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THE LIBRARY
OF
THE UNIVERSITY
OF CALIFORNIA
LOS ANGELES
MPORTATION OES PUBLICATIONS eTRANGlpES
IBRAIRIE C. KLINCKSIECK
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AltaraMscks Beiuinenlekn
iiacli den Quellcn <>,-esc]iil(lert
von
Dr. Georg Jacob,
Privat-Doceiiton an dor Universitat Hallo.
Zweite urn mclirerc Ka])itel uiul Zusiitzc vernieliite Ausgabe.
]kr]iii.
Mnycr & Miillcr.
1897.
A^orrede.
Niclit eine none Aiiflage, .sondcrn cine zweite Ausgabe
stellt tier vorliegendo Btnid dar; nur S. 1 — 38, 163 bis Schluss
sind neugedriickt ; ini Ubiigen ist dor alte Bostand verwertet.
Von den Nachtragen zii S. 39 — 162 habo ich diesmal nur
einen kleinen Toil mitgetoilt, da sicli das Meiste bessor boi
einer Neugostaltnng des Ganzen dcm Text oinfiigt so z. B.
neiio Belegstellen, die das Gesagto nach dioscr oder jenor
Richtung unwesentlich erganzen. Bei den neubearbeiteten
Kapiteln schien es niir praktiscli jedesmal die wichtigste
Literatur in Petit am Kopfo zii verzeiehnen ; dies Verfaiiren
soil spiiter auch auf die andern ausgodehnt wciden, wjilirend
am Endo dor Kapitel stets eine langere Schlussnote einen
Uberblick iiber die weitore Entwickelung innerlialb des Islam
geben soil; aiicii bierzu findet man diesmal bereits einige
Ansiitze. Ferner gcdonke ich spater die Belegvcrweise mog-
lichst in den Index zu ziehen, die Nomenklatur dagegcn,
ausgesprochenen Wiinschen Folge gebend, in grosserer Voll-
stiindigkeit in den Text aufznnehmen. Tiiricht ware es jedoch
von diesem Buche zu crwarten, was Sache des Worterbuchs
sein und bleiben wird; ausdriicklieh habe icli mieh davor
gehiitot als Ausschreiber der Lexika etc. in Freytngs F'uss-
stapfen zu treten. Dor Index soil spater nocli um die p]igen-
namen mit kurzen biographischen Daten vormelut werdon,
wodurch ich den Text erheblich zu entlasten hoffe. Mein
reiches in der Zwischenzeit gesammeltes photographiscl)es
951580
n
Material, von dcni ich diosnial 2 l^'obcn in Lichtdruck gogobcn
liabo, wiirdo ich nin licbstoii zii cinoni Bildoratlas vcreinigcn.
A us iiussercn Oriindon warcMi dioso Vcrbcsserungon dicsmal
noch undurchtuliibar.
Wcnn selbst Wellhauson in dor 2. Ausgabo soinor „Resto
altarabischcn Heidontiims" (nacii S. 248) ,,nur cin Fachwerk
zum Ausfiillcn gcliofert" habon will, so gilt das in noch viel
hohercm Grade von dem vorliegonden Buche. Die unseron
Studien forner Stehenden raogcn sich vergegenwiirtigen, dass
die Arabistik, obwohl sic eino alte Universitatswissonschaft
ist und intornationale Freiidenfeste foiert, noch imnier der
aliernotwendigsten Hiilfsmittcl entbehrt. Wir besitzen weder
ein auf die Texte gegriindetes von den grobsten traditionellen
Misverstiindnissen gereinigtes Worterbuch, noch eine dem
heutigen Standpunkt der Sprachwissensehaft entsprochonde
Grammatik, noch eino Literaturgeschichte^), noch eine Real-
encyclopaedie etc. Auf rein-geschichtlichem Gebiet ist Kenntnis
dor mittolaiterlichen orientalischen Quollen-) mit historischer
Schulung iind der Fahigkeit grossere Aufgaben auszufiihren
wol noch niemals vereint gewesen; auf kulturgeschichtlichem
bringt Alfred von Kromor in seinem dankenswerten Werk
doch nur eine kloine Periode des Islam, audi riiumlich be-
grenzt, zur Darstellung, das Queiionmaterial quantitativ und
qualitativ nur teilwcise, das persische z. B. garnicht verwertend.
Tornauvvs Buch musste ich S. 209 als beste Darstellung des
islamischen Rechtes nennen! Unsere Universitats-Orienta-
listen liaben bisher noch immer die Vervielfiiltigung von
Texten als ihro Hauptaufgabe bctrachtet, und nach dieser
1) Abgesehen von Hammer-Purgstalls Loistung und der eines
Engliinders. — Dass wir uns jetzt wonigstens raiihelos fiber die in
Berlin vorhandonen Handscliriften informiren konnen , vcrdanken wir
lediglich dem eisernen Fleisse des Herrn Gehoimrat Ahlwardt iu Greifswald.
2) Ich meine uiclit nur die Fiiliigkeit sie zu losen.
m
Kichtunj^ allerdiiigs viel ciroielit. Do Gocjus Bibliutlieca
Gcographorum Arabicoruni, die V'abaii-Ausgabo und Wiisten-
felds Jaqiit z. B. wiirdo gcwiss jcdorArabist iini kuincn I'reis
inissun wolleii. Trotzdem wiirdcMi wir, wcnn wir iiiir aiif dio
ini AbcMullaiulo gedrucktun Tcxto angewiosoii wtiroii , kaiini
den Umfang dos Vorliandonon ahnen konnon. Mithin das
AVichtigstc, so aiif dicscin Gobiet dor gio?sto Toil dor Miliar^
c/alijat, dio Asmaijiit, al-A'sclia solilummcit ausscrdom noch
iniiiier in Handschiiftcn. Sodann aber sind die Texte docli
iminor nicbt Kosultat, sondorii Objokt dor Forschung. — Das
Persischc und Tiirkische, von don andorn Sprachen des Islam
ganz zu scinvoigen, liegon fast giinzlich braeh. -- Ich halto
cs fiir bcdauerlich, dass unter dicsen Umstiindon eino so
grosse Monge oriontalistisciier Aibeitskraft diireii das Anlcr-
tigen zahlloser ,,Bcsprocliungon'' auf Gobioten, dio doni
Keccnsonten feme Jiogcn , ziomlioh nutzlos vcrgeudet wird,
ohne damit den wirklich gediegoncn Kritiken, wclche so
selton sind, zu naho troten zu wollon. Wonigstons solito man
endlich mit den anonymon „Kritiken" ins Gericht gehen.
Von dor anonymon Kritik dos Lit. Contralbl. 1897 Nr. 1 iibor
Hcrrn Professor Abels arabisehe Papyrusausgabc hat der crste
Kenner auf dicscm Gebictc, Karabacek, gezeigt, dass sic
sachlich durchaus mislungon ist. Welchc Motive mogen don
Anonyraus voranlasst haben soinon Xamon zu versclnveigen?
Nacb nieinen Pliinen soil das vorliegendo Buch zugleich
den ersten Tell einer Darstellung der gesammten Kultur des
Islam bilden. Der niichsto Band wiiidc die Religion bohandoln;
ein Specimen meincr Studion nach dieser Richtung (Rama</an)
babe ich bereits in dem VI. Jsb. d. Ggr. Ges. Greifswald 1896
gegeben. Der Begritt" „Islcini" ist niir jodocli koin roin-roli-
gioser; ich glaube, dass man die religiose Soito des Islam
moist ungobiihrlich in den Vordcrgrund stollt, Aveil bei unsoren
Oriontalisten, die zum grossen Teil oiiomaligo Theologen sind,
IV
cicr alto Intercssenkrcis nachwirkt; in dor Omoijadenzoit war
fast garnicbts von Roligion vorlianden ; die puritanischcn
Kogicrungcn waren auch im Islam kiirzlebig; gewisso roligiose
Formon, dio auch bei uns iiborall nocii reichlich vorlianden
sind, bedingen noch lango koin consequentcs Dcnkon in
dieser Richtung. "Obcrhaupt wird das Arabische boi unsern
isJamischen Stiidien zii sehr betont, das kulturtragende Ele-
ment waren doch in erster Linie die Perser. Die turkisehen
Verhiiltnisse, dio uns am niichsten liegen, zu ignoriren, ge-
liort zum guten Ton; ihre Beobaehter werden von Berut's-
Orientalisten liaulig nacli der todten arabischen Theoric
korrigirt. Ich hoffe, dass meine zusammenfassende Darstel-
iung zunachst wieder den Ausgangspunkt fiir Einzeluntor-
suchungen bilden wird. Bei den zum Toil recht unfruchtbaren
Gegenstanden, welche viele unserer Inaugural- Dissertationen
behandeln, mr)chte ich einige Themata in Vorschlag bringen,
die rair zur Bearboitung geeigneter erscheinen:
1) Die heidnisch-arabischen Elemente im Islam (eventuell
eiiger zu begrenzen).
2) Das Staatswesen der Omeijadenzeit nach !/abari.
3) Das Heerwesen der Omeijadenzeit nach Ylibari.
4) Die Idee, Rekrutirung und Organisation der islami-
schen Fremden-Garden in historischor Entwickelung.
5) Die Stellung der Christen im islamischon Staatswesen
in Theorie und Praxis (in letzterer Hinsicbt eventuell
periodisch zu begrenzen).
6) Islamisches Leben nach Qazwinis Athar al-bihid.
7) Beitrage zur Darstellung des persischen Lebens nach
i/atic.
8) Tiirkisches Leben nach den tiirkischen Volksromanon.
9) Die islamische Industrie nach den arabischen Geo-
graphen.
10) Spanisch-arabisches Leben (beziehungsweise hinsicbt-
licli der Quellen, Perioden oder Gobicte cnger zu
begrenzon).
Den mir gcmachten Vorwurf, dass ich die Fehlcr Andcrcr
zu hart beurtcile, glaubo ich nicht zii vcrdienen. Viclmchr
habe ich solche friihcr incist stilischweigend korrigirt, bis ich
luiufigcr von mangolhaft inforniirtcn Kritikern nach Schnitzern
iind Torhciten nioiner Vorgangor wieder geschulmeistcrt wurde.
Aucii an scinvachen Arbcitcn bcniiihe ich niich stets noch guto
Seiten zu wiirdigen; wo aber solcho durchaus unauffindbar
sind, da gilt dcs niilden Sa'di Wort:
mebakhschai bcr her kuga zAWm est,
kc raAmet bcru cul-m ber 'alam est.
Am moisten golcrnt habe icii aiis den Arbeiten Ahhvardts,
Goldzihers, Xoldekes, Wellhausens. Herr stud. E. Littmann
hat sich der Miihe unterzogen, don von ihni fiir die 1. Aus-
gabe angelegten Index fiir die vorUegendo zu revidiren und
erheblich zu erweitern. Hierfiir sowie fiir die Lesung je
ciner Korrektur sa^e ich ihm meiuen beston Dank.
'b'
Georg Jacob.
VI
Abkurzungen.
Ag = Kitab al-a<7iini, Bulaqcr Druck.
AHV = W. Ahlwardt, Vcrzrichnis dcr Arabischen H<ind-
schriften der konigliclion Bibliothek zii Berlin.
AS = Ascherson & Schweiiifurth, Illustration do la floro
d'Egypte.
AZ = Abu Zaid, Kitab an-nawadir, Berut 1894 Seitc
B = Burckhardt, Bomerkungcn iibcr die Bcduinen iind
Wahab}^, Weimar 1831 Seite
BGA = Bibliothoca gcographonim Arabicorum ed. de
Goeje.
Bukhari imisste ich in der Aiisg. 1280 h. zitiron.
CP =- Caussin do Perceval, Essai siir Thistoire des
Arabes, Tome.
D = Domini.
DH = Diwan der Hudhailiten.
Enis = Enis el-gelis . . . conte des Mille et une nuits
ed. Biberstein-Kazimirsky, Paris 1846.
FAF =- S. Frankel, Die aramtiischen Fremdworter ini
Arabischen, Leiden 1886 S.
FE = G. W. Freytag, Einleitiing in das Studiiim der
Arabischen Spracho S.
FGS = Gustav Fliigel, Die grammatischen Schulen der
Araber: Abhandlungen fur die Kunde des Morgcniandes,
2. Band, Nr. 4, Leipzig 1862.
VII
GAP = Gold/.ihor, Abhandliin^oii ziir Arabischon Philu-
logie, 1. Thcil, Loidcn 1896.
OMSt = Goldzilior, Muhammodanischc Studion.
h = Hogra.
11 =- //amasa ed. Froytag S.
HS = Fr. Hommel, Die NanuMi dcr Siiugetiero bei don
siidseniitischon Volkern, Leipzig 1879 S.
JA = Journal Asiatiquo.
JH = Ibn Hischutn ed. Wiistenfeld S.
Iklil = D. H. Miiller, Die Burgen und Schlusser Siid-
arabiens naoh dcm K'lil dcs Hamdani, Wien 1879, 1881.
'Iqd s. S. XXX.
K = Kitab.
KB = Keilinsciiriftlicho Bibliotliok.
L = Lano, Sitten und Gebniuclio der iioutigeu Kgypter,
deutsch von Zenker.
LA = Lisan al-Arab.
ra = Mu'allaqa. Hinsichtlicli dcr Versziihlung folgte ich
wie in den friiheren Heften Arnold-Abel.
M = Mufatft/alijat ed. Thorbecke.
MDh = Masudi, Murug edh-dhahab (Pariser Ausg.)
NB = Noldeke, Beitriige zur Kenntnis dcr Poesie der
alten Araber, Hannover 1864 S.
Nolde = Barun Eduard Nolde, Keisc nach Innerarabien,
Kurdistan und Armenien 1892, Braunschweig 1895.
OB = Orientalische Bibliographic.
(Om.) = lebtc zur Zeit der Omeijaden.
PGr = AlbcrtHcrmann Post, Grundriss der cthnologischcn
Jurisprudenz.
SchW = Schwarzlose, Die WafFen dor alten Araber,
Leipzig 1886 S.
SM = Les voyages de Sindcbad le Marin ed. L. Machuel,
2. ed., Alger 1884, S.
TA = Tag al-' arils s. S. XXXV.
WE = Wellhausen, Ehe bei den Arabern: Gottinger
Nachrichten 1893 S.
WR = Wellhausen, Reste arabischen Heidentumes (ohne
weiteren Zusatz 1. Aufl.)
WZKM = Wiener Zeitschrift fiir die Kunde des Morgen-
landes.
ZDMG = Zeitschrift der Doutschen Morgenlandischen
Gesellschaft.
ZDPV = Zeitschrift des Deutschou Palilstina-Vereins.
1001 Bui. = 1001 Nacht, Bulaqer Ausgabo von 1251 h.
Einleitung.
Die Idee des Buchs.
Dor Gcist moderiier AVissonschaft, welcher sich allcnt-
halben in dor Erforscliuiig der verschiedenston Kultiirwolteii
so intensiv bethiitig-t, hat in unserer Arabistik noch wenig
gewirkt. Eiu Grundriss dcr arabischen Pliilologio ware, falls
er wirklich brauchbar werden sollte, ein walires Riesenwerk,
da fast sammtliche Diseiplinen, fiber die ein solchcr eiue
Ubersicht zii geben hiitte, erst zu scliaffon wiiren. Auf andern
Gebieten ist man liingst daran gcgangon, das Gesammtlcben
einzelner Volker in cinzelnon Perioden vvissenschaftlich aiif-
zunehmen. Die Gormanistcn konnen auf gliinzende Leistiingcn
nach dieser Richtung wie „Wcinliold, Altnordisches Leben"
und ,,Alwin Schultz, hufisches Leben zur Zcit der Minnesinger"
zurtickblicken. Aber auch innerhalb der orientalischen Wissen-
schaften ist Erfreuliches gesebaff'en worden. Brinckmann^)
erschloss uns ein tieferes Verstiindnis japanischer Kunst aiis
dem japanischen Leben. Zimmor stellte das indische Leben
fiir die vedischo Periodo dar"-), ihm folgte "Willi. Geiger mit
einer Darstelliing der alten ostiranischen Kultur. Ermans
Agyptcn erschien unliingst in 2. Auflage; auch Assyriologcn
1) Kunst und Hamlwerk in Japan. 1. Bd. Berlin 1889.
2) Auch fiir spiltere Perioden existiron Vorarbeiten vrgl. z. B. Fick.
Die sociale Gliederung im nordostl. ludien zu Buddbas Zeit, Kiel 1897.
1
fangcn an den gescllschaftlichen Verhaltnisson, dor Baukunst,
dor Religion Babylonions ihro Aufmoiksamlvoit zuzuwondon.
Die licbraische Archilologio hat ncuerdings in den Lchrbiichorn
von Nowack und Bonzingor oinen orhoblichen Fortschritt zii
vorzeichnon. Sogar das nachbiblische Schrifttum dor Hcbriicr
beginnt man vvissonschaftlich zu vcrwerton').
Von den Volkern des Islam besitzcn wir gliicklicher-
weise eine Reihe treffliclier Darstelliingon ihrer jiingsten
Entwickelungsphase, meist von Mannern, die langerc Zeit mit
ihnen in personliche Beriihrung gekommcn waren. Burck-
hardt's Bemerknngen iibor die Bedninen und Wahaby (Wei-
mar 1831) sind wol noch immcr die beste systematische
Darstollung des Boduincnlebens dor arabisehen Halbinsel.
Vorganger liatte or namentlicb in Arvienx-') und Mayoux'').
Vrgl. ferncr Don Josaphot, Wiiste und Wiistenvolk: Osterr.
Monatsschr. XVIII. Jahrg. 1892. Fiir die iigyptischen Araber
hat Lane in seinen Manners and customs of the modern
Egyptians^) oin classisches Work geschafFon. Ahnliches fiir
die syrischen Araber zu leisten, ware Wetzstein der Mann
gewesen ; da ihm jedoeh die wissenschaftliche Thiitigkeit ver-
leidet wurde, lieferte or statt ciner Gesammtdarstellung nur
gelegentliche Mittoilungen und Aufsiitze, die in Rohricht's
Bibliotheca Geogr. Palaestinae S. 483 — 5 bibliographisch zu-
1) Dr. Paul Eieger, Vci-sucli oinor Technologie und Terraiuologie
dor Handwerko in der MisnTih. I. Toil. Spinnen, Fiirben. Wcben. Walken.
Berlin 1894. — Dr. Hermann Vogelstein, Die Landwirtscliaft in Palilstina
zur Zeit der Misnali. 1. Teil. Der Getreidebau. Berlin 1894.
2) Die Sitten der Beduinon- Araber. Aus dcra Franziisiscbcn des
Kitters Arvieux. Ubersetzl und mit Anmerkungen und Zusatzen versehen
von Ernst Friedrich Karl Rosonniiiller. Mit einera biblisch-zoologischen
Anhang des Ubersetzers. Leipzig 1789.
3) Mayeux, Los Bedouins, Paris 1816.
4) Deutsch von Zenker, 3 Biindchen, Leipzig 1852. — Vrgl. audi
Leo Anderlind. Die Landwirtscbaft in Egypten, Dresden (Adolph Liiders,
Durerstr. 109) 1889.
XI
sammongestellt siiul. luir den Mnr/rib oxistirt gloichfalls nocli
kcin AVcrk, das sich mit Lano mossen kiinnto'); dagogcii
habcn wir fiir Pcrsien oiii in ahnliclior Weiso vortrcftlichos
Biich Polak-) zii dankcn. Einc kloinc Arbeit von Franz
von Erdniann, Cbcr die Tataren Kasans ') ist rccht Icscns-
wert, wiibrend fiir die Tiirkcn Thornton i), Castellan'') und
White'') zii erwahnen sind. Dor beste Osmancn-Kcnnor dor
Gegcnwart, Kiinos, hat bisher vorwiegend dcr Aufzcichnung
von Tcxten sein Augenmerk zugowendet. Fiir Indien nennc
ich Horklots, Qanoon-c-Islam or the Customs of the Moosul-
mans of India und Grierson, Bihar peasant life (Calcutta 1885).
Snouck Hurgronje, De Atjehers (Leiden 1893/4, vergriffen) be-
sitzcn wir in Halle nicht. Specialabhandlungcn wcrdcn spiitcr an
ihrem Orte Erwiihnung finden; auch sind die Keisewcrke von
dieser Ubersicht iiber die Gesammtdarstellungen des Lebens
der wichtigsten islamischen Volker giinzlich ausgeschlossen.
Nur will ich golegentlich der schroffen Beurteilung, -welcho
des verstorbenen Baron Nolde Reise nach Innerarabien, Kur-
distan und Armenien (Braunschweig 1895) neucrdings cr-
fahren hat"), hervorheben, dass mir dieses Buch eino sehr
erfreuliche Erscheinung der modernen Eoiselitteratur zu sein
scheint. Nolde ist scit Burckhardt dor erste, der die politi-
1) Ich neniie: Daumas, ]\rooiirs ot coutumes do TAIgerie, Paris 1855;
La vie arabo, Paris 18()9; Hondas. L'ethuograpbie de I'AIgerie, Paris
1886; Villot, Moeurs coutinnes ct institutions des indigenes de I'Algerie,
3 ed. Alger 1888.
2) Persien. Das Land und seine Be wolinor. 2 Teile. Leipzig 1865.
3) ZDMG XIIL Bd. 1859.
4) Thomas Thornton, Das Tiirkisclie Reich. Aus deni Engl, iibcrs.
von Friedr. Herrmann, Hamburg 1808.
5) A. L. Castellan, Gebriiuche und Trachten dcr Osmancn. Leipzig
1813. (Frz. Original. 0 veil. Paris 1812).
6) Charles White's hiiusliches Lebeu und Sitten der Tiirl<on. Nach
dem Englischcn bearbeitet von Alfred Reumont, 2 Biindo, Berlin 1844,5.
1) MitteiUmgen der Vorderasiatischeu Gesollschaft 1897 1 S. 116 7.
1*
XII
sclicii VcrliiiltnissG Inncraiabions in klarcr Woisc cntwickelt i).
Er bcobaclitet sclbst niit froicni Blick iiiul der Correcthoit
cincs Offizicrs und copirt nicht — wio so hiiufig andoro —
unkritischc Erziihlungen im Orient angesessener Landsleute,
or hat Sinn fiir das Lobon der Tiore, berichtet mit Sacli-
konntnis und Sachlichkoit iiber rfcrdo, Kanioio und dcron
Loistungen etc. Naturgemiiss hat ein Offizior andere Inter-
essen als ein Philologe; doch darf man voni Kritiker wol
verlangen, dass er dor Individualitiit eines jeden gerocht
werde. Vor allem aber miisscn alle mit gleicher Ello ge-
mossen werden. So Jango iiber Sachaus Keisewerk die
AVahrhoit verschwicgen Avird, ist cs doppelt ungerecht Noldes
Vordienste za schmahon, zumal er sein Buch dor Wisson-
schaft als eine freie Gabo dargebracht hat. Ich habe aus
Noldc mehr gelernt als aus Palgrave, A. Blunt u. a.
Nach don aufgezahlten Yorarbeiten wiiro wol die Zeit
gokommen das Studium des Yolkstums der islamischon Na-
tionen zu eincr vergleichenden Wissenschaft auszubaucn.
Sohr wesentlich wiirde ein derartiges Unternehmen durch
Fragebogen gefordert werden, wio sie die Gcscllschaft fiir
vergleichende Rechts- und Staatswissenschaft fiir ihr Gobiet
cntworfen hat. Vor allem aber ist es erforderlich dieses doch
nur eino Entwickelungsphase reprasentirendo Material in
seinem historischen Werden vcrstolicn zu lornen. Das Stu-
dium der Denkmalcr, namentlich dor umfangrcichon islami-
schon Littoraturen muss das Werden und don Wandol der
cinzolnen Institutionen und Erschoinungon klarlegen ; das
Volksgut der in don Islam eintrotonden Nationon ist sorg-
fiiltig zu scheiden und bosondors audi das arabischo Element
in seiner Roinheit auszusondorn. Da die Verfalschung dos
1) Felly's From Oman to Nedjd (London 1868) liabe ich niomals zu Go-
sichtbekommcn, trotzdem ich in 10 vcrschiodcnon Bibliothekon nachfragte,
ebonsowonig Giiarmanis 11 Negod Settontrionalo (Genisalomino 1866).
XIII
Arabertums niit dcm Islam bcgann, iiabo ich im niuiiio
Arbeiten eino Darstellung dor Gahilija ziini Ausgangspunkt
gcuiihlt, dancben aber bcroits vicl Material liir das Zoitaltcr
der Omeijaden , fcrncr aiis 1001 Xacht und aiis pcrsisclion
Klassikcrn gcsanimolt, iibcr desscn spiitoro Vcroilbntlicluing
Gunst odor Misgunst dor Vorhiiltnissc entsclioidcn wird.
Erst wann das Volkstuin saninitjichor Volkor, von donon
wir entweder littorarische Donkmalor odor lobondo Kopriiseii-
tanten besitzcn, wissenschaftlicli gcsiohtct in Darstolhingen
vorliogt, die einc allseitigc Vorglcicluing crmoglichcn, werdon
^^h• eincn mogliclist vollkoinmonon Kinblick in dio Entwioko-
lungsgeschichte der Menscliheit, ein Vcrstiindnis ihror Kultur-
gobilde auf Grund ihrer ethnischon Faktoron gcwinncn. Wic
viel vergleiebonde Spracbwissenscbaft, verglcichendc Recbts-
wissenscbaft, vergleiebonde Aestbotik nnd andcrc Disciplinen
ancb bisber geleistet babon , sio \vorden doreinst alio doeb
nnr einen kloinen nnvollkommonon Toil dieses Gosannnt-
nntornebnicns darstollen.
Icb bin niir bewnsst niit dieson Anscbauungon gar sobr
im Gogensatz zn denen oinos grosson Toiles nicincr Facb-
gonosson zu stobon. Urspriinglicb eino ancilla tbcologiao bat
nnserc Wisscnscbaft das Dicnstvcrbaltnis zn ibrer friiberen
Horrin gelost, um oin nones ciiizngoben. Und docb ist ge-
rado sio vor andcrn bornfon an dor grosscn Erkenntnis mit-
zuwirken, dio K'ung-tsi in don Worton niodorlcgto: ,.Jodes
Ding bat seine Scbiinbeit, aber nicbt jodor siobt sio." Von
den Dicbtorn allor Xationon golten dio Worto, wolebo cinst
'All niit Bezug anf dio arabiscbon gesprocbon babon soil:
■\va-kulin-buni qad a^jaba 'lladbi arada wa-aAsaiia fib {A<j.
XV 97). Dor Klassicismus nimmt, wic jodor ibm Entwacbscno
woiss, unondlicb viol mobr als or zu gobon vormag, indein
er voroinsoitigend, fanatisirond die Enipfiinglicbkoit fiir das
Scbonc in seiner natiirliebon Mannigtaltigkcit abtodtot. Die
XIV
orientalischon Wissenschaften scheinon mir gleich dcr Gor-
manistik und andern "VVisscnszwcigen berufcn die pliilolo-
gisch-historischen Disciplinen orwoitcnul und schliesslicli za
einem Teil dor Naturwissenschaften umgostaltcnd den natiir-
lichen Zusammenhang der Erscbeinungon herzustellen und
so das klassisclie Dogma innerlich zu iiberwinden; ist doch
dieses Dogma von dom alloin bercchtigten Entwickelungs-
schema nur begroitlicli, wonn man in Rechnung ziclit, wio
ziih in friiher Jugond aufgenommcno Vorurteile fostgohalten
werden. In Walirheit enveisen sich die Gricciien im Gegen-
satz zu dem Pliantasicgebilde unsorer Dichter trotz ihrcr holien
plastischen Begabung, wenn man ihre Schopfangon mit dencn
des germanischen oder indischen Geistos verglciciit, doch als
ein recht flaches Yolk und der bekannte Ausspruch Friedrichs
von Schlegel ,,Ich iiberzeuge micli imracr mehr, dass der
Norden und der Orient die guton Elemente der Erde sind"
hat eine gewisse Bcrechtigung,
Die Idee eines ahnlicheu Buches wie das vorliegende hat
schon einzelnon arabischen Philologen des Mittelalters vor-
geschwebt; doch fassten sie ihre Aufgabe rein philologisch
und iiusserlich auf. So schrieb boreits der 203/4 h =-- 820 D.
verstorbenc an-Na(/r b. Schumail ein Kitab as-sifat, dessen
Inhalt nach den Angaben des Fihrist S. cF viol Verwandt-
schaft mit dem des vorliegenden Buches gehabt haben muss.
Et-tu/ifa al-/mqira, Expose des moeurs et coutumes des Arabes
avant I'islamisme par Mirza Mehemed Ali ben Mohammed,
Kasan 1249 (1833) kenne ich nur aus Zenker (No. 749).
Des Selim An/aui, Kanz en-nacim*) streift in einigen Ka-
pitelu unser Thema. Derartige Arbeiten sind jedoch trotz
des Fleisses und der Sprachkenntnis einzchier Orientalen
wegen ihres eiuseitig philologischen Standpunkts, ihres Man-
1) Berut 1878, besprocheu von Mehreii in der ZDMG XXXIII 1879.
S. 708-711.
XV
gels an historischem Sinn unci kritischer Mothodc fiir die
moderne Wissenschaft mchr Curiositaten als Hiilfsmittcl der
Forsohung. Allerdings kann man nicht bchaupten, dass der
orste Abcndliindor, welchor unscre Aufgabc zu. Kjscn ver-
siichtc, seincn orientalischcn Collogen in den gcnannton
Dingcn erheblich iibcrlcgen war: Freytags Einloitung in das
Studiuiu der Arabischen Spracho bis Moiianimcd und zuni
Teil spiiter (Bonn 1861) ist von mir in dor erstcn Ausgabe
dieses Biiches charakterlsirt worden. Oanzlich wertlos ist
eine Arbeit von Helmboltz, dcm Vater des bcriibmten Xatur-
forschers' ). Auf das riissisch gescbricbene Werk von Maschanow
betitelt ,,Abriss des Lebens der Araber in dor Epoche Mu-
hammeds'' (Kasan 1885) niachte mich Heri' Prof. Pisehel
aufmerksam.
Die Sammler und Uberlieferer der
vorislamischen Poesie.
Die wichtigsto Quelle fiir das Leben der vorislamischen
Beduinen, fiir das Zcitalter der Gahilija, wie die Araber es
nennen, sind die zahlreichen arabischen Liedor, welche als
Uberresto jener Zeit von den Philologen seit dem 2. Jahr-
hundert h. eifrig gesammelt wurden. Ohno dieso Manner
wiirdo unser Material vcrmutlich ein sehr diirftiges sein.
Dennoch waren Beduinen und Philologen nicht die
alleinigon Trager dieser Tradition. Unter den gebildeten
Arabern der Omeijadonzeit lebten die alten Dichter vielfach
noch unmittclbar weitcr. Aus vielen der alton Gcdichte
wurdo eine Anzahl von Versen zu kleincn Liedern componirt
und diese Compositionen ptlanzten sicli miindlich fort, wofiir
1) Helmholtz, Der Araber, geschildert aus der Haiuasa: Potsdaiuer
Gyranasial-Prograrain 1848 (geht nur auf Eiickerts Ubersetzung zuruck.)
das Kitab al-a^ani zahlreicho Belego bietct'). So^ar bei
persischen Weingolagcn konnte man biswcilcn Verso des
A'scha singcn liurcii"). Die Araber des iUteren Mittclaltcrs
waren cin poctischos Volk, sic citirtcn gerne Verse, nicht
nur in Biichern, sondern audi im Lobcn, wofiir wir zalil-
reiche Zeugnisse haben, nicht nur aus philologischer Prunk-
sucht, sondern hjiufig auch aus wahrer Begcistcrung fiir die
Poesie. Androrseits triigt ihre Bildung audi wioder unver-
kennbar den Stempol des pedantiscli Philologischcn. In den
Humanisten-Familien des 3. Jahrhunderts li. wusste wol auch
cin kleines Miiddien bisweilon Verse eines heidnischen
Dichters bei passender Gelegenheit zu citiren (FGS 77).
Die Grenzen des asthetischen und wissenschaftliclien Inter-
esses werden scliwer zu fixiren sein. Letzteres ging von den
Qoran-Exegeten und Grammatikern aus, welche hitufig Nicht-
Araber waren und ihre Aufmerksanikeit dor Gahilija-Poesie
zuwandten, uni aus ilir Belcgvcrso zur Erkliirung seltener
Worte zu sanimehi'^). Auch zu diesen htterarischen Bestre-
bungen gab deninach die Thcologio don ersten Anstoss, wio
wir Ahnliches auf andern Gebieten beobachten kunnen. Es
ist bezeichnend, dass die Samnihmg der Lieder um ihrer
selbst willen bereits in der Omeijadenzeit ihren Anfang nahni.
Die omeijadischen Khalifen hingen trouer an der Tradition
der Heidenzoit als die fromnicn 'Abbasiden. //ammad ar-
rawija (f 167 h.), ein Jobendiges Saramelwerk alter und ncuer
Gedichte, Avar ein oft citirter Gast am Hofe zu Damascus.
Als er dagegen zum ersten Mai zum Mansiir gerufen vvurde.
1) So Avurdo beispiolsweise ein Lied des 'Alqama von Ibn Suraig
(Om.) componirt: Kg. XXI S. fvf/f.
2) Vrgl. Menocehiis Diwan |^, zu den dort citirten A'sclia-Verscn:
NB 17.
3) i/aditho, welcho don Propheton dies empfehlon lassen, sind
iiatlirlich gefiilsclit, wonach die von E. Basset, La poesie arabe antc-
islaniiquc S. 8 ) vorgetrageno Ansiclit zu corrigiren ist.
XVII
sagto er zu dem Frcundo, welcher ihm die Aufforderung iibor-
brachto: ,,Lass niicli, deim moin (^iliick ■\var niit don Solincn
Omeijas und mein Einkommcn war bei dicscn guti)." Mit
dcm allgemoincr werdendcn Gebrauclic dcr Schrift Avar der
Gcdanke dcr Aufzeichnung nahc gelogt. Dicso Aufzcichnung
aber erfolgte doch oft erst mehrere Jahrhunderto nach dor Eiit-
stoliung dos Liodos. Kiinncn \\\v doimiach die so langc miindlich
iiberliefertcn Licdor und Sagon dcr hcidnischcn Vorzcit in
dcr Form, vvie sic ishmiischc Gclchrte schlicsslicii nicdcr-
sciirioben oder viclmehr in dcr, in wolclior Avir sio iibor-
konimen liaben, wirklieii noch als cine Qiicllo fiir Sittcn und
Gebrauche dcr Galiilija ansehcn ?
Die abcndlandischo Wisserschaft hat cs nicht untcrlassen
sicli mit dicsor Frago auscinandorzusctzcn. Dcr bestc Kenner
arabischcr Poosic, Gohcimrat Ahlwardt, stclltc in seincn Bc-
morkungen iibor die Aehtbcit dcr alten arabischen Gcdichte
(Greifswald 1872) viclo Panktc zusammcn, wclcho zu grosser
Yorsiclit mahncn, walu'cnd A. v. Krcmor in cinor Arbeit iibcr
die Gcdichte dcs Lcbid (Wicn. Akad. Sitzungsber. d. phiL-
hist. 01. 98. Bd. 2. Heft) einen positivercn Standpunkt gcltcnd
macht. Zu den unvermeidlichen unbowussten Verfillschungcn
kommcn nach dircktcn arabischen Zeugnisscn noch bcwussto
hinzu. Die Arbeiten al-A^ma'is basiren zuni grosscn Toil
auf denen dcs /iammad ar-rawija in Kufa"-), dcr sicii zwar
vor dem Khalifen al-Walid II Ibn Jozid (743— i D.) gcriihmt
haben soil jedes modcrne Gedicht von cincm altcn untcr-
scheiden zu konncn (A<j. V S. 164), aber von scincni Zcit-
gcnosscn aI-Mufa(/(/al dcr Falschung bczichtigt, sogar libor-
fuhrt wurde. Doch auch al-Miifa(/(/al fiilschtc: ZDMG 49. Bd.
n A.r/. V S. 169; vrgl. 170 Z. 4 5.
2) Kufa war auch als Fabrik fur gefalschtc 7/acUthe bcriiclitigt
s. Kremer, Culturgesch. 1 S. 481/2.
XVIII
S. 320/1. Khalaf al-a//niar, //ammads Schiilcr, fabrizirte
ganze Qasidon i).
Einigo Bcispiclo, dass Verse, die aiif den heidnischcn
Kiilt Bezug nalimcn, ins Muslimischc umgcsotzt wurdcn,
geben WR 82/83 und Goldzihor: ZDMG 46. Bd. 1892. S. 200.
Das soltene Vorkommen von Gutzennamcn -') in den Liedern
und die zicmlich hiiufige Erwahnung Allahs hat bereits ofter den
Vcrdacht der Gclehrten erregt. AVenn "VVellhanscn Allah schon
vor dcm Islam zum Hauptgott der Araber maclit (WR 184 ff),
so konnte das Icieht cin Zirkolschluss soin. Allah war, wie
ich in meiner Arbeit iibor den Ramarfan^) eingehender be-
griindet habe, wol zuniichst nur der Gott der in Arabien
zahlreicheu arabisirteii oder aiich arabischen^) Juden und
Christen, desscn Existenz auch die Heiden nicht in Abrede
stellten, dem sie aber keinen Kult widmetcn. Dieser Gottes-
begriff erweist sich seinen arabischen Kollegen gegentiber als
etwas Frenidartiges, Unvcrmitteltes. Dass die Heiden in
hochster Gefahr und Xot zu einer eigentlich fremden Gott-
heit ihre Zuflucht nahnien, ist bei den damaligen Zeitverhalt-
nissen durchaus natiirlich und auch sonst durch zahlreiche
Analogion zu belegen. Dadurch modifizirt sich das scheinbare
Misverhiiltnis zwischen Allah und den Gotzen in den Liedern
einigermassen. Auch dor Umstand, dass die Religion in den
vorislamischen Gedichton mchr zuriicktritt als bei andern
Semiten und den Dichtern der spatern Zeit, steht mit der
auch sonst zu beobachtenden Thatsache in Einklang, dass die
altcn Araber der Religion lauer und realistischcr gegeniiber-
1) Vrgl. Ahlwardt, Bemnrkungca S. 14 ff, Chalef ela/nnar S. 20 ff;
Derenbourg: JA 6. Sor. T. 12 S. 256.
2) Gcnannt wordeu solche z. B. Aiis b. 7/:igar 11,2; aber auch
dieser Vers verriit deutlicli muslimischc Uberarboituiig.
3) VI. Jahresber. d. Gcogr. Gesellsch. zu Greifswakl. Greifswald 1896.
4) Sogar die Nac?ir und Qurai.^a sollen Proselytenstilmme gewesen
sein: ZDMG 38. Bd. S. 158.
XIX
standen, tJbrigons sind die heidnischoii Elemento in den
alten Gedichten doch nicht so gar selten, namentlich wenn
man audi solche, die nicht sofort in die Aiigcn springcn wio
iyarith ni. G6 bcaclitet. Dazu warnon zahlreicho Indicion vor
7A\ radikalcr Kritik. In don moisten Vcrsen, in denen dos
Todos gedacht wird, gcschielit das in ciner Weise, die das
Aufiiuren dor Existenz nacli dom Tode als allgcmoine Mei-
niing voraussetzt. Vrgl. z. B. 7arafa m. 43 ff. So wiirdozu
Zeiten dos Ishim schwerlicli cin Dichtor sprechen. Lebid m.
88 ist von dem Trauorjahr dor AVittwe die Rede, wahrend
der Islam die Traiierzcit fi,ii' sio von einem Jahr auf 4 Monato
und 10 Tage reduzirte. Auch die Weinparthien der Qasiden
zeigen, wenn man genauer zusiclit, eincn andern Charakter
als die islamische Weinpoesie; dor heidnisehe Dichter prahlt
ziemlich protzenhaft rait dem Genusse dcs Luxiisgotriinkes,
das er bczahlen kann {'Antara m. 37) wie mit einem allge-
mein anerkannten Vorzug, wiihrend der islamische mchr der
Poesie des Weines gcrecht wird und sicli spitzfindig oder
iibermiitig mit dem Qonin ausoinandersetzt. Zuhair m. 6,
'Antara m. 2; Imr. 52,1 begcgnen wir dem heidnischen
Gruss, don MuAammad (Waqidi 216'' Wellh. S. 382) bekarapfte.
Versciiiodene Monatsnaraen worden in foststehenden Bezie-
hungen zu Iviilte und Hitze gebraucht^), was ein Sonnenjahr
voraussetzt, wiihrend diesclben i^amen in islamischer Zoit
durch alio Jahreszeiten kreisonde Mondmonate bozeichnen
und nicht mchr in jencr Weise verwendet worden konnton.
Bisweilen wirkton wol Stammesinteresscn zur Vertiil-
schung der Gcdichte mit. So ist nach N(3ldoke (Liter. Cen-
tralbl. 21. April 1888) das von Zuhair b. Ganab im XXL Bande
des Kitab al-a^/ani Uberlieferte aufzufassen. Audi sonst zeugen
fur dorartige Beeinflussunff Variantcn wie al-Akhnas b. Schihab:
1 ) Vrgl. z. B. Aus b. i/agar 12,27.
XX
M. 33,11, wo cs von don Bond Bekr licisst ,,wcnn sio Lust
habcn", -wofiir Ja(}ut „wonn sio Angst habcn" hat. In dom-
selben Licdo sagt naoli /yanuisa S. 347 dor Dichtor von scincm
Stammo, don Bonn Ta/^lib: ,,^¥10 gowaltig ist oin Stamm
gloich raeinom Stamni an Scliaar", Avofiir die Muta(/(/alijat
(Vers 25) ,,an Pobol'' loson. Das schoinen Spuren cinos
bekritisch und anti-tac/libitisch gesinnton Rodaktors.
Nabo liogt dio Frage, ob nicht dio sprachlicho Form dor
Godicbte woitoro Sehliisso gostattet. Sichorlich sind viclfach
dialcktischo Eigentiimlichkoiten nach dor quraisehitischcn
Redeweiso bin nivellirt. Dafiir besitzon wir aucb ein direktes
Zeiignis s. Ahhvardt, Botr.orki'.ngen iibor dio Achthoit S. 5.
Allerdings diirfen wir uns dio Mebrzahl dor Dialekto dor vor-
islamischen Zeit nicht zii vcrsehiedenartig vorstellen. Noldeke
wies (Die scmitischen Sprachen S. 46) darauf bin, dass die
spateren Philologcn bei Beduinen, die sio als Sprachautori-
taten befragten, koinen Wort auf dio Stammeszugehorigkeit
ihrer Gewahrsmiinncr logton, docb fiihirt Noldoko selbst ZDMG
49. Bd. 1895 S. 319 Ausnahmcn an. Dio Dialoktcigentiim-
lichkeiten, welche arabischo Grammatikor gologontlich iibor-
liefern, bodouton nicht viol mohr als bci uns die Laiitniiancen
und Provinzialismcn im gosprochcnon Schriftdeatsch und sind
durchaus nicht don Difforcnzon dor deutschon Volksdialekte
vergleichbar. Nach dei' iiberlieferten Stammesgenealogio sollten
wir erwartcn, dass die Kabi'astammo untor don Ismailiten
am raeiston Dialokt sprachen, wenn sich auch vermiitcn lasst,
dass bei dor Stammfabrikation dor Qabilon nicht nur Dialokt,
sondern auch Korporboschaffenheit, Tracht etc. bcriicksiclitigt
wurde. Die erhaltcnen Gedichto dor Bokr und TagVih, dor
hervorragondsten Vertrotor dor Rabi'a-Gruppe, loson sich nun
in der uns iiberlieforten Form nicht audors als die Lieder
der den Qoraisch nahverwandten Hudhail. Dio von andorer
Seite iiborlieforton Sprachoigontiimlichkoiton dor Rabi'a-Gruppo
XXI
bcdingen aber moist noch koine Umgcstaltung dos Toxtos,
sondorii lasson sicii als abwoichondc Aiisspraclio auffasson,
otwa wio Stein ini grosstcn Toiio Dcntsclilands Schtein go-
sprochcn wild. Zu solciion Eigentiiniliciikoiton dor Rabi'a-
stanimc wird gerochnct das wcibliclic .Suffix dor 2. Porson
-schi fiir -ki ' ), dio Aussprache dos dhal als dal, dio audi
heute noch boi don 'Anozo, -wolcho zu don Rabi'a gehuron,
nach Transscriptionen zu schliosson iiblicli zu sein schoint.
Andrersoits scheinon aber, wonn man gonauor zusioht, audi
dialektische Formon dureli Metrum und Rcim goschiitzt liio
und da erhalten-'). Audi darf man nidit iiborschen , dass
nns manclic don arabisciion Piiilologen solbst unvorstandliciio
Worte in don alten Godiclitcn iibcrliefort wordcn, fiir dio wir
liouto dio Erklilrung zu gobcn vornuigen. Daraus golit lior-
Tor, dass man niclit zu willkiirlich mit den Toxtcn zu sdialton
wagte. Interessant ist in dioscr Hinsiclit z. B., dass boi Ta-
rafa m. 13 nnd A'sclifi'^) dor miinnlidio Strauss arbad gonannt
Avird, was man bislior - armad als grau vorstand^). Dor
miinnlidie Strauss ist nun aber nidit grau wio der weibliclie,
sondorn scliwarz und weiss, was oin Beduino wisson mussto,
und erst Barth hat gozoigt, dass arbad mit hebr. barod „vveiss-
schwarz, gesprenkelt" zu combiniren ist, wiihrcnd Goyer auf
1) s. //aiiii, Durrat al-f/auwus: de Sacy, Antliol. gramm. S. '^(^,
//ofni Efendi Nasif: Verliandl. d. VII. Orient. Conj?i-. Wieu 1888. Sein.
Sect. S. 78. Als Beispiol wirJ folgendor Vers angefiihrt, in welchem dcr
Dichter oine Gazolle mit dcr GoIioLten vergleicht:
,,wa-'ainusclii 'ainalia wa-gidiiscbi giduha wa-lakinna 'a:ma 's-sai^i
niinschi da((i(|u".
Vrgl. Wotzstein: ZDMG 22. Bd. S. 166. — tJbrigcns fmdcn sicli diese
Eigentiiniliciikoiton audi soiist, -iscli als Sufflx II. fern. .sing, hat man
audi im Iliuhamnt s. van den Berg, Le 7/adhramout S. 249.
2) Vrgl. den Abschnitt uber die Diditersprache.
8) 8. A.smaTs k. al-\vu//useh ed. Geyer S. 21.
4) L. Piessc, Algerie et Tunisic, Paris 1893 S. LI vom Strauss :
,,Le male est designe sous le noni de delim, la feinclle sous celui de
rcnida ..."
XXII
andorm Woge die Bedcutung „geflcckt" wabrscheinlich maclito
(OstciT. Littcraturbl. IV. Jahrg. Sp. 692/3). Im Gegonsatz
zii den sonst goltcndon tcxtkritischon Principien ist im Ara-
bischen bisweilcn das Ungewohnliehc als pbilologiscbe Cor-
rectiir anzuschcn: ZDMG 49. Bd. S. 322.
Man liat wol vermutot, dass die unverfiilschten Originalo
besser disponirt waren und dio violen unvermitteltcn Ubcr-
giinge dadiirch entstandon sind, dass entweder das Gcdiichtnis
vorsagte odor beidnische und stark dialoktiscbo Partbion untor-
driickt wurdon, obne dass man Gloiohwertiges an dio Stcllo
zu sctzon vermocbte. Dio oft sobr abwoicbenden Rodaktionen,
welcbe wir von einem Gedicbt besitzon, scbeinen diese Au-
sicbt zu stiitzen. Docb fiibrt, obwobl dieso Auffassung in
seltenen Fallen zutrefien mag, genauero Kenntnis dor spiitercn
Gedicbto und des semitiscben Cbarakters liberbaupt nicbt zur
Verallgemeinerung dieses Gosicbtspnnktes. Wenn aucb ein
Scbriftsteller dos 5. Jabrb. b. (GAP 156/7) den besseren Zu-
sammenbang als einen Vorzug dor neueren Dicbter vor den
alten riibmt, so bandelt es sicb bier nur iim etwas Relatives,
das durcb die Yerfeinerung der Kultur und die Arabisirung
zahlreicber nicbt semitiscber Elemento bcdingt war. Die ganze
vorislamiscbe Poesie beberrscbcn die Affecte des Natur-
menscben ; im Affect ist sie entstandon, und wir sind nicbt
berecbtigt das tjborgowicbt des logiscb gliedornden, rubig
disponirenden Verstandes, welcbes ein Kulturvolk kenn-
zeicbnet, darin zu sucben.
Obersicht iiber den Quellenbestand.
Anthologien. Die alteste und beriibmteste Sammlung
altarabiscber Poesie, die dorMu'allaqjlt, gebt, wieNoldeke ^)
gezeigt bat, wabrscbeinlicb scbon auf //ammad ar-Ravvija zu-
1) Alt. Mo'allaAat in der Eucycl. Brit, vrgl. ZDMG 49. Bd. S.292.
XXIII
riick; die Gamhara ist zwcifellos erst durch dioso Sammlung
bocintlusst und niclit ilire Urhoborin, Avio Hommol glaubte.
Der Namo Mii'allaqut bcdcutct wahrsclicinlicli „Haugelampen,
Kronleiichter". Die besto Ausgabe ist die von Lyall in der
Bibliotbeca Indica Nr. 789, 840 (Calcutta 1894) crscbieneue;
sie enthalt den Commcntar dos Tobrizi (starb 502 h.). dor,
nicht mchr origineli, niit Geschick gate Vorgiingcr kiirzt.
Namentlich fusst Tebrizi auf Ibn cn-Na////ris(f 338od. 337 h.),
desscn Comnientar wir handschriftlicli besitzen z. B. im Lei-
doner Codex 628 Warn.; zur ersten Muallaqa publicirte ihn
vollstiindig Ernst Frenkel, Halle a/S. 1876. Von dem kiirzeren
Schul-Comnientar Zuzenis (starb 486 h.) existirt oine syrische
Lithographic aus dem Jahro 1853 und oin Druck: Kairo 1304 h.
Der Commentar der Arnoldschen Ausgabe (Leipzig 1850) ist
ein kiinstliches Geniisch. Beachtung verdient wegen seiner
alten Cominentare Codex Glaser No. 41 der konigl. Biblio-
thek zu Berlin (Ahlwardts Cat. No. 7440) i).
"VVol die wertvollste Sammlung altarabischer Poesie ist
die von dem Philologen 'Miifaddai (f 170 h.) veranstalteto
und nach ihm Mufat/cZalijat genannte. Ihrer Herausgabe
wurde Thorbecke durch zu friihen Tod entrissen. Das er-
schienene Stiick enthalt nur etwa ein Drittel. Weitor als
Thorbeckes Edition soil die niit Commentar versehene mir
unzugiingliche Ausgabe Constantinopel 1308 reichen. Unter
Thorbeckes Nachlass in der BDMG zu Halle bcfindon sich
Abschriften von 4 Handschriften, auch eine Uborsetzung von
Nr. II-XLIII der Thorbeckeschen Ausgabe (ZDMG 45. Bd.
1891 S. 469), welche mir, bei schwierigen Stellen zu Rate
gezogen, stets vortreffliche Dienstc geleistet hat. Eine Hand-
1) Zu Iinruulij^ais, larafa und 'Ainr ciithillt der Codex deu von
Tebrizi und Ibn an-Na/i/uis vielfach citirten Commentar des Ibn Kaisau
(t 299 h.). — Vrgl. auch //. Kh. V S. 635.
XXIV
schi'ift dor jMiifiuA/alijat bcfiiidot sich audi im Bositzo des
Grafen Landbcig-Hallborgor.
Von gcringeroin Umfangc als dio Mufaf/f/alijat sind die
A.sma'ijat, wclclio in oincr Wiener Handsclirift schliinimorn
s. FJiigol's Catalog dor arab. etc. Handschriftcn dor Wiener
Hofbibliothck 1. Bd. S. 434 No. 449.
Die Gamliarat ascli'ar al-'Arab ist neiierdings im Orient
(Buhiq 1308 — 11) gedruckt wordeu; eine kritische Ausgabo
hat Hommel in den Acten des Leidoner Orientalisten-Con-
gresses versproclicni). Auf dicso Gamhara geht des Iskendor
b. Ja'qub Abkarios, Tezjin nihajot al-arib-) (Bertit 1867) zii-
riick. Der Name des Sammlers, Abu Zaid MuAammad ai-
Qiiraschi, ist vielleicht eine Fiction s. Til. Noldekc, Einigc
Bemerkungen iibor das Weik Gamharat asch'ar al-'Arab :
ZDMG 49. Bd. 1895 S. 291. Nach don Ausfilhriingon dieses
Gelelirten diirfte die Sammliing im 4. oder in der ersten
Halfto des 5. Jahrhunderts h. entstanden sein.
Eine noch jiingore Sammiung altarabischcr Qasidcn, die
Miikhtai-rit schii'arai 'l-'Arab, welche Hibatallah b. 'All b. Mu-
Aammad b. //amza al-Alawi al-iYasani, audi Ibn asch-Sclia-
gari gonannt, (f 542 h.)'') voranstaltcte, wurde nadi dom
Autograph des Sammlers, weldies sich in der Vieekonigl.
Bibliothek zu Kairo bofindet'), Cairo 1306 autographirt. Sie
enthiilt von den beriicksiditigten Dichtern moist iinmergleich
eine Keihe langerer Qasiden, so von Zuiiair 7, von 'Abid b.
al-Abra.s 12, von al-//u^aia 13.
1) Erscliiencn ist eine QasiJe des 'Abid ibu al-Abras aus dieser
Sammiung in eingehonder Bebandlung in Horaraels Aiifsiitzcn und Ab-
handlungeii arabistisch-somitologischon Inlialts (Miinchon 1892) vrgl. die
Besprechung von Praetorius: Lit. Centralbl. 1893 Sp. 151 2.
2) Nach der Vorrode deutet das vorgesetzte Tezjin liier die 2. Aufl.
eines friiher unter dem Titel Niliajet al-arib erschieneiien Buclies an.
3) Nacli Tag al-'arus III S. 291.
4) Vrgl. den 4. Band (ies Katuloges S. \^\"*.
XXV
Zimi grosson Teil islam isclic roosio entlialtcn die boiden
Antli(d(\i;ion, wolclio iintcr dcm Nanion „/7ainrisa" bokannt
sind. Niir einc dersolbcn, die von Abil Tcmmain (f urn
228 li - 850 D) veranstaltcte Auswahl ist mit cincm der 3
Comniontaro Tobiizis') diircli Froitag odirt (audi im Orient
gediuekt) und durch seine lateinische und Kiickerts alieidings
nicht ininior gliickliche deutscho Ubcrsctznng audi Nidit-
Oricntalisten erschlosscn worden. Die gleichnamige Sanim-
lung al-I3u//turis, wclelic sich in iistiietisdicr Hinsiclit minder-
wertig durcli zahlrcichero Kapitcl-Abtoilung auszeidniet,
betindot sidi handsdiriltlich zu IxMdcn (\Varn(>r Nr. SSi)) und
soil angonblifklidi godruekt worden. Vrgl. K. (ieyer, Aus
ai-Bu//tuii's //amasah: ZDMG 47. B<1. 1893 S. 418 IT.;
Til. Niildcko. Einigo Bemerkungcn zu Rudolf (loyer's Auf-
satz: ,,Aus Al-Bu//tuifs //amasah": ebend. S. 715 ff. -).
Diwane. Andcro Pliilologcn folgten andern Samniel-
Principion. Man l)esdir;inkte sich auf cinen bestinimten
Stamin oder auf einen einzelnen Dichter. Der Philologo al-
Faq'asi bcispielswcise sammelte die Orossthatcn und Lieder
seines Stanimes Asad (Fiiirist 49). As-Sukkari ubcrlieforto
die Gedichte verschiedener Stiimme ■•), untcr ihnen die der
Hudhail (urn 275 h). Goldzihcr hat (Dtsch. Litteraturz. 1895
Xo. 4G Sp. 1451) darauf liingewiesen, dass schon vor Sukkari
eine solche Saramlung existirto, von wcldier der Verfasser
der Khizanot al-adab (II 317) ein altes Manuscript voni Jahre
200 h benutzte. Sukkaiis Verdionsto schcinen dcninach vor-
nehmlidi in der Abfassunc: des Commentars zu bestehen.
1) S. iiber diese Pranz Delitzsch. Jiidisch-arab. Pccsion aus vor-
nmliammodanisclier Zeit, Lcipziij 1874 S. 2.
2) Von modorncn Antholo},'icn sind nanientlicli L. Clioiklio's K.
schu'arii on-na.vranijo (BC-rfit 1890—1). anch sehr viol von nicht christ-
lichon Dichtoin cntlialtond, iind Noeldcko & Auf,^ Miiller. Delectus vete-
runi oarminuni Aral)icornni (Berlin 1890) zu crwalinon.
o) Do Goeje & Hdutsina, Cat. Codd. Orr. Lngd. S. 355.
2
XXVI
Niir nocli tU'T zwoitc Toil soinos Hiidhailitcndiwrms ist in
oincr vortrcffliehon Leidencr Handsclirift (Cod. 549 Waino-
rianiis, No, DLXXVI dos Catalogs von do (locjo & Houtsma)
und in oinom Parisor Bruchstiick (Siippl. Arab. 1427) bis ant"
iins ii^okonimoii. Kosogarton odirtc dcnsclbcn (Grcifswald &
London 1854) bis ant' oin kloines Stiick , das Wellliausen
zuniichst ohno Seiiolicn nachiieforto (Skizzon nnd Vorarboiton I
S. 103 ft'), spatcr biaclito Wellhnuson den fortgolasscncn
Commcntar im 39. Bd. der ZDMG 1885 S. 411-480. Don
Vorsuch cinor Ubersotznng von Koscgartens Text unternahm
Abieht (o. 0. n. J.), Welihanson fibersetzto oin Sti'ick des von
ilini nachgeliof'crten Kostes. Berieiitignngen zn Kosegartens
nnd seiner oigcnen Ansgabe giebt Wellhausen u. d. T. Zu
don Hudhailitenliedcrn : ZDMG 39. Bd. 1885 S. 104-G vrgl.
Barth's Kritik S. 151 tf. Ein Sti'ick des nicht erhaltenon
ersten Toils dUrtto der Diwan des Abu Dhuaib ersetzen, von
deni Graf Landberg-Hallberger eine sclione Handsclirift bc-
sitzt, deron Herausgabe sehr vcrdionstlich ware.
Die 6 von dem Spanier A' lam (f 1083 D) vereinigten
Dcwawin des Nabi<7a, Antara, jfarafa, Zuhair, 'Aiqania, Im-
ruulqais gab Alilwardt 1870 lierans'); man vrgl. die Kritik
in Lagardes Symmicta. Zn Imrnulqais wnidc Ba/aljiisis Com-
mcntar mehrfach godruckt-), cine Auswahl seines Diwans in
ouropaische Sprachen iibertragen-^); 'Alqama ward von Socin
(Leipzig 1867), Nabiaa von Dorenbourg (JA. 0. ser. t. XII
1868) M, ^arafa in Auswahl von Vandenhoft''') iiborsetzt und
1) Nabi//a, 'Oiwa, 7/atiiii. 'Alijama uiul Farazdaq siiul aiicli Cairo
1293 godruckt.
2) Cairo 1282 (bci Euting No. 2361) 1308, Bombay 1305.
3) Von de Slano: Paris 1837 (Exemplar rait hamlscliriftlichon Bo-
merkungen Kiickerts in dcsson Nachlass: Berlin. Kilnigl. Bibl.), von
Itiickert: Stuttgart uud Tiibingcn 1843.
4) Borichtiguuf^en zu Socins und Dcronbourgs Arbeit gab Alilwardt
in soinon Bcmerkungon iibcr die Aeclithcit dor alton Arabischon Gedichte.
5) B. VandonholV, Nonnulla Tarafao jioi-tao carmina ex Arabico in
XXVII
com mo 11 tilt; iiher 'Antara liogt cine Arbeit Thorbot-kcs (Ilfidcl-
bcrg 1868), iibcr Zuliair cine Dissertation von Dyreill' vor');
A' lams Commontar zu diesem Diclitcr wiirde voni (iralen
Landberg- rrimours Arabos II publi/.iit. Aussordem liabe ii li
nocli die Clothaer Handschrift Xo. 2191 fiir dioso Diwane bo-
iiutzt Avegcn dor allerdings iiiisscrst klcin und seliwer leser-
licli iibor den Text gckritzolton Scholion.
Von den Diwancn cinzclncr Dicliter blicb der cines dor
horvorragendston, des A'scba, •wclclicn man sogar iibor den
Imruiiiqais gostellt hat, bisher uncdirt; aiisser seiner ]\[u'al-
la(|a-) nnd einor andern liingcrn Qaside, welclie dic(Jamliara
S. no — Go unter den Mu'allaqat auiniliit, ist bisher nur AVo-
niges von ihm bekannt geworden; doch ist cine Edition in
Vorbereitung. — Lobids Diuan wurdc zuerst von Klialidi
(Wien 1880) mit zahlroichon Driickfehicrn odirt; dann loigte
die Arbeit von Huber & Brockelmann (Leiden 1891); vrgl.
ferner William J. M. Sloane, The poet Labid (Lcipziger Diss.
1877); Alfr. v. Kremor, Dbcr die Oedichtc des Labyd : Wien.
Akad. Sitzungsbcr. d. phil.-hist. CI. XCVIII. Bd. II. Heft.
Zwci der wiehtigstcn Editionen dor letzton Zeit sind der
Diwan der Khansa-') und des als Satyrikcr gcfiirchteten (Jai-
wal b. Aus al-//n/aia^). Der Diwiln des //atim a^7Vir wiirde
London 1872 von Hassoun naeh einor im Britischen Museum
befindlichcn Abschrilt von Baadikler Handschriften ziemlieh
latin, scrmonom versa notisquo adumbrata, Berlin 1895. Vandoiihofl ver-
spiicht S. 5 in Kurzera den ganzcn Diwan.
1) Karl Dyroff, Zur Geschichte der tiberlieferunj,' dos Ziiliainliwans.
Mit oinem Aiihang: Unedirtc Godichtc des Zuliair. Miincheii 1802.
2) In do Sacy's (^lircst. 2. Aufl. und Lyall's Mu'alIa(|ataiis<,'alio.
?>) al-Kliansa, Diwan jiubl. par L. Cheikho, Dr-rut 1887 — traduit
J). 1. Pero do Coppier ot suivi des fragments inc'-dits d' al-Kliirnin. soeur
du poete ^'arafa, Bcrut 1889. Commontairos siir lo diwan d' al-Hansa
d' apros les niss. du Cairo, d' Alep et de Berlin piibl. ct conipl. par L.
Cheikho. Br-rut 1895.
4) ed. Goldzihor: ZDMG 46. u. 47. Bd. 1892. 1893.
2*
XXVIII
inanffclhaft cdirt; ciiio andoio S. XXVI Anm. 1 orwiilinto Aus-
gabe geht lediglioh aiif Hassouns zuriick; vrgl. Thorbecko:
ZDMCr ?.l. B(l. 1877 S. G91) fl' and TliorbcelvOsNachlass. Die
Bruchstiicko dcs Aus b. /Vagar, dom soin Sticfsohn Zuhair als
Rawi dionto, warden von Goyor in miihovollor Arboit zu-
sammongcstollt^). Nuldokc vordankcn wir die Bcarbcitung
dcs 'Orwa ibn al-Ward (Gottinger Abh. XI 1864) und des
Laqit b. Ja'niar: Orient und Occident I. Die Gedichto al-
//adiras veruft'entlichte Engelraann, Leiden 1858. Die muqa/-
tix i\t (Fragmcnte) des Abu MiZ/gan, von denen das iiingsto
allordings nur 11 Verse ziiiilt, warden von Landbcrg (Pri-
mcars Arabes I) und gleiehzeitig von Ludwig Abel (Berliner
Inaug.-Diss. 1887) ediit. Hommel verspracli Aufs. u. Abliandl.
86 cine Aasgabe der Gedichte dcs 'Abid b. al-Abra.s (vrgl.
S. XXIV); ein Xachwcis dcr Gedichte dieses Dichtcrs cbcnd. S.
87 — 91. Von cinzelncn Godichten sind nanientlich Sehan-
faras Lamijat al-'Arab-) and die von Goetlic vordeutsehtc
1) Sitzmi-^sber. d. Wu'iier Akad. Philos.-hist. CI. Bd. 126 No. XIII
1892. Vrgl. die inbaltsroiclien Besprechungcu von Barth (ZDMG 47. Ed.
1893) und Fischer, Verbcsserungen und Nachtriige zu R. Goyers Aiis b.
Hagar (ZDMG 49. Bd. 1895 S. 85—144) nnd Nodi oinmal Ansb.Hagar
(cbcnd. S. 673 «).
2) El-qa.sidatani '1-lamijatan hrsg. von Friibn, Kasan 1229 h =-^
1814 D; De Sacy, (nirest. Arabe (1. cd. Tome 1 S. 309 ff) 2. cd. T. II
S. 134 ff; Fresncl: J A 1834 sept, und in den Lettres sur Thistoiro dcs
Arabes avant risbiniisme (Paris 1836); Th. Nuldeke, Beitr. zur Kenntn.
d. Poesie S. 200 ff: Zur Kritik und Erkliirung der Qasida Ascb-schan-
fara's; Redhonsc: Journal of the Royal Asiatic Society NS Vol. XIII
London 1881 S. 437 ft aucb separat u. d. T. The L-pocm of tbe Arab
by Sclianfara rearranged and translated by J. W. Redhouse, London
(Triibncr & Co.l 1881; Tcxtausg. mit Coram. Zamakhscheris: Constan-
tinopcl 1300; auch in den MukhtanU S. 21 ff mit Randcommontar; am
bestcn iibcrsctzt von Ed. Reuss: ZDMG VII 97 ft; Handschriftl. Material
in Berlin: AHV No. 7467—7473. Nicht gesehcn babe ich: Slianfara's
Lamiyyat ul-'Arab. a pro-islamic arabian Casida, transl. by G. Muglies,
London 1896. 4". Einc italienische Ui)crsetzung von Pallia crwiihnt JA
III Ser. T. 2 1836 S. 498.
XXIX
Qasidc cics Taabba/a Scharran') Oogoiistand wicdcrboltor Bc-
arbcitung gcwcscii. Dcr Diwaii von Mii//ain>nads Loibdichter,
/Vassiin b. Thabit erschicn in Tunis 1281 h iind in Lahore
1878 D (vrgl. auch Thorbcckos Xachlass): violcs daraiis bci
Ibn Hisciiam. Von Handsohriftcn die noch dor Hcrausgabo
hancn, sci hicr nur an die Cairensor dcs Mutalammis-'), die
iin Piivatbositz dos Horrn Frofessor Socin bcfindliciie dos
Ka'b ben Zuhair (7.DMG XXXI 1877 S. 710-5) iind die
Leidoncr des Schanimakh (de (loojo iC- Houtsma, Catalog 1. Bd.
S. 354) erinnert.
Akhbar al-'Arab. Sagen der arabischon Vorzcit tindet
man in vielcn historischen.gcographischcn und andern Schriftcn,
nirgcnds abcr in reichcrcr Fiille als im Kitfib al-a_<7ani des
Abnlfarag 'All al-Lsbahani (f 357 h). Die 20bandige Buhiqer
Ausgabo dcs grosscn-') Kitab al-a^/aiii ') cnthiilt cinigc Artikol
nicht, die sich in unsorn Handsiiiriftcn, nanicntlich dor Miin-
cliener, linden. Diesc hat Briinnow nach deni Nanion der
Dichtor alphabetisrh goordnet als olnon 21. Banrl (Leiden
1) Carmen Arabicum porpetuo coininentario ot vcrsione iambica
Gcrmaiiica illustravit i)ro suinmis in facilitate iihilus. licgionionti bon.
(ibt. G. W. F. Pieyta','-, Giittingcn 1814; Carmen (|iiikI cecinit Taabbata
Scbarran vel Chelpli Elabmar in vindictao sanifuinis et fortitudinis
laulem. Arabice et Suethico exbibet Hai[uinus Hellmann, Liindae 1834.
Vrgl. GiKstav Baur, Dor arabische Held und Dichtor Tabit ben Gabir
von Falun, genannt Ta'abba/a Sarran, nach seinem Lcben und soinen
Godichten: ZDMG X 1856 S. 74—10!*.
2) Catalog der vicel<unigl. Bibliothek IV S. f^f.
3) tJber da.s kleine, bandschriftlich zu Gotlia, .s. Kosegarton, Alii
Ispahanensis liber cantilonarum S. '205 6.
4) Von Ubersetzungen und Ausziigen daraus ncnne ich : Quatrc-
more: JA nov. dec. 1835, nov. 1888; H. Fwald, Leben dor altarabischen
Dichter Dhu 'l-isba' nnd 'Adi ibn Zaid, nach dem Kitab al-ayaiii : Zeit-
schrift fiir die Kimde dcs Morgcnlandcs III GOttingen 1840 S. 227— 2411;
Alii Ispahanensis liber cantilonarum magnns o.\ codicibus manu scriptis
arabico cditus adjectaipie translatione adnotationibusipie illustratus ab
J. G. L. Kosegarten, Tomus I, Greifswald 1840.
XXX
1888) odirt '). Vrgl. audi Wcllhnuscn, Eigilnzung einor Liicko
im Kitab al-Aaani: ZDMG 50 Bd. 189() S. 145 \l Einon
Aiiszug aus dcm K. al-ayani in 2 Bandclicn habcn die Jc-
suitcn 1888 zu Berut ii. d. T. Kitab rnnniiti 'I-matluilithi wal-
mathiini gedruckt. Sohr vcrdionstlich ist das (Leiden 1895)
orscliieneno 1. Fascikcl dor von Guidi rcdigirteii Tables alplia-
b6tiqucs du Kitab al-a<7ani. Eino Avichtige Quelle fiir Akhbar
al-'Arab ist audi dos Ibn 'Abd Rabbihi (starb 328 h-^)) 'Iqd
al-farid. wiodeiholt in Agypton gedruckt-^); ich citire die Aus-
gabe voni Jahro 1305 h ' ). Nebcn den altarabisdien Sagcn
enthjilt das K. al-a^;1ni cine grosse Monge von Liedern, 'Iqd
al-faiid namontlich viol systematisdio Philologio. Ihr Haupt-
wert fiir unsere Zwecke liegt aber doch wol in den Akhbar
al^'Arab. Allerdings glaubto idi in dor Vcrwertung derselben
niogliclist zuriickhaltond soin zu niiissen. Denn die Prosa-
Erzahlungon konnen nicht als don Gedicliten gleiclnvertigo
Quellon fiir das Bcduinenlobon angesehen wcrdcn , da sio
haufig garniclit aus dem Mundo von Boduinen stammon,
sondern von Philologcn als Hintorgrund und zur Erkliirung
dunkolcr Stellen crfunden sein mogcn, sodann aber audi, wo
orsteres dor Fall ist, das Hindcrnis, welches die gebundcnc
Rede der Yerfalschung dos Stoffcs entgcgcnsctzt, hior wcg-
fiillt. Historisch sind diose Prosa-Berichte avoI in den sel-
tenstcn Fallen, was sie allerdings noch nicht als Quelle fiir
das Bcduinenlobon ontwcrtcn wiirdo. So scheint mir die Ge-
schichte dos iiltoron Muraqqisch (Ag V) und dos 'Orwa b.
1) S. Noldekes Besprecluing im Lit. Ceiitralbl. vom 21. April 1888.
2) Beginnt niulit am 28. JJiirz 860, wio der klcino Sociii 3. A nil.
S. 169 angicbt, sondern am 18. Oktober 939.
3) Strassburg besitzt nach Eutings Catalog die Ausgabc vom Jahro
1293 h, Del. XII citirt eine sojcho vom Jabrc 1302 h.
4) Bevor ich dieselbe orwarb, liabe ich zuwcileu andcrc Aiisgabon
benutzt, hoff'e aber dass alio Citato in den altercn Parthion diosos Buches
auf die Aiisgabe 1305 h reducirt sind.
XXXI
//izam {A(j XX) cin und diosolbo Sago in vcrschiodencr Lo-
kalisirung '). Das aus Macbeth bckanntc; Motiv vuii deni
anriickcndcn Waldo lindct sich Aa II 33-'), dio „Biirg.scliatt'' in
dor Gcschiciito des 'Abid b. al-Abra.s' wicdor'), in dor Imruul-
qais-Geschichtc bogcgncn wir deni Ncssushemd.
Amthal al-'Arab. .Sprichwurtliclic Kodonsarton naniont-
licli dor Gahilija bildeten ein bcliobtcs Sammol- und Litoratur-
objckt'). Dos zuNischapur lobonden Mcidani (starb Hama^/an
518 h 1124 D) Mtigma al-anithal vordiiingto durch dio
Fiillo des Materials iind alpliabctisclio Anordniing scino Vor-
giingor. Die abondliindischc Wissens'^haft wandto diosom
Biiolic friilizoitig ihre Aufmerksamkcit zu; Fi'oytag bearbeitotc
dassclbo (Arabum provorbia, Bonnae 1838—1843) und ver-
wortote OS reichlich fiir seine ,,Einloitung". Dor Text wurdo
vollstjindig ini Orient wiodcMholt gedruckt. Untor soinon
Quollen nennt Meidani audi al-Mufa'/'/al, von doin oine
Siininilung untor doni Titol Amthal al-'Arab in Constnntinopel
1) Dass ahnlicho Verlialtnissc hiiufij? vurkomiucn. bcwcist zwar dor
Verj^loich von B 219 mit 'Orwa's Vita. Dennoch siiid liier cler j,'lcichcn
Ziigc zu vielc, von denon icb die liaiiptsachlichsteu liervorlieben will.
Bfido Dichter kimnen wogen ihrer Armiit nicht 100 Kamole aufbringi'n,
urn ihre Cousine lioiniziifVihren und ziohcn aus, um reich zu werdcu.
Williicnd ihrer Abwesenlieit wird dio Geliebte verheiratet, man zoigt dem
Zuriickgekchrtcn ein frisch herj^oricbtetcs Grab undsagt, sie sei gestoibcn.
Dann aber erfahrt der Getiiuschte die Walirheit, zicht der Gciiebten nach
und iiborgiebt cincr Dienerin derselbon einen Ring, den sic ihrer Hurrin
in die Milch werfen soil; sio erkennt den Ring des Gelicbten. Auch
dieser Zug ist Gcincingut vieler Sagen (vrgl. z. B. das jiingere Hilde-
brandslied und Kath;i Sarit Siigara transl. bv Tawney 1 S. 142). Beide
Dichter starbeu an Liebesgrara.
2) Die Deutung aus der germanischcn Mythologie wird damit bc-
dcnklich vrgl. Sinirock. Dio Quellen des Shakespeare, 2. Autl. 2. Toil
S. 257 tf; Liebrecht: ZDMG XLl. Bd. S. 853.
3) Diesolbe Sago mit anderer Lukalisiruug in den A|iukryphen zur
1001 Nacht s. Joseph v. Hammer, Der 1001 Nacht noch nicht iibersctztc
ISiiirchen I S. 149—152.
4) FGS 32,35; Freytag Arabum provcrbia III 2 S. 1^3 11'.
XXXII
1300 li godnu'kt wiirdc. Ubor die V(3r\vcitbaikcit des Mate-
rials gilt dus von den Aklibar al-'Arab Gesagtc.
Die Vorarbeiten der arabischen Philologen.
Die Aufzeicliiiung dor altarabischen Liedcr iiborlioicrto
dicsen StofI:' den Biicher-Philologen, dcncn das direkte Intcr-
csse an der Poesie bald abhanden kam. Von Basra iind Kufa
vcrbreitete sicli die Piiilologie nacii Ost und West. ]bn an-
Na/(/u\s, im vorigen Absciinitt als Verfasser eines Mii'allaqiU-
Commentars genannt, vcrptlanzte sie nach Agyptcn , wo er
338 Oder 337 li im Nil ertrankt wurdo. Uberhaupt Aviirdcn
die meisten Liedorsammlnngen mit Koinnientaren ausgestattet,
die anfangs noch vielsoitigere Intoressen bokunden, mit der
Zeit aber immer niehr diirftige podantischo Schulbiicher wer-
den wie Zuzenis Mirallaqut-Commcntar, biswoilcn audi ai'gu
Misverstiindnisso verbreiton, Avie die Gamhara-Scholien. Haufig
konnen wir allerdings aus der reichcrcn sprachlichen Erfah-
rung dieser altcn Philologen Niitzen ziehen, weil sie, wenn
das Arabisehe auch nicht immer ihre Mutterspraclic war, docli
damit in innigerem Connex standcn als die moisten moderncn
Univorsitats-Orientalisten. Dagegen verfiigt die moderne
Wissenschaft mit der altarabischen verglichen iiber schari'cre
voriirtcilsfreiere Kritik, einen weiteron Gesichtskreis (von
einigen Aiisnahmen abgeschen) und manche jcncn giinzlich
unbekanntcHiilfsqucllcn z. B. die andern scmitischcn Sprachen.
Selten verbanden die altarabischen Philologen noch mit dem,
was sio schrieben, irgendwelche Anschauung ^). Al-Aimai
crzahlto, dass soin College Abu 'Obaida, der sich riihmte
1) Wir wisseii aus der Litcratur, dass oft eiii Boduinc den Kupf
schiittelte iiber die oluie Anscliauung unternommenen Naclialiimingcn der
altcn VViistendicliter: Ztschr. I'iir die Kiinde dcs Morgcnlandos III, Got-
tingcn 1840 S. 2i9.
XXXIII
50 Bande iibcr Pfcrdo gcschrieben zu liabcn, die Glicder am
lebcnden Ffcrde nicht benennen konnto, sondcrn oincr Aiif-
fordorung dazii mit don Worten auswich: ,,lcli bin kein Ticr-
arzt, sondcin habo das niir so von den Bcduincn iiber-
nomnien."') Dazii kommt, dass die alton Erkliircr seltcn
ihro Unkonntnis oingestchon z. B. ihncn dunkclc Wortc mit
Vorlicbo zu Pcrsoncnnamon stcmpcln, indom sio die Sacho
damit orlcdigt wahntcn; icli crinnero nur an don Lanzonbioger
Samliar und seine Gcmahlin Rudaina, die ihrcn Gatten bei
seiner Abwesenlieit im Laden vertrat. Bisweilon fand abcr
aiu'ii das Umgekehrte statt; Ganihara 107 Zcilo 1 bringt der
Commentar das Wort „medischer" [namlich Panzer] mit dem
Wort fiir Honig zusammen, donn das Avare jodcnfalls ein
Panzer weicli wie Honig. Die alten Araber schiitztcn sicli
demnach diircli Panzer, die etwas weicher als Butter waren !
Anzuerkcnnon ist zwar, class Pliilologen wic A«ma'i bisweiien
zu Studienzwecken die Wiiste selbst aufsuchten ; aber sic
n:ini2:en nicht immer mit der notigen Umsicht und Vorsicht
Do "
zu Werke"-). Es wird die Aufgabe der modernen Wisscn-
schaft sein an den alten Kommentaren Kritik zu iiben, die
iiberlicferten Wortbedeutungcn namentlich der oft ungenau
parapbrasirten Epitheta unter Heranzichung des Athiopisehen,
Syrischen etc. etymologis'ch nachzupriifen , auf Grund eines
genauoren Stadiums dor Beduinensitten stiidtischen Intcr-
polationen und Misvorstiindnissen nachzuspiiren , danoben
aber aus dem teineren Sprachgefiihl der arabischen Pliilo-
logen unter Umstiinden Mutzen zu ziehen. Eine reiche
Pundgrubc fiir arabische Auslegung von Dichterversen ist
des 'Abdal-Qadir 'Omar al-Bar/dadi (1030-93) Khizanet al-
1) Ibn Khalli(ian cd. Wustcnfold IV S. AA.
2) Ein bcsondcrs instruktivcs Bcisi)iol, wio wcnig sic zuiu Schaden
des Vcrstundnisscs der Alten mit den Beduinonsitten vcrtraut waren,
habo icli ZDMG 48. Bd. 1894 S. 709 gcgobon.
XXXIV
adab'), cin Commontar zu don Bolcj,^vorscn oines Common-
tars /ur Kiilija des Ibn al-/iagib, gedruckt Bulaq 1299-')- U'C
Benutzung wird durch Guidi's Index fs. OB 1887 No. 3226)
wcsentlicli crlciclitcrt.
Die Tliiitigkeit dcr Philologcn bosehriinkto sirh nicht aiif
das Commentircn. Die Erklariing bcginnt viclfach sich in
den Vordcrgrund zu driingen , dor erklarte Text sinkt zum
Beleg herab. Es cntsteht die Nawadir-Literatur •') und die
systcmatiseho Philologie. Die arabische Nomcnklatur
wird hautig fiir cin bestimnites Gebiet gesamniclt. Kamcl,
Pfcrd, Reptilion u. a. bildeten beliebte Themata soldier philo-
logischon Monographicn. Vcrhiiltnismassig wenigo dcrselben
sind aiif uns gokommen, vielo davon in neuerer Zcit cdirt;
so die unter dem Namon des A.sma'i gehenden Biieher fiber
die Fferdo (ed. Haffncr: Sitzungsber. d. Wiener Akad. riiil.-
hist. Ci. Bd.l32), das Kleinvieh (ed. Haffncr: ebend. Bd. 133)
und die ungezahmten Ticre (ed. Geyer, Wien 1888, Ibn Du-
raids Sattolbuch und Wolkenbuch in Wrights Opuscula
Arabica (Leiden 1859) gedruckt u. a. Fiir die Synonymik
und auch sonst sind diese Arbeiten iuiutig wertvoU, docii
Avird iinmer noch bisvveilon in kritikloser Verwertung dcr-
selben zu weit gegangen. Worte werden in reicher Fiille
geboten, aber nur selten gewiihren die sparlich eingestreuten
Bclegverse sicliere Anhaltspunkto fiir die vorislamische Exi-
stenz cines derselbcn. Die allgemcine Synonymik (Fiqh al-
lu</a) dosThaJilibi (f 429 h), mciirfach gedruckt, ist fur unsere
Zwecko, zumal sie keino Belogverse giebt, von geringer Be-
deutung. Wichtiger wiirdc Ibn Sida's umfangrciches Werk
1) Wol zu untcrscheiden von dem rlictorisclien Werk des ibn
//ugga gleicheu Titels.
2) Vrgl. Landbcrg, Primeurs Arabcs 11 S. 5.
3) Ein Beispiel derselbcn ist das Beri'it 1894 heraiisgegcbenc Kitab
en-uawadir des Abu Zaid (f 214 oder 215 h). Den Anfang ilbcrsetzte
Fleischer: ZDMG XII 1858 S. 61 fi.
XXXV
iibcr (Icn niimlichcn Gcgcnstand scin, das sicli in einci Hand-
schiirt ini Bcsitze des Grafon Landborg-HallbcMgcr bt'tindct.
Aus alien dioscn Vorarbcitcn schupfcn die Lcxikogra|iliun:
das sachliche Anordnungsprincip wcicht dcm alpliabctischcn ' j.
Fiir unscrc Zwecko sind vor allcra 2 lexikalischo Riescnworko
wcgcn ihrer zahlreichen Belogvcrse von Bedeutung , wclclio
boidc jctzt in Bulaq^r Druckon vorlicgon. Das oino stcllt
sich als Commontar cines iilteron kiirzcrcn Lexikons, dos
(iilmus, dar, wurde erst im vorigcn Jahriiundcrt vom Saijid
3Juita(/a az-Zubaidi verfasst nnd fiihrt don fiir ein AViJrtor-
bnch niorkwiirdigcn Titol Tag al-'arus ,,Biantkronc'' ; liber
Fehlcihaftigkcit des Druckos wird von competentcr Scito Klago
gcfuhrt. Ich habe es selten bonutzt und arbcito moist mit
dor Lisan al-'Arab des Ibn Mancur al-Mukarrani (starb 711 h).
Dieses Work wurde nach einor ]N"otiz bci d'Ohsson (Allg.
Schilderung des Othomanischen Reiehs II S. 573) bereits ini
18. Jahrh. zu Konstantinopel gedruckt; fiir den Nachweisoines
Exemplars dieses alton Druckos wiirde ich dankbar sein.
Auf den Schultern dor alt-morgenlilndischcn steht die
nt.'U-abondliindisclie Wissonschaft. Sie hat von ihrer Vor-
giingerin ein rciches Material von Nachschlagcbiichcrn crerbt,
die ihr aber nur dann gute Diensto leisten konnen, wenn sie
sich selbst so hoch iiber den Standpunkt des arabischen
]Mittelalters zu erheben vermag, wio die moderne Wisson-
schaft auch sonst iiber dom geistigcn Schaffen jenor Jahrhun-
derte steht. Leidor ist das Gcgcnteil nur zu hilutig dor Fall.
1) Natiirlich lusten niclit etwa Sanimler, Commentatorcn, philulo-
gischc Systcmatikcr mid Loxikographoii zcitlich cinaiulcr ab. Vichiiclir
yreifoii diesc Bcstrebungen in oiiiandcr. Auch geht nicht imiiier die
Tliatigkoit cines Hiimanisten nur in einor dor gonannton liiclitungen aiif.
Inimorliiu liisst sich 7/amniAd als Sammlor, Tobri/ii als Coiuniontatur
A.vma'i als Svstcmatiker charaktorisiren.
Gezirjit nl-'Arab.
Al-Hani(lanis (f 045 0) Geographic der Arabisclion Halbinsel lirsg.
von I). H. Miillor 2 Bdc. Lcidoii 1884, 1891. Vrgl. NOldoke im Liter.
ContralbJatt 1884 No. 41. — Dio Burgon iind Schliissor Siidarabiens nacli
dem Iklil dcs Hamdani. Von D. H. Miiller. 1. Heft. Wien 1879 (Ans
deni Mailieftc des Jahrgangos 1879 dor Sitzungsberichto dor ])hil.-hist.
CI. dor Kais. Akad. d. Wis.sonschaften XCIV Bd. S. ^?>r, bosoiiders ab-
gednickt). 2. Heft 1881 (Aus dem Jahrgange 1880 . . . XCVII. Bd.
III. Heft S. O.').')). — Sprengers Alto Geogr. Arabions, Bern 1875. —
Oskar Betlige, Das Klima Arabions: Wisscnscb. Beilage zum Progranim
d. Eealschule zu Kassel, Ostern 1891.
Dio beste Karte von Arabien ist wol nicht mehr die von Kieport
bearbeitete zii Ritters Erdkunde, neue Ausg. Berlin 1867 (Socins Arab.
Gramm. S. 165), beigegobon audi Adolphe d'Avril, L'Arabic conteni-
poraine (Paris 1868), sondern die von Dr. Hans Fischer: Atlas von
Debes No. 40, West-Asien.
Die „Halbinsel dor Beduinen" vermag hoiito wogon ihrer
Wasserarmut auf oiuGm Flaclionraum, dor otwa dem vun
Doutschland, Osterrcicl'.-Ungarn, Frankreich, Italicn und Spa-
nion ziisammengenommen gleichkommt, kaum 5 Millionon
p]inwohnor zu crniihicn. Yiclloicht wiirdo dicse Zald nooli
gcringcr sein, wonn nicht Mckka als Zicl dorPilgorkarawanon
oinc Art Schmarotzcrdasoin auf Kosten der Filgcr fiilutc, wo-
ven auch dio Boduinen indirect prolitiren.
Griniiiio nennt im Eingange seines Mohaninied Arabien
eine ,,Tictcbenc" (S. 1); icli mociite es lieber als Hochland niit
yerschicdonen tSenkungen bezeichnen, urakriinzt von Rand-
gebirgen, die in Jemen und 'Onian eine Holio von mehr als
3000 111. orroiclioii. Wiihrond in dor Tiliunia') an der Kiistc
dcs Koteii Mccrcs mit licisson Tagcn schwiilc Naclito wecliseln,
hat dor Boduinc dcs Ilochlands in scinem Icichtcn Zelt oft
von (lorKillto dor Wintcrniiclito zii loidon. Das Bronnmatcrial
ist rar und asch-Schanfara spriclit davon, dass man sogar
soinon liobcn Bogon sammt don Pfoilon ins Fouer wirft, um
sie!i in ciner solchon Naclit zu orwiirmon ; or gcliortc allor-
dings dom Stanimo Azd im Contriim dos gobirgigon Jomcn
an und Avir niiisscn uns vorgegcnwartigen, dass boispiolsweisc
ASan'a, dio Hauptstadt dioscr Landschaft 2130 m. iibor dem
Moerosspiogol d. h. hiUicr als unsoro Schwcizcr Scnnhiitton
liogt. Als oinzigcn Ort dos //igaz, an doni das Wasser bis-
woilcn gofricrt, ncnnt I.s/alchii -') den Gipt'ol dos trazwanborgcs
nordlicii von 7'aif. Donnocli Joidot dor Araber im Allgo-
moinon unglcich mohr von dor Hitzo, wio oino Anzalil ara-
bischor Wurzoln bewcist, dio Guldi'') zusanimongestellt hat,
in donon dor Bcgriff dor Hitzo in don dcs Unangonolimon,
der Begriff dor Kiilto in don dos Angenehmen iiboigolit, z. B.
mall vrgl. S. 48 dos vorliogondon Baches. Androrseits nimmt
wiedor schata iiberwintorn dio Bodoutung ,,notioidon" an (//
117 Z. 9, 'Antara m. 52). Eino fiir Arabien charaktoristische
Erscheinung sind dio //arriin (pi. v. Aarra)^). Was minera-
lischo Schiitzo aniangt, so liel'orto das Borgwork dor Sulaim,
Welches al-Bekri od. Wiistenfold S. 20 crwiilint, jodonfalls
Erzo, da seine Besitzer „die Schniiede" genannt vvcrdon.
1) Es wixYQ wol (lonkbar, dass Tihama mit assyr. Ti'amat hebr.
tehum urvcrwandt ist, da die Aitikollosigkoit des letztcren es noch lan,ire
niclit als Fremdwort erweist.
2) ed. do Gooje (BGA I) S, f"]; vrg-1. Qazwiiii II 64, wo fillschlich
'Arwaii stolit.
3) Giiidi. Delia scdo primitiva dei popoli Semitici; Atti della R.
Aecademia dei Linc.ei, 1879 S. STf) 6.
4) Otto Loth, Die Vulkaiire.iiionen (//ana's) von Arabien nacb
Ja.pU: ZDMG 22. Bd. 1868 S. 36-5 IT.
Aueh Gold wurde dort ^owonuon: (jbor don Goldroichtum
Arabicns und soinc Fundortc s. Sprongors Alte (icogr. Arabions
S. 52 ff. Von Sclinuickstoincn ward namontlicli Onyx(ga'/)')
und Agat ('aqiq) aiif der Halbinsel gofunden.
Ein poronnirondor Fiuss (nahr) ist in Arabion fast nir-
gends vorhandon. Dieson Bcgriff hatto <la.s Wort Wadi so
sehr vcrdriingt, dass die Araber mit donisolbcMi sogar die
Strome Spaniens bonannton z. B. Guadalquivir d. h. grosser
Wadi. Eigentlich bczoidinct niimlich Wadi nur don zcit-
woilig wassertiihrendon Fluss, kann also obcn so gut audi
ein trockencs Flussbett, Thai bedeuten; will man dieses un-
zwcidcutig ausdriiekon, so muss man masila -) sagen, wiiluend
sail-) den in dassclbe hereinbrcciicndcn Wassorschwall be-
zeichnet. Die anstiirmcndo Feindcssciiaar wird den ersten
Flutwellon verglichen, die sich in eincn ausgotrockneten
Wadi ergiessen-^).
Ein Kitab al-ma/ar (Regenbuch) verfasste Abu Zaid (nach
Fihrist °^ Z. 2). Die Kcgenporioden variiren landschaftlich
und setzen teilweise ganz aus, dock schcinen fur grossero
Gebiotc zwei Regenzeiten, welche im Herbst bez. Anfang dcs
AV^intcrs einzutreten pflcgcn, von bosonderer Wichtigkeit. Die
Araber fuhrten den Regen auf den Einfluss versciiiedcner
Sternbilder zuriick, namontlich von al-Gauza (Orion')) und
Simak''). Regen von al-(}auza und ed-Delw (Wassermann):
Lobid, Fragm. XIII Vers 7; von Simak al-a'zal: 7/assan:
Del. 98 Vers 3''). Der Orion bringt freilich zuweilen statt
des ersebnton Regcns den Samiim'). Namontlich in Folge
1) Imr. m. 64. vrgl. Sprengers Alto Geogr. Arabions S. Gl tt.
2) Vrgl. al-Mukhabl)iil: M. 11,83.
3) 'athaninu sail: DH 131,7.
4) Nabi.va 5,11.
o) Imr. 2,1.
G) Vrgl ferner Wli 173 4 Anm.
7) 'Alqama 13,45 (e<l. Socin 2,4G).
