichtigkeit aber, entdeckte fie doc) ein Zollbedienter, der des
Schiffs Sadung aufzeichnete, einen Mann in dem Schiffe ließ, und fi) darauf zu feinem
Vorgeſetzten begab. ’ x
Diefer Mandarin befahl, fie vor ihn zu bringen, Eine Menge Volks begleitete fi. Sie kommen
Sobald fie in die Halle kamen, wo er faß, befahl man ihnen niederzufnien, und neunmal vorden Mans
mie den Köpfen auf die Exde zu fehlagen. Diefe Ehrerbierhung wird dem erften Manda: darin.
tin erwiefen, der den Kaiſer vorſtellet. Er ſah ſehr ernfthaft und ftreng aus, und um ihn
ber ftumden feine Öerichtsdiener, wie römifche Lictores, mit Ketten und großen Stäben,
Diejenigen, die der Richter ihnen überlieferte, zu binden und zu fihlagen. Nachdem ihm
die Kefuiten ihre Schuldigkeit erwieſen hatten, fo fragte er: mer fie wären und was fie
wollten? Sie antworfeten; weil fie gehört hätten, daß Pater Derbieft und verfchiedene
andere ihre Religion mit Fortgange ausbreiteten, fo Fämen fie in eben der Abficht ber; und
da fie wüßten, daß der Kaifer fehr gnädig gegen fie wäre: fo hofften fie, deffen Mandarinen
würden ihnen ebenfalls beförderlich feyn.
Obgleich dem Mandarin unftreitig diefe Fühne Erklärung unvermuthet Fam: fo fehlen Sie duͤrfen
er doch ihren Eifer zu billigen, und fagte, er nünfchte ihnen zu dienen, müßte aber erſt ans Land
den Statthalter befragen. Indeſſen befahl er ihnen, wieder in ihr Schiff zwgehen, wel: Eehen.
es ihnen ein flrenges Gefaͤngniß zu feyn fchien. Der General der Soldaten, die aus funf-
zehn oder zwanzig faufend Mann in und um Die Stadt beftunden, verlangte fie einige Tage
darauf zu fehen, und gieng mit ihnen fehr verbindlich um. e Als fie ihn verliehen, um zu
dem Statthalter zu geben: fo ließ er folchen durch einen Aficier erſuchen, er moͤchte ihnen
guͤtig begegnen, welches auch geſchah. Nachdem acht Tage uͤber den Berathſchlagungen
hingegangen waren: ſo ſandte der Zollmandarin nach ihnen, und verlangte ihre Sachen zu
feden, welche in verſchiedenenen Ballen von Büchern, Bildern und mathematifchen Werf-
zeugen beftunden, Man öffnete nur Dreye von ihren Kiffen, ohne einigen Zoll zu fordern;
und Seine Herrlichkeit meldete ihnen, fie Fönnten in den Vorſtaͤdten bleiben, bis fie von
dem Unterfönige in der Provinz Nachricht erhielten 2), &
ie
h) Kling po i ß hi tes Nacıl er 7 und folgen⸗
—— Se. iſt zehn Meilen von der Muͤn⸗ BR Nachricht auf der 7 und folgen
Algen. Veiſebeſchr. V Band. Jii
434 | Keifen nach dem Reiche China.
1687 Sie fingen an, in ihrer neuen Wohnung etwas ruhig zu werden, als ihnen gemeldet
le Eomte, wurde, der Unterkoͤnig fey fehr zornig Darüber, dag man fie Habe ans Sand gehen laſſen,
und wäre Willens, ſie wieder nach Indien zurück zu fenden. Es feheint, als hätte er fie
Der nt ·rts. Als fünf Europäer vorgeftellt, die aus Privarabfichten, fich zu Ning po zu fegen, gefommen _
nig iſt uͤbel
zufrieden.
waͤren; fo daß das Li pu⸗Gericht zu: Peking beſchloß, ſie ſollten fortgejagt werden, und,
der Gewohnheit nach, dem Kaiſer einen darauf abzielenden Befehl vorlegten, mit dem An:
ſuchen, folchen zu unterzeichnen. Wofern diefes wäre vollzogen worden: fo wären fie, und
vermuthlich auch die Mandarinen, die ihnen fo gefällig gewefen waren, verlohren geweſen.
Der Unterfönig hätte die Waaren auf dem Schiffe eingezogen, und darauf dem Haupt:
manne befoblen, die Miffionarien zuruͤck zu führen, der fie aus Rachgier würde über Bord
geworfen haben. Sie hatten aber die Vorfichtigfeit gebraucht, an den Intorcetta, einen
iealienifchen Miſſionaͤr und General der Jeſuiten in diefen Gegenden, wie auch an den
Derbieft, zu ſchreiben, und um Nachricht , wie fie weiter fortfommen koͤnnten anzufuchen.
Sie wenden Diefer legtere hatte ſowohl vom Unterfönige von Boa, als vom Statthalter zu Ma
fich an den kau, Briefe wider die franzöfifchen Miffionarien erhalten, wagte es aber doch, ihnen benzuftehen.
Sebieft Der Kaifer befand ſich damals in der Tarfarey, und Derbieft ſchrieb an einen Freund am
Hofe, Seine Majeftär von diefer Ankunft zu benachrichtigen. Der Brief ward, durch
ein vorfegliches Berfehen, in des Kaifers Packet gethan, daß ihn der Kaifer alfo las, und wie
ihm der Befehl zur Unterſchrift vorgelegt wurde, fagte, er wollte es überlegen, wenn er
nad) Peking kaͤme; welches vierzehn Tage darauf war. Der Hof verwunderte fich über
diefen Aufſchub, weil es des Kaifers Gewohnheit war, ſolche Schriften innerhalb dreyen Ta-
gen zu unterzeichnen, oder zu Durchftreichen.
Intorcetta, ihr Superior, ließ für fie
öffentliche Geberhe zu Jong chew anftellen, und in der Meynung, das Gefehren unſchul⸗
diger Kinder vermoͤge bey Gott ſehr viel, brachte er alle Chriſtenkinder in die Kirche zuſam⸗
men, wo ſie auf der Erde lagen und betheten.
Sie werden Sobald der Kaifer nach Peking zuruͤck kam, meldete ihm Verbieft, die neuen
nach. Hofe Miffionarien wären feine Brüder, und koͤnnten wegen ihrer Gefchicklich£eit in der Meßkunſt
gefordert. Seiner Majeftät nüslich feyn. Darauf antwortete der Kaifer, wenn fich das fo verhielte,
x fo fähe er Feine Urfache, warum er fie aus feinen Ländern treiben follte. Er forderte feinen
geheimen Rath zufammen, zu dem die Prinzen vom Geblüte gelaffen werden, und beſchloß,
nebſt demſelben, ſie ſollten mit Ehrenbezeugungen nach Hofe geholt werden. Der Befehl
hierzu ward an das Li pu⸗Gericht geſchickt, welches ihn an den nterkoͤnig von Che Eyang
beförderte. Diefer ward alfo genoͤthigt, fie in China einzuführen, da er fie Hatte vertreiben
wollen, und Gefahr lief, feiner falfchen Nachrichten wegen in des Kaifers Ungnade zu ver⸗
fallen. Er wartete vierzehn Tage, ehe er fie von ihrem Gluͤcke benachrichtigte
Srofe Waͤhrend ihres Aufenthaltes zu Ning Po, machten fie fih mit den Mandarinen noch
Die miehr bekannt, die fie befchenften, und in ihre Häufer luden. Sie füchten vergebens, die-
felben zu befehren; nur der Statthalter fehien ſich dem Glauben zu nähern, Da fie fünf’
Monate lang mit großer Dürve geplagt wurden, und Flüffe und Canäle aus Mangel des
) Das ift falſch. Sie bethen nicht die Bilder
am, fondern fie Bethen vor Denfelben.
2) Der Leſer Fann fehen, aus mas für ſchwachen
Ständen fie andere ihrer Neligion geneigt erkennen.”
a) Es iſt falſch, was le Comte hier dem Lefer
Regens
beybringen will, als erkennten ſie den wahren Gott
nicht. Ferner, war der Vertrag ſehr ungleich.
Es follten die Leute, wenn Regen fiele, ihrem Goͤtzen⸗
dienſte abſagen, und die Sefuiten festen. nichts das
gegen, wenn er nicht fiele,
XIV Buch VII Sapikl. 435
Regens vertrockneten: fo nahmen die Priefter und Mandarine ihre Zuflucht umfonft zu den
Opfern. Sie fragten die Miffionarien, was für Mittel man in folchen Fällen in Europa
brauchte, und auf erhaltene Antwort, daß man durch Erniedrigung, Buße und Geberb, den
Himmel bewegte, bofften fie, ihre Gotzen auf gleiche Art zu rühren: allein fie riefen Götter
an k), die Ohren hatten, und nicht hörten, Endlich ließ der Statthalter fragen, ob ihm
die Miſſionarien verſtatten wollten ‚ In feiner Pracht, ‚in ihre Kapelle zu kommen, und ſein
Geberh zu Gott mit dem ihrigen zu vereinigen. Sie gewährten ihn feines Berlangens, und
verſicherten ihn, wenn er gläubig und aufeichtig bethete, fo wiirde er Das Gebethene un-
ſtreitig erlangen,
- Während der Zeit aber, da fie die Sachen in Ordnung brachten, ihn zu empfangen
meldete ihnen fein Secretär, fein Herr würde den folgenden Tag frühe bey ihnen feyn, weil
er fich eben den Morgen, um acht Uhr, auf einem benachbarten Hügel einfinden müßfe, wo
er mif einigen Mandarinen einem Drachen ein Dpfer bringen’ wollte. Sie meldeten dent
Secretär zur Antwort, der Chriſten Gott märe ein eifriger Gott, der andern Die ihm allein
gehörige Ehre nicht geben ließ. Seine Ödtter wären Bilder oder: Gefchöpfe, welche Feine
Macht ſich oder ihm zu Helfen hätten, und alfo Berachtung verdienten, Le Comte glaube
1687
le Eomte,
ED ern
Jeſuitiſcher
Stolz.
wirklich, der Statthalter ſey uͤberfuͤhrt geweſen, habe aber aus irdiſchen Abſichten ſeinen
nicht abfagen wollen 2). Die Miſſionarien wollten, wie es feheint, dem bei:
ligen Sranz Zaver in einer ähnlichen Gelegenheit nachahmen, und ein Kreuz in der Stadt
unter folgenden zwo Bedingungen aufrichten; erſtlich, daß ſie vom Himmel den benoͤthig⸗
ten Regen erhalten wollten: zweytens, daß, wenn dieſes geſchaͤhe, Die Leute ihre Goͤtzenbil⸗
der niederreißen, und den wahren Gott erkennen follten m). Manche aber waren der Mey:
nung, man ſollte nichts wagen, Das ihrer Religion fehädlich wäre, wenn es fehlte 7).
Der U Abſchnitt.
Ihre Reiſe von Ning po fr, nach Ching hyen fi,
Sie verlaſſen Ning po. Der Talgbaum. Schoͤ— Volkreiches Land, Ukyang. Su chew fi.
ner Canal, Shan hing fu. Syau-ſhan hyen. Barken und Canal, Vu⸗tſhe-hyen. Chang
Hang chew fü. See Si hu. Belhreibung chew fu, Sie verlaffen den Snal. ı Stadt
der kaiſerlichen Barke. Der Canal. Sie ver⸗ Tan yang. Großes Dorf Molin. Stadt
laffen Hang chew. Dorf Tantſi. She men Ching? kyen⸗fu. Angenehme Ausſicht.
hyen. Kya hing fu. Provinz Kyang nan.
(Sie zeiften von Ning po, den 2öften des Wintermonats, im Jahre 1687 , bes Abends
in Barken ab, nebft einem Mandarin, ber ihnen von dem Statthalter zugegeben
wurde. Den arften, des Morgens, fuhren fie bey Nu⸗ yau⸗ hyen a) , einer Stadt vom
dritten Range, die unter Shan bing ſteht, vorbey. innerhalb ihrer Mayern fteht ein
ſehr hoher Berg, auf dem nicht ein Haus zu fehen iſt, als gegen den Fluß. Ein kleiner
Fluß ſondert den Ort ab, wo ſich der von Li ko⸗lau erbaute Pallait befindet, und man
—* ii * ſieht
n) Ca Roque, ein eifrig Atimi meter, der Muhammedaner ihrer, "hätte es ſtark ges
—* im Anfange (eher en Mile k i
ien hätten zu Sidon ‚ regnet.
verſchi reffionen * KR
um Regen vergebens örhalten Bee mh 4) In der Jeſuiten Karte: Whi bau byen,
Irrthuͤmern
Abreiſe von
Ning Po.
-
436 Reiſen nach dem Reiche China.
1687 fieht da eine Bruͤcke von drey Bogen, ſehr wohl gebaut, welcher gegen über fieben oder. acht
fe Eomte. Triumphbogen aufgerichtet find, die einander faft berübven. Den Abend giengen fie über
Sontaney. zweene Dämme, und langten an einem Orte an, wo fie die Barken durch eine mit großen
Steinen gepflafterte Bahn in die Höhe ziehen, und von dem Gipfel folche in einen Canat
hinunter fahren laffen, der neun oder zehn Fuß hoͤher, als der Fluß, it. Es matten bier
verſchiedene Seute, fich zu diefer Arbeit Dingen zu laſſen; die fie, vermittelſt zweener Dreh:
baͤume, in einer Vierthelſtunde verrichten.
Der Talg⸗ Das ganze Sand beſteht aus großen mwohlbebaufen Ebenen, mit ſchrecklichen und öden
baum.
Schöner
Canal.
Bergen umgraͤnzt. Doch ſind einige mit Fichten und Cypreſſen beſetzt, welche das gemeinſte
Holz ſind, das man zwiſchen Ning po und Hang chew ſieht. Der Baum, welcher den
Talg liefert, iſt faſt eben ſo gemein, beſonders gegen Ning po, wo faſt keine andere Baͤume
zu ſehen ſind. Sie hatten einſt ihre Blaͤtter verlohren, und hingen voll Fruͤchte, da fie denn,
wieder Früchte Schalen abgefallen waren, in derFerne wie mit weißen Blumen bedeckt ausfahen.
Den 2gften, des Morgens, gingen fie queer durch einen See, oder vielmehr
durd) einen Arm des Meeres , Tau hů genannt, two fie auf ihre eigenen Koſten andere
Barken mierheten; denn der Mandarin erklärte fih, da er feinen Befehl vom Kaifer hätte,
fo Fönnte er die Beamten nicht verbinden ‚ fie, weiter als der Strich von Ning po gienge,
mit Nothwendigkeiten zu verforgen,
Der Canal, auf dem fie fehifften, dat faſt zwanzig Meilen in der Fänge, iſt auf einer
Seite mit großen platten Steinen eingefaße, die fünf bis fechs Fuß lang, zweene breit, und
zwey bis drey Zoll dick find. Sein Wajfer iſt rein und heil, und feine Breite ordentlich
zwanzig oder dreyßig geometrifche Schritte, manchmal auch vierzig und noch mehr. Er
läuft an verfchiedenen Drten eine Seemeile, auch bin und wieder zwo, in einer geraden Linie
fort. In gewiſſen Weiten £riffe man ſchoͤne Canäle an ‚ Die fich auf beyden Seiten durch
das Feld erſtrecken, und wieder in andere fheilen. Dieſe machen eine große Menge Eylande,
daß folche Canäle wie ein großes Labyrinth ausfehen, wenn man fie von den Bergen betrach⸗
tet, welche diefe fehönen Ebenen umgränzen,
Shan Bing In diefem angenehmen Sande liegt die Stadt Shau⸗ Ding, die durch eine große Menge
fu.
Jeſuiten Kabtenz Tſyen dang:
mit Brücken bedeckter Canäle durchkreuzt wird, Diefe zahlreichen Brücken find ordentlich
ſehr hoch, umd aus einem einzigen Bogen gemacht: weil fie aber oben ſehr ſchwach find, . |
fo fahren Feine Wagen über fie, und alle Saft wird hinüber getragen. Manche haben ftate
der Bogen, drey oder vier große Steine manche von jehn zu achtzehn Faß lang, querüber
auf Pfeiler gelegt. Biele von diefer Art find über den großen Canal artig gebaut. Das
Sand, das von ihm gewaͤſſert wird, iſt angenehm und fruchtbar. Man ſieht dafelbft große
Ebenen mit Raute und Hülfenfrüchten bedeckt, Die unfäglich vielem Volke Unterhalt ver:
ſchaffen. Es ift auch mic vielen Gebüfchen von Cypreſſenbaͤumen beſetzt, die hier und dar
die Gräber befchatten, *
Um Shau hing herum, und yon dar bis Hang cheww, fieht man eine beftändige
Reihe von Häufern und Dörfern, daß das ganze Sand zufammen wie eine große Stade
ausjieht. Da auch die Käufer beffer gebaur find, als die fchlechten Häufer in manchen Städ-
ten: fo find Die Dörfer dieſes Sandes artiger und angenehmer, als insgemein die europäifchen.
| Den
2) Sm Franzsfifhen: Cienztang. In der ve) Du Saldes China,“ I Band, anf der 34
2,3 J und folgenden Seiteengliſche Ausgabe in Foo!
- je . METER en —
9 * x ei * GERT EEE —
XIV Buch VII Capitel.
Den eoſten kamen fie bey einer Stadt vom dritten Range, Namens Syau Shan, 1687
vorbey, die von einem Fleinen Berge, in einer ihrer Vorſtaͤdte, ift benannt worden, Sie le Eomte.
wird auch von verfihiedenen Canälen durchwaͤſſert, und ihre Thore find, ſowohl als zu
Shan bing, mit Eifenpfasten bedeckt, —
Den zoſten giengen ſie in Tragſeſſeln bis eine halbe Seemeile von dem Tſyen⸗ tang d), Pe
über den fie in weniger, afs anderthalb Stunde, festen. Der Fluß war etwan viertaufend
geometriſche Schritte breit, aber wegen feiner Untiefen können Feine Schiffe hinein. Er
bat jedes Jahr, um den Vollmond des Weinmonats, eine außerordentlich hohe Fluth.
Als fie darüber waren, fo fanden fie an der Wafferfeite fehr artige Kalefchen, die von den
Chriſten von Hang chew waren gebracht worden; dieſelben begleiteten fie, wie im Triumphe,
nach der Kirche, wo fie den Intorcetta fanden, der vor Alter grau war.
Weil ſie nach Hofe giengen, fo mußten fie verfehiedene Befuche annehmen und abftatten. Hang chew
Aufdem Wege nach des Unterfünigs Pallafte, giengen fie durch eine fehr gerade Strafe, fü.
fünf und zwanzig oder dreyßig Fuß breit, und von ihrem Haufe, bis an das Thor der
Tartarſtadt etwan eine Seemeile. In der Mitten war fie mit großen flachen Steinen ge—
pflafterr, und übrigens wie die europäifchen Gaſſen, aber ohne einigen Abhang. Alle
Haͤuſer waren über denen, gegen die Straßen offenen Laͤden, ein Stockwerk hoch. Auf der
Hinterfeite ift der Canal. Die Straße war fo voll Menfchen ‚als die volfreichfte Straße
in Paris c) feyn kann, und doch fah man nicht ein Weibsbild. Sie ift in gewiſſen Entfer-
nungen mit Triumphbogen geziert, die ein fehr ſchoͤnes Ausfehen geben, Die andern Strafen,
befonders mo die Soldaten und die Tartarn wohnen, ſehen ganz anders aus: denn die
Haͤuſer find den armſeligſten Huͤtten aͤhnlich, und, in Bergleichung mit den andern, nur
ſchlecht bewohnt.
In diefer ganzen Gegend, Die voll Berge ift, find faſt zwo Meilen lang bin und wie⸗ See Si hu.
der Gräber. Der See Si hu 4), ven fie in einer Barfe befahen, bat anderthalb See:
meilen im Umkreiſe. Sein Waffer ift fehr Heil, und an feiner Seite find hier und dar gute
und angenehme Käufer. Die Tartarıı, welche diefe große Stadt zwey bis dreymal geplünz
dert haben, haben unftveitig die meiften Palläfte, von denen Martini redet, zerſtoͤret.
Den ıoten des Chriftmonats verließen fie Hang chewo, und giengen oftwärts durch
eine Straße, die zu einer Vorſtadt gehörte, und mebr als eine Meite lang war, Sie war
ſchmaͤhler, als vorerwähnte, aber eben fo gerade und volfreich, und ohne ein Weibsbild. Die
Haͤuſer waren zwey Stockwerk hoch, und fehr dicht beyſammen.
Ihre Barke war zwar nur vom dritten Range, aber doch ſehr groß, artig und bequem, Kaiſerliche
und uͤber ſechszehn Fuß breit, zwiſchen ſechzig und achtzig lang, und die Seiten zehn bis Barke.
zwoͤlf Fuß hoch. Sie hatte eine Halle, und vier bequeme Kammern, außer der Küche,
und den Plägen für ihre Bedienten; alles auf einem Verdeck. Die ‚Halle und Die Kam—
mern waren inwendig mit gemaltem und vergoldetem Schnißwerfe geziert, das übrige fehien
überfienißt zu feyn, und die Dede beftund aus verfchtedenen auf chinefifche Art gemalten Tafeln.
Nicht nur der Kaifer, fondern auch die Kaufleute haben ſolche Barfen in großer Menge,
vermittelſt der Ztüffe ung Conale in die verfhiedenen Provinzen zu Handeln. x
— — ———
nei An der Weſtſeite der Stadt, wie der Name anzeigt,
438 Reifen nach dem Neiche China.
1687 Sie fahen welche, die ziwenhundert Tonnen haften konnten, in denen ganze Familien,
fe Eomte. bequemer, als in ihren Häufern, lebten, Die nicht fo fauber find. In dem Canale, den fie hinauf
Sontaney: ſegelten, waren ihrer über vierhundert, Diefer Canal, welcher nordweſtwaͤrts der Stadt ift,
NT geht mehr als eine Seemeile gerade fort, und ift über funfzehn Faden breit, - Seine Ufer
Pr Canal. ſind mit gehauenen Steinen ausgeſetzt, und haben auf beyden Seiten Haͤuſer, wie in den
Gaſſen, und eben fo volkreich. Die Barken, die auf jeder Seite des Canals lagen, waren
eben fo voll Volks. Sie hielten ſich in ihrer Barfe bis den 2often auf, weil fie auf den
Unterfönig warten mußten, der fie befuchen wollte, und ihnen den Rang:bo, oder Be-
fehl des Ping pur, welches das fremde Gericht für Kriegsfachen ift, geben follte.. Der
nbale diefes Befehls war e), man follte ihnen, bis zu ihrer Ankunft am Hofe, mit allen
Rocthwendigkeiten behülflich feyn.
Sie verlaffen Den zıften, des Morgens, verließen fie Hang chew. Der Canal war überall etwan
Hang chew. zwanzig oder fünf und zwanzig Faden breit, und dicht mit großen Barken beſetzt, deren fie
über fünfhundert vechneren. Die Ufer waren ein und eine Vierthel Meile lang mit
Häufern befegt, Unter den Borftädten ift der Canal nur auf einer Seite mit Steinen aus-
geſetzt, und laͤngſt derfelben iſt ein gepflaſterter Weg, zur Bequemlichkeit derjenigen, welche
die Barken ſchleppen. Sie fanden hier und dar immer kleinere Canaͤle, und wo die Ufer
niedrig und uͤberſchwemmt waren, gab es flache Bruͤcken, mit fleinen Steinen, jeder fieben
bis acht Fuß lang, drey und drey zufammen gefegt, daß fie eine Art von Damme machen.
Flecken Etwan vier Meilen von Hang chew, giengen fie durch den Flecken Tan⸗tſi, der
Tantfl. auf.beyden Seiten des Canals gebaut if, Der Canal bat hier ordentlich funfzehn, fünf und
zwanzig, und funfzig Schritte Breite, Beyde Seiten find mit gehauenen Steinen fehr wohl
ausgefegt , und haben zwo Reihen Häufer, jede von vier - bis fünfhundert geometrifche
Schritte lang, mit Treppen an der Thüre eines jeden Haufes, zum Wafler zu kommen.
Die Häufer find Hier beſſer gebaut, als in der Stadt, und eines wie das andere, fo Daß eine
ganze Reihe wie ein einziges Gebäude ausfieht. Mitten in dem Flecken befindet fich eine
ſchoͤne Brücke, mit fieben großen Bogen, deren mictelfter fünf und vierzig Fuß weit iſt.
Die übrigen find auch fehr breit, und nehmen ab, je näher fie beyden Enden der Brücke
kommen. Sie frafen auch zwo oder drey große Brücken, jede nur von einem Bogen, an;
imgleichen verfchiedene Canäle, auf beyden Seiten mit Häufern beſetzt. Zwo Seemeilen
darunter fahen fie ein Eyland, mitten im Canale, mit einem fehr artigen Tempel darauf.
She men Den 22ften wurde der Canal immer enger, nachdem fie durch verfchiedene Brücken
hyen. gegangen waren, und ſie langten an der Stadt She men hyen, zehn Seemeilen von
Hang chew, an. Bis hieher war das Sand ganz eben, voll Haͤuſer und Dörfer, und mit
Eleinen Maulbeerbäumen beſetzt, daß es wie ein Weinberg ausfab.
Kya Bing fü- Den 23ſten langten fie zu Kia hing fü an, und fuhren bey einem fehönen Tempel
vorbey, Namens San Eo ta, von dreyen Ta, oder Thürmen, verfchiedene Stockwerke
hoch, die den Eingang dazu machen, ſo genannt. Sie ſahen noch einen groͤßern, in einer
der
e) Daraus ſollte man ſchließen, der Unterkoͤnig Tragſeſſel geſchickt fie zur kaiſerlichen Barke zu
— habe ſie beſucht; aber le Comte, in feinen Nachrich⸗ ſchaffen, ihnen mit Trompeten und Hoboen auf⸗
ien, meldet ausdruͤcklich, er habe ihnen ſagen laſſen, warten laſſen, und ſie mit zehn Piſtolen heſchenkt;
es mangele ihm an Zeit, zu ihnen zu kommen. auch einen Kangbo, oder befondern Befehl, gegeben,
Er feßet auch hinzu , der Unterfönig hätte ihnen daß aller Orten, wo fie ducchgiengen , ihnen wohl-
i beſetzte
0 “XIV Buch VII Capitel. 439
. der Vorſtaͤdte, an der Oſtſeite. Die Stade ift groß, wohl bevölkert, und hat einen guten
‚Handel; ihre Borftädte find fehr weitläuftig. Sie vergleichen fie der Größe nach mit
Ning po, fie iſt aber ſchoͤner und reicher,
*
1687
le Comte.
Fontaney.
Den 24ften giengen fiein einen fehönen Canal, fünf und zwanzig oder dreyßig Schritte Provinz
breit, und Durch ein großes Dorf, Man⸗ kyang king genannt. Sie kamen von einer Kyang-nan,
Seite nad) der andern, auf einer fehr fehönen Brücke, von drey Bogen; der mittlere war
fünf und ficbenzig Fuß weit, und über jwanzig Fuß hoch. Diefes Wert ſcheint ziemlich ver-
wegen angelegt zu ſeyn, da die Steine über fünf Zuß lang find, Er
‚ Das Land blieb fach, ohne Berge, und gab eine fehr fehöne Gegend, weil es ſtark
mit Walde bedeckt war. Nicht ein Zoll Erdreichs liegt ungebraucht, aber die Maulbeer:
bäume fangen bier an, felten zu werden. Zwiſchen Kya hing ımd diefem Dorfe, an ehftm
Orte wo ſich der Canal in drey Aerme theilet, ſahen fie drey Forts, oder viereckichte Thuͤrme,
ms Waſſer gebaut, und in einem Dreyecke gelegen, die vormals zwiſchen den Provinzen
yang-nan, und Ehe kyang, zu Oränzmaalen dienten. Zwanzig Li f), von eben
dem Dorfe, ließen fie ein anderes linfer Hand liegen, Namens Whan kya⸗ Eyun- chin,
in Ryangenan, das fie, feiner Größe wegen, anfangs für eine Stadt anſahen. Es ift
mit fehr breiten Canälen durchfchnitten und ungeben, die ganz mit, Barken bedeckt ſind.
Die Menge der breiten Canaͤle, und der ebene Boden, der nicht die geringſte Erhöhung hat,
laffen vermuthen, diefe Landfchaft habe vorzeiten völlig unter Waſſer geftanden,
Sie zählten bier, wenigftens ein Dutzend Dörfer, feines über eine Meile entfernt,
außer denen, die fich noch in der Weite zeigten. Gleichwohl meldete man ihnen, diefes fo
volkreiche Sand fey in Bergleihung mit Song Eyang, Nan king, und dem füdlichen
Theile diefer Sandfehaft, eine Einoͤde. Wäre China überall fo bewölfert, als zwifihen Shan
bing und Su chewo: fo würde der Verfaſſer ohne Schwierigfeit glauben, es enthalte mehr
Einwohner, als ganz Europa: aber man verficherte fie, daß Die nordlichen Sandfchaften bey
weitem nicht fo volfreich, als die füdlichen, find,
Nach) einem Wege von zehn Ki, langten fie zu Pinvang an, welcher Name eine ebene
Ausficht bedeutet. Esift ein großer Flecken, wieeine Stadt, und mit vielen Häufern, Ein-
wohnern, Canälen, wohlgebauten Brücken und Barken, verfehen. Diefe Canäle erhalten
ihr Waſſer von einem großen See an der Weftfeite, durch’ den die Fleinern Barken geben,
fi) den Weg nach Su chew zu verkürzen, ohne daß fie nach Ryarbing fommen.
Bon diefem Flecken ſtrecket fich der Canal nordwärts, weiter als man fehen kann, im-
mer fehnuegerade, und hat linfer Hand einen Damm, der gegen das Waffer mit ſehr ſchoͤ—
nen gehauenen Steinen ausgefeßt iſt. Oſtlich zeiget ſich ein anderer, großer See, und beyde
Seen erſtrecken fich bis an die Stadt U⸗ kyang, bey der fie währender Nacht vorbey famen,
Bor ihrer Ankunfe waren fie unter dem Bogen einer Brüde, von acht und vierzig Fuß breit,
und fünf und zwanzig hoc), durchgefahren. Eine Seemeile unter U⸗kyang bemerkten fie,
daß der Damm fieben Fuß hoc) war, und eine Art von einer dichten Brücke machte, Er hatte
in
beſetzte Boote verſchaffet werde lange ſie zu ſo viel wird auch den vornehmſten Mandarinen zu⸗
— und wenn en geftanden, deren Koften, wie es heißt, der. Kaifer
mehr Sea nat Pllten fie zwey und fechzia, oder trägt; ob folches wohl nicht den zehnten Theil ihver
feichfale u h i ede Stadt follse ihnen Ausgaben ausmachet.
y rheſah eine Halbe Ypıfife geben; eben 5 Oder zwo Seemeilen. Zehn Ki machen eine
ordentliche Seemeile.
Nolkreiches
Land.
Ns Eyang. >
1687
le Comte.
F ontaney.
Su chew fü.
Vieleckichter
Thurm.
Barken und
Canal.
„=
449 Seifen nach dem Reiche China.
in gewiſſen Weiten Bogen, dadurch das Waſſer in die Ebene gieng, die mit Reiß beſaͤet
war, und. völlig uͤberſchwemmt wurde,
Den 25ften, des Morgens, als am Weihnachesfefte, langten fie an dem Fuße der
Mauer von Su chew an, in einem großen Canale, von fünf und dreyfig oder vierzig
Fuß breit, der ſich Jängft der Seite der Mauer, nordlich und füdlich, wohl eine Meile faft
ſchnurgleich ſtrecket. Ihre Barke Hielt gerade einem großen Bogen von einer prächtigen Bruͤ⸗
de gegen-über, Die über einen großen Canal gehe, welcher weitwärts ftreicht, und fich in
einer fehr langen Vorſtadt verliert. Am Ende von der Ebene fahen fie eine Arc von großen
Pavillon, oder viereckichtem Gebäude, mit doppeltem aufwärts gebogenen Dache, das mit
gelben Ziegeln bedeckt war, und mit einer Mauer umgeben war, die gegen das Obertheil
durchbrochen, und mit allerley Figuren geziert war. Die Mandarinen haben folches als
ein Denkmaal der Ehre aufgerichtet, die der Kaifer Rang-⸗hi ihrer Stade erwiefen bat,
da er in Diefelbe, obne den fonft bey den chinefifchen Kaifern gewöhnlichen Stolz; und Pracht,
gekommen ift. Auf einem Steine an dem Gebäude, find die Berhaltungsbefehle eingegra-
ben, die Seine Majeftät dem Unterfönige, wegen Regierung des Volks, gaben.
Sie famen durch das weftliche Thor in die Stadt, und liefen fünf oder fechs Li auf
verfchiedenen Canälen nach ihrer Kirche, wo fie Simon Bodriguez fanden, der einer
zahlreichen Eongregation vorflund, Unweit der Thüre fahen fie einen vielecfichten Thurn,
ſechs bis fieben Stockwerk hoch, und einen andern von eben der Höhe, über eine Seemeile
außerhalb den Mauern, in einer der Vorſtaͤdte. Diefen Tag befamen fie einen Befuch
vom Hyu lau ya, der ein Bekehrter war, ſowohl als fein Großvater, der Ro lau Paul
Spn, und alles ihres Widerfegens ungeachtet, auf feine Knie fiel, fie zu grüßen, und mit
der Stirne auf die Erde fehlug.
Den 2öften befuchten fie den Unterfönig der Provinz, der fich in der Stadt aufbielt;
er. empfing fie ſehr höflich, und nach einer langen Unterredung begleitete er fie durch feinen
ganzen Hof zurüd g). Aus dem, was der Verfaffer von den Mauern von Su chew auf
einer Seite gefehen hat, und mis der Größe der Vorftädte und Menge der Barfen, in denen
fich ganze Familien aufhalten, ſchloß er obne Bedenken, daß fie über vier Seemeilen im _
Umfange begreift, mie gefage wird, und etliche Millionen Einwohner enthaͤlt.
Den 2gften verließen fie Su chew, und fegelten erftlich etwan zwo Meilen nord-
wärts, auf einem großen Canale, theils längft den Stadtmauern, und theils längft einer
großen Vorſtadt, die mit Canälen durchſchnitten, und dicht voll Häufer iſt. Sie fahen Faft
drey Vierthel Meile Hintereinander eine doppelte und dreyfache Reihe von Barken, fo dicht,
daß fie einander berührten. Nachgehends kamen fe aus dem großen Canale in einen enge:
ven, und fuhren queer durch eine Vorſtadt, wohl eine Seemeile lang.
Am Ende diefer Vorſtadt ward der Canal merklich weiter, und ſtreckte fich gerade fort,
meiter als man fehen konnte, nach einem großen Flecken, welcher durch Straßen und Ca-
naͤle zertheiltift, und das Zollhaus von Su chew enthält. Von bier geht der Canal bis Vu
tſye hyen gerade fort, nordweſtlich, Hundert Li, oder zehn Seemeilen weit. Man ſieht
da nichts, als vorbeyfahrende Barken, bisweilen funfzig auf einmal. Eine Seemeile vom
Zollhauſe, fanden fie eine Brücke, von einem einzigen fünf Zuß weiten Bogen. —
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HD Du Haldes China anf der zoſten und folgenden Seit, *
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XIV Buch VII Capitel. 44
Du tſye hyen iſt eine Stade vom dritten Range, die unter Chang chew ſteht. 1687
Sie fuhren durch die füdliche Borftade, die eine halbe Seemeile fang iſt. As fie Hart an le Comte.
einen Theile der Stadtmauern hinfuhren, fehästen fie folche auf drittehalb Meilen im Um- Sontaney.
fange, Die Mauern waren über fünf und zwanzig Fuß hoch, und nicht ſtark, aber ſehr WR
reinlih. Sie find mit einem großen Graben umgeben, der eine Art von Canale iſt. Der u tipeiye
Raum zwifchen dem Öraben und den Mauern machet einen fehr angenehmen, ebenen Spasier-
gang. Der Boden bringe vortrefflichen Thee hervor, der felbft nach Pe king und durch
ganz China verfandt wird, : »
Den folgenden Tag fegten fie ihre Reiſe auf den Canale fort, der noch) immer gerade
nach Nordweſten gieng, und oͤſtlich einen Damm ‚ Wie zuvor, hatte, und durch eine beftän-
dige Keihe von Dörfern und Flecken, in Slächen, die fo eben ‚ als las waren, und wo
allemal eine große Stabt der äußerfte Öegenftand des Geſichts war. \
Den 2gften, des Abends, langten fie zu Chang chewfu, einer berühmten und großen Chang cher
Handelsſtadt, an, Ms fie durch) eine von den Vorſtaͤdten durchgiengen, fanden fie den fu.
Canal dergeſtalt mit Barfen bedeckt, daß fie kaum das Waffer fehen fonnten. Sie befa-
men hier ziweene Diebe gefangen, die bey Nacht in ihre Barke gefrochen waren, Einer
don denfelben fand Mittel zu entwifchen, und den andern ließen fie fo laufen, der denn, was
er fonnte, nach) einer Fleinen Barke zu eilte, und mit verfchiedenen feiner Rottgeſellen, die
ſich darinnen befanden, augenblicklich verſchwand. Sie verſicherten, dieſe Diebe brennten
eine Art von Raͤucherkerzen, wovon die Leute in Schlaf fielen.
Den zoſten verließen fie Chang chew, und fanden ven Canal kaum zwoͤlf Fuß breit.
Die Ufer waren fiebenzehn bis achtzehn Fuß hoch, aber ſenkrecht. Neun und vierzig Li von
dar, unter den halbzerflörten Städten Ping⸗ nyu und Lu ſhan, geht er gerade fort,
weiter als man ſehen Fann, und ift auf beyden Seiten zehn bis zwoͤlf Fuß hoch, mic fehönen
viereckichten Stüden Marmor, wie Schieferftein von Farbe, ausgefegt.
Ungefähr zwo Seemeilen von diefer Seite von Lan yang, mußten fie, wie andere, Sie verlaffen
den Canal verlaffen, und ihre Reife zu Sande fortfegen , weil man den Canal für die Tribue- den Canal.
barken tiefer machte. Obwohl diefer Weg nur auf einen Tag verfihloffen mar: fo hielt ſol⸗
ches doch unzählig viel Barken auf, und nöthigte die Leute, drietehalb Seemeilen zu Sande
nad) Ching Eyang fin zu reifen. Der Mandarin von Tan yang, der von der Miſſio⸗
narien Ankunft den Tag zuvor Nachricht Hatte, ſchickte ihnen im dieſer Abficht Tragfeffel,
‚Pferde und Träger. Diejenigen, die fie und ihre Sachen trugen, verrichteten dieſe Eleine
eife in weniger, als, zwo Stunden, j
Am Ende des Canals, ehe fie zu Tan⸗yang anlangeen, giengen fie bey einem Thurme, Stadt Tan:
faſt fieben Stockwerk hoc), vorbey, und über drey Marmorbrücken, jede von einem einzigen vang.
Dogen. Die Borftädte diefer Stadt find auch) mit Marmor gepflaſtert. In drey Bierthel:
funden giengen fie um Die Mauern herum, die von Ziegelfteinen , fünf und zwanzig Fuß
doch, und auf marmornen Grund aufgeführt find. Mordwärts ift ein See, fünf oder fechs
Seemeilen im Umfange, längft welchem fie etwan eine Seemeile veiften, und nach 174 Kin, Großer Fle⸗
500 Seemeilen unter Tan syarız famen, Ob dieſer Flecken >) gleich nur eine Straße har: Fer Marlin.
fo verficherteman doch die Miffionarien, er enthielte uͤber zweymal hundert taufend Einwohner,
war, wie Die übrigen Flecken und Dörfer, Die fie fahen, bis fie nah Ching Eyang fu Famen,
mit
h) Da diefer Ort fo groß u ; i ine & ts ein Fleck
nd ummauert iſt, fo ift er mehr eine Stadt, als ein Flecken.
Allgem, Reifebefchr, v Band, ä Kkk
1688
le Comte,
Fontaney.
442
4
Reiſen nach dem Reiche China.
mit Marmor gepflaſtert. Auf dem Wege trafen ſie weiße Marmorſteine, ſechs Fuß hoch, mit
verſchiedenen grob gearbeiteten erhabenen Figuren darauf ausgehauen.
Den ꝛten Jenner langten fie zu Ching kyang fu an, und giengen erſt durch eine Vorſtadt
ee 1 — 4 J — —
Stadt Ching dreyzehn tauſend geometriſche Schritte lang. Die Stuͤcken Marmor, damit das Mittel der
kyang fu.
Angenehme
Aus ſicht.
Sie ſetzen
uͤber den
Kyang.
"Straße gepflaſtert iſt, ſind drey Fuß lang und faſt zween breit. Sie giengen über eine Seemeile
laͤngſt den Mauern hin, die uͤber dreyßig Fuß hoch ſind, und alsdann uͤber eine Marmorbruͤcke
in eine andere Vorſtadt, wo ſie, wegen des Gedraͤnges vom Volke kaum fortkommen konnten.
Ching kyang hat zwar nur eine Seemeile im Umfange, aber es iſt eine der wichtig—
ſten Handelsftädte, und gleichſam der Schluͤſſel des Reichs, gegen die See zu, von der
es nur zwo Furze Tagereifen entferne ift. Es hat auch Feſtungswerke und eine ftarfe Be—
fasung. Sie fahen-achtzehn eiferne Canonen, die eine Batterie mit dem Waffer eben
machten. Syn diefer zweyten Vorſtadt befindet fich ein Fleiner Berg, von deffen Gipfel fi)
die ſchoͤnſte Ausficht zeigte, die man fich vorftellen Fann. Auf einer Seite fah man die
Stadt Ching kyang und ihre Vorſtaͤdte; auf der andern den fchönen Ryang, der wie eine
große See ausfah. Unter dem Fluffe zeigte fi) Dus chew, welches nur als ein Han⸗
delsplaß betrachtet wird, ob es gleich den Namen einer Stade verdiene. Am Fuße diefes
Berges liege dev Hafen, und es iſt daſelbſt ein beftändiger Zufammenflug von geuten 2),
Der IM Abſchnitt.
Fortfegung der Reiſe von Ching Eyang fu nach Tay ngan chem,
Sie feßen über den Ryang. Ein Chaoder Schlen: ner. Dämme oder hohe Wege, Su tyen
fen. Yang chew fü. Kau yew chew. Whay: hyen. Provinz Shan tong. Stadt I⸗chew.
ngan fu. - Chin Eyang fu. Whang ho oder gel- Sihilderhäunfer. Seidenwuͤrmer. Mong in hyen.
ber Fluß. Schoͤnes Land. Vieh und Einwoh-⸗ Sin tay hyen. Tay ngan her.
Bey Ching kyang fu ſetzten ſie uͤber den Fluß in Barken, die fuͤr ſie fertig gehalten
wurden, und klein, aber ſehr artig waren. Der Ryang ift daſelbſt über eine See-
meile breit, und wird doch in Vergleichung feiner Breite, höher binauf und tiefer herunter
für ſchmahl gehalten. Ungefähr fiebendundere Schritte von der Uferfeite, giengen fie bey
einem Eylande vorbey, das wie eine bezauberte Inſel ausfah, und daher Rin ſchan, der
Goldberg genannt wird 2), Es hat etwa fechshundert Fuß im Umkreiſe, und ift mit
ſchoͤnen Steinen bedeckt. Auf dem Gipfel ſteht ein Thurm, verfihiedene Stockwerke hoch,
mit Tempeln und Häufern der Bonzen umgeben.
Auf
) Du Baldes China auf der 38 und folgenden
eite,
a) Siehe oben a. d. 390 S.
b) Ihre Art zu Waſſer zu reifen, war nach dem
le Comte folgende: So bald der Anker gelichtet
war, ward mit den Trompeten und Schalmeyen ein
Marich geblafen. Alsdann fenerten fie zum Ab:
ſchiede drey eiſerne Läufte log, die in einer Kifte
lagen, und ein größeres Laͤrmen machten, als fo
viele Muſketen. Sie wurden einer nad) dem an⸗
dern losgebrannt, und zwiſchen jedemmale ließ ſich
das Spiel einige Zeit hoͤren. Wenn ſie an eine
Stadt kamen, oder eines Mandarins Barke antra⸗
fen, ſo ward dieß wiederholet; auch wenn ſie der
Nacht oder widrigen Windes wegen Anker werfen
mußten. Ueberdieß hatten ſie alle Naͤchte eine
Wache, ſie zu bewahren. Um acht Uhr erſchienen
zehn oder zwölf Einwohner aus der naͤchſten Stadt
in einer Neife am Ufer. Der Schiffer fam ale:
dann aufs Verdeck, und hielt eine ſchoͤne Rede .
ie
XIV Buch VI Capitel. 483
Auf der andern Seite des Fluſſes giengen fie in einen Canal, wo fie durch ein Cha, 1688
oder eine Art Schleufen, durch mußten. Sie haben bier den Canal mit zweenen Dämmen, le Comte.
die mit gehauenen Duaderfteinen ausgefeßt find, zufammen gezogen, die gegen Das Mittel Sontaney.
ſich einander fehr nähern, und das Waſſer läuft dafelbft ungemein fehnell; vermuthlich haben Tha der
fie den Canal dadurch genugfam fin die Barken vertiefen wollen. Die leute aber, die da- Schleufe,
ſelbſt folche fortzufchleppen bereic find, müffen fehr forgfältig Acht geben, daß fie nicht mie
dem Strome hinunter geriſſen werden; fonft würden fie ficherlich in Stüden gehen. Die
Ehinefen ‚ Mit denen der Berfaffer ſprach, hatten nicht die geringften Begriffe von den eu⸗
topäifchen Schleuſen. Sie giengen durch eine von den Vorftädten von Qua chew, Eonn-
ten aber die Stade nicht fehen, weil es Nacht war, und den folgenden Morgen langen fie
bey Zeiten zu Yang chew fir an, welches eine fehöne Stadt ift, die großen Handel treibt
und voll Volks ift. Sie verficherten den Verfaſſer, daß fie zwo Seemeilen im Umkreiſe
bäfte, und mit den Vorſtaͤdten zwey taufend mal taufend Seelen enthielte 2).
Sie reiften von dar den roten Jenner, des Abends um acht Uhr, in Sänften ab, und
bieften ihr Nachtlager fünftehalb Seemeilen davon, in einer großen Burg, Namens
Schau pe, Siereiften ein gut Stück Weges an der Seite des Canals und aufeinem fhönen
"Damme, der an dreyen Orten durchfihnitten war, um Waſſer in die Felder zu leiten.
» Den ııten rückten fie durch ein flaches Sand fort, das faft ganz unterm Waffer ftund,
löngft einem großen Damme, faft dreyßig Fuß breit und zehn oder zwölf Fuß hoch, und
on einigen Orten mit vierecfichten Stüden Marmor ausgefese, dabey fie den Canal zur
vechten Hand ließen. Unter demfelben entdeckten fie einen großen See, der mit dem Canale
parallel liegt, und über eine Seemeile breit if. echter Hand fahen fie verfchiedene Erz
böhungen, wo Reiß gefäct wird, über dem Waffer, nebft* verfchiedenen Dörfern , deren
Häufer von Schilfe gebaut und mit Thone überfteichen waren. Die große Menge von Bars
fen, die über diefe Felder als über eine weite See fegelten und ruderten , gab ein fehr avti-
ges Ausſehen. Ihr Nachtlager war fieben Seemeilen weiter zu Rau yew chew,
Kau yew chew, ift eine große Stadt, wie man ihnen meldete, denn fie giengen Kau hew
nur zwoͤlf hundert Schritte c) längft den Mauern bin, die ungefähr dreyßig Fuß hoch Heim.
find. Auf ihrem Wege dahin, durch eine von den Vorftädten, fahen fie einen Thurm
fieben Stockwerke hoch, und in der Stade felbft, ein ander vierecfichtes Gebäude, von fechs
oder fieben Stochwerfen ‚die wie eine Pyramide zugefpigt fliegen, und durch ein Fleines vier-
efichtes Dach, von anderer Geſtalt als bey den Thuͤrmen bedeckt wurden, Die Vorſtaͤdte
find groß und fehr wohl gebaur,
Kffz Den
fie von ihrer Verbindlichkeit, für die Sicherheit aller ner Schildwache, bie beſtaͤndig zweene Stäbe ge:
derer zu forgen, die dem Kaifer angehörten, und gen einander ſchlug, damit die in der Barke hören
für die Mandarinen, wie diefe für den Staat, zu follten, daß fie nicht fehlief, und alle Stunden abe
wachen. Alsdann erzäßfee er die Zufälfe von Feuer, gelöfet ward. Le Comte gefteht, er habe nie fo
Dieben und Stürmen, denen fie unterworfen waͤ⸗ bequem gereifet, als damals; denn den zten Jen⸗
en und vermabnte fie, wachfam zu ſeyn, mit dee ner langten fie nach einer dreyzehutaͤgigen Reife zu
ß ——— fie müßten fig alles Unglück ſtehen, Yang chew fo munter an, als wenn fie nicht von
ten-jeben Ablae ‚Die Leute am Ufer deontworte Kaufe gefommen wären.
ſich alsdann im ihr Mean" Selehreve, und begahen Sie Sqhitte in dieſem Tageregifter findgeo:
achhauc, mr Zuricklaffung eis metrilche: +
en
ı688
le Eomte.
Sontaney,
a 3
Whay ngan
tn
Ehin Eyang
pu.
Whang bo,
oder gelber
Fluß.
Schoͤnes
Land.
444 Reiſen nach dem Keiche China.
Den ı2ten des Morgens reiften fie fechs Seemeilen auf vem Damme, der längft dem
Canale und der See hingeht. Diefe See ſtrecket fich wie ein Meer, weiter als man fehen
kann, und,es fegelten auf folcher unzählig viel Darfen, Zwifchen dem Canale und der See
ift ein anderer Damm, ſehr fehön, mit viereckichten Steinen, an verſchiedenen Orten ausgefeßt.
Er war voll wilder Vögel, und fie fahen von Zeit zu Zeit Wolfen von Eleinen Vögeln, die
einen Theil des Himmels bedeckten. Die Kräben, die fie von Ning po bis hieher antra=
fen, hatten einen weißen Ring um den Hals. Nachmittage giengen fie langft dem Canale,
fechs Seemeilen weiter, ber ſich beftändig zwifchen den beyden großen gepflafterten Dim:
men ſtreckte, nebft dem See linker Hand , und famen nad) Pay hing byen. Das Sand
rechter Hand iſt flach, und an der Stadt fehr wohl gebaut, aber die Hälfte ftehe unter Waſſer.
Den ızten rückten fie acht Seemeilen fort nach Whay ngan fir, einer wichtigen
Stadt, die ihnen volfveicher und von ſtaͤrkerm Handel zu feyn fchien, als Nang chew.
Der oberfte Xuffeher über die Canäle, Waffer und Fluͤſſe, haͤlt ſich dafelbft auf. Er wohnte
damals in einen öffentlichen Wirchshaufe, in welches diejenigen verlegt werden, die der Kaifer
fordern laͤßt 4), oder vom Hofe in die Provinzen ſchicket. Sie mußten daher mit einem
fehlechten Gafthofe vorlieb nehmen, der aus Matten und Schilfe gebaue war, und wo es,
felbft auf ihre Sagerftatt fhnie. Es herbergeten auch drey Mandarinen daſelbſt, denen ihre
Bücher und die Papierfiguren darinnen fehr wohl gefielen.
Marmor ift Hier fehr gemein, aber die Ehinefen feheinen ihn nicht befonders Hochzu-
ſchaͤtzen; fie brauchen ihn nur, die Candle damit auszufüllen, und zu einigen andern öffent:
lichen Gebäuden. Sie fahen fo mohl hier, als zu Ching Eyang marmorne Rollen, wie
Stuͤcken von Säulen, die fie über das Feld fihleppten, folches zu ebnen.
Den 1sten des Nachmittags giengen fie drey Seemeilen weiter nad) Chin kyang pu.
Unterwegens kamen fie bey einer andern Stadt vorbey, die nicht weit von den Vorſtaͤdten
von Whay ngan ift. Syn der bolländifchen Gefandten Nachrichten, werden diefe beyden
Städtchen, als die Forsfegung der Worftädte angefehen, wodurch fie über drey deutſche
Meilen lang würden. Die Miffisnarien giengen in der That bey einer vorbey, die mit der
Stadtmauer paralleklief, welche anderthalb Seemeile lang war. Das Sand ift flach, wohl-
gebaut, und hier und da halb unterm Waſſer. Chin kyang pu, liegt an dem füdlichen Ufer
des Whang bo e) oder gelben Fluſſes, und an der Seite des Canals. Sie ſahen hier
häufige Gaͤnſe, wilde Enten, Fafanen u. ſ.f. |
Sie verließen dieſe Stadt den ızten, der meift mit Lleberfegen über den Fluß zugebrache
ward, weil zerbrochene Stücken Eis hinderlich fielen. Der Strom ift bier nicht über vier
hundert und achtzig Faden breit, und von hier bis an feine Mündung find fünf und zwan⸗
zig Seemeilen. Sein Canal ift fehr gerade, und die Ufer beftehen aus gelbem Thone, der
fi mit dem foreftreichenden Waffer vermifcht und es gelb färber. Aber jeßo fah man kaum
einigen Schein von. Diefer Farbe in dem ausgefchöpften Waſſer, weil der Strom nicht ftarf
genug war, viel Erdeabzumafchen. Würde diefer Fluß nicht durch Damme eingefehräntt,
die man beftändig ausbeffern muß: fo wuͤrde er entfeglichen Schaden thun. —
Sie giengen fort und herbergten in einem Dorfe /). Der Weg ift fo eben und ſchoͤn,
als einer zu finden iſt, mie auch das fand, das flach) und offen, wie Beauce, liege, aber
fehöner
d) Diefe Herbergen heißen Kong quan. fuiten Karte liegt diefe Stadt rechter Hand, oder
e) Es foll linker Hand heißen; denn in der Ser oſtlich des Fluffes.
\
XV Bub VIO Eapitel. 445
ſchoͤner, beſſer bebaut, und voll Meyerhäfe ift, deren Feiner über funfzig oder hundert Schritte 1688
von einander-liegt. Eine Seemeile vom Wang bo, trafen fie einen großen Damm mit le Come.
einer Art von hölzernen Brücken an die aneinem Orte von Pfeilern und Steinen acht Sontaney-
bis zehn Fuß Hoch unterftüge ward, Sie ift dreyhundert Schritte lang, und mit Auader- —
ſtuͤcken ſehr fchön gepflaftert. Nachgehends fegten fie über einen Canal, der gerade fort mit
dem gelben Fluſſe parallel ftreicht und in folchen fällt, Sie bemerften auch drey große
andere Dämme in der Ebene ‚ welche die Wege zu verfchiedenen Städten find,
Bisher hatten fie auf ihrer Reife Feine Heerden von Schafen oder ander Vieh ange- Vieh und
troffen. Doc) ſahen fie in Menge weiße Ziegen und ſchwarze Schweine, einige Kühe und Einwohner.
Düffel, auch viel Fleine Maufthiere, Eſel, und elende Pferde deren man fich ordentlich zum
Reifen bedienet, aber unter allen war nicht ein einziges nur mittelmäßig fehönes. Das
Volk ift fo zahlreich, daß auch das fo fruchtbare Sand nicht Unterhalt genug für Mienfchen
und Vieh giebt. Die Käufer und Gafthöfe zur Beherbergung der Mandarinen, nach—
dem man von Whay ngan weg ift, find aus Schilf und Erde gebaut und mit Strohe be—
decke: vom Whang ho erhebt ſich das Sand bis nach Pe king, welches aus dein Laufe
der Slüffe erhellet.
> Den ıgten reiften fie eilf Seemeilen nach Su tfyen hyen, über ein flaches gebaufes Hohe Wege
Sand, das mit verfihiedenen breiten hoben Wegen verfehen war, die ordentlich zehn bis oder Daͤme.
zwoͤlf Fuß hoch, eben zwanzig oder dreyßig breit find, dazu noch zehn oder fünfzehn Fuß von
den Abläufen kommen. Diefen ganzen Tag reiten fie neben einem Eleinen aber ſehr tiefen
und ſtrengen Fluſſe. Er ift fieben oder acht Schritte breit, und träge ziemlich große Barken.
Er fcheint auf drey oder vierhundert Schritte weit, mit dem Whang ho parallel zu gehen,
und ift vermuthlich das, was fie den Abend zuvor für einen durch Menfchenhände gemachten
Eanal anfahen. Das Land daherum iſt alles moraftig, trägt aber doch häufige kleine
Bäume wie Birfen g).
Su tſyen hyen ſteht auf der rechten Seite des Whang ho 4), auf einem Boden, der Su tfyen
fih nad) und nad) erhebt. Es hat zwo Borftädte, deren jede der Stadt felbft vorzuziehen ift. hyen.
Unmeit der zerfallenen Mauern, fahen fie eine Art von Pallafte, der nur unlängft zu Ehren
des Kaiſers Rang hi erbaut war ; der auf dem Wege nach Su chew, durch diefe Stade
gegangen iſt. Der vornehmfte Theil diefes Gebäudes ift ein länglichter viereckichter großer
Saal, auf allen Seiten offen, mit doppelten Dächern und mit gelben überfirnißten Zie-
geln bedeckt.
Der hohe Weg geht nicht weiter, als bis nach Su tſyen, welches fie den 1oten verließen.
Eine halbe Seemeile darunter fanden fie fieben flache Brücken, eine nach der andern, jede
etwa hundert Fuß lang, auf Pfeilern oder Fleinen Mauern von Ziegeln getragen, mit
‚großen Geländern auf beyden Seiten, und Triumphbogen aus Holze, an jedem Ende, Diefe
Drücken liegen in einer geraden Sinie, und gehen über verfchiedene Canäle, welche eine Art
vom Labyrinch machen. Unter ihnen ift die neunte noch größer, aber nicht fo artig gebaut,
Das Land ift ſchwaͤrzlich, hart und dbe, und die Hauſer find nur mit Erde und Strohe gebaut.
. „Den 2often veiften fie nur fechs Seemeilen nad) Kong wa pu einem großen Dorfes Provinz
Sie fagten, es liege in Shan tong, ob wohl andere verficherten, dieſe Provinz finge ſich Shan tung.
Kffz zwo
Oder Landſtadt. g) Du Rhaldes China auf der 39 und folgenden
| Seite.
1688
le Comte,
Sontaney,
no
‚Stadt
Ichew.
Schilder⸗
haͤuſer.
Seidenwuͤr⸗
mer.
446 Reifen nach dem Reiche China :
zwo ober drey Seemeilen weiter hin erftlich- an. Sie giengen über drey Brücken über die
Regenbäche, jede von drey oder vier Bogen, und trafen eine Art von Schilderhäufern an,
die in den Ebenen auf gewiſſe Weiten erbauet waren, Hier fahen fie das erftemal Wiefen
und eine Heerde Schafe, und den Tag darauf zeigten fich ihnen verſchiedene Gärten von
Obſtbaͤumen in dem freyen Felde, Der Weg von Nang chewo bieher iſt ungemein gut und
bequem, Ob es wohl mitten im Winter war, fo trafen ſie doch niche eine einzige ſchlimme
Gegend an: er ift von Moraft und Steinen frey, und alles eben, daß er wie ein Gang im
Garten ausfieht. Nach der Mittagsmahlzeit giengen fie fünf oder fechs Li weiter, durch
Korn und Relßfelder. Diefen Tag hatten fie oftlich, oder rechter Hand einen kleinen Berg,
der fich von Norden nach Süden in gerader Linie ftredfet. Ihr Nachtlager war zu Li Eye
ſchwang. Bis an dieſen Flecken hatten fie in der Ebene, verfchiedene von den vorerwähnten
fteinernen Rollen gefehen, deren einige nach der Länge ausgefehlt, andere eben waren, den
Grund und die Scheunen, wo fie ihr. Korn drefihen, zu ebnen, Diefe Burg liege an einem
kleinen aber breiten und tiefen Sluffee -
Den 2aften giengen fie über den Fluß und Famen nach einem Wege von vier See
meilen an die Stadt ”J chew, die ihnen nicht über eine halbe Meite im Umkreiſe zu feyn
fohien. Die Mauern find von Ziegeln und im ganz guten Stande. Sie bemerften ver:
fehiedene ausfpringende Winfel, und eine Art von Bollwerken, manche vielecficht, andere
in Geftalt eines Hufeifens. Der Statthalter befuchte fie in ihrer Herberge, und fehickte
einen Bothen vor ihnen her, der e8 meldete, daß fie auf vem Wege wären, wodurch er ihnen
einen roichtigen Dienft leiftere, Denn fonft wäre es vielleicht fehmer genug gewefen, Träger
zu befommen, ihre Sachen nach den Städten von Schan tong zu fchaffen, die meiftens nur
Flein find. Sie giengen in eine von den VBorftädten über eine marmorne Bruͤcke von
fünf Eleinen Bogen, mit Geländern, die mit fehr ungefchickt ausgehauenen Loͤwen geziert
waren. Außer den Vorſtaͤdten find eine Menge Gräber von Erde, pyramidenförmig auf-
gervorfen, mit Auffchriften auf Marmortafeln. Bier Seemeilen unter 7 chewo herbergten
fie in einem elenden Flecken. Das Sand ift fandig, und die Wege find daher des Staubes
wegen, den Reifenden befehwerlich.
Unter TI chew ift das Sand nicht fo offen; denn man fieht Iebendige Hecken von einer
farfen und ſtachlichten Art Dornen. Eine jede halbe Meile weit trafen fie ordentlich Schil-
derhäufer an, wo bey der Nacht durch Feuer auf dem Gipfel, und bey Tage durch Aus-
3* eines Tuches, Zeichen gegeben wurden. Dieſe Schilderhaͤuſer ſind nur aus Ra—
en oder Erde gemacht, mit einem Ablaufe erhoben, viereckicht und zwölf Fuß hoch,
Den 23ften reiften fie neun oder zehn Seemeilen. Des Morgens frafen fie dann und
wann Höhen und Tiefen an, Der Boden war bier und da unfruchtbar ; des Abends aber
kamen fie in eine fruchtbare Ebene zroifchen zwo Reihen Berge. Die gegen Weften waren
hoch, fteil und ſtuͤcklicht, mit Schnee bedeckt, und wegen der Felſenſtuͤcken ſchrecklich anzu-
fehen. Die Häufer der Dörfer waren fteinern, fehr geob gebaut, und die Einwohner
fponnen oder webten Seide, Sie fahen dafelbft die wilden Seidenwuͤrmer, die ohne Unterz
ſchied alle Arten von Blättern freffen, und eine graulichte Seide fpinnen, woraus der Zeug
yen
5b) Das Tageregifter meldet, dev Wang bo ha⸗ hert hätten; die Karte aber ſetzet ihn linker Hand,
be ſich auf der rechten Seite gezeigt, wie fie fihgenäs oder weſtlich.
| | XIV Buch VIII Capitel. 447
Kyen chew gemacht wird, der ſich wohl waſchen laͤßt, und durch das ganze Reich ver- 1688
kauft wird. Er iſt zwar nicht ſo ſchoͤn anzuſehen, wird aber ordentlich von Vornehmen in le Comte.
ihren Haͤuſern getragen. gontaney.
Am 24ften veiften fie den ganzen Tag zwifchen unfruchtbaren Bergen; die Thäler aber Shong in
waren meift wohl gebaut, und mit Staͤdtchen und Dörfern angefüllt. Sie fpeiften zu Shong hyen.
in byen, einer Eleinen Stadt, deren Mauern nur fiebenzehn Fuß hoch und in ſchlechtem
Stande find.
Den 25ften giengen fie ungefähr acht Seemeilen weiter, durch eine von den Vorſtaͤd⸗ Sin cay
ten des Städtchens Sin tay byen. Das Sand war eben und wohl gebaut, volfreich und hyen.
mit Obſtbaͤumen bedeckt; der Weg wie den vorigen Tag, Huͤgel auf und nieder, gut und
trocken, aber ſtaubicht. Etwan eine Seemeile weit hie und da ſenkten ſich die Berge, und
wurden niedrige Huͤgel mit großen Ebenen umgeben. r
Den 2öften veiften fie zwiſchen furchtbaren und öden Hügeln etwan drey Stunden ; wor⸗
auf fie in eine wohlangebaute Ebene voller Dbftbäume famen, die bis nach Tayngan chew Tay ngan
reichte, das am Fuße eines abfcheulichen Berges liegt, und von folchem vor dem Nordwinde chew.
bedeckt wird. Dieſe Stadt hat eine ſehr angenehme Lage; die Mauern ſind uͤber fuͤnf und
zwanzig Fuß hoch, Die Haͤuſer aber inwendig ſehr elend. Etwan eine Meile von dem Flecken
Yan Iew tyen, wo fie Mittagsmablzeit bielten, giengen fie über einen Fluß, der fat
vertrociner war. Die Berge öffneten ſich daſelbſt in eine große Ebene, die fehr fruchtbar
und volfreich war; bald darauf aber lenkten fie ſich, und naͤherten ſich einander wieder um z
Tay ngan ?).
Der V Abſchnitt.
Reiſe von Tay ngan nach Be Fing.
Schreckliche Berge. Stadt Chang tfin hyen. Tem: kyen fu. Sin kyew hyen. Hyong hyen. Sin hin
pel und Grabmaale. Pin ywen hyen. Ta che. hyen. Tſo chew. Schöne Bruͤcken. Eine andere
Magazin in Thuͤrmen. King cher. Fu ching ſchoͤne Brücke. Lyang fyang hyen. Eu kew Eyan.
hyen. Chinefiiches neues Jahr. Hyen hyen. Ho Ankunft zu Pe fing. Mauer der Tartarſtadt.
Fer 28ften verließen fie Tay ngan chew, und reifeten neun ober zehn Seemeilen unter Furchtbare
fuechtbaren Bergen, wo fie wenig gebautes Land fahen, eb die Städte gleich in Menge Berge
und volfreich waren. Ein Drittel der Einwohner in diefen Gegenden haben Kröpfe an
den Kehlen, die, wie man vermuther, von dem Quellwaſſer berühren, bas fie frinfen
möffen. Die Gafthöfe find fehr unbequem, Die Betten find nur Eleine Behaͤlter von Zie⸗
gehn, eines Manns Sänge., Die Bewirthung iſt auch fhlecht, ob man gleich die Safanen
wohlfeiler, als ander Hühnervich , faufen kann; manchmal hatten fie vieve für zehn Sons.
Die vorerwähnten Berge find nicht ſehr hoch, aber-ordentlich ohne Bäume. Manche find
nit Erde bedeckt, und vormals gebaut geweſen. Das überbliebene von der Gartenerde iſt
. noch vom Fuße big auf den Gipfel zu feben; aber den ganzen Weg vor Kling po bieher,
bemerkte der Berfaffer nicht das geringfte von der Verwüftung , Die der Krieg in dies
Ken Nele verurfacht hatte, und fein Zoll Erdreich lag ungebaufs dieſe 8
Den
N Du Zaldes China auf der gu und folgenden Seite,
— Reiſen nach dem Reiche China.
1688
le Comte.
Fontaney.
Den 2often reiſten fie ungefähr neun Seemeilen fort zwiſchen Bergen, die eben ſe
wuͤſte ausſahen, als die vorigen. Gie giengen unweit eines Berges vorbep, Der wie ein’
Kegel geftaltet war, und auf dem Gipfel einen Eleinen Tempel hatte, zu welchem man durch
fehr enge und fleile Treppen, faſt zweyhundert Stufen hoch, hinaufſteigt. Bald darauf
kamen fie in eine weite wohlgebaute Ebene. Zwo Seemeilen vor ihrer Herberge giengen
StadeCyang fie bey den Mauern eines Städtchens, Namens Chang tfin hyen, vorbey. Vor dem
tſin hyen.
Tempel und
Gräber.
Pin ywen
hyen.
Ta chew.
Thore giengen fie über einen Moraſt, der damals trocken war, und eine Bruͤcke von neun
Bogen harte, Die von großen und hohen viereckigten fteinernen Pfeilern getragen wurde, fo
daß die Bogen nur flein find. Sie fängt ſich mit einem geoßen Bogen an, und iſt gegen
das Ende abhängig gebaut, welcher Theil lang ift, und auf fieben Fleinen Bogen ruhet, die
ein Dicker fleinerner Pfeiler von den andern abfondert. Die Köpfe der Pfoften, auf welchen
die Steine ruhen, die zu den Geländern dienen, find grob ausgehauene Thierbilder, Alles
iſt aus einer Art fehwärzlichten Marmor, roh und unpolirt ausgehauen. Der Boden
beſteht aus großen vierefichten Platten von eben der Art. In den beyden Provinzen, durch
welche fie giengen, fanden fie eine große Menge dergleichen, befonders in Shen tong;
und vermuthlich waren die von Bäumen fo entbloͤßten Berge, die fie ſahen, davon voll,
weil fich an denen Orten, wo der Negen die Erde weggewafchen hatte, fhwärzlichte Steine
zeigten , Die dieſem Marmor fehr glichen.
Den zoften reiften fie zehn Meilen in einem fehr ebenen Sande, das wohl angebaut
md voller großen Meyerhöfe oder Dörfer war, die man für Marktflecken halten konnte.
In jedem Dorfe ſahen fie verfchledene Tempel, welches die einzigen Ziegelgebäude find, da
alles übrige aus Erde und Strohe aufgeführet ft. Die Dächer und die Abläufe derfelben
find mic Vögeln, Drachen und Laubwerke befest, und mit roth- und blaugefirmißten Zie-
geln gedeckt. Sie fanden hier und da in diefen Ebenen pyramidenfürmige Gräber von Erde.
An ſolchen Plägen find gemeiniglich Cypreſſenwaͤldchen, deren Bäume Fleine Blätter haben,
und fehr artig ausſehen.
Bormittags giengen fie bey Yu ching byen, einer vieredichten Stadt, vorbey, deren
Mauern pon Erde mit Strohe vermengt gemacht find; an vielen Drten beftehen fie auch
aus an der Sonne getrockneten Ziegelfteinen, welche mit Töpferthone fehleche überworfen-
find. Die Wirrhshäufer waren die elemdeften, die fie noch gefehen hatten. Außer einer
großen Menge von Dörfern, durch welche die Hauptſtraße geht, fanden fie Häufige Herber-
gen auf der Seite bes Weges. Diefes find Zelter von Geröhricht, ober aufs befte, elende
Hütten von Exde, wo die geringern Leute herbergen. Auf den meiften Thürmen bier fahen
fie eiferne Klocken, mit fehlechter Kunft gegoflen.
Den zıften war ihre Lagerſtatt zwölf Meilen weiter. Zwo Seemeilen von der Stadt,
wo fie herbergten, hatten fie die Stadt Pin ywen hyen zur Linken, die ungefähr zwo
Seemeilen im Umfange zu haben fehien. In einer von ihren Vorſtaͤdten, durch welche fie
giengen, fahen fie unzählig viel Volk, und großen Vorrath von Holze, womit dem An
ſehen nach ein ftarfer Handel getrieben ward,
Acht Scemeilen von bier fanden fie eine große Stadt, Ta chew genannt, an dem
großen Canale des Hofes gelegen , und mit fehönen Ziegelmauern umgeben. ine von
ihren Vorftädten, durch welche fie giengen, fihlen wie. eine Stadt, wegen ihrer Größe
und Menge von Einwohnern,
Bon
XIV Buch VII Capitel. 449
‚Bon Ta chew ward der Weg, der zuvor ein wenig hohl war mie der Ebene gleih, 1688
und ift einer von den ſchoͤnſten, die man fich vorftellen kann, Die Befchwerlichkeit des Stau⸗ le Comte.
bes ausgenommen. Die Ebene ift fo flach, als ein Garten, voller Dörfer, Die mie Obſt Jontaney.
bäumen umgeben find, und Cypreſſenwaͤldchen bey Den Gräbern. Der Boden ift eine Are von ° ”-
Töpferthone; die Karren werden von Ochſen gezogen, von denen einer an ſtatt bes Sattel:
pferdes Diener, und einen Eleinen Sattel träge. Die Häufer und Herbergen find meift von
Erde, und fehr niedrig, Das Dach befteht aus Schilfe, und ift nach und nach fo gerun-
det, Daß es flach ausficht, Sie brauchen meift Steinkoßlen zur Feuerung, aus Mangel
des Holzes; Geröhrig aber und Stroh haben fie in Menge.
— In dem Föniglichen Canale, der diefer Stade nordlich liegt, und zugefroren war, ſahen Magazine
fie eine Reihe Barken, eine halbe Seemeile weit hinter einander liegen. Auf dem Wege undThürme.
von Hang wha pur trafen fie oft laͤnglichte viereckichte Thürme, oder Eleine Erhöhungen
von Ziegelfteinen, etwan fünf und vierzig Fuß hoch, funfzig oder fechzig Fuß lang, und /
achtzehn oder zwanzig Fuß breit, an, Die aus zweenen über einander erhöhten Abfügen be⸗
Funden, und auf einer Seite fieben Spigen, auf der andern aber dreye hatten. Man
findet fie in den meiften diefer Dörfer, deren Einwohner fie zur Berwahrung ihrer Sachen,
bey unruhigen Zeiten, oder bey einem Einbruche von Räubern, brauchen.
Die Dörfer find meiftens mit Erdmauern umgeben, und haben zwey Thore, Die wie
Stadtthore ausſehen; eines an jedem Ende der Straßen mit Eleinen Goͤtzentempeln dari-
ber, - Die Häufer find aus Erde mit Strohe vermenge aufgeführef, und Die Dächer liegen
faft flach Berfchiedene von ihnen Haben eine Erhöhung. Ueberhaupt fahen fie auf dem
Wege von Ning po durch und durch Feine Gebäude, die der Mühe werth waren, ausge-
nommen die öffentlichen, als die Dämme, hohen Wege, Brücen, Stadtmauern, Tri—
umphbogen und dergleichen.
Den .ıften des Hornungs, vier Seemeilen von dem Platze, wo fie herbergten, gien⸗
gen fie in die Provinz Pecheli, und mußten durch ein Ende von den Vorſtaͤdten von Ring King Gew.
chew. DieMauern diefer Stadt fhienen von Erde zu feyn. Sie fahen drey Seiten davon,
die rechtwinklicht waren; woraus der Berfaffer ſchloß, fie ſey, wie die meiſten chineſiſchen
Staͤdte, viereckicht. Innerhalb der Mauer bemerkten ſie einen ſechseckigten Thurm, mit
zwoͤlf oder dreyzehn Abſaͤtzen, davon immer einer kleiner als der andere war, und auf jeder
Seite Zenfter hatte. In der nordlichen und füdlichen Borftade befinden fich verfihiedene von
diefen Thürmen, die vorhin find erwähnt worden. Ihr Nachtlager war fünf Seemeilen
von King chew, in Dev Stadt Su ching byen, und der Weg fehr ftaubicht. Sie erhiel- Fu hing
en daſelbſt die Nachricht von dem Tode der Kaiferinn, der Mutter des Kaifers Kang bi, hyen.
die den 27ften des legten Monats geftorben war. Um fid) nad) der Gewohnheit des Landes
zu richten, legten fie ſogleich den rothen Seidenbufch ab, der ihre Kappen bedeckte. Die:
ſes Trayerzeichen wird durch das ganze Reich, menigftens fieben und zwanzig Tage von der
Zeit. an, da fie die Nachricht erhalten, beobachtet. Die Mandarinen machen den Befehl
dazu befannt, und mer nicht gehorchet, der iſt ſtraffaͤllig.
* Er aten des Hornungs war Det Anfang von einem neuen Jahre der Chinefen, deſſen Chineſiſches
werben —— China, wie erwan das Carnevall in Europa, mit Ergögungen zugebracht Neujahr.
Greudenebe i e befuchen einander, wuͤnſchen einander ein neues Jahr, und ftellen öffentliche
Allgem, Keifebe mig Erleuchtungen und Feuerwerken an. Sie ſpeiſten dieſen Tag
eiſebeſchr. V Band, Al ſieben
1688
le Comte.
"Sontaney:
Hyen hyen.
Ho kyen fü.
Sin kyew
Ayen.
Hyong hyen.
450 Reiſen nach dem Reiche China.
fieben Meilen von Su ching, in einem großen Dorfe. Als fie ſolches verließen, giengen
fie über eine etwan zwanzig Fuß lange marmorfteinerne Brüce, deren Geländer aus ſchoͤ⸗
nen längft dem Boden gelegten Tafeln beftehen, die zwanzig Zoll Breite und fünf Zoll
Laͤnge haben a), und mit halb evhabenen Figuren gezieret find. Zwiſchen ziweyen befanden
fich allezeit Poſtementer mit Löwen, die beſſer ausgehauen waren, als diejenigen, welche
fie zuvor gefeben hatten b).
In diefer Provinz befindet ſich eine Menge von Marmor; das Land ift eben und wohl-
gebaut, voll Städte und Dörfer, die, wegen ihrer Theme, in welchen die Einwohner ihre
Sachen verwahren, in der Ferne wie Zeitungen ausfehen. Alle Häufer find von Erde,
die Dächer flach und mit Strohe oder Stoppeln gedeckt. Viele haben auf den Seiten
Fleine wierefichte Pavillons; fie trafen auf dem Wege eine große Menge Borhenläufer, mit
Eleinen Büchfen auf dem Rücken an, die in gelben Zeug gerwicelt waren; ohne Zweifel ver:
meldeten diefe der Kaiferinn Tod in die verfchiedenen Gegenden des Reichs. Sie reiften
des Abends vier bis fünf Seemeilen; und als fie bey Hyen hyen, einer Stadt von etwa
einer Meile im Umkreiſe, vorbey waren, (deren Mauer jowohl als die Häufer ſtatt der or—
dentlichen Ziegel, aus vierecichten Dachziegeln erbaut find, fo hielten fie zu Kye kya lin
ihr Nachtlager.
Us fie den zten etwa zwo Seemeilen forfgerüdt waren, giengen fie bey der Stadt
Ho Eyen fir vorben, Die wieredicht if, und etwa zwo Seemeilen im Umkreiſe hat. Die
Mauern und Bruftivehren von Ziegeln, find in fehr gutem Stande, und werden durch Eleine
viereckichte Thuͤrme mit Eleinen viereckichten Bollwerken, nicht uͤber ſieben oder acht Faden
in der Fronte, vertheidiget. Neun Seemeilen weiter, kamen fie zu einer andern Stadt Jin
kyew hyen. Das Lurd ſchien eben, fo wie die vorhergehenden Tage, Einige Städte und
Sorfer, die fehr zahlreich find, waren ungemein lang, und hatten wie die vorerwähnten ,
Thore auf beyden Seiten. An verfchiedenen Orten trafen fie Marmortafeln mit Auffchrif
ten an, die fenfrecht auf den Ruͤcken ungeheurer marmorner Schildkröten gefest waren.
Seit dem fie von Ting po weg waren, fahen fie weber Holz nod Wälder,
"in kyew byenit in Geſtalt eines länglichten Vierecks, und fehien etwa taufend vierhun⸗
dert Schritte im Umfange zu haben. Sie fahen bier zweene Triumphbögen. Die Mauern
und Bruftwehren find von Ziegen, über dreyßig Fuß hoch mit Thürmen in geroiffen Weiten.
Die Häufer find, wie in den Dörfern, von Ziegen und die Dächer artig genug.
Den 4ten giengen fie fünf Seemeilen von diefer Stadt, durch eine große "Burg,
die ftarfen Handel treibt. In ihrer Miete ift ein Triumphbogen, wie Die beyden nur jeßt
erwähnten. Gleich wo diefer Platz ausgeht, faͤngt ſich ein Damm an, und eine Seemeile
darunter ſind Moraͤſte, durch welche ein anderer Damm, fuͤnf hundert Schritte weit geht.
Als ſie uͤber denſelben waren, fanden ſie ein großes Dorf, wo drey hölzerne Brücken über
ſoviel Kanäle geben.
Drey Seemeilen darunter giengen fie durch die Stadt Hyong byen, deren füdoft-
liche Worftade durch) einen Canal durchfchnitten wird. Die Strafe war mit vier Triumph:
bögen gegiert, deren Pfeiler auf Grundfteinen von weißem Marmor ftehen, die drey Fuß
hoch find; fie find aus vier Steinen, die mit eifernen Hafen verbunden, und mit Nieten von.
eben dem Metalle befeftige find, zufammen gefegt Der Pfeiler, der von Holz ift, ift meiftens
zwiichen
4) Dieß fiheint ein Fehler zu ſeyn; denn fie follten nicht breiter, als lang feyn.
XIV Buch VIII Capitel. Br,
wi ieſe vi — Ener
a eg wie zwiſchen die Bretter einer Preffe. Diefe Fußgeſtelle 1688
Schwerbtlilien — h, eine Art von Capitale aus langen Blaͤttern gemacht, die wie le Comte.
Von Br en f Fontaney.
mie Tg —— reiſten fie vier Seemeilen nach Pe kew ho, einer großen Burg c)
rien ne * und Tempeln u” Sr * war, tie gewöhnlich, ſehr
Dachri fer wurden artiger. Die Hauſer ind faft alle mic ſehr dicken
vg bedeckt, die nad) Art einer halben Röhre gefegt find, ie Pe
en H 4 4 4 r a ri "
und eine ah fie zwanzig hei diefer Stadt, über verfchiebene Canaͤle
— —— e weiter durch die Stadt Sin chin byen, die viereckicht ift, und nicht
ia Sub tod, Mrfhen Me Schrieteim Umkreife pat. Die Mauern find fünf und zwan—
nebmfte Sn Nach dem Mitragseffen ‚ giengen fie quer durch Tſo chew durch die vor⸗
— a bie fehr breit und ſchnurgerade iſt. Diefe Stadt hat drey Meilen im me
Be ee
Wan ; gerade, die Häufer niedrig, und von ei '
zween ‚und von einem oder
Hatten Hei Ebern Ahäne Sn Als fie bey der norblichen Borftadt vorbey giengen,
bie gerinofte Erfäh e Ausſicht. Rechter Hand befand fich-eine weite Ebene, ohne
Anfehen n. as ar * ae eine Kette von Bergen, die allem
f is felbjt an Die See i A 5
keiften ie, bis fie nach Pe ing famen.. ee umeingen. An der Seite davon
ne Mg ya ap Tea Cu ar Si Ki gel Die Sn
berfiheen gepflftert. Die ne 5 — dienen. Sie iſt mit großen Dua- Bruͤcke.
hen aus großen Stuͤcken weißen — — — —— Fuß hoch find, beſte—
eingefenkt ſind, deren auf jeder Seite zw ‚die ſch echt polirt und in eben dergleichen Pfeiler
der Mitte find über fechs Fuß lang, re * Br : * im ie —
ab. Das ganze Wert ift dauerhaft und ft 1 Brücenehmen fie nach und nach
——— ark. Die beyden Anhoͤhen d
eine ſtoͤßt an einen Damm, von Erde, etwa fü —— —
ech a nfhundere Schritte la
Tie eine andere Brücke, wie die vori ag DR} ng, an beffen Ende
— ge, fanden, mit vier und dreyßi Hab, ;
Seite... Als fie auf diefelbige gi ießen fie. reyßig Pfeileen auf jeder
giengen, ließen fie vechter Hand einen Sh iſt: ei
roßen Ma i En en ak epey, das ift: einen
ee Te
; r ; D ? och und vier Schritte ins Gevi
— Sie en verfehiedene auf dem Wege gefehen. Diefe ik
En N an Ende der Bruͤcken zu Ehren derer aufgerichtet, die dem gemeinen Wefen zum
* ei e Unkoſten aufgewandt, oder eine merkwuͤrdige That unternommen haben. Drey Tage
F — der Boden härter und grauer zu kenn, als gewoͤhnlich. Die Menge von Leuten,
T und ber BEE u mad IR hielten ihr Machtlager zwo Seemeilen von
ä ‚ in einer großen Burg, Lew li ho genannt die an beyden End :
eine Ar A 4 ‚® iden Thore un
ic — Borftädren bat, Dieſen Tag waren fie zwölf Seemeilen gereift, : 4
en,alsfi 5 # En H
hundert geom ee den Vorſtaͤdten vorbey waren, fanden fie eine ſehr artige Brücke,etwan Eine andere.
den Enden. - Die & chritte lang, und zwanzig Fuß breit, mit zween großen Triumphbogenan
elander find von großen flachen —— manche weiß, andere grau, die
(2 - auf
H Du Haldes Chi
ina auf der 42 und folgenden Seite, c) Oder Landſtadt; oder Marktflecken.
2° Reifen nach dein Reiche China.
1688 auf fleinen Pfeileen von eben dergleichen ruhen; die Steine find dem Marmor fehr aͤhnlich.
le Comte
Sie find artig und mit mancherley Zierrathen ausgehauen. Laͤngſt den Gelaͤndern erſtrecket
Sontaney. ſich eine Kleine Bank von Steinen, neun oder zehn Zoll hoch. Die Brücke iſt mit großen flachen
Lyang kyang
hyen.
en kew kyau.
Steinen gepflaſtert; auf fie folget ein langer Damm, uͤber vierzig Fuß breit, und ſechs-⸗ oder
fieberbundert Schritte lang, eben fo gepflaftert, mit zwo Fleinen Brücken daran, von eben
der Bauart. }
Vier Meilen von Lew li ho kamen fie nah Lyang hyang hyen, einer großen
Stadt, deren Mauern aber in fehlechten Umftänden find. Eine Meile von dar fanden fie
eine. ſchoͤne Bruͤcke, Deren Seitenmauern von großen, fehönen weißen Steinen ivaren, und
die Enden auf vier Elephanten rubten. Sie fahen auch eine andere, deren große Steine
an ben Seitenmanern durchlöchert waren. Dieſen Tag reiften fie nur drey Meilen, und
biieben in einem Flecken liegen, der acht Seemeilen vor Pe fing war, um von den Sefut-
sen, die ſich am Hofe befanden, Nachricht zu erwarten, Den 7ten fchickten fie einen Be—
amten von dem mathematiſchen Narbe, fie in die Stadt zu führen; feiner aber am in
Perfon, wie fie Willens gewefen waren, weil ſie um Serdinand Verbieft, der den 28ſten
Jenner geftorben war, trauren mußten. Der Weg war faft zwanzig Faden breit, und
oft noch breiter; aber die Menge von Leuten, Pferden, Maultbieren, Efein, Kameelen,
Kolefhen, Sänften und Karren, verurfachte ein unbefchreibliches Laͤrmen.
Fünf Seemeilen weiter giengen fie durch Lu kew kyau, eine Eleine faft viereckigte
Stade , die beynahe zweyhundert Schricte im Umkreiſe hatte. Nichts kann angenehmer
ausfehen, Die Mauern find ungemein fhön, artig gebauet und vierzig Fuß hoch, Der
Wall iſt nicht allzu Diet, und eben fo ausgeſetzt. Die Bank oder der erhöhte Weg ift fehr
breit, und, ſowohl als die Bruſtwehre, fehr artig gebauet. Die Schieglöcher find ganz nahe
beyfammen. Es hat zwey doppelte Thore mit einem Waffenplatze. Sie find hoc), dicke
und wohl gewoͤlbt. Weber ihnen ift ein Gebäude von zweenen Abfägen mit einem doppelten
Dache, auf welches man auf jeder Seite durch eine breite Treppe fteigt, welches fehr an-
genehm läßt. Sie giengen über die ſchoͤnſte Brücke, die fie noch gefehen hatten, in die
Stadt. Sie ift über hundert und fiebenzig Schritte lang. Die Bogen find klein, aber die
Seitenmauern von einem harten, meißlichten marmoraͤhnlichen Steine ; diefe Steine find
Aber fünf Fuß lang, drey Fuß hoch, und fieben oder acht Zoll dick; an jedem Ende werden
fie von Pfeilern getragen, welche Loͤwenbilder und andere baufünftliche Zierrathen haben. Der
Verfaſſer zählte nur auf einer Seite hundert und fieben und vierzig folcher Pfeiler. Zwo
Feine Bänke, deven jede einen halben Fuß hoch und anderthalb Fuß breit ift, laufen laͤngſt
den Seitenmauern hin. Die Brücke ift mit geoßen flachen Steinen gepflaftert, die fo wohl
zuſammengefuͤgt find, daß fie fo eben ift, als wenn fie mit einem Eſtriche belegt wäre,
Der Weg von hier nach Peking, auf drey Meilen weit, fiebt wie eine Straße in einer
Stadt aus, wegen der Menge des Volks, das fich darauf dränget, Vier- oder fünfhun-
dert Schritte von dem Thore der äußern Stadt, hielten die Mifftonarien am Zollhaufe
innen, wo man ihre Sachen durchgehen ließ, ohne folche zu unterfüchen. Mittlerweile
öffnete jemand ein Zenfter in des Verfaſſers Sänfte, und fragte: ob fie gefommen wären,
dem Kaiſer Tribut zu zahlen? Denn was aus fremden Königreichen koͤmmt, es mögen
— nun
dy In dem Grundriſſe von Peking heißt es ihr Collegium.
XIV Buch VMI Capitee. 453
nun Briefe, Geſchenke oder Geſandten ſeyn, das wird alles als ein Tribut und ein Mark 1688
maal der Unterwuͤrfigkeit angenommen. Eine Seemeile vorher, ehe ſie zu Pe king anlang- le Comte
ten, war das Land mit kleinem Gebuͤſche von artigen langen jungen Daumen bedeckt, die Sontaney.
in Erdmauern eingeſchloſſen waren; dieſes find Begraͤbnißplaͤtze.
Des Nachmittags giengen fie durch ein Thor, Das, wie alfe Thore diefer Stadt, dop- Ankunft zu
pele it, in De king ein. Es war mit eifernen Platten bedeckt, und diefelben waren mit Peking.
verfhiedenen Reihen großer Nägel angeheftet. Die Mauern find dreyßig oder fünf und
dreyßig Fuß hoch, mit viereckigten Thürmen,in gehörigen Weiten. Die Straße, durch
die fie bineingiengen, war zwiſchen fünf und vierzig und funfsig Fuß breit, und ſchnurgleich.
Sie giengen uͤber eine halbe Seemeile weit durch unglaublich vieles Volk, ohne ein einziges
Weibesbild zu ſehen, ob ſolche gleich hier zahlreicher ſind, als die Männer, Hie und da
trafen fie Gaufler an, die von funfzig oder ſechzig Perſonen, Die einander wacker draͤngten,
umringt waren.
Das Gedränge auf dieſer großen Straße war überall fo ſtark, daß man ſollte geglaubt
„haben, es wäre Meffe oder eine öffentliche Verfammlung. Sie konnten das Ende davon
noch nicht ausfeben, als fie fich in eine andere große gerade Straße linfer Hand wandten, die
eben fo breit und gedrange voll Volks war, wie die vorige. In beyden Straßen waren Die
Haͤuſer niedrig, und beftunden nur aus dem Bodengeſchoſſe. Nichts zog das Geſicht mehr
an ſich, als die Kaufmannsläden, deren Sauberfgit und vielleicht auch ihr Reichthum, die
meiſten in Europa übertraf. Der Eingang in dieſe Läden iſt mit vergoldetem Schnigwerte,
Gemälden und dergleichen gezieret, auf eine Ark, die das Auge ergögt.
Am Ende diefer Straße kamen fie in die zweyte Ningmauer, oder Tartarſtadt, durch Mauer der
ein doppeltes Thor. Die Mauer it fehr fauber und neu erbaut, mit viereckichten Thuͤrmen, de— Tu
ren Seiten über fieben oder acht Faden breit find, und die Borderfeite ift noch breiter. Das
zweyte innere Thor hat ein großes Gebäude über fich mit einem doppelten Dache von Ziegeln,
die auf japanifche Art gemacht find. Es befteht aus zween Abſaͤtzen, Davon der unterfte
vorwärts heraus fteht, und mit Gemälden und Schnitzwerke gezieret if. Der Theil der
vorgerüchten Mauer, welcher dem Thore gegen über liegt, hat auch noch ein größeres Ge—
bäude über ſich. Es ift vier Abfäge hoch, und hat in jedem zwölf Eleine vieredichte Fenſter,
welches ihm bey dem Eingange in die Straße der erſten Stadt ein fehr gutes Anfehen giebt,
So bald fie durch diefe Thore waren, fanden fie rechter Hand das Haus ber portugies
fifchen Jeſuiten 4), welches unweit dem Walle und folchent gegen über liegt. Es hat einen
doppelten Eingang; fie giengen durch den einen hinein ‚und durch drey Eleine Thore, die
ſehr artig gemacht waren, in einen ordentlichen viereckichten Hof, der nach der Kirche
fuͤhret. Auf jeder Seite des Einganges iſt ein artiger viereckichter Thurm, deſſen Gipfel wie
ein Obſervatorium gemacht iſt.
ber andere eine Seigerſcheile mis verſchiedenen Klocken. Alle Einwohner von Pe king kamen
mit großem Gedrange am Anfange Des chineſiſchen Jahres, dieſe Seltſamkeiten zu ſehen ©).
