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Allgemeines deuiſches
Lieder-Lerikon.
Erfter Band.
Allgemeines deutſches
5 0 0
Tieder⸗Lexikon
| oder
| Bolftändige Sammlung -
aller
bekannten deutfchen
Lieder und Volksgefänge
alphabetiſcher Folge.
"In vier Bänden.
Erfter Band.
A—E.
a EEEEEEESSEREEN)
. Reipzig, 1847.
Verlag von Buftav. Thenau—
. Drud von C. H. Hoffen.
| n. COLLEGE LIBRARY
⸗⸗ 6. /&
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(um) . ασ.
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1.
Melodie von Pohlenz.
5, B € D, wenn ich dich feh’, dic, meine füße
=) Zuft, Elopft die bewegte Bruft, wird ai fo
wohl, fo weh, wenn ih dich fh!
EF GH, wärft du doch da! druͤckte mein treuer Arm,
Solbe, Pin) liebewarm! Schaͤtzchen, ach wärft du da, wärft
u mir nah. ’
ZK und 2, Xeuglein fo hell, glaͤnzten in Liebespracht
mir aus der Wimpern acht, trafen wie Blige ſchnell,
Aeuglein fo heil. —
MRMO , gleich einer Fee feſſelſt du Herz und Sinn,
en in Wang’ und Kinn, Rofengluth, Lilienfchnee,
teizende Fee. | ir
ARSL, Scheiden thut weh. Halte mit Det und
Rund treu an dem Liebeöbund, fage mir nie Ade! Schei-
den thut weh.
u B WBX, mad einen Knir, drüdt dir ein junger
Kant zärtlich die Schwanenhand; aber nur ernflen Vlicks
mach’ einen Knir. i rn
. Ypfilon 3, num geh’ zu Bett! bricht - doch die Nacht
ſchon ein, Fann ja nicht bei dir fein, wenn ich auch Flügel
hätt. Geh nur zu Bett! Wilhelm Gerhard.
2
AB C, die Katze lief in Schnee, und wie fie wieder
raus Fam, da hatt’ fie weiße Höschen an, o Semine, o je!
ADBE, die Rage lief zur Höh’, fie leckt' ihr kalles
Pötchen rein, und putzt' fih auch die, Höfelein, und ging
iicht mehr in Schnee, o Jemine, o je!
3 Abend wird's, des Tages Stimmen.
3.
Die fünf Eichen vor Dellwik.
Melodie von C. M. v. Weber. -
Abend wird's, des Zages Stimmen fchmweigen, roͤther
ftrahlt der Sonne letztes Glühn, und bier fig ih unter
euren Zweigen, und das Herz ift mir fo voll, fo fühn! Alter
Zeiten alte treue Zeugen, fehmüdkt euch doch des Lebens fri-
ſches Grün, und der Vorwelt Eräftige Geftalten find uns
noch in eurer Kraft erhalten.
Biel des Edlen hat die Zeit zertrümmert, viel des Schö—
nen ftarb den frühen Tod; durch die reichen Blätterfränge
fhimmert feinen Abfchied dort dad Abendroth. Do, um
das Verhaͤngniß unbefümmert, bat vergebens euch die Zeit
bedroht, und ed ruft mir aus der Zweige Wehen: Alles
Große muß im Tod beftehen! —
uUnd ihr habt beftanden! Unter allen grünt ihr friſch
und kuͤhn mit ſtarkem Muth. Wohl kein Pilger wird vor«
über wallen, der in eurem Schatten nicht -gerußt. Und wenn
herbſtlich eure Blätter fallen, todt auch find fie euch ein
koͤſtlich Gut; denn vermwefend werden eure Kinder eurer näch:
ſten Fruͤhlingspracht Begründer.
Schoͤnes Bild von alter deutſcher Treue, wie ſie beßre
Zeiten angeſchaut, wo in freudig Fühner Todesweihe Bürger
ihre Staaten feſtgebaut. — Ach, was hilft's, daß ich den
Schmerz erneue? find doch Alle dieſem Schmerz vertraut!
Deutfches Volk, du herrlichftes vor allen, deine Eichen ftehn,
du bift gefallen! CTheodor Körner.
S
4.
Eigne Melodie.
A blutjunges S’fhöpf nimmt ein Milliondr in die fieb:
zig: ad) Mannerl, ich lieb’ dich fo fehr, ich hab’ dich g’hei:
rath, fagt's, indem's ihn halft, weg'n Geld nit, nein nur,
weil du mir gar fo gut g’falft. Das g’freut den alten Herrn,
er wird völlig a Narr, und 's id Alles nit wahr.
Ein Mann muß verreifen, die Frau bleibt zu Haus;
beim Abſchied, da reißt fie ſich d'Haar völlig aus. „Eher
taufendmal fterben, als dich einmal betrüg’n,” das ruft's
ihm noch fünfzehnmal nach auf der Stiegn; das beruhigt
weg'n die. Zweifel den Mann ganz und gar, und 's is Alles
nit wahr. .
Ein Madl ſpeculirt allenthalben nad ein Mann, endlich
macht fih auf der Promenade Einer an, da fagt die Mama,
Abſchied uchmen, ſagt' er. 3
die nach dem Schwiegerſohn ſchnappt, meine Tochter hat noch
nie eine Bekanntſchaft g'habt, die Schuldloſe iſt erſt im
ſechsßzehnten Jahr, und 's is Alles nit wahr.
Ganz abg'ſchab'n kommt zu ein Dircktor nach Wien
ein Schauſpieler, und ſagt: ich komm' grad aus Berlin, von
Braunſchweig und Hamburg hab' Antraͤge ich, in Hanover
und Bremen reißt man ſich um mich, in Frankfurt, da warf
man mich mit Kränzen ſogar! — Und 's is Alles nit wahr.
Der Mann Fommet fpät heim, wo biſt g’wei'n? fagt's
Beib. Komotion machen, fagt er, ich muß thun weg'n mein
Leib; dann war ich im Kaffeehaus, da begegn’ ich ein Freund,
den Freund, den begleit’ ich, 's hat der Mond fo ſchoͤn g'ſcheint.
Bei ein Freund da verplaufcht man fi leicht, das ift Mar.
Und 's is Alles nit wahr.
Das ift fo fehön, wenn einer im Bierhaus laut fehreit:
| Mit der Kräuln fo und fo hab’ ich a B’ftelungig’habt heut.
Bei der Frau war ich geftern, zehn Brief! fchreibt’8 mir
fhon, und der Ring ift von der, und auch's Medaillon, da
find von der Marquiſin Stugiwugfa die Haar’! Und 's is
Alles nit wahr.
Mein Weiberl, fagt Mancher, mein Weiber! ift treu,
und mein Weiber!, das macht mir halt gar fa Käu'rei, und
mein Weiber! ift fanft, und mein Weiber! ift gut; und i
weiß, daß mein Weiber! kan anfchauen thut, und mein Bü-
berl, das fieht mir ganz gleih auf a Haar. Und ’8 is Alles
nit wahr. „Verhängnißvo e Faſchingsnacht.“
5.
Bekannte Melodie.
Abſchied nehmen, ſagt er, iſt nit ſchoͤn, ſagt' er, und
es muß halt, ſagt' er, doch geſchehn, ſagt er, milch” die Au⸗
gen, ſagt' er, heimlich aus, ſagt' er, fallt ein Thraͤnert,
ſagt' er, ſtill heraus.
Und das Zhränerl, ſagt' er, fallt in's Gras, ſagt' er,
da geſchieht, ſagt' er, weißt du was ẽ fagt' er, wachft ein
Blümel, ſagt' er, bitt' Dich, ſchau' fagt’ er, und das Blü⸗
mel, fagt‘ er, das iſt blau, *.
Und: das Blümel, ſagt' er, hebſt bu auf, ſagt' er, druckſt
ein Buſſerl, ſagt' er, oben drauf, ſagt' er, reichſt es ihr,
[ost er, und fie dir, ſagt' er, und dein Herz, fagt” er;
leibt halt bier. ‘ „Wiener in Berlin.”
1 *
4 Ad, ad, wie find die Briten. |
6. |
Bekannte Melodie.
Ach, ach, wie find die Zeiten fchwer, man möchte bald
vergehen! Flint Wein daher, flint Wein daher, daß wir fie
überftehen! Flint Wein daher, flint Wein daher, daß wir
nicht gar vergehen! |
Der Wein hat Schultern groß und ſtark, wirft Sorg'
und Plag’ und allen Quark mit Saus und Braud zum
Haus hinaus! Kopifch.
T.
Bekannte Melodie. .
Ach Andreas, heil’ger Schugpatron, ſchenke mir doch
einen Mann! Sieh’ herab auf meinen Spott und Hohn, fieh'
mein ſchoͤnes Alter an! Krieg’ ich einen oder keinen? (Echo ::)
„Einen!’ , |
Einen krieg’ ih? — Ei, das war’ ja fhön! Wird
er auch 'beftändig fein? oder wird er viel nad) Andern gehn?
wird er, Immer nur ällein fi) bemühn, mir zu gefallen? —
„Auen! j
Auen! Allen! Ei, das wär’ nicht gut! Aber fag’ mir
doch geſchwind: ift es auch ein Mann, der viel verthut, und
wer ei Beufe find? Sind fie auch von meines Gleichen ?
— „Lei en!
Leichen! Leichen! Ei, da erbt man viel! Hat er auch
ein eignes Haus, wenn er mich nun einmal haben will:
und wie fieht ed drinnen aus? ift ed auch von rechter
eange? — „Enge!”
Enge, enge? Ei wer fragt darnach, wenn er nur ein
größres ſchafft; Doch wie fteht es um bas Schlafgemad; ?
find en auch bon Zafft, wo ich Drinnen ruhen werde 2
— e!
Erde, Erde! Das klingt wunderlich, iſt ein je be:
denklich Wort! Doch, Andreas, ach, ich bitte dich, fage
endlich mir den Ort, wo du ihn haft aufgehoben? — „Oben!“
Oben, oben hat er feinen Plag? Ah, nun merf’ ich
meine Roth, der von dir mir auserkorne Schag ift wohl
endlich gar ber Tod? — Iſt mir fonft nichts übrig blieben?
— „Lieben!“
Ad), da ſchwärm' ich. 5
Lieben, lieben fol ich bis in’8 Grab? Ach, wel bitt-
res Herzeleid! Weißt du Beinen, ber mich haben mag hier
in dieſer Zeitlichkeit? Seinen KRrummen oder Lahmen? —
„Amen!“ Fliegendes Blatt.
8.
Ach, aus dieſes Thales Gründen, bie ber kalte Rebel
druckt, Eönnt’ ich doch den Ausgang finden, ach wie fühlt’
ih mich beglüdt! Dort erblick' ich ſchoͤne Hügel, ewig jun
und ewig grünz hätt’ ic Schwingen, hätt’ ich Flügel, nad
den Hügeln zög' ich bin.
Darmonten hör’ ih Bingen, Zöne füßer Himmelsruh',
und die Teichten Winde bringen mic der Düfte Balfam zu.
Goldne Früchte feh’ ih glühen, winkend zwifchen dunkeim
taub, und die Blumen, die dort blühen, werden keines Win-
ı terö Raub.
Ah, wie fhön muß fich’8 ergehen bort im ew'gen Son:
' nenfchein, und die Zuft aus jenen Höhen, o wie labend muß
fie fein! doch mir wehrt des Stromes Toben, der ergrimmt
dazwifchen brauft, feine Wellen find gehoben, daß die Seele
mir ergrauft.
Einen Rachen ſeh' ich ſchwanken, aber ah! der Pähr:
| mann fehlt. Friſch hinein und ohne Wanfen, feine Segel
find befeelt! Du mußt glauben, du mußt wagen, denn die
Götter leihn Fein Pfand; nur ein Wunder Fann dich tragen
in das. ſchoͤne Wunderland. Schiller.
9.
Ach, da ſchwärm' ich auf und nieder, etwas, das ich
nie empfand, Drangt mich, qualt mich immer müder; o mein
; theures Baterland! koͤnnt' ich Dich doch wiederfehen, ach! nur
einmal wieder dich, über deinen Alpenhöhen herzensfatt er⸗
atbmen mich !
Sieh’, da ftehn fie hingepflanzet, Gottes Berge, wol⸗
kenſchwer, bis zu ihm hinaufgefihanzet um die freien Thaler
ber. Wie die Quellenftröme braufen von der hohen Felfen-
wand; wie Entzüden, wie uns Graufen winket von des
Abgrunds Rand! \
Ha! bis an die ferne Grenze Alles Leben überall; Heer:
den, Hirten, Feſt und Zänze, und Gejauchz und Liederſchall.
Ah! und bier fo flach und öde alles, alles um mich her,
Kin fo traurig Blick und Rede, und bie Luft jo dumpf und
wer.
6 Ad! das Ermatrikuliren.
8, ihr fernen ‚blauen Hügel, bang und Fopfendfftaun’
ih hin, ad, ich Armer! hatt! ich Wlügel, nadend flög’ ich
zu euch bin; arm in euren braunen Hütten, in ber Freiheit
Mutterſchooß, und bei alter Koft und Sitten jchägt” ich
wie ein Fuͤrſt mich groß.
10.
Eigne Melodie,
Ah! das Ermatrifuliren ift ein böfes Ding, ja, ja!
benn man fühlt ein leifed Frieren, denft man der Eramina.
Bang wirb mir und immer bänger, denn die goldne Seit
ift aus, zögern darf ich nun nicht länger, muß zurüd in’s
Baterhaus.
Der Papa, ber fchreibt poſttaͤglich: Licher Sohn, biſt
fertig du? — Fertig? ja und das ift klaͤglich, fertig mit
dem Geld im Nu. Aber follte ich mich zeigen fertig in
Gelehrſamkeit, kann ich ſelbſt mir's nicht verſchweigen, darin
kam ich nicht ſo weit.
Wohl geſpitzt die ſcharfe Feder und den Spicker din ten⸗
voll, ſaß ich da vor dem Katheder, dem der Weisheit Wort
entgquoll. Alles wurde nachgeichrieben in den Heften ſchwarz
auf weiß, doch da ift e& auch geblieben, in den Kopf Fam
nicht mein Fleiß.
Hatte ja fo viel zu denken an Sommers und Gomitat,
mußte meinen Sinn oft t lenken auf der Bobtner Sallaftaat.
€i, da war gar lang zu fparen, wußte faum noch wo und
wie? fehlt e6 mir au oft am Baaren, an den Bären fehlt
es nie.
Ach, ich kann mir's nicht verhehlen, wie ſo bang dem
Studio, daß er nur zu den Fidelen, nicht auch zu den Mu:
fen floh. Uber ſcheid' ih auch mit Schmerzen von ber
trauten Freunde Zahl: fühl" ich doch im reinen Herzen nicht
der Reue bittre Qual.
Anders werben jegt die Zeiten, Profa wird die Poefie:
alle unfre Herrlichkeiten find verraufht und kehren nie, und
Valet fol ich dir geben, du fibele Burfhenwelt; muß nun
als Philifter leben, der die Welt im Gleis erhält.
Burfchen, ihr bemooften alten, unfer Xeben war fo
choͤn! — Das Geficht in fehweren Falten werden wir uns
wieberfehn! doch wir denken gern, ihr Lieben, an bie Stun-
den freudenhell; claffiih war, was wir getrieben, Kati
felber der Pedell. W. Gab
Ad, Die Heimath fch’ ih wicher. 7
11.
Künftlers Abendlied.
Ah, daB die innre Schöpfungskraft duch meinen Sinn
hät! dag eine Bildung voller Saft aus meinen Bingen
quölle!
Ich zittre nur, ich ftottre nur, und Bann es duch nicht
kalens ich fühl”, ich Fenne dih, Ratur, und fo muß ich did
fallen. ‘
Bedenk' ih dann, wie manches Jahr fih ſchon men
Sinn erfchließet, wie er, wo dürre Haide war, nun Freuden-
quell genießet3;
Wie fehn’ ih mih, Natur, nach bie, dich treu und
lieb zu fühlen! Ein luſt'ger Springbrunn wirft du mie aus
taufend Röhren fpielen. :
Wirft alle meine Kröfte. mir in meinem Sinn erheitern,
und dieſes enge Dafein mir zur Ewigkeit erweitern. ‚
the.
12.
Ach, der Zag wie ſo lang, und mein Herz wie fo bang,
bis die Nacht und mein Freund, mein Emil, nun erſcheint!
D wie wohl dann mir ift, wenn er hold mid begrüßt,
mein Willlomm ihn entzüdt und ein Kuß ihn beglüdt!
- Dann genieß’ ich Der Luft, ihm zu ruhn an ber Bruſt!
Dann empfind’ ich ed neu: er tft mein! er ift treu!
Wenn er heiß mich umfchlingt und Fein Wort mehr ge
lingt, o wie ganz fühl ich das! und mein Auge wird naß.
Ad, der Zag wie fo lang, und mein Herz wie fo bang,
bis die Nacht und mein Freund, wein Emil, num .cricheint!
Haug.
13.
Eigne Melodie.
Ah, die Heimath ſeh ich wieder, wo in frommer Ael⸗
teen Kreife bei der Hirten muntern Lieder ſchwand bie erſte
Iugendzeit. Die Erinnerung kehret wieder, doch die Zeit
fehrt nie zurüd. N
Diefer Augen fanfte Sterne wecken Schnfucht mir im
Herzen nach dem Lande, das fo ferne, wo der Frauen Schönfte
weil. Doch feitdem id) dich gefehen, hab’ ich dir den Preis
ertheilt. „Die Rachtwandlerin.‘
8 Ash: Sort, wir wehitäät acento.
14. ü
Ah Gott, wie weh thut Scheiben, hat mir mein Herz
verwund’t, fo trab’ ich über Haiden, und fraure zu aller.
Stund'. ‚Der Stunden, der find al ſo viel, mein Herz trägt.
Heimlic, Leiden, wiewohl ich: oft frdhlich bin..
Hatt' mir ein Gärtlein Foren von Beil und grünem
‚Klee; ift mir. zu früh erfroren, .thüt meinem Herzen web;
ift mir erfror'n bei Sonnenfchein ein Kraut :Se länger je
lieber, ein Blümlein Vergiß nicht mein. |
Das Blümlein, das ich meine,. das ift von ebler Art,
ift aller Tugend reine, ihr Muͤndlein, das ift zart, ihre’ Aeug⸗
lein, die find hübſch und fein, wenn ich an fie gedente, fo
wollt' ich gern Bei ihr fein. © 070°.
Mich duͤnkt in all:meln“ Sinne, und wenn ich bei ihr
bin, fie fei ein’ Kaiferinne, Fein’ lieber ih nimmer gewinn';
Hat mir mein junges Herz erfreuk, wenn ich an fie gedenke,
verſchwunden ift mir mein Leib! -. : Volkslied.
15.
Ach! hätt’ ich hunderttaufend Gulden, fo kauft' ich mir
ein Bataillon, bezahlte die verdammten Schulden und ging
als Obrifter davon. So aber ift der Beutel leer: was bin
ich denn als Lieutnant mehr? |
i Und als ich komm’: von der Parade, hab’ Faum gemäß
Rapport gethan, fo ift der Zeufel fon vorhanden, und alle
Glaͤub'ger Elopfen an. Da beißt’: Herr Lieutnant hin und
ber. Ach! wenn id) Doch erſt Obrift wär’!
‘ Und wenn ih an mein Kiebeden denke, fo möcht' ich
ſchier geftorben fein. Sie nennt: mich nur ſehr kalt: mon
cher! Achl! wenn Ich doch erft Obrift: wär”! oo.
J Altes Lieutnantslied.
16.
Schiffergebet.
Ach hilf mir, lieber Herr! Dein Meer iſt gar ſo groß,
mein Schifflein iſt ſo klein. Drum hilf mir, lieber Herr,
und Laß mich nicht allein! . - . - Aud der Bretagne.
| |
Ach, ich verſchmachte, ſchenket ein! Leert Alle Fäſſer!
Gebt mir Wein von allen Bergen auf der Erde; macht neues
Land, reißt Schlöſſer ein, und pflanzt an ihre Stellen Wein,
und gebt mir, daß ich trunken werbe. '
%
Ach Iofeph, licher Zoſeph. v
Ha! biefer Wein genügt mir nichts bring eine neue
Belt an’s Liht, o Schidung, meinem Durft zu wehren!
In Wein beſteh' ihr ganzes Sein, bie Luft, der See, das
Kand fei Wein, und ich muͤſſ allen Wein verzehren.
18.
Des Mädchens Abfchiedsflage.
Ah, in Zrauren muß ich leben, ad), wie bab’ ich das
verſchuid't? Weil mir's hat mein Schag aufgeben ‚muß ich's
leiden in Geduld!
Bater und Mutter wollen’ nicht leiden, gelt, mein
Schatz, das 5 du wohl? Kannſt dein Stud noch beſſer
machen, weil ich dich nicht kriegen ſoll.
Rosmarin und Lorbeerblätter verehr' ich dir zu guter
Letzt, Das ſou fein das legt’ Gedenken, weil du mich nad:
mals ergößt!
Es find zwei Stern’ an dem Himmel, leuchten wie dad
Hare Gold; der eine leucht't zu mei'm Schägchen, der andre
durch das finftre Holz.
Morgen, wenn Eee früh aufftehe, iſt mein Schag ſchon
aufgepugt, ſchon mit Stiefeln, ſchon mit Sporen giebt er
mir den Abſchiedskuß! Volkslied.
19.
Klage und Keofl
Ah in Zrauren muß üb fchlafen gehn, ach in Zrauren
muß ih wied’rum früh aufftiehn! In Ztauren muß ich zu:
Pa ee Seit, dieweil ich nicht kann haben, bie mein
erz erfreut
Ah ihr Berg’ und tiefe, tiefe Ihal, ſeh' ich meinen
Shag zum legten Malt Die Sonne, der Mond, das ganze
Firmament, die follen mit mir traurig fein bis an mein End’!
Seht dir wohl, fo denke du an mich, geht dir's übel,
ah, fo kraͤnkt es mih! Wie froh wollt! ich ſchon fein,
wenn's wohl dir geht, wenn ſchon mein jung friſch Leben in
Trauren ſteht!
Ach ihr Berg' und tiefe, tiefe Thal, ach ihr ſeht mein
eieb noch tauſendmal! ach tauſendmal, ihr tiefe, tiefe Thal,
ihr ſteht doch ewig ferne, ich nur bin ihr nah.
Volkslied vom Neckar.
20.
Ach Jofeph, lieber Joſeph, was haft du gedacht, daß
du die —8— Ranert: in's Uriglüct gebracht!
10 Ad Mutter, ach Mutter.
Ab Joſeph, Lieber Joſeph, mit wir iſt's bald aus,
man wird mid) bald führen zu dem Schandthor hinaus!
Zu dem Schandthor hinaus, auf einen grünen Plag;
da wirft du bald fehen, was hie Lieb’ hat gemacht!
Ach Richter, lieber Richter, richt‘ nur fein gefhwind!
ih will ja gern fterben, daß ich Fomm’ zu meinem Kind.
Ah Joſeph, lieber Iofeph, reich’ mir deine. Hand! ich
will Dir verzeihen, das ift Gott wohl befamnt.
Der Faͤhndrich Fam geritten und ſchwenket feine Fahn’:
„Halt' Pr mit der fchönen Nanerl, ich bringe Pardon!’
Ah Faͤhndrich, lieber Faͤhndrich, fie ift ja ſchon todt!
— „Gut Racdt, meine ſchone Nanerl, beine Seel’ ift bei
Gott!" Volkslied, a. Reichardt's mufif. Zeit.
„Ach Mutter, ach Mutter, es hungert mich! gieb mir
Brod, ſonſt ſterbe ich.“ „Warte nur, mein liebes Kind!
morgen wollen wir ſäen geſchwind.“ .
Und ald das Korn gefäet war, . ſchrie das Kind. noch
immerdbar: „Ach Mutter, ah Mutten, es hungert ih!
gieb mir Brod, fonft flerbe ich.” „Warte nur, mein liebes
Kind, morgen wollen wir ernten geſchwind.“
Und als dad Korn geerntet war, fchrie das Kind noch
immerdar: „Ach Mutter, ad Mutter, ed hungert mich!
gieb mir Brod, fonft ſterbe ih!’ ‚Watte nur, mein liebes
Kind, morgen wollen wir mähen geſchwind.“
Und als das Korn gemähet war, fchrie bad Kind noch
immerdar: „Ad Mutter, ach Mutter, es hungert mich!
gieb mir Brod, fonft fterbe ih!” „Warte nur, mein liebes
Kind! morgen wollen wir dreichen geſchwind!“
Und ald dad Korn gedrofchen war, fihrie das Kind noch
immerdar: „Ach Mutter, ah Mutter, ed hungert mich!
gieb mir Brod, fonft fterbe ih.” „Warte nur, mein liebes
Kind! morgen wollen wir mahlen geſchwind.“
Und ald das Korn gemahlen war, fchrie das Kind noch
immerdar: „Ah Mutter, ad Mutter, es bungert mich!
gieb mir Brod, fonft fterbe ich.” „Warte nur, mein liebes
Kind! morgen wollen wir baden, geſchwind.“ |
Und als dad Brod gebaden war, lag das Kind ſchon
auf der Todtenbahr'! Volkslied aus Sachſen.
22.
Ach, wenn du waͤrſt mein eigen, wie lieb ſollt'ſt du
nir fein! Wie wollt’ ich tief im Herzen nur hegen bich
Ad, wie ift es möglich dann. 11
allein, und alle Wonne, alles Gtüd mir ſchoͤpfen nur aus
deinem Blick.
Ah, wenn du wärft mein eigen, wie wär" die Welt
fo ſchön! Es bliebe nichts zu wünfchen, als dich ſtets nur
zu fehn. Und ganz verfunfen in mein Glüd, erhielt’ die
Belt nicht einen Bid. j
Ad, wenn du wärft mein eigen, wie wär’ ich dann fo
gut; auf deine Hoheit fügte id meinen ſchwachen Muth!
mein höchfter Lohn, mein höchftes Gluͤck erglänzte mir in
deinem Blid.
Ach, wenn du wärft mein eigen, wie fchien’ mir hold
der Tod! Er träfe und zufammen und gli’ dem Abenbroth,
wär’ er der Schluß des Tags voll Gluͤck, verzehrend füß,
ein Liebesblid.
Ach, wenn du wärft mein eigen, bis einft mein Auge
bricht — fo würd’ ich droben fagen: Ich laſſ' ihn ewi
nicht! Sm Himmel felbft ohn' ihn Fein Glück! Das i
mein Troſt, mein Hoffnungsblid.
23.
Melodie von M. v. Weber.
Ad), wenn ih nur ein Xiebchen hätte! fo groß wie id
und. roſenſchoͤn. Mit Freuden ging’ id dann zu Bette, ich
würd’ ım Zraume Liebchen fehn. Wenn idy doch nur ein
kiebchen hätte!
Ab, wenn ih nur ein Liebchen hätte! wie gern ver-
löfcht” ich dann das Licht, mich ſchreckte Fein Gefpenft; ic)
wette, mir bangte vor dem Alpdrud nit. Wenn ich doch
nur ein Kiebchen. hätte!
Ah, wenn ih nur ein Liebchen hätte! ich wäre fleißig
fpät und früh; troß meiner Mutter Etikette, und trog dem
Rektor küßt' ich fie. Ach, wenn ich nur ein Liebchen hätte!
Ach, dag ıch doch Fein Kiebchen habe, wie's Mode wohl
bei Srößern ift! ic) bin ein armer, armer Knabe, — wer
fhentt mir eins zum heil'gen Ehrift? Ach, daß ich body
fein Liebchen habe. Fliegendes Blatt.
24.
Ah, wie ijt es möglich dann, daß ich dich laſſen Tann!
hab dich von Herzen lieb, das glaube mir! Du haft das
Herze mein fo ganz genommen ein, daß ich ein’ andre lieb‘,
als dich allein.
12 Ad, wir armen Marten.
Blau iſt ein Blümelein, das heißt Vergißmeinnicht;
dies Blümlein leg’ an’d Herz und den an mih! Stirbt
Blum’ und Hoffnung gleich, find wir an Xiebe reich; denn
die ftirbt nie bei mir, dad glaube mir!
- War’ ih ein Bögelein, wollt’ ich bald bei dir fein,
ſcheut' Falk und Habicht nicht, flög' fhnell zu dir! Schaäfl’
mich ein Säger todt, fiel! ich in deinen Schoß; fählt Du
mich traurig an, gern flürb’ ich dann!
Volkslied vom Thüringer Wald.
25.
Nadoweififche Klage.
Melodie: Wi ti. bi verwicha 2c.
Ach, wir armen Narren hoffen ſtets und harren, daß der
Freiheit Morgenroth beginnt; dürfen doch Faum Flagen, leiſe,
leife fagen, daB wir alle arg betrogen find. Kommt benn
gar Fein Zag, der uns tröften mag? ift denn Alles, Alles
nun vorbei? Iſt denn gar. fein Weg, ift denn gar Fein
Steg, der uns führt aus diefer Sklaverei? R
Au ihr Hoch Geloben iſt wie Staub zerftoben, und die
Zäufchung ward nur unſer Theil. Doch im blut'gen Kampfe
und im Pulverdampfe fprachen fie von unferm Fünft’gen Heil.
Kommt denn gar Bein Tag, der und. tröften mag? ift denn
Alles, Alles nun vorbei? Iſt denn gar Fein Weg, iſt denn
gar Fein Steg, der uns führt aus diefer Sklaverei?
Hoffmann v. F.
26.
Abe, du muntere, du fröhlihe Stadt, Adel Schon
fharret mein Rößlein mit luftigem Fuß; jegt nimm meinen
legten, den fcheidenden Gruß. Du haft mich wohl nimmer
traurig gefehn, fo Eann es auch jegt nicht beim Abfchied
gefhehn. Ade, du muntere ıc.
Ade, ihr Baume, ihr Gärten fo grün, Adel Nun reit'
ih am filbernen Strome entlang, weit fchallend ertönet mein
Abichicdögefang ; nie habt ihr ein Elagendes Lied gehört, fo
wird euch auch Feined beim Scheiden befchert. Ade, ihr
Bäume it. on —
Ade, ihr freundlichen Mägdelein dart, Abe! Was ſchaut
ihr aus blumenumduftetem Haus mit ſchelmiſchen lockenden
Blicken heraus? Wie ſonſt, fo gruͤß' ich und ſchaue mich um,
Ade, nun muſi ich ſchriden. 13
doch nimmermehr wend' ich mein Roͤßlein um. Ade, ihr
freundlichen zc.
Ade, liebe Sonne, fo gebft du zur Ruh’, Abe! Run
fhimmert der blindenden Sterne Gold: wie bin ich euch Stern-
lein am Himmel fo hold; durchziehen bie Welt wir aud
weit und breit, ihr gebt überall uns das treue Geleit. Ude,
liebe Sonne ıc.
Ade, du ſchimmerndes Fenfterlein heil, Ade! Du glän-
zeft fo traufich mit daͤmmerndem Schein, und labeft fo freund»
lid in’8 Hüttchen uns ein. PVorüber, ah, ritt ich fo man⸗
ches Mal und wär’ ed benn heute zum legten Malt pe,
du fhimmerndes ꝛc.
Ade, ihr Sterne, verhüllet euch grau! Ude! Des Fen⸗
fterleins trübes, verfhimmerndes Licht erfegt ihr unzähligen
Sterne mir nit. Darf ih hier nicht weiten, muß bier
vorbei, was hilft ed mir, folgt ihr mir noch fo treu! Ade,
ihr Sterne, verhüllet euch grau! Abe!
27.
" Eigne Melobie.
Adele, lieblich blühend, von treuer Lieb’ erglühend, fah
fehnend in die Berne und fang mit leifem Ton: Es fentt
fi der Abend fchon, deiner harrt der Kiebe Lohn, es ſenkt
fi) der Abend fchon, und ich bin hier allein; o Fomm beim
Schein der Sterne und laß uns glüdlich fein! :;:
Sehr glüdlich ift die Stunde der Herzen treuem Bunde,
kein Laufcher in ber Runde; o folge meinem Ton! Es
ſenkt ſich ꝛc.
Auf jeden Schritt den ganzen Tag ſchleicht mir die
Mutter nach; jetzt aber ſchlaͤft ſie ſchon, dein harrt der Liebe
Lohn. Es ſenkt ſich ꝛc. „Fra Diavolo.“
28.
Adelheide! liebeſt du mich, ſo ſterb' ich vor Freude.
Weigerſt du dich, ſo ſterb' ich vor Leide.
du mich liebſt, oder betruͤbſt, Adelheide! ich ver-
fheide. Beglüd’ uns beide! _ ,
Stoße mit Leide mich nicht hinab! Gütig entſcheide!
Laß doch mit Freude mich finken in’d Grab.
j Fliegenbes Blatt.
29.
. „Abel nun muß ich fiheiden, weil's anders nicht kann
jein; muß meinen Engel meiden; gieb dich geduldig drein!
14 Achrchen, Aehrchen, Achrelein.
Schatz, ach Engel mein! gieb dich geduldig drein! Wir
werd'n zuſammenkommen, wenn's Gottes Will’ ſoll ſein.“
„Wir hab'n beiſammen geſeſſen fo manche liebe Nacht,
ſchon manchen Schlaf vergeſſen, in Liebe zugebracht! Aus
Lieb', aus Herzensgrund' Hab’ ich den fuͤßen Mund viel
taufendmal gefüffet in einer Viertelſtund'.“
„Sott zahl’8 euch, Vater und Mutter, was ihr an uns
gethan; an mir und meinem Feinsliebchen, die ich nicht laſ⸗
fen kann! Sie liegt mir ſtets im Sinn, weil ich verliebet bin;
drum Bann ich fie auch nicht Laffen, weil ich am Xeben bin.‘
„„Fahr' bin in GottesRamen, zu Waffer und zu Land!
Kommft du zu fhönen Damen, verlieb' dich nicht fo bald!
Kommft du. in’d Wirthshaus 'nein, trinkſt Bier oder Fühlen
Wein: folft Du meiner zur Gefundheit trinden, wenn Du
mein Schatz wilft ſein!““ '
Schleſiſches Volkslied.
30.
Aehrchen, Aehrchen, Aehrelein, ei, wer wird euch mä-
hen? Mein Geliebter weilet fern, will nicht zu mir gehen.
Aehrchen, Aehrchen, Aehrelein, ei, wer wird euch bin⸗
den? Mein Geliebter weilet fern, will ihn ſchon noch finden.
Mutter, Mutter, Mütterchen, bin von loſem Blute;
nimm das Beschen, feg' mich rein von dem Uebermuthe.
Meine Goldpantöffelein, bin zu ſchwer zum Huͤpfen,
Mutter, Mutter, Mütterchen, will in's Häubchen ſchluͤpfen.
Grüne, junges Eichelein, frifh auf deinem Pläpchen ;
grolle du, nur du mir nicht, o mein füßes Schaͤtzchen!
Wahrlich nein, ich groll' dir nicht; doch ich muß befla-
gen, daß ein Zweiter dich befchleicht, wie die Leute fagen.
Böhmifhes Volkslied.
31.
Bundeslied vor der Schlacht.
Melodie von J. H. C. Vornhardt.
Ahnungsgrauend, todesmuthig bricht der große Morgen
an, und die Sonne, kalt und blutig, leuchtet unfrer blut'gen
Bahn. In der naͤchſten Stunden Schooße liegt das Schid-
ſal einer Welt; und es zittern ſchon die Koofe, und der ehrne
Würfel fällt. Brüder, euch mahne die dDammernde Stunde,
mahne euch ernft zu dem heiligften Bunde, treu fü zum Tod
wie. sum Leben gefelt. _
Alle Stenden dieſer Welt. 15
Hinter und, im Graun der Räkhte, Tiegt die Schande,
liegt die Schmach, liegt der Frevel fremder Knechte, der die
deutfche Eiche brach. Unfre Sprache ward gefchändet, unfre
Zempel ftürzten ein, unfre Ehre ift verpfändet, deutſche Brü-
der, löft fie ein! Brüder, die Rache flammt! reicht euch die
Hände, daß fi der Fluch der Himmlifchen wende! loͤſt das
verlorne Palladium ein!
Bor uns liegt ein glüdlih Hoffen, liegt der Zukunft
olone Zeit, flieht ein ganzer Himmel offen, blüht der Frei⸗
beit Seligkeit. Deutfche Kunft und deutiche Lieder, Frauen»
huld und Liebesglück, alles Große kommt uns wieder, alles
Schöne Fehrt zurüd. Aber noch gilt ed ein gräßliches Wagen,
Leben und Blut in die Schanze zu fehlagen; nur in dem
Dpfertod reift uns das Güde.
Run, mit Gott, wir wollen’ wagen, feft vereint dem
Schickſal ftehn, unfer Herz zum Altar tragen, und dem Tod
entgegengehn. Baterland, dir woll'n wir fterben, wie dein
großed® Wort gebeut! unfre Lieben mögen’s erben, mas wir
mit dem Blut befreit. Wachſe, du Freiheit der deutfchen
Eihen, wachſe empor über unjere Leichen! Vaterland, höre
den heiligen Eid!
Und nun wendet eure Blicke noch einmal der Kiebe nad,
fheidet von dem Blüthenglüde, das der gift’ge Süden bradı.
Wird euch auch dad Auge trüber, Feine Ihräne bringt euch
Spott, werft den legten Kuß hinüber, dann befehlt euch
eurem Gott! Alle die Lippen, die für und beten, alle die
Herzen, die wir zertreten, tröfte und fhüge fie, ewiger Gott!
Und nun friſch zur Schlacht gewendet, Aug’ und Herz
zum Licht hinauf! Alles Ird’fche ift vollendet und das Himm-
liche geht auf. Faßt euch an, ihr deutfchen Brüder! jede
Rerve fei ein Held! Treue Herzen fehn jich wieder! Lebewohl
für diefe Welt! Hört ihr's, ſchon jauchzt ed uns Donnernd
entgegen; Brüber! hinein in den bligenden Regen! Wieder:
ſehn in der befleren Welt! Theodor Körner,
32.
Melodie von Methfeffel.
(Einer:) Alle Freuden diefer Welt — fagt, was find
fie? (Chor:) Wafler, Waffer. (Einer:) Doch dies Wafler
uns gefällt, wir find drum nicht Freudenhaſſer. Sanft ge:
wiegt auf ebner Bahn, gleite unfers Kebens Kahn. (Ehor:)
Sanft gewiegt auf ebner Bahn ꝛc. ..
16 Alles fühlt Der Siebe Freuden.
_ _ (Einer:) Seiten kommen, Seiten gehen; fagt, wie fliehn |
ſie? (Chor) Wie die Wellen! (Einer:) Laßt und darum
kraͤftig ftehen, männlich uns entgegenftellen; wem das Rudern
recht gelingt, Zeit und Wellen der bezwingt. (Chor:) Wem
das Rudern ıc.
(Einer:) Unſer Leben eilt dahin; fagt, wen gleiht es?
(Shor:) Unferm Rachen! (Einer:) Steyert dann mit leichtem
Sinn, Ladung fei nur Scherz und Lachen. Wer da fchifft
mit frohem Muth, kommt an's Ufer froh und gut. (Chor:)
Ber da fhifft 2c. i Eonradi.
39.
| Eigne Melodie.
Alles fühlt der Liebe Freuden, fihnäbelt, tändelt, herzet,
kuüßt; und ich fol die Liebe meiden, weil ein Schwarzer haͤß⸗
lich iſte Iſt mir denn Fein Herz gegeben? ih bin au den
Mädchen gut! immer ohne Weibchen leben, wäre wahrlih
Höllengluth!
Drum fo will ich, weil ich Iebe, ſchnaͤbeln, Tüffen, zaͤrt⸗
lich fein! Lieber, guter Mond vergebe: eine Weiße nahm jr |
ein! Weiß ift fchön, ich muß fie küffens Mond, verftede di
Dazu! follt’ es dich zu fehn verdrießen, o jo mach’ Die Augen zu! |
Schikaneder. „Zauberflöte.
34. |
Alles Tiebt und paart fich wieder, Liebend fteigt der Lenz |
hernieder, und umarmt die junge Flur. Süßes, fehnendes Ver:
langen, einem Weſen anzuhangen, Tebt und webt durch Die Natur.
Von des Zünglings Lieb' erforen, ſchwebt im Holden
Traum verloren, ahnungsvoll das Mädchen her. Xiebe brin-
gend, Lieb' empfindend, unterliegt es überwindend, liebt und |
wird geliebt, wie er.
Was Gefiid' und Hain belebet, was im Bad, in Lüften .
ichwebet, hüpft und flattert Paar und Paar. Neben, die
noch einfam wanken, ftreben fanft fi) zu umranfen, und ein
Baum wird ihr Altar.
Jedes Blümchen auf der Aue glüht in eines Blümhens
Thaue liebend, wie fih Blicke nahn. Jedes Knöspchen wird
ein Gatte, jedes Gräöchen auf der Matte fehmiegt fih an
ein andres an.
Alles fühlt der Liebe Segen, Züftchen hauchen Lieb’ ent«
gegen, bräutlih ift die Flur gefhmüdt. Aber ach! ih irre’
alleine, bis dad Mädchen, das ich meine, mih an Mun
und Bufen drüdt. . W. ©. Berker.
-
Alles fchweige! 17
35. .
Alles ruht! wie abgefchieden, abgelöft ift jedes Joch;
jelbft der Sram entfehlief in Frieden. Meine Liebe, wachſt
du noch? höre meinen legten Laut, ber fih nur der Racht
vertrauf.
Zöne leiſer, dunkle Srille, dort im nahen Gartenhain!
um ihr Fenfter weht die Stille, ruhig ift ihr Kämmerlein.
Störe du, mein Lautenton, Liebchen nicht! ſie ſchlummert fchon.
Um die nahe Kirhhofmauer wandeln, wie die Sage
ſpricht, nächtlich düftre Geiſterſchauer; doch die Liebe fürchtet
nicht. Auch befeelt der Raum mit Muth, wo bie fanfte
unſchuld ruht.
| Stummer wird’8 und immer flummer. Lüftchen, wecke
fe nicht auf, bringeft du zu ihrem Schlummer meines Liedes
Zen hinauf! Er verwandle dann vor thr fich in einen Traum
son mir. | Tiedge.
—W 36.
Der Landesvater.
(Hräfes:) :,: Alles ſchweige! Jeder neige ernſten Toͤnen
nur fein Ohr! :,: Hört, ich fing’ das Lied der Lieder, hört
es, wackre deutſche Brüder, :,: hal’ es :,: wieder, froher Chor.
(Ehor:) Hört, er fingt ꝛe.
Deutfchlands Söhne, laut ertöne Euer Vaterlandsgefang!
Dem Beglüder feiner Staaten, dem Bollender edler Thaten,
töne unfer Lobgefang. (Chor:; Dem Beglüder ꝛc.
— —*) lebe! ihn erhebe jeder brave Mufenfohn! Herz
und Hand dir, Herr, zu weihen, fammeln wir uns bier in
. Reiben, fegnen di auf — —**) Thron. (Chor:) Herz und ıc.
Hab’ und Leben dir zu geben find wir allefammt bereit,
flerben gern zu jeder Stunde, achten nicht die Todeswunde,
wenn’8 da8 Vaterland gebeut. (Chor:) Sterben ıc.
Lied der Kieder, hal’ es wieder, groß und beutfch fei
unfer Muth! Seht bier den geweihten Degen, thut, wie
brave Burſche pflegen, und durchbohrt den freien Hut!
(Ehor:) Wer's nicht fühlet, felbft nicht zielet ſtets nach
deutfher Männer Werth, fol nicht unfern Kreis entehren,
nicht bei unferm Becher ſchwoͤren, nicht entweihn das beut-
iche Schwert!
Seht ihn blinken in der Linken dieſen Degen, nie ent:
weiht! Sch durchbohr' den Hut und ſchwoͤre: haften will ich
Burfchenehre, üben Zreu’ und Redlichkeit.
*) Name bes Regenten, **) Name des Landes,
I. 2
18 Alles, was die Erd’ enthält.
(Präfes reicht den Schläger feinem Nachbar.) Rimm De
Becher, wadrer Becher, vaterländ’fchen Weines vol. Rimı
den Degen in die Linke, bohr’ ihn durch den Hut und trind
auf des Waterlandes Wohl.
(Einer:) Landesvater, Schus und Rather, unſe — —
lebe hoch! Ewig fell mein König leben! und mein Mädche:
auch daneben! er für Alle, fie für mich!
(Chor:) Heil dem Bande! Heil dem Kande! das mi
— — und’ vereint. Jeder brave Deutfche frachte, daß iHı
einft fein König achte, fei des Baterlandes Freund!
37.
Eigne Melodie.
Alles, was die Erd’ enthält, was die Luft umgiebet
dieſe ganze weite Welt paaret fich und liebet. Hüpfen Reh
durch den Wald, Geißen auf den Fluren, folgen ihren Sat.
ten bald, hüpfend ihren Spuren,
Wenn der Zauber einfam girrt, locket er fein Täubchen
wenn im Strauch ein Käfer irrt, fucht er fich ein Weibchen
Blumen öffnen ihre Bruft lauen Mittagswinden, Epbeu
fchlinget fi mit Luſt um bemooſte Linden. |
Xiebe murmelnd eilt der Bach unter den Gebüfhen ei:
nem andern Bache nach, fih mit ihm zu mifchen. Alles,
wa die Erd’ enthält, was die Luft umgiebet, diefe ganze
weite Welt paaret ſich und liebet. |
| 38.
Alles, was wir lieben, lebe! Alles, was uns hoch—
erfreut, Wein und Frühling, Frucht und Blüthe, frehe Laune,
Herzendgüte, Freundfchaft und Gefelligkeit.
Alles, was wir lieben, lebe! jedes zart gefnüpfte Band!
Du, vor allen, das uns beget, dad uns treu und freundlid)
pfleget, Du, o theures Vaterland!
Alles, was wir lieben, lebe! Kunft, Ratur und Wiffen:
fhaft: Alles Schöne, alles Gute, jeder Sporn zu. edlem
Muthe, jedes Streben, jede Kraft. -
Alles, was wir lieben, Iebe! Jede Blume fei gepflüdt!
Zede Freude fei willtommen, die und düftrer Sorg’ entnom:
men, die Gemuth und Geift entzuͤckt!
Alles, was wir lieben, lebe! biß das Leben unß ent:
weicht! — Mer, wenn lo bie Kuft fich Eettet, ſich fein rei:
ned Herz gerettet, den deckt auch die Erde leicht.
Alons, enfaus te la partie. 14
89.
Alleweil, alleweil find die Männer fo rar, nur wo Geld
it, da Flopfen fie an; und hätte meine Mutter den Barbier
nicht genommen, fo wär’ fie auch nicht unter die Haube ge:
femmen! Alleweil, alleweil find die Männer fo rar, nur wo
Geld ift, da Elopfen fie an.
40.
AU’ meine Pulſe fchlagen, und das Herz wallt ungeftüm
ich entzuckt entgegen ihm! Konnt’ ich das zu hoffen wagen?
ja, es wandte fid) das Gluͤck zu dem theuern Freund zurüd,
will ich morgen treu bewähren! Iſt's nicht Wahn Himmel,
nimm Des Dankes Zähren für dies Pfand der Hoffnung an!
41.
Allons, enfans de la patrie, le jour de gloire est ar-
rire; contre nous de la tyrannie l’&tendard sanglant est
leve. (bis) Eutendez-vous, dans les campagnes, mugir
ces feroces soldats? Ils viennent jusques dans vos bras
egorger vos fils, vos compagnes. Aux armes, citoyens!
Formez vos bataillons! Marchons, marchons! qu’un sang
impur abreuve nos sillons! Marchons, marchons, qu'un
sang impur abreuve nos sillons!
Que veut cette horde d’esclaves, de traitres, ‘de rois
conjures? Pour qui ces ignobles entraves, ces fers des
long-temps prepar&s? (bis) Francais, pour nous ah, quel
outrage! Que:s transports il deit exciter! C’est nous
qu’on ose mediter, de rendre à l’antique esclavage. Aux
armes, citoyens, etc.
Quoi! des cohortes &trangeres feraient la loi dans nos
foyers! Quoi! ces phalanges mercenaires terrasseraient
nos fiers guerriers! (bis) Grand Dieu! Par des mains
enchaindes nos fronts sous le joug se ploiraient; de vils
despotes deviendraieut les moteurs de nos destindes! Aux
armes, citoyens, etc. |
Treinblez, tyrans et vous, perfides, l’opprobre de
tous les partis! Tremblez! vos projets parricides vont
enfin recevoir leur prix. (bis) Tout est soldat pour vous
combattre; s'ila tombent, nos jeunes heros, la terre en
produit de.nouveaux, contre vous tous prets & se battre.
Aux armes, citoyens, etc. '
Frangais, en guerriers magnanimes portez, ou rete-
nez vos coups, epargnez ces tristes rictme⸗, à regret
20 AU’ ſich das Geſinde.
s’armans contre nous; (bis) mais ces despotes sanguinaire:!
mais les complices de Bouille, tous ces tigres, qui sarı
piti& dechirent le sein de leur mere. Aux arme, ci
toyens, etc. - |
Amour sacre de la patrie, conduis, soutiens nos bra
vengeurs! Liberte, libert& cherie, combats avec tes de
fenseurs! (bis) Sous nos drapeaux que la victoire ac
coure à tes mäles accens! Que tes ennemis expiran
voient ton triomphe et notre gloire! Aux armes, ci
toyens! Formez vos bataillons! Marchons, marchons
qu’un sang impur abreuve nos sillons! Marchons, mar
chons, etc.
2 42.
All' fih das Gefinde zum Abziehn ſchickt. „Schick mil
uns dich, Mädchen, zum Abziehn an!’ Ä
mit euch bin ich lange ausm Biehn bereit; doch wenn
ich nicht habe die Ehre mehr?‘
„Wollen deine Ehre begahlen bir, Dir den Kranz bezahı
len, den rautenen.“ | |
„Ach, was hilft mir Armen das Geld allein, wenn ich
doch verloren den grünen Kranz!’
Wendiſches Volkslied.
43.
Als der Großvater die Großmutter nahm, da wußte
man nichts von Mamſell und Madam. Die züchtige Jung:
frau, Das Häusliche Weib, fie waren ächt deutfch noch an
Seel’ und an Leib.
Als der Sroßvater die Großmutter nahm, da berrfchte
north fittig verfchleierte Scham. Man trug fih fein ehr:
bar, und fand ed nicht fehön in griechifcher Nacktheit auf
Straßen zu gehn. -
Als der Großvater die Großmutter nahm, da war ihr
die Wirthfchaft Fein widriger Kram. Sie las nicht Romane,
fie ging vor den Herd und mehr war ihr. Kind ald ein
Schooßhund ihr werth.
Als der Großvater die Großmutter nahm, da war es
ein Biedermann, den ſie bekam. Ein Handſchlag zu jener
hochrühmlichen Seit galt mehr als im heutigen Leben ein Eid.
Als der Großvater die Großmutter nahm, ba ruhte die
Seldftfucht gefeffelt und zahm. Sie war nicht entbrochen
den Banden der Scheu, wie jetzo ein Alles verfchlingender Leu.
Als der Lenfel herunter vom. 21
Als der Großvater die Großmutter nahm, da war noch
die Thatkraft der Männer nicht lahm, der weibifche Zierling,
ter feige Fantaſt, warb felbft von den Frauen verhöhnt und
gehaft.
Als der Großvater die Großmutter nahm, da rief noch
er Baterlandöfreund nicht vol Sram: „O, gäbe den Leuts
den ein holdes Geſchick die glücklichen Broßvaterzeiten zuruͤck!“
Sangbein.
44.
Als der Sandwirth von Paffeyer Inſpruck hat mit Sturm
‚genommen, bie Studenten ihm zur Feier Mittags mit den
Geigen kommen, laufen alle aus der Lehre, ihm ein Lebehoch
u bringen, wollen ihm zu feiner Ehre feine Heldenthaten
ingen.
| Doch der Held gebietet Stile, fpricht dann ernft: „Legt
bin die Geigen, ernſt ift Gottes Kriegeswille, wir find al’
tem Tode eigen. Ich ließ nicht um eitle Spiele Weib und
Kind in Thränen liegen; weıl ich nach dem Himmel ziele,
kann ich ird'ſchen Feind beſiegen.“
„Kniet bei euren Nofenfränzen, das find mir Die Tiebften
Geigen, wenn die Augen betend glänzen, wird fich Gott ber
Herr drin zeigen. Betet leife für mich Armen, betet laut
für euren Katfer, das ift mir das liebfte Carmen: Gett
ihüg’ edle Kürftenhäufer!”
„Ich hab’ keine Zeit zum Beten, ſagt's dem Heren der
Belt, wie's ſtehe, wie viel Leichen wir bier fä’ten, in dem
Thal und auf der Höhe, wie wir fchießen, wie wir wachen,
wie viel Hundert tapfre Schügen nicht mehr fchießen, nicht
mehr lachen, Gott allein mag uns befchügen!
Mar v. Scheukendorf.
45.
As der Zeufel herunter vom Himmel fiel, da ging er
morfch entzwei; feine Glieder wurden der Winde Spiel, und
flogen umher wie Spreu.
Auf den Boden des Landes Hidpania ward dad Haupt
vom Sturme gefä't; drum wuchs der Kürbiß bes Hochmuths
allda, der ohne Verdienſte fich bläht.
Die Bruft und das ſchwarze Herz darin, Die kamen in
Welſchland an Bord; drum herrſchet dort viel hämifcher
Sinn, und Rachgier und Meuchelmord.
22 Als die Prenfen marfchirten.
Der Magen und Bauch zufammengefellt erreichten i
Deutfchland ihr Ziel; drum fehmaufet man bier fo gern un
hält auf volle Becher viel.
Die Beine drehten fi) lang im Ring, und endlich na
Frankreich hinein; drum ift der Franzos ein fo regſame
Ding und kann nie ruhig fein.
Nah Algier reifte die eine Hand, die andre nad) Zuni
bin; drum ftiht man hier, von Habfucht entbrannt, in’
Meer nach Raubgewinn.
Die Zunge, vom Teufel zerbiffen vor Wuth, flog ftüd
weis in alle Welt; drum fhwärmt ringsum der Lügen Bru
und Wahrheit räumt das Feld. fangbein.
46.
Bekannte Melodie.
Als die Preußen marfchirten vor Prag, vor Prag, bi
Thöne Stadt, da haben fie ein Lager gefchlagen, mit Pulve
und mit Blei ward's betragen, Kanonen wurden drauf ge
führt, Schwerin hat fie da Fommanbirt. |
Da rüdte Prinz Heinrich heran, wohl gar mit achtziy
taufend Mann: „Mein ganzes Heer wollt' ich drum geber
wenn mein Schwerin noch wär’ am Leben. D Roth,
Roth, o große Kriegeönoth, Schwerin, ber ift gefchoflen tedi
Drauf ſchickten fie einen Zrompeter "nein: ob fie Pra
wollten geben ein? oder ob fie's follten einſchießen? Di
Bürger ließen's fich nicht verdrießen, fie wollten die Stat
nicht geben ein, es ſollt' und mußt’ gefchoffen fein.
Wer hat dies Kiedelein erdacht? Es haben's drei Hufa
ven gemacht, unter Seiblig find fie geweien, bei Prag felb|
mifgewefen. Victoria, Victoria! der alte Frig war felber da
47.
Als einft der Menſch im Paradies vom Weibe ſich ver
führen ließ, ſprach Gott: „Im Schweiß des Angeſichts i
nun dein Brod, du Zaugenichts.”
Der Mann, gehorfam dem Geheiß, ißt nun fein Bro
in faurem Schweiß, und trägt, wie Männer überall, ge
duldig jeden Sonnenftrahl. }
Das Weib, — dad erft den Mann verführt‘, — ala ß
die Sonn' inkommodirt', erfand, ſtets aller Schlauheit voll
den Faͤcher und das Paraſol. |
—
Als Greichen rinft zu Marute. 23
48.
Mel.: Rule Britannia etc.
As einft im dunkeln Eihenthal dein Stamm, :,: Ger:
manien! entiproß, da brach aus grauer :,: Nacht ein Strahl,
N fangen Bardenlieder groß. :,: Heil dir, Kreiheit! o Frei⸗
heit, deutfches Recht! von deutfcher Art fei keiner Knecht! :,;:
Du heil'ged Reich, fo ruhmumlaubt, dem Rom :,: dev
ink, du Freiheitshort! heb' hoch in Kraft :,: dein Wipfel-
haupt, und rauſch' in ew'ger Feier fort! :,: Heil dir, Frei⸗
Kanten Greiheit, deutiches Recht! von deutſcher Art fei Peiner
necht! :,:
Britannien, im Meer’ erhöht: das Land :,: des Zell;
dad Niederland ; des Nord's uralte :,;: Majeftät, ein’t ein be«
mooſtes Brüderband. :,: Heil dir, Freiheit! 0’ Freiheit,
deutiches Recht! von deutſcher Art fei Feiner Knecht! :,:
Das hat in Gottes Macht gefiegt, wenn ein :,: Drcan
am Himmel ftund, und noch bie jüngfte :: Maͤhre fliegt
von Reipzig und dem fehönen Bund. :,: Heil Germanien!
Germanien, Biederland! der Treu’ zum Eigenthum genannt!:,:
Es ſchirmt ein heil’ger Voͤlkerhain nach Welt und :,: Oſt
und Nord und Süd, und nicht dein Hermann :,: nur iſt
dein, auch Roderich, der fromme Eid. :,;: Heil Germanien!
Germanien, Biederland! der Treu’ zum Eigenthum genannt!:,:
Die deutfche Treue wird nicht alt, fo lang’ :,: Die deutſche
Rede hallt; fo Lang’ der Elbe :,: Fluth exwallt, wird deut⸗
ide Liebe nimmer kalt. :: Seil dir, Freiheit! o Freiheit,
deutſches Recht! von deutfcher Art fei Feiner Anedt! :,:
3. D. Uunge.
-
49,
Als Gretchen einft zu Markte ging, begegnete das gute
Ding dem gnäd’gen Junker, welcher eben zur Jagd * in
das Feld begeben.
‚ Der Junker, der fie artig fand, drückt' Kite ihr die
ſhoͤne Hand und ftreichelt ihr die vollen Wangen, und
Priht von Liebe und Verlangen.
Was fol fie tun? Sie war allein, was nügt es ihr,
um Hülfe jchrei'n® Sie folgt ihm dreiſt und unerſchrocken,
wohin fie feine Bitten locken.
Und ats fie nun im hohen Gras an ihres Junkers Seite
1a, fprach fie zu ihm: „Sie ſollen wifien, Fein Mann in
Stiefeln darf mich kuͤſſen.“
24 Als id auf der Wieſe ſaß
„Drum, gnäb’'ger Herr, erlauben Sie, daß ih vos
Ihren Füßen zieh’, was Sie und mic) zualeich befchwert >“
und was fie bat, ward ihr gewährt.
Er reiht ihr beide Küße hin, ba z0g die loſe Schäferir
zur Hälfte nur die Stiefeln nieder, und lief davon und farm
nit wieder.
Der gnäd'ge Herr, ber raft und fludht, indem er auf-
zuftehn verfucht, ſchwankt von der Rechten zu der Linker,
und muß zur Erde niederfinten. ' |
Auch hört’ er noch, indem fie lief, daß fie aus vollem
Halfe rief: So muß man Fühne Junker prellen, die armen
Mädchen Netze ftellen. Volkslied.
. 50.
Das Zigenuermäbchen.
Bekannte Melodie. |
Als ich auf der Wiefe ſaß, kam der Fuchs gegangen,
legte ſich die Laͤng' in's Gras, hatt’ ein Huhn gefangen.
Fuͤchslein, laß das Rupfen fein, ha, ha, ha, ha! fhau’ mir
erſt in’& Aug’ hinein, la, la, la, fa!
Als ich hinterm Buſche ftand, Fam der Junker gangen,
und id fah an feiner Hand einen Demant prangen. Junker,
laß das Sagen fein, ha, ha, ba, Ha! ſchau' mir erft in’s
Aug’ binein, la, la, la, la!
Füchblein fchaute mir in’d Aug’, unterließ das Rupfen,
mußte bald nad, Zauberbrauch auf drei Beinen hupfen; legte
mir mit Lammesfinn, ha, ha, ha, ha! Hühnlein vor bie Füße
bin. 2a, la, la, la!
Junker fchaute mir in's Aug’, unterließ das Sagen, und
ih thät, nach Zauberbrauch, Lieb's und Schön’s ihm fagen ;
als der Sunfer von mir ging, ba, ba, ba, ba! bliztzt' an
meiner Hand der Ring. -La, la, la, la!
Bin ich gleich was gelb und braun, weiß doch zu ge:
falen, vom Gewild in Bufh und Au'n, von den Männern
allen, ſchaut mir kein's umfonft in's Aug’, ba, ha, ha, ha!
fo will's der Zigeunerbrauch. La, la, la, la
Friedrich Kim.
51.
Als ich auf meiner Bleihe ein Stückchen Garn begoß,
da kam aus dem Gefträuche ein Mädchen athemlod; Das
ſprach: „Ad, ach! Erbarmen! fieht meinem Vater bei! dort
ſchlug ein Fall dem Armen das linke Bein entzwei.“
Als ich sin jung Geſelle war. 25
Mitleidig, ach! vermweilte ich keinen Augenblid. Ich lief
ihr zu, da eilte fie in’d Gebüſch zurück. Kaum war ich drin,
fo famen zween Reiter mit bem Schwert, ergriffen mich und
nahmen mich mit Gewalt auf's Pferd.
So ſehr ich ſchrie und weinte, fo ließ man mich nicht
les, und bracht’, eh’ ich 8 vermeinte, mich auf des Grafen
Schloß; von da ward ich bald weiter (ed war ſchon finftre
Kaöıt) begleitet durch die Reiter, ad! nad der Stadt ge:
racht
Hier war der Graf, mein Schreien half nichts, durch
jede Kunſt, durch Drohn und Schmeicheleien warb er um
meine Gunſt. Doch ward mein Haß nur größer, und num
ſperrt er mich ein; und dies gefiel mir beffer, al& feine
Schmeichelei'n.
Mein Fenſter ging in Garten. Heut’ ſtand ich, mor:
. gend früh, die Sonne zu erwarten, voll Kummer da, und
fieh'! das Pförtchen an der Mauer ftand auf; gleich fiel mir
ein, obgleidy mit mandhem Schauer, mich hurtig zu befrein.
| Gedacht und auch gefchehen! Das Fenſter war nicht
hoch, und, ficherer zu geben, nahm ich mein Bettchen noch:
das warf ich fehnell hinunter, ich fprang, und fprang nicht
tief; worauf ich dann gu munter auf und von dannen lief.
Ch. F. eife. Aus der Jagd von Hiller,
52.
als ich ein jung Gefele war, nahm id) ein fteinalt
Beib; Fi hatt’ fie kaum drei Zage, Zi, Za, Zage, :,. da
hat's mich Schon gereut. .: - .
Da ging ich auf den Kirchhof und bat den lieben Tod:
Ah, lieber Zod von Bafel, Bi, Ba, Bafel, hol' mir meine
Alte fort!
Und als ih wieder nah Haufe fam, mein’ Alte war
ſchon tobt; ich fpannt’ die Roff an'n Wagen, Wi, Wa,
Wagen, und fuhr mein’ Alte fort.
Und ald ich auf den Kirchhof Fam, das Grab war fchon
gemacht: Ihr Traͤger, tragt. fein fachte, fi, fa, ſachte, daß
d'Alte nit erwacht!
Scharrt zu, feharrt zu, ſcharrt immer zu das alte böfe
Weib, fie hat ihe Kebetage, Ti, Ta, Tage, geplagt mein’n
jungen Zeib.
Und als ich wieber nach Haufe kam, al’ Winkel war'n
mir zu weit; ih wart’te kaum drei Zage, Zi, Za, age,
und nahm ein junges Weib. ig
26 Als ich rin kleiner Knabe.
Das junge Weibel, das ich nahm, das ſchlug mich. au⸗
Tag'; ac, lieber Tod von Baſel, Bi, Ba, Baſel, hätt‘
ich mein’ Alte noch! Dberdeutfhes Volkslied.
53.
Als ich ein Fleiner Knabe war, da lag ich in der Wie-
gen; als ich ein wenig größer war, ging ich auf freier
Straßen. |
Da Fam des Königs Töchterlein, ging auch auf freier
Straßen. „Komm herein! komm herein! Peiner Spielmanns=
fohn, fpiel! mir eine Eleine Weiſe!“
Es währte kaum eine Bierteljtund‘, der König kam ge—
gangen. „In Frankreich ift ein Salgen gebaut, da ſollſt
du Schelm dran bangen.’
Es währte faum drei Tage lang, bie Keiter mußt’ ich
fteigen. „„Ach! gebt mir meine Geige her! ih will ein
wenig drauf ftreichen.”’’ !
Ich ſtrich wohl hin, ich ſtrich wohl her, ich ftrih auf
allen vier Suiten, ich fpielt" einen hübfchen Zodtengefang ;
der König fing an zu weinen. Ä
„Komm herunter, Meiner Spielmanndfohn! meine Toch⸗
ter fol dir werden! in Deftreich ift ein Schloß gebaut, Da
ſollſt du König werden.”
Volkslied von der Infel Rügen.
54.
Als ich einmal am Sommertag, hurrah, hurrah, hurrah!
im grünen Wald im Schatten lag, hurrah, hurrah, hurrah!
fah ich von fern ein Mädchen ftehn, Die war ganz unver-
gleichlich fchön. Und alles, und alles, und alles mit hurrah!
hurrah, hurrah, Hurrallerallera, hurrah, hurrah, hurralle⸗
rallera! und alles, und alles, und alles mit hurrah!
Und als das Mädchen mich erblickt, ꝛc. nahm fie die Flucht
in Wald zurüd; ꝛc. ih aber eilte auf fie zu, und fpradh:
„Mein Kind, was flieheft du?“ x.
. Ste fprah: „Mein Herr, ich kenn' euch nicht, ich fuͤrcht
ein Mannsbild - Angefihts denn meine Mutter ſagt' ed mir:
ein Mannsbild fei ein wildes hier.”
„Mein Kind, glaub’ du der Mutter nicht} kieb’ nur ein
fhönes Angefiht; deine Mutter ift ein altes Weib, drum
haflet fie uns junge Leut'.“
Als id noch im Aügelkleide. 27
„Mein Herr, wenn das die Wahrheit ift, fo glaub’
ih meiner Mutter nit. So feg’ er fi), mein fchöner Herr,
zu mir aufd Graß ein wenig her!”
Ich feste mich an ihre Seit’, da war fie voller Zürt-
lichkeit; ich drüdte jie an Mund und Bruft, ba war fie
voller Herzensluft. —
Da Tann man fehn, wie Mädchen fein: fie geben fi
geduldig drein! und ftellt man fi ein wenig dumm, fo fal-
len fie von ſelber um.
55.
Als ich Fam zur Stube "rein, da ift gut wohnen! Ich
hab’ fo Tang’ draußen geftanden, daß Bott erbarm'!
„Ih ſeh' Died an deinem Hut, wie dein Hut tröpflen
thut, von Regen ift et naß, von wegen deinem Schatz.“
Sch ging wohl über Berg und Thal, wär mir Pein
Weg zu ſchmal, zu meinem Schägchen wollt’ ich gehn, alle
Wochen fiebenmal.
Herz’ mich ein wenig, kuͤſſ'ſ mich ein wenig, hab’ mid
ein wenig lieb! Wenn's auch regnet oder fchneit, wenn's
unfer Herz nur erfreut. Heffifhes Volkslied.
56.
Bekannte Melodie.
Als ich noch im Flügellleide in die Madchenfchule ging,
0! wie hüpft' ih da vor Freude, wenn mich Lina froh em:
pfing, und, wie man ald Kind oft thut, zu mir ſprach: ich
bin dir gut!
Bern faß ich ihr gegenüber, und, anftatt in's Buch zu
fehn, ſah ich drunter oder drüber, mocht es mir gleich übel
gehn; bis fie mich zur Seite lud mit dem Gruß: ich bin dir gut.
Henn wir Kinder Abends fpichten, und vom großen
Keuermann und von Heren unterhielten, fah mic, Lina zärt-
ih an: Was fchiert und die Herenbrut? Fritz, komm her,
ih bin dir gut!
Als id) Süngling heißen wollte, und doch nur erft Knabe
war, der die Weisheit lernen follte, floß ihr Auge ſonnen⸗
Har, und auch diefer Augen Gluth fagte mir: ich bin dir gut!
Schrieb id) aus der fernen Weite, daß ich mich ja ganz
allein einzig nur an ihrer S:ite diefes Lebens koͤnnte freun;
(rich fie mir mit ihrem Blut den Beſcheid: ih bin
ir gut!
28 Als ich fill und ruhig ſpann.
Aber ach! der füßen Freude, da ih nun nach Haufefam!
unfre Herzen hüpften beide; als ich in den Arm fie nahm,
ftieg auf ihre Wangen Gluth, und fie fprach: ich bin dir gut!
Ald der Zrauungsmorgen tagte, und mein Mund fie
feierlich bei der Zeugen Ankunft fragte: Lina! liebft du wirk⸗
lich mich? da gab fie mit hohem Muth den Beſcheid: ich bin
dir gut! .
le der Priefter feinen Segen vor dem Zraualtar uns
gab, floß, gleich einem; Sonnenregen, eine Zhränenfluth
berab, und auch diefe Thränenfluth fagte mir: ich bin dir gut!
O! die Welt wird mir zum Himmel, zum Elyfium fo:
ar, wenn mir unter dem Getümmel meiner muntern Kinber-
har fanft mein Weib im Arme rubt, und. mir fagt: ich
bin dir gut! |
57.
Als ich fill und ruhig fpann, ohne nur zu ftodien, trat
ein fchöner junger Mann nahe mir zum Roden.
Lobte, was zu loben war, follte das was fehaden? mein
dem Flachſe gleiches Haar und den gleichen Zaben.
Ruhig war er nicht dabei, ließ es nicht beim Alten;
und der Baden riß entzwei, den ich lang’ erhalten.
Und des Flachſes Stein-Gewiht gab noch viele Zahlen;
aber ach, ich Eonnte nicht mehr mit ihnen prahlen.
Als ich fie zum Weber trug, fühlt" ich was fich regen,
und mein armes Herze fehlug mit gefchwindern. Schlägen.
Kun, beim heißen Sonnenftih, bring’ ich's auf Die
ie ‚ und mit Mühe büd’ ih mi nah dem nädften
eiche.
Was ich in dem Kämmerlein fill und fein gefponnen,
kommt — wie kann e8 anders fein? — endlich an die einen.
öthe.
58.
Melodie von F. Kugler.
Als ihr Bild ich neulich malte, waren beide wir allein.
Und das war auch ganz nothwendig, mußten ungeftöret fein.
Und ald nun nach Mealerfitte bei den Augen ich begann,
war e8 wieder ganz nothwendig, daß wir uns in's Auge fahn.
Als zum Haar ich drauf gekommen, viel zu modifch lag
es — maleriſch mußt' ich es locken, ganz nothwendig war
es doch!
Als jüngfiens Herr Merknrius. 29
Und ich Fam barauf zum Munde, fand zum Malen ihn
zu bleich, und da mußt’ ich ganz nothwendig roth ihn Füflen
alfogleich.
Und fo malt’ ih mande Stunde, waren beide ſtets al-
lein, und das war auch ganz nothivendig, mußten ungeſtoͤ⸗
ret fein. R. Reini.
59.
Als jüngftens Here Merkurius im Himmel referirte,
dag König Friedrich Marimus in Preußen noch regierte,
ſprach Zeus: Er hat genug gelebt, Zeit ift es, daß man
ihn begräbt, ich gebe feine Krone nun feinem Bruderfohne.
Als num der Tod die Drdre ſah, erbebte fein Gebeine,
er ſprach zu Pluto: Ab Papa, ich geh’ nicht fo alleine.
Ah, gieb mir Bater Ziethen mit, fonft geh’ ich wahrlich
feinen Schritt; denn das will Vieles fagen, allein fich hin-
3uwagen. -
Sept Friegte Biethen den Befehl, die Sache außzu-
führen, au mußte General von Scheel mit nach der Welt
marſchiren. Zeus ſprach: Ihr Herren, macht's geſcheid; denn
wenn ihr bier nicht glüdlich feib, fo Fonnt ihr nur drauf
bauen, den Himmel nie zu ſchauen.
Da ftrich fi) Ziethen feinen Bart und ſprach im vollen
tahen: Fritz wird nun bald nad) feiner Art ein Herbftma-
növre machen, wagt er jih nur nad) Sansfouci, fo Fünnen
wir ihn ohne Muh, anftatt zu manöpriren, zum Himmel
transportiren.
Es machten fih nun diefe Herrn, nach alter preuß ſcher
Weife, von Furcht und allem Zaubern fern, geichwinde auf
die Reife. Sie gingen nad) der Dberwelt, zu holen Preu⸗
Send tapfern Held, und fanden auf der Lauer, hart an bes
Schloffed Mauer.
So ftanden diefe Herren da, dem König aufjupaffen,
weil aber Madame Podagra sin wenig ihn verlafien, fo ahnt’
ihm nichts von ber Gefahr, und weil es fehönes Wetter war,
jo ließ er fich verleiten, ein wenig auszureiten.
Kaum aber war er vor dem Thor, fo fiel ein dicker Nebel,
und gleich fprang Vater Ziethen vor mit dem entblößten
Säbel; dem König ward dabei nicht wohl, er griff zu feinem
Zerzerol, dad war zu feinem Schaden den Morgen nicht
geladen. .
Verzeihen Eure Majeftät, rief Scheelmit tiefem Buͤcken,
Sie fehn, daß es nicht anders geht, und werden Sich brein
30 Als mein Feben vol Blumen.
fhiden. Im Himmel ift es auch reiht gut, dort fließt an
feinem Säbel Blut, dort ſchweigen die Kanonen, und ift
vortreffli wohnen.
Auch Fonnen Eure Majeftät im Himmel manöpriren ;
Bellona, die das Ding verftebt, hält viel vom Ererciren.
Auch ift Ihr Name dert bekannt, denn an des Speifefaales
Wand ftehn alle Ihre Siege vom fiebenjähr'gen Kriege.
Der König ſrech Ich ſeh' es ein, ich muß mich drein
ergeben, die Sache kann nicht anders fein, aus iſt s mit
meinem Leben. Auf Erden halt mich nichts zurüd, ich machte
meiner Völfer Glück, die Größe meiner Staaten ift Zeuge
meiner Thaten.
Der Zod verlad nun den Befehl und fchüttelte die Senfe;
des Pferdes Zügel faßte Scheel, und Ziethen nahm die Erenfe.
Schnell, wie der Blig nur fahren kann, ging ihre Reife
bimmelen, und unter ihnen ferne blieb Sonne, Mond und
Sterne.
Vorm Himmel fland ein Grenadier aus Potsdam als
Sefreiter, der ſprach zur Wacht, ich Sehe hier von weitem
. einen Reiter; ed fcheint mir, als ob's Friedrich wär. Er
iſt's! "Raus, Burfchen, in's Gewehr! Ihr müßt rafch prä
fentiren, das wird ihn recht charmiren. -
Der König Fam, der Offizier, die Wache falutirte, in-
deß der Zambour nad) Manier das Kalbfell wirbelnd rührte.
Schnell ging ed durch die Straßen durch bis zu des Donner:
gotted Burg, bier ſaß man, grad’ beim Mahle im großen
Speifefaale.
Der Marſchall, der den Dienft verfah, ging hin, ihn
anzumelden; wel’ froh Gemurmel wurde da bei Göttern
und bei Helden! Erftaunend blieb ftill alles ftchn, um Preu⸗
ßens Friederih zu fehn, ihn würdig zu empfangen war Je⸗
dermannd Verlangen.
Hier ſchließe ich und ſchweige fill, das Andre zu be:
fingen, für meine Feder iſt's zu viel, um da hinein zu drin-
gen, was Zeus für Friederich befchloß, denn fein Verdienſt
ift viel zu groß, zu viel that er auf Erden, um je belohnt
zu werben! Baumburg.
60.
Als mein Leben voll Blumen hing, als ich im fliegen:
den Kleide lächelnd der Zukunft entgegenging, wie Elopfte
mein Bufen vol Hoffnung und Freude! Ach Hin it Hin,
und todt ift tedt! Euch verfchwundne fchöne Zage weckt
fein Morgenroth! Hin ift hin, und todt iſt todt!
h
Ms Noah aus dem Kaſten war. 31
Freundſchaft, als mich bein Arm umwand, als ich in
jeligen Stunden enblidy ein Herz wie das meine fand, ba
beilten fie alle die biutenden Wunden. Ach Bin ift hin, und
todt iſt tedt! Was der Zeiten Flug zertrennte, eint fein
Morgenrothb! Din ift hin, und todt iſt tobt!
Als mein Buſen voll Liebe fchlug, als mich der höchfte
ber Zriebe über die Nebel der Erde trug, wie war ich fo
eig im Arm ber Liebe! Ah Hin ift hin, und tedi ift
tedt! Um das Grab geftirbner Liebe glänzt Fein Morgen:
reth! Hin ift Hin, und todt ift todt!
Troſtlos fteh’ ich vol bittern Schmerz, einfam im ban-
gen Ermatten. * Brid), o du armes, verwaiftes Herz! und
luhe dir Frieden im Reiche der Schatten! Ach, hin ift Hin,
und tobt iſt todt! Schimmre bald auf meinen Hügel, gold:
nes Morgenroth! Hin ift bin, und tedt ift tobt!
Mahlmann.
61.
Melodie von Reifjiger,
Als Noah aus dem Kaflen war, ba trat zu ihm der
derre dar; der roch des Roäh Opfer fein und ſprach: „Ich
will dir gnädig fein, :,; und weil du fo ein fremmes Haus,
fo bitt’ dir felbft die Gnade aus.” ;,;
Da ſprach der Roah: „Lieber Herr, Das Waſſer ſchmeckt
mir gar nicht mehr, dieweil darin erfäufet find al’ fündhaft
Bieh und Menfchenkind; drum möcht’ ich armer alter Mann
ein anderweit Getränke han.’
Da griff der Herr in’d Paradies, und gab ihm einen
Weinſtock füß, und gab ihm guten Rath und Lehr’ und
ſprach: „Den follt du pflegen fehr!” Und wies ihm alles fo
und fo; der Noah war ohn’ Maßen froh.
Und rief zufammen Werb und Kind, dazu fein ganzes
Hausgeſind; pflanzt' Weinberg’ rings um fih herum, —
der Roah war fürwahr nicht dumm, — baut Keller dann
und preßt den Wein, und füllt ihn gar in Fäffer ein.
Der Noah war ein frommer Mann, flach ein Faß nad
dem andern an, und tranf- es aus zu Gottes Ehr’, das macht
ihm eben Fein Beihwer; er trank, nachdem die Sündfluth
war, dreihundert noch und funfzig Jahr.
Ein Eluger Mann hieraus erficht, daß Weintgenuß ihm
ſchadet nicht, und item, daß ein guter Chrift in Wein nie
malen Wafler gießt, dieweil darin erfäufet find al’ fündhaft
Vieh und Menſchenkind. Augufi Kopiſch.
33 Am Fenſter ftand die Mutter.
62.
Die Wallfohrt nach Kevlaar.
J.
Am Fenſter ſtand die Mutter, im Bette lag der Sohn.
„Willſt du nicht aufſtehn, Wilhelm, zu ſchaun die Prozeſſion?“
„„Ich bin fo krank, o Mutter, daß ich nicht hör’ und
jeh’; ich den? an das todte Gretchen, da thut das Herz
mir weh.’
„Steh' auf, wir wollen nah Kevlaar, nimm Buch und
Rofenkranz, bie Mutter Gottes heilt dir dein krankes Herze
anz. |
Es flattern die Kirchenfahnen, ed fingt im Kirchenton,
das ift zu Eölln am Rheine, da geht die Prozeflion.
Die Mutter folgt der Menge, den Sohn, den führet
fie, fie fingen beide im Chore: Gelobt feift du, Marie!
II.
Die Mutter Gottes zu Kevlaar trägt heut’ ihr beſtes Kleid;
heut’ hat fie viel zu fchaffen, e8 kommen viel’ kranke Leut'.
Die kranken Leute bringen ihr dar, als Opferipend”,
aus Wachs -gebildete Glieder, viel wächferne Fuß’ und Hand”.
Und wer eine Wachshand opfert, dem beilt an der Hand
die Wund’; und wer einen Wachsfuß opfert, dem wird ber.
Fuß gefund.
Nach Kevlaar ging mancher auf Krüden, der jego tanzt
auf dem Seil’, gar mander fpielt jegt die Bratfche, dem
dort Bein Finger war heil. | |
Die Mutter nahm ein Wachslicht, und bildete draus ein
Herz. „Bring' dad der Mutter Gottes, dann heilt fie deine
Schmerz.’
- Der Sohn nahm feufzend das Wachsherz, ging feufzend
zum Heiligenbild; die Thräne quillt aud dem Auge, daß
Wort aus dem Herzen quillt: -
„„Du Hochgebenebeite, bu reine Gottesmagd, du Kö:
nigin des Himmels, dir fei mein Leid geklagt!““
„„Ich wohnte mit meiner Mutter zu Eöllen.in ber Stadt,
ber Stabt, die viele hundert Kapellen und Kirchen hat."
„„Und neben uns wohnte Gretchen, doch bie iſt tobt
jegund,. — Marie, dir bring’ ich ein Wachöherz, heil’ du
meine Herzenswund'.““
„„Heil' du mein krankes Herze, ich will auch fpat und früh
inbrünftiglich beten und fingen: Gelobt feift du, Marie!‘
Amor iſt in allen Ecken. 33
IT.
Der- kranke Sohn und die Mutter, die fhliefen im Käm-
merlein; da kam die Mutter Gottes ganz leife gefchritten
erein.
. Ste beugte fich über den Kranken, und legte ihre Hanb
ganz leife auf fein Herze, und lächelte mild und verfchwand.
Die Mutter fchaut alles im Traume, und hat noch mehr
gefhautz ſie erwachte aus dem Schlummer, die Hunde bell-
ten zu lauf.
Da lag dahingeftredet ihr Sohn, und der war todt; es
fpielt auf den bleihen Wangen das lichte Morgenroth.
Die Mutter faltet die Hände, ihr war, fie wußte nicht
wie; andächtig fang fie leife: Gelobt feift du, Marie!
Hanrih Heine.
63.
Die Derlafiene.
Am Heiligen Abend vorm Dfterfeft bin ich's allerlegte
Mal recht luſtig geweit, doch ald die Männer das Feſt har
ben eingeläutet, da hat fich die Wehmuth in mir verbreitet.
Am heiligen Abend vor'm eferteft ift er's allerlegte Mal
noch bei mir geweſt, doc, feit er freundlich von mir bat
Abjchied genommen, ift bei mir das Weinen angekommen.
Da hat fi) mir etwas gefeget in's Herz, Das zerreißt
es immerdar, und ift doch Fein Schmerz, das hat der rothen
Bangen Farb’ all mir entwendet und bat mir Die bleiche
hergejendet.
Den heiligen Abend vergeſſ ich nicht, bis der allerlegte
Sram das Herz mir bricht. Ach, Eehrt er wieder, will ich
eng ihn umfaflen, und will ihn mein Tag nicht von mir
laffen! j . G. W. Fink.
64.
Amor iſt in allen Ecken. Hübſche Frauen, die nad)
jungen Leuten ſchauen, aber ſich vor ihm verfteden, weiß er
iiftig zu entdeden und durch feine Liſt zu neden, Amor ift
in allen Ecken.
Amor ift in allen Edien. Mädchen glühen heimlich hin:
ter Jalouſien; Amor weiß doch, wo fie jeden. Laufcht nur
hinter Rofenftöden! Amor wird euch ſchon entdecken, Amor
it in allen Eden.
1. 3
34 Am Bhein da fiand vor Alters.
Amor ift in allen Eden. Iunge Frauen follen aber
ihm vertrauen und fich nicht vor ihm verftedlen, mögen Durch
bie Roſenhecken frei das füße Antlig fteden, Amor wird fie
nicht erſchrecken. Karl Köchy.
65.
Der Königsftuhl bei Nhenſe.
Mel.: Wär’ ich ein wilder Kalte.
Am Rhein da ftand vor Alters ein Stuhl aus grauem
Stein, und fieben deutfche Fürften, die faßen da am Rhein.
Sie faßen da zu wachen, daß Deutichlands König treu,
und unter ihm gefichert die heil’ge Freiheit fei.
Und fiel, dad Recht zu flören, fiel’8 einem Dränger ein:
der mußte Antwort geben vor'm Königsftuhl am Rhein.
Doch ah, er ift gefallen, verlofchen feine Spur! vom
heil'gen Sig der Väter weiß man bie Stelle nur! |
Und mit ihm ift gefallen, doch nicht durch Feindes Hand,
nein, durch der Kinder Fxrevel, das freie, deutfche Land. |
Am Rhein, arı Rhein da blühen nicht unfre Reben
mehr, Die Burgen unfrer Fürften, die ftehn da 6d’ und leer.
Doch nicht den Muth verloren! Gemeines darf vergehn,
was tief wie Berge wurzelt, muß fejt wie Berge ftehn.
Das Leben ded Tyrannen, wie fehwer es drüden mag,
im Leben eines Volkes iſt's nur ein ſchwüler Tag. |
Bald bauen wir ihn wieder den Königsftuhl am Rhein,
da blüht die deutfche Freiheit, da blüht der deutfche Wein.
Und fieben deutſche Yürften, die figen da zur Stund’,
und fchließen neu und fefter den alten Deutfchen Bund. |
Sie graben eine Sagung in eh'rne Zafel ein: „Der
Strom und nicht die Grenze von Deutfchland fei der Rhein.’
„Wo deutfche Sprache waltet, da ift auch Deutfched Land,
und Deutjchlands Scepter komme in Feines Fremdlings Hand!”
Aloys Schreiber, um 1810,
66.
Bekannte Melodie. |
Am Rofenhügel hob ich mich empor, wo ich in büftern
Träumen mich verlor, :,: und feufzend blickt' ich in der Wel⸗
len Schaum: das Keben ift ja nur ein raum. ;,: |
IH dachte meiner Jugend Mofenzeit, der erften Liebe
hohe Seligkeits. :,: doch Alles Foh, Erinn'rung blieb mir
Saum: das Leben iſt ja nur ein Traum! ;;: Ä
-
Am Sonntag, am Sonntag. 35
Um Freunde fchlang ich meinen heißen Arm und brüdte
fie an meinen Bufen warm; :,: Doch kam ein Sturm, ent:
blättert fand der Baum: das Keben ift ja nur ein Zraum! ;,:
Sch liebte einft und fizebte warm und gut, in's Leben
jog ih ein mit frohem Muth; :,: fort flatterte der Hoffnung
Rojenbaum: das Leben ift ja nur ein raum! ;,;
Einft jehnt’ ih mich nach großer Thaten Ruhm, kühn
trat ich in der Künfte Heiligtbums :,: doch kroͤnte mich nicht
Siege Lorbeerbaum: das Leben ift ja nur ein Zraum! :,:
Die Länder ſucht' ich übers weite Meer, ich irrte,
Idwärmte, träumte mich umber, :,: und nun ich's habe, iſt's
nur leerer Schaum: das Leben ift ja nur ein Zraum! ;,:
Es ift ein Traum, bis einft mein Auge 5 die Seele
frei verflärt empor fich fehwingt; :,: dann ruf ich jauchzend
duch der Schöpfung Raum: ‚Das Leben ift ja nur ein
Zraum!’’ :,:
67.
Schneider :s TBoche.
Am Sonntag, am Sonntag, geht jeder mit der Seinen,
und wenn ed etwa Prügel giebt, fo geht's mit Schemelbeinen.
Courage! Ylomatium! Blamage! Schneiberblut, luftig Blut!
ihönes Scni:Schna: Schneiderblut! reiten auf dem bunten
Bot, über Stod und über Blod; luftig Blut, Schneiderblut!
:. Schöned, flinfes Schni»Schna : Schneiderblut! :,:
Am Montag, am Montag, da Plopfin wir aus dem
Bratenrod die blauen Fledel mit dem Stod; das ift der
blaue Montag! Courage ıc.
Am Dienftag, am Dienftag, da fin wir bei der
Scher, und nähn die Kreuz und Quer; wenn's doch erſt
Sonntag wär’! Courage tr.
Am Mittwoch, am Mittwoch, da ift die Mitt’ der Wo⸗
ben; und hat der Meiſter 's Fleifch gefpeift, fo fpeif er
auch die Knochen. Courage ıc.
Am Donnerdtag, am Donnerstag, iſt Meiſters Ader:
laſſen; ba gehn wir mit dem Kiebelein des Abends auf die
Gaſſen! Eourage ıc.
Am Freitag, am Freitag, ed kommt ein neuer Kunde
dran, der Schneider fieht'8 mit Wehmuth an, der Meifter
Ipigt die Kreide. Courage ıc.
Am Samstag, am Samdtag, da geht die MWoch’ zu
Ende; da gehn wir zur Frau Meifterin und Eriea'n ein rei-
nes Herade. Courage x. 3 Boleslied.
36 An Aleris ſend' ich dich
68.
Melodie von Dimmel.
An Weris fend’ ich dich, er wird, Rofe, dich nun pfle-
FE freundlich ihm entgegen, daß ihm fei, als ſäh
er mich!
Frifh, wie du der Knosp' entquollſt, fend’ ich dich, er
wird dic Füllen, Dann — jedoch er wird fchon willen, was
du alles jagen ſollſt.
Sag' ihm leiſe, wie ein Kuß, mit halb aufgeſchloßnem
Munde, wo mich um bie heiße Stunde fein Gedanke ſuchen muß!
Ciedge.
69.
An allem Ort und Ende ſoll der gefegnet fein, den Ar-
beit feiner Hände ernähret ftil und fein. Gott will ihm
dazu geben ein’ Ehfrau tugendreih, die einer frudtbar'n
Neben ſich fol verhalten gleich. |
Recht wie junge Delzweige wachfen und grünen friſch,
fo follen in der Reihe die Kindlein um den Tiſch gar fein
und höflich ftehen, in Sucht und guter Sitt', der Vater foll
fie fehen im dritt’ und vierten Glied.
Aus Zriderict Ehren=Liedlein. 1614.
70.
Der Künftler Feierabend.
. Melodie: Wie mir beine Freuden winfen.
‚, An dem Morgen früh zur Stelle, an dem Tage ſich ger
rührt, fröhlich dann, wenn Ferzenhelle uns bie Nacht zu
jammenführt! Wenig haben wir zu raften, immer will ge
Ihaffet fein, drum fol nad des Tages Kaften Feierabend
uns erfreun.
Seder übet feine Weife, aber alle find wir eins, freuen
uns in unferm Kreife des gefelligen Vereind. Nun voran,
ihr Urchitelten, richtet und den Tempel auf, ftüßt Die Gänge,
die bedeckten, zierlich mit der Säule Knauf. i
Hammerſchlaͤge follen fallen, friſch der Bildner an den
Stein, und in den geweihten Hallen ſtell' er und den Gott
herein. Zauberifch den Schein zum Schönen wandle, Maler,
hier am Drt, dann aud zu des Sängers Zonen ſchaff' der
Dichter und das Wort.
x
An dem fchönften Srühlingsmorgen. 37
Wie der Rhein aus taufend Quellen fih heran zum
Strome ſchwillt, woll'n wir uns zufammen ftellen unter unfrer
Göttin Schild; fend’ er dann dem Meer die Zluthen, fpend’
er und nur feinen Wein, und fo follen dieſe Gluthen ewig
ihr geopfert fein. Friedrich Körfter.
71.
An dem Rande feiner Zage fand der Sänger trüben
Blides, wog die Stunden feines Gluͤckes auf der kummer⸗
tollen Wage.
Und fie fliegen in die Höhe, ob er alle auch gezählet,
feinen Augenblid verfehlet, und tief unten blieb das Wehe.
„Ach, fo viel, fo viel Beſchwerde!“ rief er, „und fo
wenig Freude, und auch die gemifcht mit Leide, fand ich
auf der fchönen Erbe!’
Und es flofien feine Zähren, und fein Schmerz begann
zu fingen, Zroft im Liede zu erringen, die Betruͤbniß zu
verflären.
Und er blidte auf die Wage — fieh! da Tächelte das
Wehe, langſam flieg ed in die Höhe mit des Liedes fanfter
Klage. Iulie von Großmann.
72.
Eigne Melobie.
An dem fihönften Frühlingsmorgen ging bie Schäferin
und fang, jung und fchön und ohne Sorgen, daß es in die
Seele drang. Tralala, tralala, tralalalalalala.
Thirſis bot ihre für ein Mäulchen dar zwei Schäfchen,
gleich am Ortz fie befann fi) noch ein Weilchen, doch fie
fang und lachte fort. Zralala ıc. ⸗
Und ein Andrer bot ihr Baͤnder, und ein Dritter bot
ſein Herz; doch fie trieb mit Herz und Bändern, fo wie mit
den Lämmern Scherz. Zralala ıc.
Bei dem Glanz der Abendröthe ging fie in den Wald
entlang, Damon faß und blies die Flöte, daß es durch Die
Zelder drang. Zralala ıc. -
Und fie lieg fich zu ihm nieder, kuͤßte ihn fo bold, fo
ſüß — und fie fagte: blafe wieder! Und der gute Junge
blied. Tralala ıc.
Meine Ruh’ ift nun verloren, meine Freuden find ent:
flohn, Denn ich hör’ vor meinen Ohren immer nur ben fü-
ten Ton. Tralala ıc.
Pd
38 An der Elbe Strand.
73.
Eigne Melodie.
An der Elbe Strand liegt mein Vaterland, lieb's von
ganzer Seele; aber meine Kehle ift zu Haus am Rhein,
Dürftet nur nad Wein.
Wem ed Freude fchafft, trinke Brüderfhaft mit den
alten Froͤſchen; meinen Durft zu löfchen, Hol’ ich mir vom
Rhein lebenswarmen Wein.
Sprit ein kluger Mund: Mein fei nicht gefund, ci,
fo trin®’ er Beinen; doch mir will es fiheinen, der den Geift
erfreut, thut dem Keib kein Leid.
Mancher Medicud trank fih aus dem Fluß Flüſſe in
die Glieder; Wein und frohe Lieder heißt mein Recipe wider
jedes Weh.
Und muß einft e8 fein, fterb’ ich doch am Wein Lieber
ald an Pillen; vor dem legten Willen leer’ ich erft mein
Faß bis aufs legte Glas.
74.
An der Katzbach, an der Katzbach, heiſa! gab's ein
gräßlich Tanzen! Wilde wüjte Wirbelwalzer tanzten dort die
fhnöden Franzen.
Ja da ftrih den großen Brummbaß auch ein alter Deut:
ſcher Meifter, Marſchall Vorwärts, Fürft von Wahlftatt,
Gebhard Kebrecht Blücher heißt er.
Ja, Marſch alle vorwärts! heißt er, hart kann euch der
Gebhard geben, LXebrecht heißt der Wahlftatt Meifter, denn
er führt das rechte Keben. |
Auf dem Zanzfaal hat der Blücher mit Kanonenblig
grleuhtet, fpannt auch luſtig grüne Zücher, die bei'im Tanz
wohl befeuchtet.
Und er wichft den Fiedelbogen erft mit Goldberg fih und
Sauer. Hui! nun hat er ausgezogen, und fein Spiel iſt
Kordfturmfchauer.
Hui! der Tanz ging nicht bedaͤchtig, alle faßt ein kitzlich
Rafen, wie wenn beulend, übernädtig Stürm in Wind:
mühlräder bfafen.
Doch der Alte will’ bequemlih; daß man tange mit
Behagen, läßt er deutlich, wohl vernehmlich deutfchen Takt
mit Kolben ſchlagen. |
Sagt, wer iſt's, der hart bei'm Alten fchwer die große
Haufe rühret, der mit grimmigen Gewalten plump ben
. Donnerhammer führet?
An der Onelle ſaß der Anabe. 39
Gneifenau der freie Ritter! Beutſchlands Neider, Deutſch⸗
lands Tadler ſchlägt ded Paares Kraft in Splitter, ein
lebend'ger Doppeladler.
Und den Kehraus kratzt der Alte, arme Franzen, arme
Midel! was für Länger ſchickt der Alert Huflaffa! die
Zodtenfchädel. .
Doh als ihr zu fehr erhistet in den höllenmäß'gen Spie
In, fo daß Blut und Hirn ihr fchwigtet, ließ er euch die
Katzbach Fühlen.
Aus der Kasbach bei'm Erftarren hört den alten Spruch
ihr faufen: feile Buben, geile Rarren muß man mit der
Kolbe laufen.
So hat deutfched Volk gefochten, Teine Sklaven, eine
sürften; und was Zwingherenwig geflochten, brach der Frei⸗
heit Rachedürften.
Bluͤcher! Katzbach! ſchreit Germanen, in der Becher
Subeltöne jubelt, jubelt, daß der Ahnen Sternenzelt Wal-
halla dröhne! Auguft Fudwig Sollen.
75.
Hohe Liebe,
Bekannte Melobie.
An der Quelle faß der Knabe, Blumen wand er fich
zum Kranz, und er fah fie fortgeriffen, treiben in der Wel-
cn San. Und fo fliehen meine Tage, wie die Quelle, raſt⸗
Mi und fo bleichet meine Jugend, wie die Kränze ſchnell
verblühn!
Fraget nicht, warum ich traure in des Lebens Blüthen:
zeit! Alles freuet fih und hoffet, wenn der Krühling ſich
erneut; aber Diefe taufend Stimmen der erwachenden Natur
wegen in dem tiefen Bufen mir den. fehweren Kummer nur.
Was ſoll mir die Kreude frommen, die der fchöne Lenz
mir beut? Eine nur iſt's, die ich fuche, fie ift nah’ und
ewig weit. Sehnend breit’ ich meine Arme nad) dem theuern
Schattenbild, ach, ich kann ed nicht erreichen, und das Herz
bleibt ungeſtillt! .
Komm herab, bu fchöne Holde, und verlaß dein ſtolzes
Schloß! Blumen, die ber Lenz geboren, ftreu’ ich dir in dei⸗
nen Schooß. Horch', der Hain erfchallt von Liedern, und
die Quelle riefelt Far! Raum ift in der Beinften Hütte für
ein glücklich Fiebend Paar. Schiller.
4 Au der Saale grünem Strande.
"76.
Die Nudelsbnrg.
Melodie: Heute ſcheid' ich, heute wandr’ ich.
An der Saale grünem Strande ftehen Burgen ftolz
und Fühn, ihre Dächer find zerfallen, und der Wind flreicht
durch die Hallen, Wolken ziehen drüber hin.
war die Ritter find verfchrwunden, nimmer tönet Speer |
und Schild: doch dem Wanderer erſcheinen in den altbemoos=
ten Steinen noch Geftalten zart und mild.
Droben winken ſchoͤne Augen, freundfich Tacht manch’
rother Mund, Wandrer fchauet in die Ferne, ſchaut in blauer
Yeuglein Sterne, Herz ift heiter und gefund.
Doch der Wandrer zieht von dannen, weil die Abfchieds-
ftunde ruft, und er finget Abfchiedölieder, Xebewohl! tönt
ihm bernieder, Zücher wehen in der Luft. Franz Kugler.
. 77.
An jedem Abend geh’ ich aus, hinauf den Wiefenfteg,
fie fhaut aus ihrem Gartenhaus, es ftehet hart am Weg.
a haben uns noch nie beftellt, es ift nur fo der Kauf der
Belt. J
Ich weiß nicht, wie es fo geſchah, ſeit lange kuͤſſ' i
fie. Ich bitte nicht, fie fagt nicht: ja! doch fagt fie ins
auch nie. Wenn Lippe gern auf Kippe ruht, wir hindern’s
nicht, uns duͤnkt es gut.
Das Lüftchen mit der Rofe fpielt, es fragt nicht: haft
mic) lieb? Das NRöschen fih am Thaue fühlt, es fagt nicht
lange: gieb! Ich liebe fie, fie liebet mich, Doch keines ſagt:
ich liebe dich! Uhland.
78.
Eigne Melodie.
Annchen von Tharau iſt, die mir gefaͤllt, ſie iſt mein
Leben, mein Gut und mein Geld. Annchen von Tharau hat
wieder ihr Herz auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz;
Annchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut, du meine
Seele, mein Fleiſch und mein Blut!
Käm' alles Wetter gleich auf uns zu ſchlahn, ſind wir
gefinnt, bei einander zu ſtahn; Krankheit, Verfolgung, Be-
teübnig und Pein fol unferer Liebe Verknotigung fein.
Annchen von Tharau ꝛc.
Antsnins zur Predig. 4
Recht als ein Palmenbaum über fi fteigt, je mehr ihn
Hagel und Regen anficht, fo wird die Lieb’ ın uns mächtig
und groß durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Roth.
Annchen von Tharau ıc.
Würdeſt du gleich einmal von mir getrennt, lebteft du,
wo man Die Sonne kaum kennt: ich will dir folgen durch
Waͤlder, duch Meer, durch Eis, durch Eifen, durch feind«
liches Heer. Annchen von Zharau, mein Licht, meine Sonn’,
mein Leben fchließ’ ich um deines herum.
Simon Dad. 1648,
79.
Anne Mariehen, wo willft du hin? Anne Mariechen,
wo willft du denn hin?
„Immer nah Sachſen 'nein, wo die Hufaren fein.’
Ei! ei! ei! Lumperei, Anne Marei!
Fränkiſches Volkslied.
80.
Bekannte Melobie.
An Schloffer hot an G'ſellen g’hot, der hot gar lang⸗
fam g’feilt, doch wenn's zum Freſſe gange iſcht, do hot er
graufam geil. Der Erſchte in ber Schüflel drin, ber
Letſchte wieder draus, do iſcht ka Menfch fo fleißig g'weſt,
al er im ganze Haus.
„S’fel, hot emal der Meifter g’fogt, „hoͤr', dos begreif’
inöt, ed ifcht doch al mei Lebtag g’weft, fo lang i denk,
die Ned’: fo wie man frißt, fo ſchafft man a, bei dir iſcht's
nöt a fu, fu langſam bot noch Eaner g'feilt, und g'freſſe
jo, wie du.”
„Ho',“ fogt der G'ſell, „das b'greif' i ſcho, 'ſch hot
all's ſei gute Grund; das Freſſe währt holt gar nit lang,
und d’Arbeit vierzeh Stund: wenn aner fullt den ganzen
Tag in an Stuck frefie fort, 's würd’ a gar bald fo langfam
gahn, als wie beim Feile dort.”
Srübel, in Nürnberger Mundart.
8.
Antonins von Padna.
Antonius zur Predig die Kirche find’t ledig, er geht zu
den Flüffen und predigt den Fiſchen; fie fohlagen mit ten
Schwänzen, im Sonnenfchein glänzen.
42 Armes Köhlerleben.
Die Karpfen mit Rogen find al’ hierher zogen, haben
d'Mauler aufriffen, fich zubören’s befliffen: kein Predig nie⸗
malen den Karpfen fo g'fallen.
Spisgofchete Hechten, die immerzu fechten, find eilend her⸗
ſchwommen, zu hören den Frommen: Fein Predig niemalen
den Hechten fo a fallen. ,
Auch jene Phantaften, fo immer bei'm Kaften, die Stock
fifch ich meine, zur Predig erfcheinen: kein Predig niemalen
den Stockfiſch fo g’fallen.
But Aalen und Haufen, die VBornehme fehmaufen, Die
felben fi) bequemen, die Predig zu vernehmen: Fein Predig
niemalen den Aalen fo g’fallen.
Auch Krebfen, Schildkroten, fonft Iangfame Boten, ftei-
gen eilend vom Grund, zu hören diefen Mund: Fein Predig
niemalen den Krebfen fo g'fallen.
Fiſch große, Fiſch Eleine, vornehm’ und gemeine, erbe-
ben bie Köpfe wie verftänd’ge Geſchöpfe: auf Gottes Begeh:
ten Antonium anhören.
Die Predig geendet, ein jedes fich wendet: die Hechte
bleiben Diebe, die Aale viel lieben. Die Predig hat g’fallen,
fie blieben wie alle. |
Die Krebs gehn zurück, die Stocdfifch bleiben die, die
Karpfen viel freflen, Die Predig vergeflen. Die Predig hat
g'fallen, fie bleiben wie alle.
Nah Abraham a Sancta Clara.
82.
Armes Köhlerleben ift zwar Färglih nurs doch hat ihm
gegeben frohen Sinn Natur. Drum hinauf gefhyaut und auf
Gott vertraut, tralala la la!
Mögen Wetter flürmen, breche Nacht herein, wird doch
Gott ung ſchirmen, fürchten wir Bein Drau’n! Drum hinauf xc.
85,
Arm und Plein ift meine Hütte, aber Ruh’ und Einig-
keit wohnt in ihr, auf jedem Zritte folget und Zufriedenheit.
Laß die Kiebe bei und wohnen, die uks Blumenkraͤnze flicht,
dann beneiden wir die Kronen auch der größten Fürften nicht.
Wenn mein Weibchen mir am Herzen heiter wie ein
Engel liegt, und mit Spielen und mit Scherzen fih in mei:
nen Armen wiegt; wenn bie Silberquelle raufchet vor ber
Anf, auf, für's dentfche Vaterland. 43
Heinen Hüttenthür, uns der Mond allein belauſchet, Gott,
ah Gott! wie dank’ ich dir! j
Früh mit erftiem Sonnenftrahle weckt mit einem Kuf
fie mich, figt mit mir beiim Morgenmahle, freut der lieben
Sonne fi, eilet dann mit froben Sinnen, von den Kindern
froh umtanzt, und beginnt ben Flachs zu fpinnen, den ihr
meine Hand gepflanzt.
Wie ift fie fo frifh und fröhli, wenn fie Mährchen
vorerzählt, Gott! wie it der Menſch fo felig, der fich nicht
um Reihthum quält. Arm und Fein ift meine Hütte, doch
ein Sig der Einigkeit. Gott, erfüle meine Bitte, laß mir
nur Bufriedenheit!
81.
Melodie: Zreiheit, die ich meine.
Auf Arkona’s Berge ift ein Adlerhorft, wo vom Schlag
der Wogen feine Spitze borft.
Spitze deutfchen Landes, willft fein Bild du fein? Riff
und Spalten fplittern deinen feften Stein.
Adler, ſetz' dich oben auf den Felfenthron, beutfchen
Landes Hüter, freier Wolkenſohn!
Schau’ hinaus nah) Morgen, ſchau' nah Mitternacht,
Ihaue gegen Abend von der hohen Wacht.
Ließ der deutſche Kaifer fliegen dich zugleih, als er
brach in Stüden, ach! das deutſche Reich?
Hüte, deutfcher Adler, deutſches Volk und Land, deut:
[he Sitt' und Zunge, deutfche Stirn und Hand!
Wilhelm Müler.
85.
Melodie: Auf, auf, ihr Brüder, und feid flarf.
Auf, auf, für's deutfche Vaterland! Mit ihm und uns
ift Gott. Ihm weihet euch mit Herz und Hand, und haffet
jeden fremden Zand, :,: denn der-bringt uns nur Spott. :,:
Sa, Brüder, laßt und Deutfche fein, und unfrer Väter
werth! Laßt wie den Tod den Trug uns ſcheu'n, und fech⸗
ten in den erften Reih'n, :,: für Vaterland und Herd! :,:
Mir ziehen muthig in das Feld, ald freie Männer aus!
Es zieht mit uns die ganze Welt, und wer ed mit der Zus
gend hält, :,: der zieht dad Schwert heraus. :,:
Der zieht das Schwert, der färbt den Stahl in feiner
Geinde Blut, der mehret feiner Brüder Zahl, der tilget
lange Schand’ und Qual, :,: und wappnet ſich mit Wuth.:;:
4 Auf, auf, ihe Brüder, und feid froh!
Drum auf, ihr Deutfchen, Iung und At! Wir ziehn
in heil'gen Krieg, ba, ſeht ihr’s, wie die Fahne wallt, ba,
hört ihr 8, wie das Hüfthorn fchallt! :,; und Gott giebt uns
den Sieg. :;: A. Potow.
S6.
Melodie: Auf, auf! ihr Brüder, und feid flark,
Auf, auf, ihr Brüder, und feid froh! Die holde Freude
winkt: fie lad’t zu hoher Luft eu ein; o Fommt und ſeht,
wie fchön der Wein :,: im goldnen Becher blinkt! :,:
Auf ſchnellem Fittig flicht die Seit und mit ihr Luft und
Scherz; nicht ferne laufcht des Alters Dual — nur aus dem
fhaumenden Pofal quilt Muth und Geift in's Herz.
Bald winkt unmiderftehlich uns die fchauervolle Nacht,
wo uns nicht mehr die Roſe blüht, nicht mehr des Maͤd⸗
chend Wange glüht, nicht mehr der Becher lacht.
Drum pfludt die Rofe, weil fie blüht, trinkt, weil der
Becher ſchäumt! Bei deutfcher Lieb’ und deutſchem Wein
Laßt froher und als Fürften fein! Ihr Gluͤck ift oft erträumt.
Lebt hoch, ihr theuren Freunde al’, durch Biederkeit
vereint; wer redlich denkt und redlich ijt, fet brüderlich von
und gegrüßt, fet ewig unjer Freund!
Richts trenne unfern Freundfchaftsbund, Fein Schickſal,
feine Zeit! fo feit, wie Berg’ und Kelfen ftehn, fteh’ er, bis
wir zu Grabe gehn — fein Ziel fei Ewigkeit!
Und niedre Kaljchheit jei verbannt aus eines Seden
Bruft! wer fie dur) Sklavenfinn entehrt, ift diefes Götter»
tranks nicht werth, nicht werth der Eleinften Luft.
Auf, kränzt mit Blumen nun dad Glas, und füllt’s
mit deutfhem Wein! ftoßt an: es lebe, was und liebt! es
lebe, was und Freude giebt, und Jubel töne drein!
Wogenfeil.
87.
Eigne Melodie.
Auf, auf! ihr Brüder, und feid ſtark, der Abſchiedstag
ift da! Schwer liegt er auf der Seele, fchwer! Wir follen
über Land und Meer, :,: in's heiße Afrika. ;:
Ein dichter Kreis von Lieben fteht, ihr Brüder, um
uns her; uns knuͤpft fo manches theure Band an unfer deut:
ſches Baterland, Drum fällt der Abfchied ſchwer.
Auf, anf! ihr Schützen. 45
Dem bieten graue Aeltern noch zum legten Dal die Hand;
den Eofen Brüder, Schweſter, Freund; und alles ſchweigt
und alled weint, todtblaß von uns gewandt.
Und wie ein Geift fihlingt um den Hals das Liebchen
fih herum: Willſt mich verlaflen, liebes Herz, auf ewig -
— Und der bittre Schmerz macht's arme Liebchen ftumm!
Sft hart! — drum wirble du, Zambour, den General
marfch drein; der Abfchieb macht uns fonft zu wei, wir
weinten kleinen Kindern gleich! Es muß geſchieden fein!
Lebt wohl, ihr Freunde! Sehn wir uns vielleiht zum
letzten Mal, fo denft: nicht für die Furze Zeit, Freundſchaft
ift für die Ewigkeit, und Gott ift überall.
An Deutfchlands Grenze füllen wir mit Erde noch die
Hand, und Füllen fi. Das fei der Dank für deine Pflege,
Speif’ und Trank, du liebes Vaterland!
Wenn dann die Meereswoge fih an unfern Schiffen
bricht, fo fegeln wir gelaffen fort; denn Gott ift hier und
Gott ift dort, und der verläßt und nicht!
Und ba! wenn fih der Zafelberg aus blauen Düften
hebt; fo fireden wir empor die Hand, und jauchzen: Land!
ie Brüder, Land! daß unfer Schiff erbebt.
Und wenn Soldat und Offizier gefund an's Ufer Noringt,
dann jubeln wir, ihr Brüder, ba! nun find wir ja in Afrika!
und alles danft und fingt.
Wir leben drauf in fernem Land als Deutfche, brav und
gut. Und fagen fol man weit und breit: die Deuffchen find
doch brave Leut', fie haben Geiſt und Muth!
Und trinken auf dem Hoffnungskap wir feinen Götter
wein, fo denken wir, von Sehnfuht weich, ihr fernen
Freunde, dann an euchz und Thraͤnen fließen drein!
Schubart, für die würtembergifchen, nad) Afrika
verkauften Truppen. 1787.
88.
Melodie: Wir winden dir den Yungfernfranz.
Auf, auf! ihr Schüßen, fingt und trinkt, greift froh
zum vollen Becher! Ein Labetrank der Götter winkt bei'm
Hörnerton dem Becher. :,: Zöne fröhlich, :,;: Rundgefang, :,: laut
im Schügenkreife! :,:
Sa, heiß’ auch unfre Zahl nur Bein, oft Fommt ja bei
der Menge, trotz Sang und Klang und beften Wein, ber
Frohſinn in's Gedraͤnge; drum, ihr Brüder, floßet an, un
jern Kreis zu ehren!
‘
46 Anf, anf, zum fröhlichen Jagen!
Hat nit Dianens hohe Macht fürwahr bei jedem Schie-
Ben mit gutem Wetter und bedacht und fegnend fich bewiefen?
Drum, ihr Schügen, ruft ihr jest flott ein Hoch gen Himmel!
Erhielt der Schüge jet, ald Preis der wohlgetroffnen
Scheibe, wie fonft zwar Sänfe, blendend weiß, doch nicht
fo gut bei Leibes denke Ieder fich dabei, was fie fonft ver:
fraßen!
den Geſetzen ſich, ſtatt am Wein, gleich Gaͤnſen brav am
Haren Waſſer legen. Waſſertrinker, ſei gegrüßt! Trinke Dir
kein Raͤuſchchen!
Sebaſtian, wir flehn zu dir, uns wie bisher zu ſchützen,
und unſer luſtiges Panier mit Kraft zu unterſtützen! Hoͤre,
lieber Schutzpatron, hoͤre, was wir flehen!
Wer zwölf Mat ſchoß und nimmer traf, ſoll ſtreng nach
So treff' und denn im fünft’gen Jahr der Lenz ald frohe
Brüder, als wadre Bogenfhüsenfhar im heiten Kreife
wieder! Grüne, blühe, theurer Bund, für die fernften Zeiten ! |
39.
Eigne Melodie.
Auf, auf, zum fröhlichen Iagen! auf, in die grüne |
Haid’! Es fängt ſchon an zu tagen, es ift die höchfte Zeit.
Auf, bei den frohen Stunden, mein Herz, ermuntre di, die
Nacht ift ſchon verfehwunden und Phobus zeige fich.
Seht, wie das Heer der Sterne den fehönen Glanz ver- |
liert, und wie fie fich entfernen, wenn jih Aurora rührt.
Die Vöglein in den Wäldern find ſchon vom Schlaf erwacht
und haben auf den Feldern ihr Morgenlied gebracht.
Das edle Sägerleben vergnüget meine Bruft; den küh—
nen Fang zu geben ift meine größte Luſt. Wo Reh’ und
Hirfche fpringen, wo Rohr und Buͤchſe Enallt, wo Jäger:
börner Elingen, da ift mein Aufenthalt.
Friſch auf, zum fröhlichen Hegen! fort in das grüne
Feld, wo man mit Garn und Nepen das Wild gefangen
hält. Auf, ladet eure Röhren mit Pulver und mit Blei,
und macht der Jagd zu Ehren ein fröhlich Iagdgefchrei.
Sind unfre matten Glieder vom Sonnenglanz erhitzt, |
fo legen wir und nieder, wo frifches Waller fprigt, wo Ze:
phyrs fanftes Blafen der Sonne Glanz befiegt, da fchläft
man auf dem Nafen, mit Anmuth eingewiegt.
Das Gras ift unſer Bette, der Wald ift unfer Haus,
wir trinken um die Wette dad Mare Waſſer au. Kann man
dem Schlaf nicht weichen, jo ruht man auf dem Klee, das
Laub der hohen Eichen ift unfer Kanapee.
Auf Bergen wohnt die Sreiheit! 47
Ein weibiſches Gemuͤthe huͤllt fi) in Federn ein, ein
tapfres Sagbgeblüte muß nicht fo träge fein. Drum laßt die
Faulen liegen, gönnt ihnen ihre Ruh: wir jagen mit Ber
gnügen dem dicken Walde zu.
Bil gleih zu manden Zeiten Blig, Wetter, Sturm
und Wind einander widerflreiten, Die uns zumider find: fo
find wir ohne Schreden bei allem Ungemach, und jagen
duch Die Heden den fchnellen Hirfchen nad.
90 Volkslied.
Auf Bergen da wohnet dad Leben, in Wäldern wohnt
Freiheit und Ruh'; da fühlft du dem Himmel dich näher, er
neigt fich fo freundlich dir zu!
Auf Bergen fchweift weithin das Auge, doch fordert Die
Seele hier nit: ihr liegt ja die Erde zu Füßen, ihr g’nü-
get an Schönheit und Licht.
Es fomme, wer Freiheit und Ruhe, wer Freude, wer
Riebe begehrt: er komme auf Berge und Wälder, dort ift
ihm dies alles befchert! ,
Drum, Freunde, nad Arbeit und Sorgen erquidt euch
auf waldigen Hoͤh'n; dann fehreitet ihr muthig in’s Leben,
und rufet: dad Leben iſt ſchön. . Adermann.
91.
Feier des 18. Dftober.
Auf Bergen wohnt die Zreiheit! Da glüht. Leben und
kebens luſt vollauf! Wo Berge find, ift Gott, und Engel
heben die Seele himmelauf.
Auf Bergen ift das Feuer auch geboren, der Freiheit
höchftes Bild! da wacht der Wein, aus Sonnengluth ver:
johren, der und mit Feuer füllt.
Birtoria, Victoria dem Feuer! Im Feu'r wohnt Got»
tes Macht, im Feu'r erfchien der Herr uns als Befreier in
jener Rieſenſchlacht.
Drum fei dad Feuer unferd Bundes Zeichen, die Berge
fein Altar! Und Alle follen fi) die Hande reichen als Freie
immerdar;
Und alle Berge flammende Altäre ded neuen Bundes
fein; doch auf den Zeind, und wenn’s der Teufel wäre, wie
Hella Feuer ſpei'n.
Wie’hody die Gluthen von den Bergen wehen, durch
Nacht und Finfternif, wenn aud Fein Deutſch, die Sprache,
die verftehen die Sremden doch gewiß.
48 Auf! Bombardier und Kanonier!
Und wie das Srdifhe von Schlad’ und Schlamme im
Beuer fi verklärt, alfo auch wir! Es läutre und die Flamme
auf dieſem heiligen Derb.
Auf Bergen wohnt die Freiheit! Da glüht Leben und
Lebensluft volauf! Wo Berge find, ift Gott, und Engel
heben die Seele himmelauf. Weyzel.
92.
Auf! Bombardier und Kanonier! laßt die Muſik erflin-
gen! Die Zänzer find fehon alle bier und fehnen fih zu
fpringen; auf! ziehe den vollen Slodenftrang im Donner»
und Kartaunendlang! Spielt auf mit allen Geigen zum blu-
tig frohen Reigen!
Der Klinger und Singer habt ihr genug, Kartaunen und
Scharfmegen und Baſilisken, die im Flug auf Thurm und
Mau'r ſich fegen, und Narren, die mit Stock und Stein
gleich wilden Buben um fih ſtreun Anfchnarcher, Heuler,
Preller, gewalt’ge Beuerfchneller.
Der Vögel und Flieger habt ihr genug, fie fliegen gar
gefchwinde, und überholen mit dem Zug die Flügel aller
Winde: der Singerinnen feurig Heer und Falken und Sper⸗
ber noch vielmehr, auch muͤſſen Nachtigallen aus hellen Keh⸗
len ſchallen.
Die Vögel fliegen und fingen gut, nun laßt auch zi—
fchen und faufen der wilden Feuerkatzen Wuth, der Feuer-
fhlangen Sraufen, der Bomben und Sranaten Schein, Das
jol der Hochzeitbitter fein, mit Orgeln und mit Gloden ſollt
ihr zu Zanze loden.
Und wißt ihr Spieler, wer Hochzeit giebt und prüft
der Tänzer Sohlen? Das liebe Deutſchland ift verliebt und.
will die Braut fih holen, die ftolge Braut, die Freiheit
beißt, fie reizt der tapfern Kämpfer Geift, fie woll'n in ih⸗
tem Reigen ſich ald die Beften zeigen.
Und wißt ihr Spieler, wer jene find, die für fie tan
zen wollen, und fich im fchnelen Wirbelwind des blut’gen
Neigen rollen? Das find die Herzen hochgemuth, die weder
fparen Gut noch Blut, bis fie im fchönen Tanze fie kraͤnzen
mit dem Kranze.
Auf! Bombardier und Kanonier! ihr Feuermuſikanten!
Die Zänzer find fehon alle hier, die hohen Spielverwandten.
— Die Fiedelbogen Komet zur Hand! Spielt auf für's liebe
Baterland! Spielt auf mit allen Geigen ber Freiheit ftolzen .
Reigen! Arndt. |
Anf, Brüder des Bundes. 49
93.
Melodie: Friſch auf! Friſch auf!
Auf, Brüder, auf! fingt mir das Lob ber edlen Zägerei!
Reih ift der Stoff und wohlbekannt, im ganzen beutfchen
Baterland, Die ſchoͤne Melodei.
Des Weidmanns Urfprung liegt entfernt, dem Paradiefe
nah’: da war Fein Kaufmann, Fein Soldat, kein Arzt, Bein
Yfaff, Fein Advokat, Doch Jäger waren da,
Mit feinem Stand tft Ruhm und Luft, und Ehr' und
Glück gepaart. Ihn quält nicht ew'ges Einerlei, die Arbeit
it ihm täglich neu, und täglich andrer Art.
Ergöglichkeit ift fein Beruf, Vergnügen feine Pflicht.
Drum pfufcht auch Alt und Jung fo gern in's Handwerk
ihm! Selbft große Herrn erröthen drüber nicht.
Sefundheit, Brod und heitern Sinn ſchafft ihm fein
reger Fleiß. Er ift, wird auch fein Schädel bleih, an Kraft
und Muth dem Jüngling gleich, an Jahren nur ein Greiß.
Es ftählen feine Nerven ſich in Gottes freier Luft. Er
heut nicht Regen, Sturm noch Schnee, weiß nichts von
Zahn⸗ und Ohrenweh in kühler Abendluft.
Hell ift fein Aug’ und fcharf fein Ohr, es kann ihm
nichts entgehn. Was er nicht fieht, was er nicht hört, das
bleibt dem Laien wohl verwehrt zu hören und zu fehn.
Er fpielt im Wald und beim Gelag den Helden und
den Herrn, drum find ihm auch die Weiblein hold, und zah⸗
ien ihm den Minnefolb vor allen Andern gern.
Kaum färbt Aurorend erfier Strahl der Berge Spigen
roth, fo Hat im Haus er Feine Ruh’, Diana winkt ihm
freundlich zu, ihr Wink ift ihm Gebet.
Raſch geht's Hinaus, und vor ibm ber fpringt fein
getreuer Hund. Die Lerche fingt, der Heher ſchreit, und
macht verräth'rifch weit und breit bed Siegerd Dafein kund.
Mit reicher Beute Eehrt er dann beladen fpät nad) Haus,
und ruht mit Föniglicher Kuft an feines treuen Weibchen
Bruft von aller Arbeit auß.
94.
Freimanrerlied,
(Dem Meifter vom Stuhle.)
Chor. j
Auf, Brüder des Bundes, die Becher geſchwungen, und
vbypnen im Chore der Freude geſungen!“
50 Anf, Brüder! Friedrich, unfer Held.
Einer.
Es lebe der Meifter!
Chor.
Wir ftoßen an.
Einer.
Es daure fein Wirken
Chor.
Koch lange Zeit!
iner.
D laßt uns, vollendend am herrlichen Kefte, von nun
an gefellen zum Guten Das Beſte, wetteifernd der Zugend
des Meifter und nahn und durch fie den Segen der Menfch-
beit empfahn!
Chor.
Wie er fhon, den Segen der Menfchheit empfahn!
Hoch lebe der Meifter! o Brüder, ftoßt an!
95.
Zur Erdffuung des Feldzugs von 1757.
Auf, Brüder! Friedrich unfer Held, der Feind von fau:
Bu ruft uns nun wieder in dad Feld, wo Ruhm zu
olen ift.
Was fol, o Tolpatſch und Pandur, was foll die träge
Raft? Auf und erfahre, daß du nur den Tod verfpätet haft.
Aus deinem Schädel trinken wir bald deinen füßen Wein,
du Ungar! Unfer Feldpanier ſoll folche Flaſche fein.
Dein ftarkes Heer ift unfer Spott, ift unfrer Waffen
Spiel; denn was kann wider unfern Gott Therefia und Bruͤhl!
Was helfen Waffen und Gefhüg im ungerechten Krieg
Gott -donnerte bei Lowoſitz, und unfer war der Sig! °—
Und böt’ uns in der achten Schlacht Franzoſ' und Ruffe
Zruß, fo lachten wir doch ihrer Macht, denn Bott ift unfer
Schuß. Gleim.
96.
Bekannte Melodie.
Auf, Bruͤder, laßt uns luſtig leben! Vivallerallerallera!
auf, daß das ganze Haus mag beben! Bivallerallerallera !
Bei Bier, Tabak, und nicht bei Wein, da wollen wir jegt
luftig fein. :,: Bivallerallerallera! :;:
Man Fann nicht immer fortfludiren, man muß zuweilen
‚tommerfiren, man muß zuweilen luſtig fein, drum ſchenkt
die leeren Glaͤſer ein!
Anf! danket Gott und betet an. 51
Wen Corpus juris, weg Pandekten! weg mit den theo-
log'ſchen Secten! weg mit der Medicinerei! vor folden Mu⸗
fen hab’ ih Scheu!
Es Ieb’, Herr Bruder, beine Schöne! es leben alle
Mufenföhne! es lebe, wer uns günftig ift, was immer fcherzt
und lacht und Füßt!
97.
Mel.: Das Med vom Wein ift Leicht und Bein.
Auf, Brüder, fingt das neue Lied! Gefundheit und ein
froh Gemüth! Und wer ed noch nicht fingen kann, der fang’
es heut’ zu lernen an, und fei zu üben e8 bemüht: Gefund:
heit und ein froh Gemüth!
Wem weihr fih unfer neues Liede Der Schönheit, die
das Herz erziehbt; wer folhe Schönheit liebgewann, der
flinme mit und jauchzend an: Sielebe, die unfterbiich blüht,
tie Schönheit, die das Herz erzieht!
Ihm, der für Recht und Wahrheit glüht, für Freund
und Keind fich edel muht, nie Schlechtes thun und dulden
kann, fecht’ ihn auch Haß und Mißgunft an: Ihm, Brüder,
fingen wir Dies Lied, dem Edelften, der vor und blüht!
Der neuen Zeit, die vor und blüht, dem Blick, der in
die Zufunft fieht, wer für die Rachwelt leben Tann, iſt,
auch verfannt, ein feliger Mann, ihn ehret froh der Zeiten
Bied: Glück auf der Zeit, die vor uns blüht!
Noch einmal flimmet an das Lied der Kraft, die Herz
an Derzen zieht; ihr weihen wir und Hand in Hand, und
nüpfen ein unlösbar Band: der fehönften Kraft, die in uns
zlüht der Freundſchaft, Kiebe, Hochgemüth.
98.
Auf! danket Gott und betet an den Helden aller Helden,
son dem die Erden ab und an und alle Himmel melden; .
auft werdet heute Ein Gefang! auf! Elinger heute Einen
Kang: Gott fei allein die Ehre!
Denn trogig, gleich der Meeresfluth, wenn wilde Stürme
jaufen, ergoß ſich grimmer Feinde Wuth mit Schredien, Angft
und Graufen; voran zog Hunger, Peſt und Tod, und durch
die Känder ward gedroht: wer wagt mit und zu flreiten?
Da ließ der Herr vom Himmeldfaal die Donnerglodten
ihallen, fie fchlug nichk unfer Arm und Stahl, fie find duch
Bott gefallen: der Held der Helden hat's gethan, im Staub
zerſchmettert liegt ihr Wahn, ihr Trotz ift ſtummes Schweigen.
4
52 Auf dem Böhmerwald.
Drum danket Gott und betet an den Helden aller De
den, und laffet Weib und Kind und Mann die hohen Wur
der melden; drum finget frohen Lobgefang, drum Fling:
lauten Freudenklang: Gebt unferm Gott die Ehre!
99,
Auf dem Böhmerwald weht der Wind fo kalt, Daß t
Voͤgli nit mehr finga; werden de Mädel alt, werben t
Herzerl kalt, Fönnen de Bua nichts mehr g'winna.
Fränkiſches Volkslie d.
100.
Matroſenlied.
‚Auf dem Meer bin ich geboren, auf dem Meere wari
ih groß, zu dem Meer hab’ ich gefchworen, es zur ew'ger
Braut erkoren, finget dann mein Zodesloos, auf dem MReei
flirbt der Matroſ'.
Schwingt der Mai die Sonnenflügel durch den heiterr
Sommertag, ziehen Reben grüner Hügel längs dem Beller
a finget dann bei'm Ruderſchlag feine Heller
urchen nad).
Strömt, den Winter zu verfünden, burd die Nächte
wild der Nord, raufcht die Fluth aus tiefen Gründen, unr
die Sternlein bleich verſchwinden, fpringe ih von Bord zu
Bord, at zur hat, wie treu im Wort.
Kracht der Kiel dann auch zufammen, ich Halt’ aus in
legter Stund', unter Maften, Schutt und Flammen bet’ ich
ftill zum Schidfal Amen! Blick' hinunter in den Schlund
und fahr’ mit dem Schiff zu Grund.
Unten ſchlaf' ich doch nicht immer, denn der Himmel ift
Fein Spott, einft erwedt im Morgenichimmer aud) der Derr
die Balfentrümmer, wie ein Vogel frank und flott läuft
dahin ein neues Boot.
Auf dem Meere ew'ger Roſen winkt des Leuchtthurms
goldner Strahl, und ed landen die Matrofen als willlommne
Zifchgenofjen, wo im heiligen Heldenfaal thront ber große
Admiral! —
101.
Auf dem Zeih, dem regungslofen, weilt des Mondeg
holder Glanz, flechtend feine bleichen Roſen in des {
grünen Kranz. 9 Schitfes
Arndt.
Anf der Berge freien Höhen. 53
Hirfhe wandeln dort am Hügel, blicken in die Nacht
— manchmal regt ſich dad Geflügel traumerifch im tie⸗
en Rohr. .
Beinend muß mein Blick fih ſenkenz durch die tieffte
Seele geht mir ein füßes Deingedenfen, wie ein ftilles
Rachtgebet! Nikolaus Fenau.
103.
Punſchlied im Norden.
Melodie: Liebes Glas, geh hin im Kreiſe.
Auf der Berge freien Hoͤhen, in der Mittagsſonne Schein,
an bes warmen Strahles Kräften zeugt Natur den goldnen
ein.
Und noch Niemand hat's erkundet, wie die große Mut-
kr Be unergründlih ift das Wirken, unerforfchlich ift
ie Kra
Funkelnd, wie ein Sohn der Sonne, wie bes Lichtes
Teuerquell, fpringt er perlend aus der Tonne, purpurn und
Iruftallenhell.
Und erfreuet alle Sinnen, und in jede bange Bruft
geußt er ein balfamifh Hoffen und des Lebens neue Luft.
Aber matt auf unfre Zonen fällt der Sonne fchräges
—E nur die Blätter kann fie färben, aber Fruͤchte reift
fie nicht.
Doch der Norden auch will leben, und was lebt, will
ſich erfreun; darum fchaffen wir, erfindend, ohne Weinftod
und den Wein.
Bleih nur iſt's, was wir bereiten auf dem häuslichen
Altar; was Natur lebendig bildet, glänzend iſt's und ewig Flar.
Aber freudig aus der Schale Khöpren wir die trübe Fluth;
auf bie Sunf ift Himmelögabe, borgt fie gleich von ird'⸗
iher Gluth.
’ Ihrem Wirken frei gegeben ift ber Kräfte großes Reich;
— bildend aus dem Aiten, ſtellt fie ſich dem Schöpfer
leich.
Selbſt das Band der Elemente trennt ihr herrſchendes
Gebot, und ſie ahmt mit Herdes Flammen nach dem hohen
Sonnengott.
Fernhin zu den ſel'gen Inſeln richtet fie ber Schiffe
Lauf, und des Südens goldne Früchte ſchuͤttet fie im Norden auf.
Drum ein Sinnbild und ein Zeichen fei uns biefer
Feuerfaft, was der Menfch jich kann erlangen mit dem Wil⸗
{en und der Kraft. Schiller.
54 Auf der Brüche ſteht Einer.
103.
Auf der Brüde fteht Einer im dämmernden Morgeı
ſchein, es tauchen feine Augen tief in die Fluth hinein. |
Und als er fie wieder aufichlägt, viel Tropfen glanze
daran. Shr Fluthen, ihr fchnellen Fluthen, ihr habt mir
angethan.
Ihr müßt zum weiten Meere, id) muß in die weit
Belt, und habe Nichts, woran fi mein banges Herze bar
Ihr ſchauet nie die Quelle, nie mehr den alten Strand
ed treibt euch unaufhaltfam von allem, was euch befannt.
Und in dem Meer verloren, da findet ihr felbft euc
kaum; euch bleibt von frühen Zagen nur noch ein jerne
Zraum. €. Hecker.
104.
Bor der Schlacht.
Auf! die Schwerter hell heraus! und die Herzen frof
gehoben! Noch fteht Gottes Himmelshaus, noch ſchwebt Got:
ted Rechte oben, noch halt Gott das Weltgeriht. Gott ifi
unfre Zuverſicht.
Laßt die Fahnen luſtig wehn! Taßt die Trommeln muthig
Elingen! Gott der Herr wird mit uns fichn und den Blig
der Rache fchwingen, Gott verläßt die Guten nicht. Gott
ift unfre Zuverjidht.
Zobe nur, du Höllenheer! wüthet, mordet nur, Tyran-=
nen! Gott verweht wie Sand am Meer Lug und Trug und
Schande dannen, Gott beftraft den Böfewidht. Gott ift
unfre Zuverſicht.
Auf! mit Gott zum Heldenftreit! auf für Freiheit,
Recht und Ehre! daß fich deutfche Nedlichfeit, daB ſich Deut-
fhe Zreue mehre! Gott, der Tyrannei zerbricht, Gott ift
unfre Zuverficht.
Klingt denn, Zrommeln! Fahnen, weht! Herzen, weht
in lichten Flammen! für der Freiheit Majeftät, für das Va:
terland zufammen! Friſch hinein und zaget nicht! Gott iſt
unfre Zuverfiht. Arndt.
105.
Eigne Melodie. x
Auf diefer Welt hab’ ich Fein’ Freud’, ich hab’ ein’n
Schatz, und der ift weit; wenn ich nur mit ihm reden kunnt',
jo wär’ mein ganzes Herz gefund.
Auf Diefer Welt hab’ ich heine Frend'. 55
Frau Nahfigall, Frau Nachtigall! gruß meinen Schag
viel taufend Mal; grüß’ ihn fo huͤbſch, grüß’ ihn fo fein,
fag’ ihm, er fol mein eigen fein!
Und komm' ih vor ein Goldfhmiedshaus, der Gold⸗
ſchmied fchaut zum Fenſter "raus: Ach Goldſchmied, Tiebfter
Goldfchmied mein! ſchmied' mir ein feines Ringelein.
Schmied's nicht zu groß, ſchmied's nicht zu Mein, ſchmied's
für ein fehönes Fingerlein; auch fehmied’ mir meinen Namen
dran, ed ſoll's mein Herzallerliebfter han.
Hätt' ich einen Schlüffel von rothem Gold, mein Herz
ih dir auffchließen wollt’, ein ſchoͤnes Bild das ift darein,
mein Schag, ed muß dein eigneß fein.
Wenn ich nur ein Fein Waldvöglein wär’, fo ſaͤß' i
auf dem grünen Zweig; und wenn ich genug gepfiffen hätt‘,
flög’ ich zu dir, mein Schag, in's Reich!
Wenn ich zwei Zaubenflügel hätt‘, wollt’ ich fliegen
über Die ganze Welt; ich wollt’ fliegen über Berg und Thal,
bin wo mein SHerzallerliebfter war”.
Und wenn ich endlich bei dir wär’, und bu red’ft dann
fein Wort mit mir; müßt’ ich in Zrauren wieder fort, adje,
mein Schatz, adje von dir! "
Volkslied aus „des Knaben Wunderhorn.“
106.
Eigne Melodie.
„Auf dieſer Welt hab' ich keine Freud', ich hab' einen
Schatz und ber iſt weit, er iſt fo weit, er kömmt nicht ber,
ah, wenn ich bei mein Schäschen wär’!”
„„Ich Tann nicht figen und kann nicht flehn, ich ar
zu meinem Schägchen gehn; zu meinem Schag, da muß i
gehn, und follt’ ich vor dem Zenfter ſtehn.““
‚Ber ift denn draußen, wer Mopfet an! der mich fo
lei? aufwecen kann?” „„Es ift der Herzallerliebfte dein,
fteh auf, fteh auf und laß mich 'rein!““
n ſteh' nicht auf, laß dich nicht 'rein, bis meine
Aeltern zu Bette fein; wenn meine eltern zu Bette fein,
fo fteh’ ich auf und laß dich 'rein.“ u
„„„Was ſoll ich hier nun länger ſtehn, id feh’ die
Morgenröth’ aufgehn; die Morgenröth’, zwei helle Stern’,
bei meinem Schag, da wär’ ich gern!““
Da ftand fie auf und ließ ihn ein, fie heißt ihn auch
willkommen fein; fie reicht ihm die fehneeweiße Hand, da
fängt fie auch zu weinen an.
56 Anferftehn, ja anferftehn.
„„Wein' nicht, wein’ nicht, mein Engelein! auf's Jahr
fouft du mein eigen fein; mein eigen folft du werden gewiß,
fonft Feine e8 auf Erden iſt.““ ——
„„Ich zieh’ in Krieg auf grüne Haid’, grüne Haid”,
die liegt von bier fo weit, allwo die ſchöͤnen Zrompeten
blafen; da ift mein Haus von grünem Raſen.““ |
„„Ein Bildchen laß ich malen mir, auf meinem Herzen
trag’ ich's bier; Darauf folft du gemalet fein, daß id nie-
mals vergefie dein.““ „Des Knaben Wunderhorn.
107.
Auferftchn, je auferftehn wirft du, mein Staub, nad
kurzer Ruh’: unfterblich Leben wird, der dich ſchuf, Dir ge=
ben: Hallelujah! Klopſtoch
108.
Auf, es dunkelt, ſilbern funkelt dort der Mond ob Tan—
nenhöh'n! Auf und tanzt in froher Runde! dieſe Stunde
daͤmmert unbewölkt und fchön.
Sm Gewäffer ſtrahlen blaͤſſer Felſen, deren Roth ver—
blich; und mit dunklem Violette malt die Kette ſchroffer
Schneegebirge ſich.
Huͤpft gefhwinde um die Linde, die uns gelbe Blüthen
freut. Laßt uns frohe Lieder fingen, Ketten jchlingen, wo
man fraut die Hand ſich beut.
Alfo ſchweben wir durch's Xeben, leicht wie Rofenblätter
bin. An den Juͤngling, dunkelt's länger, fchließt fi) enger
feine traute Nachbarin. . I. ©. v. Salis.
109.
Auf ewig dein! Wenn Berg’ und Meere trennen, wenn
Stürme drau'n, wenn Wefte faufeln oder Wüften brennen:
auf ewig dein!
Bei'm Kerzenglanz im ftolsen Marmorfaale, beim Sil-
verfihein des Abenbmonds im ſtillen Hirtenthale: auf ewig
ein!
Senkt einft mein Genius die Fackel nieder, mich zu be⸗
frein, dann hallt's noch im gebrocdhnen Herzen wieder: auf
ewig dein! MAfatthiſſon.
Anf, freu’ dich, lieber Bauersmann. 67
110.
Auf, freu’ di, lieber Bauersmann, du bift der aller:
erfte Mann, den erſten Bauer hat Gott gemacht, den Bauern-
fand bat er erdacht.
Adam, der allererfie Mann, der nahm des Bauers
Arbeit an, er grub und hackt', er pflanzt' und ſteckt', daß
ihm der Schweiß fein Antlig deckt'.
‚ Bleib du, Bauer, in deinem Stand und nähre dich mit
deiner Dand, mit deinem Pflug die Nahrung ſuch', jo näh-
reſt du Dich recht und Plug.
Krönt doch der Hoͤchſte noch das Feld dem Bauerdmann,
der e8 beftellt, durch Sonnenſchein, Regen und Himmels:
thauz da grünen Felder, Wief und Au.
Simbeln und Harfen klingen fhön, noch beffer ift des
Bauer Getön, wenn tippen und tappen die Flegel Flappen
und aus den Aehren die Körner ſchnappen.
| Darnach feßt fi der Bauer ein mit gutem Muth in
feine Scheun’, wirft ohne Scheu, getroft und frei, Korn,
Weizen, Gerfte, Hafer aus der Spreu.
Darnach fährt er ed in die Stadt, das andre, was er
übrig Hat, da geht hinan der Bürgerömann, bezahlt ihm,
we er's geben kann.
Iſt auch auf Erden eine Stadt, fo feft man fie gebauet
hat, daß derfelben Bürger ftolg nicht bedürfen Korn, Mehl,
Brod und Holz? .
Kommt nun der Bauer nicht hinein, was würde ba
für Mangel fein? Die Stuben würden werden Falt, ihr
Baͤckerbrod verzehrten fie bald.
Liefen fie gleih zum. Saitenfpiel und machten ſich der
Freuden viel, da Fam’ der blafje Hungersmann und böt’ ſich
ihnen zum Zanze an.
Man lafle den Bauer unveradht't, obgleich er’s nicht fo
höflich macht wie einer, der wohl bat fludirt, und hinter'm
Ohr die Feder führt.
Niemand achtet den Bauern was, darum fo fing’ und
fag’ ih das; wenn fih Die Bauern follten verkriechen, fo
müßten die Bürger ja felber pflügen. ,
O, wie würd’ ed fo albern ftehn, follten die Bürger
zum Pfluge gehn, es wüßte wohl der Behnte nicht, wie man
den Ader eggt und pflügt. . .
Drum find die Bauern nicht uneben, fie müflen arbeiten,
dag Andre leben; wär’ nicht im Land der Bauernfiand, wo
bliebe da der Bürgerftand?
58 Auf geheimem Waldespfade.
Bulegt wünfch” ich dem Bauerdmann dad Belle, wat
ich ihm wünfchen kann: Landfrieden und guten gefunden Leib
und in fein Haus ein frommes Weib.
Der dieſes Kieblein hat erdacht, der hat die Stundi
wohl bedacht; ein Jeder feh’ zu, daß er recht thu', und grüß
mir den Bauer und fie dazu.
III.
Auf geheimem Waldespfade ſchleich' ich gern im Abend⸗
ſchein an dad öde Schilfgeſtade, Mädchen, und gedenke dein!
Wenn fih dann der Bufch verdüftert, raufht das Rohr
geheimnißvoll, und es klaget und es flüftert, daß ich weinen,
weinen fol.
Und ih mein’, ich höre wehen Ieife deiner Stimme
Klang, und im Weiher untergehen deinen lieblihen Sefang.
112.
Deutiches Kriegslied.
Auf Gott vertraut, frifch aufgefhaut! Der Herr Ienft
feine treuen Scharen, führt fie in etliche Sefahren mit fei-
nem Arm.
Auf Gott vertraut, das Böfe draut! durch jene füblich
fremde Wilden mit ihren falfchen Ehriftusbilden — die Prü:
fung naht!
Auf Gott vertraut, der Nuf tönt laut! das Franken:
weien zu zerftören, heillofem Treiben Fühn zu wehren mit
Schwertes Blig.
Auf Gott vertraut, brav eingehaut! Laßt eure deutfchen
Schwerter fingen, die deutjche Freiheit zu erringen, mit
Glaubenskraft.
Auf Gott vertraut, die Veſte baut zum heil'gen deutſchen
Siegesruhme, ſei Jedem eine werthe Blume der Ritterſchaft.
Auf Gott vertraut, hoch aufgeſchaut! Der Herr hilft
feinen wackern Streitern, er hält das Kreuz in Himmels⸗
heitern — das Böfe weicht! 3. Gr. v. d. Gr.
113.
Bachus Geburt.
Auf grünen Bergen ward geboren der Gott, der uns
den Himmel bringt, :,: die Sonne hat ihn fich erkoren, daß
fie mit Flammen ihn durdhdringt. :,:
Anf grünen Matten. 59
Er wird im Lenz mit Luft empfangen, der zarte Schooß
quilit fill empor, und wenn bes Herbftes Früchte prangen,
ipringt auch das golbne Kind hervor.
Sie legen ihn in enge Wiegen, in’s ımterirbifche Ge⸗
ſchoßz er träumt von Feſten und von Siegen und baut fich
manches luft'ge Schloß.
Es nahe Feiner feiner Kammer, wenn er ſich ungeduldig
drängt, und jedes Band und jede Klammer mit jugendlichen
Kräften fprengt.
Denn unfihtbare Wächter ftellen, fo lang’ er träumt,
fh um ihn ber, und wer betritt die heiligen Schwellen,
den trifft ihr luftumwundner Speer.
So wie die Schwingen fich entfalten, läßt er die lichten
Augen fehn, läßt ruhig feine SPriefter walten, und kommt
berauf, wenn fie ihn flehn.
Aus feiner Wiege dunkelm Schooße erfcheint er im
Kryftallgewand, verfchwiegner Eintracht volle Roſe trägt er
bedeutend in der Hand.
Und überall um ihn verfammeln fich feine Jünger, hoch⸗
erfreut, und taufend frohe Zungen ſtammeln ihm ihre Lieb’
und Dankbarkeit.
Er fprigt in ungemeßnen Strahlen fein innres Leben
in die Welt, Die Lippe nippt aus feinen Schalen und bleibt
ihm ewig zugefelt.
Er nahm, ald Geift der goldnen Zeiten, von jeher fich
des Dichters an, der immer feine Lieblichkeiten in trunknen
eiedern aufgethan.
Er gab ihm, feine Treu' zu ehren, ein Recht auf jeben
hübſchen Mund, und daß es Feine darf ihm wehren, madt
Gott durch ihn ed allen fund!
Rovalis (4. v. Hardenberg).
114.
Auf grünen Matten, wo Rofe und Biol’ fih gatten,
ergeht die Liebe fih. Sie kann zu zweien ergögen nur und
freuen, den Knaben, den getreuen, die Maid, fo minniglid.
Das ift die Stärke von jedem minniglichen Werke, von
füßer Liebesluſt, daß fie ftet3 zweien bringt Wonne und Er-
freuen, dem Knaben, dem getreuen, ber Maid, fo minniglich.
Dann läßt ertragen fi) leichter Kummer und Behagen,
io Luft wie Mißgeſchick. Die Lieb’ zu zweien Fehrt alles in
Erfreuen dem Knaben, dem getreuen, der Maid, fo minniglich.
60 ‚Auf! haſcht am Bofenfaume.
Drum mögt ihr Tieben mit füßen und getreuen Trieben,
wann blüht der Lebensmai! Mich, den Getreuen, mag Kiebe
nicht erfreuen, weil jie nicht ift zu zweien, mein Glück ift
längft vorbei. &. Döring.
115.
Auf! haſcht am Roſenſaume den Lenz, eh’ er verblüht
und hin zum leeren Raume entfloh'ner Freuden flieht.
(Ehor:) Wir haſchen fchnell am Saume fein Blüthenduft:
gewand, eh’ ihn zum leeren Raume des Schickſals Strenge
bannt.
Der bleiche Grübler fäet nur Ausfaat für das Grab,
und jeder Seufzer mähet ihm neue NRofen ab. (Ehor:) Wir
grübeln nicht, und faen nur Saat der Freude aus: umd
keimt fie auf, wir mähen fie ab zu Kranz und. Strauß.
Die Zeit fhlägt mit der Hippe den Takt zum Runb-
gefang, und auf des Sängers Kippe verhallt des Liedes Klang.
(Chor:). Wir flogen an, und hören nicht ihrer Senfe Klang,
und fallen einft in Chören der Freude Schwanenfang.
Wenn dann im Rheinpokale die Abendfonne blinkt, für
uns zum legten Male in's Meer hinunter finft: (Chor:) Dann
leeren wir den Becher auf unfers Freundes Wohl, und brin-
gen ihm als Becher der Neige legten Zoll.
Wie Hüpft der Leichte Rachen den Acheron hinauf, wir
träumen fanft und wachen in Edens Fluren ayf: (Chor :)
Wo zu dem-Göttermahle ein Chor von Geiftern fingt, und
und die Nektarfchale zum Gruß entgegen bringt.
Drum hebt empor die Becher! Drum fingt bei'm Gläfer-
Shall: die Freude folgt dem Becher hier, dort und überall.
(Ehor:) O Wonne! Wonne! Wonne! Singt fie bei'm Glaͤſer⸗
hal. O Wonne! Wonne! Wonne! Sie folgt und überall.
116.
Auf Hoher Alp’ wohnt auch der liebe Gott! er färbt den
Morgen roth, die Blümlein weiß und blau, und labet fie
mit Thau. Auf hoher Alp’ ein lieber Vater wohnt.
Auf hoher Alp’ von Fräuterreihen Höh'n die Lüftlein
lieblih wehn, gewürzig, fein und rein; mag's auch fein
Odem fein? Auf hoher Alp’ ıc. .
Auf Hoher Alp’ erquict fein milder Strahl daß ftille
Weidenthal, des Gletfcherd ew'ges Eis glänzt wie ein Blü-
thenreiß. ıc.
Auf — ia's brane Bühne. 61
Auf hoher Alp’ des Gießbachs Silber blinkt, die kühne
* trinkt an jaͤher Felſen Rand aus feiner hohlen
and. ꝛc.
Auf hoher Alp’ in Scharen weiß und ſchoͤn bie Schaf’
und Zidlein gehn, und finden's Mahl bereit, daß fih ihr
Herze freut. ꝛc.
Auf hoher Alp’ der Hirt fein Herdlein ſchaut; fein
Herze Gott vertraut, ber Geiß und Lamm emährt, ihm
auch wohl gern befchert. ꝛc. . A. Arummader.
117.
Neception.
Auf! — ia's brave Söhne, auf! gm feierlihen Mahl!
euer Subelfang ertöne laut beim blinfenden Pokal! Freud’
umkränzet, traute Brüder, unfre dichtverfchlungnen Reih'n,
— ſtimme unſre Lieder, :,: ihr nur laßt uns heute
weihn! :;:
Heut’ find von des Bundes Feier unfre Dergen body
entzückt, wo fi unfer Kreis mit neuer, fo willlommner
Zierde ſchmückt. Hört’s! die heut Geweihten fihwören zu
dem Band, dad und umfchlingt: fie ald Brüder ſtets zu eh⸗
ren, darauf floßet an und trinkt.
Uns mit Bruderfinn zu lieben, beifchet unfer Bund als
Pflicht; fein Geſetz laßt treu uns üben, feinen Zweck vergef-
fet nicht. AU ihr Freunde, fchwört aufs Reue aud des
vollen Herzend Drang unferm Bunde ew'ge Zreue! fchwört's
bei'm hellen Schlägerklang!
Eintracht wohn’ in unfrer Mitte, reiche und die weife
Hand, leite alle unfre Schritte, Enüpfe fefter unfer Band.
Brüder, innrer Bwift zerftöret felbft den fefteften Verein;
wenn ihr Lieb' und Eintracht ehret, wird Fein Feind euch
furchtbar fein!
Achtet unſers Bundes Lehre, kroͤnt durch ächte Zugend
ihn; heilig fei euch wahre Ehre, euer Stolz fei Biederfinn!
Muthig dient dem Baterlande, fechtet Tühn pro patria! Heil
dem — — Bande! Bivat hoch — — ia!
„Edle Brüder, ja ich ſchwöre, euch mein Leben ftetö zu
weihn! Heilig fei mir wahre Ehre, brav will ich und bieder
fein. Gern dien’ ich dem Baterlande, fechte Fühn.pro patria!
Heil dem — — Bande, Vivat hoch — — 1a!”
Vivat sequms.
62 Anf, ihr Brüder.
118.
Melodie von Schneider.
Auf, ihre Brüder, finget Kieder auf der deutfhen Frei-
heit Wohl!’ Iedem toͤnt's im Herzen wieder, was der Mund
jest fingen fol. Auf und fingt: wer Freiheit ehret, Recht
und Biederfeit uns lehret, :,: lebe, lebe dreimal hoch! :,: |
ern vom heimathlihen Herde, an der Saale füblem
Strand, wo man Bruderfinn uns lehrte, wo und Freund-
Schaft feft verband: hier entflamm’ uns der Gedanke, dag
der deutfche Muth nie wanke, diefer oft geprüfte Muth! |
3a, fo lange wahrer Adel unfre Herzen noch entzückt,
und fo lange noch Fein Zabel der gekraͤnkten Ehr' und drückt,
fterb’ ich gern für euh, ihr Freunde, fchlage muthig eure
Feinde, wie fie einftens Hermann fchlug.
Zlieht, ihr Brüder, wo die Schande der Verbindung
Siegel ift, wo man treue Freundfihaftsbande und ein Bru—
derherz vermißt. Möchte doch von Deutjchlandse Söhnen
feiner je der Falſchheit fröhnen, Eeiner je ein Feiger fein!
119.
Melodie: Ich bin ein geborner Becher.
Auf, ihr meine deutfhhen Brüder, feiern wollen wir
die Nacht! Schallen follen frohe Lieder, bis der Morgenftern
erwacht! Laßt die Stunden und beflügeln, hier ift ächter
deutſcher Wein, milögereift auf deutfchen Hügeln und ge—
preßt am alten Rhein!
Wer im fremden Tranke praffet, meide diefes freie Land!
Wer des Rheines Gabe haflet, trink’ ald Sklav' um beißen
Strand! Singt in lauter Wechjelhören, Dichter, die das
Herz erfreun, follen uns Gefänge lehren; Liederflang würzt
und den Wein.
Jeder wadre Deutfche lebe, der es treu und redlich
meint! Sedem deutfchen Manne gebe Gott den wärmften Bu:
fenfreund, und ein Weib in feine Hütte, das ihm fi ein
Himmelreih, und ihm Kinder geb’ an Sitte unfern braven
Vätern gleich.
Leben follen alle Schönen, die von fremder Thorheit
rein, nur des Baterlandes Söhnen ihren Beufchen Bufen
weihn! Deutfche NRedlichkeit und Treue mach' und ihrer Liebe
— drum wohlan, der Tugend weihe Jeder ſich, ber fie
egehrt.
— — — — —— — —
Auf, Matroſen, die Anker gelichtet. 63
Trotz geboten allen denen, die mit Galliens Gezier unfre
Mutterfprahe höhnen; ihrer fpotten wollen wir. Ihrer
jpetten! Aber, Brüder, rein und deutſch, wie dieſer Wein,
ſollen alle unfre Lieder bei Gelag und Mahlen fein.
Miller.
120.
Zurnlied. (Zum 18. October.)
Melodie: Das Hüfthorn jauchzt.
Auf! jubelt laut, ihr Zurner al’! Der frohe Zurngefang
erſchall' mit frifhem, freiem Muthe. :,: Heut’ ift der Tag,
der deutſche Schmach verfühnt mit Frankenblute! ;,:
Auf! jubelt laut, ihr Zurner al’! Der frohe Turnge—
: fang erſchall' Dem deutſchen Baterlande! In freier Bruft
wohnt Kampfesluft, zu tilgen Spott und Schande!
Auf! jubelt laut, ihr Zurner al’! Der fromme Zurn:
gefang erfchall’ dem, ber den Sieg gefchenket; der maͤcht'⸗
gen Wehr, die hoch und hehr der Wölfer Schickſal Ienket.
Shr Zurner, reichet euch die Hand, ald Brüder für das
Vaterland zu leben und zu fterben! Seid fromm und gut,
das nur giebt Muth, und läßt und nicht verderben!
Die Rechte fei das Unterpfand, mit Gott für's deutſche
Vaterland treu bis zum Zod zu leben! Gott unfer Hort!
fei unfer Wort, das fol den Sieg uns geben! Gräf.
121.
Eigne Melodie.
Auf, laßt uns die Blicke zum Himmel erheben, und feft
auf bie Lenkung des Ewigen baun! Wer rein ift im Herzen
und ſchuldlos im Leben, darf Eindlich der Milde des Vaters
vertrau’n. Der über den Sternen, der ift voll Gnade; drum
ehrt es Yürften, zu verzeihn. Weicht nimmer von der Zu:
gend Pfade, um eures Glückes werth zu fin!
„Freiſchuͤtz.“
122.
Melodie von A. E. Rodatz.
Auf, Matrofen, die Anker gelichtet, Segel geſpannt,
den Compaß gerichtet! Liebchen, Ade! Scheiden thut weh!
: Morgen geht's in die wogende See. :;:
Dort ‚draußen auf -tobendn Wellen ſchwankende Schiff’
an Klippen zerfchellen; in Sturm und Schnee wird mir fo
weh, daß ich auf immer vom Liebchen geh”.
64 Auf, ſchmücket die Hüte.
Einen Kuß noch von rofigen Lippen, und ich fürchte
nicht Sturm und nicht Klippen. Braufe, du See! Sturm:
wind, o weh’! wenn ich mein Xiebchen nur wiederfeh'! |
Und feh' ich die Heimath nicht wieder, reißen die Flu—⸗
then mich nieder, tief in die See, Kiebchen, Ade! wenn ich
dich droben nur wiederſeh'!
r 123.
Turners Wanderlied,
Melodie: Was gleicht wohl auf Erben. |
Auf! fchmüdet die Hüte mit grünenden Maien, hinaus
mit den Schwalben zur fröhlichen Fahrt! Singt, Brüder,
der Freiheit ein Liedchen im Freien, fo ift es der Turner
berfömmliche Art. Frei ftreifet das Reh durch Gebirge und
Haiden, und gehet entgegen dem 'tödtlihen Blei: doch uns
fol Fein Häfcher die Freiheit verleiden, vor allen der wan-
bernde Zurner ift frei! Jo bo, tralla, lala ıc. |
Wir ziehn mit Geſang durch die Städte und Auen, doch
fragt man und nirgendd: woher und wohin? Bald werden
bekannt in des Vaterlands Gauen die Zurner mit leichtem
und fröhlihem Sinn. Frei wohnen die Vögel in blühenden
Bweigen, doch ift mit dem Lenz auch ihr Singen vorbei:
und aber vermag auch, die Noth nicht zu beugen, vor allen
der wandernde Turner ift frei! Ä
Es winket vom Feljen verfallnes Gemäuer, wir nehmen.
darin unfer Ruhequartier, die Zeiten der tapferen Kriegs:
abenteuer und biederer Sitten erfcheinen uns hier. Hat
mancher die Eräftige Vorzeit befchrieben, und macht ein ger
zogener Degen ihn ſcheu; in und ift die Kraft noch lebendig.
geblieben, vor allen der wandernde Turner ift frei! |
Wie ift e8 fo herrlich, das Land zu Durchwandern, das
Land von ber Weichfel bis Hin an den Nhein! Wer von
und vertaufchte wohl mit einem andern das Land, wo die
Eräftigen Eichen gebeihn! Wohl weiß von Paris mancher
Freiherr zu fagen, erhebet davon ein gewaltig Geſchrei:
wir wiffen, wo Hermann die Römer gefchlagen, wor aller
der wandernde Zurner ift frei!
Drum ſchwinget, ihr frifchen Gefellen, die Hüte, ed lebe
das deutſche gepriefene Land! Das Land, wo die Klamme der |
Freiheit erglühte, befchirmen wir freudig, dad Schwert in
ber Hand. rei braufen im Liebe die hallenden Zöne, frei
kreiſet in Küften der Aar und der Weih! und frei find Ger:
maniend muthige Söhne, vor allen der wandernde Turner
ift frei! Heifterbergk.
Anf, fingt im heitern Arsife. 65
124.
Bundes: Trintlied,
Melodie: Im Kreife froher, kluger Zecher.
Auf, ſchwärmt und trinft, geliebte Brüder, wir find
und alle herzlich freund, find eines, großen Bundes Glicder,
im Leben wie im Zod vereint; und troß der Zeiten Sturm
und Graus, wir halten treu und redfich aus!
Sch bring’ dem — — — Bande, das unfre Herzen fanft
umzog, dem theuren deutſchen Vaterlande aus voller Bruft
ein dortnernd Hoch! Wir fchwuren ja, ihm treu zu fein, und
Kraft und Leben ihm zu weihn.
So laßt und unfern Schwur erneuen, ben Fein Per:
haͤngniß je gefhwäht, und Herz und Hand dem Freunde
weihen für Freiheit, Liebe, Kraft und Recht! Ja, Deutlich:
I fol gebeihn und biühn und hoch in Kraft und Kicbe
gluhn ! .
So ift der Bund auf's Neu befhworen, das Glück joll
freudig ihn ummehn! So haltet feft, was wir erforen, bie
Freiheit, fie joU fortbeftehn! Es Iebe Lieb’ und Vaterland und
bob dad — — — Band! . Theodor Körner.
125.
Schützenlied.
Nach einem Vogelſchießen.
Melodie: Es leben die Soldaten.
Auf, fingt im heitern Kreife, nach muntrer Schügen
Weiſe, im Einklang, vol und rein, ein Kied, Died Feft zu
weihn! Zrallalallalallala! ::
Den Abler zu erlegen, folt' unfer Arm ſich regen, mit
treffendem Gewehr zu unfers Bundes Ehr!. Trallalallalallala!
Wohlan, es ift gefchehen, die Siegesfahnen wehen, um:
ringend unfer Ziel, dort, wo der Stofzefiel. Trallalallalallala!
Starr blickt' er, wackre Brüder, von feiner Höh' her-
nieder, als fuͤrcht' er nimmer fich; Doch war's und lächerlich.
Zrallalaltalallala!
Nach kurzem Büchfenfnalfen lich ſchon cr Prunkwerk
fallen; der Rumpf, das Klauenpaar, wie angetettet war.
Zrallalallalallala!
Bald fiel von feinem Throne und Bepter, Fahn' und
Krone und was ihm Anfehn gab, zu unferm Xohn herab.
Aalalallalallala —
5
66 Anf, finget und trinket.
&o rupften wir bebende vor feinem jähen Ende — ver:
nichtend feinen Glanz — ihm Flügel, Hals und Schwanz.
Zrallalallalallala!
Dann wurbe drauf gehalten, ben dicken Rumpf zu ſpal⸗
ten, bis flug am hohen Biel der Neft des Stolgen ficl.
Trallalallalallala!
So toͤn' es denn von Allen, daB Haus und, Saal er-
fallen: Hoc leb' er, der fo brav ben Reft des Stolzen
traf! Zrallalallalallala !
Er leb' in unfrer Gilde als König voller Milde, im
hochgepriefnen Rang, jetzt hoch bei'm Becherklang! Tralla⸗
lallalallala!
Hoch leben alle Schügen, die, wenn bie Buͤchſen bligen,
fih einen ringe im Kreis, der Waffenfunft zum Preis!
Zrallalallalallala!
Hoch leb' in fernften Zeiten — in Frieden, nie bei’m
Streiten — im heißerfehnten Flor, ſtets unſer wadres Chor!
Trallalallalallala!
126.
Melodie: Tyroler ſind luſtig.
Auf, ſinget und trinket den koͤſtlichen Trank! auf, ſinget
und bringet der Freud’ euern Dank! Trinkt, vornehme
Sünder, aus Gold euern Wein, wir freun uns nicht minder
— Bierkrug von Stein. Vivallera! bei'm Bierkrug von
tein.
Aus goldnen Pokalen trank Rom ſeinen Wein: bei feſt⸗
lichen Mahlen des Siegs ſich zu freun; der Deutſche der
Gerſte weit edleren Saft, war dafür der Erſte an Muth
und an Kraft. -
Roh ſchnarchten Roms Krieger, befieget vom Wein,
noch wähnten fie Sieger der Deutfchen zu fein: da flürmten,
wie Wetter, wie Wirbel im Meer, des Vaterlands Netter,
Jeut's Söhne, daher.
Sm Oſten erblinkte der Morgenftern fchön, fein Flam⸗
men, es winkte, in's Schlachtfeld zu gehn: da ſchwangen
die Mannen im fürftlihen Rath ihre Trinkhorn zufammen
der trefflihen That. \
Bom Schlachtfeld erfchallte dad Jammergeſchrei, und
NRömerblut wallte in Strömen herbei; da hatten Roms Krie-
ger den biutigen Lohn, und Hermann, der Sieger, 309
jubelnd davon.
. Anf, tapfıe Brüder. 67
Da Tonnte Roms Kaifer des Siegs ſich nicht freun,
er weinte fich beifer und klagte bei'm Wein; doch Höher num
ſchwangen die Mannen in Fried' ihr Trinkhorn und fangen
der Freiheit ein Lied. "
127.
Die Salzburger. 1730,
Auf ftiller Alm, im Alpenrofengarten, Pniet eine fromme
Schar in Heil’gem Sang: „D Herr, laß oben deinem Dienft
und warten, da unten rings das Zodeswort erklang!“
„Die Bundeslad’ ift uns, die Schrift, gerettet! Ehr'
in der Höh’ dir Gott und Jeſu Ehrift! Du Haft von Schmach
und Sünden uns entkettet, o bleib’ auch jetzt, da's Abend
werben iſt!“
Und aus dem Thale gällt ein wildes Rufen, ein Mord:
geheut zur Bergesfchlucdht. hervor; und über jäher Felſen
zackige Stufen bridht eine Rotte grimmen Fluchs empor.
Die Buͤchſe Fnallt, die Säbel blitzen grollend, fie hauen
ein — da bebt, da dröhnt der Grund! vom Bergesfirft wälzt
die Lawine rollend, Dumpfdonnernd ſich herab zum Alpengrund.
Der Semfenjäger, der die Alm erftiegen im Frühroth,
hat die Todten rings erblickt: die Bibel hatten die noch vor
fih liegen, und Die den Säbel, blutig noch gezüdt.
Auguft Stöber.
128.
Auf, tapfre Brüder, auf in's Feld! Gerecht ift unfer
Krieg, uns führet Deutſchlands größter Held, uns folget
Ehr’ und Sieg.
Ihr Feinde, zittert! unfer Heer hat Kriegeskunſt und
Muth, ift fohneller .mit dem Mordgewehr, und hegt der
Vaͤter Blut.
Bir ftreiten noch den alten Streit: ein Mann verjaget
vier. Wir fragen nicht, wie ftark ihr feid; wo ftehn fie?
fragen wir. :
Auf, Brüder, Nötagt den ftolzen Feind: fo Fehrt ihr
früh zurüd. Wer ftarb, wird dann mit Recht beweint; wer
iebt, bat Ruhm und Gluͤck.
Der Knabe wünfcht fih feinen Stand, das Mädchen
bit ihn an: „Der fügt als Krieger unfer Land, ber
ſchütz' auch mich ald Mann.” ‘
Hört ihr der Stüde Donnerfhlag, fo grüßt ihn mit
Gefang: Euch lohnet diefen einen Zag ber ee lebenslang.
68 Auf und an! fpaunt deu Hahn.
Die Kugel treffe, wer füch buͤckt und ſcheu zurüde fährt
Und wer zur Flucht den Fuß nur rüdt, Def Nacken treff
ein Schwert!
Kein, eh' ich fliehe, ftürz’ ih Hin mit Waffen in der
Hand. Seid Rächer, wenn ich treulos bin, Gott, König,
Vaterland! - Aamler. 1778.
“129:
Melodie: Herz voll Muth!
Auf und an! fpannt den Hahn, luſtig ift der Jägers—
mann! Büchſenknall, Hörnerichall über Berg und Thal. Sa,
wir ziehen in das Feld, Kampf allein befreit die Welt, Darum
frei, Jägerei jtetö gepriefen fei. (Chor:) Sa, mir ziehen ıc.
Mo er hält in dem Feld, haben wir den Feind gejtellt.
Aus dem Wald, wenn es Enallt, treiben wir ihn bald. Auf!
trara! Durdy Korn und Dorn fchallt das muntre Jägerborn,
darum frei, Jägerei ſtets pe tiefen fei! (Cher:) Auf! trara! ⁊c.
Nebenbei, frank un bein fhießen wir mit unferm Blei
im Revier mandyes Ihier, das erlegen wir. Hirſche, Füchſe,
Dachſe, Luͤchſe ſchießen wir mit unfrer Büchfe, darum frei,
Jägerei, ſtets gepriefen fei. (Ehor:) Hirfche, Füchfe, ze.
Rüden wir in’s Quartier, pürfchen wir, wie im Revier,
und mit Lift, bit! bſt! bit! 's Mädel unfer ift. Und fo man:
ches fchöne Kind fi) der Sägersmann gewinnt, darum frei,
Zaͤgerei ftetd gepriefen fei. (Chor: Und jo manches ꝛc. |
Auf und an! fpannt den Hahn, luſtig ift der Jägers:
mann, Buͤchſenknall, Hörnerfhall über Berg und Thal. Und
ich ſag': es bleibt dabei, Luftig ift die Jägerei, darum frei,
Sägerei ſtets gepriefen fei. (Chor:) Und ich fag': es 2c.
130. ‘
Melodie: Auf, ihr meine deutichen Brüder.
Auf! und füllet eure Becher ſchaͤumend vol mit deut:
[hen Wein! Trinkt euch fröhlich, wadre Zecher, fihlagt zum
Sreundfchaftsbunde ein! Scheucht aus unferm frauten Kreife
jeden fhwarzen Grillenfang. Singt nad) unjrer Väter Weiſe
einen frohen Nundgefang ! '
Ihre alte Zitte ſchwebe uns als goldne Regel vor;
Wackrer Sinn und Wandel hebe zu den Sternen uns empor!
Zrinft! dem Lieben: VBaterlande töne unfer Becherklang und
dem Rhein- und N. N.-Strande unfer warmer Herzensdank!
Denn von ihren fchlanfen Reben floß uns diefe Zauber:
fraft, die dem Greiſe junges Leben, Zroft dem alten Dulder
Auf unfers jungen Jahres Wohl. 69
ſchafft. Fuͤllt aufs Wohl von Deutichlands Söhnen unfern
tattlichen Pokal! Laßt'ihr Lob fo weit ertönen, dag es fülle
Bald und hal!
Deutfche Mädchen follen blühen, die der Unfchuld Farbe
ſchmückt, die von Jugendfeuer glühen, die der Zugend Reiz
entzückt! Jeder Züngling fol aud leben, der es treu mit
Maͤdchen meint; ihn ja unſer Lied erheben, wenn er daß ift,
was er fcheint.
Und, ihr Freunde, fei hienieden Kraft zu jeder gufen
Ihat, Freiheit, Ehre, Glück befchieden! goldner Früchte edle
Zaat! Trinkt und bleibt im Kreundfchaftsbunde Gott und
rer Pflicht getreu; daß einft unſre legte Stunde fröhlich
wie ein Trinkfeſt fei.
131.
Eigne Melobie.
Auf und trinkt! Freunde, trinkt! denn für gufe Leute
wähft der gute Wein, und wir wollen heute gut und froͤh⸗
id fein. Auf und trinkt, floßet an und fpredht daneben:
Ale Freunde follen leben! .
Herrlich iſt Gottes Welt; Doch des Lebens Schöne ift
mit Roth vereint; ed wird manche Zhräne unterm Mond
geweint. Darum fingt, wenn ihr trinkt und die Glaͤſer toͤ⸗
nnd beben: Alle Kranke follen leben!
Auf und trinkt, Freunde, trinkt! Jeder Mitmenſch lebe!
hab’ ein gutes Herz, fordre, tröfte, gebe, fieht er Roth und
Schmerz. Auf und trinkt! Freunde, fingt: allen Zraurigen
und Müden ſchenke Gott jegt Ruh’ und Frieden.
Seht nun, feht, Freunde, feht! Gott giebt uns der
Freuden ohne Maß und Ziel, im Vergleich der Xeiden fo
unendlich viel! Sollten wir, Freunde, hier nicht aud) gerne
gütig handeln, und das Leid in Luſt verwandeln ?
Claudius.
132.
Melodie: Wir ſind die Koͤnige der Welt.
Auf unſers jungen Jahres Wohl! Wir ſind des Kindleins
Pathen — mit Gottes Gnad' das Kindlein ſoll gedeihn und
wohl gerathen. Wo wir's vermoͤgen, Knaͤbelein! da wollen
wir behüͤlflich ſeiin. (Chor:) Wo wir's vermögen, Knaͤbelein!
da wollen wir behuͤlflich fein. .
Es lebe jede gute That des Bettlerd und bes Fürften!
und wer dazu geholfen hat, ſoll trinken und nicht dürften!
70 Anf! Victoria! anf! Victoria!
und wer die befte That gethan, ber ſei des Reiches erfte
Mann! (Ehor:) Und hätt! ein Bettler fie gethan, er fei de
Meiches erſter Dann.
Ein gutes Weib dem guten Mann, und Freunde, bie
ihm gönnen! Ein braves Weib belohnen kann, wies König
nicht konnen; für's Eheftandes Fried’ und Wohl heut’ Fürj
und Bettler beten fol! (Chor:) Für's Eheſtandes Fried' uni
Wohl heut’. Fürft und Bettler beten fol!
Zufriedenheit zu Salz.und Brod, zum Braten guter
Magen! Auch Süd und Üeberfluß ift — Noth, Tann man’t
nicht wohl vertragen. Um froh zu werden, trinkt den Wein!
doch, feid ihr froh, ſchenkt nicht Wr ein! (Ehör:) Um frof
zu er trinkt den Wein! doch, ſeid ihr froh, ſchenkt nicht
mehr ein! |
Sefunder Geift und frifches Blut — das find zwei große
Gaben; die kann man doch für Geld und Gut der ganzen
Melt nicht haben. Sie wol’ und Gott der Herr verleihn; Dann
ſchenkt uns aud nur Waffer ein! (Chor:) Sie wol’ uns Gott
der Herr verleihn; dann fihenft und auch nur Wafler ein!
nd nun auf aller Menfchen Wohl, der Böfen und ber
ommen! und Zub’ und Zürf’ und Heide fol in Chriftus
immel Tommen! Wir leben auf Barmherzigkeit, und ift
allhier Fein Unterfcheid! (Chor:) Wir leben auf Barmherzig-
keit, und ift allhier Fein Unterfcheid!
Da helf' und Gott und laß und al’ zu feiner Freude
leben! und wol’ uns endlich allzumal ein ewig Neujahr ge:
ben! Im Himmel Freud’, im Grabe Ruh’; dann, Todten⸗
geäber, ſcharre zu! (Chor:) Im Himmel Freud’, im Grabe
uh'; dann, Zodtengräber, fcharre zu! Meioch.
133.
Aufl Victoria! auf! Victoria! welch ein Klang aus Rieder
land! über Strom und Berg 'geflungen, taufendflimmig
nachgefungen, rollet er die Welt entlang.
‚Alter Blücher! alter Blücher! Juͤngling mit dem weißen
Haar! wie du nur zu Roffe fißeft und wie Gottes Wetter
bligeft! machft den Schwur du immer wahr;
Jenen Schwur, den du geſchworen einft an Gott und
Vaterland: deinen Degen zu zerbrechen, oder Deutſchlands
Schmach zu rächen an dem welfchen Bubenland.
Alter Blücher! alter Blücher! mahnft du das Banditen«
heer an der Katzbach naſſe Tiefen und an Leipzig, wo fie
liefen, an Brienne, Laon, Kaferre?
4
Angen glänzen, Herzen glähn. 71
Auf! Victoria! auf! Victorial dreimal hoch Bictoria!
Wer in Spanien iſt geweſen, kennt den Namen auserleſen,
kennt das Feld Victoria.
| Bei la Belle alliance, heißt auf Deutfh: der fchöne
Bund, hielt der große Dimmelsrichter das Gericht ber Böfe
wichter, ihres Tropeb legte Stund‘,
Auch Nictoria! auch Victorial euch ihr Tapfern, bie
ihr ruht! die Bein Schladftruf mehr erwecket, die des Todes
Nacht bedecket: Freiheit blüht aus eurem Blut.
Run nach Frankreih! nun nach Frankreich! klinget dort
Bictoria! daß die Büberei fi) ſchaͤme, daß die Eitelkeit ſich
graͤme, klinget hell Victoria! .
Run nad Zrankreih! nun nah Frankreich! in's Fran-
jofenparadies! ftraft dad Land der böfen Heiden, das uns
wanzig Jahr an Freuden, zehn an Freiheit darben ließ.
Run nah Frankreih! nun nad Franfreih! Holt ge
ſtohlnes Gut zurüd; unfere Feſten, unfere Grenzen, unfern
Theil an Siegeskränzen, Ehr' und Kreiheit holt zurüd.
Auf! Victoria! auf! Victoria! wel ein Klang aus Ries
derland! Hände, Herzen auf nad) oben! Gott zu danken,
Gott zu loben: Gott hat Glück und Sieg gefandt. a
| " ü ındt
-
134.
Melodie: Gaudeamus igitur.
| Augen glänzen, Herzen glühn hoch zur Bundesfeier;
wie die geift'gen Funken fprühn! Auf, Geſang! entfalte
tühn alle Herzendfcyleier!
Ber fein felber ift bewußt, fieht die Welt entfiegelt ;
drum in uns ftrahlt Himmelsluft, wie des Meers tief reine
Bruft Stern und Himmel fpiegelt.
Brih, 0 Welt, in Zrümmern gleich über uns zuſam⸗
men: wir ſtehn muthig, nimmer bleih, feiter als Stahl,
Fels und Eich’ mitten in den Flammen.
Wie die Becher diefer Nacht, Brüder! fo foll glühen
unfee Bundesfchwert mit Macht, wann in blut’'ger Locken⸗
pracht Berge Flammen ſprühen!
Tell's und Hermann’s Heldenfpur wandeln wir auf's
Reue; was auf Rütli’5 Felfenflur, was auf Teutoburg man
ſchwur, ſchwören wir in Treue!
Eidgenoſſen! Hand in Hand ſchlaget ein zum Bunde!
So ſchling' um das Vaterland, Gott, ein heilig Liebesband,
ſegn' auch dieſe Stunde! Auguſt Sudwig Foallen.
72 Aus Feuer ward der Geift.
135.
Bekannte Melodie.
Aus Feuer ward der Geift gefchaffen, drum ſchenkt mir
füßes Feuer ein! die Luft der Lieder und der Waffen, Die
Luft der Xiebe fchenft mir ein!” der Zraube füßes Sonnen-
blut, das Wunder glaubt und Wunder .thut. (Chor!) Der
Zraube ıc. -
Was fol ich mit dem Zeuge machen, dem Wafler, ohne
Saft und Kraft, gemacht für Kröten, Fröfhe, Drachen
und für die ganze Würmerfhaft? Für Menfhen muB cs
beſſer fein, drum bringet Wein und ſchenket cin!
O Wonnefaft der edlen Neben, 0 Gegengift für jede
Pein! wie matt und wäßrig ift das Leben, wie ohne Stern’
und Sonnenfchein, wenn du, der einzig’ leuchten kann, nicht
zündeft deine Kichter an.
Es wären Glaube, Liebe, Hoffen und alle Herzensherr—
lichkeit in naffem Sammer längft erfoffen,! und alles Keben
hieße Leid, wärft du nicht in der Waffernoth des Muthes
Sporn, der Sorge Tod!
Drum dreimal Ruf und Klang gegeben! ihr frohen
Brüder, ſtoßet an: „Dem kühlen, frifchen Wind im Leben,
der Schiff und Segel treiben Eann!” Ruft Wein! Tlingt
Mein! und aber Wein! und trinket aus, und ſchenket ein!
Aus Feuer ward der Geift gefchaffen, drum ſchenkt mir
füßed Feuer ein! Die Luft der Lieder und der Waffen, die
Luft der Xiebe fchenft mir ein! der Zraube ſüßes Sonnenblut,
dad Wunder glaubt und. Wunder thut. Arndt.
136.
Aus ift das Liedchen! Wär’ ih. bei mei'm Liebchen!
wenn ich ſchon nicht bei ihm bin, ſteht doch mein Sinn dahin.
Hab’ oft manche Nacht bei meinem Schägle zubracht,
aber jegt ein’ Weil’ herein kann b nimmermehr fein.
Wenn's wiederum Fönnt’ fein, bei Mond und bei Schein,
bei Tag und bei Nacht, berztaufender Schag! -
" Fränkiſches Volkstied.
⸗
137.
ade, bade Kuchen! Der Bäder Hat gerufen: Wer
will fhöne Kuchen baden, der muß haben fieben
Sahen: Eier und Salz, Zucker und Schmalz, Mil und
Mehl, Saffran macht den Kuchen gehl.
138.
Bade, bade Küchelchen, zwei in einem Ziegelchen, drei .
in einem Pfännchen, bade Mutter Aennchen!
139.
Melodie: Schafft fie hinweg die ſtolzen Braten.
Bald giebt des, Jahres letzte Stunde die Karten ab von
Haus zu Haus, ichon freift der Becher in die Nunde, zu
feiern feinen Abſchiedsſchmaus! O fcheidendes Jahr, wenn
du lieb und nod) haft, fo bleib auf ein Weilchen noch bei
uns als Gaft!
Gern wollen heute wir vergeffen, was und nicht taugt
zum frohen Wein, und nicht nad) Grad und Zirkel meifen,
ob alles ging, wie's folte fein! Du haft zwar die Berge
niht eben gemacht, Doch uns auch viel Gutes und Kiebes
gebracht.
Wie bald gehörft du zu dev alten, zu längft entfloh'ner
Tage Zeit! und mit ihr müſſen wir's auc halten, man
weiß ja nicht: geht es noch weit? Uns Allen, die fterblich
die Mutter gebar, wird Neifegefährte ein jegliches Jahr.
Laßt ernft uns das Valet ihm geben, das endend heute
ſinkt hinab! Dann aber wieder frifch an's Leben, fo viel uns
noch die Spanne gab! Es wandle dann fröhlich zum Biele
den Gang; wir weihn ihm des Bechers erfreuenden Klang!
3*4
*8 8
—8
74 Bald graf’ ich‘ am Neckar.
Nicht wieder Pehrt die flücht'ge Stunde! Drum, wo
fie Breudenfadeln fchwingt, wo Kreundfchaft ladet ein zum
Bunde, wo Frauenhuld uns Rofen bringt, da, Freunde,
ift wahrlih das Säumen nicht gut, nur fohneller genießet
der fröhlihe Muth.
Mit folchen löblichen Entjchlüffen, das Herz für Gutes
reich zur hat, laßt uns das neue Jahr. begrüßen, das jest
aus feinem Dunkel naht! Wir wallen durch’ Leben, du
Eürzeft die Bahn, o fcheidendes Zährchen! Auf, Freunde,
Mingt an! Kretſchmar.
140.
Eigne Melodie.
Bald graf’ id am Neckar, bald graſ' ih am Rhein,
bald hab’ ich ein Schäßel, bald bin ich allein.
Mas Hilft mir das Grafen, wenn die Sichel nicht fhneid’t ;
was hilft mir das Schägel, wenn's bei mir nicht bleibt.
Und fol ich denn grafen am Nedar, am Rhein, fo
werf' ich mein ſchoͤnes Goldringlein hinein.
Es fließet im Nedar, es fließet im Rhein; fol ſchwim—
men hinunter in’s tiefe Meer ’nein.
Und ſchwimmt das Goldringlein, fo frißt es ein Fifch,
das Fifchlein fol Fommen aufs Königs fein Tiſch. |
Der König thut fragen: wem's Ninglein fol fein, da
thut mein Schag fagen: 's Goldringelein g’hört mein.
Mein Schägel thut fpringen Berg auf und Berg ein,
thut wiederum bringen 's Goldringelein fein:
„Kannſt grafen am Nedar, Tannft grafen am Rhein,
wirf du mir nur immer dein Ringlein hinein.”
„Des Knaben Wunderhorn.‘‘
141.
Bald ift ed wieder Nacht, ja wieder Nacht, mein Bett:
lein iſt gemacht. Drein will ich mich legen, wohl mit Got-
tes Segen, weil er die ganze Nacht, die ganze Naht, gar
treulih mich bewacht.
Da ſchlaf' ich fröhlich ein, ja fröhlich ein, gar ficher
kann ich fein: vom Himmel gefchwinde fommen Engelein
linde und deden ſtill mich zu, ja fill mich zu, und fchüßen
meine Ruh”.
Und wird's dann wieder' hell, ja wieder hell, dann wecken
fie mich ſchnell. Dann fpring’ ich fo munter vom Bettlein
herunter. Hab’ Dank, Gott Vater dur, Gott Vater du, ihr
Englein dazu! Volkslied.
Bald tönt dem alten Jahr. 75
142.
Melodie: Sch will einft bei Sa und Rein.
Bald finft nun der Mitternacht heil’ges Dunkel nieder,
und nach frohem Mahle lacht fanfte Ruh’ uns wieder. Aber,
Freunde, eh’ wir ruhn, eh’ wir liebend fcheiden, feid erft
eifrig, wohlzuthun, lindert Menfchenleiden.
Sab uns Gott nicht reich'res Loos, als den andern Kin-
dern? — Brübder-Elend ift fo groß, follten wir's nicht min:
dern? — Folgt darum des Vaters Ruf frei aus Herzens⸗
triebe, der zu einem Zweck und fchuf, fein Gebot ift: Liebe.
Seht, dort ſchleicht der Kranke ſchon wankend hin zum
Grabe; weinend flehbt er Sotteslohn eurer frommen Gabe!
Hört, wie feine Stimme bebt, Ichaut, fein Blick wird trü-
ber! — Und mit Segenswünfchen fehwebt er verflärt hinüber.
Selig, wer des Armen Noth zu erleichtern eilet, wer
mit Hungrigen fein Brod ohne Zaudern theilet; Denn der
bange Schmerzensmann, den wir tröftend pflegen, kommt
und froh als Engel dann über'm Grab entgegen.
143. .
Bald tönt dem alten Jahr die Scheideftunde, vollendet
hat’s die Bahn! Drum thut dem alten Freund im Brüber:
bunde die legte Ehre an.
Der Gläfer Klang, er fei fein Grabgeläute, und feinen
Sarkophag befprengen wir mit Punſch und Glühwein heute
an feinem legten ag.
Beräuchern ihy mit Knafter und Eigarren, ftatt Weih:
rauchswolken nun, und wünfchen ihm, bevor wir ihn ver-
herren, recht herzlich wohlzuruhn!
Auch geben wir ihm unſers Dankes Blüthen mit in
fein offnes Grab — weil er im Frieden ift dahin gefchieden,
und manche Freude gab.
Die Leiden aber, welche uns betrafen, die graben wir
mit ein; damit den ew’gen Schlaf fie mit ihm ſchlafen feft
unter'm Leichenftein.
Und laß er zum Legat der Freundfchaft Segen, daB innig
wir vereint die Hand uns drüden auf des Lebens Wegen,
wie jegt der: Kreund dem Freund! j
Laßt uns auf eine frohe Zukunft leeren die Gläfer, daß
fie hold das Befte Jedem von und mag bejcheren und Wein
und Minneſold!
76 Bauer, baue Keſſel!
Der Edlen, welchen ach! des Daſeins Blüthen gewelEr
nad) Schickſals Spruch, gedenkt; wuͤnſcht ihnen ſanfte Ruh’
und Frieden in ihrem Leichentuch.
Und nun das volle Glas zur Hand genommen, gefüllt
mit deutſchem Wein, wir heißen jest "dad Neue Jahr wiil-
fommen und weihen es fo ein!
So herzlich, wie c& heute und begonnen, fo bleib’ das
ganze Jahr; dann bringen wir ihm, ift_c6 froh zerronnen,
den Danf wie heut’ audy dar.
144.
Bauer, baue Kefjel! morgen wird «8 beffer, trägt Die
Braut das Waffer nein, paug! fällt der ganze Kefjel ein!
145.
Bäuerin! du follt heima gehn, dein Mann ift fehr
Frank! Und ift er ir krank, fo fag’ ih eu Danf; fomm,
lieber Franz, noch einen Zanz! noch iſt's nidht Zeit zum
Heimagehn! :,:
Bäuerin! du follt heima gehn, dein Mann liegt in den
legten Zügen! Und liegt er in den legten Zügen, fo laßt ihn
nur liegen. Komm, lieber Franz, ıc.
Bäuerin! du follt heima gehn, dein Mann kriegt Die
legte Delung! Und kriegt er die legte Delung, fo macht
meine Empfehlung. Komm, lieber Franz, ꝛc.
Bäuerin! du ſollt heima gehn, dein Mann, der iſt todt!
Und ift er denn todt, fo hat's Feine Noth. Komm, lieber Franz zc.
Bäuerin! du follt heima gehn, dein Mann wird be-
graben! Und wird er begraben, fo will ich mich laben.
Komm, lieber Franz ıc.
Bäuerin! du folt heima gehn, ein alter Freier iſt im
Haus! Und ift er im Haus, jo werft ihn hinaus. Komm,
lieber Franz, ıc. j
Bäuerin! du follt heima gehn, ein junger Freier ift im
Haus! Und ift er im Haus, fo laßt ihn nicht 'naus. «Mein
lieber Franz, den legten Zanz, jest ift c& Zeit zum Heima—
- gehn, jegt ift ed Zeit zum Heimagehn!
Volkslied. Aufgezeichnet von W. Eprnelius.
146.
Körner's Geifterftimme.
Bedeckt mit Moos und Scorfe ein GEichbaum, hoch
und ſtark, ftcht bei Wöbblin, dem Dorfe, in medienburger
Seginnt bei'm frohbehrängten Mahle. 77
Mark; darunter ift von Steine ein neues Grab gemacht,
draus fleigt im Mondenfcheine ein Geift um Mitternacht.
Er richtet auf die NRinden des Baums den Blid und
left den Namen, der zu finden dort eingegraben ift; bann
iuht er mit den Händen ein Schwert, das liegt am Dirt,
und gürtet um die Lenden fich dieſes Schwert fofort.
Langt dann nad einer Leier, nimmt fie vom Aft herab,
und fegt in ftiller Feier fih fingend auf fein Grab: „Ich
war im Zugendbraufe ein vafcher Keiterömann, bis hier im
tunfeln Haufe ih Ruh’ und Raſt gewann.”
„Ih war‘ ein freier Säger in Lüsow’s wilder Schar,
und auch ein Zitterfchläger, mein Schwertliedb Fang fo Bar.
Rın reiten Die Genofjen allein auf ihrer Fahrt, da ich vom
Rob gefchoffen und hier begraben ward.”
„Ihr mögt nun weiter traben, bis daß ihr kommt an’s
ziel: ihr Habet mich begraben, wie es mir mwohlgefiel; es
ind die beiden Lieben, die mir im Leben werth, im Zode
‚ hit geblieben, die Keier und das Schwert.”
„sh feh’ auch meinen Namen, daß er unfterblich fei,
geſchnitten in den Rahmen der Eiche, fchön und frei. Es
And die fhönften Kränze gegeben meiner Gruft, die fid in
dem Renze erneu'n mit frifchem Duft.”
„Die Eich’ ob meinem Scheitel, wie iſt der Kranz fo
top! Mein Ringen war nicht eitel, ich ruh' in ihrem Schooß;
Ran hat in Fürftengrüften beftatten mich gewollt; hier in
den friſchen Düften ihre ruhn mich laſſen ſollt!“ ia
ert.
147.
Beginnt bei'm frohbefranzten Mahle der Freude Feft:
geſang! Sie winkt aus ftrahlendem Pokale, fie liebt den
Becherklang, fie weiht in mander fel’gen Stunde und ein
um feften Freundfchaftsbunde: Ihr tüne unfer Dank!
Sft der auf Gottes fchöner Erde des ſchönen Kebens
werth, der kalt mit mürrijcher Geberde den Ruf der Freude
hert? Rein, fern von unfrer Freunde Kreife fei jeder, ber
na Eulenweife der Freude ſich erwehrt!
Die Parze fpann, und unfer Leben, beherriht von ihr,
begann. Der Menfchheit gute Engel weben der Freude Fä-
den dran, und knuͤpfen Fürften auf den Thronen mit Skla⸗
ven, die im Dunkeln wohnen, an diefe Feſſel an.
Der uns zum Erbenleben weihte, des Tages Genius,
gab Sang und Zanz uns zum Geleite, habt Grieögram und
78 Beglückt, beglückt.
Verdruß. Wir fingen dir bei'm Saft der Reben, du weibef
fegnend unfer Leben dem fröhlichen Genuß. Ä
Kehr’ oft zu deinem Fefte wieder zu Tanz und zu Se:
fang! Und hör’ bei'm Schalle froher Lieder der Becher voller
Klang! Und glänzt, nad) manchem fchönen Jahre, der Scheite
uns mit Silberhaare, bringt dir der Enkel Danf. |
€..$. Shmidt-Phifelderk.
148. *
u Beglüdt, beglüdt, wer die Geliebte findet, die feinen
Sugendtraum begrüßt, wenn Arm um Arm, und Get um
Geift fih windet, und Seel’ in Seele ſich ergießt!
Die Liebe macht zum Goldpalaft die Hütte, freut auf
die Wildniß Zanz und Spiel, enthüllet uns der Gottheit Leife
Zritte, giebt uns des Himmels Vorgefühl!
Sie maht das Herz der Schwermuth fruhlingsheiter,
fie bettet und auf Rofenau’n, und hebet uns auf eine Him—
melöleiter, wo wir den Glanz der Gottheit fchaun.
Sie giebt dem Glanz des Morgens hell're Röthe, und
lihter Grün dem Schattenwald, und füßern Klang der fpä-
ten Abendflöte, die aus des Dorfes Buchen fchallt.
Die Liebenden find fchon zu beffern Zonen auf Flügeln
ihrer Lieb' erhöht, empfahen ſchon des Himmels goldne Kro—
nen, eh’ ihr Gewand in Staub vermeht.
Sie kümmern ſich um keine Erdengüter, find fi die
ganze weite Welt, und fpotten dein, du flolzer Weltgebieter,
vor dem der Erdfreis niederfält!
Sanft hingefchmiegt auf feidne Frühlingsrafen, auf Blu-
men’ eined Quellenrands, verlachen fie die bunten Seifen:
blafen des liebeleeren Erdentands.
Ein Drud der Hand, der durch das Keben fchüftert,
und eined Blickes Trunkenheit, ein Feuerkuß, der von der
Lippe zittert, giebt ihnen Engelfeligkeit.
Ein Blick der Lieb', aud dem die Seele blicket, in dem
ein Engel ſich verklärt, ein füßer Wink, den die Geliebte
nicket, it taufend diefer Erden werth.
Ein Herzensfuß, den felber Engel neiden, kuͤßt ihren
Morgenfchlummer wah, ein Reihentanz von ewig jungen
Freuden umfchlingt den lieben langen Tag.
Ein füßer Schlaf finft auf ihr Feufches Bette, wie auf
die Lauben Edens funk. Kein Endlicher mißt ihrer Freuden
Kette, wer nicht den Kelch der Kiebe trank. vr .
ity.
Dei dem angenehmften Wetter. 79
149.
Melodie: Bekränzt mit Laub.
Begrüßet mit dem Jubelton der Kreude bie anmuths-
sole Flurz und fühlet ganz bie reinfte Wonne heute -im
Schooße der Ratur.
©eleitet von der freuen Freundſchaft, wallen zu ihrem
Zempel wir; fie wölbte ſich ihn felbft aus Blätterhallen der
deutſchen Eichen bier.
Blidt um euch ber, mit Gaben reich beladen ift ihre
Blüthenbahn; wogt dort nicht in dem Wellenfchlag der Saaten
ein Segensocean?
In ihrem weiten fegensvollen Kreife erweitert fi) das
Herz, denn an der Mutterbruft da fehwindet Leife der Kum⸗
mer und der Schmerz.
Laßt fröhlich ihre Spenden und genießen, die fie uns
reich befchied, der Freude bolde Rofen, fie entfprießen dem
fröhlichen Gemüth!
Mit goldnem Zraubenblut füllt die Pokale; der Becher
frei? herum. Auf, opfert der Natur die erfte Schale! in
ihrem SHeiligthum.
Es gleichet ihrem fegendoollen Bilde, was ihr wohl Alle
wißt, der befte König, der ihr ftets vol Milde an Wohl«
thun ahnlich ift.
Drum ftoßet an, als Achte deutfche Söhne, ihn und das
Vaterland, das hehre Königshaus mit Heil befröne der Vor:
icht reiche Hand. .
Der Freundfchaft und der reinen treuen Liebe fei nun
cin Hoch geweiht! fie, die und durch die feligften der Triebe
begluͤcket und erfreut.
Den Holden gilt dies Glas in unferm Kreife, gefüllt
mit Götterwein, die und den Pfad auf diefer Pilgerreife mit
Blumen überftreun.
Hoc leben alle treuen muntern Gäfte bier bei uns groß
und Elein! Wir fohließen felbft, an diefem fchönen Feſte, die,
ganze Menfchheit ein.
Oft fol der Freundſchaft Weihe wiederfehren, daB wir
die Freundeshand als Greife nody uns drüden, Gläfer leeren,
im treuen Vaterland! .
150.
Der wandernde Student.
Bei dem angenehmften Wetter fingen alle Bögelein;
Haticht der Regen auf Die Blätter, fing’ ich fo für mich allein.
74 Bald graf’ ich! am Neckar.
Nicht wieder kehrt die flüchht'ge Stunde! Drum, wo
fie Freudenfackeln fhwingt, wo Freundſchaft ladet ein zum |
Bunde, wo Frauenhuld und Rofen bringt, da, Freunde,
ift wahrlich das Saͤumen nicht gut, nur fehneller genießet
der fröhliche Muth. |
Mit ſolchen Löblihen Entfchlüffen, das Herz für Gutes
reich zur That, laßt und das neue Jahr begrüßen, Das jegt Ä
aus feinem Dunkel naht! Wir wallen durch’ Leben, du.
Fürzeft die Bahn, o fcheidendes Jaͤhrchen! Auf, Freunde,
Mingt an! Aretſchmar.
140.
Eigne Melopie.
Bald graf ih am Nedar, bald graf’ ich am Rhein, |
bald Bub ih ein Schäßel, bald bin ich allein.
Was Hilft mir das Grafen, wenn die Sichel nicht fchneid’t ;
was hilft mir das Schägel, wenn’s bei mir nicht bleibt.
Und fol ih denn grafen am Nedar, am Rhein, fo
werf ich mein fhönes Goldringlein hinein.
Es fließet im Nedar, ed fließet im Rhein; fol ſchwim-
men hinunter in's tiefe Meer ’nein.
Und ſchwimmt das Goldringlein, fo frißt e8 ein Fiſch,
das Filchlein fol Tommen aufs Königs fein Tiſch.
Der König thut fragen: wem's Ninglein fol fein, da
thut mein Schag fagen: 's Soldringelein g’hört mein.
Mein Schägel thut fpringen Berg auf und Berg ein,
thut wiederum bringen 's Goltringelein fein:
„Kännft grafen am Redar, Tannft grafen am Rhein,
wirf du mir nur immer dein Ninglein hinein.‘
' „Des Knaben Wunderhorn.“
141.
Bald ift ed wieder Nacht, ja wieder Nacht, mein Bett-
lein ift gemacht. Drein will ich mich legen, wohl mit Got:
tes Segen, weil er die ganze Nacht, die ganze Nacht, gar
treulich mich bewacht.
Da ſchlaf' ich fröhlich ein, ja fröhlich ein, gar ſicher
kann ich fein: vom Himmel gefchwinde kommen Engelein
linde und deden ſtill mich zu, ja ftil mid) zu, und fchüßen
meine Ruh”.
Und wird’ dann wiederihell, ja wieder hell, dann wecken
fie mid) ſchnell. Dann fpring’ ich fo munter vom Bettlein
herunter. Hab’ Dank, Gott Vater du, Gott Vater du, ihr
Englein dazu! Boltslied.
Bald tönt dem alten Jahr. 75
142.
Melodie: Sch will einft bei Ja und Rein.
Bald finft nun der Mitternacht heil'ges Dunkel nieder,
und nach frohem Mahle lacht fanfte Ruh’ uns wieder. Aber,
Sreunde, eh wir ruhn, eh’ wir liebend fcheiden, feid erſt
eifrig, wohlzuthun, lindert Menfchenleiden.
Gab uns Bott nicht reich'res Loos, ald den andern Kin-
dern? — Brüder:Elend ift fo groß, follten wir's nicht min:
dern? — Folgt darum des Vaters Ruf frei aus Herzens:
triebe, der zu einem Zweck und ſchuf, fein Gebot ift: Liebe.
Seht, dort fchleicht der Kranke ſchon wankend hin zum
Grabe; weinend fleht er Gotteslohn eurer frommen Gabe!
Hirt, wie feine Stimme bebt, ſchaut, fein Bli wird trü-
ber!— Und mit Segenswünfchen ſchwebt er verflärt hinüber.
Selig, wer des Armen Roth zu erleichtern eilet, wer
mit Hungrigen fein Brod ohne Zaudern theilet; denn der
bange Schmerzensmann, den wir tröftend pflegen, kommt
und froh als Engel dann über'm Grab entgegen.
143.
Bald tönt dem alten Jahr die Scheideftunde, vollendet
hat's die Bahn! Drum thut dem alten Kreund im Brüder:
bunde die legte Ehre an.
Der Släfer Klang, er fei fein Grabgeläute, und feinen
Sarkophag befprengen wir mit Punfd und Glühwein heute
an feinem legten Zag.
Beraͤuchern ihn mit Knafter und Eigarren, flatt Weib:
tauhswolfen nun, und wünfcen ihm, bevor wir ihn ver-
harten, recht herzlich wohlzuruhn!
Auch geben wir ihm unſers Dankes Blüthen mit in
jein offnes Grab — weil er im Frieden ift dahin gefchieden,
und manche Freude gab.
Die Keiden aber, welche uns betrafen, die graben wir
mit ein; damit den ew’gen Schlaf fie mit ihm fchlafen feft
unter'm Leichenftein. .
‚ Und laß er zum Legat der Freundſchaft Segen, daß innig
Bir vereint die Hand uns drüden auf ded Lebens Wegen,
Wie jegt der Freund Dem Freund! .
Laßt uns auf eine frohe Zukunft leeren die Gläfer, daß
fie Hold dad Befte Jedem von und mag bejcheren und Wein
und Minneſoid!
76 Baur, baue Keſſel! |
Der Edlen, welchen ach! des Dafeins Blüthen gewelkz |
nad, Schickſals Spruch, gedenkt; wuͤnſcht ihnen fanfte Ruh'
und Frieden in ihrem Keichentuch.
Und nun das volle Glas zur Hand genommen, gefüllt
mit deutſchem Wein, wir heißen jetzt dad Neue Jahr will-
fommen und weihen es fo ein! |
So herzlich, wie ed heute und begonnen, fo bleib’ das
ganze Jahr; dann bringen wir ihm, ift_c6 froh zerronnen,
den Dank wie heut’ aud) dar.
144.
Bauer, baue Keffel! morgen wird «8 beffer, trägt Die
Braut das Wafler 'nein, paus! fallt der ganze Kefjel ein!
145.
Bäuerin! du follt heima gehn, dein Mann ift fehr
frank! Und ift er jehr krank, fo fag’ ich eu) Dank; komm,
lieber Franz, noch einen Zanz! noch iſt's nit Zeit zum
Heimagehn! :, |
Bäuerint du jet heima gehn, dein Mann liegt in den
legten Zügen! Und liegt er in den legten Zügen, fo laßt ihn
nur liegen. Komm, lieber Franz, ıc.
Bäuerin! du follt heima gehn, dein Mann Eriegt die
legte Delung! Und Friegt er die legte Delung, fo macht
meine Empfehlung. Komm, lieber Franz, ıc.
Bäuerin! du follt heima gehn, dein Mann, der ijt tobt!
Und ift er denn todt, fo hat's keine Noth. Komm, lieber Franz zc.
Bäuerin! du folt heima gehn, dein Mann wird be—
graben! Und wird er begraben, fo will ih mich laben.
Komm, lieber Franz ıc.
Bäuerin! du jolt heima gehn, ein alter Freier ift im
Haus! Und ift er im Haus, jo werft ihn hinaus. Komm,
lieber Franz, ıc.
Bäuerin! du follt heima gehn, ein junger Freier iſt im
Haus! Und iſt er im Haus, fo laßt ihn nicht 'naus. »Mein
lieber Franz, den legten Tanz, jest ift c& Zeit zum Heima—
. gehn, jet ift ed Zeit zum Heimagehn!
Volkslied. Aufgezeichnet von W. Cornelius.
146.
Körner's Geifterftimme.
Bededt mit Moos und Schorfe ein Eichbaum, hoch
und ftarf, ficht bei Wöbblin, dem Dorfe, in medienburger
Seginnt bei'm frohbehränzten Mahle. 77
Mark; darunter iſt von Steine ein neues Grab gemacht,
draus ſteigt im Mondenſcheine ein Geiſt um Mitternacht.
Er richtet auf die Rinden des Baums den Blick und
lieſt den Namen, der zu finden dort eingegraben iſt; dann
ſucht er mit den Händen ein Schwert, das liegt am Ort,
und gürtet um die Lenden fich dieſes Schwert fofort.
Zangt dann nad einer Leier, nimmt fie vom Aft herab,
und fegt in ftiller Feier fi fingend auf fein Grab: „Ich
war im Sugendbraufe ein rafcher Reitersmann, bis hier im
dunkeln Haufe ic) Ruh’ und Raft gewann.”
„Ich war‘ ein freier Jaͤger in Luͤtzow's wilder Schar,
und auch ein Zitterfchläger, mein Schwertlied klang fo Bar.
Nun reiten die Genofjen allein auf ihrer Fahrt, da ich vom
Roß gefchoffen und hier begraben ward.’
„Ihr mögt nun weiter traben, bis daß ihr kommt an’s
Ziel: ihr habet mid, begraben, wie ed mir wohlgeficl; es
find die beiden Lieben, Die mir im Leben werth, im Tode
mir geblieben, die Xeier und das Schwert.”
„Sb ſeh' auch meinen Namen, daß er unfterblich fei,
gefepnitten in den Rahmen der Eiche, fchön und frei. Es
find Die fchönften Kränze gegeben meiner Gruft, bie fih in
jedem Lenze erneu’n mit frifhem Duft.”
„Die Eich’ ob meinem Scheitel, wie ijt der Kranz fo
groß! Mein Ringen war nicht eitel, ich ruh’ in ihrem Schooß ;
Man hat in Furftengrüften beftatten mich gewollt; hier in
den frifchen Düften ihr ruhn mich laſſen folt!” Al
ext.
‚147.
Beginnt beim frohbefrängten Mahle der Freude Feſt⸗
gefang! Sie winkt aus ftrahlendem Pokale, fie liebt den
Becherflang, fie weiht in mancher fel’gen Stunde und ein
um feften Freundſchaftsbunde: Ihr toͤne unfer Dank!
Sft der auf Gottes fchöner Erde des fchönen Lebens
werth, der Falt mit mürrifcher Geberde den Ruf der Freude
hört? Nein, fern von unfrer Freunde Kreife fei jeder, ber
nah Eulenweife der Freude ſich erwehrt!
Die Parze fpann, und unfer Leben, beherrſcht von ihr,
begann. Der Menfchheit gute Engel weben ber Breude Fä—
den dran, und Enüpfen Fürften auf den Zhronen mit Skla⸗
ven, die im Dunkeln wohnen, an diefe Feſſel an.
Der und zum Erbenleben weihte, des Tages Genius,
gab Sang und Tanz und zum Geleite, habt Griedgram und
78 Beglückt, beglücht.
Verdruß. Wir fingen dir bei'm Saft der Reben, -du weiheſt
ſegnend unſer Leben dem froͤhlichen Genuß.
Kehr' oft zu deinem Feſte wieder zu Tanz und zu Ge—
fang! Und hör’ bei’ m Schalle froher Lieder der Becher vollen
Klang! Und glänzt, nach manchem fchönen Jahre, der Scheitel
uns mit Silberhaare, bringt Die der Enkel Danf.
€... Schmidt- Phifelverk.
: 148. *
u Begluͤckt, beglüdt, wer die Geliebte findet, die feinen
Zugendtraum begrüßt, wenn Arm um Arm, und Geift um
Geift fih windet, und Seel! in Seele fi) ergießt!
Die Liebe macht zum Golöpalaft Die Hütte, ftreut auf
die Wildniß Zanz und Spiel, enthüllet uns der Gottheit leiſe
Tritte giebt und des Himmels Vorgefuͤhl!
Sie maht das Herz der Schwermuth frählingsheiter,
fie bettet und auf Rofenau'n, und hebet uns auf eine Din
melöleiter, wo wir ben Glanz der Gottheit fchaun.
Sie giebt dem Glanz ded Morgens hell’re Roͤthe, und.
lichter Grün dem Schattenwald, und füßern Klang der pa
ten Abendflöte, die aus des Dorfes Buͤſchen ſchallt.
Die Liebenden find ſchon zu beſſern Zonen auf Flügeln |
ihrer Xieb’ erhöht, empfahen ſchon des Himmels goldne Kro:
nen, eh ihr Gewand in Staub vermweht.
Sie kuͤmmern ji um Feine Erdengüter, find fi die
ganze weite Welt, und fpotten bein, du ftolger Weltgebieter,
vor dem der Erdfreis niederfällt! |
Sanft hingefchmiegt auf feidne Frühlingsrafen, auf Blu: |
men’ eined Quellenrandd, verlachen fie die bunten Seifen:
blafen des Tiebeleeren Exdentande. |
Ein Drud der Hand, der durch das Leben fihüftert,
und eined Blickes Truͤnkenheit , ein Feuerkuß, der von der,
Lippe zittert, giebt ihnen Engelſeligkeit.
Ein Blick der Lieb’, aus dem die Seele blicket, in dem
ein Engel ſich verklärt, ein füßer Wink, den die Geliebte
nidet, it taufend diefer Erden werth. |
Ein Herzenskuß, den felber Engel neiden, kuͤßt ihren
Morgenfhlummer wah, ein Neihentanz von ewig jungen
Freuden umfchlingt den lieben langen Zag. !
Ein füßer Schlaf finft auf ihr Feufches Bette, wie auf
die Lauben Edens ſank. Kein Endlicher mißt ihrer Freuden |
Kette, wer nicht den Kelch der Liebe trank, 98
ip.
I
Dei dem angenehmften Wetter. 79
149.
Melodie: Bekränzt mit Laub.
Begrüßet mit dem Jubelton der Freude bie anmuths-
sche Flur; und fühlet ganz bie reinfte Wonne heute -im
Schooße der Ratur.
Geleitet von ber treuen Kreundfhaft, wallen zu ihrem
Zempel wir; fie wölbte fi ihn felbft aus Blätterhallen ber
deutfchen Eichen hier.
Blidt um euch ber, mit Gaben reich beladen ift ihre
Blüthenbahn; wogt dort nicht in dem Mellenfchlag der Saaten
ein Segendocean?
In ihrem weiten fegensvollen Kreife erweitert ſich das
Herz, denn an der Mutterbruft da fchwindet leife der Kum:
mer und der Schmerz.
Laßt fröhlich ihre Spenden und genießen, die fie uns
reich befchied, der Freude holde Roſen, fie entfprießen dem
fröhlichen Gemüth!
| Mit goldnem Zraubenblut füllt die Pokale; der Becher
frei? herum. Auf, opfert der Natur die erfte Schale! in
ihrem SHeiligthum.
Es gleichet ihrem fegensvollen Bilde, was ihr wohl Alle
wißt, der befte König, der ihr ſtets vol Milde an Wohl⸗
thun ahnlich ift. .
Drum ftoßet an, ald Achte‘ deutfche Söhne, ihn und das
Vaterland, das hehre Königshaus mit Heil befröne der Vor:
ht reihe Hand. >
Der Freundſchaft und der reinen treuen Liebe fei nun
ein Hoch geweiht! fie, die uns durch die feligften der Triebe
beglücket und erfreut.
Den Holden gilt Died Glas in unferm Kreife, gefüllt
mit Götterwein, die und den Pfad auf diefer Pilgerreife mit
Blumen überftreun.
Hoc Leben alle treuen muntern Gäfte hier bei uns groß
und Elein! Wir jchließen. felbft, an diefem fchönen Feſte, die,
ganze Menfchheit ein.
Dft fol der Freundſchaft Weihe wiederfehren, daß wir
die Freundeshand als Greifenody und drüden, Gläfer leeren,
im treuen Baterland! .
150.
Der wandernde Student.
Bei dem angenehmften Wetter fingen alle Wögelein;
Hatfcht der Regen auf die Blätter, fing’ ich fo für mich allein.
80 Dei der letzten Stunde Feier.
Denn mein Aug’ kann nichts entdedien, wenn der Blig
auch graufam glüht, was im Wandeln Fönnt’ erfchreden cin
zufriedene® Gemüth.
Frei von Mamnıen will ich fchreiten auf dem Feld der
Wiffenfhaft, finne ernft und nehm’ zu Zeiten einen Mund
voll Rebenfaft. ‚
Bin ic) müde "vom Studiren, wenn der Mond tritt
fanft herfür, pfleg’ ich dann zu muficiren vor der Allerfchön:
ften Thür. Eichendorff.
151.
Melodie: Freude, Schwefter edler Seelen.
Bei der legten Stunde Feier fei dir auch ein Lied ge—
weiht, Huldin mit dem Nebelfchleter, felige Vergangenheit!
Auch in dem entfchwundnen Jahre danken wir dir Sram
und Luft; und fo waltet bis zur Bahre Wechſel in des Men:
fchen Bruft. (Chor:) Selig, wen im Strom der Zeiten
der Erinnerung Roſen blühn, und wenn Dornen ihn umziehn,
Lieb’ und Hoffnung ihn begleiten. |
Lieblich röthet unfer Leben Morgenglanz und Abendfchein ;
Freundfchaft, Muth und Schidfal weben Freuden ohne Zahl
hinein; Weisheit iſt's, fie ſchnell umwinden bei des Früh:
lings Sonnenblid. Ad! im Strom der Leiden fchwinden
Frohfinn und der Liebe Gluͤck. (Chor:) Kaßt der Weisheit
Wort uns ehren: denn die Blume, die und winft, fchnell
zu brechen, eh’ fie finkt, deutet ihre goldnen Kehren.
In des Säuglinge Holden Zügen lächelt Wonne, athmet
Luft; Raute des Entzüdens fliegen auß der jungen Mutter Bruft;
Monne fhallt im Knabenfpiele aus der frohen Kinder Mund,
fpricht in heiligften Gefühlen aus des Jünglings Bruderbunt.
(Ehor:) Wonne tönt im trauten Bunde aus der Sänger
frohen Neih'n! und, von ihr begeiftert, weihn wir des Jah—
res letzte Stunde.
In der Jugend Freudenſonne, bei dem ſeligſten Verein,
kuͤndet Blick und Mund die Wonne, der ſich treue Herzen
weihn! Wonne ſtrahlet und Entzuͤcken aus des Mannes Geiſt
zuruͤck, in der Jungfrau keuſchen Blicken ſpiegelt ſich der
Liebe Glück. (Chor:) Laßt uns Luſt und Herzen tauſchen,
weil noch Blick und Wange glüht, ch’ des Lebens Lenz ver:
blüht und die Stunden ſchnell verrauſchen.
Selbft im Silberglanz der Haare, in des Abendrothes
Saum, lacht dem Greis vergangner Jahre glüdlicher Erinn:
rungstraum; in der Enkel holden Reihen fieht er feine Bluͤ—
thenzeit fi) in deinem Glanz erneuen, felige Vergangenheit.
‘Dei dieſem kalten Mehen. 81
(Chor:) Ihr, der Zröfterin im Keiden, heiliger Erinnerung,
tönet unfre Huldigung bei des Jahres legten Freuden.
So umſchlingt die Blüthentage forgenfreier Jugendzeit,
fp dem Greis am Sarkophage, Freude, deine Geligkeit.
Auf! und Laßt im frohen Bunde ihrem Himmelsſtrahl uns
weihn, und in jeder Goͤtterſtunde dieſen fhönen Bund er:
neun. (Ehor:) Bon der Früchte Kreis umfchlungen fei, bei
diefeß Sahres Schluß, in der Wonne Hochgenuß, Heil dem
fonmenden gejungen!
. 152.
Melodie: Im Kreife froher kluger Zecher.
Bei diefem Hefte, wadre Brüber, vergeßt der beutfchen
Frauen nicht, weiht ihnen laute Subellieder, denn fie zu
ehren heifcht die Pflicht. Wer läßt fein Glas wohl leer noch
ſtehn, gilt's auf der Frauen Wohlergehn? (Ehor:) Wer
laßt jein Glas um... . oo.
om Himmel find fie uns gegeben zu unfrer Freud”,
sum böchften Glück, denn was verfüßt wohl mehr das Leben,
als einer holden Gattin Bid? Mer läßt fein Glas wohl
leer noch ſtehn, gilt’$ auf der Gattin Wohlergehn? (Ehor:)
Ber laͤßt fein Glas ıc. |
Und brüden uns bes Lebens Sorgen, ber Gattin Liebe
macht fie Leicht, wenn fie am Abend, wie am Morgen, die
treue Hand, ben Kuß uns reicht... Drum dreimal hoch! es
Mingt fo ſchön, der guten Frauen MWohlergehn! (Chor:)
Drum dreimal body 1c. .
Sp füllet noch) ‚einmal die Becher, und voll bis an den
Rand gefchentt, gar wohl geziemt's dem deutſchen Becher,
daß er der deutfchen Frau'n gedenkt. Und Keiner (aß dus
Glas mir fiehn, ed gilt ber Frauen Wohlergehn! .(Chor:)
Stoßt an, wer ließ’ das Glas wohl ftehn, ed gilt der Frauen
Wohlergehn! . ,
—153.
Winterreiſe. J
Bei een ch —— alle Straßen leer, bie
Waſſer ſtille ſtehen, ich aber.fchweif umher.
Die Sonne ſcheint fo:trübe, muß fruͤh hinuntergehn,
erloſchen iſt die Siebe, dio Luſt kann nicht beſteh
Kun geht der Wald zu Ende, im:Donfe mach' ich Halt,
da waͤrm' ich mir die Hände, bleibt; auch dad Herze Kal
MT un. ME Dit 22 BUND...
J. 6
82 Bei einem Wirthe, wundermild.
154,
. Bei einem Wirthe, wundermild, ba war ich jüngft zu
Gaſte, ein goldner Apfel war fein Schild an einem langen Aſte.
.“ &8 war her gute Aepfelhaum, bri, dem ich eingeßehret;
mit füßer Koft und frifhem Schaum Hat er mich wohl genähret.
Es kamen in fein grünes. Haus, viel leichtbeſchwingte
Gaͤſte; ſie ſprangen frei. und hielten Schmaus und fangen
auf das Befte. rn oo
Sch fand ein Bett zu füßer Ruh’ auf weichen, "grünen
Matten; der Wirth, er beckte felbft mich zu mit feinem
kühlen Schatten » 2.2 LE no
Nun fragt. ih nah der Schuldigkeit, da ſchuͤttelt' er
den Wipfel. Gefegnet: ſei cr allegeit ‚von der Wurzel bis
zum Gipfel nn . Mann.
tur 13Bß.
Melodje: Vom hohen Gdtterſig.
Bei Feſtesſsglanz, wenn froh die Herzen ſchlagen, und
volle Becher ſchäumend ſtehn, muß Liederſchall empor bie
Seelen tragen zum Flug auf Tichte Hünmelshöh’n. :: Erwa⸗
het, ihr Zöne, zum Iubelgefang am Tage der Freude bei'm
Berherlang, 5 ig
8wei Geiſter hat die Freundſchaft ſich erkohren, zum
Zauber jeder Menſchenbruſt, der eine wird aus Traubenſaft
geboten, den andern zeugt der Kieder Luft: verbundene Gei-
fter, wir Iogen euch ein, ihr follet willkommne Sefellen ung fein.
Der Becher winkt, es rauſchen hell die Seiten, und
Freudengoͤtter ziehen ein. So war's Gebrauch zu unfrer
Väter. Zeiten, bei Feſten muß geſungen fein. Wir ehren
die Sitten der Alten und weihn zu feflliher Freude mit Lie:
dern den Mein. -
Wenn auf der Burg in hochgewölbter Halle des Helden-
mahles Jubel Hang; dann fehlte nie bei hellem Becherichalle
bes biedern Sängers Hochgeſang. Die Alten verftanden’s,
mit göttlicher Luft entzünden und Lieber und Becher die Bruft.
Bald hat der Herbſt auf. bleichgewordnen Wieſen der
Bäume dürren Schmuck zerſtreut; o mügt bie Zeit und laßt
uns froh genießen die Freuden, ‚die fie fliehend beutz ihr
Winde, verwieht ihr den Bauman das Grün, ſo nehmt nur
auch unfere Sorgen mit.bin. . ,
Komm, Labetrand, du ſollſt umfenft nicht winfen, für
Breudentage aufgefpart! Im Becher fol, was uns befchwert,
Bei Celberg auf der grünen An. 83
verfinfen, fo iſt der: üchten Deutfehen Art. Kauft heller,
ihr Saiten, du Pankengeton, Laßt. fihnefler die freien Ge:
danken ſich drehn. in W
186. —
Melodie von W. Corneljius.
‚Bei Ilmenau, auf einem Berg', Wohl auf dem Kickel⸗
bahn, da wohnt ein Altes Jaͤgerweib das hat nur einen- Bahn!
Und bei-dem alten Jägerweib hab' ich einft eine‘ Nacht,
auf kreuzfideler Wanderfahrst, mit Freunden: zugebracht.
Mein erſter Freimd ein. Jäger war, der ſchafft' den Ha⸗
jen an, den beſſer als dies Jägerweib' Fein Jagbr braten Fann.
Mein zweiter Breund ein Müller war, der bracht’ fein
Enke Fra damit 28 zu den Knödeln uns am Fundament
nit fehl”. i
’ Mein dritter Freund ein Meier war, bracht' Eier, But:
ter, Kraut,’ und alles, was ein Weib ſonſt gern in ihrer
Küche ſchaut. in |
Der Vierte, der fehr geiſtreich war, den drückt’ cin Faf
I fehr, dem thaten wir bie Kreundfchaft an und tranfen es
ihm ker. : . - .. . s
So that ein Jeder, was er Eonnt‘, und felbft die Alte
nr He mancher Sahnurr und alten Maͤhr zu wuͤrzen
unfre Luſt. 2 nl
Nur ich allein, ich Taugenichts, hatt’ gar nichts mit:
gebracht, und nahm auch nach ‚die Freude mit, die dieſes
Lied gemacht. W. Cornelius.
157.
Das Lied von Gueifenan.
Bei Eofberg auf'der grünen Au,’ Suchheidideil Juch—
heididei! geht's mit dem Leben nicht zu genäu, Zuchhei!
Juchhei! Zuchheil Da donnert's: von Kanonen, da fät man
blaue Bohnen, die nummer Stengel treiben, bei Golberg auf
der Au. . . FR . ..
Bei Colberg hat es flinken Tanz, Juchheididei! Juchhei⸗
bibei! um Mau'r und Graben, um Wall und Schanz, Juchhei!
Juchhei! Juchhei! Sie tanzen alſo munter, daß mancher wird
herunter vom Zanzplatz tobt getragen bei Colberg auf-der Un.
Wie heißt die Braut, die Hochzeit hält? Juchheididei!
Juchheididei! um: die: ſo Mancher tanzend fällt? Juchhei!
Juchhei! Juchher! Stadt Colberg Heißt Die Schöne, ſie weckt
die hellen Zönd, . Wonach: Die Tanzer tanzen auf Colbergs
grüner Au. on be oo. g* ar
88 Bei Cird und Wein.
7 Wie heißt ihr fchöner Bräutigam? Juchheididei! Juch⸗
heididei! Es ift ein Held von deutſchem Stamm, Juchhei!
Juchhei! Suchhei! ein Held von ächten Treuen, bei fich Die
Deutfchen freuen, und Gneif'nau Elingt fein Name auf Col⸗
bergs grüner Au.
Bei Eolberg auf der grünen Au’, Juchheididei! Sue
didei! da tanzt der tapfre Gneiſenau, Juchhei! Suchhei!
Juchhei! voran zu ſchnellen Saiten. Was ſoll der Tanz be:
deuten? Franzoſen ſollen ſterben auf Eolbergs gruͤner Au.
So ging's auf Colbergs gruͤner Au; Zuchheididei! Juch⸗
heididei! mit Tod und Leben nicht gu genen, Iuchheil Juchhei!
Suchhei! und manchen Franzmann haben fie nach dem Tanz be=
graben, der Zanz ging ihnen zu mächtig auf Colbergs grüner Au.
Doch als es fill wird auf der Au von Heididei, Such»
heidideil da daucht ed fchlecht dem Gneifenau. Er ſpricht:
„Bi ei, ei ei!’ Er baffet die Franzofen, die argen Ohne-
bofen, nach England thut er reifen von Colbergs grüner Au.
Komm nun zurüd, du frommer Held! Juchheididei!
Zuchheididei! und zieh mit Deutichen froh in's Feld, Suchhei!
Suchheil Juchhei! thu' einen Tanz noch wagen, wir woll'n
die Franzen ſchlagen, mit dir und deinem Degen auf Deutſch⸗
lands grüner Au. ' Fun
Komm nun zurüd aus Engeland, Auchheibidei! Juch—⸗
heididei! das Gluͤck hat Alles umgewandt, Juchhei! Juchhei!
Juchhei! Komm, laß. dein Spiel erklingen, komm, laß die
Franzen fpringen, wie du fie ſpringen Ve guf Colbergs
rnoe.
grüner Au. 1813.
‚158.
Melodie: Som hoh'n Dlymp herab. .
Bei Lied und Wein laßt uns den Gram verfcheuchen,
es flammt Gefang im deutfhen Wein; der Jugend Bititthen-
zeit wird nicht verbleichen, fo lang' und Lieder noch erfreun.
:;: Kreiheit und Liebe ift unfer Panier, feft wie die. Eichen
im Sturm flehen wir! ;,: a Er Dee
Die Liebe fol uns fanft und mild u ſchlingen; fie blüht
in unferm deutſchen Wein! Und Jeden wird 8 mit kähner
Kraft durchdringen, dem Schwur der Liebe treu zu ſein.
Freiheit und Liebe ıc. *
Wie hier im Kreis wir eng’ zufammen ſtehen, bie
Freundfihaft glüht im deutſchen Wein: fo 'mellin. wir ‚Hand
in Hand durch 5 Reben gehen, und: für.ben Freund den’ Zod
nidyt ſcheun! Freiheit und Liebe ıc. or.
Bei Wöbbein, im freien Feld. 85
Und gilt es einft „wenm fih die Wolken thürmen, das
Schwert dem blut'gen Kampf zu weihn; dann, Brüder, auf,
den Baterherd zu ſchirmen! es giebt und Muth der deutfche
Rhein. Freiheit und Liebe ır. .. — Zn:
So ſchwaͤrmt und fingt! — die trüben Sternlein biin-
fen durch Mitternarht mit ſtillem Sruß; noch einmal laßt
uns in Die Runde trinfen, und dann noch einen Bruderkuß.
Freiheit und Liebe x. C. Hinkel. 7
159. —
Eigne Melodie.
Bei Männern, welche Liebe fühlen, fehlt auch ein gu:
tes Herze nicht; die füßen- Triebe mitzufühlen ift dann der
Beiber erfte Pflicht. . Wir wollen uns "der Liebe freun,
wir leben durch die Lieb' allein. :,: ’ ’ ".
Die Lieb' verfüßet jede Plage, ihr opfert jebe Kreatur;
fie würzet unfre Lebenslage, fie wirkt tm Kreiſe der Natur.
Shr hoher Zweck zeigt deutlich an, nichts Edlers fei ald
Weib und Mann. =
:: Denn Mann und Weib und Weib und Mann reichen
an die Gottheit an. :: Schikänever. „Zauberflöte.“
. 10.
Bei Rektar und Ambroſia ſitzt Vater ZSeub gefoltert da,
denn Mutter. Juno zankt; indeſſen jauchtzen wir. und freun
und ungeftört beim Firnewein, den Goͤttern ſei's gedankt!
Noch wird durch keine Frau vom Haus der ſuͤße Wein
und laute Schmaus uns Glüchlichen vergäflts' vom Jech des
Eheſtandes frei, umflattert uns ein ſteter Mai, und golden
iſt die Welt. a a a — u
Wer aber weiß, wie bald's gefchieht, daB uns in's Ned
ia Mädchen zieht: dann. find die Freuden aus! Drum wid:
met euch der Fröhlichkeit, fü lang‘ ed Peine Frau verbeut,
und Tag für Tag ſei Schmaus! : Müller v. Ulm. :
161.
Körner’s Grab... u
Bei Wöhbelin, im freien Feld, auf Medlenburger
Grunde, da ruht ein jugendlicher Held an feiner Todeswunde;
er war mit Luͤtzow's wilder Jagd wohl in die Schlacht ge:
zogen, da hat er friſch und unverzagt die Freiheit eingejogen,
86 t Behrämget dio Sonnen: T.-.
Was ihm rfitdie Heldenbruſt, er Hat“ cd unt geſun⸗
gen, daß Todesmuth und Siegesluſt in unfer Herz gedrarn⸗
gen; und wo er ſangzu feinem Troß, zu ſeinen: ſchwarzen
Rittern, das Volk ſtand auf, ber Skurm brach 108 in tau⸗
fend Ungewitteru .
So iſt die Leier und das ESchwert, befrängt mit grünen
Eichen, dem Krieger wie: dem Sänger'werth, ein theures
BSiegeszeihen. Wo unfer frifches Lied erklingt, wo Wir die
Hüte ſchwenken, und wo die Eifenbraut uns blinkt, wir
werden dein gedenken! i. Friedrich xForſter.
162, ,
Bekränget die Zonnen und nf ir int ber Mai
ift_begonmen, wir müflen.uns feeun| Die Winde veritummen
und athmen noch kaum, die Vientun unfummen den; blu⸗
henden Baum.
Die Rdlhau gotet ‚im; grünen. Gebaͤſch, bag And:
firht :röthet, 8 Glaͤſer amd Fiſch Befränzet: die, Tonngen
und zapfet mit Wein! der Mai iſt begonnen wie ‚nillen
und .fveum],..” BIER,
.Bum Shah, zu. Bahr, ie "Hafen. pn zween
volle Pokaie gebühren dem Mai! er träuft auf die -Blüthen
fein Roth und fein Weiß; hie. BWögelein . ‚brüten im Schatten
des Mai’s.
:&r ſchenket dem. Haine verliebten Gefang,::uikb :Gläfern
bei m Weine‘ melodichen Klangj giebt Maͤdchen unb. Knaben
ein. „upinnegofübb; mb herrliche ‚Bnben mt Kuß und zum
pr “ |
Ihr Songting! , ihr Sähm; gebt Dank ig und Preis!
laßt Glaͤſer ertönen: zur: Ehre: des Maiſs!. Es grüne die
Laube, die Fuͤſſe verſchließt! es wachſe die Zraube, der Nek⸗
tar ezti me
+ be ‚Rafen; wo · Liebend⸗ gehn; wo Tanten
und. —* die Kuͤſſe nicht: sehn Ihr lachenden Rüfte,: bleibt
heiter und hell ihr Blüthen voll Düfte, ; verwahtr. nicht fo
ſchnell! Hölty.
163.
Bekränzt ber Freube Hochcitar mit Eichenlaub und Re:
ben! Gekommeh ft Ein neuues Tahr, und“ mit’ihin neues
Leben. rent‘ eich des neuen Lebens dann, "und ſchlicht zum
Iupoeeene cuch an. Ehoer⸗) Sum ‚Reihen,‘ des Lebens uns
zur Freuen ] Di BR u nd. EEE BER an
Behränzt mit Fanb den licben. 87
RNimm, Göttin, diefe Schale Wein, die wir zu deinen
Füßen, mit einem Herzen, fromm und rein, auf deinen
Altar gießen, und für den Schwur, denjmwir bir weihn, ſtets
deinem Dienfte treu zu fein. (Cher:) Wir fchmwören, ftets
deinen Dienft zu chren.
Doh wahre Freude quillet nur, Bernunft, aus deinem
Lichte; laß und denn gehn auf deiner. Spur, vor beinem
Angefichte! Der Wahrheit weihft du den Berftand: wir wol-
len gehn an deiner Hand. (Chor:) Wir ſchwoͤren, Hoch dich,
Bernunft, zu ehren.
Auch deiner Schweiter Freiheit ja Herz und Berftand
ergeben. Der Menſch ift todt, ift.er nicht frei, nur Freiheit
wahres Leben. Sich, Göttin, und verbunden bier, wir
huld’gen, Himmelstochter, dir! (Chor:) Wir fchwören, hoch,
Greiheit, dich zu ehren.
Dir geht die Menfchlichkeit voran, fteigft du vom Him:
mel nieder; bift Den Srfegen unterthan, giebt Menſcherrechte
wieder. Dem Hergen Heil, Licht dem Verſtand, führſt du
uns an der Ordnung Band. (Chor:) Wir ſchwoͤren, hoch
das Geſetz zu ehren. 0 j L
Was kann des Lebens Arohgenuß nun höher noch erhe⸗⸗
ben? noch eins: des edeln Weibes Kuß! Laßt dann die
Schweftern leben! Heran und ſchließt den Zirkel dicht das
Weib zu ehren, fer und Pflicht! (Chor:) Wir ſchwoͤren, bie
Weiber Hoch zu ehren. : . nd
164. . . . ,
Melodie von 3. A. P. Schulz und I. F. Reicharbt.'
Bekrangt mit Laub den lieben vollen Becher, und trinkt
ihn fröhlich leer! In ganz Europia, ihr Herren Becher, tft
ſolch ein Wein nuht mehr! _
Er kommt nicht her aus Ungarn, no aus Polen, noch
wo man franzmänn id fpricht; da mag Sankt Veit, der
Ritter, Wein ſich holen, wir holen ihn da nicht. .
Ihn bringg das Vaterland aus feiner Kulle, wie wär’
er fonft jo gut! mie wär’ er fonft fo edel, wäre ftille, und
do voll Kraft und Muth!
Er wählt nicht überall im. deutfchen Reihe; und viele
Berge, hört, find, wie die weiland Kreter, faule Bäuche, und
nicht der Stelle werth it —
Thuͤringens Berge zum Exempel bringen Gewaͤchs ficht
aus wie Wein; iſt's aber michtz. men kann dabei nicht. fingen,
dabei nicht fröhlich fein. er
.
88 Behränzt mit Sanb dem wonucnellen.
Im Grzgebirge bürft ihr auch nicht fuhen, wenn Wein
ihr finden wollt; das bringt nur Silbererz und Kobalttuchen
und etwas Laufegold. .
- Der Blodöberg iſt der fange. Herr Philifter, er. macht
nur Wind, wie der; drum tanzen auch der Kuzuf ‚und fein
Küfter auf ihm die Kreuz und Quer.
Am Rhein, am Rhein, da wachen unſre Keen, arfey-
net fei der Rhein! da ‚ wachen fie: am. Ufer hin und geben
uns biefen Zabewein!.
So trinkt, fo trinkt, und laßt uns alle Wege uns freun
und froͤhlich ſein! und wüßten wir, we Jemand traurig läge,
wir gäben ihm den Wein. M. CElaudius.
168
Bekannte Melodie.
Betranzt mit Laub den wonnevollen Becher, mit Punſch
noch angefüllt. In ganz Zuropa iſt / ihr Herren. ‚Becher!
Fein Wem fo ftarf und mil. -
Zwar rühmt Herr Doctor Asmus uns bie Gaben des
Weins, gebaut am Rhein; ſoll aber auch von mir ihn allen
Haben, den Patientenwein.
Zaugt nur zur Noth für Kranke, die er ſtaͤrket, taugt
nicht für Freud und Schmaus; und ſchleicht ſich auf die
Zung', ohn' daß man's merket, ſo wie ein Dieb in's Haus.
Giebt uns kein waͤrmer Blut, hebt Feine Plagen, und
lindert einen Schmerz, und. kommt, wie fehlechte Predigten,
in Magen, nicht aber in dad Herz.
Drum Punſch, nur Punſch, o Freunde, laßt uns zechen,
wo iſt ein Trank fo ſchoͤn? und wißt, daß all unheilbare
Gebrechen un Seel’ und Leib vergehn.
war Fommt er ber aus mandyem fremdeh Lande zu
und, fo wie ber Kriegs fo iſt's dir, Deutichland! wahrlich
Teine Schande, was hälfe fonft dein Sieg!
Drum bleibe bu vor Allem nur gefegriet, mein Herzens:
freund, mein Punſch! Und wer nur zu mir Fonimt, wer mir
begegnet, dem fag’ ich: trinke Bund!
J | 166. ur
Melodie von Meihfeifel.
Bemoofter Burſche zieh' haus. DB Behüt'.. dich Gott,
Hhilifterhaus! :, Ku alten Heimath geh ich ein, muß fiber
nun Philiſter fein. :
t
“
Beſchattet von der Pappelweide. &
Fahrt wohl, ihr Straßen grad’ und Frumm! ich zieh’ nicht
mehr in eud) herum, durchton' euch nicht mehr mit Geſang,
mit Lärm nicht mehr und Sporenklang!
Was wollt ihr Kneipen all' von mir? Mein Bleiben
iſt nicht mehr allhier; winkt nicht mit eurem langen Arm,
macht mir mein durſtig Herz nicht warm!
Ei, grüß' euch Gott, Collegia! wie ſteht ihr in Parade
da! Ihr —* — Saͤle, groß und Blein, jest Friegt ihr mich
nicht mehr hinein!
Auch du, von beinem Giebeldach, fiehft mir umfonft,
o Carcer, nad)! Ps: ſchlechte Herberg Tag und Nacht ſei
dir ein Pereat ge
Du aber bluͤh' und faue noch! Keb’, alter Schlägerboden,
bh! Sn dir, du trautes Ehrenhaus, verfehie Ani od
mancher Strauß!
167.
Beſchattet von ber Pappelweide am grünbefchilften Sumpf,
ſaß Hedewig im roten Kleide, und ftridt am kleinen Strumpfi
fe ſtrickt', und fang mit füßem Jon ein Lied, ieh weiß nicht
mehr, wevon.
Da ging id an ben Bad zu fiſchen mit meiner Angel
din, und hörte Hinter’ Grlenbüfchen die fhöne Nachbarin;
Fr ließ gie Angel an dem Bach und ging dem lieben Maͤd⸗
en na
So einſam, Maͤdchen? darf ich ſtören? Hier ſitzt man
fühl und friſch. D gern! Ich ſuchte Heldelbeeren in dieſes
Thals Gebüſch: allein die Mittagsſonne ſticht, auch lohnet
es der Mühe nicht.
Ich ſetzte mich mit bangem Muthe, mir liefs durch
Mark und Bein; und neben meinem Fuße ruhte ihr Füßchen
zart und klein, auf Gras und Blumen hingeſtreckt und bis
sum Zwickel nur bededkt.
Wir zitterten wie Maienblätter, und wußten nicht war⸗
um; wir ſtammelten wie Saat und Wetter, und ſaßen wie:
der ſtumm, und horchten auf die Melodien, die Kibitz und
Rohrdommel fchrieen.
Jetzt kuͤhner, ſtoͤrt' ich fie im Stricken, und nahm ihr
Knaul vom Schooß; dech herzhaft ſchlug fie mit den Sticken
auf meine Finger los; un als fie hiermit nichts gewann,
da ſetzte fie die
D fieh’, wie durch das Raub, mein Liebchen, die Sonne
dich befiwahit, und bald Ber „Mund, bald Wang’ und Grub:
0 Bet, ee.
chen mit glüh' ndem Purpur malt! Auf deinem Antlig hüpft
bie Gluth, wie .Abendroth. auf fanfter Fluth.
Sie lächelte, ihr Bufen ſtrebte mit .Ungeftüm empor,
unb aus den heißen Lippen bebte ein 'teifes Ach! hervor.