(lor Oktobcr- und Novombor-Nicdorschliigc bedcekt sich die
kahlo Ebonc im Februar auf kiirzo Zoit mit iippi^'oin Pflan/.on-
wuclis 1); dio untor dem ISramon Dolina bokaniiton Ijandstreckcii
siiid als ehcmaligor Moorosgruiid, dor sicli gchobon liat, grosser
Fruchtbarkeit fahig-'). Dann zichcn dio Bcduinoiistiiiiimo auf
die Friihlingsweidc (rabi'), doren saftigo Kriiuter fiir viele
Woehon das Triiiikcn dor Kamolo uberfliissig- niaciien, dic-
selbon vortrofflich cnialncnd ■'•). Daher sagt Ziihair 17,11 mit
Bezug auf die Friiidincsweido tar a "J-kliaiif, „sic woidoten
den Herbst" d. h. was in Folgo des Herbstregens gewachscn
war, wio A'lani aiis Albarraciii orkliirt. Dor Friililingsregon ■^)
ist dann iioch oinc willkommene Zugabo. So lange der Arabor
in dor Dchna wcidot, hat or kein Ficbor zii bofiirchton (Jaqiit
II G35). Auch vor feindliclien Uberfiillen ist cr -wahrond dor
Friildings-wcide ziemlich sichor, da dor Foind ihn niclit zu
findon weiss, wcil soin Aufonthalt an kcinon Brunnon ^^i^-
bundcn ist. Baruni ist gorado diose Zoit dio dor sorgioson
Liebc. Die rcgnondo Wolko ist dor arabisclien Poesie das
Bild der Freigebigkeit. Eogcngiisse wiinscht man auf das
Land des Woliltliatcrs horab (Varafa 17,11). Tritt das scltene
1) ZDMG 45. Bd. S. 175.
2) Dagegen bleibt die siidliche Dehiiil, welche niirdlicli von //a^/ra-
niut fast ein Vieitel des Flachonraunis der Halbinsel einiiiiumt. in Fulge
des Wasserniangels das ganze Jahr liiiidiiroh nnbcwolinbar.
3) Eatzcl sagt Vulkerkundo 1. And. 3. Bd. S. 66: ..solange aber
dio Kamolstuton Milch Jiaben. braucht der Hirt auch koin Wasscr" d. h.
fiir sich, fiir die Kamolo braucht cr es in der Regol, damit sic ebon
Milch haben.
4) In den arabischen Benenuungen herrscht bei uns heillose Ver-
wirrung. Freytag hat tiir wasnii ,. prima veris phivia", wahroud os nach
WR 92 gerade der Herbstregen ist. Dio Ausfiihrungen WE 95 werden
orschiittort durch folgende Bonierkung des Commentars zu al-//u<aia No. 89
Vers 2 : ,,Wonn auf irgond oino Rogonporiode noch eino Rogenporiode
folgt, so hoisst dio zweite wali; so lohrt Abu Abdallah. Doch sagt man
auch. wali sei der orsto Rogon nach dem wasnii"'. Nach 'Atifk b. a<-
'i\\\A\> (M. 25,57) Hillt der wasmi in don Monat Nafar.
Schauspicl oiii, class sich dor arabisclio Himmol niit Wolkcn
bcdeckt, dann pflegon sich diosolbcn iintcr Gowittorn') in
Wolkonbriiehcn zu cntladcn. Die Volkspliantasic siclit in dor
Kogpinvolko liiiiifig ciiion zorrissonon Schlauch, dosson Inlialt
aiisfliosst, wozu man ITcft IV 20 hobrilisclic und tiiikische
Parallclcn findot. Das A^crbiini walia bozoichnot dahor sown]
das ZoiTcisson dcs Schlauclics, als don Wolkcnbruch"-'). An-
dcrcrsoits sahcn analog dor vediscbon Vorstcllung, nacb
welchor die rognondon Wolkon milcliondo Kiiiic waron, dio
Arabcr die Rogonwolko als Milchkamolin an. Darr hoisst
sowol von dor Kamelin gobrauoht ,, Milch gcbcn'' als auch
von dor AVolke „rogncn" vrgl. al-Musaijib b. 'Alas: M lO,;"):
mu/*allib: Imr. 4,50. Ein iihnlichoi' Bodcutnngsiiborgang zoigt
sich boi Aaschak ; Al-A.sma'i iiborliolbrt bci Ibn Dnraid von oinom
Beduinon cine Bl union lose dom Stiidtor schwcr vcrstiindlichor
Phrascn von dor Kogcnwoiko, untor ihnon Aaschakat aklilafuhn
,,os strotztcn ihro Kamclcutor" (Wolkonbuch, S. |A Z. 2, Com-
niontar untcn) und cbend. S. [\: ta/dnnu ruiidnhu //anina'')
V-<irabi .,os briillton ihro Donnor wic hoimwchkranko Kamole^'.
Vrgl. auch Imr. 18,6, 'Antara App. !K3 und 7arata 11,4, wo
vom Regen gcsagt wird ,,es mclkt ihn dor Siid"; Imr. 2,3
orziolt dor Ostwind das Fliosscn dor Milch, indcm or ihm
bis! bis! zuruft, was man bcim Mclkon dor schwcr Milch
gobondcn Kamolin that; Imr. 65,10 wird dio donnorndo Rogon-
wolko //annan d. h. „bostandig nach ihrom Fiillen briiliond"'
gcnannt^), Nribi(7a 23,0 treibt dor Wind AVolkenkamclhoorden.
1) Wredo beobaclitete in Siidarabien (lleise in //"udhraniaut S. 79j
die Sitte. dass die Beduinen nach jedera Donnersehlag niit dor Fanst
nach der Eichtung desselben drohend, „ch-ya-ho!" ausriefen. Eino Er-
kliining konnte er nicht erhalten.
2) Vrgl. auch al-//n'aia No. 89 Vers 2b,
3) tjber das Briillen dcr Kaniele nach der Hoiniat verfassto Rabi'a
al-Basri ein bcsonderes Bucli (Fihrist S. 50).
4) Vrgl. Goldzihor, Mythos boi den Hcbriiern S. 189; Heft I dioser
Stiidien S. 28. „Es hat iiber ihnon das miinnlicho Kanielfiillon des
3
6
Die Vogol flnttcrii bci don Blitzon iingstlieli am Bodon ('Al-
qania 2,84) iind so oft oin Doniior die Regenwolke schiittelt,
stronit oin vollor Guss hcrab (Varafa 11,5). Der Regenguss
niacht dio Kiosol dos I]rdbodons stiebon, als ob sieh oin
Flugliuhn soin Lager wiliilt (Aus b. 77agar 4,14). Der Berg
Tliobir gleicht dann einem in soinen gestreiften Mantel ge-
hiillton Fiirstcn (Imr. m. 77). Die Wurzel der zarten rukhama-
Pflanzc^) kriimmt sich, indcm sic die Feuchtigkoit auf'saugt.
Holier iind hoher steigt dio Eliit. Allenthalbon sioht man
Miiuse 2) und grosse .7>abb")-Eidechsen aus ihron Lochern
flileliten; dio lotztoren versuchen zu schwimmen: aber der
Wasserschwall crtriinkt sie und reisst sic mit sich fort^).
Biischo ragon aus dor Flnt gloich abgoschnittonen Hiiuptorn,
an donen nocli die Shawls hangon'^j. Das ausgetrocknete
Bett der Wadis flillt plotzlich vvieder ein breiter Strom, der,
da or bei den orhebliciien Hohendifferenzen der Halbinsel
hiintig ein starkes Gefalle hat, Feisblocke in wirbelndo Be-
wogung versetzt. Raubtiere, wolche dort die Flut iiberrascht,
vormogen zuweilon nicht niehr an don steilon Uforwiinden
cmporzukllmmon und ertrinken (Imr. m. 81). Selbst unvor-
sichtigen Kamelreitern kann dioser plotzlich hereinbrcchondo
Wasserschwall den Untergang bringen (Doughty II 229). Da
hiingt der Gewittergott QuzaA soinen Bogon in die Wolkon,
und die Flut begin nt sich zu verlaufcn. Auf dio runden
AVassorgruben scheint die Sonne, so dass sie gloich frcmdon
Himraels gebriillt" bedeutet „ibnen stebt baldiges Vordcrben bcvor" s.
Ahlwardt, Beraerkungen etc. S. 146 zu 'Alqaina 2,33.
1) Imr. 63,12. Die Antilopo scbant diesc Pflanze ans: 'Abid ibn
al-Abra« (Hommcl) Vers 34.
2) 'Alqama 1 (ed. Socin 3),36.
3) Hebr. .sab.
4) Imr. 18,3 vrgl. 35,8, 7arafa 3,2 n. 3.
5) Imr. 18,4; ein khimar (Shawl) verbiillte Kinn. Hals nnd Brust
vrgl. Sprengers Mu//aminad III S. 62.
Silbormiinzcn orgliinzcn ('Antara m. 16). Die Rcgciiwnssor-
lachcn trockncn oin unci die Kaulquappcn (Froschlarvcn)
kommcn im Sando iini (Del. S. 0 Z. (5). Audi die Wiiston-
vogetation, die naeli dem Kegon tiefdunkelgriin „a/Mva" er-
scliien (Inir. (».*t,10; /Vu/aia 2,2). iiimmt allmahlich wicder ihr
gewolinliclics graucs Gcwand an ' ). J3ald fiilirt nun die Sonnen-
giittin schlimme Tago horauf. Im Hochsommor, wann die
lotzto Feuchtigkeit dor Muldcn verdunstot und aiieii hier die
Vegetation abstirbt, erspiilit man wol aiif der verdorrten Weidc
Wildosel, die ilngstlich vor dem Samum mit Schweinsaiigen
znr Sonne emporblickcn (Rabi'a b. Maqiiim: M. .'{0,10,11).
In einor Spalte, die oben eng sich nach unton zu verbieiteit
(da//l: A'.scha: Gamhara 58 Z. 22) pflegt sich noeh am liingston
Wasservorrat zu halten.
Tau. Sclion der Tau wird in dor rcgenlosen Zeit als
als eine Wohlthat empfunden. Wie man ilin beachtct, be-
weisen die verschiedenen Namen i'iir vcrschiedene Tauaiten.
Namontlich einor, nada, hat hiiufig geradezu die Bedoutup.g
„Wohlthat, Untorstiitzung'' so Lebid m. 80; Aa 111 S. 7 Z. 9.
A'schii unterscheidet (Gamhara 60 Z. lo) uada von /ilfd sing,
/all. Xach dem Kommontar ist letzteres Morgentau, der starker
fallt als nada. Nada (Aus ibn //agar :tl,41; DH 95,13) wird
sonst als Tagtau dem sada Nachttau entgegengesetzt: //. 775.
Windo. Auf die Frage, dioKhusrO I an oincn Beduineu
beziiglich dor Windo seiner Heimat richteto, soil diosor ge-
antwortot haben: ,, Moist Soitonwind boi Nacht und Ostwind
urn die Sonnenwcndcn" (MDh III S. 247). Hiiufig werden
Somraorwinde erwahnf-). A'scha nonnt Gamhara S. 56 Z. 11
Ost (.saba) und Xord als solche Sommcrwindo; dem linden
1) Wol mit Riicksicht auf iliien Aiibliok wird ciii rogcnloso.s uii-
fruchtbares Jahr gahrii d. i. staubfaibenes (//aritli ni. 57) odor schahba
ein aschgraues genannt.
2) al-Mutba(i4ib : Del. 2 Z. 14; 'Abld: Mukhtarat S. 97 Vers 8.
3*
8
rcgcnschwaiigeron Ost (xaba) stollt ^lirafa 12,10 u. 11 den
nasskalton syrischcn Nordwind gcgoniiber, dor dio Gesichtcr
vorzcrrt. Dcr Vorgleich schcint anziidouton, dass man audi
damals bereits dcMi Nordwind fiir scliadlich hiolt vrgl. B. 183,
Kalt schildort don Nord audi Nabic/a r»,ll. Das Wort .sabil
Avird audi als P'riihlingswind crklart, woraus zu folgon schcint,
dass Ostwindo namontlidi ira Friililing zu wchen pflegten;
es spielt die Rollo dos Zephyrs in der altarabischcn und nius-
liraisdion Poosie^). Dor gloidifalis haufig gonannto-) Siid-
wind (ganiib) bringt auch biswcilon Rc^gon: Ylirafa 11,4.
Wostwind dabiir'') wird sehr selten bci alton Dichtorn ge-
nannt (al-A'scha: LA Y S. 357), obwol der West nadi B 183
dor gowolinlidiste Sommerwind soin soil. Am Abend wolien
dio Windo nacli Zuhair ,'{,2. Man hat ein besondorcs Wort
fiir das Wehen des Abendwindes (raA), woraus Guidi sdilicssen
will, dass die Araber zuniichst den Nord-Osten der Halbinsel
bevolkerten. In ASan'a pflegt des Morgens ein sanfter Wind
zu wehen (Iklil I 48 Z. 18). Ein besonders deni Windc aus-
gesetztes Terrain wird kharq genannt'). Dor Wiistenwind
fiihrt moist Sand mit sieh (safa) und bedeckt mit ihni die
Stello, iiber die or streicht. Des Samimi wurdo bereits go-
dacht, dio neueste Schildorungeines solchen bei Noldo S. 103/4.
Die Sandliose (zauba'a) hielten dio heidnischon Araber fiir
dncn Ginn (WZKM VII 180, GAP 203/4); noch in 1001
Nacht erschcinen Geister in Gostalt von Windhoscn"'). Dio
Wlnde sind im Arabischcn wciblichon Geschloehts, daher donkt
1) Bisclir: Gamhara 104 Vors 2, 7/afi- u. a.
2) Imr. 111. 2; Bisclir: Mnlilitarat 68 Vers 1; Aiis b. Hagar 4,20.
3) Eig. der Wind, welchor von liinton kouunt, denn der Orientale
orientirt sich, das Antlitz gegon Aiifgang.
4) Imr. 5,6; A'sclia: Gamhara' S. 56 Z. 20.
5) Bfilaqer Ausg. von 1279 h I S. V.
9
sich 'Abid b. al-Abra.s don Wind als eino Fran, wclcho mit
dor Schloppo ihros Gewandcs iibcr die Zoltspiircn hinfegt').
Luftspicgclung. Zwci Worto tindcn sich fiir dieses
Phiinomcn bci den Uichtorn Al-) und sarab =). Nach Arnolds
gemischteni Mu'ailaqat-Commentar S. 50 ist ill das was man
wio Wasscr am Morgen und Abend sioht, sarab aber, was
man Mittags sieiit. Dagogcn erkliirt Gamhara 57 Z. 6/5 v. u.:
„Der al ist am Anfange des Tages das, was dcr sarab an
seinem Endc ist." Dcm widerspriclit Eating, Tagbucli 1
S. 98/9: „Von 9 Uhr pflegt jetzt regelmassig jeden Morgen
in dcr Ebeno die Fata morgana (sarab) sich einzustellen. Die
AVasserfliiche ist wirklich zii tauschend, als dass nicht ein
durstiger Mensch dadurch verfiihrt werden sollte, ihr nach-
znjagcn, ja selbst ohne Not vcrspiirt man iinwiderstehlich
Lust, an don schunon See zu cilen. Das Sciiauspiel dauert
jedesmal cine halbe Stunde odor auch liinger, bis cben eino
gleichmiissige Erwiirmung der Luftsohiciiten deni Triigbild
ein Endo macht." AVie die Vorstelhingon vom Schwimmen
der Kamcle entstanden sind (S. 69), zeigt folgende Schilde-
I'nng. „Dcn ganzen Tag", sagt Burckhardt, Reisen in Nubien
nnd Arabien S. 41, „waren wir von alien Seiten umgeben
mit wasserahnlich schimmernden Sandtliichen, von den Arabern
Scrab gcnannt. Sie warcn von himmelblaiier Farbe und so
hell, dass sich die Sciiatten dor fernen, den Horizont begren-
zenden Berge darin spicgelten, wodurch die Tauscluing, als
ob es Wassertlachen wiiren, noch weit vollkommener ward.
Icli hatto diese Erschcinung oft in Syrien und Aegypten ge-
schen, allein stets von weisslicher Farbe, dem Friihnebel
ahnlich, seiten ruliig auf der Erde liegcnd , sondcrn in be-
stiindig zitternder Bewegung, hier aber war es ganz anders,
1) Mukhtarat S. 9-i Vers 4 vrj,']. obeml. S. 97 V. b.
2) A'scha: Gamhara 57 Z. 7 v. u.: Imr. 20,4; ymvaid: 31,20.
3) Imr. 5,6; /Aimia 1,4.
10
unci tier Ercmciliiig muss sich notwendig von Scccn umgcbcn
vviihnou." NGucrdings hat audi Baron Noldo (116) dicsc Er-
schoinung bcschriobcn, indom or die Strecke Meschhcd 'Ali-
Ba</dad als diejenige bczoichnot, auf wolclier man jonc in
grosster Vollkommeuheit „cigentlieh immorfort" beobachten
konne. Fast immer erschcine ,, alios wie mit seiner Basis in
Wasser stehend, so auch die bisweilen nur in geringer Ent-
fernung vom Beobachter marschirenden Kamele". Vrgl. hierzu
namontlich Imr. 20,4; Suwaid: M ;{4,24.
Domnach muss der Wiistenbewohner mannigfache Ge-
fahren, Hitze und Kiiltc, Hunger und Durst ertragen lerncn
und so zeugt die Natur hier abgehartete Manner, die Ent-
behrungen zu ertragen vvissen. ASabr^) das ruhige Abvvarten
ist cine Haupttugend des alten Arabers. Nur in wenigen
Landschaften sind die Bedingungen fiir fuste Wohnsitze vor-
lianden. Die Wassorarmut des Landes hat Euttermangel zur
FoJge und zwingt seine Bewohner zum Nomadentum.
Pflanzenleben.
Pflanzeu iind Biiiime bildeten ein beliebtes Thema pliilologischor
Muiiugraphicn. Auch AAiiia'i sclirieb nacli Tihrist 55 oin Kitab au-nabat
wasch-schaj^ar; as-Siikkaii nacli Fihrist 78 ein Kitab au-nabat.
Auf cine strong durchgefuhrte Sonderung der einzelnen
Florengebiete Arabiens muss ich, da das Material dazu nicht
ausreicht, verzichten ; auch kann ich diesem Abschnitt kein
botanisches System als Anordnungsprincip zu Cfrunde legon,
da fast die Hiilfte der bei den alten Dichtern vorkommenden
Pflanzennamen noch nicht mit Sicherheit zu bostimmen ist.
Ein Index der Pflanzennamen, den ich mir angelogt habe,
wiirde, an dieser Stelle mitgeteilt, den Charakter des Buches
storend bceintrachtigen. Somit muss ich mich auf die Be-
tonung einiger Gesichtspunkto beschranken.
1 ) Vrgl. asch-Sclianfara : Mukhtarat 25, lotztc Zeile ; kg. Ill S. 9 Z. 17.
11
Fill- (lie Wiistontlora ist die grossc Zalil von Stachclgc-
wiichson charakteristisch , wolelic liicr, wo jeder Halm will-
kommon ist. der Ausrottung orfolgroichcron Widcrstand cnt-
gcgcnzusctzen vcrmochtcn. Duicli die Lange seiner Stachcln
zeiclinct sicli namcntlich der Astragalus (qatad) aus ('Amr m.
29) s. die Abbildung in Rielims Handworterbuch des biblischen
Altertiims, 1. Aiifl. S. 1683. Audi der sa'daii, das beste Flitter
der Kamele und Antilopen, ist ein Stachelgowachs (Krimil ed.
Wright S. () 7), ferncr harjls: Nabi^a : Del. 97, Z. 1. In den
Dornstrauchern nisten und ilbernachten mit Vorliebe die
Vogel, wo sio die Xachstellung katzenartigor Raubtiere be-
fiirchton '). Was nicht durcli Stachcln geschiitzt ist, entging
der Ausrottung meist nur dann, wenn es sonst vom Genuss
abschreckt; so die bitteio Koloquinthe, deren runde gelbe
Friiehte haiifig den Sandboden der Wiiste beleben, allerdings
den Straussen-), deren ]\Iagen ja spriehwurtlich gcwordcn ist,
und, wie niir Araber bei Biskra erziihlten, den Zicgen Weide
bietend, aber den Kamelen unzutraglich (LA s. v. Aancal),
wiihrend der Menseh nur die Kerne nach besondercr Zube-
reitung geniesst-^); ferner eine Solanumart, fana^); Peganum
harmala (/tarmal)'') erwiihnt !/arafa (i,2 als iibel bekommend
dem, der es isst. Deshalb ist 7/armahi auch /7ancala, 'Al-
qama") miinnlicher Eigennanie ; /yarmala hiess z. B. ein
Bruder des Muraqqiseh al-akbar.
Arabien ist terner reich an wiirzig duftenden Pflanzen,
1) Vrgl. Leb'ul, Kluilidi 103 Z. 5.
2) 'Alqama 13, 17/18 (cd. Socin 2, 18 19); l>ebid. Kluilidi S. 70. 71.
3) Imr. m. 4; Hassan 1j. Tliabit : Del. <JtJ V. 12; Dc Gotj^rs iJo-
nierkiing zu orsterem Verse (ZDMG 45. lid. 1891 S. 181) sclioiiit luir
nicht das Richtige zu treften.
4) Imr. 05,10; Zuhair m. 12.
5) In der Sahara um Biskra traf ich os als uins dor hiiuligstcn
Wiistcnunkrauter an. Dhat /Mrnial (Besitzcrin vun /(arnial), Ortsnaino:
'Antara 19,1.
6) Boide: Kolo(|uinte.
12
naniontlicli Siidarabion, vrgl. Wredo S. 77: „Der Reichtum
dieses Gobirgcs an aromatisclion Stauden and Kiautern ist
iinerschoptlicli und ziim Krstaunen". S. 80 ,,eiii fStroin von
Wohlgeriichen oiitstieg den aromatisclion Krilutern des Thais
und erfiilltc die gercinigto Atmospluiro", S. 82 ,,Nach dgr
Aussage dor Bcdiiinon soil dieses broito und tiefe Thai einon
crstaunlichen Reichtum an aromatischcn Stauden und Kriiutorn
bcs'tzen." Qais b. 'Aizara schildert sein Heimatland, das Gc-
biet des JStammes Hudhail „als ob jalangug, Moscluis und Ambni
auf seinen Hohon, wahrond darauf die Friihlingsrcgen hinab-
tauen" (Del. 35 Z. 8). Man vermutot, dass sich die Ptlanzon
durch diesen Duftmantel gogon die Sonnonglut schiitzen.
Fiir den Negd ist die duftende gelbe 'arar-Blume (bu-
phtalmus) charaktoristisch, von dor (77 548) boim Abschied vom
Hoohlande ein Dichter sagt: „Erlabe dich am Dufte des'arar
des Hochlandes, dcnn uach Abend giobt es keinon 'arar mehr''.
Auch das ^at/a-Gebiisch ist eine nur im Xegd vorkommende ')
Avahrscheinlich noch unbekannte Ptlanze, welche eine vorziig-
liche lange glimmende Kohle liefort. Gebirgspflanzen sind
auch nab' (Grewia) und 'otm (Ibn Duraid, Wolkenbuch S. 18/19).
Uber Verbreitung und Vorwertung der Growia s. S. 131. A'scha
vergleicht mit der Krone einer Grewia den Holdon einer Qaside
(Gamhara 59 Z. 11). Die Salz vegetation ist namentlich durch 2
Olcraceen vertretcn-); rimth (Imr. .*U,ll)=Haloxylon Schwoin-
I'urthii Aschers. und'asai nach AS 194 Suaeda rnonoeca Forsk.
(Lobid .'Jy,57), dessen Genuss don Kamelen unbekiuumlich-').
1) liatzel, Volkerkiinde, 1. Aufl. 3. Bel. S. 66 sag-t irrtiimlich: „Dio
Gliadapflanze, welche (lurch ganz Arabieu vorbroitet ist." Uber don Be-
grif! Nogd vrgl. Hamdani S. 48 (anlasslich dor Bcraerkiiiig: Deutsche
Littoraturzeitung 1895 No. 10 Sp. 295).
2) Ich meine natiirlich bci den Dichtcni, die doch immer uur ein
liickcnhaftes Bild der AVirklichkeit gebeii.
3) Hassan b. Thabit, Diwiin S. 71 Vers 8 v. u. Nach der Lesart
des LA. XUl 476 gcht ihnen davun die Haut ab.
13
J3aiimc iind Stniiichcr gcltcn biswcilcn fiir heilig. Haftet
audi die Heiligkeit wonigcr an der Art als an dcm Exemplar,
so sind doch oinigo Artcn bosonders fiir dicso Hciligkcit dis-
poniit'). Xucli in islamischcr Zcit crtcilt cin Buscli Orakcl,
^vcnn aiich iiur dciii Traunienden (WR 151), man wild an
Exodus III 2 ff erinnoit. Unter don Biiunicn dor arabisclicn
Flora sind verschicdcno dornige Akazienarten - ) rclativ luiufig,
oinigo von dioson licfcrn houto Gumnii arabicum. Auf die
Schirmakazic (Acacia spirocarpa) arab. samura, wclclio durch
ihro scliiniil'oimige Krone dor Landschaft einen oigenartigcn
Cliaraktcr vorloiht, blickt dor Wiistensohn niit eincm gowissen
Stolze. A\ ie bei uns die Biiume ihren Wintersclilat" haltcn,
so stelit die samura in den trockonen Jalireszeiten meist cnt-
laubt da und erwacht nur nach dem Regcn zu neuem Lcbcn.
Die Bliittor dor <al//-Akazio (xVus ibn //agar .'42,11) liofertcn
pulvcrisirt und niit Wassor bcfeuchtot das lagin gcnannto
Kamclfutter (Mukhtarat S. 93), die Rinde desselben Baumes
einen Gerbstoff (s. S. 153). Die tanninhaltigen Hiiiscn der
Acacia nilotica (sanO waron unter dem ^^amen qarac"') bc-
kannt. Sajal ') ist wol, trotzdem dieses Wort auch fiir andero
Alton angogcben wird, Acacia Seyal Del., da Imruulqais die
Ziihno der Geliebten den Dornen der sajal-Akazie vergleicht
(S. 49/50); 8cliweinfurth nilmlicb bebt als Charakteristicum
dieser Art bervor''), dass von ibrer ziinmetbraunen Rinde
,dic Aveissen Dornen, mit denen die meist entlaubton Asto
,iiberdeekt erscboinen, groll abstecben". Sidr dagegen Vvird
Reclus IX fillscblicb zu ciner Akazie gemaclit, es ist vielmebr,
1) WR 101 ff, liber die weite Verbrcitiiug der heiligen Baimie vryl.
R. Andree, Ethnogr. Parallcleu S. 5^ 11': Lappcnbaumo.
2) Doughty II 91, vrgl. meine Dichter-Studicn I 22,3.
3) s. S. 153 und Diohtcr-Stud. I S. 50.
4) A'scha: Gambara 57.
5) Schwcinfurth, Aufziihlung uud Beschreibung dor Auacieu-Artuu
des Nilgebicts: Liuuaoa 1867 8 S. 348.
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wiu icli Stiul. in arab. (Jcogr. 8. 162/3 belogt habe, oin Vcr-
waiultor iinsoros Faulbaums; zii dcrsolbcn Gattung gehort
(/al (Zizyplius Lotus): A'scha: Gamhara 58 Z. 14 unci 'onnab
(Zizyphus vulgaris): Imr. 52, ;")(). Nebon cinandor wcrdun
beidc Biiumo Zuhair 4,3 gcnannt. docii sind die 3 crstcn
Vorso dieses Gcdiclits cine eingestandene Falschung /yammads.
Die Wurzohi dos (/al-Baumes ^) und von Calligonum comosuni
L'Her. (aria: Imr. 31,7) gewiiliren der Antilope ein Naclit-
lager; auch Nitraria retusa Aschers. (_(7arqad) dient deui "Wilde
zuni Schlupfvvinkel-); baqi' al-^rarqad „Nitraria-Stoppel-Fold"
liiess der beriihmte Friedhof zu Medina'^). Das Arabische
bcsitzt eine grosse Anzahl von Wortern fiir Wiildchen oder
Baumgruppen je nach der Baumart, aus welcher sie bestehen,
s. Hamdani S. 155/6; so lieisst ein Ort mit molireren <alA-
Akazien al-p'aul, ein Ort mit Tamarisken (athH)) 'arin. Die
moisten diescr bei Hamdani a. a. 0. aufgeziihlten Begrift'e
findet man als Ortsnamen wieder. 'Arin wird auch als Aut-
cnthalt verschicdcner Avilder Ticre gcnannt^'').
I^Toch einige Worte iibcr die wildwachsendciiNutzptlanzon;
iiber die angepflanzten, soweit sic fiir Beduinen in Betracht
kommen, s. das Kapitel „Landwirtschaft". Die Futterpflanzcn
sind bei den Tieren, denen sie zur Nahrung diencn, abge-
handolt. An den Kiisten siidlicli vom Wendekreis wachst dor
Balsam (Commiphora Opobalsamura) arab. bascham. Nur
nach dom Rcgen sich belaubond gleicht er nach Schwein-
furth'') unsorer Birke, wie sie sich zur Winterszeit ausnimmt.
1) al-Mukhabbal: M. 11,32; Tarafa m. 21; Aus ibn //agar 32,11.
2) Lcbid, Kbalidi S. 113 Z. 1: Zubair: Del. 108 V. 11.
;3) Del. 73 V. 7; Maqdisi S. 80 etc.
4) Eecliis sagt IX 870 iinrichtig: „rithel, mcleze qu'uu trouve seu-
lomont en Arable."
5) Wir lerucn cs S. 16 in der Bedcutung „Lo\venlagcr" kennen.
6) G. Schweinfurth, Ubcr Balsam und Myrrhe: Berlcbte der Pliar-
maceutlschcu Ges. III. Jahrg. Berlin 18U3.
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Seine saitrcichen Zweigspitzcn licfern den Balsam, tier aber
naeh den Untcrsuchungcn des gcnanntcn Gelehrtcn schweilicli
durcli Einschnitto gcwonncn wciden kann, wic die Alten
tabeln. Da Balsam hcute nur im Aaram von Mckka gesam-
nielt wird, weiss man iiber die Gewinnung Gonaiieres niclit.
Andere Commiphora- Arten liofern Myrrhe. Wahrend Baschama
als Name eines Dicbtcrs vorkommt, ist Lubnai) Miidchen-
name, womit allerdings das Vorkommen des Storaxbaumcs
(Styrax = lubna vrgl. Imr. 20,14) in Arabien noch nicht cr-
vviesen ist; ebenso wenig wie etwa Besbasa (Imr. 52,8:20,25)
den Muskatniissbaum -) fiir Arabien belegt. Der eehto Weih-
rauch kommt von der Boswellia Carteri; naeh Jaqut wurde
Weihraueh nur in den Bergen von Zafar gcfunden. Manch
andere Spezerei, welehe naeh Angaben der klassisehen Volker
in Arabien als Brennholz dicnt, kommt dort garnicht vor.
Im Jemen wiichs der einen gel ben Farbstoff lieforndc wars,
iiber den man meine Stud, in arab. Geographen IV S. 16(3
vergleiche ; er wurde vermutlich dort auch bereits kultivirt.
Die Kronen der Palme daum nennt Imr. 20,4 Turbane; iiber
die Dattelpalme s. das Capitol „Landwirtscbaft".
Von cssbaren Kryptogamen bringt die Wiiste Triiireln
hervor, welehe von den Jiinglingen des Stammes zu ciner
bestimmten Jahreszoitin Siickcn gesammelt wurden (Ac/. XVIII
S. 209; XIV 72). Die Frau nennt sich bei der Todtenklage
einsam wio eine bait/atu '1 beled d. i. Triift'el naeh der Er-
kliirung des TA V 12, doeh bezweille ich dieselbe, da tarika
(Verlassene) sowol alte Jungfer als Straussonei bedeuten kann
s. LA s. v. und Mukhtarat S. 87 Vers 2. Vrgl. iiber die Triillel
im Orient naeh Wotzstein: Sitzungsber. des Botanischen Ver-
eins der Prov. Brandenburg XXII, Sitzungvom 17. Dez. 1880.
1) Die Koseforui Lubaiiui bei Omeija: Gamhara 106 Z. 18.
2) Naeh Daumas, Vie arabo (Paris 1869) S. o81 ist bcsbas
Myristica moscliata.
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Tierloben.
JX'iiiiii (t 140.") D.) y/ajilt al-//;ii\vaii al-kiibi;i ((Jnisscs Tierlcbou)
BuhVi 1"j!84 Ii, von niir citirt in der Ausg. Kairo loOG. — Fritz Humnicl,
Die Nanien dor Sauf^etliioro boi den siidseniitisclion Volkcni, Lcipzij,' IST'J.
— Das Kitab al-wu/u"is von al-'A.snui'i niit oinoin Paralloltoxto von
Qu/riib, lirsg. von Dr. Rudolf Geyer. AVion 1888 (Sonder-Abzug aus doni
JallrJ,^ 1887 Band CXV der Sitzungsberichte dor phil.-hi.st. Classo dor
Kais. Akademic d. Wissenschnftcn).
Siiugctiorc. Homiiiels Bchaiiptung (HS 329), class in
Arabien niir am ausscrston Siidrand and in 'Oman AiYon
vorkamcn, geht etwas zii woit. Bcispielswoisc crwiilinon Ja-
qut IV 1020, Qazwini II 59 don Berg Jasiim ini (iobiot dor
Hudhaii naiio boi Mokka als Schlupfvvinkol zahlreicher Attbn.
Qaz\Yini II 31 gestattot kaiini den Schluss, dass in csch-
Schi/a* menschonahnlicho Affen vorkanicn.
Einon entschiodenen Misgriff hat Freiligratii bogangon,
als or don Lijwon ,,Wi.istonkunig" nannto, denn dor Luwo
kommt in dor oigontlichen Wiiste garnicht vor, sondorn in
don Uborgangslandschaften ; namentlich liebt or nacli Tschi-
hatschot' (Spanien, Algcrion und Tunis S. 287) ,,wolilbowas-
scrto Thalor, wo die Gegenwart dos Monschcn das Vorhandon-
soin von Violi vorkiindot und wo der Landbau kompaktos
und ausgodehntes Dickicht ausscbliesst, das ihm dio Gelegon-
heit nimmt seine Beuto aufzuspiircn oder Jagd auf diesolbo
zu machen". Niclit Lowon dor AViiste, sondorn Ltiwon dor
g'dh dor Gestriippo') konnon die alton Lioder; masado nonnt
man oino Gogond, in welchor Lowon vorkommcn, dcnn asad
ist dor gcwohnlicho Name dos Tiers (Zuhair m. 38); das alto
laith (Zuhair 4,16) tritt mehr und mclir zuriick. Im Papyrus
pflcgt or zu ruhn und an ihm hafton, wonn er scin Lager
vorliisst, hiiufig nocli vertrockneto „Peruckeu"-Abfallo dor
1) Muhalhil: Dol 45 Z. 5; DH 288. lui Dickicht (aiku) ist das
Lowenlagor (^'arin); Uuicija: Gamhara 106 Z. 26.
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Papyrusstaiidcn (Aiis b. //agar .'{2,1.'!). Fiilschlifli hat man
don arabischen Lovvon als oincii niiihiionlosoii bczoichnct, die
Miihiio (libad) wird ausdriicklich orwahnt: Ziihair lu. 38.
,,Dcr Luwc", sagt Wcllhaiiscn (Cosmopolis I 8. GOl) ,,\vird
nicht gcrn bcscliricbcn, angcblich urn niclit durch dio Schil-
doriing seiner Furchtbarkeit selbst Furcht vor ilim zu vorratcn ' ),
in Wahrlicit viclioicht inn nicht den Teufel an die Wand zu
nialon." Uoch erschcint mir diesc Annahme kcineswcgs
niitig, vielmelu- orkliirt sich die nicht sehr hiiutige Erwiihnung
daraus, dass der Lihve nicht wio die Gazelle iibcr ganz Arabien
verbreitet war und die Wenigsten ihn geselien habcn mochtcn.
Heute ist sein Verbreitungsgebiet anf der arabischen Halb-
insel jedenfalls oin sehr kleines, doch behaupten die Ein-
geborenen, dass im Jemon noch eine masade cxistiro (Donghty
I 459). Dort, also nicht in den grossen Wiistendistrikton,
godenkon seiner auch dio Dichter, so //assan b. Thubit (JH
937 V. 9) in //alja, welches nach Jaqut im Jemcn zu suchon
ist-'). Im Jemen Jiegt nach Jaqiit 10 Tagc von Mekka anch
'Atlithar, welches bei den Dichtern als masade vorkommt, so
bei Kab b. Zubair: Del. S. 113 V. 46. Ferner wird znni
Jemen nach Jaqut das jjlowenrciche""^) Bischa gerechnet, fiir
dcsscnLuwen Goldziher JH G15,7; al-Khansa ^^1\: ]\Iuzarrid :
M 15,29 als Belege nachtriigt. Ausserdem fand sich der Lowe
im Euphratgebiet, so in Khaffan (DH No. 87 Vers 9), iiber
das man Jaqut II 456 vergleicho. Die Lage der Muldo von
1) Die Erkliiriing ist nicht so widersinnig, als es zuniichst don
Anschein hat, wenn man bedenkt, dass Prahlsucht eine der wiclitigsten
Qiiellen altarabischer Poesie ist, ritterliche Lowenjagdcn aber nicht voi-
kamen, da man dera Lowen niit eincr Fallgrube (zubja) nachstollte.
2) Ob mit der basilicumrciclien Mulde //al.ja, die asch-Scluinfara :
M. 18,13 nennt, identisch? Der ersto Belegvers Jaiifits fiir diese masada
(II 326) stammt ans DH No. 6,") V. 7.
3) Jaqut I 791, nach Bekri ed. Wiisteiifcld 1 S. A Zoile 2 gchurt
es ziim Neffd.
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Khafijai) luid die von Sclianl (Jaqut s. v.) sclieint niir zii
zweifolhaf't, iiiii f'iir das Vcrbreitungsgebiet dos Luwcn darauf
Schliissc zii bauon; Glcichnamigkeit konnto irrefiihrcn. Audi
iibor ar-Raqmatrm (Zuhair m. 2), wosolbst os nach DH 77,13
Lowon gab, scliwankon die Angabon-). — Dor Tiger, fur
den das Arabische keinen echton Namcn bositzt, sondorn sich
iiiit dom pcrsischen bebor bcbelfen muss'-), komnit in Arabion
nieht vor. Dagegen stcllt dor Panther (namir) in den Bergen
den Schafon nach (Imr. 17,20). Zwoi Panther fressen einon
Schlafendon in einer Hohlo auf: DH No. 110, Einl. Es ist
daher gefahrlich Huhlon zuorst zu betreten: JH 328, auch dor
Schlangen wegen. Wahrschoinlich habcn wir an einon Panther
auch bci dor in den Liedern mchrfach erwiihnten Katzenart^)
zu donkon, wclcho Kamelo anfiillt-'). — Dor Kampflustige
godenkt dor HyJlnin, die doreinst froh zu seinem unbostattoten
Loichnani heranhinkon wird (vrgl. S. 128). Sim' (asch-Schan-
fara: Mukhtarat 25, lotztor Vers) wird als eino Krouzung von
Schakalin und Hyiine orklJirt. Unsor Wolf koninit in Arabien
iiicht vor; doch glaubto ich friiher, dass dhi'b den Schakal-
wolf (Canis lupaster) odor einon nahon Verwandton bozoicbne;
auch bci Ebers Cicerone II S. 162 findct man als arabisciien
dhi'b den Schakalwolf abgobildet, den Ebors fiir das in Lykon-
polis verehrtc Tier hiilt. Ich glaube jodoch, dass Hommel
(HS 303) das Wort mit Recht (wenigstens fiir Arabien) auf
den Schakal (Canis aureus) bezioht; alio von mir gesammelten
1) ilabi'a b. Maqrum: II 273; IH 893 Y. 7; JfiqiU II 457.
2) S. Jaqut II 801, Landbergs Zuliair V'] — Uber Lfiwenjagd
s. das Kapitel „Jagd" und die Nacbtriige zu dioseni.
3) Gawaliqis Mu'anab S. fV, Qazwini I S. p'^f,
4) 'Antara m. 29 30; Imr. 20,30, 40,10; Gabir b. //iinaij : M 35,7.
Hommel denkt wol mit Uniecbt (HS 317) an die Falbkatze; wer eine
solcho geseben, weiss aucb, dass sie nicbt ,,cine deni Wiistensand iibu-
licbe Farbe" bat; es wird also bei der Lesart ,,birr" bleibeu.
5) S. Heft I S. 70f.
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Bolcge passon am bostcn aiif dioscn. Trcfflicli schildcrt ascli-
Schanfara in seiner beriiiiniten Qaside (Miikhtririlt S. 23 fl) don
fahlcn (a///al) hagoren (azall) Scliakal, dor bciitcsuciicnd von
Schluclit zu Schluciit ronnt. Hoult or hungornd auf, so ant-
wi.rten ilini die Stininion hungriger Gcnosson. j\Ian vrgl.
Brehm 2. Bd. P>. Aufl. 8. 43, wo os vom 8chakal heisst: „Sobald
dor oine seine Stininio orhobt, fallen die andern regolraiissig
ein, iind so kann es konimon, dass man von einzeln liogonden
Gebofton aus zuweilen die wundorlichste Musik vernelniion
kann, weil die Tone aus alien Gegenden der Windroso heran-
schallen." Er war iiberhaupt das Bild des Hungernden;
hungernde Kinder hculon das Golieul der Schakale ('Jqd I
S. 82 Z. 5). Namcntlich raubt er Schafe und Kamolfiillon,
holt aber bisweilen auch oin Kindi), dcnn er scliloicht um
das Lager, bald hier bald dort einen Einbrueli versuchend,
weshalb man auch vom gclindcn AVinde, der bald aus diescr
bald aus jencr Richtung weht, ,,er schakalt" sagt-). "\Vo ge-
braton wird, naht er sich wol dem Feuer, und dor Grossmiitige
schleudert ihm ein Stiick Fleisch zu, mit dem er frohlich don
Kopf schiittelnd abzieht-'); auch dieses kleino Genrebild passt
am boston auf den Schakal, der, wio man bei Brehm nach-
lesen mag, weit droistcr als der Wolf ist. Daher gicbt ihneu
Imr. 5,2 das Beiwort agra -^~~ kiihn, dreist. Als Schlupfwinkel
liebt der Schakal das (/ar/a-Gcbiisch '). — Vor oinom Jvaub-
1) al-Gumai/c M. 3,6 vrgl. die Verse Qazwiiii II 70. Brehm sagt
a. a. 0. vom Scliakal: „Die Morgenlilnder sagon ihncn nach, dass sio
iintcr Umstilnden auch Meiischon angreifen, zwar nicht den Erwachsenen
und Gesunden, wohl aber Kinder und Kranke."
2) tadha'ab: Tarafa 1241. I" 1001 Nacht kehrt ein Kanfniann
bei Nacht vom Kirchhof nach Ba//dad ziiriick, findet das Stadttor vor-
schlossen und alles menschenleer ,,und er vornahm keinen Ton ausser
dem Gebell der Hunde und Gehcul der Schakale" (ed. Bfilaii 1251 h. I
S. 126, 37. Nacht.)
3) al-Muraqqisch al-akbar: M. 40,12.
4) s. fiber dieses den vorigen Abschnitt.
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vogcl vorkriocht sich dor Fiichs in soino Hohlc (gaArir: Imr.
53,55); or vorgriibt sich als Vorrat bahsch, das niit imiql, dor
Friiclit dor Dumpalmo, idoiitifieirt wird i). Man konnt soino
Schlauhoit'-). Viclloicht war dicso Boobachtung dcr Anlass,
dass or zum Lioblingsrcittior dor Ginncn wiirdc (GAP 209).
Wcnn dio Finstcrnis diclit gowordon, wird dcr Igol (qiin-
fiidli) lobondig^'). Zuwcilon bov()lkcrn Schaaron von Klipp-
schlicforn (liyrax syriacus, arab. wabr) die Folsonwiisto: 'Antara
12,5; Eiiting: Vorliandl. d. Goscllsch. fiir Erdkundo zii Berlin
XIII 188G S. 277.1) Don Wiistonbodon durchwiihlt soino
Loeiior (sing, qa.si'ri) grabcnd dor Dipus (jaibiV). Molirfach
gonannt wird dor langolirigo AViistcnliaso crnob; nach Ar/ani
II S. 194 Z. P)/2 V. u. wiirdo or abwciciiond von dor hobriii-
schon Satzung (Lovitius ILG) auch gogcsson. Don Ginnen-
abor gait or fiir unrein, sio wilhiton ihn wenigstens nicht
zu ihroni Roittior (GAP 207/8); damit hJingt cs avoI zu-
sammon, dass man Hasonknochol als Aniulott trug (Imr.
.1,2/3 vrgl. ancli W. Robortson Smith, Zu don Liodorn dor
Hadhailiton: ZDMG 39. Bd. S. 329). Fiir don miinnliehon
Hason hat man ein bcsondercs Wort, niimiich khiizaz: Imr.
52,55; 55,14.
Vom Jagdwild und von don Haustiorcn wird spiitcr dio
Rede soin. Hior soi nur angomcrkt, dass oinigc Tioro boi
don alton Diehtcrn orvviihnt zn worden schoinon, dio heuto
aus Arabien vorschwundon odor wenigstens von ncuoron
Roisonden dort nicht bezeugt sind. So weisen einigo Verso
1) I)H 104,9. Vrgl. (lie Mittoiliing Scliwoiuturths boi Brelim 2.
Btl. 3. Aufl. S. 35.
2) arwaiyu miu tlm'ala ,,listiger als cino Fiichsin" sagt Abu Diiad:
A//. XV S. 96; arwavu inin tha'lab ,,Iistiger als ein Fuohs"; /"arafa 2,3.
3) 'Abda: M. 19,16, vrgl. //assail b. Tliilbit: Del. 72 Z. 6.
4) Nach Marslialls Atlas dor Ticrvorbreitiing- nur ini westliclien
Arabioii, wiihrond das Vcrbrcitniigsgebict dos Dipus die ganze Halbinsol
umf'asst.
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auf dio Boisaaiitilopo ' ). Ein Vergleicli in nsch-Schanfaras
Laraijat al-'Arab maclit cs wahrscheinlicli, dass zu seiner Zeit
das wilde Mahnenschaf (ovis tragelaphus) in don Gebirgcn
des Jemen vorkam, wio ich Heft II S. 115 ausgefiihrt babe.
Gleich dem Kamel vei-mr)gcn Gazellen, Wildescl und andere
Tiere bei saftiger Kriiutcrnahrung liingcrc Zeit olino Wasser
zu leben (gazaa Lebid m. 28 ). Beduinen erziiblten Nolde
(Reise S. 24), dass Gazellen 9 Monatc lang ini wasserlosen
Innern vorkommen, fur dio Zeit aber, Avenn sie Jiinge werfen
und aufsaugen, Flussliiufe aufsuchen, wozu man Lebid m. 6
vergleicbe. Ziiwoilen kani es vor, dass entlaufenc Kamole
verwilderten -), wio cs heuto in Arizona verwilderto Kamele
giebt.
Der Elephant fehlt in Arabien; als dio Athiopcn dieses
Tier nach der Halbinsel brachten, orregto es dort das grosste
Aufsehen (Qoran, Suratu'1-fil; Qazvvini 11 13). Aucli diese
athiopisc-hen Kriegselephanten sind ein Beleg liir die Ziihm-
barkeit des afrikanischcn Elephanten. Die Girafe war avoI
niemals in Arabien heimisch; dass Strabo solches bchauptet,
besagt wenig. Xacli der tiergeographischen Ubersichtskarte
(nach Wallace bei Sicvers, Afrika) erreicht die Linio, welchc
das Verbreitungsgebiet der Girafe angiebt, erst siidlieh voni
Aquator die ostafrikanische Kiiste und verliluft iiurdlich noch
ctwa 900 Kilometer von der Wcstkiiste des Roten Meores
cntfernt.
Vogel. Raubvugcl sammcln sich um die Gefallenen;
Adler und Aasgeier (al-'iqbanu war-rukhamu ncnnt Ziihair
17,17; Adlerweibchen (alqa: al-Z/arith m. 53 plur. von liqwa)
raachcn auf Haseumiinnchen (khizzan pi. von khuzaz) Jagd
(Imr. 52,54,55); frisehc und trockone Vogelhcrzen liegen um
das Adlernest als waren es 'iinna,b (s. das vorige Capitol)
und welke Datteln. Aus EiniJdcn liisst dio luile (bum) ihren
1) Nabi</a ed. Dereuboiirg 32.32, Ziihair: Del. S. 109 Z. 1; liiir. in. G4.
2) Jaqut I 129 Zeilo 15 ff Artikol Aga.
4
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unhcimlichon Ruf wie cin niiqiis erschallcn ' ). Einc schwarz
iind weiss gcfleckto-) und oino schwarze-') Krahenart, doren
Aufschcucheii unheilvoll ist ('Alqama l.H,35), deren Kriichzon
Trennung von dor Gcliebten bedeutot, wird von den Vogeln
mitliin am hjiufigsten genannt. Ersteres ist keine Elster,
sondern entweder Corvus scapulatiis (Houglin, Ornithol. Nord-
ost-Afrikas S. 501) odor Archicorax crassirostris (obend. S. 507);
C. scapulatus hat einen woissen Nackenflcck und weissoBrust;
A. crassirostris weissen Nackenfleck und woisslichon Halsring.
Einer Kamelin, deren Kilcken das Gcschwiir qarA bedeckt,
hacken Raben den Hooker nach Entfernung der walija: Laila
al-Akhjalija: 11 7 LI. „Wenn der Riickcn des Kameis wund
wird", erzahlt Qazwini I 420, „und sicli auf ilim faules
Fleisch bildet, so troibt man es in die Wiiste, damit sieli
iiber ihm die Raben sammeln und das todte Fleisch aus
seincm Riicken weghacken." In der That findet etwas Ahn-
liches statt. „Der "VViistenrabe" so berichtet Houglin, Orni-
thologie Nordost-Afrikas 1 2 S. 506, „fo]gt oft den Biiffeln
und Kamelen, auf deren Riicken, Ohren u. s. w. or Kamel-
liiuse und Larven suclit." 'Asafir^) pflegt man „Sperlinge"
zu iibcrsetzen, doch ist es wol mehr ein Sammelname fur
kleine Singvogel, da dor Sperling dem Getreidebau zu folgon
pflegt und deshalb in der Wiiste kaum vorkommen diirfte^).
Dagegon ist mukkii ein kleincr Singvogel, der in der Wiiste
aus ala und schiA (Artemisia) sein Nest baut (Qazwini I 424)
und nach dem Rcgen schmetternden Gesang ertonen liisst
(Imr. 48,75). Schwalbeuartige Vogel sollen die samam sein,
mit denen 'Antara 23,4 die gekriimmten Kamelsattelholzer
1) Imr. 4,19; al-Muraqqisch : M 45,9 (Ms. Thorbecke A 5).
2) al-^rurabu '1-abqa': 'Antara 13,1; auch in der Reimprosa der alten
Seberin Zarqa: Ag. XI S. 161, Bekri ed. Wiisteiifeld I S. 14 Z. 13.
3) al-i^rurribu 'l-as/<am: 'Antara 21,15
4) Qa'nab: Mukhtarat S. 9, Vers 6; Imr. 5,2.
5) Heuglin, Ornithologie Nordost-Afrikas 1. Band S. 629 sagt vom
Haussperling: ,, Seine Verbreitung' nach Siiden schoint mit den Hilusorn
aus Lehm und platton Diichern auf^uhuren."
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(aqtiid) verglcicht. Aus dcm Baunidickiclit, bosoiulors dcni
arak-Gestriiuch (Salvadora persicu), ortiJnt „das Woinen der
Taube"'); 'Abid spricht sogar von den Thriinen, wolcho sic
vergiesst (Mukhtarat S. 87 V. 4). Das Lebcn des Flughuhns-)
(Pterocles arab. qa/a) und des Strausses ist aufnicrksam bc-
obachtot. Auf die Fliigliiihner machen Raubvugel Jagd').
Ganze Hiinde vol! Qa/aciern liegcn zur Seiten des sclten be-
tretenen Wiistenweges in ihren in den Sand gescharrten
Locbern, als wiiren es offene Olflaschen ('Abda: M. 25,14,15).
Ein Beiwort dieser Vogel ist qarib^), weil sic schon in aller
IVtihe von ihrem Lagerort ,,in Ketten'' raschen Fluges zuni
Triinkplatz kommen. Der sclinelilaufenden miinnlichen Steiii-
liiiliner (ja'aqib sing, ja'qiib) godenkt Sahlma: M. 20,8'').
Der Ton der Straussenmannclien ('irar) wild neben dom
Geisteriaut (azfj in den odeu Wiisten vernommen : Lebid :
Lei. 100 V. 3, was an Jesaia 13,21 f erinnort"). Im hohcn
aibuqan-Gezweig versteckt an den Wadi-Boscluingen haben
sic ihr Nest (Lebid m. 6). Die Strausse werden von Lebid
Del. 100 Vers 4 ,,khawru7ib'* genannt, was als „zeitweilig
rotschenkelig" erkliirt wird. Eineni Sklaven, der ein langes
Fell umgcworfen hat und dem die Obren abgeschnitten sind,
wird das Miinnchcn vcrglichen ('Antara m. 27). Es orakelt zur
Straussin mit Kriichzen und Geglueks „wie die Griechen in
ihren Burgen kauderwiilschen" {'Ai(|ania IJ{,26). Giinse nennt
Aus ibn //agar 12,11 = Nabi^a 14,8.
Reptilien und Amphibien. Mit dem Panzer einer
Schildkrote (a)!iim) wird gelogentlich die Haut der Kamelin
verglichen (Del. Ill Vers 19). Die grosse Wiisteneidechse
1) 'Ant.ini 19.4, 'Abi<l : ^Mukhtarat S. 87 V. 3.
2) Vrgl. meine Stud, in Anib. Geopr. III.
3) Muzarrid: M. 1(}.:]3 ; DH 74.47.
4) 'Abid, Mukhtarat ^d V. 0; asch-Schaiifara: Muklitarat 24.
5) Vrgl. Demiri s. v. ja'qfib und zu die.sem meine Studien in arab.
Geogr. Ill S. 112.
6) Vrgl. Heft IV S. 16.
4*
_^24
((/abb) wurdo von den Bcduincn gcbraton'). An lioisscn
Tagen krioclit das Chamiiloon (Airba,) aiif dio Biische, uni sich
zii sonnen und sclioint von der Hitzo fast wio in gliihonder
Ascho gobratcn odor schUig't iinwillig niit dcm Sehwanzo-).
Nach Noldos Aufzcichnungon (S. 97) muss man annohmcn,
dass Inncrarabicn oin sehr sclilangonrcicbes Land ist, obwobl
nicbt in dor licissen Zoit roisend sah or docb dnrcbscbnitt-
licb pro Tag cine Scblange. Haufig werdon denn aucb Gift-
schlangen-'), namontlicb giftige Nacbtscblangen, also \\o\
Vipern, von don Dichtern crwahnt'). Dio Hundo fiircbten
sicb vor ibnen iind knurron, wcnn sio dieselben irgendwo
antroffon ('Antara 26,5). Andere Schlangen scbliingoln sich
in den Hundstagen fiber den gliibend heissen Kiesboden
(asch-Schanfara: Mukhtarat 26, ietzto Zoilo). tJber scbwarzo
Schlangen s. S. 47 und Gabir b. //unaij: M 35,26. Eben-
dasclbst erhiilt die Sclilange das Epitbeton salikh „sich hiiutend".
Der Dichter Dhu '1-isba soil seinen Namen ,,der mit dem
Finger" daber gefuhrt baben, dass ihm infolge eines Scblangen-
bisses oin Finger verdorrte: A^^. Ill 3. tJber Schlangen als
Erscheinungsform dor Ginnen s. van Vloten im Festbundel
aan do Goeje 1891 S. 37ff. Rabia al-Basri stellto nach
Fihiist 2* dio Dichterstollen, welche von Schlangen handeln,
in einem bosondern Buclie zusamraen''). Der Dichter, welcber
webmiitig der fernon Hcimath gedenkt, erwahnt untor ibren
Reizon wol aucb cinen Toich, um den Froscho biipfen (Del.
35 Zeile 5). Die Schwachlinge gehon in der Wiiste zu Grundo
1) Belege s. S. 95.
2) Ka'b ibn Zuhair: Del. 112 V. 29; 7/707; 'Abid: MukhtanU 97 V. 6.
3) al-i/iuaia 89,5: al-arqasch. Wie dieses war audi al-arqam jj;g-
fleckt zuniichst nur Epitheton fiir Sclilange : Bisclir: Gaiiihara 104, wurde
dann aber geradezu Schlangeiiuame ; vrgl. Scetzen, Reiseu III S. 465 und
nieine Dichtcr-Studicii US. 93/4. Das liilufigste und allgemeinste Wort
fiir Sclilange ist //aija: 7'arafa ra. 83. Af on : asch-Schaufara a. a. 0.
So luess audi eine Eeitkamelin des //atim at-Tdi s. dessen Diwan S. 32.
4) 2aabbata scharran: M. I 2.
5) Kitabu ma qila fi '1-Aaijati mina 'sch-sciii'ri war-regez
25
gloich Kaulqiiappcn (Frosclihu'veii: da'ami.s pi. von du'niu.s),
dercn Kcj^cnwasseilachc austrockneto (Tauba: Del. G Z. G).
Fisclio wcidcii sebr selten genannt. Naeli Eiiting (Vcr-
handl. dcr Gescllsch. fiir Erdkundo zu Berlin XIU 188G S.277)
einpfinden die Bcduinen Abschcu vor ihnen und sprcchen mit
Ycraditung von Lcuten, welchen man nachsagt, dass sic sicli
gelegentlicli davon niihrcn. Die Entlchnung des Wortes nun
im Arabischen, -weichc Giiidi und Fraenkel (FAF 121) an-
nahmen, bezweifelte bereits D. H. Miiller (WZKM 1 1887
S. 24); icli kann nun ausser bei al-A'sclia (Jaqiit III S. 439
Art. »Saibun) audi noch bei Muzarrid (M. l(i,o9) belegen.
Wirbclloso Tiero. Den Hals des Siiuglings zieren 2
Gehiiuse der Porzollanschnecke (Cypraea, arab. uad'a), "welche
im Indischcn Ozean und Roten Meere lebt, Avic sic von dort
in prahistorischer Zeit durch Landliandel bis zu uns gc-
langten'). Purpur (urguwan) erwiihnt 'Anir ni. 44, die fiir
das arabischc Wort vorgcschlagene Sanskrit-Etymologie ist
mislich, da die PurpurschnedvC sowie die purpurlieferndcn
Murcxarten dem Mittolmeer angchoren, audi das Assyrischo
bereits arganianu hat (s. Delitzscb, Assyr. Gramm. S. 104).
Die hiiutig er^vahnte Perle stamnite wol meist aus den Perlcn-
fisdicreion von al-Ba/a-ain. Xadi Mas'iidi, Muiug adh-dhahab
I S. 328 wurdo dort von Anfang April bis zum Sdiluss des
Monats September gctauclit. Audi nacli Tu.uu in 'Oman
wurdo sic bonannt-). Pcrlentauchcreien bei 'Aden: Qazwini
II G7. Der Taucher ijing nach der Perlo binab ^\[o ein Pfcil,
wo der Schwertfisch sein Lebcn gel'abrdete-V); an seiner Brust
war OlivcnoP). Teuer wurde sie verkauft und zierte den
1) S. meinc Stud, in arab. Gcogr. 11 S. 60!T.
2) Suwaid: M 34,48 u. Jfuiut 1 S87.
3) Nach Recliis ]X 861 forderii dio Raubfischo iintcr den Taiichorn
von al-Ba/n-ain etwa 30 Opfer jilhrlicli.
4) Vrgl. IkJDh I 8. 829330. White, Haiisl. Leben u. Sittcn d.
Tiirkcn hrsg. vou Eeumont 1 S. 90-
26
Thron dos rersorkuiiigs ' ). Lclurmgo (talamidh), dio Pcrlon
aufpoliron, nennt Lebid, Khalidi S. 141, lotzte Zeile.
Aiif Panzern aus Saliiq entziinden nach Nabigra I 21
(anonym citirt Qazwini It 29) Schwerthiebe Feucr dcs Gliih-
wurms (Aiiba/db). Goldziher hat (GAP 206 ff) mehreres iiber
don Volksglauben zusammengestellt, dass die Ginnen sich in
Lichtorscheiniingen offonbaren; hierzu sei nachgetragcn, dass
Demiri (Artikel Auba/db) a)s Xamen des Louchtkafers qiUriib
erwiihnt. Wie aus der Simsonlegendo bekannt ist, siedoln
sich die orientalischen Bienen gerne in Gerippen an: MDh III
S. 234; iiber Honig- und Wachsgewinnung s. S. 121. Man
hat ein besonderes Wort fiir das Honigausnehnien schar
(Lebid 41,16), die Bienen heissen na/d und dubur (pi. von
dabr) (ebend.) In der WiistenrautZa summon dio Fliegen'-);
bei Nacht storen sie hiiufig die Schliiler^); der Name 'Antara
soil urspriinglich eine blaue Fliege bezeichnen ; auf der Wasser-
flache schiessen die zakharif hin und her^). Der Amoise
(nam!) verwandt scheint nach Aus b. Z/agar 31,15 auch dharr,
das eine Kriochspur hinterliisst (Imr. 20,27). Nach al-Bekri I
S. 25 haben diese dharr das alto Riesenvolk der Gurhum
vornichtet, wie man aus dem dort erziihlton Beispiel folgern
darf, indem sie in die Nasenlocher und Gehorgange krochen.
Heuschrecken (garad-) Schwiirme, vieifach erwiihnt''), lieforn
dem Wiistenbewohncr noch heute eine willkommene Nahrung*-)
1) al-Mukhabbal: M. 11,13-15.
2) dhubab : 'Antara 21,23; plur. dhibban: Irar. 5,2.
3) Aus b. 7/agar 86,2; doch versucht Fischer (ZDMG 49. Bd. S.
125) eine andere Deutung.
4) Aus b. //agar 23,38 vrgl. Demiri 11 S. 4, LA XI S. \"\".
5) Tha'laba: M. 21,20; al-Bekri ed. Wiistenfeld S. \'° erste Zeile.
6) Gegen Wellhausens Antithese (WR 168) : „l)ie Araber essen
Kamele aber keine Heuschrecken, die Hebriier Heuschrecken aber keine
Kamele" vrgl. z. B. Burckhardt S. 375: „Alle Beduinen Arabiens und
die Bewohner der Stildte in Negd >ind //igaz sind gewohnt Heuschrecken
zu esson. In Medina und Tiiif babe ich Buden gesehen, in welchen diose
Tiere nach dom Maa^se verkault wurden." Heuschreckenragout: 'h[d III
27
wie einst Joliannes dom Taufor; vcreinzclt bcstand jodocli
bci den Beduinen dor Grdiilija Abnoigung gogon dies Geridit
(DH 147,2), wie cbcnfalls vereinzolt audi bci den houtigen
(B 376). Als der Prophet oinst die Hcuschrocken vcrfluchto,
befremdeto Jeniand dicser Finch iibcr ,,cinc Armec von don
Arraeen Allahs", aber Mu/tammcd bolohrto ihn, (hiss diese Ticrc
vielniehr durch das Nicsen eines grosscn Meorfisches ent-
stohcn. So wonigstens crziililt Demiri I 172. Eine Grillonart
sind wahrschcinlich diobuntgesclicckten ganadib (sing, gundub),
die an heisscn Sommertagen zirpcn nnd iibor don Kicsboden
dahintanzen 1); sic sind auch, Avic der Commentar richtig
bemerkt, mit den „Schreicrinnen bci Tage" bci al-Muthaqqib
(M 22,5) genicint. Klciderliiuse : ]\rnkhtarat S. 'Si Zoiio 5,
Kopfliiuse: Miikhtarat S. 27 (Schanfara), Ziihair 14,6, wo ,,dio
Lause" geradezu I'iir das Haar dcs Hintorkopfes im Gegon-
satze zu maqadim stoht. Kuttan ,,Wanzc" (Hamdani, ^'ifat
Gazirat al-'Arab S. 191) halt Noldoke (Liter. Ccntralbl. 1884
Sp. 1426) fiir ein jemcnisches Wort. Nach Iklil 49 gab os
dieso Tierchen in »San'a, abor nicht in gegypsten Hausern.
Der Skorpion ('aqrab) wird liaiifig crwahnt. Hiissliche Frauen
nanntc man Spinncn ('anakib, plur. zu 'ankabut): Salama b.
Gandal: M. 20,4. Das 'ankab eino mannlichc, 'ankaba eine
Aveibliche Spinnc bczcichno, ist natiirlich phiiologischo Spitz-
lindigkcit; das Tier wurdo bald miinnlich, bald weiblich be-
handelt. Das Xetz der Spinnc ncnnt MuAammad ein Zclt,
Avobci man -wol an das Spanncn der Zeltseilc denken muss;
das Zelt der Spinnc ist nach Qoran 2tf,40 das schwachste der
Zelte. Die Karaelzeckc wiirc besser hier als unter den Kamel-
krankhciten behandclt. Wiirmcr (dud) erwiihnt Imr. 5,2.
294 Z. 6 7. Traditionen, nach wolclicn dor Prophet uud seino Genossen
Heiischreoken assen, l)ei Demiri 1 172. Zweifellos ist Heiischreckenesscn
bei den Arabern veibrcitoter als bei den Hebriiern.
1) Ka'b b. Zuhair: Del. 112 V. 30; al-Musaijib: al-Bckri I 32
Z. 6. V. u.
28
Qabilen (Stiimine).
Blaii, Wanderung der sabiiischon Vulkerstiinime im 2. Jahrhundert
11. Chr.: ZDMG 22.Band 1868 S. 6r)4ff; Blaii, Arabien im G.Jabrhundcrt, cine
cthnographische Skizze: ZDMG 23. Band S. 559 ff'; Wiistenfcld, Gcnca-
logische Tabellen der arabischen Stamme, Gottingcn 1852; Mu/ammad
b. 7/abib (f 245 h), tjber die Gleichlieit uud Vorschicdciiheit der arabi-
schen Stiininienamen, aus einor Leydener Handscbril't liorausgegeben von
Wiistenfeld, GiJttingen 1850; Mayeux, Los B(''douin.s ou Arabes du Desert,
ouvrago public d'apres les notes inedites de Dom Eajihael (vrgl. S. X
Anm. 3) handelt im ersten Biindchen ausschlie-sslich liber Stamme (S. 5
bereits die iuteressante Beobachtung, dass vor den Toren Alexandrias
nia^/ribinisch gesproclien wird); Burckhardt, Bemerkungen iibor die Be-
duinen und Wabuby, Weimar 1831 S. 1—25, 307—343.
Dio Meinung, dass Arabien die Urlicimat der Semitcn
sci, hat Guidi, Delia sede primitiva dei popoli Semitici (Atti
della R. Accadeiiiia dei lincei, Roma 1879) trotz aller Ein-
wande mit gewichtigen sprachlicben Griiuden widerlegt. Vor
allcm ist ausschlaggebend, dass ein ursemitiscbes Wort fiir
den perennirenden Fluss (nabar) vorbanden war, der in Arabien
nicbt vorkommt, wabrend fiir Berg jode semitiscbe Spracbc
ibr eigenes Wort gebildet bat (arab. gebel, bebr. bar, aram.
^ur, iitbiop. dabr). Solltc ferner „jam" Mcer ursemitiscb
sein, was mcincs Eracbtens docb nocb immer das Wabr-
scbeiulicbe ist, so wird man die Urbeimat der Semiten in
einer von Eliissen durcbstromten Ebene in der Niibe des
Meeres zu siicben baben, Bedingungen, dio untcr den alt-
somitiscben Landern nur Mesopotaraien erfiillt. Dazu stimmt
aucb die natiirlicbe und klinstliche Flora der Urbeimat, da
das Arabiscbe, Hebriiiscbe und Aramiiiscbe urverwandte Worte
fiir Populus eupbratica (Lutbers ,,Weide"), Robr, Gerste, Hirse,
Abre aufwoiscn. Das Wort fiir „HackseI" (nicbt „Strob") ist
nacb FAF 124 im Arabiscben verdacbtig, das Wort fiir Weizen
vielleicbt ein iigyptiscbes Lebnwort i). Hinsicbtlicb der Fauna
des Urlandes wcisen Guidi a. a. 0. S. 590 und gleicbzeitig
1) Alfred von Kremcr, Stud, zur vergl. Kulturgcschicbte III S. 10 ;
Erraan: ZDMG 46. Bd. S. 116.
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31
HS 302/3 (larauf hin, class der Nanio fiir Biir gcnieinsi-haft-
lich ist, obwohl das Tier in Arabicn nicht vorziikominon
schcint, wiihrend dcr in Arabicn vorkonimondo Affo koine
urvervvandten Namen iuit, sondern von den Nordsemiton mit
cinem Nanicn frcmder Provcnicnz bcnannt wird.
Guidi folgcrt ferner aus Bedcutungsiibergangen arabisciior
Wiirzcln, dass die Arabcr aus iiircr urscmitischen Heimat
sicli ziinaclifit in cin solir heisscsLand crgosson, in dem gegcn
Abend ein erfrischender AVind woht (ra//). Er glaiibt daher,
dass sie zunachst Nord-Ost-Arabicn bevoikerten iind sicli
von dort erst allmiihlich weitor nach Siiden vorschoben. Da
koine sprachlichen Spuren eines Volkorsubstrats, einor vor-
semitischen Urbevoikerung, nacluvoisbar sind, so scheinen die
Araber die Halbinsel als eino unbcvolkerte Wiiste vorgefiin-
den zu haben, was niclit bofremdet, denn ihr warcn danials
noch Kamel iind Dattelpaimo frcnid.
Der Name Arab wird in der arabisclicn Poesio zwar vor-
mieden^), war abcr bekannt, wie Noldckc-) contra D. H.
Miiller'^) bolcgt hat. Statt seiner erscheint in den Liedern
bisweilen die Bezeichnung ,,Sohne Ma adds" in weitcrer Be-
ziehung, worunter die Folgezcit nur die iS'ordaraber (Ismae-
liten) versteht (GMSt 1 8. 90). Dcr Name Beduinc, arab. badi
oder ba'dawi d. i. Wiistenbewohner steht im Gegensatz zu
//a(7ir Stildter vrgl. z. B. 'Abid (Mukhtarat S. 100 Vers 1):
,,kein hadlr kann ihm entrinnen und kein badi " Dieser Name
ist koineswcgs national beschriinkt vrgl. MDh III S. 223:
„Dio Beduinen von den Arabern und andern Volkern"; nach
1) Imr. App. 18,15 ,,Mi'iii ii<^^'^ ^'^^^ sicli an cin arabischcs Miidcbcn
gohiingt" ist natiirlich nnccht, da das ganzo Godiclit sciiu-n i)Iiilol()gi-
schcn Urspning deutlicli verriit.
2) Nach frenndlicher Mitteiliing dcs gcnannten Gelchrton im Artikcl
Arabia der mir unzugiinglichen Biblical Encyclopaedia.
3) Arabia. Scparat-Abdruck aus Pauly-Wissowas Roalencyclopadic,
Bd. II 1894 S. 4.
32
S. 239 denkt Mas udi dabei an Tiirkcn, Kiirdcn, Bcga und
Maiiren. Qabila (plur. qabiiilj bcdeutet weiter nichts als Stamm.
Die wandcriidcn Arabcr ptlcgcn im Laufo dcs Jaliros
einen bostimnitcn AVcidcbezirk zii durchziehcn , aiif den sic
ein Besitzrccht geltcnd niachon. Vielfach behauptet einc
Qabilc Jabrhundcrte lang ihrcn Weidebczirk. Andrcrseits ist
ja eine Auswandcrung bei Nomaden leichter zu bcwerkstel-
ligen als bei Ackcrbaucrn. Bei Futtcrmangel kam cs vor,
dass man eine Kamelin, die fiir ein Gliickstier gait, frei iaiifcn
liess und ilirer Leitiing folgte: Ag. XV S. 97. Oft findet man
denselben Stammnamen an Stellen, Avelche vom Weidebezirk
des Gros sebr weit entfernt sind, wicder; es sind das meist
durch Fureht vor Blutrache versprengte Familion. Eine fiir
die Dialekte und Stammeskundo noch niciit vcrwertete Quelle
sind die eigentiimlichen der klassischen Grammatik wider-
sprechenden Bildungen vieler arabischen Ortsnanien s. Nol-
deke, Zur Grammatik des classischen Arabisch S. 23.
Aus der Mitte der Nordaraber hebt sich zunachst eine
Gruppe ab, deren mythischer Stammbaum eine gewissc Eigen-
art versinnbildlicht, niimlich die Rabi'a, unter denen die
Wailstamme bei weitem am meisten hervorragen. Unter
letzteren versteht man die machtigcn meist in Bruderfebde
lebenden Benil Ta^lib, die schon vor dem Islam in" Mesopo-
tamien eingcdrungen waren^) und die Benu Bekr-), welche
sudlich vom Euphrat zelteten und sich, wie gelegentlich der
Schlacht von Dhu Qar iiberliefert wird, im Sommer dem 'Iraq
naherten : CP II 175 ff. Doch dehnto sich das Gebiet der Benii
Bekr bis zur Jemame aus, wo die bekritischen Benii /ianifa
1) Dagegon sassen die Eaza^, welche auch zu den Ta.f/lib gehorten in
Ni^a nahe bei al-Ba/frain : kfj. IX 180 (i/arith). Von den verschiedeuen
Lokalitaten dieses Nainens ist wol hier an das Palmcntal zu denken,
welches nach Jaqflt zwischen al-BaAraiu und Basra liogt und zu seiner
Zeit einem verwandten To.'/libstarame, don Malik b. Sa'd gehijrte.
2) Nach ihneu erhielt Amid den Namen Dijar Bekr „Wohnungen
dor Bekr'*.
33
sasson. Zii den VViiilstarnmcn ziihlcn audi die 'Anczo'),
wenn auch die iiltere Gencalogie sio biswcilcn von eincm
Ahncn "Wails abzweigt'). Die 'Anczo sind hcuto wol dor
zalilreichste Beduinenstamm, liaiiptsachlich boviUkern sie die
sviiscli-arabisciie AViistc, zu iiinLMi geliorto aiich die Konigs-
familio dor Waliliabiton. Die andcrn Nordarabcr, welchc ihrcn
Stammbaum auf ihrcn gemeinschaftliciicn Aim Miu/ar ziiriick-
iuhrton, fiihlten sicli von oinom cngoren Band umschlungoii,
welches die Wailstamnic nicht mitunifasste (Del. 57). Unter
ihnen tritt vor allom die Griippo dor Qais hervor. Zii dioser
gehoren bcispielsweise die im Hochlaiide (Negd) zoltcndcn
Ga^afan, von dorcn Teilstiimmen sich namcntlich die kriego-
rischen 'Abs auszeichneten, wenn auch ihre Nachkommen
raisachtet sind s. B. 322/3 und die Dhubjan, zu dcncn wieder-
iim die Fazara zjihlcn. Ferncr sind qaisitisch die nord-ostlich
von Mekka nach dem Negd zu wohnenden Sulaini und Hilal,
wclche in der Mitte dos 11. Jhd.-') den noch heute bei den
Arabern beriihmten Eroberungsziig nach Westaf'rika antratcn.
Die Benu Hilal zahlen zur Gruppo der Hawazin, zu welchon
auch die Thaqif (vrgl. B 339) gerechnet wcrden , soit alten
Zciten in der Unigegend des paradiesischen 7'aif, der Statte
dos Lat-Cultes. Auch der iStamni Bahila (vrgl. Magani el-
adab II \'\V) ostiich von den Sulaim gehcirt zur Qais-Gruppe.
Xicht-qaisitischo Nordarabcr, die abor doch zu den Qais in
eincm nahercn Verhaltnis stehen als zu den Kabi'a sind die
Temini, welchc friiher die Dehna bewohnten'), wcstlich von
ihnen die Asad, ferner an der Kiiste des rotcn Mceres die
Kinana, zu denen die Qoraiscli gehoren, welche nach den
1) Ibii Qutaibii, K. al-ma'arif cd. Wusteiifdd S. |^^; B. 311.
2) A1)u Ga'far Mu/(ainmad b. i/abib ed. WiistciiRld S. 22. tjber
die appellative Bedeutiing vou 'anoze s. ScliW 212.
o) tJber ihro Reste im Negd s. B. 327.
4) "Vrgl. de Sacy, Anthol. 802; Sprenger, Post- und Eeiseiouten
S. 117/8 und die beigegebeno Karte No. 16.
34
Gurhiini dio Hcrrschaft in Mekka luhrtcn. ])io Quraisch, aus
(Icren Mitto bckanntlich dcr Prophet licivoiging '), traf Burck-
liardt toilwciso auf der Sinaihalbinsel an (B 314, vrgl. 336,
279). Dio Hudliail beschirnicn das Horz dcs /7igaz, heisst es
Dll !MI,23. Sio haben iainior nocli ihre alton Wohnsitzo inno
(B 388y^9), ostlieli von Mekka. Namentlicli ist dicser gleichl'alls
nicht qaisitische Mu'/arstamai durcli seine alien Dichtor be-
riihmt. Dio nahe Ver\vandtschaft der Qoreisch mit den Hu-
dliail erkliirt es, dass Maqdisi die Sprache Jetzteror f'iir don
korrektcsten Dialekt erkiiirt, da dcr Qoran dock zweiffellos die
qoraischitisclio Redeweise repriisentirto und dio Sprache dos
Qorjin als Norm gait; orsagtS. 97: „und sannntiicho arabischo
Dialektc trifft man untcr den Bediiinon dieser Halbinsel [d. i.
Arabiens] an, indess dcr korroktoste ist dort dcr Dialekt der
Hudhail, dann der beidcn Negd, dann des iibrigen /Vigaz mit
Ausschluss der AAqaf, denn deren Dialekt ist wiist". ,,Das
reino und klassischo Arabisch", sagt al-Farabi (ZDMGXXIII
592) „\var nur Eigentum von eincm Teilo der Kinana, von
Qais, Tomim und Asad, dann Hodhail und einem Toil von
7aij". Ailerdings haben sich nicht alio Eigcntumiichkeit.cn
des Qoraisch-Dialektcs den Idassischcn Nimbus erringen
konnen , sondern etliche wurden, da sio zu vercinzelt da-
standen, ilberstimmt, wofur die arabischo Orthographic den
Bcweislicfcrt. Ansdriickiich wird uberliofcrt, dass die Qoraisch
kein Hamza kannten (s. FE 88/9). Dio Schrcibung ras, ruwiis
ist nur so zu erklaren, die Hinzufiigung eines kleincn 'ain
1) Wenii die Mokkaiier zu MuAainmads Zoit als schlaue Gcschaf'ts-
leuto liandeln, die ihrera Vorteil alio andeni Eiicksichteii unterordiicn, so
zcigcn sich nacli Siiouck Hurgroujes Scbildeningen (Mokka II Haag 1889)
ibro Nachkonimcii derViiter wlirdig. Wio sich dioso in dio ointraglicheii
StcUen hincindrilngten, die Verwandtschaft goltciul machend, wolche sio
friihor vevleugnet liatten, so beuten jeno iiocb boutc den Islam durcb ibr
Pilgoraussaugesystem gescbaftsmiissig aus. Schon in vorisbimiscber Zeit
scbeinen sio um ibres Handelsvorteils willon sowobl zu Siid- als zu Nord-
arabern gnte Beziebungen angebabnt zu haben, was sic zu eiuor Vor-
niittlenollc ailerdings geeiguct uiacbto.
37
urn boi Unantastbarkoit dcs iiberlicfortcn Buchstabenbildos die
Aussprac'lio ras, ruiis zu crziolcn, als QrO zu fafscn. Icli
veinuito, dass sieli in tihnlichcr Weisc die orthographischen
Wundcrlichkcitcn bci Sctzuno: dos assimiliicndon Teschdid
orkliireni). Audi dor Umstand, dass der Qoraisch-Dialckt in
Folgo des Pilgcrvcrkohrs von frcmdon Bcstandtcilcn infizirt
war, mag seine Autoritiit so wcit beeintriichtigt liabcn, dass
Maqdisi licbcr den Hudhail-Dialokt als roinstes Arabisch
golten liisst. Doch liatte audi Hudliail seine dialektischen
Eigentiinilichkciten, auf die z. B. die Nebenform ischaA fur
wischa/t (lederncr Fraucngiirtel) zuruekzufiihren sein wird.
Sie sprachen ferner ^ durchvveg wie das lautlicli verwandte ^
s. //ofni Efendi Nasif: Verhandl. d. VII. Orient. -Congr. (Wien
1888) Somitische Section, S. 77. Das reino Schril't-Arabisch
wurde wie das klassisdio Mitteliiochdeutscli wol nirgonds ge-
sproehcn.
Siidarabien war von Jfordarabien frulier sprachlich ctwa
wie Slid- und Nord-Frankroich ini Mittelalter gcschiodon, bis
im 2. Jalirli. D. angeblich cine grosse Katastroplie, der Daram-
bruch (sailu 'l-'arim), viole siidarabisciie Sttimme zur Aus-
wandcrung nacli dem Norden veranlassto, was den Anstoss
zu der grossen arabisclien Stiimmewanderung gab. So zog
der Stanini Vliij aus dem Gebict von Gnrasch ("WK 129) nach
dcm fruchtbaren Gobiet der Granit-Bcrgc Aga und Selma-).
Ihr Stammcsnanie wnrde bekanntlich von den Aramiiern auf
alio Araber ausgedehni:. Sie werden MDh YI 145 zusammon-
gelaufcne jSTabatiier gescholten und der Dialekt eines Teiles
von ihnen (s. o.) weist viele Eigentiinilichkeitcn auf, die Guidi,
Delia sedo S. 571 mit siidarabischen Sprachelemcntcn ver-
1) Vrgl. Spitta-Boy, Gniinmatik dos arabisclien Viil.ifiirdialectes von
Aegypteu S. 30 Anm. 1. Von iingclclirtcn Arabern wird das 1 des Ar-
tikels vor Sonncnbiichstabcn tliatsiichlich nicht st'scbriobcn, soiidern
durcli Teschdid wiodergegeben vrj,'!. Hubcr. Journal S. 547.
2) Die Einwandcningssage boi .Taiiut I 126 ff; iiber die Verteilung
der raij-Stilmnio zwiscbon don bcidcn Borgen s. // )VV obcn.
38
gloicht. Kin Dichter ties 7hijstammos Nabhiin vcrhuhnt //
650 den 7aijstainni Thu al wegcn seines Dialckts. Nah ver-
Avandt mit den 7aij sind die Kinda, Avelcho in Central-Arabien
cin Keich begriindeten. MDIi VI 145 wird ihnen Patent-
fatzketum vorgeworfen, vrgl. JA V. Sor. T. I Paris 1853 S.554.
So erscheinen sie audi JH 593 fiisiit, die Augen gcschminkt,
in kostbarer Luxus-Kleidung vor MuAammad; Imruulqais al-
Kindi prahlt haufiger als andere Dichter mit seinen Erfolgen
bei Fraucn iind mit der Schonheit seines Rosses. In der
Judenstadt Jatiirib siedelten sicli die Aiis (eig. Aus ManTit s.
WR 25) und Khazrag an. Wiihrcnd die bisber genannten
siidarabischen Stiimme alio ihren Ursprung auf Kahlan zii-
riickfiihren, gehorcn die 'Udhra, Heine's Asra, die sich nord-
lich von Jathrib niedorliesscn, zii den Aimjarisehen Stammen,
Noch heute ist die Liebe der ' Udhra bei den Arabern sprich-
wurtlich; Burton erziihlt (Reisen nach Medina und Mekka
bearb. von Karl Andree I S. 213) von den Beduinen des
//igaz : „Bemerkensvvert ist der Umstand, dass eine Art von
platonischer Zuneigung nicht feblt; man bezeicbnot sie als
Usri, verzeibliche Liebe" i). Die Etymologic ist naturlich
verfehlt. Zuniichst legten diese ausgewanderten Stiimme
ihren Heimatsdiaiekt ab. Wicderholte nordarabische Ein-
w^anderung in //arZraraut zersetzte das Siidarabische in seinem
Heimatlande; der Qoran vollendete allmahlich den schon ge-
wonnenen Sieg. Heute werden nur in esch-Schi/<r und Mahra
siidarabische Dialekte gcsprochen , dooh vcrstoht man auch
dort Nordarabisch, Mahri wird auch auf der Insel Soqo^ra geredet,
Trotz des Mangels einer vorseraitischen Urbevolkerung ist
der arabische Stamm auch auf seiner Halbinsel nicht ganz intakt
geblieben. Die Athiopen, welche wol cinst von Siidarabien nach
Afrika ausgewandert warcn, macliton im 6. Jhd. den verfolgten
1) Fr. V. Hellwald macht daraus im Ausland 1890 S. 471: „Die
Beduinen Arabiens kennen aber immerhin auch so etwas wie platonischo
Liebe, die sio Hawa ugri d. li. verzeililicbe Neigunjj nennen".
39
Monophysiton') Siidarabicns za Hillfc cilond grosso Erobo-
rungon auf dor Halbinsol and bedrohtcn sogar Mckka. Gcgen
sio herbeigcrufon erscliiencn die Perscr in Siidarabion; ihre
Nachkommcn iiberdaucrten die Siege des Islam (JH); auch
faiid in islamischer Zeit wol in den Kiistenstiidten noch
violfacli persische Einwandcrung statt; MaqdisJ sagt, dass die
Mehrzahl der Bevolkerung 'Mens und Giddas Perser waren,
welcbe die arabische Sprache angenommon batten; in Sohav
spracb man zu seiner Zcit sogar Persiscb. Jacob von Sarug
richtet einen syrischen Brief an die Cbristen in Negran,
scbeint also vorauszusetzcn, dass derselbo dort verdolmetseht
warden konnte. Gelegentlicb miscbtcn sicb aucli die Romiier
in arabische Verbilltnisse; als Mu/mmmad gegen Tabiik zog,
spracbon die Gliiubigen von den Griecbinnen, welcbe sie als
Sklavinnen beimbringen wiirden. Scbwarze Sklaven traf man
auchimlnnern der Halbiusel an. Jiiden sassen bauptsacblicb
in Jatbrib, dessen Herren sie urspriinglicb waren, inKhaibar etc.
Sie waren vollstandig arabisirt, so dass sie sogar meist ara-
bische JSTamen fiihrten and an der Poesie thiltigen Anted
nahmen. In den Stammesfehden der Araber focbten sogar
Juden gegen Juden ^). Auch scbeint es im Nordosten Arabiens
bereits in vorislamischer Zeit Zigeuner gegeben zu baben^).
Unter diesen Umstanden mussten auch bei einem adels-
stolzen Yolke wio den Arabern gelegentlicb Racenmischuugen
stattfinden. Unter den Benii Gif ar, einem Kinanazweig, gab
es nacb JH 905 einen braunen hocbgewacbsenen Menschen
scblag, unter den Aslam, einem siidarabischen Stamme nabe
bei Medina einen Zweig, der ebendaselbst als scbwarz, kraus-
1) s. ZDMG 31. Bd. 1877 S. 367.
2) Caussiu do Perceval, Essai sur I'liistoire des Arabes III S. 81.—
Vrgl. iiber die arabischen Juden : Hirschfold, Beitriige zur Erklarung des
Qoran S. 46 £( II Der geistige Staudpuukt dor Juden des //igaz ; NB 52 ff.
3) ZDMG 23. Bd. 1869 S. 759, Ag XIV 46, wozu de Goeje's Bij-
drage tot de gescliiedeuis der Zigeuncrs (Amsterdam 1875) zu vergleiclien.
40
haarig unci von kleinor Statur bezoichnct wild. Bcim Manno
bogcgnen wir zuweilon dem Beiwort aschamm d. h. mit eincr
Naso, wolchc schamam, cine in don Origin alwortorbiichorn
cingchond goschildortc Form bcsitzt'), bciFraucn dcm Beiwort
asil „mit langlichcn Wangen" (Imr. m. 33, Baschama: M.
IX 6). Dor obcn orwiihnto Stamm Tomim (vrgl. iibcr sie
Hoft II S. 120), dcm aucli dor Stifter dor Wahhabiton ango-
horte, untorschoidot sich nach B 881 durch hohon Wuchs,
breite Kopfe imd dickc Barto von den Beduinen.
Name.
Der Stammesname wird nicht als Familienname gefiihrt,
man wiirde sich sonst leicht Blutrachern verraton ^). „Ich bin
der, den du siehst", pflegt der Beduine auf die Frage „wer
bist du" zu erwiedern (ZDMG 22. Bd. S. 75). Ausser seinem
ilim von den Eltern gegebenen Namen (ism), der also unserem
Yornamen entspricht, fiihrt der Beduine meist noch einen
Beinamen (laqab). Sobald er einen Sohn hat, hort er sich
am liebsten mit der kunje anreden. Bisweilen bezioht sich
die kunje auch auf eine Tochter, so soil Nabip'a nach ciner
Tochter 'Aqrab „Abu Aqrab" genannt sein. Bei vollstandiger
Nennung der Namen eines Mannes pflegt man die kunje
voranzusetzen. Den Charakter erbt das Kind wie man glaubt,
wesentlich vom Khal, dem Oheim miitterlicherseits, vrgl.
Wetzstein : Verhandl. der Berliner Ges. fiir A. E. u. U. 1880
S. 244 ff; Imr. 17, 16; U 337 Z. 2.
1) Man scheint das Wort von einer ebenmiissig gebildoten Nase,
deren Eiicken eine lange gerade Linie zeigt, zu gebrauclien.
2) Das gilt von den meisteu Volkern, bei denen die Blutrache
Privatsache ist; bei den beutigen Griechen ist der Familienname bis-
weilen schwer zu ermitteln. — Aus dem seltenen Gebrauch dieses Naraens
erkliirt sich auch die WE 177 besprochene Thatsaehe, dass diese Nameu
im Semitischen nur Derivata von Substantiven sind, die im Sing, bereits
den Complex bezeichnen.
41
Wolmiing.
Die Etymologic tier arabischon Ortsnamcn deutct racist
aiif Wasser, Weidcpflanzcn odcr Bilume. iSTiir solcho Orto
taugten zu Lagcrpliitzcn. Wann die Friihliugswcidc vcrdorrt
iind die Rcgenwasserlachen versiegt waren, musstc sich der
Stamra in dor Niihe eincs Brunnens auflialten, aus wclchom
er seine Heerden trankon liess. Hiiufig, aber niclit immcr
war der Briinneu innen gemauert and hiess dann i!awi (77arith
ra. 54), ein iingomauerter hioss qalib (vrgi. Imr. II 1). Es
gait fiir schimpflich sein Zelt inncrhalb des Lagers in oincm
entlegenen iinwegsamen Winkel fernab von der Strasse auf-
zuschlagen; die Dichter riihmen sich haufig das nicht zu
thun (Tarafa m. 45). Noch lieute muss das Zelt des Schckhs
auf derjeuigen Seite des Lagers liegon , von welcher die
meisten Fremden odcr der Feind zu- crwarten ist (B. 26).
Die Hauptbestandteile des Zeltes warcn die Zeitstangen ('imad
'Amr m. 4P), Imr. IV 58, Dual: Schanfara M. XYIII 33),
Zeltpflocko (autad-) Imr. IV 58), Zeltscile (a^nab Lebid m. 76)
und die Zelthullc in alter Zeit Felle, racist schwarze Zicgen-
felle, odcr aus Haaren bereitete Stoffe. Schon die Geliebte
im Hohen Liede (1 5) riihmt sich schwarz zu sein wie die
Zelte Qedars. Nach 'Abid dem Sohn des Aussatzigen batten
die Benu Asad rote Zelte (ahlu '1-qibabi 'l-/aimr Ag VIII S. 65).
Die Kitzon verstopfte man mit Panicum ^) (thumam), das man
1) Vrgl. mcinc Erkliining ZDMG 48. Bd. S. 709, welcho diesen
Vers zum ersten Male richtig' deutct im Gogensatz zu dem Unsinn der
arabischen Philologen. Dass icli dieseu Fund drucken liess, faudon
einige Orientalisten audi huchst tiberfliissig! Ich bin freilich auch nicht
davon durchdrungen, dass der famose Piu< und die unbedeuteude neu-
arabische Tartuffe-Ubersetzung die wichtigsten Schatze sind, welche auf
orientalischem Gebiet nocli zu heben warcn.
2) sing, watid = hebr. jated.
3) Hiise.
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in dcr Niiho sammclto und bcim Aiifbruche licgcn lioss, da
es loicht ncu zii bcschaffen war. Um das Zolt wiirdo cin
Wassorgrabcn ausgehoben und die Erdc mit dom Spatcn, dor
mis/nib, festgeklopft; dies Gcschaft pflcgte die Dicncrin zu vcr-
richten (Nabit^a m. 4). Nach dcr Jagd liisst Imr. einen Mantel
mit Stricliien als Schutzdach ausspannen (Imr. IV" 5G, XL, 32 j.