Der auf der rechten Hand hat eine ſehr ſchoͤne Orgel und
rtarſtadt.
eilig. m Das
©) Du Zalde im I Bande auf der 44 und folgenden Seite.
454 Reifen nach dem Reiche China.
1688 ;
sm. 0. DaB IX Kapitel -
Johann von Fontaney, eines Jeſuiten, Reife von Peking nach
Kyang chem, in der Provinz Shan fi, und von dar nah Nan king,
im Jahre 1688.
Der I Abſchnitt.
Des Berfaflers Reife von Peking nach Kyan chem in der
Landſchaft Shan fi.
Abreiſe von Pe Eing. Ting hing hyen. Gan fu Yurfehyen. Syu ku hyen. Kibyen, Pin yan
- hyen. Pau ting fu. King tu hyen. Ting hew. hyen, Kyay hyew hyen. Ling ſhe hyen. Cho chew.
Sin lo hyen. Ching ting fu. Ho lu hyen. Chin Chau ching hyen. Hong tong hyen. Pin yang fu.
king hyen. Gebaute Berge. Landſchaft Shan ſi. Tſyang leng hyen. Der Baum Tſay tſe. Tay
Ping ting cher. Shew yang hyen. Erdbeben. ping hyen. Kyang chew.
Abreiſe von en zoſten März im Jahre 1688 reiſte Fontaney von Peking nach Ryan chew =)
Pe fing. ab, welches achtzehn leichte Tagereifen Suͤdweſt iſt. Er miethete Maulthiere, ein
jedes für zwölf Franken, wobey der Maultreiber ſich und fie noch verforgen mußte.
Den Tag darauf giengen fie durch Tfo chew, und nahmen alsdann den Weg nad)
; Shan ſi. Die Straßen der beften europäifchen Städte find nicht fo gedränge voll Volks,
Ting Bing Die Stadt Ting hing byen, acht Seemeilen von bier, ift viereckicht, etwa fuͤnf hundert
hyen. ‚ Schritte lang, von Norden nach Süden, und vierhundert breit. Die Mauern find von
Erde, und die Schieglöcher mit Ziegelfteinen ausgefegt. Die Wege von De fing find
fehr breit, und auf beyden Seiten mit Bäumen bepflanze, nebft Mauern zu Berfiherung
der Sänderenen. In einem von den Dörfern, welche hier fehr zahlreich waren, fahen fie Ma-
rionetten, Die von den europäifchen nur im Anzuge unterfchieden waren.
Gan fu byen. Den ıften April giengen fie Durch die Stadt Ban fir hyen , welche drey hundert und
fünfzig Schritte von Oſten nach Welten, und vierhundere von Norden nach Süden hat.
Ihre Mauern waren von Erde, und die Schieglöcher von Ziegen. Am Eingange der Vor—
ftädte befand fich eine ſteinerne Brücke ohne Seitenmauer , über einen Eleinen Moraft.
Vierzig
a) Wir hahen hier unten den Weg oder die Weis abgefondert hergefeßt, um ſowohl Daffelhe zu verkuͤr⸗
ten der Derter von dem übrigen des Tageregifters zen, alsesdem Lefer nicht ſo troden zumachen. Die
Endungen
Der Weg von Peking nach Byang chew.
Die Weiten find in Li bemerfet, deren zehn eine Seemeile ausmachen; und die Öegenden
hat man vermittelft eines Compaffes beobachtet.
Provinz Pe cheli. Au hing byen, eine große
Den Bon De fing nad) Stadt Sid gen Welt 30
30Maͤrz. Chew hyen Pay ta fu⸗ 20
To chew u. Ting hing hyen ı April. Ban für hyen a 10
8 Seemeilen. Su ho, Statt = = 40
Dorf Pe kew x 20fi, Sort
XIV Buch IX Eapitl. 455
Vierzig Li von dar iſt Su ho. Wie er aus dieſer Stadt kam, gieng er Uber eine artige 1688
Brüce von zweenen Bogen , und zwanzig Pfoften an jeder Seite, aus rohem Marmor Hontaney.
aufgeführet. a zwanʒig Pfoſt — ⸗
Die Stadt Pau ting fu, wo ſich der Statthalter der Landſchaft De che li aufhält, Pau ting fu.
ift zehn Li weiter, faft viereckicht, und über vierfaufend Schritte im Umfange, Sie ließen
folche auf der linken Hand, und fanden der Ecke einer Mauer gegen über eine fchöne Brücke
mit drey Bogen, von graulichtem Marmor über einen ſchmalen Fluß, den zweene Fleine
Moräfte machten, deren einer von Welten, dev andere von Norden koͤmmt. Der Weg
iſt fehr gut, mit Bäumen, wie ein Gartengang, befegt, und voll unfäglich vielen Volks.
Den Tag darauf, fanden fie zu Ta Ei tyen drey kleine fteinerne Brücken, und mitten
in Tau [hun kyau eine fehöne Bruce von einem Bogen, Die Stadt Ring tu hyen iſt King tu hoen.
nicht viereckicht, und die Wälle haben nicht über zwoͤlf hundert Schritte im Umfange. Als
fie folche verließen, fahen fie einen fhönen Triumphbogen von weißem Marmor, mit vier .
oͤwen geziert,
Auf diefer Tagereife von Pau ting giengen fie bey funfzehn oder fechzehn Städten,
Marktflecken und Dörfern vorbey, die voll Gaſthoͤſe waren, das erftaunliche Volk, das fich —
auf dem Wege drängte, zu herbergen. Etwa zehn oder funfjehn Li unter Pau ting,
ift der Weg auf beyden Seiten mit ziemlich breiten Baͤnken erhöht, daß der Raum dazwi⸗
fhen eine Art von Canale machet, der bie und da moraftig ift. Weil er fehnurgleich weit und
eben, auch auf beyden Seiten mit Bäumen bepflanzt ift: fo giebt er fehöne Gänge zu den
Dörfern, die man alle anderthalbe Meilen anteifft. Auf allen Seiten zeigten fich angenehm
gebahnte Ebenen; und doc) find in dieſem Lande fo wenig Bäume, daß es oft wie eine meite
See ausfah. Man wird auch in den Gegenden , wo die Ausficht von Bäumen umgränzt
ift, auf eine angenehme Art betrogen; denn man fieht das Sand für einen großen Teich,
oder für uͤberſchwemmt an. =
Zehn Li unter einem Eleinen Fluſſe, über den fie den zten über eine hölzerne Bruͤcke
giengen, die mic Erde bedecket ift, Famen fie nad) Ting chew, einer Stadt, die wenigftens fo Ting chew.
groß als Pau ting 5) ift,
Sin Io byen ©) ift dreyßig Li von da, und eine Fleine faft viereckigte Stadt, nicht Sin lo hyen.
über zwölfhundert Schritte im Umfange. Sie giengen daſelbſt über drey hölzerne Brücken,
die mit Erde bedeckt, und über einen Fleinen Fluß geführet waren, welcher Nordeft läuft, und
wenn die Waffer fleigen, das fand auf drey oder vier Li überfehmwenmer, Nachdem fie
durch.
Endungen, fir chew, byen, zeigen Städte von bem 5) Dunaldes engl. Folivausgabe a. d. 47 Seite,
erften, zwepten und dritten Range an. e) Vielmehr Tfin fong tyen.
Sortfegung des Weges von Pe king nach Kyang chew.
Pati tin fi, Suͤweſt = 108 3 April, Ein Dorf, Sitmflt = ch,
2 April, Ta tſye pu, Dorf gerade Oft 10 Ein Dorf, Suͤdweſt gen Sid 10
Ta kityen, Sit > 10 Tingchew, Suͤdweſt 10
Kinyani, Slabt10 Min ywe tyen, große Stadt
Tanj hun kyau, große Stadt 30 Suͤdweſt gen Sid = 30
ing cu hyen 30 Sin lo hyen Suͤdweſt g. Weſt 30
Tſing fong cyen, große Stadt 20 Fu chin i, große Stadt 45
Sort
1688
Sonteney,
456 Reifen nach dem Reiche China.
durch erliche wenige Flecken durch - und über eine ſteinerne Brücke, mit achtzehn Pfoſten an
jeder Seite, gegangen waren, langten fie in einer großen Burg, Su chin i genannt, an,
99 ein Faiferliches Poſthaus ift, welches durch das Wort i angezeiget wird, fünf und vierzig
Ehing king
fu
Ho lu hyen.
Chin king
hyen.
Li von Sin lo. Die große Heerſtraße liege zwiſchen zweenen kleinen Canaͤlen, deren irdene
Mauern an ſtatt der Baͤnke dienen. Sie iſt voller Grießſand, etwan hundert Fuß weit und
ſo ſchoͤn und angenehm, als man eine finden kann.
Ching ting fir, wo fie den aten anlangten, iſt eine Stade von faſt viertauſend Schrit-
ten im Umkreiſe. Sie ift länglichvieredficht, und bat artige Mauern, Fontaney gieng
fängft einer Mauer davon, wenigſtens drey Li, die fih Suͤdweſt ſtreckten, und von der
Ecke zum Thore vechnete er fiebenzehn viereckigte Thuͤrme. Sechs oder fieben Li von da
giengen fie über den Hu to ho, einen zweyhundert Schritte breiten Fluß, welcher Südoft läuft.
Sein Waffer ift fo ſchlammig, als des W’hang bo feines. Unter diefem Fluſſe theilet ſich
die Heerftraße, und ein Theil gehe nach den Sandfchaften Se chevon, Yun nan, Ho nen,
u. ſ. f.; und der andere nach Shan fi und Shen fi. Es ift fein Wunder, daß man fo
viele Leute auf demfelben findet, da er nach fü vielen Ländern führer.
Bierzig Ki von Ching ting ift Ho lu hyen, eine fehr volfreiche Stadt, wo ſich
Eifen und irrdene Waaren Manufacturen befinden, Die Borftädte find in Vergleichung
mit der Stadt groß, die vierzehnhundert Schritte im Umkreiſe hat. Sie ſteht hinter einem
Berge, von deflen Gipfel fie fo ein fchönes Sand entdeckten, als man fich vorftellen kann, fo
eben wie Glas, bis an den Fuß der Berge, auf denen weder Bäume noch Büfche find.
Den sten giengen fie in die Berge, und reiften vierzig Li nach, Zhu ſhwi pur 2),
einer großen Burg auf den öftlichen Ufern des Sluffes, über den fie vermittelſt einer Brücke
giengen; auf der andern Geite des Fluffes, giengen fie ebenfalls über eine artige Brücke
von einem Bogen, über einen Fluß, der bier nordwaͤrts läuft. Nachgehends fanden fie
noch drey Eleine ſteinerne Brücken uͤber fo viel Regenbaͤche. Sie reiften funfzehn Li längft
dem Fluſſe, den fie linfer Hand hatten, und giengen alsdann vermitcelft einer Brücke wie
die vorige Darüber,
Ching king byen liegt funfzehn Li weiter und bat zwoͤlf Hundert Schritte im Umfreife ;
es fteht auf einem Fleinen Berge. Die Mauern find von Ziegeln und ganz gut; das Stuͤck
auf dem Hügel aber ift von Erde, Nur der niedrige Theil der Stadt ift bewohnt und die
Vorſtadt ift größer, als die Stabt felbft.
He taw tyen liegt fünfzehn Li dahinter, Sie ift eine Stadt auf den Bergen, die mit-
telmaͤßig hoch find, wie der Weg uneben ift. Sie fahen eine erfiaunliche Menge Efel und
Maulthiere mit Erdenwaare, geriebener Rinde zu Räucherferzen, Kattun, Haͤuten, und befon-
ders gearbeiteten Eifen, das von Lu ngan fu, einer Stadt von Schanfi kommt, bela-
en.
A) Sn dem Franzoͤſiſchen ſteht Jon choui pow. Das engliſche Sb koͤmmt mit dem framzoͤſiſchen
Mitlauter j in der Ausfprache völlig überein.
Sortfezung des Weges von Peking nach Ryang chew.
4 April. Ching eing fi, Südweft gen 5 April. Zzhu chwi pur, große Stadt,
Suͤd — E 5 i
60gi. Weſtſuͤdweſt 40 Li.
Hu to ho, Fluß, laͤuft Suͤboſt _ Ueber einen Fluß, der nordlich
Ho lu hyen ⸗ «33 fliege s N 15
u " Sort?
v
H
XIV Buch IX Eapitel, 437
den. An dem Fluſſe, neben welchem fie veiften, bemerften fie veufehiebene Mühlen, die 1688
Rinde zu reiben, daraus fie Die Räucherkerzen machen,
Sontaney,
Unter der Burg Chan gan e) giengen fie über einem Hügel, von mehr als Hundert ua
: : x 2, Angebauf
Schritte Hoch, auf deffen Spige ein — iſt; darauf ruͤckten ſie auf zwo großen ſchiefen —
gepflaſterten Flächen weiter fort, Auf allen Seiten ſieht man nichts, als Huͤgel ohne Thaͤ⸗
fer, aber fie find niedrig, und big ganz an die Spiße angebaut. Damit die Erde nicht vom
Regen abgeſchwemmet werde, wie auch, umdas Waffer aufzuhalten, find fie in Beete abge⸗
theilt, und dieſe werden von feſten Mauern unterſtuͤtzt, die fie aus den Steinen gebaut das
ben, damit der Grund bebeche war. Sie fahen bier ganze Familien Chinefen in Höhlen
wohnen, Kurz, jeder Dre ift fo volkreich, als es nur möglich iſt. Auf den Bergen zeigten
fich weder Baͤume noch Sträucher; die wenigen Büfche und Kräuter, die fie vorbrachten,
wurden bald zur Fütterung für das Vieh ausgerauft, wie auch Die Kalkbrennereyen zu ver⸗
forgen, die in großer Menge längft dem Fluſſe find.
Den 6ten rückten fie vierzig Li fort, und Famen an ein Dorf, wo Pe che li ſich
endiger, und Shan fi anfängt, Es ift ein Zollhaus da: allein Fontaney ward durch
Sendung eines Bifitationsbriefes befreyt, ohne daß feine Sachen durchſucht wurden. Das
Dorf ift durch zweene große fteinerne Bogen verſchloſſen, Die quer über den Weg geben,
welcher zwifchen fteilen Bergen liegt. Auch erftvecker fich bier eine Mauer auf beyden
Seiten über Berg und Thal, weiter als man fehen Fann. Sie iſt von gehauenen Steinen,
die voh gearbeitet, aber feſt find, und wird in gehörigen Weiten von vierecfichten Ziegelthür-
men beftrichen, die fo unbefchädige zu feyn ſchienen, als wären fie nur erft gebaut. Dieſe
Mauer mag nebft den Schießfeharten zehn bis zwölf Fuß hoch, und drey oder vier Dicke feyn,
Einige Stüce davon find eingefallen; andern mangeln nur die Zinnen f).
Provinz
Shan ſi.
Zwanzig Li vom Zollhauſe befindet fih Pe hin i, und fünf Li darunter Famen fie Ping ting
auf einen Weg zehn Schritte breit, zwifchen fehr fteilen Hügeln ‚die etwa fechzig Schritte Gew.
ſenkrechte Höhe haben. Fünf und vierzig Li von denen, kamen fie nach Ping ting chew,
einer Stadt von etwa zweytauſend Schritte im Limfreife. Der nordliche Theil, der auf
einem Fleinen Hügel ſteht, ift wuͤſte, und der übrige fehr volkreich. Die weftliche Vorſtadt
ift groß. Sie giengen ducch die Stadt, auf einer Straße dreyhundert Schritte lang. Sie
zählten daſelbſt fünf und zwanzig Triumphbogen, einige von Hol; auf ſteinernem Grunde,
andere ganz von Stein, verfchiedene find fehr artig. In der mweftlichen Vorſtadt fahen fie
noch fechs. Die Stadt liegt in einer Ebene, mitten unter Bergen. Zwo Seemeilen vorher,
ehe fie dahin Famen, fing Der Weg an, fehr guf zu werden, Die Gipfel der Hügel werden mit
Ochſen gepflügt.
— EN Es waren ſchoͤne Kammern, zwanzig Fuß lang und zehn oder fiebenzehn
breit. Er veifte durch vierzehn Dörfer, ohne diejenigen zu rechnen, "Die am Anfange und
. Ende Der Tagereife waren. Den
©) Vielmehr He lau byen. F) Du Halde auf der 48 Seite
Fortſetzung des Weges von De fing nach Kyang chew,
Ching Bing pyen = 15% 6 April, Ein Daf = = 408.
2 taw 5 — Provinz Shan ſi.
Horn ngan, Stadt und Huͤgel Pe chin i, große Stadt = 20
Suͤdweſt gen Sp & B 30 Pingtingchew, S.W.g. W. 50
Er ſah Doͤrfer, die aus Hoͤhlen beſtunden, welche man mit Fleiß dayı
Allgem, Keiſebeſchr. V Band, Mmm Sort -
1688
Sontaney.
——
—
Schew yang
hyen.
Erdbeben.
Par tſe hyen.
Syu fyu
hyen.
l z -
458 Reifen nach dem Neiche Thing.
Den zten war ihr Weg uneben und voll Beugungen. Kurz, vor Shew yang
byen, welches vierzig Li von Sin tyen ift, ftiegen fie einen fehr fteilen Hügel hinauf, wo
fich der befchtwerliche fteinigte Weg endigte. Der Gipfel diefes Hügels ift fo wohl, als alle
daherum fehr gut angebaut, und in Beete eingetheilt, die bis an den Boden fortgehen,
‚und eine fehr angenehme Ausfiche machen.
Ein Li zuvor g), ehe fie in die Vorſtadt giengen, fah er linfer Hand einen Thum,
dreyhundert Schritte von der Heerſtraße, unter dem Thale, wo der Fluß, längit weichem
er reifte, binläuft. Diefe Gegend ift voll Dörfer und Flecken. Sie ließen die Stadt vech-
ter Hand. Sie hält über ein taufend fünfhundere Schritte im Umkreiſe, und ihre Mauern
find in gutem Stande,
An einem Dorfe, fünf und achtzig Li von Shew yang byen, wo er den Sten an⸗
fangte, verließen fie den Weg, der nach Tay ywen fir, der Hauptftadt von Shan fi,
füßret, und nahmen die Straße nad) Pin yang fu, drey und dreyßig Zi unter dem Ende
der Hügel, die überall wohl angebaut, und voll Dörfer, aber auch voll gaͤher Abftürze
waren. Diefe entftehen, entweder wenn die Negengüffe Die Gartenerde wegſchwemmen,
ober, wahrfcheinlicher, durch Erdbeben, die in diefen Gegenden fehr gewöhnlich find; denn
der Verfaffer fah oft große Höhlen dergeftalt umzirket, daß das Waſſer weder ein noch)
aus konnte. ! ss 2
In verfchiedenen Theilen diefer Provinz bemerkte er etwas befonders, daß fich auf vier=
bis fuͤnf hundert Fuß tief Gartenerde, ohne den Eleinften Stein, findet, welches nicht wenig
zu der großen Sruchtbarfeit des Bodens beytraͤgt. Des Morgens war alles, aud) der £leinfte
Fluß, gefeoren, fo daß die Kälte durchdringend war, und doch fühlten fie den Abend außer-
ordentliche Hitze. Von den Hügeln Famen fie in eine fehr fhöne und volfreiche Ebene. Die
Berge machen bier eine weite Höhlung, und laſſen eine große Deffnung zwifchen Weſten
und Suͤdweſten, vier Seemeilen von einander.
Den gten ließen fie die Stadt Yu tſe byen füdlih. Sie hat vier Thore, und ſcheint
vierecficht zu feyn. Drey und funfzig Ki weiter, it die Stadt Spu kyu byen, die von
Norden nach Süden etwan vierhundert Schritte, und weniger, als zweyhundert von Dften
nach
g) Den Weiten nad) follte es vielmehr funfzig feyn.
Sortfegung des Weges von Pe fing nach Ryang chew. —
7 April. Ein Dorf, Norden gi, Shew yangbyn = 2,
Ueber einen Moraft, der Oft 8 April. Ein Dorf, Wellnordweflt 85
läuft, Der Weg Nordweſt 15 Wan bu ding = 35
Ein Dorf SPS 2. g%pril. Nu fe hyen = 7
Ein anderes, MNordweſt 15 Stadt, u. Moraſt der weftl, läuft 5
Syn tyen, Welt e. _.20 Moraft, der westlich läuft 35
Dorf, Nordweſt 10 Ein Dorf, Weſtſuͤdweſt —
Moraſt, der ſuͤdlich lauft 14 Moraſt, der nordlich läuft 10
Ein Flecken = 20 Ein Dorf, Weſtſuͤdweſt 7
Stile Brg = =: 4 Bruͤcke, u. Fluß der NW. läuft 3
Fort⸗
XIV Buch IX Eapitel. 49
nach, Weſten, hält. Die Mauern find von Ziegen, und ſehr arfig. Die Mauer umdie 1638
Vorſtadt ift von Erde, mir Schießſcharten von Ziegeln. Sontanep.
Noch fünf und vierzig Li weiter, kamen fie nach Kyalin durch verfchiedene Dörfer
auf ihrem Wege, welches fo viel Städtchen find, da einige mehr, als verfchiedene Hyen
zu bedeuten haben. Hiezu koͤmmt die Schönbeit des Landes, welches fo eben, als ein Kegel⸗
platz iſt, nebft den Wäldchen, damit die Dörfer umgeben find, und beydes zufammen
machet die angenehmfte Sandfchaft von der Welt. An verfhiedenen Orten diefer Ebene, in-
nerhalb anderthalb Meilen, rund herum, fahen fie auf einmal zwölf Dörfer, und Fonnten,
die weitern mit gevechner, bis auf zwanzig zählen, deren jedes verfehiedene ziemlich hohe
Thuͤrme hart,
Den coten ruͤckten fie nach Ri byen fort, und durch die weſtliche Vorſtadt, die groß Ki Hyen.
ift, und Erdmauern hat. Die Stadtmauern find von Ziegeln, fehr fhön, mit Wach—
Bäufern und Thuͤrmen, in gehörigen Weiten. Sie kann ein taufend zweyhundert, oder ein
tauſend fünfhundert Schritte im Umkreiſe Haben,
Zwanzig Li weiter, fahen fie linker Hand einen fehr fhönen Tempel, der dem Nu⸗ Pin yau
whansfbanzti geweiht war. Nach dieſem giengen fie bey Pin yau byen, auf der hyen.
linken Hand vorbey, welches eine ſchoͤne Stadt von eintauſend fuͤnf hundert, oder zweytau—
ſend Schritten, ins Gevierte, iſt. Ihre Ziegelmauern ſind ſehr ſchoͤn, und mit Thuͤrmen
beſetzt. Der Verfaſſer zaͤhlte dreyßig, und zwiſchen zweyen allemal zwey und zwanzig Schieß-
fharten. Sie hat vier Thore. Auf dem Wege von dar nach Chan tfiven, giengen fie
durch verfihiedene große Städte, und auf einem Wege, der gedrange voll Bolfs war.
Diefe beyden legten Tage kam ihnen das Sand flacher, ſchwaͤrzer und dichter vor, als gewöhnlich,
und die Doͤrfer hatten nicht fo viel Thuͤrme; Dagegen waren fie meift mit Erdmauern, die
Ziegelfchießfcharten haften, eingefchloffen, und hatten oft Dicke doppelte Thore, mit eifernen
Ducch große Nägel angehefteten Platten 2).
Den rıten kamen fie, nach einer Reife von zwanzig Li, nad) Kyay hyew byen, Kyay hyew
einer fhönen volfreichen Stadt, und giengen durch ihre nordliche Vorſtadt, die eine zweyte hyen.
Stadt mit befondern Ringmauern ausmachet. Zehn Xi von dar, fanden fieeine Brücke und
einen
5) Du Saldens China auf der 4aften Seite. —
Fortſetzung des Weges von Pe king nach Kyang chew.
Ein Dorf— 6, Kyay hyew hyen = = 6 g.
Syu kyu hyen, Suͤdweſt 8 Bruͤcke und Tempel, Weſtſuͤd⸗
Dorf Ryan = 6 mot > 2.10
10 April. Ri hyen, Suͤdweſt 15 Bike =. = 10
Schöner Tempel, Suͤdweſt Große Burg oder Flefen 20
gen Süden s 27 Ling She hyen = = 20
V li chwan, großes Darf 18 Ein Dorf, ſuͤdlich = > 10
Ping yau byen - 1 Landgut auf einem Berge 10
x Apri Chen tfiven, Süpwelt 50 Tempel: E 5
Pril. Schöner Tempen Weſtſuͤdweſt 14 In i, Suͤdſuͤdweſt 15
Mmm 2 Sort
460 Reifen nach dem Reiche China.
1688 einen Tempel, und weiter noch eine Brücke linker Hand, mit zween Flecken, die Mauern
Sontaney. hatten, und fir Städte gelten fonnten, hundert Schritte vom Wege. Re
— nnd — di,
Hier lenkten fie fich fünweftwärts, längft einem Fleinen Fluſſe, rechter Hand, Namens
Swen bo, der in dem Sande von Tay when fir entfpringt, Sein Waſſer ift gelb und 4
ſchlammicht, wie des gelben Fluſſes feines. Die Berge fangen bier wieder an. Sie reiften i
gleichwohl durch ein Thal, ein tauſend oder ein taufend fünf hundert Schritte weftlich. Die:
ſem gegen über, auf der rechten Hand, gieng eine fehöne feinerne Brücke über den Swen
bo, die zwölf Eleine Bogen hatte; gleich darauf befand ſich linker Hand ein Tempel, und
zwey Dörfer, die auf Fleinen Hügeln erbaut waren. J
Ling She Nachdem fie in allem fechszig Li, und durch verfehiedene große Dörfer gereift waren:
hyen. ſpeiſten fie zu Mittage in einer großen Burg, und laugten, zwanzig Li weiter, zu Ling
She byen an. Diefe Stade nimme faft die ganze Breite des Thales ein, ob. fie wohl
nicht über dreypundert Schritte von Norden nad) Süden fang, und hundert und funfzig
don Often nach Weſten breit ift, Sie liefen folche rechter Hand; denn der Fwen ⸗ ho läuft
an der Weſtſeite bey ihr vorbey. An einem Dorfe, zehn Li von der Stadt, verließen fie
den Swen ho, und fingenan, einen Berg hinauf zu fleigen, der ungefähr hundert Schritte
höher, als die Oberfläche des Fluſſes zu ſeyn ſchien. Der Weg hinauf war ungleich, und auf dem
Gipfel fanden fie ein Dorf, Sie fliegen nach In i hinunter. Der Weg war gedrange
voll Volks, der Staub außerordentlich, und alle Hügel, die von Erde find, waren in
Beete eingeteilt, und, bis an die Spiße felbft, angebaut, auch die Höhlungen und Ab—
flürze nicht ausgenommen,
Den 12ten giengen fie über einen Berg, welcher ein Dorf auf dem Gipfel hatte; und -
fanden einen Tempel an feinem Fuße, acht und vierzig Li von In i. Hier giengen fie in
Cho chew. ein Thal, bey dem der Swen ho vechter Hand vorbey floß, und hielten zu Cho chew,
; das daran liege, ihr Mittagsmahl, Bey dem Eingange in die Stadt, die von Oſten nach
Weſten zweyhundert Schritte breit ift, und vierhundert von Norden nach Süden bat, gien-
gen ſie, vermittelft einer feinernen Brücke, auf deren linker Hand ein Ochſe in Eifen gegof-
fen war, über einen.Eleinen Moraſt. Bon bier giengen fie über einen Berg, der auf dem
Gipfel eine ſchoͤne Ebene hatte, und ftiegen nach vem Swen bo hinunter, den fie allezeit
rechter Hand behielten, bis fie nach Chau ching hyen kamen. Die Größe diefer Stadt,
von Norden nad) Süden, iſt dreyhundert Schritt, und von Dften nach Weften zweyhundert.
Sie iſt ſehr volkreich. Der Verfaſſer ſah daſelbſt einen ſchoͤnen Triumphbogen, von ge⸗
hauenen Steinen, die gut gearbeitet waren. In den Bergen, wo ſie durchreiſten ‚ befinden
fih Koblengruben, in denen beftändig gearbeitet wird, Bey einigen Abſtuͤrzen bleiben
kaum Drey oder vier Schritte für den Weg übrig.
Den
Sortfesung des Weges von Peking nach Kyang chem.
12 April: Dorf auf einem Berge Sid- “ Tempel, ſuͤdwaͤrts — 869.
ſuͤdoſt 200 1, Chau ching hyen, Suͤdſuͤdw. 24
Tempel an deſſen Fuße, weſt⸗ 13 April, Kleiner Fluß und Dorf, ſuͤdl.
waͤrts = 33 Dorf, Suͤbweſt 7
Cho chew = 1 Großes Dorf, Suͤdſuͤdweſt 8
Fort⸗
|
TE
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ms
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EEE
XIV Bu IX Eopitl. 461
Den tzten veiften fie achtzehn Li, von Chan hing, bis zu einem großen Dorfe, und
giengen bavauf in eine fchöne Ebene, eine Meite breit hinunter zu dem Flufſe, über eine artige
fteinerne Brücke von drey Bogen, über einen Moraſt. Nachdem fie bey einigen fchönen
Dörfern vorbey, und über eine ſchoͤne Brücke, achtzehn Schritte lang, allezeit neben dem
Swen ho, gegangen waren, langten fie zu Hong tong byen an, weldye Stadt ein tau⸗
fend acht Hundert Schritte im Umkreiſe har. Sie giengen darüber, und fanden an der nord-
weftlichen Ecke einen Tempel mit einem Prachtfegel, Bier Meilen hintereinander, ſieht es
_ wie eine zufammenhängende Stade, die längft des Hügels liegt, aus.
Bey ihrer Abreife von der Stadt, giengen fie über eine fehöne Brücke von fiebenzehn
Bogen, fehzig Schritte lang. Die Pfeiler find ven gehauenen Steinen, mit ftarfem Eiſen
zuſammen verbunden, ‘Die Steebepfeiler find ftarf und dick, und fragen verfchiedene Thier⸗
bilder, die hervorragend liegen, und mit runden drey Zoll dicken Eifenbandern befeftiget find,
unter denen fich junge Löwen befinden, Sie ift mit großen wieredfichten Steinen gepflaftert,
die auf Balken liegen. Unter einer großen Burg, dreyßig Ki von der Stadt, fahen fie
eine ſchoͤne ſteinerne Brücke, von drey Bogen, über einen großen Moraft. Darauf giengen
fie bey zweenen anderen Dörfern vorbey, und über zwo Bruͤcken, uͤber den Swen bo. Bey
einer großen Burg, zwanzig Si darunter, traſen fie eine jehöne fleinerne Brücke von fieben
Dogen an, mit Seitenmauern, die aus fleinernen, in die Pfoften eingelaffenen Tafel be:
ftunden, und mit halb erhobener Arbeit, chinefifchen Zügen, und vier großen Loͤwen an den
Eden, ‚geziert waren, Sie ift etwan fehzig Schritte lang. i '
168 8
Sontaney.
Kong tong
hyen.
Zehn Li weiter iſt die Stadt Pin yang fir, etwan vier Meilen im Umkreiſe, wo ſich Ping yang
eine höfzerne Brücke über den Swen bo befindet; und zwanzig Li von dar liege Tjyang
leng byen. Bey dem Eingange in diefe Stadt, die fehr volfreich iſt, befindet fich eine
Brücke mit Seitehmauern, und mit einem Dache, das auf hölzernen Pfeilern ruhet, bedeckt.
‚Sie reiſten den ganzen Tag in ſehr angenehmen Ebenen, wo jeder Zoll Erdreichs an
gebauet war, und alles gruͤn ausſah, welches Fontaney noch nirgends bemerkt hatte, und
der Menge von Moräften zuſchreibt, Die von den Bergen von beyden Seiten herunter laufen,
Diefe Berge find mit Korn, Hülfenfrüchten, Bäumen, und einer erftaunlichen Menge Dör-
fer erfüllt, und ftellen eine ſehr fehöne Landſchaft dar. Das Korn wird in Beete gefüet z
daher diefe ganze Gegend wie ein Garten ausfieht, |
Sie fahen hier verfehiedene von den Bäumen Tſay tfe 7), mit gelben Blumen, die
Del zu Sampen geben. Als fie über den Swen ho waren, fanden fie an feinen Ufern, die
moraftig find, Reiß geſaet. Det Weg war, wie gewöhnlich, voll Volks, und die Ebenen
mit Ackerbleuten bedeckt, die Hülfenfrüchte ſaeeten.
) Im Framoſiſchen: Tſai fe. Nachdem
Fortſetzung des Weges von Pe king nach Kyang chew.
Sn tong hyen =: ah Noch eine = 20
» Dr = P “ 3 N .
G —— Ping yang fu, Suͤdweſt gen
Beten Süonef m en al 10
; Ein anderer nn Tſyang leng hyjen 20
mm 3 Hort⸗
fu.
Baͤume
Tſay tſe.
1688
Sontaney,
Tay ping
hyen.
Kyang chew.
ne Abreife,
462 Reifen nach dem Reiche China.
Nachdem fie den iAten fieben und dreyßig Ki in einer Gegend, wie die vorige, gereifet
waren: fo giengen fie über eine Brücke von fünf artigen fteinernen Bogen, dieüber einen Dad)
geht, welcher durch zwey große Dörfer ſtreicht. An jedem Ende befindet fich ein bölzer-
ner Teiumphbogen. Drey Li weiter, Famen fie zu einer Brücde mit drey Bogen, und
zwanzig darunter, zu der Stadt Tay ping hyen; Die klein, und nicht fehr volfveich ift, aber
eine fehr große Vorſtadt hat.
Kurz, ehe fie folche erreichten, fahen fie eine Brücke mit einem Dache, die der fliegende
Regenbogen heißt. Es ift ein großes Werf von verfchränften Holze, und ruhet auf hoͤl⸗
zetnen Bogen, ‚die auf eine fteinerne Bank gefegt find, welche über zweene feinerne Bogen
gebaut ift, Die zunächft dem Lande ſtehen. Die Chinefen bervundern die Kunft daran, und
haben ihr vielleicht deswegen diefen feltfamen Mamen gegeben. Sie ift fieben oder acht
Schritte lang, und von einem gefchickten Zimmermanne verfertigt.
Sieben Li von Tay ping, fanden fie eine andere fteinerne Brüde, Hierauf gieng
ihr Weg ſuͤdweſtlich, bis nach) Kyang chewo, mo fie herbergten. Diefe Stadt halt drey -
taufend, zweyhundert und vier und funfzig Schritte im Umkreiſe, und liege an der rechten
Seite des Swen ho. Sie hat nur zwey Thore, weil ein Theil von ihr auf fteigendem
Grunde fteht. Von Pe king bieher, bediente er fich, fo guf er Fonnte, eines guten See—
compafles, die Gegenden zu bemerfen.
Zu Pin yang fir verließen fie. die Heerſtraße, die in Shen fi leitet. Die Gaſthoͤfe
darauf find denenjenigen ähnlich, Die er auf der Reiſe von Ning po nad) Peking befehrie-
ben hat A), Die Häufer, die zur Aufnahme der Mandarinen beftimme find, und Rong
quan heißen, haben nichts merfwürdiges. Selten finden fie Lebensmittel auf der Reife:
aber ihre Bedienten Faufen ihnen Speife ein, und richten folche nach ihrem Gefallen zu 2)
Her II Abfehnite.
Reiſe des Verfaſſers von Kyang chem nach Nan Fing, in der Landſchaft
Kyang narı,
Abreife von Kyang chew. J chin hyen. Ange⸗ chewn. Kay fong fu. Ching lyew hyen. Nhing
baute Berge. Tſin ſhwi hyen Hi chim lu hyen. Yung ehing hyen. Syew chew.
Berge in Beete eingetheil. Wie folches ger Sie gehen über den Whang he. Hyu chem.
fhieht. Provinz Ho nan. Mu lang. Wan Pu few. Der große Yang tie Eyang.
Den sten May reiſte Fontaney von Kyang chew in einer Saͤnfte aus, die von Maul
fhieren getragen ward, und gieng über den Fluß, der in einer ſchoͤnen mit Korne be
deckten Ebene fließt, vermittelſt einer hölzernen engen und ſchwachen Drücke, Die Chriften
begleiteten
%) Alſo it Fontaney Verfaffer von.dem vorigen Tageregifter. 7) Du Halde a.d. sound folg. ©.
Sortfesung des Weges von Peking nach Ryangchew,
14 April. Steinerne Brüde = = 378: Steinerne Bruͤcke, Suͤdweſt
Aubere. =. ln. 3 gn Sid _- e 7.
Tappingbyn = 20 Kyang chew, Suͤdweſt.
XIV Buch IX Eapitel, 463
begleiteten ihn, bis ans Ufer, und harten dafelbft eine Tafel, mit einer Mahlzeit, nach der
Sandesgewohnbeit, zum Abfchiede zurichten laſſen. Er foftete nur ihren Wein, Damit fie nicht
denken follten, als verachtete er ihre Höflichkeit,
Den 6ten fpeiften fie zu J chin byen, Unterwegens fanden fie fünf Dörfer, einige
mit Erde ummauert, und andere mit Ziegen. Bon bier giengen fie in einem hohlen Wege,
wo verfchiedene Karren, die einander entgegen Famen, nicht fort fonnten, Die Chineſen
entruͤſten ſich bey folchen Borfällen niemals, fondern ſtehen einander gelajlen bey. Sie hat-
ten die Berge allemal rechter Hand,
J chin ift in dem Landſtriche von Ping yang fü. Die Mauern find von Erde,
mit Ziegelbruſtwehren. Unweit der Stadt fahen fie verichiedene Gräber, Das ganze and
iſt angebauet; fie Eonnten aber bier fein Fleifch zu Faufen befommen, weil der Statthalter
folches zu verkaufen verbothen harte, in Hoffnung, durch) dieſe Are von Faſten, Regen zu
erhalten, Die Chinefen aßen damals nichts, als Reiß, Hülfenfrüchte, und andere lebloſe
Sachen Die Manderinen haben Hühner in ihrem Haufe, welche fie zurichten laffen,
Gleichwohl wird bey allem dem, ingeheim Fleiſch verkauft; denn zu Ryang chew, wo
eben diefes Verboth gefchehen war, harten fie Fleifch genug, und fo wohlfeil, als zu an-
derer Zeit,
ar Vierthel Meilen unter J chin giengen jie den 7ten zwiſchen Die Hügel, welche alle
angebaut waren. Der Hinaufweg ift böcericht. Jeder Zoll von ihnen iſt angebaut und
befüce, felbſt die Abſtuͤrze nicht ausgenommen, Unter ihnen iſt eine Ebene voll Dörfer und
Baͤume. Sie fanden auf diefem Wege Volk in Menge, und fahen nah Welten, Süden,
und Oſten Berge, die einen halben Kreis machten. Sie fpeiften in einem großen Dorfe,
eine Seemeile von Lew hu a). Sie hatten noch über andere Berge zu geben, die fteinige
find, wie auch das Sand, außer in einigen Thälern, ungebaut iſt. Sie trafen verfchiedene
Eſel und Maultbiere an, die irdene eifenfarbene Keffel trugen. Dieß ganze Sand ift arm,
und der Weg beſchwerlich. Das Nachtlager. war in einer Burg Wan chay.
Den gten rückten fie in ein Thal, zwifchen zween Bergen, durch einen fteinigten aber
vollkommen ebenen Weg, und Famen nad) einer Fleinen Stadt, Tſin ſhwi byen, mit
Ziegelmauern, am Fuße eines Berges. Als fie von folcher weggiengen, fanden fie zweene
Ihürme, einen rechter, den andern linker Hand, auf den Gipfeln ber beyden höchiten
"Berge, wie auch einige Dörfer längft dem Wege, in deren einem fie fpeiften, vierzig Li
von Wan chay. Das Eflen ward in denen Schüffeln aufgetragen, Die aber nicht jo fein
waren, als die hollaͤndiſchen. Vorerwaͤhnter Berg ift ſehr beſchwerlich, und für Saftwagen
unwegſam. Der Weg ift aneinigen Orten fo ſchmal, daß fie Gefahr liefen ‚ Die Abftürze
hinunter zu fallen. Sie brachten eine Stunde zu, ehe fiedarüber famen. Diefe Gegenden
find niche angebaut. Nachgehends waren die Wege eben, das Sand gebaut, und fie gien-
gen
4) Es iſt nicht erwaͤhnet, wie weit diefer Plag von Wan chay iſt.
Weg nach Nanking.
Die Gegenden find durch Beobachtung der Sonne bemerkt.
May von Wange io Tin ſhwi byen
Jbinbyen, SE. 2. 60$i. 8 May. Landgut, Suͤdoſt = = zo
May. Großes Dorf, Oſtſuͤdoſt 40 | s
Wan chay, ein 5 Suͤdoſt 40 SR
1688
Fontaney.
—ñ—N —
Ichin hyen.
Angebaute
Berge.
Tſin ſhwi
hyen.
1688
Fontaney.
Lo
Yi chin.
44. Keifen nach den Reiche China.
gen bey brey oder vier Dörfern vorbey, Auf beyden Seiten ſahen fie die Gipfel anderer Berge,
die höher, als derjenige, waren, auf dem fie fich befanden, Ihr Nachtlager war zu Lew tſwen,
’ einem mittelmaͤßigen Flecken, mit Ziegelhaͤuſern.
Den gten giengen fie bey einigen Dörfern und Meyerhoͤfen vorbey, in deren einent,
Namens Pi chin, die vorerwähnten eifenfarbenen Kefel gemacht werben. Der Weg war
eben, und gieng durch ein enges, fteinigtes, aber überall angebautes Thal, in deffen Mitte
ein Moraft lief; es war mit fchattigten Bäumen bepflanze. Am Ende deflelben, war der
Meg theils Hügel, ‚theils Thal. Sie trafen ziveene Dörfer an. Die Wege waren bir
und wieder ſo enge, Daß Feine Karren durchfommen konnten. Auf der Spige eines Ber⸗
ges fahen fie die Mayern eines zerftörten Schloſſes. Das Land auf beyden Seiten war
Hurchgehends gebaut, und die Fleinen Hügel in Beete, bis an den Gipfel, eingetheilt, und
. jenes Beet befüet, Fontaney zählte mehr, als vierzig, immer eines über dem andern,
Beete auf
den Bergen,
ie folche
gemacht wer⸗
den.
und viele wurden durch Mauern unterſtuͤtzt, Dazu die Steine aus den Bergen ſelbſt genom-
men waren, Diefe Beste ſieht man auf allen Seiten, zwo oder drey Seemeilen binfer-
einander. Auf dem Sande wechſeln Bäume, Häufer, und auf Erhöhungen gebaute Tempel,
ab. Zünf oder ſechs Seemeilen, vechter Hand, zeigten fi) andere Berge, deren Gipfel
die Chinefen, dem Anfehen nach, mit großer Arbeit geebnet haben, umfie zu befaen. Ihr
Nachtlager war zu Chew tfiven 5), einem artigen Flecken, mit Ziegelmauern, und Die
Tagereife achtzig Li. | j '
Den roten giengen fie über drey Berge, und durch eben fo viel große Dörfer. Sie
ſahen gleichfalls drey oder viere rechter Hand. Auf dem Gipfel des erften Hügels fanden fie
fehr fehöne gepflügte Felder, Der zweyte iſt ſteiler, und feht mitten unter Fleinen Hügeln,
die gepflügt und in Beete, oder Erderhoͤhungen, eingetheilt find, deren der Berfafler nur
auf einem Berge über hundert rechnete. Drdentlich haben fie, zwanzig oder dreyßig Fuß
Breite, doch einige nur zwoͤlfe, auch wohl weniger, nach dem ber Hügel ſehr fteil iſt.
Etivan eine Seemeile weiter, fahen fie nichts, als Eleine Hügel, mie Korn, und Dickich⸗
gen von Bäumen befegt, worauf fie andere fleinigte Hügel hinauf giengen. Die Wege waren
mit Feuerfteinen gepflaftert, aber ſehr uneben. Die Beete auf den Bergen allbier, waren
anderthalb Meile hintereinander mit Steinen eingefaßt. Diefe Gegenden, die mit fo vieler
Arbeit gepflügt und beftellt werden, geben uns einen beffern Begriff von der Arbeitfamteit
der Chinefen, als die Ebenen von Ryang nan, Shan tong, und Pe che lie).
Unter diefen Eleinen Hügeln, fingen die Berge an, unfruchtbar zu werden, ausgenom—
men gegen den Fuß, wo das Sand gebaut iſt. Sontaney fah einige Pläse, wo fie ange:
fangen hatten, folche Deere zu machen, Erſtlich fammeln fie alle Steine, und häufen fie
zufammen, Einfaffungen Daraus zu machen; nachgehends ebenen fie den Grund, und be—
füen ihn. Der dritte Berg iſt noch) unebener, als Der vorige, und nach) dem Regen unweg⸗
fan,
5) Im Franzoͤſiſchen: Teheon teouen, ec) Du Halde, Band, auf der zu und folgenden Sr -
Sortfesung des Weges nach Nan king.
9 Mas. Kleines Dorf, Suͤdſuͤdeſt 40 K. 10 May. Li chwen, Flecken, Suͤdoſt 45 ti.
Chew tfiven, Flecken, Suͤd⸗ Tin chau i
fünfte = =. 4 May. Chan pin, Suͤdoſt 40
Sorts
XIV Buch IX Sapitel. 465
ſam, weil das Pflaſter von den Feuerſteinen fchlüpfrig wird: Ihre Mittagsmahlzeit war
zu Li chewn. Gleich darunter ſtiegen ſie einen Berg hinauf. Das uͤbrige Land iſt gut
und eben, und voll kleiner gepfluͤgter Huͤgel, wie die vorigen. Sie giengen durch ſechs
oder ſieben Doͤrfer, deren einige ziemlich groß, und aus Ziegeln erbaut waren. Andere
fahen fie noch am Zuße der Hügel. Auf dem Wege trafen fie viele Maulthiere und Efel an,
die mit Waaren aus den Provinzen Ho nan und Kyang nan beladen waren, Zu Tfin
chaui 4), welches ein großes Dorf iſt, bielten fie ihr Nachtlager.
1688
Fontaney.
Den zen giengen fie über einen kleinen Hügel, und fanden einen Weg, längft den Provinz"
Bergen, durch Felfen gemacht, nach Art eines erhöheten Ganges verfertiget, und mit Steinen
gepflaftere und eingefaßt. Er ift zehn oder zwölf Fuß breit, fehr abhängig, und bey Re—
genwerter fo fchlüpfeig, daß man unmöglich hinunter gehen kann. Auf diefem Wege find
zwey oder drey Eleine Forts, den Durchgang zu behaupten, deren eines dicke Mauern hat,
auf denen Soldaten aufziehen koͤnnten. Unter diefen Hügeln fahen fie die Ebenen von Ho nam.
Jeder Theil der Berge iſt angebaut, außer wo Felſen ſind. Sie fanden auf dem Wege
Volk, und beladene Eſel und Maulthiere in Menge.
Ho nat.
Sie giengen durch fünf oder fechs Flecken oder Dörfer, und fpeiften zu Chan pim,
Nachmittage famen fie aus den Bergen heraus. Der Weg ift auf drittehalb Seemeilen
uneben, und febr fteil abhängig. Unter einem fleinen Hügel entdeckten ſie den Mhang bo,
deffen Lauf man aus den weißen Dünften verzeichnen koͤnnte. Innerhalb anderthalb See:
meilen ‚in der Ebene, giengen fie durch fechs Marktflecken, deren einige fehr groß waren.
Das Korn war hoch, und die Aehren in den Feldern alle fhon vollfommen, da es fünf
oder fechs Seemeilen dahinter, in den Bergen noch im Schoffen fund. Das Sand war
fehr fehön; fie ſahen überall, unter dem Korne und um die Dörfer herum, Bäume, Ihr
Nachtlager war zu Sin wha chin, einem großen Flecken, in dem Landſtriche von Whay
kin u. -
5 Ir ı2ten herbergten fie in einer Burg, Mulang. Auf dem Wege dahin giengen fie
durch neun oder zehn elende Dörfer, und ein ebenes angebautes fand. Die folgende Nacht
blieben fie zu Wan chewn, einer Burg, die unter Ray fong fir ſteht. Das Sand
war diefen ganzen Tag fehr angenehm, und mit Dörfern auf allen Seiten des Weges bebauet.
Sie fahen daſelbſt Fleine Karren, mit vier ausgefüllten Rädern, noch nicht drey Fuß im
Durchmeffer, von Ochſen, Efen, Maulthieren, und Pferden, alles untereinander, gezogen,
viere oder fünfe neben einander. Auch fahen fie. Korn in Linien, wie Reiß, gefäet, nicht über
fechs Zoll von einander, Die Felder, wo man es, wie in Europa, fäet, werden gepflügt,
ohne Erhöhungen zwifchen den Furchen zu laffen.
Den daten faben fie auf dem Wege nad) dem Whang bo, auf beyden Seiten, nur
fchlechte Dörfer. Der Fluß ift fo breit, daß man Faum von einer Seite nach der andern
K hinüber
A) Fam Ende des Namens bedeutet eine Poſtſtadt, oder Poſthaus.
Sortfesumg des Weges nach Nan Eing.-
| Sin wha hi doſt 40 Li. 13 May. Stade Wan chewn, Südoft 60 fi.
2 May. Kleines Dorf ey ON gl 30. 14May. Der Whang bo, Oſtſuͤdoſt 60
Flecken Mulang 40 Ein Flecken. Oſtſuͤdoſt 60
Algen, Reifebefhr, v Band, Nın Sort:
Mulang.
Wan chewn.
991 Reifen nach dem Reiche Cha.
1688
Fontaney.
Kay fong fu.
Ki hyen.
Nhing lu
hyen.
hinuͤber ſehen kann. Seine Breite betraͤgt daſelbſt ſechs oder ſieben Li. Der Verfaſſer hat
nie einen reißendern Strom geſehen. Er iſt aber nicht ſehr tief; denn wie ſie etwan ein
Drittheil hinuͤber waren, ſo erreichten ſie den Grund mit einer Stange. Er bezahlte nicht
mehr, als dreyßig Sous, oder dreyzehn Pence, für eine Barke, die alle feine Sachen
hinüber führte, Als er uͤber den Whang bo war, fo reifte er zwanzig Li weiter nah -
einer Stadt.
Den ısten fanden fie nichts auf dem Wege zu eflen, als halbgebacken Brodt, und ein
wenig.auf chinefifche Art zugerichteren Reiß. Jedermann Faufer und Fochet ſich bier feine
Speifen ſelbſt. Als fie zu Rayfong fir, der Hauptftadt von Honan, angefommen
waren: fo berbergten fie in den Borftädten, weil in den Stadtthoren Wachen geftelle waren,
die niemanden weder ein- noch ausließen, bis man alle Räuber gefangen bekommen hätte,
die, fehszig an der Zahl, vor wenig Tagen in des Mandarinen Haus eingebrochen was
ven, und das Tſyen Lyang ec), oder Triburgeld, meggenommen hatten. Die Mauern
find von Ziegeln, .
Den ıöten giengen fie längft einer Seite derfelben hin, und Fontaney rechnete fie auf
tauſend Schritte lang, und fie war in guten Umftänden, mit Fleinen viereckichten Bollwer:
fen, in gehörigen Weiten. Das Land fah diefen Tag fehr fehön aus; fie fahen mehr Haͤu⸗
fer und Dörfer, als zuvor, und richteten ihren Weg füdoftwäres. Wie fie durch Ching
lyew hyen durch waren, welche Stadt Ziegelmauern und Bollwerfe hat: fo hielten fie ihr
Nachtlager zu Han Fan chin, einem großen Flecken f).
Den ızten famen fie zuerft zu der Stadt Ri byen, deren Ziegelmauern auf einer
Seite mit Thuͤrmen verfehen find, fih aber nicht über dreyhundere Faden zu erſtrecken
fihienen. Das Nachtlager war zu Tye furfe, defien Thore Faum hoch genug find, daß
eine Sänfte durch Fann. Das fand war voll Dörfer. Fontaney gieng durch dreyzehn
oder vierzehn, und zählte oft zehn oder zwölfe auf einmal. Der Weg war auf beyden Sei-
ten fehr ſchoͤn mie Bäumen bepflanzt, wie ein Gang im Garten, und voll Volks, Jedes
Dorf hatte eines von den vorerwähnten vierecfigten hohen Häufern, Die zu Verwahrung
ihrer Koftbarfeiten erbauet find, und folchen Leuten, die ſich in guten Umftänden befinden,
als Mandarinen, Soldaten und dergleichen, zur Wohnung dienen,
Den ıgten giengen fie durch acht oder neun Dörfer, und unter andern durch Hyan
bi pu, ein breites und ſehr langes Dorf; endlich kamen fie nach Nhing lu hyen,
wo fie des Mittags und Abends fpeiften, weil innerhalb fiebenzig Li Feine Gafthöfe waren,
Die Stadt ſteht unter Duey re fi, Sie war groß, aber wüft und arm. Ihre Gra-
ben find voller Waffer, und ihre Mauern von Ziegen, mit Thürmen verſehen. Von Kay
fong
e) Im Franzöfifhen Eien lean. P) Du »salde auf der 53 Seite,
Sortfegung des Weges nach Nan king.
3 May. Ray fong fü, Oft gen S. 70Li. 18 May. Ayan bi pu, großes Dorf,
16 May. Ching lyew hyen, Suͤdoſt 55 Oſt gen Suͤden ⸗45 8.
Han kang chin, Flecken, S. O.25 Nhing lu hyen, Oſt gen S. 20
7 May. Ki hyem Oftfüvoft » 30 May Tſay kya tau kero, Suͤdoſt go
Tye fu tſe, Oftfüdoft se 21 May. Whe tin —————
oet⸗
XIV Buch IX Sapitel. 467
fong hieher fand er auf dem Wege , der immer noch mit Baͤumen bepflanze war, von Zeit 1688
zu Zeit bie erwaͤhnten Schilderhaͤnſer, in deren einigen Klocken waren. Sontaney.
Den ıgten herbergten fie zu Tſay kya tau few 5), einer großen Burg, Die beftän-
digen Regen hinderten unfere Miffionarien, die Nichtung bes Weges zu bemerfen, die fie
Südoft fhägten. Das Sand war angenehm, Er gieng bey einem wohlangelegten Be—
geäbnißpfage, vorbey, wo fich marmorne Loͤwen in einem fehr Dicken Holze befanden, Der
Degen bielt fie den folgenden Tag auf.
Den ꝛiſten gieng er durch ſehr fehöne Ebenen, Die Wege und Dörfer find mit Baͤu⸗ Yung hing
men beſetzt. Er herbergte zu Whe tin tſye 5), welches ein großer Flecken iſt. Den 2eſten hyen
ruͤckte er neunzig Li fort, und ſpeiſte gleich auf dem halben Wege in einem großen Dorfe,
worauf er durch Nung ching byen, eine Eleine Stadt, innerhalb der Mauern, durchgieng,
deren Borftädte aber fehr groß find. Diefen Nachmittag zählte er auf einmal zwölf Dörfer
zu feiner echten, deren die meiften Fleine viereckichte Thürme hatten, daran fie fich in der
eite unterſcheiden; aber foviel Bäume fahen fie nicht mehr.
Den 2zften hatten fie den ganzen Tag Berge oftwärts auf fünf oder ſechs Seemeilen
weit. Das Sand war faft ohne Bäume; ausgenonmen in den Dörfern, die zahlreich und mit
Eleinen vierecichten Thuͤrmen verfehen find. Mit dem Fleinen Flecken Tang tye fur tſü
fängt fich die Provinz Kyang nan an, Er fah die Chinefen ihr Korn auf die Erde aus:
gebreiter drefchen, wozu fie eine Walze von ſchwarzem, unpolieten Marmor darüber rollten.
Sie Haste zween Fuß queerdurch und etwa drittehalb Fuß Sänge, und ward von zween Dchfen
mir Striden gezogen, die an ihrer Are befeftige waren.
Den 2aften, des Montags, giengen fie bey Syew chew vorbey , deren Mauer nicht Syew chem.
in fehr gufen Umſtaͤnden zu feyn fehlen, die Vorſtaͤdte aber find groß, Die Haͤuſer in den
Dörfern, wo er durchgieng, waren armſelig und hatten nichts zu effen. Bey der Mittags-
mahlzeit fah der Verfaſſer eine Parthie Seidenwuͤrmer auf einer Matte die Maulberlaub
fragen. Diejenigen, die bald anfangen wollten, zu fpinnen, wurden in Büchfen von trocknem
Schilfe gethan; die Puppen, die fie machen, find klein. Man fagte ihm, in Che kyang wären
fie zwey⸗ bis dreymal fo groß.
Zu Lyen chin tſye, einem großen Flecken oder einer Burg, wo er den 25ften fpeifte,
find zwo Brücken über zweene Bäche oder vielmehr Moräfte, die von dem Regen für Boote
ſchiff bar gemacht werden: fie gehen nur bis zu einigen benachbarten Dörfern. Das Nacht:
lager war in einer andern Burg An chin. Der Boden von Kyang nan ift moraftig und
nicht fo gut, als von Honan. Er fah aber Vieh weiden und zahlreiche Heerden Schafe.
Nnun2 Weil
EI Im Franzöfiichen Teni kia tao keou. 2) In der Grundſchrift Hoe tin tcie.
Fortſetzung des Weges nach Nan king.
22 May. Ein großes Dorf, Suͤdoſt 45Li. 24 May. Syew chew ⸗ zof.
zus Ein anderes, —5 45 Dorf, Suͤdſuͤdeſt45
3May. Tung tpefücfin, ki di. S. O. 20 Fangchang tſye, ein anderes 35
De ang i, ein derer, Suͤdoſt 20 35 May. Tyen ching tſye, großerFleck. 50
Sang pu, ein Dorf, Sid yo BKu chin, ein anderer = 30
Fort⸗
1688
Sontaney,
Sie gehen ;
‚über den
Whay ho.
Hyu chew.
Pu kew.
Lauf des
Kyang ·
468 Reiſen nach dem Reiche China.
Weil der Regen die Wege verderbt hatte, ſo mußten ſie den aöften durchs Waſſer
gehen, das hie und da zwey bis drey Fuß tief war, gleichwohl wuchs Korn in den Feldern.
Das Nachtlager war zu Sang pu, und zwanzig Bi von dar ift die Stadt Jong yang fu.
Den 27ften giengen fie bey einer kleinen Stadt über den Wbay bo, der etwa fieben-
zig Schritte breit ift, und mit dem Whang ho, und dadurch mit der Provinz Nan fing
zufammenhängt. Das Nachtlager war zu Whan ni pu. Das Sandift voll Viehweiden.
Die folgende Nacht blieben fie in einem großen Flecken Che bo yi, deren Eingang
eine Brücke mit dreyßig Pfoften über einen Fleinen Fluß hat, Der Weg war vom Regen
verderbt; aber voll Leute und Dörfer,
Den zoften blieben fie in einem andern Dorfe Chu lu kyau. Der Weg gieng durch
Berge und meift unangebaute Laͤnder. Den Tag darauf waren fie faum eine Seemeile gereift,
als fie einen fehr fteilen Berg hinauf klettern mußten. Der Weg ift gepflaftert. Es befanden
ſich oben einige Häufer, und ein fteinerner Bogen vierzig oder funfzig Fuß lang, unter wel⸗
chem fie durchgiengen.
Zu Mittage kamen fie in die Stadt Hyu chew, die mic einem fechzig Baden weiten
Waflergraben umgeben iſt. Sie ſteht auf fteigendem Grunde, und das Land ringsherum
ift mit Bäumen bedeckt, In der großen Vorftadt, durch die fie giengen, fahen fie einige‘
Triumphbogen und einen Thum. Die Ebenen, die ihnen auf diefer Tagereife vorkamen,
waren voll Reiß. Der Verfaſſer fah hier das Korn, ſowohl mit dem Flegel, als mit der
marmornen Rolle, die ein Büffel 309, dreſchen.
Den zıften war ihr Nachtlager zu Pu kew, einem großen Flecken am Fuße der Huͤ⸗
gel, die eine Seemeile diefleits derfelben angeben. Der Pas ift mit Mauern umgeben, die
quer über einen Hügel geführt find, der an dem Nang tſe kyang als eine Citadelle liegt,
nur daß er zu hoch ift, ihm zu beſchießen. Er machet einen Winkel an der Oſtſeite, der ſich
nach einem andern Berge erſtrecket, wo ein Thurm iſt.
Zu Du kew, von welchem. Nan king dreyßig Li, Süd gen Oſten, entfernt iſt,
ift der Ay ang faft eine Seemeile breit. Sie landeren auf der andern Seite eine gute See⸗
meile unter dem Plage, wo fie in den Fluß giengen, nah Südfüdoften, und derfelbe brachte
fie zwo Seemeilen von dar nach dem Thore von Nan king, laͤngſt deffen Mauer fie andert⸗
halb Meilen giengen. Es befanden ſich an dieſem Sluffe eine große Menge Faiferliche Barz
fen für die Mandarinen, |
Als fie von Pu kew überfegten: fo bemerften fie den Lauf des Kyang, fo weit fie
fehen konnten, und fanden ihn Oſtnordoſt. Nachgehends war er näher bey Nan king
Mordoft, bis an einen Hügel zu Pu kew, wo ein Thurm ift, und.von Nanking nach die:
ſem Thurme läuft er nordlich drey Seemeilen weit. Sie meldeten ihm, er ſey dafelbft
fechs und dreykig Shang tief, das iſt: dreyhundert She ober Fuß N). |
Das
2) Du Dalde auf der 54 und folg. Seite. -
Sortfegung des Weges nach Nan Eing,
26 May. Sarg pu, Sid = 6ofi. 28 MayLfankyapu, gr. Dorf, S.g. O. ao Li.
27 May. Eine kleine Stadt — Che ho yi gr. Flecken, S. g. O. 30
Whan ni pu = 40 29 May. Chu In kyau, Dorf = 50
— Beſchluß
XIV Buch Xen 469
| 1693
Das X. Sapitel. F —
Joachim Bouvet, eines Jeſuiten, Reife von Peking nach Kanton,
da ihn der Saifer Kang hi im Fahre 1693 nad) Europa j
fandte, .
‚Der I Abſchnitt.
Seine Begleitung. Paß. Abreife von Pefing. Lyu chew fu. Tong hing bye, hang men
Poſten und Eaiferfihe Wirthshaͤuſer. Ehren hen. Kyew Dyang fu. Tempel des Ching
bezeugungen auf dem Wege. Te chem. When Whang. Nan han fr. Dafige Bewirthung.
bang hyen. Den chew fu. Srafepferde. Teng Chang ſhu. Kan chew fu. Uebung im Bo⸗
hyen. Pallaft und Nachkommenſchaft des Con⸗ genfhiegen. Gebirge. Nan ngan fü, Nan
fucius. Acharfiegelberg. Cine Lufterſcheinung. hyong fü. Fo fhan, ein großer Flecken,
Wis ver Kaifer den Bouvet zur Reife nach Europa ernannt hatte, fo befahl er, der- Seine Ber
felbe follte mit einem Mandarin vom- dritten Range, Namens Tong lau ya, und gleitung.
einem portugiefifchen Jeſuiten, nach Kanton reifen. Diefer legtere ward von
Seiner Majeftät nah Ma kau, dem Philipp Grimaldi, einem andern von eben der
Geſellſchaft, der aus Europa, wohin ihn der Kaiſer gefandt hatte, zurück gefommen war,
entgegen geſchickt. Dem Mandarin war aufgefragen, diefe Reife durch Bermittelung des
Ping pu, oder des oberften Rathes wegen der Soldaten a), zu befchleunigen, und in. Dies
fem ward befehloffen, der Miffionarius ſollte acht Pferde für fich und feine Begleiter haben,
Diefes Patent des Ping pur, welches Kang bo genannt wird, befteht aus einem Paß.
großen Bogen Papier, mit tagsarifcher und chinefifcher Schrift bedruckt, und mit des Ra⸗
thes Siegel bekraͤftigt. Deregnfalt iſt: der oberfte Naht von Ping pu, gebe ihm auf
Befehl des Kaifers diefen Rang bo, weil er in Faiferlichen Gefchäfften reifte, und durch
Kan ton gehen folle. Ale Haͤupter der Käthe in den Städten und Plägen, wo fich Poft-
häufer befinden, werben befehliget, Die beftimmte Anzahl Pferde mit allen Bebürfniffen,
fie ihn und feine Begleitung, ohne Verzug zu liefern, ihn in den Rong quam oder öffent»
lichen Herbergen zu bewirthen, die zur Aufnahme der Abgeordneten vom Hofe beſtimmt find;
und wenn er zu Wafler gehen muß, ihm Barfen und andere Mothwendigfeiten zu verſchaf⸗
fen und ſo weiter. Dieſes war mit einem viereckichten Siegel drey Zoll breit, bedruckt, auf
dem fich weiter fein Bild oder Schrift, als des Raths Name, befand, auf der einen Seite
in tartarifchen Buchftaben, auf der andern in chinefifchen. Aller andern Raͤthe Siegel $
find eben fo befchaffen. Am Ende des offenen Briefes befanden fic) die Namen des tartari⸗
E Nnunz -: fhen -
4) In dem vierten Kriegsrathe.
Beſchluß des Weges nach Nan king.
* Mm by. chem - -. 4, 31 May. Pu few, ummauerte Sleden
an eye Fan, ein Flecken 20 — soll,
Tſii kyo, ein — 2° 40 Nan Ein fü, Sid gen OR hi
E
1603
Bouvet.
Abreiſe.
Poſten und
kaiſerl· Her⸗
bergen.
Ehrenbezeu⸗
gungen auf
der Reiſe.
470 Reiſen nach dem Reiche China.
ſchen und chineſiſchen Praͤſidenten des Rathes, mit dem Dato folgendergeſtalt angezeigt: Den
ſechſten Tag des fuͤnften Monats des zwey und dreyßigſten Jahres der Regie⸗
rung des Rang bi.
Er reifte an dem beftimmten Tage von Pe fing ab, welches der Ste des Heumonats
im Jahre 1693 war, um fechs Uhr des Abends. Er fehickte einen Bedienten voraus, dem
Mandarin zu melden, daß er ihn an dem gefegten Orte antreffen würde, Weil fie aber die
Nacht drey Seemeilen unter Pe king überfiel: ſo verirreten fie fich und wanderten neun oder
zehn Stunden durch dicke und dünne, ‚daß fie erft nach Anbruche des Tages zu Lyang
byang byen anfangten, wo ihn der Mandarin erwarte. Kaum war er von feinen
Pferde abgeftiegen, fo mußte er wieder auffigen, diefe Tagereife von Hundert und vierzig
Bi, das it zwo Stationen, ‚jede von fieben Seemeilen, zurück zu legen.
In allen Städten auf den Heerftraßen befinden fich ordentlich Jma, oder Poſthaͤu⸗
fer, mo mehr als hundert oder hundert und funfzig Poftpferde fertig gehalten werden, und
wenn Diefe zu meit von einander entlegen find, liegen noch Pofthäufer dazwiſchen. Wer
mit dem Rang bo veifet, der findet allezeit an denen Dertern, wo er zu Mittage oder Abends
ſpeiſet, frifche Pferde, und eine Herberge von dem Mandarin des Ortes fertig gehalten.
Diefe Kong quan, oder Herbergen, follten zur Aufnahme großer Herren eingerichtet feyn:
da fich aber in verfehiedenen Städten, befonders denen, die ber legte Krieg zerftöre hat, Feine
befinden; fo läßt der Mandarin das befte Wirthshaus, das zu finden ift, dazu einrichten, und
machet e8 damit zu einem Rong quan, daß er ein Stück rorhe Seide, nach Art eines Bor-
hanges uͤber der Thuͤre befeftigen laßt, und eine Tafel und einen Stuhl mit leicht bordirten
feidenen Decken bineinfchaffet. Die ift jego aller Hausrath in den Herbergen der Großen auf
ihren Reifen. Niemals findet man ein Bette darinnen, weil die Reiſenden folches mit ſich
führen, mo fie nicht auf einer bloßen Matte Falt und hart fchlafen wollen,
Wenn fie in einer Stadt anlangten, fo fanden fie ordentlich die Mandarinen außer den
Mauern, in ihren Ceremonienkleidern, fie mit Ehrenbezeugung zu empfangen. Raum wa-
ven fie in ihrer Herberge, als fie von denfelben befucht wurden. Außer dem daß fie die Ta-
feln meift wohl verfeben fanden, unterließ Der vornehmfte Mandarin felten, einem jeden noch
eine andere Tafel voll Gebratenes und Gekochtes zu fenden, damit fie ihre Begleiter verforgten,
Denn außer ihren eigenen Bedienten, hatte ein jeder von ihnen vier oder fünf Dey pau
oder Ma pay, Poftbediente, die vom Kaifer bezahlt wurden. Manche von diefen dienten
ihnen
5) Tong ngo byen ift nach der Jeſuiten Kar: chew, an einem Fluffe, der ohne Zweifel einer von
te etwan zwolf Meilen Nordweft von Tong ping denen ift, über den fie ihre Pferde ſchwemmten.
Weg von Peking nach Rantom,,
in Poftftationen von fünf, fechs oder fieben Seemeilen eine jede,
x
Den Provinz Pe chili. Tin kyew byen = 7&eemeil,
8 Heum. von Pe king nad) ı Heum.59 Eyen für = 7
: Lyang byang byen 7Scemeil. 12 Hyen hyen = 6
9 Tohw - +7 Suchwangi = 6
Sin hing hyen - 7 $uching byen = 3
w yonghyen =- 7 3 Bingchew⸗6
nF
XIV Buch X Eapitel. | 471
ihnen als Führer, und andere fehafften ihre Sachen fort; alle hatten Poftpferde, zehn oder 1693
zwölf Soldaten nicht zu erwähnen, die fie mit Bogen und Pfeilen begleiteten, und allePo- Bouvet.
ſten abwechfelten. Der Ping pur hatte die Sachen auf diefe Art, vermittelft einer andern
Verordnung, eingerichtet, die von dem Rang bo unterfihieden, und vom Rathe dem
Tong lau ya übergeben war,
Den ızten erreichten fie Te chew, eine Stadt in Shan tong am Föniglichen Canale. Te chem.
Ale anderthalbe Meilen fanden fie diefen ganzen Weg hindurch Tſun tay oder Wachbäufer
unit einer Eleinen Erderhoͤhung, nach Art einer Katze gebauet, um ſich umzufeben, und bey
Laͤrmen und Aufruhre Zeichen zu geben.
Einer von den beyden Miffionarien in Bouvets Gefellfchaft befand fich den folgenz
den Tag vom Reuten unpäßlich, und mußte an ftatt feines Pferdes eine Kaleſche neh—
men, welches ihre Tagereifen auf einige Zeit verkürzte, Wer einen Rang bo hat, der
kann in einem Tage fo viele Poften veuten, als er will. Den ıören kamen fie zu Wen Ben hang
bang byen bey fpäter Nacht an, und wurden ungeachtet des Fleißes, den die Manda- hyen.
vinen zu Befehleunigung ihrer Reife anwandten, durch zweene Fluͤſſe aufgehalten, mo fie
feine Barke finden Fonnten, die groß genug gewefen wäre, fie überzufegen; daher fie ihre
Pferde abfatteln und darüber ſchwemmen mußten.
Bon Pe Eing nad) Tong ngo byen b) ift das Sand , durch welches fie reiften, (die
lange Reihe von ben Gebirgen Si ſhan, ober die weftlichen Gebirge genannt, Die fie
nach ihrer zweyten Tagereife rechter Hand liegen ließen, ausgenommen), flach und eben,
und man fieht nichts, als eine weite Ebene, Nachdem fie aber unter dieſe Stadt gefom=
men waren, reiften fie etliche Stunden zroifchen Bergen, und litten viel von der Hige ce).
Den ızten, ehe fie nad) Den chew fir famen, fanden fie zwo und eine Vierthelmeile Yen chem fu.
weit das Sand hindurch von einer fchrecklihen Menge Grafepferde oder Heuſchrecken verwuͤ⸗ Grafepferde,
fer, die von ihrer Farbe Whang chong oder das gelbe Ungeziefer heißen. Die Luft
war von ihnen erfüllt, und Die Erde auch auf den Heerftraßen dergeftalt bedeckt, daß ihre
Pferde bey jedem Schritte ganze Wolfen davon in die Höhe jagten. Sie hatten die Erndte
ſchon völlig verzehret; aber das Unglück, das fie ftifteten , erſtreckte fich nicht weit; denn in-
nerhalb einer Seemeile von dem Plage, wo fie Haushielten, war alles unbefchädigt,
Die Mandarinen führten fie den Tag darauf zu Teng byen in den Pallaft des Kong Teng hyen.
fir tſe oder Confucius, weil daſelbſt Fein Wirthshaus war, das fich für fie ſchickte. zn Pallaſt,
allen
) Du Balde im I Bande der englifchen Ausgabe in Folio auf der ssften Seite,
Fortſetzung des Weges von Peking nach Kanton.
Provinz Shan tontt. Wen hang byen = 6Seemeil,
Te be b ; Seemeil, 17 Heum. Sin Eya ı . 43
4Heum. UIgen hyen En chew fu = 4
au tang che - 18 ffwbyen = 5
25 Tin ping byen . Kyay bo i s 52
— eyewell 5
18 an ein Poſthaus
16 Tong ping —
Teng byen = 33
19 Ling ching i „8
[ei Se oe Due EN Zu
472 | Reifen nach dem Reiche China.
1693
Bouvet.
und Nach⸗
kom̃en des
Confueius.
Achatſiegel⸗
berg.
Lufterſchei⸗
ung.
alfen chinefifchen Städten giebt es folche Palläfte, to die Beamten und Großen zu gewiſſen
Zeiten, zum Andenken dieſes größten von den chinefifchen Weltweifen, zufammen fommen,
Die außerordentliche Hige, die ſowohl von Der Jahreszeit als dem Sandftriche herruͤhrte,
noͤthigte fie, zum Theile bey Nachte zu reifen.
Den 2often blieben fie zu Syn chew, an dem füplichen Ufer des Whang ho ober
gelben Fluſſes, der daſelbſt fünf.oder fechshundert Schritte breit iſt. Als fie auf der ans
dern Seite landeten: fo fanden fie den Statthalter oder Chi chew der Stadt, Namens
Kong lau pa, einen von des Confucius Nachkommen, deflen Gefchlecht fich in gerader
&inie über zweytauſend Jahre erhalten hat. Sie erhielten allerley Höflichkeit vor ihm. Er
bewirthete fie mit Thee und Früchten, und fam nachgehends, fie. in ihrer Herberge zu be-
füchen, wohin er ihnen Tafeln mit Speifen fandte. Weil er erfuhr, daß Bouvets Pferd
einen beſchwerlichen Schritt hatte: fo both er ihm fein eigenes an, und ſchickte über Nacht
einige Leute, die unter ihn gehörten, fünf Seemeilen von der Stadt, ihnen das Mittags:
efien auf den folgenden Tag zuzurichten. Bon Long ngo byen nach Syew chew, wo
fie die folgende Nacht blieben, hatten fie zu beyden Seiten eine lange Reihe von Gebirgen,
zwiſchen denen fie ordentlich große und roohlangebaute Ebenen fanden,
Als fie den 23ſten Wang chwang i verließen: fo entdeckten fie in einer großen Ent-
fernung füdweftwärts den Berg In yufban, das ift, den Achatfiegelberg; weil das
Eaiferliche Siegel von dem dafelbft zu findenden Yu fbe gemacht wird, welches ein Edel-
ftein wie Achat ift, aus welchem Siegel von allerley Größe verfertiget werben,
Den 2sften , etwan eine Bierrhelftunde vor dem Aufgange der Sonnen, fab der Ber-
faffer eine Lufterſcheinung, die er nie gefehen, noch in Franfreich etwas Davon gehört hatte,
ob fie gleich in Dften fehr gemein ift, befonders in Siam und China, wo er folche über
zwanzigmal des Morgens und des Abends, zur See und zu Sande, und felbft zu Pe king,
beobachtet hat. Sie beſteht aus gewiſſen Halbzirkeln von Sicht und Schatten, die fich an
zween gegen einander über ftehenden Puncten des Himmels zu endigen und zu vereinigen
feheinen, von denen einer der Mittelpunet der Sonne iſt. Auf diefe Art breiten fie ſich
alfo gleichformig nach dem Mittel des Himmels aus, nad) Berhältniß ihrer Entfernung
vom Horizonte, und machen eine Figur, Die ungefähr fo ausfieht, als die Ausfchnitte von
den Flächen der Himmelsfugeln, die zwiſchen zweenen Mittagszirkeln enthalten find, und
wenn man fie auf die Kugel leget, von einem Pole zum andern gehen. Sie find meift von
ungleicher Breite, und öfters finden fh Lücken in ihnen, befonders wenn die $ufterfcheinung
nicht wohl gebildet ift. *
So
Fortſetzung des Weges von Peking nach Kanton.
Provinz; Ayang nam. 23Heum. Vang chwangi = 6Scemeil.
Likoi - 8Seemeil. au lyang =» 6.
20 Heum. Syu chew — 24 Hong fin =. 48
21 Taufbari = 5 Ting ywenbyen = =
Kya tewi "4 25 Chang Eyaui - 42
Spew chew - 6 Fu hing i 2
22 Ta lyen i = 5 Tyenfui = = 4&
—
Au ching i Fort⸗
—
> mm mama Sun 8 au
> GRUNDRISSE VON EINIGEN STAEDTEN DER PROVINZ HoOUV-QUANG.
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3
Fi
XIV Buch X Cap, 473
‚So oft er fie beobachtete, (welches in weniger als vierzehn Tagen auf feiner Reife 1693
viermal geſchah), bemerkte er allezeit, daß das Werter ſehr heiß war, die Luft voller Duͤnſte Bouvet.
Bing, und es ſich zu einem Donnerwerter anſchickte, auch eine große dicke Wolfe, welche ——"
halb offen war, der Sonne gegen über ftund, Dieſe Sufterfcheinung ſchien, ihrer Geftalt
nad), von den langen lichten und fehartichten Streifen fehr unterfchieden, die man oft we-
gen ihrer Pyramidengeſtalt Virgas oder Ruthen nennet 4). Daß fie in Alien mehr, als
m Europa, und im Sommer mehr, als zu andern Sabreszeiten, erfcheint, ruͤhret vermuth⸗
lich von der Beſchaffenheit der aſiatiſchen Laͤnder her. Da ſolche gemeiniglich reicher an Sal-
peter, als die europäifchen find; fo füllen fie Die Luft, befonders im Sommer, und wenn
die Sonne die meifte Gewalt bat, mit Salpeterdünften an, die fich gleichformig durch Die
Luft ausbreiten, und ſolche zur Zuruͤckwerfung des Lichtes geſchickter machen, daher dieſe
Erſcheinung entfteht.
Die Stadt Lyu chew fir, wo fie den 26ſten anlangten, ſchien volkreicher und beſſer Lyu chew fu.
gebaut zu ſeyn, als eine einzige von den Staͤdten zwiſchen ihr und Pe king. Fontaney
traf unterwegens nichts merkwuͤrdiges an, als etliche Triumphbogen, Thuͤrme und Mar-
morbruͤcken. Es befinden fich auf diefem Wege viele Dörfer, die zum Theile wuͤſte und
ohne Häufer find; indem man folche, feit der Zerflörung der Tartarn in den legtern Kriegen,
noch nicht wieder erbauer hat.
Den Tag darauf fahen fie das erftemal in der Ebene verfchiedeneyon denen außerordene-
ilchen Bäumen, die den Talg tragen, woraus Lichter gemacht, und in die meiften Provin⸗
zen des Reichs verführet werden.
Den agften und die vier folgenden Tage reiften fie beftändig auf unebenen Wegen, zwi⸗ Tong chin
fhen Bergen, die von Tygern unficher gemacht wurden. Als die außerordentliche Hiße fie hyen.
nöthigte, zwo oder drey Stunden vor Tage auszureifen: fo nahmen fie Wegweifer mit Fa⸗
deln, ſowohl ihnen zu leuchten, als diefe Naubthiere zu verfcheuchen. —
Den zoften giengen fie in die Landſchaft Au quang, zwiſchen Fong hyanch i und Whang me
Ting ſyen i. Obwohl das Land, durch welches ſie dieſe — drey Sr de beyden hyen. —
folgenden reiſten, furchtbar ausſah, und mit langen Reihen unfruchtbarer und wuͤſter Ge—
birge umgeben war: fo waren doc) die Thaͤler und Ebenen, die ſolche an unzähligen Oer—
tern trennen, ſehr fruchtbar und wohl angebaut, und in diefer ganzen Weite nicht ein Zoll
pflugbares Sand, das nicht mit fehr gutem Neiße märe bedeckt geweſen. Es ift erfkaunlich
zu fehen, mit was für Sleiße die Chinefen alle Ungleichheiten zwiſchen dieſen Bergen ebe-
nen,
d) Das Storblicht, Aurora Borealis.
Hortſetzung des Weges von Peking nach Kanton.
26Heum. Liu chew fu⸗33 Seem. Tauchweni i⸗AESeemeil.
6 29Heum. Tſing tewi = 6
* Sankewi - 64 Spyaw che i —
Nu ing hyen — 30 Fong hyang i * 6
28 Mey fin i E 24 Provinz Au quang.
Lu ting i r 6 Ting fyen i —6
Tong ching Dyen - 2 Whang mepbyen 4
Allgem. Reifebefchr, v Band. | Ooo Fort⸗
1693
Bouvet.
273 Reiſen nach dem Reiche China.
nen, wo Land vorhanden iſt, das fih anbauen läßt; fie theilen es fo zu reden in Beete,
wenn es eben ft, und machen verjchiedene Erderhöhungen in Geftalt eines halben Kreifes,
vo es fteige und fich ſenket.
Kyew Eyang
fü.
Den zıften hielten fie das erſtemal zu Kong long i, in der Sandfchaft Kyang fl,
ſtille. Das zweytemal zu Kyew Eyang fir, an der Sünfeite des Ryan, das ift, des
Stuffes, welchen allgemeinen Pramen diefer vorzüglich bat. Der Stadt gegen über, 10
fie über ihn festen, iſt er fehr fehnell und faft anderthalbe Meile breit. Sie fangen in die⸗
fem Theile portreffliche Fifche, und unter andern eine Art von Dorado ©), Namens
Yobang yu oder der gelbe Fiſch, der groß und ſehr wohlſchmeckend iſt. Sie herberg⸗
ten in einem wirklichen Kong quan oder einer Mandarinherberge. Es fihien wegen ber
Größe feiner Säle und Zimmer, da es in Geftalt eines Tempels gebaut war, gleich ans
fangs dazu beftimme zu ſeyn.
Weil die Wege nad) der, zwo Tagereifen von ihnen, entfernten Hauptſtadt diefer Pro-
vinz, nämlich Klang hang fir, ſehr uneben, und die Pferde fehr fehlecht waren: fo rieth
man ihnen, Tragſeſſel zu nehmen, und fie lagen diefen Tag das drittemal zu Tong yweni
ſtille, und veiften den meiften Theil der Nacht. Wegen ber Laͤnge beyder folgenden Tage:
veifen, verfaben fie jeden Riſſionarius mit acht Trägern, an ſtatt ihrer vieren, daß ſie ein⸗
ander ablöfen konnten; und mit dreyen für ihre Bedienten, deren jeder von zweyen Leuten auf
einer Trage getragen ward, die aus großem Bambus, welcher mit andern queer überges
legten verbunden war / beftund. Andere trugen ihnen ihre Sachen, und halfen ihnen ab⸗
fteigen ; mit welcher Beyhülfe fie den beſchwerlichſten Theil ihres Weges leicht zurüclegten.
Die legten vier oder fünf Tage merkte der Verfaffer, daß. die Zi länger, als im An⸗
fange ihrer Reiſe waren; wie man ihm ſchon gemeldet hatte, daß ſie nach Suͤden zu am
längften, und gegen Pe fing fürzer wären.
Zu Te ngan byen, wo fie den ıften Auguſt anlangten, waren nicht genug Wirths-
Tetmpel des häufer vorhanden, fie alle zu beherbergen; daher man den Fontaney in den Tempel des
Ching wang.
Chin wohang oder Schußgeiftes der Stadt, führte. Der Bonza, welchem die Beſorgung
bievon aufgetragen War, ſchlug fogleih eine Tafel und ein Flein Bette, mitten im Tempel
auf. Zur Vergeltung dafür unterhielt ihn Der Miffionarius mit einer zwoftündigen Rede,
von den Borzůgen der römifchen Religion, die der Priefter, feinem Vermelden nach, ge
duldig und mit Zeichen von Vergnügen anbörte, Gleichwohl fehmeichelte er ſich nicht, ihn
befehrt zu haben, davon unfer Jeſuit diefe merkwuͤrdige Urfache anführer, fein Glaube habe
ihm, als einem Bonza, den nötbigen Unterhalt verfchaffet, und ohne folchen würde er elende
gelebt haben, Ich weis aus der Erfahrung , fährt der Verfaſſer fort, daß diefe Betrach-
fung
) Im Franzöfifchen Hong yu; unſtreitig eiii ) Du Zalde auf der 57 und folg. Seite.
Sehler für Hoang yu. g) Dieß ife nicht der Kyang, jondern der Kan
z Ayang,
Sortfesung des Weges von Pe fing nad) Kanton.
Provinz Ryang fi. Aug. Tenganbyen + 6Scrmeil.
ʒr Heum. Keng long +» 45emeil, 2 Kyen hang byen 6
Kyrw kyang fu = 6 Nan chang fir =
Tong ywent
Sort
XIV Buch X Eapitel. 475
fung meiſtens bie wichtigſte Hinderniß bey der Bekehrung dieſer Leute iſt, weil fie fonft von 1693
ihrer Religion kaum einige Kenntniß befigen, und ihre $ebensart nur aus Noth gezwungen Bouvet.
angenommen haben f). —
Den ꝛten langten fie zu Nan chang fl, welches die Hauptſtadt von Kyang ſi iſt, Nan chang
an, und fanden daſelbſt eine von den Faiferlichen Barken, die fo groß als Schiffe, auch) ge- fü.
malt und vergoldet find; diefe ſollte fie über den Fluß führen g). Sobald fie Hinüber war
ven, zeigte fich der Linterfönig mit ſechs andern von den vornehmften Mandarinen, ud fieans _
$and ein, und führte fie in ein artiges Kong quan am Ufer, As fie mitten in den zweyten
Hof kamen, fo fielen der Unterfönig und feine Geſellſchaft, der großen Halle am Fuße ber
großen Treppe gegen über, auf die Knie, mendeten fich gegen die Miffionavien, und erfun
digten fich feyerlich nach des Kaifers Befinden, welches niemand, als Bediente von diefent
Range, thun darf. Tony lauya antwortete, Seine Majeftät wären vollkommen wie⸗
der hergeſtellet. BI:
Hierauf ſtunden der Unterfönig und die Mandarinen auf, und er ließ fie in die Halle Bewirthung
gehen, wo zwo Reihen Armſeſſel gegen einander über ftunden. So bald fie fich gefest
hatten, brachte man Schalen mit Thee nach der tastarifchen und chineſiſchen Art, swelcher
mit Ceremonien getrunfen wurde, worauf fie alle zur Mittagsmablzeit giengen, die am
Ende ver Halle zubereitet war. Weil diefe Bewirthung zum Theile nach) der tartarifchen,
zum Theile nad) der chinefifchen Art geſchah, fo blieben die beſchwerlichen Ceremonien bey
den chinefifchen Gaftereyen weg.
Mach der Mabizeie führten der Unterfönig und die Mandarinen fie nach dem Ufer, auf ihr An⸗
wo leichtere Barken +) bereit waren, um ihre Reiſe zu beſchleunigen. Eine war für den MAT
Tong lau ya, die andere für den Fontaney, und die dritte für die andern beyden Miffio-
narien, $ängft dem ganzen Wege, den fie jego auf dem Waſſer nahmen, befanden fich
am Ende jeder Seemeile Tang oder Wachthäufer, in denen gemeiniglich acht ober zehn
Soldaten find,
Den 6ten fpeifeten fie zu Chang ſhu, welches ein berühmter Handelsplatz zu Spe⸗ Chang ſhu.
zereyen und Arzeneykraͤutern iſt. Diefen Tag und die folgenden, giengen fie durch einige
' Städte, rückten aber nur wenig fort, weil alle Augenblicke Untiefen vorkommen ; fte fahen
nichts merfwirdiges, und giengen beftändig zwiſchen unbewohnten und unangebauten Ber⸗
gen fort, die in zwo Parallelreihen lagen. Zu Ringen fir, befand fich eine Kirche un⸗
ger der Aufficht von Franciſcanern. Zu Wan ngan hyen, wo fie den zıten anlangten, er⸗
zeigte ihnen der Chi hyen oder Statthalter, der nur dem Namen nach ein Chriſt war,
eine Höflihfeit 1).
vo 2 Den
Ayang, der in dert See Poyang faͤllt, welcher 2) Siehe derfelben Beſchreibung auf der 437 ©.
nordwaͤrts mit dem Kyang zuſammenhaͤngt. ) Vielleicht weil feine Fran war bekehrt worden,
Fortſetzung des Weges von Pe king nach Kanton,
5 Aug. Song chin S Aug. W 10Seemeil
ge hyen - 10 Seem. 11 Aug. Wan ngan hyen +
er
on fü 13 Dew ching i aa |
0 Tapbo byen 2 | 3
sa
Sort
‚476 Keifen nach dem Neiche China,
1693 Den 14ten erreichten fie Ran chew fu eine große und fehr volfreiche Stadt, wo ſich
Boupet. eine Kirche befand, Der Tſong ping, oder Befehlshaber über die Soldaten im ganzen
—— Bezirke der Stadt, Fam mit andern Mandarinen ans Lifer, fie zu empfangen, und Iud fie
zur Mittagsmahlzeit ein, wo fie alle Freyheit hatten, die fie verlangten; nur hatten fie, ftatt
einer Comoͤdie, die ordentlich bey chinefifchen Gaftereyen ift, die bey den Tartarn gewoͤhn⸗
liche Ergöglichleit des Zielfchießens. Wer das Ziel trifft, der fordert alsdann, daß die übrigen
feine Geſundheit aus einem Eleinen Becher voll Wein trinken,
Hebung im Diefe Ergöslichfeit ward ziwey Jahr zuvor gewöhnlich, da der Kaifer Rang bi be
Vogenſchie- merfte, wie die Tartarn, die alle die Kriegskunft zu lernen verbunden waren, fi) fo wei-
hen. bifch und nachläßig bezeigten, und daher befihloß er, diefe Uebung unter den Großen und Man-
darinen feines Hofes durch fein eigen Beyſpiel einzuführen. Dieſer mächtige Fürft, der im
Bogenſchießen viel Stärke und Geſchicklichkeit befaß, brachte mit dieſem Vergnügen täglich
viele Stunden zu, Die Mandarinen, welche genöthiget waren, ihre Gefchicklichkeit bey einer
Uebung fehen zu laffen, die ihnen noch ganz. neu war, beluftigten den Kaifer und den Hof,
da fie ſich dazu fehr ungefchickt anftellten. Die Beſchaͤmung ‚in die fie hierüber geriethen,
verurfachte, daß fie fo gleich ihre Kinder, auch Die noch nicht ſieben Sabre alt waren, lehren
ließen, mic dem Bogen umzugehen.
Gebirge. Sie befanden ſich noch beſtaͤndig von Zeit zu Zeit zwiſchen langen Ketten von Bergen,
bie fich laͤngſt dem Ufer des Zluffes hinſtrecken. Sie find bisweilen fo fteil, daß die Chine⸗
fen wenigftens an hundert Dertern Fußſteige haben einbauen müffen, da diejenigen gehen
fönnen, welche die Barfen fortziehen. Sie beftehen meift aus fandigter Erde, die mit
Kräutern bedeckt iſt, und ihre Seiten find fehr uneben, doc) fahen fie bie und da ein Stüd
angebaufes Sand, in den Thälern dazwifchen, oder am. Fuße derfelben, welches aber kaum
für die Bewohner des benachbarten Dorfes zureichen Fonnte, Aber drey Meilen, ehe fie
nad) Ran chew fu kamen, fanden fie fehr ſchoͤnes Sand,
Den ısten fehlen das Sand eben und wohl angebaut zu feyn, und den Tag darauf ward
der Fluß fo enge, daß er kaum dreyßig Fuß breit war, der Strom aber ſtrich ſehr fchnell.