39 nahe mich, und Mund an Mund verfiegelten wir aufern
und. a En En .. 2 ob.
h
nm, 168 2 0. 0° on
Gebet beider Wehrhaftmarfuiig eines
oe dentfähen Jüngli a8. v rn
Betet, Männer! — denn ein Jungling kniet, daß fein
Herz, fein Eifen heilig. werdel - Küffe, Knabe, fröhlich. diefe
Erbe, denn fie if dev. Sreibeit heil ges Land. Willſt du jet:
nen Namen hören? Glühe bei dem Klang de Ehren!
Deutichland Heißt dein Vaterland. J
Betet, Maͤnner — denn ein Juͤngling kniet — Macht
den Klang unſterblich feinen Ohren; deutſcher Juͤngling, du
biſt frei geboren. Freiheit ſei dein Glanz; dein hoͤchſtes Gut,
ihr ſollſt du dein ganzes Leben, ihr den letzten Athem geben,
ihr dein beſtes Herzensblut! - -. En
Betet, Männer! — denn ein Züngling kniet — Seine
Hüfte wollen wir bewehren mit dem’ Zeichen unbefledter Eh⸗
ren, mit der Männer flolger Waffenzier, auch fein deutſches
Herz zu weihen mit den achten- deutſchen Ireuen, ſtehen wir
und beten ..bier.
Betet, Maͤnner! — denn ein Vuͤngling kniet — und cr
hat den hoͤchſten Schwur gefchworen. Hiet und'.dert fei ihm
das Heil verluten, wenn er dieſe Worte jemals ſehwaͤcht!
Erd’ und Himmel follen zeugen! dienen müͤſſ' er dann dem
Feigen und ergittern vor dem Knecht! |
Betet, Männer! — denn ein Süngling kniet — Schönes,
Eijen, du, der Freien Freude, Schmud ber Tapfern, Föft
liches Sefchmeide, das der Hammer ‚aus Metallen fchlug!
werde, ritterliher Degen, deutſchem Lande Ruhm und S::
gen! werde Deutfchlands Feinden Fluchh
Betet, Männer! — dem ein Büngling Eniet — Eifen,
koͤnnte Untreu’ dieſen fchänden, dann empöre dich im feinen
Handen! kehre gegen ſeine Bruͤſt die GluthDulbe —*
Schwert der Ehren, daß Berraͤther bei dir ſchwoͤren! dulde
nie TSzrammenwuth — —
Betet, Männer! — denn ein: Jüngling kniet — Steh’ nun
auf, Aumgürtet mit dem: Stahle! fteh' mim auf! es ſchaun
von‘ Hünmelsfante beine Ahnen Fröhlich. hufdein Feft ſe gnen
—
‚Binder kleine Tambour Weit. 91
deine Waffenweltze, machen dich für Pflicht und Treus Helden:
tühn und ehrenfeſt.
Betet, Männer, deiligſtes Ben! Bott im höchften
Himmiel gebe Gegen dieſen freien Mann und feinem Degen,
daß er Blig in deutſchen Schkachten feit Bott behüte unire
kande, unfre Seelen vor der ‚Schande! Gott erhalte Deutſch⸗
land frei! u | Ara.
169. \ J no
Bett, Rinder, bat't! morgen. Joramt ber Sn! | mor:
gen kommt der Drehen, der wird Die..Kinder bete lern.
| Des Knaben. Bundertorn. u
U
nl ‚ara. I J
Bin aut und ein ganga im anza Tirol; wie g'fall
mer die Bairifähe : Mädle fo wohl Mädle, det Jugend, dei
ſchoͤne Manier, dei kreuzbrave Tugend hat mi * g Müprt zu Dir.
Blondkopfet, blauauget, a Rösle im G'ſicht, i Bann dir
net feind- fein, weil gar fo nett biſt. Je höher der Kirch
tyurm, deſto fehöner Das G'laͤut: je weiter zum Diendel,
defto größer ift d' Freud.
Und wenn du mit dei’nt Berzle fo neibig willſt fein, fo
nimm a ®Papierle, und widels D nei. Und thus in a
Schachtel, und bind ed nn zu, fo. ommt bir. dei Lebtag Fein
Menich net ver. on | Volkstied.
* 171.
| Eigsne Melodie.
Bin der Meine TZambeur Veit, meine. Zremmel kann
ih rühren, und die Grenadiere führen zur Parade. wie zum
Streit. Ruhet ihr auf weithem Flaume iſt die Stadt noch
ſtumm und leer, fehlag.ıich fchen.: im fillen Raume die Ne
veille ‘rings : umber. Dirum, dirum, Drum! * Liebchen
denket mein im: Traume, ‚bitum, biram, drum ei Ich weiß
gar wohl warum :
Bin ber: Heine Tamnbour Beil w "Spersinet denehauke,
lehrt ihn meine Kunft den: Takt, Srommeln: fülken -ifn mit
Muthe, wern Kanonenfihen ihn padt: Disum,‘ dirum, Arum!
Barum: ſeufzet, meins Gute. Dirum, dirum, dram! Ich
weiß gar wohl warum!
—3
92 — Bin ich. nicht. ein. frifh ind.
-.Bin. der Heine KTambour Veit zc. Und zusdem, und
Floͤtenklange miſcht ſich nun der Trommelſchlag. Wie fe
gern Die Heine Range Wachtparaden ſchauen mag! Dirum,
dirum, . brum! . Heiter: glänget:- Aug' und Wange, dirum,
dirum, drum! Ich merke wohl warum! -
Bin der kleine Tambour Veit w. Mich umwindet ihre
soder und die Zeit vergeht fo fehnel! Horch! es ſchlägt Die
nejperglode, ‚wirbeln muß ich den Apell! Dirum, birum, Drum!
Liebchen prangt im neuen Rode, dirum, dirum, drum! Sch
merfe wohl warum!
Bin ber” Heine Tambeur Weit 1. Mach "dem Bapfen- |
reiche ſchwinget Liebchen N in Tacaboutẽ Arm, doch ein
Schreckensruf exklinget: Kleiner Tambour ſchlag Alarm!
Dirum, dirum, drum! Ach, wie fie die Hände ringet, di— |
rum, dirum, drum! Sch weiß gar wohl warum.
Bin der kleine Tambout Veit ꝛc. Unter bangen Riebes-
Elogen geht es in bie heiße Schlacht, Tambour muß ben
Wirbel, Ihlagen, wenn —— und Bombe trat: Dirum,
dirum, drum! 'S arme Liebehen will verzagen, Pirum, Die
vum drum! Sie weiß gar wohl warum.
u „Sieben Mädchen in under. ae
J
172.
. A f
Sin ig ige’ ein friſch Ra im hai. zum Kiffen?
Da. Fommen die Zunker manchmal und‘ grüßen. Mögt mich
wohl grüßen, aber nicht Eüffen mein rothes Wänglein, Suche!
Ich bin ein frifh Mädel im Thal und bleib' ein frifch Mä:
dei einmal!
Bin ich nicht ein friſch Mädel. im Thal, gleich Blüthen ?
Da kommen die Senner manchmal und hüten. Mögt immer
hüten, unter den Bluͤthen fitzt hier. fein Schäflein, ‚Suche! |
3 bin: ıt.
: Bin ich: nicht ein friſch Madel im Thal, ‚gleich Rofen? |
Da Fommen:die Studenten: manchmal und koſen. Mögt im:
mer koſen, aber die Nofen ſtechen mit Doͤrnlein, Juchhe! ıc.
'.Bin ic nacht ‚ein Frifih Mädel im Thal mit Ehren? Da
kommen die Moͤnche manchmal, woll'n lehren Halt' euch
in. Cum, Fa ae iſt hiex kein Kirchlein, Suchhe! ıc.
Bin: 6; nit ein fifh Mädel im Thal voll Freude?
Da Eommen. die: Soldaten manchmal nad Beute. Spring’
ich vor Beeuden, ‚wird doch erbeuten mic kein blantk Helin⸗
lein, Juchhe! ıc.
Siſt, deriſcher ‚Füngling. Fr
Sin ih nicht ein feifch Mädel im Thal, Banıı fingen?
Da Fommen die Säger manchmal mit Schlingen.” Kann ich
‚ gleich fingen, fängt doch in Schlingen fi) nicht das Bög-
lein, Suche! ıc. 0
Bin ich nicht ein friſch Mädel im Abalt Wil Waren,
da fommen bie Kaufleut' manchmal gefahren. BRögt immer
fahren, von euern Waaren brauch ich Fein Mieder, Juchhe! ıc.
Bin ih nit ein friſch Mädel im Thal zum Malent
Da tommen die Maler manchmal, woll'n dahlen. Moͤgt
| — Beh malen, aber nicht dablen mit meinem Baͤndel,
Juchhe! zc.
Bin ich nicht em feifh Mädel im Thal, wie Maien?
Kommt bald mein Liebfter einmal, wii freien. Willſt du
mich freien, wirſt's nicht bereuen, kriegſt eine Zungfer,
Suhhe! Ich bin ein frifh Maͤdel im Thal und werb’ ein
frifh Bräutel einmal. Friedrich Kind.
173.
Bin i net a Bürfchle uf der Welt, fpring i net wia
Hirfchle uf am Feld? Uf am Feld im grüna Holz begegnet
mer a Jungfer ſtolz.
Gotte Morge, Zungfer! Fomm fe g'ſchwind! will fe mit
mer tanza geab fe d'Händ! das Stüble auf und ab geſchwind.
Schöne Muſikanta, fpielet auf! fpielet mir a Zänzle oba
drauf! oba drauf eingefhnürt, luſtig zum Tanz geführt.
Heißa fa fa, hopſa fa fa.
- 174.
Tyroler in München.
Bin in München geweien, da werden Häufer gebaut,
. da wird die Weisheit gelefen, und &-Gut’s wird da gebraut.
und aufm Schloß ſteht & Fahnerl, das dreht fih n
Bon Zölz bis nah München, da fährt ſich's geichwind,
a m Wind.
Nenn das Fahnerl auf'm Schloffe ſich herumgedreht bat:
da drehn fich die. Fahnexl überalE in der Stabt.
In Münden da haben's A -Iheaten gebnut, und im.
Iheater. da hab’ i einen. Affen angejbauf, -
In Münden giebt's Madel, bie fhänften von der Welt;
5 iſt Alles zu haben in: München um baar Geld.
Bift, deutfcher Zungling, fromm und gut, Haft üdhten;
—* kuhnen Muthzrein iſt dein Herz und unſchulds⸗
voll, vernchteſt jeden Bittern Sholl. .. ... yon Bi
9 Bitte, bittet eine: Blic:
- Bas gläht, in deinem AngefihENi Was fpirähhidie Augen
geiles Licht? Was treibt. den Geiſt zum Kampfe din? Das
iſt des Deutſchen Fühncer Stan.: -
Was einet und im weiten Land? Ein unzertrennlich enges
Band.Was“ in dem Hoerzen wohnet drin? Es iſt des Deut:
ſchen Bruderfinn! :
Was macht dein helles Aug’ ſo mild, wenn du erblickſt
der Unſchuld Bid? Was ſenkeſt du: den Did dahin? Es
iſt des Deutſchen keuſher San: ..
Was haͤlt dich feſt an. deinen „Gott?! Bas lehrt Dich
tragen jeden Spott? Was giebt dem Vaterland: Gewinn?
Dus iſt des Deutſchen frommer Sim:
“ Wo’ eine, beutither Iüngling , guch bie ‚Zugenden nad)
deutfchem Brauch; dann ſchwebt bein Geiſt zu Gott dahin,
als horhverklaͤrter, deutſcher Sinn.
176.
Bitte, bitte! einen Blick aus den holden blauen Augen,
goͤnne mir das füge Glück, Himmelshoffnumg einzuſaugen!
Bitte, bitte! einen Gruß aus dem ſchoͤn geformten
Munde, göhme mir. den Hochgenüß einer [bon durchlebten
Stunde! .
- Bitte, bitte! reiche mir einen Kuß von. deinen. Appen,
neige dich herab zu mir, laß mid) Himmelsbalfam nippen!
Bitte, bitte! einen Schwur ew'ger Liebe, ew ger Treue,
in dem Tempel der Natur kroͤng unfre Bundesweihe!
9. Schmidt.
177.
Blaue Rebel feige von der Erbe auf, 29. de willſt
dich neigen, Nacht, du kommſt herauf.
Helle Sternlein funkeln ſchon in Hershiäeit, über Erden⸗
dunkein ftrahlt die Ewigkeit. |
Abendlüfte wehen durch ben grünen Wald, und wie
Rieſen ſtehen Eichen, ſchon ſo alt
O, ihr alten Eichen aus der Riefenzeit ‚te, die hohen
Beugen ber ———
Wachſt nur if e a einer:: beſſern geit, ſollt die
Häupter regen noch in freier Zeit.
Vaterland, du Wonne! vith drückt jest die Nacht: bald
kommt bie der Gofme junge: friſch e Macht.
Dann tuklüht —*z blutig. gfilden roth; Tod dann
ſchweren Sorgen, Sieg und Frled' in Gott. Puchner. 1812.
Binmen, eure. lichen Angen. 92
«378°. "
Blauer Montag, füße Freud’! den ſoll und auf Nie⸗
mand nehmen! da gehn wir aufamnıen . ‚zwei Stunden weit,
;: und nod) weiter. in die Welt, wie's gerad’ und gefällt,
und thun recht bruͤderlich leben. :,:
Blauer Montag, mein Plaifir! da muß ich ben Kärber
loben, der färbet euch alles init feltner Zier, feine Wolken
ihöne blau, und fein buntfaxb‘, die Au’, das thut der Mei-
fer von oben.
Blauer Montag iſt fehr ſchoͤn! Herr Bruder! biſt du
ein Schneider? Da kannſt du wohl prächtige Röcke vähn;
ſieh' die Bögel einmal an, hat der Meifter gethan, der macht
die praͤchtigſten Kleider. .
Blauer Montag! froher Muth! da laß ich die, Arbeit
liegen; den Dienflag da, geht's nody einmal fo gut Vivat
unire Compagnie, Die verlaffen. wir nie, es leb das blaue
Vergnügen!
Blauer Monfag, mein Gelüft! das Blaue, thut mich er-
gegen. Sch hab’ mal ein blaureineg Aug’, gefü t — blaues
Auge iſt nicht hier, drum, ‚bin ich richt bei ihr — das thut
meine Freude verlegen, -'
Blauer Montag, Beutelbieb! da, ſchlendern wir nach
der Schenken. Wie hab’ ich‘ mein fernblaues Aeuglein lieb!
weint” ich gleich meine roth, fehnt’ ich mich u dir tobt?
da fönnt’ ich nicht an dich denken. Fink.
‘179. N
Bteibe nicht am Boden heften, friſch ewagt und friſch
hinaus! Kopf und Arm mit heitern Kr — * Fuͤberall find
fie zu Haus; wo wir uns der Sonne freuen, find wir jede
Sorge 1085 daß wir uns m ‚ihr zerftreuen, darum ift bie
Belt fo groß. - „Gore the "hen Wonderjahren.
nn . .
. P
. 180, ’ st r
Blumen, eure lieben Augen ſollten wicht um Sehen
taugen ? Lieblinge des Angeſi chts, ſchautet ihr pom Mait
nichteeee Ze EEE Be EEE Sr
Shr entzuͤcktet Erd' "und Lüfte und. entbehrtet Blick und
Düfte, und der Vogel fand’ euch taub, ber euch preiſt aus
jungem Laub?
96 Plähe, liebes Veilchen.
Sagt man nit, daß ſelbſt die Seele eurer füßen Un:
ſchuld fehle® Blumen, ihr beglüdtet nur, ſelbſt verwaift
von der Natur?
Doc wer Eennt die ftilen Sinne eurer Maien Luft und
Minne? Sel'ge Blumen, ihr nur wißt, weinen Glück euch
eigen iſt! art Mayer.
181.
Der Kuabe an das Veilchen.
Blüuͤhe, Tiebes Veilchen, daB ich felbft erzog, blühe noch
ein Weilchen, werde fchöner noch! Weißt bu, was ich denke?
FR Geſchenke pflück' ih eh'ſtens dich. Blümchen,
eue dich!
Lotte, mußt du wiſſen, iſt mem liebes Kind! ſollt' ich
Lotten miſſen, weinet' ich mich blind! Lotte pye vor allen
Kindern mir gefallen, die ich je gefehn; das muß ich geftehn!
Solch ein jüßes Mädchen giebt es weiter nit! zwar hat
Nachbars Gretchen auch ein hübſch Geficht ; doch muß tch’8 nur
fagen, würde man mid fragen: möcht'ſt du Gretchen freint
fiher ſagt' ich: Nein!
Aber ba die Kleine liegt mir in dem Sinn! anders nehm’
ich Feine, wenn ich älter bin! O die füße Lotte, nächft dem
lieben Gotte hab’ ich doch allhie nichts fo lieb, als fie!
Manche, die mich kennen, fpotten dann und wann; wenn
fie Lotte nennen, fehen fie mih an. Shut ed nur, ihr Leut-
chenz Lotte bleibt mein Bräutchen! Eünftig follt ihr ſchoͤn mit
zur Hochzeit gehn!
ber du, mein Veilchen, folft für Lotte fein! Blühe noch
ein Weilchen hier im Sonnenſchein! bald will ich dich prlüden,
ihre Bruft zu fohmüden, Ach, ‚dann Lüßt fie Dich, und- viel-
leiht auch mich! Chriſtian Adolph GEvetbech
1332.
Die große Leipziger Meſſe.
Melodie: Prinz Eugenius.
Bonaparte, der große Kaiſer, wollt’ einmal zur Meſſe
reifen nach dem fhönen Sachjfenland; Fam nach Leipzig Ipo:
renftreiche® ‘von der Grenze feines‘ Reiches mit der großen
Armee gerannt. Ba
Am fechzehnten Detober eben hatte ſich dahin begeben
Biichte ſchon Des Morgens fruͤh. Wolit ihrz Heut mit und
probiten, ı gute Fieme khun ii Führen: - „„Marfihall Bor:
warts und Compagnie.” W
Zrauſet, Winde! 97
Es hatten fih auch eingefunden viele gute alte Kunden,
die Kofaden von dem Don: „wenn fie jhöne Waare fuchten,
Handſchuh, Kantſchuh, derb von Juchten, und vom Leber
ziehn wir ſchon.
Die Herrin Deftreicher daneben führten flarfe Ungarreben,
haben redlich mitgepocht, aber wenn es kam zum Klappen,
ließen fie ſich oft ertappen, a halt nit abgekocht.
Die Schweden flanden jehr von ferne, hätten mitgefoch⸗
ten gerne, wenn ber Feldherr es erlaubt. Er zählt die
Häupter feiner Lieben, auch nicht Einer war geblieben, fieh!
ed fehlt kein theures Haupt!
Drei ganzer Tag' und auch brei Nächte. währete bas
Schlachtgefechte, ringsumher Kanonenknall. Endlich ging's
an Kopf und Kragen, Bonaparte warb gefchlagen, Bl er
wurde Feldmarfchall.
Die drei großen Potentaten freuten fich fo großer Tha⸗
ten, ſanken nieder auf die Knie: „Gott im Himmel hat ge:
richtet, alle Feinde find vernichtet, unfre Völker fchlugen fie.”
Als die Zahlwoche nun war gefommen, Franzmann hat
Reißaus genommen, ihm zu geoßem Hohn und Spott. Der
fo lang’ en gros gehandelt, mit ihm hat ſich's nun gewandelt,
ift für immer banquerott.
183.
Melodie: Heil dir im Siegerfranz.
Braufe, du Freiheitsfang! braufe wie Wogendrang aus
Felfenbruft. Feig bebt der Knechte Schwarm, uns fchlägt das
Herz fo warm, und zudt der Iünglingsarm voll Thatenluſt. ;,:
Sott, Bater, dir zum Ruhm flammt Deutſchlands Ritter:
tbum in und auf's Neu’; neu wird das alte Land, wachjend
wie Keuersbrand, Gott, Freiheit, Vaterland, altdeutfche Treu'!
Stolz, keuſch und heilig fei, gläubig und deutſch und
frei Hermann’ Geflecht! Sin herrſchaft, Zwingherrnwitz
trifft Gottes Rache Blitz, euch ſei der Herriherfig Freiheit
und Recht!
it, in uns erwacht ift deine Geiſtermacht; beil diefer
Stund’! Glühend für Wi enfhaft, blühen in Jugendkraft,
fei Deutfchlands Süngerfchaft im Bruderbund.
Schale, du Liederklang, fchalle, du Hocgefang, aus
deutfcher Bruſt; Ein Herz, Ein Leben ganz, ftehn wir wie
Wal und Schanz, Zürgen des Vaterlands, voll Thatenluſt.
184,
Braufet, Winde! fhäume, Meer! mir im Herzen Pan es
mehr, ſchlage, Unglückswetter, ein! Muth will trotzig oben ſein.
1. 7
m
98 Bringt mir Bint.
Schwillt die Fluth in's Himmelhaus, Feine Anker wirft
er aus; ſchmettern Blitze höllentief, blickt ein freied Aug? nicht
e .
ief.
Freudig ſchießt er auf Gefahr, wie auf Raub der Sonnen⸗
—— mit Wangen friſch und roth kuͤhn hinein in tief—
en Tod.
Froh für Recht und Vaterland faßt das Eiſen feine Hand,
für das after feig und feil wird fein Mund ein Donnerfeil.
Seine Rüftung heißet Gott, darum ift die Kurt ihm
Spott; Freiheit Klingt fein Feldgefchrei, darum haft er Ty⸗
rannei.
Solche Ruͤſtung, ſolcher Haß macht bie Knechte todten⸗
blaß, bleichet Tyrannengeſicht wie der Blitze ſtrafend Licht.
Solche Ruͤſtung machet ſtark, ſolcher Haß erfüllt mit
Mark, zit mit Stahl die Seelen an, den Fein Schickfal
brechen Fann.
185.
Bringt mir Blut der edlen Reben, bringt mir Wein!
Wie cin Fruͤhlingsyogel fehweben in den Lüften fol mein Le—
ben durch den Wein. ,
Bringt mir Epheu, bringt mir Roſen zu dem Wein!
Mag Fortuna ſich erboſen, ſelbſt will ih mein Gluͤck mir
loſen in dem Wein.
Bringt mir Maͤgdlein hold und mundlich zu dem Wein!
Rollt die Stunde glatt und rundlich, greif' ich mir die Luſt
ſekundlich in dem Wein.
Bringt mir auch — das darf nicht fehlen bei dem Wein —
aͤchte treue deutſche Seelen und Geſang aus hellen Kehlen zu
dem Wein.
Klang dir, Bacchus, Gott der Liebe, in dem Wein! Sor⸗
gen fliehen fort wie Diebe, und wie Helden glühn die Triebe
durch den Wein. |
Klang dir, Bachus, Bott der Wonne, in dem Wein!
Ha! ſchon ſchau' ih Mond und Sonne, alle Sterne in der
Tonne, in dem Bein, Ä
er Klang, wem folft du Bingen in dem Wein? |
Süßeftes von allen Dingen, dir muß ich's im Stillen bringen
in dem Wein. Arndt.
186.
Bruder, auf dein Wohlergehen fei dir diefes Glas ger |
bracht; unfre De alt foU beftehen, bi6 der Zod ein Ende
macht! Alle, bie * ein, ſchließt den Freund mit ein. (Chor:)4
Unſre Freundſchaft ſoll beſtehen, bis der Tod ein Ende macht
Brüder, das iſt dentſcher Wein! 9
„ Zhränen mag ich nicht vergießen, Thraͤnen find nur
Zandelei; felbft mein Blut fol für dich fließen, zum Beweife
meiner Treu'. Sterb’ ich dann für dich, wie beglücdt bin ich!
Stirbft du dann für mid, fo begrab’ ich dich, felbft mein
Blut fol für dich fließen, zum Beweiſe meiner Treu'.
187.
Das Erdbeben.
Bruder, Bruder, Halte mih! Warum ann ich denn
nicht fliehen? Warum Pannft du denn nicht gehen? Bruder,
geh’, ich führe ‚dich.
‚ Sich” doch, Bruder! jiehft dis nicht, wie die lockern
Wände ſchwanken? Sieh’, wie Tiſch und Flaſche wanten!
reif’ Doc zu! das Glas zerbricht!
Simmel! bald, bald werden wir nicht mehr trinken, nicht
mehr leben! Kühlft du nicht die Erde beben, drohend unter
mir und dir?
Lima's Schickſal bricht herein! Bruder, Bruber, wenn .
wir fterben, fol der Wein auch mit verderben der auf heut’
beftimmte Wein?
Nein, die Sünde wag’ ih nicht. Bruder, mwollteft bu
De Nein, in legten Lebenstagen thut man gerne feine
Pflicht. .
Sieh’, dort findet fchon ein Haus! und hier auh! nun
laß uns eilen! laß und noch die Flafche theilen! Zurtig hur⸗
tig! trink' doch aus! $efing. 1753.
138.
Brüder, das iſt deutſcher Wein! Darum iſt er klar und
ſtille, darum hat er Kraft und Fülle, darum ſchenkt ihn froͤh—
lich ein! Brüder, das ift deutſcher Wein!
Alte Sitten ehren wir:- laßt die frommen Klausner le
ben, die zuerft die fremden Reben pflanzten auf den Bergen
bier! Alte Sitten ehren wir.
Fünt den Becher bis zum Rand! denen, die die Berge
bauten, die von ihren Sigen fihauten, Freie in ein freies
Land; vol die Becher Bis zum Rand!
Alte Zeiten wurden neu! Schwerter haben wir getragen,
Ketten haben wir zerfchlagen, Deutfche bleiben deutih und
frei; alte Zeiten wurden neu!
Deutich der Strom und deutfch der Wein, deutſche Sprach’
und deutfche Sitte, von dem Throne bis zur Hütte! Brüder,
fhentt noch einmal ein! Deutich der Strom und beutfch ber
Wein! Aloys Schreiber.
7*
100 Brüder, hier im dentfchen Bunde.
189,
Melodie: Zreude, fchöner Götterfunten.
|
Brüder, bier im deutſchen Bunde ziemet wohl ein deut-
ſches Lied, laut erſchalls von Mund zu Munde, was im
tiefen Herzen glüht. Laßt uns hoch die Släfer heben, voll:
gefüllt bis an den Rand, alle Brüder follen leben in dem
deutfchen Vaterland! Ja, ein dreifach Hoch ertüne donnernd
unferm Bruderband, das im ganzen Deutichen Land eng ver»
bindet Hermann’s Söhne!
Zinfter lag der Druck der Zeiten auf der deutichen Na⸗
tion,‘ zwar fie Eonnten wader ftreiten, doc die Treue war
entflohn. Mußten gleich die Fremden weichen, ließen fie Die
Sünden dba, Arglift ſchwang das Siegeszeichen umd bie Tücke
biieb und nah‘. — Uber laßt und nicht verzagen, haltet nur
die Hoffnung feſtz denn wer Hoffnung finfen läßt, o, der
kann ja nichts mehr wagen!
Left nur in der Edlern Blicken, wie fie auf die Jugend
fhaun, und mit innigem Entzüden ihre Hoffnung auf fie
baun. Brüder! wollt ihr fie betrugen? Nein! ihr ſchwört
es ve entbrannt: Schmady und Schande allen Lügen, Glück
und Heil dem Baterland! — Preis dir, Deutfchland! deine
Jugend ift der alten Ahnen werth, in der Hand das mächt'ge
Schwert ſchwört fie zum Panier der Zugend.
Offen find wir, treu unb bieder, frei ift Stirn und An⸗
geſicht; nicht zur Erde ſinkt es nieder, denn die Burfchen
zagen nicht. Sa, nad altem beutichen Brauche fehn wir in
die Welt hinein, kein Verrath foll unfer Auge, keine Furcht.
die Stirn entweihn. — Gebt euch, Brüder, drauf die Rechte:
für die Wahrheit Gut und Blut! aber Fluch dem Uebermuth,
dem Despoten, wie dem Knechte!
Wem der niedre Sinn des Lebens der Begeiftrung Flügel
brach, Brüder, wißt, ber jtrebt vergebens unſerm hoben Biele
nach; wer nicht Lieben Bann und haften, wer Entzüdung nie
empfand, o, der Fann den Sinn nicht fallen, der bie Burſchen⸗
ſchaft verband. — Ja, e& fprüht vom Ylammenmunde Allen
der Begeiftrung Wort, und gewaltig reißt er fort, euer
Schwur zum heil’gen Bunde.
Einigkeit hab ER geſchworen, Hoch in Kiebe fchlägt die
Bruft, Ieder fühlt fih neu geboren, heil’ger Freundſchaft fich
bewußt. Einer großen Kette Glieder, ſtehn wir wie die
Berge fefl, Jeder in der Schar der Brüder fühlt, was ſich
nur fühlen läßt. — Drum verftummen unfre Rieder, daß bie
Freundſchaft ſprechen Tann, nehmt die Becher, ftoßet an, auf
das Wohl der deutfchen Brüder! Moritz Päring.
Brüder, jung umd alt. 10]
190.
Bekannte Melodie.
Brüder, bier ſteht Bier ſtatt Mein, traute Brüder,
ſchenkt euch ein! Vivat jeder brave Mann, der bem Sklaven:
jo entrann!
Freiheit ift ein edles Gut, giebt dem Burfchen Kraft
und Muth. Vivat jeder freie Mann, der den Schläger füh:
ren kann!
Glücklich, wer auf feinem Pfad einen Freund gefunden
hat! aber dreimal gluͤcklich ift, wen ein holdes Mädchen Füßt.
Kommft du meiner Afche nah’, fo verweile dich allda,
(rei an meines Grabes Rand: Diefen hab’ ich Freund ge:
nannt.
191.
Eigne Melodie.
Brüder, jung und alt, ledig und beweibt, Jahre ſchwin⸗
den bald, nichts Hienieden bleibt. Lebt der Fröblichheit, fcherzt
und trindet heut, und vertreibt die Zeit, ch’ fie uns vertreibt.
(Chor:) Lebt der Kröhlichkeit ıc.
Sprecht von Weisheit nicht! Wo kann Weisheit fein,
ald wo Liebe fpriht und wo perlt der Wein?‘ Darum,
Freunde, wißt, der ein Mann nur ift, ber fingt, küßt und
* ‚ wenns im Glaſe blinkt. (Chor:) Darum, Freunde,
wißt ꝛc.
Naͤhrt kein rothes Blut mehr der Liebe Gluth, bleibt uns
Frohſinn doch bis zum Tode nech, Freundſchaft uns umſchlingt,
Wein im Glaſe blinkt, und ein Liederchor hebt die Seel' em⸗
por. (Chor:) Freundſchaft und umſchlingt ꝛc.
Hier im Freundſchaftskreis, Juͤngling, Mann und Greis
knupft den Eintrachtsbund feſt durch Hand und Mund. Und
iſt das vollbracht, ſcherzet, ſingt und lacht, und füllt den
Pokal bei dem Freundfenftsmaht! — (EChor:) Und iſt das
volbrahht ıc.
Doch vergeffet nicht, Brüder, eure Pflicht, trinkt zu
Bachus Ehr' raſch die Stäfer leer! Bringt nad) alter Sitt'
jegt aud unfrer Mitt’ ihm die Götterfron’ und ein Lied zum
Kohn. (Ehor:) Bringt nad alter. Sitt’ ıc.
Feft ift unfer Bund, hoͤrt's aus Bachus Mund; nur
der Tod allein fol der Trenner fein. Drum feid wohlgemuth,
trinkt und ſchwingt den Hut, jubelnd ruft Hurrah und Victo⸗
ria! (Ehor:) Drum feid wohlgemuth ıc.
102 Brüder, Ingert euch im Kreiſe.
192.
Eigne Melodie.
Brüder, lagert euch im Kreife, trinkt nad) unfrer Väter
MWeife, :,: leert die Gläfer, ſchwenkt die Hüte auf der goldnen
Freiheit Wohl! :,:
Flur, wo wir ald Knaben fpielten, Ahnung Tünft’ger
Zhaten fühlten, ſüßer Zraum der Kinderjahre, Fehr’ noch
einmal uns zurüd! f
Mädchen, die mit Teufchen Trieben nur den braven Bur-
[hen lieben, nie der Tugend Reiz entftellen, fei ein ſchaͤumend
Glas gebradyt!
Männern, die dad Herz uns rühren, uns den Pfad der
Weisheit führen, deren Beilpiel wir verehrten, fei ein Drei
fach Hoch gebracht!
Brüdern, die vor vielen Jahren unferd Bundes Glieder
waren, die der Bund ſtets ehrt und liebet, fei ein ſchaͤumend
Glas geweiht!
Brüdern, bie, befreit von Kummer, ruhn ben langen
Srabesihlummer, weihn wir, der Erinn’rung heilig, dieſe
fromme Kibation!
Unter'm Schatten Fühler Linden werden wir und wieder
finden, wo jich Brüder froh umarmen in dem Hain Elyfiums.
Wenn ich deinen Kahn befteige, trauter Charon, v fo
reiche noch einmal den Labebecher mir für meinen Obolus!
Weil und noch die Släfer blinken, Laßt fie nicht ver-
gebens winken, leert fie, Sreunde! ſchwenkt die Hüte auf ber
deutfchen Freiheit Wohl!
193.
Eigne Melodie.
Brüder, laffet-uns Eins fingen, traute Herzensbrüder,
hört! Laſſet uns ein Vivat bringen, allem, was uns lieb und
werth! Sol die Freude nicht vergehen, muß Sefang die Luft
erhöhen! Darum Laffet Iubelfang mifhen in den Becherklang.
Edle Freundſchaft, dir vor allem fei ein Xebehoch ge-
bracht! Wer an Freundeshand darf wallen durch des Lebens
düftre Nacht, trüg’ er Ketten auch von Eifen, doch darf er
fid) glücklich preifen: Freundſchaft lindert jedes Joch, darum
leb' die Freundfchaft hoch!
Und der Wein, der fol auch leben! Schüttelt uns des
Alters Froſt, flüchten wir zum Saft der Neben, ift er unfer
eingger Troſt; foll des Lebens Maft micht finten, muß man
unaufhörlich trinden. Darum, Brüder, fchenket ein, Vivat
hoch! Es eb’ der Wein!
Brüder, lafit die kleinen Seelen. 103
Unfre Möbchen follen leben! fie, des Lebens Freud’ und
Luſt! Wem ein Mädchen ward gegeben, wem vor Liebe bebt
die Bruft, der nur Pennt die hoͤchſte Wonne „ Liebe iſt des
Lebens Sonne! Giebt's denn etwas Schoͤn'res noch? Unfre
Maͤdchen leben hoch!
194.
Vogelſchießen.
Melodie: Ueber die Beſchwerden dieſes Lebens.
Brüder, laßt die Becher klingen! trinkt nach wackrer
Schützenpflicht! er, dem wir an's Leben dringen, traut ihm!
er entfliegt uns nicht; ſcheint auch wirklich zach ſein Leben
und ſein Auge voller Gluth, nimmer kann er ſich erheben,
er, der gar zu hoͤlzern thut.
Ruhig ſchaut er, ganz gelaffen, ſchwer verwundet, federn-
leer, bis wir feinen Corpus fallen, in ber Gegend rings
umher. Duldend ſchwebt er, nicht verlegen, breift befchielend
unfern Bund, feinem Tode Fe entgegen, hoch im blauen
Aethergrund.
Run, fo laßt uns, den gu’ ehren, der ihm bald bas
Garaus macht, froh die vollen Becher leeren; ihm fei jest
ein Boch gebracht! Hoch gepriefen fol er glänzen bier in un:
jern Schügenreih’n! fol, geſchmückt mit Kron und Krängen,
heute unjer König fein!
195.
Brüder, laßt die Eleinen Seelen fid mit Neid, mit Hof:
fahrt quälen; laßt die Thoren Thoren fein, wir, wir trinken
dafür Wein.
Laßt dem Murrkopf feine Grillen, kommt, wir wolln
die Glaͤſer füllen! Lieblich lächelt und der Wein, trinkt und
laßt uns fröhlich fein.
Schaut, dort muß bei vollem Kaften Harpagon, der
Geizhals, faften: er trinkt Waffer, niemals Wein, drum kann
er nicht fröhlich fein. -
ir find froͤhlich, Tonnen lachen, fchlafen, wenn bie
Wuchrer wachen wenn fie bang vor Dieben fein, fingen wir
und trinken Wein.
Mag denn Streitfucht Bank erregen, mag das Lafter
Tuͤcke hegen, unfer Herz bleibt davon rein, wir find froh
und trinken Weim . |
Auf, laßt uns die Gläfer leeren! Singt, daß es bie Tho—
ten hören, wie fo ech bei Lied und Mein ganz zufriebne
Herzen fein.
104 Früder, laft ums gehn.
196.
Bekannte Melobie.
Brüder, laßt uns gehn zufammen in des Frühlings
Blüthenhaine, Iaffet unfre Herzen flammen auf im innigen
Dereinel Lieber Mai, holder Mai! Winters Herrichaft ift
vorbei!
Einft in folhen Maientagen ward ein Kleinod und ge '
fchenfet. Muß das Herz nicht freudig fchlagen, wenn ed
jener Zeit gedenket? Gott verleih’, Gott verleih’, daB und
bluͤhe fol ein Mai! |
Ah, ed haben Feindes Mächte längft died Kleinod uns
geraubet, von dem theuerften der Rechte und zu fprechen
faum erlaubet. Zrüber Mai, trüber Mai! wenn ein Bolt
nicht froh und frei.
Dod) nun wehen unfre Fahnen in den weiten freien
Lüften; und der Ruhm der theuern Ahnen ftrahlt uns Sieg
aus heiligen Grüften. Eil' herbei, eil’ herbei, du erfehnter
Breiheits Mai!
Seht, er ift herbeigefommen, in der Freiheit Sonnen:
glanze; alter Muth ift neu entglommen, und der Lorbeer
grünt zum Kranze. Tyrannei ift vorbei, fei willkommen, |
ftolger Mai! , |
197.
Melodie: Gaudeamus igitur.
‚Brüder, laßt uns Iuftig fein, weil der Frühling währet,
bricht der Jahre Winter ein, ift die Kraft verzehret. Ta
und Stunde warten nit; dem, ber Beine Rofen bricht, if
fein Kranz befcheret.
‚. Unfer junges Leben eilt mit verhängtem Zügel; Krank:
beit, Schmerz und ‚Sram verweilt, nur bie Kuft hat Flügel;
ob wir und bier wiederfehn und, wie heut’, ein Feſt begehn,
wer giebt Brief und Siegel?
50 find jene, fagt e8 mir, die vor wenig Jahren jung
und fröhlich, fo wie wir, und voll Hoffnung waren? Ihr’
Gebeine det der Sand; fie find weit von und gebannt, zum
Cocyt gefahren.
Wer nach unfern Vätern forfcht, mag den Kirchhof fra-
en; ihr Gebein, das längft vermorfcht, wird die Lehr’ ihm
agen: „Nüpt das Leben, braudt es bald, eh’ die Morgen:
röthe ſchaut „kann die Stunde ſchlagen.“ Gunther.
Brüder, nützt des kurze Schen. 105
198.
Eigne Melodie.
Brüberlein fein, Yrüderlein fein! mußt mir ja nicht böfe
fein; Brüderlein fein, Brübderlein fein! mußt nicht böfe fein.
Scheint bie Sonne noch ſo fehön, einmal muß fie untergehn;
Brüberlein fein, Brüderlein fein! mußt nicht böfe fein!
Brüderlein fein, Brübderlein fein! wirft mir wohl recht
gram jet —— Bruͤderlein fein, Brüderlein fein! wirft recht
gram mir ſein. Haft für mich wohl keinen Sinn, wenn ich
nicht mehr bei dir:bin; Brüderlein fein! Brüderlein fein!
wirft recht gram mir fein!
Brübderlein fein, Brübderlein fein! wirft doch nicht Hr
findifch fein; Brüderlein fein, Brüderlein fein! mußt nicht
kindiſch ſein. Geb’ zehntaufend Thaler dir alle Jahr, bleibft
Du. bei mis; Brüberlein fein, Brüderlein fein! bleibft du wohl
ei mir
Brüberlein fein, Brüberlein fein! du wirft doch ein
Spigbub’ fein; Bruderlein fein, Brüderlein fein! wirft ein
Spigbub’ fein. Willſt du nicht mit mir beftehn, nun fo Fannft
zum Zeufel gehn; Brüberlein fein, Brüderlein fein! kannſt
zum Teufel gehn.
Brüderlein fein, Brüderlein fein! fag’ mir nur, was fällt
dir ein? Brübderlein fein, Brübderlein fein! [0g, was fällt dir
ein? Geld kann Vieles in der Welt, Jugend kauft man nicht
um's Geld; Brübderlein fein, Brüderlein fein! 's muß ges
ſchieden fein. .
Brüderlein fein, Brübderlein fein! zärtlich muß gefchieben
fein; Brüderlein fein, Brübderlein fein! ’3 muß geſchieden fein.
Den? manchmal an mich zurüd, ſchimpf' nicht auf dee Jugend
Süd! Drum Brüderlen fein, Brüderlein fein! fchlag’ zum
Abfchied ein. „Der Bauer ald Millionsr.”
199.
Eigne Melodie.
Brüder, nübt das kurze Leben, haſcht die Freud', ch’ fie
verblüht; fehlürft fie ein im Saft der Reben, fprecht fie aus
im frohen Lied. (Chor:) Wir figen im traulichen Kreife, von
Wein und Frohſinn durchglüht; wir zechen nach altdeuticher
Weife, und fingen ein —2 — Lied.
Sn Pealaften und auf Thronen lauft die Sorge trüb’
und bleich; neidet Schäge nicht und Kronen, nur wer froh
ift, der ift reich. (Chor:) Wir figen ꝛc.
106 Brüder, fammelt euch im Kreiſe.
Meereöherrichaft will der Britte, Laßt ihn Herr bes Waſ⸗
ferö fein; bier in unfrer frohen Mitte herrſchet friedlich edler
Wein. (Ehor:) Wir figen zc.
Alles in der Welt iſt eitel, alſo fprah Herr Salomo,
nur nicht ein gefüllter Beutel und ein Herz vergnügt und
froh. (Chor:) Wir figen zc.
Laßt den Weifen ihre Schlüflfe, den Eroberern die Welt,
den Verliebten ihre Kuͤſſe; Frohſinn haltet feft und Gelp.
(Ehor:) Wir gen ꝛc.
Brüder, ſtoßet an und trinket, frohen Muth und täglich
Brod, und wenn einft dad Schickſal winfet, ein gefunder,
leichter Zod. (Chor:) Wir figen ꝛc.
200.
Brüder, fammelt euch im Kreife! freut euch nach der
Väter Weife! fin in Tautem Jubel ein! Freundſchaft reicht
den Wonnebecher zum Genuß dem froben Becher; perlend
blickt der goldne Wein. (Chor:) Schling in diefer Feier:
unde Hand in Hand zum trauten Bunde! Freunde, ftimmet
öhlich ein, laßt uns Alle Brüder fein!
Freundſchaft, Schöpferin der Freuden, du verfüßeft unfre
Leiden durch dein fanftes Mitgefühl; wenn Gefahren uns
umthürmen , leiteft du in Ungludöftürmen Ken Pfades uns
um Ziel. (Chor:) Wenn uns Neider haͤmiſch grollen, Feinde
* vernichten wollen; vor Verfolgung, Haß und Spott
hüst uns Freundſchaft, ſtark wie Gott.
Alle ſchmachten wir nach Liebe, angelockt durch ſanfte
Triebe, lechzen nach des Lebens Luſt. ie verwandte Kör⸗
per, ziehen ſich, durch Hang der Sympathien, gleiche Wefen
Bruft an Bruft. (Ehor:) Zrinfet aus der Kiebe Schale bei
dem großen Wonnemahle! ihre Labung ift fo füß, ſie entzückt
im Paradies!
Ale Menfchen follen leben! Trinkt vom Himmelsfaft der
Meben, der uns Thatenfeuer fchafft! Nie entweiht bei'm Minne⸗
fpiele und Genuß die Hochgefühle; fchont des Geiftes Bötter:
kraft. (Ehor:) In das Al der Harmonien mildht gefühlte
Melodien, durch die Adern der Ratur wait ein Strom von
Freude nur.
Thraͤnen trodnen, Seufzer ftillen, langer Sehnſucht
Wunſch erfüllen, Unglüd lindern fanft und mild, Unfchuld
von Defpotenketten, Leidende von Noth erretten, nd uns
p der Gottheit Bild. (Chor:) Wohlzuthun heit ötter:
renden; armen Duldern harte Leiden zu erleichtern, dieſes
2008 ift jo himmliſch ſchoͤn, fo groß.
Brüder, ſetzt ench in die Munde! 107
Freunde, diefes Bundes Feier fei und unvergeßlich theuer!
Folgt dem Rufe der Natur! Rad) Bolltommenheit und Leben
folen alle Kräfte fireben auf der Weisheit Rofenfpur. (Ehor:)
Shlingt in diefer heil'gen Stunde Hand in Hand zum trau
ten Bunbe! ftimmt in lautem Jubel ein: Laßt und ewig Brü-
ver fein! 901 äffer.
Melodie: Ihr Brüder, wenn id.
Brüder, fammelt euch in Reihen um ben ſchäumenden
Pokal, den wir bier der Freiheit weihen, bei der Freude
Behermahl. Alle Brüder follen leben, die ber Freundſchafts⸗
bund vereint, Jeden ſoll ein Hoch erheben, der es redlich mit
uns meint!
Feiern wollen wir die Stunden unſrer frohen Burſchen⸗
it, denn das Herz wird nur gefunden, wo es ſich der
Freundfehaft weiht! Offen liegen Aller Herzen, wo der Becher
traulidy blinkt, und verhüllt entflicehn die Echmerzen, vo uns
Kieb’ und Treue winkt!
Wenn die Feinde und umringen, reichen wir die muth'ge
Hand, und des Kerkers Riegel fpringen vor dem treuen
Bruderband. Wo fich Brüder froh umarmen, flieht der Haß,
ter blafle Neid; nur die Freundfchaft mag erwarmen in dem
Schooß der Fröhlichkeit.
Zwar der Zrennung bange Stunde winkt uns oft nur
alzufrüh, reißt uns aus dem jchönen Bunde, der und man:
hen Freund verlich; doch verſcheuchet den Gedanken, jetzt,
da ihr noch Burfchen feid; nie wird unfre Freundſchaft wan⸗
fen, dauert unfre Biederkeit!
Finden wir uns einftens wieder in der Heimath goldnem
Land’, preifen unfre Jubellieder noch das — — — Band;
feiern wir das Angedenken an die flotte Burfchenzeit, bis ſich
unfre Blicke ſenken in das Meer der Ewigkeit.
202.
Melodie: Sept euch, Brüder, in die Runde.
Brüder, ſetzt euch in die Runde! Rreunde, kommt und
ftoßet an! Singet froh mit Herz und Munde einen feiernden
Paan. In den heil’gen Bundeshallen laßt ben Weihgefang
erihallen. (Ehor:) Hoffnungsfreudig opfern wir, Himmels:
Eind, o Freundſchaft! dir. j
- Die bu über Sternen walteft, hohen Göttern beigefellt,
Wohlthat ift, was du geftalteft, Königin der Geifterwelt!
Steig’ inFunfre Mitte nieder! fegne dieſes Bundes Glieder!
(Chor:) Hoffnungsfreudig ıc.
108 Drüder, fetzt end) in die Bunde!
Aetherlüfte wehn und Eünden deinen Auserwählten dich.
Unter deiner Weihe finden liebend gleiche Seelen fich; und ihr
anzed Sein und Leben ift der Menichheit bingegeben. (Chor)
50 nungefreubig it. Bi
Aus der Völker weitem Kreife fammelft du der Zreuen
Schar, bau’ft zu deines Namens Preife ihres Bundes Hoc:
altar, wo, der Welt zum Heil und Segen, Priefter deines
Tempels pflegen. (Chor:) Hoffnungsfreudig ıc.
Und du fchlingeft deine Bande, deines Wefend Harmonie,
trotz der Zeiten Uebeljitande, feft und wandellos um fie. Mag
die Welt im Kreis fih drehen, müflen Mann für Dann fie
ftehen. (Chor:) Hoffnungsfreudig ꝛc.
Eng verbrüdert, treu verbunden; unter Freuden und
Gefahr, bis zum Biel der legten Stunden wandelt der Ge:
weihten Schar, und durch ihr vereintes Streben Trönt bas
Gluͤck der Völker Leben. (Chor:) Hoffnungsfreudig ze.
Deine Gottheit ruht auf Allen, die dein heil’ger Dienft
erfohr: denn aus deinen Bundeshallen treten machtvoll fie
hervor. Wo fie walten und gebieten, treibt die Menfchheit
neue Blüthen. (Ehor:) Hoffnungsfreudig ıc.
Unter deiner Fahne wallen Helden muthig ihren Lauf.
Mo fie fiegen oder fallen, blühn des Ruhmes Palmen auf.
Ihres Werkes Pfeiler ſtehen dauernder als Maufoleen. (Ehor:)
Hoffnungsfreudig ꝛc.
Was der blinde Wahn gefchaffen, mas gezeugt der Ueber:
muth, ftürzt vor * Geiſtes Waffen, ſinkt vor ihres Eifers
Gluth. Alle Menſchen werden Brüder, und die goldne Zeit
kommt wieder. (Chor:) Hoffnungsfreudig ıc.
Deine hohen ‚Kräfte weden in ber Bruft bie flrenge
Pflicht. Selbſt des Orkus blaffe Schredien hemmen beine Schritte
nicht; denn hinab bi8 zu den Manen wehen beined Sieges
Fahnen. (Chor:) Hoffnungsfreudig ꝛc.
Goͤttin, komm, o komm, und rette, wo die Noth um
Huͤlfe ſchreit. Sprenge jede Selavenkette ‚, gieb dem Menſchen
— Menfchlichkeit! Zilge jeden Iwift auf Erden, laß der
Menſchheit Recht und werden! (Chor:) Hoffnungsfreubdig ꝛc.
Steh’ und bei in Ungemwittern, wenn ber Stern ber
Hoffnung ſinkt, daß wir ohne Furcht und Zittern gehn, wo
dein Gebot uns winkt; benn zum Götterfige wallen, die für
Pflicht und Zugend fallen. (Chor:) Hoffnungsfreudig ıc.
Ob die Erd’ in Staub zerfiele, ob die Welten untergehn,
einftens am Vollendungsziele werden wir und wieberfehn, und
von deinem Himmeldthrone fehimmert uns bie Sternenkrone.
(Chor:) Hoffnungsfreudig ꝛc.
Brüder! meg mit Sorgen! 109
‚ Geifterfönigin, vollende unfer Flehen, unfern Bund! —
Reit, o Brüder! euch die Hände, fehwört den Schwur mit
Herz und Mund: ÜZreuverbunden Gut und Leben für bie
Menfchheit hinzugeben. (Ehor:) Hoffnungsfreudig opfern wir,
. Himmelsfind, o Freundfchaft! bir. Neuſſer.
203.
Eigne Melodie.
Brüder wacht! Gabet Acht! Hörnerflang erihalt! Schon
entweicht die dunkle Nacht, frifch zum grünen Wald! Halloh!
Starkend ift die Morgenluft; munter fort durch Berg und
Kluft Reh’ und Hirfche fpringen auf, Jäger nach im rafchen
kauf. Mägbdelein zart und fein jagt man gerne auch. Stürzt
das Wild raſch Hinter drein, das iſt Sägers Brauch! D ho!
Juchheiſaſa! Bei ‚ Zrollala.
Smmer fo, frich und froh, jagt man durch den Wald.
Hufla, Huffa und Halloh! wie das Horn erſchallt. Halloh!
In der Mittagsfonne Gluth fuhet man bie blaue Fluth,
friſcht die Glieder, müd und matt, in dem Fühlen Wellenbad.
Mägdelein, ſchlank und fein, bad’t fich tief verſteckt. Hui!
wie plumpt’& in's Waſſer h'nein, wenn's der Jäger ſchreckt!
Oho! Juchheiſaſa! Halloh! Trallala!
Stolz einher, Beute ſchwer, zieht man durch den Wald;
ſingend bei der Wiederkehr, daB es froh erſchallt! Halloh!
Hirſch und Rehe, gute Nacht! unſer Tagwerk iſt vollbracht,
Flur und Wald und Mondenſchein laden uns zur Ruhe ein.
Liebchen du, ſchlaͤfſt in Ruh' auch bei'm Mondenſchein? Schloſſeſt
mir die Thuͤre zu, raſch zum Fenſter h'nein. Oho! Juchheiſaſa!
Halloh! Trallala „Templer und Juͤdin.“
204.
Brüder! weg mit Sorgen! In des Lebens Morgen laßt
und luſtig feinz trinkt beiim frohen Male’ aus dem Gold:
pofale füßen Labewein. , ,
Trinkt im frohen Kreife nach der Vater Weiſe; Brüder,
trinkt doch zu! Auch in Oft und Süden winkt, er manchem
Muüden wahre Lebensruh'.
Seht nur, muntre Beyer, wie er in dem Becher wonne:
bietend ſchaͤumt! Auch in feinen Breuden wird fo manches Lei-
den, mander Schmerz verträumt.
An der Sommerlaube kocht ihn in der Traube Mittags
Sonnengluth; er erfreut die Seele, mundet jeder Kehle, ad!
— fo Herzig gut! - we F
110 Brüder! zu den feftlichen Gelagen.
Laßt den ftolzen Dünker, laßt den Waffertrinfer fpöttifch
auf uns fehmahn. May er doch beim Wafler fih als Neben:
baffer bis zum Plagen biähn.
Laßt den Zürken fprechen, ihn in Meth beschen an der
Türkin Bruft. Laßt ihn Grillen haſchen! Ha! aus unfern
Flafchen winkt uns Götterluft.
Maffer ift für Filhe! Ha! auf unferm Zifche darf Fein
Waſſer fein! Nein, nein, nein, wir trinken, mögen wir auch
ſinken, nichts ald guten Wein. "
Edler Saft der Neben, du verfheuchft dem Leben man-
ches ftille Weh! bift zum Wohl der Zage auf dem Pilgerwege
ſchonſt⸗ Panacee.
enn des Mißmuths Grillen unſern Geiſt erfüllen, Sor:
en um uns ziehn: ſprudelſt du im Glaſe jeder Kupfernaſe
reuden her und hin.
Fuͤhrt zum Grabeshuͤgel auf der Freundſchaft Flügel uns
Erinnerung: lehnſt du noch am Grabe, Zecher — mit den
Stabe der Begeifterung.
Wenn ein Bub’, ein Schurke, fauer, wie die Gurke,
uns dad Leben macht: bift du's, der vol Wonne, rein, wie
Gottes Sonne, freudig zu uns lacht.
Zrinft nun in der Runde! Unferm Bruderbunde fei Dies
Glas geweiht! Brüder, wär’ doch immer, immer, immer,
immer, immer fo wie heut!
203.
Brüder! zu ben feftlichen Gelagen hat ein guter Gott
uns bier vereint; allen Sorgen laßt uns jegt entfagen, trin-
fen mit dem Freund, der's reblidy meint. Da, wo Nektar
lüht, Balleralla! holde Luſt entblüht, Valleralla! wie den
fumen, wenn der Lenz erſcheint.
Laßt uns froh die goldne Zeit durchſchwärmen, hangen
an des Freundes treuer Brufts an bem Yreunde wollen wir
und wärmen, in dem Weine Eühlen unfre Luſt! In der
Zraube Blut trinkt man deutfhen Muth, wird der Mann
fih bober Kraft bewußt. u
Nippet nicht, wenn Bachus Quelle fließt, aͤngſtlich an
des vollen Becherd Rand; wer dad Leben tropfenmweis genießt,
bat des Lebens Deutung nicht erkannt. Nehmt ihn friich zum
Mund, leert ihn bis zum Grund, den ein Gott vom Himmel
uns Hase Geiſt 4 i & fürs
uf des Geijtes Tichtgewohnten wingen ſtürzt der
Jüngling muthig in die Melt, wackre —8 will er ſich
erringen, bie er feſt und immer feſter halt. Bleibt bie Mei⸗
D
Bunt find ſchon die Wälder. 111
nen rent bis zum Welteinfal, treu dem Freund auf ewig
eſellt.
zus Laſſet nicht die Jugendkraft verrauchen, in dem Becher
winkt der goldne Stern! Honig laßt uns von den Lippen
ſaugen, Lieben iſt des Lebens füßer Kern! — Iſt die Kraft
verfauft ‚ ib der Wein verbrauft, folgen, alter Charon, wir
dir gern! 906
Bundeslied der Schügen.
Melodie: Alles ſchweige.
| Bunbeslieder, wadre Brüder einer treuen Compagnie,
—F unſerm alten Bund um Preife wohn' in biefem heitern
Kreife :,: Eintradht :;: Hits und Harmonie! ;,;:
| Brave Zecher, fullt den Becher mit geweihtem Trauben:
jaft! Lang’ noch Achtung, Ruhm und Ehre unferm guten
eaidencn , das und mandye Freude fchafft!
ern vom Kriege, groß im Siege über Scheiben, Stern
und Aar, fei recht lang’ die gute Waffe, daB noch oft fie Luft
und fchaffe, treu noch uns fo manches Jahr!
zeichten Blutes, hohen Muthed, Sreunde, fröhlich Hand
in Hand! lang’ noch ſteh' durch unfer Streben, feiner Waffe
treu ergeben, unfer Bund im Vaterland!
207.
Bukko von Halberftadt, bring’ doch meinem Kinde was
mit! „Was fol ich ihm bringen?” Rothe Schuh’ mit Ringen,
Ihöne Schuh’ mit Gold beidylagen, bie fol unfer Kindchen
tragen.
a8 urrafo, Burra fort, Wagen und fhön’ Schuh’ find
fort! ſtecken fief im Sumpfe, Pferde find ertrunken et
ſchrei nicht, Reitersknecht, warum führft du au fo Ichleht!
Altes Bolkslied auf Burchard, Biſchof von
Halberftadt, auch Bukko genannt.
208.
Herbftlied.
Bunt find ſchon die Wälder, gelb die Stoppelfelber und
der Herbft beginnt. Rothe Blätter fallen, graue Nebel wal-
ien, Fühler weht der Wind.
Wie die volle Zraube aus dem Nebenlaube purpurfarbig
—58* Am Gelaͤnder reifen Pfirſiche, mit Streifen roth und
weiß bemalt.
112 Burgen mit hohen Mauern.
Sich’, wie hier die Dirne emfig Pflaum’ und Birne in
ihr Körbehen legt! dort mit leichten Schritten jene goldne
Quitten in den Landhof trägt! .
Flinte Zräger fpringen, und die Mädchen jingen, Alles
jubelt froh. Bunte Bänder fchweben zwifchen grünen Reben
auf dem Hut von Stroh.
Geige tönt und Flöte bei der Abendröthe und im Monden-
gtans. unge Winzerinnen winken und beginnen deutfchen
ingeltanz. 3. 6. v. Salis.
209.
Eigne Melodie.
Burgen mit hohen Mauern und Binnen, Mädchen mit
ftolzen höhnenden Sinnen möcht’ ich gewinnen. Kühn tft Das
Mühen, herrlich der Lohn. .
Und die Zrompete laffen wir werben, wie zu der Freude
jo zum Verderben. Das iſt ein Stürmen! das ift ein Leben!
Mädchen und Burgen müflen fich geben. Kühn ift das Mü-:
ben, herrlich der Kohn, und die Soldaten ziehen davon.
Soldatenchor aus „ Eauft‘ ‚von Göthe.
210.
Eigne Melodie.
Büble, wir woll'n auffe gehe, wollen unfre Lämmer be-
febe, komm, lieb's Büberle, komm, ich bitt'. „Närrifches
Dinterle, ich geh’ dir holt nit.“
Willſt vieleiht a Biffel nafche, Hol’ dir was aus meiner
Taſche; hol’, lieb's Büberle, hol’, ich bitt’! „Naͤrriſches Din-
terie, ich nafch’ dir holt nit.” |
Shut vielleicht der Durft dich plage, komm, will dich
zum Brunne frage; trink', lieb's Buͤberle, trin®, ich bitt’!
„Naͤrriſches Dinterle, ed Br mich holt nit.”
Thut vielleicht der Schlaf dich druͤcke, ſchlaf, ich jag’ Dir
fort die Mücke; ſchlaf', lieb's Büberle, ſchlaf', ich bitt'!
„Naͤrriſches Dinterle, mich ſchlaͤfert's holt nit.” |
Gelt, ich fol mein Herz dir ſchenke, immer wilft an
mich gedenke; nimm’s, lieb'ſs Buͤberle, nimm's, ich bitt!!
„Naͤrriſches Dinterle, ih mag es holt nit.”
„Des Knaben Wunderhorn.”
211.
a ca gefchmaufet! laßt uns nicht rappellöpfifch fein!
wer nicht mit haufet, der bleib’ daheim! (Chor:)
Edite, bibite, collegiales! post multa saecula pocula nulla!
Der Herr Profefler lief heut’ Bein Collegium; drum
ift e8 befier, man trinkt eins 'rum! (Chor:) Kdite etc.
Zrinft nad) Gefallen, bis ihr die Finger darnach leckt,
dann hat's uns allen recht wohl gefchmedt!
Auf! auf! ihr Brüder, erhebt den Bacchus auf den
Thron, und ſetzt euch nieder! wir trinken fchon.
So lebt man immer, jo lang’ der junge Lenz uns winkt,
und Zugendfehimmer die Wangen fchminkt!
Knafter, den gelben, hat und Apollo präparirt, und
und bdenfelben recommendirt.
Hat nun ein jeder fein Pfeifhen Knafter angebrannt,
fo nehm’ er wieder fein Glas zur Hand!
Schiebt das Vergnügen nicht bi zum Eheftand hinaus,
bei'm Kinderwiegen kommt nichts heraus!
So lebt man luſtig, weil's flotter Burfche noch Heißt,
bis daß man rüftig ad patres reift.
Bis daß mein Hicber vom Corpus juris wird befiegt,
fo lang’, ihre Brüder, leb' ih veranut.: un.
Denkt oft, ihr Brüder, an unfre Jugendfröhlichkeit, fie
kehrt nicht wieder Die goldne Zeit!
212.
Ga donc, ga done, :,: fo leben wir :,: alle Zage in
der allerfchönften Saufcompagnie! bed Morgens bei dem
Branntewein, des Mittags bei dem Bier, des Abends bei
dem Maͤgdelein,:, if. das nicht ein Plaisir? ;,;
1. 8
%
114 Cerevisiam bibunt homines.
213.
Cerevisiam bibunt homines, animalia cetera fontes;
absit ab humano gutture pötus aquae! (Chor:) „Sie bibi-
tur, sic bibitur in aulis princi—“ Pim! (Chor:) „Sic
bibitur, sic bibitur in aulis prince —“ Pim! pam! (Chor:)
„Sie bibitur, sic bibitur in aulis princi—“ Pim! pam! pum!
214.
Der Tyroler iin der Fremde, ' .
Melodie: Und die Würzburger Gloͤckli.
Cyhimmt a Vogerl geflogen, : fegt fih nieder auf main
Fuß, hat a Better! im Gofcherl und vom Diarndl' an Gruf.
Haft mi allweil verteöftet af die Summeri-Zeit, und ber
Summer is imma und main Schagerl is weit.
Daheim is main Schagerl, in ber Fremd bin i hier,
und es age halt chain Chatzerl, chain Hunderl nacher mir.
Lieb Vogerl, flieg’ weiter, nimm a Gruß mit, a Kuß!
und i chann di nit b’glaita, wait i bier blaibi. muß. |
— Volkslied.
215.
Melodie von Küden.
Coeur:König fragt’ einmal, fo im Parliren, feinen Herrn
Minifter: Wie man das Volk wohl könne melioriren? Es
ab’ fo viel Philifter, fo viel Phitifter, fo viel Philiſter!
a ging der Herr Minifter, nahm Bücher und Stegifter,
klappt' auf tind zu, wendt’ um und um, fchreibt blind ſich,
hockt fih lahm und krumm, beſpricht ed laut, bedenkt «8
ftumm, und wird zulegt nieht dumm wie dumm, mehr dumm,
wie dumm! .... (ad libitum)
Da trat der luſt'ge Rath recht mit Manieren her und
ſprach mit Laden: „Herr König, liebt ihr mi einmal re:
gieren, wollt’ euch das Ding ſchon machen, das Ding fchon
machen, dad Ding ſchon machen!” GCoeur- König N lab:
„„Nun fage, wie bracteft du's zu Tage?““ — „Sch nahm
zuerft den Hol vom Wein; kömmt er umfonft in’s Maul hin:
ein, fo ſingt das Volk und macht ſich fein, und macht fih
fein, und macht ſich fein!” (ad lib.) Ä
„Wein und Geſang, weg find ba die Philifter, fammt
den Unglücksunken!?“ —.,,, Sei, Rare; beganıt mit Ernſt
.
Crambambuli, das ift der Titel. 115
der Herr Minifter: „„So wirb das Land vertrunfen, das
Land vertrunfen, das Land vertrunken!““ Coeur: König
ſprach: „Minifter, ihr ſeid ein Erz: Philifter. Der Narr bat
Acht, Geſang und Wein, fie follen frei heraus, herein!“
Da fang, was fingen konnte, fein: Eoeur: König foll Herz:
König fein, Herz: König fein, Herz König fein! (ad libir.)
| a. Kopiſch.
216.
Bekannte Melodie.
Crambambuli, das iſt der Titel des Tranks, der ſich
bei uns bewaͤhrt, er iſt ein ganz probates Mittel, wenn
uns was Böſes widerfaͤhrt. Des Abende ſpät, des Morgens
fruh trink' ich mein Glas Crambambuli, Crambimbambam⸗
buli, Crambambuli!
Bin ich im Wirthshaus abgeſtiegen gleich einem großen
Cavalier, gleich laß ich alles ſtehn und liegen und greife nach
dem Pfropfenzieh'r, dann blaͤſt der Schwager tantari zu ei:
nem Glas Crambambuli ıc.
| Reißt mich's im Kopf, reißt mich's im Magen, hab’ ich
sum Effen Eeine Luſt; wenn mich die böfen Schnupfen plagen,
hab’ ih Katarrh auf meiner Bruft: was fümmern mid) die
Medici? ich trink' ein Glas Crambambuli. "
Wär’ ich zum großen Herrn geboren, wie Kaifer Mari:
milian, wär’ mir eın Orden auserkoren, id, hängte die De-
vife dran: „Toujours fidele et sans souci, c'est l’ordre du
Crambambuli!“
Iſt mir mein Wechfel ausgeblieben, hat mich das Spiel
(abet gemacht, hat mir’d mein Mädchen abgefchrieben, ein'n
Trauerbrief die Poft gebracht: dann trink' ich au Melandho-
lie ein volles Glas Crambambuli.
Ad, wenn die lieben Aeltern wüßten der Herren Söhne
große Noth, wie fie fo flott verkeilen müßten, fie weinten
fih die Aeuglein roth; indeffen thun die Filii fi bene beim
Grambambuli.
Und hat der Burſch' Fein Geld im Beutel, fo pumpt er
die Philifter an, und denkt: es ift Doch alles eitel vom Bur⸗
hen bis zum Bettelmann; denn das ift die Philofophie im
Geifte deß Crambambuli.
Sol ih für Ehr’ und Freiheit fechten, für Burſchenwohl
den Schläger ziehn, gleich blinkt der Stahl in meiner Rech—
ten, ein Freund wird mir zur Seite ſtehn; zu ihm ſprech
id: mon cher ami, zuvor ein Glas Erambambuli.
8 *
116 Crambambali, des iſt.
Ihr dauert mi, ihr armen Thoren, ihr liebet nicht
ihr trinkt nicht Wein; zu Eſeln feid nr auserkoren, und bon
ten wollt ihr Engel fein. Sauft Waſſer, wie bas liebe Vieh
und meint, ed ſei Crambambuli. . oo |
Soll ic, bereinft zur Hochzeit fchreiten mit einem tugend-
famen Weib, kein großes Mahl laß ich bereiten; ſie ift mir
gnug zum Beitvertreib. Anftatt Kaffee, den mag ich nie,
trink' ih ein Glas Grambambuli.
Crambambuli fol mir noch munden, wenn jede andre
Freude ftarb, menn mid, Freund Hain bei'm Glas gefunden
und mir bie Seligfeit verdarb; ih trin®’ mit ihm ın Com⸗
pagnie das lebte Glas Crambambuli!
Ber wider und Crambambuliften zur Ungebühr die Nafe
rümpft, den halten wir für einen Chriften, weil er auf
Gottes Gabe ſchimpft; ich gaͤb' ihm, ob er Reter ſchrie, nicht
einen Schluck Erambambuli.
217.
a droben auf dem Berge, da raufcht ber Wind,
da fitet Maria und wieget ihr Kinds fie wiegt
es mit ihrer fchneeweißen nd, dazu braucht fie Fein
' Biegenband. ” . '
218.
Müllers Abſchied.
Da droben auf jenem Berge, ba fteht ein hohes Haus,
da ſchauen wohl alle Fruͤhmorgen drei fhöne Jungfern heraus.
Die eine, die heißt Sufanne, die andere Anne Marei,
die Dritte, die thu' ich nicht nennen, bie ſollt' mein eigen fein.
Da unten im tiefen Zhale, ba treibet das Wafler ein
Rod, da wird nichts als Liebe gemahlen, von Morgen bis
Abend fpat.
Das Mühlrad ift verbrohen, die Liebe hat body Fein
End’; und wenn zwei Berliebte fich fcheiden, fo reihen fie
einander die Haͤnd'.
Ah Scheiden, ad Scheiden, ady Scheiben! wer hat body
das Scheiben erbacht! es hat ſolch unfägliches Leiden mand)
jungem Herzen gebradt. Volkstlied.
219.
Die Kindesmörderin.
Da drunten auf der Wieſen, da iſt ein kleiner Platz, da
thaͤt ein Waſſer fließen, da waͤchſt kein grünes Gras.
Da wachſen feine Rofen, und aud Fein Rosmarein, hab’
ih mein Kind erftochen mit einem Meflerlein.
118 Da kommt ja der lieblihe Mai.
Im Lühlen Wafler fließet fein rofenrothes Blut, das
Bächlein fich ergießet wohl in die Meeresfluth.
Bom hohen Himmel fehen zwei blaue Aeugelein, ſeh' ich
mein Englein ftehen in einem ÖSternelein.
Dort oben auf dem Berge, da fteht das Fa Rad, will
ich mich drunter legen und trauern fruͤh und ſpat.
Haft du mich denn verlaflen, der mich betrogen hat, will
ih die Welt verlaflen, bekennen meine Zhat.
Der Leib, der wird begraben, der Kopf fleht auf Dem
Mad, es freflen den die Raben, der mid) verführet hat.
„Des Knaben Wunderhorn.’‘
220. g
Da kommt ja der lieblihe Mai mit Blüthen und Klospen
erbei! Schon’ finget die Lerche,' ſchon Elappern bie Stoͤrche,
chon mahnet des Kuckuks Gefchrei: Genießet, genießet ven
Keblihen Mai! bie Blüthenzeit eilet, fie eilet vorbei.
Es grünet und duftet der Hain, die Luft ift belebend
und rein. Schon hüpfen auf der Weide die Schäfchen vor
Freude, es medern die Lammer darein: Genießet, genieße
en Hain, eh" Stürme die Blätter, die Blätter
verfireun! j
Hoch -woget und wallet das Feld, von goldenen Saaten
erhellt. Den Segen erblickend, fingt laut und entzückend
vou Hoffnung die fröhlihe Welt: Genießet, genieBet das
a Feld, bald werben die Mandeln, bie Mandeln ge
elf! - rd Pa . _ . F
So raubet, was hout' und erfreut, ſchon morgen die
fluͤchtige Zeit. Genoſſen! genoſſen! wenn Freuden uns ſproſ⸗
ſen, damit uns der Aufſchub nicht reut. Genießet, genießet
bie Beenden noch beut’--und bindet die Flügel, die Flügel
er Zeit!
221. = —
Da Nachts wir uns küßten, o Mädchen! hat keines und
zugefhaut; die Sterne, fie ftanden am Himmel, wir haben
den Sternen getraut.
Es ift ein Stern gefallen, der gt dem Meer und ver:
Elagt, da hat das Meer es dem Ruder, dad Ruder dem
Schiffer geſagft.— ——
Do ſang derſelbe Schiffer, es feiner Liebſten vorz nun
ſingen's auf Straßen und Märkten die Mädchen und Knaben
im Chor. —E Adelbert v. Chamiſſo.
2 |
Das Ehen, nicht das Trinken. 119
222. .
Melodie: Mein Lebenslauf ift Lieb’ und Luft.
Das alte Jahr vergangen ift, das neue Jahr beginnt.
Bir danken Gott zu diefer Friſt, wohl uns, daß wir noch
iind! Wir ſehn auf's alte Jahr zurüd, und haben neuen Muth:
ein neues Jahr, ein neues She! die Zeit iſt immer gut.
3a, Feine Zeit war jemals ſchlecht: in jeder lebet fort
Gefüht für Wahrheit, Ehre und Recht und für ein freie
Wort. Hinmweg mit allem Weh und Ach! hinweg mit allem
vo, wir felb o% find Gluͤck und Ungemad) ‚ wir felber find
ie
Und machen wir uns frah und auf, ift froh und gut bie
Zeit, und giebt uns Kraft und frifchen Muth bei jedem neuen
keid. Und. was einmal die Zeit gebracht, dad nimmt fie wie
der hin — — brum haben wir bei Zag und Nacht auch immer
frohen Sinn.
Und weil die Zelt nur verwärts will, fo fihreiten vor»
wärts wir; bie Zeit gebeut, nie ſtehn wir fill, wir ſchreiten
fort mit ihr: Ein neues Jahr, ein neues Süd! wir ziehen
froh hinein, denn vorwärts! vormwärtö! nie zurüd! joll Halte
&ojung fein: “ dofmann v.
293,
Das beſte Mädchen iſt mir hold, und- meine Treu’ iſt
acht! Biel Zugend hat's, nur wenig Gold, und das iſt mir
ſchon recht.
Was es, auf Munterkeit und Wit herausgefordert,
ſpricht: das ift wie ihre Nadelfpig', verwundet aber nicht.
Gleich einer kleinen Schlange ſchleicht ihr ſpottgemiſchter
Scherz, wie eine Flaumenſeder leicht ſich ein in unſer Herz.
Ein herrlich Mädchen! Eolcher drei ift eine Fleine Zahl;
son Deutſchland bis nad Paraguay find’ aber fie einmal!
224. .
Melodie von Friedr. Schneider.
Das Efjen, nicht das Trinken, bracht' uns um’s Para
dies. Mas Adam einft verlogen durch feinen argen Biß,
;: das giebt der Wein uns wieder, der Wein und frohe
Lieder. :,:
Und als die Welt auf’s Neue in Bauchesluſt verſank, und
in der Sünde Fluthen die Creatur artrant, blieb —* doch
am Leben, der Pflanzer edler Rben.
120 Das Fiſchermädlein harret.
Er floh mit Weib und Kindern wohl in ſein größtes
Faß, das ſchwamm hoch auf den Fluthen, und Feiner wurde
na. So hat der Wein die Frommen dein Waffertod ent:
dommen. j
Und als die Fluth zerronnen, da blieb dad runde Haus
auf. einem Berge. figen, und alle fliegen auß, begrüßten froh
das Reben und pflanzten neue Reben.
Das Faß blieb auf dem Berge zum Angedenken jtehn,
zu Heidelberg am Nedar Fönnt ihr es felber ſehn. Mun
wißt ihr, wer die Neben am Rhein und hat gegeben. -
- Und will noch einer wagen, den heil’gen Wein zu ſchmaͤhn,
der fol in Waſſerfluthen erbärmlidh untergehn. Stoßt an
und fingt, ihr Brüder: der Wein und frohe Lieder!
| Wilhelm Müller.
. 225.
Das Fiſchermaͤdlein harret am Ufer auf und ab, fein
&ifflein |
war zu fehen, ach alles, alles leer, Bein Segel fah ed wehen
milded Auge flarret die Wogenfluth hinab; kein S
im großen weiten Meer.
Ste maß die blauen Wogen, und hofft in ihrem Einn,
und al’ ihr’ Blicke flogen zum fernen Eiland hin; den Frau:
ten fah fie Bommen vom fernen Eiland ber, fein Schifflein
kam geſchwommen durch's ungeflüme Meer.
ie Abendftürme faufen, am nadten Felfenftrand bie |
wilden Wellen braufen, das Schifflein, ach! verſchwand das
Maͤdlein ſetzt fich nieder, fein Auge thränenfchwer: Gieb mir
ben Zrauten wieder, du wildes faljches Meer!
226.
Das ganze Dorf verfommelt jich und eilt zum Kirmes:
reihen, es freut fich alles; aber mic, kann fürder nichts er:
freuen.
Denn ad! mein Hanndyen fehlet mir; nie kann ich fie
vergeflen: ich weiß zu gut, was ich in ihr für einen Schag
beſeſſen.
Unſchuldig war ſie, wie ein Lamm, that Keinem was zu
Zeide, und lebte ſtill und tugendfam, zu aller Menſchen Freude.
Ste hatte Wangen, voll und rund, und glätter noch, als
Pfirſchen; ein blaues Aug’ und einen Mund, der röther war,
als Kirfchen.
Man Eonnte, fah fie einen an, die Blicke kaum ertragen,
und, wenn jie lachte, mußte man die Augen niederfihlagen.
Bas Glas gefkät! 121
Wie bin ich neulich no mit ihr am Maienfeft gefprun:
gen! bie an den Abend tanzten wir, und fchäferten und fungen;
Da nahm fie meinen Hut und wand, als ich den Kehr:
aus machte, um ihn ein pappelgrünes Band, und gab ihn
mir, und lachte.
D Gott! wer hätte da gedacht, als ich den Engel tüßte,
daß ſich fo bald die grüne Tracht in ſchwarze wandeln müßte! —
Run darft bu, liebes Band, um mich nicht mehr im
Binde raufchen; herunternehmen muß ich dich und gegen Flor
vertaufchen.
Den Gottesader will id mir zum liebften Platz erwaͤh⸗
im, und jeden Abend mich zu dir, du liebeß Hanndyen! flehlen;
Bill da dein Grab mit Majoran und Maßlieb überfäen;
ein ſchwarzes Kreuz, und Reime dran, fol in der Mitte ftehen.
in Todtenkranz fol an ber Wand in unfrer Kirche pran⸗
gen, und unten bran das grüne Band zum Angedenken bangen.
In jeder Predigt fi’ ich dann dem Kranze gegenüber,
ieh ihn mit naflen Augen an, und härme mich daruber:
Bis endlih, wenn ed Sort gefällt, mein Stündlein auch
erſcheinet, und in ber ſchoͤnen Himmelswelt auf ewig uns
vereinet. Miller von Ulm. 1773.
227.
Eigne Melodie.
Das Glas gefüllt! Der Rordwind brüftt, die Sonn’ ift
niebergefunfen! Der kalte Bär blinkt Froſt daher! Getrun-
ten, Brüder, getrunten!
Die Kohlen glühen hell im Kamin, und Enatternd fliegen
die Funken! Der edle Rhein gab uns den Wein! Getrunten,
Brüder, getrunten!
Der edle Moft verfcheucht den Froſt, und zaubert Früh:
fing bernieder; der Trinker fiehbt den Hain erblüht, und
Buͤſche wirbeln ihm Lieber! .
Er hört Geſang und Harfentlang, und fchwebt durch
blühende Lauben; ein Maͤdchenchor raucht fehnell hervor, und
bringt ihm goldne Zrauben!
Sauf immerfort, o Winternord, im ſchneebelaſteten
Haine! Nur freu’ dein Eis, o lieber Greis, in Feine Flaſche
mit Weine!
Der ftolgen Frau färb’ braun und blau ben Kamm, ber
ablih ihre ſchwillet! Nur mußt du fliehn den Hermelin, ber
junge Bufen verhüllet. Költy.
122 Das Glas in. ter Wechten.
228.
Eigne Melodie.
(Chor:) Das Slas in der Rechten, die Flaſch' in der
Linken, fo wollen wir fechten, nicht wanfen, nit finten!
(Einer:) Krieg dem Durft und Krieg dem Kummer! und ein
Buͤndniß mit dem Wein! Krieg. der Nacht und Krieg Dem
Schlummer! Schenk' mir Muth und Feuer. ein. |
(Ehor:) Das Glas in der. Rechten ꝛc. Wehlig fißen wir
im Weinhaus, unfer Krieg ift wie ein Traum; felbft Die
Welt, das alte Beinhaus, bat Reſpekt und rührt fih Faum. |
(Ehor:) Das Glas in der Rechten ıc. Eine Flafche bat
gefchlagen unfre Feinde kreuz und quer; und da. flehen wir
und fragen: Giebt's denn Feine Feinde mehr? |
(Shor:) Das Glas .in der Rechten ıc. Und. dad Ende
von dem Biede? Ei, was. machen wir und D’raus! — Alles
Strebens Frucht iſt Pride, — wir, wir gehn im Sturm
nad) Haus! Zr W |
(Ehor:) Das Glas in der Rechten ac.
i Hofmann. ». S.
229. '
Das Grab ift tief und ftile, und fhauderhaft fein Rand;
es deckt mit ſchwarger Huͤlle ein unbekanntes Land. |
Das Lied der. Rachtigallen tönt nicht in feinen Schooß,
der Freundfchaft Rofen fallen nur auf des Hügel! Moos.
Verlaßne Bräute ringen umfonft die Hände wund, Der
Waiſe Klagen deingen nit in der Tiefe Grund.
Doch jonft an keinem Orte wohnt .die erfchnte Ruh’; nur
durch die dunkle Pforte geht man der Heimat) zu. |
Das arme. Herz, hienieden von manchem Sturm. bewegt,
erlangt den wahren Frieden nur wo ed nicht mehr. fihlägt.
I. ©. Freiherr ». Salis.
oo | 7230. : a
Auf das Bild: Der Heiratbsautrag auf
Ze Helgoland. 52
Melodie: Das Schiff ſtreicht durch die ır.
Das heiß? ich eine Gruppe! Ein Burſth' wie eine Puppe!
von Schalkheit voll die Dirn'. Und-der Alte ohne Falte im
Geſicht und auf der Stirn! Fidelin. u
Er ſpricht: Du kannſt ihn nehmen! Blick' auf! Wozu
dich Ihamen? Hübſch ernfihaft, Sapperlot! Sieh‘, mein En-
gel, juft ein Bengel, fo wie diefer, thut bie Roth! ze. _
Das Hüſthorn janchzt. 133
Die Lippen ohne Nabel, im Auge welcher Adel! ja,
Kind, betrat’ ihn nur! Auf und nieder welche Sieber!
und wie ſtark die Pofitur!
Der wird dir eine Stüpe! Wie ftolz figt ihm die Muͤtze!
Die Stiefel, welche Pracht! Stiefel, daß er gehn in's Waller
kann bei Zag und bei der Nacht!
Drum friſch! Wozu di ſchaͤmen? Du darfit ihn halt
ſchon nehmen! Wer if. jo gu, wie er? Deinen Nachen, keck
mit Lachen führt er mannhaft uͤber's Meer!
Der Alte hat's geſprochen! Und fieh’, nach wenig Wochen,
da ziert ein Brautgewend ſchon die Kleine, nun die Keine,
und entzudt war Helgoland,
Mit Flöten und mit Geigen, fein Iubeln zu begeigen,
kam Alt und Jung herbei, -mujicirte, gratulirte, brachte
Gaben manderlei. — j
So ging es dort am Meere, und heut’ — bei meiner
Ehrel geht's bier, wie dort am Strant: luſt'ge Leute!
ſchmücke Bräute! Auch in & ift Helgoland!
An feiner Urt, verficht fih! Allein die Sache dreht ſich
um's Freien einzig, Doch. Drum gefprungen! drum gefungen!
Unfer Brautpaar lebe hoch! $. Sreiligrath.
231.
Das Herz ift a FH es pocht in der Bruft, als
wollt’ es den Bufen durchſchlagen; welch holdes Verlangen,
welch jchmerzliche Luft! was fühl’ ich, und darf es nicht fagen?
Es fchmettert fo lieblich und feurig der Fine wohl unter
den blühenden Hagen; e8 Augeln die Sternfein mit zärtlichem
Wink, und foheinen mid, liebend zu fragen.
Bald freiet die Schwefter, fie athmet fo bang, als hätte
fie Leides zu Magen; dody hört fie im Walde des Freiers Ge:
fang, fo ſchwindet ihr finniges Jagen.
O mödten zur Ruh’, mit dem Herzen fo warm, bie
fliehenden Wolfen mid; tragen! wie wollte ich kühnlich an
freundlihem Arm durd Wellen und Flammen mich wagen!
Ab, weh mirt was mwallet fo ftürmifch das Blut, als
wollt’ e8 den Bufen durchſchlagen? was brennt auf den Wan:
gen die zehrende Gluth? o koͤnnt' ich's der Mutter nur lagen!
Friedrich Kind.
232.
Bekannte Melodie.
Das Hüfthorn jauchzt, die Bühl geſpannt! Cs blinkt
in meiner freien Hand bed Schwertes blanke Schneide; Das
124 -Das Jahr hat feine Kreiſe.
Schlaͤchtroͤß baͤumt, der Züngling träumt vom Sieg nur und
vom Sträte! |
Trag' hin die Kugel, treued Rohr, durch Heck' und Dorn,
und Buſch und Moor, bis zu der Bruft des Franken. Der
Rappe brauft, die Klinge fauft, Kam'raden, in die Schranken !
Dem Feinde ftarr ın’d Aug’ geblict, und in dem Sattel
nicht gerückt! Wer iſt's, vor dem wir zittern? Der Franke
flieht, von Furcht entglüht, vor, Deutſchlands Ungewittern.
Lieb Mädchen, lebe wohl zu Haus, wir ziehen in ben
wilden Strauß, uns Freiheit zu erjagen: an freier Bruft
vor Lieb’ und Luſt ſoll hoch bein Herz Dann-fchlagen!
Leb’ wohl, der Heimath theure Blur: dich ſchmücke
freundfich die Natur mit allen’ibren Freuden! eb’, Hüttchen,
wohl! Bon Pol zu Pol will ie) nach Freiheit reiten! s
Das Hüfthorn jauchzt, die Büchſ' gelpamnt” Es blinkt
in meiner freien Hand des Schwertet blanke Schneide; das
Schlachtroß baͤumt, ber Jüngling träumt vom Steg nur und
vom Streite!
Drum, Brüder! auf des Feindes Macht, und mit Der
Waffen blut’ger Pracht ftürzt feine feigen Glieder! Und wer
dann fällt — in beßrer Welt fehn wir ben Braven ‚wieder!
233.
Melodie: Wohl dem, den Feine Thraͤne.
Das Jahr got feine Kreife vollendet abermal, uns winft
auf unfrer Meile des Himmeld naͤh'rer Strahl. Horcht,
ietenſchiag ber Mitternacht, der zwoͤlfmal ruft: es iſt voll⸗
ra
...Dalb freudig und halb zagend an wir der Fernung
gen „ indeffen froh und Elagend gemilchte Stimmen wehn.
et ii ‚ ber ber Vergangenheit nicht Lieder oder Seufzer
wei
Des Zukunfttempels Riegel zerfprengf der erufte Schlag,
dumpf hallen Thal und Hügel. ber eh’rnen Zunge nad. Der
Wandrer auf der Haid’ erwacht vom Glodenruf der Mitternacht.
. „Dir fördern unfre Reife, fie geht Berg auf Berg anz
die Ahnung, lifpelt leife: ift’s weit no bis an's Grab? Die
Weisheit ruft uns liebreich zu: O fürchtet nicht den Ort der Ruh’!
Seht, Himmelöfterne funkeln und Lebensfreuden blühn;
tagt Feine Furcht verdunkeln der Hoffnung Immergrün. Auch
endiget mit Muth und Kraft die ‚ugemebne Pilgerfchaft.
.Wer unterweges einen Mitbruder ftügen Tann, laß ihn
nicht huͤlflos weinen, den brüberlichen Mann. Vielleicht einft,
wie an deinem nun, wirft du an feinem Bufen ruhn.
Da find wir nun abermals. 138
, Bean alles finkt.in’d Zrübe, was Schmuck auf Erden
[hien, wird That der Menſchenliebe ald höchfte Perle giüh
ZT nicle Perl! erobern kann, ein Held der Menſchheit ih
ann.
234.
Baierifches Bierlied.
Das Jahr ift gut, Braunbier ift gerathen, drum wuͤnſch
ich mir nichts als dreitanfend Dukaten, damit ich kann fchüt«
ten Braunbier in mein Loch; und jemehr ich davon trinke,
defto befler ſchmeckt's noch. |
Sch’ ich ein braun Bier, o welch Bergnügen! da thu'
ih vor Freuden die Müge abziegen, betracht” das Gewaͤchſe,
0 große Allmacht! die aus einem Traur'gen ein'n Luftigen
ge.
Kann einer vor Schulden nicht bleiben zu Haufe, fo
eht er in's Wirthshaus und fegt fih zum Schnuaufe, er feßt
16 zum Braunen und thut, was er Fann, und wer ihn da
rdert, der kommt übel an.
Unfee Herrgott muß endlich felber drüber lachen, was
die Menſchen für närriihe Sachen thun machen, planiren,
plattiren, yplattiren, planiren, und am Ende da thun fie
noch ger appelliren.
t ber erften Halben da iſt's mäuschenftille, weil keiner
mit einer was anfangen willes die zweite ift kritiſch, die dritte
muß ziegen, bei der vierten giebt's Schläg’, daB die Haar’
davon Regen.
Und wenn ich einſt fterbe, fo Laßt mich begraben, nicht
unter den Kirchhof, nidyt über dem Schragen, hinunter in
den Keller, wohl unter das Faß! lieg’ gar nicht gern troden,
lieg’ alleweil gern naß.
Auf meinem Grabfteine da Eönnt ihr einft leſen, was
ih für ein närriſcher Kauz bin gewefen, beftändig befoffen,
zumeilen-ein Rare, aber ein ehrlicher Kerl, und das Lepte
iſt rar!
" 235.
Melodie: Es haben viel Dichter, die Lange.
Da find wir nun abermals hıflig beifammen und haben
den Ubend und weiblich verfürzt. Wer will bie gefelligen
Freuden verdammen, wenn Pflicht fie gebietet und Freund
Ihaft fie wurztt -
Wo ſchuͤttelt man lieber bie Laſten bes Tages, als unter
Genoſſen ber Fröhlichkeit ab? Wer Einfamkeit ſucht zur Er⸗
136 Bee Boch zerbrach.
Bolung, der wag' es, fie macht ihm zum Menſchenfeind, ſtuͤrzt
ihn in's Grab.
Kein, nein, wir verflehen' und beffer‘ aufs "Reben, wir
wollen’ genießen, fo lang’ es noch währt; wir fin® uns ein-
‚ander zur Freude gegeben, Unfriede verzehret, doch Friede
ernahrt.
es fammeln · wir auleder verhptiegtige- Kräfte zu unferm
Berufe: das wird uns jg Lohn. Und über. acht Sage lebt
Baht HA Geſchafte! Wir miſſen ins Kraͤngchen das wißt
ihr ja
Zwar find um acht Tage wir älter. geworben, , ein Spruͤch⸗
lein, das freilich wehl Manchem nicht lingt; doc ſchlendern
wir fchon auf’ dem Pfade nach Norden, weift doch noch der
Mein, Der und wärmf und ‚verjüngk. “WB Berker.
Das Joch derbrach, ‚ bald ftürgen nad) Korannen r die
[ech und zertreten! Wie Bein. auch. ber Hauf’,.. mit bem
Schwerte drauf! Laßt Weiber weinen und beten! Der
mel hilft fegen! Herbei! herbeil Dort ftehen bie Feinde,
iuchhei, ee Auf, fort in die Schlacht/ die zu Freien
uns ma
Den: freien Arm bebt, ohne Harm, um Abſchieb den
Lieben. zu trinken! Dann haft zum Schwert! wer: Freiheit
begehrt, lüßfe fiegend zur. Schetde nur finken. Wir. ſiegen
wahrhafti $ Gott gab fein Wort! Lebt wohl denn, ne
Lieben! Run fort, um fort! Im vie; Fodesſchlacht, die zu
ſreicn: uns macht...
. i ..
Io. ® A . .. ud
237. un
Trinklied für alte Herren.
‚Das junge Voͤlkchen. mag fi tummeln, ein ter‘ ſitzt
gern feſt bei Wein; wir ſchwaͤrmten einft auch, wie die Hum
meln, durch unſers Frühlings Roſenhain.
Man ſah uns ſpringen, reiten, tanzen, auch waren uns
die Mägdlein Hold, und ach, was brachen, wir für:Ranzen um
ihren füßen Minnefold!
Wir und die Liebchen find: veraltet; es hat ſich eine neue
Welt allmaͤlig um uns her geſtaltet, 2 die‘ und. zur Roth in
Ehren haͤlt.
Ein Kuß, den man im Jugendleben une: rin und ſcheu
in Winkel "gab; jr: wird rfentlich uns ieht gegeben de wie
ein Nefegeld in's Wrab: -
Das ift alles eius. 127
Ei, großen Dank! wir. Alten wollen noch nicht ſogleich
ven dannen ziehnz mag Amor und fein Glück mehr zollen,
ver Gott des Weins erjeßt uns ihn.
Er hat jih zum Patron der Alten, feitbem man Neben
blanzt, erklärt; und will uns Nicmand Farbe halten, fo
nnden wir ihn doch bewährt.
Die Kunft, dad Alter zu verjüngen, bie fi durch Feine
Viſſenſchaft, durch Beinen Zauber läßt erringen, verficht und
übt er meifterhaft. "
Mer fühlt nicht, daß fich bei der Flaſche die alte Seele
neu belebt, und, wie der Phönir aus der Aſche, mit Jugend:
Rügen fi erhebt! 2. r
Drum feiern gern wir grauen Brüder ein fo vergnügtes
Phönizfefl. Der Tod wirft leicht den Menſchen nieder, der
ih von Gram ermatten läßt. '
Wir wollen und mit Flafchen wehren, und endlich, nad)
rerlorner Schlacht, der Welt fo Falt ben Rüden kehren, wie
ñe es uns bisweilen macht. Sangbein.
238.
Bekannte Melodie.
. (&hor:) „Das iſt alles eins, das iſt alles eins, ob i
Geld hab’ oder keins.“ Wer e Seid hat, muß auch fterben,
und wer Feins hat, kann nod) eins erben.
Ber e Geld hat, Kann fpeculiren, und wer Feind hat,
Km nichts verlieren.
Wer e Geld hat, der kann grob fein, und wer Feine
hat, der Fannn’8 auch fein.
‚ ®er e Geld hat, kann in's Theater fahren, und wer
find hat, macht fih 3. Baus 'n Narren. J
Wer e Geld hat, kann e Weib haben, und wer keins
hat, kann von Glück jagen.
‚ Ber e Geld hat, kann zum Feuerwerk gehen, und wer
keins hat, kann's von weitem fehen.. .
‚ Ber e Geld hat, Eann fih Orden Faufen, und wer
fin hat, Bann fo Tum laufen. ° ee
‚ Ber e Geld hat, trinkt viel fremde Wein‘, . und wer
leins hat, Eriegt Fein Zipperlein. u
Ber e Geld hat, kann Schlittage geben, und wer. keins
bat, Läuft im Schnee daneben. on
Ber e Geld hat, ißt e Schnepfendred, und wer keins
hat, laͤzt de Schnepfen weg. ,
Der e Geld.hat, bat au viel Sorgen, und wer keins
bat, fchläft bis a'n Morgen. Bolkssier. :
128 Das ift der Bag des. Heren!
| 239.
Schäfers ISountagslied,
Das iſt der Zag bes Herrn! Ich bin allein auf weiter
Flur, noch Eine Morgenglode nur; nun Stille nah’ und fern.
Anbetend Enie’ ich hier. O füßes Graun, geheimes Wehn!
als Enieten viele ungefehn und beteten mit mir. ,
Der Himmel, nah’ und fern, er ift fo klar und feierlich
fo ganz ald wollt’ er öffnen fih. Das ift der Tag rt ra
and.
240.
Das ift ein Flöten und Geigen, Trompeten fihmettern
drein; da tanzt den Hochzeitreigen die Herzallerliebfte mein.
Das ift ein Klingen und Dröhnen von Pauken und
Schalmei'n; dazwilchen fchluchzen und flöhnen die guten En⸗
gelein. Heinrich Heine.
241.
Das Leben gleichet der Blume! fo fagen bie Weiſen.
Mohlan! das laſſet und, Freunde, bedenken, und laßt uns
mit Weine fie tränken; :,: weit friiher noch blühet fie dann! :,:
Das Leben gleihet der Neife! fo fagen die Weifen.
Wohlan! füllt, Freunde, die Gläfer! Ich meine, wir fpren:
gen die Wege mit Weine; viel luſtiger reifet fih’s dann!
Das Leben gleichet dem Zraume! fo fagen die Weifen.
Wohlan! ſchon will es mich ſelber ſo dünken. Sum Glaſe!
zum Glaſe! wir trinken, weit herrlicher traͤumt es ſich dann.
&. A. v. Halem.
242.
Melodie: Der Burſch' von aͤchtem.
Das Leben iſt ein füßer Trank, vom Schickſal einge
ſchenkt; ein Thor, wer nicht mit frohem Dank fein Glas zu
leeren denkt!
So freut ded kurzen Lebens euch im feligften Verein!
Was fchafft die Welt zum Himmelreich? Luſt, Lieder,
ein au Pr b |
od weil, auch wer’s am höchften trieb, im igſten
erlag, und nie die Deit noch ſtehen blieb, fo mie — 2 —
zum Tag! Saus.
=
Das Mägdlein, braun von Ang‘. 129
243.
Das Lieben bringt groß Leid, es wiſſen's alle Leut'.
Weiß mir ein ſchönes Schaßele mit zwei ſchwarzbraune Aeu-
gele, die mir mein Herz erfreut.
Ein Briefle ſchrieb fie mir, i fol treu bleibe ihr. Drauf
hie’ ich ihr en Straußele, fhön Rosmarin, braun's Nägele,
ke ſoll mein eige ſei! 0
Mein eige fol fie fei, Fein’ andre nimmer mei. So le
ben wir in Freud’ und Leid, bis uns Gott der Herr aus:
nander jcheidt, ade, mei Schab, o weh!
Schwäbiſches Volkslied.
244.
Eigne Melodie.
Das Lied vom Wein ift leicht und klein, und flößt euch
ft zum Trinken ein, und wer das Lied vom Wein nicht
weiß, der lern’ es heut’ in unferm Kreid. (Chor:) Das Lied
vom Wein iſt leicht und Elein und flößt und Luft zum Zrin:
en ein. |
Ihr ſchwatzt nicht lang bei Stäferflang, der Wein be:
geiftert zum Gefang. Wer fingen kann, ber preif ihn hoch,
und wer’s nicht kann, der ſumme doch! Ihr ſchwatzt nicht
ang ⁊c.
Wein frifcht das Blut, giebt neuen Muth, und fhafft
die Herzen mild und gut. Mein ift der Sorgen jäher Tod, zu
ſchöner Zhat ein Aufgebot. Wein frifcht ꝛc. .
Der Zrinkgenoß iſt ohne Schloß und ohne Schaͤtze reich
und groß; ja, Götter find bei'm Weine wir und der Olymp
ift £ünftig hier. Der Zrinfgenoß ꝛc.
Nennt Brüder eu! in Bacchus Neich ift alles frei und
alled gleih. O Baubertranf! der edle Wein lehrt und die
goldne Zeit erneun. Nennt Brüder ꝛc.
Friedrich Rochlitz.
245.
Das Mägdlein, braun von Aug’ und Haar, kam über’s
Geld gegangen; die Abendröthe ſchien fo Mar, und Nachti—
gallen fangen. Ich ſah und hörte fie allein. Dalderi, dal:
dera, das Mägdelein fol mein Herzliebchen fein!
Ein Roͤckchen trug fie, dünn und kurz, und leicht ges
fhnürt ihr Mieder; es weht’ ihr Haar, es weht’ ihr Schurz
im Wefte hin und wieber;’ die Strümpfe fchienen weiß und
’
fein. Daldert ıc.
1. 9
130 Das Maidlein will ein'n Freier hab'n.
Die bunte Kuh, gelodit mit Grad, kam her von Anger
trabend; und ald das Mägdlein melkend faß, da bot ich gu:
ten Abend, und fehielt’ in's Buſentuch hinein. Dalderi zc.
Sie nickte mir mit holdem Gruß: da ward mir wohl
und bange, und herzhaft drückt' ich einen Kuß auf ihre rothe
Wange, fo roth, fo roth, wie Abendſchein. Dalderi ıc.
— half ihr uͤber Steg und Zaun die Milch nach Hauſe
bringen, und gegen Ungethüm und Graun ein Schaͤferliedchen
ſingen; denn dunkel war's im Buchenhain. Dalderi ꝛc.
Die Mutter ſchalt: „So ſpät bei Nacht?“ Da ſtand ſie
ah! fo fihämig. Sacht, ſprach ich, gute Mutter, ſacht! das
Zöchterchen, das nehm’ ih! Nur freundlih, Mutter, willigt
ein! Dalderi, daldera, das Mägdelein fol mein Herzliebchen
fein! 946 305. Heinrih Doß.
Das Maiblein will ein’'n Freier hab'n, und ſollt' ſie'n aus
der Erde grab'n für funfzehn Pfenn'ge. |
Sie grub wohl ein, fie grub wohl aus, und grub nur
ein'n Schreiber heraus für funfzehn Pfenn'ge.
Der Schreiber hätt! das Geld zu viel, er kauft' dem
Maidlein, was jie will, für funfzehn Pfenn'ge. |
Er kauft, ihr wohl ein'n Gürtel ſchmal, der ſtrotzt' von
Gold wohl überall, für funfzehn Pfenn’ge.
Er kauft' ihr einen breiten Hut, der wär’ wohl für die
Sonne gut, für funfzehn Pfenn’ge.
Wohl für die Sonne, wohl für den Wind. „Bleib' du
bei mir, mein liebes Kind, für funfzehn Pfenn’ge.” -
„Bleibft du bei mir, bleib’ ich bei dir, al’ meine Güter
ſchenk' ich dir, find funfzehn Pfenn’ge.”
„„Behalt' dein Gut, laß mir mein'n Muth, du find'ſt
wohl ein’, die's gerne thut, für funfzehn Pfenn'ge.““
„Dies gerne thut, die mag ich nicht, bat traun von
treuer Liebe nicht für funfzepn Pfenn’ge.’
„Ihr Herz tft wie ein Zaubenhaus, fliegt einer nein,
der andre aus für funfzehn Pfenn’ge.” Volkslied.
247.
:: Das neue Lied, das neue Lied, von dem verſoffnen
Fahnenſchmied! und wer das neue Lied nicht Bann, der fang’
es heut’ zu lernen an! ;;:
248.
Bekannte Melodie.
Das Schiff ftreicht durch die Wellen, Fidolin! Bom Dit
die Segel ſchwellen, Fibolin! Verſchwunden ift der Strand
Pas Schwert ift gefeget. 131
in ber Kernes o wie gerne wär’ ich doch im Heimatbland.
Rofabella Fidolin. i ich doch im Heimath
Ihr dunkelblauen Wogen, Fidolin! wo kommt ihr her⸗
gezogen, Fidolin! kommt ihr aus fernem Landr Laßt fie
rollen, denn fie follen noch zu meinem Heimathland. Rofa-
bella Fidolin!
Und auf des Meeres Raufhen, Fidolin! wird fie am
Ufer lauſchen, Fidolin! O dann dringt hin zu ihr, fie zu
grüßen, fie zu Füllen, fagt ihr viel, vecht viel von mir.
Rofabella Fidolin.
Mag ich auf Wellen ſchwanken, Fidolin! find immer bie
Gedanken, Fibolin! fie find im Heimathland. Was ich finge,
das erklinge bis hinüber an den Strand. Roſabella Fidolın!
Wenn auch die Wogen braufen, Fibolin! wenn wilde
Stürme faufen, Fidolin! fo denk' id) nur an di, daß mir
bliebe Deine Xiebe, und Fein Sturm erfchüttert mid. Roſa—
bella Fibolin!
Mad ich jest fern muß fingen, Fidolin! einft wird dir's
näher Elingen, Fidolin! Ein gab ift bald vorbei; meine
Lieder bring’ ich wieder und mit ihnen meine Treu’. Rofa-
bella Fidolin. Prafier.
249.
Eigne Melodie.
Das Schwert ift gefeget, der Saͤbel ift blank, der Speer
ift umleget mit Stahl breit und lang; der Muth ift geweßet,
—— Her ergöget, bei Zrommeln und Pfeifen, am krieg'⸗
riſchen Klang.
Run her nur, ihre Feinde! hieher in das Feld! Hier
tanzet auf Roſen, Muſik iſt beſtellt; jchon klingen die Saiten
“ Feigens von weiten; verſuchet, wer heute den Vortanz
erhält.
Die Braut heißet Ehre, fie führet den Tanz, ſie fchrei-
tet dem Heere voran mit dem Kranz; fie mahnet zur Rache
für Heilige Sache, und hat ihn gefärbet mit blutigem —
Das Brautmaͤdchen ſpringet ſo tapfer daher, heist Fre
heit, und ſchwinget den mächtigen Speer; fie kann nicht er:
bleiben, auf Truͤmmern und Leichen, da führt fie als Helbin
das vorderfte Heer.
Drum friſch, Kameraden! wer greifet den Kranz? Sind
alle geladen um Spiel und zum nn die Zrommeln er:
Hingen, die Säbel ſich ſchwingen — die andern find halb
nur, der Krieger ift ganz. Arm.
9 *
-
=
134 . Das Wandern wohl in's Freie.
Vom Waffer haben wir’ gelernt, vom Waffer! das hat
nicht Raft bei Tag und Nacht, ift ſtets auf Wanderfchaft
bedacht, das Waſſer! . |
Das fehn wir auch den Rädern ab, den Rädern! die gar
nicht gerne ftille ftehn, die fi) mein Zag nit müde drehn,
die Räder. °
Die Steine felbft, fo ſchwer fie find, die Steine! bie
tanzen mit den muntern Reihn und wollen gar noch fchneller
fein, die Steine!
D Wandern, Wandern, meine Luft, o Wandern! Herr
Heifter und Frau Meifterin, laßt mi in Frieden weiter
ziehn und wandern. Wilhelm Müller.
254.
Melodie: Es waren einmal drei Reiter gefangen.
Das Wandern wohl in’s Freie, dad Wandern ift meine
Luft; wenn die Vögel fröhlich fingen, muß der Sinn ſich mit
aufſchwingen, und freier wird's in der Bruft.
- Man Eann nicht immer figen fo träg und ftill zu Haus;
und in des Südens Kerne, da leuchten golden die Sterne,
da treibt ed mich hinaus. |
Dad wußten auch vor Zeiten die alten Kaifer ſchon; fie
zogen mit Herrn und Grafen, trotz Papft und Städt und
Hufen, hinüber, hinab nad) Rom. |
Die Zeiten find verändert, verſchwunden Kaifer und.
Reichz doch müflen wird, wie die Alten, noch mit Dem
Wandern halten, da bleiben wir ihnen gleich. |
Und bis an die deutfchen Grenzen, da fommt man ſchon
zu End’, und die Alpen hinter diejen find nicht fo gewaltige
Niefen, daß man nicht hinüber Fonnt'. |
Ich Liebe dich von Herzen, mein deutſches Baterland!
Doch lieber noch zur Stunde wär’ ich auf roͤmiſchem Grunde,
am warmen Ziberftrand.
Shr Schwalben und ihr Störche, wie feib ihr beide fo
reich! Hätt! ich an den Armen Flügel, wohl über Thal und
Hügel zög’ ich vergnügt mit euch! Franz Rugler.
255.
Das waren mir felige Stunden, wo glühend mit Wein⸗
laub ummunden und wogte der traulihe Kahn. Wir fehweb-
ten fo innig umfchlungen, von liebliher Sehnfucht durch⸗
drungen, hin auf der kriſtallenen Bahn. |
u
Das Waſſer rauſcht'. 138
SGs ſtrahlten fo freundlich die Sterne herab aus der bläu-
lichen Ferne, herauf aus der dunkelen Fluth; es glänzten am
Ufer die Haine, vom fernen verbämmernden Scheine ber Abend
in röthlicher Sluth.
Da hallten die heiligen Lieder vom dunklen Geftade uns
wieder, es bebte der liebliche Klang; ich rührte die goldenen
— fie ſtrebte das Spiel zu begleiten, melodiſch ertönte
efang.
Es riefen bie bebenden Saiten die flüchtig entfhwundenen
Zeiten der heiligen Vorwelt zurüd, wo freundlih in golde
nem &rieden die Göttlichen wallten bienieden, uns lachte ihr
iegnender Blid.
D Büder der feligen Stunden, feid ihr und auf immer
verihwunden, und kehret ihr niemals zurüdt Berftummet
ihr goldenen Kieder, te kehren ja nimmer und wieder, ihr
iinget entflohened lud!
2 56.
Bekannte Melodie.
Das waren mir felige Tage! Bewimpeltes Schiffchen,
o trage noch einmal mein Liebchen und mid; o, wieg' uns
noch einmal bebende von hinnen biß an der Welt Ende, zur
Wiege begehren wir did).
Wir fuhren, und fuhren auf Wellen, da fprangen im
Waffer die hellen, die filbernen Kifche herauf. Wir fuhren
und fuhren durch Auen, da. ließen Die Lämmer fich fchauen,
da liefen die Herden zu Kauf.
Wir fpielten im treibenden Nahen, wir gaben uns Man-
he zu lachen, und hatten des Spielens nicht Naft. Wir
ließen die Hörner erklingen, und alle begannen zu fingen,
und ich hielt mein Xiebchen umfaßt. ,
Das waren mir felige Tage! Mein blondes Mädchen, o
fage: fie waren fo felig auch mir! dann ſuch' ich das Son
hen mir wieder, und jeße mich neben dir nieder, und fchiffe
durch's Leben mit dir! Chriftian Adolph Overbeck.
257.
Das Waſſer rauſcht', das Waſſer ſchwoll, ein Fiſcher ſaß
daran, ſah nach der Angel ruhevoll, kühl bis an's Herz hinan.
Und wie er figt und wie er laufcht, theilt ſich die Fluth em:
ber; aus dem bewegten Waffer raufcht ein feuchtes Weib
ervor.
Sie fang zu ihm, fie ſprach zu ihm: „Was lodft du
meine Brut mit Menfchenwig ‚und Menfchenlift hinauf in
136 Das Wort: Wir find zufrieden.
auf dem Grund, bu ftiegft herunter wie bu biſt und würde
erſt gefund.” | |
„Labt fich die liebe Sonne nicht, der Mond fih nicht
im Meer? kehrt wellenathmend ihr Geſicht nicht doppelt fcho= |
ner ber? Lockt dich der tiefe Himmel nicht, das feucht ver: |
Härte Blau? lockt dich bein eigen Angeſicht nicht her m ew'⸗
gen Thau?“ '
Das Wafler rauſcht', dad Waſſer ſchwoll, nept’ ihm den
nadten Fuß; fein Herz wuchs ihm jo ſehnſuchtsvoll, wie bei
der Kiebften Gruß. Ste fprad zu ihm, fie fang zu ibm; da
war's um ihn geichehn: halb z0g fie ihn, halb ſank er Bin,
und warb. nicht mehr gejehn. Goͤthe.
Todesgluthe? Ah, wüßteſt du, wie's Fiſchlein iſt ſo twohli
| 258. —
Melodie: Genießt den Reiz des Lebens. |
Das Wort: Wir find zufrieden! macht unfre Weis:
heit aus. Wir feufzen doch hienieden von Glüd nicht viel
eraus. Es führt nur fchwere Karren, voll Golde und Silber:
barren, dem Dummkopf oder Narren, indem er ſchlaͤft, in's
aus. |
Laßt diefe Wagen rollen, und treibt darüber Scherz!
Man Sieht fie oft verzollen mit namenlofem Schmerz. Schon
aft ed, ſolche Frachten mit Hochfinn zu verachten. Für alles
Sold der Schachten Fauft man Fein frohes Herz. -
Zu ſchwacher Seelen Schreden ftürzt manches Luftſchloß
Sin; doc, folhe Trümmer decken nie unfern bheitern Einn.
Frei von ded Kleinmuths Zügel, ſchwingt er mit leichtem.
Flügel fi) auf die Blumenhügel der Lieb’ und Freundſchaft Hin.
Dort laßt und Hütten bauen, fern von der Wünjche
Sand! Freunpdfchaftliches Vertrauen ift cine Felfenwand; und
holdes Herzgekofe macht. unterm Dad von Moofe zum Edel:
fein die Roſe aus freuer Liebe Hand. | |
Drum, Glüd, find wir geichieden, gieb, wo bu willſt,
Beſuch! Das Wort: Wir find zufrieden! bleibt unfer
Sittenfprud. Nur Eein fei unfre Habe; doch folg’ uns einft
zum Grabe der Liebe Thränengabe und Feines a am
fangbein.
259.
Dat Mieken goof dem Ian 'ne Winf: „Komm, mi Leef—
gen, komm! komm des Dvends bei'm Mondefchin, dann looß
ich bich zur Dhör herrin. :.: Kommt, mi Leefgen, fomm.” ;,:
Deiner ficbe Sonnenblic. 137
„„We kumm' ich dann zor Pooz herrenn? ſaag, Leefgen,
faag!"" „Nemm N. Rink un fchöttel de Klink, dann meint
mi Mooder, dat that de Ming. Komm ꝛc.“
nn Be kumm' id, dann zor Dhör herrenn? faag, Leefgen,
ſaag!““ „Taaß en beßjaͤ linker Hand, doh hang da Schlöffel
an der Fa P
„„We kumm' ich dann wahl lannde de HungY faag,
Zeefgen, ſaag!““ „Geff dem Hung gett goode Wood, dann
läät. ha fih op fingen Ood.“
nude Tumm’ id dann wahl lannds dat Föbr? faag,
Mädgen, ſaag?““ „Geeß doh e befge Waffer enn, dann
meint mi Mooder, et reenden drenn.”
„„We kumm' id) dann de Zrapp herropp? faag, Maͤd—
en, ſaag!““ „Nemm Hooffen un Schoon en bin Hang, dann
bat ’ne rechte liefe Gang.”
„„Wo looß' ich dann minge Sonndags: Rod? ſaag,
Mädgen, ſaag!““ „An der Wand do ed 'ne Knopp, dran
bangit doo dinge Sonndags : Rod.”
„„Wo (oo ich ‚dann mi Böggen wieß? fang, Maͤdgen,
faag!’ „An der Wand bo es en Ließ, dran hangft boo di
Böggen wieß.”
„„Wie kumm' ich dann wohl op dat Bett? 1009, Maͤd⸗
gen, ſaag!““ „An demm Bett, doh ſteit en Bank, ſuuͤhſt
de nit, doo fuule Strank?“
„„Wie kumm' ich dann wohl unger de Deck? ſaag,
Rädgen, ſaag!““ „De Deck, de eeß kein Mülleftein, gang,
doo Loͤmmie, und lohs mich allein! :,: Gang, doo Kömmte,
gang!” :, Niederdeutfhes Volkslied.
260.
Da unten in dem Zeich, da ſchnalzt ein Fiſch, luſtig tft,
wer ledig ift! Ledigen Leuten geht's recht wohl, ihre Kinder
ſchlafen wohl.
Da unten in dem Thal, da ift ein Steg, darüber geht
mein Liebehen feinen Weg; diefer Weg geht hin und her; wer
weiß, ob das der rechte wär’!
Zegund wird der Beſchluß gemacht: ſchoönſtes Liebchen,
gute Nackt! Noch einen Kuß zum Beihluß, weil ih von
dir fcheiden muß! Volkslied vom Thüringer Walde.
. 261.
Liebeserklärung eines Gärtners,
Deiner Liebe Sonnenbli zu fangen, liegt das Miftbeet
meined Herzens da; drinnen bluhen Hoffnung und Verlangen,
-
138 Dein gedenk' ich, röthet ſich.
feit ich dich zum erſten Male fah, treiben bald zur Frucht,
wenn ich dich befucht, und ver welken, bift du mir nicht nah’!
Sleih den Nelken, an den Stab gebunden ‚ beften die
Gedanken fih an dich; ach! der Liebe Baft hat mih um—⸗
mwunben, und p fharfer Dorn verwundet mich. Gleich Dem
Birkenfaft fhwindet meine Kraft, und mein armed Herz
verblutet fich.
Denn wie Neffen, die an Blättern faugen, zieht mein
Herz von dir die Nahrung nur, und die Scabiofen deiner
Augen find dad Schönfte mir in der Natur; Roſ' und
Zulpe weicht, und mit dir vergleicht fich Fein Blümchen in
der grünen Flur!
Roth wie Fuchsſchwanz glüpen meine Wangen; zite
ternd ſteh' ich, wie der Espe Laub, wenn du. fommft, und
meine Blicke bangen, gleich den Bienen an dem Blumenjtaub,
nur an dir, und neu blühen Lieb’ und Treu'; aber ach! bie
Blüthen bleiben taub. j
Röschen, komm! verbinde meine Wunden mit dem Baum:
wachs deiner Zärtlichkeit; dann hab’ ich die Aloe gefunden,
die mir blüht in fteter Herrlichkeit! Dir inoculirt, mit
dir copulirt, treib’ ic) Früchte voll von Süßigfeit.
Conradi.
262.
Dein gedenk' ich, röthet ſich der Morgen, dein gedenk
ich, flieht der junge Tag; und dir folgen all' die bittern
Sorgen meiner hoffnungsloſen Liebe nach. Dein gedenk' ich,
wenn zu beſſern Sphaͤren mich der Andacht Seraphſchwinge
hebt und die unſchuldvollſte aller Zähren mir von meinem
naſſen Auge bebt.
Dein gedenk' ich, fleht auf wunden Knieen edle Reu'
Pre oder Tod; und die Sengen die aus Andacht
gluͤhen, faͤrbt die Liebe noch einmal ſo roth. Dein gedenk
ich, wenn ich wein’ und bete, daß ſich taͤglich mein Vergehen
haͤuft; dein gedenk' ich an des Grabes Stätte, wo im Staube
die Verklärung reift.
Nenn ich noch fo mächtig kaͤmpf' und ftrcite, denk” ich
deiner felbft am Hochaltar; felbft an eines frommen Priefters
Seite ftelt fih mir dein himmliſch Bildniß dar! Feurig
brennt ed bier in diefem Herzen, feurig hier in biefer heißen
Bruſt; weh mir, weh! die Quelle meiner Schmerzen, wohl
mir, wohl! bie Quelle meiner Luft!
Nun fo will ich ewig dein gebenden; bein gebenfen will
ih für und für; will dir alles, Ruh’ und Leben jchenken,
— —-- — — — — — —
Bein gedenk' ich, und ein. 139
und dein Bild fei zwiſchen Gott und mie! Mber, wenn ic
‚ einftens ausgelitten und mein Körper der Vernichtung Raub,
mogft du Ruh' für meinen Geift erbitten, und ein kühles
Grab für meinen Staub!
263.
Dein gedenk ih, und ein fanft Entzüdten überftrömt bie
Seele, die dich liebt; dies ift einer von den Yugenbliden, die
u jparfam mir das Schickſal giebt. Gin Gefolge truber,
Ihwarzer Stunden drängt fi dicht um meine Jugend ber:
Augenblicke find’ mir froh entihwunden, aber Jahre trüb und
freudenleer. l
Ey’ ich dich, mit dir die Liebe kannte, ba ſchon war es,
ald mein fühlend Herz von der Freundſchaft füßer Luſt ent-
brannte, aber öfter von der Liebe Schmerz. O wie Manchen
riß von meiner Seite, Tod, dein Arm, und Trennung, du,
dahin; wenig Freuden, viele Bitterkeiten find mein Loos, feit
ih geboren bin.
Theile nicht das Loos von diefen Tagen, fanftes Mäd«
hen, weine nicht um mich; nicht zur Schwermuth, nicht u
trüben Tagen, nur zur Freude ſchuf der Himmel dich.
vergiß, was oft mit fanften Blicken, oft mit Worten beine
Seele ſprach: ſieh, den vielen Leiden, die mich drüden, folgt
vielleicht noch größres Leiden nach!
Doch wenn einft und Zage voller Freude, gleich der
Sonn’ aus düftrer Nat, entftehn, gutes Mäbdyen, o dann
laß uns beide treu vereint den Pfad des Lebens gehn! Mit
erleihterten beglüdten Herzen danken wir der Vorſicht dann
daß fie endlich uns nach überftandnen Schmerzen den Genu
des fchönften Gluͤcks verlieh.
Laß Monarchen ſtolz um Ehre ftreiten, und gefürchtet
prächtig elend fein! Wir nur wollen unfern Bärtlichkeiten,
unſrer Treu' ein ewig Denfmal weihn! Dir nur fchlägt mein
Biederherz entgegen, dir, die oft mein treuer Arm umſchließt,
und für die mein legter, befter Segen in geheimen Thraͤnen
niederfließt.
Dort in jenen großen Augenbliden, wo mein treuer
feffelfofer Geift fih mit triumphirendem Entzüden feiner
morſchen Erdenhüll' entreißt, ſoll mein Herz, dad zartlichite
dere Herzen, fterbend noch für dich zum Himmel flehn, und
nad) unfern furzen Trennungsſchmerzen fegnend noch auf bich
berunterfehn!
140 Dein Aönig kommt.
264.
| Adventslied.
Melodie: Der du das Loos von meinen Tagen.
Dein König fommt in niedern Hüllen, fanftmütbig, auf
der Eflin Füllen, empfang’ ihn froh, Jeruſalem! Zrag ihm
entgegen Friedenszweige, beſtreu' mit Maien feine Steige; |
fo ıft 8 dem Herren angenehm,
O maͤcht'ger Herrſcher ohne Heere, gewalt'ger Kämpfer
ohne Speere, o Friedensfuͤrſt von großer Macht! Oft woll:
ten dir der Erde Herren den Weg zu deinem Throne fperren,
doch du gewannft-ihn ohne Schlacht. .
Dein Reich ift nicht ven diejer Erden,.. doch aller Erden
Reiche werden den, das bu gründeft, unterthan. Bewaffnet
mit des Glaubens Worten, zieht. beine Schar nach den vier
Orten der Welt hinaus und macht dir Bahn.
Und wo du Eommeft hevgezogen, da ebnen ſich des, Mee⸗ |
res Wogen, es ſchweigt der Sturm, von dir bedroht. Du
tommft, auf den empörten Triften de&.Lebens neuen Bund
zu ftiften, und fchlägft in Feſſel Sund’ und Tod,
D. Herr. von großer Huld und Zreue, o fomme bu auch |
jest auf's Rewe zu und, Die wir find (wer berftört! Noth
ift es, daß du ſelbſt hienieden kommſt, u erneuen deinen
Frieden, Dagegen ſich die Welt empört.
O laß dein Licht ayf Erden ftegen, Die Macht der Fin-
fterniß erliegen, und löfch‘ der Zwietracht Glimmen aus; daß
wir, Die Völker und die Thronen, vereint als Brüder wieder
wohnen in deines großen Vaters Haus.
. Aricdrich Rükert.
265...
„Dein Sywert, wie iſts von Blut ſo roth? Edward,
Edward! dein Schwert, wie iſt's von Blut fo roth, und
geht fe traurig her? — PIE „O ich hab’ gefchlagen meinen
eier tobt, Mutter, Mutter! D ich hab“ geld tagen meinen
Geier tobt, umd feinen hab’ ih wie er: — DV
„Dein z Geiers Blut tft nicht fo rot), Edward, Edward!
dein's Geiers Blut ift it fo roth. Mein Sohn, befenn’
mir frei! — O!“ „„O ich hab’ geſchlagen mein Rothroß
todt. Und 's mar fo ſtolz, fo treu! — DO!‘
„Dein Roß war alt und haft's nit noth, Edward,
Edward! dein Roß war alt und haſt's nicht noth, dich drückt
ein andrer Schmerz. — DO!” „„O ich hab geihlagen mei:
nen Vater todt! Mutter, Mutter! D ih Hab atichlagen
meinen Vater todt, und weh ‚ weh ift mein Herz! — —* “
Dem edlen Schmauchcrorden. 141
„And was für Buße wit du nun thun? Edward, Ed⸗
mard! Und was für Buße willt du nun thım? Mein Sohn,
befenn’ mir mehr. — DO!” „„Auf Erden foll mein Fuß
nicht ruhn, Mutter, Mutter! Auf Erden fol mein Fuß nicht
ruhn, will gehn fern über's Meer. — Ol““
„Und was fol werden dein Hof und Hall'? Edward,
Edward! Und mas fol werden bein nf und Hal’? fo herr
ih und fo fon. — O!“ „„Ich laſſ' es ſtehn, bis es fin
und fall’, Mutter, Mutter! Ich laſſ' es flehn, bis es fink’ und
fall’, mag nie ed wieder fehn. — O!““
„Und was foll werden bein Weib und Kind? Edward,
Edward! Und was foll werden dein Weib und Kind, wenn
tu gehft über Meert — O!“ „„Die Welt ift groß, laß fie
betteln drin, Mutter, Mutter! Die Welt ift groß, Laß fie
betteln drin, ich feh' fie nimmermehr! — O!““
„And was fol deine lieb" Mutter thun? Edward 1 Ed:
ward! Und was foll deine lieb' Mutter thun? Mein Sohn,
das fage mir. — O!“ „„Der Fluch der Hölle fol auf eud)
ruhn, Mutter, Mutter! Der Fluch der Hölle fon auf euch
ruhn, denn ihr, ihr riethetis mir! — O!““
Aus dem Schottifhen eingeführt von Herder. 1778.
- 266.
Bekannte Melodie.
Dem edlen Schmaucherorden in Oft, Sid, Weft und
Norden ftimm’ ich dies Liedchen an. Es foll den Schmaudher
(ehren, wie er in allen Ehren und Vortheil ſchmauchen kann!
Die große Kunft zu fehmweigen, fei nur euch Schmaudern
eigen. Schreit man das Ohr euch wund: fo ſteckt, anftatt
zu zanfen, mit ruhigen Gedanken das Pfeifchen in den Munb.
Wil euch in trüben Zagen der Hypochonder plagen, fo
feßt eu zum Kamin, und laßt mit blauen Wöltchen der
Sorgen banges Volkchen von eurer Stirne ziehn.
Kommt ihr in-Biebesfehde, und macht eudy eine Spröbe *
durd) einen Korb Verdruß: fo braucht das Abfchiensblättchen
von ihrem fpröden Pfötchen -getroft zum Fidibus!
Macht euer treucd Kiebchen in ihrem Ertraftübchen es
auch mit Andern fo, fo dürft ihr, ftatt zu grillen, nur eure
Pfeifhen füllen, und denken: fumigo!
Wenn euch der Eh'ſtand härmet, und euer Weibdyen
Lürmet und tobt in euerm Hans: fo ſteckt, anftatt zu Feifen,
flugs in den Mund die Pfeifen, und — dabei brav aus.
1
142 . Dem Rindlein, das geboren ward.
Benn Sofgunft euch verführet, fü fchmauchet und ſtudi⸗
ret dabei der Großen Sunft. Was fie mit vollen Munde
euch geben, .ift im Grunde nichts als ein Maul voll Dunft.
enn nafeweife Gecken und eitle Rarr'n euch nedien mit
ihrem Saus und Braus: fo fest euch in den Winkel und
pfeift den Eigendünfel aus vollen Pfeifen aus.
Umnebelt eure Geifter ein dicker Seelenlleifter, fo brau:
het nur dafür, um wieder zu genefen, und al’ den Qualın
su löfen, das edle Mundkiyitier.
Wenn endlih dann ale Greifen, glei Salomon dem
Weifen, dad Leben euch verdrießt: fo denkt, es it hienieden
euch doch ein Rauch beichieden, der nicht ganz eitel ift.
Dlumauer.
267.
Dem Kindlein, das geboren ward, ertoͤnt der Glaͤſer
Klang! Das Kindlein iſt von guter Art, ihm tönt der Rund:
efang! Was meinft du, Kindlein? Set nicht bang’! O
fi u. bang’ vor Släferflang und Rundgeſang. (Chor:)
ei ıc.
Die Mutter ſchwebt' in Zod’sgefahr, und ftöhnte Jäm-
merlich, fie weinte, wand ſich und gebar, und aller Schmerz
entwich. Sie lächelte: Nun hab’ ih dich! Es fegne did,
es Iegne Gott von Himmel dich. (Chor:) Es fegne ꝛc.
em Vater war das Herz fo weich, er bebte noch von
Harm; er flehte ftammelnd, freudebleih, das Knäblein in
dem Arm: D Gott, des Knäbleins fi) erbarm'! Stark fei
fein Arm! Sein Haupt ſei heil, fein Herz fei warm! (Ehor:)
Stark fei ıc.
Du zarted Knäblein, wachfe fehnell; du bift von biederm
Blut! Einft fchatte wie der Baum am Quell, wo gern ber
Pilger ruht! D Knabe, werde groß und gut! Wie Meeres:
fluth ſei unaufhaltfam ftarl den Muth. (Ehor:) Wie
Meereöfluth ꝛc. |
Sei deinen Freunden immer treu und weich bei fremdem
Schmerz! Den Großen diefer Erbe fei dein Naden ftarr
wie Erz! Die Wahrheit fer dir nie ein ðher Rein ſei
dein Herz, und ſchaue glaubend himmelwaͤrts. (Chor:) Nein
ſei ꝛc.
Dies ſei der Glaͤſer letzter Klang! dee Herr Gevatter
winkt, ed ftört den Kleinen der Gefang, auch feine Mutter
winft! Seht, wie ihn fanft ber Arm umſchun t! Klingt leiſ'
und ſingt zum legten Mal, und trinkt! (Chor :) Klingt Leif ıc.
v. Stolberg.
Dem Ener ward das ſchönſte Biel. 143
268.
Dem König fei mein erftes gied, ihm Elingt der erſte
Klang, des Baterlandes Schild und Hort preift ihn mit
lautem Sang. Sein Name füllt mit reger Luft jebwedes
| ihledht, und wenn er lauted Lob verſchmaͤht, fo prei
Preußen treue Bruft. Der König lebe hoch! der König lebe
bo! Der König lebe hoch!
Denn wie mein Herz dem Bruder ſchlaͤgt, fo ſchlaͤgt's
dem König hoch! was gilt8, wenn er mein Bruder iſt, mein
König iſt er doch. Und thun auch Brüder Leid fi) an, mein
König hat es nie gethban. Der König lebe body! der König
lebe on! der König lebe hoch!
ie meinen Vater lieb’ ich ihn bis au dem legten Hauch.
Bas gilt's, wenn er mein König ift, mein Vater ift er au!
Er blickt von feinem Heldenthron mit Luft auf jedes Preußen
Sohn. Der König lebe hoch! der König lebe body! der König
' lebe hoch!
Er iſt mein Koͤnig und mein Held, aus ih en
ich ihn
erſt recht. Er ift mein König und mein Mann, drum fing’
ih, was id) fingen Fann: Der König lebe hoch! der König
‚ lebe Hoch! der König lebe hoch!
269.
Eigne Melobdie.
Dem Teufel verfchreib’ ich mich nicht, das wär’ wider
Sewiffen und Pflicht, denn mit dem verteufelten Geld :,: wird
Mancher verzweifelt geprellt. :,:
Was nützet mir Reichthum und Ehre’, wenn ich bei dem
Teufel einft wär’? Da mußt ich beiim Humpen voll Wein
vom Zeufel der Bruder gar fein.
Ich lebe fein luſtig beimm Schmaus, und lache Den Zeufel
brav aus, und bleibe ein ehrliher Mann, da ſchaut mid
fein Teufel drum an. , Donauweibchen.“
270.
Dem Turner ward das Bot Ziel, ein Xeben voller
Kraft; ein hoher Sinn, ein froh Gefühl, das reger Zrieb
ihm haft. Das Leben giebt ihm Thaͤtigkeit, und dieſe Luft
und Muth; in munterm reiben fließt die Zeit, und froh
a fein Blut; heida, heida, juchhe! juchhe! Heide,
juchhe! J
144 ‚Bett Etzen in der Berge: Gründen.
Süß ift fein Schlummer jede Nacht; geftärfet wacht er
auf, und nimmt, was ihm die Zeit gebracht, mit regem Eifer
auf. Friſch überfteigt er jeden Berg, nah freier eigner
Mahl, und blidt, nad) froh volbranfem Werk, mit from: |
mem Sinn in’d Thal. Heida ıc.
Mas Krankheit zeugt und Schmerzen fehafft, Eennt er,
der Zurner, nicht; ein leichted Blut und Männerkraft ftrahlt
aus dem Angefiht. Der Sinnenlüfte Seuchenheer pralit ab
von feiner Bruft; denn jede Feflel ift ihm fchwer, und Zugend
feine Luft.
Drum fröhlich, daß wir Zurner find, Taßt’d uns von |
Herzen fein, und für die Sache treu gefinnt den Ramen nicht
entweihn! Im Herzen Gott, vol Muth die Bruſt, voll
Kraft ein jedes Glied, für's Gute rege Lieb’ und Luft, im
Mund’ ein deutſches Lied.
271.
Melodie: Im Kreife froher kluger Zecher.
Den Erzen in der Berge Gründen find, frohe Brüder,
wir nicht hold; doch auf der Berge Rüden finden und keltern
wir das reinfte Gold, und fördern wir zu Zag mit Madıt,
kommt's aus des Kellerd dunklem Schacht. Ä
Bir brauchen Feine Hypothefen, wies um das Welt:
gebäude fteht, uns ift, es längft bekannt gewefen, daß Erde
fih und Himmel dreht, und wer’s nicht glaubt, glaubte
dann beflimmt, wenn Kafchen ex zum Zubus nimmt.
Wenn nicht der Wein auf Erden wäre, ihr Brüder, ja,
man glaubt ed Faum, wär’ jest noch unbelannt bie Lehre
vom Heber und vom leeren Raum. An vollen Flaſchen, wie
man |pürt, wird leicht der leere Raum ftudirt. |
Die Dichter und die Dichterlinge laßt fie an Hipporrene
ruhn! Wir find der Meinung, folche Dinge kann nimmer
mehr das Waſſer thun; der Duell des Wein verjüngt, er: |
fhafft, bringt Lieder, Muth und Lebenöfraft. ” |
Fern bleibe fie mit en Schlüffen, die nuͤchterne Phi:
Iofophie, von holder Täuſchung laßt euch Eüffen, zur Wahr:
beit iſt's noch viel zu früh. Se befrer Wein, je mehr Ge
nuß, das heißt ‚bei und ein richt'ger Schluß. - '
Das Eligie zum langen Leben Pein Alchimift uns fahr
eirt! Doc, aus dem Eafte edler Neben wird's von der Sonne
rat Für alles: Uebel, alles Weh, ift Wein die erfte
anacee.
Den Gerſtenſaft, left uns. 145
Rach Linien und Winkel meffen wir ſchnell des Weines
Kraft und Macht; Der geht gerade, wenn indeffen der Andre
nur Eurcen macht. Drum gebet Acht, ob, wie ihr wißt,
der Scheitelpunft getroffen tft.
Bei und wird fihon feit mandyen Jahren Geographie
nicht mehr gelehrt. Wer kann denn taͤglich ſtets erfahren,
wen geftern jenes Land gehört? Wir willen nur, wo Wein
man baut, und wo ber E und wo die Mauth.
Dem Weinftod find wir unterthänig, ihm fteuern Mühe
wie und Geld; doch trinken wir von unfeem König das Blut
aufs Wohl der ganzen Well. Draus fieht ein Seber, der
nit blind, daB Trinker — Demagogen find.
In nuce, was auf dieſer Erden gelehrt, gelernt, ent:
dedt, erdacht, erfonnen Tann, erdichtet werden, licgt alles in
des Weines Macht. 's giebt Feine Kunft und Kacultät, die
gänzlich ohne Wein befteht.
Drum, Brüder, forfcht aus allen Gründen nah Kunft
und nach Gelehrfamkeit, im Glaſe merdet ihr fie finden aus
alter und aus meuer Zeit; doch glaub’ ich, wie ſich's felbft er:
giebt, daß ihr Antiquitäten liebt. Jobſt Weingans.
272.
Den Gerftenfaft, laßt uns ihn preifen, er ift des Lobes
wahrlich werth; :,: durch Kieberfang, in mannigfachen Weifen,
fi ee von uns gar hoch geehrt. :;:
In den berühmten Mitterzeiten, da trank man viele
Sumpen leer, und that mit allen Nachbarn ftreiten, und
trank nach jedem Kampf noch mehr.
Sa, felbft in unfjern Lebenstagen trinft man das Bier
oft Eannenweil’; und wen bie Sorgen häufig plagen, ber
giebt ſich gutem Biere preis.
Drum wollen wir an’d Bier uns halten, und laben uns
an feinem Zranf; Dann wird uns, gleich den braven Alten,
die Zeit im Leben nie zu lang.
Auf, hebt das Glas in eurer Rechten unb trinft es aus
auf Freundes Glück; und wer das Bier nicht will verfechten,
den ftoßt aus unferm Kreif’ zurüd.
Zum Schluſſe laßt die Brüber leben, bie reines, gutes
Bier uns braun, Gefundheit zu erhalten fireben und nicht
te ſtör'n durch Arzenei'n. |
Sefumdheit macht das Leben froͤhlich, und wehe dem,
der fie verflinemt; es wird der Brauer bier und dort nicht
felig, der Kräuter zu dem Biere nimmt. 0
’ 3. 9. Hofmann.
1. 10
1146 Benk‘ ich alleweil.
273.
Den! ich alleweil, denk' ich alleweil, ſchoͤn Schägleln
wär’ mein; jegt feh’ ich's vor Augen, es kann ja nicht fein.
Wo ich ftehe, wo ich gehe, das Herzlein thut weh; den
Leuten iſt's zumider, wenn ich mit ihr nur geh.
Herzlich ee „biſt du drinnen? geh "raus und
Bo af Es friert mid) an. mein’ Fingerle, bin fonft nicht -
wohl auf.
„Friert dich's an deine Fingerle, zieh Handſchuͤhle an;
fo Fannft du recht Elopfen, Elopf nur einmal an.”
- Mas hilft mir mein Klopfen, du machſt mir nicht auf
du thuft mich veriren und lachſt mic) nur aus!
Volkslied aus Franken.
274.
Bekannte Melodie.
(Er:) Dentit du daran, Geliebte meiner Seele, als id
bereinft am Altar der Natur, am Eingang jener grün um:
rantten Höhle, dir em’ge Lieb’ und ew'ge Zreue ſchwur?
Denkſt du daran, wie brütende Gabalen, wie Neid und Hinter:
liſt uns oft umfpann? Ich denke an der Kiebe fehwere Qua⸗
len; doch du, mein Leben, denkeft. du daran?
(Sie:) Denkt du daran, wie vielmal einft im Freien,
wenn auch der Himmel voller Wolken hing, wie vielmal, ohne
je Gefahr zu ſcheuen, dein Mädchen dort am Haine dich em:
pfing? Und war der Zag binabgefunfen, und brach die kühle
Nacht erquidend an: dann glimmte ftärker noch der Liebe
Funken; o fprich, Geliebter! denkſt du noch daran!
(Er:) Denkft du daran, wie wir die Welt vergaßen mit
ihrer Züde, ihrer Hinterlift, fo oft wir traulich bei einander
faßen dort, wo das Bärhlein fo gefhwägig ift? . Oft hart
war angefeindet — wir ertrugen mit Gottvertrauen, was
ie und gethan; wenn unfre Herzen für einander fchlugen.
D Theure, ſprich! gedentit du noch daran?-
(Sie:) Dentft du daran, wie alle in mich drangen, wie
fie verfucht mit Bitten und mit Drohn, die Banden, die und
doch fo feſt umſchlangen, zu trennen, quälend uns mit Spott
und Hohn? Da wäre mir beinah das Herz gebrochen, vom
Antlig nur des Schmerzes Thraͤne rann; wir litten viele
fummervolle Wochen: o Herzgeliebter, denkſt bu noch daran?
(Er:) Denkſt du daran, als des Geſchickes Mächte mic
gans geriffen hatten ‚einft von dir? D damals deckten ber
erzweiflung Mächte zu fehr den heilen Blick des Geiftes mir!
Deukſt du daran, fe ſprach. 147
Doch wußt ich mich zur rechten Zeit zu faſſen; ich kaͤmpfte
mit dem Schickſal, und gewann; doch Die Erinn'rung ift uns
noch gelaffen, fie flüftert ftets uns zu: denkſt du baran ?
Si.
275.
” Eigne Melodie.
Denkſt du daran, mein tapfrer Lagienka, daß id) dereinft
in unferm Baterland an eurer Spige, nah’ bei Dubienka,
Biertaufend gegen Schhzehntaufend fland? Denfft du daran,
wie ich, vom Feind umgeben, mit Mühe nur die Rreiheit uns
gewann? :,: Ich denke dran, ich danke dir mein Leben; doc
‚du, Soldat, Soldat, denkt du daran? :,:
„Denkſt du daran, wie wir bei Krakau fchlugen, den
" Bären glei, die keine Wunde fcheun, wie wir den Sieg
duch alle Yeinde trugen, von dir geführt nah Krakau'ts
Stadt hinein? Wir hatten Feine kriegsgerechten Waffen, die
Senfe nur ſchwang jeder Ackersmann; doch machten wir dem
kühnen Keind zu Ichaffen, o Feldherr, ſprich, gedenkſt du
noch daran?”
Dentft du daran, wie ſtark wir im Entbehren die Ehre
allem wußten vorzuziehn? Gedenkſt du an das tüdiihe Ver:
Ihwören meineid’ger Freunde, dort bei Scekoczyn? Wir lit:
ten viel, wir darbten, doch wir fchwiegen, die Ihrane floß,
das treue Herzblut rann, und dennoch, flogen wir zu kuͤhnen
Siegen, o ſprich, Soldat, Soldat, denkſt Du daran!
„Denkſt du daran, daß in ded Kampfes Wettern mein
Säbel bligte jtets in deiner Nah’, als du verlaffen von des
Sieges Gottern und ſinkend riefft: Finis Poloniae! Da fant
mit dir des Landes letztes Hoffen, fo Bieler Heil in einem
änzgen Mann! Daß damals mich dein Trauerblic getroffen,
o großer Feldherr, denkt du noch daran?”
Denkſt du daran — weh, meine Stimme zittert ‚ und
bier verbleicht der Freude letzter Stanz; ich feh im Sturm
der Zeiten ſchon vermittert, den ich geflochten unfern Lorbeer:
franz. Geh du mit mir, und ſinkt mein Haupt darnieder,
umfang’ ich einft den Tod ald Held und Mann, dann fchließe
mic die müden Augenlider und jcheidend fprich: Soldat,
denkſt du Daran? Karl v. Holtei.
276.
Dentft du daran, fo ſprach ein alter Krieger zum Vete⸗
ran, der hettelte fein Brod: Denkſt du daran, wir waren
faft ſchon Sieger, da retteft du den Hauptmann von dem
Zodt Wir folgten einft-den Fahnen eines Helden; wir
10*
148 Denkt ihr: daran, wie wir,
fochten dort, wo Schlathten er. gewann; :,: mir denkt es
wohl, wie Kann ich dir vergelten? Auch du, Soldat, wie
ich, bentſt Du daran? :
Denkſt du daran, wie oft uns Ruhm beſchieden, wie oft
wir ſahn uns Lorbeerkränze weihn? Denkſt du daran, dort
in den Pyramiden wir gruben einft den Frankennamen ein?
Trotz Wogen, Sturm, wie flogen wir zum Siege, und lie
Ben ftolz, zum hohen Himmel an, die Fahnen wehn auf unfrer
Erde Wiege! Auch du, Soldat, wie ich, dent du daran?
Denkſt du daran, wie einft im Römerlande vor und er:
109 die alte Tapferkeit? Denkſt du daran, ald Sieger uns
erkannte der. Ebro einft, zu huld'gen uns bereit? Denkt
du daran, wie wir in Deutſchland Eriegten, manch blut ger
Keldzug eine Schlacht gewann? wie wir als Helden kamen,
ſahen, fiegten? Auch du, Soldat, wie ich, denfft du Daran?
Denkt du daran, wie dert im Norbgefitde fo ſchnell fi
wandelte der Sieg zum Schmerz? wie Höllenqual mit &rau-
fen uns erfüllte, zu Eis erflaret, uns glühte nur das Herz?
Der wilde Feind, er wähnt' uns fihre Beute, uns brach der
Blick, die heiße Thraͤne rann; doch neu belebt und fand ber
Auf zum Streite; auch du, Soldat, wie id), denkt du daran?
enelt du daran?! Ha! Schmach dem Waterlande, dad
tebend fchon in feine Srube flieg! Der Fremde ſchlug Lute
tien in Bande, und prunkte ſtolz auf den errungnen Sieg.
Magft du den Zag mit Fluch im Herzen tragen, dann darf,
kommt einft die rechte Zeit heran, dein Feldherr nicht ven
Krieger erft noch fragen: aud du, Soldat, wie ich, denfit
du daran! '
Denkſt du daran, mir bricht der Schmerz die Stimme,
denkſt du, Soldat, wie ich, dene du an ihn? Uns weinen,
Freund, laß uns in flillem Grimme, bis zu den Zagen be
rer Zukunft bins doch, ſchwebt dev Tod zu. meiner Hütte,
nieder, vuft gm Apell den alten Kriegesmann, da ſchließe
fanft du mir ie Augenlider, und flüftre leis: Soldat, denkſt
u daran |
277.
Denft ihr daran, wie wir vor dreißig Jahren zum
Kampfe zogen für das Vaterland, zu trotzen an des Fein⸗
des dichten Scharen, freiwillig, ohne Acht auf Rang und|
Stand? Denkt ihr daran, wie wir. mit. Gchroeet ‚und Lanze,
wit Bü und Faͤnger, Züger ſtets voran! mit heiterm Ginn,
als ging's zum frohen Tanze, die Heimath ‚mieden, benkt ihr
noch daran ? .
De |
« a > ya , vw .
Den Kann, den halt’ ich. 149
Gedenkt ihr noch, wie wir bei Lünen fehlugen, entflammt
von Kampfluft, unfre erſte Schlacht? wie wir den Sieg
durch Feindes Reihen trugen? — Das erſte Licht in trüber,
dunkler Naht! — Wir wußten nichts von Priegögerechten
Kämpfen, die Buͤchſe nur ſchwang jeder Jaͤgersmann, doch
wußten wir des Feindes Wuth zu Dampfen, ihr wadern Zäger,
denkt ihr noch daran?
Denkt ihr daran, wenn oft des Marfches Blagen des
Körpers Kraft mit Müh’ nur widerftand, wie ferne dann
von allen eiteln Klagen der ſtarke Geiſt Die Leiden überwand ?
Wenn darbend wir im änger nimmer daten, dem Sturme
tropfen, Süngling oder Mann, mit Sang und Scherz ben
Unmuth leicht verjagten;s Kam'raden, fpredyt, denkt ihr wohl
noch daran?
Gedenkt ihr nod, ihr wackern Kampfgenofien, wie man-
der Zapfre fiel im harten Streit? wie aus dem Blut, daß
fterbend er vergoffen, fi unfern Waffen ftets der Sieg er-
neut? Sieg! oder für das Vaterland zu flerben! der Wunſch
warb Preußens Jaͤgern einft gewährt; warb allen Kämpfern,
bie um Wohlfahrt warben, ein ſchlimmres 2008 hienieden nie
chert.
Gedenkt ihr noch, wie nach erfämpftem Siege ein dan⸗
tend Bolt mit Jubel uns empfing? und um die Stirn‘, de
braunt im heißen Kriege, den Lorbeerkranz den theuern Sie⸗
gern Hing? der noch im Sturm der Zeit nicht ift verwittert,
und heut noch ziert den braven Kriegesmann. Wann einft
auch unfre ſchwache Stimme zittert, Freiwillige! dann denkt —
dann denft Daran!
| 278.
Melodie: Der Knabe Robert ‚ feft und werth.
Den Mann, den halt! ich ehrenwertb, de flarfe Hand
das deutfche Schwert :,: fchwingt über feines Feindes Haupt,
ter Freiheit ihm und Ehre raubt. :,:
Dem deutfhen Manne fing’ ic Heil, deß Herz nicht ift
dem Golde feil, der nicht um eitlen Ordenstand verräth) fein
deutfches Vaterland. . | oo
Dem Deutfchen bring’ ich Lob und Ehr‘, der wie ein
Geld im wilden Meer, felbft wenn das Unglüd ihn umfchwebt,
noch ſtolz das deutſche Haupt erhebt.
Mein Lob, ed halle fort und fort dem Manne, der fein
deutfches Wort fo feft halt, als fein Schwert und Schild,
der's treu an Freund und Beind erfüllt.
158 Ber Abend kommt gezogen.
Und Nub’ und Frieden ſchweb' herab auf jedes beuffchen
Mannes Grab, der Ruhm im Leben fih erwarb, von Frevel
rein ald Deutſcher farb. ». Symansky.
279.
’ Der Abend kommt gezogen, ber Nebel bebedit die See;
geheimnißvoll raufchen die Wogen, da fteigt ed weiß in die Höh'.
Die Meerfrau fteigt aus den Wellen und fest ſich zu
mir, am Strand; die weißen Brüſte quellen hervor auß Dem
Schleiergewand.
Sie drüdt mid) und fie preßt mid) und thut mir faft
ein Weh; bu drüdft ja viel zu feft mich, du Ichöne MWafferfee !
„Ich preile dich, in meinen Armen, und drüde dich mit
Gewalt; ich will bei dir erwarmen, ber Abend ift gar zu kalt.“
Der Mond fchaut immer blafjer aus Dämmriger Wolfen-
höh'; dein Auge wird 'trüber und Haller , du fchöne Waſſerfee!
„Es wird nicht trüber und nafler, mein Aug’ ift naß
und trüb’, weil, als ich flieg aus dem Waſſer, ein Tropfen
im Auge blieb.” j on
Die Möven ſchrillen klaͤglich, es grollt und brandet die
See; dein Herz pocht wild beweglich, du ſchoͤne Waflerfcet
‚Mein Herz pocht wild beweglich, es pocht beweglich
wild, weil ich dich Liebe unfäglih, du liebes Menfchenbild !”
| Heinrich Heine,
280.
Der Abend fchleiert Flur und Hain in traulich holde
Dämm’rung ein; manch Wölkchen heil in Weften ſchwimmt,
vom fanften Liebesftern durchglimmt.
Die Wogenflur tönt Schlummerklang, die Bäume lispeln
Abendfang; das Wieſengras durchhaucht gelind der Liebe
Sommerabendwind. |
Der Geift der Liebe wirkt, und webt in Allem, was ſich
regt und lebt; im Meer, wo Wog' in Woge fließt, im Hain,
wo Blatt an Blatt jich fchließt.
O Geiſt der Liebe, fuͤhre du dem Juͤngling die Geliebte
u! Ein ſuͤßer Blick der Lieb' erhellt mit Himmelsglanz die
Erdenwelt. Axatthiſſon.
281.
Melodie: Wohl heute nnch und morgen.
Der alte Barbarofia, der Kaifer Kriederich, im unter
irdischen Schloffe hält er verzaubert fich.
Per Armuth fiel. - 151
Ebr iſt niemals geftorben, er lebt darin noch jeht, er hat
im Schloß verborgen zum Schlaf fich hingeſetzt.
Er hat hinabgenommen ded Reiches Herrlichkeit, und
wird einft wiederfommen mit ihr, zu feiner Zeit.
Der Stuhl ift elfenbeinern, darauf der Kaifer fibt, der
Tiſch ıft marmelfteinern, worauf fein Haupt er fügt.
Sein Bart ıft nit von Flachſe, er ift von Feuersgluth,
iſt durch den Zifch gewachfen, worauf fein Kinn ausruht.
Er nidt als wie im Zraume, fein Aug’ balb offen
zwinkt; und je nad) langem Raume er einem Knaben winkt.
Er ſpricht im Schlaf zum Knaben: „Geh hin vor's
Schloß, o Zwerg, und fieh, ob noch die Raben berfliegen
um den Berg!’
„Und wenn die alten Raben nor) fliegen immerdar, fo
muß ich auch noch fchlafen, verzaubert, hundert Jahr'.“
Friedrich Nückert.
282.
Melodie: Wohlthaͤtigkeit, wer deinen.
Der Arme weint! O ſtille feinen Schmerz! Sein Chic
fal legt er heute dir an’d Herz, ein Netter bat ein Engel
du ihm Kon und Blumen fanft auf feine Pfade ftreun.
Verſchmachtend fteht im heißen Sonnenbrand der Wiefen-
grund, die Flur, das ganze Land. Vom Himmel fällt des
Regens milder Strom, und die Natur wird fchnell zum
Sreudendom.
Der Darbende gleicht der verdorrten Flur; ach, nirgends
glänzt der Freuden goldne Spur. Du Menfchenfreund! reicht
helfend ihm die Hand, und Blumen blühn auf Felſen und
m Sand.
Den frohen Sag, der heute dir erfchien, o heilige durch
fanftes Wohlthun ihn! Dem Greife beut, dem Blinden einen
Stab, und trodne gern der Armuth Thränen ab!
Du ſtreueſt des Erbarmend edle Saat, und felig bift du
dann in fchöner That! Der Richter winkt vom hohen Sternen«
plan: „Nicht Menichen haft, du haft es mir gethan! 3 ”
eifig.
283.
Melodie: Wohlthätigkeit, wer deinen.
Der Armuth fiel des Lebens karges Loos; hülflofer Harm
macht bitt'res Elend groß, und ach! bebrängt von deiner Noth
und Leid, flebft, Armer, du zu unfrer Menjchlichfeit.
152 Der Bergmann kommt!
Gedenket fein! An feines Kummers Blick denkt, Freunde,
auch beim frohen Mahl zurüd, und laßt, wenn euch die
Breude bier vereint, nicht darben ihn, daß ohne Hülf’ er
weint. | |
Weer ſich erbarmt, übt heiliges Gebot: er mildert Schmerz, |
—— Hungernde in Noth; — und goͤttlich iſt des Wohlthuns
uͤße Luſt, wer ihrer ſich mit Freuden iſt bewußt. |
Durch Shränen, die die milde Gabe ftillt, blickt ihr in's
Land, wo feine mehr einft quilt, und tröftlich folgt dem
Geber jenfeit nach der Dank, den ihm der Arme lohnend fprach.
284. .
+ Der Bergmann kommt! :,: er.bat fein helles Licht bei
der Racht ;,: ſchon angezünd’t. :,:
Schon angezund’t, und fteigt damit in das BergiverE
binein, in's Felsgeſtein.
Ade, ade, du ſüße Braut! komm, reiche mir die Hand
jetzt auf's Neu', und bleib' mir treu!
Ade, ade, du.füße Braut! komm' ich nicht wieder aus
finfterem Schacht, dann gute Nacht!
Aus dem Maͤrkiſchen.
*
285.
Der Bergmann lebt beim Grubenlicht, bedarf ded Scheins
der Sonne nicht; es wechfeln nicht Sterne, es wechfelt Fein
Mond, wo der alte Fürft der Erde thront. .
Der Bergmann und fein Srubenlicht apa ein zufam-
men und machen Schicht, find früh wohl auf und fpät noch
wach, und gehn dem Gange ber Erze nad).
Und zeigt auch das Erz jich als —8 — Geſtein, ſchließt's
doch das Gold und Silber ein, auf naſſem und auf trocknem
Weg erhaͤlt es zuletzt das blanke Gepraͤg'.
Das blanke Gepräg' iſt die lockende Zier, wonach man
rennt mit wilder Begier; doch Weltlauf bringt Sorge, Schmerz
und Gefahr, ſein Grubenlicht nehme drum Jeder wahr.
Es mögen die böfen Wetter auch dräun, der Bergmann
findet das rechte Geftein, und kehrt er zur Schicht ın das
Bechenhaus, fo löfcht er ermüdet das Grubenlicht aus.
286.
Melodie: Helft, Leutchen, mir von Wagen dody.
„Der befte König lebt nicht mehr!” ruft Baiern Elagend
aus. O lebte Mar, und für ihn war’ ich in dem Todten—
Der befte Mönig lebt nicht mehr. 153
haus! Oft eilte ich für ihn zum Tod im Sturme reihendicht;
denn Mar fprach einft beiim Morgenroth zu mir: „Vergiß
mein nicht!”
Hört nur! — Einft ging bei Münden ich im Fühlen
Norgenthau; da pflüdte ich mir wonniglih der Blümchen
weg und blau. — Da tritt ber König hold zu mir, fieht
auf die Hand und fprihf: „Mein Kieber! was verſteckſt du
bier?” Mein Herr! Vergißmeinnicht!
„Ei ſchoͤn, wenn Krieger dies erfreut,” ſpricht Map,
nimmt mir den Strauß — „die Armen lohnt Zufriedenheit,
den Neichen weicht fie aus; zum Angedenfen nehn.' ich mir
der Blumen halbe Schicht; dba nimm zurüd, behalte bir auch
du — Vergißmeinnicht!“
So ſprach der allerbefte Herr zu feinem treuen Knecht;
ich ſhwamm in einem Freudenmeer, pried meinen Stand mit
Recht; hob dann zum Himmel meine Hand und ſchwur beiim
ew'gen Licht: mein Leben ſei das Unterpfand, Mar! dein
vergeß” ich nicht!
Bei Abenöberg und Thann erfocht" ich meinen Werth im
Feld; vor Scarnig und am Schönberg pocht' in meiner
Bruft ein Held; und Schwag erftürmten murvig wir nach
tapfrer Baiern Pflicht, und freudig ſchlug der Buſen mir;
denn ich — vergaß Sein nicht.
Bei Breslau's kühn gewagtem Sturm, wo Baiern Wun-
der that, wo jede Bruſt, ein feſter Thurm, ſich ſtellte vor
die Stadt, da gab es Wunden; doch der Muth entflammte
mein Geſicht, und ſo verlor ich gern mein Blut; Max ſprach:
Vergißmeinnicht!
treu'; zu Kant und Glatz und Briedberg ging ider
e
Bei Glogau, Brieg und Kofel hing der Sieg an gelben,
od an
mir vorbei. Ich ſtand im Sturm der Schredenänaht dem
Feinde im Gefiht; dafür erhielt ich Kohn, und dacht': Mein
Mar vergißt mein nicht.
Bei Hanau und bei Arcid flug der Baier. fol; die
Schlacht; nach Vitry und nah Brienne trug und Fühn des
Kampfes Macht. Dafür, vor meines Königs Thron, bie
einft das Aug’ mir bricht, erhielt ich koͤniglichen Lohn; denn
Mar vergaß mein nicht.
Seht her, es glänzt auf meiner Bruft in Gold fein
treues Bild. Er war und ift ſtets meine Luft, mein Bater
fanft und mild. Sein Herrfcherruhm, der nie vergeht, um:
firahfit fein Grab mit Licht; zwar Mar ift todt, doch im
Gebet vergeff’ ich feiner nicht! |
4
J
154 Ber Burfch’ allein. _
2837.
Der Burſch' allein iſt frei! Das zeugen unfre Lieber, dad
hogt die That, ihr Bruͤder, was Kurth enfreiheit fei. Der
urſch' allein iſt frei! |
Der Burſch allein ift frei! Das flotte Burfchenleben das
wollen wir erheben! es blühe ewig neu; der Burſch' allein if
frei!
Der Burfch allein ift frei! Schimpf kann er nie ertra-
gen, er Fämpft und er kann wagen, und bleibt der Ehre
treu. Der Burſch allein iſt frei! |
Der Burſch' allein ift frei! Und wenn er fi ch wo bindet,
fein Herz ein andres findet, dem ſchwört er Lieb' und Treu'
drum bleibt der Burfch doch frei.
Der Burſch' allein ift frei! Und wenn der Becher winkel,
der goldne Saft m blinfet, trinkt er und rufet frei: der
Buck) allein ift ei! |
Der Burſch' allein ift frei!” und fo fol’s immer bleiben
Gewalt ftetö zu vertreiben, ftimmt, Brüder! alle bei:
Burſch' jei ewig frei!
288.
Der Burſch Läuft uͤber's Bergelein zu feines Liebchens
Kaͤmmerlein, Trudlaidu talala, zu Teines %.
Schtäfft oder wachft du, Mägbelein? Mach’ auf, mad
auf Bein R du der & ic. 5 * |
„Biſt du der Sonftige au heut ‚ jo weißt bu mit dem
Schloß Beſcheid.“ i Ä
Der Kiebfte mit den Sporen klirrt, daß ihn die alte,
Mutter hört. |
Die Mutter ruft der Tochter zu: „„Mit wen, mein
Mädchen, redeſt du?““ |
‚ fa meinem Dedibett rede ich, mit meinem Dedbett
predhe i |
„Das hat geſyrochen nimmermehr, das wird auch pre.
chen nimmermehr.“ |
Re n Se, ‚hab‘ es ja gefaget: du, ſchließ' mir die Kammer:
thure 3
ft —8 ſie verriegelt auf das Beſt' mit einer Federſpule
H |
„Mit einem Erbſenkorn verhemmt, mit einem Stroh
halm augeftemmts “
„Das ſichert beſſer meine Thuͤr als ſechzig Schlöffer,
glaubt es mir!“
Nach einem wendiſchen Volksliede.
Der Burfch‘ von ächtem Schrot. 156
289.
Der Burſche muß in das Collegium, daß er allda die
Wiſſenſchaft erichnappe, und fei der Weg zur Weisheit noch
o ktumm, er trägt fie fort im Kopf und in der Mappe.
Doh thut vom Fleiß das Hien ihm weh, ſucht nad der
Arbeit er Vergnuͤgen; denn es mag gern zum utile ein flotter
Burſch' das dulce fügen.
Bur Sommerszeit ſchweift er durch Wald und Feld, das
Hfeifchen dampft, getrillert wird ein Liedchen; ift er zu Roß,
dünft er fih Here der Welt, und in Courbettenluft fühlt er
fein Müthchen. Und kommt der Froſt, bringt Eis und Schnee,
auf glatter Bahn welch freudig Fliegen! denn ed may gern
zum utile ein flotter Burſch' dad dulce fügen!
Der Klingen Spiel, der Bühne Ernft und Scherz, Come
mers, ein Punſch, ein Spielen oder Zänzchen, und dann
und wann, zur Nahrung für das Herz, ein leichter Spaß
mit einem bübfchen Gaͤnschen. Doc, alles das hübſch modice,
ob jeder Kuft muß Pallas jiegen, denn fo nur foll zum utile
ein flotter Burſch' das dulce fügen. K. Schall.
2.
Melodie: Det Freude leicht umfchlingend.
Der Burſch' von aͤchtem Schrot und Korn hat immer
frohen Muth, Balleri! (Ehor:) hat immer sc. Am fteifen
Stiefel Eliret der Sporn, die Feder ſchwankt vom Hut!
(Chor:) Balleri, VBallera, die Feder fchwanft ıc.
Am großen Hut prangt feierlich Die Landesvaterei, Val⸗
leri! Er fhüpt ihn mehr bei Hieb und Stich, als wär’ er
gut und neu! ıc.
Als Burſche trägt er ſtets bei jich die Bierde, die ihm
gnügt, den Schläger, der fich fürchterlich an feiner Seite wiegt.
Was Fümmert’s ihn, ob auch ein Loch den Ellenbogen
zeigt? der flotte Burfche bleibt er doch, vor dem fi alles
neigt! .
ig Weh dir, wenn du dich zu ihm drängft im parfumirten
Rod, er ſchimpfet dic) Pommadenhengft, dir droht fein
Knotenftod! .
Ihm find die Sorgen nur ein Spott, er fühlt fidy frei
und froh, und ſingt vergnügt in feinem Gott: in dulci jubilo!
Für Sraunde Ichlägt fein Der} fo warm, er fühlet ihre
Roth, für fie braucht er den ſtarken Arm, und ſcheut felbft
niht den Tod. |
+
156 Ber Deuiſche fol fich weihen:
Wer fah es, daß er jemals wich, wer ſah ihn jemals feig?
Die Schande naͤhm er nicht auf fi, nicht um eins Köni reich!
- aut donnernd - fieht man ihn im. "Kampf: be nken
Schläger ziehn, man ſicht vor ſeinem Hieb, wie Damp, die
feigen Schurken fliehn! |
Wenn er von Herman’ Edelmuth und feinen Thaten
hoͤrt, fo: mahnet ihn ſein deutſches Blut: ſei du auch Her⸗
mann's werth!
Er trinkt den deutſchen Rebenſaft, und fahlt ſich deutſch
un groß ‚ in feinem Arm wohnt Rieſenkraft, und Freiheit iſt
ein Loos
Germania heißt mein Vaterland , ich Yalt! e8 hoch und
werth, trag' drum das —— — Band und deck's mit Hand
und Schwert. |
291.
Melodie: Wenn Alle untreu x meiden,
,, Der Dentfche fol ſich weihen dem Hoͤchſten, Schoͤnſten
früh, im Lenz ben Samen ſtreuen, daß er im Sommer blüh,
auf daß im Herbft er reife zu ſchoͤner, voller Seat, und
Segen niederträufe, wenn Ealter Winter naht.
Das Höchfte, was wir Eennen, ift deutſches Bater:
Land; das Schönfte, was wir nennen, ift Zod. für's Vater:
land; ein Vaterland im Glanze von Freiheitsmorgenroth; der
Freihrit Himmelspflanze entfproßt aus Opfertod.
e beiden hohen Bilder, . bie ſchaun wir fehnend an,
und unfer Herz ſchlaͤgt müder, gedenken wir baran. Fürs
Baterland zu fallen, o ſchoͤnſtes Mannerziell o Ihönfter zo
von allen, o Tod, den Körner fiel.
"Das Vaterland vor Ketten zu ſchirmen für und ‚für, und,
ift’8 umgarnt, zu retten: nur darum fterben wir. Gebt,
düftre Nebel früben noch Deutfchlande Morgenroth; das Ba:
terland, ihr Lieben, bebarf noch manchen Zod.
"Drum wollen wir uns rüften, uns rüften treu und
fromm, daß, wenn wir flerben müßten, ber Tod uns wär’
willfomm‘, Wir woll’n uns vorbereiten zu Opfern fromm
und treu ‚, daß riefengroßen Zeiten das Ders gewachſen Bu
0 292. 5 ‘ F
Siegesfeier des 18. Juni.
Melodie: O sanctissime,
Der bu uns Tag aus Naht, Frieden aus finfiver Stadt
führteft mit fegnenben Händen: Vater dev Einigkeit, ſchau',
wie wir dankend heut‘ Augen und Herz zu bir wenden.
Ber Frende leicht umfhlingend Bed. 187°
Als und.getrennt der Feind, baft du uns, Herr, ver:
eint, Die wir.geängftiget waren; thateft im Voͤlkerbund groß
dich und herrlich Fund, fehlugeft die feindlichen Scharen.
‚ der du Frieden gabft, mit Ruh die Völfer labſt
Einigkeit blühn unfern Landen; der du bewahrt das Schiff
tern an dem Zelfenriff, laß nicht im Hafen es ftranden!
&. Anapp. 1822.
293.
Wanderers Nachtlied.
J.
Der du vom Himmel biſt, alles Leid und Schmerzen
ſtilleſt, den, der doppelt elend iſt, doppelt mit Entzückung
fülleſt, ad ich bin des Treibens müde! was ſoll all’ der
Schmerz und Luft? :,: Süßer Friede, :,: komm, ad komm
in meine Bruft! n.
Ueber allen Gipfeln iſt Ruh‘, in allen Wipfeln ſpüreſt
du Faum einen Hauch; die Wögelein ſchweigen im Walde.
: Warte nur, balde ruheſt du auch. :; Göthe.
294.
Der Eihwald braufet, die Wolfen ziehn, das Mägbdlein
fitet an Ufers Grün, es bricht fich die Welle mit Macht, mit
Macht, und fie feufzt hinaus in die finftre Nacht, das Auge
von Weinen getrübet. |
oe „Das Herz iſt geſtorben, die Welt ift leer, und weiter
giebt fie dem Wunſche nichts mehr. Du Heilige, rufe dein
Kind zurüd, ich habe genoffen das wodifche Stud, ich habe
gelebt und geliebet!"
Es rinnet der Thränen vergeblicher Lauf; die Klage, fie
wediet die. Zodten nicht aufs doch nenne, was tröftet und
heilet die Bruft nach der füßen Liebe verfchrwundener Luft,
ih, die Himmlifche, wil’d nicht verfagen.
„Laß rinnen der Thraͤnen vergeblichen Lauf, ed wecke die
Klage den Zodten nicht auf! Das füßefte Glüct fir die
trauernde Bruft, nach der fchönen Liebe verſchwundener Luft,
find der Liebe Schmerzen und Klagen.” Schiker.
29.
Melodie: Füllt noch einmal.
Der Freude. leicht umfchlingend Band hat fröhlich uns
vereint; den Zrübfinn haben wir verbannt, weil ex nur
1568 Der Frende fei des Jahres letzte Stunde.
ſchwarz erfeheint denn wo bie Freude Tafel Halt, ſieht man
nur bunte
frohen Bruft, in unfrer frohen
uft!
Wem muthig frei der Bufen fchlägt, Der jubelt froh
empor, was raſch das freie Herz bewegt, ertönt im -Tauten
Chor; drum würzen wir und unfer Mahl durch deutfcher
Lieder Klang, und fchwellend in dem hohen Saal erſchallt der
Chorgefang.
er £lare, vaterländ’fche Saft erglänzt in dem Pokal,
durchdringt dad Herz mit ftolger Kraft, durchglüht's mit
Sötterftrahl; auf, füllt die leeren Gläfer an, fchenft bis zum
Rande voll, den erſten Trunk, ftoßt Flingend an, auf unlers
Bundes Wohl! Rellftab.
296.
Melodie: Vom hoh'n Olymp.
Der Freude fei des Jahres legte Stunde in trauter Ei:
nigteit geweiht, und fchäumend gehe der Pokal die Runde,
ut, und bunt Defpisgeit fih die Welt in unfrer
Br i '
die inn’ge Freundſchaft hold gereiht. (Chor!) Denn nur der
Eintradyt und Harmonie lächelt mit höherer Anmuth fie.
Ein Schattenfpiel ift unfer Erdenleben, und ſchnell hin⸗
fhwindend, wie das Glück; drum laßt uns froh die kurze
Zeit durchfchweben, genießen jeden Augenbiid (Chor:) Ei:
Lenben Fluges finft fie hinab in der Bergänglichkeit düſtres
tab.
Und mit der Freude fchönem Kobgefange begleiten wir
dad alte Jahr, und bringen laut in vollem Herzensdrange
dem neuen unfern Subel dar. (Chor:) Freuet eudy alle der
koͤſtlichen Zeit, die ſtets entfliehet und ftets fich drneut.
So liegt das Ird'ſche in des Em’gen Wage, und folgt
dem Winke feiner Macht: fo finken einft auch unferd Dafeins
Zage hin in des Todes düftre Naht. (Chor:) Löſcht uns bie
Lebendfadel der Zod, glänzt uns cin ſchoͤneres Motgenroth.
Denn öffnen fi) einft unfre Grabeshügel für jene fchöne
Ewigkeit: dann ſchwingen wir auf Cherubinen: Flügel uns
jubelnd auf zur Seligkeit. (Chor:) Zu der Unfterblichen
heil'gem Chor fteigen die Seelen alle empor.
Drum, Freunde, ho! Die Gläfer hoch gefhwungen,
e8 lebe diefe goldne Zeit. Und auch der Zukunft fei ein N
gelungen, auch ihr ein fhäumend Glas geweiht! (Chor:
Denn in des Jenſeits unendlihem Raum wird und zur Wirk:
lichkeit jeglicher Traum!
Der Gott, der Eifen wachſen läft. 159
297.
Melodie: Bekränzt mit Laub.
Der Gerftenfaft, ihr meine lieben Brüder, ift ſchon ein
alter Trank; drum füllt die großen Stiefelgläfer wieder; habt
dem Erfinder Dank!
Er hat zwar Feinen großen Gott zum Gönner, doch thut
dies nichts zur Sach’; was gut ift, lobt ſich felbft, und biedre
‚ Kenner, fie fragen nichtd darnach.
Thuiskon's Söhne Shen, ihr Brüder, tranfen euch diefes
‚ Eäftlein fein, durd deren Schwert die ftolzen Römer fanfen;
ı und dent! die tranken Wein.
Aus a nun koͤnnt ihr ganz richtig fchließen, es fei
ein edler Saft, wenn auch fogar Erobrer fallen müffen durch
jeiner Trinker Kraft.
Es ftimmen aud) viel eble Nationen hierin uns, Brüder,
bei, von denen an, bie an des Themſe wohnen, bis in bie
Zataret.
Geſtehts nur felbft, in Baiern und in Kranken giebt's
Männer voller Kraft; was mag denn wohl die Urfach fein?
Sie tranfen den edlen Gerftenfaft.
Und al& die Enkel Hermann’s Bier noch tranken, da
fahn fie ſtolz herab; als fie es aber eitel fchmähten, ſanken
fie ruhmlos in ihr. Grab.
Der Wein, der Punfc gewähren nichts als Pochen und
eine rothe Naf: drum, wünſcht ıhr frifhe Farb' und ftarke
Knochen, fo bleibt bei'm Gerftenglas!
Drum fchämt eudy nicht der Väter, meine Brüder! mit
Freuden fehn fie das; jie fingen in Walhalla Bardenlieder
und greifen nad) dem Glas.
298.
Der Gott, der Eifen wachen läßt, der wollte Feine
Knechte, drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann
in feine Rechte; drum gab er ihm den Fühnen Muth, den
Born der freien Rede, Daß er beftände bis aufs Blut, bis
in den Tod die Fehde.
So wollen wir, was Gott gewollt, mit vechten Treuen
halten, und nimmer um Tyrannenſold die Menfchenfchädel
ipalten; doch, wer für Tand und Schande fit, den hauen
wir in Scherben, der fol im deutichen Lande nicht mit deut:
[hen Männern fterben.
D Deutichland, heil'ges Waterland! o deutfche Lieb’ und
Zreue! du hohes Land! du -fchönes Land! wir ſchwoͤren dir
160 Der groſſe Fritz war zwar neh klein.
aufs Neue: dem Buben und dem Knecht die Acht! der nähre
Kraͤh'n und Naben! fo ziehn wir aus zur Hermannsſchlacht
und wollen Rache haben.
Laßt braufen, was nur braufen Fann, in hellen, Lichten
Flammen! ihr Deutſche alle, Mann für Mann, zum heil'gen
Krieg zufammen! und hebt die Herzen himmelan und himmelan
die Hände, und zufet ale Mann für Mann: die Knechtſchaft
bat ein Ende! , °
Laßt Elingen, was nur Elingen fann, Zronipeten, Trom—
mein, Flöten! wir wollen heute Mann für Mann mit Blut
dad Eifen röthen, mit Yeindesblut, Franzoſenblut, o fuͤßer
ber Iehe! das klinget allen Deutſchen gut, das iſt die
große Sache. | Ä
Laßt wehren, was nur wehen Fann, Standarten wehn
und Fahnen, wir. wollen heut uns Mann für Mann zum
Heldentode mahnen. Auf! fliege, hohes Siegspanier, voran
den Fühnen Reihen! wir fiegen ober fterben bier den füßen
Tod der Freien! - Arndt. 1813.
299.
Melodie: Auf, auf, ihr Brüder, und feid ſtark.
Der große Kris war zwar noch klein, doch ſchon ein
Becker Geis er wollte leſen Allerlei vom neuen Beitgeift frank
und frei, was Vater ihm verweift. !
Und gegenüber von dem Schloß Herr Haude wohnte juft,
hatt! ihm ein Stübchen eingericht't; da Fam ber Prinz bei
Zampenlicht und las nach Herzensluſt.
‚„, Und als er felber König war, ſprach er: Dir dan” id
viel. Erbitte eine Gnade dir! — „Ein Beitungsblättlein
wäre mir der Wünfche höchftes Ziel.“
Der König ſprach: Das folft du ha'n! — Und jeglicher
Kurier, der in des Schloffes Hallen ritt, der bringt Herrn
Haude auch was mit, der drudt’s und das fteht hier! —
300.
Melodie von Methfeffel,
Der Himmel unfer Hort, die Freiheit unfer Wort! jo
gehn wir, Hand in Hand, zum Kampf für's Baterland!
Germanien ift erwacht! die Trommel ruft zur Schlacht!
drum ftürmet freudig drein, der Sieg muß unfer fein!
Ste iſt noch nicht erfchlafft, der Vaͤter heil'ge Kraft!
Wer für die Freiheit ficht, Icheut Tod und Wunden nicht!
. Dad Recht ift unfer Schild; der Freiheit ſchoͤnes Bild
glänzt. durch den Pulverdampfs drum, Brüber, auf zum Kampf!
Der iſt allein ein freier Mann. 161
. 301.
Melodie von K. M. v. Weber.
Der Holdſeligen fonder Wank fing’ ich fröhlichen Minne:
jang: denn die Reine, die ich meine, winft mir freundlichen
Habedanf. |
Ach! bin inniglid) minnerwund! gar zu minniglich dankt
ihr Mund; lacht fo geußlich, lockt fo kußlich, daB mir's bebt
in des Derzend Grund!
Gleich der fonnigen Veilchenau ‚ glänzt der wonnigen
Augen Blau. Friſch und ruͤndchen blüht ihr Mündchen, gleich
der Enospenden Rof im Thau.
Ihrer Wängelein lichte Roth hat Fein Engelein, fo mir
Gott! Eia, ſaͤß ich unabläffig bei der Preislichen bis zum Tod!
Joh. Heinr. Voß.
302.
Kuhreigen.
J
Der durſtig wollt cho, der Schnee vergeiht ſcho, der
Himmel iſch blaue, der Gugger hat g'ſchraue, der Maie iſch do.
euſtig Bue us dem Stall met de liebe Chüe! ufe liebe
Zeit ifch Do, Luſt un Freiheit winfe ſcho danne von de Flüehe.
II.
Es iſcht Fein föliger Stamme oweder der Chüerflamm.
Kenn denn der Maie ifcht vorhande, da fahre fie gern uff
p.
Der Maie, ber iſcht jege Fomme: bie -Chüer gehn uf e
Bärg! b'hüt Gott mer alli myni Fromme, das Feines mer
freß der Bär! m
Im Sommer ifcht es Tufchtig z'ſi uff hohe wilde Berge;
ma iſcht do ruhig ganz allei, und hört au nie kein Chinder⸗
gichrei, der euch mag eim au werde.
303,
Der ift allein. ein freier Mann und feiner fei gedacht,
der fie fich felbft verdienen kann, die Freiheit in der Schlacht!
Der mit der eignen Klinge fie holt herbei, der Mann iſt's,
den ich finge, der Mann ift frei!
O ehe ‚ wer dem Franken traut und ihn zu froh be-
grüßt; er bringt und immer unfre Braut, wenn ex fie fatt
I. 11
162 Der ift der Herr der Erde.
geküßt. Noch giebt's in unſern Reichen Pulver und Blei —
drum laßt uns felber freien, fo find wir frei!
Die Freiheit wohnt am Don und Belt, fie trinkt aus
unferm Rhein, die Freiheit [hläft im Wüftenzelt und glänzt
im Sternenfchein; doch muß man um fie werben, wo’8 immer
fei, doch muß man für fie Lerben, dann wird man frei!
Noch hat der Deutiche Tine Hand und eine flarfe Mehr,
giebt feinen Schritt vom Vaterland felbft-für die Freiheit her;
und die mit uns erheben ſolch Feldgeſchrei, die ſollen alle Leben,
denn fie find frei!
Biel taufend Funken, Eine Gluth, viel Herzen und Ein
Schlag, fo harren wir gar wohlgemuth bis an den jüngften
a9; die Freiheit muß verfchlingen die böfe Zwei, dann fol
es donnernd Elingen: Deutjchland tft freil Georg Herwegh.
304.
Der ift der Herr der Erde, wer ihre Ziefen mißt, und
jeglicher Beſchwerde in ihrem Schooß vergißt.
Wer ihrer Felfenglieder geheimen Bau verfteht, und un-
LG
verdroffen nieder zu ihrer Werkftatt gebt.
Er ift mit ihr ‚verbündet und inniglid vertraut, und
wird von ihr entzündet, als wär’ fie jeine Braut.
Er jieht ihr alle &
nicht Fleiß noch Plage, fie läßt ihm Feine Ruh'.
Die mächtigen ef
fie ihm zu berichten mit Freundlichkeit bereit.
Der Vorwelt heil'ge Küfte ummehn fein Angejicht, und
in bie Nacht. der Klüfte ftrahlt ihm ein ew'ges Kicht.
Er trifft auf allen Wegen ein re Kand, und
gern kommt fie entgegen den Werken feiner Hand.
Ihm folgen die Gewäffer hülfreich den ders hinauf;
und alle AN thun ihre Schäg’ ihm auf.
Er führt des Goldes Ströme in feines Königs Haus,
und ſchmuͤckt die Diademe mit edlen Steinen aus.
Zwar reicht er freu dem König den glüdbegabten Arm,
doch fragt er nad) ihm wenig und bleibt mit Freuden arm.
Sie mögen fi erwürgen am Fuß um Gut und Gelt:
er bleibt auf den Gebirgen der frohe Herr der Welt.
Aovalis (Fr. v. Hardenberg).
305.
Melodie von Methfeſſel.
Der Knabe Robert, feft und werth, halt in der Hand
hichten der langt verfloßnen Zeit iſt |
age mit neuer Kiebe zu, und ſcheut
ein blankes Schwert. Er legt das Schwert auf ben Altar
und ſchwoͤrt beim Himmel treu und wahr.
Der König, dem ich diene. 163
; Sch ſchwoͤre dir, o Vaterland, mit blankem Schwert in
feſter Hand, an ded Altared heil'gem Schrein, bis in den
tod dir treu zu fein.
Ich fchwöre dir, o Freiheit, auch zu dienen bis zum
letzten Hauch mit Herz und Seele, Muth und Blut, du bift
des Menſchen höchſtes Gut.
Auch fchwör ich heißen, blut'gen Haß und tiefen Zorn
ohn' Unterlaß dem Branzmann und dem fränfihen Land,
daß fie nie fchanden deutiches Land.
| Du droben in dem Himmeldzelt, der Sonnen lenkt und
Herzen hält, du großer Gott, o ſteh' mir bei, DaB ih es
halte, wahr und treu! "
. DAB ich von Lug und Truge rein, bein rechter Streiter
möge fein; daß diefes Eifen ehrenwerth für's Recht nur aus
der Scheide fahrt.
‚ Und zieh! ich's gegen Vaterland und Gott — bann welke
bin, o Hand! dann dorre, Arm, zum dürren Aft, dann werd’
an, Halm dir Eentnerlaft!
D nein, o nein! o ewig nein! der Robert will Fein
Schurke jein! der Robert ſchwoͤrt's bei Gott dem Herrn: die
Ehr' und Tugend bleibt fein Stern. Arndt.
306.
Der König, dem ich diene, als ‚treuer, tapfrer Held, er
ift der größte König in Gottes weiter Welt.
Die Fahne, der ich folge, sie ift ein grüner Zweig, ber
weht vor allen Schenken in meines Königs Reich.
Ich trage feine Farbe in meinem Angefiht: auf Kragen
und Rabatten fieht unfer König nicht.
Hochroth ift feine Farbe, glänzt wie ein Edeljtein, bie
Farbe unfrer Feinde hat matten, bleichen Schein.
Ihr General und König wird Durſt auf deutih ge
nannt, zieht ſengend und verbrennend durch unſers Königs Land.
Bibamus, eh bibamus! ift unfer Keldgefang, und unfre
ESchlachttrompete ift voller Glaͤſer Klang.
Auch fehlen nicht die Trommeln, auch donnert mancher
Shuß: wir fchlagen aufidie Tiſche, wir ftampfen mit tem Fuß.
| ir haben fcharf geladen, wir führen gut Gewehr: Ka-
nonen find die Klafchen, von eblem Safte ſchwer.
Wohlauf, wohlauf, zum Siege! Die Nafe und dev Bart
find beffer, als im Helme, in einem Glas bewahrt.
Und. wirft ein Hieb mich nieder in diefem wilden Strauß,
ih fhlafe jede Wunde in wenig Stunden aus.
11*
164 Der König leb'!
Heil dir, mein großer König, heil dir und deinem Thron,
und allen treuen Brüdern in deinem edlen Krohn!
307.
Melodie: Die Feldflafche.
Der König leb’! im Subelton erſchall' es weit umher!
Wo ift ein König auf dem Thron fo brav, fo gut, wie er?
Bol hohen Muths, und im Gefühl der Föniglichen Pflicht,
HR er ben fteilen Pfad zum Biel, und wankt und ftrauchelt
nicht
Mit Baterliebe dringt fein Blick zur Eleinften Hütte bin,
und fchafft Erleicht'rung, neues Süd, und frohen, heitern
Einn. Er forget, daß an Tugend groß ein neu Gefchiecht
entfteh’, und unter ihm, welch’ felig Loos! das goldne Alter ſeh'.
Dauß Häuslichkeit und ftille Luſt in feinem Neiche wohnt,
jo rein, wie fie in feiner Bruft, für und ein Beifpiel, thront. —
Gewerb’ und Kunft und Wiffenfchaft, fie feimen, blühen fchon ;
er nähret fie mit neuer Kraft und ehrenvollem Kohn.
Mit ihhı fer, die er ſich erwaͤhlt, die Königin, beglückt!
fie, die mit Muth ihn neu befeelt, und uns mit ihm entzüct.
Er leb' in feinem Thatenlauf, um unfern Dank zu fehn! Ihm,
Sonne, gehe freundlich aufs fei hold im Untergehn!
Der König leb'! im Jubelton erfchall es weit umher !
Wo ift ein König auf dem Thron fo brav, fo gut, wie er?
Er lebe hoch! Im Jubelton ıc.
308.
Der Kukuk auf dem Birnbaum faß, Kukuk! 's mag reg:
nen oder fchneien, jo wird er nicht naß, der Kufuf, der Ku:
fuf, der Kukuk nicht naß.
Der. Kukuf fliegt bei'm Nachbar aufs Haus; Kukuk!
„Schon Schäbel, biſt drinnen? komm zu mir heraus! der
kuk, der Kukuk, der Kukuk ift draus.’
„Ich Steh” nicht auf, ich Laß dich nicht 'reinz Kukuk! du
möchteft der rechte Kukuk nicht fein! der Kukuk, der Kufuf,
der Kukuk nicht fein!” ”
„Der rechte Kukuk, der bin ich ja fchon, Kufuf! bin id)
doch meined Vaters fein einziger Sohn, ded Kukuk, des Ku:
kuk, des Kukuk fein Sohn!”
„„Biſt wirklich des Kukuks einziger Sohn, Kukuk! zieh’
nur am Schnürlein,. geh rein zum Zhürlein! Der Kukuk,
der Kukuk, der Kukuk ift mein!” Volkslied.
Der letzte Bedyer fei geleert. 165
309.
Der Landfturm! der Landfturm! Wer bat das fchöne
Wort erdacht? das Wort, das donnert, bligt und Fracht,
daß einem das Herz im Leibe lacht! Wenn ganz ein Land
zum Sturm erwadht, wer hat den Landfturm aufgebracht?
Der Landfturm! der Landfturm! Der Bau'r ift nur ein
ſchlechter Schuft,* der nach Soldatenhülfe ruft; der Bauer,
der ſich ſelbſt macht Luft, den Feind, den Schuft, felbft pufft
und knufft, der Bauer ift Bein ſchlechter Schuft.
Der Landfturm! der Landfturm! Der König giebt mir
feinen Sold, und ich bin ihm nicht minder hold. Eu'r Acer,
ſprach er, ift euer Gold, drum, wenn ihr den bewahren wollt,
10 Tchlagt den Feind, das ift eur Sol.
Der Landfturm! der Randfturm! Der Feind ift blind
und taub der Wicht, er Eennt ja Weg’ und Stege nicht, cr
find’t ja Feinen Führer nicht; dad Land ift mein, wie kennt
ich's nicht? drum fuͤrcht' ich auch vorm Feind mid) nicht.
Der Landflurm! der Landfturm! Der Feind, der Wicht,
ift blind und taub, er zittert, wenn fich regt ein Laub, er
zittert, wenn fich rührt ein Staub; denn Kir ihn ift nicht
Treu’ und Glaub, und jeder Xift wird er zum Raub.
Der Landfturm! der Landfturn! Der Feind, der Wicht,
it taub und blind, und feine Schlachten find ein Wind, er
weiß ja nicht, wofur fie find. Ich hab’ im Ruͤcken Weib und
Kind, ich weiß, wofür die Schladjten find.
Der Landfturm! der Landſturm! Die Glode, die zur
Zauf mid trug, die Glock, die mir zur Hochzeit ſchlug, die
Glocke ruft mit lauten Bug; der Glode Ruf ift niemals Trug,
die Glocke ruft, das ift genug!
Der Landfturm! der Landfturm! Hörft du's vom Kird):
thurm flürmen, Frau? fiehft du die Nachbarn wimmeln?
Schau! und drüben ftürmt es auch im Gau. Ich muß hin-
aus! Auf Gott vertrau’! des Feindes Blut ift Morgenthau.
Der Landfturm! der Landfturm! Friedrich Uückert.
310.
Melodie: Die Zeiten, Brüder, find nicht mehr.
Der lebte Becher fei geleert der Fröhlichkeit der Weifen
— Die länger als der Feſttag währt — um dieſen Zag zu
preifen! &8 lebe, wer der Nüchternheit fein Mahl und fei:
nen Becher weiht im Kreife trauter Kreunde! (Chor:) Es
lebe, wer der Rüchternheit fein Mahl und feinen Becher weiht
im Kreife trauter Freunde!
166 Der liebſte Bahle.
Denn nicht Tokay's, nicht Hochheims Gluth im leuch⸗
tenden Pokale: nicht Indiens Wohlgeruch und Gluth in einer
güldgen Schale — O, was die Augen nicht allein, was Der
und Seele ſoll erfreun, muß Herz und Seele haben. (Chor 3
D, was die Augen nicht ıc.
. Wer feines Freundes gern entbehrt, bei einem Freuden:
becher, ift nicht des edlen Weines werth — er fei, er iſt ein
Becher; fein beftes Mahl, fein befter Wein, fein frobfter
Abend wird ihn reun an jedem Franken Morgen. (Chor:)
Sein beftes Mahl, ıc. Mnisch.
311.
Der liebſte Buhle, den ih hab’, der Liegt beiimm Wirth
im Keller; er bat ein hölgern Rödlein an, und beißt der
Muslateller. Er hat mich nächten: trunfen g’madt, und
Höptie diefen Zag vollbracht, drum geb" ich ihm ein’ gute
acht.
Von dieſem Buhlen, den ich mein', will ich dir bald Eins
bringen: es iſt der allerbeſte Wein, macht luſtig mich zum
Singen; friſcht mir das Blut, giebt freien Muth; ſieh' ſelbſt,
was er für Wunder thut! Johann Fiſchart.
812.
Der Mai, bed Jahres Herz, beginnt durch Kraft der
Sonnenftrahlen Feld, Berg und Thal zu malen. Wie alles
neuen Schmud gewinnt!
Der Baum, ein Speifemarkt der Bienen, trägt Laub
und, edlen Saft. Der Aerzte Wiflenfchaft, die Flur⸗ und
Gartenkräuter grünen. \
Und du, mein Herz, bift träg’ und Salt? Did magft
du noch verſtecken in faulen Winterdeden, der Wolluft Schirm
und Aufenthalt ?
Rein, laß dich die Natur bewegen! wohlauf zum Lieder⸗
(hal! Dein Gott ift überall und fpendet gnädig Luft und
Segen. Aus Albert’s Arien. 1657.
313.
Melodie: Da broben auf jenem Berge.
Der Mai ift auf dem Wege, der Mai ift vor der Thuͤr:
im Garten, auf der Wiefen, ihr Blümlein kommt berfür!
Da hab' ich den Stab genommen, ba hab’ ich das Bün⸗
bei gefchnürt, zieh" weiter und immer weiter, wohin bie
Straße mich führt.
weiß, wo in der Kerne mein Glüd mir no
Der Menſch hat nichts fo eigen. 167
Und über mir ziehen die Bögel, fie ziehen in luſtigem
Reihn, fie zwitichern und trillern und flöten, als ging's in
den Himmel hinein.
er Wandrer geht alleine, geht fchmweigend feinen Gang;
das Bündel will ihn drüden, der Weg wird ihm zu lang.
3a, wenn wir alzufammen fo zögen in's Land hinein!
Und wenn auch das nicht wäre, könnt' Eine nur mit mir fein!
Wilhelm Müller.
314.
Der Mai ift gelommen, die Bäume ſchlagen aus, da
bleibe, wer Luft hat, mit Sorgen zu Haus; wie bie Wolfen
wandern am himmliſchen Zelt, fo fteht auch mir der Sinn
in die weite, weite Welt.
Herr Bater, Frau Mutter, daß Gott u behüt’; wer
bluͤht? Es
fest fo manche Straße, da nimmer ih marfchirt, es giebt
o mandyen Wein, den ich nimmer noch probirt.
„Friſch auf drum, friſch auf im hellen Sonnenftrahl wohl
über die Berge, wohl durd das tiefe Thal. Die Quellen
ellingen, die Bäume raufchen al’; meig Herz ift wie 'ne
kerche und ſtimmet ein mit Schall.
‚ Und Abends im Städtlein, da kehr' ich burftig ein: „Herr
Birth, Herr Wirth, eine Kanne blanken Wein!’ Ergreife
die Fiedel, du luſt'ger Spielmann du, von meinem Schag
das Liedel, das fing’ ich dazu.
Und find’ ich Feine Herberg’, fo lieg’ ich zu Nacht wohl
unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht; im Winde
die Linde, die raufcht mich ein gemach, es küſſet in der Früh
das Morgenroth mich wach.
O Wandern, 0 Wandern, du freie Burfchenluft! ba we
bet Gottes Odem fo friſch in die Bruft, da finget und jaudh
zet das Herz im Himmelszelt: wie bift du doch fo fhön, o
du weite, weite Welt! — E. Seibel.
315.
Der Menfch hat nichts fo eigen, fo wohl fteht ihm nichts
Mm, als daß er Treu' erzeigen und Freundſchaft —* kann;
wenn er mit ſeines Streichen fol treten in ein Band, ver«
richt fh, nicht zu weichen, mit Herzen, Mund und Hand,
Die Ned’ ift und gegeben, damit wir nicht allein für
uns nur follen. leben, und fern von Menſchen fein; wir follen
und befragen, und fehn auf guten Rath, das Leid einander
Hagen, fo uns betreten hat.
168 . Der Mond, der fcheint.
Was kann die Freude machen, die Einfamteit verhehlt? |
Das giebt ein Doppelt Lachen, was Freunden wird erzaͤhlt; der
kann jein Leid vergeflen, der e8 von Herzen fagt, Der muß
fih täglich freffen, der in geheim ſich nagt.
Gott ftehet mir ver allen, die meine Seele hebt, Dann |
ſoll mir auch gefallen, der mir fich herzlich giebt. Mit Diefen
Bundsgefellen verlach' ich Pein und Noth, geh’ auf ben Grund
der Holen und bredje durch den Tod. Simon Dad.
316.
Ammen⸗Uhr.
Det Mond, der ſcheint, das Kindlein weint, ;: die Glock
ſchlägt Zwölf! :,: daß Gott doch allen Kranken helf'!
Gott Alle weiß, dad Mäuslein beißt, die Glock fchlägt |
Ein! der Traum fpielt auf dem Kiffen dein.
Das Nönnden läuft’ zur Mettenzeit, die Glock fchlägt
Zwei! Sie gehn in's Ehor in einer Reih'. “
Der Wind, der weht, der Hahn, der Eräht, Die Glock'
fhlägt Drei! der Fuhrmann hebt fi) von der Streu.
Der Gaul, der jharrt, die Stallthür knarrt, die Glock
fhlägt Vier! der Kutfcher jiebt den Haber hier.
Die Schwalbe lacht, die Sonn’ erwacht, die Glock' Fchlägt
Fünf! der Wandrer macht fih auf die Strumpf.
Das Huhn gagadt, die Ente quadt, die Glock' ſchlaͤgt
Sechs! fteh’ auf, fteh’ auf, du faule Her!
Zum Bäder lauf, ein Wedlein Fauf’, die Glock' fchlägt
Sieh’n! die Milch thu’ an dab Feuer fhiebn! j
Thu’ Butter ’nein und Zucker fein. Die God’ ſchlaͤgt
Acht! geſchwind dem Kind die Supp' gebradjt!
„Des Knaben Wunderhorn.”
817.
„Der Mond, der fcheint fo bleich, fo eiſig Falt herab, der
Wächter geht durch die Straßen, ruft Die vierte Stunde ab.
Mie ift doch alles fo leer, wie liegt doch fo todt die Stadt!
nur aus wenig Fenſtern fcheinet ein Nachtlicht trüb’ und matt.
Ich ziehe zum Thor hinaus, ich ziehe ganz allein. Leb'
wohl, leb’ wohl auf ewig! werd’ nimmer bet dir fein!
Franz Kugler.
318.
Der Mond iſt aufgegangen, die gubnen Sternlein pran-
Ben am Himmel bel und Bar; der Wald fteht ſchwarz umd
chweiget und aus den Wiefen fteiget der weiße Nebel wunderbar.
— — — — — — — — — — —— —— — —
Der Mondſchein, der iſt. 169
Wie iſt die Welt fo: ftille, und in der Damm’rung Hülle
je traulich und fo hold! Als eine ftille Kammer, wo ihr de
Zaged Sammer verfchlafen und vergeffen folt.
Seht ihr den Mond dort fiehenY er iſt nur halb zu je
ben und ift Doch rund und fon. So find wohl mandje Sa:
hen, die wir getroſt belachen, weil unfre Augen fie nicht fehn.
_ Bir flolge Menfchenkinder find eitel arme Sünder und
willen gar nicht viel; wie fpinnen Luftgeipinnfte und fuchen
viele Künfte und kommen weiter von dem Biel.
‚Gott, laß dein Heil uns ſchauen, auf nichts Vergäng-
lichs trauen, nicht Eitelkeit uns freun! Laß und einfälttg
werden und vor Dir hier auf Erden wie Kinder fromm und
fröhlich fein!
Woilſt endlich fonder Grämen aus biefer Welt und neb-
men dureh einen fanften Tod, und, wenn du und genommen,
a5 und in Himmel kommen, bu unfer Herr und unfer Gott!
So legt euch nun, ihr Brüder, in Gottes Namen nie:
der; Balt ift der Abendhauch. VBerfchon uns, Gott, mit
Strafen und laß uns ruhig fihlafen, und unfern kranken
Rahbar auch. Matthias Claudius.
319.
Melodie von d’Alquen.
‚Der Mond ift mein Silber, die Sonne mein Gold, und
größere Klumpen find Keinem gezollt.
Die Sterne, die hab’ ich als Feines Geld, fie gelten in
alter und neuer Welt.
Nun frag’ ih dich, Mädel: ob reich ih nun bin? Es
| fand nach dem Reichſten ja immer bein Sinn.
Und willſt mich nicht freien, fo zier' dich nur nicht, ein
| rommerjches Herze fo leicht nicht bricht.
Fahr' hin dann die Liebe, ich fahre zu Zee, und bleib’
ih, thut Keiner dad Herz darum weh. W. Cornelius.
320.
Der Mondfchein, der ift ſchon verblichen, bie finftre
Vacht ift hingelälichen: fteh’ auf, du edle Morgenröth‘, zu
dir all mein Vertrauen fteht.
Phöbus, ihr Vorbot' wohlgeziert, hat fhon den Wagen
angeſchirrt; Die Sonnenroff find vorgefpannt, der Zügel ruht
in jeiner gend. |
. Ihe Borbet’, der Don Lucifer, ſchwebt allbereitd am
Himmel’her, er hat die Wolfen aufgefchloffen, die Erd’ mit
kinem Thau begoflen.
170 Der Sorgen kam.
D fahrt vor ihr Schlafkaͤmmerlein, wedt leif’ die füße
Liebfte mein! verkündet ihr, was ich euch fag’, mein Dienft,
mein Gruß, ein’ guten Tag.
Doch müßt ihr fie fein züchtig wecken, Dabei mein’ heim-
liche Lieb’ entdeden; follt fagen, wie ihr Diener wacht fo
kummervoll die ganze Nacht. .
Schaut an für mich die gelben Haar’, ihr Hälslein blank,
ihr Aeuglein Elar, küßt ihr für mich den rothen Mund und,
wenn fie leid’t, die Brüjtlein rund.
„Des Knaben Wunderhorn.‘
321.
Der Morgen kam auf rofigem Gefieder, und weckte mich
aus fliler Ruh’; da wehte fanft Begeiflrung zu mir nieder,
ein Ideal verflärte meine Linder, und das warſt du!
Bald aber warf in heißer Mittagsfchwüle Die Sonne ihre
Gluth mir zu; da ſchwoll die Bruft in höherem Gefühle,
an ganzed Steeben ging nah einem Ziele, und das
warſt du!
Doch endlich wehte ben durchglühten Fluren der Abend
füge Kühlung zu, und nur ein Bild in duftigen Eonturen
umſchwebte mic, auf leifen Geifterfpuren, und das warft ‚du!
Und aus dem Meere Fam die Nacht geftiegen, und lockte
mich zur füßen Ruh’; da träumt’ ih, fanft an füßer Bruft
zu liegen, in eines Mädchens Armen mich zu wiegen, und
das warft du!
Doch ach! das fchöne Bild ward mir entriffen, die Welt
der Träume fchloß fi) zu; o laß mich wachend jetzt das Glück
genießen! Dann ruf is laut, durchgluͤht von deinen Küffen:
Ja, das bift bu! Theodor Körner.
322.
Bekannte Melodie.
Der N. N. hat Verſchiß gemacht, Verſchiß gemacht,
Fraurum, larum leier; drum wird er billig ausgelacht, tra⸗
irumla.
Zieh', Schimmlein, zieh' im Dreck bis an die Knie.
Morgen well'in wir Hafer dreſchen, kriegt das Schimmlein
Died zu freflen: zieh', Schimmlein, zieh im Dred bis an
die Knte.
Hat's brav gemacht, hat's brav gemacht, tralirum, la⸗
rum leier: drum wird er nicht mehr ausgelacht, tras
irumla.
Ber Khein iſt unſer. 171
323.
Melodie: Bekraͤnzt mit Laub.
Der Nordwind pfeift in Thaͤlern und in Hoͤhen, er bringt
und Schnee und Eis, und die Decemberzephyretten wehen
fürwahr recht naſeweis.
„Doch laßt bes Winters wilde Stürme wüthen, und ſchreckt
ihr Toben nicht! Denn ber ift arm, der nur aus Frühlings«
blüthen ſich feine Kränze flicht!
‚Im Kreife, wo der Freundſchaft Seligkeiten des Lebens
Sit erhöhn, fol jeder Tag uns raſch vorübergleiten, ift
de Stunde fchön.
Und ift dies Loos, dies fchöne 2008 gefallen: bei ewi
heiterm Sinn, und ah der Hand ber Lieb’ und Freundſcha
‚ Dallen wir durch das Keben hin.
| ‚ Dem Winter töne drum in unfrer Runde zum Dank ein
vivat noh! Er, der die Freuden mehrt in unferm Bunde,
| der Winter lebe hoch!
324.
Bekannte Melodie.
Der Papft lebt herrlich in der Welt, es fehlt ihm nie
an Aha —— er den beſten Wein; ich möchte
doch der Papft wohl fein!
Doch nein! er ift ein armer Wicht: ein deutfches Mäd-
hen kuͤßt ihn nicht, er fehläft in feinem Bett’ allein, id)
möchte doch der Papft nicht fein! oo.
Der Sultan lebt in Saus und Braus, er wohnt in ei-
nem großen Haus, voll wunderfchöner Mägdeleinz ich möchte
doh der Sultan fein! '
Doch nein! er ift ein armer Mann, denn folgt er feinem
Alloran, fo trinkt er keinen Tropfen Wein; ich möchte body
nicht Sultan fein! ..
Getheilt veracht' ich beider Gluͤck, und Eehr in meinen
Stand zurück; doch dad geh’ ich mit Freuden ein, halb Papft,
halb Sultan will ich fein! ...
Drum, Maͤdel, gieb mir einen Kuß, denn ich bin dein
Herr Sultanus! Ihr trauten Brüder, ſchenket ein, ich will
zugleich der Papft auch fein!
325.
Melodie: Die Welt iſt unſer.
(Chor:) Der Rhein ift unſer, iſt unfer, ja unſer ift der
Rhein? en ) 3 raubt uns Feder nicht und Schwert,
und fallen muß, wer fein begehrt! (Chor:) Der Rhein ift |
unfer, ift unfer, ja unfer ift der Rhein!
Des Nheines Fluthen, die guten, ſchickt uns die freie
Schweiz. So larig die Welt ſteht, raufhet er als freier
Steom durch Deutichland ber! Der Nhein tft unfer, ift um:
fer, uns ift der deutiche Rhein!
Am Rhein wohnt Liebe und Zreue, und Freunbfchaft
wohnt am Rhein. Zu deuticher Zreu und Nedlichkeit find
durch die Väter wir geweiht. Am Rhein wohnt Liebe umd
Treue, die Frrundfchoft wohnt am Rhein! |
Am Rhein wohnt Stärke, ja Stärfe und Eintracht wohnt
am Rhein! Das Herzblut, ſchwoͤrt's bei unferm Wein, wir
laſſen's lieber, als den Rhein! Uns iſt die Eiche, die Eiche,
Die Nebe und der Rhein! |
Der Rhein ift unfer, iſt unſer, ja unfer ift der Rhein ! zc.
' C. Voxholʒ.
172 Der Bitter muß zum blut'gen Kampf.
326.
Der Ritter muß zum blut'gen Kampf hinaus, für Frei:
heit, Recht und Vaterland zu ftreiten. Da zieht er noch vor
feines Liebhend Haus, nicht ohne Abfchied will er von ihr
ſcheiden: „O weine nicht die Neuglein roth, als ob nicht
Troſt, nicht Hoffnung bliebe! :,: Bleib’ ich Doch treu bis in
den od, bleib’ ich Doch treu bis in den Zod dem Vaterland
und meiner Liebe!” ;,;
Und als er ihr das Lebewohl gebracht, fprengt er zurüd
zum Saufen der Getreuen, er fammelt fie zu feines Kaijers
Macht, und muthig blit er auf der Feinde Neihen. „Mich
(gredt ed nicht, was und bedroht, und wenn ich auf der
ablftatt bliebe! Denn freudig geh’ ich in den Zod für's
Vaterland und meine Liebe!”
Und furchtbar flürzt er in des Kampfes Gluth, und
Zaufend fallen unter feinen Streihen; den Sieg verdankt
man feinem Heldenmuth, doch auch den Sieger zahlt man zu
den Leichen. „Ström' bin, mein Blut, fo purpurroth, Dich
rächten meines Schwertes Hiebe. Ich hielt den Schwur, treu
bis in Tod dem DBaterland und meiner Liebe.
Theodor Körner.
(Und dies Gedicht, das Ahnung ringeflößt, ſchuf das
Geſchick zur fehmerzensvollen Wahrheit! Des Dichter Geift,
vom Erdenband gelöft, bob fich empor zur ew'gen Lieb’ und
Klarheit. Er fang und ftarb, wie edler Sinn gebot, Daß
Lied und That unfterblicy bliebes denn er blieb treu bis in
den Zod dem Vaterland und feiner Liebe. Carl SYal.)
Per Schlachtgeſang fell. 173
327.
Der Saͤmann fäet den Samen; die Erb’ empfängt ihn
und über ein Kleines keimet die Blume herauf.
Du liebteſt fies was auch dies Leben fonft für Gewinn
hat, war Elein dir geachtet, und fie entfchlummerte dir.
Was weineft du neben dem Grabe, und hebſt die Hände
‚ur Wolfe bed Zobes und der Verwelung empor? .
Wie Gras auf dem Felde find Menfchen dahin, wie die
Hütter! Nur wenige Zage gehn wir verkleidet einher.
Der Adler befuchet bie Erde, doch faumt nicht, fchüttelt
sm Flügel den Staub und Eehret zur Sonne zurüd.
Elaudius.
328.
Der Sänger fah, als kühl der Abend thaute, von fern
des Läͤnpchens ftillen Schein, da greift er rafch in feine goldne
Laute, und Liebchen hört’8 und winkt herein. (Cher:) Der
Einger weiß, wo fchöne Blumen ftehn und blühn, der Sänger
weiß, wo zarte Wangen hold erglühn, er muß, wie aud) bie
Sterne ihn geleiten, dorthin mit feiner Laute ziehn.
Auf Feinem Tiſch da ftand ein voller Becher, fie bet ihn
gern und trank zuvor; und Amor lauſcht gelehnt auf leeren
Kher, und neigt den Kofenden fein Ohr. (Chor:) Der
Sanger weiß ıc.
Und mandyes Lied floß von des Sängerd Munde und
Liebchen hing an feinem Mund, er fang der Minnelieder graue
Kunde, und von der Herzen treuem Bund. ıc.
. Da wet der Morgen ihre füßen Zräume, er reißt ihn
tert von Lieb’ und Wein; er ging und fang durch Flur und
Bluͤthenbäume und fah in's Morgenroth hinein. ıc.
329.
Der Schlachtgefang fol durch die Berge hallen, bid das
verhafte Jod) zerbrach, bis wir befreit aus Kettenſchmach, bis
kein Tyrann mehr athmen mag, und bis die legten Volks⸗
verrather fallen. Bis dahin ftelt die Freuden ein, Fein Pa:
triot kann fröhlich fein, bis daß der Freiheit Melodei’n, mein
Baterland, durch deine Berge fchallen.
Der Schlachtgefang fol durch die Berge hallen, bis daß
der Sieg uns laͤchelnd jagt: „Ihr habt die Beinde brav ver:
gt, der Freiheit goldner Morgen tagt, bringt Licht und
Recht und gofonen Wein euch Allen!” Bis dahin ftellt die
Bteuden ein, Fein Patriot kann fröhlich fein, bis baß der
‚ Freiheit Melodei'n, mein Vaterland, durch deine Berge fehallen !
Aus den Brittenlicdern von M. Eornelins.
174 Der Schnee, der geftern, nad.
330.
Der Schnee, der geftern noch in Flödkchen vom Himmel
fiel, hangt nun geronnen heut’ ald Gloͤckchen am zarten Stiel.
chneeglöckchen läutet; was bedeutet's im ftilen Hain!
O komm geſchwind! im Haine laͤutet's den Frühling ein.
O kommt, ihr Blätter, Blüth' und Blume, die ihr noch
träumt, all’ zu des Frühlings Heiligthume! Kommt ungefäumt!
sievrid Bükert.
3. N
Der Schnee fommt eifig geflogen, hat Blumen und Glas
verweht, im hohen Fenfterbogen die Jungfrau in Zhränen
e
Die Vögel find fortgezogen, die Blätter vom Baum ges
weht, im hohen Kenfterbogen die Jungfrau in Thränen ſteht.
Sieht ftarr in’s Flockengetriebe, faßt 1eif' an die Bruft
vol Schinerz: D Liebe! fonnige Liebe! 0 Herz! mein winter:
lich Herz! Albert Graf Schlippenbad.
. 332.
Der Schneider Franz, der reifen fol, weint laut und
jammert fehr: „DO! Mutter lebet ewig wohl, euch ſeh' ich
nimmermehr!” Die Mutter weint entjeglih: „Das laß id)
—— ge hehn, du darfſt mir nicht fo plöglich aus deiner Hei:
math gehn. -
D! Mutter, nein, ich muß von bier, ift das nicht jaͤm—
merlih! „Mein Kind, ich weiß dir Nath dafür, verbergen
will ih dich. In meinem Zaubenfchlage verberg’ ich Dich,
mein Kind, bis deine Wandertage gefund vorüber find.”
Mein guter Schneider merkt Ach dies, und thut, als
ging’ er fort, nahm klaͤglich Abfchied und verließ fih auf der
Mutter Wort; Doch Abends nach der Glode ftelt er ſich
wieder ein, und ritt auf einem Bode zum Taubenſchlag
inein.
i Da ging er, wel’ ein’ Wanderfchaft, im ehlage auf
und ab, und wartete, bis ihm zur Kraft die Mutter Nudeln
ab; beim Zag war er auf Reifen, und au in mancher
Nacht, da hatt! er mit den Mäufen und Ratten eine Schlacht.
Einft hatte feine Schwefter Streit, nicht weit von feinem
Haus, er hört, wie die Bekaͤmpfte fchreit, und gudt zum
Schlag hinaus; mein Schneiderlein ergrimmte, macht einc
Fauſt und droht: „Wär’ ich nicht in der Fremde, ich fchlüge
dich zu Tod'.“
Ber ſchöne Schäfer 308. 175
333.
» Der Schneider hat eine Maus, :,: der Schneider bat
| eine Mi Ma Maufe Maus.
Was macht er mit der Maus? was macht er mit der
Mi Ma Maufe Maus? |
Er zieht ihr ab das Fell, er zieht ihr ab das Mi Ma
| Maufe: Fell.
Was matht er mit dem Kell! was macht er mit dem
Mi Ma Mauſe-Fell?
Er macht ſich einen Sack, er macht ſich einen Mi Ma
Nauſe-Sack?
Was macht er mit dem Sack? was macht er mit dem
NM Ma Maufe- Sad?
Er ſteckt darein fein Geld, er ftedt darein fein Mi Ma
Raufe- Geld.
Was macht er mit dem Geld? was macht er mit bem
Ri Ma Maufe- Geld?
Er kauft fih einen Bol, er kauft fi einen Bi 3a
diegenbock.
Was macht er mit dem Bock? was macht er mit dem
zi da Ziegenbock?
kr: Er reit’ damit in Krieg, er reit’ damit in Mi Ma Maufe:
rieg.
Was macht er in bem Krieg? was macht er in dem
Ri Ma Mauife - Krieg?
Er fchlägt fie alle todt, er fchlägt fie ale Mi Ma
‚ Raufe=todt! Aus der Sammlung von Erk und Irmer.
: 334.
„Der ſchöne Schäfer zog fo nah’ vorüber an dem Königs:
ſchloßz die Jungfrau von der Zinne fah, da war ihr Sehnen groß.
‚ Sie rief ihm zu ein ſuͤßes Wort: „O dürft’ ich gehn
hinab zu dir! Wie glänzen weiß die Laͤmmer dort, wie roth
die Blumlein bier!’
‚ Der Süngling ihr entgegenbot: „„O kaͤmeſt du herab zu
mir! Wie glänzen jo Die Wänglein roth, wie weiß die Arme dir!““
‚ Und als ev nun mit ftilem Weh in jeber Früh' vorüber:
trieb: da fah er hin, bis in der Höh’ erfchien fein holbes Lieb.
. Dann rief er freundlich ihr hinauf: „„Willkommen, Kö:
mgstöchterlein!”" Ihr füßer Gruß ertönte drauf: „Biel
k, du Schäfer mein! rin
‚. Der Winter floh, der Lenz erfchien, die Blümlein bluͤhten
reich umher, der Schäfer thät zum Schloffe ziehn, doc fie
erihien nicht mehr.
176 Der Schwer’ ift kommen.
Er vief hinauf fo klagevoll: „„Willkommen, Königstöc;-
terlein!““ Ein Geifterlaut herunterſcholl: „Ade, u Schäfer.
mein!" hland.
335.
Der Schwed’ ift Fommen, hat alles wegg'nommen, Hat
d'Fenſter 'nein g'ſchlagen, hat's Blei ’raus g'graben, hat
Kugeln draus goſſen. Hat alles verfchoffen.
Aus dem dreißigjährigen Kriege.
3306.
Der Sehnſucht Gram, der Mißgunft Schlingen; des
treuen Wollens Mißgelingen, zum Schönen Häßliches gefellt:
das ift das Sauere der Melk.
Der Liebe Glück, der gofmung Träume, das Lächeln.
ugendluft den Bufen ſchwellt:
aller Himmelsraume, wenn
das ift das Süße in der Welt.
Das platt-alltäglidy dumpfe Treiben, das nihf’ge Gchn
und Thun und Schreiben, von langer Weile rings umftellt:
das ift das Waſſer in der Welt.
Das Schaun des Göttlihen und Großen, des Schönen.
und des Wandellofen, vom Strahl des innern Lichts erhellt: |
das ift Das Geiſt'ge in der Welt.
Der Erde Dual, des Himmels Wonne, des Nebeld Graun, |
das Licht der Sonne, ob's und gefällt, ob's nicht gefällt:
das ift dad Leben in der Welt.
Doch füß und fauer eng’ verbunden, vom Geift das Waffer
überwunden, und dampfend vor uns bingeftellt: das ift der
Punſch, das Bild der Melt. Conravi.
337.
Der Sieg ift unfer, unfer-ift der Sieg! Bald zeigt der
Wehrmann ſich ald Held; bald flieht der Keind! Uns bleibt
dad Feld; dann flattert, Fahnen, in die Luft, dann.trommelt,
[hmettert, jauchzt und ruft: Der Sieg ift unfer, unfer iſt
der Sieg! Ä
Der Sieg ift unfer, unfer ift der Sieg: Verſtummen
wird der Feinde Hohn, für feinen Spott fei Zod fein Kohn;
und auf der Flucht durh Wald und Kluft beb er, wenn
noch der Wehrmann ruft: Der Sieg ift unfer, unfer iſt der Sieg!
Der Sieg ift unfer, unjer ift der Sieg! Get: ruhig,
ae Baterland! dein treuer Sohn erhebt die Hand, und
ürgt hinab den Feind zur Gruft; hoch freuft du dich, wenn
er dann ruft: Der Sieg ift. unfer, unfer ift der Sieg!
|
Der Sultan hatt! sin -Shchterlein. 177
Der Sieg iſt unſer, unſer ift der Sieg! No Hält er
feft der Staatenbund, noch macht fi ichs G kund,
des Feindes Plan, den Wahnfinn ſchuf, hin ſturzt er vor
dem Wehrmannsruf: Der Sieg iſt unſer, unſer iſt der Sieg!
Der Sieg iſt miſer, unſer iſt der Siegt Auf einem
Felſen ſteht der Thron; klimm, Feind, hinan! du ſtürzeſt
ſchon! Bor feinen Stufen gähnt die Kluft; dir gaͤhnt fie,
Beind, und Oeſtreich ruft: Der Sieg ift unfer, umfer tft
er Sieg! j
‚ Der Sieg ift unfer, unfer it der Sieg! Wo dräut der
Feind? Seht ihr ihn dort! Ha, greift ans ba, jagt
ihn fort; fein Wehgeheul empor’ die Luft, wenn Land zum
Rande jubelnd ruft: Der Sieg ift unfer, unfer iſt der Sieg!
398 v. Colin.
Der Sturm ft vorüber, die Sonne fo ſchön, leuchtet fo
herrlich im Untergehn. Seesluſt füllt die Bruſt. Si ho bi.
Nah Sturm und Gewitter, nad) Uengften und Roth,
lahet ung wieder im Abendroth unbewußt Seedluft. Hi ho bi.
Die See ift fo ruhig; mit heiterem Sim ſchiffen wir
wieder zur Heimath hin. Seesluſt füllt bie Bruft. Hi ho bi.
339.
Der Sultan hatt’ ein Töchterlein, die war früh aufge
Banden ‚ wohl um zu pRlüden die Blümelein in ihres Baters
arten.
Da fie die fchönen Bluͤmelein fo glänzen fah im Thaue:
wer mag der Blümlein Meifter fein? gedachte die Jungfraue.
Es muß ein großer Meifter fein, ein Herr von großen
Earhen ‚ber da die ſchoͤnen Blümelein laßt wachſen aus der
en. |
Ih hab’ ihm tief im Herzen lieb, o dürft’ ih ihn an-
Idauen! Gern ließ ich meines Vaters Reich und wollt’ jein
Gärtlein bauen. u
Da Fam zu ihr um Mitternacht ein heller Dann ge⸗
gangen: „Thu' auf, thu' auf, viel ſchoͤne Magd, mit Lich’
in ih umfangen!” .
Und fchnell die Magd ihr Bettlein ließ, zum Fenſter that
IA gehen ſah Jeſum, ihr viel ſchönes Lieb, fo herrlich vor
en.
Sie öffnet ihm voll Freudigkeit, fie neigt fich tief zur Er⸗
den, unb bot ihm freunduch gwie Beit mit fittfamen Gebrrben.
‚nn ®Boher, woher, o Süngling fhön! In meines Vaters
en ‚mag einer bir zur Beite gehn, fich Feiner bir ver⸗
gleichen. B8
J. 12
178 > Ber Lag ift hin.
Biel ſchoͤne Magd, du dachteſt mein, um dich bin ich
gekommen aus meines Baters Kömigreich, ih bin der Meifter
der Blumen.’
„„D Here, 0 Herr, wie weit, wie weit iſt's zu des
Baters Garten? dort möcht‘ ich wohl in Ewigkeit der —*
Blumen warten.““
„Mein Garten liegt in Ewigkeit und noch viel tauſend
Meilen, da will ich dir zum Brautgeſchmeid ein Kraͤnzlein
roth ertheilen.“
Da nahm er von dem Finger fein ein'n Ring von Sonnen-
golde, und fragt‘, ob Sultans Zöüchterlein fein Bräutlein
werden wollte?
Und da fie ihm die Liebe bot, fein’ Wunden ſich ergoſ⸗
fen. „„O Lieb, wie ift dein Herz fo roth, dein’ Hände tra-
gen Roſen.““
„Mein Herz, das ift um dich fo roth,. für dich trag’ ich
die an, ih brach fie dir im Liebestod, ald ich mein Blut
vergoflen. .
Rein Bater ruft, nun ſchuͤrz' dih, Braut, ih hab’
dich Längft erfochten.” Sie hat auf Jeſu Lieb' vertraut, ihr
Kränzlein war geflochten.
„Des Knaben Wunderhorn.”
340.
Der Tag ift hin und ſchwarz die Nacht, boch weiß ich,
was und helle macht: Branntwein ift Sternliht, Mondfchein
Bier, und Sonne glüht im Weine hier. Frau Wärthin,
macht die Zeche! die Zeche, die Zeche! Frau Wirthin, macht
die Beche und bringt ein —— mehr!
Der Große lebt im Ueberfluß und der Gemeine fechten
muß; hier aber klinget ein Accord, wer trunken iſt, der iſt
ein Lord! Frau Wirthin, macht die Zeche! ze.
Mein Gläschen ıft ein Zalisman, der allen Kummer
heilen kannz die Luft ein Fiſch, der Ipeingt und hüpft: trinkt
tiefer, daß er nicht entfhlupft! Frau Wirthin, macht die
Sehe! ꝛc. 341. j
Melodie: Im Fühlen Keller fig’ ich bier.
Der Zeufel dacht’ in’feinem Sinn, ich folt’ ein Fromm:
ler werben, und weil ich's nicht geworben bin, fo zieht er
mir Geberben, zeigt Rofenfränz und Geißeln mir und thut
fi). drehn und buden;z ich fige bei dem Glaſe hier und fpotte
jeiner Züden. (Chor, geiprochen:) Luſtig leben, felig fter:
ben, beißt des Teufels Epier verderben.
Ber Teufel und cin Briteromann. 179
Dem Teufel fiel es wieder ein, bad Kriechen mir zu
lehren; er pfiff und lodte grob und fein und ſprach von ho:
ben Ehren. Flugs warf ih in die Bruft mich recht und
reckt empor den Naden, trank Pereat dem Wurmgeſchlecht:
da wies er mir die Haden. (Ehor:) Luftig leben ıc. ,
Da endlich, Brüder, wollt’ er mi zum Diplomaten
mahen, und wähnte ſchon: jetzt hab’ ich Dich! ich lacht’ und
ließ ihn lachen. Er führte mid, zu einem Schmaus mit gro:
fen Diplomaten: ich trank die beften Flafhen aus und af
den feinften Braten. (Chor:) Luſtig leben ıc.
Nun will er in Verzweiflung heut zum’ Dichter mich
creiren, und meint, ich fol aus Dankbarkeit ihn weidlich ho-
noriren. Ich ‘aber laß in hellem Zon mein‘ frohes Lied er:
fingen; Herr Satanas, ich finge ſchon! jest rühre deine
Schwingen. (Chor:) Luftig leben, ꝛc.
342.
. Der Zeufel und ein Neiterdmann, wem die zwei fißen
im Naden, und wenn er dem einen entrinhen kann, fo friegt
ihn der andre zu paden; brum hab’ ich unverzagten Sinn,
weil ich zugleich ein Reiterömann bin, und zugleich auch ein
luſtiger Zeufel. | |
Sonft, Branzmann, haft du ganz allein gefpielt die
Zeufelsrollen; aus ift’8 mit deinen Zeufelei'n, du mußt aus
Deutihland trollen. Du warft ein Zeufel fohlimmer Art,
jezt geht's an deine Höllenfahrt, und ich bin’s, der dich holet.
Daß ich ein guter Teufel bin, das folft Du heute jehen!
Da nunm den Lanzenſtich nur hin, und geh dann, wohin du
wilft gehen; geh in Die Höll, es iſt mir glei, oder geh in
das Himmelreich, nur Darfft du nicht bleiben auf Erden.
Daß ich ein luſtiger Teufel bin, und ein tapferer Zecher,
das liegt noch ſchwer dir in dem Sinn, ba ich aus einem
eher dort Eins mit dir zufammen trank, davon du fehr
bit worden Frank, aus Auerbach's Keller zu Leipzig.
Da hat man reinen Wein gefchentt ‘und trinken euch ge:
heißen, man hat euch ſeilbſt ihn eingetraͤnkt, ſo gut er wächft
in Meißen; dort wächſt eben ein herber nur, jegt komm’ ich
ber auf eure Flur, will koſten euren füßen,
Ich weiß nicht, ifk in der Luft die Gluth, oder in Die:
ſem Weine, daß noch einmal ſo heiß mein Blut, feit ich bin
uberm Rheine; ja, meines Noffes Odem bampft, feit es
Frankreichs Boden ftampft, noch einmal fo ſtolz, und wiehert!
Ich hab’ fonft viel Franzoͤſiſch geßonnt, als ich noch war
in den Wernen, kann nicht mehr viel feit eines Mond, und
12 *
130 Ber Cifchler kann nimmer. verderben.
will es ganz verlernen. Ich weiß nicht mehr, was iſt Par:
don; aber der Franzmann verfteht mi ſchon, wenn ich auf
deutich was heilche.
Ich will mir nehmen nur, was mein, und dann bingehn
in Frieden; wir wollen Freunde in Zukunft fein, doch huͤbſch
von einander gefchieden. Bleibt ihr fein hier ımd denft an
mid), und ich daheim, ja wohl hab’ ich auch lang an euch
noch zu denken. 343 ückert.
Der Tiſchler kann nimmer verderben: fo lange die Men-
fhen noch fterben, fo lange der Zijchler hat Brod. So nies
drig wird Keiner begraben, ein eigened Haus muß er haben,
dazu verhilft ihm der Tod.
Wie Viele fi) quälen im Leben, Fein eigenes Haus fie
erftreben, in Sorgen und Hunger und Noth. Der Tod ſetzt
und Alle in Ruhe, wir fparen Koft, Kleider und Schuhe,
ein braver Mann ift der Tod. W. Cornelius.
344.
Der Tod, das ift die kühle Nacht, das Leben ift der
fhwüle Tag: es dunkelt ſchon, mich fchläfert, der Zag hat
mich müd’ gemacht.
Ueber mein Bett erhebt fich ein Baum, drin: jingt bie
junge Nachtigall; fie fingt von lauter Liebe, ich hör’ es fogar
im Zraum. Heinrich Heine. .
345. "
Eigne Melodie.
Der Zroubadour, ftolz auf der Liebe Bande, folgt bei:
ner Spur, eilend von Zande zu Lande. Dur Hain und Flur
erſchallen Klagetöne: gieb, holde Schöne, bir winkt Natur,
ein Küßdyen nur dem Troubadour!
Der Troubadour, ſeufzend von Liebesgrame, weint auf
der Flur, ſingend dad Lob der Dame. Sieb, o Ratur, daß
ihr Herz fein Wunſchen kroͤne! Gieb, holde Schöne ıc.
„Freund Troubadour! wilfe, mas ich begehre: du Liebeft
nur den Frohſinn und die Ehre; doch fage nur, ob man auf
Treue rerhnen fönne: dann folgt die Schoͤne auth der Natur,
hält Liebesihwur dem Troubadour!“
„Johann v. Paris, von Boielbieu.
346, i
Eigne Melodie. a
Der Vogelfänger bin ich ja, ſtets luſtig, heiſfa, hopſaſa!
. Der Vogelfänger ift bekannt be At und Jung ing gangen and.
Der Wein, der Wein iſt Goldra_merth. 181
Weiß mit dem Loden umgugehn, und mich aufs Pfeifen zu
verfiehn! drum kann ich froh und luſtig fein, denn alle Bor
gel find ja mein. .
Der Bogelfänger bin ih ja ze. Gin Neg für Mädchen
möchte ich, ich fing" jie dutzendweiſ' für mich! dann fperrte
ich fie_bei mir ein, und alle Mädchen wären mein.
„ Der Vogelfangesr bin ih ja ꝛc. Mena alle Mädchen
wären mein, fo tauſcht' ich mir brav Zucker ein; die, welche
mir am liebften war, der gaͤb' ich gleich den Zuder ber.
Der Bogelfänger bin ich ja ıc. Die mid am Woſten
küſſen kann, die waͤr' mein Weib und ich ihr Mann; fie
Ihlief an meiner Seite ein, ich wiegte wie ein Kind fie ein.
Ein! popeia! Schikaneder. „BZauberflöte.”
3417. ..
Der Wächter auf dem Thurme ſaß, fein Hörnchen thät
er blaſen: „Hört, wer bei feinem Schaͤtzchen Leit, der ftch'
nun auf, es iſt Schon Zeit, der Tag bridt an mit Strahlen,
a Strahlen.”
Das Mädchen in dem Hemd’ fprang heraus, den Tag
wollt’ fie anſchauen. „„Bleib' nur liegen, mein herztauſender
Schatz, es ift fuͤrwahr noch lang' nicht Tagz der Wachter hat
uns belogen, betrogen.“
Das Mädchen zu ‚dem Brunnen;ging, friſch Waſſer wollt’
fie holen; -da begegnet’ ihr derjelbige Knab', der Nachts bei.
ihr gelegen hat, und bot ihr ein'n guten Morgen, verborgen.
„„Guten Morgen, guten Morgen, herztaufender Schag!
wie haft du heint gefchla en?““ „Ich hab’ gefchlafen in dei-
nem Arm, idy hab gefchlafen, daß Gott ſich erbarm’! meine
Chr’ hab’ ich verfchlafen, verfhlafen!” Bolkslied.
348.
Der Wein, ber. Wein ift Goldes werth, er lindert alle
Schmerzen; er macht den Dummen oft‘ gelehrt, und beſſert
böje Herzen; gießt Feuer in das alte Blut und macht den
Menſchen froh und gut! (Ehor:) Der Wein verjüngt des
Alten Blut und macht den Menfchen froh und gut! ’
Der- Freubengeber bift du, Wein! verfcheucheft trüben
Kummer, flößt'fi kalten Hexzen Liebe ein, giebft Kranken Ku
ten Schlummer; du öffnejt böfer Menfchen Herz und linder
ihrer Brüder Schmerz. (Chor:) Du öffngft ꝛc.
Beim Wein drängt: fich Bein ae vor, er ehret feines
Gleihens wer muthlos war, hebt ſich empor, verfteht dem
Glück zu weichen. O Wein, du biſt der Künftler Ruhm,
und. Framdſchaft ganz bein Eigenthum. (Chor:) O Wein ıc.
182 Ber Wein erfreut des Menſchen Herz.
- Der Bein Ift als ein trinfbar Gold unendlich hoch zu
fhäßen; er macht uns munter, freundlich, hold, würzt Freude
und Ergögen, bringt Scherz und Heiterkeit herbei, und macht
von banger Sorge rei (Chor:) Bringt Scherz ıc.
Der Wein ıft ein Nemedium für al’ und jede Stände;
er ftärft das Capitolium, Herz, Magen, Füß' und Hände;
drum ſtimmet freudig mit und ein, gepriefen fei ber edle
Bein! (Ehor:) Drum flimmet ıc.
349,
Der Wein erfreut be Menſchen Herz, dem Trinken bin
ich ganz ergeben; der Wein kann und bei Luft und Scherz
bis zu den Göttern felbft erheben; er macht mich Luftig, hop⸗
afa, felbft ohne Heller in der Taſche, er bringt mich oft dem
oden nah’, doch nie dem Boden meiner Flaſche.
Könnt’ ich die Wunderwirkungskraft des Wien Teſtaments
erneuen, fo follte auch der Rebenfaft den ärmften Bettler
feibft erfreuen, fo ſollte Jeder, groß und klein, fein kurzes
Leben recht genießen, ich ließe gleich den beiten Wein ftatt
Waffer in dem Rheine fließen.
Pie würde Jeder dann ſich freun, nur nicht die Wirthe
in den Städten;: man ließe ihnen ihren Wein, jie’ würden
fhrein, drauf wollt” ih wetten; denn biefe Herrn jind fchlau
und fein, fie pflegen ganz verkehrt zu handeln: man fieht fie
ihren beften ein in Wafler alle Lay’ verwandeln,
350.
Melodie von Zelter.
Der Wein erfreut des Menfchen Herz, drum gab uns
Gott den Wein; auf, laß bei Nebenfaft und Scherz uns
unfves Dafeins freun! Wer fi) erfreut, thut feine Pflicht,
brum ftoßet an und finget dann, was Martin Luther fpricht:
wer nicht liebt Wein, Weib und Gefang, der bleibt ein Narr
fein Lebelang, und Narren find wir nidt.
Die Lieb' erhebt des Menfchen Herz zu fehöner Ebdelthat,
fhafft Linderung für jeden Schmerz, freut Licht auf dunkeln
Pfad; drum N und trinft, Flingt an und fingt, was Mar:
tin Luther ſpricht: wer nicht liebt tc.
- Ein Lied vol reiner Harnionie in- treuer Freunde SKreiß
ift Labung nad) des Zaged Müh’ und nach der Arbeit Schweiß ;
drum ruhet nach erfüllter Pflicht und klinget an und finget
dann, was unfer Luther fpricht: wer nicht «.
chler.
—
Ber Winter iſt ein rechter Mann. 183
351.
Bekannte Melodie von Weiß.
Der Beintrunf erhält: das lehrten die Welt Druiden:
und Barden und Magi. Sie hatten auch Recht, dies findet, .
wer zecht, recubans sub tegmine fagi.
eund, trinke getreu, fo wollen wir zwei_circumdare
brachia collo. Berfchreib’ mir vom Rhein vortrefflichen Wein, :
et eris mi magnus Apollo.
O diefer verjüngt den, ber ihn befingt, corpusque animus-
que invantur; auch ift er mein Freund, der Liebe nicht Feind,
et in una sede morentur.
Man lehret uns zwar, und, leider, ift’s wahr: Tot
sunt in amore dolores. Dem ſei, wie ihm fei, doch bleibt
e8 dabei: Nostros agitamus amores.
Es lebe dein Kind! Wie ift ed gefinnt? Durus pater?
ipsa severa® Du feufzeft ja hier, als fagteftdu mir: Nimirum
mihi casta Naera!
Doch NRheinwein und Scherz erfeifhen daß Herz, cor-
pusque animumque labantem; der Sram wird erträntt,
wenn Phylis dic kränkt, miserum si spermit amantem.
352.
Der Winter ift ein rechter Mann, kernfeſt und auf bie
Dauer ;. fein Bleiich fühlt fi wie Eifen an, :,: und ſcheut
nicht füß noch fauer. ::
Mar je ein Mann gefund, ift er's; er krankt und kraͤn⸗
kelt nimmer, weiß nichtd von Nachtſchweiß noch Vapeurs und
ſchlaͤft im kalten Zimmer.
Er zieht fein Hemd im Freien an, und läßt’ vorher
nicht wärmen, und fpottet über Fluß im Zahn und Kolik
in Gebärmen.
.. Aus Blumen und aus Bogelfang weiß er fich nichts A
machen, haßt warmen Trank und warmen Klang und alle
warmen Sachen.
Doch wenn die Füchfe belen fehr, wenn's Holz im Dfen
knittert, und an dem Dfen Knecht und Herr die Hände reibt
und zittert; ' j
enn Stein und Bein vor Froſt zerbricht und eich
und Seen krachen, dad klingt ihm gut, das haft er wicht,
dann will.er ſich todt lachen. u
Sein Schloß von Eid liegt ganz, hinaus beim Nordpol
an bem. Strande; doch hat er auch ein Sommerhaus im lie:
ben Schweizerlande. Ä
. .
184 Arai Abendderne veufähnten. Achticẽ
Da iſt er denn bald dort / bald hier, gut Regiment zu
führen, und wenn er durchzieht ſtehen wir und ſehn ihn an
und friernn. "Matthias Clandius.
+
De — 5 ver 353.
”.,
Des Abendſterns erſehnter Schein: begtängt den! Saum
der Fluth, der Knabe sieht den. Kahn herein, ‚der‘ ſtill im
Hafen ruht.
„Mein Tagewerk iſt treu vollbrecht doch ‚liebe, Seele,
eh, o ſprich, wie roll die lange Necht vergehn mir ohne
lm Ufer ſtehe ein "Beidenbaum j und dran ‚game cm
Stein, und’ drunter llegt im malen Kaum ihr. .Taltes
Zudtenbein. 1 - Auguf Graf ® Platen.
364.
De Geiſtes Wildheit, Nacht und rauen lag öb” und
bumpf auf Deutihland6: Gauen; da, mandte u Ange⸗
ſicht und rief herab: es werde Licht! Die Nacht verdaͤmmert!
Damm’rung ſchwindet! Der Wild', ein kaum belebter Kloß,
wird Menſhh, blickt um ſich und empfindet, was wahr und
edel iſt und groß! (Chor:) Wir Alle! wir Alle! wir heben
Der und Hand! Es rufe Marin und Weib, das Kind am
Bafen lalle: Heil,.Kreiheit, dir! Heil, Vaterland! -
Vernunft, durch eur ı erft: befehbet,. doch, Fühn und
fühner fingt und redet vom Menſchenrecht, vom Vürgerbund,
von aller Satzung Swed: und Grund. Sn Zauberſchrift um⸗
hergeſchwungen, Hiegt tauſendfach der weiſe Schallz3. hat. bett
des —2* Herz durchdrungen, und ſchafft Beweinfinnüberafl
(Chor:) Wir Alle! ıc.
Nicht herrſcht, durch. fremde Formen düſter hinfori Se:
richtöherr oder Priefter; das Volksgefetz waͤgt grad' und gleich,
Gerechtigkeit für Arm' und Reid’. Nicht mehr. verfolge wird
Lehr‘ und Meinung, nicht gilt für Gottesdienſt ein Brauch;
nur Lieb’ ift aller Kirchen Einung, der Tempel und Moſcheen
auch. (Chor:) Wir Alle! ꝛc.
Nur Tugend, nicht Geburt .giebt Würbe, vertheilt nach
Kraft iſt Amt und Bürde; der bauet Kunft, Gewerb' und
Saat; der ſchmuͤckt den Geift, ber Schr md Staat; der,
gem Feind und Unterdrücker, traͤgt Obermacht gu treuer
Si und giebt des feigen Voitz *gler than Rechenſchaft
von Bob! und Blut! (Chor:) Wir Alle
Bad zittent‘ihe, ber Staaten Baht. Veredelt ſtrebt
das Volk nicht ſchlechter nur frei von Mißbrauch wird ber
Des Jnhees leiste Stunde. 185
Ahron, vom Bahne, nux Neligiom! - Die- ſtrengt ihr
an? Mergebensl . Zur Freiheit ruft uns ** ——
Seh, im Voligefuͤhl Kar —ES iR aller Welten Macht
ein Spott! (Ehor:) Bir Aue! u. Da.
. 386. 2
Melodie: Sind wir vereint zur guten Stunde.
Ded großen Tages heilige Feier verfammeit und zum
ernften Bund; es hebt das Herz ſich Kane, ‚.fesier, und jw
belnd ruft's ein dbeutiher Mund: Des indes fie lae Schauen
weichen, au Boden flürgt ber ftolze Aar! Die Freiheit pflanzt
das Siegedzeihen, und gründet ihren Hodaltar.