Panzer werdcn Imr. IV als Zeltpflocke und Lanzen als Zelt-
stangen benutzt. Derjenige, den ein Unwetter iiberraschte,
hieb rasch Zwcige ab und baute sich eine 'ale, cin Rcgen-
schutzdach (DH No. 139 V. 9), das wir als die den Verhalt-
nissen entsprechende Form des Regenschirms betrachten
konnen. Die Ausmoblirung des Zeltes bildeten Kamclsattel,
an die man sitzend den Riicken lehnto, Imr. IV 59 '), ferner
der mischgab oder schigab nebon dem Lager zum Ausbreiten
dcr Kleider bestimmt-). LA beschreibt ihn als Holzer, deren
obcre Enden zusammengebunden und deren untere auseinander
gespreizt Avaren. Einen Tisch (khiwan) findet man wol in
der Weinbude des fremden Kaufmanns ('Abda M. XXV 77),
nicht abor in einem altarabischen Haushalt. Langer als das
Aufschlagen des Lagers dauerte, wahren die Spuren des ab-
gebrochenen in der Wllste. Mit der Klagc an der verlassenen
Wohnstatte eines Stammes pflegt der Dichter, welchen Gegen-
stand er auch behandeln mag, seine Qaside zu eroffnen.
„Ich kenne nichts", sagt Layard (Nineveh und Babylon 293),
„"was mehr zur Traurigkeit stimmte, als wenn ein grosser
Stamm plotzlich aufbricht und, wo eben noch ein Lager war,
nur noch Aschen- und Schutthaufen iibrig bleiben". Darum
verweilt der Dichter gerne bei. diescn Spuren, dem Wasser-
1) Wahrscheinlicli hat der Kamelsattel auch die Gewohuheit mit
imtergeschlagenen Beinen zu sitzen entwickelt. Auch das urientalische
Lesepult raAl, bez. ra/da, ist nach dem Kamelsattel benannt.
2) Imr. IV 26, Nabi^ra I 26, JH 49 : „es sind verbrannt in ihrem
Gemach ihre maschagib".
43
abzugsgrabon, don Haiifcn von Panicum, den Stcinon des
Kochapparats, vortrocknctem Kamolmist, don Pflocken zum
Anbindcn dcr Rosso u. a. Sio rufcn in seiner Brust wcli-
miitigo traute Erinncrungen wacli an vcrgangcno sclione
Zeitcn, zaubcrn ibm dor Geliebten Bild vor die Sccle, das
seinen Geist bescbaftigt, wio die Sebnld don dos Glaubigcrs'),
Mit dcm Stammo, dor einst bier vor 2 odor 7 Jahren (Nabi^/a
XXI 3) gczeitet, ist sie von dannen gczogcn. Sandfiibrcndc
Winde baben dieso Spuren verwebt^), Kegengusso sind dar-
tiber hingorauscbt. Mist von Antilopon bedockt die Stiitte,
als ■wiiren Pfefferkorner darilber ausgostreiit odor sic weiden
dort, ,,\vie die Perser geben in ibren Miitzon''^).
Mannerkleidiing.
Die vielen Benennungen fiir Kleidungsstiicko, denen wir
in den Gedicbtcn begegnon, lief'ern docb nnr wcnigo Anbalts-
punkte fur eino Darstellung der Tracbt; sie einfacb zu
registriren kann nicbt nnsere Aufgabe sein, sondern muss
dem Lexikon vorbebaiten bleiben. Uber die Traclit des
Propbeten sind wir allerdings gut unterricbtet, s. Dozy's Ein-
loitung zu seinem Dictionnaire detaille des noms des vete-
ments S. 10; docb war die stiidtiscbe Mode gewiss oino
wesentUch andere als die der Wiiste. Die Beduinen Arabiens
tragcn keineswegs, wio oft falscblicb angenommon wird. den
unter dem Namen Burnus bekannten Kaputzenmantel, der
1) Salama ibn al-Khurschuf: M- V 1; DH 78, 5; Zuhair ed. Ahl-
wardt XVIII 5, der Herausgebcr will diesen Vers streichen. Vrgl. dio
bei Giese, Ac/dad S. 47 8 beigebracliteu Parallclon, dercii Interpretatiou
ich micli froilich niclit anschlicssen kaun.
2) Zuhair IV 2; Salama ibn Gandal: M. XX 2.
3) M. XXXXII 4. Ihr langes emporstehendes Gehora crinnert den
DicMer an die hohe spitze Lammfcllniutze der Perser; iibor kumnia
vrgl. Fraeukel, Aram. Fremdw. S. 53.
44
im maurischen Nordafrika vorbreitct ist, friihor audi in
Spanicn gctragen wurdo. Im Gogcnsatz zuui einfarbigcn
Burnus liobcn die Beduiiicn Arabiens den gcstreiften Mantel
(bigad Imr. m. 77, burgud Tar. m. 12; vrgl, Imr. X 13); das
haufigstc "Wort fiir den Mantel war in der Gahilija wolrida').
Das Wort burnus kommt allerdings in alton Liedorn vor,
bezoichnete damals aber einen Kopfiiberwurf dor Frauon,
vrgl. Muhalhil: II 420. Boini Morgenritt koinen Mantel zu
tragen gait fiir ein riihraliches Zcichen von Abhartung: 7/615.
Durch falsche Ubersotzungen konnto die irrige Vorstellung
entstehen, dass die Manner Beinkleider trugen, was durchaus
iinbeduinisch ist. Die bauptsachlichsten Kleidungsstiicke
sind 2, der erwahnte Mantel nnd ein Untergewand (izar);
daher findet sich mehrfach der Ausdruck thaubaja „raeine-
beiden Kleiduugsstilcko" z. B. M. VI 10 (al-GumaiA) vrgl.
WR 117. Das Haupt umhiilito ein Turban, 'Alqama XIII 46,
ed. Socin II 47. Einc Gesandtscbaft der Hamdan an Mu/tam-
mad tragt Turbane aus 'Aden: JH 963. Der Sklave hiillte
sich oft nur in ein FelF). Auch die Tracht der Sklavin Avar
ein Lederschurz (ihab): JH 858 Z. 3 v. u. Fussbekleidang
war keineswegs allgemein. „Solange auf der Erde hcrum-
schwoilt ein Baarfiissiger und ein Beschuhter", sagt Muzarrid :
M. XVI 37. Vrgl. A'scha m. 22, 26. Fussbekleidung zu vor-
schmahen gait dem Abgehtirteten fiir riihmlich: Schanfara,
Lamijat al-'Arab 49. Der Konig Gadhima al-Abrasch soil nach
Ibn Qutaiba der erste gewesen sein, der sich Sandalen zu-
schneiden licss (Briinnow's Chrest. S. 29). Die Sandalen
wurden aus mit qara^ gegerbtem Rindsleder (sibt) in Siid-
arabien hergestellt. Man schnitt sie aus den Hintervierteln
eines alten Rindes, keines Wildstiers 3), wie WR 31 aus
1) Untergewand lieisst im Gegensatz dazu izar, hebr. esor.
2) 'Antara m. 27.
3) Wellhausen sclieint eth-thiran fiir on-niran zu lesen.
45
Jclqut iibersetzt, und bcfostigte sic mit oinem Rieraon (schis )
am FussG^). Da die Beduinon im Allgomeinen keine Kinder
batten, musston sic dies Sfbuhwoik von auswiirts bcziebcn;
cs wurde in *Sada fabricirt: Jaqut 111 389. Heutzutage wird
von den Beduinon als daucrbaftestes Sandalenleder die Haul
einer erlegten Hyiinc gescbatzt, dann aber aucb Kamelleder
verwandt^), vrgl. Dougbty I 227: „Aiis ibrem alten Kamel-
sacklodor, das von Dattelsaft durchtriinkt ist, scbneiden sie
die bestcn Saudalon".
Tracht und Schmiick der Fraiien.
Die Tracbt der jungen Madchen war von der der cr-
wachsenen Fraiion verscbieden. Erstere tragen cin migwal
genanntes Hemde, letztere don dir (Imr. m. 41 A'scha m. 8).
Lebid nennt (Kbalidi 57) als die beiden bauptsiicblichsten
Kleiduugsstiicke der Madcben in der Scbenke izar und nait.
Die Gleicbbeit des Namens beweist nocb nicbt, dass das
Untergowand fiir Miinner und Frauen dieselbe Form batte.
tJber TSiit vrgl. Nabi^a m. 30, M. XXll 5, Imr. IX 4, Lebid
Kbalidi 140. Fine Art Morgenrock war der mifV^al (Imr. m.
26, 38, vrgl. MDb IV S. 257), er wurde zum Scblafen und
zur Arbeit angelegt. Das Festgewand zeicbnete sicb durcb
eine Scbleppe aus (Imr. m. 63, 2ar. m. 44). Beliebt war
namentlicb die gelbe Farbe^), die nacb jeder Wascbe durcb
Eintaucben in Safran erneuert werden musste. NacbTebrizi:
// 556 wurde ein Gtirtel nur von Sklavinnen, nicbt aber von
Beduininnen getragen [?|. Vrgl. jedocb A'scba m. 8 (Imr.
m. 25 beweist nicbts). tJber das Halstucb (kbimar) s. oben.
Ibr kbimar gab 'Afra ibrem ungliicklicben Liebbaber 'Orwa
1) Del. S. 43 u. 44.
2) Osterr. Monatsschr. XVIII 1892 S. 103.
3) Vrgi. Heft II S. 90; A^/ V 192 Vers 3.
46_
zur Erinneiung- {Ag XX S. 154 Z. 7 v. u.); mit ilircm khimar
verbiudct cine Mutter dio Wundo ihrcs Sohncs: // 411 Z. 0
V. u.; 7/ G94 giebt eino Frau ihrem Manne ilir khimar als
Karaclhalfter, weil ihr die Stricke ausgegangon sind. Der
khimar erscheint also als das Kleidungsstiick, das die Frau
am leiehtesten entbehren kann. Die beregnoten Rosse klopfen
die Frauen mit ihren khimar ab (//assan ibn Thabit: JH829
V. 10). Die Thrancn wischten sich die Frauen in Erman-
gelung eines Tasclientuchs mit den Fingerspitzen ab: Nabi^/a
XX 16. Ausserdem begegnen wir bereits in vorislamischer
Zeit cincm Schleier qiua, der das Haupthaar verhLillto und
mcist iiber das Antlitz horuntergeschlagen ^Yar. Wahrschein-
lich war er von weisser Farbe (vrgl. Rabi'a b. Maqriim: M.
XXXI 3''). Nach Hirschfeld, Beitrage zur Erkliirung des
Qoran S. 49 scheint die Sitte schon ins 2. Jahrh. D. odor
huher hinaufzureichen. Wollte die arabische Schonc Erobe-
rungen machen, so legte sie den qina' ab vrgl. al-Musaijib
ibn 'Alas: M. X 3: „sie stand ihn zu beriicken ohne qina'"
und als Gegenstiick dazu Antara m. 34 u. Schanfara M. XVIII
5: „es hatte mich bereits befremdet ihr qina', indem er nicht
hinabfiel, wahrend sie gieng ohne sich umzusehen". Yon
einem Dichter der Omeijadenzoit wird als Merkwiirdigkeit
berichtet, dass er wegon seiner Schonheit aus Furcht vor dera
bosen Auge diesen Schleier trug (A^ XV S. 158). Vrgl.
auch Nabi.^a VII, 17 (auf die Konigin von Hiva beziiglich)
und Thalaba: M. XXI 14; letztere Stelle wird vom Com-
mentar (bei Thorbecke S. 58) falsch interpretirt, da von
eincr Schwarze der Straussin keine Rede sein kann. Die
Haarfrisur der Frauen wird mit Dattelrispen ^ und Woin-
1) Imr. m. 35. Der Vergleicli mit Dattelrispeu liogt auch Irar.
LII 23 vor, woniit man Vers 30 der m. vergleiclie. S. ferner 'Omar ibn
Abi Eabi'a (Paul Scliwarz, Leipz. Diss. 1893) II 9. Der umgekehrte
Vergleich bei al-Marar : M. XIV 7.
47
rispen') verglicben, was an die Schilderung der modernen Haar-
tracht bci van don Berg, Lo /7adhramout S. 101 (vrgl. PI. VI) »)
und Wrcde S. IIP) erinnert, vrgl. bcrcits Jcs. Ill 24. Grossen
Wert Icgt der Arabcr auf iippigon Haarwuchs, fara „mit
langera Haar" schildert die Gelicbte z. B. A'scha m. 2 (ed.
Lyall). Die Stirnlocken bis zur Erde herabhiingend sind niit
Moschus gctriinkt: Suwaid (M. XXXIV 7). Das ist natiirlicli
einc dichterische Hyperbel, noch welter geht Firdosi: AIs dor
Held Zal bci Nacht zum Schlossc Rudabes kommt, die ihn
auf dcra Dache stehcnd erwartet, lost diese ihro Locken, da-
mit der Geliebte daran zu ihr emporklimme (Schahname, Lei-
dener Ausg. I S. 165). Die rabenschwarze Farbe wird haiifig
hervorgehoben, audi lockiger Haarwuchs wiederholt geschil-
dert. Nach Muzarrid (M. XVI 10) sind die Haare seiner ge-
liebten Selma „als ob sie die gestreckten langen schwarzen
Schlangen von Ramman". (Vrgl. Schahname a. a. 0. S. 165
V. 651). Al-Mukhabbal gedenktM. XI20 desKamms (midra)
und der Friseuriunen (mawaschi^)'*). Das Tragen falscher
Haaro gait zu Zeiten des Khalifen Muawija fiir eine speci-
fisch jiidische Frauensitte^). i/amasa All erzahit ein Dichter
des zweiten Jahrhunderts h, dass sein schwarzes Haar, welches
ihm geschoren wurde und das er gleichfalls reifenden "VVcin-
trauben vergleicht, von den Miidchen schleuuigst aufgelosen
wurde; zu welchem Zwecke, bleibt unsicher.
1) al-Mukhabbal: M. XI 20; Rabi'a ibn Maqrum: M. XXXVI 3;
DH No. 266 V. 20; Nabi(/a VII 29.
2) „La coiffure des femmes consiste daus des tresses ('uqdah. plur.
'oqad) minces. Ces tresses, au nombre do 50 a 60 sent assoz courtes,
ne depassaut que tres-peu les epaules". Auf diese Stella machte raich
zuerst Herr Nallino aufmerksam.
3) s. Heft I S. 24.
4) Vrgl. Histoire d' Ala al-Din ou la lampe merveilleuse publ. par
Zotenberg S. Vf.
6) Groldziher, Usages Juifs d'apros la litteraturo des Musulmans:
Eevue des Etudes Juives 1894 S. 90 91.
48
Das Olir schmiickten dio arabischen Schonen mit Ohr-
gehiingen, iibcr dercn Vorfertigung man das Kapitel iiber
Handwcrke vergloicho. Dio Nase zierto liiiufig ein grosser
diinnor Nasenring (khezam), wie ihn Abrahams Sklavc dor
Rebekka schenkte, als or fiir Isaak um sio warb (Gon. 24)
iind wio or aiicli lieuto untor den Brautgeschenken einiger
Beduinenstamme iiblich ist (B 88). Die Araberinnen spielen,
wie Lady Blunt erzahlt, gern mit diesem Ringo wiihrcnd des
Gcspraches, indem sie ihn aus dera durchbohrten Nasenfliigel
aus- und einhaken. Dio Augenlider wurden mit einem An-
timonpraparat, dem ko/il'), (vrgl. Ez. 23, 40) dunkelblau go-
fiirbt. Diese Fiirbung soil zugleich dem Auge wohlthun und,
das Gefiihl dor Klihlung hervorrufen^), woraus sich vielleicht
die Bezeichnung „Kuhlung des Auges" , die im Arab. fiiT
alios Angenehme iiblich ist, erklart^). Das mit koAl behan-
delte Auge erinnerte die Dichter an das Auge der Antilopon
(Imr. m. 33). Iliir d. h. mit grossen Antilopenaugen, in
denen das Schwarze sich scharf vom Weissen abhebt, nennt
sie Imr. 59, 8 (vrgl. Imr. 45, 11, Nab. XI 3) und diese
Bezeichnung wiihlte MuAammad fiir die Paradiesesjung-
frauen *). Zum Schwiirzen der Augenwimper diente ein
1) Zur Geschicbte uuseres hieraus entstandcueu Wortes Alkoliol
vrgl. Kobcrt's Histor. Stud, aus dem Pharmakol. Inst. d. Univers. Dorpat
III 1893 S. 366-8.
2) Verhandlungen der Berliner Ges. fiir A. E. u. U. Jahrg. 1889
S. 424.
3) Ganz sicher ist diese Erkliirung uiclit. Nach Asma'! sind die
Thrtinen der Freude kalt, die des Schmerzes heiss (Khamsu rasail, Kon-
stantinopel 1301 S. fro)- Ich wiirde auf diese Stelle keinen Wert
legen, wenn mich nicht Herr Prof. Praetorius auf Kalidasa's Wolken-
boten iibers. und erl. von C. Schiitz (Bielefeld 1859) S. 5 aufmerksam ge-
maclit hiltte, wo dieselbe Auffassung aus Kalidasa belegt wird. Vrgl. auch
Aff XX S. 154 Z. 12, unser „er weinte beisse Thriinen".
4) Auch bat dieser Vergleicb eine bistoriscbe Bedeutung gebabt,
da er den Konigen von ^ira den Tron kostete, was wiederum fiir die
49
Griffel, rairwad genannt. Beim Manne gait dor Gcbraueh dcs
ko/ds fiir woibisch (Schanfara, Lamijat al-'A.rab 17). Wiihrend
der koM dcs Augenlides iiiclit nur kosmetisclien Zwecken
dientc, sondern audi die Seldvraft orhohen sollte, bozweckto
die EinrGibung dcs Zahnfleisches mit Indigo') eino Contrast-
erholiung der die Frauen auch lieute noch hie und da Rech-
nung tragen, indom sie die Lippen mit Indigo tatowiren.
AUerdings mussten sie sich damals hiiten auf das Zahnfleisch
zu beissen, da sonst die Ziihne scliwarz Avurden, auf deren
bei dunkler Hautfarbo allerdings recht wirkungsvollo "VYeisso
die Dicliter grossen "Wert legen^) und die sie gerne mit den
Stralilenbliiten einerKamille auf dunklem Boden vergleiehen^).
Daher wird der takhjif, das Abgesondertseiu des Zahnfleisches
zwischen den einzclnen Ziihnen besonders hervorgehoben
(Rabi'a b. Maqrum: M. XXXVI 4) auch der Gebrauch des
miswak, des Zahnreibers aus den Zweigen der SalvadoraPer-
sica (arak) besonders betont (Imr. 34, 4, Suwaid: M. XXXI V^ 3)*).
Die Ziihne der Geliebten wurden den Dornen der sajal-Akazio
Geschicke Persiens verhiingnisvoll wurde. Als iiiimlicli der Sasanide
Khusro II Parwez an No'man von iBira Boten sandte, um Frauen zur
Recrutirung seines Harems zu verlangen, sagte dieser, da der Beduine
seine Tuchter nicht dem Studter zur Ehe giebt (B 88) : ,,Geniigen denn
die 'in (Grossaugen) von Sawad und Persien nicht alien euren Bediirf-
nissen". Da 'in ein Epitheton der Antilopen ist, welclie die Araber ge-
wijlinlich als Wildkiilie (baqar al-waAsch) bezeicbnen, wurde dem Perser-
kijnig das Wort von Feinden No'mans durch „"Kuhe" wiedergegebcn, was
seinen Zorn erregte und zum Sturz der Dynastie von y^ira fiihrte.
S. rabari I 2 S. 1026 7 des arab. Textes.
1) Imr. 34, 5 ist sudus avoI JaaT:? vrgl. Fraenkel, Aram. Fr. 48.
2) Imr. LII 14, 'Antara m. 1.3.
3) z. B. A'scha s. NB 45 libers. 14, Tarafa m. 8,9, Avelcher Vers
besonders deutlich zeigt, dass die Fiirbung Contrasterliuhung bezweckte,
V 18, 'Omar ibn Abi Eabi'a (Paul Schwarz a. a. 0. I 38, II 12). Die
echten Araber bezeiclinen sich als dunkolfarbig s. Goldziher, Muh. Stu-
dien I S. 268; vrgl. das asmar der neuarab. Volkslieder bei L.
4) Wegen des Contrastcs der weissen Ziihne gelten auch Knaben
rait schwiirzlichen Lippon fiir besonders schon; der Terminus dafiir ist la' is.
4
50
vorglichcn: Imr. 34, 5. Den Hals ziert hiiiitig oinc Ferlen-
imd einc Smaragdketto {7arata iii. G). Ein Handspiegel wird
Siiwaid: M. XXXIV 5, 'Alqama I 16 crwiihnt,
Der Fingor der Gcliobton erinncrt den Imriuilqais an
cine wcisse Kaferlarve mit braunrotom Kopf (usru ), denn die
Ntigel fiirbte man mit gclo stem Hcnnapulvor, das von den
Blattern der Lawsonia inermis gewonnen wird'). Nacli der
Schilderung von E. Riiete muss diqjenige, welche den Henna-
teig auf Hiinde and Eiisse aufgelegt hat, 3 Nachte hindurch
stillliegen, uiu eine schone diinkelrote Earbung zu erzielen
und sich nicht durcli Yerschiebung des Toiges zu verun-
stalten. Nicht einmal Fliegen und Muskitos darf sie dabei
verscheuchen, weshalb bei vornehmen Erauen mit Wedeln
ausgeriistete Sklavinneu wacheu. Die Hennafarbung erhalt-
sich dann trotz des Wasoliens bis zu 4 "VVochen. Teilweise
ist die Erauenhaud aiich tatowirt, uamentlich am Gelenk.
Das Geschaft wurde und wird von P^auen besorgt^). Lebid
nennt (Khalidi 62) eine solche Tatowirerin 'ulwija „eine aus
dem Hochhind''. Die Tatowirung musste von Zeit zu Zcit
aufgefrischt werden^). Ethnologen haben wiederholt beob-
achtet, dass Tatowirung einer Korperstelle meist das Bediirfnis
ihrer Bekleidung ersetzt; so vertritt aucb die Fiirbung der
Hande vielfach die Stelle unseres Handschuhs (gegen die
Erklarung WR 145).
1) tJber den Gebrauch des Henna liabeu eiugebond gehandelt L I
S. 33 ff; [E. Euete] Memoiren einer arabischen Prinzessin II S. 37—39
Friiber farbten aucb Manner ihre Fingerniigel mit Henna.
2) Lebid m. 9; L. I 35; Layard, Nineveb und Babylon 314;5 :
„Diese Operation wird von arabischen Frauen vollzogen, die zu diesem
Zwecke von einera Zelte zum anderen geben . . . Gewuhnlicb wird die
Operation im Alter von 6—7 Jahren vorgenommen ; die Punkturen war-
den mit einer Nadel gestocben und die blaue Farbe wird durcb eine
Miscbung von Scbiosspulver und Indigo hervorgebracbt, die man in die
Wunden einreibt''.
'4) Zuhair XVIII 3, 'Autara XVII 1.
51
Ans Hoho Lied IV 13 eiinnort Nabk/a VI 9'' „sic ver-
bergen die Granatiipfel schwellonder Briistc". Der Vergleicli
ist bis auf dcii heutigon Tag popular gebliebon, s. Stumme,
Tripolitaniscli-tunisisclie Boduineulicder S. 106: „Iiire Briiste
sind straff iind sehen wio Zwillinge aus (vrgl. Hohes Lied
IV 5) Oder wie Grai)atapfel in eincni Garten gezogen". Das
Gesiiss soil umfangreich sein, die Frau sicli nur mit Miiho
erheben wie eine mit Zittern am Hinterteil behaftete Kamelin^).
Vrgl. A' sella m. 31. Ein Gesilss, fur das die Tiir zu eng ist,
riihmt 'Amr m. 17 an seiner Gcliebten. In dor Mitte dagegen
soil sie schlank sein, so dass die Taille fasst abreisst (A'scba
m. 8). Die Beine werdeu von 'Amr m. IS, wozu man Hobes
Lied V 15 vergleicbe, mit weissen Marmorsiiulen vergliohen,
sonst aucb mit 2 Papyrusstauden (Muzarrid: M. XVI 11).
Es zieren sie scbwere Spangen (z. B. Imr. LII 42), die bcim
Geben mit hellem Klang aneinauderscblagen, wol aucb mit
Scbellen verseben sind urn Aufmerksamkeit zu erregen ('Amr
m. IS). Dass die Orientalin klirrendcn Scbmuck licbt, erkliirt
sicb aus ibrem Cbarakter. "Weun sie goht, klirrt es gleicb
den Samenklappern des 'iscbriq-Straucbes, der im Winde
scbwankt (A'scba. m. 4). Der Name der Beinspangen khalkhal
ist tonmalend^), die Stello, an dor sie gctragen werden, beisst
nacb ihnen mukbalkbal (Imr. m. 30, DH 97, 40). Zu alien diesen
Horrlicbkcitcn kommen Wohlgeriicbe, die naraentlicb Briluto
1) ZDMG XII 1858 S. 66 = AZ S. 4 Z. 3. Buickhardt sagt von
den Milngeln der Kamele S. 373: ,,Der niichste Iieisst el fekek und be-
stelit in einem starken Zittern in den Hinterbeiuen des Kameles, wenn
es sich niederlegt, oder aufsteht. Vrgl. feruer 'Amr m. 16, Del. 59.
2) In abuliclior Weise wio qabqilb, womit man einen Scbiih be-
zeichnet, dessen Soble 2 kurze HiJlzer triigt, auf denen man gebend
balanciron muss. In der europiiischen Tiirkei werden die qabaqib na-
mentlicb in Biidern und Abtritten benutzt, vrgl. aber auch die von
Luscbau im Intern. Archiv fur Etbnogr. II Taf. II Fig. 13 abgebildete
Karagozfigur, ferner ZDMG XI S. 508 Anm. 33.
4*
_ _52
reichlich amvendon. Ausser scliarfem Moschus (misk dhaki)
golangto namentlich 'abir (Imr. 59, 8) und zambaq (Imr.
40, 4) zur Anwcnduiig. Dor bcste zambaq spiclt nach Abii
'Obaida ins Rotlichc (zii A'scbu m. 11 bei Lyall S. 144).
Aiich das Lager wurdc iiiit Moschus parfiimirt (Irar. m. 38),
wie sich die Verfiihrorin im Salomonischen Spruchbuch VII
17 riihmt ihr Lagor mit MjTrbe, Aloe und Zinimot durcb-
duftet zu baben. Aufbewahrt wurde der Moschus in einer
/iuqqe s. die Abbildung I S. 45, die nacb Imr. XX 13 aus
/yimjar kamen.
Ich babe absichtlich nicbt zwischen der Beduinin in
ibrer gewobnlichen Tracht und in ibrem Putz unterscbieden;
die Lieder bieten dafiir kein Kriterium und Burckbardt be-
morkt S. 188 ausdriicklicb: „Die "VVeibspersonen der Beduinen-
sind nicbt gewobnt, ibro schonen Kleider und Putzartikel
sorgfiiltig aufzubewabren und sie uur bei Festen oder bei
Besucben zu tragen, wie es die Damen zu machen pflegen,
welche in Stildten wobnen ; sie Ziehen vielmebr jeden Tag
immer dasjenige an, was sie in ibrer Garderobe fur das Beste
balten etc."
Der Gang der Frauen soil, wenn er scbon ist, dem des
Flugbuhns (qai!a, Pterocles) einem naben Verwandten des
Steppenbubnes gleicben, wenn es zur Triinke gebt'). Diese
Vogel stiirzen sich niimlich aus der Luft nur bis in die Naho
des Wassers binab und laufen dann rascb iiber den Boden
bin bis an den Rand desselben. „Ihr Gang ist leicbt und
scbon" bemerktBrehm, „mehrbubner- als taubenartig, immer-
bin aber noch otwas trippelnd, nicbt eigentlich rennend wie
bei den Hiibnern. Sio tragen sich im Geben verbaltnismiissig
boch, balten die Fusswurzeln gerade und setzen nun langsam
I) Al-munakhkhal : kp XVIII S. 156 V. 1 u. H 266, Qazwini I
423, Aiilwardt's Khalaf al-a/tuiar S. 187.
53
cin Bcin vor das andcre, nicken abcr nicht bci jederaSchrittc
mit doin Kopfc wio die Taubon zii thun pflcgcn". Dahcr
wird audi gerado dor fcierlicho Schritt dor Jiingfraii beim
Festumzug dam Schroiten dor Flughiihuer verglichen (A^
XIX 105). Don Gang dor Schlaftrunkenen, welche sich auf
ihre Miigdo stiltzend zum naclitlichen Stelldichoin koramt,
vergleicht Jmr. 36, 9,10 dem Gango des durch Blutvorlust
Erschopften. An eine ahnliche Situation werden wir auch zu
denken zu haben, wann dor Gang von Fraucn die Diciitcr
an don Gang Betrunkener erinnort (Imr. XX 18, 'Amr m. 86).
Liebe und Ehe.
Die Gosamniterscheinung dor Geliebten vergloichcn die
Dichter gome mit einer Palmo oder einem von jenen mit
Votivgaben (Lappen, Schmuck) behangenen heiligen Baumon
(Ricinus communis, Calotropis procera), von donen S. 26 die
Rede war oder dem Papyrus (al-Mukhabbal : M. XI 11). Aus
der Tierwelt wird mit Vorliebe die Gazelle und Antilope
herangezogen; Schubruma ibn ai-Tufail gebraucht 7/339 rim
geradezu als Metaphor fiir Frau. Dor Vcrgleich mit Schafen
bezieht sich wol moist auf das wilde Mahnenschaf (ovis
tragolaphus); s. dariiber Heft II S. 115.
Dor Eiiigang der Qasiden, das Nesib, welches weder zu
lang noch zu kurz sein soil (NB 20) ist der Geliebten
gewidmet. Meist war es cine verheiratete Frau, eine Mutter
von Kindern ; wird doch die friihreife Siidliindorin gewohnlich
schon in einem Alter verheiratet, das uns noch als Kindesalter
erscheint. Auch musste, da viele Madchen gleich nach der
Geburt lebendig begraben wurden, Fraueumangel herrschen.
Oft bezeugt die Kunje der Geliebten, dass Avir es mit Miittern
zu thun haben, so lasst Umm 7/uwairith (Imr. m. 7) koine
andere Deutung zu als Mutter des kleinen /iarith. Auch
diirtten vielleicht die haufigen Vcrgleiche der Geliebten mit
54
oincr Gazelle odcr Antilopc, die ziiitlich ilii- Jungos bohutet
(z. B. ZuhairTX 5) Anspiolungcn auf die ^luttorlicbe cnthalton.
Vrgl. lorncr Imr. in. IG ff. Doch golit Wcllhauson zu weit,
wenn er (Eho bci den Arabern S. 473) bcliauptot: ,,Auf die
Jungfraulichkeit dor Geliebten wird nie Gewicht gclegt".
Vrgl. z. B. Imr. m. 23. Durchweg besingon die Araber nur
Frauen, welclic iiiclit in ihrcm Besitzc sind; moist solche,
doren Gunst sie einst gcnosscn haben. Das Nomadentiim
bcgiinstigt voriiborgchGnde Verhaltnisso, welchc im Islam
iinter der Form dor mat' a cine Sanction orhalton haben, die
ihron Fortbestand boi den Schi'iton officiell, bei den Sunniten
inofficiell bewirkto (Snouck Hurgronjo, Mekka II S, 156).
Auch die Leichtigkeit der Scheidung im Islam ist, wenn auch
teilweise durch die scharfe Trcnnung der Geschlechter vor
der Ehe bcdingt. cin Rcsidunm der Beduinenzeit. Der Name
der Geliebten wird fast immer in den Liedern genannt, was
mit der oben geschildertcn Abneigiing gegen alios Indeter-
minirte zusammenhangt, Tcrmutlicli ist es aber oft.ein Pseu-
donym desselben Silbenmaasses. So richtet al-Muraqqisch
al-akbar Ag Y S. 191 ein Lied an seine Goliebto Asma
allerdings in Gegen wart ihres Gatten. in dem er sic Sulaima
d. i. kleine Selma anredet. Die Deminutivform des Namens
wird mit Vorliebe verwendet; die Geliebte Gemils ist iins
nnter dem jSTamen Bothaina viol bekannter als iinter ihrom
eigentlichen (Bathne). Der Liebhaber trostet sich an der
verlassnen Stiitte ontweder damit, dass er auch andere Frauen
vor dieser geliebt und vergessen habe, Imruulqais fiihrt in
seiner Muallaqa ein kleines Namenregister derselben an,
Oder audi mit seinem Alter, das oft schon seine Haare ge-
bleicht hat gleich den Schosslingen der tha^am-Pflanze (Del.
99 V. 15; Muzarrid: M. XVI 3); allerdings verstand man
die Kunst ihnen mit dem Safte der juranna-Pllanze (an
letzterem Orte) oder /tinna (Imr. m. 62) ihre braune Farbe
55
wiederzugeben. Die Scliildoning der Gclicbtcn ist eine
^vesentlic)l sinnliclio, aiil' Charaktcrziigo wird wonig Wert
gclcgt (cine Ausnahrae ist Schanfara : M. XVIII 6 ff).
Scherzcnd iind Jaclicnd, nicht schiiclitorn, sondern duich
Ziererei und Spott horauslbrdcnuP), troten uns die arabischcn
Madchcn in den Licdern cntgegcn; sie neckcn den gcalterten
Licbhabcr, indem sie ihn ihren Onkel ncnnen (Zuhair XV 3);
mit sichercni Oricntirungsverraugen ausgoiiistet lenkcn sic
aus dor Sanfte die Kamelin durcli pfadlosc Wiisten, ilir Ziol
nicht verfeiilend, so Avenig wie die Hand jonials den Wcg
zum j\Iundc vcrfehlt (Znhair ra. 10). A'scha riihmt von seiner
Geliebtcn ni. 5, dass sie niciit neugierig das Geheimnis dcs
Nachbars belausche. Sonst gelten die Schilderungen korper-
lichen A^orziigon und dejii Schmucke, mit dein die Oiicntaiin
sich reichlicli zu beladen liebt. Namentlich sind cs zwoi
Situationcn, in denen uns dieDichter die Geliebte vorfiihren.
Einmal gedenken sie gerne wehmiitig des Augenblicks, da
sie dieselbe zum letzten Mai sahen beim Aufbriiche, den
ihnen schon das Krachzen des Trennungsraben^) vorhcrver-
klindigt hatte, als die Frauen in iiu'en Kamelsanften ^) sassen
und der Yorreiter den langsamen kunstvollen /udah an-
stiramte"), der nach Wetzsteins Schilderung (ZDMG XXII
1868 S. 95) schwermiitig und klagend klingt. Er passto zur
Stimmung des Zuschauers ('Amr ra. 21). Die Kamelc
1) Der Muslim verlangt allerdings das Gegenteil, wenn es auch im
Orient selten zu findon sein mag s. Lane, Arabian Societj- S. 228.
2) <7urabu '1-bain. Uber //urab vrgl. meine Stud, in arab. Geogr. S. 106.
3) Vrgl. die Abbildung bei Layard, Niniveh und seine Ubcrresto,
deutsch von Meiszner, Leipzig 1850 Fig. IV.
4) Zuhair m. 25 (zweifelliafte Lesart), IX 9, X 6. Die Sitte bo-
steht auch noch in Persien, vrgl. Polak, Persien II S. 99 von den Ka-
melen: „Der Fiihrer sclireitet entweder voran und animirt die Tiere
durch eineu monotonen Gesang, bei desscn Aufhiiren sie stehon bloiben,
oder er sitzt auf dom Riicken des vordcrsten, wclchoni dann die iibrigen
willig folgen.
56
schreitcn im Takt dcs Gesangcs '), wtihrcnd die Fraucnsiinftcn
gleich Meorschiffcn hin- und herschwankcn, bis dcr Ziig, den
sio schliesscn (B 28), in der Feme verschwindet. Von den
Namen dieser Sanfto ist ;:aine von Interesse, well es ur-
spriinglich die Sanfte selbst, dann die Frau in derselben und
schliesslich auch ausserhalb derselben bezeichnet, genau ont-
sprochend dem Bedeutungswandel von Frauenzimmer und
des tiirk. odalyk-Odaliske-) von oda Zimmer. Die roten
WoUfetzen, mit denen diese Sanften geschraiickt sind, habon
sich seit dem 6. Jalirhundert bis auf den heutigen Tag er-
halteii^). Die Verliebte weint beini Abschiod wie derjenige,
welcher eine Koloquintbe zerdrliekt (Imr. m. 4), oder als ob
die Niihte eines gegerbten Schlauches aufgingen ('Abid V. 8
ed. Hommel, Aufs. und Abh. S. 55, Dhu-r-Rummas von Sniend
edirte Qaside) oder gleich einer Kegentraufo (Imr. 63, 16)
oder einer maAale (vrgl. Doughty II 465, I 280), die eine
Kamelin treibt zur Bewasserung einer Palmpflanzung (Zuhair
IX 10 ff) oder gleich einer bakre (Zuhair XVII 9), einer
kleinen ma/uile^). Die meisten dieser Bilder gehoren offenbar
zunachst der maratbi-Poesie an, der sio weit angemessener
sind (vrgl. al-Khansa: NB 170) und draugon von hier aus ins
Nesib ein.
1) Bostan ed. Graf III V. 303 S. 223.
2) Kiefier & Bianchi.- ,,0n appelle odaliq les esclaves dii barom du
G. S. qui ne sont pas du nombre des sept qadin ou esclaves favorites.
3) Zubair m. 12; 'Alqama ed. Ablwardt XIII 5, ed. Socin II 5;
Dougbty I S. 437; ferner B 34: ,,Der ketteb ist mancbmal ringsum mit
verscbiedenfarbigen Tucbscbnitzehi bebangen" ; vrgl. die oben genannte
Abbildung bei Layard. Aucb die meist von Ocbsen gezogene araba, in
welcber die tiirkiscben Frauen spazieren fabren, scbeint ein Aualogon zu
besitzeu; „der flockicbt gewebto Uberhaug aus rotber Scbafwolle", sagt
Murad Efendi, Tiirkische Skizzen I S. 67 bei Bescbreibung eines solcben
Gespanns, „der als Baldacbin gegen die Sonnenstrablen scbiitzt".
4) Nacb ScbW 87, wabroud A'lam (Landberg's Primeurs Arabcs II
S. 118 Z. 2) ma/iAle eiufacb durcli bakre erklart.
•
57
Die andere Situation, in dor iius die Dichtcr die Gcliobte
vorzufiihrcn lieben, ist ihro Ersclicinung als khajal, wol audi
bei den Altcren nur cin Traumbild, und koine Hallucination,
wenn es auch bisweilen etwas unvermittelt auftritt, so Ba-
scbama: M. IX, 2.
Die Nennung des Namcns der Person, welclio eincm am
teuersten ist, soil den eingcschlafenen Fuss kuriren; Liebes-
liedcr gcdeuken bisweilen dieser Probe'). Hcftige Liebe
scheint sich auch auf die beiderseitigen Tiero zu iibertragen.
AVenigstens sagt al-Munakhkhal {Ag XVIII S. 156): „Und
ich liebe sio und sic liebt micli, und es licbt ihro Kamelin
mein Kamel". Besonders innig und leidenschaftlich pflegto
sich die Liebe beim Stamme 'Udhra (s. oben) zu gestalten,
dem die beriihmten Liebespaare 'Orwa und 'Afra, Gemil und
Bathna angehorten.
Fiir die Fran wird dom Vatcr derselben vom Freier ein
Kaufpreis (raahr hebr. mohar) entrichtet, der gewohnlich in
100 Kamelen besteht (vrgl. z. B. Ag V 190), // 538 sind es 50.
Die 'Aneze halten es nach B. 88 flir schimpflich einen solchen
Kaufpreis anzunehmen. Haufig scheitert die gewiinschte
Heirat an dem Unvermogen des Jiinglings den Kaufpreis zu
zahlen. Der Yater des Dichters as-ASimraa wollto dessen
Schwiegervater ein Kamel von den ausbedungenen 50 vor-
enthalten, indem er meinte, es wiirde darauf nichtankommen.
Dieser aber erkliirto i-***^ U)Ca/o ^"^I c>.j^j L.^ ^Ul^ ^jhr
seid die ruppigsten Lcute, die mir vorgekommcn sind" {FI
a. a. 0.) und brach die Beziohungen ab^). Von Hochzoits-
gebriiuchen erfahren wir durch die Lieder wenig. Wie noch
heute, gaben sich Brautigam und Braut vor der Hochzeit
1) Sitzungsber. d. philos.-hist. CI. d. kais. Akad. d. Wissenschaften
VI. Bd. Wien 1851 S. 439; Dol. S. 7 Z. 6; WE 142.
2) tJber den hebr. mohar vrgl. Nowack, Lehrbuch d. hcbr. Arcliiio-
logie I S. 155.
58
bisweilen Ratsel auf {kg Yll 74/5). Dass die Braut hadi
„Gelcitctc" gonannt -wurde (z. B. 'Antara XXVII 1) deutet
doch wol darauf, dass sie dcm Brautigam in feierlichcm Auf-
zugc zugofiihrt wurde, obwol Wollhauscn (Ehe bei don Arabern
S. 443) sagt: ,,Von dem Einholen der Braut rait grosscm
Pomp iindu ich aus alter Zeit in Arabion licino Spuren".
Allerdings vcrmag ich die Zuiiihrung in der Brautnacht unter
Gesang und Miisik, wie sie eine in der Jemama lokalisirte
Sage bei Qazwini II 88 sehildert und wie wir sie von den
Hebraern lier kennen (Nowack a. a. 0. I S. 163), in dieser
Form fiir die eigentliche Wiiste nicht zu belcgen, doch scheint
die von B 213 geschilderte Zufiihrung der Braut bei den
Beduinen urwiichsig und ist schwerlich importirte Sitte;
vrgl. auch S. 215: „Ist er indessen nicht zuvor verheiratet
gewesen, so Avird sie (die Braut, welche schou friihcr ver-
heiratet war) in Pomp von ihrem Zelte zu dem seinigen ge-
ftihrt". Die Braut pflegte die Tatowirung des Handgelenks
fiir diesen Fostakt auffrischen zu lassen ('Antara a. a. 0.) und
sich reichlich mit Salben und Moschus zu parfiirairen. Bis-
weilen koramt es vor, dass sich nicht der Mann mit der Frau,
sondern die Frau mit dem Manne vcrlobt, vrgl. zu Wellhausen,
Ehe S. 466 Layard, Nineveh und Babylon 316: „Suttum hatte
nicht um Rathaijah geworben, sondern sie hatte sich ihm
selbst zur Frau angeboten, was bei den Beduinen, wie es
scheint, nicht eben selten vorkommt". Now^ack bemerkt in
seiner hebraischen Archaeologie I S. 158: Das Ausbreiten
des Mantels iiber das Weib scheint bisweilen die symbolische
Handlung der Aufnahme gewesen zu sein, vrgl. Ez. 16, 8,
Rt. 3, 9. Hierzu bietet Arabien interessante Parallelen vrgl.
Burckhardt S. 213: „einer der Verwandten des Briiutigams
wirft sogleich einen abba oder Mannsmantel iiber sie, ver-
hiillt ihr den Kopf damit und ruft aus : „Niemand soil dich
bedecken, als der und der" und hierbei nennt er den Namen
59
dcs Briintigams''. Dor Solin, rlcr die Wittwc dcs Vaters
iibernahni, warf ilir ziir Hoidcnzeit scin KIcid iiber FE 223,
Wilken, Matriarcliat S. 69. Nahcres iibcr Hochzoit, Ehc iind
Scheidung bei "VVellhausen, Die Ehc boi den Arabern: GN
1893 No. 11. Vrgl. ferner G. A. Wilken, Das Matriarchat
boi don alten Arabern, Leipzig 188-4; W. Robertson Smith,
Kinship and marriage in early Arabia, Cambridge 1885,
eingehend bosprochen von Nocldeko: ZDMG 40. Bd. 1886;
Perron, Femmes Arabes avant et depuis rislamisme,
Paris-AIger 1858 bietet eine Koihc Erziiiilungon dcs k.
al-ag-ani, Icider in einen ungeniessbaren Phrasenschwall ein-
gekleidct.
Nowack u. a. sprachcn die Vermutung aus, dass die
Hochzeitsgebrauche violicicht der Schiiissel zum Vorstandnis
des Hohen Liedes wcrden kiinntcn. — Die Situation erinncrt in
demsolben bisweiien an die von B 217 gcschildertcn Vor-
haltnisse. Der Sehlnss von Kapitel III erinncrt an die von
"VVetzstein geschilderte Sitte dor syrischen FellaAen don Briiii-
tigam als Kcinig auf einen Tron zu setzon, man beachte
namentlich Vers 11.
Die Fran spielt als Inhaberin des Zeltes dem Schutz-
suchcnden gegeniiber bisweiien cine Rolle, die an den Mantel-
fricdon der Fran boi don Germanen erinnert. AVic sich dicse
Auffassiing durch Jahrhiindcrte treu orhielt, mag folgende
Parallele darthiin. "VYcllhausen stellt a. a. 0. S. 445 folgende
Belegc zLisammen: Ag XVIII 137, 5 ff: „Siilaik b. Siilaka
entfloh vor seinen Vcrfolgern in ein Zelt iind bogab sich in
den Schutz dor Hausfraii; die zog ihm ihrcn Rock an und
stellte sich mit blossem Schwerte den Yert'olgcrn entgegen
— als sie nicht abliessen, zog sie den Schleier von ihreni
Haar und rief ihre Briider zu Hiilfe. XX 162, 17 hat die
Frau den Schutz zu gewahren und zu versagen, obgleich ihre
beiden Briider zugegen sind. XIX 79, 16; 80, 4 bestatigen
60
dagegon Manner don Sclmtz, den die Frau im Zelte gewiilirt
hat". Dazii vrgl. man Layard, Nineveh ii. Babylon 318: „Im
Winter des Jahres, welches ich in Babylonien zubrachte,
wurdo nach einem Treffen zwischen den Boraidscli und den
reguliiren tiirkischeu Truppen, welchos in dcr Nilhe von
Baghdad stattfand und in welchem letztere geschlagen wurden,
ein fliehender Soldat im Angesicht des Lagers gefangen ge-
nommen. Die, welche ihn gefangen hatten, wollten ihn
eben todten, als er seine Hiinde gegen das Zelt ausstreckte
und das Dakhil von dem Besitzer desselben forderte, welcher
zufiillig Sahiman, Midschwels iiltester Bruder war. Ber
Scheikh war gerade abwesend, abor seine schone Gattin
Naura leisteto dor Aufforderung Folge, ergriff eine Zcltstange,
schlug auf die Verfolger ein und rettete dem Soldatcn das
Leben, Diese Handlungsweise wurde von den Beduinen
sehr gelobt". Yrgl. ferner Mayeux, Los Bedouins Tome II
S. 100-105.
Den Siiugling ptlegte man mit Amuletten zu behangen
(s. z. B. Imr. m. 16). Onyxe am Halse des Knaben aus
angesehener Familie erwahnt Imr. m. 64. Bei Schabib b.
al-Barsa (M. 27, 18) heisst der Siiugling „der mit den beiden
Kaurimuscheln". An solchen kaut er auch bei 'Abda: M.
^IX 22. Aus der Geschichte Mu/iammads ist bekannt, wenn
auch von der modernen Kritik in diesem Falle bezweifelt,
dass die Mekkanor ihre Sauglinge gerne einer Beduinenamme
iibergaben, welche dieselbe in die Wiiste mitnahm. Der
Branch hat sich erlialten: B 337. DieBeschneidung erfolgte
ziemlich spilt; sie ist in Arabien nicht etwa erst islamisch;
vielmehr ist dieser Branch noch heute innerhalb des Islam
ethnisch begrenzt. Wie bei den Athiopen wurden und wer-
den in Arabien auch Madchen beschnitten (DH 147, 2;
Snouck Hurgronje, Mekka II S. 142).
61
Haiistiere.
Kamel '). Dum Nomadon gilt -soin Vieh mciir als dem
Ackerbauor, dor sein Horz an Haus und Hof liiingt. Jcdos
Heerdontier hat boi den Bcduinen seinen Namen, bei dcm os
gerufen Avird (vrgl. ^-^ IV, Doughty I 428). Namentlich
abor ist das Kamel dem Araber ein unzertrennlichcr Bogleitor;
wohin or nur seinen Fuss setzte, stets der Gefiihrto seiner
Wanderziigc, die Entfernungen liborwindend vielfach der
Begriindcr seiner Siege, die Vulker verbindend der Furderer
seiner Kiiltur. Obwol das Kamel erst mit den Arabern in
Afrika einwanderte, ist cs doch seit alten Zeiten der Gefiihrto
des Beduinen gewosen, wcnn es anch auf den ilgyptischon
Darstellungen nicht erscheint. Schon auf dem Monolith Sal-
manassars 11 Rev. 94 (860— 825 v. Chr.) werdon lOOOKamole
eines Arabers genannt (D. H. Miiller a. a. 0. S. 3).
Das Kamel vereinigt in sich die Vorziige des in Arabien
nicht gedeihenden Rindes, indem es dem Nomadon Milch und
Fleisch liefert, des Schafos, indem es ihm WoUe triigt,
wiihrend einige Wiistenschafe statt der Wollo straffes Haar
liaben, und drittens des Pferdes als Reit- und Lasttier. Es
ist das einzige Vorkehrsmittel der Wiiste, da das Pferd nicht
eigentlich als solches angosehen werden kann. Der Mist des
Kamels ist zugleich, da Holz in der Wiiste selten ist, das
gewohnliche Brennraaterial. Nur noch das Rentier hat auf
den Schneefeldorn des Nordens cine ahnliche Bodeutung fiir
den Monschen. Wie die Polargegenden durch das Rentier,
so werden die Wiisteu durch das Kamel fiir den Menschen
erst bewohnbar.
Kein Stoff wird demnach in den Liedern ausfiihrlicher
1) Hammer-Purgstall. Das Kamel (Denkscbriften d. Wiener Akad.,
Philos.-hist. CI. VI 1855) wird lieiite kaum noch Jeinand benutzen.
Docb muss der Titel wol genannt werden.
62
behandolt als die Jjromudarin. Hire Schilderiiiig reilit dor
Dichter sot'ort dor Scliildomng dor Goliobtcii an. Dio Ideeu-
associatiun wild boi diesem Ubergange aussorlich etwa in der
Weise hergestellt, dass er aiif diesom Tiero zu ilu- geritton
sei, scheint aber in Wahrhcit mohr eine iiinoro. 1st docli dio
Koitkamolin dor beste Frcund des Eediiinen ; von ihron
Vorziigon liiingt oft das Golingen oincs Eaiibzuges ab, ihre
scbarfon Sinne warnon ihn iiamentlich bci Naeht vor drohen-
der Gefabr, ihrer Schnelb'gkeit uud Ausdauer verdankt or
vielleicht sein Leben. Das mussen vvir uns boi jonen hiiu-
figen, oft recht umfangroichen Scbilderungen vorgogenwartigon,
zu dereii voUem Verstiindnis man viele Karaele gesohen und
erprobt haben miisste. Wo uus Yarafa's Mu allaqa und dos
Ka'b ibn Zubair Mantelgedicht langweilt. mogen die Augeii
altarabischerHorer von ganz besondorem Intercsse geleuchtet
haben. Da ein Ross nicht jeder seiu eigen uennt, ist die
Dromedarin, die er reitet, oft des Wiistensohnes teuerster
Besitz. Die Vorderfiisse einos jungeu Kaniols erinnern den
'Amr b. Kulthum (m. 14) an die Arme seiner Geliebten und
Tarafa vorgleicht (m. 52) den kunstvollen Gosang einer Siln-
gerin dem Klagegebriill einer Dromedarin um ihr geschlach-
tetes manuliches Fiillen'). In dem von Wetzstein im 22. Bd.
der ZDMG mitgeteilten Beduinennuirchen heisst es von einem
verliebten Madchen (S. 103): ,,Und wenn sie die Einsamkeit
iimfing, jammerte sie iaut vvie eine Kamelin, welche ihr
Junges verier". Eine altarabische Ehescheidungsformel lautet:
„Dein Leitseil ist auf deinem Widerrist" (FE 207) d. h. Nie-
mand hiilt dich, wiihrend andrerseits die Gattin beim Todo
1) Ahnlicb heisst es iin Eigveda vom Gesang der Himraelsjung-
frauen: „hiibscli wie Milchkiihe briilltea sie" nnd au eiuer anderu Stella
sagt ein iudischer Sanger: „Wie Milchkiihe dem Kalbe zubriillen bei den
Stiillen, so wollon wir dem Indra mit unsern Liedern". Zimmer, Alt-
ludisches Lebeu S. 22;'.
^3
des Gatten ausriift: „0 nioin Kamel"^), d. li. dii hast niich
erniihit unci getragen. „\Verdcn dauu wol" i'lagt oin Dichter
seines Todes gedenkend ,,mcino Kamelvveibcben ihr Gesicht
zerkratzen oder ihren Kopf mit schwiirzen Tiichcrn umwickein"
(ZDMG XII 1858 S. 63). In der nuisliraischen Lcgende
redon Kamelo mit dom Propbeten , wie Bileam mit seinem
Esel (Demiri ed. 130G I «. ft^ ff) und Wrede erzillilt (S. 130)
von einem abgestiirzten Kamel; Voller Verzweiflung warf sich
der Beduine auf seia todtes Tier, rief es beira Namen und
weinte bitterlicb. Kiirz, der Anblick eiues zerscbmetterten,
zu seinen Fiissen liogenden einzigen Sobnes biitte einem
Vater keine stiirkeru Aussorungen der Trauer entreissen
konnen. Die Beduinen starrten schweigend, auf ibre Gewebre
gelebnt, in die Scene, obne aucb nur den geringsten Versucb
zu macben, den armen Meuscben von dem Gegenstand seiner
Betriibnis zu entfernen. Endlicb macbto einer von ibnen die
Bemerkung, dass es Zeit soi, nacb dem Kuheplatze zuriick-
zukebren, worauf sie ibren klagenden Kameraden mit Gewalt
fortiilbrten. Der Packsattel, obgleich zerbrocben, und die
Halfter warden mitgenommen" -). Vrgl. aucb Wrede S. 132,
Mai „[iesitz'' beisst in der vorislamiscben Poesie meist
geradezu „Kamele", vrgl. Zubair XIV 22, m. 44. Den Be-
duinen Arabiens erscbeint es fast ungiaublicb, dass Kamele
mit 2 Huckern') existiren (Dougbty.II S. 565, vgL B 158).
Das Arabiscbe besitzt eine grosse Zabl von Worten fiir die
1) L III S. 147; Snouck Hurgronje, Mekka II S. 188.
2) Auch Imr. m. 11 schleppeii die Miidchea den Sattel des fiir sie
geschlachteten Kamels mit.
o) Mehrfach pflegt man jetzt das einhockerige Tier als Dromedar
zu bezeichnen und die Worter Kamel und Trampeltier (s. Brehm) nur
auf den zweihockrige Camelus bactrianus zu beziehen. Ich folge dieser
Unterscheiduag nicht, da Trampeltier nur eine volksetymologisclie Um-
bildung des griechischen Dromedar (Lauftier), Kamel dagegen ein semi-
tisches Wort ist und wir bereits aus der biblischen Geschichte gewohnt
sind dabei an den einhuckerigen Camelus dromedarius zu denken.
6^
verschiedenon Knccn uiul Altorsstut'on dos Kamol.s, wolclie die
Poesio nocli durcli zu Subshmtiven gcwordcno Adjectiva, dio
verschiedene Eigenschalten horvorhcben, betriichtlicli vermebrt
liat. In jodem Jahrc ■wird das Tier anders benannt. Im
fiinftcn, wann seine Ziihne von gleichcr Lango sind und
keiner iiber die andern hinaiisragt, heisst es qariAa. „Wir
sind jetzt wie die Zahno dcr qawari//" riift dio Dichtcrin al-
Khausa (od. Berut 1888 S. H Z. 7) aiis, d. h. frulier warcn
wir durch ihn den andern Uberlcgen, jetzt stehen wir mit
ihnen aiif gleicher Stufo. Aucli der Geschlechtunterschied
bedingt wicderum verschiedene Benennungen. Nach Demiri
I ip ist gamal Kamelmann, naqa Kamelfrau, qa'ud Kamel-
jiingling, qaliis Kameljungfrau.
Die Beduinen reiten fast ausschliosslich weibliche Ka-
mele, weil diese cinen sanfteren Gang haben (vrgl. Doughty
II 279); die miinnlichen, welche anderswo ziira Lasttragen
bovorzugt werden ') , pflegt man in der Wiiste jung zii
scblachten, da sie keine Milch geben und jeder Trunk fiir den
"VViistenbewohner von grosser Wichtigkeit ist. Vergegenwiir-
tigen wir uns Situationen wie Doughty II S. 296: „dann
sahen wir ihre Kamele und der Gedanke an dio Abondmilch
war unsern Herzen erfreulich. „Aber siehst du", sagte Ha-
med, „es sind alios Mannchen!"" Dann wird uns begreiflich
werden, warum die Dichter, in deren Phantasie nicht nur die
Wolken am HimmeF), sondern auch viele abstrakte Dinge
die Gestalt von Kamelen annehmen, sich das Unheil, und
zwar namentlich das Kriegsunheil, als eine mannliche Fiillen
werfende Dromedarin vorstellen^). „Ein schleichender Ruin
1) Denn sie sind starker, weshalb die Reitkamelin riihmond eine
„mannliche" genannt wird s. //arith: M. XXVJ 7; Ka'b ibn Zuliair :
Del. Ill V. 18.
2) S. oben S. 22. — Auch das Schwert wird als Kamel gedacht,
das man zur Triiuke fiihrt: ScbW 63.
3) Zubair m. 3132, XIV 16; Del. S. 33 Z. 9, S. 37 Z. 2 ff; Well-
hausen, Skizzen und Vorarbeiten I S. 168.
65_
(ties Vorinugens) ist das miinnliche Junge Werfcn derKamelo",
sagt ein arabischos Sprichwort'). Zawoilon stopft man die
Haut des gcschlachtotcn mannlieheii Fiillcns mit Panicum
aus, damit die Kaniclmuttor bci ihrem Anblick ruhig wciter
Milch gobe. Einc solcho ausgestopftc Haut beisst bauw s.
Del. S. 32, Kbaiisa S. 26 Z. 2, DH 74, 6. Als eine Kunje
derKamelin iiennt daher Demiri II H' ^iiumu bauw'". Auch
die Rosso werden mit Karaelmilch getriiokt (HS 111) und
zwar gloicli nach dem Melken ; ftir das Ross des Khalaf al-
aAmar wordeu ftinf Milchkamele gcmolken (s. dcsscn von
Ahlwardt edirte Qasido V. 57); erst nach den Pferden trinken
die Menschen und zwar, wio Doughty (I S. 261) erziihlt,
hiiufig aus domselben Gefass. Zweimal tiiglich warden die
Kamele gemolkeu, am Abend und am Morgen ; al-/uilbatani
eig. die beiden Melkungon gebraucht man dahor geradezu
fiir Abend und Morgen ; deshalb sagt auch al-Akhnas ibn
Schihab : M. XXXII 20 = // 346 von den Rossen der Benu
Ta^lib: „und als Abendtrunk bekommen sie Milchfiille und
als Morgentrunk dosgleichen". Die Kamelin wurde von
Mannern gemolkcn (s. z. B. Gubaiha: M. XXXIII 5 u. 7).
Mehrfach wird des Stosses gcdacht, den die Milchkamelin
iinter Umstandon dem Melker versetzt. Einer schwer Milch
gebenden Kamelin ruft man beim Melken bis! bis! zu (s.
z. B. Imr. XVI 2). Beim Melken gleicht das Rauschen der
Milchstrahlen der heftigen Bewegung desBlasebalgs: Gubaiha:
M. XXXIII 7. Der Melkeimer wurde aus dem Holze des
nif^ur-Baumes gefertigt, ebend. Vers 10. Damit das Kamel-
fiillen nicht mehr Milch sog als notwendig war, ptlegte man
das Euter der Kamelmutter zeitweise mit einem Euterband
(siriir) zu schiitzen, saw ist das Zeitwort, welches dieses Ge-
schiift bezeichnet (al-Z/u^aia XXIII 3, 12). Doch gait das
1) HS 143.
66
bisweilcMi fiii' uiu'dcl uiul Geiz vorratond (Sclianfnru, Lamijat
al-Arab 14) iind wurdc von Sklaven vorriclitct (s. Thorbockc's
'Antara S. 19). Nacb B 55 vorfcrtigon die Fiauen zu dicscm
Zwecke Beutel aiis Kamolsbaaren, der Name eines solcbcn
ist bei den 'Anoze schamlo. „Die Schnur, wolche dicscn
Boutel festhiilt", bemorkt B 159, „umg-iebt den ganzen Korpcr
des Kamels and bleibt auch an deniselbcn in dor Kegel, selbst
naebdem die schamle abgenommen ist, Ich bomerkte diese
Scbnur an den moisten weiblichen Kamolon in dor Wiiste".
Zur Zeit dor Not lieb wol dor Reicbe eine Kamelin zur Nutz-
niessung an Bediirftige; ein solches Tier wurde ,,mauiAa"
genannt, der Mann, dessen Gowobnheit dies Avar ,,manna/i" :
DH 79, 3.
Aucb als Lasttier ist das Kamel von grosser Bedeutung
bei eiucm Wandorvolko, das in seinem Lande wegen der
Beschaffenheit der Wege Wagon kaum verwonden konnte.
Die beidon Lasten des Tieres, welclie zu beiden Seiton hor-
abbiingen, waren mit Schleifen verseben, durch welcbe, um
sie liber dem Riickon zusammenzuhalten, ein spannenlanger
Pflock, sebicib genannt, gostockt wird s. Landberg, Primeurs
Arabes II S. 132/3 (Zubair ed. Ahlwardt VIII 3). Eine in
dieser Weise verteilte Last wird ma'diil genannt ('Abda: M.
XXV 53).
Wabrend das Lastkamel moist langsanier gebt als der
Fussganger (vrgl. van don Berg, Le //adbramout S. 17) iibor-
trifft eine guto Roitdromedarin auf weitere Entfornimgen durcb
Statigkeit die Leistungon des boston Rosses (vrgl. B 365 ft',
Glaser). tjberbaupt ist zwiscben einem guten und schlecbten
Kamel ein iibnlicb grosser Uuterschied wie zwiscben einem
edlen Renuer und einem Klopper. Bei edlor Kamel-Race
wird Inzucbt geriihmt (A us ibn 7iagar XII, 14, Ka'b ibn
Zubair: Del. 112 V. 20). Am moisten goscbiitzt wurden die
zur Zeit der Friiblingsweide goworfcnon Dromedarfullou. Die
67
schnellsten Kamolo siiid lieuto die aus 'Oman, doch besitzen
sie geringere Aiisdaucr als andere Raccu (Doughty II 458,
B 363, 372). Die Zuclit dos jemenischen Stammes Ar/<ab,
eiues Zwcigcs dor siidarabischon Hamdan war beriihmt: JH
963, Del. 49 Z. 7. Vor allom aber Avard die aus der siid-
arabischen Landschaft Mahra stammende Zucht geschatzt
vrgl. JH 963, Del. 6 Z. 4, Ag V S. 166 Z. 6 v. u. Der
Khalife Sulainian ibn 'Abdalmalik (714-717 D.) beauftragt
soinen Statthalter im Jcmen ihm Mahra-Kamole zu kaufcn:
Qazwini II S. n Art. Malira. In einigen Negerspracheu soil
das Kamel meheri heissen, ob dieser Name mit Mahra zu-
sammenhaiigt, entzieht sich meiner Beurteikiug. Die Schadan-
Kace ('Autara m. 22) soil aus dem Jemen stammen; eine
Lokalitat Schadan ist freilich nicht nachzuwoisen (s. Tebrizi,
Jaqut); auch iiber die 'idischen Kamele variiren die Angaben
(LA, Demiri I T)- Einige Racennamen werden von arabi-
schen Philologen auf Hengstnamen zuriickgefiihrt, was in der
That in vielen Fallen berechtigt sein mag. So sollen die
Schadqam oder Schadhqam-Kamele von eincm edlen Kamel-
hengst dieses Namens, der dem No' man b. al-Mundhir ge-
liortc, abstammen (Demiri I i|^). Gadali-Kamele nenut Scha-
bib b. al-Barsa: M. XXVII 10.
\Yas Burckhardt S. 160 von der Farbe der Kamele be-
merkt, dass namlich die braunen nicht geschatzt werden etc.,
gilt auch ftir das arabische Altertum, welches eine hell-rot-
liclie (adma) oder gclblich-weisse ('aisa: Imr. 36, 4; Nabi^a
XXI 20; DH 95, 7; vrgl. Demiri I J^) bevorzugte. Die
meisten Tiere waren wol braunrot (/uimr), unter diesen kamen
nach einem /7adith (Demiri I 1°) zu schliosscn hiiufig ver-
einzelte aschgraue Exemplare vor; ein solches Tier hiess
auraq oder, war es weiblich, warqa. Im Inncrn Arabiens
giebt es eine Race von Kamelrappen, welche seit alten Zeiten
bis auf den heiitigen Tag geschatzt wird, s. Heft I S. 15/16;
C)8
sonst pflogcn die Araber dunklcro Tioro meist als minder-
wertig- ill tViiher Jugend zu schlachtcn.
Uber die verschicdeneu Gangarton dos Kamols vrgl. B
366, 337 und Solim 'Au/mri's Kanz on-nacim (Dichtorschatz)
s. fr^
Bis 7A\m vicrten Tage konnon die Kamelo der Beduinen
Arabiens ungetrankt bleiben, dann muss (vvenigstens ini
Sommer) ein Brunnen erreicbt scin : Lebid XX VII 5,
Doiigbty II 264, B 360/1; vrgl. dazu Imr. XXXI 5, 'Abda:
M. XXV 24. Vielfach finden sich abweicbende Angabcn,
die aber als Ausnabmcn anzuseben sind, s. z. B. FE 233,
Demiri I T. Man liess das Kamel sicb nicht glcicb satt
trinken, ziuiacbst bekam es nur einon Trunk zur Stillung
des Durstes (nabil) und wurdc dann nacb einiger Zeit zum
zweiten Mai getriinkt ('all vrgl. z. B. Scbanfara: M. XVIII
25), s. Giese ArZdad S. 22 ff.
Bel der Sattelung kommt auf den Hooker des Kamels
zuniichst die walije zu liegen, welclie bei feistem Hocker
jeicbt abgleitet: Bascbama: M. IX 12. Sie sollte wol den
Druck des Sattels lindern. Trotzdem gescbiebt raebrfacb der
riickenwunden stobnenden KaineJin Erwiibnuug: „Mogest du
beil zuriiekkohren bcilen Kiickens", wilnscbt Imr. 59, 15
seinem Reittier. Es giebt vorscbiedene Forrnen des Kamel-
sattels, Reitsattel und Packsattel. 'Ilafiscbe Kamelsattel: Na-
bi^a X 16. 6rabi^ ist ein ganz primitiver Kamelsattel sowol
zum Keiten als fiir Lasten^). Die Frauensiinfte wurde tiber
dem ^rabi^ befestigt (Imr. m. 13, 14) und war mit Scbutzvor-
bangen verseben. Von der Herstellung des Sattels wird bei
1) Vou Abel Imr. m. 14 unriclitig „Kanielsa,nfte fLir Weiber'' iibersotzt.
Vrgl. B 369,' LA -^j-e-^l *.><A.c c\^j ^l^Xi.}, _^$>^ J'^*/^^ ^^^^^^^
Vrgl. mischna ID^^V Kelim 23. Vom ffobit und den andern Forinen der
Kamelsattel hat Herr Prof. Eating Zeichnungen mit Benennung der ein-
zelnen Telle hcinigcbiacht.
69
don HaiuhvcrkcMi die Kcdc sein. Audi iibor dun Reitsattcl
pflogte man noch uni den Sitz weichcr zu macben eiu Kisseu
zii brciten'j. Kamclsteigbiigcl ((/arz) urwiibnt al-Mutbaqqib:
M. XXII 10; vrgl. kg V S. 166 Z. 5 v. u. Aiisscrdcm triig das
Roitkamel nocb eincn Pioviantsack (.safnc) s. al-Muthaqqib:
31. XXII 7. Gulcnkt wurdc cs vormittolst eines Xasenringes
(bura), an dcm die Ziigel, die DH 93, 21 mit gestroiften
Scblangcn verglichen werden, befcstigt -wareu. Zum Herauf-
ziehcn der hcrabgofallenen Ziigol auf don Rcitsitz diento und
dient nocb bcuto dor miAgan (nicbt mi/(gan od. rai/idjan, wio
Sacbaii in scineai ,,Roisewerk" S. 303 driickt), aucb miscb'ab
genannt (vrgl, Dougbty I 223), oin etwa meterlangor (also
nicbt ,,kurzer") Stab, an dem nocb eiu Teil der Wurzol eino
Art Widorbakon bildct. Imr. IV 55 wird er mit den Hornern
dor Antilope vcrglicbon. Hintor dem rfikib triigt das Kamel
bisweilen nocb eincn Hintermann rodif (Lebid, Kbalidi 112);
gelegentlicb des Beutezuges werden wir darauf zuriickkommen.
Mit der balb lliegenden, balb laufenden Straussin ver-
gleicbt der Beduinendicbtor mit Vorliobe sein Keitkamel.
Aucb der Vergleicb der Tiere, welcbo die Frauensjinften
tragen, mit Scbiffeu findet sicb bcreits boi vorislamischen
Dicbteru s. Heft I S. 80. Docb boisst das Kamel keines-
wegs fi# gewohnlicb „Scbiff der Wiiste'*, wenn aucb die Be-
zeicbuung ,,Scbiffe des Fcstlands" im Arab, mebrfacb vor-
kommt (vrgl. Demiri I if) und das Verbum rakib (woven
das Subst. merkeb) ,,zu Dromedar reiten'' und ,,zur See
fabren" bedeutot. Ubrigens soil ein gut zugerittenes Reit-
kamel nicbt scbaukeln. Ein wesentlicberer Vergleicbspuukt
als das Scbwankcn ist dabor wol, wie Goldzibor gezeigt bat
(ZDMG 44. Bd. S. 167) der wie Wasser glitzerndc ill, in dem
1) inimriKi: Imr. 40. 11, mitliara: Nab. XXIIl 14, fitan: Tha'laba:
M. XXI 9.
70
die Kamolc ,,schwimmcn". Die altun Diclitcr fiihicn don
Verglcicli mit Schiffen weiter aus, indcm Hals und Kopf dcs
Karaels mit ciner Bambusstangc vGrglichon wird, die oinc
Pochkugel tragt und in Mesopotaraien zur Lonkung eincs
Rohifahrzeugos diente, auf dem Euphrat sogar noch heute in
Gebrauch ist'). Als Vcrgleichungspunkt kommt vielleicht
noch das diinkele schmierige Sekret dor Drilsen am Hinter-
haiipt des Dromedars, dossen die Dicbtor mehrtach Erwiih-
nung thun, in Betracht^). Dicso Absondening dor dhitra-
Driisen hiilt Prof. L. Abel, wie ich beroits an einem andcrn
Orte monirt babe, iiTtiimlich fiir Scbwoiss. jSTatiirlicb -ware
starkes Schwitzen kein Vorzug des Kamels, da es weit
weniger Durst ertragon wiirde, wenn seine Haiit leicht Fcuch-
tigkeit durchliesse^). Geyers Ubcrsetzung von Aus ibn //agar
IV 18 und XXIII 14 ist durch Barth in der ZDMG 1893
und Fischer ebend. 1895 S. 89 berichtigt.
Zur Charakteristik mogen noch einige Schilderungen der
Ileitkamelin aus den Dichtern folgen. Selbst in der Mittags-
hitze wirft sie die Vorderbeine so ungcstiim wie eine Frau
bei der Todtenklage ihre Arme (Del. 112/3 V. 28, 31) oder
wie der Schwimmcr, welcher ins tiefe Wasser gefallen und
beinah ertrunken ist (Baschama: M. IX 27). Vor sich schleu-
dert sie den Kies wie Jcmand der mit der linkeu Hand ctwas
wirft (Imr. XX 32) und erzeugt dabei einen Ton, der dem
Klimpern beschnittener Miinzen gleicht, die man zu 'Abqar
1) Vrgl. Tarafa m. 29; Nabi^/a m. 46; Verbandl. d. Berliner Ge-
sellschatt fiir Erdkunde XV 1888 S. 192.
2) 'Antara m. 33, Aus ibu i/agar XXIII 26, Del. Ill V. 15, Imr.
IV 34.
3) Edle Eosse werdeu dagegen boi den Dicbtcru selir biiufig stark
scbwitzend gescbildert z. B. Lebid ni. Mit dem Rosse macbte man mebr
Umstiinde; wiibrend die Kamele Wasser entbebreii mussteu, wurdeu die
Pferde mit Kamelmilcb getrankt.
71
herausbckonimt^). Dcii Schwcif, dor oincr Palmwodclrlppc
verglichen Avird (Del. 112 V. 25), triigt sic wie die Sklavin
des Gclagcs kokett ihro Schleppe (7arafa m. 44) odcrschwenkt
ilin liin uud her wio der Bringer ciner frohen Botschaft
scincn bofranstcn Mantel ('.\l(}ama I, ed Socin III 18). Alte
Kamolc sclicincn einc Art Glatze zu bckommen, da der Ca-
iiopus glcich dcm Scheitcl eines alten Kamels Icuchtcn soil
(Del. 44 Z. 10). Man rief die Kamclin mit dcm Rufc hab !
liab ! zu sich heran (vrgl. 7arafa m. 16). Ein Kamel, das
zusammenbrccbon wollto, ermuntcrtc man mit dcm Rufe da'da'
(al-Z/adira : M. YII 23), woran fromme Miislime Anstoss
nalimcn, indcm sic die Anrufung Alhlhs dcm Tiorc Kraft zu
verlcihen statt dessen empfahlcn (Goldzibcr, Mub. Stud. I
S. 265). Dass dcrartigc Laute wie auch das obcn erwabuto
bis! bis! in den Liedcrn wiedergegeben Averden, verdankcn
wir glcichfalls der obcu besprochenen Lebendigkeit dieser
"Wiistcnpoesic.
Die Kamclc wurdcn gczcichnet; al-GumaiA nennt M. JII
2 ein Kamel malbiiz, um es als eincm fremdem Stammo
angehorig zu bezeichncn, und meint damit ein Tier, welches
seine Eigentumsmarke an der lihzime dcm Untorkiefcrvor-
sprung iintcr dcm Ohre hat; Del. 49 Z. 2 ist von Kamelcn
die Rede, deren Schcnkel mit eincm Brandmal gczcichnet
sind; vrgl. B 160/1. Bei den alten Arabern trugen die Ka-
mclc, Avcnn sie sich wund licfcn, durch Riemcn (in diesem
Falle khadam gcnannt) um die Fcsscl bcfestigteSohlenleder-),
1) Imr. XX 36, vrgl. Wetzsteiu Hauran S. 41; iiber 'Abqar: Jaqut
III 60G ff, Zuhair XIV 13, Lcbid XIV 26, L 2 und Khalidi's Ausg. S. 37.
2) Lebid lu. 23, XL 6; i/arith : M. XXVI 8, m. 13; 'Abda: M.
XXV 52; Zuhair XVII 19. Die Form des Kamelfusses eignet sich besser
zur Befestigung eines solchen Schuhs als die des Pferdefusses. Vielleicht
ist daher der Lodorschuh des Kaiuels die alteste Form des Hufeisens, da
der Gedauke nilher lag, das abgelaufene Leder dor Kamelsolile durch an-
deres zu ersetzcn.
72
die heuto nach Doughty II 471, obwol AVundlaufon grosso
Verlcgenhcit bcroiten kann, nicht mchr im Gcbrauch sind.
Aiich bei uns') soil fiir Kinder, welcho wundo Fiissc habon,
ein Schuh zur Anwendung kommen. Yielf'aeh habcn die Ka-
mele von einer grossen blaulichen Zecke (Ixodes) zu ieiden,
die von iinsern Orientalisten mit der Laus verwechsclt zu
werden pflegt und don heutigen Beduinen im Notfall als
Falkcnfutter dient-). Namentlich magere Tiere, in deren
Hautfaltcn sie heraufkiieclit, werden von ilir befallen, wiihrend
sie auf dem Fell der von der Friihlingswcide glatteu keinen
Ruheplatz finden kann und herabgleitet (Ka'b ibn Zuhair:
Del. 111/2 V. 19, 21; al-Aswad ibn Ja'fur: M. XXXVII 34).
Auch von dem Bisse einer Grille (? gudgud) werden die Ka-
mele bisweilen geplagt (Muzarrid: M. XV 34). Gegen Raudo
wandte man ein antiseptisches Mittel an, man bestrich sie
nach Entferuung der Haare mit Pech^), doch auch andere
Mittel vrgl. Nsbi^^a XIV 6, Muzarrid: M. XV 26. Auch das
Brenneisen gelangte zur Anwendung (Nabi^a XVII 25). Der
Ansteckungsgefahr'') wegen wurden diese Tiere von andern
isolirt. tJber die Durstkrankheit (hijam) s. HS 195. Zwei
andere Kamelkrankheiten erwiihnt Muzarrid: M. XV 25,
einen Karbunkel (duru), der in Folge des Hustons entstehen
soil, und eine Beule (<7udda). Von den B 161/2 beschrie-
benen Kamelkrankheiten scheint diesen keine identisch.
1) in Pommeru.
2) HS 145, FE 234, Doughty I S. 362 3.
3) 'Alqama XIII (bei Socin 1) 11; Nabi(/a III 8; Imr. Lll 31;
Zuhair I 8; Jacob, Stud, in arab. Geogr. S. 156; Goldziher: ZDMG-
46. Bd. 1892 S. 5112.
4) Huteiisi XXIII 13b: ,,wie ansteckt die riiudige Karaelin die ge-
sunden, so dass sie kratzig werden". Wahrend der Beduine auch Ton
dem von Misgeschick Betroffenen Ansteckuug befiirchtet, beachtet der
Muslim Ansteckuiigsgefahr auch bei epidemischen Krankheiten selteu.
73
Pferde. Schwerlich hiittcn die Amber iiiit duin Kamolo
allcin ihr Woltreich crobert. Erst mit dor Entvvickelung ihrcr
Reiterei warden sie fiir die Nachbarvolker eine drohende Gc-
fahr. Das alto Testament imd das klassischo Altertum kennt
wie V. Hohn (Kulturpflanzen u. Haustierc 6. Aufl, S. 28/9)
gezeigt hat, keine Pferde in Arabien'); Avenn Arabor auf
Karaelen in die Schlaciit zogen, so ist das ein Bewois, dass
sie keine Rosso bosassen. In dor 2tcn Hiilftc dcs 4. Jahr-
hunderts christlicher Aora wird znerst saracenischc Reiterei
erwahnt; dor nordarabische Stamm Thamud ist der erste,
wolchor zu Pferde erscheint (Hohn a. a. 0.). Das Pfcrd wird
in Arabicn fast ausschliesslich fiir kriegerischo Zwecke gc-
halten; doun es ist gewandtor, lenkbarer, liisst sich loichter
herumwerfon als das Kamel iind bositzt vor alien Dingen
Anhanglichkoit an seinen Horrn, wahrend das Kamel im
Stande ist mitten im Kampfgetiimmel bei unsanfter Behand-
lung verstimmt niederznknieen gleichsam zum Absteigen auf-
fordernd (Doughty II 298). Wie schwiorig es ist, das Dro-
medar umzuwenden, orsehen wir aus dor Schilderung der
Schlacht von /iunain (JH 846), wo die Glaubigen schliesslich
von ihron Kamelen absprangen. Die Vornohmen vertauschen
daher vor Beginn des Karapfos ihre Kamele mit Rossen, die
sie ledig mitfiihren^). Aiich den Sattel des Rosses miisste,
iim dieses zu schonen, die Kamelin tragen, wahrend jenes
ihr zur Seite lief (Ibn 'Anama: 77 458), Der irrigen Ansicht,
dass Arabien reich an Pferden sci, ist schon hiiufig wider-
1) Unbegreiflich ist, wie Eatzel, V(jlkcrkimde 1. Aufl. 3. Bd. S. 64;5
schreiben konnte: „Kamel iind Pferd, beide imentbclirlich zur Durch-
querung der Wiisten, waren friiher in Arabieii als in Afrika bekannt".
Hammcr-Purgstalls Arbeit ,,Das Pferd bei dea Arabern-' in den Donk-
schriften der Wiener Akad , Pbilos.-liist. CI. VI 1855 ist giiuzlicli un-
braucbbar. Vrgl. Palgrave II 92 ff; Blunt, Nejd Chapter XII.
2) 'Antara m. 47, Doughty I 334, II 21. Vrgl. Zuhair IX 19 nebst
A'lams BemerkuiiK bei Landberg S. 120.
74
sprochun woiden. Nacli B 57 kani bui dun 'Anoze aul" 0
odor 7 Zcltc oinc Stutc; dor Hocrbunn dcr Mekkaner bestand
bcim AuszLige vor der Schlacht von Bodr nach Waqidi ll-''
Wollh. 14 aus 950 Mann, 700 Kamclen und 100 Pfordcn.
Ein Pford rcpriiscntirt cinon ungleich holiorcn Wert als cin
Kaniul und gohort houto oft mchrcrcn Boduinon geniuin-
schaftlich.
Untcr den Farben dor Pfcrde schiitzcn die Arabcr hcute
am moisten rotbraim mit scliwarzen Spitzon^) und bei den
alten ist kumait wol die hiiufigsto Farbenbozoichnung. Dcr
dunklo 'Antara tummclt eincn Rappon (m. 20, 67). Boson-
dcrs gcscbiitzt warcn Rosso, die an 3 Fiisson weissgeflcckt
waren, am viorten aber nicht (Salama ibn al-Kliurscliub: M.
V 9). Mit Sehccken worden von al-Musaijib ibn Alas die
brandcndon Wogon verglichen: M. X 21 (Comm.). Beson-
deren Wort legen die Diohter auf Hohe des Widerristes.
Der Hengst wird nahe dem Zclte angobundon (vrgl. B 37),
Die awari, welche Nabi^a m. 3 unter den Spuren der ver-
lassenen Wohnstatte anfiihrt, waren nacli den Eikliirern
Pflocke zum Anbinden der Rosse. Nach Abbas ibn Mirdas
(JH 862 V. 5 V. u.) waren die Rosso der Bonn Sulaim in
einem Kreise (dara) angebunden, wtilu'cnd sich ringsherum
die Kamellicerdeu befanden. Ein Ta^/lib-Dichter riibmt da-
gegen, dass sein Stamm die Hongste frei umherstrcifen lasso
(al-Akhnas ibn Schihab: M. XXXII 27 = 11 347). Pferde-
stiille schleppen die Beduinen nicht auf ihren Kamelen mit,
wie eiuige Ubersetzer altarabischerPoosie zu glauben scheinen.
Zu Layard's Bemerkung hinsichtlich der Beduinenpferde (Ni-
neveh und Babylon 330): „Dor Sattel wird ihnen selten ab-
genommen" vrgl. Imr. m. 69. Das Fiittcrn der Pferde be-
sorgen die Frauen ('Amr m. 88, Lcbid Fragm. XXVII), wol
1) A. Blunt, A idlgrimaye tu Ncjd II S. 12; Doughty ]I 231. Die
Perser bevorzugen andere Farben : Polak, Porsicu II 108.
75
audi das Aufzaumen; wcnigstcns rait al-Kal//aba (M. II 3),
als der Notriif crschallt, seiner Tochter zu ,,Zaumc sic!" Das
gewolinlichstc Pfordcfiittcr des Orients ist wio boi uns im
Mittelaltcr Gorste'). Hafer dlirfcn sie nach Andcrlind (ZDPV
IX 1886 S. 9) nicht erhaltcn, „weil durcb die Verdauung des-
selben zu viel Warme orzcugt wird"'. Hafer wird iibrigens
in den semitischen Stammlandorn nicht kultivirt, obschon wild
wacliscnde Sorten im Ostjordanlande vorkommen sollon-).
Dor Beduine ist natiirlich nicht immer mit Gerstc vcrschen.
Zuhair XIX 12 wird zerkleineites Gemiise (nesifii '-I-baql)
iind dicke Milch (el-lcbcnii -'1-hagin) als gates Pferdefutter
erwahnt. An dor Eaphratmiindung imd im Negd erhalten
die Rosse auch Datteln^). Haafig werden sie sogar mit Fieisch
geflittert B 355, woranf die U 346 misgedeuteten Stcllen za
beziehen sind. Zwei Futterpflanzen ncnnt ferner Nabi^^a X
25, wosolbst es von den Rossen hcisst: ,,Es tropft dorja%/id
von ihren Mundwinkeln, indom gelb sind ihre Niistern voni
gargar". Boim ersten Anblick pflegen die echten Beduincn-
rosse aiif den Nicht-Fachmann keinen giinstigen Eindruck za
machen ausser im Friihling, zamal sie an diirftige Kost ge-
•\vohnt iind nic gestriegelt werden, selbst dann nicht wenn sie
zum Vcrkaaf bestimmt sind: Doughty 11 291, Layard a. a. 0.
Doch schcint letzteres nur von den Bedaincnrossen za gclten.
Bocthor fiihrt in scdnem Dictionnaire fran(,ais-arabe (revu et
augmente par A. Caussin de Perceval, Paris 1859 S. 321)
fiir etrille (Striegel) die Worter gabre, miAasse, qaschaq auf
Sein Material stammt aus Aegypten. In Aegypteu wird das
1) DieseJbe wird lieiite im Orient zuvor gesiobt s. Vezir-i-Klian-i-
Lcnkoran ed. Haggard and G. le Strange S. M Z. 1; vrgl. Aug. Miiller,
Tiirk. Gramm. S. 70*.
2) Wetzstein: Ztschr. fiir Etbnol. V 1873 S. 281; ZDPV XIV 1891
S. 5 Aum.
3) Layaul Nintvi h iind Babylon 330; B 3£5.
76
Pford nach B of)!) drci- odcr vicrmal tiiglich gcstricgelt. Audi
dor persischo Held Kiistam reinigt scin Koss am Morgcn
J>^^j (jixi*^ ^j^ Schahnamoh, Loidcner Aiisg. I S. 336 Vers
324. In Persicn ist Striegoln einmal am Tage ilblicb; dor
Ausdruck dafiir ist timar, vrgl. Polak, Persicn II S. 114.
Das Boduinonross hat nur 2 Gangarten: Schritt und Ga-
lopp; Trab wird ihm nielit beigebracht. Don Josaphat, Osterr.
MonatsEcbrift XVIII 1892 S. 112: „Man lehrt das jungc Pford
nur Scliritt und Galopp; icli habo nie oinen Beduinen trabcn
sohen". Layard, Nineveh und Babylon 331: ,,Das arabischo
Pferd hat nur zweierlei Gang, einon schnollen und Icichtcn
Schritt, in dem es zuweilen 4 — 5 (engl.) Meilen indcrStunde
zuriicklegt und einen halblaufenden Galopp" '). Zuhair XI 16
ist demnach wol zu iibersetzen: sie werden eine Meile mit
den Schcnkeln angetrieben (d. h. sie galoppiren) und sie
trotten eine Meile. Wird der Lauf d(;s Pferdes mit dem des
Puchses verglichen (wio Imr. m. 59), so beachte man, dass
es eine charakteristische Eigentiimlichkeit des Araberrosses
ist dcu Schweif ^yahrend des Laufes immer horizontal zu
halten (Reclus IX S. 876). Der Reiter pflegte wol bisweilen
den Ziigel gleicb einom Giirtel um den Leib zu schlingen s.
Lebid m. 63, II 615, woraus sich violleicht erkliirt, dass gedil
zugleich Ziigel und Giirtel bedeutet. Sporen scheint man
nicht gekannt zu haben, man trieb das Ross einfach durch
den Schlag der Schenkel an. Imruulqais (35, 14) versetzt
sein Ross durch Scbnalzen (naqr) in eine sanfte Gangart.
Obwohl der Hufbeschlag noch heute unter den Beduinen
nicht allgemein verbreitet ist, scheint mir doch Freytags An-
gabe, Einl. S. 247: ,,Ein harter Huf ist eine notwendige
1) Vrgl. aucli Polak, Persien II 110: „Da das Pferd keine Drossur
empfangt, so geht es selnen natiirlichen Schritt (tadem) oder, wenu es
angetrieben wird, im Galop (dau-tacht u taz). Trab (tiirkiscli jurtmeh)
sieht man nur von Eiiropaern reiten; dem persischen Eeiter erschcint
diese Gangart zu ermiidend.
77
Eigenscbaft, da dioselben niclit boschlagen werden" in dicser
Allgemoinbeit bodenklich. Abgesebon davon, dass mebrfacb
das Stiebon von Fnnken unter dcm Hufscblag des Rosses
crwiibnt wird, werden in einem Gedicbte aus dor Zcit des
Propbetcn ausdriicklich beseblagone Rosse khailun tunalu
genannt (JH 708 letzto Zeile)^). Dagegen meint Nabi^ra II 4
mit mun ala wahrscheinlicb eine Kamelin. In iilterer Zcit
wird Hufbeschlag allerdings selten gewesen sein, denn aucb
griechische Schriftsteller tbun seiner erst im Hten Jahrbundert
Erwiibnung (Aug. Demmin, Kricgswaffen, 4. Aufl. 1893
S. 668), den Griechen und Roniern scheint er vorhor unbe-
kannt gewesen zu sein (ebend. S. 665 ff). Heute roiten nach
B 175/6 die Beduinen Arabiens ibre Pferde~ nie unbcschlagen.
In den von Layard beroisten Gegcndcn werden dagegen bis-
weilen nur die Vorderfiisse beschlagen, worauf moglicber
Weise Stellen wie Zubair IX 18, 20 zu bezieben sind.
1) Vrgl. Firdusi, Leideuer Ausg. I S. 341 V. 390, der ebeud.
S. 340 V. 371 den Huf des Eekhsch ehern nennt
78 _
Schwerlicli wiiiden diu }[iifoison in (Jon Zcltlagoni licigustcllt,
Burckluudt gedonkt S. 154 der Einfulir von Pferdehufeiscn zu
den Bcduinon durcli Kaufleuto von Damascus. Die Bezoich-
nung na'l fur Hufcison (wovon oben das Denominativ tun'al)
ist uni so zutrcffender, da na'l eigentlich Sandalo bedeutet
und der orientalisdie Pfcrdehufbcscblag- aus einer vollstiin-
digen PJatte bestebt. Die crste Abbildung zeigt ein Hufeisen,
welcbes icb von oinem scbwarzon Nalbend (Hufscbmied) in
Uskiidar (Skutari) crbandelte; ofl'enbar ist es dieselbe Form,
die Layard a. a. 0. 331 folgenderniaassen bescbreibt: „Dio
Hufeisen besteben wio iiberall im Orient aus diinnen Eisen-
platten, die den ganzen Huf bedeckcn, bis auf oin kleines
Loch in dor Mitte. Sic worden durcb sechs Nagel festge-
balten". Vrgl. Polak, Persien II S. 113'). — Urn Unfiillen.
vorzubeugen wird das Ross mit Amuletten versehen (Salama
ibn al-Kburschub : M. V 11; 'Alqama I, od. Socin III 21),
wie noch heute in der Tiirkei Ketten blauer Glasperlen diosem
Zvi'ecke dienon. Wie der sessbafte Orientale die Tiirpfostcn
seines Hauses mit dem Blute der Opfertiere farbt, um Un-
heil vom Hause und seinem Inhaber abzuwenden — wir
nageln ein Hufeisen, urspriinglich Zeichen des dargebracbten
JRossopfers, an die Schwelle — , so bestreicbt der Beduine sein
Vieh und namentlicb sein Ross, da er Unfalle, Avelche diese
betreffen konnten, am moisten besorgt, mit Bkit. Vrgl. Heft I
S. 26 u. 27 und Salama ibn Gandal: M. XX 20: „und die
schnelleu, an denen Blutstrome sind als ob ihrc Halse Fe-
tische, denen man Regebopfer geschlachtet bat" ^).
1) Beiliiufig sei bemerkt, dass in der Tiirkei nicht uur Pferde,
sonderii audi Einder, Biiffel (audi aus Porsien beriditet dies Polak II
98), Maultiero und Esel besdilagen werden. Die Zweiluifer braudion
natiirlidi 2 Hufeisen fiir jeden Fuss. Ein von niir gleichfalls in Uskiidar
gekauftes Biiffelhufeisen stellt die zweile Abbildung dar.
2) Auch liier geht keine Jagdschilderung voraus. Natiirlidi batte
_^ 79
Audi der Schilderung dcs Rosses sind in don meistcn
Qasiden liingeio Partien gcwidniet. Wild seino Jiriist iiiit
Blut bestrichen, so steht es liocli emporgorichtct wie ein ge-
giirtetor Porserfiirst (Inir. 40, 31). An seincn Weichcn sind
die Haare aiisgefallen vom Sciilag der Schenkel des Koiters,
so dass dicse Stollo diinkeJgraii erschcint (Zubair VI 6, XIX 6).