Nan ngan fü. Den ı7ten erreichten fie LTannyan fr, und ſchifften diefe beyden legten Tage beftändig
zwifchen “Bergen. Da der Fluß viel enger und ſchneller, als zuvor ward, fo mußten fie mehr
Leute haben, ihre Barfen zu ziehen. Es ift eine Kirche allhier, und da fie wieder zu Sande
nach Nan byong fir reifen mußten, fo nahm ein jeder wieder einen Tragſeſſel.
Nachdem fie zwo Seemeilen ſortgegangen waren, fingen fie an, einen Berg K) durch
einen fo Frummen und fo fteilen Weg hinaufzufteigen, daß fie in ſolchen an verfhiedenen
Orten Stufen eindauen mußten. Sie waren auch genöthigt, den Gipfel zu ebenen, der auf
vierzig Fuß tief lauter Felſen ift, nur damit fie einen Weg auf die andere Seite befamen.
So
& Dieß ift der vorhin auf der 243 S. erwähnte 7) Der letztere Name koͤmmt von Öuangtong
fo berühmte Mug lin, Me lin oder Malin. feng, das die Hauptſtadt der Landſchaft Quang
tong
Fortſetzung des Weges von Pe king nach Ran ton.
14 Yug. Rancheavfu = 10Seemeil, Linchin e 10Seemeil.
15 Eine Herberge = 977 Aug. Nan nganfu = 2m
16 Nan kang hyen = ı2 Nan hyong fu2
& eſchluß
t
+ XIV Buch X Capitel. ae = MR
So öde und furchtbar diefe Berge ‚ über die fie weggiengen „ ausfahen, fo war das fand 1693
zwiſchen denfelben doch gebauer, und mit fo gufem Reße bedeckt, als nur in den vorerwähn- Bouvet.
fen fruchtbaren Thälern wuchfe,
3u Nan byong führten die Roͤmiſchkatholiſchen den Bouvet in ihre Kirche, und Nan hyong
von dar ans Ufer, wo die Barken alle fertig waren, Kaum waren fie an Bord, als ihnen fu.
außer den Tyetſe, oder Complimentirbriefen und Öefchenfen von dem Stadtmandarine,
noch zwey andere von den vier Mandarinen der Provinz Quang tong uͤberliefert wurden,
die ihnen ein Geſchenk von allerley Erfriſchungen machten.
Weil ſie den Fluß hinunter ſchifften, und Tag und Nacht fortruͤckten, fo gieng ihre
Reife ſehr geſchwind. Sie giengen innerhalb fünf Tagen bey Shaw chew für, wo eine
Kirche ft, Iu te hyen und Tfin ywen byen, vorbey, nad Quang chew fu oder Kan
ton /). So lange bis fie nad) Tfin ywen hyen famen, war der Fluß den ganzen Weg hin
auf beyden Seiten mit fteilen und oͤden Bergen eingefchloffen, an denen fich unten nur wenig
Wohnungen befinden; etwas weiter aber war das Sand wohl bewohnt und angebaut. Bon
diefer Stadt bis nach Kanton ift das Sand flach, wohl angebaut, und mit den Long yen
und Li chi, zwo Arten von Obftbäumen, die China eigen find, bedeckt; man finder folche
auch nur in der Provinz; Quang tong und Fo kyen.
Ungefähr vier Seemeilen vor Kanton, giengen fie durch So ſhan, einen von den #0 fhan, ein
größten Marfrflecen in China, der, wie man vorgiebt, über eine Million Leute enthält. Die Eee Fle⸗
Jeſuiten hatten da eine Kirche, und eine Gemeine von ungefaͤhr zehntauſend Seelen.
Von Nan hyong nach Quang chew, den meiſten Wachthaͤuſern, bey welchen fie
vorbey giengen, gegen über, befanden ſich Galeeren mit wehenden Flaggen und Wimpeln,
und mit Küraffirern beſetzt, welche Lanzen, Muſketen, Bogen und Pfeile führten, und
ihnen zu Ehren fich gliederweiſe geftellt Hatten.
Zwo Seemeilen von Quang chew Fam der Nwen ywen, oder Oberauffeher über
das Sal; in der Provinz ihnen entgegen, und lud fie auf feine Barke, mo er ein großes Gaſt⸗
mahl zubereitet hate: fie dankten ihm aber, und entfhuldigten fich, weil es ein Fafktag war.
Eben diefes thaten fie gegen die Mandarinen der Provinz, die an dem Ufer auf fie warteten,
fich fegerlich nach des Kaifers Befinden zu erkundigen.
Sie brachten den Bouvet in ein Kong quan von mittlerer Größe, das aber fehr ——
ſauber und bequem angelegt war. Es hatte zweene Höfe, und eben ſoviel Hauptgebäude,
davon eines am Ende des erften Hofes eine Ling oder große Halle iſt, die vorne ganz offen
ſteht, und Befuche anzunehmen dienet; das andere am Ende des zweyten Hofes war in
drey Zimmer getheilt, deren das mittelfte den andern beyden, die groß und mit Eabinertern
berfehen waren, zur Halle und zum Borzimmer diente. So find ordentlich die Käufer der
Vornehmen gebaut m). :
9093: Das
— bedeutet. Die Portugieſen nennen fie Kan m) Du alde auf der 59 und folg. Seite,
Beſchluß des Weges von Peking nach Ranton. Ä
I Aug. Shau chew fü = 30&eemeil. Aug. So ſhan - 4Seemeil,
FL al, tebyen. x ER 21,22 Quang chew fir oder
fin ywen byen — Ranton = . 36
ft zu
478 Reifen nach dem Reiche China.
Gem Das XI Sapitel
Careri.
Des Doctor Johann Franciſeus Gemelli Careri Reiſen in China,
im Jahre 1695.
Aus dem Italieniſchen uͤberſetzt.
Einleitung.
Nachricht vom Verfaſſer. Ausgaben ſeiner Reiſen. Urtheile uͤber ihn. Er wird zum Theile vertheidlgt.
Inhalt des vierten Theils, der zu China gehoͤrt. Doch muß man ſich ſeiner vorſichtig bedienen.
Nachricht 7 — olgendes Tageregiſter iſt aus dem vierten Theile von des Verfaſſers Reiſe um die Welt
vom Verfaſſer. ausgezogen 4). Gemelli Careri war ein Neapolitaner und Doctor der buͤrgerlichen
Rechte. Sein natuͤrlicher Trieb, die Welt zu ſehen, veranlaßte ihn zu einer Reiſe durch
Europa im Jahre 1683, Aber ungerechte Verfolgungen, und unverdiente Feindſeligkei—
ten brachten ihn zu der andern um die Welt, die er zehn Jahre hernach anfing. Er bemerket
ben dieſer Gelegenheit, fein ganzer Lebenslauf ſey voll ſolcher außerordentlicher Zufälle gewe⸗
ſen, daß ihn bloß deren Erinnerung erſchrecke. Wie er aber es denſelben zu danken hat,
daß er fo viel fremde Länder geſehen, fo glaubet er, man thue unrecht, ſich über fein widri⸗
ges Schickſal zu beklagen, weil daſſelbe, wenn es uns am gehaͤßigſten ſcheint, uns oft zu
einer ruͤhmlichen Unternehmung noͤthiget.
Ausgalen ſei⸗ Diefe Reife um die Welt iſt in Italien verſchiedenemal gedruckt worden. Man hat
nerKeifen. fie im Jahre 1704, im vierten Bande einer der großen englifchen Sammlungen, englifch
überfege und herausgegeben. Zu Paris iſt auch eine franzöfifche Ausgabe in fechs Duodez-
Bänden berausgefommen. Das Werk hat fieben Theile, und jeder Theil drey Bücher,
deren das erfte allemal des Verfaſſers Reife in ein geroiffes Sand, der zweyte die Beſchrei—
bung des Landes und deffen Einwohner, und der legte feine Keife von dar nach dem nächften,
wo er den Weg hingenommen hat, enthält. Selchergeftalt iſt fein Vortrag fehr ordentlich,
wie aus dem Änhalte des vierten Theils, der zu China gehört, erhellen wird.
Inhalt Das erſte Buch handelt in zehn Capiteln: 1) Bon Ma kau. 2) Von der frucht⸗
des vierten fofen Reiſe der Portugiefen, den Handel mit Japan wieder herzuftellen. 3)- Reife nach
Theils, Kanton und Beſchreibung der Stadt, 4) Reife nach Nan yang fi. ) Wie man zu
- $ande reifet, und Befchreibung des großen Canals. 6) Reife nad) Nan chang fi, der
Hauptftabt von Kyang fi. 7) Von dar nach) Nan king. 8) Beſchreibung der Stadt.
9) Reife zu Sande nach Pe Eing. 10) Beſchreibung von Pe fing.
der zu China Das zweyte Buch befteht auch aus zehn Capiteln. 1) Des Berfaffers Audienz beym
gehört. Kaifer, 2) Reife nad) der guoßen Mauer. 3) Wie fich der Kaifer öffentlich ſehen läßt.
4) Religionen in China, 5) este Verfolgung und Wiedereinfegung der Miflionarien.
6) Alterthum des Neichs. 7) Zahl der Einwohner und Städte, Buͤrgerliche und Sol-
daten Regierung, nebft den Stufen der Mandarinen und ſechs oberften Raͤthe. 8) Andere
Gerichte
a) Sin fieben Theilen, nämlich Tuͤrkey, Perſlen, 5) Siehe deſſen Bibl. Anc, & Mod, XII Band,
Andien, Chine, die philippinifchen Inſeln, Neuſpa⸗ auf der 19 und folgenden Seite,
nien, und feine Reifen durch Altſpanien nach Neapolis.
XIV Buch XI Eapitel. 479°
Gerichte in Pe king und.den Provinzen, inefifche Sprache und Gelehrſamkeit. 10) 16
Ihre Arbeitfamfeit und ae — —
Das dritte Buch: ı Capitel, des Adels Hoͤflichkeit und Gebräuche, 2) Andere chineſi⸗ Careri.
ſche Sitten. 3) Ihre Kleidungen, Waffen, Münze. 4) Ihre Seichengebräuche, 5) Große
Menge allerhand Sachen und gemäßigte Luft. 6) Von den oftlichen Tartarn und wie
— China erobert haben. 7) Abfchilderung des Kaiſers Rang bi. 8) Sein großer
eichthum.
Des vierten Buches Capitel find: N Des Berfaffers Ruͤckreiſe nach Nan chang fu.
2) Reiſe wieder nach Ranton. 3) Chineſiſches Neuesjahr und Laternenfeſt. 4) Pracht
des Tſong tu und andere merkwürdige Dinge in biefer Stadt, 5) Fahrt nach Ma Fam
6) Ruͤckkehr nach Kanton, und 7) von dar wieder nach Ma kau. 8) Schiffbruc und
Entrinnung erlicher Soldaten.
Zu diefem Theile gehören drey Kupferplatten von ganzen Bogen, 1) Die Pracht,
mit der fich der Kalfer öffentlich fehen läßt. 2) Ein teichenbegängniß. 3) Pracht des
Tſong tu zu Kanton, wenn er ausgeht.
Einige Schriftfteller haben über den Verfaffer fehr harte Urtheile abgefaßt. Herr Urtheile über
le Clerc 5) faget, weder die Tageregifter noch die Befchreibungen wären fein eigen; alles ihn.
was er von der Sage der Städte, ihrer Sänge und Breite meldete, ſey aus Landkarten ges
nommen, in feiner Nachricht von den chinefifchen Gefchichten, fey alles fehr befannt, und was
er von der Leute Sitten und Gebräuchen fage, finde man auc) in andern Reiſebeſchreibungen. ih
Das legtere von des Herrmllercs Anmerkungen, mag feine Richtigkeithaben. Es feheint, Er wird zum
als habe Gemelli viel befondere Umftände aus andern Schriftftellern gefammelt, die er Theile verz
auch oft anführet; gleichwohl kann man überhaupt von ihm fagen, daß fich feine Rachrich⸗ theidigt.
ten auf eigene Beobachtungen gründen, Denn aus den Umſtaͤnden erhellet, daß ev ſich an
den meiften Dertern, die er in feinem Tageregifter befchreibe, felbft befunden hat, und die:
jenigen, die ihm Schuld geben, er betrüge feine efer, leugnen gleichwohl nicht, daß er durch
China gereift jey. Wahr ifts, Die Jeſuiten und nach denfelben der Verfaſſer der ers
baulichen Briefe befhuldigen ihn einer offenbaren Falfchheit, in Abficht auf das, was
er von feinem erhaltenen Gehöre beym Kaifer anführet, und mie er ven Hof befchreibt; er
ſoll ſolchem nie näher gekommen feyn, als die Brücke zwifchen der Jeſuiten Haufe und dem
ſuͤdlichen allegeit verfchloffenen Thore if. Sie geftehen, er habe die Miffionarien erfucht,
ihm behilflich zu feyn, daß er den Kaifer, oder doch wenigftens den Pallaſt zu fehen befäme:
allein diefes hätte fo wenig in ihrem Vermögen geftanden, daß ſelbſt ein Staatsbedienter,
oder ein Prinz vom Gebluͤte, ihm ohne beſondere Befehle dazu nicht verhelfen koͤnnte c).
Wir konnen nicht fagen, wie weit fich Gemelli, nach einem ſo ſtarken Gegenzeugniffe, Doch mus
als Diefes ift, vertheidigen laͤßt. Unſer Reifender gefteht, Grimaldi habe ihn zwar mit in man ſich fei-
den Pallaft genommen, aber es nicht gewagt, ihn vor dem Kaifer fehen zu laffen, bis Seine ner vorſichtig
Majeftät von feinem Dafeyn benachrichtiget gewefen. Es fiheint feltfam, da feine Reiſe BERN:
um die Welt im Anfange des jegigen Jahrhunderts berausgefommen ift, daß gleichwohl
diefe Sache nicht eher, al bis im Jahre 1720 gerüget worden, zu welcher Zeit Brimaldi
und
— * der herausgegebenen Briefe XV Band, des China engliſche Folioausgabe, anf der Vorrede
aven Seite der Vorrede Imgl. du Hal⸗ uſten Seite,
1605
Bemellt
Careri.
N
Stadt
Ma fan.
480. Reifen nach dem Reiche China.
und der Verfaſſer, vielleicht alle beyde todt waren. Dem fey wie ihm wolle, fo haben wir
uns des Gemelli, wie aller andern Neifenden, vorfichtiglic) bedienet, und was entweder
erdichtet, oder aus andern genommen zu ſeyn ſchien, angemerkt, Der Weg, den er genom⸗
men, ift bis nad) Pe Eing, mit Neuhofs feinem einerley ; daher wollen wir uns hauptſaͤch⸗
fich auf feine Befchreibung der Pläge einfchränfen, nebft folchen Nachrichten, welche die
Sandesfitten betreffen; denn er giebt zu verftehen, Daß er die Sprache gelerner habe,
Der 1 Abſchnitt.
Heife zu Waſſer bis nach Nan Eing.
Stade Ma fan, Chinefifches Schaufpiel. Cere-⸗ fu. Nan kong hyen. Wan ngan hyen. Ki
monien , mit welchen Briefe an den Kaifer ges ſhwi hyen. Art zu fiihen. Die Chineſen ge:
fandt werden. Abreiſe von Ma kau. Stadt ben vwortrefflihe Bediente ad. Nan chaug fu.
Danfon. Städtchen Seloam. Ankunft zu Ran: Reiſekoſten. Stäöthen Bien. Poreellan. Nan
‚ ton. Zwiſt unter den Miffionarien. Regierung Fang fu. Fucher oder Hu kew. Zollbediente,
der Stadt. Abreiſe von Kanten. Großes Wie fie die Sachen unterfuhen, Wie man hier”
Dorf Fu fhan. Es iſt fiher und angenehm zu fiſchet. Er geht auf den großen Kyang. Tong
‚reifen. Zfing ywen hyen. In te hyen. Die lyew hyen. Städtchen und Mauer. Nogan
Chineſen find ſtarke Eſſer. Shan chew fü, Nan Ting fü. Ankunft zu Nan Eing,
dyong fü. Merfwürdiger Weg. Nan gan
Gemel langte gegen das Ende des Heumonats im Jahre 1695 zu Na kau, auf dem
Eylande Hseichen, an. Die Chinefen verftaften feinem Berichte nach den Portugies
- fen Die Regierung der: Stadt, was die Verwaltung der Gerechtigfeit betrifft. Diefe bezah—
Chineſiſches
Schauſpiel.
len jaͤhrlich fuͤr ſolches Vorrecht ſechs hundert Tael oder engliſche Mobel 4). Der Koͤnig
ſetzet einen Generalcapitain, und die Stadt eine Obrigkeit uͤber die Buͤrger, der aber die
Chineſen nicht unterworfen ſind.
Die Stadt war (1695) fange ohne Biſchof, wegen ihrer großen Armuth, geweſen,
da fie nur noch fünf Handelsfhiffe hatten, gleichwohl find genug Lebensmittel vorhanden,
ob wohl auf der ganzen Halbinfel nicht Erdreich genug ift, eine handvoll Erbſen zu fen,
Im Brachmonate, Heumonate, Auguft und Herbfimonate fürchten fie fich fehr vor den
Wirbelwinden. In der Jeſuiter Kirche mird der Armknochen ihres heiligen Franz Eaver
als eine Foftbare Keliquie verwahrt,
Dienftags ) den gen, gieng er in ein chinefifhes Schaufpiel, das auf Unfoften einiger -
Nachbarn zu ihrer Ergößung aufgeführt ward. In der Mitte eines Fleinen vierecichten
Platzes befand fich ein großer Schauplatz, der dreyßig Spieler beyderley Geſchlechts ent⸗
halten konnte; fie redeten die Mandarinen- oder Hoffprache, und ihre Borftellung war leb⸗
haft und geſchickt. Es ward zum Theile geredet, und zum Theile gefüngen, die Mufik, dazu
die Inſtrumente aus Hol; und Metall gemacht waren, ſchickte ſich vollkommen zu den Stim-
men der Sänger, Ihre Kleidung war durchgängig gut genug und mit Gold geziert, auch
veränderten fie folche oft. Die Comoͤdie währte zehn Stunden, und endigte fich bey Lichte.
Wenn ein Aufzug vorben ift, fegen ſich die Spieler nieder, zu effen, und oft thun die Zuhoͤ⸗
ver
d) Ein Silbertael ift eine Unze Silfer, am ©) Oder Jopu, der Zolleinnehmer oder Schatz⸗
Werthe ſechs Schilling und acht Pence. meifter, Die engl, Schiffer heißen ihn den Hoppo⸗
\
XIV Buch XI Capitel. Be
ver. eben dergleichen, Mittwochs den roten führte eben diefe Geſellſchaft ein ander Spiel
in das U pu ©) oder Zolleinnehmers Haufe auf P-
Den ızten fah er die feyerliche Abfendung der Briefe an den Kaifer mit an, die von der
Stadt und dem Mandarine an ihn, bey Gelegenheit eines Lörveng, den fie ihm ſchickten, ge—
fprieben wurden. Der If pu zeigte fich öffentlich in einem Seſſel, mit einem Pulte vor
ſich, das mit Seide bedeckt war; er trug ein langes Kleid, an welches eine große Kaputze
befeftige war, die herunter hing, und feinen Rücken wie zweene Flügel bedeckte. So bald
ex ſich fehen ließ, ertönten die. Inſtrumente und die Singeftimmen , wobey drey Kammer:
ſtuͤcken losgebranne wurden; dreyßig Mann zu Fuße ftunden in einem Gliede mit verfchie-
denen Fahnen in den Händen, und fehr langen Sonnenſchirmen. Der Zolleinnehmer
kniete einer Tafel gegen über, auf der ſich ein Sad mit des Kaifers Briefen befand,
und beugte die Stirne dreymal zur Erden; diefes wiederhohlte er dreymal, und ftund zwi⸗
fhen jedemmale auf, Nach Endigung diefer Ceremonie, liefen Diejenigen, Die Die Inſtru—
‚mente und Sonnenfchirme hatten, aus dem Wege, damit das Schreiben mit gehöriger
Feyerlichkeit, unter Losbrennung drey anderer Kammerftücen, konnte überliefert werden.
Nachdem der dazu verordnete Abzufchickende ſolches empfangen hatte: fo ftieg er fogleich zu
Dferde und fing an zu galfopiven. Nachgehends feste fich der Mandarin nieder, und ließ
die zuvor verfehloffenen Thüren öffnen, worauf er fich bald fort machte. _
Den Tag darauf gieng Gemelli Chinefifch gefleidee, von dem U pu Abfchied zu
nehmen, nachdem er erſt einen Paß an alle Zollhäufer auf dem Wege empfangen hatte,
meil er ſchwere Güter und einen Sklaven mit ſich führte. Den ısten des Abends nahm er
ein Boot. Sie ruderten alle Nächte mit dem Eylau oder Lio, welches eine befondere Art
von Rudern, länger als die andern ft, Das am Hintertheile oder an der Seite liegt, auf
einem Zapfen ruhet, oder, mit einem Seile angebunden if. Etliche Leute vegieven es fehr
geſchickt, ohne es von einer Seite auf die andere oder aus dem Waffer zu bringen, welches
das Schiff vorwärts freibt, und ein folhes Ruder thut mehr, als vier andere. Wo Untie:
fen waren, fehoben fie die Boote mit Stangen fort.
Den Tag darauf giengen fie durch einen engen Canal zwiſchen Inſeln, und langten
zu Dan fon oder An fon, wie es die Portugiefen ausfprechen, an, ehe es noch Nacht
word, Unterwegs trafen fie verfchiedene Zollbediente in Booten an, die aber weder mit
Durchfuchung ihres Fahrzeuges, noch auf andere Art ihnen beſchwerlich fielen, da fich doch
alles, was fie von ihm befamen, faum auf ein Stüd von Achten belief.
Oan fon ift einem großen Dorfe ähnlicher, als einer Stadt. Es hat Feine Mauer,
und feine niedrigen Häufer find meift von Holz und mit Strohe gedeckt. Es liegt auf einer
Ebene, die ſich ʒwo Meilen laͤngſt dem Fluſſe ſtrecket, weil die Chinefen, aus Furcht vor den
Stürmen, nicht auf Höhen bauen. Die Marfrpläge darinnen find groß und Haben reiche
Kaufladen, wo man Zeuge, Seide, Calicos, Spezereyen, Kleider, Lebensmittel, und
andere Dinge finder, Es wird Durch ein weitläuftiges Gebäude, drittehalb Meilen im Um-
Ereife, (ängft der Seite und dem Gipfel des Hügels vertheidigt, welches fie ein Fort nennen,
ob fich gleich darinnen nur fünf Eleine Stücken, bey öffentlichen Sreudenbezeugungen loszubren-
ii nen,
) Gemellis Reiſe um die Welt IV Band, auf der #74 und folgenden Seite.
Algen, Keiſebeſchr. V Band, P pP
1695
Gemelli
Epreri.
Feyerliche
Abfendung
der Briefe
an den Rais
er.
Abreiſe von
Ma kau.
Stadt
Dan fon,
1695
Gemelli
Careri.
Stadt Se⸗
loam.
Ankunft zu
Kanton.
3gwiſt unter
den Miſſio⸗
narien.
482 ‚Reifen nach dem Reiche China,
nen, und eine ſchwache Befagung, befanden. Der Canal wird duch neun Schiffe ver:
wahre: Weil fie hier Feine Barken fanden, die nach Kanton gehen wollten, ſo gieng er
allein in einem ‘großen Schiffe, das nad) Seloam beftimme war, welches auf dem halben
Wege liege. Er zahlte zween Schillinge und acht Pence dafür. Sie langten dafelbft um
Mitternacht an.
Diefer Plag ſieht wie ein großer bewohnter Wald aus, wegen der Menge von Baur
men, Die ſich dafelbft befindet. "Die Häufer find von Steinen oder Ziegeln, aber niedrig.
Der Umfang der Stadt war über drey Meilen, und die Anzahl von Booten, die fich da be-
fanden, machte faft eine andere Stadt aus, Auf der andern Seite des Canals ftund die
Stade San ts, die viel geößer und befler gebaut war.
Den 18ten zu Mittage reiften fie ab, und fegelten durch angenehme Felder und Städte,
die fie alle zwo Meilen antrafen, Ueberall zeigten fich fehöne Thuͤrme auf Hohen Bergen.
In diefen Canälen fängt man viel Seefrebfe, und andere Fifche, befonders aber erftaunlich
viel Auftern, aus deren Schalen fie Fenfterfcheiben machen, An jeder Stadt fahen fie acht,
zehn, zwoͤlf oder funfzehn hohe Thürme, die groß, ſtark und mit Schießloͤchern verfehen
waren. ie werden an den Dertern, wo Feine Forts find, angelegt, damit die Einwohner,
bey Gefahr, ihre Sachen in felbigen verwahren koͤnnen. -
Den Tag darauf, bey Untergange der Sonnen, famen fie an das Zollhaus zu Kan⸗
ton, welches ſich auf einer fehr großen Barke befand; die Beamten ließen ihn, da fie
des U pus Paß ſahen, nur gegen Erlegung eines Zolles von fünf Fleinen Stüden gehen,
ohne die Sachen zu eröffnen. Er gieng in das Barfüßerflofter, in der Vorſtadt, mo fie
zwo wohl ausgezierte Kirchen hatten. Sie nahmen ihn fehr höflich, gleichwohl nicht ohne
einiges Mistrauen auf; denn weil die Stadt Ma Eau, ihrer Armuth wegen, lange ohne
einen Bifchof geivefen mar, fo ordnete der Pabft einige Priefter aus der Verſammlung von
St. Germain zu Paris, als apoftolifche Vicarien in Tong Eing und Rochin China,
denen die fpanifchen Srancifcaner, Auguftiner und Dominicaner , die des Königs von Spa-
nien Güte in China erhielt, den Huldigungseid leifteren, Etwa vier Yahre zuvor aber,
hatte Ma Eau, auf Anfuchen des Königs von Portugal, einen Bifchof vom Pabfte erhalten,
und diefer Prälat verlangte, daß vorerwaͤhnte Mönche unter ihm fteben foltten , weil er zum
voraus feste, durch feine Ankunft wären die apoftolifchen Vicarien zurück berufen worden;
Weil diefe gegentheils den Bicarien geſchworen hatten, fo wollten fie ſich ihm nicht
unterwerfen, wo er nicht zeigte, daß jene wirklich zurück berufen wären ; darüber ent
zweyten fich Die Miffionarien, und die Sefuiten ftunden auf des Bifchofs Seite g).
Während diefer Unruhen langte Bemelli zu Ranton an; und fie fehloffen alle, er
fey vom Pabfte abgefchickt worden, dieſe Sachen insgeheim zu unterfüchen; einige erflärten
ihn für einen Barfüßer Carmeliten, andere für einen weltlichen Priefter. Und ob er gleich
alles mögliche that, die Mörche aus diefem Irrthume zu bringen: fo Fonnte er doch ihren
Argwohn nicht fteuern, weil feine Anfunfe etwas ungemöbnliches war, da fein Saye aus
Italien, wie fie fagten, jemals zuvor einen Fuß in China gefegt harte, feit dem der Weg
nach Diefem Sande zuerft mar geöffner worden,
Kanton
Gemelli auf der 298 und folgenden Seite. 3) Siehe oben Neuhofs Tageregiſter a d. 233 S.
XIV Buch XI Capitel. 483
Kanton befteht aus zo Städten, der alten, Keu chin, und der neuen, Sin him, Die 1695
Theilungsmauer unterfcheidet auch die Vorſtadte. Jede Stadt bat einen Chi hyen oder Gemelli
Statthalter, über dem noch ein Chi fir iſt, und alle ſtehen unter dem Su ywen oder In» Erreri
terfönige der Provinz, haben aber wieder Beamte unter ſich. Vormals war Das Amt des gregierung
Unterfönigs, bey einer gewiffen Familie, mit dem Titel Regulos oder Heine Könige 5). ver Stadt,
Bor zehn Jahren aber, ſchaffte der Kaifer aus Verdacht einer Verraͤtherey diefes ab, und
ließ dem legten den Kopf abbauen. Ueber dem Unterkoͤnige ift der Cſong tu oder Unterge⸗
neral zweyer Provinzen, der in einer von ben beyden vornehmſten Staͤdten, oder wo es ihm
ſonſt gefaͤllt, wohnet, und in der Regierung mehr als der Unterkonig gilt, welcher in Kriegs⸗
ſachen gar nichts zu fprechen hat.
Die Miffionarien melden, dieſe Stadt und ihre Vorſtaͤdte enthielten vier Millionen
Seelen, und die Provinz noch einmal fo viel. Unweit derfelben ift eine ſchwimmende Stadt,
in Booten auf dem Fluffe, deren jedes zehn bis zwölf Zimmer hat.
Weil Benelli weiter nach Pe Eing gehen wollte, fo erſuchte er den Superior des Der Verfafe
Kloſters, ihm einen treuen Bedienten zuzumeifen. Weil folcher unter den Jefuiten fund, fo fer verläßt
Hab er dem Pater Turcottiingeheim davon Nachricht, deffen Willen zu erfahren, der als Kanton.
ein ehrlicher Lombarde ihm fagter er follte den Berfaffer reifen laſſen. Waͤre er ein Portu⸗
gieſe geweſen, ſaget Gemelli, ſo haͤtte er gewiß meine Reiſe verhindert. Gleichwohl be—
ſtaͤckte dieſer Entſchluß die Miſſionarien noch in ihrer Meynung, daß ihn der Pabſt abge⸗
ſchickt Hätte, ihre Streitigkeiten ingeheim zu unterſuchen.
Er nahm zweene chineſiſche Chriſten als Bediente mit. Einen, der bey Jahren war,
als Führer und Xuffeher über feine Sachen, für einen Tael monatlich 7); den andern von
achtzehn zum Kochen und andern Dienften. Diefem zahlte er ein Stuͤck von Achten für eben
die Zeit, und ließ ihn noch alle Reifebevürfniffe, felbit zu den Sampen, kaufen.
Er reifte früh den 27ften des Auguſtmonats, in der Poftbarfe oder dem Packetboote
ab, daß alfe drey Tage vom Unterfönige abgefchieft wird, dem Kaifer von allem, was in
der Provinz vorgeht, Nachricht zu ertheilen; diefes kann nur er, mit den beyden erften Mi-
nifteen Chun. Fir drey Stüc von Achten harte er ein bequemes Cabinet in der Barke.
Nachmittage kamen fie zu dem Dorfe Fu ſhan, welches auf beyden Seiten des Ufers, Fu fhan, ein
zwo Meilen lang hingeht, und wohlgebauf aber niedrig iſt. Wie jede Stadt auf dem Sande großesDorf.
auch eine auf dem Waſſer bey fich Bat, (denn es gefällt den armen Leuten in ſchwimmenden
SHäufern zu mohnen) jo giebt es bey Su ſhan auch einige voll reicher Läden; und die beften
gewebten Sachen, welche die Spanier nach Neuſpanien führen, werden bier gemacht.
Alle Miffionarien verficherten ihn, fie enthielte über eine Million Leute; fie hat über taufend
Seidentoeberftüple, auf deren jedem vier Stücke auf einmal gemacht werden A).
Af bein Wege fah man beftändig gufe Dörfer, und angebante Gegenden; denn die Esiftficher -
Chineſen find fo arbeitfom, daß die Berge felbft in aufwärts fteigende Abtheilungen abgefon- und ange⸗
dert find, die befäer merden. Es ift ſehr angenehm zu veifen, und die beyben grünen Ufer nehm au rei⸗
nahen, Daß es ausfiehe, als ob man im Bette läge. Alle vier Meilen trafen fie die Wa- leu.
Gen am Canale an, die ein groß Boot mit Seufen, welche Feuerröhre führen, und einem Eleinen
Dppa Stüde
) Ein Tael gift ſechs Schillinge und acht Pence. M) Gemelli auf der 279 Seite,
1695
Gemelli
Eareri,
Ting ywen
hyen.
In te hyen.
Die Ehineſen
ſind ſtarke
Eſſer.
Schau chew
fu. f
— Reiſen nach dem Reiche China.
Stuͤcke beſetzt haben, Raͤuber zu verfolgen, fo daß ihnen ſchwerlich einer entrinnen wird.
Denn geht er in das Land, wo er her iſt, ſo wird er gefangen genommen, und kann ſich
nicht verbergen, weil die Einwohner ihn nirgends ſich ſetzen laſſen, wo nicht zehn Familien
fuͤr ihn gut ſagen.
Den zoften lagen fie die Nacht über zu Tfing ywen hyen 2), einer volkreichen um⸗
mauerten Stadt, die eine Meile im Umfreife und eine große Borftade hat, Den Tag dar:
auf Famen fie Nachmittage zwifchen große und Hohe Berge m), die fehr angenehm, grün
und voll Bächlein waren, die aber fehlechtes Waſſer hatten. _ Linker Hand hatten fie einen
großen Tempel mit Häufern umgeben. Weiler gen Fifch effen wollte, die hier nicht verkauft,
fondern nad) dem Gewichte gegen Reiß, vertaufcht werden: fo fegte fein chinefifcher Bedien-
ter ihm folchen ans Zeuer, mit einer Henne zu Fochen, in Meynung, er wollte ihm damit ein
herrlich Gerichte zueichten: allein, ex fehüttete es in den Canal. Ihr Nachtlager war bey
der Wache zu Hay chew, unter den Bergen, wo die Schildwache, ihre Munterkeit zu
zeigen, bie ganze Nacht hindurch die chinefifche Trummel fihlug.
Die beyden folgenden Tage gieng ihr Weg durch wenig bewohnte Gegenden. Nach:
dem fie den iſten des Herbſtmonats, zroifchen andere Berge durch waren, Famen fie zu Mit-
tage nach In te hyen. Er fah bier in einer Pagode, große Goͤtzen mit Rnebelbärten und
Lanzen; fie faßen in föniglichen Roͤcken, mit chinefifchen hohen Kappen auf den Köpfen,
Außerhalb der Pagode ftund ein Bild, das ein Teufelsgeficht hatte, in einer Hand eine Lanze,
und in der andern einen Helm hielt, als wenn es ein Opfer brächte, Weiter waren zwey ge
fattelte Pferde,jedes mit einem Stallfnechte, der es beym Backen hielt; auch hingen da eine
große Trummel, und eine metallene Kloce,die um Mitternacht und zu den ordentlichen Ge-
bethszeiten geläutet wird, Die Nacht blieben fie bey der Wache und Stadt Wan fu Kan.
Den Tag darauf gieng er bey einem Tempel vorbey, der mitten in einen hohen Felſen
gehauen war, da die Schiffleute Papier verbrennten und Lichter aufſteckten. An ftatt daß
die Bootsleute das Boot fortfchleppen ſollten, brachten fie ihre Zeit damit zu, daß einer
um den andern kochte. Sie find folche Freſſer, daß fie ihr Eſſen zweymal, einmal roh
und das anderemal halb gefocht verzehren. Einer winder und wendet es in feinen Händen
herum, ein anderer ſchneidet es, und der dritte ſieht darauf, als ob er es hinunter fchlingen
wollte. Ihre erfte Mahlzeit ift mit Anbruche des Tages, und fo fahren fie alle Stunden
mit Effen fort, Die Hige war beſchwerlich, und. die Schiffleute vermehrten folche damir,
daß fie alle Nächte vor einem Fleinen Bildchen Lichter auffteckten, das ſich in Bemellis Ca-
binet befand, aber er jagte fie bald hinaus,
Sonntags, den gten, famen fie nah Shau chew fir 7), einer Stadt, die mit einer
ſchwachen Mauer umgeben ift, vier Meilen im Umkreiſe, und drey Theile von dem Fluſſe
umgraͤnzt bat. Cs befinden ſich gute Haͤuſer und Kramlaͤden in dieſer Stadt. Den Tag
darauf Fam der Mandarin der Stadt, nach Abfeuerung einiger Kammerftüce,, an dag -
Ufer, um frifche Luft zu ſchoͤpffen. Vor ihm her giengen zwey Leute mie metallenen Trums
meln, die nach und nach neun Schläge thaten; zwo blaue und zwo weiße Fahnen, zweene
| Stäbe,
D Sin der Grundſchrift Fin juen xien. 0) Vielmehr Nan hyong fu.
m) Die Berge von San wan bab fiehe oben. P) Der berühmte Melin Siehe oben auf der
2) In der Grundſchrift Scia chen fir. 243 Seite, di;
— XIV Buch XI Capitel. —
Staͤbe, mit Drachenkoͤpfen oben darauf; zweene Nachrichter mit Staͤben in den Haͤnden; 1695
re $ * andere Bediente mit rothen Ben jahten — ar ag
it zweenen herunterhangenden Federbuͤſchen, die ein etöne machten, das Volk Dadurch zu >
benachrichtigen, Darauf * — in einem Seſſel von vier Leuten en y
mit drey Sonnenfchirmen auf der Seite. Zehn Bediente folgten ihm, mit Säbeln an ber
Seite, deren Spigen vor⸗ und die Gefäße rückwärts hingen.
‚ Den zten famen fie an das Dorf Ehen key, und den ten nach Tan koyen, two bie
Ehinefen, weil der Fluß niche in die Felder kann geleitet werden, das Waffer in einem Eimer
heraufziehen dabey vier Leute an dem Seile arbeiten; oder auch vermictelft eines Nades und
einer Kette von vierecfichten Brettern, welche durch einen großen ausgehölten Stamm, Der im
Fluſſe ſteht, geht, und das Waſſer in einen Canal bringt, durch den es laͤngſt dem Grunde
hingeleitet wird, Diefe artige Erfindung, faget Bemelli , hat von feinem andern Wise,
als von dem bewundernswerthen Wige der Chinefen, fönnen ausgedacht werden.
Den gten langten fie zu Nan yan fir 0) an, wo bie fpanifchen Miffionavien eine Nan hyong
Kirche haben. Die Stadt liegt auf der vechten Seite des Fluffes, iſt anderthalbe Meile fü.
lang, und nur eine Bierthelmeile breit. Der Berfafler, welcher in einem Sefjel herum -·
getragen ward, fand da nichts, das die Augen ergögt hätte, weil viele Häufer eingefallen
und mwüfte waren. Innerhalb der Stadt giebt es auch große Gärten; da aber ein flarfer
Weg durchgebt, fe iſt es ein wichtiger Handelsplatz. |
” Den ofen gieng er mit feinen Bedienten in Tragſeſſeln von hier nah Nan ngan.
Diefe Seflel find fehr leicht; fie werden aus Rohre und mit den Stangen gleich gemacht,
weil fie über einen höcferichten Berg gehen müflen pP). _ Die Träger gehen unglaublich
geſchwind, ohne Die ganze Reife von dreyßig Meilen über dreymal zu ruhen; fie traben
fünf italienifche Meilen in einer Stunde fort, ohne Tragriemen. An ſtatt derfelben haben
fie quer über dem Naden ein Stuͤck Holz, das ihnen ins Sleifch einfchneider. Einige ver-
hüten folches durch ein ledernes Halsband,
Der Weg ſieht aus wie eine Meffe; alles iſt voller Tragfeffel, und unzählige Träger Merkwuͤrdi⸗
ſchaffen die Waaren fort. Der Verfaſſer verfichert, er habe auf diefer Furzen Reife über ger Weg.
dreyßigtauſend Menfchen angetroffen. Der Weg felbft ift wie eine Reihe von Dörfern
und Wirthshäufern, mo die Träger um etwas geringes zehren. Wo das Sand bepflanzt
werden kann, da iſt es ein vollfommenes Reißfeld, der daſelbſt zu allen Zeiten.reifet, weil Das
Sand nie brache liegt 9). — Ze
Der Berg, der zwo Meilen aufwärts ſteigt, und ſich eben fo viel wieber fenfet , iſt
ſehr fteil, Aufder Mitte des Weges befindet fich ein Tempel, mit den Bildſaulen zweener
Mandarinen r) der benachbarten Städte, die den Weg durch den Berg haben ‚hauen ;
laſſen. Zwo Meilen darunter Famen [ie nad) Nan ngan fir, und herbergten bey, den Nan ngan fi.
ſpaniſchen Franeiſcanern. ——
r Konig von Spanien wendet tauſend Stück von Achten auf einen Miſſionarius, der
nach China gefehicke wird und verſorget Ibn noch jähelich mit hundert und vierzigen ; wobey er für
svanzig Mönche bezahlet, ob fie gleich nur zwölje bier haben, Er thut eben das mit den ſpauiſchen
Ppp3 Domi-
3) Gemelti auf der 29 22 Gißenmans woraus wir fehen, daß die niedertraͤch⸗
1 Be en ie tige Gewohnheit, andere Religionen zu verleumden,
ihm auch anhaͤngt.
1695
Gemelli
Careri.
Nan kyang
hyen.
Wan ngan
hpen.
Tay fo hyen.
Kingan fi.
Kiſhwihyen.
— Reiſen nach dem Reiche China.
Dominicanern und Auguſtinern. Das Geld, das fie am Ende eines Jahres erfparet haben,
menden fie zur Erbauung neuer Kirchen und zum Auspugeder alten an, Obgleich die Jeſuiten in
De king, Kan chew fir und andern Städten Einkünfte von Haͤuſern und Laͤndereyen haben,
fo feben fie doch fehr ſparſam, wenn fie nicht ordenelich aus Portugall Zufchuß befommen.
Nan ngan fir, die erfte Stadt, auf die man in der Provinz Ryang fi koͤmmt, ift
mie Bergen umgeben, und liege zur echten Hand des Fluſſes; fie hat auch, ohne ihre
Vorſtaͤdte, eine Meile in der fänge. Auf der andern Geite find viele Dörfer, Die Häufer find
von Steine, Ziegeln und Holze, niedrig und fehlecht gebauet, Die Straßen enge,und die Kram⸗
laͤden nicht ſehr reich ob gleich zu Sande und Waſſer ein ſtarker Handel getrieben wirb.
Den 12ten verließen fie Nan ngan fir, und giengen in einem Boote den Fluß durch
Berge hinunter. Den raten langten fie zu Nan fang byen, und den ı6ten zu Ran chew
fi an, wo ſich, wie in allen andern Städten ſehr alte Thürme, Pau⸗ta genannt, wie
auch auf den Hügeln und Bergen befinden. Sie find fechs- oder achteckigt, Hundert und
zwoͤlf Fuß hoch, und endigen fich oben in einem langen Steine, der eingehauen ift. Der
biefige hatte neun Stockwerke, und in einem jeden fechs Fenfter, Einige Chinefen fagen,
fie wären zu Wachthuͤrmen gebaut, andere, fie wären zu Obfervatorien angelegt; Bemellt
aber hält fie nur für einen Zierrach, weil fie ordentlich an den Thoren und den Hineingehen⸗
den im Geſichte find. Die Jeſuiten haben hier eine kleine aber wohl ausgegierte Ricche,
Den ı7ten fegelten fie einen Fluß voller Klippen hinunter, und kamen ben ıgren nach
Wan ngan byen 2), einer ummauerten meift viereckichten Stadt, die faft eine Meile im
Umfreife hat, und rechter Hand liegt.
Den iqten fahen fie linker Hand Tay Eo hyen, eine ummauerte Stadt, eine Meile
lang, mit zweenen Thürmen an den Seiten, und einem andern eine Meile davon.
Den zoften langten fie zu Ri ngan fu an. Gregor Ibanez, ein Francifcaner
und Miſſionarius, hatte hier ein Haus und eine Eleine Capelle, Die Stadt biegt linker
Hand des Fluſſes, ift groß, und mit der ſuͤdlichen Vorſtadt eine Seemeile lang. Es gebt
eine gute Mauer um fie herum, und die Straßen und Kramläden fehen nett aus. Der
Ehin hyen oder Statthalter hatte verbothen, die Bilder anzuberhen, z) und nur vor wenig
Tagen fünf Bonzen prügeln laſſen, da ein anderer hatte einen ganzen Tag im Sonnen: .
ſcheine knien muͤſſen, weil fie von ihren Goͤtzen nicht, wie fie ſich ruͤhmten, hatten Regen
erhalten koͤnnen 1),
Den zıften ließen fie Ri ſhwi byen x), eine gute ummauerte Stade rechter Hand)
und den Tag darauf Kya kyang hyen y) auf der Linken. Hier fängt ſich eine lange Mauer
an, die von Süden nach Norden, vier Meilen über unbewohnte Berge, auf denen auch Feine
Bäume find, geht. Vermuthlich hat man fie in Kriegszeiten, zu Verwahrung des Vie
bes, gebauet. Auf dem Fluffe befinden fich unzählig viel Boote, zu allerlen Saften , denn fie
Arten zu
fiſchen.
find nur aus groben zuſammen gehaͤngten Brettern, gemacht, unten weit, und mit muͤh⸗
ſam geſpaltenen Röhren bedeckt, aus denen fie auch Segel, Tauwerk und Mafte machen,
Jedermann ift hier befchäfftiger, feinen Unterhalt zu Waſſer oder zu fande zu erwerben
Außer den europaͤiſchen Arten / zu fifchen, haben fie verſchiedene ihnen eigene; . fie machen
in
s) In der Grundſchrift Guan gan rien ed) In der Grundſchrift Kiſchin yrien "s
) In der Grundſchrift Goͤtzen u Eder Ueberſetzung Shin-kien xien.
#) Gemelli auf der 283 und folg. Seite,
- XIV Birch XI Eapitel. 487
in den Fluß mitten Eleine Gebüfche von Baͤumchen, da fih denn die Fifche in den Schat- 1695
ten begeben, wo fie von ihnen mit Wänden von Rohre umgeben, und alfo gefangen werden. Bemelli
Sie fiſchen auch mit Seefrähen, die Lug zu beißen, (und mit ihren Schnäbeln den Fi— Careri.
ſchen die Augen aushacken,) dieſen binden fie eine Schnur um den Hals, damit fie die größern
Fiſche nicht verfchlingen 2), Sie blieben bey der Stadt Sin Fan [han liegen.
Den zaften hielt fie der Negen auf. Das Landvolk bedienet ſich bier bey folchem Wet- Die Chine-
ter halber Mäntel und Kleidungen, die aus der innen Rinde von Bäumen gemacht find, fen find gute
mit Kapuzen, welche die Naͤſſe und Kälte fehr wohl abhalten. Während diefer beſchwerlichen Bedienten,
Reife, warteten dem (Bemelli feine Bedienten mit vieler Liebe auf, befonders der junge,
der ihn zwar niche verftund, aber willig war, und fich bemuͤhte, feinen Willen aus Zeichen
zu erkennen, auch in der That alles nach feinem Verlangen ausrichtete. Denn die Chine:
fen geben fehr gute Bediente ab, und haben ihre befondern finnveichen Arten. Sie verrich-
ten das mit wenigen Werkzeugen, wozu andere Nationen viel brauchen, Kurz, es hat ihm
fein Europäer fo wohl aufgewartet.
Den zaften festen fie ihre Reiſe durch ein volkreiches Sand fort; und da fie bey den
Städten Ho pur, Junta und Chang ſchin i vorbey waren, fo blieben fie die Nacht in Janzu
chew. Den Tag darauf giengen fie frühzeitig bey der Stadt Song byen a) vorbey,
und hielten ihr Nachtlager zu Senmi.
Den zöften kamen fie nach Nan chang fir, ber Hauptſtadt von Ayang fi, wo Man hang
die Jeſuiten eine Eleine Kirche und ein bequemes Haus haben. Die Stadt und Provinz fü.
wird durch einen Unterfönig und verfchiedene Gerichte regiert. Sie ift fehr groß , aber im
Obertheile find Felder und Gärten, aus Mangel der Einwohner, und doc) ift das Gedränge
auf den Straßen fehr befchwerlich. Die Laͤden find reich, nach chinefifcher Art, die Stra:
gen fhnurgleich und gepflaftert. Aber nach prächtigen Gebäuden darf man fich weder hier
noch anderswo in China umfehen. Denn wie die Städte alle nach einem Mufter gebaut
find, fo find die Häufer alle flach, niedrig und aus Ziegeln und Erde aufgeführt, wenige
von Steine. Nach) der Straße zu haben fie feine Fenſter; alle Zimmer find um den Hof
herum gebaut, und erhalten Daher ihr Sicht.
Auf dem Fluſſe befindet fich eine andere Stadt auf Booten, ſowohl Waaren fortzus
führen, als zu fiihen. Die Mandarinen haben prächtige Suftboote, deren Hintertheil fo
hoch, als das Schiff if; in denfelben befinden fich verfchiedene artig gemalte und vergoldete
Zimmer, auch Stangen, an denen rothe Pferdefchweife hängen, nebft Trummeln und
Pfeifen. Die Menge diefer Dinge zeiget ihren. Rang an. :
Wecil der Verfaſſer Feine Luſt mehr hatte, zu Waſſer zu gehen: fo befchloß er, bis nach Reiſekoſten.
Pe king Maulthiere zu miethen , wie die Kefuiten, wenn fie an diefen Ort fommen, ge
wohne find; denn man Fann feinen andern Weg hieher kommen, als auf dem Canale b),
Weil ex aber Feine Fuhre weiter, als bis nach Nan king, befommen fonnte: fo nahm er ein
anderes Book, welches ihm hoc) zu fiehen Fam, weil er zu Fu chew, (oder au kew) einen
ſehr ſtarken Zoll erlegen mußte. Dieſe Abgabe richtet ſich nicht nach den Guͤtern, ſondern nach
der Groͤße des Bootes, wenn es auch ganz leer wäre, fo Daß alte Koften auf Die Keifenden
falfen,
2) Siehe oben a. d. 260 Sei 5) Der Fluß iſt ein Theil von dem großen Car
) Sn der Ueberfegung in, ale, den der Tartar Kublay Khan durch China
geführer hat,
“
a Reifen nach dem Reiche China.
1695 fallen, denn die Schiffer, die fie auszahlen, fhliegen folche mie in das Gedinge ein. Sie
Gemelli wollten auch nicht unter achtehalb Lyangs nehmen, welches neuntehalb Stücken von Ach:
Eareri. fon ausmachet, ob er wohl nad) nicht foviel, für eine längere als monatliche Reife, von
Ran ton nad) Nan chang fü, bezahlt, und dafür verfchiedene Boote und Tragfeffeln
gehabt hatte c).
Er reifte von dar den 28ſten ab, und langte den ıften des Weinmonates in der Stadt
Stadt Bien. Vien an, die linker Hand ift; die meiften Häufer find aus Holz und Röhren erbaut. Alles
Porcellan. Porcellan, das man im Reiche und auswärts brauche, wird von Tau chew d), wo das
befte gemacht wird, bieher geſchafft und eingefchifft. Der Thon aber koͤmmt von einem an
dern Orte, nachdem er faft ein Mannsalter in unterierdifche Duellen ift verſenkt geweſen 2).
Wo man den Thon graͤbt, da wird die Arbeit nicht ſo fein.
Von Vien ſegelten ſie nach Kin ki, einem kleinen Dorfe, linker Hand wo ſich der
Fluß ſehr ausbreitet, und viel Suͤmpfe um ſich herum machet. Sonntags den 2ten, gien-
gen fie in einer großen See, der vom Zluffe entfteht, wo fie nach einigen Stunden bey der
Nan kang fu. Stadt Nan tan für /), linker Hand, vorbey giengen. Sie giengen bey dem Dorfe
Sieſtan, wo eine Wache ift, ans fand. Die Chinefen fammelten daſelbſt runde Kiefelfteine,
fie zum Schießen zu gebrauchen. Nan tan fir liegt am Fuße der Berge, und ik niche
fehr geoß, aber ummauert. Die Reife nach) Nan king ift in diefer Jahrszeit beſchwerlich;
denn die Boote gehen den Tag nicht uͤber acht Meilen.
Den aten reiſten ſie ab, und ſahen ein wenig unter dem Dorfe Fa ku tan, eine
Klippe mitten im Fluſſe, mit einer hohen Pyramide auf ihrer Spitze, und einem Tempel
FJu chew oder dabey. Nachmittags langten fie zu Su chew, oder Huͤ kyew hyen g), wie es andere
Hu kew. nennen, an. Diefe Stadt liegt rechter Hand, wie ein Arm geftaltet, und geht längft dem
Fluſſe und der Berge zwo Meilen hin. Sie hat an allen Sachen einen Ueberfluß, gute
Laͤden und wohlgepflafterte Straßen. Nebſt ihrer eigenen Mauer hat fie noch eine äußere
Mauer, Die den Gipfel des Berges mit einfchliege, und einige Meilen unebenen Grund
zwifehen beyden Enden der Stadt umgiebt. Die iſt der erfte Ort in Nan ing >.
Zollbeamte. Den sten zeigten ſich, nach einer Muſik und drey Stuͤckſchuͤſſen, die Zollbedienten
mit verfchiedenen Tafeln, auf denen fich chinefifhe Schrift befand, auch Slaggen, Stä:
ben und Ketten, Die längft der Erde gefchleppt wurden, Sonnenſchirme und andere Merk:
maale ihres Amtes. Etwan fechzig Mann trugen fie paarweiſe, und dann und warn ward
die chineſiſche Trummel geruͤhret. Mitten unter diefem Aufzuge befand fich der erfte Man-
darin, in einem offenen Seſſel von acht Leuten getragen, und am Ende des Aufzuges noch
ein vornehmerer, in einem bedeckten Seffel. Als fie vorbey zogen, fo bielt das dandvolk
brennende wohlviechende Fackeln in den Händen, wie fie in den Gögentempeln da brennen,
fniete und beruͤhrte mit den Stirnen die Erde. Die Wahrheit zu geftehen, fo übertreffen
die Chinefen an Pracht und Höflichkeit alle Völker ;_ und ein jeder führer ſich mit vielen Ko⸗
ften feinem Nange gemäß auf, Die meiften Zollbedienten bleiben beftändig bey dem Zoll:
haufe; die Mandarinen aber werden von dem Kaifer bezahle und abgewechſeit.
Die
e) Bemelli auf der 285 und folgenden Seite. muß. Denn diefeg fheinet das oben auf dev’ 248
d) Jau chew fu liegt an der andern Seite des Seite erwähnte 1 fyen byen zu feyn.
Sees Po yang, an welchem ſich Vien befinden e) Hierinnen war der Verfaſſer falfch berichtet
XIV Buch XI Capitel. - 489
Die beyden Mandarinen festen ſich auf einer hohen Gallerie am Ufer des Fluſſes. Der
1695
erfte faß am Ende der Tafel, und der andere.an der Seite. Es waren etwa vierzig Boote Gemelli
zu durchfuchen, Die, eins nach dem andern unter Die Gallerie fuhren, und von dem 30
ft: Careri.
boote beſichtigt wurden. Die Bedienten in dieſem meldeten denen, die ſich oben befanden, Wie fie die
des Schiffers Namen, und der Mandarin fehäste es nach) feiner Größe, vermittelft des Au- Boote ſchaͤ—
genmaßes, ohne weitere Unterfuchung. - Diele Unterzollbedienten hatten vor dem Magen keit.
ein Stuͤckchen Zeug hängen, das ihnen um den Hals gieng, und an der Seite zuſammen
gebunden war; es befanden fich vier chinefifche Züge darauf. Der Schiffer von Bemellis
Boote nahm alle Bedeckung ab, um deſto geringer geſchaͤtzt zu werden; er ließ nur den
Körper des Bootes bloß und verdeckte Die Bretter, die das Cabinett ausmachten, mit Rohr.
Der Zolleinnehmer allhier zahlet hunderttauſend Lyangs, das iſt: hundert und fuͤnf und
zwanzigtauſend Stuͤck von Achten, fuͤr einen zehnmonatlichen Pacht.
Weil der Fluß vor der Stadt ſehr tief iſt: ſo wird auf verſchiedene ſinnreiche Arten ee Sie
en.
ſehr ſtark gefifche.. Man breitet auf vier gefrünmten Stäben Netze aus, Die fie verfenfen,
und an einer in den Grund befeftigten Pfofte in die Höhe ziehen. In der Mitten find fie fo
zugerichter, daß die Fifche nicht wieder herausfönnen, wenn fie einmal binein find. Mit
einer andern Art von Netzen fangen fie gewiſſe Fifche, Namens Whang yır, deren einer
über zweyhundert Pfund, und viel fetter, als ein Tonfiſch, aber von feſtem Fleiſche, ift.
Sie verließen Hu chew 2), und, giengen zu Mittage in den Fluß Kyang. Die Nacht Siegehen in
überfiet fie zu Whan ına tan, einem Fleinen Plage in der Beugung des Fluffes gelegen. * *
Die Fiſcher heben daſelbſt ein Netz vermittelſt eines Rades auf, und laſſen es nieder, wel—
ches fie Pan yu nennen. Alsdann ziehen fie die Fiſche, wenn fie es aufgehoben haben,
vermittelft einer Schnur Teicht heraus, und werfen fie in den Duell, aus welchem fie die-
felben des Abends lebendig herausnehmen. Die Reife ift hier für einen Europäer fehr ver-
druͤßlich, der nicht gewohnt ift, der Chinefen Halb gefochten oder getrockneten Reif ohne
einiges Gewürze zu eſſen; da diefe Wölker folches an ftatt des Brodtes und Fleifches brau-
hen. Denn fie machen aus dem Korne Fein Brodt, fondern nur Zuckergebackenes und
Nudeln ; daher man für achtzehn Pence fo viel Korn Faufen Fann, als einen Manne einen
Monat lang zum’Unterhalte dienet,
Den 6ten giengen fie bey der Stadt Hyen vorbey, die rechter Hand an dem Fuge Stadt Kyen
und deren
hoher Berge liegt. Die Mauer diefes Dres ſtrecket ſich aud) längfk den Gipfeln der Berge,.
und ſchließt einen großen Raum ein, Eine Meile weiter, mitten im Fluſſe, ift eine hohe
und rauhe Klippe, auf der ein Tempel fteht, Namens Sew Eu fl ban, bey dem alle vor-
beyfahrende Boote Weihrauch und Raͤuchwerk, nebft bunten Papieren brennen,
Sie hielten fih zu Tong lyu byen, auf der vechten Hand, auf, welches zwar offen
iſt, aber * * hart daran hat, die zwo Meilen im Umkreiſe halt, und Schießlöcher
hat. Es foll ein Ort feyn, wo man fich im Nothfalle hinziehen und vertheidigen kann.
Den Tag darauf lagen fie zu N
gan king fu flille k), welche Stadt linker Hand des Ngan fing
Fluſſes liegt, eine Meife (ang und eine halbe Meile breit ift, Sie hat eine Vorſtadt, zwo fü.
Meilen
FI Bielmeße Fanta 5) Siehe oben auf der 249 Seite.
2 g F —— 5) In der Grundſchrift Fan Ein fu; und bald
M Es gehöre vielmehr zu Ryang fü. darnach Nan Ein fu.
Algen, Reifebefhr, Vans, ag
-
490 Reifen nach dem Reiche China,
1695 Meilen lang, mit guten Häufern, und nicht weit davon eine andere Fleine Vorſtadt, nach
Gemelli Art eines Dorfes. Die Höfen fihreyen daſelbſt ihre Waare nicht auf den Straßen aus,
Eareri. fondern man kennet fie an dem Klange verfchiedener Inſtrumente. Die Handwerker thun
eben das. Zum Erempel, die Barbierer tragen ihre ganze Barbierftube an einer Stange,
an deren einem Ende die Feuerpfanne und das Becken, an dem andern ein Stuhl zum feßen,
mit andern Nothwendigkeiten hängt; und man kennet fie an einer Zange, auf der fie fpielen.
Ankunft zu Er fegelte den gten ab, und gieng bey ven Städten Tu Eyen und Vu Eu byen 2)
Nan king. vorbey, welches legte eine große Stadt iſt. Beyde liegen rechter Hand und haben einen
guten Hafen. Den ııten langte er in der Vorſtadt von Nan fing an, durch welche Ber
melli einige Meilen nach dem Haufe des Heren 8’ Argoli, eines Benetianers, Bifchofs
von Nan king, gieng, Diefer verforgte nebft zween andern reformitten Srancifcanern das
Miſſionswerk m),
Der u Abſchnitt.
Des Verfaſſers Reiſe von Nan king nach Pe fing.
Größe von Nan king. Große Klocke. Wunder⸗ chew. Syu chew. Bewirthung in den Gaſthoͤfen.
barer Tempel und Thurm von Pau nghen fü. Tſu hyen. Jen kye ſu. Tong ping chew. Kautang
Grab eines Kaiſers. Stinkender Handel. Abs chew. King chew. Ho kyen fu, Sin lyew hyen.
reife von Nan klug. Stade Pe kew. Ungeftä: Hyong hyen. Cho chew. Ankunft zu Pe fing. Des
mes Mefen der Tartarn. _ Stadt Sivi few. fehreibung der Stadt. Er geht in den Pallaft. Hat
Es iſt wohlfeil zu reifen. Lin whi hyen. Nanſu Audienz beydenKaifer. SeburtstagderKaiferinn.
Groͤße von Nonking kann, nach Gemellis Rechnung, nicht über ſechs und dreyßig italieniſche Mei-
Dan fing. len im Umfreife haben, obwohl Herr 8’ Argoli vierzig, und le Comte acht und vier-
zig angeben. Die Vorftädte, nebft der ſchwimmenden Stadt, find faft auch fo groß.
Der Biſchof meldete ihm, die Mandarinen hätten in der Stadt acht Millionen Thüren, oder
Haͤuſer, gezählt, welches, vier Perfonen auf ein Haus gerechnet, zwey und dreyßig Millio-
R sen Menfchen ausmachet, |
Der Berfaffer fah diefe Nachricht als falfch anz (mie er denn auch vielleicht Recht
bat) ob fie fehon von einem apoftolifchen Miffionar Fam. Gleichwohl meldete ihm Frater
Oſſorio, ein Portugiefe, zu Peking, ex babe folches nicht als eine Unwahrheit anzufehen,
da ein franzöfifcher Syefuit, wenig Jahre zuvor, voll Erſtaunen über die Menge des Volks,
geftanden hätte, es enthalte mehr Menfchen, als ganz Sranfreih; und Frater Bartoli
vechnet dreyhundere Millionen im Reiche a), , Es giebt hier viel Muhammedaner, die
aus der großen Tartaren kommen.
Große Klode, Der Faiferliche Pallaft befindet ſich in der Citadelle, ift aber nicht fehenswereh. Die
Straßen find weit, und gut gepflaftert; die Canäle häufig, die Häufer fauber, und die
Kramläden veich, In diefer Stadt wird der Seivenhandel getrieben 5). Gemelli fah
bier zwo wundernswerthe Klocken, eine in Chien lyew, die Ihrer ungemeinen Schwere
wegen zur Erde gefallen war, Ihre Hoͤhe war eilf Fuß, und der Umkreis zwey und zwanzig.
Sie
5 In der Örundfcheift U xu fhien. lion mehr, als andere Miſſionarien rechnen.
) Gemelli auf der 288 und fulg. Seite. 095 Die Nachrichten, die Gemelli von dem Zu⸗
a) Das ift, wie der Verfaſſer faget, eine Mil⸗ ande der Gelehrſamkeit und des Handels —
werden
XIV Buch XI Capitel. 491
Sie wird, nach der Hoͤhe zu, nach und nach enger, bis auf die halbe Höhe, und von bar 1605
breitete fie fich twieder aus. Das Gewicht war, das Kupfer eingefchloffen, funfzigeaufend Gemelli
Pfund; alſo noch einmal fo viel, als der Erfurtiſchen ihres, Sie wurde fihon vor drey⸗ Lareri.
hundert Jahren für ſehr alt gehalten, r
Nicht weit davon befindet ſich, in einer viereckichten Halle mit fechs Thüren, die auf
drey großen Bogen erhoben find, ein ſchwarzer Stein, mit einer Auffehrift, Darinnen die Stade
dem Kaifer Kanghi für die ihr erzeigte Gnade danfet, da er zweymal durchgezogen iſt,
und acht mal hundert tauſend Mann ihm entgegen gegangen find, Sn einem Zimmer auf
dem Beobachtungshaufe, das auf einem Hügel, wie eine offene Gallerie, auf Pfeilern ſteht, ſah
er noch eine dergleichen Auffchrift, eben diefem Monarchen zu Ehren. Auf diefen, und
einem anftoßenden Berge, find Tempel voll furchtbarer Bilder, mit langen Bärten und
Knebeln. Eines hat mancherley Farben im Gefichte, wie ein Hanswurft, und hinter fol-
chem ſitzt eines, mit einer Keule in Der Hand und einer Krone auf dem Kopfe. Noch fah
ev zweene Kin Ban, ober Rieſen, ſtehen, einen mit einem Schwerdfe, den andern mit
einer Art in der Hand, und die Seiber bunt gefärbt, Er gieng eben den Weg zurüc, eine
andere Klocke zu fehen, die auf ihrer Seite halb begraben in einem Garten liege. Die Höhe
ift ohne den Ring zwölf Fuß, und die Dice neun Zoll. Sie gaben fuͤr ihr Gewichte
achtzig tauſend chineſiſche Katti, jedes von zwanzig europaͤiſchen Unzen, an.
In den Vorſtaͤdten vor dem ſuͤdlichen Thore, befindet ſich die Stadt und der Tempel wunderbarer
von Pau ngben ſu c), die ber Kaifer Dong Io einem chinefifchen Heren zu Ehren gebauf Tempel und
bar, der dem Tartar zu Einnahme des Reichs behülflich war, und darnach ein Bonza ward, UPON
Man geht in einen großen Hof durch zwo Thüren, welchen gegen über ber erfte Tempel mit
Binaufgehenden Stufen ift. Inmwendig befindet ſich die Bildfäule eines ftehenden Weibes,
und an ihren Seiten vier Kin Fan, oder Rieſen, bewaffnet, und bunt gefärbt. Auf dem
hoben Altave war das Bild eines Mannes von Goldfarbe, der faß, und den Fuß über das
Knie gefchlagen hatte, Hinter ihm faß ein anderer, auf eben die Art gemalt. Unten hal
ten fih die Bonzas, Die gegen taufenb hinauf fleigen, in dem zweyten und dritten Hofe auf-
tinfer Hand des zweyten Hofes oder Klofters, iſt ein Tempel, und auf der rechten Hand
find ihrer drey, zu denen allen man auf Stufen hinauf ſteigt. In dem erften befanden fich
Bildfaͤulen zweyer verwundeten Weibesperfonen, welche Die Rücken gegen einander gekehrt hat⸗
ten, und von Goldfarbe waren, mit Eleinen Bildern zu ihren Füßen, und rund im Tempel herum.
In den drey andern befanden ſich allerley felefame Geftalten, mit Borhängen vor denfelben.
A Ende des Hofes befindet ſich der große Tempel, der mit Porcellan von allerley von Pau
Ben bedeckt ift, Man geht zu demfelben durch eine geraume Halle hinauf, unter der ein nahen fu.
edeckter Gang mit fünf Thoren iſt, Die in die Kirche führen; daſelbſt befinden fich Bilder:
blinden, drey Elfen über dev Erde. An der Borderfeite des hohen Altars find Bilder Dreyer
Weibsperfonen, goldfarben und ſitzend mit Auffcheiften, und ehernen Gefäßen vor ihnen,
Um die Mauer Herum ftehen aflerley Bilder, zu Fuße und zu Pferde. Hinter den beyden
Weibsbildern ftund ein anderes, mit einer Trummel an einer Seite, die drey Männer nicht
umklaftern fonnten, und an der andern eine große metallene Klocke, die mit einem Stode
>12 gefehlagen
werden nachgehends aug d ß inen Tempel
em! und. andern naben eine Wohlthat, und ſu einen Tempel.
geliefert werden. Baomt Neuhof heißt diefen Tempel Pau lin ſhi. Siebe
f *
EI Pau bedentet Dankbarkeit oder Vergeltung, oben anf der 253 Seite.
1695
Bemelli
Eareri.
Grab eines
Kaiſers.
Stinkender
Handel.
Abreiſe von
Nan king.
492 Reifen nach dem Reiche China.
gefchlagen wird. Wie er Heraus Fam, fo fand er, daß von guten Comoͤdianten ein Schau:
fpiel vorgeftellt ward, wobey etliche faufend Zufchauer flunden. Won bier gieng er, den
‚berühmten Porcellainthurm zu befeben 4), und bezahlte dem Bonza efwas weniges.
Außerhalb der Stadt, auf einem Berge, befindet ſich das Grab des erften Kaifers,
von der Familie Ming, durch Berfchnittene bewahrt, die wie Mönche leben. Es befteht
aus einer großen gut bedeckten Halle, mit.einem Plage, wie eine Gallerie, we des Mo—
narchen gemaltes Bildniß eingefchlofien if, Das Grab ift eine Höhle, in einem Felfen
gehauen, und der Eingang wird verfchloflen. Der Bifhof meldere dem Bemelli, wenn
er bis auf einen Begräbnißtag verziehen wollte, fo würde er etliche taufend Gräber fortfüh-
ven fehen. Denn die Chinefen, die folche bey ihren Sebzeiten machen laſſen, werden, wenn
fie todt find, in ihren Haufern aufbehalten, bis die Sterndeuter einen glücklichen Tag zur
Beerdigung angeben. ]
Man bat bier oft den Geftanf yon Menſchenkothe zu riechen, welchen die Leute in Ton-
nen durch Die Straßen, zum Düngen ihrer Gärteh, tragen, weil es ihnen am Biehmifte fehlet.
Die Gärtner bezahlen denjenigen theurer, der von Fleifche, als der son Sifchen herkoͤmmt,
und. fennen ihn am Geſchmacke. Nichts fieht man öfter auf den Slüffen, als Boote mit
diefer Waare beladen; und wenn jemand das Unglück hat, unter folche zu kommen;: fo er-
ſtickt er faſt. Laͤngſt den Wegen find weiße und bedeckte Sige zubereiter, daß die Neifenden
ſich dafelbft erleichtern follen, und es ſteht ein ivdener Topf darinnen, damit nichts ver:
lohren gebt.
- Der Biſchof und deflen beyde Mitbruͤder, widerrierhen dem Verfaffer beftändig die
Reife nach Pe fing, weil die portugiefifchen Jeſuiten Eeinem Europäer verftatten wollten,
den Hof kennen zu lernen, und ihm Daher, wenn er dort bin gienge, übele Dienfte leiften
möchten. Er antwortete, da er bloß aus Neugier veifte, fo fürchtete er nichts, und wollte
deswegen felbft bey diefen Miffionarien herbergen. Er haͤtte zu Waffer, bis auf eine halbe
Tagereife'von Pe ing, gehen fönnen; weil es aber ein großer Ummeg war, und alle Leute
zu Sande von Nan Eing reiften: fo befchloß er, eben das zu thun. Er ſchickte feinen Be—
dienten über den Ryang, Pferde zur Reife zu miethen, welcher Handel um fünf Lyangs
und zweene Tſyens, oder achtehalb Stuͤck von Achten für jedes Thier, geſchloſſen ward e),
Gemelli verließ Nan Eing, Sonnabends den ısten des Weinmonats ‚in Geſellſchaft
eines chinefifchen chriftlichen Doctors, Der eines Priefters Sohn war, und die Doctormürde
angenommen hatte, ein Mandarin zu werden; aber es fehlte ihm an Gelbe, ohne welches
in China Feine Bedienungen zu erhalten find. An dem mweftlichen Thore, welches drey eiferne
Thore, und ein Gebäude von fechzig Schritten nach folchen zu hat, fliegen fie in ein Boot,
‚giengen unter der Brücke duch, Die aus verſchiedenen Bogen beftebt, und fuhren fo längft
den Mauern der Stadt fort,
Darauf nahmen fie ein ander Boot, und fingen an, über den Fluß zu ſetzen. Sie
waren ſchon über hundert Schritte fort, ehe er fein Polfter vermißte, in welchem er Hundert
Stück von Achten verwahrt hatte. Es war von Brettern, mit Fellen überzogen, und ſchloß
wie eine Keifefifte zu. Die Chineſen legen den Kopf beym Schlafen darauf, und verwahren
ihre Sachen darinnen. Dieſer Berfuft würde feiner Neife ein Ende gemacht haben, aber
die
A) Dan wird ihn nachgehends unter den öffentlichen Gebaͤuden der Chineſen beſchreiben.
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XIV Buch XI Conite 2
die Bootsleute aus dem erften Fahrzeuge waren ſo redlich, Daß fie nen nachruberten, und 1695
juriefen, es mitzunehmen, Gemelli
Als fie über den Kyang waren, der an dieſem Orte zwo Meilen breit, und ſehr tief if, ace
kamen ſie nach der Stadt Pe kew, nach einer Reiſe von zwölf Meilen. Die Mauer dieſes Stadt
Orts hat zehn Meilen im Umfange, und ſchließt Huͤgel, Berge, und Ebenen ein, Die un= Pe kew.
- bewohnt find. Denn die Stadt hat nur wenig Häufer, weil die Leute lieber in den Bor-
faͤdten wohnen, die ſehr lang ſind. Er brachte hier die Nacht luſtig mit dem chineſiſchen
Doctor zus fie tranken Reißwein, aber ſo heiß, Daß er fich die Sippen verbrannte; denn in
China iſt die Gewohnheit, die Speifen Falt zu eilen, und heiß zu trinken. Die übertriebene
Höflichkeit des Doctors, war dem Verfaſſer fehr beſchwerlich; denn wenn die beyben eiſer⸗
nen Stäbchen genommen wurden, zu effen, fo giengen erſt eine große Menge Eeremonien
vor; wenn fie hinein ober hinaus giengen, einander begegneten, etwas einander gaben oder
annahmen, trunfen, und bey alten andern Handlungen, fie mochten auch noch fo natuͤrlich
ſeyn, mußte das chinefifche Ceremoniel beſtaͤndig beobachtet werden. Er gebrauchte ſich
dabeh des Wortes Tfin, Das bey ihnen der Probierftein aller Höflichkeit iſt; denn wer fol-
ches zu fagen verabfäumet, der wird für grob und ungehobelt gehalten. Den Abend nötbigte
der Doctor den Bemelli fo ungeftüm, feine beyden Bedienen mit zu Tifche fegen zu laffen,
daß er folches gefehehen ließ, um nicht widerwärtig gegen ihn zu ſeyn; nachgehends aber .
ſah er, daß er nicht wohl gethan hatte, weil fie hierauf gemeiner mit ihm wurden, und
ihm nachdem nicht fo gut mehr aufwarteten.
Den ı6ten gieng er, in Gefellfchaft zweener tartarifchen Soldaten zu Pferde, weiter. Ungeſtuͤmes
Einer von diefen fehlug einen Kerl, der die Maulthiere und Pferde vermiethete, mit der Wefen dev
Peitſche fo heftig über das Geficht, daß das Blut hervor drang, nur, weil er ein wenig Tartarn.
verzog. Sie reiſten uͤber wohlbewohnte Huͤgel, Berge und Ebenen. Der Weg war voll
Reiſende, auch Maulthiere und Efel, welche Güter von und nach Pe king führten. Es
befanden ſich auch Eleine Karren unter den Fuhren, die nur ein Rad hatten, und ein jeder
führte drey oder vier Ballen; es zogen zweene Männer an einem; zwey Maulthiere würden
auf einer fo langen Reife nicht fo viel gethan haben.
Den ızten giengen fie beyzeiten durch die Stabt Swi Eewo, bie in eine Mauer von Stadt
etlichen Meilen, und einen Moraft eingeföhloffen it, Darauf giengen fie über einen Berg Swi kew.
mit einem Tempel, und hielten in der Stadt Ta chau teu Mittagsmahl. Die Herberge
war fünfzehn Meilen darunter, zu Tan fban pır.
Den folgenden Tag reiften fie dreyßig Meilen durch Ebenen; fpeiften zu Mittage zu
Bulalem pu, und fehliefen zu Whanni pu. Die Maulthiere find wohlfeil zu mietben,
und in den Herbergen verthut man auch nicht yiel; mit acht Swen f ), oder drey Pence, Wohlfeil zu
und einem halben Denny, koͤmmt einer Nachts und Morgens aus. Die Reißwein haben reiſen.
wollen, bezahlen ſolchen beſonders. Man trinkt ihn des Morgens heiß, mit Reiß gekocht,
und beydes wird zuſammen genommen.
29 En Fremden fällt es anfangs ſchwer, ſich an ſolche Lebensart zu gewoͤhnen, wie
Sn er Chineſen Speifen überhaupt , die nichts Fräftiges in ſich haben, und nur aus
erfuppen und Gartengemächfen beftehen; denn fie bedienen fich fogar der Eibiſch- und
ag 3 Siegmars:
e) Bemelli auf der 209 und folgenden Seite, FI Ein Swen iſt fo viel, als ein franzoͤſiſch Som,
494 Reifen nach dem Meiche China.
1695 Siegmarswurz, bie wir nur zur Arzeney gebrauchen. Und was noch am ärgften ift, fo
Gemelli bekoͤmmt man dieſes Kraͤuterwerk halb roh und kalt, weil der Koch es an dem Geruche er-
Eareri kennt, wenn es gut iſt. Für Kraͤuter laſſen fie Hühner ſtehen, wie auch feine beyden Be—
dienten thaten, wenn fie gleich auf dem Wege einen guten Wogel für einen Penny Eaufen
konnten. Gemelli aber aß nichts yon dieſen Speifen, ob er wohl feinen Wirth dafür bes
zahlte; denn er harte feinen Vorrath von Schinken, Voͤgelwerk, Enten, und dergleichen,
an Fleiſchtagen, bey ſich.
Sin whi hyen. Den iqten reiſten fie dreyßig Meilen durch Ebenen. Sie ſpeiſten zu Lin whi hyen 0),
einer großen Stadt, mit einer Mauer, und einem ſchiffbaren Fluſſe, der viel Teiche um
ſie herum machet; denn die Chineſen halten ſich, wie die Enten, gern im Waſſer, oder
nahe dabey, auf. Es geht eine Brücke von Booten über den Fluß, und auf der andern
Seite befindet fich eine gute Borftadt. Sie trafen diefen Tag einen Mandarin in einem
Tragfeffel, mit dreyzehn Sänften, an, in denen ſich feine Weiber befanden. Diefe Sänf-
sen find bequemer, als die europäifchen,, und jede enthält drey Weiber, ohne daß fie ge:
drange fügen. Sie werden von Maulchieren und Efeln getragen. - Das Narhtlager war
in einer großen Stadt, Yuan jan +),
Den folgenden Tag giengen fie über eine fteinerne Brücke über den Fluß, und hielten
das Mittagsmahl in bem Flecken Ruchen, der wohl bewohnt ift, weil ein Fuß, der norbey
fließt, der Handlung vortheilhaft iſt. Es werden hier auch beftändig eine große Menge
Habichte Hin und her geführt; denn die Chinefen find fo ſtarke Jaͤger, als die Derfianer,
Nach einer Reife von fünf und dreyßig Meilen, war ihr Nachelager zu Wan chan, wo
die Betten, wie auf dem ganzen Wege, von Rohr waren, und jeder fein Küffen mit ſich führte,
Nan ſu chew. Den 2ıften reiſten ſie zwanzig Meilen nach Nan ſu chew. Der Tartar, der gegen
den Verfaſſer ſehr höflich war, aber die Maulefeltreiber beftändig fchlug, bieb einen fo un«
barmherzig über das Geficht, daß der andere aus Furcht in des Berfaffers Zimmer floh,
und fich unfer das Bette, unters Stroh verſteckte. Er war von einer Secte, die fein Fleiſch ißt.
So ward ihre Reife dieſen Tag aufgehalten, Um die Stadt gehe eine Mauer von drey
Meilen im Umfange, die rund herum von dem Fluſſe gewaͤſſert wird; doch ift dev Pag,
Die Vorſtadt ausgenommen, ſchlecht bevoͤlkert.
Syn chew. Den 22ften reiſten fie fünf und zwanzig Meilen nach dem Flecken Sen fun. Den Tag
darauf legten fie funfzehn Meilen nach Tau ſhan i, einer £leinen Stade ‚ zurück, und dar-
auf eben fo viel nach Syn chew, einer großen Stadt an dem Whang bo, oder gelben
Sluffe, und der Grängftade der Provinz Nan Eing auf diefer Seite. Die Borftädte
Liegen längft den Ufern, und find viel geößer und volfreicher, als die Stadt. Aus Mangel
der Öerfte, füttern die Chinefen ihr Vieh mir ſchwarzen großen Bohnen, die fie zuvor fochen;
das fand hat ſowohl an diefen, als an den weißen, einen Ueberfluß.
Deu 24ften giengen fie über einen großen Fluß z), vermittelft einer fleinernen Bruͤcke,
und ſpeiſten, nach einer Reife von zwanzig Meilen, zu Nuzan. Als fie von diefem Orre
abreiften, bemerkte der Verfaſſer verfchiedene Sandleute, die ein Ne, wie einen Pavillon,
auf
E) Weder diefer Ort, noch ein einziger Platt, 4) Der Jeſuiten Karten zeigen Feinen folchen
ben er zwiſchen Pu kew und Syu chew erwähnt, Fluß.
find in der Jeſuiten Karten zu finden. *) Vielleicht der Eönigliche Canal.
4) Gemelli auf der 294 und folgenden Seite, ) In der Jeſuiten Karte: Tfew byen. (
XIV Buch. XI Eapitel 495
auf vier gekruͤmmten Stäben, auf dem Rücken trugen, und ins Feld giengen, die aufflie⸗ 1695
genden Wachteln zu fangen, wozu das Meg niedrig getragen ward, Hierauf giengen fie in Gemelli
einem Boote über den Fluß ), nach Un chang Eyay- R Careri.
Den ſten ſpeiſten fie zu Lin chien, und bielten, fuͤnf und dreyßig Meilen davon, I —
Nachelager zu Sha bo tyen, Der Wirth Hatte hier zu Erfriſchung ordentlich einen Keſſel· eriethung
mit Waffer fertig, in dem manchmal große Bohnen und andere Hülfenfrüchte gekocht find, a Dr
daß ſich die Neifenden wafchen und davon trinfen Fönnen, wenn fie feinen Thee haben, nd.
folchen auch nicht zu Faufen vermögen; denn auch in dem heißeften Wetter gebrauchen fie
Fale Waffer, weder zum Trinken, noch zum Wafchen, und wundern fich, daß bie Euro:
päer folches thun.
Weil in diefen Falten Gegenden fein Reiß waͤchſt: fo erſetzen fie den Mangel mit Weizen,
und machen daraus, mit ſehr klein gehackten Zwiebeln, Brodt. Sie baden ſolches in einem
Keſſel, in welchen fie kreuzweis Stäbe legen, daß das Brode Darauf liegt, welches lauter
Teig bleibt, und wie Steine im Magen liegt, Andere geben ihren Gäften dünne Kuchen
von gefochtem Teige, ober ihr Taufu, das ift, geftoßene Bohnen, in einen Teig gemacht,
und gefocht, die ſtatt einer Brühe dienen, ihr Fleiſch darinn zu funfen. Sie machen fol-
ches auch aus Weizen, und andern Zuthaten, -
Den 26ften veiften fie dreyßig Meilen, fpeiften zu Ryay bo i, und giengen den Abend Tſu hyen.
durch das Städtchen Tſu hyen ), welches ummauert iſt. In der Vorſtadt befindet ſich Jen Eye fu.
ein großer viereckichter, eingeſchloſſener Platz, in welchem verſchiedene Tempel mit wunderbar
geſtalteten Godhzenbildern ſtehen. Die Nacht blieben fie in der Stadt Tun tan tyen.
Den Tag darauf giengen fie frühe durch die Stadt Ten Eye fin m), die, wie alle die
übrigen, in einer Ebene lag; denn die Ehinefen bauen nicht auf Hügel. Die Mauern er-
ſtrecken fich auf vier Meilen ins Gevierte, und es befindet fic) eine fchöne ftarfe Bruͤcke da—
ſelbſt. Sie fpeiften in der kleinen Stadt Rau byo, und hielten, nach einer Reife von
dreyßig Meilen, ihr Nachtlager zu Yrwen fbang byen n), einer nicht allzu volfveichen
Stadt, Die Mauern gehen auf drey Meilen herum, und ſchließen Gärten und Felder mit ein,
Den 2gften giengen fie ducch die Stadt Tong ping chew 0), die anderthalb Meile Tong- ping
(ang, und eine Meile breit ift; aber viele Felder und müfte Haͤuſer mitgerechnet, Die uͤbri⸗ MW
gen find von Ziegelfteinen gebaut, und mit Strohe gedeckt, die Mauern aber von Erde,
Das Nachtlager war in einer Eleinen Stadt, Ryew byen p), und die Tagereife betrug in
‚allem dreyßig Meilen. ,
Machdem fieden 2gften, des Morgens fruͤh, durch die Stadt Tun go ſhe q), die in eine
lange Mauer von Lehm eingefchloffen, und nicht fehr volkreich ift, gegangen waren, und über
den Flug Tungo r), weil die Brücke zerbrochen war, in einem Boote gefegt hatten: fo
fpeiften fie zu Tuncheni, und herbergten zu Shi pin byen. Da aufdiefem ganzen Wege
feine Berge find, die Todten darauf zu begraben : fo bepflanzen die Ehinefen vieredfichte
Pläge mit Cypreſſen ober andern Bäumen, in deren Mitten fie das Grab machen, und
Erde darüber aufhäufen, Bey Nacht befindet fich eine Wache in der Stadt, die beſtaͤndig
\ zwey
=D In der Jeſuiten Kar Befindet fich nicht in den Karten.
S te: Den chew für. p) Befindet fich wicht in den £
> a ven oe: Uuen ſhian ſhien. ) In den Karten: Tong go hyen.
Tun pin kien. —— ueherſetung r) Vielmehr Tungho oder Tongho.
4
1695
Gemelli
Careri.
496 - Reifen nach dem Neiche China.
ʒwey Stücen Holz gegen einander fehläge, zum Zeichen ihrer Wachſamkeit; daher die Rei⸗
fenden eben nicht allzu gut fehlafen Fönnen,
Den zoften, des Sonntags, fpeiften fie zu Mittage in der Stadt Sintien, giengen
darauf durch die Stadt Rau tang chere »), Die eine lehmerne Mauer hat, und fehlecht be⸗
Lau tang wohnt iſt, und hielten zu Yau chaen, nach einer Reiſe von dreyßig Meilen, Nachtlager.
chew.
King chew.
Ho kyen fü,
Den zıften giengen fie beyzeiten durch die Stadt Chin hiana, die eine große Mauer,
„ aber wenig Einwohner hat. Sie fpeiften in der Stadt Kuſhi pe. Nachgehends giengen
fie zu Fathio, das innerhalb der Mauern wohl bewohnt iſt, drey Meilen im Umfange bat,
und in den Vorſtaͤdten noch volfreicher iſt, über den Fluß 2), in einem Boote, wofür man
felten etwas giebt, weil die Schiffer von der Stadt gehalten werden. Hier faͤngt fich die
Demon Pe ing an u). |
lach einer Reife von vier und dreyßig Meilen, herbergten fie in der Stadt Lyu chi
myau. Erfah auf diefer Reife Efel, die, wenn fie ihre Tagereife verrichtet haben, Feinen
Schritt weiter gehen werden, ob man ſie gleich todt fhlüge; gerade wie die zu Salerno,
in Neapolis.
Den ıften des Wintermonats, eine Stunde nad) Aufgange der Sonnen, veiften fie
durch die Stadt Ring chew, die eine Lehmmauer, und nichts fehenswürdiges hat, als
einen Thurm, außer welchem fich nur wenig Hütten, und eben fo wenig Einmohner dafelbft
befinden. Sie fpeiften zu Leu chi myau, fahen darauf Su chew Eye, welche Stadt,
wie Die vorige, lehmerne Mauern und Häufer bat,
Nach) einer Reife von drey und dreyfig Meilen, berbergten fie zu Su chan ix), wo
ſich über dem Thore eine Eleine, dem Schußgeifte der Stadt geweihte, Capelle befand.
Den aten giengen fie früh Morgens über eine fteinerne Bruͤcke, die über den Fluß führer,
bey der Stadt Shisle cheva. Darauf fahen fie die Stadt Shieng bens, mit einer feb-
mernen Mauer, und fehlecht bewohnt. Weil die Brücke eingegangen war: fo fegten fie
über den ſchnellen Strom Tanga bya y), in einem Boote, und fpeiten zu Shan ke lin.
Bon bier giengen fie nad) der Stadt Ho Eyen fir, die nur wenige Häufer in zwo
Straßen hat; alles übrige find Felder, und eingefallene Gebäude. Sie machet ein Biered
von vier Meilen im Umkreiſe. Doc) ift nur die Mordfeite der Mauer von Ziegeln, und
das übrige aufgeworfene Erde, Wie er aus der Stade heraus gieng, traff er eine Proceffion
mit furchtbaren Bildern an, mit Eleinen Flaggen, Keflelttummeln und einer Trompete.
Das gemeine Volk bezeugte folchen Ehrerbiethung: die Bornehmen. aber machten nichts
daraus, und giengen in den Tempel, fo wie fie würden in einen Stall gegangen feyn; weil
fie wenig Glauben an ein zufünftiges Leben haben 2). Die Herbergen, die nahe bey Hofe
find, und alfo die beften feyn ſollten, find die ſchlechteſten, acht Tagereifen um Pe king herum.
Denn weil die Chineſen nicht mehr, als vierzig Tſyew, oder vier Pence und einen halben
Penny fuͤr eine Rachtherberge, Abendeſſen, und alles zuſammen, geben wollen, ſo ſetzen ihnen
die Wirthe Kraͤuter und Gewaͤchſe, ſtatt anderer theuren Speiſen vor. Nach einer Reiſe
von dreyßig Meilen, kamen fie nach Reſſhi li pu.
; Den
s) In der Grundſchrift: Cautan ce. Dasc x) Dieb ſcheint Song ching byen in den Kar:
vor e oder i, Elinge bey den Sitalienern wie fch. ten zu ſeyn.
) Das muß der Wey bo ſeyn. ) In den Karten: Hu to bo.
u) Vielmehr Che li, oder Pe che li. 2) Gemelli hat wicht bedacht, daß die Vorneh⸗
men
XIV Buch XI Capitel. 497
Den zten fpeiften fie zu Tin kyew hyen a), und giengen darauf durch Man chin, 1695
fo zum Theil mit einer lehmernen Mauer eingefehloffen, und fehlecht bewohnt it, Es find Gemeili
Seen und Moräfte rund herum, unter denen fie etwan acht Meilen reiften, bis fie Hyong Careri.
byen 5) erreichten, und ihre ganze Tagereife war zwey und dreyßig Meilen. Die Stadt ——
hatte zwo Meilen im Umfange, und war nur ſchlecht bewohnt. Die Vorſtadt iſt gut; und
es gebt ein Fluß durch.
Die Weibsbilder auf bem Sande, in der Provinz; Peking, haben eine befondere Art Weiberklei—
Kopfpuß, darinnen fie fich von allen, andern unterſcheiden. Denn fie winden ihr Haar, zur dung. -
ſammen geflochten, oder im Wülfte gewunden, um den Wirbel, und bedecken ſolche mit
ſchwarzer Seide oder Cattun, durch welche fie eine Haarnadel ſtecken, daß es feſt hält
Einige fragen noch eine Binde, wie ein Stirnband, um den Kopf,
Die ſtrengen Chinefen laſſen nichts verlohren gehen; denn die Landleute gehen noch vor
Tage ven Weg auf und nieder, mit zween Körben an einem Stabe, einen vorne, den an-
dern hinten, und fammeln den Mift des Viehes, zum Düngen. Andere haben Rechen,
AUS zufammen verfhränkten Stäben, damit fie das Stroh und die Blätter zum Bren⸗
nen ſammeln, weil das Holz fehr theuer ift, k
Den sten giengen fie längft dem Fluffe von Hyong byen bin, in der Stadt Pe ku ho Hyong hyen.
zu fpeifen, Die wohl bewohnt iſt. Mach einer Keife von dreyßig Meilen, kamen fie nach)
San Ein byen ©), deren Mauern von Ziegeln find, und zwo Meilen im Umfange haben.
Die Stadt ift volfreich, und mit aller Nothdurft verfehen.
Den Tag darauf fahen fie die Stadt Cho chew A), mit einer lehmernen Mayer um- Cho hew.
geben, aber volfreich, deren Borftädte aud) fehr beivohnt waren. Darauf giengen fie über '
eine große hölzerne Brüde, und zwo fleinerne, und fpeiften in der Stadt Ly li wha.