Mit theuerm Blute iſts errungen; es brash wohl man-
ches Heidercherz, wie laut. der Jubelruf erklungen, to adıte
ſie ein edler erg. Laßt uns die todten Bruder ehren,
bei ihrem Blut, das mächtig wuft, bei ihren. aſche laßt uns
ſchwoͤren: Entweihet nie der Helden Gruft!. ..
Wir mollen jein ein Voik von Brüdern, gewaffnet ge
jede Schmach, die Freiheit tönt in unſern Liedern, im —**
Buſen tont es nach vum laßt den Schwur und: ewig bin⸗
den, Schügt, unſer höoͤchſtes —— der Freiheit ſeſtes
Reich zu gründen, das ſei der Deutſchen hoher Fer
elfsa
Ä 366. “
Melodie: Di Zahres letzte Stunde. 1
Mes Jahres erſter Morgen entſtieg dem Strom der Zeit,
und trug des Alten Sorgen in's Meer der Ewigkeit. Jauchzt
dieſem Tag' entgegen, ber neues Leben bringt, und nehmt
mit Dank den Segen, mit dem er uns umſchlingt.
Da uns in diefem Xeben nur Prüfung reifen ann, nehmt
ohne MWiberfireben andy feine Dornen an. Muͤhlos den Kranz
geſchlungen, beißt nicht verdient — .geraubt: im Kampfe nur
errungen ſchmuͤckt er des Weiſen Haupt: |
Laßt nuch im. neuen Jahre ung Müh' und Kampf nicht
fheu’n, und für das Schöne, Wahre den alten Bund erneu'n.
Laßt, Brüber! uns auf's Raus der Weisheit Tempel bau'n;
dann Tonnen ohne Reue wir vor⸗ und xückwaͤrts ‚fchaun.
Ä 367. J
Melodie von J. A. P. Schul, ‘
Des Jahres letzte Stunde ertoͤnt mit ernftem Schla
trinkt, Brüder, in die Runde, und wuͤnſcht ihm Segen a 1
186 Des Sehens Pfade.
Zu jenen’ grauen Jahren entſtoh es, weiche waren. Es brachte
Freud' und Kunmer viel, und führt' uns näher an das Ziet!
(Ehor:) Ia Freud' und Kummer bracht’ e& viel, und führt‘
uns näher an daß Ziel. . —
Im ſteten Wechſel kreiſet die flügelſchnelle Zeit, fie blü—
bet, altert, greiſet, und wird. Vergangenheit. Kaum ſtammeln
dunkle. Schriften auf ihren morſchen Gruͤften; und Schönheit,
Reichthum, Ehr’ und Macht finft mit der Zeit in öbe Nacht.
ind wir noch alle lebend, wer. heute vor.:dem: Jahr
in Lebensfülle ftrebend, mit Freunden froͤhlich war? Ach,
mancher ift gefchieden und Liegt und ſchlaͤft in "Frieden!
Klingt an und wuͤnſchet Ruh' hinab in unfrer Freunde flilles
ra ‘ ' '
Wer weiß, wie, mancher mobert um’s Jahr, verſenkt
in's Grab! Unangemeldet fobert der Ted die Menſchen ab.
Trotz lauem Frü ingewetter wehn oft verwelkte Blaͤtter.
Wer von uns nachbleibt, wuͤnſcht dem Freund im ſtillen Grabe
Ruh', und weint. I
Der gute Menſch nur ſchließet die Augen ruhig zu; mit
frohem raum verfüßet ihm Gott des Grabes Ruh'. Er
ſchlummert kurzen Schlummer nach dieſes Lebens. Kummer;
dann wedt Ihn Gott, . von Glanz erhellt, zur Wonne einer
beſſern Welt! ' on m
Auf, Brüder, frohen Muthes, auch wenn uns Zrennung
droht! wer gut ift, findet Gutes im Leben und im Tod.
Dort fammeln ‚wir und wieder und fingen Wonnelieder !
Klingt an und: gut fein immerdar! ſei unfer wu um
neuen Iahr. 0 3:8.- .
35658.
Melodie: Friſch auf, Kameraden, auf's.
Des Lebens Pfade find fleil und rauh, wer wollte. fih
mühen und pladen, nur felten.wehen bie Winde lau — weit
öfter will Sturmmwind uns paden. Er ſchleudert uns ‚bin,
er fchleubert uns her, wie den Bleinften Rachen auf offnem
Meer. ”_ BE
Drum Hand -in Hand, voll Freub’ und Luft, laſſet Gang
aus den Kehlen ertönen, noch brennt ein Feuer in der menſch⸗
lihen Bruft, allem Herrlichen wonnig zu fröhnen — doch
dem Schändlihen Schande und ewigen Hohn! Das befchwö:
ren wir heut’, und beſchwuren es fchon! —
Der Bergmann fährt in die Ziefen hinem, wo Sonnen
ber Erze ihm’ flimmern, e8 fladert De des Glaubens:
licht Schein, es umgiebt ihn. ein ſchweflichtes. Schimniern,
N
j
i
j
Des Schens Pfade. 187
Doc die ewige Natht beengt ibm bie Bruft, in ben ſchrec
lichen Ziefen keimt nimmer die Luft.
Wohl wirft ber Fiſcher feine Nege weit aus, ihn um⸗
riefelt die koſende Welle, da tönen ihm lockend aus ſchilfigem
Haus die Lieder der Kire fo helles und das regt fi im
RNetze — und er ziehet fo ſchwer, rüdplätfchern bie Fiſche
und die Nee find leer.
Es pirſchet der Waidmann den Wald entlang — ſcheucht
Hirſche und Rehe in Scharen. Doch es wird ihm fo fehnend,
es wird ihm fo bang, fich feinem Treuliebchen zu paaren;
jo ziehet er unflät, chießet fein Korn, und es tönt fo
Hagend fein hallendes ‚Horn.
Dort fchwiget der Bauer hinter bem Pflug und rigt die
geduldige Exde, der Hirt wohl auch hat Arbeit genug, es
verläuft ſich die wollige Herde; idylliſch träumt vom Wunder.
land Arkadien der Dichter nur an Tanb.
Der Kaufmann rechnet und ſpetulirt, und Tann ſich vor
Summen nicht bergen, ber "Richter richtet, und ber Füuͤrſt
regiert; find doch vom Geſetze nur Schergen; denn alle Größe
und alle Macht wird doch von den Größern nur immer beladht.
Drum fliehet dei Allen, fchwebt berrlih empor, und
huldigt allein nur den Mufen, es kraͤnzet und kroͤnet der
göttlihe Ehor, und waͤrmt und durchgluͤhet den Bufen. Was
Großes und Schönes auf Erden entftand, dab leitete fördernd
der Söttlichen Hand Ä a
Es hebt fi) ihr Guͤnſtling aus irdiſchem Schooß und fliegt
durch die bligenden Sphären, des Aether Raums find ihm
nicht zu groß, nichts kann feinen Schwung ihm verwehren;
und in Flammenpracht, vör dem ewigen Spren ‚ winkt die
Kunjt dem erhabnen, dem göttlichen Sohn. _
Drum fei nur ein Jeder der Kunft zugethan, die Sorge kann
nimmer ihn drüden, er gleitet hinunter — ein edler Schwan
— auf dem glänzenden, fluthenden Rüden — und jingt noch
im Sterben ein unfterbliches Lieb — das tönet und fünt —
wenn ber, Schwan gleid) verſchted.
Durdyfchweifet der Wälder und Fluren Pracht, Doc)
ſchießt nicht und fiſcht nicht und rist nicht. Steigt nicht hin⸗
unter in der Gruben Naht, ſpeculirt nit, vegiert nicht und
Ihmist nicht. — Wir bratichen das Geld micht, dem Sänger
zum Lohn fchuf Sott ein Sterniein, — das lohnet uns fchon.
Das Sternlein ift unfers Liebchens Gejiht, wenn ed uns
wie Nofengluth blinket. — Wir fpenden dann gern mand)
Heine Gedicht — wenn der Neim und der Vers wohl auch
hinket; man fieht ed dem Ding doch im Augenblick an, ob's
gejungen, gelungen und gefühlt werden kann
188 Dis Schens Sag: iſt ſchwer und ſchwül
. ‚Drum Liebchen und RKanſt in awiger, Gluch gepriefert,
gefungen, geflungen! Mit mächtigem,. himmelonfirebenbesn
Muth:: um bie herelichiien: Kraͤnze gerungen! +: :&e wandeln
die Künſtler vom heimi ſchen Ort, und. leben durch Wirte
Müberau ferth —
..: ' 7 a . vn FR
[| sh
- Des Rebend:Zag:sfl ſchwer und ſchwuͤl⸗ des Aodes Hdem
leicht und kühl: er wehet freundlich und bennb zw wältes
Fauh im’s.file Grab. ppa.:.
Es ſcheint der Mond, es ‚feat. Ber "an: aufs, Grab,
wie auf die Blumenau; auch fit, —2 Ahrn hinein;
erhellt von fanfter Hoffnung
: ‚Und ſammelt alte, Hein ne groß, de Mutter Em in
ihren. Schoo$. O, füh!n. wir ihr, in's Angeſicht, mir ſcheuten
ihren Buſen nicht; ‚sr. Dep“ ‚Graf. Delberg.
, ' tet
Bere 366. *
-Heielge, im
„Des Morgens zwiſchen dreyn und vieren, da will en wir
Soldaten, .marichixen,: das Gaͤßlein auf und ab‘ 7. Jralali,
Tralalei, Tralgla, mein Schatzel ſieht herab.“
Ach Bruder, jetzt bin, ich: geihallen ‚.die ugel. hai wich
ſchwer getroffen, frag’ mich in mein Quartier: Tralali, Tra⸗
Takt, ‚Seakale, ed iſt nicht weit. nom ev.” —
| „Ach, Bruder, ish Kann di ‚nicht ‚tragen, die Feinde
haben. ung. geſchlagen, def’ dir der liebe Fott; Tralali Tra⸗
lalei, Zralala, ich muß warſchiren in Tod.““
„Ach Brüder! ihr geht ja vorüber, als, wär’ es mit mir
ſchon poruͤber, ihr inpenfeind ſeid da; Tralali, Taalalei,
Tralala, ihr tretet mir zu nahl!“
„Ich muß wohl meine Trommel ruͤhren , ſonſt werde ich
mich gem: ‚verlieren, bie Bruͤder dick geſaͤet, Axclali, Stala⸗
lei, —3 — ſie liegen wie gemaͤht.“ —
laͤgt Si Brom auf und nieder, GE wecket feine
Riten — ‚sie Schlagen ihren Feind;, Zrolali, Tralalei,
Zralala, ein Schreren. fehlägt. ben Feind.
‚Er ſchlaäͤgt die Brommel auf und: nieder, fie find vorm
Rachtquantier fchon ‚wieder, in's Gäßlein hell hinaus Tvralali,
Tralalei, Tralala, fie ziehn vor Schaͤtzels Haufs.
Da. ſtehen Morgens die Gebeine in Reih' und Glied,
wie Leichenſteine die zermmel de voran, Tralali, Zroiole
Tralala, daß Sie on (chen, Fan
Fliegendes Blatt.
Dentſche Bacher. 180
. 361.
Des Sonntags ruht der Hobel, da mad’ ich mir janz
nobel; kratze mich den Bart von das Sefichte fir, ſchnall' die
Botermörder an und werfe mir in Wichs.
Fuͤhr' ih in Wichs und Ilanze mein Mädel hin zum
Zange, fo ift auf der janzen Sejelfchaftscompagnie, Gott
frege, Bruder Gluck! jleich Leben und Genie.
Bei einer vollen Flaſche, brav Jroſchens in der Taſche,
an Mädchen an bie Hand, ein Pfeifchen angebrannt, wird
srige Haͤhnchen der Ialante ſtets jenannt.
362.
Melodie von Berner.
Deutſches Herz, verzage nicht, thu', was bein Gewiſſen
IT diefer Shradı des Hinmmelslichtö: thue recht und fürdhte
nichts !
Baue nicht auf bunten Schein, Lug und Trug ift dir zu
kin, eblccht geräth dir Liſt und Kunſt, Feinheit wird dir
eitel Dunft. Ä
. Doch die Treue ehrenfeft, und die Liebe, die nicht läßt,
Sinfalt, Demuth, Redlichkeit, ftehn dir wohl, du Sohn von
Teut.
Wohl ſteht dir das grade Wort, wohl der Speer, der
grade bohrt, wohl das Schwert, das offen ficht und von vorn
die Bruſt durchbricht.
‚ Laß den Welſchen Meuchelei, du ſei redlich, fromm und
freil laß den Welſchen Sklavenzier, ſchlichte Treue fei mit bir!
Deutſche Freiheit, deutſcher Sort, deutſcher Glaube ohne
Zit r deutſches Herz und deutſcher Stahl ſind vier Helden
allzumal.
Dieſe ſtehn wie’ Felfenburg, dieſe fechten Alles durch,
dieſe galten tapfer aus in Gefahr und Todesbraus.
. ,‚ Drum, o Herz, verzage nicht, thu’, was dein Gewiſſen
Ipricht, Diefer Strahl des Himmelslichte; thue recht und fuͤrchte
nichts oo. & PR. Amt.
383.
Die Fünf des erſten Freiheitskampfes.
Melodie: Alles ſchweige.
Deutſche Zecher, hebt. die Becher! "Martin Luther
lebe Hoch! Als fie Hart uns unteriochten, da hat er es
durchgefochten, er hat Deutichland frei gemacht. Ä
190 Dentfchland, Ventſchland über Alles?
Deutſche Becher, hebt die Becher! Lebe Meifter Philipp
hoch! Was der Martin groß begonnen, hat der Philipp
wohl durchfonnen und in rechten Schidl gebracht.
Deutſche Becher, hebt die Becher! Ritter Ulrich lebe
hoch! Kann das Wort nit länger frommen, muß es zu
dem Schwerte. fommen, Ritter Ulrich Hutten hoch!
Deutſche Becher, hebt die Becher! Meifter Albrecht
Dürer hoch! Der bat deutiche Kunft gegründet, und vor
aller Welt verkündet, daß und welfches Zeug nicht noth.
Deutiche Secher, hebt die Beier! auh Hans Sachs
vergefjet nicht! Der mandy’ heitern Schwank gefungen, hat
aud) tapfer mitgerungen, ald cd Freiheit galt und Licht!
- Amen! Amen! Gottes Namen loben wir, wie allezeitz
Gott hat und die Fünf gegeben, deutſches Volk fol fröhlich
leben noch viel taufend Jahr', wie heut‘! Gieſebrecht.
Melodie: Gott erhalte Franz, den Kaiſer.
Deutſchland, Deutſchland über Alles, über Alles in der
Welt, wenn es ftets zu Schug und Truge brüderlich zufam:
menhält, von der Maas bis an die Memel, von der Etſch
bi8 an den Belt. — Deutſchland, Deutfchland über Alles,
über Alles in der Welt! | j '
Deutihe Frauen, deutfche Treue, deutfcher Wein und
deuticher Sang follen in der Welt behalten ihren alten ſchö—
nen Klang, und zu edler That begeiftern unfer ganzes Leben
lang — deutſche Frauen, deutſche Treue, deutfcher Wein und
deutſcher Sang!
Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutſche Vater:
land! danach laßt und alle fireben brüderlicdy mit Herz und
Hand! Einigkeit und Recht und Freiheit find des Gluͤckes
Unterpfand — bluͤh' im Glanze diefes Gluͤckes blühe , deut:
ſches Vaterland! | Hoffmann v. £.
| 365. | |
(Aus den SOger Iahren des vorigen Jahrhunderts.)
Deutfchland, ſchlummerſt du noch? Siehe, was ringe .
um dich, was dir felber geſchieht! Kühl’ es, ermuntre dich,
eh’ die Schärfe des Siegers dir mit Hohne den Scheitel blößt!
Deine. Nachbarin —*— Polen, wie maͤchtig einſt und
wie ſtolz! O ſie kniet, ehren- und ſchmuckberaubt, mit zerriß⸗
nem Buſen vor drei Maͤchtigen und verſtummt.
Ach, es halfen ihr nicht ihre Magnaten, nicht ihre Ed⸗
len, es half Feiner der Namen ihr, die aus tapferer Borzeit
ewig glanzen.am Sterngeselt! . . - .
Dentſch 3u denken. 101
Und nun wende den Blick! Schau' die zerfallenen Truͤm⸗
mer, welche man ſonſt Burgen der Freiheit hieß, unzerſtoͤr⸗
bare Reſter! Ein Wurf. ſtürzte die Sichern him.
‚Weiter ſchaue! Du ſiehſt, fern im Diten fleht bir ein
Riefe; du felbft Iehrteft ihn, fein Schwert, feine Keule zu
mingen; Zorndorf probte fie auch an Dir.
‚ Schau’ gen Weften! Es droht, fertig in jedem Kampf‘,
vielgewandt und entgluͤht, Frogend auf Glüd und Macht, dir
in anderer Kämpfer, der dir Ion eine Locke nahın.
Und du — noch, dich zu erinannen, dich klug zu
einen? Du ſaͤumſt, kleinlich im Eigennutz, ſtatt des polni⸗
ſchen Reichstags, Dich zu ordnen, ein maͤchtig Bold?
Soll dein Name verwehn? Willſt du zertheilet auch
knieen vor Sremden? Und iſt keiner der Väter dir, bein eige⸗
nes Herz nicht, deine Sprache nicht Alles werth?
Sprih, mit welcher, o ſprich, mit welcher begehrteft
du fie zu taufhen? Dein Herz, fol es des Gallierd, des
Koſaken, Kalmufen Pulsſchlag fröhnen? Ermuntre did!
Wer jich felber nicht ſchuͤtzt, iſt er der Kreiheit werth?
Der gemalten, die nur ihm gegönnet ward! Ach, die Pfeile
des Bündeld, einzeln bricht fie der Knabe Leicht!
Höfe ſchützen dich nicht, ihre Magnaten Ad wenn
um nahet der Feind; Inful und Mitra nicht! Wirf die
lipmende Deutfchheit weg, und ſei Ein Germanigni
.. erder.
366. |
Erſtes Turnlied. 181,
Bekannte Melodie.
Deutſch zu denken, deutſch zu handeln, ſtets den
raden Weg zu wandeln, iſt des Deutichen. Diederpfliät.
Diefe, Brüder, laßt uns üben, nur das Deutfche laßt uns
heben, :,: es ift ut; dad Fremde nidjt. :,:' J
Eignen Kräften darf er trauen; ſtets auf fremde Hülfe
bauen, ziemet nicht dem deutſchen Mann. Wo der eigne
Arm gerungen, eigne Kauft den Feind hezwungtn, da nur
iſt die That getban.. . Ze
Darnach, Brüder, laßt uns trachten., :theuen über Alles
achten deutſche, biedre Tapferkeit. Zeder, der ſich Turner
nennet, fei für diefe nur entbrennet, u jede: Weichlichkeit.
Richt nach Knöpfen, nicht nad) Treſſen, auch nicht nad)
Vokabeln meflen wir des Turners Schick und Werth. Wer
mit uns bier nicht will ringen, nicht mit und ben: Ger wi
ſchwingen, Weibe nur am warmen Herd. -
192 Dich, Arm des. Neiches.
Freilich gebl ed viele Necker, die, wie mancher Kuchen⸗
baͤcker, weil die eigne Waare riecht, jebe beßre nur verachten
und fie a verleumden trachten, doch daß acht't ber Turner t.
Mögen fie ſich üppig blaͤhen, ihre Keckheit wird verge—
en, kommen ſio in's Kampfgewüuhl, wo nicht mehr die Zungen⸗
pi en wo. die Eräft'gen Atme nützen und des Muthes Hoch⸗
ifo nicht auf fie gehöret, Turner, benn ihr Reid. ver-
mehret unfern Ruhm und ihre Schmach Muthig nur im
Kreis gerungen, Ber und Scheibe rafd geſchwun—
gen, thut's den deutſchen Vätern nach. 0
j Wenn des frohen Zages Stunden unter Freud' und Luft
verfchwunden, bis die Racht am Simmel fchwebt, Burner,
eb’ wir dann uns trennen; laßt und Alle froh befennen:
„So ein Zag war deutſch verlebtli” E. $. Auguſt.
367.
Kaiſer Nudolf.
Melodie: Ob Tauſend uns zur Rechten.
Dicich, Arm des Reiches, preiſ' ich, dich, heil'ger Ordnung
Gruͤnder; Du, Reichsarm, trägft den Armen, zerſchlaͤgſt den
reihen Sünder! Be
Euch, neun und zwanzig Herren altabligen Gelichters,
euch, neun und zwanzig Räuber, zerfraß das Schwert des
Richters! -
Du trümmerft Burgen, Nefter, drein hohe Würger lauern:
fo ſchlug dein Herz, dein’ Erge- für Bürger und für Bauern!
Dein Sturm: Lawin, und Sturzbach; du jelbft: ein Berg
ner Schweiger, der Gottes Wetter feſſelt in fchnee'ger Unfhuld
izen. | —
Rudolf! auf dem Thron ſelbſt ein Bürger, Bau'r und
Ritter! werth eines Freiſtaats warſt du! das klingt fo füß,
jo bitter... 388 Karl Sollen.
Did beit mit bleiernem Gefieder der Schlaf, .ift das
erlaubt? O denf!, e8 Eehrt die Zeit nicht"wrleber ‚.:,: Dre man
der Freundfchaft raubt: :: - Bu _
Berträumt die Jugend nicht, ihr Thoren! nur etuntal
find wir jung! den Augenblick, den wir verloren, raͤcht Die
Grinnerung. , *
8 8 Magen unfee Lieder ‚das harte Schickſal an,
es kehrt Die ſchoͤne Beit nicht wieber, die ungenützt verrann.
‚A. 'v. Kotzeime. Aus „Bandhon”. von Himmel. |
Dich verlieren fol id). 193
369.
Dich nur will ich ſtets erheben, dir nur meine Liebe
weihn, dir nur opfr' ich Blut und Leben, dir, mein Deutich-
land, dir allein! Ja, noch im Zode fegn’ ich das Band, das
mid fo fanft und himmliſch umwand.
In des Zünglings frühen Jahren einte uns Germania
Mon; die als Männer Freunde waren, fegnen ewig deinen
ron. Sa, noch ald reife mit filbernem Haar, fegnen fie
h, die ihr Genius war.
‚ Sich’ des Meeres wildes Toben! — Kampfluft reißt don
sungling fort; durch ihr Sochgefübt erhoben, eilt er aus dem
ihern Port, doch aus der Brandung, bie über ihn wallt,
uft ihn Germania mit fanfter Gewalt.
Aus der Wogen Wuth geriffen ſtürzt er an des Freun⸗
des Bruſt, dankt mit Thranen ihm und Küffen, jest erft der
Gefahr bewußt. Und nun trogen fie Kummer und Roth,
ind ihre Herzen trennt nur der od.
‚Und wenn nun bie legte Stunde einft im Greifenalter
ſhlagt, reicht der Freund dem ſtarren Munde noch den Tren⸗
tungsfuß bewegt; hofft, dereinft in der Seligen Hain ewig
dem Freunde verbunden zu fein.
370.
Diht von Felfen eingefihloffen, wo die ftillen Bächlein
ehn, wo die Dunklen Weiden fproffen, wünfch’ ich bald mein
Grab zu fehn. Dort im kühlen abgelegnen Ihal ſuch' ich
Ruh’ für meines Herzens Qual. j
‚ Hat fie dich ja doch verftoßen, und fie war fo füß und
hin! Tauſend Ihränen find gefloffen und fie durfte dich
verihmähn. Suche Ruh’ für deines Herzens Qual, hier ein
Grab im einfam grünen Thal.
offend, und ich, ward verftoßen, Bitten zeugten nur
Berf mähn. Dicht von Felfen eingefchloffen, wo die ftillen
Bählein gehn, hier im ſtillen, einfam grünen hal fuch zum
Lroſte dir ein Grab zumal. Supwig Tick.
371.
Dich verlieren fol ich, Dich verlaflen, dich, die meine
Seele ganz erfüllt! Tann 7 Armer den Gedanken faffen, der
den Zrauerbfit in Thränen hült! Wo ein Blümden auf
der Flur erblühte, brach ich's edles Mädchen, nur für dich;
Do im Grünen eine Roſe glühte, dacht’ ich immer, immer
Nur an digg!
13
194 Die Alten hielten frohen Bang.
Allen Freuden muß ich nun entfagen, bie füßlächelnd
ehmals mich umftrahlt, und entgegenfehn in künft'gen Tagen
dem Geſchick, das. fid) mir bdüfter malt. Lebe wohl! Der
Himmel deiner Tage werde durch Fein Wölkchen dir getrübt!
ach, vergieb dem Scheidenden die Klage, zurne dem nicht,
der fo treu dich liebt!
4
372.
Melodie: Stimmt an mit hellem, hohem Klang.
Die Alten hielten frohen Sang nebft frommem Wunſch
in Ehren, fie mochten gern mit hellem Klang die Wunjches-
becher leeren. |
Ihr erſtes Gutheil ſcholl allzeit dem deutfchen Vaterlande!
ed grün’ und Ya in Ewigkeit im heil’gen NReichöverbande!
Der zweite Spruch, der andre Trunk, galt Treue, Huld
und Frieden, auf gute Zeit, Sitt', Ehr' ohn' Prunf, was
unferm Zhun befchieden. .
Der Braga: Becher ward geleert den heimgefahrnen Hel⸗
ben, von deren Landwehr, wohl bewährt, noch Lieder Wun⸗
der melden. | |
Nun trinken wir der Minne Sold, was liebt und leibt
und lebet, den Feinden grimm, den Freunden hold, die Zu:
gend hoch erhebet.
Im Winnfeld ſuͤhnt' einft unfre Schmach Hort Hermann’
Blutvergießen:' drum fol ihn noch bei'm Feſtgelag ber legte
Hochklang grüßen. -
373.
Die Araber hatten ihr Feld beftelt, da Fam der Zeufel
herbei in Eil; er ſprach: „Mir gehört die halbe Welt, ich
will auch von eurer Ernte mein heil.” |
Die Araber aber find Fuͤchſe von Haus, fie fpraden:
. die untere Hälfte fei dein. Der. Teufel will allzeit oben hin»
aus; nein, ſprach er, es foll die obere fein.
Da bauten jie Rüben in Einem Strich; und als es nun
an die Theilung ging, Die Araber nahmen die Wurzeln für
fi), der Zeufel die gelben Blätter empfing.
Und ald es wiederum ging in's Jahr, da fpradh der Zeus
fel im hellen Zorn: „Nun will ich die untere Halfte fürwahr.”
Da bauten die Araber Weiz und Korn.
Und als es wieder zur Theilung kam, die Araber nah⸗
men den Aehrenfchnitt, der Teufel die leeren Stoppeln nahm,
und heizte der Hölle Ofen damit.
Pie Binsgauer wollten wallfahren gahn. 195
374.
Reiterlied.
Die bange Nacht iſt nun herum, wir reiten ſtill, wir
reiten ſtumm, und reiten in's Verderben. Wie weht fo ſcharf
der Morgenwind! Frau Wirthin, noch ein Glas gefchrwind
vor'm Sterben, vor'm Sterben.
Du junges Gras, mas ſtehſt fo grün? Mußt bald wie
Inter Rösleın blühn, mein Blut ja fol dich färben. Den
erſten Schlud, ans Schwert die Hand, den trink’ ih, für
das Vaterland zu fterben, zu fterben.
Und ſchnell den zweiten hinterdrein, und der fol für bie
Freiheit fein, der zweite Schludt vom Herben! Died Neft:
ben — nun, wem bring’ ich's gleich? Dies Neftchen bir, o
tömifch Reich, zum Sterben, zum Sterben!
Dem Liebchen — doc) das Glas ift leer, die Kugel fauft,
88 bligt der Speer; bringt meinem Kind die Scherben! Auf!
in den Keind wie Betterihlag! D Reiterluft, am frühen Tag
iu fterben, zu fterben! Georg Herwegh.
375.
Die Berge ftehn im Sonnenftrahl, im Nebel liegt das
weite Thal, des Waldes Wipfel, matt befonnt, umzieht den
gtauen Horizont.
Doch bald erlifcht der Sonne Strahl, umfchattet Liegt
das holde hal, und ringd in Dämm'rung eingehüllt ver:
ſchwinmt der Landſchaft reizend Bild.
Am Berg erblaßt der Abendſchein, und Duͤſterniß in
Flur und Hain zieht Nachtgraun um den Wandrer ber, und
macht das Herz ihn fummerfchwer.
Doch leuchtet ihm ſchon nah’ und fern fo a mild
manch heller Stern, und winkt ihm freundlich tröftend zu:
Gehft, Pilgersmann, bald ein zur Ruh‘.
376.
Bekannte Melodie.
‚Die Binsgauer wollten wallfahren gahn, Kyrie eleifon!
dahin, wo Sanct Salvator thät ſtahn, Kyrie eleifon! Deß-
halben wär’n wir fommen, defhalben wär'n wir dö, Judy,
—5— Kyri, Kyrie! :,: Gelobet fei die Krispel und die
alome! ;,:
Ach Sanct Salvator, güfiger Mann, Kyrie eleifon!
neh gnädig die armen Bindgauer an! Kyrie eleifon! Die
Binsgauer find wir jö, das wißt ihr ja von je, Such, juchhet-ic.
13 *
196 Bie Bowle mit dampfendem Mektar.
Beichere und Haber, befchere und Heu! Kyrie eleifon
Uns auch von den alten Weibern befreit’! Kyrie eleifon! Die
jungen find ung lieber, das wißt ihr ja von je, Juch, juchhe! ıc.
Beichere uns Schafe, beicher” und Rinder, Kyrie elei-
fon! und dazw auch recht viele Kinder! Kyrie eleifon! A
Dugend find 'r genug, das wißt ihr ja von je, Juch, juchhe! zc.
Du wolleft und auch vor dem Hagel bewahr! Kyrie elei-
fon! Sonft fchmeißen wir dich wahrlich vom Altar, Kyrie
N aber find wir genug, das wißt ihr ja von je,
uch, juchhe! ıc.
Unfer Herr Pfarrer, der wäre fhon recht, Kyrie eleifon!
wenn er nur befler predigen möcht’; Kyrie eleifon! Bei der
Köchin kann er's beffer, das wißt ige ia von je, Such, iuchhe! ꝛc.
Menn nur ber Teufel den Amtmann thät hol'n, Kyrie
eleifon! fo brauchten wir doc feine Siporteln zu bezohln,
Kyrie eleifon! Die Bauern Bann er fihinden, das wißt ihr
ja von je, Juch, juchhe! wc.
Damit fich Feiner das Jackel thät verbrenne, Kyrie elei-
fon! befchere und auch allen ein feliges Enne! Kyrie eleifon!
Sm Simmel dba geht’8 Luftig, das wißt ihr ja von je, Juch,
juchhe! ıc.
377.
Melodie: Hier fiß' ich auf Rafen.
Die Bowle mit dampfendem Nektar fie winkt, mit Nek:
tar fie winft! Auf, Bruder, zum Zrinten! Auf, Brüder,
zum Trinken! bis froh uns im Zaumel der Becher entſinkt!
Was helfen und Sorgen, was Kummer, was Harm?
Rur einmal iftLeben! Bald faßt uns des Todes gewaltiger Arm.
Genießt denn, fo lang’ ed ein Gott uns verleift! Bei
Sreuden, bei Schmerzen: entfliehet gleich eilig die Föftliche Zeit.
Ob du bier getrunken, ob du hier gefußt, ob Wein du
verfchmähteft, nicht fhont Dich der Tod, wenn ein Cato du bift.
. Ein ae ‚ wer um Lorbeern fein Leben durchſingt; mir
vollere Stäfer, ihr Freunde, wenn heut’ mir ein Zechlieb
gelingt!
Der grübelt, wie Urftoff fich trennt und vermiſcht; die
— Miſchung iſt Punſch, der uns kraͤftig das Leben
er
Der Weiſe, der dieſe Mixtur einſt erfand, der Weiſe
ſoll leben! Mehr wußt' er, als Nicot und Noah verſtand.
Punſch trink' ich, wenn kraftlos mein Genius glüht;
Punſch ſtaͤrket mich Schwachen, wenn Krankheit aus bleichem
Geſichte mir ſieht.
Die Fahnen wehen. 197
‚ Und Plopfet Freund Hain bei mir endlich "mal an, her:
tein! ruf? ich taumelnd, mit Punſch trink ich fröhlich ein
Schmollis ihm an. |
378.
Melodie: Feinde ringsum.
Die Bowle winft! Drum laßt die Sorgen entfchwinden ;
ivat fol die Freude uns finden, auf, Brüder, trinkt!
Die Bowle glüht! Seht, wie der Dampf aus der Schale,
opfernd dem freundlichen Mahle, nach oben zieht!
Liebliche Drei! Zucker und Rum und Eitronm! Wollen
euch wahrlich nicht ſchonen; Glaͤſer herbei!
Köftliches Naß! Bachus! dir weihen wir Alle freudig,
mit jubelndem Schalle, dies volle Glas!
Schen® wieder ein! Spät, bis die Sterne verlinken,
laſſet uns jubeln und trinken, fröhlich uns fein!
Eins iſt mein Wunſch: bis wir in's Jenſeits entſchwin⸗
den, mögen uns treulich verbinden Freundſchaft und Punſch!
Wehrmann.
379.
Die du ſo gern in heil'gen Nächten feierſt, und ſanft
und weich den Gram verſchleierſt; der eine zarte Seele quält,
o Hoffnung! laß, durch dich emporgehoben, den Dulber ah»
nen, daß Dort oben ein Engel feine Ihränen zählt.
Wenn laͤngſt verhallt gelichte Stimmen fehweigen, wenn
unter ausgeſtorbnen Zweigen verödet die Erinn'rung fißt:
dann nahe dich, wo dein Verlaßner trauert und, von der
Mitternacht umfchauert, fi auf verfunfne Urnen ftügt!
Und blickt er auf, das Schickſal anzuflagen, wenn fchei-
dend über feinen Zagen die legten Strahlen untergehn: dann
laß ihn um den Rand des Erdentraumes das Leuchten eines
Wolkenſaumes von einer nahen Sonne fehn! Tiedge.
380.
Die Fahnen wehen, friſch auf zur Schlacht; ſchlagt mu:
thig drein! Es klingt Muſik, die uns froͤhlich macht, in's
Herz hinein, die Pfeifen und Trommeln mit füßem Klang das
Feld entlang. In die Schlacht, in die Schlacht hinein!
Ber möchte bleiben, wenn’s luſtig geht, im ftillen Haus?
Wohlan! wenn Iugend in Blüthe fteht: hinaus, hinaus, wo
fifch und munter das Leben rolt! Wer das gewollt: in die
Schlacht, in die Schlacht hinaus!
198 Die Feigheit iſt's.
O Kriegerleben, o koͤſtlich Gut! uns ward's beſchert;
der Mann iſt ſelig, der trägt den Muth, blank wie fein
Schwert. Wer tapfer im fröhlichen Streite fiel im Helden:
fpiel, fchläft im Arme der grünen Erd’;
Dem Klingt Muſik, die er leiden mag, mit Klang darein ;
nicht fehöner Elingt es am jüngften zug in's Grab hinein.
D feliger Zod, o du Kriegertod! Noch bin ich roth; in die
Schlacht, in die Schlacht Einein! Arndt.
381.
Melodie: Der Knabe Robert feft und werth.
Die Feigheit iſt's, die und verdirbt, nicht denft, daß
man doch einmal ftirbt, im Bett, im Feld, aufm Blutgerüft,
wenn's nur für Gottes Ehre ift.
Der Feige fpricht: „Ich geb’ mich preis, geht’s nicht gleich
hunderttaufendweis; ſoll's fein, wird's ohn’ mich auch gethan,
auf mich kommt's wohl nicht .eben an.”
Du Narr! auf dich und mich kommt's an, woll' nur,
und du bift taufend Mann; zehntaufend fallen dann im Ru
dir und der guten Sache zu.
Auf dic) und mich ift ſtark gezählt; nichts wird, wenn
unfer Arm nur fehlt; wir beide: eben find Das Zeil, dran
‘hängt des Vaterlandes Heil.
Und opferft du dich auch, wohlan! vergebens ftirbf Fein
Ehrenmann, aus deinem Blut ein Phönir |pringt, der dich
und deine Zeit verjüngt.
Aus deiner Aſche kommt ein Schwan, wie dort bei Huß,
fliegt himmelan, und fingt von beflern Zeiten wahr, wär's
auch erft über hundert Jahr.
Und ftimmt mit Luther wohlgemuthb: Laß fahren bin
Leib, Ehr' und Gut! das Reich Gottes muß uns bleiben Doch;
und bleibt uns das, was fehlt uns noch! Wetzel.
882.
Die Fenſter auf! die Herzen auf! geſchwinde! gefchwinde!
Der alte Winter will heraus, er trippelt ängftlich durch das
Haus, er windet bang fich in der Bruft und kramt zuſam⸗
men feinen Wuſt, geſchwinde, gefchwinde!
Die Fenſter auf! die Herzen auf! gefchwinde! gejchwinde!
Er fpürt den Frühling vor dem Thor, der will ihn zupfen
bei dem Ohr, ihn zaufen an dem weißen Bart, nad) Jolcher
wilden Buben Art, geichwinde! gefchwinde!
Die Sener find entglommen. 199
Die Fenſter auf! ꝛc. Der Frühling pocht und Elopft ja
ſchon — horcht, horcht, es ift fein lieber Zon! Er pocht
und klopfet, was er kann, mit kleinen Blumenknospen an,
geſchwinde, geſchwinde!
Die Fenſter auf! ıc. Und wenn ihr noch nicht öffnen
wollt, er hat viel Dienerfhaft im Sold, die ruft er fich zur
He ‚der und pocht und PBlopfet immer mehr, gefchwinde,.
geſchwinde!
Die Fenſter auf! ꝛc. Es kommt der Junker Morgenwind,
ein bauſebäckig rothes Kind, und blaͤſt, daß alles klingt und
Mirrt, bis feinem Heren geöffnet wird, geichwinde, gefhmwinde!
Die Fenſter auf! ıc. Es kommt der Ritter Sonnen-
ſchein, ber bricht mit goldnen Lanzen ein, der fanfte Schmeich⸗
ler Blüthenhauch ſchleicht durch die engften Risen auch, ges
ſchwinde, geichwinde! u
Die Fenfter auf! ıc. Zum Angriff fchlägt die Nachtigall,
und horch, und horch, ein au ein un erden aus
meiner Bruft! Herein, herein, du rüplingeiuft ‚, gelchwinde,
geichwinde! ilhelm Müller.
383.
Zandftnrm.
Die Feuer find entglommen auf Bergen nah und fern,
8 Windsbraut, ſei willkommen, willkommen, Sturm des
errn.
O zeuch durch unſre Felder und reinige das Land, durch
unſre Tannenwälder, du Sturm, von Gott geſandt.
Ihr Thuͤrme, hoch erhoben in. freier Simmelstuft, fo
zauberifch ummoben vom blauen Wolkenduft.
Wie habt ihr oft gerufen die andachtvolle Schar, - wenn
an des Altard Stufen das Heil zu finden war.
Die. Wetter oft. ſich brachen vor eurem Glodenklang;
nun führt ihr andre Sprachen, ed klingt wie Brautgefang.
Das Land ift aufgeftanden, ein herrlich Oſterfeſt — iſt
frei von Sflavenbanden, die hielten nicht mehr feft.
Wo, Zod, find beine Schreden, o Hölle, wo dein Sieg,
und Eatan, wie dich dedien in diefem heil’gen Krieg?
Befchritten ift der Grenze geweihter Zauberfreid, nicht
mehr um Eichenkränze ficht Jüngling nun und Greis.
Nun gilt ed um dad Leben, es gilt um's höchſte Gut,
wir feßen dran, wir geben mit Freuden unfer Blut.
Du liebende Gemeine, wie fonft am Tiſch des Herrn im
gläubigen Vereine, wie fröhlich firahlt dein Stern!
.
200 Die Sende einet wieder.
Wie lieblich klingt, wie heiter der Lofung Bibelton: Hie
Wagen Gottes, Gottes Reiter, hie Schwert de3 Heren und
Gideon. Schenkendorf.
384.
Melodie: Wir find die Könige der Welt.
Die Freude einet wieder heut’ uns in dem Bundesſaale,
das Stiftungsfeft, ed wird erneut gefeiert bei'm Pokale.
Die. Freude fol die Unfre fein, in diefes Motto ftimmet ein.
Doch an die Freude fchließ” ſich auch ſtets Freundfchaft
und Vertrauen, wie es feit Jahren bier der Brauch ſich Lie:
bend anzubauen; auf Liebe, Freundfchaft und Vertrau’n woll'n
ferner wir auch Häufer bau’n.
Die Dankbarkeit füll' jest das Glas, das dritte, das wir
fhwingen, und Seder in der Munde laß es hell und laut er-
klingen, den Stiftern werd’ bei Sang und Klang aud heut‘
noch unfrer Aller Dank.
Der Ordnung wollen wir getreu für alle Zeiten bleiben,
und feft dadurch geftüget fei hier frohes Thun und Zreiben;
—* unter und nur Einigkeit, blüht ſtets und auch Bu:
riedenheit.
335.
Melodie: Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher.
‚ Die Freude winkt! Laßt ihren Ruf uns hören, und
Keiner traure mehr! Wir fammeln uns, dir, Göttliche, zu
Ehren, um dieje Tafel her. |
Dir fingen wir mit frohem Muthe Lieder bei unent-
weihten Wein. Wer Freundfchaft ehrt, die Menſchen liebt
als Brüder, der ftimme mit uns ein.
Wer mäßig bleibt im Vollgenuß der Freude, von innerm
Vorwurf frei, nicht ängſtlich bebt bei unverdientem Leibe,
tret’ unferm Buͤndniß bei!
So floßet an! ben Nectar felbft verfüßet der Freude
Söttermadt. Wer Freuden giebt, und Freuden fromm ge:
nießet, dem fei ein Trunk gebracht. .
Dies Glas für euch, ihr taufend Millionen, auf diejem
Erdenrund, ſchwarz oder weiß, in warm. und Falten Bonen,
zum brüderlihen Bund! ‘
‚. Au dir, o Wein, du holder Freudenbringer, und jüße
Liebe dir, und Freundichaft dir, und jedem Grambezwinger
zu Ehren trinken wir.
Die Gedanken find frei! 201
Der Jugend Fröhlichkeit und Iugendfreuben, dem Greis
im Siiberhaar! Dem Glücke Dau'r, dem armen Sohn der
keiden Errettung von Gefahr!
Es müfle fih ein holdes Weib verbinden mit einem bie:
dern Mann; und einen Freund ein jeder Menſch bier finden,
darauf ftoßt fröhlich an.
386.
Bekannte Melodie.
Die ganze Welt ift ein Theater, ein Seber fpielt fein
Rollchen drauf; vom Kinde an bis zu dem Vater, vom Bett:
ler bis zum Fürſten auf. Die Großen fpielen bloß Regenten⸗,
Miniſter- und Charakter-Rol’nz und komiſche die Recenfenten,
die felbft nicht wiflen, was fie woll’n.
Gelehrſamkeit, die muß fouffliven, denn jeder Stand ge:
braucdhet fies der Kaufmann Requifiten führen, doch dieles
Fach belohnt die Muͤh'ſ. Die beften Roll'n jind Advocaten
und Mediciner obendrein; ber Dumme läßt fih gerne rathen,
der Kranke nimmt geduldig ein.
Der Künftler muß Statiften ſpielen; die Kunft geht lei-
der nur nad) Brod. Die Armuth läßt man's Elend fühlen,
bleibt Lampenpuger bis zum Tod. Die Andern figuriren alle,
daß Jeder die Balance behält; kommt er auf die Verſenkungs⸗
falle, dann iſt's vorbei, der Vorhang fällt.
387.
Die Gedanken find frei! Wer Tann fie erratben? Sie
eilen vorbei gleich flüchtigen Schatten, kein Menſch Fann fie
allen, fein Säger erfchießen, ich bleibe dabei: die Gedanken
ind frei!
Ich liebe den Wein, mein Mädchen vor allen, fie thut
mir allein am beften gefallen. Bei einem Glas Weine bin
ih nicht alleine, ich denke dabei: die Gedanken find frei!
Ich denke, was ich will und was mic beglüdet, doch
alles in der Stil’ und wie es ſich ſchicket; mein Wunſch,
mein Begehren kann Niemand verwehren, ich denke dabei:
die Gedanken find frei!
Nun will ic auf immer der Kiebe entfagen, und will
mid) nun nimmer mit Grillen fo plagen. Man kann ja im
Herzen ſtets lachen und fiherzen und benfen dabei: die Ge:
danten jind frei! Schweizer Volkslied.
202 Die Hähne krähten durch das Sand.
388.
Wächterlied.
Die Hähne Erähten durch dad Land: und wer in Schla=-
fe8 Banden ruht, fei munter jegt und wohlgemuth! ver Tag
beginnt, die Nacht verſchwand.
Der Wächter auf der Sinne ftand und rief: ihr follet
munter fein, ich jehe fchon des Zages Schein; wacht auf!
wacht auf! die Nacht verfchwand. .
Da ftand man auf wohl hie und dort, die Sahne that
man in den Topf, dem Wächter hieb man ab den Kopf, dann
aber fchlief man weiter fort.
Wer will noch Hahn und Wächter fein? wer wedet uns
aus Schlafes Noth bald zu der Freiheit Morgenroth? —
Mir jchlafen in den Tag hinein. Hoffmann v. S.
389,
| Melodie von Küden.
Die Heere blieben am Rheine ftehn: foll man hinein
nad Franfreich FA Man dachte hin und wieder nad,
allein der alte Blucyer ſprach: „Generalkarte her! nad) Franke
reich gehn iſt nicht jo chwer. Wo fteht der Feind?” ‚Der
Feind? — dahier!““ ,,Den Finger drauf, den fchlagen wir!
Wo liegt Paris?‘ „„Paris? — dahier!““ „Den Yinger
drauf, dad nehmen wir! Nun fohlagt die Brüden über'n
Rhein, ich denfe, der Champagnerwein wird, wo er wächft,
am beften fein!” 390 A. Kopiſch.
Die heil'gen drei Kön’ge aus Morgenland, fie frugen
in jedem Städtchen: Wo geht der Weg nad) Bethlehem, ihr
lieben Buben und Mädchen?
Die Jungen und Alten, fie wußten es nicht, die Könige
zogen weiter; fie folgten einem goldnen Stern, der leuchtete
lieblich und heiter.
Der Stern blieb ftehn über Joſephs Haus, ba find fie
hineingegangen; das Decslein brüllte, das Kindlein fchrie,
die heil’gen drei Könige fangen. Heinrich Heine.
391.
Epiphaninsfeft.
Die heil'gen drei König’ mit ihrem Stern, fie effen, fie
trinken und bezahlen nicht gern, fie eflen gern, fie trinken
gern, tie efien, trinken, und bezahlen nicht gern.
Die Hufiten zog'n vor Wanmburg. 203
Die heiligen drei König’ find kommen allhier, es find
ihrer drei und find nicht ihrer vier, und wenn zu Dreien ber
vierte wär’, fo wär’ ein heil ger drei Koͤnig mehr.
3ch erſter bin ber weiß und auch der ſchön', bei Tage
jelltet ihr erſt mich fehn! doch ach, mit allen Spezerei'n werd’
ih fein Zag Fein Mädchen mehr erfreun.
Sch aber bin der braun’ und bin der lang’, befannt mit
Weibern wohl und bei Gefang. Ic bringe Gold ſtatt Spe⸗
zerei'n, da werd’ ich überall willkommen fein.
Ich endlich bin der ſchwarz' und bin der Fein’, und ma
auch wohl einmal recht luſtig fein. Ich eſſe gern, ich trin
gern, ich efle, trinke und bedanke mich gern.
Die heil gen drei König’ find wohl gefinnt, fie fuchen
die Mutter und dad Kind; der ofen) omm figt auch dabei,
der Ochs und Efel liegen auf der Streu. '
Bir bringen Myrrhen, wir bringen Gold, dem Weih-
rauch find die Damen hold; und Haben wir Wein von gutem
Gewächs, fo trinken wir drei fo gut als ihrer feche.
Da wir nun bier fhöne Herrn und Braun, aber keine
Ochſen und Efel ſchaun, fo find wir nicht am rechten Drt
und ziehen unferes Weges weiter fort. Göthe.
392,
Melodie: 's ift mir auf der Welt nichts lieber.
Die Huffiten zog'n vor Raumburg, über Jena ber und
Kamburg; auf der ganzen Vogelmwiel’ ſah man nichts als
Schwert und Spieß, an die Hunderttaufend.
Als fie nun dor Naumburg’ lagen, entftand barin ein
greßes Klagen, Hunger quälte, Durft that weh, und ein
einzig Loth Kaffee Fam auf fechzehn Pfennige.
Als die Noth nun flieg zum Gipfel, faßt' die Hoffnun
man bei'm Zipfel, und ein Ma von der Schul’ jann au
Rettung und verful endlich auf die Kinder.
„Kinder, ſprach er, „ihr feid Kinder, unſchuldsvoll und
keine Sünder; ich führ” zum Profop euch hin, der wird nicht
fo graufam fin, euch zu maſſakriren.“
Dem Profopen that ed fcheinen, Kirſchen kaufte er ben
Kleinen; vg darauf fein langes Schwert, kommandirte:
Rechts um! Kehrt! Hinterwärtd von Naumburg.
Und zu Ehren des Mirakel ift nun jährlich ein Spectakel;
kennt ihr nicht das Kirfchkinderfeft, wo man's Gelb in Belten
laßt? Freiheit, Victoria! Volkslied.
204 Die ihr die Triebe.
393.
Eigne Melodie.
Die ihr die Zriebe des Herzens kennt, fagt: ift es Liche,
was hier jo brennt? o
Ich will euch's "ragen ‚was in mir wühlt,. euch will ich's
klagen, euch, bie ihr fühlt.
Sonft war's im Herzen mir leicht und freis es waren
Sämersen und Angſt mir neu.
Jetzt fahrt wie Blitze bald Pein, bald Luſt, bald Froſt,
bald Hige durch meine Bruft.
Ein heimlich Sehnen zieht, wo ich bin, zu fernen Scho-
nen mid) mächtig bin.
Dann wird von Leiden und innerm Harm, und dann
bor Freuden mein Bufen warm.
Es winkt und folget mir überall, und doch beglücket
mich ſüße Qual.
Die ihr die Triebe des Herzens kennt, ſagt: iſt es Liebe,
was hier ſo brennt?
„Figaro's Hochzeit” von Mozart.
394.
Die ihr dort oben zieht, Hört ihr des Sängers Lied,
dad zu euch fpriht? Frei duch beö Lebens Plan von Lebene
Anfang an geht eure ſtille Bahn ewig im Licht.
Seid mir doch eng vertraut, hab' ich —E a ngelhaut,
wird mir jo Har, wird mir bad Herz ‘jo ‚weich; drei Wünfche
ba 8 gleich, drei Wuͤnſche nenn' ich euch, macht mir ſie
et iſt's der Liebe Glück, bringt ed mir fchön zurüd,
wie ich’8 gewählt. Hab’ ich's Doc, einft gewußt, bier in ber
vollen Bruft, hab’ fie gefühlt die Luft, bie mir jest fehlt.
Dann tei ein fchoner Lohn für meiner Lieder Ton mir
einft geſchenkt. Macht, daß ein beuticher Mann, hört er
ben Singen an,. dran fi) erfreuen Eann, gern mein ge:
denft. -
Und wenn id) ſcheiden muß, rufe der Genius mid) Schwa-
chen gleich; trage mein volles Herz, frei von ber Erbe Schmerz,
fonnenrein, fonnenwärtd, Eterne! zu euch. Körner.
395.
Die Kirfhen find zeitig, die MWeichfel find braun, hat
jede a Schagerl, muß ich auch um eins fchaun.
ui
dB
Die Kebe Lehr. 205°
396.
Die Leineweber haben eine faubere Zunft, Harum bib-
darum —, Mittfaften kalten fie Zufammenkunft, Harum
didſcharum — afchegraue, dunkelblaue, — mir ein Viertel,
dir ein Viertel, — fein oder grob, Geld giebt's doch, aſche⸗
graue, duntelblaue.
Die Keineweber fchlachten alle Jahr zwei Schwein’, Ha-
rum didſcharum — das eine iſt geftohlen, das andere ift nicht
fein, Harum didfharum — afchegraue ıc.
Die Leinerveber nehmen keinen Lehrjungen an, Harum
didſcharum — der nicht ſechs Wochen lang bungern Tann,
Harum bidfharum ꝛc.
Die Leineweber haben auch ein Schifflein Fein, Harum
didſcharum — da fahren fie die Müden und die Flöhe drein,
Harum didfharum zc.
Die Leineweber machen eine zarte Muſik, Harum bib:
fharum — als führen zwanzig Müllerwagen über die Brüd”,
Darum didfharum ꝛc. Volkslied.
397.
Die Liebe lehrt in dunkeln Kummertagen, wenn jeder
Troſt, wenn jede Hoffnung weicht, des Lebens Laſt, ſo ſchwer
fie druͤckt, ertragen; fie macht die Laſt, fie macht die Vuͤrde
leiht. Drum trag ich meine Laft mit fröhlichem Geficht;
denn rettungslos läßt treue Liebe nicht.
Man trennte und, die Liebe ſchuf und Wege; fie fördern
der Sonne trägen Lauf; fie pflanzt‘ und zog mit treuer
Mutterpflege den Fliederbaum vor deinem Geniter auf. Drum
forg’ ich nicht, wenn mir ein Ausgang auch gebricht; denn
rettungslos läßt treue Liebe nicht.
Die Liebe half uns über Fluß und Hügel, durch fie war
uns in dunkler Nacht nicht bang; fie fchaffte uns an tiefen
Gründen Flügel, und ebnete den rauhen Klippengang. Drum
folg’ ich fünftig gern ber Liebe fiherm Licht; denn rettungs⸗
los läßt treue Liebe nicht.
Sie gab und Muth, vor der Yaläfte Thüren mit Flöten:
Hong und fanftem Harfenton, mit unferm Gram des Reichen
Herz zu rühren: wir thaten's gern für unfrer Liebe Kohn.
Sie fpotten unſrer zwei, doch ift es unfre Pflicht; denn ret-
tungslos Fäßt treue Liebe nicht.
Sie maht und ja felbft bange Aelternforgen durch des
geliebten Sohnes Lächeln leicht; fie forgt für heur’ und giebt
gewiß für morgen die Hoffnung, die ben Gram fo bald ver: ,
206 Die Siebe macht das Feben füß.
ſcheucht; drum faffe Hoffnung nur, mein Herz, und zage nicht
denn rettungslos läßt treue Liebe nicht.
Sie führte uns durch unfre Kinderzeiten fo froh bis jegt
den Xebensweg hinab, und immer wird fie treulich und ge=
leiten — fie folgt uns felbft in's Fühle, ftille Srab; drum
forg’ auch dann ich nicht, Telbft wenn das Herz mir bricht,
denn rettungslos läßt treue Liebe nicht!
?
398.
Die Liebe macht daB Leben füß und froh der Saft der
Reben, fie zaubern uns in's Paradied, und find zur Luft ge-
eben: die Erde ift ein Himmelreih, find wir an Lieb’ und
Freundfchaft reich, :,: die Erde ift ein Himmelreich, find wir
an Lieb und Freundſchaft reich, an Lieb' und Freundſchaft
reich. :,:
9 leb' das traute Hochzeitpaar, im fanften Ehebunbe !
bald führen wir fie zum Altar und fegnen Diele Stunde.
Und lieben fie jih treu und geic, wird ihre Eh' ein Himmel⸗
reich, ſie wird ein Himmelreich, ſie wird ein Himmelreich: die
Ehe wird ein Himmelreich, und lieben ſie ſich treu und gleich,
die Ehe wird ein en ꝛc.
Wenn man ſich ſanft im Arme wiegt, in lauter Luſt und
Freude; wer iſt auf Erden fo vergnügt, wie luſt'ge Eheleute!
Und Tieben fie ſich treu ꝛc. i
399,
Die Lieb’ erfreut das Menfchenherz, fie giebt und Muth
und Kraft im Leben; fie kann uns unter Luft und Scherz bis
u den Göttern jelbft erheben; und hat man nun dabei auch
ein, um bin und wieder eins zu trinken, fo Tann fein Xe-
ben fchöner fein, in Wonne muß man da verlinfen.
Der Liebe fchöne Wirkungskraft, fie muß-mit Recht be=
fungen werden; denn was fie fordert, was fie fchafft, ſieht
man ja täglid) bier auf Erden. Sie ift des Lebens fchönftes
Gluͤckz denn ohne fie Fann nichts gedeihen; wie weit ift doch
ber Menich zurück, der ſich nicht innig. ihr kann mweihen!
Drum, lieben Mädchen, bitt ich euch: feid doch nicht
immer gar fo fpröde, ihr, die an Liebe feid fo reich, port
meine gutgemeinte Rede: nehmt bald euch einen wadern
Mann! dann werdet ihr ja felbft erleben, was Liebe Schönes
wirken kann und welche Kreuden jie Fanrı geben. . |
Die Manner taugen al’ nicht viel. 207
400.
Die linden Lüfte find erwacht, fie fäufeln und weben Tag
und Nacht, fie ſchaffen an allen Enden. O frifher Duft,
o neuer Klang! nun, armes Herze, fei nicht bang! nun mu
fih alles, alles wenden.
Die Welt wird fchöner mit jedem Tag, man weiß nicht,
was noch werden mag, das Blühen will nicht enden. Es
blüht das fernfte, tiefſte Thal: nun, armes Herz, vergiß der
Qual! nun muß fi alles, alles wenden. Uhland.
401.
Die Maͤdchen in Deutſchland ſind blühend und ſchön,
zum Küſſen laden ſie ein, und wenn ſie im wogenden Tanze
ſich drehn, ſo ruͤhren ſie Herzen von Stein. Doch die mir
vor Allen am beſten gefallen, :,: ift Hannchen, lieb' Hannchen,
Ihön Hannchen, mein Hannchen, ja Hannchen, nur Hann:
hen allein.
Die Mädchen in Deutichland find nicht fo kokett, wie
iene dort über dem Rhein, fie tragen ſich fittfam, befcheiden
und nett, und Kleider und Herzen find rein. Doch die mir
vor Allen ıc. .
Die Mädchen in Deutichland find häuslich und gut, und
bift Du entfchloffen zu freiin, fo nimm dir ein Mädchen aus
deutfhem Blut, du wirft ed gewiß nicht bereu’n. ‚ beine
vor Allen hat fo mir gefallen, wie Hanndyen, lieb’ en ꝛc.
erhard.
402.
Die Männer taugen all’ nicht viel, noch lebte Bein, Ge⸗
treuer; Betrug und Falſchheit ift ihr Ziel, erliſcht für uns
ihr Feuer. Sie fchleihen jeder Schönen nach, der Blonden,
wie der Braunen, hier feufzen fie ihr fchmelzend Ach! dort
heben fie nach Launen.
Sie find gefchmeidig und, galant, ch’ Hymens Lieber
ſchallen; doch laſſen nah geknuͤpftem Band fie gleich die
Maske fallen. Der Liebe zarte Götterfrucht zertreten bie
‚Sprannen, indem fie fich durch Eiferſucht aus unferm Herzen
annen.
Fühlft du der Liebe Allgewalt, o Mädchen, prüfend wähle,
oft birgt die fchönfte Mannsgeftalt nur eine ſchwarze Seele.
Um beften werde Himmelsbraut, ae zeitig in ein Klofter,
und klopft dir da dein Herzchen laut, jo bet’ ein Paternofter!
208 Die Menſchen find mir alle fein?.
403.
Lied des Todtengräber Martin.
(Aus dem LKebensbilde: Zreff- König, oder Spieler und
Todtengräber, von Barry.)
Die Menfchen find mir alle feind, 's giebt Manchen, ber
mich haßt, und doch bin ich fein Tester Freund, wenn Alles
ihn verlaßt. Denn 's Sterben fürcht’t ein jeder Mann, vor'm
Zod wird Allen graus, und 's muB halt doch ein Seder dran,
und 's bleibt mir Keiner aus.
Der Eine, g’wohnt auf Federn zlieg'n, der Andre nur
auf Stroh, thun Alle gleiche Werkftatt krieg'n, beklagt f9
Keiner da. Da ruhen’s von allem Kummer aus und bleiben
ern bei mir. , Sie finden ja in meinem Haus das ruhigfte
vartier.
So Mancher, voll von Lebenspein, fehnt jich nach fliller
Ruh’; den Leg’ ich denn in's Grab hinein, deck ihn mit Erde
u. Und eltern, Kinder, treue Freund’, felbft Braut und
räutigam, ja viele, die fich früher feind, lieg'n ruhig jegt
beifamm.
| 404.
Melodie: Es waren zwei Koͤnigskinder.
Die Mühle, die dreht ihre Fluͤgel, der Sturm, der fauft
darin, und unter ber Linde am Hügel, — da weinet die
Muüllerin.
Laß faufen den Sturm und braufen, ich habe gebaut auf
den Wind; ich habe gebaut auf Schwüre — da war ich ein
thörichtes Kind.
Noch hat mich der Wind nicht belogen, der Wind, der
blieb mir freu. Nun bin ich verarmt und betrogen — Die
Schwure, die waren nur Spreu.
Wo ift, der fie geſchworen? der Wind nimmt die Kla-
‚gen nur auf. Er hat fi aufs Wandern verloren — e6
ander der Wind ihn nicht auf. Adalbert v. Chamiflo.
405.
Die Mutter wirb mich fragen: warum bie} Wange fo
blaß? Mas weiß ich ihr zu fagen? ah, Mutter, laß mich,
laß! der Slanz ded Mondes iſt's vielleicht, was mir die rothe
‚ange bleicht!
ie wird mich zärtlich fragen: warum die Lippe fo heiß?
Dir, Mutter, werd’ ich jagen, vertrau’ ich, was ich weiß:
ed wallt, es wallt fo raſch das Blut, es tobt in mir bie
Fiebergluth!
Die Pinfchganer wollten wallfahrten gehn. 209
Sie wird mich liebend fragen: warum das Auge fo feucht ?
Ah, Mutter! will ich fagen, es wird mir wohl und leicht,
des Herzens Aufruhr wird geftilt, wenn ſich ber Bli in
Thränen hüllt!
406.
Die Pappelzweige rauſchen, vom Abendwind durchweht,
und holde Sterne lauſchen herab aufs Blumenbeet. Es ru:
ben die Fluren in Daͤmm'rung gehüllt, und Zräume durd-
ſchweben das ftille Gefild.
Das Lied der Nachtigallen ertönt vom Blüthenziweig,
und Silbernebel wallen wie Geifter um den Zeih; es bricht
ih am Ufer lei’ murmelnd bie Fluth, und Liebe am Bufen
der Liebe nur ruht.
Es zirpt die Beine Grile, im Grafe bliät der Thau,
und tiefe, heilige Stille berrfcht auf der Blumenau. Den
glüdlichen Schäfer umfchattet die Naht, nur fehnende Liebe
m Herzen noch wacht. Karnftädt.
407.
Die Prlicht befiehlt, ich foU dich meiden; Doc, weicht die
Kiebe wohl der Pfliht? Nein, lieber will ich dulden, leiden,
nur dich vergeflen kann ich nicht!
Mag aud) die Welt uns Thoren nennen, — fie ift nicht
unfre Richterin. Was wir im Stillen uns befennen, bafür
bat fie nicht wahren Einn.
Sie kann ja nichts, als uns beneiden, und Neid ift’s,
der ihr Urtheil lenkt: drum fei ihr ſtets auch von uns beiden
ein Blick des Mitleid gern geſchenkt!
408,
- Bekannte Melopie.
(Ir Ehor:) Die Pinfchgauer wollten wallfahrten gehn, :,:
fie thäten gerne fingen und Eunten’s nit gar ſchoͤn, (2r Chor:)
zſchahi! zſchahe! zſchaho — — die Pinfchgauer find fchon
do — —! STegt Ichaffen’s, daß ein Jeder, Jeder, Jeder,
Jeder, (Beide Ehöre;) Jeder, Ieder, fei Ranzele ba —, fei
Kan zent ha!
ie Pinfchgauer gangen um den Dum herum, bie Kahne:
fang’ ift broche, jegt gängen’s mit dem Trum. Zfchahi! ıc.
. Die Pinfchgauer gängen in den Dum hinein, die Heil’'gen
thäten fchlafe, he kunnten's nit aſchrein. Sſchahi! ze.
1 14
210 Die Polizei erhält den Staat.
409.
Die Polizei erhält den Staat; fie werde hoch verehret!
Ja, Gutes fchafft fie in der That, wie die Erfahrung lehret.
Nicht wahr? Ihr ſtimmet Alle bei: Fein Staat taugt ohne
Polizei. (Chor:) Ia, ja, wir flimmen Alle bei: Fein Staat
taugt ohne Polizei.
Exit lerne Seder mit Bedacht die Polizeigefege, .und nehme
dann fich wohl in Acht, daß er fie nicht verlege; nicht wahr?
Ihr ſtimmet Ale bei: man halte ftreng auf Polizei. (Chor:)
Ja, ja, wir ſtimmen Alle bei: man halte ftreng auf Polizei.
Wer ſich an unfern Kreis will weihn, wo wir vergnug-
lich zehen, darf nicht ein düftrer Murrkopf fein und nur
vom Wetter fprechen. Nicht wahr? Ihr ftimmet Alle bei:
das unterfagt die Polizei. (Chor:) Ia, ja, wir flimmen
Alle bei: das unterfagt die Polizei.
Hier findet fteifer Swang nicht flatt, bier trägt man Feine
Brillen. Nur, wer fein Glas geleeret hat, der muß es wie-
der füllen. Nicht wahr? Ihr Himmet Alle bei: das fordert
I die Polizei. (Ehor:) Ia, ja, wir ſtimmen Alle bei: das
ordert fo die Polizei.
Dabei muß auch ‚gefungen fein, bier liebt man Feine
Stummen; und wer nicht fingen ann, mag jchrein, mag
trähen oder brummen. Nicht wahr? Ihr ftimmet Alle bei:
auch das verlangt die Polizei. (Chor:) Ia, ja, wir flimmen
Alle bei: auch das verlangt die Polizei.
Noch eins gehört fich überall in Stäbten und in Städt:
hen: man Eüßt nad) froh genofnen Mahl die Weiber und
die Mädchen. Das ift — ihr ſtimmt wohl Alle beit ein
altes Necht der Polizei. (Ehor:) Ja, wir behalten’d Alle bei,
dies alte Recht der Polizei. '
Sind endlih alle Flafhen aus, muß man nad Haufe
wandern, jo fchleicht ſich Keiner ſtill heraus, man geht fein
mit den Andern; nicht wahr? Ihr ftimmet Alle bei: fo heijcht
ed gute Polizei. (Chor:) Ja, ja, wir flimmen Alle bei: jo
heiſcht es gute Polizei.
Sie lebe hoch! und waltet fo bei Freiheit und Vergnü—
en; wer wollte fi nicht gern und froh nad) ihrer Ordnung
ügen? Nicht wahr? Ihr ftimmet Ale bei: es Lebe folche
Polizei! (Chor:) Ja, ja, wir ſtimmen Alle bei: hoch Lebe folche
Polizei! Boigt.
410,
Der brave Tambonr.
„ Die Preußen haben Alarm gefchlagen, du ſchwarzbraun
Mädel, nun hilft Fein Klagen, dein Zambour, der rüdt in's
Die Bofe blüht. 21]
feld! Und als die Trommeln zum Abſchied Elingen, am
Zenfter fleht fie, ihe Herz will fpringen, — viel Kugeln flie:
gen in die Welt! Und als der Hauptmann „Augen links!”
kmmandirt, da hat er mit Macht feine Trommel gerührt:
um, rum, vototum, braver Zambour, jieh’ dich nicht um!
„she Grenadiere, die Kugeln fliegen, ihr Grenadiere,
Dir müffen jiegen: unfer Hauptmann und der ift tobt!” Er
hlägt die Zrommel, er hat's gefprochen, da findifranzöjiiche
Carre’8 durchbrochen, das Blut der Wunden fließet roth!
Ind der und getrommelt in die große Schlacht, ald Krüppel
haben wir ihn 'raus gebracht, rum tr.
Friedrih Wilhelm thäten die Lorbeern zieren, in Pots:
dam wolln wir nun einmarfchiren, die Herzen fchlagen nad
haus. Run laßt die alten Gewehre blinken, unfer Zambour
"U vor uns allen hinten, viel Mädchen zum Fenſter ſehen
raus! Die fehwarzen Vögel vom Kirchthurm fchrein: Wo
mag unferm Zambour feine Kiebfte fein? zc.
Der Zapfenftreih tft ſchon lange geichlagen, du braver
Jmbour, nun hilft Fein Klagen — flug tapfer dein Herz
m Fed! In voller Montur ıft er hingegangen, die Weiden
iber den Grabftein bangen — viel Kugeln fliegen in bie
Belt! Der Mond feheint traurig in das tiefe Thal, da rührt
feine Trommel zum legten Mal ıc.
Fliegendes Blatt.
411.
Die Roſe blüht, der Liebe füße Blume, fie blickt mich
an voll ſtiller Zärtlichkeit; ihr ift mein Herz, mein ganzes
der; geweiht, und fchüchtern nah’ ich ihrem Heiligthume;
denn wonnevoll bebt mein Gemüth, wenn meine Rofe blüht.
‚ Die Rofe blüht, des Frühlings laue Lüfte wehn auf der
hönen bunkgeſtickten Flur, und heiße Liebe athmet die Natur,
der Zephyr jpielt um ihrer Kelche Düftes im Wald ertönt
ver Vögel Lied: die fanfte Roſe blüht.
Die Rofe blüht, fie hebt die Purpurkrone mit Jugend:
ganz durch Dunkelgrün empor; ihr huldiget der ganze Blumen:
ir, der Königin auf ihrem ftolzen Throne; mein unaus-
hrehlih Sehnen zieht zur Roſe, die mir blüht.
| 412.
Die Rofe blüht, ich bin die fromme Biene und rühre
War die Eeufchen Blätter an, daher ich Thau und Honig
Köpfen kann; doch lebt ihr Glanz und bleibet immer grüne,
und alfo bin ich wohlgemuth, :,: weil meine Roſe blüht. ;,:
14 *
212 Die Biofen und die Welken.
Die Roſe blüht, Gott laß ben Schein een ‚ damit
die Zeit des Sommers langfam geht, und weder Froſt, noch
andre Noth entfteht; fo wird mein Glück in diefer Roſe blü«
ben, fo Elingt mein ſüßes Kreudenlied: o meine Roſe blüht!
Die Rofe blüht und lacht vor andern Rofen mit folcher
Bier und Herzempfindlichkeit, daß auch mein Sinn ſich zu der
Pflicht erbeut, mit Feiner Blum’ im Garten liebzufofen, weil
alles, was man fonften fieht, in dieſer Roſe bLüht.
3 Chriftian Weife.
Blumen und Liebe,
Die Roſen und die Nelken, und Flieder und Jasmin,
die müflen wohl vermwelfen, und müffen wohl verblühn.
Die Lieb’ ift Gab’ und Güte, die Kieb’ ift Feine Pflicht,
die Lieb’ ift eine Blüthe — verblüht und bleibet nicht!
Die Rofen und der Flieder und Nelten und Iasmin,
die fommen alle wieder und werden wieder blühn.
Nur nicht die Lieb’ und Treue, wenn fie verloren ift!
und keimt Fein Herz aufs Neue, dad ſchon gebrodhen ift.
414 ©. Gruppe.
Eigne Melodie.
Die Scheideftunde fliegt vorbei, und nun nad) allen En:
den fort! Doc was uns auch befchieden fei, es gilt als erſt
und letztes Wort: Mit Herz und Hand, wie jubelnd wir
geſchworen, für's große Land, für's Vaterland, Deutfchland,
das uns geboren!
Mit Wunfh und Klag’ ift nichts gethan, ed will die
Zeit die That des Manns. Schon Öffnet fich die Ehrenbahn
5 wohlan! wer ringen will, der Fann’s: mit Herz und
and ıc.
Drum noch einmal die Släfer voll, und ruft's hinaus in
alle Welt: Wir ziehn dahin, lebt wohl, lebt wohl! zum Frie-
den nicht, es geht in's Keld, mit Herz und Hand ꝛc.
Schauenburg.
415.
Die Schneider gaben ein Gaftgebot und waren alle froh;
da aßen ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, einen hal:
ben gebratenen Floh.
Und als fie nun gegeflen, da hatten fie guten Muth; ba
tranken ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, aus einem
Fingerhut.
Die Schufterzunft bleibt immer. 213
Und als fie nun getrunten, da bekamen fie auh Hi’,
da tanzten ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, auf einer
Radelſpitz'.
Und als ſie nun getanzet, da waren ſie voller Schlafs,
da ſchliefen ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, auf einem
Halmen Stroh.
Und als ſie nun ſo ſchliefen, da raſchelt eine Maus,
da ſprangen ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, zum
Schluͤſſelloch hinaus. Bolfstien.
416.
Die fehönen Männer (merkt e8 euch, was euch mein Kieb
verkündet), fie gleichen einem tiefen Meer, das Peine je er:
gründet; Zwar gleicht ihr Lächelndes Geficht dem ungefrübten
Spiegel, Doch traut dem Teufel Amor nicht: der bofe, böfe
SchalE Hat Flügel.
Heut’ lacht des Holden heitrer Blick, . morgen wird
ee ſchmollen; weil du dem andern zugenickt, fo will er ewig
grollen. Test gleicht der fonft fo fanfte Blick nicht mehr
dem heitern Spiegel; entflohen ift das fchönfte Glüd auf
Amord raſchem, raſchem Flügel.
Drum, Weiber, traut den Männern nicht, wie rar
fie auch Lächeln! Zwar ift ihr füßes Schmeichelwort ein fanf:
tes, fanftes Zephyrfaͤcheln; doch wiſſ't: der fchöne Lenz ent:
flieht nach wenig heitern Stunden, und wenn im Herbft Die
Schwalbe flieht, it fchnell dad Glück verfchmunden!
417.
Eigne Melodie.
Die Schufterzunft bleibt immer doch die wichtigfte von
allen, fonft müßten ale Menfchen noch barfuß durch's Leben
wallen. So aber giebt der Schub allein vor manchem Dorn
und manchem Stein und Sicherheit und Schug. Juchhe!
Juchhe! Sufal — la — la ra.
Mit Feftigkeit tritt mander auf, dem fonft der Schuh
gefehlet, und den in feinem Xebenslauf gar mander Dorn
gequälef. Allein feitdem der Schuh ihm paßt, ift er ein hoc)
willfommner Gaft, vor dem fidy jeder neigt. Juchhe! ıc.
Und brüdt euch manchmal auch der Schuh, ihr müßt es
fi ertragen, die Zeit Eommt, wo man ihn im Nu Tann au
den Leiſten ſchlagen; und iſt's nicht bier, fo iſt es dort, wir
fommen all! an einen Ort, da giebt's nur einen Leiſten
Juchhe! ıc. „Hans Sach.”
214 Die Schwalben, ja die Schwalben.
418. .
| Die Schwalben, ja die Schwalben bei'm SHirten-find fie
gern, und wenn die Blätter fallen, ziehn fie wohl in die Fern’,
wohl in die ern’, fo gern, fo gern!
Zu jedem Lamme plaudern fie noch ein heimlih Wort:
Wir dürfen nicht mehr zaudern, der Winter treibt und fort,
von Ort zu Drt, und Schwalben forf. .
Der muntre Hirte finget: „Seht ihr nad) meinem Sinn
ein Schäschen, nun, dem bringet die fehönften Grüße Hin,
dahin, dahin, nach meinem Sinn.”
„Ja grüßt mir alle Mädchen zu Berg und aud) zu Thal,
bie Schönften in den Städtchen viel liebe faufendmal! zu Berg
und Thal, viel tauſendmal.“ .
‚Die Schwalben zogen munter durch grauen Nebelftreif,
der Hirte ftil hinunter im erften Winterreif, dur Schnee
und Reif und Nebelftreif. Julius Mofen.
419,
> Die Segel find aufgezogen, die Wellen tanzen umber,
und ‚morgen wird fortgeflogen weit über das blaue Meer,
weit über das blaue Meer.
Wir waren nah Mühen und Wandern im fhönen Hafen
vereint; ein Schifflein fliegt nad dem andern, und jedem
wird nachgemeint.
Und alle tanzen im Meere, weiß Niemand, wohin er
geht, ob jemals er wiederkehre, ob Welle und Wind ihn
verweht. °
Es kommen die dunkeln Wogen mit Morgenröthe ge-
hmügt, drum raſch voruͤbergezogen und immer vorwärts
geblickt!
420.
Eigne Melodie.
Die Sonn’ erwacht, mit ihrer Pracht erfüllt fie‘ die Berge,
das Thal. O Morgenluft! O Waldesduft! D goldener
Sonnenftrahl!
Mit Sing und Sang bie Welt entlang! Wir fragen
woher nicht, wohin? Es treibt uns fort, von Ort zu Ort,
mit freiem, mit en Sinn.
‚sn Weit’ und ern’ führt uns ein Stern, auf ihn nur
gerichtet den Blick! Precioſa, dir, dir folgen wir, und Kei-
ner bleibt, Keiner zurüd! „Precioſa.“
Pie Thale dampfen. 215
421.
KRaiferlied bei’m Nüdesheimer.
Melodie: Wär’ ich ein wilder Falke.
Dies, Brüder, ift der König von unferm deutfchen Wein,
doch fagt: wer fol der König von unferm Liede fein?
Karl, Karl, der grobe Kaifer, des Preifes ift er werth;
fang er eh deutfche Kieder, und trug ein deutſches Schwert?
Einft ſchaut' er von dem Söller zu Ingelheim in's Thal,
ed glänzte auf den Bergen der Schnee im Fruͤhlingsſtrahl.
Roh zwang ihn nicht die Sonne: zu Rüdesheim allein,
da mußt’ er niederträufeln vom Felſen in den Rhein.
Der Kaifer ſieht's und lächelt: „Das deutet mie Gewinn;
dort, wo der Schnee zerrinnet, fol die Orlänner blühn.”
„Ste ift ein Kind der Sonne, fie ift den Bergen hold;
der Rhein, er giebt ihr gerne zum Gaſtgeſchenk fein Gold.”
Der Kaifer ſagt's, und Boten, die werden ausgejandt,
jie Holen aus der Fremde die Reb' in's deutfche Land.
Da grünt fie froh, als wär" es in heimathlicher Luft,
ed trinkt erftaunt der Schiffer der Blüthe Balfambduft.
Den erſten Moft, den fihenfet der Kaifer felbft fich ein,
und ruft: „Zum deutſchen Liede gehört auch deutfcher Wein!”
Drum, Brüder, laßt ihn leben, und klinget wader an,
daß er's im Grab vernehme, der wackre deutihe Mann.
Ja leben fol er, leben an feinem fchönen Rhein! Er
liebte deutfche Xieder, er gab uns deutfchen Wein.
.: Alsys Schreiber.
422.
Eigne Melodie.
Die Thale dampfen, die Höhen glühn, welch fröhlich)
Zagen im Waldeögrun! Der Morgen wedt zu frijcher Luft,
bo fchwillt die Bruft ded Siegs bewußt. Dringt muthig
durch Schluchten und Moor, laßt fehmettern die Hörner im
Chor: ihr Fürften der Waldung hervor! J
Nun freudig ſieget das goldene Licht, vom Bogen flieget
des Pfeiles Gewicht, ereilt den Aar auf luft'gem Horſt, er:
legt die Schlang' im dichten Forſt! Wohlauf denn durch
Schluchten und Moor, laßt ſchmettern die Hoͤrner im Chor:
ihr Fuͤrſten der Waldung hervor!
Helmina v. Chezy. „Euryanthe“ v. Weber.
210 Die Polizei erhätt den Staat.
409.
Die Polizei erhält den Staat; fie werde hoch verehret!
Ja, Gutes fchafft fie in der That, wie Die Erfahrung lehret.
Nicht wahr? Ihr flimmet Alle bei: Fein Staat faugt ohne
Polizei. (Chor:) Sa, ja, wir flimmen Alle bei: Fein Staat
taugt u Polizei. "
Erit lerne Seder mit Bedacht die Poligeigefege, .und nehme
dann ficy wohl in Acht, daß er fie nicht verletze; nicht wahr?
Ihr ftimmet Alle bei: man halte fireng auf Polizei. (Chor:)
Ia, ja, wir flimmen Alle bei: man halte ftreng auf Polizei.
Wer fih an unfern Kreis will weihn, wo wir vergnug-
lich zehen, darf nicht ein düſtrer Murrkopf fein und nur
vom Wetter fprechen. Nicht wahr? Ihr ftimmet Alle bei:
das unterfagt die Polizei. (Chor:) Ia, ja, wir flimmen
Alle bei: das unterfagt die Polizei.
Hier findet fteifer Zwang nicht flatt, hier trägt man feine
Brillen. Nur, wer jein Glas geleeret hat, der muß es wie-
der füllen. Nicht wahr? Ihr immet Ale bei: das fordert
h die Polizei. (Ehor:) Sa, ja, wir ſtimmen Alle bei: das
ordert fo die Polizet.
Dabei muß auch ‚gefungen fein, hier liebt man feine
Stummen; und wer nit Angen fann, mag jchrein, mag
krähen ober brummen. Richt wahr? Ihe ftimmet Alle bei:
auch das verlangt die Polizet. (Ehor:) Ia, ja, wir ſtimmen
Alle bei: auch dad verlangt die Polizei.
Noch eins gehört fi überall in Städten und in Städt:
hen: man Füßt nad froh genoßnem Mahl die Weiber und
die Mädchen. Das ift — ihr ftimmt wohl Alle beit ein
altes Recht der Polizei. (Ehor:) Ja, wir behalten’s Alle bei,
dies alte Recht der Polizei. '
Sind endlih alle Flaſchen aus, muß man nad) Haufe
wandern, fo fchleicht fi Keiner ſtill heraus, man geht fein
mit den Andern; nicht wahr? Ihr ftimmet Alle bei: fo heijcht
ed gute Polizei. (Chor:) Ja, ja, wir flimmen Alle bei: jo
heiſcht es gute Polizei. |
Sie lebe hoch! und waltet fo bei Freiheit und Vergnuͤ—
Br wer wollte ſich nicht gern und froh nad) ihrer Ordnung
gen? Nicht wahr? Ihr, flimmet Alle bei: es Lebe ſolche
Polizei! (Chor:) Ja, ja, wir flimmen Alle bei: hoch lebe ſolche
Polizei! 110 Voigt.
Der brave Tambour.
Die Preußen haben Alarm geſchlagen, du ſchwarzbraun'
Mädel, nun bi fein Klagen, dein Zambour, der rückt in's
Pie Bofe blüht. 211
Feld! Und als die Trommeln zum Abſchied klingen, am
Fenſter ſteht fie, ihr Herz will Ipringen, — viel Kugeln flie⸗
en in die Welt! Und als der Hauptmann „Augen links!“
ommandirt, da hat er mit Macht feine Trommel gerührt;
rum, rum, vototum, braver Tambour, ſieh' dich nicht um!
„Ihr Grenadiere, die Kugeln fliegen, ihr Grenabdiere,
wir müflen fiegen: unfer Hauptmann und der ift tobt!” Gr
fhlägt Die Trommel, er hat's gefprochen, da find! franzöfiiche
Sarre’8 durchbrochen, das Blut der Wunden fließet roth!
Und der und getrommelt in die große Schlacht, als Krüppel
haben wir ihn 'raus gebracht, rum ıc.
Friedrih Wilhelm thäten bie Lorbeern zieren, in Pots⸗
dam woll'n wir nun einmarfchiren, die Herzen fehlagen nad
Haus. Nun laft die alten Gewehre blinken, unfer Zambour
od vor uns allen binden, viel Mädchen zum Fenſter fehen
raus! Die fchwarzen Vögel vom Kirhthurm ſchrein: Wo
mag unferm Tambour feine Kiebfte fein? zc.
Der Zapfenftreih iſt fchon lange geichlagen, du braver
Jambour, nun hilft kein Klagen — (Atug tapfer dein Herz
im Feld! In voller Montur iſt er bingegangen, die Weiden
über den Grabftein bangen — viel Kugeln fliegen in bie
Welt! Der Mond fheint traurig in das tiefe Thal, da rührt
er feine Zrommel zum legten Mat ıc.
Fliegendes Blatt.
jr
411.
Die Nofe blüht, der Kiebe füße Blume, fie blickt mic
an voll ftiller Zärtlichkeit; ihr ift mein De ‚ mein ganzes
Herz geweiht, und ſchüchtern nah’ ich ihrem Heili une;
denn wonnevdll bebt mein Gemüth, wenn meine Rofe blüht.
Die Roſe blüht, des Frühlings laue Lüfte wehn auf der
Ihönen buntgefticten Flur, und heiße Liebe athmet die Natur,
der Zephyr }pielt um ihrer Kelche Düfte; im Wald ertönt
der Vögel Lied: die fanfte Roſe blüht.
Die Rofe blüht, fie hebt die Purpurkrone mit Jugend:
glanz Durch Dunkelgrün empor 3 ihr huldiget der ganze Blumen:
flor, der Königin auf ihrem flolzen Throne; mein unaus-
Iprechlich Sehnen zieht zur Rofe, die mir blüht.
| 412.
Die Roſe blüht, ich bin die fromme Biene und rühre
war bie Eeufchen Blätter an, daher ich Thau und Honig
Knöpfen kann; doch) lebt ihr Glanz und bleibet immer grüne,
und alfo bin ich wohlgemuth, :,: weil meine Roſe blüht. ;,:
14 *
212 Dir Roſen und die Welken.
Die Rofe blüht, Gott laß den Schein verziehen, damit
bie Zeit des Sommers langfam geht, und weder Froſt, noch
andre Noth entfteht; fo wird mein Glück in diefer Roſe blü—
ben, fo Elingt mein füßes Freudenlied: o meine Rofe blüht!
Die Nofe blüht und lacht vor andern Rofen mit folcher
gier und Herzempfindlichkeit, daß auch mein Sinn ſich zu der
Pflicht erbeut, mit Peiner Blum’ im Garten liebzufofen, weil
alles, was man fonften fieht, in diefer Nofe blüht.
413 Chriftian Weife.
Blumen und Liebe,
Die Roſen und die Nelken, und Flieder und SIasmin,
die müffen wohl verwelken, und müffen wohl verblühn.
Die Lieb’ ift Gab’ und Güte, die Kieb’ ift Feine Pflicht,
die Lieb’ ift eine Blüthe — verblüht und bleibet nicht!
Die NRofen und der Flieder und Nelken und Sasmin,
die kommen alle wieder und werden wieder blühn.
Nur nicht die Lieb' und Treue, wenn fie verloren ift!
und Feimt Fein Herz aufs Neue, das fchon gebrochen ift.
414 ©. F. Gruppe.
Eigne Melodie.
Die Scheideftunde fliegt vorbei, und nun nach allen En-
den fort! Doch was und aud, befchieden fei, ed gilt ald erft’
und legted Wort: Mit Herz und Hand, wie jubelnd wir
geſchworen, für's große Land, für's Vaterland, Deutfchland,
dad und geboren!
Mit Wunfh und Klag’ ift nichts gethan, es will die
Zeit die That des Manns. Schon öffnet fi die Ehrenbahn
5 wohlan! wer ringen will, der kann's: mit Herz und
and ıc.
Drum noch einmal bie Gläfer voll, und ruft’s hinaus in
alle Welt: Wir ziehn dahin, lebt wohl, lebt wohl! zum Frie—
den nicht, es geht in's Feld, mit Herz und Hand ıc.
Scauenburg.
415.
Die Schneider gaben ein Gaftgebot und waren alle frob;
da aßen ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, einen hal:
ben gebratenen Floh. |
. Und als fie nun gegefien, da hatten fie guten Muth: da
tranten ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, aus einem
Fingerhut.
Die Schufterzunft bleibt immer.. 213
Und als fie nun getrunten, da bekamen fie auch Hitz',
da tanzten ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, auf einer
Nadelſpitz'.
Und als ſie nun getanzet, da waren ſie voller Schlafs,
da ſchliefen ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, auf einem
Halmen Stroh.
Und als ſie nun ſo ſchliefen, da raſchelt eine Maus,
da ſprangen ihrer neune, ja neunmal neunzig neune, zum
Schluͤſſelloch hinaus. olkslied.
416.
Die ſchoͤnen Maͤnner (merkt es euch, was euch mein Lied
verkündet), fie gleichen einem tiefen Meer, das keine je er-
gründet; Zwar gleicht ihr Lächelndes Geficht dem ungetrübten
Spiegel, Doc traut dem Teufel Amor nicht: der böfe, böje
Schale Hat Flügel.
Heut’ lacht des Holden heitrer Blick, doch morgen wird
ee fhmollen; weil du dem andern zugenidt, fo will er ewig
grolen. Jetzt gleicht der fonft fo Fanfte Blick nicht mehr
dem heitern Spiegel; entflohben ift das fchönfte Gluͤck auf
Amors rafchem, raſchem Flügel.
Drum, Weiber, traut den Männern nicht, wie Kar
fie auch Lächeln! Zwar ift ihr füßed Schmeichelwort ein fanf:
tes, fanftes Zephyrfaͤcheln; doch willt: der fchöne Lenz ent:
flieht nach wenig heitern Stunden, und wenn im Herbft die
Schwalbe flieht, ift fchnell das Gluͤck verſchwunden!
417.
Eigne Melodie.
Die Schufterzunft bleibt immer doch die wichtigfte von
allen, fonft müßten alle Menſchen noch barfuß durch's Leben
wallen. So aber giebt der Schuh allein vor mandhem Dorn
und? mandem Stein und Sicherheit und? Schu. Juchhe!
Juchhe! Sufal — la — la ra.
Mit Feftigkeit tritt mancher auf, dem fonft der Schuh
gefehlet, und den in jeinem Kebenslauf gar mancher Dorn
gequalet. Allein feitdem der Schub ihm paßt, ift er ein hoch
willfommner Saft, vor dem fid) jeder neigt. Juchhe! ıc.
Und drüdt euch manchmal aud) der Schuh, ihr müßt es
fi ertragen, die Zeit Eommt, wo man ihn im Nu kann au
den Reiften ſchlagenz und iſt's nicht hier, fo ift es dort, wir
fommen al’ an einen Ort, da giebt's nur einen keiften
Juchhe! zc. „Hans Sachs.“
214 Die Schwalben, ja die Schwalben.
418. .
| Die Schwalben, ja die Schwalben bei'm Hirten find fie
gern, und wenn die Blätter fallen, ziehn fie wohl in die Fern’,
wohl in die Fern’, jo gern, fo gern!
Zu jedem Lamme plaudern fie noch ein heimlich Wort:
Wir dürfen nicht mehr zaudern, der Winter treibt uns fort,
von Ort zu Drt, und Schwalben forf. _
Der muntre Hirte finget: „Seht ihr nad) meinem Sinn
ein Schägchen, nun, dem bringet die fchönften Grüße hin,
dahin, dahin, nach meinem Sinn.”
„Ja grüßt mir alle Mädchen zu Berg und auch zu Thal,
die Schönften in den Städtchen viel liebe taufendmal! zu Berg
und Thal, viel tauſendmal.“
Die Schwalben zogen munter durch grauen Nebelftreif,
der Hirte ſtill hinunter im erften Winterreit durch Schnee
und Reif und Nebelſtreif. ulius Mofen.
419.
Die Segel find aufgezogen, die Wellen tanzen umher,
und morgen wird fortgeflogen weit über das blaue Meer,
weit über das blaue Meer.
Wir waren nah Mühen und Wandern im fchönen Hafen
vereint; ein Schifflein fliegt nad) dem andern, und jedem
wird nachgeweint.
Und alle tanzen im Meere, weiß Niemand, wohin er
— jemals er wiederkehre, ob Welle und Wind ihn
verweht.
Es kommen die dunkeln Wogen mit Morgenroͤthe ge-
ſhmogt, drum raſch vorübergezogen und immer vorwärts
geblickt!
420.
Eigne Melodie.
Die Sonn’ erwacht, mit ihrer Pracht erfüllt fie die Berge,
das Thal. O Morgenluft! O Waldesduft! D goldener
Sonnenftraht!
Mit Sing und Sang die Welt entlang! Wir fragen
woher nicht, wohin? Es treibt uns fort, von Ort zu Drt,
‚mit freiem, mit fröhlihem Sinn.
‚sn Weit’ und ern’ führt uns ein Stern, auf ihn nur
gerichtet den Blick! Preciofa, dir, dir folgen wir, und Kei-
ner bleibt, Keiner zurüd! „Precioſa.“
Pie Thale dampfen. 215
421.
KRaiferlied bei'm Nüdesheimer.
Melodie: Waͤr' ich ein wilder Falke.
Dies, Brüder, iſt der Koͤnig von unſerm deutſchen Wein,
doch ſagt: wer ſoll der Koͤnig von unſerm Liede ſein?
Karl, Karl, der große Kaifer, des Preifes ift er werth;
fang er —F— deutſche Lieder, und trug ein deutſches Schwert?
Einſt ſchaut' er von dem Söller zu Ingelheim in's Thal,
ed glänzte auf den Bergen der Schnee im Fruͤhlingsſtrahl.
Noch zwang ihn nicht die Sonne: zu Rüdesheim allein,
da mußt” er niederträufeln vom Felfen in den Rhein.
Der Kaifer ſieht's und lächelt: „Das deutet mie Gewinn;
dort, wo der Schnee zerrinnet, foU die Orlänner blühn.”
„Sie ift ein Kind der Sonne, fie ift den Bergen hold;
der Rhein, er giebt ihr gerne zum Gaſtgeſchenk fein Gold.’
Der Kaifer ſagt's, und Boten, die werden ausgefandt,
fie holen aus der Fremde die Reb' in's deutfche Land.
Da grünt fie froh, als wär’ es in heimathlicher Luft,
ed trinkt erſtaunt der Schiffer der Blüthe Balfamduft.
Den erften Moft, den fchenket der Kaifer felbft fich ein,
und ruft: „Zum deutfihen Liede gehört auch deutfcher Mein!“
Drum, Brüder, laßt ihn leben, und Elinget wader an,
daß er's im Grab vernehme, der wackre deutfche Mann.
Ja leben fol er, leben an feinem fchönen Rhein! Er
liebte deutfche Lieder, er gab uns deutfchen Wein.
8' Aloys Schreiber.
422.
Eigne Melodie.
Die Thale dampfen, die Höhen glühn, welch froͤhlich
Jagen im Waldesgrün! Der Morgen wet zu friiher Luft,
body ſchwillt die Bruft des Siegd bewußt. Dringt muthig
durch Schluchten und Moor, laßt fehmettern die Hörner im
Chor:-ihr Fürften der Waldung hervor!
Nun freudig fieget das goldene Licht, vom Bogen flieget
des Pfeiles Gewicht, ereilt den Aar auf luft'gem Horft, er:
legt die Sichlang” im dichten Forft! Wohlauf denn durch
Schluchten und Moor, laßt fehmettern die Hörner im Chor:
ihr Fürften der Waldung hervor!
Helmina 9. Chezy. „Euryanthe“ v. Weber.
216 Die Tochter bat die Mutter.
423.
Das wunderthätige Mannsbild.
Die Tochter bat die Mutter fchön, fie möchte in die
Kirche gehn, die Bilder anzubeten, denn fie jest große Hei:
ligkeit inbruͤnſtig hätt’ betreten.
„D Tochter, das ift gar verrucht, die Schrift ein folches
Thun verfluht, Gottes Wort allein folft hören! das kann
dir geben Zroft und Freud’, die Bilder thun bethören.”
„Das Bild, o liebfte Mutter mein, das mid, zieht in
die Kirch' hinein, ift nicht von Holz formiret; es ift ein fchö-
ner ftolger Knab, fein Leib gar wohl gezieret: 1
Solch' lebend' Bild’ Die Kraft jest han, ziehn in-
die Kirch' manch' Frau und Mann, wenn fih die Augen
drehen, daß man alfo verftehen kann, manch' Wunder ift
gefchehen. Nach Roſt's Galliarden. 1598.
424.
Die Zrepp’ hinunter geſchwungen komm' ich im vollen
Lauf, die Trepp’ empor geiprungen kommt er und fängt mich
auf: und wo die Zreppe dunkel ift, haben wir vielmal uns
geküßt, und niemand hat's geſehen.
3 komm’ in den Saal gegangen, da wimmelt's von
Säften bunt, wohl glühten mir die Wangen, wohl glühte
mir auch der Mund: ich meint’, es ſäh' mir's jeder an, was
wir da mit einander gefhan, doch niemand hat's gejehen.
Sch mußt’ hinaus in den Garten und wollte die Blumen
fehn, ich Eonnt’ es nicht erwarten, in den Garten hinaus zu
gehn. Da blühten die Nofen überall, da fangen Sie Vögel
mit lautem Schall, ald hätten ſie's gejehen. Gruppe.
425. "
Die Zreue, die und Brüder band, fei bauernder als Erz.
Für Freiheit, Ehre, Vaterland ſchlaͤgt tapfrer Burfchen Herz.
(Einer:) Zur deutfchen Fahne ſchwoͤr' auch ich, die Frei—
beit ſeiſs Panier! (Chor:) Wir kaͤmpfen gut und ritterlich,
fo, Brüder, fiegen wir!
426.
Egmont's Klärchen.
Die Trommel gerühret! das Pfeifchen gefpielt! Mein
Liebfter gewaffnet dem Haufen befichit, die Lanze hoch führet,
die Leute regieret. Wie klopft mir das Herze! wie wallt mir
das Blut! O hatt’ ich ein Wäͤmslein und Hoſen und Hut!
Die Welle wählt im Sande. "9217
Sh folgt ihm zum Thor 'naus mit muthigem Schritt,
ging’ durch die Provinzen, ging’ überall mit. Die Keinde
Ichon weichen, wir fchießen da drein. Welch Gluͤck fonder
Gleichen, ein Mannsbild zu fein! ’ Göthe.
. 427.
Dieweil, ihr cheuern Bruͤder, es alſo muß geſchehn, daß
wir fo jung nicht wieder einander werden ſehn; fo daͤcht' ich,
wär’d gefcheidter, wir traͤnken noch eins weiter, und -jängen
audy noch eins — es wehrt dies uns ja Feine.
Pflicht iſt's, von frommen Dingen das frömmfte thun.
Und fo laßt diefes Glas erklingen dem Wirth unisono!
Durch alle Nerven beben, und dann zum Himmel ſchweben
muß, Brüder, diefer a! ihr wißt den Sinn davon.
Kun laßt das zweite Hingen! Es gilt des Freundes Herd
und was von guten Dingen ihm Gott noch fonft befchert;
der Stätte doch vor alled, wo diefe Sänge fallen, fie hält
uns ja vereint, die Freunde bei dem Freund!
Das dritte uns qu ehren, fo wie wir jest hier jind,
und die und angehören Daheim, fo Weib als Kind; dem Freund
auch, der uns ferne — wir hätten, ach! fo gerne mit ihm in
diefer Stund’ erneutsden alten Bund!
Ein viertes ift zu bringen nun noch, ſo's euch gefällt,
laßt alle Glaͤſer klingen — es gilt der ganzen Welt! Trinkt,
Sreund’, ed raſch und munter in Einem Zug hinunter! und
wenn auch Einer fällt — er fallt ja für die Welt! Schr.
!. 48.
Melodie von Methfeffel.
Die Welle wühlt im Sande, die Welle fchlägt an's Haus:
der Knabe fist am Strande und fieht ind Meer hinaus.
„Komm, liebe Well’, ich fehmiege mich froh in dic, hinein;
du jollft mir meine Wiege, ich will dein Kindchen fein!”
„Sollſt mich hinunter tragen, wo andse Menjchen find,
die nicht die Kindlein fchlagen, mich armes, armes Kind!
Und Lebft du mir zu Willen, begehre feinen Lohn; ich gab
dir ja im Stillen viel taufend Thraͤnen ſchon!“
Die Welle rauſcht und fteiget zum hohen Strand hinan,
der Knabe ftill jich neiget, und läßt ſich willig fahn. Wohl
ruft am naͤchſten Morgen der Vater rings Fin Kind; im
Röhricht liegt's verborgen, und drüber faujt der. Wind.
A. Sörfter.
—N
218° Die Welt gleicht einer Bierbonteille.
429.
Melodie: Die Welt ift nichts als ein Orcheiter.
Die Welt gleicht einer Bierbouteille, wie Menfchenfinder
find das Bier. Died Gleichniß paffet A merveille, ed zu
beweifen, fteh’ ich bier: Der Schaum bedeutet große Leute,
als Bier fieht man den Bürger an, ald Hefe fteht ihm
kaum zur Seite der vielgeplagte Baterömann! ;,:
Und wird der Kork hinweggezogen, fo präfentirt fich
gleih der Schaum; nah ihm wird der Gehalt gewogen, Das
Vebrige bemerkt man kaum. Doc Fann nur Kraft im Biere
liegen, der Schaum ift weiter nichts ald Wind, und tft er
noch jo hoch geſtiegen, fallt er doch eben fo geſchwind.
Die Hefe wird gar nicht geachtet (man weiß, wie gern
der Undank fchweigt), und wenn man ed beiim Licht betrach-
tet, fie ift’s, durch die der Schaum Aur fteigt. Von meinem
Liede hört das Ende: der Tod kommt unverhofft in’d Haus
und Ieeret ohne Komplimente den Schaum zufammt ber
Hefe aus.
430.
%
Eigne Melodie. *
Die Welt ift nichts als ein Occhefter, wir find die In:
ftrumente drin, die Harmonie ift unfre Schwefter, fie giebt
uns wahren Menfchenfinn; die großen*Herren dirigiren und
geben obendrein den Takt; wir armen Zeufel. mujiciren oft
weniger, oft mehr erakt.
ndante heißt der Armen Tempo, Allegro muß bein
Reichen fein, bei großen Herren Majeftofo, wir fiftuliren
hinterdrein; doch Mancher fpielt dennoch vergebens, denn feine
Saiten find nicht rein, und fo ein Man verdient zeitlebens
ein Bladbalgtreter nur zu fein.
431.
Die Welt fcheint zur Freude gemacht: ich lache, du la⸗
heit, er lacht; unendliche Wonnen arwachen: wir lachen, ihr
Lachet, fie lachen.
Auch Kummer und Leiden erjcheint: ich weine, Du weis
neft, er weint; verließ denn der Himmel die Seinen? wir
weinen, ihr weinet, fie weinen.
Doch Zröftung erheitert uns oft: ich hoffe, du boffeft,
er wen dann fehen den Himmel wir offen: wir hoffen, ihr
boffet, fie hoffen.
Heil! went fich ein Liebchen ergiebt: ich liebe, du liebeſt,
er liebt; daß immer fo felig wir blieben: wir Tieben, ihr
liebet, fie lieben. \
Die Seiten, Brüder, find nicht mehr. 219
Wie zärtlich die Liebe doch ift: ich Büffe, du kuͤſſeſt, er
küßt; wer braucht denn das alles zu willen: wir Eüflen, ihr
küſſet, fie kuͤſſen.
Und wenn die Geſelligkeit winkt: ich trinke, du trinkeſt,
er trinkt; trinkt alle zur Rechten und Linken: wir trinken,
ihr trinket, ſie trinken.
Doch ſelber die Eiche ermürbt: ich ſterbe, du ſtirbeſt,
er ſtirbt; vom Tod laͤßt kein Freipaß ſich werben: wir ſter⸗
ben, ihr ſterbet, ſie ſterben.
Und ob auch die Hülle zeritäubt: ich bleibe, du bleibeſt,
er bleibt; in's Herz laßt’ mit Flammen euch ſchreiben: wir
bleiben, ihr bleibet, ſie bleiben! Sigismund.
432.
Melodie von Proch.
Die Wolken an des Himmels Plan, ſie ſchaun mich an,
und ziehen fort nach jenem Ort, wo ſie allein gedenket mein,
zu jeder Zeit in Luſt und Leib. D Wollen, hoͤret meine Bitt',
0 Wolfen, nehmt mid mit! ,
Es ziehn die Voͤglein wohl entlang mit füßem Sang
nach jenem Land, wo ich fie fand, bie bis an’s Grab mir
Liebe gab und Lieb’ empfing mit-Schwur und Ring. O Bög-
lein, böret meine Bitt‘, o Voͤglein, nehmt mich mit!
Es fließt der Bach und murmelt ftil, ob mit ich will,
wohin er eilt, wo Liebchen weilt und inniglich nun denkt
an mid, und ftil und traut in’6 Bächlein ſchaut. O Bächlein,
höre meine Bitt', o Bächlein, nimm mich mit!
Gedanken fliegen, nimmer matt, nach jener Stadt, wo
liht ummebt die Holde lebt, die ich errang durch füßen Gang,
mit dem mein Lied in's Herz ihr zieht. Gedanken, höret
meine Bitt', Gedanken! nehmt mich mit, o nehmt mid, mit!
433 M. G. Saphir.
Bekannte Melodie.
Die Zeiten, Brüder, find nicht mehr, da Treu' und
Glaube galten; jest find die Worte glatt und leer, fo mad}:
ten's nicht die Alten! Wie Mancher Ichiwöret Stein und Bein,
und nie flimmt feine That mit ein. (Ehor:) Wir wollen
redlich fein.
Daß Vater Noah Wein erfand, muß jeder Zweifler glau:
ben; er fehnitt die Ranken mit der an ‚ und kelterte die
Trauben; oft wenn ſich feine Kinder freun, mißbraudhen fie
den edlen Wein. (Ehor:) Wir wollen mäßig fein.
220 Die Beiten find noch immer gut.
Wer nad) verbotnen Schägen ftrebt, hat Fein vergnügt
Gewiſſen, es quälet ihn, fo lang’ er lebt, mit böfen Schlangen:
biffen; geblendet durch den falfchen Schein, ftürzt er in's
Unglück tief hinein. (Chor:) Wir wollen weıfe fein.
Die Welt bleibt Doc die befte Welt, zur Luft ift fie er:
ſchaffen; den Zräumer, dem fie nicht gefällt, muß fein Ver:
druß beftrafen. Der Misanthrop mag immer fchrei'n und
unfern Scherz vermaledeiin. (Chor:) Wir wollen fröhlich fein.
Die Pflicht befiehlt, das Wohlergehn des Naͤchſten nicht
zu neiden, man fol, wenn Arme muthlos flehn, fie fpeifen,
tränfen, Beiden; der wahre Menfch fühlt ihre Pein; er fühlt's,
um Hülfe zu verleihn. (Chor:) Wir wollen Menfchen fein.
tie darf der Freundichaft hoher Preis blos auf der Zunge
fptelen, ein Freund fol ihn durch regen Fleiß und durd) Ver:
dienfte fühlen: er muß vom Eigennuge rein ihr feine ganze
Seele weihn. (Chor:) Wir wollen Freunde fein.
434,
Melodie: Die Zeiten, Brüder, find nicht mehr.
Die Zeiten find noch immer gut, was auch: die Leute kla—
gen. Bufriedenheit und froher Muth hilft jedes Weh ertra-
gen. Sag immer, daß ed nicht fo jei, wer Hagen will —
ich fage frei: Mir gilt das einerlet.
Sum Frohfein ıjt man in der Welt; nichts helfen Sram
und Sorgen. Mein Släschen trink' ich für mein Geld und
brauch' ed nicht zu borgen. Man fage, was und wie idy fei,
und tadle friſch, ich fage frei: Mir gilt dad einerlei.
Sch denke, ſeh' ich Schattenhöh’n und Thäler, Baͤch' und
Auen: die Melt ift etwas, und iſt fchön, gemacht, fie an-
ufhauen. Was etiwa die Philofophei dagegen jest, ich fage
* Mir gilt das einerlei.
So viel ich brauch', um froh zu fein, mich rechtlich auf:
zuführen, und andre Menſchen zu erfreun, weiß ich zu con:
ſtruiren. Ob's Wiffen oder Meinung fei, was mich beglüdt,
— ich fage frei: Mir gilt das einerlei. .
Mer ftets fo, wie er denket, fpricht, an dem find’ ich
Behagen, gefaͤllt's aud Dem und Jenem nicht; was recht
it, darf man fagen. Weg mit der feilen Schmeirhelei!
Spriht man: ich fpräche gar zu frei: mir gilt das einerlei.
Auf, traute Freunde, ftimmet ein: es lebe deutſche Sitte!
Wer brav ift, der fol Freund und fein, fi _freun in unſrer
Mitte! Was einer hab’ und gelt’ und ſei, — ift er nur brav, fo
ſprech' ich frei: Mir gilt das einerleci.
Bir, jängfter Sohn der Beit. 221
435.
Melodie: Der Wein, der Wein ift Goldes werth.
Dir, holder zabred Geikting, die ertönt im Rundgefange
ein fröhliches Willfommen bier, bei hellem Becherblange; und
Reid und Arm und Groß und Klein ſtimm' in den frohen
Gruß mit ein. Chor: Ja Reich und Arm, und Groß und
Klein, ftimm’ in den frohen Gruß mit ein.
Es lebe jede gute That ded Bürgers und bes Fürften!
Und wer bazu geholfen hat, fol trinten und nicht dürften!
Und wer die beſte That gethan, der fei des Landes erfter
Mann! Chor. Und hätt’ ein Bettler fie gethan: er fei des
Landes erfter Mann!
Zufriedenheit zu Salz und Brod, zum Braten guten
Magen! Auch Gluck und Ueberfluß maht Noth, kann man's
nicht wohl vertragen. Um froh zu werden, trinkt den Wein;
doch feid ihr froh, ſchenkt nicht mehr ein! Chor. Um froh
zu werden, ıc. .
Und nun auf aller Menſchen Wohl! der Böfen und der
Zrommen! Und Iud’ und Zürf! und Heide fol in Ehriftus
Himmel kommen! Wir leben auf Barmherzigkeit und ift
darin Fein Unterfcheid. Chor. Wir leben ıc.
Das heif’ und Gott, und laß und all’ zu feiner Kreude
leben; und wol’ und endlidy allzumal ein ewig Neujahr ge:
ben! Im Himmel Freud', im Grabe Ruh: dann, Zodten:
gräber, fcharre zu! Chor. Im Himmel ꝛc.
436.
‚Dir, jüngfter Sohn der Zeit, fei unfer Gruß geweiht, im
Zreundesbund‘. Dir tönt der Rundgefang, dir klingt der Be:
cherklang, im herzlich frohen Drang, mit Glas und Mund.
Winde mit milder Hand und und dem Vaterland den
Blüthenkranz, aus Segen, Wonne, Elüd bring’ ihn im Frie
densblick, und gleiche Stuͤck für Stüd dem: Bruder ganz!
Löſche der Zwietracht Brand fortan In jedem Land, wo
er noch glimmt: der Menfchheit ftrahle rein ded Friedens
Sonnenfchein, zum Segen nur allein fei du beftimmt!
Zrodne die Thrane mild, die manchem Aug entquilt
im Stillen oft; dort, wo der Kummer droht, leuchte auf dein
Gebot der Hülfe Morgenroth, ſchnell, unverhofft.
Fuͤllet mit Rebenſaft, vol vaterländ’Iher Kraft, und rein
und wahr, die Gläfer! Bringt im Nu ihm jegt ein Schmollis
zu, und ein’ Fiducit! du uns liebes Jahr!
222 Dir fei ein froher Rundgeſang.
Der Freundfchaft und der Zreu’ himmliſche Blüthen ftreu”,
dem frohen Kreis! Iſt alles wohl gemacht, wird unſer Dank
gebracht in der Sylveſternacht dir dann als Greis.
437.
Um fünf und zwanzigjährigen Stiftnngsfefte
einer Gefellichaft.
Melodie: Die Zeiten, Brüder, find nicht mehr.
Dir fer ein froher Rundgefang, beglüdter Tag! gefungen,
der einft die erften Bande fchlang, die uns bis heut’ umfchlun-
en; der, was uns Schönes nur erfheint, bei Becherklang,
efang und Freund zum Ganzen einft vereint.
Dur) fünf und zwanzig Jahre hin bat fich dies Band
erhalten, mocht' auch feit Feinem Anbeginn die Welt ih neu
geftalten; zeg auch des Krieges blut’ger Graus verderblich ber
von Haus zu Haus: wir hielten redlich aus!
Bei Wein und Lieb’ und Sarg und Scherz entflohen bier
die Stunden, hat fehnend manches treue Herz ein zweites Her
gefunden. Geſelligkeit und froher Sinn, fie flreuten Frucht
und Blüthen hin, dem Ganzen zum Gewinn.
Die heitre Kunft, der frohe Zanz, der Zöne ſanftes Be-
ben, fie flochten einen frifchen Kranz auch um das trübfte Le-
ben; und. bleiben, trog der Zeiten Schwung, in freudiger Er:
innerung, doch ewig neu und jung.
Drum, Brüder, hebt empor das Glas: bie Stifter follen
leben, die und der Freuden volles Maß jo lange Jahr’ gege-
ben! durch die fo mancher Gram entflog, der Freundſchaft
Band uns fanft umzog: jie leben dreimal hoch!
Wohl viele, die in unferm Bund einft fröhlich fcherzten,
fangen, find aus dem frohen Freundesrund gar fröhlich heim:
gegangen 5 der Zodten werde jegt gebacht: den Schlafenden in
zrabesnacht ein volles Glas gebradit.
Sol nimmer unfer Bund vergehn, der Kindeskinder
Freude, jo laßt und feft beifammen ftehn in Freuden und im
Leide; fern bleibe Zwietradht, Haß und Streit: der Eintracht
und ge ſei diefes Glas geweiht.
Erfüllt, eh' fchnell_die Zeit Yerrinnt, dad Glas mit Saft
der Reben: wir, die wir bier beifammen find, wir Kart fol-
len leben! Im guter oder böfer Zeit, voll Freundfchaft und
Zufriedenheit noch funfzig Jahr’ wie heut’!
438.
Dir, zarter Thau, der du der Bruft entquollen mit ftum-
mer Sprache in den Augen ftrahlft, der bu den Ausdruck eines
B Miciche find zitig. 223
übervollen Sefühles mit den fhönften Karben malft: Dir, fanfte
Thräne, bed Entzückens Beuge, des Ziefgebeugten Zroft, der
Rührung Bild, dir fei mein Lied geweiht! und vor dir beuge
fi) jede fromme Seele dankerfüllt.
Ber hätte niemals deine Kraft empfunden, wer nie fein
Inneres durch Dich entblößt? wer nicht in froben, nicht in
teüben Stunden des Herzend Drang in Zihränen aufgelöftr
Wie Blüthenduft, aus zartem Stoff gewoben, erquickend und
belebend uns umfließt: 8 wird durch Thraͤnen das Gefühl er:
hoben, das fie mıt unverdorb'nem Sinn vergießt.
Die Glocke tönt; und feierlich beweget der Zug jich nad
der Yriedenöftätte Hin, ein theures Weſen führend; und es
reget ein Mitgefühl fi in dem rauhften Sinn. Doc wen
der Schlag am härteften getroffen, dem fließet reichlich noch
der Lind’rung Quell, läßt Wiederjehen den Berwaiften hoffen,
macht feinen innern Blid nur fcharf und hell.
Hier Eniet der Sohn; ed ruht auf feinem Haupte ftilffeg:
nend noch die älterliche Hand. Das Schickſal ruft, und uner:
bittlich raubte ed ihm fein Paradies, fein Vaterland. Die
Mutter fchluchzt: bleib’ gut! der Vater mahnet: fei brav und
bieder, nur bed Guten Freund! Der Jungling ſchweigt und
fampft und ee was ihm verloren geht, und weint.
Dort jeufzt ein Herz, von rauher Hand gedrüdet, das
fi) nach Liebe und nach Frieden fehnt; die Zhräne iſt's, die
es allein beglüdet, mit Gott und Menfchen feinen Schmerz
verföhnt. Hier greift ein frommes Wort, erhab’ne Zöne ent:
lodend, in die innern Saiten ein: dann ift von Gottverwandt-
ſchaft ſtets die fchöne, beredte Thraͤn' ein fanfter Wiederjchein.
Drum laßt mich immer ungefehen weinen! Mein Kaͤm—
merlein ift mir ein Heiligthum, wo höhere Geftalten mir er:
ſcheinen, als fie dad Leben giebt durdy Glanz und Ruhm.
Hab’ ich dem innern Drang fein Recht gegeben, und, was ich
fühlte, herzlich ausgeweint: dann tret’ ich neugeftärft in’s
wirre Leben, und freundlicher mir dann Die Sonne ſeint
439. G. Fr.
D' Kirſche find zitig, d' Kirſche find gut, und wenn's
Maͤdle vorbeigoht, fo lupft mer's de Hut.
Dort drunte im Thale goht's Bächle fo trab, und i kann
der’s net hehle, i han de fo lieb.
Wenn i wifperl, wenn i fchrei, und du hörft me net glei,
fo muß i verftehn, daß i weiter fol gehn.
Und wenn -i der's a Aa ſag, daß i de lieb, und du
geift mer Fein Antwort, jo wird mer's ganz trüb.
Shwäbifches Volkslied.
224 Do hen fie mer 2, Ma vergrabe.
440.
Do hen fie mer e Ma vergrabe. 5s iſch ſchad für ſini
bfundre Gabe. Gang, wo de witt, fuch no fo ein! Sel ifch
verbei, de findfch mer ein.
Er iſch e Himmeldglehrte gi. In alle Dörfere ber und
bi fe het er gluegt vo Hus zu Hus: Hangt nienen echt e
Sternen uß?
Er iſch e freche Ritter gſi. In alle Dörfere ber und hi
fe het er gfrogt enanderno: „Sin Leuen oder Bäre do!“
E guete Ehrift, ſel ifch er gfi. In alle Dörfere her und
bi fe bet er unter Tags und z'Nacht zum Chrutz fi ftille
Bueßgang gmacht.
i Namen iſch in Stadt und Land bi große Here wohl
bikannt. Si allerliebſte Kumpanie fin alliwil d'd rei Kuͤnig
gſi. Jez ſchloft er und weiß nüt dervo, ed chunnt e Zit,
gohts alle ſo.
441.
Chriftfindleins Wiegenlied.
Dormi, Jesu, mater ridet, quae tam dulcem somnum
videt, dormi, Jesu blandule! Si non dormis, mater plo-
rat, inter fila cantans orat: :,: blande veni somnule. :,:
442.
Dort auf den Höhen ftand die alte Garde, die Bären-
müßen in die Stirn gebrüdt, dad Antlig meift mit Schmarr’
en Kieler Scharte, der erniten Schrift des Krieges, reich ge=
müdt. ’
Mit Zrauerfloren hatten fie umfchlungen des Eaiferlichen
Adlerd goldnen Glanz, zu zeigen ihn erft dann, wenn fie er:
rungen fich eines großen Sieges Lorbeerkranz.
So ftand die Garde in ded Kampfes Schwüle, im dich⸗
ten Kugelvegen fonder Scheu; dem Tod zu trotzen in dem
Schlachtgewuhle, war Feinem ihrer Krieger ſchwer und neu.
Herauf dort fprengten Albions Geſchwader, der Boden
bröhnte von der Roffe Huf; den Britten rollte Muth in jeder
Ader, entflammt durd ihres großen Feldherrn Ruf.
„Euch, Kinder, — ſprach er, — darf der Feind nicht
ichlagen, euch fchmüdt der Ruhm der geäften Tapferkeit.
Was würdeft du, mein Vaterland, wohl jagen, verlören wir
den Sieg in diefem Streit!"
Dort oben auf jenem Berge. 225
Run galt dem Britenkrieger nicht das Xeben, er ftürmte
fort, auf Bahnen blutigroth. „Auf, — ſchrie er, — Garde,
wi Du dich ergeben, ſonſt ift dein Schickſal unvermeidlich
Zod!
Da tönte weit Cambronn's gewalt'ge Stimme: „Zurüd!
die Gard’ ergiebt fich nicht, fie ftirbt!” und donnernd rief fie
nah im edlen Grimme: „Wohlan! die Gard’ ergiebt ſich
nicht, fie ſtirbt!“
Und ſchwer getroffen von der Feinde Streichen ſank bel:
dentühn Cambronne in's eigne Blut; doch war fein Fall den
Seinen nur ein Zeichen zum Zodeöfampfe mit erhöhter Wuth.
Ihn rächend flürzten feine Zapfern nieder; wie konnten
fie wohl leben ohne Ruhm? Run fhmüdt ihr Name herr:
ih unfre Lieder, und ftrahlt in der Geſchichte Heiligthum.
443.
Dort oben auf dem Berge, ba fteht ein hohes Haus, da
fliegen alle Morgen zwei Zurteltäublein "raus.
Ad, wenn ih nur ein Zäublein wär’! Wolf’ fliegen
aus und ein, wollt’ fliegen alle Morgen zu meinem Brüberlein.
Ein Haus wollt’ ih mir bauen, ein Etod von grünem
Klee, mit Buchsbaum wollt’ ich deden und rothen Naͤgelein.
Und wenn das Haus gebauet wär’, befchert’ mir Gott
was 'nein, ein kleines kleines Kindelein, dad follt” mein Zäub-
lein fein! Des Knaben Wunderhorn.
444.
Dort oben auf der Alme, wo's Gemſen noch giebt, da
hab' ich mit mei Stuzerl ein' herrliche Freud, die Sennerin,
ein Maͤdel wie Milch und Blut, iſt dort den muntern Schuͤtzen
von Herzen gut.
Komm' ich da mit mei Stuzerl, ſo lacht ſie dazue: Haſt
üben was geſchoſſen, du wilder Bue? Komm, fetz dich zu
mir nieder und mach a Spaß; ich geb' dir friſche Butter on
Milch und on Kas. 4s
Schäfers Klagelied,
Dort oben auf jenem Berge, ba ſteh ich wohl taufenp:
mal, an meinem Stabe gebogen, und ſchaue hinab in das
Thal.
’ Dann folg’ ich der weibenden Herde, mein Hünbehen
bewahret mir ſie. Ich bin herunter gelommen und weiß doch
felber nicht, wie?
. 15
226 Dort oben anf'm Geſträuß.
Da ftehet von fehönen Blumen die ganze Wiefe fo voll.
Sch breche fie, ohne zu wiflen, wem ich fie geben fol.
Und Regen, Sturm und Gewitter verpafl’ ich unter dem
Baum. Die Thüre dort hleibet verfchlofien, und alles ift
leider ein Zraum.
Es ftehet ein Regenbogen wohl über jenem Haus! fie
aber ift weggezogen, und weit in dad Land hinaus.
Hinaus in das Land und weiter, vielleicht gar über die
See. Borüber, ihr Schafe, vorüber! dem Schäfer ift gar
fo weh. 446 Göthe.
Dort oben aufm Gefträuß hoft a Fink und a Zeis, und
a kohlſchwarzes Dierndl wird nimmame weiß. |
447.
Bekannte Melodie.
Dort unten in der Mühle faß ich in füßer Ruh’, und fah
dem Näderfpiele, und fah den Wäflern zu.
Sah zu der blanfen Säge, ed war mir wie ein Zraum,
die bahnte lange Wege in einen Zannenbaum.
Die Zanne war wie lebend; in Trauermelodie, durch alle
Fafern bebend, fang diefe Worte fie:
Du Eehrft zur rechten Stunde, o Wanderer, bier ein, du
bift’s, für den die Wunde mir dringt in’s Herz hinein.
Du bijt’s, für den wird werden, wenn kurz gewandert
au dies Holz im Schooß der Erden ein Schrein zur langen
u
Vier Bretter fah ich fallen, mir ward's um's Herz fo
fhwer, ein Wörtlein wollt’ ich Iallen, da ging das Rad nicht
mehr. 3. Berner.
448. |
Melodie: Am Rhein, am Rhein.
Drei Engel find dem Menfchen zugegeben: der Freude
holde Fee in einen Lenz; die Hoffnung zum Erftreben, ber
Meisheit fteile Hoͤh'.
Und du, die du mit neuem Blüthenfaume der Kindheit
Fluren Ihmüdft, den Greis, und ihn mit feinem Sugend-
traume, Erinnerung, entzüdft.
Die du allein der Zeiten Fittig bindeft, zurüdbringft
ihren Raub, um liebe Urnen frifche Kränze windeft, und nun
befeelft den Staub.
Bor allen dir find unfre Huldigungen und dieſes Xied
geweiht; es ift der Nachhall aus den Dammerungen entwich:
ner Blüthenzeit.
Drei Kilien, drei Lilien. 227
Hin zu des Wiffend treuer Wiege leite noch einmal un-
fern Blick, in ihre Zempel fuͤhr', Erinnerung, heute noch ein-
mal uns zurüd. '
Wo uns ber erfte Strahl von Net und Wahrheit mit
janfter Gluth durchzückt, wo wir zuerft der wahren Tugend
Klarheit im Morgenroth erblidt.
Mo Zwang und Madhtfpruh nidt den Geiſt entehren,
die junge Kraft nichts lähmt, nur das Gewicht geprüfter
Weisheit Lehren, den wilden Aufflug zähmt.
Und Kopf und Herz zum fünftigen Berufe in reinem
Einklang flimmt, uns zeigt die Wahn zu diefer höchften
Stufe, die je der Menſch erflimmt.
Dort ward für Vaterland und Menſchenwürde gehoben
unfer Herz, geftählt für diefes Erdenlebens Buͤrde, erwärmt
für Brüder Schmerz.
Dort Beimten jchon die Lorbeern zu dem Kranze, der den
Perdienten ziert, dort glühten auf die Strahlen zu dem
Slanze, der, Zugend, dir gebührt.
Was Großes je geſchah — der Kräfte Regen — was
Gutes uns erfreut, ward dort gewedt, und jeder Ernte
Segen — er ward dort außgeftreut.
Was Muth uns giebt zum Gang dur Dornenheden,
Muth zu dem letzten Gang, und was vermag zu Kampf und
Sieg zu weiten, das ift ihr Wiederklang.
Ber endlich dort gefammelt, den begfüde heut’ reine
Sugendluft; wem blieb ein Freund aus jener Zeit, der drüde
ihn an die freue Bruſt.
Obſchon bergab der Unfern mandyen leitet der Hoffnung
treue Hand, und auf ihr letztes Ziel hinüber deutet in's un-
befannte Land:
Laßt dennoch froh und feften Muths und wallen des
kebens ftilen Reſt: veröden werden nimmer diefe Hallen und
fi verneu’n ihr Feſt. —
Und fällt ein Glied dahin, — wird er zerriflen der frau:
lihe Verein: fo mögen die die Kette wieder fchließen, Die
nach) und werden fein. 4
49.
Drei Gäns im Haberftroh faßen da und waren froh; da
fam ein Bauer gegangen mit einer langen Stangen, ruft:
wer do? wer do? Drei Gäns im Haberſtroh ſaßen da und
waren froh!
450.
Drei Lilien, drei Lilien, die pflanzt’ ich auf ein Grab,
iuvallera! da Fam ein ftolzer Reitersmann, und brach fie ab.
15 *
228 Dreimal, dreimal um’s Hans!
Mit Iuchheirarafierafierafiera! mit Iuvallerallerallerallega! da
kam ein flolzer Reitersmann, und brach fie ab.
Ad, Reitersmann, ad) Reitergmann „ laß doch bie Lilien
een n! ie die fol mein Herzallerlichfter noch einmal
ehn. it ıc
Ueb' immer Treu’ und Neblichkeit bis an dein Fühles
Grab, ꝛc. und weiche Feinen Finger breit von Gottes Wegen
ab. Mit ic.
Dem Böferwicht wird Alles fehwer, er thue, was er thu',
das eafter treibt ihn bin und ber und läßt ihm Feine Ruh’.
Und fterbe ich noch heute, fo bin ich morgen todt, dann
begraben mic) die Leute um's Morgenroth.
Dies blu⸗a⸗ us ein Jägersmann wohl in fein Zägerhorn,
und Alles, was er blu⸗a⸗us, das blus er von vorn.
451.
Dreimal, dreimal um's Haus! „Schaͤtzel, biſt du drinnen?
Schau', i Eomme zur Thür hinein, will dir helfen fpinnen.”
Kam die Zaube, bracht’ die Haube. Kam die Fliege, bracht’
die Wiege. Kam die Kag’ vom Boden gerannt, — ihr
ein goldnes Wickelband. Cyſer (2).
452.
Drei Wochen vor Oſtern, da geht der Schnee weg, dann
beirath’t mein Schätchen, dann hab’ ich nen Dred
Treu hab’ ich geliehet, was hab’ ich Davon ? Mein
Shäghen bei betrübet, das hab’ ich zum Lohn!
ad Hilft mie mein Grafen, wenn d’ Sichel nicht
[gmeibt: was bilft mir mein Schäschen, wenn’s bei mir ai
bleibt. .
Bald graf’ ich am Acer, bald graf iꝝ am Rain, bald
hab' ich ein \ rächen, bald hab’ ih auch Fein’.
Drei Roſen im Garten, drei Räglein im Wald, ben
Sommer iſt's lieblich, den Winter iſt's kalt.
Ein altes Paar Ochſen, ein' ſchwarzbraune Kuh, das
giebt mir mein Vater, wenn ich heirathen thu'.
Giebt er ſie mir nicht, ſo heirath 8 nicht, ſo bleib' ich
bei'm Schaͤtzchen und ſag' es ihm ni
Hab’ Hafer gedroſchen, hab’ Einfen gefä’t, hab’ manches
ſchon Mine: 6 —F gedreht. ſ ß
m Wirthshauſe drüben, da ſtehet ein Tiſch, da rappeln
die Gaſen da trinten Dir Wehr . Ö pp
n Ungarn, in Polen geht's luſtig darzu, da tanzen die
Sungfern, da Bappern die hun. g darzu, “
\
Drüben hinterm Porfe ſteht. 229
453.
Drei Worte nenn’ ich euch, inhaltichwer, fie geben von
Munde zu Munde, doch ftammen fie nit von außen ver
dad Herz nur giebt davon Kunde. Dem Menſchen ift al’ fein
Werth geraubt, wenn er nicht mehr an die drei Worte glaubt.
Der Menſch iſt frei gefchaffen, ift frei, und würd’ er in
Ketten geboren. Laßt euch nicht irren des Pöbels Gefchrei,
nit den Mißbrauch rafender Ihoren! Bor dem Sklaven,
wenn er die Kette bricht, vor dem freien Menfchen er zit:
tert nicht!
Und die Zugend, fie ift fein leerer Schall, der Menf
kann fie üben im Leben, und folt er auch ſtraucheln überall,
er kann nad) der Böttlihen ſtreben; und was fein Verftand
der Verftändigen fieht, das übet in Einfalt ein kindlich Ge⸗
müt
Und ein Gott ift, ein Heiliger Wille lebt, wie auch der
menfchlihe wanfe;s hoch über der Zeit und dem Naume
webt lebendig der hoͤchſte Gedanke, und ob alles in ewigem
Wechſel Freift, e8 beharret im Wechſel ein ruhiger Geift.
Die drei Worte bewahret euch, inhaltichwer, fie pflanzet
von Munde zu Munde, und flammen jie gleich nicht von außen
ber, euer Inn’red giebt davon Kunde. Dem Menfchen ift
nimmer jein Werth geraubt, fo lang’ er noch an die drei
Worte glaubt. Schiller.
454.
Droben ftehet die Kapelle, ſchauet ftill in's Thal hinab,
drunten fingt bei Wie’ und, Quelle froh und hell ber Hir-
tenknab'.
Traurig tönt das Glöcklein nieder, ſchauerlich der Lei—
chenchor; ſtille ſind die frohen Lieder, und der Knabe lauſcht
empor.
Droben bringt man ſie zu Grabe, die ſich freuten in
dem Thal; Hirtenknabe! Hirtenknabe! dir auch ſingt man
dort einmal. Uhland.
455.
Melodie von Schubert.
Drüben hinter'm Dorfe ſteht ein Leiermann, und mit
ſtarrem Finger rührt er, was er kann; barfuß auf dem Eiſe
wankt er hin und her, und ſein kleiner Teller bleibt ihm im⸗
mer leer.
Keines mag ihn hören, keiner ſieht ihn an, und die
Hunde knurren um den alten Mann; und er läßt es gehen
230 Drumb gehet tapfer an.
alles, wie ed will, dreht, und feine Leier fteht ihm nimmer
ill
Wunderlicher Alter, ſoll ich mit dir gehn? willſt zu mei-
nen Liedern deine Leier drehn?
456.
Melodie: Kein beffer Leben ift.
Drumb gehet tapfer an, ihr, meine Kriegsgenoffen, ſchlagt
ritterlich darein; eu’r Leben unverdroffen fest auf für's Ba-
terland, von dem ihr folched auch zuvor empfangen habt; das
ift der Zugend Brauch.
Eu’r Herz und Augen laßt mit Eiferflammen brennen,
Keiner vom Andern ſich menfchlich Gewalt laß trennen; Kei-
ner den Andern durch Kleinmuth je erſchreck', noch ‘durch
fein’ Flucht im Heer cin’ Unordnung erweck'.
Kann er nicht fechten mehr, er doch mif feiner Stimme,
fann er nicht rufen mehr, mit feiner Augen Grimme ben
Feinden Abbruch thun, in feinem Heldenmuth nur wünjchend,
daß er theuer verkaufen mög’ fein Blut.
Ein Seder fei bedacht, wie er das Lob erwerbe, daB er
in männlicher Poftur und Stellung fterbe, an feinem Ort
befteh', feft mit den Füßen fein, und beiß die Zähn’ zuſamm',
und beide Xefzen ein.
Daß feine Wunden ſich lobwürdig al’ befinden davornen
auf der Bruft, und Feine nicht dahinten; baß ihn der Tode
—*— auch in dem Tode zier', und man in ſein'm Geſicht
ein'n Ernſt noch leben ſpuͤr'.
So muß, wer Tyrannei entübriget will leben, er feines
Lebens fich freiwillig vor begeben. Wer nur des Tods be-
gehrt, wer nur friih geht anhin, der hat den Sieg und dann
das Xeben zum Gewinn. Mannhold v. Sittewald.
457.
Du biſt mein Schatz, mein Augentroſt; wenn ich dich
—* iſt der Teufel los. Und werd’ ich dann von dir gekoſ't,
o 116 ich wie in Abrahams Schooß.
458,
Du bift wie eine Blume, fo hold und ſchoͤn und rein,
ich fchau’ dich an, und Wehmuth ſchleicht mir in's Herz hinein.
Mir ift, ald ob ich die Hände aufs Haupt dir legen ſollt',
betend, daß Gott dich erhalte jo rein und [don und Hold.
Heinrich Heine.
Pu, du liegft mir im Herzen. 231
459.
Du braver Gott der Neben, ich ſchwoͤr' bei meinem Le:
ben: es ift im ganzen Himmelreich Fein Gott dir gleid.
Denn Zeus, der Gott der Götter, mit feinem Donner:
wetter, jagt Xiebenden im grünen Hain nur Schreden ein.
Sein Weib, die ſtolze Puppe, verfalzt uns oft die Suppe;
hängt manchem wadern Ehrenmann ein Weibchen an.
Apol mit feiner Leier und dichterifhem euer, und fei-
nem fohönen gelben Haar f nur ein Narr.
Die Rectorin der Mufen, Frau Pallas, hüllt den Buſen
zu viel verjchleiert, thut zu fprod und ift zu blöd'!
Vulkan, der Invalide und Abſchaum aller Schmiede, bot
manchen fchlechten Donnerkeil Roms Zovi feit.
Die Mutter feileer Sünden, mit ihrem Sohn, dem Blin-
den, vergällt uns manchen Zeitvertreib mit krankem Keib.
Merkur, der Gott der Diebe, hat Feine Nächftenliebe, er
fliegt mit feinem feinften Schuft in freie Luft.
Die Jägerin Diftinn, mit ihren Iungferinnen, ift eine
Hörnermaderin und Heuchlerin.
Herr Mars, der gröbfte Kümmel im genen Götterhim:
mel, grabt Mädchen, Wein und Städt’ in Schutt, und trinkt
nur Blut. '
Saturn, der Kinderfreffer, macht's auch mit uns nicht
beffer, er jagt die Zeit in's Grab und, frißt, was irdiſch ift.
Die Frau Mama der Bäder wird täglid mit uns
kecker: fie droht uns durch ihr kleines Brod mit Hungersnoth.
Doch du, mein Gott der Zccher! du fülleft unfre Becher ;
durchglüht von dir, wacht auf zum Scherz das trübfte Herz.
Drum fei vor allen Ohren dir feierlich geihworen: es
ift im ganzen Himmelreich Fein Gott dir glei.
460.
Du Dirnel, du nett’s, du liegft mir im Herz; du kommſt
mir nicht 'raus, bis die Liebe ift aus.
„Aus ift fie mit dir, im ganzen Revier; wenn bie Do:
nau eintrodnet, dann heirathen wir!“
Sie trocknet nicht ein, bleibt alleweil naß; jetzt muß id
balt fchauen um ein anderen Schatz.
. Des Knaben Wunderhorn.
461.
Du, bu liegft mir im Herzen, bu, du liegſt mir im
Einn! du, du machſt mir viel Schmerzen, weißt nicht, wie
gut ah dir bin. Sa, ja, ja, ja, weißt nicht, wie gut ich
dir bin!
232 Du haft uns anfgefetzet.
“ &o, fo wie ich dich liebe, fo, fo liebe auch mich! die, die
ärklichften Zriebe fühle ich einzig für di. Ja, ja, ja, ia,
Ehe ich einzig für dich.
Doch, doch darf ih dir trauen, dir, dir mit leichtem
Sinn? du, du kannſt auf mich bauen, weißt ja, wie gut idy
dir bin. Ja, ja, ja, ja, weißt ja, wie gut ich dir bin!
Und, und wenn in der Ferne dein, dein Bild mir er-
fcheint, dann, dann denk' ich fo gerne, daB und die Kiebe ver-
eint. Ja, ja, ja, ja, daß und die Liebe vereint!
Volkslied.
462.
Melodie: Da droben auf jenem Berge.
Du haft uns aufgefeget von deinem guten Wein: wenn
wir uns dran gelebet, laß, Herr, ed und gedeihn! Du läf-
feft es nicht fehlen an Kiedern hell und gut, jo gieb uns
frifche Kehlen und frohen Liedermuth!
Und wem bu zu den Reben und zu dem luſt'gen Sang
ein Liebchen wollteft geben, dem laß ed noch recht lang’! In
Zuͤchten und in Ehren bewahr’ ihm ihren Kranz; und wenn
du's kannſt gewähren, fo gieb fie bald ihm ganz. _
Und nun zu allen Liedern, zu Lebens Ernſt und Scherz,
gieb und verbundnen Brüdern ein immer treued Herz! Gieb
uns ein deutfches Leben, und kommt die legte Noth, jo wol=
left du uns geben auch einen deutjchen Tod!
Guſtav Schwab.
463.
Du hoher Gott im Himmel, mach's gnädiglich mit mir!
Es ruft aus dem Getümmel dein armed Kind zu dir:
Das treiben wilde Wellen und treiben mit ihm Spiel:
Herr, laß mich nicht zerfchellen, Herr, weile mich zum Ziel!
Nur einen treuen Rather weiß ich in folhem Streit:
das bift du, ew’ger Vater, fo nahe und fo meit.
Ich will didy liebend fallen, du bift es, der mich hält;
wirft mich ja nicht verlaffen in diefer wüften Welt.
Karl Immermann.
464.
Du holder, linder Abendwind, flieg’ hin zu meinem Schag
geſchwind, es wird Dich nicht verdrießen! und fächl’ ihr fanft
um Wang’ und Kinn‘, trag’ "deine jüngften Düfte bin, und
ſprich: der Lenz läßt grüßen! |
Die Laute nehm’ ich von der Wand und fihlinge drum
ein grünes Band, ein Vöglein hört’ ich fchlagen, es ſchlug:
Dulce cum fodalibus. 233
wer bindet an mit mir, zu Lieb' und Sang ein Feftturnier
im grünen Rofenhagen?
MWohlauf, im hellen Mondenfchein, durch alle Gaſſen aus
und ein mit Fiedeln und Schalmeien! Thut auf, thut auf
die Senfterlein, ihr Mägdlein, laßt den Frühling ein! dürft
euch vor ihm nicht ſcheuen.
ift ein wohlgezogner Gaft, ein Knäblein jung und
blöde faſt, auch etwas unerfahrens nehmt Amor ihm zum
Lehrer an, fo wird er bald ein kluger Mann, noch eh er
fommt zu Sahren.
Du holder, linder Abendwind, was meint zu Dir das
liebe Kind, gefält ihr deine Kunde? Gut’ Nacht, gut’ Nacht!
die Kenfter zu! der neue Gaft verlangt nach Ruh’, der Waͤch⸗
ter blaͤſt die Stunde. Wilhelm Müller.
463.
Dui da, daß's im Wald finfter ift, dui da, das macht
das Laub! Dui dui da, daß mic Fein Madel mag, dui da,
das macht mich harb. Doch möcht’ ich ein Madel, der fchen-
hub gnu’ ‚ der geb’ ih taufend Gulden und ein Paar
u
Daß s im Ward finfter tft, das maht der Baum; daß
mein G'ſicht ein! Schönheit ift, das glaub’ ih Faum. Daß
mein G'ſicht garftig ift, das ſag' init, aber wenn's ein we:
nig fehöner wär’, Ichaden thaͤt's nit.
Daß's im Wald finfter ıft, ich kann nir dafür, ach, Xuifel,
du mein Schab, wärft du doch hier! Do wer weiß, wo
du bift, in Paris od’r Rupin. Ach, mein Schag, wenn ich's
wuͤßt', Lief ich gleich zu dir Hin!
466.
Melodie: Mihi est propositum.
Dulce cum sodalibus sapit vinum bonaum, - osculari
virgines dulcias est donum. Donum est dulcissimum
lyra ceu Maronum; sic his tribus gaudeam, sperno
regis thronum. "
In me Bacchus excitat Veneris amorem; Venus mox
poeticum Phoebi dat furorem; immortalem Phoebus
dux comparat honorem. Vae mihi, si tribus his infi-
delis forem.
Sed tyrannus jubeat: vinum dato! Darem. Non
amato virgines! Aegre non amarem. Frange lyram, ab-
jice! Pertinax negarem. Lyram da, aut morire! Can-
tans expirarem. |
234 Du $Sicbesliedchen ſchwebe.
467.
Melodie von Oſthoff.
Du Liebesliedchen fehmebe zum Fenfterchen hinauf, und
bebe den feidnen Vorhang auf!
Du loſes Liedchen raufche zum Wenfter leiſ' und facht,
und laufche, ob nody mein Liebchen wacht?
Biel’ ältre Brüder ſchwaͤrmen durch's Zimmerchen ſchon
wild, und laͤrmen, wenn auch das Liebchen ſchilt.
Nun Liebesliedchen klinge auch du hinauf zu ihr, und
bringe den Abendgruß von mir!
468.
Liebeserklärung eines Muſikers.
Du mein ut re mi fa sol la, mein Alles, ſüße Kleine!
Zu lang’ fteh’ ich tacendo da, paufire blod und weine;
Doch jegt entladet presto fich mein Herz, um alla breve Did)
als Thema zu ermählen. |
Und Overtura und Final Flingt immer amoroso; doch
oft fpielt’ ich zu meiner Qual auch largo e lacrimoso, wenn
meines Herzens Nefonanz empfand die herbe Diffonanz,
die du allein magft löfen.
Ja, Liebchen, du nur confonirft mit meiner Terz als
Duinte! D fühle, wenn du diefonirft, was dann mein Herz
empfinde! Doc) ſuch ich, ach! ſo lange ſchon zu dir den
Grund: und Leiteton; warn ſtimmſt du zum Accorde?
Ach, möcjteft du doch einmal nur mid ganz accom-
pagniren; ih Flag’ in moll, doch du bleibſt dur, willſt
mich niht fecondiren. Im Baß, im Alt und im Tenor
era ' ih dir meine Liebe vor, doch dein Sopran fagt:
olti!
Mein Fine ift gewiß nicht weit, [hen feylägt mein Her;
Triolen; adagio, lento fchleicht die Zeit, und Seufzertriller
holen den legten Athem bald aus mir; felbft decrescendo
weih' ich dir die letzten Xebenstacte.
Mie würde in’s Allegro fih mein Tempo fchnell ver:
wandeln, wenn du con expressione mi nur dolce wirft
behandeln: dann juble ich im hoben G, und fürchte weder
Kreuz noch b vor meines Lebend Noten.
Kanoniſch würden wir alsdann ein Stud erecutiren,
dad Thema kuͤſſen, dann und wann barmonifh variüren.
Kein Contrapunft fol und entzwein, und Inftrument
will ich dir fein für lieblihe Duetten.
Dunkel ift (chem jedes Fenſter. 235
469.
Du moanft, du bift ſchoin, es iß ebe net wahr, bu thuft
a weng ſchielken und haft a roths Haar.
470.
Du mußt nun wieder fort von hier und unter fremde
ur Mir, lieber Bruder, geben bir mit Zhränen das
eleite.
Gott ſteh' auf deinem Weg dir beil Wirft du Dad La:
ſter haffen und ehrlich leben, gut und freu: wird er did
nicht verlaffen.
Auch Joſeph Fam im fremden Land zu Reichthum und zu
Ehren; durch feine Klugheit und Verſtand ließ Gott ein Volk
ernähren.
Mir laffen gern ihm Gold und Rang: doch daß ber
Brüder Leiden er ftillen konnt' mit Speiſ' und Trank, drum
ift er zu beneiden.
Drum präge bir die Lehre ein, die wir zulegt dir geben:
daß du, gleich ihm, mögft keuſch und rein auf deiner Wan⸗
drung leben.
So heif uns Gott! daß, wenn die Zeit des Wandern
hier vergangen, wir in ber frohen Ewigkeit, an Einen Drt
gelangen! A. $. v. Woftitz.
al. 5
Dunkel ift ſchon jedes Fenſter, alle ftin und ſtumm, nur
Verliebte und Geipenfter wandeln noch herum.
Hoch! der zwölfte Schlag erſchallet dumpf in meinem
Ohr, und das —F der Geiſter wallet aus dem Grab hervor.
„He! wat ſliekt da vor ben Döhren, eck mot näger gahn,
denn ect kann dat franfche Köhren hier nich half verftahn.”
Kalte Luft der Naht ummeht mich, zieht durch Bein
und Arm, ah! zu Hauf im Stübchen wär’ ich fiher und
auch warm. .
„Ne! Hei mag nahn Düvel reifen, wörft du örft fo olt,
faft wahrhaftig od nod) freifen, denn ded Nachts 16 kolt.“
Ah, ihre Leute! kommt an's Benfter, helft mir aus der
Roth; Hülfe! Hülfe! die Gefpenfter machen mid) fonft tobt.
„He! wat töhrt hei von Gefpenftern, mat mid keinen
Queif. Wat ſliekt hei dar unter'm Renfter, ne, hei is ein
Deif.” ’
I ich Armer ir’ im Dunteln,, hör’ und, jehe nicht,
doch dort fheint mir was zu funkeln; richtig! ed ift Licht.
236 Du prophet'fcher Vogel dm.
„Kumm mans ber, ec will dick fegen, mut bu fpeufen
u ® Du fliekft bier in lojen Wegen, Stehldeif blief mal
ahn.
Ach, ich bin fein Dieb, das kann er mir ja wohl anfehn,
drum fo bitt! ich ihn, Herr Wächter, laß er mich doch gehn.
„Re, dat geit nich, hei mot mit mid nach der Wade-
gahn; will hei aber nich, fo fang ic glieck to tuten an.“
Ah, was hilft es ihm, Herr Wächter, mid, befchimpft
zu ſehn; nehm’ er diefen blanken Thaler, und laß er mich gehn.
„Ja, bei es en ehrlid Münfche, ic heff mid bedacht;
nichts vor ungut, Herr, id wünfche öchm’'ne gute Nacht.”
Volkslied aus Göttingen.
472.
Du prophet’fcher Vogel du, Blüthenfänger, o Gudgu!
Bitten eines jungen Paares in der fehönften Zeit des Iahres
höre, liebfter Vogel du! Kann ed hoffen, ruf’ ihm zu dein
Sudgu, dein Gudgu, immer mehr Guckgu, Guckgu.
örft dul ein verliebtes Paar fehnt ſich berzlih zum
Altar; und es ift bei feiner Jugend voller Zreue, voller Tu—⸗
gend. Iſt die Stunde denn nody nicht voll? fag, wie lang’
ed warten fol? Hoch: Sudgu! Horh: Gudgu! Immer
ftile! nichts hinzu! ze
Iſt es doch nicht unfre Schuld! nur zwei Jahre noch
Geduld! Aber wenn wir und genommen, werden Papa-papas
fommen? Wiſſe, daß du uns erfreuft, wenn du viele pro-
phezeift! Eins, Guckgu! zwei, Guckgu! immer weiter Guckguku!
Haben wir wohl recht gezählt: wenig am Halbdutzend
fehlt. Wenn wir gute Worte geben, fagft du wohl, wie lang’
wir leben? Freilich, wir gejtehen dir's, gern zum längften
trieben wird. Guckguku, Guckguku, Eu, Eu, Eu ıc.
Leben ift ein große Feſt, wenn ſich's nicht berechnen
läßt. Sind wir nun zufammen blieben, bleibt denn auch das
treue Kieben? Könnte das zu Ende gehn, war’ doch alles
nicht mehr ſchoön. Guckguku, Guckguku, Eu, ku, Eu, Eu,
fu, ku ic. Göthe.
473.
Durch Berg und Thal der Sänger zeucht hinaus, zur
Stadt hinaus! So weit der liebe Himmel reicht, reicht fein
unfterblih Haus.
Der blaue Himmel ift das Dach, die Wieſ' ein Teppich
Ihön, die Bäume flehn wie Wand und Bach; habt ihr fein
Licht geſehn?
|
|
Durch die Wälder, durch die Auen. 237
Das blinkt am hohen Himmeldplan in dir, "du heißge
Hat du zündeft mütterlih mir an der Sternenlämpchen
Pracht!
Run ſchlaͤft der König nackt und bloß, vom Söoldener
bewacht, und nun erſteht ın Traͤumen groß erft meine ganze
Macht. Immermann.
474.
Durch Deutſchland flog ein heller Klang vom Süden bis
zum Norden, ein Ehrenklang, ein Freiheitsklang iſt laut ge:
ungen worden: Der Wuthrich ift gefallen, durd
Gott den Herrn gefallen mit feinen Henkerhorden.
Drum auf, ihr Männer, auf in’s Feld! drum auf, ihr
deutſchen Brüder! Die Böfen hat der Herr gefällt, ihr Glück
erfteht nicht wieder; drum auf mit Zubelfchalle! und ruft und
ihworet Alle: Wir find und bleiben Brüder!
Nicht Baiern und nicht Sachſen mehr, nicht Deftreich und
nicht Preußen, Ein Land, Ein Volk, Ein De Ein Heer,
wir wollen Deutfche heißen. Als ächte deutſche Brüder hau'n
wir die Feinde nieder, die unfre Ehr' zerreißen.
In gleicher Liebe feft und treu, in Einem Bund gefchlof-
im, ihr Wälfchen, ziehen wir herbei mit Männern und mit
Roffen: wie Herbiteöftürme braufen und wilde Meere faufen,
fo fommen wir gefloffen!
So kommen wir, fo braufen wir, und ſchwoͤren rothe
Rache, und Bott der Herr ift mit und bier und hält die
rechte Sache; der Herr der Himmelöfcharen wird Recht und
Licht bewahren, vor ihm erliegt der Drache.
Mit diefem Glauben ziehn wir aus als rechte deutfche
Brüder, in Deutfchland ftand der Freiheit Haus, wir bau'n
es tapfer wieder, in Bahr und Zodeöflammen wir bau'n es
tühn zufammen, Bein Zeufel reißt es nieder.
475.
Eigne Melodie.
Durch die Wälder, durch die Auen 309 ich leichten Sinne
dahin, alles, was ich konnt' erfchauen, war des fihern Rohre
Gewinn. Abends bracht’ ich reiche Beute, und wie über
eignes Glüd, drohend wohl dem Mörder, freute fi) Agathens
kiebesblick.
Hat denn der Himmel mich verlaffen? die Vorſicht ganz
ihr Aug’ entwandt? Sol das Verderben mid) erfaſſen? ver:
Het ich ın bes Zufall Hand!
Test ift wohl ihr Fenfter offen, und fie horcht auf mei-
nen Schritt, läßt nicht ab vom treuen Hoffen; Mar bringt
238 Durch Seld und Buchenhallen.
use Beiden mit! Wenn fi) raufchenn Blätter regen, wähnt
te wohl, es jei mein Fuß: hüpft vor Freuden, winkt entge-
gen — nur dem Laub — den Kiebesgruß.
Doch mic, umgarnen finftre Mächte: mich faßt Verzweif:
lung, foltert Spott. O dringt Eein Strahl durch Diefe Nachte ?
Herrſcht blind das Schickſal? Xebt Bein Gott?
Fr. Aid. „Hreifhüg.”
476.
Melodie: Es ſtehen drei Sterne am Himmel.
Durch Feld und Buchenhallen, bald fingend, bald fröß-
lich ſtill, recht Luftig fei vor allen, wer's Reifen wählen will!
Wenn’s kaum in DOften gehe, die Welt noch fill und
weit: da weht recht durch's Gemüthe die fchöne Blüthenzeit!
Die Lerch' als Morgenbote ſich in die Lüfte fchwingt,
eine frifche Reifenote durch Wald und Herz erklingt.
Kuft, vom Berg zu fihauen weit über Wald und
Strom, hoch über ſich den blauen, tiefllaren Himmelsdom!
Vom Berge Vöglein fliegen und Wolken fo gejchwind,
Gedanken überfliegen die Vögel und den Wind.
Die Wolfen ziehn hernieder, das Vöglein fenkt ſich gleich,
Gedanken gehn und Lieder fort bis in's Himmelreich.
Joſeph Freiherr v. Eichenvorff.
477.
Melodie: Brüder, zu den feſtlichen Gelagen.
Durch Paläfte fhallet und durch Nefter jetzt Gefan
und Becherflang und Freud’: in der ganzen Welt ıft ja Syl⸗
vefter; Ruffen nur und Heiden fchlafen heut’; doch die Ruffen
jind wie die Heiden blind, werden nimmer mit der Zeit gefcheut.
Alles wirft jept ab ded Zages Lajten: von Parade ruht
der Krieger aus, der Herr Pfarr vergißt heut! Meſſ' und
Saften, nur die Muder leben ftil zu Haus; der hochweife
Rath, jelber der Senat weiß nun, was die Glock' gefchlagen hat.
Profit Neujahr! werdet nie politiih, denn nicht jeder
Sperriis ift bequem: der Transport ift oft bei'm Kaufmann
Eritifch, Doch dem Demagogen nie genehm. Laſſet frei und
ftil Jeden, wie er will — Wiſt den Biſchof von Jeruſalem.
Profit Neujahr! fchöpfet neues Leben, laßt im alten
Jahre Sram und Harm; fefter halte, wem ein Freund ge⸗
geben, ihn umfchlungen heut’ im Bruderarm. Wen von Sor-
gen hart ift das Herz erftaret — trinke froh; es wirb ihm
wieder warm!
Durſtig bin ich. 239
Bas nicht heute ift, das kann noch werben! oft erfüllt ſich
Hoffnung wunderbar; und fo lange Menfchen auf der Erden,
bleibt die Erde niemald wie fie war. Nehmt das Glas zur
Hand, füllt ed bis zum Rand, trinkt es zu dem fdhönen
neuen Sahr! — £.
478.
Melodie: Gaudeamus igitur.
Durftig bin ich, wie ein Wolf, liebfter Herr Confrater !
Zantald Durft und innre Gluth gab zu Zehn und ew'gem
Gut Bacchus mir, mein Bater.
Ohne Murren thut ein Sohn des Erzengerd Willen;
!chren, die der Vater gicht, ftrebt ein Kind, das Finplich
liebt, blindlings zu erfüllen.
Ernft und ffreng hat Bacchus uns fein Gefeß gegeben;
trinet Dies volle Glas mit Wein, Brüder! laßt uns folgfam
iein, daß wir lange leben!
Unter allen. Bölfern zählt Bacchus wuͤrd'ge Kinder; nur
an Gimpel glaubt das nicht; fort zum Stall, er widerfpricht,
unter Maul und Rinder!
Bier, Crambambuli und Wein haben ſchon die frommen
Patriarchen hoch geehrt und nach anerfanntem Werth reich:
lich eingenommen.
Adam, Aller Stammpapa, Noah, er der Zweite, fand
im edlen Zraubenfaft fpät im Alter Iünglingöfraft und Be-
ruf zur Freude.
Zraun! was fagt der deutiche Bund? Weiblich ging der
Becher rund herum in Cana's Saal, und ed gab beim
Hochzeitmahl hochfidele Zecher.
Selbſt die heilige Mutter thät freundlich fi bezeigen,
pad zum Sohne: „Sieb und Wein! daß die Bäfte fröhlich
ſein!“ als ed ging zur Weige.
Und des Heilands maͤcht'ge Hand fhuf — ein Eöftlih
Wunder! denn ed hat die fanfte Bruft nicht am Durft des
Menſchen Luft! — Waffer in Burgunder.
Wollt’ er nicht aus Mildigkeit rrodne Kehlen laben,
würd” er fein den Segensfpruch über Waflerfaß und Krug
unterlaffen haben!
Daß ein Schlüdchen ferner nicht gute Zucht entehre,
baben oft vor aller Welt durch Erempel dargeſtellt felbft die
Herrn Paſtoͤre.
Denn wie viele zählt das Land, deren ſchwacher Magen
ungeftraft das Flaͤſchchen ließ? Kindtaufsväter wiflen dies
euch aufs Haar zu fagen!
240 Durſtig lief ein Wandersmann.
Drum, ihr Brüder! ſeid ermahnt, oft dad Glas zu lee-
ren; fpürt die Leber fteten Brand, ei! fo lehrt ſchon Haus:
verftand ftets der Gluth zu wehren!
Heil dem edlen Bacchanal! Schmad dem durſt'gen Sün-
der! Nur ein Gimpel widerſpricht; fort zum Sta das Schafs-
geficht unter Maul und Rinder! 8. Kim.
479.
Durftig lief ein Wanderdmann nad der Quelle; ach! wie
helle, fing der Arme lechzend an: wohl mir, daß ich dich
noch fand, liebes Büchlein, Elar und rein, ch’ der Muth mir
ganz verſchwand!
Welch ein Schatten weht um dich, welche Kühle, ach!
ich fühle neugeftärft zur Reife mich.* Liebe Quelle, riefle mir
fanft zum Schlummer, Sorg’ und Kummer weilen, Quellchen,
nicht bei dir.
Erſt bring’ ich mir Kühlung zu aus der Fülle, und dann
Stille, ſanft und ſtill fin ıh zur Ruh’. Sprach's, und fehr
begierig trank er nun wieder, als er nieder fchlummernd an
der Quelle fanf.
Naͤher trat Mi Bater Hain: Trankſt zu fchnelle aus der
Duelle, und fie muß bir tödtlich fein; Unvorficht'ger! fchlummre
— Deine Hülle fol nun ſtille warnend an der‘ Quelle
ruhn!
480.
Du ſchoͤnes Fifchermädchen, treibe den Kahn an's Land;
komm zu mir und fege dich nieder, wir Eofen Hand in Hand.
Leg’ an mein Herz dein Köpfchen, und fürchte dich nicht
2 fehr, vertrauft du dich doch forglos täglich dem wilden
eer.
Mein Herz gleiht ganz dem Meere, Fa Sturm und
Ebb' und Fluth, und manche fchöne Perle in feiner Tiefe ruht.
einrid Heine.
481.
Bekannte Melodie.
Du Schwert an meiner Linken, was foll dein heitres
Blinden? Schauft mich fo freundlich an, hab’ meine Freude
dran. Hurrah! hurrah! hurrah!
„Mich traͤgt ein wackrer Reiter, drum blink ich auch jo
heiter, bin freien Mannes Wehr! das freut dem Schwerte
ſehr.“ Hurrah!
Da, trüber Webel. 241
Ia, gutes Schwert, frei bin ich, und liebe dich herzinnig,
ald waͤrſt du mir getraut als eine liebe Braut. Hurrah!
„Die hab’ ich's ja ergeben, mein lichte Eifenleben. Ach
wären wir getraut! warın holt du deine Braut?” Hurrah!
Zur Brautnachtd:Morgenröthe ruft feftlich die Trompete;
wenn die Kanonen fchrein, hol’ ich das Liebihen ein. Hurrah!
„D ſeliges Umfangen! ich harre mit Verlangen. Du,
Zraut gam, hole mich, mein Kraͤnzchen bleibt für dich.”
urrah!
as klirrſt du in der Scheide, du helle Eiſenfreude, ſo
wild, fo ſchlachtenfroh ? Mein Schwert, was klirrſt du for
rrah!
„Wohl Eier! ich in der Scheide, ich fehne mid zum
Streite, recht wild und ſchlachtenfroh! Drum, Reiter, Eier’
ih fo.” Hurrah!
Bleib’ doch im engen Stübdhen! Was wilft du bier,
mein Xiebchen? Bleib’ —* im Kaͤmmerlein; bleib’, bald hei’
ih dich ein. Hurrah!
„Laß mich nicht lange warten! o fchöner Kiebesgarten,
voll Röslein blutigroth, und aufgeblühten Tod.“ Hurrah!
So komm denn aus der Scheide, du Reiters Augenweide;
heraus mein Schwert, heraus! fuͤhr' dich in's Vaterhaus.
„Ach, herrlich iſt's im Freien, im rüfl'gen Hochzeits:
reihen. Wie glänzt im Sonnenftrahl fo bräutli hell der
Stahl!” Hurrah!
Wohlauf! ihr Feen Streiter! wohlauf! ihr en
Reiter! wird euch dad Herz nicht warm? Nehmt’s Liebchen
in den Arm! Hurrah!
Erft that es an der Linken nur ganz verftohlen blin-
ten, nn an die Rechte traut Gott ſichtbarlich die Braut.
urrah!
v Drum drüdt den Tiebeheißen, bräutlichden Mund von Ei-
fen a ‚eure Rippen feſt. Fluch! wer die Braut verläßt!
urrah!
v Nun laßt das Liebchen ſingen, daß hell die Funken ſprin⸗
gen. Der Hochzeitmorgen graut. Hurrah, du Eiſenbraut!
Hurrah! Theodox Körner.
482.
Du, trüber Nebel, hülleſt mir das Thal mit feinem Fluß,
ben Berg mit feinem MWaldrevier und jeden Sönnengruß.
Nimm fort in deine graue Nacht die Erde weit und
breit! nimm fort, was mich fo traurig macht, auch die Ver:
gangenheit! Nikolaus Fenan.
j 16
242 Du wirft mir's ja nit übel nehma.
483.
Bekannte Melodie.
Du wirft mir’ ja nit übel nehme, wenn i nit meh zu
dir Fommaz; :,: denn du weißt ja allzuwohl, warum i nit
meb komma fol! :,
Bei meinem Eid, i hab’ di Lieb g’hat! hab’ dir's oft g'ſagt,
daß i di Lieb hab’; Doch du weißt ja allzumohl, warum bi nit
meh lieba fol
Den ſchoͤnen Strauß, i hab’ ihn g’funden, hab’ ihn
g'pflückt und hab’ ihn g’bunden; doch du weißt ja allzumohl,
wer den Strauß nun habe fol!
O haͤtt' i's nur verfchlafe könna! doch i kann's nit, thuft
mir's lähmaz; denn du weißt ja gar zu wohl, warum i nit
meh fchlafe fol!
Hier unter'm Bruftlag thut mir's pocha, komm an’s Herz
mi, laß di druda! ach du weißt ja allzuwohl, daß i di nit
meh druda fol!
Volkslied.
484.
SS biſſerle Lieb’ und e bifferle Treu', und e bifferte
Falſchheit is allzeit dabei.
Die Würzburger Kloͤchli han fchönes Geläut, und je
ferner die Liebſte, je größer die Freud’!
Fuͤr Die Zeit, daß du mi g’liebt haft, da dan? i bi ſchoön,
und wäünjch‘, daß dir's alle Zeit befier mag geh'n.
. Volkslied
485.
(Ehor:) Ecce quam bonum, bonum et jucundun,
ceciderunt hostes, hostes sunt fusi! (Präfides:) Den Fran:
‘ Sen fchlug ber liebe Gott auf feinen langen Schnabel, und
aller Völker Haß und Spott trifft jest das ſtolze Babel.
. (Ehor:) Ecce quam bonum etc. (Präfides:) Dad war
ihm aber eben —5— wie konnt' es anders kommen? Erwacht
iſt wieder das Geſchlecht, das er ſo mitgenommen.
CChor:) Ecce quam bonum etc. (Praͤſides:) Die Mu:
fen jagt er alle fort aus unfern deutfchen Landen; als Ma:
vor& tobt’ er hier und dort und feflelt' uns in Banden.
.. (Ehor:) Ecce quam bonum etc. (Präfides:) Der Bur:
Ihe blieb Fein Burfche mehr, er ſollt' ihm Enechtiich frohnen,
zum Sklaven ward der freie Herr durch feine faulen Drohnen.
(Ehor:) Ecce quam bonum etc. (Präfides:) Kenntnifle
waren ihm verhaßt, er wollte leere Zröpfe; er wußte, daß
die eitaventaft nicht paßt für helle Sönke .
(Ehor:) Ecce quam bonum etc. (Präjides:) Nur Wür:
ger wollt er fich erziehn, um defto mehr zu praflen; . wir
ſollten Elaglos uns für ihn wie Lämmer ſchlachten laſſen.
hor:) Ecce quam bonum etc. (Prafides:) Drum
Ihwöret ew'gen, blutgen Haß dem böfen Erzphilifter, und
was ihm huldigt, beiß’ in's Gras, Marichälle und Minifter.
16*
244 Echte Sngend liebt die Stille.
(Chor:) Ecce quam bonum etc. (Präfides:) Wir woll’'n
nun underzagt und freu den flotten Säbel führen, und, ift
erft Deutfchland wieder frei, recht fröhlich Eommerfiren.
(Chor:) Ecce quam bonum etc. (Präfides:) Auf, Brü-
ber, nehmt das Nectarglas,, und fhwört aus vollem Herzen:
Dem Deutihen treu, den Sranfchen Haß, und Muth in To—
desichmerzen.
-
486.
Echte Tugend liebt die Stille, Tauten Beifall Iiebt fie
nicht; ihre genügt ein reiner Wille und der hohe Ruf der
Pflicht. Herzendeinfalt, Seelengüte machen uns ber Zugend
werth; Heil dem Eindlichen Gemuthe, das fie über alle chrt.
Nicht blos auf der Lippe Ichweben darf die echte Tugend,
nein, fie muß handeln ; unfer Xeben muß der Pflicht geweihet
fein. Gutes in der Stille üben, ungefehen von der Welt:
dies heißt echte Tugend üben, Zugend, die die Probe hält!
Zugend, die des Lebens Bürde mit uns träget fanft und
leicht; die dem Menfchen feine Würde, feinen Seelenadel
zeigt; die mit Kraft die ftarken Bande diefer Sinnenwelt zer:
“reißt, und vom unbekannten Lande uns von fern daß Ufer weift.
Auf, ihr Brüder, laßt uns handeln edel, anfpruchslos
und gut! und des Lebens Pfade wandeln unverzagt, mit fe-
ſtem Muth! Bleibt der Zugend nur ergeben , fie ſchenkt euch
Gewilfensruh’, und nach diefem Erdenleben führt fie der Bol:
endung zu. v. Peulwitz.
487.
Die deutſche Sprache.
Edle Deutſche, ihr habt empfangen treffliche Gaben und
himmliſchen Preis, Meiſter zu bleiben und herrlich zu pran⸗
gen über die Völker, auf mancherlei Weif’; euch mußten ge:
rathen die männlichen Zhaten im mächtigen Krieg, die Feinde
u fhlagen, zu tödten, zu jagen, daß alles im Lande fich
Beust im Sieg.
Tapfere Zugend und Sitten zu üben, waret ihr rühm:
lich vor Alters gewohnt; redlicheß Leben und trauliches Lie:
ben wurde vom Himmel ſo gnädig belohnt mit Künften und
Sprachen und heiligen Sachen, bis euere Bier die Ehre ge-
wonnen, daß unter ber Sonnen ſich feliger Niemand könnt’
preifen als ihr.
„Hätten ſich euere Kinder gehalten danfbarlich gegen den
göttlihen Schatz, nimmermehr lägen fie folcher Geftalten
‘
Een Grobfmid fat in gode Wish. 245
ſchrecklich gefället auf blutigem Platz. Weil aber die Sünden
bie Strafen anzünden, fo brennet das Feu'r! Branzöfifches
Sinnen und welſches Beginnen, die machen die alte Beltan-
digkeit theu’r.
Dennoch befinden ſich wackere Geifter, welche von, edelem
deutichen Gefchleht Fommen und zeigen, fie feien noch Mei:
fer, ftrafen die Schanden und lehren, was Rechts fie mahnen
die Jugend, daß redliche Zugend fein Zleden nicht hab’, und
jeden ber Zprache mit billiger Rache den haͤßlich geſtückelten
elrock ab.
Werden die Deutſchen ſchon heftig gedrücket, dringen ſie
dennoch wie Tannen empor, mitten im Feuer die Zunge ſich
ſchmecket, thut es auch anderen Sprachen weit vor. Und ſollte
der Brande verlöſchen im Lande, ſo würde man ſehn die
Sprache verjünget, mit Zierath umringet, aus eigener Aſche,
wie Phoͤnix erftehn.
Aus der Zeit des dreißigjährigen Kriege.
488,
Melodie: Mihi est propositum etc.
Edler Wein im trauten Kreis ift gar füße Labe; noch
viel füßeres Geſchenk giebt Cytherens Knabe; eines Maro
Saitenfpiel ift die höchfte Gabe. Ich verachte Kron’ und Thron,
wenn die Drei ich habe.
Bachus Labetrank erwedt Venus Liebefeuer; Venus
ſtimmt begeiftrungsvol Phobus goldne Leierz und der Herr:
iher Phöbus ift ew’gen Ruhms Berleiher. - Web’ mir, werd’
ih diefen Drei je ein Ungetreuer.
Dod) es fordre der Zyrann: „Sieb den Wein!” Mit
Freuden. „Meide zarte Mägdelein!” Ste auch würd’ ich mei-
den. „Brich die Lyra, wirf jie hin!’ Nie würd’ ich's erleiden.
„Gieb die Lyra, oder ſtirb!“ Singend würd’ ich ſcheiden.
\ 489.
Bekannte Melodie.
: Een Grobfmid fat in gode Roh, :,: un rookt fin Piep
Toback doato. :,: Sieh düt, fich dat, fieh Doa. :,: .
„Was Elopt denn doa an mine Dör? As wier de Dumel
fütoft davor.” Sieh düt ıc.
„Dat is'n Breef mit de Gettingfhe Poft, de dre und
börtig Penning koſt.“ ꝛc.
„Wat fchrift mi denn min lewe Fruͤnd von minem Söhn,
dat Duͤwelskind?“ ıc.
246 Ehret die Frauen.
„pe hät fich mit'n Olſten flahn, un börft nich mihr Eol:
legen gehn. ꝛc.
„Am Mahndag will'k na Gettingen gahn, un minen
Jung dat Jack vull ſlahn.“ ꝛc. |
„„Ihr Diener, mein lieber Herr Papa! Bat Sie der
Zeufel ſchon wieder da! Es freut mid, Sie fein wohl zu
fehn; wie mag's mit meinen Wechjeln ftehn 9"
„Du Düweldjung, wat haft du dahn, du haft di mit
den Olſten flahn.” ꝛc.
„„Ei, ei, mein lieber Herr Papa, fo fährt man Eeinen
Burſchen an! Die ganze Woch' Hab’ ich ftudirt und drauf am
Sonntag commerſchirt.““
„Dat Komerfcheeren faft du blüben lan, wend du din =
Geld to Böker an!” ıc.
„nBwei Freunde buellirten fin, ein Schmaus war ganz
elegentlih; da kamen fie zu mir in's Haus, und ich gab den
erföhnun sſchmaus.““
„Du ſaſt mi ward'n en Grobſmidsknecht, un fo geſchuͤht
di Dümel recht.” ıc. =
nnd allerwerthfter Herr Papa, laſſen Sie mih nur
diesmal da, ich hab’ ja noch nicht ausftudirt und meinen
Eurfum abſolvirt.““
„Ra ditmal ſall dit ſchonken fin. Und dca fohr dat
Dunner und Wetter drin.” ıc.
‚Ru willE man werre na Hufe gahn, un büdtig up’n
Ambos ſlahn.“ ꝛc.
„„O allertheuerſter Herr Papa, was macht die werthe
Frau Mama? was machen die zarten Schweſterlein? Und
ſchicken Sie brav Wechſel ein.”
Be fünd nod al recht fett un rund. Se feggen, du
bift en Swienehund.” ꝛc. oo.
Gott fegne deine Studia! Aus bir wird nichts. Halle:
luja! Studentenlied.
490.
Bekannte Melodie.
Ehret die Frauen, ſie flechten und weben himmliſche
Roſen in's irdiſche Leben, flechten der Liebe beglüdiendes Band,
und in der Grazien züchtigem Schleier nähren fie wachſam
dad ewige Feuer fohöner Gefühle mit heiliger Hand.
Ewig aus der Wahrheit Schranken ſchweift des Mannes
wilde Kraft, unftät treiben die Gedanken auf dem Meer der
Leidenſchaft. Gierig greift er in die Ferne, nimmer wird fein
Herz geftillt, raſtlos durch entlegne Sterne jagt er feines
Traumes Bild.
Ehre fei dir 247
Aber mit zauberifch feſſelndem Blicke winken die Frauen
ben Flüchtling zurüde, warnend zurüd in der Gegenwart
Spur. In der Mutter befcheidenen Hütte find fie geblichen
mit fchamhafter Sitte treue Löchter der frommen Natur.
Feindtih ift des Mannes Streben, mit zermalmender
Gewalt geht der Wilde durch das Leben, ohne Raſt und Auf:
enthalt. Was er fchuf, zerftört er wieder, nimmer ruht der
Wünſche Streit, nimmer, wie dad Haupt der Hyder ewig
fallt und ſich erneut.
Aber zufrieden mit ftillerem Ruhme brechen die Frauen
des Augenblidd Blume, nähren fie forgjam mit liebendem
Fleiß, freier in ihrem gebundenen Wirken, reicher als er in
des Wiflens Bezirken und in der Dichtung unendlichem Kreid.
Streng und ftolz fich felbft genügend, fennt des Man-
nes kalte Bruft, herzlich an Bin Herz fich ſchmiegend, nicht
der Liebe Gotterluſt; kennet nicht den Zaufch der Seelen,
nicht in Thränen ſchmilzt er hin, felbft des Lebens Kämpfe
ftählen härter feinen harten Sinn. ,
Aber wie leife, vom Zephyr erfchüttert, fchnell die aͤoli⸗
Ihe Harfe, erzittert, alfo die fühlende Seele der Frau.
Zaͤrtlich geängfligt vom Bilde der Qualen wallet der liebliche
Bufen, es ftrahlen perlend die Augen vom himmliſchen Thau.
In der Männer Herrfchgebiete gilt der Stärke on
Recht, mit dem Schwert beweift der Scythe, und der Perjer
wird zum Knecht. Es befehden fi im Grimme die Begier:
den, wild und roh, und der Eris rauhe Stimme waltet, wo
die Charis floh.
Aber mit fanft überredender Bitte führen die Frauen ben
Scepter der Sitte, löfchen die Zwietracht, die tobend ent:
glüht, Lehren die Kräfte, die feindlich fich haffen, ſich in ber
lieblichen Form zu umfaflen, und vereinen, was ewig fidh
flieht. Schiller.
491.
Melodie: Feinde ringsum.
Ehre fei dir! herrliches VolE der Germanen, Ehre des
Baterlands Fahnen und Korbeerzier!
Adler, jo kuͤhn als du zum Raube gezogen, raufchte ber
Pfeil von dem Bogen, warf dich dahin! \
Schlachtfeld des Herrn, wo zum Gericht er gekommen,
hoch über Leichen entglommen ſtand Deutjchlands Stern!
Wahret es treu! Vaterland, dir nur ergeben wollen wir
fterben und leben, Deutjchland fei frei! Barpili.
248 Eia im Baufe.
492.
Eia im Saufe, zwei Wiegen in einem Haufe, foll der
Bater nicht werden bang, um zwei Wiegen in einem Gang!
eia im Saufe.
Eia wiwi! wer fchläft heut’ Nacht bei mir? ſoll's mein
liebes Hänschen fein, wird ed auch hübſch freundlich fein?
eia wiwi.
Eia pum pum, unſer kleiner Jung' will noch nicht alleine
ſchlafen, will ſich noch rumpumpeln laſſen, eia pum pum.
Eia polei, kocht dem Schelm ein Brei, thut brav Zuf-
fer und Butter hinein, fo kriegt der Schelm ein geſchmeidi⸗
en Sinn, eia polei. =
Eia Schlaf füße, ich wieg' dich mit den Füßen, ich wieg’
dich mit dem ſchwarzen Schul, Ihlaf, mein Kind, ſchlaf' im-
mer zu. Eia ſchlaf' Äiße.
Eia popeien, willſt du immer fchreien, flenn’ eins auf
der Geigen, Fannft du nit gefchweigen, eia popeien.
Eia popille, ſchweigſt du mir nicht ſtille, geb’ ich dir,
du Sünderlein, bie Ruthe vor dein Hinterlein, eia popille.
Des Knaben Wunderborn.
493.
Die Bettelfran und das Fraufe Kind.
Eia, popeia, popole, unfer N ottche wird dich bald
ole! koͤmmt er mit dem guldenen Faͤdche, legt dich hinunter
in’d Gräbche: über mich, über dich, kummer mitnander in's
Himmelrich! Des. Knaben Wunderhorn.
494.
Eia popeia! ſchlief' lieber wie du, willſt mir's nicht glau⸗
ben, fo fieh mir nur zu. Sieh' mir nur zu, wie ſchlaͤfrig ich
bin, fhlafen, zum Schlafen, ba fteht mir mein Sinn. Ei eia
popeia !
Hab’ ich mein Kindele ſchlafen gerngt ‚ hab’ ich's mit
Walte Gott Vater! zudeckt. Das walte Gott Vater, Sohn,
heiliger Geift, der mir mein Kindele tränket und fpeift. Ei
ein popeia! Des Knaben Wunderhorn.
495.
Melodie von Spohr.
Eis popeia, fo leife, fo lind, wieg’ dich in Schlummer,
du liebes Kind! laß dich nicht ftören den hellen Schein, Mut:
!
tertreu’ hütet das Bettchen dein.
Ei du mein lieber Schiffsmann mein. 249
Eia popeia, du liebliches Kind! draußen da wüthet wohl
Sturm und Wind; aber was gebt uns das draußen an?
Innen. ift Ruhe und draußen ift Wahn.
Eia popeia, gelhminbe, gefhwind, fchließe die Aeuglein,
du Tiebliches Kind! Mancher, ach, fchlöfle die feinen fo gern,
aber e8 bleibet der Schlummer ihm fern.
Eia popeia, du liebliches Kind! Engel dir flille Beglei⸗
ter find, laflen der jchmerzenden Sorge nicht Raum, tändeln
und fpielen mit dir im Zraum.
Eia popeia, jo leife, fo lind, wieg’ dich in Schlummer,
du liebliches Kind! Schein vergeht, aus dem Tag wird Nacht,
Muttertreu’ liebend immerdar wacht.
496.
Eia popeia, was rafchelt im Stroh! die Gänslein gehn
barfuß und haben Feine Schuh, der Schufter hat's Leder, Fein
Leiften dazu, Tann er den Gandlein auch machen kein Schub.
Eia popeia, ſchlag's Kikelchen todt, legt mir Feine Eier,
und frißt mir mein Brod! rupfen wir ihm dann bie Feder:
hen aus, machen dem Kindlein ein Bettlein daraus.
Eia popeia, das ift eine Roth, wer ſchenkt mir ein Heller
zu Zuder und Brod? Verlauf ich mein Bettlein und leg’
mih aufs Stroh, ftiht mich Feine Feder und beißt mid
fein Floh. Ded Knaben Wunderhorn.
497.
Ei, Bruder N. N., warum fo mißvergnügt? fag’, was
dir im Sinne liegt! wilft du denn, da wir fo fröhlich fin-
en, Zraurigkeit in unfre Mitte bringen % fag’, was bir im
Zinne liegt? „Gebt mir nur ein gut Glas Bier, dieſes, dent’
ih, fehlet mir.” Nun fo trink's auf's Wohlfein deiner Schö-
nen, laß ihr zu Ehr' ein flottes Hoch ertönen. Trink', bis
dich das Bier befiegt. „Noch bin ich nicht ganz vergnügt.“
Nun fo trink's auf u. f. w. „Jetzo bin ich ganz vergnügt.”
Und wir find mit dir vergnügt.
498.
„Ei du mein lieber Schiffsmann mein, ob's noch weit bis
zum Strudel mag Tein Aber geſteh' mir auch ehrlich, ob's nit
{ft gefährlich” Schwäbifche, Bairifche Diendel, Juchhe! bie
mug der Schiffsmann fahren.
250 Ei guten Abend, guten Abend.
„Wer noch nie getiebet hat, fürchte nicht des Strudels
Kraft; doch, wer die Lieb' ſchon erfahren, mag fich wohl be»
wahren.” Schwäbilche, Bairifhe Dirndel, Zuchhe! die muß
der Schiffsmann fahren. ut
Und ein Dirndel von vierzehn Jahren ift mit über den
Strudel gefahren; aber fie ift auch geblieben, weil fie ſchon
thät lieben. Schmwäbifche, Bairifche Dirndel, Juchhe! die muß
der Schiffsmann fahren.
499.
Ei guten Abend, guten Abend, meine Herr'n Eonfratres.
(Chor:) Ei guten Abend, mein Herr Confrater.
Iſt den Herr'n Eonfratribus nicht geſauig, eine kleine
ee mit ‚mir anzuftelen® (Chor:) Ei warum Das
nicht
So belieben die Herr'n Eonfratres nur zu beftimmen,
in wie viel Zügen es gefchehen fol. (Chor:) In den befann-
ten fieben Zügen.
So belieben die Herr'n Eonfratres nur fein richtig nach⸗
auzählen. (Chor:) Eins, Zwei, Drei, Bier.
Ei der Zaufend, der Wein mundet mir! (Chor:) Fünf,
Sechs, Sieben.
Iſt auch nicht die Nagelprobe übrig geblieben. (Chor:)
Solche Brüder müffen wir haben, die verfaufen, was fie ha—
ben, Strümpf und Schuh’, Strümpf und Schuh’, laufen dem
Zeufel barfuß zu. j -
500. .
Melodie von d'Alquen.
Eilf Bräute find von mir geliebt, die zwölfte mir noch
fehlt; damit es nun ein Dugend giebt, hab’, Kind, ich dich
erwählt, doch fuͤrcht' nicht, daß ich's tuͤrkiſch treib', ein guter
Chriſt ich bin und bleib’.
Die erfte heißgeliebte Braut die Freiheit ift genannt,
die zweite, früh mir angetraut, heißt: Deutfches Vater:
land. Dazu neun Mufen noch gezählt, das find die Eilf,
die ich erwahlt.
Und wilft du nun die Zwölfte fein, fo biet! ich dir Die
Hand, doch, Kind, aus deinem Herzensfchrein fei Eiferfucht
verbannt. Denn trog ber Ehe heil'gen Pfliht laß ich von
jenen Eilfen nicht. W. Eornelius.
Ein Bruder fchlof die Angen an. 251
501.
‚ Ein armer Fiſcher bin ich zwar, gewinn’ mein Brod oft
mit Gefahr; doch leb' ich froh und forgenfrei, :,: mich liebt
mein Mädchen ſuß und treu. :,: Juchhe, juchhe, juchhe!
Die hat ein blondes lodigt Haar, ein großes blaues
Augenpaar, dazu ein’'n Pleinen Purpurmund und einen Buſen
weiß und rund. Juchhe, juchhe, juchhe !
Ihr Fuß ift wie geſchnitzt jo fein, das Knie fo weiß wie
Elfenbein, jüngft ſah ich's bei'm Korellenfang, als fie mit mir
in's Wirbel fprang. Juchhe, juchhe, juchhe!
Zum Gluͤck war fhon der Yang vollbraht und uns be
gluͤckt die file Nacht; fie führt mich zu dem Hüttchen hin,
wo ich ein befrer Fiſcher bin. Suche, juchhe, juchhe!
D Gott, wie filcht ſich's da fo fhön, man möcht' vor
Freuden untergehn; ein jeder Zug aus diefer See ift Netz
und Angel werth, juchhe! Juchhe, juchhe, juchhe!
Wenn Hannden fanft am Ufer ruht, fo filcht ſich's noch
einmal fo gut; da drängt in's Netz fih Groß und Klein, als
wollt'n fie alle gefangen fein. Suche, juchhe, A! Y )
oltslied.
502.
Ein Blümden ſchoͤn, doch unbekannt, im Grafe tief ver:
borgen ſtand; das fand am Elaren Silberquell ein froher, lu»
fliger Geſell.
Er pflüdte e8 mit heiterm Sinn und nannt’ es feine
Ba ; er ſteckte ed an feine Bruft und fühlte füge Him⸗
melsluſt.
Und wer das Wunderbluͤmchen ſah, der wußte nicht, wie
ihm geſchah. Biel’ Jüngling' kamen, hold und fchön, und
wollten gern dad Bluͤmchen ſehn.
Und hatten fie es dann erblidt, fo war ihr Herz und
Aug’ entzuͤckt; ein jeder wünfcht dad Blümchen ſich, das kei:
nem andern Blümchen glich.
Doch der Gefelle hielt es feſt; denn Liebe Kiebe nicht ver-
läßt! er hielt das Blümchen ſchoͤn und hold, viel höher noch
als Kron' und Gold.
Und wie ein theures KXiebespfand, ſo pflegt’ er ed mit
treuer Hand; der Kummer wid, es floh der Schmerz, drückt
er das Blümchen an das Herz. Fliegendes Blatt.
503.
Ein Bruder ſchloß die Augen zu, vom allzufrühen Zod
bezwungen; der ernft und froh mit und gerungen, fchläft nun
252° Ein dentfeher Oruß ift Goldes werth.
in ewig flillee Ruh‘. Doch ob dein Xeben jung verdorrt, du
febft in unfrer Xiebe fort.
Kein Zabel tritt zum Grab heran und finget feine We—
helieder, du warft gerecht und freu und bieder, ein chrenfe=
fter, deutfher Mann; und was vollbringen du gewollt, war
edel wie das lautre Gold.
‚Drum weint das Vaterland um dich, du bift ihm Thaten
Ichuldig blieben; doc ſchwoͤren's, Zodter, di® dich lieben, fie
nehmen geen dein Werk auf fich und löfen deinen Freiheits⸗
fchein vom Vaterlande Fämpfend ein. '
Das fei der Liebe letztes Pfand, es kreuzen fich in heil’-
ger Meihe ob deiner Gruft der Schläger dreie für Freiheit,
echt und Vaterland: wir leben ihnen ungefchredt, bis uns
der Raſen überdedt. Schauenburg.
504.
Ein deutſcher Gruß iſt Goldes werth, und füß ein Druck
der Hand: er Enüpfet, wie Natur es lehrt, der deutfchen
Treue Band.
Willkommen! — nicht nur der Mund, wenn ed der
Deutfche fpricht, im Blicke thut fein Herz ſich Fund und zeich-
net fein Geſicht.
Das offne Lächeln fonder Krug, die Stirne rein und
feel, verkünden ſchweigend ſchon genug bie beutiche Bie-
ertreu”.
Wie Harfenton erfreulich Blingt ein deutiches: Guten
— Ein Du, das zu dem Herzen bringt, wie Nachtigal⸗
enichlag.
Des Franzen glatter Firlefanz, des Franzen eitle Kunft,
verhaucht ded Herzens Spiegelglanz mit lauter lofem Dunft.
Das Beifalhungern in dem Blick, des Kächelns fader
Zwang, verfcheucht der Herzen Bruderglüd, verftiimmt der
Seele Klang.
Ein deutfcher Gruß ift Goldes werth, und füß ein Druck
der Hand: er Tnüpfet, wie Natur e& lehrt, der deutſchen
Treue Band.
505.
Ein beutfher Mann zu fein ift Ehre, Gottlob, ich bin
ein deutſcher Mann! ich grämte mid, wenn ich's nicht wäre,
ſaͤh neidend deutfche Männer an! Der deutfhe Mann birgt
—* Seele (wie Fuchs und Luchs in einer Höhle) vor For⸗
chern und vor Lauſchern nicht, er trägt fie offen im Geftcht.
4
Einer Farbe, einem ©lauben. 253
In vielen Ländern viel gefehen hab’ ich, bis weit in Aſia:
dch aller Welt muß ich geftehen, daB ich was Beſſ'res nir:
gende fah! Die deutfche Zucht hat mir vor allen den fremden
Sitten wohl gefallen: und das ift meiner Reifen Frucht, daß
mir genel die deutſche Zucht!
er Zugend liebt und Beufche Kiebe, der komm' in unfer
beutfehes Land! Ift ihm nicht Herz und Auge trübe, fieht er
fie geben Hand in Hand mit engellicblihen Geberden, und
wünſcht ein deutfcher Mann zu werden, und hört erfchallen
bimmelan; „Gottlob, ich bin ein deutfher Mann!”
506.
Eine hohe Sabnenfeber fte’ ih auf meinen Hut. Mein
Hut hat grüne Farbe, mein Herz bat frifhen Muth.
Was will die Hahnenfeder? Sie ruft zum Kampf und
Streit, fie ruft: ich lieb’ die Befte im Lande weit und breit!
Und Eennft du eine beff’re und ift fie deine Wahl: ſteck'
auf eine höh’re Feder, fo raufen wir einmal.
Und muß id) unterliegen und lieg’ ich in dem Sand: ich
halt’ auf meinem Spruche zeitlebens feften Stand.
Und ift dein Dirnel fchöner, fo trag's zur Stadt hinein,
zum Markte, zum Verkaufe, für’s Dort iſt's halt zu fein.
Und ift dein Dirnel frömmer, fo führ’ e8 gleich nad
Rom, und laß ed heilig ſprechen, zur Lieb’ iſt's halt zu
fromm. Wilhelm Müker.
507.
Einer Farbe, einem Glauben, einer Sitte zugethan,
bang’ ich, wie die frommen Zauben, meiner lieben Heimath
an. Wo ich lebe, will ich fterben, wo ich fterbe, ruht jich’e
gut, |: und die Kinder, die mich erben, erben aud) mein
Der; und Blut. : |
Süße Heimath, ſchöne Erde, gutes Land, das mich er:
alt, o du theure, liebe, werthe, runde, Pleine, heitre Welt!
mmer will ich dir gehören, immer mit und bei dir fein;
Bremblinge und Söldner ſchwoͤren, dir genügt mein Wort
allein.
Meinem Glauben, meiner Sitte, meinem Könige
getreu, kenn' ich weder aan 0 Bitte, ſuche nicht, wo 8
befler ſei; mögen Andre wünichen, ſuchen, mir find über Gut
und Geld meine Eichen, meine Buchen und mein Baiern
meine Welt! Baierſches Volkslied.
254 Eine filberne Scheide.
508.
Eine filberne Scheide, eine goldene Kling’, mein Schag
ift von Adel, wie freut mich das Ding!
Kreideweiße Haare, ſchwarz gewichfte Schuh’, ein Degen
an der Seite, ein Goldſtuͤck dazu. '
Mein Scha ift von Abel, von Adel ift er! Was hat er
für einen Tadel? Kein’ Waden hat er. ,
Des Knaben Wunderhorn.
509.
Melodie: Prinz Eugenius ꝛc.
Eine Stadt am Oftfeeftrande, klein, doch allbefannt
im Lande, Colberg, hält der König hoch; feine Schanzen,
feine Mauern waren ftetd’ des Feinded Schauern, und fein
alter Ruhm lebt nod).
In dem wilden Kriegeötange, einft geführt von Frie⸗
drich's Glanze, hielt es dreimal muthig aus, wie der Feind
zu Land und Meere, mit der Flotte, mit dem Heere ed um:
zog mit Kampfesgraus.
Dreimal Donnerten die Scharen Rußlands auf die Stadt
Gefahren, aber Heyden war vol Muth! Endlich fanden
bier die Sieger, nad) dem Tod' viel tauſend Krieger, Leichen
nur, und Rauch und Schutt.
Preußens Feſten, als faft alle einft der Franke bracht‘ zu
Falle, niederwarf im Sturm das Land; ließ doch Colberg
treu fich finden, ließ den ftarfen Muth nicht fchiwinden, ward
ein Zhurm im Kampf genannt.
Colbergs Ruhm lebt im Gedichte, glänzt im Spiegel
der Geſchichte, prangt auf feiner grünen Yu. Heldennamen
find zu nennen: Schill und Werner werd’t ihr kennen;
Nettelbeck und Gneifenau.
Wie ſich einft der Kampf erneue, Colberg, fie, die Viel-
etreue, ftehet feft in Sturm und Graus. Wohl ihr! fie
ann mit Vertrauen auf den tapfern Führer fehauen, der
ftetö würdig Gneifenau’s.
510.
Bekannte Melodie.
Ein’ fefte Burg ift unfer Gott, ein’ gute Wehr und
Waffen, er hilft uns frei aus aller Noth, die uns ist hat
betroffen. Der alt’ böje Feind mit Ernit er's igt meint,
gr Macht und viel Lift fein graufam Ruͤſtung ift. Auf
d' iſt nicht ſein's Gleichen.
n
nn Tr
“
Ein’ fromme Magd in gutem Stand. 2585
Mit unfer Macht ift nichts gethan, wir find gar bald
verloren, es ftreit’t für uns der rechte Mann, den Gott hs
ſelbs erforen. Fragſt du, wer der iſt? Er beißt Jeſus
Ehrift, der Herr Zebaoth, und ift Erin ander Gott, das Feld
muß er behalten.
Und wenn die Welt voll Zeufel wär’, und wollt’ uns
gar verfchlingen, fo fürdten wir uns nicht fo jehr, es fol
und doch gelingen: der Fürſt diefer Welt, wie ſau'r er fi
ftelt, thut er und doch nichts, bad macht, er iſt gericht't, ein
Woͤrtlein kann ihn fällen.
Das Wort fie follen laflen ftahn, und Fein Dank dazu
haben. Er ift bei uns wohl auf dem Plan mit feinem Gerft
und Gaben. Nehmen. fie den Leib, Gut, Ehr’, Kind und
Weib: Laß fahren dahin, fie haben’s Fein Gewinn, das Reid)
muß uns doch bleiben. Martin Suther.
511.
Ein Fichtenbaum ſteht einfam im Norden auf Tahler
5 Ihn fchläfert; mit weißer Dede umbüllen ihn Eis und
nee
Er träumt von einer Palme, die fern im Morgenland
einfam und ſchweigend trauert auf brennender Felfenwand.
>» Heinrih Heine.
512.
Bekannte Melodie.
Ein freies Leben führen wir, ein Leben voller Wonne.
Der Wald ift unfer Nachtquartier, bei Sturm und Wind
handthieren wir, der Mond ift unfre Sonne. .
| Heut’ kehren wir bei Pfaffen ein, bei reihen Pächtern
morgen; da giebt’5 Ducaten, Bier und Wein, was drüber
ift, da läßt man fein den lieben Herrgott forgen.
Und haben wir im Nebenfaft die Gurgel ausgebadet, fo
machen wir uns Muth und. Kraft und mit dem Zeufel Brür
derfchaft, der in der Hölle bratet.
Und wenn dann unfer Stündlein Fommt, das unfre Tha⸗
ten lohnet: fo trinken wir uns toll und vol, und bring'n
dem Schwarzen unfern Soll, ber in der Hölle thronet.
Schiller.
513.
Ein’ fromme Magd ın gutem Stand geht ihrer Frauen
fein zur Hand, halt Schüuffel, Tiſch und Zeller weiß, zu ih:
rem und der Frauen Preis.
266 Ein Gandeamus ſoll uns hent'.
Sie trägt und bringt kein' neue Mähr', geht ſtill in
ihrer Arbeit her, iſt treu und eines keuſchen Muths, und
thut den Kindern alles Guts.
Sie iſt auch munter, hurtig, friſch, verbringet ihr Ge
ſchaͤfte riſch, und haͤlt's der Frauen wohl zu gut, wenn fie
um Schaden reden thut.
Sie hat dazu ein’ fein’ Geberd’, hält alles Tauber an dem
Herd’, verwahrt dad Feuer und das Licht, und fchlummert
in der Kirche nicht. Bartholomäus Ringwald.
514.
Melodie: Vom hoh'n Olymp herab.
Ein Gaudeamus fol uns heut’ vereinen, ihr Juvenes
ber alten Zeit, herbei! doch bei des Feſtes Freude, ſollt' ich
meinen, ftünd’ erft dem Dichter eine Frage frei? (Chor:) Auf
x
alles iſt heute Die Antwort bereit! drum frag’ er getrofl, wir
geben Befcheid.
Bringt ihr zur Luft, die aus dem Becher winket, wie
fonft noch einen frohen, freien Geift? begreift ihr jetzt, war⸗
um 'man Schmolliö frinket, und was das tiefe Wort Fiducit
heißt? (Ehor:) Ja Schmollis! dem ganzen Menfchengefchledht,
und dann Fiducit! auf Gott und Recht!
Der Arm, der feinen Hieber einft geſchwungen, daß er
zum Kampf für’d Leben-fersgeftählt, hat er nun auch den
rechten Kampf gerungen, und treu vertheidigt, was er ernſt
geDaniet (Chor:) Wohl bat er, geftritten mit Feder und
wert, und fegnend und ftrafend. die Kraft bewährt.
Das Burfchenherz, im Lieben und im Hoffen, bei Man-
gel ſelbſt fo überfelig doch, blieb, arm und reich, es immer
treu und offen? glaubt es an Liebe und an Freundfchaft noch?
(Ehor:) Wir fanden die Liebe, wir fanden den Freund, wir
haben nicht cinfam gelacht und geweint.
Wohlan, fo lebe denn im Saft der Reben, wer die
Dogmatik ji im Herzen fand! wer Eregefe und Natur und
Leben und Homiletif lernt’ im Eheftand! (Chor:) Ja wer die
ne ae zu Menfchen ergog, wer lehret und tröftet, der
ebe hoch!
Es lebe, wer. begriffen Kant und Fichte, und wefien
Herz Sacobi warm gehaucht! wer bei dem Aufblic zu der
Wahrheit Lichte nicht grün gefärbte Augengläfer braudt.
(Chor:) Es lebe, wer ahnet im ftillen Gemuth, was ein
Verſtand der Verftändigen ſieht.
Es lebe, wer da richtet ohne Binde, wer Stadt und
Land nur nad) dem Landrecht mißt, wer -allerwegen, ivo man
«
‚Ein. Genie iſt überall. _ 9257
au ihn finde, ganz durch und durch, ein Corpus juris ift.
(Ehor:) Es -Iebe, wer muthig, aufs Jus geflügt, das Laſter
beſtraft, die Unfchuld beihügt! .
Es leba, wer des Seins geheimes MWalten und feiner
Pulſe flifles Wort vernimmt, wer kühn mit Zaubertränfen
weiß zu fchalten, damit das Lebensfünfchen weiter: glimmt.
(Chor:) Es lebe, wer Leben erquidt und erhält und raftlos
dem Tode entgegen fi ftelt.
Es lebe, wer, noch eingedenk der Mufen, für's Vaterland
den Degen rüftig ſchw ge e6 lehe, wer, Natur, an deinem
Bufen fein frieblihes „Beatus ille‘“ fingt! (Ehor:) Es lebe,
wer nüget! das fei uns genug, mit Wort und mit Feder,
mit Schwert und mit Pflug!
Es lebe alles, was wir einft befeflen, was uns erfüllt,
begeiftert und geweckt, es lebe, was das ‚Herz nie wird ver⸗
geilen, obgleich es längft ein dunkler Schleier deckt. (Chor :)
Dir, holde Erinn’rung der feligen Zeit, dir fei ein fröhlicher
Becher geweiht! oo,
Und daß wir biefe Zeit in Ehren halten, drum bleibe
ſtets der Burſchenſinn in Kraft; ein reines Herz, ein frohes
kraͤft'ges Walten, das fei der Geift der großen Burfchen-
haft! (Chor:) Und Schmollis dem ganzen Menſchengeſchlecht!
und dann Fibueit auf Gott und Recht!
Ch. €. Freiherr v. Houwald.
515.
Ein Genie iſt überall, in Lappland und Amerika, ſogar
in Portugal, in China und Sibirien, von jedem Menſchen
gern gelehn. km SMER
Komm’. ic) in’s galante Sachſen, wo bie fhönen Maͤd⸗
hen wachſen, wo die fchönen Mädchen wachen, ſpreche ich:
mein. Schaͤtzichen, Ihön wie Suderplägichen. .
In Frankreich weiß.ich auch Beſcheid, da ſprech' ich mit
Zärtlichkeit, ſpreche ich mit Zärtlichkeit; A Monsieur, votre
serviteur, donnez moi zu &flen ber. . J—
omme ich nach Preußen 'nein, ſo ce ich gar zier⸗
lich fein, ſprech ich gar zietlich ſein: Wenn eine jute Jans
ih hab’, iſt eine jute -Botteßiab‘.. > ..
Denn ich weiß darin Beicheid, die Preußen, die. find ta:
pfre Leut’, find alle tapfre Leut'. Sie haben ihren König
gern, der Blücher war ihr Morgenftern.
Auch mit Böhmen kann ich fprechen. und mit Deflerrei:
chern zechen, mit Deflerreichern sedhen : Grüß eng Gott, wo
tummts denn he? Cralowasachki? Brotschhakun?
1. 17
258 Ein getreues Herze wiſen.
Auch in Ungarn kann's nicht fehlen, fang' ich nur gleich
an zu ſchmaͤhlen, fang' ich gleich an zu ſchmaͤhlen: ——*
teremtete enja Kutja Tekete!
Sonderli im Schwabenland, bin ich auch genau be-
kannt, bin ich genau bekannt: wenn man nur drei Sprachen
Tann, gaun und ftaun und bleibe lanh.
In der Schweiz bin ih zu Haus und finde mid gar
trefflih aus, find’ mid gar trefflih aus: A Gott gruch i
gant nit wuͤt, läbet wohl und gürnet nüt. |
Die Sprache am Rhein verftehe ich wohl, und weiß, wie
man fie fprechen fol, wie man ſie fpredhen fol: Di Krank’
wollt ihr mir gleich uffega, Aepla, Paanakucha, Quetſcha.
Auch in Nürnberg iſt's nicht übel, da ſprech' ich gleich
mit Herren Grübel, ſprech' ich mit: Herrn Grübel: Podacken⸗
Knidla und an Gran, neunmol g’wafchen und boch nit fihön.
In Rußland und Kalabrien, in China und Italien, tn
Sachſen und Sclavonien, in Schwaben und Illyrien, iſt ein
Genie ftet8 gern gefehn; in Ungarn, Böhmen, Perfien, in
Frankreich, Tranſylvanien, in Fez, Marokko, Schleſien, in
Wien, Paris und Bethlehem, iſt ein Genie ſtets gern geſehn.
516.
Ein gefreuee Herze wiffen, hat des höchſten Schages Preis;
der {ft felig zu begrüßen, der ein ſolches Kleinod weiß. Mir
ift wohl bei hoͤchſtem Schmerze, denn idy weiß ein treues Herze.
Läuft das Güde gleich zu Beiten anders ald man will
und meint, ein getreues Herz hilft ftreiten wider alles, was
iſt Feind. Mir iſt wohl ıc. |
. Bein Bergnügen fteht alleine in des Andern NReblichkeit,
hält des Andern Roth für feine, weicht nicht auch bei böfer
Beit. Mir ift wohl ꝛc.
- Gunft, die kehrt “9 nah dem Glüde, Gold und Reich⸗
thum, das zerftäubt, Schönheit läßt uns bald zurüde, ein ge⸗
treues Herze bleibt. Mir iſt wohl ?c.
Eins ift dafein und geſchieden, ein getreued Herze hält,
gun 1% — zufrieden, ſteht auf, wenn es niederfällt.
r wohl %.
Nichts iſt füßers als zwei Treue, wenn fie eins gewor⸗
den fein. Das iſt's, deß ich mich erfreue, und: fie giebt ihr
Ja darein. Mir ift wohl ıc. Paul Flemming.
517. - J
Ein Goldſchmied in der Bude ſtand bei Perl! und Edel⸗
ftein: : „Das befte Kleinod, das idy fand, bus. bift doch du
Helene, mein theures Zöchterlein." I.
Ein grünes Ölas im Grünen. 259
Ein fhmuder Ritter trat herein: „„Willkommen, Mägd-
ein traut! Willfommen, Lieber Goldihmied mein! Mad’
mir ein koöſtlich Kränzchen für meine füge Braut!’
Und als das Kranzlein war bereit und fpielt in reichem
Blanz, da hängt Helen’ in Traurigkeit, wohl als fie war
olleine, an ihren Arm den Fran, N
„ „ad! wunderfelig ift die Braut, die's Krönlein tragen
fl. Ach! fehenkte mir der Nitter traut ein Kränzlein nur
von NRofen, wie wär’ ich freudenvoll!““
Nicht lang’, der Nitter trat herein, das Kränzlein wohl
beihaut: „„O fafle, lieber Goldfchmied mein, ein Ringlein
mit Demanten für meine füße Braut!’
Und als das Ringlein war bereit mit theurem Demant-
flein, da ſteckt Helen’ in Zraurigkeit, wohl als fie war alleine,
eö halb an’s Fingerlein.
„ah! wounderfetig ift die Braut, die's Ringlein tragen
ſoll. Ad! fchenkte mir der Ritter traut nur feines Haare ein
Xödlein, wie wär” ich freudenvoll!““
Nicht lang, der Ritter trat herein, das Ringlein wohl
beſchaut' · „DBu haft, o lieber Goldſchmied mein, gar fein
gemacht die Gaben für meine füße Braut!““
„MDoch daß ich wille, wie ihr's ſteh', tritt, ſchoͤne Maid,
berzu, Daß ich an dir zur Probe ſeh den Brautſchmuck mei⸗
ner Liebſten; ſie iſt ſo Fön wie du.”’
Es war an einem Sonntag früh, drum hatt die ſchöne
Maid heut’ angethan mit fondrer Muh’, zur Kirche hinzuge-
ben, ihr allerbeftes Kleid.
Bon holder Scham erglühend ganz, fie vor dem Ritter
fland. Er ſetzt' ihr auf den gold’nen Kranz, er ſteckt' ihr an
das Ninglein, dann faßt’ er ihre Hand.
„Helene fu ‚ Helene traut! Der Scherz ein Ende
nimmt, du bift die allerfchönfte Braut, für die ich's gold’'ne
Kränglein, für die den Ring beſtimmt.““
„Bei Sold und Perl! und Edelftein bift du erwachſen
her, das follte dir ein Zeichen fein, daß du zu hoben Ehren
eingehen wirft mit mir.”’ hland.
‚518. |
Melodie: Genießt den Reiz des Lebens ꝛc.
Kin grünes Glas im Grünen, gefüllt mit Fühlem Wein,
und grüner Muth im Herzen, bei warmem Sonnenfchein.
‚ Billfommen, Mai, willtonimen, bu kommſt zu guter
Zeit, es blinkt in meiner Rechten der. Rönter, dir geweiht.
17*
0 2 Ein Hänstein ban’.ich für uns zwei.
. Die Sonnenitrablen breden jih bunt in feinem Gruͤn,
in feinem ‚goldnen Brunnen Smaragd: und Saphir glühn.
Und eine meiße Blüthe ſchwimmt auf dem Spiegel bin;
woher Bam fie geflogen, die Peine Trinkerin?
—Sie log vom Haupt des Maien und wie fie nieder fant,
flieg, ſprach der Mai, und trinke für mid) zum fehönen Dank.
J W. Müller.
519.
Minnetroſt.
„Sin Hauslein bau’ ich für uns zwei von Veilchen und
von Rofen, Frau Nachtigall fei aud dabei mit ihrem füßen
Kofen, und ein viel guter heller Mein, das fol der Trunk
der Minne fein. Ei Kieb’ und Luft in beide Weif’! Gi Re
benftod, du fehönftes Reis von allen grünen Reifern !”
Da Fam ein Fühler fiharfer Wind von Morgen her ge:
fehnoben, zerführte mir mein Haus gefhwind, das Dach, dad
war zerftoben. Da regnet's Veilchen ohne Zahl, die Rofen
fielen al’ zu: Thal, fie fielen in den Fühlen Wein, und auch
die lieben Waldvöglein find al’ davon geflogen.
. Wer fi) ein Haus von Rofen baut, der will Dem Winde
trauen; und wer aufMeiberworte traut, ift viel ein ſchlimm⸗
red Bauen. Drum laßt mir meinen hellen Wein, der hat
allzeit denfelben Schein, bei Wind und Wetter, früh und
ſpat; und wer ein Lieb verloren hat, der ſoll's beim Wein
vergeflen. Wilhelm Wackernagel.
520.
Leichter Wanderer.
Ein Heller und ein Basen war'n allzwei beide mein.
Der Heller ward zu Waſſer, der Bapen ward zu Wein.
Die Mädel und die Wirthsleut', die rufen beid’: o weh!
die Wirthsleut', wenn ich komme, die Mädel, wenn ich geh.
Mein’ Stiefel find zerriffen, meine Struͤmpfe find ent:
zwei, und draußen auf der Haiden, da fingt der Vogel frei.
Und wär’ fein Wirthshaus nirgends, Da jaß’ ich ftill zu
Haus; und wär’ kein Loch im Faſſe, fo tränf ich nicht Daraus.
- Albert Graf Schlippenbad.
521.
Ein Herz, das fi) mit Kummer plagt, hat wenig frohe
Stunden. Wem Gram und Sorg’ am Herzen nagt, bem
folgen Wund’ auf. Wunden. Glüdjelig ift, wer dad vergißt,
was einmal nicht gu ändern ift. 0
Ein jeder Srinher Iche had). 261
Dbgleich mein Schiff ohn Anker irrt, bei foldem Con
trawinde, hoff ich doch, daß fidy8 fügen wird, Daß ich dem
Hafen finde, den Hafen, wo bie Freundfhaft ruht. Was
lange währt, wird enblich gut.
Wie Mancher bat. die Ichönfte Zeit ber Jugend nur ver:
iebet in ängftlicher Betriebfamteit ‚ und ſtets nach Rang ge:
firebet. Ich danke für ein glänzend Joch, wer nicht hoch
feige, der fallt nicht hoch. '
Ein kleines Gut am eignen Herd, vereint mit Treu'
und Liebe, das acht' ich mehr ald Kronen werth, drum wird
men Aug nie trübe. Tritt aud ein dunkles Wölkchen ein:
auf Regen folgt oft Sonnenfchein.
Drum auf, mein Herz, ermuntre di, und fei dein eig:
ner Meifter! denn ſolche Dinge ſchicken ſich nicht für 5
große Geifter. Wer weiß, wo man no Roſen bricht, ich
in vergnügt und zage nicht.
522.
Ein Jäger aus Kurpfalz, ber reitet durch ein'n grünen
Bald, er Ichießt das Wildpret ber, gieid wie ed ihm ge
fallt. Su ja! ju ja! Luftig woll'n wir leben, allhier auf grü-
nee Haid’! Iu-ja! ju ja! Luftig ift die Jägeret!
Hubertus auf der Jagd, der ſchoß einn Hirſch und ein'n
Kaas, er traf ein Mädchen an, und das war achtzehn Jahr.
Sr ja! ju ja! Luſtig ift die Jaͤgerei, allhier auf grüner
aid’ ꝛc.
Des Jaͤgers feine Luft, die bat der Here noch nicht ge-
wußt, wie man dad Wildpret fchießt: er fchießt es in die
Bein’ hinein. Ju ja! ju ja! da muß das Thier getroffen fein,
allhier auf grüner Haid ıc.
Jetzt geb" ich nicht mehr heim, bis daß der Guckguck
Guckguck ſchreit, er fchreit die ganze Nacht; ich hab’ mich z
mein Schag gemacht, ju ja! ju ja! und bleib’ bei ihr die
ganze Nacht, bis daß ber Gudgud ſchreit. Ju ja! ju ja!
Kuftig ift die Jaͤgerei! Fliegendes Blatt.
523.
Melodie: Ich hab’ den ganzen Vormittag ꝛc.
Ein jeder Trinker lebe hoch, der bei dem vollen Glas,
ja, ja, fchon oft des Kebens hartes Joch, des Lebens Muh
vergaß, ja, ja, wer dich verſchmäht, du edler Wein, ber ift
nicht werth, ein Menich zu fein.
262 Ein Jüngling liebt cin Madden.
Wenn rein, wie Gold, dein Nebenblut. in unf're Adern
t, ja, ja, und jeden Becher wohlgemuth cin Eleines
an trinft, ja, ja, dann ſcheint die Welt und ihre
Ferm für luft’ ge Trinker nur gemadht.
Drum trinf ih, meil ich trinken Tann, und mir der
Mein noch ˖ſchmeckt, ta, ja, jo lange bis der Senſenmann
in's fühle Grab mid, ſtreckt, ja, ja, und endet fich mein Le⸗
benslauf ‚fo hört mit ihm der Durſt auch auf.
524.
Ein Jüngli ing liebt ein Mädchen, die hat einen Andern
—2— der Andre liebt eine Andre, und hat ſich mit dieſer
vermaͤhl
Das Mädchen. beirathet aus Aerger den erften beften
Mann, der ihr in den Weg gelaufen; der Süngling ift übel dran.
Es ift eine alte Geihichte, doch bleibt fie immer neu;
und wem fie juft pafiiret, dem bricht das Herz entzwei.
geintich Heine.
525.
Ein Kaͤfer auf dem Zaune ſaß, brumm, vrumm die
Fliege die darunter ſaß, ſumm, ſumm!
Hliege , willſt du mid heirathen ? brumm, brumm! ich
hab’ no drei Difoten " Summ, ſumm!
„„J, daß ich nicht, ein Narte wär’, brumm, brumm!
und mir 'nen foldyen Käfer naähm'.““, Eumm, ſumm!
Die Fliege flog zum Bade; brumm, brumm! viel Leute
mußt’ fie habe. Cumm, fumm!
Die erfte trug den Badejtuhl; brumm, brumm! bie
zweite trug dad Zucd dazu. Summ, fumm !
Die dritte trug die Seife; beumm, brumm! die vierte
mußt fie ſtreiche Summ, fumm!
Die fünfte trug die Kanne mit Wein; brumm, brumm!
die ſechſte mußte Schenke fein. Summ, fumm!
„Wo ift meine Magd, bie Müce? brumm, brumm!
fie fol mir ftreichen meinen Rüde." Summ, ‚, fumm!
„„Sie fol mir ftreihen meine feine Haut; brumm,
brumm! denn ich bin eines Käfer Braut!““ Summ, fumm!
. Die liege flog vom Bade; brumm, brumm! viel Leute
mußt’ fie habe. Summ, ſumm!
Sie tanzten wohl fo öte, brumm, brumm! daß fie die
Braut nicht traͤte Summ, ſumm!
Sie tanzten aM im Sprunge; brumm, brumm! der
Kaͤfer mit der Brumme. Summ, ſumm!
Ein Schen min im Paradies, 268
Der Käfer flog vor Liebe weg, brumm, brumm! und
fest’ ſich unter'n Mechedred, Summ, fumm!
‚ „Darunter jaß er jieben Jahr‘, brumm, brumm! bis daß
bie Braut verfaulet war. Summ, fumm! Volkslied.
526. "
„_Ein Küchen, das ein Kind mir Pr das mit den
Küffen nur noch fpielt und bei den Küflen noch nichts denket,
das ift ein Kuß, den man nicht fühlt. .
Ein Kuß, den mir ein Freund verehret, das ift ein Kuß,
der eigentli zum wahren Küffen nicht gehöret: aus Faller
Mode küßt er mid,
Ein Küß, den mir mein Vater giebet, ein wohlgemein:
ter Segenskuß, wenn er fein Söhnchen lobt und Liebet, ift
etwas, Das ich ehren muß.
Ein Kuß von meiner Schwefter Liebe fteht mir als Kuß
nur fo weit an, ale ich dabei mit heißerm Triebe an andre
Mädchen denken kann. .
Ein Kuß, den Lesbian mir reichet, den Fein Verräther
ſehen muß, und der dem Kuß der Zauben gleichet: ja, fo
ein Kuß, das ift ein Kuß. Selling.
527. .
Ein Leben ohne Freiheit, wer gab’ nicht gerne hin!
Bür eine.freie Stunde zum Tod bereit ich bin. Horch! horch!
die Schladhtdrommete bie Braven ruft herbei, blaͤſt Grablied
den Tyrannen und macht die Völker frei. Das Baterkand
liegt biutend, o eilet fchnell heran, ein Arm des Patrivten
viel Söldner Schlagen Tann, ein Leben ohne Freiheit, wer
vs —* freudig hin? Für eine freie Stunde zum Mob
reit ich bin.
An Todes ſanftem Bufen das letzte Hoffen ruht, das
Grab - weiß nichts von Ketten, nichts von Tyrannenbrut:
Fa heran zum Kampfe, denn der nur ift ein Held, der
ur der Völker Ehre und wahre Freiheit fallt. Und
nimmt man. und auf Erden die Freiheit, Freunde, glaubt:
im Himmel, ja im Himmel fie Fein Tyrann uns raubt. An
Todes ſanftem Bufen das legte Hoffen ruht, das Grab weiß
nichts von Ketten, nichtd von Zyrannenbrut. -
A. d. Dritte. liedern v. W. Cornelius.
328.
‚. Ein 2eben wie im Paradies gewährt uns Vater Rhein;
ich geb’ es zu, ein Kuß ift füß, doch füßer iſt der Wein! Ich
bin fo fröhlich wie ein al dad um die Quelle tanzt, wenn
ih den lieben Schenktiſch ſeh' und Gläſer drauf gepflanzt. .
264 Ein Sieden will ich fingen.
Was kümmert mich die ganze Welt, wenn's Tiche Glaͤs⸗
den winkt, und Zraubenfaft, der mir gefällt, an meiner
Kippe blinft? Dann trink' id, wie ein Götterkind, die vollen
Blafchen leer, daB Gluth mir durch Die Adern rinnt, und
fordre taumelnd mehr. J
Die Erde wär ein Jammerthal vol Grillenfang und
Gicht, wühl' uns zur Eindrung unfrer Qual der edle Rpein-
wein nicht. Der hebt den Bettler auf den an ſchafft Erd’
a mel um, und zaubert jeden Erdenjohn ſtracks in’s
yfium.
Er ift die wahre Panacee, " verjüngt des Alten Blut;
verſcheuchet Hirn: und Magenweh, und was er weiter thut!
Drum lebe das gelobte Land, das und den Wein erzog! der
Winzer, der ihn pflanzt’ und band, der Winzer lebe hoch!
Und jeder ſchöͤnen Winzerin, die uns die Trauben las,
weih’ Ich, als meiner Königin, Dies volle Dedelglads. Es lebe
jeder deutfche Mann, ber feinen Rheinwein trinkt, fo lang’
er's Kelchglas halten Bann, und dann gu Boden finkt.
u Hölty.
529. 2
Bekannte Melodie. J
Ein Liedchen will ich ſingen, von Wien hab’. ich es ber,
ed wird mir. ſchon gelingen das Sprichwort anzubringen:
„Es thut's halt nimmermehr!” Es thut's halt, es thut's halt,
es thut's halt nimmermehr. 1
. Es find gar ſchlechte Zeiten, ber Beutel ift oft Leer,
fein Geld iſt unter'n Beuten, Dody, möchtens fahr'n und reiten;
Es thut's halt nimmermehr ıc.
Geht man jegt in die Oper, fo.ift es ein Malheur;
fonft rief man Cherubini, iſt's jest nicht. von Roſſini, fo
thut's es nimmermehr ıc. Zu
. Es made oft Mancher Schulden, doch fällt. ihm's Zahlen
ſchwer, ‚fie muͤſſen ſich gebulden,, heißt's, megen ben Paar
Gulden; es thut's halt nimmermehr ıc.. | |
Wenn ihr mir Beifall ſchenket, fo thut's es halt recht
KR , doch läßt. man den entwifchen, und fängt man an zu
ziichen, fo thut's es nimmermehr ꝛc.
Heut' Hab’ ich viel gelungen, fehr viel bei meiner Ehr',
ih Tann ja kaum mehr fprecyen, der Stimmftod will mir
brechen; es thut's Halt nimmermehr ıc. cẽcẽ.
Hat euch mein Lied gefallen, ſo freut es mich recht ſehr,
doch jetzt ein Notabene, es iſt ſchon bald halb Sehne; heut
thut's es nimnmermehri ꝛec..
Ein munteer Bitter zeg einmal. 265
5.
Ein Lufl’ger Muſikante marfchirte am Ril, o tempora,
o mores! da Frod aus dem Waſſer ein großer Krokodil,
o tempora, o mores! Der wollt‘ ihn gar verfchluden, wer
weiß, wie das geihah? Juchheiraſſaſſa, o tempo-tempora!
Selobet feift du jederzeit, Frau Mufifa! '
Da nahm der Muſikante feine alte Geigen, o tem-
ora, o mores! und thaͤt mit feinem Bogen fen darüber
reichen O tempora, o mores! — Allegro, dolce, presto,
wer weiß, wie das. geſchahr Juchheiraſſaſſa, o tempo -tem-
pora! Gelobet feift du jederzeit, Frau Mufila! —
Und wie der Muſikante den erſten Strich gethan, o
temp. etc. da fing der Krokodile zu tanzen an, o temp. eto.
— Menuett, Galopp und Walzer, wer weiß, wie bad ıc.
Er tanzte wohl im Sande ım Kreife herum, o temp. etc,
und tanzte fieben alte Pyramiden um, o temp. etc. denn
die find lange wadlicdht, wer weiß ıc.
Und als die Pyramiden das Zeufelsvich erfchlagen, ©
temp. etc. da ging er in ein Wirthshaus und fergt' für fei«
nen Magen, o temp. etc. Zofaierwein, Burgunderwein,
wer weiß. zc, -
ne Mufitantenkehle, die ift als wie ein Loch, a temp. etc.
und bat er noch nicht aufgehört, fo trinkt er noch, o temp.
etc. und mir, wir trinken mit ihm, wer weiß ic. .
E. Seibel,
531.
. Eigne Melodie.
Ein Mädchen oder Weibchen wuͤnſcht Papageno ſich, o
fo ein ſanftes Zäubchen wär' Seligkeit für mich! Dann
ſchmeckte mir Zrinfen und Effen, dann koͤnnt' ich mit Fürften
mich meflen, des Lebens ald Weifer mich freun, und wie im
Eiyfium fein!
Ein Mädchen ıc. Ach, kann ich denn Feiner von allen
den reizenden Mädchen gefallen? Helf eine mir nur aus ber
Roth, ſenſt graͤm' ich mic, wahrlich zu Tod!
Ein Madden ıc. Wil Feine mir Liebe gewähren, fo muß
mich die Flamme verzehren; doc Füßt mich ein weiblicher
Mund, fo bin ich ſchon wieder gefund. ° "
„Schikaneder. Aus det Zauberflöte.”
. E j) . 532. .
Ein munfrer Ritter 3 einmal an feines Liebchens Hand
e
durch Meindbergs ſchönes Wleſenthal im Lenzmond über Land;
dem Ritter war dabei fo füß, als wandelt’ er im Paradies.
2660 Ein Muſikant weht’ fröhlich fehn.
Auf einmal blieb er ſtill im Lauf mit feinem Liebchen
fiehn: Schau’, Liebihen, ſchau' den Berg hinauf, ch‘ wir von
dannen gehn, fieh oben in der Wüftenei das Denkmal von
ber Weibertreu”! ——— oo
Bei diefen Trümmern ſchwöre mir, Bei diefem beil’gen
‚Stein, mir einft, wie diefe Weiber hier, getreu und: hold
u fein; bei diefen Trümmern der — verzeih'! faſt ganz ver:
felmen Weibertreu‘ on on
Sch ſchwoͤre, traun! ich ſchwöre bir: — fiel ihm fein
Kiebehen ein — wenn bu von Männertrette mir nur zeigejt
Einen Stein! nur Einen Stein, der — o verzeih‘, noth nie
beftandnen Männertreu. —
Der muntre Ritter ſprach kein Wort vom Schwur zum
Liebchen mehr; er ging und ſuchte fort und fort die Kreuz
und in die Quer, und fol bis heut mit diefem Stein noch
nicht zurückgefommen fein. of
533.
Ein Muſikant wollt' fröhlich fein, es thät.ihm wohl: ge
lingen, ey faß bei rinem guten Wein, da waollt er luſtig
ſingen. Bekannt iſt weit und breit der Wein, gewachfen hin
und ber am Rhein, macht ſittlich moduliren, thut Manchen
oft verführen... " i Zr
Davon fegt er ein Liedlein Elein, das thut er wohl be-
trachten,. und mifchet gute Fugen ein, Niemand konnt's ihm
verachten; er dacht' in dem Gemüthe fein: ei wären taufend
Kronen mein, und alle Jahr ein Fuder Wein, das Fönnten
gute Fugen fein. Ä
- 534.
Melodie: Feierlich ſchalle der Jubelgeſang.
Zwei Stimmen.
Fin neues Freudenjahr ward uns geboren, vom Herzen
ſoll's willlommen fein; im froben Zanze jugendlier Horen
tritt's in der Jahre Reihe ein. (Chor :) :,: Bringet, ihr Brüder!
dem wonnigen Jahr Gruße und Wünjche beim Wingritte dar. >,
Dem neuen Jahre neues Schönes ſagen, ihm, Meues
wünfchen, traum aft ſchwer; ed Fam uns ja feit langen alten
Zagen ſchon gar zu oft das Neue ber. (Chor:) :; Wille und
Wuͤnſche fie bleiben ſich gleich im Mechfel der Beiten bei
Arm und bei Reidh),: ;,: on
Drum kroͤne ed, was fi vom guten Alten Ermünfchtes
unterm Monde fand; des Könige Herz, ſein väaterliches
Ein near ſied wir heben an. 26T
Balten, und treuer Völker ſtarkes Banb. (Chor:) :,: Der Friebe,
die Ehre und innerer Werth fei, Himmel! dem Vaterland
reichlich befchert. :,: R
Des Sommerd umd bed Herbſtes reicher Segen, und
Bacchus Labfal bring’ und her; und bring’ uns frohes Leben
und Bewegen auf offnem Markt, und Straß’ und Meer.
(Chor:):,.: Es blühe der Handel, und glüdlich Gedeih'n möge
des Landmannes Mühen erfreun. ;,:
Sieb audy Gefundheit, feohen Muth im Herzen, al!’ unf'rer
Iheuern Lieb" und Gunſt! Schen® Map in Freuden, Männer
kraft in Echmerzen, und laß gebeihn die Frucht ber Kunft.
(Ehor:) :,: Und Jedem im Kreile erbluͤhe zum Beil von alle
dem Glüuͤcke ein mäßiger Theil. :,: "
535.
Eigne Melodie.
Ein neues Lieb! Gin neues Lied! Gefundheit und ein
froh Semüth! Wer unfer neues Lied nicht kann, ber fang’
ed heut’ zu lernen an, und fei zu üben es bemüht: Gefund:
beit und ein froh Gemüth.
Wem weiht ſich unfer neued Lied! Der Schönheit, die
das Herz erzicht. Wer ſolche Schönheit liebgewann, der
fimme mit uns jaudyzend an! Sie lebe, die unfterblich blüht,
die Schönheit, die das 7 erzieht!
Shm, der für Recht und Wahrheit glüht, für Freund
und Feind vich edel müht, nie Eixhlechtes thun und dulden
kann, facht ihn auch Haß und Mißgunft an; ihm, Preunde,
fingen wir bied Lied, dem Edelften, der vor uns blüht.
Der neuen Zeit, die vor uns blüht, dem Blick, der in
die Zußunft fieht. Wer für die Nachwelt leben kann, ift, auch
verkannt, ein ſel'ger Mann; ihn ehret froh ber Zeiten Lied;
Glückauf der Zeit, die vor uns blüht!
Roh einmal flimmet an das Lied der Kraft, die Herz
on Herzen zieht. Ihr weihen wie und Hand in Hand, und
nupfen ein unlösbar Band: der fchönften Kraft, bie in uns
glüht, die Freundfchaft, Liebe, Hochgemüth! Herder.
536.
Ein Lied von den zween Märtyrern, zu Brüfiel
- verbrannt 15823.
Ein neues Lied wir heben an, das walt Gott, unfer
Herre! zu fingen, was Gott hat gethan, zu feinem Lob und
Ehre, zu Brüſſel in dem Niederland; wohl durch zween junge
Knaben hat er fein: Wundermacht bekannt, die er mit feinen
Gaben fo reichlich hat gezieret.
266 Ein ucucs Lied. wir heben an.
.: + Der Erſt' recht wohl Johannes heißt, fo reich an Gottes
Hulden, fein Bruder Heinrich nach dem Geiſt, ein rechter
Chriſt ohn' Schulden, von diefer Welt gefchteden find, fie
han die Kron’ erwarben, recht wie die frommen Gottesfind,
für fein Wort find geflorben, fein Märtrer find fie worben.
Der alte Feind fie fangen ließ, erſchreckt fie lang’ mit
Drauen; das. Wort Gottd man fie leugnen hieß, mit kiſt
auch wollt‘ fie täuben. Bon Löwen ber ner viel, mit
ibuer Kunft verloren, verfammelt er zu biefem Spiel; der
eift fie macht zu Thoren, fie kunnten nicyt& gewimmen.
Sie fungen füß, fie jungen faur, verſuchten manche Li⸗
fen, die Knaben ftunden wie ein’ Maur, beradyten bie So⸗
phiften. Den alten Feind dad fehr verbroß, daß er war über
wunden von folhen Jungen, er fo groß, er ward voll Zorn
von Stunden, gedacht fie zu verbrennen. .
Sie raubten ihn’n das Kiofterfleid, die Weih' fie ihnn
auch nahmen, die Knaben waren deß bereit, fie ſprachen
fröhlich Amen; fie. dankten ihrem Vater Gott, daß fie los
follten werden des Teufels Larven, Spiel umd Spott, darin
durch ar Behrden die Welt er gar betreuget.
Da ſchickt Gott durch fein’ Gnad' ale, daß fie recht
Priefter worden, fich felbft ihm mußten opfern da und gehn
im Ehriftenorben, ber Welt ganz abgeftörben ſein, die Heu
— ablegen, zum Himmel kommen frei und rein, die Mön
ei ausfegen und Menfchentand hie laſſen.
Man ſchrieb ihn'n fuͤr ein Brieflein Bein, das hieß man
fie ſelbſt leſenz die Stuͤck“ ſie zeichten alle drein, was ihr
Glaub' war gewefen. Der höchſte Irrihum diefer.swar: man muß
allein Gott. gläuben, ber Menfch leugt und treugt immerdar,
dem fol man nichts vertrauen; de mußten .fie verbrennen.
. Zwei große Feu'r fie zündten.an, bie Knaben fie her⸗
brachten, es nahm groß Wunder. jedermann, daß fie ſolch
Dein verachten, Mit Freuden fie fi) gaben drein, mit Gottes
Rob und Singen; ber. Muth ward den Sophiſten klein für
Diefen neuen Dingen, daß fich Gott. kieß ſo merken. .
Der Schimpf fie nu gereuet hat, fie wollten's gern ſchoͤn
machen. Sie thürn nicht rühmen ſich der That, fie bergen
faft die Sachen. ‘Die Schand’ im Herzen beißet fie, und
klagen's ihr'n Genoſſen, Boch Kann der @eift nicht ſchweigen
hie, des Habels Blut vergoſſen, es muß den Cain melden.
Die Aſchen will nicht laſſen ab, fie ſtänbt in allen Lan⸗
den, bie hiift Fein Bach; Loch, Grub, noch Grab,ſie macht
ben Feind zu Schahden.: Die .er im Leben durch den Mord
zu fchweigen hat gebrungen, die muß er todt.an allem Ort,
mit aller Stimm’ und Zungen gar froͤhlich laſſen fingen.
Ein niedliches Mmchen, ein junges. Bint. 269
Roc laſſen fie ihr Lügen nicht, den großen Mord zu
ſchmuͤcken, fie geben für ein falf Gedicht, ihr G'wiſſen thut
fie drüden, bie Heil'gen Gott's auch nady dem Zod von ihn'n
geläftert werden, fie fagen, in der legten Roth die Knaben
noh auf Erden fih fon haben umfehret.
Die laß man lügen immerhin, fie eh feinen From⸗
men: wir golen danfen Gott darin, fein Wort ift wieder:
kommen. Der Sommer ift hart vor der Ihür, ber Winter
ift vergangen, - die zarten Blümlein gehn berfür. Der das
bat angefangen, der wird e8 wohl vollenden. Amen.
Martin Luther.
537.
Ein niedliches Mädchen, ein junges Blut, erfor ſich ein
fandmann zur Kraus doch fie war einem Studenten recht
gut, und bat ihren Alten einft fchlau: er follte Doch fahren
ins Heu; er follte doch fahren in's — Heu juchhei, Heu
juchhei, juchhei tralalei! Er follte doch fahren in's Heu.
Ei, dachte der Bauer, was fallt ihr denn ein? Sie hat
mir etwas auf dem Rohr. Wart’, wart’! ich ſchirre die Rap:
pen zum Schein, und ſtelle mid, hinter das Thor; ich thu',
als fuͤhr' ih in's Heu, ich thu', als führ ich ins — Heu
— Heu juchhei, juchhei, tralalei! Ich thu', als führ' ich
in's Heu.
Bald kam ein Reiter das Doͤrfchen herab, fo nett wie
‚ein Hof-Capalier, das Weibchen am Fenſter ein Zeichen ihm
gab, und öffnete leife die Thür: „Mein Mann tft gefahren
ins Heu, mein Mann ift gefahren in’8 — Heu juchhei, Heu
juchhei, juchhei, tralalei! Mein Mann ift gefahren in's Heu.‘
Sie drüdte den blühenden Buben an’d Herz, und gab
ihm mandy’ feurigen. Kußs dem Bauer bei'm Gudlod, warb
ſchwuͤl bei dem Scherz, er ſprengte die Thuͤr mit dem Fuß:
„Ich bin nicht gefahren in's Heu, ich bin nicht gefahren in s
— Heu juchhei, Heu juchhei, juchhei, tralalei! Ich bin nicht
gefahren in’s Heu.” u
Der Reiter machte fi wie ein Dieb durch's Fenſter ge
ſchwind auf die Flucht; body fie ſprach bittend: „Kieb Männ-
den, vergieb , er hat mach in Ehren beſucht. Ich dachte, du
führeft ind. Heu, ich Dachte, du führeft in's — — juchhei,
Heu juchhei, juchhei, tralalei! Ich dachte, du führeſt in's Heu.’
Potz Hagel! und wär’ ich auch Meilen weit gefahren inv
eu oder Gras, verbitt” ich zum Henker doch während der
eit mir ſolchen verwettertn Spaß. Da fahre ber Zeufel
ms Heu! da fahre ber Teufel nd — Heu juchhei, Heu
juchhei, juchhei, tralalei! Da fahre der Zeufel in's Hau!
278 2 Ein Bitter ritt einſt in der Krieg.
538,
Ein Ritter ritt einft in den Krieg, und als er feinen
Hengſt beftieg, .umfing ihn fein Weinsliebchen: „Leb' wohl,
du Herzensbübchen! leb' wohl, viel Heil und Sieg!”
„Komm fein bald wieder. heim in's Land, daß uns um-
fehling’ ein ſchönres Band, als Band von Gold und Seide,
ein Band aus Luft und Freude, gewirkt von Prieſterhand!“
n Pi bo! kaͤm' ich auch wieder bier, du Raͤrrchen du,
was hülf’ es dir? Magft meinen Zrieb zwar weiden; allein
bein Band aus Freuden behagt mit nichten mir.““
„O weh! fo weid’ ich deinen Zrieb, und willft doch, fal⸗
cher Herzensdieb! in's Ehband dich nicht fügen? warum mich
denn betrügen; treulofer Unjchuldsdieb
„„Ho bo! du Närrchen, weldy ein Wahn! Was ich that,
haft du mit gethan. Kein Schloß Hab’ ich erbrochen; wann
ic Fam anzupodyen, fo war ſchon aufgethan.““
„D weh! fo trugft du das im Sinn? was fchmeichelteft
du mir um's Kinn? was mußteft du die Krone, fo zum Be:
trug und Bohne, mir aus den Locken ziehn ?“
„„Ho bo! Süngft flog in jenem Hain ein kirres Taͤub⸗
chen zu mir ein: hätt’ ich es nicht gefangen, fo müßten mir
entgangen Verſtand und Sinne fein!"
Drauf ritt der Ritter hop fa fa! und ftrich fein Bärt-
hen trallala! fein Liebchen fah ihn reiten, und hörte noch
von weiten fein Zachen ba ba ha!
Zraut, Mädchen, leichten Nittern nicht! manch’ Ritter
tft ein Böfewicht. ie Löffeln wohl und wandern von einer
zu der andern, und freien Feine nicht. Bürger.
539.
Bekannte Melodie.
Einſam bin ich nicht alleine, denn es fchwebt ja füß und
mild um mic, her im Mondenfeheine dein geliebtes, theures Bild.
- Was ich denke, mas ich treibe zwilchen Ahnung, Freud’
und Schmerz, wo ich wandle, wo ich bleibe, ewig nur bei
dir, mein Herz! |
Unerreichbar, wie die Sterne, Wonne blinfend, wie ihr
»&lanz, bift du nah” und doch fo ferne, fülleft mir die
Seele ganz. 9. A. Wolf. „Preciofa” von MR. v. Weber.
540. nu
Melodie von M. v. Weber.
Einſam? einſam? nein, das bin ich nicht! denn die Gei—
er meiner Lieben, die in ferner Heimath blieben, :,: ſie um:
chweben mid. ;,: ’ N
Einſam fol der Menſch nicht bleiben. 271
Gluͤcklich? gluͤcklich? nein, das bin ich nicht! denn bei
ſtill geweinten Zhränen fühl" ich ſtets ein heimlidy Sehnen
nah der Heimath hin.
Traurig? traurig? nein, das bin ich nicht! denn ich
weiß, daß in Gedanken meine Theuren mid umranten und
mir nahe find.
Hoffend ? hoffendb? ja, das ift mein Sinn? einft mit den
geliebten Meinen wiederum mich zu vereinen, das erfüllt
mein Herz. i Fliegendes Blatt.
541.
Einfam figen bei dem Mahl, Lieber gar nicht effen!
Drei fei die geringfte Zahl, beffer ungemeflen; doch in voller
Harmonie Jeder giebt das Seine, Alle nehmen wo und wie
in dem Zuftvereine.
Einer fchlürfet Dom-Dechant, dieſer trinft Burgunder,
jener liebt das Pfälzerland, der gießt Wafler drunter; doch
die Augen leuchten glei, Freude präfidiret, Comus herrfcht
im Zafelreih, wie ed ſich gebühret.
Lauter wird das frohe Wort, röther glüht die Wange,
bis zum Jauchzen reißt es fort bei dem Kling und Klange;
doch den Nachbar hör’ ich nur, mocht' gern alle hören! Ha,
iegt komm' ich auf die Spur: das gelingt in Chören.
Freund, weil dir Erato hold, fing’, was wir empfinden;
trifft du, wie wir es gerollt, werden. wir’8 begründen. Ju⸗
beind Halt der Chor dir nad), wohl haft du gelungen! felten
kommt der frohe Tag, heute iſt's gelungen.
errlich! jegt ein zweiter naht, nun gar drei und viere;
Lieder⸗Tafel, lebe hoch! Freude, triumphire! Mädchen-, Wein:
und Sängerfeind, ge) mit deiner Schelle! Weife nur find
bier vereint an der Xebendquelle. Werlich.
542.
Melodie: Auf, ihr meine deutfchen Bruͤder.
Einfam ſoll der Menfch nicht bleiben; fo gebot es die
Natur. Alles unfer Müh'n und Treiben bleibt erfoiglos, ohne
Spur: werm nicht in vereintem . Streben Freunbichaft uns
ur Seite ſteht; wenn der Menſch durch's Pilgerleben ein-
—*2* verlaſſen geht. oo.