"Wiibrend des liittos scbiittclt es den Kopf, weil der berab-
rinnende Scbweiss es be]astigt(Imr. IV 65). Es bebt den Hals,
so dass der Zaura es zerrt and es den Muudwinkel scbief
ziebt (Zubair XVII IS). Es springt wie eine eierlose Heu-
scbrecke (Ka'b b. Malik: JH 707 V. 12); mit einerweiblicben
Heusebrecke ('arade) vergleicbt es al-Kal/mba: M. 115. Dieser
Vergleicb findet sicb bereits Hiob XXXIX 20, Joel II 4. Wann
es dabinjagt, buschen Ratten aus ibrenLocbern aufgescboucbt
ilber den Erdboden (Imr. IV 49, 50). In der Scblacbt aber
schielt das Auge des Tieres einwiirts scbarf nacb einera be-
stimmten Punkt gleicb deiii Auge des Einaugigen ('Antara
XX 29). Dringen daiin die Lanzen in seine Brust, so wendet
es sicb mit einer Tbrtine und klagendem, abgebrocbenen Ge-
wieber an seinen Reiter. „Hatto es redon konnen", sagt
'Antara (m. 68/9) „so biitte es wabrbaftig zu mir gesprocben"
Bisweilen erprobtc man wol aucb die Scbnelligkeit zweier
Rosse im Rennen auf Grund einer Wette (vrgl. FE 187 ff).
Ein solcbes Wettrennen tiibrte zum beriibmten Bruderkrieg
der Ga^afan-Stamme, Abs und Dbubjan. Nacb //amasa 223
sollten damals jo 2 Rosse eine Strecke von 100 Pfeilscbiissen
rennen; es wurde eine Vorbereitungszeit von 40 Niicbten, uiii
die Rosso reicblicbor als sonst zu fiittern und ein Preis von
20 Kamelen fiir den Sieger festgesetzt; ferner einigte man
man frisches Blut niclit jeden Tag und so ualim Imr. 40, 31 die Ge-
legenheit nach der Jagd wahr. Vielleiclit liilngt noch die Sitto der
Tiirken einzelue Kurperteilo der Biiffel, auch Miihuen und Schwiiuze vun
Pferden mit Henna zu fdrbeu, mit obigem Aberglauben zusammen.
80
sich iibcr den Aiisgangspunkt des Laiites. Als Namcn dor
Rennpfordo werdcn gcnannt al-Klia//ar dor Schwoifsclnvinger,
bei andern dafiir QurzuP), fornor al-/7anfa^), Da/tis^), al-6ra-
bra „die Staubfarbigo"^). Die siogreiclicn Rosso von 'Abs
wurdon durcli Hintorlist iln-or Gcgnor aufgehalton und dor
Preis verweigert. Auch Wettliiufe zwischen Kamolen karaen
Yor: // 233.
Dor Hauptvorzug dos Araberrossos ist seine Klughoit
(dhaka), dio sich durch don intonsiveron Verkohr rait dem
Monsclion bei ihm auch in hiihorom Grade cntwickelt hat.
Die Klugheit dor Haustiero ist ja oin Reflex dos mensch-
lichen Intellekts, weshalb wir den Hand, niit dom wir uns
mehr als mit andern Haustieron abgebcn , als das kliigste
Tier betrachten. Im Orient wird dor Hand gomioden, das
Ross abor ist dort viol seltener als bei uns durch einen Stall
(vrgl. B 171) von seinem Herrn getrennt. Deshalb gilt dem
Araber das Ross als kliigstes Tier und die Geschichten, wclche
von seiner Klugheit erzjihlt wordon, diufen nichtimmer gleich
als Fabeln gelten, wonn sie mit unsern abendliindischon Er-
1) Qurzul hatte ich mir trotz der bei Freytag nach dem mir un-
zugjlnglichen Qamils gegebenen Erkliirung bereits als Schlinge, Fessel
(des verfolgten Wildes etc.) analog dein bekannten qaidu '1-awabid ge-
deutet, bovor ich LA kannte. — Vrgl. Salama b. al-Khurschub : M. IV
15, al-Giimai/;: M. VI 2.
2) „Krummbein", worunter man speciell ,,Schildkrote" verstand.
Freytags „lacerta", das uns hier besser passen wlirde, scheint auf einem
Irrtum zu beruhen, da er so wahrscheinlich /arba Kamiileon iibersetzt
(s. LA).
3) Nach ihm heisst die Fehde ,,DaAiskrieg". Der Name des Eosses
konnte ,,Zwietrachterreger" bedeuten. Die Verbalwurzel scheint mir in
dieser Bedeutung nicht denominativ zu sein. Es widersteht mir alle
Mijglichkeiten, auch die unwahrscheinlichsten, hier in broiter Rede zu
expliciren, wie Socin in ahnlichen Fallen von mir fordert.
4) Pferdenamen s. ferner JH 476, en-Na'ame „Strauss" als Eoss-
name Del. S. 44 Z. 1. 4, ar-Ea'scha die Schnello Lobid, Khalidi S. 47,
Huber X 5. Als zwei beriihmte Pferdestammviiter uennt Muzarrid (M.
XVI 29) es-Sari/i (Vollblut) und Gatil (Flink).
81
fahrungon nicht iiberoinstiinnion. Wockt z. 13. bei Kirdosi
Kekhsch soinen schlafendeii Horrn bei drohendor Gefahr mit
dem Haf, so ist das nicht ohne weitores als eine Idealisirung
der Natur anzusohen. ,,Ftillt dor Kcitor zur Erde", orziihlt
Carsten Niebuhr (Beschreibung von Arabian, Kopenhagcn
1772 S. 162) von den arabischon Kossen, ,,so bleiben sic bei
ihm steiien und Avieliern bis Hiilfe kommt. Sehlaft er bei
ihncn in freiem J'elde, so wiohern sie, wenn sich in der
Feme Riiuber zeigen".
Das Ross gehort nach arabischer Anschauung oigentlich
zum vollkommenen Manne. Wer zu reprasentiren iiat odor
etwas gelten will, darf nicht zu Fuss erscheinen. Auch Au-
dienzen werden von Herrscbern bisweilen zu Pfordo abge-
halten. Bekannt ist aus unsern Tagen das Beispiel des Sul-
tans von Marokko. Zu Pferde empfing auch der Khalife
Mam Cm den jakobitischen Patriarchen Dionysius von Telmahar
(Nooldoke: Im neuen Reich 1873 I S. 821).
Was die Nomenclatiir anlangt, so unterscheidot die ara-
bische Sprache moist bei Ross und Kamel die analogen
Korper-, Geschirrteile, Eigenschaften etc. durch verschiedene
Benennungen. Faris ist der Reiter zu Ross, wahrend man
bei rakib zuniichst an cinen Kamolreiter denkt. Muhr und
faluw bezeichnen speciell das Hengstfiillen in verschiedenen
Entvvickelungsstadien (vrgl. B 169), wahrend man die Kamel-
fiillen in mohrcren anderon AVorten unterscheidot. Zimam
ist der Kamelhalfter, dor Pferdezaum ligam; kur Kamelsattel,
serg Pferdesattel (vrgl. Salaraa ibn Gandal: M. XX 18) etc.
Hinsichtlich des Maultiers scheinen sich die Verhaltnisse
in Arabien nicht geandert zu haben. Es kommt dort zwar
vor, wird aber aus Afi-ika importirt, da, wie Glaser') bemerkt,
1) Uber meine Eoiseu in Arabien S. 26 (Mitt. d. k. k. Geogr. Ges.
in Wien XXX 1887).
6
82_
„es koin Arabcr [d. h. hicr Boduinc] iibcr's Herz bringcn
Aviirdo, soino Stuto zu oinor Mesalliance mit cinem Esol zu
zwingon. Noigungcn aiis freicr Liobe cxistircn zwisclien
bciden Gattiingcn nicht". Audi Mu//ammads woisses Maul-
tier Duldula stammte aus Aegypton und war cin Geschenk
dos Muqauqis^). Es vvird gctadclt, wcnn spatere Dichter sich
auf einem Maultier oder Escl roitend einfiihren: NB 20.
Beide gehorcn nicht zu den Haustieren der Beduinen. So
stellt auch Maisfm in ihrem bekannten Liede (Del. 25 Z. 8)
das Maultier als Rcprasentanten der Stadt dem Kamelfiillcn
der Wiiste gegeniiber. Bei /Amain fochten auch viele Stiidter,
uaraentlich Bewohner von 7aif gegen MuAamraad, so erkliirt
sich das Eselgeschrei in ihrem Trosse: JH 841. Die Be-
zeichnung der Esel benat ^Sa'da oder wuld >Sada (DH 96,5)
scheint mir am besteu auf die jemenischo Stadt dieses Namens
bezogen zu werden.
Die Schafe und Ziegen Arabiens unterscheiden sich von
den bei uns geziichteten Racen wesentlich und sehen einander
iihnlich. Die Ziege hat Schlappohren und ist meist schwarz.
Die gofallenen Feinde werden mit Ziegen verglichen, die ein
Hagelschlag getrofi'en hat (JH 635 V. 7). Ziegen des /Yigaz
werden M. XXXII 19 = i/ 346, Schafe des /7igaz 'Alqama
VI 1 erwahnt. Zehn Schafe werden bei Waqidi mehrfach als
einem Kamel gleichwertig angefiihrt, vrgl. 214^ Wellh. S. 379,
220^ Wellh. S. 387, wiihrend zu Burckhardts Zeit 7 Schafe
dem Wertc eines Kamels entsprachcn: B 81. Nach einer
Legende bei Demiri I S. fff batte der Prophet ein Kamel,
1) Demiri I 305; es iiberlebte den Propheton und starb erst unter
dem Klialifat des Mu'awija, Demiri I 130; ]\rg\. Sa'dis Bostan cd. Graf
S. M V. 88, HS 112, der es als Maulesel bezeichnet, wahrciid L II S. 66
von ihm als einem Maultier spricbt; ba.^l bezoichnet sowol das Maultier
als deu Maulesel s. Qazwini ed. Wiistenfeld I S. 376.
83^
(las gcschlachtot werdcMi sullto iind /ai ilini fluchtoto, urn 100
Dirhem angekauft. Der Kamelhongst der 'Aischa kostetc
nach Demiri I fV^ 200 Dirhem, nach einor andern von ihni
bestrittenon Angabe 400. Als Bild dor Arrant wird in ara-
bischen Erziihluugen bisweilon wie 11 Sam. 12 ein Mann
eingefiihrt, dessen ganze Habc ans einem Schafchon bostebt,
so Freytags Chrest. Arab. S. 33, wo es die Frau fiir die Gaste
schlachten iiisst. Bei den Qarar- oder Naqad-Schafen ver-
unstaltete der starko Wollwnchs das Gesicht s. Ahlwardt, Be-
merkungen S. 151 zu 'Alqama XIII 31 (bei Socin II 32).
Der Vers scheint darauf zu denten, dass man, wie Doughty I
429/30 von den heutigen Beduinen berichtet, auch im ara-
bisclien Altertum keine ratiouelle Wollzucht trieb, sondern
die Schafe nach Maass des jedosmaligen Bedilrfnisses schor,
vorgleiche jedoch B 164. Da sich Kamelmilch nicht buttern
lasst, haben Ziegen und Schafe fiir den Beduinen eine be-
sondero Bodeutung. Die Milch wird durch Schiitteln in
Schliiuclien gebuttert. Aus der Ziegenmilch bereitete man
auch cine aqit gonannto Kaseart (Imr. 68, 5), wiihrend der 4
hoiligon Monatc war das vcrboten (//. 2 Z. 4 v. u.).
Auch zahme Gazoilen gab os bisweilon im Zolto, 'Alqama
XIII (ed. Socin II) 14, 1 (od. Socin III) 3. Die hoiligon Be-
zirke, in wclchen die Tiero unverletzlich waren, mogen den
Gcdanken Gazoilen und andero Tiere zu ziihmen naho gelegt
haben, vrgl. WR 102/3.
Das Zeltlager wurde von Hunden bewacht. Dem stolzcn
unabhiingigen Beduinen musste der knechtischo Sinn des
Hundes besondors verachtlich erscheinen, wcshalb or gerno
seine Feinde Hunden vorgleicht, die ihn anknurren (Muzarrid:
M. XVI 54). Dor Islam hat den Hund als unroin gcbrand-
markt und geiichtot, donnoch in scltsaraer Inconsequenz ihn
zugleich fiir unverletzlich crkliirt. Von Reisenden ist hilufig
6*
84
hervorgehobcn, class die inuslimischc Bovolkerung bci Mis-
liandlung eines Hundcs schr gercizt wird und nioiiials soil z. B.
in Stambul oin Hand, audi wcnn or schwor verletzt ist, ge-
todtet werden. Hier scheincn wio oft altpcrsischo Auffas-
sungen in den Islam hiniiborzuspielen s. Willi, Geiger, Ost-
Inlnische Kiiltur S. 370. DicSchussel, aiis wolchor der Hand
lockt (niila^/atu '1-kolb) wird JH 835 Z. 2 als geringwertigstes
Sttick dos Hausbalts gonannt. Des Hundcmaulkorbs gedenkt
Nabi(7a VIII 13. „Hunde, an deren Hiilsen die Kottcn klirren"
erwabnt Muzarrid: M. XVI 65; es bandelt sicli um Jagdhundo.
Von solcben worden aucb Namen ilberliefert, so Lobid XVII
2 MulAam und Ti//al, obend. XL 28 Sail und Raka/i m. 52
Sukbam') und Kasab^), Nabi^a ni. 14 7>uiman, ebend. 18
Wascbiq, Muzarrid (M. XVI 66) : Sukbam '), Miqla ul-qanis
(Tborbocko: „Jagortopf"), Salbab (Tb. „Lango"), Gadla (,,Ha-
bicbt"), SirAan („Wolf"), Mutanawil (Tb. „Packan")^); im
folgenden Verse heissen sie Tocbter von Hundon aus Saluq;
liber dessen Lage geben die Ansicliten auseinander s. Jaqiit
III 125/6; Panzer aus Saluq: ScbW 334. Es ist durchaus
unsicber, ob man aus einem Verse Muzarrids scbUossen darf,
dass Hunde aus Laba bei al-BaArain bezogen wurden s.
Jaqut IV S. 358. Die Jagdbunde werden in den Liedern
scblank wie Docbte und mit berabbangenden zerzausten
Ohren gescbildert.
Der Habn wird von 'Abda ibn a^-Tabib wie ein Wunder-
ticr der Stadter neben doni Elepbanten aufgefiihrt (M. XXV
1) Schwiirze; auch einer von den iiberlieferten altagyptisclien Himde-
namen Pehtes bedeutet Schwarzer s. Ermaiis Aegypteu S. 334.
2) kasabi ist, wie Lagarde Nominalbildung S. 23 bemerkt, eigent-
licli ein Imperativ „erwirb".
3) Noch oine ganze Reilie von Hiindenamon ziihlt Ibn Sidah auf
(Handsclirift im Besitze dos Grafon Landberg, Vlll. Tell).
85
2). Hjiufig wircl cr in Vcrbindiing mit Woinbudon gcnannt
(cbend. 67, Lobid m. (31). Lobid, Xluilidi 137 bei Hiibcr
XIX 6 erschcint Hahnonschroi ncbcn dcm Ton dcs christ-
lichcn Soniantcriums (naqus). Ohnc derartigo Bczichiingcn
wird cr sclton gcnannt (so al-Khansjl S. A*^ V. 1). Ein Lagor-
genosso dor Boduincn sclioint cr denmacli nicht goweson
zu scin.
Gastlichkeit.
Die Wiistc hat untcr den Arabern die Tugcnd dor Gast-
lichkeit entwickelt, die abscits dor Touristenstrassen noch
heiite allgemein verbreitet ist^). „Mehr als ein iibermiitigor
Pascha von Baghdad", sagt Layard (Nineveh u. Babylon 319),
„hat im Zelte eines armen arabischen Scheikh Zuflucht und
Schutz gefunden, dem er in don Tagon seines Gliickes alio
moglichen' Ungerechtigkeiten und Bedriickungen zugefiigt
hatte und der eher der Regierung Trotz geboten und sein
Leben gewagt, als seineu Gast verraten hiltte" ^).
Unpassend wiire es jedoch in ein fremdes Zelt sogleich
einzutreten, aiich der Sehutztlohende blcibt drausscn und er-
fasst nur den Zeltstrick. Andere symbolische Handhmgen
von derselben Wirkung erwiihnt Layard a. a. 0. 317/8. „BGi
den Schammar", heisst es dort z. B. „wird Jemand derDakhil
seines Feindes, wenn er das Ende einer Schnur odor eines
Fadons fassen kann, dessen anderes Ende dieser in dor Hand
halt", wozu man Zuhair XIV 25, X 25 ff vergleicho. Sogar
den Frevler, der sich schutzflehend an cineu Stamni gcwandt,
1 ) tjber arabiscJie Gastlichkeit im Allgemeinon Doughty I 228, ein
schoncs Beispiel I 400.
2) Ausfiihrlich erzahlt ein solches Beispiol von eincm Pascha von
Damascus Burckhardt S. 266.
86
um kcinen Preis ausziiliofern, gait fur ruhmvoll. tjbcr das
Schutzrocht dor Fraiien vrgl. 59/60.
In Ortschaften existirt cin bestimmtcr Platz, aiif dem dor
Frcmdo zuniichst Halt macbt, die Einladung abwartend. So
war OS zur Patriarcbenzeit, so ist es nocli hcuto (Doiigbty II
248, 503). Bei Nacht ziindoto dor Edle oin Fcuor an, um
Verirrten den Weg zu seinem Zelte zu weisen. Ahlan wa-
sablan „Mach dirs bequem" und raarAaban ,,Willkommen!''
rief der gastfreie Wirt dem Gasto entgegen und pries sein
Nacbtquartier ('Amr. b. al-Abtam: M. XII II), der Ungast-
liche aber sagte wol „der Raum ist eng" (ebend. V. 10).
Sonst war der gewobulicbe Gruss zur Heidenzeit in am 6'a-
ba/tan ,,Guten Morgen". Der muslimiscbe Friedensgruss ist
bebraiscben Ursprungs. Der Willkomrasgruss mer/taba be.-
deutet heute nach Glaser, dass dem Fremdling zu Ehron ein
Schaf geschlacbtet werden soil und zeigt mebrfach wiederholt
die Zahl der zu scblacbtonden Schafe an vrgl. damit Magani
el-adab III S. p*. ,,//ansala begriisste ibn mit mer//aba ohne
ihn zu kenuen und scblacbtete fiir ibn ein Schaf". 11 688
Z. 6 wird fiir den Gast eine besondere qubba gebaut, vrgl.
dazu Imr. XIV 10. Auch Ag IX S. 172 Z. 7 lasst der Konig
von /iira fiir 2 willkommone Giiste ein Ledorzelt aufschlagen.
Schatze aufzuhaufen ist fiir den Beduinen wenig erstrebens-
wert, da ihr Besitz unsicher und gefahrvoll, ibr Transport bei
seinem Wanderleben liistig ist. Darum gilt es fur eine Tugend
die Freigebigkeit bis zum Verschwenden zu steigern, wahrend
Sparsamkeit meist als Laster gebrandmarkt wird'). Der Frei-
gebige wird mit der Regenwolke und dem Meere verglicben;
1) Zuliair m. 52, XVII 12; 'Antara m. 39:40, viele Stelleii im 2.
Buche von Sa'dis Bostan, Wetzstein, Hauran S. 33, auch Vambery, Der
Islam im 19. Jalirh. S. 230,1. Die Ansichten der Stiidter sind in diesem
Punkte denen der Beduinen vielfach verwandt.
87
erweckt duch in einom wasscnirmcn Lando die Vorstellung
dcs Wasscrs die dor Erquickung; ini JJadnxmiit iieisst der
Rcgen gcradozu raAme „Erbarmcn" (van don Berg S. 223).
Ein Dicliter riihmt von oinom gastlichen Stammo, dass seine
Hunde sclion das Ankniirrcn verlcrnt batten {JJafistm b. Thabit:
Del. 98 V. 10). „Selbst der iirmste Boduinc. der ein Schaf
schlachtet", sagt Layard (a. a. 0. 287) ,.ladct alio seine Ercundo
und Nachbaru zii deni Gelage ein, iind wenn nocli etwas
iibrig bleibt, so verteilt or cs unter die Armen undHungrigen,
wenn er es auch selbst fiir den nachsten Tag notig haben
soUte". Namentlicli aber ist es Pfliclit des Reichen zur Zeit
der Not die Leiden der Bediirftigen zu lindern. Wann Winter-
stiirme die Hiirden gegen die Zelte werfen und die abgefal-
lenen BaumbJiitter cmporwirbeln, spenden die Edlen "VVittwen
und Waisen reichliche Nahrung'). „Denn ich errettete den
Armen, der um Hiilfe riof", riihmt Hiob XXIX 12, 13 „und
die Waise, wenn ihr kein Heifer war. Segenswiinsche dess'
der verderben sollte, kamen ilber micli und das Herz der
Wittwe maclite ich jauchzen". Man vergleiche dazu Lebid
ra. 76/77 und Ermans Agypten S. 434: „Hinter alien aber
stehen die, deren Klage fur den Toten die riihmendste ist,
die armen Witwen und Waisen , fur die er im Lebon ge-
sorgt hat".
Als Ideal der Gastlichkeit gilt der Dichter Jliitlm a^-Tili,
von dom eine Keihe Erzahlungen iiberliefert werden, deren 2
Sa'di im 2. Buche seines Bostan bearbeitet hat. Zu der be-
rtihmten Rossgeschichte in Grafs Ausg. S. f^V ff vrgl. B 276/7.
S. liber ihn auch Qazwini II S. 50/1, FE 145-7. - Dass
wie bei uns so auch bei den hoidnischen Arabern die Be-
wirtung oft fiir eine Pflicht gait, der sich die Wiinsche des
Gastes zu beugen liatton, bewoist folgender in der 77amasa
t) Zuhair: Del. S. lOG V. 14. 15.
88
S. 279 iiberlioferte Vorfall. Aus ibn //arithu vom Stamme
Gadila, tier zu den gastlichon 7aij-StamraGn derEbone') ge-
horto, sandtc scincn Sohn hintor Zaid al-Fawaris und 'Alqama
ibn Marhiib her, die bci ibm voriibergozogen warcn, wiihrend
ihr Reisegefahrte bei Aus eingekehrt war, mit dom Bcfehl sio
zuriickzubringen. Qais, dor Sohn dcs Aiis, holt sio cin, sie
aber wollen nicht einkehren, da wird Qais grob und Zaid cr-
schlagt ihn.
Nahrimg.
Vegetabilische. Die Beduinen sind unter Heranziehung
des Bedeutungswandcls von arab. la/mi Fleisch = hcbr. lechem
Bred (FAF 30 ff) als Fleischesser bezeichnet wordon. Das
hat aber nur eine relative Berechtigung, wenigstens fiir die
modernen Beduinen, deren Hauptnahrung nach B 192 Mehl
und Butter ist; im Negd soil es nach B 48 'Aneze geben,
die fast ausschliesslich von Datteln und Milch, also halbvege-
tarianisch leben. Allerdings mussten die Beduinen das Ge-
treide ja moist von den FellaAen eintreiben oder aus der Stadt
beziehen: Magani el-adab III S. \^r. Auch in der Jemama
gab es Getreidebau. Die beidon fiir Arabien in Botracht
kommenden Getreidearten sindWeizen und Gerste. Goniahlen
wurde erst in der Wiistc. Die Miihle besteht aus 2 runden
Steinen (ra/mn hebr. nur im Dual rechajim), deren unterer
beim Mahlen auf dem Mehlfange, der thifale, ruht und eine
Achse qu^b2) triigt, um welche der obere sich dreht. Das
Mahlen auf der Handmiihle erfordert viel Zeit und Geduld,
"wird meist taglich und im ganzen islamischen Orient von
Frauen verrichtet ^) ; fur Manner war es schimpflich: II 331.
1) Vrgl. H 177 Z. 2.
2) 'Antara Vll 13, Abil MiAgan ed. Abel II 6.
3) Vrgl. Wellsted's Reisen in Arabien I S. 248— 9; Layard, Nineveh
und Babylon 287; Wetzstein: Ztschr. fQr Ethnol. XIV 1882 S. (,465)
Anm. 2; Osterr. Monatsschr. XVIII S. 103.
89
"Windmuhlcn warcn zu 'Omar I Zeit sogar in Medina niciit
im Gebrauch, man erziihltc sicli dort von cineni pcrsischen
Sklavcn aus Is'ehawend, dass er die Kanst besiisse cine Miihle
zu raachon, die mit Wind mahle^). Nach B 194 lobcn die
Beduinen auf ihron Keisen fast giinzlich von ungcsiiuortcni
Brode. Das in der gliihenden Asche (raalle) gebackene Brod
hiess malil „Aschenbrod" : 'Orwa ibn al-Ward XXII 4. Aus
der Geschichte dcs Prophoten ist der sawiq bekannt, wclchcn
einst die Qoraischitcn von den Glaiibigen verfolgt von sicli
warfen, um den Gang ihrerKamele zu besciileiinigon (JH 543),
"wonach jener Zug benannt wurde. Der sawiq ist unreifes
Getreide gerostet, zerquetscht^) und mit Datteln gemischt iind
wird gerne als Proviant auf eiligo Reisen mitgenommen.
Qazwini I 263 Z. 3 v. u. wird Gersten- sawiq genannt.
Das Miscbgericht /mis (// 223 Z. 4, Waqidi 29'' Wellb. 72)
Avard aus Datteln, Butter und Milch bereitet; vrgl. auch B 46
nebst der von Wetzstein ZDMG 22. Bd. S. 104 Anni. 41 ge-
gebenen Berichtigung. Ibn Qutaiba erziihlt von den Benu
/ianifa, dass sie aus diesem Teig ibre Fetische machten, um
sie bci Hungersnot zu verzehren (Briinnow's Chrest. S. 34).
Als Anbangern des Museilima wurden namlicb diesem Stamme
von den Muslimen gerne allerhand Torheiten nacbgesagt
(Qazwini II 90).
Fleischkosi Kamele wurden nur dann geschlacbtet,
wenn man sich einen guten Tag macben wollte oder Kiilte
und Hunger die Armen plagte. Man wablte meist die Form
des Meisirspiels zur Verteilung der Portiouen; docb verzicbtcto
der Edele bisweilen auf seinen Anteil, indem er eincm An-
deren den gewinnenden Pfeil zuscbob. Das Scblacbten wurde
wie bei den alten Hebriiern von Miinnern besorgt. 'Amr b.
1) MDh IV S. 227, es war dor Murder des Klialifen.
2) Vrgl. Novvack, Hebr. Arch. I S. 109.
90
al-Ahtam sagt M. Xll 15 das Schlachton uinor Kameliii schil-
dernd „dic boidon Schliichtor''. Man bcgann mit dcniDurch-
schnoidon dcs Sprunggelciiks ('urqiib) vcrmittclst dcs Schwertes
(SchW 67; Lebid, Khalidi S. 9).
Die Kunst Eleisch ohne Topf zii kochon ist violon Natur-
volkern gelaufig. Man grabt cin Loch, das man mitBlattern
auspolstert, thut das Fleisch undWassor hinoin iind ziindot dabci
ein Feucr an, in dem man Steine stark orhitzt, die man dann
in das Wasser wirft; die Steine geben ihrc Hitzc allmahlicli
dem Wasser ab, das scbliesslich zu kochen beginnt. Das
nach diesor Methode Gekochte hiess ra<^ifa: Kosogartens DH
S. 222 Z. 5 von iinten. LA VI 314 orkliirt ^adliira als einen
Milchbrei, der durch einen erhitzten Stein (ra(ff) ervvarml
wird. Fiir gewohnlich gingen die alten Araber freilich boini
Kochen bereits anders zu "VVerke. Unter den tJberresten ver-
lassener "Wohnstatten gedenken die Dichter haufig des Kessel-
walls, der athafi-Steine'). Aiif Gestalt und Grosse derletzteren
gestattet einige Schliisse die Erzahlung, dass Khalids Krieger
die Kopfe der erschlagenen Tamimiten als athafi benutzten ''')
(NB S. 94). Seltener werden die Steine rawakid genannt, so
von 77assan ibn Thabit: JH 620 Vers 3, der sie mit Tauben
vergleicht. Diese Vorrichtung entspricht wol derKochmethode,
welche man vor einiger Zeit bei den in Europa zur Schau
gestellten Dinka-Negern beobachten konnte. In einem an
Brennmaterial armen Lande muss man mit der Feucrung
sparen. Man grabt daher ein Loch, das man mit einem kreis-
1) Zuhair m. 5, 'Alqama XIII 29, ZDMG 22. Bd. S. 104 Aiim. 40.
2) Vielleicht ein aus denZeiten des Kaunibalismus ererbter Braucli.
An denselben erinnern nocli nianche von den alten Arabern iiberlielerte
Ziige. Hind soil nacli der Schlacht am Ohod die Leber //amzas verzehrt
liaben, wie haiitig erziihlt wird. Weintrinken aus dem Scliiidel des er-
schlagenen Feindes: JH 639. Vrgl. auch die Eedewendung JH 645 V. 2
V. u. ,,]V1 tinner, die sieh gegenseitig anreizen ihron Gast aufzuesseu".
(Dagegen Noeldeke: ZDMG 40 Bd. 1886 S. 156).
91
formigen mit Erdo godecktcn Stcinwall umgiebt. Auf diesen
setzt man den Kessel und ziindet das Pcuer darunter an. Im
Stoinwall bleibt eine kloiue Bresche (etwa { Krcisbogen) zum
Nachlegen der Feucrung. Dcrselbe kann domnach diirch 3
Stoino gebildct wcrdcn. Als Brcnnmaterial dicnt zuraeist der
Mist der Kr.melo. Holz muss oft weither goholt werden : Sa-
lama b. al-Khurschub: M. IV 5; nach dem Commentar zii
diescr Stelle (Tliorbeckes Ausg. S. 13) schickt man die schwachen
Leute aus, um Holz zu sammeln. Das bcste Brennmatcrial
lieferte der oben erwahnte <7a</a-Baum, weil seine Kohle sohr
lange glimmte. Das Feuer entzundeten die altcn Beduinen
vermittelst des Feuerbohrers, der aus eincm wagrechton Holz
der zenda, und einem scnkrechten, dem zend bostand. Die
Sprachwissenschaft liefert fiir die Botrachtungsweise der
beiden Teile als eines mannlichen und weiblichen zahlrciche
Parallelen; in gleicher Weise werden die beiden Teile des
Schlosses unterschieden; der Funke ist dann das Kind dfl;
vrgl. auch iinser Scbraubenmutter, Muttergewinde'). Die
Holzer zum Feuerreiben entnimmt man nicht demselben
Baume, sondern wiiblt ein moglichst hartes widerstands-
fahiges und ein weiches, welches sich leichter eng dem harten
anpasst und wegen seiner loseren Struktur schneller Feuer
fiingt. Das weiche Holz war naturgemiiss das liogendc, die
zenda, weiche die Araber aus Calotropis procera ('eschar)
herstellten, wahrend sie zum senkrecht stehenden zend oinen
harten markh-Zweig wjihlten. „An vielen Stellen", sagt
Klunzinger in seinen Bildern aus Oberagypten S. 233,
„sprosst der wie Ginster aussehende March (Leptadenia py-
rotechnica) ein langbezweigter, meist blattloser Busch, welcheu
1) Vrgl. ferner Heft I S. IG; Ztschr. fur Volkerpsych. II S. 8 If;
L. Geiger, Zur Entwickelungsgeschichte der Menschheit, Stuttgart 1871 V.
Die Eiitdeckuug des Feucns.
92
obuiifalls diu Kumulu gurn ubi'iusson". Einen Zweig dieses
Strauches, den Herr Prof. Schumann t'iir niich im Berliner
Botanischen Museum zeichncn
zu lassen die Giite hatte, stellt
beistchende Abbildung dar. „0b
ihre Zelte markh oder 'oschar",
sagt Imr. XIX 5 der fernen
Goliebten denkend und meint
damit, ob ihre Zelte noch steheu
wic der zond oder bercits licgen
wie die zenda, indem man zum
Aufbruch rlistet. Aus Arabien
scheint der Feuerbohrer heute
vordrangt'), doch hat Ascherson
in der lybischen Wiiste eine
etwas andereMethode desFeuer-
reibers beobachtet ^).
Gebraten wird meist auf
der gliihenden Asche (malic)
eines heruntergcbrannten Feu-
ers ( 7arafa m. 93); nach Wrede
S. 93 bedeckt man den Holz-
stoss mitKieseln und legt, wann
das Feuer heruntergebrannt ist,
das Fieisch auf die gliihendeu
Kiosel. Das Braton lag in der
Kegel Magden ob ( ^arafti m. 93,
Sulmi ibn Rabl'a : // 276). Bis-
weilen wurde das Fieisch in
1) Bereits B sagt 76: „Ich fragte, ob 2 Holzsorten bekaimt waren,
die, an einander geriebeii Feuor giiben, aber niemand konnte mir dariiber
eine bestimmte Auskunft geben".
2) Ztschr. fur A. E. u. U. 8. Bd. 1876 S. 351 uebst Abbildung.
93^
lange Streifen geschnitton unci daini gebratcn: Miizarrid: M.
XV^ lo. Nacli Wroclo wordcn die Eingeweidc in tingorlange
Streifen geschnitten iind mit Fett umwickelt. De Gooje hat
(ZDMG 45. Bd. 1891 S. 182) zuorst darauf hingewiosen, dass
dieser Branch durch cincn Vcrglcich bei Imr. m. 12 beroits
fur das 6. Jahrh. bolegt wird. Vrgl. auch IhasCin ibn Tliabit:
JH 627 vorletzter Vers. „Gerauchertes" Fleisch ist Lebid IX
10 nur durch Hubers Ubersetzung entstanden. Tongeschirr
ist bei Nomaden Jiusserst selten, der Kessel qidr ist das ge-
Avohnlichste Kocbgeriit. Im geliehenen Kessel Hess man,
wann man ibn zuriickerstattete, etwas Fleisch als Gegengabe:
'Auf ibn al-A/iwas: M. 28, 3 '). Die Sitte des Kesselloihens
zeugt auch davon, dass Fleischspeise etwas Rares war. Ein
anderer Name des Kessels ist mirgal: DH98, 21; Imr. m. 55,
Zuhair m. 5. Man ass von einer grossen -) holzernen Schiissel
gafno (Imr. XIV 10, Nabif/a XXIII 12). Diese Schussoln
sind nach einer Hyperbel des Suwaid (M. 34, 35) bei seinem
Stamme, den Bekr, so gross wie Wasserreservoirs, aus denen
man Kamele triinkt. Tha'iilibi sagt Fiqh al-luga (Berut 1885)
S. 264: ,,Denn was al-^a^/ara anlangt, so ist es ein junges
AVort, deun sie ist aus Ton, die Schiisseln der Beduinen aber
sind aus Holz". Jedenfalls ass man wie heute nur mit der
rechten Hand, die linke verborgend. Fiir Gabel und LofPel
fehlten natiirlich Worte, da die Sache unbekannt war. Als
"VVrede auf seiner siidarabischeu Reise in den Vordacht kam
ein friinkischer Christ zu sein und beinaho gesteinigt ware,
liess man ihn zur Probe die Arme iiber den Kopf zusammen-
legen; denn es herrschto die Meinung, dass die Franken mit
ihren Hiinden nicht den Mund erreichen konnten, well sie
Loffel und Gabel gebrauchen s. Wrede, Reise im /Vadhramaut
S. 188/9.
1) Vrgl. Fr. Dioterici, Clirestomatliic Ottomaue S. 84.
2) Vrgl. Tha'alibi a. a. 0.
94
Dor Fetthuckor yilt liir das boste Stiick dos gcschlacliteten
Kamels (7arata V 48, Suwaid: M. 84,35). Forncr hiolt man
Eutor und Embryo fiir Lockorbissen ('Amr b. al-Ahtam: M.
XII 16). Auch die Leber wird besonders geschtitzt, sodann
die Mittelstiicke vom Widerrist bis zur Croupe (Ag YIII
S. 75, 80); Magen und Schwanz gelten dagcgen fiir Sklavon-
spoise (A^ VIII S. 74 u. 75). Zur Zcit der Not zapfte man
dem Kamele Blut ab: II 645 'Ariq. Auf Miirschen reehnete
man oin Kamel als tagliche Speiseration fiir 100 Mann (JH 436).
Aussor Kamelfleisch wurde fast nur Schaffleisch genosson,
'Abda erwahnt M. XXV 76 einen Widderbraten am Bratspiess
(saffud), der fiir die Zecher hergerichtet wird. Doch mundcten
selbst die Pettschwanze der Schafe in sauerer Miloh ') (Aazir),
vvomit DH 96, 9 FellaAenspeise bezeiclinet werden soil, dem
Beduinen nicht so gut wie reine Milch der frei weidenden
Melkkamelinnen und Kamelhockerschnitte. Fiir Schweine-
zucht war Arabien zu trocken, fiir Rindviehzuclit zu arm an
saftigen Woiden. Die Binder gedeihen dort nicht und Rind-
fleisch wurde von arabiscben Arzten sogar fiir giftig gehalten.
„Iss kein Rindfleisch", sagte derLeibarzt desKhalifenMamun,
„denn wenn ich auf der Strasso daran vorbeireite, so decke
ich meine Augen und die nieines Pfcrdes zu, well es so
schiidlich ist^).'' Auch aus Siidarabien berichtet Glaser, dass
dort Rindfleisch nur von der allerarmsten Classe gegessen
werde. „Selbst einem Diener Rindfleisch vorzusetzen gilt
schon als Beleidigung" ^). Bagegen wurde die grosse Wiisten-
1) Vrgl. Benzinger, Hebr. Arch. S. 89.
2) Kremeis Culturgesch. II S. 28G, vrgl. Wetzstein: ZDMG XI
1857 S. 477.
3) Mitt, der k. k. Geogr. Ges. zu Wien XXX ]887 S. 26. — In don
Teilen des Orients, in wolchen man den Stier noch zum Ackerbau ver-
wendet, lasst sich vielfach eine Abneigung ihn zu schlachteu nachweisen,
die vielleicht noch mit dem einst weit verbreiteteu, namentlich aber
phonikischen Stierkult zusammenhangt.
95
oidechse (c7abb) von don Bcdiiinen gebraton '). Gelogontlich
werdon Stamme verspottot, weil sie in Zeiton dor Not Unge-
ziefer vorzobrt habon sollon: WR 59, LA s. v. 'ilhiz, doch
wird fill- die Bodoutiing dos lotztoren Wortes daselbst sohr
Verschiedcnartiges augotuhrt, vrgl. audi HS 199. Vielloicht liogt
eine Doppelbedoutuug des Wortes 'ilhiz der Saclic zu Grande.
Die Hand wischte man nach dom Mahlo an dor Miihne
dor Pferde ab: Imr. IV 62, 'Abda: M. XXV 51, audi kg
XVm S. 1G4.
Trank.
Milch. Das altboduinische Nationalgetriink war Kamel-
milch, danobon audi Zicgenmilcb {kg V S. 191) und Schaf-
mildi (Bukbari ed. 1280 h. Ill S. SO, 81). Nach B 163")
wird heute die Milch der Schafo und Ziegcn inimer rait cin-
andor vermischt; fiir die vorishiraische Zeit trifft das niciit zu;
dagegen haben sich die boiden Molkzeiten (Morgens und
Abends), die auch fiir Kleinvieh galten, erhalteu (Bukhari
III 80, B 163). Sauere Milch (d-lcbon el-Aazir)^) gilt A^^
VIII 74 u. 75 fiir Sklavenspeise. Darum stcht vielloicht auch
/tazir M IV 16 (Salama) als Metaphor fiir Gefangene von ge-
ringem Werto, wie os audi Thorbccko in seiner Ubersetzung
aufgefasst hat, wiihrend Asma'i den Vers anders erkliirt. Fiir
die nicht mit Wasser versetzte Milch existirt eine besondero
Bezoichnung „maA(^': DH 100, 13; 96, 9 und zwar scheint
dieses Wort vorwicgcnd die frischo Milch zu bozeichnen. Voni
Propheten wird ausdriicklich iiberjiofert, dass er Milch mit
Wasser versetzt getrunkcn hat (Bukhari III 81, 82). Der
Milchschlauch hiess wa!!b (DH 97, 3).
1) Goldziher, ^ahiiiten S. 81 ; Alfr. v. Kromer, Wiener Akad,
Sitzungsber. d. pbil.-hist. Kl. XCVIII Cd. 2. Heft S. 579; Doiio-hty J 70,
326; Wrede S. 95;6.
2) Fiir mehgul daselbst lies meghul.
3) ^azir ist auch B 164 fiir kha^ir zu leseu.
^96
Wasser. Klai-es Trinkwassnr ist in der Wiiste selten
und doslialb htiiiHg- hoher goschatzt als Milch; man ver-
schmiihte abcr audi das schmutzige nicht, wonn man Dui'st
hatte; dcr Ta^libstamm, welchor sich in Mesopotamien hiius-
lich eingerichtet hatto, blickt allordings hochmiitig auf seine
schmutz- und lehmtrinkenden Briider herab ('Amr m. 99).
Um bei Wassermangel den Vorrat gleichmJissig zii vertoilon,
wandte man ein eigontiimliches Aichverfahren an, welches
darin bestand, dass man einen glatten Kiesel (muqla, s.
Thorbecke's Mufa^Walijat S. 95 Z. 7, bei Zuhair X 14
Aasatii-'I-qasm genannt) in den Becher warf und so viel
Wasser hinzugoss, bis der Stein bedeckt wurde (Landborg,
Primeurs Arabes II S. 127). Vrgl. die Erzitblung FE 146.
Dass man bei Wassermangel Kamele schlachtet, am den
Wasservorrat ihrcs Magens zu trinken, ist ein Marchen. Doch
erziihlt es bereits Qazwini II S. 12 Z. 5/6 aus Afrika. Seltsamer
Weise wird es noch von Reel us, Nouv. geogr. univ. IX S, 848
geglaubt. Bought}^ fragte Beduinen nach einem solchen
Wasservorrat (1, 460) und erhielt zur Antwort; „N'ein,Khal]l,
oder wie (und jedos Kamel wird doch schJiesslich geschlachtet)
hatten wir ihn sonst niemals gefunden". tjber Schlauche und
deren Herstellung vrgl. Wellsted, Reisen in Arabien hrsg.
von Rodiger 1 S. 66/7. Die Bemerkung daselbst „Auch er-
hiilt das Wasser ein unangenehmes Aussehen von dera Fette,
womit man die innere Seite des Schlauches beschmiert, damit
er kein Wasser durchlasst" erlautert Imr. 63, 17 == 64, 3.
Am Trankorte befand sich ein Steintrog, in den das ver-
mittelst des Schopftrichters (vrgl. S. 19) gehobene Wasser
geschiittet wurde, wobei das dor Sonne ausgesetzte Gestein
zu zischen pflegte (Lebid XXXIX 34). Vrgl. Gen. XXIV
20, Ex. II 16.
Weine. Aus verschiedenen Produkton wurde Wein be-
reitet. Im dattelreichon Medina scheint man hauptsiichlich
1)7
JJattulwoin gotrunkcii /u liabon (lliikliaii III, Kitab al-a.sclii'iba).
Nach Bukhari III 78 ptlcgten dio Bcwulincr cl-Jomons Honig-
wcin, also Mctli (bit') zu tiinkcii. Nach cinem 77aclith (Bu-
khari a. a. 0. 77, auch 78) soil 'Omar den Bogriif khamr als
Trauben-, Dattol-, Honig-, Weizcn- und Gerstonwein iimfas-
send interprctirt haben. Bier war von jcher das Lieblings-
getriink dor Agypter (s. Ermans Agyptcn S. 270, Kremer,
Culturg. II 204). Don Roiswoin (Saki dor Japaner) lornton
dio Araber erst in Sind konnen (Bukhclri a. a. 0. 78).
Traubenwein wurde in Arabion solbst solten gewonnen
(FAF 154—5, 157), das ja auch beroits jenseits der Aqiia-
torialgronzo fiir Woinbau liegt, dio im Binnonlando dor 30.
Breitegrad biJdet. Bcnnoch werdon in don holier gelegonon
Gogenden Weinbergo haufig gonannt, nur lasst sich nicht
immer sagcn, ob sio des Trankes odor der Trauben wcgen
angelogt waren. Dio Weinbergo von a^-7aif miissen eino
gewisse Bodeutung gehabt haben; Mu/tammad liess sie boi
der Belagerung dor Stadt zerstoren (JH 873), wie or boi dor
Belagerung des jiidischon Staniraos Na(/ir desseu Dattelpalmen
abholzon liess. Der Trauben und Kosinen von a^-7aif go-
denkt riihmend Qazwini II 64. In Mittc einer dortigen Wein-
pflanzung war cine grosso Tenne (mistah) zum Rosinentrocknen
angelogt, die dor Khalife Sulaiman I von weiteni fiir eino
7/arra hiolt (Qazwiui II (35). jSTach Imr. 59, 10 hatto Schibani
Weinbergo, dio nicht nur Trauben, sondern auch Wein lioferton.
Dieses Schibani ist wol nicht die bekannto Hanptstadt des
i/ac/ramut, sondorn dor 8 Farasangen westlich von /?an'a go-
legeno Berg, dossen Weinkulturen Jaqiit ausdrlicklich erwilhnt.
Vrgl. auch Glaser: ZDMG 43. Bd. 1889 S. 656 Anm. u.Denkschr.
d. Wiener Akad., philos.-hist. Kl. 33. Bd. 1883 2. Abt. S. 47.
Icli glaubo nicht, dass Hubor Recht hat, wonn er Lebid XVI 8
zwischen don Dattelpalmen al-BaArains (s. Khillidi S. 93)
Weinstockegopflauzt scin liisst; „zwischen ilinon sind Trauben'"
7
98^ _
wird viclmclir bodciitcn : in don Bliltterlviunun hiingen Dattcl-
rispen. Doch s. Psalm 80, 11. Die Bowohncr dos Gobol aklu/ar
im'Oman baucn nacli Wollstod 1 S. 10.'>ffW(un und kfltorn ihn.
Dor Traubcnwoin war in Arabion jcdocli vorwiegend oin
iniportirtcs Luxusgotriink. Nach Lobid 41, 15 brachtc ihn oin
hjchifi'. Fiir Woinlandor galton hauptsilchlicli Syrien^) nnd
Babylonien -). Einc geschatzto Marke kam aus dcm syrischen
Androna^) ('Amr ni. 1), das audi Taue nach Arabion impor-
tirto (vi-gl. 'Alqama ed. Socin III 23, Nabi(/a XXI 7, Imr. 34,
25); iiber dio Lage diesor Stadt vrgl. Waddington, Inscrip-
tions Grocques et Latinos, Paris 1870 Xo. 2637'^ ff S. GU''.
Woin von 'Ana am obcron Euphrat wird Imr. 59, 10 und
'Alqama od. Socin II 41, od. Ahlwardt XIII 40 gcnannf).
Woin von Bosra: Nabi^t^a 27, 9. Zum 77aurangebiot gohort
nach Jaqiit auch -Sarkhad, desscn Woin boriihmt war s. Jil-
qut III S. 380, JI 646 boziohungsweise Ag XI 87 Z. 7
(Omoijadonzeit). Woin von Bait Ras nonnt //assiln ibn Thabit:
JH 829 V. 4, vrgl. Nabi^/a 27, 10. Jaqut kcnnt 2 Lokalitaten
dieses Namens, die eine am Jordan, die andere boi Aleppo;
in beiden gab cs Woinbergo. Imruulqais sagt XYII 8: ,,als
ob es Kauflouto, dio mit Woin hinaufziehon von al-Khus5, bis
dass sio ihn abladen zu Jusur". AI-Khus.s liegt nach Jaqut
in dor Nalio von Qadesia, seines Weines godonkt auch 'Adi
b. Zaid, oin in 7iira lebender Gahilijadichter.
Auch aus don Rosinen bcreitetc man oin Gctriink ,,Ro-
1) 'Amr ra. Anfang, den icli wogen der Droizahl in Vers 6 ('Amr
ibn Hind, //aritli, 'Amr il>n Kulthfim) und des Namens daselbst fiir
edit halte.
2) Besonders bei Lebid: I 7, XVII 37, XL 47.
3) Abel, Mu'allaqat S. 179: ,,dann steht oI-Endeiina fiir ol-Endori-
jina". All so!
4) 'Ana wird Ibn al-Faqih S. llf als Nordgronze des 'Iraqgcnannt.
Recliis IX S. 450 gelegentlich der Schildoning dieser Stadt: ,.1ps vignes
enroulont leurs pampres autour des arbres".
99
sinenwassci'' ma zubib genannt, dosson siiuci'lichon (}cscliinack
man darcli Zusatz von Honig conipensirtc (DH 100, 13). Von
diesoni Aufguss (naqi') wurdon iibrigcns vorschicdcnc Sorten
hergestellt, bald vcrwendete man Rosincn, bald Dattein, bald
Wasser, bald Milch. Im y/adith gcschicht dieses Getrtinkes
wiedcrholt Erwahniing. Wcinpressc: Jaqfit I 115.
A us dem Gesagten crgiebt sicli, dass dor Beduinc nicht
immcr Gelegenhoit hatto Wcin zu trinkcn. Moist war er auf
don tiigir angewiesen. Tagir ,,Ivaufmann" bezeichnet in don
alten Liedcrn speciell den Wei n handler, der zugleich Wein-
wirt war, vrgl. lat. caiipo, woher unser „Kaufmann". Wahr-
scheinlich versorgto or die Wiisto aueh noch mit andorn Ar-
tikeln dor Kulturlandor nach Art der Kaufleutc, welohe
Bnrckhardt S. 154 schildort. Die Weinhiindler warcn hiiutig
Juden (Goldziher: ZDMG 4G. Bd. 1892 S. 185), die wol audi
rait Kleidern und KoM handclten (ebend.) oder audi 'Ibadis
d. h. Christen aus //ira: Ag VIII 79: ,,und ich sprach: ,,AYo-
hor hat denn Ascha seine religiosen Ansiditon", er sprach:
Von Seiten der 'Ibadis, dor Christen von //ira, er pflogte
Wein von ihnon zu kaufen, bei der Gelegenhoit brachton sie
ihm jeiies boi". Diese Steilo ist wichtig, weil sie bozeugt,
dass die Woinhandlor mit Erfolg fur ihro Religion Propa-
ganda machten. So wird uns eino none Quelle aufgodcekt,
(lurch welcho ]\IuAamniad in Mokka, wo in dor GrUiilija zur
Zoit dos Fcstes jodonfalls zahlroicho Woinbuden aufgeschlagen
wurden, seine Kenntnis voni Judentum und Christentum or-
langt haben kiJnnto.
Die Kneipe wird //anut genannt (7arafa m. 46, A'scha
m. 25), deranach haben wir sio uns wol iihnlich oiner Bazar-
bude vorzustellen mit einom durch einen Vorhang getrennten
Hintergelass. Als einen Wiirfol (ka'ba), von Lanipen er-
leuchtct, schildort sio Abda: M. XXV 72. Man sass dort auf
kunstvoU gewirkten Teppichon. auf denen Hiihnor und Lowen
100
unci ,,allc nK'tglichen Dingo" dargestcllt waion ('Abda: i\r. XXV
70/71). "Wcinbiidcn iind »Sangcrinnon traf man vornehnilich
auf Jahrmarktoii an (vrgl. JH 4o8). Dor Gcdanke hicran
mag audi Lobid ra. 75 vorgcschwobt liabcn; in Tabala be-
fand sich ja dor hcilige Stoin Dim 'l-khalaAa; wie andoro
Kultstatteu war dahor audi Tabala ein Marktort (WR 42/3).
DH JSTo. 21G Einl. bicgt cino Strcifsdiaar dor SuJaim nach
7aif ab, uni dort Proviant iind Woin zu kaufon. Violloicht
stammto dersclbo allcrdings nidit von don Handlorn, welclie
7aif als Kultort anlockto, sondcrn aus den oben erwahntcn
"Weinborgon, die vor dom Islam audi "Woin goliefert haben
mogen. Ein Wahrzoichon an dom Aanut, wahrsdioinlich cin
griiner Zweig, zoigt an, dass der Wirt noch Woinvorriito zu
verkaufon hat; andorufalls wird dassolbo lioruntorgerisson.
Haufig rulimen sicli die Dicliter schon wiilirond dor
Morgendammorung beim sabnh ,,Friilischoppen" in der Knoipe
angetroffen zu wcrdon (z. B. Tha'laba M. XXI 17; 'Abda: M.
XXV 66 ff; Lobid m. 61); gorotote Augen nacli dom Friili-
schoppon erwilhiit al-iiiidira: M. VII 16; Imr. 59, 9 ver-
gleiclit sich mit einem bereits in Folge des Morgentrunks
Bezechten ; andcre zechen des Mittags ('Antara m. 37). Ein
kleiner Trupp (thuba), circa 10 Mann stark, stiirmt man wol
die Kneipe (Zuhair I 31). Da die Weinbudo oine fremdo
Pflanze auf arabischom Boden, orkliirt es sich, dass dioTriuk-
gebriiuche viclfach mit antiken cine merkwiirdige Congruonz
aufwoiscn. Zuniichst kann von einem "VVoinfass, von dom
Socin in soinem 'Alqama S. 7 redot*), natiirlich im alton
Arabien keineRede soin. Die Weinkriige (dann plur. dinan)-)
1) Auf derselben Seite iibersotzt Socin zweinial kattau mit Banm-
woUe, indem or es offenbav mit qtUii vorwecliselt.
2) Vrgl. FAF 169, das Wort ist nach freundliclior Mitteiliing meines
CoUcgcn Dr. Eost audi assyrisch: Friedr. Delitzscli, Assyrisches Hand-
■H'urterbucli S. 225.
101
waion mit ilirum imtuiun Toilc in die I'^rilu oingcgrabun uiul
niit ciiiom Tonsiogci (khitaiu: licbid m. ;j!); bit-tiui inakii-
tumu: 'Alqama XIII 40) vorschlosson. Dcr von dor 8abol-
antilope gcspicsstc vcrblutcndc Jagdhund wird mit soldi
cinem (zcrbrochencn) dann vcrglichon (Lobid, Khalidi S. 09).
Dor Bcduine solbst fiihrto solch zcrbrechlicho AVaarc natiirlich
nicht auf soinon AVandorziigon iiiit sicli; will und kann cr
seinen Gast mit AVein bowirton, so holt or don Woinscblauch
(ziqq s. FAF 171) hcrvor (Lobid, Khalidi S. 33 u. 132). Dio
Kriigo waren gcpicht. Uoshalb riihmt sicli Malik b. Asma
(// 671), dass derHund ihn bcroits am Goriicho dcs Sehlauchcs
und Inches crkcnno. Aus dcm daun schopfte man don Woin
in blanko Kannen (ibriij plur. abariq), dio mit Giinson') auf
don Uferhohen dcs 7aff-) (7/ 559) odor Gazollon auf oinor
Anhoho ('Alqama XIII 42) vorglichen werden. Dio Kanno
war mit duftigcm Basilionkraut (rai/uin, Ocimum basilicum)
undiriinzt ('Alqama XIII 43) und trug oincn Soihcr, ahnlich
dem Maulkorb dos bissigon Kamols ^). Diesor Seiher bestand
aus Leinwand und wurdo nach dcm Alundschlcier dor Parson
bonannt (s. Heft II S. 112). Socin iibersetzt 'Alqama XIII 41
(boi ihni II 42): ,,da ihn umgoss dor Sohn oines Fromdon,
indcni or umwickclt war mit dom Baumwollcnlappon". Uoch
ist hier von keinom in einon „Baumwo]leulappon" (sic!) cingo-
wickolton Sohno dio Redo, sondern die Stello hoisst: „da ihn
cinschonkto dor Sklavc oinos Fremdlings (d. i. dos AVirtos)
durch oinen Loinwandscihor". Unsoror AVoinflascho entsprach
ncbon dom ibriq biswcilon auch dio qulla*) (Lcbid, Khalidi
1) Wahrsclieinlicli Kropi'^'aiiscn, Pelikanen. Vrgl. Lebid 40, 49.
2) Uber den Taff s. Jaqut III 539.
3) Ausser den Heft II IS. 112,3 gcnaunten Stellen s. Lebid XXXIX
74. Auch die Hebriler kannten den Weinseiher s. Benzinger, Hebi-.
Archiiol. S. 95.
4) Vrgl. FAF 170, wu Nab. 24, 10 Druckfclilcr fiJr Nab. 27, 10.
Fevner L. I 156 7, 159.
102
120), cine Kiililkaratb Jius porusom Tun. Man tiank cntwcder
aus cinor Trinksclialo, .sa/Mi (z. B. 'Amr m. 1), aiicli mit dcm
syrischcn Wort nagfid bcnannt (s. FAF 1(37) oder aus einem
gliisorncn Becher (kas). (z'arab wird moist als silbcrncs
Trinkgctass erkliirt, „wio cin pcrsischcr Scbonko den ^arab
fiillt" sagt Lobid, Khrdidi 142, nach andcrn stammt der Vers
von A'scha (LA). Aus dem Traubonsaft Avurdo mit Gowiii'z
iind beissem Wassor oin Punscb') zuboicitct ('Amr m. 2),
dcnn dor Araber batte in seinem leichten Zelt viol von der
Kalte dcr Wiistennacbtc zu leiden. Hiiufiger wurdo der Wein
jcdocb mit kaltem Wasser gemiscbt (vrgl.'Abda: M. XX\^75;
al-Aswad ibn Ja'fur: M. XXXVII 21; Ka'b ibn Zubair: Del.
110 V. 4) iind zwar iiacli Imr. XVII 9, indem man zuniicbst
die Trinkscbale ziir Hiilfte mit Wein fiillt und dann das Wassor
ziisetzt. Aucb Bienenbonig wurdo dem Wein beigemiscbt
vrgl. z. B. Lobid 41, 16; DH 90, 21. Ferner gelangte Moschus
zur Verwondung (Zubair I 32). Aucb scbeint man gcwiirzton
Wein gckannt zu baben (vrgl. Imr. m. 80 mit dcm jajin
baroqacb Hobes Lied YIII 2).
Der Wein scbeint meist rot gewoscn Daf'iir spriebt nicbt
nur die Bezoicbnung dosselben als damu-'z-ziqq (Scbubruma:
II 559) ,,Blut des Scblaucbes", was an das bebraiscbo dam
'anabim (Gen. 49, 11) ,,Traubenblut" erinnert, sondorn die auf
die Farbe beziiglicben Vorgleicbe. Der Wein erinnert die
Dicbter an Safran (Amr m. 2) oder Gazellenblut (Imr. 59, 10;
al-i/adira: M. VJI 17); ward „rosig" nennt ibn Lobid, Kba-
lidi lo2. Das Alter des Wcins gilt als ein Vorzug. Wenn
or gut ist, soil er keinen Drebkater (tedwim) zur Folgo baben,
sondern Migriine boilen ('Alqama XIII 39).
Der IJiil ,,muttakian" A'scbas m. 27 bezeugt, dass man
nacb x\.rt der Alton aufgestiitzt bcim Gelage rubte. Don
1} Bekaiintlich stammt dieses Getriiiik aiis dem Orient, s. Wicli.
Haberlaiidt. Der altindische Geist S. 78 ff.
103
Trank krodonzte eiii Sehonko mit Fingcrspitzcn, die mit fir-
6ad ') rot gcfarbt warcn, im wcibischcn^) qurtaq und mit Ohr-
gchiin^^cn g-cschmiickt: M. XXXVII 28 •% A'scha m. 29 und
biingt don zweitcn Bechor, wiihrend dor Gast nocli nicht don
crstcn gelecrt hat (//assan ibn Thabit: Del. S. 99 V. 18).
Dio Zecher rufon ihni „hati ' (bring Iicr) /u (A'scha m. 28),
wonn sic cin noucs Glas wiinschen. Die Zungc dos Trinkors
stamuiolt wio dio dos Gclahmtcn (Imr. 59, 11). Schlicsslich
gluic'hcn dio Zochcr Kriogorn, wolcho Wundon orschopft habun
(Burg: 77 560) odor wio Zuhair I 34 sagt: ,,man gingzwischon
Getodteton, doroii Soolon gotroffon waron, ohno Blutvorgiesson".
Das Gelago vorschonte eine Sangerin (qaine). Bei A'scha
m. 30 triigt sie eincn weiten Morgonrock und heisst deshalb
fiuZul. Sie pflegt nicht sprode zu tlum, 7arafa boschroibt sic
m. 50: ,,cujus sinus inferior pars ampla est, quae a sodalibus
so palpari patitur, molli tcnuiquo corpore, cum vcstos exuerit,
praedita'*. lliren Gosang vorgloicht Abu MiAgan (ed. Abel
IV 4) dem Summon dor Fhcgen eincs bowachsonon "Wiisten-
grundos"*). Man muss sich dabei nebon dor Monotonie dos
oriontalischcn Gesanges vergegenwartigen, wio solche Spuron
organischen Lobens das Hcrz dos oinsameu Wiistondurch-
querers zuweilen erfreut haben mogen. Zur Belohnung warf
man ihr wol don Mantel hin. „Und ich pflcgte zu schlachten",
sagt 'Abd Jar/uth [Ag XV 76) ,,fiir cdole Zecher mein Dro-
medar und zu zorroisson zwischon den beiden Sangerinnen
meinen Mantel". Gowiinder werden dor Sangerin auch bci
'Abda (M. XXV 81) gespcndot. Durch den Zuruf „asmi'incV'
(lass uns horen!) fnrdcrte man sio zum Vortrag auf (7arafa
1) Vrgl. Qazwini I 248 Zeilo 8.
2) s. Dozy, VOtemeuts S. 362.
3) Dieses Lied des al-Aswad ibn Ja'fur cutiialt iiborhaupt ciuo
vortreffliche Schildoriing einer altarabischen Kneipe.
4) Das ist iati'/;i /.iiniichst s. Heft II S. 111.
,/■
; _ 104
111. 51). Audi pllogto uino solclic qaino diu llaiultruiiimul (duff)
zu schlagen (Gabir ibn iAinaj : M. XXXV V. 9), vorstand
biswcilcn auchdio Saitcniustrumonte IdrAii (Imr. 63, 5) und
mizliar') (Imr. 63, 6, 'Alqama XIII 37) zu spielcn. Lcbid
sagt (Khalidi 8. 70) einen Strauss schildcrnd ,,als ob scino
Brust die riatto eincs kinin-'; die Spiclcrin dos Idmn hcisst
karine. Muzarrid vcrgleicht M. XVI 17 das Wichorn seines
Renners den Flotcn-) der "Zecher, denon ein Gluckonspiol
(galagil) antwortct. Die Zecher pflegten auch selbst Licder
vorzutragen und dabei, Avio es scheint, einen Basilicumzwcig
in der Hand zu lialten (A'scha m. 27 vrgL de Sacy, Chrcst. Arabe
2 cd. II S. 485). Die Lieder scheinen haufig obscene Spott-
lieder gewesen zu soin, wenigstons singen nacli Zuhair VIII 7
die Kaufleute (AVcinwirte) ein solclies Lied, wenn sie zuni
Wasserplatz hinabsteigen. Die qaine war misachtet: DH 107, 80.
Mit der Zecberci Avar liiiufig auch eine Schmausorei ver-
bundon; ein Widderbraten wurde am Spiess liergerichtet
('Abda: M. XXV 76, Xabi(/a m. 16). Den hurtigen, riihrigen
Koch brachte der Gast in die Kneipe mit (A'scha m. 25).
So wurde die Kneipe, zumal wenn noch Trinkgekler in
Form zerrissener Mantel hinzukamen, ein kostspieliger Auf-
enthalt, denn der Wein war beroits an sich nicht billig (vrgl.
FAF 160). Als Preis nennt Abu Mi/igan (Del. 27 Z. 5) ein
dreijahriges Kamel fiir deu Schlauch, vrgl. !/arafa V 42, Zu-
hair XV 34. Doch Averden auch Stuten, Hengste und Sklaven
vertruuken (al-Munakhkhal : Ag. XVIII 156). Zuweilon wird
auch mit gepriigtem Gelde bezahlt, so bei 'Antara m. 37, bui
al-Aswad ibn Ja'fur (M. XXXVII 22) mit darahimi-'l-asgad
(s. Lane Lex. I 1307). So erklilrt es sich, dass die in der
1) Eine Besclireibung dieses Instnunents bei deu Slaweii hat Bekri
ed. Kunik u. Eoseu S. 40.
2) Man kannto Floteu aus durchluchertem Eolir s. z. L. Lebid,
Khalidi 44.
105
Kneipe erschuinondu Tadlcrin (adliila) /.iini standigen Bilder-
Inventar dor Qasidcn goliort.
Der Kunig Gadhima von JJiva niachtc bckanntlich die
boidcn Farqad-Steino zii seincn Trinkgcno«scn (vrgl. z. B.
Briinnow's Chrcst. S. 29); doeh schcincn bier porsiscbo Vor-
stcllungcn zu Grundc zu liogcn; wonigstens crziiblt Vaiii-
beiy, iSittenbilder aus dem Morgonlandc iS. <S5, dass dio Porser
bcuto boi ibrcn Tiiiikgclagen cinzelncn Sternbildorn zutrinkon;
arabiscbe Parallolcii kcnuc ich nicbt.
Das islainiscbo Weinvcrbot erscboint wcnigor rigurus,
wenn wir bodenkon, dass Traubenwoin in Arabion cin tcueres
Luxusgetrank und nicbt innuor zu baben war. Das Motiv,
welcbes dieses Vcrbot veranlasste, ist bisbcr nocb nicbt ge-
niigend aufgeklart wordon. Die Erklarungsvcrsucbe baben
mebr den Cbarakter speculativer Eintallo als dass sie niit den
bistoriscben Daten recbnen. So ist Palgraves (1 427 ff) Ansicbt,
das Weinvcrbot sei cine Trotzbcstimmung gcgcn die Cbristcn,
t'iir deren Wabrzeicben dor AVein wcgcn des Abendmabls gc-
golten, qnellenmiissig nicbt zu erweiscn. Andeic suchen
statt des religiosen ein railitiiriscbes Motiv geltcnd zu machen.
Der Gliiubigc, der ja zugleich Kricger war, sollte durcb den
Wein nicbt verwoicblicbt, sondern erst nacb vollbracbter
Arbeit im Paradiese damit belobnt werden. Nun ist abcr die
Paradiesscbilderung illtcr als das Wcinverbut, die Verwcicb-
licbung durcb Wein abcr zum grossten Teil eine klassiscb
angebaucbte Scbulpbrase. Filr eine national -okonomiscbo
Motivirung liessen sicb eine Roibe anderer luxusfeindlicber
Satzungen des Islam, das Vcrbot von Seide, Goldbrokat, gol-
denem und silbernen Trinkgescbirr (vrgl. z. B. Bukbari III
83) als Parallele boranzieben und der Umstand, dass dio
Weinwirte Ungliiubige warcn, verwerten. Yor allem abor hat
man mit 3 Punkten zu recbnen:
1) dcm Text des Qoran,
106
2) dem uns bukannton Zcitpiinkt des Erlasses,
3) dor EiTcichbarkeit dor Kcnntni.'S illtcrcr Woinver-
boto fiir Mii/fammad.
Aus dor Ycrg-lciclmng von Sure II 216 mit V 92 orgiubt
sich zuniichst, dass derGcdanko dcs Weinvcrbots allmiililich
roiftc. Da crstcro Stolle kurz vor dor Schlacht von Bcdr
(Ramadan 2 h.) offenbart soin muss, ■wie Noldckc in seiner
Goschichto des Qorans gozeigt hat, letztero abor das Wcin-
vorbot onthiilt, welches in den Monat Robi' el-auwal des
Jahres 4 h. I'iillt (JH 653), so liegen etwa 1| Jahre, zwischen
den zuerst geausserten Bedenken gegen den Wein imd seincm
Verbot. Dadurch wird un^Yahrscheinlich, dass cin bestimmter
Vorfall das AYoinverbot veranlasste. Sure Y 93 begriindet das
Weinvcrbot damit, dass der Satan durch Wein und Spiel in
dor Gemcinde Zwistigkeiten errege und von religiosen Ubungen
ablcnke. Mu/<ammads Motivirungen sind natiirlich fiir die
Glaubigen borechnot; der wahrc Beweggrund liisst sich oft
aus der Sachlage erschliessen und stimmt mit dem officiellen
selten ilberein. Sure II 216 fiillt nun in die Zeit der Trotz-
bestimmungen gegen das Judentum. Sie bildeten die Ouver-
ture zu dem gewaltsamen Yorgehen MuAammads gegen die
Juden. Das definitive Yerbot aber (Sure Y 92) fiillt in die
Periodc des eroffneten V^ertilgungskrieges; es wurde im Jahre
4 wiihrend des Feldzuges gegen den jildischen Stamni Natiir
erlassen, welcher dessen Yertreibung aus Arabien zur Folge
hatte. Es liegt demnach nahe, es mit der oben erwahnten
Thatsache in ^'erbindung zu bringen, dass unter den Wein-
handlern viele Juden waron. Diese Yermutung schliesst
nicht aus, dass zugleich das Yorbild iilterer Weinverbote aul
den so wenig originollen Propheten einwirkte. Als er das
Fasten am jiidischen Yersohnuugstag fiir unwescntlich er-
klarte, fiihrte er den /;arranischen Fastenmonat ein '). Wein-
1) Durch das Zusainnienfallcn dcs Datuiws im Eiiisetzuiigsjahr
107
verbotc findon wir mm boi Nasiracrii (Amos II 12), Rocha-
bitcn (Jor. 35, 8), Nabatiicrn (Diodor Lib. XIX cap. 9i, 3),
lirahmanen etc.; fiir ]\In/(animad komnion abcr wol nur die
Manichiicr in Betracht, wclchc don Woin pcihorroscirtcn s.
Fliigols Mani S. 05 iind 280. Manichiior (ez-Zcndoqa) gab cs
nacli Ibn Qutaiba untor don Qoraisch (Briinnow's Chrost.
S. 34). Boachtonswort ist audi die Notiz Aij 111 S. 187, dass
Mu/^immads Zeitgcnosso, Omcija ibn Abi »Salt, dor obwol
religios veranlagt sich ihm nicht anschloss, don AVein fiir
verboton hiolt. Aus pcrsonlicher Antipathic Mu/^ammads
gogen den "Woin ging das Woinverbot jedonfalis nicht her-
vor'); Paradiesschilderungen dor mekkanischon Pcriodo wio
Sure 56 Vers 16 if orinnern in einigon Ziigcn aufi'allond an
die Weinbude der alten Dicliter.
Trunkenheit bestraft das islamische Recht mit 40 Hiobon,
die boi verstockten Trinkorn bis auf 80 gesteigert wordon
diirfen-). Schlimmcro Qiialon warten dor Wcintrinkor in
jener Welt; im Hollonfeuer habcn sie cntsprcchcndoDurstes-
qualen 7a\ leiden und schreien 1000 Jahre lang: Weh raoin
Durst! (K. a//wal al-qijame ed. M. Wolff S. 98 dos Textos).
In don altosten Zciton dos Islam wurde das Woinvorbot mit
grosser Strenge aufrocht crhalten. Dass dies nicht immcr
leicht war, ersehen wir aus mauchem Liede dos Abu MiAgan.
tibortretungen kamen natiirlich auch damals vor. Voni
Stammo Garm hoisst es in einem MDh VI 153 mitgoteilton
Liede: ,, Nicht trankon sio ihn, als or erlaubt war und trieben
wird die /iarraniscbe Ableitung des Fastcnraonats, wie icli in mcinerAb-
liandluug iiber deu Eania</an gezcigt babe, gesichert.
1) Vrgl. bierzii und iiliorbaupt E. Eebatsek, Wine among tbe An-
cient Arabs : Journal of tbe Bombay Brancb of tbe EAS 1879.
2) Mawerdi S. [*AA. Sultan Solimans Kanun setzt aussor der
Strafe des Eiebters fiir jeden Trunk eine Geldstrafe von 1 Asper fest;
icb kann dies ^vicbtige Gesetzbucb leider nur nacb Hammer, Des osma-
niscben Eeicbs Staatsverfassung I .S. 147 citiren.
108
niclit SL'inuii J'lcis in tliu Holiu ain .Maikttago, abcr soitdem
das Wuiii-A'^urbut voin Hiinmol gekoninioii ist, siclio da ist
koiii Gariiii iiiolir niiclitcrn". Ebund. YI 114: wird dum siid-
arabischen Stamm Khuza'a, nuidlich von Mekka, seine Lcidon-
sciiaf't fiir Wein vorgewoif'en. Ein Statthalter 'Omars in
Maiscln dichteto ein Wcinlicd, in welchcm cs untcr andcrra
heisst, dass die Dihqanc aiif seinen Wunseli ihm ohvas vor-
siingen, wubei wir wol an Stott'e aus der porsiselicn Ilelden-
sage zLi dunkcn haben. Das Lied gelangto zu Ohren des
Khalifcn, der ihn absetzte und die Ausrede, dass cr zwar
Weinliedor gcdichtet, weil er eine poetischc Adcr liabc, aber
nicht dabci gokncipt habe, niclit gcltcu licss (Del. S. 28/29).
[Inter 'Othmans sclnvachliehor Regierung passirte es dagegcn,
dass, als dor Statthalter von Iviifa bezecht in die Moschce kam
das Morgcngebet abzuhalten'), zwoi beschwerdcfahrendo Ab-
gcsandte vom Khalifen ungnadig empfiingen Avurden (MDh
IV 260). Die Omcijadcn warcn gleichfalls tolerant. Ag V 167
erzithlt, dass der Klialife Hiscbam dem ./yammad ar-rawija,
welchen er hatte rufen lassen, um ihm zu einem Verse, der
ihm im Kopfe herumging, den Verfasser zu nennen, als dieser
sofort das ganze Gedicht rocitirte, dreimal Wein kredcnzen
licss, bis er zusammonbrach. In ciner andcrn Version, die
dasclbst gcgeben wird, fehlt dieser Ziig und der Verfiisser
erklart dieso fur die richtige, weil Hischam nicht Wein trank,
noch OS von anderu in seiner Gegenwart geduldet, sondern
sic bestraft hiitte. Nach Kremer (Culturgesch. des Orients I
S. 149) hielt Hischam freilich jeden Freitag nach dem Gottes-
dienste ein Zecbgelage. In vielen Fallen haben sicherlich die
spateren Frommen don verhassten Omeijadcn Trunkenheit
angedichtet. Andrerseits ist der religiose Indifferentismus der
Omeijadeu Thatsache. Das Volk dachte freilich zum grossen
1) was wogcn Suro JV 46 als bcsonders sclnveres Vcrbrechen gilt.
_ 109
Toilc aiultji's als dio llofkrcisr. 'A(jil priigoJto seine Tochtcr,
wuil or vt'rnuitoto, (lass sio Wcin g-ctrunkon liabc'). Eist mit
den 'Abbasiden gelangto audi bci Hot'e eino strongcrc Praxis
zur Goltung-. Allordings gcdcnkt Abu Nowus in soinon
Weinlicdorn hiiufig dos Katzcnjammors , kluimar-); or ging
im Palasto Harun ar-Kascliids ein und aus, "wurde aber audi
voni Klialitbn wegon soincs Lobcnswandeis gclcgentlieli strong
bcstraft; das Volk mied ihn als gottlos. Dass das Wort qaliwo
urspriinglicli Wein bedoutot (vrgl. z. B. A'scha m. 27, Abu
Mi/tgan od. Abel III 5) zoigt, wie Lane (III 163) bomerkt,
dass dor Kafo an Stelle dos Woins trat; die Kafeverbroitung
war zweifellos durcli das qoranischc Weiuverbot bedingt. So
land dor isUunische Orient ini Katbhaus oinon Ersatz liir dio
Wcinsclionko. Lotztero spielt eino grossoro Rollc uur nodi
in Porsion. Im Horzoii dor Perser schlug dor von froniden
Eroberern ihnen aufgezwungone Islam solten ticfc AVurzoln.
Die augestammten Sitton ibres weinbauendcn \'aterlands vor-
mochte or nicbt zu erstiekon. Ich brauclio uur an JJixi]: unrl
dio grosso Zahl dor ilim goistcsvorwandton Diditor zu orinncrn.
Uiiterhaltuiig.
Bel dom Alltiiglicbston lassen uns die sonst so ausgio-
bigcn arabisdien Quellon dodi biswoilcn im Sticb. Den In-
balt dor tiiglicbcn Untorbaltung miissen wir uns im Goiste
uach Roisoworken und aus dom sonst bekannten Intoresson-
krcis orgilnzcn. „Endlos sind", sagt Jiacbtigal in soinom
Aufsatz „Araber in Central-Afrika und Nomadenleben", „dio
Gespriiche iibor Kamelo, liber dio Stutc dio gokalbt bat und
so und so viol Milcb gicbt'" etc. Hiiufig wcrden Geschicbten
von dor Schnelligkeit orworboner Rosso crziililt. Die Rodo-
1) // 464. Abwoichond crziililt die ricscliichto A;/ XI 87.
2) Gei^en ihn enipfiehit Qazwini I 2rw Qiiitten als Nachtisch.
110
wciso (\cr Ar;il)ur muss selir luboiulig gowescn sein. Schwiiro
bci don lloiligtumcrn iiiul aiuloro wio wagaddika boi dohioin
GlLiek (sic!) wareii solir gebniuchlich. Audi liebte man
rhotorischc Fragcn. Zum Ausdruck des Schmerzes boisst
man sicli auf die Fing(3rspitze (NB 114, vrgl. auch Sadis
Bostan S. f^ V. 11); Aus ibn //agar 23, 52 ist das Boisson
auf don i-cclitcn Daumon Zcichcn dos Argcrs. Das Schiitteln
dos Kopfos schoint dagogen Zciclion dor Froudo zu soin
(M. 40, 14).
Spiele.
Gloieh dem AVeintrinkcn hat dor Qoran dein Bcduinon
auch cine andore Hauptbelustigung, das Mcisirspiol, untcrsagt
(Sure Y 92 ft', vrgl. II 216), wiihrond in dor Gahiiija der-
jenigo, welchcr sich des Moisirspiols enthielt, geizig und unedel
gcscholton wurde. Zur wirkHchon Ausrottung dor altcn Spiele
haben dann namentlich die Wahhabiton in ihrer fanatischen
Periode beigetragen. Das Moisirspiel kijnnen wir als cinen
Vorlaufcr des Kartenspieis betrachten, nur dass man ein an-
deres Material, namlich Pfeile ohne Beficdcrung und Spitzo
(sing, qidh, zalam od. zulam) bonutzte. Wio cs verschiedone
Kartenspielo giebt, gab es wahrscheinlich auch verschiedone
Arton des Moisirspiols'). Das Spiel wurde moist im Winter
von 7 Spiolorn gospielt; dor Einsatz vvaren Kamolo, die dann
gloieh goschlachtot wurdcn. Doch bonutzte man das Pfoil-
spiel wio wir das Kartcnspiol auch als Orakol-); allerdings
kamen dabei nur 3 Pfeile, die anders benannt waren, zur
1) Niiliores bei A. Huber, Ubor das „Meisir" geuaimte Spiel der
hoidnischen Araber (1883) und Landberg, Priniours Arabes I. Die
raeisten von mir notiiten Verse fand icli bei Huber wiedcr; Rabi'a ibn
Maqrura M. XXXI 14 scheint zu fehlen.
2) In dieser Hiusicht erinnert das Schiitteln der Loospfeile an das
Werfen der Ruuenstiibe.
Ill
Anwendung s. Aa VIIl S. 70. Diosc Bestimmiing war viol-
leicht die urspriinglicho vrgl. bereits Ez. XXI 21, WR 126/7,
Hosoa IV 12. Dcr Qomn (Suro 111 V. 39) orziihlt, dass man
die Loospfeilc darum geworfon Jiabc, wgt Maria, die Mutter
Christi, aiifziohcn sollo. Dass das Mcisirspiel iiberhaupt schr
sclivvunghaft botriobon wurdo, golit aus den luiutigcii Erwiih-
nungen und mannigfachen ilim entleiinten Verglcichcn bci den
alton Dichteni hervor; so hat Imr. m. 22 Icidenschaftliclie
Meisirspieler zur Voraussetzung. Einen Nachklang des Meisir-
spieles glaubo ich noch in folgendom von Wrede S. 93/4 be-
schriobonen Branch boim Schlachten eines Karaels zu er-
kennen: „Hierauf werdon so viele gleich grosse Haufen
gcmacht, als Personen zugegon sind, und zur Toilung ge-
schritten. Um jedcn Streit zu vernieiden, giebt ein jeder
irgend einen Gegonstand, welcher in ein dazu bereit gelogtes
Tuch geworfen wird. Einer der Gesellschaft niramt diese
Pfandor in Empfang, schiittelt sie durchcinander, und setzt
sich, mit dem Riicken nach deni Floischo gowandt, uicder'):
Ein Anderer zeigt dann auf den Fieischhaufcn nnd fragt, fiir
wen derselbc bcstimmt sei. Hierauf wird ein Pfand aus dem
Tuche gczogon und auf das bezeichncte Fleisch gelegt. Ein
Jeder nimmt dann das Eieisch, auf wolchem soin Pfand liegt".
Vrgl. auch das von Mayenx III S. 3/4 beschriobone la'b al-qasab.
Auch eines Werfspicls mit Knocholn (ki'ab) wird gedacht,
Schanfarli Lara. 43 ; die Knaben liessen sich, wenn ein Widder
geschlachtet wurde, diese Knochcl von dom Tioro geben {Ac/
V S. 190)^). Das in Varafa's m. 5 erwiihnte fial-Spiel be-
1) Dieser ]\rann vertritt also die Stelle des /lurt/a. Vrgl. Kromers
Mitteilungon: Sitzungsberichte d. phil.-hist. CI. d. Ak. d. Wissensch. VI
Wien 1851 S. 432, wosolbst statt \^js> '^-^f^^ zu leseii ist.
2) Vambcry, Das Tiirkenvolk S. 191 : ,,Eiuer besoudern Verbreitung
hat sich beira Tiirkeuvolke von jeher das Aschyk d. h. Spiel mit den
Schliisselbeinen der Schafo orfreut, cine Art Wiirfolspiel, bei dem auch
btiiiid (lariii, (hiss ein (loyenstainl in eincn SaiKlliautcii vcr-
steckt wild, welclieu die; s})ioloii(lcn Kiiabeii luit dcr Hand
teuton. Es liandclto sicli darum zii crraten, in wcjlehor Haltto
dor Gogonstand stocko. Die lonncndc Antilope, wolcho don
Sand dor Dchna spaltct, wird cincm Fialspieler vergliclien
(Lobid, Khrdidi 115).
Bei andorn Spiolcn war die Gymnastik die Hauptsache.
Mayeux (III S. 3) hobt als oin Charakteristicum dor Beduinen-
spiolc horvor, dass mit ihnen niemals Gefalir vorbuiidon sei.
Das von al-Musaijib ibn 'Alas (M. X 13) erwalmte ^a'-Spiel,
boi wolchom sicli die Hiindc dor Spieler so flink bewogen
solloji wie die Vordcrfusse oiner Ivamelin, Aviire nach dom
Qamiis mit dom .sauiagan-Spiol zu idontificiren. Die saulagan
genannte Keulo wiirde nach Qazwini I 253 aus Weidonholz.
(Salix Acgyptiaca L.) gefertigt und iiacli II 316 von Xelia-
wend exportirt. Man schlug mit dieser Holzkeulc vom Pfcrde
aus nach Kugehi, weshalb 'Amr m. 93 auf dieses Spiel be-
zogen wird vrgl. FE 181. Das Fliegen der Vorderarme and
das Aiifwerfcn der Steino durcii fliichtige "Wildesel wird der
quia verglichen, einem Holzstiick, das spielende Knaben mit
cinem grosseren, qal, in die Luft schlagen ('Amr m. 89, Ta-
rafa XIV 12, DH 92, 39). „Schlank wie die miqla dos Knaben",
hcisst OS Irar. 34, 23 und „beweglich wie die miqUih dos
Knaben" Lebid, Khalidi S. 100, der Plur. maqali: obend.
S. 116; an alien 3 Stellon bezieht sich der Vergleich auf don
grossere Einsiitzo geniaclit werden. Das Beinelieu wird nach seiner For-
mation verscliiedenermasseu benannt. Die ausoehi3lilte, sattelartige Seite
lieisst Tscheke oder kirgisiscli Scheke, die scliarfspitzige Seite Altsclii
Oder Alschi und die flaclie Seite Tawa oder Taka. Beim Aufwerfen der
vier, bisweilen auch aclit Beinclien, rufen die ]\Iitsi)ielenden je nach Be-
licben: ,,Ich spiele auf Tscheke!" ,,ich auf Altschi!" ,,ich auf Tawa!"
und wem die meisten Beincheu auf die ausgerufene Seite fallen, der hat
das Spiel gewonnen". Die Vermutung liegt nahe, dass diese Spiele ur-
spriinglich den Charakter vou Weissagungen hattcn und das Scliaf ein
Opferschaf war.
113
Wildoscl. Ubor Spiclpfeile hizii sing, /ta^wa s. Muzarrid: M.
XVI 39, SchW 294, gamamiA sing. gummuA : Mi^aia 29, 9.
Imruulqais vergleicht m. 58 und IV 48 soin Ross eincm
unserm Jou-jou iilinliciien Spiolzoiig khudliruf, das sich in
Arabien nacli Douglity's Bcsclircibung (1 433) bis auf don
heutigen Tag, obAvol untcr andcrni Namen, orlialton hat.
Es ist cine Schoibe, die zwoinial durchlochert und auf oino
Schnur gezogcn wird, welche die Miittor ihron Knaben aus
fcinstcr KamelwoUe spinnen. Diese werfen die Scheibo in
die Luft, so dass sich die beiden Enden dor Schnur zu-
sammendrehen. Indcm sie dann die Doppelschnur bald aus-
ziehen, bald nachlasson, drelit sich dcr Kreisel schwirrcnd in
dor Luft und folgt dcr Bewegung ihrcr Hiindo, wie das Ross
dem Ziigcl des Roiters. Vrgl. Zuhair III 27, A'lams Comm.
dazu bei Landberg, Frimcurs Arabes II S. 185, DH No. 84
V. 9 und 93 V. 15. Rutschbahnen aus glattem Eels werden
Imr. lY 36 erwiihnt. Dass 'arar der Ruf sei, womit sich die
Knaben zu cinem Spiel aufPordern, scheint nur aus Nabir/a
X 12 gefolgcrt zu wcrdeii. Imruulqais spielt A^ Vlll S. 67
letzte Zoile nerd'), doch war dieses aus Persien entlehnte
Spiel wol nicht volkstlimlich, sondorn eine Belustigung der
Konigssohne. Als Spiel dor Jungfrauen wird eine Schaukel
(daudiV"") orwilhnt, dcrcn Strick sie im Gozweige befestigten
(al-Muraqqisch al-akbar M. XL 11); vrgl. Sprenger, Mu//nm-
raad III 62.
Jagd.
Die Jagd ist bei den Beduinen nicht Sport, sondorn wird
um des Bratens willen betrieben. Wer ein Ross sein eigen
nennt, braucht znr Jagd koinen Hund. Am liobsten iiber-
liisst er dann das Jagdgeschiift eincm Burschen, meist (/ulam^)
1) ijber das Nerdspiel s. auch van der Linde, Goschichte uud Lit-
teratur des Scliacbspiels an mehreron Stellen.
2) Imr. IV 46. Sd ist. aucli (/ulam bei Imr. m. 57 z\i fassen. —
114
oder audi ^v;^ltd gcnannt, mit dcm or auszioht. Zuniichst
licgt diosom das Aiisspiilien dos Wildes ob, woslialb er audi
linr. 40, IS rabi „Spalioi" gcnannt wird. Wahiond or seino
Klcidung dor Farbc dcs Bodcns anpasst, alunt cr in it dem
erhobcnon Kopf cin GazcllGnjungcs nacli (Imr. 40, 19), viol-
leiclit indem er die Haut cines soldicn zu Hiilfe nimnit,
alinlich wic nadi Brcinn (Vogel III S. 705) dor Strauss durch
cinen niaskirton .Jiigcr, dor einon abgotrcnnten Straussenhals
vorhalt, getauscht wird. Auf dem Baucho kriecht dor ^ulam
zu seinem Herrn zuriick mit der Mcldung, was fiir Wild er
erspiiht. Nun wird er auf dessen Ross gosotzt, das ilin
widerwillig tragt, wabrend sein Herr ihm nocli Anweisungen
erteilt (vrgl. Imr. 40, 23 ff, xVblwardts Kbalaf al-a/tmar S.
323/4). Mit der Lanze durchbohrt der Bursch vom Rosso
die fliichtenden Antilopon (Imr. IV 54). Imr. 40, 29 bringt
er einon Esel, einon Antilopenbock and ein Straussenmannchen
zur Strecke. Uagogen tritt uns der Berufs-Jager unberitten,
abcr mit 2 Hunden ausgerListet in den Liedern entgegon,
moist scheint os ein armor Hungerleider zu sein^), der eben,
weil er keine Heerdon besitzt, zum Bogen groifon muss.
Wenn er seinen Suhnen nicht frisches Wildprot abhiiutot, so
hungorn sie (Rabfa ibn Maqriim: M. XXXI 29); er weiss
gewiss, dass, wenn or koin Wildtleisch trifft, er schwindot
(Aus ibn //agar XXIII 44); dim faqa*^"^ arm wird dor Jager
DH 92, 53 genannt. Nach dem Deminutiv 'ut^aibir (DH IIG,
16; 124, 7) „ein kleiner staubfarbener" zu schliosson, war der
Jiigor moist von kleiner Statur. A^ermutlich liegon hier Ver-
haltnissG vor, wie sio nocli heute in dor syrischon W^ilsto der
Stamm der Bonn *Sleb ('-r*'!^^^) repriisentirt, der, weil or wedor
Pferde, Kamele noch Schafe besitzt, von der Jagd lobt und
Audi Doughty sagt I 457: „Der Noraade ist Icein Jtlgei-'. Ahnliclies
gilt von den Hebriiern, wie Beuzinger, Hebr. Archiiologie S. 204 ausfiihrt.
1) Der Besitz eines Rosses bodingt ituiuer eiuen gewisson Wohlstand,
JA6 __
sich in Gazellcnhiluto klcidet „Sie gchen", sagt Burckhardt
S. 12, ,,iinter den Arabern als Bettler iiniher und verwenden
alle Almosen auf den Ankauf von Pulvor und Blei. Das
getrocknete Mcisch der Gazelle ist das ganze Jahr hindurch
ihre Nahrung". Friilier waren sie Christen, sie fiihrcn noch
das Krcuz als Stammesabzeichen: Ztschr. fur Etlinol. IX S,
(15). Vrgl. iibcr sie Doughty (Index unter Sohibba) und
Wetzstein: ZDMG XI. Bd. S. 492, der eine .Slebfamilie in
ihren mit der rauhen Seite nach aiissen gekehrten Gazellen-
hauten mit Orang-Utangs vergleicht, wiihrend das Kind des
Jiigors von 'Abda ibn a«-7abib dem Affen (M. XXV 28), das
Weib desselben DH 92, 54 mit den weiblich gedachtcn sa ali-
Gespenstern^) verglichen wird. 'Abda nennt a. a. 0. das Weib
des Jiigers kcifend, struppig, halbnackt. Yrgl. DH 124, 7.
Besonders schmackhaft ist das Fleisch des Wildesels,
dor sich, obwul eigontlich ein Steppentier, schon in vorisla-
mischer Zeit vornehmlich in die Gebirge zuriickgezogen hatte
(s. Ahhvardts Khalaf al-a//mar S. 349), um der menschlichen
Verfolgung zu cntgehen, Dort in einsamer Gegend wird er
mohrfach geschildert, wie or vom Hligel spiiht gleich dem
Vorposten eines Hceres, so dass diejenigen, welche ihn von
weitem sehen, ihn fiir eincn beobachtenden Reiter halten
(Aus ibn //agar XXIII 35. 36} oder wie er ein Weibchen
oder drci vor sich herjagt^). Seine Eifersucht hat ihn zu
Kjimpfcn mit soinen Genossen getrieben, von deron Bisscn
sein Fell zerzaust ist. Kun troibt er seine Weibchen vor sich
her und sucht unobenen Boden 7a\ gewinnen, auf dem sie
1) Mit den sa'ali werdeu Imr. bo, 2 Kriegsgefangene vergliclien.
Rosse springen wie sa'ali: Del. 44 Z. 2. Danacli modificirt sich WE 135.
2) So eiitfiiliren die Wiklescl luiulig auch zahme Eseliiuien dem
Lager und nehmen sie in ihre Heerde anf, wie das auch die wilden
Pferde than. Anf dicser Beohachtung beruht Sindbad al-ba/nri ed. Alger
1884 S. 18 des arabischen Textes Z. 5, 6. S. 19 Z. 7. — Die Dreizahl
z. B. Zuhair XV 15.