Nach dieſem erreichten fie die Stadt LvVang hyang byen ©), die gute Ziegelmauern,
eine Meile lang, bat, und endlich Chan fin gben, da fiein:allem zwey und dreyßig Mei-
len zurückgelegt hatten. Diefen Tag fonnten fie wegen der Menge von Karren, Kameelen,
und Efeln, Faum fortkommen. Alle ein oder zwo Meilen find hier Wachen, die ein wenig
Erde aufhäufen, und Darauf eine lehmerne Hütte fegen, wo fie die Nacht zur Sicherheit
der Heifenden machen.
‚Sonntags, den Öfen, giengen fie zwanzig Meilen hinter einander bey fehr ungefchlach- Ankunft zu
ten Gebirgen vorben, und langten endlich zu Peking an. Sie reiſten dreytaufend zweyhun- Pe Eing.
dere und funfzig Ki zu Wafler von Ran rom nad) Nan fing, und zweytauſend einhundert
und fünfzig von Nan king nad) Pe king zu Sande, in allem fünftaufend vierhundert $i,
jedes zu zweyhundert und fechzig Schritten, nach det Chinefen Rechnung. Die ganze Reife
koſtete fie zweene Monate und eilf Tage f). sa 2 j
Er ftieg an dem Haufe der Jefuiten ab, um fich dem Provinzial und kaiſerlichen Praͤ⸗
ſidenten im mathematiſchen Rathe, Philipp Grimaldi, bekannt zu machen, damit er durch
deſſen Bermitselung das merkwuͤrdigſte bey Hofe zu feben befäme; aber ſowohl diefer, als
Die portugiefifchen Geiftlichen, haften eben den Verdacht auf ihn, den man zu —* Ai
Sin kyew
hyen.
men von des Conſueins Religi d, welches die 2) Sin der; Grundſchrift Kinnpien.
Biden oe It; und alfo in fehe ze €) Sn der Sefuiten Karte: Sin ching byen.
su * d) Anden Karten: Tſo chew.
SER Kartenz Abe in der n e) In der Gemdfchrift: Mean xien rie.
Bynebyeugien. in der Ueberſetzung f) Bemelli auf der 296 und folgenden Seite,
Allgem. Reiſebeſchr. V Ban, - Rer
—
‘1695
Gemelli
Careri.
Beſchreibung
der Stadt.
498 Reiſen nach dem Reiche China.
gehabt hatte, und ſagten, fie wunderten ſich, wer ihm gerathen haͤtte, nach Pe king zu
fommen, wo ſich fein Europäer zeigen dürfte, wenn ihn der Kaiſer nicht verlangt hätte.
Weil ihn die Jefuiten in dem Klofter nicht behalten Fonnten , bis fie dem Kaifer davon
Nachricht ertheilt Hatten: fo nahm Bemelli feine Herberge in ver Chinefenftadt,
Shun tyen oder Peking wird in zwo Städte, Die hinefifche und tartariſche, getheilt.
Sie iſt viereckicht und hat ſechzehn Thore, ein jedes mit ſeinen Vorſtaͤdten. Ihr Umfang
beträgt ein und zwanzig Meilen. Die kleinſten Gaſſen find fo gedrange voll Volks, als auf
einer Meſſe. Grimaidi verficherte ihn, die Stadt nebft den Vorſtaͤdten und Wohnungen
auf ven Booten, enthielte zufammen fechzehn Millionen Einwohner. Die Straßen haben
ihre Namen, alsı die Straße der £öniglichen Verwandten, die weiße Thurmftraße,
der trockne Fiſch, die Aquavitſtraße u. fe fe Sie find alle fehnurgerade; die ſchoͤnſte ift die
_ Strafe der immerwäbrenden Rube, die über hundert und dreyßig Fuß weit ift, und
Er geht in
den Pallaſt.
Hat Andienz
von Often nad) Welten gebt. Die Nordfeite ift die Mauer des Paltaftes. Auf der Suͤd⸗
feite find verſchiedene Palläfte großer Herren, Die nur ein großes Thor gegen die Straße,
und auf beyden Seiten Gebäude haben, darinnen Bediente, Handwerker und Künftler
wohnen. Das fühliche und nordliche Thor des Pallaftes haben jedes drey Eingänge; der
mitteffte für den Kaifer ift beftändig gefchloffen, außer wenn derfelbe durchgehen will. Ein
jeder von den andern Durchgängen wird Durch zwanzig Soldaten bewacht ; denn zu Bewah⸗
sung diefer und der Stadtthore find dreytauſend Mann beftimmt.
Wil lau ya, ein Bedienter des Grimaldi, meldete dem Berfafler, fein Herr
warte auf ihn, worauf Gemelli fo gleich gieng und ihn in einer foftbaren, mit Zobel gefuͤt⸗
terten, Kleidung fand, die ihm der Kaiſer gegeben hatte, Cr ſagte, jetzo ſey es Zeit, mit
ihm nach dem Pallafte zu geben; weil er dem Kaifer den neuen Kalender, von dem Sabre
1696, überreichen follte. Bemelli dankte ihm für die Gefälligfeit und folgte ihm zu Pferde.
Ehe fie an den vierten Hof des innern Pallaftes Famen, überlieferte Grimaldi, in Beglei-
tung verfchiedener Mandarinen, den Almanach, in einem mit Seide bedeckten Käftchen,
einer Perfon, welche der. Kaifer zu deſſen Annehmung gefchicht hatte. Als folches gefcheben
war: fo nahm er von denübrigen Abfchied, und meldete dem Berfaffer, zu Vermeidung
widriger Vorfälle, fey es dienlich, daß ihn der Kaifer ſehe. Er follte deswegen verziehen,
und von ihm, vor Seine Majeftät, geführt werden, Mittlerweile unterrichtete er den Ber
faffer in den nöthigen Ceremonien.
Nachdem er eine Stunde gewartet ; fo meldete ihnen ein Diener, fie koͤnnten fih nähern.
Sie giengen durch vier große, mit Zimmern umſchloſſene Höfe, dazu fehr große Marmor-
thore den Eingang machten, bis fie in denjenigen Hof Famen, der des Kaifers Thron auf
einer offenen Gallerie, die fünf Staffeln erhöhet war, enthielt. Seine Majeftär faßen
dafelbft nach tartarifcher Art auf einem Sofa, oder einer Erhöhung von drey Fuß, die mit
einem Zeppichte bedeckt war, der fich über die ganze Gallerie ausbreitete, Er hatte Bücher,
Feder und Pinfel, nach chinefifcher Art neben fih. Seine Kleidung war von goldfarbener
Seide, mit Drachen durchwirkt, von denen fich zweene ſehr große auf feiner Bruft befanden.
Ihnen zur Rechten und Linken ftunden Reihen von unbewaffneten Berfchniftenen, deren
Füße dicht an einander ftunden, und die Aerme herunter hingen,
Als
¶) Es iſt in der That unwahrſcheinlich, daß Seis gegeben haben ſollen; benn es erhellet nicht, daß
ne Majeſtaͤt ihm allein eine fo feyerliche Audienz der Kaiſer einer andern Urſache wegen dahin ges
: kommen
XIV Buch XI Capitel. 499
As Grimaldi und der Berfaffer an die Thuͤre kamen: fo liefen fie eilend an das En- 1695
de des Plages, das dem Kaifer gegen über war, und ftunden beyde beyfammen, blieben Gemelli
eine Weile ftehen, und hielten die Hände gerade an den Seiten herunter. Endlich knieten Csareri.
fie nieder, und erhoben ihre Haͤnde an ihre Köpfe, fo daß ihre Aerme und Ellbogen gleich
Hoch) waren, beugen fich dreymal auf die Erde, worauf fie ſich wieder erhoben, und in eben
bie Stellung festen, hernach eben die Ceremonie das zweyte und drittemal wiederholten, bis
man ihnen befahl, ſich zu nähern und vor dem Throne nieder zu knien.
Seine Majeftär befragten ihm Darauf, vermittelft des Grimaldi, von den europäl- bey dem
fhen Kriegen; nach diefem , ob er ein Arzt wäre, oder die Wundarzenen verſtuͤnde; und Kaſſer.
auf Vernehmen, daß diefes nicht fein Werk fey: ob er Kenntniß von der Mathematik be
füße? Er verneinte diefes gleichfalls, ob ev ſich wohl in feiner Jugend ein wenig Darauf
gelege hätte; denn die Milfionarien haften ihn zuvor gewarnet, Der Kaifer würde ihn bey
fich behalten, wenn er ſich für geſchickt in diefen Wiffenfchaften ausgabe. Endlich ertheilte
er ihnen ihren Abſchied, und fie begaben fich ohne Eeremonie zuruͤck g). a
Der Kaifer Ring bi, das ift: der Friedfertige, befand fich im drey und vierzigſten Deffen
Jahre feines Alters. eine Seibesgeftalt war wohl proportionirt, die Yugen feurig, und Geſtalt.
groͤßer, als ſie bey ſeinen Landesleuten zu ſeyn pflegen, die Naſe etwas habichtfoͤrmig und
am Ende ein wenig rund. Er hatte einige Pockengruben, die ihn aber: nicht verftellten,
Gemelli fand die Kälte zu Pe king fo ftarf, daß ev nicht ausgehen konnte, bis Die
Sonne Stärke genug bekommen hatte, und Brimaldt verficherte ihn, es fen in Polen,
zehn Grad weiter nach Norden zu, nicht Falter. Durch Borfchub diefer Witterung, ward
verfchiedenes Wildprät, von allerley Art, aus der Tartarey gebracht. Alles ift fo gefroren,
daß es fi) manchmal zween bis drey Monate hält, und ein Bock oder Eber koͤnnen für ein
Sluͤck von Achten, Faſanen oder Rebhühner, für einen Penny, oder. drey halbe Pence,
gekauft werben. at
Der Berfaffer gieng den gten, die franzöfifchen Jeſuiten zu befuchen, Die fich innerhalb Geburtsfeft
der erfien Ringmauer des Pallaftes aufbielten. Er fand dafelbft eine Menge von Leuten, der Kaiſe—
die blaues Tuch) aufbingen, um damit die Eleinen Gänge, nach dem breiten Wege zu, ber in die linn.
innere Ringmauer führet, zu verdecken; Diefes gefchah deswegen, damit man verhindere,
daß das Frauenzimmer nicht‘ gefehen würde, welches der Kaiſerinn bey ihrem Geburtsfefte
gluͤckwuͤnſchte: auf deren Ruͤckwege, fah er eine Menge ſchoͤner, mit Damafte und an-
dern reichen feidenen Zeugen bedeckter Katefchen, in denen diefes Frauen zimmer Fam, Des
Kaiſers Weiber und Kebsweiber, die Prinzen und Prinzepinnen von Öeblüte; die vorneh⸗
men Srauenzimmer, und Weiber der Mandarinen bey Hofe, bezeugen alsdann der Kaiſe⸗
rinn ihre Ehrerbiethung; fie knien nieder und beugen den Kopf neunmal auf die Erde. Nach⸗
gehends ladet die verwitwete Kaiſerinn Seine Majeſtaͤt und Die ganze Verſammlung zur
Tafel ein, und er ſpeiſet für ſich auf feinem Throne, Der Verfaſſer meldet dieſes aus der
Erzählung der Zefuisen „weil Fremde die Ceremonie nicht zu feben befommen 2),
Nira Hr
fommen {ey und rimaldi weiter einkgan Thell
als Dollmetſcher, daran gehaps Kae, ) Gemelli auf det 298 und folgenden Seite.
50°. Reifen nach Dem Reiche China,
— Der MAbſchnitt.
ee Des Verfaſſers Rückkehr von Pe Fing nach Kart ton.
Urtheil von den Nachrichten aus China, Orden. Hin che hyen. Lyu chew fü. Ton hing hyen.
des gelben Guͤrtels. Wie ein Mandarin gedes Ten hyan hyen. Whan man hyen. Kyu kyang
müthige wird. Tempel der Kaifer. Grimal- fu. Tengan hyen. Ankunft zu Nan hang fu.
dis Paß. Der Verfaffer reifet von Peking ab. Kan chew fü. Wan ngan fü. Berg Meylin,
Schöne Bruͤcke. Merkwürdiger Teınpel. Pro: Delbäume. Pan hyong fu. Shau chem fü,
ceffion. Den hi fu. Wortreffliches Grab. Ein Beſchreibung von Fu fhan. Ankunft zu Kate
Leichenbegaͤngniß · Su he oder Syu chew. tom. Länge der Reife.
Urtheil von Wei die Kaͤlte zu Pe king fuͤr den Verfaſſer zu ſtrenge war: ſo beſchloß er, dieſen Ort
den Nachrich⸗ zu verlaſſen; er miethete alfo drey Mauithiere, für fünf Lyangs und zweene Tſyens
tenansChina. fein Silber von China, welches achtehalb Stuͤck von Achten machet. Dieſes iſt für eine
Keife von einem Monate und vien Tagen, nicht viel: aber der Gewohnheit nad) hatte‘ er
ſchon eben dieß vorhin bezahlt. "a
Der feinem Abfchiede vom Grimaldt, der ſich dreyßig Jahre in China aufgehalten
hatte, viermal mit dem Kaifer in der Tartarey gemwefen war, und beyder Sänder Sprachen
vollfommen redete, fagte er zu demfelben, er follte doch der Welt mit einigen Nachrich
ten, von dem, was er gefehen hätte, dienen. Aber. diefer antwortete: Die legte Zeit, da er
in Europa geweſen fen, habe er fo viel Mäbtchen von China gelefen, daß er feine Bemerkun⸗
gen nicht, wie er zuvor waͤre gefinnet geweſen, wollte Drucken laſſen, um fo viel Schrift:
ftelfer nicht Lügen zu ſtrafen, und befonders die Holländer. Denn in diefer Nachricht von
ihrer feyerlichen Audienz beym Kaifer 2), dabey er felbft als Seiner Majeftät Dollmetſcher
gedient hätte, wären mehr fügen als Zeilen b), in allem, was nicht zur Befchreibung der
Städte gehörte. Die Unwiſſenheit der Dollmerfcher in Ran ton fagte er, ſey daran ſchuld.
Da diefe. den Hof nie gefehen hätten, fo gaben fie auf die Fragen, die man an fie thäte, ver
fehrte Antworten, oder drücten ſich, wegen ihrer Ungefchiclichkeit im Portugieſiſchen, fo
fchlecht aus, daß die Holländer etwas unrechtes verſtuͤnden und niederfchrieben.
Oræden des Unter andern Merfwürdigfeiten zeigte ihm Brimaldi einen gelben Gürtel, den ihm
a Guͤr⸗ Her Kaifer gegeben hatte, nebft einer daran hängenden Scheide, von fehr feiner Fifchhaur,
rn in der fich die beyden Fleinen Stäbchen und anderes Geräthe, deffen ſich die Chinefen zum
Eſſen bedienen, befanden, Dieß ift in China ein außerordentliches Geſchenk, dadurch allen
Perfonen von allem Stande, eine befondere Ehrerbierhung auferlegt wird; jedermann muß
bey Erblicfung diefer Farbe niederfnien, und die Erde mit der Stirne berühren, bis fie der⸗
jenige, der fie trägt, zudeckt. i
Der Berfaffer erzaͤhlet bey diefer Gelegenheit, ein Mandarin zu Kan ton habe von
einem Srancifcaner eine Uhr verlange, der Mifftonär aber feine gehabt, ihm zu geben ; die-
fes habe ihn fo aufgebracht, daß er eine Erklärung aufgefegt, in Der er behauptet, dierömi-
ſche
a) Die nachfolgende Anmerkung wird zeigen, doch Gemelli, weil der Verfaſſer verſichert, es gaͤbe
daß dieß von der erften Gefandefchaft, die KYeubof im China Öffentliche Huren, die man zum Vermie⸗
befchrieben hat, zu verftehen ift. then anf Ejeln durch die Straßen führte, auch fol?
5) So unmoͤglich dieß- feheint: ſo behauptet es “ ches
XIV Buch XI Sapitel. ur”
ſche Religion ſey falſch und lehre einen unrechten Weg zur Seligkeit. Die chineſiſchen Ehri- 1695
ſten wurden durch diefes Verfahren beunruhigt, und ertheilten dem Franciſcaner davon Gemelli
Nachricht, der im Eifer an den Ort, wo die Erklaͤrung angeſchlagen war, hingieng, und, Eareri.
ſolche, ſtatt fie zu widerlegen, zerriß. u
; Diefes machte den Mandarin fo geimmig, daß er nicht aufhörte, den Mönch zu vers
folgen, bis er folchen genörhigt hatte, aus der Stadt zu gehen. Zu eben der Zeit gieng
Grimaldi denfelben Weg nach Europa, und derMandarin Fam, ihm als einer vom Kais Denuͤthi⸗
fer ſehr hochgefchäßten Perſon, feine Ehrerbierhung zu bezeugen; der Syefuit empfing ihn gung eines
darauf mit dem Ende feines gelben Guͤrtels in der Hand, und beftrafte ihn, Daß er ſich er: Mandarins.
kuͤhnte, die katholiſche Religion zu verdammen, da der Kaiſer Chriſten mit dieſem Geſchenke
beehrte. Mittlerweile that der arme Mandarin, mit ſeiner Stirne, ſo viel Stoͤße gegen den
Erdboden, daß endlich die Miſſionarien ſelbſt den Jeſuiten erſuchten, ihn nicht laͤnger zu
quälen, Grimaldi befahl ihm alſo, aufzuftehen, mit der Verwarnung, er follte ſich hin-
führo gegen feine Mitbrüder beſſer aufführen, fonft würde man dem Kaifer von feinem Be⸗
jeigen Nachricht ertheilen, und diefer ihn ernftlich beſtrafen c). Niemand, als Seine
Majeftär, bie Prinzen vom Geblüte von männlicher Linie, und einige andere, denen folches
als eine befondere Gnade erlaubet wird, duͤrfen gelb, und einen Gürtel von folcher Farbe
tragen. Die Prinzen von weiblicher Linie haben einen rothen.
Sonntags ben zoften gieng er in die Tartarftadt, den Ti wang myau ober Tem⸗ Tempel der
pel aller vorigen Könige A) zu fehen. Diefes ift ein großer koſtbarer Pallaft, mit Kaiſer.
verſchiedenen Zimmern und Hoͤfen. Die letzte große Abtheilung oder Halle ift fo ſchoͤn,
groß, und ausgeziert, als die im £aiferlichen Pallaſte. Man fieht in ihr prächtige Throne,
und die Bildfäulen aller Kaifer, der guten und böfen, die in China vom Fo bi bis zum
Shunki, in einem Zeitraume von 4540 Jahren regiert haben. _ Der Tempel ſteht in ei-
ner der fehönften Straßen von der Stadt; man geht auf jeder Seite durch zweene Triumph
bögen zu ihm, deren jeder drey prächtige Thore hat. Alle Leute, von mas für Stande fie
feyn mögen, fteigen aus Ehrerbiethung ab, wenn fie an Die Bogen fommen, und gehen
zu Fuße, bis fie bey dem Vordertheile des Tempels vorbey find, wo der Kaifer jährlich
feinen Vorfahren zu Ehren, unzählig viel Ceremonien vornimmt, j
Grimaldi gab dem Berfaffer einen Pag, des Inhalts: er gienge nach Ko Eyen, Grimaldis
"um für den Kaiſer Bücher aufzuſuchen; daher ihm niemand, wegen Des Gewehrs und eines Pa.
Schwarzen, die er ben fich führte, befchwerlich fallen, fondern vielmehr jedermann ihm
bey aller Gelegenheit behülftich feyn ſollte. Der Ssefuit berichtete ihm, ob die Statthalter
der Städte ihm gleich auf feiner Reife nach Hofe nicht wären verhinderlich gewefen : fo
Fönnten fie ihm doch auf der Ruͤckreiſe Ungelegenheit verurfachen; daher er feinen Paß, der
von allen Stansshebienten bes Reichs erfannt wuͤrde, vonnoͤthen hätte,
Krrz Den
ches ſogar in Kupfer vorſtellet A) Wir haben einen Tempel dieſes Ramens, ber
— ern diefe Geſchichte wahr iſt, fo zeuget fie anderswo zu ſehen iſt, vorgeſtellet. Siehe auf oben
Hochmuthe der Miſſtonarien; fie ſieht der 261 Seite,
aber auch fehr verdächtig aus, ;
502 Reiſen nach dem Hteiche China.
1695 Den ꝛeſten zu Mittage verließ er Peking, um nach Nan hang fir, der Hauptſtadt
Benelli von Ayang fi, zu Lande zu gehen. Weil der Weg nar dem Whay ho mit demjenigen,
Careri. den er auf der Hinveife nach Hofe genommen, batte, einerley war: ſo erwaͤhnt er nur die
Abreieden Pläge, wo er zu Mittage und des Abends angelanger it, Grimaldis Bedienter begleis
Berfaffers £ete ihn bis zum Thore hinaus.
von Peking· ¶ Er gieng durch die Fleine Stadt Lu pu hau, die er auf der Hinveife rechter Hand
hatte liegen laſſen. Sie hat eine gute Mauer, und zwey ſtarke mie Eifen befchlagene Thore,
Nahe dabey giengen fie über den Fluß auf einer fchönen fteinernen Bruͤcke, die eine halbe
Meile fang, und alle zweene Schritte mit fehönen fteinernen Loͤwen auf beyden Seiten gezie⸗
ret war. Ihr Nachtlager war zu Lyang hyang byen 2). Die Abendmahlzeit nebft ven
Betten waren fehr ſchlecht. Er traf hier einen Tartar an, ber eben den Weg gieng f),
und einen Pagen nebft verfchiedenen Bedienten bey fich hatte.
Merkwuͤrdi⸗ Den 2zften ſah er, unweit der Stadt Tan tyen, einen ſchoͤnen Tempel, der Hyen
gerTempel, ghen fir genannt wird. Er ift in Hohe Mauern, etwan eine Vierthelmeile im Umfange ein⸗
gefchloffen, und enthält Klöfter von Ho [han oder Bonzas. m erften Tempel befindet ſich
eine figende ganz übergoldete Bildfänle, und eine Menge Fleinere in den Bilderbehältniffen
an der Mauer herum. Im zweyten Tempel waren drey Weibsbilder, die auf einem Löwen
und zweenen Drachen ſaßen, alles goldfarben. Er fand hier einen gedeckten Tiſch; denn
die Bonzen fpeifen frühzeitig, Im dritten Tempel faß aud) eine Bildfäule, die, außer
den narürlichen Händen und Füßen, auf jeder Seite zwanzig Hände hafte; zweene Füße in
die Höhe aufgehoben hielt, und mit noch fünf Händen, eine über der andern, verfehen war.
Sie fpeiften zu Li hau, und herbergten zu San hing byen 2).
ind Process „ Ehe er den 24ften an die Stadt Pe Eu bo kam, gieng er bey verfchiedenen Bonzen
ſion. vorbey, Die paarweiſe in Proceſſion giengen, um einen Leichnam beyzuſetzen. Sie hatten
Kappen auf; einige von ihnen fpielten auf muſikaliſchen Inſtrumenten; andere trugen Son-
nenfchirme mit großen feidenen Vorhaͤngen um folche herum, imgleichen Fahnen und andere
Zierrathen. Sie herbergten in den volfreichen Vorſtaͤdten der verlaffenen Stabt Hyong
byen, wo fie unter zweenen Bogen verfchiedene Bildfäulen ſahen, denen bie Bonzen
opferten, um nachgehends ein vortreffliches Mahl, Das des Berftorbenen Verwandten zu-
bereitet hatten, zu genießen.
Den ꝛsſten frühftückten fie in der Stadt Cho pe kewo, weil ſich in den Seen da⸗
herum gute Sifche befinden, Unweit der Brücke iſt eine artige Inſchrift zu feben, welche
berichtet,
e) Sn der Grundfehrift: Lean xien xie. E) Aus den a. d. 454 Seite angeführten Anmer⸗
P) Bemelli auf der 377 und folgenden Seite. fung haben wir die Weiten bier unten hingeſetzt.
Der Weg von Pe king nach Nan hang fü.
Den Provinz Pe che li. 25 Nov. Refbilipu B 1208i.
22 Nov. von De king nach 26 Sudani « « 120
Lyang byangbyen = 7ofi. #7 2yu chi myau —
23 San ching hyen ig 28au chaen 120
24 syonghbyen = = .80.0 29° Shipinhyen c
Fort⸗
XIV Buch XI Capitel. 303
berichtee, daß einft der Kaifer diefen Weg genommen habe. Sie fpeiften zu Tin Eyew 1605
hyen, einer ummauerten Stadt mit einem Waſſergraben, zwo Meilen im Umfreife, und Gemelli
berbergten zu Re fhi li pu. Erreri.-
Den a7ften ftunden fie fehr große Kälte aus, weil weder Hol; noch Kohlen zu befom-
men waren, fo daß ihr Wirth das Effen bey trocknen Kräutern und Strobe kochte.
Den 2often reiften fie durch eine mwoblangebaute Ebene, und bemerften, daß man zu
der Pflugfchaar eine runde eiferne Platte gefüge hatte, um die Erdflöße zu zerſtoßen.
Den zten des Chriftmonats fpeiften fie in der Stadt Nen chi fü 4), die volfreich iſt, Yen chi fü.
gute Kramlaͤden, eine artige Maner und einen Waſſergraben bat,’ Er kaufte hier vier Fa⸗
fanen etwan um zween Schillinge-
Sonntags den aten, veiften fie durch die Stadt Su byen 7), die Flein ift, und nir—
gends etwas merkwuͤrdiges hat, als in ihrer Borftadt. Sin derfelben befindet fich ein fchöner
Tempel mit verfehledenen Höfen, die mit Cypreßbaͤumen bepflanzt find, und Gebäude ent»
halten. In einigen derfelben befinden ſich Bildſaͤulen von Mannsbildern, in andern von Weibs⸗
perfonen; fie find aus Thone gemacht, der über Holz gelegt und übergipfet if, Nachdem
fie durch die Fleine Stadt Uya gegangen waren, die zwar nur lehmerne Mauern, aber eine
vortreffliche Vorſtadt hat, fpeiften fie zu Chay hoi te,
Ehe ſie in Sha ho tyen kamen, wo ihr Nachtlager war, trafen fie eine Menge be⸗ Leichenbe⸗
ladene Mauleſel mit einer guten Soldatenwache an, worauf dreyßig Maͤnner eine Bahre gaͤngniß.
trugen, auf der ſich ein Sarg, mit dem Leichname eines vornehmen Chineſen befand. Zu
bemerken was es ſey, war ein weißer Hahn daran gebunden, aber manchmal wird dieſes
unterfaffen, wenn man feinen von diefer Farbe haben kann. Hinter der Bahre folgte ein
Srauenzimmer, weiß gekleidet, mit einem weißen Tuche über dem Kopfe, von vier Mäns
nern, in einem weißen Seffel getragen. Zwo Mägde begleiteten jie mit weißen Kapuzen
über ven Köpfen; ihre Kleider waren von eben der Farbe, aber die efichter mit ſchwarzem
Flore bedeckt. Sie berichteten ihn, Das fey des Berftorbenen Frau; auf fie folgten etwa
zwanzig Sänften, in denen fich feine Weiber befanden, von vielen Soldaten begleitet.
Zu Nyu i, wo fie den sten Nachtlager Hieften , iſt eine folche Menge Hafen, daß das
Stück ungefähr für drey halbe Pence verkauft wird, Den 6ten fpeiften fie zu Luyala,
wo fich eine lange Brücke über den Fluß befindet ; fie fegten über den fehnellen Fluß [MObang e er
bo zu] Suchew ®), in einem Boote und herbergten zu San pu. r A i 2. *
en
D Viel en. chew fir. %) Diefe mit Klammern eingefchloffenen Worte
) Biene ee hyen. find noͤthig, die Stelle verftändlich zu machen.
Sortfesung des Weges von Pe king nad) Nan chang fu.
30 Nov. Chyen hyen 1208, 5 Dec. Nyu i : moll,
1 Dec, Sha go chen FAR Provinz Kyang nan.
2 Rau byo = — Sanpu = ⸗ 10
3 Tun tan tyen 6 7 Nan fir chew ⸗ 120
4 Sha ho tyen po8 San chan —
Hort⸗
1695
Bemelli
Careri.
Lyu chew fu.
504 Reiſen nach dem Reiche China.
Den gten war ihr Nachtlager zu Lyang chen, Den Tag darauf verließen fie den
Weg nach) Nan king, und giengen linker Hand nach Nan chang fu zu, mo fie in einem
Boote über den Whay bo ſetzten, und in folches von Bauern auf den Rüden getragen
wurden, weil das Boot nicht nahe ans Ufer fam. \
Sie fpeiften zu Chan chingoy, einer Stadt am Ufer eben des Fluſſes, und hielten
ihr Nachtlager in der Stadt Song yang fir 7). So groß diefer Dre ift, fo hat er doch
feine Mauer, aber gute Straßen. Es befinden ſich auch Höfe darinnen, mit einer großen
Halle in der Mitten, und verfchiedenen Zimmern, eines über dem andern, alles vom Holje,
aber wohl gebaut. An der Thäre diefer Halle befanden fich verfhiedene Gefangene, mit
Ketten an den Füßen, und einem geoßen vieredichten Brefte um den Hals, das unge-
fähr einen Zentner wog. Ä
Sie hielten ſich den uten hier auf, daß die Pferde ausruhen ſollten, da denn der Berfaffer
einen Tragfeflel nahm, und die Stade Whan chen zu befehen gieng, die nur wenig mit
Strohe gedeckte Haufer bat. Sie ift nur auf drey Seifen ummauert, und auf der nordlis
chen, welches die längfte iſt, Durch Die Gipfel der Berge verſchloſſen. Auf diefer Seite find
auch wenig Käufer, und das übrige find gepflügte Felder.
Den ı2ten fpeiften fie zu Hin che hyen; nachgehends gieng ihr Weg über Ebenen
und Berge nach Tin gen byen m). Die Mauern diefer Stadt haben nicht über eine
Meile im Umfreife: fie hat nur eine Straße, wo Markt gehalten wird, aber die Kramlä-
ben dafelbft und in der Vorſtadt find gut. Den Tag darauf blieben fie zu Chan hau
yen und reiften durch ein ebenes fand nach Patein. Für einen fo guten Weg find die Her
bergen fehlecht, und Bemelli mußte in einerley Zimmer mit einem Tartar fehlafen, der,
wie er zu Bette war, feinen Pagen feinen Bauch wie eine Trummel ſchlagen ließ, darüber
einzufchlafen; eben dieſe Mufik ward drey Stunden vor Tage wiederhohlt,
Den ı4ten fpeifte er zu Lyang byen, nachdem er erftlich durch Ti enpu, eine große,
aber offene Stadt gegangen war. Wie er aus folcher heraus Fam, fo traf er einen Manda-
rin mit ftarfer Begleitungan. Bor ihm gieng viel Bagage, welche Soldaten zur Bedekung _
hatte; Darauf folgte eine große Menge Bedienten und Officirer in Tragfefleln, alle in einer
Reihe, mit Pagen und andern Begleitern zu Pferde. Darauf Fam der Mandarin in einem
Seſſel, den acht Mann trugen; ihn umgaben verfchiedene Soldaten, die allerley Eleine Bas
gage trugen, und unter folchen war ein fehr großer, Mac) diefen Famen noch mehr Sol
daten und Bedienten, wohl faufend an der Zahl, Bi
Das Nachtlager war in dee Stadt Lyu chew fir =), deren mie Wafler umgebene
Mauern einen Eleinen Umfang haben, weil von einem Thore zum andern nur ein Drictheil
einer Meile if. Gleichwohl hat fie gute Kramläden und große Vorſtaͤdte 0).
Den
a en Su nian fü, 0) Bemelli auf der 379 und folgenden Seite.
: wie es i
) In der Sefuiten Karte; aber beym Verfaf — * BOTEN cl cccen
ſer Zu chi fu. Mi
Sortfezung des Weges von Pe king nach Nanchang fu.
9 Dec. Lyang chen 80. 13 Dec. Patein s = 1008,
10 Tong yang fu os 90 Lyuchewfi.. = 10
12 Ting gnbyen = go 5 Tau chin = = 100
Sort
XIV Buch XI Eapitel. —
Den ısten ſpeiſte er zu Pa hoi. Nachdem er über wohl angebaute Ebenen gereift war, 1695
ſo kam er bey Nacht an die Stadt Tau chen. p). Diefer Pias iſt zwar ohne Mauer,aber Gemelli
groß und hat gute Kramläden. Sie giengen über eine Brücke von Booten über den Fluß, Tareri.
und hielten ihr Nachtlager in der Vorſtadt. K
Den Tag darauf giengen fie früh durch bie Stadt Lu chi ching byen 2), die um-
mauert ift, aber nichts wichtiges enthält.
Sie biieben zu Nanj an; und nachdem ſie eine Weile durch Berge gereiſt waren, ſo
kamen ſie in eine Ebene unter wohlbewohnten Thaͤlern, und hielten ihr Nachtlager zu Ta⸗
quon. Am dieſe Berge herum findet man eine Art Tartüffeln, die nichts anders als Erd—
äpfel find, die Chinefen heißen fie Is ti; fie gleichen einer Eleinen Stecrübe, und ſchme—
Een wie frifche Caſtanien. |
Nachdem fie den ızten durch Ebenen und Berge gereift waren, fpeiften fie in ver Stadt Tong ding
Tong ding byen, bie am Zuße der Berge liegt, wohl bewohnt und ummanerr ift, aber hyen.
„Noch größere Voͤrſtadte hat. In den mwohlverfehenen Läden, fah er Stefrüben, mit dem :
ſchmalen Ende aufgebangen ‚ in venen Korn wuchs. Diefes erhielt man dadurch, daß man
in die Wurzel eine Hoͤhlung machte, folche mit einem wenig Erde ausfüllte und täglich begoß
Sie herbergten in der Stadt Tau chen.
Den ıgten reiften fie durch Eyprefiengebüfche, und giengen längft den Bergen rechter
Hand hin; die Miktagsmahlzeit war zu Sıa hi hen. Won bier kamen fie in eine viel
Meilen lange Ebene, voll Landhaͤuſer, Gärten und tandgüter. Das Nachtlager war zu
Ten byan byen r), einer Stadt, die in niedrigen und hie und da eingefällenen Mauern Tien hyau
eingefehloffen war, und aus fehlechten Haͤuſern beftund, hyen.
Den folgenden Tag fpeiften fie zu Syau chi i, und giengen Nachmittags durch Top -
bu byen, da ein Thor zwo Meilen von dem andern entfernt war, Die Häufer haben nichts,
das Auge an ſich zu ziehen: doch giebt es in der Stadt und in den Vorftädten gute Kram
fäden, und weil ein Eleiner Fluß die Handlung hieher bringe, fo find die letztern fehrvolfreih.
Die Herberge war zu Song hyan i s), welches die legte Stadt in der Provinz Nan fing
ift, in die fie zu Su chew gefommen waren.
Den 2often Famen fie auf die Gränze der Provinz Hu quang durch angebaufe und
von den Bergen nicht weit entfernte Ebenen, und fpeiften zu Tın zan, berbergten aber
zu Whan may byen 2), welche Stadt eine mittelmäßige Mauer, drey Meilen im Um-
kreiſe, gute Borftadte, und nicht zu verachtende Kramläden bat,
Den Tag darauf, wandten fie fich aus den Bergen, in freye Ebenen, und fpeiften in
der Stade Kunlunga an einem Slüßchen, die zwar offen ft, aber gute Kramläden hat.
. Das
) Sr der Karte: ching byen. s) & bedeutet ein Poſthaus.
9 Su * J—————— —* ſhan byen. ) In den vorher erwähnten Karten: Whan
Beym Gemelit Sen xyan byen. may hyen.
Sortfegung des Weges von Peking nad) Nan chang fu.
6 De. Touon - Tool Provinz; Hu quang.
7 Tauhini 7, 700 20 Dec. Whan map hyen -. 1oofl.
18 Ten byanbyen go 2a GSyauchitew ı: 95
19 song hyan / am Kyang.
Allgem. Reiſebeſchr. VBand, | Ss; Fort⸗
506 . Reiſen nach dem Reiche China.
1695
Bemelli
Careri.
Te ngan
Hhyen.
Ankunft zu
Nan chang
fu.
Das Nachtlager war zu Syau chi kue, am Kyang bo, welches der größte Fluß in China
ift, und Hu quang von Kyang fi ſcheidet. Die Stade ift klein, ohne Mauern, aber
volkreich, und hat gute Läden. in.
Den zaften festen fie über den Kyang, welcher daſelbſt etwa zwo Meilen breit iſt ʒ ſie
bezahlten zwanzig Tſyen oder weniger, als drey halbe Pence, fuͤr jedes Thier, aber nicht fuͤr
die Leute. In dem daſigen Zollhauſe, werden nur Packen, aber keine Bagage der Reiſen⸗
den durchſucht.
Bon dar reiſten fie nach der Stadt Kyew kyang für ©), die auf der andern Seite
des Fluſſes liegt. Die Mauern Haben gegen acht Meilen im Umkreiſe: es find aber mehr
Felder als Straßen innerhalb derfelben. Die Borftadt ift drey Meilen lang, volkreich und
voll guter Rramläden, Zwiſchen beyden befindet ſich ein großer See, von welchem ein Flei-
ner Fluß abgeht;
Sie fpeiften zu Tong ywen i x), welche Stadt zwifchen den Bergen liegt. Es iſt
unglaublich, was für eine Menge Fiſche in den Fluͤſſen und Seen auf dieſem Wege gefan-
gen wird; daher die Gaſtwirthe für zehn Tſyen, ein Bette, und eine beſſere Abendmahlzeit
von Fiſchen geben, als fie vom Sleifche liefern würden.
Den 23ften giengen fie immer noch unter Bergen fort, und rubeten zu Uſchimen.
Sie giengen durch die kleine Stadt Te ngan hyen, die zwar zum Theile vom Volke ent⸗
bloͤßt iſt, aber doch noch was gutes hat, und kamen des Abends nach Pinan pur.
Den 2aften veiften fie über fruchtbare Ebenen und angenehme Hügel, nad) der Stadt
Sin Eyen byen ), die zwar von einem großen Umfange, aber zum Theile unbewohnt iſt,
und nichts merkwuͤrdiges enthält. Sie giengen über den Fluß, der eine Meile breit iſt,
in einem Boote, und fpeiften in der Stadt Saniaru 2), wo ſie wieder, umfonft, über
den Fluß gefegt wurden, weil das Sand die Bootsleute bezahlte, Das Nachtlager war
zu Kow ha.
Den Tag darauf reiſten fie dreyßig Meilen, und kamen alsdann nach Nan chang fu.
Der Verfaſſer war vier und dreyßig Tage auf dem Wege von Peking geweſen, und hatte
in diefer Zeit drey tauſend zwey hundert und dreyzehn Li zurücke gelegt, Die Stadt iftganz
von dem Fluffe umringt; Daher er in einem Boote überfeßte, und feine Herberge in den Je⸗
fuiterhaufe nahm, deren Superior fich damals zu Kanton befand, dergeftalt, daß er den
MWeihnachtstag zu Haufe zubrachte, ohne einmal Meſſe zu hören, weil Fein Geiſtlicher vor-
handen war, Nach⸗
u) In der Karte; aber beym Gemelli: Kin Ryen chang byen zu ſeyn; denn auf dem Wege
kya fü. befindet ſich kein ander byen, und ſie ſteht in der
x) In der Grundfhrift: Tun jueny. Weite vom Fluffe.
H Das feheint die im der Karte ſo genannte 2) Vielleicht ift diefer Dame falfch gefchriehen;
denn
Sortfesung des Weges von Peking nach Nan hang fü.
Provinz Kyang fi. Zu Waffer von Nan chang fir nach
22 Dec, Tong ywen i oh, Ran ton.
23 Yinanpu - 90 26 Dec, von Nan chang fü nach
24 Ro wba = P 100 Seremi ⸗ zo
35 Nan chang fu⸗ 30 27 Chan gu tu, kleine Stadt 50
Fort⸗
XIV Buch XI Capitel. 507
Nachmittags gieng er den großen Pallaſt zu befehen, der bie Schule des Confucius 1695
genannt wird, Wie er in die Halle hinein gieng, fo Eniete einer von feinen Dedienten, der Bemelli
ein Chriſt war, nieder, und verehrte das Bild dieſes Philoſophen. Gemelli beſtrafte ihn Careri.
ernſtlich wegen dieſer verdammlichen Abgoͤtterey 4), worauf ihm der Kerl, wie er ſaget, PET ne
meldete, die Miffionarien der Gefellfehaft verſtatteten ſolches, als ein äußerliches Vereh⸗
eungszeichen. Dieſes brachte den Berfafler zum Schweigen, und er erinnerte ſich bey der
Gelegenheit des Zwiftes zwiſchen ihnen und den franzöfifchen apoftolifchen Vicarien.
Weil er Willens war, feine Reife von Nan chang fi, nad) Kanton zu Waffer fort- Er geht da
zufeßen: ſo miethete er den 24 December ein Boot, für zween Lyang und fieben Tfyen, das zu Schiffe.
ſich auf ein wenig mehr als vier Ducaten beläuft, und eg wurden in Gegenwart folcher Per⸗
fonen, die über die Boote zu fprechen haben, ein förmlicher Vergleich aufgefegt,
Den zoften war ihr Machtlager zu Shya Eyang byen d), welches eine ummauerfe
Stade ift, ob fie wohl auf dem Gipfel der Berge liegt. Die chinefifchen Bootsleute pfiffen
daſelbſt auf eine abergläubifche Art, daß der Wind ſtaͤrker wehen follte. Den Tag darauf
rückten fie ein geoßes Stuͤck Weges fort, weil fich ein ftarfer Nordwind erhob, und fie Fa:
men nah Bingen fi.
Sonntags den ıften Jenner, des Jahres 1697, mar ihr Nachtlager zu Juynfun.
Den folgenden Tag rückten fie nur wenig fort, weil das Waſſer niedrig war, ‘Den sten,
blieben fie zu Ran chew fir liegen, wo der Fluß von einem andern verftärkt wird, auf den Kan chew fir
fich nur eine mittelmäßige Ueberfahrt ‚nach der Provinz So Eyen, befindet, Er gieng bier
in die Jeſuiterkirche und traf vier Drdensleute davon dafelbit an.
Den 7ten konnte er nur zwanʒig Li forefegeln, weil der Fluß ſich fo oft Frümmte, Er
blieb in der Vorſtadt eben derfelben Stadt, die Namen hieß, aber.zu Sande eine Meile
davon war. Er gieng bier nad) einem großen Tempel auf dem Felde, folchen zu befehen.
In der erſten Abtheilung derfelben, befindet ſich eine Bildſaͤule mit zweyen Schwerdtern in ih -
ven Händen, und zwoen andern Bildſaͤulen an ihren Seiten, Im innern Tempel, über einen
Hof hinüber, ſteht eine große verguͤldete Bildfäule, mit einem Schwerdte in der Hand, in
der größten Bilderblinde, und zwo andere ſtehen zu ihren Füßen. Auf dem Boden bes
fanden ſich viere; zwo auf jeder Seite, fehr grob gearbeitet, groß und bewaffnet, als ob
fie den Eingang verwahren ſollten. | '
Sss 2 Den
dent Fein chineſiſches Wort hat den Buchflaben r. fo kann man fie wohl bloß als ein Merkmaal einer
a E Au £ein Tempel, noch die Cere- Ehrerbiethung anſehen, welches die Jeſuiten mit
Sottesdienfte gehörigen Recht verſtatten.
moni it eini m
nen 5° 5) In der Sefuiten Karte: Aya Eyang byen.
Handlungen, oder einem Gebethe, begleitet war;
Sortſetzung des Weges zu Waſſer von Nan chang fu nach Ran ton,
28 Dec, Kleiner lecken ⸗ 80 Li. 3 Jan. When lon ⸗ — 120 &,
29 Ho pu n r 8.4 Tan Eyang ⸗ 70
30 Shya kyang hyen = 890° 5 Kan chew fur . 90
31 Ringen fü R 2 7 Borftadt von Na men 20
ı San. Yuynfin - it Wache und Flecken Ky u nyu go
2 Mur etliche Li. Fort⸗
508 Reiſen nach dem Reiche China.
1695 Den gfen blieben fie den Morgen zu Tan fir und bey der Wache zu Ja fu tan, und
Gemelli giengen alsdann zwifchen die Gebirge von Nan gan fin, wo der Fluß fo viele Krümmun-
Earerte gen macher, Daß, der, Weg zu Waffer noch einmal fo. lang ift, als zu Sande. Den ııten
Han ngan fu. Fam er nach diefer Stadt, und blieb zweene Tage bey dem Miffionarius, Peter de Is Pis
lona von Mexico, einem Francifcaner ec).
Den ızten miethete er drey Seſſel, jeden für Hundert und fechzig Tſyen, (ein Stuͤck
von Achten wird zu Nan gan fir gegen mehr als taufend ausgewechfelt), und verfchiedene
Träger zu feiner Gerärbichaft, den Mann um achtzig Tſyen. n
Berg Mey: Den folgenden Tag ward er den fteilen Berg über drey Meilen hinaufgetragen , ohne
in ven Fuß auf die Erde zu feßen, In dem Tempel, der ſich um die Mitte diefes Berges
befindet, der beyde Provinzen fheilet, nehmen der Unterfönig, der Chan Eyun, General
der tartarifchen Kriegsvölfer, und dee Tiew, General der Sandfoldaten, Beſitz von ihren
Bedienungen, und Die Siegel werden ihnen in denfelben durch Perfonen, die die Gerichte
zu Kan ton verordnen, überliefert. Der Tempel wird in den obern und unterm eingethei-
tet. In dem erften ſteht eine vergoldete Bildfäule in Riefengeöße, ohne Bart. Die Chi-
nefen verehren ihm fehr, und heißen ihn Sur, oder bey andern Foe. Wenn man einige
Stufen in den obern Tempel hinauffteige: fo fieht man eine andere vergoldete Bildſaͤule,
Namens Duen fhin fion. Sie fist auch, nebft zwo andern, die fich nahe an ihren Fü-
Ken befinden, hat eine Krone auf dem Kopfe, und eine Art eines Föniglichen Mantels um
die Schultern. Rechter Hand beym Eingange befindet fich die Bildfäule des Chan lau ye,
der ein geoßer Mandarin war, jego aber göttlich verehret 4), und für den Befchüger Der
Gerichte gehalten wird.
Delbäume. Ueber diefem ganzen “Berge, und auf dem benachbarten Nan ngan fir, machfen
Eleine Bäume, Muſchiu genannt, Sie tragen eine Frucht, fo groß als eine kleine Nuß,
melche rund und ſchwarz iſt, und etliche Samenkoͤrner in fich faflet, aus denen das. befte
Del in ganz China gepreffer wird. Die Frucht heißen fie Yu zu, und das Oel Mu yew,
das ift, Del der Bäume, um es von den andern Arten zu unterfcheiden, die aus Kraͤu⸗
teen und verfchiedenen Samen gepreßt, und ebenfalls zu Lampen gebraucht werden.
Auf dem Berge trafen fie die Frau eines Mandarinen an, nebft einer großen Menge
Seute zu Pferde, und Gerichtsbediente mit Stäben vor ihr herz auf eben die Are, wie ihr
Ehemann felbft würde gereifet feyn. Sie hielt alle Leute auf, die ihr in Tragfeffein oder zu
Pferde begegneten. Acht Männer trugen fie in einem Seffel, und ihre Mägde folgten in
- andern, Ein kleiner Sohn von ihr, der nur drey Jahre alt, aber munter und frifch war,
faß allein auf einem Pferde. Die chinefifchen Seffelträger geben den tartarifchen Pferden
nichts nach; denn fie traben fünf Meilen in einer Stunde,
Sie
e) Bemelli wie oben a. d. sgıu.f. Seite. 4) Iſt falſch. Er wird nur alsein Schußheiliger angefehen.
Sortfeung des Weges zu Waffer von Nan chang fü nach Ran ton.
9 Jan. Berge von Nan ngan fu = 15%an. Peyanan = = 20
10 Wache Lan zun— 80 Li. 16 Whantan, Zlecdenu.Warheso
u Nan ngan fü = = 70 17 Sin chan [bi vi, dergl. 60
12 Nan hyong fu = 104
/
| | |
Beſchluß
XIV Buch XI Eapitel. 509.
Sie rechneten diefe Tagereiſe nach Nan hyang fr zu zwölf Seemeiten, ob fie wohl 1695
nicht. über acht, ober hundert und vier Li, dreyzehn auf eine Seemeile gerechnet, war, Dieß Gemelli
geht auf allen Heerſtraßen fo, wo den Couriers zum Beften Die Chinefen die Li kurz, und, Fareri
auf andern Straßen lang machen, —
Weil der Titu erwartet ward, fo waren die Boote ſchwer zu bekommen, und Bemelli fu.
hatte viele Schwierigkeit, eines bis nah Kanton um 3300 Tſyen, welches drey Stuͤcken von
Achten find, und.dreymal ſoviel, als der ordentliche Preis, austrägt, zu miethen.
Den ısten gieng er weiter, aber nur langfam, weil das Boot groß und das Waſſer
niedrig war. Es ruderten finf Männer und zwey Weiber, die das Ihrige beffer als die
Männer thaten, ob fie wohl ihre Kinder auf dem Rüden trugen. Nachdem fie unter zwo
Brücken durch waren, die zwo kleine Vorſtaͤdte mit der Stadt zufammen hängen , nahmen
fie ihr Nachtlager zu Peyen tan, Um Sin chan fhi vi, wo fie den 17ten Nachtlager
bielten, wird das Wafler tiefer, weil bey ver Stadt Kiankeu ein anderer Fluß in den
vorigen, von den Bergen herab fällt, An
Den folgenden Tag famen fie nad, Shau chew fir, welches. gute Mauern, und fo Shau chew
angelegt hat, daß ein Mann vings herum bedeckt gehen Fann. Der Umkreis beträgt über fü.
vier Meilen, ohne die Vorſtaͤdte. Die Straßen find lang, gerade, wohlgepflaftert und
haben gute Kramläden, An deren Suͤdende fälle ein [hiffbarer Fluß in den großen, der
von Welten koͤmmt.
Den aaften giengen fie durch die andere Enge zivifchen den Bergen, wo ein großer
Tompel nebft andern Fleinen, unfer den Selfen, mit hohen Bäumen beſchattet, ſteht. Es
mar febr heiß; ob es gleich mitten im Winter war. NMordwärts ift die Kälte bis Nan
ngan fir, durchdringend feharf, und von dar ſuͤdwaͤrts nimmt die Hige überhand. Um
den Untergang der Sonne, trafen fie drey große Boote, mit vielen Flaggen und Fahnen
an, weil fih Mandarinen in ihnen befanden, Die Miffionarien bedienen fich eben dieſes
Prachts, weil die chinefifchen Chriſten folches Gepränge fehr lieben,
Den 2zften war die Hige unerträglich, und fie ließen damals die volfreiche Stadt Saw
tan, die unter dem Schatten unzahliger Bäume liegt, rechter Hand.
Den Tag darauf landeten fie zu Su ſhan, giengen quer durch die Stadt, (die fünf
Meilen lang und drey breit ift, ) zwiſchen lauter artigen und reichen $äden voll allerley Waa-
ven und Sebensmitten. Man würde diefen Ort in Welfchland für ein Dorf erflären e),
weil er feine Mauern bat, und unter Ranton ſteht. Der Fluß läuft mitten durch, ud
es ſind fo viel Boote auf dem Waſſer, als Käufer auf dem Sande,
- Endlich langten fie zu Ranton an, da ſich die Franciſcaner Miffionarien einbildeten, Ankunft zu
er fey entweder unterwegens aufgehalten, ober — Pe king zu bleiben genoͤthiget —
883 wei
e) Auch in China wird es für nichts beffer, als ein Flecken oder Ma tew, d. i. Handelsplaß, gerechnet.
Beſchreihung
von Fuſhan.
Beſchluß des Weges zu Waſſer von Nan chang fu nach Kan ton.
18 San. Shau chew für . . moßi. 22 San, Ouan ti kew =... 1g0fi,
19 Flecken und Wache Deni 40 23 Lichiywen =» = 100
20 Wache Dan füfen - mo 24 Ran ton . » 80
a Made apakem .. 140°
1695
Gemelli
Careri.
Laͤnge der
Reiſe.
Erduldung
der Strafe
fuͤr einen
andern.
Er geht nach
so Keifen nach dem Reiche China.
weil die Jeſuiten nicht gern fehen, daß Europäer dahin gehen, In diefen Gedanken wur⸗
den fie noch mehr bekräftigt, weil der Verfaſſer die Sprache nicht verftund, und feiner von
feinen beyden Bedienten ein Wort portugiefifch wußte, daß er fich gegen Diefelben , bey fo
öfterer Veränderung der Boote, und fo weiten Reifen über fand, hätte zulänglich erklären
können. Man kann auch feine kraͤnkliche und ſchwache Seibesbefchaffenbeit, von der er ſich
nie völlig wieder erholte, hinzufegen. Dieß, faget er, werde von ihm angeführet, zu zeigen,
daß Gefahr und Unglück ihn nie von feinem Borfage abgebracht, und er aus der Erfah:
zung befunden, wie ſolche allezeit groͤßer vorgefteller werden, als fie wirklich find, wodurch
neidifche Leute die rühmlichften Unternehmungen zu hindern ſuchen.
Die Maulthiertreiber vechneten von Peking nach Nan hang fu dreytaufend zweyhun⸗
dert und dreyzehn Li, und die Bootsleute von dar nad) Kan ton zweytauſend und einhundert
neun und fiebenzig; in allem fünftaufend dreyhundert und zwey und neunzig Li, jedes zu
zweyhundert und fechzig Schritten gerechnet; welche zufammen taufend vierhundert und zwo
italienifche Meilen machen /). ;
Weil fih Gemelli hier aufhielt, fo gieng er über den Fluß, einen berühmten Tem⸗
pel zu befuchen, der drey Höfe mit Riefenbildern an jedem Thore harte, Der zweyte Hof
hatte drey Tempel. In der größten Vilderblinde des größten Tempels faßen drey vergol⸗
dere Bilbſaͤulen von außerordentlicher Größe, mit acht andern an jeder Seite. Um den,
dritten Hof befanden fich Zimmer für zweyhundert Bonzen, die von den Einfünften des
Tempels lebten, und in der Mitte ftund eine marmorfteinerne Pyramide dreyßig Fuß hoch.
Als er eines Tages bey des Statthalters Hofe vorbengieng, fo ſah er eine Perfon, die
ſich wegen eines andern Schläge geben ließ, und deflelben Namen in diefer Abficht ange:
nommen hatte. Arme pflegen fich diefer Beſtrafung für Geld zu unterwerfen, aber der
Kerfermeifter muß beftochen werden, daß er einwilliget. Der Superior allhier meldete
dem Verfafler, diefer Misbrauch fey fo weit gegangen, daß die Freunde gewiſſer zum Tode
verurtheilter Diebe einige arme Schelme beveder hätten, die Strafe für fie auszufteben,
welche, ihrem Vorgeben nach, in nichts mehr, als in Stodfchlägen beftünde. Die elenden
Kerle nahmen die Benennung und das Verbrechen der Miffethäter auf fich, und wurden hin«
‚gerichtet. Als man aber nachgehends diefe Bosheit entdeckte; fo wurden alte, Die Darinnen
verwickelt waren, mit dem Tode beftraft g).
Sonnabends, den zten März, fegelte er am Borde eines Champan oder großen Boo-
Ma kau. tes nach Ma kau. Als er bis Anfon b) gekommen war, fo wurden fie von zwo Räuber-
champanen angefallen, die man für Wachen des Canals anſah, und alſo freundfchaftlich
mit Rührung der Trummel aufnahm. Die Seeräuber erwiederten dieſe Höflichkeit, und
hoben ihre Hände zum Zeichen der Sreundfchaft hoch auf, fragten alsdann: ob die andern
Salz hätten, und legten ſich an Bord, Diefes erregte bey den Bootsleuten Berdacht, und
fie brannten zwo Piftolen los. Die feigen Räuber eilten erſchrocken davon, und machten
ſich an einen verborgenen Dre des Eylandes, ans Furcht vor dem Mandarin von Caſa
| Blanca.
5) Bemelli auf der 383 und folg, Seite. 2 Bean ae diefe Gefahr einem Opfer
—* ſchuld, das die Bootsleute gleich zuvor um Erhals
g) Ehenderfelbe auf der 385 Seite. tung eines guten Windes gethan hatten. Diefe
b) Anderswo Oanfon, gottloſe Handlung, faget ev; mußte übele Wir⸗
Eung
XIV Buch XI Capitel. a
Blanca D. Der Pilot wollte im Angefichte der Seeräuber geanfert haben, und nicht 1695
weiter gehen, unter Dem Vorwande, die Ebbe hätte nicht Waſſer genug gelaffen., Mad: Gemelli
dem er aber für feine Halsſtarrigkeit etliche Streiche empfangen hatte: fo hiſſete er lachend Careri.
beyde Segel, gieng bey Caſa Blanca vorbey, und Fam zu Mittage zu Ma kau an. mu au
Die Weiberfleidung allhier beftehr aus zweyen Stücfen Seide; Das eine dienet an ſtatt
eines Wamfes, und wird um den Unterleib gebunden, das andere bedeckt den Kopf und die
Bruft. Sie tragen Pantoffeln, geben aber barfuß. Diefe Kleidung ift unbequem ‚ aber
ſittſam. Doc) das vornehme Frauenzimmer iſt beſſer gekleidet. Sie werden ordentlich in
vergoldeten hoͤlzernen verſchloſſenen Seſſeln ausgetragen; oben an dieſen Seſſeln befindet
fich ein Ring, daran man fie, wie Vogelbauer, an einer Stange trägt. Sie find fo nie⸗
drig, daß man darinnen mit kreuzweiſe uͤber einander geſchlagenen Schenkeln auf tuͤrkiſch
ſitzen muß. Die Maͤnner tragen Beinkleider bis auf die Ferſen herunter, daß ſie wie die
zottichten Hunde ausſehen.
Den roten gieng Gemelli, feiner Bagage wegen, in einem Tragſeſſel nach Kan ton Eine dahrt
zuruͤck. Er gieng erſt bey dem vorerwaͤhnten Caſa Blanca oder weißen Hauſe vorbey, nach Kanton.
welches ein kleiner Flecken iſt, und kam bey der Nacht nach Juma. Dieſe Reiſe betrug
achtzehn Meilen. Den Tag darauf ruhten die Traͤger oft, weil der Weg durch Berge gieng.
Nachmittage kamen fie nach Aon ſon, achtzehn Meilen davon.
Des Abends reiſte er in einem Boote ab, fegelte die ganze Nacht, und gieng den roten
des Morgens bey Shunte vorbey. Sb in diefem Canale gleich füß Waſſer ift: fo werben.
doch unzählige große Auftern jährlich dafelbft gefangen ; von denen das Thier manchmal ein
Pfund wiege: aber fie find nicht fo geſchmackſam, als die europäifchen, Die Chinefen braus
chen die Schaale ftatt der Steine beym Bauen; und die Portugiefen arbeiten fie dünne, daß
fie zu Senfterfiheiben dienen, Den ı3ten langte er zu Ranton an, da der Fwen oder Un-
terfönig mit weyhundert großen Booten abgieng, feinen Theil der Provinz in Acht zu nehe Er femme
men, (fie war unter drey getheilt,) wo man einige Empörung oder Gefahr von Näubern wieder nach
fürchtet. Den zoften gieng er zurüc nach) Ma Bau, wo erden 23ften anlangte, um Ma kan.
nad) ven Manlllas zu ſegeln A).
Das
ach Leinen Theil hatte. Und vielleicht bethete ex ſelbſt
Jwaͤhrenden Anfalls der Raͤuber zum heiligen Sa:
nuarius oder einem andern Heiligen.
ky Gemelli auf deriası und folgenden Seite,
Eung haben. Gleichwohl Fam dem Anſehen n
niemand dabey zu Schaden, als er; denn es war
ihm bey dem Larmen eine Uhr von den Bootsleu⸗
ten geftohfen, ober gleich an ihrem Aberglauben
512 Reifen nach dem Neiche China.
m 0. Da8 XII Kapitel: *
—— Eberhard Jsbrand Ides, ruſſiſchen Geſandten, Reife nad China,
wi im Sahre 1693.
Aus dem Holländifhen überfege,
Einfeifung.
ftellern zu fammeln, haben wir folgende befondere Umftände, auseiner von dem Ge:
fandten felbft aufsefegten Erzählung ausgezogen, die unter der Auffchrift : drenjährige
Reifen von Moſcau über tand nach China und fo ferner, herausgefommen ift. Daaber
der, größte Theil des Werfs Siberien und diegroße Tartarep betrifft: fo wollen wir die
Nachricht vom Berfaller und feinem Werfe verfparen, bis wir auf die nordlichen Gegen-
ben von Afien kommen.
| Der I Abſchnitt. BERN
Des Gefandten Ankunft zu Peking und Audienz beym Kaiſer.
Sie fommen innerhalb der geoßen Mauer. Ders hHäufer unweit Pe king. Boden und Früchte,
felben Bau. Stadt Galkan. Der Statthale Deffentliher Einzug des Geſandten; des Kaifers
ter bewirchet fie. Wie es dabey zugegangen. Bewirthung. Er wird nach Hofe geführt. Der
Art zu effen. Comoͤdie und Poffenfpiel. Chan Kaifer bewirthet ihn mit befondern Ehrenbezeu:
tun nung. Schöne fteinerne Brücke. Tempel „gungen. Er wird an den Thron gebracht, Was
« Yugangn. , Pilgerfahrt dahin, Kebsiveiberftadt. er währender Bewirthung befragt worden.
Tong chew. Beſchreihung der Stadt. Fand: *
Sie kommen Nahdem der Geſandte mit ſeiner Begleitung durch das Land der Mongalen, an die
innerhalb Graͤnzen von China gefommen war : fo erreichte er den 27ſten des Weinmonats,
der großen etliche Wachtthuͤrme oder Zinnen auf den Felfen ; von felbigen erblickten fie die Zagan
Mm krim a), das iſt: Die große Mauer, und Famen felbigen Tag an fie. Es ſcheint wirklich
AN unferer Einrichtung Dagjenige,was zu einem Sande gehört, aus verfihiedenen Schrift:
eines von den Wundern der Welt zu feyn. Etwa fünfhundert Faden von diefer berühmten _
Mauer ift ein Thal, das auf jeder von beyden Seiten mit einer Batterie von gebauenen
Steinen verfehen ift; und von einer zu der andern geht eine drey Faden hohe Mauer mie
einem offenen Eingange. Durch dieſe Bormauer kamen fie inden Eingang der großen Mauer,
der etwa fünfbundert Faden Davon war, durch einen ungefähr acht Faden hoben, mie gehaus
nen Steinen überwölbten, und mit ftarfen durch Eifen verwahrten Thüren verfehenen Wacht:
thurm. Diefe Mauer ftrecket ſich von Often nach Werten ‚"quer durch) das Thal über aufer-
ordentlich hohe Felfen, auf die, auf jeder Seite ein Thurm gebaut iſt, wie das Kupfer zeiger.
She Ban. Der Untertheil diefer Mauer, bis etwa einen Fuß hoch, war von großen gehauenen.
Quaderſtuͤcken, (woraus jie dem Anfehen nach fonft ganz mochte feyn gebaut gewefen,) und
darüber beftund fie aus Ziegen und Kalk, Der erfte Eingang führte fie durch eine völlig
* — hundert
a) So heißt die Mauer bey den Ruſſen. Er ſollte geſagt haben: der Heilige, Held oder Schutzgeiſt.
c) Rachgehends Gulga und Galgan.
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169
Isbra
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Mauer.
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XIV Bub XII Eapitel. —
hundert Faden breite Ebene, nach einem andern Wachtthore, mit einer Mauer auf jeder 1693
Seite, die wie die erfte, vings um das Thal herum geführt war; bey jedem Thore befand Isbrand
fih eine Wache von funfzig Mann. Ides.
Auf der erſten oder großen Mauer ſteht ein Tempel, auf welchem oben die Fahnen des ———
Goͤtzen b) und des Kaiſers wehen. Die Mauer iſt völlig ſechs Faden hoch, und viere dich,
fo daß ſechs Mann zu Pferde bequem neben einander auf ihr reuten konnen; fie befand ſich
auch) in fo gutem Stande, als wäre fie nur vor zwanzig ober dreyßig Jahren aufgeführe
worden; nirgends war fie eingefallen, ober vom Befträuche oder Unrathe verſtellt.
Bon diefem legtern Wachtthurme Eamen fie in ein Thal, das etwa zweyhundert Faden
breit war. Es mwachfen in felbigem einige große Weiden, und an der Weltfeite, unten
am Felſen, befand fich ein prächtiger Tempel. Einen Büchfenfchuß darvon, befand fih Stadt
— Balkan c), die mit einer hohen viereckichten Mauer umringt, aber nicht fehr Sultan,
volfreich iſt.
Der Gefandte ward hier aus drey eifernen Stuͤcken bewillkommet, und blieb in den
Vorftädten die Nacht über, Die Straßen waren fo voll Volks, daß man nicht durchkom⸗
men fonnte, welches auf das Getöne ihrer Trompeten und Sackpfeifen zufammengelaufen
mar; denn fie hatten zubor nie dergleichen Mufif gehört. Den Abend ließ der Mandarin
Seine Ercellenz bewillfommen, und zum Abendeſſen in den Föniglichen Pallaft einladen ;
wo der Kaifer ſich aufhält, wenn er dieſen Weg nimmt,
Er traf dafelbft den Statthalter und die vornehinften Bedienten der Stadt an. Nach⸗ Er wird vom
dem fie etliche Schaalen Thee getvunfen hatten, ward er mit einer vortrefflichen Abendmahl⸗ Statthalter
zeit bewirthet, wobey ein Schaufpiel aufgeführt, und ihnen eine Probe von der chinefifchen Mu⸗ bewirthet.
ſik gegeben wurde, die aus allerley Arten Keſſeltrummeln, und Saiteninſtrumenten beſtund,
und ein vermirrtes Getoͤſe machte. Sie faßen paarweife auf Stühlen, nicht mehr als zweene
an jeder Tafel. Diefe Tafeln waren mit fehöner japanifcher Arbeit ausgeziert, und mit ſei⸗
denen Teppichten, die vortrefflich genaͤhet waren, bedeckt. Sie bedienen ſich keiner Tafel⸗
tuͤcher, Servietten, Mefler, Gabeln oder Teller, ſondern nur zweyer kleinen Stoͤcke von
Elfenbein oder ſchwarzem Ebenholze d ) die auf die Tafel gelegt wurden, und das ganze Tiſch-⸗
geräthe ausmachten. Sie find aber in dem Gebrauche diefer Stoͤckchen fo wunderbar geübt,
daß fie mit folchen einen Stecknadelknopf aufzuheben vermögen. _ Sie halten folche in der
vechten Hand, zwiſchen den Daumen und beyden VBorderfingern.
Alle ihre Speifen, Suppe, Rei, Gefochtes und Gebratenes, wird in porcellanenen ie es dabey
Näpfchen, und nicht in Schüffeln, aufgetragen, Eine jede Art von Gebratenem wird zugegangen.
allein, in kleine Stücchen zerfchnitten, gebracht; aber das Racheſſen von Confect und Früd):
ten kam in £leinen chinefifhen Becken. Ihre Suppen und Potagen ſchmeckten ungemein
wohl, weil fie mit gufen Kräutern und Spezereyen verfehen waren. Das Kraut, das fie
in ihre Suppen thun, findet fich an den Seeklippen, und fieht fehleimicht aus, wenn es ge:
kocht wird; getrocknet wird es grün, und fo ſieht es auch in den Suppen aus. Die Pflanze
bat feine Blätter, fondern durch einander gewachfene Aeſte. Sie ſchmecket fehr angenehm,
und wird für gefund gehalten. Einige glauben, es fen das Satyrion abortivum, ober
Vogelneſt. Sie richten auch ſchalichte Seefrebschen und Taubeneyer zu, von denen
fie das Weiße roth und gelb zu farben wiſſen. Ueberdieß haben fie guten Sallat, befonders
von
d) Die Engländer nennen fie Chop-Sticks; Schneideſtoͤckchen) weil fie zum Schneiden dienen.
Allgem, Reifebefehr. V Band, Ttt
1693
Ssbrand
Ides.
Lo,
Wie ſie effen.
Schaufpiel,
Poſſen ſpiel.
* Reifen nach dem Reiche China.
von Endivien; diefelben werden in lange ſchmale Schnitte zertheilt, und find von Geſchmacke
und Geruche fehr angenehm. Sie legen ſolche in die vorigen Schüffeln zu oberſt. Ihre
‚Suppen können von deutfchen Köchen nicht verbeflert werden.
Statt der Salzfäffer haben fie Schüffelchen mit gefalzener Tunfe, in welche fie das
Fleiſch tauchen ; und weil fie fich Feiner Löffel bedienen, ſo trinken fie die Suppen aus Bechern,
wobey fie folche mit den runden Stöckchen dergeftalt zum Munde zu Ienfen wiſſen, daß nichts
darneben läuft, oder ihre gänzlich unbedeckten Kleider trifft. Denn ob ihre Schnupftücher
ihnen wohl an der Seite hängen ; fo brauchen fie doch ſolche nur, Die Lippen abzumifchen.
In den Garfüchen, oder Wirthshaͤuſern, ſteht der Vorſchneider an der Tafel, fehnei-
det in Gegenwart der Gäfte das Gebratene in fleine Biffen, thut folhes in Schüffelchen,
und feßet diefelben vor fie. Was am beften gebraten iſt, das fchneidet er und um das Bein ab,
und reißt das übrige alsdann von einander; wobey er ſich die Hände nicht abwiſcht, die da-
durch, bis an den Ellbogen fo befchmiert werden, daß einem nur von dem Anblicke der
Appetit vergeht.
Sie trinken Brandtewein, den fie Arakka nennen, und Taraſu, eine Art Weins,
defien fie ſich warm bedienen. Er wird aus unreifem Reiße gefotten, und gleicht, wenn er
ein odeı zwey Fahre altift, an Farbe, Geſchmack, und Stärke, beynahe dem beften Rheinmeine.
Unterdeflen, daß fie fich bey der Tafel befanden, überreichte der oberfte unter den Co-
moͤdianten auf den Knien dem Mandarine ein Buch von rothem Papiere, in dem ein Ver-
zeichniß von Schaufpielen, mit ſchwarzen Buchftaben geſchrieben, enthalten war. Nachdem
der Mandarin eines daraus erwählt hatte, fobeugte er den Kopf auf die Erde, ftund alsdann
auf, und fing die Borftellung an.
Zuerft trat ein fehr ſchoͤnes Frauenzimmer, prächtig in goldenem Stücke gekleidet, herein;
fie war mit Juwelen geſchmuͤckt, und hatte eine Krone auf dem Kopfe. Sie fang ihre Rolle
mit einer fehr angenehmen Stimme, und wohlanftändigen Bervegungen des Körpers und
der Hände, Syn einer Hand hielt fie einen Fächer.
Yuf diefe Vorrede folgte das Schaufpiel, welches Inhalt einen vorlängft verftorbenen
ehinefifchen Kaifer betraf, der fich gegen fein fand wohl verhalten hatte, und deffen Anden⸗
fen zu Ehren das Schaufpiel verfertige war. Er zeigte ſich bisweilen in feiner Eöniglichen
Kleidung, mit einem glatten elfenbeinernen Zepter in der Hand; manchmal erfchienen feine
Officier, mit Fahnen, Gewehre, Trummeln, u. ff.
Als eine Zwifchenergöglichfeit, ward ein Poffenfpiel von ihren Lakeyen aufgeführt,
deren gemalte Gefichter und ſeltſame Kleidung, dem Verfaſſer fo wohl gefielen, als etwas
von der Art, das er in Europa gefehen hatte. So weit man es ihm verdollmerfchte, war
es ſehr luſtig; befonders ein Theil, der eine Perfon vorftellte, die ſich hatte von einem luͤ⸗
derlichen Weibsbilde betrügen laffen, folches zu ehlichen; ba diefer Mann, in der Einbildung,
fie würde ihm beftändig feyn, die Quaal litte, daß ein anderer fie vor feinen Yugen lieb hatte,
Sie tanzten auch nach ihrer Art nach der Laute. Es wurden drey verfchiedene Spiele vor-
geſtellt, welches bis gegen Mitternacht waͤhrte. Den 28ſten A) reiſten fie weiter, und er
gieng
dA) Die Tage fehlen in der Grundfchrift: fie find e) In der Grundſchrift: Kan tun nung. Das
aber aus der Zeitordnung und Adam Brands, deg FE wird an flatt des Eh gebraudhet.
Geſandtſchaftſchreibers Tageregifter eingeruͤckt. ) In der Grundſchrift: Xungo. Es ſoll viel⸗
leicht Chang chun ywen heißen.
XIV Buch XI Eapitel. ne
gieng über eine ſchwimmende hölzerne Brücke, über den Fluß Lungo, ber ſuͤdoſtwaͤrts nah 1693
der See läuft. Asbrand
Nachdem fie in der Stadt Chan tum nung ©), unmeit ber Stadt Lania, angelangt Ides
waren: fo wurden Fesie verſchiedenen Stuͤckſchuͤſſen bewillkommt und herbergten in den Vor⸗ eng
ſtaͤdten. Der Mandarin ließ fie zur Abendmahlzeit einladen, und er ward da, nebft dem nung.
Statthalter ‚ und den vornehmften Beamten bey der Stadt, in des Kaifers Sandpallafte
prächtig bewirthet, und wieder mie Poffenfpielen beluftigt. Eben den Tag gieng er über
den Chung bo f), der auch bey der Stadt Lania oſtwaͤrts vorbey fließt.
Den 2gften gieng er weiter, und über einen Moraſt, vermictelft einer fehönen fleiner- Schöne ſtei⸗
nen Bruͤcke, die fehr viele Bogen hatte; alle waren von Duaderfteinen, und mit vielerley nerne Bruͤ⸗
Bildern, befonders von Loͤwen, geziert. Er gieng durch verfehiedene anfehnliche Städte, de
und große Dörfer, die alle ſehr volkreich, und mit Nothwendigkeiten für Reiſende verfehen
waren. Er bemerfte bier insbefondere eine größere Zahl von Gafthöfen, Garfüchen und
Theehaͤuſern. Den Abend kam er nach der Stadt Chungunche g), wo er, wegen feiner
Miüpigfeie von der befehmerlichen Tagereife, des Mandarinen Einladung ausfchlug, und
fich zu Haufe mit den fhönen $andesfrüchten, als Weintrauben, Aepfeln, Limonien, Oran⸗
gen, Birnen, Caſtanien, großen und kleinen Nuͤſſen, erfriſchte ).
Den zoſten reiſten ſie einen hohen Felſen hinauf, bey dem Tempel Yugangu vorbey, Tempel Yu-
deffen vorderes Anſehen fehr ſchoͤn war, Er war aus Duaderfteinen aufgeführt, und fah gang.
wie ein ſiarkes Caftell aus, Den Tag darauf 'giengen fie bey einem fihönen Klofter, und
verfehiedenen Flecken und Dörfern vorbey , über einen hoben Berg.
-Diefer Tempel ift wegen eines Bildes, von einem chinefifhen vormaligen Könige oder Wallfahrt
Abgotte, berühmt; ganze Flecken kommen, felbft von der großen Mauer, mit ihren Prie: dahin.
ſtern jährlich ziweymal wallfahrtend hieher, nämlich im Fruͤhjahre, um einen guten Sommer
zu erbitten, und im Herbſte, für die Erndte zu danken. Die Weiber reuten in ihrem beiten
Putze auf Eſeln, in dev Mitte diefes Aufzuges oder Umganges, Die Priefter tragen gemalte
und metallene Bilder, manche auch eine Art langer Trompeten, andere Flöten, Trummeln,
und Keffeltrummeln, mit denen fie ein ſchreckliches Laͤrmen machen, Nach) ihnen folget ein
Lama , oder Gögenpriefter, mit einem angehängten Korbe, in dem fic) dreyesficht zufammen-
gefaltete, vergoldete und verfilberte Papiere befinden. Diefe ſtreute er auf dem Wege, etwan
hundert Faden weit von dem Klofter, feinem mwunderthätigen Bilde zu Ehren aus. Ein
anderer trug brennende wohlriechende Kerzen, die bis zu ihrer Anfunft an den beftimmten
Dre dauerten. Diefe Pilgrimme bfeiben etliche Tage da, und bringen ihre Zeit, ſowohl
mit Exgöglichfeiten, als mit Andacht, zu.
As fie ipre Reife fortfeßten, fo kamen fie bey einer Stadt vorbey, bie nur von des Kebsweiber⸗
Kaiſers Kebsweibern, und derfelben Bedienung, bewohnt wird. Wenn dev, Monarch auf ſtadt.
die Jagd gebe, fo Halt er fich daſelbſt verſchiedene Tage auf. Die Stadt ift nicht groß, bat _
aber viele ſchone fteinerne Palläfte, die mit rothen Ziegeln gedeckt find 7), und iſt voll Gd⸗
Gentempel, und in eine hohe ſteinerne Mauer — Etwan drey Ne
2
In der Grundſchrift: Xungunxa. 5) Iſt vielleicht die rothe Stadt ben der gro⸗
5 Isbrand Ides Reife —— auf der fen Mauer, wo fi, nad) Brands Berichte, des
60 umd folgenden Seite. Kaiſers Schweſtet aufhielt.
693
516 Reiſen nach dem Reiche China.
weftlich von diefem Plage, ift eine Duelle von fiedend heißem Waſſer, den man zu einem
Isbrand warmen Bade gebraucht.
Ides.
Tone chew.
Den zıften kamen fie, nachdem fie durch viele Flecken und Dörfer gegangen, endlich
in Riehu an. Hier fingen fich die Hügel, nach Oſten und Werten zu, an zu zeigen, ob fie
wohl auf den Bergen, an der Südoft und weftlichen Seite, die große Mauer nicht fehen
konnten. Nach der Abreife von hier, giengen fie über den Fluß Chang bo, über eine ftei-
nerne Bruͤcke, und blieben die Nacht zu Chang ho li k).
Den 2ten des Wintermonats giengen fie bey verfehiedenen Dörfern und Flecken vor:
bey und endlich über den Fluß Tong bo 7), vermittelft einer fleinernen Brücke, nad) der
.Etade Ton chew m). Der Statthalter und bie vornehmften Beamten kamen mit einer.
ſtarken Begleitung zu Pferde, dem Gefandten bis an die Brücke entgegen, und bemwirtheten
ihn prächtig zu Mittage. Der Statthalter war ein ſehr vornehmer Kerr, gefprächig,
und wohl gefittet ,_ von Geburt ein mongelifcher Tartar.
Beſchreibung Tong chew iſt ſehr groß und volkreich, wohl ummauert, und ein ſtarker Handelsplatz,
der Stadt. weil man von dar nach Japan und den Provinzen Nan king und Korea 7) zu Waſſer
Landhaͤuſer
unweit Pe
king.
kommen kann. Auf dem Markte, von chineſiſchen irdenen Waaren, über den er ritt, ſah
ev großen Vorrath des ſchoͤnſten Porcellanes von der Welt; auch bemerfteer viel Tempel und
Klöfter, Der Fluß war voll Junken, oder Barfen, außer verfchiedenen,, die dem Kaifer
zugehörten. Andere wurden ans Sand. gefchleppt, und ben Winter über wie Häufer bewohnt,
obwohl Hier der Winter nicht ſtark iſt 0), und der Fluß niemals zufriert, wenn ſich gleich
Eis am Ufer zeiget.
Die Junken find mittelmäßig weit, und ftarf gebaut. Die Fugen werden mit einer
Art von Thone, der mit andern Zufägen vermenge iſt, verfchmieret, welches, wenn es eins -
mal getrodinet ift, fefter als Pech hält, Die Maften find eine Art Bambus, inwendig hohl,
aber ſehr fefte, und manche fo die, als der Unterleib eines Mannes. Die Segel werden
- aus gewiſſem Schilfe zufammen geflochten, und find, wenn fie zufammen gezogen werden,
fo biegfam, als Flaggen. Das Bordertheil diefer Schiffe iſt ſehr flach, von oben bis unten
bogenformig gebaut, und fehr gut zum Gebrauche in der See eingerichtet. Die Einwohner
fagen, fie fönnten in einer, mit gutem Winde, die See von Korea innerhalb drey oder
vier Tagen erreichen, und in vier oder fünf Tagen noch Darüber, Fämen fie an Das Eyland Japan.
Den zten, um zehn Uhr des Morgens, Famen fie bis auf eine halbe Meife weit von
De king. Sie giengen bey verfchiedenen prächtigen Landhäufern vorbey, Die ben Manda⸗
vinen und Bürgern gehörten. Dieſe ſtunden auf beyden Seiten des Weges, und hatten
breite Canäle vor fich, das Waffer abzuleiten, über welche Fleine fteinerne Bruͤcken, den
Häufern gegen über, giengen. Die meiften Gärten hatten fehr fehöne Gartenhäufer, und
waren mit feinernen Mauern umfchloffen, welche Thüren mit Bildhauerarbeit hatten. Dieſe
ſtunden offen, und der Gefandte glaubet, es ſey ſeinetwegen gefehehen "Die breiteften Wege
waren auf beyden Seiten mit Eypreſſen und Cedern befegt; daher es fehr angenehm war,
da zureifen. Diefe fhönen Sandhäufer währten, bis man in Die Stadt kam. Auch ift zu
merken,
2) In der Grundfchrift heiße der erfte Name: iſt zuvor oft erwaͤhnt worden.
Xangu, der letzte Xangole. n) Es wird bier von Korea, als einer chinefi-
: D Sin der Grundfihrift Tungo. ſchen Provinz, geredet, da es doch, fonft wenige
=) In der Grundſchrift Tunxo. Diefe Stade ſtens, ein zinsbares Königreich war.
XIV Buch XI Eapitd. > 7
merfen, daß ſich von der großen Mauer, alle Halbe Meilen Wachthuͤrme befinden; auf 1695
jedem find fünf oder ſechs Soldaten, die Tag und Nacht des Kaifers Wappen und Fahnen Isbrand
heraus zeigen, Diefe Thuͤrme dienen, durch angezindete Feuer auf ihrem Gipfel, die An- Ides.
näherung eines Feindes anzuzeigen; und dieß gebt fo geſchwind von einem nach dem andern,
daß die Nachricht in wenig Stunden nach Pe king koͤmmt.
Das Sand von der Stade Lania bieher ift eben, und guter pflügbarer Grund, der Boden und
Reif, Gerfte, Hirſe, Weizen, Hafer, Erbfen, und Bohnen, aber feinen Rocken träge, Feldfruͤchte
Die Wege find breit, gerade, und wohl unterhalten; denn fobald man nur einen Stein dar-
auf finder, wird er fogleich Durch dazu verordnete Perſonen auf die Seite geworfen. Sn
allen Dörfern fahen fie Gefäße voll Waſſer, für die Ramele und Efel zu trinken, bereit ftehen,
und zu großer Bermunderung Des Gefandten, waren die Heerftraßen fo voll Laͤrmen von den
Keifenden und Wagen, als ob fie durch die Straßen einer volfreichen Stadt giengen.
Nachdem er feine Rarawen, mit aller Reifegerärhfchaft, in die Stadt, eine Stunde
voraus, geſchickt hatte, zog er mit feiner Begleitung in gehöriger Ordnung, nebſt denenje-
nigen , die vor ihm ber zu reuten befehlicht waren, fort. Sie machten in allem neunzig Per
fonen , außer verfchiedenen Koſacken, aus. Die Thore und Straßen waren fo voll Volks,
daß des Kalfers Bo fehi p), oder Wegmacher, genug zu thun bafte, daß er und feine Seute
durchfommen fonnten, Verſchiedene Mandarinen bewillfommten ihn, fobald er fich dem
Geſandtenhauſe naͤherte, in deſſen Hofe ſowohl, als auf beyden Seiten der Straßen, Reihen
von Soldaten ſtunden. Er ritt durch, und ward in fein Zimmer gebracht, woman fie
fogleich mit allen Arten von Erfrifhungen und Sebensmitteln verſorgte. So endigten fie ihre
Iange und beſchwerliche Reife, von einem Jahre und acht Monaten, ohne mebr, alg einen
Mann, verlohren zu haben, - 5
Drey Tage darauf fam, der Gewohnheit nach, des Kaiſers Befehl an, oben zu er⸗ Bewirthung
feheinen, und das Bewillkommungsmahl einzunehmen. Berfihiedene große Mandarinen bes Kaiſers.
führten ihn in das Schloß, wo der Unterfönig, Sungut Doriamba, ein Better des
Kaifers, ihn mit vier der vornehmften Herren des Hofes empfing und bewillfommte.
Er fegte ſich mit ihnen auf die Erde, die mit Teppichten bedeckt war, und der Unterfünig
meldete ihm in des Kaiſers Namen, daß der Kaifer, fein Herr, ihm diefe Bewirthung
verordnet hätte; und ob er gleich nicht felbft gegenwärtig ſeyn Fönnte, doch wollte, der Ge⸗
ſandte ſollte ſie, als ein Willkommen nach einer ſo langen Reiſe anſehen. Hierauf ward die
Tafel mit kalten Speiſen, als gebratenen Gaͤnſen, jungen Huͤhnern, Schweinenfleiſche und
Schoͤpſenfleiſche, bedeckt, wobey allerley Fruͤchte und Confect waren. Fuͤr Seine Excellenʒ
war eine Tafel beſonders zugerichtet; dieſe hatte ungefaͤhr eine Elle ins Gevierte, und die
Schuͤſſeln waren alle von Silber , und uͤber einander geſetzt; ihre Zahl belief ſich auf ſiebenzig.
Der Gefandte ſaß allein an dieſer Tafel 9).
Man gab ihnen Thee, und dem Öefandten Tara fim r) und Rheinwein. Der Un:
terfönig und die andern Herren rauchten Toback. Zulegt erfuchte derfelbe Seine Ercellenz,
diefe Bewirthung als ein Zeichen von Des — Gewogenheit anzunehmen; er ſollte in,
——— wenig
Bemelli fand das ‘fe denn dieſer P) Su der Grundſchrift Bofchy.
Re f — ) Todes auf der 64 und folgenden Seite.
war die Witterung in Neapolis, sie Iſbrand 2 x der Grundſchrift Taraſoen, zuvor Tps
Ides die In Rußland gewohnt. raſu. F
16093
Isbrand
Ides.
—
518 Reiſen nach dem Reiche China.
wenig Tagen die kaiſerliche Verordnung, zu Ueberreichung feiner Beglaubigungsſchreiben,
und Erhaltung der oͤffentlichen Audienz, erwarten. Hierauf ſtund Iſbrand Ides auf,
dankte fuͤr die kaiſerliche Gnade, und nahm Abſchied.
Der Geſandte. Den eten ſchickte der Unterkoͤnig einige Mandarinen, ihm zu melden, daß er den naͤch⸗
wird nach
Hofe gefuͤhrt.
ſten Morgen mit Seiner Ezarifchen Majeſtaͤt Beglaubigungsfchreiben im Schloffe erfcheinen
follte r). Diefem gemäß famen um acht Uhr drey der vornehmſten Mandarinen, ihn da-
bin zu führen, und brachten funfzig Pferde für feine Begleitung mit. Außer ihrer gewoͤhn⸗
lichen Kleidung, trugen fie noch) geſtickte Röcke, deren einige Drachen, andere Loͤwen, und
Er iſt bey dem
Kaiſer zu
Gaſte,
and erhaͤlt
von ihm be⸗
ſondere Eh⸗
renbezeugun⸗
gen.
noch andere Tyger und Kraniche auf der Bruſt und dem Ruͤcken hatten; die Arbeit war von
Goldfaden. Als fie an einen Pfeiler an dem aͤußerſten Thore kaͤmen, auf den einige Cha⸗
ractere eingegraben waren, erinnerte man den Öefandten, abzufteigen. Bon bier gieng er durch
fünf äußere Höfe in das Schloß felbft, wo ihn eine große Menge Mandarinen, alle in ihren
Foftbaren Roͤcken, erwarteten. Nachdem fie mit beyderfeirigen Höflichfeitsbezeugungen fer-
tig waren: fo ließ fich der Kaiſer auf feinem Throne fehen; der Öefandte überlieferte fein
Deglaubigungsfihreiben, und ward, nad) den gewöhnlichen Ceremonien ‚ und einer kurzen
Rede, zurüc geführt,
Den ıöten ward er eingeladen, bey Seiner Majeftät zu fpelfen, und ritt des Morgens,
in Begleitung der hierzu beftimmten Mandarinen, und feiner vornehmften Leute, nach Hofe.
In dem fechften Hofe fand er viele Herren und Mandarinen in Reiben ftehen, und bald
darauf kam Befehl, daß fie oben im Pallafte erfcheinen folleen. Sobald der Gefandte hin-
ein gieng, ftieg der Kaifer auf feinen erhabenen Thron; er hate einige Perfonen bey fich,
die fehr gut auf der Pfeife bliefen, und eine Seibwache von zwölf Mann, mit vergoldeten
Helleparden, ohne Spigen, ftatt deren fie mit Leoparden und Tygerſchwaͤnzen geziert waren.
Sobald Seine Majeftär ſich gefege hatten, hörte die Mufif auf, und die Hellepardirer ſetz⸗
een ſich, mit übereinander geſchlagenen Füßen, auf beyden Seiten unten an ben Thron,
Des Kaifers Tafel war mit Fleiſche, Früchten, und Eonfecte, in filbernen Schuͤſſeln,
befegt, und alles mit gelbem Damaſte bedeckt. Der Unterfönig, Seiner Majeftät Vetter,
und zweene andere von den vornehmften von Adel, ftunden auf feinen beyden Seiten ‚ und
der Geſandte auf der rechten Hand des Thrones, etwan vier Faden weit Yon dem Kaifer,
der ihn ernſtlich anſah, und dem Unterfönige, (welcher den Befehl Eniend annahm) fagte,
er follte ihn näher bringen. Hierauf nahm ihn dieſer vornehme Mann bey der Hand, und
‚ führte ihn auf zweene Faden weit vom Kaifer, feine Begleiter aber murben etwan ſechs
Faden hinter ihm geftelle.
Der Kaiſer ſchickte den Unterfönig das zweytemal zu ihm, mit ben größten Ehrenbe⸗
zeugungen, ſich nach Seiner Ezarifchen Majeftär Befinden zu erfundigen. Hierauf ließ er
feine Tafel abdecken, und fagte, Ifbrand follte effen, fir den eine Tafel affein zugerichtee
war, Die andern Herren und Mandarinen, etwan zweyhundert an der Zahl, nahmen
ihre Pläge nach ihrem Nange, allezeit zweene an einer Tafel, nach perfifcher Art auf Tep⸗
pichten, die Füße unter fich gelegt; welche Gewohnheit er auch mit machen mußte,
Der
r) Der Eaiferliche Pallaſt wird von dem Werfaffer vermuthllch ein Schloß genannt „ weil das Schlog
Aremelin der Pallaſt zu Moſcau iſt.
— — IN D
GAST NUDIENZ SAALE.
11.100 |
It
.
— —
XIV Buch XI Emitl 5
Der Kaiſer fehickte ihm von feiner Tafel eine gebratene Gans, ein Spanferfel, eine fehr
gute Schöpfenfeule, und bald darauf verſchiedene Schüffeln mit Früchten, und eine Art von
Getränke, die aus gefochtem Thee, geröftetem Mehle und Butter, beftund, und faft wie
abgefochte Bohnen +), oder Coffee, ausſah. Nachgehends befahl Seine Majeftät, ihn zu
befragen, was er für europäifche Sprachen verftünde, er antwortete, er fönnte ruffifch,
deutſch, hollaͤndiſch, und etwas italienifch ſprechen. Darauf ſchickte der Kaiſer ſogleich etliche
Bediente nach dem Hintertheile des Pallaſtes, und es erfchienen-drey Jeſuiten, die fich dem
Throne näherten. Machdem fie niedergefniet waren, und ihre Ehrerbiethung bezeugt hat⸗
ten, befahl ihnen der Kaiſer aufzuftehen. Einer war ein Seanzofe, Johann Sans
Gerbillon, der andere, Anton Thomas, ein Portugiefe. Der erfte näherte ſich dem
Gefandten, und fragte ihn italieniſch, in des Kaifers Namen, wie lange er von Mofcau
nach Pe fing gereift, und ob er zu Wagen, zu Pferde, ober zu MWaffer gekommen wäre.