Berg und Zhal und Wald erklingen von ber fchönften
Harmonie. Die, o Freundſchaft! weihn und bringen wir bes
Herzens Sympathie. : Dein in deinem heil gen Kreiſe blüht
des Lebens ſchoͤnſtes Glück; noch am Biel der Pilgerreife
ſchau'n wir froh auf dich url. . er
272 Einſam wandelt dein Freund.
D wie viele Ishöne Stunden, Doppelfveuden, Troſt im
Schmerz, haben wir vereint. empfunden, Ruh und Labung
für das Herz! Lieb’ und Freundfchaft, Wein und Lieber,
freuen Nofen auf den Pfad, geben ven des Freude wieder,
den das Schickſal niedertrat ! |
Laßt denn, Freunde, heut’ vor Allen unferm traulichen
Berein laut. ein Lebehoch erichallen, ihm die beften Wünjche
weihn. Die wir ihn zum Jüngling reifen,. und in Jugende
Para ſahn, laßt die Glaͤſer uns ergreifen, ſinget ihm und
oßet an!
? Mög’ er. in dem Lauf-ber Zeiten, jegt ein Süngling,
einft ein Greis, Freuden ohne Zahl verbreiten in ber Foeund:-
ſchaft ſchoͤnem Kreif’! Eintracht fürdre feine Schritte, Riebe
ber ihm den Pfad; Redlichkeit und deutſche Sitte hege je-
der, der ihm naht!
543.
- Melodie von 8. v. Beethoven.
Einfam wandelt dein Freund im Früblingögarten, "mild
vom lieblihen Zauberliht umflofien, das durch wankende
Blüthenzweige zittert, Adelaide!
In der Tbiegetnden Fluth, im Schnee der Alpen, in. des
fintenden Zages Goldgewölfen, im Gefilde der Sterne ſtrahlt
dein Bildnig, Adelaide! . |
Abendlüftchen im zarten Laube flüftern, Silberglöckchen
des Mai's im Graſe fäufeln, Wellen raufchen und Radtigallen
flöten, Adelaide! nn ee
Einft, o Wunder! entblübt, auf meinem Grabe, eine
Blume der Aſche meines Herzens; deutlich ſchimmert auf je-
dem Purpurblätthen: Adelaide! . 5.
544.
Einfam weil id in den Abendftunden, von ber Schwer.
muth Zrauerflor umwunden, oft in meiner Laube Finfterniß,
In.
und vorüber meinen Augen gleiten. Freudenbilder der Ber
gangenheiten, die mein hartes Schickſal mir entriß.
Sehnfuchtfeufzer eilen in die Ferne, und ich richte zu
dem fchönen Sterne, . zu dem Stern. der Liebe meinen Blick;
bringft du, forſch' ich zweifelhaft und trübe, bringft du, guter,
holder Stern der Liebe‘, meined Herzens Liebling nie zurück?
Freundlich teöftend fieht er auf mid) nieder; ich vernahme
wonnevolke xieder, die wie Geifterliöpel mich ummehn. Leife,
. wie wenn vom den. Harfenfaiten ſanfte Weiſen tönend nieber-
gleiten, halt ed dur, mein Inn'res: Wieberfehn !. u
BR
k
Ein Schifllein ſah ich fahren. 273
Schwermuth, beine bangen Schatten fliehen vor dem
Zauber diefer Melodien, und des Grabes SIchredigebüde ſinkt.
Wiederfehn! fo wiederholen leife meine Lippen dieſe Did:
MWeife, bid fie laut im Herzen wieberflingt.
Ahnung, Ahnung! ruf ich wonnetrunten, in dem Traum
des Wiederjehnd verſunken, laß mich beine Tröſtung ftets
verftehn! laß, wenn beine Kreudenbilder dunfeln, wenn der
Hoffnung Sterne nicht mehr fundeln, deine Zauber meinen
Geift ummwehn!
345.
Ein Schäfermädchen weidete, zwei Lämmer an der Hand,
auf einer Flur, wo fetter Klee in reicher Fülle fand. Sie
hert dabei wohl in dem Hain den Bogel Kuduf Iuftig ſchrein:
Kuckuk! kuckuk!
Sic feste ſich in's weiche Gras, und ſprach gedanken⸗
voll: „Ich will doch einmal ſehn, zum Spaß, wie lang' ich
leben ſoll!“ Ja bis auf hundert zählte fie, indem der Kuduf
immer fchrie: Kuckuk! kuckuk!
Drauf fpottete das loſe Kind dem Vogel zornig nad.
Der Bogel hört den Schall, und ſchwingt ſich näher her,
und ach! je mehr dad Mädchen äffte nach, je mehr der Vogel
ihrie und ſprach: Kuduf! kuckuk!
Da ward dad Schäfermädchen toll, und fprang auf, aus
dem Graf’, nahm ihren Stab und lief voll Groll, bin, wo
der Kuduf jaß. Der Kuckuk merkt's, und zog, zum Glüd,
fi) fchreiend in den Wald zurüd: Kuduf! kuckuk!
Sie jagt’ ihn immer vor fih her, in tiefen Wald hin-
ein, und kehrt' jie um, fo fam auch er fchnell wieder hinter:
drein. Sie jagte und verfolgt ihn weit, indem der Kuduf
immer fchreit: Kuckuk! eyduf!
Zie kam tief in den Wald hinein, da ward fie müd' und
matt. „Ja, meinetwegen magft du fchrein, ich geh nicht
weiter nah!” Sie kehrt zuruͤck, da tritt hervor ihr Schäfer,
und ruft ihr ins Ohr: Kuckuk! kuckuk!
Volkslied aus Sachſen.
Bb46.
;. Ein Schifflein ſah ich fahren, :; Capitaͤn und Lieute-
nant, :,: darin waren geladen drei. brave Gompagnien Solda:
ten. Gapitän, Lieutenant, Bähnderih, Sergeant, nimm das
Mädel, nimm das Mädel, nimm das Mädel bei der Hand!
,: Soldaten, Kameraden. ;;:
I. 18
274 Ein Schifflein zichet leiſe.
Was follen die Soldaten efien? Kapitän und Lieutenant.
Gebratene Kifh” mit Krefien, die follen die Soldaten effen.
Eapitän ꝛc.
Was follen die Soldaten trinfen? Capitän und Lieute-
nant. Den beften Wein, der zu finden, ben follen die Sol-
daten trinken. Capitän ꝛc.
Wo folen die Soldaten fchlafen? Eapitän und Lieute-
nant, Bei ihrem Gewehr und Waffen, da müflen die Sol-
daten ſchlafen. Capitaͤn ꝛc.
‚Wo follen die Soldaten tanzen? Capitän und Lieutenant.
Bei Haarburg auf der Schanzen, da müffen die Soldaten
tanzen. Gapitan ꝛc.
Wie kommen die Soldaten in Himmel? Gapitän und
Lieutenant. Auf einem weißen Schimmel, da reiten die Sol:
baten in den Himmel. Eapitän ıc.
Wie kommen die Offizierd in die Höllen? Capitän und
Lieutenant. Auf einem fchwarzen Fohlen, da wird der Teu⸗
fel fie alle holen. Eapitän ꝛc. Ueblich feit 1787.
547.
Ein Schifflein ziehet leife den Strom hin feine Gleife,
es ſchweigen, die drin wandern, denn Feiner kennt den andern.
Was zieht hier aus dem Felle der braune Waidgefelle !
Ein Horn , das fanft erfchallet; das Ufer wiederhallet.
Bon feinem Wanderftabe ſchraubt Jener Stift und Habe,
und mifcht mit Flötentönen fid) in des Hornes Dröhnen.
Das Mädchen ſaß fo blöde, als fehlt‘ ihr gar die Rede;
jest ftimmt fie mit Geſange zu Horn und Flötenklange.
Die Rudrer auch fih regen mit taftgemäßen Schlägen,
das Schiff hinunterflieget, von Melodie gewieget. ° _
Hart ftößt es auf am Strande, man trennt fi) in Die
Lande. Wann treffen wir und, Brüder! auf Einem Schiff:
lein wieder?
48.
Melodie von Küden.
Ein Schneiderlein z0g in die Fremd’: „Frau Mutter,
näht ein einzig Hemd, ich bin ein ſchmächtig Schneiberlein,
zwei Hemben wollen getragen fein. “ 3.
„„Herzliebſter VA , mein einzig Kind, du bift ja leich-
ter ais der Wind; mach' ich Dir nicht dad Ränzel ſchwer, feh'
ich dich nun und nimmermehr.““ ,
„And kommt ein Wind, lieb Mütterlein, fo kehr ich in
ein Wirthshaus ein, da pad’ ich ein ein Dreierbrod, Frau
Mutter, hab’ fie Feine Roth!“
\
n
D
Ein’ Schäfel und cin Häfelein. 275
„„O du mein Alles auf der Welt, mein guter Eohn
und Radelheld, ich pad! dir ein zwei Hembelein, ed möcht
fein Wirthöhaus nahe fein.”
Die Schneiderfeele ward gerührt, SHerzmütterlein das
Ränzel fhnürt; früh Morgens z0g er in die Fremd', im
Ränzel fchleppt' er zween Hemd’.
Er zog umher acht Biertelftund’, bis daß er nicht mehr
laufen Eunnt‘, fünf Fuß vom erften Meilenftein verfchied das
arme Schneiderlein. A. Berdt.
349.
Melodie: Hoch vom Dlymp,
Ein ſchoͤnes Leben ift und aufgegangen, es zieht uns All
zu einem Biel, ed hält uns alle brüberlich umfangen, im bo»
ben Ernft, im lichten Spiel. (Chor:) D Hr Leben, o
liebliche Welt, bleibet und ewig fo freundlich gefellt.
Wenn heut’ der frohe Luftberaufchte Zecher bes Bruders
Raden treu umfchlingt, glüht jenes ſchöne Xeben in dem
Becher, der hell in unferm Kreis erklingt. (Ehor:) Herrli-
des Leben, ıc.
Wenn morgen wir in feierliher Stunde und einen’an
der Freundſchaft Hand, ruft jenes Keben ernft aus jebem
Munde: Gott, Zreiheit, Ehre, Vaterland! (Ehor:) Herrli⸗
ches Leben ic.
Drum ehret auch dies freie fchöne Leben in Worten,
Zhaten und Gefang; laßt eure Rn freudig fi erheben
bei diefem ftarfen, freien Klang! (Ehor:) Herrliches Xeben ıc.
Doch nüset audy die Leben hoher Freude in Ernft und
freundlich füßem Scherz; ob es erſchein im bluͤthenfarb'nem
Kleide, ob auch mit Sorgen, Müh' und Schmerz — (Chor:)
Herrliches Leben ꝛc.
Rur haltet treu und traulich euch umfangen — und nie
laßt eure Kraft verglühn! in fehöned Leben ift euch aufge-
gangen , o laſſet nimmer es verblühn! (Chor :) bes
eben ıc. ehmel.
550.
„Ein' Schüffel und ein Häfelein ift al! mein Küchge:
ſchirr; Doch wenn ich halt an dich gedenk, doch wenn ich halt
an dich gedenf, fo mein’ ich, fo mein’ ich, ich mein’ ich wär’
bei dir.’ \
„Haft gefagt, du woͤllſt mich nehmen, fobald der Com
mer tam’; der Sommer ift gefommen, bu haft mich nicht
genemmen, o jemine, o jemine! gelt ja, du nimmft mich noch?“
18 *
276 ‚Ein Schuſter, juug an Jahren.
nie kann ich dich denn nehmen, wenn ich dich gar
nicht mag! du bift ja wüft von Angeſicht, verzeih' mir's
Gott, ich mag dich nicht, geh ſcher' did, geh pad’ dic, und
ſchau' mich gar nicht an.” olkslied.
551.
Schuſterlied des Lehrburſchen Görg.
Eigne Melodie.
Ein Schuſter, jung an Jahren, that ſich die Welt
beſehn; und was er da erfahren, ſoll in dem Liedlein ſtehn.
So zog er froh und munter die weite Welt entlang, er ging
Berg auf, Berg unter, indem er fröhlich fang: Das Herz
will id) bewahren dem Lieb im Heimathland, und nie fol
ed erfahren, daß.meine Treue ſchwand! — Wohl dem, wenn
er auch Schuhe flickt, den nimmer das Gewiſſen druͤckt!
Stetö bei der Arbeit munter, war immer er.zur Dan
ing's drüber auch und drunter, er allen Stürmen ſtand.
Mandy’ Mägdlein, fchmud und dralle, ließ meſſen fich den
Schub, nie ging er in die Falle, er fang fein Lied dazu:
Das Herz will ich 2c.
So eilten Tag' und Jahre dem Schufter ſchnell dahin im
reifen Silberhaare ſah man ihn heimmarts zichn. Noch immer
jung an Kiche, doh arm an Hab’ und Gut, fang er im Sehn⸗
fuchtätriebe fein Liedlein wohlgemuth: Das Herz will ich 2c.
552. "
Nomanze des Jägers.
Ein Schuͤtz bin ih in des Regenten Sold, in Deutſch⸗
lands Gauen ſteht mein Ahnenſchloß. Iſt nichts duch mein
als Büchfe, Schwert und Roß, find Doch die Mädchen ftetd
den Iägern hold. So blick' auf) du den Jäger freundlich an,
er fand vom Adlerhorft zu dir die Bahn. Schmiegt fidy die
Zaube koſend an did) an, fo denk’ auch manchmal an ben
Sägersmann.
Bald führt mich fort ein feindliches Geſchick, denn nim:
mer ruht des Lebens wilde Jagd. Dann denk’ ich wohl nod
oft an dich qurüd ‚ wenn auch dein Herz nicht nach dem Ja:
ger fragt. Doc nimmer trügt mich wohl ein falfcher Wahn,
wand! ich auch fern auf dotnenvoller Bahn. Schmiegt ſich
die Taube Eofend an dich an, fo denfft du auch an deinen
Sägerömann. „Nachtlager in Granada.” v. Braunthal.
558.
Ein Städtlein liegt im Schwabenland, bort ſprach ein
Held einft zu, der Held war Prinz Eugenius, die Etadt,
Reutlingen, Du.
Einft hat wir mein feibarst gebsten. 277
Da fing der Rath & rathen an, fie riethen und
ber, was fie dem Prinz enio erwiefen für ein’ Ehr'.
Sie fprahen dies und Porachen das: vom gold’nen Kor
beerfranz,, von Vivatruf und Feftgefang und einem Ehrentanz.
Nach Ratten lang und Rathen breit fie kamen überein,
dem Prinz Eugenio zu bringen vom Reutelinger Wein.
Sie traten vor den Helden hin mit ihrem fauern Wein,
und einen Krug, gar weit und hoch, den ſchenkten fie ihm ein.
Da faßt’ ein Herz Eugenius und zicht die Brauen ein,
und trinkt, fo fchnell er immer Fann, den fauern Ehrenwein.
Sie denken: ci, dem ſchmeckt ed wohl, der hat den wah⸗
ren Zug, und füllen drum auf's Neue ihm den breiten Ehrenfrug.
Ad), armer Prinz Eugenius, vie wird fo frhief dein
Mund! du drüdft die Augen wahrlid zu, als wär's dein’
(egte Stund'.
Wohl fest der Held den Becher an, doch leeret er ihn
a Fr reichet ihn dem Schenken dar und zu dem Rath
er ſpricht:
„Biel lieber nähm’ zum zweiten Mal Belgrad im Sturm
ich ein, ald daß ich traͤnk' hinwiederum vom Reutelinger Wein.”
„Habt ihre im Keller fauern Wein, dann trinkt ihn fein
allein, und ladet doch die Gäfte nicht auf euern Eifig ein.”
554.
Melodie von Löwe.
Einft am fchönen Frühlingömorgen tritt der Räuber vor
den Wald, — ſieh', den hohlen Pfad hernieder kommt ein
ſchlankes Mädchen bald.
Zrügft du ftatt der Maiengloden, ſpricht des Waldes
fühner Sohn, in dem Korb den Schmuck des Königs, frei
doch zögeſt du davon!
dange folgen feine Blicke der geliebten Wallerin, durch
die Wiefengründe wandelt fie zu ftillen Dörfern bin, bis der
Gärten reihe Blüthe hült die liebliche Geftalt; doch der
Räuber Eehret wieder in den finftern Tannenwald. uhl
and.
555.
Einſt hat mir mein Leibarzt geboten: ſtirb, oder entſage
dem Wein, :,: dem weißen fo wie dem rothen, ſonſt wird es
dein Untergang Tein. ;,:
Sch hab’ e8 ihm heilig verfprochen, auf etliche Jahre
zwar nur; doc nach zwei To fchredlichen Wochen_vergaß ic)
den albernen Schwur.
278 Einfimels ging beim Sternenhimmel.
Wie frefflich befam mir die Speife! wie fchlief ich fo
ruhig. die Nacht! wie war ich fo munter, fo weife, fo fröhlich
zum Sterben gemacht! i
Tod, höre! man bat mir befohlen: ftirb, oder entſage
dem Wein! Sieh’, wenn. bu willft, kannſt du mich holen, hier
jig’ ich und ſchenke mir ein! - $angbein.
556.
Einftmals ging bei'm Sternenhimmel durch den Wald
ein Dann nah Haus: plöglic hört er ein Getümmel: da
befiel ihn Angft und Graus, und ein Geiſt auf einem Schim-
mel blies ihm fein Laternchen aus. Brr! des Nachts, beim
Mondenfcheine, naht euch nicht dem dunfeln Haine!
Auch ging jüngft durch jene Heden Nachbars Hannchen,
kuͤhn und Fed. Gaukelnd tanzt’, um fie zu neden, huſch, ein
Irrwiſch vor ihre weg; Hannchen bfieb im Sumpfe fteden,
biö der helle Tag anbrad Brr! des Nachts ꝛc.
Auch ein Wittwer ging zur Breite durch den Wald beim
Abendgrau: da erſchien an feiner Seite ihm der Geift von
feiner Frau, und der Geift zwickt, denkt, ihr Leute, ihm die
Nafe braun und blau. Brr! des Nachts ıc.
557.
Ein treues Herz bleibt ftarf in Muth und Hoffen, wird
auch vom Sturm der Freuden Saat getroffen; fein Glaube
hebt es fiegend himmehvärts. Drum wünſch' ich nun, wenn
Leiden mich umflürmen, wenn Wolfen fich um meinen Him⸗
mel thürmen: ein treues Herz!
Ein treues Herz beharrt im feften Lieben, wenn Andre
Zäufhung auch und Undank üben; es lächelt mild auch bei
dem tiefiten Schmerz. O Eönnt’ ich mir fol Kleinod aufbe⸗
wahren! Erquidung beut und nody in jpäten Jahren ein
freues Herz!
Ein treued Herz wird, wenn es Spötter kraͤnken, ſich
nimmer doch von feinem Heile lenken, und feft ftehn bei ber
Srevler frechem Scherz. O möcht‘ es doch der Vater mir ge:
währen! Als Demantkrone trägt der Prüfung Zahren ein
treues Herz!
598.
Ein trunf’ner Becher leerte fein Glas auf jebem Zug.
Ihn warnte fein Gefährte: Hör’ auf! du haft genug.
Bereit vom Stuhl zu finken, ſprach der: Du bift nicht
klug! Zu viel kann man wohl trinken, doc) trinkt man nie genug.
Ein Wanderburſch mit dem Stab in der Hand. 279
Ein Beilhen auf der Wiefe fand, gebüdt in fi und
unbekannt; es war ein herzig’8 Veilchen. Da Fam die junge
Schäferin, mit leichtem Schritt und muntern Sinn, daher,
daher, die Wiefe her, und fang.
Ach! denkt das Beilchen, wär’ ih nur die [hönfte Blume
der Natur, ac) nur ein kleines Weilchen, bis mich dad Kieb-
hen abgepflüdt und an dem Bufen matt gedrüdt! ad nur,
ah nur ein Biertelftündchen lang!
Ach! aber ah! das Mädchen Fam, und Fer in, Acht daß
Beilchen nahm, zertrat dad arme Veilchen. Es ſank und ftarb
und freut jih noch: und fterb ich denn, fo fterb ich doch
durd) fie, durch fie, zu ihren Küßen doch! Goͤthe.
560.
Melodie von M. v. Weber.
Ein Veilchen bluͤht im Thale, erwacht am Morgen:
ſtrahle, ſo duftig und ſo blau iſt keins mehr auf der Au.
Stil guckt es aus dem Mooſe, in ſeinem old'nen Schooße
blinkt Thau ſo hell und rein, wie fluͤſſ'ger Edelſtein.
Willſt hier ſo ungeſehen in kaltem Moos vergehen?
Komm mit in mildres Thal, in ſchönrer Sonne Strahl!
ſollſt dort in lauern Zonen in Blumenhügeln wohnen, wo
nie der Schnee vergeht, doch ew'ger Fruͤhling weht.
Das Veilchen ließ ſich pfluͤcken, ein mildres Thal zu
ſchmücken, und dunkler ſchien ſein Blau auf blendend wei
Au! und von des Bufens Klopfen entfiel des Thaues Tropfen,
nie ſchoͤnre Stelle fand der reichfte Diamant.
Wie zart der Ztopfen ſchmuͤckte! Das Veilhen ſah's und
drüdte im füßen Liebeswahn den Kelch noch inn'ger an. Im
Sig der Lenzed Luͤfte verhaudt es feine Düfte am reinfien
Sonnenftrahl, und ſtarb im ſchonſten Thal.
561.
Melodie von Prod.
Ein Wanderburfh mit dem Stab in der Hand, kommt
wieder heim aus fremdem Land. '
Sein Haar ift beftäubt, fein Antlig verbrannt, von wen
wird der Burſch wohl zuerit erkannt?
So tritt er in's Städtchen durch's alte Thor, am Schlag:
baum lehnt juft der Zöllner davor.
- Der Böllner, der war ihm ein lieber Freund, oft hatte
der Becher die Beiden vereint.
250 Ein Weib, das Gott den Herten licht.
Doch fieh! — Freund Zollmann kennt ihn nicht, zu fehr
hat die Sonn’ ihm verbrannt das Geſicht. —
Und. weiter fid) wendet, nad) kurzem Gruß, ber Burſche
und fchüttelt den Staub vom Fuß.
a Schaut aus dem Fenfter fein Schägel fromm: — „Du
btühende Sungfrau, viel Schönen Willkomm!“
Doch fieh ! — aud das Mügdlein erkennt ihn nicht, die
Sonn’ bat zu fehr ihm verbrannt das Geſicht.
Und meiter geht er die Struße entlang, ein Zhränlein
hängt an der braunen Wang’.
a wankt von dem Kirchfteig fein Mütterchen ber:
nett grüß’ euch! ſo ſpricht er, und fonft nichts mehr.
Doch Sieh” — das Mütterchen fchluchzet voll Luft: „Mein
Sohn!” und finft an des Burfchen Brufl.
Wie fehr aud) die Sonne fein Antlig verbrannt, Das
Mutteraug’ hat ihn doch gleich erkannt. Vogl.
562.
Ein Weib, das Gott den Herren liebt und ſich ſtets in
der Tugend übt, ift viel mehr Lob's und Liebens werth, als
ale Perlen auf der Erd‘.
Ihr Mann darf mit dem Herzen frei verlaffen fih auf
ihre Treu'. Sein Haus ift voller Freud’ und Licht, an Rabe
rung wird's ihm mangeln nicht.
Sie thut ihm Liebes und fein Leid, durchfüßet feine Le⸗
bendzeit, jie nimmt ſich feines Kummers an mit Troſt und
Rath, jo gut fie Bann.
Die Well’ und Flache find ihre Luft, was hierzu dient,
ift ihr bewußt, ihr Hänblein greifet ſelbſt mit zu, hat öfters
Müh' und felten R uh.
Sie ſchläft mit Sorg', iſt up heraus, giebt Futter, wo
fie fol, im Haus, und fpeift die Diener, deren Hand zu ih-
ren Dienften ift gewandt.
Sie gürtet ihre Lenden feft und ftrediet ihre Arm’ aufs
Beft; ift froh, wenn wohl von Statten geht, worauf ihr
Sinn und Herze fteht.
Wenn Andre Löfchen Feu'r und Licht, verlöfcht doch ihre
Leuchte nicht, ihr Herze wachet Tag und Pacht zu Gott, der
Tag und Nacht gemadht.
Sie nimmt den Roden, fest ſich hin und. ſchaͤmt fich
nicht, daß fie ihn fpinn‘, ihr Singer faßt die Spindel wohl
und madıt fie ſchnell mit Garne vol.
Sie hört gar leicht des Armen Bitt‘, iſt gütig, theilet
gerne mit; ihre Haus und alles Hausgefind’ iſt wohl ver-
wahrt vor Schnee, und Wind. .
Een ME a 7 57 7577 577 — u — — — 777
Ein Weſen mar, Brüverhen. - 281
Ihr Mann ift in der Stadt berühmt, beftellt fein Amt,
wie fih’8 geziemt. Er geht, ſteht und fißt oben an, und was
er thut, $ wehlgethan. nn
Ihr Schmud ift, daß fie reinlich ift, ihr' Ehe’ iſt, daß
fie ift gerüft mit Fleiße, der gewiß zulegt den, der ihn lie⸗
bet, hoch ergößt.
Sie öffnet ihren weifen Mynd, thut Kindern unb Ge
finde Fund des Höchſten Wort und lehrt fie fein fromm, ehr:
bar und gehorfam fein.
Die Söhne, die ihre Gott befchert, die halten fie hoch,
lieb und werth; ihr Mann, der lobt fie fpät und früh und
preifet felig ſich und fie.
„Biel Toͤchter bringen Geld und Gut, find zart am
Reib und ſtolz am Muth; du aber, meine Kron’ und Sier,
gehſt — ihnen allen für!“
Was hilft der äußerliche Schein? was iſt's doch, ſchoͤn
und lieblich fein? Ein Weib, dad Gert liebt, ehrt und fcheut,
das fol man loben "weit und breit. ’
Die Werke, die fie hier verricht’, find wie ein fchöneß,
helles Licht, fie dringen bis zur Himmelspfort' und werden
leuchten bier und dort. - Paul Gerhard.
569.
Ein Wefen nur, Brüderchen, glaub’ ed, ein Wefen be:
jeelt die Natur, es lifpelt im Kifpeln des Laubes, es raufchet
im Raufdyen der Flur; es hüpft in der weidenden Herde, es
klopft in der menfchlichen Bruft, fein Zauber verwandelt die
Erde zum Sitze der himmlischen Luft.
An finftere Götter nur glauben die Herzen voll Dunkel
und Nacht; ich glaube an Gott, der die Zrauben, der Froh-
ſinn und Mädchen gemacht. Seim himmliſcher Name ift Freude,
fein Opfer ift Frohſinn und Scherz. Er fah mich im fliegenden
Kleide, und gab mir cin fröhliches Herz. .
Da fühlte ich himmliſche Wonne, da wallte mein jugend»
lich Blut; es flrahlt in dem Strahle der Sonne der Gottheit
belebender Muth; da ſchwur ich ihm ewige Treue, da fallt’
ich im kindlichen Dank; nun fing’ ich ihm Lieder der Weihe,
für Mädchen, für Wein und Sefang. |
Was wäre das flüchtige Leben, was, Freundſchaft und
Kiebe, ohn’ euch? Ihr feid uns vom Himmel gegeben, ihr
macht und zufrieben und reich. Was nügen und Gold und
Paläfte, ivenn ihr uns im Innerſten fehlt, ihr feid und vom
Leben das Befte, ihr ſeid uns der Reichthum der Welt.
Die Blüthe der Jugend fällt fehnelle, bald ftreifet ein»
Herbfiwind herab, ihr blühet und leuchtet uns belle durch's
232 Ein Wille, feft und ſcharf wie Btahl.
Leben zum ruhigen Grab. Ihr wählt eure Schwefter, die
Freude, zur Neifegefährtin vecht gern, und dieſe begleitet
euch beide, durch's Leben‘, al& freudiger Stern.
Ihr Lüfte des Himmels, entfliehet im Weſen der Sterb-
lichen nicht, bleibt fchügend ihm nah’, und entziehet ihm nie
euer holdes Gefiht. Dann wallt er in blumichten Pfaden, in
eurem ätherifchen Schein; ſchaut ruhig von ficheren Geftaden
in's ſtuͤrmende Weltmeer hinein.
564.
Melodie: Friſch auf, friſch auf mit raſchem Flug.
Ein Wille, feft und fcharf wie Stahl, gar fledenlos und
blank, der fegt, wie Gottes Donnerftrahl, den wuͤſten Höl-
lenſtank. Die Feigheit pflanzt ſich auf den Mift, auf daß fie
baß gedeiht, und fpürt fih, wenn kein Schwein fie frißt,
ganz in Behaglichkeit. |
Men jener Stahl und Strahl vergnügt, ald Seelenlicht
und Spern: der, cb er fchuftert oder pflügt, ift Burſch' von
Schrot und Korn. Doc diefen Pflanzer auf dem Mift, ob
er fludirt, regiert, ja den, obgleidy nicht viel er ift, das
Wort: Philifter ziert.
Den Burfchen rühret fremde Noth, er lacht, wenn er
entbehrt 5; doch wenn dem Volk ein Unhold droht, dann fährt
die Kauft an’s Schwert; zwar rührt die Noth im Vaterland
auch das Philifterpad, nur fährt ihm, jtatt an's Schwert,
Die Hand verziveifelnd an den Sad!
Des Freiheitögeiftes Sturmwindgang ergreift mit Her:
mannd Luft, wie Harf: und Schlacht» Drommetenklang, bes
Burfchen tapfre Bruft. Philifter wimmern: laßt uns u
den Saufewind vom Hals! er bläft und von der Suppe no
den langgelparten Schmalz.
Dann auf, ihr Burfchen, frei und ſchnell, ihr Brüder,
du und du! wenn bellt der Kampf: und Schmalzgefell und
laßt uns keine Ruh’. Auf! maht das reife Korn und ſtreut's;
die ftolge Freiheitöluft [hmüdt, wappnet als ein eifern Kreuz
des Vaterlandes Bruft!
Das Ipürft du nicht, Philifterwurm:, wie Wodand Ddem
brauft; wie wenn ein kühner Nordlandsſturm in todte Eichen
fauft; wir faffen auf mit Segelkraft der Winde kuͤhnen Scherz 3
wie wild der Meerſchlund Beute und Elafft, durch muß des
Kieles Erz! Aug. Supwig Sollen,
Ei, was braucht man, um glüclich zu fein. 283
565.
Angsburg Diünchener Eifenbahnlied.
Melodie: Fröhlich und wohlgemuth.
Eifenbahn! nimm uns auf in deinen fchnellen Lauf; bring’
und mit leihtem Sinn nad) Münchens (Augsburgs) Mauern hin.
Laß uns Gefilde fehn, wo Baierns Farben wehn, bring’
und in jene Stadt, die frohe Bürger hat.
Laßt und mit ihnen fein, bei ihnen ung erfreuns fchließen
den Machbarbund in ihrer froben Rund”.
Münchens und Augsburgs Flor fteiget nun neu empor; —
Handel und Regfamkeit freundlich die Hände beut.
Wandelt mit Lebensluſt edelftem Iwed bewußt; kommt
mit der Eifenbahn: ſchnell in der Heimath an.
Dampf nun viel Wunder thut, ftahlet des Mannes Muth;
Eifenbahn, dir nichts gleicht! Bald iſt das Biel erreicht
566.
Ei, warum foll dich's verdrießen, wenn du deinen Freund
foüft grüßen mit dem Gläschen Wein, mit dem Gläschen Wein!
So iſt's der Brauch. Gott, der Herr, hat's ja gegeben, läßt
es fließen aus den Neben, nicht für mid) allein, nicht für
dich allein, nein für uns alle.
Wenn fi traute Freunde finden, und auf ewig ſich ver-
binden, muß ein Släschen Wein, muß ein Gläschen Wein
dad Siegel fein. Kann man etwas Schön’res hören, als wenn
in vertrauten Chören hell das Glas erklingt, und ber Zirkel
fingt: das was wir lieben!
Nun, fo trink' und laß bir’ ſchmecken, und wenn's ein⸗
mal nicht will klecken, trink’ e8 zweimal aus, trink' es drei⸗
mal aus! Es giebt fein'n Zoll. "Txint'! fo lang’ dir's wird
gefallen, trink's aufs Wohlfein von uns allen! und dann geh
nad) Haus, und dann geh nach Haus, und fchlafe en
eſſing.
567.
Eigne Melodie.
Ei, was braucht man, um glücklich zu ſein, das wird
ja den Hals noch nicht koſten. Wir miethen uns in en Stuͤ⸗
befen ein, ba fegen wir ein Paar Stületen "rein; en Stüb⸗
ten, en Stuhl, mehr braucht man nid), um glüdlic, zu fein,
und das wird den Hals ja nich Foften.
Ein Tiſchken wird denn noch nöthig wohl fein, in'n
Spindten bangen die Kleider wir 'reinz en Tiſchken, en
Spindfen, en Stüblen, en Stuhl, mehr braucht man nid, ıc.
J
28. Enchen dehnchen Gänſeſchnabel.
Zum Schlafen thut uns, en Bettken auch noth, en Spie-
gel brauchen wir wie's liebe Brod; en Spiegel ‚en Bettken,
en Zijchlen, en Spindfen, en Stübfen, en Stuhl ıc.
Zum Kaffee muß aud) en Kännelen fein, in'n Zöppfen koch'
ih das Mittagbrod drein; en Töppken, en Kännefen, en
Spiegel 4 en Bettken, en Zifchken, en Spindken, en Stüblen,
en Stuhl ꝛc.
An vier Kleederkens hab’ ich genug, drei Häublen, zwei
ütten, en Umfchlageduchz; vier Kieedken, drei Häubken, zwee
ütken, en Duͤchken, en Toͤppken, en Kännelen, en Spiegel,
en ee en Tiſchken, en Spindken, en Stübfen, en
tuhl ꝛc.
Schöne Obhrbommeln, das ift fo mein Sub (goWt) und
zum Danzen grohnapelne Schuh; zwee Schühken, zwee Bom⸗
meln, vier Kleedken, drei Haubfen, zwee Hütken, en Duͤch⸗
ten, en Töppfen, en Kaͤnneken, en Spiegel ‚en Bettken, en
Tiſchken, en Spindfen, en Stübken, en Stuhl ıc.
„Feſt der Handwerker” v. Angely.
568.
Enden dehnchen Gänfefchnabel, wenn ih did im
Himmel habe, reiß' ich dir ein Beinen aus, mad id mir
ein Pfeifchen draus, pfeif' ich ale Morgen, hoͤren's alle Sitor-
chen, geht die Mühle klipp klapp, o du alter Dubelfad!
Aus Sachſen.
569.
Melodie: Gaudeamus igitur.
En, qua novi lumina nobis illuxere® Novus Phoe-
bus rutilat, nova Musa sibilat, prisca cecidere.
Omnes in — —ia, vitam qui sacrarunt, celsis ima-
ginibus, pindi et virginibus — omnes convenerant.
Absit ergo hodie turba profanorum, moeror tristis
abeat, sensus laetus redeat veterum annorum.
Recordemur denuo temporis juventae, quam in aca-
demia, quondam inter gandıa viximus Minervae.
Romae vivant rhetores Helladisque elari, Tullius,
Demosthenes celeberque Pericles, in aeteraum cari.
Vivant et ingenia magna poöätaram, Pindarus, Vir-
gilius, Flaccus et Ovidius, decora terrarum.
Coronatam omnibus crateram libemus, seraque me-
moriam his per saecla meritam grati consecremus.
‚Vivant nee non singuli, cari qui fuerunt: patres,
maites, socii, fratres sodalitli, qui jam abierunt.
.Ercgießt bei diefem geld'nen Wein. 265
Ast queis adhuc vividis lux optata nitet, plenum
illis poculum inter nostrum gaudium quisque laete dicet.
ec non vivat patria et hanc qui gubernat, — —
nostri gloria, ejus et faınilia, laurus quam coronat.
Pocula prehendite manibus, sodales! Tollite —
collidite, surgite et bibite — joci nunc et sales.
Vivant joci — pereat gaudiis infestus! Pereant
tyrannides, opprimantur ınystices improbusque dolus!
570.
Erbleidt, ihr goldnen Zräume, fo farbig und friſch ihr
wart! da ftehen die zadigen Bäume, wie Greife mit zadi-
gem Bart.
Und zu den flarrenden Zweigen ein einfamer Vogel zieht;
IE fingt fo tief, ad, fo eigen, als fang’ er ein menſchlich
ied.
Hör’ auf, du Vogel, zu fingen, und zieh’ nady dem Con:
nenlicht: die Bruft, die Bruft will mir fpringen, und Flügel,
die hab’ ich) nicht! Albert Graf Schlippenbad.
571.
Eigne Melodie.
Erblickt auf Felſenhöh'n den ſtolzen Räuber dreift und hehr!
Feft geftügt auf fein Gewehr, ſehet ihn drohend ftehn. Er
nähert fich, es winkt fein rother, voller Federbufch, und fein
jammtner Mantel fintt wohl, auf fein reiches Kleid. Zittert!
— denn in bes Sturmes Drohn ruft des Echo's banger Ton:
Diavolo, Diavelo, Diavolo!
Und zürnet feine Stirne, fo bebt der kühnſte Feind im
Streit, mandye huͤbſche Dirne lobt feine Artigkeit. Ich ſelbſt
kann das bezeugen, jo manches Mädchen traf fein Blick, und
mit finnentem & Ghroeigen Eehrt fie zum Wald zurüd, Bebet!
— denn den Räuber betrachtend, ruft fie fein und ſchmach⸗
tend: Diavolo, Diavolo, Diavolo!
Vielleicht oft ohne Gründe Elagt manche Herz den Räu:
ber an, daß ed Urſach' finde, daß Liebe Elagen kann. Auf
feinen Namen waget fo mander Iüngling oft fein Glück,
und obgleich der Neuling zaget, lacht ihm Fortuna's Blick.
Beber! — bebet vor Seufzern der Xiebe, und nennt die Her-
zenödiebe: Diavolo, Dianolo, Diavole! „Fra Diavolo.”
572.
Melodie: Wie, traute Brüder, figt man wohl. |
‚ Ergießt bei diefem gold’'nen Wein, ihr Brüder, euer Herz!
Frei ſoll's herausgefungen fein, ſei's Freude, fei es Schmerz:
286 Erhalt’ uns, Herr, bei deinem Wort, ,
quillt wen der. Sang in frohem Drang, wir woll'n und mit
ihm freun! fingt Einer leiſſ und fchmerzensbang, er foll ge
tröftet fein.
Ich trete grad’ aus Liebchens Haus, bin recht zum Sin
gen froh: fes fchlägt mir aus der Bruft heraus, und brennt
noch lichterloh. O Augengruß, o Lipp' und Kuß, o Rede,
Di un treu! wie fpiegelt in des Weines Fluß ſich alles das
aufs Ken!
Ich weiß von Feiner füßen Braut, von Red’ und Kufle
nicht! Doch lächelt heut! mein Mädchen traut mit ſtummem
Angeficht, fo belle blinkt, fo Lieblich winkt der Wein mir im
Pokal, und alfo ftil und fromm erklingt auch dies mein
Lied zumal.
Sie lächelt nicht, fie grüßt mich nicht, wohl ſollt' ich
traurig fein; doch, weil vom Glüd ein Jeder fpricht, muß
ih mich felber freun: Ertränkt im Wein fei ale Pein, id)
liebe fie ja doch! O fchenft nur ein, o fingt nur drein; fie
lebe dreimal hoch!
Das thut der wunderbare Trank, er wirkt durch jeden
Mund, er macht Gefunde liebesfranf, und Liebeskranke g'ſund
ja, felbft das Leid wird eitel Freud’ in feinem hellen ein;
Fa ift weg, es ftirbt der Reid; Dank dir, du goldner
ein!
573.
Ein Kinderlied wider die zween Erzfeinde.
Erhalt’ uns, Herr, bei deinem Wort, und’ fteur’ des Papſt's
und Türken Mord, die Jeſum Chriftum deinen Sohn wollen
flürzen von deinem Thron.
Beweil dein’ Macht, Herr Iefu Ehrift, der du Herr
aller Herren bift, beſchirm' dein’ arme Shriftenheit, dag fie
dich lob' in Ewigkeit.
Gott heil’ger Geift, du Zröfter werth, gieb deinem Volk
einerlei Sinn auf Erd, ſteh' bei uns in der legten Roth,
g'leit' uns in’d Leben aus dem Lob. Martin Futher.
-574.
Melodie: Auf auf zum fröhlichen Jagen.
Erhebt euch von, der Erde, ihr Schläfer aus der Ruh’!
ſchon wiehern uns die Pferde den guten Morgen zu! Die
lieben Waffen glänzen fo hell im Morgenrothb; man träumt
von Siegedfrängen, man benft auch an den Tod.
J
Ernſte Stille! Jeder fülle. 287
Du reicher Gott, in Gnaden, ſchau' ber vom Himmels
zeit! du felbft haft uns geladen in dieſes Waffenfeld : laß uns
vor dir beftehen und gieb uns heute Sieg! Die Chriſtenban⸗
nee weben, dein ift, o Herr, der Krieg!
Ein Morgen fol uns fommen, en Morgen, mild und
Harz; fein harren alle Frommen, ihn fchaut der Englein
Schar, bald fcheint er fander Hülle auf jeden deutichen
Mann: 0 brich, du Tag der Fülle, du FreiheitSmorgen, an!
Dann Klang von allen Thürmen und Klang aus jeder
Bruft! und Rube nach den Stürmen und Lieb' und Lebens
luſt! Es ſchallt auf allen Wegen ein frohes Eiegeögefchreis
und wir, ihr tapfern Degen, wir waren auch dabei!
Mar v. Schenkendorf.
578.
Eigne Melodie.
Erklinge, liebe Either, das Liebchen Laufchet, erklinge, .
bis fie Seel um Seele taufchet! Erzähl in janftem Ton der
Schönften meine Pein, dann fchmilzt ihr weiches Herz und
läßt mich glüdlich fein.
O du, in deren Bulen Liebe thronet! blaues, ſchmach⸗
tendes Aug’, in dem Sanftmuth wohnet! du kennſt von Liebe
nur, ad), ihre Schmerzen; lern’ auch der Kiebe Glüd hier,
Herz am Herzen. „Don Juan.’
576.
Der neue Laudesvater.
Ernfte Stile! Jeder fülle voll den Becher bis zum
Rand! Hoch erklinge, deutſche Eöhne, hoch im vollen Ghore
töne jest ein Kied dem Vaterland.
Freiheit Iebe! Rund umgebe Glanz und Ruhm Teuto⸗
nia! Ehre alter biedrer Sitte, Hut und Schwert in unfre
Mitte, deutfcher Freiheit Symbola!
Trink' den Becher, edler Becher, lauter blinkt er dir und
rein! Pflanze body den Hut und ſchwöre: heilig fei Dir
Deutfchlande Ehre; rein dein Herz fo wie dein Wein.
Seht! ich leere ihn und ſchwöre: deutſche Zreu’ und
Redlichkeit, Vaterland! dir, in Gefahren, Menſchenrechte zu
bewahren — fei mein deutfched Schwert geweiht!
— — lebe! Ihn erhebe, Brüder, euer Rundgefang! Die,
ald ‚Erfte ihrer Staaten Erſte ſind an edlen Thaten —
ſolche Fürſten leben lang!
288 Ernfte Weisheit.
Reicht zum Bunde biefer Runde euch bie viedre deutſche
Hand! Schwört im herzlichen Vereine, ſchwoͤrt bei reinem
beutichen Weine: treu zu fein dem Baterland. (Chor :) In
dem herzlichen Vereine ſchwören wir, bei deutihem Beine,
treu zu in dem Baterland. '
577.
Ernfte Weisheit — fern vom Mahle fchließt fi wo
verborgen ein, wenn dem blinfenden Pokale Sänger muntre
Lieder weihn. Zief im Herzen keimt fie leife, wenn der Ernft
die Sreude zwingt. Der nur heißt der. wahre Weife, der
beim Mahl auch luſtig trinkt.
Zu den bittern Erdenmühen gab ein Gott auch Hochge⸗
nuß, grüne Au’n und Bäume blühen, Himmel lat im Sil-
berfluß, und .an feinen Ufern heben Hügel ihr befränztes
aar. Scht, mit Zrauben prangen Reben, reichen gold’nen
rank und dar.
Mie der Menſch, von Oſt gezogen, kam bed Meines
mächt’ger Gott, zwang den Feld und rauhe Wogen, wilde
Thier“ in Scherz und Spott. Und bed Himmels heil’ger
Slaube nahm zum Denkmal dunfeln- Wein. Ia, der ſuͤße
Saft der Traube fchließet Erd’ und Himmel ein.
Götter können niederfteigen, Menfchen auf, zu Himmels:
hoͤh'n; Jugend beut in bunten Reigen Nektartrank mit Luft:
etön. Edler That und Liedern fchenfet einzig Lohn des
eibes Blick, und an hoͤchſte Freuden denket Jeder beim
Gelag zurück.
och ift nicht die Luſt verhallet in der Völker Herzens⸗
‘grund, nein, bei jedem Feſt erjchallet noch ein Hoch von
Mund zu Mund; wenn die Berge noch nicht dürften, trinkt
und fingt der deutfhe Mann: liebend ehrt er feine Fürften.
Stoßt dem edlen König an!
ar 578.
Dffenes Geheimniß.
Er ſaß am luſtig rafchen Quell. Ihm war fo fröhlich,
ihm war fo felig, und doch jo weh zu Sinn; er träumte vor
fih hin. „Du mürriſcher Geſelle, nicht jo betrübt, du biſt
verliebt!” fo ruft ‚die muntre Kelle; „wicht paßt zu füßer
Minne Glück ſolch trüber Blick!“
Er ging im gruͤnen Buchenwald. Doch wie er gehet,
und wie er ſtehet, jo hört er, als er lauſcht, wie's in den
Wipfeln raufcht: „Ei laß das ftumme Klagen, du liebjt fie
Erſchalle, fesher Bundgefang. 289
fehr, du liebt fie mehr, als alle Worte fagen. Doch Lieb’
ift immer ohne Ruh’! Nur zu, nur zu!”
: Da fieht er eine Rofe ftehn. & will ſich büden, fie
ſchnell zu pflüden; doch wie ers Röslein bricht, es leife zu
ihm fpricht: „Du lieber, lieber Knabe, ad) bitte, bit‘, jr
nimm mich mit für fie zur Liebesgabe, der ſich dein treues
Herz geweiht ſchon lange Zeit.”
Und mie er vol Bewunderung, fo ganz verdroffen,
Scham übergoffen, noch auf die cl fhaut, wird’8 in den
dweigen laut: „So bringft du deine Kieder und deinen San f
der hell erfiang im Wald, uns nimmer wieder? Die eich
giebt Lieder unbewußt aus trunfner Bruſt!“
Da wird dad Zreibesihm zu arg. „DO dies Frohlocken!“
ruft er erfhroden. „Wie hat fie'3 angeftellt, daB fie es
weiß, Die Welt? Was ich nicht wagt’ zu nennen, was ftill
und tief im Herzen fchlief, fie wird ed rings beiennen, und
bab’ ihr doch mit Beinem Laut mein Herz vertraut!”
- Schr. Bupberg-Benninghaufen.
579.
Erihalle, froher Rundgefang, in unfrer Brüder Reihe,
daß uns des Freudenbechers Klang zum Scheiden Muth ver:
leihe! daß wir nicht bang die Zukunft ſcheu'n, wenn uns
Teich trübe Zage dräu’n: wir wollen, wir wollen Männer
ein!
Seid deutſche Männer allzumal, feid redlich, fromm und
bieder! Wer's nicht ift, leer’ nicht den Pokal, ftimm’ nicht
in unfre Lieder! Den braven Züngling lohnt allein mit
ne ‚jein vaterländ’fcher Wein; wir wollen, wir wollen reb:
ih fein!
Oft fangen wir bei'm Gerftenfaft gern deutfche Barden-
fange, und fröhlich war und kugendhatt der trauten Brüder
Menge. Heut’ ſchenkt uns Vater Nhein von feinem beften
Rektar ein: heut’ laßt und, heut’ laßt und Becher fein!
Kommt, Herzendjungen, weint nicht mehr, was euch aud)
immer quäle! Trinkt dies auf unfre Sreundfchaft leer, es
ftärke Keib und Seele! Laßt Freund’ und Mädchen, Teufch
und rein, fich eurer bdeutfchen Treue freun! Wir wollen,
wir wollen Deutiche fein! un
Hier ift für und das Bleiben nicht! Möcht' mander
Hütten bauen — es ruft uns eine höhre Pflicht in väterliche
Auen. Nie för’ und eitler Freuden Schein, dem Baterland
(mb ganz zu weihnz ihm laßt uns, ihm laßt uns dankbar
ein.
1. 19
290 Erſchall', o Gefühl vom heiligen Bunde.
Wir jubeln nimmermehr fo frei, im gold’nen Kreis ver:
bunden; bald ift die gold’ne Zeit vorbei, die Freiheit bald
verfehwunden. Bald wird das Schickſal und zerſtreu'n, nicht
mehr der Iugend Luft verleih'n — heut’ laßt uns, heut’ laßt
uns fröhlich ſein!
Entblößt das Haupt nun, Mann für Mann, und legt
an's Glas die Rechte! Was Gott thut, das ift wohlgethan,
wenn man’s gleich anders Dachte; er ſchenkt den Scheidekelch
und ein, er wird uns Muth und Troſt verleih'n! Wir wol-
len, wir wollen Männer fein!
580.
Bekannte Melodie.
Erfhall’, o Gefühl vom heiligen Bunde und werde uns
heute zum Wonnegefang, erihal’, o Gefühl, das nur big zur
Stunde zu fühlen allein und Brüdern gelang. (Chor:) Heil!
Heil! Heil! dreifaher Segen ſtrahl' unterm Bunde entgegen!
Bon Höfen entfernt, entfernt von Valäften, wo oft fi
der Zrug mit Wahrheiten jchminkt, verfanmeln wir uns bei
unferen Seften, wo Unjchuld allein und Freude und winft.
(Chor:) Heil! Heil! Heil! dreifaher Segen ſtrahl' ftetd der
Unfchuld entgegen!
Hier quilt nur aus den bejcheidenen Bechern Entflam-
mung, um gut und edel zu fein; ein Jeder von uns erfrage
den Schwächern, fei willig, dem Irrenden gern zu verzeih'n.
(Chor:) Heil! Heil! Heil! dreifacher Segen ſtrahl' edlen
Brüdern entgegen!
Nur Weisheit allein und der Weisheit Lehren, die hel—
fen uns ſtets den Irrthum zerftreu'n, dad Wohl des Bruders
mit Eifer Me Ar und, wenn er auch fällt, ihm Helfer zu
fein. (Chor:) Heil! Heil! Heil! dreifacher Segen ſtrahl' fol«
chen Brüdern entgegen!
Zu mindern das Keid und Yrme beglüden, ift, was und
erfreut, ald Menfchen uns ehrt; und wer fich erlaubt, Ber:
laſſ'ne zu drüden, den halten wir auch des Bundes nicht
werth. (Chor:) Heil! Heil! Heil! dreifacher Segen ftrahl’
den Bedrängten entgegen! ‘
So (ächelt und —* ein ruhig Gewiſſen, Fein Spoͤtter
vermag zu flören dies Band; o! gönnt ihm den Spott.
Was Bruder nur mwiflen, ift feinem von euch, ihr Spötter,
bekannt. (Chor:) Heil! Heil! Heil! dreifacher Segen ftrahl‘
unferm Bunde entgegen! |
Ertöne, begeifterndes Waterlandslid. 201
581.
Eigne Melodie.
Erft dacht’ ih: Ach! ein junges Weib ift doch der Him—
mel auf der Erden, da find’ft du Pflege für den Leib und
Troſt in allen Beſchwerden. Sie würzet die Speife, verfü-
Bet den Trank, jorgt, wenn du gefund bift, und wartet bi
krank. Des Abends wärmt fie dir das Bette: o wer bo
bald ein Weibchen hätte!
Ich kriegte fie, acht Zage hing der Himmel aud voll
lauter Geigen: fetd fand ich, wenn ich fam und ging, an ihr
ein freundlich Bezeigen. Da bieß ich: mein Engel, mein
Täubchen, mein Herz! und unter der Kiebe behaglihem Scherz
ak und legt’ ich mich zu Bette; 0 daß es lang gewäh-
ret hätte!
Abt Zage waren kaum entfiohn. fo änderte fich die
Geihichte; ich lachte, und jie machte ſchon dazu ein ſcheeles
Gejichte. Jetzt will ich fie herzen, es folget ein Zwid, jet
will ich fie kitzeln, fie ftößt mid) zurüd, fie brummt am Tiſch,
und ſchnarcht im Bette; o daß ich nie gefreiet hätte!
siße. „Der Dorfbarbier” von ‚Hiller.
582.
Melodie: Wohlauf, Kameraden! aufs Pferd.
Ertöne, begeifterndes Baterlandslied, ertöüne mit Luſt
und Entzüden! Die Bruft, die volle Liebe zum Vaterland’
glüht, fieht zum Himmel mit danfenden Blicken; es brauften
die Wogen in Sturm und Nacht, ein fehüsender Engel hat
Sachſen bewacht.
Erhebt ihn mit feurigem Lobgefang, dem wir unfre Ret-
tung verdanfen, dem Vater der Sachſen, dem Könige Dank,
und Lieb und Treu' ohne Wanken; die Zugend und Weis—
heit im Sturme bewährt’ ift doppelt dauernder Kronen werth.
Lang’ blühe da8 herrliche Sachfenland, es erfreue noch
Ipäte Gefchlehte! Dem Vater der Sachen, dem Könige
Dank, ed leb' Auguft, der Gerechte! Sein Volk, daß
even PEN Herz und Sinn, giebt Gut und Blut für den
ein hin.
Und Alle verbindet ein fefter Verein, er umfchlingt uns
mit heiliger Weihe, Fein Rang und Fein Stand fol die Schei=
dewand in ‚ ‚gleich find wir an Lieb’ und an Treue; denn
jeder Sachje fteht Hand in Hand, mit Gott für den König,
für's Vaterland! Mahlmann.
19*
299 Er zählte drei Jahre.
583.
Er zählte drei Jahre, da lag die Mutter fchon entfeelt
auf der Bahre, getrennt vom lieben Sohn! Der Bater klagt
und meinte, ba and er ganz allein, ber Junge aber meinte,
das müßte fo fein.
Da wiſcht' ih im Harme die Thraͤne von dem Bart,
und nahm auf die Arme das Knäbelein fo zart; und fehmur,
ihm mein Xeben zu weihen immerdar, und hielt das alleben
wie ein preuß’fcher Hufar.
Ich lehrte ihn reiten, ich übte feinen Arm, bewaffnet zu
ftreiten: er macht' mir manchmal warm. Und wenn er mid)
bemeiftert, geklopfet allenfalls, de fiel ich begeiftert ihm glei)
um den Hal.
Ich lehrte ihn fuchen die Sagdluft fo freis ich lefrt ihn
fluchen ein Bischen nebenbei; ich habe verſtändlich ſo lang
ihn exercirt; drum iſt's wohl Zeit, daß endlich er mich com:
mandirt.
So bin id geblieben fein Diener und Kumpan; ih
werde ihn lieben, bis daß ich nimmer kann; ich ſchwur, ihm
mein Leben zu weihen immerdar, und halte das alleben mie
ein preuß’foher Hufar.
584.
Eigne Melodie.
Es anders auszudrüden, das ift halt gar zu ſchwer, doch
wird es dir gelingen dad Sprichwort anzubringen: Es thut's
balt nimmermehr. ;,: ,
Man darf ja nur bie Menfchen betrachten hin und her —
faft jeder will verzagen und alle hört man Elagen: Es thut's
halt nimmermehr.
Die Zeiten werden fchlechter, die Kaflen werben leer:
vier Pferde hielt Herr Profchke, jegt fit er in ner Droſchke,
es thut's halt nimmermehr. .
Sonſt gab man einen Gulden für's 'runterleuchten ber,
jegt jagt man zu dem Mädel: gut’ Nacht, mein liebes Käthel,
es thut's Halt nimmermehr.
Mit der Muſik befonders, da ift jegt ein Malheur, fonft
fah man Kunft belohnen, geht's jegt nicht mit Kanonen, ed
thut's halt nimmermehr. „Wiener in Berlin.”
585.
Es bat ein Bauer ein ZTöchterlein, daß ed doch thäte
ben Willen fein; er bot ihr Silber und rothes Gold, daß fie
ihn lieb haͤtt und heirathen folk’, gar öffentlich.
Es bleibet wohl immer beim Alten. 203
Als ein Stubente das bat erhört, er feinem Haus den
Rüden kehrt, kam vor der Iungfrauen ihre Thür und Klopft
mit feinem Finger dafür, gar heimelich. '
Die Iungfrau im Arm auf dem Bette lag und zum
Studenten ganz leife ſprach: „Iſt Iemand draußen, begehret
mein, der zieh das Schnürlein und komm' herein, gar beime-
Id).
Als das der Bauer doch hat gehört, dem Haufe fein er
den Rüden kehrt und kam vor der Jungfrauen Thür, er
Hopft mit feinem Stiefel dafür, gar öffentlich.
Die Iungfrau war in Freuden wach und zu dem Bauer
da lachend ſprach: „Iſt jemand da, der begehrt herein, der
ſuch' ſich ein ander Sungfräulein, gar heimelich.”
Mer iſt's, der heut uns dies Kiedlein fang? Ein freier
Studente ift er genannt; er lehrt der Jungfrau Leſen und
alnaaoen, braucht dazu weder Keder noch Kreiden, gar hei⸗
melich.
Und wenn das Mädchen erft fchreiben kann, dann reift
er wieder, wird Doctor dann, und figt bei Büchern und bei
dem Mein, ihr Brieflein tröftet ihn doch allein, gar heimelich.
Fliegendbes Blatt
586.
Es blaſen die blauen Hufaren, und reiten zum Thor
hinaus, da komm' ich, Geliebte, und bringe dir einen Rofen⸗
a
uß.
Das war eine wilde Wirthſchaft, viel Volk und Krieges⸗
plag'! ſogar in deinem Herzchen viel Einquartierung lag.
Heinrich Heine.
587.
Melodie: Es kann ja nicht immer fo bleiben.
Es bleibet wohl immer bei'm Alten, das Leben gehört
und nicht an! Drum laffen wir ferner auch forgen den, der
ed bis jeßo gethan.
Und was der im Leben uns fchenkte, das nahmen wir
dankbar fo hin; die Freuden mit fröblichem Herzen, bie Lei⸗
den mit willigem Sinn.
Denn Feiner erfreut fich alleine — wir freuen gleich alle
uns mit; und helfen gleich alle ertragen die Schmerzen, die
einer erlitt.
‚. Drum halten wir feft an einander und laffen einander
nicht fos! fo wirb uns bie Freude verdoppelt, Der Schmerz
wird nicht halb uns fo groß.
294 Es blies ein Jäger.
Drum Tommen wir fröhlich zufammen Hier öfters im
aftlihen Saal, und freu'n uns des lieblichen Lebens bei'm
nz, beim Epiel und beim Mahl.
Und ift fo mit heiterem Sinne das Jahr bis zum Ende
vollbracht, fo wird auch mit frohlihem Muthe der Anfang
des neuen gemacht.
‘588,
Es blies ein Zäger :,: wohl in fein Horn, :,: und was
er blies, das war verlor'n, hopfafa, trararara, und was er
blies, dad war verlor'n.
„Sol denn mein Blafen verloren fein? ich wollte lic
ber kein Zäger fein. Hopfafa, trararara, ich wollte ıc.
Er z0g fein Neb wohl über den Strauch, da |prang ein
Iüwargbraun s Mädel heraus, hopfafa, trararara ıc.
„Schwarzbraunes Mädel, entipring mir nicht, ich hab’
große Hunde, die holen dich.” Hopſaſa ꝛc.
„„Deine großen Hunde, die holen mich nicht, fie willen
meine hohen, weiten Sprünge noch nicht.” Hopfafa ıc.
‚Deine hohen, weiten Sprünge, die willen fie wohl, fie
willen, daß du heute noch fterben follt.” Hopſaſa ꝛc.
„„Und fterb’ ich, nun fo bin ich todt; begrabt man mid)
unter die Roͤslein roth.““ Hopfafa ze.
„„Wohl unter die Röslein, wohl unter ben Klee, dar:
unter verderb’ ich wohl nimmermeh.““ Hopſaſa x.
.Es wuchfen drei Lilien auf ihrem Grab, die wollte ein
Reiter wohl brechen ab. Hopſaſa ıc. Ä |
‚.. Ach Reiter, laß die Lilien flahn, es fol fie ein junger
frifcher Säger han! Hopfafa ıc. Volkslied.
589.
Es blinken drei freundliche Sterne in's Dunkel des Le:
bens herein, die Sterne- fie funkeln fo traulich, fie heißen Kied,
Liebe und Wein.
Es lebt in der Stimme des Liedes ein treues, mitfühlen-
des Herz, im Liede verjüngt fich die Freude, im Liede ver:
wehet der Schmerz.
Der Wein ift der Stimme bed Liedes zum freubdigen
Wunder gefellt, und malt ſich mit glühenden Strahlen zum
ewigen Frühling die. Welt.
Doch ſchimmert mit freudigem Winken der dritte Etern
erft herein, dann klingt's in der Seele wie Lieder, dann glüht
ed im Herzen wie Wein.
Es blühen Binmen mannigfalt. 295
Drum blidet, ihr herzigen Sterne, in unfere Bruft auch
herein! es begleite durch Leben und Sterben uns Xied und
Liebe und Wein!
Und Wein und Lieder und Liebe, fie fchmüden die feft
liche Nacht: drum eb’, mer das Küffen und Lieben und Zrin-
fen und Singen erdacht! Theodor Körner.
- 50.
Es blinken fo luſtig die Sterne in's Dunkel des Lebens
herein, fie lächeln aus dämmernder Ferne und fdhlingen die
funfelnden Reih'n. j
Die Erde, verwandelt zum Himmel in bunter, in feuri-
ger Pracht, durchbliget mit Strahlengewimmel die fröhliche
feftliche Nacht.
Doc heller ald Lampen und Sterne erglänzet Feinlieb-
hend Gericht, es fchwindet die Nähe, die Ferne, vor feinem
erquicdenden Licht.
Wir jubeln in’ frohem Getümmel, und leuchtet cin drei:
faher Schein, es dreht fich die Erde, der Himmel, es lebe
die Liebe, der Wein!
591.
Die Blume des Weine.
Es blühen Blumen mannigfalt in Feld und Garten,
Wieſ' und Wald, und hinter Rahm und Glaſe; ſie fehütten
ihren füßen Duft mit vollen Schalen in die Luft zum Opfer
für die Naſe.
Und von den Blumen mannigfalt in Feld und Garten,
Vie? und Wald, erwaͤhl' ich heut’ mir Feine. Kein indiani-
ſcher Geruch thut meiner Naſe noch genug, fie riecht an deut:
ſchem Weine. g
Heb ich mein Glas zur Naf empor, möcht" ich, daß
Auge, Mund und Ohr ſogleich auch Naſen wären, um aus dem
vollen, gold’nen Strauß bis auf den legten Gran heraus den
Baljamduft zu leeren.
Gefegnet: fei des Winzers Hand, die An des deutichen
Stromes Rand mir folhen Strauß gebunden, von Blumen
nicht, die ſchnell verblüh'n, die ihren leichten Duft verfprüh'n
in wenig Maienftunden. .
Die Blume, die im Faſſe u fie trogt der duͤrren
Sommergluth in ihrer Fühlen Klaufe, läßt Eid und Schnee
vorüberweh'n, ſieht Lenze kommen, Lenze geh'n, und blüht zu
jedem Schmauſe.
296 Es blüht eine fchöne Blume.
Und ſchlüurf' ich ihre Düfte ein, fie riefein mir dur
Mark und Bein, wie reine Aetherflammen, und wirbeln in
verfiärtem Glanz zu einem hellen Sternenkranz fi) um mein
Haupt zufammen. 508
Es blüht eine fehöne Blume in einem weiten Rand, ;;:
- die ift fo felig gefchaffen, :,: nur wenigen befannt. Ihr Duft
erfüllet die Thale, ihr Glanz erleuchtet den Wald, und wo
ein Kranker fie fiehet, die Krankheit entweichet bald.
Bo kommt im Morgenwinde die bligende Sonne her?
Was glüht am kühligen Abend auf Bergen, an Wolken, im
Meer? Die Bäch' und Seen erglänzen im klaren Monden⸗
dein; am Himmel find unfere Hütten ‚ dein leuchten Ster
nelein. '
Drei Könige Fommen gezogen zu einem Heiligthum; ber
Stern ftand über dem Haufe, drin lag die füße Blum.
Wenn ich zween Augen erblice, die funfeln hin und her, fo
wünfch ich, daß im Kerzen dies füße Blümlein wär.
Otto Runge, der Maler.
593.
Die Wacht am Nhein.
Es brauft ein Ruf wie Donnerhall, wie Schwertgeflirr
und Wogenprall: zum Rhein, zum Rhein, zum deutfchen
Rhein! Wer will_ded Stromes Hüter fein? Lieb’ Vaterland,
magft ruhig fein, feft fteht und treu die Wacht am Rhein.
Dur Hunberttaufend zudt es fchnell, und Aller Augen
blitzen hell: der deutjche Züngling, fromm und ftarf, befchirmt
die heil’ge Landesmark. Lieb’ Vaterland ıc.
Und_ob mein Herz im Tode bricht, wirft du noch drum
ein Welfcher nicht. Reich wie an Wafler deine Fluth iſt
Deutichland ja an Heldenblut. Lieb’ Vaterland ıc.
Auf blickt er in ded Himmeld Blau'n, wo todte Helden
niederſchau'n, und ſchwört mit ſtolzer Kampfestuft: Du
Rhein bleibft deutſch, wie meine Bruft! Lieb' Vaterland ꝛc.
So lang ein Tropfen Blut noch glüht, noch eine Fauft
den Degen zicht, und noch ein Arm die Büchfe fpannt, ber
tritt Fein Welfcher deinen Strand. Lieb’ Vaterland ꝛc.
Der Schwur erſchaut. die Woge rinnt, die Fahnen flattern
in dem Wind: Zum Rhein, zum Rhein, zum deutſchen Rhein,
wir alle wollen Hüter fein. Lieb' Vaterland ıc.
594.
Es donnern die Höhen, es zittert der Steg, nicht grauet
dem Schügen auf fchwindligem Weg; er fchreitet vermwegen
Es, 25, es und cs. 297
auf Geldern von Eis; ba pranget Fein Frühling, ba grünet
n Reis.
Und unter den Füßen ein nebliged Meer, erkennt er die
Städte der Menichen niht mehr; durch den Riß nur ber
Wolken erblidt er die Welt, tief unter den Waflern das
grünende Feld. Schiller. „Wilhelm Zell.”
595.
Es eilen die Stunden bes Lebens fo ſchnell dahin, und
auch die Freuden der Menſchen, auch fie entflieh'n; ſehr ſpar⸗
fam find diefe durch's Leben gewebf, und der, ber kaum fi)
noch freute, erhebt zum Himmel den thränenden Blid. ;,:
Es werden der Thränen im Stillen. fo viel’ geweint, und
felten dem Weinenden tröftend ſich naht ein Freund; in froͤh⸗
lichen Zagen nur fieht fi die Welt, dod wenn dein Glück
und Dein Wohlftand zerfällt, Kennt Beiner von Allen dich mehr.
Geh, Armer, und ſuche die Hütte der Ruh’, dein Grab!
Dort ſenkt man mit dir deinen Kummer zugleich hinab, dort
ſchläft an der Seite der Weifen der Thor, dort ragt Fein
Palaft über Hütten empor, und Kronen, bie gelten dort nicht.
Hinauf zu den Sternen rief hoffend und frei der Blick!
Nur jenfeitd des Grabes dem Sterblihen blüht fein Glück.
Was bleibt uns hienieben bei'm Raum und Zeit? Nur Thrä—
nen. und Schein und Bergänglichkeit, nur Sammer und Elend
zurück.
Wir pilgern hienieden, durch Krümmungen geht die
Bahn, wird's dunkel, ſo leuchtet der Ewige dir voran. Der
Freuden ſind wenig, der Leiden ſind viel, doch muthig wir
wallen zum höheren Biel hinan, zum Ziele hinan!
596,
Handwerfsburfchen s Übfchienslied,
Es, ed, ed und es, es ift ein hertet Schluß, weil, weil,
weil und weil, weil ich aus Frankfurt muß! So ſchlag' ich
Frankfurt aus dem Sinn, und wende mich, Gott weiß! wo«
bin. Ich will mein Glüd probiren, marjchiren.
Er, er, er und er, Herr Meifter, leb’ er wohl! ich ſag's
ihm grad’ frei in's Geſicht: feine Arbeit, die gefällt mir nicht.
Ih will mein Glück probiren, marſchiren.
Sie, fie, fie und fie, Frau Meifterin, leb' fie wohl! ich
fag’8 ihr grad’ frei in’s Gefiht: ihr Sped und Kraut, dad
ſchmeckt mir nicht. Sch will mein Glück probiren, marfdiren. .
Sie, fie, jie und fie, Jungfer Köchin, leb' fie wohl! Hätt
fie das Effen beffer angericht't, fo wär’ ich auch gewandert
nicht. Ich will mein Gluͤck probiren, marſchiren.
a3
298 Es fängt ſich ſchon das Frühjahr an.
Ihr, ihre, ihe und ihr, ihr Sungfern, Tebet wohl! Ich wün:
fche euch zu guter Letzt ein'n Andern, der meine Stell’ erfebt.
Ich will mein Glück probiren, marfchiren.
Ihr, ihre, ihre und ihr, ihr Brüder, lebet wohl! Hab’ ich
euch was zu Leid gethan, fo bitt’ ich um Verzeihung an! Ich
will mein Gluͤck probiren, marſchiren. Volkslied.
597.
Es fängt ſich ſchon das Frühjahr, an, und alles fängt zu
grünen an, und allı5 fängt zu grünen an.
Nun freuet euch auf diefer Welt! es blüh'n die Blüm-
lein auf dem Feld; fie blühen weiß, blau, roth und gelb.
Wann ich zu meinem Schäglein geh’, da fingt das Lerch⸗
lein auf der Höh’; wann ich zu meinem Schäßlein geh’!
Und als ich nun vor'm Fenfter bin, da hört' ich fchen
ein’n Andern drin; da ſagt' ich, daß ich nicht mehr käm'.
-Hab’ ich dich nicht recht treu geliebt, und dir dein Herz
niemals betrubt? Aber du führft eine falfche Lieb’!
Nun wünfdh’ id mei'm Echägl e gute Nacht! du haft
Han die Thür aufgemacht, ſowohl bei Zag, als wie be
acht!
Nun geh’ ich über Berg und Thal; da hört man ſchon
die Nachtigall auf grüner Haid’ und überall.
Volkslied.
598.
Es fiel ein Reif in Frühlingsnacht, wohl über die ſchoͤ—
nen Blaublümelein, fie find verwelket, verdoͤrret.
Ein Knabe hatt? ein Mägbdlein lieb, fie liefen heimlich
von Haufe fort, es wußt's nicht Vater, nody Mutter.
Sie liefen weit in's fremde Land, fie hatten weder Glüd
noch Stern, fie find verdorben, geftorben.
Auf ihrem Grab Blaublümlein blüh’n, umſchlingen fi
treu wie fie im Grab; der Reif fie nicht welfet, nicht dörret.
Volkslied vom Niederrhein.
599.
Melodie: Friſch auf, friſch auf mit rafıhem Flug.
‚„Es flammt mein Herz, ed ſchwillt mein Muth, id
chwinge meinen. Stahl, und hätt’ ich einen Federhut, fo waͤr
ih General! Wie Elingen die Zrompeten heil des Morgens
um die Vier! der Tambour fchlägt fein Efelsfel, die Eifel
fhlagen wir.
Es fuhr ein Bauer in's Holz. 299
Zur Seite bligt und dad Gewehr, der Tod aus unfrer
Hand; wir reiten hin, wir reiten her um's theure Vaterland.
Und ob fi) auch manch ſchönes Kind die Aeuglein ſchier zer»
weint, Hufaren faufen wie der Wind vorüber in den Feind.
Das ift ein Leben auf der Wacht fo luftig und fo frei!
Das geht fo leicht in heißer Schlacht vorüber und vorbei!
Der Himmel wird uns aufgethan wie ein Juwelenſchrein;
Dufarenjäbel Flopfen dran und drinnen ruft’: ‚Herein!
G. Herwegh.
600.
Es fliegen zwei Schwalben in's Nachbar feir Haus, fie
fliegen bald body bald nieder, aufs Jahr, da kommen te
wieder und fuchen ihr voriges Haus.
Sie gehen jest fort in’d neue Land, und ziehen jest eilig
hinüber; doch kommen fie wieder herüber, das iſt einem Jeden
befannt.
Und kommen fie wieder zu uns zurüd, der Bauer geht
ihnen entgegen, jte bringen ihm vielmal den Segen, fie brin-
gen ihm Wohlftand und Glüd.
Des Knaben Wunderhorn.
601.
Es flüftern die Bäume im goldenen Schein, ſchon fhlü-
pfen die Zräume zum Fenſter herein. Fudwig Tieck.
602.
Der Kirmesbauer.
(Der Kirmesbauer ſitzt in der Mitte, Rundtanz um ihn.)
Bekannte Melodie.
1. Es fuhr ein Bauer in's Holz3 :,: ed fuhr ein Bauer in’s
Kirmesholz, fa, fa, Kirmesholz; ed fuhr ein Bauer in’d Holz.
= Was macht er in dem Holz? :,: was macht er in dem
Kirmesholz? fa, fa, Kirmesholz, was macht er in bem Holz?
:,: Er holt ſich eine Klafter Scheitz :,: er holt fich eine
Klafter Kirmesſcheit ıc.
Man giebt dem Bauer die Ehr'! man giebt dem Bauer
die Kirmesehr'! ıc. , .
(Jeder der Zanzenden zupft den Kirmesbauer während diefer Strophe.)
Man tneipt den Bauer in's Kinn! ıc.
(Seder der Tanzenden zupft den Kirmesbauer am Kinn.)
Man greift den Bauer an’s Knie! ıc.
(Er wird am Knie gekißelt.) ,
Man giebt dem Bauer ein'n Stich! ıc.
Man giebt dem Bauer ein’n Stoß! ıc.
(Die folgende Strophe fängt der Kirmesbauer an zu fingen.)
300 Es fahr cin Suhrhnecht übern Bhein.
Man giebt dem Bauer ein'n Kuß! ıc.
Der Bauer nimmt fih ein Weib. ıc.
(Hier holt er ſich ein Mädchen ays dem Kreife und fest fie auf
feinen Schooß.), _ _
Das Weib nimmt jih ein Kind. ıc.
(Das Mädchen holt fi einen Knaben; — nun figen fie zu drei.)
Das Kind nimmt ih eine Magp: ꝛc.
(Das Find holt ſich ein Mädchen aus dem Kreife; — nun fißen
ier
Die Magd nimmt fi) ein'n Knecht. ıc.
(Das zinhen holt fi einen Knaben; — es fisen nun funf auf
Der Bauer fhied von dem Weib. ıc.
(Das Scheiden gefchieht mit einem Kufle.)
Das Weib Hhieh von dem Kind. ıc.
Das Kind ſchied von der Magd. ıc.
Die Magd hieb von dem Knecht. ꝛc.
(Der Knecht wird Kirmeöbauer und das Spiel hebt von vorn an.)
In Sachſen und vieler Orten üblich.
603.
Der Fuhrknecht und der Wfalzgraf.
.:, Es fuhr ein Fuhrknecht übern Rhein, :, der Eehrt’
beim jungen Pfalzgraf ein. ;,:
r fuhr ein N
ihm felber ein.
Es leb' der Fürft, ed Ich’ der Knecht; ein jeder thu' Das
Seine recht!
nes Faß "vol Wein; ber Pfalzgraf ſchenkt'
So trank der Fürft, fo trank ber Knecht, und Wein und
Treue waren Acht. Volkslied.
604.
Es geht bei „gedämpfter Trommel Klang; wie weit noch
die Stätte, der Weg, wie lang! O mar’ er zur Ruh’ und
alles vorbei! Ich glaub’, es bricht mir das Herz entzwei!
h hab’ auf der Welt nur ihn geliebt, nur ihn, dem
jest man den Zod doch giebt. Bei Elingendem Spiele wird
paradirt, dazu bin auch ich, auch ich commandirt.
Nun fhaut er auf zum legten Mal in Gottes Sonne
erfreulihen Strahl. Nun binden fie ihm die Augen zu; bir -
ſchenke Gott die ewige Ruh’!
Es haben die Neun wohl angelegt. Acht Kugeln haben
vorbei gefegt, fie zitterten alle vor Jammer und Schmerz;
ich aber, ich, ich traf ihn mitten in's Herz.
Adelbert v. Chamiſſo.
Es geht ein Butzemann im Weich herum. 301
| 605.
Kriegslied gegen Kaifer Karl V.
(Chor:) Es geht ein Bugemann im Reich herum, didum,
didum, bidi, bidi, bum! Der Kaifer fchlägt die Trum mit
Händen‘ und mit Füßen, mit Säbeln und mit Spießen.
Didum, didum, didum!
| Ach Karle, großmaͤchtiger Mann, wie haſt du ein Spiel
gefangen an ohn' Noth in deutſchen Landen? Wollt' Gott,
| du haͤtt'ſt es baß bedacht, dich ſolch's nicht unterftanden!
(Chor:) Es geht ein Butzemann ıc.
| Ah Karle, ieh’ dich befler vor, bedenk' den Feind vor
deinem Thor, wenn du zu Papft Gefallen folch’ graͤulich Mord
willft richten an, wovon die Xand’ erfchallen. zc.
Ach denke an Papft Hildebrand, er regte Krieg im deut:
ſchen Land, den Kaifer zu vertreiben, und beste an viel Für:
sten ftarf, im Bann mußt’ er ftets bleiben. ıc.
Der Papft zum Kaifer wählen ließ, ein'n Fürften Ru-
dolph Kaifer hieß, ein’ Kron’ thät er ihm fenden, gebot den
Fuͤrſten allzugleich, von Heinrich) fi) zu wenden. ꝛc.
Da ward vergoffen großes Blut, als fich' befchüst der
Kaifer gut, und Rudolph hat verloren die Schlacht und feine
rechte Hand, mit der er falſch gefchworen. ıc.
Ach Hildebrand, der feiert nicht, des Kaiferd Sohn er
auch anricht't, den Vater zu verjagen; das Reich darob zer:
riffen ward, viel edles Volk erfchlagen. ıc.
Der Kaifer mußt vorm Papſte ftehn im Suͤnderhemd'
ganz nackt im Schnee, der Papft, der ließ ihn ftehen, er lag
in jeiner Buhlen Schooß, fo wird es dir noch gehen! ıc.
Ach denk’, der ganze Kaiſerſtamm durch Päpfte in groß
Sammer fan, die Deutihe Macht zerriffen! Wilft du für
ihre Büberei noch den Pantoffel küſſen? ꝛc.
‚ Wir haben aud) auf unfrer Seit’ ein’n ſtarken Held, der
für uns ftreit’t, von Macht ift.nicht ſein's Gleichen: Gott's
u Sohn mit feinem Heer, dem mußt Du Doch noch wei:
en! ıc.
Dies Liedlein] ift in Ei gemacht, einem jungen Lands⸗
Inecht wohl geacht zu freundlichem Gefallen, von einem, der
wuͤnſcht Gluͤck und Heil den frommen Landsknechten allen, —
als ging der Butzemann im Reid) herum, didum, didum, bidi,
bidi, bum! Der Kaifer fchlug die Zrum mit Händen und
mit Füßen, die Kirchen und wollt’ fchließen. Didum, didum,
didum. 1547.
302 Es geht cin krankes Müädchen.
606.
Melodie: Es waren zwei Königslinder.
Es geht ein Franfes Mädchen hin durch die Sommernacht,
ihr Kiebfter ift geftorben, das hat fie fo krank gemadht.
Es ſcheinen Mond und Sterne vom lichten Himmel ber,
und wie jie aufwärts fchauet, da weint das Mädchen fehr.
„Ah koͤnnt' id) auf mich ſchwingen in den lichten Him—
mel hinein, da wurd’ ich wiederfinden den SHerzallerliebften
mein.
„Du ſchoͤner Tichter Himmel, erhör’ mein heißes Flehn,
fen?’ dich herab zur Erden, daß ich hinein kann gehn.”
Und während ſie's gefprochen aus ihres Herzens Grund,
da war fie weiter gegangen, Auf einer Brüde fie ftund.
Und als fie fchaute nieder in die ftile Fluth hinein, ſieht
jie den Himmel drinnen und Mond und Sternenfcein.
„Hab Dank, du lieber Himmel! du haft erhört ‘mein
Flehn, und bift zur Erden kommen, daß ich hinein kann gehn.‘
„Ss winkt der Mond fo freundlich und jeder lichte Stern,
o Gott! und auch der Kiebfte aus weiter, weiter Fern’.
„Ich komme fehon, ich Eomme, du Erde, gute Nacht!‘
Da haben die fiilen Fluthen fie in den Himmel gebracht.
R. Reinick.
607.
Hundgefang.
: &8 geht ein Saufcomment an unferm Zifh herum,
herum. :,: Zehn Maß und eine, ihr wißt ja, wie ich’8 meine
zehn Maß und nöchmal zehn, fidibum! laß eine gehn, :,: la
eine gehn! :,,
608,
Es gfallt mer numme eini, und feli g’fallt mer gwis!
O wenni Doch das Meidli hatt, es ifch fo flinf und dunders⸗
nett, fo dunderönett, i wär im Paredies!
's iſch wohr, das Meidli gfallt mer, und 's Meidli hatti
gern! 's het allimil e frohe Mueth, e Gſichtli hets wie Milch
und Bluet, wie Milch und Bluet, und Auge wie ne Stern.
Und wenni ſieh vo witem, fe ftiigt mer's Blut in’s
Gſicht; es wird mer uͤber's Herz fo chnapp, und 's Waffer
lauft mer d'Backen ab, wohl D’Baden ab, i weiß nit, wie
mer ſſchicht. Ä
m Ziftig früeih biim Brunne, fe redt's mi frei no a:
„Shumm, lüpf mer, Hans! Was fehlt der echt? Es ift der
|
|
Es giebt der Plätzden mancherlei. 303
näume gar nit recht, nei gar nit recht!” J dent mi Lech
tag Dra.
3 ha 's em folle fage, und häfti 's numme gfeit! Und
wenni numme riicher wär, und wär mer nit mi Herz fo
ſchwer, mi Herz fo ſchwer, 's gäb wieder Glegeheit.
Und uf und furt, jez gangi, 's wird jäten ım Salat, und
fag em's, wenni naume cha, und luegt ed mi nit fründli a,
nit fründli a, fo bini morn Soldat.
En arme Kerli bini, arm bini, jell iſch wohr. Doch
hani no nüt Unrechts tho, und fufer gwachſe warı jo, das
wäri ſcho, mit fellem hätts Fe G'fohr.
Was wilpelt in de Hürfte, was ruͤehrt fie echterft hört?
Es vifperlet, es ruuſcht im Laub. O bhuͤetis Gott der Her,
i glaub, i glaub, i glaub, es het mi naͤumer ghört.
„Do bini jo, do heſch mi, und wenn de mi denn mitt!
3 ha's ſcho ſiderm Spöthlig gmerft; am Ziftig heſch mi völ
lig beftärkt, jo, völlig bſtärkt. Und worum feiih8 denn nit?”
„And biſch nit rich an Gülte, und bifch nit riich an
Gold, en ehrli Gmüth ifch über Geld, und fchaffe hafch in
Hus und Feld, in Hus und Feld, und lueg, i bi der hold!”
D Vreneli, was ſeiſch mer, o Vreneli, ifch fo? Du hefch
mi ufem Fegfüur gholt, und länger hätti's nuͤmme tolt, nei,
numme tolt. Io —* willi, jo!
609.
Melodie: Wer niemals einen Rauſch gehabt.
Es giebt der Plätzchen mancherlei im großen Erdrevier;
doch, Freunde, ich ſſten es frei, ich lobe meinen hier. Hier
winken Scherz und Rebenblut, ja, wo wir ſitzen, da iſt's gut.
Wohin man auf der Erde ſchaut, giebt's uͤberall nur
Noth, von da, wo früh der Morgen graut, bis hin zum
Abendroth; nur hier allein, bei frohem Muth, hier, wo wir
ſitzen, da iſt's gut.
In Rußlands unermeßnem Reich da friert man ewig, hu!
und keine Frucht vom Bluͤthenzweig nickt uns erfreulich zu;
hier wärnit und mild der Sonne Gluth, drum, wo wir figen,
a iſt's gut!
en Großfultan regiert allein der Mufti und der Strid,
verboten ift der edle Wein, verhüullt der Mädchen Blick; hier
lacht er frei bei'm Rebenblut, drum, wo wir figen, da iſt's gut.
In Welfchland drohet der Veſuv und der Zarantel Stich,
man kraͤht, wie Gott uns nicht erſchuf, Banditen nahen fich;
Bei und ßiebt's keine ſolche Brut, drum, wo wir ſitzen, da
iſt s gut! —
304 Es giebt jetzt viele Marren.
Der Franke führt der Kriege viel, ehrt felten nur nach
aus, es ift ihm Luſt der Waffen Spiel, Kanonendonner
chmaus; bier fhmüdt der Delzweig nur den Hut, drum,
wo wir fißen, da iſt's guf!
In England wohnt der finftre Spleen und dider Koh—
Lendampf, auch muß, man, nolens volens, zieh'n, geht's Pref:
fen los, zum ampf; auf uns ein heitrer Himmel ruht, drum,
wo wir jißen, da iſt's gut. |
In Spanien vergeht man faft bei heißer Sonne Brand,
vertrodinet hängt der Blüthenaft, es lechzt umfonft das Land;
bier — blos ſchoͤner Augen Gluth ‚ drum, wo wir ſitzen,
da iſt's gut.
In Aſien giebt's Freiheit nicht, in Afrika's Gefild kein
weißes Mädchenangeficht, Fein Auge ſanft und mild; bier
alles dies uns glücklich thut, drum, mo wir ſitzen, da iſt's gut.
Es feufzet in Amerifa der Neger Sklavenheer, und
Muth zerbricht die Feſſel, da fie drüdte gar zu ſchwer. Hier
Hi fein Drud und feine Wuth, drum, wo wir fißen, da
iſt's gut.
&a, unter mildem Sonnenſchein, bei gutem Regiment,
wo bei Gewerb’ und Frucht und Wein des Friedens Opfer
brennt; bier, bei der alten Elbe Fluth, da, wo wir fißen,
da iſt's gut. Winkler.
610.
Es giebt jegt viele Narren, die da glauben, es bringe
beßre Zeit die nachfte Stunde: fie ſteh'n und harr'n mit auf-
geiperrtem Munde auf des Sankt-Zeitgeiftes gebratne Tauben.
Wer Wein will machen, pflanzt vorerſt die Zrauben,
zum Sagen braucht der Jaͤger feine Hunde; der Arzt ift nicht
ebräudhlich für Gefunde; ein Dürrer Stumpf wird nimmer
tch belauben.
Euch ſag' ichs, Wimmerlinge! die ihr, immer auf beßre
Beiten paflend, thränt und Flaget, und doch bei'm patrio-
tifhen Gewimmer den böfen Feind in euch nicht niederfchla-
get: — Erft dann ftrahlt begrer Zeiten Frührothſchimmer,
„wann in der Bruft die eigne Sonne taget!”
&. Sartorius.
611.
Melodie: Es ift und Allen angemeflen.
Es giebt fo manche Splitterrichter, bie unfre kleinſten
Fehler fpab'n; fo manche mürrifche Gefichter, die nur mit
ſcheelen Augen ſeh'n. Es ift der Weisheit Ruhekiſſen, dies,
Es ging ein Jäger wohl jagen. 305
lieben Brüder, ſag' ich frei, im Geift und in der Wahrheit
wiffen, was Splitter oder Balken fei.
Ein Gläschen übern Durft getrunfen, bei Gläſerklang
und Kerzenfchein, und etwas ſchwer zu Bett geſunken, das
mag vieleicht ein Splitter fein; Doch gänzlich aus der Zech’
zu Fallen, nicht fehen, wenn die Sonne fcheint, nicht hören,
wenn Kanonen fnallen, dad iſt ein großer Balken, Freund!
Dem Genius der Lieblingögrille zuweilen eine Stunde
weihn, dies ift des armen Fleiſches Wille, doch mag ed auch
ein Splitter fein. Allein die Welt mit Zirfeln meifen, wie
Archimed ber Alte maß, und drüber Haus und Hof vergeflen,
das ift ein großer Balken, daß!
Ein Kuß, zumal ein Kuß in Ehren, der mag wohl ohne
Sünde fein, zwar, wie fo manche Bonzen lehren, fo fihlägt
dies auch in Splitter ein; dod, mit dem Judaskuſſe Eüffen,
vol Freundlichkeit und Hinterlift: ihr Sterblihen, das ſollt
ihr wiflen, daß dies ein großer Balken if!
Stoßt an, die Splitter follen leben! bis einft der große
Vorhang faͤllt; fie mögen Zroft und Freude geben, drum laßt
fie noch in diefer Welt. Doc Eönnten wir zu Scheiterhaufen
mit diefem Wein und unferm Blut der Menichen Balken alle
faufen, ihr lieben Brüder, das wär’ gut! Witſchel.
612.
Es ging ein Jäger wohl jagen dreiviertel Stunden vor
Tagen, ein Hirfchlein oder ein Reh, ja Reh, ein Hirfchlein
oder ein Reh. ’
Was begegnet ihm auf der Haide? ein Mädchen im wei:
fen Kieide, die war fb wunderfhön, ja ſchön ꝛc.
Er that das Mädchen wohl fragen, ob fie ihm wollte
helfen jagen ein Hirfchlein oder ein Reh, ja Reh ıc.
„Ja helfen jagen, das Tann ich nicht; Fein ander
Vergnügen verfag” ich nicht, es fei auch, was es fei, ja
ei ıc
Sie festen fich beide zufammen, und hielten fi) zärtlich
umfangen, vom Abend bis zum Zag, ja Tag ıc.
„Steh' auf, du fauler Säger! die Sonne fcheint über die
Berge, eine Jungfrau bin ich noch! ja noch 2c.”
Das that den Jäger verdrießen, er wollte dad Mädchen
erichiegen, wohl um das einzige Wort, ja Wort zc. a
Das Mädchen fiel ihm zu Füßen, er folt” fie doch nicht
erfhießen wohl um das einzige Wort, ja Wort ıc.
Er thät fich gleich wieder bedenken, er wollte das Leben
ihr Schenken bis auf ein’arider Mal, ja Mal ꝛc.
1. 20
306 Es ging ein Knabe. .
‚Ah Zäger, doch Eins muß ich fragen: darf ih ein
En Kränzlein fragen auf meinem golofarbnen Haar? ja
aar x.
„ gn Grün Kränzlein ſollſt bu nicht fragen, ein ſchneeweiß
Häublein follft tragen, wie ein’ junge Sägersfrau trägt, ja
trägt ꝛtc.““ Volkslied.
613.
E8 ging ein Knabe fachte wohl an das Fenfterlein: Schon
Liebchen, bift Du drinne? Steh’ auf und laß mich cin!
„Ich Tann mit dir wohl fprechen, doch ein laß ich dich
ae Ihon mit ein'm verfprochen, kein'n andern mag
ih nicht!’
Mit dem du bift verfprochen, fchön Kiebdyen, dad bin
6, a mir dein fchneeweiß Händchen, vielleiht erfennft
u mid).
„Du ſchmeckſt mir ja nach Erde, ich mein’, du feift der
Tod.“ Sol ich nicht ſchmecken nad) Erde, weil idy lang’ da
unten lag?
Weck' auf dein Vater und Mutter, weck' auf die Freunde
dein! Grün Kränzchen folft du tragen, jollft in den Him«
mel 'nein. -
Nach einem Volksliede des Kuhländchens.
614.
Es ging ein Knab’ fpazieren zu Augsburg in den Wald,
da begegnet’ ihm ein Mägdlein, war achtzehn Sahre alt, gar
ſchoͤn war fie geftalft.-
Gr nahm das Mädel gefangen: „Gefangen mußt du fein!’
Er zog ihr aus die Kleider und ſchlug fie alſo ſehr, bat ihr
genommen die Ehr'.
Zu Augsburg in dem Wirthöhaus ſaß er bei Speif’ und
Trank, da Fam daffelbige Mägdlein, griff ihn an feine Hand,
ichloß ihn in Ketten und Band. u
Zu Augsburg auf dem Thurme, wo er gefangen faß,
da Fam feine liebte Frau Mutter: „„Mein Sohn, was madhft
du da? Was haft du da gemacht?““ u
„Bas ich allhier wohl made, das barf ich euch fchon
fag'n: ich hab’ das ſchwarzbraun' Mägbelein gefchlagen alfo
ſehr, hab’ ihr genommen die Ehr'. .. . .
„„Ach Juͤngling, Liebfter Süngling! ift das nicht Schand’ -
und Spott? Dein Kopf, der gehört an Galgen, bein Körper
auf das Rad, weil du's verſchuldet haſt.““ ’
Es ging wohl über die Haide. 307
„ah Mutter, liebte Mutter mein! ift denn der Bericht
ſchon da? So beftellt mir Roß und Wagen, ich geh’ nicht
mehr zu Fuß, weil ich weiß, daß ich fterben muß.’
„Ihr lieben Herrn von Augsburg! noch eine Bitt an
euch: den Kirchhof thut mir ſchenken, dazu ein feidenes Kiſſ'n,
wo's gut drauf raften iſt.“
Ad Juͤngling, liebfter Süngling mein! das geht nidt
bei der Stadt, der Kopf gehört an Galgen, der Körper auf
das Rad, weil du's verfchuldet haft!
Des Knaben Wunderborn.
615.
Es ging ein wadres Mädchen wohl alle Zage in's Gras,
8 ging ihr alle Morgen ein ſtolzer Säger nad).
Der Jäger fpreit den Mantel wohl auf das grüne Gras,
und bat das ſchwarzbraune Mädchen, bis daß fie zu ihm faß.
„Was fol ich: mich denn fegen, ich hab’ ja noch Fein Gras,
ih hab’ ein’ eigne Mutter, die fchlägt mich alle Tag'.“
„„Haſt du eine eigne Mutter, und fchlägt dich alle Tag',
fo nimm du deine Kleider und folge mir jest nach.““
„Ach Mutter, liebfte Mutter, geb’ fie mir einen Nath,
es geht mir alle Zage ein ftolzer Jäger nach.”
„„Ach Tochter, liebfte Zochter! den Rath, den geb’ ich
dir: laß du den Jäger laufen, und bleib’ das Jahr bei mir!““
„Ach Mutter, liebte Mutter, der Math, der ift nicht gut;
der Jäger ift mir lieber, als aU meines Vaters Gut.”
„„Iſt dir der Jäger lieber, als all deines Vaters Gut,
fo nimm du. deine Kleider, und lauf dem Jäger zu!”
„Ah Mutter, liebfte Mutter! der Kleider find nicht viel;
geb’ fie mir hundert Thaler, Fauf ich mir, was ich will.’
„„Ach Tochter, liebſte Tochter! der Thaler find nicht
viel: bein Bater hat's verrufchelt bei Würfel: und Karten-
ipiel.
„Hat's denn mein Vater verrufchelt in Würfel: und
Kartenfpiel, jo fol fi) Gott erbarmen, daß ich feine Zoch:
er bin. |
„Wär' ich ein Knab’ geboren, ich wollte ziehn in's Feld,
ich wollt’ die Trommel rühren dem Kaifer für fein Gelb.
| Volkslied.
‘616.
Es ging wohl über die Haide zur, alten Kapell empor
ein Greis im Waffengefchmeide und trat in den Dunkeln Chor.
Die Särge feiner Ahnen ftanden die Hal’ entlang, aus
ber Ziefe that ibn mahnen ein wunderbarer Geſang.
. 99*
308 "Es haben viel! Didter.
„Wohl ich euer Gruͤßen, ihr Heldengeiſter! gehört.
Eure Reihe ſoll ich ſchließen: Heil mir! ich bin es werth.“
Es ftand an Fühler Stätte ein Earg noch ungefüllt, Den
nahm er zum Nuhebette, zum Pfühle nahm er den Schild.
Die Hände thät er falten aufs Schwert und fhlummert’
ein. Die Geifterlaute verhallten; da mocht' es gar ftille fein.
Abland.
617.
Bekannte Melodie.
Es haben viel! Dichter, die lange verblichen, mit einer
Poftreife das Leben verglichen, doch hat es bis Dato, fo viel
mir bekannt, die Poftftationen noch Feiner genannt.
Die erite läuft eben durch's Kändchen der Kindheit, da
fehn wir, geichlagen mit glüdlicher Blindheit, die lauernden
Sorgen am Wege nicht ftehn, und rufen bei'm Blümdyen : ci,
eia, wie [hön!
Wir kommen mit Elopfenden Herzen zur zweiten, als
Mädchen und Jüngling, die ſchon was bedeuten; bier fest
fich die Liebe mit uns auf die Poft, und reicht uns bald füße,
bald bittere Koft.
Die Fahrt auf der dritten giebt tüchtige Schläge, der
heilige Eh ſtand verfhlimmert die Wege. Oft mehren auch
Madel und Jungen die Noth, fie laufen am Wagen und
jchreien um Brod. |
Noch aͤngſtlicher ift auf der vierten die Reife für ftein-
alte Mütter und wankende Greife; der Zod auf dem Kutfcy-
bo, als Poftilon, jagt wild über Hügel und Thäler davon.
Auch Reifende, jünger an Kräften und Jahren, beliebt
oft der flüchtige Poſtknecht zu fahren; doch alle kutſchirt er
zum Gaſthof der Ruh', nun, ehrlicher Schwager, wenn das
iſt, fahr' zu!
618.
Es haben wackre Maͤnner zuſammen ſich gethan, zu ſin—
gen muntre Lieder und froh zu ſtoßen an.
Das Lied, es iſt die Flamme auf ihrem Opferherd, ſie
lodert hoch entgegen dem, was ihr Herz verehrt.
Der Wein, das Oel des Liedes, der rechte Freudenquell,
iſt er erſt ausgegoſſen, wie flammt das Lied ſo hell!
In ſeinen Flammen ſteiget empor aus einem Mund ein
Hoch der Treu' und Freundſchaft, ein Hoch dem Sängerbund!
Und höher fteigt die Flamme, ed gilt, habt ihr's erfannt ?
das höchfte Hoch dem theuern, dem beutichen Vaterland!
Es hatt! ein Ban'r. 309
619.
Eigne Melodie.
Es hat die Schöpferin der Liebe zur Luft bie Mädchen
aufgeftelt; fie weden in und füße Zriebe: ein Jeder wählt,
was ihm gefällt. Bald ſchwarz, bald braun, bald blond von
Haaren, bald rund, bald fchlant, fehön, jung von Jahren:
ja dürft ich nur, ich wollte wählen, es follt' an Auswahl mir
nicht fehlen. Die Farbe trägt hierzu nichts Bei, da ift beim
kieben einerlei.
Am Sonntag hätt’ ich die Blondine, die Schwarze wär’
am Montag mein, die Braune mit der holden Miene, die
müßte mein am Dienftag fein. Am Mittwoch fpielt' ih um
die Wette bald mit der Blonden und Brünette; der Donners⸗
tag und Freitag müſſen beftimmt fein, ale Drei in füflen.
Und Fam’ der Sonntag dann heran, fing’ ich die Reih' von
Neuem an. „Donauweibchen.”
620.
Es hatt! ein Bau’r ein Zöchterlein, die wollte nicht mehr
dienen; bie wollte hab'n ein'n bunten Rod und Schuh’ mit
Ihmalen Riemen.
Und wie fie hatt’ den, bunten Rod und Schuh’ mit ſchma⸗
len Riemen, fo wollte fie nach Frankfurt ziehn zu einem Kauf:
mannddiener.
Und wie fie nun nad) Frankfurt kam wohl vor die enge
Gaſſe; da begegn’ten ihr drei junge Knab'n, dad warn ge:
wefen drei Sachſen.
Der Erfte thut fie ‚grüßen; ber Zweite thät ihr ſchenken;
FAR Dritte trat fie auf ihren Fuß, daß fie den Becher ließ
inken.
„Frau Wirthin, bring’ fie Würfel 'rein! wir wollen um
fie fpielen; und wer die meiften Augen bat, der ſoll das
Mägdlein Friegen.”
"Der Iüngfte voller Freuden war, er ſchmiß die meiften
Augen; er ſprach: „Mein Kind, reich’ mir die Hand; mir
wollen und verloben!”
Und wie fie nun verlobet war'n, fo gingen fie zufammen
in ein fchneeweißes Federbett, in eine Dunkle Kammer.
„Du magft nun ftreiten, wie du willft, deine Ehr' haft
du verfchlafen; du darfſt kein gruͤnes Kraͤnzelein auf deinem
Haupt mehr tragen!“
Schleſiſches Volkslied.
310 Es hat ſich ein Mädchen.
621.
Es hat ſich ein Maͤdchen in'n Faͤhndrich verliebt, er
ſpricht ihr von Ehre und heirath' fie nicht; wenn der Fähn—
drich die Fahne thut rühren, thut fich ihr Herzchen vor Freu:
den floriren. |
Der Zambour die Trommel im Wirbel ſchon rührt, o
wunderjchön Mädchen, mußt leiden große Noth, da heißt cs,
Soldaten in's deld müßt marfchiren, bald haben wir Fein |
Geld, bald haben wir fein Brod.
Bald haben wir Fein Brod, bald haben wir Fein Geld,
o du wunderihön Mädel, fo geht ed im Feld! Und wenn
der Feind kommt und bringet und um, bleib’ bei der Armee
und halt’ bie fein frumm.
Des Knaben Wunderborn.
622.
Es hätt! e Buur e Zöchterli, mit Name hieß es Bäbeli.
Es hätt’ zween Zöpfli gelb wie Gold, drum ift ihm aud) der
Dusle hold.
Der Dusle lich dem Vater na: „D- Vater, wollt ihr mer’s
Bäbeli lah?“ „„Das Bäbeli ift noch viel zu Elein, es ſchläft
dies Jahr noch gern allein.”
Der Dusle lauft in vollem Zorn wohl in die Etadt gen
Solothurn, er lauft die Gaffe ein und us, bis daß er kummt
vor's Hauptma's Huus.
„O Hauptma, lieber Hauptma mi „i wil mi dingen in
Flandern i!“ Der Hauptmann z0g den Sedel uß, gab Dem
Dudle drei Thaler drus.
Der Dusle lief wohl wieder heim, heim. zu ſim liebe
Bäbelein: „O Babel , liebes Babeli mi, ig hab’ i mi. dun—
gen in Slandre i
Das Bäbeli geit wohl binter’s Huus, ed grient: em ſchier
de Aeugli us. „DO Bäbeli, thu’ doch nit fo fehr ‚ i will ja
wieder Fommen zu dir.”
„Und Eomm i uͤber's Jahr nit heim, fo will i dir ſchreibe
e Briefeleih y darinnen fol gefihrieben ftahn: i will mi Bäbeli
nir verlahn.”
„And wenn der Himmel papierig wär’ und e jeder Stern
'n Schryber wär’, und jeder Schrpber hätt’ ſiebe vaͤnd, ſie
ſchriebe de alt mi Lieb' kei End.
Schweizer-Bolfslied.
Es heult der Sturm. 311
623.
Es hatten drei Geſellen ein fein Collegium, :,: es kreiſte
fo fröhlich der Becher in dem Heinen Kreife herum. ;,:
Sie lachten dazu und fangen, und waren froh und frei,
des Weltlaufd Elend und Sorgen, fie gingen an ihnen vorbei.
Da ftarb von den Dreicn der Eine, der Antre folgte
ihm nad), und es blieb der Dritte alleine in bem öden Zubel:
gemad).
Und wenn die Stunde gekommen des Zechens und der Luft,
dann thät er die Becher füllen und fang aus voller Bruft.
So faß er einft auch bei'm Mahle und fang zum Saiten:
ipiel, und zu dem Wein im Pokale eine helle Thräne fiel.
Sch trink' euch ein Smollis, ihr Brüder! wie fißt ihr fo
ſtumm und ſtill? was fol aus der Welt denn werden, wenn
Keiner mehr trinken will?
Da Bangen die Släfer dreie, fie wurden mählig leer:
„Fiducit, frohliher Bruder!” — der trank Beinen Zropfen
mehr. Aus Königädberg.
624.
Es heult der Sturm, ed brauft dad Meer, heran ihr
Sorgen groß und fchiver, heran bei Wetter und Regen! In
unfern Adern jauchzet die Luft, wir beutfchen Männer werfen
die Bruft eudy keck und Fühn entgegen.
Es heutt der Sturm, es brauft dad Meer, mag ringe
um uns der Feigen Heer ſich ſcheun vor Sram und Sorgen:
uns freut Gefahr und Sturmesdrang, wir wollen bei'm fröh»
lichen Becherklang ausharren zum kommenden Morgen!
Es heult der Sturm, ed brauft das Meer, fo liegt's auf
Deutfchland Hart und ſchwer, das Vaterland in Ketten. Es
gilt — die Hand an's Herz gelegt, wen muthig ein Herz im
Bufen fchlägt — das Vaterland zu retten.
Es heult der Sturm, es brauft das Meer, wir ſchwoͤren
bei allem, was heilig und hehr, das Baterland zu retten.
Ob aud) der Wuͤthrich dräut und fchnaubt, ob allen er daß
Herz geraubt, wir fprengen feine Ketten.
Es heult der Sturm, ed brauft das Meer, fo ziehn Ge
fahren um uns ber, drob laffet heut” und forgen! und maß
wir heut’ hier Kühnes gefchafft, das wollen wir mit Muth und
Kraft vollbringen am Folgenden Morgen.
Es heult der Sturm, ed brauft das Meer, ed zittert
das Erdreih um uns ber, drum fröhlich, ihr Männer, ge⸗
trunten. Dann morgen auf, und das Schwert zur Hand,
bis wir befreit das Vaterland, und ber Feind zur Hölle ge-
funten. Friedrich fange. 1812.
312 | Es jagt’ rin Jäger.
625.
Es jagt’ ein Jäger, früh am Tag, ein Reh durch Waͤl⸗
der und Auen; da fa er aus dem Öartenhag ein rojig Mägd«
lein fchauen. ’
Mas ift gefchehn dem guten Pferd? Hat es den Fuß
verlepet? was ift geſchehn dem Jäger werth, daß er nicht
mehr ruft und heget?
Das Rehlein rennet immer noch über Berg und Thal jo
bange. Halt an, du feltfam Thierlein, doch! der Jäger ver-
gaß dich Lange. AUhland.
626.
Es jagt ein Jager wohlgemuth, er jagt aus friſchem,
freiem Muth wohl unter grünen Linden, er jagt derjelben
Thierlein viel mit feinen fehnellen Winden. :
Er jagt über Berg’ und tiefe That, unter den Stauden
überall. Sein Hörnlein that er blafen, fein Lieb wohl auf
den Zäger harrt dort auf der grünen Straßen.
Er fpreit den Mantel in dad Gras, bat, daß fie zu ihm
niederfaß, mit weißem Arm umfangen: „Gehab dich wohl,
mein’ Zröfterin, nach dir ſteht mein Verlangen.”
„Uns net Fein Reif, uns kühlt Fein Schnee, es brennen
noch im grünen Klee zwei Röslein auf der Haiden, in Liebes:
fchein, in Sonnenfchein, die zwei fol man nicht ſcheiden.“
Des Knaben Wunderhorn.
627. -
Eigne Melodie.
Es ift beftimmt in Gottes Rath, daß man vom Kiebften,
was man bat, muß fcheiden, muß scheiden. Wiewohl doch
nichts im Kauf der Welt dem Herzen, ach, fo fauer fällt, als
Scheiden, ald Echeiden, ja Scheiden!
So bir gefchenkt ein Knoͤsplein was, fo thu' ed in ein
Vaſſerglos doch wiſſe: blüht morgen dir ein Röslein auf,
ed welft wohl fchon die Nacht —8 das wiſſe!
Und hat dir Gott ein Lieb beſchert, und haͤltſt du ſie
recht innig werth, die deine: es wird nur wenig Zeit wohl
fein, da laßt fie Dich fo gar allein, dann weine!
‚Nun mußt du mid) auch recht verftehn; nun mußt du
mich auch recht verſtehn: wenn Menſchen auseinandergehn, fo
fügen fie: auf Wiederfehn! auf Wiederfehn! auf Wiederfehn!
auf Wiederſehn!
|
Es ift ein alter, wahrer Spruch. 313
628,
Melodie: Stimmt an mit hellem, hohem Klang.
Es ift die Zeit ein großer Fluß, wir figen an dem Strande;
und waͤt und Freude bringen muß, liegt drüben auf dem
Zande.
Hindurch, hindurch! was ftehft du ſtill? der Fluß wird
nie verrinnen. Wer durch die Fluth nicht ſchwimmen will,
der wird Fein Land gewinnen. Hofmann v. £.
629,
Der Goldſchmiedsgeſell.
Es ift doch meine Rachbarin ein allerliebftes Mädchen!
Wie früh ich in der Werkftatt bin, blick' ich nady ihrem Laͤdchen.
Zu King und Kette poch' ich dann die feinen gold’nen
Draͤhtchen. Ach, denk’ ich, wann, und wieder, wann, ift fol
ein Ring für Kaͤthchen?
Und thut fie erft die Schaltern auf, da Fommt daß ganze
Städtchen und feilfht und wirbt mit hellem Hauf um's Als
lerlei im Lädchen.
Sch feiles wohl zerfeil’ ich dann auch manches gold’ne
Drähtchen. Der Meifter brummt, der harte Mann, er merft,
ed war dad Lädchen. -
Und flugs, wie nur der Handel fill, gleich greift fie nad)
dem Rädchen. Ic, weiß wohl, was fie ſpinnen will; es hofft
das liebe Mädchen. .
Das Heine Füßchen tritt und tritt; da dent’ ich mir das
Mädchen, das Strumpfband denk' ich auch wohl mit, ich
ſchenkt's dem lieben Mädchen.
Und nah den Lippen führt der Schatz das allerfeinfte
Fäden. D wär’ ich doch an feinem Plag, wie küßt' ich mir
das Mädchen! Göthe.
630.
Melodie: Wir winden dir.den Sungferntranz.
Es ift ein alter, wahrer Spruch, fo wi es und bebüne
ten: zuviel Tann man, doch nie genug bes edeln Meines
trinten. Drum die Gläfer frifch zur Dand, laßt fie fröhlich
ingen!
Bas fhiert uns der Parteien Schar bei'm freundlichen _
Pokale! Im Trinken find wir Ultras .zwar, doch bei dem
Raufch Lib'rale. Drum die Gläfer frifh zur Hand, ar.
314 Es tft ein Berg anf Erden. ,
Es ftreiten Licht und Finfterniß, wer ferner fol regieren,
der wahre Weife wird gewiß fich felbft iluminiren. Drum
die Glaͤſer frifh zur Hand, ıc.
Laß immer fi en grands courants den Schwädling
neu beleben, wir werden alle Clairvoyants nur durch den
Saft der Reben. Drum die Gläfer friſch zur Hand, ıc.
Bon Wundern, die man treu jeßt pflegt, kann eins. uns
nur bezwingen, 's ift, daß bie Rebe Zrauben trägt, die fol»
chen Wein uns bringen. Drum die Gläſer frifch zur Hand, ze.
Der Preffe Freiheit laßt und zwar ganz anders manches
denken; doch zwangvoll wol’ uns jedes Jahr die Zraubenpreffe
fhenfen. Drum bie Gläfer frifh zur Hand, ıc.
Ob ihr des Lebens Werth gefebt nicht oder auf den Be⸗
cher, eö ruft der Tod zu guter Legt: Fort, Nüchterner! fort,
Becher! Drum die Stlafer frifch zur Hand, ıc.
Emil Reiniger.
631.
Es ift ein Berg auf Erden, der Gutenberg genannt, der
fol befungen werden wohl auf und ab im Xand.
Er heget keine Fefte, er pfleget Beinen Wein, und wird
doc) (et der befte von allen Bergen fein. .
8 ift ein Berg auf Erden, der fteht zu Mainz am
Rhein, mit trugigen Geberden ſchaut er in’d Land Hinein.
Da ſchaut er, was wir treiben vom Rheine bis an’s
Meer, da lieft er, was wir fchreiben im weiten Land umber.
Zu lang war dem Kyffhaufer des Rothbarts Todesnacht,
da ift für feinen Kaifer der gute Berg erwacht.
Zu Schanden ließ er werben der Raben ſchwarzes Werk,
ber befte Berg auf Erden, das ift der Gutenberg.
Georg Herwegh.
632.
Erutelied.
Melodie von Luife Reichardt und Mendelsfohn:B.
Es ift ein Schnitter, der heißt Tod, bat Gewalt vom
hoͤchſten Gott, heut’ west er das Meffer, es ſchneidet ſchon
viel beifer, bald wird er brein fehneiden, wir müflen’s nur
leiden. Hüte dich, ſchoͤn's Blümelein!
Was heut’ noch grün und frifch dafteht, wird morgen
ſchon hinweggemaͤht: bie edlen Narciffen, Die Bierden der
Wieſen, bie ſchoͤn' Hyazinthen, die türkifchen Binden. Hüte
dich, ſchoͤn's Bluͤmelein!
BR
Es ift gefchehn! 315
Biel hunderttaufend ungezählt, was nur unter die Sichel
fallt, ihr Roſen ihr Liljen, euch wird er außtilgen, auch die
Kaiferfronen wind er nicht verfchonen. Hüte dich, ſchoön's
Blümelein!
As himmelfarbne Ehrenpreid, die Zulipanen gelb und
weiß, die filbernen Sloden, die feidenen Kloden, finft alles
pr Gröden, was wird draus werden? Hüte di, ſchön's
lümelein!
Ihr hübſch' Lavendel, Rosmarein, ihr vielfarbige Röſe—
lein,- ihre ſtolze Sıchwertlilien, ihr krauſe Baſiljen, ihr zarte
Biolen / man wird euch bald holen. Hüte dich, ſchoͤn's Blü⸗
melein!
Zrog! Zod, komm ber, ich fürcht' dich nit! Trotz! eil
Daher in einem Schritt! Werd’ ich nur verlebet, jo werd’ ich
verfeget in den himmlifchen Garten, auf den wir alle warten.
Freue dich, ſchön's Btümelein!
Katbol. Kirhenlied a. d. Knaben Wunderhorn.
633.
„Es iſt cin Schuß gefallen! Mein! ſagt, wer ſchoß da⸗
drauß?“ Es iſt der junge Zäger, der Kchieht im Hinterhaus.
Die Spagen in dem Garten, die machen viel Verdruß.
Zwei Spagen und ein Schneider, die fielen von dem Schuß;
Die Spagen von den Schroten, der Schneider von dem
Schreck; die Spagen in die Schoten, der Schneider in ae
öthe.
634.
Hochzeitlied.
Melodie: Denkſt du daran.
Es iſt geſchehn! Du haſt es hingegeben dein treues Her
zum heil'gen Unterpfand; mit dem Erkornen wirſt du —*
das Leben nun als Gefährtin wandeln Hand in Hand, wirſt
mit ihm theilen nie geahnte Freuden, und auf der Zukunft
noch verborgnen Bahn ::,: auch mit ihm wandern durch Das
Thal der Leiden, und mit ihm tragen. — Denfe oft daran. ;;
Du, bolde Braut! im Frühlinge geboren, und reizend
ihm an Schmud der Blüthen gleich, ein fchönes Loos hat bir
das Glüd erforen, das heut’ dich führt in Hymens Königs
reih. Er ließ den treuen Biedermann did finden. Zwar
leget Hymen dir auch Fefleln an; doch Eannft du fie mit Blus
men Dir umwinden: durch Herzensgüte. Denke oft daran.
316 Es ift in dieſen Lagen.
Das Leben ift dem Meere zu vergleichen, dem ſich der
Schiffer hoffnungsvoll vertraut; bald fieht man riefelnd Silber⸗
wellen ſchleichen, bald ftrömt die Brandung, fchäumend, wild
und laut. Die Jungfrau ſchifft in einen gold’nen Nachen,
im füßen Schlummer durch die Fluthenbahn; doch ernfte Michten
tufen zum Erwachen die treue Hausfrau. Denke oft daran.
Als Schiffspatron fteht fchugend ihr zur Seite der rüſt'ge
Satte, den ihr Herz erfor, dem ihre Seele ſich auf ewig weihte,
und der fein Herz in ihrem Blick verlor. Co fieht man fie
ben. Lebensſtrom paffiren, und ihnen fchließet fich allmälig an
ein muntrer Kreis von Fleinen Paflagieren, der Liebe Zeugen.
Denfet einft daran.
Eud biete fich zur Schifffahrt Durch das Keben des Glückes
Hafen immer freundlich dar. Des Friedens Engel möge euch
umſchweben, und Gott euch adeln als ein jeltnes Paar; denn
ach! e8 giebt der Imwietracht hier auf Erden fo viel, als keine
Stimme nennen Tann! Richt Alle, die vor Gott verbunden
werden, find immer glücklich. — Denket oft daran.
Die Liebe ift ein Morgentraum zu nennen, ein fehöner
Traum! doch er entfchwebet bald; dann lernen erft ſich die
Vermählten kennen: die Gluth verhaucht — die Herzen wer«
den kalt. DVerlangt ihr Liebe für eu'r ganzes Leben, dann
müßt ihr fie als einen Zalisman mit Blümchen ftiller Haus
lichkeit umgeben, dann bleibt fie eu. O denket oft daran.
Die Ehe ift ein fchöner Blumengarten, die Rofen feiner
Freuden welfen nie; auch giebt's in ihm noch Blümchen an«
drer Arten: das Blümchen Sreundf haft, Blümden Har-
monie. D, diefe Blümchen fuchet nie vergebens zum Pilgere
kranze auf der Erdenbahn! Sie mögen nody am Abend eures
Lebens euch golden glänzen! Denket oft daran.
635.
Zur Feier auf den 18. Detober 1814, bei den
Frendenfeuern auf dem Taunus,
Es ift in dieſen Tagen die ſtolze Schlacht gefchlagen,
wovon man nod) wird fagen in fpäter Enkel Zeit: bei Keip-
zig an ber Pleiße, da drängten fi im Schweiße und Blute
Männer, heiße, in arbeitsuollem Streit.
. Die Schlacht ftand wild und -graufend, es wälzten Hun-
derttauſend fidy über Hunderttaufend , Verderben ſchnaubend,
fort; der Zod traf ohne Schonen von Schwertern und Kano«
nen hier Männer aller Zonen und flog von Ort zu Drt.
Doch Gott vom hohen Himmel fah mit in's Schlacht⸗
gewimmel, von ihm find die Getümmel, von ihm kommt Peft
D
€s ift mir wie den. 317
und Krieg. Er ſprach das Wort der Rache: Heut’ falle, fal:
Icher Drade! heut’ jtehe, gute Sache! heut’ juble, deutſcher
eg!
Da fielen die Franzofen, die falfchen, die treulofen, wie
von dee Stürme Zofen bie Blätter von dem Baum. Da bieb
dem Bonaparte dad Glück foldy eine Scharte, dag man, aud
ohne Warte, fie jah auf Meilen Raum. .
Es floh die gift’ge Schlange im Lauf! und nicht im Gange,
denn mit Kartaunenflange ſcholl Jagd ihm hinterdrein. Durd)
Berg und Thal und Höhen bat man ihn laufen fehen, und
nimmer ftille ftehen, ald hinter'm tiefen Rhein.
Und aus ber Knechtſchaft Banden, aus Lug und Zrug
und Schanden ift alles Volk erftanden im heil'gen deutſchen
Reich: es ließ auf Tod und Leben der Freiheit Banner ſchwe⸗
— und Sieg ward ihm gegeben, in Ehren ſteht das
eich.
Drum auf in dieſen Tagen, weil ſolche Schlacht geſchla⸗
gen, von der einſt Enkel ſagen: es war die beſte Schlacht!
Drum auf, ihr Männer alle! ihr deutſchen Maͤnner alle! und
ruft mit Freudenſchalle: es war die beſte Schlacht!
Drum auf zur hohen Freude, weil Gott der Herr hat
heute in jenem harten Streite ſein tapfres Volk befreit; laßt
Deutſchlands Achten Söhnen heut’ in Kartaunentönen den ftol-
zen Hymnus tönen: Gewonnen war der Streit!
uf Bergen und auf Höhen laßt helle Flammen wehen,
daß alle Augen fehen, es ijt ein deutſcher Tag; laßt hebre
Feuer zünden, daB jie dem Nachbar Fünden, dem Volk un»
deutfcher Sünden, es ift ein deutſcher Tag.
Und wenn die Flammen finfen, und wenn mit bellerm
Blinken zum Schlaf die Sterne winken in tiefer Mitternacht,
dann laßt und in Gebeten ftill an die Feuer treten und nie=
derfnien und beten zu Gott, dem Herrn der Macht:
Daß er mit Gnaden walte und Vol und Land geftalte,
daß ed an Freiheit halte, an Freiheit, Licht und Recht, daß
ftetö in Deutichlande Grenzen des Sieges Feuer glänzen, nie
deutfche Eichen kränzen den Wüthrich und den Fredy.
runde,
636.
Es iſt mir wie den kleinen Maldvögelein zu Muth: fie
fehn die Bäume blühen und freuen ſich der Bluht; und unter
grünen Aeften ruhn fie im kühlen Mai, und Baum und Blüt’
ertönen von ihrem Sang und Schrei.
Johann, Herzog v. Brabant. 13. Jahrh.
318 Es ift nichts Inft'ger.
637.
Huſarenlied.
Es iſt nichts luſt'ger auf der Welt, und auch nichts ſo
geihwind, ald wir Hufaren in dem Feld, wenn wir in
chlachten find; wenn’s bligt und Fracht dem Donner Er
wir ſchießen rofenroth, wenn's Blut uns um Die Augen läuft,
find wir des Muthes vol. |
Da heißt's: Hufaren insgemein, ſchlagt die Piftolen an,
eift durch, den Säbel in der Hand, haut durch den näch—
Sen Mann! Wenn ihr das Franiche nicht verfteht, fo macht
e8 euch bequem, das Reden ihn fogleich vergeht, wie ihe den
Kopf abmäht. ‘
Wenn auch mein treuer KRamerad muß bleiben in dem
Streit, Hufaren fragen nichts darnach, find alle dazu bereit;
ber Leib vermwefet in der Gruft, der Pelz bleibt auf der Welt,
die Seele ſchwingt fich durch die Luft in’d blaue Himmelszelt.
Aus dem fiebenjährigen Kriege.
638.
- Bon der Lorelei.
Melodie von Kretzſchmer.
ns ift Schon fpät, ed wird ſchon kalt, was reitft du
einfam durch den Wald? Der Wald ift Yang, du bift allein,
du fchöne Braut! ich führ' dich heim.’
Groß ift der Männer Trug und Liſt, vor Schmerz mein
Herz gebrochen ift; wohl irrt das Waldhorn her und hin, o flieh!
du weißt nicht, wer ich bin.
„So reich gefchmüdt ift Roß und Weib, fo wunderſchoͤn
der junge Xeib, jest Eenn’ ich di — Gott fteh’ mir bei! —
du bift die Here Lorelei.” |
‚ Du kennſt mid) wohl — von hohem Stein, fihaut ſtill
mein Schloß tief in den Rhein. Es ift ſchon fpät, es wird
Thon kalt, kommſt nimmermehr aus dieſem Wald.
Eichendorff.
639.
Es ift über Berge und Thäler ein Klang aus Trommeln
und Pfeifen erflungen; den Weljchen ward drüben der Friede
zu lang, ihr Hahn hat die Flügel gefchwungen, er ſpreizt ſich,
er kraͤht es uns über den Rhein: „Auf! beugt euch! die
Lande, die Waffer find mein, mir bat, der da
et und Erde gemacht, die Herrfhaft ver:
macht. u
Es ift und bleibt. 319
Mas meinet fein Krähen? was meinet der Schal?! —
das müflen wir Bergleut' uns fragen, — was? meint er
uns mit feinem Bischen von Knall, feinem Bischen von Fun
Ten zu jagen? Wir haben des Feuers und Eiſens fo voll,
wir wiſtza ‚ wie bauen und brennen man foll, wir kennen die
Wetter der donnernden Schlacht im donnernden Schacht.
Drum hurtig, ihr Knappen, ihr Deutichen, beran! ihr
jprengenden, haͤmmernden Scharen, damit ihm die ftruppigen
Federn bergan im wetternden Sturme zerfahren. Wir ftehen
gerüftet, wo's donnert und knallt, wir ſchwingen des mäch«
tigen Eifens Gewalt, wir ſchuͤrfen aus Ziefen der ewigen
Naht die Echreden der Schlacht.
Heran denn, du Prahler, und hole den Sold! wir wol«
len die Münze nicht fälſchen, wir bringen germaniſch dir Ei«
ſen für Gold, dir gierigem, lüfternem Welfchen, das deutfchefte
Eifen gefhliffen und gut, gehärtet, gefchmeidigt in feuriger
Gluth, wir bringen mit Präftigen Armen der Macht Die
Schreden der Schladit.
Der König, er ruft und, das Vaterland ruft, wir hören
ihr heiliged Mahnen; und Freudengejubel durchfchmettert die
Luft, und luftig erflattern die Sahnen — Glüddrein dann,
ihr Männer von Eifen und Stahl! Glüddrein dann, und
ihwingt ihren bligenden Strahl! ihr Männer der Ziefe, ihr
Männer der Nacht, die Schreden der Schlacht!
Glückdrein Elingt mit Gott für den König, für's
Land! Glückd rein und Glüdauf, ihr Gefellen! Durch
ihn wird der Prahler zu Spott und zu Schand’, an ihm
muß der Frevler zerichellen. — Mit Bott für den König, für's
Land in den Krieg, des Herrn ift der Sturz und des Herrn
ift der Sieg, der Herr hält die Loofe des Glücks und der
Macht, die Schreden der Schlacht. Arndt.
640.
Melodie: Bekraͤnzt mit Laub.
‚Es ift und bleibt doch mathematifch richtig, daß ohne
Wein ein Feft, wär’ auch an fi) der Anlaß noch fo wichtig,
ſich gar nicht denken läßt.
Zum Beifpiel: wo zur Huldigung des Fürften ein Volk
zufammen trat, da floß auch Wein — da würde Niemand
dürften, wer noch vier Groſchen bat.
Wenn Mächte ſich nach langem Blutvergießen, den Del:
zweig in der. Hand, einander nahn, verfühnen, Frieden fchlie-
Ben, da jauchzt das ganze Land;
320 Es kamen drei Schneider.
Bereint fich drauf, das Friedensfeft zu feiern, und —
lieber Gott! — dann geht, indeß dazu die Herrn Poeten
leiern, der Herr fo wie der Knecht. , |
Wenn der Senat auf Umiverjitäten fi zur Prorector:
wahl verfammelt, wählt — was Elingt bei ſolchen Feten?
Der ehrlihe Pokal!
Wenn man dem Aubelgreis mit Silberhaaren folenne
Kefte weiht, und wollte da ben Wein zur Unzeit fparen — —
wär’, Freunde, dies geſcheidt?
Fließt nicht bei Kirchenvifitationen, nad) löblihem Ge:
braud, ein Meer von Wein, theild in der Herr'n Patronen,
theild in des Cantors Bauch? |
Kurz, ohne Wein kann's Feine Feſte geben, denn folche
Wunderkraft, durch Frohſinn jeden Zirkel zu beleben, hat nur
der Rebenſaft.
. Er ift zugleich dem Weifen und dem Tropfe verhältnig-
mäßig nüg; er löſt das Bret dem Leptern vor dem Kopfe,
und (gie des Erjtern Wiß. |
Wenn, Freunde! wir bier fo beifammen fäßen und hät-
ten Eeinen Wein — ja, wenn wir auch das Buch der Weis-
heit Lafen — bei Gott! wir fehliefen ein. |
Ein Vivat hoch! bei einer trodinen Kehle ift tauben Nüf:
fen gleich, heißt, ohne Klang melodifcher Pokäle, ein Schöp-
penftädter Streich. - |
So wäre nun mit tiefgelehrten Gründen der große Hohe
Werth des Weins gezeigt — Kant felber müßt ed finden,
hätt’ er dies Kied gehört. | |
Drum, Freunde! laßt ung flugd die Gläfer füllen von
dem gepriej'nen Saft, ber magiſch alle Sorgen, alle Grillen
aus Kopf und Herzen fchafft. |
Am heut'gen Feft, das unter allen Kelten geehrt zu fein
verdient, entfproß ein Baum, der jept mit vielen Aeften aufs
Schönfte prangt und grünt. 2
Wohlen! nun faßt aufs fernere Gedeihen des Baums |
ein Släschen an! — Auf, Harfner! — Zufh! wär’ dem
wohl zu verzeihen, der nun nicht trinken kann?
641.
Es kamen drei Schneider wohl an den Rhein und Eehr-
ten bei'm Gaftwirth zu Ingelheim ein, am Rhein, am Rhein.
Sie hatten im Sad keinen Heller mehr, doch bürftete Jeden
von ihnen fo fehr nad) Wein, nach Wein.
Herr Wirth, wir ha'n feinen Kreuzer Geld, body waren
wir weit herum in der Welt, am Rhein, am Rhein. Wir
Es kann doch fchon immer. 321
können ein jeder ein Meifterftüc, das lehren wir ihm, es
bringt ihm Glück, für Mein, für Mein.
Ihr Burfchen, ich will euer Narr nicht fein, ich bin ja
der Gaftwirth von Ingelheim, am Rhein, am Rhein. Und
könnt ihr nicht jeder ein Meiſterſtuͤck, fo brech' ich auch je:
tem von euch das Genid, mit Wein, mit Mein.
Der Erfte nun fing einen Sonnenftrahl und fädelt’ ihn
ein in die Nadel von Stahl, am Rhein, anı Rhein. Er nähf’
ein zerbrochenes Weinglad zufamn, dag man auch bie Raht
nit erfennen kann, im Mein, im Wein.
Der Zweite drauf eine Müde fing, die grad’ über feine
Naſe ging, am Rhein, am Rhein. Die Müde, die hatt’ in
dem Strumpfe ein Loch, fo Elein ed auch war, er ftopfte ed
doch, für Wein, für Wein.
: Der Dritte, der nahm nun die Nadel zur Hand und
bohrte jie mächtig und tief in tie Wand, am Rhein, am
Rhein. Er flog wie ein Blig durch das Nadelöhr, ich hab’
es gejehen bei meiner Ehr', beim Wein, beim Wein.
Der Wirth ſprach: So was hab’ ich noch nie gefehn, drum
fol euch, ihr Burſch', auch mein Dank nicht entgehn, am
Rhein, am Rhein. Er on einen Fingerhut, ſchenkte ihn
vel: Da, Burſchen, nun fauft euch auch voll und toll, im
Wein, im Wein. €. Herloßſohn.
642.
Kinderlied.
Es kam ein Herr zum Shlößli auf einem fchönen Rößli;
da lugt die Frau zum Fenſter aus und fagt: „Der Mann ift
nit zu Haus;
Und Niemand heim, als Kinder, und 's Mädchen auf
der Winden.” Der Herr auf feinem Rößti fagf zu der Frau
im Sclößli:
„Sind's gute Kind, ſind's böfe Kind? ac, liebe Frau,
das ſagt geſchwind!““ Die Frau, die fagt: „Sehr böfe Kind,
fie folgen der Mutter nicht geſchwind.“ Ä
Da fagt der Herr: „„So reit' ich heim; dergleichen
Kinder brauch’ ich kein!““ Und reit’t auf feinem Rößli weit,
weit entweg vom Schlößli. Volkslied.
643.
Bekannte Melodie.
Es Tann doch fihon immer fo bleiben. hier - unter- dem
wechieinden Mond, wenn Freundihaft und innige Liebe die
zärtlichen Herzen belohnt.
21
I
322 Es kann ja nicht immer.
Es haben viel redliche Menſchen fi Bis zu dem Grabe
geliebt‘ und fchieden in feliger Hoffnung, daß jenfeits es
iebende giebt.
Es fcheinen die Todten zu fchlafen, die Schlafenden fchei-
nen uns tobt; es flärft uns ein Fünftiges Leben im Kampfe
mit Kummer und Roth.
Wir träumen ja öfters fo felig, wir werden fo öfters
belehrt: es wirkt eine Kraft in dem Bufen, die nicht zu der
Erde gehört.
Kir ahnen ja Alle fo tröftlich, und jenfeits des Grabes
zu freun, und Keiner, nein, Keiner kann wünfchen, auf im:
mer vernichtet zu fein.
Drum wollen wir Alle zufanımen der glücklichen Zukunft
uns freun, und auch den entichlummerten Freunden den Be-
cher der Fröhlichkeit weihn.
Und müſſen 'wir endlich auch fcheiden, fo fol’s mit der
Hoffnung gefhehn: es reifen die Blüthen zu Brüchten, wir
werden einit wieder und fehn.
644.
Eigne Melodie.
Es Fann ja nicht immer fo bleiben hier unter dem wedy:
felnden Mond; es bfüht eine Zeit und vermelfet, was mit
uns die Erde bewohnt.
Es haben viel fröhliche Menſchen lang vor uns gelebt
und gelaht; den Muhenden unter dem Grafe fei freundlich
ein Becher gebracht.
Es werden viel fröhliche Menſchen lang’ nach uns des
Lebens fich freun, und Ruhenden unter dem Grafe den Becher
der Fröhlichfeit weihn.
Kir ſitzen fs fröhlich beifammmen, und haben und Alle fo
ra / eıheitern einander dad Leben; ad), wenn ed Doch immer
o blieb ! .
Doch weil es nicht immer Fann bleiben, fo haltet die
Freundfchaft recht feſt! — Wer weiß denn, wie bald uns zer:
ftreuet das Schickfal nach Oft und nah Weit.
Dod find wir auch fern von einander, jo bleiben die
Herzen ſich nah’, ınd Alle,.ja Alle wird’s freuen, wenn Ei:
nem was Gutes geichah.
Und fommen wir wieder zuſammen auf wechfelnder Lebens:
bahn, fo Enüpfen an’s froͤhliche Ende den fröhlichen Anfang
wir an. |
v. Kotzebue,
— eg — — — — —
Es klingt ein hoher Klang. 323
645.
Melodie: Sie follen ihn nicht haben.
Es Eingen ftolze Zöne zu und heran aus Weft, drum
auf, ihre deutſchen Söhne, hin in's Franzoſenneſt!
Schon nahn die fremden Horden, das Schwert in frecher
Hand, fie möchten Deutſche morden, zerftüdeln unfer Land.
Drum, Brüder! zu den Waffen, es gilt ein großes Ziel:
und Freiheit zu verthaffen im wilden Schlachfgewühl!
Nur näher, ftolze Feinde, der König ruft zum Streit;
drum, auf! ihr Waffenfreunde, zum blut’gen Kampf bereit!
Der Feind mag Nahe dürften, im tollen Fieberwahn; —
wir folgen unferm Fürften auf feiner Siegerbahn.
Wir denken jener Sage, als Blüder „Bormwärts!"
tief, — und wie vor deutfhem Schlage der folge Feind
entlief! C. Simons.
646.
Das Lied vom Rhein.
Es klingt ein hoher Klang, ein ſchoͤnes deutſches Wort
in jedem Hochgefang der deutſchen Männer fort: ein alter
König hochgeboren, dem jedes deutfche Herz gefchworen; wie
off fein Name wiederkehrt, man hat ihn nie genug gehört.
Das ift der heil'ge Rhein, ein Herrfcher reich begabt,
deß Name ſchon wie Wein die treue Seele labt. Es regen
ih in allen Herzen viel vaterländ’fche Luft und Schmerzen,
wenn man das deutiche Lied beginnt vom Rhein, dem hoben
Felſenkind.
Sie hatten ihm geraubt der alten Würden Glanz, von
feinem an den grünen Rebenkranz; in Feſſeln lag
der Held geſchlagen, fein Zürnen und fein ftolges Klagen,
wir haben’s manche Nacht belaufcht, von Geifterfchauern Beh
umrauſcht.
Was fang der alte Held? Ein furchtbar dräuend Lied!
„O web dir, fchnöde Welt! mo Eeine Freiheit blüht, von
Treuen los und bar von Ehren! und willft du nimmer wies
derfehren, mein, ac), verftorbenes Geflecht, und mein ge-
brochnes deutſches Recht?"
„D, meine hohe Zeit, mein golbner Lenzeötag! als no
in Herrlichkeit ‚mein Deutfchland vor mir lag, und auf un
ab am Ufer wallten die ftolzen, adligen Geftalten, die Helden,
weit und breit geehrt durch ihre Zugend und ihr Schwert!”
„Es war ein frommes Blut in ferner Riefenzeit, voll
tühnen Levenmuth und mild als eine Maid: man fingt es
21*
324 Es kommt sin Schiff.
noch in fpäten Zagen, wie den erfchlug der arge Hagen; was
ihn zu ſolcher That gelenkt, in meinem Bette liegt's verſenkt.“
„Du Eünder, wüthe fert! bald ift der Becher voll; der
Nibelungen Hort erſteht wohl, wenn cr fol. Es wird in dir
bie Seele graufen, wenn meine Schreden did umbraujen.
Sch habe wohl und treu bewahrt den Schag ber alten Kraft
und Art!”
Erfuͤllt ift jenes Wort! Der König ift nun frei, der Ni—
belungen Hort erficht und glänzet neu! Es find die alten
deutichen Ehren, die wieder ihren Schein bewähren: der Väter
Zucht und Muth und Ruhm, das heil'ge deutſche Kaiferthum.
Wir huld’gen unferm Herren, wir trinken feinen Wein,
die Freiheit fei der Stern, Die Kofung fei der Rhein! Wir
wollen ihm auf's Neue fhwören: wir müflen ihm, er uns gc-
ören. Vom Felfen kommt er frei und hehr, er fliche frei
in Gottes Meer! Mar v. Schenkenvorf. 1814.
647.
Weihnachtslied.
Es kommt ein Schiff geladen bis an ſein'n hoͤchſten Bord,
es trägt Gott's Sohn voll'r Gnaden, des Vaters ewig's Wort,
Das Schiff geht ſtill im Triebe, es trägt ein’ theurr Laſt;
Dad Segel ift die Xiebe, der heil'ge Geift der Maft.
Der Anker haft't auf Erden, und das Schiff ift am Land;
Dee Mort thut und Fleiſch werden, der Sohn ift und ge:
antt.
Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein, giebt fich
für uns verloren, gelobet muß es fein.
Und wer Dies Kind mit Freuden füllen, umfangen will,
der muß ver mit ihm leiden geoß Pein' und Marter viel;
Darnad) mit ihm auch jterben und geiftlich auferftehn,
ewig's Leben zu erben, wie an ihm ift geichehn.
Näch Iohann Eauler.
648,
Der Surlaher Thurm.
Es lacht die grüne Wieſe, es lodt der Sonnenftrabi;
vom Hügel fchaut ein Rieſe in's liebe, grüne Thal.
., Ein edler Heldenichatten hat ji der Zhurm.gebaut, und
rings dic hellen Matten ſich lebend angetraut. ..
Es fechn. die alten Wächter dort, wo die Wolken ziehn,
und ſchauen die Geſchlechter eritehen und verblühn.
Die Monden ziehn vorüber, vorüber manches Jahr, fie
denken immer trüber an dad, waß vormals war,
Es Ichen tie Alten. 325
Doc fteigt nach jener Mauer ein zärtlich liebend Paar,
o Heldenliebeötrauer! dann wirft bu mild und Mar.
Dann ſcheinen die Seftalten der Liebenden erhellt vom
Runderglanz der alten, der ewig jungen Welt.
Schenkendorf. Des Knaben Wunderhorn.
"649.
Schützenfeſt.
Es leben alle Shüsen hoch im deutſchen Vaterland! Von
biedern Schügen ftammen wir, und fäh’ uns Nater Teut all:
hier, er reicht” und froh die Hand. "
Wißt ihr, wer Deutichlands Netter war? Ein Schüß’,
der Held Armin, der fchlug bei hellem Morgenroth der Rö⸗
mer Legionen todt, und wir find frei durch ihn!
Zwei ganzer tauſend Jahre frei, und deutſch, wie vor,
durch ihn! Teut's Sprache reden alle noh! Drum, wer fie
redet, ſpreche: Hoc) leb' unſer Schuͤtz' Armin!
Es leben ale Schuͤtzen hoch im deutſchen Vaterland!
denn unſre Vaͤter ehrten fie, wird auch der Pfeil vom Bogen
nie, nur Pulver abgebrannt!
Denn wer erfand den fchwarzen Staub? wer gab ihm
Kraft und Blitz? Es war ein Sohn vom Bater Zeut. Es
Iebe Berthold Schwarz anheut! ihn preije jeder Schütz'“
Droht unferm Baterland ein Feind, wir Fennen unjre
Pflicht, und nehmen das Gewehr zur Hand und fchießen ihm
den ſchwarzen Sand ftolz in das Angejicht!
Doch mehr ald Ruhm und Vaterland ift und die Menjch:
heit noch! Den edlen Frieden geb’ ihr Gott! Mer fich er:
barmet fremder Noth, wer Menfch ift, lebe hoch! Gräter.
650.
Es leben bie Alten, die Meiber und Wein viel höher
gehalten, ald Edelgeftein! fie. übten die Pflichten des Bieder⸗
manns aus, und jcherzten in Züchten bei'm nächtlichen Schmauß.
Da lud man die Jugend zum Mahle mit ein, und pre
digte Zugend durch Thaten allein. Man rühmte die Großen,
die, tapfer und gut, kein andres vergoffen als feindlihes Blut.
Den Weibern zu Ehren mußt’ jeder ein Glas bis unten
an Ieeren, doch hielten fie Maß und lachten fi nüchtern,
und fangen in Ruh’ von fröhlichen Dichtern ein Liedchen dazu.
Um Mitternadht ſchieden jie küffend vom Schmaus, und
kehrten in Frieden zum Weibchen nach Haus. Es leben die
Alten! wir folgen dem Brauch, . auf den fie gehalten, ‚und
leben jo auch! Miller von Alm:
326 Es leben die Soldaten!
651.
Es leben die Soldaten! ber Bauer giebt den Braten, der
Särtner giebt den Moft: das ift Soldatenkoft. Zralara!
Der Bürger muß und baden, den Adel muß man zwak—⸗
Een, fein Knecht ift unfer Knecht: das ift Soldatenrecht! Zralara!
Heut’ ſchwoͤren wir der Hanne und morgen der Sufanne,
die Lieb’ ift immer neu: das ift Soldatentreu’! Zralara!
Wir ſchmauſen wie Dynaiten, und morgen heißt e& falten.
Fruͤh reih, am Abend bloß: das ıfl Soldatenlood! Zralara!
Mer hat, der muß uns geben, wer nichts hat, der fol
leben! der Eh’mann hat das Weib, und wir den Zeitvertreib.
Tralara!
652.
Bekannte Melodie.
:: Es lebe hoch der Kriegerfland, :,: wenn er auch fo
Manches entbehre, kämpft er doc für's Vaterland; :,:. Dem
Sohne des Ruhmes und der Ehre reicht Jeder freundich die
Hand. :: (Solo:) :,: Es lebe hoch! :: (Chor:) :: Es lebe
body! :,: Es lebe hoch der Kriegerftand !
Ertönt die Trompete in der Weite, erfhallt die Trommel,
die und ruft, eilen wir zum verwegenen Streite, ein Hurrah
erhalt durch die Luft. Dem Sohne bed Ruhmes und Der
Ehre reicht Jeder freundlich die. Hand. (Solo:) Es lebe hoch! ıc.
Bringen wir dann die Feinde zum Sinken, ift vernichtet
bie blutige Schar, friſche Korbeer des Ruhmes uns winken
auf der Ehre hohem Altar. Dem Sohne des Ruhmes und der
Ehre reicht Jeder freundlich die Hand. (Solo:) Es lebe hoch! ꝛc.
Wenn am Herd uns die Freunde umſchlingen, und das
Vaterland dankbar uns grüßt, hoch die Herzen der Mädchen
aufſpringen, die der Held in die Arme ſich ſchließt. Dem
Sohne des Ruhmes und der Ehre reicht Jeder freundlich die
Hand. (Solo:) Es lebe hoch! ꝛc.
653.
(Chor:) Es lebe, was auf Erden ftolzirt in grüner Zracht,
die Wälder und die Welder, die Jäger und die Jagd.
Wie Luftig iſt's im Gruͤnen, wenn's belle Jagdhorn ſchaltt,
wenn Hirſch' und Rehe ſpringen, wenn's blitzt und dampft
und knallt. (Chor:) Es lebe, was ꝛc.
Im Walde bin ich König, der Wald iſt Gottes Haus,
da weht ſein ſtarker Odem lebendig ein und aus. (Chor:)
Es lebe, was ıc.
Es leuchten drei freundliche Sterne. 327
Willſt du nit mit mir wohnen im freien Malbrevier ?
Bon immergrünen Zweigen bau’ ich ein Hüttchen dir! (Chor:)
Es lebe, waß ıc.
Dann fteig’ ich nimmer wieder in’s graue Dorf hinab,
im Walde wil ich leben, im Wald’ grabt mir ein Grab.
(Chor:) Es lebe, was ıc. Rah Wilhelm Müller.
654.
Es lebte vor gar langer Zeit in Yvetot ein König, —
der fehlief gern lang und mühte fi) um's Reich der Sorgen
wenig. Und wenn er ging zu Bette, fo Erönte ihn Kifette mit
einer Schlafmüg’ zart und Kin. H0, bo, ba, bat — Ho,
ho, ba, ba! Das war ein guter König, ja! Das war ein
guter König, ja!
Biermal ded Tages ſah man ihn fich weiblich regaliren;
er ritt auf einem Eielein post coenam dann fpazieren. Stets
unbeforgt, fiel und froh, lebt er in dulei jubilo, that Keis
nem was zu Leibe. Ho, ho ıc.
Auch trank er gern ein Släschen Wein, wer mag ihm
das verdenken? Er war ja fonft ein guter Herr und ließ
jih willig lenken. Das Volk beſteuert' er nicht viel; allein
der Zehnten ihm gefiel von feinem Landesweine. Ho, ho ꝛc.
Weil man für jede fchmude Dien’ ihn liebend fah ent«
brennen, fo konnte mandyer Unterthban mit Recht ihn Bater
nennen. Wie fing er Krieg mit Nachbarn an; bewaffnet zog
er nur heran zur Zeit des Vogelſchießens. Bo, ho ıc.
Eroberungen macht’ er nicht, fein Voͤlkchen Lebt’ in Frie⸗
den, ed war ihm freilich wenig Ruhm, doch Ruhe viel be-
ihieden. Sein Beifpiel ahmten Alle nach; man hatte manchen
Feiertag und dachte nicht an’s Denken. Ho, ho ıc.
Und weil‘ man nicht an's Denken dacht‘, blieb es auch
—* bei'm Alten, ſah man die Kirche und den Staat recht
eſt zuſammen halten. Des Koͤnigs letzte Stunde ſchlug, und
als man ihn zu Grabe trug, da weinte man und ſagte: Ho,
bo! ha, ha! — Ho, ho! Ya, ha! Das war ein guter König,
ja, das war ein guter König, — ja!
| us dem Franz. von Beranger.
655.
Melodie: Es blinken drei freundliche Sterne.
Es leuchten drei freundliche Sterne dem Krieger mit
firaßlendem Blick; bie glänzenden Sterne fie heißen: bie Ehre,
die Liebe, das Glück.
e
428 Es lenchten drei Stern'.
Die Ehre, fie leitet den Krieger durch's Leben zum
rühmlihen Zod, er opfert mit Freuden bad Höchſte, fobald
ed die Liebe gebot. |
Die Liebe mit lockendem Schimmer, wann war’ fie dem
Krieger nicht Hold? fie zahlet dem ftürmenden Liebling die
gluͤckliche Minne, den Sold.
Fortuna gehordhet dem Kühnen, den Wagenden feffelt
das Glück; drum lacht ed dem Sieger, dem braven, und
weicht von dem Feigen zurück.
Bewahrt von den Sternen den erften, ed findet der zweite
fich leicht; fo wird auch der dritte euch funkeln, wenn ihr ihn
nicht felber verſcheucht.
656.
Die Bintrache,
Es leuchten drei Stern’ über ein Königshaus, drei Jung⸗
fräulein wohnten darin, ihr Vater war weit über Land hin«
aus auf einem weißen Röffelein. Sternelein blinzet zu Leide!
„Siehft du es, das weißige Nößlein, noch nicht, ad
Schwefterlein, untig im Thal?“ „„Ich ſeh' es, mein’s Va⸗
ters fein Röflelein, licht; ed trabet da muthig im Thal.““
Sternelein blinzet zu Leide!
„Ich ſeh' es, das Nößlein, mein Vater nicht ul: ach,
Schweſterlein, Vater iſt todt! Mein Herzel iſt mir ſo be—
trüͤtet wie iſt mir der Himmel ſo roth!“ Sternelein blinzet
u Leide!
Da trat ein Reiter im blutigen Rod in's dunkle Kän«
merlein Elein. „Ach, biutiger Mann, wir bitten dich hoch,
laß leben uns Sungfräuelein!” Sternelein blinzet zu Leide!
„„Ihr könnt nicht leben, ihr Sungfräulein zart; mein
Weibelein frifch und ſchön erftah mir eu'r Vater im Garten
fo hart; ein Bächlein von Blut floß daher.’ Sternelein
blinzet zu Xeide!
„„Ich fand ihn, den Mörder, im Walde grün, ich nahm
ihm fein Nöffelein ab, und ſtach ihm das Neſte in's Herze;
er mel drauf den Felfen herab.’ — Sternelein blinzet zu
eide!
Der Mann nahm ein Meffer Scharf und pie, und ftach
es den Jungfraͤulein zart in ihr betrübtes Herzelein, zur Erde
fielen fie hart. Sternelein blinzet zu Xeide! -
Dg fließet ein klares Büchlein hell herunter im grünigen
Thal; fließ krumm herum, bu Büchlein heil, bis in Die weite
See! Sternelein blinzet zu Leide!
Es reden und iraamen. 329
Da Ichlafen die Iungfränlere alle brei bis an ben jüng«
ten Tag; fie fhlafen allda in kühliger Erd’ bis an ben jüng«
ften Zag. Sternelein blinzet gu Lewe!
Volkslied. Aus H. Stilling’s Jugend. 1777.
657.
Der befttafte Verführer.
‚ 5 &6 marſchirten brei Regimenter wohl über den Rhein, :,:
ein Regiment zu Zuß, ein Regiment zu Pferd’, und aud ein
Regiment Dragoner. -
Bei einer Frau Wirthin da kehrten fie ein, ba Behrten
fie ein; ein ſchwarzbraun's Mägdelein fchlief ganz allein. -
Und als dab Iohrnargbraune Mädel vom Eihlate aufwacht',
vom Schlafe aufwacht', da fing fie an zu weinen.
„Ach ſchoönſte Madmoifell, warum meinen Sie fo ſehr?“
„„Ein junger Offizier , ein hübfcher Dffizier, hat mir genom:
men meine Ehr'.““
Der Hauptmann, dad war ein ganz zorniger Mann, die
Irommel ließ er rühren, ‚einen Feldmarſch ließ er fchla’n.
Er ließ fie aufmarfchiren bei Einem und bei Zwei'n, bei
Dreien und bei Vieren, bei Vieren und bei Drei’n.
„Ach fchönfte Madmoifell, ac Eennen Sie ihn wohl?“
„„Da vorne thut er reiten, der da die Fahne ſchwingt.““
Der Hauptmann, dad war ein gang zorniger Mann,
einen Galgen lic$ er bauen, und dran den Fahndrich hang'n.
Fliegendes Blatt.
638.
Es reden und träumen die Menfchen viel von, beflern,
Fünftigen Zagen, nad) ‚einem glüdliden, goldenen Ziel ſieht
man fie rennen und jagen. Die Welt wird alt und wird
wieder jung, der Menfch hofft immer auf Beſſerung.
Die Hoffnung führt ihn in’s Leben ein, umflattert ben
fröplichen Knabı.., den Jüngling begeiftert ihr Zauberfchein,
fie wird mit dem Greis nicht begraben. Beſchließt er im
Grabe ae müden Lauf, am Grabe noch pflanzt er die Hoffe
nung auf. .
Es ift Fein leerer, Fein fchmeichelnder Mahn, erzeugt im
Schiene des Thoren; im Herzen da kuͤndet es laut 3 an,
zu was Beffer'm find wir geboren! Und was die innere Stimme
ſpricht, das täufshet die hoffende Seele nicht. Sit
rn . Bar. |
330 Es reiten drei Heiter zu Münden.
659.
Die fchöne Bernauerin. 7 1486.
Es reiten Drei Reiter zu München hinaus, fi e reiten wohl
vor der Bernauerin Haus: Bernauerin , biſt du drinnen,
ja drinnen ?
„Biſt du darinnen, ſo tritt du heraus! der Herzog iſt
5 — vor deinem Haus mit allem ſeinen Hofgeſinde, ja
Befinde.’
Sobald die Bernauerin die Stimme vernahm, ein ſchnee⸗
weißes Hemd z0g fie gar bald an, wohl vor den Herzog zu
treten, ja treten.
Sobald die Bernauerin vor's Thor 'naus kam, brei Her:
ren gleich die Bernauerin vernahmn: „Bernauerin, was willſt
du machen, ja machen?“
„Ei, wilft du laffen den Heryog entweg'n, ober willft
du faffen dein jung friſches Leb'n, ertrinken im Donauwaſſer,
ja Waſſer?“
„Und als ich will laſſen mein'n Herzog entweg'n, fo
will ich laſſen mein ‚Jung frifches Leb'n ertrinfen im Donau:
waſſer, ia Wa
Der —* iſt mein, und ,icb bin ſein;:,: find wir
gar treu verfprocdhen, ja Von. *
Bernauexin auf dem Waſſer ſchwamm; Maria, Mutter
Gottes, hat ſie gerufet an, ſollt' ihr aus dieſer Noth helfen,
ja helfen
„„Hilf mir, Maria, aus dem Waffer heraus, mein Her:
zog läßt dir bauen ein neues Gotteshaus, von Marmetitein
einn Altar, ja Altar!”
Sobald fie diefed hat gefprodhen aus, Maria, Mutter
Gottes hat geholfen aus, und von dem Tode fie errettet,
ja erreite
Sobald die Bernauerin auf die Truden kam, ein Henkers⸗
knecht zur Bernauerin fam: ‚„Bernauerin, was win" du ma:
hen, ja machen?
„Ei, wilft du werden ein Henkersweib oder willſt du
Fr deinn jung ſtolzen Leib ertrinken im Donaumaffer ‚sa
affer
„ „Und eh' ich will werden ein Henkersweib, fo will ich
—2 mein'n ijung ſtolzen Leib ertrinken im Donauwaſſer, ja
er!“
Es kaum an den dritten Tag, dem Herzog kam
eine traurige Klag': „Bernauerin iſt ertrunken, ja ertrunken!“
Es ritt der Herr von Salkeaftein. 331
„„Auf, vufet mir alle Kifcher daher! fie follen fiſchen
bis in das rothe Meer, daß fie mein feines Lieb fuchen, ja
ſuchen!“ u
Es kommen gleich alle Kifcher daher, fie haben sent bis
in das rothe Meer: Bernauerin haben fie gefunden, ja gefunden.
Sie legen ſ den Herzog wehl auf den Schooß. Der
Herzog wohl viel tauſend Thraͤnen vergoß; er thät gar herz:
lich weinen, ja weinen!
„„So rufet mir ber fünftaufend Dann; einen neuen
Krieg will ich nun. fangen an mit meinem Herrn Vater eben,
ia eben.” j
‚_ „Und wär” mein Herr Vater mie nicht fo lieb, fo ließ’
ih ihn aufhenken ald wie einen Dieb; wär’ aber mic eine
große ande, ja Schande.”
Es jtund kaum an den dritten Zag, dem Herzog kam
a eranrige Klag’: „Sein Herr Bater iſt geftorben, ja ge:
orben.
„„Die mir helfen meinen Heren Vater begrab'n, rothe
Manteln müſſen fie hab'n; roth müſſen fie fi) fragen, ja
tragen!”
„„AUnd die mir helfen mein feines Lieb’ begrab'n, ſchwarze
Nanteln, müffen fie hab'n; ſchwarz muͤſſen fie fi) tragen, ja
agen!
gen „So wollen wir ſtiften eine enge Meff’, daB man der
Bernauerin nicht vergeff’; man wolle fur fie beten, ja beten.’ *
Deftreihifhes Volkslied.
660.
Der Herr von Falkenſtein.
Es ritt der Herr von Palkenftein wohl über ein‘ breite
Haide. Was fieht er an dem Wege ftehn? Ein: Mädel im
weißen Kleide. J
„Wohinaus, wohinaus ‚ du fchöne Magd? was machſt bu
bier alleine? Wiuft du die Nacht mein Schlafbuhle fein, fo
reite mit mir heime!“ |
„„Mit euch heimreiten, das thu' ich nicht, kann euch
doch nicht erkennen." „Ich bin der Herr von Falkenſtein
und thu' mich. felber nennen.” 0
„Seid ihre der Herr von Falkenftein, derſelbe edle Herve
jo will ich eud) ‚bitten um 'n Gefangenen mein, den will id
haben zur Ehe!““ \ en
„Den Gefangnen mein, den geb’ ich dir nicht, im Thurm
muß er vertrauern! in Falkenftein fteht ein tiefer Thurm wohl
zwiichen zwei hohen‘ Mauern.” Re —
352 Es ritt ein Jägersmann.
„„Steht zu Balkenftein cin tiefer Thurm wohl zwiſchen
zwei hohen Mauern; fo will ic) an den Mauern ftehn und
will ihm belfen trauern.”
Sie ging den Thurm wohl um umd wieder um: „„Feins⸗
lieb, bift du darinnen? und wenn ich dich nicht fehen kann,
fo komm' ih von meinen Sinnen!”
Ste ging den Thurm wohl um und wieder um, ben
Thurm wolf fie aufſchließen: „„Und wenn die Nacht ein
Jahr lang wär’, Feine Stund’ that‘ mid verdrießen!‘
„„Ei, dürft ich Scharfe Meſſer tragen, wie unjerd Herrn
fein’ Knechte; ih that” mit 'm Herrn von Yalfenftein um
meinen Herzliebften fechten!““
„Mit einer Jungfrau fecht' ich nicht, dad war’ mir ewig
Schande! ich will dir deinen Gefangenen geben; zieh' mit
ihn aus dem Lande!’
„„Wohl aus den Lande, da zieh ich nicht, hab’ Niemand
was geftohlen; und wenn ich was hab‘ liegen lahn, fo Darf
ich's wieder holen.” Aus Herver's Volkslicdern.
661.
Jägers Liebe,
Es ritt ein Jaͤgersmann über die Flur, hinab in ben
dunkeln Wald, er folgte Eundig ded Wildes Spur, feine Beute
ward es bald; drauf kehrt' er nach Haufe mit Sagdgefang,
mit lautem, feöhlichem Hörnerklang, trarah, trarah, trarah!
zu Liebchen Behrt' er heim.
Herzliebchen hat ihn von fern erblickt, fie hatte bereitet
das Mahl, ihr Bette war mit-Blumen geichmüdt, mit Weine
gefült der Pokal. Da ſchloß fie an's Herze der Jaͤgersmann,
und fchlief, wenn der Nachtigall Ried begann, trarab, trarab,
trarah! an Liebchens warmer Bruft.
Und wenn fich die Lerche vom Felde hob, ergriff er fein
Jagdgeſchoß, und wieder mit ihm nad dem Walde fchnob
hinaus fein treue Roß. Da flog die Jagd dur Forft und
Blur, da folgte der Jaͤger des Wildes Spur, trarah, trarah,
trarah! und dacht’ an Liebchen beim.
Und als er einft nad) Haufe, ritt, da war's ihm im Her⸗
zen: fo fchwer, ed war ihm, als fänd’ er fein Liebchen nicht,
als Jah’ er fein Liebchen nicht mehr; wohl ließ er. erichallen
den Jagdgelang, den lauten, fröhlichen Hoͤrnerklang: trarah,
trarah, trarah! doch Liebchen hört’ ihn nicht. oo
Der JZaͤgersmann trat in's Hüttchen fein, da ſtand Eein
Mahl bereit, da fand er keinen Becher Wein, kein. Veit mit
Es ritt ein Junker. 333
Blumen beftreut. Ach draußen im Garten, vom Thaue naf,
da lag unter Blumen Herzliebhen blaß. D weh! o weh!
o weh! Herzliebchen fein war todt!
Da zaumt er ab fein treued Roß und läßt es laufen frei,
und nahm von der Wand fein Jagdgeſchoß und lud es mit
tödtlihem Blei. Drauf ſtimmt' er an ben Jagdgeſang, ben
lauten, fröhlichen Hörnerklang: trarah, trarah, trarah! und
ging zu Liebchen heim. Mahlmann.
662.
Es ritt ein Jaͤger wohlgemuth wohl in der Morgenſtunde,
wollt’ jagen in dem grünen Wald’ mit feinem Roß und Hunde;
und als cr Fam auf grüner Haid’, da fand fein Herze Luft
und Freud’. Im Maien, am Neihen fich freuen alle Knaben
und Meägdelein. (Chor:) Im Maien 1c.
Der Kuduf fchreit, der Auerhahn, dazu die Zurteltauben;
da fing des Jägers Nößlein an zu ſchnarchen und zu jchnau:
ben. Der Jäger dacht' in feinem Muth, das Iagen kann
nod) werden gut. Im Maien ıc, f
Der Zäger ſah ein edles Wild, er lich es gar nicht
ſhpinden es war ein ſchoönes Frauenbild, das ſich allda lich
nden. Der Jäger dacht’ in feinem Sinn, in diefem Walde
jag’ ich hin. Im Maien ıc.
„Ich grüß' euch, Jungfrau tugendreich, gar fchöne und
gar feine! Was id) in diefem Wald erſchleich', das muß auch
werden meine.” „„Ach, edler Säger wohlgeftalt, ich bin
nunmehr in eur'r Gewalt!” Im Maien ıc.
Er nahm fie bei der kleinen Hand, nach Jägers Art und
Weife; er jchwang fie vorne auf fein Roß: Glüd zu wohl
auf die Reife! Drum ift das Gluͤck fo kugelrund, deß freut
ich mancher, der mir fund. Im Maien ꝛc.
Volkslied.
663.
Es ritt ein Junker, ſchoͤn und fein, durch einen grünen
Wald; und als es war um Abendſchein, und als er kam zum
Kirmeßreihn, da tanzte Jung und Alt. Die Schäferin vom
Lande gefiel dem Junker bald.
„Küſſ' mich, du fchöne Schäferin, mit deinem Rofenmund!
Mir ift fo weh in meinem Sinn, all meine Ruh’ nahmſt du
dahin; mach’ Du mich nun gefund! Die Schäferin vom Lande
lieb’ ich von Herzensgrund!“ j
„„Geh bu nur Hin, du ſtolzes Blut, mit deinem Jaͤger⸗
ftaat! Dein Herzchen wird wohl wieder gut, jagft Du zu Roß
334 Es ritt ein Reiter.
mit Zunkersmuth durch Korn und Weigenfaat. Die Schaͤfe⸗
rin vom Lande weiß Eeinen befiern Rath!”
Und als die fühle Nacht anbrach, und er zu Roſſe ja,
fann_er des Mädchens Rede nachz und was fie that und mas
fie ſprach, macht ihm fein Auge naß. Die Schäferin vom
Zande er nimmermehr vergaß!
664.
Es ritt ein Reiter die Straße hinaus, die Spur verwehte
der Wind. Ein Mädchen zerpflüct einen Rofenftrauß, und
weint die Augen ſich blind.
„Du warft mir fo roſigt und wohlgemuth, wie bift du
geworben fo bleih? Was heimlich im Herzen dir wehe thut,
mein Kind, vertraue mir gleich.”
„ „Sch weine ja nicht um heimlichen Schmerz ‚ weiß nicht,
wie in Leiden ich fteh. Es thut mir, o Mutter, nicht, bios
das Herz, es thut mir gar manches noch weh.““
„Herr Doctor, Here Doctor, bie Tochter ift trank, 0
perft doc dem Kinde mein!” Wohl miſchte ber Doctor 'nen
ittern Iran, doc, konnt's nicht geholfen mehr fein.
m nen bittern Trank, den hab’ ich ſtill getrunken; nun
iſt's vorbei! Laß reiten, (aß reiten, wer mag und mill, man
kommt doc dem Winde nicht beit” "
Adelbert v. Chamiſſo.
665.
Es ritt ein Reiter, friſch und wohlgemuth, :,: zwei ge
dern trug er auf feinem Hut. :
Die eine war grün, die andre war blanf: „Mic ift, mir
daͤucht/ Jungfer Dörtchen iſt krank.“
Und als er an Grunheid' 'ran kam, hoͤrt' er die Gloͤck⸗
lein fchon läuten.
„Die Glödlein lauten wie gobe Roth; mir ift, mir
daucht, Jungfer Dörtchen ift todt
Und ald er an den Kirchhof Fam ‚ ba ſah er bie Gräber
ſchon graben.
„Slüd zu, Süd u, ihr Gräber mein! für wen grabt
ihr das Graͤbelein?“
„„Wir graben das Graͤblein für ne ‚hubiche Madam;
was hat der junge Herr darnach zu frag
Und ald er an die Hausthür kom, } ba irre er bie Mut:
ter fchon weinen.
„Glück zu, Gluͤck zu, re Mutter mein! was malt
denn” "Zungfer Dörtchen men?”
Es ritt sin Bitter vol Hebermuth. 335
_ ‚n„Zungfer Dörtchen macht, — baf fih Gott erbarm’!
he [hlaft dem Herrn in feinem Arm.“
„Ach Mutter, mahen Sie das Särgelein auf! ich will
fie nocy einmal anfchauen.”
„Frau Mutter, nehmen Sie ihr das Krängelein ab, und
jegen ihr auf eine Haube!”
„Frau Mutter, machen Sie das Särgelein zu; ich kann
hie nicht mehr anfchauen!”
Es dauerte Faum dreiviertel Jahr, da wuchfen zwei £i-
lien auf ihrem Grab.
‚ Was ftehet denn da wohl drunter geſchrieb'n? „Sie
war'n alle Beide bei Gott geblieb'n.”
Neues Volkslied.
666.
Es ritt ein Ritter voll Uebermuth, er hat 'nen Buſch
Federn auf ſein'm Hut. Buſch Federn war mit Silber be
ſchla'n, es konnt'n ein König und Kaifer tra'n.
„Ach Ritter, wie veit't ihr fo nahe zu, ich für‘, euer
Rößle wird mir was thu.” „„O nein, mein Rößle wird bir
nichts thun, viel lieber dich felber von binnen tra'n.““
„Wenn alle die Weiden voll Kirfchen ftahn, wird mi
euer Rößle von binnen tran. Wenn alle das Waſſer ji
fehrt zu Wein, wird eure Mutter mein’ Schwiegermutter fein.”
„„Zart Sungfrau, willft nehmen ’ne halbe Zonne Gold,
willſt Schlafen beim Nitter 'ne halbe Stund?““ „ne halbe
Zonne Gold ift pübſch und fein, doch ſoll mir mein' Ehre
noch lieber ſein!“
„Bart Jungfrau, willſt nehmen 'ne ganze Tonne Gold,
willſt Ichlafen beim Ritter 'ne ganze StundY’” „ne ganze
Zonne Gold ift huͤbſch und fein, doch ſoll mir mein' Ehre
noch lieber ſein!“
„Bart Jungfrau, willſt nehmen 'ne halbe Stadt, willſt
ſchlafen bei'm Ritter 'ne halbe Nacht?“““ „ne halbe Stadt
iſt hübſch und fein, doch ſoll mir mein' Ehre noch lieber ſein.“
„„Zart Jungfrau, willſt nehmen 'ne ganze Stadt, willſt
ſchlafen bei'm Ritter 'ne ganze Nacht?““ „Eine ganze Stadt
iſt hübſch und fein, doch ſoll mir mein' Ehre noch lieber ſein.“
un Bart Sungfrau, willft fchneiden ein Brautgewand,
willſt fchlafen beim ‚Ritter dein Lebelang?““ „So gern
ſhneid ich ein Brautgewand, will ſchlafen beim Ritter mein
Kebelang.” |
. Rah einem Volksliede in der Mundart
bes Kuhländchens.
336 Es ritten drei Reiter zum Shore.
⸗
667.
Bekannte Melodie.
Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus, Ade! Feins
Liebchen ſchaute zum Fenſter hinaus, Abe! Und ſoll es denn
gelgieden fein, jo reich' mir dein goldenes Ningelein, Ade!
de! Ade! Ja Scheiden und Meiden thut meh!
Es fcheidet jo manches Nöslein rorh, Ade! Und was
uns fcheidet, das ift der Tod, Adel Es fcheidet fo mander
aiann vom Weib, die fonnten ſich machen viel Zeitvertreib.
de! x. '
Es fcheidet fo manches Kind in der Wieg'n, Ade! Wann
werd’ ich mein ſchwarzbraunes Mädel doch Eriegn? Ade!
Und krieg' ich's dann noch in diefer Zeit, fo wird ed mir
machen gar'große Freud’! Adel! zc. Volkslied.
668.
Armer Kinder Bettellied.
Es fangen drei Engel einen füßen Geſang, mit Freuden
es im Himmel Mang; fie jauchzten fröhlich auch dabei, daß
Petrus fei von Sünden frei, von Sünden frei.
Denn als der Herr Jeſus zu Zifche ſaß, mit feirien zwölf
Züngern das Abendmahl aB, fo ſprach der Herr Jeſus: „Was
Gtehett du hier, wenn ich dich anjehe, fo weineft du mir, fo
weineft du mir.”
una, ſollt' ich nicht weinen, du gütiger Gott! ich hab’
übertreten die gehen Gebot; ich gehe und weine ja bitterlich,
ach komm, erbarme dich über mie, ach über mich!"
„Daft du dann übertreten die zehen Gebot, fo fall’ auf
die Knie und bete zu Gott, und bete zu Gott nur allegeit,
5 wirft du erlangen die himmlifche Freud’, die himmliſche
reud'.
Die himmliſche Freud’ iſt cine ſelige Stadt, die himm⸗
liſche Freud', die kein End' mehr hat, die himmiiſche Freude
war Petro bereit, durch Jeſum uns allen zur Seligkeit, zur
Seligkeit. Des Knaben Wunderhorn.
669.
Der Spinnerin Nachtlied.
Es fang vor langen Jahren wohl auch bie Nachtigall,
das war wohl füßer Schall, da wir zufammen waren!
Ich fing’, und kann nicht weinen, und fpinne fo allein
den Baden klar und rein, fo lang’ der Mond wird fcheinen.
Es fap anf grüner Haide. 337
As wir zufammen waren, da fang die Nachtigall, nun
mahnet mid, ihr Schall, Daß du von mir gefahren.
So oft der Mond mag frheinen, gedenk ich bein allein,
mein Herz ift klar und rein, Gott wolle und vereinen.
eit du von mir gefahren, fingt ſtets die Nachtigall, ich
den” bet ihrem Schall, wie wir zulammen waren.
Gott wolle und vereinen, bier fpinn’ ih fo allein, der
Mond fcheint Far und rein, ich fing’ und möchte weinen.
Clemens Brentano.
670.
Der tolle Schäfer.
Es ſaß auf grüner Haide ein Schäfer grau_und alt, es
in auf der Weide die Schäflein längs dem Wald. Sonne,
noch einmal blicke zurüd!
Der Schaͤfer, krumm und müde, flieg bei ber Herde her;
und wann die Sonne glühte, dann war Fin Gang fo fehwer.
onne 2c.
Sein Mädchen iung und fohöne, fein einzig's Töchterlein,
war vieler Schäferd: Söhne ihr einz'ger Wunſch allein. ꝛc.
er Einer unter allen, der edle Faramund, that ihr
allein gefallen in ihres Herzens Grund. ıc.
Es hatte ihn gebiffen ein fremder Schäferhund; fein Fleiſch
war ihm zerriflen, feın Fuß war ihm verwund't. ıc.
Sie gingen einmal beide im Walde hin und her, Eins
an des Andern Seite; das Herz war jedem fchwer. ıc.
Sie kamen nah’ zur Haide, alwo der Vater faß; es
trauerten an der Weide die Schäflein in dem Gras. ic.
Auf einem grünen Rafen ſtand Faramund flarr und feſt;
die bangen Voͤgelein ſaßen ganz ftill in ihrem Reſt. ıc.
Er fiel mit blanken Zähnen fein armes Mädchen anz fie
rief mit taufend ZIhränen ihn um Erbarmen an. ıc.
Das bange Seelenzagen —* nun der Vater bald; des
Mädchens Ach und Klagen erſcholl un ganzen Wald, ıc.
Der Väter, fteif und bebend, lief langfam ſtolpernd hin;
er fand fie kaum mehr lebend, ihm flarrte Muth und Sinn. ıc.
Der Züngling kehrte wieder von feiner Raferei, und fiele
fierbend nieder, z0g Lorens Haupt herbei. ıc., ,
Und unter taufend Küffen flog bin das Seelenpaar; in
matten Ihränengüffen entflohn fie der Gefahr. ıc.
, Run wankt, in Seelenleiden, der Vater hin und Ber;
ihn fliehen alle Freuden, Bein Sternlein glänzt ihm mehr! ꝛc.
Volkslied.
I. 22
338 Es ſchienen fo golden die Sterne.
671.
Es fihienen fo golden die Eterne, am Fenſter ich einfam
and, und hörte aus weiter Berne. ein Pofthorn im ftillen
nd. Das Herz mir im Leib" entbrennte, da hab’ ih mir
beimlih gedacht: Ach, wer da mitreijen Eönnte in der präche
tigen Sommernadt. .
Zwei. junge Gefellen gingen vorüber am Bergeöbang,
ich hörte im Wandern fie fingen bie ftille Gegend entlang:
von ſchwindelnden Felſenſchlüften, wo die Wälder vaufhen
[for von Quellen, die von den Klüften ſich flürzen in
aldesnacht.
Sie fangen von Marmorbildern, von Gärten, die über'm |
Geftein in dammernden Lauben verwildern, Palaften im Mon-
denfchein,- wo die Mädrhen am Wenfter laufchen, wenn der
Lauten Klang erwacht, und die Brunnen verfchlafen raufchen
in der prächtigen Sommernadjt. Eichendorff.
672.
Melodie: Wohlauf noch getrunken.
Es ſchlingt fi die Runde, ed Ereift der Pokal, fo ſaß,
fagt die Kunde, Fürft Arthur im Saal, und um ihn die
Helden, gewaltig an Kraft, und Sänger, zu melden, was
tühn ſie geihaflt. | RR
Wollt ihr ihnen gleichen, des Ritterthums Bier, fei Zu-
gend das Zeichen und Muth das Panier. Bewahret der Ehre
geheiligtes Pfand, Fein Schlechter entchre das heilige Band.
Bei Abendroths Glühen, bei Sternenlihtd Pracht ver-
ſchwinden die Mühen des Tages in Nacht, dann ſitzen wir
Brüder in fraulichen Reih'n, da Elingen die Lieder, da mun-
det der Wein.
"Und zieht dann am Morgen die Sonne heran, erwachen
die Sorgen auf dorniger Bahn, dann wieder gerungen mit
männlicher Kraft: ſtets ift e8 gelungen, was Kühne gefchafft. |
Der Hölle Sewalten entgegen mit Macht , fo wolen wir's
halten in Wetter und Schlacht. So wollen wir fißen in
troulihem Rund, und Hermann wird ſchuͤtzen bes Vaterlands
Bund! uccarini.
673. 0
Es fei mein Herz und Blut geweiht, dich, Vaterland,
zu reiten! Wohlan, ed gilt, du feift befreit, wir fprengen
beine Ketten! Nicht fürder fol die arge That des Fremblings |
Uebermutb, Berrath, in deinem Schooß fich betten!.
Es fingt sin Wögelein witt. 339
Wer hält, wen frei das Herz noch fhlägt, nicht feſt an
deinem Bilde! Wie kraftvoll die Natur fi) regt durch beine
Waldgefilde, ß blüht der Fleiß, dem Neid de Qual, in deis
nen Städten jonder Zahl und jeder Kunft Gebilde.
Der deutſche Stamm ift alt und ſtark, vol Hochgefühl
und Glauben, die Treue ift der Ehre Mark, wanft nicht,
wenn Stürme fehnauben. Es ſchafft ein ernfter, tiefer Sinn
bem Herzen ſolchen Hochgewinn, ben uns fein Feind mag
tauben.
So fpotte Jeder der Gefahr, die Freiheit ruft uns Allen!
So will's das Recht, und es bleibt wahr, wie auch die Looſe
fallen. Ja, finten wir der Uebermadht, fo woll'n wir body
zur ew’gen Nacht ruhmreich hinüber wallen! .
Friedrich Schlegel. 1813.
674.
: Es feind einmal drei Schneider g’wein, o je! :: die
haben n Schnee für'n Bär’n ang'fehn. Die, vie, viel
Sie waren beffen voller Sorgen, und haben ſich hinter
den Zaun verborgen.
Und als fie feind zufammen kommen, fo bat ein jeder
'8 G'wehr genommen. '
Pedet ‚ Pfriem und Ehlenſtab, nichts geht als die Cou⸗
rage ab.
i Der Erfte fprah: Geh du voran, ber Andre fprad:
Sch trau’ mir nicht dran!
Der Dritte war wohl aud) dabei, der ſprach: Er frißt
uns alle brei!
„Heraus mit dir, bu Teufelsviech, wenn du willt haben
einen Stich!” J
Der Schneck, der ſtreckt die Ohren heraus, die Schnei⸗
der zittern, es iſt ein Graus!
Und als der Schneck das Haus bewegt, da hab'n die
Schneider s Gewehr abgelegt.
Der Schned, der Frody zum Haus heraus, er jagt’ bie
Schneider zum Tempel hinaus. Volkslied.
675.
Melodie von M. v. Weber.
Es ſingt ein Voͤgelein witt, witt, witt! komm mit, komm
mit! O koͤnnt' ich, Vögelein, mit dir ziehn, wir wollten über
die Berge fliehn, durch Die blauen ſchoͤnen Lüfte zumal, uns
baden im warmen Sonnenftrahl! 99%
340 Es fpielt‘ sin Bitter mit feiner Magd.
Die Erd’ ift eng, ber ‚Himmel weit, bie Erde arm, hat
nichts ald Leid, der Himmel, der Himmel tft reich, hat nichts
als Kreud’, hat nichts als Freud‘.
Das Bögelein hat fi) gefchwungen fchon durchwirbelnd
bie Luft mit dem füßen Ton. O Böglen, daß dich Gott
behüt'! hier fiß' ich am Ufer und kann nicht mit.
' 676.
Es Ipielt! ein Ritter mit feiner Magd :,: bis an ben hel⸗
len Morgen. :,: Und als der helle Morgen anbrach, :,: da
fing fie an zu weinen. :;:
„Weine nicht, weine nicht, mein liebes Kind, deine Ehr'
will ich dir bezahlen. Ich will dir geben den Reitknecht mein,
dazu fünfhundert Thaler.“
„Den Reitersknecht, den mag ich nichts ich will den Herren
felber. Krieg’ ih den Herren jelber nicht, fo geh’ ich zu
meiner Mutter.’
„„Willkommen, liebes Zöchterlein, wie ift ed dir ergan-
gen‘ daß dir der Rod von vorn fo Elein und hinten viel zu
ange?
„Ach Mutter, Herzensmutter mein! fchaff” fie mir eine
eigne Kanımer, da ich kann weinen Zag und Naht mein
Elend und mein’n Iammer!
Und da ed war um Mitternacht, dem Edelherrn träumt
e8 fchwer, wie daß fein berzaflerliebfter Schatz im Kindbett
geftorben wär”. |
„Steh' auf, ſteh' auf, lieb Reitknecht mein, fattle mir
und Dir zwei Pferde: wir wollen reiten bei Zag und Nacht,
bis wir den Zraum erfahren.” - .
Und als fie in die Haid’ 'rein kam'n, hörten fie ein Gloͤck⸗
lein läuten. „Ach großer Sott vom Himmel herab, was mag
das wohl bedeuten!”
Und als fie an den Kirchhof kam'n, da grub der Gräber
die Grube. „Gott grüß’ euch, Gräber, huͤbſch und fein! für
wen grabt ihr die Gruber”
„„Es iſt geftorben eine Rittersbraut; bier drinnen fol
fie ruhen.” „Steht ab, ftecht ab ein'n Spaten weit, daß
ih Tann neben ihr ruhen!”
Und als fie vor die Stadt Augsburg kam'n, wohl vor
die hohen Thore, da fahen fie vier Zräger ſchwarz mit einer
Zodtenbahre.
eh ab, tent ab, ihr Zräger mein! ich will mir die
Leiche beichauen. Es möcht” meine Herzallerlichfte fein mit
ihren fchwargbraunen Augen!”
Es ftand eine Sinde im tiefen Chat. 341
Er deckt' wohl auf das Leichentuh und fah ihr nach dem
—* „Daft du gelitten Angft und Pein, jo will ich leiden
merzen!
Er zog heraus fein blankes Schwert und ſtach fi in fein .
Herze. ‚Ste begruben fie auf den Kirchhof hin, ihn aber un:
ter den Galgen. ,
Es ftunde an Fein Vierteljahr, eine Lilie wächſt auf ih:
vem Grabe. Es flund gefchrieben auf den Blättern da, Beib'
wären zufammen im Himmel. Altes Volkslied.
677.
Liebesprobe.
Es ſtand eine Linde im tiefen Thal, :,: war oben breit
und unten fhmal, :,:
Darunter zwei Verliebte faßen, nor Freud’ ihr Leid ver:
„Feinsliebchen, wir müflen von einander, fieben Jahr'
muß ich noch wandern.” .
„„Mußt du jieben Jahr’ noch wandern, fo frei‘ ich mir
feinen andern.” |
Und als die fieben Jahr' um waren, fie meinte, ihr Lieb-
hen kaͤm balde;
Sie ging wohl in den Garten, ihr Keindliebchen zu er-
warten.
Sie ging wohl hinaus in das grüne Holz, da kam ein
Reiter geritten ftolz:
„Sott grüß’ dich, du Holde, du Feine! was machſt du
allhier fo alleine?’
„Sind dir dein Vater oder Mutter gram, oder haft du
beimlich einen Mann?”
„„Mein Vater und Mutter find mir nit gram, aud)
bab’ ich eimlich Eeinen Mann.”
„„Geſtern war’d drei Wochen über fieben Sahr’, daß
mein Feinsliebchen gewandert war.““
„Seftern bin ich geritten durch eine Stadt, wo bein
Feinsliebchen Hochzeit hatt'.“
„Bas thuſt du ihm denn wuͤnſchen an, daß er das hat
an bir gethan ?”
„„Ich wünſch' ihm fo viel Segen, als wie's im Jahr
tbut regnen.”
„Ach wünſch' ihm fo viel gute Zeit, ald wie der Sand
am Meere Leit.’
„„Ich wuͤnſch' ihm fo viel Glücke fein, fo viel wie Stern’
am Himmel fein.”
342 Es ftand ein Sternlein am Himmel,
Ih wünſch' ihm fo viel Hochzeitgäfte, ald wie ber
„
Baum bat Aefte. -.
„„Ich wuͤnſch' ihm taufendmal gute Nacht, hat er auch
nit an mich gedacht!’
Was zog er von dem Finger fein? Bon Gold ein feines
Ringelein.
Er warf den Ring in ihren Schooß; ſie weinte, daß ihr
das Auge floß.
* zog er aus ſeinen Taſchen? Ein Tuch ſchneeweiß
ewaſchen.
3 „Trockne ab, trodine ab dein’ Aeugelein! du ſollſt hin⸗
fort mein eigen fein.”
„Ih wollt’ dic nur verfuchen, ob du würb’ft ſchwoͤr'n
oder fluchen;“
„Haͤtt'ſt du einen Schwur oder Fluch gethan, von Stund’
an wär’ ich geritten davon.” Volkslied.
678.
Es ftand ein Sternlein am Himmel, ein Sternlein guter
Art; das that fo lieblich fcheinen, fo lieblich und fo zart!
Icch wußte feine Stele am Himmel, wo es ftand; trat
Abends vor die Schwelle, und fuchte, bis ich's fand.
Und blieb dann lange ftehen, hatt’ große Freud’ in mir
das Sternlein anzufehen; und dankte Gott dafür.
Das Sternlein ift verfchwunden; ich fuche hin und her,
wo ich es fonft gefunden, und find’ ed nun nicht mehr.
MAatthias Claudius.
679.
Es ſtand in Waldes Schatten ein Baum, wohl grün
und frifh, viel muntre Vögel hatten bei ihm ſtets offnen
Tiſch, und wenn fie gefhmauft auf das Befte, wie fangen
und fprangen die Gäfte!
Doch ſchwand mit dem grünenden Haufe dem Wirth
auch die windige Schar, er bot ihr nicht Früchte zum
Schmaufe, fie Lieder zum Dank ihm nicht dar; bald hört er
die Aerte erklingen, die tief in das Leben ihm dringen.
Der jüngft ein Baum bei Bäumen in Luft und Sonne
fand, in engenden Simmerräumen wird jetzt er ein Zifch
enannt. An Gaͤſten wohl fehlt's ihm nicht lange, am Be:
den jedoch, am Gefange.
Da or bei der Becher Ktingen ein boppergewatki ed
Chor, es thut ed im Singen und Schlingen den Vögeln bei
Weiten zuvor, jea: — *— wie dieſe befiedert, doch beſſer
beſchwingt und beliedert.
Es ſtehn die Stern’ am Simmel. 343
Was einft bei eigenen Früchten am grünenden Holze
geihehn, das Fann man bei fremden Gerichten am —
jetzt beſſer noch ſehn. Und bluͤht es als Baum auch nicht
wieder, lang’ bluͤh' es als Tafel der Lieder!
Julius Epſtein.
680.
„Es ſtehen drei Stern’ am Himmel, bie geben ber Lieb'
ihren Schein. „Gott grüß’ euch, fchönes Iungfräulein, wo
bind’ ich mein Rößlein hin?”
„„Rimm du eb, bein Rößlein, bei'm Zügel, bei'm Baum,
bind's an den Feigenbaum! ſetz' dich ein’ Beine Weil’ nieder,
und mad)’ mir 'ne Feine Kurzweil!““ |
‚ Sb Tann und mag nit figen, mag auch nicht luſtig
ſein; mein Herz iſt mir betruͤbet, Feinslieb, von wegen dein.
Was zog er aus der Zafchen? Ein Meſſer, war ſcharf
und fpig, er ſtach's feiner Liebften durch's Herze, das rothe
Blut gegen ihn fprigt.
Und da er's wieder heraußer zog, von Blut war es fo
roth. „„Ach reicher Gott vom Himmel, wie bitter wird mir
der Tod!““
Was zog_er ihr abe vom Finger? Ein rothes Goldringe⸗
Er er warf in's fluͤſſge Wafter, ed gab feinen klaren
ein
„Schwimm' hin, ſchwimm' her, Golbringelein! bis an
den tiefen See, mein Keinslieb ift mir geftorben, jest hab'
ih Fein Feinslieb mehr!“
So geht’d, wenn ein Mädel zwei Knaben lieb hat rm
wunberfelten gut; das haben wir beid’ erfahren, was Fat he
kiebe thut.. Aus Herders Volfsliedern.
681.
Es ftehn die Stern’ am Himmel es feheint der Mond
ſo hell, Die Todten reiten fehnell.
„Mach' auf, mein Schag, dein Fenſter, laß mich zu Dir
hinein, kann nicht lang’ bei dir fein!”
„Der Hahn, der thät ſchon Prähen, er fingt uns an ben
Zag, nicht lang’ mehr bleiben mag.”
,Weit bin ich bergeritten, zweihundert Meilen weit muß
ih noch reiten heut’.”
„Herzallerliebſte meine! Komm, feg’ dich auf mein Pferd,
der Weg ift Reitens werth.” un
„Dort drin, im Ungerlande, hab’ ich ein Bleines Haus,
da gebt mein Weg hinaus.“
344 Es ficht cin Baum im Odenwald.
‚Auf einer grünen Haide, da ift mein Haus gebaut für
mid) und meine Braut.”
Laß mid nicht lang’ mehr warten, komm, Schatz, zu
mir herauf, weil fortgeht unfer Lauf.”
„Die Sternlein thun und leuchten, es fiheint der Mond
fo hell, die Zodten reiten ſchnell.“
„„Wo vwilft mid) dann binfüheen ? Ah Sott, was haft
gebadht wohl in der finfteen Naher" nn
um Mit bie Sann ich nicht reiten, bein Bettlein ift nicht
breit, der Weg ift auch zu weit.”
„„Allein leg’ du, dich nieder, Herzallerliebfter, fchlaf! bis
- an den jüngften Zag.”” Des Knaben Wunderhorn.
‘
682.
Es fteht ein Baum im Odenwald, ber bat viel grüne
Aeſt', da bin ich wohl viel taufendmal bei meinem Lieb’ geweſt.
Da ſitzt ein fchöner Vogel drauf, der pfeift gar wunder-
choͤn; ich und mein Feinslieb Tauern drauf, wenn wir mit
nander gehn. '
Der Vogel figt in feiner Ruh’, wohl auf dem höchften
Sweig; und ſchauen wir dem Vogel zu, fo pfeift er allfo«
gleich.
Der Bogel fist in feinem Neft, wohl auf dem grünen
Baum: ach! Lieb, bin ich bei dir geweft, oder ift ed nur ein
Traum?
Und als ich wieder kam zu dir, verdorret war der
Baum; ein andrer Liebſter ſtand bei ihr, ja wohl, es war
ein Traum!
Der Baum, der ſteht im Odenwald, und ich bin in der
Schweiz; da liegt der Schnee ſo kalt, ſo kalt, mein Herz es
mir zerreißt. | Volkslied.
683.
Es ſteht ein Wirthshaus an der Lahn, da kehren alle
Fuhrleut' an. Frau Wirthin, kunt vom beften :,: Ulriche
fteinee Srucht:Branntwein, und fest ihn vor den Gaften ;,:
Frau Wirthin hat einen braven Mann, der fpannt den
Fuhrleut’n felber an; der Wirth, der ſitzt wohl oben, :,: die
Buhrleut’ figen um den Tiſch, den Wein thut jeder loben. ;,:
Frau WVirthin hat eine brave Magd, die fißt im Garten
und rupft Salat, fie kann es kaum erwarten, :,: bis baß das
Gloͤcklein zwölfe fchlägt, und wartet auf die Soldaten. :,;:
Cs ftürmt anf der Sur. 345
Frau Wirthin bat einen braven Knecht, und was er
thut, das thut er recht; er thut gern carefliren. :: Des
Morgens, wenn er früh aufiteht, fo kann er ſich nicht rühren.
nd wer bat diefes Lied gemacht? Zwei Mann Solda-
ten auf der Wacht, eın Musketier und Pfeifer, :,: und wer
das Lied nicht fingen Bann, der fang’ es an zu pfeifen. :;
684.
Melodie: Wie fhön leuchtet ber Morgenftern.
Es ſtreicht in dieſem Erdenhaus im Erz zu hellem Tage
aus des großen Vaters Liebe, die wittert vor bei Tag und
Naht, aus jedem Stollen, Kluft und Schacht; die weißen
Quarsgefchiebe geben, eben wie die Gänge durch die Menge
zu erkennen, was wir Bater-Güte nennen.
Denn da fieht ihren milden Gott, die Armuth nach dem
berben Spott, und vielem Zähren» Tiefen. Wenn das Ver
mögen ift verwüft, und alle Mittel zugebüßt, kommt aus der
ſchwarzen Ziefen, leglich, plöglich reihe Beute für die Leute,
die vertrauen Gott, und gläubig auf ihn bauen.
Drum rufen wir auch diejen an, der fünbige Gebirge
fann eröffnen und erhalten; er wolle mit der Segenshand
auch über unfer deutfches Land forthin Tiebgnädig walten,
hören, lehren, wenn wir fchürfen und bedürfen Hülf’ und
Rathen, fonft iſt's nichts mit unfern Thaten.
Doch bitten wir di, Herr, zugleih, mach’ und zuerft
am Geifte reich, mit bimmlifcher Senüge, daß unfer Sang
zu dir gericht, die Stunde ja verrüde nicht, noch taufend
Mittel Friege. Handel, Wandel fei geiatg und vorfichtig
laß uns bleiben, weil wir hier das ergwert treiben.
685.
Es flürmt auf der Flur, es braufet im Hain, es
wogt in der Mächtigen Buſen; mir figen im- traulichen
Stubchen allein, und winken die Gaben der Mufen; von
— und Brauſen und Wogen geſchieden, fühlen wir
rieden.
O liebe dein Fleined geborgenes —* und ſchmuͤcke die
einfame Zelle mit Blumen der ſorglichen Liebe dir aus, ver⸗
ehrend die heilige Schwelle; nur Zraute, von allem, was
draußen, gefchieden, fühlen noch Frieden.
D aſt du im kleinen geborgenen Haus dein Herz,
deine Sinne erquicket, dann ſchaue mit freundlichen Mienen
346 Es fall fi halt'g keener.
yeraus in's Auge ‚ das Tummervoll blicket; und theile bein
erz, und was bir befchieden, auch ihm gieb Frieden!
Rochlitz.
686.
Es ſull ſich halt g keener mit der Liebe aͤgabe, fü braͤcht
ju ſchu manche ſchuͤne Kärle öm’s Labe. Nächte hat me mei
Trutſchel die Liebe verfat. Ich hunn fe verftat.
Ih hatt! nu mei Trutſchel in's Herz nei gefchlaffe, und
% hatt’ geſaͤt: fü wöll mich nett laffes da reit me der Teu⸗
et d'n Schollſe fein Hanfe, ber führt fe zum Tanze.
Su get's, bamime die Menfcher zum Tanze latt geb, da
mutt me bald ömmer in Sorgane ſteh, daB jü fich verliebe
in annere Knachte; fu Menfcher ſenn ſchlachte
Nu ſchmeckt me kaͤ Eſſe, nu ſchmeckt me kaͤ Trenke, un
bann ich ſoͤll aͤrbet, fo macht gr; verjente, un bann ich ſoll
ſprech: ich hatt’ fe nemme lieb, fo wär’ ich ä Dieb.
Drömm bin ich geftorbe: fo latt mich begrabe, un latt
me vom Schreiner vier Bratle afchabe, un latt me zwu
Teurige Harzer druf mahle; ich will fe bezahle.
n latte me ad) fenge de Sterbegefänge: Da keit nu ber
Eſel die Duär un bie Lange; im Labe, da hatt’ he vil Lie
besaffäre, zu Dreck muß be wäre! Volkslied.
687.
Es tanzt ein Butzemann in unſerm Haus herum di dum,
er ruͤttelt ſich, er ſchuͤttelt ſich, er wirft fein Saͤckchen hinter
ſich, es tanzt ein Butzemann in unſerm Haus herum.
688.
Frieſen.
Melodie: Auf, auf, zum froͤhlichen Jagen.
Es thronet am Elbeſtrande die ſtolze Magdeburg, ihr
Ruhm drang durch bie Lande, ihr Ungluͤck auch hindurch.
Als Tilly einft dem Feuer & tilgen fie gebot, trug fie den
MWittwenfchleier, war ihre Schöne todt!
Sie mag ihn wieder ‚nehmen, ipr ſtarb ihr beſter Sohn,
er ging, ein groͤßer Schemen, hinauf vor Gottes Thron. Da
ießen gleich den Frommen, der kam aus heil'gem Streit, die
g'lein alle willkommen zur ew'gen Himmelsfreud'.
Wohl Viele find geprieſen im hohen deutſchen Land, doch
dich, mein frommer Zriefen, bat Gott allein gelannt. Was
Es tragt des Febens Strom. 347
bluͤhend im reichen Herzen die Jugend hold umſchloß, i
jedem Laut der % merzen, ift jedem Lob zu groß. 6 ß ſt
War je ein Ritter edel, du warſt es tauſendmal, vom
Fuße bis zum Schädel ein Lichter Schönheitöftrahl. Du haſt
mit Fühnem Einne nach Freiheit wohl gefhaut, das Vater⸗
land wor Minne, war Liebfte dir und Braut.
Du haft die Braut gewonnen im ritterlichen Streit, bein
Herzblut ift geronnen für die viel edle Maid; von welfchen
rimmen Bauern empfingft du Todesſtreich, drob wohl Jung⸗
—* trauern; der Schoͤnheit Blum' iſt bleich.
Schlaf ſtill und fromm in Treue bis an den juͤngſten
ar wo fi) ein Morgen neue dir wieder röthen mag. Es
blüht um deinen Frieden Gedaͤchtniß golden ſchoͤn, im Sieg
war dir befchieden, für's Baterland heim zu gehn.
Arndt, in der „Klage um brei junge Helden.”
689. |
Es tönen die Hörner von ferne herüber, bie Lüfte bes
Abends umwehen mich mild; der Himmel umfihleiert ſich
Pr und trüber, bald dedet nun Dämm'rung dad ganze
efild.
Des Tages Verwirrungen, Wünſche und Sorgen, fie
löfen fich leife im wechfelnden Raum; doch bieibet was tief
in der Seele verborgen, die Liebe, geheiligt im feligften Zraum.
Verhallen auch jenfeits die Zöne der Freude, und bleibet
ber Kiebe beglüdender Zon! Sie fei ed, woran meine Seele
fi) weide, bis einft mit dem Leben die Liebe entflohn.
Wohl fehwinden die Tage in einfamer Trauer, das fer
ben verfinket in flürmender Naht! Der Augenblid einzig
bat ewige Dauer, wo freundlich dem Herzen bie Liebe gelacht.
iſcher
690.
Melodie: Vom hohen Goͤtterſitz.
Es traͤgt des Lebens Strom auf ſeinen Wogen viel Gro⸗
ßes und viel Kleines hin; bald fühlt der Menſch vom Hö⸗
hern ſich gezogen, und ſucht die Luſt des Lebens drin; bald
—F er durch Feſte, durch Lieder und Wein, Stunden zu
flüchtigen Freuden ſich ein. oo.
Zur Arbeit ward von oben er berufen, fein agewerf
ihm zugedacht, er ringt damit auf allen Lebensſtufen und
hat's am Abend kaum vollbracht; doc, zurnen die freundli⸗
—F Goͤtter ihm nicht, wenn er auch duftend⸗ Roſen ſich
richt. |
348 Es trieb ein Mädchen.
&o lang’ er lebt, wird er am Boden fchweben, fo fehr
der Geiſt die Schwingen regt; fo lang’ er ftrebt, wirb er
empor ſich heben, wohin ihn feine Ahnung trägt. Doch weilt
er auch gerne im freundlichen Land, wo ihn die Freundſchaft
und Liebe ummwand.
Für ird’fhe Sorgen aut er Erdengüter; er ſammle
fie am Werktag ein! Doh ſaͤume nicht der treue Mam-
monsdhüter am Feſte mit uns froh zu fein! Der Arbeit ge«
horet der ſammelnde Fleiß, feſten Genuß im zerſtreuenden
reis.
Der Zukunft Tochter, die gebückte Sorge, bringt nicht
allein der Welt das Glück, wer weiſe iſt, und glücklich -fein
will, borge die Freude fih vom Augenblid. Es zählen den
Schritt von der Wiege zum Grab, Stunde für Stunde, bie
Yarzen ja ab.
Drum, wenn bie Tage feftlich wiederkehren, bie ihre
Stifter und geweiht, fo ſei, ihr Beifpiel dankbar zu vereh⸗
ren, Sefang und Wein und Zanz bereit! Auf! Laflet fie le
ben! — und mas fie gethan, was fie begonnen, wir halten
daran! Caspari.
691.
Der Weiter und das Hirtenmädchen.
Es trieb ein Mädchen die Lämmerchen aus dem Holze,
da Fam ein artiger Reiter geritten jo ſtolze: „Was machſt
du artiged Mädchen allhier” „„Ich hüte die Lämmerchen
und weide fie.” Tru ri di bi bi bi di di! da lachte das
Mädchen fo fehr.
„Komm, artiges Mädchen, wir wollen alle beide ſcher⸗
jen VO mAh, artiger Reiter, das geht ja nicht von Herzen!
aß und alle beide den Weg 'naus gehn, damit und die Leute
nicht alle ſo ſehn.“ Tru rid ıc.
. Als fie nun beide den Weg gegangen waren, da kam
ihre liebe Frau Mutter daher gegangen. „„Wo gewefen,
wo gewefen, du faule Haut? bift du nicht geweſen dem Rei«
fer feine Braut?““ Tru rid bi bi di di di di! ba weinte
das Mädchen fo fehr. | '
I bin geweſen im Rofengarten und hab’ mir einen
Dorn in'n Fuß geflohen; einen harten Dorn in'n linken Fuß,
womit ich dreiviertel Jahr hinten muß." Tru rid ꝛc.
‚nn®enn andre Mäbchen aufn Zangboden gehn und
fpringen, da mußt bu vor der Wiege ftehn, mußt fingen:
Schlaf ein, mein liebes QTäubelein! wo mag dein Bater, der
Reiter, wohl ſein?““ Tru rid ıc. Volkslied.
Es walte fo filbernen Scheine. 349
692.
Es trippelt und fehnüffelt im Keller die Maus um Fal:
ien, und hätte den Sped gerne "raus. Nun kriecht fie hinein
und frißt ihn, o weh! fie ıft ja gelangen, gefangen, o je!
‚ Der Iunge flelt Sprenkel mit Beeren daran, das Voͤg⸗
lein umflattert fie, beißet fie an; o wehe, mein Vöglein, du
flatterft, o weh! und möchteft gern fort und kannſt nicht, o je!
Der Fiſcher wirft Angeln mit Köder geſchmuͤckt, das
Fifchchen umfchwänzelt fie, fchnappet entzüdt, und ſchnappet
und fchnappet und fträubt fi), o weh! es hängt an der An⸗
gel gefangen, o je!
Mit Spe und Beeren und Köder verblümt wird uns
vom Zeufel die Suͤnd' angerühmt; und beißen wir an unb
foften, o weh! fo find wir ein Braten des Teufels, o je!
. 693.
Es walte fo filbernen Scheine nicht immer mein lodi-
ge8 Haar, ed hat ja Zeiten gegeben, wo felber ich jung auch
war.
Und blick' ich di an, o Mädchen, fo refig und heiter
und jung, da taucht aus vergangenen Zeiten herauf die Er-
innerung.
Die Mutter von deiner Mutter — noch ſah ich die
Schönere nicht, ich flaunte fie an, wie Die Sonne, geblendet
von ihrem Licht.
Und einft durchbebte mit Wonne der Drud mid von
ihrer Hand, fie neigte darauf fih dem Andern, da zog ich
in’8 fremde Land.
Spät kehrt' ich zurüd in die Heimath, ein Muͤder nach
* ra ed ftieg am heimifchen Himmel bie andere Sonne
en auf.
3a deine Mutter, o Mädchen, — noch fah ich die Schö:
nere nicht, ich ftaunte fie an, wie die Sonne, geblendet von
ihrem Licht.
Sie reichte mir einft die Stirne zum Kufle, da zittert‘
ic fehr, fie neigte darauf fi dem Andern, da zog ich über
as Meer.
Ich habe verträumt und vertrauert mein Keben, ich bin
ein Greis, beim kehr' ich, die dritte Sonne erleuchtet den
Himmelskreis.
Du biſt es, o Wonnereiche; noch ſah ich die Schoͤnere
ar ich ſchaue dich an wie die Sonne, geblendet von deinem
icht.
350 Es ward einmal gefchlagen.
Du reichft mir zum Kuffe Die Lippen, mitleidig mir wohl
iu thun, und neigft dich dem Andern, ich gehe bald unter
ie Erde, zu ruh'n. &. v. Chamiſſo.
694.
Es ward einmal geſchlagen bei belle Alliance die
Schlacht, und die, ſo dort gefallen, deckt tiefe dunkle Nacht.
Ein Troſt iſt uͤbrig blieben, der durch das Dunkel bricht: —
es ſtirbt die alte Garde, doch ſie ergiebt ſich nicht.
Und find auch wir gefallen, beſiegt vom edlen Bier,
ſtehn wir, Walhalla’8 Helden, doch morgen wieder hier, und
trinken dann von Neuem, und unfer Wahlipruh ſpricht: Es
trinkt die alte Garde, doch fie betrinkt ſich nicht.
Wohlauf! bier ift die Garbe, hier ift la belle Alliance,
und dicht gereihet die Scharen der tapfern la Vaillance:
viel Freunde find gefallen; und der legte fterbend ſpricht: Es
trinkt die alte Garde, doch übergiebt ſich nicht!
695.
Es war ein Edelmann vom Rhein, gar fürnehm und
geritbet, der trug ein Kleid wie Demantfchein, mit Perlen
aß vergüldet.
Und z0g zu aller Chriftenheit,' und übte taufend Wun-
der: denn wo er war, war pure Freud’, gang Alles drüber
und drunter.
Und wie er 'mal im Baiernland thät feine Künfte
den, da kam ein fchlichter Bürgerömann in einem braunen
adden;
Thät Alles, mas der Andre Eunnt, beberte Alt’ und
Zungen, daß Feiner auf den Füßen fund, und Alle fungen
und fprungen.
er Edelmann war au nicht dumb, that fih zuſam⸗
menraffen und ſprach: „Padt euch nur fort, ihr Zump, ihr
feid ein alter Affen!
Sch bin der Herr vom Wein, und ihr follt mir mein
Recht nicht ftreiten!” „Und ich, eu'r Gnaden, bin der Bier,
und wolf euch gern begleiten!”
Und wie fie lang’ herumgeſchmollt mit eitel Narretheien,
jind fie zufammen fortgetrollt, die Menſchheit zu erfreuen.
Und thun noch heute weit und breit felbander Wunder
maden, der Herr vom Wein im güld’nen Kleid, der- Bier
im braunen Iaden. Wollheim,
696.
Es war eine Königstochter, blauaugig, lilienſchlank, die
fpann eine filberne Sharpe viel Sommermonde lang.
Es war sine ſtolze din. 351
Sie ſaß auf hohem Stuhle vor ihres Schloſſes Thuͤr,
im hellen Mondenfcheine, und webte für und für. ’
Da zogen viele Ritter alltäglich aus und ein, und jeder
dat’ im Herzen: Weß wird die Schärpe fein?
Sie ſah nicht auf vom Werke, hielt Eeiner Frage Stand;
fie flidte ihren Namen ſchwarz in das weiße Band.
Da kam ein Sturm geflogen hoch von ben Bergen ber,
und riß vom leichten Rahmen die Scharpe fort in’s ÖReer.
Die Magd faß unbetroffen, ald müßt es alfo fein, ftand
auf von ihrem Seffel und ging zur Kammer ein.
Sie z0g aus ihrer Lade ein ſchwarzes Trauerkleid; wer
ttug um eine Echärpe wohl je fo ſchweres Leid?
Drei Tage und brei Nächte fie ſaß in dunkler Tracht:
da tönt dad Horn’des Wächterd wohl in der dritten Nacht.
Ein Bote Halt am Thore, trägt ferne Kunde her: Ge
fheitert fhwimmt die Flotte det Königs auf dem Meer.
Und an dad Ufer werfen die Wogen mit Der Fluth viel
edle Heldenleichen, viel reiches Heldengut.
8 ftand die Königstochter an ihrem Fenfterlein: „Tag',
Bote, was flattert am Arme fo hell die im Mondenſchein?“
„„Es ist eine filberne Schärpe, die bring’ ich her vom
Strand, da wand ich einem Ritter fie aus der flarren Hand.” ”
„Deß thatft du dich nicht rühmen, wenn der am Leben
wär! Geh', trag’ ihm deine Beute zurüd zum blauen Meer!‘
„Und wenn thr ihn begrabet, legt auch die Sichärpe bei,
und neben feinem Kager laßt eine Stätte frei!”
Wilhelm Müller.
697. .
Es war eine Ratt' im Kelterneft, lebte nur von Fett
und Butter, hatte fich ein Ränzlein angemäft't, ald wie ber
Doctor Luther. Die Köchin hatt ihr Gift geftellt; da ward's
fo eng’ ihr in der Welt, alö hätte jie Lieb' ım Keibe. (Ehor:)
As hätte fie Lieb' im Leibe,
Sie fuhr herum, fie fuhr heraus, und foff aus allen
Pfützen, zernagt', zerkratzt' daß ganze Haus, wollte nichts ihr
Wüthen nuͤtzen; ee thät gar manchen Aengſteſprung, bald
hatte das arme Thier genung, als hätt! es Lieb im Leibe.
Sie Fam vor Angft am hellen Zag der Küche zugelau-
fen, fiel an den Herd: und zuckt' und lag, und that erbärm-
im hnaufen. Da lachte die Vergifterin noch: Ha! fie pfeift
auf dem legten Loch, als häfte fie Lieb’ im Leibe. est
the.
. .
352 €s war cin Freiherr.
698.
Es war eine ftolze Juͤdin, ein wunderſchoͤnes Weib, die
hatt’ eine ſchoͤne Zochter, ihr Haar war fchön geflochten, zum
Tanz war fie bereit. .
„Ach Tochter, liebfte Zochter, das kann fürwahr nicht
fein! es wär’ ja eine Schande im ganzen jud’fchen Lande,
wenn du zum Tanz wollt'ſt Be "
Die Mutter thut ihr rufen, die Tochter nahm ein’n
Sprung; ir fprang wohl in die Straße, wo Herrn und
Schreiber faßen: dem Schreiber fprang fie zu.
„Ach Schreiber, Liebfter Schreiber, fehreib’ meiner Mut-
ter ein’n Brief! ſchreib' mich und did zufammen, zufammen
in Gottes Namen, daß ich eine Ehriftin bin!’
„„Ach hübſch und feine Züdin, Das kann fürwahr nicht
fein! du mußt dich laſſen taufen, Mariandyen ſollſt du heißen,
SHerzallerliebfte mein!““
„„Ach hübfch und feiner Schreiber, das Tann fürwahr
nicht fein! eh’ ich mich laſſe kaufen, viel lieber will ich erſau⸗
fen im allertiefiten Meer.’
m A bübfch und feiner Schreiber, fchreib’ meiner Mut:
ter ein'n Brief! fchreib’ an mein'n Vater und ‚Mutter und
an mein'n ftolgen Bruder: zu ihn'n Fam’ ich nimmermehr !’
\ Volkslied vom Rheine.
699.
Dörnberg.
Melodie: Bon allen Ländern in der Welt.
Es war ein Freiherr, fromm und gut, vom Kattenland
und Kattenbhit, o tapfres Land ber Heflen! der haßte tief
den welfchen Zand, der konnte Ehr’ und Vaterland und Frei-
beit nicht vergeſſen. .
Es hatt! auf den Landgrafen⸗-Thron den Bruder fein
Napoleon im Kaiferjtolz gefeget; der Bruder hieß Hierony⸗
mu ein Weichling, der im Diebsgenuß der Wolluſt fih er-
gößet.
Das daͤucht dem edeln Dörnberg ſchlimm, er rüſtet fi)
‚im Heldengrimm, ben Buben will er ſchlagen, die Welſchen
will der Ritter werth mit Spieß und Stange, Kolb’ und
Schwert weit übern Rhein verjagen.
Schon hat er klug fein Netz geipannt, ſchon Hält er’s
Schwert mit tapfrer Hand, fhon warten feine Treuen, jie
brennen al’ von deutihem Muth, fie dürften al’ Franzofen-
blut, fie woll'n das Land befreien.
"Es war ein junges Mädchen. 335
Das däuchte einem Schelm nicht recht: ein Deutfcher,
doch von Sinn ein Knecht, Herr Malsburg, fchlecht geboren,
der fagt’3 dem König alles aus: er rüſtet id) und fehirmt
fein Haus mit Wehr an Thürm’'n und Thoren.
Da mußt’ der edle Dörnberg fliehn, Berräther fpähen
hinter ihm, fie wollen ihn erlaufchen; er auf der Flucht muß
ab und an mit manchem fremden Wanderömann wohl Kleid
und Kappe taufchen.
Bis er den wadern Braunſchweig find’t, der Welfen
ähtgebornes Kind, den treuen deutfchen Degen; da muß noch
mancher welfche Hund fich blutig auf den grünen Grund
duch feinen Säbel legen.
Sie hauen fih wie Männer dur, dann fegeln fie zur
Freiheitsburg, Alt-Engeland mit Namen; da ruben fie vom
harten Strauß die müden, wunden Glieder aus, und fpre
hen froͤhlich Amen.
Nun, Deutiche, hört die neue Mähr: der Dörnberg zie-
bet wieder her, er führet tapfre Reiter, er reitet ein ge:
Ihwindes Pferd, er ſchwinget ein gejchliffnes Schwert, und
Gott ift fein Geleiter.
Gott ſegne unfern Rittergmann, der folch’ ein fronmnes
Herz gemann! Gott fegne. feine Treue! Gott fegne feinen
freien Muth, daß bald fih an Franzoſenblut fein tapfres
Herz erfreue! Arndt.
⸗
700.
Es war ein junges Maͤdchen, von reizender Geſtalt; dem
Herrn des Dorfs, dem Herrn des Dorfs gefiel ſie bald. Es
traf auf ihren Wegen der Herr ſie einmal an: Vernimm,
vernimm, vernimm, was er gethan!
Er ſtieg herab vom Pferde, und eilend naht er ſich.
„Mein liebes Kind, :,;: umarme mich!“ Sie ſprach ganz un:
erſchrocken: „„Ja, gern, mein gnäb'ger Herr’ Merk auf,
merk auf! was ſprach nun er?
„Erſchrick nicht, liebes Mädchen! recht glücklich mach‘ ich
euch; :,: gieb mir dein Herz, :,: ich liebe dich! Rimm diefen
Ring zum Pfande, die goldne Uhr dazu!” Merk auf, merk
auf! was fie wird thun‘
„Mein Bruder ift im Garten, und fiebt er mich und
euch, :;: dann fagt er ed, :,; dem Vater gleih. Steigt nur
au biefen Felſen, fo werd't ihr ihn wohl ſehn.““ Merk auf,
merk aͤuf! was wird geſchehn?
Er gäffet hin und wieders das ſieht das Mädchen fchon,
: fleigk auf fein Pferd, :,; und eilt Davon. „„Adieu, mein
1. 23
354 Es war cin König in Chule.
Herr vom Dorfe!““ Sie fliegt durch Feld und Hain; mein
‚Herr, mein Herr bleibt ganz allein. —
So führt man, — merkt's, ihr Mädchen! — die ſchlau—
ften Junker an; wenn man nur will, wenn man nur will,
iſt's bald gethan. Sollt' man auch wohl nody heute derglei—⸗
chen Mädchen fehn, die Geld, die Geld und Wert‘ ver:
ſchmaͤhn? Volkslied.
701.
Es war ein Koͤnig in Thule, gar treu bis an das Grab,
dem ſterbend ſeine Buhle einen goldnen Becher gab.
Es ging ihm nichts darüber, er leert' ihn jeden Schmaus;
die Augen gingen ihm über, ſo oft er trank daraus.
Und als er kam zu ſterben, zaͤhlt' er feine Städt im
Reich', gönnt’ alles feinem Erben, den Becher nicht zugleich.
Er faß bei'm Königsmahle, die Ritter um ihn her, auf
hohem Bäterfaale dort auf dem Schloß am Meer.
Dort ftand der alte Zecher, trank letzte Lebensgluth, und
warf den heil’gen Becher hinunter in die Fluth.
Er fah ihn ftürzen, trinken, und ſinken tief in’d Meer.
Die Augen thäten ihm finfen; trank nie einen Zropfen mehr.
Göthe.
702.
Es war einmal ein feiner Knab', der liebt fein Mäd—
chen ein ganzes Jahr; ein ganzes Jahr und nod) vielmehr,
die Lieb’, die nahm Fein Ende mehr.
Gr reift’ einmal in's Niederland, da warb das Liebe
Mädchen Erank, fo krank, fo Frank bis auf den Tod; drei
Tag’, drei Nacht' ſprach fie kein Wort.
uͤnd als der Knab' die Botſchaft kriegt, daß ſein liebſt
Maͤdchen krank da liege: da verließ er all fein Hab’ und
But, und fhaut, was fein liebft Mädchen thut.
„Guten Zag, guten Tag, Herzliebfte mein! was machjt
du bier im Bett allein?” „„Dank' dir Gott! dank bir Gott!
mein feiner Knab’, es heißt bald: fort mit mir in's Grab.’
„Nicht fo, nicht fo, Herzliebfte mein! die Lieb’ und Treu'
muß länger fein!” Er nahm fie fanft in feinen Arm, fie
war ſchon Falt und nicht mehr warn.
Geſchwind, geichwind bringt mir cın Licht! mein Mäd-
hen ftirbt, Daß Niemand fiht. Geſchwind, geihwind zum
Dofter Hin, daß er ihr glei, bie Schmerzen nimmt! _
Ich hab’ gemeint, es wär lauter Freud'; jegt muß id)
tragen ein ſchwarzes Kleid, ein ſchwarzes Kleid und nod) vicl
mehr, mein Zrauren nimmt kein Ende mehr!" Volkslied.
Es war sin Müllerburſche. ‚355
703.
Es war einmal ein König, der hatt’ einen großen Floh,
den liebt" er gar nicht wenig, als wie feinen eignen Sohn.
Da rief er feinen Schneider, der Schneider Fam heran: „Da,
miß dem Zunfer Kleider, und miß ihm Hoſen an!”
In Sammet und in Seide war er nun angethan, hatte
Bänder auf dem Kleide, hatt’ aud) ein Kreuz daran, und war
fogleich Minifter, und hatt’ einen großen Stern. Da wur:
den feine Geſchwiſter bei Hof auch große Herrn.
Und Herren und Frau'n am Hofe, die waren fehr ge:
plagt, die Königin und die Zofe geftocdhen und genagt, und
durften fie nicht knicken, und weg fie juden nidt. :,: Wir
knicken und erfticken doch gleich, wenn einer fticht. :,:
Söthe.
704.
Es war ein Markgraf über dem Rhein, der hatte drei
ſchoͤne Zöchterlein: Zwei Zöchterlein früh heirathen weg,
die dritt” hat ihn in's Grab gelegt. Dann ging fie fingen
HR chweſters Thür: „Ah braucht ihr Feine Dienſtmagd
ier? |
„„Ei, Mädchen, du bift mir viel zu fein, du gehft gern
mit den Herrelein.““ „Ach nein, ach nein! das thu' ich
nicht, daß ich fo mit den Herrlein geh'!“ Sie dingt das
„ugblein ein halbes Jahr, das Mägdlein dient ihr fieben
Jahr'
Und als die ſieben Jahr' um war'n, da ward das Mägd:
lein täglich Eranf. ,„,Say', Mägdlein, wenn du frank wilft
fein, fo fag’ mir, wer find die Aeltern dein?” „Mein Ba:
ter war Markgraf über dem Rhein, und id, bin fein jüng:
ites Zöchterfein.”
„„Ach nein! ach nein! das glaub’ ich nicht, daß du meine
jüngfte Schwefter biſt!““ „Und wenn du mir’s nicht glaus
ben willft, fo geh’ nur an meine Kifte hin, daran wird es
gefchrieben ftehn.” Und als fie an die Kifte Fam,
Da rannen ihr die Baden ab: „„Ach, bringt mir Weck,
ach bringt mir Wein, das ift mein jüngftes Schweſterlein!““
„sh will auch Fein Wed, ich will auch kein'n Wein, will nur
ein kleines Lädelein, darin ich will begraben fein.”
Des Knaben Wunderhorn.
705.
Miller und Schornfteinfeger.
Es war ein Müllerburfche, der hatt! ein Mädel fein,
und baut’ auf ihre Treue feft wie auf Feld und Stein. Auch)
23 *
356 Es wer ein reicher Schlächtersmann.
war ein Schorniteinfeger, ein ſehr verfchmigter Mann, der
mit des Müllers Schaͤtzel mand) Liebesfüdchen ſpann.
Des Müllers Schägel dachte: Was frommt das Einerlei?
Ein Mann iff-dod) nur Einer, und zwei find ihrer Smwei.
Und. wenn der Mullerburfche des Mahlwerks warten muß,
giebt fie dem fchwarzen G'ſellen verflohlen Kuß auf Kuß.
Bald raunten gute Sreunde dem Müller in das Ohr:
Du kennſt den Schornfteinfeger, wir rathen: Sieh dich vor! —
Ei Poffen! — rief der Müller, — fo wahr ich Anton heiß‘,
und Her ihr, daß ich's glaube, fo fchreibt mir's Schwarz
auf Weiß. |
Da traf ſich's, daß der Müller zu feiner Schönen am,
als fpät von ihr im Dunkeln ein Fremder Abihied nahm.
Der Fremde that gar zärtlih, küßt' Wang’ und Mündchen
ihr; da Fam der ehrliche Müller und fchrie: Wer kuͤßt dich
ier? |
’ Es ift, ſprach fie, mein Vetter, der von mir Abfchied
nimmt, weil er mit frühem Morgen von bier nad) London
ſchwimmt. — Herr Better! ruft der Müller, auch einen
Kuß für mi! und beide, Müller und Vetter, umarmen
herzlich ſich.
Der Better trolt von dannen. — „Nun, iebchen,
bring’ uns Licht!” Sie bringt’d; — doch Keichenbläffe bedeckt
ihr Angefiht. Denn ah! — erwägt den Schreden, des
Müllers Waͤmmschen war ;verbrämt mit ſchwarzen Flecken,
und machte alled Far.
D Schlange! — rief der Müller, voll Aerger und vol
Sram; — fahr! wohl! ich kenn' den Vetter, der von Dir
Abfchied nahm; es war der Schornfteinfeger, fo wahr ich
Anton heiß’; er felber eigenhändig fchrieb es mir Schwar;
auf Weiß! —
706.
Es war ein reicher Schlächtersmann zu Kolberg an
Grunheide, :,: der hat ein einzig's Toͤchterlein, und die Ttief
ganz alleine! :,:
„Ach Tochter, Herzenstochter mein, die Leut', die reden
ger vieles, fie jagen, du hätf'ft nen Faͤhnrich lieb, und das
ann ich nicht leiden.”
„„Ach Mutter, Herzensmutter mein, bie Leut' wiſſen
viel, was fie reden; und wenn ber Fähnrich geritten käm',
ih wuͤßt' nicht, wer er wäre!”
‚ Und als es um die Mitternacht Fam, der Fähnrich Fam
geritten, er klopft mit feinem golbnen Ninglein an: „„Feins
iebchen, bift du drinnen?““ | |
Es war ein Ritter, 357
Ah Faähnrich, Herzensfähnrih mein! Warte du eine
. 4 . [3 ⸗ [2
Heine Weile, bis daß ich meine Kleider yufamm'ngepadt,
. meine Haare geflochten in Seide.”
Und als fie ihre Kleider zufamm’ngepadit, ihre Haare
ı geflucht'n in -Seiden; ftieg fie zum oberften Fenfter naus,
den Faͤhnrich an der Seiten.
.„Ach Faͤhnrich, liebfter Faͤhnrich mein, ich glaub’, wir
müffen eilen: mir ift, mir däudyt, meine Mutter die kommt,
die Schlößlein Hört’ ich Flingen.
Sie rittn wohl über Berg, über Thal, jie ritf'n über
Grunmwaldsheide: da begegn’t ihn’ 'n reicher Echlächtersmann
mit jieben fetten Schweinen. "
Ah Stchlaͤchter, Herzensſchlaͤchtersmann, wem gehör'n
die fieb’n fetten Schweiner“ „„Sie gehörn dem reichen
Shlächtersmann zu Kolberg an Grunheide.“
„Sehörn fie dem reihen Schlächterömann gu Kolberg
an Grunheide: ei fo wuͤnſch' uch meinem Vater eine taufend
gute Nacht, und meiner Mutter die Schweine.”
Bolfölied.
707.
Es war ein Nitter, er reift durch's Land, er fucht ein
Weib ſich aus zur Hand.
Er kam wohl vor ein’t Wittwe Thür, drei ſchöne Töch⸗
ter traten herfuͤr.
Der Ritter, er fah, er fah fie lang; zu wählen war ihm
dad Herz fo bang.
Mer antwertt mir der Fragen drei, zu willen, meld’
die Meine fer? oo.
„Leg' vor, leg’ ver uns die Fragen drei, zu willen, welch’
die Deine ſei?“
„D, was ift Länger, ald der Weg daher? Dder was ift
‚ tiefer, als das tiefe Meer?
Oder was ift lauter, ale das laute Horn? Oder was
iſt ſchärfer, als der Icharfe Dorn?
Dder was. ift grüner, als grünes Gras? Oder was ift
ſchlimmer, ald ein Weibsbild was?”
Die Erfte, die Aweite, fie fannen nach, die Dritte, die
| Süngfte, die Schönfte ſprach:
nd Lieb’ iſt Länger, als der Weg daher, und Höll' ift
tiefer, ald das tiefe Meer.
Und Donner ift lauter, als das laute Horn, und Huns
ger ift fihärfer, als der Scharfe Dorn.
., ‚Und Gift iſt grüner, ald das grüne Grad, und der Zeus
tel ift arger, ald cın Weibsbild was.”
358 Es war ein fehöner Garten.
Kaum hatt’ fie die Fragen beantwort’t fo, der Ritter, er
eilt und wählt fie froh.
Die Erfte, die Zweite, fie fannen nad, indeß ihn'n jeht
ein Freier gebrad). .
Drum, liebe Mädchen, feid auf der Hut, frägt eu ein
Freier, antwortet gut.
708.
Die Krone nnd das Lamm.
Es war ein fehöner Gartens der Eleine Königsfohn fpielt
dort auf geldnem Gange mit einer golönen Kron.
Es war eine grüne Wiefe; da tricb mit grünem Neid
ein fröhlidy Kind fein Laͤmmlein, das wie der Schnee fo weiß.
Das Satter war wohl offen. „Dein Lämmlein gieb 8
mir!’ „„Mein Lämmlein ſollſt du haben, doc gieb die
Krone dafür!’ |
Er fest ihr auf die Krone: „Meine Königin ſollſt du
fein.” Sie bringt ihm zu das Lämmlein: „„Und du der
Schäfer mein.”
Das Gatter wird verfchloffen. dad Kinderjpiel ift aus,
da nimmt er heim die Krone, fie treibt ihr Lamm nad) Haus.
Das Schloß am Gatter verroftet, ein König fleigt zu
Thron, die Laͤmmlein gehn auf die Wiefe, auf dem Schloffe
ftrahlet die Kron'.
Da kam ein goldner Abend: der König fah noch ziehn
am Himmel ein filbernes Lammlein, die Schäferin Kronen
glühn. Dr. Miſes (Fechner).
709.
Melodie von Reinick.
Es waren einmal drei Kaͤferknaben, bie thaͤten mit Ge—⸗
brumm, brumm, brumm, in Thau ihr Schnäblein tunken,
und wurden ſo betrunken, als wär's ein Faß mit Rum.
‚Da haben fie getroffen an eine wunderſchöne Blum,
Blum, Blum, da wurde die jungen Käfer alle drei verlichte
Schäfer, und flogen um fie herum.
Die Blume, die fie kommen fah, war g’rabe auch, nicht
dumm, dumm, Dumm, fie war von Tchlauem Sinne und rief
die Bafe Spinne: „Spinn’ mir ein Neplein um!“
Die Bafe Spinne Erody heran und macht' die Bein.
frumm, krumm, frumm, fie jpann ein Meg fo feine und ſetzte
fich dareine, und faß da mäuschenftumm.
Und als die Käfer Fommen an mit zärtlichem Gebrumm,
brumm, brumm, find fie bineingeflogen und wurden ausge:
fogen, half ihnen Fein Gebrumm.
Es waren einmal drei Meiter gefangen. 359
Das Blümlein aber lachend ſprach, und kuͤmmert' ſich
nicht drum, Drum, drum: „So geht's, ihr lieben Käfer, fo
geht's, ihr lieben Schäfer, troz allem Summ und Brumm!“
R. Reini.
710.
Die Gefangenen.
Es waren einmal drei Reiter gefangen, gefangen waren
ſie; fie wurden gefangen geführet, Feine Trommel ward dabei,
gerühret im ganzen roͤm'ſchen Reid).
Und als fie auf die Brüde kamen, was beyeynet ihnen
allda? Ein Mädchen, jung an Jahren, hatte nicht viel Leid
erfahren: „Sch hin und bitte für uns!”
„And wenn ich für euch bitten thu', was hülfe mir denn
das? Ihr ziehet in fremde Lande, laßt mid) wadres Mägdlein
in Schande, in Schande laßt ihr mich.”
Das Mägdlein fah fih um und um, groß Zrauern Fam
ihr anz fie ging wohl fort mit Weinen, bei Ztraßburg über
die Steinen, wohl vor des Hauptmanns Haus.
„Guten Zag, guten Zag, lieber Herr Hauptmann mein,
ih hab’ ein’ Bitt' an euch, wollet meiner Bitte gedenken,
Pr mir die Gefangnen losſchenken, dazu mein eignen
a6.
„„Ach nein, ad) nein, liebes Maͤgdelein, das kann, das
darf nicht fein; die Gefangenen, die müffen ſterben, Gottes
Reich follen fie ererben, dazu die Seligkeit.““
Das Mäydlein fah fid) um und um, groß Zrauern Fam
ihr an; fie ging weht fort mit Weinen, bei Straßburg über
die Steinen, wohl vor's Gefangenen : Haus.
„Guten Zag, du Hersgefängner mein, gefangen bleibt
ihr allhier, ihr Gefangnen, ihr müßt fterben, Gottes Neid)
jollt ihr ererben, dazu die Seligkeit. |
Was zog fie aus ihr'm Schürzelein? Ein Hemd fo weiß
wie Schnee: „Sieh da, du Hübfcher und du Feiner, du Derz:
alferliebfter und du meiner, das ſoll dein Sterbkleid fein.”
Was z0g er von jeinem Fingerlein? Ein güldenes Ringe:
lein: Sieh’ da, du Hübfche und du Keine, du Herzallerlichfte
und du meine, dad full mein Denkmal fein!”
„Was fol ich mit dem Ringelein, was foll ich damit
thun?““ „Roge du es in deinen Kaften, laß es liegen! laß
es ruhn, laß es vaften, bis an den jüngiten Tag!“
Und als die Gefangenen kamen wohl auf den Richteplas,
das Mägdlein ftand in dem Kreife; fie winften, fie grüßte
lie leiſe: „Fahr' wohl, allerſchönſter Schatz!“
360 Es waren einmal zwci Bauermfähn.
Und als dad Schwert fie gerichtet, dad Mägdlein macht⸗
108 lag: „Mich ängfien des Lebens Laften; laß mich rubn,
laß. mich riften, laß mich raften bi8 an den jüngſten Tag!“
Volkslied.
711.
Die Mordwirthiu.
Es waren einmal zwei Bauernfohn’, die hatten Luft in
Krieg zu gehn, :,: wohl in's Soldatenleben. :,:
Doch haben fie ſich's einft bedacht und wieder ſich nach
Haus gemacht mit ungrifchen Dukaten.
Und ale fie famen in die Mittelftraß‘, Frau Wirthin an
dem Fenfter faß mit ihr'n fchwarzbraunen Augen.
„Frau Wirthin, hat fie die Gewalt, zwei Reiter über
Nacht u b’halt, zwei Reiter zu gaſtiren.“
„Warum ſoll id die G'walt nicht haben, zwei Reiter
über Nacht zu b’halten, zwei Reiter zu gaftiren 2"
Sie dedte gleich fchneeweiß den Ziih und ftellte drauf
gebadine Fiſch', und and) zwei Krüg’ mit Weine.
„Tragt ber, tragt ber, was ihr nur wollt, ich hab’ viel
Silber und altes Gold, auch kann ich's wohl bezahlen.”
Und al& der Reiter fchlafen war, Frau Wirthin zu dem
Manne fprah: „Ach Mann, ich kann nicht fchlafen!”
Sie macht das Schmalz im Pfännlein heiß und ſchütt's
dem Reiter in den Hals, der erft vom Krieg ift Eommen.
Am Morgen, als fein Kam'rad Fam und fragte nach dem
Reitersmann: „‚Der Reiter tft ſchon weiter!
„„Wie Fann der Reiter weiter fein? Sein Nößlein ftebt
im Stall allein, fein Rößlein thut fchon ſcharren.““
„„Habt ihr dem Reiter was Leids gethan, fo habt ihr’s
eurem Sohne gethan, der aus dem Krieg tft kommen.““
Die Wirthin in das Wafler fprang, der Mann ſich in
die Scheuer hang. Sind das nicht drei Mordthaten?
Volkslied.
712.
Es waren einſt drei Geſellen, die thaͤten ſich was ver⸗
zählen, die hielten unter ſich wohl einen weiſen Rath, wer
unter ihnen wohl das fchönfte Madel hat!
Und einer war darunter, der's nicht verſchweigen Bunter,
bem hatt’ ed auf die Nacht fein Mädel zugefagt, daß er folt
zu ihr kommen in fliler trauter Nacht.
Und ald ed war halber Biere, klopft er an ihre Thuͤre;
er Elopft wohl bin und her mit feinem Siegeleing, und
ſprach: „Mach' auf, mach’ auf, berzallerliebftes Kind !”
Es waren zwei Rönigshinder. 861
„„Ich thu' dir nicht aufmachen, mag, fehlafen oder wa-
hen, geh du nur immer hin, wo du geweſen haft, und binde
deinen Saul an einen kühlen Aſt.““
„Wo ſoll ich denn hinreiten? Es ſchlafen alle Leuten
ed ſchlafen alle Leut' und aller Leute Kind und draußen auf
der Haid’ da weht ein kuhler Wind.”
„„Das thut mich gar nicht rühren, daß dir das thut
paffiren; denn wer ein Mädel hat und fagt es Jedermann,
der Hopft denn auch, wie du, fehr oft vergebens an.““
Da ſprachen die Herren Hausknechte: „Dem Kerl geſchieht's
anz rechtes hätt’ er es Elug gemacht, hätt’ er gejchwiegen
Kin , fo hätt! er jest im Arm das fchönfte Mägdelein.”
713.
Die Königskinder.
Es waren zwei Rönigälfinder, die hatten einander fo Lieb,
ſie ER beifammen nicht kommen, :,; dad Wafler war viel
zu tief. ;,:
nRieb Herze, kannſt du nicht ſchwimmen? Lieb Herze,
jo fhwimme zu mir: drei Kerzen will ich aufſtecken, und bie
ſollen leuchten dir.”
Da faß eine falfche Nonne, die that, ald wenn. fie fchlief;
fie that die „Kerzen auslöfchen, der Süngling ertrank fo tief.
Es war am Sonntag Morgen, die Leut’ waren alle fo
froh, bis auf die Königstochter, die Aeuglein faßen ihr zu.
„Ach Mutter, licbe Mutter, mein Kopf thut mir jo weh!
Könnt’ ich nicht gehn fpazieren wohl an die grüne See?"
„„Ach Tochter, liebe Zochter, allein ſollt du nicht gehn;
we’ auf deine jüngfte Schwefter, und die joll mit dir gehn,
„Ach Mutter, liebe Mutter, meine Schwefter ift ein Kind,
fie pflüdt mir alle Blümlein, die an dem Strande find.”
„„Ach Tochter, liebe Zochter, allein ſollt du nicht gehn;
we’ auf deinen jüngften Bruder, und der fol mit dir gehn.” ”
‚Ad Mutter, liebe Mutter, mein Bruder ift ein Kind;
der fchießt mir ale Vöglein, die an dem Strande find.”
Sie ſchwang fid) um ihren Mantel, und ging wohl an
ven Strand, fie ging fo lang’ fpazieren, bis fie den Fiſcher
Q .
nd.
„Ach Fiſcher, guter Fifcher, willt du verdienen Lohn, fo
greif mir aus den Wellen einen reichen Königöfohn.”
Der Fifcher warf behende fein Netz wohl in den Strom.
„„Sieh' da, du liebe Sungfer, haft einen Königsſohn!““
Sie nahm ihn in ihre Arme, fie tüßte einen Mund:
„Ach Liebfter! Eönntft du reden, fo wär” mein Herz geſund!“
362 Es war in des Maien.
Da nahm die Königstochter vom Haupt ihre goldene Kron’:
„Zieh da, du armer Kifcher, haft dein verdientes Lohn!”
Da zog fie von ihrem Singer einen Ring von Golde roth:
„Sieh' da, du armer Fiſcher, kauf' deinen Kindern Brod!“
Sie ſchwang ſich um ihren Mantel, und ſprang wohl
in die See: „Ade! mein Vater und Mutter, ihr ſeht mich
nun nicht meh!“
Da höͤrt man Glocken laͤuten, da hört man Jammer und
Noth, da liegen zwei Königskinder, die ſind alle beide todt.
Altes Volkslied, in mehrfacher Geſtalt.
714.
Es war in des Maien mildem Glanz, da hielten die
Jungfern von Zübingen Tanz.
Sie tanzten und tanzten wohl allzumal um eine Linde
im grünen Thal. |
Ein fremder Jüngling, in ftolzem Kleid, fich wandte bald
zu der fchönften Maid. |
Er reicht ihr dar die Hände zum Tanz, er feßt ihr aufs
Haar einen meergrünen Kranz.
„O Iüngling, warum ift fo Falt dein Arm?” „„In
Neckars Tiefen, da iſt's nicht warm.““ |
O Züngling, warum ift fo bleich deine Hand” „„In's
Waſſer dringt nicht der Sonne Brand.” .
Er tanzt mit ihr von der Linde weit. „Laß, Süngling!
horch, die Mutter mir fihreit!”
Er tanzt mit ihr den Nedar entlang. „Laß, Iüngling!
weh, mir wird jo bang!”
Er faßt fie feft um den fchlanfen Leib: „„Schon' Maid,
du bift des Waſſermanns Weib."
Er. tanzt mit ihr in bie Wellen. hinein: „O Vater und
du 0 Mutter mein!"
Er führt fie in einen Eryftallenen Saal. „Abe, ihr
Schweſtern im grünen Thal!” Iuftinus Kerner.
715.
Es warn einmal die Schneider, die hatten guten Muth!
Da tranken ihrer neunzig, neun Mal neun und: neungig aus
einem Fingerhut.
Und weil ein Schnee gefallen war, RL biekten fie Schlitten:
fahrt! Da fuhren ihrer neunzig, neun Mal neun und neunzig
auf einem Geißenbart.' an
‚ Und alö fie wieder zur Herberg' kam'n, da bielt'n fie
einen Schmaus! Da aßen ihrer neunzig, neun Mal neun
und neunzig an einer gebadnen Maus.
A 4
Es will cine Bungfran. 363
Und als fie da recht luſtig warn, ba hielt'n fie einen
Zanz! Da tanzten ihrer neunzig, neun Mal neun und neunzig
auf einem Geißenfchwanz.
Und .ald die Schnetd’r nah) Haufe woll'n, da haben fie
feinen Bo! Da reiten ihrer neunzig, neun Mal neun und
neunzig auf einem Hafelftod:
Und ald die Schneid'r nad) Haufe kam'n, da konnten fie
nicht hinein! Da hüpften ihrer neunzig, neun Mal neun und
neunzig zum Schuſſelloch hinein.
716.
Melodie: Vom hoh'n Olymp herab.
Es werde Kicht! fo raufchte mild hernieder der Allmacht
Wort aufs Erdenfand, und alle Ephären hallten jubelnd
wieder, und die Humanität entftand. Sanft, wie der Odem
des Himmlifchen weht, wehe dein Odem, o Humanität!
(Chor:) Sanft ıc. " 18
Sie ſteigt herab nicht unter Donnertoſen, ein Regen⸗
bogen bricht ihr” Bahn; ein Morgenroth, auf einem Pfad von
Rofen, erglänzt ung der Geliebten Nah'n. Walle, von un
fern Gefängen begrüßt, fei mit dem Kuſſe der Weihe geküßt!