8*
116
weniger loicbt cntrinnen kunncn, da sio in dor Ebone schnell-
fiissigor sind als die Miinnchon (vrgl. Iloft II S. 09). Bald
trcibt cr sio zu den Wcidcpliitzcn , wo sio die friscben
BubniApfUinzcn woiden (Imr. X 9). Aut' den Bergen 7/iiils
niibrcn sic sicb wJibrend des Sommors von nasi, wol Aristida
s. Ascborson & Schweinfurtb, Illustr. S. 226 und qa.sis, (Imr.
34, 18) oiner Lcitpflanze fiir Triiff'oln, also wol dcra boiite
gerid genannten Hcliantbemuni salicifolium s. VVetzstein:
Sitzungsber. d. Botan. Vereins d. Provinz Brandenburg,
XXII S, 127. Bald jagt er sie scbreiend zur TrJinke (Imr.
34, 20). Zur Nacbtzeit gelangen sie zura AVeiber'), wo sie
in der Morgenfriscbe das kalte Wasser scbliirfen (Imr. X 9),
in das der "Wildesel die zerkauten Kriiuter zu speien pflegt,
welcbe er nocb zwiscben den Ziibnen bat (Imr. IV 22). Sie.
scbreiten ins Wasser und kommen beraus mit einem Giirtel
von Wasserlinsen (? 'armat/, Lebid I 11). Dort aber lauert
in einem kiinstlicben Versteck der Jiiger, der Wildhaare ver-
brannt bat, uni die Witterung zu verbindern (Aus ibn //agar
XXIII 41). Bei Tagesanbrucb, nacbdem sio scbon sorglos
geworden, scbiesst er plotzlicb oinen Pfeil ab. Da I'abren
sie zusammon, dass ibnen vor Scbreck beinabe das Fell
reisst (Rabi'a ibn Maqrum: M. XXX 19) und stieben davon,
Kies und Staubwolken binter sicb emporwirbelnd. Dies Auf-
werfen von Staub ist gerade fiir den Wildesel charakteristiscb^),
„icb entkam das Entkommen des kbadbuf" d. b. der Staub-
aufwirblerin, Eselin beisst es DH 84, 4. Der Jiiger ist in
vorislamiscben Gedicbten fast immor erfolglos; Rabi'a ibn
Maqrum, M. XXXI 30 reisst ibm die Sebne.
Neben dem Wildesel ist das hiiufigste Wild die scbone
1) Imr. 34, 21, Rabi'a ibn Maqrfira: M. XXXI 27; vrgl. A.sma'i zu
M. XXX 13 bei Thorbecke S. 80.
2) Vrgl. Hoft II S. 99, Zuliair XV 26, Dol. 108.
117
hellfarbigo Sabclantilopc, Oryx') Icucoryx. AUcrdings schoinen
manche altarabisclic Dichterstcllcn wcnigcr auf die Siibelanti-
lopo als auf die ilir nah vorwandte Bcisaantilope, Oryx bcisa,
zu passeii, vrgl. oben S. 31. Dcr Antilopcnbock glanzt Avie
cin mit Gyps beworfenes Haus (Imr. 35, 22). 'Abda b. a^-
Tabib sagt M. XXV 25, dieses Tier siihc aus, als hiitte es
cin weisses Hemd aiigezogen „Avahrend seine Fiisse mit Hosen
aus gcstreiftem jemenischen Stoff bekleidet sind." „Geschwarzt
an der Wangc, mit Strcifen an seinen Fussfesseln, und
darlibcr bis zu den bciden Gelenken marmorirt" (ebend. 2(3).
Es liiuft ,,indem iibcr seiner Stirne zwei Lanzen schwanken"
(Lebid, Khalidi S. 68). Eine besondcro Feinheit derDicbter,
auf welche ich bereits friiher hingewiesen babe, besteht darin,
dass sie vor die Scbllderung dor Jagd die eines Gewitter-
rcgens einzuscbalten ptlegen, denn iiur auf feuchtem Unter-
grund werden im frcien Geliinde Antilopen und Gazellen von
Windbunden cingebolt. Heute jagt man freilich Gazellen
aucb sonst, dann abcr mit Falken und Hund zugleich, indem
der Falke, von Zeit zu Zeit auf den Kopf dcr Gazelle nicder-
stossend, deren Lauf verzogert, bis die Hunde berankommen
(Layard, Nineveh und Babylon 482). Vor dem Gewitterregen
fliichten die Steinbocke (Capra beden) von den Bergen^); die
Sabelantilope tiberrascht er, wie sie iingstlich umherirrend ihr
Junges sucbt, das ihr, als sie der Weide nachgchend beini
Eiubruch der Diimmorung weniger Acht gab, ein Raubtier
zerrissen hat; unter den "Wurzeln eines Ar^abaums ^) findet
1) Wcnn Eberh. Scbrader in deu SitzAingsberichten J. Berliner
Akad., Jahrg'. 185)2 S. 580 vom Einhorn sagt: ,,Man donkt violfacli an
die Antiloi)e opu?, audi an das Wililrind, arabiscli l^j-o etc.", so hat der
Berliner Gelehrte liier aus ein und demselben Tiere 2 gemacht, denn das
Wildriud der Araber ist zweifcllos fiir gewuhnlich cine Orvxantilojie.
2) Imr. m. 75; Lcbid. Khalidi 141, wo Huber XIX 19 falschlich
,, Antilopen" iibersetzt.
3) Nach Ascherson & .Schwcinfurth, Illustration de la Hore d' Egypte
118
sic Zuflucht. Die Kogontropfen in ihrem Fell gliinzcn glcich
Pcrlen, deren Schnur man hcrausgezogon hat'). Am Morgon
bcginnt sic von neucm zu laiifcn, ihre Hufc glcitcn aus auf
dom durchwcichtcn Boden. Da erscheint der Jiigcr^) mit
scincn Hunden, die sie glcich Wcspcn YCiiolgen. Einc Ab-
bildung eines solchen mit scincn 2 Hunden besitzen wir auf
eincr sabaischcn Inschrift, die in den Wiener Dcnkschr.
XXXIII 1883 Taf. YI No. 87 reproducirt ist. Mordtmann &
Miillcr bemciken dazu a. a. 0. S. 95: „Die bciden Hundc
sind noch dcutlich genug abgebildet, um sie als athiopischc
Jagdhunde fiir Gazellen und Antilopen zu erkennen . . .
Grosse und Art des Denkmals zeigcu, dass der Verstorbeno
kein Yornehmer war, vermutlich ein Sklave odcr Freigelas-
sener der B. Alijat", die ihm das Denkmal stifteten. Der.
Jiiger jagt mit 2 Hunden, indem, wie bei uns, wenn man
Windhunde verwendet, der eino hetzt, indess der andere
die Bogen abschneidet. Das benutzt die Antilope, um beide
zu isolircn, macht Kehrt und spiesst zuerst den einen Hund
mit ihren langen auch dem Mensehen gefahrliohen Hornern,
sodaun auch den andern. Das Horn ragt aus der Seite des
Hundes hervor gleich eiuem Bratspiess, den die Zechcr im
Braten vergessen haben (Nabi^^a m. 16). Die Hunde liegen
da wie Weinkriige (dinan: Lebid, Khalidi S. 69). Die Anti-
lope aber stiirmt fort gegen den Wind, indem ihre Zungo
S. 194: Calligonum comosnm L'Hor. Imniulqais schildert XXXI die An-
tilope vortrefflich, wie sie sich iiach kargem Abendmahle ihr Nachtlager
unter soldi eiuem Baume wiihlt. Der Abendtau betaut sie, und der
AKabaum duftet gleich einem Hocbzoitszelt. Vrgl. ferner Zuhair: Del.
108:9; Lebid m. 36 ff uixd Dlwau XIII 16 ff, XL 26 ff, XLIV 6 ff; al-
/iiuaia III 17 ff, Aus ibn i/agar 11 3 ff, XII 17 ff. Zu Lebid m.
14 vrgl. Nabi(/a XXIII 20'21.
1) Lebid m. 43; vrgl. Zuhair XVII 9.
2) Der Jiiger trifft auf die Antilope des Morgens, donn am Morgen,
wana das Wild zur Triinke zu kommcn pHegt, stellt er demselben nach;
vrgl. Eabi'a ibn Maqrilm: M. XXX 16.
119
alls dcni linkcn T\riin(l\viiikcl hcraushiingt ('\b(la: M. XXV 41).
Eosonders sclion gcdcihcn die Antilopen, welchc don sa'dan,
dcr bci TiV/iA wiichst, weidcn (Tmr. m. Eingang, Lcbid m. 14,
Xabi/7a m. 8,''); dicser sa dan ist auch das vorziiglichste Kamel-
fiitter s. oben S. 25. Mehrfach werdcn aueh die AntiJopen von
ascli-Scbaqaiq gonannt (Lobid m. 37, Inir. 59, S).
Die Siibelantilopo wird in Ubersctzungcii hiiufig mit dcr
klcincn Gazelle (Gazolla dorcas) vorwecbselt. Diese ist nach
Doughty (I S. 395) in den Sandebenen hell, auf der JJarra
dunkel. Sandfarben, bodcnfarben a'far (Imr. (55, 12) fern,
'afra heisst sic daher bci den Diehtcru. Auf dcni rauhcn
Hocbgrund (//azn: //arith m. 53) dcs Thahhln-Bcrges ast sic
von dcssen Gipfcl wol oin Adler auf sic herabstosst (Imr.
65, 12). Auch in Bischa weidet sic Salvadora Persica und
die Pflanzc Aullab (Imr. 63, 11; 'Alqama I ed. Socin III 11;
Muzarrid: M. XVI 35). Nach Socin's 'Alqama 33 ist dies
eine Pflanze mit Milclisaft, worauf auch die Etymologic hin-
weist, staubfarben-grtinlich, die audi zur Gerberei verwandt
wurde. Gazellenreich war audi "Wagra: Imr. m. 33, Lebid
m. 14, JJuiain V 3, vrgl. Jaqut IV 905/6 ; vor dcr Hitze
fliichtcn sich die Gazollen in deii Schatten cines sidr-Baumes:
IJntaia a. a. 0. 7arafa schildert die Gazelle, indem cr mit
ihr die Gclicbte vergleicht, wic sic die iiberrcifen schwarz-
brauncn Bceren der Salvadora Persica (arak), deren scharfen
Kressengeschmaek sic licbt, auf sich hcrabschiittelt und dann
die sich rutendcn mit den Ziihncn crfassend, die Zwcige iibcr
sich herabzieht, dass sie diesclben gleichsam wie ein Mantel
iimhiillcn. Der Schlingenlegcr fiingt die Gazelle in der kiffe,
was als Grube mit Panguctz orklilrt wird (DII 97, 20).
AVir haben 8. 30 gcschon, dass im untcrcn Euphratge-
biet und im Jemcn') Gelegenheit zur Liiwenjagd geboten war.
1) Jaqilts erster Belegvers fiir die raasadu von //alja (H 32()) stammt
aus DH No. 65 V. 7.
120
Da cs jcdocli die Arabcr iiicht liobtcn niit dor Gcfulir zii
spielen, troffcn wir die Lowenjagd boi ihncn nicht als Sport
wie bei den Assyrern. Auf einer sabaischen Inschrift (Denkschr.
d. Wiener Akad., Philos.-hist. CI. XXXIII 1883 2. Abt. S. 35)
■R'ird dor Erlegung zweier Panther godacht. Zwei Panther
fressen eincn Schlafendcn in einer Huhle auf: DHNo. 110,Einl.
Dass dagegen dor Strauss zum Jagdwild gehurte, zeigt
dor oben erwiihnte Vers Imr. 40, 29. AVo in dor Wiisto
Koloquinton (S. 26), tannuiu und a (Zuhair I 16j sprossen,
sind seine Weidepliitze.
Den Flughuhnern (qa<a) stellte man bei der Trtinke mit
oincr scharak genaniitcn Netzfalle nach (Zuhair X 13), vrgl.
Ermans Aegypten S. 325. Doch wurden sio auch bereits mit
einem Jagdvogel gojagt. Dass Zuhair X so aufzufassen, wird
mir durch Yers 19 wahrscheinlich'), Muzarrid erwahnt M.
XVI 18 den Habicht des Jagers ausdriicklich. Qoriia Sure
V 6 weist dagegen nicht mit Sicherhoit auf Raubvogel hin
s. z. B. Demiri s. v. gari/m. Die Jagdart scheint Zuhair X
die zu sein, dass der Kaubvogol das Vogelwild dem Jiiger
zutreibt vrgl. Jacob, Handelsartikel 2. Aufl. S. 54, Hehn
6. Aufl. S. 363 2).
>Sad bezeichnet ini Arabischen zugleich jagen und fischon,
von der Jagd auf Hochwild aber gebraucht man qanas.
1) Das tahtaliku des 18. Verses bedeutet wol: er stiirzt sicli ins
Verderbeu d. h. dem Burschen (walid s. o.) gerade in die Hiinde, um
dem Raubvogel zu entgeheu. Durch seine Wildlieit entkommt er gliick-
lich auch jenem und Hndet bei einem Weiher Zuflucht, weil ihn dort die
lippigo Vegetation verbirgt, wie auch das Wildlcalb, wenn es sich zum
Saugen duckt, im hohen Grase verschwindet. So verstehe icli Vers 23^^ :
„es fiirchtet gesehen zu werden und nicht wird es gesehen mit dem
Euter". In diesem Punkte glaube ich von Ahlwardts Ubersetzung (Khalaf
al-aAmar S. 194 5) abweichen zu miissen.
2) Das Kapitel i'lber Falkenjagd hiitte in der neuesten Auflage von
Hehn mit bessercr Benutzung der Literatur vollstandig umgearbeitet
werden miissen.
121
Auf den Bergen gc\Yinnt dcr Jiigcr uucli ^vildcn Honig
den Biencn ab; er bedient sicb daboi cines bulzernen In-
strumeutes mi/ihad (Schanfam, Lamijat al 'Arab 30), von LA
durch mischwar erkliirt. AYachskerzenbelcuchtung soil zuerst
Konig Gadhima al-abrascb von JJirn eingefiihrt haben s. A^
XIV 72, Britnnows Chrest. S. 29.
Mut, Beutezug, Krieg.
Personliche Tapforkcit ist uuter den Somiten, namentlich
abor iinter don Wiistcnarabern cine Ausnabmc (vrgl. B 108),
so lange nicbt die Leidenscbaft aufs Hocbste entflammt ist
Oder alles aiif deni Spiolc stobt. Der arabiscbe Nationalbold
'Antara war ein Halbaraber, i/ariri's Held, neben 'Antara die
volkstiimlicbste Figiir des arabiscben Orients (vrgl. aucb Sa di's
Bostan ed. Graf II V. 70 S. 145), ein gewandter Scbwindler.
Dem Nomadcn licgt •\vcnig an der Verteidigung dcr
Scholle, aucb dcr Hausrat des -wandernden Bedaincn ptlegt
moglicbst dlirftig zu seiu. So ist es begreiflicb, dass er
weniger tapfer erscbeint als sessbafte Stamme. ,,"VVaren die
Dattelpalmen dort Kamele", sagt Abu Sutjan von den Medi-
ncnsern in einem Gedicbte JH 713, ,,so spracbeu sie: bier
ist nicbt unseres Bleibens, so macht eucb donn aufdon Weg
(kratzt aus)". Muzarrid ncnnt M. XVI 20 sein Ross die
sicberste Burg, „wenn es koine Burgen giebt ausser den
Rennern". Vor der Scblacht bei Dbii Qar (zwiscben 60-4—610)
scbnitt iYancala ibn Tba'laba die Riemen der Frauensanften
durcb, um die ILiinner zum Standbalten zu bewegen (Noel-
deke's !/abariiibers. S. 336). Das verriit deutlicb den Grund
dcr Beduinenfeigbeit. Aucb sonst kani es vor, dass man dem
Kamel das Sprunggelenk durcbbieb, um jcden Gedanken an
Flucbt abzuscbnoidcn : DH 101, 10. Solcb riicksicbtslose
Entscblossenbeit zcigt abcr dcr Araber nur in seltenen Fallen.
Spottlustig ficbt er mcist liebcr mit der Zunge als mit dem
122
Schwcrt; 7/as.san ibn Thabit riihmt sich sogar, dass scino
Ziingc Jiclmcidigcr soi als soin schnoidiges Schwcrt (ScliW
60); bei andorn Vrdkcrn wtirdc ciiio solehc Beliauptung als
Bclcidigung goltcn. In ihrcii Liodcrn frcilich crschoincii di(3
Bcduincn oft in ganz andereni Lichte; mit Vorliobc feicrt dor
Bcdiiincndichtcr scinen cigencn Hcldenmut. Doch fallen die
Schildcrungon iinscrcr Rciscndcn schwcrcr ins Gewicht, dcnn
schon Mii/uimmad sagle, dass die Dichter s^jrachcn, was sio
nicht than (26. Sure, Vers 226, vrgl. SchW 68 iintcn).
Schon die Nachtreiso gilt fiir cine Bethiitigung dcs Mutes,
dcnn nicht nur Raubtierc iind Wogelagerer bedrohen don
nachtlichon Roiter. Aus den Einodon, welche die geblcichton
Knochen und das ausgedorrte Leder unigekommener Kamelo
decken ('Alqama II 20) hallen schauerlichc Tune. In dem
iinheimlichon Ruf der Eulo, wclcher den Dichter al-Muraq-
qisch al-akbar (M. XL 9) an den niichtlichen Laut des christ-
lichen Semanterium (naqiis) erinnorto'), vernahm Rabi'a ibn
Maqriim den unabliissigen Schrei des Todtenvogels-). Uber
tonende Sandhiigel s. Doughty I S. 307/S, Roclus IX S. 833,
einer derselben auf der Sinaihalbinsel fiihrt noch den Namen
Gebel naqiis. Als Stimmen der Ginnen deutot der Beduine
diese Lauto, die er mit dem Worte 'azf bezeichnet (7arafa
III 1) vrgl. auch A'scha m. 33. Hicr in der Wildnis haust
den Verwegenon irroflihrend ein entsetzlicher Wiistendamon,
die ^jill, welche gleich dem Proteus der Alton ihre Gostalt zu
wechseln vermag (Del. 110 V. 8). Besonders hilufig gedcnkt
1) tJber diese liulzernen Scliallinstrumente vrgl. die Anm. in moiiiem
Eamar/an S. 4.
2) M. XXXVI 6. Der Todtenvogel (i-ada), auf den wir spiiter zu-
riickkommen warden, wird mehrfach mit der Eule identificirt. Wie dieso
bei uns nach einem weitverbreiteten Volksglauben der Todtenvogel ist
und ihr Kuf als „komm mit" gedeutet wird, so ruft der sada-Vogel
,,isquni, gebt mir zu trinken"' nilmlich das Blut des Miirders (Dhu
'1-i.vba': M. XXIV 19).
123
ihror in bcincn Licdcin Taubba/a schanan, dosscn Name ,,er
trug ein Unheil iintcr dein Arnr' daiauf zuruckgefuhrt wird,
dass or cinst cincn Hammel, den or in dor AViistc fand, iintcr
dem Arm lioimbringen wollte, das Tier aber wurdc iintcr wogs
iramer schwerer, so dass or es endlich fallen lasscn miisste,
es war die 6^fil (A^ XVIII S. 209). tJber die G\\\ s. Doughty
I S. 53, 54 mit Abbildung^). (Jber cine triila in einerSchau-
bude zu Tunis s. Maltzan, Reise in den Regentschaften Tunis
unci Tripolis I. Bd. S. 248—250. Nahor braucbc ich auf dio
Wiistcuunholdo nicht einzugchen, da ich auf van Vlotons
Damonen, Gcister und Zaiiber bei den alten Arabern: Wiener
Zoitschr. fiir d. Kunde des Morgcnlandes Bd. VII, VIII 1893,
1894 verweisen kann. Einige Commcntare goben zu Zuhair
m. 55 (bei Lyall 47) dio Erklarung, dass Reiter, wclche
unterwegs Fremden begegneten, diescn zum Zeichen friedfer-
tiger Gesinnung die untere Spitzc dor Lanze (zugg) entgegen-
hielten, wollton sie aber von Frieden nichts"\visson, so drehton
sie den Speer um. Abu 'Obaida (beiTebrizi) sieht allerdings
im zugg ein Symbol des Friedens. in der oberon Spitze (sinan)
das des Kampfes, doch vermag ich jeneu Branch sonst nicht
zu belegen. Uber das Verhalten moderner Bcduinen , dio
einem Unbekannten begegnen, s. B 291/2.
ISTamentlich zeigte der Bcduine seinen Mut gelegeutlich
einer r/azwa (woven uuser Razja), eines Raubzuges, wie ihn
z. B. die Stamme der G^ejath und Schtaje nach Wetzstoin
(Haiiran S. 33) allwochentlich, in grosserem Maasstabe jedoch
d. h. etwa 50 Pferdereiter und 300 bis 400 Kamclrcitcr rait
Merdiif (Hintcrmann) stark etwa alle 6 Wochcn einmal unter-
nahmen. Dcnn in der AVliste gilt die von Zuhair m. 57 (bei
Lyall 53) ausgesprochene Losung: wamalla jaclimi-'n-nasa
1) Mcrkniirdig ist, dass wie unser Tcufel den Fuss vom Eosse des
alteu Schlaclitengottes die G'ul eiiien Eselsfuss bat. ^ul ist wol von .^al
,,entfuhren'' abzuleiten vrgl. 'Abda ibii a^Tabib: M. XXV 7.
124
juclami, liior muss man Hammer oder Amboss soin. Der
Boutozug muss mit Kamolon ausgoriistct scin, um der Vcr-
fulgung zu cntgchen; wic schon bomorkt, fiihrcn die Edlcn
Rosso mit, die sic abcr, um sic moglichst zu schoncn, erst
kurz vor dcm Angriff bcstcigon. Ein Kamclrcitor tiiut sich
mit dom Bositzer cines Rosses zusammen (ischtarak"), bcido
ruitcu zusammen auf domsclbcn Kamel, wiihrcnd das Ross
Icdig nebcnhcr liiuft, bis in die Xiihe des zu iiberfallcnden
Lagers. Der Hintermann wird zamil odor radif genannt.
In die Niilic des Feindes gelangt blcibt der Kamelreiter zu-
riiek, um das Gepiick, den Proviant zu sicliorn und die Bcute,
welcho scin Genosse macht und von der or eincn Anteil be-
kommt, in Empfang zu nehmon. Vrgi. die anschaulichcn
Schilderungen dieses Verhiiltnisses Ag YlII S. 8 und B 111/2.
Bei Bodr rief ein muslimischer Krieger einem Unglaubigen
zu: „Dcr Prophet bat uns verboten dicli zu todten". „UDd
mein zamil'', crwiedcrte jener. „Nein bei Allah", war die
Antvvort, ,,nicht lassen wir deinen zamil, der Prophet hat uns
nur befohlen dich allein zu schonen". ,,Nein bei Allah", rief
dor Unglaubige, „dann will ich sterben, ich mit ihm gomein-
sam, nicht sollen die Fraucn Mekkas von mir erziihlen, ich
hiitte aus Gier zu leben meinen zamil im Stiche gelassen"
(JH 447). Kampfend wurde er getodtet. — Man nahcrte sich
dcm feindlichen Lager bei Nacht und tuhrte den Uborfcdl beim
ersten Morgengrauen aus (vrgl. Heft II S. 119, 'Abda: M.
XXV 60); wie es scheint, gab der Anfiihrer durch einen
Schlachtruf das Zeiclien; Thorbecke erklartM. XXV 67 ('Abda),
wo OS hoisst: ,,als sich der Hahn erhob am Morgen einige
seiner Sippe herbeirufond, abcr sie sind eine waffenlose
Schaar" durch den Zusatz „wio sonst am Morgen zuni Kampfe
gerufen wird". Biswoilen suchte man durch Zusammenwerfen
der Zelte iiber den Bewohnern die Verwirrung zu vermchren
(ZDMG 48. Bd. 1894 S. 709). Den mit Bcute Heimkehron-
125
den tanzen noch heute die Frauen singend eutgegeu wio einst
dem David und Saul (Doughty I 452, I Sam. XVIII 7 ff).
Bel der Hiiutigkeit der Raubziigc konnte man fast sagcn, dass
die Wiiste eino Art Comnuinismus entwickelt hat: der ver-
armto Stamm treibt dem roichcrcn cine Kamelhcerdo weg,
letzterer greitt im Bedarfsfalle zu demselbcn Mittel. Bhitver-
giesscn wird auf solchen Raubziigen aus Farcht vor der
Bkitrache (thar), die hier heilsam Avirkt, in der Kegel thun-
lichst vermieden. Im Kampfgetiiramel hauchten die alten
Beduinen wol den Pfeil an , bevor sie ihn auf die Sehno
legten, urn ihn so zu foien und den Gegner am Leben zu
crhalten. Nur dor wilde 'Antara, in dessen Adern Negerblut
rollte, prahlt darait seinen Pfeil nicht angehaucht zu haben
(X 4). Layard, Nineveh und Babylon 319: „Wenn die Be-
duinen mitten in der Wiiste Jemand iiberfallen, so fiihren sie
ihn oft bis zu einer gewissen Entfernung von Zelten, und
pliindern ihn dann erst, nachdem sie ihm die Gegend der
Zelte gezeigt haben". Vrgl. dazu B 443, ferner Wetzstein
ZDMG 22. Bd. 1888 S. 96 uber den Brauch der 'oqla.
Auch die Kriege bestchen mehr in Uberfallen, da es sich
bci Nomaden nicht um Landeroberung handeln kann. Waren
solche zu befiirchten, so spiihte ein Posten von oinem Wart-
turm ins Geliinde '). Fiel der Feind ins Land, so wurdon
auf den Bergen Kriegsfeuor entfacht ('Amr m. 68, Del. 47
1) Lebid m. 64; Imr. 35, 10; Doughty II 311, 467; Wetzstein,
Hauran S. 34 von Eigm al-Mahra (sic!): Die Wacbe an dieser gefiihr-
lichen Stolle ist den Sclitaje anvertrant. Man bat dort auf dem bocbsten
Punkte aus Bloclcen eine circa 12 Elleu bohe Warte (mar(|ab) aufge-
ricbtet, zu der eine Treppe fiibrt. Die Warte ist mit einer Briistung
versehen, binter der die Wacben sitzen und unablassig binab in den
i/araad, den man deutlicb seben kann, spiiben"; II Sara. XIII 34. Dem-
nacb modificirt sicb wol Burckbardts Bebauptung S. 244 .• ..Die Beduinen
liaben koinen Begriff von einer Nacbtwacbe und nocb viel weniger von
einer Scbildwacbo, wie notwendig auch bei ibrer Lebensart und bei
ibrer Weise Krieg zu fiibron, solche Vorsichtsmaassregeln sein mochten".
126
Z. 3, Quran V 69); dor alttcstamcntlichc Branch in diesora
Fall aiif don Borgon oin Bannor 02 zu hisscn, hat sich im
7/aiiran crhaltcn. Schumacher, dor bchuf's trigonomctrischer
Mossungon zuwoilon aiif niarkantcii Punkton Signalfahnen
auf'pflanzcn miisste, alarinirte dadurch dio Arabcr dos Bczirks,
die sich alsbald niit crrcgton Mionon cinstclltcn: ZDPV IX.
Bd. 1886 S. 232. Herausforderungen iind Zweikamptb er-
offnoton dio Schlachten wio in dcs Propheten Tagcn so noch
zu Burckhardts Zoit (B 247). Fiir bcsondcrs ohronvoll gait
cs dio Fahne zu tragon '). In dor Sclilacht von //onain ritt
oin Mann zu Kaniel don Hawcizin voran, der an eino lange
Lanze cine schwarze Fahno gobundon hattc, mit dor or zu-
gloich kilmpfte (JH 845). Oft konimt os zuStroitigkoitcn liber
die Frago, woni dio Ehro dio Fahne zu tragon gebiihre. Hiiufig-
trug sio dor Anfiihror selbst: A¥uqidi 172'' WoUh. 311; wo-
sclbst audi gosagt wird, dass die Anfiihror zu Fuss kiimpfton.
Nicht immor konnen wir boi don ungcrogolten Kiimpfcn der
vorislamischon Zoit von dor Kollo eines Anfiihrors roden;
vor dor Schlacht machon erfahrono und oinflussroichoMiinnor
ihro Moinung goltond; nach Eroffnung dos Kampfes abor iibor-
lasst man die Entschoidung in der Regel der Tapforkoit dos
Einzelnon. So erscheint dor Trager dos Foldzeichens, dem
man folgt, zugleich als Anfiihror^). Grosseren Einfluss ge-
waun allordings biswcilon oinc fiir inspirirt goltcndo Porson-
lichkoit auf dio Loitung dor Sehlaclit, oin Bowois, wio wonig
1) y/aramrilu alwijatin wird SaVhr von al-Klumsa (S. 27 Z. 3)
genanut.
2) Wenn also Mu/mnimad von Imruulqais sagte (Qazwini II 59)
,,er schreitet am Tage der Auferstelmng, wilhrond das i)ichterbanner boi
ihm ist, zum Hollenfeuer", so will or ilin damit als Dichtorfiirston kenn-
zeiclinen, wilhrend philologischo Spitzfindigkeit in Unkenntnis des Gahi-
lija-Brauclics die Stelle spilter dahin misdeutete, dass or die Fahno iiber
dera Haupte eines anderntrage; die Kbalifen docuraentirteu nanilich ihre
Herrscherwiirde, indem sie eine Fahne iiber ihreni Haupte tragen liessen.
127
man von Taktik vcrstand. WR 130 findet man Bolege dafiir,
dass Sober Anfuhrer waron ; nocli lieute ist dor Anfilhrer eines
Stammos im Kriege, dor 'aqid, nicht etwa dor besto Stratcgo.
„Man hiilt ihn boi don Arabcrii'', sagt Burckhardt S. 239, ,,1'ur
cine Art von Augur odor Hoiligen. Er ontschoidot oft die
Operationcn des Kriogos durch seino Triiumc odor Visionen
odor Weissagungen; or vorkiindet auch don gliicklichon Tag
fiir don Angriff und nonnt andore Tage, die als ungliicklich
zu botracliten sind". Wir worden hier an die hebriiischcn
Richtcr orinnort. Die Glicderung desHoeres in Centrum und
Flugel fiihrt II 168 anf al-A(/ba^ zuriick, liber ihn s. Ag XVI
159/160. Die Schlacht solbst schildern die Licdor oft mit
furchtbarom Roalismus. Die langon Lanzon wordon mit
Brunnonseilen vorglichon'), indem das ausstromende Blut an
das gehobono und vorschiitteto Brunnonwasser orinnort, wozu
man unsor „Blutvergiessen" „das Blut floss in Stromen" und
das Blutcn dor Studentenspracho ini Sinne von „beim Trinken
Bier vorscliiitten" vergloiche. Die Lanzon kreischen in den
Hiiftboinvorspriingen, wio die Speerspitzen schroien, vs^cnn sie
beim Gliittcn dos Schaftes aus Versohen dor darchbohrto
Lanzenhobel (thiqiif) beriihrt ('Autara IV 4). ivTach oineni
andern Diehtor (77 187) kreischen die in den Korpor oin-
dringcnden Lanzon gleich den hungrigen „Tochtorn dos
Wassors" am Morgon, worunter nach einigen Erklarorn die
Wassorvcigcl zu verstehon sind; auch nach do Slane, Imr.
S. 125 ist dor Sohn dos Wassors dor Kranich. Die Lauzen-
rohre triofon von Blut, als ob ihre Ivnoten den safranhaltigen
'abir-Parfum ausschwitzon ('Abdallah ibniSalima: M. XVII 17)
Kupfo fliegon untor den Schworthiobon wie Koloquinthon, die
don Abhang hinabrollon (DH 100, 20) und Hando als ob os
1) 'Antara m. 66, X G. XXVll 5; Salama ibii Gaiulal: M. XX P.5;
al-//adira ed. Engehiianu S. [f ; ScliW 63. — Psahn 79, 3: „Sie ver-
iiosseii ihr Blut wie Wasser".
128
Ricinusstaudcn^); die Schiidel am Bodcn glcichen abgoschiit-
teltcn Gcpiickbiindelii einos Kamols ('Amr m. 37) odcr Straiisscn-
cicrn (Nabic/a XXVIl 27) odcr den Schalcn soldier Eier (JH
G12 Z. 7 V. u.) oder gcspaltcneii Koloquinthen (JH 621, Z. 3
V. u.), die Lcibcr dagogcn bald diirrem Holze (Rabi'a ibn
Maqrum: M. XXX 35). Dor Kainpf sclbst wird g-crne als
krciscndo Miihle gedacht (vrgl. unscr ,,aufrcibondG Strapazen");
das Bild ist noch houto volkstiimlich, vrgl. Burckhardt S. 84:
„Als oin Wahaby-Priestcr odcr Molla gcfragt wurdc, warum
boi Eroberung cinor Stadt das Lcben achtbarcr Tiirkcn, Christen
und Juden nicht gcschont worden sei, antwortete er: wenn ihr
oinen Haufen Weizon raahlen wollt, iinter wclchom sich, wie
ihr wisst, einige Erbscn befindon, mahlt ihr da nicht lieber
den ganzen Haufen, als ouch die Milho zii geben, dioErbsen-
oinzcln auszuleson". Die ackerbautreibende Bevolkoriing hat
statt dos Mahlens das Bild des Drcschens (Amos I 3, Jesaia
XXXXI 15). Damitgaben sich die Boduinen nicht ab. Ausser
mit einer Miihle wird dcr Kriog gerne mit einera Feuer und,
wie wir oben gesehon haben, auch mit einer Kamelin (vrgl.
noch DH 103, 8) vergliclien. Daraus erkliirt cs sich, dass
Aarb Krieg fiir gewohnlich Femininum ist. Das Haupt des
erlegten Fei tides nahm der Sieger als Trophae mit sich, wie
David das des Goliath^); unbestattet liisst er den Leib auf
1) Mutammim: M. VIII 35. Man denke audi an die Form des
Ricinusblattes.
2) 'Antara II 15; Schanfara: Del. 30 Z. 9; al-i/usain b. al-//uraam :
M. Xlll 42; Briinnow's Chrest. S. 36 Z. 6; JH 451 letzte Zcile, 990
letzte Zeile; Sitzungsber. d. philos.-hist. CI. d. Kais. Ak. d. Wissensch.
VI. Bd. Wien 1851 S. 416; I Sam. XVII, 54 u. 57. Ascburbauipal sagt
(KB H S. 197): „Ihie Kupfe bieb icb ab, ibre Lippen schnitt icb ab.
Als Scbaustiick (Gescbenk?) fiir die Leute meines Landes nabm icb sie mit
nacb Assvrien". Im Sasanidenreich bestand die Sitte die Ki'ipfe der be-
siegten Ki'mige im Feuertempel zu Stacbr aufziibangen (Noeldeke, Aiif-
siitze zur pers. Gescb. S. 90). Pirdusi ed. Vullers I S. 129 V. 8: „Das
Haupt der Kronentriiger ist meine Jagdbeute", S. 324 V. 141 : .,Das
Haupt der scbeuslicben Dewe ist meine Jagdbeute".
129
der Walstatt, wo ihm bald Raubtiero mit den Zahnspitzen
fressend diis schon tatowirto Handgelenk und die sorgfiiltig
niit Henna gofiirbten Pingerkiippen abnagen. Die Hyiinin
kommt horangchinkt, wiihrcnd dor Sterbcnde noch am Loben
ist^), lange iimherspaliend, zerrt cin Stiick ab und triigt cs
ihrcn Jungen ins Dickicht (Mutammim : M. VIII 31 if). Oft
schon wahrend des Kampfes liaben sich Adler und Aasgeier
versammolt^). Hinter don Kiimpfern sitzcn sie mit den Augen
blinzelnd gleicli Greisen in Haseuhaarmantein (N'abif/a I 12).
tJber dem Gefallenen ziehen sie ihre Kreise (JH 634 Vers 3).
Madchen gleicb, die gilbab-Gewaudc ^) tragon, scbreiten die
Geier zur Loiche (DH 110, 11); zuniichst halten sie sich scheu
in einiger Entfernung aus Furcht, es konnte noch Leben im
Korper sein (WR 52); dann aber fassen sie sich ein Herz,
sturzen sich iiber den Gefallenen und sitzen lange boim
Frasse (DH XXI 11); schwerfallig und unbeholfen steigen sie
iibersattigt vora Mahl langsam in die Liifte (Taabba^a scharran:
II 385). In seltenen Fallen wird ein angesehener Feind un-
beraubt bestattet, so 'Iqd III S. 73 sogar in 2 Mautehi, von
denen jeder einen Wert von 25 weiblichen Kamelfiillen repra-
sentirt. Uber die Frauen in Kamelsanften hinter der Schlacht-
reiho vrgl. Heft II 109. Mit der Handtrommel (duff) machten
sie die Schlachtmusik, ihron Mannern, wenn sie tapfer fochten,
ihre Umarmungen verheissend, andcrnfalls mit der Entziehung
ihrer Gunst drohend (JH 562). Die Sitte war nicht allgomein.
Duraid b. es-ASimma tadelte sic vor dor Schlacht von /iunain,
wohin die Unglaubigen auch ihr Vieh mitbrachten.
1) Vrgl. Lebid, Khalidi 106 Z. 3 v. u.
2) Nabi/za I 10, Del. 95 V. 10; Wetzstein: Ztsclir. fiir Ethnol. V
1873 S. 284. Vrgl. ferner Tarafa XIV 22, H 322, 385: „Die Hyiine
lacht der Todten Hudhails und der Wolf freut sich ihrer".
3) Vrgl. Dozy, Vetements S. 123, der den Vers falsch iibersetzt,
FAF 49.
9
^130
Dio Schoinflucht, von welchcr dor Rcitor sich wiedor zilm
AngiifT wondct (karr) ist oin in den Liodcrn liiiufig crwahntcs
Manovor'). Sonst kcnnzcichact dio boduinisehc Kricgfiihriing
einc gowissc Ritterlichkcit. Dio Kriogskunst'-), wolcho allcr-
dings in vorislamischcr Zcit aut oincr sohr niedrigeu Stufe
stand, gait auch fiir unuobol. A\s MuAammad Medina diirch
einon Graben schiitzto, NB. von oinoni Persor darin unter-
wiesen, tadelton das soino Feindo als unwiirdig. DieWorter
fur Befestigungen sind im Arabischon moist Lelinwoite (PAF
233 ff). Dio Lagerfeuer vor dom Feindo zii iinterhalton (Na-
bi^a ed. Deronbourg IX 13 nebst Note S. 402, bei Ahlwardt
XI 13) gait fiir ehronvoll. Mu/iammad liess nach seiner
Niedorlage am 0/<od, nachdem dio Mckkaner abgezogen
waren, die Lagerfeuer anziinden, um den Eindruck der Nie-
derlage zu verwischen. Andrerseits erwahnt Layard (Nineveh
und Babylon 300), dass es achte Beduinen fiir sohr unritter-
lich halten, den Foind unvorbereitet im Finstern zu iiber-
fallen. Der Angriff erfolgt beim ersten Morgengrauen, nach
Glaser (Vortrag gehalten in der Geogr. Gesollschaft zu Groifs-
wald 1894) in Siidarabien dagegen noch bei Nacht; vrgl.Hoft
II S. 119. Burckhardt berichtet S. 114, dass die 'Anezo
den Morgon abvvarton, die Schammar dagegen, welche siid-
arabischer Abstammung sind, das feindliche Lager bei Nacht
angreifen^). Dem ungepanzerton schildlosen Krieger wird
Lob gespendet, SchW 68, 70, wozu man noch JH 445 ver-
gleiche. Ein Sieg wurde nicht etwa strategisch ausgenutzt
1) Vrgl. B 443: „Es war eine Lieblingskriegslist Sauds vor dem
Feinde zu flieheii, sich plotzlich zii sammeln und mit seinen auserlesenen
Keitern iiber die ermiideten Vertolger lierzufallen'".
2) Kriegslist wurde dagegen niclit verurteilt.
3) Allerdings ist mir Layards Auffassung dieses Brauclies fraglicli
geworden, da man nach Waqidi 2211^ Wellh. S. 389 den Morgen ab-
wartet, damit der Feind nicht aus seiner besseren Lokalkenntnis Vorteil
zieht. Noch einon andern Grund macht B 114 geltond; vrgl. B 244.
131
iind vorwertct. Wcr die grosseren Verluste battel), wurde
bald kleinraiitig' iind raurate das Feld, die Vergeltung fur
bossere Gelegonbeit aufsparond. Dor Feind sucbto moglichst
viel Gefangene und Beute zu niachen. Einen Fortscbritt
zeigt aucb bier die Kriegfiibrung des Propbeten , der nacb
dcm Siege von //iinain zur Belagerung von YTiif sebreitet,
sogar niit Belagerungsniascbinen vorgebt und es nicht ver-
scbmiibt die Kriogskunst der Fremden bei der Verteidigung
Medinas zu verwerten.
Waffen.
Die Bewaffnung der beidniscbon Araber war jedenfalls
derbyzantiniscbon nicbt ebenblirtig. Gelegentlicb cinos Sieges
der ersteren iiber die letzteren sagt daber Ibn Qutaiba: „sje
nabmen ibre Waffen und erstarkten dadurcb" (Brtinnow's
Cbrest. S. 25). Icb kaun dieses Kapitel bier in Kiirze be-
bandebi, da man Niiberes in deni inbaltreicben Werke Sebwarz-
loses ,,Die Waffen der alten Araber' (Leipzig 1886) findet.
In der Genesis beisst es (XXI 20) von Ismael, dass er ber-
angewacbsen Bogenscbiitze ward. Seltener als man nacb
diesen Worten erwarten sollte gescbiebt jedocb des Bogens in
den Liedern Erwiibnung und zwar offenbar, weil, wie aucb
Scbwarzlose bervorbebt, der Fornkampf fiir weniger ehrenvoU
gait als der Kabkampf mit Lanze und Scbwert. In den
Akbbtir al-'Arab dagegen spielt Pfeil und Bogen eine grossere
Rolle. Das nab'-Holz zu einem guton Bogen wurde an un-
wegsamen Gebirgsabbangen unter Miibon und Gefabren ge-
wonnen (Aus ibn //agar XXXI 17 ff). Nacb Qazwini II 59
wucbs es auf dem Berge Jasum im Gebiet der Hudbail nabe
bei Mekka, nacb DH Ko. 81 Einl. aucb im nordlicb benacb-
barten Lande dor Bonn Sulaim, fcrner im Jemen im Gebiet
1) Der Vorlust an Menschenlcben war meist sehr jeering-.
9*
132
(lor Azd dcs Scnitgobirgcs: SchW 254/5. Es ist zwcifellos das
iingcmoin harto Holz dor Grewia populifolia = Chadara tcnax,
von der beistchcndo Abbildung cinon Zwcig darstollt, dcssen
Original gloicli dcm S. 92 abgcbildctcn markh-Zweige aus
Arabien stammt. Wahrscheinlich bestand ein ^'^''/^ uud ein
'»-?._y>^) genannter Bogen (SchW 254/5) aus dcm namlichen
Stoff. Zwei Jahre hindurch muss der Grewiazweig den
Salt seiner Rinde aufsaugen (Aus XXIX 17), bevor der Yer-
fertiger den Bogcn zu Marktc bringt und fiir ein solcbes
133
Exemplar 3 Miintol, 1 Kcisotaschc unci 1 Schlanch Bicncnhonig
tordort (Aus XXIX 20). Audi andcrcHoIzartcn werdcn zuBogcn
verarbeitet, so nascham: Imr. 29, 2; DH 109, 4. Der Bogen
war mit Troddoln verziort: Sclianfara, Lamijat al-Arab 12.
Hiiufig gcdcukcn die Dichter dcs klagenden Tones, den das
Schwirrcn dor Seimc crzcugt, und vcrgloicben dieson Laut dcs
gclbcn Bogcns dem Klagcruf eincr Mutter um ibrcn gcfal-
lencn Sobn, dem dor Kamelin um ibr Fiillen. Man schoss
mit Robrpfeilen, wiibrcnd die Perser Holzpfeilc verwandton.
Dbu "l-iiba vcrgleicbt seine Pfeile einemBienen-oder Wespen-
scbwarmc (M. XXIII 36). Die im Halse des Pferdos bafton-
don Pfeile werden mit ausgerauftem Laucb der Sandbiigol
(kurratb = Allium Porrum L.) verglicben (al-KalAaba: M. II 4).
Aucb ein vegetabiliscbes Pfeilgift (manschim) scbeint bci er-
bitterten Febden zur Anwcndung gekommen zu sein. Den
Pfeil befiedert der Jiiger mit derFeder eiues jungen Yogels')
und wetzt ibn am Stein (Imr. 29, 6). JH 614 letzter Vers
wird eine Waft'e genannt, iibor die man zur Stundc, da sie
verfertigt wird. Gift streut vrgl. aucb DH 135, 5, wo der
Pfeilscbuss dem Bisse scbwarzer Scblaugen verglicben wird.
Ausdriicklicb werden vcrgiftete Pfeile von Suwaid (M. 34, 93)
crwabnt. Heute scbeint Pfeil und Bogen aus Arabien ver-
scbwundcn zu sein, docb findcn die Beduinen nocb bisweilen
ciserne Pfeilspitzen in den Bergen (Dougbty I S. 562). Als
Knabenspielzeug allerdings pflegt sicb der Bogen aucb da
nocb zu balten, wo er als AVaffe ausser Gebraucb gekommen
ist, s. van den Berg, Lo iVadbramout S. 47 Anm. 3, denu die
WafFe erbeiscbt friihzeitige Ubung vrgl. z. B. Ag VlII 78 6. Z.
V. u., wie ja aucb nacb Herodot die Perser bereits ibre
Knaben im Bogenscbiesseu unterricbteten.
1) Die alteu Iranier wiihlten zu diesem Zwcck Raubvogelfedern
8. Wilh. Geiger, Ostiiaiiiscbc Kultur S. 1634.
134
Diu langu brauniotc Lanzo rait blauschwarzer Spitze ')
Avar dio LiobJingswalt'o dcs Kcitors. Die Spitze louchtct im
Sonnonscbein wic cine Flamrac. Wild dor Scbaft gescbiittelt,
so bowcgt sich das obersto Endo wio einc Zuflucht suchende
Sandschlang-e (Muzarrid: M. XVI 51). Lebid XXXIX 42 ist
durch eiu Misverstiindnis in der Ubersctziing von 4 Ellen
langen Lanzen die Kede, so lang waren etwa die Spitzon
alloin, s. SchW 235, wiihrend eine elf arab. Ellen lange Lanzo
noch fiir kurz gilt: 7/770. Hire Knoten gluichen nach y/atira
ai-7ai au Hilrte Dattelkernen : II 779. Die guten Lanzen
wurdon nach Arabien importirt, sie kainen toils aus Samhara
an dor alrikanischen Kiistc, teils von al-Kha^<, der Seckiiste
von Ba/irain am Persischen Golf; die Rohre sollen sammtlich
indischer Herkunft gewesen sein (SchW 217, Qazwini II 60);.
wahrscheinlich waren es jene indischen Barabusrohre, von
doren Einfiihrung bei unsern Ulaneii kiirzlich die Rede war.
Doch kaunte man die Glattung des Schaftes mit dcm Lanzen-
hobel (thiqaf) aus eigener Anschauimg (vrgl. z. B. M. XX 32).
Schwarzlose suclit S. 219 widersprechende Angaben der ara-
bischen Pbilologen zu combiniren; der Handel mit indischen
Rohrlanzen hiitte in al-Kha</!, ,,zli der Zeit, aus der unsere
Gedicljte stammen, bereits aufgehort, und es wurdon Lanzen
nur noch aus inlandischem Holze gearbeitet, wenn auch dio
Dichter manche lediglich auf die Rohrlanzen passenden Epi-
theta fortfiihrten". Doch widerspricht dieser Construction eine
in meinem Besitze befindliche Photographie eines berittenen
Beduinen von Gaza (von Bonfils in Cairo No. 695), der
eine Lanzo von mehr als doppelter Mannsliinge tragt, an
welcher man deutlicli die Rohrknoten erkennt. Allerdings
kannte man auch Lanzenschiifte aus Holz, das man zu diesem
Zwecke nicht entrindete. Straussenfedern wurden als Kauf-
1) Salama ibn Gandal: M. XX 33; ifu^aia XXHI 11.
135
preis fiir Liinzcn gczahlt ('Antara XVII 2). tjbcr das Tragcn
dor Lanzon vrgl. JH 854/5, iibcr maurischcn Einfluss auf dio
westliclion Bcdiiinen nach dicscr Kichtuiig: Magani el-adab III
S. ^1^• Dcr Nogersklave WaAschi fiihrtc den kurzon Wiirf-
speer (Aaiba); //amza, den Oheim dcs Propliotcn iind don
Gegcnpropheton Musailima todtcto dieso Waffo.
Das kiirzo Schwort war eigcntlich nur fiir don Fusskampf
bestimmt. Weil SeliW 55/6 dio bozoiigto Tliatsaelio, dass
HoJden bisweilon zwci Schworter fiibron, mit don Worten ab-
thut: ,,Eiu so innigos Verhiiltniss, wie wir es auch in der
deutschon Sago zwischen den Heldon und ihrom (oinen)
Schworto ob\Aalton findon, hiitte die Fiihrung mohroror
Schworter niclit gestattot", so will ich nur an Waltharius ed.
Grimm & Schmeller V. 336/7 orinuorn, wo os von diesem
Heldon hoisst:
,,Et Jaevum femur aucipiti praocinxorat ense,
Atque alio doxtrum, pro ritu Pannoniarum".
Das Schwort wurdo bisweilon in einem Euttoral (qirab)
getragen (Imr. 34, 9; Lebid, Khalidi S. 65); dieso kommen
noch hcuto wenn auch solton in Arabien vor; Herr Prof.
Eutiug hat oin seiches von seiner Reise heimgobracht. Auch
die Keule findet sich noch heute unter den Beduinen vrgl.
die von 'Abdallah b. Salima (M. XVII 15) erwahnte hirawa;
haufiger wird im Schahname dcs gurz gedacht. Die Fang-
schnur (komond) dagegen, welche die iranischen Helden
fiihron, war boi den Beduinen nicht gebrauchlich.
SchutzwafTen. Helm und Panzer waren moist aus Ringcn
geflochten. Panzer waren Kapitaianlage. Wer fliichten musste,
bringt ziiniichst seine Familie, dann seine Panzer in Sicher-
heit. Mir schoint SchW 322 daher mit Unrecht die Angabe
von 100 Erbpanzern ohno Weitercs fiir eine Ubortreibung zu
erklaren. Man liebte die Panzer weit, so dass sic auch noch
136
die besundcrs goftilirdoton Hiindu und Fitsso docktcn iind liiolt
sio durcli oinon Giirt zusammon, untcr deni sic Faltcn \vaiici\
('Amr m. 70). Mit kidjOn') und Mist (kurrc) gcputzt (Nabi^^a
XX 26) -wordcn sie glitzcrnd wio dcs Fiscbos Riickcn (Mu-
zairid: 31. XVI 39). Dicsor Vcrgleich so wic sinn (Lcbid
m. 82) angeblich Panzorniascho (sonst Aalcje) scheint darauf
liinzudcLitcii, dass man aueh Schiippcnpanzer kannto, vrgl.
auch /tarschaf: SchW 340. Ein trefflichcr Panzer wild bei
3Iuzarrid (ebcnd. 38, vrgl. SchW 333) tubba'ija gcnannt, die
sildarabischcn Konigo haftcteu also mit koslbarcn Panzcrn
verschcn in der Erinnorung dcs Volkes.
Der Helm erscheint als Kopfbcdeckung dcs Kriogcrs,
dor zum Karapfo auszieht, gebort aber nicht ctwa zur go\Yulin-
lichen Tracht. Der Vergleich, dem der Helm seincn Namen
baic/a Ei verdankt, ist noch bci don iius orhaltenen Dichteru
lebcndig: „Als hiitten auf ihren Hiiuptern die Strausse Eier
gelogt" sagt Salama b. Gandal (SchW 350). Einen Aimjari-
schen Helm erwahnt Muzarrid: M. XVI 42.
Selten geschieht eines Schildes Erwahnung, well ihn dor
Tapfere verschmaht. Schwarzlose behandelt Schildc aus Hiiuten
mit und ohne Holz und weist S. 355 nur darauf bin, dass
auch Eisen statt des Holzes zur Anwendung gekommen sein
miisste. Nun vergleicht aber Muzarrid (M. XVI 44) seinen
Schild der Sonne, wobei man am liebsten an einen kreis-
runden Metallschild denken mochte. Die Schilde aus Rinder-
hauten, deren SchW a. a. 0. gedenkt, waron wahrscheinlich
aus Oryx- also Antilopenhaut (vrgl. meine Stud, in arab.
Geogr. Ill S. 84/5), was sprachlich zulassig ware.
Unter den Waffen liebt man alte Erbstiicke: Muzarrid,
M. XVI 45; 'Amr m 81, welcher Vers natiirlich, worauf mich
Herr Prof. Earth aufmorksam macht, hinter V. 78 gehort, da
die Rosse wol nicht vom Grossvater auf den Enkel erben.
1) Herkunft und Bedoutung unsicher s. FAP 211.
137
Gefangene imd Sklaven.
Gcfangcno Jliinnor wurdcn gobuntlcn, dahcim in den fina,
einen ummauertcn Hof, goworfen {kg IX S. 7 Z. 9), wonn
ein solchcr vorhandon war, und niangelliaft vorpflogt ('Iqd
111 63). Hatte man Blutrache zu nehmen , so wurdon sic
hiiufig iinter Martcrn hingerichtet WoUte man ihro Fossuln
lOscn, so begoss man diesolben zunachst mit Wasser, um sie
zu enveichen (NB 124/5). Das Losegeld (iida) fur den Mann
betrug in der Kegel 100 Kamele ; doch kam es vor, dass dicse
Summc fiir einen Hiiuptling zu goring bofundcn wurdo ('Iqd
111 63). Der Gefangene unterhandelt wol mit seinen Fcindcn,
die ihn todten wollen. Qais ibn al-Aizara ruft von den Falim
gefangen in dieser Lago (DH 113, 5): „Milchreiche Schafo und
Kamelhecrden, so dass ihr alle von joneni Besitz gcsiittigt!",
(Vers 6:) und sie sprechen: ,,Uns ist al-Balhil die ersto For-
derung und iin-e entwohnten Fiillen"; al-Balha bless namlich
cine beriihmte Kamelin des Qais (vrgl. Del. 34). Dem Gc-
fangenen schnitt man boi der Entlassung die Stirnlockcn ab,
um diese als Trophtio aufzubewahren (Qazwiui 1 374, 'Iqd III
64 Zeile 16). Vrgl. Wellhausen, Ehe bei den Arabern S. 443;
// 174; Lane, Arabian society in the middle ages S. 216/7
Anm. '). Gefangene, um die sich kein Verwandter bekiim-
merte und deren Heimat fiir Fluchtversuche zu weit entfernt
^var, wurden Sklaven. Schon in der Gahilija gab es Neger-
sklaven und -sklavinnen, wonn auch die Scholien in Arnolds
Mu allaqat S. 153 solchcs in Abrede stellen. Vielleicht waren
einzelne in den Kriegen mit den eingedrungeneu Athiopen
erbeutet, meist brachto sie wol ein 'adaulisches Schiff'aus der
1) „Thus when Cairo was besieged by the Franks in year of the
Flight 564 (a. D. 1168) P]l-'Af/id, the last Fafimee Khaleefch, sent let-
ters to Noor-ed-Deon Ma/mioud, SiiUan of Syria, imploring succour, and
with them sent his women's hair to show their subjection and his own
(Ibn Esh-Shihneh) [So too P]l-MaAreezee, with a slight variation."]
afrikiiiiisclion lloiniat zii Marktc. '\ntaras Muttor war cine
ab3'ssinisclio Sklavin. Dor Sohn dor Sklavin bliob unlroi.
Hiiufiff Avurdc dcm Sklavon fiir eincn golcistotcn ausscr-
ordentlichon Dicnst dio Froihcit geschonkt. So war doin
schwarzon Sklaven WaAschi von soinem Horrn dio Froihcit
zugcsagt, wonn or //amza todtcn wilrdo (JH 557 u. 565);
iiach Waqidi 70'' AVcllb. 133 gohurte Wa/;scbi dor Toclitor
cinos bci Bodr gefallcnon Unglaubigcn, dio ibm dio Froihcit
veihicss, wonii or ontwcdor den Mu/mmmad odor IJumza odor
'All todto. y/atim ixt-TRi (ed. London 1872 S. f*) soil soinem
Sklavon bcfohlond boi Nacht oin Fouor anzuziindon gcsagt
liabon : ,,Zichst du einen Gast heran, so bist du froi". Die
Sklavon warden ziiDienston allcr Art vcrwandt, zum Heerden-
woiden und Euterbinden (S. 66), zum Fcueranzundon (iiatim
at-TM a. a. 0.) und Erlegon dos Jagdwilds, Sie orhiolten
schlechtorc Nahrung (S. 95), wurdon aber im Allgomoinen gut
bchandelt. Das bezcugtz. B. der Eifor, mit dom SuAaim (Del. 52)
fiir dio Ehro seiner Herron eintritt, von ihrem Stamme spricht
or riihmend in der ersten Person des Plurals. Doch kara cs
vor, dass Sklaven, von denen man fiirchtete, dass sic nur
Miidchen zougen wiirden, vorschnitten wurdon (DH No. 231).
Wurdon die hinter der Schlachtreihe aufgestellten Frauon
dor Feinde erbeutct, so Avurden sie in dor Regel (wie auch
heute noch B 245/6) gut bchandelt. Dcnnoch war ihre Ge-
fangonnahmc fiir ihre Manner ein schwerer Schinipf. Gofan-
gone Frauen werdon an Hiinden und Fiisscn gefessolt (Na-
bi^a II 14); Nabi^a XXVIl 29, od. Derenbourg XXVI 29
wordcn gefessolte Frauon geschildert, wolche ihre Bando mit
dor Schloppo zu verdeekon strcben. Auch hoisst os in einom
Spottgedicht, dass die Sieger die Tochter der Geschlagenen
heiratcten ohne mahr ('Iqd III S. 63).
tjber das Yerfahren boi der Beutevorteilung s. IL 458
(zu Ibn 'Anama).
139
Tod.
Nach den Akhbar al-Arab zu schliesscn, bildeto dor gc-
waltsamc Tod dio Kegel. Die Bohaiiptung, dass Solbstmord
untcr den lieduinon garnicht voikiime, ist iibertricbcn. Boi-
spiele findet man B 222 Anm. iind in den Sitzungsber. der
philos.-hist. CI. d. Kais. Ak. d. Wiss. VJ. Bd. Wicn 1851 S.424.
Wer dem Tode entgegengeht, pflegt noch lebend sein Leichen-
tiicli anzulogen vrgl. Imr. 65, 6 (der Dichter liegt schwer
krank darnieder). Der Held der arabischen Biirgsehaft kommt
im Leichenhemd und mit ha.m\t, der Einbalsamirungsspecerei,
versehen zur Hinrichtung, bringt aach gleich ein Klageweib
mit: Ag XIX 88 = Magani III 311. Burckhardt erzahlt 226:
,,Ich kenne einen Scheikli vera Stamme Omran am ostlichen
Busen dcs Kothen Meeres, der so sehr fiirchtet nicht gehorig
begraben zu Averden, dass er auf seinen Reisen bestiindig sein
Sterbehemde mit sich fiihrt."
Um mich gegen Vorwiirfe meiner Gegner zu sichern,
welche mich sonst beschuldigen konnten, die Hauptsache ver-
gessen zu haben, citire ieb folgenden tiefsinnigen Satz aus
Professor Freytags Einleitung in d. Studium d. Arab. Spracho
S. 218: „Nach der Meinung der Araber, welche sich auch
wohl bei einem grossen Telle derselben schon vor Mohammed
fand, kann kein Mensch dem Tode entfliehn. Moid. I 48."
Das Gesicht des Todten bedeckte man mit dem qina'
(Mutammim: M. VIII, 45; Nahar: IJ. 433). Er wurde auf
einer Bahre (na'sch oder scharga')') zu Grabe getragen und
ohne Sarg bestattet. Am Ort, wo er fiel {II 235) und am
Hiigel, auf dem er begraben wird (Schanfara, Lamijat al-'Arab
32, al-i7usain b. al-7/umam : M. XIII 28), stimmten die am
niichsten blutsverwandten Frauen die Todtenklage an, sich
gaib (Tarafa m. 94, JH 982) und khimar (NB S. 181) zer-
1) 'Abda: M. XIX 23.
IJO _
roissond, das ciitsclilcicrtu (// 449) Gcsicht mit den Nii^^uln
zorkratzcnd und mit den fSandalen zcischlagend (DH No. 107,
11; 139, 3) und dio Haarc schuttolnd, die den Sclnviinzen
storrigcr ausschlagondcr Pfcrde gleichen (//assan b. Tiiabit:
JH 626/7). Auch werdcn bci Klagefrauen Tiicher mardi ge-
nannt (Lebid, Khalidi 125) die sie angcblich schwcnkcn
sollcn. Nacli FE 218 batten sic diese „obnstreitig um sicb die
Thriinen zii trocknen", docb wiscbcn Kabi^/a XX 16 P>auen
ibre Tbriincn mit den Fingerspitzen ab. Dass die Todton-
klagc vorwicgend den blutvenvandten Fraucn obliegt, tindet
man auch sonst. Leopold v. Ranke erzabit (Wcike 43/44. Bd.
S. 35) von den Serben: „Den Vcrstorbenen bcklagt nicht
die Gattin; Mutter und Schwester beklagen ibn und pflegen
sein Grab". Docb gebt WelJbausen wol zu weit mit der Be-
bauptung: ,,Die Trauerlieder sind immer von der Mutter
oder von der Schwester verfasst, nicht von der Frau". (Ehe
bei den Arabern S. 450). Es giebt Ausnabmen, vrgl. z. B.
al-Khansa, Diwan S. VV, Goldziher, Muh. Stud. I S. 253.
Die Todtenklage, das ritha, ist noch in spater Zeit hiiufig
ametrisch und scheint den Kbythmus erst von dem nach
Wetzstein gleichfalls schwermiitigen Aida iibernommen zu
haben. Ein hiirenes Brustgewand ^idar (NB 181 vrgl. Dozy,
Yetements S. 245/6, vrgl. hebr. saq) und ein schwarzes Kopf-
tuch silab (AZ S. 2 Z. 5 v. u., S. 4 letzte Zeile; Lebid,
Fragm. XII 5) bildete die Trauerkleidung derFrauen. Erstercs
ist wol mit dem Lebid Fragm. XII 5 genannten Sacktuch
(mi«/i) idontiscb. Xach dem silab hcisst die trauernde Frau
musallib: Lebid, KbCilidi S. 37, was Huber IX 22 ungenau
durch „von Schmuck entblosst" wiedergiebt. In der Trauer-
zeit entsagen die Frauen dem Gebrauch der Augenschminke,
weshalb al-Kbansa (Diwan S. 18) ausruft: „0 mein Auge,
lass reichlicb Tbranen stromen, denn es vernachlassigten dich
die mirwads." Die weitverbreitete Sitte bei der Trauer das
141
Haar zu schooion (vrgl. R. Andree, Ethnogr. Parallolen S. 302;
Benzinger, Hcbr. Arch. S. 165, 167) wurde aiich von arabi-
schen Frauen geiibt, s. A<:/ XV 12 Z. 19/20. Nach Wetzstein
(Verhandl. d. Berliner Ges. fiir A. E. ii. U. Jahrg. 1888
S. 195 ff) wird noch heiite von syrischen Nomaden zwischen
den beiden am Kopf- und Fussende des Grabes errichteten
Steinplatten ein Strick aus Pferdehaar gespannt, an dem die
trauernden Frauen Zopfclien ihres Haars t'cstniihen. Der
Strick heisst Aabl al-^awa „Band der Hingebung", wic Wetz-
stein iibersetzt. Die Wittvve durfte erst nacii Ablauf eincs
Jahres wieder heiraten (Lebid m. 88). Naheres iiber die
Wittwentrauer und den ifti</jv^ bei Wollhausen, Ehe bei den
Arabern S. 454/5.
Nachdem wir die Ausserungon der Frauentraiier im Zu-
sammenhang dargestellt haben, kehren wir zur Beisetzung
zuriick. Auf das Grab legte man einige Steinplatten, damit
keine Hyiine den Leichnam ausscharre^). Vermutlich aus
demselben Grunde beerdigte man den Todten gerne in einer
Seitenhohlung der Grube. Auch auf dem Gebiete der Trauer-
gebriiucbe hat der Islam viel Volkstiimliches zersturt. So hat
er das Zerr.eissen der Kleider bei der Todtenklage und das
Bestreuen des Hauptes mit Asche (A^ YIII S. 67 Z, 3 v. u.)
verpont (Goldziher, Muh. Stud. I S. 253). Schon aus den
Muallaqat ist die balija bekannt, die Reitkamelin, Avelche ans
Grab ihres Herrn gebunden verhungern musste. Nach Na-
bi^fa XYIII 3 scheint man den Sattel zerbrochon zii haben.
Doch waren diese beiden Brauche keineswegs allgemein:
'Alqama verlieisst XII 1 seine Kamelin sammt ihrem Sattel
dem, der naeh seinem Tode statt seiner sein Lied der Xach-
welt verkiindot. // 17 wird iiber dem Grab des Todten sein
Kessel und seine Schiissel zerbrochon. Dass man das Zelt
1) Vrgl. II Sam. 18, 17.
142
des Gostorbonon uniwarf, liisst sich aus Lobul, Khrilitli 77,
Hubcr XIV 18 nicht mit Siclicrlioit entnchiiicn. Man muss
sich hiitcn diose Braucho nacli bckannten Analogicn mit altcn
Philologcn iind WR 162 ohne Wciteros dahin 7ai deuten, dass
man dem Vcrstorbonen den notwendigcn Hausrat ins Jenseits
mitgab. Dagcgen spricht cinmal das Zcrbrechon, sodann der
in zahlreichon Verscn ausgosprochene Glaube, dass mit dem
Todc alios aufhore. MuAammad liatte ja ganz bosonders gegen
don Unglauben zii eifcrn, welclicn die Araber dor von ihm
accoptirten in letzter Instanz persischen Auferstehungslohre
ontgegenbrachten. Das Geriit des Verstorbenen wurde wol
einorsoits aus Piettit vernichtet, indem man noch sein Eigen-
tumsrecht an die Dinge respectirte, die ihm am liebsten ge-
wesen waren, und sich nicht an diesen bereichorn mochte^
sodann aber spielt vielleicht teilweise die bei don Semiten
so beliebte sjmbolischo Handlung^) hinein, welche hier zum
unmittelbaren lobendigon Ausdrucli der Trauer dient. Stammes-
sinn und Pietilt vor den Ahnen sind 2 Grundziige im Cha-
rakter des lieidnischen Arabers. Nicht auffallond wiire os
ferner, wenn die altarabischen Anschauungen auch hior be-
reits teilweise mit fremden Ideen durchsetzt wiiren. Gold-
ziher hat in seinen Muh. Studien I in der That unleugbare
Spuren eines Todtenkultus nachgewiesen. Nichts desto weniger
scheint niir einiges anderer Deutung fahig und dann den
Anschauungen der Dichter mehr zu entsprechen. WR 161 stellt
Belege dafiir zusammen, dass der Todte nach altarabischer
Anschauung im Grabe diirstet, was scheinbar voraussetzt,
dass er dort des Bewusstseins nicht ganzlich beraubt in einem
schlafahnlicheu Zustande ruhe. Icli fiige noch hinzu, dass
1) Beispiele s. bei Wellhausen, Ehe S. 448 (nach Af/ VII 118),
S. 466 (Umdrehen des Zeltes) ; Noeldeke, Tiibariiibers. S. 310; Aug.
Miillers Islam I S 366; so wie in zahlreichon Stollen des alton und
neuen Testaments (Siindeubock, Sakramente).
143
auch Abu Mi/*gan im Grabo zu diirsten fiirchtet (Del. 26/7)
und der Christ Qoss nach Ag XIV S. 43 Z. 6 am Grabc seiner
Genossen Weinsponden darbringt. Vergogonwiirtigen wir uns
nun, wie in einem hcissen trockenon Lande alles Leben durch
Regcn bedingt ist, wie dort die Leiber der Gefallcncn alsbald
dtirrem Holze gleichon (M. XXX 35), so lag der Gedanke
nahe, im Safte und Blute das Leben oder die Seele zu er-
bliclren. Vrgl. Deuteronomium Xll 23: „denn das Blut ist
die Seele". MDh 111 309: „Zu ihnen [den Sekten der heid-
niscben Araber] gehorten diejenigen, welche behaupteten, dass
die Seele das Blut sei . . ." S. ferner WR 217. So erkliirt
sich der Durst der Todten und die Trankspende am Grabe,
Da die Graber begosscn wurden, sind sie meist auch mit
Vegetation umgeben. Basilienkraut auf dera Grabe wachsend
nennt Lebid, Khalidi 79, Hubcr XIV 24. Einzelne Bniuclio
suchen allerdings durch die Fiction, dass der Gestorbenc noch
lebe, liber den Verlust hinwegzutauschen, und das ist der
erste Ansatz zum Glauben an ein Leben nach dem Tode.
Wer am Grabe eines Freundes voriiberzieht, ruft diesen bei
.Namen und griisst ihn ; Belege: WR 162, wozu man noch
Wetzstein, Reisebericht iiber Hauran S. 27 vergleiche. Wenn
aber Wellhausen a. a. 0. bemerkt: „Der Todte hort den Gruss
und erwidert ihn zuweilen", so beruht dieser Satz nur auf
einem hier nicht verwendbaren muslimischen Beispiol. Nur
in Gestalt eines Vogels fristet der Verstorbene cine greif-
barere Fortexistenz (vrgl. S. 122 Anm. 2; MDh III 311 ff;
Del. 6 Z. 9; DH Xo. 141 V. 5; 'Orwa b. al-Ward III, 3 u.
4; ZDMG XII 1858, S. 63, 44. Bd. 1890 S. 115 etc.) Mit
Seelenwanderung hat dieser Glaube schwerlich etwas zu
schaffen; eher konnte er durch Vergroberung der Vorstellung
von der christlichen Seele entstanden sein'), da der Todten-
1) Altilgyptische Darstellung der Seele in Vogelgcstalt s. Papyrus
Erzlierzog Rainor, Fiilirer dnrch die Aiisstellung S. 34.
144
vogol (.sadro audi in Vursen des Christen Qoss (At/ XI Y S. 43
Z. 2) vorkoinmt. Da dor Todto Durst hat, hat der Todtonvogel
iiiciits Passonderos zu sagen als „Gebt niir zu triiikcn" (s.
S. 122). Dieser Ruf wurdo auf das Blut des Morders bezogen.
Bliitrache.
Die Bhitracho nahm man am liobstcn am Mordcr solbst,
konnte man abcr dcssolbcn niclit habhaft werden, an eincm
seiner Stammesgenossen ; hcute erstreckt sich die Blutrache
auf dio Familio bis zur 5. Generation aufwarts s. B 121;
Layard, Nineveh iind Babylon 305. Wer Blutrache zu voll-
zichen hatte, gelobte wol sich des ko/d und der Salben zu
entlialten, kein Parfum [nach Goldzihcrs Conjectur] zu bc-
riihren, kein Fleisch zu essen und keinen "Wein zu trinken-
{Ag IX S. 7). Ahnlich schwort Imruulqais (A^ VIII S. 68)
bis zur Vollziehung der Blutrache kein Fleisch zu essen,
keinen AVein zu trinken, sicii nicht zu salben, kciner Frau
beizuwohnen und sein Haupt nicht zu waschen. AVer trotz-
dom Wein trank, maclite sich einer Siinde gegen Gott schuldig').
Die Weinentsagung scheint das Wesentlichsto bei diesen Ge-
lilbden gewesen zu sein : H 385. Der Blutracher verschmahte
es koineswegs zur List seine Zuflucht zu nehmen. So ge-
lingt es ASakhr sich unerkannt den Zelten seiner Feinde zu
nilhern, indem er die Blasse und die weissen Fiisse seines
diesen abgenommeuen Rosses schwarz farbt, und die Blut-
rache fiir seinen Bruder zu vollziehen ('Iqd III S. 73j.
Irrtiimlich ist die Ansicht, dass Blut immer neues Blut
fordere. War fiir einen Getodteten eiu Anderer erschlagen,
so gait die Sache in der Regel damit fiir erledigt und abgetan
s. Del. 43 Z. 15, 16; 'Iqd III S. 73 Z. 5; JH 431; B 122.
Oft ward allerdings der Rachedurst nicht durch den Tod eines
einzigen befriedigt. Imruulqais gelobt bei dor Nachricht vom
1) Falls Irur. 51 V. 9 u. 10 edit sitid.
145
Tode seines Vators sich dcs Weins und dor Fraiien zu ent-
halten, bis or 100 von den Benu Asad gotodtet und 100 dio
Stirnlocken geschoren (Ag VIII S. 68 Z. 2/3). Auch Schan-
fara gelobt 100 Miinnor dcs feindlichen Stamraes zu todten
(do Sacy, Chrest. 1. Aufl. 1. Bd. S. 310/1, 2. Aufl. 2. Bd.
S. ^f). So verbranuto dor bekannto Konig von //ira, 'Amr
dor Sohn dor Hind, fiir seinon Sohn, dor aus Versehen ge-
todtet Avar, 100 Manner, Avoshalb er den Beinamen MuAarriq
„Verbrenner" erlialten haben soil (Briinnow's Chrest. S. 31).
Allgemein wird auch fiir den aus Versehen Getodtoten Siihne
vorlangt, so DH No. 66 fur oinen beira "Wettschiesson durch
einen Pfeil Getodtoten.
Die Blutschuld konnte durch oin Wehrgeld (dija), das
der Morder freiwillig zahlte, aufgehobon wordon. Dio dija
bestand fiir gewohnlich aus 100 weiblichen Kamelen (Fiillen
ausgoschlossen), war also dem fida, (s. S. 137) gleichwertig.
Diese alte Taxe vou 100 weiblichen Kamelen fiir einen Er-
schlagonon wurde von den Wahhabis erneuert (B 420), soli
sich aber nach B 584 boi einigen Stammen noeh bis zur Zeit
der Wahhiibis erhalten haben. Dor Mann wurde also etwa
ebenso hoch wie das Miidchen boi dor Hochzcit taxirt (vrgl.
S. 57). Dass gelegontlich auch Datteln als Siihne genommen
wurden, ist aus // 389 Vers 3 noch nicht klar orsichtlich.
Fiir ehrcnvoll gait cs, kein Blutgeld anzunehnien und keins
zu zahlen (DH No. 74, 53). Vrgl 77 105/107.
Das Blutgeld wird heuto nicht vom Murder gezahlt, son-
dern von dessen Freunden aufgebracht odor von jeneni zu-
sanimengcbottelt (Layard, Nineveh und Babylon 307). So
scheint es auch in alter Zoit gewesen zu sein. Als ein An-
hiinger Mu/iammads 2 Manner vom Stamrae 'Amir im Schlafe
erraordet hatte und sich der Prophet boreit crklarte, die dija
fur sie zu entrichten, ersuchte er don jiidischen Stamm der
Benii Nat/ir dazu beizusteuern (JH 652).
10
146
Ein intorcssantor Kcchtsstrcit bctrcff's dor tlija wird // 223
civ.ahlt. Qais ibn Zuhair hat dcm /yudhaifa oincn Moid mit
Kamolcn, die toils Fiillon iiatton, toils iin zohnton Monat
triichtig waren, gesiihnt. Uioser niiniiit nichts dcsto wcniger
Blutracho. Nun verlangt Qais seine Kamclc zuriick mit den
Fiilleii, die sio inzwisclien goworfon batten. Dieso letztercn
aber wollen //udliaifas Stammesgenosscn ziiriickbelialtcn, in-
dem sie sprechen: „Sollon wir ihnon mcbr gebon als wir
ompfangen haben?" Qais verweigert die Annahme ohne die
Fiillen, iind es entbronnt dor Krieg zwischen 'Abs und Fazara.
Um Blutracho bcizulegen gicbt cs ein eini'achos Mittel,
welches an die hebriiische Sitte erinnert, das vcrgossene Blut
mit Erdc zu bedeckcn, damit es nicht zum Himmel um
Rache schreie (Schwally, Lobon nach dem Tode S. 52/53).
Zur Zeit des Propheteu erstach Rabi'a ibn 'Amir den Ibn
af-jTofail. Beide gehorten zur Familie der Benu Ga'far.
„Da sprach Rabi'a: 0 Benu Ga'far, macht mich zum Richtor
iibor diosen Speerstoss. Sie sagten : Wir machen dich zum
Richter; dann ging erfort, bis er fern vom Lager des Stammes
war, dann sagte er: Grabt mir eine Grube, sie gruben nun
eine Grube, so gross, dass ein Mann darinnen sitzen konnte,
da sprach er : 0 Benii Ga'far, icli lege meinen Spccrstich in diese
Grube, schiittet die Erde dartiber. So thaten sio." (Sitzungsber.
d. Wiener Akad. Philos.-hist. CI. VI 1851 S. •12-1). Es scheint,
dass diese symbolische Handlung allgemein bekanut war; Burck-
hardt erzahlt S. 119, dass, wenn die Schekhe mit Boistimmung
der Majoritiit einen Frieden schliesson konnen, bei welchem
auf beiden Seiton Blutracho und Privatschuldeu erlasson wer-
den, man sage: die Scheikhs haben gegraben und begraben."
Handel.
Tauschhandel. Gopragtes Geld war in Arabien selten,
wenn seiner auch die Dichter an einigen Stellen Erwahnung
147
tlmii (vrgl. S. 24, 104). Nach Beladhori, K. fiitu/i al-buldau
ed. de Goejo S. 46G cursiiten iu Mekka zur Hoidonzeit
romiiischo und persische Dirhems. Kamole') and Schafo
bildeten in dcr Regol den Wortmessor. Hautig brauchto man
eincn solchen garnicht. Die Bedoutungsschwankungcn dor
Zeitvvorto des Kaufons und Verkaufens (s. Giese AddM 43,
PE 80) weisen auf Tauschhandel bin. Das islamiscbe Rccbt
hat die Unterschcidung zwischen Verkauf- und Tauschge-
schiit't aus dem romischen ontlehnt (Kremer, Culturgosch. I
S. 536). Fiir einen guten Bogen gab man avoI 3 Miintol,
1 Reisetasche und einen Schlauch Bienenhonig bin (Aus ibn
//agar XXIX 20): eine Lanze erhandelte man mit Straussen-
federn ('Antara XVII 2). In einer kalten Nacbt liess wol ein
Stammoshauptling ausrufen: „Wer Brennbolz bringt, dem
wird OS mit Dattoln aufgewogon" und cs findcn sich dann
auch fremde Manner mit Brennbolz ein (Sitzungsber. d. pbilos.-
bist. CI. der Wiener Akad. 6. Bd. 1851 S. 415).
Messen. Schon zur Heidenzeit wurden an vielen Orten
Arabiens jitbrlicbe Messen abgehalten; Marktorte und -termine
nennt WR 83 ff. Bedr, desson achttagigen Jabrmarkt Wiiqidi
89^ Wellh. S. 168 und II 398 erAviibnen, bat seine Bedcutung
als Marktort gewabrt: B 332. Wol um den Marktbesuch zu
heben, war die Institution der 4 beiligen Monate getroffen^
in denen jede Febdo rubte. Daraus, dass sich die Markto an
Kultstatten anlebnton und zur Walfabrtszeit abgebalten wur-
den, erkliirt sicb, dass die Clu'isten die beiligen Monate nicbt
respectirtcn. Obne die Institution der beiligen Monate biittc
das Gesetz dor Blutracbe den Landhandel Arabiens labm go-
iegt. Eine Schildorung des arabiscben Messlebens findet man
bei WR 84 ff. Die arabiscben Miirkte, naraentlich die Messe
1) Nicht aber Rosse, dereu Wert sicli in Geld nicht raolir aus-
driicken liess, die eigentlich zur Familie gehiirteii mid keiri Haiidels-
objekt bildcteu.
10*
148
von 'Okac, hatton fur die heidnisclien Araber noben ihrer
rcligiOson inul commorciellen audi eino gosollschaftlicho and
politischo Bodcutung; hicr warden auf neutralom Bodcn die
Bezieliungcn cinzclncr Stiimmc geregelt. Hicr land sclilioss-
lich der Dichtcr cin Publicum, das seine Kenommir- und
Spottvcrse erst wirksam machto.
Handelszijge. Durch die Messen waren wicdcrum die
Karawanenziigo bedingt. No' man von /7ira pflogtc zur Messo
von 'Okac eine lai!ima (Specereikarawane , wobei man in
diesem Falle wol rait FAF 178 zuniichst an Moschus zu
denken hat) zu entseuden, die von ihrem Erlos Loderwaaren,
jemonische Mantel, Seide') und Schniire zum Zubinden der
Schliiuche (wika) einkaufte (A^ XIX 75). Besonders war
Mekka eine ecbte Handelsstadt, die grosse Karawanen aus--
riistete; vrgl. aucb Charles C. Torrey, The commercial-theo-
logical terms in the Koran, Leyden 1892 (Strassburger Dis-
sertation). Voranlassung zur Schlacht von Bedr wurde eino
Karawane, wolcho nach Waqidi 8=^ Wellh. S. 39 1000 Kamele
stark von Gaza nach Mekka heirakehrt. Eine andere Kara-
wane, die JH 424 erwahnt, hatte Rosinen und Leder geladen
und schoint aus Siidarabien zu komraen. Die jcmenischen Kauf-
leute mit ihren Kleidertruhon, welche wol die beliebtongcstreiften
Stoffe bargen, orwithnt Imr. m. 79. S. 45 war von den rai^ ge-
nannten Frauengewandern die Rede; nach Aus 43, 22 stammten
sic aus Jomen. Sic waren gestreift (eb.) nach DH 116, 14
aus Leinwand und batten cine Schleppe (A'scha m. 31).
Auf dem Markte zu Nakhla verkauften nichtarabische Weibcr
(Nabi^a XXIII 3) Steinguttopfe-j. Wir erwiihnten bereits,
dass jiidische Handler in Arabien Wein, Kleider und koM
1) Maqdisi nennt 'Aden den Vorhof Chinas (BGA 111 S. 34).
2) buram. Qazwini II 275 steht al-qudCir al-biraui von dem Tilser
Porcellan, woriibor man Karabacok: Osterr. Monatssclir. flir den Orient X
S. 285 verffleiche.
149
verkauften (Goldzihor: ZDMG 46. Bel. 1892 S. 185). Kopti-
sclics Limicn wircl DII 92, 28, Zuhair X 33 cnviihnt.
ijberseeischer Import- 'Ami- ibn Kulthum riilimt m. 102
von seincn Ta^/libitcn, class sic don Riickon des Mcorcs mit
Schiften anJiillon. Man schoint mir dicscni vcrcinzolt da-
stchenden Verse des prahlondcn Diclitors zu grosso Bcdcu-
tung beigemesscn zu habcn ; nioglicher "Weiso lag seiner
Pralilerei ein reclit iinbedcutender Vorsuch zu Grunde. Jedon-
t'alls liofon tiemde Falirzciige hiiufiger arabisclic Hiifon an, als
das Umgekelirte statttand ; naniontlich waren es iithiopische
iind indische. Die erstercn, adaulische gcnannt, brachten
von der afrikanischen Kiisto vermutlich saniharische Lanzon
und Sklaven. Auf dem Markte zu //ubascha konnto man
eine schwarze Sklavin kaufen (Jaqut II 193). Das Schiff des
Indors {Lebid XIII 16) dagegen importirte wahrscheinlich zu-
niiclist den indischen Bambus nach al-Klia<^ (Qazwini II 60,
U 349), der dort zu Lanzon verarbeitet wurdo. Darin, ein
Hafen in al-BaArain, war Stapelplatz fiir indische Spocereien
(al-A'scha: Del. 26), namentlieli Moschus (Jaqut II 537), der
audi don indischen Namen mitbrachtc (s. Holt I S. 7). Die
indischen Schwerter (SchW 127/8) werden boi Aus b. //agar
niiher als qaTaische bezeichnet. Da diese Qal'a im Jcmen
liegen soli (SchW 130) — der Name „Festung" war gewiss
schr iuiufig — und aus Qal'a ') audi Pcrlon kommon (Hoft
II 102), so licgt es nahc an 'Aden zu dunken, das cine natiir-
liche Festung ist und Ferlcntauchcrcicn liatte (s. S. 33). Von
jeher stand 'Aden mit Indien in lebhaftem Vorkehr. Auch
der Urastand, dass nachst Indien Jemen die besten SchAverter
lieferto und indisirendu Schwerter hiiutig gcnannt werden,
weist auf Eintiihr iibcr Siidarabien liin. Ausserdem karaen iiber
Siidarabien aus Indien wahrscheinlich jone klcinen Elfenbein-
1) Ich glaube nicht, dass man mit Schwarzlose zwischon Qal'a iind
Qala'a zu unterscheiden hat.
biifhsun, durun Inluilt Sunna uiid Moscluis bihluk'n '). Aiisser
Moschiis wcrdon auch Gcwurznolkcn (Imr. m. 8, DH 97, o7),
Pfeffer (Iinr. m. 80), Kampfcr (UH 97, 38) iind Aloo aiis
Mandal (DH 97, 39) in den Licdcrn cnvahnt; fiber Mandal
vrgl. Qazwini II 82/83. Schiffc der Nabatiicr: Mbir/a XIX 19.
Auch der Woin wurde, wio wir obcn sahen, teihveisc von
Schiffen importirt. Beroits in vorislaniischer Zeit tindet sich
cine Reiho fremdor Benennungon fiir Sebiffo; dcs Scgels
gedenkt Baschama: M. IX 21. Don Tigris bofuhr man in
einom runden Rohrkorbe (biisi), der niit oincni sukkan foit-
bewegt wurdo, dies Fahrzeug hat sich bis auf den hentigen
Tag erhalton s. die Abbildung Heft I S. 41,
Preise und Gewinn. tJber die Preiso ist gelegentlich
der Wertobjekte Manches angemerkt worden (s. z. B. S. 82/83,.
104). Vrgl. auch Sprenger, MoAammad III S. 134 ff: Die
Tauschmittei der Araber; iiber Maasse: PAF 204 ff. Wer
Waarcn auf den Markt mitnahm, verdicnte daran biswoilen
100 Procent: Waqidi 89^ Wellh. S. 168. Noldeko hat in
seinen Beitragen zur Kenntniss dor Poesie der alten Araber
S. 183 ff Kapitel aus Bu/tturis /iamasa, welcho Betrug und
Meinoid im Handel zum Gegcnstand haben, behandelt; der
heidnischo Urprung der Verse ist allerdings nach Noideko in
keinem Falle sicher.
Handwerke.
Handwerk^) und Industrie standon jodcnfalls auf einer
sehr niedrigon Stufe und waren verachtet s. Goldziher, Die
1) Niiheres daruber Heft II S. 102, eine Abbildung- oiiier solchcn
^uqqa: Heft I S. 45. Senna wiichst iibrigcns auch in Arabien: Doughty
an inehreren Stellen (s. Index), B 332.
2) Vrgl. zu diesena Abschnitt: Dr. Paul Eieger, Versuch einer
Technologie und Tcrrainologie der Handwerke in der Mischnah, ]. Teil,
Spinnen, Fiirben, Weben, Walken. Berlin 1894.
151
Hanclwerke bei den Araburn: Globus LXVI 1891 S. 203— 5;
Ictztcrcs gilt auch namcntlich vom Schmicdchandwcrk. Hicr-
nach ist Rankc, Wcrkc 43/44. Bd. S. 32 zu bcrichtigon. Es
war cin Makel aiif dcr Ehro dos Konigs von /Yira, No' man
b. Mundhir, dass soino Mutter die Tochter oines Goldschmicds
war. Der Grund diescr i\Iisachtung wird darin zu suchcn
sein, dass die Handwcrko meist von Sklaven und AVcibern
odor doch von Erenidon ausgeiibt wcrdcn (vrgl. B 52 Doughty I
S. 280). Vrgl. audi Andrce, Ethnogr. Parallelcn S. 155 fi".
Dass es selbst mit der Kunstfertigkeit der Stiidter niclit weit
her war, scheint daraus hcrvorzugehen, dass in Medina zu
'Omars I. Zcit cin pcrsischer Sklave zugleich als Zimraer-
raann, Maler und Schmied fungirte (MDh IV S. 226).
Der Schmied (qain) ist dcr Handworker par excellence.
Dennoch wurden die Waffon zum grossen Telle importirt.
Wir sahen bereits, dass die bosten Klingen aus Indien
kamen, und in Arabien scheint iiberhaupt nur die ansiissige
Bevolkerung el-Jemens und der Syrien benachbarten Land-
striche die Kunst ein Schwert zu Schmieden verstanden zu
habcn'). Hiiutig scheinen Juden das Schmiede- und Gold-
schmiedehandwerk ausgeiibt zu haben, wie noch heute. Von
dem Handwork der Silberschmiede sagt Maltzan, Reise nach
Siidarabien S. 178: ,,Dasselbe ist in ganz Siidarabien aus-
schliesslich in Hiinden dcr Juden, indem die Siidaraber last
alle Handwerke im Allgemeinen, besonders aber jede Kate-
gorie des Schmiedehandwerkes verachten und als freier Be-
duinen unwiirdig ansehen."-) Daraus erkliirt sich avoL dass
Konig David tiir einen geschatzten Panzerverfertiger gait.
Schon friihzeitig erscheinen ncben Davidischen Salomonischo
1)' Klingen aus Bo-sra al-7/u.vaiu b. al-Mxmam : M. XIII 15. DH 3S, 3.
2) Vrgl. Andree, Ethnogr. Parallelen S. 156: ,,Die Abessinior ver-
schmaben das Eisonbandwerk und nur die (sog. jiidiscbcn) Falascbas
betreiben dasselbc dort" i^Hartuuuin, Nigritier 1 874).
152
Panzer, woraus jedonfalls so vicl horvorgoht, dass, falls uine
Vcrwct'hslung des judisclion Konigs mit cinor glcichnamigon
jiidischen Waffoniirma ini altcn Arabicn stattfand, dioselbe
niclit erst Mii/mramad zur Last filllt. Schon arabischo Philo-
logon sollen trotz des Qoriin (Sure XXXIV 10), dor die Vor-
stcllung von Konig David als Panzerschmicd den modcrnon
Oriontalon iibermittelt'), don Konig imd den Schmicd fiir
verschiedene Personlichkeiten halten (Freytag, Arab. Vers-
kunst S. 510). Ein siug (Gold- und Silberarbeiter) wird JH 545
untcr dem jiidischen Stamme der Benu Qainuqa' crwahnt.
Nach 'Amr b. Kulthum {Ag IX 184) warden Ohrgehiinge
(qurii^) nnd Olirringe (schunuf) in Jathrib verfertigt. Die
/tamalig (al-Muthaqqib : M. XXII 24) werdon als Blasebiilgo
der Goldschmiede erkliirt. Die Antilope, wolchc sich vom
Winde abwendet, wird Nabi^ra 23, 22 dem hibraqi (Gold-
schmied) verglichen, der sich abwendet, indom er die Kohlen
anblast^). Ausser Waffen und Schmuck stellte der Schmied
wahrscheinlich auch noch verschiedene Instrumente her.
Sagen (sing, mischar) werden Nabi(/a XIV 12, Feilen (sing.
mibrad) Imr. XIV 15 genannt.
Der qain scheint ferncr nach Zuhair ni. 15 u. a. Stellen
auch Kamelsiittel gefertigt zu haben, sogar Kamolschuhe^):
1) Vrgl. Charles White, Hiiusliches Lebcn und Sitton der Tiirken.
Nach deiu Englischen tou Reumout. Berlin 1844 S. .1834, B 192,
Doughty II S. 21, 28.
2) Diese Stelle ist jedonfalls Veranlassung, dass man bei Freytag
fiir hibraqi fillschlich „tauius montanus" findet, wie thaub „Herz" bei
Wahrmund wol auf Misverstiindnis von Imr. m. 21 beruht. Noch
hiibschcr ist Freytag IV S. 259: Enderuna ,.juvencs diversi cungrcgati
ad bibcndum" durch 'Amr m. 1 aus Androua entstandcu, worauf boroits
von anderer Seite hingewiesen wurde. Dass gadla bei Freytag canis
femin. bedeutet, erklart sich wol daraus, dass bei Muzarrid (M. XVI 66)
eine Jagdhiindin vorkommt, wolchc sich wie ein Habicht (an oinen
solchen donkt man boi gadla zuuachst) auf ihre Beute stiirzt.
3) An Hufbeschlag kann bcim Kamel nicht gedacht werden.
153
Suwaid: M. XXXIV 27. Nacli Nabuyu V 29, Imr. IV 59
(vrgl. do Slano S. 85 dcr Notcn) sclioint diusc Sattcl-Indiistrie
in JJha gcbliiht zu liabco. Man vcrfcrtigte die Kauiclsiittel
aus dem Holzo dcs Baumcs mais s. Schebib b. al-Bai>a (M.