Tach erhaltener Antwort Fehrte er zurück, Seine Majeftat Davon zu benachrichtigen. Dies
felben verfeßten: (Bo wa, Bo ws, das ift: Sehr gut.
n Darauf berichtete der Unterfönig Seiner Ercellenz, des Kaifers gnäbigftes Gefallen
waͤre, er ſollte näher nach dem Throne kommen, führte ihn fechs Stufen bey ber Hand hin-
auf, und feßte ihn an eine Tafel, Seiner Majeftät gegen über, denen er feine Ehrerbierhung
bezeugte, Der Kaifer vebete wieder mit dem Gerbillon, und diefer fragte den Öefandren
darauf, wie lange er auf dem Wege bieher zugebracht hätte, roie er gereift wäre, in mas
für einer Breite Mofcau läge, wie weit es von Polen, Sranfreich, Italien, Portugal,
und Holland wäre? WE
Sobald Seine Majeftät die Antworten erhalten hatten, mit denen fie zufrieden zu ſeyn
fihienen, gaben fie dem Unterfönige einen Becher mit tartariſchem Getränfe, Namens
Rumos, (es ift eine Art aus Pferdemilche abgezogenen Brandteweins) folhen Seiner Er-
eellenz zu überreichen; ber Öefandte foftete Davon, und gab ihn zurück. Nachdem befahl
der Kaifer, feine Begleiter follten fich dem Throne auf drey Faden nähern, und ließ ihnen
eben das Getränke reichen. Wie er nachgehends fein Compliment auf europäifche Art ger
macht hatte, führte ihn der Unterfönig bey der Hand nad) feinem vorigen Plage, wo er eine
Vierthelſtunde faß, bis ihm gefagt wurde, er ſollte auffteben.
Der Kaiſer ftund fogleich auch auf, machte ihm ein Compfiment, flieg von feinem
Throne ab, und gieng Durch eine Thüre, linker Hand, aus dem Audienzfaale, Wie Seine
Majeftät den Ort verlaffen wollten, fendeten fie den Unterfönig, den Iſbrand Ides zu
Nachrichten aus Europa, den Brimaldi betreffend, wuͤßte, ber dahin in
gen war gefehift worden. Er antwortete, ben feiner Abreife aus
Moſcau ſey er berichtet worden, der Jeſuit ſey mit einer Begleitung von fünf und zwanzig
Derfonen zu Smirna angekommen, und Willens gewefen, feine Reifen durch Perfien und
Indien fortzufegen. Der Kaiſer verfegte: Er ift zu Goa glücklich angelangt, und
befindet fich auf der Aückreife bieber; es find fieben Jahre, daß er China vers
laffen bat 2). ! De
r
befragen „ober
Faiferlichen Berrichtun
) Daher es in den hollaͤndiſchen Geſandtſchaften Bohnenbruͤhe heißt.
) Isbrand Ides auf der 68 und folgenden Seite.
1693
Is brand
Ides.
Fragen · die
an ihn ge⸗
than wor⸗
den. —
Er wird zum
Throne ge⸗
fuͤhrt.
520 Reiſen nach dem Reiche China.
1693
Isbrand
Ides.
Beſchreibung
des Pallaſtes.
Kaiſerlicher
Thron.
Seine Sr
ſtalt.
Schauſpiel⸗
haus.
Der TE Abſchnitt.
Des Gefandten fernere Bewirthung Zeit feines Aufenthalts zu Pe Eing.
Befhreibung des Palfafts. Des Kaifers Thron; Proceflionen der Priefter. Abſchiedsaubienz.
deſſen Geſtalt. Schaufpielfaus. Künftliche Ceremonien dabey. Kaiferliche Wachen. Haus
Gaufler. Comoͤdie und Poffenfpiel. Bewir: und Kircheder Jeſuiten. Elephanten des Kaifers.
thung beym Unterkoͤnige. Ordnung des Mittags⸗ Derfelben beſondere Gelehrigkeit. Hundefleiſch
mahls. Wie fie vom Schatzmeiſter bewirthet wird geſpeiſt. Affen, die auf dem Seile tanzen.
worden find. Maͤrkte zu Peking. Neujahrsfeſt. Seltfane Thiere. Der Geſandte verlaͤßt Pe fing.
Ser kaiſerliche Pallaſt ift ein laͤnglicht viereckichtes Gebäude von Ziegeln, zweymal fo lang,
als es breit ift, und acht Faden hoch, bis an das Dad), das mit gelben glafirten
Ziegeln bedeckt ift, darauf fih Löwen, Tyger, und allerley anderes Bildwerk befinden.
Man fteige auf verfchiedenen Stufen zur Halle, und der weiter hin liegende Theil, oder
Eingang derfelben, ift mit Eleinen offenen Plägen, oder Zenftern, verfehen, die Feine Glas⸗
feheiben haften, fondern mit Papiere verfegt waren. An jedem Ende befand fich eine Thüre,
deren Obertheil mit einer Art Bildhauerarbeit, faft wie eine Krone, und fehr wohl vergoldet,
geziert waren. Die inwendige Seite des Daches, bie ftaft einer gewölbten Dede dienet,
beftund aus artigen fehön gefärbten und vergoldeten japanifchen Fließchen. Die Halle ift
eiwan dreyßig Faden lang, und zehn breit. Der Fußboden war nach) fartavifcher Art mit
Teppichten belegt, aufdenen fich andfchaften und Bilder befanden,
Der Thron fteht dem öftlichen Eingange gegen über, gegen der bintern Mauer, und
ift etwan drey Faden breit, und eben fo lang. Bor ihm find zwo Treppen, jede von ſechs
Stufen, mit Gelaͤndern, und gegoſſenem ſehr gut vergoldeten Laubwerke geziert. Auf der
rechten und linken Seite waren auch Gelaͤndere von gegoſſenem Bildwerke; einige ſagten, dieſes
waͤre Gold, andere es wäre Silber, wenigſtens war es ungemein wohl vergoldet. Gleich in der
Mitte diefes erhöhten Plages ift ein Thron, der einem Altare glich, und zwo Thüren hat;
in demfelbigen befindet fich des Kaifers Sig, ungefähr eine Elle hoc), mit ſchwarzen Zobeln
bedeckt, auf welchen er mit unter fich kreuzweis gelegten Füßen faß-
Diefer Monarch war damals ungefähr fünfzig Jahre ale, und fein Anfehen fehr ange:
nehm. Er hatte geoße ſchwarze Augen, und feine Naſe war etwas erhoͤhet. Er trug einen
kleinen ſchwarzen Knebelbart, ſonſt aber wenig oder keinen Bart. Die Pocken hatten ihn
ſehr gezeichnet, und er war von mittelmaͤßiger Groͤße. Seine Kleidung beſtund aus einer
gemeinen, dunkelfarbigen damaſtenen Weſte, und einem Wammſe von dunfelblauem Satin,
mit Herminchen geziert. Von dem Halfe hing ihm eine Korallenſchnur auf die Bruſt her⸗
unter. Er hatte eine warme Muͤtze auf dem Kopfe, die mit Zobel aufgeſchlagen war, und
auch einen rothen ſeidenen Knoten, nebſt einigen hinterwaͤrts hinunterhaͤngenden Pfauen⸗
federn hatte. Sein Haar hing in eine Locke zuſammengeſchlagen hinter ihm. Er hatte
Hofen von blauem Sammte an, aber weder Gold noch Juwelen um ſich. Waͤhrend der
Mahlzeit redete Feiner von den Mandarinen das geringfte, und alle faßen fehr fill, mit
fieefam niedergefchlagenen Augen. 2
- Den Tag darauf fihickte der Kaiſer zweene Mandarinen, mit funfzig Pferden zu feiner
Begleitung, und ließ ihm melden, Seiner Majeftät Gefallen mare, wenn dem Gefandten
beliebte, die Stadt zu befehen, follte ihm alles merkwuͤrdige "gezeigt werden: Hierauf ritt
er mit diefen Herren aus, die ihn auf kaiſerlichen Befehl zu einem Schaufpielhaufe brachten,
welches
XIV Buch XII Capitel, —
welches ein ſehr hohes großes Gebände war, und einen großen, mit ſchoͤn gemaltem Schnitz⸗
werke gezierten Schauplag hatte. In der Mitte diefes Pallaftes befand ſich ein offener Platz,
derzufegen, bewirtheten den brand Ides mit Thee und Tharaſin⸗4) Weine; wor⸗
auf ihnen eine Comödie, und eine Ergöglichkeit von allerley Arten vortrefflicher Gaukler
vorgeftellt wurde.
Diefe Gaufler fhienen allerley Arten von Fruͤchten, und lebendige Vögel und Krebfe,
hervorzubringen, und machten alle Arten von Künften, diein Europa befannt find. Andere
fpielten mit Glaskugeln, fo groß als ein Mannskopf, auf der Spige eines ſpitzigen Stods,
und warfen fie verfchiedenemal in die Höhe, ohne fie auf die Exde fallen zu laſſen, oder zu
zerftoßen; welches in der That erftaunlich war. Nachdem ward ein Bambusrobr, etwan
fieben Fuß hoch, von fehs Mann aufvechts gehalten, und ein Knabe von etwan zehn Jah⸗
ven Eletterte fo gelenfe, als ein Affe, bis an die Spige hinauf, legte fich oben auf feinen
Bauch, und wendete ſich verfchiedenemal herum. Darnach ſtund er auf, fegte einen Fuß
auf den Bambus, hielt ſich an ſolchem erftlich mit einer Hand an, und ließ darauf die Hand
gehen, ohne ſich mehr anzubalten, ſchlug mit den Haͤnden zuſammen, fuhr ſehr ſchnell her⸗
unter; und zeigte verſchiedene erſtaunliche Proben der Geſchicklichkeit.
1693
Isbrand
mit Gallerien umgeben. Die Man darinen erſuchten die Ruſſen bier, ſich auf Stühle nie- gIdes
Geſchickte
Gaukler.
Die Comoͤdien ließen ſich auch ſehr wohl ſehen, da ſie von den kaiſerlichen Comödian- Comoͤdie und
ten vorgeſtellt wurden. Sie veränderten ihre ſehr reiche mit Gold und Silber bordirte Klei- Poſſenſpiel.
dung oft. Der Inhalt des Spiels betraf einen triumphirenden Helden, und es wurden
ihre Bildniſſe, nebft einem verftorbenen Kaifer vorgebracht, deflen Geficht blutfarben ge—
malt war, Darzwiſchen ward ein Poſſenſpiel aufgeführt, bey dem zwey junge wohlgepußte
Weibsbilder, jedes auf eines Mannes Schulter ftunden, und mic ihren Fächern artig fpiel«
ten; fie neigten ſich gegen einander, und hielten die Cadance nach der Muſik fo richtig, als
ob fie auf der Erde getanzt hätten. Zweene Fleine Knaben fpielten als Hoſticki, in fehr ſelt⸗
famer Kleidung, und ftellten ihre Perfonen fehr gut vor. Mac) Endigung diefer Ergöglich-
keiten, dankte der Gefandteden Mandarinen, und gieng nach Haufe. Ehen den Tag gieng
der König auf eine Tngerjagd, außer der großen Mauer, feiner jährlichen Gewohnheit nach,
und kehrte den Abend nach Pe king zuruͤck.
Eben denfelben Tag wurden Seine Ercellenz zu einer Mahlzeit bey dem Unterkönige, Vewirthung
oder Sungut Doriamba, eingeladen, der ihn in feinem Schlafzimmer empfing, und nach
einiger Unterredung in feine befte Halle, oder fein Audienzzimmer führte, mo verſchiedene
Tafeln und Stühle bereit ſtunden. Die Tafeln waren mit Foftbaren Teppichten von Seide
und Gold geziert, die voll Figuren gewirkt waren: auch waren fie, weil man wegen des
Winters feine natürlichen Blumen hatte, mit fihönen von Rarmefinfammte und der fchön-
ften Seide gemachten Blumen befegt. Vornen auf den Tafeln ftunden filberne Pfännchen,
mit angebrannten Stuͤckchen Ralambaholz, das einen fehr guten Geruch von fich gab. Uns
weit deffelben ftunden artige hoͤlzerne Bilder, und eine Menge Fleiner Puppen, Die ſehr
ſchoͤn gemalt und vergoldet waren. Die Stuͤhle oder Seſſel, auf die ſich der Unterkoͤnig und
der Geſandte ſetzten, waren, nach tartariſcher Art, an den Sehnen mit Leoparden und Tyger⸗
häuten behangen, welches ſehr prächtig ausſah. | Bor
a) Zuvor Taraſu und Taraſun genannt.
Allgem, Reiſebeſchr. V Band, Nun
bey dem Un⸗
terfönige,
502 | Reiſen nach dem Neiche China.
1693 Vor einer jeden Perfon ward eine größere Schale Thee, als gewoͤhnlich, gefest, und
Isbrand in folche wurden geftoßene mälfche Nüffe und Hafelnüffe, nebft einem Kleinen eifernen Löffel,
des fie herans zu nehmen, gethan. Nachdem der Thee, welcher fehr wohl ſchmeckte, getrunken
war, fo brachte man Eleine Achatbecher mit Brandtewein gefülfe, und mit abgezogenen Waf
fern vermengt; und alsdann etliche Schüffeln, oder vielmehr Becher, mit gefortenen und
geröfteren Fifchen, Die in Stücken zerfchnitten über einander aufgehäuft, und mit ſchoͤnen
Kräutern und Blumen geziert waren; dieſe feßteman als einen Zierrach vornen auf die Tafel
in eine Reihe, Neben denfelben wurden fechs Becher voll gute Suppen gefeßt, die mit ges
kochtem Fleiſche und Fiſchen verſehen waren. Auf diefe Tracht folgte eine andere von den beften
Gerichten, und nach diefer allerley wohlſchmeckendes Gebadenes. Den Beſchluß machte
mancherley gutes Confect, als candirte Weintrauben, Limonien, Orangen, Caftanien
und Nüffe 6).
Während der Gafterey ftellte man in eben dem Zimmer ein Schaufpiel vor, das mit
Gefängen und Tänzen Fleiner Knaben untermenge war; fie hatten Männerkleidung an und
hielten die Cadance fehr wohl; wobey fie auf der Flöte fpielten, mit dem Seibe feltfame Stellun-
gen machten, und fehr geſchickt mit einem Fächer fpielten. Die Gemahlinn und Tochter des
Unterfönigs zeigten fi) auch an einer halberöffneten Thüre, in dem entferntern Theile der
Halle. Sie waren fehr Foftbar, und nach der Art der mongalifchen Tartarn gekleidet.
2 Sie brachten bier ungefähr drey Stunden mit vieler Ergögung zu.
Bewirthung Einige Zeit hernach ward er zu dem Reichsſchatzmeiſter, der Shi loy genannt wird,
bey dem eingeladen, und dafelbft prächtig bewirthet. Sein Saal war nach chinefifcher Are fehr wohl
Schatzmei⸗ qusgepußt, und der Boden mit gewiſſen fehönen Steinen belegt. In drey Ecken des Sim
ſter. mers ſtunden, auf elfenbeinernen Füßen, drey außerordentlich große Marmortafeln, die von
Natur ſchwarze durchlaufende Adern hatten, vermittelſt deren fehöne Wälder, Berge und
Slüffe vorgeftelfe wurden. Auf denfelben ftunden hohe filberne Blumentöpfe, die mit allen
Arten fehöner Blumen fehr natürlich geziert waren. Die Pfeiler waren, bis ganz unter das
Dach, mit fehr fehönen Farben gemalt. Als fie an der Tafel faßen, beluftigee man fie mit
einem Balle, worauf ber Gefandte Abfchied nahm.
Märkte zu Als diefer Herr ihn über die vornehmſten Märfte begleitete, tv0 Seide, Zeug, Gold
Petking. und Silber, Juwelen und allerlen Arten Eoftbarer Manufacturen verfauft werben: fo er-
füchte er ihn, abzuſteigen, und führte ihn in des Kaifers Apotheke, welche mie allerley Wur-
zeln und Arzeneykräutern verfehen, und fehr artig zu betrachten war, Man feste ihm auch
eine Schale Thee vor, und er bemerfte während feines Aufenthalts dafelbft, daß nach europaͤi⸗
ſcher Gewohnheit, verfchiedene Necepte von Arzenengelehrten gebracht und zubereitet wurden.
Unmeit davon war ein Kramladen, worinnen er einige Kleinigkeiten kaufte; der Ei:
genthuͤmer deffelben befaß ein fehr fehönes Gartenhaus, in dem fich allerley Arten Blumen,
junge Stoͤcke und Simonienbäume in Töpfen befanden. Unter andern zeigte er feiner Eycel-
lenz ein großes Ölas voll Waffer, in welchem verfchiedene Iebendige Fiſche, etwa eines Fin
gers lang waren, die natürlich ausfahen, als wären fie mic dem feinften Golde vergulder wor⸗
den c), und tie von einigen die Schuppen abgefallen waren, fo entdeckte fich zu feiner gro=
Ben Erftaunung, daß ihr Leib die fehönfte Karmeſinfarbe von der Welt hatte, =
on
6) Ides auf ber g2 und folgenden Seite. DI Dieß waren die goldenen Fiſche.
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AUFZUG EINER NEUVERMAEHLTEN, DIE SICH zu IHREM MANNE BEGIEBT
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NASE TRENNEN
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XIV Buch XII Eapitel. 523
Bon hier giengen fie bucch alle Märkte. Vor jedem Kramladen war ein grofies Brett 1695
ausgehängt, und auf folchem der Name des Kramers, und feine Waaren fehr ordentlich Tebeand
gefehrieben. Auf dem Fiſchmarkte fand er allerley Arten lebendige Fiſche, befonders Kar- Ides.
pen, Karauſchen und Waſſerſchlangen, (die fie bier effen) Krabben, Krebſe und fo weiter, —
welche alle in Faͤſſern in großer Menge zu verfaufen ſtehen. Als er über einen andern
Markt gieng, ſah er viel Hirſche, Rehboͤcke, Hafen, Faſane, Rebhuͤhner, und mancher:
ley anderes Wildprät,
Den zten des Jenners fiel das gewöhnliche jährliche Feft ein, das fie drey Wochenlang · Nenjahrs
feyern. Es fing fich ſpat in die Nache binein mit Erfcheinung des Neumonds an. Erſtlich fer.
ward die große Klocke in des Königs. Hofe geläutet, und ihre großen Trummeln, die befonders
zu ihrem Gögendienfte gebraucht werden, geſchlagen, dabey man auch etliche Stuͤcken los-
brannte, Hierauf druͤckten alle $eute in der Stadt, ein jeder nach Befchaffenheit feiner
Umftände, ihre Freude mit Raketen und andern Feuerwerfen aus. Hierzu fam eine un-
zählige Menge Trummeln, und die Trompeten, die ihrer Gewohnheit nach von den Lamas
oder Gögenpvieftern, in ihren faſt unzähligen Tempeln und Klöftern geblafen wurden, fo
daß von zehn Uhr des Nachts bis den folgenden Morgen ein folcher Laͤrmen war, als ob zwo
Armeen von bunderttaufend Mann aufs higigfte mit einander ſchluͤgen.
Den Tag über wurden die Strafen von Proceffionen, in denen man Bilder von al Proceffionen
lerley Geftalt trug, erfuͤllet. Vor und neben denfelben giengen Lamas in großer Menge von Prie⸗
mit Kauchfäffern und Paternoftern, Das Getöne von Trummeln und Keſſeltrummeln, fern.
- Trompeten und anderer Muſik nahm Fein Ende, Dieſe teufeliichen Proceffionen dauerten
drey Tage, während folcher Zeit waren alle Läden gefchloflen, und aller Handel war bey
firenger Strafe verbothen.
Die Straßen waren auch voll Seute von beyderley Geſchlechts, befonders Weibsbil⸗
der, die auf Efeln ritten oder in Wagen mit zweyen Rädern fuhren, die vorn offen waren.
Die Mägde ſaßen hinten auf, und einige fangen, Da andere auf einer Art von Hornpfeife
bliefen. Verſchiedenes Frauenzimmer rauchte öffentlich Toback. Die Weiber laſſen ſich
nirgends in China öffentlich ſehen, als in der Provinz Peking und beſonders in der Stadt,
die von den Tartarn bewohnt wird, da die Chinefen alle außerhalb dev Stadtmauer und in
den Vorſtaͤdten wohnen müffen, wo die vornehmften Märkte und öffentlichen Kaufpläge find.
Einige Tage darauf ließ der Kaifer dem Gefandten durch zweene Mandarinen melden,
er ſollte ſich den nächften Morgen, zwo Stunden vor Tage, zu Erhaltung feiner Abfchieds- Abfchiede:
udienz fertig halten. Diefem gemäß kamen drey Mandarinen drey Stunden vor Tage zu Audienz-
ferde, und führten ihn bis an den Plag, wo man gewöhnlichermaßen abfteige, von dar
ward er nach dem dritten Hofe gebracht, und ihn, tie er ſich dafelbft gefegt hatte, mif
vorerwähnter Bohnenbrühe oder Eaffee aufgewartet , welches der gewöhnliche Trank des
Morgens iſt. In dem vierten Hofe erſchienen alle vornehmſten Bedienten in ihren beſten
Rocken, nach der oſttartariſchen oder mongaliſchen Art gekleidet 4), und nach ihtem Range
auf der Oſt⸗ und Suͤdſeite geſetzt; unter diefe ward er bey Anbruche des Tages geführt.
Nachdem er eine halbe Stunde gewartet hatte, hörten fie den Kaifer anfommen, der
von einer angenehmen Mufit von Pfeifen und per Art Lauten begleitet ward, Dieß *
uu 2 ni
d) Die Mongalen, Mongols oder Mongl's bewohnen , wird jego zur oſtlichen Tartarey ge
find weſtliche Tartarn; das Land aber, welches fie rechnet,
Er Reifen nach dem Reiche China.
1693
Isbrand
Ides.
Ceremonien
dabey.
Kaiſerliche
Leibwache.
nicht die Halle, in der der Geſandte feine vorige Audienz hatte, aber hier war ein Thron auf-
gerichtet, und zu diefer Feyerlichkeit mie Damafte behängt. Auf jeder Seite befanden fich
zo Teummeln, die fhön verguldet und gemalt waren, jede war drittehalb Faden lang,
und fie lagen auf einem dazu verfertigten Stuhle.
Nachdem ſich der Kaifer gefegt hatte, gieng der Herold, der vor dem Throne flund, auf
feinen Befehl an des Paradezimmers Thüre, wandte fih zu denen Herren, die außen in dem
Hofe faßen, und fehrie, nachdem er einige Worte hergefagt hatte, mit durchdringender
Stimme dreymal: fteber auf, neiget euch zu. Erden. Während der Zeit, da Diefes
vorgieng, wurden die Klocken geläutet, Die Trummeln gerührt, die Laute gefchlagen, und
drey Dazu gemachte Pfeifen fehr laut geblafen. Darauf kamen zweene der vornehmften
Herren, dem Gefandten zu melden, Seiner Majeftät Gefallen wäre, er follte näher kom=
men, Diefem zu Folge führten fie ihn bey der Hand von dem Plage, wo er mit feinen
$euten faß, der etwa acht Faden vom Throne entfernt war, bis ev von folchen nur etwa drey
Baden weit auf einer Seite blieb, wo er zwifchen ziween von Geburt tartariſchen Wangs e)
oder Prinzen faß. Nachdem er dem Kaifer feine Ehrerbierhung bezeugt hatte, ward die
große Klocke gelautet, und die großen Trummeln wurden auf jeder Seite gefchlagen , wel-
ches einen Lärmen wie eine Salve von Canonen machte. Man fpielte auch auf den Flöten,
und die vorerwaͤhnten Pfeifen erfchallten neunmal, worauf er erfucht ward, fich zu feßen.
Darauf brachte man ihm eine Schale von Caffee oder Bohnenbruͤhe; und nachdem er Sei-
ner Ezarifchen Majeſtaͤt Gefchäffte bey dem Kaifer zur Nichtigkeit gebracht hatte, ſtund er
auf, machte fein Compliment, und Seine Majeftät ftunden auch von ihrem Throne auf, und
giengen zur mweftlichen Thüre nach ihrem Zimmer hinaus,
Des Kaifers Leibwache war in roth Ealico gekleidet, welches mit rothen Figuren, fo
groß als ein Species Thaler, gedruckt war. Sie trugen Fleine mit gelben Federn gezierte
Hüte, haften Säbel an den Seiten und fchöne Lanzen mit Fahnen daranz fie ftunden glie-
derweiſe in einiger Entfernung vom Throne, auf beyden Seiten des vierten Hofes, wo aud)
acht weiße Sattelpferde zur Schau ſtunden.
Im dritten Prachthofe befanden fich auch vier außerordentlich geoße Elephanten, von
denen einer weiß war; alle waren mit reich gewirften Stüchen Zeug bedeckt, und ihr Zeug
mit vergüfdetem Silber, Jeder hatte auf feinem Rüden, ein fchön gearbeitetes hoͤlzernes
Caſtell, darinnen acht Perfonen fisen konnten. In diefem Hofe ſtunden auch die Faiferli-
chen Wagen mit zweyen Rädern, und feine Seſſel, die alle mit gelben damaſtenen Borhän-
gen behangen waren, wie auch verfihiedene Geftühle zu Trummeln, Keſſeltrummeln und
andern Inſtrumenten.
Nachdem der Gefandte aus dem Schloffe heraus war, fuhr er in einem Faiferlichen
Wagen, ven ein Elephante zog, nach feiner Wohnung. Auf jeder Seite liefen zehn Perfo-
nen mif einem dicken Seile in den Händen, das auf beyden Geiten an des Thieres Maul
befeftigt war; vermittelſt deflelben leiteten und regierten fie ven Elephanten. Auf feinem
Halfe faß ebenfalls ein Mann mit einem eifernen Hafen in feiner Hand, der ihn führen
Hilfe. Ob er wohl nur feinen ordentlichen Schritt gieng, fo mußten doc) feine Seiter, um
ihm gleich zu bleiben, aus allen Kräften laufen f).
Wenig
e) In der Sreundfchriftt Wanne 5) Ides auf der 75 und folgenden Seite.
2 37.
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EN
AUDIENZ ZU CONGO aus dem Isbrand. Ides.
EZ de Bakker fezit, 1749.
XIV Buch XII Capitel. 325
Wenig Tage darauf luden die Jeſuiten, mit kaiſerlicher Erlaubniß, den Geſandten ein, 1693
ihr Kloſter zu beſehen, und zweene Mandarinen holeten ihn auf Befehl ab, und begleiteten Isbrand
ihn dahin. Das Gebäude hatte eine hohe fteinerne Ringmauer, und in folcher zwey ſehr Ides.
ordentlich gebaute ſteinerne Thore nach italieniſcher Art. Huf der linken Seite des Ein- Haus und
gangs im Hofe unter einem Dache, ftunden eine Himmels» und eine Erdfugel von außer» Kirche ber
ordentlicher Größe, jede von fechs Fuß im Durchmeſſer. Jeſuiten.
Von hier giengen ſie nach der Kirche fort, welche ein ſehr ſchoͤnes italieniſches Gebäude
und mit einer Orgel verſehen iſt, welche Frater Thomas Pereyra verfertiget hat. Die
Kirche iſt, nach Art der roͤmiſchkatholiſchen, mit ſchoͤnen Bildern und Altären prächtig aus⸗
gezieret. Sie konnte zwey⸗ bis dreptaufend Menfchen enthalten. Auf der Spige befand
fich ein Seiger und ein Klodenfpiel. Sie zeigten ihm ihre Kunſtkammer, die mit alferley
europälfchen Seltenheiten verfehen war, und führten ihn in ein Zimmer auf einer Seite
derfelben, wo er mit verfehledenem Confecte und Gebackenen bewirthet ward. Sie ver⸗
gaßen ae nicht, aller chriftlichen Zürften in Europa Gefundbeiten in gufen Weinen
zu trinken,
Um diefe Zeit kamen zweene Mandarinen vom Khan g), um ben Geſandten zu Be: Kaiſerliche
fichtigung der Stadt einzuladen. Ex flieg mit feiner Begleitung auf, und fie wurden in Elephanten,
des Kaifers Elephantenftall geführet, mo ſich unter vierzehn diefer Thiere auch ein weißer
befand. Nachdem er folche betrachtet hatte, fo ließ fie der Stalfmeifter auf feinen Befehl
alleriey Künfte machen. _ Sie brüllten wie Tpger, und fo entſetzlich ftark , daß die Erde zu
erzittern ſchien; andere ahmten die Stimme eines Ochſen eines Pferdes, und den Geſang
eines Canarienvogels nach; und welches das erftaunlichfte war, einige ließen den Schall
von Trompeten hören. Mach dieſem mußten fie Dem Gefandten auf ihren vier Knien ihre berfelben
Ehrerbiethung erzeigen; fie mußten fich erſt auf eine Seite, darnach auf die andere legen,
und alsdann aufftehen. Wenn fie fich niederlegen, fo ſtrecken fie erſt ihre Vorderfuͤße vor- lehrigkeit.
wärts, die Hinterfüße aber hinten hinaus, wodurch ihr Bauch flach auf die Erde zu liegen
£mmt. Einer von ihnen, der noch nicht recht gezaͤhmt war, und fich ſehr unbändig be
zeigte, ward an beyden Füßen mit zwo ſchweren Ketten gefeflelt, und war Die ganze Zeit
nicht von feiner Stelle gekommen. Bor feinem Stalle hatte man eine große Grube gegra⸗
ben, damit er bineinfallen, und nicht etwan in ben Hof kommen und Unglüd anrichten
folfte, wenn er ſich losriffe, Alle diefe Elephanten waren außerordentlich groß, und einiger
ihre Zähne fechs Fuß lang. Die Mandarinen meldeten dem Berfaffer, fie Fämen vont
Könige von Siam, der dem Kaifer jährlich verfehiedene, als einen Tribut, fendete. Ihr
Futter war nur Reißſtroh in kleine Bündel zuſammen gebunden, die fie, einen nach dem
andern, mit ihren Ruͤſſeln zum Maule bringen.
Auf dem Ruͤckwege ſah er an eines Beamten Thüre einige Leute, die einen fetten Hundeſleiſch
Hund abzogen, Der Mandarin meldete ihm auf Befragen, das Fleifch von dieſen Thieren wird verfpeift,
fen eine fehr gefunde Speife, befonders im Sommer, Da es ſtark fühle,
Den Tag darauf fehickte der Unterfönig einen Tyger oder Panther in einem Behaͤlt⸗
niffe nach des Öefandten Hofe 4), um ihm benfelben zu zeigen; desgleichen verſchiedene
Gaufler mie Affen und Mänfen, die man einige feltfame Kunſtſtuͤckchen gelehret hatte,
Yuu3 Sie
g) Hier ift es Cham gefchriehen. Die Rufen gdo Khan, weiler austartarifchem Geſchlechte iſt.
nennen den Kaiſer Bogdoy Khan und Amolo⸗ b) Des Geſandten Herberge ward fo genannt,
26 Reifen nach dem Reiche China.
1693 Sie brachten einen Korb mit Waͤmſern von verfchiedenen Farben ; ein Affe nahm eines
Gsbrand nach dem andern heraus, wie es ihm fein Meifter befahl, traf allemal die verordnete Farbe,
Ides. und richtete feine Geberden nad der Kleidung, die er anlege, ein. Worauf er nicht nur
Affen die auf auf der Erde, fondern auch auf einem fharf angezogenen Seile, fehr ergögend tanzte. Zwo
dem Seile Mäufe, die an Ketten gebunden waren, verwickelten fich auf Befehl in denfelben, und mach»
tanzen. ten ſich fogleich wieder davon los ; beydes verrichteten fie mit fo vieler Kunft, daß es
betoundernswertb war. Doch waren die feltfamen Bewegungen diefes Ungeziefers noch
wunderbarer.
Seltſame Die Jeſuiten meldeten ihm, vor dreyen Jahren haͤtte der Kaiſer aus einem Eylande
Thiere. auf der oſtlichen See vier Thiere, von der Groͤße wie ordentliche Pferde, zum Geſchenke
bekommen, deren jedes auf der Stirne zwey ſcharfe Hoͤrner gehabt haͤtte; und ſie waͤren
nach Seiner Majeſtaͤt Thiergarten, etwan zehn Meilen weit 7) von Pe fing, gefandt
worden, un zu fehen, ob. ihnen dergleichen in Europa vorgefommen wären, welches fie
aber nicht fagen Fönnten. Der Gefandte wünfchte ſehr, fie zu betrachten; weil es aber zu
meit von der Stadt, und die Zeit feiner Abreife zu nahe war: fo gieng folches nicht an,
Abreiſe von Er befand ſich zulegt wöchentlich einen Morgen, der Gewohnheit nach, an des Kai:
Peking. fers Tafel, Nachdem ihm endlich feine Abreiſe acht oder zehn Tage vor der Zeit, feiner
Bitte an den Unterkoͤnig gemäß, angefündige worden: fo verließ er Pe fing, in Deglei>
fung einer großen Menge Staatsbedienten und Mandarinen bis zum Stadethore hinaus,
den ıoten Hormung des Jahres 1694, und erreichte den 25ften die Stadt Galgan, nahe
an der daurifchen Mauer, dadurch er in die Tartarey gieng k).
KERKEKEK FF EFF KR FF KR FF FE FF FE FE a **
a Das XI Kapitel.
Bang. Lorenz Langens, ruſſiſchen Bothſchafters, Reife nach China,
im Jahre 1717;
Aus dem Hochdeutſchen.
Einleitung.
m m Auguſt des Jahres 1715 fehicfte der Czaar Peter I, ruſſiſcher Kaifer, Langen, in
° Begleitung eines englifchen Arzeneygelehtten, Barvoin genannt, als Bothſcha ter
an den chineſiſchen Kaiſer Rang bi. Derſelbe theilte fein auf Der Reiſe aufgeſetz⸗
tes Tageregiſter, bey ſeiner Zuruͤckkunft, dem Verfaſſer des gegenwärtigen Staates vor
Bußland mit, der es in dem Anfange des zweyten Theils dieſes in hochdeutſcher Sprache
herausgegebenen Werfes bekannt machte.
Der englifche Ueberfeger berichtet uns, Lange fey damit nicht zufrieden gemefen, weil
er den unvollkommenen Entwurf des Tageregiiters ſelbſt herausgeben. und erft ie in
wollen.
3) Aus der folge ift zu ſchließen, daß dieſes dent⸗ vier englifche ausmacht: lea
ſche Meilen geweſen ſeyn müffen, deren jede faft 4 Ides auf der 79 und folg. Seite,
XIV Buch XII Capitel. 5.7
wollen. Es ward auch nach feiner zweyten Zuruͤckkunft aus China, wo er im Jahre 1723
war a), von ihm felbft, oder, wie wir vermurhen, mit feiner Erlaubniß, eine vollftändigere
Erzählung deuefch befannt gemacht, Man bat fie auch franzoͤſiſch, und fie macher einen
pünnen Duodezband aus. Die Sachen, die in diefer neuen Auflage hinzu gefommen find,
betreffen vornehmlich die Tartarey und Siberien; denn was China angeht, das findet man
meift eben fo in der erften Ausgabe, Wir haben aus felbiger folgenden Yuszug gemacht
Inhalt. }
Chineſiſche Mauer. Kalgan. Pallaſt zu Chan Ehreubezengungen gegen das Alter. Praͤchtlge
chyenne. Er wird dafelbft aufgehalten. Au: Feuerwerke. Gegenwaͤrtige tartariſche Familie.
dienz beym Raifer. Was folhem für Ehrenbe- Kang his Erhöhung. Seine großen Geſchick⸗
zeugung erwiefen wird. Er. wird gnädig em⸗ lichkeiten. Seine Gerechtigkeit und Freygebig⸗
fangen, Er fpeift beym Kämmerer. Des Kais keit. Zahl feiner Kinder. Seine Religion. Sein
3 2
fers güriges Compliment. Geſchenke a fie. Pallaſt. Der große Thron. Praͤchtiges An⸗
Ihre Verſorgung mit Lebensmitteln. In Chir
na giebt eg feine Oefen. Chineſiſche Geſandt⸗
ſchaft nad) Rupland. Denjahrsfeyerlichkeiten.
fehen defjelßen. Zimmer des Kaiſers. Die Mis—
fionarien erhalten Audienz. Geftalt des Kais
fers. Seine Geſchenke an fie.
Chineſiſche
Den 6ten des Wintermonats, giengen fie durch bie chinefifche Mauer. Sie ift aus Zie- >
auer,
geln gebaut, zwoͤlf Faden breit, und wie der Verfaſſer uetheilte, drey hoch; alle Bo—
genſchůſſe von einander bat fie vierecfichte Bollwerke. Als fie durch das Thor giengen, ſtun⸗
den fieben oder acht Officier zu ihrer vechten Hand, fauber in Satin ‘gekleidet, und linfer
Hand dreyfig Soldaten in einer Reihe, Die das Gewehr nach ihrer eigenen Art präfentirten,
fie waren mit Säbeln, Bogen und Pfeilen bewaffnet. Die Dfficier empfingen fie ſehr
höflich, und Inden fie in ihre Hauptwache ein, dafelbft eine Schale Thee und eine Pfeife To-
bad nach chinefifcher Art zu genießen. _
An der Stadt Ralgan, eine Meile darunter, bewirthete fie der Statthalter in feinem
Haufe fehr Höflich; Hier langte ein Bothe vom Statthalter zu Pe Eing an, ſich zu erkun⸗
digen, wo fie fo lange blieben, weil fie der Kaifer lange zuvor erwartet hatte. Der Man—
darin fürchtete fich vor des Kaifers Ungnade, und ſchickte den Bothen mit einer Antwort zu⸗
ruͤck, in der er die Schuld auf den Gefandten ſchob. Den Tag darauf befehleunigte er ihre
Abreife, wider feine bisherige Gewohnheit, und ohne daß fie Damals die Urfache davon wuß⸗
ten, fo daß fie noch dieſe Nacht zu Chanpingu anlangten. Den 8ten giengen fie durch ver-
fehiedene Städte und Dörfer, die fo dichte beyfammen liegen, daß fie oft drey bis vier auf
einmal fahen, und blieben die Nacht zu Nan Eu,
Den ııten langten fie zu Chan chyenne, einer Stadt, die drey Geemeilen weſtwaͤrts
von Pe king liegt, an; der Kaiſer befand ſich daſelbſt auf feinem Luſthauſe, und der Man-
darin vermeldete ihm ihre Ankunft, worauf er ungefähr eine halbe Stunde hernad).eilfer-
tigſt zuruͤck Fam, und ihnen. Das Berlangen des Kaifers anfündigte, daß fie fogleich bey
Hofe exfcheinen follten, Er ließ ihnen nicht einmal Zeit, ihre Kleider zu ändern, oder nur
den Staub abzufehren. Sie glengen durch einen Hof in einen andern, und man bach fie, zu
erwarten, bis es dem Kaifer gefällig wäre. Im Augenblicke umringten fie einige oben
eute,
Kefidentaufgehalten hat, zugefchrieben wird. Dieß
Buch ift auswärts verichiedenemal unter mancher:
fey Titeln aufgelegt worden.
Kalgan.
Pallaſt zu
Chan chyen⸗
ne.
a), Siehe des engliſchen Ueherſetzers Vorrede zu
dem jetzigen Stagte von Rußland, welche Herr
Webbern, ber ſich lange Zeit zu Petersburg als
x
\
58 Reiſen nach dem Reiche China.
1717 Kute, mit ſoviel Neugierigkeit, daß einige fie bey den Parucken, andere bey ben Huͤten
Bange- zupften, und ihre Kleidung bis felbft auf die Haut unterfuchten. So wurden fie forfge
— drängt, und von den Chineſen beſchauet, bis Kilian Stumpf und Dominicus Pas
vennin, die beyden vornehmften Sefuiten zu Pe Fin zu ihnen kamen, und fie in des Kai:
fers Namen, um eins und das andere, wegen ihrer Reife und des Krieges mit Schwe⸗
den befragten.
Sie werden Der englifche Arzt Garwin, Langens Begleiter, ward befonders wegen feiner Arze⸗
dafelöft aufs neyen befragt. Weil der Dollmerfcher dem Kaifer ihre Antworten berichtete, ward ihnen
gehalten. eine filberne Schale voll Thee vorgefegt, der mit Milch und geröftetem Mehle gefocht war;
man ſagte ihnen, es fey dergleichen wie Seine Majeftät felbft traͤnken. Er ſchmeckte ihnen
fehr wohl, weil es den Tag ziemlich kalt geweſen war, und fie eine lange Weile im Hofe
und in der freyen Luft gewartet hatten,
Nachdem fie noch einige Fragen a ‚ gab der Kaifer einem feiner Mi⸗
niſter, der Generalgouverneur der weſtlichen Tartarey war, "Befehl, fie mit fih zum Abend⸗
effen zu nehmen, Sie giengen hierauf mit den Jeſuiten nach deflen Haufe und wurden
hevrlich bewirthet. Er ſprach mit ihnen bis Mitternacht von den europäifthen Gebräuchen,
und meldete ihnen, twie fie Abſchied nahmen, es fey dem Kaifer, gefällig, daß fie ſich vor
Aufgange der Sonne bey Hofe zeigen follten 6).
Audienz beym Den ı2ten kamen noch vor Anbruche des Tages zweene Mandarinen, ihnen zu mel⸗
Kaiſer. den, der Kaiſer ſey ſchon aufgeſtanden, und habe nach ihnen gefragt. Sie folgten denſel⸗
ben nach dem Pallaſte und wurden von dem Oberkaͤmmerer, einem Verſchnittenen, mit Thee
bemwillfommet , der ihnen berichtete, Seine Majeſtaͤt hätten Staatsgefchäffte vor, und ver-
langten, fie folften fo lange bey ihm verziehen, bis fie zur Audienz gefordert würden. Wie
nun um zwey Uhr Machmittage alle Staatsbedienten abgefertige waren, fo Fam vorgemeldeter
Bornehmer, mit dem fie den Abend zuvor gefpeift hatten, fie zu fragen, ob fie Seine Mas
jeftät felbft fehen wollten. Sie antworteten, in einem von Europa fo entfernten Lande Fönnte
ihnen feine größere Ehre wiederfahren, als wenn fie Die Erfaubniß erhielten, einem fo gro⸗
Ben Monarchen aufzumarten,
Was ihm fuͤr Er kam bald wieder zuruͤck, und vermeldete ihnen Seiner Majeftät Erlaubniß vor de⸗
Chrenbezei: nenſelben zu erſcheinen, wobey die beyden Jeſuiten Dollmetſcher ſeyn ſollten. Sie giengen
gung erwie⸗ alſo zwiſchen den letztern fort, und wurden Durch einen dritten Hof in eine Halle gefuͤhrt,
fen wird. wo der Kaiſer auf dem Throne ſaß. As. fie hineintraten, fo mußten fie niederfnien und
fich dreymal neigen, daß die Köpfe ganz an die Erde famen. Gie erhoben fich hierauf
wieder, und verrichteten diefe Ceremonie Das zweyte- und drittemal, und blieben mit aufges
eichtetem Seibe Eniend. Der Kaifer befahl, fie follten fich dem Throne nähern, worauf fie einer
von den Kaͤmmerern bey den Händen zur Sinfen Seiner Majeftär führte, die Jeſuiten aber
ſtellten fich zu feiner Rechten, wo fie wieder alle auf dazu hingelegte Küffen Enieten.
Der Kaifer erkundigte ſich, wie ſich Seine Czaariſche Majeſtaͤt befänden, und wie lange
fie untertvegens geweſen wären , worauf er fragte, ob fie in ihren engen und furzen Kleidern
nicht frören? Sie antworteten, die hiefige Kälte waͤre ihnen eben nicht fo empfindlich, da
fie der rußiſchen viel ſtrengeren gewohnt wären; gleichwohl wuͤßten fie ſich auch vermittelſt
guter Pelze dawider zu verwahren.
Hierauf
6) Bangens Tageregifter im gegenwärtigen Staate von Rußland II Band a. d. au u. fı ©.
XIV Buch XII Capitel. 529°
Hierauf redete der Kaifer zu einem feiner Kämmerer, der hinaus gieng und zweene
Satinroͤcke hohlte, die mit weißen Fuchsfellen gefüttert waren, und von ihm und noch einem
andern, auf Seiner Majeftät Befehl, über ihre Kleider gelegt wurden. - Gie neigten fich
dafür wieder mit den Köpfen bis auf die Erde. Darauf ließ der Kaifer fie ihre Handſchuh
anziehen, und mie fie in folcher Stellung einige Zeit verharret harten, verlangte er von
Barwin, feinen Puls zu befühlen, und ihm feine Mennung davon zu fagen, Der Doctor
antwortete, feiner Einfiche nach wären Seine Majeftät vollfommen gefund, welches ven
Kaifer zu gefallen ſchien; darauf gab er ihnen Erlaubniß, aufzuftehen, und ſich in des Kaͤm⸗
merlings Zimmer, wo fie zuvor geweſen waren, zu begeben,
Nachdem fie dafelbft ein Elein wenig verzogen Hatten, ſchickte ihnen der Kaiſer von
1717
Lange.
— —
Sie werden
gnaͤdig em⸗
pfangen.
Sie ſpeiſen
feiner eigenen Tafel einige Ragouts, gekocht Schoͤpſenfleiſch, gebratene junge Huͤhner, bey dem Kaͤm—
Gaͤnſe, Enten und ſo ferner; welches alles in kleine Stuͤckchen zerſchnitten aufgetragen
wurde. Die zwente Tracht beſtund in einer Schuͤſſel Fiſche, mit kleingehacktem Fleiſche
vermenget, und fuͤr einen jeden unter ihnen etwas gekochten Reiß in einem porcelanenen
Becher, nebſt kleinen Kuchen, die mit Obſte gefuͤllet waren,
Als fie fich mit dem Kaͤmmerer und den beyden Jeſuiten bey der Tafel befanden: fo
kam ein Kammerdiener des Kaifers, ihnen zu melden, daß der Kaifer ihm befohlen hätte,
fie zu erſuchen, fie möchten es fich wohl ſchmecken laſſen, und zugleich fich zu erfimdigen, wie
ihnen das Eſſen gefiele? Sie dankten für die Gnade, und rühmten das überfchiekte fehr,
wie es in der That verdiente, Uebrigens Fonnte der Abgeſchickte Zeugniß geben, daß fie es
fich recht ſehr wohl ſchmecken ließen, ob fie gleich erſt mit den chinefifchen beyden elfenbei-
nernen Stöckchen, an ftatt der Gabeln, nicht recht umzugehen wußten.
merer.
Nach der Mahlzeit hatten ſie Erlaubniß, nach Haufe zu kehren. Che fie aber den Guͤtiges
Pallaft verließen, fo ließ der Kaifer Parennin holen, und befahl ihm, ihnen folgendes zu Compliment,
melden: Seine Majeſtaͤt, der Rsifer von China und erfter Rönig der ganzen Weit,
ließ dem ruffifchen Befandten melden, er wiffe, daß fie in feinem von Europa
fo weit entfernten Reiche Fremde, und von den Suten und der Sprache nicht
unterrichtet wären; fie follten aber deswegen Feine Sorge haben; denn Seine
Wajeftär wollte fie nicht als Fremde, fondern als dero Rinder beſchuͤtzen.
Soobald fie in ihrer Wohnung angelanger waren, befuchte fie ein anderer Kämmerer
mit den beyden Jeſuiten, und brachte ihnen ein Geſchenk von Srüchten im Namen des Kai-
fers. Diefes beitund aus einer Melone, dreyerlen Trauben und feifchen Jodannisbeeren,
welche alle fehr wohl ſchmeckten. Er follte fie auch fragen: ob fie in China ihre eigene Klei⸗
dung fragen, oder ſich chinefifch Eleiden wollten? Als fie folches Seiner Majeftät anheim
ſtellten, fo am ber Kämmerling, nachdem er ihre Antwort vermelder hatte, bald zurück,
und brachte zwo chinefifihe Kleidungen, außer Müsen, Hemden, Strümpfen und Schu:
hen, mit Vermelden, der Kalfer wünfchte, fie möchten folche tragen. Ein Roc war mit
Fuchs, der andere mit Marder gefüttert. Die Oberröce waren mit Zellen von den Bäu-
hen der Füchfe und Marder ausgefüttert, Die ſehr geſchickt zuſammengenaͤht und fo weiß
waren, daß man fie ſchwerlich von Hermelin unterfcheiden konnte ce), a
c) Langens Tageregifter am oben angeführten Orte auf der 23 und folgenden Seite,
Algen, Reifebefchr. V Band, | Erf
das ihnen der
Kaifer fagen
läßt.
Sefchenfe
des Kaiſers.
530 Reiſen nach dem Reiche China,
1717 Den 14ten erhielten fie von vorerwähntem Heren einen andern Befuch, und er nahm
Sange. fie mit nach dem Pallafte, wo fie auf Eaiferlichen Befehl befragt wurden: ob fie etwas aus
— feinen Landern Seiner Czaariſchen Majeſtaͤt uͤberſenden wollten ? Sie antworteten: es
"Fang mit ge, Würde unſtreitig dem Czaare ungemein angenehm feyn, einige Seltenheiten des Landes zu
bensmitteln. befigen, als mit welchen fein Cabinet wenig oder gar nicht verfehen wäre; fie aber hätten
Bier noch wenig Öelegenheit gehabt, etwas zu fehen, da fie fo Fürzlich angelanget wären.
Hierauf ließ ihnen der Kaiſer wiſſen, wenn fie ihm auffegten, was fie insbefondere verlang-
ten, fo follte ihnen Damit aus feiner Sammlung gedienet werden. Sie verfegten, die Sel-
tenheiten von China wären ihnen unbekannt, und fie würden das für das Beſte halten,
was dem Kaiſer ihnen zu fchichen gefällig wäre.
Um Mittag kehrten fie in ihre Wohnungen zuriick, und hatten daſelbſt bald einen an-
dern Befuch von eben den Herren, mit Bermelden, der Kaifer hätte befohlen, fie alle mit
Betten zu verfehen, auch für fie zwey gefattelte Maulthiere, und für ihre Bediente Pferde
zu beforgen, die alle Tage abgelöfee werden follten. Ferner ward ihnen monatlich etwas
geroifles an Gelde, Schafen, Reiß und Futter ausgemacht. Gleichfalls ward verordnet,
es follte ihnen fäglich ein Mandarin Gefellfchaft leiften, und beforge ſeyn, daß ihnen nichts
mangelte, auch ward eine Wache vor ihre Thüre geſetzt.
Man hat feis Als fie nachgehends mit den Jeſuiten allein gelaffen wurden: fo verlangte Lange vom
—— in Parennin, ihm, nach einem bey ſich habenden Riſſe, zu einem Ofen von Porcellan zu
Be verhelfen, wenn dergleichen zu Peking zu haben wäre, Der Franzoſe meldete, dergleichen
wäre in China nicht gebräuchlich, er biele es aber nicht für unmöglich, einen gemacht zu
befommen; es würde aber niemand folches, ohne des Kaifers ausdrüdlichen Befehl, un
ternehmen. Und wie viefer Monarch ihm befonders aufgetragen hatte, fich zu erfundigen,
was Seiner Czaarifchen Majeftät gefällig feyn möchte: fo gieng er, obwohl ihrer Abfiche
zuwider, folches bey Hofe anzuzeigen. ine Stunde darauf Fam er mit einem Mandarine
zurück, die Zeichnung für den Kaifer zu holen, der ihm hierauf melden ließ, er wollte einen
Mandarin in die Landſchaft ſchicken, wo das Porcellan gemacht würde, der dafelbft fo
lange bleiben follte, bis der Dfen fertig wäre, und felbigen alsdann dem Ezaare zum Ge:
fchenfe fenden.
Stumpf, welcher mathematifcher Präfident war, erhielt zu gleicher Zeit Befehl,
ein Modell von Holze dazu zu verfertigen, Ehe der Mandarin mit ſolchem abreifte, fo be-
ſchenkte ihn Lange mit einigen Zobeln, ſich feinen guten Willen zu erwerben; und er ver-
fprach, wo möglich, im Auguſt des Jahres 1717 wieder zurück zu kommen.
Chineſiſche Den ısten meldete ihm der Statthalter der weſtlichen Tartarey, er ſollte ſich zu feiner
Geſandtſchaft Abreiſe vorbereiten, weil der Kaifer mit ihm Gefandten nach Rußland ſchicken wollte.
en Ruß. Gleich darauf wurden zweene Chinefen und eben fo viel tartariſche Herren zu diefer Gefandt-
. ſchaft ernannt, und diefen follte noch eine andere Perfon mitgegeben werden, Mach diefem
gieng der Kaifer weg, um fich mit der Jagd zu befuftigen, und Fam den aoften Jenner im
Jahre 1717 wieder nach Chang chienne d) zurück. Als er dafelbit einige Tage geblieben war,
fo kehrte er wieder nach Peking, den Neujahrstag zu begeben, der bey den Chinefen auf
den 2ten Hornung fallt.
Alle
a) Bielleiht Chang hun ywen. e) Eigentlich iſt dieß der erſte oder äußere. Hof des Pallaftes.
XIV Buch XIII Capitel. 7
Alle Mandarinen, an der Zahl zehntaufend und darüber, waren bey dieſer Gelegen-
heit aus ihren Provinzen nach Hofe gekommen , fich da zu zeigen, und dem Kaifer Gluͤck
zu wünfchen. Es giebt fünf verfchiedene Stufen von Mandarinen. Die vom erften Range
haben das Vorrecht, in den innern Hof des Pallaftes zu gehen, wo fie Durch Das geöffnete
Thor der Halle den Kaifer auf feinem Throne koͤnnen ſitzen fehen, und ihm mit den gewöhn-
lichen Ceremonien auf den Knien Glück wuͤnſchen. Die Mandarinen der ziweyten Claſſe
bleiben im zweyten Hofe, und die von der unterften im fünften ).
Die übrigen Eaiferfichen Bedienten, die nicht Mandarinen waren, blieben in großer
Menge auf der Straße, und bezeugten da ihre Ehrerbiethung. . Sie waren alle, vom vor-
nehmften bis zum geringften, prächtig in Satin gekleidet, der. mit Drachen, Schlangen und
Lowenbildern, ja auch mit Landſchaften, alles in Gold gewirkt, £refflich geziert war... Auf
der Bruft und dem Rücken der Oberroͤcke befanden fich Eleine Vierecke, in welchen Vögel
und vierfüßige Thiere gejtict waren; durch diefe Merfmaale wurden die verfchiedenen Aem—
fer derer, die fie trugen, angezeiget. Kriegsbediente hatten Löwen, Seoparden, Tyger u. ſ. w.
Die Gelehrten oder Rechtslehrer trugen Pfauen und dergleichen.
Die ruffifchen Bothſchafter und die Zefuiten wurden in den erften Hof f) gelaflen,
wo zehn prächtig angepugte Elephanten flunden, dem Kaifer unter den Mandarinen vom
erften Range Gluͤck zu wuͤnſchen. Unter denen vom drieten Range befand fich einer, der
am Meujahrstage gleic) hundert Jahre alt, und ſchon in diefer Würde gewefen war, da die
Zartaen China erobert hatten. Der Kaifer ließ diefem durch feinen Kammerdiener mel-
den: Er füllte die Ehre genießen, in die Halle felbft gelafjen zu werden, und das
felbft Seiner Majeſtaͤt Glück wünfben; bey feinem Eintritte wuͤrde der Kaifer
ibm die Gnade erzeigen , von feinem Throne aufzufteben: er föllte fich aber ev»
innern, daß folches feines Alters, und nicht feiner Perfon wegen, gefchäbe.
Da diefe Feyerlichfeit vorbey war , empfing der Kaifer verfchiedene Foftbare Geſchenke,
worauf er nach Chang chienne zurückkehrte, woſelbſt den ısten ein prächtiges Feuerwerk
vorgeftellet ward, bey welchem die Bothſchafter und alle andere Europäer gegenwärtig
feyn mußten g).
1717
Kange.
——
Neujahrs⸗
feyerlichkeit.
Ehrerbie⸗
thung gegen
das Alter.
Man fah zuerſt verfihiedene hölzerne Menfchengeftalten, die in zweenen Haufen mit Praͤchtiges
Racketen ſtatt ver Pfeile fochten. Als eine von dieſen Parteyen in die Flucht geſchlagen
war, ſo griffen die Sieger eine Stadt an, die eine halbe Stunde lang beſtuͤrmt und ver-
theidige ward, bis ein Bollmerf, das mit zweytauſend oder dreytauſend Racketen gefuͤllt war,
mit ſchrecklichem Getoͤſe aufflog. Alsdann zeigten ſich verſchiedene Leute auf dem Walle, die ſich
beſtaͤndig herumſchwenkten und mit ihren Schwerdtern fochten; unten waren andere, Die auf
die oben feuerten, und während der Zeit zeigten fich zweene Drachen von Papiere, jeder zween
Faden lang, welche Laternen in den Rachen hatten, und inwendig mit Lichtern erleuchtet
waren. Sie bewegten ſich den Platz hinauf und hinunter, verſchwanden aber bald, ſo wohl
als die Leute, welche die Stadt vertheidigten; die andern fuhren mit der Beftürmung fort,
bis ein zweytes Bollwerk aufflog- Die Stellen der Delagerer und Belagerten wurden durch
Neuankommende erſetzt, und der Angriff wurde hitzig unterhalten. Die beyden Drachen
zeigten ſich auch wieder, und bewegte fü
ben mußten, Da denn Die Drachen verſchwanden — und das Feuerwerk ſich endigte.
Feuerwerk.
n fi) auf und niederwaͤrts, bis ſich die Belagerten erge-
rr2 Da
) Man muß hiedurch den innern Hof verſtehen · g) Lange am oben angef. Arte a. d. 27u. f. S.
m Reiſen nach dem Reiche China.
1717 Der Platz, wo dieſes vorgieng, war auf allen Seiten mit etlichen tauſend Laternen be—
Lange. hangen, die mit allerley Farben gemalt waren, und das Schaufpiel ſehr prächtig zierten.
Weil diefes Feuerwerk fpielte, ließ der Kaiſer Die Abgefandten verfihiedenemal befragen, nie
es ihnen gefiel. Die Jeſuiten meldeten ihnen, man hätte eben dergleichen vor den vorigen
Kaifern, vor faft zweytaufend Jahren, ohne die geringfte Veränderung vorgeſtellt.
Gegenwaͤrti⸗ Die Chineſen nennen die jetzt in China herrſchende tartariſche Familie Tay tſing
getartariſche oder Tayoir, das iſt: große Beinigkeit, weil die Tartarn, wie fie ſagen, vom Himmel
Familie. wie eine Fluth geſandt worden, das unſchuldig vergoſſene Blut abzuwaſchen, und die inner»
lichen Unruhen zu daͤmpfen. Shun chi der Stifter derſelben, war ein Sohn von Tſun
te. Da dieſer Monarch im Jahre 1644, mittten unter ſeinen Eroberungen ſtarb, und den
Prinzen, der nur ſechs Jahre alt war, unter ſeines Bruders Vormundſchaft ließ, ſo verwaltete
der Vormund fein Amt mie ſolchem Beyfalle, daß man ihn Amahan oder A ma vang,
das ift: Eöniglichen Vater nannte. Wie Shun chi in feinem vier und zwanzigſten Jahre
mit einer Krankheit befallen wurde, von der er empfand, daß fie toͤdtlich für ihn feyn würde,
fo ließ er feine Söhne hohlen, meldete ihnen, fein Ende nähere fich, und fragte, welcher un=
fer ihnen ſtark genug fey, Die Laſt eines neneroberten Reiches zu fragen?
Kang his Der aͤlteſte entſchuldigte ſich mit ſeiner Jugend, und erſuchte ſeinen Vater wegen der
Erhoͤhung. Nachfolge, eine Verordnung zu treffen, wie ers fuͤr gut befaͤnde. Kang hi aber, der juͤngſte,
welcher ſich in ſeinem neunten Jahre befand, fiel vor des Vaters Bette auf die Knie nieder,
und ſagte ſehr beherzt: Vater, ich finde mich ſtark genug, die Laſt auf mich zu
nehmen, wenn ihr nicht laͤnger lebet; ich will das Beyſpiel meiner Vorfahren
und Ahnen nicht aus den Augen verlieren, ſondern mich mit groͤßter Sorgfalt
beſtreben, das Volk zu ſeiner Zufriedenheit zu regieren. Dieſe Worte hatten bey
dem Shun chi ſoviel Wirkung, daß er ihn ſo gleich fuͤr ſeinen Nachfolger erklaͤrte, und
ihm vier Perſonen zugab, nach deren Rathe er regieren ſollte. Im Jahre 1661 beſtieg
Kang bi den Thron, und fing im Jahre 1666 an, ſelbſt zu regieren. r
Seine gro⸗ Er gab zeitige Proben einer großen Stärfe des Körpers und des Geiftes. Er ent-
Sen Geſchick· hielt fich vom Weine, Weibsbildern und Müßiggange; und ob er wohl nach Landesgewohn⸗
lichkeiten. heit viele Weiber nahm, ſo bemerkte man doch ſehr ſelten, daß er bey Tage zu ihnen gieng.
Von vier Uhr des Morgens bis zu Mittage beſchaͤfftigte er ſich, Bittſchriften durchzuleſen,
und Staatsgeſchaͤffte zu beſorgen, die übrige Zeit des Tages iſt zu Uebungen in freyen Kuͤn—
ſten und Kriegsfachen beftimmt. Die erftern ziehen feine Aufmerffamfeit am meiften auf
fih. Er ift folchergeftalt fähig, die Ehinefen nach ihren eigenen Büchern, die Tartarn in
den Kriegsübungen, und die Europäer in der Mathematik zu prüfen.
‚ ‚Seine Ge: Jedes Jahr feit dem Jahre 1682, da der Friede im Neiche völlig wieder hergeſtellet
rechtigkeit, worden, iſt er mic einer Armee in die Tartarey auf die Jagd gezogen. Diefes that er niche
fo wohl zur Ergögung, als feine Tartarn in der Hebung vom Neuten, Schießen, Sagen,
und folchen Soldatengefchiclichfeiten zu erhalten, damit fie nicht wie dieChinefen, weibiſch
werden ſollten. Wie glücklich er gewefen, und wie viel Berftand und Herzhaftigkeit er be-
ſeſſen,
43 Man kann dieſes den Jeſuiten glauben, weil ben, bey vorfallenden Streitigkeiten unter den Miſ⸗
} ſolche Gedanken bey einem fo weifen Fürften natüt- ſionarien, wegen der hinefifchen Bilderverehrung,
lich find, und er oft Gelegenheit Hatte, ihnen diefel- zu erklären.
XIV Buch XII Capitel. 533
ſeſſen, bat ſich gezeigt, da er die gefährlichften Zuſammenverſchwoͤrungen unterdruckt bat,
ehe fie einige Unruhe im Reiche verurſachen konnten. Kein Statthalter, der mit Billig-
keit bey ihm verklagt wird, koͤmmt ungeftraft Davon.
1717
ange.
f *
Gegen das Volk iſt er ungemein gnaͤdig. Er bar oft bey Theurung die Abgaben und Freyge:
erlaffen, und einige Millionen an Gelde und Neiße unter die Bedürftigen auszutheilen be- bigkeit.
fohlen. Gegen die Soldaten iſt er ſehr freygebig, bezahlet ihre Schulden, wenn ihr Sold
dazu nicht zureicht, und beſchenket ſie oft gegen den Winter außerordentlich mit Kleidern.
Die Kaufleute insbeſondere, die mit den Rußen handeln, erhalten öftere Merkmaale feiner
Güte. Denn wenn fie wielmals ihre Zahlung nicht zu gefeßter Zeit verrichten koͤnnen,
ſo ſchießt er ihnen Geld aus ſeinem Schatze vor, damit ihre Gläubiger nicht Flagen dürfen,
daß fie aufgehalten würden. Im Jahre 1717 war die Handlung zu De Eing fo ſchlecht,
daß die rufifchen Kaufleute ihre Waaren nicht abfegen fonnten, da der Kaifer denn feinen
Unterchanen verftattete, ohne Bezahlung der gewöhnlichen Abgaben mic ihnen zu handeln,
welches diefes Jahr einen Berluft von zwanzigtauſend Unzen Silber in feinen Einkünften
derurfachte, e
Die Gelehrten werden bey dieſem Monarchen fehr hoch gehalten, gleichwohl forger er
dafür, daß fie dem Bolfe nicht zur Laſt fallen. Diefes machet feine Regierung fo ruhmwuͤr⸗
dig, daß die Chinefen folche, Durch die Benennung Tey ping, große Rube unterfcheiden.
Rang bi hatte, foviel fie bey Hofe erfahren Fonnten, neunzehn Söhne und zwölf Töchter, Zahl feiner
alfe verheirathet bis auf zwo Prinzeßinnen, deren eine dreyzehn und die andere zwölf Jahre Kinder.
alt war; drey Prinzen und eben fo viel Prinzeßinnen find geftorben. Die meiften feiner
Töchter find in der Tartarey verheirathet. Wie er Feine Mittel unverfucht gelaffen hat, die
Könige und Fürften diefes weiten Landes fich zu verbinden: fo find die meiften von ihm jego
feine Vaſallen. Es ift erftaunlich, zu fehen, in was für Menge fie jedes Jahr im Jenner
und Hornung einige funfzig bis fechzig Tagereifen weit nach Pe king kommen, Seiner Ma-
jeftät am Neujahrstage Glück zu münfchen. Sie werden alle von dem Kaifer fehr höflich
empfangen, er hält fie, fo lange fie da bleiben, frey, und beſchenket fie außer andern Kleiz
dern, mit einer Wefte,
Seiner Religion wegen verdienet er Ruhm. Denn da er in feinen jüngern Jahren der
Abgoͤtterey fehr ergeben geweſen iſt, fo bat er oft zu den Sefuiten gefagt : ich betbe nicht
das Sirmament oder die Sternen an, fondern den lebendigen Bott Simmels
und der Erden 4). Er bat viel roͤmiſchkatholiſche Bücher gelefen, duldet diefe Religion,
und bat ihnen fo gar vor einigen Jahren funfzehntaufend Unzen Silber, zu Erbauung einer
Kirche verehrt, Nun aber haben ihn in feinem Alter feine Weiber verführt, daß er feine
Gögen um langes Leben erſucht #), welches er gleichwohl mehr aus Gefälligkeit gegen fie,
als aus Vertrauen auf diefe Götter zu thun ſcheint. Gleichwohl haben die Chriſten keine
Urſache, uͤber einiges harte Begegnen des Kaiſers zu klagen, ob fie wohl von den Vorneh⸗
men viel Verfolgung ausftehen, die das Chriſtenthum (er follte fagen die römifche Religion)
gern ausrotten wollen k),
Pr 3 Folgende
3) Unſtreitig redeten die Jeſuiten dieſes dem Katz fionarien unter einander, nicht mehr fogetwogen war,
fer nach, da er ihrer Religion Inden ferten Jahren, tie das funfzehnte Capitel zeigen wird.
wegen der Streitigkeiten und des Haſſes der Mi: A) Kange am oben angef. Orte, a. d. zuu.f. Seite,
Seine Reli⸗
gion.
534 Reifen nach dem Reiche China.
1717 Folgende aus dem le Comte genommene Befehreibung von des Kaifers Perſon und
Lange. Throne wird eine dienliche Ergänzung zu dem feyn, was ſchon von ihm iſt geſagt worden.
SeinPallaft. Zweene Verfihnittene kamen in das Jefuitercolfegium, den Superior zu erinnern, ee
ſollte mit feinen Brüdern in einem Hofe des Pallaftes warten, der ihm angezeigt ward;
man frug fie in Seffeln zu dem erſten Thore, von dar fie zu Fuße Durch acht erftaunlich
fange Höfe giengen, die mit Gebäuden von verfchiedener Bauart umringe waren, alle Ge—
baͤude aber waren ganz fehlecht, die großen viereckichten Gebäude über den Bogen ausges
nommen, durch welche fie aus einem Hofe in den andern giengen. Diefe waren in der That
prächtig, von außerordentlicher Dicke, und einer Diefer gemäßen Breite und Höhe, Sie wa
ven aus feinem weißen Marmor aufgeführt, der aber vom Alter rauh geworden war, Durch)
einen diefer Höfe rann ein Baͤchlein, über welches. verfchiedene Brücken von eben folchem
Marmor giengen, der aber weißer und beffer gearbeitet mar.
Die Schönheit biefes Pallaftes beſteht nicht fo wohl darinnen, daß er aus verfchiedenen
artigen Gebäuden zufammengefegt wäre, als in der erftaunlichen Menge derfelben, und un=
zähligen anliegenden Höfen und Gärten, die alle ordentlich angelegt find, und zufammen
mirflich einen großen, und des Monarchen, der ihn bewohnt, würdigen Pellaft ausmachen.
Der grofie Das einige, worüber der Verfaffer erftaunte, und es als etwas, Das nicht mehr feines Glei⸗
Thron. chen hat, befand, war des Kaifers Thron 7). So gut er fich noch darauf befinnen konnte,
war derfelbe folgendergeftalt befehaffen. In der Mitte einesvon diefen großen Höfen ‚fteht ein
viereckichtes ausgefülltes Gebäude von ungemeiner Größe, deſſen Obertheil ein Geländer
faft nach europäifcher Art zeiget. Diefes träge nod) ein anderes von eben der Geftalt, das
fich aber Stufenweife erhebt, und darüber ftehen noch dreye, Die immer Fleiner werden, je
höher fie fommen, Auf dem oberften befindet ſich eine große Kalle, deren Dad) mit ver-
guldeten Ziegeln gedeckt ift, und auf vier Mauern, auch eben fo viel Reihen uͤberfirnißter
Pfeiler ruhet; zwifchen diefelben iſt dev Thron gefeßt.
Deffen praͤch⸗ Diefe großen Unterfäge mit ihren Geländern find von weißem Marmor, und wie Am:
tiges Anſehen. phicheatra aufgeführt. Sie blenden bey Sonnenfcheine den Anfchauenden mie dem Glanze
des Goldes und Firniſſes, und geben ein ungemein ſchoͤnes Anſehen, beſonders da fie mitten
in einem weiten Hofe ftehen, und von vier prächtigen Reihen von Gebäuden umringe find.
Wäre die Schönheit deffelben durch die Zierrathen der neuern Baukunft, und durch das edle
natürliche Wefen, das bey unfern Gebäuden fo hoch gefchäst wird, vergrößert, ſo würde
es unftreitig der prächtigfte Thron feyn , den die Kunft jemals aufgeführt hat.
Des Kaifers Nachdem fie eine Vierthelftunde gegangen waren , fo famen fie endlich zu des Kaifers
Zimmer. Zimmer, der Eingang war nicht prächtig, aber das Vorzimmer war mit Bildhauerarbeit,
Marmor und Golde geziert, und die Kunſt der Arbeit war Höher zuſchaͤtzen, als die Koft-
barkeit der Materie. Das Paradezimmer hatte gar Feine Zierrathen, weil die zweyte Trauer.
(wegen der faiferlichen Mutter) noch nicht vorbey war: und Fonnte ſonſt mit nichts pran⸗
gen, als des Oberherrn Perſon. Diefer ſaß darinnen nach tartariſcher Gewohnheit auf
einer Tafel oder Sopha, die drey Fuß von der Erde erhoͤhet, und mit einem ſchlechten
weißen Teppichte bedeckt war, der die ganze Breite des Zimmers einnahm. Bey ihm be—
fanden
I) Die fheint der geoße Faiferliche Thron zu 1m) Gemellis Befhreibung ſcheint hieraus ges
ſeyn; denn es find ihrer verfhiedene, und einige in nommen zu ſeyn. Siehe oben a. d. 498 ©.
Hallen.
XIV Buch XII Capitel. ee 535
fanden fich einige Bücher, Dinte und Pinfel m). Er trug eine ſchwarze Satinweſte mit
Zobel gefüttert, und eine Reihe junger ſchlecht gefleideter und unbewaffneter Berfchnittenen,
ftund an beyden Geiten mit hart an einander gefchloffenen Füßen, und Die Aerme längft den
Seiten heruntergeftreckt, welches bier als Die ehrfurchtsvolleſte Stellung angefehen wird 7).
In diefer Pracht, die auch eine Privarperfon nicht gemäßigter hätte haben koͤnnen, ließ er
fich von den franzöfifchen Miffionavien fehen, damit fie feine Ehrerbierhung gegen feine ver-
ftorbene Mutter und feinen Schmerzen über derfelben Tode, an ſtatt des Prachtes, der fonft
bey ihm gewöhnlich iſt, fehen ſollten.
As fie an die Thüre kamen, liefen fie aufs eiligfte (denn das ift die Gewohnheit), bie
fie an das Ende der Kammer famen, das dem Kaifer gegen über war. Sie ftunden hier
alle eine Zeitlang neben einander, in eben dev Stellung, wie die Berfehnittenen, fielen als
dann auf ihre Knie und warfen fich dreymal zur Erde 0), Nachgehends befahl man ihnen,
näher zu fommen, und vor Seiner Majeftät zu knien. Diefelben erfundigten ſich nad) den
feanzöfifchen Umftänden , nach ihrer Reiſe, und wie ihnen die Mandarinen begegnet haͤtten.
Darauf fagte der Kaifer : gut, feher, ob ibr zu der Gewogenheit, die ich euch ſchon
erzeigt habe, noch etwas binzufesen koͤnnet. Verlanget ihr noch erwas? hr
Eönner es frey von mir fordern. Sie danften ihm unterfhänigft, und bathen, er follte
ihnen verftatten, täglich für feine Gefundheit und fein Wohlergehen zu bethen. Mit diefer
Antwort ſchien er zufrieden zu ſeyn, und verſtattete ihnen, fich wegzubegeben, welches ohne
einige Ceremonie gefchieht.
‚Die große Ehrfurcht, die der Anblick des mächtigften Monarchen in Afien in ihnen er-
regte, verhinderte fie nicht, feine Perfon vollfommen zu betrachten. Sie hatten gleichwohl
hierzu erftlich feine Erlaubniß erhalten, damit ihre zu große Freyheit hierinnen nicht als ein
Verbrechen angefehen würde; denn in China it das geringfte Berfehen, das des Kaifers
Perſon berrifft, ftrafbar.
Er war etwas größer, als mittelmäßig, mehr bey $eibe, als man in Europa für mohlge-
ftaftet hält, und doch noch geſchlanker, als ein Chineſe zu feyn wuͤnſchet, von vollfommenem
Geſichte, die Pocken hatten ihn verſtellt. Seine Stivne war breit; er hafte Fleine Augen,
und eine kleine Naſe, nach chinefifcher Art. Sein Mund war wohlgebildet, und die untern
Theile feines Gefichtes fehr angenehm, Endlich, war fein Blick zwar nicht fehr majeftä-
tiſch, aber er zeigte ein fehr gutes Herz an. Seine Sitten und Handfungen find auch)
einem Regenten anftandig.
Aus Seiner Majeſtaͤt Zimmer giengen fie in ein anderes, wo ihnen ein Mandarin Thee
vorfeßte, und fie im Namen des Kaifers mit etwa einhundert Piſtolen befchenfte. Das
Geſcheni fehlen den Mifionarien, für den, von dem es fam, klein, war aber in China groß,
wo der Grundfag aller Großen ift, fo viel fie fönnen zu nehmen, und fo wenig fie fönnen
zu geben. Gegentheils erwies er Ihnen ungemein viel Ehre, und befahl einem. von feinen
Hfficiven , ihnen in ihrem Haufe aufzumarten pP)»
| Das
n) Ce Comte auf der 37 u. f. Seite. H
0) Wie es Gemelli beſchreibt. Siege oben auf 39 und folgenden Seite,
der 499 Seite.
‚
1717
Lange, ° -
— —
Die Miſſio⸗
narien erhal⸗
ten Audienz.
Des Kaifers
Seftalt.
Sein der _
fchenf.
{
pP) Ke Comtes Nachricht von China, auf der
1722
Baubil,
1 um i
Nachricht
von Kanton.
36 Reiſen nach dem Reiche China,
Das XIV Kapitel,
Anton Gaubils, eines Jeſuiten, Reiſe von Kan ton nach Pe king.
Sm Jahre 1722.
Itzo erſtlich aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt.
Einleitung.
olgendes Tageregiſter iſt aus einer Sammlung merkwuͤrdiger Abhandlungen und Be⸗
obachtungen gezogen‘, die der Jeſuit Souciet a) bekannt gemacht hat. Unſer ge⸗
genwaͤrtiger Verfaſſer, Gaubil, hat viel Theil daran. Er war ein ſtarker junger
Henfch von großer Geſchicklichkeit, und unermuͤdetem Fleiße. Er und noch einer von eben
dem Orden, Jacob, giengen 1721, als Mathematifverftändige, nach China.
Außer den genauen Beobachtungen, die er, fo wohl in dieſem Sande, als in verfchiedes
nen andern, auf feiner Reife, befonders zu Pulo Kondore, von der fänge und ‘Breite
der Derter machte, finden wir hier verfihiedene Auszüge aus ben chinefifchen Geſchichtſchrei⸗
bern, ihre Sternfunde, Zeitrechnung, und Hiſtorie betreffend. Er bat folhe mit Anmer-
kungen erläutert, die verfchiedene Wörter , und Die Erdbeſchreibung des Marco Polo,
Ruͤbruquis, und anderer, die zeitig in die Tartarey, Tibet, und Ehina gereift find,
erläutern. Die Miffionarien vor ihm haben dergleichen nie unternommen, und fheinen
nicht einmal dazu fähig geweſen zu feyn. Ex ſammlete auch alle Nachrichten, die er von
diefem und ben benachbarten Ländern von andern erhalten konnte, wie aus verfchiedenen. in
vorerwaͤhntem Werke befannt gemachten Auffägen erhellet.
Inhalt.
Nachricht von Kanton. Schöne Vorſtadt. Gros See Poyang. hans chew fu. Wuchangfu, -
fer Flecken Fo ſhan. Wachen am Fluſſe. Wege von Ho nan, Kay fong fu. Städte von
Shaw chew fü. Kar chew fü. Nan gan fu. Shan tong. Ankunft zu Pe king.
He Verfaſſer fchägte die Größe von Quan chew fir, oder Ranton, anderthalb Meile
von Norden nach Süden, Er fand die Breite allemal drey und zwanzig Grad, acht
Minuten 5), und vermictelft des Endes einer Mondfinfterniß, den 2aften December, ein
und dreyßig Minuten nach Mitternacht, im Jahre 1722, fand er den Abſtand des Mittags:
jirfels von Kanton, von dem von Thouloufe faft fieben Stunden, vier und zwanzig Mi⸗
nufen , oder vierzehn Grade; alfo wird er von dem Parifer hundert und neun Grad, zwanzig
Minuten e), entfernt feyn. Die Tartarſtadt auf der Mordfeite hat große leere Pläge, und
iſt
a) Der Titel iſt: Obfervations Mathematiques, par les pere. dela Compagnie de Jeſus. Redi- -
Aftronomiques, Geographiques, Chronologiques gees et publiees par le P. Etienne Souciet de la
et Phyfiques, tirdes des anciennes livres Chinoifes, meine Compagnie. Maris, bey Kollin 1729, 4.
ou faites nouvellement aux Indes et à la Chine 294 Seiten. Es iſt der erfie von drey ders
gleichen
XIV Buch XIV Capitel. 537
iſt nur fehlecht bewohnt; aber von der Miete, nach der chinefifchen Stade, iſt fie fehr fchön,
wohl gebaut, und mit [hönen Strafen geziert, die fauber gepflajtert, und voll Triumph-
bögen find,
Der Pallaft, wo die Gelehrten dem Confucius zu Ehren zufammen kommen, derjenige,
wo fie bey dem Eramen verfchloffen werden, und Diejenigen, die dem Unterfönige und dem
Befehlshaber über die Kriegsmacht gebören, find prächtig. Die Chinefenftadt aber hat
nichts merfwürdiges, als etliche Straßen gegen den Fluß, two gute Kramläden find, und
das übrige iſt ſehr enge,
Die weſtliche Vorſtadt iſt am volfreichften, und ſieht unter allen andern am beften aus.
Sie hat un;zählig viel fehnurgerade Straßen, die mit großen Duaderfteinen gepflaftert, und
mit fehönen großen gaben geziertjind. Weil fie diefe Straßen wegen der Hiße bedeckt Haben,
fo läßt es, als ob man in den Öallerien des Pallaftes zu Paris gienge, Sie ift auch wegen
der Hangs, oder Magazine, merkwürdig, welche die Kaufleute längft dem Fluſſe haben,
1722
Gaubil.
nt
Schöne
Vorſtadt.
Die oͤſtliche und ſuͤdliche Vorſtadt beſtehen aus ſchlechten, und von armen Leuten bee
wohnten Straßen. Das ſchoͤnſte aber um Aanton herum, if die Ausſicht nad) dem Fluſſe
und den Canälen, nebft einer großen Menge Barken von allerley Größen, die hinauf und
Binunter fahren. Weil das Gewaͤſſer des Canals von Bäumen, Korne und Kräutern ver«
deckt wird: fo läßt es, als giengen fie auf dem Sande 4).
Den ziften des Chriftmonats, verließ der Verfaſſer Kan ton, in Gefelffchaft eines
andern Jeſuiten, Jacob, auf Befehl des Kaifers als Mathematifverftändige nah Peking
zugehen. Der Tfüng tu gab ihnen achthundert und fünfzig Livres zu den Reifefoften,
Diefe Nacht blieben fie zu Fo ſhan, welches für einen Flecken gefchägt wird, ob es wohl Großer File:
faft fo volkreich, als Ran ton ift. Es liegt drey und drey Bierchel Seemeilen von demſel- Fen ho ſhan.
- ben weſtlich, und ift einer der wichtigften chineftfchen Handelspläge,
Den ꝛten Jenner blieben fie des Nachts in ihrer Barfe, unweit eines Tang pur, ober
Wachhauſes. Wenn einer von den Öelehrten oder Mandarinen da vorbey geht, fo grüßen
die Soldaten feine Barke, welches fie an den Wimpeln, Pifen, und Namen deflen, der
ſich am Borde befindet, kennen. Die Begrüßung befteht darinnen, daß fie auf geoße Me:
tallbecken fhlagen, die fie Lo nennen.
eben Abend meldet fich die Barke, wo fie anlanger, bey dem Tong pu, indem fie
itoen - oder dreymal das Lo fehlägt. Die Wache antwortet mit eben fo viel Schlägen, und
muß die Barfe die ganze Nacht hüten. Diefe Tang pu werden von einem Drte zum ans
dern gefchafft, und zwo Seemeilen von einander gelegt, aber fo, daß die zweyte von der
erften kann geſehen werden. Siehaben Schildwachen, die im Nothfalle Zeichen geben müffen.
Den ten fpeiften fie zu San ſhwi byen, fünf Seemeilen Weftnordiveft von So ſhan,
und giengen unweit davon in den Fluß, der nad) Nan yong fu läuft, Sie herbergten
unter
feichen Bänden-, die dieſer Jeſuit heraus geges c) Ober richtiger nach der Tafel, Hundert ımd
age Bi neun Grad, dreyßig Minuten. :
5) Sm Meinmonate und Wintermonate fand er d) Gaubil, Obfervations Mathematiques &ec,
fie dreyhig oder fünf und dreyßig Secunden fleiner. auf der 123 und folgenden Seite.
Allgem, Reifebefehr. V Band. Dry
Nahen am
Fluſſe.
538 Keifen nach dem Reiche China.
1722. unter einem Tang pu, nachdem fie durch eines von den fchönften und volfreichften Laͤn—
Gaubil. dern in China gegangen waren, welches das, das fie des Tages zuvor gefehen hatten,
weit übertraf.
Shaw chew Den sten fpeiften fie zu Tſin ywen byen, und fanden die Breite drey und zwanzig
m. Grad, fünf und vierzig Minuten. - Den ı2ten giengen fie bey Shaw chew fu vorbey, und
laangten den ı6ten zu Yan yong fü an, wo zwo Bruͤcken über zweene Flüffe gehen. Sie
liegt in fünf und zwanzig Grad, fiebenzehn Minuten Breite, umd zwey Grad vier Minuten
öftlicher, als Kanton. Das Sand ift, auf drey Seemeilen weit von Tſyn ywen byen,
fteinige, bergicht, und fehlecht bewohnt, Der Fluß bat viel Krümmungen, und es ift
ſchwer hinauf zu ſchiffen.
Sie giengen hier ans Land, und wurden ſechs Seemeilen weit nach Nan gan gebracht.
In der Mitte des Weges iſt der hohe Berg Me lin. Ein großes Stadtthor theilet Muang tong
von Kyangſti. Der Weg von einerStadt nach der andern iſt ſteil und enge, aber wohl gepflaftert,
und eigentlich ein Damm. Der Verfaſſer hat keine Straße zu Paris ſo voll Leute geſehen,
als dieſer Weg voll Guͤter und Reiſende war, die aus verſchiedenen Provinzen ankamen.
Den 19fen giengen fie zu Nan gan auf einen Fluß, der unweit der Stadt entſpringt;
von dar windet er fich fehr durch die Berge, und koͤmmt nach Ran chem fir, wo ihn ver-
ſchiedene Ströme auffchwellen, und zu einem wichtigen Fluſſe machen. Seine Ufer find,
außer der Stadt Nan Eang byen, vierzehn Seemeilen Nordoft von Nan gan, noch
mit verfchiedenen artigen Städten und Dörfern geziert.
Kan chew fu. Kan chew fu ſelbſt, iſt die zweyte Stadt von Kyang ſi. Sie liegt in fuͤnf und
zwanzig Grad, zwey und funfzig Minuten Breite, und zwey Grad etliche Minuten oͤſtlicher,
als Kanton. Sie bat gute Mauern, fehöne Straßen, prächtige Palläfte, und einen
weiten Umfang. Sowohl die fpanifchen Srancifcaner, als die portugiefifchen Jeſuiten, ha-
ben jede eine Kirche dafelbft.
Drey Seemeilen davon, gegen Norden, find die She po tans ©), das ift, gemifle
Klippen, die den Fluß bedecken. Ueber zwo von ihnen zu kommen, ift fehr viel Gefchick-
Tichkeit nörhig, und bey hohem Waſſer ift die Ueberfahrr fehr gefaͤhrlich. Die Chinefen
thun bey Diefer Gelegenheit Gelübde, An dem Anfange biefer Klippen ift ein Tempel, und
wo fie aufhören, twieder einer gebaut, wo die Bonzen von allen Vorbeyfahrenden Allmofen
fordern, und Berzeichniffe von folhen Schiff leuten vorweifen, die durch diefes Mittel find
erhalten worden,
Sieben Seemeilen weiter, und zwölf Nordiveft von Ran chew, liegt Dan gan
hyen, eine Stadt von fehr angenehmer Sage. Hierauf koͤmmt man in ein fhönes frucht-
bares Sand, voll Städte und Dörfer. Z. E. Rigan fir, eine Stadt vom erften Range;
Tay hyo, Kye ſhwi, und Hya Eyang, Städte vom dritten Range; Ran fhew,
eine große Burg, wo man alle Spezereyen von China findet; und Su fhin ‚ eine ftarfe
Handelsſtadt.
Endlich
e) Neuhof ſetzet fie ein großes Stück Weges nach der engliſchen Are zu ſchreiben Nan ſhan fur.
Weiter von Kan chew fur. 4) Der Jeſuiten Karten ſetzen ſolche ſechs und
FI In der Grundſchrift Nan chan fou, das iſt dreyßig Grad, drey und vierzig Minuten,
XIV Buch XIV Capitel. 539
Endlich kamen fie nach Nan chang fir f), der Hauptſtadt von Ryang fi. Die 1723
Stadt ift groß, und wohl bewohnt. . Sie hat erliche fehöne Straßen. Der Fluß, der fie Baubil,
umgiebt, und mit Barken bedeckt iſt; die Sandungspläße, die fich längft des Fluſſes hin ſtre—
den; bie Gärten, welche in Erderhoͤhungen eingetheilt find; und die Palläfte an dem Hafen, Nan gan fi.
diejenigen, die in Faiferfichen Gefchäfften reifen, zu beherbergen, geben eine fehr angenehme
Ausficht, Die Breite iſt acht und zwanzig Grad, fünf und dreyßig Minuten, und die
Laͤnge etwas weniges weftlicher g), als Pe fing >).
Den 7ten des Hornungs verließen fie Nan chang, und den Weg nach Pe king zu
Sande, festen aber folchen zu Wafler fort, und kamen den ıten nach Kyew Eyan für,
nachdern fie vier Seemeiten zu Sande gereift waren. Dieß iſt eine große Stade vom erften
ange, an der Süpfeite des Ayang, mit Ringmauern, aber faft wüfte, in neun und
zwanzig Grad, funfjig Minuten Breite. Die franzöfifehen Jeſuiten haben eine Kieche hier.
Sie liegt vier Seemeilen von dem See Po yang, durch den fie hieher Famen,
Diefer See, der viel angenehme Inſeln enthaͤlt, entfteht aus verfchiedenen großen See Poyang.
Fluͤſſen. Unterſchiedliche Staͤdte und Dörfer zeigen fich auf feinen Ufern; unter andern
Lan kang fir aufder Weitfeite, welches nur eine elende und fehlecht gebaute Stade if.
Sie erſtrecket fih von Suͤdoſt nad) Nordweſt fechszehn Seemeilen, und ift fait vier breik,
aber unweit Nan kang zieht fie fich auf zwo zuſammen. Zwiſchen dieſer Stadt, und
Kyew kyan, ſieht man den beruͤhmten Berg La ſhan, wo, wie geſagt wird, dreyhun⸗
dert Tempel, und unzählige. Bonzen find.
i Den ı13ten giengen fie auf den Ryang zu Schiffe, und fangten den Tag darauf zu
Whang chew fir, in Hu quang, an. Gleich wie fie dahin Famen, erhob fich ein hefti-
ger Sturm, auf welchen eine ſtrenge Kälte folgte. Die Berge waren mit Schnee bedeckt,
und die Sümpfe zugefroven, ob fie fich gleich in der Breite von dreyßig Grad, fechs und
zrvanzig Minuten befanden, Diefes hielt fie fünf Tage da auf; nachdem giengen fie
weiter nach Yan Eew, von dar zu Sande Durch Ho nan bey Ray fong fu vorben zu gehen,
um Unterfuchungen , wegen der letzthin daſelbſt entdeckten Juden anzuftellen,
Von Ryeng Eyang 7) nad) Du chang fir, der Hauptſtadt von Hu quang, find
Die Ufer, wegen ber fehönen. ebenen Städte und Dörfer, die fich langſt denfelben zeigen, fehr
angenehm. Vu chang gegen über, am Munde des Fluſſes Jan, legt Han Eeww. Unker
Hand befindet ſich die Stadt Hon yan K).
Pur chang, Yon yan, und Han few, machen den größten und einen von den
wichtigften Plägen in China zuſammen aus. Bey Erblickung der erftaunlichen Menge von
Barken, deren einige fo groß als Schiffe find, und der unzähligen Seute, Die beftändig
bin und herfahren, follte man glauben, das ganze Reich ſey da verſammlet. In den Läden
von Han Eewo finder man alle Arten von Arzeneywaaren und Kräutern. |
Sie verließen diefen Ort, den 6ten März, und reiften durch ein fehr wohl bevölfertes En von
und genug fruchtbares Sand, welches aber feine merfwihrdigen Städte und Dörfer hatte, BER
Yyy 2 Nach
Vu chang fu.
4) Franzoͤſiſch Honian. Iſt unſtreitig mit Han
5) Gaubil auf der 127 und folgenden Seite.
yang fir einerlep.
3) Iſt vielleicht eim Sehler fuͤr Kyew kpang ·
540 Reiſen nach dem Reiche China.
1722 Mach einer Keife von fünf Tagen Famen fie in Ho nan. Diefe Provinz, durch welche fie
Gaubil.
Kay fung fü.
von Süden nad) Norden, bis an ihre Hauptſtadt Ray fong fir, durchreiften, ift unge-
mein ſchoͤn. Sie befteht aus einer weiten Ebene, voll großer und ſchoͤner Heerſtraßen, die
mit Bäumen eingefaßt find, und zu Städten und Dörfern führen, welche man alle Schritte
auf beyben Seiten antrifft. Der hohe Weg ift über die andern erhoben, und eigentlich ein
Damm, von welchen man eine Ausficht auf angenehme Ebenen hat. Ben jeder Stadt find
Wegefäulen, die den. Weg nach dem nächften Plage anmweifen. Man finder auch von Zeit
zu Zeit öffentliche Häufer, ſich zu erfrifchen, und in den Städten und Dörfern große Her-
bergen. Die Betten aber müflen die Neifenden mitbringen, und wenn ein Europäer feinen
Bedienten zu Zurichtung des Eſſens bey fich hat, ſo kann er bequemer, als in Frankreich, reifen.