(Ehor:) Walle, von ir.
Sie würgt im Kumpf des Egoismus Hyder, es ziert ihr
Schild die gold’'ne Schrift: Nichts ift mir fremd, was meiner
Erdenbrüder geweihtes Licht und Necht betrifft! Wehre der
Selbſtſucht zerftörendem Gift, nichts bleib’ uns fremd, was
die Brüder betrifft! (Chor:) Wehre der ıc.
Der Treue Schwur für ewig dir zu halten, beſeen felbſt
den Bundverein, und fühlbar bleib’, v Göttliche, dein Wal⸗
ten im Herzen, wie in diefen Reih'n! Loſung des Bundes, in
That und Wort weihft du hier Freude und eineft ic dorf.
(Chor :) Rofung des ꝛc. Noſtitz u. Jänkendorf.
717.
Es will eine Jungfrau in's Kloſter gehn, die Welt war
ihr zuwider; ſollt' Einer nur,das Kind anfehn; die Augen gehn
ihm über vor lauter Lieb', vor lauter Freud‘, vor lauter
Schönheitsgaben: „O könnt' ich did, ſcharmantes Kind, zu
meinem Weibehen haben!” Zu
vn Der Himmel fol bewahren mid), Fein Mannsbild an⸗
ufhauen, ich ‘lebe ja ganz Elöfterlih, als wie die Klofter-
—* Fort, fort, mit ſolcher Eitelkeit, fort, fort, mit
feihen Sachen! Ich denk' ſtets an die Ewigkeit, in's Kloſter
will ich trachten.”‘
364 €s wird hiermit bekannt gemacht.
„Mein Schatz, mein Engel, was für Freud' wirft bu im
Klofter genießen? Bift bu darin nur kurze Zeit, jo wird es
bich verdrießen; es wird dir werden Angſt dabei, an mid)
wirft du gedenken, umfonft, zu fpät wird’8 aber fein, zu Zod'
wirft du dich kraͤnken. j
„„Du redeſt mir beweglich zu, recht Eräftig in’d Gewil-
fen, verftöreft mich in meiner Ruh‘, es ſollt' mich fchier ver-
drießen; doch weil du ed mit mir gut meinft, fo will ich mid)
bedenken: der Eh’ftand wird mir befler fein, mein Herz will
ih dir ſchenken.““ liegendes Blatt.
718.
Eigne Melodie.
Es wird hiermit bekannt gemacht und in Erinnerung ge=
bracht, daß Eein Soldat je fpredhe Hohn ter Subordination.
Auch darf er nie in diefen Plag einführen feinen Herzensfchag!
Wer fih dabei betreten läßt, der figet ohne Gnade feft acht
Zage im Arreſt.
Und hat wohl gar ein Weib beherzt fi in bie Feſtung
eingejchwärzt, verfaͤlltss ohn Gnade und Pardon der Sub:
ordination; weil ed die Zitte IN gebeut, wird fie mit aller
Höflichkeit ſogleich in's Hundelody geführt, und dort vier Wo«
hen lang tractirt mit Wafler und mit Brobd.
Hier ift das Neglement fehr ſcharf. Wem ich e8 nicht
erlaube, darf bei Leibe fich nicht unterftehn, zur Feftung h'naus
zu gehn. Wird er in dem Fall attrapirt, fo gilt's, als fet
er dejertirt, und ohne Gnade fchießet man ihm fo manierlich,
ald man kann, die Kugel durch den Kopf.
Und kommen neue Truppen an, fo werden fie gleich Mann
für Mann in die Kaferne eingeführt und förmlich einguartiert.
Doch weil die Simmer eng und klein und auch nod) feine
Betten drein, fo theilt dad alte Bataillon mit euch, der jun«
gen Sarnijon, im Anfang Koft und Beit.
„Die Heben Mädchen in Uniform.”
719.
Es wohnt’ ein Müller an jenem Teich, — lauf, Müller
lauf! — der hatt’ eine Tochter, und die war rei. Kauf,
Müller, lauf, wie die Kae nach der Maus! Pop Donnerwetter,
Müller, lauf, lauf, lauf! mein lieber Müller, lauf!
Nicht weit ab wohnt ein Edelmann, — lauf, Müller,
lauf! der wollt' des Mülfers Zochter Han. Lauf, Müller,
lauf, ıc.
Es wolt' cin Mädchen brechen gehn. 365
Der Edelmann, ber hatt! ein'n treuen Knecht, ıc. und
was er that, das war fchon recht. ꝛc. '
Gr ſtach den Heren wohl in den Sad, und trug ihn
bin ald Haberfad.
„Suten Zag, guten Zag, Frau Müllerin! wo ftell’ ich
denn meinen Haberfad hin?“
„Stel! er ihn nur in jene Ed”, nicht weit von meiner
Tochter ihr Bett!’
Und als c8 kam um Mitternacht, der Haberſack lebendig
rd.
Die Tochter fehrie, die Tochter fchrie: „„Es ift ein Dieb
in unjerer Muͤhl'!““
„Es it kein Dieb, es ift kein Dieb: es ift der Edel:
mann, der hat dich Lieb.’
„DO Tochter, bätt’ft du ſtill gefchtwiegen, fo haͤtt'ſt bu
fönnen den Edelmann kriegen.“
„„Den Edelmann, den mag id) nicht; einen braven Bur«
ſchen verſag' ich nicht.““ Volkslied.
720.
Es wollt' ein Jaͤger jagen wohl in das Tannenholz; was
trifft er auf dem Wege? Ein Mädchen, und die war 1tof;.
„Wohin, du huͤbſches Mädchen, wohin, du Mädchen
ſtolz?“ „„Ich geb’ zu meinem Vater wohl in das Tannenholz.'
„Geh du zu deinem Vater wohl in dad Zannenholz;
dein’ Ehre folft du Laffen bei einem Säger ftolz!"
„„Eh' ich mein’ Ehre’ werd’ laſſen bei einem Jäger ſtolz,
viel lieber mollt' ich meiden das Silber und rothe Gold.““
Was z0g er von feinem Finger? Ein goldnes Ringelein:
„Sieh' da, du hübfches Mädchen, das ſoll dein Denkmal fein!"
„„Was ſoll ih mit dem Ningelein, Tann id) nicht wer«
den dein!" „Leg' es in deinen Kaften, wohl in bad Zan:
nenholz!“
„„Der Kaſten iſt zugeſchloſſen, der Schlüſſel iſt verlor'n;
ih hab’ in meinem Herzen einem Andern auserkor'n.““
„Haft du in deinem Herzen einen Andern auserkor'n; fo
mag fich Gott erbarmen, da bin ich ganz verlor'n!”
Fiiegendes Blatt.
wa
721.
Das Mädchen und die Haſel.
Es wollt' ein Mädchen brechen gehn die Rofen in der
Haide. Was fand fie da am Wege ftehn? Eine Hafel, bie
wear grüne.
366 Es welt‘ ein Mägdlein Waſſer holen.
„Gut'n Zag, gut'n Zag, Lieb’ Hafel mein, warum bift
du fo grüne?” „„Hab' Dank, hab’ Dank, wadres Mägde
lein, warum bift du fo ſchöne?““
„arum daß ich fo fchöne bin, das will ich dir wehl
Kae ich, et weiß Brod, trink' Fühlen Wein, davon bin ich
o jchöne.
„„Iß'ſt du weiß Brod, trinkſt fühlen Wein, und bift da-
von fo fhone, fo falt alle Morgen Fühler Thau auf mic,
daven bin id) fo grüne.““ .
„Ds faͤllt ale Morgen Eühler Thau auf dich und bift
davon fo grüne? Wenn aber ein Mäpchen ihren Kranz ver:
liert, jie triegt ihn nimmer wicder.”
„„Wenn aber ein Mädchen ihren Kranz will behalten,
zu Haufe muß fie bleiben, darf nicht auf alle Narrentäng'
sehn; die Narrentänz' muß fie meiden.’
„Hab' Dank, hab’ Dank, liebe Hafel mein, daß du mir
das gejaget, hätt! mich fonft heut’ auf den Narrentanz be:
reit't, zu Haufe will ich bleiben.”
Aus Herder’s Volksliedern.
7122.
Es wollt' ein Mägdlein Waſſer holen bei einem Fühlen
Bronnen; ein ſchneeweiß Hemdlein hat fie an, dadurch fcheint
ihr die Sonnen.
Sie ſah fih um, fie fah fih her, fie meint‘, fie wär!
alleind; da kam ein Reiter daher geritten, er grüßt Die Jung:
frau reine.
„Sett grüß' euch, zartes Jungfräulein, wie fteht ihr
bier alleine? Wollt ihr dies Sahr mein Schlafbuhl fein, fo
siehet mit mir heime.“
„„Und euer. Schlafbuhl bin ich nicht, ihr bringt mir
denn drei Rofen, die in der Zeit gewachſen fein, wohl zwi—
ſchen Weihnachten und Oſtern.““
Er reit't über Berg und tiefe Thal, er konnt ihrer Feine
finden; er reift wohl vor der Malerin Thür: „rau Male:
rin, feid ihr darinnen?“
„Seid ihr darin, fo kommt berfür, und malet mir drei
Rofen, die diefes Jahr gewachſen fein, wohl zwiſchen Weib:
nachten und Oſtern.“
Und da die Roſen gemalet waren, da hub er an zu fin:
‚gen: „Erfreu' dich, Mägdlein, wo du bift, drei Roſen thu
ich dir bringen.” |
Es wollt! gut Jäger jagen. 367
Dad Mägblein an dem Laden ftund, gar bitterlich thät
fie weinen; ſie ſprach: „„Ich habs im Scherz gered’t, ich
meint’, ihr findet Feine!” ”
„Daft du es nur im Scherz gered't, gar fcherzlich woll'n
wir's wagen! Bin ich dein Scherz, bift du mein Scherz, fo
[herzen wir beid’ zufammen.”
Des Knaben Wunderhorn.
123.
Eigne Melodic.
Es wollte vor Zeiten ein Säger frein, er 309 in den
grünen Wald hinein. Baubau, baubau, trara! Er lodit das
hohe und niedere Wild, die Männchen und Weibchen im grü-
nen Gefild: „Ihr lieben Gefellen, ah, rathet mir fein, wie
muß mein Betragen im Cheftand fein?” (Chor:) Baubau!
hetzhetz! huſſah! hallo! halle! frara!
Der Jaͤger zuerft zu dem Bären frat: „Du zottiger Peg,
gieb mir guten Rath!“ Baubau! baubau! trara! Da brumnite
der Bar: „Sich mid nur an, bin ich nicht ein Mufter ale
Ehemann? denn dickfellig muß man bei Weibern ſein, und
brummen und brummen Jahr aus Jahr ein.” (Chor:) Bau⸗
au! ꝛc.
Der Jaͤger trieb auch einen Dachs aus dem Bau: „Wie
leb' ich zufrieden mit meiner Frau?” Baubau! baubau! trara!
Da gähnte der Dachs und ftrich fi den Wanft: „Ach, ſchlafe
fo fang’ und fo feft du Eannft, denn nur, wenn man weder
bört nod) fieht, bat man vor Weibern Ruh' und Fried’.
(Chor:) Baubau! ıc.
3. Devrient. „Hans Heiling” v. Marfchner.
724.
Der englifche Gruß.
Es wollt’ gut Jaͤger jagen, wollt“ jagen auf Himmels
Höhn, was begegnet ihm auf der Haiden?! Maria, die
Sungfrau fon. -
Der Jaͤger, den ich meine, der ift uns wohl befannt, er
jagt mit einem Engel, Gabriel ift er genannt.
Der Jaͤger blied in fein Hörnlein, ed lautet alfo wohl:
„Gegrüßt ſeiſt du, Maria, du bift aller Gnaden voll.”
„Öegrüßt feift du, Maria ‚du edle Jungfrau fein, dein
Leib fol dir gebären ein kleines Kindelein.”
368 Es zieht durch alle Werfen.
„Dein Leib Toll dir gebären ein Kindlein ohn' einen
Mann, das Hinmel und die Erde einftmals zwingen kann.“
Maria, die viel reine, fiel nieder auf ihre Knie, dann
bat jie Gott vom Himmel: „„Dein Wil’ geſcheh' allhie!’’
„„Dein Will’, der fol gefchehen ohn’ Pein und fonder
Schmerz.” Da empfing fie Sejum Ehriftum unter ihr jung:
fräufiches Herz. Des Knaben Wunderhorn.
725.
Es zieht duch alle Weſen ein dunkles Band fich fort,
und Aug in Aug’ zu lefen iſt ein geheimes Wort.
In Lenzes Heiligthume webt Alles Einen Sinn, tönt
Lied um Lied, und Blume neigt ſich zur Blume hin.
Doch erſt in unferm Kreife wird dad Geheinniß Fund,
wenn Lieb’ um Lieb’ und leife verknüpft im ſel'gen Bund.
Sie zieht durch alle Wefen,’ ein helles. Band, fich fort,
ift Aug’ in Aug’ zu lefen, ein offenbares Wort.
Carl von Grüneifen.
726.
Schill,
Melodie: Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus.
Es zog aus Berlin ein tapferer Held, juchhe! Er führte
fehöhundert Reiter in's Feld, juhhe! Sechshundert Reiter
mit redlihem Muth, fie Dürfteten alle Franzoſenblut. Juchhe!
juchhe! juchhe! o Schill, dein Säbel thut weh.
Auch zogen mit Neitern und Rofen im Schritt, juchhe!
wohl Zaufend der täpferften Schügen mit, juchhe! Ihr Echü-
gen, Gots fegn’ euch jeglichen Schuß, durch welchen ein Franz:
mann erblaffen muß. Suchbe! x.
So zieht er zum Kampfe der tapfere Schill, der ſchlagen
mit Schelmen:Franzofen ſich will, ihn fendet Bein Kaifer, Fein
. König auß, ihn fendet die Freiheit, dad Vaterland aus.
ei Dodendorf färbten die Männer put das fette Rand
mit franzöfifchem Blut; Bweitaufend zerhieben die Säbel blank,
die Uebrigen machten die Beine lang.
Drauf ftürmten fie Dömis, das fefte Haus, und jagten
die Schelmen-Franzoſen hinaus, dann zogen fie luſtig in’s
m erland- ein, da foll Fein Franzoſe ſein Kiwi mehr
rein.
Auf Stralfund brauft dann der reiſige Zug. O Bran-
ofen, verftändet ihr Vogelflug! O wüchſen euch Federn und
brüge gefhwind! es nahet der Schill ud er reitet wie
ind.
ln.
&s yegen drei Zurſchen. 369
Er reitet wie Wetter hinein in bie Stadt, bie der Wal⸗
lenſtein weiland belagert hat wo der zwölfte Carolus im
Thore fchlief; jeßt liegen ihre TIhurme und Mauern tief.
OD weh euch, Franzoſen! jetzt feid ihr fodt, ihr färbet
die Säbel der Reiter roth. Die Reiter, fie fühlen das Deuts
fhe Blut, Franzoſen zu tödten, das daͤucht ihnen gut.
O Chill, o Chill, du tapfeter Held! o weh! was fpren-
geft du nicht mit den Reitern in's Feld! o weh! was ſchließſt
du in Mauern die Tapferkeit ein, bei Etvaljund, da ſollſt
bu begraben fein. O meh, o weh, o weh! o Schill, dein
Säbel that weh.
O Stralſund, du trauriges Stralefund, in dir geht das
tapferfte Herz zu Grund, eine Kugel durchbohret das red⸗
Lichfte Herz, und Buben, fie treiben mit Helden Scherz.
Da fchreiet ein fchnöder Sranzofenmund: „Man foll ihn
begraben wie, einen Hund, wie einen Sichelm, der an Balgen
und Rad ſchon fütterte Krähen und Naben fatt!” J
So trugen ſie ihn ohne Sang und Klang, ohne Pfeifen⸗
ſpiel, ohne Trommelklang, ohne Kanonenmuſik und Musketen⸗
gruß, womit man Soldaten begraben muß.
Sie ſchnitten den Kopf von dem Rumpfe ihm ab, und
legten den Leib in ein ſchlechtes Grab; da ſchlaͤft er nun bis
an den jüngften Zag, wo Gott ihn zu Freuden erweden mag.
Da fihläft nun: der fromme, der tapfre Held, o weh!
ihm ward fein Stein zum Gedädhtniß geftelt; o weh! doch
hat er’ gleich. keinen Ehrenjtein, fein Name wird nimmer ver:
geflen fein. Juchhe ıc. u
Denn zäumet ein Reiter fein fchnelles Pferd, juchhe!
und ſchwinget ein Reiter fein blankes Schwert, juchhe! fo
denkt er und betet: Herr Schill, Herr Schill, ich an den
Franzoſen euch rähen-wil. Juchhe ꝛc. — Arndti.
727.
Es zogen drei Burſchen wohl über den Rhein; o du liebe
liebe Seel’, o du einziges Kind, o du! bei einer Frau Wir:
thin da Eehrten fie ein, mit der Rolle, mit der Bolle, mit
ber ganzen Walachei. O wai, o wai, o wai, 's ijt ja pure
Narrethei, o wai, o wai, o wai, 's ift ja pure Narrethei.
„Frau Wirthin, hat fie gut Bier und Wein? D du ıc.
Was macht denn ihr rojiges Toͤchterlein?“ Mit der ıc.
„Mein Zöchterlein ift noch zu Plein, o du 20.5 das muß
noch bleiben drei Jahr allein.” Ohne Rolle. ꝛc. 33.
„„Ach Mutter, ich bin ſchon eben recht, mir hat's ja ger
faget des Nachbars Knecht.““ nn
I. 24
370 Es zogen drei Rurſche.
Und hat's bir gefaget des Rachbars Knecht, fo bift du
für einen een u —3** v Kr ; —
nd bin i ir einen Studenten zu ſchlecht, fo Hole
der Zeufel bes Nachbars Knecht!” s ’
728.
Es zogen drei Burfche wohl über den Rhein, bei einer
Frau Wirthin, da Pehrten fie ein.
„Frau Wirthin! hat fie gut Bier und Wein? wo hat
fie ihr ſchoͤnes Toͤchterlein?“
„Mein Bier’ und Wein ift frifch und Mar, mein Töchter:
lein liegt auf der Todtenbahr'.““ -
Und als fie traten zur Kammer hinein, ba lag fie in ei-
nem fchwarzen Schrein.
Der erfte, der ſchlug den Schleier zurüd, und fchaute
fie an mit traurigem Blid:
„Ah! lebteſt du no, du ſchoͤne Maid! ich würde dich
lieben von diefer Zeit.”
Der zweite dedte den Schleier zu, und Fehrte ſich ab,
und weinte dazu:
‚Ah! daß du liegſt auf ber Zodtenbahr'! ich hab’ dich
geliebet jo manches Jahr.“ Ä
Der dritte hub ihn wieder fogleich, und Füßte fie an
den Mund fo bleich:
„Dich liebt' ich immer, dich Lieb’ ich noch heut’, und
werde dich lieben in Ewigkeit.” . hland.
729.
Es zogen zwei ruͤſt'ge Geſellen zum erſten Mal von Haus,
ſo jubelnd recht in die hellen klingenden, ſingenden Wellen
bes vollen Frühlings hinaus.
Die ftrebten nach hohen Dingen, die wollten, trotz Luft
und Schmerz, was Recht's in der Welt vollbringen, und wem
fie vorübergingen, dem lachten Sinnen und Herz.
Der Erfte, der fand ein Liebchen, die Schwieger kauft
Hof und Haus; der wiegte gar bald ein Bübdhen, und fah
aus heimlichem Stübchen behaglich in's Feld hinaus
Dem Sweiten. fangen und logen die taufend Stimmen
im Grund verlodend’' Sirenen, und zogen ihn in der buhlen⸗
den Wogen farbig bfinfenden Schlund.
Und wie er auftaucht' vom Schlunde, da war er müde
und alt, fein Schifflein bas lag im Grunde: fo .ftil war's
rings in die Runde und über die Waffer weht's kalt.
Ewig will ic die gehören! 371
Es fingen und Elingen bie Wellen des Frühlings wohl
über mir, und feh’ ih fo kecke Geſellen, die Thraͤnen im
Auge mir fchwellen, — ach Sott, führ' uns liebreidy zu dir!
Zoſeph Freiherr v. Eichendorff.
780.
Euch, ihr edlen deutfchen Neben, fei mein Lieb geweiht!
Sing’ ein Anbrer von den Helden diefer lieben Zeit.
Behlen mir auf ihre Namen Reine zum Gedicht, und
zum Ungereimten brauchen fie den Dichter nicht.
Hab’ mid, in dem Beift der Zeiten auch einmal beraufcht;
bab’ den Rauſch nun ausgefchlafen und den Trank vertaufcht.
Deutſch und frei und ftark und lauter, in dem deutſchen
Land, ift der Wein allein geblieben an des Rheines Strand.
Und er läßt die deutfche Tugend, läßt den deutichen Muth
frank und frei im Glaſe fprudeln, und man heißt es gut.
Und er zieht durch Deutfchlands Gauen, predigt deut»
fhen Geift, wenn duch froher Männer Runde er im Bes
cher Ereift.
Landsmann! grüßt ihn mit Entzüden jeder deutfche Mund,
und er hält in alter Zreue feinen deutfchen Bund.
Frägt nicht nach der Herren Wechfel, nach der Seelen Zaufch,
fennt nur eine deutſche Erte, einen deutichen Rauſch.
Iſt der nicht ein Demagoge , wer fol einer fein? Mainz,
du heil'ge Bundesfeſte, ſperr' ihn nur nicht ein!
731.
Eigne Melodie.
„Ewig will id dir gehören!” ach, fo fprady dereinſt ihr
Mund: „Feine Macht A je zeritören meiner Liebe treuen
Bund!” Und die Ungetreue wendet fchnell von mir ihr Herz.
Ach wie gern wollt’ ıch mid) überreden, bloße Zäufchung fei
mein Schmerz.
Ehre ſoll allein mich leiten, und ih will die Falfche
fliehn, da, wo Männer muthvoll ftreiten, hin zu Kampf und
Schlachten ziehn. Ja, dem Herz, muß es fie baffen, fat es
dennoch ſchwer, fie auf immer zu verlaflen, denn ad! ic)
liebte fie zu ſehr. Aus „Bra Diavolo.“
— ——
Höchst interessante Anzeige.
Bei Ign. Jackowitz in Leipzig ift fo eben erfchienen
und in allen Buch- und Kunfthandlungen zu haben:
Maris wie es wirklich ii,
das heißt:
wie cd lebt, Tiebt, ißt, trinkt, ſchwelgt, darbt,
handelt, fpielt, intriguirt, cabalifirt, wacht,
ſchlaft, träumt, phantafirt, philofophirt, lieſ't,
fchreibt, dichtet, muficirt, lacht, weint, prome-
nirt, reitet, fährt, klatſcht, ſchwatzt, Schulden
macht, betrügt, ſtiehlt, raubt, pofitifirt, kanne—
gießert, emeutirt, vevoltirt, rebellirt ıc,
Erftes bis viertes Heft... _
Jedes Heft mit einem colorirten Titelkupfer.
8. geh. in Umſchl. a Y/, Thlr.=36 &r. rhein. — 30 Er. EM.
Von. allen Schriften, die bis jegt über Paris erſchienen
find, ift zuverläffig Feine fo geeignet, dieſe fo merkwürdige
Weltſtadt in jeder Hinficht befter und genauer kennen zu ler:
nen, als. durch das hier angezeigte Werk. Der Verfafler, der
diefelbe unter den verfchiedenartigften WVerhältnifien und in
allen erdenklichen Lagen beobachtete, Zutritt in den Salons jedes
Nanges und jeder Farbe hatfe, fagt deshalb in feiner Vorrede:
„Leine Stadt der Welt bietet fortwährend ein ergötzli-
theres, ein komifd-tragtfcheres Fuft-, Shau- und Trauerſpiel
dar, als Stankreihs berühmte und berüdtigte Haupiſtadt.
Bum Todtlachen und. zum Todtweinen ift bier der Stoff un-
ermeßlid) und geht niemals aus. Auf Contrafte und Carica-
suren, wie man fie in der. Welt nirgends mehr finder, Ttößt
man hier täglid), näctlid und ſtündlich. Die feltfamften Berr-
bilder aler Art und uon’allen Nationen, jenes Ranges, Stan-
des, Alters und Gefchleehtes wimmeln hier auf allen Straßen,
Plätzen. und Promenaden, und alle Salons, Theater, Bälle
und Aneipen find mit ihnen angefüllt.‘*
Diefes Keben und Zreiben in allen feinen Nuancen und der
Wahrheit und Wirklichkeit getreu und auf das Lebendigfte darzu⸗
ftellen, ift die nicht leichte Aufgabe, Die der Verfaffer, ver Frank:
reih und Paris feit länger ald 30 Jahren kennt, in
dem Werke: „Paris wie es wirklich tft,” zu loͤſen hofft.
——
Allgemeines deutſches
Zieder⸗Lerikon.
Zweiter Band.
Allgemeines deutſches
Liebe Lexikon
oder
Bollftändige Sammlung.
aller
betannten beutfchen
Lieder und Bolksgefänge
- in '
alphabetiſcher Folge.
In vier Bänden.
Zweiter Band.
P—M.
Leipzig, 1847, |
Berlag von Guſtav Thenau.
Drud von & 9. Hoßfeld.
ö— —— — —— —— — — — —— — — —
; ins davon, weiß
732.
abret hin, fahret Hin, Grillen, geht mir aus dem
Einn! Bruder mein, ſchenk uns ein, laß uns
luftig fein! Drum, ihr Grillen, weichet weit, bie ihr meine
Ruh gerftzeut! ich bin nicht fo erpicht, der auf Grillen dicht't.
rillifiren, Phantafiren muß aus meinem Kopf marſchi⸗
ten, wo man blaf't, Trarah blaf’t, in dem Waldpalaft. Und
ich fag’, es bleib’ dabei, luſtig ift die Sägerei, jo im Wald
Id aufhalt, bis das Herz erlaltt.
Haſen, Füuͤchſe, Dad, Luͤchſe, ſchieß' ich oft mit meiner
ühje, das vertreibt manches Leid, mande Zraurigkeit.
; wen ‚ Bären, Pantherthier, wilde Schwein und Zigerthier,
ı nd nicht frei vor dem Blei der edlen Jaͤgerei.
fhon, wird mir bald zum Lohn. Drum,
He, he, be! Eh und Reh’ dorten id) von ferne ſeh';
i |
Ir Götter, gebet zu, daß ich ja nicht ur thu'! Puff und
Knall! daß es ſchau' und das Hirfchlein fall'!
Volkslied aus Büfhing‘s u. v. d. Hagen’s Samml.
733.
;» Feinde ringsum! :,: Um diefe ziſchende Schlange, Ba: -
ferland, ift dir fo bange® :,: Bange, warum? ;,:
Bittre du nicht! Hörft im unfinnigen Rafen du die
Trompeten fie blafent Zittre bu nicht! °
‚Bittern, wofür? daß jie mit Schauder und Schredien beine
Gebirge bedecken? find wir doch hier! -
Bater und Sohn, flammende Schwerter gezogen, kom:
men wie Maben geflogen, ſprechen ihm Hohn.
Bluͤcher voran! Seht auf dem Rappen ihn figen! ſchaut,
we die Augen ihm bligen! Er macht den Plan.
II. 1
2 $Keldeinwärts flog ein Vögelein.
Stern in der Naht! Greis mit den filbernen Haaren,
Blücher, wo find die Gefahren? wann, wo die Schlacht?
Feind nur herab! Nicht mit dem fihnaubenden Gaule,
nicht mit dem prablenden Maule fchredift du uns ab!
- Muth in der Bruft! Scharf wie der Blitz unfre Säbel,
dunkel die Blidde wie Nebel! Kampf unfre uf
Baterland weint? Hörft du? und Vaterlandsthränen ma-
chen aus Kriegern Hyänen, Fluch für den Feind!
Kopf in die Höh! Stolzer, wir fommen, wir kommen!
haben ſchon Abfchied genommen, that uns fo er
Dort rings umher fengen und brennen die Yeinde, wer
nende Mädchen und Freunde hinter uns her!
Weib, gute Nacht! Pallafche zwiichen die Zähne! Kalt
auch darauf eine Thräne, fort in die Schlacht!
Rad) einem Liede von Cramer. 1813.
' 734.
Serbftlied.
Feldeinwaͤrts flog ein Bögelein, und fang im muntern
Sonnenfchein mit füßem wunderbaren Zon: We! ich fliege
nun davon! weit, weit reif’ ich noch heut’!
Ich horchte auf den Feldgefang, mir warb fo wohl und
doch fo bangs mit frohem erz, mit trüber Luſt ſtieg
wechfelnd bald und ſank die Bruft: Herz! Herz! brichft vor
Wonn' oder S ?
Doch als ich Blätter fallen ſah, da dacht' ich: ad,
der Herbft ift da! der Sommergaft, die Schwalbe, zieht,
ee fo Lieb’ und Sehnſucht Richt ‚ weit, weit! raſch mit.
der Zeit!
. . Doch -vudwärts Fam der Sonnenfchein, Dicht zu mir drauf
das Vögelein, es fah mein thränend Angeficht, und fang: Die
Liebe wintert nicht! Nein! nein! ift und bleibt Fruͤhlings⸗
ſchein! udwig Lich.
735.
Die Gefallenen,
. Kerne in der fremden Erde rubet ihr bei eurem Schwerte
in des Todes fichrer Hut! Heiliger Frieden lohnt euch Mu
den nach bes. Tages heißer Gluth!
Feindesadler ſaht ihr fallen, tag Siegesdonner ſchallen
als der’ Tod das ‚Auge brach: Heil euch Kieben, träumet
drüben von des Sieges golb'nem Tag.
2
Feftlic ſchwebt ein Frendentag. 3
Selig preif’ ic) eure Looſe in der Erde kühlem Schooße,
denn ihr ſaht der Freiheit Licht! Saht fie fleigen über Kei-
hen, — doch fie ſinken faht ihr nicht.
Wilhelm Hauf. 182.
736.
Das Kind der neuen Zeit.
Kern in Oſten wird es helle, graue Zeiten werben jung;
aus der lichten Karbenquelle einen langen tiefen Trunk! Alter
zehnjucht heilige Gewährung, füße Lieb' in göttlicher Ver⸗
ärung! ,
Endfih kommt zur Erde nieder aller Himmel jel’ges
Kind, ſchaffend im Gefang weht wieder um bie Erde Kebens-
wind, weht zu neuen, ewig lichten Flammen längft verftiebte
Bunfen hier zufanımen. "
Ueberall entipringt aus Grüften neues Leben, neues Blut;
ew'gen Frieden uns zu ftiften, taucht er in die Lebensfluth;
gebt mit volen Händen in der Mitte, liebevoll gewärtig jeder
itte.
Zafle feine milden Blicke tief in deine Seele gehn, und
von feinem ew’gen Glüde folft du dich ergriffen —* Alle
Herzen, Geiſter und die Sinnen werden einen neuen Tanz
beginnen.
Greife dreiſt nach feinen Händen, praͤge dir fein Antlitz
ein, mußt dich immer nach ihm wenden, Blüthe nach dem
Sonnenidyein; wirft du nur das ganze Herz ihm zeigen, bleibt
er wie ein treued Weib dir eigen.
Unfer ift fie nun geworden, Gottheit, die uns oft er-
fchredt, hat im Süden und im Norden Himmelskeime raſch
geweckt, und fo laß im vollen Gotteögarten treu und jede
Knosp' und Blüthe warten.
Novalis. (Axiedrich v. Hardenberg.)
737.
- Melodie: Brüder, laßt uns luſtig fein.
Feſtlich fchwebt ein Freudentag unferm Kreife nieder;
jeder helle Stundenſchlag hallt uns Freude wieder. Wer ein
Herz im Buſen tragt, wem ed laut und feurig fehlägt,
finge Jubellieder.
Schön iſts, wenn zum engern Band Menſchen ſich ver-
Inüpfen, Seel’ in Seele, Hand in Hand, ihren Pfad zu huͤ⸗
pfen! Selig durch der Freundſchaft Gluͤck, müfle jeder Au:
genblick ihres Seins entſchlüpfen!
1*
4 Flamme empor!
Allen Großen, bie fi) gern Fetten an die Kleinen, allen,
die, von Selbftfucht fern, tröften, die da weinen, unferm deut-
fhen Vaterland, jedem Alter, jedem Stand ſoll die Sonne
ſcheinen!
Ale Mädchen, die entzückt Lieb' um Liebe geben, wem,
durch Minnefold beglüct, Herz und Puls fich heben, was ſich
feurig liebt und kuͤßt, traulich Seel’ in Seel’ ergicht, fol
fſich freun und leben!
"Allen Weibchen, fromm und treu, hold dem muntern
Zecher, allen braven Maͤnnern ſei heilig dieſer Becher! Selbſt
nad) langer Jahre Bund leer’ auf ſie, bis auf ben Grund,
Amor feinen Köcher! ,
738.
Bekannte Melodie.
;: Flamme empor! :,: fleige mit loderndem Scheine auf
den Sebirgen am Rheine glühend empor!
Siehe! wir ftehn :,: treu im geweiheten Kreife, dich, zu
des Vaterlands Preife, brennen zu fehn.
Heilige Gluth! rufe die Jugend zufammen, daß bei den
ziſchenden Flammen wachſe der Muth! |
Hier auf den Höhn leuchte du, flammendes Zeichen, daß
alle Feinde erbleichen, wenn fie dich fehn! Ä
Finftere Nacht lag auf Germaniend Gauen; da ließ Ie:
hovah ſich fchauen, der uns bewadht.
„Richt, brich herein!” ſprach er; da fprühten die Flam⸗
men, fhlugen die Gluthen zufammen über den Rhein.
Und er ift frei! Flammen umbraufen die Höben; bie um
den Herrlichen ftehen, jauchzt, er ift frei! |
tehet vereint, Brüder! und laßt und mit Bligen unfere
Gebirge befchügen gegen den Feind! -
Leuchtender Rhein! fiehe, wir fingenden Paare ſchwoͤren
am Blammenaltare Deutiche zu ſein!
Höre das Wort! Vater! auf Leben und Sterben, hilf
uns die Freiheit erwerben! fei unfer Hort! €. Nonne.
739,
Blattre, flattre, Eleiner Vogel, tändle durch des Lebens
Mai, fieh, zerbrochen ift dein Kafig, flattre, flattre, du bift
frei. Uber horch! ed lodt im Bufche ein verführerifcher Ton;
traue nicht dem füßen Loder! flattre, flattre huſch Davon.
Siehſt du nicht die falſche Schlinge, wo die rothe Deere
hängt? Flattre, flattre, armer Vogel, eh’ fie dich Betrognen
‘
Fsrdre Niemand mein Scichfal zu hören. 5
fängt. Haſt du ſie einmal verſchlungen, jene Beere ſüß und
—— dann flatterſt du vergebens: dieſe Schlinge iſt
ein Tod.
740.
Fluͤchtiger, als Wind und Welle, flieht die Zeit; was
halt fie auf? Sie genießen auf der Stelle, jie ergreifen ſchnell
im Lauf, das, ihr Brüder, hält ihr Schweben, halt die Flucht
der Zage ein. Schneller Gang ift unfer Xeben; laßt uns
Rofen auf ihn ftreun!
Rofen — denn die Zage finfen in des Winters Nebel:
meer; Roſen — denn fie bluͤhn und blinken links und rechts
noch um und her. Noſen ftchn auf jedem Zweige jeder fchö-
nen Sugendthat. Wohl ihm, der bis auf die Steige rein
gelebt fein Leben bat.
‚.. Zage werden und zum Kranze, der des Greifed Schlaf um
get, und um fie in friſchem Glanze, wie ein Traum der
ugend, blüht. Auch die dunklen Blumen Bühlen uns mit
Ruhe doppelt füß, und bie lauen Lüfte fpielen freundlich uns
ins Paradies. Herder.
741.
Eigne Melodie.
Fordre Niemand mein Schiclfal zu hören, dem das Leben
noh wonnevoll winkt! Sa, wohl könnte id) Geifter befchwö-
ten, die der Acheron befler verfchlingt. Aus dem Lehen -mit
Schlachten verkettet, aus dem Kampfe mit Xorbeer umlaubt,
hab’ ich nichts, hab’ ich gar nichts gerettet, ald die Ehr’ und
dies alternde Haupt.
‚ Keine Hoffnung tft Wahrheit geworden, felbft des Juͤng⸗
lings hochklopfende Brujt hat im liebeglühenden Norden ihrer
Sreiheit entjagen gemußt: zu des Vaterlands Rettung beru-
fen, ſchwer verwundet, von Feinden umfchnaubt, — blieb
me unter den feindlichen Hufen nur die Ehr' und dies al:
ternde Haupt.
In Amerika follte ich fteigen, und in Polen entſagt' ich
der Melt; — laffet mich meinen Namen verfchweigen, ih bin
nichts als ein fterbender Held. O mein Vaterland, did
nur beflag’ ich, denn du bift deines Glanzes be:
raubt; — dich bemweinend, zum Grabe hin trag’ id) meine
Ehr' und dies finfende Haupt.
„Der alte Feldherr.“
6 Sort iſt fort.
742.
Melodie: Ohne Lieb' und ohne Wein.
Fort iſt fort, und hin ift hin, gebt dem Wein die Sor:
en! Haben wir nur frohen Sinn, dann find wir geborgen
Stoßet an und trinket leer diefen vollen Becher; nimmer wird
das Leben ſchwer einem frohen Zecher!
Wozu, Kreunde, ae der Nein wohl im Sonnenftrahle,
als dag Menfchen fich erfreun an dem
öttermahle! Höher
fteiget unfre Luft, wenn das Glas und winket, höher hebt
fih unfre Bruft, wenn die Zunge finfet.
Und nun, Freunde, iſt's vollbracht; feht, uns iſt's ge
lungen! Nun noch einmal recht gelacht, und das Glas ge:
ungen. Heil dem Geift, der und belebt! Giebt er und
nicht Freuden? Muth denn, Freunde, nicht gebebt bei der
Erde Leiden! Reinbec.
743.
Melodie: Wo Kraft und Muth.
Fragft du nah unferd Bundes Geift und Sinnen, fe
ſuch' ihn nicht im ird'ſchen Flitterglanz; was unfre Seele
kühnlich will gewinnen, tft nicht .ein leicht verſchwundner
Farbenfranz. Don deutfchem Stamm geboren, hat's hoch das
Herz geſchworen, für's Hohe männiglid) allein zu gluhn und
alle Sklaverei der Welt zu flichn.
Der hohe Geift, der wie im Schöpfungswahne durch alle
gute Herzen Eräftig floß, der, wie ein Sonnenſtrahl von
rgeshöhen in's matte Thal des Lichtes Luſt ergoß, der
hohe Geiſt ſucht Wahrheit, ſucht makelreine Klarheit, und
reißt drum deutſam alle Seelen fort, zu ſchiffen ruͤſtig nach
dem lichten Port.
Er ſucht die Wahrheit, die im Leben liebet, die wohl⸗
thut, wo des Bruders Thraͤne klagt; er ſucht die Wahrheit,
die in That ſich übet und nichts nach Gold und Menſchen⸗
größe fragt. Er fucht der Freiheit Leben, treu jedem Recht
ergeben, und bauet in der Welt ein frommes Haus aus jel-
ned Herzens Heiligtum. hinaus.
Des alten Vaterlandes Heil zu gründen, was feinem
Herzen theuer ift umd werth, trägt er, wo fich gemeihte
Flammen finden, fie alle hin zum großen Bruderherd, body
mächtig drängt fein Sinnen, das echte zu gewinnen, und
fräftig greift er zu dem freien Schwert, wird feines Vater:
landes Ruh’ geftort,
Freiheit, die ich meine. 7
Und einen Gott glaubt er in feinem Herzen, der über'n
Sternen hält ein recht Gericht, und ſchauet fröhlich zu des
Himmeld Kerzen, wenn auch ber treue Wanberftab zerbricht.
Drum, ob die Sonnen wanfen, ob Berg’ und Hügel ſchwan⸗
ten, in unferm Bund kein Sklavenherz erbebt, fo lange [old
ein Geift noch uns erhebt!
744.
Frau Nachtigall, ‘mach’ dich bereit, der Zag bricht an,
es ift hoch Zeit! du follt mein treuer Bote fein wohl zu der
Alerliebften mein;
. Die dein in ihrem Würzgärtelein thut warten mit groß
Angft und Pein; manch heißer Seufzer ihr "raus dringt, bis
ihr von mir gut Botſchaft bringft. oo.
So mad)’ did auf, fäum’ dich nicht lang’, fahr hin mit
ſchön und fröhlichem Gefang, ſprich ihr mein'n Gruß ins
Herz hinein, jag’, ich wol’ Bi bald bei ihr fein.
Sie wird dich heißen zu tauſendmal willfommen fein,
Frau Nachtigall, wird die auch zeigen zur felben Stund’ ihr
treues Herz, mit Lieb' verwund't.
Durch Venus Pfeil iſt es verlegt; drum du fie alles Leids
ergetz,, ſag', daß fie ihren Unmuth laß fa’: richt's nur recht
aus, Frau Rachtigall!
Aus den Saillaxdten dv. Rofthio. 1593.
748.
Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt, fomm mit
deinem Scheine, ſuͤßes Engelöbild! Magft du nie dic) zeigen
ot Sedrängten Welt, führeft deinen Reigen nur am Sternen:
ze
Auch bei grünen Bäumen in dem luſt'gen Wald, unter
Dlüthenträumen ift dein Aufenthalt! Ach, das ift ein Reben,
wenn es weht und Elingt, wenn bein filled Weben wonnig
uns durchdringt.
. (Wenn die Blätter rauſchen füßen Freundeögruß, wenn
ir Blicke taufchen, Liebeöwort und Kuß. Aber immer wei
ter nimmt dad Herz den Kauf, auf der Himmelsleiter fteigt
die Sehnſucht auf. Ba
Aus den ftilen Kreifen kommt mein Hirtenkind, will der
Welt beweiien, was es denkt und minnt. Blüht ihm doch
ein Garten, reift ihm doch .ein Feld auch in jener harten,
feinerbauten Welt.
8 . Sei oder todt
Wo fih Gottes Flamme in ein Herz gefentt, das am
alten Stamme treu und liebend hängt; wo fih Männer fin-
den, die für Ehr' und Recht muthig fich verbinden, weilt ein
frei Geſchlecht.)
Hinter dunkeln Wällen, binter eh'rnem Thor kann das
Herz noch ſchwellen zu dem Licht empor; für die Kirchenhallen,
fuͤr jr Väter Gruft, für die Liebſten fallen, wenn die Frei-
beit ruft.
Das ift rechtes Glühen, frifh und rofenroth, Helden
wangen blühen fchöner auf im Tod. Wolleft auf uns lenken,
Soft Lieb" und Luft, wolleft gern dich ſenken in die deutſche
ru
Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt, komm mit
beinem Scheine, füßes Engelsbild! Freiheit, holdes Mefen,
graubig, Fühn und zart, haft ja lang erlefen dir die deutfche
rt. Mar v. Schenkenvorf. 1813.
746,
Melodie: Wo Kraft und Muth.
Frei oder todt! frei leben oder fterben! fa fchmwdren mir
auf biefes freie Schwert. Wir zittern nicht, ‚mit Blut ben
Stahl zu färben, der nur dem freien Vaterland gehört. Im
Herzen heilige Flammen, ftehn freudig wir zufammen! Wir
leben frei’ und legen Hand in Hand: wo Freiheit wohnt, ift
unfer Vaterland!
Herein, herein die alte. Kraft der Neben! benn ohne
Mein ift alles Keben tobt. Im Wein allein ijt Liebe, Licht
und Xeben, und ſchoͤner Träume goldnes Morgenroth. Im
Herzen heilge Flammen, ſtehn freüdig wir zuſammen! Wir
trinken Wein und legen Hand in Hand: wo Reben bluͤhn, iſt
unſer Vaterland!
Wir werden Gluth, wo Lippen, Stirn und Wangen,
wo blaue Augen lichte Sterne glühn, die aufgeblüht in ſeh⸗
hende⸗ Verlangen, in füßes Lied den Freund hinüber ziehn.
m Herzen heil'ge Flammen, ftehn freudig. wir zufammen!
Wir lieben treu und legen Hand in Hand: wo Liebe lebt,
ift unfer Vaterland!
Auf! trinkt und fingt und fliegt, geliebte. Brüder, den
Sternen zu im fchwärmenden Gefang! In freier Seele Mingt
es freudig wieder, was voll und rein in lauter Stimme lang.
Im Herzen heilige. Klammen, fehn freudig wir zufammen!
Wir fingen laut und legen. Hand in Hand: wo Xieder glühn,
iſt unfer Vaterland!
Stendenfänge, dentſche Brüder, 9
Stüdauf, Glückauf! wir gaben ed errungen, ein freies
Land ift unfer deutfches Land! Bon Lieb’ und Wein in heil’
ger Gluthr umfchlungen, find wir vereint durch beutfcher
Sprache Band. Im Herzen heil'ge Flammen, ftehn freudig
wir zufammen! Wir rufen laut und legen Hand in Hand:
das deutſche Land ift unfer Vaterland.
747.
Frei und unerfhütterli wachfen unfre Eichen; mit dem
Schmud der grünen Blätter ftehn fie feft in Sturm und
Metter, wanken nicht, noch weichen.
Wie die Eichen himmelan, troß ben Stürmen, ftreben,
wollen wir aud) ihnen gleichen, frei und feft wie deutfche
Eichen unfer Haupt erheben.
Darum fer der Eichenbaum unfer Bundeszeihen: daß in
Thaten und Gedanken wir nicht ſchwanken oder wanfen, nies
mals muthlos weichen.
748.
Melodie: Alles ſchweige.
Freudenklaͤnge, Beftgefänge, raufht empor zum Himmels:
zeit. Won der Sorge loßgerungen, von der Liebe fanft ume
ſchlungen, ftehn wir fröhlich Hand in Han.
Ernfte Stunde, unferm Bunde bringe Segen und Ge:
deihn! Treue Liebe in dem Herzen achtet Opfer nicht und
Schmerzen, wenn's dad Glück des Freundes gilt.
Der dort oben feſt gewoben unferd Bundes ew'ges Band,
er, der Herr, blickt jegnend nieder auf des deutfchen Landes
Brüder, wenn fie treu und bieder find.
Nun ertöne Liebchens Schöne unfers Kiedes Preidgefang!
Jeder den?" fich treu die Seine, die er liebt als Einzigeine,
der fein Xeben er geweiht. j
Ste bei Stürmen ftark zu firmen, ftählt das Herz zu
heißem Streit; und wenn Siege euch, gelungen, legt den
Kranz, den ihr errungen, froh auf ihr geliebted Haupt.
749,
Melodie: In des Waldes düftern Gründen.
Freudenfänge, beutfhe Brüder, ſchwellen jeden Bufen
hoch3 lautes Echo halle wieder: Heil dem Land, das uns
erzog! :.
10 FSsende, Schönen Götterfunken.
Krönte fchon por grauen Jahren deutſche Heere Helden:
ruhm; Zapferkeit und Treue waren ftetö bes Deutfcyen Eigen:
thum
um.
Nur in Deutfchlande Schooß gedeihet jede Kunft und
Fertigkeit. Deutfcher Geiſt und Sprache freuet auch den
Fremdling weit und breit. U
Anmuthyvoll verſtreicht das Leben, wo man voll’ Genuͤge
find't. Deutſche Erde kann fie geben; wohl und, daß wir
Deutſche find!
Drum fo fchwelle, deutſche Brüder, Freudenſang ben
Bufen boch! Lautes Echo halle. wieder: ‚Heil dem Land, das
und erzog!
- 750,
Bekannte Melodie.
Freude, fchöner Götterfunten,. Tochter aus Elyfium, wir
betreten wonnetrunfen, Simmlifche, dein. Heiligthum! Deine
Sauber binden wieder, was die Mode ftreng getheilt. Bettler
werden Fürftenbrüder, wo dein fanfter Flügel weilt. (Chor:)
Seid umſchlungen, Millionen! diefen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, über'm Sternenzelt muß ein guter Vater wohnen.
Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund
zu fein, wer ein holdes Weib errungen, miſche feinen Jubel
ein! Ja — wer auch nur eine Seele fein nennt auf dem
Erdenrund! und wer's nie gekonnt, ber ftehle weinend ſich
aus unferm Bund! (Ehor:) Was den großen Ning bavoh:
net, huldige der Sympathie! zu den Sternen leitet fie, wo
der Unbekannte thronet.
Freude trinken alle Wefen an den Brüften der Natur;
alle Guten, alle Böfen folgen ihrer Roſenſpur. Küffe gab
fie uns und Reben, einen Freund, geprüft im Tod; Wolluſt
ward dem Wurm gegeben, und der Cherub ſteht vor Gott.
(Chor:) Ihr ſtuͤrzt nieder, Millionen? Ahneſt du den Schoͤ—
pfer, Welt? Sud’. ihn über'm GSternenzelt, über Sternen
muß er wohnen. . Ä
Sreude heißt die flarfe Feder in der ewigen Nafur.
Freude, Freude treibt die Räder in der großen Weltenuhr.
Blumen lodt fie aus den Keimen, Sonnen aus dem Firma
ment, Sphären rollt fie in den Räumen, die des Seherd Rohr
nicht Bennt. (Chor:) Froh, wie feine Sonnen fliegen durch
des Himmels prächt’gen Plan, laufet, Brüder, eure Bahn,
freudig wie ein Held zum Siegen.
Aus der Wahrheit Zeueripiegel lächelt fie ben Forſcher
an. Zu der Zugend fieilem Hügel leitet fie des Dulders
|
Steude, ſchweb' hernieder. 11
Bahn. Auf des Glaubens Sonnenberge ſieht man ihre Fah⸗
nen wehn, durch den Riß gefprengter Särge fie im Chor der
Engel ftehn. (Chor:) Duldet muthig, Millionen! duldet für
die beßre Welt! Droben, über'm Sternenzelt, wird ein gro:
Ber Sott belohnen.
Söttern Tann man nidyt vergelten; fchön iſt's, ihnen
leih zu fein. Sram und Armuth fol fi) melden, mit dem
rohen fid) erfreun. Groll und Radye fei vergefien, unferm
Zodfeind fei verziehn; Beine Thrane fol ihn preflen, Feine
Reue nage ihn! (Ehor:) Unfer Schuldbuch fei” vernichtet,
ausgefühnt bie ganze Welt! Brüder, über'm Sternenzelt
richtet Gott, wie wir gerichtet.
Freude fprudelt in Pokalen; in der Traube goldnem Blut
trinfen Sanftmuth Kannibalen, bie Verzweiflung Helden»
muth. — Brüder, fliegt von euren Zigen, wenn der volle
Römer reift, laßt den Schaum zum Himmel fprigen! dieſes
Glas dem guten Geift! Chor) Den der Sterne Wirbel
loben, den des Seraphs Hymne preift, — dieſes Glas dem
guten Geiſt über'm Sternengelt dort oben!
Feſten Muth in ſchweren Leiden, Hülfe, wo die Unſchuld
weint, Ewigkeit gefhwornen Eiden, Wahrheit gegen Freund
und Feind, Maännerftolz vor Königsthronen, — Brüder, gält’
ed But und Blut, — dem Berdienfte feine Kronen, Unter:
gang der Lügenbrut! (Chor:) Schließt den heil’gen Zirkel
dichter! ſchwoͤrt bei diefem goldnen Wein, dem Gelübde treu
zu fein; ſchwoͤrt e8 bei dem Sternenrichter!
Rettung von Tyrannenketten, Großmuth auch dem Böfe:
wicht, Hoffnung auf den Eterbebetten, Gnade auf Dem Hoch⸗
eriht! Auch die Todten follen leben! Brüder, trinkt und
Himmet ein: allen Zündern foll vergeben und die Hölle nicht
mehr fein. (Ehor:) Eine heitre Abfchiedäftunde! Süßen
Schlaf im Keichentuh! Brüder, einen fanften Spruch aus
des Zodtenrichterd Munde! Schiller.
751.
Freude, ſchweb' hernieder, würze unfer Mahl, ftimm in
unfre Kieder Frohfinn beim Pokal; alle Sorgen ſchwinden,
wo der Frohnſinn wacht; laßt ihn Kränze winden, finget,
liebt und ladıt.
Haltet hier im Kreife ja den Frohſinn feit, der nad) feis
ner Weife Fröhliche nie verläßt; er bringt heitres Scherzen,
iebt ftetö neuen Schwung, felbft bemoofte Herzen macht er
— und jung.
12 Sende! Schwefter edler Seelen.
Frohfinn, dir ‘erklinget der Pokal mit Wein, Freunde!
auf und finget fröhlich im Berein: laßt den Zirkel leben, der
fih Frohfinn nennt; Einigkeit wird geben, daß er nie fih
trennt.
752.
Freude! Schwefter edler Seelen, bie im Kreid ‚der Engel
wohnt, du nur bift es, die die Mühe, die den Schweiß des
Lebens lohnt! Komm von deinem Strahlenthrone, Göttin,
mit der Blumenkrone! Dir ertönt bei Becherflang hoch em⸗
por ein Preidgefang.
Was im Weltenrunde Freifet, was im Sonnenftraht ih
wiegt, liegt an teinem Mutterbufen, wie ein Säugling ange
ſchmiegt; Engelöhymnen, Menfchenlieder hallen durch die
Schöpfung wieder, und der Geilter großes Reich wird an
deinem Altar gleich!
Deutfche find wir, in den Adern rollt uns noch der Wär
ter Blut, unentweiht in unfern Herzen Elopft noch Hermann's
Heldenmuth! Schwöret, Hermann’s edle Söhne, daß ed nad)
Walhalla töne, ewig unferm Vaterland Gut und Blut und
Herz und Hand!
Göttern gleih die Welt beglüden, iſt der Fürften ſchö—
ned Loos; nur allein der ftille Segen ihrer Völker mac fie
groß. Näher, Freunde, in die Runde, reicht die Hand zum
ernften Bunde, fchwört bei diefem Becher Wein, unferm Kö:
nig treu zu fein!
Enger fei der Kreis gefchloffen! Diefer volle Becher Wein
foU ter Freundfchaft Bruderkuſſe, fol der Liebe heilig fein!
Liebe ſchuf der Gott der Kiebe, daß Fein Wefen einſam bliebe,
und um edle Seelen wand er der Freundfchaft heiges Band.
Jedes deutſche Mädchen lebe! Freunde, auf! und ſtimmt
mit ein, Sittfamkeit fol ihr Gefchmeide, Unfchuld ihre Zierde
fein! Schönheit fol das Mädchen fhmüden, Liebe fol ihr
Herz beglüden, und ihr Auserwählter fei ewig ftanvhaft,
ewig treu.
Seder Züngling, deffen Seele, groß wie feiner Väter
Geift, niemals kriecht und niemals fchmeichelt, Unrecht ewig
Unrecht heißt, der, wenn's um ihn flürmt und wittert, wie
ein Fels. fteht, unerzittert, und. allein der Redlichkeit feine
deutſche Rechte beut! ,
Ewigfeit dem Schwur der Liebe, Dauer in der zweiten
Welt! Gelig, wer in feinen Armen eine fromme Gattin hätt!
Seiner Zage fchöne Reihe fließe hin im Bund der Treue, fon
der Zwang und fonder Müh’, eine lange Harmonie.
Stenbuoll und leidvoll. 13
Hülfe, Breunde, wo im killen die verfannte Unfchuld
weint! Licht, wem in des Kummers Dunkel nicht der Hoff:
nung Sonne fcheint! Wer von Schmerz und Angft umnach⸗
tet feinem Grab’ entgegen ſchmachtet, wen fein Xeben nicht
gefällt, Tröftung in der beſſern Welt!
Muth, wenn einft in Todes Armen matter unfer Herz
fi) regt, wenn zum bangen Abjchiedöfuffe unſre legte Stunde
ichlägt! Nach der Erde Laſt und Kummer füße Ruh’ im lan⸗
gen Schlummer! und dereinjt nad Grab und Tod das ge:
hoffte Morgenroth!
| 753.
Melodie: Arm und Elein ift meine Hütte.
Freudig traten wir zufammen mit des Liedes hohem Gruß,
und des Altard reine Flammen glühten dir, Gott Cynthius.
Dank dir, Schlangenüberwinder, für den vielbegabten Mund,
du vereinteft deine Kinder zu Gefang und Bruderbunt.
Ward das fchönfte nicht der Looſe, ward uns nicht die
böchite Luft? — Für das Edle, für das Große fehlägt wohl
glühend manche Bruft, doch es treibt ein dunkles Schnen fie
in tiefe Nacht hinaus; und ed ſprechen ihre Zhränen, ihre
Freuden ſich nicht aus. "
Aber wir mit fühnen Herzen halten feft, was in ung
geübt, unfre Freuden, unſre Schmerzen hauchen wir in’s
warme Lied, weben finnig unfre Worte zu der Saiten tiefem
Klang, und lebendig im Accorde wird die Sprache zum Ge:
an
a und kalt entflieht das Leben, läßt dem Schwachen
feine Wahl; nur des Starken ächtes Streben folgt dem
flüht’gen Ideal. Darum fingt in lauten Tönen, was die
Gunft der Mufen fchafft, und dem Edlen und dem Schönen
weihen wir des Bundes Kraft. Theodor Körner.
754.
Bekannte Melodie.
Freudvoll und leidvoll,. gedankenvoll fein; bangen und
bangen in ſchwebender Pein; himmelhoch jauchzen, zum Tode
betrubt, — :,; glücklich allein ift die Seele, die liebt! ;;:
Thraͤnen auf Erden, ah, fließen fo viel, Kummer bela«
ftet fo manches Gefühl, Echwermuth macht Herzen zum Tode
betrübt, — gluͤcklich allein iſt die Seele, die liebt!
Veilchen und Rofen im Garten verblühn, Jugend und
Anmuth im Leben entfliehn, Ahnung und Hoffnung und Him⸗
mel ſich trübt, — glüdlich allein ift die Seele, die liebt! -'
14 FFrenet such! Arenet end!
Winket das Schidfal, und winket das Grab, alles, was
athmet, ſinkt endlich hinab, felig, wen Liebe den Todtenkranz
giebt | Glücklich allein ift Die Seele, die Liebt!
- Göthe, und nach ihm.
759.
Melodie: Auf und trinkt! Brüder, trinkt!
Freuet euch! Freuet euch! Diefes weile Sprüchlein ıft
dem Golde glei; weder Bud, noch Büchlein lehrt ein bef-
red euch. Freuet euch! Freuet euch! Freude wandelt, wie
ein Engel, durch den weiten Erbeniprengel.
Acht und Bann jedem Mann, deflen Herz die Holde nim⸗
mer lieb gewann! Bei der Höl im Solde, fpinnt er Unheil
an. Act und Bann diefem Mann! Eiskalt ift des Schmol⸗
lers Scele, fliehet dieſes Baͤren Höhle!
Ehrt auch nicht einen Widht, der Dufaten fammelt, im:
mer Schicht auf Schicht. Was die Armuth fiammelt, rührt
ben Hamfter nicht, ſchlechter Wicht! fchlechter Wicht! Unwerth
in des Blicks der Sonne, wer nicht fühlt des Wohlthuns
onne.
In die Welt, Bücherheld! Das Gebild’ der Mufen wird
nicht wohl beftellt, ift des Gärtners Bufen felbft ein todtes
Feld, in die Welt, Bücherheld! Werde jeßt von uns gemei:
ftert: Liebe, Liebe nur begeiftert.
Gramler, feid doc geſcheidt! Wie der Eul’ im Baume,
chwindet euch die Zeit; wacht auß diefem Traume auf zur
röhlichfeit! Grämler, feid doch gefcheidt! Hier von unferm
frohen Kreife lernt die befte Lebensweiie.
Uns erfreun Lieb’ und Wein, Durftige zu laben, chen:
Een gern wir ein; doch die Küfle haben lieber wir allein.
Uns erfreun Lieb’ und Wein; feit der Weltbau ſteht, bie
heute, lebten jo die bravften Leute.
Nun fo trinkt, küßt und trinkt! Heiſa! luſtig, Kinder,
wenn die Freude winft! Spott dem armen Sünder, der fi
weifer duͤnkt! Kuͤßt und trinkt, Füßt und trinkt! Brav und
froh! — Dies nehmt vom Schmaufe fein als Denkipruch mit
Jangbein.
756.
nach Hauſe!
Freunde! heißet euch willkommen, Anfang hat das Feſt
enommen! Auf, und weiht ed fröhlich ein! Unter frohem
angesfchalle laſſet in geſchmuͤckter Halle heut’ uns Alle, Alle,
Alle, fröhlich fein! (Chor:) Unter frohem Sangesſchalle wol⸗
Pi in geihmüdter Hate Heut’ wir Alle, Alle, Alle fröhlich
ein! ..
Steunde, hent' erklingen. 15
Scherz und Wis im weifen Bunde Eröne dieſe frohe
Stunde, Freude kehrt dann bei und ein. Daß das Opfer
unjrer Halle allen Gäften wohlgefalle, laßt und Alle, Ale,
Ale einig fein! (Chor:) Daß das Opfer diefer Halle Wirth
und Gäften wohlgefalle, laßt uns Alle, Alle, Alle einig fein!
Die da Eined Weges wandeln, Eines Geifted reden,
handeln, weihet ew’ge Freunbfchaft ein. Edle Gäfte dieſer
Halle, die wir jind in gleichem Falle, laßt und Alle, Alle,
Alle Freunde fein! (Chor:) Die wir find in diefer Halle
nt Geiftes, laßt uns Alle, ewig Alle, Alle, Alle Freunde
ein!
— Seht, bald ift der Zag hinüber, fchon ziehn Schatten
lang vorüber und verkünden nahe Nacht. Unter frohem
Sangesſchalle ende, Feſt, in frober Halle! Rufet Alle,
Ale, Ale: 's ift vollbracht! (Chor:) Ende, Feft, in froher
Halle! Und bei froher Lieder Schalle rufet Alle, Alle, Alle:
's ift vollbracht!
Freunde halt! — noch am PBerklingen will der Spruch
zum Herzen dringen: — volle Gläfer nehmt zur Hand! —
„Säfte diefer deutfchen Halle! Elingt und fingt, daß weit es
fhalle, trinfet Ale, Ale, Alle: Vaterland!“ (Chor:)
Brüder diefer deutfchen Halle, Plingen wir, daß weit es
fchalle, trinken Alle, Alle, Alle: Baterland!
Spiritus Asper.
737.
Freunde, heut’ erklingen, unter frohem Singen, Glaͤſer
hier. im Saal, bei dem Freundichaftsmahl! (Chor:) Freunde,
heut! erklingen ıc. .
Die fröhliche Stund' fehn jährlich wir kehren, der Stif:
tung au Ehren, vom traulichen Bund‘.
Stumm fei jede Klage heut’ am Freudentage, wo die
Welt verjungt in Pobalen blinkt. (Chor:) Stunm fei jede
Klage.
Uns frommet bie Zeit; wir flürzen die Sorgen, von ger
fteen und morgen, in’& wonnige Heut’.
In der trauten Hüfte war dies immer Sitte: bei Ge—
fang und Scherz hebt ſich froh das Herz. (Chor:) In ber
teauten Hütte zc. .
Uebt freundlichen Sinn, fonft vinnet bie Welle bed Le⸗
bens mit Schnelle euch mugloß dahin. °
So laßt feft uns Halten, Freunde — nie erkalten! Gut
und froh zu fein, ſchwoͤrt bei biefem Wein. (Chor:) So laßt
feft uns halten ꝛt. ’
16 Freunde, hört die weiſe Schre.
758.
Freunde, hört die weije Lehre, die zu euch Erfahrung
ſpricht: Shift die Freude ihre Heere, öffnet alle Shore nicht;
ut für Mann laßt nur herein, wollt ihr: lang’ ihr Feld:
err fein.
Nenn ded Lebens Bajabere hält den goldnen Wagen
ſtill und für ve Glücks Chimäre euren Frieden täufchen
wil: jagt die feile Dirne fort, denn Fortuna hält nicht
ort.
Doch, wenn voll der Becher blinket, Bacchus Geift den
Saaltdurdhraufcht, euch die Freundſchaft zu jfih winket,
und Gefühle mit euch tauſcht: drüdt fie Beide an die Bruft,
fie gewähren Götterluft!,, '
759.
Melodie: God save. .
Breunde, im Bunde hier feiern der Freude wir heute
ein Feſt; Liebe und Eintracht jei, von allem Iwange frei, in
unferm Kreife nur das Lofungswort.
Seht hier beim Weinpofal und bei dem Freudenmahl
— euch an; folget bei'm Glaͤſerklang, bei Harmonie⸗-Ge⸗
ang, willig der ſchönen Spur, die fie euch zeigt.
Brüder, der Freude Glanz giebt und die Wonne ganz,
und wir find froh; liebt euch mit Treue fort, und dann wird
diefer Ort für jeden Biedermann ein Tempel fein.
Ferne von Mißgeſchick, richtet jegt euren Blick auf unfre
Pflicht; diefe wird immer fein, unſern Bund zu ernenn,
freudig und hoffnungsvoll werde er groß! .
Hebet das Glas empor, ſtimmet in Einem Chor euer
Lied an: Hoc, lebe, was und liebt, was reine Freuden giebt,
und nach erfüllter Pflicht und Nude ſchenkt!
Jeder Freund lebe body, bleibe viel Jahre noch mit uns
vereint! So innig und verwandt gehen wir Hand in Hand,
wenn und das Schidfal ruft, an's Ferne Biel.
760,
Freunde im Kreife bier, Eintracht fei. unfre Bier und
beutfche Treu’. Stimmet im Freudenklang fröhlich zum Felt:
gefang: Unfer Bund blühe lang heiter und frei!
Bir Zypographia — Auguſta töne Dies Lied,
Wonne und edler Scherz ſcheuch' von uns jeden Schmerz,
Jedem ſchlag' deutfches Herz in feiner Bruft:
-
’
’
Freunde, laft die kleinen Seelen 17
Leidende zu erfreun, ihnen ein Opfer weihn, ift unfer
Zweck. Wird ein Ziel fo erreicht, iſt ſchwere Buͤrde leicht;
die Freundſchaft niemald weicht, ewig grün fie.
Dem Zypographen: Bund fei nun in diefer Stund’ ein
Hoch gebraht! Unſern Beichügern fei dreifach ein Hoch
dabei, dankend für ihre Treu', herzlich geweiht!
761.
Freunde, laßt bie Släfer Elingen! Was das Herz mit
Greude füllt, muß der Mund zu Zage bringen, wenn das
Blut der Reben quillt; darum laßt uns heute fingen, bi6
wir Durft und Luft geftilt. (Ehor:) Laßt uns trinken, laßt
uns fingen, bis wir Durft und Luft geſtillt!
Zreuer Freundfchaft, treuer Liebe fei der erfle Trunk
geweiht! Daß fie ewig grünend bliebe unfers Lebens Rofen:
zeit! Doc der Menſchheit edle Zriebe fproflen für Die.
Ewigkeit. (Chor:) Zreue Freundſchaft, treue Liebe ſproſſen
ir die Ewigkeit.
Freunde diefer Zafelrunde, thut mir ehrlichen Beſcheid!
Heil der fegensvollen Stunde, wo in fliller Einigkeit unfern
Bund mit Hand und Munde wadre Männer eingeweiht!
(ebor,:) Beil und Dauer unferm Bunde, ewig Fried’ und
inigkeit!
Freunde! Muth zur Pilgerreife, Kraft und Licht auf
unfrer Bahn! Jedem, der aus unferm Kreife ſchon den letz⸗
ten Schritt gethan, fanften Schlummer! — ernjt und weile
ftoßt auf fein Gedaͤchtniß an! (Chor:) Sanften Schlummer!
gut und weife gingt ihr unfern Weg voran.
Noch ein Glas trinkt mit Verftande, dad der Nagel
Probe hält. Friede bleib’ im Baterlande, Friede in der
ganzen Welt, Friede unter jedem Stande, unter jeden Dim:
melözelt! (Chor:) Kried’ im Kerzen, Fried’ im Lande,
Friede in der ganzen Welt!
Spiritus Asper.
| 762.
Melodie: Brüder, lagert euch im Kreife.
Freunde, laßt die Heinen Seelen ſich mit Neid und Hoff:
nung quälen, laßt die Thoren, Thoren fein; wir, wir trin—
ten dafür Wein. DE
„Kap dem Murrkopf feine Grillen, kommt, wir wollen
Bläfer-füllen! Lieblich Lächelt und der Wein, trinkt und laßt
und fröhlich fein. >,
II. 2
‘«
18 Freunde, laft uns fröhlich fein!
Schaut, dort muß bei vollem Kaften Harpagon, ber
Geizhals, faften; er trinkt Wafler, niemals Wein, drum kann
er nie fröhlich fein.
Wir find fröhlich, können lachen, fehlafen, wenn die Wu⸗
rer wachen; wenn fie bang’ vor Dieben fein, fingen mir
und trinten Wein.
Mag die Streitfucht Bank erregen, mag bas Laſter
Züde hegen, unfer Herz ift davon rein, wir find froh und
trinken Wein.
Auf! Laßt und die Glaͤſer leeren! fingt, daß es die Tho⸗
ren hören, wie fo froh bei Lieb’ und Wein ganz zufriedne
Herzen fein. 783
Freunde, laßt uns fröhlich fein! volle Gläſer blinken:
Narren mögen ſich kaſtei'n, wir, wir wollen trinken.
Heudjler find die allgumal, die die Köpfe hängen; Sit:
tenlehrer find’ ich ſchaal, die die Luft verdrängen.
Mitleivswerthe Menfchen find, die nach Schägen geizen.
eaufegolb, du mon ie blind, uns folft du nicht reizen.
eifenblafen haſchen, die „was ift Wahrheit?’ fragen;
grübelnde Philofophie widert meinem Magen.
Auf dem Seile tanzt der Mann, der nad) Hofgunft fire:
bet; aber ficher lebt der Mann, der im Stillen lebet.
Unerfräglich ift uns der, der uns vorempfindelt; doch
noch unerträglicher, der fanatiſch ſchwindelt.
Veben, üben will ich mich inı Genuß des Lebens, alled
ift ja ohne dich, frohes Herz, vergebens. Dr. Bahrdt.
764.
Eigne Melodie. \
Freunde, man muß nicht fo thöricht fein, fein Leben im
Galopp dahin zu fliegen, leicht ftößt man den Fuß an Stod
und Stein, und. läßt doch manden Schag am Wege liegen.
Drum find Polonaifen ftetd beliebt gewejen , weil fie nicht im
Epringen und zum Ziele bringen. (Chor:) Wohl dem Manne,
dem's recht bald gelingt, fein rafıhes Blut in Schranken ein-
ulotieben? wer mit Hüpfen durch das Leben fpringt, der
ann des Lebens Luft nur halb genießen.
Wollet ihr zu rafch beim Trinken fein, und Glas auf
Glas beim Mahl Hinunterftürgen, ei, fo werdet ihr beim be
ften Wein die fchönften Lebensfreuden euch verfürgen. — Um
bei'm raſchen Trinken nicht fo Teicht zu finfen, leert der Eluge
Becher langfam feinen Becher. (Chor:) Wohl dem Manne,
em's ꝛc.
Freunde, fagt, welch' ſüße Faſt. 19
Doch befonders nehmet euch in Adht, ben Keld ber Liche
nit zu raſch zu leeren, fparfam eure Lippen naß gemacht,
erhält euch Amor’ Dienfte ftets in Ehren. — Wllzurafche
Spende macht dem Spaß ein Ende, wenn dann Seufzer win
kn, wird der Muth euch finten. (Ehor:) Wohl dem Danne,
ꝛem's ac.
Vollen Sprungs kommt man zwar bald zum Ziel, doch
Tann man auch ben Athem leicht verlieren, und dan
Schwindſucht freies Spiel, wo ein Klagen hilft un
firen. — Laßt von. jungen Greifen dieſes eu
Sicht man fie nicht tägli ausgebürrt und Bläglicht
Wohl dem Manne, dem's ıc.
freunde, darum laßt ben Lebenstanz im Takt
Ionaifen uns aufführen, fo genießt man jebe Brei
und braudht nicht gar zu früh au moberiren. —
ebensreizen wollen wir ftetö geizen; laßt in fpätı
nur den Quell verfiegen. (&hor$ ;ohl dem Manne,
765.
Freunde, nügt das Furze Reben, haſcht die Freud’, eh’ fie
verblüpt, fehlürft fie ein im Caft der Reben, fprecht fie aus
im feohen Lied. (Chor:) Wir figen im traulichen Kreile, von
Bein und von Frohfinn durhglüht; wir zechen nad alter
deutfcher Weife, und jingen ein luftiges Lied. .
In YPaläften und auf Thronen lauft die Sorge trüb
und dieich; neidet Schäge nicht und Kronen! Nur wer froh
ift, der if reich. (Chor:) Wir figen im traulichen Kreife ıc.
Wafferherrfchaft wi der Britte; Takt ihn Herr zu Wa:
fer fein! Hier in unfter fropen Mitte Herefcget feiebtidh edler
Bein. (Chor:) Wir figen im traulichen Kreife ıc.
Alles in der Welt ift eitel! Das ift wahr, Herr Sa—
lomo; nur nicht ein gefüllter Beutel und ein Herz vergnügt
und froh. (Ehor:) Pr figen im traulichen Kreife ıc.
Rapt dem Weifen feine Schlüffe, dem Eroberer die Welt,
den Berliebten ihre Küffe; Frohſinn haltet feft und Geld!
(Cher:) Wir figen im traulihen Kreife ıc. *
Freunde, ftoßet an und teinfet: frohen Muth und täglich
Brod! Und wenn einſt das Schickſai winket, ein gefchwinder
leihter Tod. (Chor:) Wir figen im traufihen Kreife ıc.
766.
Melodie: Mich ergreift, ich. weiß nicht wie ıc.
Freunde, fagt, welch’ füße Luſt mag mid, plöglich faffen?
Sagt mir, Teiche "Freude macht mich fo ausgelaffent —
2*
20 Steunde, feht die Gläfer blinken.
möcht’ ich jeden heut’, keinen koͤnnt' ich haſſen: drum, ihr
Freunde, müßt ihr ſchon mich gewähren laſſen.
Sagt mir nur, was hat denn das Alles zu bedeuten?
Eine Zafel ſah ich wohl a bier bereiten, und num fch
ich fie beſetzt rings von frohen Leuten: Becherklang und Su:
belfang tönt von allen Seiten. BR
Die ſich Jahre lang nit fahn, lang’ getrennte Brüder,
fnben endlich plöglich bier froh erflaunt fich wieder; bringen
ob fi Gruß und Kuß, laſſen ſich bier nieder, und begei:
ftert de: fie Yängit verfiungne Lieder.
a, daran erkenn ich fie, an dem Feen Weſen, und
nun kann ich auch gar leidyt mir dies Raͤthſel löfen: auf ber
Stirne kann man's ja jedem deutlich lefen, daß auch er im
Mufenhain Lehrling einft geweſen.
a, und alle, alle hier, in der großen Runde, alle wa:
ren Glieder einft in dem großen Bunde, horchten einft im
Mufenhain hoher Weisheit Kunde: preilen nun die goldne
Zeit AU’ aus einem Munbe.
Drum, ihr Freunde, bitt' ih euch, mich nur nicht zu
ftören, ſollt' ih auch, wie ſich's wohl fügt, unferm Zeit zu
Ehren, heut’ ein Gläschen mehr als fenft ſuͤßen Weines leeren:
bitt' euch, lieben Freunde, ſchoͤn, laßt mich nur gewähren!
767.
Melodie von Himmel.
Freunde, feht die Glaͤſer blinken, wollt ihr müßig fein?
Knaben mögen Wafler trinken, Männer trinken Wein. Denn
aus diefem edlen Saft ftrömt die wahre Maännerkraft; und
wer e8 anders lehrt, der ift bethört.
Chronik und Geſchichte melden deutlich ſchwarz auf weiß:
Bacchus war der Ruhm der Helden und der Männer Preis;
Agamemnon's Ritterſchaft holte ſchon bei'm Weine Kraft; und
wer ed anders ıc.
Auch die Weiſen ält’rer Zeiten zechten allzumal; Sokra⸗
ted und Plato freuten fi beiim Weinpokal; deſſen Geift Fein
Unfall ſchwaͤcht, felbft der ernfle Cato zechtz und wer ed
anders zc.
Seht auf unfrer Ahnen Sitten, die mit Fühner Hand
muthvoll für bie Freiheit ftritten und für’d Vaterland; diefe
Männer (glaubt es mir) zechten zehnmal mehr ald wir; und
wer es anders ıc.
Freunde, drum fo laßt und trinken frohen Muth ın
Wein! Wenn fid) Andre weile duͤnken, wollen wir es fein!
Denn das Licht der Weisheit brennt nur in diefem Element;
und wer ed anders ıc. .
“
x
Steunde, fingt dem Genius. 21
768,
Melodie: Gaudeamus igitur.
Freunde, feht nicht fauer aus bei dem füßen Weine!
Thoͤricht Dr} man mit zum Schmaus feine Sorgenfteine.
Berft fie raſch von eurer Bruft, daß fih Frohſinn, Muth
und Zuft hier am Tiſch vereine!
Manches, was ihm nicht gefänt, muß der Menſch ertras
en; jegt befonderd iſt die Welt aus der Art geichlagen.
ch e& gehe, wie es geht! Unfer alter Wohnplanet fchafft
und noch Behagen.
Seht hier einen Kraftbeweis, den ich gleich erwiſche!
Hk und doch kühl wie Eis, fteht er auf dem Tiſche. Uns
erwächft der golbne Mein, und die Wafler groß und Elein
frömen für die Fifche.
.Waſſer ift auch ehrenwerth, treibt das Rad der Mühle,
it dad Schiff, mit Kracht befchwert, zu des Hafens Biele;
doch vom Herzen hebt es nicht, wie der Wein, Das Felsge⸗
wicht drückender Gefühle. j
Haͤtt' ihn aber das Geſchick feindlich uns entzogen, wäre
drum nicht Freud’ und Glück von der Erd’ entflogen: denn
die Freundfchaft wandelt drauf, und fie geht bei Stürmen
auf, wie ein Regenbogen.
Auch der Kiebe holder Stern ſtrahlt durch trübe Nächte,
Schande dem, der iht nicht gern Ehrenopfer brächte. Weihet
denn, mit Becherihwung, Lebehoch und Huldigung diefer
Maht der Mächte!
.. Sie, nur fie fann Wunderheil und die Kraft uns geben,
über Berge ſchroff und fteil, wie cin Aar, zu fehweben. Du
ben es nicht felig macht, wenn ihr Engelöblid dir lacht, bi
nicht w zu leben! - Sangbein.
769.
Melodie: Gaudeamus igitur.
Freunde, fingt dein Genius unfres Kreifes Lieder! Seht,
er winkt zum Vollgenuß holder Freude wieder. Und zum
en arundgefang töne laut dev Becherflang: auf! und leert
ie Glaͤſer!
Fült fie nun und ſtoßet an nad) der Väter Weife! Wer
fich nicht mehr freuen kann, flieh’ aus.unfrem Kreife! Wem
hat Zrübfinn je gefrommt? Drum verfcheucht ihn, Brüder,
kommt, füllt und Icert. die. Bläfer! \
Wem ein treues Bruderherz unter'm Bufen klopfet; mer
gern in des Bruders Schmerz Troſt und Lind'rung tropfet::
22 Freunde, unfer frohes Mahl.
ihm, dem edlen Biedermann, gilt dies Glas, drum floßet an,
laßt den Edlen eben! ,
. Wem ein —7 Mädchen lacht, zaͤrtlich, treu und bie-
ber, ihm fei dieſes Glas gebracht! Truͤnkt, Doch füllt es wie:
der! Sol ein Weib tft Kronen werth, wie fhen Salomo
gelehrt; Laflet hoch jie leben! ae
Wer nicht Mädcyenliebe kennt, liebe treu die Brüder!
Und ihr, die ihr Freund ihn nennt, Tiebt ihn innig wieder!
un ton’ im Hochgefang froh auch feines Bechers Klang, bis
auf befl're Zeiten! Ä
Jedem, der mit und vereint fih der Tugend weihet, ‚gern
in Freundes Thraͤnen weint, gern fich mit ihm freuet: ihm
dies Glas! Der Freude Dank tön’ ihm laut im Becher:
Fang, fanft im Bruderfuffe! u
770.
Melodie: Rofen auf den Weg geftreut.
Freunde, unfer frohes Dahl hemmt den Zanz * lange!
Seht nur! ſeht der Sehnſucht Qual auf ſo mancher Wange! —
Uber, Freunde, eh’ wir nun von dem Becher ſcheiden, jo be
denkt noch: wohlzuthun, würjt des Lebens Freuden.
Gab und Gott nicht reichred Loos, ald den ärmern Kin:
dern? DBrüdgrelend ift fo groß, follten wir's nicht lindern?
Folgt darum des Vaterd Ruf frei aus Herzenötriebe, der zu
einem Zwed uns fchuf, fein Gebot ift Kiebe. U
Seht, dort ſchleicht der Kranke ſchon, wankend hin zum
Grabe; weinend fleht er Gotteslohn eurer frommen Gabe!
Hört, wie feine Stimme bebt, haut, fein Blick wird truͤ⸗
ger — Und mit Segenswünfcen ſchwebt er verklaͤrt hin⸗
uͤber.
Selig, wer der Armen Noth zu erleichtern eilet, wer mit
Zingrigen ſein Brod ohne Zaudern theilet; denn der bange
chmerzensmann, den wir troͤſtend pflegen, kommt uns froh
als Engel dann uͤber'm Grab entgegen.
77 1.
Eigne Melodie.
Freunde, vernehmet die Geſchichte von einem jungen Po:
ftillon! Glaubt mir, daß ich Hier nichts erdichte, Jedermann
ter weiß ja davon! — Hörte man nur fein Horn ertönen,
eute ſich jede Din’ im. Ort, ſelbſt auch das Herz bet
pröb’ften Schönen ſtuͤrmt' im Galoppe mit ihm fort. 90,
Freunde, wählt such, einen Talisman. 23
bo, — bo, Ho! fo Schön und frch, du Poſtillon von Lonju⸗
meau. :;:
„ Damen von hohem Rang und Stande fiel es zumeilen
plöglich ein, Reifen —* thun in ferne Lande, nur um von ihm
gefuͤhrt zu ſein! Treu hat er ſein Geſchaͤft verſehen, Bor:
wurf trat den Geſchickten nie, und ſollt' ein Unglüd je geſche⸗
Kor warf er ſtets auf den Rafen fie. Ho, ho, — bo, bet fo
on ır.
‚Einftens ift er mit einem Wagen Abends von hier hinweg⸗
geeilt, Niemand vermag uns nur zu Tagen ‚wo jest der
muntre Burſche weilt! Doch daß bie Angft der Freude
weidhe, hört, daß er eine Königin fand, die in verlaßnem In⸗
ireige ihn bat zum Könige ernannt. Do, bo, — ho, ho!
o ſchoͤn ꝛc. „Der Poſtillon von Lonjumeau.“
772.
Bekannte Melodie.
‚ Breunde, wählt euch einen Talisman, dann ficht euch
kein einz'ges Unheil an. Lachend tret' ich Jedem mit dem
Glaſe nah : Hahaha, hahaha, hahaha!
Erftlih m der Freunde trauten Kreis, wo ich meine Ka⸗
— weiß, trinke ich herum und mein Geſang toͤnt da:
ahaha ꝛc.
.Wenn das Schifflein meines Lebens wankt, und wenn
einſt mein Mädchen mit mir zankt, ſtell' ich trinkend wieder
ber die Ruh’; Nu, nu, nu ıc. |
Iſt die Kaffe einmal leer, was ſchadt's? Bei der Flaſche
hole ich mir Raths, ja ich zeche, fehließt fich einft mein Auge
zu: Su, fu, fu ic... a
Auch dient mir mein immer volles Glas auf dem Him⸗
welswege zum Kompaß, trinkend ſegl' ich dann dem Luzifer
vorbei: Ei, ei, ein. .
: Petrus öffnet mir die female Thuͤr, trinkt zuvor ein
Gläschen Wein mit mir, zeigt mir dann den großen Saal,
und nennt mih Du: Iu, ju, ju ıc.
Du, 0 Petrus, haft vor dem Refpekt, der fich trinkend
gen Lafter det. Stel’ dich, fprichft du, zu den luſt'gen
Engeln da: Hahaha %. ,
Ih vangir mic in die Compagnie, bin nunmehr_ ein
Engel, weiß nicht wie! Trinke, finge, fpringe mit dem Chor
Galopp: Hop, hop, hop ır.
Seht ihr nun, wohin dad Trinken bringt, wie bem Ze:
her Alles wohlgelingt? Gram und Kummer wird befiegt,
Ne wurzeln nie: (Gepfiften). .
24 Stennde, ‚welchen Vebenfaft.
Froͤhlich hat man alle Mädchen Lieb; kommt mitunter
auch ein kleiner Hieb, thut nichts! Schlaft und wacht gleich
wieder na der Ruh': Glu, glu, glu ıc. C. Stein.
773..
Eigne Melodie.
| Freunde, welchen Rebenſaft fchlürft ihr gern hinunter?
Schaut, des Herzens folge Kraft lodert im Burgunder.
Gluͤht er nicht mit deutihem Muth und mit deutfchen Flam⸗
men, eint er doch des Südens Gluth mit dem Ernſt zufam-
men. (Chor:) Wer in fi Muth und Thatengluth und ftolze
Kraft zufammenrafft, und wer im Wollen fühlt die Macht,
dem fet der Becher dargebradit! oo
Aber hier ringt Jugendluſt in Ehampagnerd Schäumen,
wie in frifcher Sünglingsbraft Träume Fühn mit Träumen.
Leichtes Blut, verwegned Herz, ſtolzes Selbftvertrauen, fros
her Sinn bei Leid und Schmerz, muthig vorwärts fchauen.
(Chor:) Das Auge fprüht, die Wange glüht, es wogt die
Bruft in teunfner Luft. Der fchönen froben Jugendzeit, der
fei dies volle Glas geweiht! -
Heißen Südens ganze Pracht, und ein ſchönes Feuer,
und der: Liebe füße Mat lodert im Tokayer; golden ſchaͤumt
er im Pokal, hell wie Himmelskerzen, wie der Liebe Goͤtter⸗
ſtrahl glüht im Menfchenherzgen. (Chor:) Der Liebe Glüd,
wie Sonnenblid im Paradies, fo Hold und füß! Der höch«
ften Erbdenfeligkeit, der Liebe, ſei Died Glück geweiht!
Und nun nennt den legten Trank: Rheinwein glüht im
Becher! Deutfcher Barden Hochgeſang tönt im Kreid der
Zecher. Freiheit, Kraft und Männerftch ;Männerluft und
Worme, reift am deutſchen Rebenholz, reift in deutſcher Sonne.
(Ehor:) Am Rhein, am Rhein reift: deutſcher Wein, und
deutfche Kraft. im Rebenſaft. Dem Vaterland mit veller
Macht ein dreifach donnernd Hoch gebracht! "Ch. Aörner.
774.
Freund, ich achte nicht des Mahles, reich an Speiſ' und
Trank, nicht des rheinischen Pofales, ohne Sang und Klang!
Ladet man nur ſtumme Säfte, daß man ihre Xeiber mäfte?
Großen Dank! großen Dank! (Chor:) Unfer Wirth Liebt
frohe Säfte! Klingt, Elingt, klingt, ſingt, o Freunde, finge!
Bravo! gerne Bin ich günftig in ber edlen Sunft, wo
man vor dem Zrunf vernünftig anflingt und triunipht! Ihr
mit eurer bummen Zeitung, Priefterfehd’ und -Wetterbeutung,
4%
Frennd! ich leb' zufrieden. 25
lernt Vernunft, lernt Bernimft! (Chor:) Fort mit Wetter,
Schd und Zeitung! Klingt, klingt 1c.
‚ Unter Er: und Segel altert bier bie Bulle Weins,
mid und feuerreich, gefeltert auf den Höhn bed Rheins; und
wie gern tebt feinen Gaͤſten unfer lieber Wirth den beften!
Trinkt noch eins! trinkt noch eins! (Chor:) Unfer Wirth
giebt ge den beften. Klingt, Flingt zc.
f das MWohlfein aller Thoren! Gold und Band und
Stern, fette Baͤuch' und Kopf und Ohren gönn’ ich ihnen
gern! Rur von frobem Rundgefange und gefüllter Glaͤſer
Klange fort, ihr Herrn! fort, ihe Herren! (Ehor:) Fort vom
frohen Sang und Ktang! Klingt, Elingt ꝛc.
Unfern Weiſen vom Katheder gonn ich ihren Baß, ihre
wohlgefchnittne Feder und ihr Dintenfaß; unfern Kraft und
Bänkeldichtern dürre Kehlen und ein nüchtern Waſſerglas!
Waſſerglas! (Ehor:) Dürr ſei ihre ser und nüchtern! ıc.
Ausgeziftht und ausgeduidet jeden igkumpan ‚ der nur
get und nedt und fprubelt mit gefletfchtem Jahn! Richt
Im Menſchen, nein, zum Affen hat did) Gott der Herr er
chaffen; Pavian! Pavian! (Chor:) Auf das Wohlfein aller
Affen! Klingt, Elingt ıc. j AL
dat wir gluͤhn Laßt euren Fächer, Mägdlein, Kühlung
en Selbſt die Mägdlein blühn beiim Becher noch einmal
fo Ihön! Trinkend läßt ſich auch die Spröde leicht erflehn!
side —38 (Chor:) Trinkt euch Muth und laßt die Sproͤde!
ingt, klingt ꝛc. .
Heil dir, Rheinwein! beutfche Tugend, Sohn des Bater⸗
lands, flammt in dir Geſundheit, Jugend, Kuß, Gefang und
Lanz! Trinkt von Seligkeit erfhüttert ‚ teintt und jauchzet,
tingsum zittert Himmelsglanz! Simmelsglanz! (Chor :) Ring»
um glänzt der Saal und zitfert!" Klingt, und klingt! Singt,
o Freunde, fingt! 3. 8. Voß.
718.
‚ $reunb!-ich beb' zufrieden, geht es, wie es will; unter
meinem Dache Teb’ ich froh und fl. Mancher Thor hat
Alles, was fein Herz begehrt, Doch ich bin zufrieden, das ift
Soldes wert: . J
Schinmern keine Kerzen mir bei'm Abendmahl, blinken
Freuden-Weine nicht im Goldpokal: findet ſich nur immer,
was man braucht zur Roth, beifer noch im Schweiße ſchmeckt
men Stückchen Brod. “
Keine Phramide fleht auf meinem-Grab, und auf meiz
nem Sorge liegt Fein Marſchallsſtab; aber Friede wehet unter
2% Stenndfchaft uud Siebe.
meinem Leichentuch, ein Paar Freunde weinen, und das ift
genu . .' v
Wenn ich ruhen werde einſt im kuͤhlen Sand, fuͤhrt der
Herr der Erde mich an ſeiner Hand. Und auf meinem Grabe
glaͤnzt kein Marmorſtein, eine Roſenhecke ſoll mein Denkmal ſein.
776.
Melodie: Freut euch des Lebens.
(Chor:) Freundſchaft und Liebe ſind unſre ſchönſte Pflicht!
Wer Freude ſuchet, fliehe ſie nicht. (Solo:) So gehen wir
denn Hand in Hand, und Herz um Herz zum Unterpfand,
und ſtreun uns Roſen auf den Phop, die ſonder Dornen blühn.
(Chor:) Freundfähaft und Liebe ꝛc. (Solo:) Der Freude
fei, wenn's flürmt und fchneit, fo wie im Lenz, das Herz ne
weiht! Wir find und gleich beim Morgenroth, wie bei dem
Abendftern. Zu N
(Chor:) Freundfchaft und Liebe ꝛc. (Solo:) Wir brau⸗
chen nicht der Taͤuſchung Trug, wir leben uns, find uns ge:
nug; ger Biederfinn flieht Heuchelſchein, man zeigt ſich, wie
man iſt.
C(Chor:) Freundſchaft und Liebe ꝛc. (Solo:) Uns Tim:
mert nicht des Auslands Krieg; wir lieben nur ter Glaͤſer
Sieg. — Es lebe Fürft und Vaterland und reines Bürgerglüd!
(Chor:) Freundfchaft und Kiebe ꝛc. (Solo:) So fehlen:
bern wir mit frohem Sinn von Wochen zu den Sahren hin,
bis einft am Fühlen Grabe wir vollendet flille flehn. '
- (Chor ;) Freundſchaft und Liebe ?c. Zn
777.
Freund! verfäume nicht zu leben: denn die Jahre fliehn,
und e8 wird der Saft der Reben uns nicht lange glühn!
Lac) der Aerzte‘ und ihrer Ränfe! Tod und Krankheit
lau'rt, wenn man bei dem Frofchgetränfe feine Zeit vertraut.
Moslerwein, der Sorgenbrecher, fchafft geſundes Blut.
Trink' aus dem befränzten Becher Gluͤck und feshen Muth!
So! — Noch Eins! — Siehft du Lyaͤen und. die Freude
nun? Bald wirft du auch Amorn fehen, und..auf Rofen
ruhn. B* 178 100007 Aleiſt.
Melodie von H. G. Nägeli.
Chor) Freut euch bed Lebens, weil noch "das Lämpchen
geübt, pflücet bie Roſe, eh’ fie. verbläßtl . (Einer:) ‚Man
Stiederieus Ber. 27
ſchafft fo gern fih Sorg und Muh’, fucht Dornen auf und
Anbet ni laßt das Veilchen unbemerft, das uns am
ege blüht.
_(@hor:) Freut euch des Lebens ıc. (Einer:) Wennſchon
die Schöpfung fich verhüllt, und lauter Donner ob uns brüllt,
u „fpeint am Abend nach dem Sturm die Sonne, boch fo
ön! j
Freut euch ꝛc. Wer Neid und Miß forgfam flieht,
Genügfamkeit im Gaͤrtchen zieht, dem fchießt fie bald zum
Bäumchen auf, das goldne Früchte bringt.
Freut euch ꝛc. Wer Reblichkeit und Treue übt, und
ern dem Armern Bruder giebt, da fiedelt fich Zufriedenheit
r gerne bei ihm an.
Freut euch ıc. Und wenn der Pfad fid Peg engt,
und Mißgeſchick uns plagt und draͤngt, ſo reicht die Freund⸗
ſchaft ſchweſterlich dem Redlichen die Hand.
Freut euch ꝛc. Sie trocknet ihm die Thränen ‘ab, und
fireut ibm Blumen bis in's Grab; fie wandelt Naht in
Dämmerung und Dämmerung, in Tag.
Freut euch ıc. Sie it des Lebens fchönftes Band, a
Brüder, traulich Hand in Hand! So wallt man froh, fo
wait man leicht in’d beßre Vaterland!
' J Martin Uſteri.
779.
Melodie: Prinz Eugenius ꝛc.
Friedericus Rex, unſer Koͤnig und Herr, der rief ſeine
Soldaten alleſammt in's Gewehr, zweihundert Bataillons und
an die tauſend Schwadronen, und jeder Grenadier kriegt ſech⸗
zig Patronen.
Ihr tollen Jung's, ſprach feine Majeſtaͤt, daß Jeder in
der Bataille ſeinen Mann mir ſteht. Sie goͤnnen mir nicht
Schlefien und die Grafſchaft Glaz, und die hundert Millionen
in meinem Schatz.
Die Kaiſ'rin hat ſich mit den Franzoſen alliirt und das
roͤmiſche Reich gegen. mich revoltirt; die Ruſſen ſeind gefallen
in Preußen ein: auf, laßt uns ſie zeigen, daß wir braveLan⸗
deskinder ſein.
Meine Generale, Schwerin und Feldmarſchall Keith, und
ber General⸗Major von Siethen ſeind allemal bereit. Kotz
Mohren, re: und Kreuz: Element, wer den Brig und feine
Soldaten nody nicht Eennt.
Run adjoͤ, Lowiſe, wiſch ab bein Geficht, sine jede Ku:
el, die trifft ja nicht; denn träf jede Kugel apart ihren
ann wo kriegten die Könige ihre Soldaten dann?
28 cFFriert der Pol.
Die Musketenkugel macht ein kleines Loch, die Kanonen⸗
Eugel ein weit größeres noch; die Kugeln find alle von Eifen
und Blei, und manche Kugel geht Manchem vorbei.
W. Aleis.
780.
Melodie: Aufr ihr meine deutfchen Brüber.
Friert ber Pol mit Falten Schimmer, ober Freifcht ber
Wetterhahn; und, im wohlgebeizten Zimmer, ſchreckt Fein Froſt,
Fein Herbftorfan! Hohen Muths in unfrer Mitte fteht der
Punſch, der ſtolze Britte. (Chor:) Eingefchentt nach Herzens:
wunſch, klingt und fchlürft den warmen Punſch. on,
ie in engen Winterflaufen Bienen um den gengſein,
draͤngen wir uns dicht und ſchmauſen fo hehaglich und ge:
heim, und gleich ihrem Chorgefumme, tönt Geſang um unfte
Kumme. (Chor:) Eingefchenkt nad ꝛc. '
Weiblein brauten, zur Erfriſchung unferm halb erſtarr⸗
ten Blut, Zuder und Citronenmiſchung, edlen Rum und
heiße Fluth, und ein Mägblein, lof und munter, goß, zur
Stärkung Wein darunter. (Ehor:) Singefthent nad) ıc.
Dom binausgewinkten Kenner wird die Brauerei geprobt,
und der Herzenstroft der Manner fammt der Meifterin gex
lobt; im Zriumph z0g dann zum Mahle zugeftülpt bie große
Schale. (Chor:) Eingefchenft nad ıc.
Eingeden? der Heimath, gleitet er im Wogenfturz daher;
fo wie Steu'r und Nadel leitet durch Das ungeheure Meer,
trinkt und lacht des lauten Nordes und ded hoch umraufchten
Bordes. (Ehor:) Eingefchenkt nad ıc. "
Heil ihm, wer, zum Troſt dem Leben, dich, o Trank, zu:
erſt gemiſcht. dich, der mehr als Geiſt der Reben fern im
Ocean erfriſcht; Seel' und Leib dem Schiffer labend, dampfſt
du, Freund, am Sonntag Abend. (Chor:) Gingefehenft nad) ıc.
Ihr auch trotzt den Ungemwittern, trinkt. gefelig Punſch
und Laufcht, wie des Haufes Fenſter zittern, ‚und der Baum
entblättert raufcht; und wie raſch, vom Sturm umbheulet,
Mann und Roß vorübereilet. (Chor:) Eingefchenft nach ır.
Aber, Freunde, denkt des Armen, dem .nicht Herd noch
Dfen glimmt, der jebt hungrig, zu erwarmen, Ni auf hartem
Lager krümmt. Theilt ihm mi! Sm frohen Zraume ruhn
wie dann auf weichem Flaume. (Chor:) Eingeſchenkt u ꝛc.
| op.
"781.
Melodie: Es iſt nichts Lufl'gers auf der Welt.
Friſch auf⸗ friſch auf, mit raſchem Flug, frei vor dir
liegt die Welt! wie auch bes Feindes ft und Trug uns
Friſch anf, frifd auf mit Bang. 29
rings umgarnet hält. Steig’,, edles Roß, und bäume dich,
bort winkt der Eichenkranz, ſtreich' aus, ftreich’ aus und trage
mich :,: zum luſt'gen Scwertertähz! ':,:
So in den Luͤften, unbefiegt, gebt frifcher Reitersmuth.
Was unter ihm im Staube liegt, engt nicht das freie Blut.
Weit Hinter ihm liegt Sorg’ und Noth, und Weib und Kind
und Herb: vor ihm nur Freiheit oder Zod, und neben ihm
fein Schwert.
So geht's zum luſt'gen Hochzeitöfeft, der Brautkranz ift
der Preis; und wer das Liebehen warten läßt, den bannt der
Freier Kreis. Die Ehre ift der Hochzeitgaft, dad Vaterland
die Braut; wer fie recht brünftiglih umfaßt, den hat der
Zod getraut. a
ar füß mag fol ein Schlummer fein in folcher Liebes:
nacht! in Liebchens Armen fchläfft du ein, getreu von ihr be=
wacht. Und wenn der Eiche grünes Holz die neuen Blätter
ſchwellt, jo ruft fie Dich mit freud'gem Stolz zur ew’gen
Freiheitswelt.
Drum, wie ſie faͤllt und wie ſie ſteigt, des Schickſals
raſche Bahn, wohin das Glück der Schlachten neigt: wir
ſchauen's rubig an. Für deutfhe Freiheit woll'n wir ftehn!
ſei's nun in Grabes Schooß, fei’s oben auf den Siegeshöh'n,
wir preifen unfer 2008!
Und wenn uns Goft den Sieg gewährt,. was hilft euch
euer Spott? Ja, Gottes Arm bt unfer Schwert, und
unfer Schild ift Gott! Schon flürmt ed mächtig rings um:
ber, drum, edler Hengft, friſch auf! und wenn die Welt vol
Zeufel wär’, dein Weg geht mitten drauf!
9 Theodor Körner. 1813.
782.
Melodie von A. Methfeſſel.
Friſch auf, friſch auf mit Sang und Klang, du wackrer
Männerchor! Singt, Burſchen, ſingt aus voller Bruſt! Ge:
fang giebt Muth und Xebensluft, :,: und hebt das Herz empor! :,:
ie muthig, frei und fre durchzieht der Burſch ſein
Pilgerland! Sein Wort iſt Sang und Jubelton, nicht um
des Sultans Herrſcherthron vertauſcht er ſeinen Stand.
Ein freier, froher Felſenſinn, ein aͤchtes deutſches Blut;
ein ehrenfeſtes, deutſches Schwert, ein Herz, das ˖keinen Tand
begehrt, iſt deutſcher Burſchen Gut!
Wohlauf, mein deutſches Vaterland! ſei ſtolz und unge:
beugt! dir weiht der Burſch fein Blut und Schwert, wir find.
des heil’gen Landes werth, bad Erz und Eifen zeugt.
€. Krummadıer.
30 Frifch auf! ihr dentſchen Brüder.
783.
Nor der Schlacht.
1
Friſch auf! ihr deutſchen Bruͤder! friſch auf zum heil'gen
Streit! Der Satan drudt und nieder und wuͤthet weit und
breit, er will die Erdenflur zur Schlangenmäfte machen, mit
Zigern und mit Drachen verheeren die Natur. .
Er will die Freiheit miorden und brechen jedes Necht,
der Zrug ijt Herr geworben, es dient der Muth als Knecht;
die Wahrheit fliehet fern vom blutigen Getümmel hoch in
den lichten Himmel, fie klagt e8 Gott dem. Herrn.
, Drum auf! ihr deutfchen Brüder! es hat's der Herr ge
hört; auf! ſchlagt die Schande nieder, die Recht und Kicht
geeitört; auf! waffnet Herz und Hand mit alter deutſcher
reue, daB Redlichkeit fi) freue, daB zittre Lug und Zand!
Auf! mit dem Herrn der Scharen! wohlauf in Noth
und Zod! Es wird euch wohl bewahren der alte treue Gott;
ven ihm fommt Alles her, zu ihm geht Alles wieder: drum
zagt nicht, deutfche Brüder, Gott ſteht mit eudy im Heer.
Gott fteht mit euch im Leben, Gott fteht mit euch im
Tod; will Bott den Arm erheben, wo bleibet, was euch droht?
Mit Gott das Schwert zur Hand! mit Gott hineingefallen !
und laßt die Looſung ſchallen: Gott! Freiheit! Baterland!
784.
1
Friſch auf, ihr deutfchen Scharen! frifh auf zum deit-
en Krieg! Gott wird fich offenbaren im Tode und im Sieg.
Rit Gott dem Frommen, Starken, feid fröhlich und geſchwind,
kämpft für ded Landes Marken, für Aeltern, Weib und Kind.
Srifh auf! Ihr tragt das Zeichen des Heild an eurem
Hut; dem muß die Hölle weichen und Satans Yrevelmuth,
wenn ihr mit freuem Herzen und rechtem Glauben denkt, für
wie viel bittre Schmerzen fi Gottes Sohn gefchenkt.
Drum_auf für deutfche Ehre, du tapfres Keutögefchlecht,
der befte Schild der Heere heißt Vaterland und Recht; als
Thönfte Looſung klinget die Freiheit in das Feld, wo fie die
Fahne ſchwinget, wird jedes Kind ein Held.
Drum auf, ihr deutfchen Scharen! friſch auf zum beil’-
gen Krieg! Gott wird ſich offenbaren im Tode und im rar
te,
t.
und wenn bie ganze Hölle fich göffe über euch, ihr ſpült
wie bie Welle dad Sandkorn, weg von euch. *. Arnd
Friſch anf in's weite Feld. 31
785.
Melodie: Auf! auf! ihr Brüder, und feid ſtark.
Friſch auf, ihr Jäger, frei und flink, bie Buͤchſe von
der Wand! Der Wuthige beherrfcht die Welt. Friſch auf
den Feind, friſch in das Feld für's deutſche Vaterland!
Aus Weſten, Norden, Sud und Oft treibt uns der Rache
Strahl, vom DOderfluffe, Weſer, Main, vom Elbftrom und
vom Vater Rhein und aus dem Donauthal.
Dod Brüder find wir allzufammt, und das fchwellt une
fern Muth. Uns Enüpft der Sprache heilig Band, uns knuͤpft
ein Gott, ein Vaterland, ein treues, deutfches Blut.
Nicht zum Erobern zogen wir vom väterlichen Herb;
die ſchaͤndlichſte Tyrannenmacht befämpfen wir in freud’ger
Schlacht, das ift des Blutes werth.
Shr aber, die uns treu geliebt., der Herr fei euer Schild,
bezahlen wir’d mit unferm Blut; denn Freiheit ift daB höchfte
Gut, ob's taufend Leben gilt.
Drum, muntre Jäger, frei und flin?, wie auch das Lieb⸗
hen weint! Gott hilft und im gerechten Krieg! Friſch in
den Kampf! Tod oder Sieg! frifh, Brüder, auf den Feind!
Theodor Körner. 1813.
786.
Friſch auf! ihr tapfern Soldaten! Ihr, die ihr noch mit
deutſchem Blut, ihr, die ihr noch mit friſchem Muth beiebet,
ſuchet große Thaten.
Ihr Landeleut’, ihr Landsknecht', friſch auf! Das Land,
die Freiheit ſich verlieret, wo ihr nicht muthig fchlaget drauf
‚ und überwindend triumphiret.
Der ift ein Deutſcher wohlgeboren, der von Betrug und
Falſchheit frei, hat voU der Nedlichkeit und Treu’, nicht Glau⸗
ben, nicht Freiheit verloren.
Ha, fallet in fie, gr Bahnen zittern aus Furcht, fie
trennen fi), ihre böfe Sach’ halt nit den Stich, drum zu
der Flucht fie fich Schon mahnen. | |
Groß ift ihr Heer, bös ihr Gewiſſen, groß: ift ihr Zeug,
Hein ift ihr Slaub, friſch auf! Sie zittern wie das Laub,
und wären gern ſchon ausgeriffen.-
Philander v. Sittewals. (Maeſcheroſch.)
787.
Friſch auf in's weite Feld! Su Waſſer und zu Lande bin
ih Soldat für's Geld; wenn alle Menſchen fihlafen, Solda-
ten müffen wachen, dazu find fie beftellt. \
32 Friſch anf, Kameraden.
Der König trägt die Kron', in feiner Hand den Scepter,
wenn er jist auf dem Thron', ein langes Schwert zur Seite,
zu gehen mit zum Streite, auf Krieden und Parbon.
Ein’ adelige Dam’, die fchläft bei ein'm Soldaten, aus
lauter Liebesflamm’; ed Elingt ihr in den Ohren, Soldaten
find geboren aus ritterlihbem Stamm.
oldat, du edles Blut, weil du bift hochgeboren aus
lebensfriihem Muth, wenn ſchon die Kugeln faujen, laß bir
davor nicht graufen, wem's glückt, der Fommt davon.
788.
Bekannte Melodie.
Friſch auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd! in’s
Feld, ın die Freiheit gezogen; im Felde, da ift der
Mann noch was werth, da wird bad ge noch gewogen;
da tritt kein Andrer fuͤr ihn ein, auf ſi Felder ſteht er da
ganz allein.
Aus der Welt die Freiheit verſchwunden ift, man ſieht
nur Herren und Knechte; die Falſchheit herrſcht und die Hinter-
Lift bei dem feigen Menfchengejcdhlechte; der dem Tod in's Ange:
ſicht (bauen fann, der Soldat allein ift der freie Mann.
e8 Kebend Uengften, er wirft fie weg, hat nicht mehr
zu fürchten, zu forgen; er reitet dem Schickſal entgegen Fed,
trifft's heute nicht, trifft e8 doch morgen; und frifft es mor⸗
gen, fo laßt uns heut’ noch fchlürfen die Neige der Föftlichen
eit.
Bon dem Himmel fallt ihm fein luſtig Loos, braucht's
nicht mit Muͤh' zu erftreben; der Froͤhner, der ſucht in ber
Erde Schooß, da meint er den Schatz zu erheben; er gräbt
und fchaufelt, fo lang’ er lebt, und graͤbt, bis er endlich fein
Grab ſich grabt.
„ Der Reiter und fein geſchwindes Roß, fie find gefürdhtete
Säfte; es Flimmern die Lampen im Bocgeitsihloß, ungeladen .
kommt er zum Feſte; er wirbt nicht lange, er zeiget nicht
Gold, im Sturm erringt er den Minnefold.
Warum weinet die Dirn’ und zergramet fich ſchier? Laß
fahren dahin, laß fahren! Er hat auf Erben fein bleibend
Quartier, kann treue Kieb’ nicht bewahren. Das raſche Schick.
fal, ed treibt ihn fort, feine Ruhe läßt er an Feinem Drt.
Auf des Degens Spige die Welt jebt liegt, drum wohl, |
wer den Degen jest führet; -und bleibt ihr nur wader zu-
fammengefügt Pr haltet die Welt und regieret! Es ſteht
Feine Krone fo feit und fo hoch, der muthige Springer cr:
reicht fie Doch. u Zu =
Friſch auf, mein Bolk! 33
Drum friſch, Kameraden, ben Rappen gezäumt, die Bruft
um Gefechte gelüftee! Die Jugend braufet, das Leben ſchaͤumt,
* ch auf, eh' der Geiſt noch verduͤftet, und ſetzet ihr nicht
das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen ſein!
Schiller.
789.
Friſch auf, mein Volk! die Flammenzeichen rauchen! Hell
aus dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du ſollſt den
Stahl in Feindesherzen tauchen, friſch auf, mein Volk! die
Flammenzeihen rauhen! Die Saat ift reif, ihr Schnitter,
zaubert nicht! Das höchfte Heil, das legte liegt im Schwerte.
Drüd’ dir den Speer in's treue Herz CH der Freiheit
eine Gaſſe! Waſch' die Erde, dein deutjches Land mit deinem
Blute rein!
Es iſt fein Krieg, von dem die Kronen willen; es ift
ein Kreuzzug, 8 ift ein heiliger Krieg! Recht, Eitte, Zu-
gend, Glauben und Gewiflen hat der Zyrann aus deiner
Bruft geriffen: errette fie mit deiner Freiheit Sieg! Das
Winfeln deiner Greife ruft: „Erwache!“ der Hütte Schutt
verflucht Die Räuberbrut, die Schande deiner Züchter fchreit
um Rache, der Meuchelmord der Söhne fchreit nad Blut.
Zerbrid, die Pflugfchaar, laß den Meibel fallen, die keier
ſtill, den Webftuhl ruhig ſtehn! verlaffe deine Höfe, deine
Hallen! Bor deffen Untlig deine Bahnen wallen, er will fein
Volk in Waffenrüftung fehn. Denn einen großen Altar follft
du bauen in feiner Freiheit heil gem Morgenroth, mit deinem
Schwert folft du die Steine hauen, der Tempel gründet fich
auf Heldentod.
ad weint ihr, Mädchen, warum klagt ihre, Weiber,
für die der Herr die Schwerter nicht gejlählt, wenn wir ent:
zuͤckt die jugendlichen Leiber hinwerfen in die Scharen eurer
Räuber, daB euch des Kampfes kühne Woluft fehlt? — Ihr
könnt ja froh zu Gottes Altar treten, für Wunden gab er
arte Sorgfamkeit, gab euch in euern herzlichen Gebeten den
Ihönen, reinen Sieg der Frömmigketie.
So betet, daß die alte Kraft erwache, auf daB wir ftehn,
das alte Volk des Siegs! Die Märtyrer der heilgen, beut-
[hen Sache, o ruft fie an, als Genien ber Rache, als gute
Engel des gerechten Kriege! Luiſe, ſchwebe jegnend um den
Satten! Geift unfers Yerdinand, voran dem Zug! und all
ihr deutichen. freien Heldenfchatten, mit uns, mit und,. und
unfrer Banner Sg .
Der Himmel hilft, die Hölle muß uns weichen! Drauf,
wackres Bolf!,draufl ruft die Freiheit, drauf! Hoc fchlägt
3
II.
34 Friſch anf zum fröhlichen Sagen.
dein Herz, hoch wachen deine Eichen. Was kuͤmmern dich
die Hügel beiner Leihen! hoch pflange du die Freiheitöfahne
auf! — Doch ftehft du dann, mern Volk, bekraͤnzt vom Glücke,
in deiner Vorzeit —5* Siegerglanz: vergiß die treuen
Todten nicht, und ſchmuͤcke auch * Urne mit dem Eichen⸗
kranz! heodor Körner. 1813.
Lied der freiwilligen Jäger.
Melodie: Auf, auf zum fröhlichen Iagen.
Friſch auf zum fröhlichen Sagen, es iſt nun an der Seitz
es {ng chon an zu tagen, der Kampf ift nit — weit!
Auf! laßt die Fauͤlen liegen, laßt fie, in guter Ruh’! wir
rücken mit Vergnügen dem lieben König zu. ,
Der König hat gefprochen; Wo —F meine Jäger nun?
Da find wir aufgebrochen, ein wackres Werk zu thun. Wir
wol’n ein Heil erbauen für all! das deutiche Land, im frohen
Gottvertrauen mit ruͤſtig ſtarker Hand.
Schlaft ruhig nun, ihr Xieben, am väterlichen Herb!
derweil mit Keindeshieben wir ringen, keck bewehrt. O Wonne,
die zu fohügen, die und das Xiebfte find, hei! laßt Kanonen
bligen, ein frommer Muth gewinnt.
Die Mehrften ziehn einft wieder zurücd in Siegerreih'n;
dann tönen Jubellieder, das wird 'ne Freude fein! Wie glühn
davor die Herzen fo froh und ftarf und wei! Wer fat,
der kann's verichmerzen, der hat das Himmelreich.
Ins Feld, in's Feld gezogen zu Roß und auch zu 0
Sott ift und wohlgewogen, * manchen hohen Gruß. Ihr
Jaͤger allzuſammen, dringt luſtig in den Feind, die Freuden⸗
feuer flammen, die Lebensſonne Teint.
Krievrid de in Motte Fouqué. 1813.
791.
Zum Gedächtniffe des Aufrufs der Freiwilligen
chtuige Febrnar 1813, 8 Ben
Melodie: Auf, auf zum fröhlichen Jagen.
Friſch auf zum fröhlichen Sagen! fo rief der Hörner Klan
fo rief in froben Tagen der muntre Sagdgefang. Berflungen
find die Lieder, die blanken Waffen vuhn; wir aber fragen
wieder: wo find bie Jäger nun? ‘
Ein Kirchhof Liegt gebreitet, Tein’ Mauer faßt ihn ein,
Fein Hügel ift bereitet mit hohem Leichenftein. Der Pflüger
k
Friſcher Muth, leichtes Bint. 35
pflügt darüber und fragt nicht nach dem Grab’, der Wandrer
zieht vorüber, ſchaut nicht auf euch hinab!
Sie freuen fich der Aehren, die euer Blut getränkt, fie
fhmüden fih mit Ehren, die euch der Tod gefhenkt. Sie
brechen von den Krängen, die euch der Sieg vertraut, fie
fliegen zu den Taͤnzen mit eurer jungen Braut.
Die Welt will untreu werden, fo bleiben wir getreu,
damit die Lieb" auf Erden nicht ganz verfchwunden fei. Daß
Beft, das wir begehen, hat euch dem Tod geweiht, mag es
fortan beftehen, ein Zeichen eurer Zeit!
Frifh auf, zum fröhlichen Sagen! fo fangt ihr in ber
Schlag „euch fei in dieſen Zagen dies Lied zum Gruß ge:
bracht! Und dürfen wir nicht jagen und ſchlagen auf den
Feind; was kommt, wir wollen’d tragen, fo treu wie ihr
vereint! Friedrich Förſter.
792.
Bekannte Melodie.
Friſcher Muth, leichtes Blut iſt des rüfl'gen Wandrers
Gut: Sonnenpracht, Waldesnacht rings entgegen lacht. Welt
iſt reich und groß und weit, ſchnell entflieht die frohe Zeit.
Smmer zu, immer zu, ohne Raſt und Ruh’!
Himmelsplan, Wolkenbahn, Felſen fteigen ſtol hinan;
Windesſaus, Wettergraus fegt das alte Haus. gelten blei:
ben feft am Ort, Wolken ziehen weiter fort. Immer zu ıc.
Wald fo dicht, Blüthenlicht, Blätterraufchen zu mir
ſpricht; Vogelſang, Hörnerklang tönt den Wald entlang.
Wind duch grüne Blätter geht, Singen, Klingen, weiter
weht. Immer zu ꝛc. L,
Felſenquell, filberhell, riefelt duch bie Bäche ſchnell;
Gießbach wild unten quilit, ftürzt fi aufs Gefild. Strömt
der Fluß hinab in’s Meer, Büchlein eilet ‚hinterher. Immer
vw
ꝛc.
Freundlich Thal, eng und ſchmal, Schattenort im Mit⸗
tagsſtrahl; Wieſengrund, Blumen bunt, Bluͤthen ftiſch zur
Stund'. Auf den Bergen ſchmilzt der Schnee, liebes Dhal,
du wirft ein Sce. Immer zu ꝛe.
Glockenklang! Städtlein blank ziehn fi, hin am Berges:
ben; auf ben Höhn Trümmer ftehn, weit in's Thal hin:
ehn. Städte werden Trümmerhauf, neue Städte bau'n ſich
auf. Immer zu ıc. .
Fenfterlein, ar und rein, blickt hervor aus grünem
Bein; Mädel, ſchoͤn, hinten ftehn, nad dem Mandrer fehn.
Lockend blinkt und winkt der Wein, lockend fehöner Augen
Schein. Immer zu ic. ur "
3*
36 Friſcher Muth, leichter Sinn.
Heimathort, Jugendort, in der Fremde wandr' ich fort;
Liebehen mein! fromm und fein, täglich denk' ich dein. Geht
die Wanderfchaft 8 End', Wandrer ſich zuruͤckewend't, dann
zur Ruh', müder Wandrer dun sr. Augler.
793.
Frifher Muth, leichter Sinn, führet uns durch's Leben
bin; heute dort und morgen hier, Wald und Flur das Nacht
quartier. Krifher Muth, Leuchter Sinn, führe uns durch's
Leben hin. =
Ohne Sorg', ohne Plag’ ſchwindet jeber neue Tag. Sang
und Rebenſaft erquickt, und fein Liebehen ung beglüdt. Ohne
Sorg', ohne Plag' ſchwindet jeder neue Tag.
794.
Froͤhlich toͤnt der Becherklang im vertrauten Kreiſe; lieb⸗
lich ſchallt ein Rundgeſang nach der Vaͤter Weiſe. Freunde,
freut euch alle! Freunde, trinket alle! ſingt mit lautem Schale.
(Chor:) Traute Brüder, ſchenket ein, ftoßet an und trinkt
den Wein. 0
Winde diefe Blumen mir um das Haarz ich winde Epheu
um den Becher dir, freundliche Selinde. Laßt den Becher
rauchen, wenn die Mütter laufchen, ob wir Küfle taufchen.
(Ehor:) Zraute Brüder ıc.
Du dort fchenfe mäßig ein, denn Erfahrung lehret:
FA und Freude ſcheucht der Wein, wenn er uns bethöret.
Ah, fie fliehn erfchroden aus gerftörten Loden von. geworf:
nen Broden. (Ehor:) Traute Brüder ıc. .
"Mer mit Gegenliebe liebt, freue fi) von Herzen! Wen
fein Mädchen noch betrübt, Hoffe Troſt nah) Schmerzen!
Freund, bei'm Nofenbecher Leert vielleicht dein Rächer Amor
feinen Köder. ( Chor:) Traute Brüber.tc.
Neue Freuden ge mir auf, glätter wird die Stirne,
leicht wird meines Blutes Lauf, heller mein Gehirne. Seht!
die Släfer blinken, felbft die Mädchen winken, noch einmal
zu trinken. (Chor:) Zraute Brüder ıc.
798.
Jünglings Gefühl.
Fröhlich und frei bin.ich, juchhei! ſteh' unter Gottes Zeit,
hab’ mich ihm heimgeftelt, ſchalte fonft keck und kuͤhn, noch
‘tft das Herz ja grün! Hurrah, juchhei!
Steh leben die Soldaten. 37
Waͤchſt doch dem Muth immer die Gluth! Denk' ich an's
Vaterland, faͤhrt mir an's Schwert die Sand. Zwei Dinge
hatt’ ie wperth: blank an der Seit' ein Schwert, Trotz un⸗
term Hut.
Bergab gewandt! aufwaͤrts gerannt! raſch, wie der Wetten
fein, fe wie ber Fels am Rhein: fo tret ich keck hinaus,
biete die Bruft’ dem Strauß für's Vaterland.
Herrgott, bein Schild decke mich mild! Sink' ih im wi
den Strom, geb’ ich zum Vaterdom; dann, Brüder, folget
mir, ſchwinget das Kreuspanier für's Vaterland.
Auf denn, ed fei! Vaterland, teru leb' ich dir immerdar,
ſteh ich zur frommen Schar, die fo in Roth wie Tod höret
dein laut Gebot! Hurrah, juchhei!
" Ehriftian v. Buri. 1817.
N
798.
Bitterbubens Miorgenlied.
Bröhlich und mohlgemuth wandert das junge Blut über
ben Rhein und Belt, auf und ab duch die Weit.
Huf! Hufch! mit leichtem Sinn über die Fläche hin!
Ihaffe fid) Unverftand Sorgen um golönen Zand!
Sriesgram fieht Alles grau, Freude malt grün und blau;
rings, wo der Himmel thaut, Frohfinn fein Neftchen baut.
teberalt Sonnenſchein! Geht's in die Melt hinein, wölbt
dir der Baum ein Dad), rinnet zum Trunk der Bach.
Hin und ber durch das Land, frifche Luft, Freundes
Hand, ehrlich und Leichtes Blut; Mädel, ich bin bir gut.
(Leben, du bift fo ſchön! wenn wir uns recht perftchn.
Liebehen, für deine Hand tauſcht' ich nicht Krom’ und Land.)
(Leben, bift doch fo fhön, morgens auf goldnen Höh’n!
Schattenfpiel an der Wand, — fehaut doch den bunten Land!)
' u Schmidt v. Mbeck.
7197.
Melodie: Mit Männern. fich gefchlagen.
Froh leben die Soldaten, der Bauer giebt den Braten,
der Gartner giebt‘ den Moſt, das ift Soldatenkoſt. Zralara!
Der Bürger muß uns baden, den Adel muß man zwak⸗
Een, fein Knecht ift unfer Knecht, das ift Soldatenrecht. Tralara!
- In Wäldern gehn wir pürfchen nach allen alten Hirſchen,
und bringen frank und frei den Männern das Geweih. Tralara!
Def chwoͤren wir ber Hanne und morgen der Sufanne.
Die Lieb’ ift immer neu, das iſt Soldatentreu'. Tralara!
38 Früh morgens, wenn her Gag bridt an.
Wir ſchmauſen wie Dynaften, und morgen heißt es faften.
Früh reih, am Abend bio, dad if Soldarmlods. Tralara!
Wer der muß uns geben, wer nichts hat, der ſoll
—— Der Eh’ mann bat das Weib und wir den Seitvertreib.
r
Cs heißt bei unfern Selten, Geftahines ſchmeckt am beiten!
Unrechtes Sut macht fett, das iſt Soldatengebet. Tralara!
Schiudler.
798.
Weberlied.
Frühmorgens, ‚ ‚wenn der Kag bricht an, hört man und
ſchon mit Freuden ein fchönes Liedlein flimmen gn und wader
drauf arbeiten. Die Spule die ift unfer Pflug, das Schiff:
lein ift das Pferde, und damit machen wir gar klug das
ſchoͤnſte Werk auf Erden.
Sar mande Jungfrau freundlich ſpricht: Mad’ mir gut
Tuch zu Betten, das Garn ift auch ſchon zugericht't zu Tiſch⸗
tuch und Servietten. Webt mir die fchönften Bilder drein,
macht mir darin kein Neſte; das Trinkgeld ſollt ihr haben
fein, webt mir's aufs allerbefte,
Und wenn ein Kriegsheld ‚zieht in's Feld mit feiner Wehr
und Waffen, fo fchlägt er auf en Leinwondzelt, darunter thut
er fchlafen. Die ſchoͤnſte Arbeit weben wir von. Seiden Flachs
alt nie dem Faͤhndrich weben wir's Panier, daß er's er⸗
en ſolle.
‚Und iſt die Leinwand. nichts mehr weiß, und ift die Zahn
verloren, fo kommt fie erſt in rechten Werth, Papier rau Ai
vor ben Dhröns. man drucdt darauf das Gotteswort, und
chreibt darauf mit Dinten, bed Webers Werk währt immer:
et, Fein, Menſch Bann es engrünben.
Des Knaben Wunderborn.
799.
Rind erlied.
Buße, du haſt die. Gans geſtoblen,: 5 gieb ſie wieder
perl; : Sonſt wird fie der Zäger holen mit dem Schießgewehr.
. Seine, große lange Flinte ſchießt auf dich den Schrat,
baf Dich färbt Die rothe te, und dann bift du tobt!
Liebes Fuͤchslein, —5 dir rathen, ſei doch nur fein Diehl
Rimm, du brauchn. nicht Ganſe braten mit der Maus vorlieb!
D—— : Aw Raub Volksliedern.
FAlt Die Desper bie zum. Bande. 39
‚ Bülle.meine ‚Seele, Tüße Kraft der Kehle, gütiger Ge:
{eng,. gütiger Gefang ic. Scheuche weg 'die Leiden, zaubre
er Die A dir's oft gelang ıc. oft gelang.
Dieſer Wunfd der Horen wird in und geboren, ſtammt,
Natur, aus bir. Die, die vor uns waren, bie in fpätern
Sahren, alle find wie wir. —
Duelle neuer Freuden, du verſcheuchſt die Leiden, gütiger
Geſang! Toͤnet denn, ihr Lieder, ſchallt und hallet wieder
zu bed Schöpfers Dank!
801. |
: Yu den Mond,
Bulleft wieder Buſch und Thal ſtill mit Mebelglang, loͤ⸗
feft endlich auch einmal meine Seele ganz;
Breite über mein Gefild lindernd deinen Blick, wie
des Freundes Auge mild über mein Geſchick.
ZJeden Nachklang fühlt-mein Herz froh⸗ und trüber Beit,
wandle zwifchen Freud' und Schmerz in der Einfamkeit.
ließe, -fließe, lieber Fluß! nimmer werd’ ich frob, fo
verzaufehte Scherz und Kuß, und die Treue ſo.
Ich boſaß es doch einmal, was fo koͤſtlich ift!- Daß man
doch feiner Qual nimmer es vergißt!
auſche, Fluß, das. Thal entlang, ohne Raſt und Ruh';
rauſche, Füftre meinem Sang Melodien zu,
Wenn du in ber Winternacht wüthend überſchwillſt, oder
um bie Fruͤhlingspracht junger Knospen quillſt.
Selig, wer ſich vor ber Belt ohne Haß verſchließt, einen
Freund am Bufen hält und mit dem genießt, _ ‘
Was von Menſchen nicht gewußt, ‚ober ‚nicht bedacht,
durch das Labyrinth der Bruſt wandelt in ber Nacht!
nn Gthe.
802.
Melodie: Ich weiß nicht, ob ich ſoll trauen.
Fuͤllt die Becher bis zum Rande mit dem allerbeſten Wein,
bald iſt's aus, es wäre Schande, völlig nüchtern noch zu fein.
Denn, wo ber Thyrſusſtab vegieret, wird ſig nicht juͤngferlich
gezieret. (Gefprocen:) „Bwar ſagen Manche, es ſei
eine böfe Gewohnheit, ſich etwas zu bezechen, —
—B iſt dev wahrlich nicht mein Mann, der nicht ein
volles Becherglas mit feinen Freunden leerxen Yan!
48 FSuht noch einmal die Gläſer well.
/ .
Wahrheit perlet in dem Weine! Alles Falſch verſchwindet
ſchnell, feld aus Frankreich, ſei's vom Rheine — er ift ſpiegel⸗
glatt und hell. Verftellung fort, ber Wein gebeut, jetzt herricht
deutfche Offenheit! (Gefpr.:) „Nun folı zwar Beim Weine
ein Wörtchen zuviel gefproben werden — indef:
fen” ift der wahrlich nicht mein Mann, der ſich bei'm vol«
len Becherglad das Herz nicht öffnen kann! "
Jedes Weib und Mädchen lebe, das um den Geliebten
fi wie um Ulmen eine Rebe fehlinget feft und, inniglich.
Die Liebe winkt, nach frohem Mahl Feimt Zaͤrtlichkeit aus
dem Pokal! (Gefpr.:) „Freilich follen die frohen Jeder
zumweilen gar zu zärtlich werden, aber dennoch“
Fu der wahrlich nicht mein Mann, den Schönheit, Jugend,
angengluth bei'm Berher nicht entzünden fann! _
Ale Sorge fei vergeffen, und .befeele nur die Luft!
Phantafie ſchafft unermeflen, vollen Rechtes fih bewußt; ein
Jeder, fonder Maß und Biel, baut Schlöffer hoch und breit
und viel. (Gefpr.:) „Bwar mögen die meiften wohl am
andern Morgen wieder einftürgen: demungeach—
tet” ift der wahrlich nicht mein Mann, der nicht bei'm vol»
len Becher fih ein Eden rings erfchaffen Tann.
—NRacht durchſchwärmt! Bald tagt der Morgen, nun, es
war ein frober Schmaus! Diefe Stunden find ‚geborgen,
Freude Schalte dur das Haust Do, weil's ein Ende ha⸗
ben muß, nehmt Freundeshand und Freundesgruß. (Geſpr.:)
„Zwar wiffen wir nicht, wann: wir wieder fo froh
ufammen fommen, darum“ ift allein nur der mein
ann, der bei des frohen Schmaufes Schluß das Wiederfehn
dveriprechen Tann! Ch. Hell.
803.
Fuͤllt noch einmal die Glaͤſer voll, und ftoßet herzlich an,
daß hoch das Fräulein leben foll, denn fie gehört zum Mann!
Gott hat dem Mann fie zugefellt, zu fein mit ihm ein
Zeib. Und in der großen Gotteswelt ift Alles Mann und Weib.
. ud find bie Frauen hold und gut, und freundlich ift
ihr Blick. Sie machen fröhlich Herz; und Muth, und find
des Lebens Süd. en
‚Drum baft’t fie ehrlich lieb und werth, und füllt bie
Glaͤſer voll; und trinkt, auch wenn und Feine hört, auf’ aller
Brauen Wohlt- vE Matthins Cilaudius.
804.
Fünf Dinge ſind, die ab' ich lieb fo ſehr, fo ſehr; und
wenn bie Zahl beifammnen di, wohl. Ran wär”, "Sieht,
Fünf Sinn⸗ braucht der wahre. Held. 4
Brüder, rings die Becher voll, wenn eu der Brüder: fingen
fol, was er fo herzlich hebt. (Ehor:) Wir gießen rings bie
Becher ‚voll, weil uns ber Bruder fingen fol, was er fo
herzlich liebt. —
Ich ‚habe lieb das goldne Kind, fo freudig hell, wie's
dent RR und: gan entrinnt, an Rheines Ur.
ann ich das holde Kin ist, ſpringt hoch das Herz,
dann, Wrüder, iſt die ganze Welt mir lieber. (Chor:) Bann
wir das goldne Kind geküßt, fpringt hoch das Herz, Damm,
Brüder, iſt die ganze Welt un lieber. oo
habe lieb .den biedern Freund, fd ſtark, fo gut, dem
zendtreu: im Auge ſcheint und hoher Muth. Wann fe
Hand in Hand gedrüdt, Halt’ ich mich froh und hochbe⸗
Iucdt, mag Alles kuͤhn vollenden. (Ehor:) Wann feit fh
nd in Hand gedruͤckt, fo halt‘ ſich Jeder hochbeglüdlt, mag
Alles kuͤhn vollenden. ’
Ich habe lieb ein ſcharfes Schwert, fo blank von Stahl,
bift mehr wie fihnödes Gold mir werth, du Wetterſtrahl!
Dich führ' ich froh zum wilden Streit, da: wird die Bruſt
mir frei und weit, da bin ich Hert der Erde. (Ghor:). Did
führen wir zum milden Streit, da. wird die Bruft uns frei
und weit, da find wir Herren der Erde. . - |
Ich habe lieb die fihönfte Dirn', fo fromm, fo treu, das
deutſche Mädchen trägt bie Stirn’ ce fittig Ku! Und hab’,
was gut ift, ich getdan, blickt mich das Mädchen freundlich
an,' zum flillen, üßeh Lohne. '(Chor:) Sa, wenn das Gute
wir gethan, blickt uns ein deutfches Mädchen an, zum ftillen,
jüßen Lohne.
Ich habe lieb mein Vaterland, fo fchön, fo groß; bie
Liebe Löfcht nur Zobeshand in, Grabed Schooß. Auf, Brüder!
Schwert und Batertand, der Mädchen: und ber Freundes⸗
—— ſchwoͤrt Treu' bei'm deutſchen Weine. (Chor:) Wir
chwören Schwert und Vaterland, der Frauen⸗ und der
Freundeshand hier Treu' bei'm deutſchen Weine!
805.
Fünf inne braucht der wahre Held, fünf Sinne hat
mir Gott gegeben; drum fer nun — wie es fällt, fie
u erhalten mein Beftreben. Der eine freilich, der Geſchmack,
ift heut’ zu Tag’ fo ſehr, verfchieden: (Geſprochen:) „Ich
habe indeß den allerfeiniten, nämlich“; Ein Mäd—
chen, Wein und Rauchtabad, :,; und in dem Himmel erft
ben Frieden. :,:
42 Fünf Bine brancht der wahre Hald.
Mit dem Geruch find wir verwandt, er hat viel Map,
fich zu verkricchen. Bei uns. giebt's ja, wie wohl beiannt,
der Nafen oft und viel zum Riechen. Der Mein'ge kennt
nur ein Gebot, und überläßt euch gern, ihr Schönen: ( Ge⸗
fproden:) „Den Geruch von Fau de Cologne und
wie daß Beug all’ beißen mag, aber” iſt's Vaterland
einmal in Noth, an Pulverbamipf —F zu gewoͤhnen.
Mit dem Gehoͤr wird der Soldat vertraut gemacht, fo
anz im Spielen; bei uns, weiß jeder Kamerab, Heißt:
ören mußt du oder fühlen! Davon ift mein Gehör fo
in, kein Laut geht mir fo Leicht verloren, (Sefpr.:) „Nota
ene, wenn der Herr Commandeur eine Stimme
fo reht aus dem FF hat,” drum, hör ich kaum zum
Angriff fchrei'n, Hab’ ich den Feind fchon bei, den Ohren.
Mit dem Gefühl iſt's aut befelt, bei mit bewährt fi
jene Lehre: Wenn Alles 34 in Staub. zerfällt, bleibt das
Gefühl mir do für Ehre. — Doc diefer Sinn ift räthiel-
Haftz wie oft hab’ diefes ich empfunden, (Befpr.:) „und be:
reife gar nicht,” im Kampfe fühl ich Siwenkreft, und
b' doch Fein Gefühl für Wunden.
Run mein Geſicht, — o das trägt weit! kann ſelbſt bis
in die Wolfen ſteigen; mern ſich mein Herz beim Gläschen
freut, ſeh' ich den Himmel voller Geigen. Das. nenn’. id
doch wohl fcharf afenn! — Dod eins nur iſt ed, was mid
wundert, (Gefpr.:) meine Kurzſichtigkeit im Felde,
denn” wo zwanzigtaufend Feinde ftehn, feh' ich nur ein'ge
Hundert. u Georg Hazrys.
806.
& Melodie: Friſch auf, friſch auf.
ar fröhlich tret ich in die Welt und gruß” den lich:
"ten Zag, mit Sang und Liedern reich beftellt, fagt,
was mir fehlen mag? Biel Menfchen ſchleichen matt und
traͤg' in's Falte Grab hinein; doch fröhlich geht bes Saͤngers
Weg duch lauter Krühlingsihein. .
‚ „Natur, wie ift es doch fo ſchoͤn an deiner treuen Brut!
lieg ich auf beinen .Bauberhöhn in ſtiller Licbesluſtz Da wogt
ed tief und wunderbar, weiß nicht. wo ein, wo aus; doch
endlich wird das Zreiben klar und ftrömt in Liedern aus.
Und wo ich andre, hier und Dort, da duldet man mich
gern, wohl Mancher fagt ein freundlich Wort, doch immer
muß ich ferns denn weiter treibt’s mich in die Welt, mich
drückt das enge Haus, und wenn ber Gott im Buſen ſchwellt,
muß ich in’s 84 raus.
Und friſch hinauf, und friſch hinein, durch Lebens⸗Nacht
und Tag, auf daß mich Freiheit, Lieb' und Wein gar treu
begleiten mag; ein freier Sinn in Luft und Weh ſchwelgt
gern in Sang und Reim, und ſag' ich einft der Welt Abe,
zieh” ich in Liedern heim. el &h. Körner.
Gar hoch auf jenem Berg allein da ſteht ein Mauten-
fträuchelein, gemunbden aus der Erben wit fonderbar Geberben.
Mir traͤumt' ein wunderlicher Traum da unter dieſem
Zeptegaum, ich kann ihn nicht vergeſſen, ſo hoch ich mich
vermeſſen. on
Es welt ein Mädchen Waſſer hol'n, ein weißes Hemd⸗
ein haft’ fie an, dadurch ſchien ihr Die Sonnen, ba über'm
fühlen Bronnen. - —WW u
44 Gar lieblid, tönt in ftiller Madıt.
Wär’ ich die Sonn’, wär’ ich der Mond, ich bliebe auch,
wo Liebe wohnt; ich wär’ mit leifen Zritten wohl um eins:
lieb gefchritten. Des Knaben Wunderhorn.
808.
Gar lieblich tönt in ſtiller Nacht ein leichted muntres
Lied, indeß ein Geifterfeher wacht und Spufgeftalten ſieht.
Im hellen Saal beim Weinpokal nedt uns Fein Rübezabl.
Ein Liedchen bat die Wunderkraft, daß es Geipenfter ſcheucht
Pr aus Kopf und Herzen fhafft, was ſolchen Weſen
gleicht.
Wenn euch der Hoffnung Irrlicht taͤuſcht, der Alp des
Kummers drückt, der Grillen Rabenheer umkreiſcht, und fonft
ein Kobold zwickt: Ruge hebet dann den Bauberbann ber
holden Tonkunſt an! Der Unhold heiße, wie er heißt, fie
treibt ihn mächtig aus, und rufet manden Leben Seift herein
in's ftile Haus. |
Den kleinen Iofen Ueberäll, den ewig jungen Berg,
lockt Saitenfpiel und Liederſchall raſch über Thal und Berg.
Kaum fangen wir, fo war er bier, und ſchoß nach mir und
bir; fein Pfeil‘ macht zwar uns. dann und wann auf beiden
Augen blind; doch nie ift uns fo wohl ald dann, wenn wir
geblendet find. nn
Die Fee der Freundſchaft kehrt auch ‚gern bei froben
Bängern ein; laßt mehr als jenen Herrn fie euch willkom⸗
men fein! Sie hält uns feit an's Herz gepreßt, wenn er
uns Falt verläßt; er flieht, fobatd das -Blüthenweiß der Ju⸗
end welkt und fällt; fie aber führt den ſchwachen Greis an’s
;e der beſſern Welt. Fanobein.
809.
Eigne Melodie.
Gaudeamus igitur, juvenes dum sumus! Post ju-
cundam ‚uyentutem, post molestam senectutem :,: nos
habebit humus. ;;: |
Ubi sant, qui amte nos- in mundo fuere? Vadite
ad superos, transite ad inferos, ubi jam fuere.
ita nostra brevis est, .brevi finietur, venit mors
velociter,, rapit nos atrociter, nemini pardetur.
Vivat academia, vivant professores! vivat membrum
quodlibet, 'vivant mombra quaelibet,-semper sint in flore !
Vivat et respublica et qui illam tegit, vivat nostra
civitas, Maecenatum caritas, quae nos hie' prötegit.
Geboren warb zum Konizg. 46
Vivant omnes virgines, faclles, formosae, vivant et
mulieres, tenerae, amabiles, bonae, laboriosae.
Pereat tristitia, pereant osores, pereat diabolus,
quivis antiburschius, atque irrisores!,
810.
Gaudeamus igitur, juvenes germani! Ecce Galli
collaudati petunt Rhenum profligatt , fugiunt vesani!
Übi sunt, qui antea magnos se dixere? Abeas Py-
renidem, transeas Borysthenem, si cupis videre!
Deus justos protegit, morans quamvis annos; im-
piis irascitur: ac funesta sequitar Nemesis tyrannos.
Vigeat Germania! Austri regna vivant! Vigeat Ru-
thenial Vigeat Borussia! Sasonesque vivant!
Pereant, qui contra fas regnant ut leones; liber-
tatis Oppressores, terrarumque vastatores, pereant la-
trones..
Vita nostra brevis est, brevi finietur; venit mors
atrociter, rapit nos velociter, nemini parcetur.
Moriamur igitar, fortes bellatores! Moriens pro
patria"summa carpet gaudia, summos et honores.
811.
Geboren ward zum König ber Getränke der. Sohn der
Rebenflur. Die andern U, fo ſtolz auch mancher denke
find Unterthanen nur. |
DIE Wafler ift in dieſes Fürſten Staaten ein atmer
Bauerdmann; man blickt's, wie den, crziehbt es gleich bie
Saaten, bios mit Verachtung an. | .
Das plumpe Bier hegt, vornehm fich zu dünfen, zwar
einen greßen Bang: allein e8 bat mit denen, bie ed trinken,
mit Bürgern nur den Dong.
Der Thee gehört zur Claſſe des Gelehrten: der Schwäd):
ling, matt und bleich, fieht manchem. Enapp mit Beifigkoft
genährten Poetchen völlig gleich. u
Der Herr Kaffee prangt in des Prieſters Kleide, die
Damen find ihm treu; drum bleib’ er jest, aus Achtung ge:
gen Beide, von allem: Zabel: frei. "- .
Er fheebetinicht, ‘den Wein -vom Throne zu verdrängen,
jo wie der Britten Punſch; hebt diefer gleich das Herz auch
zu Gefängen, glüdt ihm doch nicht fein Wunſh
Ber Mitleid fühlt für Adam's Tchmanze Söhne, fei nicht
dem Fremdling hold; denn ihn verfüßt das Rohr,“ worauf
die Thraͤne der Negerfflaven rollt.
45 Gedanken zahlen. keine Manth.
Mit ihm verwandt ſind auch die armen Schaͤche, Biſchof
und Kardinal, und: al’ ver Schwarm, der Manchen guten
Becher dem edlen Weine ſtahl. | u
Baftarde find’s,- erzeugt: von Sudeillkochen auf: bunter
Küchenflur. Den Wein erzog die Sonn’, und er kann pres
chen: Ich bin dein Sohn, Rutur!
Sie bat gefrönt..ihr Lieblingskind zum Fürften mit eigner
ober Hand, und cd zum Troſt, wenn brave, Leute bürften,
in unfre Welt. geſandt Oo u
So freut eud denn des wadern, lieben Knaben, ber uns
fo Gutes thut! Dankt herzlich ihm die, föniglihen Gaben:
Geſundheit, Kraft und Muth. _
812.
Gedanken ohlen Feine Mauth, drum ſeüs euch offenbart;
probat ift Tauſendguldenkraut in Uebeln jeder Art. Mandy
Mädchen wär’ ſchon längftens Braut, hätt’ fie nur Zaufend:
guldenfraut. |
Hat Einem man waß anvertraut, und er nicht ſchweigen
will, fo gebt ihm Zaufendguldenkraut, dann ift er maͤuschen⸗
ftil. Drum fagt wohl Mancher el und laut: taubftumm
macht Zaufendguldenkraut. - ’
Bericht dir Iemand Herz und Ohr, fo ftred® nicht
leih 's ehr, ſchieß lieber tauſend Gulden vor, dann
ißt ed: nun begehr'! Ja, Herz und Ohr find aufgethaut,
ſieht man nur Tauſendguldenkraut. |
Wenn SHäub’ger mahnen hart und Taut um Geld, das
[ie geliehn, da ift das Zaufendgulbenfrkut die heſte⸗Medicin.
enn Einer noch fo grimmig ſchaut, fanft macht ihn Zaufend-
guldenkraut. —
Wem SIemand noch fo viel Verftand und nicht das
Kräutlein hat, dann geb’ ich euch meh Wert zum Pfand,
der Mann wird ſchnell fchachmatt; ein Jeder bat auf Sand
gebauf, bluͤht ihm nicht Tauſendguldenkraut.
813. J
Lied des Gefangenen,
BSefangner Mann, ein armer Mann! — Durch's ſchwarze
— ſtarr ich den fernen Himmel an, und wein’ und
eufze bitter. ee
Die Sonne, fonft fo- heil und- rund, ſchaut trüb’ auf
mich herunter, und Tommt die beaune -Abendftumd”,- fü geht
fie blutig unter. Er 7 Ze
l
Gegrüßet in traulicher Bunde. 47
‚Mir iſt der Mond fo gelb, fo bleich, er wallt im Wittwen⸗
chleier; die Sterne mir ſind Fackeln gleich bei einer Todten⸗
eier.
Mag fehen nicht bie Blümlein blühn, nicht fühlen Lenzes⸗
an ach! lieber ſaͤh' ih Rosmarin im Duft ber Gräber
ehen.
Bas Hilft mir Thau und Sonnenfchen im Bufen einer
Roſe? Denn nichts ift mein, ach! nichts ift mein im Mutter:
Erdenfchooße.
Kann nimmer an der Gattin Bruft, nicht an der Kinder
den, mit Sattenwonne, Baterluft, in Himmelsthränen
angen. i .
Gefangner Mann, ein armer Mann! Fern von den Lie:
ben allen muß ich des Lebens Dornenbahn in Schauernächten
wallen.
Es gähnt mich an die Einfamkeit, id) waͤlze mich auf
Neflein, und felbft mein Beten wird entweiht vom Klirren
meiner Feſſeln. | |
Mich drängt der hohen Freiheit Ruf; ich fühle, daß
Gott nur Sklaven und Zeufel für die Kette ſchuf, um fie
damit zu firafen. \
Was hab’ ich ‚ Brüder, euch gethan? Kommt doch und
jeht mic) Armen! — Gefangner Mann, ein armer Mann!
Ach! Habt mit mir Erbarmen!
Achubart, auf der Bergfeſtung Hohenasperg.
814.
Melodie: Das waren mir felige Tage.
Gegruͤßet in trauliher Runde fei du uns, o feftliche
Stunde, die liebend die Freundſchaft uns fhufl Sie winkt
ung, die tönenden Saiten mit obem Gefang zu begleiten;
folgt ihrem gefelligen Ruf! j |
Die Breundfchaft, fie würget bie Lage des Lebens, ver-
Icheuchet die Klage, erbebet den ſinkenden Muth. — So wüt-
jet, bei'm prunfenden Mahle, die Freude beiim goldnen Po⸗
ale der Zraube gekeltertes Hut.
Ihr, die und fo glüdlich verbunden, durch vohge Bande
ummwunben, — ihr töne ein dankbares Hoch! Wie Herzen
der Glücklichen allen, die fröhlich an ihrer Hand wallen, ver-
ehren die feitlichen noch. j _L
Dft möge zu Stunden ber Weihe ſich Tammeln die fröh:
liche Reihe zur Freude geleüigem Kranz; noch, oft Hier in
vollen Pokalen die blendende Kerge fih malen, und Leuchte
im ftrablenden Glanz. a Ber
48 Sch ans, mein Ken.
Dann müfle am lauteſten tönen ber Freude Lied allen den
Schönen, die bier und durch Liebe verwandt! Sie wiſſen in’s
irdifche Xeben die edelften Kreuden zu weben mit Segen aus:
fpendender Hand. .
Laßt endlich dem Bunde zu Ehren die ſchaͤumenden Becher
und leeren, wie'& fröhlichen Menſchen gebührt! So ſoll und
durch lachende Beiten Germaniens Neichthum begleiten, bis
fpät er zur Ruhe uns führt. ZZ "
816.
Sommmerlied.
Geh aus, mein Herz, und ſuche Freud' in dieſer lieben
Sommerzeit an deines Gottes Gaben! Schau’ an ber ſchönen
Sirten Hier, und fiehe, wie fie mir und dir fi) ausgeſchmuͤcket
en . '
Die Bäume ftehen voller Laub, das Erdreich decket ſei⸗
nen Staub mit einem grünen Kleide. Narziſſus und die
Tulipan, die ziehen fich viel fhöner an, ald Salomonis Seide.
Die Lerche ſchwingt ſich in die Luft, das Taͤublein fleucht
aus feiner Kluft und macht jr in die Wälder. Die hoch⸗
begabte Nachtigall ergögt und fuüͤllt mit ihrem Schall Berg,
Huͤgel, Zhal’und Felder. , J "
‚Die Glucke führt ihre Völflein aus, der Storch baut und
bewohnt fein Haus, das Schwälblein fpeift die Jungen. Der
Schnelle Hirſch, das leichte Reh ift froh und kommt aus fei:
ner Höh’ in’d tiefe Gras yeiprungen.
Die unyerbroßne Bienenichar fleucht Hin und her, fucht
hie und dar ihr edle Honigſpeiſe. Des fühen Weinſtocks
ſhgter Saft gewinnet taͤglich neue Kraft in ſeinem ſchwachen
eiſe.
‚Der Weizen waͤchſet mit Gewalt, darüber inmchyet Jung
und Alt und. rühmt die große Gute def, der fo überflüflig
a mit jo manchem Gut begabt das menjchliche Ge:
müthe.
Ich — kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes
grobes 2 un erweckt mir alle Sinnen. - Ich, finge. mit, wenn
46 jingt, und Laffe, was dem Hächiten klingt, aus meinem
Herzen rinnen. Br
Ach! denk' ich, bifk du Hier fo fchön und laßt du's uns
jo Lieblich gehn anf diefer- armen Erden, was will Doch wohl
nad) diefer Welt dort in dem reichen Himmelszelt und güld-
nem Schlofje werden?
Geh' ich rinfam durch die dunkeln Gaſſen. 49
Welch hohe Luft, weich heller Schein wird wohl in Chriſti
Garten fein, wie muß. es da wohl klingen? Da fo viel taus
fend Seraphim mit unverdroßnem Mund und Stimm’ ihr
Hallelujah fingen.
‚ D wär! ich da, 0 ſtaͤnd' ich fihon, ad) füßer Gott, vor
deinem Thron und trüge meine ‚Palmen! fo mollt’ ich nad
der Engel Weil erhöhen beined Namend Preis mit taufend
fhönen Palmen. un Yaul Gerharn. F 1676.
816.
Geh’ ich einſam durch den Wald, durch den grünen, duͤ⸗
ftern, Feines Menfchen Stimme ſchallt, nur bie Baume flüftern:
‚D, wie wird mein Herz fo weit, wie fo heil mein Sinn!
Maͤhrchen aus ber Kinderzeit treten vor mich hin.
Ja, ein Zauberwald ift hier! Was bier lebt und wächft,
Stein und Blume, Baum und Thier, Alles ift verbert:
Die auf dürren Laubes Seid fih bier fonnt und finnt,
diefe Natter, krausgerollt, ift ein Koͤnigskind.
Dort, in jenem dunklen Teich, der die Hindin tränkt,
ift ihre Palaft, Hoch und reich, tief hinabgefenft,
Den Herrn König, ‚fein Gemahl, und das Burggefinde,
und die Ritter allzumal halten jene Gründe;
Und der Habicht, der am Rand des Gehöfzes ſchwebt,
it der Baubrer, deſſen Hand diefen Zauber webt.
D, wüßt' ich die Formel nun, fo den Zauber Löft: gleich
in meinen Armen ruhn follte fie erloͤſt
Bon der Schlangenhille frei, mit der Krone blank, in
den Augen füße Scheu, auf. den Lippen Dank,
Aus dem Jeiche wunderlich fliege das olte Schloß; an's
Geftade draͤngte ſich ritterlicher Troß. |
Und die alte Königin und ber König, beide,. unter ſammt⸗
nem Baldachin füßen fies ber Bäume Gruͤn zitterte vor. Freude.
Und der Habicht, jegt.gewiegt von Gewoͤlk und Winden,
ſollte machtlos und befiegt fi im Staube winden.
Waldesruhe, Waldesiuft, bunte Maͤhrchentraͤume, o wie
lobt ihr meine Bruft, lot ihr meine Reime
| u J Freiligrath.
817.
Geh' ich einſam durch die dunkeln Gaſſen, ſchweigt die
Stadt, als wär’ ſie unbewohnt; :,: aus der Ferne rauſchen
nur die Waſſer, und am Himmel I der bleiche Mond. ;;:
Bleib' ich lang vor jenem Hauſe ſtehen, drin das liebe,
liebe Liebchen wohnt.“ Weiß nicht, daB ihr Trauter ferne
ziebet ſtill und harmvoll, wie ber bleihe Mond.
II. 4
50 :Seht die Giet' zum Spinnen. >
Schnend breit ich einmal —38 Arme nach dem lie⸗
ben, lieben Liebchen aus, und nun ſag' ich: ‚Reber: wohl, ibr
Saffen! Lebe wohl, du jtilles, ſtilles Haus
Und du Kämmerlein im Haus dort Sen, nach dem oft
das warme Herz mir ſchwoll, und bu Fenſterlein, draus Lieb:
chen Imaute, und du Thuͤre, draus fie ging, leb’ wohl!
Seh ic bang nun nad ben alten Mauern, ſchauend
ruͤckwaͤrts oft mit naffem Blick, fchließt der Wächter hinter
mir die Thore, weiß nicht, daB mein Herze noch zurüd.
818 uftinus Herner.
Seht die Gret zum Spinnen, eht der Hans zum Min⸗
nen, nimmt ſie auf den Schooß; se er Eüßt fein Mädchen,
‚oft age Hr Fäbchen, ihre Kuft i
Mie Rädchen fchröinget, 1 dab Mädchen finget,
froh auf — Schooß, ob die Spule ſchnurret, ob die
utter murtet, ihre Luft i
.gro
Als der Winter fiheibet, "Hans die Spinnſtub' „meidet
‘und e8 weint die Gret'; ihren ſchlanken Knaben will der Kö:
‚nig haben, Hand zum Heere geht...
18 die Wepfel reife, wild die Kugeln pfeifen, Hans
im Schlachtfeld ſteht, Fämpft und faͤut, und haben fie ihn dort |
begraben, und ed weint die Gref’! m. Cornelius.
oo. , .... 819. " ,
ia.n.ı oo Melodie; Jeſus meine guberlicht
Geht. nun-bin-und grabt mein Grab, . denn ich bin des
Wanderns müde, von der Erde ſcheid' ich ab, denn mir ruft
des Himmels Briede, denn mie ruft die füße Ruh’ von den |
Engeln droben zu.
Geht nun hin und grabt ‚Mein Grob, meinen Lauf hab’
ich vollendet, —— nun den Wanderſtab bin, wo alles. Zed’iche
endet; lege felbjt mich nun hinein in das Bette ſonder Pein.
Was ſoll ich’ hienieden nad) in dem dunkeln Thale ma-
hen? Denn wie maͤchtig,ſtolz und hoch wir auch ſtellen
unſre Sachen, muß es doc) wie Sand zergehn, wann bie
Winde drüber wehn.
Darum, Erde, fahre ‚not, laß mid nun in Frieden
fociben! deine offn
und Zand.
Darum feste gute. Nacht, Sonn und Monb und liebe Ä
"Sterne, fahret wohl mit eurer Pracht! denn i ade in weite
Ferne, reife hin zu jenem Glanz, worin ihr verihwindet ganz.
ung" ach! iſt hebt, : deine Freuden selber
iden / deine choͤnheit Unbeftand, eitel Wahn und KTrug
Geleuchtet hat Sterniste. Sl
Ar, die aun in Krauten geht, fahret, wohl, ihr Lieben
Freunde: was von oben nieberieht, tröftet ja des Herrn
Gemeinde; weint. nicht ob: dem eitlen Schein, droben nur
Tann ewig fein.
Weinet nit, daß nun ich will von der Welt den Ab:
fchied nehmen, daß ih aud dem Irrthum will, aud dem
Schatten, and dem Schemen, aus dem Eitlen, aus dem Nichts
hin in's Land des ew'gen Lichts.
Weinet nicht, mein vie Heil, meinen ‚Heiland hab ich
funden, und’ ich habe auch mein Theil i in den warmen Herzens:
wunden, woraus einft fein heit ge Blut floß der ganzen Welt
zu gu
Weint nicht! mein Grlöfer lebt! och vom finſtern Erden⸗
ſtaube hell empor die Hoffnung ſchwebt, und der Himmels:
beid, der Glaube, und die er ge Liebe fpricht: Kind bes
Vaters ’ zittte nn . Arndt,
820.
Geleuchtet at ernten. bimmiier Pratht u die
ganze, die Lange‘, die liebliche N :
‚Se höher. ed fieg an- bem Gimme enipor, % je heller
trat dort aud) ſein Glanz hervor. ;,
Des Mädchens Gehöfte erheltet fein Schein, erhellet ihr
en htendes Fenſterlein, erhellet ihr Deckbettchen bunt und
" Geführt Hat der Burfhe Bie Roͤßlein hinaus, : vorbei
an des Maͤgdleins neuem. Hau
So weit’ er fie dort Aue ihrer Ruh' , :» und ruft ihre
den rigtigen Namen zu. :
„Steh’ auf nur_und Homm doch, Maͤgdelein, hilf ſchnei⸗
den die on bei ee
bin auf, ber Welt ich hie, doch hab’
ich ehe albnn noch nie.”
D ichelchen, —2 — iſt nicht bekannt mit. mei⸗
ner ſo jun —— Hand
5 bat dich gelehret dein Meättntin, daß dů nicht
weißt. Eehfen zu fchneiden fein®”.
‚Des. Morgens: Da ‚Aehrte, wich Můtterlein au: meiben
die Kälberden bunt und Klein.”
De BVyrmittags lehrte mich Mtierlein , 3% fpinnen
den Rocken ſo leiden und fein,’
nudes Mittags ba Ichrte mich Mütterlein, ‚ zu beiten ben
Tiſch mit dem Tuche ſo rein.’
Des Nachmittags ‚Tehrte mich Mütterlein, Fu zu betten
die Bettchen groß und Fein. un tr
44*
523 Gelisbter, wo zaudert.
nn Des Ubends da lehrte mi Muͤtterlein, zu ſchlafen
im Bettchen mein ganz allein.” ” ' |
‚And wollteft du etwa nicht fihlafen allein, da koͤnnteſt
ja nehmen den Liebften hinein.’
„„Viel lieber will ich fhlafen ganz allein, als nehmen
mir cinen Geliebten hinein.”
„„Ich könnt' einen Echelmen mir nehmen hinein, und
müßte mein Lchtag dann traurig fein.”
Nach einem wendifhen Bolksliede.
821.
Geliebter, wo zaubert dein irrender Fuß? die Nachtigall
‚plaudert von Sehnſucht und Kuß.
Es flüftern die Bäume im goldenen Schein, es fchlüpfen
mir Iräume zum Fenſter herein.
Ach! kennſt du das Schmachten der Elopfenden Bruft?
dies Sinnen und Trachten voll Dual Und voll Luft?
Beflügle die Eile und rette mich dit, bei nächtlicher
Weile entftichn wir von hier.
Die Segel fie ſchwellen, die Furt ift nur Zand: dort,
jenfeit. der Wellen, ift väterlicy Land.
Die Heimath entfliehet, fo fahre fie hin! die Liebe fie
ziehet gewaltig den Sinn.
orch! wollüftig klingen die Wellen im Meer, fie hüpfen
und fpringen muthwillig einher. .-
Und Sollten fie Magen? fie rufen nach die! fie wiſſen, fie
tragen die Liebe von hier. Fudwig Tick.
822. |
Lobgefang von der. Geburt des Seren.
Gelobet feift du, Sefu Ehrift, daB du Menſch geworden
bift, von einer Sungfrau, das ift wahr, deß freuet fich der
Engel Schar, Kyrieleis. ur
Des ewigen Vaters einig Kind itzt man in der Krippen
findt, in unſer armes Fleiſch und Blut verkleidet fich das
ewig Gut, Kyrieleiß. BE >
Den aller Weltkreis nicht befchloß, der Tiegt in Marien
Schooß, er ift ein Kindlein worden Elein, der alle Ding’ er:
Halt allein, Kyrieleid. - 0
Das ewig Licht gehet da herein, giebt der. Welt einen
neuen Schein, es leucht wohl mitten in der Racht, und uns
des Lichtes Kinder macht, Kyrieleis.
Genießt den Weiz des Icbens. 63
Der Sohn des Baters, Gott von Art, ein Gaft in ber
Welt bie ward, und führt uns aus dem Jammerthal, er
macht und Erben in feim Saal, Kyrieleis.
Er iſt auf Erben kommen arm, daß er unfer ſich ce»
barm’, und in dem Himmel machet reich, unb feinen lieben
Engeln gleich, Kyrieleis.
Das hat er alles und gethan, fein’ groß’ Lieb' zu zeigen
an, dep freu ſich alle Ehriftenheit, und danf’ ihm das in
Ewigkeit! Kyrieleis. _
Abartin Luther. 1519.
823.
Genießt dad Keben bei frohen Reizen, ch’ noch das Alter
es euch verwehrt. Wer wird denn wohl nad u geisen,
wenn euch der. Kummer gan abgepebut Die Roſen blühen
allein im Lenze, bald ftehn jie welk, von Blättern leer; drum
pflücket Blumen und windet Kränze, und denkt, die Jugend
kommt nimmermehr. F
Drum, lieben Brüder, ſeid froh und fröhlich, es leb' die
ganze Compagnie! Was ift fo fchöne, was tft fo felig, als
diefe fchöne. Harmonie! Wir leben bier in Götterfchöne, ver«
gehren unfer Geld in Ruh’; es leb' der Vater, wie auch die
Söhne, auf, Freunde, trinket nur tapfer zu!
Greift dann zum Becher, fingt frohe Xieder, und denkt,
bie Iugend kommt nimmermehr. Vergangne Zeiten kehren
‚ nicht wieder, drum trinkt bie Gläſer fein alle leer! Noch
fpinnt die Parze am Kebensfädchen, drum laßt und munter
und fröhlich fein. Es leb' die Kiebe und alle Mädchen! es
leb’ Die Freundſchaft und: auch der Wein! I.
Nun geht zu Bette und legt euch nieder, und fchlafet
fanft in guter Ruh’; kommt morgen Abend fein Alle wieder,
und ſprecht dem Flaͤſchchen recht fapfer zu. Fuͤllt eure Bör-
fen mit Gold. und Silber, dann werd't ihre Alle willflommen
fein; fo hat das Mädchen euch Alle lieber, und küßt dann
Jeden gewiß allein.
824.
Bekannte Melodie.
Genießt den Reiz des Lebens, man lebt ja nur einmal!
es blink' uns nicht vergebens der fihäumende Pokal!
Die Burfchenfreiheit lebe, der brave Burſch' mit ihr!
fie zu ‚erhalten ftrebe ein jeder für und für.
54 Genießt den Weiz des Kcbensi
:Dem bolden .Sreundfchaftsbande, das ‚mich fo fanft um:
309, dem lieben Vaterlande erſchal' ein Donnernd .Hod!: -
Bom Freundesarn umfchlungen; den Schläger in. ber
Hand, fei dir ein Lied gefungen, du theute®® Baterland!
Dem ſchonſten Mädchen weihe ich'germ.mein volles Glas,
ihr ſchwoͤr' ich ew'ge Treue, der Falſchheit ew'gen Haß.
Fuͤhrt das Geſchick euch wieder in's Vaterland zurüd, fo
denkt, fidele Brüder, noch oft an uns zurück; °.
Ein Wiederfehen blühet uns einft.im Vaterland, 'wo
ſanft uns noch umziehet das holde Freundfchaftsband.
Und führ ich ein! fideliter mein Weibchen an der Hand,
jo denkt, fidele Brüder, mein im Philifterland!
825s. .
Melodie: Herr Bruder, nimm das Gläschen:
Genießt den Reiz des Lebens, — man lebt ja nur"einmal!
es wink' uns nicht vergebens der fhäumende Pokal! Auf,
trinkt, ihr muntern Becher! Laßt jeden vollen Becher der di:
fteen Sorgen Brecher, der Freude Herold fein!
Laßt Helden fich vergöttern und ftolz mit Xorbeern blaͤhn;
der Kranz von, Epheubläftern fteht und nicht minder Schön!
In Bachus ſchönen Kriegen Verdruß und Gram befiegen,
dies ift von’ allen Siegen der allerrühmlihfte, -
‚Bas nügen fremde Sprahen? Wir trinken deutfchen
Wein, und unfre Schönen fragen gar wenig nach Latein.
Bei Tiebevollen Küffen kann man die Sprachen miffen; Die
Wonne zu verfüßen, muß man verfhwiegen fein. — '.
Adeptenkünfte blenden uns nicht durch eitlen Wahn, und
unfre Nächte wenden wir zu was Beſſerm an; wir Klügeren
durchwachen bei Flafchen fie, und lachen; wenn wir gleid
Gold nicht machen, wir Eönnen’8 doc) verthun. BE
‚ Ih Ziegeln und Phiolen träumt Mandyer reich zu fein;
die Zhoren die! wir holen und unfer Gold.am Rhein. Und
Hug ijt der zu preifen, ber, [einen Stein der Weiſen in ei:
nem liebeheißen, gewblbten Bufen fuht.
‚ Drum fchmedt den Reiz des Lebens, man lebt jd nur
einmal! Es win’ uns nicht vergebens der blinfende Pokal!
Ergreift ihn, frohe Brüder! ſingt füße Freudenlieder! bald
fäut der Vorhang nieder, bald fliehen Luft und Scherz.
‚Wenn dann bie legte Stunde und düfter überfchleicht,
fei dem gebrochnen Munde ber Scheibetrumf: gereicht! Ver—⸗
licht die Gluth der Zriebe, wird Blick und Auge trübe:
drückt und. das rechte Liebe, das linke Kreundfchaft zu::
len nn Hang: one 78.
- *
George ven Frenndsherg. 55.
Genießt den Tag ber Freude, den und. der Himmel gab!
im Winkel ruhe heute des Pilgers Hut und Stab! Ruͤckt
tranlih. On einander, ‚denn feht, der Becher winkt, :,: wir
werden ſchon befannter, bevor die Sonne finkt. :;:
ragt nicht nad Rang und Golde, ‚nicht nach Geburt
und Stud, und wer je fragen mollte, der bleibe doch zurüd!
—* gilt's, daß gleich und friedlich wir uns des Raſttags
eun, und nirgends unterſchiedlich einander Blumen ſtreun.
Es überſtroͤm' und Allen des Mitleids guter Geiſt, den
man in Freundes Hallen To gern willkommen heißt. DO gebt
mit frohen Herzen euch feiner Leitung hin, und ſchlaget Sram
und Schmerzen euch heute aus dem Sinn.
Denkt, Ba ah eu fühlet, der Armen: Trübfal
nad, und wenn eu hatten Fühlet, an ihren heißen Zag!
Bir freuen und, fie leiden, fie muͤhen fi, wir
ruhn; o Freunde, auf! mit Freuden eilt ihnen wohlzufhun!
Spiritus asper.
827.
Melodie: Ueb' immer Treu' und Reblichkeit.
Genug der Sorgen! Länger nicht vol ernſten Grübelns
mehr! Die Kummerfalte vom Gefiht! Scht — Freude um
und ber. J
akt bochroth eure Wangen glühn von reiner Fröhlich
Beit! Aufl Laßt nicht ungenust entflichn des Lebens goldne
Sei
eit.
Die Freud’ ift unfer — uns allein beglüdt und abelt
fie; fie Eehrte nie bei Praflern ein, und liebte Schwärmer nie.
‚Sie liebt Patläfte nicht, — belohnt im ftillen Hütten
nur, wo fromme, gute Sitte wohnt, und Freud’ an der
tur. W
Laßt uns, bei freudigem Geſang, durch's Leben lächeln
gehn, und auch. bei, manchem Erdendrang mit Lächeln um
uns ſehy. a en
Und was und dieſe Freude raubt, muß ferne von und
flieyn; mit Nofen ſchmücken wir das Haupt, weil uns nod),
Roten blühn! on .
et, "828, du
Georg von Freundsberg. .
"Georg von. Freundsberg, von großer Stärf, ein theurer
Held, behält das Feld, in Ztreit und Fehd', den Feind ber
fteht, in aller Schlacht er Gott zug'legt die Ehr! und Macht.
Eh
56 Örfang verfehänt das Schen.
Er überwand mit eiqner Hand venedifh Pracht, ber
Schweizer Macht, franzöfiih Schar legt nieder gar, mit gro»
Ser Schlacht den päpfthhen Bund zu Schanden madıt.
Der Kaifer Chr! macht er ſtets mehr, ihr Land und
Leut befhügt allzeit, mit großer Gefahr er fieghaft war,
ganz ehrenreih, man find’t nicht bald, der ihm,fer gleich.
2ieb der Lanzknechte im 16. Jahrh.
829.
Geſang verfchönt das Leben; drum, Freunde, liebt Se
fang! Er weiht den Saft der Neben zum reinen Göttertranf;
er wiegt in bangen Herzen den Geiſt ded Grams zur Ruh‘, er
fingt in muntern Scherzen uns heitre Wonne zu.
Uns lehrt den Reiz ber Lieder die Sprade ber Natur;
kaum kehrt ber Frühling wieder, fo füllt Gejang die Flur.
Dann ſchluchzet Philomele ihr Lied am Wieſenbach, und jebes
Hörers Seele halt ihre Klagen nad).
Der Zauber füßer Zöne veredelt das Gefühl; den zarten
&inn fürs Schöne weckt Lied und Saitenfpiel. Ihr Ton
weckt milbre Triebe für fremded Mißgeſchick; Gefang nährt
Menfchenliebe und fördert Menfchenglud.
‚ Hier in der Freundſchaft Kreife, der Tugend zugeſellt,
bier iſt Geſang für Weiſe ein Ruf aus beßrer Welt; bier,
wo er manche Buͤrde der Menfchheit leichter macht, drum fei
bier feiner Würde dies Feftlied dargebracht!
‚ 8850.
Geſang verfhönt das Leben, Belang erfreut das Herz!
Ihn get und Bott gegeben, zu lindern Sorg und Schmerz
ie Böglein alle Ongen ein lieblich Mancherleiz fie flab
teen mit den Schwingen und leben froh und frei.
Es tönet aus den Xüften in hohem Jubilo! in Wäldern
und auf Zriften: ſingt, Menſchen, und feid froh!
Wohlauf denn, laßt uns fingen, den muntern Bögeln
gleich! laßt al’ ein Ried erklingen, von Lieb’ und Freude reich!
„ Ein Lied dem Freundihaftsbande, das und’ zufammen-
hält, dem theuern Vaterlande, der ganzen Menfchenwelt!
Dem Manne deutſch und bieder, der nüget, wo er Tann;
dem Edeln, der fi Brüder durch Gutesthun gewann!
„_, Der Ruhe, die und fähelt und Müh' und Schweiß ver-
ib, — ädchen, das uns laͤchelt, dem Weibchen, das
uns kuͤßt!
Geſelligkeit, zu Deinem Gempel. 57
Der alten Mutter Erde; fie ift ja wunderfhön! und hat
fie gleich Beſchwerde, es iſt doch auszuftchn.
Und wiegt fürwahr die Freuden, die fie und beut, nicht
aufs vom Kommen bid zum Scheiben beblümt fie unfern Lauf.
Glück auf zur fernern Beife! die Hoffnung eilt voran,
und macht die rauhen Gleife zu einer glatten Bahn.
‚Das Herz ihr hingegeben, dev Hoffnung, ihr allein! fo
wird das ganze Leben Sefang und Zubel fein.
831.
Geſellen, ftimmet mit mir ein, und laffet doch bie Arbeit
fein, laßt doch die Arbeit fein! Wir wollen trinten Rum und
Bein, und dabei tapfer Luftig fein, ja luſtig fein, ja luftig fein.
Au Heidelberg und Konigsftein da legen ‚große Faͤſſer
drein, ja, Faͤſſer liegen drein; da figt der Bacchus auf dem
Faß, 5 macht ſein'n Hals mit Rheinwein naß, mit Rhein⸗
wein naß.
Vater Noah hat die Kunſt erdacht; wir Geſellen haben
ed nachgemacht, wir haben ed nachgemacht. Hat er's ge
than, fo thun wird auch; das ift und bleibt Geſellenbrauch,
Sefellenbraud. "Sammlung von Erk u, Irmer.
832,
GSefelligkeit, zu beinem Tempel weihen wir biefen Saal
jegt ein; er fol, fo oft wir hier vereint und freuen, ein Hei⸗
Ugthum uns fen. : | J
Ihm nah' ſich Keiner, der die Freude ſtoͤret, nicht Freude
fördern kann; und der, deß Herz ein Laſter nur beſchweret,
fchließ’ ſich an uns nicht an.
Es muß das Meinfte unfrer frohen Lieber ber Zugend
peilig fein; und Wonne ſei's uns, frohe, arme Brüder. durch
ohlthun ir erfreun!
Den Trieb zur Froͤhlichkeit in unſre Herzen gab uns der
gute Gott; doch werde nie bei unſern frohen Scherzen bie
zarte Unfchuld roth. .
Auf Jedes faltenfreier Stirn verbreite ſich fanfte Heiter⸗
feit, und jeden Schritt und jede hat begleite die holde Mä«
t Der} . ot ‘ u.
eit. : 0°» .
hioe Und Eintracht du, o Himmelskind, umwehe die Frohen
immerdar; umſchlinge ſanft die Herzen und erhoͤhe der Freu⸗
ben füße Schar! — ' ==
ad Herzen einft entfernte und entzweite, fol nun ver⸗
geilen fein!. Auf Reue knüpf' GSefelligkeit und Freude ein
erlich’ Verein. en
58 Meſters ben gingiäc ans.
3a: fhlaget ein, wir wollen brave Leute, "win. wollen
Freunde fein! Dann: tönnen keit it noch oͤfters uns, wie heute,
geiehlig‘ bier erhreun. “ Br
’ ‘ “ .
838.
vr... . .. 5
\ ° o
Geſtern Abend ging ich aus, ging . wohl in- den. Wald
hinaus, faß ein Häslein hinter m PA „guckt mit feinen
Yeuglein 'raus. Liebes Häslein, was du fagft und fo treu:
lich zu mie „age!
du nicht der Waidemann „hetz ſt auf mich die Hunde
an. Senn das Windſpiel mic erſchnappt und der Säger
mich ertappt, hält er "mit die Büchfe ber, ald wenn fonft
Pein Häslein wär’.
n&enn ich dann geſchofſen bin, trägt man nich zur Kü«
hen | in, legt man mich aufs Küchenbrett, ſpickt den Buckel
wohl mit Fett, fteikt ben Spieß von hinten ein, ei wie mag
fo grob man fein!”
' enn id dann gebraten bin, trägt man mich zur. Ta⸗
fet bin; der Eine bricht mir'ß Bein entzwei der Andre fncio t
fih ab fein Theil, der Dritte nimmt ſich s Allerbeſt'; 3 laßt's
euch ſchmecken, iht werthen Gaͤſt!“
„Ich armer Haf, wie bin ich blaß, geh' dem Bauer nicht
mehr in's Graß, geh dem Bau'r nicht mehr in's Kraut, hab's
bezahlt: mit meiner Haut. Wenn eb. aber fo fol fein, mag
ber ‚Deufel. ein Haͤslein fan!” .
„SH armer Haf, das Maul it breit und der Kopf ſehr
ungejcheidt‘, :lange Ohren und fangen. Bart, als wär ich von
Katzenartz wenn Ih. an mein Schickſal dent", thut es midy
von Herzen kraͤnk'.“
Ain Schwänzlein hab’ ich, das ift klein, wuͤnſcht webt
es, möcht" größer fein; weil es nun nicht größer iſt, muß es
bleiben, wie e8 ift; wenn ich an mein — denk', thut
eB mich von vherzen krank'.“
. Bolfötieb, in derfäiener Getatt..
[ . -»eo. ’ ”
ee 834;
.
: Geftern Abend "war Better Michel bier, : 2 Better
Miche war gefteen Abend hier, geſtern Abend. war. Vettey Mi⸗
chel da. Der. Ein’. ſprach nein, ber Andere; ja, Better Michel
ſprach wohl nein und ja, Vetter Michel war geftern Abend‘
bier, Better Michel war geſtern Abend da. r-.
Geſtern Abend war Better. Michel hier, . ber Bater. ſaß
am Herd und brummt', geſtern Abend Vetter Michel kummt,
Geſtern, Brüder, könnt: ihr's glanben?“ 50
Vetter Michel mit dem Beuſeol Kingt, der Vater lacht, Vet:
ter Michel jingt. Better Michel ze. -
Geſtern Abend war Vetter’ Michel hier, die Mutter faß
an ihrem. Rad, Vetter Michel in die Stube trat, er ſchwatzte
ber, er ſchwatzte hin, das war dee. fran had, ihrem Zinn. te.
. Geftern Abend war Vetter Michel. hier,. die Brüder ka⸗
men alle herbei, Better Michel fprah da Mandherlei, dem
war's das Pferd, dem war's der Hund, Vetter Michel ed
mit Allem kunnt. ıc. oo
Goftern Abend war Betten. Michel hier, Wetter Michel
war geiteen "Abend hie, er griff dem. Mädel "an das Knie,
das Mädel lacht‘, das Mädel Ithrie, Vetter Michel. ift es, der
da freit ꝛc. Fliegendes Blatt.
835.
Melodie von A. Harder.
Geſtern, Brüder, koͤnnt ihr's glauben? geſtern bei dem
Saft der Trauben, ſtellt euch mein Entſetzen für, geſtern
kam der Tod zu mir! Hop, hop, hop! Vivalleralletal ' "-'
:. Drohend ſchwang ‚er feine Hippe, drobend fprach das
Burchtgerippe: Fort von hier, du Bacchusknecht! fort, du
haft genug gezecht! Er Eee Zr Zu
ieber Tod, ſprach ich mit Thraͤnen, follteft du nad; mie
* Mr jiehe, da fleht Wein für dich! Lieber Tod / ver
one mid... .,* : ' >.
Lächelnd griff er nad; dem Glaſe, Tächelnd trank er's auf
der Baſe, aus der Peſt Gefundheit Leer; Lächelnd ftellt' er's
wieder her. . J BE
Fröhlich glaubt’ ich mich befreiet, als er fehnell. fein
Drohn erneuet: Narr, für einen Tropfen Wein denkſt du
meiner los zu fein? .
Tod, bat ich, ich möcht' auf Erden gern ein Mediciner
—— laß mich, ich. verſpreche die meine Kranken ‘halb
de ür. ... , . j ur
Gut, wenn das ift, magft bu leben, ſprach er, nur ſei
mir a Lebe, bis du ſatt gefüßt: unb des Trinkens
müde bift! : — BE
O, wie ſchön klingt Das den Ohren! Tod, du. haft. mich
neu geboren! Diefes Glas voll Rebenfaft,.. Zod, ‚auf. gute
Bruͤderſchaft! . BE
Ewig fol ich alſo leben! ewig, denn, beim: Bott:der
Neben! ewig. fol mich Lieb! und Wein, ewig Wein und. Lieb!
erfreun. Selling. 1747: :
60 Gecſtorhen war id.
836,
Seliger Tod.
Geſtorben war ich vor Liebeswonne; begraben Tag ich in
ihren Armen; erwedet ward ich von ihren Küffenz den Him⸗
mel ſah ich in ihren Augen. Uhland.
837.
Geſundheit, Herr Nachbar, mein Glaschen iſt leer! Herr
Bruder, Herr Better, nun rücket doch her! Wir wollen eins
trinken und munter uns zeigen, wir wollen das Gläschen
‚zum Nachbar hinneigen; wir wollen nun trinten, bis Alle
{ft leer! Menn’s immer, wenn's immer, wenn's immer fo
wär! ;;:
In Ungarn, in Ungarn,’ da wächfet mein Wein! doch
will ich des Franzweines Zadler nicht fein. Champagner!
Champagner! was fehlt ihm ‘denn wieder? Er ftärket den
Magen, und hebet die Glieder. Wir wollen nun trinken ꝛc.
Run, Freunde, es lebe, was nuͤtzlich und gut, ed leben
die Menfchen mit redlichem. Blut! es leben die Braven, bie
u uns ſich halten; es leben die Jungen, ed leben. die Alten!
ir wollen nun trinken ww: . ' |
So laflet und freuen, denn Salomo fpricht, nachdem er's
genoffen: nun kummert's mich nicht! Wir kommen doch mor«
gen jo jung nicht zufammen; nur fhade,. wir müflen doch
endlich von dannen! Wir wollen num trinken ıc.
Die Tinten find Narren, fie trinken nicht Wein; wir
wollen gefcheidter als Mahomed fein! Herr Bacchus, der lebe,
der über uns fchiwebet, und der unjre Herzen zur Freude be=
lebet. Wir wollen nun trinken ic.
838.
Geſund und frohen. Muthes genießen wir des Gutes, das
uns der große Vater ſchenkt. O preift ihn, Brüder, preifet
den Bater, der un fpeifet, und mit ded Meines Freude tränkt!
. Er ruft herab: Es werde! und Segen fchwellt die Erde,
ber Sruchtbaum und der Ader ſprießt; es lebt und webt in
Zriften, in Waſſern und in Lüften, und Milh und Wein
und Honig, fließt. |
Gott Ihaut herab vom Himmel das freudige Gewimmel
vom Aufgang bis zum Niedergang; denn feine Kinder fam«
meln, und ihr vereintes Stammeln tönt ihm in tauſend
Sprachen Dank. i
Sieb, blanke Schwefter. 61
Verehret feinen Namen, und ftrebt, ihm nachzuahmen
ihm, deffen Huld ihr nie ermeßt: der ale Welten fegnet, au
Gut’ und Böje regnet, und feine Sonne jcheinen läßt...
Mit herzlichem Erbarmen reiht eure Band den Armen,
weg Volks und Glaubens fie auch fein! Wir find nicht mehr,
nicht minder, find alle Gotted Kinder, und follen uns, wie
Brüder, freun! Joh. Heinrich Voß.
839. |
Geturnt, geturnt mit voller Kraft im grünen Gottes:
haus! wie's unfre treue Ritterfchaft geübt im harten Strauß:
wie fies geübt, mit Schwert und Ger, im Iuftigen Turnier:
wir ſtell'n der Ritter Thatkraft her, und darum turnen mir.
Durch Schwache, zarte Weichlichkeit und durch das Süße:
thun entflohn die alten Sitten weit, daB Ger und Kolbe
ruhn. Wir thun der Ahnherrn Kammern auf, emeu'n ihr
Ga aieft wir pugen Ger und Schwerterfnauf: es gilt ein
großes Ziel!
Dies große Biel ift in der Welt nach Freiheit audgeftedt:
wir haben's auch uns vorgeftellt, das hat uns aufgeweckt!
Drum turnen wir voll inn’ger Luft, in beil’ger Loh' entbrannt:
bie Fühne deutſche Zurnerbruft gluͤht frei dem Vaterland.
. 4. Heffemer. 1819.
840.
Sich, blanke Schwefter, gieb ung Wein, und laß bie
Hand un Ra fo wollen wir dir prophezeihn, was ficher
wird geichehn. —
Mert' auf, es iſt ein hohes Wort, und liegt viel Wahr:
heit drin: Sind vier und zwanzig Stunden fort, fo ift ein
Zag dahin. ln .
Sobald es Naht geworten ift, find alle Katzen graus
und wenn der Mann. die Gattin kuͤßt, fo kuͤßt er feine Frau.
" Ein jedes Paar, das taufen ließ, fannt’.fih neun Mo⸗
nat fon; und wen man nach dem Water hieß, der war des
Vaters Sohn. ken
Hat man zu Markte wenig Ei’r, fo find nicht viel zu
Pr ; und ift dad Pferdefutter theu'r, fo jchlägt der Safer
auf.
So oft.man viele Trauben lieſt, geräth die Lefe gut;
und wer der Frau Pantoffeln kuͤßt, dem fehlt. es unter'm ‚Hut.
Der dich um eine Wohlthat bat, der war ein armer Iropfz
und wer ben ganzen DOchlen bat, bat auch den Oehſenkopf.
62 Sich. mein Herz, 0 Näänsen.
Wenn in der Nuß das Kernchen fehlt, iſt fie vermuth⸗
lich hohl; der, den das kalte Fieber quaͤlt, befindet ſich nicht
wo
J Wo aus dem Hãhnchen nichts mehr brauſt, iſt oft ein
leeres Faß; und wo ein Dieb was weggemauſt ‚ vermißt man
meiſtens was.
Bon Schüfleln, wo die Speife fehlt, wied leichtlich kei⸗
ner fattz und wer das Land sum Wohnfig wählt, der wohnt
nicht in der Stadt.
Wer vor der Nadelfpige flieht ‚ bleibt nicht vor Degen
— und wer den Affen. ähnlich fieht, iſt nicht beſonders
"Mer ‚Heu gering im Stalle Fi dem wird bie Kuh nicht
mag’ r; und wer. 'ne ſchoͤne 8 weſter hat, der kriegt bald
einen Schwagr. .
Wenn du- zum Spiegel dich bemühft, zeigt ſich der erſte
— der zweite, der nicht ſichtbar iſt, ſteht mehrentheils
avo
Wer Geld im Ueberfluß vbefitzt, der iſt gewiß nicht arm;
und wer bei. feiner Arbeit ſchwitzt, dem iſt gewöhnlich warnt.
Bauſt, du von Brettern die ein Haus, fo haſt du keins
von Stein; und iſt des 3. Sangert Liedches aub, wirde wohl
iu Eee... le. in
rn. £ sal.
Das Mädchen: von Athen.
.. Gieb mein Herz, o Mädchen von ‚Athen! gieb’& zurüd,
eh’ Wir von dannen dein; ober. wenn es jih' ver Bruſt ent:
ftahl, Tei dein andere All. Horch dem Schwur, der ſchei⸗
dend mir entfloh, Zo& mu sas agapo.*
Bei der Roden feſſelloſem Flüg , die: der ſanfte Weſtwind
girren trug, bei ver ſeidnen Wimper goldnem Rand, die zur
Roſenwang ſich küſſend wand, bei dem Aug des Rehes raſch
und: froh/ zo& mu -Sas agapo.' -
Mädchen von Athen! ſchon zieh” ic: Hin, , trag "auch ein⸗
ſam mich im Sinn; wenn mein Segel gleich nach Stambul
kilt, Herz und Sinn voch m Athen — Dein: vergeffen,
mann konnt we Wr. wor ‚Zoe mu sat agapo.
cd “ , 4: | . —
nr. !gja,
Gied ar das Bluͤmchen, gieb mir ben: Wrang bl führe
vi, Riebchen T morgen zum Ei. ”
— — — . tn
+) Maänc Bein; Iäiliebe Rih.. :; En. Lin Mur enen
Gläſer hingen, Wehtar gläht. 63
(Sie:) Laß mir das Blümchen, Ja mir ben. Kranz, fuͤhr
eine ort morgen zum: Tanz.
Er:) Du, liebes Mädcen! du nur allein ſollſt die er-
wählte Zänzerin fein.
(Er:) Ewige Liebe ſchwor ich nur dir. Gieb mir das
Bluͤmchen, tanze mit mir.
(Sie:) Schwörft du mir giche, eig ich zum San. Hier
ift das Blümchen, nimm au den K
(Er:) Und mit dem Blümchen —* mir bein Herz. 3
mein’ ed redlich, treibe. nicht. Scher
(Sie:) Meinft du ed — Areibſt du nicht See!
Mit Kranz und Bluͤmchen nimm. auch mein Herz .
' 843: a
. Eigne Melodie. ”. j
Sites, die Wälder. au durchſtreifen, hebet freier ſich die
Bruft; kühn den Eber "inzugeeifen ‚ ıft des Zaͤgers hoͤchſte
Luft. Hollah he! .Waidgefellen fro
Sit die Fährte aufgefunden, nt er ſich im ſchwargen
Blut, ſpiegelt ſich in feinen Wunden noch des Abends legte
‚Ghuth. - Hollah ho! Jaͤgerburſch iſt froh!
gSieht. man heim nach Jaͤgerſitte, winkt die Nacht une
traut zur Ruh', ſucht man feines Liebchens Hütte, ſchließt das
Dörte safe Bu douah ho! Jaͤgerbraut iſt froh!:
** Raimund's „Verſchwender. m.
: I
‚B14,
Melodie: Freunde/ welchen Rebenfaft.
Glaͤfer kting AH gluͤht in dem vollen Becher, und
ein Ka nr tönt’ in Kreis ber Becher. Muth und
Blut braufk in die Höb „Alle S inne ſchwellen unter'm Sturm
der, Evoe froͤhlicher Melin. © (Ehor:) Die Rugendfraft
wird nen erfhafft, in’ Neltars "Stuth entbrennt ber Muth.
Drum, dex und Kraft und Muth verleiht, dem Weingott fei
Died Glas geweiht!
Becher, deinen Purpurſaft fchlürf” ich froh hinunter,
denn des Herzens folge Kraft lodert im Dur punder. Gluͤht
er nicht mit deu ehem "Muth und mit deutichen lammen
Cs a bach. dad Süden Gluth —e ut und. —
se) Wer in ſich! Muth und Thatenglut nlze Ana
zuſammenrafft, und. wer. im Wollen fuhlt die Maik, dem ri
Der ‚Becher. dargebracht? a ah tn.
.-
64 Gleich‘ ich dem Strome.
Aber jest ringt Jugendluſt in Champagners Schäumen,
wie in frifcher Sunglingöbruft Zräume kühn mit Traͤumen.
Leichtes Blut, verwegnes Herz, ſtolzes Selbftvertrauen, fros
her Sinn bei Leid und Schmerz, muthig vorwärts [chauen.
(Ehor:) Das Auge Iprüht, Die Wange .glüht, ed wogt die
Bruft in trunfner Luft. Der fchönen, frohen Iugendzeit, der
fei dies volle Glas geweiht! _ |
Doch des Südens. ganze Pracht. und ein fchöner' Feuer,
und der Liebe ſüße Macht Iodert im Tokaier. Golden ſchaͤumt
er im Pokal, hell, wie Himmelskerzen, wie der Liebe Götter-
ſtrahl gluͤht im Menfchenherzen. (Ehor:) Der. Liebe Glück,
wie Sonnenblid im Paradies fo hold, fo füß, der höchſten
Erdenfeligkeit, der Liebe fei dies Glas geweiht!
Aber jest der letzte Trank, Rheinwein glüht im Becher!
Deutiher Barden Hochgeſang tönt im Kreid der Becher.
Freiheit, Kraft und Mönnerkol; , Männerluft und Wonne,
reift am deutfchen Rebenholz, reift in deuticher Sonne. (&hor:)
Am Rhein, am Rhein reift deutfcher Wein.und deutſche Kraft
im Nebenfaft. Dem Baterland mit voller Macht ein dreifach
donnernd Hoch gebradit.
(Die Runde:) Unfern frohen Secherkreiß, daß er ewig
bliebe, führe auf des Lebens Gleis Freiheit, Kraft und Liebe!
Drum, eh’ wir zum legten Mal unſre Glaͤſer leeren, fol der
Brüder volle. Zahl dieſen Bund beſchwören! — Ein feftes
Herz in Luft und Samen, in Kanıpf und Roth, frei —
oder todt! Und daB der Bund auch dwig währt, drauf fei
dies letzte Glas geleert! Ch. Körner.
845.
.: : Der Strom. -
Steih ih dem Strome, welcher, tief. in einem Walb:
ebirg' entfprungen, durch Pänder und Durch Reiche lief, und
is zum Meere vorgedrungen
D that’ ich's! — Mann geivorden jegt, begrüßt den
Braus des Meers der feine, und doch in ew’ger Jugend negt
fein Quell die Wurzeln heil ger Hathe. -
I T Lerd. Freiligrath.
„8346.
x nr Fine Melodie.
BGloben Sie aͤrndt, weil Sie, daß Sie jekund, daß ie
reich fein, dürfen Sie ooch unfer Enen kunjeniren und für
Karren halten?.Re, mein Herzel,. Sie derbarmen mich... Ich
bin ooch nich irfcht vun heute, hingerm Berge wohnen Leute!
Gluͤch ift das Biel. 65 .
Stoben Sie ärndt, ꝛc. Su, wie Sie fein, find’ ich
hundert, überfch Jahr und fchund itzundert.
Stoben Sie ärndt, ıc. Mit dam Etulz verja'n Se Alle,
aber Hochmuth Fümmt zu Falle.
loben Sie ärndt, ıc. Mir ift gar nifcht dran gelegen,
bleib’n Se Tedig vur meintöwegen.
Holtei. „Ein Achtel vom großen Looſe.“
847.
Bergmannslied,
Glück auf! Glück auf in der ewigen Naht! Glück auf
in dem furchtbaren Schlunde! wir Eleftern hinab in den fel:
figen Schacht zum erzgefchwängerten Grunde. Tief unter der
Erde, von Grauſen bededt, da hat uns dad Schickſal das
Biel geftedt. Glück auf! Gluͤck auf!
ir wandern tief, wo das Xeben beginnt, auf nimmer
ergründeten Wegen; der Gänge verfchlungenes Labyrinth
durchichreiten wir Fühn und verwegen; der Knappe, er wa:
get ſich muthig nr und fteiget entfchloffen in’s finftere
Grab. Süd auf! Gluͤck auf!
Zwar toben tief, wo nichts Menfchliches wallt, die Waf-
fer mit feindlihem Ringen: der Geiſt doch beherrfchet die
rohe Gewalt, die Fluth muß ſich felber bezwingen; gewaltig
gehorcht und die wogende Macht, und wir nur gebieten der
ewigen Nacht. Süd auf! Glück auf!
Und fill, gemebt durch die Felſenwand, erylänzet das
Licht der Metalle. Das Fäuftel in hochgehobener Hand, es
faufet in maͤchtigem Schalle; und was wir gewonnen im
nächtlichen Graus, das ziehen wir fröhlich zu Tage heraus,
Gluͤck auf! Glück auf! Theodor Rörner,
848,
Gluͤck ift das Ziel, "nach dem wir ftreben, Glüd ift das
roße Lofungswort. Doch wer verfteht den Schatz zu heben?
Wer eigt den tief verborgnen Ort? Daß ift der wahre Stein
ber eifen: des Dafeins ſtets i zu erfreun! Geduld, ich
will die Kunſt euch weiſen, doch fuͤllt mir erſt das Glas mit
Wein! (Chor:) Ia füllt ihm erſt dies Glas mit Wein!
Der ſucht fein Gluͤck in Kampf und Morden ald Welt:
beherrfcher und als Held; und Jener fuht's in Stern und
Orden; Dem giebt nichts Glück, als Gut und Geld; — Der
trachtet nur, vor allen Köpfen der Vor: und Mitwelt Flug
u fein; Der will der Weisheit Born erfchöpfen, und Der
— doch ſchenkt zubor mir ein! (Ehor:) Ja fchenkt zuvor ihm
wieder ein!
u, 5
66 Glüchlich, wen au Fccundes Hand.
Do wird’ nur Wenigen entdecketz; Macht fchafft es
nit, noch Geld und Witz; es hat viel tiefer fich verftedet,
und weit geheimer ift fein Sie. Das Glüd, nad) dem wir
Alle fireben, die Kunſt, ſtets forgenfrei zu fein, keimt wunder
bar im Saft der Reben, denn — aber hurtig gebt mir Wein!
(Ehor:) Ia, Freunde, hurtig gebt ihm Wen! -
Denn wißt, dem ftolzen Erdenfohne, und wär’ er auch
der kleinſte Mann, feige endlich Doc der Wein zur Krone,
und eine Krone bat er dann. Er taufcht, bezecht, mit kei⸗
nem Fürften, er duͤnkt fi) Herr der Welt zu fein. Er ift—
allein ihr laßt mich dürften, — geſchwinde reicht Mir wieder
Wein! (Ehor:) Geſchwinde reicht ihm wieder Wein!
Dem felbft, dem niemald Schäge blinken, dem nie der
Gott des Reichthums hold kann er nur einmal wader trin«
⁊
ken, verwandelt ſich der Wein in Gold. Er kennet nicht des
Geizes Wehen, und was er hat, iſt nicht mehr klein, er muß
ja Alles doppelt ſehen, und — aber ſchenkt mir wieder ein!
(Ehor:) Ja fchenkt ihm eilig wieder ein!
. Und wer die Wahrheit will ergründen, der öffne nur des
Fafles Spund; er wird fie ohne Mühe finden, denn —
trunfner Mund ift wahrer Mund. Drum ift der Wein
zu Allem nüge, er iſt des Gluͤckes Talisman; nun hebt eud
auf von eurem Sitze, und foßet Alle mit mir an! (Sher:)
Wir ftoßen Ale mit dir an! Müdler.
849,
Glücklich, wen an Freundes Hand feine Zage fliehen,
ihm wird felbft auf dürrem Sand Rof und Beilchen blühen.
urch's Gebiet der Mikternacht wird in ihrer goldnen Pracht
ihm die Sonne glühen. .
Glänzt ein milder Sonnenblid ihm aus Finfterniffen;
wiegt ein friedliches Geſchick ihn auf Roſenkiſſen: warnend
wird dann Freundes-Mund ihn an Leib und Seel! gefund zu
erhalten wiſſen.
Wenn, wo Blumen fonft gelacht, Fluthen in ummwal-
len, wo fonft Zephyrs nur gelacht, Donner um ihn fchallen,
huͤlit er fich, geihügt zu fein, in der Breundfhaft Mantel
ein, bis fie fanft verhallen. '
Schiefal, gieb mir'einen Freund in ded Lebens Schwüle,
der in Freud’ und Schmerz vereint, zaͤrtlich mit mir fühle!
Lächelnd diefer Erde Tand, wal’ ich dann an feiner Hand
zum erwünfchten Ziele.
Gott, du bift meine Zuverſicht. 67
850.
(Zwei Stimmen:) Glüdlih, wer im Bruderarm Sorg’
und Sram vergißt, und, von achter Freundſchaft warm, fei-
nen Bruder ut. (Chor:) Unter Jubel, Sang und Klang,
unter Scherz und Rundgefang fließe fo, fanft und froh, eud)
das Leben hin!
(Zwei Stimmen:) Wenn, von Zärtlichfeit entbrannt, uns
das Herze büpft, o, dann hat der Allmacht Hand unfern
Bund gefnüpft. (Chor:) Kuͤßt euch, Brüder, liebt euch treu,
ewig fei der Bund euch neu; fchenket ein, trinkt den Wein,
laßt uns Freunde fein!
851.
Gold und Silber preif ich fehr, koͤnnt' e8 auch gut brau:
chen —F hätt’ ich nur ein ganzes Meer, mich darein zu tau⸗
en! :;
Muß nicht juft gepräget fein, hab' es dennoch gerne,
auch des Mondes Eilberfchein und die goldnen Sterne.
Zeife murmelnd fallt mir ein noch die Silberquelle, aber
um ben goldnen Wein taufch’ ich auf der Stelle.
Dody viel fchöner ift dad Gold, das vom Lockenkoͤpfchen
meines holden Mädchens rollt in zwei langen Zöpfchen.
. Darum fröhlich, liebes Kind, Laß uns jegt noch kuͤſſen,
bis die Loden Siüber find, und wir ſcheiden muffen.
852.
Troſtlied.
Gott, du biſt meine Zuverſicht, mein Schirm und meine
Waffen, du haſt den Heil gen Trieb nah Licht und Recht in
mir gefchaffen; du großer Gott, in Roth und Tod ich will
an dir mich halten: du wirft ed wohl verwalten.
Und wenn die, fehwarze Hölle ſich mit ihrem Gift ergeſte
und trotziglich und moͤrderlich durch alle Laͤnder floͤſſe, Gott
bleibt mein Muth, Gott macht es gut, im Tode und im Le⸗
ben: mein Recht wird oben ſchweben.
Und wenn die Welt in Finjternig und Unheil ſich ver-
fenfte, mir fteht das fefte Wort gewiß, das Ewigkeiten lenkte,
das alte Wort bleibt auch mein Hort: Laßt nur die Teufel
trügen, die Guten follen ftegen.
D großes Wort! o fefter Stahl! o Harniſch fonder glei-
hen! Was Gott verfprady, was Gott befahl, bad läßt mic
nicht erbleichen; die ſtolze Pflicht erzittert nicht, mag Land
und Meer vergehen, fie wird mit Gott beftehen.
\ 5%
68 Gott erhalte Franz, den Kaiſer.
‚ Drum wall’ es Gott, der Alles Tann, der Vater in ben
Höhen! Er ift der rechte Held und Mann und wird es wohl
verftehen. Wer ihm vertraut, hat wohl gebaut, im Tode
und im Leben: fein Recht wird oben ſchweben.
Arndt, Katechismus f. d. deutfchen Wehrmann.
853.
Melodie von Zofeph Haydn.
Gott erhalte Franz, den Kaifer, unfern guten Kaifer
Franz! Hoc als Herrfcher, hoch als Weiter fteht er in des
Ruhmes Glanz! Liebe windet Xorbeerreifer ihm zum ewig
grünen Kranz! Gott erhalte Franz, den Kaifer, unfern gu:
ten Kaifer Franz!
Ueber blühende Gefilde reicht fein Scepter weit und breit.
Säulen feines Throns find Milde, Biederfinn und Redlich⸗
keit, und von feinem Wappenſchilde ftrahlet die Gerechtigkeit.
Gott erhalte Franz, den Kaifer, unfern guten Kaifer Franz!
Sid mit Tugenden zu fchmüden, achtet er der Sorgen
werth. Nicht, um Völker zu erdrüden, flammt in feiner
Hand dad Schwert; fie zu fegnen, zu beglüden, iſt der Preis,
den er begehrt. Bott erhalte Franz, den Kaifer, unfern gu:
ten Kaifer Franz! Ä
Er zerbrad) der Knehtihaft Bande, bob zur Freiheit
und empor! Früh’ erleb’ er deuticher Lande, deutfcher Voͤl⸗
fer höchften Flor, und vernehme, noch am Rande fpäter Gruft,
der Enkel Chor: Gott erhalte Franz, den Kaifer, unfern
guten Kaifer Franz! . Defterreichifches Volkslied.
854.
Melodie: Bott erhalte Franz, den Kaifer.
Gott erhöre unfre Bitte: fegne Kaifer Ferdinand; ſchirme
jeden feiner Schritte, fehüge fie für's Vaterland! fchen® den
Voͤlkern Glüdesblüthe, ſpende fie durch feine Hand! Gott
erhöre unfre Bitte: ſegne Kaifer Ferdinand!
Laß von feinem Schwerte ftrahlen nie befiegte Tapfer⸗
keit, und aus Fama's Munde fchallen Ruhm und Ehre jeder
zeit! Laß fein Scepter, und zum Glüde, Friedenspalme fein
dem Land! Gott erhöre unfre Bitte: fegne unfern Ferdinand!
Laß des Vaters reichen Segen in dem Sohne reich ge:
deihn, laß auf allen feinen Wegen Völkerglüdk fein Etreben
weihn! Laß ihn Lange glücdlich leben, lange für-fein treues
Land! Gott erhöre unire Bitte: fegne unfen Ferdinand!
Gott grüß’ euch, Alter! 69
Laß in feiner Krone glänzen feiner Völker Dankesblick,
und fein theures Haupt befränzen mit der Unterthanen Glück!
Schirme feines Reiches Grenzen, ſchling' um Fürft und Volk
Ein Band! Gott erhöre unfre Bitte: fegne unfern Ferdinand!
Defterreihiihes Volkslied.
855.
Eigne Melodie.
Gott grüß' dich, Bruder Straubinger, wie kommſt denn
bu nad) Halle? Gott gruͤß' dich, Bruder Breslauer, 's hat
mir fehr gut gefalle. Der Meifter und die Meifterin, da
hatt' ich nicht zu lagen, doch mit die Akademikus konnt' ich
mich nicht vertragen. N
Da gingen wir des Sonntags auch einmal fpazificirenz
mit meiner Liebften ging ih aus, ich that am Arm fie füh«
ren. Da Fommen drei Studenten her, — ih war mit ihr
alleene, — „Du Knote, laß die Zumpfer los, und mach' dich
auf die Beene!“
Mas will ich thun? — ich laufe weg, fie blieb bei den
Studenten. Nu war's mit meiner Kiebe aus, wie wenn wir
ſich nicht Bennten. Ich ließ fie flehn und grüßte nichn Fam
ich ihr in die Quere; vielleihte mag es fo befler fein, als
wie wenn's anders wäre.
„Drei und dreißig Minuten in Grüneberg.”
856.
Morgengruß an das Schlachtfeld.
Bott gruͤß' dich, du mein Maienfeld, wo Lenzeöfonnen
glühn! wo Roſ' und Nelke pflanzt ein Held, fo bleich die
Lilien blühn! und bie eiferne Nachtigall fchmettert Larein, und
es pfeifen die Kugeln, wie Vögel, h fein. O Feld! dir jin-
gen ich muß viel fröhlichen Morgengruß.
Schon fteiget dad Panier hoch an, ſchon Elirrt der Kampf:
Luft Sporn, im Winde rollt die hobe Fahn', die Freiheit ftößt
in’8 Horn, und die Geifter der Ahnen, fie fliegen voraus,
mit leuchtenden Augen im ftürmenden Saus! Da_ ruft:
Ihr Deutfchen, erwacht! hinaus, in die Schlacht! Te
857. ”
Bekannte Melodie.
„Gott grüß’ euch, Alter! ſchmeckt das. Pfeifchen? Zeigt
her! ein Blumentopf von rethem Zhon, mit goldnen Reif:
hen! Was wollt ihr für den Kopf?“
70 Göttin, die einſt höhern Sphären.
D Herr, den Kopf kann ich’ nicht laſſen, er kommt vom
bravften Mann, der ihn, was-meint ihr? einem Baſſen bei
Belgrad abgewann.
Sa, Herr, da gab es rechte Beute. Es lebe Prinz Eu-
Ba Wie Grummet ſah man unfre Leute der Türken Glieder
mähn.
„Ein andermal von euren Thaten; bier, Alter, feid kein
— — nehmt dieſen doppelten Dukaten für euern Pfeifen⸗
opf!
Ich bin ein armer Kerl, und lebe von meinem Gnaden⸗
iin: Doch, Herr, den Pfeifenkopf, den gebe ich nicht um alles
o
Hoͤrt nur! Einſt jagten wir Huſaren den Feind nach
Herzensluſt, da ſchoß ein Hund von Janitſcharen den Haupt⸗
mann durch die Bruſt.
Gleich hob ich ihn auf meinen Schimmel, er haͤtt' es
auch gethan, und trug ihn fort aus dem Getümmel, zu ei-
nem Edelmann.
Sch pflegt’ ihn, und vor feinem Ende reicht” er mir all
fein ®eld und diefen Kopf, drückt' mir die Hände und flarb;
der brave Held!
8 Geld mußt du dem Wirthe ſchenken, der drei Mal
Hlündrung litt! fo dacht ih, und zum Angedenken nahm
ich die Pfeife mit.
Ich trug auf allen meinen Zügen fie als ein Heiligthum,
wir mochten weichen oder fiegen, im Stiefel mit herum.
‚ Bor Prag verlor ih auf der Streife Died Bein durch
einen Schuß: da griff ich erft nach, meiner Pfeife, und dann
nad) meinem Fuß.
„Ihr rührt mid, Alter, biß zu Zähren; o fagt, wie hieß
der Mann? damit mein Herz ihn auch verehren, und ihn
bewundern kann.“
Man bieß ihn nur den tapfern Walter, fein Gut lag
bort am Rhein. „Das war mein Vater, lieber Alter, und
jenes Gut ift mein!
Kommt, Freund, ihr folt nun bei mir leben, vergeflet
eure Roth. Kommt, trinkt mit mir von Walter’ Reben und
eßt von Walter's Brod!”
Run Zopp, ihr feid fein wahrer Erbe, ich giede morgen
ein; und euer Dank fol, wann ich fterbe, die Zurkenpfeife fein.
858,
Göttin, die einft höhern Sphären Liebe laͤchelnd fich ent:
wand, fanfte Freundin ftiler Zähren aus der Engel Baterland!
Gsttin Steundfchaft. 71
Mädchen mit der Silberlaute, mit der Harfe Zauber:
Hang, fei der Leidenden Vertraute, gieb mir Thraͤnen und
Sefang!
Sieb mir Xieder, wenn im Haine in der büftern Mitter:
naht Alles fchlummert, wenn ich weine und Fein Stern durch
Wolken lacht;
Wenn in dunkeln Zannenfchatten ſchwaͤrmeriſch der Sproj-
fer klagt, und um den geliebten Gatten hoffnungslos die
Zaube zagt; |
Wenn es an bemoofter Quelle wie ein Geift vorüber
wallt, und wenn dad Geraͤuſch der Welle Harfenton der En-
gel hallt;
Denn der Sterne blaffer Klimmer durch die Eichenwipfel
dringt, und des Vollmonds Silberichimmer auf Amanda’s
Urne blinkt! .
Kisple dann am Nofenhügel hohe Harmonien mir; wehe
mir mit fanftem Flügel Hoffnung zu — fie flarb mit mir.
Senardo.
.859.
Melodie: Auf, ihr Brüder, finget Bieber.
Göttin Freundſchaft, blick hernieder auf dies fefte heil'ge
Band, das um und, — — ia's Brüder, lange fchon dein
Scepter wand. Segen, Göttin, dieler, Stunde, dreifach Se:
gen unferm Bunde, Segen unferm Baterland! ;,:
Heil dem vaterländ’fchen Sohne, der den Freundſchafts—-
bund einft ſchloß, alles Gtüd werd’ ihm zum Lohne, was ein
Sterblicher genoß. Gluͤcklich leb' er in der Kerne, für ihn
gebe Jeder gerne Blut und Leben willig Hin.
Unfre Herzen, frei vom Harme, ftärfe heute diefer Wein;
Freude, reich’ Du uns die Arme, froh bei diefem Feft zu fein.
Keiner flöre unfre Freude, wer es Fönnte, ober meide dieſes
Freundſchafts⸗Heiligthum.
Sanft umzieht uns, theure Brüder! noch des — — Band,
drum ſeid immer brav und bieder bis zu eures Grabes Rand.
2eben theilet mit dem Freunde, muthig trotzet eurem Feinde,
der euch eure Ehre kraͤnkt.
Diefer Schläger in der Rechten werde nie von mir ent:
weiht; nur für unfre Ehr' zw fechten, ſchwör ich, Brüͤder,
hört den Eid! Gegen den, der Falfchheit fröhnet, und ber
deutfchen Ehre höhnet, gegen den fei er gewandt.
72 Gott fegue Sachſenland.
860.
Melodie: Heil dir im Siegerkranz.
Gott ſegne Sachſenland, wo feſt die Treue ſtand in
Sturm und Nacht! Ew'ge Gerechti keit, body über'm Meer
der Zeit, die jedem Sturm gebeut, Nu und mit Macht!
Blühe, du Rautenkranz, in ſchoͤner Zage Glanz freudig
empor! Heil, frommer Vater, dir! Heil, gute Mutter, dir!
Euch, Theure, fegnen wir, liebend im Chor!
Was treue Derzen flehn, ſteigt zu des Himmels Hoͤh'n
aus Nacht zum Licht. Der unfre Liebe ſah, der unfre Thraͤ⸗
nen ſah, er ift uns hülfreich nah’, verläßt uns nicht!
Gott ege Sachſenland, wo feft die Zreue fland in
Sturm und Nacht! Ew'ge Gerechtigkeit, hoch über'm Meer
der Zeit, die jedem Sturm gebeut, ſchuͤtz' und mit Macht!
A. Mahlmann.
861.
Todtengräberlied.
Grabe, Spaten, grabe! alles, was ich habe, dank’ ich,
Spaten, dir. Reich' und arme Leute werden meine Beute,
kommen einft zu mir.
Weiland groß ünd edel, nickte dieſer Schädel Eeinem Gruße
Dank; diefes Beingerippe ohne Wang’ und Lippe hatte Gold
und Rang.
Iener Kopf mit Haaren war vor wenig Jahren fchön,
wie Engel find; taufend junge Faͤntchen leckten ihm das. Händ«
chen, aften ſich halb blind.
rabe, Spaten, grabe! alles, was ich habe, dank’ ich,
Spaten, dir. Neid” und arme Leute werden meine. Beute,
fommen einft zu mir.
862.
Grad’ aus dem Wirthöhaus nun komm' ich heraus; Straße,
wie wunderlich fiehft du mir aus! rechter Hand, linker Hand,
—* vertauſcht; Straße, ich merk' es wohl, du biſt be
rauſcht.
Was für ein ſchief Geſicht, Mond, machſt denn du? Ein
Auge hat er auf, eins hat er zu! Du wirft betrunfen fein,
das ſeh' ich heul; fehäme dich, fihäme dich, alter Geſell!
Und die Laternen erfi — was muß ich fehn! die können
alle nicht grade mehr ſtehn; wadeln und fadeln die »Kreuz
und die Quer, foheinen betrunken mir allefammt ſchwer.
*
Gretchen in dem Slügelhleide. 73
Alles im Sturme rings, Großes und Klein; wag' ich
barunter mich, nüchtern allein? Das feheint bedenklich mir,
ein Wageſtuͤck! da geh’ ich lieber in's Wirthshaus zurück.
863 ». Mühlen.
Melodie: Alles ſchweige.
Greift zum Becher, wadre Becher, füllet ihn mit deuts
Ihem Wein! Nicht gefäumt zur guten Stunde, nicht gefäumt,
in trauter Runde treuer Bruder froh zu fein!
Dir vor allen fol erihallen, Vaterland, der Hochgefangs
unfer Herzblut, unſer Leben freudig für dich hinzugeben,
fhwören wir beim Becherflang!
Euch, ihr Süßen, zu begrüßen, töne nun das zweite
Glas! Deutſche Mädchen, deutiche Frauen, fchönfter Schmud
der deutihen Auen, fchwürt der fremden Sitte Haß.
Deuticher Sitte bringt dad dritte, beutfcher Zucht und
deutfcher Treu'! Fort mit fremder Thoren Sitte, fort. mit
ihr aus unfrer Mitte, alte Zeit fei wieder neu!
Treu vereinten, wackern Freunden bringen wir das vierte
dar! Tragt fie treu in eurem Herzen, wie in Freude, fo in
Schmerzen, und wie heut’, fo immerdar.
Endlich Elinget AU’ und finget, hoch, wer Freiheit ehrt
und Recht! Hoc) die wadern Deytichen alle! doch zur tiefften
Hölle. walle feiger Miethlinge Geflecht! .
Was wir lieben, iſt's fchon drüben, wandelt's auf der
Erde noch? Drüben einen füßen Schlummer, hier ein Leben
ohne Kummer; Freunde, flimmt zum legten Hoch!
864.
Eigne Melodie.
Gretchen in dem Fluͤgelkleide fuͤhlet ſchon die groͤßte Freude,
wenn fie Haͤnschen kuͤſſen kann; und ſchon denkt fie: wie weit
beſſer, wär’ ich groß und Hänschen größer! Ja, fo-würb' er
gar mein Mann!
Kaum fängt ji ihr Reiz zu heben, ihre Bruſt fich zu
beleben und ihr Haar zu ſchwaͤrzen an: ſchnell ſucht fie ſich
auszuſchmuͤcken, übet fih in Mien und Bliden, und was will
fie? Einen Mann. oo.
Sie wird krank! Nicht Schmud und Kleider, nicht Sres
firer, Goldſchmied, Schneider find_ mehr, was fie heilen kann:
fie berfeufet Tag' und Naͤchte: tft denn nichts, was helfen
möchte ja wohl! ein Mann, ein Mann!
Weiße. „Der Dorfbarbier” von Hiller.
—32
74 Gränender Bügel.
865.
Morgen.
Srünender Hügel, was Tachft du fo hell! Buntes Ge:
flügel, was fliegit Du fo fhnell? Blümlein, was blüht ihr
aut grünender Au? Bächlen, was zieht ihr fo tief, fo blau?
Hügel, umſchling' did mit Wintergewand! Det 0
ſchwing' dich in fremdes Land. Blumen, verflieget dem Winde
Kohn! Bächlein, verfieget! fie ging davon!
Blumen und Hügel wohl blieben am Ort, haben nicht
Flügel und koͤnnen nicht fort. Voögel und Bäche, auf, eilet
zu dr; Jegliches fpreche: er ſchickt mich dir! v. Holtei.
866.
Hans und Grete.
Guckſt du mir denn immer nad, wo du mich nur fin-
Rt Pr die Aeuglein doch in Acht, daB du nicht er-
inbeft!
.„Buckteſt bu nicht ſtets herum, mwürdeft mich nicht fehen;
aimm dein Hälschen doch in Acht, wirft ed noch verbuchen.“
hland.
867.
Guckt nicht in Waſſerquellen, ihr luſtigen Geſellen!
z: guckt lieber in den Wein! :: Das Waſſer iſt betruͤglich!
Binofa jind vergnüglich! :,: guckt lieber in den Wein!
Narciß, der hat's erfahren in feinen jungen Jahren! Er
fah nicht in dem Wein, nein! in dem Quell der Wildniß fein
allerliebftes Bildniß — gudt lieber in den Wein!
Schon Mandyer ift verfunten, noch Keiner ift ertrunken
in einem Becher Wein! Die fih darin betrachten, bie Fün-
nen nicht verichmachten, drum guck ich in den Wein!
Ihr luſtigen Gefellen, guckt nicht in Wafferquellen, gudit
lieber in den Wein! Doc über euer Gucken vergeßt auch
nicht, zu ſchlucken — trinft aus, trinft aus den Wein!
Wilhelm Möller.
868.
„: Gute Naht! :: allen Mübden feld gebracht! Neigt
der Tag fich fill zu Ende, ruhen alle fleiß’gen Hände, bis
der Morgen neu erwaht; gute Nacht!
‚Seht zur Ruh’! ſchließt Die müden Augen zu! Stiller
wird es auf den Straßen, und den Wächter hört man bie»
fen, und die Nacht ruft Allen zu: Seht zur Ruh’!
Ente Naht! Glücklich ward. 75
Schlummert füß! träumt euch euer Paradies! wem die
Liebe raubt den Frieden, fei ein fchöner Traum befchieden;
als ob Liebchen ihn begrüß’; fchlummert füß!
Gute Nacht! fehlummert, bis der Zag erwacht, ſchlum⸗
mert, bis der neue Morgen fommt mit feinen neuen Sorgen!
Dhne Furcht, der Vater wacht; gute Nacht!
“ 969 Theodor Aörner.
Bekannte Melodie.
Gute Naht! Freunde, jubelt — trinkt und lacht —
freut euch heut’, verfingt die Sorgen, denn vielleicht, viel-
ti — morgen wird euch euer Sarg gemadt. Gute
acht! — "
Seid vergnügt! — Weil die Beit ſo ſchnell verfliegt,
afcht die Tage — nügt die Stunden! — Denn fie jind fo
ald gerſchwunden , und ber Zukunft Nebel trügt; ſeid ver⸗
nügt! —
Freundſchaft, dir weihen diefes Släschen wir. — Nimm
der Herzen Huldigungen, Göttin bu, bie uns umſchlungen,
fieh'“ wir ſchwoͤren Alle bier, Freundſchaft dir!
Lebet hoch! Lebet viele Jahre noh, Mädchen, die in's
Erdenieben uns des Himmels Roſen weben; Fluch dem Mann,
der euch belog! — Lebet Hoch!
WBaterland! Du der Freunde fchönftes Band, nimm das
Dpfer, das dir heute unfre treue Freundfchaft weihte, du,
von Bielen oft verfannt, Vaterland!
Sute Naht! Haben wir einft ausgelacht, fehn wir,
finft der Vorhang nieder, im Elyfium und wieder, wo und
nichts mehr traurig macht! Gute Naht! — —
870.
Bekannte Melodie.
Gute Naht! Gluͤcklich ward ein Tag vollbracht; Freude
ließ ſich auf uns nieder; Gutes kam in Fuͤlle wieder, Freude
hat uns zugelacht, gute Nacht!
Sanıt umwand und ger Freundfchaft Rofenband; reizen:
ber ift dann die Erde, minder drüdend die Beichwerde, wan⸗
dern wir durch’ 8 Pilgerland Hand in Hand.
Sympathie! fcheid’ aus unferm Kreife nie! Gatte zu ver:
trauten Scherzen Schwefterfeelen, Bruderherzen oft no, und
beglüde fie, Sympathie! .
Flüchtig ſchied diefer Tag in's Nachtgebiet; fo verſchwin⸗
den unfre Tage, ihre Freud' und ihre Plage, flüchtig, wie
bei Scherz und Lied dieſer fchied, ,
76 | Gute Nacht, gute Nacht.
Drum genießt; pflücet Blumen, feherzt und kuͤßt! Bald
verwandelt fih die Sonne: feht die Flur in ihrer Schöne,
weil noch Laub und Blüthe fpricht, und genießt.
Sanfte Ruh’ Lächelt jeut den Müden zu; wer dad Gute
will und übet, Keinen haflet und betrübet, der nur ſchmeckt,
wie ich und du, Himmelsruh'! '
ute Nacht! Unfer Band trennt keine Macht. Mögen
von genoßnen Freuden uns noch füße Träume weiden, bis
der junge Tag erwacht, gute Nacht! |
871.
Bute Nacht, gute Nacht, Liebe Anna Dorothe! gute
Nacht, gute Racht, ſchlaf' wohl! ꝛc.
872.
Gute Nacht! Schoͤn iſt dieſer Tag vollbracht; in der
Freundſchaft holdem Schooße pfluͤckten wir der Freuden Roſe;
jetzt genug geſcherzt, gelacht! gute Nacht!
nverweilt jest der Heimath zugeeilt! Horcht nur, von
des Waͤchters Munde toͤnt der Ruf der Geiſterſtunde, und
kein Laͤmpchen iſt zu ſehn, wo wir Ben
Alles Liegt ſchon in fanften Schlaf gemwiegt; Doch gequält
von —— flieht ſo Manchen jetzt der Schlummer,
mancher Kranke, ach! durchwacht bang die Nacht.
Troſt und Ruh' ſtroͤm' euch muͤden Duldern zu; jetzt,
im Vollgenuß der Freuden, rührt und zwiefach euer Leiden.
Rettung fei noch diefe Nacht euch gebracht!.
Lächelt Ruh’ uns im Damm’rungsichimmer zu, lächelt
fanft, ihr goldnen Sterne, aus der nebelgrauen Ferne, Silben
mond, o leuchte bu und zur Ruf’!
Gute Naht! Wirthin, dir fei Dank gebradt. Für die
Fülle deiner Gaben, die wir froh genoffen haben, fei dir
Freundesdank gebracht! Gute Nacht! Heuhofer.
873.
„Guten Morgen, liebes Lieſerd, ach leih' mir dein’ Kae
tern’; es ift ja fo finfter und ſcheint ja Bein Stern; es iſt ja
fo fnfter und fcheint nicht der Mond: ich bitt' dich gar fchön,
lieb’ Liefert‘, hör’ an!”
% nn DSch darf dir's nicht leihen, mein’ Mutter ift böf, fie
thut bald nachſchleichen, wenn fie hört ein Gctöf. Wer hat
dich gerufen, jo fpät in ber Naht? Laternel möcht" brechen,
8 iſt nicht fo g'ſchwind gemacht!““
Onten Sorgen, Spielmann. 77
„Schoͤn's Schägel, lieb’ Liefel, abſchlag's mir doch nicht;
fubtil will ich umgehn, daß es nicht zerbricht. Ach, eil' doch
geihtwinde, du Liebliches Kind, und leih' mir dein Katernel,
mein Kerzel ſchon brennt.’ —
„„Ei, du Bürfchel, was wähnft? ich verleihn mein’ La-
teen? Mein’ Mutter wird fehelten, ich hoͤr's ſchon von fern;
ja, Mutter wird fchelten, ich hoͤr's ſchon von fern; wird hei:
Ben: Du Schnapperf’, we haft dein’ Latern'?““
„Darfſt drum nicht fo ftolz fein mit deiner Latern', un:
ſers Nachbars fein Katherl', die leiht mir fie gern; ift’s gleich
biffel zerriflen, ift’8 doc, wohl noch gut; und wenn auch der
Wind weht, halt! ich vor den Hut!”
874.
Guten Morgen, fihöne Müllerin! wo ſteckſt du gleich
das Köpfchen hin, ald wär: dir was geichehen? Verdrießt
dic denn mein Gruß To fehwer? verftört dich denn mein Blick
fo fehr? :,: fo muß ich wieder gehen. :,:
‚ laß midy nur von ferne ftehn, nad deinem lieben
Fenſter fehn ‚ pon ferne, ganz von ferne! Du blondes Köpf:
hen, komm hervor, hervor aus euerm runden Thor, ihr
blauen Morgeniterne! |
Shr fchlummertrunfnen Xeugelein, ihr thaubenesten Blü-
melein, was fcheuet ihre die Sonne? Hat ed die Nacht fo
gut gemeint, daß ihr euch fehließt und büdt und weint nad)
ihrer ftillen Wonne?
Run fchüttelt ab der Träume Flor und hebt euch frifch
und frei hervor in Gottes hellen Morgen! Die Lerche wir:
belt in ber Luft, und aus dem tiefen Herzen ruft der Liebe
Leid und Sorgen. Wilhelm Müller.
875.
„Suten Morgen, Spielmann, wo bleibft du fe lang'?“
Da drunten, da droben, da tanzten die Schwaben mit ber
Meinen Killefeia, mit der großen Kum Kum.
Da kamen die Weiber mit Sichel und Scheiben, und
wollten den Schwaben das Tanzen vertreiben, mit der kleinen
Killekeia ıc.
Da laufen die Schwaben und fallen in Graben; da, ſpra—
hen die Schwaben, liegt ein Spielmann begraben, mit ber
Beinen Killekeia ꝛc. .
Da laufen die Schwaben, die Weiber nachtraben bis über
die Grenzen, mit Sichel und Senfen, mit der Heinen Kille-
keia 2%. Altes Volfslied.
78 Outer Mond! da gehſt ſo ſtille.
876.
Eigne Melodie.
Guter Mond! du gehſt ſo ſtille in den Abendwolken hin,
bift fo ruhig, und ich fühle, daß ich ohne Ruhe bin. Traurig
folgen meine Blide deiner ftillen heitern Bahn. D wie hart
iſt das Geſchicke, daß ich dir nicht folgen Fann!
Suter Mond! dir darf ich's Flagen, was mein banges
Bere ränft, und an wen bei meinen Klagen die betrübte
eele denft! Guter Mond! du folft es wiften, weil du fo
verfchwiegen bift, warum meine Thraͤnen fließen und mein
Herz fo traurig ifl.
Dort in jenem Beinen Thale, wo die bunfeln Bäume
ftehbn, nah’ bei jenem Waflerfalle, wirft bu eine Hütte fehn;
eb durch Wälder, Bach’ und Wiefen, blicke fanft durch's
enſter hin: ſo erblickeſt du Eliſen, aller Maͤdchen Koͤnigin.
Nicht in Gold und nicht in Seide wirſt du dieſes Mäd⸗
chen fehn; im gemeinen netten Kleide pflegt mein Mädchen
et8 zu gehn. Nicht vom Adel, nicht vom Stande, was man
on —* verehrt, nicht von einem Ordensbande hat mein
Mädchen ihren Werth.
‚ Nur ihr reizend gutes Herze macht fie. liebenswerth bei
mir; gut im Ernfte, gut im Schetze, jeder Zug ift gut an
ihr; ausdrudsvol find die Geberden, froh und heiter iſt ihr
Bid; kurz, von ihr geliebt zu werden, fcheinet mir das
größte Glüd.
Mond, du Freund der reinften Triebe, fchleich” dich in
ihr Kämmerfein! fage ihr: daß ich fie liebe, daß fie einzig
und allein mein Bergnügen, meine Freude, meine Luft, mein
Alles iſt; daB ich gerne mit ihr leide, wenn ihr Aug’ in
Thraͤnen fließt.
Daß ich aber fhon gebunden, und nur leider! zu ge
fhwind meine füßen Freiheitsſtunden fchon für mich ver-
ſchwunden find; und daß ich nicht ohne Sünde lieben koͤnne
in der Welt; lauf’, und ſag's dem guten Kinde, ob ihr diefe
Lieb’ gefällt!
— —
877.
o Die Magd als Mutter.
ab’ ich mir’s nicht Längft gedacht! fig’ ih an der
> Miegen, hab’ den Wedel in der Hand, wehr’
dem Kind die Fliegen. .
Wenn die Leut' fpazieren gehn, muß ih an der Wiege
ftehn, muß da machen knick und knack, ſchlaf', du kleiner Ha«
berſack! Des Knaben Wunderhorn.
878.
Des 18. Junius 1825 Silberhochzeit.
Ha! bift du da, du alte Schar, die einft fo fromm bei⸗
ſammen war für's Vatersland zu ftreiten? Heut’ ſoll's ein Tag
der Wonne fein! Ben bringt den allerbeften Wein!
D wie ed da fo anders war! Heut’ find es fuͤnfundzwan⸗
ig Sahr, da riefen Zeommeln und Pfeifen: Wohlauf! ihr
eutfche insgemein! Die Welſchen wollen wieder zum Rhein,
ihr müßt zum Eifen greifen.
Wir griffen zu und thaten’s Fund bei Waterloo, beim
fhönen Bund — die wird man ewig nennen, da haben wir
dem welfchen Hahn wohl Kamm und Sporen angethan; noch
heute fühlt er’s brennen.
Drum auf! du alte Freudenfchar! heut’ Teuchte beine
Wonne klar in Luft der deutfchen Reben! Heut’, deutſche Brü-
der, insgemein, ruft über Donau, Elb’ und Rhein: Das Va:
terland ſoll leben!
Der König und das Vaterland und jedes Herz und jede
Hand, die ihm fich redlich weihte! Heut’ gilt es Allen, groß
wie Fein, heut gilt das Wörtlein insgemein, das unfre
Schwerter feite.
Roch eins, ein letztes, hoͤchſtes Hoch, wie viele Zapfre
fehlen doch, die heut! nicht mit uns fingen! Wie viele hat
4
0 Hab’ lieb NM. N. lang’ nit fehn.
in’8 beßre Land der Kugelregen früh gefandt! Ein Hoch fol
ihnen Elingen!
So feiern wir den Iubeltag, den Gott der Herr. gefeg-
nen mag an und und unfern Kindern! So müffen einft fie
halten Stand, daß Ruhm und Sieg und Vaterland fie nim:
mer laffen mindern. ' Arndt.
879.
| Hipplied,
Hab’ lieb N. N. lang’ nit fehn, lang nit fehn, Lang’
nit jan, woll'n wir nun eins trinken, trin®, lieb N. N.,
trink', lieb’ N. N., trink', trinke, trink'! Hipp, lieb' N. N.,
hipp, lieb' RN. N., hipp, hipp, hipp!
880.
ab'n Schatz gehabt, hab'n lieb gehabt, hab' gedacht
er —* mich; bat i nach enge bat er fieb’n gehabt, und
nun kraͤnk' ich mich. Volkslied.
881.
Hab' oft einen dumpfen, duͤſtern Sinn, ein gar ſo ſchwe⸗
res Blut! wenn ich bei meiner Chriſtel bin, iſt alles wieder
gut. Ich ſeh' ſie dort, ich ſeh' ſie hier und weiß nicht auf
Def Jelt und wie und wo und wann ſie mir, warum ſie mir
efällt.
8 Das ſchwarze Schelmenaug' dadrein, die ſchwarze Braue
brauf, ſeh' ich ein einzigmal hinein, die Seele geht mir auf.
Iſt Eine, die fo lieben Mund, liebrunde Wänglein hatt Ach,
und es ift noch etwas rund, da fieht Fein Aug’ jich fatt!
Und wenn ich fie denn falten darf im luft'gen deutfchen
Tanz, bad geht herum, das geht fo fcharf, da fühl’ ich mich
fo ganz! Und wenn's ihr taumlig wird und warm, ba wieg
ich fie fogleich an meiner Bruft, in meinem Arm; 's ift mir
ein Königreich!
Und wenn fie liebend nach mir blickt und alles rund ver⸗
gißt, und dann an meine Bruft gedrüdt und weiblich eins
geküßt, das läuft mir durch das Ruͤckenmark bis in die große
Bey! ne bin fo ſchwach, ich bin fo ſtark, mir ift jo wohl,
o weh!
Da moͤcht' ich mehr und immer mehr, ‘der Tag wird mir
nicht lang; wenn ich Die Nacht audy bei ihr wär’, Davor wär’
mir nicht bang. Ic denf’, ich halte fie einmal und büße
meine Luft; und endigt fidy nicht meine Qual, fterb’ ih an
ihrer Bruft! Goͤthe.
Habt: wohl. Ad! 8]
882.
| Oeſterreichs Landwehr. -
„Habsburgs Thron fol dauernd ſtehen, Oeſtreich fol
nicht untergehen; auf, ihr Völker, bildet Heere! an die Grenze!
fort, zuc Wehre!“ Solchen Ruf ließ Franz erfchallen aus der
Ahnen Kaiferhallen.
‚ nBtolze Bahnen, bie euch führen, forgte meine Hand zu
zieren; wo nur Feindeswaffen blinken, laßt gum Siege fie
euch winken!“ rief Zudwige, hieß dann fliegen ftolz die Fah⸗
nen vor: ben Zügen. i
Franzens und Ludwigens Brüder fanken vor dem Throne
nieder, ſchworen: „In des Kanıpfes Hige ftehn wir an der
Völker Spise.” Schnell zur That fieht man jie eilen, in die
Bölfer fich vertheilen.
Helden, reichbededt mit Wunden, haben willig fid ge
funden, ordnen raftlos,' Eriegserfahren, froher Völker tapfre
Scharen; wiflen ihre Kraft zu flärken, bilden. fie. zu Krie
geöwerfen.
Ihres Muthes Adlerflügen will nicht altes Wort ge:
nügen; froh entflammen fi die Brüder an dem Klange ftol:
zer Lieder; was aus tapfrer Bruft fie fingen, tapfer. werben
fies vollbringen. j
Weſt und Oft und Süd und. Norden ſend' auf uns nun
Keindeshorden; ha, des Reiches weite Grenzen werden Zür-
ger rings befränzen, mit den aufgepflanzten Speeren Tyrannei
den Eingang wehren! oo
Welches Volk jich felbft empfunden, ward vom Feind nie
überwunden; welches Volk dem Tod fich weihet, wird vom
Siege ſtets erfreuet. — Alles opfert hohem Streben: in
dem Bode liegt daß Leben! — 0
Habsburgs Thron wird dauernd ftehen, Deftreich wird
nicht untergehen; auf, ihre Wölfer! bildet Heere! an bie
Grenze! fort, zur. Wehrel daß dem Kaifer ın den Hallen
Siegesjubel einft erjchallen. Collin.
883.
Eigne Melodie.
Habt wohl Acht! habt wohl Acht! Mit Vorſicht, ſtill
und leife, nach längft gewohnter Weife, folgt mir mit De:
dacht! habt wohl Acht! Für Sicherheit & wachen, laßt jetzt
die. Rund’ uns machen; und wenn ein Gauner wacht, greift
ihn auf, habt wohl Acht! _
Habt wohl Acht! habt wohl Acht! Laßt Einer ſich be:
thören, die Ruh’ der Stadt zu flören unterm Schug ſtiller
II. 6
82 Ba, wie Die Pokale blinken.
Naht: habt wohl At! Man muß ihn arretiren, ein Bei:
fpiel ftatuiren, bringt ſchnell ihn auf die Wacht! habt wohl
Acht! „Aus der Braut.”
884.
Melodie: Brüder, lagert euch im Kreife.
Ha, wie die Pokale blinken, Brüder, kommt und laßt
uns trinfen; zur Erholung, zur Erquickung Iadet uns ber
Purpurtrank.
Von dem Dunſt gelehrter Troͤpfe ſchwirren uns die ar⸗
men Köpfe; weckt die Geiſter, labt bie Herzen bei'm Geſang
an Freundes Bruſt.
Der einſt Flanderns Thron beglückte, Nektar ‘aus ber
—* beückte, feinem edlen Angebenten weihn wir unfern
echerſtaat.
Wie ſo ſchoͤn iſt's hier bei Hofe, hier ſcherwenzelt keine
Bofe; „reine Schmerzen, Feine Neiber, Freude führt das Re
giment.
Wenn der Raufch das Hirn durchſauſet, Subel durch die
Lüfte braufet, dann umarmen fich begeiftert Bürger, Kürft
und Edelmann. j
ee die Shraif der 3 keit gutmieren mit je
er. ie zanfen, bre ie en, ſingt, da
das Gebaͤlt erbröhnt! Learzen, ſingt,
Einſt, wenn unfer Lenz entſchwindet, wenn ein ernſtrer
Staat uns bindet, o, dann denket unter Thraͤnen an den
ſchoͤnen Bund zurück. u
Run, fo laßt die Gläfer klingen, trinkt, bis euch bie
Schädel fpringen:. Vivat princeps petatorum! Vivat tota
civitas! Weilheim.
885.
altet an der Hoffnung feft! flieht an ihre Schugaltäre,
daß fie Zröftung euch gewähre! Denn fie trodinet jede Zähre,
die dad müde Auge näßt, wie bed Abends Thau der Weit;
an der Hoffnung haltet feft!
Haltet an der Freundſchaft feft, Ariadne's Faden leihend,
Andern ftets, fich nie verzeihend, opfernd fich dem Freunde
weihend, Drang, der Herz an Herzen! unausglühbender Asbeft;
an der Freundſchaft haltet feft!
„‚Haltet an des Liebe feſt! Cie umſchwebt des Morgens
Pfühle, wallt mit uns in Mittagsſchwüle, lockt bei Mondes:
abendfühle Progne's Brut in’s Halmenneſt. Heil ihm, den
le nie ‚verläßt! Un ber. Liebe haltet fe!
Hans Hadkets. 83
Haltet an dem Glauben feſt: daß, in Kraft vereint zum
Streben, wachlend wir empor und heben, Cedern gleich, nicht
ſchwachen Stäben! Glaube iſt's, der ahnen läßt, was ihr
nicht begreift, nicht meßt! An dem Glauben haltet feft!
Haltet an Erinn’rung feft! für Die, ach! fo fern Ent
wichnen, für die, ach! fo früh Verblichnen, unter Hügeln
ausgeglichen‘ Weiht getrennter Zage Reſt ihnen, die ihr
nie vergeßt! Un Erinnrung baltet feſt!
Arthur nem Nordftern.
i 886.
‚ Hans Hacketo, der Brägelömann von Stralfunds Garni-
fönern, pflegt fi dur Schnapfen dann und warn das Le:
ben zu verfchönern.
Hand Hadeto mit Bülow flug den Franzmann bei
Groß:Beeren, und in der Schlacht bei Zeipzig trug er fihon
das Kreuz der Ehren. '
Hand, ftets voran, war bier und da, wo's galt, die Kolb’
zu brauchen, und, ftatt den Lauf von Pulver, jah die Kolb’
von Blut man rauchen.
Als vor Paris es ftopfte fich, fchrie Hand: „Man Eeen
Speranzen!” "Und ftürzt‘, gewaltig ärgerlich, ſich in Mont⸗
martre's Schanzen.