27, 21), Ibn Duraids Sattclbuch S. T, JH 963.
Aus scbiza-Holz vcrfortigto man die 8. 93 erwiihnten
Schiissoln: // 611 union, al-Mi/aia 28, 2. Jaqut III 645
Avird schiza mit 'ar ar (DH 107, 30; Del. 38 Z. 4) idontificirt.
Aus nu(Zar-Holz (nach LA athl) machto man Melkoimor s. S. 65.
Reichlicher als mit Holz war man in Arabion mit Lodcr
versehen. Daber war die wichtigste Industrie dasolbst die
Lederindustrie. Doch scheint auch diesc durch frcmdon
Einfluss Avenigstons gehoben zu sein. Ibn al-Mugawir (schrieb
etwa 630 h) berichtct ,,wo immer die Perser (wiihrend ihrer
Herrschaft im Jemen vor dem Islam) einc Stadt griindeten,
haben sie Gerbereien orbaut" (Sprengor, Post- und Ileisoroutcn
S. 150). Zum Gerbcn vorwandte man Datteln und Gerston-
mohl. Das so gegerbto Loder wurde ^arfije gonannt (vrgl.
den Comm. zu ]\I. XXV 12 S. 69). In Siidarabion , wo der
qara^ (Bablah) und Rindviehzucht vorkam , wurdc das sibt
gcnannto Lodcr hergcstellt, welches man namcntlich zu San-
dalcn verarbeitetc. Mangub wird als ein mit Rindc dcr 7al/t-
Akazio gegerbter Schlauch erklart; nach al-Gumai/t (M. Ill
12) nahm man zu diesem Zwecke Schailcder. Auch verstand
man die Kunst Ledcr durch Triinkung mit einem Farbstoffe
(sirf) rotbraun zu farbeu (M. V 8); solchos Loder hioss adim,
vrgl. auch Sururis Note Bostan S. f und B 53. Mit einer
x\hle (izmil griech Oulr,) Avurde es bei der weitercn Ver-
arbeitung gebohrt ('Abda: M. XXV 21). Die Lederindustrie
bliihte vor allom in Nada s. Maqdisi S. AV, Jaqut III S. 389.
Qazwini gedonkt II 64 dcr Flussgerbereien, wclche die sonst
so reine Luft von a^- 7 aif verpcsten, und ihres Exports. Leder
und LederAvaaren wie Schuhwerk kautte man vorteilhaft auf
154
dor Mcssc zu 'Oka~ {A(f XIX 75), dahcr der Ausdruck :
adinuin 'Okuci: Jaqut 111 S. 704/5. AusRiunion wiirdo nach
modorncn Analogicn zii schliosscn (s. Wctzstcin, Ubcr die
Siobc in Syrion: ZDPV XIV 1891 S. 1 ff) audi das grobc,
ffivh'Xl j,-cnanntc, Sicb ('Abda: M. XXV 23, Doi. Ill V. 9)
hci'gcstcllt, der feino munkhal (Nfibi^^a XX 2) dagogen aus
Haaren.
Gesponnoii iind gowobt wurde audi untcr dun Bcduinou,
dodi vvui'don kostbaroic Gowobe iniportirt. Der Spinnwirtul
(falkatu mi^zal) wird Imr. m. 78, dor Webcbauin (hirawatu
minwal) Imr. 52,49 genannt. Die Lanzcn crfassten ihn, sagt
Duraid b. as-^Sirnma von soincm Brudor (A^ IX S. 5 Z. 3)
gleidi dem Fallon der sajarf (pi. von slsa) auf das ausge-
spannte Gewebe. Usdi pi. zu sada Einsciilag: IJutam I 6.
Die gestreii'ten Stofte kamen namentlich aus Jemen. Imr.
40, 2 haben die Frauen bunte gewcbte Decken aus 'Iraq auf
ihren Kamelen. Ubor Mattenweberei vrgl. Muzarrid, M. XVI
24; 'Abda, M. XXV 13.
Rabi'a b. Maqrum crwahnt M. XXXI 22 Stricke ge-
flochton von der kunstfertigen Syrerin, wobei wir wol an eine
Sklavin zu denken haben. Vrgl. Doughty I 225. Die Stricke
warcn iiberhanpt von den Frauen zu beschaffen: 7/694.
Tauc aus Androna importirt s. S. 98. Man kanntc auch Taue
aus Palmfasern khulub: Imr. XIV 13. Linncnbandor: Imr. m.47.
Kranklieiton imd Heilmetlioden.
Wahrend dor Negd iiusserst gesund sein soil, bedingon
namentlich die heissen Kiistenstriche Arabiens mannigfache
Krankheiten. Mehrfach werden intermittirendc Fiebor erwahnt
z. B. von 'Abda dem Sohn des Arztes: M. XXV 4. Seiner
Fieber wegen war Khaibar verrufen: Akhnas ibn Schihab:
M. XXXII 2, das Fieber war dort endem: Qazwini II 60
(1-6-^^^ cf ♦^^ \^J^^. '^^). Wer daher nach Khaibar kam, liess
155
sich auf alle Viere niodor und scliric zuhn Mai wiu ein Escl,
dann hielt ihn das Fiebcr fiir oinon Escl und vcrschontc ilin
(Qazwini a. a. 0.). 'Orwa b. al-AVard war zii stolz sich
diesem Braucho zu fiigcn; or bczcichnct in scincm Diwan
XITI 1 dcnsclbcn als cine Torhoit aus dcrRoligion dcr Judcn.
WK 216 wcist jedoch cine Entlclinung mit don AVortcn ab:
,,DGr Aberglaube ist international, wedor arabisch noch jiidisch".
Festo Grenzcn zwischon Glaubcn und Abergiaubon cxistircn
jedoch nur im subjoctivun Bcwusstscin dcr Thoologcn. Die
Wcllhausons Ausspriich zu Grundc licgende Wahrhcit ist die
grossG Lcichtigkeit dcr Entlohnung auf religiosom Gcbiet.
Mag ein Aberglauben wie z. B. dcr des Mannerkindbetts
noch so weit verbreitet sein, international ist or nicht. Im
vorliegenden Palle vrgl. man die Parallelcn bei R. Andrce,
Zur Volkskundc dor Juden S. 181. Lahmungsorschoinungon,
die noch heute -in Arabicn hiiufig sind (Palgrave II 32)
wcrden Imr. 59, 11 orwiihnt. Auch dcr Aussatz (bara«) war
bckannt; Konig Gadhiraa al-abrasch ,,dor Gesprenkeltc" war
nach dicser Krankheit benannt: liber diese Aussatzfleckcn
s. Doughty II 5, Palgrave II 34. Auch /yarith b. //illiza
litt an dcm wa(/aA gcnannten Aussatz. Als er vor 'Anir dcni
ISohn der Hind seine Mu'allaqa vortrug befahl der Konig,
als er von seinem Aussatz hortc, zwischon ihm und dem
Dichter einen Vorhang zu spanncn, den or abor spater fiir
den Dichter durch seinen Yortrag eingenommon beseitigen
licss {Ag IX 178). //aban Wassersucht fiihrt den Tod eines
Hudhailiten in Mekka herboi: DH No. 116 Einl. bei Kose-
garten S. 253. Die Pockenepidemie, welche die iithiopische
Armee,' die untcr Abraha gegen Mekka zog, zum Riickzug
zwang, schricb dor Volksglaube Vogelschaaron zu, welche
auf die Athiopen kleinc Stcino herabwarfen. Diese Erklarung
macht die Bemerkung Ibn Hischaius (36), dass damals zum
ersten Male in Arabien Pocken aufgetreten seien, nicht iin-
156
wahrschcinlicli. Forazdaq nannto don Imriiulqais dlm'l-quru/t
Bcsitzor dur (Jusclnviiro [kg VIII 63, vrgl. Inir. 30, 12); auf
dicso bczieht sich Imr. 32, 3; der Vers \vurdo misvorstandcn
iind ward jcdonfalls Veranlassung' zur O^bcrtragung des
Mythus vom Nessusliomd ') auf Imriiulqais {Ag VIII S. 73).
Doch Imr. 30, 1 spricht von einom alton Leiden; dor SchUiss
dieses Liodes beweist wol, dass hier nicht an Liobcsvvoli zu
denken ist. Gemoint ist Imr. 32, 3 der Ausschlag, don man
fiir ein Klcid hiiit, dor abor kcin Kloid ist. Vrgl. Goldzihor,
Muh. Stud. I S. 262 Anm. 5, wo von „Hemden aus Kriitzo"
die Kede ist. Eino Augenkrankheit air wird Imr. XIV 2,
eine Augencntziindung qama' Suwaid M. XXXIV 6, Tricf-
augigkeit ramad 'Abda M. XXV 32 orwahnt; nach Xabi^a m.
33 wurde letztere mit ko/J behandelt, auch 'Abda erwahnt
a. a. 0. die Einpinsolung vermittolst der Aiigensonde mulmiil
bei diesor Krankheit-). Sohr verbreitet war die nur als Abor-
glaubo zu crklarendo Moinung, dass der schwer Vervvundote
nicht trinkon diirfe, woil or sonst storbo vrgl. Lebid XIV 7,
'Iqd III S 61, 11 411. Bei dor Wundbehandlung wird einor
Wundsonde sibar JH 847 V. 2 v. ii. gedacht; DH 169, 4 be-
handelt oino Frau mit dem mil das Zerfetzto ordnond die
Wundo; Nilbi^/a m. 15 erwahnt eine Operation des Tierarztos,
die in dem Durchbohren des Oberschenkels bestoht. Vrgl,
B 74: „Statt die Haut bios zu brennon, ziohon sie dioselbe
manchmal zwischen 2 Fingern ompor, durchbohren sio mit
oinom diinnon rotgliihondon Eison und ziohon oinen Faden
durch die Offnung, um die Suppuration zu erloichtern." Diese
Angabo bezieht sich allerdings nicht auf den Tierarzt. Vom
Brenneisen machto man iiberhaupt ini Orient sohr ausgo-
1) Herakles spukt auch sonst noch als Koroi/lu im Orient umher
s. Intern. Archiv fiir Ethnographie II 1889 S. 7.
2) Ubor die Augensonde rail vrgl. Vorhandl. d. Berliner Ges. fiir
A. E. u. U. 1889. S. 424.
157
(lohnton Gobrauch. Nach der Erkliirung, die Doniiri I 'o zu
Nabu/a XVII 25 giobt, brannto man auch cin gesundos
Kamol in dem (jlaiibon, dadiiroh das kranko von seiner Kriitzo
zu heilen. 8ehr beliebt war forncn- das Scbrdpi'en, vrgl. z. B.
Zubair m. 24, DH IIG, 2 wie noch bcuto s. Heft I S. 43.
Wor von einer Giftschlango gcbisson war, bielt sicb die ganze
Nacbt bindurcb Avacb mit Weiberscbnuick klirrend (Nabi^a
XVII 12), offenbar daniit nicbt die reducirtc Tbiitigkeit des
Organisnms der AVirkiing dos Giftes Vorschub leiste, nicht,
weil der Diimon iiber den Scbiafenden Gewalt gowinnt wie
WR 141 erklart, wiibrend nacb WK 144 die Diimonen durcb
das Geklirr verschoucht werden sollen. Aucb glaube ich
nicbt an AVR 138 Anm. Ferner mag der Umstand, dass dem
Speicbel besondere Heilkraft zugeschrieben wird '), den WR
141 mit dem Blasen der Zauberer zusaramenstellt, viehnehr
auf ricbtiger Beobacbtung der bacillenfeindlicben Eigcnscbaften
des Speichels beruben. Harn, dor fiir einen Krankon ge-
kocbt wird, erwiibnt Lebid, Kbalidi 89 letzte Zeile. Scliiid-
liciic SpeisG entfernte man. indem man don Scblund mit
einer Feder kitzelte (Muzarrid: M. XV 42). Dor Arzt /Yaritb
b. Kalada zu at-T^if soli nacb Abulfarag, Hist, dynast, od.
rococke S. 158 zu Gondischapur studirt babon. Den Sohn
desselben Na^/r (// 436/7, Ag XIX 81) liess MuAammad hin-
ricbten, woil er ihm dcreinst in Mekka durcb seine Erzah-
lungon aus den persischen Heldensagen die Horor absponstig
gemacbt batte. Aussor beim Arzto sucbtc man ini Krank-
beitsfalle beim Zauberer Hult'e s. Khansa S. 1^: Lajasciifibi
1) Vrgl. Sitzungsbcr. d. philos.-hist. CI. d. k. Ak. d. Wissensch.
VI. Bd. Wien 1851 S. 422; White, Hausl. Lebon der Tiirken, Ber]in
1844 I S. 262 ff, s. audi S. 20, 24; feruer Leonhardi Constantiiiopel
S. 95; Doughty I 527; letztorcr Roisende wurdo z. B. von einer Mutter
ersucht, auf die krankon Augen ihres Kindes zu speien, wozu man Ev.
Joh. IX 6 vergleiche.
158
rifqu dhi ^ibbiu walii raqi'). Audi Nabi^/a XVII 13 tiiidon
wir um don von dor Giitschlango Gobisscnen Beschworor bo-
schiiftigt. Noch Doughty traf in IlaW 2 Beschworor^); der
oine fragto ihn, wio dor lioiscndo 11 S. 3 berichtet, „welches
meino Art don Diimonon starkon Zwang aufzuerlegen und
wolches dio Wortc nioinor machtvollon Zauborspriicho wiiren."
Dor aus dem Neuen Tostaniont bokannto Glaubo, dass dio
Besessenen von Diimonon hoimgesucht sind, ist noch heute
lebendig s. Doughty II S. 3 oben. Auch einc andere noch
heute bestohende Sitte, das Boriihren des Gewandsaumes
durch Kranke, erinnert an neutostanientliche Parallolen; Ag
IX 7 hat man allordings wol mit Goldziher das ^abiban der
Bulaqor Ausgabe in j'iban zu corrigiren. Blut von Konigen
hoilt don Biss des tollen Hundes : U 725.
Der Kranke ompfing Krankenbesuche namentlich von
Frauen: Aus b. Jlagar VII 2, Mbi<7a III 2, Yarafa m. 58,
Lebid XL 61, Muzarrid: M. XV 15.
Sonstige Kenntnisse.
Die Religion der heidnischon Araber bosass wio die an-
derer seraitischor A^olkcr einen Sternkultus, dessen Bodeutung
mir Wellhausen zu untorschatzen scheint. WR 175 will den
Glauben der Araber an den Einfluss dor Gostirne auf das
Wetter mchr als oine moteorologische Beobachtung, Mu/tani-
mads Auftreton gegon diese Ansicht als ,,ubertriebonen Puri-
tanismus" aufgefasst wisson. Doch sind es nicht die Regen-
periodon allein, welche der Volksglaubo den Constollationen
am Himmel zuschroibt, sondern z. B, auch die Heuschrecken-
1) Der raqi weiht beispielsweise Amuletto gegen das boso Auge,
indem er sie anbliist: 'Alipraa I 21.
2) Sonst sind heute vielfach die »S'leb die Arzte der Wiiste (Pal-
grave I 150).
159
plage: B 375. Kamclkrankhoiton werdcn aiif don Untorgang
cles Gestirns Siinak ziiriickgcfiihrt (FE 243); aiich sonst
ricliteto man sicli bci dor Kaniolzucht nacli dem Stando der
Sterne (FE 235). Die Sonnengottin wird auch von Well-
liausen anorkannt. Der Glaube der Kegel iing dcs Mcnschon-
goschicks durch die Gestirno (vrgl. Dlui '1-isba' : M. XXIII
Anfang, namontlich Vers 3) lebte unter der Maske des Islam
weiter und hat wesentlichen Anteil an der Entwiekolung der
mittelalterlichen Astrologie ').
Gegen Wellhausens Behauptung, dass es nur wenige
arabische Sternnamen gabe („die meisten sind griechisch" : WR
217), hat bereits Hommol (ZDMG 45. Bd. 1891 S. 593) mit
Recht bemerkt: „Von eincm griechischen Ursprung irgend
welcher arabischen (d. h. von den Beduinen al-'Arab ge-
braiichten und ans ihren Liedern und Wetterregeln belog-
baren) Sternnamen kann iiberhaupt nicht die Rede sein".
Spater lernten ja die islamischen Araber auch das griechische
Stcrnbildersystem kennen, doch hatten sie vordem wio die
meisten anderen Volker^) ihr eigenes. Resten desselben bo-
gegnen wir noch bei Qazwini; so wurde ein Sterncomplex
im Eridanus als Straussennest und einige herumstehendo
Sterne als Strausseneier aufget'asst etc. (Qazwini I 39). Den
Polarstern stellte man sich als Antiloponkalb (farqad) vor.
Hiiutig werden die beiden Sterne a und [i des kloinen Biiren'')
die beiden Antilopenkalbor al-farqadan^ genannt. Des al-Farqad
gedenken die Dichter hiiufig als ihres trouen Genosson aut
nachtlichen Reiscn, well er niemals untergeht und riihmen
1) Icli sago dies in bcwusstcin Gegensatz zu deu WR 173 aiifge-
stellten Thesen, uacli deiien audi die Siebenzahl dor Planetoii iiichts
Altertiimliches sein soil.
2) Vrgl. z. B. Karl V(tn den Steinen, Unter den NaturvOlkern
Zentral-Brasiliens S. 359 ff, 43G, 513,4.
3) Dor Polarstern ist = a des kleinen Biiren.
160
sich deshalb audi wol omen Bund mit ilim abgoschlosscn zu
haben. (Lebid 39, 11). Aiis dcmsclbon Grundo wcrden auch
die „Tochter einer Bahre'' ') unser grosser Biir (// 077, lotztor
Vers) als Symbol dor Triiglioit und Unthiitigkeit verwondct.
Lebid, Khalidi 135 erschcinen die al na'sch (= benat na'sch)
und die beiden farqad als Symbol dcr Stiitigkeit. Man dachte
demnach bei dor Bonennung farqad an ein Antilopenkalb,
das sich uocli iingstlich in der Nahe seiner Mutter halt, nicht
an das Gegenteil, wie WR 63 Anm. will ^). Die Capella
('Aijuq)2) denkt sich der Bichter Abu Dhuaib (Hubers Meisir
S. 46) als Aufseher des Meisirspiels, der hinter andern Sternen,
die als Pfeilschiittler gedaclit werden, sitzt. Die Plejadeu
vergleicht Imr. m. 25 einem mit Zwischensteinen versehenen
Giirtel, dor sich auf die Breitseite legt, vrgl. die Yorstellung
vom Giirtel des Orion.
Im Allgemoinen zeigt sich bei den Arabern weit weniger
als bei den Griechen das Bestreben am Himmel punktirte
Zeichnungen horauszusohen, sondern vielmehr dasjcnige, in
jedem eiuzelnen Stern ein lebendes Wesen wiedorzuerkennen.
Das zeigen sowol die arabischen Sternbilder, welche moist
einc Gesellschaft von Personen, weit seltener eine einzelno
Person darstellon, als auch Verse wie DH 95, 11, wo es von
der Geliebten heisst: „Wenn Suhail (Canopus) ihre Rede ver-
nimmt, lasst or vom Verfolgen seiner Bahn ab und macht Halt".
Die ijbertragung menschlicher Verhiiltnisse auf dieSternen-
wolt ist bei den Beduinen bis zu wirklichen Sternmythen fort-
geschritten. Ad-debaran freit iim Thuraija (Plejaden), die ihn
seiner Armut Avegen verschmaht; ihr Name bedeutet niimlich
1) tjber (lie urspriinglicbe Bedeutung dieses Namens vrgl. Hommel
a. a. 0. S. 594.
2) Ob liingegcn bei unserer Auffassung als Biir die tinbobolfene
langsame Bewogung dieses Tieros den Vergloicbungspunlvt bildete, ist
sehr zweifelbaft s. Androe, Etbiiogr. Parallelen S. 105.
3) Zu dem Nauien vrgl. Hommel a. a. O. S. 595 6.
161
„dio kleine reiche". Der vcrschraahte Liobhabor treibt des-
halb immer seine jungen Kamclstutcn liinter ihr her, urn ihr
eine bessere Meiniing von seinen Yermogensverhaltnissen
beizubringeu, jcne gleichsani als mahr anbietend. Suhail
(Canopus) froit iim die Gauza (Orion), die ilin mit einem
Fusstritt an seinen jetzigen Standpunkt versetzt, worauf sio
jenor durch einen Scliwerthiob in 2 Hiilften spaltet etc.
(Sitzungsber. d. Wiener Akad., Fhilos.-hist. CI. G. Bd. 1851
S, 442/3). Dieser Schwertbieb findet sich auch sonst, MuAam-
mad spaltet durch ihn den Mond: Sa'dis Bostan S. if Vers 74.
Wie in der Astrologie, so mogen in der Traumdeuterei
vielleicht alte Beziehungen zwischen Arabien iind dem bo-
nachbartcn Babylonien bestanden baben. Abu Bakr, der als
Traumdeuter bcruhmt war, gait auch fur einen vorziiglichea
Konner der arabischen Genealogien. Die Stammbiiume, welcho
wir z. B. ini Kitab al-a^ani und bei den Historikern findeu,
beweisen in dor That, dass die Genealogie schou. bei den vor-
islamischen Arabern eifrig gepflegt wurde, wie das auch die
jiingeren Bestandteile des alttestamentlichen Kanons fiir die
Hebriler bezeugen. Zuverlassig sind diese Stammbaume
natiirlich hochstens innerhalb sehr enger Grenzen.
Gleich den nordaraerikanischen Indianern besassen und
besitzen die Beduinen noch heute die Kunst, aus der Fuss-
spur oft weitgeheude Schliisse auf diePersonlichkeit zu Ziehen,
der sie angehort. Die Fussstapfen seines Kamels erkennt der
Boduine (B 302) „inmitten hundert anderer", wie Nachtigal
a. a. 0. S. 194 sagt, etwa wie wir die Handschrift eines
Freundes, und wie wir aus gewissen EigeutLimlichkeiten der
Handschrift auf den Engliindor schliessen, so schliesst der
Wiistensohu aus gewissen Eigenheiten des Fussabdrucks au^
den Angehorigen eines bestimmten Stammes. Die Geliebto
verwischt daher mit der Schleppo die Fussspur des Liebhabers :
Imr. 40, 15^ m. 28.
11
162
Schreil^kimst.
Dio Kunst des 8chioibons war iintcr den Boduinonscltcn.
Das geht z. B. aus Ag \ 191 hervor, wonacli al-Muraqqisch
der Altere und sein Briulor //armala in //ira bei einem
Christen die Schrift orlernt liatten. V^rgl. audi Ibn Qutaiba
(Brlinnow's Clirest. 81) der von al-Mutalammis erzalilt: „er
gab sein Blatt einem Manne von don Lenten von /7ira und
der las es." 1st von Schrift die Rode, so wird meist auf
Inschriften oder auf die Bilcher der Monche (Imr. 65, 2) oder
den schreibkundigen SJiIaven aus Jemen (Lebid, Khalidi S. 61)
hingcwiesen oder auch auf Biichor der Juden ('Abdallah ibn
az-Zibari: JH 702 V. 2); die Juden Arabions bedienten sich
der hebraischen Schrift. Bereits ein Jahrhundert vor dem
Islam hatte die arabischo Schrift, wie Inschriften beweisen,
ihre charakteristischen Formen angenommen. Wcr die von
Schroeder ZDMG 38. Bd. S. 530 abgebildete altarabische In-
schrift mit andern semitischen Inschrift-Alphaboten vergleicht,
erkennt leicht, dass die Zeichen jener Inschrift in ihrem zu-
sammenhangenden Ductus oigentlich fiir Tinte und nicht fiir
den Meissel bestimmt waren. Das gewohnliche Schreibmaterial
war wol Pergament; Papyrus (qirtas) des Syrers erwahnt 7a-
rafa m. 31. Auf Pergament oder Leder liess MuAammad
seine Glaubensbriefe schreiben, in denen or einzelne Stammo
zur Anuahmo des Islam aufforderte ; denn einmal wurde ein
solcher, nachdem man die Schrilt abgewaschen hatte, zum
Flicken eines Schopftrichters verwendet s. Waqidi 220^ S. 388.
Im Jemen wurden Palmbliitter als Schreibmaterial verwandt
(Imr. 63, 1. Lebid, Khalidi S. 61), wie heute in Indien bei
sacralen Texten. An letzterer Stelle wird auch ban') als
Schreibmaterial erwahnt. Uber sonstige Schreibmaterialion
s. Karabacek: Mitt, aus d. Samml. d. Papyrus Erzherzog
1) S. dariiber meiue Studicn in arab. Geogr. Ill S 154 ; iarafa XVI 6.
163
Rainer V. S. 63 f. Des Schrcibrohrs (qalam) gedcnkt Lcbid
a. a. (). II. m. 8; das noch heiito im Orient iibliche Sclireib-
rohr scheint bercits in altagyptischen Darstellungon abgcbildet
zu sein, obwol Erman Aegypton 1. Aiifl. 8. 165 von einer
„Fcder" spricht. Der Schroiber wird als Maler bezeichnet,
dor das Pcrgamont tatowirt (Yarafa 19,2). — Eino Goschichto
der Verbreitung des arabischon Alphabets bei BeJadhorl, K.
fiitu/i al-buldan ed. de Goeje S. 471 ff. Nach dieser Quelle
gab es beispielswcisc in Mckka ziir Zeit, als Mu/^amniad auf-
trat, 17 Manner, die schreiben konnten. Xoch seltcncr war
die Kunst iintcr den Fraucn.
Sprache^).
Nuldeke, Die seniitisclion Spraclion, Leipzijr 1887. — W. \Vrij,'ht,
Lectures on the comparative Grammar of the Semitic languages, Cam-
bridge 1890. — Eeckendorf, Zur Karakteristik di-r semitischen Sprachen:
Extrait des Actos du X*" Congies International dos Orientalistes. Session
de Geneve. 1894. Section II (Langues Semitiques.) Leiden 1896. — Ein
direkt aus den Texten goschopftes Worterbuch besitzen wir fiir das Ara-
bische immer noch nicht; denn Dozys Supplement verwertet nur einen
Bruchteil der Litteratur (vorwiegend illtere ma/yribinische Texte) ; noch
\veniger ist an eine Darstellung dor Bedeutungsentwickelung in don Ar-
tikcln unserer Wih-tcrbiicher zu donken. Auch existirt nocli keinc Gram-
matik, welchc die Litteiatur und die Dialekte in ihrer historischen Ent-
wickelung, die Errungenschaften moderner Sprachforscliung und das
Bcrechtigte der alten Systeme bcriicksichtigt und lautliche Ersclieinungon
lautpliysiologisch zu crkliiren veimag. Wright's trcffliches Buch (3. ed.
revised by Robertson Smith and de Goeje I 189G) hat doch in crster
Linie das praktischo Bcdiirfnis im Auge. Von den Dialekten ist wol
noch immer der iigyptische durch Spitta-Bey (Grammatik d. arab. Vul-
giirdialectos in Agypton, Leipzig 1880) am besten aufgenommon.
Sprachmittel. Da die menscliliche Spraelie einen ge-
ringeren Raum behorrscht als das Auge und ilir Schall so-
gleich vergeht, iiat man sclion in grauer Vorzeit gewisso
1) In einer Neugcstaltung des Buches winde dieses Kapitel hinter
dem iiber die Stiimnie soinen Piatz finden und mit dem ,,Unterhaltung"
uberschriebeuen zusamraengezogen werden.
11
164
Zoichcn vereinbart,wolclic alsMittoldcr Vorstiindigung mit untor
den Bcgritt' Spracho fallen, sobald wir dcnsclben nicht spiess-
biirgerlich, sondern wissenschaftlich ins Auge fassen. Hierher
gehoren die Kriegsfeuer (S. 12o/6) und die Landmarken, wolcho
deni Wiistenreisenden als Wegweiser dienten. Eine Abart dor
Zeichensprache ist die Geberdensprache, welclie die gleicli-
zeitigo Anwesenheit zvveier Individuen erfoidert. Sie ist aiich
boi KulturvOlkern neben der Lautspraclie nocli von grosserer
AVichtigkeit, als man gewohnlich moint, hat abor trotzdeni
sehr an Terrain verloron. Bei den Araborn war sie hoch
entwickelt. Yiele Unklarheiten der Beduinen-Poesie, welche
sclion den altarabischen Philologen Schwierigkeiten bereitetcn,
diirften sicli aus dem Icbhaften Geberdenspiel erkliiren, mit
welchem der Dichter don sprachlichen Ausdriick unterstiitzte.
Darauf fiihrcn audi die A(/dad in einzolncn Fiillen. Teilweise
war die Geberdensprache gewiss der schopferischen Thiitigkeit
des Individuums iiberlassen. Doch batten einigo Pantomimen
allgemeinen Kurs s. Goldzilier, Uber die Gebordon- und
Zeichensprache bei den Araborn : Zeitschr. fur Volkerpsycho-
logie XVI. Zu dom 8. 110 angefiihrten BeispioM) vrgl. noch
Qoran J{,il5 und den Vers in Aug. Miillers Tiirk. Gramm.
S. 77 *, der auf Dcutsch hoisst: „Wer nicht das Ende be-
denkt, schliigt seino Hand im Zorn gegen den Zahn beim
Ende der Angelegonheit." Zahneknirschen (qar'u 's-sinn) als
Ausdruck der Roue: Taabbai'a scharran: M 1,20. Verziehen
der Augenbrauen scheint bei Frauen Ausdruck des Stolzes
gewesen zu sein-). Wio boi don Anfiingen der Lautsprache
ist es hier oft schwor zwischen Reflex boAvogung und Willens-
handlung die Grenze zu ziohen.
Von untergeordncter Bedeutung ist die vielleicht Jilteste
1) Das zwoite ist zu streichen s. S. 19.
2) wa-nia/^it //agibaiha : 'Abid: Mukhtarat S. 93 V. 3.
165
Sprachforni, die Gefiihlssprachc, well sio uninittelbarc Bcriih-
riing orfordort, domnach unbequcm ist. Noch hciito wcndon
sie die Beduincn in cinigon Fallen an, in denen der gobildeto
Abendlander sich des gesprochenen Worts bedient. So weeken
sie den Schlafonden gerne durch oinen Fussstoss i), wie Mu-
Aammad den schlafenden 'Ali: Ibn Hischam 422 Z. H-).
Die unartikulirto Lautsprache (Interjektionen) war iiaupt-
sUchlich im Verkehr mit Tieren iiblich vrgl. da'da'"), bis!
bis ! (ebond.) und viele andere.
Zu einer lautwisscnschaftlich korrekten Darstellung des
arabischcn Lautbestandes konnen sich unsere Gramniatikcn
noch iramer nicht aufraffen^). Der Klang der arabischcn
Lautsprache erweckt die Vorstellung des Leidenschaftlichon,
das auch dem arabischcn Charakter in hohem Grade zukomnit,
oinerseits wegen der vollcn Artikulation der niemals gehiiuften
Konsonanten und des Mangels der Vokalhaufung, andrerseits
wegen der Natur vieler uns fremder Lautc, besonders der
Reihe, welcho unsere Grammatiken unrichtig ,,eniphatische"
1) Wrede, Eeise in //adliramaut: ,,So gcschiebt es oft, dass icli von
nieinen Beduinen durch einen Fiisstritt in die Heite goweckt werde. —
Jedoch dicse zarte Manicr, Jemandt^n zu weeken, ist unter i linen gi'nvj;
und giibe, und ich machte deshalb, obgleich wenig davon erbaut, gute
Miene zuni bosen Spiele."
2) Wenn diese Erziililung auch uatiirlich zur Erkliirung des ganz
anders zu deutenden Namens Abu Turab crfunden ist, hat sie dcch als
Beleg fiir diese arabischo Sitte Geltung.
3) Vrgl. zu dem S. 71 Bcmerkten Euting, Tagbucli I S. 54:
„Kaniele jagt man fort mit Dah! Dah!"
4) tJbor arabische Lautphysiologie haiidelten: Briicko, Beitriigo zur
Lautlehrc der arabischen Sprache: Sitzungsberichtc d. philos -hist. Kl.
d. Wiener Akad., April 1860; R. Lepsiiis, Uber die arabischen Sprach-
laute: Philologischc u. hist. Abhandlungen d. Kgl. Akademio d. Wisson-
schaften zu Berlin aus dera Jahre 1861, Berlin 1862; Briickes Grundziigo
der Physiologie und Systematik der Sprachlaute 2. Aufl. Wien 1876.
X. Abschnitt: Systematik der arabischen Sprachlaute; Haupt, Die semi-
tischen Sprachlaute und ihre Umschrift: Delitzsch it Haupt, Beitrage
zur Assyriologie I Leipzig 1890 S. 249 fl.
11*
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ncnneni), lorncr dcs ^ und ties ilim nalivorwandton ^') ^, des
fiir oin deutsches Organ wol am schwierigsten iiachziiahmen-
den arabischen Lautes. Die Arabcr haltcn die riclitigc Aus-
sprache dos u^ fiir cincn Yorzug ihres Volks''). P fehlt.
In soinom Lautbostando Avoist das Arabischc hinsichtlich
dor Zahn- und Zischlautc gewisso diirch Gesetzc geregclto
Untcrschiede von seincn semitisclion Schwestern auf. Mir
scheint es liiorin die urseniitisclien Laiitvorlialtnisse zu rcprii-
scntiren, wcnn auch gcgcnteilige Ansichten verschicdentlich
ausgosproclien sind. Die ■\vichtigsten Lautvcrschiobungon vcr-
anschaulicht folgendc Tabelle:
Hebr. Aram.
sch t
z d
s
s t
Das Arabische bcsit/t domnacli die eharaktoristischcn Lautc
th, dli, </, ~ noch als Radikalo im Anlaut, nicht nnr ids Modi-
fikation cines Eadikals untcr gcwissen Umstiinden ^). Die
Vormutung Jiegt nahe, dass die Einbnsse diesor Laiite don
Anstoss zur Lautvcrschicbung gab. Sichcr ist dor hobraischc
Lautbostand in Fall 3 und 4 erst sekundJir (somit audi der
assyrische), da kein Grund zu entdeckon ist, waruni sieh
hebr. -— ursomit. s in zwiofachor ganz vorschiedcner "Weise
verschobcn und in cinigcn Fallon (wio c.sba' „Fingor", ja.sar
vrgl. arab. sar) garnicht vorschobon habcn sollto. Hjitte das
Arab,
1)
th
2)
dh
3j
d
4)
^
1) Nach den eiiigohenden Untersuchiingeii meincs Proundes J. J.
Hess untorscheidot sich t otc. von t etc. diirch liohoren Zimgenanschlag
im Gaumen.
2) ' : h r^ ' : fi. Richtigor wiirc in dor Schrift ^ von ^ und c^
von j^ abgezweigt.
3) Redensarton wio „so lange cin Araber das (ji^ ansspricht" sind
in pliilologischen Biichern nicht iingcwuhiilich.
4) Die aramilisclie Spirans ist auf den In- und Auslaut besehrankt.
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Arabisclio das Urspriinglichc bcwahrt, so niiissto man zuigen
konnen, class z. B. in aramiiischcn Wurtcrn mit d hiluiig 2
Stiimmc ganz vcischicdener Bcdcutiing zusammcngofallcn
sind, nanilich der Stamni, in wclchcni d urseniitiscli und dur,
in -wolclicni cs aus ursemitischcm dli ontstandcn ist. Hiittc
dagegcn das Araniiiischc das Uispriinglicho criialtcn, so
miissto in glcichcr Weisc z. B. bei arabischcn Stiimmcn, die
dli cnthaltcn, doppclto Bcdoutnng nachwoisbar scin. Lcidcr ist
t!io Lohrc vom Bodoutungswandcl nocli immcr nicht ais
Wisscnschaft angobaut.
Vo r w a n d t s c ii a f t s v e r li ii 1 1 n i s s o. Die Verwandtschaft
dos Hcbriiischcn rait dom Aramiiischcn und Arabischcn wurdu
bcroits von jiidischen Philologen dcs Mittolaltors crkannti).
tjbcr die Stcilung dcs Arabischcn inncrhalb dcs semitischcn
Stammcs s. Noldcke, Scmit. Sprachcn. Verwandtschaft scheiut
abcr auch noch zwischon semitischcn und iiamitischcn Sprachcn
zn bcstehen. DicFrago kann allcixlings kaum gctordcrt wcr-
dcn, wcnn man fortfiihrt bald cin hobraisches bald ein arabi-
schcs Wort ohno Bcriicksichtigung seiner Ycrwandten direkt
mit cincm altiigyptischcn zu vcrglcichcn. Was wilrdc man
auf indogcrmanischcm Gebiet zu ciner analogen Methode
sagen! Bei uns aber ist die Erkenntnis noch nicht durcli-
gedrungcn, dass man nur Ursomitischcs mit Urhamitischcm
vcrgloichen kann.
Sind audi die Versuche mislungen Wurzolverwandtschaft
oder gar Lautgcsetze zwischen dem Indogermanischen und
Semitischcn zu erwoisen, so werden sicli doch auch dicse
Sprachstiimmo bei Rekonstruktion ihrer priihistorischen Formen
im Ban immcr ahnlicher iind wciscn noch in ihrer histori-
schen Gestalt Boriihrungspunkte auf, die vom Standpunkt der
allgcmcinen Sprachforschung zu den aussergewohnlichen Er-
1) Vrgl. z. B. Baclier, Die licbriiisch-arabische Sjirachvergleichunt
dcs Abulwalid Merwan Ibu Gana/;, Wien 1884 (Akad, Sitzungsber.)-
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schuiuungon ziihlun, iiiinilich dio Wiuululbarkuit dcs Stammcs
durch Flexion uiid Ubortriigung des iniiniilichcn and woib-
lichcn Gcschlechts uiif die lebloso Natur. Letztore Erschei-
luing sctzt voraus, dass dicsc Stiimmo in cincr Urzoit mit
lobhaftor Piiantasic dio sio unigcbcndcn Gcgcnstiindc pcrsoni-
fizirt habcn, so dass sio dicsclbcn sogar mit Gescliicchtsnntor-
schieden ausstattcten. Das ist durchaus nichts Solbstverstand-
lichcs, sondern iibcraus morkwiirdig. Die Flexion hat das
Seniitischo noch reicher entfaltet als das Indogermanische.
Sodann vorfliichtigeu sicli 2 seinitisclie Sprachoigentiimlich-
keitcn, welche verwandtschaftliche Bcziehungen zur indoger-
nianischen Gruppe auszuschliesson scheinen , bei sprach-
wissenschaftlichcr Betrachtung:
Wurzeln und St am mo. Fins dicser Charakteristica ist
die Dreiradikaligkeit dcr scmitisclien Stamme. Die grosse
Zahl der Synonyma mit gleichlautondem 1. und 2. und vcr-
schiedenem 3. Radikal weist jedoch auf eine vorhistorische
2-radikalige Wurzelgestalt hin, die noch dadurch bestatigt
Avird, dass zu Stammen mit einem sehwachcm Kadikal haufig
ein Synonymun untcr Stammen gefunden wird, deren beide
ersten Konsonanten sich mit don boiden starken soldier
Stamme decken und deren beide letzten nicht selten identisch
sind. In dor Folgo abor erweitcrte das Somitische seine
2-radikaligon Wurzeln durch Hinzufiigung eines dritten Kon-
sonanten, des sogonannten Wurzeldeterminativs, zu 3-radika-
ligen. Ein Lexikon der 2-radikaligon semitischen Wurzeln
und ihrer Bedeutung wiirdo die wichtige Fragc loseri, ob die
Wurzeldeterminative selbst Rudimente von Wurzeln sind,
also friiher selbststandiges Leben fiihrten und nach welchcr
Richtung sie die Bedeutung der Wurzel modifizirton. Ver-
gleichung gleichbedeutendor odor wenigstens synonymer
2-radikaliger Wurzeln zcigt aber Lautiibcrgiingo, die im
historischeu Arabisch unerhort vvaren, aus deuen man aber
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aiif spiitcrc Fixirung dor charakteristischcii Lautc bchliesscn
darf.
Das Siibstantivuin zcigt im Scmitischen nieist nocli deut-
lich seine Entwickelung aus dem Vcrbum, wiihrcnd cs in den
arischcn iSprachen friihorc Selbststiindigkeit erlangtc. Durch
dieses Uominircn dcs Verbalstamms im Gebiote dcs Nomcns
gowinnon die somitischen Sprachen ungemoin an Aktivitiit.
AVorte und Bcgrift'e. Das Studium dor iibcrhaupt ziini
Aiisdruck gelangten Begriffe und ihrer numerischon Vcrhiilt-
nisse wiirde audi fiir unsere Zwccke von Intorcsse sein. Die
beliebte Behauptung, dass den Xaturvulkcrn alle moglichen
abstraktcn Begriffe fehlen, steht, soweit ich sie i'iir die Arabia
nachgepriift habe, auf reelit schwaelien Fiissen i). Natiiilich
darf man nur mit volkstumlichen Begriffen oporircn ; fiir den
kategorischen Imperativ liaben auch wii- kein Wort. Dagegen
besitzen die Arabcr eine grosse Anzald von Worten fiir
Kamel, Dattelarten und andcre Dinge, die unserem Interessen-
kreis ferncr liegen. Im Allgemeinen zeigt dor arabisclie
Wortscliatz engcre Begriffe, oinc Tendenz, die eine Eigen-
tiimlichkeit der Naturvolker unil namcntlich in den Indianer-
sprachen sehr cntwickelt zu sein scheint. Wir liaben im
Arabischen ein Wort fiir den Brunnen, welehcr Wasser ent-
halt'), ein anderes fiir den mit Wasser gefiillten Eimer->),
ein besonderes Wort fiir vom Korper getrennte Gliedmaassen i).
Fiir Kulturbegriffe hat das Arabischo zahlreiclic aranuiisclie
(nordsemitischo) Worter zum Teil sclion in vorislamischer
Zeit aufgenommen, Der Umfang dieser Entlehnungen, welcho
1) Eine andere Jounialisten-Behauptuiig-, dass k'line iSpracho der
Welt als die deutsche don Bogriff ,,Gciuiitlichkoit" besiisse, wild diirch
das arabischo {j^i^ widorlegt. Vollstiindig dockt sieli natinlich niomals
dor Begritfsinhalt oinos Wortos bci 2 Individiicn.
2) rakija: Omeija: Gauibara 107 Z. 2; 'Aiitara 27,5.
3) sagl : Imr. 55,1.
4) schilw: Lebid m. 38.
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meibt diucli diu aramiiisclieii Kulonien in Nordarabieii vcr-
mittelt sein moi^on, ist uns erst diircli Fraciikols Aram. Frenid-
^vortcr (Leidon 1886) rccht zum Bowiisstsoin gekommcn. Vor
Fracnkel gait Viclcs niit Unrccht fur urarabisch und orschwcrto
so den richtigon Einblick in die cclit-arabischc Formcnent-
wickelung.
Die F'ornion. Das Arabischo zcichnot sicli trotzdem
nnter seinen Scliwostern durch don grosston Fornienreichtimi
aus, den es abor niit dom Eintritt in die Gcschichtc nacli dem
bekannton Gesetze') rascli einbiisst. Um den im Thatwort
(fi'l) ausgedriicktcn Begriff zu vercngcrn und zu moditiziren
brauclit das Semitischc nicht priipositionellc Elemcnte vorzu-
setzen, sondorn erreicht dies mit Ausnahnio dor Vcrwendung
cines rellexivischen, einos passivisclien und cincs transitivi-
sehen Priifixes (bcziehungsweisc Infixes) durch F'loxion-),
Auch hicr verfahren die Scniiten schomatischor als die Indo-
gornianon. Der semitischc Schematismus, welclicr z. B. ein
unregehiiiissiges Verbum im arischen Sinno fast ganz aus-
schloss, erreicht im Arabischcn seinen Hohcpunkt; unter ihm
leidet natiirlich die Geschmeidigkeit der Sprache.
1) Das schr schief meist daliin forimilirt wird: Gcscliichls- und
Spracheutwickelung stchoii iin umgckelirtcn Vcrlialtuis. Die dem zu
(jlrunde liegende Wahrheit ist, dass sioli bei steiguiuler Kultur und Geistes-
bildung der grammatischo A]>parat vcrcinfaclit, so langc nicht einc Muster-
Litteratur diese Entwickelung licmmt; wesentlich lehrt das in Folge von
Eroberungen aufgcnonuncnc Volkcrsubstrat ubcriliissigon Formenballast
ausscheidcn.
2) Auf wolclicm Wcge incbr Feinhoiten zum Ausdruck kommen,
wie cin grako-italiscbcr Pbilulog sagcn wiirJo d. b. zablreicbcrc Begiiffs-
verengerungcu und -Moditicationou erreicht werden, bedarf noch der
Untersuchung. Man muss sich nicht durch Einzelbeitcn blenden lassen
und sich auf dicsem ganzen Gebiot vor cinscitigen Urteilen hiiten. Fiir
Scbulzwecke wird aus dem schwerfalligen Gebrauch dcs Futurum exactum
in latcinischen Bedingungssiitzen meist die grussere Korrcktheit dcs
romischen Denkens vor dem deutschon gefolgert; man konnte daraus
aber auch — vielleicht richtiger — auf gcringeres Bogriffsvcrmogcn und
Lust an i)cdantischer Zeitvergcudung auf der andern Seito schliesscn.
171
Zwei Tujiipora - ilk'sc Bcnennuiij; ist alluidiiii^s wcnig
zutrolTend — clionon ziir Untorscheidung dcr vollcndotcn und
unvullondt'tcn llandliing; t'iir lutztcrcs sind die Pratixc cha-
raktcristisch ; dieso Pratixc siiid Rudimontc dcs Porsonalpro-
nonicns, das i dcr 3. Person hat Earth als eiu altcs demon-
stratives Element nachgewiescn i j. Ein oft'enbarer Vorziig
dcr semitischcn Sprachcn ist die Fiihigkcit in dcr Anredo
Mann und Fran soglcieh in der Pronominal- und Vorbalform
zu unterschciden, wiihrend wir, um Misverstilndnissen vor-
zubeugen, fortwahrond mit Titchi opcriren miissen.
Auch in der Xominalbildung ist die Flexion gegeniibor
den indogermanischon Sprachen bevorzugt. Das Arabische
vermag audi Yerkleincrungsform und Elativ ohno Agglu-
tination zu bilden und in vielen Fallen, in donen wir zu
Zusammensctzungcn greifen miissen wic Lcbensart, Hinrich-
tungsmethodc, sich durch Bildungcn aus dem Vcrbalstamm
wie 'ischa*"^" (al-Aswad: M .'{7,12), qitla*"" zu hclfen. Hiiufigcr
als dcr iiusscre Plural, wolcher durch Dchnung der Kasus-
endung dcs Singulars die Ausdchnung dcs Bcgritl's zu eincr
Viclhcit nachbildct, werdcn urspriinglich selbststiindigo Kol-
Jektiva mannigfaltigcr Bildung als Pluralia verwendet. Vicl-
fach steht dem Arabcr bei einem Wortc ausser fiir die Zwei-
hcit cine bcsondcrc Form fiir Mchrhcit und fiir Viclhcit zur
Verfiigung; er vermag durch Wahl dcr Pluralform die Vicl-
hcit in ihrcu Einzclglicdcrn odcr aber in ihrcr Gcsammthcit
niehr hervortretcn zu Jasson. DicFcminincndung -at stammt
aus semito-liamitischcr Urzcit; ihro Entstchungsgeschichtc ist
dunkel. Nicht immcr wird jcdoch das woiblichc Gcschlccht
durch diese besonderc Endung markirt. Wiu'tcr, dcren Be-
gritf als Bchiilter oder ein ctwas hcrvorbringcndcs Instrument
vcrbildlicht werdcn kann, sind hautig Feminina. Dcr Deter-
1) Barlh, Etymolofjischo Stud. S. 59 60; American Journal of Se-
mitic LanLuiasres and Literatures Vol. XIII Oct. 1896 No. 1 S. 4.
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mination diiivli den vurgcsotztcn Artikol al-^) entgegcngesctzt
ist uino liKkituiiniiiatiuii (lurch angehiingtos indufinitcs n (m).
Jlirer Natur nach sind diesu boidon Eloiiicntc im Singular
unvoitraglich, vcrtiaglich dagcgcn iin Plural, dcnn „dio
Manner" ist zwar ein weit unbestininiterer Begriff als „der
Mann", aber audi nicht vOllig indetorminirt wie ,,cin Mann,
Manner" -'). Das Arabischo hat die Kasusondungen noch
vollstiindig gewahrt, welche im Assyrischen zwar nicist noch
vorhanden sind, aber „bcreits" durchcinandcr gcvvorfcn wer-
den, wilhrcnd sic die andcrn Schwcstersprachcn fast ganz
verloron haben. ZAveifelhaft ist, ob die Kasusendungen friiher
selbststandigG Elomento warcn, wie Wright Tjcctures S. 143
vermutet, oder durch Diftercnzirung cincs unbestimmton End-
Yokals entstandcn, wie auch der Mittelvokal des Practeritunis
beini transitiven iind intransitivcn Verbum differenzirt sein
wird iind nicht etwa zum Wuizeldeterminativ gehijrt. In
ersterem Falle konnte man in u eine alte Maskulinendung
(? vrgl. ZDMG 46. Bd. 1892 S. 97), in i das schon mehrfach
erwahnte demonstrative Element vermuten. Las Affix der
Nisbo (i) scheint mit der pluralisch gedehnten Genitivendung
identisch, nach Analogic des Indogermanischen; auch in
Liibecker Kecht, Berliner Blau ist ja „Lubecker", ,, Berliner"
der fur das Adjcktiv „Liibisches" ,,Beriinisches" cingetretene
Gen. Plur. des Substantivs. Die semitischen Sprachen lieben
es Eigenschaften durch Yerwandtschaftsbegriffe namentlich
1) Der, wie Barth im American Journal of Semitic Languages and
Literatures. Vol XIII 1896 endgiiltig iiachgcwiesen hat, mit dom hebriii-
schen Artikel nichts zu schaffen hat.
2) Keckendorf, Syntaktische Verhaltnissc des Arabischen I S. 161
hat diese Uberlegung nicht angestellt, wenn er sagt: ,,Da die Ausgiinge
-ni und -nil des Duals und miinnl. iiusseren Plurals auch nach dem be-
stimmten Artikel bleiben, so waren sie kaum indcterminirend." Ge-
schriebcn wird das Tenwin im Plural jedenfalls deshalb, weil es zur Ver-
meidung eiiier langen geschlosseneu Silbe einen kurzen dera gedehnten
heterogenen Yokal nachschltigt, also eine Silbe bildet.
173
„Vatcr, Mutter, Bruder" (oder abcr „Inhabcr, Besitzer") and
ein folgendus Substaiitiv zu iimschroiben. Vrgl. akhu thiqa:
7aiafa m. 86; Ziihair 15,34; 'Antara 22,3; UH l.'U,17; al-
yyu^aia 80,13; akhu klian'a: al-//adira ed. Engelmanu 8. f**
letzte Zuilo; akhii karani: Mutalammis : Muklitarat 8. P'f.
Sehr bolicbt sind fcrnor gcrado im Altarabischun die in don
andcrn scmitlschcn Sprachcn so gut vvie garniclit vertiutunen
adjcktivisclicn Bildungen dos Schemas fai'al"" und fau al"" wie
'aiham: // 357; 'ai/al: 'Amr. in. 14; (/ai*/am : /Aiiiaij: M
»5,26; gaial: al-Muraqqisch: M :tS,6 ; haikal: Imr. in. 52;
schairani: 'Antara m. 71 etc.
Das Zaiilensystem ist rein dekadisch. Die Zehner wer-
den durch die Pluralfurmen der entsprechenden Einer ausge-
driiekt mit Ausnahmc von 20, dessen Zahlwort eiiio Phiral-
bildung von 10 ist; Reekendorf hat wahrscheinlieh geniaeht,
dass in diesem Falle friiher der Dual gebraucht wurde, der
dann ausgeglichen ist^). Bcziiglich des Zahlens dcs Miinn-
lichen mit weibiichen, dcs Weiblichen mit milnnlichen Zahl-
wortern, wori'ibcr bisher nur ganz uidialtbarc Thescn aiifgestellt
waren, hat neucrdings Kiinstlinger eino zwar mcrkwiirdige
aber doch im Geiste des Semitismus wohl begriindote Er-
kliirung versucht-).
Das seibststandigo Pcrsonalpronomen erster und zweiter
Person erscheint mit dcm bereits in urscmitischer Zeit vor-
geschlagenen dcmonstrativen Element „an-'' ■^), das der 3.
Person ohne dassclbe. Anta entspricht demnach urspriinglicli
etwa unscrm „du da". Das liinzcigende Fiirwort bczeichnet.
im Altarabischen hiiufig noch einen Kuckt'ail in die Gebcrden-
1) llcckcndorf, Woitcro Duale im Aetliiopischen : ZDMG 48. Bd.
1894 S. 380.
2) WZKM X 1896 S. 212-216.
3) Wio bcini Verbum assirailirt sich auch hier n weiiiger leiclit als
iin Hebriiischen.
174
ypnifhc, iiulciii man gernc auf einoii enuirhbaron Gcgenjitaiid
aiistatt ilin zii ncnnon nur luit dem Domonstrativ liiinveist ').
AVunii aiich tlio altustoii Priipositionun g-owiss in das
urseinitisclio Zuitaltcr dcr Zwoiradikaligkcit ziiriiekruicliun,
ist docli die Zahl dor aiis Siibstantiven cntstandoncn grosser
als man gowolinlich glaubt. Dcr von alien rogirte Gcnitiv
1st von Rockcndorf mit Kcclit als Verdachtsmomont gcltend
gemaclit worden. Jensen erkliirt nun -') sehr ansprcchend die
Sc'hwurpartikol wa- aus dor gleiclilautendon Konjiinktion als
einc Ellipse, indem man etwa fiir „Beim Lebcn dcr Lat und
der 'Uzza" (vrgl. Aus b. y/agar 11,2) cinfach ,,und der'Uzza"
gesagt hatto. Do Gocjo vermutot '■') in dem vorwiegend
mekkanischen ta- dcr Bcteucrung cine ahnliche Kiuv.ung').
Ein Analogon zu dicscr Erschcinung ist schlicsslich ma'llah',
min rabbi etc., wobei man ,,min" audi fiir die Fraposition
gchaltcn liat^), wiihrcnd der Plur. von jamin ,,Eid" darin
steckt vrgl. jemina'llahi (Imr. m. 27). Rcckendorf bemerkt
(Syntakt. Verhaltn. S. 194) troft'cnd, dass sicli dcr intcrjck-
zionalc Ursprung dicscr uncigentlichcn Priipositionon \va- und
ta- noch darin otfenbart, dass sic nur im Ausruf und nie in
Abhiingigkeit von cincm Verbum stolien,
Styl. Die arabische Prosa dcr islamischen Zcit ist cin
Kunstprodukt und nicht mit dcr Redcwciso des Vcrkohrs zu
verwecliseln, wenu sic auch zu Schliissen auf diese bcrcchtigt.
Siehcrlich wai- die Kedeweise der Bcduincn gedrungen, „wort-
arm, inlialtroich" (EG S. 9), mannlich und durchaus nicht
scrvil wic die dcs arabischon Stiidtcrs dcr Eolgczcit. Man
sprach mit Nachdruck und grosser Lebcndigkeit , haufig
1) z. B. Mubarrads Kfunil S. 580 Z. 4
2) Zoitschr. fiir Assyriologie X[ S. 356.
3) Wright, Grammar of the Arabic Language 3. cd. 1 S. '279.
4) Vielleicht hat man in Aajata 'Jlahi die 2 ersten Sylben mit der
Interjoktion //aija verwechsclt.
5) Wright, Grammar 2. ed. II S. 190.
175
Schwiire unci Botoucrungon vcrwondend. Die rhetorisclie
Fragc war wio auch sonst bci den Semitcn boliobt iind vcr-
mochto don Bcdeutungswandol von niTi ,,was" in ,,nicht" zu
bewirken. Man veranschaulichto das Gemeinte gerne durch
lobondige Gostikulationon, vrgl. die S. 164 gonanntc Abliand-
lung Goldzihors.
Ausblick auf die weitere Entw iclcelung. Das Arabische
wird lieute noch durch eino einheitlicbe Schriftsprache reprilsentirt, der
cine Eoilie Vulgurdialekte, die erst zum Teil wissenschaftlioh aufgenommen
sind, gegeriiiberstehen. Die Mehrzabl der charakteristischen arabischcn
Laute ist von verschiedonen Dialekten durch die niichstverwandteii
crsetzt Oder iiborhaupt aufgcgeben; so ist q in vielen Teilen S^riens und
Aegyptens zu einfachem Stimmbandschliiss hamza hei'abgesunken. Einc
selbststiindige Lebensregung der Sprache scheint der s-Nachschlag des t
ini Ma^/rib zu sein. Die Dialekte sind uatiirlich teilvveise durch die
Sprache der unterworfenen ViJlker beeinflusst, so das Marokkanische bei-
spielsweise in seiner Unterdriickung der Vokale zweifellos durch die kon-
sonantenhaufenden Berberspraclien. Auch Turcismen scheinen bier und
und da vorzuliogcn, so diirfte z. B. die im agyptischen Arabisch ge-
briiuchliche VerkleinerungstVirni des Adjektivs neben di-va Substantiv auf
Einfluss des Tiirkischen zuruckzufiihrcn sein, das einen Verkleinerungs-
grad des Adjektivs kennt (wie wir scliwiichlich von schwach, kriinklich,
siiuerlich, rotlich). Zum Teil aber niijgen die Keime der Dialekte schon
in den sprachlichen Differonzen der auswandernden Stamme zu suchcn
sein. AUe arabischcn Dialekte in don arabisirten Liindern teilen einigo
Eigentiinilichkeiten, die dem vorislainischen Arabisch fremd sind, so das
Absterben des Passivs und Duals, den Verlust des Tenwin, welcher die
Verwendung des Zahlvvortes 1 als unbestimrater Artikol nacli sich zog,
den Verlust des I'rab, wolcher eine neue Genitivbildung (mit Hi'tlfe eines
Substantivs) zeitigte, die Verdriingung des Nominativ Pluralis durch don
Accusativ, das Relativum in dor Form elli oder alii. Sicherlich luliigt
diese Erscheinung zum Toil mit dor JCrlernung der arabischcn Sprache
durch ein zahlreiches Kontingent von AusUindern zusammen, etwa wie
das Lateinische das Gefiihl fiir Silbenquantitiit durch den Zuwachs an
lateinisch radebrochenden Barbaren, England in Folge des Sprachenwirr-
waris den Geschlechtsunterschied fast ganz einbiisste. Wiihrend es be-
reits zur Omeijadenzeit vorkommon konnte, dass ein Beherrscher dor
Gliiubigen gegen die richtige Anwendung des I'rab verstiess (Ibn nt-
Tu[taiqii ed. Ahhvardt S. f°n, habon die Beni Fahm im //igaz die End-
vokale noch bis auf don heutigon Tag gewahrt (Landbcrg, Critica Ara-
bica I S. 56). Die Dialekte unterscheiden sich ferner durch Tonverhiilt-
nisse, Einbusse und Niianzirung dor Vokale, Monophtongisirtmg der
Diphthonge etc. Starke Eigontiiralichkeiten hat namentlich der iigypti-
176
sclio Dialekt horansijobildct. Don Abwcichmigon vom klassisclicn Tvpiis
lies Arabisclion forschto in ilireni Aufkommcn in der Litteratiir nanientlich
Ni'iliK'ko nacli; seine ini i)'). Bando der Wiener Dcnksclirifton 1896 er-
schionono Arboit ist bishcr der wicbtigste Boitrag zur bistoriscben Grani-
niatik des Arabiscben.
Dichtkunst.
Die arabiscbe Dicbtkunst iiberbaupt ist am bcsten bebandelt von
W. Ablwardt, Uber Poesie und Poetik der Araber ((jiotlia 1856) und Well-
baiiscn, Die alto arabiscbe Poesie (Cosmopolis Vol. I 1894 S. 592 — 604).
— Speziell iiber Metrik ist viel gebandelt, so dass icb auf eine vollstiin-
digo Aufzahlung der Arbciten verzichte ; die iiltcre Litteratur findet man
in den gleicb zu nennenden Biicbern Ewalds (S. 35 ff) und Freytags.
Freytags Darstellung der arabiscben Verskunst ist trotz der grossen Kluft,
wek'be sie von der modernen Metrik trennt, znr Einfiibrung in das System
der arabiscben Metriker zu gebraucben. Aucb der 3. Band des 'I([d al-farid
cntbillt einen metrischen Abriss. — H. Coupry, Traite do versification
arabe, Leipzig 1875. — Eigene Gedanken babcn G. H. A. Ewald, De
metris carminum Arabicorum libri duo (Bonn 1830) und Guj-ard, Tbeorio
nouvelle de la motrique arabe (Paris 1875 aus JA). Uas iiberscbwiing-
licbe Lob, welcbes diesen beiden Werken gespendet ist, bedarf jedocb
wosentlicber Einschrankung. Die weitscbweilige metriscbe Einleitung zu
Sacbau, Volkslieder aus Mesopotamien (Berlin 1890) bringt nicbts Neucs
und beherrscbt das Bekannte nur teilweise. Mit selbststiindigem Urteil
bebandelt die Prinzipienfragen : Hartmann, Metrum und Rbytbmus,
Giessen 1896. — Kudolf Westpbal, der Begriinder dor vergleichenden
]\Ietrik, wird in seiner Ailgemeinen Metrik der indogermaniscben und
semitisclien Volker auf Grundlage der vergleicbenden Spracbwissenscbaft
(Berlin 1892) dor Eigenart arabiscber Metrik zu wenig gerecbt. — Uber
persiscbe Metrik vrgl. ausser der bei Salemann und Sbukovski, Pers.
Gramm. S. 107 8 aufgeziiblten Litteratur: Riickeit, Grammatik, Poetik
und Ehetorik t'er Persor (Gotba 1874) ; iiber tiirkisclie : M. Wickerbauser,
iJber tiirkiscbe Metrik und Poetik, Leipzig 1868 (ZDMG).
Ausserordentlich ist die Wirkuug der Poesie auf das
Beduinengemiit. Ein Vers vermag den Krieger iinter Um-
stiinden so zu begeistorn, dass er sich blindlings auf den
Poind stiirzt, Spottgcdichte, zu sclivvach um boshaft zu sein,
werden oft Anlass zu blutigcn Tliaten. Al-/Ai^aia kounte
seine satyrische Bogabung geradezu als Erpressungsmittel
verwerten. Dor Dichter gonoss in der Gahilija hohe Achtung.
Bei Mitgliedern koniglicher Familien freilich gait das Verfassen
177
von Vcrsen f'iir nicht stanclosgeraJiss : Xg. VIII 8. 08 Z. Gi).
Nacli dem Volksglauben stand dor Dicliter im Verkolir mit
Geistern, Ginncn, die ilm inspirirtcn, was nanientlich an die
alttestamentlicho Anschauung vom Geiste der Propheten uud
Konige erinnert-), Ein nicht unbetriielitliclier Teil dor uns
erhaltenen altarabischon Gcdichto wird als improvisirt bo-
zeichnet. Layard sielit') in der Kunst dos Improvisirens
(irtigal) oine den Bcduinon eigentumliciie Gabe. Da es sich
um ein bestimmtes Gedanken- und Bilder-Inventar handelt,
diirfen wir diese Gabe nicht zu hoch veranschlagen. Auch
ihr objektiver Wert ist zwcifelhaft, da sie wenigcr Frischo
und Lebendigkeit als Pfuscherei und Fabrikpoesie gezeitigt
zu haben scheint. Das Gedachtnis eines Rawi diente dem
Dichter zur Aufbewahrung seiner Lieder, da die Kunst des
Schreibens in der Gahilija noch eine Seltenheit war. Zu-
weilen entwickelten sicli die Rawis selbst zu berlihmten
Dichtern, was bei dem Interesse fiir Poesio, das wir bei ihnen
voraussetzen diirfen, erkliirlich ist, wenn sie auch daneben
hiiutig, wie Ahlwardt^) vermutet, das geistigo Gut ihres
Meisters sich angeeignet haben mogen.
Die Gedichte werden nicht nur rezitirt, sondcrn hiiufig
auch gesungen. Nach DH 95,17 singt (ju^arrid) ein Rawi
ein Liebeslied einem Trupp von Kamelreitern vor. Muzarrid
sagt (M 1(5,58), dass seine Lieder der Nachtwanderer singt
(juaanni) und dass sie als /dda dienen, vrgl. GAP95 Anm. 2.
1) Goldzihcr halt diese Tradition fiir unhistorisch (GAP 23).
2) Vrgl. I Sam. XVI 14; I. KOn. XXII 21 ff. Auch Sehor und
Propheton wunlen nach altarabischem Glauben von Ginnen inspirirt :
GAP 107 8.
3) Layard, Nineveh und Babylon 320 S. 244.
4) Ahlwardt. Bemerkungen iiber die Echthoit der alten arabischen
Gedichte S. 12. DH 95,16 wird der Nachahmer (mutamaththil) neben
deiu Rawi 'sch-schi'r gonanut.
178^
Nach :\IuzaiTi(l (M l.'»,ll) singcn ((/annatiiij f'einer die Diem;-
limion ilirom Horrn Lioder vor').
A. Form.
Entwickclung ties Rcgcz. Ziir Poosio ziililt man
audi die Reimprosa, don Sag (GAP 59). Die altcii An-
sichten, dass den Arabcrn die Reimprosa von don altcston
Zeiton her gewissermaassen im Blutc stecko, haben durcli
GAP eine griindliehe Kliirung eifahren. In der Gahilija und
don beidcn crsten Jahrlmndcrten des Islam wurde Sag' aussor
vom Kahiu nur ziir besondcren Emphasc ausnahmsweisc in
dor Redo vorwendet. Erst in den folgouden Jahrluindorten
dringt die Reimprosa in die Rede und den offiziellen Stil ein
jedenfalls unter dem Einfluss der Ansicht, dass dor Qoran in
cinom Musterstil abgefasst soi. Aus dicser Reimprosa iiat
sicli nach Goldzihers Ansicht (GAP 76 ff ) das arabische Metrum
ontwickolt. Er griindet seino Ansicht darauf, dass das iilteste
arabische Versmaass Rogez noch hiiufig in alien Gliedern
reimt, wiihrend in den andern A'ersmaassen je 2 solchor
Gliedor als Halbverse zu einem Ganzcn zusammengewachsen
sind. Das Regez besteht aus einem sich regelmiissig wioder-
holcnden 4silbigen Vcrsfuss mit schwerer-) Schlusssilbc und
leiehter Vorletzten, dossen boide ersten Silben boliobigon
Maasses sind; am hiiufigsten ist die Smalige Wicderholung
mit Abstumpfung des letzten Vcrsfusses; das Regoz mit
1) Tliorbecko fasst im zweiten Halbveis thaub auch noch aLs Eii,'en-
naraen auf und vorwoist anf qala bi-. docli liegt schon im ersten Halb-
vers offenbar eine boshafte Anspiolung auf das Kleid, das keinen Schutz
gewiihrt. vor. Der Mann hiess ja nach Vers 12 Ibn Thaub. Den zweiten
Hall)vers verstehe ich : ,,wenn ich gewollt hiltte, wiirden mich um eiii
Kleid mcine Miigde besingon" d. h. so ein Korl wio du gilt niir so wenig
wie ein Kleid, das ich meinen Dienerinncn zuwerfe. Dass man Siinge-
rinncn in dioser Weise belohnte, ist S. 103 gezeigt worden.
2) Als ,.sch\ver" bezeichne ich die lange und die mit dieser gleich-
wertige kurze geschlossene Silbe, als „leicht" die offene kurze Silbe.
179
Glicdurn zii mir oincm Vcrsfuss ist eino spatcrc ishlmischo
ErfiiKlung (GAP 120/121).
Docli darf man nicht iibcrselicn, dass die Entwickolung
der Roimprosa zu Rcgez nicht lodiglich als Work des Zufalls
gedaclit Averdon kann. dass wir violmclir noeii oines Erklii-
rungsfaktors bcdiirlen, iiocli nacii einer roalon Ursacho dor
"VVandelung ungeregelter Rcinigliedor in taktmiissig angcordnote
suchen miissen. Goldzihers Thcorio vormag, so oinloiiclitond
sio ist, doch das wesentliche Element der Poesio, welches die
Araber wazn nenneii, nicht zu erkliiren.
Ein Fingerzeig scheint mir nun die Etymologie des
iiltosten Namons eines Versmaasses zu soin ; die semitischo
Wurzel ragaz hat die Bedeutung „zittern, beben"; im Arabi-
schen bezeichnet regez aber ausschlicsslich ein krankhaftes
Zittci-n in den Hinterschenkein des Kaniels (vrgl. Aus b.
JJagnr 35,3); hieraus leiteten schon die Araber den Namen
des Metrums als sekundar ab^). Wie nun der Tanz das
Element war, welches, wie man annimmt-), bei den Indo-
germanen der feierlichen Rede den Takt verlieh, scheint es
bei den Arabern der Kamelschritt gewcsen zu sein; denn wie
der Tanz unter Musikbegloitung stattfindet, so begleitet bei
den Beduinon der Gesang des //adi die Schritte der Karawane;
die Anfiinge des Metrums werden wir natiirlich nur da zu
suchen haben, wo der Gesang eine Stiitte hatte. Audi ver-
dient Beachtung, dass der 3— 5silbige Versfuss das Grund-
element der arabischen Metra bildet und die Versuche diesen
den indogermanischcn Versfiissen durcli Zerschneidung an-
zunahern, auf Willkiir beruhen, lediglich einen billigen Sport
moderner Metriker bildend. zu dom in den Thatsachen nicht
1) Freytag, Lex. : ,,rej,'ezun Morbus canielorum natibus accidore so-
litus, quo femora tremiscutit Kam. D j ; inde api)ellatum volant
genus versus, in (|uo mustaf ilun caesura sexies repetitur."
2) Wilhelm Scherer, Poetik S. 12 ff, 274.
12
180
die gcringstc Bcrochtigung vorliegt. Naclulom dcraitige Vor-
suclio ziiniiclist aufgolobt waren, liabon sio nciiordings von
(Icnkcndcn Forschcrn dio gcbiihrcndc "Wiirdigiuig erfahrcn.
Die arabische Versfussbczoicbnung zoigt, dass dio Philologon
den vielsilbigcn Versfiiss als oino organische Einheit ansahen;
dio metrisclicn Gesotzo widersprcchen vollends cinor Thcorio
dor Zusamrncnsclnvcissung dcr Vorsfiisse; Goldzihcrs Hypo-
these oincr Entwickelung dor Poesio aiis dor Rcimprosa wiirdo
fiir allmahlicbe Glioderung dor Vorso, also fiir urspriinglich
silbcnreicho Vorsgliodor sprechen. Dor indogermanischo und
arabischo Versfuss scbeinen sich binsichtlieh ihrer Silbonzahl
wic dor Gang des zweifiissigon Monschen zu dom dos Vior-
filsslors zu vorhalten. Sodanu boachto man, dass die Motron
aus deni innern Arabien stammen, wo dor Kamolsattol dio
Hoimat des Mannes ist, wahrend die andern Somiten, bei
dcnon das Kamel niclit dicse Rolle spielt, niclits Gleichartigos
besitzon: von den Somiten habon nur die Kamelreiter cine aus-
gobildeto Rhythmik entvvickelt. Da nun die arabischen Dichtor
auch baufig zu Kamel dichteten, musste sich unwillkiirlich
ihre Rede dem Takte des Kamelschrittes fiigon. Schon an
sich ist cs naturlich, dass dor Dichtor nicht im Gotriebo dos
Zoltlagers, sondorn auf der Reise durch die einsame Wiisto
dichteto. Eine liingere Unterlialtung vom Kamelsattel aus
wird beschworlich; so regt der Kamoh'itt zur Beschaftigung
mit sich selbst an. Violfach fiihrt sich der Dichtor in den
Gedichten auf dem Kamel sitzend ein, auch weison die zahl-
roichen dem Kamel entlohnten Vergleiche, oft ganz unge-
wohnlichor Art, darauf bin, dass der Dichter dichtend das
Tier bestiindig vor Augen hatte. Die feme Geliebte, das
Todesverhangnis, das Schwort, sogar das Godicht selbst wird
mit cinom Kamel vorghchen (GAP 94). DH 115,16 wird das
Godicht als 'avud stijrrischo Kamelin bezoichnet, dio dor
Dichter biindigt; violloiciit liogt dem motrischen Terminus
181
'arfuZ dieses Bild zii Grande. Der Audi, welcherdurcli seinen
Gesang die Kaniele antreibt, verwendet zu diesem Zwocke
Rogezverse iind boiiilimto Qasidcn : GAP 95 Anm. 2. Das
Gedicht iibt dann wieder eine Riickwirkung auf den Gang
des Kaniels aiis, wie cs oin von niir bereits Dichter-Studion II
S. 106 citirter Vers aus Sadis Bostan (III ed. Graf Vers 303
S. 223) schilderti). Anch erkliiren die Araber selbst das Kegez
aus deni JJ'idii s. Hartmann a. a. 0. S. 13. Violleicht lassen
sich auch noch einigo Etymologien fiir unsere Hypotlieso
geltend niachen. So heisst das Versmaass Sari' avoI schworlich
deshalb das Sclinelle, woil es schncll gefiilit (Freytag, Arab.
Verskiinst S. 137). Der Name des Versniaasses Ramal bo-
zeichnet geradozii urspriinglich eine Gangart des Pferdes.
Das Versmaass Mutadarik heisst aucii kliabab und rakr/ al-
khail (Freytag, Arab. Veiskunst S. 142). Lctzteres Wort
bedeutet Galop der Rosse, ersteres bezeichnet eine Gangart
des Pferdes, wolche an die Wellenbowegung crinncrn soil.
BnJir ,,Meer" ist die arabischc Bezeiclinung fiir Metriun und
wird traditionell erkliirt, „vveil dasselbe durcli den Gebraueh in
den Gedichten nio abgenutzt und nie erschopft wird, wie das
Meer nie ausgesclmpft werden kann." (Freytag a. a. 0. S. 125).
Das klingt nicht sehr glaublich, und es liegt jcdonfalls ntiher
an die Bewegung des Meeres zu denkon, mit welcher der
1) Meino dort gemachto B(?nierkiin<j: ..Die Wochsolwirkmig zwischen
Aiila und Diomedargaiig beobachtcte schon Sa'di"' thut Prof. Hartmann,
Metruni und lihythmus S. 17 mit don Worten ab : ..Das Axiom: Da.s
Kamel reagirt auf /mda' geborte zur Zeit des im Jahro 691 [walirscbein-
licb 690] gestorbcnen Persers schon liingst zu dem festen Bostande der
Kenntnisse, die eiu Edib besitzen muss und ist von Sa'di sicber nicbt
.beobacbtet' worden." Dieser Einwand setzt geringe Bekanntscbaft mit
Sa'di voraus, der bier wie ein moderner arabiscber Dicbterling ganz un-
ricbtig cbarakterisirt wird. Zum Uberfluss erziiblt aber Sa'di im Gulistau
ed. Johnson S. 60 ausdriicklich, wie er die Einwirkuug der Musik auf
den Gang des Kamels wabrend der Pilgernise selbst beobacbtete.
12*
182
Araber ilon Kamolritt vorglcicht i), wiibrcnd or das Schaiikcln
ties Schiff'cs sclbst in don soltonston Fiillcn aus oigencr An-
schauung kennt-). Docb ist bci dor mctriscben Torniinologic
zuniicbst zii iinters lichen, wic viol von ihr vum Klialil hcr-
riihrt, Avio woit or sicii dal)ci an alto Vorstoliungon anlcbnto,
wio Avoit er diosolbon moditizirto iind wic woit or gjinzlich
Noiios schuf-^). Ich habo dicse Thoorio in mcincn Dicbtcr-
Stiulien II mir boiliiufig als einc Mugliciikeit or^vabnt. Da
das /tida don Arabcrn selbst als Ausgangspunkt dcs ^/ina gilt,
so liogt die Annahrae doch wol iiaho, dass sich die //ida-
Poesie unter dem Einflussc dos Kamelscbrittcs ibre Formon
sebuf; sollte diese Vermutung aber auch widorlogbar sein, so
biitto ich doch wol nicbt verdient, woil ich sie aussprach, von
Herrn Prof. Socin oin Tollbausler^) gescholtcn zu wordon.
Eine sac b lie be Widerlegung wiirde mir stots willkonimon
sein'-), bisher aber baben gerado die Manner, die mir in
1) So ist wol audi Imr. m. 44 zu verstelien: ,,0 wio inanche Nacht
gleicli dem Wogen des Meercs etc."
2) Die Etymologie anderer Versiiameii habe ich absichtlicli iiicht
lierangezogen, well dort Erklarungen, die sich nicht auf die Gangart des
Reittiei's beziehen, naher liegen.
3) Vielleicht ein geeignetes Thema fiir eine Doctorarbeit.
4) Ich und andere vermogen aus don Scbhissworten seiner Kritik
noch iuimer keineii andorn verstandlichen und mit dem huhuenden Ton
des Ganzen nicht giinzlich disharmonironden Sinn herauszuinterpretiren.
5) Eine solche hat Hartraann, Metrum und Rhythmus S. 4 versucht,
doch beruht sein Hauptargument, dass die Gangarton der Keittiere sich
im Wesentlichen nur duich die Schnelligkeit der Aufeinanderfolge der
Vollschritte unterscheiden, auf Irrtum; sehon das Wort und der Begriff
,, Gangart" bezeugt das Gegenteil, das man tiiglich zu beobachten Ge-
legenheit hat. Der Takt des Pferdetrabcs ist bekanntlich ein ganz anderer
als der des Schrittes, weil je 2 Hufaufsetzuugon in jenem zusammen-
fallen; Trab nnd Galop sind zwei durchaus andcrsartige keineswegs nur
durch die Schnelligkeit sich nnterscheidende Bewegungcn; bcim Galop
greifen bekanntlich die Beino einer Seite vor, boim Trab die diagonalen.
Ubrigens steht Hartmann am Schlusso seiner Broschiire unbowusst doch
wiedor auf dem Boden nieiner Theorio, wenn er daselbst mit Pussauf-
setzungen operirt, wobei er nach S. 20 an Kamolfiisse denkt, weitergehend
183 __
cliescn Fragcn am cunipetontesten sind, ihro Zastimmung zu
nieiner Thcorie gcaussoit.
Ausser dor hicr angcdcutcton Moglichkoit ist cigentlich
bishor luir nocli oin ErkUirungsvcrsucli dor motrischcn Er-
schciiumgon Arabicns unternoiiinicn wordon: die Zuriickfiili-
riing dorsclben aiif gricchischcn Einfluss. Westphal nimmt
cinen solchon an (AUg. Mctrik S. 477 ff), hat sicli abcr den
Nachwois Iciclit gcmacht. Dcnselben nachzuliefcrn iiborlasse
ich gerne denon, Avclclie die Mctra giicchischer Gassenhauer
des 5. Jahrhundorts kennen; dass seiche in Botracht kommen
Aviiidon, crgiebt sich aus spateren Aiisfiihrungon.
Die vorislamischc Poesio muss, obwol sie uns schwerer
vorstiindlich crschoint als die spiitero Kunstpoesie, doch in
ihrom Zoitaltor durchaiis volkstiimlich gevvesen scin. Die
Gesetze der Metrik wurden unbewusst von den
Dichtern beobachtet, ohne dass sie selbst dariiberRechen-
schaft zu geben vermochtcn. Erst in der Mitte des 2. Jhd. h
abstrahirte der Philologo Khalil b. A/anad die metrischen
Regehi aus don Gedichtcn. Es ware, wie gesagt, lohnend zu
untersuchen, welche metrischen BogrifFe vorishimisch sind,
welches ihr Inhalt und ihre Entstehung ist. Was wir bisher
davon wissen, verdanken wir fast ausschliesslich Goldziher:
Die Bononnung des Versos mit bait (Zolt) wird dem Khalil
mit Unrocht zugeschrieben (?>eytag, Versk. S. 28); Goldziher
hat sio als vorishimisch crwiesen (GAP 98), Noldeke den
entsprechenden syrischen Ausdruck bereits in einer Hand-
schrift des G. Jahrhundorts bolegt (WZKM X 1896 S. 342).
Dasselbe Bild Jiegt iibrigons auch in unscrem Wort Versbau
vor, vrgl. auch span, cstancia Zimmer und Stanze. Das Wort
als ich, der garnicht bebauptct liat, dass gerade das Aufsetzen des
Kamelfusses allemal die Arsis darstellt; meine Theorie, von der nacli
S. 4 ,,nicht die Eede seiu kann" liegt docli der Auffassiing S. 16/17 zu
Gruude; vrgl. S. 29.
184
qafija tiiidet sich zwar in tier altcn Pocsio hilutig, duch zitirt
/.. B. schon Ibn Kaisan 7arafa als Beleg fiir die Bcdcutung
„Vers"; Goldziher liat als urspriinglicho Bcdcutung „Schmah-
vers" uberzcugend nachgcwiesen '). Dcr Kcim iiiess raw!
(GAP 99); audi dies Wort hat in der philologischen Termi-
nologie seinen Sinn verengt. Qari^/: Imr. 35,9. In vorisla-
mischer Zeit scheint demnach nur (abgesehcn von cinigen
Bezeichnungen dor Poesio naeh ihrom Inhalt) der Bogriff des
Gedichts, der Verszcile und des Endreims cxistirt zu haben,
Namcn cinzelner Metra dagegon nicht. Betrachten wir nun
die Elcraento des Verses und seine Gesetze, welclio der
Volksgeist unbewusst geschaffen hat.
Versprinzip und -elemente. Die Rogezpoesie gait
nicht mehr fiir voll, als sich die kuustvolleren Versmaasso
cntwickclt hatten, welche man ini Gegensatz zu jener Qarit/
naunte (GAP 120); Regez wurde nun vorzugsweise von
Dilettanten gepflegt und spieltc mehr die Bolle unserer
Kniittclverse. Die arabischen Metra bestehen, wie schon ge-
sagt, aus 3— 5s\ibigen Versfiissen -), die einen gerogelten
Wechsel loichter und schwerer Sylbcn zeigen.
Die neuerdings ausgesprocheno Behauptung-'), die arabi-
schen Verse seien rein akzentuirend und nicht gleichzoitig
quantitirend, ermangelt jedes Beweises. Die geriigte Vor-
eingenommenheit fiir das quantitirende Princip scheint rair
nicht gerade natiirlich, da unsere Poosie im Wescntlichen
akzentuirend ist. Dieses Prinzip hat sich aber nur in Folge
der Barbarisirung dor antiken Sprachen und des damit zu-
sammenhangenden Schwindens des Quantitatsgefiihls ent-
wickelt, wiihrend im vorislamischen Arabisch noch koine
1) Vrgl. NGldekc: WZKM X 1896 S. 340,1.
2) Weniger als Ssilbige Versfiisse kennt die arabischc Metrik nur
im Ausklang abgestumpfter Verse und beira kharm (S. 193).
3) Hartmaun a. a. 0. S. 26.
185
Unklarlicit iiber die Quautitatsverhaltnisso der Silben bcstand.
Dass in viclen Fiillcn ') wic in dor antiken Poesie eine schwcro
Silbc fiir gloichwertig mit 2 loichton gilt und dicse crsctzcn
kann, schoint mir docli mit der Annahme eines rein akzen-
tuircnden Prinzips etwas miilisam voreinbar^), Auch iinsore
rhythm isclio Poesie kann der Zeitmaasse garnicht entraten,
da die Hebungon gleiche Zeitabstiinde liaben-^). Sodann ist
die fcststchende Zahl der ,,Senkiingen" in der arab. Poesie zu
beachten. Alles spricht dafiir, dass sich im Arabischen ein
ahnlicher Ubergang eines quantitirenden Prinzips in ein akzen-
tuirendes vollzog, wie wir ihn im Lateinischen beobachten
kiinnon; als man orziihlte, dass Khalil durch das Aufschlagen
der Walkstocke zum Nachdenken iiber die mctrischen Er-
scheiniingen angeregt worden sei, scheint das akzentuirendc
Prinzip bcreits das hcrrschende gewosen zu sein. Der Uber-
gang liegt nahe; in beiden Fallen besteht der Vers aus ge-
regeltera Wcchsel von Silben aus 2 vorschiedcnen Wertklassen
(hervortretenden und zuriicktretenden Silben), nur wird dor
Wert der Silbe einmal nach ihrer Zoitdauor, das andore Mai
1) Ein Sjiondeiis am Schluss des erston Halbverses des Basit im
Reim fiiidet sich: Nuldekes Delectus 110, droi Liingen als letzter Fuss
des Khafifz. B. Mukhtarat 105 Vers 4. — Wenu die arabischen Metriker
2 leichte Silben als ein schwercs, eine sch^^'ere als leichtes Zeltstrick bc-
zeichnen, so beweist das nur, dass sie \j^ ^ — ompfanden d. h. den
im ersten Gliede zu dem zweitcn Konsonanten hinzutrctenden Vokal als
ein plus ansahen; ob wirklich die arabischc Artikulation eines Konso-
nanten im Auslaut von geringercr Zeitdauer als im Anlaut (nebst dem
dazugehorigen Vokal), wiire erst experimentell festzustellen.
2) Vermutlich wird sich experimentell zeigen lassen, dass die lang-
vokalige offene Silbe nicht dieselbe Zeitdauer wie die kurzvdkalige ge-
schlosseno und die doppelte als die kurzvokalige offene hat und dass
zwischen den einzelnen Liingen erhebliche Unterschiede bestehen. Der-
artige Eesultate, die fiir die antiken Quantitiitsverhaltnisse bereits fest-
stehen, wiirden natiirlich nichts gegen das c[uantitirende Prinzip bowcisen.
3) Ernst Briicke, Die physiologischen Grundlagen der neuhoch-
deutschen Verskunst (Wien 1871) S. 23.
186
iKU'h iliror Ausatliinungsstiirke (tlcm Briistdriick odor Nach-
druck) taxirt.
Wio ill (Ion aiitiken Spraclion 'wird die Silbo I'Ur mctrischo
Zwecko nicht oinscitig nacli dor Laiigc und Kiirzo dcs Vokals
bomcsscn. Nur zcigt das Arabischc audi hicr soinen Solio-
iiiatisinus, indem es jodo niit oinoni Konsonantcn schlicsscndo
kurzvokaligo Silbo mit oinor aut' cinon langen Vokal auslau-
tendon Silbe gloiehwortig bohaiidolt. Wir nonncn solcho Silben
„scbwero" im Gogonsatz zu don kurzvokaligcn offencn Silbon,
die Avir als „leichte" bozeichncn i). Eiii Vokal ist natiirlich
lang, wonn or laiig gcsprocheii Avird, und umgekebrt; dio
Orthographio hat im Arab, wio in andern Sprachon das Vor-
rccht don wahren Sachvorhalt biswoilen zu vorschleiorn.
Schwankende Silben kennt das Arabischo eigcntlicli garnicht,
(donn Falle wie ana sind andcrs zu orklaron)"-), dagegon nou-
trale Stellen im Versfuss. Uborlange Silbon sind nicht sehr
haufig, es iindet sieh aussor in Pausa nur a vor verdoppoltom
Konsonantcn. In dor Pocsio fallen audi jcne Fausalformon moist
fort, indem dor kurze Endvokal nicht unterdruckt, sondern
gedehnt wird. Die iiberlangen Silbon mit a und folgondem
Doppelkonsonanton werdon im Verse offonbar vormiedon; im
Notfalle hilft man sich durch Zorlcgung des langen a in 2
kurze, die man durch Stimmbandschluss trennt-^); aus dor
iiberlangen Silbe entsteht demnach ein Jambus, wahrend das
Persische, welches an iiberlangen Silben reich ist, diese bc-
kanntlich in Trodiiion auflost, hochstwahrschoinlich aus ety-
1) Die arabisclien Metriker babcn den Gegensatz zwischeiischwerer
und leichter Silbe nicht scliarf geuug gefasst; eine schwere Silbe oder 2
leicbte gelten ihnen als das einfacbste Element des Versfiisses, das sie
..Zeltstrick" nennen, wiibrend sie iinter ,,Zeltpflock" einen Jambus oder
Trochiius versteben. Aus Zeltpflockeu und Zoltstricken wird das Zelt,
al-bait, dcr Vers gebaut.
2) Zu den von Noldeke, Zur Graramatik d. class. Arabisch S. 14
gesammelten Belegen liesse sich auch noch Qazwini II 110 Z. 4 stellen.
3) Vrgl. Noldeke, Zur Grammatik d. classiscben Arabisch S. 8.
187
niologisclion Cuiindon '). Ob iibi'igoiis diu Abliiilfu in bcidcn
Kiillon luitiirlich odcr philologiseh, wiiro nocli zu untcrsuclion.
8clir sclton fulgcn mohr a!s 2 kiirzc Silbcii unniittolbar auf
einandcr. Nuldekc verniutot, dass im Miitaqarib Eirdosis auf
den 2. und 3. Silbcn dor Versfiissc der Haiiptton gcrulit
hatte-). Zwei Haiipttono in unniittolbar folgondon Silbon
strcngcn abcr das Sprachoi-gan auf die Dauer an und wiikon
stalk emphatisch. Mir scheint dor Bau "dor arabischcn Vers-
fiisse darauf hinzudcuton, dass jeder Versfuss einon Haupt-
und einon Xebenton hatte. Im Mutaqarib wiirden toniosc,
haupttonige und nebontonige Silbon regolmassig wechsoln.
Ob der Wortakzent durch don Yorsakzont vollstiindig vcrnicbtct
Avurde, ist zweifelhaft. Briicke'^) und andero ompfinden cine
andcre Betonung dor Wurter im Verse als in Prosa als einc
Vergewaltigung und Vcrzerrung der Sprache und giaubcn
daher, dass bei Incongruenzen des Vers- und Wortakzents
ersterer stots letzterem woichen nuisste. Nacli ihnen ware
also: Li-Khaiilata adalun ... zu losen. Ich glaube nicht,
dass Platen, dor solche Incongruenzen liebt, Briickos Empfin-
den teilte und vormuto, dass die Aussprache zwischen Vers-
und "Wortakzent vermittelte, so dass der Rhythmus nicht
zersturt, seine Monotonio jedoch angenehm gemildert Avurde,
wie der Schwimmer halb dem Spiel der Wellen folgt ohno
sich von ihuen meistern zu lassen. Die arabischon Versfiisso
(agza') zeigen nicht die Ruhe und langweilige Gleichmiissig-
kcit der griechischen. Dor langathmige Hexameter, in welchem
Alios so hiibsch in Ordnung ist, indem einer Liinge zwei
1) Noldeke, Uber den vokaliscben Naclihall im Neupersiscbon : Boi-
trilge zur vergl. Spracliforscliung lirsg. von Kuhn u. Schleicher, II. Bd.,
Berlin 1861 S. 494,5.
2) Noldeke, Das iranische Nationalepos S. 59.
3) Die physiologischcn Grundlagen der neuhochdeutsehen Vers-
kuust S. 5 ff.
__188
cntsprcchendo Kiirzon folgen, cntspriclit su iccht don charaktor-
anncn griechisclien Bauten mit ihren pcdantisch angeordncton
stcif-gcrillton Saulonrcilicn und den unschonen abgeflachtcn
Diichorn, die jedo Turmzier vermeidcn, in ihror farbcnfoind-
liclion Niiciitornlicit. Die arabiscben Versfiissc vermeidcn
dies scbulmcisterliaft abgcwogone Gleicbgewicht der langen
und kurzen Silben, sic sind moist aufsteigcnd (d. b. die
Hebung ibigt der Sonkung) und darum lebbaftor, sio sind
violsilbiger 1) und darum reicber und mannigfaltiger-'). .
Die vorscbiedenen Versmaasse. Aus dem Kegez
lassen sicb luin mebrere Metra leicbt abloitou. Fast scboint
es, dass wir den Gang der Entwickeking beim JBasii nocb
vorfolgcn konnen. Neben dem Sfiissigen Basi< existirt niim-
licb eine seltenero abor von alton Dicbtern mobrfacb ango-
wandte'^) Gt'iissigo Form, die sicb oigontlicb nur durcb Aus-
i'all einer Silbe im 2. Versfuss der Halbverse von Regez
unterscbeidet. Die Qasido des 'Abid, welcbe Hommel ber-
ausgab, ist in diosem Versmaasse abgefasst, ein Vers (21)
abor bat nocb die boiden Silben, doren Feblon das Untor-
scbeidungsraerkmal von Regez bilden, wiibreud in cinem
andern (4) wenigstens nacb der besseren Lesart in der ersteii
1) Thatsiichlicli bilden ja allerdings auch in vielen antiken Vers-
luaasscn je 2 Versfiisse eine untrennbare Eiuheit, eine Dipode.