Ray fong fir liege im vier und dreyigften Grade, ein und funfzig Minuten Breite,
und faft zwey Grad weftlich von De fing. Esifteinegroße, aber übel gebaute und ſchlecht
bewohnte Stadt. Der Whandg bo geht bey ihr anderthalb Seemeilen nordwärts vorbey.
Bier —5 ſuͤdwaͤrts befindet ſich ein Handelsplatz, der für eine große und ſchoͤne Stadt
gelten kann.
Der Weg von Kay fong nach Pe king iſt wie der vorhergehende beſchaffen, nur
daß er volkreicher iſt: das Land aber iſt nicht ſo ſchoͤn noch ſo fruchtbar. Zwo oder drey
Tagereiſen nordwaͤrts von Kay fong iſt nichts als Moraſt, durch den ſie aber praͤchtige
Staͤdte von
Shan tong ·
Ankunft zu
Pe king.
Daͤmme geführt haben. Die Provinz Shan tong iſt ſehr fandig, und der Staub über-
alt befchmwerlich.
Tong chang fir 7), welches dazu gehörer, ift eine große artige Stadt, die ſtarken
Handel treibt, und am föniglichen Canale, in fechs und dreyßig Grad, vier und dreyßig Mi-
nuten Breite, und funfzehn Minuten weſtlich von De king liegt.
Te chew ») ift auch eine große fchöne Stadt, am Canale, und in eben der Provinz,
zwanzig Meilen nordwärts von Long chang, und fünf und zwanzig ») füdlich von De Eing.
Es befinden ſich hier prächtige fteinerne Brücen, und vier Seemeilen Weſtſuͤdweſt davon,
ift eine von den fehönften, die irgendwo zu fehen find,
Der Berfaffer ſaget nichts von den Tempeln, Marmorbrücen, und unzähligen anbern
Sachen, zu deren Unterfuchung er Feine Zeit hate. Sie Famen den ıgten April nach
De king, nachden fie zweyhundert und dreyßig Seemeilen, jede eine Stunde Weges ge-
rechnet, von Han kew geveift waren 0).
N 680 U
Das
) Sm Sranzöfifchen Tom chan fouʒ für Ton 0) Baubil auf der 131 und folgenden Seite;
schan fou. a) Der Titel if: Iforia delle cofe operate
2) Im Franzöfifchen Tetchew, aber man mug nella China da M, Gio. Ambrogio Mezzabarba
wiffen, daß dieß Buch, befonders was die-Figuven - Patriarca d’Aleffandria Legato Apoftolico in quell’
betrifft, ungemein fehlerhaft gedruckt ift, Impero et di prefente Vefcovo di Lodi. Seritta
#) Vielmehr fünf und dreyfig. dal Padre Viani, ſuo Confeflore e Compagno,
nella
XIV Buch
XV Capitel.
Das XV Sapitel
Earl Ambroſens Mezzabarba, Titularpatriarchens von Aleran-
drien, Legation im Namen ded Pabſtes, an den Kaifer Kang hi.
Sm Jahre 1720.
Bon dem D, Viani italieniſch befchrieben, und igo erſt engliſch überfegt.
Einleifung.
Nachricht von der Erzähfung, und ihrem Verfaffer.
Seine Werke, Abficht der Erzählung. Zwi⸗
ſtigkeiten unter den Miſſionarien in China. Die
Yustreibung der Miffionarien bergieng , und dem römifchen Glauben in Chin
den völligen Untergang verurfachte, befindet fich ein Auszug Daraus in der Biblio-
I“ der ifalienifchen Erzählung ven dieſer merfwürdigen Gefandrfchaft,
theque raifonnee 4), ber das MWichtigfte in dem Werfe, nebft verfchiedenen nüglichen An-
ehinefifchen Ceremonien werden von ben Pähffen
gebilligt, und verdammt. Der Kaifer vertheidigt
ihn. Mezzabarbas Abfendung.
merfungen des Journaliſten enthält; daher wir glaubten, am beften zu thun, wenn wit
folgende Abfürzung deilelben einrückten.
Obwohl das Titelblatt diefes Tageregifters vorgiebt, als fey es zu Paris gedruckt wor⸗
den: fo verräth doch der Druck leicht eine itafienifche Preffe. Des Herausgebers Zueig⸗
nungsſchrift, welche Anatolio Piſtoſilace unterzeichnet, und aus dem Cit€ non permanente
gef
rung zu machen,
Sstalien
chrieben worden, iſt den ıften des Brachmonats, im Jahre 1739, datirt. Der kurze
Borbericht meldet, es fey aus Vianis Auffage abgedruckt worden, ohne einige Berände-
Diefes Manufeript fen bey Lebzeiten des Legaten und des Verfaſſers in
herum gegangen, wie viele würden bezeugen fönnen, die noch lebten, und es ent-
hielte nichts, als was der Verfaſſer, deffen Hufrichtigfeit befannt fen, ſelbſt gefehen habe,
Viani war zu Saluzzo, in Piemont, im Jahre 1690 gebohren, Nachdem er die und ihrem
Schulſtudien,
zehnten Jahre
von St. "I
Befchäfftigung zu ſeyn
Rom. Er legte fi
Hrden, auf die Beredfamfeit und Cofmograpbie.
Diefer machte ihn endlich mit dem
Hern Messabarba bekannt, und brachte es dahin, daß er diefen Prälaten als Beichtvater
nach China begleitete,
nella predetta legazione. Opera data adeflo la
prima voltaallaluce- InParigi. Appreflo Monfu
Briaffon, Con Privilegio, Der Name Johann
fheint dem Mezzabarba faͤlſchlich beygelegt hu ſeyn,
der ſonſt uͤberall Carl heißt. Das Buch enthaͤlt 25
Oetavſeiten, außer der Zuſchrift, des Herausge⸗
Yyy 3
6 de 1!’ Europe.
Bey
bers Borberichte, und einer Nachricht vom Viani,
dem Berfaffer, in Form eines Briefes. Der Aus-
zug fteht im Lund II Theile des XXV Bandes der
Bibliosheque raifonnde des ouvrages des Savans
Amfterdam 1740, inız, Der
erfte Artikel enthält 38, der zweyte 46 Seiten,
541
1720
Viani.
die vor der Nachricht
a von der
Erzaͤhlung,
Philofepbie, und das Civilrecht getrieben hatte, gieng er in feinem neun- Verfaſſer.
in den Servitenorden zu Bononien, wo er im Fahre 1712 als Eollegiate
Joſeph aufgenommen ward, Er lehrte die Philoſophie, die feine angenehmfte
fhien, nacheinander zu Florenz, Piftofs, Montepulciano, und
ch auch, auf Rath des P. Capaſſi, eines Theologen von eben dem
542 Reiſen nach dem Reiche China,
1720 Bey feiner Ruͤckkunft nach Italien, erhob der Segate feine Verdienſte, und die Univer—
Viani. fität zu Turin nahm ihn unter Die Zahl der zwölf Theologen auf, die Diejenigen , welche
Doctores werden wollen, eraminiren müffen. Er hätte koͤnnen Profeſſor der Gottesgelabre-
heit. werden, wollte aber nicht, Db er wohl im Jahre 1735 zum Provincial in Piemont
ernannt, und im Jahre 1738 Generalvefinitor 6) wurde: fo begab er fich doch eben das Jahr
nah Rom, dafelbft ruhiger zu leben. Allein, bald darauf fehickte ihm der General der
Serviten, zu feinem großen Misvergnügen, nach Neapolis, als feinen Generalvicariug,
einige Zroiftigfeiten unter den Mönchen in diefem Königreiche beyzulegen, Nach der Zeit
machte er ihn zum Prior von St, Marcell zu Rom, welches Amt aber Dieni nicht antrat,
: da ihn ein Schlagfluß zuMteapolis, am Ende diefes Jahres, im neun und vierzigften Sabre
feines Alters wegnahm ec). |
Seine Werke. "Weil er fich im Collegio von St. Joſeph zu Bononien befand: fogab er, italienifch,
eine Schrift von den Seelen der Thiere heraus 4), die aus dem Franzöfifchen, welches
er vollfommen verftund, überfest war. Er hat auch einige vorläufige Betrachtungen feiner
Theologie zu Modena, wo er einige Zeit gelehrt hat, herausgeben laflen, Der Verfaſſer
des Briefes, aus welchem biefe Nachrichten genommen find, faget, dieß Werk fey voll ſchoͤ—
ner Unterfuchungen zur heiligen Erdbefchreibung, Zeitrechnung und Kicchengefehichte gehörig.
Kurz, er ftellee den Berfaffer dieſes Tageregifters , als einen fo gelebrten als vedfichen Mann
vor, defien Umgang angenehn, fein Bezeugen uneigennüßig, fein Gemüche gegen alle
gütig, und ohne Rachgier geivefen,
Abſicht der Die Abficht diefer Nachricht vom Viani geht dahin, um zu zeigen, wie weit man ſich
Erzäplung. auf ihn verlaflen Fann. Obwohl wenig Leuten der Zweck von Mezzabarbas Abfendung
unbekannt wars fo wußte man doch die befondern Umftände davon nicht, bis fein Beicht-
vater ſie entdeckte. Er verzeichnet, nach Art eines Tageregifters, was täglich vorgegangen ift.
Er fchreibt kurz, aber deutlich, und verbiener die Aufmerkſamkeit feiner Leſer. Sie werden
bey ihm ein Beyfpiel von der Staatskunſt der Päbfte und ihrer Minifter, in Ausbreitung
und Befeftigung ihrer Herrfchaft, antreffen. Diejenigen, welche noch nicht wiſſen, wie
forgfältig die Sefuiten find, das Anfehen ihrer Geſellſchaft, auch auf Koften der Religion,
zu erhalten, oßne ſich um Päbfte und deren Bullen etwas zu befümmern, Dürfen nur in
dieſes Werkchen fehen, deſſen vornehmfter Öegenftand der Gefellfchafter Jeſu Aufführung und
Meynungen find. Doc), die Sache vollfommen zu erläutern, muß man etivas zurück geben.
Zwiſtigkeiten Du Halde gebt in feiner Beſchreibung von China e) ſehr kurz über die Streitigkeiten
unter den hinweg, welche die Miſſionarien in diefem großen Reiche zwanzig Jahre hintereinander ge-
theilt Haben, Er erwaͤhnet zwar, die wichtigften Parteyen von beyden Seiten, vergißt aber
dabey nicht, zu verftehen zu geben, daß die Feinde der Jeſuiten fie auf die unredlichſte Are
bey verfchiedenen Päbften, und bey der Welt überhaupt, verleiundet hätten, Seinen
Berichte nach, Famen die Streitfragen darauf an: „ı) Ob die Ehinefen durch die Worte
»Tyen und Shang ti nur den materialifchen Himmel, oder den Herrn des Himmels ſelbſt,
„verſtuͤnden? 2) Ob die Ceremonien, die fie in Abfiche auf Die Verſtorbenen, befonders
dent
b) Ein Rath oder Beyftand des Generals eines ct de la connoiſſance des betes etc. parA.D***
Drdens, Arofterdam 1681, ı2,
e) Bibl. rail. XXV Band, I Theil, auf der er. Siebe I Band auf der ziſten Seite der
293 und folgenden Seite. englifchen Ausgabe in Folio, £
da) Iſt vermuthlic das Werk: Trait del’Ame
zIV Buch XV &apitel. 543
„den Philoſophen Confucius, zur Religion oder zur Policey zu rechnen, als Opfer oder als 1720
„bloße Gebräuche anzufeben find? „, Viani.
Matthaͤus Riccius f), ein Jeſuit, der im Jahre 1580, etwan ſechs und dreyfig —v—
Jahre nach dem Jaſparo de la Cruß, einem portugiefifhen Dominicaner, der das Evan- Mifionarien
gelium in China gepredigt hatte, dafelbft anlangte, war der Meynung, man koͤnnte die mei- in China.
ften von diefen Ceremonien dulden, „ weil fie nach ihrer erften Einführung, und nad) der
5, Abficht der verftändigen Chinefen, in welcher ihre Meubekehrten forgfältig unterrichter
wurden, bloße äußerliche Gebräuche wären. „. Dir Halde meldet nicht, mas des Riccius
Meynung wegen des erften Punctes geweſen iſt; aber ſowohl aus den folgenden als aus an-
dern Nachrichten erheller, daß er geurtheilt habe, die Gelehrten betheten den wahren Gott
unter dem Namen Tyen an; und es entftünde alfo nichts übels Daraus, wenn man gleich
den Chinefen ihre vorige Verehrung fernerhin zuließe,
Die Dominicaner gegentheils behaupteten, die Chinefen befheten unter dem Namen
Typen und Shang ti den förperlichen Himmel an; begiengen folglich dadurch eine grobe
Abgoͤtterey, und opferten den Todten wirklich, auf eine Art, die mit dem Chriftentbume
nicht beftehen koͤnnte. Riccius Nachfolger im Jahre 1670, Longobardi, war eben der
Meynung mit den Dominicanern. Alle Sefuiten in Japan, und ein Theil von den chine-
fifchen, fimmten ihm bey, Dieſen Umftand hat der ournalifte aus dem du Pin g)
genommen, da ihn du Halde ſehr bedaͤchtig weggelaſſen hat, und hingegen verſichert, es
hätten ſich einige Dominicaner für den Ricci erklärer 2).
Doch dem fey wie ihm wolle, fo wurde der Streit immer hitziger und beyde Parteyen Die hinef-
bereiteten fich, die Sache nach Nom zu berichten. Morales, ein Dominicaner, der im hen Eeres
Jahre 1645 zuerft dafelbft anfam, erhielt von dem Pabfte Innocentius X ein Decret vom —
12ten des Chriſtmonats wider die Erlaubniß, welche die Jeſuiten gaben; Martini aber, ai ——
den diefe abgeſandt hatten, ſtellete das Jahr Darauf Die Sache von einer andern Seite vor, er ge⸗
fo daß die Congregation de propaganda fide einen Theil der chineſiſchen Verehrung bil- *
figte 2), und folchen als bloß was aͤußerliches anſah. Pabſt Alexander VII beftätigte dieſe
Erklärung durch ein Decret vom 23ften März des Jahres 1656, ohne gleichwohl Innos
centit feines zu wiederrufen. Don diefer Zeit an, bis ins Jahr 1684, ruhten, wie du Halde
meldet, alle Streitigkeiten in China k), Da im Öegentheile du Pin berichtet, die Do»
minicaner hätten ihre Klagen im Fahre 1661 und 1674 unter Innocentii XI Regierung
erneuert, Herr Maigrot, ein forbonnifher Doctor, der zu dem von dem Pabfte geftiftes
ten Seminavto der fremden Nationen gehörte, und von Dem Pabfte zum Bicario Apoftolico
von go kyen, und nachgehends zum Biſchofe von Conon gemacht wurde, gab an bem
Orte felbft, den 26ſten März, im Jahre 1693, eine Verordnung heraus, welche beyde
Streitfragen, den Jeſuiten, zuwider entſchied.
Dieſer Befehl ward dem Pabſte im Jahre 1696 vorgelegt, nebſt der Bitte, daß Seine und vers
Heiligkeit ſelbſt darüber urtheilen möchten, welche im Jahre 1696 eine Congregation zu Un. dammt.
terfuchung diefer Sache anordneten. „Nunmehr, faget der jefuitifche Gefchichtfchreiber 2),
„ vereinigte
und folgenden Seite.
i) Dafeldft auf der 403 Seite. 2
k) Am oben angeführten Orte, auf der zu Seite,
2) Dafelbft auf der 3a Seite,
) Einige nennen ibn Riccio,
g) Hilft. de PEgl, en Abreg€ T.IV. p. 492:
EI Auflage, Paris 1714.
5) Bibl, xaiſ. XXV Band, 1 Theil, auf der 105
1720
Viani.
Der Kaiſer
vertheidiget
ihn.
544 Reiſen nach dem Reiche China.
„vereinigte ſich eine arbeitſame und mächtige Partey, die nicht unverſucht ließ, ein allge⸗
meines Geſchrey wider die Gefellfchaft zu erregen.
Im Jahre 1700 erſchien ein Brief an den Pabft, im Namen bes Seminsrit der
auswärrigen Miffionen zu Paris, worinnen die Jeſuiten heftig angegriffen wurden. Eben
das Jahr verwarf dieSorbonne fünf Säge aus des le Comte Nachrichten von China m).
Gleich darauf ward ganz Europa mit Schriften für und wider die chinefifche Verehrung
erfüllte. „Sie zogen fogar, faget ihr Zürfprecher ») , die Schrift zu Hülfe, der Jeſuiten
„, Ehre zu fehmälern; man ahmte einem Pfalmen nach, wo des Föniglichen Propheten Worte
mit den fchärfften Spöttereyen und den beftigften Schimpfreden untermengt wurden. Die
, Mitglieder der Gefellfchaft faßen hierbey nicht flille, Sie widerlegten ihrer Gegner Ber:
„ leumbungen , und gaben eine große Menge unparteyifcher Nachrichten heraus.
Dem allen ungeachtet machte Clemens XI ven often des Wintermonats im Jahre
1704 ein Decret, durch welches er die chineſiſchen Ceremonien, ſo wie ſie von der Ge⸗
ſellſchaft der auswärtigen Miſſionen vorgeſtellet worden, verdammte. Dieß De⸗
cret ward in Europa erſt im Jahre 1708, oder nach dem du Pin 1709, bekannt gemacht,
zu Nan king aber den 2sften Jenner des Jahres 1707 in einem Mandate Carls von Tours
non, Titularerzbifchofs von Antiochien, angekündigt, Seine Heiligkeit harten denfelben
nad) China, als Patriarchen von Indien und Legatum a Latere, an den Kaifer Rang bi
gefandt, Die Bifchöfe von Aſkalon und Ma kau, nebft vier und vierzig Jeſuiten, ap⸗
pellirten von dieſem Mandate, und ſchickten zwey Mitglieder von der Geſellſchaft, Barros
und Bauvolier nach Rom, um ihre Sache zu beſorgen.
Auf erhaltene Nachricht verordnete der Kaifer, es follten in feinen Herrfchaften Feine
feemden Miſſionarien bleiben, welche die chinefifchen Ceremonien nicht billigten. Er ver=
trieb den Bifchof von Conon, Maigrot, und ſchickte den Legaten nach Makau, mit dem
Befehle, er follte dafelbft, bis zur Ruͤckkunft der beyden Jefuiten, die Seine Majeſtaͤt nach
Europa gefande hatten, in genauer Verwahrung bleiben. Dieſer Prälat ftarb dafelbft den
gten des Brachmonats im Jahre 1710, nachdem er mit der Cardinalswuͤrde war beehret
worden. Den 2sften des Herbftmonats eben diefes Jahres beftätigte das Inquiſitionstri⸗
bunal des Cardinals von Tournon 0) Mandat: und der Pabſt befahl, die Miffionarien
folften ihm ſchlechterdings gehorchen P).
Fünf Jahre hernach gab Tlemens XI ein apoftolifches Geboth Heraus, in dem er ihnen
befahl, fich des Worts Tyen chi g), als welches Herr des Himmels bedeutet, zu bedie-
nen; wegen der zu duldenden Ceremonien verordnete er, fie follten folche dem Urtheile des
Beneralvicarius vom heiligen Stuhle, der ſich damals in China befand, oder denen, Die feine
Stelle verwalteten , als den Bifchöfen und apoftolifchen Vicarien des Landes, unterwerfen.
Da diefe nichts zu entfeheiden wagten, fo verlangten fie neuen Unterricht, und , Seine
„, Heiligkeit beſchloſſen ‚einen apoftolifchen Legaten mit befondern Vorſchriſten nach China zu
„, fenden , welcher Vollmacht haben follte, den dafigen Cpriften zu melden, was für Gebräuche
„Ihnen zu verftatten waren, und ihnen zugleich Die noͤthige Vorſicht vorzuſchreiben, damit
X
m) Du Pin am oben angefuͤhrten Orte, auf der gehends engliſch in Octav herausgekommen.
405 Seite. py Du-Pin am oben angeführten Orte auf der
#) Du „aldes China II Band auf der 32 &. 409 Seite.
Tournons Legation ift franzoͤſiſch und nach⸗ ) Im Sranzöfiichen: Tchien schu.
XIV Buch XV Capitel. —
„ſich nichts der Heiligkeit der Religion zuwiderlaufendes einſchliche. Der Pabſt erwaͤhlte * 20
» hierzu Carl Ambrofen von Mezzabarba, den er zum Patriarchen von Alerandrien Meszabare
„machte, und der feine Legation, nach du Haldes Berichte 4) Flüglich und mie Mägi- ba.
e gung verrichtete r). Re ee
Die ift nun die Gefandefehaft, davon Viani die Gefchichte befchrieben hat. Wir Mezzatarbag
wollen die vornehmften Vorfaͤlle davon erzählen, und dabey das wenige, was der Wer- Ablendung.
faffer der Befchreibung von China Davon gefagt hat, mit dem vergleichen, was des Legaten
Beichtvater bekraͤftiget ).
Der I Abſchnitt.
Ankunft des Legaten in China, nebſt den Vorfaͤllen zu Ma kau, Kanton,
und auf dem Wege nach Pe king.
Anfnahme des Legaten zu Ma kau. Er wird nad Mandarinen. Betrug eines Kefuiten. Def:
- Kanton eingeladen. Meineid eines Jeſuiten. fen Verachtung gegen den Legaten. Er wird
Raͤnke der Jeſuiten und des Unterfönigs, Des von den Meondarinen geehrt. Redet verächt,
Legaten Eutſchluß. Fragen , die an ihn gethan lich vom Pabſte. Giebt dem Legaten Rath. _
tverden. ‚Seine Autwort. Neue Fragen und Gebräuche, welche des Pabftes Breve zu dul-
Antworten. Abreife nach Peking. Neue Fra⸗ den erlaußt. Die Mandarinen werden zufrier
gen und Schwierigkeiten. Bier Mandarinen den geftellt. Einwuͤrfe eines Sefuiten. Des
fangen mit fernern Anfragen an. Des Legaten Legaten Verwirrung. Bosheit eines Jeſuiten.
Antwort. Verdruͤßliche Bothſchaft. Liſt der Urtheil uͤber ihr Verfahren.
a Mezzabarba fegelte den 25ften März im Jahre 1720 von Siffabon ab, und langte, Empfang zu
nach einer Reife von fünf Monaten und neun und zwanzig Tagen, den 23ſten des Herbft- Ma kan.
monats zwo Meilen weit vom Hafen Ma kau an, wo er nicht eher als den 2öften konnte
eingelaffen werben , weil man befchloffen hatte, ihn mit befondern Ehrenbezeugungen zu em-
pfangen, die einige Vorbereitungen erforderten. Der Statthalter der Stadt gieng ihm
entgegen, es wurden die Canonen gelöft, und, der Kath, nebft allen Soldaten ‚ begleiteten
den Statthalter. Die Straßen, durch welche der Segat gieng, waren mit Teppichen be-
dedt, und mit Fruchtſchnuͤren und andern Zierrathen behaͤngt. Man führte ihn mit vieler
Pracht nach dem für ihn beftimmten Pallaft, wo er auf einem Throne fißend, die Glück:
wuͤnſche verfehledener Vornehmen wegen feiner Ankunft annahm; und die drey folgenden
Tage ftrichen mit eben folchen Ceremonien vorbey. Der Statthalter, der gefammte Se:
nat, und alle geiftliche Gemeinden famen, dem Herrn Mezzabarba ihre Ehrerbielhung
zu bezeugen, der pon feiner Seite dem Biſchoſe von Ma kau, und dem Monteiro, Pro—
binzial dev Jeſuiten, Die Abſolution ertheilte, fie auf die Beobachtung der Bulle, wegen der
chinefifchen Gebräuche, ſchwoͤren ließ, und allen Bann, der bisher auf den Kicchen gehaftet
hatte, roegnahm, h y
Den often erhielten Seine Ercellenz ein Schreiben von dem Statthalter der Pro- Einladung
vinzen Quang tung und Quant fi, mit der Einladung, den Ta jin 2) oder großen Be— nachKanton.
amten
r) Du Yaldes China IT Hand aufder 3 S. Laureati duch fein inftändiges Anhalten dahin
s) Biblioth.-raif. XXV Ban ı Theil, auf der . gebracht, daß der Legat, ohne Erwartung kaiſer⸗
109 und folgenden Seite. lichen Befehls, Erlaubniß erhielt, nach Pe king
4) Nach dem du Balde hatte es der Jeſuit zu gehen.
Arllgem. Reiſebeſchr. VBand, 35
1720
Messabars
ba.
Meineid ei⸗
nes Jeſuiten.
546 Reifen nach dem Reiche China.
amten zu Kanton, der zu Waffer nach Peking gieng, zu befüchen. Mezzabarba nahm
ein fo angenehmes Anerbiethen willig an. Fünf Mandarinen famen, fi) zu erkundigen,
was für einen Tag er zu feiner Abreife anfegen wollte, und er erwählte den 7ten des Wein:
monats, Die Zeit bis dahin brachte er zu, fheils die empfangenen Beſuche wieder abzu⸗
fatten, £heils feine Andacht in den Kirchen zu haben, befonders in der Cathedralkirche, wo
ihm zu Ehren Das Ecce Sacerdos Magnus, nebft dem ambrofianifchen Sobgefange gefungen,
und das Venerabile, in Gegenwart einer großen Menge Bolfs, ausgefeger ward. Huch
die Jeſuiten empfingen Seine Ercellenz in ihrer Kirche zu St. Paul, wo er den Arm des
Beiligen Franz Kaver Füßte, und bewirtheten ihn nachgehends prächtig auf dem grünen
Eylande.
Er verließ Ma kau mit Hoͤflichkeitsbezeugungen von den Geiſtlichen allen, ſo wohl
als von dem Statthalter uͤberhaͤuft, der ihm eine Wache an ſeinem Pallaſt gegeben hatte.
Wie er bald nach Hyang kan kam, traf er zwo große Barken an, deren eine vom Tſung
tu von Kanton für ihn geſendet wars in der andern befand fich Laureati „ ber vorers
waͤhnte Bifirator der Jeſuiten, in Begleitung verfihiedener anderer Geiftlichen. Sobald Haus
reati Öelegenheit hatte mit Heren Mezzabarba allein zu feyn, überreichte er ihm einen
lateiniſchen Aufſatz, in dem er ſchwur, nicht mur fich Pabft Clemens des XI Decrete, wegen
Raͤnke der
Jeſuiten,
der chineſiſchen Gebraͤuche nicht zu widerſetzen, ſondern ſolchen auch, ſo viel in ſeiner Macht
ſtuͤnde, befoͤrderlich zu ſeyn. Weil dieß ein wichtiges Stück iſt, fo hat der Journaliſte für
gut befunden, es ganz einzuruͤcken b). }
Der Legat nahm diefe Berficherung mit großer Vergnügen an, erſtaunte aber ſehr,
wie der Jeſuit einen Augenblick darauf zu ihm ſagte: er viethe ihm, das erſte was er thäte,
follte feyn, öffentlich allem abzufagen, was der Eardinal de Tournon in China gethan
hätte; außerdem koͤnnte er feinen guten Fortgang verhoffen. Mezzabarba fragte ihn
hitzig, mie dieſer Rath mit dem Eide, den er ihm den Augenblick überliefert hatte, zufant«
menftimmte, der Jeſuit wollte antworten , wie einige bineinfonmmende Die Unterredung
unterbrachen.
Den raten landete der Legat zu Ranton, und gieng in Begleitung aller Miffionarien,
im Haufe der geiftlichen Congregation zu berbergen, da indeffen Laureati eilte, feine An-
funfe vem Ta fin, dem Tfüng tu, und dem Unterkoͤnige Eund zu thun. Die beyden erftern
waren abgeſchickt, den Segaten zu bewillkommen, und ihm zu melden ‚ fie hätten vor feiner
Abreife nach Pe king einige Fragen in des Kaifers Namen an ihn zu hun. Der Unter:
koͤnig aber, ber mit dem Tſung tu einige Streitigkeiten hatte, wollte den Laureati nicht
dor ſich laffen, ob er wohl fonft deffen Freund war, und gab gar vor, er habefein Billet,
darinnen ev ihm Nachricht ertheilt Hafte,nicht bekommen. Er ließ auch den Frater Teru,
einen von des Laureati Gefellfchaftern in Verhaft nehmen,
Der Legat wußte nicht, wie er das Anfehen feines Charafters erhalten follte, und konnte
ſich ohne Beyhülfe des Jeſuiten Pereira, nicht aus diefer Verwirrung helfen; diefer be-
fand
5) Ego Ioannes Laureati, Societatis Iefır, ad ni noftri Clewentis, Diuina prouidentia Papae XI.
auertendam omnem fufpicionen, iuro coram circa ritus Sinicos. Imo quantum in me eft, fin-
Deo, qui intuetur cor meum, me neque diredie, cere & libenter eadeın executurum et promotu-
neque indirecte, neque per me, neque per alios rum, vt ab aliis admittantur et promoueantur ad-
mullo modo ämpediturum iuffa Sandiimi Domi- iunando firenue et efficaciter, ad id in Sinasmiffum
j illuſtriſ⸗
XIV Bu XV Capitel. 347°
fand fich damals twirflih unbekannter Weife zu Aanton, ob wohl die übrigen von feiner 1720
Gefellfehaft vorgaben , er verwalte fein Amt bey feiner Kicche zu So fban ©). Laureati Mesabar:
vierh dem Mezzabarba, diefe Sache fehr übel aufzunehmen, und dem Unterfönige melden, ba
zu laffen, er wolle nad) Ma Eau zurück gehen, wenn er von ihm nicht gehörige Genug-
chuung erhielte. Dieß war ein Fallſtrick, welchen der vedliche Jeſuit Seiner Ercellenz legte,
Der Legat merfte es, und noͤthigte ihn, den Pereira dahin zu bringen, daß dieſer die Sache
unternahm. Laureati gab vor,er fehriebe nach So ſhan und den Tag darauf, ward nicht
nur Ceru losgelaffen, ſondern Mezzabarba auch felbft vom Unterkoͤnige complimentirt 4).
- Den ı5ten ward der Legat zu einer Berathſchlagung in den Pallaft des Ta fin einge- und des in.
faben, wobey fih der Tſung tu und Unterfönig befinden follten. Er gieng in Begleitung. terkönige.
des Laureati, Sernandes, Pereira, Ceru und Palazzo, welches alles Jeſuiten, bis
auf den legten, ven Provincial der Auguſtinermoͤnche, des Morgens dahin; der erfte em⸗
pfing ihn fehe höflich, der zweyte, der bald darauf ankam, that eben dergleichen. Allein
des Unterfönigs Ankunft ftörte die Berathfchlagung des Ceremoniels wegen, denn er wollte
mit einer higigen Art den Legaten zreingen, fich ſolchem zu unterwerfen. Als Mezzabarba
ſich dazu nicht verftehen wollte, fo ftunden der Tfüng tu und Unterfönig auf, und giengen
hinaus. Der legtere nahm im Vorbengehen den Legaten bey der Hand, fagte, er wäre fein
Freund, und was er gethan haͤtte, wäre im geringften nicht in der Abſicht ihn zu beleidi-
gen gefcheben. Seine Ercellenz antworteten ihm höflich und verftellten ihre Verwirrung.
Sobald fich der Unterfönig und der Tſung tu wwegbegeben hatten, nahm der Ta ſin Des Legaten
den Pereira und Sernandes bey Seite, und wifperte ihnen etwas ins Ihr, worauf der Eniſchluß.
$egat verlangte, man follte die Fragen, die man an ihn thun wollte, fehriftlic auflegen,
feinen Abfchied nahm und nad) Haufe gieng. Diefer Handel hatte ihn beftürzt gemacht.
Er verlangte, die beyden Jeſuiten follten auffchreiben, was der Tajin zu ihnen gefprochen
hätte, Sie berichteten ihn, es wären die Sragen geweſen, Die er Seiner Ercellen; porles
gen follte, und fehrieben folche auf. Diefelben enthielten nichts als Schmähungen aufdes
Gardinal de Tournon Commiſſion, und eine widerfprach der andern, Als der Segat folche
gelefen hatte, fo gerierh er in großen Eifer, zerriß das Papier, und ſagte den a dro⸗
hend: ſie ſollten bedenken, was ſie thaͤten, er wiſſe alle ihre Kuͤnſte, und wo ſie, ſtatt der
Ausführung von des Pabſtes Verordnungen zu befördern, ſolcher hinderlich fielen, fo ſollte
es fie gereuen. Endlich befahl er ihnen , ſich aufs neue zum Tajin zu begeben, und die
fehrifeliche Auffegung der Fragen von ihm zu verlangen. Sie gehorfamten, und Die ragen
ins Sateinifche überfeßt, maren von der Jeſuiten ihrem Aufſatze ganz unterſchieden, nämlich :
1. Warum der oberfte Priefter Seine Ercellenz nach China ſendete? — die
Past ihm vorge⸗
2. Db ex weiter etwas mit dem Kaiſer vom oberſten Priefter zu veben hätte? fegt werden,
335 2 3. Bor
Hlufeifimum D. Carolum Ambroſium Mezza- tor Iaponis et Sinarum. Be
barba, legatum a latere eiusdem Sandtiflimi Do- c) Der große Flecken etwan drey Seemeilen
mini noftri, Sielibens et non requifitus fpondeo, von Kanton. L
voueo et iuro, Sic meDeus adiunet et haec San- d) Biblioth. raif. XXV Band x Theil, auf der -
&a Dei Euangelia, Io. Laurcati Soc, Iefu, Viſita · 32 und folgenden Seife,
238° Reifen nach dem Reiche China.
1720 3. Bor einigen Jahren kamen Seine Eminenz de Tournon bieher, und es entſtund ein
Mesabars Zwiſt über eine gewiſſe Lehre. Derfuhr er hierinnen nach feinem eigenen Köpfe?
ba. Willigte der obere Priefter darinnen ein, oder nicht ? |
4. Der Kaifer fandte im fünf und vierzigften Jahre feiner Regierung e), die Ehrwär-
digen P. P. Barros und Besulier an den oberften Priefter, es ift aber noch Eeine
Antwort erfolge. Im fieben und vierzigften Jahre fandten Seine Majeftät wieder
die Ehrwuͤrdigen P.P. Raymund und Provans, und es find neunzehn Jahre ver-
floffen , ohne daß man etwas weiter von ihnen gehöret hat, als daß der P. Provana
an feiner Krankheit in Indien geftorben ift.
5. Außer diefen Fragen, auf welche Eurer Ercellenz Antwort verlange wird, erfundigt
man ſich, ob diefelben fonft was anzubringen haben, und wenn ſolches ift, fo haben
fies zu melden.
Seine Der Legat nahm fogleich die Feder in die Hand und fchrieb folgende
Antwort: Antwort nieder. —*
1. Der oberſte Prieſter hat mic) vornehmlich in der Abſicht geſchicket, mich mit aller
Ehrerbierhung nach des Kaifers Wohlbefinden zu erfundigen, und ihm wegen der unzaͤh⸗
ligen Gnadenbezeugungen, die er den Kirchen, den Mifftonarien, und der Religion er-
zeigt hat, zu danken.
2. Sch habe ein verfiegeltes Schreiben mit befommen,, ſolches Seiner Majeftät von
wegen des Pabftes zu überliefern. . Am
| 3. Der Pabft ift vollfommen von allem, was der Cardinal de Tournon in Ab⸗
ſicht auf die Religion vorgenommen, benachrichtiger, und hat ihn wirklich abgefandt.
4. Wenn noch Feine Antwort erfolgt ift, fo hat man ſolches dem Abfterben der
— P. P. Barros und Beauliers in Europa auf ihrer Reife, ehe fie Europa erreicht, zu-
. zufchreiben , wie folchergeftalt der P. Raymund in Spanien geftorben ift. P. Joſeph
Pereira hatte feine Schrift vom Kaifer vorzumeifen, daher ihm nicht geglaubt wurde.
Endlich wies er das Yung pias auf f), und ward vom Pabfte mit großen Ehren-
bezeugungen empfangen, der ihm aber Fein Schreiben an den Kaifer mitgab, weil die
Aerzte einftimmig der Meynung waren, er würde feiner Schwachheit wegen fterben, ehe
er wieder nach China kaͤme, wie auch wirklich gefchehen ift 9). j
5. Ich muß unterthänigft den Kaifer um Exlaubniß bitten, den Pabft oft von ſei⸗
nem Wohlbefinden zu benachrichtigen. Ich habe auch Seiner Majeftät einige Geſchenke
vom Pabſte zu uͤberreichen, und ſoll dieſelben unterthaͤnigſt um einige Gewogenheitsbe⸗
zeugungen fuͤr unſere Religion erſuchen.
Als dieſe Antworten aufgeſetzt waren, fo fingen die Jeſuiten an, fie zu uͤberſetzen 2),
aber nicht ohne große Widerfpenftigfeit, befonders was den dritten Artikel anbetrifft, den
Laureati und Pereira ducchaus wollten weggelaffen haben.
Neue Fragen Der Ta jin Fam den folgenden Morgen, den Mezzabarba zu befuchen, der ihm
und Antwor⸗ diefe Antworten felbft überlieferte, Es wurden wegen derfelben verfchiedene Schwierig—
te. _ feiten erregt, die fehriftlich aufgeſetzt, und fo gleich vom Legaten auf eben die Art beant:
wortet wurden. —
Erſtlich
e) Im Jahre Chriſti 1707. ) Das muß eine Art von Credenzſchreiben ſeyn.
\
| XIV Buh XV Capitel. SE 549
— Erſtlich verlangte Li pin chung eine ausdruͤcklichere Antwort auf ſeine dritte Frage. 1720
Seine Excellenz verſetzten: „ich weis nicht ob Seine Eminenz de Tournon ſich ſelbſt in Mezzabar⸗
Streitigkeiten eingelaſſen haben oder nicht; aber das weis ich gewiß, daß der Pabſt ihn ba.
„ gefandt, und auc) dasjenige, was er für Die Reinigkeit unferer heiligen Lehre gerhan har, —
vom Pabſte iſt gebilligt worden
Zweytens wurde der Legat wegen des fuͤnften Artikels befragt, was das fuͤr Sachen,
die Religion betreffend, waͤren, derentwegen er im Namen des Pabſtes mit dem Kaiſer ſpre⸗
chen wollte? Mezzabarba antwortete: » da fich täglich vortheilhafte Vorfälle für die chrift-
liche Religion zutragen fönnen, die man nicht voraus fehen kann, fo bin ich nicht vermö-
„ gend, dieſes zu melden. Was ich insbefondere füchen werde, Fommt darauf an, daß
„ Seine Majeftät mir verftatten, mein Amt, als Superior der Miffionen, zu verrichten,
„und den Mandarinen, nebft deren Untergebenen anbefehlen, weder den Kirchen noch den
„ Miffionen beſchwerlich zu fallen, .
Drittens fragte der Tajin, wie lange er in China zu bleiben gefonnen wäre? Der fe-
gat antwortete: „ der Pabft Habe hierinn ihm nichts vorgefchrieben, And warum fragte der
» Mandarin? Vermuthlich, fagten feine Ercellenz, weil er gern erft erfahren will, wie ich
„vom Kaifer werde empfangen werden >» ;
Alle diefe Antworten des Legaten, mit denen ber Ta jin wohl zufrieden zu feyn ſchien, Abreife nad).
wurden nad) Pe king gefandt, und Die Zeit feiner Abreife dahin beftimmt. Der Mandarin Pe king.
meldete zugleich dem Mezzabarba, er follte ftatt des Ceru, den er gern zum Secretär ha⸗ ar
ben wollte, den Laureati nehmen, auf den er Verdacht hatte,
Laureati veifte mit vier Briefen von Seiner Ercellenz an die Herren Pedrini, Kipa,
und die Superioren von der Kirche zu Peking ab. Der Legat vermabnte fie darinnen aufs -
beweglichſte, fich zu vereinigen, daß fie vom Kaifer Die freye Ausübung der Religion, nad)
der Einrichtung des heiligen Stubls erhielten,
i Endlich reiften Seine Errellenz den 29ſten des Weinmonats, in einer großen prächtig
ausgezierten Barfe ab, welche fechs Lanzen am Sintertheile, und eine gelbe Flagge am
Hauptmafte, mit folgenden hinefifchen Worten führte: aus dem entfernteften Weſten
ift ein Legat an den Kaiſer gefandt. Seine Begleitung gieng in zwo andern Barken.
Der Ta jin hatte ebenfalls eine wie Seine Ercellenz. Solcergeftalt fegelten fie in Beglei⸗
tung einiger niedrigen Mandarinen, und verſchiedener unter den Tſung tu und Unterkoͤnige
gehoͤrigen Beamten ab, welche Befehl hatten, ſie bis Pe king zu begleiten.
Als der Legate Nan chang fir 7) die Hauptſtadt von Kyang fi verließ, wo er Neue Reihe
nach einer Reiſe von etwa fün! und zwanzig Tagen zu Waffer und zu Sande anlangte, fo von Tragen,
begegnete ihm ein Mandarin von Hofe, der auf drey neue Fragen Antwort verlangte. Die
erfte betraf den Frater Provana, die zweyte den Pedrint und Kipa. Sie nennten ſich
Gefandte vom Pabfte, und der Kaifer, der fehr verächtlich von ihnen fprach, wollte gern
die Wahrheit wiffen. Der Segat berichtete, in der That habe fie der Pabft nach) China ge:
fande, aber bloß als Gelehrte, die dem Kaifer angenehm feyn fönnten, und nicht als Lega«
ten oder Abgeordnete von Seiner Heiligkeit zu einiger befondern Sache.
3333 Die
ED Der übrige Theil dieſes Artikels iſt nur eine In das Chineſiſche oder Tartariſche.
Wiederholung des erſten. 1) Sm Franzöſiſchen: Han can.
1720.
Mezʒ abar⸗
ba.
550 Reiſen nach dem Reiche China,
Die dritte Frage war bie wichtigſte. Der Kaifer verlangte zu wiſſen, ob die legte in
des Pabfies Namen befannt gemachte Verordnung mirflich von ihm herruͤhrte. Mezza⸗
barba meldete, der Pabft habe in der That eine Bulle an die in China befindlichen Euro-
päer abgeſchickt; ob aber diejenige, von welcher der Mandarin fpräche, diefelbe, oder eine
untergeſchobene fen, das fönne er nicht fagen, wollte aber folches fo gleich melden, fo bald
und Schwie⸗
rigkeiten.
Es kommen
vier Manda⸗
rinen an,
mit fernern
Fragen.
ex fie zu ſehen hekaͤme ).
Den zöften des Wintermonats berichtete der Ta fin den Legaten, er babe Befehl, vor⸗
aus zu gehen, und wollte gern eine Abfchrift von des Pabftes Schreiben an Seine Majeftät .
mitnehmen ; Der Legat aber wandte vor, er habe Feine Nbfhrift Davon. „Aus Furcht, fas
„get Diani, fie würde erft den Jeſuiten vorgelegt werden, die alsdann, wenn ihnen gewiſſe
> Artikel zu wider wären, verhindern möchten, daß das Driginal nicht in des Kaifers
„Hände kaͤme „.
Den sten des Chriftmonats, erfuhr Mezzabarba zu Pasonlin, daß der Ta ſin dem
Ssefuiten Soucher, der vor kurzem war nach Europa zurück berufen worden , die Erlaubniß
abgefchlagen habe Seine Greellenz zu fprechen, und Pereira babe von ihm fein Schreiben
an den Legaten beftellen wollen. Fouchets Verbrechen beftund darinnen, daß er des Pab-
ftes Bulle unterſtuͤtzt, und fich feinen Miebrüdern widerſetzt hatte. Er fand aber gleich-
wohl Mittel, ven Mezzabarba insgeheim von der Wahrheit zu benachrichtigen,
Zween Tage hernach, ward ihm auch insgeheim ein Brief vom Pedrini an ven Ceru
überbracht, aus dem er Flärlich fab, was er bey Ausführung der päbftlichen Abfichten von
den Jeſuiten zu fürchten habe, Pedrini beflagte fic) bitterlich über Pavennins, Tar⸗
tsour 2) und Marans m) Berleumdungen; damit fie ihn und den Kipa angefchwärze
hätten, und meldete, ihr Leben ftünde in Gefahr, wenn fich der Segar nicht ausdrücklich ere
klaͤrte, daß fie vom Pabfte wären gefandt worden,
Als er den 25ften, auf dreyßig Meilen weit von Pe king angelangt war, fo öffnete
ſich eine neue Scene, die den Legaten noch mehr verwirrte, Li pin chung und drey andere
Mandarinen von Hofe, Eamen fpate bey Nacht, und brachten neue Befehle vom Kaifer
mit, Seine Ercellenz fielen der Gewohnheit nach) auf die Knie, beugten ihr Haupt verfchiede:
nemal zue Exden, und erfundigten fich nach des Kaifers Befinden, Mach vielen Geremonien,
fagten fie, er follte ihnen doch melden, ob es wahr wäre, daß ihn der Pabſt nur gefande
Bätte, fich nad) des Kaifers Befinden zu erfundigen, und ihm für den Schuß, ven er den
Europäern ertheilte, zu danken? Der Legat antwortete, er hatte noch etwas mehrers gemel-
bet, und unter andern, daß Seine Heiligkeit ihm befohlen hätten, um Exlaubniß anzubals
ten, daß er als Superior der Miffionarien in China bleiben möchte, zugleich follte er an
ſuchen, daß die hinefifchen Chriften Die Freyheit befämen, des Pabftes Entfiheidungen, die
Ceremonien betreffend, zu folgen,
Die Mandarinen fagten, er hätte fich gleich anfangs fo ausfuͤhrlich, wie er jego ges
than, -erkläven follen. Mezzabarba bevief.fich auf feine fehriftlichen Antworten, Li pin
chung aber, der hiedurch in Verwirrung gefegt wurde, ſetzte wieder an, und ſtellte ihm
vor,
%) Bibl. raif. auf der 117 und folg. Seite, ward; weil er eine Rebellion anftiften tollen. Dies
2) Soll Jartoux heilen. feg erheflet auls einer unlängft in Italien gedruck⸗
m) Vielmehr Moran, der bald nach Kang his ten Erzählung, won des Die öffentlichen Blätter
Tode, auf Befehl feines Machfolgers, hingerichtet Nachricht ertheilen.
XIV Buch XV Capitel. 551
vor, ber Kalſer würbe dasjenige, was er wegen Beobachtung der Ceremonlen verordnet 1720
hätte, nicht wiederrufen. Alle viere ſetzten hinzu, es gehöre nicht für den Pabft, die chine- Mezzabar⸗
fifchen Gebräuche zu ändern. Seine Heiligkeit wiberfprächen durch diefe Verordnung dem: _ 6#-
jenigen, was ihre Vorfahren beföhlen, und wenn Seine Ercellenz ihren Rath annähmen ——
ſo ſollten ſie bey Zeiten vermeiden, ſich eben die Verdruͤßlichkeiten zuzuziehen, die Herrn
Maigrot und Caſtorano begegnet wären, weil dieſelben des Cardinals de Tournon Par⸗
tey genommen haͤtten.
Der Legat antwortete hierauf, Seine Heiligkeit begehrten niemanden, als Chriſten, Des Legaten
Gefege vorzufchreiben. Seine Entſcheidung wäre auf Berichte abgefaßt, Die neuer waͤren, Antwort.
als diejenigen, nach denen ſich ſeine Vorfahren gerichtet, und er fuͤr ſeine Perſon, wuͤrde
nichts unterlaſſen, wodurch ev Seiner Majeſtaͤt Gnade erlangen koͤnnte.
Die Mandarinen verlangten, er follte die beyden Punkte, um bie er anfuchte, fehrift:
lich auffegen, und da folches gefchehen war, fo begaben fie fich fort. Nachgehends ward
Herr Wezzabarba mit feinen Leuten in ein Luſthaus, drey Seemeilen von der Stadt
Chang chung ywen gebracht.
Dor Kaifer hielt fich ordentlich in diefer Stadt auf und brachte nur wenige Tage jähr-
lich zu Pe fing zu.
Den 2öften des Morgens, ward vor des Legaten Wohnung eine Soldatenwache gefest, Verdruͤßliche
mie feharfen Befehle niemand herausgehen zu laffen, Den Abend kamen bie vier Manda: Bothſchaft.
rinen mit Erfriſchungen wieder, welche der Kaifer Seiner Excellenz fandte, und thaten
ihm nach den gewöhnlichen Ceremonien die empfindliche Erklärung. ) Der Kaifer fey nie
Willens gewefen, eine Verordnung anzunehmen, die. den unveränderlichen Reichsgeſetzen
zu wider wäre, und befühle daher, daß er und alle Mifftonarien nach Europa zurück ges
ben follten, diejenigen ausgenommen, die freymwillig da blieben, oder wegen ihres Alters
und ihrer Krankheiten bie Reife nicht unternehmen Fönnten, welchen Seine Majeftät da zu
bleiben vergönnen wollten ; und möchten folche in China nach ihrem eigenen Gefege leben.
2) Da Herr Maigrot die erfte Urfache von den Unruhen, welche die Conſtitution erregt
hätte,wäre: fo hätte ihn der Legat mitbringen follen, die Urfache feiner Meynung anzuzeigen,
3) Seine Majeſtaͤt Hätten anfanglich den Vorſatz gehabt, den Segaten mit allen möglichen
Ehrenbezeugungen anzunehmen, aber feit dem fie wüßten, was fein Anbringen wäre, fo ver-
langten fie ihn nicht zu ſehen. | 3
Herr Mezzabarba beantwortete dieſe Bothſchaft auf eine Art, dadurch er ſich voll- Berathſchla⸗
fommen in feinem Anſehen erhielt m), Nachdem er den Mandarinen feinen Schmerzen gung daroͤ⸗
entdeckt hatte, fo erinnerte er, es würde miber die Ehrfurcht, die man dem Kaifer ſchuldig ber.
wäre, gelaufen ſeyn, wenn man ben Maigrot nach Ehina zuruͤck bringen wollen; der dar
aus vertrieben worden wäre, Der Padft habe feine Eonftitution, nach veiflicher Unterfuchung,
bekannt gemacht, Er erſuchte die Mandarinen, fie möchten dem Kaifer anliegen, twenig-
ftens Seiner Heiligkeit Schreiben zu lefen, und verficherfe fie, weil er ihre Antwort erwar ⸗
tete, fo wollte er den Himmel um Beyſtand anflehen, daß er fich Dabey auf die Bi ®
Na
aufführen möge
n) Du Zalde in feiner Beſchr. yon China im Pabftes nenntanfend Seemeilen hergefommen bin,
ıl er auf der 34 Seite, bat Kr Sache ganz ats und doch nicht die Ehre habe, weder Seine Maje—
ders vorgeftellet. Nach demfelben vufte der Legat ſtaͤt zu fehen, noch denenſelben des Pabſtes Schreis
aus; wie unglücklich bin ich, daß ich auf Befehl des ben zu überreichen,
\
552% Seifen nach dem Reiche China.
1720 Nachdem die Mandarinen fortgegangen waren, fo berief der Legat alle Geiftliche, Die
Mezʒabar⸗ fich bey ihm befanden, in fein Zimmer, bethete das Deni Creator, und verlangte in gegen-
ba. märtiger Schwierigkeit ihren Rath. Sie waren alle der Meynung, man müffe zwar im
geringften nicht von dem Wefentlichen der Eonftitution Clemens des XI abweichen, aber
doch dabey alle mögliche Gefchicklichfeit anwenden, daß man nicht, durch unzeitige Hart-
naͤckigkeit alle Hoffnung , die fih der Pabft ihrer Religion wegen in China gemacht
hatte, zerftörte 0).
Liſt der Man: Den arten, gleich nach der Mittagsmahlzeit, kamen die vier Mandarinen zu dem
darinen. Legaten, in Begleitung eines fünften, den er nicht kannte. Er bildete ſich ein, fie bräch-
ten des Kaifers endliche Antwort; allein ihre Unterredung war faft nichts weiter, als eine
Wiederholung der vorigen. Sie drohten ihm; fie fehmeichelten ihm; und bedienten ſich
aller möglichen Kunftgriffe, ihn dahin zu bringen, daß er die ungluͤckliche Bulle follte fahren
fafien. Weil aber Mezzabarba unbeweglich blieb : fo ließen fie ihm beym Abfchiede nur die
Hoffnung noch übrig: der Kaiſer, welcher befchloffen hätte, gleich den naͤchſten Morgen alle
Europäer fortzufchicken, möchte ihnen noch einen Fleinen Aufſchub nicht abfchlagen, weil der
Winter fo ſtrenge wäre; und eben fo würde dem Legaten Zeit verftatter werden, fich von den
Beſchwerlichkeiten der Neife zu erholen.
Betrug eines Wenige Schritte von des Legaten Haufe meldete ihnen der fünfte mitgebrachte, mel-
Jeſuiten. ches Ludwig San, ein chinefifcher Syefuit war, den! Pereira vollfommen wohl Fannte,
diefer letztere babe alle Antworten Seiner Ercellenz vollkommen aufrichtig Übers
fest; aber doch bätte er eine Sache zu melden unterlaffen, nämlich: der Legat
erfüchte den Raifer, einen Brief, den der Pabft an die Barnabitermönche gerich⸗
tet hätte, zu Öffnen, in welchen vielleicht die Erlaubniß zu Wäßigung der Bulle
zu finden wäre, Die Mandarinen erftaunten hierüber, fehrten um, riefen den Pereira
an die Hausthüre , und festen ihn zur Mede, warum er diefen Theil von des Legaten
Unterredung verhelet hätte? Da der Jeſuit fagte: er hätte nichts dergleichen gehöre: ſo
riefen ſie den Mezzabarba felbft heraus. Diefer verficherte gleichfalls, er wüßte davon
nichts. Er feßte hinzu, „, das Schreiben an die Barnabitermönche enthielte, fo viel er
» glaubte, nichts weiger, als daß ihnen feine Abfendung befannt gemacht würde, Er wie:
„ derhofte hierauf fein Anfuchen, der Kaiſer möchte ſich gefallen laffen, des Pabſtes Schrei-
„ben an ihn zu lefen, weil folches Seiner Heiligkeit Gründe enthielte, warum fie ſich das—
„ jenige, was mit der chriftlichen Religion nicht übereinftimmee, nicht gefallen laſſen koͤnn—
„ten, ohne im übrigen ſich in etwas zu mengen, das mit derfelben zu vergleichen, und des=
„ wegen erlaubt wäre, „ -
Aber, fagten die Mandarinen, habet ihr einige Macht, die Strenge der Bulfe zu
mildern ? und enthält Seiner Heiligkeit Schreiben diefe Erlaubniß? » Nein, fagte der Le—
„gat, ich habe diefe Macht nicht, und-fein Menſch kann folche ertdeilen, Ich habe aber
„den Kaiſer erſucht, und erſuche ihn nochmals, des heiligen Vaters Schreiben zu öffnen,
„in der fichern Meynung, daß alles, was darinnen enthalten iſt, Seiner Majeftät voll:
„ kommen angenehm fenn wird. Gleichwohl habe ich auch Die Gewalt, gewiſſe Sachen,
„ die der Religion nicht zuwider find, zu verftarten, Will aber der Kaifer den Brief gar
„nicht
0) Biblioth, raif, auf ber 123 u. |. Seite, Be
XIV Buch XV Eapitd. | 553
„ nichtöffnen: fo verftatte er boch, daß folches feine Staatsbebienten thun dürfen, und erzeige 1720
mir die Gnade, mir Dollmetfcher zuzugeben, durch Deren Hülfe ich erflären Eann, wer Mezzabar⸗
» Pedrini und Rips find. be.
„ Erwähnet Diefe Seute nicht, fagte der Jeſuit San, indem er dem fegaten in die —
Rede fiel, „ſie find bey dem Kaiſer verhaßt. Eure Forderung wird Seine Majeftät er- ächtlihes
„zuͤrnen. Mezzabarba verfegte, es wuͤrde ihm leid ſeyn, den Zorn dieſes Monarchen Bezeigen
„auf ſich zu laden, was er geſagt haͤtte, koͤnnte er nicht widerrufen; und alles, was er ſich ggen den
„ ferner zu bitten unterflünde, märe eine größere Zahl von Dollmetſchern, feine Gedanken ER:
beſſer zu erffären, „ Hierauf giengen die Mandarinen fort.
Den folgenden Morgen ward dem $egaten gemeldet, der Kaiſer habe nach ihm ge Die Manta:
ſchickt. Er gieng fofort aus, und ward mit allen feinen $euten in ein großes Bonzasklo⸗ rinen erzet-
ſter geführer, wo er Chau chang, einen von den vier Mandarinen, und den Srater San Be ih mehr
antraf, der ipm meldete, er wuͤrde jeßo nicht vor Seine Majeftät gelaffen werden; fondern —— —
man würde ihm ein Haus unweit des Pallaſtes einraͤumen, damit die Staatsbedienten be- age
quemlich mie ihm fprechen möchten, Gleich darauf Famen Die Mandarinen hinein! San
fuhr fort zu verdollmerfchen, und ward beftändig von ben Mandarinen mehr geehret, als der
$egat, der ihm auch bey alfen Gelegenheiten den Vortritt laſſen mußte.
Diefe neue Unterredung betraf eben das vorige; aber die Sachen wurden hißiger abge- Reber ver.
handelt. Die Mandarinen beſchwerten fich heftig über den Maigrot, Rips, Pedrini aͤchtlich vom
und einige andere. Der $egat mußte viele harte Worte von ihnen anhören, und fie ſchon⸗ Pabſte.
ten den Pabſt ſelbſt nicht. Frater Fan nahm ſich vor den Bonzas die ſchimpflichſten Frey⸗
heiten heraus. „Wer ift der Pabft? fragte er unter andern. Der Pabft befiehle. Ich
„ bitte euch darum, mer ift er, daß er befehlen kann? Er unterftehe fich nicht, den Englän-
„ dern und Holländern zu befehlen, und China foll fih feinem Willen unterwerfen? Doc
„ wir wiſſen, wie wir uns dabey verhalten follen, In der That, die Engländer und Hollän-
„ der find fehr weiſe. „
Obgleich diefe fehimpflichen Reden dem $egaten durchs Herz giengen, fo hielt er doch
für das befte, ſich zu mäßigen. Cr antwortete dem San nichts, und fagte gegentheils zu
den Mandarinen alles, was er nur für vermögend hielt, fie zu befänftigen. Hierauf um-
armte ihn Chau chang und verſprach ihm goldene Berge.
Fan nahm ebenfalls ein leutſeliges Bezeugen an, und rieth beym Abſchiede dem Lega⸗ Giebt dem
ten, er ſollte dem de Tournon nicht nachahmen, damit er nicht eben die Verdrießlichkeiten —
zu befahren hätte, und ihrer Religion neue Schwierigkeiten erfparte. Mezzabarba aber —
that, als ob er ihn nicht hörte. Nachgehends ward er in ein anderes Haus, nicht über zwo
Meilen von Chang chung ywen gebracht, wo er aber beftändig noch eine Wache hatte.
Den Abend fam Li pin chung zum fegaten,in des Kaifers Namen die Abſchrift von
dem Schreiben zu fordern. Bergebens fagte er, er hätte Feine, und dürfte ſich auf fein Ge⸗
dachtniß nicht verlaffen, er mußte aber gehorchen. Nachdem er fich erklärt hatte,daß man ihm
die Sehler nicht zurechnen foltte, fo fhrieb er den Hauptinhalt nieder, welcher in nichts mehr
beftund, als was er den Mandarinen fo oft vorgefagt hatte. Folgendes find bie von dem
Pabfte erlaubten Gebräuche und der merfwürdigfte Theil des Schreibens P). S
„ Die
) Bibl, rail, auf der 128 und folg. Seite.
Allgem, Reiſebeſchr. V Band. Yaaa
1720
Mezʒabar⸗
ba.
en! EB
Erlaubte
Gebraͤuche.
Die Manda⸗
rinen ſind zu⸗
frieden.
554 Reiſen nach dem Reiche China.
„Sie koͤnnen in den Privathaͤuſern der Glaͤubigen in China verſtatten, daß man
» Bretter und Papier nur mit dem Namen des Verſtorbenen 4) habe, denen eine gehörige
» Erklärung beygefuͤgt if. Sie follen beforge ſeyn, daß hiebey fein Yergerniß gegeben,
„und aller Aberglaube vermieden wird.
» Sie fünnen alle hinefifche Gebräuche wegen ber Berftorbenen dulden, die bloß aͤu—
» Berlich find, und weder Aberglauben noch Verdacht haben.
» Man mag dem Confucius eine bloße äußerliche Verehrung erzeigen, auf die Tafel,
» die feinen Namen ohne einige andere Charaktere oder eine abergläubifche Auffchrift enthält,
„ſoll auch eine gehörige Erklaͤrung gefegt werden. Syn diefem Falle foll es erlaubt feyn, vor
» einer folchen Tafel, Lichter anzuzünden, Weihrauch zu brennen, und als eine Oblation
» Speifen vor fie zu fegen.
» Bor den folchergeftale befchaffenen Tafeln, koͤnnen Rniebeugungen und Niederfallen
„ zur Erde verſtattet werden, wie auch vor den Gräbern, oder den Seichnamen felbft,
» Gie Fönnen die bey den Leichen eingeführten Gebräuche, Lichter und Raͤuchwerk, ben
3 dem vorerwaͤhnten Miederfallen anzuzünden, verftatten.
» Sie koͤnnen verftatten, daß Tafeln mit Confeet, Früchten, und allen Arten von ge-
» wöhnlichen Speifen vor die Gräber der Berftorbenen gefeßt werden, und über folche die
» Tafel unter vorerwähnten Bedingungen mit der erforderten Erklärung geftelle wird: daß
» alles eine bloße weltliche Ehre und Ehrfurcht r) gegen den Verſtorbenen ſep,
>» Ohne weiter einige aberglanbifche Gebräuche zu beobachten,
» Ferner kann vor der Tafel die ehrerbiethige Handlung Robeu genannt, den erften
» Tag des Jahres, oder andere Tage, die durch die Gewohnheit dazu find beftimme wor-
» den, vorgenommen werben.
» Endlich Fönnen fie auch verftatten, daß vor befagten Tafeln Lichter angezündet und
„Raͤucherwerk verbrannt werde, nur mit Beobachtung der vorgefchriebenen Bedingungen.
» Eben diefes kann auch vor den Särgen gefihehen, wo fie auf vorbefchriebene Art Speifen
» binfegen, auch fi), mit vorerwähnter Vorſichtigkeit niederwerfen mögen „.
- Anterzeichnet: C. A. Alexandrinus et Legatus Apoftolicus,
Man ſieht bey Durchlefung dieſes Auffages leicht, faget der Sournalifte, daß der rö-
mifche Hof; allen allerley zu werden, den chinefifchen Neubekehrten, alles verſtattet,
was man ihnen nur verſtatten kann, bloß die Erlaubniß ausgenommen, zugleich Chriſten
und Heiden zu ſeyn.
Der Mandarin Li pin chung ſchien mit dieſer Erlaubniß ſehr wohl zufrieden zu ſeyn, nahm
fie nebft der Abſchrift des Schreibens zu ſich, und begab fich fo gleich nach Hofe, wo foft
alle Europäer ihre Ueberfegung mit äußerfter Ungeduld erwarteren, Sie fingen foglei an,
an felbiger zu arbeiten, und fobald ein Abſatz zu Ende gebracht war, las ihn der Berfchnit-
tene Sin fu. Alle gegenwärtige Mandarinen erflärten ſich, ‚fie zweifelten nicht, der
Kaiſer wide mit allem, was der Pabft zugeftanden hätte, voͤllig zufrieden ſeyn. Aber
wer ‚wird ſoches glauben? Joſeph Suarez, ein Jeſuit, der ein Argerer Heide war, als
die Chineſen ſelbſt, ſchaͤmte fich nicht zu geſtehen, daß er anderer Meynung fen.
„Gelaſſen,
Des Confucius und dergleichen. ) Per und ceitä oneſſa © pieta verfa.i defunti,
XIV Buch XV Eoapitel, — 555
„Gelaſſen, meine Herren, ſagte er mit viel Hitze zu ben Mandarinen, gelaffen; ich bitte 1720
„euch, denn in allem diefem ift nichts als Liſt und Betrug. Sehet ihr nicht, daß ver- Miessabar-
moͤge der römifchen Eonftitution von den Tafeln ber Verftorbenen, die weſentlichen Worte ba
— muͤſſen: dieß iſt der Sitz von deſſen und deſſen Seele! Der Pabſt erlaubt ——
„ſolche nicht . nes Jeſui⸗
Der Randarin Chau und der Verſchnittene, verſetzten, das haͤtte nichts zu bedeuten, —
da ihnen der Pabſt die andern Geremonien, als Beugungen und dergleichen verſtattete,
welche das Weſentliche ausmachten. „Dieß iſt genug, meine Herren, ſetzte Chau hinzu,
„was wollet ihr mehr? ich für meinen Theil will billig feyn, Es iſt genug, mas erlaubt
* = ne zufrieden „+ Hierauf nahm der Berfehnictene die Papiere und trug fie zu
dem Kaifer,
Den 2often begaben ſich die vier Mandarinen, in Begleitung bes Frater Fan, von Des Legaten
neuem zum $egaten, ihm einen Eaiferlichen Befehl zu überbringen, der nichts als wieber- Verwirrung.
holte Klagen über den Maigrot und Pedrini enchielte. Seine Ercellenz verficherten, es
fen ihnen unbekannt, daß diefelben ſich Seiner Majeftät verhaßt gemacht hätten, und fie
baͤthen unferthänigft wegen ber von ihnen begangenen Fehler um Berzeihung.
Die Unruhe und Angft hatten ihn fo abgemattet, daß Chan chang dadurch gerührt
zu ſeyn ſchien. Er vermahnte Herrn Mezzabarba, den Muth nicht ſinken zu laflen, mit
der Verfiherung, daß Der Kaiſer die chriftliche Religion liebte, und auf niemanden Zorn
hätte, als auf bie Boshaften, die den Pabſt wider folche Gebräuche eingenommen hätten,
bon denen fie felbft bloß falfche Begriffe hatten, und dieß wären eigentlich) die Leute, welche
die Ruhe der Miffion geftört hätten.
Den Nachmittag erſchienen zweene Barnabitermönche, Cefati und Ferrario, vor dem Barheis ei⸗
$egaten. Sie waren abgeſchickt, Seiner Excellenz Ankunft dem Kaifer , der fih in ver "9 Jeſui⸗
Tartarey befand, Fund zu thun; an ſtatt aber fie anzuhören, ließ fie der Monard) ins Ge: er
fängnig werfen, wo an fie eben die Fragen, wie an den Mezzabarba gethan wurden, wie
aus ber Abſchrift ihrer Frageftücen und Antworten erbellte. Sie meldeten unfer andern,
wie fie gefagt hatten, die Congregation de propaganda fide habe fie nad) China gefandt,
fo fey der Jeſuit Parennin, als Dollmetſcher, fo boshaft geweſen, dieſes Wort zu erklären.
Die Seute, welche fie gefandt hätten, wären Tribunaliften 5), welche Zaͤnkereyen unter
den Heuten erregten. Bipa habe ihm mwiberfprochen, und richtig erflärt, was die Con:
gregation ſey, worauf denn Parennin lachend verfeßt: was er gefagt bärte, Tiefe eben
dahinaus. r € :
Diefe und andere Stellen, wenn fie der Wahrheit gemäß find, faget der Journaliſte, Urtheil über
zeigen, was fuͤr nieberträchtige Mittel die Jeſuiten ergreifen, des vömifchen Hofes Abfich- ihr Verfab⸗
ten zu herſtdren, und ſich in ber Herefchaft zu erhalten, die fie durch unerlaubte Bergünfti- —
gungen uͤber die andern Miſſionarien erhalten hatten ?).
Aaaa2 | Der
. 9) Tribunalifi eccitatori de Liti. #) Biblioth, raiſ. 132 u. f. ©.
m.
— Reiſen nach dem Reiche China.
1720
Messaber:
ba,
Der Legat
wird nad)
Hofe gefors
dert.
Seine
Audienz.
Der I Abſchnitt.
Des Legaten vier Audienzen beym Kaiſer, und mas ben folchen
vorgegangen.
= . a
Der Zegat wird nad) Hofe gefordert. Seine Au: des Pabftes Zwiſt und MWiderfprüche, und dag
dienz. Berdrügliche Frage, Des Legaten Ant fie die von ihm Abgeſchickten hingerichtet hätten.
wort, Er wird fortgelaffen, Die Gejchenfe Noch eine Audienz. Die vierte Audienz. An:
soerden gefordert, Die Sefuiten drohen dem ſuchen des Legaten. Seine falichen Schluͤſſe.
Pabfte. Verdruͤßliche Bothſchaſt. Beleidigen⸗ Die Mifionarien erhalten Verzeihung. Die
des Degegnen der Jeſuiten. Privataudienz. Einigkeit wird ihnen angepriefen. Die Jeſui⸗
Kang hi beſchweret ſich über der Miſſionarlen und ten geben vor, Kang hi habe nur gefcherzt.
err Mezzabarba hatte feit feiner Ankunft zu Chang chung ywen taufend Verdruͤß⸗
lichkeiten, oßne die geringfte Hoffnung, daß er Audienz beym Rang bi erhalten würde,
ausgeftanden, da ihm den zoſten des Chriſtmonats im Jahre 1720, diefer Monarch durch
‚einen feiner Vettern, in Begleitung vier Mandarinen und ziveen anderer Beamten don der
Krone, melden ließ, er follte den folgenden Tag vor ihm erfcheinen. |
As fie diefes gethan hatten, fo verlangten fie, der Legat ſollte alle Europäer zuſam⸗
men berufen, daß fie ihm ihre Ehrerbiethung nach europäifcher Weife bezeugten, Wie folches
gefchehen. war, fo noͤthigten fie alle, den Legaten felbft nicht ausgenommen, auf die Knie
wiederzufallen, und zum Zeichen ihrer Ehrerbiethigkeie den Kopf neunmal auf die Erde zu
ſchlagen; diefes war, wie fie fagten, die Borbereitung zu ber Ceremonie,die fie den folgen-
den Tag vornehmen follten. Rachmittage kam ein neuer Befehl an Seine Ercelenz an,
in italienifcher Kleidung zu erfcheinen; feine Begleiter aber möchten ſich chinefifch oder euro:
päifch, Eleiden,
Zu der angefegten Stunde kam der Mandarin Lipin chung, den Segaten zu feiner
Audienz zu führen. Diefer Prälat hatte den Chorrock 2), nebft dem Humeral 5) an,
und ben Mantel c) darüber. Affe europäifche Miffisnarien waren auf chinefifche Art ge⸗
Eleidet ; entiveber weil fie nicht genug vollftändige Kleider von ihrer Art hatten, oder, mie
Viani Hinzufeget, um den Ungläubigen duch die Mannichfaltigkeit der Kleidung, wo⸗
durch fih die Mönche vom den verfchiedenen Orden unterfcheiden , Fein widerwärtiges
Anſehen zu geben. . ‚
Als fie in den Pallaft gekommen waren, fo führte man den $egaten ducch einen großen
Hof in eine weite und prächtige Halle, mo die Unterfönige und Großen in zwölf Reihen
geftellet waren, fo daß ſich jechfe rechter Hand des Thrones, und fechfe linker Hand, befan-
den. Bor einer jeden Reihe wurden vier Tafeln mie Früchten und füßem Gebackenen gefegt,
Nachdem der Kaifer hineingefommen war, und fih auf feinen Thron gefegt hatte, fo
fiel Mezzabarba mit feinen Begleiter, nebft den gervöhnlichen Ehrenbezeugungen, auf die
Knie. Nach diefem überlieferte der Segat dem Kaifer des Pabſtes Briefe, welcher ſich nach
des heiligen Vaters Befinden erfundigte, und den Brief, ohne folhen zu öffnen, dem
zweyten Berfchnietenen gab. Darauf ftellten fie Seine Eycellenz ans Ende der erften Reihe
der Großen, und feine Begleitung, hinter die fechfte. Auf ein Zeichen ‚ das der Kaifer gab,
feste fich die Berfammlung nieder, i
Nachdem
s) Eine Kirchenkleidung. 6) Ein purpurner Obermantel oder Zierrath über den Chorrock.
XIV Buch XV Eapitel. 557
Nachdem ſolches gefchehen war s fo brachten einige Mandarinen dieſem Prinzen einen 1720
Oberrock von Zobeln nad) chinefifcher Art, und der Kaiſer nahm den, den er anhatte, und Mezʒabar⸗
der auch von Zobeln war, ab, und ſchickte ihn dem Segaten, welcher ihn fogleich über feine ba.
geiftliche Kleidung anlegte, und durch tiefe Verbeugungen feine Dankbarkeit bezeugte,
Tach diefem fingen Seine Majeftät an, zu eflen, und alle diejenigen, die gegenwärtig
„waren , folgten dero Beyfpiele, Währender Mahlzeit Hatte der Monarch die Gnade, vers
fhiedene Schüffeln von feiner Tafel nicht nur dem Legaten, fondern auch den Miflionarien
zu fenden. Als fie abgefpeift hatten, fo ward Herr Mezzabarba unweit des Throns ger
bracht, und erhielt aus des Kaifers eigener Hand einen Becher. voll Wein. Vier Man-
darinen gaben allen feinen Begleitern eben dergleichen, und diefelben giengen, diefe Gnade
zu genießen, vor den Thron, womit fic) die Bewirthung endigte.
Gleich darauf brachte man den Legaten wieder vor den Thron; und nachdem der Kai: Verdruͤßliche
fer einige wenige Fragen ohne Ordnung, feiner Abfendung wegen , gethan hatte: fo fragte Frage.
er ihn mit boshaften Abfichten: „was gewiffe europaͤiſche Gemälde bedeuteten; an Denen er
„ Menfchengeftalten mit $lügeln gefehen hätte? „_ Wiessabarba antwortete: es wören
vielleicht dev Herr Jeſus, die heilige Jungfrau, andere Heilige, oder vielmehr
Engel gewefen. Warum werben fie aber, fragte Rang bi, geflügelt vorgeftellee? Ihre
Schnelligkeit auszudrucken, verfegte Der Legat. », Das, fagte ver Kaifer, würden unfere
Ebineſen nie verftanden, fondern es vielmehr für einen geoben Irrthum gehalten haben,
„ Menfchen mit Flügeln zu malen. Gleichwohl koͤnnten fie fich vorftellen, daß diefes nur
„, eine fpmbolifche Bedeutung habe, und aus den Büchern der Europäer, wenn fie ſolche völ-
„, fig zu verftehen vermögend wären, die Wahrheit an ftatt des Irrthums erkennen. »
Hierauf nahm er drey Stücken Zeug, ein rothes, ein weißes und ein gelbes, die auf
feiner Tafel lagen, wandte ſich zur ganzen Verſammlung, und. fagte: , wenn einer behau⸗
pten wollte, der. rothe Zeug ſey weiß, und der weiße gelb; was würdet ihr von ihm ur-
5 cheien? Iſt es moͤglich, Leuten zu glauben, die einerley Sache bald weiß bald gelb
„nennen? „
Man entdecket des Monarchen Abſicht bey dieſer Unterredung, ohne großes Nachden- Des Legaten
Een. Die Widerfprüche in den päbftlichen Decreten, wegen ber chinefifchen Gebräuche, wer- Antwort,
den fehr deutlich darinnen angeftschen; und ich glaube, ſaget der Syournalifte, Herr Mez⸗
Zabarba wuͤrde lieber die demuͤthige Ceremonie des Niederkniens und mit dem Kopfe auf
die Erde zu ſchlagen, noch hundertmal wiederholt, als dieſen Einwurf beantwortet haben.
Aber dag war nicht zu vermeiden.
Er fügte alfo: Jeſus Ebriftus babe bey ſeinem Aufenthalte auf Erden alles,
was er sum Deften feiner Religion für nöthig befunden, ausgemacht, und alle
Sachen, die eine Verwandtfchaft damit batıen, entfehieder. Wie er aber nach⸗
gebends gen Himmel gefabren ſey, fo babe er hierunten in-St. Peters ımd feiner
Nachfolger Derfonen ehren Statthalter gelaffen, der in-allen Sachen, die das
Chriftenthum beträfen, einen Ausfpruch chun koͤnnte. Zr verhuͤte durch beſon⸗
dern Beyſtand ſeines Geiſtes daß ſein Statthalter nicht irre, wenn er Strei⸗
tigkeiten entſcheidet, oder die Schrift ausleget: folalich habe Clemens XI, unter
dem Beyſtande eines hoͤhern Lichtes, nicht koͤnnen betrogen werden.
Aaaa3 Aber,
©) Ein kurzer Purpurmiantel. 4) Bibliotk, rail- AXV Band 2 Theil, aufder 327und folg. Seite-
558 | Reiſen nach dem Reiche China.
1721 » Aber verſetzte der Kaiſer, iſt es wohl möglich, da der Pabſt von ber Beſchaffen⸗
Meʒabar⸗ „heit der chineſiſchen Gebräuche urtheilen kann, die er nie geſehen, und wovon er feine per⸗
ba. fonliche Kenntniß hat; eben fo, als wenn ich von europäifchen Sachen urtheilen wollte? »
Der Legat antwortete: Seine Heiligkeit wollte über die Sachen in China nicht
richten, fondern nur. entfeheiden, was für Gebräuche die Chriften, die fich in
diefem weiten Reiche befänden, beobachten dürften, ohne die Grundfäge des.
Chriſtenthums zu verlegen, und was für Bebräuche auf der andern Seite nach
eben diefen Grundfägen zu verbierhen wären e).
Er wird fort: Ich weis nicht, ſaget der Journaliſte, ob Rang bi mit biefer Ausflucht zufrieden gewe⸗
gelaſſen. ſen iſt. Viani ſetzet nur Hinzu, der Kaiſer habe ihn gefragt: ob er noch eiwas mehr vorzu⸗
N bringen hätte? und da Mezzabarba das Hauptwerck feiner Gefandrfchaft zu berühren ange⸗
fangen, fo wäre ſolches vom Kaifer auf eine andere Audienz werfchoben worden, Gleichwohl
that er noch) einige Fragen an den Segaten, als: ob ſich unter feiner Begleitung Mathematik⸗
verftändige befänden? ob er ein Geheimniß wüßte, das Gedaͤchtniß zu ftärken? Nach-
bem er folches verneinet hatte: fo fagte man ihm, er Fönne ſich mwegbegeben ;. und als er nach
"Haufe kam, fo erhielt er als ein Geſchenk alles überbliebene von der prächtigen und kaum an⸗
gerührten Collation, die in der Audienzhalle bereitet war. Mezzabarda fandte gegen⸗
cheils Seiner Majeſtaͤt die Miſſionarien, die er zu feinem Dienſte aus Europa mifges
bracht hatte.
Die Sehen: Den folgenden Morgen, als den ıften Jenner des Jahres 1721, Famen die bier fo
Eewerdenger oft erwaͤhnten Mandarinen, dem Segaten des Pabfteg Geſchenke an den Kaiſer abzufordern.
fordert Er verſprach ihnen, ſolche zu ſenden ſowohl als diejenigen, die er für ſich felbft mitge—
bracht hatte, fobald fie nur Fönnten in Ordnung gebracht werden. Diefe Beamten erho=
ben die Ehre, mit welcher Seine Majeftät den Legaten vorigen Tages überhäuft härten,
ausſchweifend, und fragten bey ihrem Abfchiede alle Perfonen von feiner Begleitung einzeln,
ob fie nicht ein Geſchenk für den Kaifer hätten ?
Nachmittage brachte der Verſchnittene Sin fir dem Legaten verfchievene Arten von
Speifen von des Monarchen Tafel; und unter andern Fafane, die Seine Majeftät eigen
händig getödter hatten. Dieſer Staatsbediente wiederholte ven Befehl, die päbftlichen Ge⸗
ſchenke fertig zu halten, mit dem Zufage, die Parres Ceſati und Ferrario Eiunten nach
Hofe kommen, und der Kaifer würde das Schreiben, das fie mitbrächten, annehmen. Die
Sobfprüche auf des Kaifers Frengebigkeit wurden wiederholt. Endlich nahm der Verſchnit⸗
tene feinen Abfchied, und Mezzabarba ward mit feiner Gefellfchaft in ein bequemer Haus
zu Chang chung ywen gebracht, welches man ihnen als eine neue Gnade anrechnete; nie⸗
mand aber durfte ein- oder ausgehen, als Die Miffionarien vom Hofe.
Die Jeſuiten Den zten giengen Seine Ercellenz nach Hofe, in Begleitung aller Miffionarien ‚ unter
drohen dem Denen fich Ceſati und Ferrario befanden, welche den Mandarinen Das Schreiben ‚ das fie
Pabſte. gebracht hatten, überlieferten. Chan changz öffnete es vor dem Legaten, und gab es dem
Jeſuiten Suarez zu überfegen. Diefer las es einigen feiner Mitbrüder vor, welche damit
ſehr übel zufrieden zu ſeyn ſchienen, befonders Regis und Simonetti, die, ohne die gering«
fte Mäpigung zu brauchen, ſich über die geringe Achtung beſchwerten, die der Pabft gegen
die
e) Biblioth, raif. am oben angeführten Orte, auf det 331 und folgenden Seite.
KIV Buch XV Enpitel, 559.
die Gefeltfchaft gezeigt hatte. Sie beflagten fich über feine Ungerechtigkeit, Ya, Ceſati 1721
und Ferrario verficherten den Verfaſſer, Viani, oft bey ihren priefterlichen Ehren, Si⸗ Wessabar-
monetti häfte einftens, voll Grimm wider Seine Heiligkeit, ausgerufen: der-Dabfi, ®%
wird unfere Befellfebaft fo weir aufbringen, daß er fie endlich nöthigen wird,
aller Weit zu zeigen, was fie zu thun vermögend iſt.
An eben diefem Tage überbrachte dev Legat Seiner Majeftät des heiligen Vaters Verdruͤßliche
Geſchenke. Der Kaifer nahm folche ſehr gnädig an, und erzeigte dem Legaten einige Merk- Bothſchaft.
maale der Freygebigkeit. Bald aber folgte eine ſehr verdruͤßliche Bothſchaft darauf. Zweene
Verſchnittene kamen ihm zu melden:
Wenn Seine Majeftät bie Unordnungen, welche dieſe Geſandtſchaft veranlaſſet, haͤt⸗
ten rise fönnen, fo wuͤrden fie nicht unterlaffen haben, die Urheber davon bey Zeiten
zu ſtrafen.
2) Der Pabft verftehe bie hinefifchen Bücher, und folglich auch ihre Gebräuche nicht,
er £önne alfo von denſelben fo wenig urtheilen, als der Kaifer von China von den europaͤiſchen.
3) Seine Ercellenz würden alſo ſehr weislich handeln, wenn fie fich den Borfchriften,
Die ihnen der Kaifer würde geben laffen, gemäß aufführten, und die Rathſchlaͤge gewiſſer
niederträchtiger und unruhiger Leute nicht anhoͤrten, welche grobe fügen nach Rom gemeldet
und gefihrieben hätten. |
Die Verſchnittenen giengen noch weiter, als fie der Faiferliche Befehl berechtigte, und Beleidigen⸗
fepmähten heftig auf den Carbinat de Tournonz und da Die Klagen immer einerley waren, des Begeg
fo erfolgte auch immer einerley Antwort. Es ward ihn fehwerer, fich bey den Schmähun- age: Se⸗
gen zu mäßigen, die der Jefuit Mouravo gegen den Pabft ausſtieß. Allein ige warnicht
die Zeit, fich zu rächen: alle Umftände kuͤndigten einen herannahenden Sturm an. Die
Wache ward verſtaͤrkt, und niemand hatte die Freyheit, in des Segaten Haus zu gehen, als
mer zu bem Sefuiten Pereiva wollte, und diefer ſtund bey Hofe fo gut in Gnaden, als der
Legat fhlecht daſelbſt fund.
Den zten meldeten einige Mandarinen, in Begleitung des Jeſuiten San, und des
Verſchnittenen Sin fir, dem Herrn Mezzabarba, der Kaifer wollte ihm ein Geheimniß
entdedfen, wenn er ſchwoͤren wollte, folches niemanden, als dem Pabfte, zu melden. Seine
Ercellenz beftvebten fich vergeblich, dieſer Ehre zu entgehen, die defto gefährlicher war, da
San allein Dollmerfiher feyn, und Herr Roveda ein freuer Diener der Jeſuiten ſich dabey
befinden ſollte. Er mußte aber gehorchen, und nichts wuͤrde von dieſer geheimen Linterre-
dung jemals heraus gefommen feyn, wenn nicht der fegat in ber Ungewißheit , ob er dem
Pabſte das, was hiebey war gefprochen worden, würde 'perfönfich melden fönnen, dem
Viani eine Abfchrift davon, unter dern Siegel der Beichte, übergeben hätte, bie vom Rover
da aufgeſetzt, von ihm aber mit einigen Zufögen vermehrt war, Man fand fie unter des
Viani Papieren. 7:
Diefe Unterredung ward ben gten Jenner im Jahre 1721, in Gegenwart Sriedrichs Geheime
Asveda, eines Miffionärs, des Geſandten Caplans, und des Sefuiten Sam gehalten. Audienz-
Sie beftund in eilf Fragen, die der Kaifer that, und Des Legaten Antworten. Die drey
erſten waren von keiner Wichtigkeit. Die vierle kam darauf an. der Kaiſer glaubte nicht,
daß des Pabſtes Verordnung in Frankreich beobachtet würde ). Der Legat
antwor⸗
A) Zu Rovedas Abſchrift heißt es: Es ſcheint mir nicht, daß Frankreich in Seieden iſt.
560 Reifen nach dem Reiche China.
1721 antwortete: „eshäften einige ſich in der That unwillig bezeige, fie anzunehmen; aber bie
Mezʒʒabar⸗ „ meiften an ſich doch des Pabftes Entfcheidung unterworfen. Es hätte ihm auch vor
ba feiner Abreife aus Europa gefchienen, als ob alle Streitigkeiten dieferwegen beygelege
„wären 2), und inan habe ihn folches zu Liſſabon verſichert.
Fuͤnftens meldete der Kaifer dem Mezzabarba, ob er gleich andere Gefandte und un⸗
£er andern aus Rußland und aus Korea an feinem Hofe gehabt hätte, fo fey doch keinem
fo viel Ehre wiederfahren, als ihm, weil er des Pabftes Öefandter wäre,
Sechſtens fagte er, ob er gleich den europäifchen Mathematikverftändigen, wegen eini«
ges ihm extheilten Unterrichts verbunden wäre: fo hätte er fie Doc) jego nicht bey diefer Un—
terredung gelaffen, und fpräche mit ihm mit der größten Vertraulichkeit, Der Legat dankte
Seiner Majeftät für diefe beyden Gnadenbezeigungen >).
Kang hi be: Siebentens rieth ihm der Kaifer, vergnüge zu ſeyn, und folchen fehlechten und nieder⸗
klagt ſich traͤchtigen Seuten, wie Pedrini und Ripa wären, Fein Gehör zu geben : „beſonders fagte
„er, ift Pedrini ein nichtswuͤrdiger Kerl, wie ich euch aus verfehiedenen Proben, und aus
„ einem Verſuche, der mit ihm felbft angeftellt worden ift, darthun fönnte, wenn ich nicht
», befürchtete, mich zu erzuͤrnen. Gleichwohl begegne ich ihm eben fo gnädig, als den übrigen
„» Miffionarien, und habe getrachtet, fie mit ihm zu verfohnen, aber vergebens 2)... Mezza⸗
barba antwortete: diefe Leute wären fehr ftrafbar, und er bewunderte Seiner Majeftät
Gnade, bey folchen Fehlern, die von Europäern begangen würden. DE
. aber die Miß Achtens meldete ihm der Kaiſer: „, er, habe verfuchet, die Miffionarien von verfchies
—— „denen Nationen, als Portugieſen, Franzoſen, Italienern und Deutſchen zu vereinigen; ſie
en Pabſt, , wären aber nicht zu vergleichen, und was er am menigften begreifen fönne, fo wären die
„Jeſuiten felbft beftändig uneins. Er habe alle Miffionarien in ein Haus gelegt, damit
„ſie auch nicht mehr als ein Herz haben ſollten, allein auch diefes hätte Feine Wirfung bey
„ihnen. Einer nennte fich einen Priefter, der andere einen Srancifcaner, der dritte einen
„ Dominicaner und der vierte einen Jeſuiten, welche unverföhnliche Uneinigkeit mir ſehr
„ feltfam vorfömmt „. Der Segat bath bey diefer Gelegenheit, wegen deffen, was ihm
die Europäer zu wider gethan hätten, um Verzeihung, und verficherte, des Kaifers große
Langmuth gegen Diefelben ſey durch ganz Europa berühmt; mit dem Zufaße, wenn Seine
Majeftäs ihm verftatten wollte, an ihrer Vereinigung zu arbeiten, fo wollte er allen Fleiß
Dazu anwenden.
wegen ihres Darauf fragte der Kaiſer neuntens, „ob er es wollte über fich nehmen, daß ſie fich
Zwiſtes und „, feinem Yusfpruche unterwerfen folleen s? Der Legat antwortete, er koͤnne es nicht verſpre⸗
Widerſpꝛuchs hen, hoffe es aber.
Die zehnte Frage wars wie der Pabft den fo verfchiedenen Erzählungen diefer Mönche
Glauben beylegen koͤnne, da ihnen die chineftfchen Gebräuche fo fehlecht befannt wären, daß
fie einander gerade widerfprächen? „Wie Fann der Pabft unter folhen Umftänden von
„den chinefifchen Sachen urtheilen? fragte er. Siehet er, daß ich mid) in die europäifchen
„ menge?
R » Der
g) Wie falſch iſt nicht diefe Nachricht des Lega⸗ Tich andern Gelegenheiten, mitten unter den Ge-
ten, da der Zwiſt noch dauert. fhäfften feines weitlänftigen Reichs, die er alle ſelbſt
5) Biblioth, rail. auf der 331 und folg. Seite. unterfuchte, fi) die Zeit und Geduld nahm, die
i) Man muß über die Güte und Gefälligfeit Streitigkeiten zänfifcher Geiftlichen anzuhören, und
dieſes Kaiſers erſtaunen, der bey biefer und umaͤh⸗ ſich um ihre Beylegung zu bemuͤden.
XIV Buch XV Eapitl 561
„Der heilige Vater, verfegte Mezzabarba, bat nichts entſchieden, bis er beyde 1721
» Parteyen, ſowohl die Jeſuiten als die andern gehört, alle Nachrichten gefammelt und al: Wessabar-
„ies, wie er felbft verfichert, veiflich überlege hat. Auch hat er, fuhr der Legat fort, den. ba.
»» Beyftand des heiligen Geiftes zu diefer Entfeheldung-gehabt, der die Paͤbſte in Religions- *
„ſachen nie irren läßt A). Endlich bar der Pabft von feinen chineſiſchen ſondern nur von
„ folchen Sachen geurtheilt, welche die römifihe Neligion betreffen „,
Hierauf anttoortete der Kaifer eilftens, des Legaten Anführen Fönne nicht richtig ſeyn,
weil der Pabſt von der Sache nicht mit Wahrheit fen benachrichtige worden. „Ich liebe
„eure Neligion fehr 7), fegten Seine Majejtät Hinzu, ich bethe eben den Gott an, ben
„ihr anberhet, Wenn ihr alfo eine Schwierigkeit findet, fo wendet euch an mich, und ich
„ will euch folche heben. Der Legat dankte für alle Önade, und verfprach folches zu thun.
Gegen das Ende der Audienz, bemerkte der Kaiſer, daß Feiner von denen, die er nach) und daß fie
Europa geſchickt babe, nad) China zurück gekommen fey, und wie er, wegen der Sachen, feine Abge⸗
die ihnen wären aufgetragen geweſen, Feine Antwort erhalten hätte, fo argwohnte er, fie was Mitten in:
ten mit Einwilligung Seiner Heiligkeit hingerichtet worden, gerichtet,
Um Seiner Majeſtaͤt Verdacht zu widerlegen, ftellte ihm der Legat vor, wie heilig
der Charakter eines Geſandten bey den Europäern fen, und daß weder der Pabſt noch feine
Religion etwas hätte durch den Tod diefer Leute gewinnen fonnen, da es gegentheils wohl
bekannt fey, daß die Schiffe, in denen fi) Barros und Bauvolier befunden hätten, vor
ihrer Ankunft in Europa unfergegangen wären. Raimund fen geftorben, ehe er nod) in
Italien gelandet wäre, und Provang fer nach China vom Pabfte mit mündlichen Unter—
richte, Seiner Majeſtaͤt Berlangen zu ftillen, zurück geſchickt worden.