Ihm ſtuͤrzten nach mit Kolbenſchlag der Pommern brave
Scharen, entſeelt die Haͤlft der Pommern lag, erſtürmt bie
Schanzen waren.
Hans Hadeto dafür erhielt das Kreuz der erften ae
bei'm Kriedensfchluß hatt“ er erzielt der Orden große Mafle.
Und dann ward Hand — der Flügeldmiann von Stral:
funds Sarnifönern, und pflegt dur Schnaps fi dann und
wann das Leben zu verfchönern. |
Schwankt Hans vorbei, dann muß die Wach’ heraus und
präfentiven, und zwei ſchickt dann der Lieutnant nach, um
Hand zu arretiren. | J
Dann fragk ſich Hans im dunkeln Loch: Hans, Ritter
vieler Orden! Hans, erſter Fluſcher, ſage doch: was iſt aus
| W. Cornelius.
887.
Dir geworden?
Sommrrverkündigung. |
Hand Voß heißt er, Schelmftüd weiß er, die er nidt
weiß, will er lehren, Haus und Hof verzehren. Brod auf
bie Seage, Speck auf die Wage, Eier in's Neſt: wer mir
was giebt, der. ift ber Beft’! | .
. 6*
84 Hänschen ſaß im Schornſtein.
Algs ich hier vor dieſem war, war bier nichts als Laub
und Gras, da war aud) hier Fein reiher Mann, der uns den
Beutel füllen kam mit einem Schilling, drei, vier, oder mehr,
wenn's auch ein halber Thaler wär’!
Droben in dem Hausfirft bangen die langen Mettwürft',
gebt und von den langen, laßt die kurzen hangen! find fie
etwas Elcine, gebt uns zwei für eine! find fie ein wenig zer⸗
brochen, fo find fie leichter zu kochen; find fie etwas fett, je
beffer es uns ſchmeckt.
(Hiermit zogen die Kinder in gelten, einen todten Fuchs ober
deffen Puppe in einem Korbe, von Haus zu Haus.)
888,
Hänschen ſaß im Schornftein und flickte feine Schuh’,
da Fam ein wackres Mädchen, und J ihm fleißig zu.
„Hänschen, wit du freien, Jo freie doch nach mir; ich
hab’ ein'n blanken len den will ich geben dir.”
„Hans, nemm fe ni, Dans, nemm fe nich, fe hat en
fhlimmen Faut!“ — —8 Pflaſter up, ig Pflaſter up,
dann wird et wedder gaut!““ olfölied.
889,
| Das Schloß am Meere.
Haft du das Schloß gefchen, das hohe Schloß am Meer?
Golden und rofig wehen die Wolken drüber ber.
.Es möchte fi) niederneigen in die fpiegelflare Fluth; es
möchte ftreben und fleigen in der Abendwolfen Gluth.
‚Wohl hab’ idy es gefehen, das hohe Schloß am Meer,
und den Mond darüber eben und Nebel weit umher.”
Der Wind und des Meere Wallen gaben fie frifchen
a! Bernahmft du aus hohen Hallen Saiten und Feſt—⸗
gefang
„Die Winde, die Mogen alle lagen in tiefer Ruh’, einem
Klagelied’ aus der Halle hört’ ich in Thränen zu.”
Saheft du oben gehen den König und fein Gemahl? der
sothen Mäntel Wehen? der gold’nen Kronen Strahl?
Führten fie nicht mit Wonne eine fhöne Jungfrau bar,
herrlich wie eine Sonne, ftrahlend im gold’nen Haar?
Wohl fah ich die Aeltern beide, ohne der Kronen Licht,
im ſchwarzen Trauerkleide; die Jungfrau fah ich nicht.
hland.
890.
Hebe! ſieh', in fanfter Feier ruht die ſchlummernde Ra-
tur; aus azurnem Wolkenfchleier traufelt Stärkung auf die
Heil dem SManne. 85
Flur. Sie fchlummern ſchon alle, die holden Bewohner im
Rofengefträuch ; dort ſinkt fie, Die Sonne, fo golden, und malt
fih im wallenden Teich. j
Ah! fo ſinkt audy bald vergebens meiner Tage Licht
Binabs fo verhalt der Ton des Lebens tief im fchaucrlichen
Grab! Ich wandle, feit du mich nerlaflen, in Wildniffen
dunkel und dicht; die rofigen Wangen erblaflen, wie Lunens
erbleichendes Licht.
Eme Rofe ‚wollt‘ ich pflüden, einfam aufgeblüht am
Bach, dir die holde Bruft zu fhmüden, als ihr Dorn mid
biutig ſtach. D gliche dies Bild meinen Tagen, gern wollt
ieh den blutigen Stich der neidifchen Dornen ertragen, blüht’
nur jede Rufe für dich! Maithiſon.
891.
Der Fahnenſchwur.
Hebt das Herz! hebt die Hand! ſchwöret für die große
Sache, ſchwört den beit'gen Schwur der Rache! ſchwoͤret für
das Vaterland! Schwöret bei dem Ruhm der Ahnen, bei der
deutſchen Redlichkeit, bei der Freiheit der Germanen, bei dem
Hoͤchſten ſchwoͤret heut'!
. Hebt das Herz! hebt die Hand! Erd’ und Himmel ſoll
ihn hören, unfern hohen Schwur der Ehren, unfern Schwur
für's Vaterland. Glorreich fchwebe, flolzes Zeichen, das vor:
an im Streite weht! Keiner Jo von binnen weichen, wo ſich
dies Panier erhöht! j
Hebt das Herz! hebt die Hand! Wehe muthig, edle
Sahne, daß ſich jede Bruft ermahne für das heil'ge Vater:
land. Mache, ftolzed Ehrenzeichen, alle Männer ehrenfeft,
daß fie tauſendmal erbleichen, ch’ nur einer dich verläßt!
ebt das per! hebt die Hand! Heil uns diefer Ehren
weihe! Ewig lebe deutſche Treue! ewig blühe deutfches Land!
Freiheit, deutſche Freiheit, ſchwebe um die Hütten ‚ um den
FA kg rus und Zug und Schande bebe! und zur Hölle
fahre Hohn! Zn
Hebt das Herz! hebt die Hand! hebt fie zu der Himmel
Meifter! hebt: fie zu dem Geiſt der Geifter! hebt fie hoch
vom Erdentand! daß wir’ treu und heilig halten in Ges
danken, Wort und That: Gott muß doc, zulegt verwalten,
was der Menfch beichloffen hat.
892.
(Shor:) Heil dem Manne, der den grünen Hain des
Baterlandes fih zur. Heimath auserwaͤhlet, den die Freiheit
56 Heil dir, heldenmüthig Herz.
und ter goleine Wein mit Liebe, Muth und Fröhlichfeit be⸗
feelet! (Solo:) Lobt man do dad Gluͤck ber alten Zeit, da
die Väter ftille in den Wäldern lebten, und durch Biederfinn
und Zapferkeit nach dem himmliſchen Walhalla firebten.
Drum fell und ber Ahnen Beifpiel ſtets ermahnen, in den
deutfchen Forſten wie der War zu borften.
Niemand Tann fo ritterlich und frei wie der Waidmann
noch fein Leben bier genießen, denn ein jeder Freund der Jaͤ⸗
erei wird gern lieben, trinken, fechten, ſchießen; und da dieſe
Freuden auch zu allen Zeiten wackre Männer freuten, kann
man uns beneiden. (Ebor:) Hal dem Manne ꝛc.
Zwar oft ſieht man auch in unfrer Hand nur zum leid
ten Spiel bie blanten Waffen a boch wenn's gilt für
Freiheit, Vaterland, zeigt fich ſtets der Ernft des freien
Schügen. . Wenn die Hörner fallen, und die Büchſen knal⸗
len, blüht auf Feindesleichen Freiheit deutiher Eichen.
(Chor:) Heil dem ıc.
Wenn das Morgenrotb den Wald durchglüht, und der
Vögel freie, frohe Chöre ſchallen, ftreifen luſtig wir mit ta»
fhem Schritt durch die fehattig grünen Wälderhallen; ſinket
dann die Sonne, jtärft und neue Wonne, denn daheim im
Stuͤbchen wartet unfer Liebchen. (Ehor:) Heil dem ıc.
‚Darum laßt beiim frohen Becherklang uns bed jungen,
frifhen Jaͤgerlebens freuen; Keinem wird es vor dem Alter
bang, darf er feine Jugend nicht bereuen. Laßt die Stäfer
klingen und ein Vivat bringen wie dem WBaterlande, fo dem
Sugendftande. (Chor:) Heil dem ıc. Heinz. Kiefer.
893.
Heil dir, heldenmüthig Herz! Heil bem tapfern Schill, der
des Vaterlandes Schmerz —5* mehr tragen will;
Der des Vaterlandes Be nicht mehr tragen kann;
dem die Ehr' im Bufen Io : Auf, und fer ein Mann!
‚.Deflen nie beſchimpftes Schwert, feinem Herrn getreu,
weifer, als die Feder, lehrt, was vonnöthen fei.
Weg, demüthiges Gebet! feiger Wunſch, gurüd! Wo ber
Habsburg Banner weht, donn're, Preußens Stüd!
Mit dem Stahl in Fühner Fauft flürzen wir hinein, und
des Aufruhrs Stimme brauft dur Gebirg’ und Hain.
Grimmig brad) Tyrol die Bahn, und der Hefle raͤcht,
edel, gleih dem alten Ahn, fein entehrt Gefchlecht.
Und der Fulde Fleiner Born wird cin ſchaͤumend Meer,
und der ſtill erftidte Born rafit, ein fiegend Beer.
Heil Dir im Throuesglanz. 8
Du mußt auffiehn, Mutter Zeut's! auffichn, bie. du
knieſt! Was verſchuldet, ward bereitd ſchwer ven dir gebüßt.
Auf, und allgemeiner Sturm fei das Feldgefchrei! tritt
dem ungebeuren Wurm en ben Kopf entzwei!
Bon der Etſch zum Weſerſtrand ein entflammter Strom,
wüthe graufam, Winfelds Brand, und vertilge Rom!
804.
Friedrich Wilhelm.
Melodie: God save the king.
Heil dir im Siegerkranz, Herricher bes Vaterlands, Heil
Koͤnig dir! Fühl' in des Shroned Glanz die hohe Wonne
ganz, Liebling des Volks zu fein, Heil König dir!
Nicht Roß, nicht Neifige fihern bie fteile Höh, wo Für-
fien ſtehn; Liebe bes Baterlande, Liebe des freien Manns
gründen des Herrfchers Thron, wie Fels im Meer. —
Heilige Flamme, glüh', glüh' und erlöfche nie für's Va⸗
terland! Wir alle ſtehen dann muthig für einen Mann, käm⸗
pſen und bluten gern für Thron und Reich.
Handel und Wiſſenſchaft heben mit Muth und Kraft ihr
Haupt empor. Krieger und Heldenthat finden ihr Lorbeer⸗
blatt treu aufgehoben dort ah deinem Thron.
i, Friedrich Wilhelm, Hier lang deines Volkes gier,
der Menſchheit Stolz! Fühl in des Torones Glanz die hohe
Wonne ganz, Liebling des Volks zu fein! Heil König bir!
- Heinrih Harries.
898.
Melodie: Den König fegne Gott.
Heil dir im Thronesglanz, Heil dir im Rautenkranz,
Heil König dir! Durch Sachſens Flur entlang töne ber
Jubelg ſang auf zu der Sterne Klang: Heil König dir!
ief in die Seele bricht Heller ein Strahl uns nicht, als
ber von dir. Froher von Ort zu Ort tönek kein Muf hin
fort, als unfer Eofungswort: Heil König dir!
Kür dich und deinen Thron veißt fi der treue Sohn
von Mutterbruft. Vom Bufen liebewarm ftürzt mit_geftähl-
tem Arm tief in der Feinde Schwarm Jeder mit Luft.
In Sturm und Todeswehn ſiegt du uns fteudig gehn
auf dein Gebot. Dir, Friedrich Auguſt, dir, dit, guter
Bater, dir, leben wir, ſterben wir, wink und zum Tod.
Ob auch der Sturm erbrauſt, ſtark ift zum Kampf bie
Fauft, Sieg das Panier. Sinken wir fhlachtenwärts, ruft
88 Heil Die, icın Vaterlaud.
noch das treue Herz, brechend im Todetſchmerz: Hell Kö-
nig dir!
i Hoch von dem Himmelszelt fihaut, der die Wage gäut,
“ ihn preifen wir. Herzen empor gewandt, und fchirmet &ot«
tes Hand, Heil unferm Vaterland, Heil König dir!
896.
Melodie: God save the king.
Heil dir, mein Vaterland! Won Gott mir zugefandt,
bang’ ih an dir! Was feine reihe Welt Gutes für mid)
enthält, haft du mir zugefellt, giebft gern es mir.
Richt nährt dein Brod allein, ed labt mich auch dein
Bein, dein Antlis lacht! Wie meime Hütte dort, fo - wird
mein aͤroſt und Hort, mein Glück und freies Wort von dir
ewacht.
So, was ich hab' und bin, durch dich nahm ich es hin,
mein Vaterland! "Dafür bracht' ih zum Dank, was Gutes
id) errang, was Schönes mir. gelang, dir, Vaterland!
. Empfangen und verleihn, fo ſchloß fih der Verein in
Liebe ab! Ihn hebt die Zeit. nicht auf! Endet ſich einft mein
Lauf, dann nimmt mich freundlich auf in dir mein Grab!
i Nochlitʒ.
897.
Heil dir, o Koͤnig! Segen auf dich herab! Dank ſei
dem Himmel, der dich und gab! Wir alle fühlen, heiter wird
jeder Bi, dir zu gehören, das feltne Glück.
Lieb' ıft dein Ecepter, Güte dein Herrfcheramt, ja die—
ſes willen wir insgeſammt, und es weiht gerne Dank dir ein
jedes Herz, theilt mit dir wilig Freude und Schmerz.
Du ſprachſt: Es werde! Licht ward, wo Finfterniß fieg-
reich Trophaͤen dem Volke wie; weckteſt den Funken, der in
fo mancher Beuft tief lag verſchloſſen, ſich Baum bewußt.
Du wollteſt Menfchen wie Menſch nur um dich fehn, und
nnter Kindern wie Vater gehn, wollteſt, daß Kiebe würde
das fhöne. Band, an dich zu kunuͤpfen ein theures Rand. _
Recht und Wahrheit, diefe nur ganz allein. ſollten am
Throne Günftling‘ die fein; und es erblühte alles im Vater⸗
land, Fräftig eriwachte da Geift unb Hand. —
Dody mehr zum Irofte jandte die Gottheit dich; Seiten
erichienen fo fürchterlich! — Ach, du verbienteft Seiten, bie
dir nur glei, du warft dann glücklich, glücklich dein Reich.
‚ Eintracht, erfcheinel Bote ber beifern Welt, ſenke dich
nieder, eh alles fallt, Fränze mit Palmen des beften Königs
Haar, bleib’ ihm zur Seite noch viele Jahr'.
Heilig, heilig, heilig. 8
898.
Heil, Friedrich Wilhelm, dir! Gott fegne für und für
dich und dein Haus! daß ſich noch lange Zeit deiner bein
Bolt erfreut, dir fromme Liebe weiht, Heil, König, dir
Gott fei dein Hort und Schild, wenn's einem Feinde
gilt, der dich betroht! Wie er auch mächtig ift, du uber Macht
und Lift dann doch der Sieger bift, Heil, König, dir!
Mas Völkern Heil gewährt, werd’ ferner uns befchert
dur deine Huld! Aus voller Herzen Drang ftrömt bir der
wärmfte Dank in lautem Lobgefang, Heil König dir!
Und fo fei Preußens Ruhm dein Werk und Eigenthum,
bein Stüd und Preis! So weit dein Scepter reiht, tem
jeder. Brevel weicht, des Volkes Treu’ fih gleiht, Heil Kö—
nig dir! —
g Hoch! wer ſich Preuße nennt, ob en auch Ferne trennt,
nah” bleibt er doch; der Liebe heilig Pfand knuͤpft weit und
breit ein Band: Heil! König! Vaterland! hoch! dreimal hoch!
899.
Heiliger Schutzpatron, den wir verehren, der über unter
Kinder Schickſal wacht, durch deffen Schub ſich unfre Kräfte
mehren, der leicht des Armen ſchwere Buͤrde macht, hier lies
gen: wir, flehend vor dir, o fei mit und und fteh uns bei,
und zeige heute deine Wunderfraft auf's Neu.
IM.
Heiliges Licht, das Alles erfhaffen, das Alles ernährt,
Das Alles nach dir, o Eines, verflärt, — du endeft nicht!
Preis dir und Dank von Welt zu Welt, von Aeonen zu
—* von Millionen und aber Millionen, die dein Urborn
erhält! Zn
Unermeßliches! Jedes Atom von dir, das niederfanf, raw
ſchet als, mächtiger Lebensftrom Preis dir und Dan!
Unverfiegbares, ewig Wahres, laß deine Wellen ſchlagen
in allen Menfchenherzen mit Macht, daß fie jauchzend befen-
nen und fagen: Zod ift nur Nacht! Eduard Duller.
901.
Heilig, heilig, heilig if der Bund, den die wahre Freund:
[haft Frönt. Schwur und Ketten find nur Sand; Freund⸗
9% Heil Yrerisfe!
ſchaft ift ein edles Band; dieſes hält, ja dieſes bricht felber
einft im Tode nicht.
eilig, beitig, Heilig 20. Wer der Liebe Wonne Tennt,
wer für edle Seelen brennt, dieſer fei mit uns vereint, fe
uns Bruder, fei uns Freund.
Heilig, heilig, heilig ꝛc. Klopft der Tod an unfre Thür,
Brüder, o dann fheiden wir! Aber noch mein legter Blid
nenne die ber Freundſchaft Glück. . .
Heilig, heilig, heilig ꝛc. Werben einflens wir let
müflen wir zum Orkus Ken: o! dann bleibe unverfehrt
unfrer Freundſchaft hoher Werth.
Heilig, heilig, heilig zc. Lange lebe bu, mein Freund,
lange leb’ auch unfer Feind! Jude, Heide, Muſelmann, if
er brav, fei unfer Mann.
Heilig, heilig, beilig ze. Und vor allen lebe noch, du,
mein liebes Mäddyen, bo! Lebe, liebe. mid und fei ewig
deinem Juͤngling treu! |
902.
eil Preciofa! Dei der Schönen! Windet Blumen ihr
zum ranz, laſſet lautes Lob ertönen ihrer Schönheit Son:
nenglanz. - |
Hoch, Preciofa, fei beglüdet! Freude, Segen auf bi
nieder, die Natur fo reich gefchmüdel; ſchmüͤckt fie, fingt ihr
Jubellieder! Aus „Precioſa.“
903.
Eigne Melodie.
Heil ſei dem Tag, an welchem du bei uns erſchienen, di⸗
bei dum, didel dum, didel dum. Es iſt ſchon lange ber, :,:
wir alle können und nicht mehr darauf beſinnen. Didel dum ıc.
Das freut uns um fo mehr. ;;:
Aus vollem Herzen rufen wir: Se uns, der Czar ift
da! Er ift ein großer Held, Vivat! Halleluja! —
Chor aus „Ezar und Zimmermann.”
_ 904.
Melodie: Heil die im Siegerfran;.
Heil unferm Bunde, Heil! dem deutichen Bunde Heil!
Heil! Deutfchland, Heil! Wem Hermann’ Lobgefang zum
deutichen Herzen drang, flimm’ an bei'm Becherflang: Heil!
Deutichland, Heil!
Hrifa, Inftig will ich fein. 2
D dei’ mit Vaterhand, Bott, unfer deutfches Land, fei
unfer Schild! Für deines Volkes Bier, für Deutfchland bit:
ten wir, erhalt! uns für und für fo brav und mild.
Wer nicht füptt boben Muth, war mit Thuiskons Blut
niemals verwandt! Fuͤrſt fei er oder Sklav', er denkt nicht
Be. nit brav, verdienet Schmach und Straf um's Ba.
erland!
Wir fühlen hoben Muth, und lafien Gut und Blut für's
Baterland! Kür feine Freiheit füht der deutiche Mann ver:
gnügt in jedem Kampf und fiegt für’ Vaterland!
leibt Acht, bleibt deutſch und ge ihr ftammt von Her:
mann's Blut, edles Geſchlecht! er wie ein Sklav' um
Sold, wer nur für feiles Gold ſein deutſches Blut verzollt:
Fluch ſei dem Knecht!
Bleibt aͤchte Deutſche, ſingt — Hermann ein Loblied,
trinkt auf Deutſchlands Wohi! Oft geh' der Becher rund,
froh thue jeder nd das Lob ber Helden kund! Trinkt
Deutſchlands Wohl!
905.
Bedientenlied.
Eigne Melodie.
Heiſa luſtig, ohne Sorgen, froh und froͤhlich kann ich
fein, Niemand braucht mir was zu borgen, ſchoͤn iſt's, ein
Bedienter fein. Erſtens bin ich fihon gewachſen, wie ber
fhönfte Mann der Welt, alle Sad’ hab’ ih vol Maren, was
den Mädchen fo gefällt. :,:
Zweitens kann ich viel ertragen, hab’ an Tambelftommen
Sinn, von Verſtand will ich nicht Jagen, weil ich zu befchei-
ben bin; drittens kann ich prächtig fingen, und mein’ Stimm
die giebt recht aus, denn kaum R: ich fie erflingen, laufen’s
alle ſchon hinaus. :,:
Biertens kann ich fehreiben, Lefen, hab’ vom Rechnen eine
Spur, bin ein Zifchlerg’jel gewefen und ein Mann von Po—
litur. Wünftens, fechftens, ſiebtens, achtens, fällt mir wirk:
Lich nichts mehr ein, darum muß meines Erachtens auch Das
Lied zu Ende fein. :,: Aus dem „Berfchwender” v. Raimund.
906.
Melodie: Hier-im ird'ſchen Iammerthal.
eifa, Luftig will ich fein bei Befang und Fühlem Wein
darf E44 "niemals ängften. Und den Teufel ſcheu ic) nieht,
und ich lach’ ihm in's Geſicht; ehrlich währt am längften.
.
9 Hrifa, ftopt fröhlicd an!
JZa, ich bin ein guter Ehrift, ohne Sthelmerei und Lift
will ich Alles wagen, und ich will nach Chriſtenpflicht ſelbſt
dem Teufel in's Geſicht auch die Wahrheit jagen. .
Froher Sinn und freies Wort ift mein Schus, mein
Heil und Hort halt in allen Saden. Und ich bleibe froh
und frei, und mich foll die Polizei niemals anders machen.
987.
Eigne Melodie. .
Heiſa, ftoßt fröhlih an, wohl dem, der trinken kann!
Steht mir das Heut zu Sicht, ſorg' ich um's Morgen nit!
Juchhei, ftoßt fröhlich an!
Waͤrſt auch ein Königsfohn, einmal müßt’ft doch davon.
Stirbſt d’jung, iſt's um dich ſchad', wirft d'alt, kriegſt's felber
fatt. Zuchhei, ftoßt fröhlich an! oo
Heut’ fig ich auffm großen Pferd, morgen lieg’ ich z'eb⸗
ner Erd‘. Heut‘ ift mir d’ganze Welt zu klein, morgen ſchav⸗
ren's mich in d'Gruben ein. Juchhei, ftoßt fröhlich an!
Aus der „Felſenmühle.“
: 908.
Held Bluͤcher noch Oberftlieutenant war, da focht er ſchon
on der Mofel und Saar, und ſchlug jich recht grimmig mit
den Franzoſen. (Die trugen damals noch Feine Hofen.)
Haft immer war ihm Bellona_grün, doch in einem Schar-
mügel verließ fie ihn, und da mußt eine Kugel ben Fuß ihm
bleffen und er den Rüden kehren dem Treffen. .
Man bringet ihn zur Bagage hinab, da empfängt ihn
ein Sünger des Aeskulap, und gar bald ift er umringt von
Chirurgen, und das find doch des Krieges Zhaumaturgen.
Man nimmt den durdjichofienen Fuß A fair; man zie
het hervor wohl Meffer und Scher', Lanzetten, Pincetten
und noch andere =ctten; der Blücher denkt: ich- wollte wetten,
Die Kerle wiſſen weder aus noch ein, ob ihrer auch fie
ben bis achte fein. Und wie er fo denkt, da beginnt das
Schneiden und Stechen, das kaum der Teufel möcht ‚Leiden.
Und. ſie fchneiden im Fuße gar hin und her und bohren
und fuchen die Kreuz und Quer, und die Wunde wird
immer tiefer und breiter, daß ed baß verdricht den muthigen
Reiter.
„Was macht ihr denn aber zur Schwerenoth?“ fo fragte
er von Zorn und Blute ganz roth. „Wenn die Knochen ıhr
Ion mit tuiniren, da ſollt' euch ber Zeufel zur Hölle Fur
hiren!
!
Helft, Fenichen, mir. 93
„„Mein Herr, wir fuchen die Kugel hervor,”" verfegt
der Chirurgen beftürztes Corps. „Die Kugel, die werdet ihre
bier nicht Anden, drum hörer nur auf mit dem Schneiden
und Schinden!”
Nun langt er aus feiner Zafche herbei bad warme fran:
zöfifche Büchfenbleit „Das erfte hab’ ich felbft "rausgenom:
men, das legte mag in mein’ Grab mitlommen!“
909. :
SHeldengefang in Walballa.
Helden! laßt die Waffen ruben, nehmet den Pokal zur
Hand! Eine hehre Kunde dringet aus dem beutichen Va—
terland. Zaufend frohe Stimmen fangen jubelnd einen Feft:
gelang, daB der Schall der hohen Worte mächtig und zu
Ohren drang.
Aus dem tiefen dunflen Haine trauriger Dergeffenbeit
—* uns eines deutſchen Fuͤrſten hoher Heldenſinn befreit. Wo
ein Volk von Rebenhügeln glücklich in die Donau ſchaut,
wird uns eine weite Feſte auf ſein Königswort erbaut;
Daß wir jung und lebenskräftig unſerm Volke neu er:
ehn, daß Germaniens fpüt’fte Enkel ihre tapfern Väter
ehn; daB das Blut in ihren dern wieder höher, heißer
al wenn der Klang der IJubellieder mächtig aus Walhalla
t.
Laßt die Schilder froh erdröhnen, nehmet den’ Pokal zur
Hand! Singet, daß es wiederhalle ın dem deutjchen Vater—
land! Heil dem Fürften, dem des Ruhmes ew'ge Sternen:
Frone lohnt, wenn er einft in [päten Jahren felber” in Wal:
halla thront. | '
910,
Die Feldflatche,
Helft, Leutchen, mir vom Wagen doch! Seht her, mein
Arm ift ſchwach! ich trag’ ihn in der Binde noch, drum,
Leutchen, fein gemach! Serbreht mie nur die Flaſche nicht,
nehmt fie zuerft heraus! Wenn dieje Flaſche mir zerbricht,
;» ſind alle Freuden aus. :: u
„Bekümmert euch die Flaſche fot Was wird denn viel
dran fein? Das ſchlechte Glas, das Bischen Stroh, und drin
Fein Zröpfihen Wein!” Ei, Leutchen, die ihr's nicht verfteht,
nehmt nur die Klafch’ ‚heraus; wie ihr fie um und um be:
ſeht — mein König trank daraus! IL
Bei Leipzig draußen, wie ihr wißt, war's juft Fein Kin:
derfpiel, die Kugel hat mic) ſtark begrüßt, da lag ich im Ge:
“
94 HZeran, ihr Freunde.
wuͤhl. Dan trug mich fort, dem Tode nah’, zog mir bie
Kleider aus; do hielt ich feft die Klafche da, — mein Kö:
nig trank daraus!
Der König hielt in unfern Reih'n, wir fahn fein singe“
fiht; Kartätigen flogen auf uns ein, er hielt und wanlte
nit. Er dürftete, ic ſah's ihm an, nahm mir den Muth
Derauß, und bot ihm meine Flaſche an, und er — ee trank
araus!
Und klopft' mich auf die Schulter hier, und ſprach:
„Schön Dank, mein Freund! den Labetrunk behagte mir, er
war recht wohl gemeint!” Das freute mich denn gar zu
ſehr; Kam'raden, vief ich aus, wer zeigt noch fo ein Fur
hen, wert Mein König trank daraus!
Die Flaſche wingt mir Niemand ab, fie bleibt mein be:
ſter Schatz; und —* ich, ſtellt ſie mir aufs Grab, und un⸗
tenher den Sag: Er focht bei Leipzig, der hier ruht in bie:
fem ftilen Haus; die Flaſche war fein befles But — fein
König trank daraus. 91 Fliegendes Blatt.
Melodie: Bekraͤnzt mit Laub.
Heran, ihr Rreunde! Bollgenuß des Lebens iſt unſre
Pflicht, ift unfer Glück; nur einmal blüht uns Jugend, und
vergebens ruft unfre Sehnſucht fie zurüd!
Laßt deutfchen Wein, gewalt'ger, wie Burgunder, aus
hart verfchloßnem Kerker los, und ſchlürft ihn mit Bedacht,
er wirket Wunder, macht Fühn und reich und ſtark und groß.
Bei Glaͤſerklang entweichen alle Sorgen; ftoßt an und
ſtimmt mit Xiedern ein; die Stunde flieht; füllt eure Glaͤſer!
morgen wird nicht wie heut’ ein Feſttag fein!
Der Nachbarin geprüftes Händchen ſchlinge dem Becher
Rofen in das Haar, gefhmüdt, wie Bacchus, Tuff” er fie, und
bringe fein volle8 Glas der Holden bar. '
Das erfie Glas — mit dankbarem Gemüthe fei's
jener Stunde dargebradht, wo uns zuerft des Lebens Morgen
glühte, des Vaters Auge mild gelacht.
Eins au der Zeit, wo wir ber Mutter —
beherzte Knaben, fruͤh enteilt, und gern am Bach, gern bei
der Frühlingsroſe, und gern in Wälder Nacht verweilt.
Und dann noch eins ben fel’gen Blüthentagen, wo
Freundſchaft ihren Kranz und wand, und wo ber Liebe
Glück, ber Liebe Klagen das junge Herz zuerft empfand!
‚ „Auf lange Dauer! denn was iſt hiemeden je Gutes, ohne
Lieb’ und Wein! Drum, wer. die fühlt und wem es ift be:
ſchieden, der ftimme dankbar mit und ein!
Seraus, heraus Die Alingen. 9%
912,
Turnerfrühling.
Heraus aus der Kluft! hinein in die Luft, muntre Tur⸗
ner groß und Hein! fort Bücher und Sechrift, fort Schiefer
und Stift, draußen muß geturnet fein. Der Sommer ift ja
etommen, bie Bäume find fo grün! Ho, ho, ho! laßt uns
53 und froh zum Turnen hinaus in die Schranken ziehn!
Was gafft ihr herfür aus Fenſter und Thür? ollt
ihr unſre Künfte ſehn? Verlaſſet das Haus, kommt mit
uns hinaus, muntrer wird das Blut euch gehn. Der Som⸗
mer ift ja gefommen ꝛc.
Wer männlichen Muth verfpüret im Blut, will verfu-
chen, was er kann: auf ebener Erd’ er's wenig erfährt, drum
klimmt er himmelan. Der Sommer ift ja. gekommen ıc.
Schon winkt uns der Raum mit Schwingel und Baum,
Stangen, Barren, Ned’ und Zau! Bald geht ed an’s Ziehn,
bald werden wir kuͤhn bangen in der Lüfte Blau. Der Som-
mer ift ja gefommen ꝛc.
813.
Morgenlied der Schwarzen Freifchar.
Heraus, heraus die Klingen, laßt Roß und Klepper
fpringen, der Morgen graut heran, das Tagewerk hebt an.
Trallala, lalala ıc.
Wir fahren durch die Felder, durch Haide, Moor und
Baälber , buch Wiefe, Triſt und Au’, fo weit der Himmel
au.
Mir fchütteln db die Sorgen, was kümmert und das
Morgen? im Rüden laßt den Tod, das Undre malte Gott.
Wir riegeln Beine Pforte, wir ruhn an feinem Orte, wir
fanımeln Feinen Lohn, wie's kommt, fo fliegt'5 davon.
Wir feilſchen nicht um's Leben, wer's nimmt, dem iſt's
gegeben, wir fcharren keinen ein, dad Grab ift allgemein.
Wir ſparen nicht für Erben, was bleibt, es mag ber:
berben, und kommt's an feinen Deren, wer's find’t, behalt
ed gern.
Für Vaterland und Ehre erheben wir bie Mehre, für
Hermanns Erb’ und Gut verfprigen wir das Bluf.
Und keine Wehre raftet, bevor das Land entlaſtet vom
Staub der Tyrannei, bis Erd’ und Erbe frei.
Der. Teufel foll verfinten, bie Männlichkeit foll blinken,
das deutfche Reich beftehn, bis Erd’ und AU vergehn.
Guſtav Adolph Salchow.
6 Herbei! herbei! Das Feſt beginnt.
914.
Herbei! herbei! das Feft beginnt, laßt uns den Zirkel
ſchließen, und eh’ das Zröpflein Zeit verrinnt, dab edle Naß
vergießen! Weiß oder Roth? Trinkt, was ihr wollt! Hier
flammt Rubin, dort funtelt Gold. (Chor:) Der Geift ver:
BAcH — die Zeit verrinnt! Die Glaͤſer voll! gefchwind! ge:
wind!
Uns fei des Weines Wiſſenſchaft um keinen Rauſch zu
theuer: im gold nen Naß wohnt fitle Kraft, im rothen flüſſig
Teuer; zu Weifen madjt und Vater Rhein, zu Diehtern der
Burgunderwein. (Chor:) Der Geift verfliegt ꝛc.
Ihr Weifen, füllt die Römer vol! Laßt hoch die Weis-
beit leben! Was heut’ aus und noch werden foll, dad wird
fie uns vergeben. Die Weisheit ſucht der Dinge Grund,
—* finden ihn mit naffem Mund! (Chor:) Der Geiſt ver:
iegt ꝛc.
Ihr Dichter, trinkt im Rebenblut auf Freundſchaft und
auf Liebe! Vom Morgenroth zur Mittagsgluth gedeihn die
füßen Triebe, und ſternenhell, nach mildem Schein des Abends,
bricht die Nacht herein. (Chor:) Der Geiſt verfliegt ꝛc.
Ihr Weiſen! Ruh' und Friede ſei im Herzen und im
Lande, und Glück und Segen walte frei und voll ob jedem
Stande! Der Geift der Zeit fei froh und mild, fei unſres
Beftes treucs Bild. (Chor:) Der Geift verfliegt ıc.
Ihr Dichter, trinft auf Mord und Brand — doch
nur durch Amors Bolzen: und Armuth fei in Stadt und
Land, doch — nur an Hageftolgen! Es treffe Stuem und
heißer Schmerz, doch — nur ein hartgefrornes Herz. (Chor:)
Der Geift verfliegt ic.
Trinkt, Weite! daß zum Silberhaar der Wangen Roth
gedeihe! Trinkt, Dichter! dann wird offenbar die. weife Kraft
der Weite! Denkt — heute trinkt ihr Weiß und Roth und
morgen kommt — ber ſchwarze Tod! (Ehor:) Der Geift
verfliegt ꝛc. -
So möge denn ein jeder treu, bie Jungen, wie die Al—
ten, damit der Weingeift lauter fei, an feiner Sorte halten.
—A und recht trinkt, denkt und ſpricht, der wechſelt
ſeine Farbe nicht! (Chor:) Der Geiſt verfliegt ꝛc.
Nun, Freunde! eins noch zum Beſchluß, ihr Rothen,
wie ihr Weißen, trinkt mit: des Koftes: Genius laßt uns will:
kommen heißen! Ihm danken wir das Gaſtgebot der Union
zu Weiß und Roth. (Chor:) Der Wein verrann — die Zeit
verflog, die Eintracht bleibt — Sie lebe hoch!
Spiritus Asper.
Herbei, herbei, ihr (ömen Mädchen. 97
918.
&iegesfeier des 18, Juni.
Herbei, herbei, du trauter Sängerkreis! Herbei im Fe:
ftesfhmud zum Iubeltage! Es rauſcht das Lied zu deutſcher
ee Preis, ed lauft das Ohr der neuen an age.
Ihr herrlichen Geftalten! ob ihr Dr vergefien falt in Gra⸗
besnacht gefunken, das Schwert fo blank, der Arm fo ftarf,
dos Herz fo trunten: o ſchwebt als Geifter auf der Saiten
on '
Zurüd, zurüd! wo weilt der trübe Blick? Schwer lag's
und dunkel auf der deutfchen Erde, des Volkes Kraft dahın,
und Ehr’ und Glück! Wer rief der Freiheit, daß fie wieder
kehrter Auf, Brüder! preift die heil'ge Männerfchlacht!
Preift unfern Gott, den Sklavenbandebredher! Und Deutfch-
lands Streiter, Deutſchlands Schirmer, Deutfchlandse Rächer
preift, die zerftört des Feindes trotz'ge Macht!
ich auf! friſch auf! es fchaumet der Pokal! Rings
[haut die Sonn’ auf diefe grünen Matten; hoch wölbt der
blaue Aether fi zum Saal, auf, lagert hier in duft'ger Lin.
den Schatten! So folft du, wie am Himmel ſtolz und kühn
die Wolfen dort, die rafchen Wand’rer, ftreben, du beutiches
Volk, und deutfher Ruhm, und deutſches Leben, aus fchöner
Seit dem Geiſt vorüberziehn!
Es feit es fei! du theures Vaterland! Dir fchwuren
wir den hohen Schwur der Treue. Gilt's deiner Ehre, greift
ur Wehr die Hand, güts beiner Freiheit, fämpfen wir auf's
eue! Schwingt, Brüder! fihwingt Germaniend Panier!
Laßt fchallen durch das Thal, und tönen wieder, dad Sieges⸗
Lied, der Freiheit Lied, das Lied der Lieder, hoch lebe Deutſch⸗
land, lebe für und für! . Hirbolv.
916.
Herbei, FRE ihr fchönen Mädchen, aus Stadt und
Flecken, Dorf und Städtchen, wenn ihr von füßem Schmerz
gequält, nicht wißt, was eurem Innern fehlt; ich will den
Krankpeitsftoff ergründen und bald ein gutes Mittel finden.
38 din der befte Mediens, ich heile alles durch — ben
uß! ;;
Fuͤhlt ihr ein ftechendes Verlangen, fteigt Gluth euch in
die Rofenwangen, fühlt ihr bald Schmerz, fühlt ihr bald Luft,
bebt höher fidy die bange Bruſtz und müßt ihr über ſchnel⸗
les Schlagen und Herzenbangigkeiten klagen, dann feib ihr
7
II.
98 Herbei, herbei zum vaterländ'ſchen Vecher!
— von Amors Schuß, und nichts curirt euch als — ein
Kuß. :,
Die jenes hohe Gluͤck nicht kennen, von heißer Liebe zu
entbrennen, die nur vor Andacht fromm erglühn und Män-
ner wie das Feuer fliehn; bie Kronen glauben zu erwerben,
wenn fie ald alte Sungfern fterben: euch heil’ ich bald von
dem Entſchluß, was gilt die Wette? dur — den Kuf. :;:
Und wollt ihr meiner Kunft nicht trauen, mögt ihr mein
eignes Beilpiel ſchauen, ich, der ich floh der Liebe Spur, id
felber brauchte diefe Eur. Denn ald ein Mädchen ich gehei—
let, bat mich der: Liebe Pfeil ereilet; und wißt, mich alten
Praktikus macht nichts gefund, .ald nur — ein Kuf. :;
Drum kommt zu mir, ihr Weiber, Mädchen, aus Stadt
und Fleden, Dorf und Städtchen, kaum hat der Mund den
Mund berührt, fo feid ihr plöglich wohl curirt; und drüden
Sorgen euh und Schmerzen, und reget Xiebe fi im Her:
en, und wär’ der Geift euch vol Verdruß: für alles, alles
Birk — der Kuß. ?;: '
El
917. en
Melodie: Bekraͤnzt mit Laub.
Herbei, herbei zum vaterländ’fchen Becher! ihr Freunde,
tommt herbei! preift diefen Trank ald ächte deutfche Zecher in
froher Melodei.
Man rühmt die Treu' und Redlichkeit der Vaͤter; ſie
waren rein wie Gold, dem Freunde treu, nie Vaterlandsver⸗
raͤther, den Frauen treu und hold.
Und dies war nicht — ein jeder muß es ſagen — die
Frucht der Nuͤchternheit: ſie tranken Bier in jenen goldnen
Tagen und übten Redlichkeit.
Wollt, Brüder, ihr nun auch durch biedre Thaten der
Deutſchen Ruhm erhöhn: fo trinkt den Trank, und laßt euch
freundlich vathen, laßt jeden andern ftehn.
. Drum lebe body ein jeder deutfche Bauer, der und bie
Serfte baut! und dreimal hoch der erfte brave Brauer, der
biefen Trank gebraut! =
918.
Buchdruckers Jubellied.
Melodie: Die Thale dampfen, die Höhen gluͤhn.
Herbei, ihr Bruͤder, aus Nah und Fern; begrüßet froh
den erfehnten Stern! Wie herrlich ſchon geht er uns
auf, wie wächft fein Stanz im Beitenlaufl Er zeiget uns
.
Herbsi zur feftlichen Stunde. 99
Pilgern die Bahn: fie führet zum Himmel hinan; drum,
Bruder, feid wohl. auf dem Plan! _
. Seid. ftolg auf Das, was die Kunft vermag; fie bringt
dem inneren Menfchen Zag, ereilt der Sphären ew'gen
Flug, zermalmt der Bosheit Zug und Trug. Wohlan denn,
zur Feier herbei, daß hehr dem Gebächtniß fie fei; laßt brau⸗
ten den Zubelfang frei! .
Der Winkelhaken ift unfer Schwert; mir ftehn
durch's Typenſchild unverfehrt; die Preſſen, unfer ſchwer
Geſchütz, entſenden zündend Blitz auf Blitz, durchzuden
elektriſch den Geiſt, nur „Vorwärts“ ihr Loſungswort heißt;
das Kunſtwerk den Meiſter wohl preiſt.
Der Meiſter denkend die Welt vergaß, nur ihm ge
bühret das’ volle Glas! Bringt ihm des Dankes Opfer dar;
es ſieht ja feine Jünger» Schar! — Stoßt an, und gelobt
bei der Saat, womit er gefhmüdt feinen Pfad: „Ihm
werth in Gefintung und That!” |
Und wenn der Engel des Herrn uns ruft, umfchließt
den itdifchen Leib die Gruft: dann. erft wird recht der Seele
klar, was Gutenberg der Menfchheit war. Drum donn’re
am fettigen Zag, daß hören uns freundlich er mag, ein Bi-
vat ins Senfeit ihm nah! — —, G. Sr.
919. —
Herbei zur feſtlichen Stunde, ihr Brüder im rheiniſchen
Land, der Nachbar bietet zum Bunde mit Goͤnner⸗Geſinnung
die Hand. on Ze .
„Wir wollen die Hand ihm drücken, das, fol fo Eräftig
gefchehn, daß ihm vor lauter Entzüden Gelinnung und Sinne
P .
vergehn!
kommt aus reinem Erbarmen, weil unfer Verlangen
er ficht, wir wollen fo heiß ihn umarmen, baß nimmer von
dannen er zieht en
Er kommt, ſich Herzen zu werben, mit fchimmernden
Farben am Hut, — wir wollen den Hut ihm farben, Eein
Färber verftand’ es fo gut! rn
Er träumt, wie froͤhlich als Becher er theinifchen Nektar
trinkt, — wir woll’n ihm Eredenzen die Becher, bis taumelnd
zu Boden er finft!! a
Bei'm rheinifchen Mahle zu Türzen die Zeit, wie lockend
ed fei, — wir wollen das Mahl ihm würzen mit ſpruͤhendem
Pulver und Blei! N
> Drum, Brüder, heran zum Feſte, herbei im funkelnden
ans, daß gleich beim Nahen ber Gaͤſte beginne der. tuftige
Zanz! 0 @P.
7* |
100 Herein, herein.
9230.
Melodie: Bekraͤnzt mit Laub.
Serein, herein, ihr lieben Herren Becher! Herein in un:
fern Kreis! Uns winkt der Freundfchaft ſchoͤn befränzter
Becher, der Freude Bluͤthenreis. oo.
Herein, herein, wer heut’ bei'm Rundgefange mit Epheu
fi befränzt! Herein, herein, wen heute Stirn und Wange
vor hoher Zreude ylanztl
ter, wo fo ſuͤß uns Philomele flötet, und Bäume Blü-
then fchnei'n, dad Abendlicht uns die Pokale röthet, da darf
fein Sram hinein!
Hier halt mit Demantfchild und ehrner Lanze die holde
Freude Wacht. O feht, fie fliehn vor ihrer Stirne Glanze,
die Seifter ſchwarzer Nacht!
Hinweg, hinweg von hier, wo ſich die Freude ein Hei⸗
ligthum erbaut, hinweg von hier! wen Spieen und Zrübjinn
heute auf finftrer Stirne graut!
Auf, Bruder, dann! died Glas dem guten Fürften, den
Menfchenelend rührt, der nicht fein Volk aus heißem Länder:
dürften zur graufen Schlachtban? führt!
Died Glas dem Bunde, den auf Emwigkeiten fi treue
Freundfchaft wand! Und diefed Glas der Hoffnung beßrer
Zeiten hier und im Sonnenland |
921.
Der weinenude Liebhaber.
Hermann auf der Treppe faß, Hermann weinte fehr.
Sprach zu ihm das Mägbdlein roth: „Hermann, was ift Lehe
Roth? 0, du goldner Hermann!”
ADaß ich ‚möchte [den in dem Stübchen dein!" Sprach
ihm das Mägptein fein: „Hermann, das Bann auch wohl
ein, o du goldner Hermann {u
mann in dem Stübchen faß, Hermann weinte fehr.
Sprad zu ihm das Mägpdkein roth: „Hermann, was ift deine
Noth? 0, bu goldner Hermann!”
„„Daß ich möchte küffen deinen rothen Mund!’ ‚Ruf
du unfern Pudelhund! von dem Schwanz bis auf den Mund,
0, du bummer Hermann! \ Fliegendes Blatt.
922.
‚Hermann, ſchla Lärm an! Ia piepen, la trummen! de
Kaiſer well kummen met Hammer un Stangen, weil Her⸗
mann uphangen. :
Herr Brmer! 101
Un Hermann fihlug Lärm an, leit piepen, Yeit trummen,
be Fürften fint kummen mit all’ ehren Mannen, hewt Barud
upbangen. Bolfstied aus Weftphalen.
923,
Herr Bacchus ift ein braver Mann, das Tann ih euch
een: mehr ald Apoll, der Leiermann, mit feinen Noten
üchern.
Des Armen ganzer Reichthum ift der Klingflang feiner
—* von der er prahlet, wie ihr wißt, ſie ſei entſetzlich
euer.
Doch borgt ihm auf ſein Inſtrument kein Kluger einen
Heller, denn frohere Muſik ertönt aus Vater Evans Keller.
Obgleich Apollo fi) voran mit feiner Dichtkunſt blähet:
—*— doch Bacchus auch ein Mann, der ſeinen Vers ver⸗
ehet.
Wie mag am waldigen Parnaß wohl ſein Diskant ge⸗
fett Hier follfe Bacchus’ Eantorbaß fürwahr weit beſſer
allen.
Auf, laßt uns ihn für den Apoll zum Dichfergoft erbit⸗
im. denn er ift gar vortrefflich wohl bei großen Deren ge
itten. .
Apoll muß ticfgebüdt und krumm in Fürftenfäle fchlei:
hen; allein mit Bacchus gehn fie um, ald wie mit ihres
‚ Bleiben. |
Dann wollen wir auf ben Parnaß, vor allen andern
Dingen, das große Heidelberger Faß voll Rierenfteiner bringen.
Statt Lorbeerbäume wollen wir dort Rebenftöde pflan»
zen, und rings um volle Tonnen fihier wie die Backhanten
tanzen. '
Man lebte fo nach altem Brauch bisher dort allzu ur
et drum blieben die neun Jungfern auch von je und je fo
üchtern. |
Ha! zapften fie fi ‘ihren Trank aus Bacchus Nektar
bannen, fie jogten Blödigkeit und Zwang in's Klofter zu den
onnen.
Fuͤrwahr, fie ließen nicht mit Müh’ zur kleinſten Gunſt
66 zwingen, und ungerufen würden fie uns in die Arme
pringen. BE Bürger.
924.
Here Bruder! nimm bein Gläschen und trink’ es fröh:
lich aus, und wirbelt dir's im Näschen, fo führ ich dich nach
Hausz bedenk', es ift ja morgen ſchon alles wieder gut, der
Wein vertreibt bie Sorgen, und ſchafft und frohen Muth.
192 Herr Bruder, ſei heut! krensfidel.
—5 Er „Halloh, Halloh! bei uns acht immer fo.
ꝛc.
928.
Herr Bruder, ſei heut' kreuzfidel, ſauf ahnen.
vol. „Ihr Brüder, ich bin Ereusfidel, fauf mich Farthaunen:
— Den Kopf. zurüd, den Kopf zurüd, noch tauſend Zahr
wie heut’.
926.
Here Bruder zur Rechten, Herr "Schwager zur Linken
laßt uns Alle, —*— uns Alle heut’ feoplich Eis trinken!
927.
Herr, der du vom ſchweigenden Himmel ſchauſt, o ſchau'
ef mich; der du nieder auf grünende Wieſen thauſt, o thaw'
auf mi
Herr, der du. duch Wipfel ber Baͤume weht, o weh’
in mir; der du flrahlend und leuchtend am Berge ſtehſt, erſteh
in mir! " Abel Burkhardt.
928:
Herr Klink war fonft ein braver Mann, von Amt ein
Stadtſoldat; nur ſchade, daß er dann und wann ein wenig
ſchnap that, und daß er dann in feinem Rauſch die anme
Anne ſchlug, wenn fie nicht gleich, wie er befahl, ihm Schnapps
entgegen trug. Schnapps! Schnappd! Schnapps! du edeles Ge⸗
trante, du bift und bieibft von der Natur das herrlichfte
Geſchenke! 2
Dann half der Mutter Bitten nicht, der Locker Wein'n
und Flehn half. Alles nichts, Herr Klink wollt“ blos den
Schnapps im Glaſe fehnz. fie mochten wollen oder nicht, fie
mußten Schnaps ihm. holen, denn ihr Gemahl, ein ‚grober
Wicht, pflege‘ font fie zu verfohlen. Schnapps! Schnapps!
Schnapps! ⁊c. ar
‚ An einem Abend, als Here Klin, beraufht von Aqua⸗
vit, vom Wirthöhaus kam, wo man anfing zu reben bon Po=
litif, fprach er: Madam! vernehme fie, ich werde fie verlaj:
fen, drum reiche fie mir einen Schnapps, fonft werd’ ich fie
kallaſchen. Schnapps! Schnapps! Scmappä! 1.1
J, du verfluhter Racker! Ichrie Klink's Gattin de ge.
[wine wit fleiten gahn, verlaten mie, dein Roch Per blift
ör’t Kind? Is Dat be Lief und Tro, be du mir ſchworſt vor
Herrlich iſt's, an Freundes Hand. 203
foftein - Ihre, an meines Vaters Sterbebett, da bei wullt.
ſtraks affahre? Schnapps! Schnapps! Schnapps! ıc.
D Anne, Anne, weene nid, find dat al foftein Jahr?
D Gott, wie doch de Tiet vergeit, dat id wahrhaftig wahr!
Komm ber, mein Schag, mein life Schag, ich bleibe Dir ge:
tro, und wenn ich och an Rappel Frieg’, fo blifft Doch meine
Fro. Schnapps! Schnapps! Schnapps! ıc.
Dat war noch mal Räfong von fie, Herr Klink, fe find
bernünftig, nich. mehr gezanft, nu willn of wie vergnügt le⸗
ben insfünftig. Komm ber, mein Schap, mein liefe Schag,
eck kann dich nichts verhelen, im grünen Buddel ſteiht noch
Schnapps, den willn wie reblich theelen. Schnapps! Schnapps!'
Schnappsl ıc. Bolkslied.
929.
Herrin, ſag', was heißt das Flüſtern? Was bewegt bir
leid die Lippen! Liöpeift immer vor dich hin kieblicher ala
Weines Nippen! Denkt du deinen rd N noch
ein Pärchen herzuziehn? Ic, will füffen! Kuffen! ſagt' ich.
Schau’! Im zweifelhaften Dunkel glühen blübend alle
Zweige, nieder fpielet: Stern auf Stern; und fmaragden
ducch 8 Geſtraͤuche taufendfältiger. Karfunkel: doch dein Geiſt
ift allem fern. Ich will kuͤſſen! Kuflen! ſagt' ich.
Dein Geliebter, fern, erprobet gleicherweif’ im Sauerfü-
Ben, fühlt ein unglückſel'ges Glück. Euch im Vollmond zu
begrüßen, habt ihr heilig angelobt, biefes ift der Augenblil.
% will kuͤſſen! Kuffen!. fagt’ ich. the.
930.
Melodie: Roſen auf den Weg geſtreut.
Herrlich iſt's, an Freundes Hand durch dies Leben wan⸗
deln, und durch Tugend und Verſtand feſt vereinigt handeln.
Ohne Freundſchaft gleicht die Welt einem oͤden Grabe: wohl
mir, daß ich mehr als Geld, dag ich Freunde habe.
Aber da ift Freundfchaft nicht, wo nicht Tugend wohnet;
wo nicht auf dem Angeficht Herzendgüte thronet. Zwar fchließt
fi) der Böfewicht gern an Boͤſewichte! Aber Freundſchaft
iſt das nicht, in dem wahren Lichte: u
Sittfam iſt fie, nicht bei'm Spiel, nicht bei Trinkgela⸗
gen, nicht im.lärmenden Gewühl dürft ihr nach ihr fragen;
aber, o! ihr findet jie gern bei frohen Schmerzen, nur bei
der Verleumdung nie, nie bei böfen Herzen.
Freundſchaft lehrt befcheiden fein, Andrer Vorzug ehren;
Freundſchaft lehrt auch manche Pein um Vergnügen ehren;
104 Herrlid vor mir ausgehreiist.
Freundſchaft zeigt euch Har und frei alle eure Fehler, ſchmei⸗
chelt nicht, ed giebt dabei Frohfinn eurer Seele.
931.
Herrlich vor mir ausgebreitet, wie ein Bilb aus Mei
fterd Hand, liegt ein Thal dort an des Meeres majeftät’jchem
Felſenſtrand; — ———— iſts umgürtet mit belaubten
ügelreih'n, und der Tropenſonne Füllhorn ſchüttet feinen
chmuck hinein. J
Unerſchoͤpft mit Jugendkräften ſpendet Mutter Erde dort
ihre Schaͤtze, Lenzes Blüthen prangen duftend fort und fort.
In des Thales Brüftung glänzet flolz der Billa junger Bau;
wie ein König hoch vom Thronc, hält der Eigenthümer Schau.
Läßt den Blil zufrieden weilen auf der [egenreichen
Kar auf des Haufes fdhöner Zierde, feines Glückes theurer
pur. Drinnen lädelt ihm ein holdes Weib entgegen engel«
mild, Kindlein frifch, mit Rofenwangen, ihn umringen neckiſch⸗
wild.
Aber wie die Wetterwolke in den reinen Aether flürmt,
hat fi in des Mannes Antlitz finftre Schwermuth aufges
thürmt. Kaum nad) fieberhaftem Schlummer grüßet ihn der
junge Tag, ruht fehon thränenfeucht dad Auge auf des Mee⸗
res Wellenfchlag. r
Sinkt herab aufs Thal der Schleier ftiller- Abenbbäm-
merung, fuchet noch ber Blick die Wogen, feiner Sehnſucht
Linderung. Sonſt wohl ſchlug dem. Reidensvallen warm das
de ‚ vol Lebensmuth. Aber bier eriofch für immer feines
eiſtes Feuergluth.
Einmal noch ſtrahlt ſel'ges Lächeln auf dem bleichen An⸗
geſicht: als, die lieben Wogen ſuchend, ſein entſeeltes Auge
bricht! — „Welchem Kleinod,“ fragſt du ſtaunend, „war's
im Scheiden zugewandt?” Ah, dort über Meeresweiten,
bem verlaßnen Baterland!
‚932.
Herr Oluf.
Herr Oluf reitet fo fpät und weit, zu bieten auf feine
Hochzeitleut'; da tanzen die Elfen auf grünem Land’, Erlkoͤ⸗
nigs Tochter reicht ihm bie Hand: „Willlommen, Herr Diuf,
was eilft von hier? tritt ber in bie Reihen und tanze mit
mir! ’
„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag, benn mor:
‚gen ift mein Hochzeittag.”” „Hoͤr' an, Herr Diuf, tritt tan»
Herz Untersfizier. 105
zen mit mir, zwei güldene Sporen ſchenk ich. der, ein Hemde
von Seide, fo weiß und fein, meine Mutter bleicht'd mit
Mondenfchein.”
„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen id) mag, denn mor⸗
gen ift mein Hodyeittag.”’ „Hör’ an, ‚dere Dluf, tritt tan«
zen mit mir, einen Haufen Goldes ſchenke ich dir.” „‚Einen
Haufen Soldes, den nähm' ich wohl, doch tanzen mit dir ich
nicht darf, noch ſoll.“ j
„Und willt, Herr Dluf, nicht tanzen mit mir, fol Seuch’
und Krankheit folgen bir.” Sie thät einen Schlag ihm auf
fein Herz, fein Lebtag fühlt’ er nicht folhen Schmerz. Sie
hob ihn bleidyend wohl auf fein Pferd: „Reit' hin und grüße
dein Bräutiem werth!“ .
.. Und als er kam vor des Haufes Thür, feine Mutter
harrend ftand dafür: „Hör an, men Sohn, und fage mir
ich, wie ift deine Farbe fo blaß und. bleich “ „,Und ſollt
ie nicht fein blaß und bleich, ich Fam in Erlenkoönigs Neid, ”
„Hoͤr' an, mein Sohn, fo lieb und traut, was foll ich
fagen deiner Braut?” ,„„ Sagt ihr, ich ritt im Wald zur
&tund’, zu proben ba mein. Pfesd und Hund.” Frich more
Her ¶es Aag kaum war, da kam die Braut mit der Hoch⸗
zeitſchar.
Sie ſchenkten Meth, fie ſchenkten Wein. „„Wo iſt Herr
Oluf, der Bräutigam mein?““ „Herr Dluf, er ritt in den
Wald zur Stund', zu probiren allda fein Pferd und Hund.”
Die Braut hob auf den Scharlach roth, da lag Herr Dluf,
und er war todt. Däniſches Volkslied.
033.
„Herr Unteroffizier, ich melde mir!“ O weh! Ei Hans,
da bift du ja wieder hier! Juchhe! Du kommſt gerade, zu
rechter Zeit, es giebe ein Donnerwetter heut‘! Juchhe, ju
heiſa, juchhe!
„Ich bring’ einen ſchöͤnen Graf von Haus!” DO weh!
Bas bringft du noch ‚weiter, fo lang’ es heraus! Juchhe!
Herzmütterchen hat wohl gut eingepadt, fo zeige, was haſt
du denn eingeſackt? Juchhe, juchheifa, juchhe!
„Herr Unteroffizier, e& donnert f yon!’ D weh! Das find
die Kanonen, mein Lieber Sohn! Suche! Jegt frifch die
Kugel in den Lauf, wir fegen noch einen Bittern drauf! Judy
he! juchheifa, uchhel .- en
„Ich weiß nicht, mir wird bald kalt, bald heiß!” O weh!
Das ift der Kanonenfieberfcdyweiß, juchhe! die Kugel pfeift, nur
nicht geduckt, und mit den Wimpern nicht gezuckt! Juchhe,
juchheiſa, juchhe!
196 Sr Vriter.
„Herr Unteroffizier, mir Font wad an.” O weh! Das
wird bir heut‘ niet. gut gethan!.. Zuchhe! Vorwaͤrts! Die
Kolbe nimm zur Hand, dat fluſcht für König und Vaterland!
Suche, juchheife, juchhe!
„Hurrah! nun iſt mir- ſchon wieder wohl!“ Juchhe! Ich
ſchlug mit zu wie blind und toll, juchhe! Und wer von euch
die Krankheit fpürt, ſo wird das Kanonenfieber eurirt. Juchhe,
iuchheifa, juchhe!
434.
Melodie von Küuͤcken.
Herr Vetter, 0 Herr Better, was ift das für ein Wet-
ter! es regnet geſegnet, es gießet und fcdeßet, und rollet und
tollet, das thut den dürren Reben baß! das fuue, das fuͤllt
mand) leeres Faß! ders Better, o Ger Wetter, was iſt Daß
für ein Wetter!
Das ift ein Wetten; vecht gemacht; daß. man fo hinhockt
Tag und Nacht und hegt fi und. pflegt fi, und laßt ben
Regen draußen fem, und fingt und trinkt und: ſchenkt ſich
fein ein Glaͤslein nach dem andern ein, vom alferbeften Wein!
vom beiten Wein, vom beften Wein! A. Kapild:
935.
- (Sets: :) Herr Wirth, fchentt uns. bie Glaͤſer vol! Die
arge Su. vol Zweifel, lebt Zay für Tag wie blind und
toll und glaubt nit an den Teufel. Es fei hier der Beweis
uhr Daß —V der Teufel exiſtirt. (Chor:) Ein leerer
a Schentt nur ein!. Es fi tzt kein Teufel in dem
os). Merkt .auft ‚Hier ſtehe ih, om Faß,:.euch ben;
Beweis zu führen. Zwar ift im erften vollen
Teufel nicht zu ſpuͤren: es giebt ams Kraft urid heitern Sinn;
noch wohnt ein:guter Geift darin. (Chor:) Ja wohl, ja.
wohl! Schenkt fleißig ein! Es wohnt ein guter Geiſt im Wein!
(Solo:) Beim zweiten Glaſe wird's euch warm; wie
iſts euch fo behaͤglich! Verſcheucht ſind Grillen, Roth und
Harm, ihr Liebet euch unfäglih! Auch fallt euch wohl ein
Liedchen ein: das macht der gute Geiſt im. Wein. (Ehor:)
Si in Ai Uns „fait ein Liedchen ein! ‚Das macht ber "gute
eift im Wet
Golo:). Beim dritten Glaſe, — gebet Acht! wird laut
ſchon räfonniret, und mancer: ſchlaue Plan erdacht, wie man
die Welt regieret. Nehmt ihr auf's Neu' das Glas zur Hand,
GBerzig Schatzerl, laß dich. 207
ſchon der Zeufel auf dem Rand! ee: ) Soft an!
ad volle Glas zur Hand, trog allen Teufeln auf dem Rand!
(Solo:) Beim vierten Glafe fließt das Blut eu ra-
fcher in den Adern; ihr fanget an in wildem Muth mit Gott
und Welt zu hadern. Da ladyt der alte Satanas, und ftürzt
fih, plumps! in euer Glas! (Ehor:) Der Zeufel hol’ den
Satanast Mehr Wein, Herr Wirth, aus eurem Faß!
., (Solo:) Nun kommen wir zum fünften Glas, mitunter
auch zum fechöten: wir bruͤllen laut und trinfen baß vom
Meine, dem verherten. Ich wette, eine Legion von Teufeln
fitzt im Glaſe ſchon! (Chor:) Ganz recht, ganz recht! Wir
wittern fhon von Zeufeln eine Region! .
(Solo :) Bald rinnen ganze Flaſchen leer; wir werden unge
bührlich; es geht mit und. die Kreuz und Quer, und das ifl ganz
nafürlih. Dad Teufelsheer rumort im Wein, und nimmt
und Hirn und Magen ein! (Chor:) Stoßt an! Trinkt aus
und Ichentet ein! Das Zeufelöheer rumort im Wein!
- (Solo:) Run kommt ein wahrer Mordflandal; es -wirb
von lahmen Zungen das: „Bier. im ird’fchen Jammerthal!“
von Weber, fehlecht gefungen; der Wig wird flau, der Sturm
wird groß, kuxrzum: es iſt Ber. Teufel Io! (Chor:) Hurrab,
hurrah! Der Sturm wird groß! Es ift die ganze Hölle Iosl
. (Solg:) Die Nacht iſt hin, Der Morgen tagt, man
fhleidht nach feiner Kammer, und binterdrein — Gott ſei's
geftagt! — folgt uns der Kapenjammer: dann treibt, zu
umferm Schred und Graus,; Das Hausfreuz erſt den Teufel
aus! (Chor) Stoßt an, — und trinkt — und. geht nach
Haus! Das Hausfreug treibt den Teufel aus. 5
N 986. . .
Bekannte Melodie.
Herzig Schatzerl, laß dich herzen, ich vergeh' fonft vor
Lebesihmerzen, denn du weißt es ja au mohl, Daß ich Dich:
ewig lieben fell. Di holdi rigde di heidi rai di holdi riade
di —8 Kai, deng du⸗ weißt es ja zu wohl, daß ich dich ewig
lieben ſoll. “ ., . ———
Einen Strauß.hab’ ich gewunden, ‚und mein ‚Herz hinein⸗
gebunden, denn du. weißt es ja zu: wohl, daß ich den Strauß.
dir geben fol. Di holdi ıc. tn u
Mein Herzel thu’ ‚ich dir ſchenken, daß du oft an mid
ſollſt denken, denn Yu weißt es ja gu wohl, daß ich mein
Herz bir ſchenken fol, Di holdi ıc. E
Den id fo gern hätt’, der ift-fo ſehr weit De, und den
ich gar nit mag, den ſeh' ich alle Hang‘. Kein'n Schönen krieg
108 Herz, laß dich nicht zerſpalten.
ih nit, kein'n Wüften mag ich nit und ledig bleib ich nit,
was fang’ ih an? Di holdi sc. Kein'n Schoͤnen ıc.
937.
Herz, laß dich nicht zerfpalten durch Feindes Lift und
Spott! Sott wird ed wohl verwalten, er ift der Freiheit
ott.
Laß nur den Wuͤthrich drohen‘, dort reicht er u
auf, einft bricht in heiligen Xchen. doch beine Freiheit auf.
„ GSlimmend dur lange Schmerzen, hat jie der Tod ver-
klaͤrt, aus abertaufend Herzen mit edlem Blut genähtrt.
Wird feinen Thron zermalmen, fchmelzt deine Feſſeln
108, und pflanzt die glüh'nden Palmen auf deutfcher Helden
008.
Drum laß dich nicht zeripalten durch Feindes Lift und
Spott. Gott wird es wohl verwalten, er ift der Freiheit
Gott. Cheonsr KAdıner. 1813.
938.
Herzlich thut mich erfreuen die fchöne Sommerszeit, all
mein Beblüt verneuen, der Mai viel Woluft geit. Die Lerch’
thut fich erſchwingen mit iheanm hellen Schall, lieblich die
Bögel fingen, dazu die Rachtigall.
Der Kukuk mit feinem Schreien macht fröhlich Jeder⸗
mann, des‘ Abends fröhlich reihen bie Maidlein wohl getban,
foazieren zu den Bronnen pflegt man zu diefer Beil, alle
Welt fich freut: in Wonnen mit Reifen fern und weit.
Es grüunet in dem Walde, die Bäume blühen frei, bie
Röslein auf dem Felde von Karben manderlei. Ein Blüm-
lein feeht, im Garten, das heißt: Vergiß nit mein! das edle
Kraut Wegwarten macht guten Augenfthein.
Das Kraut Je länger je lieber an manchem Ende bfübt,
bringt oft ein heimlich Kieber, wer fi dafür nicht hüth’; ich
hab’ es wohl vernommen, mas dieſes Kraut vermag, doch
Bann man dem vorkommen, wer mäßige. lieb’ braucht alltag.
Des Morgens in dem Thaue die Maidlein grafen gehn,
ar lieblich ſich anſchauen, bei fehönen Blumen ftehn, daraus
te Rränzlein machen und ſchenken's ihrem Schatz, thun freund⸗
lich ihn anlachen und geben ihm ein Schmag. "
Darum lob' ich den Sommer, darzu den Maien gut,
der wendet allen Kummer und bringt viel Freud' und Muth.
Der Zeit will ich genießen, dieweil ih Pfennig’ hab’, und
den e8 thut verbrießen, der fa’ die Stiegen hinab.
Fliegendes Blatt aus d. 16. Zahrh.
Herz, mein Herz, wen fell. : 3109
939.
Eigne Melodie.
Herz, mein Herz! warum fo traurig? und was foll das -
Ach und Weh? 8 iſt fo ſchön im fremden Lande, :,: Herz,
mein a! was fehlt dir meh? :,: j
Bas mir fehlt? Es fehlt mir Alles, bin fo gar verlo:
ren bie! Sei's auch ſchoͤn im fremden Lande, doch zur Hei:
math wird ed nie! .
In die Heimath möcht’ ich wieder, aber bald, bu Lieber,
bald! möcht. zum Bater, möcht’ zur Mutter, möcht’ zu Berg
und Fels und Wald! .
Moͤcht' die Firften wieder ſchauen und die Haren Glet-
[her d'ran, wo bie flinfen Gemslein laufen und Bein Säger
vorwärts kann!
Möcht' die Gloden wieder hören, wenn der Senn’ zu
Derge treibt, wenn bie Kühe freudig fpringen und Bein Lamm
im Thale bleibt!
Möcht' auf Flüh' und Hörner fleigen, möcht’ am heiter:
blauen See, wo ber Bach vom Felſen Ihaumet, unfer Dörf:
lein wieder fehn!
Wieder fehn die braunen Häufer, und vor-allen Thüͤren
frei Nachbarsleut', die freundlich grüßen, und in's luſt'ge
Dörflein heim!
Keiner bat mich lieb bier außen, Keiner drüdt fo war
bie Hand, und fein Kindlein will mir lächeln, wie dahei
im Schweizerland!
Auf und fort! und führ” mic) wieder, wo ich jung fo
glüdli war! hab' nicht Luft und hab’ nicht Frieden, bis in
meinem Dorf’ ich bin! in
Herz, mein Herz! in Gottes Namen, '$ ift ein Leiden,
gieb dich drein! will es Gott, ſo kann er helfen, daß wir
bald zu Haufe fein! Ich. UVUludolph Wpf.
940.
Herz, mein Herz, was fol das geben? was bebrängek
dich fo ſehr? welch ein fremdes, neues Keben! ich erkenne Dich
nicht mehr. Weg ift alles, was du liebteft, weg, warum Du
dich betrubteft, tveg dein Kleiß und deine Ruh’ — ad, wie
famft du nur dazu! . OL
Feſſelt dich die Iugendblüthe, diefe liebliche Geftalt, Die:
fer Blick vol Sreu’ und Güte, mit unendlicher GewaltY Will
ich raſch mich ihr entziehen, mic ermannen, ihr entfliehen,
führet mich im Augenblick, ach, mein Weg zu ihr zurüd.
120 - Ser voll Muth.
Und an biefem Zauberfäbdhen, das ſich nicht zerreißen
laͤßt, hält das liebe, loſe Mädchen mich fo wider Willen feſt;
muß in ihrem Zauberkreife leben nun auf ihre Weile. Die
Verändrung, ach wie groß! Liebe! Liebe! laß mich Fe
2. . &öthe.
941.
Herz vol Muth, Blick vol Stuth, Arm im Etreite brav
und gut; Fühn entflammt alleſammt, wer von Hermann
ammt, (Chor:) So im lauten Syus und Braus, Brüder,
Fe wir hinaus, Stark und frei, gut und treu, unfre
Loſung fei!
Horch! es fchallt Durch ben Wald, durch bie Eichen grau
und alt! Stark noch glüht unfer Kied, weil uns Sugend blüht!
(Ehor:) Sp im lauten Sauß ıc.
- Sternenfchein bricht herein, Taßt uns alle Brüder fein!
Vaterland, füßes Band, führ und Hand in Hand! (Chor:)
So im lauten Baus ıc.
Wolken fliehn, ed berblühn Blumen, die im Lenze grün;
Becherflang, Rundgefang tönt am Grabeshang. (Ehor:)
Drum im laufen Saus ıc. 9*
Still, Gebraus! Dort am Haus ˖ſchaut mein Liebchen
hold heraus. Gute Naht! Sie ja lacht füß, wie Sternen⸗
wacht! (Chor:) Drum vorüber, Saus und Braus, Brüder,
—* ſtill nad) Haus! Stark und frei, gut und freu unfre
ofung jei!
942:
Heute Die und Iene morgen, alfo bleibt: man ohne Sor⸗
gen und iſt ewig Pettenfrei.: Jetzt zur Einen, 'dann zur An-
dern, iſt das Leben mehr ald Wandern, fell die Liebe an⸗
ders fein?
Zaudert Röschen mit den Küffen, o, bei Dorchen Eann
ich's miffen, Dorchen küßt wohl füß wie jie. Will fie fpröde
mir fi -firauben, ungefüßt werd’ ich nicht bleiben, Jettchen
Fapt mich hundert Mal. - -
- ‚Reicht und treulos ſind fre Alle: thöricht, wer vom Sauber:
balle ihres Munds ich locken läßt; Lieben Alle, lieben Keinen,
fegnen, fluchen, lachen, weinen, wie's die Wetterfahne will.
Ha! fo fpielt mit Hut und Bändern, tändelt mit der
Liebe Pfändern, wechſelt, ändert tauſendfach. Alle Lieb” ich,
—* Keine, flattre freier, wie im Haine je ein Bogel flog
umher. oo De
=
Hent' erſchallt Die Siegesfeier. 111
943.
Melodie: Schoͤn iſt's unter'm freien Himmel.
Heut' erſchallt die Siegesfeier, heut' zur Ehre der Be—
freier, heut’ zu der Befreiten Luft. Der Erinnrung heil'ge
Kunde wohnt in jedes Deutfchen Munde und in jedes Deut:
[hen Bruft. "
Blammen auf der Berge Spigen lodern rings empor
und bligen Dolche in: des Kranken Herz. Raͤchenden Triumph
verfünden jegt die Flammen, ba! fie zünden unfern Muth
und ihren Schmerz. "
Denn es mahnt der Zag der Rettung, da aus fehmählie
cher Umkettung Hermann’s Begend Volk ſich wand; da die
Duldenden erglühten, und des Melttyrannen Wüthen nicht
vor ihrem Zorn beftand.
Da der Frevler ward gerichtet, feine Rotte ſank, ver-
nichtet durch verbundner Helden Hand. In der Freiheit
Morgenftrahle weht ob ihrem Hügelmahle dein Panier, o
Baterland!
Frankreichs Abler find gefunken; ihres Blutes hat ge-
teunfen Pleiß und Eaal’ und Elh’ und Main, werrge Wun⸗
den find enfflogen; freudig mit gehobnen Wogen ſah's ber
alte Bater Rhein. oo.
Dir, die Stolgen find gefallen, dir gebührt der Preis
vor Allen, Winnfeld's Schweiter, Sriefenkhlacht! Der Uns
fterblichleit vertrauen Leipzigs blufgetränfte Auen deinen
Ruhm, Entfegeidungsfihlaht! - - |
Tritt mit feierndem Gebete an die hohe Dpferftätte,
deutfcher Jüngling, deutfcher Mann! Buhl’ ed, was fie dir
errungen, die den Frevler bort bezivungen, fühle, was
Deutfchland fol und Eann. .*. :
Neide fie, die dort geblutet! Jedem Heil, der hochge⸗
muthet fiegend unter Siegern fiel! Doch im heiligften der
Kriege fterben an der Freiheit Wiege, das ift höchſten Wun-
ſches Ziel. IJ
Gleiches Heil euch zu erwerben, freudig einſt wie ſie zu
erben, wenn das Vaterland gebeut: ſchwort es laut bei
eutſcher Treue, und den hohen Schwur erneue jedes kuͤnft'ge
frohe Heut. |
Kodert hoch auf Bergeöfpigen, Flammen beutfcher Kraft!
zu blitzen Dolche in des Franken Herz. Raͤchender Fe
verfündet den einft Höhnenden — entzündet unfern Mut
und ihren Schmerz!.
112 Beute ſcheit ich.
Run erfhalle, Siegetfeier, einge pur Ehre der. Befreier,
rings zu ber Befreiten Luft. Der Erinnrung heil'ge Kunde
leb’ in jedes Deutichen Munde und in jeder deutfchen Bruft!
944.
Soldaten s Abfchied.
Heute ſcheid' ih, heute wandr' ich, Feine Seele weint
um mid. Sind’s nicht diefe, ſind's dod) andre, die da trauern,
wenn ich wandre, holder Schaß, ich dent’ an dich!
Auf den Bachſtrom hängen Weiden, in den Thaͤlern liegt
der Schnee; trautes Kind, daß ich muß fcheiden, muß nun
unfre Heimath meiden, tief im Herzen thut mir's weh.
Hunderttaufend Kugeln pfeifen über meinem Haupte hin!
Wo ich fal’, ſcharrt man mich nieder ohne Klang und ohne
Lieder, Ricmand fraget, wer ich bin.
Du allein wirft um mid weinen, fiehft du meinen Todes⸗
ſchein. Trautes Kind, fol’ er ericheinen, thu' im Stillen
um mid, weinen und gedenk' aud) immer mein.
Heb’ zum Himmel unfern Kleinen, ſchluchz': nun tobt
ber Bater bein! Lehr ihn beten! gieb ihm Segen! reich‘ ihm
feines Vaters Degen! mag die Welt fein Vater fein!
Hörſt? die Trommel ruft zu fcheiden: drück ich dir die
weiße Hand. Stil’ die Thränen! laß mich fcheiden! muß nun
für die Ehre ftreiten, ftreiten für das Vaterland.
Sollt' ih unter freiem Himmel fchlafen in der Feldſchlacht
ein: fol aus meinem Grabe blühen, fol auf meinem Grabe
biühen Blümchen füß: Vergiß nicht mein! -
Maler Müller. 1776.
945.
Am erfien Daimorgen.
‚ Heute will ich fröhlich, fröhlich fein, Beine Weif und
feine Sitte hören; will mich wälzen und vor Freude fehrein,
und der König foll mir das nicht wehren.
Denn er kommt mit feiner Freuden Schar heute aus ber
Morgenröthe Hallen, einen Biumenfranz um Bruft und Haar,
und auf feiner Schulter Nachtigallen.
Und fein Antlig ift ipm voth und weiß, und er fräuft
von Ihau und Duft und Segen. Ha, mein Thyrſus ſei ein
Knospenreis, und fo kaum!’ ich meinem Freund entgegen!
Aatthine Claudius.
Hier ift gut fein! 113
946.
Melodie: Auf! auf, ihr Brüder, und feid ftark.
... Hierher, wer ebel denkt und frei, kein Sklav' des Ka:
ſters ift; dem Eintracht, Breundfchaft, Lieb’ und Treu' des
Lebens Loos verfüßt. :,:
Hinweg, wen nicht der Buſen ſchlaͤgt beim Nomen Ba:
keeland; und wenn er eine Krone trägt, fei.er von uns ver-
annt!
Hierher, wer bieder ift und gut, wer heitre Weisheit Liebt,
und willig Habe, Gut und Blut für feine Freunde giebt.
Hinweg, wer Unſchuld unterdrückt, Verbienfte ungern
ee in der Welt vol Dunjt und Wind nie feinen Werth
vergißt.
Hinweg, men nie ded Armen Noth, des Kranken Pein
nt und wer bei feines Freundes Tod nicht tiefen Schmerz
verfpürt. .
Für Edle nur ift diefer Trank! Auf, ſtoßt die Gläfer
a Zeinkt unter freudigem Gefang: Heil jedem braven
Mann!
947.
Eigne Melodie,
Hier im ird'ſchen Jammerthal wär: doch nichts als Plad
und Qual, trüg’ der Stod nicht Trauben!, Darum bis zum
legten Hauch feg' ich auf Gott Bacchus Baud, meinen feften
Glauben.
Eins iſt eins und drei find drei, drum addirt noch zweier⸗
lei zu dem Saft ber Reben: Kartenſpiel und Würfelluft und
ein Kind mit runder Bruft hilft zum ew'gen Leben.
Ohne died Zrifolium giebt's fein wahres Gaudium feit
dem eriten Uebel! Kläafchchen fei mein ABC, mein Gebet:
buch Katherle, Karte meine Fibel.
S. Kind. „Freilhüp” von Weber. .
. 948 .
Melodie: Bekranzt mit Raub.
Hier ift gut fein! hier laßt uns Hütten bauen, im Schooße
der Ratur! In reiner Luft, auf ländlich ſchoͤnen Auen ‚winkt
reine Freude nur. .
Man lebt doch, traun! vergnügter auf dem Lande, als
im Gewühl der Stadt, wo felbjt der Mann mit Stern und
Drdensbande noch feine Plage bat.-
11. 8
114 Hier find wir verſammelt.
Dort giebt es, Scherz und Freude zu vergiften, Deſpo⸗
ten, er und Bein: hier haucht man mit den freien Himmels»
lüften Gefühl der Freiheit ein. -
Hier weiß man nichts von Gunſt und feiner Sitte, Lebt
ſchlicht und prunklos hin: doch wohnet oft in ſtrohgedeckter
Hütte noch deutfcher Biederfinn.
Bufriedenheit! du fchaffeft magre Speife hier um zu Götter:
koſt, und Gerſtentrank, in trauter Lieben Kreife, zum ächten
Eypermoft. ’
Ban’ Freunde, Taßt die große Kunſt uns lernen, ftets
wahrhaft frob gu fein, und, eh wir uns von biggem Drt
entfernen, aus voller Seel’ uns freun.
Klingt an! was auf dem Rande wohnt, fol leben! Es
lebe die Katur! fie giebt und Korn und Obſt und edle Re:
ben; fie ſchmuͤckt und diefe Flur.
ch lebe, wer den vollen Kelch der Wonne an ihrem
Bufen trinkt, wenn lieblicher der Glanz der Abendſonne als
Gold und Purpur winkt! . 2. u
Heil uns! Heil uns! die Grenze diefer Reife iſt Schein
ber Zrennung nur. Vereinen wird uns A’ in ihrem Kreife
die freundliche Natur.
949,
Hier find wir verfammelt au loͤblichem Thun, drum, Brüber:
chen, ergo bibamus! Die Glaͤſer fie Elingen, Gefpräche fie ruhn,
beberziget: ergo bibamus! Das heißt noch ein altes, ein
tüchtiges Wort: es ar um erſten und paſſet fo fort, und
[Bauer ein Echo vom fe n Ort, ein herrliches ergo bi-
us!
.SIch hatte mein freundliches Liebchen gefehn, da dacht‘
ih mir: ergo bibamus! und nahte mich freundlich; da ließ
R In} ftehn. Ich half mir und dachte: bibamus! Und wenn
e ver en euch berzet und Tüßt, und wenn ihr das Herzen
und Küfien vermißt; fo bleibet nur, bis ihr was Beſſeres
wißt, bei'm tröftfichen ergo bibamus !
Mich ruft mein Gefihid von den Freunden hinweg: ihr
Reblihen, ergo bibamus! Ich ſcheide von binnen mit leid:
tem Gepaͤck, drum doppeltes ergo bibamus! Und was aud
der Filz von dem Leibe ſich fchmorgt, fo bleibt für den Hei:
tern doch immer geforgt, weil immer dem Frohen ber Froͤh⸗
liche borgtz drum, Brüderchen: ergo bibamus!
Was ſollen wir ſagen zum heutigen ⁊ ich daͤchte nur:
ergo bibamus! er iſt nun einmal von beſonderem Schlag,
drum immer aufs Neue: bibamus! Ex führet die Freunde
Hier ftchen wir anf unfern Krücken. 116
durch's offene Thor, es glänzen die Wolfen, es theilt fi) der
Flor, da ſcheint uns ein Bildchen, ein göftliches, vor, wir
Elingen und fingen: bibamus! Göthe.
950.
Eigne Melodie.
Hier fig‘ ih auf Rafen, mit Veilchen bekränzt, :,: hier
win i auch trinken, :,: bis laͤchelnd am Himmel mir Hesperus
Zum Schenktiſch erwaͤhl' ich das duftende Grün, und
Amor zum Schenken; ein Poften, wie diefer, der ſchickt ſich
r ihn. _
Das menfchliche Leben eilt Schneller dahin, als Räder am
Wagen; wer weiß, ob ich morgen am Leben noch bin?
Wir ale, vom Weibe geboren, find Staub, der früher,
der fpäter, wir alle wie werden bed Senfenmannsd Raub.
Und deckt mich des Grabes unendliche Nacht, was hilft’s,
daß ein Arzt mi mit koͤſtlichen Salben zur Mumie macht!
Drum will id mich laben am Wein und am Ruß, bis
dag ich hinunter in's traurige Dunkel der Schattenmwelt muß.
Drum will ich auch trinken, fo lang’ es noch geht. Be:
Franzt mich mit Rofen, und gebt mir ein Mädchen, die's
Küſſen verfteht! Alamer Schmidt.
6531.
Eigne Melodie. _
Hier fol ich fie fehen, ja, ich fühle.neues Leben; die
Sehnſucht, die mein Herz "bewegt und fi im Bufen mach
Pr — ſie verkuͤndet mir mit freud'gem Beben: bier ſoll
ich fie feben! .
Hier fol ich fie feben, doch wenn uns DVerrath bier
drohte! Warum fteh’ ich bier fo verzagt? Hier gewinnt
nur, wer muthig wagt; trotz Gefahr und Tod folg' ich dem
Gebot: hier ſoll ich fie fehen! ’
„Maurer und Schloffer.”
952,
Hier ftehen wir auf unfern Krüden, an unferd Vater
Friedrich's Stab, und Thraͤnen ftürgen aus den Blicken auf
unfern grauen Bart herab.
O Bater! Lönnten wir erfaufen mit ale Blute dich
von Gott, dann würden wir auf Krüden laufen und würben
bitten um ben Zod. i
’ 8*
116 Hier waren wir immer.
Wir, die wir einft bei deinem Leben erhielten Brod und
Löhnung vol, uns wird nun faum dad Brod gegeben, wir
leben jest fo Eummervoll.
Hier ftehen wir verlaßne Waifen und bliden uns mit
Zhränen an, und wünſchen dir bald nachzureifen, hin, wo
und nichts mehr trennen kann.
Ein Stüdlein Erd’ aus deinem Grabe, ein Stüdlein,
Bater, nehm’ ich Bir, und wenn ich ausgetrauert babe, fo
legt man es in's Grab zu mir.
. Altes Soidatenland.
953.
Schüßenlied,
Melodie: Schon haben viel Dichter.
Hier waren wir immer fo herrlich verbunden, und zahl:
ten nur frohe und felige Stunden, und fahen dann blühen,
Jahr aus und Fahr ein, ja blühen gar freundlich ben
S ügenverein.
a haben wir immer, von Freude durchdrungen, das
innige Stud, dad wir fühlten, gefungen; doc fagt nun, was
Laßt denn Jahr aus und Jahr ein in unferem Bunde fo fröb:
lih uns fein?
Nicht Zünglinge find wir, die wetten und wagen und
fuhen im Sturme das Glück zu erjagen; gern- figen wir
ne im engen Verein, und Eönnen deßwegen fo fröhlich
a fein.
Wir grüßen uns immer, bezwungen bei'm fefte, als
fremde und fernher gefommene Gäfte; wir treffen als alte
Bekannte hier ein, und Eönnen deßwegen fo fröhlich auch fein.
Wir brauchen nicht forgfam die Worte zu fegen; — wenn
Tönnte ein Wörtchen vom Freunde verlegen? — wir reden,
verftehn und im Bruderverein, und Eönnen deßwegen fo fröh:
lich auch fein. _
Selbſt Männer, gepriefen von jeglihem Munde, verwei-
en fo freundlich in unferem Bunde, und liebevoll Erönen fie
unfern Verein, und laſſen fo heiter und fröhlich und fein.
Hier figen wir Alle vertraulich und bieder, und fingen
ber Freundfchaft gebeiligte Lieder, und trinken darunter vom
Foftlihen Wein, und können deßwegen fo fröhlidy bier fein.
Mo Freude fol wohnen, darf Ordnung nicht fchwinden:
und hier ift ja Ordnung vorzüglich zu finden; wie viel thut
bei Zafel die Klingel allein! he tönet und bittet — gleich
ruhig zu fein.
Hinaus, hinaus. 117
Es blühet Fein Bund, der nichts Feſtes bezwecket, wo
Jeder ein Ziel nach Belieben ſich ſtecket. Zu treffen bezielet
der Ernienverein: ein Biel und ein Sinn läßt fo fröhlich
uns fein. | |
Mas wollen wir länger den Bund noch befchreiben ?
fhön war er, und ift es, und wird es auch bleiben; auf,
greift nach den Gläfern: Der Schügenverein foll blü:
bend, wie immer, in Zukunft auch fein.
954.
Hinaus, hinaus! es ruft das Vaterland! Eilt, Männer,
eilt zu Fämpfen und zu ſiegen; im Glauben ſtark bewaffnet -
eure Hand! She dürft nicht wanken, nicht erliegen, ihr
ftreitet nicht um Ehre, Ruhm und Gold, dad deutihe Recht
erkampfet ihr euch wieder, und deutſche Kreibeit, deutſche
Treue, deutjche Lieder erwarten euch als euer ſchönſter Sold.
Zu lange fchon ertragen wir die Schmach, die durch Ver⸗
biendung wir erduldet; werft ab das Jod und werdet end-
lich wach, auf daB nicht eure Schande ihr verfchuldet. Es
ilt für Glaube, Vaterland und Weib; erfampft den Sieg,
ringt deutfhen Sinn une wieder, und deutiche Freiheit,
Deutfühe Treue, deutſche Kieder erwarten euch ald euer ſchoͤn⸗
fter Sold.
Gott war mit euch, er maß die Prüfungszeit, er gab
euch Muth, den großen Kampf zu enden; er hat durch euch
von Feinde ung .befreit, und Sieg empfangen wir aus feinen
Händen. Ihr Fämpftet treu für Gott und Vaterland, das
deutfche Recht erfämpftet ihr euch wieder, die edle Freiheit,
De reue, deutſche Lieder ſind nun des Vaterlandes Unter⸗
pfand.
955.
Der ungariſche Noßhirt.
Hinaus, hinaus, mir kocht das Blut! Hinaus, hinaus,
mir wallt der Muth! Das Dorflein harrt in Neubegier,
wild auf der Haide rennt das Thier. Es flattern die Mäh—
nen, ed donnert der Huf, die Peitiche gellt zum Huffaruf; —
ich nahe dem Roß, — es fehleubert die Rechte um feinen Hals
die zähmende Flechte; — die Männer jauchzen, die Dirnen
beten! 8woͤlf Schritte bin ich zurüdigetreten, und rede mid),
firede mich mächtig zur Erde, und ziehe mit jchwellenden
Sehnen den Strid um's ſtolze Genid, und firammer und
ftranımer dem ſchnaubenden Pferde.-
‘
118 Hinaus in die Ferne!
⸗
Kaum ſpuͤrt der baͤumende ſchaͤumende Renner die Schlinge,
h fegt ex wie des Sturmes Schwinge, und faufet und brau-
et im engen Ringe, indeß der Strict die Kehle ſchnürt: Die
Peitfchen gellen, die Hunde belien, die Gräfer fterben, ver:
derben, es wirbelt ber Staub zum Himmel auf, es finget,
ed ſpringet der bunte Hauf. Ich aber ruhe mit kuͤhnem
Blu auf. der zitternden Erde, und nah’ und näher dem ra-
fenden Pferde, und ſtemme mich mächtig und halte den Strid, —
und die Hand ift wund, und es fchäumt der Mund, und alle
Pulſe Elopfen, und es falit der Schweiß in ſchweren Tropfen.
O Herre Gott, o Herre Gott, verlaß mich nicht, verlaß mich
nicht, laß nimmer mich werden zum Kinderſpott! — Da
fchwindet der Athem, — da ftrauchelt, — da britht das rau:
chende Thier mit Macht, mit Macht, fein Auge weint, mein
Herze lacht!
Run ift es Beit, ich wachſe ſchnell vom Boden auf, — |
I wiſchen die gefpreizten Schenkel nehm’ ich dad Hin:
geſtreckte Roß, laſſe locker die fchnürende Schlinge, fafle die
wehenden Mähnen, ein ungrifcher Reiter! Gieb Acht! gieb
Acht! Nun athmet freier das keuchende Thier, und reckt die
ſchlanken Vier, und hebt fich geflügelt mit bumpfem Gefchnauf,
— und hebt mich zugleich mit auf, — und baumt fi und
rennt und rennt, fein Herz und feine Sohle brennt. Und es
rennt in die weite Welt hinein, und die Maffenden Hunde
binterdrein, und ed vollen die Schollen im Haidegrund, und
meine Sporen ftacheln ed wund, und bie Peitfche in meiner
linken Kauft laut Inallend um feine Hüften ſauſt —: fo zäh⸗
met der Janko das wilde Roß, und jubelnd umringt mich der
bunte Troß. — Karl Be.
956.
Gefang ansziehender Krieger,
Hinaus in die Ferne mit lautem Hörnerklang, die Stim:
men erhebet zum männlichen Geſang! Der Freiheit Hauch
weht mächtig durch die Welt, ein freies, frohes Leben und
wohl ggefält.
ir balten zufammen, wie treue Brüder thun, wenn
Zod und umgrauet und wenn die Waffen ruhn. Uns alle
treibt ein reiner, froher Sinn, nad) einem Ziele ftreben wir
ale hin.
Der Hauptmann, er lebe! er gebt uns kühn voran, wir
folgen ihm muthig auf blut’ger Siegesbahn. Er führt und
jest zu Kampf und, Sieg hinaus, er führt uns einft, ihr
Brüder, in's Vaterhaus.
Hoch anf dem Bag. 119
‚ Ber wollte wohl zittern vor Tod und vor Gefahr? Vor
Feigheit und ande erhleichet unfre Schar, und wer ben
Zod im beil'gen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erbe im
Baterland!. MWethfeſſel.
957.
Hinaus in's Freie! hinauf nach ben Hoͤh'n! unter Got⸗
tes Augen mid zu ergehn!
Da wirb mir wieder fo wehl zu Muth;. da wallt fo
freudig das punge Blut. ;
‚Da biid ich felig die Thal’ entlang, und all’ bie Freude
wird zum Geſang! | Karl Srüneifen.
958.
Hippocrat, den Cos verehret, zieht dem Wein das Wafs
fer. vor; denn fein Apborismus lehret: Evurgkosı nold Udwg.
Und Galen de humido fchreibt fehr ſchoͤn und weislich fo:
prodest aquae potio.
Celſus zeigt [hon unterm Zitel: de potationibus durch
ein ziemlich lang Gapitel, daß man Waller trinken muß:
Hermann Boerhav fchreibet ja: aqua paullo frigida _potio
est optima, Prostermeann.
959.
Hoch auf dem alten Thurme ſteht des Heiden ebler Geift,
der, wie das Schiff voruͤbergeht, es wohl zu fahren heißt.
„Sieh', dieſe Senne war fo ſtark, dies Herz fo feft und
wild, die Knorhen voll non Mittermark, ber Becher angefüllt.”
„Mein halbes Xeben ſtürmt' ich fort, verdehnt Die Hälfte‘
in Ruß, um du, du Menſchen⸗Dchifflein dort, Tape immer,
ı the.
960. -
immer zu!
Hoch auf dem Berg’ und tief im Thal, fol ich denn um
dich trauern wohl überall? Die Sonne und ber Mond, das
ganze Firmament, foll ich Denn um dich trauern bis an mein End’ y
Tofeft du allda in guter fanfter Ruh', und fehließeft
deine ſchwarzhraunen Aeuglein zut Schlafeft du allda und
laͤſſeſt mich nicht ein, und ladef- mid) gar eben zur Hochzeit ein ?
Froh will ih fein, wenn's bir wohl geit, wenn auch
mein junges Herze in Trauern fleit, Geit e& dir wohl, fo
freut es mich; geit'd dir aber übel, o ſo Eränft es mid).
Harfentlong und Saitenipiel hab' ich Taffen ſpielen fo oft
umd vielz hab’ ich laſſen Ipielen fo oft und viel, bis Daß mir keine
Saite mehr Elingen will, Volkslied.
120 Hoch fol das anmuihsuelle Mädchen.
961.
Melodie: Vom hoh'n Olymp.
Hoch fol das anmuthsvolle Mädchen eben, bie noch in
friiher Iugend glänzt, die wuͤrd'ge Greifin aber auch dane-
ben, der Sitberhaar die Stirn’ umkraͤnzt. Jeglicher bringe
vor allen jedoch feurig.der Kiebften ein dreifachen oh! (Ehor:)
AN 6 Ha vor allen jedoch feurig der Liebſten ein drei⸗
aches
Es leb' die Fürftin auf dem goldnen Throne, wenn's
Diadem fie würdig fhmüdt, das Mädchen auch mit einer
Blumenkrone, wenn aus bem Aug’ ihr Unfchuld blickt. Jeg⸗
licher bringe vor allen jedoch ıc.
Dem Mädchen, dad im Arm bed Schlummers lieget,
von Mutterforge treu bewacht, der Mutter, die dad fuße
Kindlein wieget, fei jegt ein volles Glas gebracht. Ieglicher
bringe vor allen jedoch ıc.
Es leb' das Mädchen, deren zarte Farbe wie Schnee
vom Mörgenroth verftärt; der braunen Schnitterin mit ih«
rer Garbe fei fröhlich auch ein Glas geleert. Seglicher bringe
vor allen jedoch ꝛc.
Sie, die beglüdt durch einen treuen Lieben, ſich feltg
fhon im Himmel wähnt; fie lebe hoch, doch audy die Schwer»
muthötrübe, die fi) umfonft nach Liebe fehnt. Jeglicher
bringe vor allen jedoch zc..
Das Mädchen, das die Grazien umfchweben, bad Sang
und Tanz und Freude liebt, fol mit ber finnig ernften Jung⸗
frau leben, die freudig ihre Pflichten übt. Jeglicher bringe
vor Allen jedoch ꝛc. Ä
Sie alle hat der Himmel uns beſchieden, das ‚Herz
befiern, zu erfreun, fie alle, alle follen uns bhienieden ein
Bild des Guten, Schönen fein. Füllet die Gläfer, die Blicke
empor, danket dem Himmel im jubelnden Ehor!
962.
Hör’ ich munter um die Zonne fingen, Kannen Fappern,
Stäfer Hell erklingen, dünkt es mich, ich höre Sphärenton.
Bin nun einmal jo geboren worden, muß hinein in biefen
Jubelorden, glaub ald Türk' Prädeftination.
Vebt dort oben fi in Donnerflängen Zeus, und läßt
die Wolken runzlich hängen, glaubt ihr wohl, ich ſchlag' die
Hande Schon? rin: ihm wader zu in foldhen Nöthen, einen
Seuntnen darf Fein Donner tödten; Beus hat auch Praͤdeſti⸗
nation.
Hört, Brüder! 121
Laßt den alten Graubart immer tofen, mir bringt frifche
Glaͤſer, friſche Nofen, Zonnen, die mir Niederlagen drohn.
Muß ich dann gleich mit den Zapfern fallen, fangt mich auf,
ihr Brüder, mich vor Allen; dies fei mir Prädeflination.
Laßt die Thoren fliegen in die Fernen, laßt das Heil fie
fragen von den Sternen, holen aus dem tiefen Acheron. In
den Zonnen ſehet die Planeten; ſeht am Hügel, wo ſich
Trauben röthen, meines Sterns Prädeftination.
Droht der Ifegrimm mit feiner Senfe, reit' ich's Leben
doch auf Stang’ und Trenſe, im Galopp, im Trotte ihm
zum Sohn! Bor ber: Stunde darf das Noß nicht ſtuͤrzen,
um Minuten darf er mir nichts kürzen, Tod bat auch Prü-
deftination. €. M. Arme.
” 963.
Melodie: Im Kreife feober, kluger Becher.
Hört auf mit Plaudern und mit Lachen, denn jedes Din
bat feine Zeit; wir koͤnnen noch was Beſſers mahen: au
Lieder heifcht die Fröhlichfeit! Ein Felt, bei welchem man
nicht fingt, gleicht einer Glocke, die nicht klingt.
Mo u denn, Freunde, laßt uns fingen ein Ried, das
FA und Ohr erfreut. Wenn noch dabei Die Gläfer Elingen,
o wird's ein herrliches Beläut. Nur werde dad auch nicht
verlegt, daß man die Kehle fleißig netzt.
enießt den edlen Saft der Neben! ſchenkt ein mit un-
verdroßner Hand, und trinkt auf aller Menfchen Leben, uns
AU umfhlingt ein Bruderband. Schließt euch auf Diefer
Pilgerbahn gefellig an einander an!
Es leben alle guten Fürften, die feinem Schmeichler fich
vertraun, die, ftatt nad) Heldenruhm zu dürften, dem dürft's
gen Fleiße Hütten baun! Dem Landesvater diefen Wein, er
wit, wir jollen fröhlich fein!
Es leben alle wadern Bürger, und wer den Bürger-
namen ehrt! Weg, dummer Stolz, du Freudenwürger bift
nicht der edlen Freiheit werth! Auf, Bürgerglüd! Stimmt
feurig ein: Wir wollen deutiche Bürger fein!
Es leben all die edlen Glieder des Bundes, der uns
bier vereint! Klingt an mit Herzlihkeit, ihr Brüder, auf
richtig fei der Wunſch gemeint! Das ganze Leben ſchwind'
und jo, wie biefes Felt, vergnügt und froh!
964.
Melodie: Das waren mir felige Zage.
Hört, Brüder, die Zeit ift ein Becher, drein gießet das
Schickſal dem Zecher bald Galle, bald Wafler, bald Wein.
122 Hört ihr den fchwäbifchen Wirbeltanz?
Was geftern als Wein und erfreute, verwandelt in Waſſer
fi Beute, und morgen fann Galle drin fein.
Doch weifere Becher verſtehen mit Klugheit zu teinten,
und ſehen zuvor in den Becher hinein; und blinket es golden,
fo trinten | e heftigen Zuges, und dünken ſich heute nur Dur:
fig zu
Drum füllt euch das Schickſal, ihr Zecher, mit fließen⸗
dem Golde den Becher, und ladet zum Trinken euch ein: fo
laßt euch das Waſſer von morgen, die Galle von geitern nicht
forgen und trinket den heutigen Wein. AIlumdquer.
965.
Hört ihr den ſchwaͤbiſchen Wirbeltang? Lirum ˖ kralarum!
fein ei! Mag ein pedantifcher Firlefanz rufen fein Ach! und
ein @i
Lirum, der Boden ift fpiege glatt, bel und bevölkert
ber — larum, es walze, wer Athem,bat und ein gefun-
ed Pedal
„Juͤnglinge, ſchwebet im Zakte hin! fliegt den melodiſchen
Jug bis euch die gluͤhende Tänzerin lispelt ein mattes:
Genu
8 ber unnennbaren —— gruter dem Hörnergetön,
Ra in füßer Umfepkungenpeit fi ‚ wie die Sphären, zu
drehn
Krittler, verdammt den Erfinder nicht! denn ihr ver-
dammt die — Natur! Binget dem wmahe ein Lobgedicht,
aber dem langfamen nur.
966.
Nachtwärhterlied.
ört, ihr Heren, und laßt euch fagen, unſre Glock hat
Zehn —ã — Zehn ſind der heiligen Gebot', die uns a
ber liebe Sott. Menfchen Wachen kann nichts nüßen,
muß‘ wachen, Gott muß „Jöüeen; er durch feine große Macht
geb’ uns eine gute Na
- Hört, ihre Heren, nd laßt euch fagen, unfre Glock' hat
Ef efchlagen: Elf ift der Apoftel Baht, bie da lehrten überall.
Menſchen Wachen te.
oͤrt, ihr Herrn, und laßt euch fagen, unſre Glock hat
Swölf geihlagen: Zwölf Jünger folgten Iefu nad, litten mit
ihm alle Schmach. ꝛc.
Hört, ihr Herrn, und laßt euch fagen, unfre Glock' hat
Eins geſchlagen: Eins ift ‚allein der cinige Gott, der uns
traͤgt aus aller Roth. ıc.
-
\)
Hurt ihr wahl den granfen Sturm. 123
Hört, ihre Herrn, und laßt euch fagen, unfre Glock' hat
Zwei gefchlagen: Amei Wege hat en vor fi, Ken
- den beiten wähl’ für dich. ꝛc.
‚Hört, ihr Heren, und laßt euch fagen, unfre Glock hat
Drei geichlagen: Dreifach ift, was heilig heißt, Vater, Sohn
und heil'ger Geiſt. ꝛc.
VHoͤrt, ihr Herrn, und laßt euch ſchen, unſre Glock hat
Vier geſchlagen: Vierfach iſt das Ackerfeld, Menſch, wie iſt
dein —*— beſtellt ? ꝛc.
907.
Hört, ihr Herrn, und laßt euch fagen, weil die Uhr hat
Behn geichlagen, Laßt und unfrer Raufche Zahl überichlagen
nch einmal, Wil das Jahr, in dem wir leben, nicht die
volle Zahl dir geben, trink' den zehnten heute dir, und bu
bift fo gut, wie wir.
Hört, ihe Herrn, und laßt euch fagen: weil bie Uhr hat
Elf geihlagen, denkt doch an den Eiferwein, und ſchenkt
feinen ſchlechtern ein; denn der edle deutiche Eifer ift der
wahre Seelenhelfer. Ef! ihr Herrn, der Wächter ſpricht:
höret und verzählt euch nicht! -...
Pa ihr Heren, und laßt euch jagen: weil die Uhr hat
Zwölf geihlagen und zur Neige geht der Tag, feht auf euren
Zifchen nach, ob ſich hier und da nicht zeigen volle Flafchen
oder Neigen. Ale muͤſſen fein geleert, ch’ der Wächter
wiederkehrt. | u
Hört, ihr Heren, und laßt euch fagen: weil bie Uhr hat
Eins geihlagen, und der neue Tag beginnt, holet neuen
Wein gefhwind, und erwählt euch einen Andern, mit dem
Horn umher zu wandern. Guten Morgen! Guten Zap!
Meine Uhr geht immer nach.
968,
Hört ihr wohl den graufen Sturm mit ber Wetterfahne
irren? Uber laßt und das nicht irren! Laßt bie Doblen
um den Thurm fihneeweiflagend immer jchwirren. (Chor:)
Laßt die Dohlen ıc. Zu
Sind doch ˖ wir in Sicherheit: laßt den Strom in finftern
Wogen; ihren lichten Frühlingsbogen hat beicheidne Fröhlich:
keit lieblich um uns ber gezogen. (Chor:) Um und zog die
Fröhlichkeit ihren lichten Brühlingsbogen.
Pflanzt die Glaͤſer auf den Tiſch! trinkt die ſchwarzen
Sorgen nieder | windet Kraͤnze, finget Lieder! ſeht, die, Aſter
124 Hört, lieben reichen, dicken Sente!
ift noch friſch, drum bekraͤnzt, bekraͤnzt euch, Brüder! (Chor:)
Ja, die After ift noch friſch, Fränget den Pokal, ihr Bruder!
Unfre Pflanzen, groß und Elein, mögen gern im Regen
fprießen und des Frifen Thau's genießen! Nur die Freude
Ben allein fidy mit Rebenfaft begießen! (EChor:) Nur die
reude ıc.
Mag der hochgelehrte Mann Form und Geift der Freud’
ergründen — beide trennen und verbinden, und beregeln,
wenn er kann, wir, wir wollen fie empfinden! (Chor:) Er
beregle, wenn er Tann, Freude, welche wir empfinden!
Hier fol Freud’ und Friede fen, und der Kriegöpofaunen«
bläfer findet heut’ hier Beinen Leſer; ‚jedes Herz ſei klar und
tein, rein und Har, wie unfre Glaͤſer. (Ehor:) Jedes Herz ıc.
Nur die Gläſer nicht zu vol! mäßig fein ift unfer We⸗
fen, das macht Seel! und Leib genefen! Wer's nicht ift, zur
Strafe fol der Suwarow's Thaten lefen. (Chor:) Wer nicht
mäßig iſt, der foll in Suwarow's Thaten leſen.
Beben fol die beßre Zeit! und kein Ruſſe fol die Blü—
then ihres Lebens niederwüthen! Leben fol die Menfchlich-
Feit! troß dem furchtbar rohen Ecythen! (Chor:) Keben fol ıc.
Leben fol der Freunde Kreis! bei den Seelen, die ihn
weihen, nichts fol feinen Kranz entzweien! Klingt die Glä«
fer an, wer weiß, ob wir und bald wieder freuen! (Chor:)
Klingt die Glaͤſer ꝛc. , , Tiedge.
969.
Hört, lieben reichen, dicken Reute! Hört an mein Troſt⸗
lied! Schaut mit Ruh' beiim Glafe Bier dem Zeitgeift zu!
Schlaft ruhig morgen fo wie heute und glaubt: Fein Krieg
erfchreckt die Welt; denn Bruder Rothſchild giebt Fein Geld.
Sagt an, wer follte Krieg beginnen?, Meint ihr, die
Diplomaten? Traun! die wollen vorwartd nimmer fchaun,
und rüdmwarts immer fich befinnen, und werden endlich doc
geprellt; denn Bruder Rothſchild giebt Fein Geld.
Und glaubt vielleicht ihr, die Soldaten? — Sie haben
freilich heißes Blut; Boch fürchtet nichts von ihrem Muth,
und nichts von ihren Heldenthaten! Berhungern müffen fie
im Feld; denn Bruder Rothſchild giebt Fein Geld.
Und meint ihr gar die Kiberalen? Ach Gott! das Bis«
hen Volkspartei macht zwar ein wenig viel Gefchreis Doc
kann's die. Zinte kaum bezahlen, womit es ſich im Kampf
erhält, denn Bruder Rothſchild hat das Geld.
Und denkt ihre gar, die guten Pfaffen? Sie könnten
wohl, wie's oft gefhah, das Heuer fchüren hier und da. —
. Hört, wie die Wachtel 125
Glaubt mir, auch ihnen fehlt's an Waffen; denn er, der
opti der Chriftenwelt: ber Bruder Rothſchild giebt Fein
eld.
Und giebt er keins, ſo kann auf Erden, in allen Staa⸗
ten weit und breit, trotz allem Zank und allem Streit, kein
Krieg, ihr guten Leute! werden; denn dazu braucht die liebe
Welt vor allem Bruder Rothſchild's Geld.
Drum ift der Friede rings geborgen, Es wäre denn,
ber reihe Mann fing Krieg mit feinen Schuldnern an, doch
ift auch Dies nicht zu beforgen, da er gar jehr auf Ruhe hält;
denn Beuber Rotäieild liebt fein Geld.
Drum, lieben reichen, Dicken Leute, blickt in die le
Zeit mit Ruh’! Laßt's fchmeden euch und lacht dazu! Schlaft
ruhig morgen, fo wie heute, und glaubt: Fein Krieg erichrecdkt
die Welt; denn Bruder Rothſchild liebt fein Geld.
970.
Hört, wie die Wachtel im Grünen fchön ſchlagt: Lobet
Gott, lobet Gott! Mir kommt Fein Schauder, fie jagt, flie-
„het von einem in’d andre grün’ Feld, und uns den Wachsthum
der Krüchte vermeld’t, rufet zu Allen mit Luft und mit Freud’:
Danke Gott, danke Gott! der du mir geben die Zeit.
Morgens fie ruft, eh’ der Tag noch anbriht: Guten
Zag, guten Zag! Wartet der Sonnen ihr Licht; ift bie
aufgangen, fo jauchät fie vor Freud’, fehüttert die Federn
und ſtrecket den Leib, wendet die Augen dem Himmel hin
an: Dank fei Gott, Dank fei Gott! der bu mir geben die
u
Blinket der Lühlende Ihau auf der Haid’, werd’ ich naß,
‘werd’ ich naß! Zitternd fie balde ausfchreit, fliehet der Sonne
entgegen und bitt’t, daß fie ihr theile Die Warme auch mit,
(aufet zum Sande und fcharret fi) ein. Hartes Bett, har:
tes Bett! ſagt fie und legt fich darein.
Kommt nun der Waidmann mit Hund und mit Blei:
fürcht' mich nicht, fürcht' mich nicht! Liegend ich beide nicht
jcheu’, fteht nur der Weizen und grünet das Raub, ich met:
nen Beinden nicht werde zum Raub; aber die Schnitter die
macen mich arm, wehe mir, wehe mir! daß ſich der Himmel
erbarm'!
Kommen die Schnitter, ſo ruft ſie ganz keck: Tritt mich
nicht, tritt mich nicht! liegend zur Erde geſtreckt. Flieht von
geſchnittenen Feidern hindann, weil ſie ſich nirgend verbergen
mehr kann, klaget: Ich finde kein Körnlein darin; tft mir
leid, ift mir leid! Flieht zu den Saaten bahın.
126 Hört zu, ih will eud.
Iſt nun das Schneiden der Früchte vorbei: Harte Beit!
barte-Beit! Schon kommt der Winter herbei. Gebt fih zum
Lande zu wandern nun fort hin zu bem andern weit froͤhli⸗
chern Ort, wuͤnſchet indeſſen dem Lande noch an: Huͤt' dich
Gott, huͤt' dich Gott! fliehet in Frieden bergan.
Altes fliegendes Blatt.
971.
Hört zu, ich will euch Weisheit fingen! die Kunſt, ſich
felber zu bezwingen, Eenn’ ich, ich Eenn’ fie ganz allein. Es
lehrt Fein Doctor; Fein Peofeller, fie gruͤndlicher als ich und
nie ? gFrinkt Wein! trinkt Wein! trinkt Wein! ihr werdet
weife fein.
Meist euch des Feindes GLü zum. Neide, deckt euch nur
WoW, ihn Sammt und Seide, ihr gebt, er muß gefahren
fein: er fahr” und überrechne Schulden, und ihr für euren
legten Gulden trinkt Wein! trinkt Wein! trinft Wein! ihr
Ichlafet ruhig ein.
Müßt ihr vor großen Heren euch beugen, feht ihr fe
täglich höher fleigen, weift man euh ab, laßt Narren vor:
Ladt ihnen Reverenze m und um die Thoren. zu bela=
hen, trinkt Wein! trinkt Wein! trinkt Wein! und ihe feid
groß, fie Elein.
Kenn Nachbarn eure Nechte kraͤnken mit böfer Kift und
argen Nänken, wer wird euch Jeinen Beiftand leihn? Geht
ja nicht hin zu Rabuliften, die fi in euren Beutel niften;
trinkt Wein! trinkt Wein! trinkt Wein! ihre werdet bald
verzeihn.
ai ſich das Gluͤck zurüdgezogen, ſeid ihr von Hoffnun-
gen betrogen, fällt hier und da ein Luftſchloß ein: laßt ab,
uinen zu befchauen, fucht euch ein neues zu erbauen: teinft
Mein! trinkt Wein! trinkt Wein! ihr legt den erften Stein.
Wenn Mädchen unempfindlich bleiben, nur Scherz mit
eurer Liebe treiben, und jpotten eurer Herzenspein: raf't ja
nicht gegen eigned Xeben, und, ſtatt mit Gift euch zu ver⸗
geben, krinkt Wein! trinkt Wein! trinkt Wein! ihr werbet
füger fein.
Wenn trinken geoße Sünde wäre, fo müßte ja, bei-mei-
ner Ehre, bie halbe Welt des Teufels fein. Glaubt ja nicht
ſolche Schwärmereien! obs auch Beloten nie verzeihen. Trinkt
Mein! trinkt Wein! trinkt Wein! und laßt die Narren fchrein.
Stellt fi ein furchtbares Serippe, der blaffe Tod mit
feiner Hippe, bei euch unangemelbet ein; greift raſch nad)
Hoffnung, Hoffnung, komm nur bald. 127
einem vollen Becher und fprecht: willkommen, lieber Becher!
Trink' Wein! trink' Wein! trin! Wein! und laß dein Zödten
fein. Chriſt. Selie Weiße.
972.
Melodie: O sanctissima.
dr’ und, Almächtiger! hör’ und, Allgütiger! bimmli-
fcher Führer der Schlachten! Vater, dich preifen wir, Va⸗
ter, wir danken dir, daß wir zur Freiheit erwachten!
Wie auch die Hölle brauft, Bott, deine ftarke Fauft ftürzt
das Gebäude der Zuge. Fuͤhr' uns, Herr Zebaoth, führ’ uns,
breiein’ger Gott, führ' uns zur Schlacht und zum Siege!
We uns! fall' unfer Loos auch tief in Grabes Schooß:
Lob doc) und Preis deinem Namen! Reich, Kraft und Herr:
lichkeit find dein in Ewigfeit! Führ’ uns, Allmächtiger! Amen.
i Theodor Körner. 1813.
973.
offnung erhält das Leben, fie fliht das Demantband,
das Erd’ und Himmel einet‘, fie reicht und ſtets bie Hand.
Sie ift der Fels des Glaubens, wenn Tod die Hippe fchwingt,
wenn Gruͤfte uns umgeben, wenn Schauer uns umringt.
Site iſt der Stern der Liebe, wenn Sehnfucht harrend
Flagt, wenn Herzen ſich ergieben, wenn Freude rofig tagt;
fie iſt des Pilgerd Stüge, ſie giebt vor ihm herauf, wenn er
zum fernen Ziele verfolgt den Pilgerlauf.
Sie ift der Schug im Dreange, fie giebt im Unglüd
Muth; wenn Leiden uns umgeben, ruft fie: es wird noch
ut! Die fchönfte Lebensblume erleichtert Müh’ und Roth.
hoffnungslos fei nimmer im Leben und im Tod!
974.
Hoffnung, Hoffnung, komm nur bald, meined Herzens
Aufenthalt! Mein Verlangen fteht allein zu der Herz, zu
der Herz:, zu der Herzallerliebſten mein.
Heut‘ -will ich nicht ſchlafen gehn, will zu der Herzaller⸗
liebſten ſehn; will gehn vor ihr taflämmerlein, :,;: will
fhaun, ob fie :,: zu Haus wird fein.
Wer ſteht denn draus, wer klopft denn an, der mich
fo leiſe wecken kann?” „„Es iſt der Herzallerliebſte dein;
ſteig' auf, mein Schatz, und laß mich ein!““
128 Hoho! vinat.
„rein darf ich dich nicht laſſen, meine Mutter ift noch
nicht fchlafen; mein Vater ift beim rothen Fühlen Wein: ich
hoff, DaB er bald da wird fein.”
„„Ich darf nicht lang mehr außen ftehn, ich feh die
Morgenröth” aufgehn, die Morgenroͤth', ein'n hellen, hellen
Stern; bei meinem Schatz wär’ ich ſo gern!”
Das Maͤgdlein fland auf und (ie ihn ein, in ihrem
ſchneeweißen Hemdelein; und als fie ihm hatt’ aufgethban, da
fing fie bald zu weinen an. u
„„Ach, weine nicht, mein Schägelein! uͤber's Jahr follſt
bu mein eigen fein; mein eigen folft du werden allhier auf
biefer Erden!““ Bom Thüringer Walde.
975.
Hoho! vivat, hoho! vivat fraterna sanitas! (Chor:)
Hoho! vivat etc.
En poculum amoris, antidotum doloris, hoho! vivat,
hoho! vivat fraterna sanitas! (Chor:) En poculum etc.
976., |
Empfindfames Spldatenlied,
‚„polde Rat, dein dunkler Schleier dedet mein Geſicht
vieleicht zum legten Mat! morgen lieg’ ich fhon dahin ge:
ſtrecket — aus der gehend gen Zahl.
Morgen geben wir für unfre Brüder und für unfer Ba:
terland zum Streit; aber ach! fo Mancher kommt nicht wie:
der, wo fi Freund an Freundes Bufen freut. j
Mandyer Säugling lieget in den Armen feiner Mutter,
fühlt nicht ihren Schmerz; fie fehreit himmelhoch, ah! um
Erbarmen, und drüdt Ben aeon ihn an ihr Herz!
Freudig hüpft und fragt ein muntrer Knabe: Mutter!
kommt nicht unfer Vater bad? Du armed Kind, dein Vater
liegt im Grabe, fein Auge fieht nicht mehr der Sonne Strahl!
Dort liegt fchon ein Held mit Sand bededet, Waiſe ift
dad Mädchen und ber Knab'; hier liegt auch ein Sohn dahin
geftrediet, der den Aeltern Brod im Alter gab!
Mädchen, denke nicht an füße Bande, den!’ auch nicht
an Freud’ und Hochzeitstanz; denn bie Liebe ſchlummert ſchon
im Sande, fchwinget hoch empor. den Todtenkranz!
Traurig, traurig, daß wir unfre Brüder hier und dort
als Krüppel wandern ſehn; aber füße Pflicht iſt's dennoch
wieder, muthig feinem Feind entgegen gehn.
Holde Sonkunſt, Deine Ftenden. 129
Reißt mich gleich des Feindes Kugel nieder, ſchwingt
mein Geiſt ſich freudig hoch empor; ach, wer weiß ‚tehn —*
uns jemals wieder! darum, Freunde, lebt auf ewig wohl!
Ueblich 1813 u. 1814. Bon Bluͤcher verboten.
977.
Holdes Grün, wie lieb’ ich dich! Augenluſt biſt du für
mich; bift, fo wahr id Waidmann bin, aller Farben Königin.
„ „pa! wie fon ift Wald und Flur, wenn der Frühling
bie Iztur gallamaͤßig ausgeſchmuückt, Auge, Ohr und Herz
e
ntzuckt. F |
Melche Farbe hat die Tracht, die fo reizend Alles macht?
Grün, o grün ift Wald ’und Flur, grün das Feſtkleid der
Natur.
Mahomed ift mein Patron; ächte Schönheit kannt' er
fhon! er, dem aus der Farbenſchar nur die grüne heilig war.
Hätte ih ein Koͤnigreich, wahrlich, feinen Houris gleich,
follten Mädchen jung und ſchoͤn alle grün gekleidet gehn.
Trefflich hebft Du, fanftes Grün! Wangen, die wie Ro⸗
fen glübn; nur zum grünlidhen Geficht paßt ein grün Ge⸗
wand fich nicht, .
Wenn ein brennend Scharlachroth meinen Augen Blindheit
droht, blick ich Ängftlich hin nach dir, Troſt und Stärkung
giebft du mir. i " .
Hu! vie haſſ' ih Schwarz und Grau, minder Weiß und
Gelb und Blau; doch du ſchönes Grün allein fouft meine Lieb⸗
lingsfarbe fein. on
Lob und Preis der Fägerei, fie nur bleibt dir ewig treu.
Südlich, glüdtih ift der Mann, der ine Gruͤn ſich kleiden
fann.
Ah! wenn nur im Winter nicht, Brüder, einft mein
Auge bricht! möchte gern zum grünen Hain fterbend noch ge:
tragen fein. _ 0° oo.
Unter‘ Buchen, Lieblingögrän; foll ‘mein letzter Haud)
enefliehn wo mich, leblos hingeſtreckt, aud ein grüner Ra:
fen deckt. ——
978.
Holde Tonkunſt, deine Freuden ſingt mein jugendliches
Lied; fanfte Tröſterin im Leiden, wenn und Luft und Freude
flieht! Wie erheitert fidy die Seele, wenn dein Saitenfptel
erktingt, und aus zauberiſcher Kehle füßer Lieder Wohlklang
dringt! ,
D wie fühl” ich tief im Herzen deiner Töne Wunderfraft!
Du magſt trauern oder feherzen, dir folgt jede Leidenfchaft!
9
1. i
139 Holt Eichenlaub.
Doch es ift nicht-blos Der nügen, was bu uns, o Tonkunſt,
Ka wenn mit zauberiichen Zügen bu bie guten: Seelen
entft.
ebt nicht gern im Lobgeſange fi) dad Herz zu Gott
port Leiht nicht frommer Lieder Klange frecher Leichtfinn |
ſelbſt fein Ohr? Gtüdlih, wen in früher Jugend, Zonkunft,
ſchon dein Reiz gerührt, ja, zur Unfchuld und zur Xugend
mächtiger ihn bingeführe; |
em bei deinem Saitenſpiele Gellert's frommes Lied
erflang, und die ebelften Gefühle in bie zarte Seele fang.
Darum follen edle Lieder immerdar mein Herz erfreun, und
ich will die jungen Glieder, Zonkunft, deinem Dienfte weihn!
. Fieberkühn.
979.
Melodie: Der Burſch von aͤchtem Schrot.
Holt Eichenlaub, zu ſchmuͤcken hier den alten Feſtpokal!
vallera! den alten Feſtpokal, vallera! denn deutſche Männer
laden wir zum frohen deutſchen Mahl, vallera! zum ꝛc. |
Der Wackre nur fol Zeuge fein, wie uns die Wange
gluͤht, fol Eoften unfern deutfchen Wein, mitfingen unfer Lied.
Hinweg, wer fchüchtern um ſich fehaut, nicht frei fein
FR erheben darf, ſobald man laut vom Baterlande
pricht!
Und wen der Höfe Schmeichelkunſt mehr iſt, als ‚beut-
Iher Sinn, wer ben verkauft um Herrengunft, um ſchaͤndli⸗
hen Gewinn; Ä
‚Beil er, was Menſchen kann erhöhn, nach Chrinftellen
ie und felber, oben an zu ftehn, des Volkes Schmach ver⸗
gißt. J
Richt fo der deutſche Mann! er tritt hervor mit EBort
und Zhat, ihm dünket jeder bange Schritt des Kleinmuths
ein Berrat. | |
„Sein Herz bleibt hohen Muthes vol, droht ihm ber
Mächt'ge gleich, er ſchweigt nicht, wenn er reden fol, nidt
um ein Königreich.
Hinblickend auf fein Vaterland, an dem er nie verzagt,
harrt er, bis himmelabgefandt ein befrer Morgen tagt.
. Und tagen wird's! drum ſchmücken wir den alten Keit-
— und laden deutſche Maͤnner hier zum frohen Veto
3. ©. Iakobi.
Horcht! wie von allen Thürmen. 131
980.
Kinderlied.
Hopp, hopp, hopp, mein Kindchen, die Schwalbe fliegt
geſchwindchen, am Dach, da baut ſie ſich ein Haus, da ſchaun
die Kleinen zum Fenſter heraus, hopp, hopp, hopp!
Hopp, Depp, bopp zu Pferde, wir reiten um bie Erbe,
die Sonne reitet hinterdrein, wie wird fie Abends müde fein!
Dopp, hopp hopp! Wakernagel.
981.
Steckenpferdliedchen.
Hopp ı bopp, bopp! Pferdchen, Lauf, Galopp, über. Dor:
nen, über Steine, thun dir ja nicht weh die Beine, immer
im Galopp! Hopp, hopp, Hopp!
Zipti, taptt, tap! wirf mich ja nicht ab! fonft befommft
du Peitfchenhiebe, Pferdchen, thu’ mir’d ja zu Liebe, wirf
mid) ja nicht ab! Tipti, tapti, fap!
Pitfhi, patfhi, patich! klatſche, Peitfhe, klatſch! mußt
recht um die Ohren fnallen, ba bad Tann mir fehr gefullen!
Peitſche, klatſche, klatſch! Pitſchi, patfchi, patſch!
Haba, haha, ha! juch nun find wir da! Diener, Diener,
liebe Mutter! San auch das Pfertchen Futter? Such, nun
find wir dg! u ba! .
Pre, per, he! ſich doc, Pferdehen, ftch’! fouft ſchon
heut’ noch weiter fprin en, muß dir doch erft Futter bringen!
ſteh' doch, Pferdchen, (eh ! Prr, prr, he! Hahn.
982.
Taudzliedchen.
HGBopſa, Schwabenlieſel, dreh‘ dich rum und tanz'!
Biefegretel, dreh’ Dich um, tanz’ nad) der Flötel. Bes
ziejegretel, lupf' die Füß' und tanz’!
983. ’
| Landſturm.
Horcht! wie von. allen Thürmen die Glocken heulend
ftürmen! Brecht auf! brecht auf! zum Landftuem auf! Ent:
gegen geht's dem Feinde, Gemeinde an Gemeinde, nun Jung
und Alte friſch darauf!
. Dervor die alten Klingen, die auf die Knochen dringen,
die roft'gen Plinten von. der Wand! Bewaffnet cudy. mit
Keulen, mit Spießen, Gabeln, Beilen, und was. euch Immer
kommt zur Hand. 4
-
‚132 Hoch! was klingt am Schloß.
Stud auf! ihre deutfchen Brüder! Dringt in des Fein-
des Glieder, verbreitet Zod und Furcht und Graus! Vertilgt
die lange Schande und jagt aus deutichem Lande undeutfches
Bolf mit Schmach hinaus.
Es Fämpft für Deutihlands Sache iegt ſelbſt des Him⸗
mels Rache. od lebt der alte treue Sott. Dem Herrn
gebt Preis und Ehre, des Feindes ſtolze Heere find feiner
großen Macht ein Spott.
Wie hat das Volk gehaufet, von eurem Gut geſchmauſet,
an eurem Tiſch wie fee gepocht: der ift ein Schuft zu nen-
nen, dem nicht die Sohlen breunen, dem nicht dad Herz im
Leibe kocht. .
Drum Loft mit Fauft und Eifen den Grenzftein ihnen
weifen, fie müffen alle über'n Rhein! Macht ohne Gnade
nieder! wer todt ift, kommt nicht wieder. Nur wader drauf
und hinterdrein! Stienrih Rühs.
984.
Melodie: Sohn, da haft du meinen Speer.
Horch! was klingt am Schlwß empor? Was vernimmt
mein ſchwaches Ohr? Das ift nicht die Art im Wald und
nit das Mühlrad, das fo fehallt.
Rah’ und näher kommt's zum Schloß, es iſt ein Reiter
hoch zu Noß, an der Pforte Halt er Schon! Großer Gott!
ed ift mein Sohn!
Eh’ ich did) umarme, ſprich: Bliebft du brav und ritter:
lich? Daß ic, Dich als deutfchen Mann, als den Sohn um:
armen Fann.
Vater! bin ich nicht dem Kind? Und du frägft, wie ich
gefinnt? Frankreich hat mich nicht. bethört, bin der deutichen
aͤter werth. |
„RXun, fo Tomm an meine Bruft, jett umarm' ich dich
mit Luft, und am vaterländ’fchen Heil haft auch dury-Amein
Sohn, jest Theil,
‚ „Eine Jungfrau barret dein, engelhold and feelenrein, für
die Freiheit focht dein Schwert, bift der beutfchen Väter werth.
Im Elſaß aufgezeichnet von W. Cornelius.
985.
Hort was ruft dort in dem Hain? Feſtgebannt mit
fetonem Faͤdchen feufzt ein junges ſchoͤnes Mädchen, :,: möchte
gern erlöfet ſein.: Knabe geht den Bain entlang, wo der
helle Schrei erklang.
-
Snfazen find gar ware Truppen. 133
Fleht zu ihm das Mägdelein: „Bind’ mich los, du fcho:
ner Knabe, lohn' es dir mit ſchoͤner Gabe, will dir aute
Freundin fein.” Knabe fpricht mit Faltem Ton: „„Eine
Freundin hab' ich ſchon.““
Weiter fleht das Maͤgdelein: „Bind' mich los, bu ſchö⸗
Se nt — nz ein holder Gabe, wit bir liche
welter fein. nabe ſpricht mit barfchem Zon: „„Eine
Schwer u ig fan i ſche
ei as. Maͤgdelein: „Bind' mich les, du ſchoͤner
Knabe, lohn' es dir mit füßer Gabe, will bein treues· Lieb;
hen fein.” Knabe küßt der Wangen Rof’ und band ſchnell
ſein Liebchen los.
986.
Kinderlied.
Horei, horei! meine Kuͤh' find alle nei; 's fehlt mir nur
eine rothe Schecke, wo muß denn die im Holze ſtecke? 8
fehlt mir noch e Ziegenbod, wo muß denn ter fein bingehoppt ?
Nunter in das Niederland, wo die reichen Bauern fiben, mit
den großen Zippelmügen, bie das Geld mit Scheffeln meffen
und den Quark mit Löffeln freſſen. .
Aus Thüringen.
987.
Spimterlied.
Hurre, hurre, hurre! ſchnurre, Rädchen, ſchnurre! trille,
Raͤdchen, lang und fein, trille fein ein Fadelein mir zum
Bufenichleier.
Hurre, hurre, hurre! ſchnurre, Rädchen, ſchnurre! We:
ber, webe zart und fein, webe fein ba8 Schleierlein mir zur
Kirmeßfeier. .
Hurre, hurre, hucke! fchnurre, Raͤdchen, fchnurre! außen .
blank und innen rein muß des Mädchens Bufen fein, wohl
deckt ihn der Schleier.
Hurre, hurre, hurre! fchnurre, Raͤdchen, fchnurre! außen
blank und innen rein, fleißig, fromm und fittfam fein, lodet
wadre Freier. Bürger. 1775
988.
Bekannte Melodie.
Huſaren find gar wadre Zruppen, und Jedermann ift
ihnen hold; von außen zierlic wie die Puppen, body fern:
ediegen wie das Gold. Za! fteht die Welt nach taufend
Fahren, fo lchen ficher noch Huſaren.
134 Önfaren find gar wachre Truppen.
So weit die Kriegsdrommete ſchallet, fo weit der Himmel
blau Pi ift, — wo nur ein Feuerroͤhrchen Enallet, braucht
man Hujarenmuth und Lift. Des Keindes bittre Klagen wa:
ren, fo lang’ ed Kriege gab: Hufaren.
Gilt ed den Kampf mit Zürkenbanden, mit Mamelufen,
Teufelsbrut; Hufaren machen fie zu Schanden, weil ihre
Klinge nimmer ruht. Man Fönnte ſich Kanonen fparen, ver:
mehrte man hübfch die Hufaren.
Doch nit allein im Roffeftampfen, im Waffentanze wohl
befanmt, auch wo die vollen Bowlen bampfen, find die Hu:
ſaren bei der Hand. Die allerärgften Trinker waren bie im:
mer durftigen Hufaren.
Hufaren find auch Kiebeshelden, fie treiben gern mit
Weibern Scherz, und wenn fie io ald Bräut'gam melden,
fo ber Chamade jedes Herz. Die beften Ehemänner wa:
ten jeit Olims Zeiten die Huſaren.
Auf die Hufaren Eonnt ihr bauen! Cie halten treu an
Nitterpfliht; Hufaren fürchten nichts, und grauen felbft vor
dem dreimal W fie nicht: Bei Würfeln, Wein und Wei:
bern waren allzeit zu Haufe die Hufaren, |
Genug, im Frieden und im Kriege, bei Regen und bei
Sonnenſchein, vor, während und od) nach dem Siege, bei
Beinden, Kreunden, Mädchen, Wein, find die beliebteiten der
Scharen: Sie follen leben, die Hufaren!
+
989.
Der Paflagier.
a, daB bunte Biehn und Reifen muß ich über alles
preifen! Andre Städte, andre Leben, neue Mens
Shen, neues Streben; andre Trauer, andre Luft, bebt fich
hoch die Iugendbruf!
Neue Zander, neue Kieder, Fehrt die alte Liebe wieder,
—* auf glänzendem Gefieder ſich die junge Freude nieder;
emde Berge, fremder Wein: — tiefer in das Land hinein!
Huͤbſche Mädchen, duft'ge Kränze, engverfchlung'ne Wir»
beltänze! wandelnd muß das Leben blühen, wandelnd muß
die Liebe a heute bier und morgen dort: Mädel, wilift
du mit uns fort?
Und die Laute rein und heiter fei der fländige Begleiter!
Des Gefanges frohe Babe iſt des Menichen fchönfte Habe;
neue Lieder, alter Wein! Wechfel muß im Leben fein!
v. Fiechtenſtein.
990.
Ja das Leben iſt des Himmels ſchönſte Gabe, iſt des
tiefften Wunſches werth. Sagt dies nicht der ſchwache Greis
am Stabe, dere den Tod mit Zittern kommen hört? Sagt
dies nicht der Säugling in der Wiege, wenn ber Falte Schauer
ihn befalt, wenn des Todes Kampf die Pleinen Züge, jedes
Lächeln, jeden Neiz entflellt! Sagt dies nicht mit ſanftem
Girr'n die Taube, wenn des Geier Mordiuft fie bedroht Y
Sagt died nicht der Feinfte Wurm im Staubet Ia wie bit-
ter ift ihm nicht der Tod!
991.
Jäger leben immer I ihre Luſt ift Bo und
Wald, Grün ihr Lieblingsaufenthalt, ihre Lieblingsfarb’ ift
136 Jahrhunderte wie Btröme fliehen.
rin. u Hurrah! Hurrah! Lallallalla, lallallalla, lallallallallal⸗
lallallalla!
Zaͤgertreiben, Jaͤgermuth find in jeder v1 bewährt;
Zäger werden hoch geehrt, Iager haben frohen Muth. Hur:
sah! Burrad‘ ic. ’
äbchen lichen treu und heiß vorzugsweiſ' ben Jägers:
mann; Jager ftehen oben an, rüftig ſteht der Zaͤger ba.
Hurrah! Hurrah! ıc.
992.
Jahrhunderte wie Ströme fließen fchnell in das Meer
der Ewigkeit; den Tropfen. Zeit, den wir genießen, verſchlingt
ſchon die Vergangenheit. Ein Augenbtid, der nie im Eein
verharrt, ift unfre ganze Gegenwart.
Hier iß kein feſter Punkt des Lebens im ganzen Weiche
ber Ratur. Für jetzt zu leben iſt vergebens, wir leben für die
Zukunft nur. Uns zeigt fich ſtets im Denken und Gefühl ein
noch nicht ganz erreichtes Ziel. 2.
Doch nicht in uferlofen Meeren treibt die Vernunft ſich
hin und ber; fie landet in den höhern Sphären, und trogt
dem blinden Ungefähr. Dort fol fie zur Vollendung über:
gehn, nicht ewig fih in Wirbeln drehn.
Ein reines Kicht glänzt und entgegen im Lande der lin»
fterbiichkeit, dort, wo —* ale Stürme legen und jeder Nebel
IS zerftreut. Fuͤr jenes Licht der Zukunft leben wir, nicht
ur die Morgendaͤmm'rung hier.
Weg von den Augen mit der Binde, das ferne Ziel der
beffern Welt Fennt nicht der Thor, kennt nit der Blinde,
den ftolger Wahn gefangen halt, der Schwächling nicht, von
Leidenfchaft beſchränkt, der ſtets den Blick zur Erbe fenkt.
- Bas ift der Menſch, giebt er zum Raube der hoffnungs-
keeren Nacht fih bi? Ein Wurm; er wühlt ja nur ım
Staube, und hat für Staub nur Kraft und Sinn. Was ift
ein Werth, fein Gluͤck, das er genießt? Ein Traum, der
nel in Nichts zerflieht.
Sich’ auf, mein Geift, mit freiem Blicke hoch über dir
dein Vaterland! Dort Frönt mit einem würd'gern Glüde dich
deined Gottes heilige Hand; verkennft du bier nicht treulos
Recht und Pflicht, verkennft du deinen Adel nicht.
Das Eilen deiner Erdentage ruft. Dich zu edler Thätig⸗
keit, damit nicht deine fpäte Klage die Zeit der trägen Ruh’
bereut. Die Zufunft winkt, du kannſt ihr nicht entgehn; dein
2008 ift nicht, hier ſtill zu ſtehn. PP"
. . ſe.
Ibia But, 137
993.
Melodie: Friſch auf, frifh auf mit Sang und Klang.
Ja luſtig bin ich, das ift wahr! wie's xaͤmmlein auf der
Au. Die ganze Welt ift Somenſchein, ich fange hier den
Regen ein und trinfe Himmelsthau.
Den Stein ber Weifen find’ ih noch: Margret, ein
Schöpplein Wein! Ih mad’ aus Wein no Gold und
Geld, pog Velten! noch die ganze Welt, s8 darf nur kein
. Kröger fin!
He! reiß' den Zeiger von der Uhr! was kümmert uns
bie Zeit? Laß laufen, was nicht bleiben kann! was geht denn
mich ein andrer an? Trink', Bruder, gieb Beickeib!
Ihr Baͤnk' und Ziihe, nehmt's nicht krumm! ein Lieb
gar bald entflicht. Als ihr noch geün belaubet wart, da ſan⸗
gen Pögbein mancher Art euch aud gar manches Lieb!
\ Hoffmann v. S.
994.
Erfte Liebe.
Ia, man vaffe ſich wohl einmal wieder auf zum Leben,
kann ſich von der dunkeln Dual mannlich ſtark erheben.
Aber Farbe, Glanz und Licht, Fruüͤhlings-Bluͤthentriebe,
ſuche nur auf Erden nicht, nach der erſten Liebe.
995 $. Gieſebrecht.
Der Kußheld.
3 bi a Buſcht, der, wie's halt geht, au fo in d'Wealt
nei tappt, der geara bei de Maͤdla ſtoht, und no de Kuͤßla
ſchnappt, und doc, verdivifchi lotder kois; denn wenn.t moi,
jez kriegi ois, fo ſtoht as Unglüd vor der Thür, kurz: alle
mol goht's hindrafür!
eſt lauft a Maͤdle uf der Bruk, trait Waſſer uf em
Kopf, i faß des Maͤdle glei uf d'Muk, und ſtreichel fe am
Zopf, und wieni ſchnapp und will en Kuß, fo fält uf mi a-
Waſſerguß; das hot mir fo ad Zreaffa gea, daß mir's iſt
nimme fußrig given. | w
Amol, do tapp i au fo nei, 's iſt grad’ a Feitig gwea,
bo bauni '8 Nochbers Katharei in d'Stadt nei renna ſeah; i
fpring ihr hurtig no und plumpf bis über d'Wada nau in
Sumpf, fpring ohne Schua in's Dörfle nei, und denk: heut
loßt a8 Kufla ſei! .
„ est, wiemer Blindamaufat hand, | muaß i's Maͤusle
fei, i merk, daß eper vor mir ftand und halts für Katharei,
138 Ih armer Haf'.
und hau — o bätt i's bälder gwißt, g’rab’ ihra alta Rana
küßt; i dent: Kommt d'Maus in d’Falla nei, fo laß i lieber
8 Kufla fei.
As Müllers Bethle ift a Kind, hau nie a nefters gſeah;
lest hauni gfait, fie foll mir gichwind ufs Maul a Küßle
gea; do floht ad Müllers Hethund auf, fpringt voller Eifer
ammer nauf, ung bringt mer fo a Küßle hear, daß i as
zwoitmot kois begeahr.
Amol, ad hot grad’ fürtig blizt, fie i ihr uf d'Stiag,
hau's Maul ſcho uf a Küßle gfpizt und paß, bis i ois kriag:
ber Vater aber, gar it faul, fpeingt ra und ſchlaͤgt mer ais
ufs Maul: ich halt das für en Weatterſtroi, mach's Kreuz
und ſering vom Kuſſa hoi. —
Grad' vorig leg i d'Loiter ſpaͤt no an der Mühle an,
und fleig ganz hehlinga und fpät für ihra Fenſter na, und
wiene tapp am Feanſter rum, fo koit a Goiſt mir d'Loiter
um m i plumpf unverrichter Sa ad wie a Mehlfad in
a Bach.
Und ällomol tapp i fo nei, es ift doch au a Graus! Jetz
fiehne fo verbärmle drei, a8 wie a naſſa Maus. Drum bleibt
jest au feft beim Bſchluß: I will von foiner mai en
Kuß! Will's aber oma felber bau, fo nmaß i mi halt
füfia lau.
. 498
Ich armer Haf’ im weiten geb, wie wird mir fo grau
ſamlich nachgeftellt; fowohl bei Tag', ald bei der Naht, da
thut man mir nachjagen; man jaget mir nach dem Leben
mein; ach, bin ich nicht ein armes Häfulein! ’
Was fang’ ich armer Zeufel an? Ich habe ja Niemand
was Leid's gethan? Das Gras, To in dem Walde, das ift
die Dabeung mein. Ich halte mich auf in dem Revier, und
faufe das Wafler für mein Plaijir.
Erwiſcht mich der Iäger bei meinem Schopf, fo hängt
ee mich an feinen Sabulstnopf. Da thut er mit mir pran«
gen, ich armer Haf’ muß bangen; da bample ich fo bin, da
ampfe ich fo ber, als ob ich ein Dieb am Galgen wär.
Und hat er mich gebracht nad) Haus, jo reißt er mir
bie @ingeweide aus; dann thut er ‚mich auch ſpicken, und
an ben Bratfpieß ſtecken; und bat er mich gebraten wie einen
Fiſch, fo bringt er mich auf geoßer Herren Zifch,
Die großen Herrn und ihre .Gäf’, die heben mich auf
bis zu allerlegt. Bei allen Tractamenten, da thun -jie mic
anwenden; auf mich, da trinken fie den rheinihen Wein;
ah, bin id nicht ein armes Haͤſulein! ee
Ich bin als craffer Fuchs. 139
997.
Fuchslied,
Ich bin als craffer Fuchs daher in dieſe Stadt gekommen,
noch ift das Herz mir centnerſchwer vom Mbfchied und bes
klommen. Ich weiß noch weder Gicks noch Gacks von euren
2ebensjitten, drum, ihr Orakel des Geſchmacks, will ich um
Lehre bitten. (Chor:) Suchft du der Freude Rofenbahn, fe
ſchließe feit an uns dich an; folg’ unſrer Becher Klirren, fo
wird.dein Fuß nicht irren.
Pop Stern! da komm' ich blindlings ja gleich vor bie
rechte Schmiebe. Ich war bei meiner Frau Mama des Klo-
ferlebens müde. Sie hielt ben rafchen Iugendfinn in gar zu
firengen Banden; denkt nur: Ich durfte nie dahin, wo Maͤd⸗
chen fich befanden. (Chor:) O böfes, böfes Mütterlein, wir
follten deine Söhne fein! Da fremmte Eein Gebieten, fein
Schmähen und Fein Hüten.
Auch machte mehr noch, als Mama, ein alter Hausma-
ziſter mit Griechiſch und mit Algebra ven Kopf: mir fchwer
und büfter. Doc mein KR Vormund, Ludwig Spig, ſchwur
Hoch bei allen Sternen: Ich muͤſſe fort zum Muſenſitz, um
mores da zu lernen. (Ehor:) Der wackre Bormund ſprach
geicpeibt ein goldnes Wort F rechter Zeit. Laßt uns die
echer heben: Herr Ludwig Spitz ſoll leben!
| Ah! rief Mama, bu Herzensblatt, Du Krone meiner
Kinder! Berbirb nicht in dee Mufenftadt; denn fie hat
große Sünder. Es giebt durch's ganze A B © bert Glüͤcks⸗
und Jugendräuber. Flieh fonderlich ein breifah W, flieh'
Würfel, Wein und Weiber. (Ehor:) Ei, et, die werthe Frau
Mama trat unfrer guten Stadt zu nah! Die Würfel mag
fie fchelten, das laſſen wir noch gelten.
Wie fteht es aber mit dem Wein? Gehört der zu ben
Giften? Er glänzt, wie milder Sonnenfchein, und follte Bö-
fes ftiften® . Ich bin vor Luft ſchon halb beraufcht, da Fla⸗
fehen mic, umblinken; und, weil Mama doch bier nicht Laufcht,
will ich ein Glädchen trinken!” (Chor:) Trink, Füchslein, nur
mit frohem Muth! Der Schiffer auf des Weines Fluth um:
fegelt wohlgeborgen das Felſenriff der Sorgen. '
Doch muß ich denn allein, ve Herrn, die Fahrt durch's
Leben maden? Sch führt‘ ein feines Liebchen ern in mei⸗
nen Reiſenachen; — ſchon ſah ich Hier manch ſchoönes Kind,
das ich mir möchte wählen; doch ach! Mama iſt hart geſinnt,
und würde grauſam ſchmaͤten. (Chor:) Ein Leben ohne
Lieb' iſt todt! Was denkt Mamachen bei'm Verbot? Sie
Hhat doch ſelbſt vor Jahren den Weltſtrom fo befahren.
340 . Ich bist der Docter Eifenbart.
Ihr redet mir gar tröftlih ein, des Lebens zu genießen.
Wohlan! es fol bei Lieb' und Wein mir, wie ein Feſt, ver:
fließen. Und, ftößt der Zod die Tafel um, glaubt ihr, daß ich
dann Easter Dann bleibt mir noch Elyſium, wie der Magi-
fter fagte. (Ehor:) Ia, reizgend mag er fein, der Ort; allen
man trinkt nur Waſſer dort, und auf den fiilen Matten um-
armet man nur Schatten!
: Hört no, was die Frau Mama fpridt: ich foll das
Beöten laſſen, dieweil mir Fonnte im Gefidht ne wüſte
chmarre fafien. Ich hört’ dann Fein Collegium, und würd’
zum Menommiften, und triebe mich in Sändeln rum, — das
thäten Feine Chriſten! (Chor:) Mein lieber Fuchs, beſuch' er
ja mit Eifer.. die Collegia! Doch auch mit den Rappiren
muß er ſich ererciven!
998.
Ih bin der Doctor Eifenbart, fallalieri fallera! Kurir
bie Zeut’ nach meiner Art. Fallalleri fallera! Kann machen,
daß die Blinden gehn und daß die Lahmen wieder fehn, fal-
lalleri fallera.
Zu Wimpfen accouchirte ich ein Kind zur Welt gar mei»
—* Dem Kind rbrach ich fanft das Gnick', bie Mutter
arb zu gutem Glück.
‚In Potsdam trepanirte ich den Koch des großen Frie⸗
berich, ich fehlug ihn mit dem Beil vor'n Kopf, geftorben ift
der arme Zropf.
Zu Ulm kurirt' ich einen Mann, daß ihm das Blut vom
Beine rann, er wollte gern gekuhpockt fein, ich impft' ihm
mit dem Bratipieß ein. -
Dem Nachtwaͤchter zu Dubdeldum, dem gab ich zehn Pfund
Dpium, drauf fchlief er Jahre, Tag und Nacht, und ift bis
jest noch nicht erwacht.
Dem guten Hauptmann von ber Luſt nahm ich drei
Bomben aus der Bruft, die Schmerzen waren ihm zu groß;
wohl ihm, er ift die Juden los!
. Es hatt' ein Mann in Langenfalz ein'n centnerfchweren
Kropf am Hals, den ſchnürt' ich mit dem Hemmſeil zu, pre-
batum est, er hat jegt Ruh’!
Zu Leipzig nahm ich einem Weib zehn Fuder Steine aus
dem Leib. Der legte war ihr Leichenſtein. Jetzt wird fie
wohl kuriret fein.
Das iſt die Art, wie ich kurir', fie iſt probat, ich bürg’
dafür. Daß jedes Mittel Wirkung thut, ſchwör' ich bei mei:
nem Doctorhut. Bolksltied.
Ib bin der Schneider Kakadu. 141
999,
„Ih bin der Fürft von Thoren, zum Saufen auserfo-
ven, ihr andern feld’ erfchienen, mich fürftlich zu bedienen.”
Eu'r Gnaden aufzuwarten mit Mein von allen Arten,
euch al zu bedienen, find wir allhier erjchienen.
‚Ihe Jäger, ſpannt's Gefieder, ſchießt mir die Fuͤchslein
nieber, ihr andern aber alle ftoßt in das Horn, daß s falle.”
In's Horn, ins Horn, in’s Jägerhorn, in's Horn, in's
Horn, in's Iägerhorn! Sauf zu, fauf’ zu, du Bürft von
horn, fauf zu, fauf' zu, bu Fuͤrſt von Thorn! j
Bas hilft mir nun mein hoher Thron, mein Scepter
meine Burſchenkron', was hilft mir nun mein Regiment? 3
log’ ed nieder in RM. N's. Hand’. ”
1000.
Ich bin der Schneider Kakadu, gereift durch alle Weit,
auf Leizzig dacht' ich, De zu, willſt ſehn, wie bis ge:
falt. Dort wird der neiber bonorirt, auf englifh Talior
titulirt; die Schneider, die ich dorten kenn’, die fpielen alf’
den —æã ei mich gef
rei Thaler hatt! ich mich gefpart, drum Ichritt ich va
ins Thor; da trat, nach Viſitator Art, ein Feiner Paar
hervor: Haft du aud Geld, lieb’ Schneiderlein, fonft darf ich
dich nicht laſſen ein? Ich zeigt‘ ihm ehnen yolbnen Fuchs,
da macht er Augen wie ein Luchs!
Run werde ich mit meinem Schag oft in's Theater gehn,
und ftolz auf dem Biergrofihenplag viel ſchoͤne Stüde fehn.
Da Tann ich etwas profitivn und an der Kunft was abjtu:
dir'n; dann fort mit Nadel, Zwirn und Scher’, ich bleib’
aledann Fein Schneider mehr. .
Stuͤnd' ich auf dem Theatrium, der fehönfte Mann war’
ih, gewiß, das ganze Publicum verliebte fi in mich. So
ſchoͤn ſpielt ig, wie Stein, fo nett, den Räuber Moor und
Hammelet, im Don Iuan ſpielt' ich ganz fein und würd’ ein
zweiter Genaft fein.
Aud in der Dper würd’ ich mich ald Länger producir'n,
wie Höfeler — fo würde ich als Murney ercelliv'n, im Tags⸗
befehl, da gebe ich die ROM des großen Kriederich, wie Zöpfer
fpielte ich, bei'm Blitz, als wär’ ich ſelbſt der alte Krik.
Als Komiker wählt‘ id) die Rell des Rochus Pumper⸗
nickel, da würd’ es ſicher graͤßlich voll, 's iſt gar ein luſtig
Stückel, und alles rief: ei ſehet doch, der ſpielt ja grad' wie
vunſer Roh! Am Ende klaſcht das ganze Haus und"ruft den
Yumpernidel "raus. : BE
\ ”
1
142 . Id bin der wohlbehannte Sänger.
Rur eins geht mir im Kopf herum, und ärgert mic
lg. zum Rotenlern’n bin ich zu dumm, ich bin nidyt
muſikaliſch; doch gehe ih mit frohem Sinn zu unferm Mei-
fter Präger bin, geigt der mich's ein, gewiß es Elingt, als
wenn bie Catalani fingt.
Und hab’ ich endlich fo viel Geld, als Eatalani hat, dann
fing’ ich nur, wenn’ mich gefüllt und Lauf mich in ber
Stadt — das fchönfte Haus mit goldnem Schild, dg lieſt
man unter meinem Bild: Erftaune, Menfch, und dent’ daran,
wie weit's ein Talior bringen kann! .
1001.
Ich bin der wohlbefannte Sänger, ber vielgereifte Rat:
tenfänger, den biefe altberühmte Stadt gewiß befonders nö-
thig hat. Und wären’s Ratten. nod fo viele, und wären
mil mit im Spiele, von allen faubr’ ich diefen Ort, fie
müflen mit einander fort.‘
Dann ift ber gutzelaunte Sänger gelegentlich ein Kin:
derfänger, der felbjt die twildeften bezwingt, wenn er die bel»
den Mährchen fingt. Und wären Knaben nech fo trusig, unb
wären Mädchen nod) fo ſtutzig, in meine &aiten rap id)
ein, fie muͤſſen alle hinterbrein. |
Dann ıft der vielgemandfe Sänger gelegentlich ein Maäb-
henfänger; in keinem Städtchen langt er an, wo er's nicht
mancher angethan. Und wären Mädchen noch fo blöde, und
waren Weiber noch fo fpröde, doch allen wird fo Tiebebang
bei Bauberfaiten und Gefang. Gfthe.
1002.
Trinkſpruch.
Ich bin, die Betruͤbniß zu ˖meiden, aus froͤhlichem Samen
gezeugt; es bat mich die Mutter in Breuden empfangen, ge:
oren, gefäugt. Es war der mid) taufende Prieſter fammt
allen drei Zeugen voll Wein, Sa ſchrieb mid — — — der
Küfter ;;: Befofen in's Kirchenbuch ein. :,:
U 1003. .
Ich bin ein deutſches Mädchen! Mein Aug‘. ift blau
und fanft mein Blick, ich. hab’ ein Herz, das edel tft und
ſtolz und gut! ..
‚I bin ein deutſches Maͤdchen! Zorn blitzt ‚mein blaues
su auf den; es haßt mein Heu; den, der fein. Vaterland
nnt. J
v
Ic, bin ein geborner Jecher. 143
Ich bin ein beutfches Mädchen! erkoͤhre mir Fein ander
Land zum Baterland, wär" mir auch frei die große Wahl!
Ich bin ein deutſches Mädchen! Mein hohes Auge blickt
aud Spott, blickt Spott auf den, der Saͤumens macht bei
diefer Wahl. |
Du bift Eein deuticher Juͤngling! bift diefes lauen Süu-
mend werth, des Baterlands nicht werth, wenn du's nicht
Liebft, wie ich!
Du bift Fein deuticher Juͤngling! mein ganzes Herz ver
ar ders Baterland verfennt, did) Fremdling! und dic)
tr! .
Ich bin ein deutfches Mäddyen! Mein gutes, edles, ſtol⸗
zes Herz ſchlaͤgt laut empor beim füßen Namen; Vaterland.
So Ichlägt mir's einft beim Namen des Jünglings nur,
der ſtolz, wie ich, aufs Vaterland, gut, edel ift, ein Deut:
scher if. - Klopftoc.
1004.
Die Natürliche.
Ih bin ein Mädchen fein und jung, und bin, Gott Lob!
noch frei: ich weiß nichts von Romanenſchwung und haſſ'
Empfindelei.
Leicht fließt mein Blut: ich liebe Scherz, ich liebe San
und Zanz. Mein Reichthum tft ein frohes Herz, mein Schmu
ein Blumenfranz. '
Ich fchlage nicht aus Evens Art, Teichtgläubig, eitel,
| 7 und Neugier, liebe Neugier ward mein Erbtheitl
ebenfach. Ä
Auch flieh’ ich nicht der Männer Spur; mir fagte die
Mama: wir armen Maͤdchen wären nur um ihrentwillen da.
Drum ſchleicht in meinen fehlichten Sinn fein blöder
Stolz ih ein. Wohl mir, daß ich ein Mädchen bin! Laßt
Andre Engel fein. J 1005 Gotter.
Melodie: Auf, ihr meine. “
Ich bin ein geborner Becher, Zrauben fog ich ftatt der
Bruft, und ein weingefühlter Becher war ſchon meiner Kind-
heit Luſt. Wenn ich fpielte, wählt ich Flaſchen, nimmer fiel
es je mir ein, fchlau die Mutter zu benafchen, aber wohl des
Vaters Wein.
Nach der Schule mußt' ich wandern, die kein Rebenſaft
verfüßt; doch erlernt’ ich hier vor Andern, wo der Weinſtock
üppig. ſprießt. In der Urwelt Göttgriehre war Lyaͤus nur
mein Mann, und des Thyrſusſchwingers Chöre führt ich
Nachts in Traͤumen an. ae ‘
ee.
”
144 Id bin einmal etwas.
Noah, ver die Trauben preßte, warb mein hoͤchſtes Ideal,
und am deutſchen Ritterfefte liebt’ ich nur den Weinpofal.
Euer Lied, ihr Iraubenpreifer, war ed, was ich immer las:
nur Diogenes mein Weifer, denn fein Wohnfitz war ein Faß.
gt mir des Schickſals Köcher, ward ich feiner Pfeile
Stel, griff ih muthig nad) bem Becher, fucht' im Keller ein Aſyl.
In dem Feuergeift der Trauben fand ich neu geftärket dann
Ab: Hoffnung, Liebe, Glauben, was dad Sein verfchönern
ann.
Froh „it mie die Zeit vergangen, unb wenn einjt mir
Charon winkt, will ich ihn mit Wein empfangen, weil man
dort nur Waffer trinkt; mit dem Becher in den Bänden,
halb beraufcht von Bachus Naß, will ich meine Laufbahn
enden, und es fei mein Earg cin Faß.
Gebt mich dann zurück der Erde, die mich ritterlich ge-
fest, und auf meinen Hügel werde eine Rebe noch geſeht.
Thranen folt ihr nicht vergießen, laßt A meinen Leichenftein
seine Dpferfpenbe fießen: unverfäljhten deutſchen
ein!
1006.
».,. Melodie von Fr. Küden.
‚.. 3& bin einmal etwas hinausfpaziert, da iſt mir ein när-
riſches Ding paflirt. Ich fah einen Jäger am Waldeshang,
ritt auf und nieder den See entlang. Biel Hirf Sprangen
om Wege dicht. Was that der Jagert er fchoß fie nicht.
: Er blied ein Kied in den Wald hinein. :;;: Run fagt mir,
ihr LZeutchen, was foll das fein? : , .
Und als ich nun weiter fortipaziert, ig wieder ein naͤr⸗
riſch Ding paſſirt. Im kleinen Kahn eine Fiſcherin fuhr ſtets
am Waldeshange dahin. Rings ſpraugen die Fiſche im Abend⸗
licht, Was that das Mädchen? es fing fie nicht. Sie fang
ein Lied in den Wald hinein. ‚Run fagt ꝛc.
„ Und als id eine Stunde fortfpaziert, Da ift mir das
närrifh fte Ding paffirt. Ein leeres Pferd mir entgegenkam,
im See ein leerer Rachen ſchwamm, und als ich gmg an den
Erlen vorbei, was hört’ ich drinnen? ba flüfterten- zwei. Und
s war ſchon fpät und Mondenſchein. Run fagt ıc.
1007.
Ich bin ein Mufllant! Mandy’ Liedchen Hab’ ich euch
beſchert, und wenn ihr fragt, wer wid, es fehrt; das thun
die Böglein in dem Feld, die Fleinen Stern’ am Himmelszelt,
die muntern Wellen in dem Bach, die ſingewns vor, ich fing
Pr} En SE
es nach; ich bin ein Mufikant. *
Ich bin ein Prenfe. 145
Ich bin ein Mufitant! Und wem ich fing” die Lieblein
ſchoͤn, dad mag id) offen auch geftehn: dem Kaͤthchen geftern,
dem Gretchen heut’, viel Andern wohl zu andrer Zeit. Mein
Herz, und ift es auch nur Hein, gebt doch die ganze Welt
hinein: ich bin ein Mufifant.
Ih bin ein Muſikant! Und fo, fo geht's Zag ein Ta
aus, fing ich mein Lied von Haus zu Sans. arum i
fing’, das weiß “ nicht, doch fpräch’ der Herr im Himmels:
licht: „Stell' er jein thöricht Singen ein,” ich Tpräche: Herr,
es kann nicht fein, ich bin ein Mufifant.
1008.
Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben? Die
Fahne ſchwebt mir weiß und ſchwatz voran; daß für bie
Freiheit meine Väter ftarben, das deuten, merkt ed, meine
Farben an; nie werb ich bang, verzagen; wie jene will ich's
wagen. :: Sei's trüber Zag, ſei's heitrer Sonnenfchein: ich
bin ein Preuße, will ein Preuße fein! ;:
Mit Lieb’ und Treue nah’ ich mich dem Throne, von
welchem mild zu mir ein Vater fpricht; und wie der Vater
treu mit feinem Sohne, fo A ih treu mit ihm und wanke
nicht. Feſt find der Eiche Bande: Heil meinem Baterlande!
:,: Des Königs Ruf dringt in das Herz nür ein; ich bin ein
Preuße, will ein Preuße fein! :;:
Nicht jeder Tag kann glühn im Sonnenlichte, ein Wölf-
. chen und ein Schauer fommt zur Zeitz drum leſe Keiner mir
es im Gefichte, daB nicht der Wünfche jeder mir gedeiht. Wohl
taufchten nah’ und ferne mit mir gar Viele gerne; :; ihr
Gluͤck iſt Trug und ihre Freiheit Schein, ich bin ein Preuße,
will ein Sreube fein! ;: u .
Und wenn der böfe Sturm mid) einft umfaufek, Die Nacht
entbrennet in bes Blitzes Gluth: hat's doch. frhon Arger in
der Welt gebraufet, und was nicht bebte, war der Preußen
Muth. ag Fels und Eiche fplittern, ich werde nicht er:
zittern; :,: es ftürm’ und krach', ed blige wild darein! Ich bin
ein Preuße, will ein Preuße fein! :; _
Wo Kieb’ und Treu’ fi) fo dem König weihen, wo Fürft
und Volk ſich reichen fo bie Hand: da muß bed Volkes wah-
res Glück gedeihen, da blüht und wächſt das ſchoͤne Bater:
fand. So fchwören wir aufs Neue dem König Lieb" und
Treue. :: Feft fei der Bund! Ja, ſchlaget muthig ein! Wir
find ja Preußen, laßt uns Preußen fein! :;:
I er Thierſch.
II. 10
146 Ich bin Stedent gewefen.
.. 3089.
Ich bin Student geweſen, nun ih ich Lieutenant ;_ fahr‘
wohl, gelchrted Welen, Ade, du Bücertand! zum König
will ich ziehen, in's grüne Waffenfeld, wo vothe Rofın blu:
ben, da fchlaf ich ohne Zeit. Ihr guten Kameraden, bei
uͤchern und bei'm Mahl, feid alle mitgeladen in diefen gro-
en Saal.
i Frifh auf, wen folde Stimme zum Ohr und Herzen
geht! es enge fi im Grimme nun jede Bacultät! Die ihr
euch weife Meifter im ftolzen Wahn genannt, auf Regeln fur
die Geifter, für die Gedanken ſann't: hier ift die hohe Schule,
die freie Künfte lehrt! und für die Federſpule ergreift ein
gutes Schwert. , |
Ihr Herren Rechtsgelehrten, die durch den Urvertrag das
alte Recht verkehrten, es kommt für euch ein Zag. Die Gü-
ter find verpfändet, bie Feiner milfen darf, die Freiheit ift
entwendet: macht eure Feder fharf! Die Stunde follt ihr raͤ⸗
hen, die durch die Wolken drang, ein Urtheil iſt zu fprechen
auf Beil und Rad und Strang.
Von eures Meifters Lehren, ihr Verzte, au nicht,
das Meſſer führt in Ehren, wenn andres Beil gebricht! fo kurz ift
ja das Xeben, jo lang und ſchwer die Kunft, dem Flücht'gen
fei gegeben ded Himmels reine Gunſt. Wenn Leib und Seele
leiden in Schmerz, in Brand und Haß: fo hilft ein kuͤhnes
Schneiden, fo hilft ein Aderlaß.
Wohlauf, ihr Theologen, der Herr ift nicht mehr weit,
p fommt nur mitgezogen, entgegen ihm im Streit. Bier
ann man .deutlich lernen die Zukunft zum Gericht, wenn
über feinen Sternen der Herr das Urtheil fpricht. Uns wird
dad Herz erledigt, uns wird der Sinn erfreut, wenn die
Kancperpredigten ae Ohren eat bie d ſchiach
och kaͤmpft der Leonide, no ie Hermanns t,
der Fall der Winkelriede übt wieder ſeine Macht. Was wir
gebört ‚ gelefen, tritt wirklich in die Zeit, gewinne jegt ein
efen auch du, Gelehrſamkeit; ed gilt fein Meines Fechten
un feinen Fürftenftreit, e8 gilt den Sieg des Rechten in alle
wigkeit..
Das heiß‘ ich vechte Fehde, wenn Jeder übt die Kraft,
zur Waffe wird die Rede, zur Waffe Ziſenſott Die Harf
in Sängers Händen, den Meißel, ſcharf und fein, das alles
dann man wenden zu Yeindes Trug und Pein. Run fingt
dem Landesvater, dem Feldherrn uhfrer Wahl, des Landes
Schutz und Rather, der diefen Krieg befahl!
Mar v. Schenkenvorf. 1813.
I °
Ich bin verguägt. 17
1980.
Bild eines Werdrichlichen.
Ich bin verdrießlich; weil ich verdrießlich bin, bin ich
verdrießlich! — Sonne ſcheint gar zu heil, Vogel ſchreit gar zu
grell, Wein ift zu fauer mir, zu bitter mir das Bier, Honig:
zu ſuͤßlich; weil nichts nach meinem Sinn, weil ich verdrieß⸗
lich bin, bin ich verdrießlih. — Wo id) auch geh und ſteh',
in meinen Schatten ſeh', immer verfolgt er mie ; ift das nicht
argerlich Und wenn der Himmel trüb, iſt es mir auch nicht
lieb. Winter ift mir zu Fat, Fruͤhling kommt mir zu bald,
Sommer ift mir zu warm, Herbſt bringet Muͤckenſchwarm,
Müden an jeder Hand, Müden an jeber Band; o, wie mic
das verßimmt, o, wie mich das ergrimmt! Wie das im
Herzen brennt, Himmelkreuzelement! — Bin gang verdrieß⸗
lid), weil nichts nad) meinem Sinn, weil ich verdrießlich bin,
bin ich verdrießlich.
1911:
Ich bin vergmägt, im Siegeston verkünd' es mein Ge:
dicht! und mander Mann mit feiner Kron' und &cepter if
es nicht. Und wär’ er's auch, nun immerhin! ‚Dann iſt er
das nur, was ich bin. s
Des Sultans Pracht,’ des Moguls Geld, deß Stück, wie
heißt er doch, der, als er Kerr war von ber Welt, zum Mond
hinauf ſah noch? Ic, e nichts. von alle dom: zu lachen
drob fällt mie boquem. '
Zufrieden fein, ‘das iſt mein Spruh! Was hilft mie
Geld ur Hr. Das, was ich Hab’, iſt mir genugs. wer
ktug ift, wunmcht nicht mehr; ‚denn was man wuͤnſchet, wenn
man’s bat, fo iſt mun darum doch nicht. ſatt.
Und Geld und Ehr' iſt obendrauf -ein. gar zerbrechli
Glas; der Dinge wunberbarer Lauf (Erfahrung lehret Das!
andert wenig oft in viel, und ſetzt dem reichen Mann fein
Se... Yu w Pr
Recht thun und: edel fein und gut, iſt mehr als Gold
und Ehr'! da hat man. immer frohen Muth und Freude um
fi: Sets da-ift man immer mit fih eins, fcheul Fein Ge⸗
Ihöpf und fürchtet keiis.
Ich bin vergnügt, im Siegeston verkünd' es mein Ge:
dicht! und mancher Rann, nit feiner Kron' und Scepter ift
e8 wicht. Und wär’ eris auch, nun immerhin! dann iſt er
das nur, was ich bin. 1 Claudius.
10*
148 Ich bin vom Berg‘.
1012.
Ich bin vom Berg! der Girfentnab', ſch' auf die Schlöf-
fer al’ herab. Die Sonne ftrahit am erften bier, am lang
ften weilet fie bei mir. I bin der Rnab’ vom Berge!
Hier ift de3 Stromes Mutterhaus, ih trink' ihn rn
vom Stein heraus, er bratift vom Wels in wilden Kauf, i
fang’ ihn mit den Armen auf. Ich bin ber Anab’ vom Berge!
Der Berg, dee ift mein Eigenthum, da ziehn die Stürme
rings herum, und heulen fie von Nord und Süd, fo über:
fhallt fie doch mein Lied. Ich bin der Knab’ vom Berge!
Sind Blitz und Donner unter mir, fo ſteh' ich hoch im
Blauen hier; ich kenne fie und rufe zu: Laßt meines Vaters
Haus in Ruh’! Ich:bin der Knab' vom Berge!
Und wenn die Sturmglock einft erſchallt, manch Feuer
auf ben Bergen wallt, bann fteig’ “ nieder, tret' in’& Glied,
und fhwing mein Schwert, und fing’ mein Lieb. Ich bin
der Knab' von Berge! Uhdland.
1013:
Ich den! an euch, ihr himmliſch⸗ſchoͤnen Tage der feligen
Bergangenheit! Komm, Götterlind, 9 Phantañe! und trage
mein fehnend Herz zu feiner Bluͤthenzeit
Umwehe mid), du fchöner, goldner Morgen! dee mich ber-
auf in's Xeben trug, wo, unbelannt mit allen Erdenforgen,
mein frohes Herz der Welt entgegen ſchlug.
Umglänge much, du Unſchuld fruher Sabre! du mein ver:
lorned Paradies! Du füße Hoffnung, die mis bis zur Bahre
nur Sonnenfchein und Blumenmege wies!
Umfonft! umfonft! mein Schnen zuft vergebens geftorbne
Freuden wieder wo! Sie weiten frhnell, die Freuden unfers
Lebens, und wir, wir welfen ihnen langſam nach! .
D Schönes Land, wo Blumen wieder blühen, bie Zeit
und Grab bier abgepfüdt! D Schönek Land, in das bie
Herzen ziehen, die bier ber Erde Leiden wund gebrüdt!
Und Allen ift ein ſchwerer Traum befchieden, wir Alle
wachen fröhlich auf. Wie fehn’ ich mich nach deinem Götter:
frieden, du Ruheland, nad) deinem Sabbath auf! -
...AHahlmaun.
1014.
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer vom
Meere ſtrahlt; ich denke bein, wenn ſich des Mondes Flim-
mer in Quellen malt.
Ich ch’ wicht: gern Gerſte. 149
Ich fehe dich, wenn auf bem fernen Wege ber Staub
ſich Hebt; in tiefer Nacht, wenn auf dem finalen Stege der
Wandrer bebt. '
Sch höre di, wenn dort mit dumpfem Rauſchen die
Melle fteigt. Im ftillen Haine geb’ ich oft zu laufchen, wenn
Alles fchweigt.
Ich bin bei dir, du ſeiſt auch noch fo ferne, bu biſt mir
nah’! Die Sonne fintt, bald leuchten mir die Sterne. O
wärft du da! Göthe.
1015,
-Icy empfinde faft ein Grauen, daß id, Plato, für und
für bin gefeilen über bir) Es ift Zeit, binauszufchauen und
fih bei den frifchen Quellen in dem Grünen zu ergehn, wo
die fhönen Blumen flehn umd. die Fiſchet Netze flellen.
Wozu dienet das Stubiren, als zu: lauter Ungemach?
unterdeflen lauft der Bad) unfers Lebens, und zu führen,
ebe wir ed inne werden, ee legte8 Ende bin; dann
kommt ohne Geift und Sinn dieſes gled in die Erden.
Hola, Zunge, geh und frage, wo der befte Trunk mag
fein? nimm den Krug und fülle Wien! Alles Zrauern, Leid
und Klage, wie wir Menſchen täglich haben, eh’ und Klothe
fortgerafit, will id in den fühen Saft, den die Traube
giebt, vergraben.
Kaufe gleichfalls au) Mitonen und vetgiß des Zuckers
nichts fchaue nur, daß nichts gebricgt! Jener mag ber Hek
ler ſchonen, der bei feinem Gold und Schägen tolle ſich zu
kraͤnken pflegt und nicht fatt zu Bett fich legt: ich will, weil
ich kann, mich legen! Zu et —
Bitte meine guten Brüder auf die Muſik und ein Glas!
fein Ding fait ſich, duͤnkt mich, baß, als ein Trunk und
gute Lieder. Lafj ich ſchon nicht viel zu erben, ei, fo hab’
ch edien Wein, will mit Andern- Iuftig fein, wenn ich Feich
allein muß ſterben. AMartin Spitz. T 1630.
1016. |
„Ich eſſ' nicht gern Gerſte, ſteh' auch nicht gern früh auf,
eine Nonne fol ich werben, hab’ Eeine Luft dazu. Ei fo
wünfch ich dem des Unglüds noch fo viel, der mich armes
Mädel ins Klofter hringen will!
Die Kutt' ıft angemeſſen, ſie ift mir viel zu lang! das
Haar iſt abgeſchnitten, das macht mir angft und bang! @i
fo wuͤnſch' ich ꝛc. "
!
150 Ich fürchte. wich, wicht.
Wenn Andre gehen ſchlafen, fo muß ich ſtehen auf, muß
in die Kirche gehen, das Gloͤcklein Täuten thun. Ei fo
wuͤnſch ih ıc. Des Knaben Wunderhorn.
1017.
Ich fürchte mich nicht vor dem Teufel! — Er ift ein
erbärmlicher Tropf. — Und mache er mir Wkaufen und Zwei⸗
fel, k waſch' ich ihm mwader den Kopf! ..
Ich fürchte auch nimmer Gefpenfter, kommt, Hexen und
Alp’, nur herein! Ich öffne heut Nacht euch die Fenſter, und
rauf mich mit Allen allein.
Doch niedliche weibliche Geifter ‚im nädtlidgen meißen
Gewand Pi beftegen den trogigften Weiter; “gern küſſe ich ih⸗
nen Die
Die mögen mich zwicken und druͤcken mit Amors bezau⸗
bernder Mad: ich beuge mit Ehrfurcht den Rüden, wenn
fo eine Here ‚mir lacht.
1028,
Der Fifcher.
Ih fuhr mit Rifchergeräthe, als kühl der Abend ſchon
wehte, im Eleinen tanzenden Kahn; ich fang mir fröhliche
au ha. und legte fingend die Reuſen, bie en Fifchlein
zu
Die Schwalben tauchten ſich nieder, und ſchwan n (er:
zend jich wieder hinauf zur goldenen Höh'; vie Kahte fon
und ſchwirrten, die Finken faßen und ierien, und —
glaͤnzte der See.
Da kam durch die Weidengeſtraͤuche mein ſchlankes Maͤd⸗
chen zum Zeiche, und barg ſich hinter dem Rohr; dann that
fie traurig und flöhnte, und aus ben. Kolben ertünte verteilt
ihr Stimmaen bervor:
„O, wollt euch, Fiſcher, des armen ‚verireten Mäbchens
erbarmen, das gern zum Dorfe noch will!“ Da ward mein
Ruder gezogen, da Fam mein Schiffchen geflogen, und hielt
zu Süßen ihr ſtill.
Sie ſprang in's Schiffchen behende, und hielt mir la⸗
chend die Haͤnde, daß mir das Ruder entſank; und unter
Scherzen und Lachen trieb jegt mein wankender das
gruͤne Ufer entlang.
Uns ward ſo wohl und ſo bange, von Küſſen brannte
bie Wange, und ſchneli verflog und die Reit, Roch hatt ich
viel ihr zu jagen, allein der goldene. Wagen wer ſchon am
Himmel fo weit.
Ic) ging darch Die binmigen Wieſen. 151
Run wollen meine Gedanken. von ihr nicht weichen, noch
wanken, ich jeh im Traume nur fies ich fühl’ ihr Athmen
und Wehen, id) fühl ihr Mieder fih blähen, und fehn’ er:
wachend mich früh. .
D komm, du felige Stunde, da zu dem ewigen Bunde
des Pfarrers Segen uns teaut! Dann rauſcht am Abend,
ihr. Geigen, dann raube fröhlicher Reigen den Kranz ber
Üräubenden Braut. Eruft Chr. Binvemann. 1793.
1019.
Bekannte Melodie.
Sch gehe meinen Schlendrian, und trink mein Bläschen
Wein, und ob ich's auch bezahlen kann, die Sorge ift ja
mein. Und fchlüg’ ih aud men Glas in taufend, taufend
Trümmern, fo bat fi) doch Fein Menfch, Fein Menſch darum
zu fümmern!
Ich gehe meinen Schlendrian, zieh an, was mir gefällt,
und wenn ichs nicht mehr tragen Tann, jo mad)’ ich es zu
Geld.” Und wollte ich auch glänzen, glänzen oder ſchimmern,
fo Hat fih doch Fein Menfch, kein Menſch Darum zu fümmern.
Ich gehe meinen Schlendrian bis an mein Fühles Grab,
fpridyt mir auch einft der Senfenmann den testen Segen ab;
und ſollt' ich auch dereinft noch in der Hölle wimmmern, fo
ſich doch fein Menſch, Fein Menſch darum zu Fümmern!
1020.
Ih ging durch die biumigen Wiefen nah der Mühle
mit meiner Laſt, ſtark machten Die Düfte mid) niefen, ich feßte
mich ſtrickend zur Raſt. ' m
Und während nun fort meine Nafe und ich fo beſchaͤfti⸗
get find, ruft Töffel mir zu and dem Grafe: „Sott helfe dir
Viebliched Kind |“ |
Der Zöffek, der, ſtets mir zuwider, fo lange fon um
mich gemimt! im Herzen hallt's immer nam wieder: „Gott
helfe dir, liebliches Kind!”
Ih veiht ihm die Hand, ihn zu heben, — wie war
mir dee Himmel fo blau! — verwandelt war ganz mir das
Leben, und bald nannte Töffel mich Frau.
Oft nie ich fo fchön in der Ehe, — wie ſchnell doch bie
Kiebe verfliehtt — Hein Gottheif mehr hör’ ich; o wehe! ach,
hätt’ ich doch nimmer genieft! - Sigismund.
152 Ih ging einmal fpazicren.
1021.
Ich ging einmal fpazieren, hm, hm, hm! Ich ging ein-
mal fpazieren, vallerivallera! in einem ſchonen Garten. Ha,
ha, ha, ha, ha, ha!
Was fand ich in dem Garten? ı. Ein Mädchen auf
mid warten. ır.
Sie meint’, ich ſollt ſie küſſen; e8 braucht Niemand
zu wiſſen.
ne meint’, ich ſollt fie nehmen; ich müßt’ mich ihrer
= ee hätte hundert Gulden. Das Menſch bat nichts als
Schulden! Norddeutſcher Gaffenhauer.
1022.
Ich ging im Walde fo für mich hin, und nichts gu fu:
den, das war mein Sinn.
Im Schatten fah ih ein Blümden ſtehn, wie Sterne
leuchtend, wie Yeuglein ſchoͤn.
Ich wollt‘ es brechen, -da ſagt' es fein: Sol ich zum
Nelken gebrochen fein?
— grub's mit allen den Wuͤrzlein aus, zum Garten
trug ich s am huͤbſchen Haus,
Und pflanzt es wieder am ſtillen Ott; nun zweigt es
immer und blüht fo fort. &öthe.
1023.
ae, mal bei ber Racht, ic ging mal bei der mal,
mal, ich ging mal bei der Nacht; die Nacht, die war
io dufter, "murlad, murlach valleralleral daß man Bein Licht
mehr, Ser, fer, Fer, daß man Fein Licht mehr: ſah.
8ch kam vor Liebchens Thuͤr, ꝛc. Die Thuͤr, die war
verſchogen ꝛc. ein Riegel lag da= ze. für.
Der Schweftern waren brei, 20. Die ‚Züngfte von den
Schweftern, ıc. die ließ mic) endlich ꝛtc. 'rein.
Sie ſteut mic hinter die Thuͤr, bis Vater und Mutter
ſchlieter ‚ da holt fie mich herfuͤr.
e führt‘ mid) Trepp hinauf, ie decht/ ſie führt' mich
ſhiate um Bod'nloch mußt' ich r
Ich fiel auf einen Stein, —2 ir drei Rippen im Leib‘
entzwei, dazu das rechte Bein.
L
Ich sing wohl nächten ſpäte. 153
Ich ſchrie: o weh, mein Bein! Ich wollt', daß alle
Sungfernfchaft zu taufend Teufeln fei. ' |
Mein Kind, verfchwör’ es nichts denn wenn ber Schaden
eheilet ift, läßt du das Raſchen nicht!
1024.
IH ging mit Luft durch einen grünen Wald, ic hört’
e Voͤglein fingen, fie fangen fo jung, fie fangen fo it, die
inen Waldpoͤglein in dem Wald, wie gern hoͤrt' ich fie
en!
Nun fing’, nun fing’, Frau Nachtigall, fing’ du’s bei
inem Keinsliebhen: „Komm ſchier, komm fchier, wenn's
e ift, wenn Niemand auf der Gaſſen ift, herein will ich
aflen.
Der Zag verging, bie Racht brach an, er Fam zu Feins⸗
egangen; er Elopft' fo leiſ wohl mit dem Ring: „Ei
läflt du oder wacht du, Kind, ich hab’ fo lang’ geſtanden.“
„„Daß du fo lang” geftanden haft, ich hab’ noch nicht
ſchiafen; ich dacht’ als frei in meinem Sinn: wo tft mein
erzallerliebftee hin, wo mag er fo lang bleiben?“
„Wo ich fo lang’ geblieben bin, das darf ich die wohl
agen: beiim Bier und auch bei'm vothen Wein, bei einem
wargbraunen Mädelein Zitt deiner bald vergeſſen.“
es Knaben Wunderhorn.
1025.
IH ging wohl nachten ſpaͤte ine Gaſtwirths Gaͤrtelein;
* Dart an war gezieret mit fchönen Nöfelein, mit fehönen
Röfelein. .
Ich pflüdte mir eins abe, zum Fenſter gab ich's 'nein:
„Schatz, Ichläfeft oder wacheft, Derzallerliebfte mein?”
„„Ich Ichlafe nicht, ich wache, vor dir hab' idy Beine
Ruh’; wenn ich einmel mit dir reden koͤnnt,, von Herzen _
wolf ich's thun!““
Die Thuͤr, die war verſchloſſen, der Knabe drang ſich
rein. Im ihrem ſchneeweißen Hemdelein hieß ſie ihn will:
kommen ſein. | on
Ste ſetzten ſich beide darnieder, darnieder auf eine Bankz
jie faßen beifammen die liebe lange Nacht; Die Zeit mard ih
nen nicht lang. oo
Keinslichfte, nun muß ich fcheiden, der helle bricht
an. Das Mädel fing an zu weinen, daß Liebſter ſcheiden
ſollt
154 IM ging sum Sonntegstange.
Bas zog er aus feiner Taſchen? ein Tuch von Beide fo
roth: „Zrodne ab, trodne ab bie Uhramelein, die du um
mid vergoßſſt!“
„In meines Baterd Garten, da ftehn zwei Baͤumelein;
der eine der trägt Musfaten, der andre braun Rägelein.”
„Muskaten ‚die find ſüßr, braun’ Rägelein die find gut:
* DAR un ich meinem Schaͤtzchen ein'n frifeh und fröhli:
n Muth.
„Ein friſch und fröhliches Leben und viel Gelücke Dazu;
denn heuer bin ih bier und zu Zahr anderswo.”
Volkslied aus d. Samml. von Erk u. Irmer.
1026.
Ich ging zum Sonntagstange, ſchon Meng Muſikgetoͤn,
und fie im grünen Kranze, Re war fo wunderſchoͤn, und fie
im grimen Kranze, fie war fo wunderſchoͤn
Heut’, dacht ich, mußt du's wagen, du kannſt ja mit
ihr gehn, :;: und ihre ein Wörtchen fagen, und ihr dein Herz
geftehn. :;: .
Ic Tief ihr nach, fie eilte dahin am Blumenhain, unb
wo ber Weg fich theilte, da holte ich fie ein.
Ste te, was ich wollte? und ad, ich wußte nicht,
was. ich ihr Jagen follte, mir brannte das Geſicht.
Und wißt ihr, was ich fagte* mir war nicht wohl da:
bei; ich fagte nichts, ich fragte: ob's heute Sonntag fei?
Die loſe Hirtin machte ihr Stirndyen ernft und Fraus,
fie fah mich an und lachte mich blaͤden Buben aus,
Wenn das mit mir fo bliebe, ich wurd’ am Ende ſtumm.
Ach, glaubt es mir, die Kiebe, fie macht den Menfchen dumm.
1027. _
Das Därerfeft.
Melodie: Friſch auf zum fröhlichen Jagen.
Ih grüße dich in Treuen, du fihöne alte Zeit; bein
Denkmal zu erneuen, fei diefes Lied geweiht. Pie alten
Sagen melden von deiner Herrlichkeit, von lobelichen Helden,
von Liebesluſt und Leid. u
Und euch will ich begrüßen, ihr Seugen ſturmumweht,
die ihr an unſern Fluͤſſen, ihr dewtfchen Dome, ſteht! Ihr
zeigt an euern Waͤnden des alten Lebens Kern, Die heiligen
Legenden und manch ein Bild des Herrn. *
:3 habe gelicbet. - 185
Es wehte die Lande in heller Fruͤhlingoluſt, und
fromme Sehnſuchtsbande umfingen jede Bruſt, und wie ſich
exnſt und milder das Herz hineingetaucht, fo iſt durch ihre
Bilder der junge Lenz gebaut. .
Der Meifter viele kamen vol Kraft und Innigkeit, wer
nennet ihre Namen? wer konnet ihre Zeit? Doch Einer wohl
‚ft Führer, an Ehren reich und feft; wir preifen Albrecht
Dürer, und heut' iſt Dürerfeft. "
D Meifter! wolleſt ſchauen mit hochverklaärtem Blick von
Paradiefed Auen auf unfer Thun zuruͤck. Did meinet unſer
Singen, Du bift der Deinen Bier: ein Lebehoch wir bringen
der deutſchen Kunft und bir! Stans Angler.
1028.
Bekannte Melodie. \
Sch hab' den ganzen Vormittag in rinem fort ſtudirt,
nun aber fei der Nachmittag dem Bierſtoff dedicirt! ich geh’
nicht eh'r vom Plage heut’, als bis der Wächter zwölfe fchreit!
:, Bivalleral=Talleral : talleral = la! :,:
Schon oft hab' ich, bei meiner Seel', darüber nachge⸗
dacht, wie gut's der Echopfer bem Kameel und wie bequem
gemacht: es trügs ein Faß im Leib baher, wenn nur fein
afler drinnen wär. Br
Herr Wirth, nehm’ er das Glas zur Sand und ſchenk
er wieder ein! ſchreib er's mır dert an jene Wand, gepum:
pet es fein! Sei er fiber! ‚ich Laff” ihm ja mein Cerevis
zum Pfande ba. ”
Bu guter Leute fcheint mir's noch, als waͤr' ich faſt bes
kneipt; ihr lieben Brüder fagt mie do, wo ber Verftand
mir bleibt? Bein Auge lallt, die Naf if ſchwer und meine
Bunge ficht nie mer, : -
1029.
Ich habe geliebet; nun Lieb’ ich erft vecht! erſt war ich
der: Diener, nun bin ich ber Knecht, erft war ich der Diener
von allen; nun feſſelt mich diefe charmante Perfon, fie thut
* alles zur Liebe, zum Lohn, ſie kann nur allein mir
allen.—
Sch habe geglaubet; nun glaub’ ich erſt recht! und geht es
auch wunderlich geht es auch ſchlecht, ich bleibe bei'm gläubigen
Orden: fo büfter es oft und fo dunkel es war in brangenben
Köthen, in naher Gefahr, auf einmal iſt's Lichter geworden.
habe gefpeifet; nun ſpeiſ ich erſt gut! bei heiterent
Sinne, mit fröhlihem Blut ift alles an rel vergeften. Die
156 Ich hab’ ein heifies junges Bint.
Jugend verſchlingt nur, dann faufet fie forts ich tiebe zu ta-
fein am luſtigen Ort, ich Loft! und ich ſchmecke bei'm Eſſen.
Ich habe getrunken; nun trink’ ih erfi geen! der Wein
er erhöht uns, er macht uns zum Herrn und loͤſet die ſkla⸗
vischen Zungen. Ja ſchonet nur nit das erquidende Naß:
denn fchwindet der Alteite Wein aus dem Faß, fo. altern da»
gegen bie jungen. :* *
Ich habe getanzt und dem Zange gelobt, und wird auch
fein Schleifer, kein Walzer getobt, fo drehn wir ein fittiges
Zänzhen. Und wer fih der Blumen wscht viele verflicht,
und halt auch die ein’ und Die andere nicht, ihm bleibet ein
munteres Kraͤnzchen. Ze F
Drum friſch nur auf's Neue! bedenke dich nicht: denn
wer ſich tie Roſen, die bluͤhenden, bricht, den kitzeln fürwahr
nur die Dornen. So heute wie gehen ‚ es flimmert ber
Stern. Nur halte von hängenden Köpfen dich fern und lebe
Dir immer von vornen. @ßthe.
1030.
Ich hab’ ein heißes junges Bint, wie ihe wohl alle_wißt,
ich bin den Kuͤſſen gar zu gut, und hab’ noch nicht geküßt.
Denn ift mir aud) mein Liebchen hold, 's war doch, als ob:8
nicht werden folt ; trog aller Muͤh' und aller Lıft hab’ ich
doch niemals noch gefüßt. N ‘
Des Rachbars Röschen ift mir gutz fie ging. zur Wieſe
früh, ich Tief ihr nach und faßte Muth, und fchlang den. Arm
um fie; da flah ich an dem Miederband mir. eine Nadel. in
die Hand! Das Blut lief ftark, ich fprang nad) Haus, und
nrit dem Kiffen war ed aus.
Züngft ging ih fo zum Zeitvertreib, ‚und traf fie dort
am Fluß, ich fchlang den Arm um ihren Leib, und bat um
einen Kuß; fie fpigte fhon den Nofenmund, da fam ber alte
Kettenhund und biß mich wüthend in das Wein, da ließ ich
wohl das Küffen fein. |
Drauf ſaß ich einft vor ihrer Thür in ftiller Freud' und
Luft. Sie gab ihr liebes Haͤndchen mir, ich zog fie an bie
Bruft; da ſprang ber Vater hinterm Thar, wo er uns Längft
belauſcht, hervor, und wie gewöhnlich war der Schluß, Ich
kam auch um den dritten Kuß. z
- Erfi geftern traf ich- fie am Haus; fie zief. mich Seif
herein: „Mein Fenſter geht in Hof. hinaus, heut’ Abend wart’
ich Dein! Da kam ich denn in Liebeswahn, unh Iegte meine
geiter an; doch unter mir brach fie entzwei, und. mit. dem
Küflen war's vorbei. .
1 83
- oo.
3 hab! enk a Hänferl. ‚19
‚Und allimat geht mir's nun fo, o daß ichs Leiden muß!
Mein Eebtag werd ich nimmer froh, krieg’ ich nicht bald 'nen
Kuß. Das Gluͤck ficht mich fo finfter an, was hab’ ich ar»
mer Wicht gethan? Drum, wer ed hört, erbarme fih, und
fei fo gut und Süffe mich. Ch. Körner.
1031.
Ich hab’ ein kleines Hüttehen nur, es ſteht auf einer
Biefenflurs an einem Bad, der Bach tft Heim, könne’ doch
ae — * —
m Huͤttchen klein ſteht groß ein Baum, du -fiehft-vor
ihm dad Huͤttchen kaum, (hügt gegen Regen, — und
Wind all’, die darinnen ſind. "
‚ Sigt auf dem Baum 'ne Nachtigall, fingt von ber Lieb’
mit ſuͤßem Schal, daß jeder, der vorüber geht, ihr horcht
und file ſteht. |
Du Kleine. mit dem blonden Saar, die laͤngſt ſchon
meine Freude war, ich gehe, rauhe Winde wehn: willſt mit
in’d Hüttchen gehn? Nach Gleim. Volkslied.
I 1032, |
Ich habe mir eins erwählet, ein Schätchen, das mir ge=
fallt; fo hüͤbſch und fü fein, von Zugend fo rein, fein tapfer
und ehrlich ji Hält. - U
Die veut' thun oftmals ſagen, du haͤtt'ſt einen Andern
lieb: drum glaub: ich es nicht, bis daß es geſchicht; mein
Herze bleibt immer vergnuͤgt.
Glaube nicht ven fatlgien Zungen, die: mir und dir
nichts” gönriens bleib’ ehrlich. und fromm, bis daß ich wieder:
Eöntm’s drei Jahre gehn. bald herum: “
Und wenn ich Dann wiederum komme, vor Freuden mein
EM zerfpringt. Dein’ Aeuglein Bar, dein ſchwarzbraunes
gar, vergnügen: mich taufendmal. | .
J Fliegendes Blatt.
| 1033. . 0
J hab ent a Häuferl am Roan, dös Häuſerl id nett
und riet y kloan, doch all' meine Simma, de freun mi halt
nimma, denn i bin im Häuferl alloan. ':;: '
Viel Vogerl bald groß und- Bald kloan, de figen vorm
Häufeil am Roan, ihr. Stangi-Ahut-Khaln, aber 6 will ma
net g’falln, denn i hör halt's Vögerl alloan. nn
158 Ih habe tüchtig erercist,
Am Bergerl vom Haus ſteht a kann, da —
ſchneid Spahn alloan, die Ausſicht ig präcti, ba fi
weit mächti, body freut mich das Schaugn net alloan.
Mein Betterl iſt woach und net z' kloan, doch i ließ ſo
hart wie auf Stoan, i walz' mi halt umma, als hätt’ I: an
. Kumma, denn i lieg im Betterl alloan.
A Dirn hat da Wirth gen dba Gmoand, bo wär für mi
recht, hab i gmoant. Zum Weib hab’ is g’numma vor etliche
Summe ‚ feitdem bin i nimma alloan, -
Es will's aber jetzt nimma thean, denn ' Haͤuſerl bös
wirb ma jegt 3 kloan, die Ruh' ift außg floga, o o es hat mi
betrogn, o > war i do wieder albani
1034.
3% habe: tüchtig exercitt, als ich Soldat noch dar, umd
habe X Schritt marſchirt im lieben langer Jahr; d
ringt gar vielen Nutzen mir noch feht, nun ‚guten —*
Wie das? zeig‘ ich im Liede hier, mer” auf, mein Kamerad
Ich bin mein eigner Gommandeur, und folge mir auf's
Wort; kommt mir nur einer in die Quer, fhut Alles mir
zum Tort, jo feh' ich's eine Weile an und achte nicht darauf;
doch wenn ich's nicht mehr tragen kann, dann heißt ed:
„Gewehr auf!” -
Wenn Einer mit mir lange Beit. in Zwietracht hat ge⸗
lebt, und feinen Fehler nun bereut, mich zu verfühnen ſtrebt
wär's ſchlecht, wenn ish ben 5 ihm dann nodtrüge „bis
um hr —* drum nehm’ ich ſeine dreumdfchaft n und mie:
„Gewehr a
Seh’ ich ein hübſches Mädchen gebe, bedarf «8 Kit
Winks, um fie verftohlen anzuſehn; -«6 beißt bias:
links!“ Und ſieht fie mich ve r AR, —— aucht
ſtreng und darſch, ſehb ich, daß ich bern a; ‚dann
beißt es: „Links um, Mar LI
Doch ift fie haͤßlich, ‚ar. wohl alt, Hate Auge: ‚mich: de
hört, ruf’ ich, ſobald ich's merke: „Halt! und: „ Ganz
ataillon kehrt vi Seh’ ich 'nen Freund gefal ebebropt, fte
ich nicht ſtarr und ftumm; der Steund foü helfen in der Roth,
ih ruf: „Schnell bin! — Rechtsum!“
Begegn ich einem großen Mann, her für, daß Ball Den
Staat dur feinen Stand viel wirken aan, und ſtets es
Bee that; der Unheil immer abgewehrt, wo er ed nur ges
Ponnt, | ber würdig ĩ⸗ daß man ihn ht, da canmendir ih:
nt! 1 a
4
x
Ih hab’ wein‘ Bach anf nichts geſtellt. 159
Doch kommt nun gar ber größte Dann, Kam'rad, bu
weißt doch, wer? ba ich nur Einen meinen fann, — kommt
gar mein König ber; bann pocht die Bruft mir ungeſtuͤm,
das Athmen wird mir ſchwer; feft blick ich in bad Auge ihm,
's Heißt: „Predfentist'6 Gewehr!‘ oo
1088.
Bellannte Melobie. N
Ich habe mein feins Liebchen fo lange nicht geſehn, ge
ſehn, fo lange nicht gefehn. ’ ge nicht gelehn, q
IH fah fie geftern Abend wohl an der Hausthür ftehn,
ja ſtehn, wohl an der Hausthür flehn. | -
Site fagt: ich ſollt' fie Füffen, der Vater ſollt's nicht wiſ⸗
fen; die Mutter haͤt's gefehn, gefehn, die Mutter hat's ge
"Mein Kind, willſt du ſchon. freien? Es wird dich bald
gereuen, ed reuet dich gen, gewiß, es reuet dich gewiß.
Wenn andre junge Mädchen von ihrem Spinnerädchen
oh den Zanzplah gehn, ja gehn, wohl auf den Zanz-
plag gehn: "
Wirſt du, ein junges Weibchen, mit deinem chrbaren
—* , wohl an der Wiege ſtehn, ja ſtehn, wohl an ber
jege ftehn. -
WBirſt fingen: Heia Poppeia; wirft fingen: Heia Poppeia,
f lof ei , ch Kind, fehlaf ein, fhlaf ein, ſchlaf' ein, mein
nd; ſchlaf' ein.
Feuer kann man Töfchen, die Liebe nicht vergeffen,
das Feuer brennt fo fehr, fo fehr, die Liebe doch noch mehr.
‚Studentenlied.
— 1036. on
I hab’ mein’ Sach' auf nichts geftellt. Juchhe! Drum
iſt's ſo wohl mir in der Welt. Juchhe! Und mer will mein
Kamerade fein, der ftoße mit an, ver ſtimme mit ein! ;,: bei
dieſer Neige Wein. ;,: '
IH ſtellt' mein’ Sad” auf Geld und But. Juchhe!
Darüber verlor ich Freud’ und Muth. O weh! Die Münze
rollte hier und dort, und haſcht ich fie an einem Drt, am
ansern mar fie fort! ‘
Auf Weiber ftellt’ ich nun mein’ Sach‘. Juchhe! Daher
mir Sam viel Ungemach. O weh! ‚Die Falſche ſucht ſich ein
ee qapen, die Treue macht' mir Langeweil', nie Belle war
ni eil. „0. iS
x
160 Ich hab’ mid ergeben.
Ich ſtellt mein’ Sach’ auf Reif’ und Yahrt. Juchhe!
Und ließ meine Vaterlandsart. O weh! Und mir behagt es
niegends recht, die Koft war fremd, das Bett war fchlecht,
Niemand verfland mich recht.
Ich fteut’ mein” Sad auf Ruhm und Ehr'. Juchhe!
Und fieh’! gleich hatt! ein Andrer mehr. D weh! Wie ich
mich hatt? bervorgethan, da fahen die Leute fcheelm ich an,
hatte Keinem recht gethan.
Ich ſetzt' mein’ Sach. auf Rumpf und Krieg. Juchhe!
Und uns gelang, fo mancher Sieg. Juchhe! Wir zogen in
Feindes Land hinein, dem Freunde ſollt's nicht viel befler fein,
und id) verlor ein Bein.
Kun hab’ ich mein’ Sach auf nichts geſtellt. Juchhe!
Und mein gehört bie ganze Welt. Juchhe! Zu Ende. geht
nun Sang und Schmaus. Nur teinkt mir ale Neigen aus;
die leute muß heraus! Böthe.
| - 1037. '
Ich hab’ mich ergeben mit Herz und mit Hand :; bir,
Land vol Lieb" und Leben, mein deutjches Vaterland. ;,;:
Mein Herz ift entglommen, dir treu zugewandt, bu Land
ber. Freien und Frommen, du herrlich Hermannsland.
Du Land, reich an Ruhme, wo. Luther erfand, für bei:
nes Volkes Thume reich’ ich mein Herz und Hand.
Ah Gott, thu' erheben mein jung Herzensblut zu fri-
ſchem, freud'gem Leben, zu freiem, frommem Muth!
Laß Kraft mich erwerben in Herz und in Hand, zu le
ben und zu flerben für's heil'ge Vaterland! Maßmann.
31038, |
Ich hatt’ bei Tag’ und bei der Nacht fo manchen Beutel
leer gemacht, juchhe! Doch nichts ift ewig in Der Welt,
und fo verlor ich auch mein Geld — o weh!. Ich hatt’ ge
lebt in Saus und Braus, in dulci jubilo, doch num war's
mit den Späßchen aus — bad. geht nun einmal fort
Da kamen bie Philifter an, fo an-bie ſechs und ſechzig
Mann, juchhe! Die hielten auf die Dürre Hand, und zeigten
mir manch' Unterpfand — 0 weh! Ich fagte höflich: Hört,
ihe Heren, willfommen ſind Sie mir. Wahrhaftig, ide be
zahle gern, Boch — hab’ ich juft nichts bier.
Um einen Monat bite! ih Frift, wei dann mein Seld
gekommen ft, juchhe! Da ſchrieen fie: „Was hin, was her,
wir warten nun nicht Fänger mehr!”. .D weh! Wohlan, fo
bleiben Sie. dei mir /SGeduld wohl Jedem Fromme, und war:
ten Sie gefälligft hier, bis Geld von Haufe kommt.
Ich hatt’ in meiner Matter Sei. 161
Run feufzten fie: „DO Böfwicht du!” und Echrten mir
den Rüden zu, juchhe! Da nahm ich meinen Wanderftab
und z0g euch — ohne Heller — ab, o weh! und fo durchftreif
ih nun die Welt mit fröhlichen Geſicht; Gott nährt die Vö-
gel ja im Feld, auch mich verläßt er nicht.
1039.
Ich hatt! einen Kameraden, einen beffern find’ft du nit.
Die Trommel ſchlug zum Streite, er ging an meiner Seite,
in gleichem Schritt und Zritt.
Eine Kugel kam geflogen, gilt's mir, ober gilt es bir!
Ihn hat ed weggeriffen, er liegt mir vor den Füßen, als
war's ein Stüd von mir.
Wil mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad'.
Kann dir die Hand nicht geben, bleib’ du im ew’gen Leben
mein guter Kamerad! Ihlanv.
1040.
Ich hatt’ in meiner Mutter Leib gewohnt ein halbes
RR da fprang zu hoch dad junge Weib, dacht‘ nicht an bie
Gefahr. Auf einem Weinberg tanzte fie bei einem Winzer:
feft;. das Röcklein flog Did an die Knie, das Mieder faß nicht Fi.
Da roch ich was von Rebenfaft, da hört’ ich Glaͤſerklang,
und flugs heraus aus, meiner Haft fprang ich in wildem
Drang. Sie legten mid) auf NRebenlaub, fte fprengten mid
mit Wein, ich blieb nicht blind und flumm und taub, und
fog die Tropfen ein.
Ein Schentwirth war mein Here Papa, goß immer ein
und aus. Das Wafler ftand dem Weine nah’ allzeit in fei-
nem Haus. Und ald der Pfaff nad) Waffer rief, daß er mic)
taufte drein, mein Vater füh in Eil' verlief, und bradıte
blanken Wein.
Damit begoß der heil'ge Mann mein Haupt und mein
Geñcht, und ſprach dazu den Segen dann, ic, fchrie und
muckte nicht. In ſel'gem Rauſche Fag ich da den ganzen lie:
ben Tag; fie glaubten ſchon mein Ende nah’, da ward ich
jauchzend wach, .
Und als ich lernte ſelber ftehn, trieb ich's wie mein Papa:
font’ ich zum Wafferfafle gehn, gar oft ich mich verfad, uno
ſchoͤpfte nebenbei heraus und nebenbei hinein; ich war ber
einz’ge Saft im Haus, der zechte reinen Wein.
Und nun, ihr Leute, ſagt mir an, wie fol’ es anders
fein, als daß mein Mund nichts trinken kann, als guten rei:
Il. 11
162 Ih hatt‘ 'n mal.
nen Wein? Er iſt's, ber vor ber Zeit mich rief in biefe
Welt heraus, wär” er nicht mehr, fürwahr, ich lief auch vor
der Zeit hinaus.
Er ift es au, der mich hernach zum Ebriften hat ge-
macht, das hab’ ich mir fo manchen Tag fein chriſtlich uber:
dacht. Und weil’s muhamedaniſch ift, zu trinten keinen Wein,
will ich beim Wein ein guter Ehrift trog Tuͤrk und Teufel fein.
1041.
Sch hatt’ 'n mal 'n ſchweren Stand, Zrala! Mir Fam
ein Mädel vor die Hand, Zrala! Das Mägbelein war hübſch
und fein, es hatt’ ſchwarzbraune Aeugelein, Tralirum, larum,
hopſaſa, fa fa! Es hatt! ſchwarzbraune Aeugelein, Trala!
Sie hatt' ne Haut, und die war klar, Trala! Sie hatt’
nen Mund, und der war rar, Zrala! Und als ich weiter
bingefehn, da war fie über und über ſchön. Tralirum zc.
Bom Herzen z0g mir's in die Bein‘, das Bein, das lief
wegaus, iwegein, und al& ich fie getroffen an, da dacht’ ich,
ih hätt‘ "nen Bund gethan.
Sch dacht', ed kann nicht anders fein, das ſchöne Mädel
mußt du frein, ich Fauft' ihr ein fpanneues Kleid, und wi:
kelt' drein mein Herzeleid.
Ich ging nit mehr zu Bier und Bein, ich dacht': mußt
ewig um fie fein. Doch fuhr mir’s plöglich durch den Sinn,
- Gottlob! daß ich noch ledig bin! |
wei Wochen war ich doch bei ihr, jetzt geh’ ich wieder
zu Wein und Bier. Die Urſach' ift leicht "raus gebracht;
die Mutter fagt, haͤtt's gut gemadht!
‚ Und wenn ich einmal werde frein, fo ſoll's ein ehrbar
Mädel fein, huͤbſch treu und fleißig in dem Haus, Tonft ſpaß'
ih nur, wird nichts daraus! G. W. Amb.
1042.
Bekannte Melodie.
Ih höre gern bei'm Weine fingen, zumal, wenn man
vom Weine fingt; er macht, daß alle Stimmen Blingen, baf
jelbft des Dichters Lied gelingt. Ihr werdet. ihn doch nicht
vertreiben? mich bünft, es ıft ein guter Brauch. (Chor?)
Wir üben ihn auch, er ift vortrefflih, er foll bleiben.
Rad) meinen wenigen Beduͤnken muß wohl ber Trieb,
uns & erfreun, die Luft. und dad Talent zu trinken, dem
Menden angebören fein. Der Trieb ift uns als Grunbtrieb
eigen, und nicht etwa ein bloßer Brauch. (Chor:) Das mei-
nen wir auch, Das wollen wir nech heute zeigen.
Ich kann den Blich nicht. 163
Bon braver Väter guten Braͤuchen, von ihrer Sitte
gut und rein wird nie ein biedrer Enkel weichen, er preifet
laut, wie fie, den Wein. Drum laßt es, hierin nur bei'm
Alten, wär. auch das Zrinfen nur ein Brauch. (Chor:) Das
meinen wir auch, wir wollen's immer beibchaften.
Wenn's auch noch nicht erfunden wäre, o, wir erfänben’8
noch der Wert! Wir pflanzten Wein, bei meiner Ehre! und
fchenkten ihr ihn ohne Geld. Wir würten fie recht — ver⸗
binden: wir würden ewig, wie der Brauch. (Chor:) Das
meinen wir auch, wir wuͤrden's ganz gewiß erfinden.
‚ Yang‘ ih erft an, das Glas zu leeren, fo ſchenk' ich
gleich) auch wieder ein. Man pflegt fobald nicht aufzuhören;
und dazu fehlt's hier nicht an Wein. Das wird wohl euer
Lob erlangen, man fagt, es fei ein alter Brauch. (Chor:)
Wir haben ihn auch, allein man pflegt aud) anzufangen.
ofegarten.
1043.
Der Schmied,
Ich Hör’ meinen Schag, den Hammer er fhwinget, das
raufchet, das Elimget, das dringt in die Weite wie Glocken⸗
geläute, durch Gallen und Platz.
Am fchwarzen Kamin da fitet mein Lieber, doch geb ic)
vorüber, Die Bälge dann faufen, die Flammen aufbraufeh
und Iodern um ihn. Uhlanv..
1044.
Ic, Hört’ ein Sichlein rauſchen, wohl rauſchen durch Daß
Korn; ich hört ein Maͤgdlein klagen, fie hätt’ die Lieb’ verlor'n.
Laß raufcıhen, Lieb, laß raujchen, ich acht' nicht, wie es
geh’, ich that mein Lieb vertaufchen in Veilchen und in Klee.
aft du ein Mägdlein warben in Veilchen und in Klec,
fo fteb’ ich hier alleine, thut meinem Herzen weh.
Sch hör’ ein Hirfchlein. rauſchen, wohl raufehen Durch den
Wald, ic) hör’ mein Lieb ſich Magen: die Lieb' verraufch' fo bald.
Laß raufchen, Lieb, laß raufchen, ich weiß nicht, wie mir
wird; die Baͤchlein immer rauſchen und keines ſich verirrt.
Volkslied aus des Knaben Wunderborn.
1045.
Die Auswanderer, "
Ich kann den Blick nicht von euch wenden; ich muß euch
anfchaun immerdar; wie reicht ihre mit gefchäft'igen Händen
dem Schiffer eure Habe dar!
| . 11*
164 Ich komme vom Gebirge.
Ihr Männer, die ihr von dem Naden bie Körbe langt,
mit Brod befchwert, das ihr aus beutfhem Korn gebacken,
geröftet habt auf deutfhem Herd; j
Und ihr, im Schmud der langen Böpfe, ihr Schwarz:
waldmädchen, braun und ſchlank; wie forgjam ſtellt ihr Krüg
und Töpfe auf der Schaluppe grüne Banl.
Das find diefelben Zöpf und Krüge, oft an der Heimath
Born gefüllt; wenn am Miffuri Alles ſchwiege, fie malten
euch der Heimath Bild; j
Des Dorfes fleingefaßte Quelle, zu ber ihr. fchöpfend
euch gebüdt; des Herdes traute Feuerftelle; dad Wandgeſims,
das ſie geihmüdt.
Bald zieren fie im fernen Weſten des leichten Bretter:
aufes Wand; bald reicht jie müden, braunen Bäften, voll
hen Trunkes, eure Hand.
Es trinkt daraus der Tſcherokeſe, ermattet von der Jagd,
beftaubt; nicht mehr von deutſcher Rebenleſe tragt ihr fie
beim, mit Grün belaubt.
D ſprecht! warum zogt ihr von dannen? Daß Nedar:
thal hat Wein und Korn; der Schwarzwald fteht voll finftrer
Zannen, im Speflart klingt des Aelplers Horn.
Wie wird e8 in den fremden Wäldern euch nad) der Hei:
math Berge Grün, nach Deutfchlands gelben Weizenfeldern,
nach feinen NRebenhügeln ziehn!
Wie wird dad Bild der alten Tage durch eure Träume
glänzend wehn! Gleich einer ftillen frommen Sage wird es
euch vor der Seele ftehn.
Der Bootömann winkt! — Zieht hin in Frieden! Gott
ſchütz euh, Mann und Weib und Greis! Sei Freude eurer
Bruſt befhieden, und euren Feldern Reif und Mais!
Sreiligrath.
1046.
Ich komme vom Gebirge her, es bampft das Thal, es
rauſcht das Meer; ich wandle ftil, bin wenig froh, und im-
mer fragt der Seufzer: wo?
Die Sonne fheint mir bier fo kalt, die Bluͤthe wel,
das Leben alt, und was fie reden, leerer Schall; ich bin ein
Fremdling überall.
Wo biſt du, mein gelobted Land, gefucht, geahnt und
nie gefannt! das Land, das Land fo hoffnungsgrün, das Kant,
wo meine Roſen blühn?
Bo meine Zräume wandeln gehn, wo meine Todten
auferftehn; das Kand, Das meine Sprache fpriht, und alles
bat, was mir gebricht?
Ich lebe und liebe. 165
Ich wandle ftill, bin wenig froh und immer fragt der
Seufzer:, wor Es bringt die Xuft den Hauch zurüd: „Da
wo du nicht bift, blüht das Glück!“
Schmidt von Lüuͤbeck.
1047.
Ih lag unter duftenden Roſen am musmelnden Waffer-
fall, ich lieh die Zephyre mich Eofen und murmeln der Quelle
Kryſtall; ich träumte, ich wachte und feufzte, ich dachte —
o ſtill! ſtill! ſtill! :,.: weil Liebchen fo will! ;,:
Da kam fie, die Holde, gegangen, ihr Wandel war
fchwebender Tanz, und Xoden und Stirne und Wangen um»
ſchatteten Hütchen und Kranz, am Bufen die Rofe, der Schleier
o loſe, — o ſtill! ıc.
Hui, ſchlief ich, die Wimpern geſchloſſen, und horchte
der Kommenden nach, fie warf mich mit Bluͤthen und Sprofe
fen, ich ward nicht im Blumenftrom wach; da ſank fie mit
Beben ein Küßchen zu geben, — o fill! ec. .
Da war mein Schlummer zerronnen, da wollte die
Schüchterne fliehn; von meinen Armen umfponnen war eitel
ihr fprödes Bemühn: „Ach,“ feufzte die Kleine, „ich fuchte
mir eine” — o ftill! ıc. |
Nun faßen wir Fofend im Schatten und trieben ein fe
liges Spiel, und feufzten und baten, und hatten des Liebli-
hen nimmer zu viel. Mit ſtummem Entzüden und trunfenen
Bliden — o fill! ꝛc.
1048.
Ich, lebe frei und forgenlos, kein Fürftenfohn lebt befler,
mein Keller ift für mich ein ng mein Hausgeräth find
Faͤſſer. Ich lebe froh und trinke frifch mit Jedem um bie
Wette, dad volle Faß dient mir zum Tiſch, das leere mir
zum Bette.
Ich trinke, bis ich müde bin, dann Eriech' ich in das leere,
da ruh' ich dann mit leichtem Sinn, ald wenn ich König wäre.
Ich fchlafe füß mit Laub bededt, wenn Thoren wachend
fhmollen, und wenn der Durft mid) wieder weckt, fo eil' ich
zu dem vollen.
1049,
Blumenleben.
- Ich lebe und liebe und weiter nichts; was mehr als Lie:
ben und Leben? Ich trinke den Thau des Himmelslichts, die
166 . Id lieb’ das Jucognito.
blühenden Barben zu weben; ;,: und hab’ ich bie blühenden
Farben gewebt, dann hab’ ich geliebet, dann hab’ ich gelebt. ;,:
Ich Iebe und male mit Himmelsblau und Sternenglanz
mir die Krone, dann kommt Aurora mit goldnem hau und
gieit mir Perlen zum Lohne; ich liebe und hauche füßen
uft der zarten Eeele in Sonnenluft.
Du liebliche Braut, o nahe di, du ſollſt mich haben,
wich pflüden! du willſt nur lieben und leben wie ich, ich
muß den Bufen dir fohmüden! und haben wir beide geliebt
und gelebt, dann beider Seele zum Himmel ſchwebt.
1050.
Ich Lieb’ das Incognito. Hat man in dem Kopf kein
Stroh, fo kann man vieles ſehen; bald fieht man dort un-
ter'm Thor eimen Herrn im Requelor bei feinem Liebchen
ftehben; bald fliegt jenem Beinen Haus auf gut Glück ein
Taͤubchen aus; — aber nur incognito.
Geh’ ich in's Theater hin, ſeh' ich manche Fifcherin für
erren Netze ftriden. Und da fieht man alte Herrin, Die,
o wie die jungen, gern noch an dem Köder picken. Iſt dann
die Komödie aus, fo führt man den Fang nach Haus — aber
nur incoynito. |
Mädchen gehen auf den Ball, laufen da von Saal zu
Saal, oft ohne Baters Wiffen; er glaubt, fie fein bei der
Tant', und denket nicht an den Amant, nod weniger an’s
Küffen. Endlih kommt der Spaß heraus, — eine Hochzeit
wird daraus; — aber nur incognito.
Weiber reifen in das Bad, weil der Wann Geſchaͤfte hat,
und laffen fich euriren. Da heißt's: Alter, lebe wohl! Hann
den weiß fhon, wie fie ſoll deine Wirthſchaft führen. Bor
dem Thor — da hält man ftil, weil_der Doctor auch mit
will; — aber nur incognito. .
Bon den Männern red’ ich nicht, denn da würde die
Geſchicht' zahllofe Bände füllen. Der eine gehet auf die Jagd,
ber andere hält e8 mit der Magd, um feine Luft zu flillen.
Der eine rüdt mit Thalern aus, der andere zahlt in’® Findel—
haus — aber nur incognito.
Männer, Weiber! jung und alt, haͤßlich, "Thon, warm
oder kalt, — merkt doch auf meine Lehre! Spürt ihr Unrath
in dem Haus, macht doch Beinen Lärm daraus, fonft leidet
deob die Ehre. Drüdt vielmehr die Augen zu! Denkt: ich
Bin ja ‚etoft wie du. So bleibt e8 incognito; Alles bleibt
ognito. | :
Ich lobe mir mein Gläschen. 167
1051.
Sch Liebe dich, fprach oft mein thränend Auge, wenn
mich dein Blick in füßer Schau beſchlich; doch wagt’ es nie
mein Mund dir zu befennen: ich Liebe dich! ich Tiebe dich!
Es ift gefhehn, nun weißt du Alles, Alles, warum die
Ruh’ aus meinem Herzen wich; dir bleibt die Wahl; Verzei⸗
bung oder Strafe. Ich liebe dich, ich liebe dich!
O zürne nicht! fchon floh der Seele Frieden; mein Ge—
nius beweint mit Zittern mid). Verzeihung mir! Doch wenn |
Du ewig zürneft: ich liebe dich, ich Liebe dich!
Vielleicht erblickt dich nie dies Auge wieder, dem — ach!
um dich fo manche Thrän’ entfchlich; doch fern von dir werd’
ich verlaflen Magen: ich Liebe dich, ich Liebe dich!
Sch liebe dich, fo werd’ ich ewig trauern; und naht der
Tod als Friedensbote ſich, tönt flerbend no von meinen
blaſſen Lippen ein leifes: Ach! ich Liebe dich!
1052.
Ich lobe mir das Burfchenleben, ein Jeder lobt fich fei-
nen Stand; der Freiheit hab’ ich mich ergeben, fie bleibt mein
höchftes Unterpfand. Studenten find fidele Brüder. (Ehor:)
„Fidele Brüder.” Kein Unfall ſchlägt (Chor:) „Kein Unfall
Ihlägt‘” fie ganz darnieder. (Chor:) „Sie ganz barnieder.”
Die Hirſche, Hafen und Studenten, fie leiden gleiches
Ungemach, denn jenen jagen Jäger, Hunde, und biejen die
Philiſter nah. Studenten ıc.
Brav Gelder muß der Vater ſchicken, wenn ber Herr
Sohn ftudiren fol, den Beutel mit Dulaten [piden, nur
dann geräth das Eöhucen wohl. Studenten 1c.
Und bat der Buͤrſch' Fein Geld im Beutel, fo führt er
die Philifter an, und ſpricht: es ift ja alles eitel, vom Burs
fchen bis zum Bettelmann! Studenten ıc. ,
Ah! wenn die lieben Aeltern wüßten der Herren Söhne
roße Roth, wie fie fo flott verfeilen müßten, fie weinten
ich die Aeuglein roth. Indeflen thun die Herren Söhne fich
dann und wann gar trefflich bene. ıc. ,
Und hat der Burſch' nun ee „ſo veifet er in pa-
triam, mit feinen Heften ausftaffiret, heißt er ein grundge⸗
lehrte Mann. Studenten ıc. \
1053.
Ich lobe mir mein Gläschen Wein und meinen frohen
Muth, und denke, um vergnügt au fein, braucht. man Fein
großes Gut.
‚168 Ic) Isbe mir das Jaſſerbinden.
Dies lehrt ſchon König Salomo. Ein immer fröhlich
Ben, fingt er, macht uns im Unglüd froh, in Freuden und
in merz.
Berwährt hab’ ich im Leben viel auch diefen Sag gefehn,
und mehr gehört auf feidnem Pfühl, ald Stroh, um Hülfe
ehn
Gefunden, daß oft Erdengut ein Augenblick entwand;
im Unglück aber feſter Muth wie Felſen ſicher ſtand.
Drum hab’ ich nie ein Glück zu groß. begehrt in dieſer
ag bin ih, wenn ſtets mein Loos mir fo wie
- heute Talk.
Schmedt mir nur ſtets mein Gläschen Wein, bleibt mir
mein frober Muth: fo la’ ih Große Große fein mit ihrem
Gluͤck und Gut.
1054.
Küferlied.
Ich lobe mir das Fäfferbinden, das ift mein Handwerk,
lieb und werth, das Weib und Kinder reblich nährt, auch
wenn fih drum nicht ee finden; im Uebrigen iſt Gott
mein Licht, denn er verließ bis jept mich nicht. Friſch auf,
ihr Gefellen, und laßt euch nicht treiben, dem Faffe die Reife
wohl anzutreiben. Rattabum, Nattabum, Rattabum. (Chor:)
Frisch auf, ihr Sefellen, und laßt euch nicht treiben, dem
Baffe die Reife wohl anzutreiben. Rattabum, Rattabum,
Rattabum.
Wo's gilt, für Necht und Freiheit kämpfen, und Eoftet
es mir Gut und Blut; wo's gilt, die ungeftüme Wuth ber
wildempörten Menge dämpfen, da ſchwing' ich meinen Ham⸗
mer frei, da, Brüder, bin ich auch dabei. Doch frifch, ihr
Sefelen, und laßt euch nicht treiben, dem Faſſe die Reife
wohl anzutreiben. Rattabum, Rattebum, Rattabıım. (Ehor:)
Doch friſch, ihr Gefellen ꝛc.
Doch jetzt will ich ein Faß erbauen, fo groß wie's Hei:
delberger Faß, ftatt füßes Bier und Sebenmae ſollt ihr darin
was anders ſchauen: „Jedweden, der die peinge flicht für's
Baterland verraͤth'riſch bricht.” Friſch auf, ihr Geſellen, und
laßt euch nicht treiben, dem Faſſe die Reife wohl anzutreiben.
Rattabum, Rattabum, Rattabum. (Chor:) Friſch auf, ihr
Gefellen ꝛc. Herbold.
1055.
Ich Mädchen bin aus Schwaben, und braun iſt mein
Geſicht; der Sachfenmädchen Gaben beſitz' ich freilich nicht.
Ich möchte wohl der Raifer fein! 169
Die koͤnnen Bücher leſen, den Wieland und den Gleim;
und ihr Gezier und Weſen ift füß wie Honigfeim.
- Der Spott, mit dem fie ftechen, ift Icharf wie Nabel-
ſpitz; der Wis, mit dem fie fprechen, ift nur Romanenmig.
Mir fehlt zwar diefe Gabe, fein bin ich nicht und ſchlau;
doch kriegt ein braver Schwabe an mir 'ne brave Frau.
- Das Zändeln, Schreiben, Xefen macht Mädchen wider:
Lich; der Mann, für mid, erlefen, der lieft einmal für mid).
Biſt, Iüngling, du aus Schwaben? liebſt du dein Va⸗
terland? fo fomm, du ſollſt mich haben; fchau, hier ift meine
Hand!
1056.
Ih mag niht Silber, mag nit Gold, nur fchönen
Mädchen bin ich hold, drum foll von eu, ihr Schönen! und
nicht von Gold und Ebdelftein, auch nicht vom füßen Cyper⸗
wein mein Saitenfpiel ertönen. .
daß ich nicht Fuͤrſt, nicht König bin, trübt niemals
meinen frohen Sinn, das Tann ich leicht vergeben; — doch
wär’ mein Herz von Liebe leer, und kuͤßte mich Fein Mädchen
mehr, dann moͤcht' ich gar nicht Leben.
An Schönheit, Reiz und Lieblichkeit gehn Mädchen über
Alles weit, im nel und auf Erden. — Wenn einft, nach
diefer Lebenöfrift, im Paradies Fein Mädchen ift, mag id)
nicht felig werden.
1057.
Sch möchte dir fo gerne fagen, wie lieb bu mir im Her⸗
zen biſtz nun aber weiß ich nichts zu fagen, ald daß ed ganz
unmöglich ift. :,;
Sch möchte alle Zage fingen, wie lieb du mir im Herzen
bift, doch wird es niemals mir gelingen,. weil es fo ganz
unmöglidy ift. Bu
Und weil e8 nicht ift audzufagen, weil’d Lieben ganz un⸗
endlich ift, fo magft du meine Augen fragen, wie lieb du mir
im Herzen bift.
Darinnen wird gefchrieben ftehen: wie lieb du mir im
Herzen bift! und drinnen wirft du deutlich fehen, wag jedem
Wort unmöglid) ift.
1058.
Melodie von Mozart.
Ich möchte wohl der Kaifer fein! Den Orient wollt’ ich
erfhüttern, die Mufelmänner follten zittern, Conſtantinopel
wäre mein! Ich möchte wohl der Karfer fein!
170 Ich map zu Selb. |
Ich möchte wohl der Naifer fein! When und Sparta
olten werden, wie Rom bie Königin der Erben, das Alte
ollte fich erneun! Ich möchte wohl der Kaifer fein!
Ih möchte wohl der Kailer fein!. Die beften Didgter
wollt’ ich Dingen, der Helden Thaten zu befingen, die gold:
nen Zeiten führt‘ ich ein! Ich möchte wohl der Kaifer, fein!
m.
1059.
Das Notbhemd,
„Ih muß zu Feld, mein Köchterlein, und Böles dräut
der Sterne Schein, drum ſchaff' du mir ein Rothgewand, Du
Jungfrau, mit der zarten Hand!” '
Rein Bater, wilift Du Schlachtgewand von eined Maͤgd⸗
leins ſchwacher Hand? Noch flug ich nie den harten Stahl,
ih fpinn’ und web’ im Frauenſaal.“
„Da fpinne, Kind, in heil ger Racht, den Faden weih
der hoͤlliſchen Macht, draus web' ein Hemde, lang und weit!
das wahret mich im blut'gen Streit.“
In heil'ger Nacht, im Vollmondſchein, da ſpinnt die
Maid im Saal allein. „In der Hölle Namen!“ ſpricht
fie leis, die Spindel rollt in Jeuri em Kreis.
Dann tritt fie an den ebehtubl und wirft mit zager
Hand die Spul'; es rauſcht und fauft in wilder Haft, als
wöben Geifterhände zu Gaft.
As nun daß Heer ausritt zur Schlacht, da trägt der
Herzog fondre Tracht: mit Bildern, Beiden, ſchaurig —*
ein weißes, weites, wallendes Hemd.
Ihm weicht der Feind, wie einem Geiſt, wer böt' es
ihm, wer ſtellt' ihn dreiſt, an dem das haͤrteſte Schwert zer:
ſchellt, von dem der Pfeil auf den Schügen prellt!
Ein Jüngling fprengt ihm vor’6 Geſicht: „„Halt, Wür-
er, balt! mich — — u nicht. Nicht rettet did) die Höllen-
nit, dein Werk ift tobt, tein Zauber Dunſt.““
Sie treffen fih und treffen gut, des Herzogs Nothhemd
trieft von Blut; fie haun, und —* ſich den Sand, und
jeder flucht des Andern Hand.
Die Tochter ſteigt hinab in's Feld: „Wo liegt der. ber:
ogliche Held?“! Sie find't die todeswunden Zwei, da hebt
wildes Klaggeſchrei.
„Biſt du's mein Kind? Unſel'ge Maid! wie ſpanneſt
du das falfche Kleid? haft du die Hölle nicht genannt? war
nicht jungfraulich deine Handy’ _.
Ih uchm' mein Gläschen. 171
Die Hölle hab’ ich wohl genannt, bach nicht iunafräu-
lich war die Hand; der bi erſchlug, iſt mir ki fremd, fo
fpann ich, weh! dein Zodtenhemd!” Uhland.
1060.
Heiraths : Duett.
(Sie:) Ich nehme einen Schloffer mir, das ift der erfte
Dann, ber forget für unfre Sicherheit und [hlägt die Schlöffer an.
(Er:) Mein Kind, da bift du ſchlecht bericht't, der Tiſch⸗
ler gebt auvor, der Schloffer ift der Erſte nicht, der Tiſchler
macht dad Zhor.
‚ (Sie:) Ein Schloffer ift zu ſchwarz für mich — und
feine Lieb’ zu Heiß. (Er:) Berliebt ſich ein Frifeur in dich,
Der macht dir nur was weiß.
(Sie:) Nein, nein! Ein Drechsler! O, wie fchon! Der
ift für mich gemadt. (Er:) Der kann dir eine Nafe drehn,
da nimm du dich in Acht.
‚. (&ie:) Ein Bäder ift mir zu folid, ich fürcht', daß ich
mih haͤrm'. (Er:) Co nimm dir einen Kupferfchmied, der
ſchlaͤgt 'nen rechten Lärm.
(Sie:) Mit einem Schneider, in der That, da Fam’ ich
prächtig draus. (Er:) Doc wenn er Beine Kunden hat, geht
ihm der Faden aus.
(Sie:) Ein Klempner ift ein fihrer Mann, dem fehlt
ed nie an Blech. (Er:) Ich rath’ dir einen Schufter an —
es ift halt wegem Peh, hun
(Sie:) Ein Hut’rer wär” wohl nicht riskirt, der hat ein
ihres Gut. (Er:) Ia wenn die Welt ben Kopf verliert,
o braucht Fein Menfch 'nen Hut.
(Sie:) Kurzum, ich wend’ im Kreis herum vergebens
meinen Blid; drum kehr' ich zu dem Zifchler um, der ift
mein einzig Glück.
1061.
Ich nehm’ mein Gläschen in die Hand, vive la Com-
agneia! und fahr’ damit in's Unterland, vive laCompagneia!
Vive la, vive la, vive la, va!— vive la, vive la, hop-
sasa, — vive la Compagneia!
Ich hole daß Gläschen wieder hervor, vive la Com-
agneia! und halt’d an's recht‘ une tinke Ohr, vive la
ompagneia! Vive la, etc.
b5 ſetz mein Glaͤschen an den Mund, vive la Com-
pasnein! und leer’ es aus bis auf den Grund, vive la
ompagneia! Vive la, etc.
172 Ich reit' in's finſtre Sand hinein.
Dem Gläschen ift fein Recht gefchehn, vive la Com-
pagneia! was oben ift, muß unten ſtehn, vive la Com-
pagneia! Vive la, etc. “
Dos Gläsıhen, bad muß wandern, vive la Compagneia!
von einer Hand zur andern, vive laCompagnein! Vive la, etc.
1062.
Ich reit' in's finftre Land hinein, nicht Mond, noch Sterne
eben Schein, die Falten Winde tofen. Oft hab’ ich diefen
er a wann goldner Sonnenfchein gelacht, bei lauer
üfte Kofen.
Ich reit' am finftern Garten bin, bie bürcen Bäume
faufen drin, die welken Blätter fallen. Hier pflegt’ ich in
der Rofenzeit, wann Allee fich der Liebe weiht, mit meinem
Lieb’ zu wallen.
Srlofchen ift der Sonne Strahl, verwelft die Rofen all:
umal, mein Lieb zu Grab getragen. Ich reit' in's finftre
and hinein, im Winterfturm, ohn ullen Schein, den Man:
tel umgefchlagen. Ahland.
1063.
30 ſah ein Röschen am Wege Rein, das war jo blü⸗
hend, fo wunderfchöns ed hauchte Balfam weit um fidh ber,
ich wollt’ es brechen und — ſtach mic, fehr. ..
Doch hört nur weiter, was nun gefchehn: ich ging vor-
über und ve ed ftehn; eh noch fein Ende den Zag erreicht,
war's fchon von der Sonne ganz abgebleidht.
Ihr lieben Mädchen, dies fing’ ich euch; ihr feid in Als
lem dem Röschen gleich; ihr lockt durch Schönheit uns um
euch ber, dann feid ihr fpröde und quält und fehr!
Und nun die Lehre, fie ift nicht ſchwer, drum jing’ id)
weiter Fein Wörtchen mehr; leicht koͤnnt ihr's zeigen, daß
ihr’8 nun wißt, wenn ihr nur alle ben Sänger Fußt!
1064.
Ich fah ihn geftern Abend, ich fah ihn geftern Abend
wohl an der Ihüre ftehn, wohl an der Thuͤre de N.
Sch that ihn freundlich grüßen, die Mutter ſollt's nicht
willen; die Mutter ward's gewahr, daß Jemand bei mir war.
„ah, Tochter, laß dein Freien, es wird dich bald ge:
reuen; gereuen wird es dich, und du wirft denken an mich!‘
1
Ich ſah fo frei. 173
„Wenn andre hübfche Mädchen mit ihren grünen Kränz-
I wohl auf den Zanzfaal gehn, wohl auf den Tanzſaal
gehn;
„Da mußt du armes Weibchen mit deinem zarten Leib:
chen wohl bei der Wiege ftehn, wohl bei der Wiege ſtehn!“
„uMußt fingen Ri Ra Raͤdchen; fchlaf’ ein, mein feines
Mädchen, Schlaf du in guter Ruh', thu’ deine Aeuglein zu!”
a8 Feuer kann man löfchen, Die Liebe nicht vergeſſen,
das Feuer brennet fehr, die Liebe noch viel mehr!
Volkslied.
1065.
Ich ſah in die blaue unendliche See, wie ward mir im
Herzen ſo wohl und ſo weh! doch hab' ich dein blaues Auge
geſehn, und weiß nun ſelber nicht, wie mir geſchehn.
Und wenn ich die blaue unendliche See auch immer und
immer wieder ſeh', das Waſſer doch immer nur Waſſer bliebe:
dein Aug' iſt ewig unendliche Liebe.
1066.
Ich ſah ſo frei und wonnereich einſt meine Tag' ent⸗
ſchlüpfen, wie Voͤgelchen von Zweig zu Zweig bei'm Morgen⸗
liede huͤpfen.
Fragt jeden Sommerwind, der bier die Blumenau cr:
reileet h ob je ein Seufzer ſich yon mir in feinen Hauch ge
miſche
Fragt nur den ſtillen Bach im Klee, ob er mich klagen
hörte? und ob von mir ein Thraͤnchen je die kleinen Wellen
mehrte? .
Mein Auge fchaute falkenhell durch meilenlange Räume;
wie Gems und Eichhorn fprang ich Ichnell auf Felſen und
auf Bäume. nn .
Sobald ih auf mein Lager fank, entjchlief ich ungeftöret ;
des Wächters Horn und Nachtgeſang hat nie mein Ohr ge-
böret. .
Nun aber ift mir Luft und Scherz und Muth und Kraft
entgangen; ein hartes Mädchen hält mein Herz, mein armes
Herz ggelangen. un
un bauch’ ich meine Seele fchier erfeufzend in die Winde,
und give Häglih hin nach ihr gleich einem Franken Kinde.
Nun müllen Bach und Klee genug verliebter Zähren
jaugen, und graue Nebelbämmerung ummölft die muntern
ugen.
1 Ich ſaß am meinem Wädcen.
Run haͤrm' ich ganze Nächte Tang auf ſchlummerloſem
Lager, die leichten Glieder matt und Frank, die vollen Wan:
en hager.
8 An meinem Leben nagt die Wuth graufamer Seelengeier,
nagt @iferfucht auf fremde Gluth, nagt mein verfihniähtes
Feuer.
Das harte Mädchen fieht den Schmerz, und mehrt ihn
dennoch ſtuͤndlich. O LXiebe, Eennft du noch ein Ders, wie
diefes unempfindlich ?
Ein einzig Lächeln voller Huld würd’ allen Kummer Tin:
dern, und ihre nicht erfannte Schuld flug tilgen oder mindern.
Mid wedte wohl ihr füßer Ton noch aus dem Grabe
wieder; ja, wär’ ih auch im Himmel fihon, er lodte mich
bernieber. Bürger.
1067.
Frühling : Liebfter.
Sch ſaß an meinem Raͤdchen, fpann weiße Wittwenfaͤd⸗
chen, da mich mein Freund verlaffen hat. Da Elopft’ ed an
mein Lädchen: Gefhwind heraus, du Mädchen, gefchwind!
dein Ungetreuer naht.
bu’ weg die Wittwenfchleier, und zeige dich in Feier,
verbirg, daß bu dich haft an Er fam und ſprach, da
fei er. Ich ſprach: Mein fchöner Preier, wo biſt derweil
herumgefchwärmt ?
Da Ichüttelt’ er's Gefieder und freut’ auf Bruft und
Mieder mir Duft und Blumen ohne Harm, fing an und
fang mir Lieder; ich Fam zum Wort nicht wieder, bis er mich
koſend hatt! im Arm. Fried rich Rürkert.
1068.
Der Ming.
‚. 3 ſaß auf einem Berge gar fern dem Heimathland,
tief unter mir Hügelreihen, halgründe ‚ Saatenland!
"In flilen Traͤumen zog ich den Ring vom Finger ab,
den fie, ein Pfand der Liebe, beiim Lebewohl mir gab.
Sch hielt ihn vor das Auge, wie man ein Fernrohr halt,
und guckte durch das Reifchen hernieder auf die Welt:
Ei, luftig grüne Berge und goldnes Santgefilb ‚in fol:
chem fchönen Rahmen fürwahr ein fchönes Bild!
Hier ſchmucke Häuschen jhimmernd am grünen Berges:
ang, dort Sicheln und Senfen blitzend bie reiche Flur ent:
ang!
Und weiterhin die Ebne, die flolz der Strom durchzieht;
- und fern bie blauen Berge, Grenzwächter von Granit.
-
®
Ich faf und ſpann. 178
„ Und Stäbte mit blanken Kuppeln und friſches Wälder:
grun und Wolfen, bie zur Berne, wie meine Sehnjucht, ziehn!