2) Khalil hat oiu ungleich vollkoniracneres System der Versfussbc-
zeichnung ersounen als das antike, und es war ein bedenkliches Yorzeichen,
dass die abondlandischen Orientalisten ihre metrische Thatigkeit rait der
Verdriingung dieses Systems durch das alte griechische inaugurirten. Jm
Arabiscben braucht man sicii nicht eine Menge von Namen fiir alio
denkbarenVersfussgebildo einziipriigen, sondern kommt mit der Verwendung
einer Wurzel aus, und der jedesmalige Name zeigt durch seine Quantitiits-
verhaltnisse zugleich die des so benannten Fusses an. Erfreulicher Weise
macht sich jetzt wieder mehr und mehr das Bestrebeu geltend auch hier
den griechischon Ballast iiber Bord zu werfen und die weit angemessenero
und praktischere arabische Terminologie wieder in Aufnahme zu bringen.
3) Hommel, Aufs. u, Abhandl. S. 64.
189
Vershalftc dicsc Silbe vorhaudon isti). Ferner ist das Vcrs-
maass Saii' kaiimcin noiics Versmaass, sondern katalcktisclics
Regez niit leichtcr Paeniiltiraa der VersbJilften, beziehungs-
woise, wenn eine weitere Abstiimpfung des letzten Ssilbigon
VersfussGS eintritt, spondeisch auslautond. Aus dom voU-
stiindigen Regez Ijisst sich ferner leicht Kamil ableiton; denn
ein spondeisch die cinzelnen Versfiisse beginncndes Kogez
fiillt niit einem Kamil, in welchem fiir die beiden Icichten
Silben der Versfiissanfiinge die statthafte schwere oingotretcn
ist, vollkonimen zusammen. Auch sonst kann man jedesmal
die geeigneten Varianten auswahlend und bisweilen eino
Kiirze vorschlagend, unterdriickend oder versetzend bei einigem
Fleiss viel erreiclien. Doch iiabe ich gegen diese bei uns
dnrch Ewald eingebiirgerte Methode starke Bedenken. Uber-
haupt beachte man zuniichst, dass die Annahme eines ein-
heitlichen Uitypus fiir alle arabischeu Metra niclit gerade
durch auffallende Ahnlicbkeit der einzelnen metrischen Sche-
niiita gefordert wird, sodann, dass auf diesem Gebiete nicht
immer das Einfachste und am meisten Schematischc als
urspriinglicb anziisehen ist, sondern sich hier hiinfig eine
Entwickelung im uragekehrten Sinne zeigt. Dass diejenigcn
Metra, welche denselben Versfuss wiederholen, alter sind als
die zusammengesetzten und demnach Yawil, Khafif etc. als
jiingere Versmaasse anzusehen sind, ist vielfach vermutet
worden. Im MunsariA und Khafif scheint noch das Rcgoz-
Motiv erkenntlich, abcr durchbrochen von anderen Motiven.
Von Khafif und Madid scheint das Ramal-Motiv die Grund-
lage. Obvvol die Vertreter dieser Ansicht sich darauf bcrufen
konnen, dass das alteste Metrum Regez aus gleichen Vers-
fiissen besteht, so werden sie doch nur miihsam und wenig
glaubhaft die Elemente der Mischung aus einem Urtypus ge-
1) 'Abid zeigt auch sonst metriscJie Eigenart.
190
wimicn ktunieii, iiiul iiiit oilier Aii.sglciclumg.sthL'i)riu zii
rot'luu'M luiben. liulcni icli die Aufstollung cincr solohon
geriie inutrise-liuii I'riiliisturikurn iiburiasso, will icli niicli zu-
iiiichst auf die Darsteliung der Thatsachcn beschriinken.
Khali! ;cahlto 15 arabischo Metra (Regcz mitinbogrift'on),
zu donen aiidore Metrikcr noch einc betrachtlichc Zahl liinzii-
ontdoektcn. Abor bcieits die 15 von Khalil angegobeiion sind
in der vorislanusclien Pocsie nieht alio zu bolegen. IJnscre
Grammatiken ptlcgon 10 Metra aiifzuzablen, indeni sic das
vom Akhfasch aufgefundeno Mutadarik zu donen des Kbalil
liinzuf'iigen. Die Grundformen spalten sich wieder in ver-
sc'liiodenc Varianten. Am hiiufigsten sind in dor vorislaiiii-
schen Poosio die Metra 'Yawil, Wafir, Kamil iind BasiL In
Ahhvardts 6 Diwanen kommen (abgesehen von den Appen-
dices) iinter 178 Gedichten und Bruchstiicken jfawil 71 mal,
"Waiir 35, Kamil und Basi^ jo 23 mal vor; Sari' und Kamal er-
scheinen nur jo 4 mal, dcsgleichen das vulgiireRegez nur 4 mal
und zwar ausschliosslich bei Imruulqais ^ ) ; MunsariA 3 mal (auch
nur bei Imruulqais), Madid nur 2 mal (^ar. 19, Imr. 20).
Mutaqarib, das Lieblingsmotrum dor Persor, hat Lagardc
(Symmicta S. 63)'-) mit Unreeht als alt bezweifelt; os er-
scheint 'A.nt. 3, Zuh. II, Imr. .*J, 11, 14, 10, 23, 32, 43, Aus ibn
yVagar 3, 10, 14, 40; diese 13 Boispiele geniigen wol, auch
Avenn viele unecht wiiron. Sonst sind von den 49 Liodern
des letztoron Dichters, wie sie sich in Geyers Zusammenstol-
lung darstellon, 21 im Versmaass 7awil verfasst, jo 7 im
Kamil und Basli, 6 im Wafir, 3 im Sarf und 1 im Munsari/i.
In den 227 Gedichten dieser 7 vorishimischen Dichter sind
1) Vielleiclit well der Konigssohn den Vorwurf der Unfeiaheit
weniger zu scliouen bnuichto.
2) „Mir scheint seit lango wenigstens das Mutaqarib selir verdachtig:
ich babe von Gedichten, die in ihm abgefasst sind, stets von neuem den
Eindnick, dass sie bocbstens in die Bliitezeit der 'Abbcisiden geboren,
und das Mutaqarib persischen Ursprunges ist."
191
also nur die 10 gciiannton Motren vertreton iiiul zwar, Avenn
man vom Regez absioht, nur 9 Kunstmetrcn. Rein zufailig fehlt
abcr Khatif, in dcm z. B. dio Muallaqa dos //arith und 2
Qasiden dos 'Abid (Miikhtarat S. 102 ff, 105 ff) abgofasst sind.
Sonst zeigen von den 12 in den Mukhtjirat mitgeteilten Qa-
siden dieses Dichters Busit 4, Kamil 2, 7awil 1, Ramal 1,
Wafir 1, Sari' 1. Frcytag fand die /iamasa bis auf einige
Gedichte durcliziiblend (Verskunst 15 Anm.) 7a\vil 502, Ka-
mi! 94, Wafir 93, Basii 87, Mutaqarib 19, Regez 19, Sari' 16,
Munsari/i 9, Khafif 6, Ramal 3, Hezeg 2 mal. Dcmnach liegt
der Verdacbt nahe, dass MufZari', Maqta(/ab, Miigtathth und
Mutadarik nicht zu den altarabischen Versmaassen gehijren i).
7a-\vil kann domnach, abgesehen von den Lioblings-
neigungen cinzelner Dichter-), fiir das am meiston verbroitcte
Versmaass gelten^). Es besteht aus einer Smaligen Wieder-
holung einer leichton Vorschlag- und schweren Nachschlag-
Silbe, denen abwechselnd 1 oder 2 andere Silben nachklingen;
die zweite nachklingende Silbe ist immer schwer, die erste
dagegen charakterlos. Zur DarstoUung der Versschemata be-
zeichne ich die leichte Silbc mit 4, dio schwere mit 8, die gleich-
miissig schwankende mit G, die meist leichte mit 5, dio moist
schwere mit 7, mit 3 dio untcrdriickbaro Schlusssilbo, eine
Lilngo fur die 2 Kiirzen eintrcton ki3nnen mit 9. Domnach
stellt sich 7awil, von links nach rechts goleson, foigcnder-
maassen dar:
1) Interessant ist es hiormit die Verhiiltnisse spiiterer Zeit zu vor-
gleiclien. In den von Ahlwardt herausgogebenen 71 Weinlicdern des
Abu Nuwas steht gleichfalls noch 7a\vil mit 14 Liodern an orster Stelle,
dann folgt Khafif mit 10, Wafir, Kami], Basi^ Kamal mit je 8, Mun-
sari/( mit 7, Sari' mit 5 und Madid mit 2 ; Regez ist nur einmal vertreten.
2) 'Adi b. Zaid gebraucht es nach Ewald (Zeitscbr. fiir die Kunde
des Morgenlandes III S. 249) sclten und bevorzugt Ramal und Khafif.
3) Heute ward es in dor volkstiimlichon Beduiuonpocsio vom Mun-
sarid abgelust.
192
48C, 4878, 48G, 4848 : 480, 4878, 480, 4858
abgostumpft: 484, 488
Cbcr dio schwankondcn (cliarakterlosen) Silbcn dor goradon
(also langcn) Vcrsfiissc ist namlich zii bemerken: Dio vor-
letzto Silbo (im 8. Fiisso) ist gewohnlich leicht und bci den
alton Dichtorn selton schwer, so bei 7arafa ini 0. Gedicht
seines Diwans, liilutiger bei spiiteren so Abil Nuwas ed. Ahl-
wardt No. 5. Im abgostumpftcn 7a\vil, wio es z. B. Imr. 10
vorliegt, wird diose Silbe als Schlusssilbe schwer; dann abor
muss dio Schlusssilbe des vorletzten (7.) Versfusses leicht
soin. Das allgeniein aufgenonimene arabische Schema, welches
sich ohne weitere Erlautorung auch bei Caspari-Miillcr tindet,
ist insofern irrefiihrend, als es als 4. Versfuss ('ariuZ) ma-
la ilun statt mafa ilun angiebt, obwol dio schwere Paenultima
an dieser Stelle ganz ungewohnlich ist. Beispiele wio al-
//u/aia: Mukhtaiat 123 gehoren zu den soltensten Ausnahmen.
Auch bei spiiteren ist mata'ilun als 'ariu/ nur im ersten Verse
mit liiicksicht auf die Reimsilbe statthaft, vrgl. Abu NuwTis
ed. Ahlwardt No. 29, Freytags Versk. 101. Dagegen ist im
2. und 0. Versfuss die Paenultima moistens schwer. ^iiwil
ist wie ein Springbrunnen, bei dem jeder zweite Wasserstrahl
sich ein Stiick liber die kleineren Strahlen von ungerader
Zahl erhebt. Lasst man jedoch die geraden hohen Strahlen
nur bis zur Hohe dor kurzen steigen, so entsteht Mutaqarib,
das wir als ein ausgeglichenes 7awil ansehen konnen. Sein
Schema stollt sich in unseren Zifferwerten ausgedriickt fol-
gendermaassen dar:
480, 480, 480, 483 : 480, 480, 480, 483
seltener: 488, 8
Vielleicht deutet auch der Name „Mutaqarib" auf eine
Verkiirzung aus 7awil, da er „die Schritte einander niihernd'*
bedeutet. So besteht in der That eine naho innere Verwandt-
schaft zwischen dem volkstiimlichsten Metrum der Araber
193
(Yawil) und dem der Pcrsor (Miitaqarib). Dcnnoch geht es
nicht an, wie obon orortcrt wurdc, Mutaqilrib fiir cino pcr-
sisclie Modification dos 7a\vil anzuselien; das porsischo
Mutaqarib hat ja audi seino oigeiio von dor arabischcn ab-
weichonde Form ontvvickolt, namlieh:
488, 488, 488, 48 : 488, 488, 488, 48
Das Ziffernscliema stollt sich boi Kamil so dar:
9848, 9848, (9848) : 9848, 9848, (9848)
abgestunipft 988
Kamil muraffal: 9848, 9848 : 9848, 9848, 8. Beispiele:
'Abid: Muklitarat 90 ff, Dei. 1 -= 7/529 f; Lobid, Fragm. 15.
Wafir: 4898, 4898, (488) : 4898, 4898, (488)
Basi^: 6748, 648, 0748, 98 : 6748, 648, 6748, 98.
Fiir die andern Metra vervvoise ich auf die metrischon
Abrlsse, vrgl. z. B. Wrights Grammar of the Arabic Language
Yol. II, Noldekes Delectus etc.
Versa n fang und -schluss. Fine den Vers eroffnende
leichte Silbe vor einer schweren wird am Anfang des Gedichts
sehr hiiufig unterdriickt, so 'Antara S,l. Diese Erschcinung,
kharm genannt (vrgl. 'Iqd III 148), mag in dem musikali-
schen Vortrag oder vielleicht auch in dor Recitation ihre
Begriindung haben.
Als Analoga betrachte ich die Erscheinungen am Vers-
schluss. Der Versschluss soil im Arabischen die Kraft haben
jede kurze Silbe zu dehnen. Besser beschreibt Christ in
seiner Metrik der Griechen und Homer S. 106 die niimliche
Erscheinung mit den Worten: „Statt der vom Metrum ge-
forderten langen Silbe darf am Versschluss auch eine kurze
stehen, well die Schlusssilbe unter alien Umstiinden liingor
angehalten wird und dor der Silbe noch fehlende Zeitteil
durch liingere Erstreckung der Pause ausgeglichen werden
kann." Auch die katalektischen Verse, an denen das Arabische
so reich ist, werden immer auf ahnliche Entstehungsursachen
194
zuruckgcfuhrt wcrtlGii nuisscn, clio schliosslieh doch cin zoit-
mossondcs also quantitircndcs Princlp zur Voraussctzung liabon.
Am p]ndo dcrHalbvcrso findct kcinc Pause statt, wcnigstons
liiilt sich Tenwin an dicscr Stello, cinigc Diclitor sclilicssoii
die crstcn Vershtilfton stots mit oineni Wortonde ab, andoro
z. B. 'Abid (vrgl. namentlich Mukhtarat 90), Ilixnth b. //illiza
bcobachtcn das nicht. Lotzteros miisstc man nacli Goldzihcrs
Thoorio als das Spiitoro anschon.
Rcim^). Der lieim ist nach arabischcn Bcgriffen f'iir
die Poosie nicht ntir ein Ornament, sondern ctwas Notwen-
diges Wesentliches, woraus sich dor oben besprochene Bc-
doutungswandel von qawafi erklart. Reimlose Poesie kcnnt
der Araber nicht. Fiir iinser Reimgefiiiil abcr sehr befrem-
dond ist or innerhalb eines joden Gediciites einheitlich; os
rcimen imraer die zweiten Halbverse und im ersten Verso
eines jeden Gedichtes aiich der ersto Halbvers mit dem
zweiten 2); niir im Regez reimen, wie schon bemerkt, hJiufig
alio Glieder (Imr. 61), doch giebt es aiich Regezgedichte, in
denen nur die zweiten Halbverse reimen (Imr. 5S, 54). Die
Einheit dos Reims erklart sich wol daraus, dass die Araber,
wie sie solbst iiberliefern, zunachst nur Gedichte von wenigen
Versen kannten; sie ist fiir die arabische Poesie verhiingnis-
voll geworden, indem mit der Liinge der Qasiden das Finden
neuer Reime immer schwieriger und so das Dichten zu einem
Kunststiicke ward. Mit der Einheit des Reimes hilngt es audi
zusammen, dass die altarabische Poesie keine Strophen kennt.
Wollto man eino strophische Gliederung auf Grund des con-
ventionellen Inhaltsschemas der Qaside vornehmen, so wlirde
1) Vrgl. Ibn Kaisau, K. telqib al-fjawafi von Wright in seinen
„Opuscula Arabica" edirt.
2) Das Methnewi, das durchweg aus Eeinipaaron bostehende Ge-
diclit (meist Mutaqurib), schoint orst von den Persorn, allerdiugs bald,
nacbdem sie die arabischen Motra entlehnt hatten, orfunden zu scin.
195
man doch sehr ungleichc Glicder gewinnon; audi muss man
sich vergngenvvartigen, dass die Qaside eino verhaltnismiissig
spate Kunstform, wie von den Arabern selbst zugestanden
"wird, aus kiirzeren Elemcntcn zusammengcwachsen ist.
Da das arabische Organ die Konsonanten gcgeniiber den
Vokalon bcvorzugt'), wird von den Arabern als Cliarakteristi-
cum des Reims die Obereinstimmung eines Konsonanten, des
rawi, angesehen. Das erinnert mehr an das Princip unseres
alten Stabreims, nur dass dieser kein Endreim ist; die starke
Artikulation der Konsonanten im Arabischen kennen wir eben
annahernd nur noch im Anlaut. Aus ilir erkliirt sich die
Auffassung vom Rcim bei denjenigen arabischen Metrikern,
welche die Ubereinstimmung eines Konsonanten, den man als
don Charakter-Konsonanten des Gedichts auffasste und als
Ordnungsprincip benutzte, als das Wesentliche ansehen, weitero
tJbereinstimmungen als eine dekorative Zugabe betrachten.
Diese Auffassung scheint durch mchrere Erscheinungen unter-
stiitzt zu werden. So reimt im Inlaut i mit u, i mit u, ai
mit au. Doch zeigen die auch hier geltenden Einschrankungen
z. B. Vcrmeidung des Roimes -ab mit -ib -ub -ab, dass auch
der arabische Reim oin Silbenreim ist; und zwar sind die
moisten Reime der Gahilija weibliche (bez. gleitende) Reime,
indem auch hier das Princip besteht, das in der ersten Reim-
silbo Gleichheit des Auslauts und Glcichheit (odor zum min-
desten Homogenitiit) des vokalischen Inlauts, dagegon A''er-
schiedenheit des Anlauts fordert, wahrend etvva noch folgende
Reimsilben sich auch im Anlaut deckon miissen. Vrgl. Lobids
m. : (fa-ri)gamuha, (si)lamuha, (wa-/m)ramuha, {fa-ri)hamuha etc.
oder die des 'Amr.
1) Vrgl. Spitta-Bey, Grammatik des arabischen Vulgiirdialectes von
Agypten S. 1.5: ,.Ein arabiscbes Obr borcht nur nach den Konsonanten,
■wiihrend wir von eineni fremden Worto gewubnlich nur die Vokale be-
halten."
13
196
Die ratiniilichen Kcimc trcten iin Vcrluiltnis gogeniibor
don wciblichcn solir zurilck unci klingcn unscroni Oliro frcmd-
artig, weil, wio bcmorkt, dor Vokal des Inlauts vorscliiodon
soin kann. Ein Strobon nach Homogonitiit dos Vokals ist
allerdings unvorkonnbar, fat/i loinit moist niit I'at/t (vrgl. Inir.
No. 41 und 4.'{), aber Abweicliungen sind doch zu zahlreich
(Inir. 18, 8; l«, 3, 18; 42, 3; Tixrafa 5, 8, 11, 9 otc), urn sie
niit don arabischon Piiilologon als Vcrstosso gogon oin giil-
tiges Gosotz, als aib aufzufassen. Kosr und ^/anim ausoin-
anderzulialten war man offenbar niclit bostrobt vrgl. Imr.
No. 17, IS, l«.
Eino morkwiirdigo Spiolart dos arabischon Reims ist der
Doppolroim, welcher darin besteht, dass deni Koimo oin
mannlicher auf a auslautondor Reini unmittclbar vorangebt,
z. B. Zuhair 20: (ba)da lija^), fiinija, (wa-)'afija, </adija etc.,
'Alqama 10 u. 12. In einzelnen Gedichten zeigt sich doutlich
das Bostreben don Anlaut dos zwoiten Reims, den dakhil,
allitteriren zu lasscn, um auch bier oinon einfachen woiblichen
Reim (bez. gloitendon) zu erzielen. Namentlich doutlich
tritt dies Bostreben in 7arafa 10 hervor, wo in den ersten
J 2 Verson nur 1 mit dom lautlich so nah vcrwandten r als
dakhil wechselt, vrgl. Imr. 57.
Von unsorer modernen Praxis abweichend sind die im
Arabischon selir beliebten „unvermittolten Reinie" -) mit iden-
tischem Anlaut d. h. demnach, da dieso Reime immer voka-
lisch aiislautcn und auslautendo Vokale im Reim identisch
sein sollen, Reime, die in der vollkommenen Identitiit einer
Silbe bostehen. Die Idontitilt dos Aniauts hobt bei uns be-
kanntlich den Reim auf. Im Arabischon aber reimt z. B. die
1) Die Caesur im Eeime wird uicht unaiigcnehm empfunden, eiiie
Eigontiimlichkeit, die unsere Nachahmei* oriontalischer Poesie mit Vor-
liebe naciibildeten.
2) Die Bezeichnuiig „rulirendo Eeime" vermeide ich absichtlicli.
197
ganze 1. Mii allaqa auf li mit schwankendem Vorvokal. Der
Reim ist ja nun seincm Weson nach gleicher Ausklang der
Verse. Ziiniichst gleicht er den Auslaut der Endsilbc des
Verses aus, dann, wenn er sich starker fiihlbar machen will,
macht er die Endsilben voUkommcn gleich und vermittelt den
Ubcrgang von den freicn zu den gobundenen Silben durch
eino halbfreie Silbo, frei ini Anlaut gebunden iin Auslaut.
Diese Verraittelung vermisst unser Ohr bei der eben er-
wahnten arabischen Reimform. Ob das eine arabische Schroff-
heit ist, zu der sich vielloicht Analogien aus der Gramniatik
beibringen liessen, oder aber, ob dor folgende Konsonant
bereits dem Endvukal der letzten Silbe eine leise Schattirung
zu geben vermag, sei dahingestellt.
Wahrend die Araber diesen von niir „unvermittelt''
genannten Reim gelten lassen, sind sie auf der andern Seite
wieder strenger, indem sie gleichen vokalischen Auslaut noch
nicht als Reim ansohen, also Reimo wie du und tbu ver-
werfen wiirden. Auch hier zeigt sich die geringe Schiitzung
dor Vokale, welche uns auch in der semitischen Schrilt ent-
gegentritt. Einer lautphysiologischen Erkliirung bedarf die
Erscheinung, dass li und i, welche vor dem Reimkonsonanten
als gleichwertig gelten, nach demselben den Reim, fiir den
sie selbst nicht gcniigen, durch ihren Wechsel storen wiirden.
In gleicher Weise reimt ein kurzer Vokal mit nachfoigendem
h als Versende nur auf seines Gleichen, so -ruh bei Tarafa 8
in 16 Versen, -muli: ^arafa VJ in 23 Versen. Wer arabische
Verse von Arabern rezitiren gehort hat, dem ist sofort klar,
dass der hoch gesprochcne und lang ausgezogone Versschluss
keinen kurzen Vokal und auch das dumpfe Tenwin nicht ge-
brauchen kann. Der Versschluss dehnt daher den kurzen
Vokal und beseitigt das Tenwin.
„Erweiterto" und „reiche", sowie Innen-Reime kommen
in der alten Poesie zwar vor, sind aber im Vergleich zur
13*
198
spatcren Piaxis xJeralieh scltcn ; vrgl. 'Aiiir. in. 90, 95 und
namontlich 98.
Wonn spiitcrc Philologon Roimfohlcr an den alton Dichtcrn
brandmarken, so ist das ebonso zu bcurteilon, wio die Riigen,
welclio unsoro Podantcn Sehillor ob seiner unreinon Roime,
odcr siimmtlichen latoinischen Autoren ortoilen, dass sic nicht
wio Cieero schrieben, aber auch diesom, dass or nooh immor
kein Ideal-Pensum darstollt, sondcrn sich vicl zu viel Fioi-
heiten criaubt.
Krcuzweiso Rcime sind unbckannt, oincn Ansatz dazu
konnte man huchstens in einem morkwiirdigen Inncnroim,
dor jedoch dem Endreime angepasst za soin scheint, erblickon,
den ein Gediclit des 'A bid ibn al-Abras (Mukhtarat 88 ft')
aufweist. Entwickclt ist dorsolbo in den neiiarabiscben Be-
duinonliedern, wolche Wallin ZDMG V und VI niitteiit. Der
Refrain ist ziemlich spilt in der orientalischen Poesie aufge-
kommen.
Die Dichterspracbe. Dass die Sprache dor alten
Dichter, von geringen Niiancen abgesehen, eine einhoitliche
ist, baben wir beroits in der Einlcitung erortert. Man scbeint
keine Dialektdicbtung gokannt zu baben. Das Dichtoridiom
stand cinzolnen Dialokten so dem der Hudbail nabo, deckte
sich abcr nicht vollkommen mit der Prosa. Donn die Poesio
aus einer andern Gemiitsstimmung horvorgegangen und andero
Ziele verfolgond als die Prosa liebt es abgcgriffene Wortc des
Alltagsverkeiirs durch entlegcncre Bildungon (Archaismon,
Piovinzialismen, none Analogiebiidungen, Verwondung bc-
schreibender Beiworter, welche das Hauptwort verdriingen)
zu ersetzen. Sie vereinfacht und belebt die verstandcsmiissig
gegliederto Periodc, wolche dem Pcdanten und Bureaukraten
angeraessen ist, durch starko Bovorzugung dor Hauptsiitze
odor zerstort sie giinzUch durch kiihne Konstruktioncn. Da-
neben wirkt bei metrischer Poesie ein andcrcs Element auf
199
die Gestaltung tier Dichtorspracho oin; der Zwang dcs Vcrs-
niaasscs, diese freiwilligc Bcschrankung, bedingt doch wiedcr
eine Erwoiterung der Grcnzen des Erlaubten nacli der grara-
matischcn Seite^).
Die Vcrgleiehiing dcs Athiopischen und Assyrischen lelirt,
dass arehaistisch die aiif ii aiislautcnden Pronominaltbrmen
der 2 und 3. Person Pkir. Masc. sind. wolche die Prosa
vor "VVa.sla gewabrt hat, die Poesie jo nach Bediirfnis beibe-
lijilt so Zuhair m. 25, Lobid ni. 87, 88, 'Amr. ra. 34''. Das
Suffix der 1. Pers. Sing, lautet in Poesie hiiufig noch ,.ja"
wic im Athiopischen und Assyrischen, so Irar. m. 9, Zuhair
ra. 36; wiihrend es in Prosa diesc voile Form bekanntlich
nur unter bestimmten Bedingungen erhalten hat. Sehr beliobt
sind Provinzialismen wic auch bci unsern Dichtcrn, deneu
haufig Formen eines fremden Dialekts poctischer diinken-).
So war der Stinimbandschluss (haniza) ini /Yiguz inch Mckka
bcreits crweicht und vcrfliichtigt (s. Noldeke, Zur Graramatik
des chissischen Arabisch S. 7); die Poesie verwendet das
neue Sprachmaterial neben dem alten. Hierher gehort auch
die Vcrschleifung wailummihi (aus wai li-ummihi wehe seiner
Mutter), nach 'Iqd HI 122 eine poetischo Licenz ■'*). Auch
sonst finden Verschlcifungen statt, die der Prosa fremd sind,
so wird mil- aus der Praeposition min mit folgcndem Artikel
z. B. mil-'Abqaviji: 'Abid: Mukhtarat S, 96 Vers 5. Andrer-
seits bleibcn wieder Formen des fi'l al-a*amm, die eigentlich
1) Uber poetisclic Liccnzon \vg\. 'Iqd III S. 122 S: Ma jayuzu
fi'sch-schi'r uiinuna la jagnzii fi'1-kalam ; Ibn Qiitaiba : NB 40 f. Die
Darstcllunf^en dor poetischen Lieenzeii bcschaftigeu sicli mcist einseitig
mit dor Formonlelire und vernaclilassigeii dio Syntax; audi fassen sic
lediglicli eiiizehie Erscheinuugcn ausseilich zusamiueu anstatt sic ihrum
Wcscn nach verstchcn za leliren.
2) Ho vcrwciulet dor Elsiisscr Ed. Reuss in seiner Ubersotzung von
Schanfaras Qaside das im Elsass ganz unerbijrto ,,frug" fiir .,fragto".
3) Ausser dem Verse des Ka'b ibn Zuhair ('Iiid a. a. 0.) merkc ich
noch als Beleg an: Gubaiha: 33,6.
200
kontrahirt worden miissten, bei don Dichtern unkontrahirt
(Beispiole boi Noldeke a. a. 0. S. 12). Dialoktisch mag auch
nialk fiir malik scin: Nabk/a S,9, 'Amr. m. 25, 101 ; Tarafa 7,1.
Meist lassen sich nur Vermutiingen dariibcr iiussern, ob wir
eine Vulgarform, einen Provinzialismns oder eine eigene Wort-
bildung dos Dichtors vor uns haben ; so bei dcra triptotischen
Gobrauch diptotischer Eigennamen ') iind scinom scltcnercn
Gegenstiick, dom diptotischen Gebrauch triptotischer Namen,
fiir das, trotzdom er nach don Basriern unzulassig ist, Nol-
deke a. a. 0. S. 24/5 gleichwol eine Reiho von Beispielen
anfiihrt; so bei dor Freiheit des Dichtors den Jndicativ dos
Aorists auch fiir Subjunctiv und Jussiv zu verwenden oder
der auslautendes Medda mit folgendem Hamza (elif niemduda)
in lang a (elif maq6ura) zu kontrahiren -). Das Streben nach
einer gewiihlteren Redeweiso durch Vermeidung abgegriffener
Worte scheint sich mir beispielsweise auch darin zu verraten,
dass die Konjunction fa- raehrfach, so Imr. m. 2 gebraucht
wird, wo in Prosa nur wa- motivirt ware'^). Hierher gehort
auch das Ersetzen alltaglicher Worte wio Kamel durch Epitheta.
So sagt man adkan „dunke]er" fiir Weinschlauch (Aus b.
iiagar 20,20; Lebid m. 59); „die flinkcn, die verwehenden"
(Omeija ibn AbiV>Salt : Gamhara lOG) fiir „dio Winde''. An-
dere Beispiole habe ich Heft II gegeben, woselbst man liber
die Kunstmittel S. 103 — 6 vergleiche. Das fa- des Nachsatzes
1) Z. B. //arith m. 56: Qa<amin fiir Qaiami (besser als Qa/ama.
vrgl. Mukhtarat 90); Irar. lu. 74: Kutaifatiii fiir Kutaifata; Lebid iii. 18:
Fardatun fiir Fardatu.
2) 'Iqd III 123 Z. 1 fiihrt als poetische Licenz eiucn Vers des
fliassan b. Thabit an, in welchem dieser qafiiuka „dein Hinterkopf" fiir
qafaka sagt, doch scheint hier nicht sowol ein Gegenstiick zu obiger
Eegel als vielmehr eine auch soust iibliche Nebenform qafa' fiir das ge-
wohnliche qafa vorzulicgen.
3) Die spitzfindige Eechtfertigung i/ariris: De Sacy's Gramm.
Arabe 2. ed. I S. 554, Anthol. gramm. S. 135 No. 101 ist zu verwerfen;
vrgl. Jaqiit II 370 Art. //aumal.
201 _
hinwicdcruni wircl hiswcilon untcrdriickt, wo os die Prosa
verlangt (vrgl. Hoft II S. i)7), wic dcnn iiborhaupt dio klcinon
das logiscbe Verhiiltnis dcr Siitzo ordnondcn Partikcln der
Lobliaftigkeit des Dichters niclit immor bcqucni sind. Edit
diclitoiisc'h ist es z. B. das schwortallige ism al-mau.sul audi
beim doterniinirtcn Nomcn ausziilasson, wiewol dioPcdanton
von Ha.sra dcm Dichtor dicso Frcilioit nicht oinraumcn wollon
s. Noldoko, Ziir Gramniatik S. 101. Wenn 7arata 18,1 sagt:
„BL'i den Opforsteinon — Blut floss zwischcn ihnen", so ist
das dio poctischc Begiinstigung des Hauptsatzes, von welchcr
wir oben sprachen, alinlich wie Uhland sagt:
„Mein Schwcrt, icii kcniis am guton Klang,
Es gab so scharfen Laut",
wjihrend in einem Schiilcraufsatz vormutlich vcrbessort werden
wiirdc: „das icli am guton Klango konnc, gab . . ." Auch
fairt bisweilon in lebendigor dichterischer Redo dio Partikel
O^ aus, so dass dcr abhiingigo Satz die Form cines Haupt-
satzes annimmt (Noldcko S. 105). Haufig liisst der Dichtor
die ganze Konstruktion fallen und beginnt mit einem ncuen
Substantivum im Nominativ (Del. 32 Z. 12). Andrerseits
zeigt sicli wieder die grossere Leidenschaft der poetischcn
Diktion in Hiiufungen z. B. der Doppelncgation ma in: Tmr.
m. 27, yyaritli m. 55. Yiolfach bogcgncn wir auch in den
vorislamischen Gedichten dem semitischen Parallelismus mem-
brorum. In Lebids m. tritt der Parallelismus einzelner Satz-
teile besonders hiiufig aut" und dient dort zweifellos grosserer
Veranschaulichung. Auch ganze Siitze findet man nicht selten
alsVershalften zu cinanderinParallelegesetztz.B.Dol. 1 Z. IP).
1) Da wir don Parallelismus inembrorum hauptsilchlich aus dcm
Alteu Testament kennen, ist er unsern Klassikern bisweiieii zum Aus-
druck dor jirophetischen Emphase gewordeii vrgl. Schillors Jungfrau von
Orleans: Mein ist der Helm und mir gehurt er zu. Nur die Lebendgen
sprechen, nicht dio Todten. Die Waffen rubn, des Krieges Stiirmo
schweigen.
202
Besondcrs grosso Freiheitcn sind im RciniG gestattet.
Wilren dcm deutschcn Dichtor in dicsem Fallc dieselbcn
kiihnon BiJdungcn orlaubt, so diirfto er uubeschadet seiner
Anspriiche auf Klassizitat auf ,,im Kriege" sie „truge" (fiir
trug) und ctwa ,,genugo" (fiir genug), auf „Ritt" „Schutt"
und allenfalls audi noch ,,Stadt" reimen. Doch die grossere
Frciheit erklart sich audi wieder aus dor grossoren Beschriin-
kung, da alio Verse eines arabischon Godiehts dcnselbenRcim
haben, wiibrend wir don Reim wechsoln, niusste der arabischo
Dichter im Schweisse seines Angesichts nach Reimen suchen
und schliesslich zu den verzweifeltsten Mitteln greifon.
B. Inhalt.
Es ist bemerkenswert, dass wir noben den Qasiden an-
deres Volksgut der Gahilija besitzen, welches man nur selten^)
in ein poctisdies Gewand zu kleiden versucht hat, die Akhbar
al-'Arab. Der Grund fiir dieso Erscheinung, die manche Ana-
logien hat 2), ist vielleicht darin zu sudien, dass der Quell
der vorislamisdien Poesie die Leidenschaft war und der
metrische Apparat den Bediirfnissen einer ruhig fortschrei-
tenden Erzahlung nicht entsprach; erst die Erfindung des
Methnewi machte ihn fiir diese Aufgabe goeignot; den noch
blieb das Epos der Araber der Prosa-Roman. Die metrische
Form dient aber auch selten rein menschlicher Lyrik, Das
beschreibende Element ist stark in der altarabischen Poesie
vertreten, dem entspricht auch die durchwcg stichische Kom-
position der Gedichte, aber es ist koine objcktivo epische
Beschreibung; sondern eine unruhige skizzenhafte, untrennbar
verwoben mit dem Ich, der stark ausgepragten Subjektivitat des
Dichters. Dem praktischen Sinn der fSemiten angemessen ist,
1) Von al-Musaijib iiberliefert al-Bekri I S. 32 ein Gedicht, das
man als rein episch bezeiclmen kunnte.
2) So verschmiihte bei Pevsern und Kelten die epische Poesie ur-
sprunglich das metrische Gewand.
203
dass or in scincn Gcdichtcn nieist von sich sclbst handclt,
seine Vorziige prcist, scin Heittier riihnit, eincn Gegnor bc-
schimpft, ovcntiicll eincn Fiirstcn besingt, von dcni er elno
entsprechendo Bclohnung erwartot. Fast in jcdcr Qaside bc-
ginnon einigo Renommirverse mit dom sogenanntcn wawu
rubba'), das Avir mit ,,wio mancher" iibcrsetzcn: 0 wio
manche Wiistenoi liab' ich diirchqiicrt, wic oft meinoKamelin
zum Beutozug gesattcit, wie oft eincn edlen Ronnor ins
Schlachtgewiihl geritten, wie manchei" Schoncn Gattcn hat
meine Lanze in den Sand gestreckt, wio viclcr Fraucn Giinst
hab' ich genossen ! Auch der Name „Qaside" blcibt trotz
mancher anderer Deutungsversiiche cin Bcleg fiir das oben
Gesagte; vrgl. Landberg, Arabica HIS. 34, deraus dem Ihdva.-
mut-Dialekt die Phrase mitteilt: ^'^^^^^ ^-^-^^ lX-^aa^ Li! jo me
tourne vers Dieu pour trouver par mos poesies du bahsis und
dazu bemorkt: ,,Toute la vcnaiite do la poesie arabe, ancionne
et moderne, touto la cupidite insatiable du caractcre arabe a
trouve son expression dans Ic mot awV^'i."
Die Qaside ist natiirlich kein Naturprodukt mehr, sondern
ein Kompositum, in welchem sich der Dichter virtuosenhaft
an alien wesentlichen Stoft'en vcrsucht, wciehe die Dichtkunst
bisher in ihr Bcreich gczogcn hatte. Die Thatsacho, dass
es friiher nur kiirzere Gedichto gab, hat sich auch im Be-
wusstsein der Arabcr erhalten vrgl. die Ahlwardt, Bcmer-
kungcn S. 19 f angofiihrten Belege. Der ersto, der ein Ge-
dicht von mehr als 30 Versen verfasste, soil der aus dem
Kriege der Basiis bekannte auch in der 5. Mu'allaqa er-
wiihnte Muhalhil gewesen scin. Ihn konnon wir demnach
als den Vater der Qaside gelten lasscn. Da nun die alt-
arabische Poesie wenig originell sich konservativ in denselben
Gedankenkreisen bewesrt und dieselben Bilder daucrnd variirt.
1) Nach einer irrigeu Ausicht der arabischen Piiilologen so bcnaunt.
204
so ist zu erhoffon, class cino Analyse dor Qasidcn noch ziir
Hcrauscrkonnung soldier Parthion fiihrcn konnte, die cine
sclbststiindigo Existenz vor dor Qasido bcsassen. Lango
bcvor ieh die Ansicht altarabischer Gelclirter iiber die p]nt-
stchung dor Miisik kannt(>, war ieh diirch Beobachtiingen in
dor angedeutoten Richtung zu dor Voimutung gclangt, dass
vornehmlich /nda und ritlui die Quollon diescr arabisclicn
Poesie gewcson sein diirftcn; nun iiborliefert Mas'udi Murug
edh-dbahab VIII S. 92 boziiglich dos Gesangs: „Das Aida
Avar bei don Arabcrn dor Anfang dor Musik und dor Melodic;
aus deni Aida' und dom Stuhnen dor Beduinenweiber iiber
ihre Todten entwickclte sich dann dor Gcsang." Gesang und
Metrum gehorcn in ihren Anfiingcn zusammen. Schwerlich
aber ist das Metrum in dor ritha-Poosic hcimisch, die nooh
in spateror Zeit haufig ainetrisch ist; dagogcn wird eine Be-
einflussung dor marathi duroli das /nda, das naoh Wotzsteins
Schildorung gloichfalJs schwermiitig sein soil, in dor allmah-
lichen Ubortragung dor nietrischen P'orni auf jone zu sohon
sein. Die /uda-Poosie ist raoist im Regoz abgofasst, das auch
don Araborn fiir das illtoste Metrum gilt. Ieh glaube Ein-
wirkungen dor ritha-Poesio noch mohrfach in Bestandteilon
der Qasidon zu orkennon, wolche nicht dor Todtenklage gc-
widmet sind. Boachtonswort schoint mir z. B. , dass die
Dichtor das Solbstlob noch biswoilon mit dor Auftbrdorung
zur Todtenklage um sic, wcnn sie gestorbon sein werden,
einloitcn. Sie setzton hior wol haufig in dom Gohorton nur
die dritte Person in die erste um. Biswoilon scheinen auch
Bildor und Wondungen, wclcho zuniichst avoI den Manithi
angohoren, denen sie allein angemesson und in denen sie
auch noch belegbar sind, von dort ins Ncsib oingodrungen,
so der Vorgloich der Thriinonflut mit dom Wasserwerk, welches
eine Kamelin in Thatigkeit setzt. Ieh denkc nun keineswegs
daran zu behaupten, dass die Araber einige Jalirhunderte vor
205
dem Islam kcinc andoro Pocsic als Todtcnklagen iind den
Gesang dcs Kamcltreibers gekannt hiitten. Epiphanius cr-
wahnt Hymnen an Gotzen in arabischcr .Spracho (WR 40)
und bei Niliis ' ) werdcn Arabor bci oinem Wassor geschildcrt,
das sie in der Wiiste gefunden habcn to'jtw Ss 7:po<7j(opeuovT£;
/.al Tr,v Trrrj'Viv avojAvouvTS? • • ., was an das alttestamentliche
Brunnenlied erinnert und demnacii uralte Gowohnheiten zur Vor-
aussetzung zu haben schoint. Schvvorlich fohltc audi das Liobos-
lied-), abcr dieso Pocsie diirfto zunilcbst amctrisch wio dio aJt-
testanicntlicho gcwcson sein. Der Reim scheint nun auf
eincm ganz andern Gebiet heimisch als das Metruni, niimlich
dera des higa, der Satyre, dio ncben der Qasido meist noch
ein selbststiindiges Dasein fristet. Wie Goldziher (GAP) ge-
zeigt hat, entwickelto sie sich aus dem Wcttfluchen der
Zauberer, dem man wirksame Kraft zuschrieb (Bilcam). Geiz,
schlechte Behandlung des Gastes, ungestrafte Beleidigung,
niedrige Gesinnung sind die Vorwiirfe, denen wir am hiiu-
figsten in dieser Litteraturgattung begegnen. Eincr ihrcr
beriihmtesten Vcrtreter war al-JJutina, (vrgl. S. 176). Das
Gegenstiick des /nga ist das Loblied mad/t; A'ielleicht bildeto
das Eigenlob'^) die Zwischenstuf'e; dem gevverbsmassigen uiadA
Avio es z. B. Nabi^/a adh-Dhubjsini don Fiirsten spendete, ging
eine edlore Form dessclben voraus, die als Abtragung oiner
1) Migne, Patrologiao cursus completus. Patres Graeci. Sen I.
Tom. 79. Sp. 648.
2) Mchrfacli wcideu in den Weinbuden miisikalische Dirnen er-
wahnt, die audi Lieder zum Besten geben, allerdiugs vielleicht zum Teil
in fromden Zungen; das wird naturlich meist Weinpoesio und erotisciie
Poesio gewesen sein. Hier erijffiiet sicli cine Moglichkeit fremder Beein-
flussung der Araber in diesen Dingen (.vrgl. A'j. XVI S. 15). Nach
Zubair 8,7 singcn dio Kaufleute Lieder wie dieses fZuhair S ist ein un-
sauberes SpottgedicLt), wenn sie zum Wasserplatz binabsteigen.
3j Zu dem nach altarabischer Anscbauuug auch die dem Wein ge-
widmeten Partbien gerechnet werden miissen.
206
Dankosscliuld an liiill'roiclio Stiiimiio oder edelc Miinner aiif-
tritt. I)cm mad// vcrwandt schcint das nasib, die Scliildcrung
der Goliebteii. Doch vermiito icb, dass dioso schwcrmiitigeii
Licbcsklagen bisweilcn bcroits den Inhalt der Aida-Pocsic
bildetcn, handclt das Nasib doch aucb vora Aiifbriicbc; so
wiirde sieh aiich seine Stcllo am Anfange der Qasiden er-
kliiren; mcin Kollege Brendcl crzitbltc mir, dass aucb die
Rciseiieder der Lnppen, Avelcbo sie in ihren Kenntierscblitten
singen, erotischen Inhalts wiircn.
Cbarakter. Abgeseben von den S. 176 gonanntcn Dar-
stellungen Ablwardts und Wellhauscns scbcint mir bisber
immer nocb Lagarde die arabiscbo Poeso am bosten — wenn
aucb cinscitig-misgiinstig — Symmicta S. 61/62 -= GGA 1871
S. 387 ff cbaraktcrisirt zu babcn^). Nacbtriiglich will icb bier
nur einen Pnnkt bervorbeben , dor bisber nicbt zu seineni
gobiibrcnden Kecbto gckommon ist, aucb unbcgriindeten
Widersprucb erfabren bat, dor aber die wosentlicbste Bedou-
tung der aJtarabiscbon Poesio darstelit. Boreits Globus 189.3
No. 22 und im 2. Heft dieser Studion S. 103 ff babe icb micb
eingebonder iiber don anscbaulicb-lobendigen Naturalismus der
altarabiscbcn Poesio, ibrcn Hauptvorzug, geaussert"-). Die
1) Einiges Giite fitidct man audi boi J. B. Wonig, Zur allyoincinen
Cbara!itcristik dor arabiscbcn Poesio, Innsbruck 1870. Ziemlicb unbc-
deutend ist Weil, Die pootiscbe Litoratur dor Araber vor und unmittolbar
nach Mohammad, Stuttgart und Tiibingen 1837.
2) Die von Hartmann, Mctrum und Rbjtbmus S. 11 Anm. 1 gegen
diese meinc Auseinandersctzungen goricbtoton P^inwiindo boriicksicbtigen
nicbt, dass icb die VolksiJoesie andcrer Volker selbstverstandlicb ver-
gleicbond berangezogen babe. Das Eesultat war fiir diese ein weit un-
giinstigeres als icb erwartet hatte. Der Cbaraktor ist etwas Relatives
und man muss abvviigen, wenn man cbarakterisiron will. Hartmaniis
Einwurf, da?s ja ein gutor Waidmann die Eigonscb ifton mancbor Tiero
besser kenne als ein Professor der Zoologie, involvirtin seinem Zusammen-
hange die Folgerung, dass eine gute Beobacbtung darunter leidet, wenn
sie von keinem Professor bcrriibrt. Dcm verniag icb nicbt bcizustimmen.
Mit Bezug auf das Ej>itbeton ,,ui.icbtcru" babe icb zu bemerken, dass
_ 207
alton Bodiiincn waren ein Natiirvolk in dcs Wortcs eigent-
Jiehstor Bcdeutiing i); schiod sio doch von der froien Gottes-
^YoIt nur das loichte ,,Wiistoiizclt, durch das die Stiirme
Sanson", niclit diiniptb Stadt- und Hauserniaucrn. Sogar das
Zelt wurdc zuniiclist nur als Schutzdacli dor Sclilaistatte ge-
daclit-'). Die Bediiinon braiiolien kcino Mosclicon, weil, wie
sie sagon, die ganze AVclt der Teiupol Gottos ist. Daher ant-
wortcte ein Boduine auf die Fragc, wolier er in der Storn-
kunde so orfahren sei: ,,Wcr ist es, der nicht die Pfeiler
seines Haiises kennt?''^^) So spricht donn audi aus den
Liedern dieser Naturkinder, dioser ecliten Sulino der Wtiste,
eine Frische und Scharfe der Naturbeobachtnng, oine Leben-
digkeit und oine wilde Leidonscliaftiichkeit, welclio der Kultur-
menscli, dessen sinnliclie Beobachtungsgabe stumpf geworden,
desson natiirliches Empfinden die konventionelle Liige modi-
fizirt, Liiufig niclit niehr zu Aviirdigen weiss. In innigem
Zusammenhange stehen diese Erscheinungen mit dom semi-
tischen Realismus. Der Wustenarabor sucht die Scbunhoit
in scbarfer Erfassung und Wiedergabe dor Wirklichkeit. Sein
seharfer Sinn baftet so sebr an den Gegonstiinden seiner Um-
gebung, dass ein Idealisnius garnicht aufkonimcn kann. Die
charaktoristisebo Wiedergabe der Unigebung bildet noch einon
Hauptrciz der arabiscben Miirchen; 1001 Nacbt vorstelit es
meisteriiaft das Volksloben in seinen Details sinnlicb auszu-
malen. In iihnlicher Woiso wie jenen Marcbenbildnern das
stiidtisclie Lcben und Troibon Object ibrcr Darstelkingskunst
nur trockene Reflexion niichtorn wcidon kann, niomals abor leiden-
schaftlicbe Natnrpoesio. Audi sonst liatte ich Manches gogen den In-
Iialt der Anniorkung cinzuwendcn.
1) Vrgl. Layard, Nineveh und Babylon 323.
2) Deslialb riibmt sich der Edoldenkende nicht hinzusohen. wenn
Sturm das Zelt der Nachbarin uniwelit ('Urwa ibn al-Ward ed. Noldeke
13,7j.
8) Sitzungsber. d. kaiseil. Ak. d. Wiss. Philos.-hist. CI. VI. Bd.
Wien 1851. S. 444.
208
war, war cs dem vorislamischon Dichter die ihn iimgobonde
Natiir. Einigo Beispielo mogon das Gosagto erlautcrn, Bildcr,
die nicht nacb unsorm Gcschmack sind, dcni Araber aber
getallcn, wcil sie einen treffcnden Vergloich auf guter Beob-
aclitung beruhend cnthalton. Das Knarren dos Kamelsattels
vergleicht A us b. //agar 12,16 dcm Konzcrt, wolches ent-
stiindo, wonn iinter dom Sattolgiirt dor Kamolin cine Katze
und an ilire beiden Bauchricmen ein Halin iind Schwcin go-
bunden ware. „Lasst mich beide berab", sagt al-/7u<aia .'t5,3
vor seinem Tode, „in die finstere Erde, so wie der Schopf-
trichter zwischen den Seilen in den Brunnen liinabgelassen
wird." Urn den Realismus des Bildes ganz wiirdigen zii
konnen, muss man sicli vergegenwiirtigcn, dass der Todte von
2 Mannern ins Grab gesenkt wurde (GMSt I S. 245, FE 222)
und zum Wasserschopfon ein Ledertrichter dient, dcssen un-
teres verjiingtes Ende durch einen zweiten Strick nach oben
gelialten wird, der also von 2 Mannern bedient werden muss,
vrgl. auch Doughty, Travels in Arabia Deserta 1 458. Die
Dichter scheuen sich nicht die Lause in ihreni Haar zu er-
wahnen. Den arabischen Philologen ging allerdings bereits
das Verstandnis fiir derartige Naturpoesie ab, und sie machen
bisweilen den alten Dichtern unterlassene Bemantelung zum
Vorwurf vrgl. z. B. das von Ibn /7ugga, Khizanet el-adab ed.
1304 S. 360 zu den dort zitirten Versen aus der 1. Mu allaqa
Bemerkte. Sein scharfes Erfassen der umgebenden Natur
schliesst nicht aus, dass der Araber gleich andern Natur-
volkern fiir gewisse Farbenunterschiede wenig empfindlich zu
sein scheint: die Woge wird rosigi), der Himmel griin-), das
Laub schwarz genannt^). Sehr irrig wiire es ferner zu glauben,
1) ward: //u<aia: Mukhtarat 123 Z. 8.
2) Rabi'a b. Maqrum: M 30,15.
3) Vrgl. auch Paul Boetticher, Initia chromatologiae Arabicae,
Berlin 1839.
209
dass jeder Dichtor die Boobachtungoii, welclio or verwertet,
solbst gemacht luitto; trotzdom muss man es boch voraii-
schlagen, dass guto Boobacbtiuigon als solcbo Anklang faiiden
und weiter fortgoptlanzt wurden.
Recht.
Koliler, iJbor diis vorislamisclio Rocht dor Araber (Ztschr. fiir ver-
gleiclieiule Rechtswissonscliaft, S. Band 1888 S. 238—261) fusst wosent-
licli auf Burckliardt und benutzt die Quellen aus vorislamischer Zeit
kaum. — Goldziher, Die Fiction der Blutvcrwandtscbaft bei orientalischen
Volkorn: Globus 63. Band. 1893. S. 50 1. — Tornauw, Das raoslemische
Eecht nach den Quolien dargestellt, Leipzig 1855.
Obwol es untcr den Beduincn Arabiens keine die Gc-
richtsbarkoit ausiibende Gewalt gab, sind wir doch berechtigt,
nicht nur von Herkommen sondern audi von Rccht unter
ihnen zu sprechen. Das moraliscbo Empfinden war bei den
Arabern ungleich lioher entwickolt als die Rechtsbothiitigung
in der Praxis; dafiir sprechen die zahlreiehen Worto fiir
moralischo Defekte^), die uns namentiich in den Sciimtih-
gedichten bogegnen. Auch der Rechtsbegriff ist bereits ins
Bewusstsein getreten und hat seinen sprachiichen Ausdruck
gefunden (/'aqq)-). Eine ganze Reihe rechtlicli-moralischer
Begriffe enthalt die Mu'allaqa des Zuhair z. B. culm (Vers
39), mugrini (23), gani'^) (46), auch die des /Varith z. B.
Vers IG: bari, khali, dharab. Vers 28: muqsi/ ,,Gerechtigkeit
ausilbend'', Vers 76, 77; vrgl. auch z. B, M. 15,20: tasaffaha.
Ein unklarer RechtsbegrifF wurde bisweilen zu einem casus
1) z. B. t/irCi Tiugredo : //arith m. 22; kbijana, a.'/ascbscb, akdbab:
Nabi.7a 3,4.
2) Das bezcugen Verse wie Lebid ni. 79 und 72 ; Aus b. 7/agar
38,5; Delectus S. 1 und 40.
3) Der Begriflsweclisol von gana ,,pfliicken, Unrechfe begebeu" cr-
innert an das Bild vou der verbotenen Frucht vrgl. Inir. ra. 15, welcbe
Stelle wieder daran erinnert, dass tiirk. sclioftalu Pfiisich, Kuss, Lieb-
kusuug bodeutot vr^l. JA. 8. Ser. 14. T. 1889. S. 164.
210
belli, cin Boispiol S. 146. Intoressant fiir das altarabischo
Rocbtsbowusstscin ist audi folgonder Fall: Ein erschupftes
von soiiicni Besitzcr zuriickgolassciics Kainol wird von oinom
Andern wicderhorgestollt, dor friilicro Bositzor roklamirt das
Tier, und man kanii sich nicht einigcn (Waqidi 225 a. Wellh.
S. 395), bis M/<aramad bestimnit, dass cs in diesem Fallo dcm
Pfleger gcbiiro.
Allerdings boriift sich aiif Recht vorwiegond dorSchwache,
vrgl. jedocli audi 'Amrs ni. 101. Deni Starkcn, der dieFolgen
nicht zu schouen brauchte, gait os nieist fiir nobol Unrecht
zu thun (Zuhair m. 39). Bei Salama b. al-Kliurschub (M
4,10) stoht ,,niag cr Siihne fiir oin Unrecht suchon oder Un-
recht thun" (wie Thorbccke iibersetzt) geradezu fiir AUe.
Auch den Frevler nicht auszuliefern, geroicht einom Stainme
zura Rahme (Zuhair m. 46). Im ersten Liede der //amasa wird
einem Stammo nachgortihmt, dass er seinen Bruder, wann
dieser ihn in der Not zu Hiilfo ruft, nicht erst den Rochts-
bcweis (burhun) antreten liisst {111). Dass ein Rechtshandel
weniger mit objoktiven Griinden gefiihrt wurde, zeigt die
Muallaqa des 'Amr und des //arith; der erstere erstrebt Ein-
schiichterung des Richters, der zweite captatio benevolentiae;
die Streitpunkte wcrden von don beiden Anvviilten nicht klar
dargelegt, sondern nur so nebenbei vervvorren angedeutet.
Aber auch der Starke fiillt wol golegentlich in die Hand des
Schwachen; der machtige Araberfiirst Kulaib musste die
Todtung einer Kamelin mit dem Tode biissen. „Frevol
streckt die, welche ihn thun, zu Boden", sagt Jazid ibn al-
i/akam, „und Ungerechtigkeit ist ein ungesundes Futter."
{Dg\. 1 Z. 11).
Natiirlich gab es vom altarabischen Rechto keine Kodi-
fikazionen, zu denen das hebriiischc schon mehr als ein Jahr-
tausend friiher gelangt war. Wiihrend wir dieses somit fast nur
aus der Theorio konnen, konneu wir jenes fast nur aus der
211
Praxis (nacli den Akhbar al-'Arab) crscliliosscn. Allcrdiiigs
dihfto dio //adith -Litteratur kritisch vorarboitot noeh dio
Rekonstruction iiianchcs arabischon Gewohnhcitsreclitcs go-
statton; das abor wiiro oino Arbeit, dio von unsern Arabistcn
wo] Goldziher allcin zu loiston im Stando wiiro, da oino um-
fasscndo Kenntnis des gosanimtcn islamischon Kcclitslobens
mit Methode imd Scharfsinn verbunden dio Voraussetziing
bildct 1st diese Arboit gethan, so wird cine Verglcichung
mit dom hebraisehcn iind dcm bis dahin vernuitlicli in
grussorom Umfango wieder crschlosscncn babylonischen Kechto
zweifollos oinc crhoblicho Furderu ng unsorer Konntnis des
Semitismus darstellen.
Was icli von Rochtsaltcrtiimcrn gcsamnicit habe, ist moist
bereits bei den cinzelnen Stoffon des Keclits (Eho, Krieg,
Blutracho, Sklavon) beiiandolt wordon. In oiner Neiibearbei-
tung dieses Biielies soli alios Rechtliche hior ziisammenge-
stellt wcrdon.
Sicherheit und Bcsitz des Einzelnen wurde dnrcli die
Autoritilt dos Stammes garantirt. Die Habe dessen, der sich
nicht unter dom Scluitzo (giwilr) oines Stammos befindet, ist
in der Wiiste vogelfroii). Ubor die Grenzen des Stammes
liinaus wurdo dio Gefalir fiir p]igentiim nnd Loben des Ein-
zelnen dinch cinigo Institutionen gomildcrt, iiber die wir
bereits gehandclt haben, die 4 hciligen Monate, das Gast-
iind Asylrecht. Sonst ist das Anschon des Stammes nach
Aussen der einzige Anlialt. Dor Stamm maclito ein Anrecht
auf bestimmte Woidegriindc geltond ; auf streitiger oder
fremder '-) Wcide zu zclten, gait fiir ehronvoU; uni giito
1) Dieser Anschauung entsprach es, class nach iler islamischen Er-
oberung die ziim Islam bekehrten Nicht-Araber sich einem arabischen
Stammverband anscbliessen musstcn.
2) Aus b. 7/agar 43,17.
14
212
Woiilc imiss mail kiiniplcn odor wenigstens Furflit cinflusscii
(al-Bckri S. 23).
Was (lie Rcchtc des Familicn vators don Kindern
gogcniibcr anlangt, so duiftc or nciigcboronc TOclitor be-
kanntlieli ohnc Wcitcrcs tudtcii lasson (wa'ad: // 117/8).
Sohnc wurden biswcilen als Opfcr gclobt (Wll 112); ihro
Verstossung kommt vor^). Die Adoption war oiiio bckannte
Institution (GMSt I 134—6). Tarafa m. 88 f sohcn wir den
Sohn ungesti'aft ins Bcsitzrecht dos Vators iiborgrcifen. Als
Altorsgrcnzc f'iir die Miindigkcit wurdc erst zur Zcit 'Omars 11
auf Grand einer gofulsciitcn Tradition das 15. Lebensjahr
festgosetzt "-); die Bcduinen fiihrten natiirlich niclit Buch iibcr
das Alter ihrcr Kinder und richteten sicli lediglich naeh dor
Reife. — Bei den verschiedenen Eheformen ist die Gewalt
des Mannes iiber die Gattin verschiedenartig; baufig scbliigt
or sie, wonn sio ibn iirgert; eino Verschuldung gegen ilin
biisst sic unter Umstiinden mit dem Tode-'). Ziir Scbcidung
bcdurfte es nur wenigor Worte; docli konnte sicli audi die
Frail durcb Umdrehen des Zeltcs scheidcn (/Yatim ed. Scluilt-
hess No. 50, 51). Fiir den Gatten war mit der Scheidung der
1) Vrgl. iiber diese Verhiiltiiisso naraentlich WE 459.
2) Goldziher: Ztschr. fiir vergl. Kechtsw. VllI 1889 S. 411.
3) Sitzungsberichtc der philos -histor. Classe 6. Band Wion 1851
S. 416, 418. Wellhausen vorweist in seinen Eesten 2. Aufl. 1897 S. 209
dafiir, dass die Begriffe Herrschaft uud Muttorschaft naho boi einander
liegen, auch auf das babylonische Zeicben fiir KcJnig, das er noch fiir die
j^it'nenmutter" bait. Docb ist dieser Einfall lange abgcthan, ebenso wie
die Form Qeri (ebend. S. 41 Anm. 2). Froia soil nacb ti. 152 dasolbst
auf dem Eber reiten; sonst lenkt sie das Katzengespann; der Eberreiter
ist Freyr als Sonnengott; denn der Eber hat goldene Borsteu und wird
nach einer andern Auffassung tiiglich iiber den Himmel gehetzt. Was
Wellhausen S. 189 ohno Beleg von der Wasserprobo bei Hexen „ini
Islam" erzahlt, ist wol eino Reminisccnz aus mcinem Borichterstatter
3. Aufl. S. 42 3; cs ist dort abor nicht von Muslinien sondern von
Cbristen die Redo; der muslimischo Autor her chtet einen ihm wunder-
baron Branch nordischer Vulker.
213
Verlust dos nialir verbunden. Da mit ilir die Bandc zwischcn
]\Iaiiii und Frau gclost waron, gehoitc dio Fran nacli derselben
wieder zu ihron BJutsvcrwandtcn. Somit erkliiit sich, dass
der Mann die Fran nicht verkaufon konnte, was nicht eigent-
lich einc Bescliiiinkung seiner Gewalt ist, wio es VJK 449
auffasst; Araberinnen waren iibcrhanpt kcin Handelsobject;
auch fur gefiingone Frauen nahin man nicht Losegeld; fiir
einen gestohlenen Panzer nahm man nicht die Mutter dcs
Diebes als Pfand mit, Avenigstens wurde das in geachtcten
Familicn niclit leicht vcrziehen (// 232). Die Ehe unter-
scheidet sich vom Concubinat durch die Zahlung des mahr
und die Annahmc dcsselben d. h. die Einwilligung der Yer-
wandtcn der Frau. — Sklaven werden hiiufig mit Stock-
schlageii bedacht, sic geliorten zum Loose des Sklaven und
■wurden nicht weiter veriibelt. „Der Sklave wird mit dem
Stock gepriigelt", sagt Abu Duad (A^. XV 96) „dem Freien
aber geniigt das Wort". Deshalb schmiiht Imruulqais 51,3
seine Feinde ,,'abida '1-asa" Stocksklaven. Sonst vergleicho
Uber die Sklaven S. 137 ff. Der Sohn oincr Sklavin blieb
unfrei (A.^. Vll 149: wakanati 'l-'Arabu ti'1-Gahilijati idha
kana Jir-raguli minhum waladum min amatini 'sta'baduhu ^)).
Eine Freie gab man keinem Sklaven zur Ehe. — Das Schutzrecht
gewahrt zuniichst dio Frau (S. 59/60).
Besitz und Erwerb. Mai „Besitz" bezeichnot, wie
oben erwahnt, an vieleu Stellen geradozu Kamelc, Dem
solbsterworbenen Gut (/arif) wird hiiufig das crerbte (tilad)
gegeniibergestellt-). Yarif wird auch als erbeutotes Vieh er-
kliirt, tilad ist das, welches im Lager geboren ist. Aus
diesen beiden Elementen setztc sich also der Besitz haupt-
siichlich zusammen. ,,Wer Kamele besitzt", sagt Abid in
1) Vrgl. WE 440.
2) S. Heft II 90.
14*
214
soinor von irumniol odiiton Qasklc V. 15 „muss sic Erbcn
lasson iind ^Ycr Bcuto gcniacht hat, wircl ausgopliindcrt".
Aiisscr Kaiiiolcn ropriiscntircn vornchmlich Panzer cin Ka-
pital. Piivatgrundbositz 1) findon wir nur bci einigcn Hiiiipt-
lingcn, z. B. dcm Tar/labi Kulaib (Del. 39) und Hciligtiimern.
Das Zelt gohurto urspriinglich dcr Fran-'). Vorsclnvendcr
wcrden von ihron Verwandtcn unter Kiiratel gestollt (//Atim
ed. Schulthcss No. 53; A^^. Ill 5).
Neben dem Gedankon, dass der Besitz des Gestorbcnen
dicsem gohoro und niit ihm ins Grab wandern niiisso, cnt-
wickelt sicli boi don Naturvolkcin die Auffassiing, dass nur
dor Lobondc besitzt, das Eigontuni des Gestorbcnen also auf
den Lebcnden iibcrtragcn werden miissc. Beide Ansciiau-
ungen kreuzen sich audi iin arabischen Altertum. "Wahrond
wir einerscits der balija und ahnlicher Briiuche zu gedenken
batten (S. 141), ist andrerseits der Begriff des Erbes ein go-
liiufiger. Von den Viitern ererbte Panzer (nicht Rosse), die
auf Sohne vererbt wcrden, erwahnt 'Anir m. 81. Es linden
sich noch Beispicle, dass die Frau gewissermaassen als Erbc
an einen der niichstcn Verwandtcn des Verstorbenen iibor-
geht (WE 455). Das Testamcntswesen ist cine spiitere nach-
islamischc Entlehnung vrgl. Kremer, Culturg. 1 S. 534, 540.
Wellhausen versucht allerdings (WR 125) es als einen dem
1) Das Wort Inmii bcdcutet iiberhaupt Privatgrundbesitz sowol dos
Einzelnen wio des Stamnies. Die Veiletztiiig dieses Vorrechtcs bezeichnot
ba/( in der IV. Form (Aus b. //agar 43,17; vrgl. 'Amr ra. 61).
2) WE 444—5. Diose Auflassiing gewann juristischc Bedeiitiing,
indem sich auf sie die Anspriiche jeder Frau auf eiti eigenes Hans griinden
s. Siiouck Huigronjo, ]\fekka J I S. 113, Lane Arabian Society S. 246.
Der Propbet verweilte, als or eiiiiual gescbworen batte, sich wiihrend
einos Monats seiner Frau zu cnthalteu, so lange auf dor maschraba
(Bukbari od. Bulaq 1280 h I S. f"'iV). Das tiirkischo Haus in Konstan-
tinopel hatheute allerdings moist einc besondero Frauonabteilung (haremlik
im Gegensatz zum solamlyk), wiihrend nacb Snouck Hurgronje in Mekka
dieso Teilung nicht zu existiren schoint.
215
Uborlebendcn aiiforlegtcn Scliwiir dcs Todten in cinon alt-
arabischen Idccnkrcis ciiizufugcn. Wonn abcr Jemand ster-
bcnd schwort, cs sullen 50 seiner Foindc getodtot werden und
koin Einiiiigigcr nocli Lahmer darunter und sein Stamm or-
i'iillt dicsen Schwur (// 442), so ist das kein Testament in
unscrni Sinno, woruntor wir cine schriftlicho Verfiigung des
Vcrstorbcnen iibcr sein Vermogen Yorstelien. Audi die wasa,
von wclcher 'Antara ni. 62 spricht, war etwas iibnliches wie
der II 441, 442 crwiibnte Schwur. Wie bei den Juden, so
erbtcn auch bei den vorislaniischen Arabern nur die Suhne,
wo solclie vorhanden waron, sonst aber w^ol auch Tochter :
WE 467. Jedenfalls gab cs Frauen mit eigencm Vermogen.
Ein Vorrecht der Erstgeburt hatte slch bei den Arabern nicht
cntwickeit.
Yon Schenkungen werden Uberlassungcn auf bcstimmte
Zcit unterschieden z. B. fiir die Zoit einer Hungcrsnot (vrgl.
S. ^^) oder fiir Lebenszeit des Empfangcrs: GMSt II S. 80.
Die Beutcverteilung zu leitcn, war nicht immer eine
leichte Aufgabc; sie forderte cine iiberlegeno Personlichkcit;
denn oft ging cs stiirmisch dabci her, so dass der Edle sich
lieber zu seinem Schaden zuriickhielt. Aus einem Verse des
Ibn 'Anama (//amasa 458) lernen wir die 5 Bcuteanteile des
Eiihrers kennen. Er erhielt in der Gahilija zuniichst den
4. Toil der Beuto (mirba')'). Ausserdem durfte er sich noch
Stlicke auswiihlen, die ihm bosondcrs getielen , wie das be-
kanntlicli auch MuAammad that; das waren die aafaja (plur.
von safija). Naschiia wird nun gewohnlich als die Beute er-
kliirt, welche das Heer untorwcgs, bcvor es sein Ziel erreicht
hat, macht. Diosc mag allerdings in Arabien meist ziemlich
1) Vrgl. //atim cd. Seliulthcss S. 63. Spiitcr den 5ten; audi in
dera spanischcu Cid-E[)os crluilt dor Feldherr ein Fiinftel der Beuto s.
Wolffs Ubersetzung (Jena 1850) S. 17.
216
diiifti^ iind fiir das Anrccht dos Fiihrcrs nicht zu gross aus-
gefallcn scin. Xaeli andcrn aber steht das Wort fiir naseli^
und bezcichnct cine Kamclin oder eine Stuto nobst Fiillon,
die man dom Beutoviertcl dos Fiilircrs liinzufiigtc. Viortens
stand dicscm dor Uberschiiss nach dor Tcilung zu, was der
Isltlm gloich dor nasclu<a aufliob. Schliesslich hattc or noch
iiber die Ausriistung zu verl'iigon, die cin Reitcr vor Boginn
der Sehlacht im Zweikampf einem Gegner abnahni. — Ein
altes Beispicl der 'oqla (s. ZDMG 22. Bd. 1868 S. 96) findct
man: Sitzungsbcr. d. philos.-histor. Classe d. kaiserl. Akaderaio
der Wissenschaftcn 6. Bd. AVien 1851 S. 414.
Zu den Rechtsbriichen leitet uns das Schuldenmachen
hiniiber. Ein Pfand, das zu bostimrater Zeit verfiillt, (^allq)
erwiihnt Aus b. //agar 29,3. Interessant ist das Wort naggam
,,zum bestiramtcn Termin seine Schuld zalilen" (Zuhair m.
23 u. 24 bildlich gebraucht), weil es darauf hinzudeuten
scheint, dass der Aufgang eines Gcstirns (nagm) als Termin
festgesetzt zu werden pflcgte. Das bekannte Kapitel „Die
Beduinen als Betriiger ihrer Gliiubiger" in Noldekes Beitriigcn
S. 183 ff entrollt kein giinstiges Bild von der Bereitwilligkeit
der Beduinen ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen,
wobei es kaum von Belang ist, dass der aus BuAturis //amasa
entnommene Abschnitt vielleicht nur Verse aus islamiscber
Zeit enthalt. „Ich halte", sagt der eine Dichter, „fiir die
Gliiubiger ein schneidiges Scbwert bei niir bereit und einon
vortrofflichen Knlittel aus Arzanholz". Aus solchen Verluilt-
nisscn erkliirt sich, warum die in den Gedichten erwahntcn
Gliiubiger wohmiitig an ihr ausgeliehenes Geld denkend ge-
sehildert werden (s. S. 43). tJberhaupt scheint der Gliiubiger
kein Rechtsmittel seincm Schuldner gegen iiber gehabt zu
haben, er konnte ihn hochstens blamiren. So rief ein Mann
vom Stamme Guscham eine Schuldforderung, niit deren Ein-
losung ihn ein Kiniini hinhielt, auf dem Markte zu 'Okac um
217
oincn Affon i) ans (Ag. XIX 74, 'Iqd HI 87, Biiinnow's
direst. S. 35). Glinstigero Ertalirungon schcint dor Thaqafi
Jazid b. al-/yakam gomacht /ai haboii, dor die Bliitraclic mit
dcr Schuld vcrgiciclit, die einnial eingetrieben wird, wonn
aiich spat; Del. 1.
Rechtsbiiichc. Niemand cxistirt iintor den Bcduinon,
dcr Strafen vcrhangon kunnto. Sein Stratrccht hat dcr Islam
von Perserii, Kumorn und Judcn cntlehncn miissen. Die
Todesstrafo aiif Abf'all vom Glaubon und venmitlich audi die
Priigelstrafe -') siiul pcrsisch, das Schuldgefangnis stammt aus
dem romisehen Reeht. Kein Seliiedsspruch eincr Autoritat,
ob sic nun dei' saijid oder ciu Schiedsrichter Aakam (vrgl.
Ag. Ill 3) war, ist ein Urteil, sonderu nur ein Vorschlag zur
Verstandigung. Man respoctirt AutoritJiten und gcwisse Gc-
wohnheitsrcchtc, wcil man bci dem sonst iibcrall goltcndcn
Kccht des Stiirkcren gar bald in die Lago kommon kann, an
jeno zu appelliren. Ubergriffo vergalt man zuniiclist, wenn
man dazu im Stando war, selbst durch tJbergriffe. Einem
Manne wird ein Panzer gcstohlcn, or troibt dem Dicbe bci
niichster Gclegenlicit Kamele fort: // 232. Dcr niichste An-
halt fiir den Gcscluidigton war scin Stamm. In Una garan-
tirte der Konig den Rcchtsschutz seinen Untertanen und
Gasten^^). Wenn einem Geschadigten sein cigcner Stamm
1) Dass er gerade eiiitu Affen wiihlte, erkliirt .sich vicUeicht aus
(loin Anklang von qird Affe an ([ird Anleilie odor von riibba/i Afieu-
miinnchen an rab;U Wiicher.
2) Vrgl. jedoch Geigers Ostiranische Kultur S. 457 ff.
3) Mundhir III soil dem Dichter Abu Duad den Tod dreier Sobno,
die ihra, wiihrend er im Schutzo des Konigs lebte, in Syrien erschlagen
waren, nach erfolglosem Eachezug mit je 200 Kamelen gesiilint liaben
(A</. XV S. 99). Das war allerdings ein Akt kiiniglicher Gros.smut, doch
bowcisen andcrc Vorfiillo, dass dem Oberluuipt eiue soloho Handlungs-
weise nach arabischen Bogriffen nahe lag. So machten die Bewobnor
von i/ira, als untor Mundhir IV Zaid b. 7/ammad die iunere Regierung
iibernahm, diesem 1000 Kamclo zura Geschcnk, damit er im Falle eines
Mordes, wenn der Thiiter nicht zu ormitteln sein sollte, die Mittel babe
218
kciii Kcc'ht vcrsclinft'cn konnto odcr Avolltc, wcntlct cr sieli
liiiiitig an eincii niiiclitigorcn Stamm odor Fiirsten, dor es
danii viclfach i'iir cine Ehrcnsachc ansioht, fur den Sclnvachen
cinzutretcn, namontlicii wcnn ein Dank in Vcrsen zu crwartcn
stand, iiiit deiii man rcnoniniircn konnto. Fand dor Goschii-
digtc nirgends Gohor, so blieb ilim nur iibrig soinen Gcgncr
tWoiIich zii vertluchcn und Wirksamkcit dcs Fluclios zii cr-
hoilcn (GAP 34). Dioso anfangs sehr crnst gcmeinto Corc-
monic verblasst spiitor, wio Goldzilier gozcigt hat, zur blosscn
Satyre.
Diebstahl ist an sich niclit ehrenriihrig, sondcrn wird es
erst innerhalb des Giwarverlialtnisses. So gilt os fiir schimpflich
dcm Gast den Mantel zii stchlen (Del. S. 54 Z. 5). In tjber-
cinstimmung damit sagt Layard, Nineveh und Babylon 296:
,,Ein Pferd zu stchlen wird nicht t'iir unrecht gehalten, so
lange dcr Diob noch kein Brod im Zolte des Besitzers gc-
nossen hat". Vrgl. ebend. 318. Rabi'a b. Zijad wollte einst
von Qais b. Zuhair, wio //amasa 232 berichtet, einen Panzer
erhandeln, wiihrcnd er bcritten war und Qais zu Fuss. Noch
bevor dcr Handel abgeschlossen ist, nimmt Babi'a cine giinstigo
Golegenheit wahr und jagt mit dcm Panzer davon. Qais er-
greift Rcpressalien, nimmt aber die Saclie so wenig libel, dass
er spiiter, als sich Rabi'a ihm entgegenkommend zcigt, die
Tugendcn des Diebes in Versen foiert. Wiihrend in islami-
schcr Zeit dcr Vorwurf littcrarischen Dicbstahls hiiufig er-
hoben wurdc, schcint analog den geschildertcn Vorhiiltnissen
bei den hoidnischen Araborn der Bcgriff des littcrarischen
Eigentums noch wenig entwickelt, obwol ihnen die Idee des
idealen Besitzes naho lagi). Wiihrend im Islam die Obrigkeit
die Anvcrwandtcii diirch eino dija zufrioden zu stcllen (A//. II 21). Man
vorgleiche tuicli die bekaniito That, wclclie Zuhairs m. verhorrlicht.
1) 'Ainr. 111. 61, Zubair m. 22, Omcija b. Abi'i-S'alt: Gamhara
106 Z. 24.
219
gegen Spottdichtor einsclireitct, niacht sich in vorislamisclicr
Zoit nur scltcii eiii Diclitor ein Gcwissen daraus Schiuiih-
gedichto zu verfasseii '), wonn sio audi luiiifig Aiilass zu
blutigen Thaten wurden. Wcr ein fremdos Miidchcn verfiihrto,
liatto zu gewiirtigen boi giinstigor Gclcgonhcit von den Ver-
wandten unigcbracht zu wcrdon (Imr. m. 24), doch gait das
kcinoswcgs fiir notwondig zur Horstullung dor Familionohrc.
Korpervcrletzungon wie Abliauen dor Nasonspitzo crfordcrten
nicht immer eine Siihne (arsch): //atim ed. Schulthess No. 48.
Dagegen gestaltcten sich die Vorhaltnisse ernstlich, wonn ein
Mord begangen war. Lcnkto sich auf Jemandon der Vcrdacht
cincs solchen ohnc dass dieser Verdacht bcwicson wcrdcn
konnto, so schritt man zur Qasjima: Durch 50 Eido konntcn
die Vcrwandten dos Ermordoton die Schuld auf die Sippo dos
Angescluildigten odor dieso durch dasselbe Mittcl auf jono
wjilzen s. Goldzihcr in Kohlers Ztsclir. fiir vrgl. Rcchtswisscn-
schaft VllL 1889 S. 412, WR 123. Auch wandte man sich
iiautig zur Ermitttelung eincs Vergohcns an cinen Seher
(kahin): WR 131. Das arabische Rechtsbewusstsoin unter-
scheidct nicht zwischen Mord, Todschlag, fahrliissiger Todtung
und Mishandhiog mit todlichem Ausgang. Lctztcre fordurn
ebenso das Blut des Morders oder eines seiner Vcrwandten
wie der raffinirt ersonneno Meuchelmord'-). Zwoifcihaft war
das Verhalten eines Stammes, wenn Giwiir und Tiia'r in
Conflict gcrieten, ein solcher Fall wird // 457 erzahlt: Ibn
'Anama befand sich unter dem Schutze der Benu Schaiban, als
von eincm Angehorigen seines Stammes i>abba ein Sciiaibanite
ermordet wurde. Ibn Anama fiirchtete fiir sein Leben und
hielt es fiir gerathen eine Traucrode auf den Ermordeten zu
dichten. Wir haben bereits S. 144/5 erwahnt, dass man bis-
wcilen fiir einon hochgeschiitzton Todten mehr als eines Gegners
1) Vrgl. Goklziher, Muli. Stud. 1 S. 50, ZDMG 46. Band 1692 S. 17 ff.
2) WE 2. Anil. S. 188; DH No. 66.
220
Lcbon als Siilino nalim. LA sagt s. v. Naif: ,,Man sagt: sie
nahnicn von ibncn wcdcr ^arf nocli 'adl tl. li. nicht nalimcn
sic von ilinon Wclirgcld noch todtetcn sie f'iir cincii Gctudtctcn
oincn Mann d. ii. sie voiiangtcii \on ihneii inelir ais dies.
Er sagt: Die Araber ptlcgtcn 2 und 3 Miinncr zu tiidtcn um
cinon Mann, todteton sie aber Mann uni Mann, so war das
der 'adl bci ihncn u. s. \y." Vor jcner Sitto warnt dcr Qoran
XVII 35 als vor eincm ungcrocliten Excessc. Dennocli lobten
die alten Anschauungon im Islam woiter. Al-Mukhtar todtot
I'iir al-y/usain und dosscn Solin den 'Omar b. Sa'd nebstSohn
und ruft aus: ,,Boi Allah, wcnn ieh aueh I dcr Quraisch
todtcte, wiirden sie nicht goniigon fur eine Fingerspitzc seiner
Fingerspitjicn" (Ibn a^l'iq^aqa cd. Ahhvardt S. 145).
Wir schen, dass die Handlungswcise der Beduinen noch
wonig durch rechtliche Bestimmungen eingeengt war. Uagegcn
mag die Haftbarkcit des Stammcs fiir die Handlungcn des
Einzelnen nicht wenig zur moralischon Erziehung des Volkcs
beigetragen haben, da jeder Solbstzucht zu iiben liatte, wic
er Riicksichten verlangte. Sein Recht empfand der Beduino
noch als ein selbst gogebencs. Das steigert die moralischo
Kraft, und so finden wir gerado hicr ein ideales Gut hoch-
ontwickelt, die Ehre ('ir</i)). die nicht wie bei uns oinen
miihclosen Besitz des Darchschnittsmenschen darstellt, sondern
ein Gut, das man rastlos zu mehren sucht, das ohne Anstron-
gung verkiimmcrt, dessen Befleckung durch einen boshaften
Dichter zu blutiger Vergeltung treibt.
Ticrrecht. Am Schutz- und Gastrecht hat auch das Tier
Antoil. Maidilni erziihlt, wie eine gehetzte Hyiine in das Zelt
eiucs Beduinen fUlchtend von diesem vor ihren Verfolgern
geschiitzt und bewirtct wird (Arabum proverbia ed. Frevtagll
S. 333). Auch von Kulaib wird berichtet, dass or Wild fiir
1) Aus b. //agar 43,22; 'Antara in. 39, 74.
221
iinvcrlet/Jicli zu cikliircn unci zu sagcn ptlogtc: Das AVild der
Gcgcnd so und so stclit untor mcinom giwar (A^. IV 140).
So sagt or audi eincr auf ihron p]iern bei seiner Annahorung
iingstlich piependen und mit den Fliigeln schlagcnden Ja\m-
mara seinen Schutz zu (// 421) und nimnit an der Kamelin,
die ihre Eier dcnnocli zortritt, Rache. Durcli vorziigliehc
Lcistungen erwirbt das Hausticr gewisse Vorrechte. Kamclo
und Kleinvich, welche don Heerdenbestand in licrvoiragondcr
Weiso bcreichert liattcn, wurdon von joder Dienstieistung bc-
freit. Tiber die Einzolheiten variiren die Angabeu. Zu Qoran
5, 102 bemerkt Jaqiit I 507 (Artikel al-BaArain): Und as-saiba,
sein Sinn ist, dass der Mann in der Gahilija einige von scincn
Kamelen freizulassen ptlegte und sic den Tempcldienern der
Gottheit zufuhrte. Audi sagt man, as-saiba sei die Kamelin,
welclic, wcnn sie lOmal weibliclie Jungo geworfen hatte, frei-
gelassen wurde, so dass sie niclit geritten und ihr Haar niclit
geschoren wurde, und buAirat d. h. es wurde eingeschnitten
das Ohr Hirer Tochter; und al-ba//ira ist die Tochter dor saiba
und sie ist wie ihre Mutter dem Gebrauch entzogen". i) Vrgl.
audi wa*ila: LA XIV 256. Wie das Recht der Naturvolker
hiiufig eine religiose Wurzcl hat, so scheint audi diese Form
des Tierrechts als ein der Gottheit dargebrachtes Opf'er aut-
gefasst zu sein (WR 103); Alhlh wadit ja auch iibcr deni
Rechte des gar: Aus b. //agar .18,7. Strafbarkoit des Tieres
fiir angerichteten Schaden ist ein bis in die Gegenwart liin-
einragender Volkergedanke. Unter dicscn Gesiditspunkt fiillt
es, wenn Kulaib die Kamelin dor Basils, welche er auf
seiner Privatweide antrifft, durch einen Schuss ins Enter
todtet: Del. 39=). [Vrgl. Exodus 21,28 ff. Littmann].
1) Vrgl. muzannam: Zubair m. 25.
2) Vrgl. audi J. v. Hammer, Der 1001 Naclit nocli nicht ul>cr-
setzte Miirchen I S. 150.
222
Staatswoson.
C A. Nalliiiu, Sulla oostituziono dello tribii arabc prima di'lT isla-
niisnio: Niiova Aiitologia voni 15. Okt. 1893 (wertvoll).
Dio Staatsidee vcrkiu'pert in iiusscrst primitivcr Fuiin dor
Stammcsverband. Ein g^rosscrer Vcrband, dcr moist die Fiktion
(lor Blutsvcrwaiidtschaft und Abstainimuig von oinom gcmcin-
sanion Alinhorrn aufrcclit liielt, sotztc sich wicdor aus eincr
Koilio von Staniniosgru{)pcn, dioso aus Sippon zusammen.
Boi violen Stammen kunnon wir eincn Spaltungsprozcss bc-
obacliton; dio Nanicn dor oinzclncn Gruppen vcrdriingcn
allmiihlich don Gosammtnanion, dor nur noch oino liistorischo
Keniinisccnz bleiht. Andrersoits schlicsscn sich iiiiufig niohrerc
Stiimme zur Walirnng bedrohtcr Intorosson untcr bcstimmten
Ceronionion zu oiner Eidgenossenschai't (/ulf) zusammcn^).
Durcli oincn solchen /nlf ontstohon bisweiion nouo Staramo,
indern dio oinzolnoii Elcnionto ganz in dcmsolben aut'gohon;
oin Boispiol dafiir sind dio Tanukh"-'). Solcho Bundosstaramo
nelinion biswoilon of'tizioU oinen gemoinsamon Stamnibaum
an: Bokri cd. Wiistonfeld S. 28 Z. 3 v. u.
Die Beduinen sind Aristokraten, -wcnn man Adolsstolz
als oin geniigendos Ciiaraktoristicum fiir dioso Benennung
ansieht, wenn man jedoch gcwisso Vorrechto dos Adols mit
diesom Bogrift' vorbindot, so sind dio Beduinen Demokraten.
Ein Rcchtsuntorschiod zeigt sich nur in dem Punkto, dass
aristokratische Geschlechter fast nur untereinandcr hoiraten
1) Nahcres dariibor boi Goldziher, Muh. Stud. 1 63 ff, Derselbo
Gelehrte bemcikt in oiner Besprcchuny dor erstcu Ausfjabe dieses Buclies :
,,Das Absclineiden der Haaro war audi bcl 7/iIt-Bundnisseu gebniuchlicli
wie dies aus Abu 7/an. Dinaw. 353, 10 ff folgt. Nach dem Bcrichto
Widukind's wurde dersolbe Branch bei den hcidnischen Saclisen f^elegent-
lich von Friedensschliissen goiibt."
2) In Afrika kommt es sogar vor, dass Berber- und Araberstiimme
eine grossere Stanimesgemeinschaft bildon; eiu Beispiel dafiir beiMaltzan,
Boise in den Kegentschafton Tunis und Tripolis 2. Bd. S. 419 420.
223
(WE 439). Eino adelsstolze Familic duldct lieber Mangel, als
dass sie einc Tochter dom rciclien uncbGnbiirtigcn Freicr glebt
(// 117). Audi der Adel der Mutter ist von Wichtigkeit;
benu 'l-laqi7a Suhno der Gefundcncn {U 4 Zoile 1) ein argor
Schimpf. Der Sinn des Edion ist auf moglichst edie Verbin-
dung gerichtet. „\Veisst du Jemand, der niir seine Tochter
vorweigorn wiirdc", fragt der Heiratslustige und tritt, als ihm
ein Name genannt wird, sofort die Keise dorthin an: Kg. IX
149. Auf seine Abstammung konzentrirt dor Beduine das
Selbstgefiihl, welches beim ansiissigon Bauer zuni grossten
Telle die Heimatsliebc absorbirt. Ausser beriihmton Ahnen
begriinden inncrhalb des Stammes audi Reichtum, verbunden
niit Freigobigkeit und andero Vorziige eino gcwisso Autoritiit.
Der angcschcnste Mann cines Zeltlagors hiess in vor-
islamischer Zeit nicht schekh, sondern saijid^) (oigentlich:
Rodner). Doch ist dies nicht ein Titol, init dom or stiindig
benannt zu werdon pflegt; man redot ihn einfach mit seinem
Xamen an. Der saijid darf Niemanden ini Stamnie Befehlo
erteilen-), nur seiner Einsicht ordnet man sich unter, seinen
Einfluss muss or durch Froigebigkeit und sein Ansehen da-
diirch wahren, dass or die grossten Reprasentationspflichten
iibernimmt. Im Namen des Stammes wird or nur dann handeln,
wenn er sich mit domselbcu dorselbon Ansicht weiss und in
wichtigen Angelegonheiten stets die Stammesversammlung
befragon, in der er toils durch Autoritiit toils durch Rede-
gewandtheit die Differenzen boilcgt^). Nallino hat a. a. 0.
1) saijidu 'l-Z^aij s. a]-//u.saiu ibn //uniam: M. XIII 27.
2) Von Kulaib crziihlt allerdinjfs Ay. IV 140, dass auf seinen Be-
fehl der Stamm Lager selling' und aufbracli; das wird abcr als etwas
Aussergewohnliches zura Beweis fiir seine sprichwortlich gowordene Macht
berichtet.
3) Soniit steht der arabische Stammverband wegen dieses seines
demokratischen Grnudcharaktcrs in schroffem Gegcnsatz zu den Stanim-
verbiinden der Tiirken: .,700 Mann soiend bildeten sio einen Stamm und
or nahm die Cbanswiirde an, das Volk dienete ilim als Knechte und
224
S. C18 Bologo daliir bcigcbracht, class dcr saijid biswoilen oin
Jiiiii^liiii^- war. Es scheint, dass cine Art Kroimng dcs saijid diircli
Uinwiiuliing seiner Stirn mit cincr Turbanbinde stattfand •).
Das Kunigtiini jedoch ist in Arabien cino frcmdo Pllanzo.
Das Reich der Sasanidcn und Jiyzanz verwandto ziim Schutze
seiner Grenzen Araborhiluptlinge, dcren Maclit es in seincm
InteressG furderte-). Aiissor diesen Unterkiinigen in al-ZVira
und al-Gabija fiihrcn cigentlich nur die Kindafiirsten den Titel
malik. Im Reieho von al-/7ira begegnen wir auch der eigen-
tiinilichcn Wiirde eines ridf oines koniglichen Vertrauten und
Stellvertreters'^). Auch hatto der persische Unterkonig von
//ira oinen 'amil (Statthalter) in al-Ba/train: Muklitarat S. 34
Z. 2, S. 35 Z. 2 V. u., Qazwini II Vf** Z. o ^). Der Konig
wurde von seinon Unterthaiien mit der Eulogie abaita '1-la na"
aiigeredct, die auch bisweilen statt jeder andern Anrede steht:
Del. 96 letzter Vers.
Kehren w'lv zu den rein-arabischen Verhilltnissen zuriick,
so ist vor allem zu bemerken, dass den Stanim selten ein
saijid ins Keld fiihrte s. Nallino a. a. 0. S. 619, dem wir den
Nachweis verdanken, dass im Kriegsfalle ein rais oder qaid,
Miigdo", heisst es in einer alttiirkischeu Inschrift der Mongolei (RadlofI
S. 10). — Die altarabische Staatsidce hat sich auch auf die Organisation
dos islamischen Klerus vererbt oder vielniehr auf das, was dem Klerus im
Islam entspricht. Auch hier gilt lediglich Autoritiit und die Gutachten
(Fetwiis) haben keine gesetzlich-bindende Kraft.
1) Vrgl. ausser den von Nallino a. a. 0. S. 616 angefiihrten Stellen
(z. B. Ag. XVI 57 Z. 617) zum Fortleben dieses Brauches Aug. Miiller,
Islam I S. 366, Jaqut I S. 724 Zeile .5, Qnzwini II- 29.
2) Auch die tiirkische Regierung ist iihnliche Biindnisse mit Be-
duinenschekhs eingegangen, deuen sie fiir den Schutz ihrer Grenzdistricte
vor riluberischen Uberfiillen eine gewisse Summe zahlt (s. z. B. B 7) ;
die ilgyptische huldigt ahnlichen Principien, indcm sie das Ansehen und
die Macht der Schokhe nach Kriiften fordert.
3) Vrgl. CP II S. 102 3, 152 3.
4) Im Jahre 8 h war Machthaber in al-Ba/irain nach Jaqfit I
508 al-Mundhir b. Sawi (nach Zeile 12 (j^^ail J^*.5 ^^a\ und Sibukht
merzban von Heger (Zeile 17).
225
dem houtigen 'aqid entsprechcnd, als Fcldhcrr fungirt. Dass
im Kricgo andcro Hiiuptlingc an die Spitzo dcs Yulks troten,
ist einc weit vcrbreitctc Sitto, als dercn Rosidiium wir auch
die romische Dictatiir aufzufassen habcn (PGr 1 397).