Ferner fagte der Kaiſer: ,, die Berordnung wegen der chinefifchen Gebräuche, ſey im Cr tadelt bie
» geringften nicht in Abficht auf die römifche Religion gegeben worden. Man habe fich da- Eonftitution.
„ durch nur dem Heren Maigrot, Pedrini und andern zu gefallen, an den efuiten rä-
„ chen wollen„. San verdollmerfchte diefe Worte nicht, und der Legat würde nie etwas
davon erfahren haben, wenn der Kaiſer den roten diefes Monats, folches nicht wiederhohlt
und dem Mezzaͤbarba zu fagen befoplen hätte, daß er diefes ſchon in der geheimen Audienz
erklärt habe, Man erfieht hieraus, wie Fan, feine Abfichten befler zu verbergen, und es
nicht zu verrathen, daß er mit dem Kaiſer in einem Verſtaͤndniſſe flünde, die Sachen, die
er von des Kaifers Reden wegließ, Durch Wiederhohlung einerley Fragen erfegte, mie aus
Rovedas Erzählung erhellet.
Diefe Nachricht zeige klaͤrlich, ſaget der Journaliſte, daß alfes am Hofe zu Pe king
nach der Einrichtung der Jeſuiten ſelbſt gegangen; daß der Kaiſer den Legaten nur zum Be:
ften gehabt, und Seine Ercellenz von den Dollmetſchern nach Gefallen betrogen worden;
und daß endlich diejenigen, Die ihn betrogen, Feine andere Abficht gehabt, als ihre Religion
ihrem Eigennuge aufzuopfern m). *
Eine neue Aublenz, die Herr Mezzabarba vorerwähntermaßen, den toten Jenner Neue
erhielt, diente nur feine Unruhe und Verwirrung zu vermehren. Pedrint und Ripa nebft Audiem.
vier
k) Da ver Irrthum des Pahftes offenbar war, nicht in Lehrſaͤtzen, irren.
fo hätte ex beffer gethan, nach ihrem eigenen Unters 1) Wenn es wahr ift; denn feine von den ftreis
fehiede zu geftehen, der Pabft konne in Entſchei⸗ tenden Partenen hätte ihn hierinnen Fügen geſtraft.
dungen, die ſich auf Begebenhelten beziehen, obwohl ) Biblioch. raif. auf der 337 und folg. Seite.
Allgem. Beiſebeſchr. V Band. Bbbb
sr Reifen nach Dem Neiche China.
1721 vier Jeſuiten waren des Kaifers Dollmetſcher; der Legat aber hatte Feinen noͤthig, weil
Mezʒabar⸗ Rang bi ganz allein redete. Er erzählte umſtaͤndlich alles, was feine Staatsbedienten
ba.
Vierte
Audienz.·
Anſuchen des
Legaten.
Sein falſcher
Schluß.
ſchon zuvor geſagt hatten, und meldete endlich dem Legaten, er wollte ihm einen Si oder
£aiferlichen Befehl ſenden, darinnen er ſich wegen des Geſchaͤfftes der Legation ausführlich
erklären wollte, und ihn erfuchen, ev follte folches veiflich überlegen; nach diefem wollte er
einen von feinen Bedienten nach Rom fenden: der Legat aber follte ruhig feyn, und fich
über nichts, was auch vorfallen möchte, "einen Kummer machen. Seine Ercellenz wollte
. antworten: allein, die Dollmetſcher verlangten nicht, ihn anzuhören, Keiner von ihnen
fprach mit dem Kaiſer als San, und diefes allemal insgeheim.
Den ıgten hatte er eine vierte Audienz, die feyerlicher als eine von den vorhergehenden
mar. Seine Majeftät verordneten, es follten alle Europäer, felbft die Kranken, und auch
Frater Caſſio nicht ausgenommen, gegenroärtig feyn. Als fie erfchienen, fo that der Kai-
fer nach den geröhnlichen Ceremonien, einige Fragen von geringer Wichtigfeit an den tega-
ten; hielt ſich ſehr daruͤber auf, daß er bey fremden Völkern fo wenig Redlichkeit fände,
fo ſehr gegentheils die Ehinefen aufrichtig, und Feinde aller Falſchheit und alles Betrugs
wären, Darauf wandte er fich gegen ben Segaten und fagte, er follte alles was er zu veden
hätte, mit aller möglichen Freymuͤthigkeit und.allem Nachdrucke vorbringen.
Diefes munterte den Legaten auf, under fagte, es wären drey Dinge, die er Seiner
Majeftät wegen des Pabftes vorzutragen oder von Derfelben zu bitten hätte, Erſtlich daß
fich die chinefifchen Chriften der Entſcheidung Seiner Heiligkeit wegen der chinefifchen Ge—
brauche unterwürfen,
Rang bi verlangte hierauf nochmals zu wiſſen, was der Pabft an diefen Gebräuchen
auszufeßen hätte. Mezzabarba drang auf Einrathen der Dollmerfcher, nur auf einen
Punkt, und ftellte vor, der Pabft verdammte ausdrücklich die abergläubifche Verehrung
der Tafeln, denen nicht die gehörigen Erinnerungen bengefügt wären. Der Kaifer aber
antwortete: „Confucius habe diefe Werehrung nicht eingeführt, fondern fie fey von Frem⸗
„ den in die chinefifche Religion gebracht worden; es fen gleichwohl keine Sache von geringer
» Wichtigkeit, gehöre auch nicht für den Pabft, davon zu urtheilen, fondern für die Unter-
koͤnige und Mandarinen der Provinzen, er aber wolle nichts weiter von der Sache hören „.
Der Legat feste hinzu: der Pabft mishilligte es, daß dem wahren orte, die Titel
Tyen und Shang ci beygelege würden, worauf der Katfer eviviederte, das fey Mur eine
Kleinigkeit, und es wundere ihn, wie fie Darüber ſoviel Jahre ftreiten fönnten. Er fragte
gegenfeitig: „ob Mezzabarba glaube, daß einer von den gegenwärtigen Europäern eine
„ abgöttifche Handlung verftattet, und der Stifter der Miffion Ricci geirret hätte, ?
Die erfte Frage übergieng der Legat ohne fich lange dabey aufzuhalten, und beantwor-
tete fie nur halb, auf die zweyte antwortete er mit aller Vorſichtigkeit, welche für jemanden
nöthig ift, wenn er mit Leuten zu thun hat, die er fürchtet. » Pater Ricci, fagte er, hat in
„ geroiffen Dingen ohne Schuld geirret, weil der heilige Stubl noch feinen Ausſpruch dar—
„ Innen gethan batte,
* Was
#) Aber bey den Roͤmiſchgeſinnten macht des ſpraͤche, Tugend fey Laſter, und Kafter fey
Pabſtes Entſcheidung den Unterfchied zwischen Recht Tugend, ſo muͤſſe man ibm glauben.
und Unrecht. Bellarmin faget: Wenn er aus:
XIV Buch XV Capitel. 563
Mas fir Ausfluͤchte find das! ruft der Journaliſte aus. Ricci hatte erlaubt, abgöt- 1721
tifche Gebräuche mit chriftlichen zu vermengen, und dem ungeachtet war fein Irrthum un- Mezzabar⸗
fchuldig, weil der römifche Hof fie damals noch nicht verdammt harte. Waren diefe Ge. ba.
Bräuche an fich unſchuldig; warum brandmarfte fie der Pabft mit dem Namen einer Abgöt- ——
erey Waren fie an ſich abgoͤttiſch; wie konnte Ricci, feiner Unſchuld unbeſchadet, fie bey
dem chriſtlichen Gottesdienſte zulaſſen? n). Der Legat war gluͤcklich, daß der Kaiſer ihm
nicht diefen Schluß vorlegte, auf den er mit aller feiner Spisfündigfeit Feine ſcheinbare Ant-
wort würde ertheilet haben.
Ziweytens trug Herr Mezzabarba dem Kaifer vor, der Pabft hoffte, da feine Con⸗
ſtitution nur geiſtliche Sachen betraͤfe, ſo wuͤrden alle Chriſten in China ihm mit eben der
Unterwuͤrfigkeit gehorchen duͤrfen, die ſie Seiner Majeſtaͤt im Zeitlichen ſchuldig waͤren.
Hang bi dezeugte bey dieſem Vortrage großen Beyfall 0), und befahl, der Legat ſollte
weiter fortſahren.
Seine Ercellenz ſagten alſo drittens, er hoffte, Seine Majeſtaͤt würden allen Euro- Die Mifie:
paͤern, die das Ungluͤck gehabt hätten, ihnen zu misfallen, gnaͤdigſt verzeihen. Er blieb, narien erhal⸗
da er diefe Bitte that, mit dem Gefichte auf der Erden liegen, welches Demüthige Bezeigen ten Derzeis
den Kaifer dergeſtale ruͤhrte, daß er dem Segaten ein fehe ſchmeichelhaftes Compliment hung⸗
machte, und ſagte: „was er geſagt und gethan habe, ſey unverbeſſerlich; aufs Fünftige ſey
alles ins Reine gebracht, und Die ganze Sache geendigt. „ Gleichwohl gab er dem Lega⸗
ten Erlaubniß, dasjenige, was er noch zu fagen hätte, vorzubringen.
Seine Excellenz bathen darauf, daß ihnen möchte verſtattet werden, in China als
Superior über die Miffionarien zu bleiben. Die Antwort darauf aber verfchob der Kaifer
auf eine andere Zeit; und da Meszabarba nochmals dem Kaifer inftändigft angelegen
hatte, Das vergangene zu vergeſſen, fo war diefer Monarch nicht zufrieden, daß er ihn fei- und ihnen
ner Bitte gewährte, fondern erfuchte ihn fogar, von feiner Seite, den Miffionarien, die fich id Ein»
möchten vergeffen haben, gelinde zu begegnen ; mit dem Zufaße, faft alle zankten ſich mit —*
einander : fie ſollten aber von dieſer Zeit an, als Kinder in einer Familie, und in der genaue— gepeiefern
ſten Eintracht leben.
Nach diefem wollte fich der Segat wwegbegeben; Kang bi aber fing das Gefpräch von
neuem an, und meldete ihm, er müßte, fobald als möglich, jemanden an den Pabit fehi-
den, und denfelben von allem, was vorgefallen wäre, benachrichtigen. Seine Ercellenz
antwortete, fie würden diefen Befehl ohne Auffehub erfüllen. Hierauf ward er mit allen
Miffionarien fortgelaffen, den Suarez und Bonver ausgenommen, die Seine Majeftät
| ielten.
ng — gieng mit vieler Zufriedenheit aus dieſer Audienz. Alle Miſſio⸗ re
narien waren fehr vergnüge, nur die Jefuiten fehienen traurig zu ſeym. Sie berichteten de, gar
dem Legaten, wo nicht Gott des Rang bi Herz wunderthaͤtig gerührt haͤtte: fo ſaͤhen fie habe nur ge-
alles, was ihm dieſer Monarch geſagt haͤtte, bloß als eine Spoͤtterey an. Er ſpotte ſehr ſcherzt.
gern und habe unſtreitig mit ihm geſcherzt. Der Segat erſtaunte über dieſe Reden, und
wußte kaum, was er denken ſollte.
N
Bbbb2 Indeß
0) Vermuthlich iſt dieſes ſpottweiſe oder aus war eben bie Stroitſrage, der ſich der Kaiſer fü
Verachtung geſchehen z denn des Legaten Anfuchen lange widerſetzet hatte;
1721
Mezzabar⸗
ba.
Die Geſtalt
der Sachen
veraͤndert
ſich.
564 Reiſen nach dem Reiche China.
Indeß kamen Chau chang und die andern Mandarinen, und trieben ihn an, ſein
Schraben an den Pabſt fertig zu halten, weil der Kaiſer den Reinold und Roveda nad
‚Rom fenden wollte. Diefer Brief enthielt nichts als prächtige Befchreibungen vori der Art,
wie Rang bi Seine Ercellenz aufgenommen, von den Gefchenfen, die Seine Majeftät
ihm gemacht, und dem glücklichen Yusgange feiner legten Audienz. Er fagte davon, der
Reifer babe das Evangelium des Pabftes Verlangen gemaͤß zu predigen vers
ftattet. Die Miffionavien waren der Meynung, diefe Ausdruͤckungen wären zu ftarf, da
ſich der Kaiſer nicht eben fo ausdrücklich erklärt habe. Der Legat verfegte, er habe mit Bor-
fage fo gefchrieben: denn wenn Seine Majeftär verftatteten, daß der Brief fo fortgefchickt
würde, fo würden fie ſich Dadurch erklären, ob fie fpottweife geredet hätten: p).
Der TI Abſchnitt.
Spiel, das man mit. dem Legaten zu Pefing und bey feiner Ruͤckkunft
vorgensmmen,
Die Sachen gewinnen eine andere Geſtalt. Be: und feine Satire. Ein harter Streich, Soͤßes
fehl wider die Miffionarien., Alles geraͤth in Fleiſch, ſaure Brühe. Abſchiedsaudienz. Neue
Verwirrung. Unbeſcheidenheit eines Jeſuiten. Raͤnke der Jeſuiten. Standhaftigkeit zweener
Uebles Begegnen der Mandarinen. Des Lega- Miffionarien. Einer von ihnen wird geſtraft.
ten demuͤthiges Schreiben. Die Miſſionarien Bittſchrift des Legaten. Er hat noch eine Au:
werden ins Gefaͤngniß geſchickt. Bittere An- dienz. Wird mit viel Ehrenbezeugungen fort⸗
merkung des Kaifers. Der Legat ſendet eine gelaſſen. Kehret nad Makau zurück; Segelt
Bittſchrift. Dieſelbe wird von den Jeſuiten ent- nach Europa ab. Des Verfaſſers Vertheidi⸗
worfen. Pedrini wird beſchimpft. Des Kai⸗ gung und Lob. Anmerkungen des Journaliſten.
ſers Spoͤtterey uͤber den Pabſt. Seine gute Die roͤmiſche Religion wird verbothen, und die
Gemuͤthsbeſchaffenheit. Starker Vernunftſchluß Miſſionarien werden verbannt.
Du Tag darauf, den 1öten Jenner, war alles verändert. Der Kaifer ließ dem Mess
zabarba melden, die Dollmerfcher hätten die. Erzählung von feiner Audienz am ı4ten
verfchiedentlich überfeßt, er wollte alfo die Wahrheit auf eine andere Art berausbringen,
Nach öfterm hin⸗ und herfchicken, verglich man fi endlich : Seine Ercellenz ſollten des
Pabftes Verordnung Seiner Majeftät fenden, Damit der Kaifer mit Gewißheit ſehen koͤnn⸗
te, was der heilige Vater verboͤthe und erlaubte.
Nachdem die Conſtitution uͤberſetzt war, fo nahmen fie die Mandarinen, fie ihrem
Seren zu überliefern., Zuvor aber brachten-fie den Legaten dazu, daß er eine Erzählung -
von feiner erften Audienz nieder fchrieb, welche mit den andern Nachrichten follte verglichen
werden, und verficherten ihn, dadurch Eönnten feine Zweifel wegen des Kaifers wahrer Mey-
nung bald gehoben werden,
Befehl wider Den igten, noch ehe Mezzabarba feine Erzählung zu Stande gebracht hatte, ka—
die Difiona: men wirklich die ordentlichen Mandarinen, ihm ein Si zu überbringen, das Kang hi
zien.
Kann, ift, daß fie fich auf niemand, als auf nichtewürdige Kuropaͤer besiebt.
ſelbſt mit rothen Buchftaben, unter die Verordnung gefehrieben hatte, des Inhalts: alles,
was man mit Gewißheit aus dem Durchlefen diefer Verordnung berausbringen
Die
?) Biblioth. raif. auf der 342 und folg. Seite. verftanden. Die yo fbang find die abgöttifchen
#) Durch die Abgötser werden hier die Chriſten Priefter des So,
XIV Buch XV Eapitel. SE 565
"Wie kann man fagen, fie betveffe die große Lehre der Chineſen? zumal,da nicht 1721
einer von den Europäern, die chinefifche Sprache verſteht? Sie enthält viel uͤble Mezzabar⸗
Sachen. Nun erhellet, vermöge diefes vomLegaten mitgebrachten Ausfpruchs, __*-
daß Wiſchen der Seite der Abgörcer und den wenigen Secten Ho fhang fhi ),
eine große Aehnlichkeit ift, Es ift vielleicht Beine guößere Uneinigkeir möglich,
als zwifchen ihnen herrſchet. Yan befinder alfo nicht für gue, daß den Euro⸗
paͤern kuͤnftighin verſtattet werde, ihre Geſetze weiter auszubreiten; vielmehr
iſt * einzige Mittel, zu Verhuͤtung uͤbeler Folgen, daß man ihnen ſolches
verbiethe.
Man kann leicht urtheilen, in was für Verwirrung der Legat bey Leſung dieſes un- Alles geräth
glücklichen Befehls geratben iſt. Das erfte, mas ihm einfiel, war ein demüthiges Schrei- in Verwir⸗
ben an den Kaifer aufzufegen. Er that dieſes, und verlangte, alle Miffionavien follten es we
unterzeichnen. Die Jefuiten aber fehlugen folches ab, und fagten Seiner Epcellenz gerade
heraus, Die Eonftitution müßte aufgehoben werden, fonft wäre nichts zu hoffen. Mou⸗
ravo fagfe ihm Ins Geſicht: diefes müßte geſchehen, weil die Conſtitution von einem unrecht
berichteten Dabfte herrühre; und wenn der Pabft felbft in Ehina die Sachen in einer an-
dern Geftalt ſaͤhe: fo würde er unftreitig der erfte fenn, eine Bulle zurück zu nehmen, bie 2
zu nichts diente, als ihrer Religion eine fehädliche Wunde beyzubringen, Der Legat ver-
fegte: er habe feine Macht, die Berordnung aufzuheben; er wolle lieber alles wagen, als
durch Uebertretung der ausdrüclichen Befehle des Pabftes, Gott beleidigen, und eher fein
$eben auf einem Nichtplage endigen, als ſich einer fo wiederträchtigen Handlung ſchuldig
machen. Mouravo hatte hierauf die Verwegenheit, ſo ſchimpflich von ſeiner Heiligkeit
zu fprechen, daß der Legat ſich verbunden hielt, ihm gelinde vorzuftellen, don wen und ge—
gen wen er redete, Ich Ferne ihn gut genug, fagte der Jeſuit, aber ich fürchte
mich vor niemanden, als vor Gott. - Alles, was Seine Ercellenz ſich unterftunden,
ihm zu antworten, wars WENN er Gott fürchtere, fo würde er gegen feinen State
halter, und des legtern Abgeordneten, mehr Ehrfurcht beseigen.
Suarez führte faſt eben die Sprache, wie Mouravo. Der Jeſuit Mailer aber Verwegen⸗
bezeigte die größe Wuth unter allen, der, zu affer Gegenwaͤrtigen großem Aergerniſſe, feine beit eines
Anbefcheidenbeit fo weit trieb, daß er in einem Zimmer gleich neben des Segaten feinem, Jeſuiten.
fagte: » der Pabſt habe die Eonſtitution nicht mit gutem Gewiſſen geben koͤnnen, und fie
„ könnten hm auf feinem Todbette Feine Abfolution ertheilen, wenn er auf diefem gottloſen
> Befehle beſtuͤnde. Es antwortete ihm jemand: wenn er ſich an einem andern Orte
befaͤnde 6), ſo wuͤrde er nicht ſo verwegen ſeyn; worauf er ſehr heftig verſetzte: „was ich
geſagt habe, wollte ich in Rom ſelbſt behaupten, und dem Pabſte ins Geſicht fagen. „
Die Jeſuiten, die am befcheidenften waren, haften folgende Gedanfen: „die Con«
„ſtitution ift ein Kirchengeboth, deſſen Beobachtung die Miſſion zerſtoͤren würde: folglich
iſt es nicht verbindlich, und man muß ihn jego Feine Wirkfamkeit geftatten, „ Alles,
was der Legat bey diefer Gelegenheit fagen fonnte, alle feine, Standhaftigfeit, fein Nach⸗
geben, fein Bitten, diente nut, jene mutbiger, und ihn verwirrter zu machen.
Bbbb3 Was
b) 3. E. in Itallen, Spanien, Portugall, wo gen den Pabft, in die Ssnquifition würde gefoms
er, wegen noch viel gelinderer Ausdruͤckungen ges MEN feyn. |
"ızar
Mezʒzabar⸗
ba.
Uebeles Be⸗
gegnen der
Mandari⸗
BEN»
Des Legaten
demüthiges
Schreiben.
566 Reifen nach dem Reiche China,
Was für Empfindungen aber mußten nicht in ihm entſtehen, als bet fo oft erwaͤhnte
Ts jin, oder Mandarin Li pin chung, gleichfam wie vafend in fein Zimmer trat, ihn bey
dem Kragen nahm, und ihm vor der ganzen Geſellſchaft fagte: Er ſey ein treulofer
Verräther; ihm babe es faft den Kopf gekofter, daß er ſo viel Liebe für ihn,
den Legaten, gehabt; doch) fey er erft Willens gewefen, ihn umzubringen.
Während dieſes unerwarteten Auftrittes trieben die Bedienten des Ta fin und die
Mandarinen die Gewaltthaͤtigkeiten ihres Heren noch höher. Sie gaben des Legaten Kam⸗
merdiener Maulſchellen, zogen ihn beym Barte, und thaten ihm hunderterley andere Des
ſchimpfungen an. e
Der arme Mezʒzabarba war durch Furcht und Angft in folche Umſtaͤnde gefegt, daß
er alle andere Menfchen, als Ehinefen, zum Mitleiden würde bewegt haben. Einer von
den Mandarinen fah ihn mit einer fpörtifchen Mine an, und fagte: dem Scheine nach
ſey er vor Wuth außer fi), und feine blaffe Sarbe ruͤhre unftreitig von dee
überlaufenden Galle, und feinem großen und rafenden Brimme gegen Seine
Majeſtaͤt her. Der Legat mußte fich gegen dieſen unbarmherzigen Vorwurf Durch die
niederträchtigften Entfehuldigungen vertheidigen.
Den Abend kamen die Mandarinen wieder zum Segaten, und drangen in ihn, das
Si, das fie ihm den Morgen gebracht haften, zu beantworten. Seine Ercellenz nahmen
bie Feder und fchrieben, ihrer Bekuͤmmerniß ungeachtet, folgendes + ,, Die Ueberfesung des
» Befehle, den Seine Majeftät eigenhändig mit rothen Buchftaben zu fehreiben geruhet
» haben, ift von mir mit der ehrerbierhigften und tiefſten Unterthänigteit gelefen worden.
» Da der Pabft mich gefande hat, Eurer Majeftät Gewogenheit zu fuchen: fo fehmeichelte
„ih mir, Eure Majeſtaͤt würden fich mit den Erlaubniſſen befriedigen, die ich denenfel-
„» ben e) zu überreichen die Ehre hatte; dieß würde den glüclichen Erfolg meiner $egation
„ erleichtern. Jetzo bleibe mir nichts übrig, als Eure Majeſtaͤt um Verjeihung zu bitten,
„und denenfelben die Quaal, die mein Herz durchdringet, vorzuftellen, daß ich Fein ander Mit⸗
„tel erfinden kann, meine aufrichtige Verehrung gegen diefelben zu bezeugen, und auf der
'» Erde liegend, wie ich thue, Eurer Majeftae Gnade anzuflehen. Carl Ambrofius,
» Patriarch) von Alerandrien und apoftolifcher Segat . . . Wenn Eure Majeftät mir be-
„ fehlen, fo will ich abreifen, um vor des Pabftes Füße zu treten, und ihm dere Mey-
„nung klaͤrlich, treulich und aufrichtig zu wiſſen zu ehun. „Dieſe Nachſchrift, ſaget Viani,
Die Miſſio⸗
narien wer⸗
den ins Ge⸗
faͤngniß ge⸗
legt.
ward auf den Rath und das Anhalten dee Miſſionarien beygefuͤgt, und gefiel, nach des
du Halde Berichte, dem Kaifer fehr 4). ;
Unterdeffen, daß man diefe Antwort überfegte, hielten die Mandarinen die Abend⸗
mahlzeit in feinem Schlafzimmer, und nach ihnen thaten ihre Bedienten eben das, Sie
liegen das Zimmer, ſowohl von ihren Fußtritten, als dem Fette und dem Waffer, das fie
verfprige hatten, verunreiniget. Des Segaten Befümmerniß vollfommen zu machen, fo:
berichtete man ibm noch diefen Abend, Pedrini und Ripa wären ins Gefaͤngniß gewor—
fen worden; Laureati fey auch in Bande gefchlagen, weil er geſchrieben habe, der Sega
babe nichts vorzutragen, als was dem Kaifer angenehm feyu werde, Pereira ftehe in eben
der.
) Im Feanzsfifhen ſteht ihm; und es follte Ihro Majeſtaͤt heißen. Die Chineſen reden ihren
wirklich durchgehende Seiner Majeſtaͤt an ſtatt Monarchen nur in der dritten Perfon am.
*
XIV Buch XV Capitel. Er
der Gefahr, und Ei pin chung felbft follte vor das Gerichte, vor dem die Lfebelthäter ver- 1721
nommen werden, kommen, weil er ſich gefällig gegen Seine Ercellenz bezeuget hätte, Meʒʒ abar⸗
Den Tag darauf, als den ıgten, langten neue Bothſchaften mit neuen Wiederholun⸗ ba.
gen und neuen Drohungen an, Der Kaifer ließ dem Legaten melden: Er habe des Pab-
fles Verordnung mit Herrn Maigrots Befehle verglichen, und beydes einerley befunden,
Daraus fehlöffe er: wenn es wahr wäre, was die Chriften fagten, daß der Pabjt Bittere An-
bey einem Ausfpruche, der Religionsfächen beträfe, des heiligen Geiſtes Bey⸗ Merfung des
ftand unmittelbar genöffe: fo müßte sheru Maigrot der heilige Geift dev Chris Mil
ften feyn.
Auf diefen Einfall, der vielleicht nicht fo fehr, wie fich einige Leute einbilden, urfprünglich
chineſiſch war, folgte noch eben den Tag ein neues Si. Es enthielt etliche wenige Anmerkun-
gen von geringer Wichtigkeit, über ‚die Erfaubniffe, die Seine Heiligkeit ertheilet hatten,
nd ſchloß mit ſehr heftigen Ausdrüdungen von dem Herrn Maigrot, die den größten
Theil ausmachten. Vielleicht werden alle, die diefes Si mit den Schriften, welche die
Sefuiten in Rom tiber die Abgeordneten zu den auswärtigen Miſſionen überreicht ha—
ben, vergleichen, fagen, daß die Jeſuiten bey dieſer Gelegenheit des Kang bi Confucius
geweſen find. Ä
Dem ungeachtet ließen Seine Majeftät dem Herrn Mezzabarba wiffen, fie wollten Der Legat
vorerwaͤhnten Befehl durch alle Königreiche der Welt ausbreiten, und der rufjifche Ge— überfendet
fandte e), der ſich damals in Pe king befande, hätte fehon verfprochen, es an alle euro: er —
paͤiſche Höfe zu ſenden. Dieß war zu viel, als daß es der Legat haͤtte ertragen koͤnnen: ſchrift,
er ſank daruͤber faſt vor Schmerzen zur Erde. Er konnte ſich der Thraͤnen nicht enthal—
ten, als er den Befehl las, und des Rang bi Verordnung erhielt.
Der Jeſuit Mouravo fiel ihm zu Füßen, und beſchwor ihn bey den Eingeweiden
des Heilandes, fich der Miffien zu erbarmen, die völlig niedergerichtet feyn würde, wenn
er auf der Bulle beftünde, Doch blieb der Legat noch ftandhaft, und fagte, obgleich in
großer Verwirrung, zu den Jeſuiten: „Redet mir nichts mehr von Aufhebung oder Lin—
„derung der Conftitution. Ihr vermehret meine Befümmerniß, wenn ihe mir ein Hülfes
mittel vorſchlaget, das ſchlimmer ift, als die Krankheit felbft. Könner ihr ein Mittel er»
„, finden, euch. zu beruhigen, fo will ih gern Darein willigen, wenn es nur meine Pflicht
mir verflatter. „ '
Bey diefen Worten wollte Mouravo weggeben, und eine Bittſchrift auflegen, den die von Se:
Kaiſer zu befänftigen, und dem $egaten aus diefer Verwirrung zu helfen, als Reinauld * aufge⸗
eine aus feiner Taſche 309, die bereits in folgenden Worten aufgefeget mar: » Carl Am⸗ febt iſt.
broſius, Patriarch zu Alexandria, erſuchet Ew. Majeftät unterthänigft, Diefelben wol-
„len geruben, den Europäern gnadig zu ſeyn, unfere heilige Religion zu dulden, und es
„noch anftehen faffen, die Verordnung fortzuſchicken, welche Diefelben vermistelft Nuß-
„ land in allen Gegenden der Welt auszuflveuen gefonnen find, Sch will mich ſelbſt zu dem
„Pabſte zuruͤckbegeben, und nicht ermangeln, ihm bie Gefinnungen Ew. Majeſtaͤt voͤllig
und aufeichtig vorzuſtellen. Unterdeſſen will ic) die Sachen fo laffen, wie fie find, obne
» fie zu verändern, und dag geringfte dabey zu thun; und was Em, Mojeftät NT
e) Vermuthlich Herr Lange bey feiner zweyten
d) Biblioth raifonne: und
——— Dee HT. en
folgenden Seite,
568 Reifen nach dem Reiche China.
1721
Mezʒabar⸗
ba.
Pedrini wird
getadelt.
Excellenzen, die Mandarinen, mir befehlen werden, das will ich dem heiligen Vater
getreulich mittheilen. Zuletzt erſuche ich Ew. Majeſtaͤt unterthaͤnigſt, einige Perſonen
„ mit mie abzuſchicken, welche Eurer Majeſtaͤt berichten koͤnnen, mit was für Aufrichtig-
„ feit ich dem Pabfte alles vorftellen, und was für Mühe ich’ mir geben werde, mir die
Ehre zu eriverben, da ich wieder vor Ew. Majeſtaͤt erfheinen darf, „
Nachdem man biefe Bittſchrift einigemale durchgelefen , fo unterzeichnete Mezza⸗
barba ſolche. Einige von den Jeſuiten, welche dafür hielten, daß fie den Gefinnungen
des Kaifers nicht gemäß genug wäre, oder welches auf eins binausläuft, daß fie für den
Legaten und Pabft nicht demüthig genug wäre, wollten ihre Namen nicht unterfehreiben.
Die meiften aber folgten dem Benfpiele des Patriarchen, und die Schrift wurde in das Ehi-
nefifche überfeget und dem Kaiſer übergeben.
Bald darauf mußte die Geduld und Aufrichtigfeit feiner Ercellenz neue Verſuche aus:
fiehen. Der Kaifer theilte ihm durch feine Staatsbedienten einen Aufſatz mit, welchen Des
drini vordem dem Hofe wider die Jeſuiten überreichet hatte. Pedrini felbft war genöthi-
get, folchen dem $egaten in Gegenwart der Herren von der Öefellfchaft, vorzulefen: die ihm,
faget „Viani, als einem Verleumder begegneten , nicht anders als ob alle diefe Dinge
„falſch feyn follten, die er vorgebracht, und von denen wir doch wiſſen, daß fie wahr find „.
Zulegt nöthigten die Mandarinen den Legaten, feine Meynung von diefem Aufſatze zu ſagen.
Weil er ſich nun nicht getraute, die Wahrheit zu reden, und auch nicht file ſchweigen
durfte: fo war die befte Antwort, welche ihm feine italieniſche Spisfündigfeit, bey diefen
bedenklichen Umftänden eingeben konnte, diefe : „Pedrini hätte das Gefeg der chriftlichen
Des Kaifers
Scherz über
den Pabft.
„ Siebe übertreten, welches Die Liebe des Nächften fo ſehr einpraͤgte
Bey einer Audienz, welche ihm der Kaifer den 2often verwilligte, mußte er derglei-
chen Reden noch einmal hören, damit er fihriftlich darauf antworten fönnte, und fagte noch
einmal: „ Pedrini wäre fehr zu tadeln, daß er Seiner Majeſtaͤt ein Xergerniß gegeben,
„und fi über feinen Nächften beſchweret hatte. Aus Liebe aber baͤthe er für ihn um
„ Berzeihung „.
Diefes war nur der Anfang von der Unruhe. Nachdem Rang bi fine Hoͤflichkeiten
gegen den Legaten verſchwendet, ſo fing er an, ſich auf Unkoſten des Pabſtes luſtig zu
machen, Weil er gern Gleichniſſe liebte, fo verglich er ihn mit einem blinden Bogelfehüsen,
der auf gut Glück in die Luft ſchießt. Die Jeſuiten lachten über diefen Scherz lauf, und
nahmen es übel, daß der Legat nicht fo, wie fie, lachte. In der That misfiel fein ernfthafz
tes Geficht dem Kaifer. „Was duͤnkt euch von meiner Anfpielung ? fragte ev den Mez⸗
„zabarbe. Warum antwortet ihr nicht? Sie ift ſehr finnreich, erwiederte Seine Ercel-
„lenz, und Eurer Majeftät vollkommen anftändig „.
Die Audienz vom 2ıften gieng auf eben die Art hin. Er befuftigte fich felbft mit Er—
zählung einiger Gefchichte, worüber er zuerft lachte. Mezzabarba aber hatte feinen Ge:
ſchmack an folchen fatirifehen Scherzen. Der chinefifhe Monarch batte gleichfalls alle Mühe,
von der Welt, ein wenig Lob von ihm zu erhalten, welches er hoffte, aber nicht eher aus
des Legaten Munde bringen Fonnte, als bis er ihm deswegen hart zugefeger hatte,
Nach
) Bibliotheque raiſonnée, auf der 552 Und folgenden Seite,
=
XIV Buch XV Capitel. 569
Nach diefem allem hatte das Spiel doch feinen übeln Ausgang. Kang hi war bey
P7
1721
guter Saunez und ließ zuerft auf Seiner Ercellenz Anfuchen, den Pedrint, Rips und Meßzabar
Laureati aus dem Gefängniffe. Darauf fagte er zu Mezzabarben, er fen gefonnen, vie, ba—.
Miffionarien vollkommen zu verföhnen, wobey es nöthig wäre, daß ihm Seine Excellenz Sein gures
beyftünden. Er ließe ihm deswegen völlige Freyheit, ohne Wache; und weil es ſchon zu Gemüth.
weit im Jahre wäre, als daß er nach Europa reifen Fünnfe, fo riethe er ihm, auf fchön
Wetter zu Pe king zu warten, wohin ſich der Hof begeben wollte, das Neujahrsfeft daſelbſt
zu fehern. Nichts Eonnte vermurblich dem Legaten mehr Vergnügen erwecken, als Diefes
Eompliment f).
Nachdem er ven 2aften mit feinem ganzen Gefolge zu Peking angelanget war: fo
nahm er feine Wohnung bey den portugiefifchen Jeſuiten, wo er an eben dem Tage von
dem rußiſchen Geſandten, und die folgenden Tage von vielen Standesperfonen bewill.
kommet warb.
Den zöften gab ihm der Kaifer eine neue Audienz, fo gnadig fie nur immer feyn konn⸗
te, dabey aber auch fehr huftig. Nachdem er Gelegenheit genommen, zu ſagen, die Chineſen
waͤren nicht fo einfaͤltig, daß fie ſich einbildeten, die Geiſter ihrer Vorfahren wären wirklich
in denen Taͤfelchen oder Bretterchen, welche ihre Namen fuͤhrten und daß fie dieſe Täfel-
chen mit ihren Auffchriften.nur als bloße Gedaͤchtnißmaale anfähen : fo fing Rang bi an,
zu ſcherzen: „Herr Legat, fagte er unter andern, ift es in Europa gewöhnlich, jemanden
„ohne genugfamen Beweis, daß er ſchuldig ift, zum Tode zu derdammen 2 ‚Seine Er:
„ collenz antworteten, nein. „Geſetzt aber, fuhr der Kaifer fort, der Fürft Hätte ein To⸗
„ besurtheil ausgefprochen, wobey er ſich auf Die Acten gegründet, und der Unterrichter,
‚„ welcher folches voilſtrecken follte, Hätte überzeugende Beweiſe von der Unfchuld der verur-
theilten Perfon, foll er alsdenn folchen Sprud vollſtrecken? Mich dünfe, verſetzte Mez⸗
Abarba, er ſolle erſt dem Fuͤrſten Nachricht geben, daß er ſolche offenbare Beweiſe in
Haͤnden habe. Ich halte es auch dafuͤr, fuhr der Kaiſer ganz ernſthaft fort; denn man
„ kann das Leben eines Menſchen nicht Hoch genug fhäßen,,. Darauf wandte er ſich mit
einem ernfthaften Gefichte zu dem Arzte, Volta, und befahl ihm, fich dem Throne zu
nähern. „Ihr ſeyd, fagte er zu ihm, furchtbarer, alsih,„. Volta ſchwieg ftill,
und unterftund fich nicht zu antworten. Allein Rang bi fing laut an zu lachen, und be
freyte ihn bald von feiner Angft. Er machte die ganze Geſellſchaft luſtig, indem er fogleich
Binzufeßte: » Er rödtet, wen es ihm beliebt, da ich Hingegen niemanden, als auf die ſchaͤrf⸗
„ fte Ueberführung und unleugbarften Zeugniffe, binrichten laſſen kann g).
" Diefer Herr, welcher von Natur zum Spaßen aufgelegt war, verwirrte den Legaten mehr
als einmal dur) dergleichen Scherze, | und auch oftmals Durch unerwartete Fragen, toben
es eben fo ſchwer war, nach feiner Abfiche Darauf zu antworten, als die Spötterey zu vermei⸗
den. Den 28ften Jenner zum Erempel, welches der erfte Tag vom Jahre in China war,
wurde der Kaifer mit einem fübernen Kreuze befchenfer ‚ torinnen ʒwey Stückchen von dem
rechten Kreuze Chriſti eingefchloffen waren, Gleich darauf ließen ihn feine Majeftät Kae
g) Dieß war ein Stich auf den Pabſt, welcher die chineſiſchen Gebräuche verdammte, ohne genugs
famen Unterricht davon zu haben. '
Allgem, Beiſebeſchr. V Band. Eccee
Starke
Vernunft.
Eine feine
Satire.
570 Reifen nach dein Reiche China.
1721
Mezʒzzabar⸗
be.
Ein heimlis
her Stich.
an welchen Ort man diefe heilige Reliquie nicht mitnehmen dürfte. Der Legat
anftwortete: „ Seine Majeftät müßten fie nicht mitnehmen, wenn fie in die Gögentempel
„ giengen, ober wenn fie ihre Benfchläferinnen beſuchten; mit einem Worte wenn fie etwas
„verrichteten, welches fich zu der chriſtlichen Religion nicht fhiefte ,„. Hierauf befahl
Rang bi, ihm zu fagen, daß er bereits fo viel wüßte, und in der That alle erfinnliche
Ehrerbiethung für die Heilige Neliquie hätte. Zu gleicher Zeit aber war dem Berfchnittes
nen, welcher feinen Befehl ausrichtete, anbefohlen,, dem Segaten ein fteinern Kreuz zu zei⸗
gen, toelches der Cardinal von Tournon Seiner Majeftät gegeben hatte, und den Legaten
zu fragen, ob es wahr wäre, daß dieſer Stein Die Kraft hätte, jemand vor dem Donner
zu bewahren? Mezzabarba antwortete: In Europa wird es gefagt, ich weis aber
die Bewißbeit davon nicht, Diefe Antwort, faget der Berfaffer, war fehr vernünftig,
"und er überläßt es dem Sefer, zu urtheifen, ob folche den Kaifer erluftiget hat,
Sůßes dleiſch, Um die witzigen Spoͤttereyen wieder gut zu machen, welche dem Legaten ſo viele ſcharf⸗
ſaure Brühe,
Abſchieds⸗
andienz.
ſinnige Antworten koſteten, wurden keine Geſchenke, Gaſtmahle, ja ſo gar Baͤlle und
Schauſpiele nicht geſparet. Ob nun gleich dieſe Luſtbarkeiten ſich für den ehrwuͤrdigen Cha⸗
rakter des Patriarchen nicht recht ſchickten, fo waren fie doch der Art gemäß, wie der Hof
mie ihm umgieng. Außer dem hatte der Legat einige Ergöglichkeiten nöthig, um die Ge⸗
danfen von den unangenehmen Streichen abzuziehen, welche ihm Die Jeſuiten alle Yugen-
blicke fpielten. Zumeilen zogen fie auf den Pabft los; zu anderer Zeit viefen fie aus, die
roͤmiſchen Priefter wären zu fett; fie genöflen zu viele Freyheit, und firmüßten gedemuͤthi⸗
get werden. Dabey vergaßen fie nicht, feine Abſchickung jedesmal lächerfich zu machen.
Den zıften fud ihn der Kaifer zu einer Audienz ein, deren Inhalt fehr luſtig war.
Kang hi fragte ihn unter andern ; Ob er glaubte, daß es Wienfchen gäbe, die keinen
Kopf hätten; und daß auf den Gipfeln der höchften Berge Salz gefunden wuͤr⸗
de? Diefe Fragen gaben zu neuer Kurzweil Anlaß. Was aber der Endzweck davon war,
das wuͤrden fie vielleicht nicht erfahren haben, wenn Parennin nicht fo gut geweſen wäre,
und es ihnen nach der Audienz gefage hatte. Es fchien, Seine Majeftät hätten fich felbft
eine $uft machen wollen, daß fie in einer figuelichen Nede ihm gefagt, der Cardinal Tours
non hätte weder einen Kopf, noch Salz, oder mas auf eines binausläuft, Feinen Berftand.
Der Hof gieng den 6ten wieder nach Chang chung ywen, ber Segat folgte den andern
Tag; und den ıgten wurde ihm gemeldet, ex follte den 2often kommen und feine Abſchieds⸗
audienz haben. Sie hatten ihm bereits des Kaiſers Geſchenke an den König in Portugal
und dern Dabft zugeſchickt. Seine Majeftät fagten ihn, indem fie ihm ein Papier zeigten,
. welcjeg fie in ihrer Hand hatten, dieß wäre ein Aufſatz, welcher ihre Befehle enthielte, nebft
einem glaubtwürdigen Berichte von allem, was vorgegangen wäre, und folglich eine um⸗
ftändliche Anzeige von dem, was Seine Excellenz dem Pabfte berichten ſollten.
Die übrige Zeit der Audienz wurde damit zugebracht, daB man beſtimmte, was für
Miſſionarien den Legaten begleiten, und welche in China bleiben follten. Als nach diefem
der Raifer, der Gewohnheit nach, den Mezzabarba mit einem Glafe Wein von dem
Throne beſchenkt Hätte: fo ließ er fich zwo Eleine Ketten von Perlen bringen, und gab eine
davon
XIV Buch XV Eapitel, 2
davon bem fegaten mit biefen Worten: „, er hätte ihm durch feine Staatsbedienten die Ge 1721
ſchenke überbringen laſſen, melche für feine Heiligkeit beftimmt wären; er machte fih aber Mezʒabar⸗
„ das Vergnügen, ihn eigenhändig zu befehenfen, zum befondern Zeichen der Hochachtung, ba.
„, womit er ihn beehrte,. Der Gefandte bedankte ſich für die Gnade, und begab fich bey
feinem Weggeben nach dem Haufe, mo ſich alle Europäer zu verfammeln pflegen. Alf
endigte fich dieſe Audienz, welche die einzige it, deren du Halde Erwähnung zu thun für
dienlich erachtet, woben er aber die befondern Umftände, welche bey den andern Audienzen
vorgefalfen find, vermenget bat.
Was auch der jeſuitiſche Geſchichtſchreiber für Abfichten gehabt Haben mag, fo wird Neus biſt dee
ſich doch niemand verwundern, daß er fich bey demjenigen weitläuftig aufgehalten, was Sefuiten,
nach der Zeit vorgefallen, da Meszabarba feine Abfchiedsaudienz bey dem Kaifer gehabt
bat. Es gieng die Rede, die Jeſuiten wären die Urheber von dem Auffage, welchen der
$egat von feiner Majeftät erhalten follte. Man fagte, diefer Aufſatz wäre in den fchimpf-
lichften Ausdrücungen für Seine Excellenz und deren Anhänger abgefaßt geweſen, und
würde iprem Ruhme einen ewigen Schandflecken gemacht haben, wenn fie fo unvorfichtig
gemwefen und folhen unterzeichnet hätten; und dasjenige, was fich bald darauf ereignete,
jeiget, daß an dem Gerichte etwas wahr geweſen feyn muͤſſe.
Wessabarba war faum nad) Haufe gekommen, als Chau chang und die andern
Mandarinen ihm von dem Kaifer ein Tagebuch von allem demjenigen brachten, was zii«
ſchen dem Monarchen und ihm vom asiten des Ehriftmonats bis zum 27ften des Jenners
vorgegangen war, mit dem Befehle an bie alten Miffionarien, folches eigenhändig zu uns
terfhreiben. Diefe begaben fi) in ein Zimmer dicht an des Segaren feinem, und Suarez,
Superior pon den portugiefifchen Jeſuiten, fehrieb zu Ende des gedachten Yuffages folgende
MWorter „, Diefes find die Befehle des Kaifers von China und der Tartarey, nebft den Ant-
„ worfen des erlauchten Patriarchen von Alerandria, bes päbftlichen Segaten, und die ber
„ fondern Umftände von denen Gnadenbezeugungen, womit Seine Majeftät Seine Errel-
„lenz beehret haben, Wir haben auf des Kaifers Befehl unterichrieben, Joſeph
„Suarez b).
Alle Jeſuiten, welche gegenwärtig waren, fihrieben ihre Namen ohne Bedenken dar- Standhaf-
unter, Als aber Ripa gerufen wurde, feinen Namen zu unterfhreiben, fo weigerte er tigfeit zwee⸗
ſich folches; weil, wie er fagte, er nicht müßte, was in der Schrift ftünde, die er unter 1% —
zeichnen ſollte. Hieruͤber entſtund ein großes Laͤrmen. Die Jeſuiten belegten ihn mit Schmaͤ⸗
hungen. Die Randarinen droheten ihm mit des Kaiſers Ahndung. Zuletzt that er alles,
was fie verlangten, bezeugte aber dennoch, daß ſolches aus Zwange geſchehen, um nur Sei⸗
ner Majeſtat zu gehorchen , und ohne daß er durch die Unterzeichnung der ihm vorgelegten
Schrift etwas befraftigen wollte,
edrini zeinte mehr Muth. Er fagte, er wollte lieber den Tod leiden, als die For—
mel ——— — Sure aus ſeinem eigenen Kopfe zu der Schrift bes Monar-
chen hinzugeſetzt haͤtte. Wenn man fie aber auf die Art einrichtete, daß fie nicht Anlaß
Eccc2 gaͤbe,
5) Bibliotheque vaifonnde, auf der 358 und folgenden Seite.
372 0°. Reifen nach dem Reiche China.
1721 gäbe, zu glauben, als beftätigten die Unterfihreibenden die Wahrheit alles deſſen, mas dar-
Mezʒabar⸗ innen erzaͤhlet würde, fo wollte er nicht einen Augenblick anftehen, fie fo wie die andern zu
ba. unterzeichnen,
Die Mandarinen willigten fo gleich in des Pedrini Anſuchen. Weil fih aber die
Jeſuiten darwider fegten und der Miffionarius unbeweglich blieb: fo erforderte es die Noth—
wendigfeit , dem Kaifer davon Machricht zu geben. Sogleich erhielt der Legat Befehl,
nach Chang chung ywen zurück zu fommen, ob es gleich Mitternacht war und fehr
- ftarf fchneyete,
Einer davon As Pedrini vor den Kaifer gebracht wurde, fo führte er zu feiner Vertheidigung
wird beſtra⸗ vergebens an, er Fonnte die Wahrheit von demjenigen, was er nicht wüßte, nicht bezeugen,
fet. Rang bi befahl feinen Mandarinen, ihm auf der Stelle Stockſchlaͤge zu geben 7). Sie
belegten ihn mit fo fehweren Feſſeln, Daß er fie kaum fchleppen konnte; und er brachte Die
Macht in dev Wachrftube des Pallaftes zu, wo er noch feharfere Beftrafung mit Anbruche
des Tages erwartete. In der That erfuhr er auch den folgenden Tag vor dem Throne und
überall alle nur erfinnliche Befchimpfungen fo wohl von des Hang bi Staatsbebienten, als
den Jeſuiten. Er erboth fich nunmehr, aber vergebens, zu unterfchreiben. Sie antwor:
teten ihm, es wäre zu ſpaͤt; und es Fonnte alle feine Unterwerfung fo wenig, als des Legaten
Vorbitte verhindern, daß man ihn nicht. nach Pe Eing brachte, wo er in Das Gefaͤngniß der
zum Tode verurtheilten Mifferhäter gervorfen wurde. F
Des Legaten Der Kaifer bediente fich auch diefer Gelegenheit, dem Mezzabarba neue Fallen zu
Heſchicklich⸗ legen. Er ließ ihm. melden, Waigrot wäre nicht beffer, als Pedrini. Er hoffte, man
eit. wuͤrde den erſtern nach China zuruͤckſchicken, damit er koͤnnte geſtraft werden; und daß er
uͤberhaupt in ſeiner Meynung beſtaͤrket worden, das Chriſtenthum auszurotten, um die
Ruhe in dem Reiche zu erhalten, deren Verluſt dieſe Religion verurſachen wuͤrde. Das
Ende von allem war, daß die Jeſuiten eine förmliche Beſtrafung diefer beyden Geiftlichen
wegen ihrer Auffuͤhrung von dem Segaten erzwingen wollten, Allein, er wußte ihnen in
fo allgemeinen und zweydeutigen Ausdruͤckungen zu antworten, daß fie nichts von ihm her-
ausbrachten; und der Kaifer, welcher von taufend vergeblichen Bothſchaften ermuͤdet wor⸗
den, ließ ihm endlich wiſſen, Daß er von feiner Forderung wegen des Herrn Maigrot ab-
ftünde, und daß das, mas mit Pedrini vorgegangen, feine übeln Folgen weder für die
andern Mifftonarien, noch für die Religion haben follte. Sie vernahmen hernachmals,
daß diefer legtere in Das Haus der franzöfifchen Jeſuiten verfegt worden; und daß ihn der
* Er Monate nachher ernannt hatte, mit Seiner Majeftät nach der Tartarey
— zu geben k).
Er hat eine Endlich Hatte der Legat den ıflen März eine neue und legte Audienz zu Chang
andere Az hung ywen. Rang bi überhäufte ihn mit Ehrenbezeugungen, gab ihm taufender-
dienz, ley Merfmaale feiner Freundfchaft, und feste feinen ganzen Hof in Exftaunen, daß er ihn
auf eine fo außerordentlich gnädige Art beurlaubte. Mach dem Berichte dev Mandari-
nen
3) Es ift ein großes Verbrechen in China, wider &) Dieß zeiget nicht nur, daß der Geſandte kei⸗
des Kaifers Defehle au veden, oder zu muthmaßen, nen Unterfchied unter den Miffionarien machte, wie
doß er eine Sache nicht vecht eingefehen habe. er dem Legaten vorher gemeldet; fondern man koͤnn⸗
. te
gs
XIV Buch XV Capitel. 3 8
nen hatte noch kein Kaifer von China vormals fo viele Hochachtung gegen jemand bezen- 17
get, auch gegen Die Prinzen vom Geblüte nicht, » Gebet bin, — * m
» und kommet wieder, fo bald es euch möglich iſt. Vor allen Dingen aber nehmet eure, ba.
» Perfon und eure Gefundheit wohl in Acht. Gebet mir Nachricht von euch, und —— —
» berfichert, daß ich eure Zuruͤckkunft mit vielen Vergnügen fehen werde,. Er mußte
ihm bernachmals verfprechen, daß er gelebrte Leute und einen Arzt mitbringen wollte; wie
auch die beiten Landkarten und die vortrefflichften neuen Bücher in Europa, vornehmlich
mathematifche, und eine Nachricht, was man für neue Entdeckungen wegen der Länge etwa
möchte gemacht haben. |
Gleich darauf liegen fih Seine Majeftät ein Elavier bringen, und fpielten einige chine-
fifche Arien darauf. Hierbey nahmen fie Öelegenheit, dem Legaten zu erfennen zu geben,
wie vertraulich er mit den Europarern umgienge, Deren Gelehrfamfeit er fehr verehrte, wie _
er ſagte. Er ließ ihn darauf aufden Thron fleigen, wo er ihm eine goldene Schale mit wird mit gro⸗
Weine überreichte, wie bey den andern Audienzen und dadurch diefer ein Ende machte, daß Ber Ehre be:
er ihn bey der Hand nahm und folche zwifchen den feinigen auf die zärtlichfte und vertrau- urlaubet,
lichſte Art druͤckte.
Mezʒzabarba bezeugte dem Kaiſer in den ehrerbiethigſten Ausdruͤckungen, wie ſehr er
von Seiner Majeſtaͤt Wohlgewogenheit geruͤhret wäre, und tie fleißig er für die Berlänge-
rung feines Lebens und die Ölückfeligfeit feiner Regierung bethen würde. Zweene Tage
darnach verließ er Peking und Fam den gten zu Ranton an. Er gieng den zoften von da
ab, indem er gern wieder nach Ma Fau wollte, welches er den 27ften erreichte. Von bier
fihrieb er ein Dankfagungsfchreiben an den Kaifer durch den Ta jin Li chen chung, wel⸗
cher ihn fo weit begleitet hatte, ö
Der Legat blieb über fechs Monate zu Makau. Während feines Aufenthalts erhielt kehret wieder
er von allen Seiten neue Beweisthümer von der wenigen Unterthänigkeit, welche die Jeſui- nach Makan,
ten gegen die Ausfprüche des heiligen Stuhls haben. Roveda befennet in einem Schrei- Ex
ben an Seine Heiligkeit, daß diefe Mönche ihn gemishandelt hätten; und daß er von ihrem
Ungehorfame und ihren Raͤnken völlig überzeuget fey. Kipa fhreibt von Peking, es hät-
ten ihn die Zefuiten Mouravo und Parennin, den ıften May zwingen wollen, das apo-
ſtoliſche Amt aufzugeben, und ihm gedrohet, ihn bey dem Kaifer in Ungnade zu bringen
wenn er fortführe, folches zu verrichten.
Diefe Dinge überzeugten den gegaten, daß er China nicht verlaffen dürfe, ohne einige
Maaßregeln zu nehmen, die getreuen Miſſionarien aufzumuntern, daß ſie in ihrer Pflicht
verharreten, und die andern dahin zu vermoͤgen, daß ſie in ſich giengen. In dieſer Abſicht
ließ er einen Hietenbrief ergeben, und ohne einen Orden zu nennen, ermahnte er alle Mis«
fionarien nachdrücklich, der Verordnung des Pabftes und nicht den vorhergehenden Decre ⸗
ten, wie du Halde faget, anzuhaͤngen, — im geringſten nicht eine genaue Nach⸗
er richt
te auch vielleicht daraus ſchließen, daß Seine Ma⸗ Gnadenhbezeugungen gegen den Legaten koͤnnen viel⸗
jeftät ihn wegen feiner Standhaftigkeit und Auf: leicht davon bergerühret haben, daß er des Praͤla⸗
tichtigkeit, da er dns obgedachte Papier nicht unters ten Entichließung genehin gehalten.
ſchreiben wollen, liebgewonnen; und feing letztern
.
RL
Pe Reifen nach dem Neiche China.
1722 richt von Wessabarbens Verfahren während diefer legten Zeit feines Aufenthalts in
Mezzabar⸗ China giebt 7).
_
Nachdem er endlich von dem Statthalter zu Ma Eau die Erlaubniß erhalten, den Koͤr⸗
fegelt nach ner des Cardinals von Tournon nad) Europa zu führen: fo gieng er den gten des Chriſt⸗
Europa.
Des Verfaſ⸗
ſers Verthei⸗
digung,
und Anprei⸗
ſung.
monats zu Schiffe, unter zweymaliger Abfeurung des Geſchuͤtzes. Weil aber das Schiff
uͤberladen war, ſo brachte man drey Tage zu, es wieder zu lichten. Dieſe Zeit uͤber war
Mezzabarba in einer beſtaͤndigen Furcht, fie möchten ihm etwan den Leichnam wegnehmen,
den er mit fo vieler Mühe erhalten hätte. Endlich aber gieng er den 13ten unter, Segel;
und weil der Wind fhön war, fo kam er bald von der chinefifchen Küfte, welche er ver
muthlich ohne Betruͤbniß aus dem Gefichte verlohr.
„ Diefes, faget Viani, find Die merfmürdigften Sachen, welche auf der Gefandefchaft
„» Seiner Ercellenz vorgefallen. Ich babe die Umſtaͤnde auf ausdrücklichen Befehl diefes er-
„ lauchten Prälaten aufgefchrieben, und fie alle Tage ſowohl von demjenigen, was ich abgehan«
„delt und verrichtet fah, als auch aus dem Berichte derjenigen Perfonen, dieich genannt habe,
- „und vornehmlich des Heren Mezzabarba felbft, aufgeſetzet. Er bat mir niche nur die
» Driginalien von denen in diefes Tagebuch eingerückten Abfchriften mitgetheilet, fondern
„ fich auch die Mühe genommen, das ganze Werf durchzufehen, und verſchiedene Umftände
» hinzu zu thun, die mir unbekannt geweſen. Uebrigens kann man ſich aus gewiſſen Stel-
», fen, die an fich nichts fonderlich wichtiges haben, einbilden, es enthalte diefe Nachricht eine
„» Erzählung von allen denen Beyſpielen, welche die Sefuiten von ihrer wenigen Ehrerbie-
„thung gegen den Pabft und den Legaten gegeben haben, und als habe ich mich fogar bos—
„hafter Weife beftrebet, folche Stellen mit einzurücken, um diefe Herren verhaßt zu ma-
„chen. Ich betheure aber, daß ich das ganze Werf aufrichtig und treulich nach der Wahr:
» beit gefchrieben, ohne die Sachen zu vergrößern, oder mich zu beftveben, es durch ſchim—
„, pfliche Betrachtungen merfroürdig zu machen. Ich muß auch) hinzufegen, daß ich noch
„ſehr viele wichtige Dinge ausgelaffen, wovon ber Legat unfehlbar Seiner Heiligkeit Mer
„bung thun wird, Es war mir nicht möglich, folche zu Chang chung ywen oder Des
„king niederzufchreiben. Denn da unfer Haus voller Kundfchafter und anderer Leute
», war, bie auf das, was dorgieng , Acht hatten: fo war ich ſtets genoͤthiget, eilig zu feyn,
„ damit ich nicht folchen Perfonen verdächtig würde, welche alles den Jeſuiten zuerugen,
„deren Rache ſo gefährlich ift. „
Man muß dem Viani, faget der Journaliſte, diefe Gerechtigkeit wienerfahren laffen,
daß fein ganzes Tagebuch in fehr behutſamen Ausdruͤckungen abgefage ift. Man fieht leicht,
dag fein Borfaß nicht gewefen, zum Lobe der Sefuiten zu fehreiben. Wofern aber die Dinge,
die er erzähfet, wahr find: fo Fönnen wir ihm das Lob nicht verfagen, Daß er folche auf eine
ungefünftelee Art und in einer folchen Schreibart vorgetragen, welche nichts von Haffe und
» Spötterey an fich hat.
Was von diefem letztern fehlet, das hat der Herausgeber in einer Zufchrift an den
heiligen Franciſcus Xaver erfeger, die voller feinen und feharflinnigen Satiren if. Man
muß
N) Bibliotheque raifonnde, auf der 363 und folgenden Seite.
KIV Buch XV Ci 55
muß aber dennoch geftehen, faget der Journaliſte, daß diefer Apoſtel entweder gar zu wenig 1727
Anfehen im Himmel bat, oder daß er fich nicht um die Erhaltung feiner Religion in Sjn- Wessabar,
dien befiimmert, weil er dem Herrn Mezzabarba bey feiner Geſandtſchaft nicht beſſer bey/ ba.
geftanden, Vielleicht aber ift dieſer Heilige auch noch ein befferer Jeſuit, als fichs der. Her: An
ausgeber von Vians Nachricht einbildet. Dem fey aber wie ihm wolle: fo hätte man gen des 5
doch hoffen koͤnnen, dag ein apoftolifcher Legat, welcher an das aͤußerſte Ende von Oſten Journati-
gefchickt worden, den Glauben von abgöttifchen Gebräuchen zu reinigen, die Allmacht deg ſten.
Statthalters Gottes, den er vorftellte, und deſſen Bedienter er war, beſſer unterftüger haben
rürde. Was für eine fehönere Gelegenheit Eonnte fich ereignen, der ganzen Welt den un-
ſchaͤtzbaren Nutzen eines untrüglichen Richters der Streitigkeiten zu zeigen, welcher nichts
mebr thun durfte, als daß er ex cathedra ſprach, die Ketzerey zu befihämen, und die Her-
zen aller Chriften wieder zu vereinigen? Bas werben diejenigen , welche über diefen Nich-
ter fpotten, nummebr fagen, wenn fie erfahren, daß feine Bullen, welche mit allem Don-
ner des Vaticans bewaffnet find, nicht Kraft genug haben, einige wenige Mönche zur Ber
nunft zu beingen, welche fi), ihren Geluͤbden zu Troge, wider die Verordnungen aufge:
Iehnet, welche von feinem untrüglichen Stuble ausgegangen find? Wenn es auch wahr
ift, daß bloße Miffionarien des römifchen Pabites fo viele Wunderwerke in fremden Gegen-
den verrichten, mo die Abgötteren herrſchet; was fol das Volk denfen, wenn es fieht, daß
ein Biſchof, ein Patriarch und ein Legatus, welcher zu einem Oberhaupte diefer geiftlichen
Ritterſchaft beſtimmt iſt, nicht vermögend geivefen, das geringite Wunder zu Unterftügung
feiner eigenen Sendung und der Wuͤrde feiner geheiligten Perfon, wider bie Beſchimpfungen
eines ungläubigen Hofes, zu wirken. Here Weszabarba hätte nicht nach China gehen
follen, ohne mit der Gabe, Zungen zu reden, ausgerüftet zu fenn; oder wenigftens hätte
er die Macht haben follen, fich Dadurch, daß er eben fo viele Wunderwerfe gethan , als
wenn er ein Yefuite geweſen wäre, Ehrerbierhung zu verfchaffen. Mit ſolchem Beyftande
würden ihn die Dollmerfcher nicht bintergangen, noch dev Hof zu Pe fing feiner gefpottet
haben. Die Gefelffchaft würde ihm gehorfam geweſen ſeyn, und fein glücklicher Erfolg die
Ketzer felbft erbauet haben m).
Es wird nicht undienlich feyn, aus dem du Halde hinzu zu feßen, daß der Legat, Kathokiſche
welcher im Anfange des 1722ften Jahres zu Schiffe gegangen, gefund nach Europa gekom- Religion
men: daß aber der Tod des Kaifers, welcher fich den zoften des Chrifimonats ereignete, ——
ihn von der Verbindlichkeit befreyete, dieſe lange und gefaͤhrliche Reiſe wieder zu unterneh⸗
men. Nong ching, fein Nachfolger, war nicht ſobald auf dem Throne, als er von vielen
Mandarinen und andern, auch von dem Tſung tu von der Provinz Fo Eyen, Bittſchriften
erhielt, worinnen fie die Milftonarien beſchuldigten, daß fie Die Unwiſſenden beyderley Ges
- fhlechts zu ihrer Religion überzögen, auf Unkoſten ihrer Schuͤler Kirchen baueten; kurz,
die Grundgeſetze umſtießen, und den Frieden und die Ruhe des Reichs ſtoͤhreten.
Hierauf wurden, vermoͤge eines Beſehls von dem Kaiſer, welcher den ıoten bes Hor- und de Mis⸗
nungs im Jahre 2723 gegeben war, alle Miffionarien, in allen Provinzen, nad) Ranton Be ge
verbannet, einige wenige ausgenommen, die zur Verbeſſerung des Calenders am EN * —
Bibliotheque raifonnee, anf der 368 und folgenden Seite,
376 Reiſen nach dem Reiche China." KIV Buch XVCapitel.
1727 halten wurden. Ihre Kirchen, deren man auf dreyhundert rechnete, wurd ö
Wiessebarr ſtoͤhret, oder zu anderm Gebrauche angewandt, 2 daß — einige a in
"bar Die vorigen Umftände wieder gefeget zu werden =), - Auf diefe Arc wurde bie Fathotifche
Keligion aus China vertrieben, fo wie fie vorher aus Japan, Tongking, Rochinchina
Siam und andern $ändern, und zwar aus eben den Urſachen, war verbannet worden
Diefes zeiget deutlich, daß die Proteftanten es ihr nicht Fälfchlich und aus Bosheit auf buͤr⸗
den, fie habe folche Grundfäge, welche mit der Wohlfahrt der Regierung fo wenig, als
mit den Rechte des menfchlichen Gefchlechts beftehen koͤnnten, und rechrfertiget *
diejenigen genugſam, wir diefe Religion nicht dulden
[ wollen.
n) Du Saldens China, englifche Folioausgabe IL Band auf der 35 und folgenden Seite,
Ende des vierzehnten Buches.
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Geographiſches
Gebographiſches Berzeihniß
der - in dieſem Bande vorkommenden Länder, Inſeln,
| Städte und anderer Derter,
Erklärung
der vorkommenden Buchfkaben.
, bedeutet eine Bay; Bg. Berg; C. Eolonie oder Pflanzſtadt; Df. Dorf;
E. Eyland; F. Fort; Fl. Fluß; Fn. Flecken; G. Gebirge; Gb. Gebiethe; 9.
Hafen; J. Inſel; K. Kuͤſte; KL. Klippe; Sr. Königreich; L. Landſchaft;
Eg. Landguth; Mb. Meerbuſen; Pr, Provinz; NH. Rheede; S. See;
Sp. Spike; St. Stadt; T. Tempel; V. Vorgebirge; W. Wald.
Das * Bedeutet, daß an dem Orte eine vollſtaͤndige Befchreibung anzutreffen ift.
| fur Bg. 224, 225
Agoa, del 209
Agullias, das, V. 113
Akhelunda S. 100
Algoa B. 113
Alladongo Kr. 13,14
Ambonda, Kön. 12*
Amwi J. u St. 395
Angola Kr. 12*
Angolome Kr. 14
Angra de Conceizaon B. 113
Angra Pequena B. 113
Anhay St. 395*
Anhing St 250
Anife St. 336
Anjuan J. 216
Anlauja F. 238
Anſon St. 48°
Antuvaza Kr. 224
Unzelle Df. 22
Anʒiko Kön. 97*
Aquelunda ©. 100
Arroe Fl. 223*
B.
Baba Filek Sg. 214
Babplonifche Thurm?Bg.136
Bagamidri Il. 105
Bagolunge Kr. 13
Babia de Torre ſ. Kuhbay.
Baja das Vaccas ſiehe
Kuhbay
Bakka⸗-bakka Pr. 98
Bamba Kr. 13
Bankella ſiehe Benguela.
Baroe Kr. 224
Benantien F. 288
Bengo Fl. 12
Benguela Koͤn. 12, 27*
— — Fn. 28*
Bergfluß 113, 135*
Binkin Df. — 3
Boeſa Kr. 224
Bokka Meala Kin. 97
Bomangoy St. 61
Bombangey St, 61
Boquizo Kr. —
Bottelary C. 129, 133*
Bourbon J. 215
Bravagall Fl. 105
Brodt und Wein fg. 127
Allgem, Beiſeb. V. Band. Dddd
Buento Fl. 224
Buka Meala Kr. 97.
Butua Bg. 224
===: Rt 228
€.
Cape St. 126
Cau tan St. 496
Chan chingoh St, 504
Chang hew Ft. 395
Chang hew fu St. 346, 407,
448
Chang fhu St. 475
Chang tfin byen St. 448
Chan sun nung St. 515
Chau Bg. 246
Che Ft. 342
Ehe ho yi Sn. 468
Chew hyen St. 454
Chi chew fu St. 250
Ehidima Kr. 224
Chikanga Kr, 225*
Ehin chew Ft. 395
Ching day Sk - 357
Ehing hi St. 357
Ching kyang fuSt. 346,442*
Chin
—
⸗
*
Geographiſches Verzeichniß
Chin kyang pu St. 444
Chin kyng hyen St. 456
Ching lyew hyew St. 466
Ching ting fu St. 456
Chique Kr. 224
Chirao Kr. 224
Ehiri Ft. 224
Chiria Kr. 224
Ehiruvia Kr. 224
Cho hew St. 460*, 497
Chove Kr 224
Chu fu kyau Df. 468
Chungue Kr. 224
Conſtantiahaus Sg. 127
Cuama Fl. 219, 223*
D.
Daburia Kr, 224
Danda Fl. 12
Diego Rais J. 215
Diza Kr, 224
Dombe Pr, 28
Dongo Kön. 12*
Drafenftein C. 134*
Dumbra Zokkhe & 27
E.
Elephantenfluß 113
Elvama Pr. 13
Embaffa Pr, Ä 13
Da Df. 15
Engeling St, 290,294
Enfafa Pr, 13,14*
Etombe Kr, 14
Falſchebay 113,130?
Fang hang tſye Df. 467
Farſa I. 27
Fathio St, 496
Felix Bg. 214
Fiſchbay 113
Fleiſchbay y13
So chen St, 267*
Fokyen St, -4u
gu
Ton gan St,
Song. hing hyen St, 475
Fong byan i St. 505
Fong yang fu St. 504
Fofchan Fn. 282,477, 483”,
509, 537
Ru chan i St. 496
Su chew St. 488*
Fu chem fu St. 335,409*
Zu chew fye St. 495
Fu hing um St. 449
Su chin i Fn. 456
Su jang St. 342
Sun chien St. 487
Fünf Pferde Köpfe G. 242
Fung hing hyen St. 247°
Funjeno Kr. 08
Fuſchan ſ. Foſchan
Fwen ho Fl. 460
Galkan St. 513,527
Gan fing St. 250
an fu byen St 454*
Gow St, 355
Golungo Kr, 13
Guan gan St, 486°
Gubororo Fl. 27
Guenka⸗-Atombe Kr. 14
Guey Fl. 355
Gui chiu St. 358
Guimbia Kr. 14
Guyſen St. 359
Gynchyeuxien St. ze
- Hang cher fu St. 342,437*
Hanglippe Bg. 130
Han kang hin Sn, _ 467
Hau Iyang i In, 472
He taw tyen St, 456
Hey ta mon H. 237
Hiangonga Kr, 14
Hok ex cho St. 289
Hok ſwa St. 289*
Hok ſyew St. 335,395
Ho kyen fu St. 459,496
Ho lu hyen St. 456
Ho nan Pr. 540
Hong tong hyen St, 46ꝛ
Honigberge 2
Horn ngan St. 457
Hottentorsholland C. 129*
Hukew hyen St, 249, 488*
Hung ©. 258
Hu quang Pr. 473
Hu to bo Fl. 456
Hyan bi pu Df. 466
Hyau Fr 251
Hyen byen Sf. 450,489,497
Hyong byen St, 450,479
Hyu chew St, 468
Ja ko ling — 340
Jak ſchin no Df. 260
San fe fu St, 256*
Sau chew fu St, 488
Ichew St. 446
I din hyen St, 463
Se jan jeen St. 255*
Je jen hyen St, 255”
Jen fye fu St. 495
Shi Im, 473
Sin kyew hyen St. 497
Solo Pr. 13
Samba Pr- 13”
Inahanzo Kr, 224
In i In, 460
Inta hyen 241°, 484
Johanna J. 215, 217*
J ſi wo Se 266*
offenhüge 13
ſſenh K. 33
Kahango Kr. 14
Kaifersfluß 125*
Kalgan St. 527
Kallahanga Kr, 14
Kalukala Fl. 3*
alunga Kr. 14
Kamanga Kr. 14
Kambamba Df. 13,15*
Kam⸗
der Länder, Inſeln, Städte und anderer Derter.
Rambamka Pr,
13,15
Kambfaita Kr, 14
Kameelberg 214
Kan Fl. 244
Kan chew fu St. 245*,476,
507, 538
Kangola Kr. 14
Ran fchew In. 538
Kanton St, 483%, 536%, ſ.
Ouan chew
Raoulo Kr, 14
Karanga Pafe Kr. 14
Kaſanji Kr. 97,100*
Pe tk. 100
Kaſch *
aſchil Fn⸗ 29
Kaffanji ſiehe Kaſanji.
Kaſſomet Pr. 40
Katonbella Fl. 27
Kau tang chew St, 496
Kau yew St. 257*,348, 443
Kay fong fu St. 466,540
Ka yu tfia St. 257
Kehr die Ruh um F. 127
Kehrum Bg. 131
Khaji 214
Khonſo Kr. 13
Kyalin Df. 459
Kyay hyew hyen St. 459
Kihyen St, 459, 466
Kingan u St. 475, 466
King chew St. 449, 496
King tu hyen St. 455
Kin un gan fu St 246
Kin wha fu St. 42,43
Ki ſchin St. 486
Ki fhwi hhen St. 486
Koanza, fiehe Oanza.
Koi =: 105
Kolleng ſou J. 596
Kombe Kr. 14
Kombi Kr. 13
Komora J. 215,217
Kondeſaka Kr. 224
Kong ti St. 344
Kosla kaſe Kr. 14
Ru chen In. ‚494
Ku hing hhen 263%,.454
Kuhbay 12, 28*
Kuhberg 124*
Kumlunga St 505
Kuneni Fl. 27
Kutembo Fl. 27
Kuyle 19. 125
Kya kew i In. 472
Kya bing fu St. 344, 438
Kya kya Of. 260*
Kya kyan hyen St, 246*,486,
507
Kyang Fl. 442, 468, 506
Kyang chew St. 462
Kyen ning fu St. 338*
Kyay hyew hyen St, 459
Kye ſchwi hyen St. 246*
Khew fnang fu St, 474,506
Kyhew wha Bg · 250
Kyu chew fu * 34i*
Lagoa DB. 113
La ſchan —B 539
Sau it F. 288
Sean xien xie St. 497
Ledo Vorg. 12
Lew tſwen Fn. 464
&ichmwen In, 464
Lien gan Sl, 342
foi Sn. 472
fing che hyen St, 460
Lingeiven St. 246
Uin tſin chew St. 262*,355
$in whi hyen St, 494
üſſin J. 395
$sarıda Pr, 13,15*
„2 = Gt. 15*
a % 17*
$o ho St. 255°
Song 3. 27
Lorenzfluß *
Lwenberg 123
Dhob 3
£uabo. Ft. 208
Luaboel Fi. 224
Wane Fl. 224
$u chi ching hyen St, 505
$uen SL, 261
Luiola Fl. 13
ie = Sn, 15
Lukala SI. 13"
iu few kyau St. 452*
Lupata G. 219
Luting i Fn. 473
Wang byang byen St. 497
ang Eyang hyen St. 453
Wen hin tſye In,
gu chew fu St,
m.
Madagaffar J.
‚ Magnifa SL
Magodoxa St,
Maſotta J.
Makang Bg⸗
Makau St.
Makea Kr,
Makoko Koͤn.
Makurumbe Sr,
Malin In.
Manika Ar ,
nn
Mafcarendas J.
Maſingo Kr,
Maffagan Kr.
Maſſander oder
Mafandora F,
Maſſapa Sl;
Maffingano Pr,
= 2 * St.
Matama Koͤn.
Matamba Koͤn.
Mauritius J.
Maw wha Bg/
Me kyang Sl,
Meyh lin Bg.
Mey ſin i In.
Min jagen 5.
467
473, 504
214"
223*
212*
216*
249
236*
13
98
224
44”
224
223*
2is
224
14
13*
224
.13
14*
‚105*
97, 99°
215
242
243
508,538
413
288
Min N
Min fing Df. 336
Min ywe tyen St. 455
Mochiama J. ar
Mohilla J. 216
Mokaranga Kr. 224
Molls F. 21°
Mombafa J. 212
Mombaß J. 212
Mondgebirge 223
Mongas L. 219, 224
Mongbey St. 242*
Monomo tapa,Kaiferth.223*
Monſol St. 98
- Monti Freddi ©. 27
Monti Nevofi ©, 27
Mopenda Pr. 98
Moreno Mika Fl. 27
Morro de S. Paolo, ©, 15
Mofongs Pr. 98
Moffunguapofe Kr, 14
Motahvama J. 13
Mocchtama J. 13
Motihiama J. 13
Mottergate C. 129, 132*
Mozambik J. 211*
Mu glin ©. 243,508
Mulang In. 465
Munguſſi Kr. 224
Mufchelbanffluß 125*
N.
Nadelvorgebirge 113
Nagoa FI. 223*
Namba quiajamba Kr, 14
Namboa Kr. 13
Nambua Kr. 14
Namen St. 507
Nam waig Df. 261
Han chang St, 247%, 475,
487, 506, 539*
St. 244*, 476,
485°, 508,538
Nan hyong fu St, 243%, 477,
485, 509
Nan gan fu
Geographiſches Regiſter
Nan fang fu St. 248*, 488
Nan kang hyen 245*, 486
Han king St. 252*, 490
Nan ſu chew St. 494
Nan yang S. 262, 538
Neu⸗ Benguela Fir. 28*
Ney ne myau Df. 258
Ngan fing fu St, 489
Ngen hyen 471
Nhing lu hyen St. 466
Nien chem fu St. 341
Nimeneſolo Kr, 14
Ning po St. 433
Norwegenberge 125*
Noſſelbay 23
Hanfon St. 481*
Ohila Pr. 100
Palamit Fl. 118*
Palmarinho Vorg. 12,19
Patta 212°
Pau ing hyen St. 257°,349
Pau fyen St. 257
Pau fing fu St, 455
Payta fu St. 454
Pechang ©, 247
Pe chili Pr. 470, 502
Pe ho J. 308
Pekang i Sn. 467
Defew St. 403
Pekew ho In. 451
Peking Se. 498*
Pekkin ſa Df. 246
Peng ſe hyen St. 249
Perlberg B. 137
Petchin Df. 338
Pferdeberg 133
Picos fragofos Bg. 125"
Pinda St. 60
Ping ting hew St 457
Ping yang fu 461
Pin vang Fn. 439
Pin yau byen St. 459
Pin ywen byen St, 448
Piquerberge 138
Pifcadores J. ‚308
Pombo Pr. 98
Pong hu J. 308
Port Dauphin J. 214
Pofang T. 288
Poyang ©, 539
Praya, H. 110
Praza, 2 50
Pu ding byen St. 339
Du few Sn. 468
Punto del Palmarinho fiehe
Palmarinho
Pyeſche S. 257
Qua chem 442
Duama Fl. ar, 219, 223%
Quan chew St. 255, 477,
fihe Kanton,
Quanto St, - 288
Quanza Fl. 12*
Due St, 267*
Duemui St, 306*
—— — 395
Quiambatta Kr, 14
Quibilacapoſe Kr. 14
Quihaito Kr, 14
Quilimane Il, 224
Quiloa Pr. 212
Quitalla Kr. 14
Quitendel Kr, 13
Quiteve Kr. 225
Quolomba Kr 13
| R.
Kaffini Kr. 224
Remo Kr, 224
Riebecks Caſtell 137
Romba Kr, 224
Rundbuſch W. 23
t S.
St. Apolloni J. 215
St. Auguftinsbay 214
St Blafiusbay 113
Sr,
der Lander,
St. Cafharinenday 113
Et. Chriſtophsfluß 223*
St. Franciſco Fl. 27
St. Helena B. 113
„+ = 5, 113
St. Lorenz J⸗ 214*
Et. Maria H. 214
St. Martin B. 13
St. Marzalis F. 219
St. Philipp St. 28
St. Sebaftiansbay 113
Sabanda Kr. 225
Sabu Fa. 249
Saffranfluß 259*
Saldannabay 113
Salzfluß 125*
Sam ſway St. 294
San ivin St. 241
Sanglo St. 264*
Sang fing wey St. 359
Sang warn dab ©, 241
San fo ta T. 438
Santa St. 482
San tfyan wey St. 267°
San war Fi. 288
Sotteleyland 217
Sau ya hou pon St. 308
Sarenburg !g. 125
Schafberg 131*
Scan ſchwi St. 240*
Schan fi Pr 457
Shan teng Pre 445, 4
Shan tſui hyen 261° 354*
Schau chew St. 242* 484,
sy" 538
Schau hing fir, St 435*
Schau ve St. 443
She Hung Bg. 249
Sche ho S. 258
Sche men hyen St. 438
Sche po tans Kl. 538
Schew yang hyen St, 458
Schia kian St. 486
Schieng hena St. 496
Inſeln, Staͤdte und anderer Oerter.
Schlaͤferhafen 12
Schong in byen St. 447
Schun tyen ©r. 498*
Schu fi quan Df. 345
Schya fyang hyen St. 507
Seckuhchal
Seloam St. 482*
Sena K. aı1*
—— 219
Sem tan St. 509
Si Bg. 264
Si an Fl. 242
Si an pu Df. 258*
Si ho Fl. 242
Si hoa Bg. 244
Simonsthal 196*
Sin hin byen St. 451,506
Sin dung St. 342
Sing fi tſyen St. 264
Sing £o tſien St. 265*
Sining chew St, 260*
Sing ye St 265*
Sin Ban zu Df. 350
Sink chew 290 292*
Sin kin St. 247
Sin lo hyen St 455
Sinſo Pr. 13*
Sin tay byen St. 447
Sofala K. au
Bar 225°
: : © 225
Song lo J. 250
Spirit Santo Fn. 18
Stellenboſch, €. 129*
— De Fl. 132*
Strugsbay u
Su chew fu St: 344, "449,
503
Su ho St. 455
Su fan Fl. 243
Surhenhall Ih." 118
Su iſhen hyen St. 4 *
Swa ti ha St 205
Dddd 3
Siwanti foe St. 293
Swen hew fu St,290*408* |
Swi hyen St. 243
Swi kew St: 493
Syang chew St. 357
Syau chi kue St. 506
Syau ſchan hyen St. 437
Syew dem St. 467
Syn chew St, 494
Syn tyen, St. 458
Syu fyu hyen St 458
T.
Ta chew St. 263*,356* 448
Tafelbay 113
Tafelberg 122*
Tafi tyen Sk. 455
Ta Iyen i In, 472
Tang tye fu tfu En, 467
Tan foyen 485
Tan fehun kyau St 455
Tan tfi Sn. 438*
Tan tye fan In. 469
Tan wa St. 290* _
Tan yang ©. 251, 346
:. : »: ©. A4L
Tavoa de Cabo Bg. 122”
Zau hen St. 505
Tau yen byen St. 259° 351
Tay hu hyen St. 505
Tah fo hyen St. 246*, 486
Tah ngan chew St. - 447
Tay ping fu St, 251, 462
Ze chew St. 471, 540
Te ngan hyen St. 474, 506
Teng byen St. 471
Terra de Natal 139* 209*
Tete F. 224
Teufelsberg 124"
Tey tong St, 251
Tienpu St. 504
Ting chew St. 455
Tin gen hyen St. 504
Ting hing hyen St. 454*
Ting
a
7
Geographiſches Verzeichniß der Lander, Inſeln ꝛc.
Ting ſyen Im _ 473
Tong chang fu St. 262*354*
540
Tong chew St, 267* 359, 516*
Tong chin hyen St. 473,505
Tong ling St. 250*
Tong go hyen St, 495
Tong lou St. 250*
Tong ping chem 495
Tong quan byen St, 264°
356*
Tong ywen i St. 506
Toroa, G. 223
Tſan chew St. 357
Tſay kya tau kew Fn. 467
Tſen hyan hhen St. 505
Tſew hyen St. 471
Tſi i kya In 469
Tin hau i Df. 465
Tſing fong tyen St, 455
fing ho byen St. 350
Tſing ywen hyen St, 484,538
Tſi ning chew St. 463
Tin ſchwi hyen St. 353*
Tſi ſang St. 259*
Tſo chew St. 45l
Tſu hyen St- 495
Tſyang leng byen St. 461
Tu fyen St. 490
Tung St. 342
Tungo ſche St. 495
Tung tye fu tſu Sn, 467
Twa vigh. St. 336
Tyen Hingtiye In, 467
Tyen fu i Sn. 472
Then mwhen Bg. 251
Tyen tſing wey St, 265,266*,
358*
Tygerberg 124*
Tzining chew St. 353
Bamba Pr, 98
Bang chwang i In. 472
Ban nan gan St. 246,538
Ufu hyen St, 250
Bien St. 488
Bier und zwanzig Fluͤſſe 137
U fyang St. 439
U kyang bien St. 344
U kyau St. 263*
Vorgebirge der guten Hoff⸗
nung 112, 122*
Upun F. 250
Uſi St. 345
Uſyen yen Fir, 248
Bu hang fu St. 539
Bu ching byen 263, 356
Bu fu byen St. 490
Vu ſi hyen 345, 441*
Uxu ſchien St. 490
W.
Wagnerthal 137
Waldbay 124*
Wan chem Fi. 465
Wang fyen Im . 255
Man fyang fing Df. 439
Wan ngan byen St. 486
Wantouwo St. 356
Waveren C. 138*
Wen chang byen St. 471
Mey Fl. 355
Whan hen St. 504
Whang ho 31. 259*, 444,465
Whang mey byen St. 473,
505
Whan Eya kyun chin Df. 439
—
NIE
>
Whay ngan fu St, 258*,444
Whay ho Fl. 468
Whayopul. 348
Whe tin tſye Fn. 466
Windberg —
Zangole St. 516
Zangu SL. 516
Zan fin fu St, 489
Zan tun mung St. 514
Ziunrien St. 497
Zu dev St. 489
EZungs St. 514
Zungunra St. 515
Yaman K. 212
Dang chew fu St. 256*,348,
443
Hang tfin Df. 358
Da ſchin ho St. 353
Pen chem fu St. 341,471,503
Den ping fu St, 337°
New hing i In. 475
Hi chin Df. 464
Mo chem Bg. 258
Du ching byen 448
Yu yau byen St. 435°
Yun, Graben‘ 260%, 351
Yun hang St. 336
Yung hing hhen St, 467.
Yu tfe hyen Sr 458
Zambeze SI. 219, 224*
Zepatan RI. _ 246
Zeyla K. 212
Zhu ſchwi pu In, 456
Zin Sl. 240
Bin juen St, 484
Regiſter
Regiſter
der in dieſem Bande vorkommenden Sachen.
bada ober Nashorn, deſſen Beſchrei⸗
bung 83, ſiehe Nashorn.
Aberglaube der Chineſen, Exempel da⸗
31
von 4
Aderlaſſen, wie ſolches von den Hottentotten
N
ſchieht
Adler/ verſchiedene Arten derſelben am Vorge⸗
birge der guten Hoffnung 201
Adlerſtein, falſcher, deſſen Befchaffenheit 186
Affen/ wie fie fich bey ihrem Rauben aufführen
197 bie auf dem Geile fangen 526
Agag oder Asaghi, fiebe Jaggaer.
Yasa , Berbreibung des Landes und Volkes da⸗
ſelbſt 4 210
Ulgagia, was für ein Thier es iff 89
Amaida, Franc. de, deffen Tod am Vorgebirge
der auten Hoffnung 112
Almeſiga, mas für eine Art von Gummi 78
Ztoe, wachft bey den Hottensotten ungebaut auf
18
dem Felde 9
Alte, werden von den Hottentotten weggeſetzet
147, 167 in China fehr geebret 531
Amaquas, Befihreibung Died Baumd 189
ZUmasonen bey den Jaggaern 102 in Mono⸗
motapa, Naihricht von ihnen 227
Umbis, maß für ein Thier es iſt 89
Zimbisi Ymatare, was es für Sifche find 94
Ameiſen, haͤufige, am Vorgebirge der guten
Hoffnung 199
Amwi, Inſel, wird von den Tartarn weggenom⸗
men 305
Ananas, Beſchreibung dieſer Pflanze 73
Andersmaren, der Hottentotten was es iſt 155
Angariaria, Kraft dieſes Baums —
Angola, Koͤnigreich, deſſen Name, Graͤnzen,
Größe und Fluͤſſe 12_ deffen Landſchaften 13
Einwohner darinnen find nicht leicht zu uͤber⸗
finden 14 Refldenz des Koͤniges daſelbſt 14
wie es von Paul Diez erobert worden 22 def
fen ſchwarze Einwohner ſind ESklaven der Por⸗
tugielen 25 Claſſen der Einwohner daßelbſt
und deren Lebensart 30 Feldbau daſelbſt 3ı
daſige Waaren und Geld 32 Krankheiten
und Arzneymittel 35 Reigion dafeibit 35
und Srrabe 35 Anſehen de? Koͤniges daſelbſt
Ei kuͤnſte
37 Regierungart daß ibſt 39
und Macht 40 Kriegesweſen 41
gl
ſcſhichte dieſes Reichs 6
Angoy, ob das Chriſtenthum daſelbſt ſchon ein⸗
gefuͤhret 65
Anna Shinga oder Singa Koͤniginn in Anz
gola, ihre Kriege wegen des Reichs z8 Ihre
Menſchenopfer und Galanterien 39
Anones, was es fuͤr eine Frucht iſt 73
Anʒikhi/ wo biefe Voͤller gewohnet St werden
bey ihrer Empoͤrung gedemuͤthiget 52 _ Ber
fehreißung ihres Köntgreichd 97 ihrer Sitten
und Eigenfchaften 98 find Menichenfrefke
99 ihre Kleidung und Sprache 99
Anzolos, mag fir eine Art Geld es iſt 32
Arme, des Königs, wer fie In Monomotape
7 fin il 226
roffes, Befchreisung diefer Frucht 6
Arzeneykunſt, bey den a ‚tie folche
beichaffen, 164
Yrzenepfiein bey den wilden Ziegen, deſſen Bes
ſchaffenheit 85
Arzt, folche find in Kongo die Pfaffen 46 mer
bey den Hottentotten 166
Aſely, Befbreibung diefer Pflanze 71
Aſſagay, Beſchreibung dieſes Gewehrs 180
Attaquas, eine hottentottiſche Nation 117
Audienz, wie der Kaiſer in China ſolche dem
van Hoorn gegeben 364 wie dem Gemelli
Careri 498 dem ruflifchen Gefandten Jsbrand
Ides 323 Poren; Langen 528 des paͤbſtli⸗
chen Legaten Mezzabarba bey dem —
China 55
Yufsug, öffentlicher des Könige von Kongo,
wie folcher beſchaffen 3
Auſtern, ſehr große
B.
Bad, warme, bey ben Hottentotten 139 Be—
ſchaffenheit und Wirkungen derſelben 185
Bakkeleyets bey den Hottentotten, was *
I
find . 109
Banana foll die Muſa von Aegypten ſeyn
511
73
Barbuto, Francifeo, des Königs iu Kongo Beicht ⸗
vater, it den Porrugiefen in Entdeckung Dee
Eongoifchen Bergmerfe zuwider 53
Barken, Eoflbareaber ſltſom gebaute in Chind
257 Beſchreibung einer Eaiferlichen vom drit⸗
ten Range 437
Barceto, Franz, wird Statthalter von Mono
-motopa As muß ſich nach dem Rache eined
Jeſuiten
Regiſter der in dieſem Bande
Jeſuiten bequemen 219 falle Mongas an ib.