Die Erde und den Himmel, die Menfchen und ihr Land,
dies alles hielt ald Rahmen mein goldner Reif umfpannt.
‚BD ſchoͤnes Bild, zu ſehen vom Ring’ der Lieb’ umfpannt
die Erde und den Himmel, die Menfchen und ihr Land!
Anaftafius &rün.
1069.
Ich faß bei jener Linde mit meinem trauten Kinde, wir
faßen Band in Hand. Kein Blättchen rauſcht' im Winde,
die Sonne fihien gelinde herab aufs ftille Land.
Wir -faßen ganz verfchwiegen, mit innigem Vergnügen,
dad Herz kaum merklich ſchlug. Was follten wir auch fagen?
was konnten wir uns fragen? wir wußten ja genug.
Es mocht' und nichts mehr fehlen, Kein Sehnen Eonnt’
uns quälen, nichtd Liebes war und fern. Aus liebem Aug’
ein Grüßen, vom lieben Mund ein Küffen gab eins dem
andern gern. . Uhland.
1070.
Das Mädchen am Bache,
3h faß im Grünen am Elaren Bad), und blidite trau:
mend den Wellen nad), und Blumen fhauten fo tief hinein,
:; wie muß es felig dort unten fein! ;,:
Und Strahlen glänzten durch Wipfelgrün, ih ſah am
Himmel die Wolken ziehn, fie zogen freundlih im Sonnen:
fchein; wie felig muß es dort oben fein!
Da fand er vor mir fo mergenfchön! kaum magt’ ich
bebend ihn anzufehn, fein Auge ftrabite fo tief und rein;
wie könnt ich ſelig auf Erden fein! Reliftab.
1071.
Ich ſaß und fpann vor meiner Thür, da kam ein junger
Menn gegangen; fein blaues Auge lachte mir, und röther
glühten meine Wangen. Ich fah vom Noden auf und fann,
und faß verfchämt, und fpann und fpann.
Gar freundlid, bot er guten Tag, und frat mit holder
Scheu mir näher. Mir ward jo angſt, der Faden brady, das
Herz im Bufen flug mir a betroffen knuͤpft' ich wieder
an, und faß verfehämt, und |pann und fpann.
LiebEofend drückt” er mir die Hand, und fihwur, daß
feine Hand ihr gleiche, bie fchönfte nicht im ganzen-Land an
176 Ic ſchlich einmal.
Lieblichkeit, an Rund’ und Weihe. Wie fehr dies Lob mein
Her; gewann: ich faß verfhämt und fpann, und fpann.
Er lehnt' an meinen Stuhl den Arm und rühmte fehr
das feine Faͤdchen. Sein naher Mund fo roth und warm,
wie zaͤrtlich haucht' er: Süßes Mädchen! wie blickte mich fein
Auge an! Ich ſaß verihämt, und fpann und [pann.
Indeß an meiner Mbange ber fein ſchoͤnes Angeſicht ſich
buͤckte, begegnet' ihm von Ungefähr mein Haupt, das ſanft
im Spinnen nickte; da küßte mich der ſchöͤne Mann: ich ſaß
verfchamt, und fpann und fpann.
Mit großem Ernſt verwies ichs ihm: doch ward er
tühner ftets und freier, umarmte mich voll Ungeftum, und
küßte mich fo roth wie Feuer. D, jagt mir, Schweftern!
fagt mir an: war's möglidy, daß ich weiter ſpann?!
ıdchann Heinrich Poß.
1072.
Ih ſylich einmal 'nem Mädchen nach; „wer Vögel fängt,
eht leiſe. ch weiß nicht, was ich ihr verſprach; „mit Sped
Pangt man die Mäufe.”
Sie fagte mir, fie wär! mir gut; „viel Schrein und-
wenig Wolle!” Das dacht’ ich auch, ih junges Blut; „Ge:
danken frei vom Solle!“
Doch ſchlich ich einmal in ihr Haus; „mer treffen will,
muß zielen; da jagte mich ein Andrer h'naus! „Sa, wer
nicht hört, muß fühlen!”
1073.
Ic, Schnitt” es gern in alle Rinden ein, ich grüb’ es gern
in jeden Kiefelftein, ich möcht‘ es fürn auf jedes frifche Beet’
mit Krefienfamen, der es ſchnell verräth, auf jedes Blaͤttchen
möcht ich s ſchreiben: Dein iſt mein Herz, und ſoll es ewig
eiben!
Den Morgenwinden moͤcht' ich's hauchen ein, ich möcht‘
es ſaͤuſeln durch den ſtillen Hain; o leuchtet' es aus jedem
Blumenſtern! truͤg' es der Duft zu ihr von nah' und fern!
Ihr Wogen, konnt ihr nichts als Raͤder treiben? Dein iſt
mein Herz, und ſoll es ewig bleiben!
Ich mein’, e8 müßt! in meinen Augen ftehn, auf meinen
Wangen müßt: man’d brennen fehn, zu lejen waͤr's auf mei-
nem ftummen Mund, ein jeder Athemzug gaͤb's laut ihr
fund, — und jie merkt nichts von all dem bangen Treiben. Dein
ift mein Herz, und foll eö ewig bleiben!
Wühelm Müller.
Id ftand in dunkeln Tränmen. 177
1074.
Ih fol und muß’ ein'n Buhlen haben, trabe dich, Thier⸗
Lein, trabe! und ſollt' ic, ihn ‚aus der Erde graben, trabe
dich, Thierlein, trabe! Das Mürmelthierlein hilft mir nicht,
ed hat ein mürrifch Angejicht und will faft immer fchlafen.
Ich fol und muß ein'n Buhlen erringen, ſchwinge dich,
Halte, ſchwing' dich! du folft mir ihn aus den Lüften brin-
gen, ſchwinge did, Falke, ſchwing' dich! Das Zurteltäublein
hilft mir nicht, ſchnurren und girren kann ich nicht, fein Le—
ben muß e8 laffen.
Ih fol und muß ein'n Bublen finden, laufe, mein
Hündlein, laufe! und follt’ ich ihn fangen mit meinen Win-
den, laufe, mein Hünblein, laufe! Der edle Hirſch er hilft
mir nicht, fein Horn ift mir zu hoch gerichtet, er möchte
mich erftechen. '
Ih ſoll und muß ein'n Buhlen haben, fchalle, mein
Hörnlein, fehalle! und wen du rufft, der muß mid) faben,
ſchalle, mein Hörnlein, fchalle! Drei fchöne Thierlein ftellen
—— die holt kein Hund, kein Falke nicht, die muß ich ſelber
angen.
„Ich fol und muß ein Rößlein haben, nimm mich, Jaͤ—
gerlein, nimm mich! Ich möcht’ gern durch die Wälder tra:
en, nimm mich, Sägetlein, nımm mich!” „Trabſt du gern,
fo nimm mein Roß! fo war’ ih dann das Eißlein los; ade,
ade, mein Rößlein!’” j =
„Ich fol und muß ein’'n Falken Eriegen, nimm mid), Jaͤ—
gerlein, nimm mich! der muß mit mir zum Himmel fliegen,
nimm mid, Sägerlein, nimm mid!” „Nimm bin, nimm
Hin mem Kederjpiel, lieb Bärbelein, du warſt zuviel; ade,
ade, mein Falke!“ |
„Ich fol und muß ein Küßlein haben, küff' mich, a:
erlein, Fü mich!” „Du ſollſt und mußt einen Zäger haben,
uff mich, Iungfräulein, küſſ, mich!“ Die Dritt‘, die Dritt‘,
die nenn’ ich nicht, fie hat ein klares Angeficht, und fol mir
nicht erröthen.
Volkslied ad. Knaben Wunderhorn.
\ 1075.
Ich ftand in dunkeln Träumen und ftarrte ihr Bildniß
an, und das geliebte Antli heimlich zu leben begann.
Um ihre kippen zog ſich ein Lächeln wunderbar, und wie
von Wehmuthsthraͤnen erglänzte ihr Augenpaar.
Auch meine Thränen floffen mir von den Wangen berab
— und ach, ich ann es nicht glauben, daß ich dich verloren hab’!
Zeinrich Heine.
II. 12
>
178 Dh ſache meine Bchäferin.
" 1076.
Kinderlied,
Ich ſuche meine Schäferin, wo werd’ ich fie wohl finden?
wohl unter jenem grünen Baum, wohl unter jener Linden.
Frau Schäferin, wird fie ſich neigen und mir ein Küßchen
reichen ?
ird wiederholt, bis die Schäferin, die mit verbundenen Augen
in der Mitte fteht, fih vor Einem neigt, das dann eintrift.
1077.
Sushens Tranım. |
Sch traumte, wie um Mitternaht mein Falſcher mir
erſchien. Faſt fhwür’ ich, daß ich hell gemacht, fo Hell er:
blickt' ich ihn.
Er zog den Treuring von ber Hand und ah! zerbrad
ihn mir. Gin waflerhelles Perlenband warf er mir hin Dafür.
Drauf ging ich wohl an's Gartenbeet, zu ſchaun mein
Myrthenreis, das ich zum Krängchen pflanzen that, und pflc-
gen thät mit Fleiß.
a riß entzwei mein Verlenband, und eh’ ich 5 mich ver:
ſah, entrollten all’ in Erd’ und Sand, und feine war mehr da.
Ich fucht” und ſucht' in Angſt und Schweiß, umjonft!
umfonft! da fihien verwandelt mein geliebtes Reis in Dunkeln
Rosmarin. -
Erfuͤllt ift Längft das Nachtgeficht, ach! längft erfüllt
genau. Das Zraumgefiht frag’ ich weiter nicht, und Peine
weife Frau. “
Nun brich, 0 Herz, der Ring tft hin! die Perten find
eweint! ftatt Myrth' erwuc der Rosmarin! der Traum
Dat Tod gemeint.
De armes Herz! zur Todtenkron' erwuchs bir Nos:
marin. Verweint find deine Perlen ſchon, ber Ring, ber
Ring ift bin! Bürger. 1773.
u 1078.
Sch trinke fo gerne mein nektarvolles Gläschen, und
einen fo hab’ ih ſchon manchmal es geleert. (Ehor:) Du
eſt ꝛc.
Sch küſſe fo gerne mein braungelocktes Mädchen, und
—5 fo hab’ ich ſchon manchmal es gefüßt. (Ehor:) Du
üffeft ꝛc.
Ic, ſchmauche fo gerne mein knaſtervolles Pfeifchen, und
barum jo hab’ ih Schon manchmal ed geſchmaucht. (Chor:)
Du ſchmaucheſt ıc.
Ich und mein Fläſchchen. 179
Echwindet, Sram und Sorgen, Tieber heut’ als morgen;
bald trinke ich mein Gläschen, bald Püffe ich mein Mädchen,
bald ſchmauche ich mein Pfeifchen. (Chor:) Dein Gläschen,
dein Mädchen, dein Pfeifchen. | .
Brüder thut mir’d alle gleih. (Chor:) Sa, wir thun
dir's alle gleich.
1079.
‚3 trin®® und trinfend fällt mir bei, warum’s Natur:
reih dreifach fei. Die Thier' und Menfchen trinken, lieben,
ein jegliches nach feinen Trieben; Delphin und Adler, Floh
und Hund, cmpfindet Lieb' und nest den Mund. Was alfo
trinft und lieben fann, wird in das erfte Neich gethan.
Die Pflanze macht das zweite Neich, dem erften nicht
an Güte gleich: fie Liebet nicht, doc, kann fie trinken; wenn
Wolfen träufelnd niederfinfen, fo trinkt die Geber und der
Klee, der Weinftod und die Aloe... Drum was nicht liebt,
doch trinken kann, wird in dad zweite Neich getan.
Das Steinreich macht das dritte Reich, und bier find
Sand und Demant gleih: Pein Stein fühlt Durft und zarte
Triebe, er mwächlet ohne Trunk und Liebe. Drum was nicht
liebt, noch trinken kann, wird in das lebte Reich gethan.
Denn ohne Kieb’ und ohne Wein, ſprich, Menſch, was bleibft
du noch? — ein Stein. Feſſing. 1751.
1080. .
Sch und mein Flaͤſchchen find immer beiſammen! Nie:
mand verfteht ſich fo herrlich ald_wir! Steh auch der Erb»
ball m Feuer und Flammen, ſpricht's doch die zaͤrtlichſte
Sprache mit mir. Gluck, gluck, gluck! gluck, glack, gluck!
Liebliche, ſchöͤne, zaubriſche Zöne!::,: und ſie verſtehet der
ohr und Kalmud. :: u
Mancher vertändelt mit Weibern fein Xeben, höfelt und
Ihmachtet und härmet fih Frank, denn auch den rofigften
Lippen entjchweben leider oft Grillen und Launen und Bank!
Stud, gluck ꝛc. fpricht nur die Schöne, welcher ich fröhne,
und fie begehret nicht Kleider noch Schmuckh. Fon
Wenn ji das Schickſal, mit Wettern gerüftet, wider
mich frohen Befellen erboft, und mie den Garten der Freude:
verwüftet, dann ift das Flaͤſchchen mein kraͤftigſter Zroft.
Gluck, glud ꝛc. flüftert die Treue, und wie ein Leue trotz'
ih dem Schieffal und fage richt Muck!
Ich und mein Flaͤſchchen wir fcheiden und nimmer, bis
mir der Luſtbach des Lebens verrinnt, und in bed Schreiners
verhaßtem Sezimmer fchredbar ein emwiges Durften beginnt.
„ 12%
180 Id wäre wohl frählich fo gerne.
Siud glud ic. dich muß ich miften, dorthin: geriffen unter
des Gra fteind umnachtenden Drud!
Sie nur, fie dürften nicht, die ihn erleben, den einft die
Zodten erwedenden Nuf, Föftlihen Mein muß ed oben dody
eben, wo Er regiert, der die Reben erfhuf. Gluck, glud ıc.
lingt es dort wieder, himmliſche Brüder, veichet mir cinen
verjungenden Schlud! Sangbein.
1081.
Ich wäre wohl fröhlich fo gerne, doch Tann ich recht
fröhlich nicht fein, denn Liebchen, das ift ja fo ferne, :,: das
muß ich ja laflen allein. :,:
In Zreue wird’8 ewig nicht wanken, unb hätt’ e8 drum
Jammer und Roth; doc) kann es leicht mir erkranken, leicht
kann es mir nehmen der Tod.
Roch kann es zwar Herzleid erbulden, noch kann es fich
bärmen mit Muth; doc Mebchen wird's nimmer verfchulden,
fein Beracen das ift ja fo gut.
rum will ich's ftetd lieben von Herzen, und weil ich's
muß laſſen allein, fo will ich’8 auch lieben mit Schmerzen,
drum kann ich recht fröhlid) nicht fein.
1082. -
Sch wandre durd die ftille Macht, da fchleiht der Mond
fo heimlich facht oft aus der Dunkeln Wolkenhülle, und hin
und ber im Thal erwacht die Nachtigall, dann wieder alles
grau und ftille.
D wunderbarer Rachtgefang: von fern im Rand der
Ströme Bang, leif’ Schauern in den Dunkeln Bäumen — wirrft
die Gebanten mir, mein irres Singen hier ift wie ein Rufen
nur aus Zraumen, Joſeph Freiherr v. Eichendorff.
1083.
Ich war Brandfuchs noch an- Jahren, zwei Semefter
zählt’ ich nur, und ich dachte gicht an's Sparen, folgte mei⸗
ner Brüder Spur. N. N. gab uns fette Weide, er bediente
unſern Bund; :,: Alles nahm ‚ich auf die Kreide, und war
immer auf den Bund. ;,:
Wo drei Tiſche einfam fiehen, tranf ich manchen Rauſch
mir an; beimmärts konnt' ih kaum mehr gehen, taumelnd
fohritt ich meine Bahn. War Commers, ertönten Lieder
aus des Branders voller Bruft; dann erft trank ich alles
nieder in baschantifch wilder Luft. _.. W
—
Id war cin rechter Faſelhans. 181
Auf den mweinumlaubten Höhen hab’ ich oftmals auch
gehockt. Manches AB mußt” mir entgehen, mancher Zehner
ward entlodt. Zwar die Mädchen find mir lieber, doch ich
fcheute die Gefahr; denn ſchon Mancher Elagte drüber, daß
er allzu gluͤcklich war. Ä
Lieber als des Hofraths Lehren, war mir ftetö der Schlä-
ger Klang; wer wird leere Worte hören, wen ber Burſchen⸗
geift durchdrang? Wer wird im Collegium fchwigen, wem
empoͤrt's nicht die Natur; wenn die blanfen Hicber bligen,
wenn begrenzt ift die Menfur?
Ob ich auch Eollegia fchwänzte, fehlt’ ih im Commers-
haus nie, ob idy manches Glas fredenzte, manchen Schoppen
wieder jpie; Brüder, chrt das Burfchenleben, Brüder, 's ift
jo eng begrenzt, darum laßt bie Lehr' euch geben: Pauket
wacker, ſaͤuft und fehwänzt!
1084,
Ich ward, die Betrübniß zu meiden, von fröhlichen Ael⸗
tern gezeugt; ed hat mich die Mutter in Freuden empfangen,
geboren, geſaͤugt. Es war der mich taufende Priefter fammt
allen brei Zeugen voll Wein, da fchrieb mih — — der Kü-
fter befoffen ind Kirchenbuch ein.
J 1085.
Ich war ein rechter Faſelhans in meiner Jugendzeit, bei
Tanz und Spiel und Zechgelag' war Haͤnschen 38 nicht weit;
und wie es denn nun manchmal geht, ich ward im Ernſt ver-
liebt; mein froher Sinn war fort, und ad! :,; mein Herz
gar fehr betrübt. :,: .
Das Mädchen, fo ich liebgewann, war jung und jchon
und rund, die Yugen blau, die Wangen roth, zum Kuffe lub
der Mund. Nett war das Füßchen, und dabei war fchön
auch ihre Hand; fie hatte Haare rabenfchwarz, und ſchrecklich
viel Verftand. .
Da Pam ein junger, ſchoͤner Herr, — weiß felbft nicht,
wie er hieß: er Eniete bin, er büdte ſich, und roch dabei fo
füß; der machte alle Schönen toll, die meine folglich mit, und
eh’ eih halbes Jahr verging, war id mein Mädchen quift.
Da gab der böfe Feind mir ein: „Geh, Händchen, bring
dich um!” Ic legte vieles Mordgewehr im Kreis um mich
herum. Sch fah bald dies, bald jenes an, mein Blid war
trüb’ und ſtarr. Da fiel mir der Gedanke ein: „Seh! Haͤns⸗
chen, fei Fein Narr!”
182 3ch war erſt ſechzehn Sommer alt.
1086.
Phidile.
Ich war erſt ſechzehn Sommer alt, unſchuldig und nichts
weiter, und kannte nichts, als unſern Wald, als Blumen,
Gras und Kraͤuter.
Da kam ein fremder Juͤngling her; ich hatt' ihn nicht
verſchrieben, und mußte nicht, wohin, noch her; der kam und
ſprach von Lieben.
Er hatte fchöned langes Haar um feinen Raden weben;
und einen Raden, als das war, hab’ ich noch nie gefehen.
Sein auge , bimmelblau und klar, ſchien freundlich was
zu fliehen; fo blau und freundlich, als das war, hab’ ich noch
keins gefeben. -
Und fein Gefiht, wie Milch und Blut! ich hab's nie fo
gefehben; und was er fagte, war fehr gut; nur konnt’ ich's
nicht verftchen.
Er ging mir allenthalben nad) und drückte mir die Hände,
und fagte immer O! und Ach! und Tüßte fie behende.
Ih fah ihn einmal freundlih an und fragte, waß er
meinte da fiel der fchöne junge Mann mir um den Hald und
weinte. |
Das hatte Niemand noch gethan, doch war’d mir nicht
zuwider, und meine beiden Augen fahn in meinen Bufennieder.
.. I ſagt' ihm nicht ein einzig Wort, als ob ich's übel
nahme, kein einzig’6, und doch floh er fort; wenn er doch
wieder Fame! Elaupius.
1037. .
Eigne Melodie.
Ih war Juͤngling noch) an Jahren, vierzehn zählte kaum
sch nur; und ich fraumte nicht Gefahren, folgte meiner Brüs
der Epur; Sichern gab uns fette Weide, jie gehörte unſerm
Stamm; Niemand that ich mas zu leide, und war fehüchtern
wie ein Lamm. ‚
Wo drei Palmen einfam ftehen, lag id im Gebet vor
Bott: da begannen ihr Vergehen meiner Brüder freche Rott’;
eine Grube war daneben, da hinein verſenkt' man midy; ad,
ich denk’ daran mit Beben, jie war feucht und ſchauerlich.
Endlih ward ich aufgezogen, ich war fchon dem Tode
nah’; Durſt nad) Gold hatt’ überwogen, Sklavenhaͤndler wa⸗
ven da: diefen ward ich bingegeben, gierig theilten fie das Gold;
meines theuern Vaters Leben klebt vielleicht am Sündenſold.
„Sofeph in Aegypten” von Mehul.
Ih war, wenn ich erwachte. 183
1088.
Der Bettelvogt,
Ih war noch fo fung, und war doch ſchon arm, Fein
Beld hatt! ih gar nicht, daß Gott fi erbarm’! fo nahm ich
meinen Stab und meinen Bettelfad, und pfiff das Vaterunſer
den lieben langen Gap. '
Und als ic kam vor Heidelberg binan, ba padten mid
bie Bettelvögt’ gleid, hinten und vornen anz ber eine padt
mich hinten, der andre padt mich vorn: „Ei, ıhr verfluchte
Bettelvögt’, fo Laßt mid) ungeſchor'n!“
Und als ich kam vor's Bettelvogt fein Haus, da ſchaut
der alte Spigbub’ zum Fenfter heraus, ich dreh’ mich gleich
herum und ſeh' nady feiner Frau: „Ei, du verfluchter Bettel-
vogt, wie fchön ift deine Frau!” .
er Bettelvogt, der faßt einen grimmen Zorn, er läßt
mih ja fehen im tiefen tiefen Thorn, im tiefen Thorn bei
Waſſer und bei Brod: „Ei, du verfluchter Bettelvogt, krieg'
du bie ſchwere Roth!”
Und wenn ber Bettelvogt geftorben erft ift, man ſollt
ihn nicht begraben wie 'nen andern Chrift, lebendig ihn be-
graben bei Waſſer und bei Brod, mie mich der alte Bettel⸗
vogt begraben ohne Noth.
‚ She Brüder, feid nun luflig, der Bettelvogt ift tobt, er
hängt ſchon am Galgen ganz ſchwer und voller Roth, in der
verwichenen Woch' am Dienftag um halber neun, da haben
fie'n gang im Galgen feit hinein.
r hätt’ die ſchöne Frau beinahe umgebracht, weil fie
mich armen Lumpen fo freundlich angelacht. In ber vergan:
genen Woch', da ſah er noch hinaus, und heus bin ich bei ihr,
i iht in feinem Haus. Hes Knaben Wunderhorn.
1089.
Eigne Melodie. |
Ih war, wenn ich erwachte, ſtets heiter und ſtets froh,
ich fcherzte, jpielte, lachte, allein nun iſt's nicht jo! nem,
nein, nun ift 8 nicht fo. '
Mir wird jetzt öfters bange, bier oft zu eng der Raum,
der Tag wird mir fo lange, vol Unruh' if mein Zraum.
Die Stunden auözufüllen, beginn’ ich dies und dad; ich
möchte gerne fpielen, und weiß doch felbft nicht was.
Sch war, wenn ich erwachte ıc.
„Unterbrochenes Opferfeft” von P. Winter.
184 Id weiß eine alte Kunde.
109.
Der wunde Nitter.
Ih weiß eine alte Kunbe, die ballet dumpf und trüb’:
ein Ritter lag liebeswunde, doch treulos ift fein Lieb'.
Als treulos muß er verachten die eigne Herzliebfte fein,
als fchimpflih muß er betrachten die eigne Liebespein.
Er moͤcht' in die Schranken reiten, und rufen die Ritter
zum Streit: der mag fih zum Kampfe bereiten, wer mein
xieb eined Makels zeiht.
Da würden wohl Alle fehweigen, nur nicht fein eigener
Schmerz; da müßt‘ er die Lanze neigen wider’ eigne kla—
gende Herz. Heinrih Heine.
1091.
— Ih weiß ein Mädchen hübfch und fein, huͤt' du dich!
Es kann wohl falſch und freundlidy fein, :,: hüt' bu dich! ;;:
vertrau’ ihr nicht, fie narret dich!
Sie hat zwei Aeuglein, die find braun, hüt' du dich!
fie werden dich überzwerch anfchaun, hüt' du dich! ꝛc.
Sie hat ein licht goldfarbnes Haar, büt! du di! und
was fie red’t, das iß nicht wahr, but! du dich! ꝛtc.
Sie hat zwei Brüftlein, die find weiß, hüt' du did!
jie legt | hervor nach ihrem Fleiß, hüt' du dich! ꝛc.
Sie giebt dir 'n Kränzlein fein gemacht, hüt' du dich!
für einen Narren wirft du geacht't, hut’ du dich! ꝛc.
Micolai’s feiner Fleiner Almanad. 1778.
1092.
Ich weiß ein fshöned Haus zu — —. an der Straße ftehn,
wo man geht ein und aus, daß es alle Leute fehn; da wird ge
fpielt zum Beitvertreib Solo, Solo, und wenn der liche
Sonntag kommt, find alle Spieler frob.
Hier fehlt der vierte Mann; herbei, wer Solo fpielen
kann! wer Luft zum Spielen hat, der fege fi) heran! Schlagt
Karten "rum und fegt den Stamm, geſchwind, geichwind; und
fpielt aufrichtig, ohne Falſch, fonft ift die Luft dahin.
Zum erften Mal ih paſſ'; ich hab’ Fein Spiel in meiner
gend; Herr Bruder, haft du was! fo mach’ es mir bekannt.
er Eine fragt, der Andre fagt: Solo, Solo! Fünf Matador,
das Tout dazu, acht Groſchen ift mein Gewinn!
Dier Stich’ ift Fein Gewinn ; wenn man nicht auch den
fünften hat, fo ift ſchon alles hin, weil e8 mich contre macht.
Ich hab’ gefpielt, Hab’ nichts davon, ſchlag' drein, fchlag’ drein!
und wer nit Solo fpielen kann, der laß es lieber fein.
Id weiffnidt, ob ich darf. 185
Das Glüde fpielt mit mir, drum hab’ ich meine Luſt
daran. Die Vorhand iſt jegt hier, MEdaß ich Trumpf machen
kann. Forſch' partu, gebt Zrümpfe zu, gebt zu, gebt zu,
und wenn mir gleich die Spige fehlt, fo mach' ich Solo Zout.
1093.
Ich weiß mir einen Kittel, gebt vornen nicht zuſammen,
bin ich zu einer Nonn' gegangen. „Ad, liebe Nonn', gieb auch
dazu, daß der Kittel ag wird!” — Eprad die Nonn':
„Dad foll gefchehn, will dir meine Kutte geben. Ei fo ha-
ben wir eine Kutte! Hintenzipf, freu’ dich, Mädel, der
Kittel wird hübſch!
Ich weiß mir einen Kittel, geht vornen nicht zuſammen,
bin id zu einem Hahn gegangen. „Ad lieber Hahn, gieb
auch dazu, daß der Kittel fertig wird!" — Sprady der Hahn:
„Das fell geichehn, will dir meinen Kamm geben.” Ei fo
haben wir einen Kamm! Hahnenkamm, Nonnenkutt', Hinten
zipf, freu’ dich, Mädel, der Kittel wird bübfch!
Ich weiß mir einen Kittel, geht vornen nicht zufammen,
bin ich zu einer Gans gegangen. „Ach liebe Sans, gieb auch
dazu, daß der Kittel fertig wird! — Sprach die Gans: „Das
ſoll geſchehn, will dir meinen Kragen geben.” Ei fo haben
wir einen Kragen! Ganskragen, Hahnenfamm, Nonnenkutt',
Hintenzipf, freu’ dich, Maͤdel, der Kittel wird hübfch!
Ih weiß mir einen Kittel, geht vornen nicht zufammen,
bin ich zu einer Ent’ gegangen: „Ach liebe Ent’, gieb aud)
dazu, daß der Kittel fertig wird!” Sprad die Ent: „Das
ſoll gefchehn, will dir meinen Schnabel geben.” Ei fo haben
wir einen Schnabel! Entenichnabel, Ganskragen, Hahnen-
kamm, Nonnenkutt’, Hintenzipf, freu’ dich, Mädel, der Kittel
wird huͤbſch! —
Ich weiß mir einen Kittel, geht vornen nicht zuſammen,
bin ich zu einem Haſ' gegangen. „Ach lieber Haſ', gieb
auch dazu, daß der Kittel fertig wird!” — Sprach der Haſ':
„Das ſoll geihehn, will dir meinen Lauf geben.” -Ei fo ha:
ben wir einen Lauf! Hafenlauf, Entenjchnabel, Ganskragen,
Hahnenkamm, Nonnenkutt’, Hintenzipf, freu’ dich, Mädel, der
Kittel wird huͤbſch!
1094.
Ih weiß nicht, ob ich darf trauen Michel, meinem gro-
Ben Knecht, denn ich merf’, bei meiner Frauen ift der Scht'--
gel eben recht. Sie fegt ihm oft mein Muͤtzchen auf,
186 34 weik nicht.
East ihn wohl noc oben brauf, — (ſprechend:) „das find
freilich ganz unſchuldige Späße, indeflen” — taugt's Doch
nicht und ift nicht recht, daß meine Frau nicht leben Bann
ohne Michel, ihren Knecht.
Wenn fie bleichet in dem Garten, oder Zeug gewafchen
rein, muß ihr Michel ſtets aufwarten und allezeit der naͤchſte
fein. Das kraͤnket mich in's Herz hinein, dag Michel foll mein
Schwager fein: — „Ich habe zwar fonft gegen bie Schwager:
fchaft nichts einzuwenden, denn er ift ein tüchtiger. Kerl, in-
deſſen“ — taugt’ doch nicht und ift nicht recht, daß meine
Frau nicht Ichen kann ohne Michel, ihren Knecht.
Als ich neulich von der Reife kam, um fpate Mitternacht,
hatte ſich, nach alter Weife, Michel zu der Frau gemacht;
und als ich wollt’ hinein zu ihr, fand Michel vor der Kammer:
thür: — ‚Run mag ber Zeufel wiflen, ob der Kerl heraus
oder binein wollte; indeſſen“ — taugt's doch nicht 1c.
Wenn der Pfarrer nicht im Guten fie auf andre Wege
bringt, wird man fehn und nicht vermuthen, was fir Unheil
draus entipringt; denn eh’ fie ſich's einmal verfehn, jo wert’
ich vor der Kammerthür' ſtehn, — „und werde jagen: Kin-
der, ich bitt' euch um Gottes willen, laßt mir die verfluchten
Karrenspoflen fein; denn es“ — taugt body nicht ıc.
Merkt euch Das, ihr Junggeſellen, die ihr einft heiraten
wollt: Michel pflegt. ſich einzuftellen, ift ihm nur die Frau
erſt hold; drum nehmt euch einen folchen Knecht, der krumm
und budlicht, lahm und ſchlecht: — „Ih will grade nicht
behaupten, daß. foldye Knechte zur Arbeit die beften find; in-
deffen” — taugt's doch nicht ıc.
Volkslied, nad der Sammlung von Püfding
und v. %. Hagen.
1095.
Die Lore: Ley.
Ich weiß nicht, was fol es bedeuten, Daß id, fo traurig
bin? Em Mährchen aus alten Zeiten, das kommt wir nicht
aus dem Sinn.
Die Luft ift Eühl und es dunkelt, und ruhig fließt ber
Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendfonnenfchein:
Die Ichönfte Jungfrau figet dort oben wunderbar, ihr
goldnes Geſchmeide bliget, fie kaͤmmt ihr goldnes Haar.
Sie kaäͤmmt e8 mit goldnem Kamme, und fingt ein Lieb
Dabei, das hat eine wunderfame, gewalt'ge Melobei.
Den Schiffer im Beinen Schiffe ergreift e6 mit wildem
Weh; er ſchaut nicht die Felfenriffe, er ſchaut nur in die Hoͤh.
Id will sinft bei Ja und Hein! 187
Ich glaube, die Wellen verfchlingen am Enbe Schiffer
und Kahnz und dad bat mit ihrem Singen die Lore- Ley
getban. Heurih Heine.
1096.
.Sh weiß nicht, wie mir's :ift, ich bin nicht krank und
bin nicht gefund, ich bin bleſſirt und hab’ Feine Wund'.
Sch weiß nicht, wie mir's ift, ich thaͤt gern effen und 's
ſchmeckt mir nichts, ich hab’ ein Geld und gilt mir nichts.
Sch weiß nicht, wie mir’& ift, ich hab’ jogar ein Schnupf:
tabad, und hab’ Fein Kreuzer Geld im Cal.
Sch weiß nicht, wie mir's ift, heirathen thät.ich aud) fo
gern, Bann aber Kinderfchrein nicht hörn. .
Sch weiß nicht, wie mir’ ift, ich hab’ erſt heut' den
Doctor gefragt, der bat mir's unter's Gelicht gejagt; .
Ich weiß wohl, was dir ift, ein Narr bijt Du.gewiß!
Nun weiß ich, wie mir ift!
1097.
Ih will einft bei Ja und Rem! vor dem Zapfen fterben!
"Alles, meinen Wein nur nicht, taſſ' :ich feohen Erben. Nach
der legten Delung fol Hefen noch mich färben; dann zer:
trümmre mein Pokal in zehntaufend Scherben.
Jedermann hat von Natur feine ſondre Weife. -Mir ge:
linget jedes Wert nur nach Zranf und Speife. Speif’ und
Trank erhalten mich in dem rechten Gleiſe. Wer gut fchmiert,
der fährt auch gut auf der Xebensreife.
Ich bin gar ein armer Wicht, bin die feigfie Memme,
Halten Durft und Hungerqual mid in Angft und Klemme.
Schon ein Knaͤbchen fchirttekt mich, was ich mich auch flemme.
Einem Niefen halt’ ich Stand, wenn ich zech und fchlemme.
Achter Wein ift. arhtes Dei zur Verſtandeslampe, giebt
der Seele Kraft: und Schwung bid zum Sternenlampe: Wig
und Weisheit dünften auf aus gefüllter Wampe. Baß glückt
Darfenfpiel und Sang, wenn ich brav fihlampampe.
Ruͤchtern bin ich immerdar nur ein Harfenftümper; mir
erlahmen Hand und Griff, welken Haupt und Wimper. Wenn
der Wein in Himmeldflang wandelt mein Geflimper, find
Homer und Dffian gegen mich nur Stümper.
Nimmer hat dur) meinen Mund ‘hoher Geift gefungen,
bis ich meinen lieben Bauch weiblich vollgefchlungen. Wann
mein Gapitolium Bacchus Kraft erſchwungen, fing und red
ich wunderfam gar in fremden Zungen.
188 Ih will end erzählen.
Drum will ich bei Ja und Nein! vor dem Zapfen ſter⸗
ben, nach ber legten Delung fol Hefen noch mid, färben.
Engelchöre weihen dann mih zum Nektarerben: „Dieſem
Trinker Gnade, Gott! Laß ihn nicht verderben!”
Bürger. 1777.
1098.
Ich will euch erzählen, und will auch nicht lügen: ich ſah
'n Paar gebratene Schſen fliegen; fie flogen von ferne, fie
hatten den Rüden zur Erde gekehrt, den Bauch wohl gegen
die Sterne. (Chor:) Heibudeldumdei, heidudeldumdeil den
Bauch wohl gegen die Sterne.
„ Ein Amboß und ein Mübhlenftein, die ſchwammen bei
Coͤln wohl über den Rhein; fie ſchwammen gar leife; ein
Froſch verfchlang fie alle beid' zu Pfingften wohl auf dem
Eife. (Chor:) Heidudeldumdei, heidudeldumbdei! zu Pfingften
wohl auf dem Eife.
In Stralfund ftand ein hoher Thurm, der trogte Schnee,
Hagel, Wetter und Sturm, ftand feft über alle Maßen; den
bat der Kuhhirt mit feinem Cornu auf einmal umgeblafen. ıc.
In Greifswald ftand ein hohes Haus, da flog eine Fleber:
maus hinaus, da borft es in taufend Stüden. Da Tamen .
elftaufend Schock Schneidergefellin, die wollten das Haus
wieder flicden. ꝛc.
So will ih denn hiermit mein Liebchen beichließen, und
ſollt's auch die ganze Gefellfehaft verdrießen; will trinfen und
nicht mehr lügen: in meinem Land find die Mücken fo groß,
als hier die größten Ziegen. ꝛc. ' ‘
. Fliegendes Blatt.
. 1099.
Ich wohn’ in memer Liebſten Bruft, im ihren ſtillen
Träumen. Was ift die Welt und ihre Luft? ich will fie gern
verfaumen. Was iftdes Paradiefes Luft- mit grünen Lebens»
bäumen? Ich wohn’ in meiner Xiebften Bruft in ihren ftil-
len Träumen!
Ich wohn' in meiner Liebften Bruft, in ihren ftilfen
Zräumen. Ich neide feines Sternes Luft in Palten. Himmels⸗
räumen. Was ift die Welt und ihre Luft? ich will fie gern
verfäumen. Ich wohn’ in meiner Liebſten Bruft in ihren
ftilen Zraumen. ' Friedrich Hückert.
1100. ”
Ich wollt' einmal recht früh aufftehn, :,: und wollt’ in
den grünen, grünen Wald :,: fpazieren gehn.
Ih wußt' cinmal nichts anzufangen. 189
Und ald id) nun in den grünen Wald nein fam, ei da
fand ich einen verwundt'n Rnab’n.
Der Knab’, der war non dem Blute fo roth, und eh’
man ihn verband, war er Ichon tet. |
Wo Frieg’ ich num zwölf Träger her, die mir mein feins
Liebelein zu Grabe trag'n?
Wie lange fol ich denn num traurig fein! bis baß alle
Waſſer verlaufen fein?
Sa, alle Wafler die verlaufen fich ja nicht! Ei, fo nimmt
mein Zrauern Fein Ende nicht. Volkslied.
+
1101.
Sch wollt’, ich wär’ eine Butterblum’, und fländ’ im grü⸗
nen Gras, dann wählte mid ein Schäfchen wohl mit Luft
zu feinem Fraß.
Und wenn es mid) gefreflen hatt’, fo würf's mich wieder
aus; dann würd ich wieder 'ne Butterblum’, und dann aufs
Neu zum Schmaus.
: 1102.
sh wußt' einmal nichts anzufangen an einem Sonnta
in der Früh”, da bin ich naus in's Feld gegangen, da tra
ich eine Herde Vieh. Ei, ei, trala burli, das Ding vergeſſ'
ih nie! Ei, ei, trala burli, burli, burli, burli, burli, das
Ding vergefl ih nie, das Ding, das Ding — d'rling, das
Ding vergeil ich nie!
Da Dort ic aus dem Walde fchöne, ich dacht', es wird
der Schäfer fein, gar liebliche Schalmeientöne, da ging id)
in den Wald hinein. Ei, ei, trala ac. ,
"Da ruht’ bei einem Heinen Knaben nadhläffig eine Schü-
ferin; gemalt. wär" fie nicht fo zu haben, drum ſetzt' ich mic)
zum Mädel hin. Ei, ei, trala ıc.
Erſt prach ich: Gruͤß' euch Gott, ihr Beide, wie geht's
euch? iſt die Ruhe gut? Ich ſtoör' euch doch nicht, lieben
Leute? und zog befcheiden meinen Hut. Ei, ei, trala ic.
Sie ford: 's bat weiter nichts zu fagen: wir machen
uns zum Beitvertreib, es wird ihm aber ſchlecht behagen, ein’n
Spaß für unfern eignen Zeib. Ei, ei, trala ıc. . u
Ih war zum Glüd. recht glatt. rafiret, hatt! auch bie
guten Kleider an, ich ſprach? Wenn's euch nur nicht ſcheniret,
ih naͤhm' auch gerne Theil daran. Ei, ei, trala ıc.
Und ſchwiegen die Schalmeienlieder, da lobt’ ich Stimm
und Augenpaar, ihr Hüthen, Schürz' und. ruthes Mieber,
und au ihr ſchwarzbraun Lockenhaar. Ei, ei, timla ic.
192 Ieder Menſch hat fein Vergnügen.
Mein Weib geht in die Stabt, ick bieib daraußa, was
fie erbettelt hat, thu ick verfaufe. ıc.
Aus Büfdhing's und v. d. Hagen's Samml.
1108.
Nach der Melodie eines ungarifchen Tanzes.
Jeder Menſch hat fein Vergnügen: mancher ;mag gern
Kärtchen biegen, mancher mag gern hübfchen Frauen in die
Schelmenaugen fchauen, mancher liebt das Sternenguden,
mandyer mag gern Auftern ſchlucken, doch ich Lob’ ein Flaͤſch⸗
chen mir, trinken, das ift mein Plaifir.
Meine Frau fpielt die Xantippes wenn ich mal ein we:
nig nippe, und mich might ganz grad’ bewege, fchreit fie Laut:
ſchon wieder ſchraͤge? as find das für dumme Faren! Iſt
die Rebe grad’ gewachſen? Nein, die Reb' ift frumm, und
drum gehet auch der Zrinker krumm.
„Rift und Phlegma“ von Angely.
1109.
Jedes Land hat feine Sitte, jedes Land hat feinen Brauch,
:: und fein Gutes, wie der Britte, hat der Kamtfchadale auch. :,:
Willſt durch Grazie du ergößen, leicht Dich wie beim
Zange drehn, und von Liebe artig fchmägen, mußt Du auf
den Franzmann fchn. -
Willſt Du Herz und Ohren rühren durch Gelanges Mer
lodien, und den Pinſel Eunftreih führen: nah Stalien
wandre hin.
Willſt du Großes kalt verachten, fprechen felbft Dem
Himmel Hohn, und nad) Sonderbarem trachten, wandre nur
nah Albion.
—Willſt du leben und genießen, Gott dich und der’ Liebe
weihn: Spanien lehrt die Sünde .büßen, Spanien lädt zur
Sünde ein. | J
Willſt du auf dem Eiſe fahren, luſtig gleiten über Schnee,
und mit Güte Schalkheit paaren, zu den Mosfowiten geh.
Willſt du Fremdes einzig preifen, und verachten eignen
Werth, lieber Michel! mußt du reifen um den eignen deut—
fhen Herb. mn
| 1110.
Jetzo reif ich weg von bier und muß binfort ‚meiden
di, mein’ allerfihönfte Zierl Scheiden das "bringt Leiden!
Jetzt geht der Marſch us Feld. 193
Scheiden macht mich recht betrübt, weil ich die, die ich ge
liebt über alle Maßen, fol und muß verlaffen.
Wenn zwei gute Freunde fi) von einander trennen, wie
Das ift fo jämmerlich, mußt du felbft bekennen! Noch viel grö-
r iſt der Schmerz, wenn ein treu gejinntes „Der; muß bon
eined Steigen eine Zeitlang weichen.
Dort auf jener grünen Au fteht mein junges Leben; ſollt
ich dann main Leben lang ia Der Fremd' rum ſchweben: hab’
ich dir was zu Leide gethan, bitt' ich um Verzeihung ans
reih’” mir Mund und Hände! denn ed geht zu Ende.
Volkslied aus Schlejien.
1111.
Zest gang i an’6 Brünnele, trink' aber net, :,: da fuch'
i met berztaufiga Schag, find’n aber nef. ;,:
Da laß i mein’ Yeugele rund um mi gehn, da feh’ i mei
herztauſiga Schag bei'm Andre jtehn.
Bnd beim Andre fiehn fchn, ac, daß that weh! Sept
b'hüt' di Gott, herztauſiga Schag, dich ſeh' nimme meh!
Jetzt kauf i mer Feder und Dinten und Papier, und
ſchreib' mein herztauſiga Schag ein'n Abſchiedsbrief.
get leg’ i mi nieder aufs Heu und, auf's Stroh, da
fallen drei Röfelein mir in den Scyoof.
. Und bie drei Röfelein fehn biutigroth; jegt weiß i net,
Lebt mei Schag, oder ift er tobt!
Shwäbifhes Volkslied.
—— 1112.
Dept geht der Marſch in's Feld; da heißt's: Soldaten,
fchlaget auf euer Zelt! Des Abends wird gecommandirt, ded
Mergend. wird geererchet, des Morgens, wenn ber Tag an-
bricht, Das Bewehr auf Schultern liegt. u
Allwo die Trommeln und die Pfeifen ſpielen, ba ift viel
taufend Pläfir zu fehnz allwo die Bemben fallen ein, da
heißt's: Soldaten, fchlaget tapfer, tapfer drein, fonft gehn
wir al. zu Grund’ in einer Viertelftund'.
Es freut fich fo mander, fo braver Soldat. — O weh!
wo bleibt mein lieber Kamerad? Er liegt auf grüniger Hate
den, fihneeweiß wollen wir ihn befleiden — mein Kamerad
und der ift todt, tröfte ihn ber liebe Gott!
Die Weiber fangen auch zu weinen an: D meh! wo bleibt
mein lieber, lieber Mann? — Die Kinder ſchreien allzugleidy:
Grüß’ dich Gott, mein Vater, im Himmelreih! Mein DBa-
ter und der ift tobt; wer ſchafft und Kindern Det a
o ied.
II. 13
194 Zeizt iſt es Ieit.
1113.
Laubwehr.
Jetzt iſt es Zeit, die Trommel ruft, lieb Mäbel, laß
mich ziehn; die Fahne flattert in bie Euft, muß zu den Män-
nern bin. ,
Muß fort, als Sehrmann , in das Feld, es iſt beſchworne
Pflicht! und wer nun Wort und Schwur nicht halt, der bleibt
ein feiger Wicht.
Was meinft du dir die Augen aus, machft mir das Herz
fo ſchwer? Bald dränge bir ber Feind in's Haus, eilt‘ ich
nun nicht zur Wehr.
Den Aeltern raubt' er dann das Brod, traͤnk euren gu:
ten Wein, ſtürzt' euch in Jammer, Angſt und Roth, in’s
Elend tief hinein.
Bom Ehlimmften red’ ich gar Bein Wort, wenn Schur:
fen mit Gewalt — 6 treibt mich wie mit Spornen fort und
überläuft mich kalt. 2
Wenn an bes leeren Haufes Thor du fländefl jammer:
von h wohl rüdteft du mir Feigheit vor und riefft mit tiefem
roll:
„O haͤtteſt du das Land beſchuͤtzt, nicht wuͤrd' ich troft:
108 fein; nun fieh’, was dir die Feigheit nützt: ich kann Dich
nimmer, frein!
Der Borwurf brädhe mir daß Herz, weit würd’ ich weg
dann Kchn; mit Scham und Born, und Reu' und Schmerz
durch Berg und Thaͤler fliehn.
Und würd' et ohne mich vollbracht und kaͤmen fie zurück,
wurd’ ich dann bitter ausgelacht; mich hoͤhnte Aller Blick.
Schaut, riefen fie, den Burſchen an, ber heim, bei'm
Rocken faß: ift an der Dirn’ wohl aud) nichts dran, bie ſich
der Wicht erlas. oo nn
Ad, wir ertrügen nicht den Spott und harmten ſtill
as BZ bis uns vereinte dann der Tod unrühmlich in ein
tab. .
80 laß mich ziehn! Am Siegesmahl fol unſre Hochzeit
in ‚ bei Paufen- und Krompetenkhall wil ih dich, Liebite,
ein!
Danm rühmt dich Jeder in's Geficht, weil Dich ein Held
erlas, der über feiner Riebe nicht des Baterlands vergaß.
v. Colin.
Jetzt ſchwingen wir den Hut. 195
1114.
Melodie: Ih bin der Doctor Eifenbart.
Jetzt kerm ich das gelobte Land, valleri juchhe! wonach
fo lang der Zinn mir ftand, valleri juchhe! Das Herzog⸗
thum des Heren Lothar, valleri juchheirafla! daB iſt's gelobte
Zand fürwahr, valleri juchhe! juchhe, juchhe! Lothringen ift
nicht weit von hier; juchhe, juchhe! Lothringen iſt niche weit! -
Da iſt's A ‚, fo wonniglich, valleri ic.! Da ift der
fhönfte Himmelsſtrich, valleri ıc. Die Gerfte blüht in vol:
ler Pracht, valleri ıc. daB einem '8 Herz im Leibe lacht.
Valleri ıc. \ |
Wenn irgendwo ein Wagen fährt, mit hundert Tonnen
Bier beihwert, — dem Wagen folgt! Ich wette d'rum, er
fährt gewiß in's Herzogthum.
Ein Fluß geht mitten durch's Revier, das ift der Ioge-
nannte Bieri der fließet ohne Raſt und Ruh’, und friert im
Winter niemals zu.
Und um den lieben Fluß herum, da liegt das ganze Her:
zogthums fie trinken draus zu jeder Stund’, und kommen
Doch nicht auf den Grund.
Dort gehn die Menfchen nie allein, es müflen drei bei:
ſammen fein; der Mittelſte, der kann nicht ftehn, ed müſſen
zwei zur Seite gehn.
er Herzog thront, fein Glas zur Sand, forget väterlich
für's ganze Land, die Ritter feft, die Bürger treu, die helfen
redlich ihm dabei... . u
So fißen fie, für’d Land bedacht, die lieben Herrn, die
anze Nacht, und wenn Fein Menjch mehr trinken kann, fo
ift Die Sitzung abgethan. .
Doch fintemal und alldirweil die Flaſchen voll, ber Kopf
nech Heil, ſo trinken wie in froher Schar, und rufen: Vivat
Herr. Kothar! Wollheim.
1115. °
= Melodie von Methfeffel.
Zegt ſchwingen wir den Hut, der Wein, ber Wein war-
ut! Ber Kailer trinkt —R fein ee Sun:
er ſchenkt ihm ein, und ſchmeckt ihm doch nicht be
beſſer. — ILL
i Der Wirth, ber ift.bezaplt, und Beine Kreide malt ben
Kamen an die Kammerthür, und hinten bran bie Schulb-
gebührz.des Gaſt darf wieberfommen, ja kommen. |
13 *
er, nicht
-
196 Jetzunder geht mir.
. Und wer fein Gläslein trinkt, ein luſtig Liedlein fingt in
Frieden und mit Sittfamfeit, und geht nad) Haus zu rechter
Zeit, der Saft darf wiederfehren in Ehren.
Jetzt, Brüder! gute Racht! der Mond am Hinmel wacht;
und wacht er nicht, fo fchläft er noch, wir finden Meg und
Hausthür do, und frhlafen aus in Frieden, ; Se
. €. el.
1116.
Zegunber geht mir mein Zrauern an, die Beit iſt leider
fommen; die mir vor'm Jahr die Liebſte war, it ſchlecht mir
vorgefommen.
Mein de ift von lauter Eiſen und Stahl, dazu von
Ebdelfteinen. Ach, wenn doch das mein Schagliebchen erfuhr‘,
ed würde trauern und weinen.
Es trauert mit mie die Sonne, der Mond, dazu die
hellen Sterne, die haben den lebenden, fchwebenden Ruftgarten
an dem Himmel. .
Mein Garten von lauter Luft war erbaut auf einem
ſchwarzen Sumpfe, und wo id) lebend und ſchwebend ver:
bend vertraut, da ift ein Srrlicht verſunken.
Wollt’ Gott, daB früh ich geftorben wär’ in meinen
jungen Jahren, fe wäre mir all’ mein Lebetag Fein’ guößre
Freud' widerfahren. _
Es if nicht hier ein Fühler Brunn, ber mir mein Herz
that laben, ein Fuhler Brunn zu aller Stund’, er fließt aus
meinem Herzen. Des Knaben Wunberhorn.
1117.
Jetzund kommt die Naht herbei, Vieh und Menſchen
werden frei, die gewünfchte Ruh’, geht ans. meine Eorge
kommt heran. .
Schoͤne glängt der Mondenſchein und bie guͤldnen Ster:
netein froh iſt Alles weit und breit; ich nur bin in Trau⸗
tigkeit.
‚. Sweene mangeln überall an ber fehßnen Sternen Zahl,
diefe Sterne, die ich mein’, ift der Liebſten Augenfchein.
Nach dem Monden frag’ ich nicht, dunkel iſt der Ster:
nen eich, weil fit) von ntir weggewendt Aäteris, mein Fir:
mament.
Wann fich aber yeigt zu mir biefer meiner Sonnen Bier,
acht ich es das Beſte fein, daß kein Stern Monde
fchein’. - B u . J Bu . „ et .
.. Fe a en .. .. 1 Anrtir ODpitz
1
*
Ihr Alümlcin alle. | 197
1118,
hab’ ein artiges Blümeli g’jeh, a Blümeli roth und
wieß, ſelbs Blümeli ſeh i nimma meh, und das thut mir
im Herzen fo weh! :: O Blümeli mi, o Blümeli mi, ich
möcht’ gern bi der fi! ;,:
O laßt mi bi mei Blümeli fi, i fchänd’ es wahrli nit.
Es tröpfelt wohl a Thräneli dri, doch wer kann imma luſch⸗
tig if O Blümeli mi, o Blümeli mi, i möcht’ gern bi der fi!
und wenn i einft geftorben bi, und's Blümeli andy ver-
bluͤht, dann leget body, i bitte jih, dann leget's uf das Grab
zu mi. D Blümeli mi, of Blümeli mi, i möcht’ gern bi
der fi! Volkslied.
1119.
Der Schwab in dee Fremde.
3 han dur Deutfchland uf und a ſchon lang’ und viel
mein Bündel tra; es bleibt derbei: in mei'm Verftand giebt's
no an einzig Schwobaland.
one ma kommt, find d’Menfcha gut, wenn unfer eis
fei Sad) recht thut; blau ift der Himmel, grün find d'Baͤum':
und doch iſt's nirgeds wie daheim.
's Groſchaland ift net fo Ichlecht, als wie ma ällaweil
es mecht: zur Freud’ möcht’ i ne dann und wann in wirtas
bergiihe Kreuzer han. 3.
Kommt mir a faubers Mädle für, dent’ i, fo Mädla
hent au wir, und bie. i möcht‘, wenn fie mi wött, fo eine
giebt’ haft nirgeds net.
8 £ Luftig, in der weite Welt, i mach’ mer au mei
Stückle Geld. Was ift mer denn mei Herz fo [hwer? wenn
i no in der Heimath wär! _
Aufgezeichnet durch W. Menzel.
1120.
Ihr Blümlein alle, die fie mir gab, euch fol man legen
mit mir in's Grab. Wie feht ihr ale mich an fo weh, als
eb ihr wüßtet, wie mir gefchäh' ! >.
Ihr Bluͤmlein alle, wie welt, wie blaß! ihr Blümlein
‚alle, wovon fo naß? Ad Ihränen machen nicht maiengrün,
und todte Liebe nicht wieder Kühn!
Der Lenz wird fommen, ber Winter wird gehn, und
Blümlein werden im Graje jtehn, und Blümlein liegen in
meinem Grab, die. Bluͤmlein ‚alle, die fie mix gab. ur
198 Ihr Brüder, wenn ich nicht mehr trinke.
Wenn fie dann wandelt am Hügel vorbei und denkt im
Herzen: der meint ed treu! dann Blümlein alle heraus, ber:
aus! der Mai ift kommen, der Winter iſt aus!
Wilhelm Mũller.
1121.
Bekannte Melodie.
Ihr Brüder, wenn ich nicht ‚mehr trinke, gelähmt von
Sicht und Podagra hin auf mein Kranfenlager ſinke, fo
glaubt, es ift mein Ende nah‘. Sterb’ ich dann heute ober
morgen, fo ift mein Zeftament gemacht; fur das Begräbniß
müßt ihr forgen, doch ohne Glanz und ohne Pracht.
Beim Sarge laßt ed nur bewenden, ftedt mich nur in
ein Rheinweinfaß, ftatt der Zitronen in den Händen, nehm’
Zeder ſich ein volles Glas. Im Keller müßt ihr mid) be-
raben, wo ich ‘fo manches Faß geteerts den Kopf will ich
eim Zapfen haben, die Füße nach der Wand gekehrt.
Und wollt ihr mi zu Grab’ geleiten, vs folget Alle
Mann für Dann; um Gottes willen laßt das Lauten, ſtoßt
lieber mit den Gläfern an. Auf meinen Grabjtein fegt die
Worte: Er ward geboren, wuchs und trank, — jegt ruht er
bier an diefem Drte, wo er gezecht fein Lebelang. —
1122.
Ehren Schäfer zu erwarten, trallalala, tirallalala! ſchlich
fih Phyllis in den Garten, trallalala, tirallalala! In dem
dunklen Myrtbenhain fchůef das loſe Maͤdchen ein. Trallalala,
tirallalala, tirallalala, tirallalala!
Ihre Mutter kam ganz leiſe ıc. nach der alten Mütter
Reife nachgeſchlichen, o wie fein! fand das Mädchen ganz
alle
in.
‚_ Ihrem Schlunnmer halb entriffen von den zarten Mutter:
küſſen, rief das Mädchen: „DO Damöt! warum kommſt du
heut’ fo fpaty
„A„Warum haft du mich belogen? Deine Unſchuld ift
betrogen! Ihm zur Schmad) und dir zur Pein ſperr' ich dich
in's Klofter ein!”
Sammlung von Erk und Irmer.
1123,
Ihr frage mich, Herr, was ich Kier ſitz' und weine? Zieht
eure Wegs und laßt mir meinen merz! Ihr blicket auf
8 Holz an meinem Beine? wahrhaftig, Herr, ihr tragt ein
Ihr Stunde, feht. 199
Fühlend Herz; ich nehm fie an bie vollgewicht'gen Kronen,
Sott mag euch einft, was ihr mir thatet, lohnen
‚Ja glaubet mir, es bat die Zeit gegebm, wo id,
wie ihre, noch friſch und ruͤſtig ging, wo ih in flolzem
jugendlichen Leben an Hoffnung nur, an Ehr' und Ruhme
Bing. Damals, die Thränen moͤgen's mie bezeugen, vermochte
—* en Sieeſurn y ne ß
n Rußlands blutgefärbten neegefilden ſchwang ich
den Säbel auf mit kühnem Muth, nice jagt‘ g * den
tauſend Todgebilden, die mich umgrinften in verzerrter Wuth
in Moskau ſtand ich mitten in den Flammen, der Bereſin«
Eis brach unter mir zufammen.
Bei Leipzig ſcholl mir donnernd die Kanone, es ſank das
Roß mir drei Mal in der Schlacht; es rafte über mich im
Sturmestone der Choque hinweg, — in Dampfesnacht!
Ich zagte nicht und der Trompete Stimme erweckte mich zu
neuem Kampfesgrimme.
Bei Waterloo ſah ich die Unſern weichen, ich ſah die
Hulfe wetterftüemend nahn; Hurrah! ging's fort; mit wuth-
entbrannten Streichen brach unfer Beer fih in die Feinde
Fa eld Blücher lebe! ſcholl es Durch die Glieder — da
font ich Slutend, fammt dem Roß, danieder. —
Man trug mich fort. und fehnallte mir den Kruͤcken, ſtatt
eines Beine, hier an die Lende an. Seht bin ich alt und muß
mich bettelnd büden, — nochmals habt Dank für das, was
ihr gethan! Lebt wohl! o Herr, ich ſeh's, Daß Meine Ihre
nen euch auf der jungen Seele fchmerzend brennen.
1124.
Eigne Mel. '
. Freunde, ſcht, es ſtrahlt ber Mergen, und ruft euch
an's Geſtade hin; beſteigt das Schifflein ohne Sn ‚nur
wohlgemutg mit frohem Sinn. 20 Schiffe mit Borficht durch
Vie Wogen, und haltet euch ſtill, jo wird des Meeres Volk
betrogen, nur fo erreicht ihr fücher euer Biel. (Chor:) Mit
Borficht leitet euren Kahn, und redet nicht viel, verfolgt be:
hutſam eure Bahn, nur fo erreicht ige ficher euer Ziel
Geruld, der Augenblid wird kommen, nur mit ber Zeit
gewinnt man viel; was Muth und Kühnpeit unfernommen,
das führt die Kiugheit erſt zum Bi Doc ſchifft mit Bor:
fcht durch die Bogen, umd haltet. euch till, ſo wird des
Meeres Volk betrogen, nur fo erreicht ihr ficher euer Ziel,
(Ehor:) Mit VBoyiht leitet euren Kahn, und vedet nicht viel,
verfolgt behutſam eure Bahn, nur fo erreicht ihr ficher euer
Ziel. „Stumme von Portici.“
200 Bde Srenude, trinkt!
1125.
Ihr Freunde, trintt! — Nicht zwei Mal Eönnt ihr Te:
ben! Drum floßet an! Es gilt! Denn Thorheit iſt's, ob dem
in Sorgen ſchweben, was Zukunft uns verhält.
Ein Duns alein erlernt die Weltgeſchichte, die immer
ähnlich ift. Ihr wißt genug, wenn bis zum Morgenlichte
ihr ſortzutrinken wißt, >.
Richt Pannegießern von ber Saaten Heile und Untergang
— o nein! — Belingen will ich nur die Langeweile, erbeu-
ten nichts als Wein. ı
Zu Fuß, zu Schiff um diefe Welt zu reifen, if koſtbar
und zu ſpaͤt. D füße Luft, wenn fih in Zaumelkreilen um
und das Weltall dreht.
Ein Aftrenom mag fruchtios nad Planeten mit langem
Fernrohr fpahn: wir haben keines Teleſkops vonnöthen, der
Flaſche Grund zu fehn. ,
Berſchleudert, Alchymiſten, eure Habe, und träumt von
Seldgewinn! Mein Stein der Weiſen iſt nur — Bacchus
e, mein Schatz — ein froher Zinn, . j
Ebraͤiſch, Griechiſch! — Laͤcherliche Plagel Hört meine
Theorie! Wenn ich zum Kellner, Freund und Liebchen ſage:
„Schenkt ein!” — fo füllen fie... |
Ia, Thorheit iſt's, ob dem in Sorgen ſchweben, was
Autunft uns verhüllt. Zrinkt, Freunde, trinkt! — Nicht
zwei Mai koͤnnt ihr Ichen! Drum ftoßet an! Es gilt!
1126,
Melodie: Es Tann ja nicht immer fo bleiben.
- Ihr habt nun das Buͤndniß geſchloſſen, ihr knupftet das
Heilige Band, als liebende, treue Senoffen in u wandeln
durd) 8 iedifche Land. :,: ..
Was imnter in künftigen Tagen beſchweret des eg
Herz, ihr wollt mit einander es tragen, und theilen die Arad’
und den Schmerz. “ Zu
Dech ſei 8 nur Freube beſchieden, und ſerne euch Sorg
and Gefahr! Der häusliche, ſchoͤnſte der Krieben, der biete
fi) immer euch dar! Ä
Der Frohſinn im flatternden Kleide umbüpft 'rucdy auf
blumiger Vahn, und grüßet nun traulich eu Beide ah
heute als Frau und ald Mann. '
Ant Ba eichtet ; BR um 33 ibe gest in y du
en | un et dom tigen nur. Den
und bieibendes Glaͤc — *
Sn
Gyr Serichen, feid mir al’ willkeme. 201
Bwar kaun es nicht immer fo bleiben im wechfeinden
Erdengebiet‘, Die Stürme des Herbftes vertreiben, was hold
uns im Lenze erblüßt. .
Doc haltet die Hoffnung im Arme und Liebe im Herzen
nur treu, dann bleibt euch, befreiet vom Harme, des Glückes
hold bjühender Mai. .
Das wünfhen im fröhlichen Kreife wir Alle, und haben
euch lieb, und fingen dies Lied nach der Weile: Ach, wenn
es doch immer fo blich’!
1127.
a jungen Seren und loßt's mE fog'n: ber Hammer
—* luſtig g ſchlogn. Am Anfang, do heißt's wohl juhe! doch
eid's ihr mal älter, no hobt's enkern Thee; :,: do hot's nit
viel afhleg'n. :;: "
r jungen Madeln und loßt's enk fog'n: ber Hammer
hot Liebe g'ſchlog'n; und feht ihr a Mannsbild von fern, do
Flopft enter Herzerl, ihr hatt’ ihn holt gern, do hot's Bu⸗
ferl g’ihlog'n. j j
&hr alten Herrn und loßt's en? fog'n: der Hammer hat
ſechzig g'ſchlog'n. Und geht ihr aufs Heirathen aus, fo nehnit's
nur bei Zeiten den Geldbeutel "raus, do muß Bagen ſchkog'n.
Ihr alten Iungfern und loßt's enk fog’n: der Hammer
hot ſiebzig g'ſchlog'n; do kommt mit der Lieb’ nir heraus,
drum bind’8 enk den Kopf ein und bleibt's Hübfch zu Haus.
Do hot's nir mehr g'ſchlog'n.
1128,
Ihr lieben Lerchen, guten Tag, wie weit iſt's in bie
Fern’! Und über meiner Liebſten Dad :,; da fickt der
Morgenftern. :;: '
Leb' wohl, du Sonne auf der Au, du liebes grünes Feld!
Ab Hinter jenen Bergen blau, wie weit {ft nur die Welt!
&o viele Zropfen in dem Fluß, fo viele Blätter grün,
fo viele Schritt! ich wandern muß, und hoch bie Wolben ziehn.
Ihe Lieben Lerchen, guten Sag, Berg auf, Berg ab in’s
Thal! Und wird die treue Liebſte wach, grüßt fie wiel tau⸗
fend Mat! Albert Graf Schlippenbach.
1129.
Ihe Beuichen, ſeid win all willfsam, und fehl euch um
den Tiſch heromm und teint mit mix ein gut Glas Bier,
und raucht dazu Tuwack. (Chor:) Tuwack! uwack x.
202 Iydr Sentchen, feld mir al’ wilkemm.,
Ein edles Kraut ift der Tuwack, traͤgt's mäander große
Herr im Lad, Stein, Stahl und Schwamm feind immer
beifomm, beim edlen Rauchtuwack. (Ehor:) Zumal! Zu:
wack ıc.
Wenn diefes edle Kraut nicht wär’, ſtaͤnd mandher Ju⸗
wacksladen leer, der früh und fpat feine Zöfung bat von aller:
lei Tuwack.
Der Student kann eher ohn’ Latkein, als ohne lange Pfeife
fein; Kanon’ und Flaus ſehn nobel aus bei einer Pfeif Tuwack.
Der Bub’ zum Rauchen noch nicht reif, ftiehlt feinem
Bater Tuwack und Pfeif, und freut fi fehr an der Stabt:
mauer auf eine Pfeil Tuwack.
Der Soldat auf der Wach’ nicht ſchlafen Tann, ſteckt er
ſich eine Pfeife an, und raucht für ſich ganz gebeimiglich eine
file Pfeil Tuwack. ı
Der Rachtwaͤchter auf Falter Straß" erwärmt ſich an ber
Pfeif’ die Naf, er ruhet nur, wenn er ruft die Uhr, raucht
glei dann wieder Tuwack.
Der Invalid auf einem Bein läßt dennoch nicht das Rau:
hen fein, hat fpät und früh in der Phyfiognomie eine Pfeif
und raucht Tuwack. , .
Sogar die Mardetenderin Mit Kind und Fäßchen thut
ie siehn, ihr Kind fie ſäugt und dabei raucht fie eine Pfeif
uma °
Der Jäger in den Wald thut gehn, die Hirfchlein wol⸗
Fr —FX gie ſtehn, fo rauchet er für fein Plaifir eine gute
ei Tuwack
” Dem Kutfcher fehlt das Mittelſtück, ſteckt in den Waſſer⸗
fat das @laftit, und ziehet fehr durch Saft und &chmeer
geſchmackvoll Rauchtuwack.
Iwei Handwerksburſchen auf Reifen fein und hatten nur
der Pfeifen ein’, fo rauchen fie per Compagnie aus einer
Pfeif/ Zuwad
Der Matrof’ dem Sturm entgangen faum, nimmt eine
gi von Meeresfchaum und raucht auf Dei’ vom Herrn
ebe eine gute Pfeif Zuwad.
Der treu und fleiß'ge Nachtarbeiter raucht ſtramm fein
Dfeifchen A. B. Neuther, wie hielt fonft das die arme Naſ
aus ohne Rauchtuwack.
Der Mann im ehlichen Verdeuß ſchmaucht Brunzlow
und Prätorius, und puftet fehr Dann um ſich her den edlen
Rauchtuwack.
er alte Mann, ſchon ohne Zahn, bie Pfeife nicht mehr
halten kann, nimmt ugs dann Garn, ummwidelt varrn Die
Röhr' und raucht
Im Aargau wohnten: 203
Aus ird’fcher Pfeife raucht Mynheer, der wohlgenährte
olländer, raucht Maryland aus erfter Hand, den edefften
uwack.
Glaubt Einer bei der Pfeife nicht gut mehr pe farren,
fo gebt er und fauft fi Savannah: Eigarren, hat am Zu:
wad dann doppelt Geſchmack, er kaut und raucht Tuwack.
Ded Spanier Art gefallet mir, er widelt Zumad in
Papier und ſteckt es an und rauchet dann eine wohlfeile Pfeif
uwack
Der baͤrt ge Tuͤrk, der meint, er waͤt'ſch, er ſchlaͤgt bie
Beine untern —, bläft durch den Bart, nad) Tuͤrkenart, den
feinften Krülltuwack.
Der Ehinef’ mit feinem euriofen Sig raucht den Tuwack
aus Bernfteinipig’, zieht Dampf hervor durch's Meichfelrohr
und rauchet Tentuwack.
Hier feht auch rauchen den Franzof’, er dampft ein Bein
Cigarrchen blos, er hat ganz Recht, ed wird ihm ſchlecht bei
einer Pfeif/ Zumad. ’
Und wenn wir in Den Krieg thun ziehn, fo muß die
Pfeife immer glühn, und nad) dem Krieg erfolgt der Sieg
bei einer Pfeif Tuwack.
Sie follen ihn nicht Haben, nein, den freien alten deut:
ſchen Rhein, „über kurz oder lang vertreibt He der Geſtank
von einer Pfeif Zuwad. Bolkslied vom Rhein.
11350.
Eigne Melodie.
Ihr Matten, lebt wohl! ihr fonnigen Weiden! der Senne
muß f&heiden, der Sommer ift bin.
Wir fahren zu Berg, wir kommen wieder, wenn ber
Kukuk ruft, wenn erwachen bie Kieder, wenn mit Blumen
Die Erde ſich Fleidet neu, wenn bie Brünnlein fließen im lieb:
lichen Mat. .
Ihr Matten, lebt wohl ıc.
u Schiller, im „Wilhelm Tell.“
1131.
r :: Im Yargau wohnten zwei Liebi, :,: die Hätten enander
o gern. ;,:
Der jung Chnab zog zum Ehriegi: „Und wenn kummſch
wiederum heit“ .
„af 6 Jahe im andere Summer, wenn de Etüdeli Ira:
gen das Laub.” [rn \ '
”
—
204 Inm Apslis-Daal drauß.
as Sa Jahr und das war umme, der jung Shnab kummt
wieberum
A utt zog dur's Gaͤſſeli ufe, wo's fon Ann im Yen:
erli
font ger si grüß Si, du Hübſchi, du Feini, von Kerze ge
a
„Was fen i "er denn noh g’fallet Ba ſcho längft 'ne
andre Ma;’
„ne hübſche und 'ne riche, der mich wol erhalten cha.“
* zog dur's Gaͤſſeli abe und weinet und tzuvet fo ſehr.
—5 ihm, fine Rrau Mutter: „ab weineſch
un jeher"
i nit weinen und trure® i ba io kei Schaͤ⸗
geli Be tr
u aͤrſch du doheime ebliehe, du bättefch di äßel
05." . i Schweizer A Free
1132.
Morelly.
Im Apollo⸗Saal drauß, da, da, birium, ba is net aus,
ba, ba, dirium, Kafino bean, da, da, birium, fidel und
ſidel ift drauf beim Schaff. Aber der von Moreliy, der
bleibt der fibeli, das gwiße dui dui, des gieht an bie Füß in
oͤh'
Die Straußiſchen Walzer, Ia, lala, la, la, lala, la, erſt
mit die Schnalzer la, lala, Ta, her da net tanz'n muß, der
da net tanz'n muß, der * ia, der hat ja gar feinen Fuß.
Aber der von Mor
Mader! fo geh‘, —* , da, dieium, hebs Fußerl in. HR),
ha, da, dirium, drab die heut um a mal, da, ba, dirim,
dent nur, wir fan beut beim Sperl am Saal. Aber der
von Morelly ıc.
Die Walza von Baden, la, lala, la, la, lala ‚la, dbö
ham ihm —7— fa, lala, la, — — da ziehts au d'Füß in
d' Hoͤh, — m d'Füß in d'Höh, be chwitzt ma mehr
als beim Hollunder:Xhee. Aber der von Morelly ıc.
Und dann aud der Banner, ba, da, dirium, das ift erft
ne da, da, birium, ſchaut no den Madeln zue, da, da,
biehnn, gebt ihnen beim. Tangen Der Unterrock wor. Aber ber.
. von Morelly ıc.
Bei bie Styaußiſchen Drutichen, la, Iala, ia — braudt
ma ra ale, la, lala — — das is zum Teufel boln,
Rem Keufel holn, De verlieren Männer vom Stie:
ar die oln. Aber der von Morelly ıc.
a
Im Feld bei Ofteolenke. 205
1133.
Im Arm der Liebe ruht ſich's wohl, wohl auch im Schoo
der Erde! Ob's dort noch, oder bier fein fol, wo up! 2
finden werdet. Das forſcht mein Seift und finnt und denft
und fleht zur Vorficht, die fie fchenft.
Sm Arm der Liebe ruht ſich's wohl; wenn mid, der
Welt entrüdet, Eliſens Blick, fo feelenvoll, Eliſens Kuß be:
güdet: dann ſchwinden vor dem trunfnen Sinn des Lebens
orgen alle bin. . .
Im Schooß der Erde ruht ſichs wohl, fo ſtill und un-
geftöret! Hier iſt das Herz oft Fummervoll, dort wird’
durch nichts beſchweret; man ſchlaft fo fanft, fchläft fich fo
füß hinüber in das Paradies.
Ach! wo ich noch wohl ruhen ſoll von jeglicher Beſchwerde?
Im Arm der Liebe ruht ſich's wohl, wohl auch im Säuch
der Erbe! Bald muß id, ruhen, wo an , das ift dem Mü-
den einerlei. . W. $. Ueltzen.
1134.
Oſtrolenka.
Im Feld bei Oſtrolenka da ſteht ein Eichenbaum, der
breitet ſeine Zweige hoch nach des Himmels Raum. In ſei⸗
nen Blaͤttern Laufen die Lüfte ayunderbar, und in der Eiche
MWipfel, da thront ein weißer Mar. Im Feld bei Oſtrolenka
da geht es irr' bei Nacht, da Ichen ale Buͤſche, da Elingt’s,
wie Zon der Schlacht. .
Im Feld bei Oſtrolenka da gehn die Gelfter" um,. da
Be Polen⸗Schatten mit Ruffen fi herum. Im feld bei
olenka figt, Arm in Arm, verfhränkt, dein bleich Gefpenft,
o Diebitſch! m tiefen Gram verhängt. Und bei ihm auf dem
Hüge! Koseiusko's Bild, von Heil'genfchein umfloſſen,
die Augen Fühn und wild. N u
Im Feld bei Oftrofenka ba fteht manch' ‘alter, Ta 4
und jteht die wuͤſten Fluren mit naffen Augen an, blickt na
der. einzeln Eiche, gedenft ber Söhne fein, und hebt die Hand
zum mel, und feufzt: Allein! Allein! Im Feld bei Oftro-
lenta ward's Sen am Brühlingstag, es fank die ganze Ernte
auf einen Sichelſchlag.
Im Feld bei Oftrolenfa ruhn unter Ha Moos viel
taufend müde Schnitter im kuͤhlen Erdenithooß. Im Feld
bei Oſtrolenka fingt Peine Kerche mehr, da blühet feine Blume,
's iſt alles wüft und leer.” Aufs Fetd bei Oftrolenfa, da ra
das Ztyndroch vom blut'gen Throne nieder, und drüber fi
der od. ’
*.
„.
306. Im Felde ſchleich ich ſtill.
Im Feld bei Oſtrolenka geünt doch die Eiche fort, und
ihre Blätter flüftern gar manch prophetifh Wort. Es weht
Frühlingsodem aus-ihrem Adlerſitz, fie ſpricht von man-
n Stürmen, erzählt von manchem Blig. Im Feld bei
lenka, fo lang’ die Eiche fteht,. fo Lebt im Volk die Sage:
Nie Polen untergeht! =
1138.
Jägers Abendlied.
Im Felde ſchleich ich ſtil und wild, gefpannt mein Feuer:
rohr. Da ſchwebt fo Licht dein liebes Bild, dein füßes Bild
mir vor.
Du wanbelft jetzt wohl ftill und mild durch Keld und
liebes Thal, und ad, mein ſchnell verraufchend Bild ſtellt
fih dir's nicht einmal .
Des Menſchen, der die Welt durchſtreift, vol Unmuth
und Verdruß, nad DOften und nad Welten fchweift, weil er
dich Taffen muß. et, ,
Mir ift es, den ih nur an Rn als in den Mond zu
fehn; ein ſtiller Friede Fommt auf mid), weiß nicht, wie mir
geſchehn. Gothe.
—
1136.
Ein Traum.
Im fernen, fernen Meere da fegelt' ein Shit bei Nacht,
ber Schiffäherr in der Kajüte entſchlief auf der Matte ſacht.
Der Kiel Schnitt FEN und ruhig ben weiten, flillen Raum;
jedoch fo FIN und ruhig war nicht des Schiffsheren Traum.
Ihm träumt’: ein Blitzſtrahl habe den ftolzen Maft zer
ſpellt, es fei an einem Felſen im Sturm das Chir zerfchellt,
Un er Bord. geichleudert, . ſchwimm' er im tojenden
Meer, und Wogenkoloffe und Blige, die faufen um ihn’ ber.
„Er rudert mit brechenden Armen, ſchon flieht er bie
Küfte nahn, doc braufend an ihre Felſen ſchlaͤgt hoch bie
Dranhung Dinar. In Felſen ficht e ne 2 Frau fen
uf einem der grauen Felfen ficht er eine Jungfrau ;
fie winft und läßt hernieder zu ihm eine Roſe wein
Dog dort ſchwimmt nun ein Balken zur Rettung ihm
heran; fol er zuerft die Rofe, zuerft den Balken *
Schon brechen die Arme, ſchon ſinkt er in's Zuthende
Grab en da faßt ihn bie Brandung und fl, t ihn
an das Felsgeftein. —
J
Im Garten. zu Schönbrennen. 207
‚_ Der Schiffeherr erwacht und ſtürzet raſch aufs Verdeck
hifan; doch ruhig und fidher gleitet das Schiff durch die ſtille
Die flüfternden Wellen baden die Häupter im Morgen-
licht; — wohl fah er keine Truͤmmer, doch auch bie Rofe
ni rün.
1137.
Maurxerlied.
Melodie: Der Ritter muß.
Im Feſtesglanz, der mild dem Oſt Pa fei, holder
Strahl, des Maurerlihtes Quelle, und feierlich durch drei⸗
mal drei begrüßt! Hier an des Jahres neu befreiner Schwelle,
bei'm Bundesmahl, mit Krobgefühl, ſchwoͤr' Jeder jih, zur
Feſteszierde: „Sch bleibe treu bis an das Ziel der Maurerei
und ihrer Würde!” (Chor:) Ich bleibe zc. _ "
Dem Maurer Heil, der das Bewußtſein hat, bei jedes
Tag's, bei jedes Jahres Werke, daß er vollendet mandje gute
That im Segenglang der Weisheit, Schönheit, Stärke! Beim
Morgenglanz und Abendroth befördert er der Menſchheit
Würde, und: bleibet treu bis in den Zod der Maurerei und
ihrer Würde. (Chor:) Und bleibet treu «. --
Treu dem Beruf, dem er fein Leben weiht, ald Menfchen:
freund, ftilt er der Wehmuth Sehnen, ift er zum Troſt, zu
Hüsfe ſtets bereit und trodnet gern dei Menfchenbruders
Zhränen. Wo Unfhuld weint, wo Unglüd droht, der Arme
darbt bei harter Bürde, bleibt er fietd treu bis in den Tod
der Maurerei und ihres Würde. (Chor ; Bleibt er ſtets ıc.
Iſt nun am Ziel dad Tagewerk vollbracht, wo, ‚grau:
umflort, des Lebens Nachıtftüd finket, der Engel Tod durch
düftre Grabesnacht den Edeln hin zu der Vollendung winket,
ruft fterbend er, von Nacht bedroht, voll hohen Muths und
Seelenwürde: „Ic bleibe treu bis in den Tod der Maurerei
und ihrer Würde!” , (Chor:) Ich bleibe freu zc. &. gel
— " “- . (H.
‚1138,
Im Garten zu Scönbronnen dba liegt der König von
Kom, fieht nieht das Licht der Sonnen, ſieht nicht des Him ,
mels Dom. am
Am fernen Infelftrande da liegt Napoleon, liegt da zu
Englands Schande, liegt da zu Englands Hohn.
-Zm. Garten zu Schönbronnen. da legt er König vom
Rom, fein Blut N ihm geronnen, es ftodt fein Lebensitrom.
208 Im grünen Wald.
Am fernen Infelftrande da liegt Rapeleon, Liegt nicht in
feinem Lande, liegt nicht bei feinem Sohn.
Liegt nicht bei feinen Kriegern, bei den Marfchällen nicht,
liegt nicht bei feinen Siegern, liegt in Europa nicht.
Liegt hart und tief gebektet im fernen Meereskreis, am
Belfen angekettet ein todter ee: .
Wo Baum und Blatt und Reifer verfengt vom Sonnen:
ftrahl, da liegt der große Kaifer, der Meine Korporal!
An feinem Grabe ſehlen Cypreß und Blumenftab, am
Zage Allerfeelen befucht Fein Menfch fein Grab.
So liegt er lange Jahre in oͤder Einſamkeit, da klopft
es an der Bahre um mitternächt'ge Zeit.
— Es klopft und rufet Teile: 84 auf, du todter
Held! Es kommt nad) langer Reife ein Gaſt aus jener Welt.“
— Es Hopft zum zweiten Male: „Mad, geoßer Kai-
fer, auf! Es kommt vom Erdenthale ein Bote dir herauf.’
— Es Elopft zum dritten Male: „Mad, Vater, auf
eſchwind! Es kommt im Geiſterſtrahle zu dir dein einzig
ind.
Da weichen Erd’ und Steine, es thut ſich auf der Sara,
ber lange die Gebeine des größten Helden barg.
Da ſtreckt des Kaiſers Leiche die Knochenarme aus, und
zieht das Kind, das bleiche, hinab in's Bretterhaus.
Und ziehet es hernieder: „So feh' ich, theurer Sohn, ſeh
ich dich endlich wieder, mein Kind Rapoleon!”
Und rüdet an die Seite und rüdet an bie Wand. „‚Mtein
Kind, das iſt die Breite von meinem ganzen Land!’
Da fihlingen die Gerippe, die Knedhen ineinanb, und
legen Kipp’ an Pippe und liegen Hand in Sant.
Und zu derfelben Stunde ſchließt auch dad Grab fi
ſchon; das war die letzte Stunde vom Haus Napoleon.
113).
Das St. Hubertuslied.
Im grünen Wald bin- ih geweſen, fab ih es ein
gut elein ftehn; das Hirfchlein, das wollt’ ich erſchießen, o
under, was hab’ ich geſehn! ' .
Es thut mir die Flinte verſagen, ein Rreuz thut das
Dielipelein tragen, ftolzivend auf feinem Gewiht; die Gnade
zum Suͤnder wohl fpricht. ' "
‚Da thät ich zur Erden 'hinfinfen wohl anf meine bogene
51 a mir es entgegen blinfen, ein filbernes Kreuzlein
neeweiß. a oo.
Im holden Sanmel, 209
„ZJetzt thu ich Fein Hirfchlein mehr fchießen, will lieber
in's Klofter mich fchließen; dem grünen Wald’ fag’ ich: Gut’
Nacht! die Gnade hat Alles. gemacht.
Des Knaben Wunderhorn.
1140,
Eigne Melodie,
Im Herbft da muß man trinfen, das it die rechte Zeit!
da reift und ja der Traube Blut, und dabei ſchmeckt der Wein
jo gut: im Herbft da muß man trinken!
Im Winter muß man trinken, im Winter ift es kalt!
da wärnt uns ja der Traube Blut, und dabei ſchmeckt der
ein To gut: im Winter muß man trinken!
Im Frühling muß man trinken, da iſt's nicht Falt, noch
heiß, da labt uns erft der Traube Blut, da ſchmeckt ber
ein erft doppelt gut: im Frühling muß man trinken!
Sm Sommer muß man trinken, im Sommer ift es heiß!
da Eühlet uns der Traube Blut, und dabei fihmedt der Wein
fo gut: im Sommer muß man frinten!
Wohlbrüch. „Vampyr“ von Marfhner.
1141.
(Er:) 3m holden Taumel wiegt fi nun wieder, o hol-
des Mädchen, bei dir mein Blick; der Gott der Liebe ſchwebt
fanft Fe ‚ zu Erönen unfers Bundes Gtüd; mit Sonnen:
güte Iheucht fein Gefieder von unjerm Himmel die Nacht
urud.
— (Sie:) Wie lieblich ſteiget aus Wintergrauſen die milde
Laube des Mai's empor; wie lieblich toͤnet nach langen Pau:
fen das Lied vom Nachtigallenchor, und trägt aus Gründen,
wo Schreien haufen, zu ihrem Tempel die Lieb empor!
(Er:) Emporgetragen ſchließt mit Entzüden did) bein
Geliebter in den Arm. (Sie:) DO mein Geliebter! aus deinen
Blicken glänzt mir Vergefienbeit für, re (Er:) Indem
mich die Händchen zaͤrtlich drüden, Füfl’ ih die Wange bir
traulid, warm. .
(Sie:) Sieh’ von den Hügeln, auf den wir fhweben, hin
in die Ihäler der Telgezeit! (Er:) Wie dort in Kränze ſich
Roſen weben, wie Flora und den Weg betreut! (Zie :) An
deiner Seite zum Ziele ftreben durch dieſe Fluren, ift Seligkeit.
Er:) Dies Feuerauge wird mic) beleben, (Sie:) wenn
Rebendfchwüle in Schlaf dich wiegt; ber Arm ded Mannes
wird fanft mich heben, (Er:) wenn beine Wunderkraft er:
In. | 14
210 Im Kreife froher, kluget Zecher.
liegt; und Harmonie dies Maͤdchen geben, wenn Wißgetön
mein Ohr umfliegt. |
(Beide:) Gluͤck auf! wir wandeln in und verfchlungen,
flag’ ein zum Bunde in Breud’ und Roth! Und sinkt das
Leben in Dämmerungen nad) abgeftorbenem Abenbroth: fo
find’ uns beide, von jüßer Freude noch feſt umichlungen, ber
traute Tod.
1142.
Im Kreife froher, kluger Becher wird jeder Wein zum
Göttertrant; denn ohne Weiber, Sang und Becher bleibt
man ein Narr fein Lebelang; und alle Kehlen ſtimmen ein:
Es leben Weiber, Song und Wein! , |
Wir Menfchen find ja alle Brüder, und jeder ift mit
und verwandt: du, Schwefter, mit dem Leinwandmieder, du,
Bruder, mit dem Ordensband! Denn jeder Stand bat aufge:
hört, wenn wir das legte Glas geleert.
Der Mann auf feinem Throne lebe mit allem, was ihm
angehört, und unfer Vaterland umfchwebe der Friedensengel
ungejtört! Der Menfch fei Menfch, der Sklave frei, dann
eilt die goldne Zeit herbei.
Wem für der Menfchheit gute Sache ein edles Herz im
Bufen fhlägt, wer gegen Feinde Feine Rache und gegen
Freunde Freundſchaft hegt, wer über feine Pflichten wacht,
dem fei dies volle Glas gebracht!
Beim Silberklange voller rt gebenfen wir des
Armen gern; ein renfchenber; Hlägt unter Lumpen, ein
Menfchenherz fchlägt unter'm Stern. Drum, Brüder, ftoßt
die Glaͤſer an: es gilt bem armen braven Mann!
Wer aus Fortuna’ Lottorädchen den Treffer ächten Wer:
thes zog, wer einem eblen beutfchen Mädchen, das innig liebt,
nie Liebe Logs wer deutſcher Frauen Tugend ehrt, fei ewig
unfrer Freundfchaft werth! ”
Dem Dulder ftrahle Hoffnungsfonne, Berfühnung lädle
unferm Feind’! dem Kranken der Senefung Wonne, dem Sı:
renden ein fanfter Freund! Wir wollen froh durch's Leben
gehn und einſt uns beſſer wiederfehn! Sſchocke.
1143.
Melodie: Ich ftand auf hohem Berge:
Im Krug zum grünen Kranze da kehrt' ich durſtig ein;
38 ein Wandrer drinnen, drinnen, am Tiſch bei fühlen
in.
⸗
Im Maicu. 211
Ein Glas war eingenoffen, das wurde nimmer leer; fein
Dan ruht” auf dem Bündel, Bündel, ald wär's ihm viel
zu [hwer. Da
Sch that mich zu ihm fegen, ich fah ihm in’s Geficht,
a Br mir gar befreundet, freundet, und dennoch kannt'
ich's nicht.
Da ſah auch mir in's Auge der fremde Wandersmann,
und füllte meinen Becher, Becher, und fah mich wieder an.
Hei, was die Becher klangen, wie brannte Hand in Hand:
„Es lebe die Kiebfte deine, deine, Herzbruder, im Vaterland!"
Wilhelm Müller.
1144,
Im Fühlen Keller fig‘ ich bier, auf einem Faß voll Re:
ben, bin frohen Muths und laffe mir vom allerbeiten geben.
Der Küper zieht den Heber vol, gehorfam meinem Winke,
reicht mir dad Glas, ich halt's empor, und trinke, trinke,
trinfe.
Mich plagt ein Damon, Durft genannt, doch, um ihn
zu verfheuchen, nehm’ ich mein Dedelglas zur Hand und laß
mir Rheinwein reichen. Die ganze Welt erfcheint mir nun
in rofenrother Schminke; ich Fünnte Niemand Leides thun,
ich trinke, trinke, trinke.
Allein mein Durft vermehrt fi) nur bei jedem vollen
Becher, das ift die leidige Natur der ächten Rheinmweinzecher!
Doch troͤſt' ih mich, wenn ich zulegt vom Faß zu Boden
ſinke, ich habe feine Pflicht verlegt, ich trinke, trinke, trinke.
1145.
Mailied.
Im Maien, im Maien iſt's lieblich und fhön, da finden
ſich viel Kurzweil' und Wonn'; Frau Nachtigall ſinget, die
Lerche ſich jchwinget :,: über Berg und über Thal.:,
Die Pforten der Erde die fchließen ſich auf, und laſſen
fo mandes Blümlein herauf, ald Lilien und Nofen, Biolen,
Zeitlofen, Eypreffen und auch Nägelein.
In ſolchen wohlriehenden Blümlein zart ſpazieret cine
Zungfrau von ebeler Art; fie windet und bindet, gar zierlich
und fein, ihrem SHerzallerliebften ein Kränzelein.
Da berzt man, da fcherzt man, da freuet man fi), ba
fingt man, da fpringt man, ba ift man fröhlich; da Elaget
ein Liebchen dem andern fein’ Noth, da Füßt man fo manches
Mündelein roth.
14 *
212 Immerdar mit Schuce und Eis.
Ah, zartes Jungfräulein, von fchöner Geftalt, in Zucht,
und Ehren mannigfalt! und wenn ich euch hätte, fo wär’ idy
geſund, ihr habt mir mein junges Herze verwund't. |
Berlaffen will id euch nimmermehr, reiht mir euer
ſchneeweißes Händelein her, und ſaget's mir zu in Sucht und
in Ehren, daß ihr mein wollt zu eigen werden!
Ach Scheiben, ach Meiden, du fchneidendes Schwert, haft
mir mein junges Herze verkehrt! Wiederlommen macht, daß
man Scheiden nicht acht't; Ade, zu taufendguter Nacht!
Im Maien, im Maien, da freuet man ih, da fingt
man, da fpringt man, da ift man fröhlih, da kommet Io
manches Liebchen zufammen; Ade, in taufend Gottes Ramen!
Fliegendes Blatt aus dem 17. Jahrh.
1146.
Melodie: Ich will einft bei Ja und Nein.
Immerdar mit Schnee und Eis laßt den Winter fehalten!
Wer vom Winter Böfes weiß, mag's für fih behalten!
Dichtgedränget Mann und Weib, pflegen wir mit Punfd) den
Leib, wie den Buchs die Grube, wärmet uns die Stube.
Zadel hört der Winter viel: Manchem wird's zu luſtig,
wenn er athmet, dem zu kühl, dem zu bumpf und burftig;
Manchem duͤnkt im weißen Schnee gar zu einfad, Land un
See; gern zum Lappen fchöb’ er ewige Geftöber.
Uns auch machen Nord und Oft oft den Pol zu büfter;
und was unfer Dad umtoft, dünkt und Fein Geflülter. Doc
das eng’ verfchloßne Hauß heitert Wärm’ und froher Schmaus;
Uebles kommt zum Uebeln durch das flarre Grübeln.
Könnten wir den alten Pol wie ein Uhrwerk ftellen:
Waͤlſchlands Sonne ſollt' uns wohl Paradiel’ erhellen! Aber
geämtich Freift der Bär dort um unfern Scheitel her, vom
efchneiten Naden fehüttelnd Reif und Zacken.
‚Auf! den Brühlingsgeift gefhöpft, mit gefchweifter Kelle:
wenig Tropfen eingetröpft fchaffen Mild' und Helle! haut!
und vol ift jedes Glas! voll das große Dedelfaß! Unver:
fieglich fleußt ed voll des milden Geiſtes!
3a vom Paradiefes Lenz, Zuder, Rad, Citronen, gabt
ihr uns die Quinteflenz, Kinder heißer Zonen! Froſt und
Ungethuͤm verthaut, hat euch kluge Pand gebraut, wie am
Morgenſtrahle, um die heiße Schale!
enn ihr, Freund', im Herzen kalt, gleich dem Schnee-
mann, wäret: gleich dem Schneemann würd’ euch. bald Haupt
und Hirn verkläref! Hänenfhuldrig, wohlgebaucht, glänzt
a
Im Schooß der Mitternacht. 213
Die fchneeigte Durchlaucht; ver der Auge Flamme ftaunet
Kind und Amme.
Eingeſchenkt den Frühlingsiaft, ihre, des Feſtes Horen!
Mer ihn trinkt, fühlt Götterfraft, fühlt fi neugeboren!
Heu in heller Släfer Klang ftimmt melodifcher Sefang ; gleich
zem Lenz entdunkelt, lacht das Aug’ und funkelt! vo
oß.
1147.
Der Traum.
Im fchönften Garten wallten zwei Buhlen Hand in Hand,
zwo bieihe, Franke Geftalten, fie faßen in's Blumenland.
Sie küßten jih auf die Wangen, und füßten ſich auf
ven Mund, fie hielten fich feft umfangen, fie wurden jung
und gefund.
wei Glödlein langen hefle, der Zraum entſchwand zur
Stund'; fie lag in der Klofterzelle, er fern in Ahurm Grund.
land.
1148.
Nenjahrslied.
Im Schooß der Mitternacht geboren, worin das Kind
bemwußtlos lag, erwacht, zum Xeben iegt erfohren, das Jahr
am ernften Slodenfhlag. An feiner ieg ein Engel ſitzet,
dem vom zweifachen Angeſicht zweifacher Glanz des Lebens
blitzet, hier Abendroth, dort Morgenlicht.
Hier, mit dem FAR Blicke ER er nach Weften
hin und finnt, zufammenfaflend die Geſchicke der Jahre, die
vorüber find; dort, mit dem Morgenantlig, wendet er jich er:
wartungsvoll zum Oft, dem, was von dort die Zukunft ſen⸗
det, entgegenbliddend, ſtill getroft. -
Dann, während in des Engeld Mienen das Abendroth
ftet8 matter glübt, und immer heller ift erfihienen auf ihnen,
was wie Morgen fprübt, nimmt er da3 Kind aus feiner
Wiegen, und aus Des Engels Auge bricht die Thräne, die
darin geftiegen, indeß fein Mund zum Kindlein fpridt:
D du, der Tüngfte jeßt der Söhne, die unfre Mutter,
Zeit, gebar, fei mir in deiner Unfchuld Schöne, fei mir ges
grüßt, du junges Iahr! Schon mandes hab’ ich aus ber
Wiege genommen, und in's Grab gelegt, damit an's Licht
ein andres fliege; und füße Hoffnung ſtets gehegt.
Die Hoffnung aller Welt, und meine, die jedem Jahr
entgegen tönt, ob endlich einmal das ee von welchem
fei das Werk gekrönt? Ob endlih das jet angebrochen, von
214 Im ftillen Kloftergarten.
welchem und erfüllet fei, was von dem vor'gen ward ver:
Iproden? Wenn du daß bift, fo ſag' mir's frei.
ch kann durch meiner Ruͤhrung Zähren nicht beine Züge
deutlich fehn; ein Lächeln feheint R zu verklären: fprid,
ſoll durdy dich uns Heil geſchehne Willſt du nicht wieder
täufhend ſchwinden, wie vor bir deiner Brüder g'nug, daß
wir den Slauben wieder finden, den uns geraubt der Zeiten Lug?
Willſt du den langen Knäul entwirren, der um der Men:
ſchen Bruft fi) fchlang, und löfen ird'ſcher Zwietracht Klir:
ren auf in en Sphärenktang? aufführen aus be
mwegten Stoffen den Bau, der auf ſich felbit kann ruhn?
Kurz: wad wir wünfchen, was wir hoffen! ja! was wir hof:
fen, willft du's thun? .
O, feligfted der Zeiten Kınder, wenn dad Geſchick das
Amt dir beut, zu fein der Ernte Garbenbinder, Die jene
vor bir ausgeftreut! So wünfd' ih bir vom Himmel heuer
den beiten Sonnenfcein, der frommt, daß in die große
Völkerſcheuer der Weizen unberegnet Eommt.
So wuͤnſch' ih, daß ein neues Leben der alten Erbe
Mark durchdringt, daß aus des nächiten Herbſtes Neben uns
gelbnes eil entgegenfpringt; daß bei des Jahres Brod und
Weine, frei unterm offnen Himmelsſaal, die Völker feiern
im Bereine das große Bundes» Abendmahl.
. 1149.
Die Nonne,
Im ſtillen Kloftergarten eine bleiche Jungfrau ging; der
Mond beichien fie trübe, an ihrer Wimper hing die Schräne
zarter Liebe.
„> wohl mir, daß geftorben der treue Buhle mein! ih
darf ihn wieder lieben: er wird ein Engel fein, und Engel
darf ich Lieben.”
Sie trat mit zagem Schritte wohl zum Mariabild; &
Rand im lichten Scheine, es fah fo muttermild herunter auf
ie Reine.
Sie ſank zu feinen Füßen, fab auf mit Himmelsruh',
bis ihre Augenlider im Tode fielen zu; ihre Schleier wallte
nieder. Uhland.
1150.
Eigne Melodie.
Im Wald, im Wald, im friſchen grünen Wald, wo's
——— im rang ee N —— Geſang
nd Der Dorner Klang ſo luſtig den ſchweigenden Forſt entlang.
Trarah! trarah! —2 ſtig ben ſchwei ſi entlang
=
Im Wald und anf der Haide. 215
Die Nacht, die Nacht, die rabenſchwarze Nacht, Gefel:
len wacht, durchwacht die fchwarze Nacht! Die Wölfe, fie
lauern und find uns nicht fern; das Bellen. der. Hunde, fie
Hören’s nicht gern. Wauwau! wauwau! wauwau!
Die Welt, die Welt, die große weite Welt, ift unfer Zelt,
die Welt ift unfer Zelt; und wandern wir fingend, fo ſchallen
die Lüfte, die Wälder, die Thaler, die felfigen Klüfte. Hal-
seh! halloh! halloh!
A. Wolff. Aus „Precioſa“ von €. M. v. Weber.
1151.
: Der Poſtillon.
Im Walde rollt der Wagen bei tiefer ſtiller Nacht; die
Paſſagiere ſchlafen, der Poſtillon fahrt ſacht.
Beim Förſterhaus im Walde was blaͤſt der Poſtillon?
Die Paſſagiere erwachen, und meinen, es wäxe Station.
Er blaͤſt ſo ſanfte Lieder zum Fenſter klar empor, es
hallt der Wald ſie wieder und kommt der Mond hervor.
Ja ſcheine, Mond, in’d Fenſter des Liebchens hold her⸗
ein: da zieht durch ihre Traͤume Poſthorn und Mondenfchein.
Gruppe.
1152.
Sjägerlied,
Bekannte Melodie.
Im Wald und auf dee Heide, da ſuch' ich meine reube,
ich bin ein Jaͤgersmann, ich bin ein Jaͤgersmann. Den Wald
und Forft zu Degen, das Wildpret zu erlegen, ift das nicht
wohlgethan? ift das nicht wohlgethan? Halli, halloh, Halli,
halloh! ıft das nicht wohlgethan?
Dos Huhn im ſchnellen Bluge, die Schnepf im Kickzack⸗
zuge treff' ich mit Sicherheit. Die Sauen, Reh’ und Hirſche
erleg’ ich auf ter Bürjche, der Fuchs läßt mir fein Kleid;
:: balli, halloh! :,: der Fuchs ꝛc.
Kein Heller in der Taſche, ein Schlüdichen aus der Fla⸗
the, ein Stückchen ſchwarzes Brod; den treuen Hund zur
Seite, wenn ih den Wald durchſchreite, dann. hat ed Feine
Roth; Halli, halloh! zc. . ,
Wenn ſich die Sonne neiget, der büftre Nebel fleiget,
das Tagwerk ift gethan; dann Fehr’ ich non der Haide zur
haͤuslich ſtillen Breude, ein frommer Jaͤgersmann, halli, hal-
loh! ıc. Volkslied.
216 Im Weine.
1133.
Melodie: Auf! auf, ihr Brüber und feid ftarf.
Im Beine — wie das Sprichwort Togt. — hüllt gern
fih Wahrheit ein. Drum auf, bei voller Glaͤſer Klang, der
Wahrheit froher Hochgeſang foH heut’ gefungen fein. |
Es Iche, wer der Menſchheit Hit, ber Menfchheit |
Würde kennt; und wer den Mann anmı Krüdenftod, wie je
nen dort im Purpurrod, gleich willig Bruder nennt!
Es lebe, wer nody nie fein Knie vor goldnen Gägen boy;
wer ungereizt von fehnödem Lohn, felb vor des größten Kö-
nige Thron, nie ſchmeichelte noch log!
Doch, wen der Zeug’ in eigner Bruft noch nie zu Tha⸗
ten rief; wer, wenn der Unfchuld Ach! erfcholl, noch fchlum:
mern kann, von Zrägheit voll, — der falle, falle tiefl
Es lebe, wer von Borurtheil und Dummpeitstraum be:
freit, ein Feind von jeder Pfaffenzunft, nur dir, o Heilige
Bernunft, zum Priefter fich geweiht!
Es lebe, wer Gerechtigkeit, nicht das Geſet nur, ehrt;
wer Waifen leitet, Wittwen fchugt, nie glänzende Betrüger
fügt, und Ränfe gern zerftört. |
Es lebe, wer des Siechen Schmerz, bed Kranken Iam:
mer heilt; nicht Faufbar durch das Gold allein, noch oft bei
büftrer Sterne Schein zur Armuth Lager eilt!
Doch fterbe, wer das blöde Bolt mit Hiengefpinnft um:
weht! Er finke tief im tiefften Pfuhl, der Richter, Der im
Richterſtuhl vor größern Sündern bebt!
Es lebe, wer für's Vaterland die blut'ge Fahne ſchwingt;
und wenn es Sieg und Freiheit gilt, drei auf ber Unfchuld
Demantfchild, in Feindesſcharen dringt!
Es lebe, wer no ſchwerern Krieg mit Wahn und Ser:
thum führt; wer, wenn man „erucefige” fchreit, wenn ihm
Satrap und Bonze dräut, nicht Kopf und Muth verliert!
Es lebe jeder Redliche und jeder Mann pol Kraft! fei's
König oder Untertban, ferd Bürger oder Bauerdmann, wenn
er nur Gutes fchafft!
1154,
Im Windgeraͤuſch bei fliller Nacht geht dert ein Wanders⸗
mann, er feufzt und weint und geht fo faht und ruft bie
Sterne an: „Mein Bufen pocht, mein Herz ift fchwer in
tiller Einſamkeit, mir unbebannt, wohin, woher, durchwall'
ih Freud' und Leid; ihr Meinen goldnen Sterne, ihr bleibt
mir ewig ferne, ferne, ferne, und ach! ich vertraut’ euch fo
gerne!
In allen Herzen liegt die Welt. 217
Da klingt es plöglid um ihn ber, und heller wird die
Nacht, Schon fühlt er nicht fein Herz fo ſchwer, er duͤnkt fich
neu erwacht. D Menſch, du bift und fern und nah’, do
einfam bift bu nicht, vertrau’ uns nur, bein Auge fah oft
unfer ſtilles Licht: wir Heinen goldnen Sterne find dir nicht
ewig fernes gerne, gerne gedenken ja deiner die Sterne.
Suywig Tick.
1155.
Eigne Melodie.
Inad’ge Frau, wie ich anj’gt um die Ede rannte, Fam
uf enmal angefligt Ihre inad’je Tante, ſah mir an und winkte
mi, macht en lang Jeſichte: „Liebe Dörthe, weßt de nid),
wo ift meine Nichte?” Wie ick fage: nu fe is bei den Herren
Wiener, fagt fie: „Seh und fag” ihr dies, mach’ ihr meinen
Diener; wenn fie kann, fo fol fie mir doch recht bald be-
fuchen: ach wie ſehr erwart' ick ihe uf en Stuͤckken Kuchen.”
„Wiener in Berlin.”
1136.
In allen guten Stunden, erhöht von Lieb’ und Wein,
fol dieſes Kied verbunden von und gejungen fein! Uns hält
der Gott zuſammen, der uns bierher gebradjt, erneuert unfre
Flammen, er bat fie angefacht.
So glühet fröhlich heute, feid recht von Herzen. eine!
Auf, trinkt erneuter Freude dies Glas des aͤchten Weins!
Auf, in der holden Stunde ftoßt an, und Füflet treu bei je-
dem neuen Bunde den alten wieder neu!
Wer lebt in unferm Kreife, und lebt nicht felig drin?
Genießt die freie Weife und treuen Bruderfinn! So bleibt
Durch alle Zeiten gen Herzen zugelchrt; von Beinen Kleinig-
Leiten wird unfer Bund geht
Uns hat ein Gott gejegnet mit freiem Xebensblid, und
alles, was begegnet, erneuert unfer Glüd. Durch Griũen
nicht gedraͤnget, verknickt ſich Feine Luft; durch Sieren nicht
geenget, ſchlaͤgt freier unſre Bruſt.
Mit jedem Schritt wird weiter die raſche Lebensbahn,
und heiter, immer heiter ſteigt unſer Blick hinan. Uns wird
ed nimmer bange, wenn alles ſteigt und fällt, und bleiben
fange, lange! auf ewig fo gefellt. Göthe.
1157.
In Aller Herzen liegt die Welt des Schönen, ‚die Götter
ruhn an jeder reinen Bruft. Was du vernimmft in des Ge:
218 In Berlin, fagt' er.
fange Zönen, was did, bewegt mit wunderbarer Luſt, wenn
füße Melodien dich umfchweben: es ift in dir, es ift dein
inn res Leben.
Bon außen regt der Sinn nur den Gedanken; ihn weckt
die Sprache, das erhabne Bild. Dann reißt er kühn fich los
von feinen Schranten, den Staub gebietend, der ihn über:
huͤllt; der Künfte Zauber wird Fein Herz empfinden, fehlt
ihm die Kraft, ihn felbft in fich zu finden.
Denn wie ein Zraumbild eilt das flücht'ge Leben; die
Kunft nur faßt, was unvergänglich blüht! Unendlichkeit dem
Augenblick zu geben, fpricht fie, ein Gott, an's menfchliche
Gemüth; in alle Herzen weiß fie einzutringen, an jeden Ton
harmoniſch anzuflingen.
Dann biuht ein Morgenroth vor deinen Blicken, wo fich
der Ahnung Dunkel mild verklärt; der heilige Slaube naht,
dich zu beglüden, der Wahn entflicht, der deine Luft geftört;
du fuͤhlſt dich groß im weiten Raum der Weſen, der ew'gen
Drdnung ew’gen Sinn zu lefen. Schreiber.
1158.
. Eigne Melodic.
In Berlin, ſagt' er, mußt du fein, ſagt er, und ge
fcheibt, ſagt er, immer fein, fagt’ er, denn da haben’s, jagt’
er ‚ viel Verſtand, ſagt er, ich bin dert, ſagt' er, ſchon be
annt.
Rimm zehn Brief'l, fagt' er, mit hinab, ſagt' er, gieb
fie richtig, ſagt' er, alli ab, ſagt' er, hier der Groß', ’
* — im Bauch, ſagt' er, und g'ſchrieb'n, ſagt' er, ſein
ie au
Und hernach, ſagt' er, leg' dich an, ſagt' er, grad’ fo
ſchoön, ſagt er, wie man kann, ſagt er, gute Kleider, ſagt
er ge zur Tauf', ſagt' er, und d' Hauben, fagt’ er, oben
auf.
Ganz befonders, fagt er, noch vor Allem, ſagt' er,
ſuch durch's Sprechen, fagt' er, zu gefallen, ſagt' er, recht
berlinifch, jagt’ er, immer ſprich, rare er, und ftatt mir,
ſagt' er, fagit du mid.
Im Thiergarten, jagt. er, iſt's gar fchon, ſagt' er, wirkt
viel Wagen, fagt' er, Da fehn, fagt’ er, und es figen,
ſagt' er, Damen drin, fagt’ er, wie die fehöne, ſagt' er,
Wienerin.
Grüß mir alle, ſagt' er, die ich kenn', fagt’ er, kann
fie div nicht, ſagt' er, alli g'nenn', ſagt' er, wen du jiebft,
fagt’ er, grüß’ mir bald, fagt’ er, Jeder nimmt ſich's, ſagt
er, dem's g’fallt. -
In dem alten Sande Böhmen. 219
Merke auf, fagt' er, daß en ‚ ſagt' er, dich nicht
fopp’'n, fag't er, ſe thun's gern, ſagt er, du biſt halt, ſagt'
er, noch an Schuß, ſagt' er, und a Buſſerl, ſagt' er, heißt
dort Kuß.
Gar zu leicht, ſagt' er, wenn man küßt, fagt’ er, Eommt
man dort, ſagt er, zu nem Zwiſt, ſagt' er, denn fie plau-
fhen, jagt‘ er, wunderfchön, fagt er, du wirſt's halt, fagt'
er, nit verftehn.
Wann i wüßt‘, ſagt' ih, daß i müßt’, ſagt' ich, wann
i kuͤßt, ſagt ih, zu 'nem Zwift, ſagt' ich, lieber küßt' ich,
fagt’ ih, nimmer mehr, ſagt' ich, fiel’ mir's wirklich, fagt'
ih, noch fo ſchwer.
‚ Run fo reif, fagt' er, b'hüͤt' di Gott, tage er, fomm
nit ham, ſagt' er, eppa todt, fagt’ er, denn Berlin, fagt’
er, tft nit nah’! ſagt er, b’hüt di Gott, fagt’ er — nun bin
i da. „Wiener in Berlin.“
1159.
Seume.
In dem alten Lande Boͤhmen, wo die friſen Quellen
ſtroͤmen, wo die Eiche grünend ſteht, zwiſchen Bergen, tief
ad ift bei mandyem Zodesmahle auch ein grauer Stein
erhöht.
Sprich, 0 Stein, wer ruht da unten, wer hat bier das
Ziel gefunden, von der Erde Luft und Weh'n? „Sreund, ein
Mann ift’8, der hieß Seume, weil er nur bie Morgenfäume
deutſcher Freiheit folte ſehn.“
„Wie die Ströme vorwärts ziehen, und die Wellen fanft
erglühen in des Nordfterns heiterm Schein: war fchon frühe
fein Beftreben, fi der Freiheit hinzugeben, ſich dem heil'gen
Stern zu weihn.” j
Manches Land hat er durchzogen, Sturmgebraus und
Meereöiwogen, aber ah, er fand ihn nicht. Endlich kehrt' er
ſtill aurüde, mit des Zweifels trübem Blidde, düftern Unmuth
im ©eficht.”
„Richts mehr hab’ ich zu verkünden; Wreiheit konnt’ er
bier niddt finden, darum (öritt er himmelan. Wie er litt,
wie er gerungen, Schwert und Leier kühn gefchwungen, fagt
fein reines Leben an.“
Mann ded Volkes, biedrer Seume! deutſcher Freiheit
Eichenkeime fteigen jest aus deinem Grab‘. Bald entfliehn
die ernften Falten, und im frohen, freien Walten fchaueft Du
auf uns herab!
220 In dem gelducn Strahl.
1160.
Des Vogels Freunde,
In dem goldnen Strahl über Berg und Thal läßt du
luftig dein Lied erklingen, ſchwebeſt hin und her in dem blauen
Meer, dir zu Lühlen die Iuftigen Schwingen.
Wo die Wolke fauft, wo der Waldſtrom brauft, kannſt
du auf, Pannft du nieder fchweben, fo mit einem Mal aus
ber Luft in s Thal, ad, was führt du ein herrliches Leben!
Liebes VBögelein, wär’ bein Himmel mein und die himmliſchen
Wieſen und Auen, flög’ ic aud, wie du, nad) der Sonne .
zu, ihre goldenen Gärten zu fehauen. Beinhardftein.
1161.
Der alte Walzer.
In dem Kerker Kavalette’s, wo hinab Eein Lichtſtrahl fiel,
tönte oft in flilen Stunden wunderbar ein Flötenfpiel.
War's doch Ney, der Fürſt der Moskwa, dort im obe:
{en Femach ‚ der gefangen, ruhig⸗heiter, fo mit feiner Floͤte
prach. 7
Und ein alter, alter Walzer aus dem grünen Deutſch⸗
land her, berzgewinnend, berzbezwingend, diefen liebt’ er gar
zu fehr.
Und er fpielt’ ihn immer wieder, wenn er dort am Ken-
fter 2 „bis auch Lavalette nicht wieder diefed holde Stüd
vergaß.
Stunden rannen, Zage gingen, immer zu gewohnter
— tönt der Walzer, wird durch dieſen Lavalette's Herz er:
reut.
War in ſeiner dunklen Zelle dieſer liebe Freundesgruß
in den einſamreichen Stunden ja der einzige Genuß.
Aber horch! welch ſeltſam Schweigen, welche Stille, dumpf
und ſchwer; iſt die Stunde doch gekommen, und der Walzer
toͤnt nicht mehr.
Und es klirrt die Kerkerpforte, und der Waͤrter tritt
herein, und es fragt der Freund erbleichend: Was muß mit
dem Marſchall ſein?
„WMarſchall Ney wird nicht mehr ſpielen mit der Floͤte
in der Hand; von ſechs Kugeln wohl getroffen, ſtuͤrzt' er heute
in den Sand.”
Da bricht dem getreuen Freunde ſchmerzlich das getreue
Seh und bed Floͤtenſpieles Schweigen mehret nur den tiefen
merz.
In dem wilden Kriegestanze. 221
Und er rief nach dumpfem Shmerze. &o verblieb mir
nichts von dir als der alte deutfche Walzer, o, er fei gehei-
igt mir.
Aber feltfam, ob er finnet, ob er finnt mit vieler Muͤh'
— ausgelöjchet bleibt für immer ihm die Walzermelodie.
Jahre ſind dahin gegangen, lang' ſchon weilt im freien
Land, in Amerika's Gefilden, Lavalette, geehrt, bekannt.
Und er kommt zu deutfchen Leuten, eine Kirchweih' feiern
fie — horch! zum Tanze um die Linde tönt 'ne Walzermelodie.
Und er bleibt betroffen ee laufcht und Laufihet, finnt
und finnt; und e8 wird ihm jeltiam belle, Zeit und Gegen-
wart verrinnt.
Und die hellen Thraͤnen perlen, '8 wird ihm, wie er nie
Fa? — ja, & ift der alte Walzer, ben im Kerker Ney
geſpielt.
Und die erſten Thraͤnen weint er in dem fernen freien
Land, wo er ſeines Freundes Stimme, ſeinen Walzer wieder
fand. Stolle.
1162.
Melodie: Prinz Eugen.
In dem wilden Kriegestanze brach die ſchoͤnſte Helden:
lanze, Preußen, euer General. Luftig auf dem Feld bei
Lüsen, ſah' er Freiheitswaffen bligen; doch ihn traf des To⸗
des Strahl.
‚Kugel, raffſt mich doch nicht-nieder! Dien’ euch blu⸗
tend, werthe Brüder, beingt in Eile mich nah Prag! Wil
mit Blut um Deftreich werben, iſt's befchloffen, will ich fter:
ben, wo Schwerin im Blute lag.” _
Arge Stadt! wo Helden Franken, Heil’ge von ben Brü:
den ſanken, reißeft alle Blüthen ab! nennen dich mit leiſen
Schauern, heil’ge Stadt, zu deinen Mauern zieht uns man»
ches theure Grab.
Aus dem irdifhen Getümmel haben Engel in den Him:
mel feine Seele fanft geführt, zu dem alten deutfchen Nathe,
ten, in ritterlichem Staate, ewig Kaifer Karl regiert.
. „Gruͤß' euch Gott! ihr theuern Helden, Tann euch frohe
Zeitung melden: unfer Volk iſt aufgewacht! Deutihland hat
fein Recht gefunden; ſchaut, ich trage Sühnungswunden aus
der heil’gen Opferſchlacht.“ Bi
Solches hat er dort verfündet, und wir alle ftehn ver:
bünbet, daß dies Wort nicht Züge fei. Heer aus feinem
Geiſt geboren, Kämpfer, die fein Muth erforen, wählct ihn
zum Feldgefchrei!
222 In den Garten wollen wir gehen.
Au den höchften Bergesferften, wo die freien Adler hor⸗
en, bat ſich fruh fein Blick gewandt; nur dem Höchften galt
ein Streben, nur in Freiheit wollt’ er Icben: Scharnhorft
tft er drum genannt. .
_ Keiner war wohl treuer, reiner, näher ftanb dem König
keiner, doch dem Volke ſchlug fein FR . Ewig auf den kip-
pen ſchweben wird er, wird im Volke leben, befler als in
Stein und Erz. Mar v. Schenkendorf. 1813.
- 1163.
Der Meberläufer.
In den Garten wollen wir gehen, wo bie fhönen Rofen
ra ba ſtehen der Rofen gar zu viel, brech' ich mir eine, wo
ih will.
Wir.haben gar öfters beifammert gefeffen, wie ift mir
mein Schat fo treu — das hatt' ich mir nicht gebildet
ein, daß mein Schatz ſo falſch koͤnnt' ſein.
oͤrt ihr nicht den Jaͤger blaſen in dem Wald auf grü-
nem Raſen? den Jaͤger mit dem grünen Hut, der meinen
ea verführen thut.
ört ibr nicht den Trompeter blafen in der Stadt auf
ber Parade? den Zrompeter mit dem Federbuſch, der mir
meinen Schag verrathen thut? .
Des Knaben Wunderdhorn.
11164.
MNheinwein⸗Lied.
In des Abends goldnem Strahl ſchwebt die Freundſchaft
nieder, ſetzt ſich mit zu unſerm Mahl, fordert von uns Lieder
: Evan koͤmmt an ihrer Hand, Brüder, fingt Dies ſchöne Band! ;,:
Nieder trinkt die Politif und die Zeitungslefer, Tieblicher
tönt die Muſik angeftoßner Gläfer; von der Tafelrunde fei
weggebannt die Plauderei!
Weggebannt gelehrter Streit! werden wir drum befler?
Laßt Geſchaͤft' und Bücher heut’, und ftudirt die Faͤſſer!
Freunde, flimmt in's Sprichwort ein: Wahrheit, Wahrheit
liegt im Wein!
Laßt den Sroßen ihren Glanz und der Schüffeln Menge;
reicht die Freud’ nur ihren Kranz, Iehrt fie und Gefänge, o,
dann wird im Eleinen Saal unfer Zifch zum Göttermahl!
Bült das Glas und floßet an, und fingt aus einem
Munde: Heil fei jedem Biedermann an der Tafelrunde! Ihm,
der weiſe fcherzt und lacht, fei dies volle Glas gebracht!
*
In dieſen heil'gen Hallen. 223
Schenkt die Glaͤfer voller ein, ſingt aufs Wohl ber Schö⸗
nen, fie, die gern mit uns fich freun, fingt in füßern Zönen:
- alle Schönen leben body, unfre Schönen höher noch!
Sreunde, laßt der Freundſchaft Band hier uns fefter Enü«
pfen, unter Liedern Hand in Hand leicht durch's Keben fehlüpfen!
Ihr und weiſer Froͤhlichkeit fei Dies Xeben ganz geweiht!
1165 F. v. Köpken.
Bekannte Melodie.
In des Waldes finſtern Gründen, ::in ber Höhlen tief
ee z, ſchlief der allerfühnite Räuber, :,: bis ihn feine
Roſa weit. :,:
„Rinaldini!“ ruft fie ſchmeichelnd, „Rinaldini, wache auf!
- beine Zeute find ſchon munter, längft fchon ging die Sonne auf.”
Und er öffnet feine Augen, lächelt ihr den Morgengrufß.
Sie ſinkt fanft in feine Arme und erwiedert feinen Kuß.
Draußen bellen laut die Hunde, alles ftrömet bin und
ber, jeder rüftet fih zum Streite, ladet doppelt fein ‚Gewehr.
Und der Hauptmann, Ichöngerüftet, tritt nun mitten unter
fie. „Guten Morgen, Kameraden! jagt, was giebt’ denn
ſchon fo früp?“ Ä
„AUnfre Beinde find gerüftet, ziehen gegen und heran.” -
„Run wohlan! fie follen fehen, ob der Watotohn fechten kann.“
„Laßt und fallen oder fiegen!” Alle rufen: „Wohl es
ſei!“ Und es tönen Berg’ und Wälder rundherum - vom
Feldgefchrei.
Seht fie fechten, ſeht fie flreiten! jegt verdoppelt ſich ihr
— aber, ach! fie müflen weichen, nur vergebens ſtromt
ihr Blut.
Rinaldini, eingefchloffen, baut fih, muthig kaͤmpfend,
duch, und erreicht im finftern Walde eine alte Felſenburg.
Zwifchen hoben, duftern Mauern lächelt ihm der Liebe
Gluͤck, es erheitert ſeine Seele Dianorens Zauberblid.
„Rinaldini! Lieber Räuber! raubſt den Weibern Hera
; und Ruh‘. Ach! wie fhredlih in dem Kampfe, wie verliebt
| im Schloß bift du!” Bulpius.
® 1166.
| Eigne Melodie.
In diefen heil'gen Hallen kennt man die Rache nicht,
und ift ein Menfch gefallen, führt Liebe ihn zur Pflicht;
dann wandelt er an Freundes Hand vergnügt und froh in's
beßre Land.
x
224 In dieſes Acllers Hallen.
In diefen heil gen Mauern, wo Menſch ˖ den Menfchen
liebt, Bann Fein Verräther lauern, weil man dem Feind ver:
ent wen ſolche Lehren nicht erfreun, verdienet nicht ein
enſch zu fein.
n dieſem heil'gen Kreife, wo man nad Wahrheit ringt,
und nach der Väter Weile das Band der Eintracht fchlingt,
da reifet unter Gottes Bli die Wahrheit und der Menſchen
Glück. Schikaneder. „Zauberfloͤte“ von Mozart.
IIG7.
Melodie: In dieſen heil'gen Hallen.
In dieſes Kellers Hallen weiß man vom Durſte nicht,
ein frohes Lied zu lallen, iſt jedes Zechers Pflicht; hier leert er
manchen Schoppen aus, und wanket dann berauſcht nach Haus.
In dieſen kühlen Mauern kauft jeder Wein für Geld:
bald füßen und bald ſauern, wie jedem es gefällt; und trinkt
er nicht vom beften Wein, verdient cr nicht hier Saft zu fein.
1168.
In die weite Welt zieh’ ich hinaus, was fol mir das
theure Vaterhaus Ohne mi wohnt Riemand brin, alle
meine Freud’ iſt Hin. j
Ach, was war's für eine goldne Zeit, atd ich um mein
liebes Weib gefreit! Mutter fprach mit fanftem Zon: Rimm
zum Weib das Mägblein, Sohn. |
Und id Iprac) mit frohem Muth: Mägdlein hold, bift
du mir gut? Und fie ſprach: So foll es fein, ih wi dich,
mein Büblein, frein.
Und ich bracht’ ihe mandyen Blumenftrauß, doch fie war
die fehönfte Blum’ im Haus, lilienweiß und rofenfchön, hatt’
noch nie fo 'n Weib gefehn.
‚Und wir lebten in dem Hüttelein felig, wie bes Herrn En⸗
gelein, daß ich fpradh: Hab Dank, Herr Gott! — Morgens
war mein Weiblein tudt.
Bald ging Mutter auch zur ew’gen Ruh’, ich ſchloß ihr
die müden Augen zu. Und nun will ich meine Heimath flichn,
in die weite weite Welt binziehn. Weidner.
1169.
In dulei jubilo, nun finget und feid froh, unfers Her:
je Wonne latet in poculo, esapfet aus der Zonne pro
oc convivio, nunc, nunc bibito!
In einen Thal bei armen Hirten. - 225
O erater parvule! nad) dir thut mir fo weh, erfreue
mein Gemüthe, 6 potus optime, durch deines Weines Güte,
et vos conchnite, vivant socii!
O vini caritas! o Bacchi lenitas! wir haben's Geld
vertrunfen per multa pocula, doch haben wir zu hoffen num-
morum gäudia; eia, wären ſie da!
‚Ubi sunt gaudia? nirgends mehr denn da, wo die Bur—
ſchen jingen selecta cantica, und bie Stäfer Elingen in vil-
lae curia; ei, wären wir dal
1170.
In einem Eühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad, mein
Liebſte ift verfchwunden, die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu' verjproden, geD mir ein'n Ring da-
bei; fie hat die Treu' gebrochen, das Kinglein Iprang entzmei.
Sch möcht' ald Spielmann reifen weit in die Welt hin-
aus, und fingen meine Weifen, und gehn von Haus zu Haus.
Ich möcht’ als Reiter fliegen wohl in die blut'ge Schlacht,
um ftille Feuer liegen im Feld bei dunkler Nacht.
Hör’ ich das Mühlrad gehen: ich weiß nicht, was ich will,
— ich möcht’ am liebften fterben, da waͤr's auf einmal ftill!
Iofeph Freiherr v. Eichendorff. 1826.
1171.
Das Mädchen aus der Fremde,
In einem Thal bei armen Hirten erfchien mit jebem jun:
gen Sahr, fobald bie erften Lerchen ſchwirrten, ein Mädchen
Ichön und wunderbar. '
Sie war nicht in dem Thal geboren, man mußte nicht,
woher fie kam; doch ſchnell war re Spur verloren, febald
das Mädchen Abjchied nahm.
Befeligend war ihre Nähe, und alle Herzen wurden weit;
doch eine Würde, eine Höhe entfernte die Vertraulichkeit. -
Sie brachte Blumen mit und Früchte, gereift auf einer
anbern Flur, in einem andern Sonnenlichte, in einer glüd-
lichern Natur. | Ä . oo.
Und theilte Jedem eine Gabe, dem Fruͤchte, jenem Blu:
men aus; der Juͤngling und ber Greis am Stabe, ein jeder
ging beſchenkt nach Haus. . un
Willfommen waren alle Gäfte, doch nahte fich. ein lie⸗
bend Paar, dem reichte fie der Gaben befte, ber Blumen
alterfchönfte bar. Schiller.
II. 15
226 In reinem Thale.
1172.
Sn einem Thale, friedlich ftille, ſah eine Rofe jüungft ich
Be begabt mit hoher Anmuth Yülle, wie ich noch Feine je
gefehn. In duftig angeſchwelltem Moofe erfhien der Rnnospe
volle Pracht, und fchöner, wie in dieſer Rofe, hat nie der
Zugend Bild geladtt. -
Und mid) ergriff's mit füßem Beben, bezaubert ftand ich
vor ihr da, ed floß in meine Bruft ein Leben, wie nie auf
Erden mir gefhah. Das Wonnebild der Nofe mweilet in mei:
ner treuen warmen Bruft,. und in der ferniten Zeit enteilet
mir nie ded Bildes ew'ge Luft.
In trüb’ ummölkten Zrauerftunden da zeigt fi) mir der
Roſe Bild, und fchnell ift Leid und Gram verſchwunden und
jede Zähre ift geftillt. Was durch verborgner Mächte Walten
auf dunklen Pfaden leicht erfchien, ſoll Liebe trem im Bufen
halten, ſoll ſtets mit mir durch's Leben ziehn!
1173.
In einfamen Stunden drängt Wehmuth fih auf, da bre:
hen die Wunden, die alten, mir auf.
D laß fie nur bluten, fie ſchmerzen nicht fehr; als du
ie gefchlagen, da fchmerzten fie mehr!
Db du ed bereueft, was du mir gethan, mit Anderen dich
freueft, was geht es mich ah!
Was auch du beginneft, vorbei ift die Pein, ih kann bir
nicht zürnen, Fann dir nur verzeihn.
Volkslied nach der Weife eines Walzers.
1174.
Kinderlied, n
‚ In finftrer Kammer um Mitternacht daB arme Eranfe
Kind nod) wacht, es hört die Glocken zur Chriftmett Täuten,
die fröhlichen Nachbarn zur Kirche fchreiten, und Hagt im
Stillen feinen Harm: „Ach wär’ die Mutter nicht fo arm!
möcht auch das Chriftfeft mit begehn, bie finftre Kammer
erleuchtet fehn!
Die Nachbarskinder gefund und frifch erfreuen fi) al’
an dem bunten Zifh! Ach, wenn ich doch an meinem Bette
ein Lichtlein nur, emen Apfel hätte! da wollt’ ich mich auch
wie fie erfreun im Beinen ruhigen Kämmerlein; vergäße mein
Leid und allen Harm, doch gute Mutter ift gar fo arm!“
-
-
- In Geſclligkeit und Frende. 227
Und ald ed tiefer fein Leid empfand, da fieht es Wunder
in feiner Hand: aus ber Rechten gülden ben Apfel blinken,
ein brennend Kerzlein in der Linken! Und wie es hold in
den Apfel blidt, das Flämmchen den freudigen Blick verflärt:
ba ward es leife der Erd’ entrüdt, ihm hatten die Engel im
Himmel befchert. \ &. Schöne.
1178.
Das Lied,
In Gram durchſchiffet Teife der Schwan die blaue Fluth,
ftill eines Liedes Weiſe in feinem Bufen ruht.
Er fingt’s nicht in den Tagen des Leids, noch fo be-
raubt; wenn befre Stern’ ihm tagen, fingt er’& und neigt
das Haupt.
Der Sänger, der mit Schmerzen erftorben fieht fein
Orc, dem bleibt das Lied im Herzen, die Thrän’ im Aug’
zuruͤck.
Doch wird der Gram zum Sehnen, das füß die Bruft
durchglüht, entquell'n dem Auge Thränen, fpringt aus ber
Bruft das Lied.
So ift auch mir entfprungen dies Kied bei mild’rem Schmerz ;
doch kaum ift e8 verflungen, Eehrt flarrer Gram in's Herz.
Im Bufen fleigt e8 nieder, die Thräne ftodt im Blick;
ihr, Freunde, finget Lieder, mir haͤlt's ber Sun —
. Kerner.
1176.
Bekannte Melodie.
In Gefelligkeit und Freude flieht das Leben froh dahin;
unfern Zirkel nur begleite muntre Laune, froher Sinn. Was
geht uns der Meltlauf an? Froh gelebt, ift froh gethan!
Wohlgethan und froh gelebet, dies fei unfer Symbolum!
Sreundfchaft, Lieb’ und Wein erhebet uns bis in's Elyſium.
83 geht und der Weltlauf an? Froh gelebt, ift froh
ethan!
8 Hier bei reinem Wein und Liebe, wer denft da an Un:
gemach? Unfre Gtäfer find nicht trübe, hallen laut und Elin-
3 nad). Wein und Liebe ziehn uns an? Froh gelebt ift froh
ethan!
3 Hier in biefem frohen Kreife fei ein Jeder wohlgemuth,
von dem Iüngling bis zum Greife, Alle meinen’s redlich, gut.
Alle ftimmen froh mit an: froh gelebt, ift wohlgethan!
15*
228 In jeden Hauf ein Alimperkaften.
1177.
Kheinlied und Hheinleid.
Ruff. Volksmelodie: Seht ihr drei Roſſe vor dem Wagen.
In jedem Hauf’ ein Klimperkaften, in jedem Haufe Stimm’
und Hand, in jedem Hauf' Enthujiaften für's liebe deutſche
Baterland. ,
Und die Begeift'rung nimmt Fein Ende, fie macht ſich
Platz bei Zag und Naht, fie dringt Durch Thüren, Schränf
und Wände, daß man noch aus dem Schlaf erwacht.
Du fteheft auf, du legſt dich nieder, du hörft vom freien,
deutfchen Rhein, du wacheſt auf und höreft wieder vom freien,
deutihen Rheine fchrein.
Du magft nun ruhen, gehen, traben, du hörſt in tau:
fend Melodein: „Sie follen, Pillen ihn nicht haben!” von Zitfit
bis nad) Weſel fchrein.
Ganz Deutfchland ſingt — und unterdeflen, der lich
freie, deutiche Rhein! da fchmeißen uns die blinden Hefien
ihm Quaderſtein' in's Bett’ hinein. |
1178.
Eigne Melobie,
In jenee Mühle, wie befannt, da haufte Kilian, der
Zeufelsmüller einft genannt, er war ein böfer Mann.
Es find jetzt bald die dreißig Jahr’, verfchrieb er fich dem
Satan au und mordete zum Zeitvertreib zulegt ſogar fein
eignes Weib,
a Das Weib war fromm, fo wie e8 heißt, das Leben mar
ihr ſchwer; nun wandert fie umher als Geift, und neckt ten
andrer fehr.
Bald foppt der Geiſt mand) armen Tropf, fest Eſels⸗
‚ohren ihm an Kopf — fpult Zag und Nacht, ſpukt weit
und breit, boch thut er Niemand was zu Leid.“
In jener Mühle ift verwahrt ein wundergroßer Schat,
und vieles Geld ift eingefiharrt an jenem Zeufelsplag.
Und wer den Geiſt erlöfen- kann, der wird ein reicher,
reiher Mann, er trägt — bemwahr’ und Gott — zum Kohn
das Geld und auch den Schag davon.
Aus der „Zeufelsmühle am Wienerberg.“
1179.
In jedes Haus, wo Liebe wohnt, da ſcheint hinein auch
Sonn’ und Mond, und ift es noch fo ärmlich Blein, fo kommt
der Fruͤhling doch hinein.
Hofmann v. £.
In meinem Schlöfchen ift's gar fein. 229
-Der Frühling ſchmückt das Eleinfte Haus mit frifchem
Grün und Blumen aus, legt Freud’ in Schuͤſſel, Schranf
und Schrein, gießt Freud’ in unfre Glaͤſer ein.
Und wenn im legten Abendroth an unfer vr klopft
der Tod, fo reihen wir ihm gern die Hand, er führt uns ,
in ein beßres Land. Hoffmann v. 4.
1180,
Elfer.
In liebender Umarmung brannten die Sonne und der
Erdenkreis,und Kinder ohne Zahl entſtanden, hellpran⸗
gend zu der Aeltern Preiß. :,:
Ein Zeuge der Bermählungdwonne erglänzt ein. Stern
in ſtiller Naht, und Strahlen fendend, gleich der Sonne,
ift er ein Herold ihrer Macht.
Doh einen lieben Sohn vor allen erzeugt der Mutter
reicher Echooß, und zu der Aeltern Wohlgefallen blüht er ein
Süngling ſtark und groß.
Des Vaters und der Mutter Züge trägt er im Sinn
und Angeſicht; der Sonne Sohn Eennt Beine Lüge, der Erde
Kind firebt nach dem Licht.
Und alle Elemente bringen dem Liebling ihre Gaben bar,
fo Gluth als Wafferflarheit dringen aus feinem Weſen wun-
. derbar.
Die Eöftlichfte der Gaben fendet ihm die beweglich treue
Luft, die Balſamhauch der -Blüthen fpendet und aller Blu:
men füßen Duft. ı
So fteht er, himmliſch ausgeftattet, im Zünglingsalter
ſchon ein Mann, der gern fi) allen Freuden gattet, mit
Kraft und Milde angethan. ,
Sein Wohnfis ift am deutfchen Rheine, doch läßt er gern
bei uns ſich fehn, wenn wir in traulichem Vereine das hohe
Götterfind verfichn. - €. Conradi.
1181.
Eigne Melodie.
In meinem Schlößchen iſt's gar fein, komm, Ritter,
kehre bei mir ein! mein Schlößchen ift gar Ichön gebaut, du
findeft eine reiche Braut.
Du weißt e3 nicht, wie gut ich bin, mein Herz hegt
fanften Liebesſinn. Biel Freier buhlen nah’ und fern und
wünfchen mid) zum Weibchen gern.
N
230 In Mitten der NMacht.
Nas helfen alle Freier mir? mein Liebesiinn ſteht nur
nach dir. Nur deine Braut wuͤnſcht' ich zu fein, komm, lie
ber Ritter, komm herein
Hensier. „Donaumweibdhen” von Kauer.
1182,
Weihnachtslied.
- In Mitten der Nacht die Hirten erwacht in Lüften hoör'n
Mingen, das Gloria fingen die englifhe Schar, Schar: daß
Gott geboren, ift wahr!
Die Hirten im Feld' verließen ihr Belt, fie konnten
faum fchnaufen vor Rennen, ed laufen ber Hirt und ber
Bub’, der Bub’ dem Krippelein zu.
Ach Bater, ſchau'! ſchau'! Was finden wir dal Ein herzi:
e8 Kindlein auf fchneeweißen Windleinz; dabei find zwei
tier’, zwei Thier', Ochs, Efel allhier.
Dabei zeigt ſich auch eine ſchöne Iungfraun, fie thät fid
bemühen beim Kindlein zu fnicen und betet e8 an, an; ei
Brüderl, ſchau's an!
Ach, daß Gott walt', wie iſt es ſo kalt! Moͤcht' einer
erfrieren, das Leben verlieren, wie dauert mich das Kind, das
Kind! Wie ſcharf geht der Wind!
Ach, daß Gott erbarm’, wie iſt die Mutter fo arm, fie
hat ja Bein Pfännlein, zu kochen dem Kindlein; Fein Mehl
und fein Schmalz, Schmalz, Fein’ Milch und Fein’ Satz.
Ihr Brüder, kommt h'raus, wir wollen nah Haus,
fommt alle, wir wollen dem Kindlein was holen. Kommt ei:
ner hierher, hierher, fo komm' er nicht leer.
Volkslied aus Franken.
1183.
Die aufgehende Sonne.
In Morgenroth gekleidet beginnt jie ihren Lauf, die fchöne
große Sonne, wie herrlich geht fie auf!
Willkommen uns, willlommen, des guten Gottes Bild!
fo groß und fo erhaben, und doch fo janft und mild!
‚ Die frifh hervor in's Leben ſich alles ringt und drängt!
wie Schön an jedem Gräschen des Thaues Perle hängt!
Der dich erfhuf, o Sonne, wie freundlich muß er fein!
O laßt uns ihm, ihr Brüder, ein reines Leben weihn!
.. €. 6. Demme.
In ritterlihen Ariegeszägen. 231
1184.
Näachtliche Fahrt.
In Purpur pranget der Abend, ber Randiwind hebet
ſchon ans zur Luftfahrt ladet der Fiſcher Dich, Mädchen, in
feinen Kahn. —
Noch heißer begehr' ich felbander mit bir zu fahren, als
du. Gieb vol das Segel dem Winde, es Fommt zu fteuern
-mir zu. —
Du fteuerit zu kühn, o Mädchen, hinaus in das offene
Meer, du traueft dem leichten Fahrzeug bei hohen Wellen
zu fehr. —
ihtrauen font ich dem Fahrzeug? Ich babe dazu nicht
Grund, die einft ich deiner Treue getrauet in böfer Stund'! —
Unfinnige, wende das Ruder! du bringeft und Beide in
Rokh; ſchon treiben der Wind und die Wellen ihr Spiel mit
dem ſchwachen Boot.
Laß treiben den Wind und die Wellen mit diefen Brettern
ihr Spiel; hinweg mit Rudern und Segel, hinweg! ih bin
am Biel.
Wie du mich einft, fo hab’ ich dich heut zu verderben be=
u mac’ Frieden mit dem Himmel, denn fiehe, der Dolch
iſt gezuͤckt.
Du zitterfi, verworfner Betrüger, vor dieſes Meſſers
nt Verrathene Treue fchneidet noch fehärfer. in’s Herz
inein.
Und manche betrogene Buhle haͤrmt file zu Tode ſich:
ich weiß nur, mid rädend, zu flerben, weh uber dich und
mid! —
De Iüngling rang die Hände, der eigenen Schuld be:
wußt; fie ließ den Dolch in das Herz ihm, und dann in die
eigene Bruft.
Es trieb ein Wrack an das Ufer bei wiederlehrender
Fluth, es lagen darauf zwei Leichen, gebadet in ihrem
Blut. 118 A. v. Chamiſſo.
5.
Reiterlied.
In ritterlichen Kriegeszügen mein Herz im Leib' mir
lacht; ha! wenn die Fahnen im Feld' herfliegen und manch'
Karthaune kracht: dann ſtreit' ich ſtark mit meinem Gott für
mein lieb’ Vaterland, der mich verläßt in Feiner Noth, friſch
brauch' ich meine Hand.
Dann fchließ’ ich meinen Helmen zu, leg’ ein ben fcharfen
Speer, mein'n Gegenpart erwarten thu', wenn er rennt auf
232 Iu sanitaten smnium.
mich ber. Mein Schwert iſt blank, die Bühl’ gelöft, das
Roß ſteigt friſch hinan, mein. Schwert den Feind zur Erbe
ftößt; gut’ Sache ftärft den Mann.
Herr Ehrift, ſtaͤrk alle Nittersleut’, die mit Gewiſſen
t dein Wort zu ehren find bereit, zu fterben aus freiem
uth! Unrechten Krieg gewaltig wehr , ber eigen Nug und
Macht mehr ſucht, als deines Namens Ehr': drauf ſei es
feifch gewagt!
Philander v. Sittewald (Moſcheroſch), + 1869.
1186.
In sanitatem omnium! ca ca :; In sanitatem virgi-
num! ca ga :,; Absentium, praesentium, strictissime
bibentium! ca ca! ca ca! ca ca! (Ehor:) Absentium etc.
Es leben alle Burichen ho! ca ca! :: Es lebe auch
mein Mädchen bach! ca ca! :: Es lebe, wer flott commer-
fire, wenn's fein muß, auch den Schläger führt! ca ga: ca ca!
ca ca! (Cher:) Es lebe, wer ıc. _
. 1187.
Lied der ſchwarzen Jäger.
Melodie: Bekraͤnzt mit Laub.
In's Feld! in’s Feld! Die Nachegeifter mahnen, :,: auf,
deutiches Volk, zum Krieg! :: In’ Feld, ins Werd! hoch
flattern unfre Fahnen, :,: fie führen uns zum Sieg. :,;:
Klein ift Die Schar: doch groß ift das Bertrauen auf
ben gerechten Gott; wo feine Engel ihre Zeiten bauen, find
Höllenkünfte Spott. -
Gebt ein Pardon! Könnt ihr das Schwert nicht heben:
fo würgt jie ohne Scheu ; und body verkauft den legten Tro⸗
pfen Leben! der Zod macht alle frei.
Rod) trauern wir im ſchwarzen NRächerkleide um den ge
ſtorbnen Muth; doch fragt man euch, was dieſes Noth be
deute: das deutet Frankenblut.
Mit Gott! — Einft geht, hoch über Feindes Leichen,
der Stern des Friedens auf; dann pflanzen wir ein weißes
Siegeözeichen am freien NRheinftrom auf.
Theodor Körner. 1813.
1188,
Straßburger Müuſter.
Melodie: Es ift nichts Luſt'gers auf der Welt.
In Straßburg fteht ein hoher Thurm, der ſteht vicl:
hundert Sahr'; es weht um ihn fo mancher Sturm: er blei⸗
-
-
In unferm hent'gen Geift der Zeiten 2833
bet feft und klar; ſo war auch wohl die fromme Welt, die
folches Werk gedacht, zu dem fie von dem Sternenzelt den
Abriß hergebracht.
Wie ſich, ein ewig Heldenmal, das Gotteshaus erhebt,
aus dem ein heller ſchlanker Strahl, der Thurm, gen Him⸗
mel ftrebt: fo war auch einft das deutſche Reich, fo war der
deutfhe Mann, auf ftarlem Grund, im Herzen reich, das
Haupt zu Gott binan.
Und wie den feften Bau umgiebt bie fhöne- Heil’gen-
weit: fo hatte jeder, was er liebt', in ihren Schuß geftellt.
— Bir wollen vor dem Altar noch ein fromm Gelübde
* ‚dem Erwin's Sohn das fremde Joch dereinſt noch ab⸗
uthun.
Wir ſprechen dort ein hohes Wort, ein brünſtiges Ge⸗
bet, daß Gott der Deutichen ftarfer Hort verbleibe ftet und
ftet! Und ob mir wieder heimmwärtd gehn, wir wenden unfern
Blick und fchauen nad des Wasgau's Höhn und nad dem
Thurm zurüd. 0
eo Die Bundesfahn’ in Feindes Hand? Der Thurm in
fremder Macht? Ha, nein! — fie find vorausgefandt als Fühne
Vorderwacht. Wir retten euch, wir haben’s er, vergaß euch
doch Fein Herz! O Hermannsfäul’, o Himmelsfäul’! blickt
immer beimathmärts. Mer v. Schenkendorf.
1189,
Der Zeitgeift.
In unferm beut’gen Geift der Zeiten will jeder Stümper
Künftler fein; den Hang, aus feiner Sphär’ zu gleiten, faugt
Seder mit der Milch ſchon ein.
Ehirurgus nennt ſich mancher Bader ,. der täglich Bärte
nur ralirt, und läßt ſich wer bei ihm zur Aber, fpridt er:
den hab’ ich operirt!
Tonkünſtler nennt mit frecher Stirne fich jeder Fiedler
und Schnurant; dem Schufter rappelt’8 im Gehirne, er nennt
ſich Stiefelfabritant. ,
Ein Männdyen, dad nad) ber Patrone die Zimmerwande
nur beftreicht, fpricht prahlend jegt aus einem Zone, als hätt
er den Ban Dyk erreicht.
Als Koftumier erfcheint der Schneider, die Werkftatt heißt
Manufaktur, Producte nennt er feine Kleider, die Nöde
Draperien nur. -
Kurz, wenn die Welt in unfern Zagen den Geift der
Künfte fo verhunzt, fo wird dad Holz: und Waffertragen
aulegt noch eine freie Kunft.
234. In Warſchan ſchunren
11W.
In Warſchau ſchwuren Zaufend auf den Knieen: Ecin
Schuß im heil'gen Kampfe fei gethan! Tambour, fchlag’ an!
Zum Blachfelt laßt uns ziehen, wir greifen nur mit Baſo—
netten an! Und ewig kennt Das Vaterland und nennt mit
flilem Schmerz fein vierted Regiment.
Und als wir dort bei Praga blutig rangen, bat doch
kein Kansrad einen Schuß gethan; und als wir dort den
Biutfeind fühn bezwangen, mit Bajonetten ging ed drauf und
dranz fragt Praga, das die treuen Polen kennt: wir waren
dort das vierte Hegiment.
Drang auch der Feind mit taufend Feuerſchlünden bei
Dftrolenla grimmig auf uns an; doc wußten wir fein tüf-
kiſch Herz zu finden, mit Bajonetten brachen wir uns Bahn;
fragt Oſtrolenka, das uns biutend nennt: wir waren bort
dad vierte Regiment!
Und ob’ viel wadre Männerherzen bradhen, doch griffen
wir mit Bajonetten an; und ob wir auch dem Schickſal unterla:
gen, doc hatte Feiner einen Schuß gethan. Wo biutigroth
num Dieer die Weichfel rennt, dort biutete das vierte Vegi⸗
ment!
D weh, dad heilige Vaterland verloren! Ach, fraget
nit, wer uns Died Leid getban? Weh allen, die in Polen:
land geboren! die Wunden fangen frifch zu biuten an; doch
fragt ihr, wo die ärgfte Wunde brennt, ad, Polen Eennt
fein viertes Regiment!
pe, ihr Brüder, bie zu Jod' getroffen an unſrer Seite
dort wir fturzen fahn! Wir leben noch, die Wunden ftehen
offen, und um die Heimath ewig iſt's getban. Herr Bott
im Himmel, ſchenk' ein guadig End’ und Letzten noch vom
vierten Regiment! —
Bon Polen ber, im NRebelgrauen, rüden zehn Grenadiere
in das Preußenland, mit dumpfem Schweigen, gramummolf:
ten Bliden. Ein Wer da! fallt, fie —* feſtgebannt,
und einer ſpricht: „Vom Vaterland getrennt — die letzten
Behn vom vierten Regiment! Julius Moſen.
1191.
.Iſt benn Lieben ein Verbredhen? Darf man denn nicht
zartlich fein? nicht von feinem Liebchen ſprechen? fich nicht
in ber Xiebe freun? Dann gereut es mich des Lebens, dann
beklag' ich die Natur; hab’ ich denn ein Herz vergebens; ober
blos zum Klagen nur?
Ift ein Feben anf der Welt. 235
D, warum mußt’ ich dich fehen? war das Schickſal mir
fo gram, daß ich dahin mußte gehen, wo dein Blick mir Alles
nahm? Ruh’ und Frieden find verloren, find geopfert, find
ra ach, wär’ ich doch nie geboren, weil ich fo unglüd:
lich bin. .
Zange hab’ ich meine Klagen ftummen Felſen zugebracht ;
ah! ich darf es dir nicht fagen, was fo hart mic leiden
macht. Kennteft du die heißen Triebe, die mein Herz dir
fo verhehlt! Liebe ift es, heiße Liebe, die mich fo unendlich
quält. |
Ewig, ewig muß ich fehmweigen, fehredtich ift mir Diele
Pflicht. Ach! id darf mich Dir nicht zeigen, denn das Schick⸗
fal will e8 nicht. Ewig werd’ ich mid betrüben, ewig trag’ _
ich meinen Schmerz; doc darf ich dich gleich nicht lieben, jo
verehrt dich Doch mein Herz.
1192.
, Melodie von B. E. Philipp. g
Iſt ein Keben auf der Welt, das vor allen mir gefällt,
f ed dad Studentenleben, weil’ von lauter Luſt umgeben.
audeamaus igitur! hodie non legitur! Luſtig ift das Com:
merfiren, Muficiren und Spazieren, luſtig ift auch das Stu:
diren. Heute luftig, morgen froh, übermorgen wieder fo,
immer, immer friſch, frei, froh, juchheißa, heißa, bo, hoho!
juchheißa, beißa, bo, hoho! Lebt der Bruder, Bruder, lebt
der Bruder Studio! (Chor:) Heute luſtig, morgen froß,
übermorgen wieder fo, immer, immer friſch, frei, froh, juch⸗
eine , beißa, bo, hoho! juchheißa, heißa, ho, hoho! Lebt der
ruder, Bruder, lebt der Bruder Studio!
Iſt ein Leben auf der Welt, daß vor allen mir gefällt,
di es das Studentenichen, weil's von lauter Luft umgeben. —
a der Freude Sonnenfchein laffen wir in's Herz; binein.
Uns geziemt vor allen Dingen, mit der Jugend leichten
Schwingen zwanglos durd die Belt zu fpringen. — Heute
luſtig, morgen froh ꝛc. — (Chor:) Heute luſtig ꝛc.
IM ein Leben ıc. — Schlagt die Grillen ın den Wind!
Laßt uns bleiben, was- wir find! Laßt uns nie Philifter wer:
den, denn zu Sorgen und Beichwerben find wir immer reif
auf Erden. — (Ehor:) Heute Luftig ꝛ⁊c.
Iſt ein Leben ꝛc. — Wenn auch ihr nicht fröhlich feid,
laßt uns unfre, Bröhlichleit! Jugend bat auch ihre Rechte,
aber Fluch fei dem Gefchlechte, Das nicht ehrt der Jugend
Rechte. — (Ehor:) Heute ꝛc.
236 It's auch kein Steinwein.
Iſt ein Leben ꝛc. — Gaudenmus igitur! hodie non
legitur! Luftig iſt dad Commerſiren, Muficiren und Spa⸗
zieren, luftig it auch das Studiren. — Heute luftig zc.
| Hofmann v. S.
1193.
Trinkſpruch.
Iſt's auch kein Steinwein, wenn's nur kein Weinſtein.
Iſt's auch kein Rheinwein, wenn nur der Wein rein. Ja,
wär's vom Main Wein, wollt’, wenn ber Wein mein, froh
ih beim Wein fein, und ihm mein Sein weihn!
1194.
3 thät fo gern heirath'n, fie dürfen mir’s glauben, i
wär” a ſchon alt gnu, ja wenn ſie's erlauben; drum fchaun’s
mi nur recht an, bin, glaub’ ti, groß gnu, aber i hab’ a
Maibeur, höen 8, i fomm nit dazu!
Mei Kahb'rin, a Wittfrau, ihr Mann war a Schmied,
fie hat a Schöne Werkflatt, a Haus und Credit: die nehmet
mi glei, ſie hat's g'ſagt fchon oft guu — aber weil i fein
Schmied bin, komm i nit dazu! |
A fleinreicher Wirth aus der Gegend, den i fenn’, ber
gab’ mir fei Tochter, blutiung und recht jhon, das heißt,
wenn i Geld hätt! und das nur recht gnu, aber weil i kein
Geld hab’, komm i nit dazu!
Auf die Art, da iſt's halt mit mir üb’rall g’fehlt, drum
wend’ i mein Augenmerk immer aufs Geld; 5 will nun recht
haufen, dann hab ich Geld gnu, aber i weiß ſchon im Bor:
aus — i fomm nit dazu!
Es ift recht fatal, wenn ma gern etwas hat, und ma
kommt nit dazu, ma wird ganz rabiat! Drum will ich's be
Ihliehen, und dad mit em Schwur, a Jungg'ſell zu bleiben,
aber i komm nit dazu!
3 hab' mi bei'm Weinglas ſchon oft drüber tröfl’, daß
mi von meim Schickſal halt gar nichts erloͤſt; da trink i
halt einen, Erieg’ gar nimma gnu, und wenn i auch heim
will, i komm nit dazu!
Wenn fihb nun mein Schidfal nicht bald ändern wird,
und wenn fich Fein Vorfag in mir realifirt, dann ſchieß' i
mi tobt, fie werd’n fehn, daB ich's thu': aber i weiß ſchon
im Voraus, i fomm nit dazu!
Iubelklang Jubelklang ertöne. 237
1195.
J trink' gern mein Glaſel Wein, doch bin i nit gern al-
fein; a Freund muß halt bei mir fein, dann ſchmeckt mir
ma Glaſel Wein! La, la, la, la, la, la, la, la, la, la, la.
Sa, trinkt auch ma Freund mit Wein, i kann doch nicht
luftig fein, ſchenktss Madel ma Wein nit ein, und ruhet nit
am Herzen mein! Lala, u. f. w:
Hab’ halt i a Madel fein, ſchmeckt doch mi fa Glafel Wein,
fing’ ı kane Liedelein, und flimmt ni ma Freund -mit ein.
Lala, u. f.w.
Ja, trink' i halt ſo ma Wein, dann traͤum' i mi, Fürſt
zu ſein; und küßt mi ma Schatzelein, ja dann iſt der Him—
mel mein! Lala, u. ſ. w.
1196.
Melodie: Gaudeamus igitur.
Juble! Deutſchlands junge Brut, laß die Freude toſen!
Sieh' die ruhmbedeckten Franzen, wie ſie nach dem Rheine tan⸗
zen, ohne Waff' und Hoſen.
Sagt, wo ſind, die vormals ſich große Namen gaben?
Geh in's Pyrenaͤenland, an des Dniepers blut'gen Strand,
dort ſind ſie begraben!
Gott beſchuͤtzt, wie lang' er weilt, die gerechte Sache;
endlich trifft des Frevels Lohn ſelbſt Tyrannen auf dem Thron,
furchtbar iſt die Rache.
Blühe auf, Germania! Oeſterreich ſoll leben! Bluͤhe auf,
Ruthenia! blühe auf, Boruſſia! Sachſen auch fol leben!.
Wer, wie Löwen, ohne Recht herrſchen will, ſoll ſterben!
Wer die Freiheit will erdrüden, wer die Voͤlker will beruͤcken,
ſtuͤrze in’d Verderben!
Unſer Leben waͤhret kurz, bald iſt's hingeſchwunden; uner:
bittlich kommt der Tod, raubt und durch fen Machtgebot,
Keinem mag er fLunden.
Drum fo laßt ald Helden und tapfer kaͤmpfend flerben!
Mer für's Vaterland im Streit freudig ſich dem Tode weiht,
muß den Himmel erben.
. 1197.
Eigne Melodie. |
Jubelklang, Jubelklang ertöne laut und hell! Froher
Sang, frober Sang fol Lieb” und Muth erheben! Geht
hoch die Fahnen dort fehweben der tapfern Schar von Ave:
nel! (Georg:) Was ift das für Geſang? (Einer:) Der Ge⸗
238 - Juchhei, Blämelein!
fang ift’8 der Zapfern vom Heldenftamm Avenel. (Georg:)
Ach, wiederholt, ich bitte drum, wiederholt, ich bitte drum,
wieterholt doch den Geſang! (Chor:) Jubelklang ꝛc. Laut
tön’ das Siegeslied, ja laut und hell! (Georg:) Haltet ein,
fo wird's fein, das Ende fällt mir ein: La, la, la, lalera,
lala ic. „Die weiße Dame.”
1198.
Juchhei, Blümelein! dufte und blühe! ftede alle Blaͤtt⸗
hen aus, wachſe bis zum Himmel 'naus. Juchhei! heididei!
Blümelein, und bluͤhe!
Zuchhei, Lüftelein! hauche und wehe! Hell der Simmel
über dir, bunt die Erde unter dir. Juchhei! heididei! Luftlein,
und wehe! .
Juchhei, Baͤchlein Fein! rauſche und braufe! braufe hin
durch Berg’ und Thal, grüß’ die Freunde allzumal. Juchhei!
heididei! Bachlein, und braufe!
Juchhei, Bögelein! klinge und finge! Bläthenhain und
Sonnenfchein, Frühling fanzt den bunten Reih'n. Juchhei!
heididei! Vöglein, und finge! .
Juchhei, Menſchenherz! klinge und ſpringet Wollteſt du
das letzte ſein, da ſich alle Weſen freun? Juchhei! heididei!
klinge und ſpringe!
Juchhei, ale Welt! juchhei in Liebe! Liebesluſt und Wonne⸗
ſchall, Erd' und Himmel halten Ball. Juchhei! heididei!
Juchhei in Liebe! Arndt.
1199.
Juheiſa! fein’s Liebchen! Guck um dich und fchau’, bie
Wieſen find grünend, die Veilchen find blau, der Pfirfichbaum
bluͤht ſchon, im Feld und im Wald treibt alles, bricht alles
beraus mit Gewalt. '
Juheiſa! fein’s Liebchen! Sieh’ um dich und horch! wie
plätfchert'8 im Bächlein, wie klappert der Storch, wie fummen
die Mücken, wie trillert die Lerch’, es blöfen fo luſtig bie
Zämmcden im Pferch.
Supeii fein’8 Liebchen! Vom Himmel her fchaut die
Sonne fo freundlih, als wäre fie Braut. Es jauchzet und
alles ſpringt fingend daher, als ob es der Alterwelt= Hoch:
zeittag wär.
Juheiſa! fein’d Liebchen! Was finnft du noch lang’? was
machſt du uns beiden fo läftigen Zwang? Geh mit mir! wir
holen den Aufgebotfhein! Was zauderft? lieb's Herzel! 's
muß doch einmal fein. JS. R. Biemer.
Iüngling, willſt du dich verbinden. 239
1200.
Züngling, wenn ich dich von fern erblide, wird vor
Sehnſucht mir das Auge nah; nahſt du Dich, fo hält es mich
-zurüde wie mit $efleln, und ich weiß nicht was?
Fern von dir hab’ ich dir viel zu Elagen, und dir gegen-
über jig' ich ftumm, kann dir nicht ein Sterbenswörtihen
fagen, ftammle nur — und weiß doch nicht warum?
"Stundenlang hang id an deinem Blicke, aber trifft der
deinige mich fo, o dann fährt der meine fchnell zurüde, will
fi) bergen ach! und weiß nit wo?
Seh’ ich dich mit andern Mädchen fpaßen, o dann möcht’
ich vor wir felber fliehn; möchte weit, um alles zu verlaffen,
mid) entfernen, und weiß nicht wohin?
Einſam laſſ' ich, ftatt mich zu zerftreuen, meinen Thrä—⸗—
nen ungeftörten Zauf, wiege mich in füße Träumereien, freue '
mid), und weiß dody nicht worauf?
Denke mir das höchſte Glück auf Erden, das ein Mäd—
chen fi nur wünfchen kann, hoffe, daß fie einmal kommen
werden, dieſe Freuden, ad)! und weiß nicht wann?
Denke von zwei gleichgeftunmten Seclen mir die fchönfte,
reinfte Harmonie; möchte dich vor allen Andern wählen mir
zum Gatten — adj! und weiß nicht wie?
Und es läßt bei meinen regen Trieben weder wie, noch
wo, noch wann ſich fehn; Doch erlaubt man mir bereinft zu
lieben und zu mählen, o dann weiß ich wen!
1201.
Züngling, willſt du dich verbinden, o, fo prüf zuvor
dein Herz; lern’ den Werth der Zreu empfinden, Mann zu
fein, dies ift-Bein Scherz. — Holdes Schäfern, ſuͤßes Küffen
ift nod Beine Zärtlichkeit, — der muß mehr, denn Liebe
wiflen, der fi) einer Gattin weiht.
_ Prüfe deines Mädchens Seele; zeig’ dich öfters, wie bu
biſt; fordre nicht, Daß fie Pamoͤle, daß fie eine Göttin ift.
Zeig’ ihr öfterd deine Mängel, forfche ſanſt die ihr'gen aus;
dann feid ihr euch Beine Engel, aber Mann und Weib für's
u.
Endlich, haft du dich verbunden, o mein Freund, fo liebe
treu, — und bedenk' zu jeder Stunde, wad ein Weib für
Wonne fei. Liebe fie von ganzem Herzen, daß dein Weib es
fühlen kann; zeig’ nicht blos durch Kuß und Schergen, zeig’
durch Achtung ihr den Mann.
> —
240 | Jüngft ſaßen wir beim Wirth.
Weiber lieben ohne Schranken, wenn ein treuer Mann
fie fhäßt, aber Weiber können wanken, wenn man fie berun-
terfest. Haben Weiber ihre Grillen, Männer, o fo gebet nad,
lenkei weile ihren Willen, denn das befte Weib ift ſchwach.
1202.
Zungft faßen wir bei'm Wirth am Zifch, drei Herren oder
vier, da tranken und da zahlten frifch gar manche Flafche wir.
Und als bie Glocke zehne ſchlug, der erſte ſprach zur
BER nö Herr'n, ihr Seren, es ıft genug, zu Haufe muß
i nell.
a lachten wir ihn luſtig an, man fieht es nun genau,
der per im Hauf ift Unterthan, die Herrin ift die Frau.
nd als die Glocke elfe war, der Zweite ſprach: „Trinkt
aus! bie böfe Welt — die Acten gar, ich muß, ih muß nad
aus!
v Da lachten wir, die andern zwei: wie ihn das Feuer
brennt! Er bliebe gerne nody dabei, allein — der Prafident!
Und als die Glock' auf „zölfe ftund, der Letzte fagte da:
„Ich muß in's Bett zu diefer Stund’, — verwuͤnſchtes Podagra!“
Und wie ich nun alleine war, zog ich ben Schluß mir
draus: ein Weib, ein Amt und Geha Jahr, da ifl’s mit
Trinken aus. v. Mühler.
1203,
Eigne Melodie.
Züngft ſprach mein Herr, der Bader: Friſch, faffe Muth!
geh, laß dem Hand zur Aber! und das war gut. Bei. Adern
wie bei Plunzen, dacht' ich, giebt's Blut, ich Meß ibm Hundert
Unzen; und das war gut! Mein Hans fiel nun in Ohnmacht!
wie wunderlich! Doc der fih flugs davon macht', das war
ih. Mein Hans zwar mußte wandern; wohl ihm, cr ruht!
Sein Weib. nahm einen Andern, und. das war gut. ;,:
Der Hans: Philipp kriegt's Fieber, und das war gut!
Ich ſprach zu ihm: Mein Kicher! dir hockt's im Blut. Ich
will Dir was verfchreiben, das nimm huͤbſch ein; das Fieber
u vertreiben, that er's auch fein. Nach vierzehn Tangen
agen, wie wunberlih! da lag er auf dem Schragen, und
dad durch mich. Da gab's im Dorf Spektakel, ald wär es
ein Mirakel. Wozu die Notht:: Ein Vieh ward ich gehei:
Ben, doch konnt' er mich nicht beißen, denn er war todt, und
das war gut. :,: a
Jüngſt war ich auf der Kitmeſt. 241
.. Der Schäfer kriegt'n Schaden an feiner Hand, ich ſollt
ihm etwas rathen wider den Brand. Ich dacht': s8 iſt
ghupft wie g’jprungen, weg mit dem Arm! Der Kerl hat
ne gfungen, daß's Gott erbarm! Das Blut ließ fich nicht
len. Was war zu thun? ich ließ dem Blut den Willen;
und bad war gut! Der Kerl fuhr fort zu brüllen, :,: ich
ſprach ihm Muth: Was lärmft Du denn, du Luͤmmel, du
fommft ja eh'r in Himmel, und das war gut.
„Dorfbarbier.“
1204.
Züngft träumte mir, ich fäh’ auf lichten pipe ein Mäd:
hen fi) im jungen Tag ergehen, fo hold, fo Jüß, daß es Dir
vollig glich; und vor ihr Jag ein Iungling auf den Knieen,
er fchien fie fanft an feine Bruft zu ziehen, und das war ich!
Doch bald verändert hatte fich Die Scene; in tiefen Fluthen
fah ich jest die Schöne, wie ihr die legte ſchwache Kraft entwich ;
da Fam cin Knabe bülfreich hergeflogen; er |prang ihr nad)
und. trug fie aus den Wogen, und das war ich!
So malte fih der Traum in bunten Zügen, und überall
fah ich die Liebe fiegen, und Alles, Alles drehte ſich um Dich!
du flogft voran in ungebundner Freie, der Jüngling zog dir
nach in fliller Irene, und dad war id!
Und als ich endlich au dem Traum ermwachte, der neue
Zag die neue Sehnſucht brachte, da blieb dein füßes Licht
um mich; ich ſah Dich von der Liebe Gluth erwarmen, ich ſah
dich felig in Des Juͤnglings Armen, und das war ich!
Da Eamft du endlich auf des Lebens Wegen mit holder
Anmuth freundlicy mir entgegen, und tiefe, heiße Sehnſucht
faßte mich! Sahſt du den Züngling nicht mit trunknen Bliden?
Es ſchlug fein Herz in feligem Entzüden; und das war ich!
Du zogſt mich in den Kreis des höhern Lebens, in bir
vermäblt fich alle Kraft des Strebens, und alle meine Wuͤn⸗
ſche rufen dich. Hat Einer einſt dein Herz davongetragen,
durft ich nur dann mit lautem Munde ſagen: ja, das war ich!
&. Körner.
1205.
ZJuͤngſt war ich auf der Kirmeß, da ging's gar luſtig her;
ich wollt, daß alle Tage im Dorfe Kirmeß wär‘.
Es war ein Mordipektakel bis in die ſpaͤte Nacht, daß
mir nody heut’ vor Freude das Herz im Leibe lacht.
Da flanden lange Tiſche mit Bier und Schnapps und-
Wein, und Schulzens Lieſe jelber, die ſchenkte wader ein.
Die Mädel waren alle gar prächtig aufgepust, ich wurbe
von den Bändern und Blumen ganz verdusft.
H. 16
>
242 3 und mei Aaſchert.
Die Mufitanten bliefen und ftrichen auf dem Bat, daß
mir die Ohren fummten, als ich daneben faß.
Ich tanzte mit der Sufe, 's ift gar ein ſchmuckes Ding,
wir flogen um die Linde, daß uns die Luft verging. -
Juchhe! das war ein Leben, bad war 'ne Herenluft! Ich
wär’ nicht heimgegangen, hätt’ ich nicht fortgemußt.
1206.
Bekannte Melodie.
X und mei Flafcherl wir kennen eins das ander, wir war'n
noch niemals in Zank und in Streit! Läßt mi mem Haus:
herr ohn' Einrichtung wander, bleibt du, lieb's Flaſchert,
mei Troft u mei Freud. Du bolde Kleine, du nur alleine
Fennft alle Sprachen von Süd und von Oſt, discurirft mit
dem Schwaben, parlirft ‚mit dem Ftanzos. Sud, glud,
gluck ıc.
Mei Nachbar verthut halt fein Gelb mit ber Sannerl,
drüderlt und pufferlt und fhagerit fie z' Tod; in dem Punkt
da bin i halt a kritiſches Mannerl, i denk: mit dem Scha-
tzerl hat's juſtment Feine Noth. O du armes Harrſcherl, du
mein lieb's Klafcherl, du brauchſt kei Swanzger zu Lurus
und Gold, wirft voll um ſechs Kreuzer und bleibft mir ſtets
hold. Gluck, gluck, glud ıc.
„J und mei Fiaſcherl von einander nicht ſcheiden, bis
mid) der Zod ruft, mein ausgemadhter Feind; i fürcht mi,
daß i dort werde Durſt müſſen leiden zwifchen den Brettern,
die der Tiſchler z'ſamm leimt. Dich ſollt i miffen, dorthin
gerifien, ftatt deinem füßen wohlfchmedenden Schluck rieg i
vom Grabftein ’nen gewaltigen Drud. Gluck, glud, gluck ıc.
Der braucht Bei Durft x leiden, der da 'nauf wird kom⸗
men, droben da giebt's erft ein göttliched Lebenz drum ſollt
ei Jeder fei Flaſcherl mitnehme, droben, da wird's wohl kei
Glashaͤndier mehr geben. Und kommt b’ ſchwarz Kasper!
und nimmt mir mei Flaſcherl, da fehrei i: Himmelsbruderl!
geh, bring mir's mal zu, da dreunten in der Pinfterniß muß
i Durft leiden gnu! ’ '
In Süd-Deutfchland aufgezeichnet von W. Cornelius.
1207.
Junge Breubengöktet, flattert auf und ab! Streuet Ro:
fenblätter auf den Ernft herab: :,: daß die Stirn’ erheitert,
daß die Lippe frei, und die Bruft erweitert für Die Scherze fei! :,:
„ Keichter Sinn befteiet den gefangnen Witz, jede Stelle
weihet er zum Bötterfig. :,: Seht, die Götter Kommen! Rur
Jung Häuschen fah am haben Chor! 243
von Iräbfinn fern, find fie unter frommen, frohen Men:
fhen gern. :,:
Mag die Weisheit imnfer unfre Mahle weihn, aber
Laßt und nimmer zu vernünftig fein! :,: Zuviel Weisheit machte
manchen falten Zrepf; doch Fein Froher lachte fih um Herz
und Kopf. :;:
Laßt die Srübler denken und fi laut entzwei'n! Heit-
red Leben fchenfen Grazien uns ein. :,: Nehmt die Freuben-
fake, eh' die Sonne finkt, die zum Lebensmahle frohe Gäfte
winkt. :,:
Zrinft in langen Zügen, kurz währt alles Ding. Hafchet
Das Vergnügen; diefen Schmetterling, :,: der ji auf den
Blüthen unfers Lebens wiegt; Feiner mag ihn hüten, haſcht
ihn, er eneftiegt. ::
Auch die luthen fallen: eine Hore bringt alles zu den
Hallen, wo Fein Lied erklingt. :,: Doch wenn ihr veraltet auf
vom Mahle fteht: nur die Freude haltet dann noch feft und
geht. :;: Tiedge.
1208.
Sungfräufein, fol ich mit euch gehn in euern Rolengar⸗
ten? Ich ſeh' die rothen Nöstein ftehn, die feinen und bie
zarten, den fehönen Baum voll Blüthen, von grünen Blättern
reich; Gott muß euch wohl behäüten, den Blüthen feid ihr gleich.
„Sn meinen Garten darfſt du nicht, es ift noch.gar zu
früh, den Sartenfchlüffel haft du nicht, er ift verborgen hie,
er iſt gar wohl verborgen und liegt in guter Hut, deß bin
ich ohne Sorgen und habe guten Muth.’
Sie fang und ſprach dann wieder: „In'n Garten kannſt
dus nicht, du trittſt die DBlümlein nieder, und das gefällt
mir nit. Es braͤchte mir nur Schaden, drum ziehe wieder
heim; Gott mag did) wohl berathen und [hügend bei bir fein!
Aus dem 16. Jahrhundert.
1209.
. Zung Hänschen faß am hohen Thor! Schön Lindenzweig!
Dev Regen fiel, jung Händchen fror. D Abend, o Abend
die müden Arme ruhen. '
Die Hand, fie fror, daß Gott erbarm! Schön Linden:
Zweig Das Herzchen, das flug innen warm. D Abend, o
bend die müden Arme ruhen!
Und frier’ ich hier in Sturmesfaus, ıc. Geduld, ich Tach’
euch Lacher aus! ıc.
16*
244 Fang Bicgfricd war.
Der Pfortenring Hang buch die Nacht, das Pförtlein
Leif’ ward aufgemadht. IL,
Der Regen fchlug an’s hohe Thor, jung Hänschen ſtand
gicht mehr davor. VJ
„Um meinetwillen tet du Froſt; ich warm’ dich wieder,
ei getroft!‘
we forgtos, ſchoͤnſtes Ritterkinad! die Hand nur Faltet
Buß und Wind.
Zung Hänschen ruht in Wallburgs Arm: brin wirb ein
ftarrer Stein wohl warm.
Bergiſches Bolkslied.
1210.
Siegfried’s Schwert.
Eigne Melodie: -.
Jung Siegfried war ein ftolger Knab', ging von des
Vaters Burg herab.
Wollt' raften nicht in Vaters Haus, wollt! wandern in
alle Welt hinaus.
Begegnet" ihm manch Mitter werth mit feſtem Schild
und breitem Schwert.
Siegfried nur einen Stecken trug, das war ihm bitter
und leid geuug.
Und als er ging im finftern Wald, Fam er zu einer
Schmiede bad.
Da fah er Eifen und Stahl genug, ein luſtig Feuer
Flammen fchlug. |
„D WMeifter, liebſter Meifter mein! laß du mich deinen
Gefellen fein!
Und lehr' du mich mit Fleiß und Acht, wie man die gu:
ten Schwerter macht!”
Siegfried den Hammer wohl ſchwingen kunnt, er ſchlug
den Amboß in den Grund.
Er flug, daß weit der Wald erklang und alles Eifen
in Stüden fprang. |
Und von der legten Eifenflang’ macht' er ein Schwert fo
breit und lang. .
‚Run hab’ ich gefchmiedet ein gutes Schwert, nun bin
ih wie andere Ritter werth. "
Mrun ſchlag' ich wie ein andrer Held die Riefen. und Drachen
"in Wald und Feld.“
Uhland.
.
Jung amd arm. 245
- 1211.
Melodie: Jung Siegfried war.
Sung Siegfried zog in die Welt hinein, vom Morgen
bis zum Abendſchein.
Sein Keib ward art und fromm fein Muth, und ward
ein ſchneller Degen gut.
So zog er ſtets gar Feed und Fühn und ritt einft mitten
in Waldes van j
Und als er Fam zu einer ind’, da ftürzt’ ihm entgegen
ein Drache geſchwind. hm entgeg
Kein Lindwurm war noch grauſer nie, cr aus dem Ra—
hen Flammen fpie
Jung Siegkrich Schnell vom Roffe flog und feinen guten
Balmung g8
Der radhe drang gar gewaltig herbei, da hieb ihn der
Siegfried mitten entziei.
Der Lindwurm fprühte noch in dem Tod, das Blut, das
ftrömte fo ſchwarz und roth.
Und Ziegttied badet ſich in dem Blut, da ward ganz
hörnern der Ritter gut. Mafmann.
1212.
Der Harfner.
Jung und arm, vor jede Thür irr' ich durch des Landes
Weiten; Kummer nur in trüben Zeiten ernt' id, für und für.
Aus der heimathlihen Blur, weit vom Herzen meiner
Lieben, ach! durch Mangel fortgetrieben, wand! ich einfam nur.
Wehmuth negt mir oft den Blick bier auf ungelannter
Erde; Hoffnung, daß &8 beffer werde, giebt nicht mein Geſchick.
Süßer Liebe Himmeldluft muß ic Armer ewig meiden;
nur der Liebe bittre Keiden wühlen in der Bruft.
Bähren, die der Saiten Zon lodet auf des Mädchens
‚Wange, bei der Liebe Preisgefange, find mein fchönfter Lohn.
Nur ein Dem von weicher Hand, wann jie mir bie
Babe fpendet, und ein Blick, auf mic, gewendet, find der
Liebe Pfand.
Dann muß ich von dannen ziehn, nirgend fann ich ruhn
n nch Den ‚ ohne Biel muß ich mich reiben durch des. Le⸗
ens
Doch es blüht ein fehön’res Glück, wo ſich diefe Wall
fahrt endet, wann zur beffern Welt gewendet, bricht der
matte Biel.
246 J wach a hisans Hänſerl.
Dann errungen ift der Wort; zu bes Himmels Monne:
tagen wird mein legter Hauch mich tragen; glüdlich fing’ ich
dort. Sigismund.
1213.
J woaß a kloans Häuferl am Roan, dös Häuferl is
roß und nit kloan, und all’ meini imma, die g’fall'n ma
alt nimma, denn i bin im Häufer!l allocan, ja, denn i bin
im Häuferl alloan. -
Viel Vögerl, bald groß und bald kloan, die finge vor'm
Häufert am Roan. Ihr Sfangerl thut ſchallen; abr’s will
me nit g’fallen, denn i hör’ dos G'ſangerl allcan, ja denn
i hör' ıc. 5
Am Berg vorm Häuferl id a Stoan, drauf fig’ i,
ſchneid' allimeil Spoan; die Ausficht is praͤchti, da ſieht ma
weit maͤchti; doch freut mi das Schau'n nit alloan. j
Mei Betterl id woach und nit kloan, i aber lieg’ bart
wie auf Stvan; da woalz i mi umma, als hätt! i an Kum
ma, denn i lieg’ im Better! alloan.
Diarn bat der Wirth von der G'moand', die war
für mi recht, Lab’ i g’moant; zum Weib hab’ i ſg'numma
den vorigen Zumma; feitdem bin i nimma allean.
Test wills fi aber nimma recht thoan, dös Häuſerl, dös
werd’ ma ſcho z'kloan; die Ruah' iſt ausg'flogen, fi hat mi
betrogen. D, ı wollt’, i wär’ wieder alloan!
Volkslied.
— — — — —— — — — — ———
.1214.
Ko Soldaten: Schickfal.
amrad, ich bin gefcheffen, die Kugel bat midy ge:
troffen, führe mich in mein Quartier, dag ich
werd’ verbunden hier.
„Kamrad, ic kann dir nicht helfen, Hei dir der liebe
Gott felber! helfe dir der liebe Gott; morgen früh marſchir'n
wir fort.”
„Morgen früh um halber viere, da malen wir Solda-
ten marfchiren, marjchiren die Gaſſe wohl auf und ab; fchön-
fter Schag, komm zu mir herab!”
„„Ich kann nicht zu dir Fommen, es hat viel falfche Zum-
gen: diefe [hneid'n mir ab mein’ Ehr'; fonften hab’ ich Feine
nicht mehr.“ “
„hun fie dir dein' Ehr’ abfchneiden, mußt du's gedul-
dig leiden; leide altes mit Geduld, fchönfter Echag, bis ich
wieder werb’ komm'n!“
„Bann wirft du wieder kommen, im Winter oder im
Sommer ẽ Sag’ mir die gewiffe Stund’, fchönfter Schag, warn
du wieder wirſt komm'n!“
„Die gerviffe Stunde kann ich dir nicht fagen, wir hör'n
Feine Uhr mehr fchlagen; denn wir ſtehn gar weit im Feld,
Draußen vor des Königed Zelt.”
Sammlung deutſcher Volkslieder von Erk u. Irmer.
1219.
. Kann benn kein Lied Erachen mit Macht, fo laut, wie
die Schlacht hat gekracht um Leipzige Gebitt '
Drei Zag und drei Naht ohn Unterlaß, und nicht zum
Spaß, hat die Schlacht gekracht.
248 Kein Alter ift von Siche ſrei.
Drei Tag und drei Nacht hat man gehalten Leipziger
Meilen, bat euch mit eiferner Elle gemefien, die Rechnung
mit euch in's Gleiche gebracht. . oo.
Drei Zay und drei Racht währte der Leipziger Lerchen:
feng; hundert fing man auf Einen Gang, taufend auf Einen
chlag.
F, es iſt gut, daß ſich nicht koͤnnen die Ruſſen brüſten,
daß allein ſie ihre Müften tränfen können mit Feindesblut.
Richt im Falten Rußland allein, aud in Meißen, auch bei
eeipʒig an der Pleißen, kann der Franzoſe geſchlagen fein.
ie ſeichte Pleiß iſt von Blut —— ‚ die Ebenen
haben fo viel zu begraben, daß fie zu Bergen und werden follen.
Wenn fie und auch zu Bergen nicht werden, wird der
Ruhm zum Eigenthum aus ewig Davon und werden auf Erden.
sr. Rũ ckert.
1216.
Kein Alter iſt von Liebe frei, trallera ꝛc. Die Wahrheit
iſt zwar nicht mehr neu, trall. Mit Kindern ſpielet ſchon die
Liebe, fie fühlen manche dunkle Triebe; kaum bluͤht dem
Jüngling vol das Kinn, fo ſchielt er ſchon nach Mädchen hin. ;,:
Kaum daß der Frühling zwölf Mat blüht, trall. ift fchon
bes Mädchens Herz entglüht. Die Liebe röthet ne bangen,
fie fühlt ein Sehnen und Berlangen; fobald fie Ipinnen, ko—
hen kann, fo wünfcht fie fich fchon einen Mann.
Der Kiebe Macht ift wunderlid, fie zeigt foger im Alter
fih; ein Greis liebt noch den Kuß von Schönen, läßt ſich
von Mädchen gern bedienen. Bom Stedenpferd zum Kno:
tenftab folgt uns die Kiebe bis in's Grab.
1217.
Kein befler Leben auf der Welt, ala fo ein Wanderte
ben! Bald geht's bei Tag durch Wald und Feld, bald Abends
unter'm Sternengelt, bald hoch, bald tief, bald eben.
Frei, wo nur Kunft und Handwerk blübn, Darf jeder
Burſche kommen, in Petersburg, Stodholm und Wien, in
Straßburg, Hamburg und Berlin wird gern er angenommen.
Und kommt der Winter, ruhn wir aus, da wo ſich Ar-
beit findet. Die Meijterin beforgt dad Haus und Sonntags
geht's zu Zanz und Schmaus, wo fchnell die Zeit verſchwindet.
Doch ift der Frühling aufgewacht und haben wir zu Ela:
gen, fo heißt es: „Meifter, gute Nacht, wir gehn, wo beffer
Gluͤck und lacht, mit ihm ift Fein Vertragen.
Kein’ befre Su in dieſer Beit. 249
Dem Mägdlein, das es redlich meint, wird Lebewohl ge-
faget. So fehr das arme Kind auch weint, was hilft's? die
Abfchiebeftund’ erfcheint! fort geht's, fobald es taget.
Im Freien freier, Schlägt das Herz, rings tönen füße
Kieder. Die Lerche fteiget himmehvärts, bald lindert fi der
Trennung Schmerz, wir find die Alten wieder.
Und kommt man fo nach Iahr und Zag an feiner Hei:
math Grenzen, wie wird fo laut des Herzens Schlag, wenn
fern der trauten Kirche Dach und ihre Thuͤrme glänzen!
Darum, fo lang’ wir jung und frei, laßt uns die Welt
durchwandern, und ift die Reiſeluſt vorbei, fo treten für
uns in die Reih’ die nachgebornen Andern.
Fliegendes Blatt.
1218.
Soldatenleben.
Kein beſſer Leben iſt auf dieſer Welt zu denken, als
wenn man ißt und trinkt und laͤßt ſich gar nichts kraͤnken;
denn ein Soldat im Feld ſein'm Herren dienet treu; hat er
gleich nicht viel Geld, hat er doch Ehr' dabei! Valleri, val⸗
lera, vallera!
Sein Haͤuslein iſt ſehr klein, von Leinwand ausgeſchnit⸗
ten, wie auch das Bett allein mit Stroh iſt überichüttet.
Der Rod ift meine Ded’, worunter ich fchlaf ein, bis mich
der Tambour wedt, dann muß ich munter fein. ıc.
Wenn's heißt, der Feind rüdt an, und die Karthaunen
biigen, da freut fich jedermann, zu Pferd muß alles figen.
Man rüdt in's weite Feld, und fchlägt fih tapfer rum; der
Feind Priegt Schlag’ für Geld, wer's Glüd hat, kommt da⸗
von. ꝛc.
Bekomm' ich einen Schuß, aus meinem Glied muß fin-
ten: hab’ weder Weib noch Kind, die fih um mich befränfen;
fterb’ ich nun in dem Feld, Sterben ift mein Gewinn; fterb’
ich auf frifcher That, vorm Feind geftorben bin. ıc. _
Wenn ic) gejtorben bin, fo thut man mid) begraben mit
Trommeln und mit Spiel, wies die Soldaten haben. Drei
Salven giebt man mir wohl in das Grab hinein, das ift
Soldatmanier, laßt andre luſtig fein. ꝛc.
Aus dem fiebenjährigen Kriege.
1219.
Kein’ beßre Luft in diefer Seit, als durch den Wald zu
bringen, wo Droffel fingt und Habicht fchreit, wo Hirſch
und Rebe fpringen.
350 Bein Seen.
D ſaͤß' mein Lieb im Wipfel grün, that wie 'ne Droſſel
Schlagen! D fpräng' es wie ein Neh dahin, daß ich es Eünnte
jagen! Uhleny.
1220.
Kein Feuer, Peine Kohle kann brennen fo heiß, als heim
liche Kiebe, von der Niemand nichts weiß.
Keine Rofe, Beine Nelke kann blühen jo fchön, ald wenn
zwei verliebte Scelen beifammen thun ftehn.
Setze du mir cinen Spiegel in’d Here hinein, damit bu
Fannft fehen, wie treu ih es mein‘.
Volkslied.
1221.
Nonnenlied.
Kein' ſchoön're Freud' auf Erden iſt, als in das Kloſter
zu ziehn. Ich hab’ mid drein ergeben, zu führen ein geiſt—
lich Leben; :,; o Liebe, was hab’ ich gethan! :,:
Des Morgend, wenn ih in die Kirche geh’, muß fingen
die Mett' allein, und wenn ich das gloria patri fing’, fo liegt
mir mein Liebchen immer im Sinn. D Liebe x.
Da kommt mein Vater und Mutter ber, fie beten für
fih allein; fie haben fchone Kleider an, ich aber muß in ber
Kutte ſtahn; o Liebe :c.
Des Abends, wenn ich fchlafen geh’, fo find’ ich mein
Bettchen allein; fo denk ih dann, daB Gott erbarm’t ach,
hätt’ ich mein Liebihen in dem Arm! O Liebe ır.
Zhüringer Volkslied, aus Herders Sammlung.
1222.
Kein fchön’rer Tod auf diefer Welt, als wer auf grüner
aide FAUL! Auf grüner Haide fchlafen, wenn Schwert und
ugel trafen, :,: das nenn’ ich füße Ruh', thät gern bie
Augen zu! :; j
Und zieht ihr heim ins Vaterland, — wer fällt, zieht
noch in fchön’res Land; des Heild kann fich vermeſſen, Bann
Melt und Glück vergeflen, wer unter Blumen ruht, getränft
don treuem Blut.
Und wer daheim ein Herz noch Pennt, das freu fich und
fein eigen nemt, der denke dran im Streite, daß Freiheit er
bereite, zum Heil dem Baterland, zum Heil dem Liebesband.
Drum, Brüder, raſch die Wehr zur Hand! den kühnen
Blick zum Feind gewandt! laßt eure Banner ſchweben! ertrogt
vom Tod das Leben! Denn nur aus Sieg und Tod biübt
Freiheitsmorgenroth. Karl Göttling. 1814.
Kennſt du das Sand, ws Blümchen. 251
1223.
Spldatenlied aus dem dreißigjiährigen Kriege.
Kein Tod ift löblicher, Fein Zod wird mehr geehret, ale
der, durch den das Heil.des Vaterland fi) mehret, den einer
willfommen beißt, dem er. entgegenlacht, ihn in die Arne
nimmt und doch zugleich vera”.
Drum gehet tapfer an, ihr meine Kriegdgenoffen, ſchlagt
ritterlich darein; eu'r Leben unverdroffen für's Vaterland aufs
fest, von dem ihr ſolches auch zuvor empfangen habt, das ift
der Ehre Braud). ‘
Eu'r Herz und Augen laßt mit Eiferflammen brennen,
feiner vom andern ſich menſchlich' Gewalt laß trennen, Feiner
den andern durch Kleinmuth je erſchreck', nod durch fein’
Flucht im Heer ein’ Unordnung erwed”.
Kann. er nicht fechten mehr, er doch mit feiner Stimme,
fann er nicht rufen mehr, mit feiner Augen Grimme den
Feinden Abbruch thun, in feinem Heldenmuth nur wuͤnſchend,
daß er theu’r verfaufen mög fein Blut. "
Ein jeder fei bedacht, wie er das Lob erwerbe, daß er in
mannlicher Poftur und Stellung fterbe, an feinem Ort beſteh'
feft mit den Füßen fein, und beiß" die Zähn’ zuſamm' und
beide Lippen ein. De
Daß feine Wunden fi) lobwürdig all’ befinden davornen
auf der Bruft, und keine nicht Dahinten, daß ihn der Tod
felbft au in dem Tode zier’, und man in ſein'm Geſicht fein
Ernft und Leben ſpür'. ,
So muß, wer Tyrannei entübriget will leben, er feines
Lebens jich freiwillig vor begeben; wer nur bes Tod's begehrt,
wer nur friſch geht dahin, der hat den Sieg und dann das
Leben zum Gewinn. 3. W. Binkgref. 1624.
1224.
Kennft du das Land, wo Blümchen Kiebe blüht, und un-
gerügt des Mädchens Wange glüht? aus Mutter Erde Schooß
ein Dimmel weht, vor ftilen Schwellen nie der Horcher ſteht?
Kennft du ſolch Kand? Dahin, dahin wollt’ ich mit dir, o du
mein eben, fliehn!
Kennst du das Haus, mit ſchwachem Schilf bededit, wo
Sreiheit uns den Arm entgegenftredt? ein mattes Klämmchen
nur zur Mahlzeit brennt, und Ruhe von der Städte Laͤrm
uns trennt? Kennft du jolh Haus? Dahin, dahin möcht ich
mit dir, o meine Wonne, fliehn!
Kennft du den Ort? er ift von Spöttern frei, er ekelt
nicht duch Geckenfaſelei; dort fühlt die Menichheit in der
232 Leunft In das Sand, wo bie Citroncn.
eiebe Schooß das einzig noch beneidenswerthe Loos. Kennft
du den DrtY Dahın, dahin fehnt ſich mein Herz, Geliebte,
laß uns fliehn!
1225.
Mignon,
Kenaft du das Land, wo die Citronen blühn, im dunkeln
Raub die Golderangen glühn, ein fanfter Wind vom blauen
Himmel weht, die Myrthe ſtill und hoch der Lorbeer fteht,
gennft du es wohl? Dahin! dahin möcht ich mit dir, o mein
Geliebter, ziehn.
Kennft du das Haus? Auf Saäulen ruht fein Dach, es
länzt der Saal, es ſchimmert das Gemach, und Marmorbilber
Hehn und fchn mid an: was hat man dir, bu armes Kind,
gethan? Kennſt bu ed wohl? Dahin! dahin möcht” ich mit
dir, o mein Belchüger, ziehn.
Kennft du den Berg und feinen Wolkenſteg? dad Maul
thier fucht im Nebel feinen Weg; in Höhlen wohnt der Dra:
chen alte Brut; ed flürzt der Feld und über ihn die Fluth. Kennt
du ihn wohl? Dahin! dahin geht unfer Weg! o Bater, laf
uns ziehn! Säthe.
1226.
Kennit du das Land, wo hoch die Eiche fteht? ein mil:
der Wind durch ihre Blätter weht, ein biedres Volk dich
liebevoll umgiebt, ‚ein Volk, das noch die alte Freiheit liebt?
Kennft du das Land? Dahin, dahin möcht’ ich mit dir, o holdes
Mädchen, gm
Kennft du das Rand in feiner alten Kraft mit regem
Sinn für Kunft und Wiſſenſchaft? Ehrft du der Freue altes
heil'ges Band,’ fo nimm von biefem Volk den Drud der
Hand, wo Herzen noch in alder Treue glühn, dorthin möcht
id mit dir, o Mädchen, ziehn. -
Kennft du die Nitter aus der goldnen Zeit, die ihren
Arm dem Vaterland geweiht? „Hoch fchlägt das Herz, bis
einft das Auge bricht.” Kennit du, Gelichte, dieſe Ritter
nit? Im wilden Streite ſanken fie dahin. DO, laß uns ſchnell
zu ihren Gräbern fliehn! \
Kennft du die Berge, wo die Neben btühn, die Becher
voll vom goldnen Safte alühn? Kennſt du die Thäler, mo
der Rheinſtrom fließt und feine Welle fehöne Länder Lüßt?
Kennft du den Rhein? Dahin, dahin in jene Zander laß uns
eilend fliehn! |
Kennft du die Liebe, füße holde Maid, die die mit In:
brunft diefe Rechte beut? Dann reiche mir die liebevolle Hand
Kennt ihr die frohe Diegesweife. 253
und laß und fliehen in mein Baterland. Kennft du es wohl?
Nur dort, nur dort ift für die Lieb’ ein ſichrer Friedensort.
Nach Deutichland muß die treue Liebe fliehn, fol ung
bes Gluͤckes goldne Palme blühn. Dort Enüpft fich fefter
unfrer Seelen Band; Heil mir, es ift mein theures Baterland !
Kennft du das Land? Dahin, dahin will ich mit dir, o fchöne-
Seele, fliehn. Engelhardt.
1227.
Kennt ie das Land, fo wunderfchön in feiner Eichen
grünem Kranz? dad Land, wo auf den fanften nu die
Traube reift im Sonmmenglanz? Das fihöne Land tft uns be:
tannt, es ift ja unfer Vaterland.
Kennt ihre das Land, vom Truge frei, wo noch das Wort
des Mannes gt das gute Land, wo Lieb' und Treu’ den
Schmerz des Erdenlebens ſtillt? Das gute Rand ift uns be-
kannt, es ift ja unfer Vaterland.
Kennt ihre das Land, wo Sittlichleit im Kreife froher
Menſchen wohnt? das heil'ge Land, wo unentweibt der Glaube
an Vergeltung thront? Das heilige Land ift uns bekannt, es
ift ja unfer Vaterland.
Heil dir, du Land, fo hehr und groß vor allen auf dem
Erdenrund! Wie fchön gedeiht in deinem Schooß der edeln
Freiheit ſchöner Bund. Drum wollen wir. dir Liebe weihn
und beine Ruhmes würdig fein.
Veit Weber (Feonhard Wächter). 1814.
1228.
Kennt ihr die frohe Siegesweiſe im vollen, freien Männer:
Kor? fie ſchwingt ſich aus der Brüder Kreife in freien Klän:
en voll empor; die an Maſſilia's fernem Strande einft jubelten
in Freiheitsluſt, fie tragen heut! aus deutſcher Bruft cin Lieb
dem deutfchen Baterlande. Drum fchallt das Thal entlang
zum frohen Hörnerklang, ſchallt laut, ſchallt laut und hoch
und hehr der Brüder Beitgelang. ..
. Dort hub das raſche Volk der Franken der Freiheitswelle
fluͤcht ger Schaum; doch es zerbrach die heiligen Cchranten,
da ſchwand der Freiheit gelbner Traum; nicht blenden eitle
Zruggeftalten, mein Vaterland, dein treu Geſchlecht, Germa⸗
nia's Kraft, Sermania’d Recht ſei frei durch heil'ger Sitte Wal⸗
ten. Drum ſchallt u. ſ. w. _
Wars fremde Macht, die dich bezwungen, die Stärke
deinem Volk geraubt? Die Feſſeln haft du ſelbſt geichlungen,
die fonft den "hönen Kranz entlaubt. Du jelbft erbauteſt dir
254 | Kennt ihr nicht den Herrn.
Altäre, nährteft der Flamme Opfergluth, doch frifch aus deinem
de denbiut entſproßte dir der Kranz der Ehre. Drum ſchallt
u.f.w w.
Was deine Jugend ſich erkoren, was deiner Männer
Kampf errang, für was dein Volk aufs Neu’ ge
en,
‚was und wie Geifterruf erflang, nicht frecher Raub, nicht
Herrſchergabe, nicht iſt s ein irres Zraumgebild; ber Ew'ge
ſpendet klar und mild vom Himmelsborn der Freiheit Labe.
Drum ſchallt u. ſ. w.
So ſchwing' dich auf, du Siegesweiſe, in freien Klängen
hoch empor, begrüße üͤber'm @ternentreife froh der gefalinen
Helden Chor. Im Rachhall aber tönt .es wieder, dort firahlt
der Freiheit ew'ges Licht; aus jenen Kreifen bannt man nit
den Iubelfchall der Freiheitslieder. Drum [halt u. f. w.
Wurm.
1229,
Kennt ihre nicht den Herrn von Falkenftein? Er bat drei
fchöne Zöchterlein. Zrinfet aus, ſchenket ein! bringet Bier,
dringet Wein! langt den Becher mir herum! heidi dum! heidi
dum, dum di dum! Kennt ihr nicht den Herrn von Falkenftein?
Und die erfte, die heißt Adelheid, Gertrude beißt die
zweite Maid. Trinket auß 1c. \
Und die dritte will ich nennen nicht, man fühlt es beffer,
als man fpricht. Trinket aus. ꝛc. Volksltied.
1230.
Kinder ber verjuͤngten Sonne, Blumen der geſchmückten
Flur! euch erzog zur Luft und Wonne, ja euch Siebte die Ra:
tur. . Schön das Kleid mit Licht geftiddet, fehon hat Flora
euch geſchmuͤcket mit der Karben Götterpracht; holde Frühlings:
Finder, tiaget Seele hat ſie euch verſaget, und ihr ſelber |
wohnt in Nacht.
Nachtigall und Lerche fingen euch der Kiebe felig Roos, |
gaufeinde Sylphiden fchwingen buhlend fi) auf eurem Schoof.
Wölbte eures Kelches Krone nicht die Tochter der Dione ſchwel⸗
Ind zu der Liebe Pfuͤhl? Sarte Frühlingskinder, weinet!
Liebe hat fich euch verneinet, euch das felige Gefühl
Aber hat aus Nanny's Blichen mid, der Mutter Spruch |
verbannt, wenn euch meine Hände pflüden ihr zum zarten
Liebespfand? Leben, Sprache, Seelen, Derzen, flumme Boten
füßer Schmerzen, goß euch dies Berühren ein, und der mäch—
tigfte der Götter ſchließt in wure. filtern Blätter feine hohe Gott⸗
beit ein. ’ Schiller.
Birmfengäfte cinzuladen. - 255
1231.
Kirmfengäfte einzuladen, gab man jüngft den Auftrag
mir unbebingt; doch kann's nicht ſchaden, Vorjicht zu gebrau⸗
chen hier. Drum bin ich ſo frei, zu ſagen Jedem, welcher
Ort entſpricht ſeinem Sinne; denn vertragen iſt der Buͤrger
Hoher Adel ſucht Zwar ſelten Schüffeln einer Bauers⸗
frau; doch iſt für die Auserwaͤhlten Hohenwart' und Graͤfinau.
Einzuladen ſich erkuͤhnet Herrſchdorf gar die Exellcenz; für
Kosmopoliten dienet Allendorf als Reſidenz.
Männer von Verdienſt, fie mögen kommen al’ nach Eh:
renfteinz wer nicht kennt des Glückes Segen, ſtelle fich in
Dörnfeld ein. Thaͤlendorf ift für den ſchlichten Freund ber
Abgeſchiedenheit; Habichtsbach ift filg'gen Wichten, fo wie
Geiersthal ‚geweiht. -
Egelsborf gehöret eigen: ganz ber. Advocatenſchar; Platz
fuͤr die Clienten reichen Breternitz und Storchsdorf dar. Wer
gern taufcht und Witze liebet, ſei in Aauſchwi Kirmſengaſt;
Kaͤſemarkt für den, der übet Hökerkram, am beſten paßt.
Den Berliebten ich empfehle Blumenau und Nofenthal;
wer dem Mammon dient, der wähle zum Aſyl ſith Goldis:
thal. Wen Fortuna nedt, der Eehre wohlgemuth in Bech—⸗
ftädt ein; und dann wird fein Pech, auf Ehre! ficherlich
fein hartes fein.
Finkenmuͤhl' ift luſt'gen Finken ganz ausſchließlich aufge⸗
than; Hengelbach und Cursdorf winken dem Servilen und
Galan. Schwarzburg iſt für ſchwarze Seelen, Singen für den
Liederfreund, Goͤſſelborn für durſt'ge Kehlen, Schlotheim
für des Lichtes Feind.
Manchet horcht gern in die Wicken — Wickendorf hilft
anf die Spur. ZSuͤgeloſen wird wohl glücken ihre Roll' in
Schweinbach nur. Handwerksleuten iſt am beften Hammers-
feld und Meufelbach; allen Stich: und Gattelfeften Keilhau
ift ihr rechtes Fach.
Und in .‚Wildenfpring ba finden junge Mädchen Spiel
und Tanz; alten Sungfern aber winden Eigendörfer einen
Kranz. Wer den rechten Weg verfehlet, gehe nur. nach Zei-
gerheim; und wer fih mit Verſen quälet, find't Bei Lichſtedt
bald den Reim.
Biel wär’ noch hinzuzufügen zur Ausführlichkeit, jedoch
pars pro tofo wird genügen, 's giebt ja andre Lieder noch!
Jeder weiß nun, wie ich's meine; gilt etwas mein freundlich)
Wort: findet Jeder leichtlich feine Herberg', feinen Kiealenont,
256 Kind! wilft du xubig ſchlaſen.
⸗
1232.
Eigne Melodie.
(Baſila:) Kind! willſt du ruhig ſchlafen, folge meinem
Brauch, und taͤndle, wie mit Affen, mit den Männern auch“
ned" und foppe fie. .
(Myrrha:) Rur, wenn die Zriebe fchlafen, gilt es glei
viel dann, ob Bögel oder Affen, oder auch ein Mann uns
die Zeit vertreibet. no.
(Beide:) Laß nicht dein Herz dir ftehlen, dieſes iſt nicht
Hug; falich find des Maͤnner Seelen, tüdifh vol Betrug:
feiner tauget 'waß.
(Myrrha:) Die Männer können ftehten, ſeid auch ned
fo klug; wir glaubten ihre Seelen frei von allem Zrug: ad)
ſo ing mir's auch. .
(Beide:) Drum, wilft du ruhig fohlafen, höre keinen
an; noch ärger, ald die Affen, fuͤrcht' den beiten Mann! Ie:
der beißet ih.
(Myrrha?) Laßt glei ein Mann nicht fchlafen, liebt
ihn doch dad Herz, und art'ger ald der Affen, if der Maͤn⸗
ner Scherz: Jaͤndeln, Kuß und Spiel.
„Unterbrodgenes Opfexfeft.
1233.
Schill's Geifterftinmee.
Klaget nicht, daß ich gefallen! laflet mich hinüber ziehn
ber Vater Wolkenhallen, wo die ew'gen Freuden blübn.
ur der Freiheit galt mein Streben: in der Freiheit Leb’ ich
nun, und vollendet ijt mein Xeben, und ich wag' es auszuruhn.
Suße Lehnspfliht, Mannedtreue, alter Zeiten ſichres
Licht, taufcht” ich nimmer um dad Neue, um die weliche Lehre
nicht. ber jenen Damm zerbrochen hat der Feind, der uns
Bebräu, und ein kühnes Wort gefprochen hat bie riefenhafte
eit.
Und im Herzen hat's geflungen, in den Herzen lebt das
Recht: „Stahl, von Männerfauft gefibwungen, rettet einzig
dies Geſchlecht!“ Haltet darum feft am Halte, kaͤmpfe redlich,
deutſches Blut! „Sur die Freiheit eine Gaſſe!“ dacht' ein
Held im Zodesmuth. -
Sreubig bin ich auch gefallen, felig ſchauend ein &Geficht,
von den Thürmen hört ich's ſchallen, auf den Bergen fehien
ein Licht. Tag des Volkes! du wirft tagen, ben ich oben fei-
ern will, und mein freies Bolk wird fagen: „Ruh! in Frieden,
treuer Schill!“ Mar v. Schenkendorf. 1809.
Kleen Mann will gro” Frau hab'n. 257
1234. |
Melodie: Ich will einft bei Ja und Rein.
‚Klang und Sang, und Sang und Klang, das ift meine
Weile, fig ich fo den Abend lang im vertrauten Kreife, lieb’
auch, bin ich einmal froh, auf den Zifch zu fchlagen, hat Eein
Teufel, bin ich froß, was darnach zu fragen.
Stoß id mit dem Släschen an, fol es laut erklingen,
fol dem Freund, fo hell es ann, bie Gefundheit bringen;
lieblicher trinkt fih der Wein nach fo fhöner Weihe, gold:
ned Leben fprudelt drein, daß der Mann IK freue.
Und es fließet der Gefang froh aus frohem Herzen, und
ed nimmt der Freund den Klang wieder fo zu Herzen. Luft will
jedes frohe Herz, muß ſich laut verkünden, anders druͤckt's gehei-
mer Schmerz, oder — es hat Sünden.
Und bin ich dann auch fo frei, auf den Tiſch zu ſchlagen,
will ich Taut und ohne Scheu dann der Welt nur fagen, daß
bier frohe Menſchen fein, Herzen ohne Fleden, die ih nicht
beim Glaſe Wein fürchten zu entdecken.
Freunde find wir allzumal, und auch luſt'ge Vögel;
Klang und Sang, bei dem Pokal ift dann bei und Regel,
und fommt und dad Trommeln an, find wir nit verlegen;
jeder treibt's, ſo gut er Fann, wer hat was vagegen
ehr
1235.
Kinderlied.
Klapperſtorch, Langbein, bring’ uns doch ein Kind heim!
leg’ es in Garten, will es fein warten; leg es auf die Stier
gen, will es fein wiegen. Kinder:Gärtlein.
1236.
Trinkſpruch.
Klares Waſſer jedem Praſſer, der nur ſchlinget und
nicht ſinget, der nur trinket, bis er ſinket! Uns erhebt der
Wein nad) oben, daß wir feinen Schoͤpfer loben. Hoch gelo:
bet feift du, Schöpfer, hoch gelobt in deiner Pracht! und ge:
fegnet fei der Töpfer, der den erſten Krug gemacht!
1237.
Kleen Mann will groß Frau hab'n, he, juchhe! Kleen
ee win groß’ Frau hab'n. He Biberide vallala, be, wat
i | |
1. | | 17
258 Aleine Yinmen, kleine Platter.
Groß Frau nahm Markte ging, be, juchhe! Kieen
Mann muß zu Haufe bleib'n. ıc.
Muß Meffer und Gabeln abwalh'n, muß zehn Pfund
Garne fpinn'n.
Ay Frau zu Haufe kam: „Klem Mann, wat haft
emacht
i m Da’ Reſſer und Gabeln abgewaſch'n, hab' zehnmal
rum geſponn'n.“
« roß’ Frau nahm'n Wockenſtock, ſchlug kleen Mann uf
en Kopp. _
Kleen Mann zum Nachbar fprang: „„Meine Frau bat
mir geichlag'n. ”
‚.nn®e ift mir gefteen auch geſchehn.““ „So will id
wieber heime gehn.” Volkslied aus Berlin.
1238,
Kleine Blumen, Beine Blätter, reich’ mir freundlich beine
Pant! und das Band, das uns verbinde, fei Bein zartes Roſen⸗
and!
Wie oft han wir zufammengefefien mande lilbe lange
Radıt, re en Sala han wir vergefien, und mit Lieben
zugebradht.
Lieben find zwei fhöne Sachen, wenn man Beine Falſch⸗
heit übt; freudig thut das Herz mir lachen, wenn man ſtünd⸗
lich ſcharmuzirt.
Was nügt mir mein ſchoͤner Garten, wenn ich nichts
Batinnen hab’; was nügt mir mein junges Leben, wenn id)
nichts zu lieben hab’! ’
„ Spielet auf, ihr Mufifanten, fpielet auf ein Saitenfpiel!
mir und mein'm Schage zu gefallen, mag's verdrießen, wen
will!
Bater und Mutter wolln's nicht haben, fchönfter Schat
das weißt du wohl, drum thu' mir bie Wahrheit fagen, ob
ih wieder fommen fol? Volkslied.
—
1239.
Kleine Blumen, kleine Blätter ſtreuen mir mit leichter
Sand gute, junge FBrühlingsgötter tändelnd auf ein Iuftig
and. Ä
‚..dephyr, nimm’s auf deine Flügel, ſchlings um meiner
Liebſten Kleid; und fo tritt fie vor den Spiegel al in ihrer
re —
ieht mit Roſen ſich umgeben, ſelbſt, wie eine Roſe
jung. Einen Blick, geliebtes Leben! und ich bin bejohnt genung.
-
Könnt ihr die Göttin Sende zwingen. 259
Fuͤhle , was dies Herz empfindet, reiche frei mir deine
Hand, und dad Band, das uns verbindet, ſei Bein ſchwaches
Roſenband. Göthe.
1240.
Hundgefang.
Kling, Hang! Eling, Fang! fo ift es recht, und noch
einmal gejungen und nocd einmal gezedht. Herr Bruder, laß
en un, du wirft dich nicht befaufen! Bravo! bravo, bra-
viſſimo!
1241.
Das arme Kinderchens Spiel.
Klopfer, Klopfer, Ringelchen! da ſtehn zwei arme Kinder:
chen! Gieb fie was und laß ſie ſtehn! die Himmelsthür wird
offengehn. Kommt Jeſus aus der Schule, kocht Maria Aepfel-
brei, fegen ſich alle Engelchen bei, Elein und groß, nackt und
bloß, ale auf Maria's Schooß. i
Die beiden Kinder außerhalb des Kreifed klopfen auf die Hände
weier Kinder im Kreile, melde, Die verfhlungenen Hände in
Die Höh’, Die Himmelöpforte bilden, dadurch „Die armen Kinder-
FH ' eintreten und am Shtuile des Liedchens durch Handrei-
ung die neuen armen Kinderchen wählen.
Sammlung deutfher Bolkölieder von Erk und Irmer.
1242.
SKinderlied,
Klofterfrau im Schneckenhaͤusle, fie meint, fie fei verbor⸗
gen! Kommt der Pater Guardian, wünſcht ihr guten Morgen.
1243.
Könnt ihr die Göttin Freude zwingen, vom Himmel
fich herab zu ſchwingen, und euch zu Prieftern einzumeihn?
(Ehor:) D nein! '
- Wenn aber Kelche Elingen, und traute Freunde fingen,
erfcheint die Göttin dar (Ehor:)-D ja! J
Kann's im Genuſſe ſeltner Speiſen bei ceremoniellen
Schmäufen dem freien Mann behaglich ſein? tChor:) DO nein!
Dünkt aber nicht dem Weiten in brüderlichen Kreifen
fein Mahl Ambrofia? (Chor:) D ja! oo .
Kann ohne Lieber, Schäfereien, und holde Madden,
Bein erfreuen, ſelbſt edler Cap⸗ und Eyperwein? (Chor :)
O nein!
17 *
260 Könnt‘ ich euch grüßen.
ind alfo Liebeleien und füge Melodeien ald Rectarwürze
dar (Ehor:) D ja!
o laßt hinfort zum Geift ter Reben und fingen und
nach Küffen ftreben, giebt’S einen Plügeren Verein? (Chor:)
D nein!
Do, wann in’s neue Leben wir endlich uͤberſchweben,
find wohl auch Weine dat (Chor:) O ja! Hang.
1244,
Könnt’ ich euch grüßen, ihr blumigen Au'n, trügen zu
euh bin mid Fuügen könnten die ſehnenden Augen euch
ſchaun, freundliche PR und Hügel! Glücklich dann wallt' ich
auf wonnigen Höhn Fühlender, traulicher Haine! Wie feid ihr
kieblich und Iuftig und ſchoͤn, Fluren, nach denen ich weine!
; ‚wo einft ich im Ylügelgewand Freuden die
* 9 n, fern von des Lebens verwirrendem Tand,
chlugen mir de Stunden. Wie bin ih klagend von
euch nun fo weit, zärtliche Jugendgenoſſen! Ach, wohin flohft
bu, 0 goldene ZeitY Bift duxauf ewig verfloffen?
eh mir, auf immer nun bift du dahin! Welk find die
duftenden Kein e, bie id gervunden mit kindlichem Sinn
einft in dem rofgen Lenze. Run ift es, ah! mir im Bufen
fo leer; bier, in den traurigen Zonen, find’ ih dad Gluͤck und
die Liebe nicht mehr, die dich, Heimath, bewohnen.
Sigismund.
1248,
Koͤnnt'ſt dus meine Yeuglein fehen, wie fie find vom Wei
nen Toth, ih fol in das Kiofter gehen und allein fein bis
in Zob.
Es figen auch zwei Zurteltäublein drüben auf dem grü:
nen Aft, wenn die von einander ſcheiden, fo vergeben Laub
und Gras. Des Knaben Wunderhorn.
1246.
Der Handelsgärtuer.
Kommet al’ in meinen Garten, viel Blumen flehen ba;
Jeder, der fie fieht, wird fagen, daß er niemals ſchoͤnre ſah!
Auch wird Er Pi niedlich Sträußchen jedem Freunde abge:
plüdt, welches fich zu feiner Neigung und zu feiner Laune ſchickt.
Beihen geb’ ich dem Verliebten, Mysthen geb’ ich_einer
Braut, Wintergrün den alten Frauen, jungen Maͤdchen Löffel-
traut; jedem jungen Herrn Rarcifien, Bürften eine Kaifer:
ae cn Garagen Sommerwinden, den Phlegmat’fchen
ohn.
Komm, fein Kebchen. 261
_ Einnpflany' hab’ ich fr Poeten, Lorbeer auth für fie ge:
baut, nebenan blüht für die Geiz gen vielfach Taufend Alben.
Fraut; Ehemännern reich" ih Männertreu’ und den Schwär-
mern Frauenhaar, Eiferfücht'gen Sauerampfer, Schwägern
Stlodenblumen dar.
Stolzen biet ich Hahnenkämme, Armen aber Münze an,
Stachelbeere Recenjenten, den Soldaten Löwenzahn; Ringel:
biumen den Schmarogern, Zulpen jedem dummen Wicht,
meinen Sreunden Immortellen, Liebchen ein Vergißmeinnicht.
1247.
Beibelien.
(S. Bd. 1. G. 17.)
Komm, du blanker Weihedegen, freier Maͤnner freie
Wehr! von durchbohrten Huͤten ſchwer! Bringt ihn feſtlich
mir entgegen.
Laßt und feſtlich ihn entlaſten; jeder FR fei bedeckt!
und dann laßt ihn unbefledt bis wur naͤchſten Beier raſten!
Froh zum Feſt, ihr trauten Brüder, jeder fei der Vä—
ter werth! Reiner tafte je an's Schwert, der nicht edel iſt
und bieder!
Auf, ihr Feſtgenoſſen, achtet unſre Sitte, heilig, ſchoͤn!
Ganz mit Herz und Seele trade, ftetö als Mönner zu beftehn.
&% nimm ihn bin, dein“ Haupt wil is bedecken und
drauf den Schläger firedden! &o eb’ auch diefer Bruber hoch!
ein Hundsfott, der ihn fchimpfen fol!
(Chor:) So lange wir ihn kennen, wol’n wir ihn Bru⸗
der nennen: es „eb auch Bruder R. NR. hoch
Ruhe von der Burfchenfeier, blanker eihedegen, aun!
Jeder trachte, wadrer Freier um dad Baterland zu fein!
Jedem Beil, der ſich bemühte, ganz zu ſein der Vaͤter
werth! Keiner tafte je an's Schwert, der nicht edel ift und bieder!
.
. 1248.
Komm, fein Biebihen, komm an’d Fenfter! alles ſtill und
ſtumm; die DVerliebten und Gefpenfter wandeln nur herum.
Dein getreuer Buhle harret: komm in feinen Arm! feine
Finger find erflarret, doch fein Herz ift warm.
Zwar die Sternlein fih verbunfeln, Kuna leuchtet nieht 3
boch wo Liebchens Augen funkeln, da ift helles Licht.
262 Ssum, Fender.
Drum, fein Liebchen, komm an's Fenfter! alles ftill und
ftumm; die Verliebten und Gefpenfter wandeln nur herum.
Auguft v. Astzebue.
1249.
Komm, Freude, fer gefegnet, o komm in unfee Reih'n;
wer deinem Blick begegnet, der, Himmliſche, fei dein! >,:
Bom Lichtgewand umfloffen, beginnſt du deinen Kauf,
von deinem Fubtritt fproffen Iasmin und Rofen auf.
Um deine Schläfe biühet des Lebens fchönfte Bier, von
ew'ger Jugend blühet die helde Wange bir.
Bon deiner Hand bekraͤnget, it (it fühn der Juͤngling
fich; des Mädchens Schönheit glänget bezaubernder durch Dich.
Du fpendeft frohe Gaben, bilfft, wo Die Unfchuld weint,
und deine Söhne laben verzeihend auch den Yeind.
Du würzeft unfre Mahle, giebt unfern Speiſen Kraft,
verfüßend im Polale der Zraube goldnen Saft.
Du lehreſt und vollbeingen, was biedre Herzen ehrt;
um biefen Preis zu ringen, nur das macht deiner werth.
r250.
Die traurig Tchöne Brant,
Komm heraus, komm heraus, du ſchoͤne fchöne Braut,
deine guten Tage find alle alle aus. O weyele Weh! o weyele
Weh! was weinet die ſchoͤne Braut fo fehrd Wußt die Zungfern
laffen ftehn, zu den Weibern mußt du gehn.
Zege an, lege an, anf Eurze. kurze Zeit barfit bu ja
wohl tragen das ſchoͤne Hochzeitökleid. O weyele Weh! ıc.
Mußt dein Härtein fchließen ein in dem weißen Häubelein.
Lache nicht, lache nieht, deine rothe rothe Schuh' werben
dich wohl drüden, find eng genug dazu. O weyele Weh! ıc.
Wenn die andern kanzen gehn, wirft du bei ber Wiege ftehn.
Winke nur, winke nur, find gar leichte leichte Wink',
bis du an dem Finger einen goldnen Hochzeitsring. O wey:
ele Weh! ꝛc. Goldne Ketten legft du an, mußt in ein Ge:
fängniß gahn. or 0
Springe heut’, ſpringe heut’ deinen legten legten Tanz,
morgen kannſt du weinen auf den ſchönen Hochzeitskranz.
O weyele Weh! 2c. Mußt die Blumen laflen ftehn, auf ben
Adler mußt du gehn.
Boifdlied aus des Knaben Wunderhorn.
’
Asmm, wir wollen wandern. . 263
1251.
Kinderlied.
Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder geün,
und laß und an dem Bache Die Heinen Veilchen blühn! Wie
möchten wir fo gerne ein Blümchen wieder fehn, und in die
frifche Berne in's grüne Freie gehn!
Komm, mad)’ e8 bald gelinder, daß alles wieder blüht!
dann. wird das Flehn der. Kinder ein lautes Subellied. D
tomm und bring’ vor allen und viele Rofen mit! bring’ au
viel Nachtigallen und ſchoͤne Kuckucks mit.
Lieder der Jugend.
1252.
Hirten-Abendlied.,
Komm, ftiler Abend, nieder auf unfre Heine Flur! dir
tönen unfre Lieder, :,; wie Ichon bift du, Natur! :,:
Schon fteigt die Abendröthe binab in's kühle Thal, ſchon
glänzt auf unſrer Flöte der Sonne Tester Strahl.
Au überall herrſcht Schweigen, es fingt Der Vögel Ehor
noch aus den bunten Zweigen ben Nachtgeſang empor.
Kommft, lieber Abend, wieder auf unfre ftille Flur; die.
tönen unfre Xieder, wie ſchoͤn biſt du, Natur!
0 Matthias Llaudius.
1253.
Petrus und Pilatus auf der Neiſe.
- Komm, wir wollen wandern, fprach Petrus; von einer
Stadt. zur andern, a, a, andern, ſprach Pilatus
Komm, wir woll'n in's Wirthehaus gehn, fpra Petrus;
und eine Kanne Bier geb'n, Bier, Bier, Bier geb’n, ſprach
Pilatus. |
Mer will es denn bezahlen? ſprach Petrus. Ich habe
noch einen Thaler, Tha, Spa , Thaler, ſprach Pilatus.
Wo haft du den bekommen? ſprach Petrus. Den hab’
ich einem Bauern genommen, Ba, Ba, Bauern genommen,
fprad Pilatus. a eimmolte
Dann tommft du nit in 6 Himmelreich, ſprach Petrus.
Dann reit' ich auf dem Rappen nein, Rap, Rap, Rappen
nein, eat Pilatus. u.
Dann fälft du "runter und brichſt ein Bein, fprah Pe
trus. Dann geh: ich nn ein Krüppel nein, Kruͤp, Krüp,
rüppel nein, ſpr ilatuß.
K Er Kinder, ve a Keumei die Hände gene! t haben, gebn
folches_firigend, vorwärts, brehn fi) bei „Ipra Platus! durch
einen Zug der Hände raſch herum und gehn wieder zurüd.
264 Bommt a Vogerl geflsgen.
1234. -
@igne Melodie.
Kommt a Vogerl geflogen, ſetzt fih nieder auf mein
Fuß, hat a Zetterl im Goſcherl und vom Dirndel an Kuß.
Und a Büchſerl zum Schießen, und a Straufßring gem
Schlag'n, und a Dirndel zum Lieben muß a frifher Bub
trag'n. "
s Fan mi allweil vertröftet auf die Summeri-Seit, und
der Summer is fommen, und mein Schageri is weit.
Daheim is ma Schaper, in der Fremd bin i hie, und
es fragt halt Fein Kagerl, kein Hunderl nad mi.
Liebes Vogerl, flieg weiter, nimm Gruß mit und Kuß,
und i Bann bi nit begleite, weil i bier bleiben muß.
„Wiener in Berlin.”
1255.
. Kommt, Brüder, trinket froh mit mir, feht, wie bie Be:
cher fhäumen! Bei vollen Stäfern wollen wir ein Stündchen
ier verträumen! Dad Auge flammt, die Wange glüht, in
ühnen Zönen rauſcht das Lied, ſchon winkt der Gotterwein!
ic ein! ſchenkt ein! ſchon winkt der Götterwein!
Schenkt ein!
Doch was euch kief im Herzen wacht, das will ich jetzt
begrüßen: dem Liebchen fei dies Glas gebracht, der Einzigen,
der Süßen! das höchſte Glüd der jungen Bruft, das if der
Liebe Goͤtterluſt, fie trägt euch himmelan! Stoßt an!
Ein Herz, im Kampf und Streit bewährt bei firengem
Schickſalswalten, ein freies Herz iſt Goldes werth, bas mußt
ihr fett erhalten. Vergaͤnglich iſt des Lebens Glück, drum
pflüdt in jedem Augenblick euch einen frifchen Strauß! Trinkt
aus
Jetzt find die Glaͤſer alle leer: füllt fie noch einmal wie
der! es wogt im Herzen hoch und hehr — wir ſind ja alle
Brüder, von einer Flamme 5 t — dem deutſchen Volke
ſei's gebracht, auf daß es gluͤcklich fei, und frei!
Theorax Körner.
.
1256.
Kommt die Nacht mit ihrem Schatten, ſchleich' ich ſtill
um Garten bir, ſetg mich Taufchend auf die Moosbank, in die
aube von Jasmin. Doch allein fo dazu fihen wird die Zeit
mir gar zu lang, 2 und mein Riebehen herzuloden, laß ich
" Ihallen meinen Gang. :,: Ra, la, la, ba, la, la, la, la, la,
‚ v x
Armmt, Kreunde. 265
Und fie hört mein helles Singen, loͤſcht geſchwind das
Lämplein aus, öffnet fehnell das kleine BF reckt ihr lie⸗
bes Köpfchen raus; alles liegt in tiefem Schlummer, keine
Seele ift mehr wach. Und zum Zeichen, daß jie komme, fingt
fie leis mein Liedchen nad. 2a ıc.
Ei wie wird gefüßt, gekofet, wie geplaudert und gelacht ;
Doch die Freude währt nicht lange, denn gar bald ift Mitter:
nacht! Einen Kuß noch, eh’ wir fcheiden, einen heißen langen
Kuß! Aus der Berne noch erklinget meines Liebes lekter Gruß.
Ra, la, la ı. Fliegendes Blatt.
1257.
Eigne Melodie.
Kommt ein ſchlanker Burſch gegangen, blond von Locken
ober braun, hell von Aug’ und roth von Wangen: ei nad)
dem kann man wohl fhaun!
Swar fihlägt man das Aug’ auf's Mieber, nach verſchaͤm⸗
ter Mädchen Art; doch verftohlen hebt man's wieder, wenn's
das Herrchen nicht gewahrt.
oliten ja ſich Blicke finden, nun was hat auch das für
Noth? man wird drum nicht gleich erblinden, wird man auch
ein wenig roth.
Blickchen FR und Blick berüber, bis der Mund fih auch
was traut. Er ſeufzt: Schänfte! fie fpricht: Lieber! bald heißt’s
Bräutigam und Braut. “
Immer näher, lieben Leutchen, wollt ihr mich im Kranze
ſehn? Gelt, ich bin ein nettes Bräutchen, und der Burſch
nicht minder ſchoͤn. $.. Kind. „Freiſchuͤt“ von Weber.
1258.
Kommt, Freunde, feßt euch in die Runde, vergeßt bes
Lebens Laſt und Müh'n; nur freud'ger Jubel ſchall' aus un-
ferm Munde, in Freude fol das Herz ergluͤhn. (Chor:)
Freudige Brüder, auf! jubelt und trinkt, bis in die Becher
der Morgenftern blinkt.
Füllt eure Glaͤſer bis zum hohen Rande, und trinkt ein
jubelnd Lebehoch. Das erfte gilt dem fehonen Breundfhafts:
bande, das unfern Bruderbund umzog. (Chor :) Breudige
Brüder, auf! jubelt und trinkt ıc.
Dem Baterlande ſchall' in Jubelklaͤngen ein dreimal freud’:
es Lebehoch. Auf! widmet euch bei freudigen Gefängen dem
aterland, das uns erzog. (Chor:) Freudige Brüder, auf!
jubelt und trinkt ıc.
266 Asmmt ‚ gelichte Aaſfeetaſſen.
Au unferm Pürften tön’ ein hohes Rebel er iſt des
Volkes Liebe werth; er ift es werth, daß ihn das Lied erhebe,
au ihn der treue Bürger ehrt. (Ehor:) Freudige Bruͤder,
auf! iubelt und trinkt ıc.
Ein dreimal Lebehoch der holden Schönen, die Wonn’ in
unfre Tage webt; ergreift die Becher, laßt es freubig tönen,
daß ihr ed durch die Seele bebt. (Ehor:) Freudige Brüber,
auf! jubelt und trinkt ıc.
Und will fi einft Das Leben ernft neftalten, dann greife
raſch zum Becher, trinkt! Laßt nur der Freude Gluthen nicht
erfalten, bis Todesnacht hernieder finft. (Chor:) Freudige
Brüder, auf! jubelt und trinkt, bis uns hinüber dad
Ruheland winft.
1259.
Eigne Melodie.
Kommt, geliebte Kaffeetaſſen, ihr erheitert meinen Einn,
wenn mir alle Menſchen haſſen, ſeh' ick euch — und flippe in.
Zwar des Kaffee's ſchwarze Quelle gleichet meinem Leiden
ſehr, Doch wie meine Ben elle fließt die weiße Sahne ber.
Und der füße, fanfte Buder kommt der zarten Hoffnung
bei ‚ Pi dereinft mir armen Schluder Dörthe'd Herz beſchie
R et, .
Wie fih Kaffee, Buder, Sahne in die Zafle mengelirt,
wird in meine Lebendbahne Dörthe eenftmald ingesührt.
„Berliner in Wien.”
1260.
Kommt hinaus, laßt uns gehn, bie Veilchen zu fehn!
Brauchſt nicht viel zu ſchmücken dein nußbraunes Haar: wind:
Keänge hinein, die der Frühling gebar!
iche dort in dem Schooß des Thals aus dem Moos,
da bliden die Veilhen fo Tieblih heraus! Komm, pflud” dur
geihwind die fehönften zum Strauß! |
Pflüde immer fie ab, ſinkt doch alled in’d Grab! Und
ift es nicht befier, am Herzen vergehn als verwelfend allein
an dem Grabe zu ftehn.
Aus Zarnach's Volksliedern.
> 1261.
Kommt, laßt uns gehn fpazieren durch den viel grünen
Wald; bie Vögel muftciren, :,: daß Berg und Thal erfchallt.
Kommt mm Mahle! 267
Wohl dem, der frei kann fingen, wie du, du Volk der
Luft! und feine Stimme ſchwingen zu der, auf bie er hofft.
Ich werde nicht erhöret, frei’ ich gleich ohne Ruh’, die
fo mich fingen lehret, ftopft felbft die Ohren zu.
O —8 dem, der frei lebet, wie du, du leichte Schar,
in Troſt und Frieden ſchwebet, und außer aller Fahr.
Ihr, werdet zwar umgangen, doch hält man euch in
Werth; ich bin von der gefangen, die meiner nicht begehrt.
Ihr koͤnnt noch Mittel finden, entfliehen aus der Pein;
fie muß noch mehr mich binden, ſoll ich erlöfet fein.
Martin Opitz.
1262.
Melodie: Prinz Eugenius.
(Sandquartier:) Kommt nur, ihr Zürfen und ihr Mob:
ren! kommt, der Tod ift euch geſchworen; zwar hab’ ich ein
Aug’ verloren, doch den Kopf verlor ich nie, wie man zu
fagen pflegt.
(Bataille:) Hinter diefen alten Mauern wollen wir uns
niederfauern und die Feinde fchlau belauern. Das ift eine.
Kriegestift, wie man zu fagen pflegt.
(Briquet:) Nichts von Kriegestift wollen wir hier fprechen,
im offenen Kampfe wollen wir die frechen Zürfenhunde
niederftechen, und: wärh's auch zweimal hunderttaufend Mann,
wie man zu fagen pflegt. '
„Sieben Mädchen in Uniform.”
1263.
Melodie: Alles fchweige.
Kommt zum Mahle! Die Pokale find ſchon voll vom eben
Wein. Sept euh um bie Zafelrunde! unfer noch iſt diefe
Stunde; af uns froh wie Götter fein!
Ihre ſtille Welkenhülle breitet ringe die Nacht fchon
aus; aber wir bei frohen Scherzen weilen bier im Glanz ber
Kerzen, und umſchirmt von ſicherm Haus.
Stürme faufen, Wellen braufen auf der Ealten Winter:
flur; aber wir, beim &aft der Reben, trinden Kraft und
frohes Leben von der Spende der Natur.
Laßt uns trinken! freundlich winfen Freuden, bie ber
Himmel gab. Eilend ift der wandelbare Flügelſchwung der
Kebensjahre, und das Stundenglas rollt ab.
Schneegeftöber deckt die Gräber Mancher, die noch Faum
elebt; bald ‚vielleicht, eh’ wir es ahnen, find auch wir in's
Reich der Manen, wo nicht Reben blühn, entfchwebt.
268 Asumt zum Mohile!
Am Geſtade dunkler Pfade ß den Schatten flchn wir
ſchon. Heute, morgen kann es Tallen unfer Loos, noch ift
von allen keiner feinem Tag entflohn.
Mag er kommen! was kann's [rommen, wenn wir angſt⸗
vol auf ihn fehn? Nüget Elug die Augenblide, und dann laft
und dem Geſchicke unverzagt wie Männer ftehn. Net
NeL,
1264.
Melodie: Mihi est propositunı.
achend roll' ich durch die Welt auf der Freude Wagen,
treibe Poſſen, ohne dich, Weisheit, erft zu fragen,
und am wonnigften ift mir bei den Luftgelagen, wo man
. Büßt und fingt und fpringt, bis die Wolfen tagen.
D wie half’ ich fteifen Stolz mit der Staatöperrüde; aber,
Scherz, du bift mir lieb, dem ich freundlich nide. Freud’
und Minne, wo ihr fehlt, find’ ich eine Lücke; an des Lebens
Dorigont feid ihr Sonnenblide.
er kann durch ein: Feuer gehn, ohne ſich zu fengen?
Wer kann hübfche Mädchen ſchaun und an keins fi hängen ?
Froh will ih bei Mädchen fein und bei Zrinkgefängen, bis .
der dürre Störenfried mich in’d Grab wird bringen. br
. . Sangbein.
oO
1265.
Antwort des Nheines.
Laſſet ab mich zu befingen, ftellet ein die Litanei, macht
ih erit, vor allen Dingen, wahrhaft deut ſch und wahrhaft
rei. |
Raͤumet weg die fremden Zölle, räume: weg ber Rebe
Srang, daß fortan fo Wort als Melle ftröme frei den Rhein
entlang. .
Redet erft, wie deutfhen Mannen ziemt, für euer
gutes Recht, fonft im Kampf mit den Tyrannen, Ruflen,
elſchen geht’ euch fchlecht. un
Bis ihr fo euch habt erſchwungen, ftellet ein die Litanei,
Laßt mich lieber unbefuugen, nennt mic, weder deutſch no
frei! W. Lormelius.
270 Faſſet die fenrigen Bomben erfchallen.
. 1266.
Nundgeſang.
Laſſet die feurigen Bomben erſchallen, piff! paff! puff!
vivallerallera! Unſer Bruder N. R., der fol leben, es lebe
das ganze N. N.ſche Haus! und fein Liebchen auch daneben,
drauf trinkt er Kr läschen aus. Aus! aus! aus! — Leeret
die Glaͤſer und ſchenkt wieder ein! laßt und alle luſtig fein!
‚1967.
Raffet die Freude froh euch umfangen, opfert der Holden
mit Liebe und Luft. :,: Frohſinn und Liebe würzen das Leben,
heitern die düftere trauernde Brufl. :,: . -
Bringt auch das Leben mandyerlei Sorgen, trübt ſich zu:
weilen der heitere Blid, :,: ei, fo bedenket, daß aus Den
Thränen blühet dem Innern ein edler Gewinn. ::
Küffet die Breude, wo fie fi) zeiget, ſucht fie in Thä—
lern, auf Bergen, im 2% 1: Liebet euch Alle, freundlich,
wie Brüder, euer Beruf iſt ja, glücklich zu ſein!:
1268.
Neujahrslied.
Melodie: Froͤhlich tönt der Becherklang.
Laffet froh den Hochgeſang diefem Tag erſchallen; feiert
ihn mit Släferflang, er verdient’ vor allen: denn ein neue
Jahr bricht ein unfeem freundlichen Berein, drum laßt herz
Luc froh uns fein. (Chor:) Theure Freunde, ſchenket ein!
Stoßet an und trinkt den Wein!
Fröhlich figen wir noch bier, wie vor einem Jahre, glüd:
lich noch entkamen wir der befkorten Bahre: drum freut
euch der kurzen Zeit, die der Himmel nod) verleiht, feid nicht
ram der Kröhlichkeit!: (Ehor:) Werthe Kreunde, ſchenket ein!
toßet an und trinkt den Wein! “
Was dem Schooß der Erd’ entblüht, das muß Ge ver:
gehen. Alles um und her entflieht; nichts kann bier befteben:
drum genießt ben Augenblid, feht aud dankbar oft zurüd,
0, fühlt ganz des Dafeind Gluͤck! (Chor:) Gute Freunde,
ſchenket ein! Seid vergnägt und trinkt den Wein!
Seines Lebens ic erfreun, Andrer Freuden mehren, das
beißt iA ein Menſch zu fein, heißt bie Gottheit ehren;
drum erfihalle unter Sang, fehalle unter Glaͤſerklang body der
Freude unfer Dank! (Chor:) Traute Freunde, ſchenket ein!
Weiht der Freude diefen Mein!
Safet uns ſcherzen. 271
Und nun auf ein glüdfih Jahr unſerm Freunbfchafts-
bunde! Beſſer werd‘, was nicht gut war! — Recht bald
fchlag’ die Stunde, wo in Gottes weiter Welt jede Sklaven⸗
fette fällt, die den Geiſt gefeffelt hält! EChor:) Liebe Freunde,
vol fchenft ein! Darauf trinkt ben goldnen Wein!
1269.
Laffet Heut! im edlen Kreis meine Warnung gelten!
nehmt die ernjte Stimmung wahr, denn fie kommt fo felten.
Manches habt ihr vorgenommen, manches ift euch fehlecht be:
£ommen, und ih muß euch fchelten.
Reue fol man doch einmal in der Welt empfinden! So
befennt, vertraut und fromm, eure größten Sünden! Aus des
Irrthums falfhen Weiten fammelt euch und fucht bei Zeiten
euch zurecht zu finden.
Sa, wir haben, fei8 bekannt, wachend oft geträumet,
nicht geleert das frifche Glas, wenn der Wein gefchäumet;
manche rajche Schaferftunde, flücht’gen Kuß vom lieben Munde
haben wir verfäumet.
Stil und maulfaul faßen wir, wenn Philifter ſchwaͤtzten,
über göttlichen Geſang ihr Geklatſche ſchaͤtzten; wegen glüd-
licher Momente, deren man ſich rühmen Bönnte, und zur
Rede fepten. |
Willſt du Abfolution deinen Treuen geben, wollen wir
nach deinem Wink unabläßfich ftreben, uns vom Halben zu
entwöhnen, und im Ganzen, Guten, Schönen refolut zu leben.
Den Philiftern allzumal wohlgemuth zu ſchnippen, jenen
Perlenſchaum des Weins nicht nur flach zu nippen, nicht zu
liebeln leiß mit Augen, fondern feft uns anzujaugen, Fr ge:
the.
liebte Rippen.
1270.
Zaflet und fcherzen, blühende Herzen, laſſet uns lieben
ohne Verſchieben, Kauten und Geigen follen nicht fchweigen,
kommet zum Zange, pflüdet vom Kranze!
Drüdet die Hände, legt euch zum Ende, gebet euch Sale
tretet die Füße, machet euch fröhlih, machet euch ehlich, laſſet
die Narren einfam verharren.
Ehlih zu werden dienet der Erden, Lebige Leute man⸗
ein der Freude; jeder muß fterben, machet euch Erben, euerem
Sute, Namen und Blute. ,
Laflet der Grauen Murren und Schauen, Rathen und
Wiſſen wenig erfprießen, eben fie felber waren auch Kälber;
blühende Herzen, laſſet uns ſcherzen!
GSeorg Greflinger. 1651.
272 Faß ab, s Stern.
1271.