Tchlägt die Kafren 220 ſeine Liſt Lebensmittel
zu eriangen 220 ſtirbt vor Gram uͤber des
Jeſuiten unbeſcheidenen Vorwurf 221
Bataras⸗Wurzeln deren Geſchmack 73
Daun, der einen ganzen Wald machet 73
der als ein Goͤtze angebethet wird und bey der
Schwangerfhaft gut iſt 74 wunderbarer von
zweyerley Kraft 78 erſtaunlich großer auf
der Inſel Johanna 218
Baunifblange, deren ſeltene Eigenſchaft 198
Baumſeide, mie fie waͤchſt 74
Bay, Falſo oder die falſche woher ſie ihren Na⸗
men hat 130 deren Beſchreibung und Eigen⸗
ſchaft ib,
— Wilhelm, Schiffshauptmann, deſſen
ungluͤck an der Kuͤſte von Magadoxa 213
Begraͤbniß des Königes in Kongo, mie ſolches
befcpaffen 7 ber Jaggaer 105 der Hotten⸗
totten 166
Benguela, Koͤnigreich, deſſen Graͤnzen, Fluͤſſe
und Beſchaffenheit der Luft 27 Flecken dar⸗
innen 28 Naturgeſchichte dieſes Reichs 68
Bennet, Beſchreibung dieſes Fiſches 204
Berg, Beſchreibung derer am Vorgebirge ber
guten Hoffnung 124 furchtbare in China 447
gie folche in China angebaut werden 457, 463
find in Beete abgetheilt 46
Bergkatze, am Vorgebirge der guten So
nung 197
Bergwerfe in Rongo werden von den Portugie⸗
fen vergebens aufgefücht 59 was für weiche
es daſelbſt giebt 69 in Monomotapa werden
von Barreto und Homen vergebend aufge
ſuchet „en 218
Deriberi, mas für eine Art von Krankheit es
iſt, und wie ſie geheilet wird 34
Beſchneidung iſt bey den Anzikiern 9
Bette, dafür wird eine Steuer für die Koͤnigin⸗
nen bezahlet 7
Bettler, ſtarke in China 255 einige geben fich
daſelbſt für Zauberer aus 351
Bienen in Kongo, deren Arten —
Birami, was es iſt 2
Biſchof von St. Thomas und Kongo, deſſen
praͤchtige Aufnahme 56
Bitios de Ris, maß für eine Art von Krank
heit es iſt und wie folche gebeifet wird 33
Blaſer, Befihreibung dieſes Fiſches 204
Blatt, wo ſolche zu Schwalben werden 264
Blinde, wie ihnen in Monomotapa begegnet
wird 226
Bluthad, graufnmes in Fongan Auı
Doafi, wa für eine Krankheit es iſt 34
Bogenſchießen, woher die igigen Chinefen darz
innen fo geuͤbt find 476
Bort, Dalthafar', geht mir einer Flotte nach
Fofyen 286 nimm Swa ti ha weg und läßt
es abbrennen 295 brennt einige andere Städte
ab 296 fol nebſt den Tartarn Formofa wege
nehmen 300 koͤmmt nach Hock ſyew und be⸗
richtet folches den Tartaen 301 erhält Schrei:
ben von dem Keinde deswegen 302 erfährt
ben Zuffand deſſelben ib, dringt auf eine ſchleu⸗
nige Unternehmung, die Tartarn aber zaudern
303 er greift Que mwi vergebens an 303 ver-
einiget fich mit den Tartarın 304. nimmt vier
Sunfen weg 305 und das Eyland Gou tfo
in Beſitz 305 beſchließt wider der Tartar Wil-
len einen Zug nach Tay wan 307 nimmt die
Snfel Pe bo weg 308 fordert Taywan auf
309 ein chineſiſcher Befehlshaber thut ihm
Vorfihläge 309 laͤßt ſich mir ihm in Unter-
handlung ein z10 die Vorfchläge feiner Ab⸗
genrdneten werden verworfen Zır Die Abges
ordneten ſelbſt angehalten, aber doch wieder
loßgelaffen zır er muß fruchtlod wieder ab-
jieben 312 koͤmmt nach Batavia zurück 313
* Unterkoͤnig zu Hockſyew beſchweret ſich über
ihn 318
Bouvet, Joachim, deſſen Reife von Peking nach
Kanton 469 was ihm fuͤr Ehrenbezeugun⸗
gen auf der Reiſe geſchehen 470
Braſſem am Vorgebirge der guten Hoffnung,
deren Arten 205
Braunfiſch, Beſchreibung deſſelben 204
gg. Brief des chineſiſchen Kaiſers, was ihm fir Ehre
erzeigt wird 282, 360 Keremonie bey deſſen
Eröffnung 318 bey Abſendung derfelben an
den Kaiſer 481
Brodt, wie folched aus den Palmen gemacht
wird 76
Bruͤcke, von Nangan ſoll von Engeln erbauet
ſeyn 289 die wunderbare, Lo jang 408 Be:
ſchaffenheit derſelben in Ebina 436, 445 'die
zu Chang tin hyen 448 eine marmorflei-
nerne unweit Zu ding 450 eine fehöne un⸗
weit Tſo chem 451. der fliegende Regenbo⸗
62
gen - 4
Buffer, deffen ge —* ſie am Vor⸗
geb. der guten Hoffnung beſchaffen 1
Buͤkhu, was es iſt —
Een 109 ,
Burton, Schiffshauptmann, deffen Unglück bey
6
der Inſel Johanna pI
Buſch⸗
vorkommenden Sachen.
Buſchkatze, deren Befchreibung 197
Buſchpaſch, was fo heißt 190
Sutter, wie bie Hottentorten folche machen 169
C.
Campen, Joh. von, deſſen Geſandtſchaft an den
Unterkoͤmg von Fo kyen 283 ſaͤubert die chi⸗
neſiſche Kuͤſte 204 brennt Swatiba ab 295
Canal, ſchoͤne in China, 436, 438, 441 Mer:
den ſtark befahren 440
Tape, Stadt auf dem Vorgeb. ber guten. Hoff:
nung , deren Beſchreibung 126
Capuciner, deren Kirche zu Loanda 16 wer⸗
den aus Sogno vertrieben 6r luͤhne Unters
nehmung zweener 66 die italieniſchen in Konz
go werden gelobt ——— 7
a Anton, ein portugieſiſcher Befehlsha⸗
— bey Aufſuchung der Bergwerke in
Monomotapa — — *
arpentier, Johann, Nachricht von deſſen De:
ante bolländifchen Geſandtſchaft nach
Ehina 230
Centipes, deren Biß iſt tödlich 200
Ceraftes, ober Horuſchlange, wo fie zu *
den .. „199
— bey Eroͤffnung eines kaiſerlichen
Briefes in China 318 bey Empfangnehmung
der Geſchenke von dem Kaiſer 369 bey Ab:
fendung der Briefe an den Kaifer in China 487
chinefifchen werden von den Pabſten gebilliget
543 und verdam̃t ibid.
Ebamtouers, eine hottentottifche Nation 120
Chan Iau ye, wer er geweſen und wie er vereh-
yet wird ’ 508
China, wenn bie Portugiefen einen Handel ba
ſelbſt angelegt 229 Verſuche der Holländer,
bafeibſt zu handeln 229 ſtarke Bettler da⸗
felöft 255 dahin darf Fein Handel von Aus:
foärtigen getvieben werben 394 der Jeſuiten
Nachrichten von dieſem Lande ſind obenhin
abgefaßt 427 ihre Karten davon ſind gut 428
daſelbſt geſchieht alles mit vielen Umſtaͤnden
433 bat ſehr volkreiche Landſchaften 439
mie die Hügel daſelbſt angebaut werben 457
Urtheil von den Nachrichten von da 500 bie
katholiſche Religion wird darinnen verbo-
then ; 575
Chineſen, deren Elend unter den Tartarn 241
nehmen Feine Gefchenfe von Fremden an ehe
Allgem, Beifebefchr. V Band.
fie am chinefifchen Hofe erfbienen 245 ihre
Dpfer für eine glückliche Reife 255,406 ihre
Ceremonien bey Empfang eines kaiſerl. Brie⸗
fed 282, 360 . werden Durch falfihe Nachrich-
ten eingenommen und wider die Holländer auf
* gewiegelt 380 mollen fich mit den Hollan-
dern wegen eines Handeld vergleiihen 396
machen allerhand Winkelzüge dabey 397 ihre
Treifföfigkeit bey diefer Unterhandlung 399
Erempel von deren Leutſeligkeit 407,408 fal⸗
fen den Fremden zu Makau beihwerlich 425
find ſehr aberglaubifch 431 ihre Dpfer 432
woher fie itzt im Bogenfchießen fo geübt find
476 fie find ſtarke Effer 484 gute Bedien⸗
te 487 wieihre Speifen befchaffen 493 ihre
Art zu effen 514
Ching cbi long, deffen Herkunft und erſte Hand»
tbierung 285,296 ſtrebet nach dem chineſi⸗
ſchen Throne ibid. wird von den Zartarır
gefangen 236, 297 beißt auch Duon und
Jquon 296 wird Admiral 297
Ching cbing kong, fiehe Roxinga.
Ching ke ſan unterwirft ſich den Tartarn 299
Ching king may folget ſeinem Vater Ching
ching kong 299
Chirigriquas, eine hottentottiſche Nation 114 *
Chorogauquas, eine hottentottiſche Nation 117
Chriſtus Jeſus, wird von einem Vogel faſt deut⸗
lich ausgeſprochen 80, Bey deſſen Tode ſollen
alle Einhörner geftorben feyn 54
Chuavo, mas es für ein großes Feſt in Mono-
motapa 227
Colik, wie die Hottentotten folhe heden 164
Comte, Ludwig Te, deffen Nachrichten von Chi:
na, 439. geht mit. einigen Sefuiten nach
Ehina 431
CTonfucius, beffen Pallaͤſte und Nachkommen 471
Copraſchlange, beren Befchreibung 92
Erocodil, in Kongo, fehr gefräßig 96
LE.
Dakha, Beſchreibung diefer Pflanze 189
Damaquas, eine hottentottifche Nation - 119
Damm, hobe, giebt es viele in China 445
Darm, ob die Hottentotten ſolche um ihre Füße
tragen 151
Delphin, am Borgebirge der guten Hoffnung,
deſſen Befchreibung 204
Eeee Dias,
Dienſtſertigkeit der Wilden in Agra
Regiſter der in dieſem Bande
Diaz, Barthol. entdecket zuerſt das Vorgebirge
der guten Hoffnung III
Dias, Paul, deſſen Eroberung von Angola 22,38
Diebe in China, wie fie die Beute im er⸗
halten ſollen 4t
—— wie man ſolche in Kongo zu ae
Dias, König in Kongo, deſſen Charakter *
Aufführung 56
210
Br oder Durfifihlenge , Nachricht von
198
Doman, ein hottentottiſcher Anführer, beit n
Händel mit den Hollaͤndern 143
Donnobaum, beffen Kraft 78
Dorado, was es für ein Fifch iſt 204
Dorf, ſchwimmende in China, deren Beſchaffen⸗
heit 259 wie die andern daſelbſt beſchaffen
449 einige auß lauter Höhlen 457
Dornruͤcken, Beſchreibung dieſes Fifched 206
Drachen in Kongo 93
Drafenftein, Colonie am Vorgebirge der guten
Hoffnung, wer fie angelegt 134 ob fie vor-
dem Hellenbock geheißen ibid. Not. woher
fie den Namen bat 135 ihre Größe, Abthei⸗
lung und Befchaffenheit 135 f.
Du Zalde, deſſen Nachrichten von China, wie
fie befihaffen 427 Inhalt berfelben 428
Dunquss, eine hottentottifche Nation 119
Duͤrre, wodurch man folche in China zu heben
gedacht * 434
Eber in Kongo, deren Befchaffenheit 89
Edolio, Beſchreibung dieſes Vogels 203
Ehebruch, wie ſolcher bey den Hottentotten ge⸗
ſtrafet wird 160
Eide in Kongo, deren verſchiedene Arten 9 wie
man einem in Kongo davon losſpricht 20
Einkünfte des Königs von Kongo, worinnen fie
beſtehen 4 des Könige in Angola 40
Elembes, Heerführer der Jaggaer 102
Elendthier, Nachricht von demfelben 86 wie
fie am Borgebirge der guten Hoffnung —
fen
Flcphant, deſſen Art zu freſſen gi wie oft dad
Weib erächtig wird 82 deſſen Schwanz iffin
großer Achtung 82 deſſen Natur und Zaͤhne
ibid. mie man ſie fängt und toͤdtet 8g3 deſſen
Großmuth ib. mehrere Nachrichten von ihm 191
wie bie Hottentotten folche fangen 157 kaiſer⸗
liche in China, deren große Geſchicklichkeit 525
Elfenbeinarbeiter unter den Hottentotten 172
Elft, Befibreibung diefes Fiſches 204
Eluvo, eine Art von Hülfenfrüchten in Kongo 71
Embambe, eine ungeheure Schlange, deren) Be⸗
fihreibung gr Gefchichte von einer _ 92
Embaſſer, was für eine Krankheit es iſt und
Er fie geheilet wird 34 Huͤlfsmittel dawi⸗
er 78
Embetta, wa für eine Art von Weine 77
Embotta⸗ Baum, wozuer dienet 78
Empakaſſe, was es fuͤr ein Thier iſt 84
Empalanga, Beſchreibung dieſes Thieres 85
Endall Ambondos, wer fie find 28
Engallo, was für Thiere es find 89
Englaͤnder, Gefchichte von einem umter ben Ka-
fren 140 ihre Ankunft am Vorgebirge der gu⸗
ten Hoffnung 145
Enfada-Baum, Beſchreibung deffelben 73
Enfingie, was für ein Thier es iſt 89
Entiengio, was für ein Thier es iff 89
Erbrecht bey den Hortentorten, wie ſolches bes
ſchaffen 179
Erde, Arten davon am Vorgebirge der
Hoffnung 186
Erdſchweine am Vorgebirge der guten Hoffnung,
deren Beſchreibung 196
Erndte in Kongo iſt jaͤhrlich zweymal 70
Erſcheinung, die dem Könige von Kongo er
ben feyn fol
Eſel, am Vorgebirge der guten Hoffnung, bein
— 195 iſt mit dem Zebra *
fen, wie die Chinefer ſolches zu thun we
gen
Eoangetienbucb, Beſtrafung eines faſchg
darauf abgelegten Eides 4
Everſon, Jacob, was es für ein Fiſch iſt 206
Eulen, werden für ungluͤcklich gehalten 79
Eplau, was für eine befondere Art vom Ruder
es iſt 481
F
San, Ludwig, ein ehinefficher Jeſuit, deffen Bee
trug wider den Mezzabarba 552 ſtin veraͤcht⸗
liches
vorkommenden Sachen,
liches Bezeugen gegen ben Legaten 553 wird
von den Mandarinen mehr geehret, als der Le⸗
gat ibid. redet veraͤchtlich vom Pabſte 553
giebt dem Legaten Rathſchlaͤge ibid.
Safane, wie fie am Borgebirge der guten Hoff:
nung gefangen werden 202
Sechten, Arc deffelben in Sogno 5 in dem Koͤ⸗
nigreiche Angola 42
Seldbau, Beſchaffenheit deſſelben in Angola 31
in Kongo 70 am Vorgebirge der guten —
J
nung .
Seft, feyerliche in Monomotapa 227
Feuerwerk, praͤchtiges in China 531
Finke, befondere Art deſſelben am Worgeb. ber
guten Hoffnung 203
Sifche; fliegende, von verfihiebener Art 205 bie
am Vorgeb der guten Hoffnung 204 [gg wie
man in China Zifche mit Vögeln fängt 260
ſerey, wie fie bey den Hottentotten beſchaf⸗
Si A ; befondere Art derfelben bey den Chi⸗
nefen 486 deren Befthaffenheit zu Hu chew 439
Stamingo, Beſchreibung diefed Bogeld 201
Fleiſcher unter den Hottentotten 171
Flemmingos, was fuͤr ein Vogel bey den
Schwarzen 79
Stiegenfebnapper , Beſchreibung dieſes Vo⸗
els 203
g Mi
Stuß, feltfame Sache bey einem, in Anfebung
feined Stromes Rd 251
Stußpferd, deffen Befehreibung 96 foll die See⸗
kubh ſeyn 208
Stuth, unordentliche am Borgebirge ber guten
. Hoffnung 184
Folingas, was für eine Art Geld es iſt 32
Fontaney/ Johann von, deſſen Reiſe von Peking
nach Kyang chew 454 deſſen Reiſe nach Br
fing RR
veneperfanen, wo die ſchoͤnſten in China 256
Re ea bey den Hottentotten 151
wie die Hottentotten um eine anbalten 159
Freverey bey den Hpttentotten, wie ſolche ges
fehiebt 159
Fuß ſehr Heine von einigen Frauensperſonen in
China 292
Zußringe ber Hottentottiunen
G.
Gallignoles, was fuͤr Voͤgel es ſind
152
9
Banga, mer in Kongo fo heißt in beren Bes
fchaffenheit 44
Banganjumba, was folcheg heißt 43
Banga Abitorng, Oberpriefter in Kongo, kann
feines natürlichen Todes ſterben
Gans, wilde, deren Arten am Vorgeb. ber guten
Hoffnung 201
Barabinga, ein hottentottiſcher Anfuͤhrer, deſſen
Haͤndel mit den Hollaͤndern 143
Gaſtfreyheit der Hottentotten 145
Gaſtmahl des Unterkoͤnigs zu Kanton fuͤr die
hollaͤndiſchen Geſandten 2381q. des Kaiſers
in China fuͤr den van Hoorn 368 des Unter⸗
koͤnigs zu Peking für den rußiſchen Geſandten
521 des Schatzmeiſters für eben denſelben 422
Baubil, Anton, ein Jeſuit, deffen Reife von Kan:
ton nach Peking 335
Baufler, ungemein geſchickte in China 521. 525
Bauras oder Bauriquas , eine bottentottifche
Nation nr = 20
Gebaͤhren, wie bie hottentortifchen Weiber fol-
ches thun > 161
Bebirge, erſchreckliches 241
Bebräuche, chinefifche, welche ber Pabſt erlau⸗
bet
Beburtotag, wie der große Herr von —
feinen begeht 100 mie der Kaiſerinn von China
ihrer gefepret worden 499
Gegoo, Beſchreibung diefer Frucht 76
Geiſter, die böfen, holen den Leichnam eines Un⸗
gläubigen aus feinem Grabe in der Kirche 57
einer kann den Geruch von gefochtem und gebra=
tenem Fleiſche nicht leiden 249
Beifttiche in Kongo, Befchaffenheit derſelben
44 findauch die Aerzte 46 fürchten ih vor
den Miffionarien 47 werden von ihnen heftig
verfolget 48 Zwiſt unter den Roͤmiſchkatho⸗
liſchen in Kongo fehadet der Religion 58
Geld in Benguela, was dazu gebraucht wird 29
was in Angola 32 was zu Nanfing 252
Gemelli, Careri Joh. Franciſc. deſſen Reifen in
China 478 Urtheile davon 479 hat Audienz
bey dem chineſiſchen Kaiſer 498 gebt nach
Makau 10
Berber unter den Hottentotten ızı find zugleich
Schneider ‚173
Berechrigkeit, wieftein Sogno verwaltet wird 8
mie folche bey den Hottentotten in bürgerlichen
und peinlichen Sachen ausgeuͤbet wird 178
Eeee2 Geſand⸗
Regiſter der in diefem Bande
Befandter , rußiſcher, am chineſiſchen Hofe 270
vom Mogol am cbinefifchen Hofe 271 von ben
koreaniſchen Inſeln am chinefifchen Hofe 362
ein portugiefiicher an den chinefiichen Kailer ,
wie er zu Kanton empfangen wird, 425 Gtol;
deſſelben wird. gedämpft 426 erfährt viele Be-
ſchimpfungen ibid.
Geſandtſchaft, hollaͤndiſche, die erſte an den Kai⸗
ſer von China 236 wie ſie zu Kanton aufgenom⸗
men wird 237 Schwierigkeit, ehe fie vor den Un⸗
serfönig daſelbſt Fomen kann 238 erhalten Er:
laubniß, zum Kaiſer reifen zu Dürfen 239. 378
werden von den Unterkoͤnigen bewirthet 239 ihre
Reife von Kanton nach Nan gan für 240 fq.
werben von dem Statthalter zu Ran hyong fü
bewirthet 243 Aufnahme zu Nan gan fu 244
ihre Reife bis Nan fing 245 wie fie Dafelbit
aufgenommen werden 247 wie zur Nanking
251 Forrfegung ihrer Reife nach Schan tong
254 werden zu Lyen tfing wey bewirthet 266
wie fie zu Lande gereifet 267 ihre Ankunft zu
Peling 268 find ald Räuber verdächtig und
werden genau unterfucher 268 werden befragt
und nach Hofe geholet 269 ihre Geſchenke wer⸗
den befichtiget 270 find angenehm 271, 384
mit ihnen wird betrügerifch von Den Staatäbe-
dienten umgegangen 272 daran find die Je—
ſuiten Schuld 379 ff! Austsfung für diefelben
und für ihre Beute 2gr fie verlaffen Peking ib.
und kommen zu Kanton an 282 erden von
ben Unterkoͤnigen daſelbſt bewirthet und ſegeln
von da ab 282 kommen wieder nach Bata—
via 283
=" = bed Joh. von Campen und Conſtanun
Nobles an den Interfönig von Fo Eyen Ging:
la mang 283 ff. Veranlaffung dazu 286. ihre
Reife nach Sink ſyew und ihre Rückkehr 297
ihre Audienz bey dem Unterfönige und dem
Feldherrn 291 Geſchenke an denfelben und von
ibm 292 Fommen wieder zur Flotte 294
e » De Herrn van Hoorn an den Kaifer in
China 325 Abſicht derfelben ibid,
Geſchenke an den chinefifchen Kaifer werden vor
ber Ueberreichung erſt von den Staatäbebienten
beſichtiget 270,367 Ceremonien bey Empfang:
nehmung der von dem Raifer 369
Glied muß fi) eine hottentottiſche Witwe bey
ihrer Wiederverheirathung vom Finger fehnei:
den ı60 wie Die Hottentosten folche abſchnei⸗
den 165
Gliova, Anton de, Biſchof zu St. Thomas, wird
bey dem Könige von Kongo angeſchwaͤrzt, aber
doch hernach gut aufgenommen 59
Gnamn was e8 iff 73
Goͤtzenbilder in Kaſchil 29 deren Beſchaffenheit
in Kongo 43 werden dafelöft zerſtoͤret 55
Gogoſoa, , ein bottentottifcher Hauptmann, deffen
Handel mit den Holländern 144
Bold, waͤchſt mit in der Ninde gewiſſer Baͤu⸗
me 224
Goldbergwerke giebt es in Rongo 69 veiche in
Monomotapa 224
Boldfifch ‚ deffen Befchreibung 205
BoldFäfer, ein Abgott der Hotfentotten, deffen
Befthreibung 200
Bomgom der Hottentotten, was es iſt 155
Govea, Franciſco di, portugieſiſcher Befehlsha⸗
ber, deſſen Verrichtungen in Kongo 58
Gott, einen oberſten glauben die Hottentotten 174
Goulongo, was für eine Art von Thieren es iſt 85
Goyer, Peter von, geht als hollaͤndiſcher Ge-
ſandter nach Peking 236
Grab, mie einige chineſiſche befchaffen 495
Graben, ein ſchoͤner Faiferlicher in China 260 '
Brafenbaum Befchreib, der Frucht deffelben 75
Branatbirnen, waß e8 für eine Fruche iſt 76
Brafepferde , verfehiedene Arten derſelben am
Vorgeb. der guten Hoffnung 200
Große des Reichs, wie ſie in Kongo von dem
Koͤnige bewirthet werden
3
Buajavas, Beſchreibung dieſer Frucht 75
Buatlo, was für eine Art von Getränfe 77
Bürtel, Drden des gelben, in China 500
Bürer, deren Eigenthum in Kongo gehoͤret dem
Könige 207?
Bunjemans, “eine hottentottifide Nation 113
ihre luſtige Schlägerey mit den Heffaguag 118
Gutherzigkeit der Hottentotten 148
Haare, wo bie Schafe ſelches haben g7 von
des Tygers Lippen iſt Gift 88 verliert Kolbe
unfer der Linie IT womit die Hostentotten
folche pudern 152
Zaarſchlange, deren Beſchreibung 198
Hafer koͤmmt am Vorgeb. der guten Hoffnung
“nicht fort 188
Sahn,
vorkommenden Sachen. —
Hahn, ein in Stücken zerſchnittener und gekoch⸗
‚ter wird wieder lebendig 49
Handel in Angola, morinnen er beſteht 31 bey
den Hottentotten 173 ſolchen treiben auch bie
Unrerfönige und Statthalter in China zız aber
auf eine heimliche Art und wie ga2 folchen ſu⸗
hen die Holländer in China anzulegen 229,
232, 328 folchen darf Kein Fremder in Ehina
treiben 394 flinfender zu Ranking 492
Handwerfer unter den Hottentotten 171
Harnritter bey den Hottentotten, wie ſie gemacht
werden 158
Harz, Beſchaffenheit deſſen am Vorgeb. ber guten
Hoffnung 186
Sauptmann eines Kraals bey den Hottentot⸗
ten, deſſen Gewalt und Anſehen 177 iſt der
Nachrichter —
Haus, deren Befchaffenheit in Benguela 29 in
Angola zu wie fie vor den wilden Thieren
gefichere merden 97 wie fie in Nanking be:
fehaffen 252 wie in ganz China 487
Zauerath der Hostentotten, wie er befchaffen 154
HZaye, verfchiedene Arten am Vorgeb, der guten
Hoffnung l „20
Heiliger, ein chineſiſcher, Luzu, naͤhret die Wuͤr⸗
mer ſorgfaltig in feinem faulen Fleiſche 242
Zeirath, was eine hottentottiſche Witwe bey der
zweyten thun muß 160
Zerberge, kaiſerliche in China, wie ſolche beſchaf⸗
fen 470 wie man darinnen bewirthet wird 495
Seringe, am Vorgeb, der guten Hoffnung 205
Herʒſtein, Beſchaffenheit deſſelben 186
Zeſſaquas eine hottentoteiſche Nation 118 ihre
{uftige Schlägerey mit den Gunjemanns ib.
Zeuſchrecken, wie bie Chinefen ſolche vertrei-
ben 265 wie fie bey ihnen heißen 471
Zepkome,, eine hottentottifthe Nation 120
inderfon Jacob, ein hollaͤndiſcher Officer 19
en Beeprung mider die Porsugiefen 20
Zinrichtung eines Miſſethaͤters bey den Hotten-
” torten, wie ſolche geſchieht 178
Zirfeb , flecligte auf dem Vorgeb. der guten Hoff⸗
nung ı15 eine andere Art daſelbſt 196
Zirfe, weiße Art derſelben 71
Zochzeitgebräuche der Hottentotten 159
Zode, eine wird den Hoftentorten genommen und
warum 162
Sogenhoek, Ernſt van, beſorget die hollaͤudi⸗
ſchen Geſchaͤffte zu Hokſyew 313 wird von den
Staatsbedienten daſelbſt geehret 316 beſuchet
den daſigen Feldherrn und Statthalter 317,
deſſen Streitigfeit mit dem Unterfönige über
des Kaiſers Brief 319 wie auch mit dem Feld»
beren, werben beygelegt 320 deſſen Geſchenke
an die Eaiferlichen Abgeordneten 320 deſſen
neue Streitigkeiten wegen der bolländifchen
Gefangenen gar erhält Gefchenke für den Ge:
neralguvernör zu Batavia 325
Höhle, aus einigen beſtehen Dörfer in Chi—
na, 457
Hollaͤnder nebmen den Portugiefen Loanda weg
19 geben fie ihnen durch Vertrag wieder 21
wenn und wie fie fih aufdem Vorgebirge der
guten Hoffaung gefeget 112. 121 deren Frey:
beuter thun den Hottentotten viellleberlaft 174,
werden von ihnen in einem Walde gefchlagen
115 10 fie auf dem Vorgeb, der guten Hoffe
nung am erften angebaut 127 deren Negie-
rung am Vorgebirge 141 ihr Buͤndniß und
vormaligen Handel mit den Hottentotten 143
ihre Verfuche, einen Handel in China anzule-
gen 229. 232. 328 die Portugiefen wider:
ſtehen ihnen 234 ihre Gefandtfchaft nach Per
fing 236 ff. was der Kaiſer in China ihrent-
wegen befohlen 271 fehicken eine Geſandtſchaft
An den Unterfönig Ging la mong 286 ihr
Seezug nebſt den Tartarn, das Eyland For:
mofa wegzunehmen 300 ihre Berrichtungen
zu Hokſyew oder Chang chem fr 313 ihnen
wird erlaubt, ale zwey Fahr einmal nach Chi⸗
na zu kommen 314 ſchlagen ben Handel mit
dein chinefilchen Unterfönige aus 315 ihre
Preife werben getabelt 314 erhalten von dem
chinefifchen Kaifer Briefe und Gefchenfe 316
ihre Waarenpreife werden erforfchet 317 ſchi⸗
den ben Heren van Hoorn an den Kaifer in
China 325 erhalten einige Erlaubnig in Chi:
na zu handeln 331 ihnen werben von den Chi⸗
nefen Vorwürfe gemacht 333 vertheidigen
fich deswegen 333 müffen nachgeben 334 ihr
Anſuchen an den chinefiichen Kaiſer wegen ded
Handeld 365 ihnen wird fernere Handlung
in China verbothen 3735 427 ihnen find die
Jeſuiten in ihrem Anfuchen wegen eined Han⸗
dels in China hinderlich 379 wie fie die Her-
zen vieler Chinefen gewonnen 381 fo wohl die
Chinefen als Tartarn vermeiden fie 382 dem
Kaifer in China werden falſche Beariffe wider
Eeee3 ſie
2
*
=.
Regiſter der in dieſem Bande
fie beygebracht 383 was ihnen zur Erhaltung
eines Handels in China am nuͤtzlichſten geme-
fen feyn wuͤrde 385 Bericht des chinefifchen
Staatsrathes ihrentwegen 385 kaiſerliche
Verordnung ihrentwegen 387 falſche Erdich⸗
tungen wider ſie um den Kaiſer zu hintergehen
388 ihnen werben die Ruſſen vorgezogen 390
haben großen Anhang bey den Chineſen, wer⸗
den aber doch bewacht 3z90 van Nechteren
Nachricht von ihren erften Verfüchen eines
Haudels nach China 393 ihre Unternehmung
gegen die Ehinefen bey den Piſcadoren 395
werden Stastifen genennet ibid. wollen 1
mit ben Chinefen wegen eine Handels ver:
gleichen 396 es koͤmmt aber nicht zum Stande
398 werden von den Ehinefen bintergangen
rächen ſich deswegen 400 wie weit
fie. es mit ihrem Verſuche in China zu handeln
gebracht haben 407 erbauen dad Fort Zeland,
und befeftigen Taywan 402 belagern Makau
vergebeng 402
omem, Vaſeo Fernandez, gebt nach Monomo⸗
tapa, die Bergwerke aufjufuchen a2ı koͤmmt
dahin 221. geht nach den Bergwerfen von
Maninnas 222 findet aber folche durch Liſt
ber Kafren nicht i 222
onig, fließt bey ben Hottentotten von ben Ber-
gen 138
vorn, Peter van, wird an den Kaifer in Chi⸗
na gefickt 325 wird zu Hokſyew bewillkom⸗
met und erhält Geſchenke 326 wird daſelbſt
erzuͤrnet ibid. beſuchet den daſigen Unterkoͤ—
nig 327 bemaͤchtiget ſich einiger chineſiſchen
Guͤter 328 ſeine Streitigkeit deswegen mit
dem Feldherrn zu Hokſyew 329. 332 muß
feine Geſchenke für den Kaiſer zu Hokſyew aus⸗
laden Laffen 329 beſchweret fich wegen Verzoͤ⸗
serung des Handeld 331 muß die chinefiichen
Guͤter wieder herausgeben 334 fegelt von Hok⸗
ſyew ab 335 ibm wird von dem Feldherrn zu
Yen ping fir höflich begegnet 337 mie ex zu
Hang chem fu aufgenommen worden 342 gebt
von da ab nach Whay ngan fu 343 wie er da⸗
ſelbſt aufgenommen worden 349. geht von da
ab nach Peking 350 er koͤmmt nach Schan
tong 352 langet zu Peking an 359 wird nach
des Großkanzlers Pallafte geführer 360 feine
Geſchenke werden in Augenſchein genommen
361 wird von Mandarinen beſuchet 362 mad
er für Ausloͤſung erhalt 362 bezeuget dem ge⸗
heimen Siegelverwahrer feine Unterthaͤnigkeit
363 und vor dem Faiferlichen Throne 364 Ges
ſchenke deffelben für den Kaiſer 365 feine Vers
drießfichkeit wegen Annehmung der Geſchenke
für die Tay zins 366 erſtes Gaſtmahl von
dem Kaiſer für ihn 367 fein Bittſchreiben am
die Pipu 368 zweytes Gaſtmahl und Geſchenke
369 verläßt Peking 370 langer zu Hok ſyew
anzzı beſuchet den Unterkoͤnig und dem neuen
Feldherrn daſelbſt 372 ihm wird von den letz⸗
tern unhöflich begegnet ibid. iſt Dagegen hoͤf⸗
lich 373 muß feine Güter durchſuchen laffen
374 fhiffet folche ein 375 ſein Verweilen
zu Hof ſyew iff dem dafigen Statthalter zuwi⸗
der 376 koͤmmt wieder nach Batavia 377
Zottentotten, Grängen ihred Landes 2 Na⸗
tionen unter ihnen wie viele und welche 113
verändern oft ihre Wohnung ıra ihr Unter
ſchied von den Kafren 139 ihr Buͤndniß und
vormaligen Handel mit ben Hollandern 143
was fie den Hollandern Schuld geben143_ einer
zieht fein Vaterland allen gefittetern Landern
vor 145 ihr Name und Urſprung 146 ihre
Farbe und Geſtalt 146 ihre Leibesbeſchaffen⸗
beit und Gemuͤthseigenſchaften 147 _ fie lieben
den Trunk 147 ihre Unerkenntlichkeit gegen
ihre Mütter ibid. fie fegen ihre Kinder und
Alten weg 147,167 find gutherzig, gaſtfrey
und vedlich 148 ihre Sprache 149 ihre Klei⸗
dung ı5o warum fie fich fo gern fehmieren
und ſchwaͤrzen ıs2 ihre Epeifen 152 freſſen
Lauſe und Schuhe 153 ihr Getränfers3 ihre
Ergögungen 153 ihre Flecken und Hütten 154
"ihre Familie und Sausrath 154 ſie rücken mit
ihren Wohnungen oft fort 155 ihre Luſtbar⸗
keiten und Muſik 155 koͤnnen ſehr fchnell lau⸗
fen 156 ihre Geſchicklichkeit im Schießen und
Werfen 157 ‚ihre Art zu jagen ibid. wie fie.
ihre Helden beehren 15g ihre Bilberey 156
wie ſie um eine Weibsperſon anbaltinısg ihre
Hochzeitgebräuche 1sg erlauben Die Vielwei⸗
berey 160. wie ſie ihre Kinder ausſtatten 160
wie fie den Ehebruch beflrafen 160 was eine
Witwe unter ihnen bey ihrer zweyten Heirath
thun muß 160 mie ihre Weiber Kinder ge⸗
bähren 161 ſehen die Maͤgdchen weg ist ſchnei⸗
den den Kaaben eine Hode aus 162 mie fie
unter die Maͤnner aufgenommen werden 163
ihre Hausbalfung ibid. ihre Krankheiten und
Arzeneymittel 164° ihre Beerdigung 166 wie
fie Bieb erwerben und erhalten 168 ihre Hand-
werker 171 ihr Handel 173 ihre Religion Er
ind
vorfommenden Sachen:
find hartnaͤclig und unveraͤnderlich darinnen
176 ihre Pfaffen 176 ihre Regierungsart,
Staats: und Kriegẽgeſchaͤffte 7
Zoutebeen, fiehe Jols.
Souteniquas, eine hottentottiſche Nation 120
Zügel, wie ſolche in China angebaut werben
- 457: 463. 464
Zuldigung des Königs in Kongo, wie folche
3 — 6
und, deren Fleiſch iſt ſehr Kbagbar in Ango⸗
la 30 wilde e mr deren Beſchaffenheit 83
am Vorgeb. der guten Hoffnung 191,192 bes
ven Fleifch wird in China gegeffen 525
Hütten der Hortentotten , wie fie folche bauen 154
Sparintben, wie man fie in Kongo findet 70
; J.
acob, der heilige, ſteht den Kongoern bey 54
ihm wird deswegen eine Kirche geweiht 55
Tagd ift eine Ergögung ber Hottentotten 156
wie folche jagen 157
Jaggaer, , ihre Landſchaften wie meit fie fich ers
ſtrecken vor ihre verfchiedene Benennungen
101 ihre Leibesgeſtalt und Gemuͤthsbeſchaffen⸗
beit 102 fie fallen in Kongo ein 58, 102 Mer:
> ben von den Portugiefen daraus vertrieben 58
wie fie ſich lagern 103 wie fie den Palmmein
auszapfen 103 leben vom Raube ibid. ihre
Kleidung rog fie tödten ihre Kinder 104 wie
fie neuen Zuwachs erhalten 104 ihre Krie⸗
gesopfer und Begräbnife 105
Jagga von Raffanji, mie er feinen Geburtstag
begeht 100
Jahreszeiten in Kongo , beren Befihaffenheit 68
am Borgeb. ber guten Hoffnung 183
Jaſpis findet man in Kongo 70
des, Fabrand, deſſen Reife nach China sı2 wird
von dem Statthalter zu Galkan bewirthet 513
mie er von dem Kaifer zu Petking bewirthet
wird 517 wird nach Hofe geführt, 518 iſt
bey dem Kaifer zu Gaſte bid. und erhalt beſon⸗
Here Ehrendegeugungen zus Fragen an ihn 519
mird zum Throne geführet ibid. mie er von
dem unterkoͤnige bewirthet worden 521 wie von
dem Schatzmeiſter 522 feine Abſchieds au⸗
dienz 52
Jeſuiten in Loanda, deren Einkuͤnfte und Un⸗
— gerhalt 16 einer iſt ein Mandarin 069 deren
Heimtuͤcke gegen die hollandiſche Geſandiſchaft
in China 272. 379 ff. werben zu Makau von
dem Slatthalter überliftet 424 ihre Nachrich-
ten von China find obenhin abgefaßt 427 ihre
Karten davon find gut 428 einige ſchickt Lud⸗
wig XIV nach China 450 deren Klofter in
Nefing 525 eines gewiſſen Meineid 546 Raͤnke
derfelben wider den pabfklichen Legaten 546
wollen bie chineſiſchen Gebräuche beybehalten
wiſſen 555 Urrtheil über ihr Verfahren ibid,
drohen dem Pabſte 558 widerſetzen fich dem
paͤbſtlichen Legaten mit Verwegenheit 565 fegen
ein Bitefehreiben für den Legaten an den chine-
ſiſchen Kaifer auf 567
Jindes, fiebe Jaggaer.
Imbangolas ſiehe Jaggaer.
Ingingie, was fuͤr Thiere es ſind 81
Inkumbe, Befchaffenbeit diefer Frucht 72
Inſire, was für ein Thier es iff 89
Intagas, was für eine Art Geld es iſt 32
Intorcetta, ein italieniſcher Miffionar in China,
nimmt fich der neuankommenden an 434
ohanna, Eyland, wovon es berühmt iſt 216
Beſchreibung beffelden und feiner Einwoh-
ner . 217
Jols, Cornelius Cornelifen, nimmt den Por-
tugiefen Loanda weg 19
Tüngling, mie folche bey ben Hottentotten unter
die Männer aufgenommen werden 163
unten in China , deren Beſchaffenheit 516
R.
Rabeljau, mie er am Vorgebirge ber guten
Hoffnung beſchaffen 204
Rachaquas eine bottentottifche Nation 113
Raͤfergoͤtze unter ben Hortentotten 175
Raft ‚was es heißt und wer fo genannt wird 120
ihr Unterfihied von den Hottentotten 139 ihr
Handel u \ 140
Raifer in China, mie er dem van Hoorn Audienz
gegeben 364 wie den Gemelli Careri 498
wie dem ruffifcben Gefandten Jsbr. Ides 523
deffen Leibwache 524 wie er Lorenz Langen
Gehoͤr giebt 528 deſſen Thron und Zimmer
534 ſiehe Rang bi. deſſen Unterredungen
3. mit dem Mezzabarba 559 ff.
Rakongo, was es für ein Fiſch iſt 95
102
Ralandula/ Heerfuͤhrer der Jaggaer
Zang bi, chineſiſcher Kaiſer, aus was für einer
Familie
*
Regiſter der in dieſem Bande
Familie 532 wie er auf den Thron gekom⸗
men ibid. feine großen Geſchicklichkeiten 532
feine Gerechtigfeit ibid, umdb Freygebigkeit
533 Anzahl feiner Kinder 533 feine Religion
ıbid. fein Pallaft 534 feine Kleidung und
Geſtalt 520, 535 giebt dem Mezjabarba Aus
dien; 558 beſchweret fich über die Miffions-
rien und den Pabſt 560 tadelt die Conſtitu⸗
tion 56x deſſen Scherz über den Pabſt 568
teffen gutes Gemuͤth und ſtarke Vernunft 569
ift ſcherzhaft 570
Kangula, eine Art von Frucht qı
Ranna, Wurzel, deren Befchreibung 189
Ranton, einige Nachricht von diefer Stadt 536
Schöne Vorſtadt daſelbſt 537
Ras, was für eine Are von Inſtrument es iſt zı
Rafbiufrucht, Befhreibung derfelben 75
Rasse, wilde, deren verfchiedene Arten am Vor⸗
geb. der guten Hoffnung 197
Reurboom, was für ein Baum fo heiße 189
Reyfer, Jacob von, geht als hollaͤndiſcher Ge:
fandter nach Peking 236
Rhifongo, Kraft biefed Baumes 78 wozu deſ⸗
fen Holz gebraucht wird 98
Khilumbo, was für eine Are des Eideg folches
“ig verfihiedene Arten deffelben 10
Rhiſekko, Kraft dieſes Baumes 78
Khori, ein hottentottiſcher Hauptmann, ſchließt
einen Vergleich mit den Hollaͤndern 144
Rikere, Beſchreibung dieſer Frucht 76
Kin, oder verbothene Speiſen in Kongo, mas für
Befchaffenheit es damit hat 43
r
RHin woher, Nachricht von Eroberung dief
Stadt durch die Tartarn 415
Kinder werden in Angola von ihren eigenen El⸗
tern zu Sklaven verfauft 25 bey der Geburt
eines weißen fängt man daſelbſt an, ein Haus
zubauen 26 Aufführung der Angolefen, mern
folche Zähne befommen 33 die Jaggaer toͤd⸗
ten ihre gleich nach der Geburt 104 merden
von den Hoftentotten weggeſetzet 147 wie bie
Hottentotten folche ausſtatten 160
Rinder der Herrfihaft, wer fo genennt wird 30
Kirriſtock/ Beſchreibung deffelben 180
Klappermaus, deren Beſchreibung 197
Klas, ein tugendhafter Hottentotte, Geſchichte
von ihm 148
Alsidung des Koͤnigs in Kongo 2 der Einwoh⸗
ner in Benguela 28 der Einwohner von Ars
gola 30 wenn fie in Krieg ziehen 41 der
Anzifier 99 des Heerfährerd der Jaggaer
104 der Weiber der Saggaer 104 ber Na⸗
maquas 116 der Hottentotten 150 ber Ein⸗
wohner ber Küffe Seilan 213 der Weiber
in der Provinz Peking 497 der Weiber zu
Makau 511
Rlipkoufen, Beſchreibung dieſer Muſchel 207
Rlocke, große in Nanking 253.499
Knabe, ihnen wird bey den Hottentotten eine
Hobe genommen, und warum 162
Rnoblauchbaum, beffen Beſchaffenheit 78
Rnochen, des Loͤwen feine find ſteinhart 193
Rnochenbrecher, was für ein Bogel es iſt 201
Knorr hahn, Beſchreibung dieſes Vogels 201
Boch, dieſelben find in Monomotapa die vor-
nehmſten Staatsbedienten des Königed 226
Rolafrucht, Befihreibung derfelben —
Bolben, Peter, Nachricht von deſſen Beſchrei⸗
bung des Vorgebirges der guten Hoffnung 107
deſſen Reiſe nach dem Vorgebirge ro iſt im
Gefahr vor wilden Thieren 139
Kongo, Münze davon, was fo heißen koͤnne 18
erfter Handel nach diefem Reiche 50 wie die
roͤmiſchkatholiſche Religion daſelbſt eingeführee
worden zı des bafigen Röniged Wapen koͤmt
von einer Erfiheinung 53. was für Verwir⸗
rungen aus der Einführung der Eatholifchen
Religion daſelbſt entffanden 36 wie der Bi-
-fchof daſelbſt aufgenommen morden 56 Un—⸗
ruhen daſelbſt wegen der Reichsfolge 57 Nas
turgeſchichte dieſes Reichs Surf.
König in Kongo, deffen Anfehen und Zirel ı
Staat, Pracht, Kleidung und Audienzen 2
öffentlicher Aufzug, Tafel und Bewirthung
ber Großen 3 Einkünfte, Gewalt und Mache
418 Thronfolge und Krönung 5 Huldi-
gung und Gemahlinnen 6 Begraͤbniß 7 deg
in Angola Anfehen 37 Geſchichte der angole
ſiſchen 38
Boͤniginnen in Kongo haben zu ihrem Unter
halte eine befondere Steuer 6 hangen ihren
Begierben nach 7
Rönigenögel, welche fo heißen 8
Ronquer bey den Hottentotten, was er fir Ge
walt und Anſehen hat 177
Koopmans, eine hottentottifche Nation 117
Kopfweh,
vorkommenden Sachen.
Bapfncb; mie die Hottentotten folches he⸗
n 165
Ropfʒierrathen der Hottentotten 152
Moree, ein Hottentot, dieht fein Vaterland allen
andern vor 2 145
Rorn, in Linien gefäct , wie Reiß 465
Rou ya, ſeltſame Dinge von dieſem chineſiſchen
Goͤtzen jv® 248
Roringa oder Ching hing Fong, wer er ge:
weſen 285 mill feinem Vater bepftehen und
nimmt Taywan weg 286, 297 wenn er ge
florben 282,293, 298 beißt auch Queſing 297
fein Glück und feine Niederlage ibid. ero⸗
bert Formoſa 298 ſtrebet nach den Manil⸗
fen jbide Kine Grauſamkeit 298 feine Nach:
folger 299
Rraal bey den Hottentotten, was es iſt 154
Rramladen it anfing, wie fie beſchaffen 252
Krankheit, veriihiedene
gola 33 bey den Hottentotten 164 Wahr⸗
Rgungen der Hottentotten dabey 165 ber
Europäer am Vorgebirge der guten Sof
I
Sogno geführt wird 5
mie bey den Hottentotz
ten m IM f.
RriegesFleidung der Angofefen, wie folche bes
ſchaffen ift PR
Kriegesmufif der Angoleſen, wie folche beſchaf⸗
: F
nung - }
Brieg, wie folcher in
wie in Angola 41
fen
Reiegesopfer der Jaggaer 105
Rriegeszucht der Angolefen, wie folche beſchaf⸗
fen ift gu folche haben bie Hottentotten nicht
179 gute im China 409
Rroͤnung des Königed in Kongo 5
Rroffen oder Mäntel der Hottentotten, ihre Bes
ſchaffenheit 150
Kruͤppelbaum Beſchreibung deſſelben 189
Ruh, milde, deren Beſchreibung 85 wie die
Hoitentotten Ihre melden 169
KRuhberg, deffen Beſchreibung 124
Rupferbergwerke, ſchoͤne du Kongo 69 deren
giebt es auch bey den Hottentotten 187
Byen ning fr, Beſchreibung dieſer Stadt 338
2*
*
Cabata, was fo heißt 8
5 Allgem, Reifebefehr. v Band.
Arten derfelben in Anz ·
Laden ber Kaufleute in Peking, wie folche be-
fihaffen 453.
Lager, wie bie Jaggaer ſolches ſchlagen 103
Cahme, wie fie in Monomotapa gehalten wer:
den 225
—— unweit Peking, deren Beſchaffen⸗
eit 51
Lange, Lorenz, beffen Reife nach China 526
bar zu Chan chyenne bey dem Kaifer Gehör
527 wird gnaͤdig empfangen 529 ſpeiſet bey
dem Kämmerer ibid. Compliment und Be:
fehent, das er von dem Kaifer erhält 529
feine Berforgung vom Kaifer mit Lebensmit⸗
te 30
Cangzunge, Beſchreibung dieſes Vogels 3
Caſtochſen bey den Hottentotten 170
Laͤuſe find den Hottentotten gemein 200 ver⸗
laͤffen die Europaͤer am Vorgebirge der guten
Hoffnung 200 werden von ben Hoftentotren
gefeeffen j 153
Febensmittel, dafür forgen die Angolefen bey
ihren Kriegeszügen nicht 42
Keichenceremonien in Angola 34 in Chi⸗
503
na
Ceinwand aus Palmfaden gemacht 98
Leopard, wie er. vom Tyger unterfihieden 194
Heurfeligkeit bee Chinefen 407: 408
Cezegu, was für ein Werkzeug es iſt 70
Liebeswerke der katholiſchen Geiſtlichen in
Kongo dienen zu Erhaltung der Religion da⸗
ſelbſt 63
Linſing/ Beſchreibung dieſer Stadt 262 hat
Sr berühmten Tempel und ſchoͤne Gebaͤu⸗
"14 N 2
Coanda, Beſchreibung biefer Stadt 15 ME Bag
einer und Jeſuiten dafelbff 16 - was für Ein-
wohner, Lebensmittel und Getränke daſelbſt
find 16 Befchaffenheit des Landes daherum 17
wird von den Holländern weggetommen 19
den Portugiefen wieder überlaffen 2ı _ portus
giefifehe Weiber daſelbſt find herrſchſuͤchtig 23
= = Eyland, deffen Lage ı7 wie ſolches entftan-
den ıg deſſen Flecken und Erdreich 18 deſ⸗
fen alte und igige Einwohner 19 Beſchaffen⸗
heit der Portugiefen daſelbſt 23
Coango, erſte Miſſion daſelbſt 65
Tonwen, Jacob, leget ein Brauhaus auf dem
Vorgeb. der guten Hoffnung an 127
Ffff Lou
Regiſter der in dieſem Bande
Kon wa, mas es für ein Vogel iſt 260 fängt
für feine Befiger Fiſche 261
Loͤrve, feine Knochen find ſteinhart 193 Zeichen
feined Grimme 193
Loͤwenberg, beffen Befchreibung 123
Hudbwig XIV, König in Frankreich, ſchicket Je⸗
fuiten nach China 430
Kufe, Schäblichfeit berfelben in Benguela 27
Beſchaffenheit derfelben in Kongo 68 nm
Vorgebirge der guten Hoffnung 182
Aufterfcbeinung, fonderbare an dem Vorgeb.
der guten Hoffnung 183 in China 472
Luko, Befchaffenheit diefer Art von Korn 71
Kumafhe, was es iftıg Beſchreibung derfel-
ben i
. 93
Luumbengo, wa für Thiere es find 88
Luzu, ein beſonderer chinefifcher Heiliger 242
Lycodia, Franz, ein Barfüffermönch, läßt fich
für einen Miſſethaͤter zum Galgen führen 67
iſt fehr fleißig in Erziehung der Kinder 68
CLyu Ehung Sau, deffen Heldenmurh 4u
M.
Mabokkhe, die Frucht dieſes Baumes wird be⸗
ſchrieben ons
Maccreagh, Schiffshauptmann, deffen Unfall
bey der Inſel Johanna 216
Macht bed Koͤniges von Kongo, wie groß fie iſt 5
des Koͤniges von Angola 40
Maetzuiker, Johann, Generalguverndr zu Ba-
tavia, Geſchenke für ihn von dem chinefifchen
Koifer 323 Schwierigkeit wegen feines Na:
mens im bem chinefifchen Staatsrathe 323
Magdchen werben bep ben Hottentotten weghe⸗
ſetzt 161
Magen, verderbter, wie die Hottentotten ſolchen
beſſern 165
Maginette ſiehe Manighette.
Magnetnadel, deren Abweichung am Vorgeb.
der guten Hoffnung 129
Makau, Beſchreibung diefer Stadt 236 flar-
Fer Handel der Portugiefen daſelbſt vordem 237
wird von den Hollandern vergebens belagert
402 bie Portugiefen fegen fich daſelbſt 420
deffen Sage ibid. ber dafige Handel iſt fehr
gefallen 420 fihlechter Zuſtand der dafigen
-Portugiefen 421 wie die Portugiefen folches
bekommen haben 422 Einwohner und Reich:
thuͤmer dafelbff 422 Stärke und Befeſtigung
des Ortes 423 erſter Statthalter daſelbſt uber:
liter Die Sefuiten 424 Handel dieſes Ortes
nach Kanton 424 unter was für Bedingun⸗
gen ed die Portugiefen beſitzen 480
Makkutas, was es iſt 32
Malagos, Beſchreibung dieſes Vogels 202
Malala, was es iſt 7
Mandarin, deren große Ernſthaftigkeit 394
Aufzug von einem 484 Demürbigung eines
5or Aufzug von einer Frau deffelfen 508
Mandioka ober Maniofwurzel, Befchrei-
bung derfelben, ihres Wachsehumes und ber
Zubereitung des Mehls daraus 72
Mandois, Beſchreibung diefer Frucht 71
Mani, deſſen Amt in Sogno 8
Mani-Mombada, wer fo heißt 6
Mani-Pango, deffen Widerfeßung der chriſtli⸗
chen Religion und Empörung 52 ffolze Ge-
ſandtſchaft an den König von Kongo 53 wird
befiege 54
Wanighetta, Beſchreibung biefer Frucht 76
Maniofwurzel, fiehe Mandioka.
WMannaffe, Beſchreibung deſſelben
Maria, die heilige Jungfrau, ſteht den Kongoern
bey 54 ihr wird deswegen eine Kirche gewied⸗
met
Warkt, Beſchaffenheit deren zu Peking
Marmor, was für welchen man in Kongo fin:
det 70, wird von den Chinefen nicht fonder-
lich geachtet 444
Martini, Martin, ein Jeſuit, deffen Tod 293
Mafcarennas, Franc, de, erſter Statthalter zu
Makau, uͤberliſtet die Jeſuiten daſelbſt 424
Maſſamamballa, Beſchreib. dieſer Frucht 71
Maſſango, Beſchaffenheit des Saamen dieſes
Krautes
Ma ti, was es fuͤr eine Frucht iſt
Matome, eine Art von Palmen 77
Mattenmacherinnen unter den Hottentot-
ten |
zu
5
; 172
Mauer, große, welche bie Provinz Shan fi von
Pe cheli ſcheidet 457 die große in China, de-
ven Bau 512, 527
Maus, indianifhe, deren Befhreibung 197
werben in Monomotapa für Leckerbiſſen ger
halten 226
Massa, was für eine. Art von Korn es it 7u
Meer:
vorkommenden Sachen.
Meerjunafer, deren Befhreibung 94 wo und
wie fie gefangen werden 95
eerkatzen, deren Arten in Kongo 89
Mehl, mie folched aus den Maniokwurzeln ge:
macht wird 72
Meineid, Beftrafung eines folchen 45
Menefes, Cäfar de, portugiefifher Statthalter
in Loanda beffen Verrichtung mit den Hollaͤn⸗
dern 20 wird uͤberfallen und gefangen
2
men
Menſchenfreſſer find die Anzikier 99 bie Ing:
gaer
Mnſchenopfer der Königinn Singa 39
Mepimdes, was es find 28
Wecaba, eine Art von Palmen 4977
Wiezzabarba, Carl Ambroſ Titularpatriarchens
yon Aleyandrien, Legation an den Kaifer Kan
pi zgr mer folche beichrieben ibid. Abſicht
dabey 542 mie er zu Makau empfangen wird
wird nach Kanton — id,
der Jeſuiten wider ihn 54 wer
3 cn des Anfehens sings Chara⸗
"fkers beforget 347 ragen an ibn 547 fir
ne Antwort darauf 548 reiſet nach. Peking
ab 549 bekoͤmmt neu⸗ Fragen und Schwie⸗
rigteiten 549, 559 feine Antworten darauf
“557 verbrußliche Bothſchaft an ihn 351 Ber
rarhfibfagung Darüber ibid. Lift der Man:
darinen gegen ihn 552 Betrug und Verach⸗
tung eines Jeſuuen gegen Kon 553 iſt we⸗
gen ber Jeſuiten Einwirfe in Verwirrung
555 wird nach Hofe gefordert und hat Au⸗
diengss6 muß dem Kaifer einige fpigige Fra⸗
gen beantworten 557 wird fortgelaffen und
ihm wernen die Gſhenke abgeforbert 558
vperdruͤßliche Borhichaft des Kaiſers an
eheime nn om —
Na dienzen 561, 502 2 u
BEN Yefing vorgenommen 564 demů⸗
thigeg Schreiben an den Raifer 566 ein alts
8 für ihn von den Jeſuiten auf⸗
geſehet worden 567 deſſen Abſchieddaudienʒ
70 neue gift der Sfefuiten wider ihn 57
feiie Gefcbietfichkeit, den Fallſtricken des Fi
ford zu entgehen 572 wird mit großer t
Beurlaubet 573 geht wieder nach Mafau u
and Europa 574 Anmerlkungen über feine Le⸗
gation 57
Wignamiana, ein wunderbarer Zaun. 73
on ihn,
5 Mokatas, mad fir eine
iſt
Minia, was es für ein Thier iſt gr
Mirronebaum wird befchrieben 74
Miſangas, was es find a
Wifferbäter, werden in Kongo nur verbannt
mie man mit folchen bey den Hottentotten ver=
fahre 178
Miffion, bie erffe nach Kongo 60 nach Go:
. gno 60 neue zu Sogno 62 Die erfte zu Lo⸗
“ ango 65
Miffionarien halten die Pfaffen in Kongo in
Kurcht 47 verfolgen ſie mit Verbannung
und Lebensitrafe 48 werden aber in Gogno ein⸗
gefchrante ibid. welches die erſten nach Kon:
go gemefen 60 welche zuerſt in Sogno geleh⸗
vet 60 ihnen wird übel begegnet 60 müffen
viel ausſtehen 65 _ find an ihren uͤbeln Be:
gegnungen oft ſelbſt Schuld 66 wie fie un⸗
feritüger werden 66 großer Stolz von einem
gegen einen andern zur es werden Unterfü-
chungen wider fie in China angeſtellt 413 und
fie gefangen gefeßt 414 werben nach Peking
gebracht 416 werden nach Mafau verbannt
418 einige werben unter bem Titel der Ma—
thematifer nach China geſchickt 430 fuͤrch⸗
ten ſich vor Seeraͤubern und einem Sturme
auf eine luſtige Art 432 kommen zu Ning-
po vor den Mandarin 433 _ der Unterkoͤnig
daſelbſt empfiehlt fie ſehr ſchlecht 434 fie
ſchreiben an zweene in Gnaden ſtehende Je⸗
fititen 434 Ne werden nach Hofe gefordert
ibid. wollen zu Ning po Regen verſchaffen
435 reiſen von da ab ibid. kommen nach
Weking 453 Ziwifk unter ihnen 482 verſtat⸗
ten die Verehrung des Confucius 507 Zwi⸗
fligkeiten unter denfelben wegen ber chineſi⸗
ſchen Ceremonien 542 ihnen wird. Die Ein⸗
fracht angeprieſen 563 Befehl wider ſie 564
einige werden ind Gefaͤngniß geworfen 566
weener Standhaftigkeit 57x ſie werden aus
China verbannt 575
Mifivogel, welcher fo beißt 201
Mobikas, was füreine Art von Leuten es iſt 30
Moͤnch, kuͤhne Unternehmung zweener 66 ein
Barfüffer läßt fich für einen Miſſethaͤter zum
Gafgen führen 67
Mo froſſoſacho, Kraft dieſes Baumes 78
Are von Leuten es
30
Regiſter der in dieſem Bande
Motiffos, deren Befchaffenheit in Kongo, An-
gola und Benguela 43 große Achtung für
diefelben 44 Urt fie zu verehren 44 wer⸗
den in Kongo zerſtoͤhret : 55
Monclaros, Franz, ein Jeſuit, hindert den Bar⸗
reto an feiner Unternehmung zu Eroberung der
Bold: 1.Silberbergmerke in Monomotapa 219
Mond, folchen bethen die Hostentotten an 174
Monomotapa, bie Bergwerke daſelbſt werden
von den Portugleſen vergebens aufgeſuchet
218 ſqq. die Graͤnze, Lage und Größe dieſes
Reichs 223 Eineheilung in Königreiche 224
deffen Bergwerke und Märkte ibid. deſſen
Einwohner 225 des Kaiferd Pallaſt daſelbſt
226 die vornehmſten Staatsbedienten und
Weiber des Kaiferd 226 feyerliche Feſte
daſelbſt 227. Macht des dafigen Kaiſers 227
Montanus Ar nold ſammelt die Nachrichten von
der zweyten und dritten hollaͤndiſchen Geſandt⸗
ſchaft nach China 283 Nachricht von deſſen
Beſchreibung derſelben 284
Mofumabaum wird beſchrieben 74,80
— was fuͤr eine Art des Eides ſolches
1
9
Mozambif, dahin werben von den Portugieſen
in Indien die Mifferbäter verwieſen arı Nach:
richt von dieſem Eylande und beffen Einwoh⸗
nern 218
- MWulatten, Graufamfeic eines folchen g_ deren
Character in Loanda ' 24
Mulefheo, was für eine Art Geldes es iſt 32
en a in Monomotapa find Menfchenfres-
er 227
Muſchelkrebo, Nachricht von ihm 208
Mu ſchiu was für eine Art von Bäumen es
iſt 508
Mufif der Einwohner in Angola gr wenn fie
im Kriege find gu ber Hottentotren, wie fol-
che befchaffen 155
Mutter, Unerfenntlichkeit ber Hottentotten ge⸗
gen dieſelben 147,163
2.
Nabelmuſchel wird beſchrieben 207
Namaquas, eine hottentottiſche Nation, deren
Beſchaffenheit iuz beſiegen die Holländer
durch eine Kriegesliſt 116 Beyſpiel von ih-
vom geſitteten Weſen u7
Ylame, wie bie Hottentotten ſolchen ihren Kin⸗
dern geben 161
Nanking, Beſchreibung dieſer Stadt 252 Haͤu⸗
ſer und Kramladen darinnen ib. daſelbſt üb:
liches Geld 252 Zahl der Einwohner. 253
der daſige Eaiferliche Pallaſt 233 was für Gee
ſchenke fie dem Kaiſer ſchicket 233 beruͤhmter
Porcellanthurm 254 ihre Größe 490 wun⸗
derbarer Tempel und Thurm daſelbſt 491
Grab eins Kaiſers daſelbſt 492 ſtinkender
Handel, der da getrieben wird 492
Naſe wird den Hoftentotten bey ihrer Geburt
platt gedrückt 162
Ylasborn oder Abada, deſſen Beſchreibung 83
weitere Nachrichten von ihm ıgı iſt ein
Todfeind des Elephanten 192 deffen Hör:
ner i 210
Nationalverfammlung bey den Hoftentotten,
deren Befchaffenheit 177
Natter, deren Beſchreihung 198
Naturgeſchichte von Kongo, Angola und Ben⸗
guela 68uf.
Navarette, Domingo Fernandez, deſſen Reiſe
durch China 403 Nachricht von ihm ibid.
von feiner Beſchreibung von China 404 von
feinen Reifen 405 Anmerkungen über fein
Werk 405 fein Buch von den Streitigkeiten
406 koͤmmt nach Kanton und wird von Chri⸗
fien beraubt 406 die Ungläubigen find ihm
bepülffich 407. ihm wird von einem groben
Chinefen gütig_begegnet 408 geht nach Kin
wha fu 412 ihm wird bey Befangennehmung
der RMiſſionarien gelinde begegnet 414 wird
nach Peking gebracht 416 Einme nach Kan⸗
ton 47 entrinnt von da 418 iſt in großer
Furcht, entdeckt zumerden 419 _Fönme‘glück-
lich nah Makau ** 419
Ybafi, wer fo genennt wird u, ‚ame
Negern um Loanda, deren Befchaftenheit 30
Nekoko, was für eine Art vom Thiere es iſt g6
ſonderbare der Capeſinken 203
euhof, Johann, Nachricht von deſſen Beſchrei⸗
bung der Dollardikpen Gehrke *5
na 230 wird yon eines chineſiſthen Statthal:
ters Gemahlinn bewirthet 264
Neujahrofeſt, deffen Geyer in China 256, 449
23, 538
Neumondofeſt, deſſen große Feyer ——
dit 227
motapa
AR
vorkommenden Sachen
Df-anafai was für eine Art von Khilumboeide
es1 II
es ift
Ni woher Fein Wachsthum entflcht 69
Vlkanza, was für eine Art von Frucht ed iſt 71
ESCHE, was für eine Ark von Frucht es iſt 7E
Maſſa, was für eine Urt von Baum 78
lobte, Conſtantin, deffen Gefandefchaft an den
Unterkoͤnig von Fokyen 283 wird zu Hof
fern aufgehalten 296 gebt wieder zurück 313
“geht von neuem mit 16 Ehina 325 feine
WVerdriehlichleiten wegen des Handels zu Hof
wvew 329 ff.
Nomoa ſiehe Doman.
Norwegenberge auf dem Vorgebirge der guten
Hoffnung, deren Beſchreibung 125
Oberhaupt bey den Hottentotten, deſſen Wuͤr ·
17
de, Gewalt und Anfehen 7
Ochſen, was für welche bie Hottentotten im
Kriege gebrauchen 169 wie fie folche zum
Laſttragen gewöhnen 170
Odiquas eine bottentottiſche Nation 114
Ver, wie es aus Palmen gemacht wird 76
77 das beſte in Ehina, woraus es gemacht
wid 508
Ofen bat man in China nicht 530
Oabeahe, Belthreibung dieſes Baums77
Ohefeigen, ein Zeichen der Treue 64
Otut-penkhe, was für eine Art von Probe ober
Eide es iſt 45
Opfer der Chinefen für eine glückliche Reife 255
406 aberglaͤubiſches derſelben 347 fuͤrs
432
Meer
Ophie, welches Sand ed gemefen fun ON 2u,224
Brang Outang, Beſchreib. dieſer Art Affen 90
Orden des gelben Gürteld in China 500
Grionſio, nad für ein? Art von Eideoder Probe
es iſt 45
Ounanda; mag. für eine Art von Frucht «8
iſt ET ; 71
Pabft, über ihn beſchweret fich der chineſiſche
° Raifee 560 über. ihn wird vom Kangbi RE
© fiperger: 368 Jeſuiten in China drohen ihm 558
Vagger, Beſchreibung dieſer Muſchel
Pallaſt, des Kaiſers zu Monomotapa 226zu
Ranking 253 du Peking 520 zu Chan chy⸗
enne 527. 534
Palmen; deren verſchiedene Art 76 deren Saa⸗
menkoͤrner
Palmwein, wie die Jaggaer ſolchen za⸗
103
fen
Papiermäblen ber Chinefen “410
Pafs, deren giebt e8 ſtarke in China 413
Peking, einige Nachrichten von diefer Stadt
453 Belchreibung:berfelben 498 Befchaffen-
wen der Märkte daſelbſt 522
Pelicane in Kongo 79 deren Haut iſt hitzig 79
deren Befchreibung 202
Pengwin, Beſchreibung dieſes Vogels 202
Perlmuſchel, deren Beſchreibung 207
Pfaffen unser ben Hottentotten, was ſie zu thun
haben ya)
Pfaue, werden in Ungofa in geoßen Ehren ge:
halten 39 find in Kongo nur für den Koͤ⸗
_nig | 79
Pfeifer, eifebner, ein Denkmahl eines chineſt
fehen Helden 355
Pfeitfeplange, deren Befchreibung 198
Pferd, deren Beſchaffenheit am Vorgebirge der
guten Hoffnung 191
Pferdeſchweife werden in Angola hochge⸗
ſchaͤtzt 32
Pfluafebarre, wie ſolche am Vorgeb. ber guten
Hoffnung beſchaffen 188
Pike, Fiſch, am Vorgebirge der guten Hoff⸗
nung 205
Pilotfiſch/ deſſen Beſchreibuug 206
Pilou, was fuͤr ein Feſt ſolches bey den Chine⸗
321
fen
Pintelſo was es iſt
Plattnaſe, Beſchreibung dieſts Fiſches 206
Pongo, Beſchreibung dieſer Art Affen 90
Dorcllan, wo in China der beſte Then dazu
243 woedgemacht wird 248.488 beruͤhm⸗
ter Thurm davon 254
Porphyr giebt es in Kongo 70
Portugieſen, verlieren Loanda 19 bekommen
ſoiches durch Vertrag wieder zı ihre Herr⸗
ſchaſten in Angola 21 wie ſie dazu gekommen
22 von nie vielerien Are ihrer zu Loanda le⸗
open'ag Staat derfelden zu Loanda, wenn fie
Ffff3 aus⸗
Regiſter der in dieſem Bande
ausgehen 24 wie fie die Sklaven Halten 31
deren Aufnahme am Eongoifchen Hofe z1 wers
den in Kongo zerſtreut und niedergemacht 57
vertreiben Die Saggaer aus Kongo 58 bie zu
Loanda unterffügen die Miffionarien 66 fuchen
die Bergmerke in Monomotapa vergebend auf
218 faq. wenn fie einen Handel in China ans
gelegt 229 widerſetzen fich den Hollandern, in
China einen Eintritt zu erlangen 234 , ihre
Kunſtgriffe deswegen 235 ſetzen fich zu Ma:
Tau 420 ihr fihlechter Zuſtand daſelbſt 421
ihre verübten Bosheiten ibid. wie fie Mafau
befommen haben 422 Erempel von ihren luͤ⸗
genhaften Großfprechereyen 425 unter mad
für Bedingungen fie Makau befigen 480
Poften in China , mie folche befchaffen 470
Prefterfehlange, Nachricht von ihr * 198
Proceß, wie folcher in Sogno geführt wird 8
Pulvermandarin, heiße ein Miffionie 411
O.
Oua chew der koͤnigliche Canal in China 347
Ouan cherw fu, ſiehe Kanton
Quanza oder Roanza, Beſchreibung dieſes
Fluſſes 12
Due fing, ſiehe Koxinga 297
Queſongo, Beſchreibung dieſes Goͤtzenbildes 29
Que mwi, wird von dem hollaͤndiſchen Seeo⸗
berſten Bort, vergebens angegriffen 303. Bes
ſchreibung der Stadt gleiches Namens auf
dieſer Inſel 306
Quimboara, was für ein Tanz ſolches iſt 43
Quiſtkos, wos für eine Art von Leuten es
i 30
Guojas Morrow, was es für Thiere find go
Quon, oder Jquon iſt Chin chi long 296 ſiehe
Ching chi long.
X.
Rabe, am Vorgeb. der guten Hoffnung deren
beſondere Art 202
Rakkumſtock, deſſen Beſchaffenheit 180
Rebhuhn, deren beſondere Arten in Kongo 79
Rechteren, Seyger van, beffen Nachricht von
den erſten Verfuchen der Holländer nach China
zu handeln 393
Regen, folchen zu erhalten, wird das Schweine⸗
fleifch in China verbothen 316 follenbie Pfaf⸗
fen zumege bringen 316
Regenbogen, der fliegende, was es für eine
Bruͤcke iſt N 462
Negierungsart in Angola 39 wie fie bey ben
Hottentotten befchaffen 177
Reh, deren Befiaffenheit am Borgeb, der guten
Hoffnung 196
Reifen kann man ficher unter den Hottentotten
173 Bequemlichkeiten deſſelben in China 412
folches laͤßt ſich daſelbſt ſicher und angenehm
thun 483
Reiſepaß in China, wie ſolcher beſchaffen 469
Religion in Angola, deren. Beſchaffenheit 35
in Kongo und Benguela 43 fq. wie die roͤ⸗
miſchkatholiſche in Kongo eingefuͤhret worden
50 was daher für Verwirrungen daſelbſt ent⸗
ſtanden 56 geraͤth in Verfall 57 geht daſelbſt
faſt ganz unter und woher 588 wie man ſolche
zu erhalten gefucht 63 Art, ſolche auszubrei-
ten 64 tie fie bey den Hottentoften befchaf-
fen 174 darinnen find die Hottentotten hart:
naͤckig und unveraͤnderlich 176 Ziff wegen
Bepbehaltung der chinefiichen Ceremonien dar⸗
innen 542 ff die Farholifche wird in China ver:
botben 575
Reliquien werden an ſtatt der zauberifchen An⸗
hängfel den Schwarzen empfohlen 64
Reyerß, Cornel. fol eine Unternehmung der
Holländer auf Makau ausführen 394 ſegelt
nach Hof ſyew 397. deſſen Unterhandlung mit
ben Mandarinen ıbid. find fruchtlos und er
feßet ben Krieg fort 398 bringt endlich einige
Bergleichsartifel zu wege, die aber nur zu Vers
heelung der Chineſen Treulofigkeit dienen 399,
er brauchet Repreffalien Dagegen 40o erneuert
den Vergleich or geht zurist nach Haus
fe * ibid
Rhinoceros, ſiehe Nashorn
Richter in Kongo, wie fie die Wahrheit heraus
zu bringen fischen : vom
Niebeer, var, giebe den Holländer den erſten
Anfchlag ſich am Vorgebirge der guten Hoff:
nung zu feßen 121
Rothſteinbraſſem, Beſchreibung dieſes Fi⸗
ſches —
Auffen werden den Hollaͤndern von den Jeſuiten
am chineſiſchen Hofe vorgezegen390
S. Sal:
— —
— 2.
——
—
EEG
vorfommen
S.
Saldanhaters, wer fie find 13
Salz, wie folches am Vorgebirge der guten Hoff:
nung gemacht wird 187
Sandtriecher , Befehreibung diefes Fiſches 206
Scaliger, Adam , ein Jeſuit, iſt ein Mandarin
am chineſiſchen Hofe 269 deſſen heimtückifche
Berrügerep gegen bie Holländer 270. 272.
"383 ff. ift Neaftdene des mathematiſchen Ka:
ches in China 413 wird zum Tode verdammt
417 fir ihm wird gebetben 418
Schafe, wo fie Feine Wolle haben 87 Beſchaß⸗
fenheit derfelgen am Vorgebirge der guten Hoff:
nung ıgo an ber Küfte Zeifan 2ı3 Für dies
ſelben opfern bie Hottentotten 170 werben
durchs Feuer getrieben 170
Schauſpiel, chineſiſches, deſſen Befchaffen-
heit 480. 514. 521
Schaufpielhans in Pefing, deſſen Beſchaffen⸗
i 521
beit 1
Shedel, Friedrich, wird von ben Holländern
nach China geſchickt 233 fander zu Kanton
den Sachen.
Schraubenſchnecke wird beſchrieben 207
Schroͤpfen, wie ſolches von den Hottentotten
geſchieht 164
Schuhe, die Hottentotten freſſen ſolche 153
Schwanz bed Elephanten wird mit einer Art
von Mbethung verehret 82 darinnen bat eine
Art Schlangen eine Klocte 92
Schweinfiſch, deſſen Beſchreibung 94
Schwimmen, Art der Hottentotten darin⸗
nen. | j 158
Scorpion, deffen Beſchaffenbeit am Borgeb. der
guten Hoffnung 200
Seaftian, König in Portugal, fehieket dem
Königein Kongo Beyſtand und Geiſtliche 58 u.f.
Seefloh, Beſchreibung derſelben 199
Seekuh, deren Beſchreibung 208 ſoll Hiobs
Sebemoth ſeyn ibid. iſt der Sippopotamus
208 Not. welches die wahre 210
Seelaus, Belbreibung derſelben 199
Seelöwe, deſſen Beſchreibung 206
Seepferdchen deſſen Beſchreibung 199
Seeräuber , einige werden durch ſtarkes Getraͤn⸗
233 ihm wird unfreundlich begegnet und zum h
Yinterfönige gehofet ibid. daſelbſt wohl aufge: Fe überwunden 215
nommen 234 richtet aber, wegen Berleum: Seeſonne, eine Mufchel 207
dung der Portugiefen nichts aus 234 gehtwier Seeſpritze, was es für ein Geſchoͤpf iſt 207
der zurück 235 Seeſtern, eine Mufchel 207
Schepep, was es für ein Denkmahl in China
i 451
i
Schießen, Geſchicklichkeit dev Hottentotten dar⸗
innen 157
Schilderhaͤuſet auf dem Wege in China, in.
welcher Begend 446
Schildkroͤte, was für eine Art am Vorgeb. der
guten. Hoffnung gefunden wird 208
Schlange, eine ungeheure in Kongo gr , mit
einer Aloe im Schwanze ga verſchiedene
Arten derſelben am Borgebirge der guten Hoff:
198
nung
Schiangenholz, deſſen Kraft 78
Schlangenftein, iger gemacht wird 198 Not.
deffen Geſtan und Beſchaffenheit 199
Schleufen in China
fehwerliche
Schmiede in Kongo, was fuͤ
lumbo fie fich bedienen zo mie
> Hottentotten arbeiten
Schneider unter den Hottentorten
wie fie beſchaffen 551 ber
354
r eine Art bei Khi⸗
die unter den
173
172
Seide, welche Provinz in China die meiftegiebt
343 Holländer dürfen feine kauſen zu Hof
Dow 7. — 535 374
Beidenwürmer, wilde in China, was fie für
Seide geben 445
Seiler unter den Hoftentoften 172
Sena, Befpreibung ded Landes und ber Ein⸗
mohner 218
Shinahilfi, wer dieſen Namen führet, und ber
ven Eigenfchaften 44 rühmen ſich, trocken
MWerter und Regen zu machen 45 beffeben
aber ofe mit Schanden 46
Siam, König daſelbſt, will einige Jeſuiten bey
fich behalten 430 Verſchwoͤrung daſelbſt 431
Siegel, dem Faiferlichen in China müffen die
Gefandten ihre Unterthänigkeit bezeugen 363
Gienfo, mad es für eine Feucht ift 76
Silber, davon giebt ed Bergwerke in Kongo 69
wie auch bey den Hoftentotten 187
Silberfiſch wird beſchrieben 206
Siman⸗
*
Regiſter der in dieſem Bande
Simantamba koͤmmt durch Treuloſigkeit ums
Reben 49
Simbo fiehe Zimbi
Singa ſiehe Unna Shinga
Singen der Hottentotten, wie es beſchaffen 156
Sklaven, ſchaͤndliche Art in Benguela, ſolche
zu machen 29 wie ſie von den Portugieſen
gehalten werden
Sklavinnen zu Angola, koͤnnen ohne Schande
ihre Begierde ſtillen 26
Sklavenhaͤndler in Angola, deren Gewaltthaͤ⸗
tigkeiten 25
Sogno, Treuloſigkeit des daſigen Grafen 49
Soidaten, Höflichkeit der chineſiſchen 409
BSonquas, eine hottentottifche Nation ug
Speilen ber Einwohner in Angola so verbo-
thene in Kongo werden forgfältig vermieden
43 ber Hottentotten ihre 152. verbothene bey
. den Hottentotten 133 wie der Chinefen ihre
befchaffen ind 493. 513
Sperlinge, feltene Art derfelben in Kongo 79
Spinne, eine ſehr giftige Art am Vorgeb. der
guten Hoffnung ' 200
Sprache, deren Befchaffenheie in Angola 35
bey den Anzikiern 99 bey den Hottentotten
148 die chineſiſche iſt bald gelernt 412
Staat und Pracht des Königes in Konge 2
Staatifen, wer fo genennet wirb 95
Staatsbediente des Kaiſers zu Monomotapa 226
Stachelſchweine, deren Beſchreibung 196
‚Stadt, dreyerley Rang derſelben in China 244
Statthalter in China find Kaufleute zız wie
fie ihren Handel heimlich führen 322 ° Deren
Unterfihleif —
3
Steine, mas für welche am Vorgebirge ber 2
ten Hoffnung 186 Geſchicklichkeit der Hotten⸗
tosten, folche zu werfen . 157
Steinbrafiem wird befchrieben 206
Steinbrüche fehr fihäne zu Kongo 69
Stell, Simon van der, Statthalter auf dem
Borgebivge der guten Hoffnung , bauet daſelbſt
ein Fort 124, will einen Kanal ausdemSal;-
fluffe in die falfche Bay führen 125 leget die
Eolonie Stellenboſch an 129 und die Colonie
Drakenſtein 13
r⸗
Stell, Adrian van der, Statthalter auf dem Vo
gebirge der guten Hoffnung, leget ein Fiſchhaus
ander Falſohay an 130 führer übele Wirth⸗
ſchaft daſelbſt I
Stelfenbofh, Colonie wenn folche zuerſt an⸗
‚gelegt worden 129 deren Abtheilung ib. deren
Größe und Beihaffenheit 132, vornehmiter
Ort darinnen 132 Bruͤcken Darinnen 133
Steuer für die Königinnen in Kongo, wie ſolche
befchaffen 7
Stinfbüchfe, Befchreibung dieſes Thiered 197
Stinfholsbaum, deffen Befchreibung - 189
Strafen Befchaffenheit derfelben in Kongo 8
in Angola 40 kann man in China einen ans
' dern für fich dulden laffen 510
Strauße in Kongo, wo fie gefunden werden
brüten über ihren Eyern 202, mehr
Nachrichten von ihnen 202
Sturm, Erempel voneinemgemaltigen 922
Su cherv, Befihreibung diefer Stadt 245 hat
große Handlung ibid,
Suggerwurm, Befchreibung deffelben 200
Suri unter den Hoftentotten, was er iſt 176
Suffaquas, eine hottentottifche Nation 114
“ T.
Tafel, Stant des Koͤniges von Kongo dabey 3
Tafelberg, deflen Befchreibung ı22 befondere
Erfcheinung auf demfelben 123.182
Tafelwolke, eine befondere Luſterſcheinung am
Vorgebirge der guten Hoffnung 182 deren
Beſchaffenheit, Wirkung und Urfache 183
Talgbaum, einige Nachricht von ihm 436
Tanzen, Exempel von ber Luſt der Wilden da>
zu 2ıo der Hottentotten, wie es beſchaffen 156
Tangra, eine Art von Palmen 77
Tartarn überlegen mit den Holländern die Weg⸗
nehmung der Inſel Formofa gor zaudern da⸗
bey 303 ſtoßen zu ben Hollandern und wer:
den geſchlagen 304 nehmen Amwi weg 304
ungeſtuͤmes Wefen derfelben 493
Tavile ‚was es fuͤr ein Holz iſt 98
Taywan wird von dem hollaͤndiſchen Seeober⸗
flen aufgefordert ſich zu ergeben, 300 dahin be⸗
geben ſich die Hollander 40 befeſtigen ſolches 402
Taͤy zins oder Tay ſins, wer fie in China find
364 wollen keine Geſchenke annehmen 366
Teich, deſſen Waſſer wie Blut wird 263
Tempel, ein beruͤhmter chineſiſcher zu Kan chew
245 zu Nan ching 247 zu Quan chem 256
‚su Schan tſu hyen 261, 354° im Lin fing 263
gu Sing ko tſyen und Ging ye'265 zu Euwa
293
vorkommenden Sachen.
293 über einen Fluß wie eine Brücke 339
der Kaiſer in China or Hyen ghen fü 502
auf dem Berge Meplin 508 Yu gan gi, da⸗
bin gefiheben Wallfabrten 515
Ten Ahyne Wilhelm, Nachricht von beffen De:
fehreibung des Borgeb. der guten Hoffnung 107
Teufel, folchen glauben die Hortentotten _ 175
Teufelsberg, deffen Befchreibung 124 beſon⸗
dere Lufterfcheinung auf bemfelfen _ +82
Thee, mo in China der vortrefflichſte waͤchſt 441
Ihevenot, Naxhriche von deffen Berbreibung der
hollaͤndifchen Gefandefchaft nach China 230
Thor, wie folche in Pekiug beſchaffen —
Thron, dem kaiferl, in China wird Ehrerbiethung
erwiefen 364 Beſchreibung deſſelben 529,534
Ihronfolge in Kongo 5
Thurm, berühmter von Porcellan 254 401 ein
vieleckigter in Su chem fu 440
Tierra de Yatal, Beſchreibung dieſes Landes
und deffen Einwohner 159, 229
Titel des Koͤniges in Kongo I
Tobadt, folchen lieben die Holländer ihr 153
Tod, eines natürlichen ſterben die Prieſter in Koli⸗
go nicht 44 folchen will ein Barfüffermönd
für einen Miffeehater leiden 67
Töpfer unter den Hottentotten 172
Touenon, Carl von, Cardinal, laͤgt ein Mandat
wider bie chineſiſchen Ceremonien ergeben 544
die Jeſuiten find ihm feind 547 deſſen Leichnam
wird nach Europa gebracht 574
Trauer in Kongo, worinnen ſolche beſteht 7 bey
den Jaggaern, wie fie befchaffen ift 105
Trinken, demfelben find die Hottentotten ſehr
ergeben 147
Tyger, Nachricht von biefem Thiere 88,194
ein Weißer beſiegt einem ı94
Tfayife, einige Nachricht von dieſem Baume 461
Tygergebirge, deren Befchreibung 124
Tpaerwolf, Nachricht von dieſem Thiere_ 192
Typhon, was für eine Art von Wind es iſt 432
Van Meldert wird zu einem Vergleiche mit den
Chineſen abgeſchickt 395 kann aber damit nicht
zu Stande kommen
Udiquas, eine hottentottiſche Nation 11a
lebungsgefechte der Hort, wie fie befchaffen 180
Verbannte werden nach zehn oder zwoͤlf Jabren
in Rongo wirder begnadiger u. zu Ehrenſtellen
erhoben 8
Derbieft, ein Miffonärin China, ſchreibt der neu⸗
anfommenden wegen an den Kaiſer 434
Algen, Heiſebeſchr. V Band,
39T.
verrenkung der Glieder, wie bie Hottentotten
damit umgeben 265,
Derftorbene werden von ben Hotfentotten vers
ehret 175,
Diani; deffen Nachricht von Mezzabarbas chine⸗
— Legation 541 mer er gemefen ibid.
eine Werke 5g2 feine Vertheidigung derſel⸗
ben 374 und Anpreiſung ibid.
Dieb, Beſchaffenheit deſſelben am Vorgeb. der gu⸗
ten Hoffnung 190 wie bie Hottent. ſolches er⸗
balten, vermehren und beſchneiden 168 wie
fie ſolthes beilen 170
Viehaͤrzte unter den Hoftentotten 170
Dielweiberep iſt in Angola eingeführt 33 bey
den Hottentoiten erlaubt 160
Ungaro, Bernardino, pflanzet bie roͤmiſchkatho⸗
liſche Religion zuerſt zu Loango 5
Unſterblichkeit der Seele, ſolche glauben die
Hottentotten 175
Unterkoͤnig zu Kanton bewirthet die hollaͤndi⸗
ſchen Gefandten 233 Ordnung bey dieſem
Gaſtmahle 239 zu Hokſyew will mit den Hol⸗
laͤndern handein 315
Pogel, tanzende, in Kongo 80 die den Namen
Chriſti faſt Deutlich ausſprechen go die andere
verfiandliche Töne vor fich geben ibid. der
blaue, deffen Beſchreibung 203 verfchiedene
Arten am Vorgeb. der guten Hoffnung 201
wie man in China Fifihe mit ihnen fängt 260
Dogelwahrfagerey ift in Angela üblid 35
PVorgebirge der guten Hoffnung, wer es be-
fihrieben 107 wer es zuerff entdecket zır wer
weiter dahin gekommen ın2 wenn und vie ſich
die Holländer daſelbſt geſetzet ır2,121 wie weit
ſich ſolches erſtrecket 122 deſſen beobachtete
wahre Breite und Länge 127 berechnete Breite
und Länge 128 Negterungsart der Holländer
daſelbſt ıgı wie diejenigen, die fich bier feßen
wollen, von den Hol, aufgenommen werden 143
wie die Jahrszeiten und Witterung daſelbſt bes
ſchaffen 182 Tafelmolfe daſelbſt und deren Er-
klaͤrung 183 Beſchaffenheit des dafigen Waf-
ford 184 wie der Boden daſelbſt befchaffen
und mag er hervorbringt 187 auslaͤndiſche Ge⸗
waͤchſe kommen daſelbſt gut fort go Arten,
yon zahmen und wilden Thieren daſelbſt 190
Waaren, was für welche in Angola geßen 32
was für welche bey den Hottentotten 173
Wachen werden in China an den Flüffen für die
Schiffe gebalten 537
Ös3 8 war
Regiſter der in dieſem Bande vorkommenden Sachen,
Waffen der Einwohner in Angola 30, 42 der An⸗
zikier 98- der Jaggaer 102 ber Hottentot. 180
Wagener, Zacharias, deſſen Verfuche, den Hol-
Ländern einen Handelin China zu verſchaffen 235
Wahrheit, wie bie Richter in Konge folche ber
aus zubringen füchen
Wahr ſager wollen die Prieſter in Kongo ſeyn *
Wallfahrten der Chineſen nach Yugangu 515
Walififche, deren giebt ed in Kongo 94
Wapen des Röniges von Kongo, woher 53
Waſſer, wie folches zu Loanda gebohtet wird 16
wie es auf dem Enfande Loanda befchaffen iſt 18
Vortrefflichkeit deffelben am Vorgebirge ber
guten Hoffnung 185
Waſſet ſau, was es für ein Fifch ift
94
Waveren, Colonie am Borgeb. der guten Hoffn..
deren Anlegung 138 deren Beichaffenheit 139
Wayang bey den Chineſen, was es iſt 332
Weg, hohe giebt es viele in China 445 deren
Beichaffenheit daſelbſt 455, 466,540 ein durch
Felſen gemachter 465 volkreicher 485
Weiber der Portugiefen zu Roanda, deren Herrſch⸗
fucht 23 woher fie fich fo gern zu Haufe hal⸗
ten 24 Staat wenn fie ausgehen 24 in Anz
gola werben oft vertauſchet 26 mie fie in Ben:
guela gebraucht werden, Sklaven zumachen 29
in Angola treiben Handel und Wandel 33
widerſetzen fich ber. Einführung der chriſtlichen
Religion in Kongo 52 des Kaifers zu Mono:
motapa 226 mie bie hottentottifchen fich nach
der Geburt eined Kindes reinigen 1612 Amt
derfelben bey den Hoftentotten 163
Weiberfifeh, mas es für einer 94
Wein, deffen — und Bau am Vor⸗
gebirge der guten Hoffn 18
Weiße in Angola — re Kinder mitben
Schwarzen zu Sklaven
Werfen, Gefbistlichfeit derHottent. darinnen 157
—— ſolches wollen die Pfaffen in Kongo Er
chen Fönnen
Winde, Befehaffenheit derſelben in Kongo —
Windberg oder Teufelsberg deſſen Befpr. 124
Witterung i in Kongo, deven Befihaffenheit 68
wie ſolche am Borgebirge der guten Hoffnung
beſchaffen 182
Witwe, was eine hottentottiſche bey ihrer Aue
derverheirathung thun muß
Wörter, Berzeichniß einiger angofefifchen >
Wolf, Beſchaffenheit diefer Thiere in Kongo 88
—— am Borg. der guten Hoffn. 192
Er
—— bey dem Hottentotten, wie zent
befchaffen
— vergiftete, wie die Hottentotten ie
heilen
Wunder, Erzählung eines luͤgenhaften — *
ruͤckgehaltenem Regen 46 von einem Zaube⸗
rer, der ein Kind geſund machen will 47 von
einem gekochten Hahne, der wieder lebendig
wird 49 ob ſolche zu China der ——
wegen geſchehen
Wurm, ſolche naͤhret ein chineſi ſcher Sei
forgfäktig in feinem Fleiſche
P.
Yang chew fu, Befipreibung diefer Stadt 256
bat die fhönften Frauensperſonen in China 256
Yen ping fü, Befchreibung dieſer Stadt 337
Yu gangu, ein berühniter Tempel in China 515
Wallfahrten dahin ib,
3.
Zauberer, der ein Kind geſund machen will, wird
beſtrafet 47 fürchten fich vor den Niffionarien
47 einer füchet ſich zurechtfertigen 48 mie fie
in Sogno beftraft werden 48 dafür geben fich
einige Bettler bey den Chinefen aus 350
Saubere, wie ſolche in Rongo beſtraft wird 8
wie man folche dafelbft zu entdecken ſuchet 11
folche glauben die Hottentotten 75
Zebra oder Zevera, Beichreibung diefed Thieres
86 iff mit dem wilden Efel am Borgebirge der
guten Hoffnung einerley 195
Sergliederungsfunft, darinnen find die ——
totten geuͤbt
Zeyla, Beſchreibung der Einwohner und Schafe
an biefer Küffe 213
Zibethkatzen in Kongo
89
25 Ziege, wilde, deren Beſchreibung 85 verſchiede⸗
ne Arten am Vorgebirge der guten Hoffnung
und deren Befhreibung 19
s Zimbiober Simbo, eine fee Muſcheln, die ſtatt
des Geldes gebraucht wird, wo ſie gefangen wer⸗
den 18 — Werth 32 deren Arten 32
Beſchreibung derſelben 93
Zimbo ein Heerfuͤhrer der Jaggaer, ſpottet der
Miſſionarien 60
Zobel in Kongo 89
Zollbediente in China, deren Beſchaffenheit 488
wie fie die Boote ſchaͤtzen 489
Zou tay zins, wer fie in China find 364
wollen keine Geſchenke annehmen 367
u. 9729
innen
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