Bei einem Sternfchießen.
Melodie: We Schüſſerl und aͤ Reindl.
Laß ab, o Stern, zu ſtrahlen auf unfre Schügenbahn!
onft wird, nad) langen Qualen, dein Ende dir fih nahn.
a, ja, du Sternlein, hadre nicht, entſtromt auch bir ein
biendend Kicht, dich flürzen ;,: ift unſre Schügenpflicht.
Denn wärft auch du zu loben, und-wärft auch noch fo
ſchoͤn, bift doch Fein Stern von oben, aus lichten Simmels-
höh'n. Du glänzeft uns auf naher Spur, ganz gegen alle
Sternnatur, flatt Abends :,: am hellen Zage nur.
Nie wird dein Stand es hindern, dringt unfrer Kugeln
Tanz, dein Blenden zu vermindern, tief ein in deinen Glanz:
drum fpare kluͤglich dir die Qual, laß, ohne Murten, Strahl
um Strahl entfallen :,: herab ins Erdenthal! . |
Und, wer dann dich erfchüttert bis tief in's Herz hinein,
wer wader dich zerfplittert, verdunkelnd deinen Schein, wer
endlich dich zum Fallen zwingt, er fei für heute, unbedingt,
bier König :,: vom treuen Volk umringt! |
1272.
Laß mich los, dies Blendwerk golbner Scenen ſchwand
ſchon längit vor dem verhüllten Blid, nimm die Bitten,
enter, chwuͤre, Thraͤnen, nimm die Lode, nimm den Kranz
urüd. Es verfiegt in diefem bürren Sande jede Xhräne, die
er Freude vinnt; laß mich los! und wärend NRofenbande,
wie es Bande nur aus Dornen find. |
Kann ein Schatten dieſes Herz beglüden, das fi felig
fühlte duch Genuß? Ach umfonft! denn leifes Händedrüden
überwiegt bed Schwärmers Flammenkuß. Warum zaubert
inniges Berlangen mir im Traume ſtets bein Bild zuruͤck?
Laß mi los! verblüht find meine Wangen, welt mein Her;
und ohne Licht mein Blick. "
‚ Bor der Welt herzloſem Gaufelfpiele wid die Einfalt
meiner Knabenzeit; rege wurden ſchlummernde Gefühle, und
erfüllten diefes Herz mit Leid. Stetes Schmachten, unnenn-
bares Sehnen machten mich in Freud’ und Leiden ſtumm; oft
zerfloß dies Aug’ in milden Shränen, aber felten wußt ich
recht, warum.
‚ ‚Doc das Stück entfloh, den Blütbenzeiten fielen bald
die jungen Knospen ab, als die Liebe mir nur Bitterkeiten
und die Hoffnung keinen Troft mehr gab. Schnell zerfnickten
ungelüme Winde all' die Blumen, bie mein Lenz gebar, als
Saft den Aremden. 273
ich fand, daß meine Liebe Sünde und mein Hoffen nichts als
Schwachheit war. ’
‚.„ Nimm zurüd die Echwäre heil'ger Zreue, nimm zu:
rück dies vielgeliebte Band, alles, alles, Engel! nur ver:
eihe, daß mein Herz dich liebenswürdig fand! ſprich mich
Pet von biefen Sugendfünden, trodne diefen thränenfeuchten
Blick; löfe nur die Ketten, die mich binden: nimm den Ning
und gieb mein Herz zurüd.
1273.
Melodie: Gaudeamus igitur.
Laßt bei Luft und Heiterkeit und nicht müßig faumen!
Auf, die Welt ift ja fo weit — nur der Schlechte Bann die
Zeit im Genuß verträumen!
Ob auf Erden au um Geld Mander ſich verfnechte,
Treue wohnt noch in der Welt. Laßt uns, auch von Lift
umftellt, kaͤmpfen für das Rechte.
Wenn der Geift, der Welt entrafft, ſchwebt in’s- Reich
der Töne, wenn die Kunft und Wunder fhafft, wollen wir
mit Sugendfraft glühen für das Schöne.
Bruder fei, wer frei und wahr, wie er fpricht, auch han⸗
delt, weflen Seift der Feſſeln bar, weiten Zreu auch in Ge:
fahr nimmermehr ſich wandelt.
So wird unfer Bund ein Stern für Erinnerungen, hält
die Freunde nah und fern, jeden Edlen hält er gern traulich
mit umſchlungen.
Deutſcher Sang und deutliches Wort follen und entflam:
men: ruft und einft das Schickſal fort — unfre Herzen bier
und bort bleiben ſtets zufammen.
R. Föwenftein.
1274.
Der Lorbeer und die Eiche,
Laßt den Fremden ihre Lorbeermälder, denn die Ruhm:
— pfluͤckte ſie ja kahl, Ruhmfucht ſchritt dahin auf Leichen⸗
elder und ſie war's, die Lorbeerkronen ſtahl. Schmeichler
wallten ſchon im fruͤhen Lenze, flochten hier für Moͤrder
junge Kränze; drum nicht Lorbeern, unſer deutſches Haupt
ſei mit gruͤnem Eichenblatt umlaubt.
Wo die Sonne brennend zum Ermatten tauſendfach im
Sande wieder gluͤht, wo Die Bäume trauern fonder Schatten,
dort iſts wo der Lorbeerbaum erblüht. Traͤg' und langjam
fleigt er in die Lüfte, um ihm wehen bange Moderbufte;
drum nicht ꝛc.
II. 18
274 £afit der Ingend Bonuenfchein.
Und wo Lorbeer'n haben ihre Kronen, brüten Böfker in
Berfunkenheit, Ketten rafleln, weinen Nationen, wäbrend
Willlür Menfchenreht entweiht. Wider Sclaven fiehft du
gereiher 8 ‚ die den Sinn der Menſchlichkeit vergaßen.
rum nit ıc.
Kann der Lorbeer in der deutfhen Erde Wurzel faſſen,
wie der Eichenbaum? Pflanzt ihn nur, damit er beimifch
werde, fiechend fteht er in dem fremden Raum. Nordens
Kraft und Südend matte Flammen, nimmer jehmelzt ihre fie
in Eins zufammen; drum nicht ic.
. Darum bat der Herr im Eichenftamme deutfche Kraft,
dein Sinnbild aufgebaut. Jedem lodert der Begeiſtrung
Flamme, wenn er hin auf feine Eichen fihant. Jeder fchwört
ed bei der bdeutfchen Eiche, daß er würdig fi) den Ahnen
zeiges drum nicht ꝛc.
Seht, wie tühn die Eichen fih erheben, wenn die Winde:
braut ihre Zweige nedt! merkt ihr wohl ein frofliged Erbe:
ben, wenn ber Blis an ihre Wurzeln ledt?! So auch darf
der Deutfche nicht verzagen, muß das Höchfte für das Höchfte
wagen; drum nicht ıc.
Aber hab’ ich einft das Biel errungen, muthig für das
Baterland gekämpft, find, vom Balten Hauch des Tod's be
zwungen, meines Herzens Gluthen ausgelämpft, fin® ich nie:
ber in des Grabes Schatten nach des Lebens endlichem Er:
matten, o fo ftreue auf das kühle Grab eine Eiche ihre Blät:
er ob. |
1275.
Melodie: Gaudeamus igitur.
Laßt der Sugend Sonnenfchein, Brüder, uns genießen!
Laßt bei Sang, bei Zanz und Wein unfern Lenz verfliehen!
find die Roſen abgeblüht, fehweigt der Sang, die "Freude
flieht vom erblaßten Munde. |
‚ Sagt mir do, wo find jie hin, die vor wenig Rädhten,
geie wie wir, mit heiterm Sinn, unter 2icdern zechten!
Dunkel hüllt ihr Antlig ein, und ihr moderndes Gebein fchläft
im Haus des Todes.
Schneller als die dünne Luft leichte Pfeile theilen, Brü:
der, wird zur nahen Gruft unfer Leben eilen! und der bürte
Knochenmann klopft an unfre Pforten an, mitten autey. Küffen. |
„Bacchus Lebe! dieſer Saft feheuche trupestäsältent: ſoll
mit neuer Jugendkraft Nerv’ und Adern fü “Eon Bär,
der Reben ſchuͤtzt, den Minervens Ki aößt, She :
en ſchuͤtzt, rvens Lied eideei, ge feu
.
Saft die verdammten Manichäer. 275
Mäbchen, deren Roſenmund unfern Lippen winken, gern
zu Süßer Liebe Bund in den Arm uns jinten, Mädchen, deren
Nectarkuß jede Grille weichen muß, fei dies Glas geweihet!
Fahr’ hinab, wo ich und du nie zu fahren denken, jeder,
der des Naͤchſten Ruh” bitter fucht zu kranken! Eule fing’
ein Zodtenlied jedem, dem das Herz nicht glüht, wenn die Kippe
fchmeichelt.
Und auf immer Spott dem Mann; der, wenn Gläfer
blinken, fühllos fie erblicken kann, fpottet, wenn wir trinten!
aber Heil, dem Ehrenmann, ihm, der trinkt, fo viel er kann,
bis der Zod ihm winket.
1276.
Bekannte Melodie.
Laßt die Politiker doch ſprechen; fingt, Freunde, fingt
und feid vergnügt! Laßt fie die Köpfe fich zerbrechen, ob Frank⸗
reich oter England fiegt; uns Fapert man fein Schiff, Fein
Boot; was hat ed denn mit uns für Noth?
Laßt Frankreichs roth’ und. weiße Meine im Preife fteis
gen, immerhin; wächſt doch noch Wein an unferm Rheine,
und faft ertränft man uns darin; denn unfer Wirth — das
feht ihre wohl — fchenft gar zu gern die Slafer voll.
Allein, Herr Wirth, nicht gar zu fleißig; denn jeder
Kopf verträgt das nicht; wer ſcherzhaft war, wird fonft Leicht
beißig, und wer nur fpottete, der fticht; das Liedchen wär’
auf einmal aus, und fchade wär's um unfern Echmauß.
Weg mit den Rieſen von Pokalen, der andere Kriege
leicht gebiert, als unfre Hand mit Mandelfchaalen, mit Ker:
nen und mit Stielen führt. Nimm did) in Acht, da drüben,
du, jegt fliegt ein Apfelkern dir zu.
Nun fagt ich s nicht, du wuͤrd'ſt ed fühlen? Doc, fol
nicht etwa diefer Kern an dir vielleicht mein Müthchen kühlen ;
ei, was fich liebt, das neckt fich gern. Den!’ Jeder, was er
will dabei, denn Kieben heißt ja vielerlei.
Doch Laßt das Beſte nicht vergefien bei unfern Rede:
reien fein! Frau Wirthin, Dand für Euer Eflen! Herr
Wirth, habt Dank für euern Wein! Nicht wahr, wir waren
bei Euch froh? Seid's nächftens bei uns wieder fo. xhingk.
ingk.
1277.
Laßt die verdammten Manichaͤer klopfen, ich verriegle
meine Stubenthür. Der Geſtank von ſolchen Wiedehopfen,
kommt meiner Naſe unerträglich für! Bor der Meſſe zahl‘
18*
276 Lafıt die vollen Gläſer klingen.
ih Niemand aus; nad; der Mefle wird wohl ſchwerlich was
daraus! (Chor:) Bor der Mefle ıc.
- Kommt der Schneider und die Waͤſch'rin mir zu Leibe,
fordern das halbiähr’ge Auantum ab, pad ich fte, und werf
um 3eitvertreibe ihn und fie Die Zreppe plumps binab!
or der Mefle ıc. (Ehor:) Bor der Meffe ıc.
Hält den Bratenrod der Schneider gleich zurüde, hab’
ich doch den alten Gottfried noch, ben ich mir zuweilen fel-
der flidle, posito der Kerl befän ein Loch. Und fchaut mir
ah das Hemde zu den Kleidern heraus, ei was macht ſich
denn der flotte Burfch’ daraus! (Chor:) Und hängt ꝛc.
Als mid, neulic” mein Philifter um den Wechfel quälte,
macht' ich ihm ein burſchikos Geficht; als er aber drauf mir
feine Roth erzählte, ſagt' ich: armer Kerl, verzweifle nicht;
weißt du, wie ein wackrer Burſche denft: lang’ geborgt und
gut besabtt, heißt nicht gefchenkt. (GChor:) Weißt du zc.
Als ich neulich meinen Schläger auf dem Pflafter weste,
kam ein großer Knote angeprellt, den ich dann zum Spaß
ein wenig beste, Blis, wie gab das Windfpiel Ferfengeld!
ſolche Knoten werden fortgejage, wenn der flotte Burfch fi
kuftig mat! (Ehor:) Solche ıc.
Als ich einen Schnurren letzthin wacker zwidite, hat er mid)
beim Rector angellayt, der mich dann zum Zeitvertreib in's
Garcer ſchickte, denn ich hab’ das Ding zu arg gemacht!
graubft du, daß mich diefer ro verdroß? nein! im Carcer
ebt ſich's burſchikos! (Chor:) Glaubſt du ıc.
Neulich iſt der Pudel bei mir geweſen, bat mich ad
magnificum citirt, konnte fein verdammt Geſchmier nicht le:
fen, weil der Kerl fo gar erbärmlicdy fehmiert: und citirt er
auch mein ganzes Haus, ei was macht fich denn ber flotte
Burfd daraus (Eher:) Und citirt 1c.
. Altes Burfhenlied.
1278.
Laßt die vollen Glaͤſer Elingen in dem Ferzenreichen Eaal!
Was wir lieben! laßt uns fingen, kraͤnzt mit Rofen den Po:
Pal, wie Anafreon, ber Dichter, fingt, troß finftrer Splitter:
richter: was wir lieben! hundertmal.
Doch gedenkt auch freundlich wieder, was in längft ver:
Fungner Seit unfre Herzen, Schweftern, Brüder, wie ein
Morgentraum erfreut; unfrer Eindlichen Gefühle, unfrer un:
befangnen Spiele, ach! wir lieben fo noch heut’!
enkt der Jüen Schwärmersien, unſrer Sehnfucht Ideal;
nichts Tann diefen Rauſch erneuen erſter Liebe Luft und Dual;
Laßt finftre Menſchenfſeinde zagen. 277
doch von jenen zarten Trieben iſt Erinn'rung uns geblieben.
Was wir liebten! tauſendmal!
Flüchtig iſt er uns verſchwunden, eines Plato's Zauber:
traum, an die Erde feſtgebunden, ſchwand er, wie Champagner⸗
ſchaum. Oft geprüft im Weltgewuͤhle, bat für göttliche Ge-
fühle doch das Herz au) immer Raum,
Unfer befier Selbft zu retten bei der Freuden Unbeftand,
fliht aus Myrthen Hymen Ketten; und umfchlingt ein heil⸗
ged Band. Was wir bis zum Tode lieben, hat Natur iy’s
Herz geſchrieben: Gattin, Kinder, Vaterland!
Laßt dies theure Kleeblatt Icben! es gedeihe fort und
fort! Unfer Nachen wird dann fehweben friedlich in der Ruhe
Port. Bis wir einft zu Staub verftieben, fei died frobe:
was wir lieben! unfrer Herzen Loſungswort!
Carl AAüchler.
1279.
Melodie: Laßt die Politiker.
Laßt finſtre Menſchenfeinde zagen! und über Noth und Un⸗
gluͤck ſchrein; wir fragen nichts nach ihren Klagen, ihr Spleen
bringt nimmermehr Gedeih'n, wir haſchen froh den Augen:
bi, und nügen ihn zum Lebensglüd.
Was kümmern und des Auslands Kriege; der greßen
Herren Mein und Dein? wir lieben nur der Gläfer Siege,
der Freundfchaft füßen Hodhverein. Wir leben für die Ge:
genwart; denn der verliert fie, der fie fpart.
Drum foll aud) im vertrauten Kreife, bei Scherz und
frohen Melodien, nach unfrer guten Vaͤter Weife, uns diefer
Sreudentag entfliehn; und angefloßner Becherklang ertön” in
unfern Subeljang. .
Wer ſtets den Weg des Laſters fcheuet, wer Bürger:
Lüd im Bufen nährt, den armen Bruder gern erfreuet, der
ıjt der Buͤrgerkrone werth. Singt, Freunde! ftoßt die Glä:
fer an: hoch lebe jeder Biedermann!
Wer fi, Des Lebens zu erfreuen, mit reinem Herzen an
uns fügt, fei uns gegrüßt in unfern Reihen! er lebe hoch
und fer vergnügt! Per gut ift, wer es redlich meint, fei
ftetö als Freund mit und vereint!
Auch wir, wir wollen uns beftreben ded guten Namens
werth zu fein, ftetö andern gutes Beifpiel geben, und unfer
Herz der Zugend weihn; daß wahres Kebensglüd und Heil uns
werde überall zu Theil.
Dann weilt in unferm frohen Kreife audy reine Freund⸗
fchaft, Xiebe gern, und jeder Gute, jeber Weife — folgt hei-
278 Left, Stennde, die Gläfer erklingen.
tee unfrer Freude Sterns fih unter guten Menichen freumn,
flößt jedem Edlen Wonne ein. .
&o folgen und durch diefe Leben, auch Frauen, Mädchen,
hochbegluͤckt, die freundlich Lieb' um Liebe geben und deren
Bufen Treue fhmüdt. Dann rufen wir am Grabe noch: es
febe, was wir lieben, hoch!
128).
Bekannte Melodie.
Laßt, Freunde, die Gtäfer erklingen, ein fröhliches Bier:
lied uns fingen, bei'm Gerftenfaft fingt fih's fo gut. :: Er
ſtimmt unfre Seele fo heiter, er macht uns beredt und fo
weiter, und raſcher bewegt ſich das Blut. :;
Es gab ihn der Schöpfer uns Schwaben, daß wir einen
Rabetrunf haben, zur Stärkung nad) Arbeit und Fleiß. Es
ſchwanket in ftrogender Schwere auf unfern Aeckern die Aehre
der Serfte, dem Geber fei Preis!
Bei und ziehen raftlofe Hände bie pyramidaliſchen Wände
des Hopfens fo maleriſch ſchoͤn! die Hochaufgethürmten Stan:
gen uͤmſchlingt er, und koͤniglich prangen die Zräubdyen im
wispelnden Grün. g
D freut euch ber herrlichen Gaben, die uns jo erquiden,
fo laben, fie machen uns fröhlicy und ſtark. Aus kraftvollen
Lenden entipringen uns Knaben, die nach uns nody fingen,
ald Deutihe vol Kraft und vol Mark.
Was brauhen wir Eöftlihe Weine aus Burgund, vom
Kap und vom Rheine, wir wollen den Plunder nicht bier;
laßt fie um Laubthaler moufliren, der Kopf und der Beutel
wird’8 fpüren, wir trinken das ſchäumende Bier.
Da fteht er, der Becher und winket, er ift vaterländifc,
drum trinket den Gerftenfaft unter Gefang. Die Gerfte auf
blühenden Feldern, der Hopfen in fünftlihen Wäldern ge:
deihen, dann leben wir lang.
1281.
Melodie: Bei Männern welche Kiebe fühlen.
(Zwei Stimmen:) Laßt und der Kreundichaft Roſen
freuen, fie iſt s, die und mit Wonne traͤnkt. (Bmwei andere
Stimmen:) Wir wollen uns der Freundfchaft weihen, fie iſt's,
die und der Himmel fchenft. (Chor:) Drum felig, wer an
Freundes Hand den Zroft für Erbdenleiden fand!
(Zwei Stimmen:) Dem Freunde eine Zähre weihen, wenn
Kummer feine Zage- trübt — (3wei andere Stimmen:) fid
-
Soft uns die dentfchen Sträme fingen. 279
ac mit dem Freunde freuen, wenn ihm die Borficht
reuden giebt. — (Ehor:). Dies hohe göttliche Gefühl! freut
Blumen auf den Weg zum Biel!
(Zwei Stimmen:) Die Liebe mag mit Küffen fpielen, bie
Freundfchaft drüdt fi) blos die Hand: (Zwei andere Stim-
men:) Im biedern Händedrude fühlen wir, daß fie ewig uns ver:
band. (Ehor:) Wir fühlen bei dem Drud der Hand, daß fie
auf ewig uns verband.
(Iwei Stimmen:) So laßt uns denn im Erbenleben, der
Brüder Wohlfahrt zu erhöhn, (8wei andere Stimmen:) mit
reinem Eifer ſtets beftreben: vereint den Weg der Zugend
ehn. (Chor:) Am nahen Biele winft und fchon der Freund:
—* und der Tugend Lohn! Carl Schindler.
1288.
Melodie: Sind wir vereint.
Laßt und die deutfchen Ströme fingen im deutfchen Feftlichen
Berein, und zwilchendurch die Gläfer klingen, denn fie bejchen-
ten und mit Wein. Auf ihre Zöne laßt uns laufchen, die alle
jebt herüberweh'n und bald der Welle lautes NRaufchen,- bald
ihren leifen Wink verftehn.
Zuerft gedenkt des alten Rheines, der fluthend durch
die Ufer ſchwillt, und feines goldnen Rabeweines, der aus der
Zraube luftig quilt. Denkt feiner fchön bekraͤnzten Höhen
und feiner Burgen im Gefang, die ftolz auf jene. Fluren je
ben, die jüngft das deutfche Volk bezwang.
Tief in des Fichtelberged Klüften, mit grauen Nebeln
angethan, ummeht von nördlich Falten Lüften, beginnt der
Main die Heldenbahn. Er kaͤmpft in muthigem Gefechte
fih bin bis zu dem Vater Rhein, und drängt, bekraͤnzt mit
Weingeflechte, in feine Ufer fich hinein. ,
Sm Land der Schwaben auferzogen, eilt raſch und leicht
der Nedar hin, wenn audy nicht. mit gewölbten Bogen ge⸗
walt'ge Brüden drüber ziehn; Doch fpiegeln, gleich den jchön:
ften Krängen, fid) Dörfer in der Elaren Fluth, und buntel-
blau mit Kanftem Glänzen der Himmel, der darüber zieht.
Geitiegen aus verborgnen Quellen, im grünen, luſtigen
Gewand, um weiches taufend Falten Schwellen, ftrömt weit
die Donau durch das Land. Die Städte, die fi drin er:
bliden, erzählen von vergangner Zeit, und fragen dann mit
ftilem Niden: Wann wird die alte Pracht erneut? —
Durch alle Sau’n der freien Sachſen ergeht fich ſtolz das
Niefenkind, es fieht wie fonft, die Eichen wachen, doch
ſucht es feinen Wittelind, und denkt es der geſunknen Helden
280 Saft uns die Srenden des Sehens.
dann zögert es im raſchen Lauf, und wunſcht, was alte Sa⸗
gen melden, herauf, aus feiner Fluth herauf. '
&o nah’ dem bechbeglüdten Lande, wo Swingherrnblut
die Erde trank; und nad gelöftem Sclavenbande dad Mömer:
joy zu Boden fant, vernimm, o Wefer, unfse Grüße, fie
follen jubelnd zu Dir ziehn, voll Ernft und ſtiller Würde
fließe, du Freiheitöfttom, zum Weltmeer bin.
Der Weichſel Münden find uns theuer, fie Halten
Wach' am Lantesichilb: und flürmt die Steppe ungeheuer, fie
raft fih an drei Belfen wild. Hier haben Oſt und Wet ge
rungen, ber Alle warf, brach nicht hindurdy; und Graubden
Jungfrau unbezwungen fchirmt ſtark, wie fonft Marienburg.
Es fei der Oder jegt gelungen ber legte fhaflende Ge:
fang, einft bat ja laut um ee geflungen das deutihe Bolf
um Waffenkiang. Als es ſich ſtill und ſtark erhoben in feiner
anzen Niefenmadht, da hatf der Helfer ihm von Oben, ge:
Pie en ward die Völkerfchlacht.
ei allen, die zumMeere eilen in raſtlos kühnem Küften:
kauf, Tann ber Gefang nicht lange weilen; Vorfämpfer führt
den Reigen auf; die Warnow hat den Held gewieget, der
brach) des Zwingherrn Wütherei; als Land und See zur Sperr’
geſchmieget, da ftrömte die Perfante frei. .
So rauſcht, ihr Sträme, benn zufammen in cin gewal
tig Heldenlied, zum Himmel fchlagt, ihr hellen Flammen,
die ihr im tiefiten Herzen gluht: Eind wollen wir und treu be:
wahren, doc Eins erwerben auch zugleich; du Herr, beſchüuͤtz
es vor Gefahren, und zu und Eomm dein freie® Reich.
Mar v. Schenkendorf.
1283. ”
Eigne Melodie.
Laßt und die Freuden des Lebens genießen, in Saus und
Braus! Laflet Champagner den fchäumenden fließen, ſchenkt
ein, ſchenkt ein und trinkt aus. Fort mit der IR
Sorgen und Pein. Alles verfcheuchet der Götterwein. ( Chor:)
Singet ihr Brüder, fröhliche Lieder, finget und liebet, trinkt
- und fchenft ein.
Seht wie er perlet und ſchäumet und fteiget, der edle
Soft! Wahrlich Fein andres Gewächſe ihm gleichet, an Geift,
an Feuer und Kraft. Bringet dem Braven «ein donnerndes
Hoch, der einft den erften Champagner 309. (Ehor:) Singet
ihr Brüder ıc. . -
Laſſet die Shäumenden Becher erfchallen, eö leb' der Wein.
Froͤhlich durch's irdiſche Leben zu wallen, fei unfer Trachten
elt voll
‚Saft uns heut mit Geiftern ringen 261
allein. Froͤhlichkeit herrſchet in Beckers Bereich, Bacchus be: .
glüdet uns Fuͤrſten gleich. (Ehor:) Singet ihr Brüder ıc.
Bahn.
1284.
(Zwei Stimmen:) Laßt uns fröhlich um den Becher füßer
Liebe Roſen fchlingen. Klingt und fingt vor allen Dingen
edler Frauen Lob beim Wein! Wen der Wein niht wert
ur Liebe, befler thäte der, er bliebe ganz allein. (Chor:)
ließe, goldner Saft der Nebe! Singet: Weib und Jungfrau
lebe bo, hoch, hoch! Pur die Liebe Hoch!
Schöner als des Maies Blüthe glüht der Reiz der Mäddyen-
wange, ihm zu huld’gen fteigt vom Range feines Throne
der Fürft herab. Schmäht ein Mann der Schönheit Gaben,
legt den armen kalten Anaben in ein Grab. (Chor:) Fließe,
goldner Saft der Rebe! Jenes fhöne Mädchen lebe hoch, hoch,
hoch! für die Liebe hoch!
Aber Mädchenwangen bleihen, wie die fchöne Maien-
blüthe; Sittſamkeit und Seelengüte bleibt, und herrfcht mag-
netifch ſtill. Weifer fei der Mann und größer, reiner fe
das Meib und beffer, wenn ed will. (Chor:) Fließe, goldner
Saft der Neben! edle Weiberherzen leben hoch, hoch, body!
uns zum Glüde hoch!
Männerwort ift wahr und edel, Männerfinn ift rauh
und fpröde; nur des Weibes fanfte Rede fchmelzet Herzen
von Metall; Männer berrfchen, wo fie Fönnen, Weiber, ohne
fi zu nennen, überall. (Chor:) Fließe, goldner Saft ber
Neben! alle fanften Frauen leben hoch, hoch, hoch! fanft und
liebend hoch!
Laßt des Dankes Hoch erklingen allen Frauen, ſo die
Pflichten braver Mütter treu verrichten; Kindes Gluͤck lohn'
ihren Fleiß! Stolz verachtend Sorg' und Schmerzen ſchlagen
edle Mutterherzen immer heiß. (Chor:) Fließe, goldner Saft
der Reben! Treue Mütter follen leben hoch, hoch, hoch! für
die Kinder hoch!
In des Weibes reinem Bufen ruht der Heim für Lieb’
und Zreues daß er wachſe und gedeihe, pflegt ihn, Männer!
mit Berftand; dann wird Treu’ und Lieb' euch leiten, durch
das Leben euch begleiten Hand in Hand. (Chor:) ließe,
oldner Saft der Neben! Lieb' und Treue follen leben hoch,
B0%), hoch, Hoch! Unfre Grauen had! Meftarlun.
1285.
Trintlied zum neuen Weine.
Laßt uns heutmit Geiftern ringen: blickt der alte noch fo Elar,
bringet jeßt den neuen dar, der dem Kerker will entipringen.
282 Sagt uns, iht Bräder.
Hört fein unterixdifh Beben! aus ber Nacht will er bin:
aus, mächtig bringt fein Geiſt durchs Haus, Daß wir ftehn
von ibm umgeben.
Hort! der weiß von Iugendwonne nody zu fingen euch
ein Lied: wie er bat in Duft geblüht, wie ihn bat durchglüht
die Sonne,
Wie von hohen Bergen nieder frei er ſah die Welt -ent:
lang, unter ihm der Flußgott fang, um ihn tönten Vogellieder.
Wie mit Sonn und Stern im Bunde mächtig feine
Traube ſchwoll, bis ſie war der Traube voll, der von Gei-
fteen nun giebt Kunte.
Füllet muthig bis zum Rande den Pokal mit feiner Gluth!
ftoßet an! dem Jugendblut Heil im weiten beutfchen Lande!
Ach! es liegt erflarrt, veraltet, mancher Voͤlker großes
Herz, dugendwaͤrme ‚ Luft und Scherz find in ihrer Bruſt
veraltet.
Laßt der Jugend warmes Leben ftrömen euch in's Her;
hinein! trinkt in Luſt den neuen Wein, den der neue Stern
gegeben. ‚3. Kerner.
1286,
adt und, ihr Brüder, Freundſchaft erhöhn, finget ihr
Rieder, feurig und fchön!
Sie ift die Gottheit, die und beglüdt, fie macht uns
fröhlich himmliſch entzuͤckt. J
Unſchuld und Freude reichet ſie dar, kraͤnzet mit Roſen
laͤchelnd das Haar.
In ihrem Kreife wohnet nur Luft, fie macht und weile,
ſtaͤrket die Bruft.
Gießet das Schickſal Wermuth in's Herz, heilt fie die
Wunden, lindert den Schmerz.
Sie machet Bettler Königen gleich, machet den Armen
fröhlich und reich.
Drum, kommt ihre Brüder fie zu erhöhn, finget ihr Lie:
der feurig und fchön. Stolberg.
1287.
Laura betet, Engelharfen hallen Frieden Gottes in ihr
krankes Herz, und wie Abel’s DOpferdüfte wallen ihre Seufzer
bimmelwarts.
WBie ſie niet in Andacht hingegoſſen, fehön, wie Raphael
Die Unfchuld malt, vom Verklaͤrungsglanze fehön umfloſſen,
ber am Himmelsthrone ſtrahlt.
£anfch, 0 Gelichte. 233
D fie fühlt in leifem, linden Wehen froh des Hocher:
babnen Gegenwart, fieht im Geifte fihon die Palmenhöhen,
wo ber Lichtglanz ihrer harrt.
So voU Andacht, fo vol Gottvertrauen, ihre engelreine
Bruft geſchwellt, betend diefe Heilige zu ſchauen, ift ein Blick
in jene Welt. Mathiffen.
1288.
Zaurentia, liebe Zaurentia mein! wann werden wir wie:
der beifammen fein? „Am Sonntag!” Drum wollt! ih, daß
alle Zag' Sonntag wär’, und ich bei meiner Laurentia wär”,
Zaurentia!
Laurentia, liebe Laurentia mein! wann werben wir wie:
der beifammen fein? „Am Montag!” Drum wollt’ id), daß
alle Tag' Sonntag, Montag wär’, und ich bei meiner, bei
meiner Laurentia wär’, Laurentia! (u. f. f. bis Samſtag.)
Volkslied.
1289,
Lauriger Horatius, quam dixisti verum! fugit Euro-
citins tempus edax rerum! Ubi sunt o pocula dulciora
melle; rixae, pax et oscula rubentis puellae? (Chor :)
Ubi etc.
Crescit uva molliter, et puella erescit, sed po&ta
turpiter sitiens canescit. @uid juvat aeternitas nominis,
amare nisi terrae filias licet et potare! (Chor:) @uid etc.
1290.
Lauſch', o, Geliebte dem Zone ber Saiten, höre mein
Lied in der ſchweigenden Nacht!. Laß ed. der Sehnſucht nad)
Liebe dir deuten, was mich zum nächtlichen Wanderer macht.
Denke zurüd an die feligen Stunden, die uns’ bei ſchuld⸗
loſen Stherzen entflohn; ach, fie find fruchtlos wir Armen
entihwunden, gönnft du nicht Zreue.der Kiebe zum Lohn!
Sieh’, o Geliebte, des Frühlings Erwachen! Liebe durch⸗
athmet die ganze Natur. Doc diefen Frühling elyſiſch mir
machen, das kann dein Lächeln der Zärtlichkeit nur.
Freuden entflichn auf dem Fittig der Zeiten, wenn fic
nicht Amor als Hüter bewacht; Sehnſucht nad Liebe durch⸗
Bee meine Saiten, Schnfucht nach Liebe die ſchweigende
acht.
284 Fant zu kraftigem Kampfe
1201.
Eigne Melodie.
Laut zu Fräftigem Kampfe dröhnt die Trommel in’s
Ohr, und aus wirbeindem Dampfe bligt der empor.
Drum fchließt die Reih'n und drauf und drein! Wer fällt,
dem ruft zu füßer Ruh’ der Brüder Chor „Bictoria” zu.
Und laͤchelnd fchläft er ein!
Treibt uns fernab vom ZSiele eiferner Würfel Fall; —
in der Lieb’ und im Spiele geht's nicht überall! Nur frifchen
Muth, und auf der Huth! Dem Braven ift dad Kriegsglüd
hold, und auch der Liebe füßen Sold erwirbt man nur durch
Muth! „Die Felſenmühle.“
1292.
Lebe nicht fo ſchnell und ſtuͤrmiſch! Sieh” den holden
Fruͤhling prangen, höre feine Wonnelieder! Ad, wie bleich
find deine Wangen!
Welkt die Rofe, Pehrt fie wieder mit den lauen Frühlings:
ıwinben, kehren auch die Nachtigallen; werden fie dich wieder:
finden
„Könnt' ich leben alfo innig, feurig raſch und ungebunben,
wie das Keben jenes Blitzes, der dort im Gebirg' verſchwunden!“
s 1203 VNicolaus Fenau.
Typographen⸗Lied.
Lebet wohl, ihr Bundesbruͤder, lebet wohl und bleibt
eſund; vielleicht ſehn wir uns bald wieder irgend auf dem
rdenrund. Leert die Glaͤſer, laßt uns fingen, welche Freude
er erklingen, unſern frohen Lebensgang giebt die Weihe der
elang.
Unfer Buttenberg fol eben! Diefer edle brave Mann;
ihn nady Würde zu erheben, Beine Mufe fingen kann. Drum
fo bolet aus dem Keller ein Paar Flaſchen Muskateller.
Auf, ihe Brüder! net ein: ed ift Weisheit froh zu fein.
Die Gelehrten Tolten leben! Wenn fie und nach Franf:
lin's Gunſt: reine Manufcripte geben und find Gönner unfrer
Kunft, o dann ſchmecken und vom Rheine ftet6 die allerbeften
Fu ber Wirth fchenkt wieder wohl alle leeren Glaͤ⸗
er voll. -
Unfre Mäpchen follen leben! Wenn fie fleißig und gefchickt
nach der Pflicht der Mütter fireben, bis fie felbften Mütter
find, fie gebären uns dann Dichter, Philofophen, Sittenrichter,
Männer deren Geift und Blut auf dem Pfad der Ehre rubt.
Febe wohl, du müdes Jahr. 285
Freiheit und Vernunft umgeben unfre Kuuft und Wiffen-
fhaft; drum fol auch die Geres leben mit dem braunen
Gerftenfaft! jprudelt dann das Bier im Glafe, dampft es
wader duch Die Naſe, o fo denkt, nach altem Brauch, unfre
Väter tranken auch.
1294.
Mollys Abſchied.
Lebe wohl, du Mann der Luft und Schmerzen! Mann
der Liebe, meined Lebens Stab! Gott mit dir, Geliebter!
Tief zu Herzen halle dir mein Segensruf hinab '!
Zum Gedächtniß biet’ ich dir, ſtatt Goldes, — was ift.
Gold und goldeswerther Tand? — biet ich lieber, was dein
Auge Holdes, was dein Herz an Molly Liebes fand.
Nimm, du füßer Schmeichler, von den Locken, die du oft
zermühlteft und verfchobft, wenn du über Flachs an Palas
Moden, Über Gold und Seide fie erhobft!
. Bom Gefiht, der Malftatt deiner Küffe, nimm, fo lang’
ich ferne von dir bin, halb zum mindeften im Schattenrifte
für die Phantafie die Abfchrift Hin!
Meiner Augen Denkmal fei dies blaue Kränzchen flehen:
der Vergißmeinnicht, oft beträufelt von der Wehmuth Thaue,
der hervor durch fie vom Herzen bricht!
Diefe Schleife, welche deinem Triebe oft des Bufens
Heiligthum verfchloß, hegt die Kraft des Hauches meiner Liebe,
der hinein mit taufend Küffen flog.
Mann der Liebe! Mann der Luft und Schmerzen! du,
für den id) alles that und litt, nimm von allem, nimm von
meinem Herzen, doch, — du nimmft ja felbft das Ganze mit!
> Bürger. 1782.
1295.
Renjahrslied.
(Bor 12 Uhr.) Lebe wohl, du müdes Jahr, fahre bin in
Frieden! fleig’ zu deiner Brüderfchar, die vor dir gefchieben,
wild verbrauft der Strom der Zeit uber deinen Zagen, Did)
dem Meer der Ewigkeit fluthend zuzutragen.
Bald erſtirbt dein lezter Hauch, bald bift du verſchwun⸗
den; Sorgen fchufft Du zwar, doc) auch manche frohe Stunden,
Wußteſt wechfelnd Schmerz; und Glück väterlih zu einen;
nimm, o nimm bei'm Scheideblict noch den Dank der Deinen,
(Nah) dem Schlage.) Glück auf! Glüͤck auf! du frohes
Kind! du neugebornes Leben! wie auch ber Sand der Stun-
; ben rinnt, bu Y; uns erft gegeben, noch ift der Sinn mir
unbekannt; doch fall’ ich dich mis felter Hand.
286 Febe wohl, dm ſtiller Srieden.
Und traue dir, und hoff auf di, und will bich froh
begrüßen. Erinn'rung fol, betrübft du mich, mir ſtill den
Schmerz verfüßen; und deinen Freuden, deiner Luft hebt dank:
bar fehnend fi die Bruſt.
1296.
Melodie: Herz, mein Herz, warum fo ıc.
Lebe wohl! du ftiller Frieden, füße Heimath, theures
Land! Glück und Ruhe find geſchieden, und umfchlingt ein
neues Band. Waffen blinken, Bahnen winken: ed gilt Kampf
_ fürs Vaterland!
Lebet wohl, ihr lieben Kreunde, ländlich flille Vater
haus, an den Grenzen drohen Feinde; frifche Jugend! eil' hin:
aus. Eh’ wir fiegen, voran fliegen, droht gar mancher hartı
trauß.
Lebet wohl, ihr flillen Zriebe, lebe wohl, du füße Braut!
Einft hot’ ich den Kohn der Liebe, wenn ich Eühn den Feind
geſhaut Glück und Ehre ruft zur Wehre, alle Herzen ſchla—
en laut.
8 Lebet wohl! denn ich muß fcheiden; einen Kuß und tann
Ade! Iener Feind will euch bereiten wieder tauſendfaches
Weh'. Das 8 raͤchen an den Frechen, muß ich fort. Ade, Ade!
Liebes Mädchen, gieb ein Zeichen! Frommer Vater,
weih” dies Schwert! Keinem Feind’ Tann ich dann weichen,
ftreiten muß ic) ehrenwerth. Iſt's gelungen, Sieg errungen, —
Gluͤck und Freude wiederkehrt. Deit Weber ». 3.
1297,
Lebe wohl, lebe wohl, mein Lieb’! muß noch heute fcheiden.
Einen Kuß, einen Kuß mir gieb! muß did) ewig meiden.
Eine Blüth’, eine Blüth’ mir brih von dem Baum im
Garten! Keine Frucht für mich! darf fie nicht erwarten.
Uhland.
1298.
Lebe wohl! vergiß mein nicht! Schenke mir dein Ange:
denken! Liebe darfſt du mir nicht ſchenken; denn das Schidjal
will es nicht. Lebe wohl! vergiß mein nicht!
Lebe wohl! vergiß mein nicht! Ach, felbft in der weit’ften
Ferne, in dem Grab, jenfeit der Sterne, reißt das Band der
Liebe nicht. Lebe wohl! vergiß mein nicht!
Lebe wohl! vergi mein nicht! Denke oft der heil’gen
Stunden, wo uns Seligkeit verbunden; ach, vergiß fie ewig
nicht. Lebe wohl! vergiß mein nicht!
£ch’ wohl! du altes Jahr, 287
Lebe wohl! vergiß mein nicht! Ewig theuer_meinem Her-
en, dene’ ich dein mit füßen Schmerzen, bi mein Aug’ im
ode bricht. Lebe wohl! vergiß mein nicht!
Lebe wohl! vergiß mein nicht! Xiebe haft du mir ges
fhworen, ich bin ganz für dich geboren, halt! den Schwur,
und brich ihn nicht! Xebe wohl! vergiß mein nicht!
Lebe wohl! vergiß mein nicht! Wann wir endlich ausge:
weinet, auögelitten, dann erjcheinet Glüd uns dort im hoͤhern
Licht. Lebe wohl! vergiß mein nicht!
1299,
Leb’ wohl, der Erde Luft und Pracht, und alles Gluͤck
hienieden! ich wandle nun durd) Grabesnacht auf zu des Him—
meld Frieden.
Leb' wohl, du füßer Liebestraum, mit allen deinen Won—
nen, die froh zu Eoften ich ja kaum mit heißer Bruft begonnen.
Leb’ wohl, Geliebte, die mir log einft in des Glüdes
40, um meinen Frohſinn mich betrog, mit Kummer mich
geſchlagen.
ß Leb' wohl, mein Herz vergiebt dir gern, wo ach! dein
Bild noch wohnet! dein bin ich noch auf jenem Stern, wo
ew'ge Liebe thronet. Sigismund.
1300.
Leb' wohl! du altes Jahr, mit deinen Schwingen, dich
trennt ein Machtgebot jegt von uns fern; noch einmal fol
ein Nachhall dir erklingen, du thronft ja fchon auf einem
andern Stern; leb wohl, den Frieden haft du uns erhalten,
wir harren, was im Dunkeln bisher Ing, was fich im Zeiten:
Schooße wird entfalten: — Dir doch klingt unfer heißer
Segen nad).
Und du! des Jahres Erftling, fei gegrüßet. Dir tönt
ein Heil im frohen Rundgeſang, ob Segen auch aus deinem
Fuͤllhorn fließet? Ob fih um dich des Heiles Palme ſchwang?
dir huldiget ein fröhliches Willkommen von Reich und Arm,
von Jedem, Groß und Klein; — bu haft bei'm Eintritt
en und benommen, drum folft du dreifach und begrüßet
ein.
Es hat der Menih, zum Wechſel auserkohren, im from:
men Herzen Wünfche jich erdacht; fie find ihm von ber Wiege
angeboren, die Mode hat fie ihm zum Spiel gemadjt; drum
möge mit dem jungen Zag’ von helite auch Glück in Fülle
fich der Erde nahn; und was bisher Parteien oft entzweite, .
ein Bereat durch's neue Jahr empfahn:-
v
288 Ceb' wohl, da braves gutes Weib!
Der Enkel leſ' in den Geſchichts-Annalen: „bie Neun—
unddreißig in dem Seculum find’s, bie nur Friede, Kraft
und Wohiftand malen, denn Hab und Reid blieb fortan
falt und flumm fie brachten Glück dem fchönen beutichen
Lande, fie einten was Lie Zwietracht einfk getrennt, und
ogen holde Brüderbiumenbande, die man fonft nur in
— kennt!“
1301.
Leb' wohl, du braves gutes Weib! weil's doch nicht
anders I ald Gott es haben will, und bleib’ was du ge-
weſen biit.
Mein Auge, meine rechte Hand, mein Zroft in aller
Ko ich denk! an dich, an’s Vaterland, und den! an deinen
od!
Ich dent an dich auf jedem Schritt, o du mein Hab’
un ih) nehme dich im Herzen mit, und habe guten
uth!
Zuruͤck bring’ ich, von Liebe vol, Ruhm und gefunden
Fe ift mein Abſchied! — Lebe wohl, du braves, gutes
eib!
1302.
Seh’ wohl, du liches altes Jahr, leb wohĩ mit Freu
und Leid! du eilft zu deiner Brüder Schar; ’ die einft fo nah’
wie du mir war, bin in Bergangenheit.
Manch' Stündchen froh und mandes bang haft du mir
augefübrt. Nun dank’ ich dir bei Bläferflang mit Kuß unt
Ser und Lobgefang, wie dir's mit Recht gebührt.
u ſollſt mir immer beilig fein, in weiter Kerne nod),
fan? glei in meinen Freudenwein manch' bitt'res Thränchen
mit hinem; er fchmedte mir ja doch.
:. nd: blinft mir gleich Fein Zeöpfchen mehr am Glaſe
Kaudd: Bar, ift gleich mein Beutel wieder leer bei deinem
veräfeft, wie er bei deiner Ankunft war;
we id gleich die Stunden al’ verrauſcht, wo mich bie
Freud‘ umſchlang, wenn ich, von Neidern unbelaufcht,, von
Amors Fittig hoch -umraufht, mir Myrthen-Kraͤnz' errang;
.. Rab} doch mit fahem Nachgenuß noch die Erinn'rung
mid. Roh mächft ja Wein im Ueberfluß, noch giebt’s ja
Kipper; wrich zum Kuß, und Geld, das findet jich.
Doch was du mir’ an Lehr" und Rath tief fchriebft in’s
Herz Hinein, das will ich banken früh und fpat, Damit mich's,
menn der Herbſt einſt nahf,..mit: rückten mög’ erfreun.
Feb' wohl! ALeb’ wohl! —_ 259
Und nun zum legten Mal, leb' wohl! der Glockenſchag ift
nah’, der dich zu Grabe brummen fol; o horch! gefchwind
die Glaͤſer vol! Juchhe! Neujahr ift da!
Heidelberger Commersbud.
1303.
Bekannte Melodie,
Leb' wohl du theures Land, das mich geboren, die Ehre
zuft mich wieder fern von bier. Doch ach, Die füße Hoffnung
ift verloren, die ich gehegt, zu ruhen einjt in dir; der Held,
deſſſ Name füllt die weite Erde, bat mid) mit Freundfchaft,
Güte überhäuft. Ich war in Ruhm und Gluͤck ftets fein
Gefäpete, ih will e8 auch in Noth und Zod ihm fein.
iel Zaufend fonnten jih an feinem Blicke, und dankten
feiner Guͤte Ehr’ und Glück; doch kaum verließ der Sieg des
Qeiben Schritte, fo zogen treulos fie von ihm zurüd. —
oh mich ſchreckt nicht der Wechfel diefer Erde, ich bleib’
-ihm treu und will mich ganz ihm weihn. Ich war ıc.
Ein nadter Feld, fern von Europa’s Küfte, ift zum Ge:
fängniß ewig mir beftimmt; nicht Freundes⸗Troſt dringt je
in diefe Kühle , kein Weſen ift, das Theil am Schmerz bier
nimmt. Doch wenn ich Zröfter meinem Kaifer werde, fo
wird mein Schickſal dennoch glänzend fein. Ich war ıc.
Ich bin Soldat, mein hoͤchſtes Gut die Ehre, ich liebe
fie auch ohne Slanz und Lohn; nicht, Daß mein Name einftens
fi verfläre, nicht darum folgte ich Napoleon; er hat nun
nichts auf Gottes weiter Erde, wie koͤnnt' ich je den Undank
mir verzeihnt Ich war ıc.
Und ijt die Siegesbahn ihm audy verichloffen, winkt ihm
kein Xorbeer mehr und Feine Kron’, will ihn die Welt and
ihrem Schooß verfloßen, wird diefer Fels dein Grab, Napo⸗
leon! Vergebens ruft die Welt mich dann zurüde, ich kann
nur bir des Herzens Zriebe weihn: ich theilte ftetö des
Helden Ruhm im Glücke, ich will auch über'm Grabe treu
dir fein.
1304.
Leb' wohl! leb' wohl! — mit dumpfen Herzensichlägen
begrüß' ich dich und folge meiner Pflicht. Im Auge will
ich eine ans regen; was firäub idy mich? die Shrane
chmaͤht mich nicht. — Ach! wo ich wandte, fei’6 auf Friedens:
wegen, ſei's wo ber Tod die blutigen Kränze bridt: da
werden beine theuren Huldgeftalten in Lieb’ und Sehnſucht
meine Seele fpalten. ,
II. 19
290 Sch’ wehl, mein Fräntchen.
Verkennt mich nicht, ihr Genien meines Lebens, verkennt
nicht meiner Seele ernften Drang! begreift die treue Richtung
meines Strebens, fo in dem Liebe, wie im Schwer ng.
Es ſchwaͤrmten meine Träume sicht vergebens; was ich fo
oft gefeiert mit Geſang, für Volk und Freiheit ein begeiftert
Sterben: laß mich nun felbft um diefe Krone werben.
Dicht leider mögen fi die Kraͤnze flechten, errungen
mit des Liedes heiterm Muth; ein rechtes Herz ſchlägt freudig
nach dem Rechten, die ich gepflegt mit jugendlicher Gluth,
laßt mich der Kunft ein Baterland erfechten, und gält' es
auh das eigne wärmite Blut. — Noch diefen Kuß! und
wenn's der legte bliebe! e8 giebt ja Feinen Zod für unfre Liebe.
g ner.
1308.
Melodie von Methfeſſel.
eb” wohl, mein Bräutchen fhön! muß nun zum Kampfe
gehn. Das Sklavenjoch beginnt zu wanken, fort mit euch,
ubermüth’ge Franken! Auch unfer Herz ſchlägt Fühn und
warm, und Heldenkraft ftahlt unjern Arm.
D Lieben, weine nicht! mich rufet heil'ge Pflicht. Wir
wollt' ich bier alleine zagen, wenn draußen fie Die Feinde
jagen weit fort, fort übern deutſchen Rhein! dabei muß dein
Geliebter fein! Ä
Du alter beutfcher Rhein, wie wohl wird da uns fein,
wenn wir erft beine Fluthen jehen, wenn unſre Siegesfahnen
weben an beinen Ufern ſchoͤn und grün, die Feinde zagend
heimmärts fliehn! ,
Und Fehr’ ich einft zurüd, o Kiebehen! weich ein Gtüd!
Die Arme, die dich dann umfchlingen, die Freiheit halfen fie
erringen; dann kannſt du fagen, ſtolz und laut: „Auch id
bin. eines Helden Braut!”
Und graben fie mid) ein, dort an dem jchönen Rhein, fo
jammre nicht in bitteen Klagen, des Kriegerd Braut muß
das ertragen! und wer für Freiheit gab fein Blut, mit dem
iſt's allewege gut!
1306.
Legt ein großes Scheit zum Heerde, daß mir’s warm
und munter werde; warn Das Feuer faufend klingt, mein’ ich,
daß ber Winter jingt.
Stimmen wir mit diefen Flammen unfre Saiten dann
zufammen! Einer pfeift au "draußen mit nad) dem Takte,
Schritt und Zritt. 0
D V
Scife, leife, fromme Weife. 291
„Kennt ihr. nicht, den kleinen Pfeifer, unfern flinken Gaf-
Ientanfer, wo ihr niederfegt den Fuß, pfeift im Schnee der
uſikus.
Einen Wein hab' ich erkoren, der im Eiſe hat gefroren,
ſeines Phlegma's kaltes Naß, ſeht, es iſt erſtarri im Faß!
Aber in der Falten Hülle glüht des Traubengeiſtes Fülle,
Brüder, ſchlagt die Rind’ entzwei, macht die Feuerfeele frei!
Alfo laßt uns warm erhalten, auch in mwinterlichen al:
ten unfer Herz und unfern Geift, wenn das Alter uns nmel] t.
ller.
1307.
Leichte Stunden meiner Tage, rauſcht, o rauſchet hin!
denn mit keinem Glockenſchlage ſtoͤrt ihr mir den Sinn.
Alles unter mir mag ſinken, ſinken und vergehn, doch
die Sterne oben blinken ewig mild und ſchön.
Und ed winkt aus ihrer Kerne mir ein lichter Geift, der
Das Vaterland der Sterne, meine Heimath, weilt.
Und es Blingt in meinem Herzen mir ein jichres Wort:
Mit der Erde magft du ſcherzen, Himmel dein ift Er
rndi.
1308.
Leiſe flehen meine Lieder durch die Nacht zu dir, in den
ſtillen Hain hernieder, Liebchen, komm zu mir.
Fluͤſternd ſchlanke Wipfel rauſchen in des Mondes Licht,
des Berräthers feindlich Lauſchen fürchte, Holde, nich.
Hörft du Nachtigallen ſchlagen? Ad, fie flehen dic,
mit der Zöne füßen Klagen flehen fie für mid. . u
Sie verftehn des Bufens Sehnen, Tennen: Liebesfchmerz,
rühren mit den Sifbertönen jebes weiche Herz.
Lab auch bir .die Bruſt bewegen, Liebchen, böre mic,
bebend harr' ich die entgegen, komm, beglüde mich! aAſab
elftab.
. 1309.
Eigne Melodie.
Leife, leife, fromme Weife, ſchwing' dich auf zum Ster⸗
nenkreife, Lied erichalle, feiernd walle mein Gebet zur Him⸗
melshalle.
Zu die wende ich die Hände, Herr ohn’ Anfang und ohn
Ende. Bor Gefahren und zu wahren, fende beine Engel:
iharen! „Breifhüß.
19 *
292 | Seife ranfcht cs in den Bäumen.
1310.
Reife raufcht es in den Bäumen, und bie flille Liebe
wacht; iſt's vergönnt von dir zu träumen? Süße, fomm! der
Abend lacht; einen Kuß, dann gute Rack!
Lächelft du nach Mädchen: Meife? Unten harr' ich, Xiebe
wacht; in den Liedern fanft und leife fang ich oft, wie ich ge:
dacht; einen Kuß, dann gute Rat! ,
Längft ſchon hat mich's fortgetrieben ungeftüm mit füßer
Fe immer ift ein Wunfch geblieben, Sehnſucht bat ihn
angefacht: einen Kuß, dann gute Naht!
Laß, o laß mich glücklich fcheiden, um mid an der füßen
Pracht, in den fchönften Augen weiden! Sage, wenn mein
Lied vollbracht: einen Kuß, dann gute Rache!
1311:
Melodie von Mendelsfohn: 2. |
Leife zieht durch mein Gemüth liebliches Geläute. Klinge,
kleines Fruͤhlingslied, kling' hinaus in's Weite! |
Kling’ hinaus, bis an das Haus, wo die Beilchen fprie
Ben: wenn du eine Rofe fchauft, ſag', ich laß fie grüßen
Heinrih Heine.
1312.
Lenore fuhr um's Morgenroth empor aus ſchweren Traͤu⸗
men: „Bit untreu, Wilhelm, ober todt% wie lange willft du
füumen?” Er war mit König Friedrich's Macht gezogen in
die Prager Schlacht, und hatte nicht gefchrieben, ob er ge:
fund geiooen. \
er König und die Kaiferin, des langen Haders mübe,
erweichten ihren harten Sinn und machten endlich Friede;
und jedes Heer mit Sing und Sang, mit Paukenſchall und
Kling und Klang, geihmüdt mit grünen Reißern, z0g heim
zu feinen Häufern. Ä
Und überall, al überall, auf Wegen und auf Stegen,
zog Alt und Jung dem Jubelf all der Kommenden entgegen.
Sottlob! rief Kind und Gattin laut, willfommen! manche
frohe Braut. Ach! aber für Lenoren war Gruß und Kuf
Se ug Den Aug wohl auf und ab, und frug nach
ie Teug den Zug wohl auf und ab, und frug nad) al:
len Namen; doch Feiner war, der Kundfchaft gab, von allen,
fo da famen. Als nun das Heer vorüber war, zerraufte fie
Be abenhanr, und warf jih hin zur Erde mit wüthiger
rde.
Fenore fahr um's Morgenroth. 293
Die Mutter Tief wohl bin zu ihr: „Ach daB ſich Gott
erbarme! du trautes Kind, was ift mit Dir?“ und fchloß fie
in die Arme. „O Mutter, Mutter! Hin ift bin! Nun fahre
Welt und alles hin! bei Gott ift kein Erbarmen. O weh, o
weh mir Armen!” j
„Hilf, Sott, Hilf! Steh’ uns gnaͤdig an! Kind bet’ ein
Baterunfer! Was Gott thut, das ift wohlgethan. Gott, Gott
erbarmt ſich unſer!“ „O Mutter, Mutter! eitler Wahn!
Gott hat an mir nicht wohlgethan! Was’ half, was half mein
Beten? Run iſt's nicht mehr von nöthen.”
„Hilf, Sott, hilf! Wer den Bater kennt, der weiß, er
hilft den Kindern. Das hochgelobte Sacrament wird deinen
Sammer lindern.” „D Mutter, Mutter! was mich brennt,
daß lindert mir kein Sacrament! Fein Sacrament kann Leben
den Todten wiedergeben. “
Bor’, Kind! wie, wenn ber falfhe Mann im fernen
Ungerlande fich feines Glaubens abgethan, zum neuen Ehe⸗
bande? Laß fahren, Kind, fein Herz dahin! er hat ed nimmer:
mehr Gewinn! Wann Seel! und Leib fi) trennen, wird ihn
fein Meinetd brennen.‘
„D Mutter, Mutter! gr ift hin! verloren ift verloren!
Der Zod, der Tod ift mein Gewinn! o wär’ ich nicht geboren!
Liſch aus, mein Licht, auf ewig aus! flirb hin, ftirb hin in
Naht und Graus! bei Gott ift Fein Erbarmen! O weh, 0
web mir Armen!”
„Hilf, Sott, Hilf! Geh’ nicht in’s Gericht mit deinem
armen Kinde! fie weiß nicht, was die Zunge fpridt. eat
ihr nicht die Sünde! Ach! Kind, vergiß dein irdifch Leib,
und den an deine Seligfeit! jo wird doch deiner Seelen der
Bräutigam nicht fehlen.
„D Mutter! was ift Seligkeit? o Mutter! was ift Hölle?
bei ihm, bei ihm ift Eeligkeit, und ohne Wilhelm Hölle!
Liſch aus, mein Licht, auf ewig aus! ftirb Hin, ftirb Hin in
Naht und Graus! ohn' ihn mag ich auf Erden, mag dort
nicht felig werden.”
So wüthete Berzweifelung ihr in Gehirn und Adern.
Sie fuhr mit Gottes Vorfehung vermefien fort zu hadern;
zerfchlug den Bufen und zerrang die Hand, bis Sonnenunter:
gang, bis auf am Himmeldbogen die goldnen Sterne zogen.
Und außen, horch! ging's trap trap trap, als wie von
Roſſeshufen; und Blirrend flieg ein Reiter ab an ded Selän-
ders Stufen; und horch! und horch! den Pfortenring ganz
tofe, leife, Minglingling! dann famen durch die Pforte ver:
nehmlich diefe Worte:
‘
-
294 Scnsre fuhr um's Morgeursth.
„„Holla, bella! Thu' auf, mein Kind! ſchläfſt, Liebchen,
oder wacht dur wie bift du gegen much gefinnt? umd weine
oder lahft dur”” ‚Ah, Wilhelm, dur So fpät bei Nacht!
Geweinet hab’ ich und gewacht; ac, großes Leid erlitten! we
fommft du bergeritten?’
„„Wir fatteln nur um Mitternacht; weit ritt ich ber
von Böhmen. Ic habe fpät mich aufgemacht, und will dih
mit mir nehmen.” „Ad, Wilhelm, erſt herein geſchwind
den Hagedorn durchfauft der Wind, herein, in meinen Armen,
Herzliebtter ‚ zu erwarmen!”
„„Laß —* durch den Hagedorn, laß ſauſen, Kind,
laß faufen!
darf en nicht Haufen. Komm, fehürze, ſpring' und ſchwinge
dich auf meinen Rappen hinter midy! muß heut ncch hundert
Meilen mit dir in's Brautbett eilen.““
„Ah! wollteft Hundert Meilen noch mid) heut‘ in's Braut:
bett tragen? Und horch! e8 brummt die Glocke noch, Die cif
Kben angefchlagen.” „„Sieh bin, fieh ber! Der Mond
cheint hell. Kir und die Todten reiten fihnel! Ich bringe
dich, zur Wette, noch heut’ in's Hochzeitbette.““
„Sag an, wo ift dein Kämmerlein? wo? wie bein
Hochzeitbettchen ?” „„Weit, weit von bier! — ftill, kühl und
Bein! ſechs Bretter und zwei Brettchen!““ „Hat's Naum
für mich?“ „„ Für dich und mich! komm, fehürze, fpring'
und ſchwinge dich! die Hochzeitgäfte hoffen; die Kammer fteht
uns offen.”
Schön Liebchen fhürzte, fprang und ſchwang fich auf das
Roß behende; wohl um den trauten Ritter ſchlang fie ihre
Lilienhände; und hurre hurre, hopp hopp hopp! ging's fort
in ſauſendem Galopp, daß Roß und Reiter neben ‚und
Kies und Funken ftoben.
Sur rechten und zur linken Sand, vorbei vor ihren Blik
fen, wie flogen Unger, Haid’ und Land, wie donnerten die
Bruden! „„Graut Liebchen auh? — Der Mond feheint
bel! Hurrah! die Zodten reiten ſchnell! Graut Liebchen
auch vor Zodteny”” „Ach nein! Doc laß die Zodten!
Was klang dort für Geſang und Klang? Was flatterten
die Raben? Horch Glockenklang! Horch Zodtenfang: Laßt
und den Leib begraben! und näher zog ein Leichenzug, der
Sarg und Zodtenbahre trug. Das Lied war zu vergleichen
dem Unkenruf in Zeichen.
„„Nach Mitternadht begrabt den Leib, mit Sang und
und Klang und Klage! Sept führ ich heim mein jumges
Weib. Mit, mit zum Brautgelage! Komm, Küfter, bier!
—
Der Rappe ſcharrt, es klirrt der Sporn; ich
Tenore fahr um's SMlorgentoth. 295
komm mit dem Chor, und gurgle mir das Brautlied vor!
Komm Pfaff’ und fprich den Segen, eh’ wir zu Bett uns legen.”
Stil Klang und Sang. Die Bahre ſchwand. Gehorſam
feinem Rufen, kam's, hurre hurre! nachgerannt, hart hinter’s
Rappen Hufen. Und immer weiter, bopp hopp hopp! ging's
fort in faufendem Galopp, daß Roß und Reiter ſchnoben und
Kies und Funken ftoben. '
Wie flogen rechts, wie flogen links Gebirge, Baum’ und
den! wie Hogen links, und rechts, und links die Dörfer,
tädt' und Flecken! „„Graut Liebchen auh? — Der Mond
Scheint bel! Hurrah! die Zodten reiten fchnel! Graut Fieb-
chen auch vor Todten?““ „Ach! laß jie ruhn, die Todten.
Sieh' da! ſieh' da! Am Hochgericht tanzt um des Rades
Spindel, halb fichtbarli bei Mondenlicht, ein Iuftiges Ge:
jindel, „„Safa! Gelindel, bier! komm bier! Gefindel, komm
und folge mir! tanz’ und den Hochzeitreigen, wann wir zu
Bette fteigen!
Und das Gefindel, huſch huſch Huf! Faın Hinten nachge⸗
praflelt, wie Wirbelwind an Haſelbuſch durch dürre Blätter
raffelt. Und weiter, weiter, hopp hopp hopp! ging’s fort in
faufendem Galopp, daß Roß und Reiter fchnoben, und Kies
und Funken ftoben.
Wie flog, was rund der Mond beichien, wie flcg es in
die Kerne! Wie flogen oben über hin der Himmel und die
Sterne! „„ Graut Liebchen auch? — Der Mond fcheint heil!
Hurrah! die Zodten reiten ſchnell! Graut Liebchen auch vor
Todten?““ „D weh! Laß ruhn die Todten!“
— uRapp'! Rapp’! Mich dünft, der Hahn fchon ruft!
Bald wird der Sand verrinnen. Rapp’! Rapp’! Ich wittre
Morgenluft — Rapp’! tummle dich von binnen! Vollbracht,
vollbracht ift unfer Lauf! das Hochzeitbette thut fi) auf! bie
Zodten reiten ſchnelle! wir find, wir find zur Stelle!’
Raſch auf ein eifern Gitterthor ging's mit verhaͤngtem
Zügel. Mit ſchwanker Gert ein lag davor welprengte
Schloß und Riegel. Die Flügel flogen Hirrend auf, und
über Gräber ging der Lauf. Es blinften Leichenfteine rundum
im Mondenjcheine. ol,
Ha ſieh'! ha jieh’! im Augenblick, Huhu! ein gräßlid)
Munder! des Reiters Koller, EStüd für Stüd, fiel ab wie
mürber Zunder, zum Schäbel ohne Zopf und Schopf, zum
nadten Schädel ward fein Kopf, fein Körper zum Gerippe
mit Stundenglad und Hippe. _
Hoch baumte fi, wild fehnob dee Rapp’, und fprühte
Feuerfunken; und hui! war's unter ihr hinab verſchwunden
und verſunken. Geheul, Geheul aus hoher Luft, Gewinfel
296 Fenora, mern Täubchen.
kam aus tiefer Gruft; Lenorens Herz mit Beben rang zwiſchen
Tod und Leben.
Run tanzten wohl bei Mondenglanz, rund und herum
im Kreife, die Geifter einen Kettentanz, und beulten Diele
Weiſe: Geduld! Geduld! Wenn’s Herz auch bricht! Mit Gott
im Himmel hadre nicht! Des Leibes bift du ledig; Gott fer
der Seele gnaädig! Bürger. 1773.
. 1313.
Bekannte Melobie.
Lenora, mein Zäubchen, mein’ Herzenstrompet’, mein
Kanone, Heerpaufe und mein’ Musquet', hör’ mich, du gol⸗
denes Llebchen fein, in deinem ſtillen Kämmerlein.
Mein Herz, ach Lenora, ſteht ſtets auf der Wacht, hat
auf Liebesparole und Runde wohl Acht. Dein Bild macht
immerdar die Rund’, Lenora! ruf ich jede Stund'.
Mein Dergenstornifter ift voll ftetö von dir, deine Blide
die fliegen bei mir im Quartier, und beiß’ ich die Patrone
ab, duͤnkt mich, daß ich einen Kuß dir gab.
Kommando und Ordre bift du mir allein, ja mein
Rechtsum, mein Linksum, Kommisbrod und Wein. Wird
commanbdirt: Gewehr beim Fuß! denk’ ih, du rufft: Gieb
her einen Kuf.
Dein’ Augen, fie aan, wie eine Batt'rie, ach! wie
Bomb’ und Sranaten bielfiren auch fie! So ſchwarz wie
Yulver tft dein Baar, wie Zelttuch weiß bein Haͤndchenpaar.
Ja, du bift die Lunte, ich bin die Kanon’ — hab’ doch
Mitleid, mein Engel, und gieb mir Pardon! Und comman-
dire: Schwenkt euch ein! Zu mir in's ftille Rämmerlein!
Canravi.
1314.
Eigne Melodie.
Leuchtet dir kanm Aurorens Schimmer, halt’ dich zur Ar-
beit ftet8 bereit, nur ſtets fleißig und raften nimmer, der
Abend ift der Ruh' geweiht; doch Arbeit allein will nicht be:
hagen, theilend wird fie Leichter getragen, hülfreich ſteht dann
ein jeder da: — drum Courage, nicht verzaget, immer find
die Freunde nah!
Bald Lohnt den Fleiß der Sonntagmorgen, Frohſinn
erhebt und erheitet daB Herz; vergeflen find nun Müh’ und
Sorgen, man trintt, man lacht bei Zanz und Scherz. Trin⸗
Een allein will nicht bebagen, theilend Fann man weit mehr
vertragen, gern leert die Zlafche ein jeder da: — drum Eou:
rage ıc,
-
Sichchen, öffne Dach das Fenſter. "297
Hat dir dein Fleiß Kiebe erworben, lächelt dir ein holdes
Weib: dann nur für fie gelebt und geftorben, fuche nicht an⸗
dern Seitvertreib; die Flaſche theilen, läßt fich ertragen, fein
Weibchen muß man jedoch verfagen, glaubt mir, die Laurer
find ftetd da: — drum Courage, das Haus bewacht, immer
find die Freunde nah!
„Maurer und Schloffer” von Auber.
1315.
Liebchen, ade! Scheiben thut weh! Weil ich denn fcheiden
muß, fo gieb mir einen Kuß! Kiebchen, abe! Scheiden thut weh!
Liebchen, ade! Scheiden thut weh! Wahre die Kiebe dein,
ſtets will ich treu dir fein. Liebchen, ade! &cheiden thut weh!
kiebchen, ade! Scheiben thut weh! Wein’ nicht bie Aeug⸗
kein roth, trennt uns ja felbft kein Tod. Liebchen, ade! Schei-
den thut weh! 1816 Volkslied.
Liebchen, ich komm' mit der Zitter, mache dir ein Staͤnd⸗
chen hier; ſieh', durch das verſchloßne Gitter weih' ich dir das
Staͤndchen hier. Sieh, mein Liebchen, nur heraus, hör’ mir
zu, es ift bald aus.
(Zweite Stimme:) Jetzt komm' ich grad’ zum Wirthshaus
heraus, hab's Seidel verfoffen, nun ift der Spaß aus! Ich
hab’ a Räufchel, daran ift ka Zweifel, und al’ mein Gelbel
Das ift nu beiim Teufel, Weib! Weib! komm mit der Laterne,
leucht' mir, mein Everl’, nun geb’ id) gar gerne. Alte Kra⸗
ren mit dem krummen Haren, macht mer bene Karen, fonft
werd’ ich did paren. Schau, du alte Kratzſche, du Charfrei⸗
tags Pratſche, jest fing’ ich ben lieben Auguſtin. O du lieber
Auguftin, alles ift bin! 's Geld ift weg, 's Mädel ift weg!
nu han mer alle beed an Dred! O bu lieber Auguftin, alles
ift hin!
1317.
Liebihen, öffne doch das Fenſter, dieſes Lied gilt dir;
fieb, jur Stunde der Gefpenfter weilt dein Zreuer bier. :,:
ken hüllen Mond und Sterne, Regen ftrömt herab;
doch, um dic zu fehn, wie gerne eilt' ich nicht in's Grab!
Kannft du mich ſo ſchmachten fehen? rühret nichts dein
Herz? laß doch einmal dich erflehen,; lindre meinen Schmerz.
„Fort hier unter meinem Fenfter! winfelft du für mich?
fort, ih haſſe Rachtgefpenfter nicht fo fehr, als dich!
Richt zu Menſchen, nein, zu Affen! merk dirs, lieber
Mann, bat euch, Manner, Gott geſchaffen; dic) zum Pavtan !'
298 Fieben Brüder, zu dem Frefigelege.
Bas, zum Pavian und Affen machſt die Männer du?
mit die hab' ich nichts zu ſchaffen; mad)’ dein Fenſter zu.
Doch, eh du entichlummerft, höre mi, den Pavian,
und beherz'ge meine Lehre: traue feinem Mann!
Miffe, nur zum Zeitvertreibe liebt‘ id Gaͤnschen dich;
aber ch’ ich dich zum Weibe naͤhm', erhängt ih mid.
1318.
Lieben Brüder, zu dem Keftgelage bat ein guter Gott
uns bier vereint; allen Sorgen jeder heut entjage, trinke
mit dem Freund, der’& redli meint! Da wo Nektar glüht,
bolde Luft entbluht, wie den Blumen, wenn der Frühling fcheint.
Laßt uns froh die goldne Zeit durchſchwaͤrmen, bangen
an bed Kreundes treuer Bruft! An dem Freunde wollen wir
uns wärmen, in dem Weine kühlen unfre Luft! Im der
Traube Blut trinft man neuen Muth, wird der Mann id
böh’rer Kraft bewußt.
Nippet nicht, wo Bacchus Quelle fließet, ängftlidh an des
vollen Bechers Rand! Mer das Leben tropfenweis genießet,
bat des Kebend Deutung nie erfannt. Nchmt ihn frifcy zum
Mund, leert ihn bis zum Grund, den ein Gott vom Him-
mel uns gefandt.
Auf des Geiſtes göttergleihen Schwingen flürzt der
Züngling muthig in die Welt; wadre Freunde will er fih
erringen, die er feft und immer fefter halt. Bleibt die Mei:
nen a bis zum MWelteinfall, treu dem Freund auf ewig zu:
ellt.
Laßt nicht Jugendkraft umſonſt verrauchen, in dem Be:
her winkt der geldne Stern, Ba laßt uns von den Lippen
* en: Lieben tft des Lebens füßer Kern! Iſt die Kraft ver:
auſt, iſt der Wein verbrauft, folgen, alter Charon, wir bir gern!
1319.
Melodie: Laßt uns fröhlihd um den Becher.
Lieben Freunde! feid willlommen! nur vor allem Plas
genommen! aber foll die Mahlzeit frommen jeget bunt euch)
Alzumal! Wahlſpruch iſt's bei unferm- Fefte: „gut genu
für uns iſt's Beſte!“ überall. (Chor:) Fließe, goldner Saft
der Neben! gute Nachbarſchaft fol Ichen hoch, hoch, hoch!
gute Nachbarn hoch!
Seid ihr glücklich angefeffen, nun fo munde wohlgemeffen,
was an Trinken und an Eſſen uns der Himmel bat befcheert!
Iſt der Mund fo abgefunden, machen fich die frohen Stunden
Febes Glas, gch hin im Arrife. 299
unbefägwert. (Ehor:) Wließe, goldner Saft der Reben! was
das geben halt, foll leben hoch, hoch, hoch! Küch' und Keller
och!
Sirach fpriht: „wie Edclfteine Ieuchten in des Goldes
Keine (wohlgemerkt bei gutem Weine), alio ziert Geſang das
Mahl;“ alfo frohe Kieder laffen wir in Rebengolde faſſen ohne
Zahl. (Chor:) Fließe, goldner Saft der Neben! Sang und
Klang — fie follen leben hoch, hoch, hoch! Sang und Sänger
o
Noch einmal dem Wein die Ehre gebt! er mindre oder
mehre das Gewicht der Sittenlehre bei der naſſen Brüder:
fchaft: glühend in der feur'gen Klarheit komme fie zur tred:-
nen Wahrheit — mehr geihafft! (Chor:) Fließe, goldner
Saft der Reben! laßt den Wein im Meine leben body, hoch,
body! Wein im Weine hoch!
Guter Weingeift facht die Flammen Amor’s über'm Kopf
zufammen — ſchoͤne rauen! nicht verdammen. Wollet mid)! —
ih muß, ich muß erft auf euer Wohlfein trinfen — dann zur
Rechten, wie zur Linken Gruß und Kuß! (Eher:) Fließe,
goldner Saft der Neben!. laffet hoch die Frauen leben! hoch,
hoch, hoch! alle drei Mal body!
Süß'res ift nicht zu genießen, darum, Freunde! will ich.
ſchließen — doch laßt noch ein Zröpfchen fließen, ftoßet an —
auf gute Zeit! funfzig Jahre noch wie heute! Segen über
Land und Leute weit und breit! (Ehor:) Fließe, goldner
Saft der Reben! Kand und Keute follen leben hoch, hoch, hoch!
allerwegen body! Spiritus Asper.
1320..
Kindergebet.
Lieber Gott und Engelein, laßt mid. fromm und gut
fein! laßt mir doch auch mein Hemdlein recht bald werden
viel zu Bein! Des Knaben Wunderhorn.
1321.
Liebes Glas, geh hin im Kreiſe, gehe friih von Hand
zu Hand! raube nur auf deiner Reife und nicht Sinne und
Berftand. (Ehor:) Stoßet an! Es follen leben alle Maͤdchen
lieb und hold, die uns füß’re Freuden geben, ald des Mein:
ſtocks Zraube zollt!
Wer fein Herz für fanfte Triebe in der wilden Welt ver-
darb, lach als Narr der edlen Liebe, für die mancher Weiſe
ſtarb. (Chor:) Stoßet an! «. oo
300 Siches Hälschen, hir’ air 3m.
Einen Kuß acht' ich fo theuer, als das Faß vom König-
ftein, hätt’ au gleich das Ungeheuer feinen Bauch voll Ey:
perwein. (Chor:) Stoßet an! ıc.
. 1322.
Liebes Mädchen, hör’ mir zu, laß dir doch was fagen,
dann wünfch’ ich dir gute Ruh’, will dich nicht mehr plagen.
Du ſollſt did) des Lebens freun, ſchmachteſt noch in Ketten;
gerne möcht” ich dich befrein, möchte dich gern retten.
(Baß:) Wie? was wollt ige was fol das Lingen, padt
- euch von bier, was fol das Singen, mas foll das Eingen,
ihre befoffnen Flegel, ihr, ihr Klegel ihr, wollt % fort!
wollt NR fort! Pop Himmeltaufendfapperment! poR, immel:
taufendfapperment! Währt e8 noch lange, hat euer Laͤrm nicht
bald ein End’, nicht bald ein End’, nicht bald ein End’?
Staub’ mir, fhöne Dutderin, deinem Bielgetreuen, lang!
ſchon dacht' ich her und hin, dich einft di befreien, Racht
und ftille wär” e8 nun, bei des Mondes Schimmer, willſt du
heut — thun, ſo geſchieht es nimmer.
(Baß:) Hanſel! geh, Hol’ die Wade, daß fie einmal
Friede made, Friede mache, denn Pie Kerle find ganz toll;
befoffne Schlingel, feid ihr von Wein und Punfch fchon wie-
der voll? Bon Wein und Yunfch ganz vol. Weib fperr‘
Rannerl ein, gieb ihr doch den vollen Topf, den vollen Kopf,
jegt gebt, ſonſt Eriegt ihr eine Portion, eine Portion Waſſer
auf den Kopf, auf euren Kopf.
Hier, wo büftre Schwermuth wohnt unter öden Mauern,
wo Bein Freudenſtrahl dir Ichnt, wirft du doch nicht lauern?
Komm, was auch der Alte fagt, mag er peltern, fchreien,
wenn er morgen nach dir fragt, bift du ſchon im Freien.
(Baß:) DO, ihr een Kerle! ihr verdammten Hunde:
ungen! wollt ihr nidht fort, fo fomm ih an die Thür' und
bredy’ euch dad Genid. '
1323.
Andreas an die Anna.
Liebes Mädchen, ſahſt du nicht, wie geftern ich auf bo:
hem Berge lang’ gelegen, bliddend auf dad weiße Kreuz im
Thale, das die Fluͤgel deines Fenſters bilden?
Glaubt' ih ſchon, du kaͤmſt durch's Thal gemanbelt,
fprang ih auf, da war's ein weißes Blümkein, das fid
taufchend "mir vor's Auge ftellte.
Lange barrt’ ich, aber endlich breiten aus einander fi)
bes Fenſters Flügel, und an feinem weißen Kreuze ftehft du,
Berg und Thal ein ſtiller Friedensengel.
*
Söft ab vom Stamm das Eichculaub. 301
Voͤglein ziehen nah’ an dir vorüber, Zäublein figen auf
dem nahen Dache, Fommt der Mond und kommen alle Sterne,
blicken al’ dir keck in's blaue Auge.
Steh’ ih einfam, einfam in der Werne, habe Feine Fluͤ—
gel, Hinzuflicegen, babe feine Strahlen hinzufenden, fteh’ ich -
einfam, einfam in der Kerne!
Gehſt du, ſprach ich mit verhaltnen Thränen: ruhet füß,
ihr lieben, lieben Augen! ruhet füß, ihr weißen, weißen Li⸗
tien! ruhet jüß, ihr lieben, lieben Hände!
Sprechen's nad die Sterne an dem Himmel, ſprechen's
nach die Blumen in dem Thale. Weh! o weh! du haft es
nicht vernommen! 3. Kerner.
1324.
Kinderlied.
Liebliches Kind, ich wiege fingend dich ein in Schlummer!
Kindlein, lächle noch einmal!
Kindlein, o laͤchle nochmals! Schließe dann fill die
Aeuglein, ſchlummre fanft, ich behuͤt' dich!
Lächelft du dann mir wieder, öffneft die muntern Aeug⸗
lein, o dann fpielen wir wieder!
Schlummre, die Englein wachen freundfih an deiner
Wiege. Traͤume, Kindlein, von Engeln!
Jakob’'s Singfchüler.
1326.
j Turners Heimzug.
Melodie: Feinde ringsum.
Lieder ftimmt an! Grüßt die gefchiedenen Stunden, die
uns fo eilig entſchwunden; Freunde, heran!
Spiele find aus; freudig in freudigem Schwarme ftärten
wir Herien und Arme; ziehn jest nad) Hau.
er nur ift frei, welchem die Sehne durchziehet Muth,
der im Bufen t lühet; und wir find frei.
Seliges Stud! Friede und Kreundfchaft und Freude lächle
uns immer, wie heute; Fehr’ uns zuruͤck! '
So lebt denn wohl! Wenn aud) die Sonnen uns finken,
werden doch neue uns winken; Freunde lebt wohl!
1326.
Melodie: Umfchlingt das Haar mit Epheulaub.
Löft ab vom Stamm das Eichenlaub, und ſchwingt es
um bie Loden! Laßt Büchcerwitz beim Bücherfiaub zur Zeit
302 Shwen, lafit euch wieder finden.
der Maienglodtens wer nicht fein Herz in fi begräbt, wer
nicht nah Rang und Flittern firebt, wen Kraft und Geift
den Bufen hebt, der juble mit und finge, daß Thal und
Hügel Elinge! (Chor:) Uns klopft die Bruft von Geift und
Kraft, es lebt in uns, es ftrebt und ſchafft; der Hügel klingt.
Der Züngling fingt, das Lied, das fi) vom Herzen ſchwingt.
Am blauen Firmamente ziehn die Wolken gleich den Lam:
mern. Geſchloßner wird das Blättergrün, uns traulich zu
umdaͤmmern. Was ſchwirrt der Vogel in der Luft? was tanzt
die Muͤck im Blumenduft? es tanzt und lebt; es fpricht und
ruft: entfagt bethörtem Leide! Raturberuf ift Freude. (Chor :)
Wir freun uns, wenn die Lerche fleigt und wenn der Sturm
die Aefte beugt. Der Hügel klingt. Der Züngling fingt,
was freudig Zeel und Sinn durchdringt.
Wer jich fein friihes Blut vergallt mit [hwülem Miß—
behagen, für ben ift nicht das x Zelt des Himmels aufge:
fhlagen. Wer eins mit feinem Herzen ift! der Icht; nid,
‚wer, mit jich im Zwiſt, Fortunens kalte Lippen füßt. Das
Lied fol die erhöhen, die von fich ſelbſt beftehen. (Ghor:)
Mit uns im Sinn und Herzen eins genichen wir des Sonnen:
fheins, der Hügel klingt. Der Jüngling jingt, das Glüd,
das ihr von euch empfingt.
Was ift cd, das wie Morgenliht dem innern Auge leudy
tet? was füllt mit hoher Zuverfiht, wenn Schmerz die Wange
feuchtet? was ebnet auch den Beileid! was ftreut die freu:
benvollfte Saat? was lodt zur Ichönen Männerthat? Steht
auf! mit Herz und Munde, Ichfingt dem Breundesbunde!
(Chor:) Wir ftehn, bei'm feuerhellen Wein den Bund des
Bundes zu erneun. Der Hügel Eingt. Der Iüngling fingt,
dos Süd, das Herz in Herz errinat.
Noch nicht geſetzt! Noch immer fehlt die Rof' in unferm
Krange, es ſeufze nur, wer ſich's verhehlt, nad Kronengold
und Slanze! Im Arm der Liebe, rein und hold, vergibt
man, ohne Rang und Gold, wohin bed Schickſals Kugel rollt.
Wer wird in Fruͤhlingskreiſen nicht Weib und Mädehen fpei-
fen? (Ehor:) Hoch lebe Weib und Maͤdchen! hoch! und höher
noch! und ee noch! Schenkt ein! Schenkt ein! der letzte
Wein fell Opfertrank der Liebe fein! - Deouterweck
1327.
Die Blutzengen.
Löwen, laßt euch wieder finden wie im erften Chriften:
tum, die nichts Fonnte überwinden! Seht nur an ge aka
terthum! wie in Lieb’ fte glühen, wie fie Feuer fprüben, daß
ih vor der Sterbenstuft feibft dee Satan fürchten mußt’.
.
fofet, was i euch will fage! 303
In Gefahren unerſchrocken und von Lüften unberührt,
die aufs @itle konnten locken, war man damals, die Begierd’
ging nur nad) dem Himmel; fern aus dem Getümmel war
erhoben das Gemüth, achtete was zeitlich nit.
Ganz großmüthig fie verladhten, was die Welt für Vor:
tHeit hält und wornach die meiften trachten, es mocht’ fein
Ehr', Woluft, Geld; Furcht war nicht in ihnen; auf die
Kampfihaubühnen fprangen fie-mit Freudigkeit, hielten mit
den Zhieren Streit.
O daß ich, wie diefe waren, mich befänd’ aud) in dem
Stand! Laß mich doch im Grund erfahren dein’ hülfreiche,
ftarte Hand, mein Gott, recht lebendig! Gieb, daß ich bes
ftändig bi8 in Tod durch deine Kraft ube gute Ritterfchaft!
Ei wohlan, nur fein ftandhaftig, o ihe Brüter tapfer
drauf! Laſſet uns dody recht berzhaftig folgen jener Zeugen
Hauf! Nur den Keib berühret, was ihm fo gebühret; er hat's
Keiden wohl verdient, und die Scel’ darunter grünt.
Mindeftend zu Anfange des 18. Jahrh.
1328. '
Melodie: Mihi est propositum.
Lorbeerheld Horatius! wie du fpradft das Wahre:
ſchneller ald der Oftwind muß hin die Flucht der Jahre. Wo
ift, 0! der Becher Weins, mehr ald Honigfüße, wo des rof’gen
Maͤgdeleins Zank und Fried’ und Küffee (Chor:) Wo ift ꝛc.
Schwellend weich die Traube ſteht, Mäddyens Bufen hebt
ſich; doch der dürftende Poet Ihmählich überlebt ih: ach es
muß des Nuhmes Kicht dem vergeblich winken, der ber Erde
Toͤchter nicht lieben darf und trinken. (Chor:) Ach eb ıc.
1329.
MWächterruf.
Lofet, was i euch will fage! D'Glocke het Zehni afchlage.
Jez betet und jez göhnt in’d Bett, und wer e rueihig G'wiſſe
bet, ſchlof fanft und wohl! Im Himmel wacht e heiter Aug
die ganzi Nacht.
Loſet, was i euch will fage! D'Glocke het Delfi gichlage.
Unb wer no an der Arbet ſchwitzt, und wer no by der Charte
fiet, dem bieti jez zuem letztemol, — 's iſch hochi It —
und fchlofet wohl!
Lofet, was i euch will fage! DGlocke het Zwölfi gſchlage.
. Und wo no in ber Mitlernaht e Gmüͤeth in Schmerz und
Ehummer wacht, fe geb der Gott e rüeihige Stund, und
mac) di wieder froh und gfund!
304 Cosrciſend Pe Erbarmen.
Lofet, was i euch will ſage! D'Glocke het Eis gſchlage.
Und wo mit Satans Pac und Roth e Dieb uf dunkle Pfade
goht, — i will's nit hoffen, aber gfchieht 8 — gang heim!
der himmliſch Richter jicht's.
Loſet, was i euch will fage! D'Glocke het Zwei gichlage.
Und wen fcho wieder, eb's no tagt, die ſchweri Sorg am
Herze nagt, du ärme Tropf, di Schlof iſch hi! Gott rg!
ed war’ nit nöthig gift. j
Lofet, was i euch will fage! D'Glocke het Drü_gfchlage.
Die Morgeftund am Himmel weht, und wer im Friede de
Zay erlebt, dank Gott, und faß e frohe Mueth und gang
an's G'ſchaͤft, und — halt di guet! 3. 9. Hebel.
1330.
Losreißend chn’ Erbarmen aus des theuren Mädchens
Armen flürzen wir in die Welt, und lieben, was und gefällt.
Wir flatteen zwar und wandern von einer zu ber andern:
doch erfter Liebe Kraft bleibt ewig Leidenfchaft.
Weit über Flur und ‚Hügel trägt und des Leichtfinnd
Flügel: aber ein Stadyel bleibt, der und zur Heimath treibt,
denn nichts zerftört Die Keime der erften Sugendträume, und
erfter Liebe Kraft bleibt ewig Leidenfchaft.
„Joconde“, von Iſouard.
1331.
Lüftchen, woher und wohin trägft du fo lieblichen Duft?
Sicher mit liebendem Sinn Schönes, Geliebtes dich ruft!
Baͤchlein, woher und wohin Eofend und Füflend gelind?
Blumen vol freundlihdem Sinn deine Gefpielinnen find.
Lerhe woher und wohin? Jubelnd der Sonn’ an bie
5* re fi dein hinimlifcher Sinn, haft nur am Himm:
ifchen | :
Böglein und Lüftchen und Ba, koͤnnt' ich nur ziehen
mit euch! Tiebend ben_Liebenden nad), Täm’ in ein Liebliches |
Reich. 3. 3. v. Weflenberg.
1332.
Zuife komm, uns ruft der Ion, der Zon des fanften
Walzer Hin! O riefe mir doch einft zu dir, dein Herz zum
Kohne bin! — Allein ich feh’, du willft mich quälen; du willſt
und das ift mir genug! Dein Herz wird einen Andern wählen,
und mich erlöft eim fanfter Tod. Dann will ich flerbend für
dic) beten: D Gott, mad)’ doch Luife glüclich-froh! Ich Habe
viel für fie gelitten, o ſtrafe fie nicht eben fo.
⸗
ſFuſtig gerüftet das Herz und den um! 305
, Die Sonne finkt, der Abend winkt, ber Mond der fcheint,
dein Karl der weint, er weint um dich, Luiſe, ach, verlaflen,
o Geſchick! — Allein ich ſeh' du willſt mich Franken; du willſt
und das iſt mir genug! Dein Argwohn wird in’s Grab mid)
ſenken, und dann bin ich Luife los. So liebe dann bis zu
dem Grabe, bald hier, bald dort, was dich nur glüdlich
macht und denke dann noch jeden Abend: du warft mir einft
zur Qual gemadit. Berliner Saffenhauer.
\ 1333.
Luftigen Saitenklang, fröhlichen Rundgefang hör’ ich im
Saale erſchallen! Brüder, flimmt munter ein, mijcht euren
Jubel drein, ehe die Saiten verhallen!
Bilder Champagner:Wein ladet zur Freude ein, fehet
ihn perlen und ſchaͤumen! Trinkt, eh ter Geift verfliegt;
fühlt, wie das Herz fich wiegt felig in Iuftigen Träumen!
Rofige Wangen blühn, purpurne Lippen glühn, freund:
liche Augen find helle; heimlich, wie Maͤdchen fliehn, Lieb’
und Luft weiter ziehn, — küßt fie behend auf der Schwelle)
. Shumader. _
1334.
Zuftiger Matrofenfang, hoiho! tüne laut das Meer ent:
fang, hoiho! Bald im Süden, bald im Nord, fing’ ich bier
und finge dort, werf' die Grillen über Bord; hoiho! hoihoi!
In der Woge naflen Bauch, hoiho! bla" ich meines
Pfeifhens Rauch, hoiho! Fifchlein fpringt im Sonnenfcein,
Sechund ſchwimmt uns hinterdrein, und die wilden Moöven
ſchrei'n; hoiho! hoihoi!
Hat der Sturm den Kiel erfaßt, hoiho! klettr' ich auf
den böchften Maft, hoiho! Seid nicht bange, Capitain:
Wind und Wetter werden fchön; laßt die Flagge ruhig wehn!
Hciho! hoihoi!
Eines machet mir Verbruß, hoiho! ich entbehre Liebchens
Kuß, hoiho! Denk' ih auf bewegter See an des Bufens Li:
Sienfchnee: foltert mich der Liebe Weh'. Hoiho! hoihoi!
Aber wenn der Hafen winkt, hoiho! und ihr fchwarzes
Auge blinkt, hoiho! Fü ich bei fo mildem Strahl nad der
langen Trennung Qual Liebchen bunderttaufendmat! Hoiho!
hoihoi!
1336.
Bekannte Melodie,
Luftig gerüftet das Herz und ben Mund! heidniſche Weis:
heit und chriftlicher Glaube figen in Eintracht beiim Nectar
1. 29
306 Suftig leben die Aoſachen.
der Zraube; rund heißt die Lofung, ‚ finget fie rund!
Rund, o bu füßed, du heiliges Wort! rund iſt — o felige
Rundung! — die Zonne, rund ijt das Maͤdchen, rund meine
Sonne, rund tft der Zapfen, der Sonnen durchbohrt.
Denten wir Großes, wir benten es rund. Rund läuft
die Erde in rollenden Polen, rund iſt die Schönheit der Fla⸗
ſchen und Bowlen, Lippen und en der Liebe find rund.
Schauet nad oben, — ich finge nicht Spott! — rund geht
auf Sternen das Leben der Frommen, kugelrund beißet, was
himmliſch vollkommen; kugelrund ift ber platonifche Gott.
Laufen dic Sonnen und Sterne denn rund — braudhet,
ihre Brüder, die Freude der Trichter, rollet euch felig, wie
himmliſche Xichter, fehlaft und erwachet am fröhlichen Spund.
peil mir! ich grüße didy, fließende Gold, grüße dich,
Zraube, dich, Liebling ber Sonne, grüße bi, Bowie, und
grüße dih, Tonne, grüße di, Trinker, der neben ihr rollt.
Offen ſchon fteht das olympiſche Haus, offen die Sterne,
|
wo Götter ſich rollen, irdiſches Dichten und tedifches Wollen
fliegen ſchon über die Himmel hinaus.
Eins noch, es gilt unfer heiligftes Rund; rund Ki die
Ihat und rund fei die Rede! rund fei die Freundſchaft und
rund fei die Fehde, Elinget zufammen und haltet den Bund!
E. M. Arndt
. 1336.
Bekannte Melodie.
.Luſtig leben die Kofaden! überall, fogar in den Baraden,
giebt ed Schöne Mädchen, Bier und Brandtewein, Brüder laßt
und luftig, munter fein. Raub in Schlachten, fanft bei Maͤd—⸗
hen find Kofaden immer froh und wohlgemutb, ſchwingen
rajch die Lanze und die Dirn' zum Lanze, zechen brav und
fanzen gut. Luſtig leben zc. R
Geht's zum Kampfe, geht's zum Streite, Brüder, giebt
ed rechte Beute, unfer Kohn! Seht! o ſcht, geſchlagen find
die ftolzen Feinde, alle find fie ſchnell eutflohn. Luſtig leben ıc.
Dirnen winfen, Hurrah trinten mit Poladen wir und
Mahomeden! Brüder, laßt uns fpielen, Brüder, laßt uns
fingen, hoch wall’ und das Herz empor. Luſtig leben 2c.
Nach dem Tanze, nad dem Schmaufe, liegt das Mäd-
hen liebend uns im Arm. Meint es treu und redlich, wie
ed ſich geziemet, licht Koſacken treu und warm. Luftig leben ıc
1337.
Das Mädchen am See.
ädchen, du liegft mir im Zinn, und ich arbeite
in Wien, o du holdes Mädiken am See, du
nur bift meine Sreube!
Wenn ic in ruhſamer Eil', an einem Schlüffelloch feit,
den?’ ih, o Maͤdchen am See, du nur bift meine Freude!
Mach, nad Franzöfifcher Art, ich an dem Schlüffel den
Bart, den! ih, o Mädchen am See, du nur bift meine Freude!
Wenn ich feft Ichlafend noch wach, und denk’ ter Sache
fo Ir den! ih, o Madchen am See, du nur bift meine
Freude!
Bift du betrübfam vergnügt, wie es fo mandymal fich
fügt; o fo den Mädchen am See auch an mich armen Burfche.
Wenn du feſt zweifelnd mir trauft, auf meine Redlichfeit
bauft, o fo glaub’ Mädchen am Ser, dir nur fchlägt ftets
mein Herze.
Und komm' ich einftend nah Haus, fo wird aus uns
zwei was draus; o holdes Mädchen am See das verftcht fich
am NRanbe. .
Nun noch zum Schluß viele Grüß, Wiederfehn ift ja fo
füß 5 Mädchen, hold' Mädchen am See, das iſt ſo klar wie
a
ichfe.
So ſchick' in ängftliher Ruh, ich dir mein Briefchen
jest zu; bald komm’, o Maͤdchen am See, ich felbft in deine
Arme. Brief eines Schloffergefellen.
1338.
Mädchen mit dem rothen Münden, mit den Aeuglein
füß und Bar, du mein liebes Feines Mädchen, deiner ben?’
ich immerdar.
20 *
308 Madden , ſahſt du jüngſt.
Lang iſt heut' der Winterabend und ich möchte bei dir
fein, bei dir figen, mit dir ſchwatzen im vertrauten Kammer:
lein.
An bie Lippen wollt’ ich preffen deine Feine weiße Hand,
und mit Thraͤnen fie benegen, deine Pleine weiße Hand!
1339.
Maunesthräne.
Mädchen, ſahſt du jüngft mich weinen? — fieh, des Wei:
bes Thraͤne duͤnkt mir der Mare Thau des Dimmeld, ber in
Blumenkelchen blinkt.
Ob die trübe Nacht ihn weinet, ihn der Morgen lächelnd
bringt, ſtets doch labt der Zhau die Blume und ihr Haupt
hebt ſie verjüngt., j
Doch es gleicht des Mannes Thraͤne edlem Harz aus
DOftens Flur, tief im Herz des Baums verſchloſſen, quillt
freiwillig felten nur.
Schneiden mußt du in die Rinde bis zum Kern des Marks
hinein, und das edle Naß entträufelt dann fo golden, heil
und rein.
Bald zwar mag ber Born verfiegen, und der Baum grünt
fort und treibt, und er grüßt noch manden Frühling, doch
ber Schnitt, die Wunde — bleibt.
Mädchen, dent! des wunden Baumes auf des Oſtens
fernen Höhn; Mädchen, denke jenes Mannes, den bu weinen
einft geſehn. Grün.
1340.
Eigne Melodie.
Mädchen! feht die helle, glanzumftrahlte Welle, ſeht das
ſchaukelnde Boot wiegt euch auf und nieder; horcht den Klang
der Lieder grüßt den Widerfhal, Auch die firengite aller
Schönen widerfteht nicht langem Schmerz, und ber Liebe Freu:
den Erönen endlich ein getreues Herz
‚. Schwärme, füße Kleine, um des Zrauten Bid! träum
dich ſchon die Seine, fing der Liebe Gluͤck! Horch, vom fer:
nen, flilen Wald, wie des Echo's Ruf erfhalt! Ach, der
Licbe Zreuden Erönen endlich ein getreued Herz; auch bie
firengfte aller Schönen lohnet ein getreues Herz.
„Sampa.“
1341.
‚Mädchen, warum :,: weineft du, :,;: weineft du fo fehr?
Weineft, daß ich von dir gehe, daß ich dich nicht wieder fehe,
Mädchen darum weineft du? weine nicht fo fehr'
Madden, wilft du freien. 309
‚ Mädchen, ich Fehr’ bald zurüd, kehre bald zurüd. Will
dich lieben in der Ferne, und wer liebet, kehrt fo gerne; ba:
rum, Mädchen, traure nicht, traure nicht fo jehr!
Fliegendes Blatt.
1342.
Mädchen, wenn ich dich von fern erblide, wird vor
Sehnſucht mir das Auge naß; nahft du di, dann hält es
mid zurüde wie mit Fefleln, und ich weiß nicht, was?
Bern von bir hab’ ich fo viel zu Plagen, und dir gegen-
über bin ich ſtumm, kann dir nicht ein Sterbenswörtchen fa-
gen, ſtammle nur, und weiß de nicht, warum?
Stundenlang haͤng' ich an deinem Blicke, aber trifft ber
deinige mich fo, o dann fahrt der meinige zurüde, will ſich
bergen, ah! und weiß nicht, wo?
Seh’ ich dich mit einen andern fcherzen, o dann möcht’
ich vor mir felber fliehn, möchte weinend mit betrübtem Her:
zen, mid) entfernen und weiß nicht, wohin
Einfam laß ich, ftatt mich zu zerftreuen, meinen Thraͤ⸗
nen ungeftörten Lauf; wiege mid in füßen Träumereien, freue
mich, und weiß doch nicht worauf? ’
Denke mir das höchfte Glüd auf Erden, das ein Juͤng⸗
ling fih nur wuͤnſchen kann, hoffe, daß fic einmal kommen
werden, ach! und weiß nicht, wann?
Denke von zwei gleich geftimmten Seelen mir die fchönfte,
reinfte Harmonie, möchte dich vor allen andern wählen mir
zur Gattin, ad! und weiß nicht, wie?
Und fo laßt bei meinen regen Trieben weder Wie, noch
Mo, nod Wenn fi fehn; vd erlaubt man mir dereinft zu
lieben und zu wählen, o dann weiß id — wen!
1343. "
Mädchen, willſt du freien, fo fchidle dich dazu; fo nimm
dir einen Schufter, der macht dir knappe Schub‘.
Doch die Schufterweiber‘ müffen Leder Ichneiden; lieber
will ich ein'n Paftor nehmen, trag’ ih Sammet und Geide.
Doch die Paftorweiber dürfen fi nicht pußen; lieber
will ich ein'n Amtmann nehmen, fahr’ ic, in der Kutiche.
Doch die Amtmannsweiber müflen Butter waſchen; lieber
will ich ein'n Fuhrmann nehmen, trag’ ich's Geld in Zafchen.
Dod die Fuhrmannsweiber müflen Wagen fchmieren; lie: -
ber will ich ein'n Soldaten nehmen, Bann ich brav marfchiren.
Doc die Soldatenweiber müffen’8 Brot weit holen; lieber
will ich ein'n Baͤcker nehmen, hab' ich Brot im Ofen.
' 810 Mädchen zu küffen.
Doch bie Bäderweiber müflen Butter ſchmelzen; lie—
ber will ich ein'n Schlächter nehmen, iſt mir Wurft nicht
felten.
Doc die Schlächterweiber müffen Blut auffangen; lieber
will ich ein’'n Gaftwirth nehmen, klapper ich mit der Kanne.
Doch die Gaftwirtheweiber müffen Bier auffüllen ; lieber
will ich ein Mädchen bleiben, hab’ ich meinen Willen.
Sammlung von Erk u. Irmer.
1344. _
Mädchen zu küſſen, ei, ſchadet ja nit! macht Dir ein
Mädchen ein freundlih Gefiht, wärft du ein Narr ganı
und gar, böteft du ſchnell nicht ein Küchen dar. |
rinten, ihr Lieben, das fihadet ja nit! Wahrheit am
erfien der Trinker ja ſpricht; fchenft mir drum fein fleißig
ein, daß ich ein wahrbafter Freund kann fein.
euſtig, ihr Brüder, und thut es und nah! Kirffet und
trinfet! Freund Luther ſchon fprah: Weiber und Wein müf:
fen fein, follen wir weidlich bei'm Lied uns freun! |
Fliegendes Blatt.
1345.
Melodie von Danzi.
Mädel, 's ift Winter, der wolligte Schnee, weiß mie
bein Bufen, det Thaͤler und Hoͤh'. Horch wie der Nord:
a ae Hüttlein her pfeift! Hecken und Bäume find lieb:
ich bereift
Mädel, 's iſt Winter, die Bäche find Eis; Dächer der
ländlichen Ser find weiß. Grau und ehrwürdig, im filber:
nen Flor, jtredt ſich der ftattlihe Kirchthurm empor. |
Mädel, 's ift Winter, Mach's Stüblein fein warm; ſetz
did zum Ofen und nimm mich in Arm! lieblich und Eofend,
wie rofigten Mai, führt uns die Xiebe den Winter vorbei.
‚ Drebft du mit Fingern, fo veinlich wie Wachs, feidene
aden vom filbernen Flachs, ſchüttl' ich die Acheln dir ſchä—
eend vom Schurz, mache die Nächte mit Mährlein dir kurz.
Mädel 's ift Winter. O wärft du ſchon mein! fchlüpft
ich in's blähende Bettlein hinein; nähm dich, mein berziges
Liebchen, in Arm, trogte- dem Winter; denn Liebe macht warm.
Schubart. 1787.
1346.
„Mädel, warum betrübft bu dich, dieweil ich dich verlaffen
muß? „Sch kann nicht immer bei dir ſein, drum gieb dich
drein!
ae
Tanz', Aindele, tens‘. 311
„Geh' nur hin und lebe wohl! Geht dir's gut, ſo gefällt
mir's wohl; gebt dir's übel, fo kraͤnkt es mich, weil du be—
trũbeſt dich.“ Volkslied.
1347.
„Mädel wirft zwanzig alt, Mädel 's iſt Seit, Peter kehrt
nicht fo bald, daß er dich freit! Haͤng' deine Schürz' vor’s
Haus, Such’ dir'n Andern aus, Mädel, 8 ift Zeit.“
Maͤdel hängt Schürz' vord Haus, Mutter 's fo will!
Hochzeit mit Zanz und Schmaus, Mädel bieibt fill. H
eitötag übers Jahr, Legt man fie auf die Bahr, Mutter 8
o will. W. Eornelius.
1348.
Stinderlied,
Mahn Laͤmmchen, mh! Das Lammchen lauft in Wald,
da jtieß ſich's an ein Steinchen, that ihm weh fein Beinchen,
da jchrie das Laͤmmchen maͤh!
Mäh Lämmchen ꝛc. Da ſtieß ſich's an ein Stödelchen!
that ihm weh ſein Koͤppelchen, da ſchrie das Käͤmmchen mäh!
— Da ſtieß ſichss an ein Straͤuchelchen, that ihm weh
fein Baͤuchelchen ıc.
.,— Da fieß ſichs an cin Höhen, that ihm weh fein
Haͤlschen ıc.
Wird gefungen,, wenn fi Da& Sind gefteßen bat.
1349.
Tanzliedchen.
.L
Män Mönnchen ig’. mie mal, Karlchen will
mal tanzen bat ein buntes "Rodchen an, rings berum mit
Franzen. u
Margrithen, Margrithen, dein Hemden gudt für,
zieh's naufi, zieh's naufi, fo tanz’ ich mit dir!
" III.
Ringel, Ringel Roſenkranz! ſetz en Töͤpken Waſſer bei,
morgen woll'n wir waſchen, kleine Waͤſche, große Waͤſche,
Kikerikiki! v
Tanz', Kindele, tanz’, bie Schüble find noch ganz! laß
fie dich nicht veue, der Schufter macht dir neue.
312 Mãnner hıran!
V.
Ringel, Ringel Roſenkranz, wir treten auf die Kette,
daß die Kette klingen ſoll, ſieben Jahr zerronnen, ſieben
Jahre um und um, liebes Hannchen dreh' dich um! |
1350.
Männer Yeran! brecht euch die Bahn; flürmt in Die Rei-
ben der Feinde! Deutſchlands Bolfesgemeinde, zeige dich treu,
mac) Deutſchland frei, Männer heran!
Männer heran! wer Bämpfen kann — wer eine Waffe
fann führen, mid feine Stunde verlieren, Volk ins Gewehr,
zu Deutichlands Chr! Männer heran!
Männer heran! ob Euch umfahn Weiber, Kinder und
Bräute, denkt an die Ehre nur heute — denkt an die Echand
im Baterland! Männer heran!
Männer heran! Yeinde nahn! werft Eure Bruft in die
Schanze, macht aus der Senf’ eine Lanze — Pflugſchar als
Schwert rettet den Heerd. Maͤnner heran!
Männer heran! zur Herrmannsfahn‘! Laßt euch an Ku:
ein erichöpfen ; ladet die Blinten mit Knöpfen. Holzart und
eil wirft auch fein Theil! Männer heran!
Männer heran! Mann gegen Mann tretet dem Feinde
entgegen! Bornentflammt, ſtark und verwegen! Kräftig ver:
eint, ftürzet ben Yeind! Männer heran!
Männer heran! bald iſt's gethan; bald wird der Sieg
und umleuchten, wenn unfre Üdern erft feuchten. Vaterlands
Erd’ drum auf zum Schwert.
1381.
Deutfchland und Welfchland.
‚ Mag alles Wunder von bem Lande fingen, wo Manbs-
line und Guitarre Elingen, im dunkeln Laub die Solborangen
lühn; ich lobe mir die deutſchen Buchenhallen, wo Durch Die
olze Wolbung Hörner fihallen, und über Erbbeern wilde
Broken biühn.
Mid) reizen nit Dliven, Mandeln, Zeigen‘, an blätter:
loſen, halbverjengten Zweigen, aus welchen drohend rings bie
Natter ziſcht; ich Lobe mir die deutfche Purpurpflaume, und
Borsdorfs Apfel am belaubten Baume, der mich durch Frucht
und Schatten gleich erfrifcht.
Mich rühret nicht das welfche Trillerfchlagen, mich nicht,
wenn feiler Liebe freches Klagen durch der Guitarre fteife
Saiten klingt; ich lobe mir ein Lied der beiden Minne, das
-
Sag, wer da will. 313
mit Gefühl und zartem keuſchen Sinne zur deutfchen Harfe
Deutſchlands Tochter fingt. -
Mich fhaudert vor der giftig füßen Miene, womit der
meuchleriſche Malandrine, die rechte Hand am Dolch, die
Linke reicht; ich lobe mir des Deutichen Händebrüde mit je:
nem offnen, feelenvollen Blicke, der feinen heitern, blauen
Himmel gleidht.
Was kümmern mich des Berges Lavawunder, verfunf'ne
Städte mit gelehrtem Plunder, die eitle Kunft aus runden
Kohlen ide ih Deutſcher lobe mir vor allen Dingen bie
Berge, welge Ihäler nicht verſchlingen; des Brockens jichre
Feſte wanket nicht.
Was prahlſt denn du von einem freien Staate, von dei⸗
nen alten Roͤmern mir, Caſtrate, ein Zwerg auf Truͤmmern
einer Rieſenwelt! Der Deutſche, wenn die Eichen ihn um⸗
duͤſtern, hört in den Wipfeln Hermanns Stimme flüftern,
und feiner Barden Ruf vernimmt ein Held.
Friedrichſen.
1362.
Melodie: Ich bin ein Preuße.
Mag, wer da will, des Innern Maͤngel rügen, wenn
Außen hoͤhniſch uns der Feind bedraͤut, mag immerhin ge
Freiheits⸗-Freund fi lügen, wer feige fonft ein freies Wort
geſcheut, was heimlich ſonſt mich plagte, was offen ich be⸗
klagte, vergeſſen ruht's, nur Eines faͤllt mir ein: „ich bin
ein Deutſcher, will ein Deutſcher ſein!“
Entſproſſen bin ich ja aus deutſchem Blute, von einem
Vater, der in Freud' und Leib mir Borbild war von deut:
fhem Männermuthe, von beutiher Treue, deutſcher Bieder⸗
Zeit, ber glühent heiß entbranmte in Lieb’ zum Baterlande
bei meines Waters moderndem &ebein, ich bin ein Deuticher,
will ein Deutſcher fein!
Berftreuungsfucht bat nicht von ihrem Kinde nach Fran⸗
Eenart die Mutter früh gefcheucht, die Mutter felber bat,
nit feil Gefinde, mich treu gepflegt, mit deutfcher Milch
efüugt ber Sprache erfie Kunde. entnahm id, ihrem Munde.
icht Undank fol der Mutter Grab entweihn, ich bin ein
Deutſcher, will ein Deuticher fein! 4
Der Deutſchen Sänger kraͤftig ſchoͤne Lieder, fie formten
mir, wie Andern, Geiſt, Gemuͤth, fo fand ich Freunde, gleich⸗
geſtimmte Brüder,- fo ſchlingt ihr Sang, im deutſcher Bruſt
erglüht unſichtbar ſtarke Bande um alle deutſche Lande. Bei
unſrer Sänger hehrem Geifterreih'n, ich bin ein Deuticher,
will ein Deutfcher fein!
314 Mag immerhin im ſchänmenden Pokale.
Es ift die Freiheit Beine Zreibhauspflanze, fo man aus
fremden Zonen ſich verjchreibt; der ju Eiche gleich im
Sonnenglanze, aus Männerherzen dort fie Keime treibt, wo
Wiſſenſchaften leuchten, Die Dunkelheit verfcheudhten. Beim
Strahlengian, im beuthchen Eichenhain, ich bin ein Deuticher,
wit ein Deuticher fein!
Bei meiner Heimath fchönen grünen Auen, und bei ber
Echönen, die mein Herz entzüdt, bei deutfeher Kunft, die überall
bie Sauen mit mandyem Denkmal geifterhebend ſchmückt, beim
alten deutfchen Dome, bei'm deutſchen Aheinesftrome, bei die:
fem Glas mit Rheinlands goldnem Bein, id) bin ein Deut:
ſcher, will cin Deutſcher fein!
1353.
Lob des Puuſches.
Melodie: Bekraͤnzt mit Laub.
May immerhin im fchänmenden Pokale der ſtolze Wein
ſich blaͤhn; fo iſt und bleibt in feiner vollen Schale der Punſch
nicht minder fchön.
Zwar fprudelt Goch bei Fürftenhuläigungen der Wein im
kühnſten Sprung; doch aud nur Wein jauchzt laut aus tau:
fend Zungen, nicht Herzenshuldig
Der Patriot braucht deshalb nicht zu dürften bei'm nectar:
vollen Punſch; nein, warmer tönt für's Wohl des beften
Kürften des Bürgers reiner Wunſch.
Bom Wein berauſcht verbeeren erft Tyrannen voll Wuth
das ganze Land, und nehmen, wenn fie nüchtern ſich befannen,
den Delzweig in die Hand.
Der Wein vermehrt auf Univerjitäten nur ber Syſteme
Kampf; beim Punſche flieht der Streit der Fakultäten wie
leichter Punſchesdampf.
Der Bein erfreut bei Vißtationen zwar manches Kirchen:
licht; doch willen auch gar oft die Hersn Patronen von ihren
Köpfen nicht.
Der Wein wird leicht des ftärkften Mannes Meifter ; der
Punſch verdünnt das Blut; weckt aus dem Schlaf die trägen
Xebensgeifter, und giebt den Schwachen Muth.
Der Wein trennt Wann und Weib am froben Feſte, und
das ift Doch nicht recht! der Punſch ergögt dagegen alle Säfte
von beidertei lecht.
Wenn um den Greis des Jubels Kränze grünen, die ihm
"ber Enkel weiht; wie würde da der Wein ben Kleinen dienen
die doch der Punſch erfreut!
Mahadsh, der Herr der Erde. 315
3a, wollten wir uns auch ein Släschen zähmen vom
fhönften Ungarwein; wie oft ſchenkt und. dafür Stettin und
Bremen den ärgften Kräger ein?
Dem Punſche darf man aber fiher trauen, er ift für
Freund und Feind, da, wie bekannt, wir ihn uns felber
brauen, das inımer, was er fcheint.
Punſch ift und bleibt dem Kranken und Gefunden die
wahre Panacee; beflügelt dem den Schnedlengang der Stun-
den, und beilt des Andern Weh.
Wenn rufliih wir am Pipfe laboriren, und hüten Bett
und Haus; dann hilft er uns zum beflern Zranfpiriren, und
treibt den Teufel aus.
Wenn wir bei ihm das Buch der Weisheit Iefen, fteht
er und redlich bei, und lehret uns, daB Fröhlichkeit das We:
fen, der wahren Weisheit fei.
Ihn rühmen laut bei allen Nationen Kind, Süngling,
Mann und Greis! drum fteigt ja auch tagtäglich der Citro⸗
nen, des Rack's und Zuders Preis! '
Daß ed jedoch auch mathematifch fcheine, wie: Zweimal
wei ift vier! jo fagen wir: Der Punſch verhält zum Weine
ich wie der Wein zum Bier!
Sp würde dann, aus obgenannten Gründen, bes Pun-
ſches größern Werth, lebt er ja noch, fogar Herr Käftner
finden, hätt! er dies Lied gehört.
Laßt Lieb’ und Wein binfort die Dichter leiern; wir wol-
len fröhlich fein! und unfer Feft mit warmem Punſche feiern,
und nicht mit falten Wein! -
Doc, daB darob die Gläſer nicht erkalten, floßt, Freunde,
fröblih an! ſtoßt alle an! Es bleibt mit uns beim Alten!
Und das für Weib und Mann! _
. 1354.
Der Gott und die Bajadere.
Indifihe Legende.
Mahadoh, der Herr der Erbe, kommt herab um ſechs⸗
ten Mal, daß er unſres gleichen werde, mit zu fühlen Freud’
und Qual. Er bequeme fih bier zu wohnen, laßt ſich alles
felbft gefhehn. Sol er ftrafen oder fchonen, muß er Men:
ſchen menfchlich fehn. Und hat er die Stadt ſich als Wandrer
betrachtet, die Großen belauert, auf Kleine geachtet, verläßt
er fie Abends, um weiter zu gehn.
Als er nun hinaudgegangen, wo bie lebten Häuſer find,
fiebt er mit .gemalten Wangen, ein verlornes, fchönes Kind.
316 Mhadeh der Herr der Erde.
Grüß’ dich, Sungfrau! — Dank der Ehre! wart’, ich komme
gleidy hinaus — und wer bift du? — Bajadere, und Dies ift
ber Liebe Haus. Sie rührt fi, die Eymbeln zum Zanze zu
fhlagen; fie weiß fih fo Tieblih im Kreife zu tragen, ſie
neigt fih und biegt ſich und reicht ihm den Strauß.
Schmeichelnd zieht fie ihn zur Schwelle, lebhaft ihn in's
Haus Yinein. Schöner Fremdling, lampenhelle fol ſogleich
die Hütte fein. Biſt du müd', ich will Dich Iaben, lindern
" deiner Füße Shmer, Bas du wilft, Das follft du haben,
Ruhe, Freuden oder Scherz. Sie lindert gefchäftig geheuchelte
Leiden. Der Göttliche lächelt; er fiehet mit Freuden durch
tiefed Verderben ein menfchliches Herz.
Und er fordert Schavendienfte; immer heitrer wird fie
nur, und des Mädchens frühe Künfte werden nad) und nad
Natur, und fo ftellet auf die Bluthe bald und bald die Frucht
ein; ift Schorfam im Gemüthe, wird nicht fern die Liebe
ein. Aber fie fhärfer und ſchaͤrfer zu prüfen, wäblet der
Kenner „er Höhen und Tiefen Luſt und Entjegen und grim-
mige Nein.
8 Und er kuͤßt die bunten Wangen, und fie fühlt der Liebe
Dual, und das Mädchen ficht gefangen, und fie weint zum
erften Mal; finft zu feinen Füßen nieder, nicht um Wolluft,
noch Gewinnſt, ad! und die gelenken Glieder, fie verfagen
allen Dienft. Und fo zu des Lagers vergnuͤglicher Feier berei⸗
ten den dunklen bebaglichen leiter die nachtlichen Stunden
das ſchoͤne Geſpinnſt.
Spät entſchlummert unter Scherzen, früh erwacht nach
kurzer Raſt, findet ſie an ihrem Herzen todt den vielgeliebten
Saft. Schreiend ſturzt fie auf ihn nieder; aber nicht erweckt
fie ihn, und man trägt die flarren Glieder bald zur Flam⸗
mengrube bin. Sie höret die Priefter, die Zodtengefänge, fie
rafet und rennet und theilet Die Menge. .Wer bift dur Was
drängt zu der Grube dich hin? -
Bei der Bahre ſtürzt fie nieder, ihr Geſchrei durchdringt
die Luft; meinen Gatten will ich wieder! und ich ſuch' ihn in
der Gruft. Soll zu Aſche mir zerfallen dieſer Glieder Goͤt⸗
terpracht? nein! ee war es, mein vor allen! ach, nur eine
füße Nacht! Es fingen die Priefter: wir tragen die Alten
nad langem Ermatten und fpätem Erkalten, wir tragen bie
Jugend, noch eh’ ſie's gedacht.
Höre deiner Priefter Lehre: diefer war.dein Gatte nicht, °
lebſt du doch als Bajadere, und fo haft du Feine Pflicht.
Nur dem Körper folgt der Schatten in das flille Todtenreich;
nur bie Gattin folgt dem Gatten: das ift Pflicht und Ruhm
sugleih. Grtöne, Drommete, zu beiliger Klage! o nehmet,
a)
Maler, mal’ ex mein Ficbchen. 317
ide Götter! die Zierde der Lage, o nehmet den Iüngling in
Flammen zu euch!
So das Chor, das ohn' Erbarmen mehret ihres Her:
zend Roth; und mit ausgeftrediten Armen fpringt fie in den
beißen Zod. Doch der Goͤtter⸗Juͤngling hebet aus der Flam⸗
me ſich empor, und in jeinen Armen fchwebet die Geliebte
mit hervor. Es freut ſich die Gottheit der reuigen Suͤnder;
Unfterbliche heben verlorene Kinder mit feurigen Armen zum
Himmel empor.
1355.
Melodie von M. von Weber.
Maienblümlein fo fhon, mag euch gern blühen fehn
draußen im Freien, im grünen Maien, Blümlein in Garten
und Wiele, Feine fo fhön find, als dieſe.
Maienblümlein fo füß, feid aller Lieb’ gewiß draußen im
Garten, von allen Arten, Blümlein in ten und Wieſe,
keine fo lieb find, als dieſe.
Maienblümlein fo jung, feid noch nicht groß genung,
müßt euch bemühen, wachſen und blühen, Blümlein auf duf:
tiger Wiefe, Feine fo jung find, als dieſe.
Maienbluͤmlein fo ſtill, ich dich bald pflüden will, pfluͤk⸗
Een für eine, die ich wohl meine, Mägdlein gehn viel auf der
Wieſe, einzig gefällt mir nur diefe.
1356.
Kinderlied.
Maikaͤfer flieg’! dein Vater ift im Krieg, deine Mutter
ift ini Yommerland, Pommerland ift abyebrannt. Maikäfer,
flieg’!
1357.
Maikäferhen, Maikaͤferchen, fliege weg! bein Häuschen
brennt, dein Mutterchen flennt, bein Baker fist auf der
"Schwelle, flieg’ in Himmel aus der Hölle!
1358.
Mater, mal’ er mein Liebchen, mal’ er ihr ſchoͤnes Ge:
ſicht, und die fhelmifchen Srübchen, Maler, vergiß er fie nicht.
Mal’ er ihr reizendes Keibchen, mal’ er's, fo ſchoͤn wie es
Pi — er fie mir als mein Weibchen, wie fie die Kinder:
en küßt.
Mal er den Sohn mir zum Scherzen und mich als Va⸗
ter bebei „ und in ihr liebendes Herzchen mal er mir Liebe
und Ir’. .
318 | Mama, Paya! ac ſehn Sie Dec.
1389.
„Mama, Papa! ad) fehn Eie body den Knaben, :,: den
möcht ich gm, ;„ den möcht" ich gerne haben; er hat ein
allertiebft Geſicht, ach fehn Sie doch, ad) ſehn Sie doch,:,
wie freundlich daß er fpricht.” ;,:
„Mein Kind, mein Kind! laß du den Knaben geben,
kon iſt's um dich, fonft iſt's um dich gefcheben! ein Kuß ift
chlimmer als die Peſt; du ftirbft; mein Kind, du ftirbft,
mein Kind‘, wenn du dich Eüflen laͤßt!“
‚Mama, Papa! Sie wär'n ſchen längft geftorben, hätt’ Sie
der Lob durch einen Kuß erwerben! Geftirn Abend Fam ber
Ei ger ‚ als der Papa bie Frau Mama fo zärtlich bat ge:
t
mMein Kind, mein Kind, du eilft dem Tod entgegen;
doch wünfch’ ich dir den allerbeften Segen. Sei fruchtbar. und
vermehre dich, und handle fo, und wandle fo, und handle fc,
wie ich!“ Fliegendes Blatt.
1360.
Mandyer fehnöde Erzphilifter hat mich Liederlich genannt;
hatte wohl der Thor des Wortes inhaltichiweren Sinn erkannt?
lieberlich kommt ber von Liedern, wer viel Lieder, hat gemadit,
der ift liederlih zu nennen, und fo weit hab’ i 1 gebradt
audy.
1361.
Man alaubt von den Männern jetzt immer, daß Peiner
beftändig mehr fei, ihr Mädchen, ich beſſ're mich immer, nur
ih bin allein noch getreu. Ich bin für die Treue geboren,
und Fame ein Engel daher, verftopft' ih mit Baumwoll' die
Ohren, und hörte und fähe nichts mehr. Sonſt lockten die
Maͤdchen: pſt, pſt, ha, ha! So rief ich erwiedernd: ja, ja,
ja, ja!
„Doc jetzt bin ich ſtark wie ein Rieſe, unbiegſam und
härter wie Stein; wenn eine ihr Herzchen mir wieſe, bei mir
geht gewiß nichts mehr ein. Doch, Mädchen, bleibt immer
von Ferne; denn druͤckte mir eine die Hand, fo drückt' ich ſie
wieder fo gerne, fo würden wir näher befannt. Sie lockten
mich freundlich; pft, pft, ba, ha! Eo rief ich: ja, ja, ja, ja!
Doch Weibchen, wollt Ihr uns beftriden, fo ſtellt nur
manierlih es an, den zärtlihen Ichmachtenden Blicken ent:
geht ja nicht Teichtlih ein Mann; Ihr dürft und nur winken
und deuten, fo find wir verloren und ſchwach; wir laffen wie
Kinder uns leiten, und laufen geduldig Euch nad. Ihr Iof:
Man yries (chen längft deu cdelu Wein. 319
fet uns freundlich; vſt, pft, ba, ha! Wir rufen erwiebernd:
1362.
ia, ja, je, ja!
Man hat zut Erden weit und breit, ſeit Anbeginn der
alten Zeit — fo ſagt uns der Bericht — man hat genflügt,
gepflanzt, gebaut; es bat geregnet und gethaut; doch ſchoͤ—
ner ward es nicht.
Es gab Propheten hier und da, man hat gepredigt fern
und nah, vom Himmel und Bericht; man hat geſchrieben und
—— man hat geraͤdert und bekehrt; doch beſſer ward
es nicht.
Man hat geforſcht, gepruͤft, gedacht, man hat beſchworen
und verlacht den Weiſen und den Wicht. Den Schieier hat
man aufgedeckt, und hundert Fackeln angeſteckt; doch heller
ward es nicht.
Man hat gehuldigt und gefrohnt, man hat geächtet und
entthront, geftempelt Recht und Pflicht; die Ketten hat man
abgefprengt, und die Tyrannen aufgehängt; do freier
ward es nicht. '
Man hat getheilt dur Loos und Bund die Heinfte
Spanne Haide-Grund, den Schatten und das Licht. Es ift
geftritten und gekriegt, und hundertmal die Welt befiegt; doc)
Friede ward c8 nicht.
Die Götter ſteckten uns das Ziel, und das Geſchecht, es
ftieg und fiel, wie fi) die Woge bricht; aus Zukunft ward
Bergangenheit, und jünger ward die alte Zeit; doch neuer
ward fie nicht.
Drum fuche draußen nicht das Glück, und zieh’ dich in
dich felbft zurüd, wo dich der Dorn nicht ſticht; beftelle du
Daheim dad Haus, und pflege deinen Beilchenftrauß denn
anders wird es nicht.
" 1363.
Melodie: Ein Leben wie im Paradies.
Man pried ſchon laͤngſt den edeln Wein, noch eh’ das
Glas erfunden; drum ſchenkt man ihn in Gläfer ein, muß
doppelt er uns munden. Drum tön’ dem Glaſe mein Geſang
im Kreife wadrer Zecher. So lieblich, wie fein heller Klang,
war nie der Zon der Jeder.
Das Glas im Teleskopen zeigt weit in bes Himmels Kerne,
wohin Bein menſchlich Auge reicht, dem Forſcher neue Sterne;
ihn freun, das Fernrohr in der Hand, die neu entdeckten
Wunder, uns mehr ned an des Glaſed Mand die Sterne im
Burgunder.
320 Man fast, wenn ZJemand niche.
Im Myrthenkranze prangt die Braut, und lobt das
Glas im Spiegel. Doch dem, der in das Weinglas fchaut,
wächft der Begeiſtrung Flügel, er ſchwingt empor ſich zum
Parnaß, entflammt von Dichterfeucr, ein —** Champag⸗
nerglas, wird ihm Apollo's Leyer.
Durch ein Vergroͤßrungsgias erſcheint das Kleinſte uns
weit größer, wer’s mit dem Weinglas redlich meint, ſieht
doppelt, das ift beffer. Wer fi mit füßem Nebenblut das
Glas Laßt fleißig füllen; fieht ohme die Lorgnette gut, und
brauchet Feine Brillen.
Allein ein wahres Sprichwort ſpricht, das wollet ihr be:
denken, das Glüuͤck und Glas fehr bald zerbricht, drum eilt,
euch einzufchenten. Erhaſcht das Glück, j' es entfleudit ;
man darf darauf nicht pochen, und leeret ſchnell das Glas,
vielleicht tft morgen es zerbrochen. K. Müdter.
1364.
Man fagt, wenn Jemand nießet, wohl zur Genejung
drauf, vo 066 von Herzen fließet im ganzen Lebenslauf?
Ob fie im Zinn nicht haben: o lägftdu doch be — (er nießt).
Bur Genefung!
Der jagt, er fei entzüdet, nun wieder und zu. fehn.
Mie er an’d Herz und drudet — wer Tann da wiederftehn;
doch denkt er ohne Zweifel: o hol' dich Doch der — (Herzi!)
Zur Genefung! .
Betheuert und ein Mädchen, mit Herz und Hand unb
Schwur, fie hatt’ im ganzen Städtchen ja dich zum Liebften
nur, fo glaubt gewiß, die Here hat nebenllinoh — (Derzi!)
Zur GSenefung!
Thut Jemand uns ganz fchöne, nennt und den beften
Freund, und fpricht mit heißer Thräne, er wär’ mit uns ver:
eint: fo Fommt er fider morgen, will hundert Thaler —
(Ber) Zur Genefung!
ie gerne wollt" ich fpinnen, noch weiter fort dies Lied;
braucht" gar nicht viel zu finnen, weil Vieles man fo jieht;
doch werdet ihr wohl denken, wir wollen dir es — (Herzi!)
Zur Genefung!
1365.
Melodie: Auf, auf zum fröhlichen Jagen.
Man fazt wohl, in dem Maien, da find die Quell’ ge:
fund: ich glaubs nicht, meiner Treuen, es ſchwenkt ein'm nur
den Mund und thut im Magen ſchwebenz drum will mirs
u nicht ein: ich lieb die edlen Reben, die bringen uns gut
x
Maria, wo bift du zur Bunde. 321
Wo Heu wächft auf der Marten, dem frag’ ich gar nichts
nach: ed hab’ Sonn’ oder Schatten, ift mir geringe Sad.
But Heu, das wählt an Neben, baffelbe woll'n wir han; gut
Streu thut e8 aud) geben, das weiß wohl Weib und Mann.
Und wer es nicht Tann Fauen, der geh auch nicht zu
Wein: doch feh ich an dem Hauen, daß wir gut Mäher fein.
Mir rechen's mit den Zähnen und worfeln’s mit dem Glas,
der Magen muß ſich dehnen, daß er’s in Scheuer aß.
Wir han gar Heine Sorgen wohl um das Römifch Reich;
es fterb’ heut’ oder morgen, das gilt uns Alles gleih: und
ging ed auch in Stüde, wenn nur das Heu geräth! draus
drehen wir ein Stride, der e8 zufammen näht.
Das Lieblein will ſich enden; wo ijt daheime nu? Uıppt
Hin nur an den Wänden und legt das Heu zur Rub; ber
Wagen Ihwankt hereine, fie han geladen ſchwer, er bräd,
wenn nit am Rheine der Strid gewachfen war
Ich bind’ mein Schwert zur Seiten und mad’ mich bald
davon; hab’ ih dann nit zu reiten, zu Fuße muß id) gon.
Sch taumle als ein Gänfel, das ziehet auf die Wacht, das
macht das Heu vom Beine. Ude zur guten Racht!
1366,
Großmutter Schlangentöchin.
„Maria, wo bift du zur Stunde gewefen? Maria, mein
einziges Kind!“
Ich bin bei meiner Großmutter gewefen, ach weh! Frau
Mutter, wie weh!
„Wags hat fie dir zw effen gegeben? Maria, mein einzi-
ges Kind!”
Sie hat mir gebackne Fifchlein gegeben, ach weh! Frau
Mutter, wie weht nn ,
„Wo hat fie dir denn das Fiſchlein gefangen? Maria,
mein einziges Kind!”
Sie hat ed in ihrem Krautgärtlein gefangen, ach weh!
Frau Mutter, wie weh!
„Womit bat fie denn das Fiſchlein gefangen? Maria,
mein einziges Kind!”
Sie hat ed mit Stecken und Ruthen gefangen, ach weh!
Frau Mutter, wie weh! j
„Wo ift denn das Uebrige vom Fifchlein hinkommen?
Maria, mein einziges Kind!“
Sie hat's ihrem fchwarzbraunen Hündlein gegeben, ad)
weh! Frau Mutter, wie weh! .
- Wo ift denn das ſchwarzbraune Hündlein hinkommen?
Maria, mein einziges Kind!”
11. 21
322 Sherienwürnden, ſett dich.
ESEs iſt in tauſend Stuͤcke zerſprungen, ad) weh! Frau
Mutter, wie weh!
„Maria, wo ſoll ich dein Bettlein hinmachen? Maria,
mein einziges Kind!”
Du folft mir's auf den Kirchhof machen, ach seh! Frau
Mutter, wie weh!
Aus mündlicher Ueberlieferung. 1802.
1367.
Kinderlied.
Marienwürmden, ſetze did auf meine Hand, auf meine
Hand, ich thu’ dir nicht zu Keide! es foll dir nichts zu Leid
Feſchehn will nur deine bunte Flügel ſehn, bunte Fluͤgel,
meine Freude.
Marienwuͤrmchen fliege weg, dein Haͤuschen brennt, die
Kinder ſchrein ſo ſehre, wie ſo Yore‘ bie böfe Spinne fpinnt
fie ein, Marienwurmchen, flieg hinein, deine Kinder fchreien
re.
Warienwürmchen, fliege hin zu Rachbars Kind, zu Nach:
bars Kind, fie thun dir nichts zu keide! Es fol dir da Fein
Leid gefchehn, fie wollen beine bunte Flügel fehn, und grüß’
fie alle beide! Des Knaben Wunderhorn.
1368.
Des alten Soldaten legter Ausmarſch.
Marfch! was Blingen die Trompeten? Marſch? Elingt das
nicht Zodtenmarfh? helles Blafen nicht und Flöten, ernft
und ſtill, nicht wid und barſch? Marfch! es muß gewantert
werden! nicht zum Tanz und Kriegesfpiel, nein, der legte
Mari auf Erden und der naͤchſte Marſch zum Biel.
„Marſch! gum avaug, wird geblafen und des Lebens haft
du fatt, nimm das lehte Grün vom Rafen, nimm vom Baum
das ge Blatt, nimm vom Straud, Die leßte Rofe: denn
es muß gefchieden fein, all vergriffen find die Looſe, keines
ftcht für Dich noch ein.”
Sei's! Trompeten und Poſaunen ſchallt! und donn're
Paukenſchlag! donn're Schrecken und Erſtaunen! mir entbebt
kein Weh noch Ach; und ich will es ſelber ſagen: ja bes Le—
bens hab ich ſatt, falle ſtill und ohne Klagen, wie vom Baum
das gelbe Blatt.
Denn ich bin Soldat len‘ nnd in manchem heißen
Strauß bliefen Kugeln auserlejen mir faft Licht und Athem
aus, wilde Schuren aller Farben drangen ftiremend auf mic
ein, Schrammen, Striemen, Wunden, Narben, müflen deß
mir Zeuge fein. "
Mehr ift doch Niemand. 323
Din auf weichen feidnen Sitzen twiegte mid, das Leben
durch, ſcharf mit Donnerjhlag und Blisen traf's mich auf
ber Himmeldburg: denn wo gute Kämpfer ftanden, bot id)
mic) den Schügen voll, und der Schuß’ hat wohl verftanden,
wie in's Herz er treffen fol.
„Welcher Schuͤtze? welche Fabeln?! Wohin traumt der
irre Greis, fpielt in Bildern und Parabeln aus, movon er
jelbft nichts weiß?“ Schweigt! hier müßt ihr alle lallen,
Kinder, kindſche Träumer fein, beten, knien und niederfallen
vor des Schügen Blitzesſchein.
Marfıh! o Freudenmarſch! und munter fpielt mir auf
zun legten Lang klingt mir fröhlich noch hinunter in das
jtille Grab der Klang! Kam'raden, bald hinnieder folgt ihr
mir zu gleihem Ziel — doc getroft wir kaͤmpfen wieder dro-
ben beßres Kriegesipiel. Arndt.
1369.
Mehr ift doc, Niemand, meiner Treu! auf Erden zu be:
neiden, als fleine Kindlein; ohne Scheu Eüßt fie die Jung—
frau. Leiden muß es cin Eleiner Wildfang ſchon; doch ift ihm
an dem ben Lohn gar wenig oft gelegen.
Doh er mag wollen oder nicht: geherzt gefüßt muß
werden. Des Pleinen Engels Milchgeſicht mag freundlich ſich
geberden, mag cd zum Meinen ji verziehn: die Spende
wird ihm doc, verliehn; wer mag die Küßchen zählen?
Und ach! wie mancher Troubadour, wie mandyer_ bübfche
Sunge bat geen auch um ein einz'ged nur, — gelähmt ift
ihm die Zunge! Und bat er ja den Muth Dazu, ſo wird Die
heiße Bitt' im Nu ihm rundweg abgefchlagen! j
Iſt Das nicht reiner Eigenfinn von unfern bolden Schö-
nen? Hier geben bugendweis fie's hin; dort wollten ſie's
verpönen! Sehn jie ein Lleined, wie geſchwind wird es ge:
fügt! Ein großes Kind kann aber lange warten.
Und doch iſt's euch nicht jo um's Herz mit dem verfehr:
ten Spiele! gefteht ed nur, ihr treibt nur Scherz mit euerem
Gefühle! Warum, o Mädchen, wollet ihr um nid)td und
wieder nicht uns fchier darob verſchmachten laffen?
Hört nicht die Wohlthat, wird fie nicht am rechten Ort
geübet, es auf zu fein? — Fuͤrwahr, die Pflicht der Milde
auch betrübet: wenn jie mit Herz und Mund und Hand da,
wo fie nicht ift, angewandt, will ihre Stärke zeigen.
Drum fpietet nicht verkehrte Welt, ihr Mädchen! —
Laßt euch, rathen! Nur wer die Mittelftraße Halt, der wan⸗
delt ohne Schaden; — und gebt, wenn ihr zum Ueberfluß
die kleinen Büffet, einen Kuß auch manchmal großen Kindern!
21*
324 Mei Mutter mag mi net
1370.
Mei Mutter mag mi net, und kei Schag hab’ i net, ci
warum ſterb' i net! was thu ı da?
Geftern ift Kirwe g'weh, mi bat mer g'wiß nit g'feh,
denn mir ift gar fo web, i tanz jo net.
Laßt die drei Rösle ftehn, die an dem Kreuple blühn!
hent ihr dad Maͤdle kennt, die drunter leit?
Shwäbifhes Volkslied.
1371.
Mei Mueter will mi zwinge des wunderbare Weib, i
ſoll en Weber neme, do wär i brav net g’fheut. Sonft heißt
me mi Frau Webere en alte Schnellerfiehlere. Des Ding,
des thuer i et koin Weber nem i net.
Mei Mutter will mi zwinge, des wunderbare Weib, i
fol en Bäde neme, do wär i jo net g'ſcheut. Sonſt heißt
me mi Frau Bädere en alte Weckefreſſere. Des Ding, de
thuer i et, koin Bade nem i net.
Mei Mucter will mi zwinge, des wunderbare Weib, i
fol en Schneider neme, do wär i brav net g’fiheut. Sonft
heißt me mi Frau Schneidere en alte Stubenichmeifiere. Des
Ding, des thuer i et, koin Schneider nem i net.
1372.
‚ Mein Arm wird flark und groß mein Muth, gieb, Vater,
mir ein Schwert! veradhte nicht mein junges Blut, ich bin
der Väter werth!
Ich finde fürder Feine Ruh’ im weichen Knabenftand, ic
ſtuͤrb, o Vater, ſtolz wie bu, den Tod für's Vaterland.
Schon früh in meiner Kindheit war mein täglich Spiel
ber Kriegs im Bette träumt’ ich nur Gefahr und Wunten
nur und &ieg.
Mein Beldgefchrei erweckte mich aus mander Türken⸗
—— noch juͤngſt ein Schwerthieb, welchen ich dem Baſſa
zugedacht.
Als neulich unſrer Krieger Schar auf dieſer Straße zog,
und wie ein Vogel ber Huſar am Haus vorüber fing:
Da gaffte flarr und freute fi) ber Knaben froher Schwarm:
ih aber, Vater, haͤrmte mich und prüfte meinen Arm.
Mein Arm wird ſtark und groß mein Muth, gieb Vater
mir ein Schwert! verachte nicht mein junge Blut, ich bin
der Väter werth! =
Srienrih Seop. Graf zu Stollberg. 1774.
Meine Fiebſte wollt’ ich hent beſchleichen. 325
1373.
Mein Bübli iſch e Stricker, er ſtrickt e manche Nacht, er
ftridt an einer Haube, Haube, Haube, ſ'iſch noch nit ausge⸗
macht.
Bon Seiden ifch die Haube, von Sammet iſch die Schnur.
Pe bu ein wadres Mädle, Maͤdle, Mädle, bind’ du dein
ärle zu.
Ach nein, will fie nit binden, wil’s noch mehr fliegen
lahn, bis ander Jahr im Sommer, Sommer, Sommer will
zu dem Zange gahn.
Mit Freuden Ay dem Zanze, mit Trauren wieder heim,
fo geht ed jedem Mädle, Mädle, Mädle, und nit nur mir
allein. Shwäbifhes Volkslied.
1374.
Meine Licbe gleicht der Schwalbe, die zwar ihre Woh⸗
nung flieht, aber immer wieberfehret und von Neuem unge:
ftöret ihr gewohntes Neft bezieht.
Meine Liebe gleicht der Baͤume unbeftändig grünem Haupt ;
hat der Froſt es gleich entblößet, wenn der Mai das Eis
zerflößet, fleht ed wiederum belaubt.
Meine Kiebe gleicht dem Schatten, der fi auf den Bo:
den malt, mit des Lichtes Scheine fchwindet, mit dem Licht
fich wiederfindet, wenn fein Glanz von neuem ftrahlt.
Ich. Elias Schlegel. + 1749.
1378.
Der Befuch.
Meine Liebfte wollt’ ich heut befchleichen, aber ihre <hüre
war verfchloffen. Hab’ ich doch den Schlüflel in der Taſche!
öffn’ ich Leife die geliebte Thüre!
Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen, fand das
Mädchen nicht in ihrer Stube, endliiy da ich eis die Kammer
öffne, find’ ich fie gar zierlich eingeichlafen, angekleidet auf
dem Sopha liegen.
Bei der Arbeit war fie aing ſlaten das Geſtrickte mit
den Nadeln ruhte zwiſchen den gefaltnen zarten Händen; und
ich — mich an ihre Seite, ging bei mir zu Rath', ob ich
ſie weckte.
Da betrachtet' ich den fchönen Frieden, ber auf ihren
Augenliedern ruhte: auf den Lippen war bie ſtille Zreue, auf
den Wangen Kieblichkeit zu Haufe, und bie Unſchuld eines gu⸗
ten Herzens regte fich im Bufen hin und wieder, jebes ihrer
326 - Hin! Muſ if gegangen.
Glieder lag gefällig aufgeloͤſt vom füßen Goͤtterbalſam. Freu:
dig ſaß ich da und die Betrachtung hielte die Begierde, ſie
zu weden, mit geheimen Banden feh und fefter.
O du Liebe, dacht’ ich, kann der Schlummer, der Ber:
räther jedes falſchen Zuges, kann er dir nichts fchaben, nichts
entdeden, was des Zreundes zarte Meinung ftörte.
Deine holden Augen jind gefchloffen, die mich offen ſchen
bezaubern; ed bewegen deine füße Lippen, weder ſich zur Rede,
noch zum Kuſſe; aufgelöft find diefe Sauberbande deiner Arme,
die mich fonft umſchlingen, und deine Hand, die reizende Ge:
fährtin füßer Schmeicheleien, unbeweglid. Wär ein Ser:
thum, wie ich von dir denke, wär's ein Selbftbetrug, wic
ic) Dich liebe, müßt’ ich's jetzt entdecken, da ſich Amor ohne
Binde neben mich geftellet.
Zange ſaß id % und freute herzlich ihres Werthes mid
und meiner Liebe; fchlafend hatte fie mir fo gehalten, daß ic)
mich nicht traute, fie zu wecken.
Leife leg’ ich ihr zwei Pomeranzen und zwei Rofen auf
das Tiſchchen nieder: fachte, ſachte fchlich ich meiner Wege.
Deffnet fie die Augen, meine Gute, gleich erblickt ſie Diele
bunte Gabe, flaunt, wie immer bei verfchloffinen Thuͤren
dieſes freundliche Geſchenk fich finde.
Seh' ich diefe Nacht den Engel wieder, o wie freut fie
ſich, vergilt mir doppelt diefes Dpfer meiner zarten Liebe.
Gõthe.
1376. die
Mein Muf ift gegangen in des Schenfen fein Haus,
bat die Schürz' umgebunden, und will nicht heraus; will
Kellnerin merden, will fchenten den Wein — da ſteht fie am
Thore und winft mir herein.
Und über ihrem Haupte da fpielet die Luft mit grünen:
den Zweigen und würzigem Duft. Seht, wie fie fich drehet
fo vr 1, gewandt, die Kann unterm Arme ‚ das Glas in
der Hand!
„Herein, lieber Zecher! ich ſchenke dir Wein, ich fchenke
div Lieder noch oben darein. Nur mußt du hübſch bieiben
im Wirthshaus bei mir — ich geb’ freie Zeche und freie
Quartier.”
„Drum locke mich nimmer hinaus in den Hain zu ein:
famen Klagen ob fehnlicher Pein. Hier unter den Zweigen
vor unferem u ‚da ſchlafen die Leiden gar luſtig ſich aus.
„Auf, Takt uns nicht fehmweifen umher in ber Welt, ci:
nen Helden zu fu em , Ber Allen gerät. gu lang And bie
ege, gar kurz ift die Zeit, und auf den Karpathen find die
Wege Befehneit. wethen find
Mein erſtes Glas. 327
So ließ fie ſich hoͤren — wer hielte das aus? Flugs
bin ich geſprungen ihr nach in das Haus. Run ſchenke mir
Lieder und ſchenke mir Wein, und rufe mir frohe Geſellen
herein! Wilhelm Müller.
1377.
‚Meinen Aeltern hab’ ich verſprochen, das ich will ein
Priefter fein; meiner Liebſten hab’ ich verfprochen, fie in
Treue einft zu frein.”
„Soll ich vergeflen daB PVerfprechen, wie den Eltern ich
verhieß? Oder fol das Wort ich brechen meinem Liebchen,
zart und füß?*
„Wenn zur erftien Meß’ ich fchreite, Mädchen, knie am
Altar bin, ſchmuck, wie ſich's geziemt für Bräute, vorn wo
Herrn und Damen knien.“
As man Sanctus läuten hörte, wurde Liebchen todten⸗
blaß; als der Priefter zum Volk fih Pehrte, Liebchen todt
im Stuhle faß, |
„Grabt ein Grab ihr an die Schwelle, an der Kirchen:
pforte Fuß, daß, betret’ ich dieſe Schwelle, ſtets ich ihrer
denken muß.” .
1378.
Melodie: Friſch regt in uns fi Jugendkraft.
Mein erftes Glas, mein beftes Glas, für des Gelags
Odin! für die viel taufend Mal das Faß fich luſtig leer
efloffen. Die vor dem Zapfenloch fo gern gelubelt und ge:
Pinbigt, und welchen oft der Morgenftern ei'm Wein den
Tag verkündigt. ,
Mein zweites Glas, mein fchönftes Glas, für Bacchus
und Eytheren! Wer je als Helb beim Trunke faß, der halt
fie hoch in Ehren: Fein Herz ift feſt vor Dieb und Stich,
das Bachus Kraft bezwungen, doch haben fie bei'm Waſſer
fih nie hohes Lob errungen.
Der Freundfchaft diefes dritte Glas zur Heiligung des
Feltes! Durch fie beswang der Hölle N mit Pylades Dre:
ftes; durch fie ift manche Männerbruft zur Götterheimath
worden, und fie verfammelte in Luft auch diefen Zecherorden.
Mein viertes Glas, ein heilige Glas, fol vollen
Klangs erfchallen für die, jo im Tyrannenhaß für's Vaterland
efallen, für die auch, fo im Sorgenhaß den Wein auf Faͤſſer
N und jiubelad bei dem vollen Glas hinſanken und er:
blaßten, .
328 Seine Unh’ if. hin.
Mein fünfteo Bias, mein Ieptet Gab, bie Beilge
use
ünfe lebe! Es grün’ und blübh ohn' Unterlaß ber
teaudh der Rebe! Es blühen Mädchen rofenjung mir no
beim grauen Haare! und Becherklang und Sang und Trunk
begleiten mir die Bahre! €. M. Arndt.
1379.
Gretchens Lied.
Meine Ruh’ ift Hin, mein Herz iſt ſchwer; ich finde fie
nimmer und nimmermehr.
Wo ich ihn nicht Hab, ift mir das Grab, die ganze Welt
ift mir vergällt.
Mein armer Kopf ift mir verrüdt, mein armer Sina
ift mir zerftüdt.
Meine Ruh’ ift bin, mein Herz iſt ſchwer, ich finde fie
nimmer und nimmermebhr.
Nach ihm nur fchau’ ich zum Fenſter hinaus, nad ihm
nur 2 ih aus dem Haus
ein heher Bang, fein’ edle Geſtalt, feines Mundes |
Lächeln, feiner Augen Gewalt
Und feiner Rede Zauberfluß , fein Händebrud, und ad,
fein Ruß!
‚ Meine Ruh’ iſt Hin, mein Herz ift ſchwer; ich finde fie
nimmer und nimmermehr.
Mein Bufen drängt fih nah ihm Hin, ach bürft' ih
faffen und halten ihn!
Und küſſen ihn fo wie ih wollt', an feinen Küffen ver:
gehen ſollt'! Gõthe.
1380.
Melodie: Es war mal ein jung jung.
Mein' Schuhe ſind zerriſſen, mein Stiefeln ſind entzwei,
:. und draußen auf der Landſtraß', da ſingt der Vogel frei. ;,:
Ein Heller und ein Batzen war'n alle beide mein, ber
Heller ward zu Waſſer, der Basen ward zu Wein.
Die Wirthöleut und die Mädel, die fehreien beib’: 0
weh! die Wirthsleut', wenn ich komme, die Mädel, wenn ich geh‘.
Und wär’ ein’ Landſtraß' draußen, da fäß’ ich ftill & |
t
Haus, und wär Fein Loch im Faſſe: fo trank’ ih auch ni
draus. on A. Graf v. Schlippenbach.
%
1381.
Mein guter Michel Liebet mich aus deutſcher Reufidhfeit
und tpie er liebt, liebt ficherlich Fein Bauer weit und breit.
Sein Here Maler will er wohl. 329°
Er bat ein ſchoͤnes Gaͤrtchen Hier mit einer Hufe Feld,
er bat auch Schaf’ und gute Küh’, und taufend Thaler Geld.
Er giebt fih um mich alle Müh', er macht mir dies und
das, befchicket mir das liebe Vieh und mäht mir Heu und Gras.
Komm’ ich in's Holz, ift er fchon da und giebt mir Käf’
und Brot; er fällt das Holz, ich bind's zufammn, wir kuͤſſen
uns bald todt.
Er figt bei mir die halbe Nacht und fpinmt das Garn
fo fein, das meine Mutter freundlich lacht, und denkt, ich
ſpinn's allein.
Und wenn ber liebe Sonntag kommt, fo tanzt er nur mit
mir; da fpringen wir wer weiß wie fehr und trinken gutes Bier.
Und wenn wir nun vom Zangen gehn, und gehen von
dem Schmaus; da führt mein guter Michel mic) mit Lieb’
und Freud’ nad) Hauf. .
es Nachbars Sretchen ärgert fih, denkt wunder wer
fie fei; ich den’: „mein Gretchen ärg’re dich, das gilt mir
einerlei. ”
„Du ftihft mir Micheln doch nicht aus, er kennt mid
gu genau; eh’ Faſtnacht Fommt ift er mein Mann, und ic)
in feine Frau.”
Was ſcher' ich mic) jegt um die Welt, ich bin vergnügt
und reich. Hab’ ih nur Micheln mit dem Geld, ift mir Fein
Stäbdter gleich.
1382.
Mein Herr Maler, will er wohl uns abconterfeien?
Mich, den reichen Bauer Zroll und mein Weib Mareien; Michel,
meinen ält’ften Sohn, meine Zöchter kennt er ſchon, Greteln,
Urfeln, Irinen, haben hübſche Mienen.
Mal’ er mir das ganze Dorf und die Kirche drinnen,
Michel fährt ein Fuder Torf, viele Weiber fpinnen. Hart
am Kirchhof liegt das Haus, wo wir gehen ein und aus,
drauf fteht renovatum, Jahreszahl und Datum.
In der Kirch’ muß Sorintag fein, wir commumiciren.
Draußen pflügt mein Sohn am Rain mit vier ſtarken Stie-
zen. Wie am Werktag mal’ er da und in voller Arbeit ja,
meine Töchter alle, oecupirt im Stalle.
Mal’ er, wie mir Hans das Heu auf den Heuftall_brin-
get und „Wach' auf mein Herz” brummend vor ſich finget.
uf dem Feld, von Weizen voll, muß mein Sohn fludiren,
wie viel ih am Scheffel wohl könnte profitiren.
Mal’ er mir, wie ih vorm Schlaf nehme eine vet
und mad)’ er, daß ich auch brav hinterdrein noch niefe. In
330 Mein Herz, ich will Dich fragen.
dem Stalle, böret es, wiehert mein Kroater; meiner Frau
fült unterdeß von dem Schooß der Kater.
Bunte Farben lieb’ ich, traun! fonderlich das Rothe;
mich mad) er ein wenig braun, wie das Braun am Brote.
Meinem Weib, vergeff ex’6 nicht, mal’ er ein kreid'weiß Ge:
fiht, unfern beiden Rangen kirſchenrothe Wangen.
Spar’ er ja die Farben nicht, handhoch aufgetragen!
Da er jetzt zween Thaler Priegt, hat er nicht zu 7 Das
Gemälde kann ja Hein, ungefähr zwölf Ellen fein. d hätt‘
ich's vergeffen, er kann bei uns effen.
Balthafar A. Dunker.
1383.
Mein Herz, ih will dich fragen: was ift denn Licher
fag’! — „Zwei Seelen und ein Gebanfe, zwei Herzen und
ein Schlag !”
Und pri, woher kommt Liebe? „Sie kommt und fie
ift da!” Und fprich, wie ſchwindet Lichet „Die war's nicht,
der's geſchah!“ 9
Und wann iſt Lieb’ am reinſten? „Die ihrer ſelbſt ver:
ißt.“ und wann ift Lieb’ am tiefften? „Wenn fie am
Hinten ift 4 +
Und wann ift Lich" am reichften? „Das ift fie, wenn
giebt. „ Und fprich: wie vedet Liebe? „Ste redet nicht,
ie licht.
Mein Herz, ich will dich fragen: was ift nun Liebe?
fag’! — „Zwei Seelen und ein Gedanke, zwei Herzen und
ein Schlag!”
1384.
„Mein Knappe, wie kommſt bu an Stirn und an Bruft
und Arm von Blut fo roth; und reiteft, als wie in crquid:
licher Luſt, als gaͤb' es nicht Iammer und Noth?“ „, Drei
Roſen,““ fagt’ er, „„drei Rofen, die pflückt' ich aus feind»
lihem Zofen, :,; die pfluͤckt' ich aus drohendem Tod. :;
Und als er nun Fam vor des Königs Haus, der junge
fiegende Held, da trat die Königin felber heraus: „Run fordre,
was dir gefällt!” „Drei Rofen, hatt ich drei Roſen, wie
wollt’ ich noch hundert Mal lofen um's Leben auf eifernem Feld.”
Die Königin wußte, was Helden gebührt, was Helden
kann machen gefund. Da haben ihn fchweigende Mägdlein
- geführt in's Zimmers verfchwiegenes Rund. Drei Rofen gab
fie, drei Refen, drei Küffe mit freundlidem Kofen von ihrem
hellroſigen Mund.
Mein Lich ift die Heide. 331
Und drauf im erleuchteten, feftlichen Saal ftand Herzog
und Grafen bereit. Da fagte die Herrin: „Zu dieſer Bahl
fei Eünftig mit Ehren gereiht, und heiße: Der Ritter von
ofen, und führe im Wappen drei Roſen, und rofenfarb
Helmbuſch und Kleid! Sa Motte Souque.
1385.
Mein Lebenslauf ift Lieb’ und Luft und lauter Liederklang!
ein frohes Lied aus heitrer Bruft macht froh den Lebensgang.
Man geht bergauf, man geht bergein, heut’ grad’ und mor-
en frumm, durch Sorgen wird’8 nicht anders fein, drum
ümmr' ich mich nichts drum. Heida! juhhet drum kümmr'
ich mich nichts drum! .
Die Zeit iſt ſchlecht, mit Sorgen trägt fich Schon das .
junge Blut; doch wo ein Herz für Freude — — da iſt die
Zeit noch gut. Herein, herein, du lieber Gaſt, du, Freude,
komm zum Mahl, würz' uns, was du beſcheret haft, kre⸗
denze den Pokal. Heida ꝛc.
Fort Grillen, wie's in Zukunft geht, und wer den Scep:
ter führt; das Gluͤck auf einer Kugel fteht und wunderbar
regiert. Die Krone nehme Bachus hin, nur er fol König
fein, die Freude fei die Königin, die Nefidenz am Rhein:
Beim großen Faß zu Heidelberg, ba fie der Senat,
und auf dem Schloß Iohannisberg der hochwohlweiſe Rath.
Der Herr Minifter Negiment fol beim Burgunberwein, der
Kriegsrath und das Parlament fol beim Champagner fein.
So find die Rollen audgetheilt und alles wohl beftellt,
jo wird die Eranfe Beit geheilt, und jung die alte Welt. Der
Zraube Saft Eühlt heiße Gluth, drum hoch das neue Reich!
ein trunfner Muth ein wahrer Muth, der Wein macht alles
gleich. Mohimann. 1809.
1386,
Jägerliebe.
Mein Lieb iſt die Haide, der Hochwald mein Lieb, dem
ich mich auf ewig zu eigen verfchriebs die grünende Daͤmm⸗
rung, der raufchende Baum ift Tags mein Gedanke, ift Nachts
mein Traum. ..
Das hallende Hüfthorn, der Wald ift mein Lieb, dem ich
mi auf ewig verſchrieb, mein Lieb ift das Hufthorn, das
Mannerfinn wedt, in Bergen und Xhalern den Wiederhall neckt.
Die fihere Büchfe, der Wald ıft mein Lieb, dem ich mich
auf ewig zu .eigen verſchriebz mein Lieb ift die Buͤchſe mit
fiherem Blis, da rettet nicht Stärke, nicht Schnelle, nic Witz.
-
332 Mein Mädchen blüht in voller Ingend.
Das weidende Reblein, ber Wald ift mein Lieb, bem ich
mich auf ewig zu eigen verfehrieb; mein Lieb ift das Rehlein
Su Iprubeinden Quell; zieh’ hin nur für heute, du ſchlanker
e
Mein Lieb ift die Haide, der Hochwald mein Lieb, dem
ih mich auf ewig zu eigen verfehrich; dort raget ein
Giebel, dort ftebet ein Haus, da fchauet ein ſchwarzbraunes
Mägdlein heraus. u
Mein Lieb ift die Haide, der Hochwald mein Lieb, dem
ih mid auf ewig zu eigen verfchrieb; wohl nenn’ ich vor
andern den Wald und die Haid’, doch mein’ ich im Herzen
bie fhwargbraune Maid! Friedrich Kind
1387.
Mein Mädchen blüht in voller Sugend von Unſchuld,
Schönheit, Reiz und Zugend, ihr Lieb ift rein wie Silberton;
ihr Auge gleiht den Sonnenftrahlen, Fein Maler kann die
Feuer malen, ein Blid von ihr entzündet — an ihrer
Bruſt, in ihrem Arm ruht ſich's ſo wohl, ſo ſanft und warm;
ein Kuß von ihr macht mich den Goͤttern gleich und zaubert
mich in's Himmelreich.
Doch auch das Mädchen fühlt die Triebe; es lohnt des
Jünglings heiße Liebe und liebt ihn wieder froh und warm.
Es drüdt voll Liebe und Berlangen ihn fanft an ihre Rofen-
wangen und hält ihn fefter in dem Arm. Da fühlet reiner
Xiebe Luft des Mädchens unfchuldvolle Bruſt; es fchmiegt
fi fanft am Iungling an und wandelt froh bed Lebens Bahn.
Und wenn der Lenz im Blumenkleide auch Liebende be
glüdt mit Freude und Alles liebt in der Natur: dann win:
det bunte Blumenfränze für die Geliebte in bem Xenze ber
Juͤngling auf gefhmüdter Flur. Und wenn in Blumenduft
gehüllt der Abend ift fo fchön, fo mild: dann fingt die Holbe:
du bift mein! und er: ich bleibe ewig dein!
1388.
Mein Mädchen warb mir ungetreu, das machte mich zum
Freudenhaſſer; da lief ih an ein fließend Waſſer, das Waſſer
lief vor mir vorbei.
‚Da fland ich nun, verzweifelnd, ftumm, im Kopfe war
mir's wie beteunten, faft wär" ich in den Strom geſunken,
es ging die Welt mit mir herum.
Auf einmal hört’ ich was, das rief, ich wandte juft den
Rüden, ed war ein Stimnihen zum Entzüden: „nimm did
im Acht! der Fluß iſt tief,”
Mein Stübchen ift mir lieber. 333
Da lief mir was durch's ganze Blut, ich ſeh', fo iſt's ein
liebes Mädchen; ich frage fie: wie heißt du? „Kätchen.” O
Ichönes Kaͤtchen, du bift gut!
Du hältft vom Zode mic, zurüd, auf ewig dank’ ich dir
mein Leben; allein das heißt mir wenig geben, nun fei audy
meines Lebens GLüd!
Und dann klagt' ich ihr meine Noth; fie fhlug die Aus
gen lieblich nieder; ich Füßte fie und fie mich wieder, und —
vor der Hand nichts mehr vom Tod. Göthe.
1389.
Melodie von M. v. Weber.
Mein Schag der ift auf die Wanderſchaft hin, ich weiß
aber nicht, was ich fo traurig bin; vielleicht ift er todt und
liegt in guter Ruh’, drum bring’ ich meine Zeit mit Weinen zu.
Als ich mit meinem Schag in die Kirche wollt‘ gehn,
viel faljche Zeugen unter der Zhüre ftehn, die eine red't dies,
die Pr red'k das, das macht mir noch heute die Aeug—
lein naß.
Die Dornen und die Difteln, die ftehen all fo fehr, die
böfen böfen Zungen aber noch viel mehr; Fein Feuer auf Er:
it ne fo heiß, als heimliche Liebe, die Niemand
nicht weiß.
Ad Gott, was hat mein Vater und Mutter gethan, fie .
haben mich gezwungen zu einem ehrlichen Mann! einem ehr:
lichen Mann, den ic nie geliebt, das macht mir fo fehr
mein Herz betrübt.
Ach herzliebfter Schag, ich bit! Dich gar fein, du moͤcht ſt
bei meinem Begräabniß fein, bei meinem Begräbniß in's Fühle
Grab, dieweil ich fo treulich geliebet did) bab (Rstieh
olkslied.
1390.
Melodie von M. v. Weber.
Mein Schatzerl is hübſch, aber reich is es net. Was
nügt mir der Reichthum? das Geld küſſ' i net.
Schön bin i nit, rei bin i wohl, Geld hab’ i a gan
Beutel voll, gehn mir nur drei Baben ab, daB i grad’ zmöl
Kreuzer hab’! Bliegendes Blatt.
1391.
Mein Stübchen ift mir lieber als aller Sale Pracht, fie
„wohnt mir gegenüber, mein Stern in bunkler Nacht! Ic,
334 Mein Water hat sefagt.
kann hinüber blidden, ich fch' ihr hold Seſicht, und ash ihr
freundlich Wefen :,: giebt Hoffnung mir und Licht. ;,:
Am offnen Fenſter ftchen der Frühlingskinder viel, und
hinter diefen Blumen treibt fie ihr loſes Spiel. Doch finft
der Abend nieder und fchmeiget das Sewühl, dann tönct
meine Laute, und fie laufcht meinem Spiel.
Ih fing’ mit bangem Herzen dann oft: ich liebe dich!
da wiederholt ein Echo gar fanft: ich liebe dich! O Echo,
füße Stimme! wie dringt dein Ton in’s Herz, feit du mir
nachgeſungen, durchbebt mich Freud' und Schmerz.
Zungft ſah ich fie am Fenſter bei hellem Mondenſchein,
ba ſchlug das Herz mir höher, ich rief: o märft du mein!
Sie Jah zu mir berüber, das Aug’ voll Licbeöfchein, und
flüfterte duch Blumen wie Echo: ewig dein!
1392.
Banerngläd.
Mein Bater bat gefagt, ich ſoll bas Kindlein wiegen,
er will mir auf den Abend drei Gackeleier fieden; fied't er
mir drei, ißt er mir zwei, und ich mag nicht wiegen um ein
einziges Ei.
Mein’ Mutter hat gefagt, ich fol die Mägdlein verra-
then, fie wollt! mir ar den Abend drei Bögelein braten;
brat't fie mir drei, ißt fie mir zwei; um ein einziges Wöglein
treib’ ich Fein’ Verrätherei.
Mein Schaglein bat gefagt, ich fol fein gedenken, er
wollt’ mir auf den Abend drei Küßlein ſchenken; ſchenkt er
“ mir drei, bleibt's nicht dabei; was kuͤmmert mich's Böglein,
was fchiert mich das Ei!
Des Knaben Wunderhorn.
1393.
Mein Vater ift kein Edelmann, das ficht man fein’ Ge
berden an, vertraulich, aufrichtig, wader, fein Kutfchen ift
ein Aderpflug, die Nößlein haben Arbeit g’nug den ganzen
Tag im Ader.
Der Apfel fat nicht weit vom Stamm, hab’ ich Doch
meines Vaters Ram’, und hab’ auch feine Tugend; ich ſetz
mein Leben nach dem Ziel, was ich im Alter treiben will, be:
weil ich in der Jugend.
Die golden Kett' und Silberg'ſchmeid feind von den
Bauern fern und weit, ed tragen’8 nur die vom Abel. Kein
Bau’r mit einem Kleinod prangt, fein Kleinod an ein'm
Strohhalm hangt, das ziert fein ber und Stabel.
Mein Verwandter . . . fehr Bekannter. 335
Den ganzen Zag wohl buch und dur, wenn id) im
Ader mach ein: Furch', geht alles wohl von Handen; die
Lerchenvöget mandherlei, fie fingen fchöne Melodei, find meine
Musikanten.
Die Schwalben tröften mich immerzu, zu Mitternacht,
zu Morgenfruh, in meinem Haus fie niſten; fie fingen, Eojten
I nicht viel, ich liebe dieſes Federfpiel vor fieben Laute:
niften.
Zu Morgens, wenn der Tag angeht, die blumenfarbe
Morgenroͤth' vergold’t die Spitz' der Eichen, den Tag hat
ſchon gefündet an der Sodelhahn, der Henne Mann, auf, auf!
giebt er ein Zeichen. i
Ihr Bürger, bleibt ihr in der Stadt, bedeckt mit eurer
Häufer Laſt, verfchloffen hoch mit Mauern. Wir wohnen
gern im freien Ried, da wird gleichwohl ein frifih Gemüth
vergönnt und armen Bauern.
Nur eins ift, fei es Gott gettagt ‚ fo das uns arme
Tropfen plagt: die Pfleger und Verwalter, die ziwaden und
und ſchinden gleich, wollt’ lieber, jie wär'n im Himmelreich,
ich betet’ g’wiß ein Pfalter.
Nach Abraham a Sancta Klara.
1394.
Zanner im Olymp.
Mein Verwandter... . fehr befannter Mann von Jah:
ren ... hoch erfabren, ftarb vor Seiten... ſchickt mit
Freuden aus dem Elifium einen Brief. D! lieber Better,
ſchreibt er dann, jüngit Fam bei uns der Lanner an, und
den die Götter euch feit Jahr'n weg'n feine Walzer neidig
warn. Drum bat ih Suno kapricirt und den Jupiter Fa:
fholirt, der hat dem Typhus ftreng befohl'n, daß er den Ran:
ner ſchnell foll hol'n.
Kieber Himmel. . . das Getümmel zu befchreiben ... .
Laß ich bleiben, wie die Narren . . finds umg’fahren, wie bie
Götter den Lanner hab'n g’jehn. Das war ein Drängen und
a Befchrei, es haben die Götter alle glei, ohne daß eins ſich
bat genirt, freundlich den Lanner ambrafirt. D’ Muſiker
hab’n ihn glei herob'n auf ein’ Triumpfwag'n aufig’hob'n,
hab'n ihn befränzt und durdy ein Bog'n fiegreich im Olymp
einizogn.
‚Der Apollo... fangt in Solo, thut ihn küſſen ...
hatt ihn griffen, bat’ nit aner ... . gfehrien: der Lanner
muß gleich auf ein'n Bau dirigiren. Kaum habn die Götter
das gehört, war'n ihre Köpf’ auch gleich verkehrt und fpringen
alle froh in d' Höh, freu'n ſich auf d' Walzer und France.
‘
336 Mein Verwandter... . fehr Behanntır.
Ich bitte, 's doch ein’ Ruh'r, fagt jet der Lanner zum
Merkur, 5 I den Ball thun arrangir'n thun, f mir den
Mozart präfentir'n. 7
Auf Verlangen . . . Fam gegangen Mozart freudig...
und gefchmeidig; ich könnt wana . . . fagt der Lanna, haft
du den Don Juan componirt? ja, jagt der Mozart, ich bin
der; zu meiner Zeit war's aber [dywer, denn damals hat’s für
unfer Plag'n nody nicht Brillanten eintragen. O! fagt der
Zanner , ftichel nit, wir nehmen keiner etwas mit, mein Bei-
nen Ruhm wird bald vergehn, dein Monument wird ewig
ftehn.
Durch daskoben... body erhoben, ruft mit Freuden ... .
fehr beſcheiden Mozarts Kehle ... . an der Stelle Bacchus
bringe Champagner Bein! BD! beinen Guſto kenn id a,
Champagner lieb'n wir alle zwa, fagt der Lanner, ich hab's
ehört, daß er dir, Kreund, war auch was werth; und beide
Tote fröhlich an, d' Mufen die eiln mit Sturm heran, ru:
nr Jeich Vivat fo mit G'walt, daß faſt der Olymp ʒ'a⸗
mafallt.
Cherubini... und Bellini, Bach und —X . find
voll Freuden, doch Beethoven ... iſt betroffen, ſagt, vom
Lanner hab ich noch nix g'hört. Kaum haben's a bißl dis⸗
eurirt, hat's gleich der Lanner engagirt und ſagt: heut geht's
nad Guſto z'ſam Fein beßre —5 — koͤnnt ih hab'n; —
koönnt' ich in Wein d'runt bei der Birn mit dieſe Geiſter mu:
fizir'n, fo wahr ih im Olymp ba fleh, zehn Gulden Muͤnz
wär gwiß Entree.
Und der fanna . . . war gleich ana, ſprach gefellig - . .
iſt's —898 mitzuſpielen... ganz nad) Willen, wir machen
d' Schönbrunner vor all'n. rauf padt der Haydn '
Bombardon und der Bellini ben Biolin, und mit Begierd'
gm Viloncell ſetzt fi der feine Mozart ſchnell. Cherubini
laft Fagott, d'rauf wird erſt von Beethoven flott, dag an
Si Tanzen fol nichts fehl'n, fchlagt er die Trommel und
inelln.
Kur der Lanna . . . und fonft Fana hat vor Allen...
ſehr gefal'n; und fein Bogen . . . hat gezogen, 's war der
Saal glei mit Göttern angefüllt. Supiter macht den erften
Zanz mit der Frau Juno ganz im Glanz; Apollo führt d
Minerva auf und alle Grazien tanzen drauf; der Bulkan
mit dem fteifen Zuß tanzt mit der Venus, weil er muß. &o
macht die Götter, alt an Jahr'n, jest erft der Lanner obn
zum Rarr'n.
Bol Entzüden ..... in ben Blidien, fchrein bie Goͤt⸗
ter... . Donnerwetter, wie der Lanna . . kommt bald Tana,
Mei Sqatz ifht e Weiter. 337
an dem bat db’ Unterwelt fehr viel verlorn. O! Is der
Zanner, glaub’n Sie mir, da Hab’ ich Längft fchon geforgt da⸗
für, ich hab’ drunt' einen kleinen Sohn, der dirigirt 's Or⸗
efter Em giebt er fi) noch ein Paar Iahr die Mühr,
teh ich ein’ jeden gut dafü, daß er nicht nur wird muſi⸗
zir'n, er wird aud) Walzer componir’n.
1395.
Melodie von Groffe und Reiniger.
Mein Vaterland, an deiner Bruft, Fa id) mir Muth
und Stelz gefogen, für dich bin ich mit
zum erſten Kampf gezugen; bir weiht ich Geift und Herz
und Hand, ich bin dein Sohn, mein Vaterland.
Es Eonnte nicht in fremden Au'n den Bli das Fremde
zu ſich lenken, mit hohem, heiligem Vertraun konnt' ich nur Dein
und dein gedenken, dich hab’ ich nur mit Stolz genannt,
mein Baterland, mein Vaterland.
Wie Fleiß und Kunft fo fhön dich ſchmückt, wie deine
Fluren lohnend blühen, muß nicht das Herz, was auf did
blickt, für dich und deinen Ruhm ergluhen, wie mir das
meine heiß entbrannt, mein Baterland, mein Vaterland.
Und er, dem zu ded Thrones Glanz der treue Baterfinn
gegeben, der in den friihen Rautenkranz, deß Zweige, ruͤhmlich
ihn ummeben, der Xiebe neue Blüthen wand, dein ift er
werth, mein Vaterland.
Dein Volk ift ftarf, dein Volk ift gut, du ſahſt es nicht
im Sturm erbeben, dir giebt es willig all’ Fi: Blut und
willig feiner Söhne Xeben, und wer für dich im Kampfe
ftand, den Lohnft du fchön, mein Vaterland.
D! fchöner Tod, o! füßer Tod, für did, mein Bater-
fand, zu fterben, und deine heil'ge Erde roth mit feine Her:
zend Blut zu farben und ruͤhmlich fein der Welt genannt,
er ftarb für Fürft und Vaterland.
‚ Bon beinen Töchtern fchön und zart will ich nur bie
mir einft erlefen, die, nach der Sachfenmädchen Art, der grü-
nen Raute freu gewefen, und die ich deiner werth erfand,
mein Baterfand, mein Baterland !
Und weil der Arm vom Streite ruht nad manchem
rühmlichen Bollbringen, will ich in meines Herzens Gluth indeß
zu deinem Lobe fingen, doch fertig bleibt zum Kampf die
Hand für König und für Vaterland!
1396.
Mei Schatz iſcht e Reiter, e Reiter mueß fein, das Pferd
iſcht dem König, der Reiter ift mein. La la la la la la ıc.
II. 22
ober Bruft hinaus -
338 Menſchen, wollt ihr glüclic fein.
ei Schag iſcht e Schreiber, e Schreiber mueß ſein, er
kreibt mir ja al’ Tag, fei Herzla fei mein.
Mei Schatz ifcht e Gärtner, e Gärtner mueß fein, der
ſetzt mir x „Bonn Vergißmeinnicht ein.
Shah iſcht e Schneider, e Schneider mueß fein, der
mac mier n Micder fo nett und fo fein.
Mei Schag iſcht e Schreiner, e Schreiner mueß fein, er
made mir e Wiegle und e Kindle darein.
Mei Schatz icht kein Zucker, wa⸗ bin i ſo froh, ſonſt
haͤtt' en ſchon geile, jetzt ha en dochen
Mei Schag | iſcht ſo gefchmeibig, mei Schatz iſcht ſo nett,
und d'Leut vſind ſo neidig und gönnen mir’n net.
Schwäbifhes Bolkslied.
1397.
Menſchen, wollt ihr glüdlich fein, ſeid's durch euer Herz!
alles Außenwerf ift Schein, ift ein Schnee im März.
Bold und Silber blenden nur, machen nicht beglüdt.
D die mist e Natur fegnet und entzüdt.
Stile Sreuden, fih bewußt mancher fhönen That, bies
find Güter einer Bruft, die Empfindung hat.
Unter'm Strohdach neidet nie Tugend den Palaft; glüd-
lich bift du, wenn du fie, Menſch, im Herzen haft!
1398.
Mic, ergreift, ich weiß nicht wie, himmliſches Behagen.
Will mich's etwa gar hinauf zu den Sternen fragen? doch
ich bleibe lieber bier, kann ich redlich lagen, bern Gefang
und Glaſe Wein auf den Tiſch zu ſchlagen!
Wundert euch, ihr Freunde, nicht, wie ich mich geberde;
wirklich ift es allerliebft auf der lieben Erde: darum ſchwoͤr
ih feierlich und ohn' alle Faͤhrde, daß ich mich nicht fre
ventlich wegbegeben werde.
Da wir aber allzumal fo beiſammen weilen, daͤcht' ich,
Klänge ber Pokal zu des Dichters Zeilen. Gute Freunde
zichen fort wohl ein hundert Meilen, darum fol man hier
am Ort anzuftoßen eilen.
Lebe hoch, wer Leben fchafft! das ift meine Lehre. Unfer
König denn voran, ihm gebührt die Ehre. Gegen inn: und
äußern Feind ſetzt er fih zur Wehre; an’s Erhalten denkt cr
zwar, nn noch), wie er mehre.
Nun begrüß’ ich fie fogleich, fie die einzig Eine. Jeder
denke, ritterlich, fich dabei bie Seine. Merket ge ein ſchoͤ⸗
nes Kind, wen ich eben meine: nun fo trinke mir zu:
leb' auch ſo der Meine!
Mein! Hätten laf i nit. 339
Freunden gilt Das dritte Glas, zweien ober dreien, Die
mit uns am guten Zag fi im Stillen freuen, und der Ne
bei trübe Nacht leid und leicht zerſtreuen: diefen fei ein Hoch
gebracht, alten oder neuen!
Breiter wallet nun der Strom, mit vermehrten Wellen.
Leben jegt im hohen Zon redliche Gefellen! die fich mit ge-
Drängter Kraft brav zufammenftelen, in des Glüdes Son-
nenfhein und in fchlimmen Fällen.
Wie wir nun zufammen find, find zufammen viele. Wohl
gelingen denn, wie uns, andern ihre Spiele! Bon der Quelle
bis an's Meer mahlet mandye Mühle, und das Wohl der
ganzen Welt iſt's, worauf ich ziele! Göthe.
1399.
Mich fliehen alle Kreuden, ich fterb’ vor Ungeduld; an
allen meinen Leiden ift blos die Liebe ſchuld. Sie quält und
plagt mich immerhin, ich weiß vor Angft nicht mehr wohin.
Ber hätte das gedacht? Die Liebe, ach Die Liebe hat mich fo
weit gebracht.
1400.
Mihi est propositum in taberna mori, vinum sit ap-
positum morientis ori, ut dicant, cum venerint angelo-
rum chori: „Deus sit propitius huic potatori!“
Poculis accenditar animi lucerna, cor imbutum nectare
volat adsuperna. Mihi sapit dulcias vinum in taberna,
quam quod aqua miscuit praesulis pincerna. '
Suum cuique proprium dat natura munus. Ego
nunquam potui scribere jejunus. Me jejunum vincere
posset puer unus; sitim et jejunium odi tanquam funus:
Tales versus facio, quale vinum bibo; neque possum
scribere nisi sumto cibo; nihil valet penitus quod jeju-
nus scribo, Nasonem post calices carmine praeibo.
Mihi nunquam spiritus prophetiae datur, non nisi
cum fuerit venter plene satur. Cum in arce cerebri,
Bacchus dominatur, in me Phoebus irruit ac miranda
fatur. Sualterus de Mappes. 12. Jahrh.
1401.
Mein’ Hütten laß i nit, i hab's geſchwor'n, fo lang i leb
zieh i von dort nit aus, mein guter Vater is ja hier gebor'n,
die Hütten geb i nit für’d fchönfte Haus. Und wenn au
Wetter fie zerbricht, halt fie die Kindesliebe ftetd in Ehr'n,
denn hier erblickte ich des Tages Licht, Drum hab’ die Hütten
i halt gar fo gern.
22 *
340 | Mir and) war ein Sehen aufgegangen,
Die Hütten laß i nit für alle Zeit, mein eigen muß fie
bleiben bis in's Grab, fie ift aus dem Grund ſchon mein
einz'ge Freud’, weil ich fie von mein guten Bater hab’.
Die erften Iugendfreuden fühlt‘ ich bier, bier lernt’ ich Find»
lih das Gebet ded Herrn, drum is das Plabel a fo theuer
mir, drum hab’ die Hütten i halt gar fo gern.
Die Hütten laß ı nit, i bleib fchon hier, e8 binden Freu-
den mich und '8 größte Reid; mein alter Bater, lieb und
theuer mir, ging von der Hütten in die Ewigkeit. Lebt,
Kinder, einig ftets im Bruder- Bund, habt ftets vor Augen
das Gebot de Herren; das ſprach er bier in feiner Sterbe
fund’, drum hab’ die Hütten i halt gar fo gern.
A. Mülkr.
1402.
Balmfonutag.
Mildes, warmes Früblingswetter! Weh' mi an, du
laue Luft! Allen Bäumen wahfen Blätter, Veilchen fenten
füßen Duft.
Zu des alten Domes Hallen hell und menfchenreich der
Pfad; frohe Botfchaft hör’ ich fchallen, daß der siebesFönig naht.
Eilet, geht ihm doch entgegen, wandelt mit ihm Schritt
vor Schritt auf den blutbefprengten Wegen, in den Gärten, wo
er litt.
bt ihr auch die Mähr vernommen, wie der Frühling
mit ihm zieht, und im Herzen aller Frommen füßed Wun-
der ſchnell erblüht?
Kindlein ſtehn mit grünen Zweigen um den heiligen Al⸗
tar, und die Engel Gottes neigen ſich herab zur Kinderſchar.
Bluͤht empor, ihr Himmelsmaien! Pſalmen, blüht aus
meiner Bruſt! Chriſti Wege zu beſtreuen, der euch hegt in
Lieb" und Luft. . Mor v. Schenkendorf.
1403.
, Mir au war ein Leben aufgegangen, welches reichbe:
Branzte Tage bot, auf der Hoffnung jugendlihen Wangen
ftrahlte noch das erfle Morgenroth.
Auf der Gegenwart umraufchten Wogen graut' ein
Morgen, fchön, wie Opfergluth, taufend hohe Traumgeftalten
zogen, ftolz, wie Schwäne, durdy die rothe Fluth.
Leichte Stunden rannen fchnell und fchneller an dem halb
erwachten Träumen bin, und die Gegend lag bald hell und
heller, und aud) wüfter da vor meinem Sinn.
Forſchend ſah ih durch die weiten Räume, aber bei dem
gweifelhaften Lichte fah ich nichts, al8 meine bunten Träume,
abrheit felten, Wahrheit fah ich nicht.
T
64
"Mir ift alles cins, 341
D ber Helle, die dem guten Schwärmer nicht zu zeigen
bat, als feine Nacht! O des Lichtes, das den Glauben aͤrmer,
und die Weisheit doch nicht reicher macht! _
Tiedge, in der Urania.
1404.
Mir blühet Bein Brain ‚ mir lacht Beine Sonne, mir
duftet Fein Blümchen, für mid ift alles dahin.
Mir blühte der Frühling, mir lachte die Sonne, mir
dufteten Bluͤmchen, ich war der Glücklichſte fonft.
Jetzt irr' ich in den Nächten zu Stätten vol Graufen,
und weine und jamm're, und fleh’ um Zröftung zu Gott.
Wie war mir's fo anders, als fie mir zur Seite, beim
Schimmer des Mondes die Fluren durchſtrich.
D ftille die Ihränen, nie kehren fie wieder die Tage der
Wonne, fie find dir ewig entflohn.
D ſenke dein Auge, von Thränen umbdüftert, zur Erbe
bernieder, gern nimmt fie den Leidenden auf.
Schläfft du ihre im Schooße, fo findeft du Ruhe, fie
trocknete Manchem der Liebe Zhränen fchon ab.
1405.
Bekannte Melodie.
(Chor): Mir ift Alles eins, mir ift Alles eins, ob i
Geld Hab’ oder keins.
(Solo): Wer e Geld bat, der muß auch fterben, und
wer keins hat, der kann noch ein's erben.
Wer e Geld bat, der kann fpckuliren, und wer kein's
bat, der Fann nichts verlieren.
Wer e Geld hat, der Tann grob fein, und wer Fein’s
bat, der kann's auch fein.
Wer e Geld hat, kann in’s Theater fahren, unb wer
kein's hat, macht fi 3. Haus’n Karren.
Wer e Geld hat, kann e Weib haben, und wer Eein’s
bat, kann von Gluͤck fagen.
Wer e Geld hat, Kann zum Feuerwerk gchen, und wer
kein's hat, kann's von Weiten fehen,
Wer e Geld hat, darf nah Mädchen chillen, und wer’s
nicht thut erfpart ſich manche Grillen.
Wer e Geld bat, ber dent baar den Kauf und wer
kein's bat, fagt: ei ſchreibt's auf.
Wer e Geld hat, kann fi) DOrben Laufen, und wer kein's
hat, Fann au fo rum laufen, ,
312 Fair ift der Frühling ganz zuwider.
Wer e Geld bat, trinkt viel fremde Wein’, und wer
nicht viel trinkt, der kriegt kein Zipperlein.
Mer e Geld hat, der Hat viel Sorgen, und wer kein's
bat, fchläft fanft bis am Morgen.
1406.
„Mir ift der Brüßling ganz zumiber, ich vott’ ihn aus
und mad’ ihn tobt. Und vollends al bie Fruͤhlingslieder
find mir noch eklicher als Roth. 's fol Winter bleiben.
Ihr Knecht' und Mägde, friſch zu Werke, und rottet
alle Keime aus, und wo man auch ein Knöspchen merke:
cafe abgeftreift mit Mann und Maus! 's fol Winter
eiben.
Und alle, die mir angehören, fie fangen alle Vögel ein;
ich will der Vögel Sarg nicht hören, ihr Zwitſchern, Jodeln,
Jubeln, Schrei'n. ’8 fol Winter bleiben.
Ihr Zifchler, macht den größten Laden und fhließt da-
mit die Sonne zu, daß Licht und Wärme nicht kann fchaden
und Alles bleib’ in alter Ruh. 's fol Winter bleiben.“
So ſprach ein reicher Korb der Britten zu allen feinen
Hörigen, und fie gehorchten, und fie fchritten zum Werke
rajch, tie Thoͤrigen. 's foU Winter bleiben.
Sie ließen jich’8 recht fauer werden, weil e8 dem Herren
wohl gefiel; vertilget folte auf der Erden der Frühling fein
mit Stumpf und Stiel. 's fol Winter bleiben.
Da ließ der Lord von vorn anfangen, und dacht’: ich
werd am Ende doch zu meinem hohen Biel gelangen; 's foll
Winter bleiben.
Ihr lieben Deutfchen, Laßt das Lachen und feid nicht
allzu ſchadenfroh! Denn kurz und gut, viel Deutfche machen
ed heutzutage grade fo: 's fol Winter bleiben! 6.»
. Deta.
- 1407.
‚ Mir ift do nie fo wohl zu Muth, ald wenn bu bei
mir bift, und deine Bruft an meiner ruht, dein Mund den
meinen kuͤßt; dann fchwindet alles um mid) ber, ich weiß
von aller Welt nichts mehr.
Im Freudenkreis, beim Becher Wein, da bin ich freilich
ern; doch, fälft du mir, mein Mädchen, ein, ſchneil ift die
teude fern; und bis ich wieder bei dir bin, koͤmmt Beine,
Ruh’ g" VS NN ſ
waͤre doch die Zeit ſchon da, die noch ſo ferne ſcheint,
da am Altar ein freudig Ja auf ewig ung reine! har
war ih Tag und Nacht bei dir, dann raubte nur der Tod
dich mir! Miller von Ulm.
Mir trdumt‘ in riner Macht gar fpät 343
1408.
Winterlied.
Mir ift leide, daB der Winter beide, Wald und auch die
Haide, hat gemachet Fahl.
Sein Bezwingen läßt nit Blumen entipringen, noch
die Voͤglein fingen ihren viel füßen Schall.
Graf v. Toggenburg.
1409.
Das Königsfind,
Mir träumte von einem Koͤnigskind', mit naffen, blaffen
Wangen; wir faßen unter der grünen Lind’, und bielten uns
liebumfangen.
„Ih will nicht deines Vaters Thron, ich will nicht fei-
nen Scepter von Golde, ich will nicht feine demantene Kron’,
ich will dich felber, du Holde!“
Das Fann nicht fein, ſprach fie zu mir, ich liege ja im
Grabe, und nur des Nachts komm' ich zu dir, weil ich fo
lieb dich habe. Heinrich Heine.
1410.
Mir träumt’ ich wär’ ein Bögelein, und flog auf ihren
Schoß, und zupft' ihr, um nicht laß zu fein, die Bufen-
ſchleifen los; und flog mit gaukelhaftem Flug dann auf .
die weiße Hand, dann wieder auf das Buſentuch und pickt
am rotben Band.
Dann ſchwebt' ich auf ihr blondes Haar und zwitcherte
vor Luft, und rubte, wenn ich müde war, an ihrer weißen
Bruft. Kein Veilhenbett im Paradies geht biefem Lager vor,
wie ſchlief ſich's da fo füß, fo füß an ihres Bufens Flor. _
Sie ſpielte, wenn ich tiefer fank, mit Leifem Fingerfchlag,
Der mir durch Leib und Seele drang, mich feohen Schlummerer
wach, fah mid) fo wunderfreundfich an, und bot den Mund mir
dar, daß ich es nicht befchreiben Tann, wie froh, wie froh ich
war.
Da trippelt’ ich auf einem Bein, und hatte fo mein
Spiel, und fpiell ihr mit dem Flügelein die rothe Wange
kuͤhl. Doch ach! Fein Erdenglüd heiteht, Tag fei es oder
Naht, ſchnell war mein füßer Zraum verweht, und ich war
aufgewacht. 1a Hölty.
Melodie von Haßler.
Mir träumt’ in einer Nacht gar ſpät, wie ich mein feins
Kieb bei mir hätt’, thaͤt mich Freundlich umfangen und ſprach
zu mir: „Mein Schatz, zu dir trag' ich gar groß Verlangen!“
344 Mit Andacht grüft das nene Fahr.
Und ich vor Freud’ demüthiglich biergegen wiebrum zu
ihr ſprich: „Ach Schatz, koͤnnt'ſt du Ri werden! denn dich
alein im Herzen mein lieb’ ich vor all'n auf Erden.
Drauf ihr'n fhönen rothen Mund bot fie mir ber zur
felben Stund'. Als ich mit ihr wollt‘ ſcherzen, erwachte ich,
fie von mir wid; das madıt mir Angſt und Edmerzen.
1412.
Mit Andacht grüßt das neue Jahr! es bringt und neuen
Segen dar, von unferm Gott gefendet, der nicht begann, noch
endet! ein neuer Iropfen aus dem Meer der Ewigkeit ge-
Een 4 erquiddt mit Heil die Welt umber, das feinem Heil
entfloflen.
Wo ift der Tropfen, welcher war? er ſchwand und heißt
das alte Iahr! auch Bitt res eingemifchet, hat unfer Herz er-
friihet. Gin dunkles Bild des Traums ericheint, den wir
geträumet haben: bier warb gelacht und dort geweint; ge
wiegt bier, dort begraben.
Der du am Grabe ftehft und weinft, an deinem Grab’
auch ſteht man einſt; boch bald vergißt man deiner; bald
kennt die Stätte Keiner; ſtets wechlelnd lebt das Staubge⸗
—* das bald zum Staube kehret. Der nimmt gewait⸗
am, ber durch Recht; der bauet, der zerſtoͤret.
Es hafte nicht des Menſchen Geiſt an eitlem Gute, das
nur gleißt! wir ſind des Himmels Erben, und leben auf das
Sterben! Empfangt dann, was auch Gott verhaͤngt, mit
Dank, und ſchafft auch Gutes, das keiner Zeiten Wechſel
engt, und legt euch frohes Muthes!
1413.
Mit der Fiedel auf dem Raden, mit dem Käppel in der
Hand, ziehn wir Prager Muſikanten durch das weite Ehriften-
land. Unfer Schuppatron im Himmel heißt der heifige Ne:
pomud, fteht mit feinem Stern und Kränzel mitten auf der
Prager Brud. Als ich da vorbei gegangen, hab’ ich Reve—
renz gemacht, ein Gebet ihm aus dem Kopfe recht bedäachtig
dargebradht.
“ ’8 fteht alfo in keinem Büchel, wie man's auf dem Her⸗
zen hat: Wanderfchaft mit lerem Beutel und ein Schäßel in
ber Stadt! Wenn das Mädel fingen koͤnnte, waͤr's gezugen
mit hinaus; doch es bat 'ne heil’'ve Kehle, darum jieß ich ed
Er Ak BZ har Ben es ie Augen, ei war n. ſelbſt
nicht einerlei, ſprach ih: 's iſt ja nicht für ewi önftes
Rannerl, laß mich frei! ia mich a, ſqhonſ
Mit der Serche möcht‘ ich ſchweben. 345
Und ich fhlüpft” aus ihren Armen, aus der Kammer,
aus dem Haus, konnt’ nicht wieder rüdwärts ſchauen, bis
ich) war zur Stadt hinaus. Und da hab’ icy’& Lied gefungen,
hab’ die Fiedel ‚zugefpielt, bis ich’ in den Morgenluften um
die Bruft mir leicht gefühlt. Manches Voͤglein hat's ver
nommen, flög’ nur eins and Liebchens Ohr, fäng’ ihr, wenn
fie weinen wollte, dieſes frifche Liedel vor!
Wenn ich aus der Fremde komme, fpiel’ ich auf aus an⸗
derm Ion, Abends unter ihrem Fenſter, Schaͤtzel, Schägel,
ſchlaͤfſt du ſchon? Po hgeſchwentt den vollen Beutel, ach da
giebt's 'ne Muſika! 's Fenſter klirrt, es rauſcht ein Laden,
heilige Caͤcilia! Al’ ihr Prager Muſikanten, auf, heraus mit
Horn und Bag, fpielt mir auf den Hochzeitsreigen, morgen
leeren wir ein Faß! Wilhelm Müker.
1414.
Eigne Melodie.
Mit dem Pfeil, dem Bogen, durch Sebirg und Thal
kommt der Schüg gezogen früh im Morgenftrahl.
Wie im Reich der Lüfte König ift der Weih', durch Ges
birg und Klüfte herricht der Schüße frei.
Ihm gehört das Weite; was fein Pfeil erreicht, das ift
feine Beute, was da kreucht und fleucht.
Schiller, im „Wilhelm Zelt.”
1415.
Mit der LKerche möcht! ich ſchweben fröhlich über Berg
und Au, mit dem Adler mic) erheben in des Himmels reines
Blau! j
. Rad dem ſchoͤnen Abendfterne fire ich meine_ Arme
hin, büide fehnend nach der Ferne, wo ich nicht ein Fremd⸗
ling bin.
Ad) ich trag’ ein Weh im Deren, wanble immer auf
der Flucht, ad) ich bin ein Kind der Schmerzen, welches feine
Heimath ſucht.
Eine Beimath muß ich haben, wo ich nicht ein Fremd⸗
ling bin. iner fpeift die jungen Naben, zu dem Einen möcht
ih hin!
Meine Schuld macht mich erbleihen, boch er ift fo gut
und mild, hoch am Himmel ſteht das Zeichen, bes erneuten
Bundes Bild. \
Konnt ich aud) Gemeines lieben, da ich in ber Irre lief:
mit je“ Sohnes Blut gefchrieben ift der heil'ge Suͤhnungs⸗
rief.
346 Mit der Myrthe geſchmũckt.
1416.
— Die Löwenbraut.
Mit der Myrthe geſchmückt und dem Brautgeſchmeid, des
Waͤrters Tochter, die roſige Maid, tritt ein in ben Zwinger des
Löwen; er liegt der Herrin zu Füßen, vor ber er fich ſchmiegt.
Der Gewaltige wild und unbändig zuvor, fhaut fromm
und verftändig zur Herrin empor; die Jungfrau, zart und
wonnereich, liebftreichelt ihn fanft und weinet hugleich
„Wir waren in Tagen, die nicht mehr find, gar treue
Geipielen wie Kind und Kind, und hatten uns lieb, und hat:
ten und gern; die Tage der Kindheit, fie liegen uns fern.
Du Tütteiteft madıtvon, eb’ wirs geglaubt, dein mäß:
nen⸗ umwogtes Söniglih Haupt; ich wuchs heran, bu fiehft
es, ich bin das Kind nicht mehr mit kindiſchem Zinn.
D wär’ ih das Kind noch und bliebe bei dir, mein ftar:
kes, getreued, mein redliches Thier; ich aber muß folgen, fie
thaten mir's ar, hinaus in die Fremde dem fremden Mann.
Es fiel ihm ein, daB fchön ich fei, ich wurde gefreiet, es
ift nun vorbeizs — der Kranz im Haare, mein guter Gefell,
und nicht vor Zhränen die Blicke mehr hell.
—— du mich ganz? ſchau'ſt grimmig dazu; ich bin
ja gefaßt, ſei ruhig auch duz dort ſeh ich ihn kommen, dem
folgen ich muß, ſo geb' ich denn, Freund, dir den letzten Kuß!“
Und wie ihn die Lippe des Maädchens berührt, da hat
man den Zwinger erzittern gelpürt; und wie er am Gitter
den Jüngling erfchauf, erfaßt ntfeßen die bangende Braut.
Er jtellt an die Thuͤr ſich des Zwingers zur Wacht, er ſchwinget
den Schweif, er brüllet mit Macht; fie flchend, gebietend
und drohend begehrt hinaus; er im Zorn den Ausgang wehrt.
Und draußen erhebt ſich verworren Gefchrei, der Jung,
ling ruft: bringt Waffen herbei, ich fchieß ihn nieder, ih
treff' ihn gut!” auf brullt der Gereizte ſchäͤumend vor Wuth.
Die Unfelige wagt's, fich der Thür zu nah'n, da fällt er
verwandelnd die Herrin an; die fchöne Geſtalt, ein graͤßlicher
Raub, liegt blutig, zerriſſen, entſtellt in dem Staub.
‚Und wie ex bergoflen das theure Blut, er legt jich zur
Leiche mit finfterm Muth, Liegt cr fo verlunfen in Trauer
und Schmerz, bis tödtlich die Kugel ihn trifft in das Herz.
.v. Ehamiffo.
1417.
Melodie: Der Burſch von echtem Schrot und Korn.
Mit Eichenlaub den Hut befrängt! Wohlauf! und trinft
ven FH ber duftend uns entgegen glänzt! ihn fandte Ba:
ein! '
J %
Mir frohem Muth und heiterm Sinn. 347
Iſt einem noch die Knechtſchaft werth, und zittert ihm
die Hand, zu heben Kolbe, Lanz' und Schwert, wenn's gilt
für's Vaterland:
Weg mit dem Schurken, weg von hier! er kriech' um
Schranzenbrot, und ſauf' um Fürften ſich zum Thier, und
buhl' und laͤſtre Gott!
Und pupe feinem Herrn die Schuh’, und führe feinem
Seren fein Weib und feine Zochter zu, und trage Band und
tern! Ä
Für uns, für uns ift diefe Nacht! für und der edle
Trank! man keltert' ihn, ald Frankreichs Macht in Hochftätt's
Zhälern ſank!
Drum Brüder, auf! den Hut befränzt! und trinkt, und
trinft den Wein, der duftend und entgegen glänzt! und ſand't
ihn Bater Rhein. | u
Uns, und gehöret Herrmann an, und Zell, der Schwei:
ee 3 und jeder freie deutihe Mann! Wer hat den Sand
gezahlt
Zur Rach' erwacht, zur Rach' erwacht der frohe beutjche
Mann. Zrompet’ und Zrommel ruft zur Schlacht! Weht
Fahnen weht voran!
Des Feindes Heer iſt uns ein Spott, ed raufht mit
ſtolzem Klang: ein fefte Burg ift unfer Gott! und Klopftod's
Schlachtgeſang.
Sie fliehn! der Fluch der Länder fährt mit Blitzen ihnen
nach; und ihre Rüden kerbt dad Schwert mit feiger Wun-
den Schmad)!
Auf rothen Wogen wälzt der Rhein die Sclavenäfer fort,
und fpeit fie aus und ſchluckt fie ein und jauchzt am Ufer fort.
Der Rebenberg anı Xeichenthal trankt feinen Moft mit _
Blut. Dann trinfen wir beim Yreudenmahl, Triumph! Zy: -
rannenblut. Joh. Heinrih Voß, um 1780.
1418.
Mit frohem Muth und heiterm Sinn — Hurrah! Hur:
rah! Hurrah! ziehn Jäger wir nach Kranfreih hin, — Dur:
rah! Hurrah! Hurcah! Erwerben uns dort Ruhm und Glück,
das Liebchen laſſen wir zurüd, :,: und ſcheiden, und ſcheiden,
und fcheiden mit: Hurrah! :;:
‚, Brei ziehn wir Preußen in das Feld! :: Hurrah! :;
nicht durch das Loos, nicht für das Geld, :: Hurrah! :;
vereinigt durch ein heilig Band: mit Gott für König und
ah » Heil König, Heil König, Heil König, wir
G urra ı. “
-
348 Mit Orfang um mit Ganz.
Dort ftebt der Feind: ihre Jäger vorz Hurrah! Schon
tönt und dieſer Ruf in's Ohr, Hurrah! Das Horn erſchallt,
die Büchfe Fracht; wir rüden muthig in die lat; und
Alles, und Alles, und Alles ruft: Hurrah! .
Seht, wie der ſtolze Franke flieht! Hurrah! wenn er
uns beutiche Jäger ficht. ee Bu rächen ift des Krevels
viel: Sieg, oder Tod ift unfer Ziel! Friſch Jäger, friſch I
ger, 5 Jäger drauf: Hurrah!
Mit Gott wird uns der Sieg zu Theil! Hurrab! Heil
Vaterland, ja dir fei Heil! Hurrah! Sie winden und den
Siegeskranz, die Vaͤter unfers Vaterlands. Heil König!
Heil Deutſchland! wir jauchzen’s froh: Hurrah!
Und kehren wir mit Ruhm zurück, Hurrah! macht's
treue Liebchen gr Glück, Hurrah! In Deutſchland an dem
heim'ſchen Heerd find wir des preuß’fchen Namens werth, und
jauchzen, und jauchzen, und jauchzen froh: Hurrah!
1419.
Mit Gefang und mit Tanz fei gefeiert o du Tag und
o Radıt auch du! denn ed kommt der Fried’ und erneuert die
Gefild' uns mit Heil und Ruh’! Bon der Grenze Fehrt,
wer geftritten, mit der Eichen Laub in die Hütten! O wie
eilt ihr Bang nad der Trommel Klang, in der Hörner Ge:
tön und im Siegsgeſang!
Wer daheim in Angſt ſich gegrämet, o hinaus, und be
grüßt das Heer mit der Lieb’ Umarmung, und nehmet das
epad und das Mordgewehr! Ja, er lebt, dein Sohn, du
Betrübter! Ja, er lebt, o Braut, dein Geliebter! Ja, der
Bater Iebt — wie er ſehnend ftrebt nady der Kindlein Schwarm,
und vor Freude bebt!
Wie umzog uns fchwarz das Gewitter ber Verſchwornen
zu Fuß und zu Roß, der Zyrannen Schwarm und der Rit:
ter — ein unzählbarer Miethlingsteroß! Doch ein Haud)
verweht das Getümmel, und es ſtrahit die Sonn’ an deu
Himmel. Run beginnt der Zanz in dem @idyen: Kranz’ um
der Freiheit Altar und des Vaterland's!
Nun erhebt euch, frei der Befehtung, die Gewerb’ und
das Land zu bau'n! Daß erblühbe von Fleiß, aus der Ber:
ödung, der Verbrüderten Berg’ und Au'n! Dem Gebornen
pflanzt und dem Gatten, und der Säugling fpiel’ in dem
Schatten. Kein Bezwinger fhwächt uns Gele und Nedt:
e8 gebeut uns fein dert, es gehorcht Fein Knecht!
D du Vaterland der Gemeine, die für AM’ und für Ei-
nen wirbt! wo für Aller Wohl auch der Eine mit Entfchlof:
ſenheit lebt und ftirbt. Wir, Vereinte, ſchwoͤren die wieder:
Mit Männern fi | gefchlagen. 349
beharren frei und wie Brüder! Ja, mit Herz und Hand,
kei gefnüpft das Band für Gemein’ und Altar, o du Vater:
land ! "
1420.
Lied des Safftan.
Mit grünem Laub zu Fränzen das Leben, wie den Hut,
durchſchweifen wir die Grenzen in Frobfinn, Zuft und Muth;
wir haben Feine Sorgen, wir fürdten Feine Macht; der
Abend ift und Morgen, der Zag ift unfre Racht.
„Adler Horft” von Holtey.
1421.
Feldjägerlied,
Mit Hörnerfhall und Luftgefang, ald ging’ es froh zur
Zagd: fo ziehn wir Jäger wohlgemuth, wann’d Roth dem
Baterlande thut, hinaus in's Feld der Schlacht.
Gewoͤhnt find wir von Jugend auf an Feld: und Wald:
befihwer. Wir Blimmen Berg und Feld empor, und waten
feifh durch Sumpf und Moor, durch Schilf und Dorn einher.
Nicht Sturm und Regen achten wir, nicht Hagel, Reif
und Schnee. In His und Froft, bei Tag und Nacht, find
wir bereit zu Marfh und Wacht, als galt’ es Hirfch und
Reh. |
Wir brauchen nicht zu unferm Mahl erft Pfanne, Topf
und Roſt. Im —8 ein Biſſen Brot, ein Labeſchluck
in Durſtesnoth, genügen und zur Koſt.
Bo wackre Zäger Helfer find, da ift es wohl beſtellt.
Die fihre Kugel ſtaͤrkt den Muth; wir zielen feharf, wir
treffen gut, und was wir treffen, fallt.
Und färbet gleich audy unfer Blut das Feld des Krieges
roth: fo wandelt Furcht uns doc nicht an; denn nimmer
fcheut ein braver Mann für's Vaterland den Tod.
Und jeder Zäger preift den Tag, als er in's Schlachtfeld
38. Bet Hörnerihall und Becherklang ertönet laut der
undgefang: „Wer brav ift, lebe hoch!”
Yürger. 179.
1422.
Mit Männern fih geſchlagen, mit Weibern fich vertra:
en, und mehr Credit als Geld, fo kommt man durch die
elt. :: Zraleralalalala, traleralalalala. :,:
Heut’ Lieb’ ich die Iohanne, und morgen die Sufanne,
die Lieb’ ift immer neu, das ift Studententreu’!
350 Mit dann und Usk und Wagen.
Und kommt der Wechfel heute, fo find wir reiche Leute,
und haben Geld, wie Heu, doch morgen iſts vorbei!
Dann kommen die Philifter mit ihrem Pumpregiſter von
allen Seiten her, und brummen wie die Bär.
Beftaubt find unfre Bücher, der Bierkrug macht un
Müger, das Bier fchafft und Genuß, die Bücher nur Bertruf.
Das Hemd’ vom Leib’ verkeilen und bei'm Champagnet
weilen, beipist nach Haufe gehn, das heißt Comment ver:
ſtehn. Aus dem Heidelberger Commersbuche v. 1821.
1423.
Die Franzofen in Nußland.
Mit Mant und Roß und Wagen, fo hat fie Gott ge
ſchlagen! Es kriecht im Schnee umber der mächt' gen Fran:
un ders der Kailer auf der Flucht, Soldaten ohne Zucht
it
ann und gr und Wagen, fo hat fie Gott gefchlagen:
Der Kaifer ohne Heer, die Jäger ohne Gewehr, da
Stiefel ohne Sporn, die Ohren abgefrorn. Mit Mann ı
Der Zrommier ohne Stod, Küraffier im Weiberrod, de
Ritter ohne Schwert, der Reiter ohne Pferd! ıc. |
‚Der RE ohne Bahn’, die Flinten ohne Hahn, di
Buͤchſen ohne Schuß, das Fußvolt ohne Buß! ıc.
‚ Die Beldheren ohne Wig, Stüdlente ohne Sefchüg, di
Flüchter ohne Schub, an Feinem Orte Ruh! ıc.
Mit Hunger ohne Brot, an allen Orten Roth, mit Vi
gen ohne Rad, das Herz im Leibe matt, mit Kranken or
Wagen, fo hat fie Gott geichlagen!
Fliegende Blatt. 1813.
1424.
König Enzio. *)
Mit meinem Vater, dem Kaifer, gern fü ich im Keiei
geaeit, zu Häupten und Lorbeerreißer, zu Büßen uns !
elt.
Mit meiner Frauen im Lenze gern ſaäß' ih am Eid!
ftamm, zu Häupten und Blumenfränze, zu Füßen uns !
amm.
‚. Die Beiden, weh! zerftäubten, der König ift allein. ft
ihm ein’n Stein zu Häupten, zu Füßen ihm einen Stein!
— — — —
*) Sohn Kaifer Friedrichs 11. ſtarb im Kerker zu Bologna.
-
_
8
je
Ye
ar
nd
ul
|
ai wie herrlich weiten leide. 351
1423.
Mitten im Garten ift ein fchönes Paradies, ift fo ſchoͤn
anzufehn, daß ich möcht’ drinnen gehn.
Als ich im Särtlein war nahm ich der Blümlein wahr,
brach mir ein NRöfelein, das ſollt' mein eigen fein.
Das NRöslein glänzt fo fein, wie Gold und Ebdelfkein,
war fo fein übergüld’t, das ed mein Herz erfüllt.
ch nahm das Nöslein fein, ſchloß es in's Kämmerlein,
ftellt’ e8 an einen Ort, daß es ja nicht verdorrt.
Komm’ ich in's Kämmerlein, find’ nicht mein Röfelein,
als ich herummer ſah, ſitzt ein ſchön Jungfrau da.
Sprach: ach erſchrick nur nicht, denn ich bin dir ver:
pflicht, denn ich bin dir vertraut, Denn ich bin deine Braut.
Des Knaben WBunderhorn.
1426.
Der Weber.
Mit Ueberlegung und Vernunft bin ich ein Weber wor-
ben N und taufche diefe meine Zunft nicht mit dem reichiten
rden.
Der Liebften web’ ich ein Gewand, und hoff’, es foll ge:
rathen; zu dem Gewebe meiner Hand Gedanken find die Faden.
Da werf ich felig ganz und gar, mein Schifflein hin
und wieder; zum Schleier in ihre Ambrahaar verweb’ ich
meine fieder. '
Die Ichönften Blumen weit und breit in taufend bunten
Meimen freu’ ich auf meiner Kiebften Kleid, da fol’n fie duf-
tig Feimen. ,
‚ Was blüht und lebt in ber Natur in überreicher Fülle,
die fchönen Mufter find es nur zu meiner Kiebften Hülle.
Und immer, immer web’ ich dran mit raſtlos ſel'gem
Streben, und wenn ich nicht mehr weben kann, will ih auf
nicht mehr leben.
Fichtenftein. Aus Ferduſi von Eberwein.
1427,
Deutſchlands Blöße.
Melodie: Preiſend mit viel ſchoͤnen Reden.
Mit wie herrlich weitem Kleide, ganz bedeckend deinen
—— dnnteſt du in Sammt und Seide prangen, Deutſchland,
edles eib!
346 Mit der Myrthe gefchmühkt.
1416.
- Die Löwenbraut.
Mit der Myrthe gefhmüdt und dem Brautgefchmeid, des
Wärterd Tochter, die rojige Maid, fritt ein in ben Zwinger des
Löwen; er liegt der Herrin zu Füßen, vor der er fich ſchmiegt.
Der Gewaltige wild und unbandig zuvor, [haut fromm
und verftändig zue Herrin empor; die Jungfrau, zart und
- wonnereich, liebftreichelt ihn fanft und weinet zugleich:
„Dir waren in Zagen, die nicht mehr find, gar freue
Gefpielen wie Kind und Kind, und hatten uns lieb, und hat:
ten uns gern; die Zage der Kindheit, fie liegen uns fern.
Du N üttelteft madıtvoll, eh’ wirs geglaubt, dein mäh—
nensummogted königlich Haupt; ich wuchs heran, bu fichft
es, ich bin das Kind nicht mehr mit kindifhem Sinn.
D wär’ ich das Kind noch und bliebe bei dir, mein ftar:
kes, getreucs, mein redliches Thier; ich aber muß folgen, ſie
thaten mir's an, hinaus in die Kremde dem fremden Mann.
Es fiel ihm ein, daß ſchoͤn ich fei, ich wurde gefreiet, ed
ift nun vorbei; — der Kranz im Haare, mein guter Gefell,
und nicht vor Zhränen die Blicke mehr hell.
eh du mich ganz? ſchau'ſt grimmig dazu; ich bin
ja gefaßt, fei ruhig FAR du; Dort feh ich ihn kommen, dem
folgen ich muß, fo geb’ ich denn, Freund, dir den legten Kuß!“
Und wie ihn die Rippe des Maͤdchens berührt, da bat
man den Zwinger erzittern gefpürt; und wie er am Gitter
den Juͤngling erichauf, a ntieben die bangende Braut.
Er jtellt an die Thurfich des Zwingers zur Wacht, er ſchwinget
den Schweif, er brüllet mit Macht; fie flchend, gebietend
und drohend begehrt hinaus; er im Zorn den Ausgang wehrt.
Und draußen erhebt fi) verworren Gefchrei, der Juͤng⸗,
ling ruft: bringt Waffen herbei, ich fchieß ihn nieder, id
tree ihn gut!” auf brüllt der Gereizte ſchaͤumend vor Muth.
Die Unfelige wagt's, fi) der Thuͤr zu nah'n, da fällt er
verwandelnd die Herrin an; die fhöne Geftalt, eın geaplicher
Raub, liegt blutig, zerriffen, entftellt in dem Staub.
Und wie er bernoffen das theure Blut, er legt ji zur
Leiche mit finfterm Muth, Liegt cr fo verfunfen in Trauer
und Schmerz, bis tödtlich die Kugel ihn trifft in das Herz.
A. ». Ehamiſſo.
1417.
Melodie: Der Burſch von echtem Schrot und Korn.
Mit Cihenlaub den Hut befränzt! Wohlauf! und trinkt
den Wein, ber buftend und entgegen glänzt! ihn ſandte Ba:
ter Rhein!
v x
Mit frohem Huth und heiterm Sinn. 347
Ift einem noch die Knechtſchaft werth, und zittert ihm
die Hand, zu heben Kolbe, Lanz und Schwert, wenn's gilt
für's Vaterland:
Weg mit dem Schurken, weg von hier! er kriech' um
Schranzenbrot, und fauf um Fürften fi) zum Thier, und
buhl' und läftre Gott!
Und puge feinem Herrn die Schuh’, und führe feinem
Deren ſein Weib und feine Zochter zu, und trage Band und
tern!
Für uns, für uns ift diefe Nacht! für und der edle
Trank! man Feltert! ihn, ald Frankreich Macht in Hochftätt's
Zhälern ſank!
Drum Brüder, auf! den Hut befränzt! und trinkt, und
trinft den Wein, der duftend uns entgegen glänzt! und ſand't
ihn Vater Rhein. ’
Uns, und gehöret Herrmann an, und Zell, der Schwei:
—5 — und jeder freie deutſche Mann! Wer hat den Sand
gezaͤhlt
Zur Rach' erwacht, zur Rach' erwacht der frohe deutſche
Mann. Trompet' und Trommel ruft zur Schlacht! Weht
Fahnen weht voran!
Des Feindes Heer iſt uns ein Spott, es rauſcht mit
ſtolzem Klang: ein feſte Burg iſt unſer Gott! und Klopſtock's
Schlachtgeſang.
Sie fliehn! der Fluch der Laͤnder fährt mit Blitzen ihnen
nah; und ihre Rüden kerbt das Schwert mit feiger Wun⸗
den Schmach! .
Auf rothen Wogen wälzt der Rhein die ee —*
und ſpeit ſie aus und ſchluckt ſie ein und jauchzt am Ufer fort.
Der Rebenberg am Leichenthal traͤnkt feinen Moft mit
Blut. Dann trinken wir beim Yreudenmahl, Triumph! Ty⸗
rannenblut. Ich. Heinrih Voß, um 1780
1418.
Mit frohem Muth und Heiterm Sinn — Hurrah! Hur:
rah! Hurrah! zichn Jäger wir nach Frankreich hin, — Dur:
vah! Hurrah! Hurrah! Erwerben uns dort Ruhm und Glück,
das Liebchen laſſen wir zurüd, :,;: und fheiden, und ſcheiden,
und feheiden mit: Hurrah! ;;:
‚Brei ziehn wir Preußen in das Keld! :: Hurrab! :;:
nicht durch das Loos, nicht für das Geld, :: Hurrah! >;
vereinigt durch ein heilig Band: mit Gott für König und
Baterland! :,: Heil König, Heil König, Heil König, wir
Hurrah! :;
348 Mit Orfang und mit Gam;.
Dort fteht der Feindz ihe Jäger vors Hurrah! Schon
tönt uns dieſer Ruf ins Ohr, Hurrah! Das Horn erihallt,
die Büchfe Pracht; wir rüden muthig in bie lacht; und
Alles, und Alles, und Alles ruft: Hurrah! .
Seht, wie der ſtolze Franke flieht! Hurrah! wenn er
uns beutiche Jäger fieht. Hurrah! Bu rächen iſt des Frevels
viel: Sieg, oder Tod ift unfer Biel! Friſch Jäger, friſch I
ger, frifg Jäger drauf: Hurrah
Mit Gott wird uns der Sieg zu Theil! Hurrah! Heil
Baterland, ja dir fei Heil! Hurrahb! ie winden und den
Siegeskranz, die Väter unfers Vaterlands. Heil König!
Heil Deutichland! wir jauchzen's froh: Hurrah!
Und kehren wir mit Ruhm zuruͤck Hurrah! macht's
treue Liebchen unſer Glück, Hurrah! In Deutſchland an dem
heim ſchen Heerd find wir des preuß'ſchen Namens werth, und
jauchzen, und jauchzen, und jauchzen froh: Hurrah!
1419.
Mit Geſang und mit Tanz ſei gefeiert o du Tag und
o Racht auch du! denn es kommt der Fried' und erneuert die
Gefild' uns mit Heil und Ruh'! Von der Grenze kehrt,
wer geſtritten, mit der Eichen Laub in die Hütten! O wie
eilt ihr Gang nad) der Trommel Klang, in der Hörner Ge:
tön und im Siegsgeſang!
Wer daheim in Angſt fih gegrämet, o hinaus, und be:
grüßt das Heer mit der Lieb’ Umarmung, und nehmet das
epad und das Mordgewehr! Ja, er lebt, dein Sohn, du
Betrübter! Ja, er lebt, o Braut, dein Geliebter! Ja, der
Bater lebt — wie er ſehnend ftrebt nach der Kindlein Schwarm,
und vor Freude bebt!
Wie umzog uns ſchwarz das Gewitter ber Verſchwornen
zu Fuß und zu Roß, der Tyrannen Schwarm und der Rit-
ter — ein unzählbarer Miethlingstroß! Doch. ein Hauch
verwebt das Getümmel, und es ftrahlt die Sonn’ an deu
Himmel. Run beginnt der Zanz in dem Eichen: Kranz’ um
der Freiheit Altar und bed Baterland's!
Kun erhebt euch, frei der Befehtung, die Gewerb' und
das Land zu bau'n! Daß erblühe von Fleiß, aus der Ver:
ödung, der Berbrüderten Berg’ und Au'n! Dem Gebornen
pflanzt und dem Gatten, und der Säugling Tpiel’ in dem
Schatten. Kein Bezwinger ſchwaͤcht uns Seht und Nedt:
es gebeut uns Bein Herr, es gehorcht Fein Knecht!
D du Vaterland der Gemeine, die für A’ und für Ei:
nen wirbt! wo für Aller Wohl auch der Eine mit Entſchloſ⸗
fenheit lebt und ſtirbt. Wir, Vereinte, fchwören Dir wicder:
Mit Männern fi | geſchlagen. 349
beharren frei und wie Bruͤder! Ja, mit Herz und Hand,
kei gemüpft das Band für Gemein’ und Altar, o du Bater:
lan "
1420,
Lied des Cafſtan.
Mit grünem Laub zu kraͤnzen das Leben, wie den Hut,
durchſchweifen wir die Grenzen in Frohſinn, Luſt und Muth;
wir haben feine Sorgen, wir fürchten Feine Macht; der
Abend ift und Morgen, der Zag ift unfre Nadıt.
„Adlers Hort” von Holtey.
1421.
Feldjägerlied,
Mit Hörnerfchall und Luftgefang, ald ging’ es froh zur
Zagd: fo ziehn wir Jäger wohlgemuth, wann's Noth dem
Baterlande thut, hinaus in's Feld der Schlacht.
Sewöhnt find wir von Jugend auf an Feld: und Wald-
befhwer. Wir Eimmen Berg und Feld empor, und waten
frifh duch Sumpf und Moor, durch Schilf und Dorn einher.
Nicht Sturm und Regen achten wir, nicht Hagel, Reif
und Schnee. In. His und Froſt, bei Tag und Nacht, find
a bereit zu Mari und Wacht, ale gält’ es Hirſch und
Reh.
Wir brauchen nicht zu unferm Mahl erft Pfanne, Topf
und Roſt. Im Hungersfan ein Biffen Brot, ein Labeichlud
in Durftesnoth, genügen und zur Koft.
Wo wackre Zäger Helfer find, da iſt ed wohl beftellt.
Die fihre Kugel ftärft den Muth; wir zielen ſcharf, wir
treffen gut, und was wir treffen, fallt.
Und färbet gleich auch unfer Blut das Feld des Krieges
roth: fo wandelt Furcht uns doch nicht an; denn nimmer
fcheut ein braver Mann für’ Vaterland den Tod.
Und jeder Jäger preift den Tag, ald er in’s Schlachtfeld
300. Bei Hörnerfchall und Becherflang ertönet laut der
undgefang: „Wer brav ift, lebe hoch!“
Bürger. 1794.
1422.
Mit Männern ſich gefchlagen, mit Weibern fi) vertra-
en, und- mehr Eredit ald Geld, fo kommt man durch die
elt. :,: Zraleralalalala, traleralalalala. :,:
Heut’ lieb’ ich die Johanne, und morgen die Sufanne,
die Lieb’ ift immer neu, das ift Studententreu’!
350 Mit Mann und Ysk und Wagen.
Und komme der Wechfel heute, fo find wir reiche Beute,
und haben Seid, wie Heu, doch morgen iſts vorbei!
ann kommen die Philifter mit ihrem Pumpregiſter von
allen Seiten ber, und brummen wie die Bär’.
Beftaubt find unfre Bücher, der Bierfrug madyt und
Füger, das Bier fchafft und Genuß, die Bücher nur Verdruß.
Das Hemd’ vom Leib’ verteilen und beitm Champagner
weilen, beipist nach Haufe gehn, das heißt Comment ver:
ftehn. Aus dem Heidelberger Commersbuche v. 1824.
1423,
Die Franzofen in Nußland.
Mit Mant und Roß und Wagen, fo bat fie Gott ge-
ſchlagen! Es kriecht im Schnee umber der maͤcht'gen Kran:
ten der, der Kailer auf der Flucht, Soldaten ohne Zucht!
Mit Mann und Roß und Wagen, fo bat fie Gott geichlagen!
Der Kaifer ohne Heer, die Jaͤger ohne Gewehr, der
Stiefel opne Sporn, die Ohren abgefrorn. Mit Mann ıc.
Der Xrommler ohne Stod, Kürafiier im Weiberrod, der
Ritter ohne Schwert, der Reiter ohne Pferd! ıc.
‚Der ei ohne Kahn’, die Flinten ohne Hahn, die
Büchſen ohne Schuß, das Fußvolk ohne Fuß! ıc.
‚ Die Beldheren ohne Wig, Stüdlente ohne Gefchüg, die
Flüchter ohne Schuh, an Feinem Orte Ruh! ıc.
Mit Hunger ohne Brot, an allen Orten Roth, mit Wa:
gen ohne Rad, das Herz im Keibe matt, mit Kranken ohne
Wagen, jo hat fie Gott gefchlagen!
Fliegendes Blatt. 1813.
1424.
König Enzio. *)
Mit meinem Vater, dem Kaifer, gern ſaͤß' ich im Kriege:
geaelt ‚, zu Häupten uns Lorbeerreißer, zu Füßen und die
elt.
Mit meiner Frauen im Lenze gern JB’ ich am Eichen:
Kamm ‚ zu Häupten und Blumenkränze, zu Büßen uns eu
amm.
„Die Beiden, weh! zerftäubten, der König iſt allein. Legt
ihm ein'n Stein zu Häupten, zu Füßen ihm einen Stein!
— — — —
*) Sohn Kaifer Friedrichs U., ftarb im Kerker zu Bologna.
Mit wie herrlich weitem Aleide. 331
1423.
Mitten im Garten ift ein fchönes Paradies, ift fo ſchoͤn
anzufehn, daß ich möcht" drinnen gehn.
Als ih im Särtlein war nam ich der Blümlein wahr,
brach mir ein NRöfelein, das follt’ mein eigen fein.
Das Nöslein glänzt fo fein, wie Gold und Edelftein, -
war & fein übergüld’t, das ed mein Herz erfüllt.
cd) nahm das Nöslein fein, ſchloß es in's Kämmerlein,
ftellt’ es an einen Ort, daß es ja nicht verdorrt.
Komm’ ih in's Kämmerlein, find’ nicht mein Röfelein,
als ich herummer fah, jigt ein fchön Jungfrau da.
Sprach: ah erfhrid nur nicht, denn ich bin dir ver:
pfliht, denn ich bin dir vertraut, denn ich bin deine Braut.
Des Knaben Wunderhorn.
1426.
Der Weber.
Mit Ueberlegung und Vernunft bin ich ein Weber wor-
ben, und taufche dieſe meine Zunft nicht mit dem reichiten
rden.
Der Liebften web’ ich ein Gewand, und hoff’, ed fol ge:
rathenz zu dem Gewebe meiner Hand Gedanken find die Faden.
Da werf ich felig ganz und gar, mein Schifflein hin
und wieder; zum Schleier in ihre Ambrahaar verweb’ ich
meine Lieder.
Die fchönften Blumen weit und breit in taufend bunten
Meimen fireu’ ich auf meiner Liebften Kleid, da fol'n fie duf:
tig Feimen. .
Was blüht und Iebt in ber Natur in überreicher Bulle,
die fchönen Mufter find es nur zu meiner Liebſten Hull.
Und immer, immer web’ ich dran mit raſtlos fel'gem
Streben, und wenn ich nicht mehr weben kann, will ih auch
nicht mehr leben.
Fichtenſtein. Aus Ferduſi von Eberwein.
1427.
Deutſchlands Blöfe.
Melodie: Preifend mit viel fchönen Neben.
, Mit wie herrlich weitem Kleide, ganz bedediend deinen
Be nneeſt du in Sammt und Seide prangen, Deutſchland,
edles eib!
352 Mögen Stürme Dranfen ſchalten.
» Da bu aus dem Sad der Aſchen, wo bu hielteſt lange
zur l kant, und dein Kleid gewafchen in dem Blut der
einde haft.
Wenn nur in der Hand des Böfen beines Kleides nicht
ein ‚ztüd, ftatt es dir ganz einzulöfen, man vergeflend lich
zurüd.
Wenn nur jegt nicht deine Kinder, in nicht Lieberollem
Eireit, jedes für fih einen Flinder riß aus ihrer Mutter
ei
, "Mit wie herrlich weitem Kleide, ganz bedeckend deinen
Leib, koͤnnteſt du in Sammt und Seide prangen, Deutſchland,
edles Weib! Friedrich Bücert. 1814.
1427.
Mögen Stürme draußen fehalten, lacht doch hier der
Himmel ſchon; beute wird die Welt fchon halten, mag fie
morgen untergebn. Diefe Nacht, wer will fie rauben? bier,
bei Küffen, Sang und Wein flimmet gern die Freude ein
und befhügt den alten Glauben: wer nicht liebt Weib, Wein
und Geſang, der bleibt ein Rarr fein Lebenlang.
Holder Frauen zarter Weife führt des Mannes kecke
Stuth duch der Sitte ſichre Gleiſe in der Schönheit heil ge
ut. Weg, hinweg, wer ihr Vertrauen ald Verräther je be:
aß, ihn vergifte dieſes Glas auf das Wohlfein holder Frauen.
er nicht liebt Weib, Wein und Gefang, der bleibt ein
Narr fein Lebenlang.
Stäfer voll! — der in die Reben feines Athems Balfam gießt,
jener heitre Gott fol leben, deſſen Gunft heut’ überfließt;
eil dir, Bacchus! Liebesblide, wie an Ariadnens Bruft,
bring’ in diefer Nacht der Luft dir Satuenus Huld zurüde.
Ber nicht liebt Weib, Wein und Gefang, ber bleibt ein
Narr fein 2ebenlang,
Und ein Strom von hohen Liedern raufihe durch den
froben Bund allen Schweitern, allen Brüdern auf dem weiten
Erdenrund! Glaͤſer vol emporgefhwungen! Luthern audy,
dem beutichen Mann, der den alten Spruch erfann, fei zum
Bivat nachgeſungen: wer nicht liebt Weib, Wein und Gefang,
der bleibt ein Karr fein Lebenlang. 4. Jaun.
1428.
Melodie: So viel Stern' am Himmel ſtehn.
WMorgen müflen wir verreiſen, und es muß geſchieden
ſein. Traͤurig ziehn wir unſere Strafe, lebe wohl, mein
Schägelein!
Morgenroth! Morgenroth. 3333
Lauter Augen, feucht von Thraͤnen, lauter Herzen, voll
von Gram, keiner kann es ſich verhehlen, daß er ſchweren
Abſchied nahm.
Kommen wir zu jenem Berge, ſchauen wir zurück in's
Thal, ſchaun uns um nach allen Seiten, ſehn die Stadt zum
letzten Mal.
Wenn der Winter iſt vorüber und der Frühling zieht
in's Feld, will ich werden wie ein Voͤglein, fliegen durch die
ganze Welt.
Dahin fliegen will ich wieder, wo's mir lieb und heimiſch
war. Schaͤtzlein! muß ich heut’ auch wandern, kehr' ich heim
Doch uͤber's Jahr.
Ueber's Jahr zur Zeit der Pfingften pflanz’ id Maien
dir an’d Haus, bringe dir aus weiter Kerne einen frifchen
Blumenftrauß!. Hoffmann v. Fallersleben.
1429.
Morgen muß id) weg von bier, und muß Abſchied neb:
men; 0 du allerhoͤchſte Zier! Scheiden das bringt Grämen!
da ich dich fo treu geliebt, über alle Maßen, ſoll ich dich
verlaffen!
Wenn zwei gute Freunde find, die einander kennen,
Sonn’ und? Mond bewegen fih, ehe fie fih trennen. Rod
viel größer ift der Schmerz, wenn ein treu verliebtes Herz
in die Fremde ziehet.
Dort auf jener grünen Au fteht mein jung friſch Leben
foU ich dann mein Xebelang in der Fremde ſchweben? Hab’
ich Dir was Leids gethan, bitt’ dich woll's vergeflen, denn es
geht zu Ende.
Küffet dir ein Lüftelein Wangen oder Hände, denke, daß
es Seufzer fein, die ich zu dir fende, tauſend ſchick' ich täg-
lich aus, die da wehen um dein Haus, weil ich dein’ gedente.
Volkslied aus des Knaben Wunderhorn.
143%. ®
Neiters Morgenlied,
Morgenroth! Morgenroth! Leuchteft mir zu frühem Tod?
bald wird die Trompete blafen, dann muß ich mein Leben
laffen, :,: ich und mancher Kamerad. ;,:
Kaum gedacht, kaum gedacht, wird der Luft ein End’
gemait! eftern noch auf folgen Roſſen, heute durch die
Bruſt geſchoſſen, morgen in das fühle Grab.
Ah, wie bad! ach, wie bald! ſchwindet Schönheit und
Seftalt! prahlft Iu gleich mit deinen Wangen, die wie Schnee
und Rofen prangen; ach die Roſen welken all’!
354 Morgens wenn ich früh auffteh'.
Und was ift, und wäß ift dieſes Lebens kurze Krift? un:
ter Kummer unter Sorgen fi bemühen früh am Morgen,
bis der Tag vorüber ift.
Darum ftill! darum ſtill! füg’ ih mi, wie Gott es
will. Und fo will id wader ftreiten, und ſollt' ich den Tod
erleiden, ftirbt ein braver Reitersmann. "
Wilhelm Hauff. 1824.
1431
Morgens wenn id) früh auffteh” und den Schornftein fe:
gen geh', klepf' ich ILeife an die Zhür: „Schöne Sungfer
fomm berfür!“
mixer ift draus? und wer Elopft an? der fo Leif’ mid)
wecken kann?“ „Ich fteh’ hier in aller Stil’, der den Schorn:
ftein fegen will.”
„Wart't ein biffel, junger G'ſell, dad ich bringe den
Sclüffel, und euch ſperr' die Hausthur" auf, daB ihr kommt
zu mir herauf.“
„Jungfer, ih nur eins begehr', langt mir Licht und
Beſen ber, nicht zu groß und nicht zu Bein, daß er geht
zum Schornftein ein.”
„Junger G'ſelle höret an, was ich euch will fagen an:
ſei der Schoͤrnſtein groß oder Elein, feht felbft, wie ihr Eommt
hinein! Bolfölied aus Franken.
1432.
Morgen wird es beffer werden! Alſo feufzt mein ſchwa—
her Geiſt, den die Menge der Befchiwerden uber allen Ab:
grund reißt.
Aber ah, wenn bridt der Morgen und das Licht der
Hoffnung an, da ich die fo langen Sorgen nad) und nad)
vergeflen kann?
Sclaven auf den NRuderbänfen wecfeln doch mit Muͤh'
und Ruh, dies mein unaufhörli Kränken läßt mir Eeinen
Schlummer zu.
Kiemand klagt mein ſchweres Leiden, Died vergrößert
Xaft und Bein. Himmel, laß mid) doc, verſcheiden, ober
gieb mir Sonnenschein!
Wil ich mich Doch gerne fallen, wenn mich nur der
Zroft erquidt, daß dein ewiged Verlaſſen mich nicht’ in die
Grube fhidt. Günther. 7 1728.
14393.
Nachtgebet.
Müde bin ich, geh’ zur Ruh’, fchließe beide Aeuglein
zu: Vater, laß die Augen dein über meinem Bette fein!
Sutter, ich frene mich. . 355
Hab’ ich Unrecht heut gethan, fieh’ es Lieber Gott nicht
an! deine Gnad’ und Jeſu Blut macht ja allen Schaden gut.
Alle die mir find verwandt, Herr laß ruhn in deiner
Hand. Alle Menfchen groß und Elein, follen dir befohlen fein.
Kranken Herzen fende Ruh’, nafle Augen fchließe zu;
laß den Mond am Himmel ftehn und die ftile Welt befehn!
Diepenbroc.
1434.
Muß i denn, mußidenn zum :,: Städtele 'nauß :,: und
du, mein Schatz, bleibft hier? Wenn i komm, wenn i
fomm, wenn 1 :,: wiederum komm, :,: Eehr’ i ein mei Schatz,
beidir. Kann i gleich nit allwil bei dir fei, han i doch mei
Freud' an dir! Wenn i fomm, wenn i fomm, wenn ti wie:
derum komm, Behr’ i ein, mei Schap, bei dir.
Wie du weinft, wie du mweinft, daß i wandere muß,
wie wenn d'Lieb jetzt wär’ vorbei! find au draus, find au
draus der Mädele viel, lieber Schatz, i bleib’ dir treu.
Denk' du net, wenn i en andere feh’, jo fei mein’ Xieb’ vor:
bei; find au draus der Mädele viel, lieber Schag, i bleib’
dir freu!
Uebers Sahr, übers Sahr, wenn me Zräubele ſchneid't,
ftel’ i bier mi wiederum ein; bin i dann, bin i dann dein
Schagele noch, fo fol die Hochzeit fein. Webers Jahr da ift
mein’ Zeit vorbei, da g’hör i mein und dein; bin i dann bei
Schatzele noch, fo fol die Hochzeit fein.
Schwäbiſches Volkslied.
1435.
Muß i denn fterben, bin no fo jung, jung, jung! Wenn
des mein Vater wüßt’, daß i fchon fterben müßt’, der thät
ſich Franken biß in den Top.
Muß i denn fterben, bin no fo jung, jung, jung! Wenn
des die Mutter wüßt', wenn des die Schwefter wuͤßt', thäten
ſich härmen bis in den Tod.
Muß i denn fterben, bin no jo jung, jung, jung! Wenn
des mein Mädel wüßt', daß i ſchon fterben müßt’, es that
ſich Eränfen bis in den Tod. Volkslied.
1436.
Mutter, ich freue mich! Pagen, Cadetten, Studenten
und alle flüchtigen Zänzer find heute beim Bulle. Freund»
lide Mutter, ich bitte dich, fchmüde zum Balle mid).
356 Mutter, fell ich noch nicht freiin?
Mutter, dann führe mich, fuͤhr' mih zum Tanz und
wär es zum Node, nichts laß mich hören vom vierten Ge:
bote; mit Worten und Winken verfchone mich; denn wer nicht
folgt, bin ih.
Amor herrfcht Föniglih, in des Eotillons endlofer Weife,
ha! in bes Walzere erfihöpfendem Kreife waltet die Liebe fo
wonniglih! Mutter, ich fehne mid!
Mutter, ich fehne mich! Lieben und Walzen, die ftreiten
ums Leben; walzen will nehmen, was Liebe gegeben, zum Kie-
ben und Zanzen erzogft du mich, daran erfenn’ ich dich.
Mutterherz faſſe dich! laß im Zangen zum Himmel mid)
fhwingen! magft du einft jammernd die Hände auch ringen,
weil fo frühe dein Kind verblih — fei es! Ich opfere mich!
Zod! dir ergeb’ ih mich! hin zu des Schenktilches Lethe-
Geſtade zieht mich das Fühlende Si ‚ Zimonade, mir ift das
Sterben nicht fehauerlich tödtet — der Walzer mid).
1437.
Der Bergmannejunge.
Mutter, fol ich noch nicht frei'n? bin ich doch fchon
achtzehn Sn Zingel, Zingel, Zingel, Zingel.
Unfer Nachbar hat en Mädle, das gefallt mir trefflic,
wohl! Zingel. ꝛc. .
Es ift ein ſcharmantes Mädle, id fo rund und is fo voll.
al das Maͤdle ſollt ju fehn, juch! das Maͤdle ſollt
ju ſehn.
5 Mutter, Mutter, fchaffet Mittel, daß es was zu freien
giebt.
Kauft mir einen neuen Kittel und ein neues Schurzfell für.
Samml. von Züſching und v. d. Hagen.