Bisweilen scheinen Ratsvorsammlungcn dcr getrennt zcl-
tenden Toilo cinos Stammes abgehalton worden zu sein(7a-
rafa ni. 48). In Mekka gab cs nach MDh IV 124 eiiio Art
Kathaus dar an-nad\va. Nach Ja'qfibis Tarikh ed. Iloutsma I
277 diente sie als Lokal fiir Ratsvorsammlungen, Kricgs-
fahnenw eiho, Hochzeiten und Bcschneidungen. Oft rillinit sicli
der Dichter seiner in der Stammesversammlung odor an frcnidcn
Hofen bethatigten Rodeknnst. Denn auswiirts vortrat den
Stamm gelegentlieh ein na^iqi) odor khaiib-), wonn man einer
Vertretung bei eincm Rcchtshandel bediirfto; naturgoniiiss
wiihlte man dazu eincn guten Redner, wo es angebracht
schicn, einen Dichtor; wonn der saijid selbst dicsc Eigen-
schaften besass, ging or auch selbst ('A.mr.).
Der einzelne genoss im Stamme eine geradezii idcale
Freiheit, wiihrend die Sichcrheit, welche ihm der Stamm nach
aussen gewahrte, cine sehr bedingte war. Wer dem Stamme
zur Last fiillt, ihm hiiufig Ungelogenheiten boreitet, ist nicht
gerno gesehen. Dor Stamm kann sich von ihm lossagcn.
Der Ausgestossene (khali', houto: bauwaq) Jebt von der Oast-
freiheit hochherziger Manner odor, wonn or solche nicht findet,
vom Riiuborhandwerk. Xiiheros bei GAP S. 32/3, wozu ich
noch B 2G4 nachtrage. Das Leben eines solchon khali', der
dem Schakal^) odor riiudigen Kamol verglichen wird (7arafa
IV 52), war wenig verlockond und wirkte abschreckend.
1) //arith m. 23, 47.
2) Aus b. //agar 36,2: vrgl. Goldziher, Dcr Cha/ib bei den alten
Arabern: WZKM VI S. 97 ff.
3) Der Vergleich des Verbannten mit dem Wolfe war auch den
Germanen geliiufig s. Dorns Caspia S. 247 ff.
226
Aiiliaiiu'.
Landwirtscbaft.
Anderliiul, I)ie Landwirtschaft in Egypteii, Dresden 1889. Ander-
lind, Ackerbau iind Tiorziiclit in Svricii, iiisbcsondoro Paliistina: ZDPV
]X 1886 S. 1 — 74; Die Fruchtbinimo in Syricn, insbesondcro Paliistina:
ZDPV XI 1888 S. 69-104; G. Schnmachcr, Der arablsche Pfliig: ZDPV
XII 1889 S. 157—166; Wetzstein, Die Syriseho Preschtafol : Zcitschrift
fiir Ethnolo<rie V 1873 S. 270 fl; Vogelstein, Die Landwirtschaft in
Paliislina zur Zeit dor MiJnah. I. Teil. Berlin 1894. - tJbor die Go-
schiclite des Getreidebaus vryl. Kurnicke & Werner, ITandbiich des Ge-
treidebaues I; iiber die Dattelpalnie: Th. Fischer, Die Dattelpalme, Gotha
1881: Peternianns Mitt. Er<,^anznngsli. No. 64; II libro della Palnia di
'Abu Z^^atim 'as Sigistani (starb zwischen 245 u. 255 h.), Memoria del
Can. Bartolomeo Lagiunina: Atti della E. Accadeniia dei lincci, anno
287, 1890, Scrie IV. Vol. VIII. Roma 1891.
Trotz dos schroffen Gogensat/es, dcr moist zwischen den
Nomaden und Ackerbauern Arabionsbcstcht, sind die Grenzon
nicht imnior scharfo. Der freio Bodiiino sielit natiirlicli mit
Verachtung auf den in dor Erde Aviihlenden Fellu//cn herab.
Oft sucht die Biiuerin ihrcn Mann , wonn er von Bediiinen
zn leiden hat, zu iiberredon, solbst liebor den Pfkig mit der
Lanzc zu vcrtauschon '). In einom von Goldziher (GAP 183)
zitirten /yadith: ,,Hochmut und Hoffart ist bei den Lcuten der
Pferdo und Kamelc, den Schreicrn, den Zeltbewohnern; aber
die Sakina ist bei den Besitzern der Kinder", scheint eino
Beziohung zwischen dcr Gemiitsart des Menschen und der
seines Haustiores angedeutet werden zu sollen. Die Ruhc des
Rindes „des sanftcn Hausgenossen des Menschen" Avio es
1) s. Wetzstein: Zeitschr. fiir Ethnologie V 1873 S. 294; al-Marar:
M. 14,10; al-Bekri I S. 32 Zeile 8.
_ 227
Schiller ncnnt, konnzoieluict den Ackeibaucr, wilhrond das
wildo stolzG Ross iind das ungcstumc Kamcl das Abbild des
iinruliigcn freihcitsstolzcn Nomaden sind. Aiieh die anbau-
filhigcn Greiizgebiete gchcn, wenn koine starkc Rogiciung- die
Einliiile dor Noniadon ahndet, zum Nomadontiini iibcr.
Das Getroido nuissten die Bodiiincn natiirlich moist von
don FellaZ/cn ointroiben odor aus dor Stadt beziehcn: Magilni
al-adab 111 S. ^f*. So kamon audi die Benu Taniini aus ihrer
Dohnawiisto nach Hegor ins persisdio Gebiot um dort Getroido
oinzukaufon s. Qazwini II V[*' Art. al-Muschaqqar. Auch in
dor Jeniama gab es Getroidoban. Die fiir Arabien in Bctraeht
kommonden Gctroidearten sind AVeizen, Gorsto und die einst
auch fiir unsore Gegenden wiehtige Hirsc. Sic fiihren ini
Arabischcn,Hebraischen und Ararauisciien urverwandtoNanion;
doch ist dor fiir Weizcn vielieicht aus deni Agyptischen ent-
lehnt. Wiihrend die wildo Stanimart des Woizens unbekannt
ist, sioht man als die dor Gersto Hordeum spontancum an,
das vom Kaukasus bis nach Siidarabion verbreitet ist. Gorsto
dient im Orient vornehmlich als Pferdefutter. Das Schnoidon
des Getroides oder Grasos vorwcndct 'Amr. m. 38 als Bild fiir
das Kiimpfen, das Dreschen 'Adi b. Riqa vrgl. Heft IV S. 17.
Tibn (Aus ibn //agar 12,11 = Nabi^a 14,8) sollte man nicht
immor durch Stroh, sondern durch Hiicksol wiodergebon, da
ganzo Stiohhalmo bei dor oricntalischon Drescbraethode nicht
gcwonnon werden.
Fast oine grossere Bodeutung als den Gnisern kommt
don Palmen fiir die arabische Landwirtschaft zu. Die Dattei-
palmc ist kein wildwachsender Baum , sondern ein Ivultur-
gewiichs, wie auch Zuhair 14,41 bemerkt, iiber ihro wildo
Stammait bestohon Moinungsverschiedonlioiton. Guidi sioht
Delia sedo S. 583 noch in daqal (schlechto Dattoln) oine alt-
somitischo Bononnung dor wilden Battel im Gegonsatz zu
nakhl, dor veredolten Palme, Avilhrend or arab. tamr (Dattel-
15
228
friicht) mil' fill' oino dialcktischo Form von thamar (Friiclit)
liiilt, (lorcn Kiitstoliung er nonlsoniitischoni Einfhiss ziiselireibt
iind aiif (lio er liobr. tamar (Daltclpalmc) iind atliiopisch taniart
zuriickfiihrt. Dio Dattolpalmo brauclit Grundwassor od(3r rcioh-
licho Bowjisscrung-; sio soil bokanntlieh ihr llaupt im ,,Foiioi'",
ihron Fuss ini „Wassor" iiabcn. Moist wird dalior boi dor
Falmonpflanzung ein kunstlicliei;Bo\vasscriingskanal (sari) nnd
cin Kamcl erwiihnt, das ein Schopfwerk troibt Diose Soliopf-
worko niiissen dencn ahnlich gewesen sein, welclie noch heutc
im isUimischen Orient beliobt sind')- Fin horizontales Rad
Avird im Kreiso (lurch cin Rind boziohungsvv. Kamel gctriebon,
dicBewegung auf cin vertikales mit Zackon in das horizontaie
cingrcifcnde Rad libcrtragen, Avolchcs durch oino Stango mit
einem gleichfalls vortikalcn verbundon ist, das dio Scliopf-
gofiisso triigt. Die Eimer schiitten das Wasser in oino Rinne,
woleho dasselbo weiter befordert. Dio Palmen wcrden audi
kiinstlich befruchtct: 7arafa 5,37, Thaiaba: M 21,10, vrgl.
audi Jaqiit I 127 Z. (). v. u. Tragendo Palmen wurden zum
Schutz gcgen Heuschrecken und Vogel mit einem Uberzug
versehen: Comm. zu 'Abid : Mukhtarat 96 Vers 6. Dieser
crinnorte dio Dichter an das Moskitonotz dor Frauonsiinfte.
tjber dio Verbroitung dor Dattolpalmo in Arabion orientirt
dio Karto Theobald Fischer a. a. 0. und dio 49. Karto aus
BorghausPhysikal. Atlas. Vordienste urn ihro Kultur dasolbst
scheinen sich die Judeii orworben zu habon. Die jiidischen
Ansiedelungen sind moist auch Palmpflanzungen. Zu don
dattolroichsten Orten gehorto das Tal von Jathrib (Medina),
1) Ich babe dcrartige in der Umgegend Starabuls und auch in Al-
gciien mehrfach gesehen; Lane II S. 158 9 besclireibt sie aus Aogypten.
Dort hcisst dicse Voirichtung heute saqije vrgl. Spitta-Boy, Contes arabos
modenies S. 155; Anderlind, Die Landwirtschaft in Egypton S. 77. Im
Mar/rib neiint man sie na ura. Audi Spanien soil soiiie norias den Aiabern
verdankcn. Uber das iiolio Alter dieser landwirtschaftlichen Maschine vrgl.
Meissnor & Rost, Bauinschriften Sanheribs S. 38.
229
das ill der Niiho befindliclic Wadi 'l-qora (JA Xll 18GS S. 413),
ferncr Kliaibar (Qazwini 11 GO), aueh in Teima gab os Dattol-
pflanzungon s. Jmr. m. 70; ihrer gcdonkt sclion die altara-
niilischc Inschrift, wcleho Nuldeko in don Sitziingsber. der
Berlinor Akadcniie XXXV 1884 behandolt. Als Abu Sufjan
im Kamolinist davongesprengtcr Rciter Dattclkcrne bemerkt,
orkennt er an dor Fiittorung Rciter aus Medina (JII 437).
Wie man bci iins die einzclnen Apfelsortcn mitSondcrnamen
wic Borsdorfer, Berliner Scliafsnase bencnnt, so unterscheidet
der Araber zwischen seinen Dattelsoiten. In eineni Verse
bei al-Bckri cd. Wiistenfeld S. 25 wcrden als Dattelarton
'agwa, ibn /ab, as-sailiani iind benat ba/nia genannt. Die
'agwa genannte Dattelpalme triigt nacii Qazwini I 269 erst
iiaeh 40 Jahren Friiciite, weshalb die Medinenser ilirc Kiiltur
eingestellt hiittcn. .Sai//ani-Datteln giebt cs nacli Qazwini II 71
nur in Medina. Lina-Palmen werden Sure 5'J,5 erwiihnt; die
Stello bozieht sieli auf die Dattolpalmen des jiidisclicn Stanimes
Na^Hr, welchc MAainniad abliolzcn liess. Somai/uulatteln wer-
den Imr. 4,35, Alqama 1,17 erwiihnt; SomaiAa war nach Jaqut
cin Brunnen bei Medina. Bozakhija-Palnien: Nabi^a l.*t,Gi).
Eine grobkornige Battel nannte man qasb: 7/779. Uber die
Bencnnung der Battel in ilircn verscliiedenen Reifestadien
s. Qazwini II S. AV; die busr werden Imr. 20,9 als rotbraun
bczciclinet. Audi die Dattelpalmon von Heger waicn bereits
in alter Zeit beriihmt-), sic dienten vernuitlicli teilweise
Scliiffsbauzwecken ='). Bass man audi bereits aus Palmfasern
Taue licrstcllte, liaben wir S. 154 gesolien; vrgl. JII 963.
Trinkgcfassc aus Palniwurzeln gab es nacli dem Kommentar
zu DH 130,2.
1) Vr<,'l. audi Wellhaiisens Wfuiidi S. 174 Anni. 2 und nameiitlich
Lagumiiia a. a. 0. S. 10—18.
2) Vrffl. Istiikhii S. f^ oben; Lebid, Khalidi S. 93.
3) Heft II S. 86.
15*
230
Der Thaqafi Omcija b. Abi '.s-»Salt orwiihnt die Wcin- iind
Feigonpflan/.ungcn seines Stammos : Ganihara 10(3 Zcilo 29.
Uber die Weiiikulturen Arabions baben wir iin Kapitel ,,AVein"
gohandelt; in cincr etwaigen spiiteren Auflago vvird das ein-
scliliigige Material iiicrhcr gezogen werden. Granatcn und
Apfel nennt Aus b. //agar 4,4. Dcm Geschniack des Apfels
(tufFu//) vergleicht aucb //assan b. Thabit den Speicbcl seiner
Geliebtcn (Diwan S. A Z. 12), tihnlicli wic der Dichter des
Hobon Liedes 7,9 vrgl. Heft IV S. 22.
liber wars-(Flemingien-)Kultur in Siidarabien s. nioine
Stud, in arab. Geogr. S. 166 und Qa/.wint II 34.
231
Naclitriige uiid Aniiierkungeii.
S. X fr. Die gcnanntc Littoratur soil niir ein Pfadwciscr
sein; sic ]iosso sich natiirlicli leicht vcrmelircn. Fiir Mokka
ware namentlieh Snoucks gleichnamigos AVcik, fiir die Tiirken
d'Ohsson (vrgl. S. XXXV) nacbzutragon. — S. XI Anm. 1
Z. 1 t'iigo „2. ed." hinzu, Z. 2: „Contributions au folk-lore
des Arabes. L'Algerie traditionelle, Jegendes, contes, chansons,
nuisiquo, moeurs, coutumes, fetes, croyancos, superstitions etc.
par A. Certeux et H. Carney, Tome I, Paris Alger 1884;
Anm. 5 ist im Titel das Wort ,,Sitten" (vor Gebraiicho) aus-
gefallen. Herklots erscliien als ,, reprint of the second edition"
Madras 1895; das Buch wurde zuniichst von ,,Jaffur Shur-
rcef'' in dor „Dnk'hunee"-Sprache geschrieben und dann von
Herklots englisch bcarbcitet, der auch die beiden Wcrke:
Meer Hassan Ali, Observations on the Mussulmans of India,
1832 und Garcin de Tassy, Memoires sur les Particularites
do la Religion Mussulmane dans I'lnde, Paris 1831 verwertcte.
XV. Eine gedrangte Ubersieht iiber die Verhaltnisse der
Gahilija findet man auch in der Einleitung zu Lyalls Trans-
lations of Ancient Arabian Poetry, London 1885.
XX. Noldeke beanstandet (ZDMG 40. Bd. S. 719) die
Obersetzung „Marktpobel", da suqa im vorislamischon Ara-
bisch nicht diese Bedeutung hat; ich mochte sie auch nur
fiir die spiitero islamischc Korrektur beanspruchen.
XXIII. Aus Thorbeckes Vermiichtnis besitzt die Bibliothek
dor DMG einen Druck von Zuzenis Mu allaqat-Kommentar
aus Alexandria 1288 h.
232
XXVII 'XWIII. Erst kiuz vdi- Abschluss mcincr Arbeit cr-
si'hion : Dor Uiwan dos arabischoii Diclitcrs //atini 7gj nebst
Fragmenten licrausgegobcn, iibcrsctzt iind criilutcrt von Frie-
dricli Schulthoss Leipzig 1897.
XXX Aiini. 2. Uborhaupt sind die Angabcn des kloinon
8ocin 3. Aufl. 1894 niit Vorsiclit zu benutzen. Socin giebt
z. B. S. 107 als Todesjahr des Abii Temmam 190 h. an, was
ganz unmoglich ist, da er, auf der Riickreise voin 7ahiriden
'Abdallali (213 — 230 ii) in Hamadhan eingesclineit, seine 7/a-
masa schrieb. Noch iinmoglicher ist es, dass BuAturi 190 h.
starb, wie Socin S. 168 beliauptet; sein Todesjahr wird fast
ein Jahrhundert spater anzusetzcn sein (284 h). Als Todesjahr
des Abulfarag 'All al-l.>ffahani wird sonst 35(3 h. iind 357 h. an-
gogeben, aber selbst, wenn Socins Angabe S. 166 richtig wiire,
hatte er sich zum mindesten boi der Umsotzung in die christ-
liche Aera versehen; 1093 h. ist audi nicht = 1629 D. (ebend.)
— Befremdend wirkt ferner S. 116* „Aamada imp. i loben".
10 (r. Mein Kollege Dr. Aug. Schulz hatte die Freund-
lichkoit den Abschnitt ,,rflanzen]eben" nach dem Druck ein-
mal durchzulcsen und rair seine fachuuinnischen Ausstel-
lungen mitzuteilen. Zuniichst tadelto er den untcrschiedsloscn
Gebraucli der Worte ,,Stachel" und ,,Dorn''; erstere Bezeich-
nung gebraucht man beutc mcist fiir die aus der Obcrhaut
herauswachsenden Spitzen, lotzterc fiir solcho, welchc aus
Blattern entstanden sind. .,Meist" S. 11 Z. 13 Aviire etwas
zu viel gcsagt. Fiir das veraltete ,,01oraceen" S. 12 ]ics
,,Chenopodiaceen".
14. Uber is/ai s. Heft I S. 38/39, iiber kanahbui ebend. S. 65.
19. Vambery erziihlt (Reise in Mittelasien, Leipzig 1873
S. 24) von Mazendcran: ,,Freilich sind die Schakalo in ganz
Pcrsicn keine Seltenheit, solbst in Teheran hort man ihr Gc-
hcul zur Abendzcit, doch kommen sie den Menschen nicht so
nahe wie hier. Die ganze Nacht hindurch stijrten sie mich, icb
233
musste mit Handcn unci Fiissen hcrumschlagon, damit sio
mir niclit moincu Brotsack oder oinoii moincr Schuho t'ort-
schloppon mochtcn."
22. Zu bum und naqus vrgl. S. 122. Die SchallhiJlzer
sind in Abcssynien noch heute fiir gewohnlich (Ratzol, Vol-
kcrkunde III S. 234), boi uns in katholisehen Kirchcn wiihiend
dor Karwochc ini Gobrauch. — Aummara s. S 221.
29/30. Die Tafol veranschauliclit die iieutigcn Formen
dor in dor alten Poosio so hiiuiig genannten Kamolsiinfto fiir
Fraucn. No. 1 nach oiner von mir in Tunis, No. 2 nach
ciner in Algicr crworbonen Fliotographie; No. 3 ,,Gehauso
(Karmut) zum Transport der Frauen bei den Auhid Soliman"
nach Nachtigal, Salilini und Sudan 2. Toil S. 57 bez. Globus
41. Band 1882 S. 104; No. 4 nach Layard, Fopularer Boricht
liber die Ausgrabungen zu Niniveh, doutsch von Meiszner,
Leipzig 1852 F'ig. IV ,,Schammararaberin auf oinem Kamcle".
Vrgl. noch Doughty I 437, II 484 und die Nachtriige zu
S. 56 des vorliegenden Baches.
35/S6. Gehort inhaltlich zu S. 46 und veranschaulicht
verschiedene Forraen des islamischen Frauenschlciers nach
von mir jedesmal an Ort und Stelle erworbcnen Aul'nahmen.
No. 1 stellt ein lliidchen aus 7anga dar, die sich gerade
durch Emporhebon des Aaik gogen den Blick eines Mannes
schiltzt, No. 2 eine vornehme Osmanin aus Konstantinopel
in der heute dunkcln einfarbigen ^^^/ forage; das Gesicht
bedeckt der feine durcbsichtige Schlcier, von dem ein treff-
Ucher Osmaneniienner sagt, dass er bereits aufgehort habo
Schutzwaffe zu scin und zur Angriffswaffe geworden; No. 3
steht dazu im denkbar schroft'sten Gegensatz, es ist die alto
Vorschleierung der vornehmen Tuniserin, die dort allmiihlich
ausstirbt; wiihrend eines zehntjigigen Aufenthalts in Tunis
habe ich nur dreimal diese Tracht auf der Strasse bcobachtet;
No. 4 zeigt die gewohnliche algerische Tracht. Von einer
234
Rcproduktion dos jigyptischon burqu' nahiu ich Abstand, wcil
dorsclbo haufig gcnug, sehr instniktiv audi bci Lano dargc-
stellt und bcscliricbon ist (L-Z. 1). Vom porsischcn, turk-
monischcn und sartischen Frauenschlcier findet man Abbil-
dungon boi Hcinrich Moscr, Durch Ccntral-Asicn (Leipzig
1888) S. 415/6, HI 5, 09; Horr Professor Kirchlioff hattc die
Giite micli auf dieselben aufnierksam zu niaehen. Man bc-
achtc noeh, dass viele Schleierformen den Gebrauch eincs
Taschentuches aussehliessen, das im Orient meist ein Luxus-
artikel ist, wcil die Nasenschlcimhiiuto wol in Folgc dcr Ab-
wescnhcit dor schnuptenerregenden Mikroorganismen nicht
secernircn. Vrgl. noch S. 46 und die Nachtriige dazu. AVenn
Aug. Miillcr in scinem Islam I S. 292/3 agyptische Trachton
des 19. Jahrhnnderts nach Lane abbildet mit der Unterschrift
,,Mohammedanische Traclitcn" an ciner Stolle, wo er von den
altcston Zeiten des Islam handelt, so muss das notwendig
falsche Vorstellungen erwccken.
:{y. Tabuk bildete, nachdem Trajan 105 D. das Naba-
taerreich zur romisehen Provinz gemacht hatte, die romischc
Grenzstation: ZDMG 25. Band 1871 S. 561/2.
40. iJber arabische Namen vrgl. Garcin do Tassy, Me-
moire sur les noms propres et Jes titrcs musulmans, 2. ed.,
Paris 1878, Noldeke in der WZKM VI 1892 306 ff, WR
2. Aufl. S. 1 ff. Die Manner sind haufig nach wilden Ticren
odcr bittern und stacliligen Gewiichsen (s. S. 11), die Praucn
nach Hcerdenticren (so 'Onaiza Zicklein: Imr. m. 13) und,
namentlich in spiitercr Zeit, nach duftenden Kriiutern und
Blumen benannt, so Khuzama: Ag. IX 145 (vrgl. Imr. 52,5),
nach Ascherson & Schweinfurth, Illustration S. 218: Reseda
pruinosa Del. Zainab soil Name eines wohlriechonden Baumes
scin: LA s. v.; Zainab nonnt Omaija b. Abi '^.-zSalt seine Ge-
liebtc (Gamhara 106); so hiess auch eine Prau dos Propheten ;
vrgl. bercits Zenobia. Auch Zubaida, die Gemahlin Harun
235
ar-Kaschids, fiihit cincn Blumcnnamcn. Vrgl. S. 15. — Dcr
Mann redet scino Frau mit der Kunja an: Ag. XV S. 98
Z. 9 V. u. — Ubor altaiabischc Wiegcn- und Schlummorliedcr
handclt Goldzlher: WZKM II 1888 S. 164-7.
42. Den Wassergrabcn (nu'j) ptlcgten Fraucn und Skla-
vinnon erst beiin Aiifziehen der Regcnwolko auszuheben
(Nabii7a m. 4, //lUaia 2,5). Doch ruft im Wolkenbiich des
Ibn Duraid (S. TF, Konim. S. fH ^'''^ Beduinenschekh, als es
zii rcgnen beginnt, seiner Tochter zu: Halkuni '1-mi'zaqata
an'a nu'jan ,, Bring die Scliaufel, ich will einen Wassergraben
Ziehen". — Zu 'ala vrgl. Mii^aia 123,4. — Euting erzahlt
(Tagbuch I 49) von seinoni Quartier in Kaf, dass man znr
Anl'lehnung des Arms die Kamclstittel nebon die Sitzo ge-
riickt iiabe. — Tiscli ist iiberhaupt ein Kulturbegriff; auch
v;\v liaben ,, discus" entlelint. Das genannte persisciio Wort
ging auch ins Hebraische liber s. Perles, Zur rabbinisciien
Sprach- und Sagonkundc S. 55. Al-maida ist bekanntlich
iithiopischer Provenienz. — Auch die Lampe (misba/() war im
vonslamischen Arabion nur in der Kapelle des christUchen Ein-
siedlers und in Schlossern (IklilS. 57; Qazw. II 33) heimisch;
ihr Docht (dhubbai) war gedreht (Imr. m. 71) und wurde mit
Olivcnol (zait) getriinkt: Imr. 52,10. Xach Burckhardts Reiscn
in Nubien und Arabien S. 115 drehen die Araber ihre Dochte
aus den Easern, welche die Erucht der Calotropis procera um-
scbliessen. tTber Wachskerzenbeleuchtung s. S. 121.
i'A. Man hat schon wiederholt darauf hingewiescn, dass
mancho altarabisciien Elemente in der ishimischen Baukunst
trotz der Eiille der von dieser autgenommenen fremdcn Eormeii
tbrtleben. Die schlanke Siiulenform ist zweilelios eine Remi-
niscenz an die Zeltstango, die Ornamentik ahmt hiiulig un-
verkennbar Tcppichmustcr naeh. Bekanntlich liebt man im
Orient gestreifte Bauten, indcm man entweder verschieden-
farbigcs Gestein in Schichten verwendet odor dem Gebiiude
236
naclitiiii^lieh cinun gL'streif'tcn Anstrich verluilit. Schr liiiufig
sind mm auch wonigstcns in Nortlafrika dio Beduinonzclte
in it g-ostrcifton Stoffen bcspannt. Icli moclito dahcr ira gc-
strciften Boduinenmantol das Vorbild dcs gostroiftcMi Hauscs
crbliekon (vrgl. S. 42 Z. f), (5). Vrgl. LZ 1 S. 6: „An der
Yorderseito siiul die Lagoii abwcchsoliul rot und woiss be-
strichon, was naiiicntlicli boi grossereii Hausern so wio audi
bci den moisten Moschecn der Fall ist." Dio Sittc ist, wio
Lane hierzu in dor Annicrkung bomerkt, naeli Ibrahim-Faschas
Kiickkohr aus Svrion, als man ihm zu Ehron dio Hiiiiser auf
licgierungsbofeld sclimiicktc, in Agypton allgcmoincr gewor-
dcn ; ist abcr telir viol alter. Dass sio vorislamisch ist, dar-
auf doutet der Name des Schlosscs des Samaual b. Adija, „al-
x\blaq". Arabischo lUirgon sind haufig nach der Farbe bonannt.
43. Aiini. 2. Zuhair4,2 ist oine eingestandeno Falsclmng
//amniads. Lies dafiir: 'Abid b. al-Abra^: Mukhtatfit S. 105
Vers 2.
i'Mi't. Filr eine Goschichto der muslimischcn Tracht hat
man gate Vorarboiton in Dozy's Dictionnaire detaille des noms
des vetoments (Amsterdam 1845). Aussordem sind dio Dar-
stoUiingen zu vcrworten, wio wir sio fur dio spanischen Araber
z. 13. in den Alhambragemaldon der Sala del Tribunal, fiir die
Persor in zahlreichen Miniaturen besitzen.
In dor Tracht ist der islamische Orient nachhaltig von
Persion her bceinfUisst. 1001 Xacht sagt von einor Braut in
Kairo, die sio in ihroni Brautstaat schildert: „Ihre Gewando
waron von dor Tracht dor Perserkonige" (ed. Bulaq 1251 I
S. 60/1, XXI. Nacht). Aus Persion stammt dor noch woit
iiber die Gronzen des islamischen Orients hinaus verbreitote
Giirtelshawl (dor hizAm dor Araber, kuschak^) der Tiirkcn,
dio tkanize der Serbon, die faja spanischor Bauorn). Diosor
1) Das Wort ging auch ins Kussischc iiber.
237
pcrsisclic kcnior ist der altarabischcn Zcit nocli otwas ganz
Frcnulartiires. Unter den Soltsamkcitoii dcs trcnidon "Woiii-
liiiiidlcis Avird audi der Lcibgurt orwii'int: cr ist muna^/aq:
al-Aswad: M. .'t7,22. Das Koss, desson Brust mit Blut bc-
striclien ist, sielit aus wic oin gegiirtetor Perseifiirst: Imr. 40,ol.
Wic derGiirtel, gait audi die hohc Miitzo don heidnischen
Arabern i'iir eino nicrkwiirdigo Tracht der Perscr: M. 42,4.
In dor Kegel besteht dor isliimisdie Turban aus 2 Teilen.
Der Mann, welchcr bei Sa'di (Bostan 150) in der AViisto den
verschmachtenden Hund triinkt, macht seine kula zuni
Wasserschopfer und sein destar (wofiir maizar S. 182) zum
Brunncnseil. Idi vcrniute, dass die hohc kula das porsischo,
die Binde (arab. 'imama) das arabischo Element des Tur-
bans ist. An Stelle der kula, nieist aber an Stollc des
ganzcn Turban, ist seit Mahmud II. Reform dor roto Fes,
7arbusch, odor, wie man im Magiih sagt, die Schaschia
gotroton. Schaschia war urspriinglich die aus Musselin
(schascli) gefertigte Turbanbinde (vrgl. Wetzstein : ZDMG
22. Bd. 1868 S. 161).
46. tjber das Frauonkopftuch vrgl. noch al-Z/u^aia 27,3.
Khimar ist natiirlich nicht „Esol", woniit es Herr Geheimrat
Sachau in soinem ,,Reisowerk", wie seine Ubersetzung S. 251
zeigt, verwechselt; der Esel heisst vielmehr al-/nmar; fur oin
linguistisch geschultes Ohr ist oine Verwechslung der beidon
grundverschiedencn Lauto ausgoschlossen. Der khimar wird
der mckkanischen medauwara (Snouck, Mekkanischo Sprich-
worter S. 90), der qinii' der mckkanischen miArama (ebend.
S. 89), der westafrikanischen tcqri^a entsprechen. Don khimar
identifiziren die Philologen mit dom uasif ('Abid: Mukhtarat
96 Vers 8; Kabip-a 7,17). Uber gilbab vrgl. S. 129 des vor-
liegenden Buches und Qorjin ;{.'{,59. Uber den islamischcn
Frauenschleier vordankon wir Snouck Hurgronje einen Auf-
satz in don Bijdragen tot do Taal-Land- en Volkenkunde van
238
Xedorlandsrh-Indir', Vijt'do Volgrceks, ocrsto Decl, "s Gravcn-
hage 1880 S. 805 ft".
47. Ini spanisclicn Wurtorbueh findo ich: pasa f. die an
dor Sonne getrockneten AVeintraubon . . . pasas pi. die krauscn
Haarc dor Xegcr. — Ziim Vergleich dor Haaro niit Wcin-
tiaiiben vigl. audi die Abbildiing assyr. Musiker bei Ben-
zinger, Ilebr. Areli. S. 109. — War lock iger Haarwuchs niclit
von Natiir vorhanden, so kriiusolte man die Locke wol mit
cinem Zahnstochor (khilal): A'scha: Gamhara 57.
48. Vrgl. Hille, Uber den Gebrauch und die Zusanimcn-
setzung dor orient. Augenschminke: ZDMG V 1851. — KoM
ist nacli Dozy's Suppl. zwar nicht Antimon sondern Bleiglanz:
Cost la galene ou sulfure do plomb, ce qui a etc rcconnu
d'ailleurs sur un (^chantillon que j'ai apporte. Cost a tort
que plusieurs auteurs ont traduit le mot cohol par antimoine:
Frax, Commerce do I'Algerie avec la Mecque et le Soudan,
Paris 1849 S. 29. Die „Analysen moderner agyptischer Augen-
schminken und Augensalbe" (Verhandl. d. Berliner Ges. fiir
A.E. u. U. 1889 S. 44/5) lieferten unter 11 Proben nur ein-
mal Antimon, doch ist es fraglich, ob es sich um wirkliche
Augenschminke handelte. Sickenberger kennt gleichfalls nur
Bleiglanz als ko/d (Verhandl. a. a. O.S. 48); dagegen Ascherson
ebond.: „KoAl ist eigentlich nur Schwefelantimon etc." Einc
von mir im Bazar zu Konstantinopel gekaufte Augenschminke,
die pulverisirt rait zerstampften Gallapfeln vermengt wurde,
bestand nach freundlicher Analyse von Prof. Biltz in Greifs-
wald aus Magneteisenstein Pe.^Oj mit Beimengungen von
Kohlenstoff und Spuren von Schwefel. — Ko/tl bezeichnet die
Augenschminke als Schonheitsmittel, ithmid nach ihrer Sub-
stanz. Baher sagt man „geko/tlet mit ithmid" (Zuhair .'{,15).
Ithmid aus Iliva crwilhnt 'Arar b. Ma'dikarib (Jaqut II 375),
dessen Leben noch zum grossen Telle in die Gahilija fiillt.
Wahrschcinlich hat sich die Sitte von Agypten aus iiber den
239
vordorn Orient, vcibrcitct. Ncbon dor ilgyptischon Abstanr.niing
dos Wortcs ithmid (FAF 158) schoint mir dafiir aueh folgondo
13cmorkung Schwcinfiirths zii sprcchcn: ,,Eino Hauptoigcii-
tiiniliclikcit dor iigyptiselion Kassc ist die bcispioUos dichto
Stolliing dor AVimpcrn an bcidon Aiigcnlidern, wclchcdiosolbcn
niit einem kontiniiirlichen scliwarzon Saunio borandon, was
don ,,mandGlforniig gcschlitzten" Aiigon der Agyptor den so
Icbliaftcn Ausdruck vcrleiht. Die uralte nnd hcute noch hiiufig
geiibte Sitte des ScliwarzfJirbens der Augenrander vermittelst
Antimon (ko/d), ein Verfabron, das aus sanittiren Riicksicbton
erkliirt wird, erscheint somit niir als die j^acbbiilfe eines von
derNatiir sehr deutlicb vorgezeicbneten Typus." Das Kultiir-
Jand Agypten scheint die umwohnenden Barbaren aucb sonst
in der Mode beeinflusst zu haben z. B. in dor Haartracht.
Aueh das Fiirben dor Fingernagel mit Henna, das bereits an
Muraien konstatirt ist, dilrfte Jigyptischen Ursprungs, demnacb
wol mehr ein Ausfliiss iiberbildeter Kiiltur, als cin Residuum
der Wildensitte sein. — Die beigefiigte Abbildung stolit oinen
rairwad, den ich aus Biskra mitgebracbt babe, dar, in I der
natiirlicben Grosse.
Ich babe nur holzerne und knocherne Mirwads gesehcn;
1001 Nacht (295. Nacht ed. Salhani II S. 384 Z. 14) ervvabnt
aueh silberne (mirwadan' mil lugain). Die Redensart ,,Kiih-
lung des Auges" (qurratu 'l-'ain) hat doch wol mit der Be-
malung des Augenlidos mit ko/d nichts zu schailen. Vrgl.
Enis el-gelis ed. Biberstein-Kazimirsky 42: fama abradahu
'ala qalbi = „wie wiirde ich mich dann frouen". Das Kiihlon
driickt also wol aueh in dor Redensart „Kuhhing des Auges"
nur das Angenehme aus, (Parallolen bei Guidi vrgl. S. 2), das
1
240
Augo steht mir als Organ dcr Walirnchmung. Dio Phrase
bodciitct dcMiinach ctwa: „angcnchmcr Anbliek".
50. Dio Mittc dcs Mi/n-ab dor l*iophoton-Mos( lioo zii
Medina ziorto nacli ihroni Unil)au iinter al-Wali<l oin vicr-
eckigor Spiegel, von dcm man bohauptotc, dass es dor Spiegel
dcr 'Ai.sclia wiire (Qazwini II Vij.
51. Vrgl. Heft IV S. 22.
52. Hiinfig wurdc der auf die Hand failcndc Toil dos
Arniols parfiiniirt: 1)H 110,12; A'scha m. 11.
y.i. Kirdosi sagt von oiner Schonon ed. Maoan H
S. 550: „An "VVango wic oin Friihiing und an Wnclis gioidi
einor Cyprosso, ihrc Mitto wie oin liolu* und an Gang oin
i^isan" (i^^-»). Dor Fasan wird (ifters bci FirdOsi genannt,
so Loidonor Ausg. I S. 342 V. 421. IJAfiz sagt 122 V. 8
od. Brockhaiis H S. 43:
Ai kobgi khO-sch-kliira-in, kuga merawl, bi-ist
„0 schonschroitendes Haldenluihn, wohin gebst du, verweile
doch". Ubcr don kobg habe ich Stud, in arab. Googr. HI
S. 112/8 gohandolt, dor Rollo nach, die or in dor porsisehon
Poesio spiolt, ontspricht or doni qa/Ja dor Arabor. — Zn doin
Vorgloich des Miidchens mit oinor Papyrusstaudo vrgl. das
iigyptischc Sprichvvort: ,,Labbis el-bu.sa tibqa 'arfise" ,,Zieh
das Rohr an, so wird cs einc Braut" (Spitta-Boy, Granim.
S. 514). — Audi boi den Troubadours ist dio Geliobtc fast
iramer verheiratet, moist auch boi den Minnesiingern.
54. 'Abid schildort seino Goliobto (Mukhtarat 96 Vers 8)
geradezu als cine makmura, was LA durch „raanku/<a" viruni
experta, wie F'roytag sagt, erkliirt.
"Abid verglcicbt (Mukhtarat S. 93 Vers 6) seine ergrauten
Haare mit lagin, abgeschlagenon Akazionbliittern, die gotrocknot
zur Fiittorung dor Kamcle dienton. Die Kommentaro ver-
suchen toilweiso andoro Deutung dos AVortos, offonbar woil
sie an dor F'arbo Anstoss nahmon. Doch vrirl. liber die Be-
zoichnnng dor Hnnrc als griin : Flolscliors Dozy-Stiidion S. 49,
audi Schillcis „wom dio Lockcn noch jugcndlich griincn".
r»0. Das Moskitonctz dor Siinfto (killa: Zuliair m. 8;
'Abid b. al-Abra-s-: Mukhtarat 96 Vers 4; Lobid m. 13) iind die
qirani ('Antara 23,9; Lebid iii. 13 vrgl. 'Abid a. a. 0.) odor
'aql ('Abid a. a. 0.) gonannto Sanfteiidccko war naeh don
Philologon moist von roter Farbc. Noch iicute pflegcn dio
Moskitonctze in Spanion iind Marokko rot odor wciss zii scin.
Rotlich waren nacii Zuliair ni. 8 audi dio an dor Siinfto bo-
findlichon /iawjischi. Ubor don Vorgloieh dor Fraucnsiinfton
niit Palmen s. S. 228.
57. Unzuganglich bliob niir: Th. W. .Tuynboll, Over hot
iiistorisdio vorband tusschon do mohammodaansrho bruidsgavo
on hot rochtskaraktor van hot oudarabischo huwohjk (Loidon,
E. J. Brill 1894).
(JO. Kin dor. Dio Mutter fiihrtc wio dor Vator dio ohrondo
Kimja. "Wio man vorfuhr um odio Sohne zu erzeugon, moge
man zugloich mit lohrroidion Parallolon boi F. Liobroeht, Ziir
Yolkskundo (Heilbronn 1879) S. 439 E nadilcson. Xur Tuchter
zu habon gait Icicht f'iir oinon Makcl wio wir aus dem Qonin
orfahron. Ubor das Tochtortudton ist oft gehandolt z. B. von
Wellhauson. Sure 17,33 : „Todtot niclit euro Kinder aus Furdit
zu vorarmcn; wir niihron sio und euch ; sic zu todton ist cin
argos Fohlon". Vrgl. Sure fi,152. — Nach Ag. XIV 73 Z. 17
passte cs sicli nicht mohr fiir den Jiinglingoin Halsband (tauq)
zu tragon; audi hior ist dor Triiger von hohom Add, Noffo
dos Konigs Gadhima al-abrasch. — Waqidi 70'' Wellh. 133:
Fine Freigelassone dos Thaqifitcn Sciiariq beschnitt in Mokka
die Miidchen.
«I. Friodridi Miillor schliigt WZKM IX S. 374 folgondc
Vorbossorung dos von mir ausgosprochonon Satzos vor: „Das
Kamcl ist erst mit dom Arabor, dosson Gofahrto os soit alton
Zeiton gowoson, in Afrika oingowandort, dahor os audi auf
242
(Ion iigyptischcn Darstcllungcn nicht orschcint.'^ Kcinntc os
(lonn nicht aiif den iigyptischcn Darstclliingcn crschcinon,
bovor OS in Alrika oingcwandcrt ist? Ansscrdcm wird von
violcn Agyptcn zu Asion gcrcehnct.
(t',\. „Kamolc Icidon aussorordcntlich an Schwindol" Xoldc
S. 128. — Ini Hobr. bczciclinct niiqno Bcsitz vuiwiogcnd
Horn- nnd Schafvich. — Boi gutcr Futtcrnng nimmt dor
Fotthockcr zu, in Hungcrjahrcn ab. ,,"VVann die Hiiokor don
Widorriston gloichkommcn", hoisst dahor bci ^'araCa 10,11:
zur Zoit dcr Not.
fw. Dor Vcrgleich mit dcm Blasebalg anch UJI 12.1,3.
(JO. In Tunis fand ich nur fiir Kiilbcr oinc Vorrichtung
zur Vorhindcrung dcs Saugcns, fa^^ama gcnannt, von dor ich
oin aus Haifa goflochtonos Exemplar mitgcbracht liabe. Sic
wird dcm Kalbc solbst angologt und bildot cinon Vorsprung
vor dcm Maulo dosselben, dcr die Boriihrung dossclbcn mit
dcm Enter unmoglich macht. „Brilic'' bedcutot nach Max
Miillcr, Wissensch. d. Sprachc H S. 630 im Deutschen auch
ein mit Stachcln vcrschencs Ledcrstiick, das man jungon
Tiercn, die ontwohnt werdcn soUcn, auf die Nase setzt. —
In seiner Eigcnschaft als Lasttier ist das Kamel vicllcicht dcm
arabischen Orient verhangnisvoll gcworden. Da cs namlicli
don Wagen orsotzt, ward dor Strassonbau dort woit wenigor
als Bodiirfnis ompfanden. Die Unzulanglichkeit dcssclbcn
bcdingt aber wioderum, dass Eisenbahnen sich im Orient
vielfach sohr langsam rcntiron, da dio Hanptstationen noch
nicht Knotenpunkte oines Strassennetzes bilden. — Die Ka-
mclin soil sich um so kraftiger cntwickeln, jo iiingor das Be-
springon hinausgeschoben wurde(A'£cha: Gamhara57Z. 12v.u.)
68. Als bcstcs Kamelfuttcr gilt dor sa'dan, (S. 11, 119),
als schlechtcstcs nach Yaraf'a 19,12 dor iaAma-Buscii , nach
Aschcrson & Schwcinfurth cine Schanginia. //nrbuth und
janam nonnt al-Muraqqisch (M 42,12) als Futterptlanzen; nach
243
Giibaiha (M 33,9) macht die diinkelgrune qaswar-Pflanze die
Kamelin dick. Den 'udd, welchon A'scliix (Gamhara 57 Z. 12
V. u.) als gutes Kamelfutter crwahnt, erkliiren die Scholien
durcli qadb „abgeschJagene Zweige". Uber lagiii s. S. 13.
72. Max Freiberr von Oppenheim, Zur Routenkarte meiner
Reise von Damaskus nacb Ba>'drid (Sonderabdruck aus Peter-
manns Geogr. Mitteilungen 1896) S. 8: „Mebreron Kamelen
raussten in Damev Lederstdcke auf die wiinden Teile ihrer
Sohlen genabt werden."
Noldeke (ZDMG 49. Bd. S. 713): „Das Insekt gudgiid
plagt wol nicht Icbendo Kamele. Nur dem Leder scbeiut es
scbadlich zii sein H 716 v. 2 und Schol.; Damiri s. v." —
Khumal (A'scha: Gamhara 57 Z. 9 v. u.) soil eine Krankheit
gewesen sein, von der die Schiilterblatter des Kamels befallen
warden, so dass es in Folge davon hinkte. Die Kamelin,
welche die Brustkrankheit nu/mz hat, die nach M 15,25 einen
Karbunkel erzeugt, strauchelt nach DH 12i,3, so oft man sie
aufrichtet. Nach Gauhari (LA) versteht man iinter al-anAazan^
die beiden Kameikrankheiten nu/;az und qaiA. Vrgl. S. 22.
In einer sabaischen Inschrift (Mordtmann & Miiller, Sabiiische
Denkmaler No. 1) bittet ein Araber die Gottheit seine Kamele
vor Gliederkrankheit (badal) zu bewahren.
73. Die Erzahlung MDh 111 S. 236 zeigt, dass Pferde-
zucht hauptsachlich unter den Rabi'astammen, Kamelzucht
unter den Miu/arstammen zu Hause war.
74. Was einige Bilchor von den Stammbiiumen, welcho
die Araber liber ihre Pferde filhren sollen, erzahlon, ist iiber-
trieben. Allerdings wird in der Litteratur biswoilen von einem
beriihmten Rosse die berilhmte Mutter genannt; von einem
Tier zahlt Asma i in seineni Rossbuch 410 sogar 4 Ahnen auf
und nennt 415/6 Sohn, Enkel und Urenkel desselben.
Auf Rappen weisen auch einige Rossnamen, so al-Gurab
„der Rabe" A^niia'i 363 und al-JaAmum ,,das schwarze".
16
244
Letzteren Namon fiilirto oin Pfcrd dcs No' man b. Mundhir:
Asma'i 377/8; CP II 154 Ein Schiininolreitcr (vrgl. AA-ma'i
327/8) wird 'Antara S,l gciiannt. Der Einfarbigc ,,bahim"
stcht ini Gegonsatz zu a^/arr, das cin init oinor Bliisso (gurra)
vcrschoncs Ross bezcichnet: 'Iqd III Aus^. 1293 S. 73, Ausg.
1305 S. 58; Goiir (Om.): Del. 87 Z. 5. Nach Asnia i 354 gait
das Goseliecktsoin bci Rosscn fiir eincn Fehler. In der That
finde ich den Sclieckon (ablaq) nur in Bildern verwandt so
von 'Abid: Mukhtaiat S. 101 Vers 4; al-Musaijib: M 10,21
(s. Comm.), nicht abor ist mir ablaq unter den gehiiuften
Besclireibnngswortern in dor Lobpreisung dcs eigenen Rosses
begegnet (vrgl. HS 56).
Palgrave II 93: „Kein Araber wird ein Pferd am Halse-
anbinden ; cin Spannseil ersctzt den Halfter; and einHinter-
bein des Tieros ist urn die FcsseJ niit cinem leicliton eisernen
Ring umgeben, der mit cinem Vorlegeschloss versehen ist
und mit einer etwa 2 Fuss langen eisernen Kette zusammcn-
hangt, an deren Endo sich ein Seil befindet, welches durch
einen eisernen Pflock am Boden befcstigt wird; dies ist die
gewQhnliche Art."
75. Zu gargar vrgl. assyr. gurgurru (Friedr. Delitzsch,
Assyr. Handworterbach S. 204) ferner Low, Aram. Pflanzen-
namen No. 66 S. 92/3.
76. Fitzncr, Die Rcffcntschaft Tunis, 2. Aufl., Berlin 1895
-b
S. 137: „Ein rcclit orstauntes Gosicht machten unsere biedoren
Gastfreunde, als sic sahen, dass wir als gutc Kavalleristen
unsere Pferdo selbst putztcn ; so ctwas war ihnen noch nicht
vorgekommen ; dcnn die Bcduinenpferde reinigen sich selbst
durch Walzen am Boden." Dass man dcm Pfcrde don Trab
nicht beibrachte, hiingt wol mit dem Fehlon des Wagons
zusammen. — Das Mundstiick des Zaumes hiess fa's: 'Antara
2:t,ll. — Polaks Persien 11 S. 113: „Die Biigel rikab sincl
breit, so dass sic den ganzen Fuss aufnehmen, an den Kanten
245
scharf, well sie zugleich als Sporen dionon." Ahnlich sind
die spanischen Steigbiigel, — Jesaia 5,28: Ihrer Rosse Hufe
sind wie Felsgestein.
7'J. Beim Vergleich der Rosso uiit Heuschreckon ver-
gegenwiirtige man sich, dass ihnen Trab nicht beigebracht
wird ; Galop wird auch hippologisch als ein sprungartiges
Vorgehen crkliirt.
80. Nach Khalil (Thorbeckes MufafWalijatausg. S. 4)
wurde an die Stirnlocke des siegreichen Renners ein bunter
Wollblischel gekniipft. Daraus erklart sich der Rossname:
Dim Vsufa „Besitzer eines Wollbtischels": Asma'i 410. —
Abu 'Obaida verfasste nach Fihrist 1 S. 54 Z. 7 ein Buch
iiber Pferdenamen. Einon alphabetischen Index der erhaltenen
altarabischen Pferdenamen, welchen icli mir angelegt habe,
gedenke ich an anderer Stelle zii veroffentlichen.
84. Nach Qazwini II 29 lag Saliiq im Jemen. tjber
Panzer, die auch von dort kamen, vrgl. S. 26 des vorliegenden
Buches. Ich iialte die Angabe, dass saluqis eino Kreuzung
von Hunden mitSchakalen waren (s. Qazwini a. a. 0., Dauraas,
Moeurs et coutiimes do I'Algerie, 2. ed. Paris 1855 S. 84/5)
f'iir durchaus glaubwiirdig, da ahnliche Kreuzungen von vielen
ISTaturvolkern namentlich zu Jagdzwecken geschatzt werden,
s. Brehm 2. Band 3. Aull. S. 74; 77: ,,]ndianer Nordaraerikas
kreuzen ihre halbvvilden Hunde mit Wolfen, um sie zwar
noch wilder als vorher, aber auch kiihner zu machen";
ahnliches weiter unten auf derselbenSeite vom Eskimohunde;
S. 78; 79: ,, Pallas behauptet, dass Sehakal und Haushund
sich zuweilen im Morgenlande kreuzen"; schliosslicb S. 81.
80. tJber das Aufschlngen der qubba vj-gl. noch 'Amr
m. 94; H 698 Z. 6 v. u.; Bekri ed. AVilstenfold S. 34 und
namentlich Goldziher im 47. Bande der ZDMG S. 74/5 (zu
Ih\t?im 65). Ausserdem verweist mich der genannte Gelehrte
noch auf Ag. X 145, 1; XIX 79. Eitzner, Die Regentschaft
16*
246
Tunis, 2. Aiifl.. Uorlin 1895 S. 132 or/iililt dio Aiikimft boi
oiiicm Boduinciistiiniiu: ,,8or()rt -wiirth! an oincr goschiitztcn
Stello cin Zolt fiir iins aufgoschlagon"; dagegon S. 142
golcgentlic'h dor Ankunt't in oincni andoin Zeltlagor: „I)as
Zelt, in das uns nun dor Sclioikli fiihrto, war nioht cins dcr
Fromdonzoltc, wolche fiir Logirbcsucli orst aufgoschlagon
wurdon, sondern seino oigono Wohiuing." — Regon als Bild
dor Freigebigkoit: Zuliair 18,8; dor Freigebigo wird mit oinom
Mooro vcrglichon : Zuliair 17,29; soino Hiindc waron oino Wolko:
Zuhair 15,30 vrgl. U 383 V. 5.
88. Dio 'Iqd 111 S. 294 (Ausg. von 1293 h 111 S. 380/1)
aufgezahlten Spoisen dcr Beduinen sind, vvoil moist obno
Bolegvers, zuniichst obonsowonig wio Freytags unbclogtes
Material fiir dio vorislamische Zoit zu vorworten. Sakhina
soil oino Spoiso dcr Qoraisch, aber nicht dcr Beduinen go-
wesen sein.
Zugchauen wurdon dio Miihlstoino mit oincm eisornon
Meissol birdl gonannt: Ka'b ibn Zuhair: Ucl. 112 V. 24.
89. Z. 18 ff. F. Liobrocht hat (Zur Volkskundo, Hoil-
bronn 1879 S. 436 ff) durch zaiilroicho Parallolen orvviosen,
(lass OS sich um oinen wirk lichen wcitvorbroitoten Branch
den (jott in Kuchenform zu vorzehron handelt.
90. Euting, Tagbuch S. 62: ,,Dor Schoch schlachteto
unvorziiglich cine Gaiso, und mit dcm Blut wurden unsero
Kamolo am Hals und rcchton Schonkci bostrichcn. Das ist
boi den Beduinen cine Ehrung fiir don Gast, damit alio otwa
dos Wegs Kommendon sogloich inno worden, dass fiir solche
vornehino Keiscndo gcsclilachtct worden soi."
Dor Vorglcich dor athafi mit Taubon ist hiiufig vrgl.
noch Zuhair S,3; Omoija b. Abi V*Salt: Gamhara 106 Z. 12.
Auch ihro Droizahl wird hiiufig hervorgehoben. Untcr oiner
heiligon Olive in //ammam Moskhoutin auf dem Wego vom
Bade zuniHohlensoo sab ich 4 Stoinsotzungon zu jo 3 Stoinen;
247
dasclbst ]i\g iiiicli cin Tliongofass, welches an seincm iinteron
Rande 3 entsprechondo fussartige Wulstc) liatte. Aiich habon
in Algier and Tunis die thonernon Kohlenbecken 3 wulstartigo
Biickel am Randc, auf denen dor Kochtopf ruht; das scheint
einc alto Kcniinisccnz an dio atliafi zu soin.
Zu Anm. 2 vrgl. DH No. 161, No. 127,11. — Ubrigens
goliort dor Kannibalismiis aus Kaciic und Wiit nicht ins
Kapitol ,,Nahriing" sondcrn „Racho".
IM. Fcttsatz (rubb) und Pech (kuAail) wurde bisweilen
bci Anziindung des Bronnmatoriais vcrwandt ('Antara m. 32).
— Fur das ganzo Feuerzeug war sowol dor Dual zandan*
(mit Ta<7lib dcs Mask.) z. B. 'Antara 7,2 als auch dor Plural
zinad ('Antara m. 19, Zuhair b. Ganab: Bokri 1 f*'P') gebrauch-
lich. — Als Foltcrstrafe wird zur Erprcssung oines Gcstiind-
nisses einmal das Feuerbohron niit dom zend angewendot,
indcni dio Brust dos Ungliicklichcn als zonda diont: Ibn
Hiscbara V^f obon.
ys. An oinigon Stellen wird allerdings irdenes Geschirr
ervviihnt, so nennt 7arafa 17,9 niinqa'a '1-burmi vrgl. S. 148,
'Antara 22,4. — Das Flcisch nahni man aus dom Kessel mit
oinom eisernon Hakon minschal, den Imr. 55,12 dom Adlor-
scbnabel vcrgleiclit.
94. Zt'llc 8. Vrgl. KB 11 S. 225. Richardson orzahlt
Yon don Tibbus: „Es kommt oft vor, dass die Tibbu 20 Tage
lang auf Pliinderungsziigon aus siud, ohno otwas zu esson zu
iinden. Troft'on sio dann auf dio Knochon oines gefallenon
Kamelos, so zormahlen sio diesolbon zu Staub, lassen ihron
oigenon lobondon Kamolon am Augo zur Ador und boreiton
aus dem Blute und den gepulverten Knochon einen Teig,
den sio csscn." (Ratzel, Volkerkundo III 8. 42).
J>5. ,,\Vir esson alios, was krioclit und liiuft aussor dem
Kamiileon", sagto oin Boduine zu eincm Mcdinenser ('Iqd II
101). Mehrfach werden die Beduinen als Miiusofresser ver-
_248
huhnt (Goldzihor, .Alytlios boi don Hcbracrn S. 09 100). Dio
Sitto dcs Liiiisecssens ist schr vorbrcitet, Jocst hat ilir ini
3. Bandc soinor "VVelt-Fahrton S. 151 ff eino bosondcro Ab-
handlung gewidniet. An Ahnliclios donkt vielleiclit audi
'Antara, wenn er sich 10,12 riihrnt Nacht und Tag /ii hungern,
bis er anstiindigo Speiso (karima '1-makali) erlange.
Mit den boiden Molkzeiten hiingt cs zusaninien, dass
man des Morgons und des Abends seinen Durst zu lOschen
ptlegte und dio vorislamischo Zcit bereits dio boiden Bogriffo
Morgentrunk (sabiiA) und Abendtrunk ((/abuq) kennt.
96. Das Kapitol „Woin" gedenke ich vielleicht bei an-
dercr Gelegenheit neu zu bearbeiten und bin dahor mit meinen
Nacbtragen hier besonders sparsam. Der Stoff ware in dio
Abschnitto zu gliedern 1) Weinarten 2) Weinpflanzungen in
Arabien (besser zu Landwirtschaft) 3) Weinimport 4) Wein-
bereitung 5) Weingefasso 6) Kneipe mit Zubehor.
118. Guidi bemerkt Delia sede S. 609 Anm. 2, dass
Miinzen aus Bostra unter Trajanus Decius gescblagen eine
Kelter aufweisen.
Noldeke (ZDMG 49. Bd. S. 719): „Die Form Androna
(= Enderiin) im Itin. Antonini (98. 154) wird ein Accusativ
sein ; der Ort hiess gewiss 'A.vSpwv wio einer in Aegypton
Hierocles 724,8."
W. Zur Woinbereitung. Guidi logt Delia sede S. 609
Anm. 1 besondcros Gowicht darauf, dass Imruulqais 511,10
dem khamr von 'Ana die kurum von Schibam gegeniiborstellt
und glaubt daraus tblgern zu miisson, dass der zu Schibam
gewonnene Wein frischer Traubensaft war und ungegohren,
wie Gen. 40,11 der Obermuudschenk dio Trauben (allerdings
im Traume) in den Becher des Fharao driickt. Den Most
('usara) erwahnt ein Vers al-A'scha's: Jaqiit I 115 Zoile 16.
Bei al-A'scha findet sich ferner das Wort istin^: Gamhara 57,
dort als der vor der Kelterung von selbst auslliessende Wein
249
bezeichnet, also ,,A''orwcin", wie Avir sagen ; nacli FAF 162
a']/iv9iov. Qazwini 11 21 wird oin Kakshasa^) durch in eine
Felshohlung ausgopressten Traubonsaft beraiischt gemacht.
Sindbad der Seefahrer (ed. Machucl, Alger 1884 S. 114)
gewinnt Wein (^kliamr), indom er einon trockcnen Kiirbis
aushohit, mit Trauben f'iillt, obon zustopit und einige Tage
in die Sonne legt. jS\'ben deni gowoiuilichen Wein kannte
man aiich gokoclitcn. Der sagenhatto Qiiss wurde dereinst,
wie 'Iqd III 309 erzahit, nach dcm besten Getrank gefragt
iind bezeichnete als solciics den K(,'ben\vein. ,,Da sagte man
zu ihm: ,,Und was meinst da zu dem gckochten?'' „Es ist",
sagte er, „eine Weide, aber nicbt wie der sa'dan"" d. b. er
kommt an zweiter Stelle, da sa'dan fiir das beste Kamelfutter
gilt. Icb vermute, dass es sicb hier nicht urn nach der Gabrung
aufgekochton, sondern um durch Auskochen der Trauben
gewonnoncn AVcin handeh. So gewinnt man bekanntlich heuto
noch den Malaga. Auch in Marokko gewinnt man Wein durch
Kochen (Rohlt's, Mein erstcr^4uf'enthalt in Marokko S. 73).
Auch der Name dos Weinhiindlers Abu Marjara ,,Vater
der Maria'' (Ibn a^-7'iq<aqa S. 133) deutet auf oinen Christen.
'Abid sagt (Mukhtarat 96, ietztc Zeile) vom Weine: ,,es liess
ihn altern der Besitzer eiues rotiichen Schnurrbarts". Kote
Haare scheinen auch Ag. XIX 129/130 auf nicht arabische
Abkunft zu deuten. Ac/ XII S. 124 Avird ein Jude aus Wadi
'l-qunl genannt, der sich bei den Benii Sahm als Weinkauf-
mann aufhielt.
100. Der .^ibiiA (unter den Belegstellen lies Lebid m. 60)
spielt auch bei den porsisehon Dichtern z. B. /JAfiz eine grosse
Rolle. Vrgl. auch schon Jesaia 5,11: „Wehe denen die Morgens
fruh aiifstehen um berauschendom Trank nachznjagen und die
am Abend verziehon, indom sie der AVein erhitzt."
1) Vrgl. zu der Gescbichte Eenfeys Pantschatantra II 356.
250
101. Silbcrno Kannen (abaiiqii liigainin) crwiihnt 'Abid :
Miiklitaiat S. 102 V. G. Silberno Trinkgofiisso werdcn auch
A' sella: Ganiliara 00 Z. 7 iind sonst gcnannt; vrgl. das IS. 102
iiber yarab Jk-merkto. Makkuk (A'sclia a. a. 0.) ist Namo
eincs Trinkgcfiisses und zugleich Hohlmaasses; man kr»nntc
soruit das [AVort durch „Maasskrug" wiedergcbcn, vrgl. iibcr
dasselbo FAF 207, iiber ein jigyptischcs Analogon s. Ebers,
Aegypton und die Biiclier Moso's S. 328. — Im Tibctischen
heisst cin "Wort fiir Wasserkrug wurtlicli iibcrsetzt: „Vogel
nicht, sondern Gefass'' s. Schiefner, Uber eine eigenthiimliche
Art tibetiseher Composita: Melanges asiatiques Tome III
Petersburg 1859 S. 14. Altiigyptische Becher, welche die
Gestalt von Vogelkopfen nachahmen, crwahnt Ebers, Aegypten
und die Biicher Mose's S. 329. In Spanien existiren uoch
heute Wassergefasse in Form von Henncn, pato Ente, genannt;
man findet ein solches aus Elche abgebildet bei R. v. Gerold,
Herbstfahrt nach Spanien S. 162. ~ Abbildung agyptiseher
qullas im Fiihrer durch die Aiisstellung des Museums Erz-
herzog Rainer S. 185.
192. Mit Moschus versiegelt ist der Wein : 'Abid: Mukh-
tarat 96 Vers 9; Wein wie Moschuskornchen; ebend. 98
Vers 9; vrgl. v. Kremers Culturgesch. I S. 141 und die
Etymologic des Wortes Muscateller. — /:/assan sagt vom
Wein „wie der Geschmack des Pfeffers" : Diwan 73 Vers 1 ;
Pfeff'er (fulful) steht wol hier als Gevvurz par excellence. —
tjber den Vergleich mit Blut s. Heft IV S. 6/7.
lOS. Bisvveilen ging ein und derselbe Becher im Kreise
herum, wie Vers 4 und 5 von Amrs m. bezeugt. — Zu firsild
vrgl. 'Abid: Mukhtarat S. 100 Vers 4. — Zu den Mantelspenden
an Siingerinnen vergleiche Mu/iammads Thun, der dem Dichter
Ka'b b. Zuhair seine burda schenkto.
104. Vrgl. Jesaia 5,12.
107. Die arabischen Theologen leiiren, dass der Traubcn-
251
wein nicht seiner Siibstanz wegen wie Schweineflcisch, sondorn
nur li- arari (wegen cines Accidens) vcrboten sei ('Iqd III 309).
108. Vrgl. GMSt 1 S. 27 ff; Oustav Troll, Uber die Ge-
nussraittel des Orients: Ostcrr. iMouatsscbrift fiir den Orient,
16. Jabrgang 1890.
lOy. In d(!n meisten Stadten gab es wol eine Kneipe;
kbamniaratii '1-beIed „dio Kneipe dor Stadt" erwiibnt Abu
Nuwas 20,1 (nicbt Kneipwirtin dor Stadt, wie GAP 145
iibersotzt). Die Perser lieben os im Blumengarten (Firdosi
ed. Vuilors I S. 316 Vers 16, Qazwini II 29 Zoile 10) odor
auf dem flacbon Daciie zu zccben, docii ist auch die niaikbano
,,das Weinhaus" aiis //afic hiiilanglicb bekannt. In Qairuwan
war ZLir At/labidenzeit dcr Verkauf von Wein untersagt,
wahrend er in dem nabe dabei gelegencn ar-Raqqada gestattet
war (Qazwini II 133), denn bier ist nabidli (moist Dattelwein)
ein Eupbemismus fiir Wein scbarab. Qazwini I 165, II 339
mit Bezug aiifSpanien: ,,Es stebt uns frei das Gobot in eurem
Lande zu unterlasson und feurigen Wein zu trinken, wiibrond
das doch verboten ist'\ Qazwini II 205 von dom Wunder
wirkenden Abu Jazid al-Bis^ami (f 261 b.): ,,Man erzilblt, es
kam ibm zu Obren, einer seiner Jiinger biitte Wein getrunken.
Da spracb er zu ibm: ,,Komm beraus mit mir, damit ich dich
das Weintrinken lebre^'. Da ging er rait ibm beraus und fiibrto
ibn in eine Scbenke und trank alios, was in den Kriigen war,
dann kebrte er sicb um und stollte soinon Kopf aufdieErde
und streekto seine Eiisse in die Luft und rozitirte don Qoran
von Anfang bis zu Ende und spracb zum Jiinger: Wenn du
Wein trinken willst, so macb es auf diese Weise"". Am Tage
der Auferstebung will Menorebri (11. Jbd.) einen Weinstrom
von Gott orbitten und ,,aus den Bliittern der griinen Rebe"
soil man die Hiille seines Leichenbemdes wirken (ed. Kazimirski
S. If). 'Omar Kbaijam, bei dem sicb tibnlicbe Gedanken findon,
ruft sogar Allab, als ibm ein Windstoss den Wein verscbiittet,
252
zu: .,niogci- tii ni05>ti, ivbbr' (Lithographic Petcisburg 1888
S. 56). AVic die Miirkte iibcrwachtc dor Mu//tcsib aiich dio
Aufrochthaltung dcs Weinvcrbots, aber Sa'di sagt im Gulistan
cd. Johnson S. o^:
Mii/<tosib ger mai khiired medhu-r dared mes-t-ra
„AYcnn der Mu//tcsib Wein trinkt, wird er den Triiiikenen
I'iir eiitsciiuldigt halten".
Zu Qazwinis Zeit niachte dor Qu'/i von Qazwin einen ihni
liistigen Schekh zum MuAtasib, dor aber bald aiif dieses Anit
verzichtete, da es bei der Aut'hebiing von Weingelagen (der
Wein wird ausgegossen, die Musikinstrumentc zerbrochen)
zu crnsten Schliigereien zwischen Polizei und Zechern kam
(Qazwini II S. 29). Der MuAtesib ist dio Fiircht des Zccbers
in der spatern persischen Poesio wie die 'adhila in dor
altarabischen. Ihn ruit //afic 185,5 (ed. Brockhaus II S. 106)
an die Kneipnmsik zu gestatten, denn das gottliche Recht
Aviirde davon nicht aus don Fiigen gehen. /7afi^ rechtfertigt
seine Trinklust mehrfach mit der Praedestinationslehre odor
als Triumph liber die Heuchelei, so 106,4 (ed. Brockhaus
Band II S. 27): „AVeintrinken, bei dem keine Falschhoit und
Heuchelei ist, ist besser als Enthaltsamkeit zur Schau tragon,
wenn dabei heuchlerische Falschhoit ist". Urn Wein verkauft
er seincn delq, seinen Derwischmantol, denn or ist dafiir nicht
zu schade (142,1^ ed. Brockhaus II S. 63). An einer andern
Stelle (1S0,7 Bd. II S. 101): „De]q und Gebetteppich wird
der Weinvei'kiiufer tragon, avouu nur Wein aus der Hand
jenes mondgleichen Schenken da ist". — Die in 1001 Nacht
auftretenden Muslime gehoren, obwol in moralischer Hinsicht
uicht immer mustergiiltig, doch moist zu den Frommen, ver-
richten ihre Gebete und sprechen vor dem Tode noch das
Glaubensbekenntnis (1001 Bui. I 43 Z. 3; Enis 26). Nur in
eiuem Punkto sind sie fast ausnabmslos schwach; sie trinken
den verbotenen Wein ohne Gewissensbisse. Siiidbad bereitet
258
ihn zwar selbst unci trinkt ihn (SM 114), halt sich aber doch
wenigstens dariiber auf, wenn Andere Woin trinken (SM 124);
doch ist dicse letztcro Stclle cine Interpolation. An einer
andern eingeschaltoten Stollo wiid im Sindbad von den
Brahmanen als etwas Merkwiiidigcs crzahlt, dass sie niemals
Wein trinken (SM 22). Als dem Khalifen Harun ar-Kaschid
bei einer seiner niichtigen Wandcrungen einmal Wein vor-
gesetzt wird, lehnt er ihn ab niit den Worten : ,,Ic'h bin ein
Piiger" und sondert sich von dor zochenden Oesellschaft ab.
Die Pfortnerin servirt ihm nun Wcidenwasscr (ma al-khihil)
mit geschmolzenem Schnee und Zucker, wofur ihr der Khalife
dankt (1001 Bui. I 28). Jn doni Marchen von Enis al-gelis
konimt ein junger Mann, Xamens Nur-ed-din zu eineni
Gartenaufseher Hariin ar-Kaschids, Ibrahim mit Namen, und
wird von diesem bewirtet. ,,0 Scliekh Ibiahinr', sagte er zu
ihm (ed. Biberstein-Kazimirsky, Paiis 184G S. 66 ft), .,hast du
nicht etwas zu trinken, denn die Menschen trinken doch naciii)
dem Essen'". Da brachte der Schekh Ibrahim schones kaltes
Wasser. Nur-ed-din aber sagte zu ihm: ,,Dies ist nicht der
Trank, den ich meine''. ,,\Viilst du etwa Wein'', fragte er
ihn. „Ja wol'', versetzte Niir-od-din. ,,Ich nohme meine
Zufluchtzu Allah vor ihm'', erwiederte er, „13 Jahro habe ich
so etwas nicht gethan [er war ein Greis!], denn der Prophet
— Allah neigt sich betend iiber ihn und griisst ihn — hat
verflucht seinen Trinker, seinen Keherer und seinen Triiger".
„Hore", sagte Nur-ed-din, ,,2 Worte von mir". ,,Sprich, was
du willst", erwiederte er. ,, Wenn du", I'uhrjcner fort, ,, nicht
der Kelterer des Weines bist, audi nicht sein Trinker, auch
nicht sein Trager, wird dich dann etwas von dem Flucho
trefl'en ?" „Nein", sagte er. „Nimm also diesen Dinar und
1) In 1001 Nacht wird nach der Mahlzeit, iiachdem man sich die
Hiinde gereinif^t hat, das Obst aufgetragen, dann folgen eventuell Wohl-
geriiche zum Einatmen und den Schhiss bildet das Trinkgclage.
254 _
dieso beidon Dirhoin, besteigc diescn Esol und lialto fernab
und wen du als Kiiufcr findcst, den rufo an und sprich
zu ilini : ,,Ninini dicso beidcn Dirhom und kauto urn diescn
Dinar Wein uiul lade ihn auf don Ksel". Dann bist du niclit
Triigor, nicbt Keitcrer und nieht Kaufor (sic!) und nicbt wird
dicb etvvas tretfcn von dem, was alio triff't". Auch Ibrahim
setzt sich zuniichst abseits, als das Weintrinliun bcginnt, Itisst
sich dann aber verfiihren. — Das tiirkischo Miidchen will in
einem osmanischen Volkslicd nur den sarklioscli den Trunken-
bold freien, denn dor csarraf licsse sic Gold ziiblon, beim
baqqal t'iirchtet sic immcr Obst esscn zu miisscn u.s. w.; abcr
niit dem sarkhosch wild sic ein frcies'Lcben fiihren (JA
8. Scr. Tome 14 Paris 1889 S. 159/lGO).
Als alto lielogc lur qahwc Wein nierko ich noeli an: 'Abid:
Mukhtarat 98 Vers 9; /Amain al-//iii: Ag. 11 S. 120 letzte Zeile.
112. Dr. Franz Abrondts wcist in der Monatsschrift fiir
Volkskundo „Am Ur-Quell" VI. Band S. 185 ff auf die
Ahnlichkoit des arabischen qula-Spiels mit einem deutschon
bin, dem Dessauer Mellospiel; ich kenne dassolbo aus Ost-
preussen unter dem Namen Klipp (Ahrcndts erwahnt auch
den Namen ,,Klippe").
lis. Goldziher verdanke ich noch den Hinweis auf
Academy XXXI 1887 S. 276: „Mr. Goshamy, of Mount
Lobanon, informs mo that in his native village it is the
custom for boys to take a piece of lead, flat and round, Avith
a rough dented edge; to pierce the lead in the centre with
two holes, a little apart, then to run tlu'ough the two holes
a string sufficiently long to go round the boy's two hands.
By slackening the string and turning the lead, the string will
be twisted, and then by tigiitening the string it will untwist,
and the lead will go round with a whizzing noise."
114. Zu der kleinen Statur des Jiigers vrgl. ZDMG
49. Bd. 1895 S. 105,
255
130. Man grub, uni Lowon zu f'angen, eine Grubo zubja:
DH 133,3; FE 251. Ibn Duraid sagt in scinem Wolkenbucli
S. 20/1: Zubja ist eine Grube, die man dem Lowen und audi
deni Schakal griibt; man griibt die zubja stets an einem
hocligelegciien Ottc; wcnn also der sail don' Ort einer zubja
erreit'ht, so ist or schon kolossal". Brehm schildert 2. Autt. I 1
S. 375/6, wie dio Araber des Atlas don Lovvon mit solchen
Fallgruben cijagon. Zum Schakalfang dienten audi Schlingen
(Qazwini II 70 Zoilo -4).
126. Kabsch Leitvvidder ist ein baufigos Bild fiir den
Aniiibrer: 'Abid: Mukbtarat 98 Vers 7; UMth m. 50.
127. Das Wort katiba Hoerscbaar, welches iianientlicb
'Antara mehrfadi anwcndot (z. B. 7,8; 15,10; 10,18), scheint
auf eino Heeresgliederung in taktiscbem Sinne zu deuten.
tjber joder katiba flog in der Schladit eine Fahue (livvii), die
sie gleicb einem Vogel beschattete: 'Antara 15,10. DerVergleich
dieser Stello mit /yarith m. 49, nacb welchcr jeder Stamm
(Aaij) seine Fahno bat, deutet darauf bin, dass die katiba auf
Stammcszusammengehorigkeit beruhte. Domnacb ist es
zweifelhaft, wie weit wir bei katiba an cine Organisation zu
denken imbon und ob eseb-Scliahba und Dausar, die z. B. Ag.
XV S. 99 Mitte gleidifalls katibas genanntcn Truppenkorper
der Konige von /Vira, ilir Vorbild waren. — Nach 'Antara
26,5 gleicht das Acbzcn der Lanzenspitzcn dem Knurron der
Hunde, die sicb vor Schlangen furcbten.
1251. Nocb im Heere Qutaibas finden wir AVeiber biiiter
der Sdiiachtroibc s. Vabari II. Serie S. It^f unten. Das
islamiscbe Kriegsrecht gestattot den Gliiubigen Frauen mit
ins Fold zu fiihren, aber nur, wenn das Heer geniigend stark
ist, um eine ausreichende Garantie fiir ibren Schutz zu bieten
(Rosenmiiller, Analecta Arabica I § v). — Zu den Anm. 2
gonannton Stellcn vrgl. J. J. Hess, der in seineni Aufsatz
La revolte Mabdiste au Soudan S. 79 von dem iinffliicklicben
256
lintenu'linHMi Hicks rasclias sagt: „La inalhcMiroiiso armec
no roncontra nullo i)art un soul Otro vivant. Seul un vol do
vautours 1' accompagnait dans les airs'^
i:»0. Ein altarabischcs Spricluvort lautot: al-Aarb kliud'a
dor Kriog ist Betrug (Jaqut 1 129 Zeilo 2).
i:»l. Sohon dor Unistand, dass die Pfeilschussweite (aalwa)
ein haufigos Liingenmaass ist (!. ^/alwa: 'Antara 24,2; vrgl.
Gon. 21,10), spricht fiir die Vcrbieitung dos Bogons.
I.'W. Bogen aus sara-Holz: Zuliair 15,15; 'Antara 15,7. —
Uber manschini vrgl. Heft 1 69, II 96, MDh 1 367.
I'M. Vrgl. Heft IV S. 14/15.
i:{5. Vrgl. Woinhold,Altn Loben S. 247: „Manchekonnten
mit 2 Schwertern zugleich fechten". — Das Sohwert fiihrto
haufig einon Eigennamen; Schwarzlose hat sololie nebst den
Namen dor Bcsitzor in einem besonderen Register seines
Works gesanimclt (SehW 368—371) Aiich damaszirto Klingen
kamen vor; die von Geyer WZKM I 1887 S. 264 erwabnten
Stellen sind raeines Erachtens wenigstens aaf solche Klingen
zii beziehen, wclche die eigentiimlichen Zeichnungen des
Meteoreisens nachahmten; dafiir spricht dor Vergleich mit
Ameisenspuren bei Aus b. i/agar vrgl. Wetzstein : ZDMG
XI. Bd. S. 485.
137. Man scheint dora Gefangencn ein Joch (guW) an-
gelegt zu haben: A'scha: Gamhara 59 Z. 16; /Yarith m. 58;
auch bringt man ihm wol, wenn man ihn einen Augenblick
verlassen muss, eine ungefahrliche Stiehwunde bei, um ihn
am Fortlaufon zu verhindern: //atini ed. Sehulthess No. 78.
i:W. Das Loichenhemd (kefen) war von weisser Farbe,
mit dom Riicken dor hellen Antilope verglcicht es 'Abid:
Mukhtarat 100 V. 10.
140. Dem Schlagen des Gesichts mit den Sandalen liegt
kein tieferer symbolischer Sinn zu Grunde. Man greift zur
Sandale, well sie ein passendes Werkzeug zum Schlagen ist,
257
vielleicht spielt nocli niit, (lass sie bestiiubt zu sein pflegt.
In 1001 Nacht (12. Naclit, Bulaq 1251 I S. 38) schliigt der
Vater die Leiche seines diircli oin gottliches Strafgericht
getodteten Solmes niit den Sandalen. Ebendaselbst (ed.
Habicht-Fleischor Xll 298) schlagt eine Frau ihren Gatten
mit dem Schuh. Sadi sagt Bostan ed. Graf S. 160 Vers 275
von einem kargen aber hoflichen Wiite sprechend: „Lege
niclit dienstbeflissen Hand an raeinen Schuh; gieb mir Bred
und sehlage mir (meinethalb) mit dem Schuh auf den Kopf."'
141. „Dem Begrabenwerden in einer ma/mija kann man
nicht ontgehen", sagt 'Abid Mukhtarat 100 V. 10. Unter
ma/niija versteht man eine Thalbiegung. Die Griiber schoinen
sich also haufig in einer solchen befunden zu haben.
142. In 1001 Nacht wirft boi der Nachricht vom Tode
ihres Gatten eine Frau das Hausgerat liber einander, reisst
die Etageren horaus, zcrbricht Fenster und Gittcrwerk und
schwiirzt die Witnde mit Indigo und Lohm (od. Bulfiq 1251 1
S. 128, 38. Nachtj.
144. Zum Todtenvogel vrgl. noch ausser den S. 142/3
erwahnten Belegen 11 541 V. 5, 391, 399 V. 2, 410 V 3,
auch 375 V. 1, Noldeke: ZDMG 49 S. 716. Die Vorstellung
vom 6-ada lebte fort in der GMSt II 309 orziihlton Legende,
wie man aus ihrcr ausliihrlicher mitgeteilten Gestalt in
Ebers Cicerone I S. 275 ersieht, vielleicht auch bei Ibii
Hischam 604 vrgl. Gerhard Rohlfs, Mein erster Aufenthalt in
Marokko S. 101.
147. Uber Geld (nummi) vrgl. auch Nabir/a 14,6; FAF
196/7. — Zu Wellhauscns Schilderung des arabischen Mcss-
lebens vrgl. AYrede S. 51: „Halbjiihrlich hiilt diescr Stamni
hier seine „Qabayl Bakry" oder Stammversammlungen ab,
wobei jedesmal oin grosser Markt stattfindet. Bei diesor
Gelegenheit vvcrden Streitigkoiten geschlichtot, Urtheile gefiillt
und vollzogon, Kricg und Fricdon beschlossen — kurz alle
258
mir m('ii;lirh('n Ang^ologenliciteii dcs Stiimmos, sowio dcr
cin/.oliu'n licdiiiiu'ii bosproclicii, goonliiot u. s. w."
lis. Tixg'iv „Kaiifmann" bozeiclinct, wio S. 99 erwalint,
f^oradozu don Woiiiliandler; 'Antara in. 18 ist dcr tagir
Gcwiirzkiamcr. — Eino Art rotcr Dccken fiir Frauensilnften
hoisst 'aixiaii ('Alnd: Mukhtarat 9() V. 5), was auf Import
aiis 'Abqar liinwcist. — Moglichonvoisc ist A^. XIX 75 fiir
wika rika zii losen vrgl. Maqdisi AV Z. 1.
150. Zcngcbil (Ingwer) in cinem alten Verso desKhazima
b. Nahd: Ag. XI 160 und Bekri I S. 15.
Da dor vorislamischon Litteratur fur Nautik wenig Datcn
zu ontnebmon sind, schalto ich hior ein Specimen moiner
Sammiungen aus 1001 Nacht als Ergiinzung ein:
Schiff. Ein grossercs Schiff heisst merkeb (SM 106),
ein kleineres, wie es Sindbad selbst zimmort, fulk. Wenn
Sindbad einen solchen Nachcn baut, so nimmt or Planken
und festigt sie mit Tauen i) (SM 133) wo er solche nicht bat,
aucb mit Zweigen und Pflanzen (SM 147), doch werden auch
Schiffo erwiihnt, die oiscrno Nagel zusammenhalten (1001
Bui. 1 42). Der Scbiffsraast heisst sari; das Segel qil' (SM
78); «avva '1-qulu die Segel reffcn: SM 23, 52; naschara
'l-qulu die Segel entfalten: Enis 56 Z. 1; das Steuerrudcr
datla: SM 109, 128. Der Anker (mirsa*; wird an Tauen (/abul)
hinabgelassen: SM 53. Bei dor Landang wird eine Rampe
(saqala) gelegt: SM 23. Das Schif!' (merkeb) hat ein Boot
(zauraq) an Bord, das es zur Landung aussetzt : SM 101.
Passagiere. Der Eigentiimer des Schiffes mietet den
Kapitan (reis) und die Seeleute (ba/aija): SM 106. Mitunter
1) Vrgl. hierzu die Abbilduiig eines arabischeu ScbiSes: Kitab
'agaib al-Hind public par van der Litb & Devic, Leiden 1883 S. 90 — 91;
dieselbe ist einer //ariri-Handscbrift, die sicb ini Besitze Schefers befindct,
entnommen.
259
"besass audi oin Vczlr Handolsschiffo (1001 Bui. 1 59 Z. 6);
cine Schiffsladung konnte eiiien Wcit von 1000 Dinarcn iind
nichr repriisentiren: ebond. Z. 7. Die Passagiere zahlen an
don Schiffscigentiimer das Fahrgold (ugra): SM lOG. SM 123
accordirt Sindbad niit dem Reis in betreff des Fahrpreises
(«.*/!> ciaJj-a^ I^^^ (ja der Schiffsoigcntiimer vermutlich zu Hause
gcblieben war. Fiir die Reise von Basra nach Bar/diid zahlt
ein Mann neb.st Frau 5 Binare an deii Reis: Enis 58. Es
scheint demnach, dass der Fahrprois ausscrordentlich hoch
Avar, vermutlich eine Folgc der Kleiuhoit der Schiffe, die
niclit allzuviel Fahrgiiste fassen konnteni). Am Endo des
4. Sindbad-Abentouors lernen v.'ir einen Reis kennen, der es
liir Ehrensache hiilt Schiffbriichigo aufzunehmen und ein
Gesclionk ablehnt: 8I\I 103. Ausser den Kautleuten (tuggar)
gab es auch andere Passagiere, die neben dicsen bisweilen
besonders als Reisende (rukkab) crwahnt werden: SM 51;
128 Z. 1.
Gepack und Geriit. Auf sein Gepiiek schreibt der
Reisende seinen Namen : SM 27. Bei Unwetter wird es mit
Filz und Packleinen (khaiscb) bedeckt: SM 143. An Bord
hatte man grosse Holzscbiisseln (sing, qasa) als Waschgerat
wie SM 13, 25 ausdriicklich bervorhebon, wiihrend sonst der
Araber die Methode des Waschens im Schmutzwasscr per-
horrescirt. Auch fiihrte das Schiff' wul Glutpfannen (ka-
wauin) mit, die als Ofen dionten : SM 11.
Seedienst. Der Reis triigt ein langes Gewand, das er,
wenn er um auszulugen auf den Mastbaum steigt (SM 128),
aufschiirzt: SM 143. In grosseren Schiffen besorgt das Aus-
lugen eine mit dem aramaischen Wort ivdziir benannte Per-
sonlichkeit, die heruntergestiegen dem Reis Boricht erstattet:
1001 Bui. I 41 Z. 5 V. u. Der Mastkorb befindet sich nach
1) Auf dem Landwege danerte eine forcirte Reise vou Bagdad nach
Basra bin und zuriick 15 Tage : 1001 Bui. I 53 Z. 1, 18. Nacht.
17
260
dor Abbikhing- boi van dor Lith & Devic an cincm bosondorn
Mastbanm, nicht an dem, wolchor das Sogol triigt. Kiulern
wird sehr selten orwiihnt (vrgl. SM 13). Bei 'widrigom Winde
•\virlt dor Kapitiin aiif iiolior See Ankor: SM 77.
152. Dor Ambos des Schmiedes ('ahltii '1-qain) wird von
'Abid: Miikhtarat 97 Vers 5, 98 Vers 2, 'Abda b. a^^abib:
M 25,9 crwiihnt, vigl. Varafa ni. 30, DH 9^,9. — Azraq, ein
Sklav und Schmied in a^-Taif zu Mu/<ammads Zeit war byzan-
tinischor Herkiinft: Sprengors MuAammad III 332. — mischar
sic! trotz dor vermointliclien Verbosseriing dor WZKM IX
S. 374. — tjber die Herstellung dor Waffon im Einzclnen ist
wiederiim SchW zu vergleichen.
I5.'S. 'Arar ware Waclibolder; bei oinigon siidliclien
"Wachholderarten hebt Leunis (Synopsis) liervor, dass ihr Holz
zu Scbnitzereien benutzt wurdc, weil es den Holzwiirmern
und dor Verwesung wonig ausgesetzt sei. — Mangiib: 'Antara
11,11. — DH 137,3 wird eine Gorbcrin erwahnt. Die Triinkung
seheint das Leder auch gegen Wurmfrass zu schiitzen (ebondas.)
— Qazwini sagt II S. 372 von Niebla: ,,Dort wird das vor-
treifliche adim hergestellt, welcbes dora von at-T'Mf ahnlicli
ist." Danach seheint die spanischeLederindustrie aus Arabien
zu staramcn.
154. Qa'nab sagt Mukhtarat S. 8 Vers 2, dor Stamm
seiner Goliebten weile in eineni Lande, in dem man Linnen
und Baumwollo webt. — 'Ihn, gofiirbte Wolie: Zuhair m. 12,
Qonin 70,9, 101,4. — Die bunten jemenischon Stoffe wurden
iiach 7arat'a 12,2 namentlich zu Raida im Jemen eine Tage-
reisc von »San'a (s. Jaqut s. v. Raida) hergestellt. — Dor Stock
zum Schlagon dor WoUe (vrgl. Rieger, Versuch einer Tech-
nologic u. s. w. S. 2) heisst mifraq: DH 1.14,18. Dor Buch-
stabe I wird heute einem mi^raq verglichen s. G. Dolphin,
Recueil de textes pour I'etude de I'Arabe parle S. 8.
261
Die Leber (kabid) gait als Sitz der Affekte. Die Leber
des Verliebten zittert, als ob ein qa^u-Vogel mit seinenFJligeln
herangchiingt wiire: Del. 9 Z. 6, oin Bild, das noch //afi^ nacli-
bildet. Mcine Leber nininit Anteil daran = ich habe Lust
dazu: NB 187 Z. 5.
155. MOglicherweise beruht die Erzahliing A^. IX 178
auf einem Misverstiindnis, da sich nacli Mukhtarcit S. 86 auch
al-Mundhir der Sohn der Ma es-sama durch einen Vorhang
von seinen Untertanen sondcrte; die Sitte ist auch sonst
mehrfach zu belegen. — Don Scliwarzen Afrikas sind die
Pocken ganz besonders verderblicli s. Burckhardt, Reisen in
Nubien und Arabien S. 88.
156. Qanab sagt (Mukhtarat S. 8 Z. 3;, dass der Stamm
der Geliebten in einem Lande zelte, in welcheni die Pest
(ia'iin) wiite. — Eino Halsgeschwulst (qasar) wird mit dem
Brenneisen behandelt: 7arafa 17,2. — Man kannto die mit
ramad verbundene Ansteckungsgefahr, „als ob geschminkt
waren seine (des Auges) Augenwinkel mit der Augenschminke
desTriefaugigen" (armad), sagt //assttn ibn Thcibit (Del. 73 V. 5)
von seinem um den Propheten thranenden Auge. — Zu dem
das Trinken betreffenden Aberglanben teilt mir Dr. v. Negeleia
folgende merkwiirdige Parallele aus Byrous Corsar mit:
,,0 water, water ! smiling Hate denies
The victim 's prayer, for if he drinks, he dies."
Vrgl. auch 'Antara 19,18: „Wahrlich die Manija ist ein Trilnk-
platz, ich muss mit dem Becher des Triinkplatzes getriinkt
wcrden" und Heft IV 24/5.
158. Zur bibliographischen Kopfnote: AViistonfold, De
scientiis et studiis Arabum ante Mohammedem et de fabulis
Lokmani, Gottingor Diss. 1831. — A. Sprenger, Uber den
Kalender der Araber vor Mohammed: ZDMG XIII 1859.
159. Nolde (S. 38) war erstaunt iiber die hervorragendo
Gestirnkenntnis, welche er unter den Beduinen antral".
17*
262
KiO. ALs Uiiglik'k?gestirnc ncnnt al-Musaijib (al-13oliii 32
Z. 7 V. 11.) (lie khanitan', zwci Storno im Stcrnbild des Luwcn
uiul (leii 'aqnib (Scorpion)
1(12. Earth: Fiir az-Ziba'ri lies az-Ziba'ru. — Pcrgamcnt
ri(i(j: Vhrafa iy,2; raqq: Q,oraii 52,3.
1(15. „uiiartikulirt" ist hicr niclit lautphysiologiscli soiulorn
granimatisch zii vcrstchcn. Die Intorjoktioncn siiul nocli niclit
in Satztcilo goglicderto Siitzo. Die Intcrjektionon dcrSchrift-'
spracho sind lautpliysiologiscli artikulirt.
1"J5 iW Die Roimterminologioistim Einzolnen schwankend.
Mir schicn es am beston den ,,gloitcnden" und ,,sch\vcbcnden"
Reini iinter den Bogriff des weiblichen zu subsummiren, da
eino nouo Bencnnung bei jeder neii hinziikommendon Keim-
silbo und jedcr andern Vertoilung dor Qiiantitiitsverhiiltuisse
iiussorst umstiindlicli wiire. Man dcnke also bei ,,weibliclicm
Rcim" nicht an cincn Trochans. Nach der von mir angc-
Avandton Terminologio ist jeder Reim entweder mannlich
(d. h. einsilbig) odor weiblich (d. li. mehrsilbig) entweder
verniittolt (d. li. vorscliiedenen Anlauts) oder unvermittolt
(d. h. gleichcn Anlauts). Bestelit dor Reim lediglich in 2
lautlich idcntischcn Wortern, so nonne ich ihn ,,ruhrend'',
geht eincm solchen Reim dagegen noch ein anderer unmittelbar
vorhcr, so ist or ,,reich". — Wiihrend das iithiopische Reim-
prinzip, wie mir Horr Littmann mitteilt, dem arabisclien
entspricht, steht das persiscbe dem unsrigen naher; wir
haben bier reine Silbenreime; von unvermittelten sind bei
Sadi wenigstens die einsilbigen selten ; er reimt Bostan
S. 176 Vers 381 gaza auf asa im Gegensatz zum arabischen
Reiraprinzip.
199. Die dichterischc Freihcit hatte natiirlich ihre Grenzen
und giug nicht so weit, dass, wie Abu //anifa meint, Lebid
(m. 6) aus einom Pflanzennamen nahaq, der ihm nicht in
den Vers passte, aihuqan machen konnte (LA XI 292).
263
Elicr kuuntc oin Seliieibfchler fiir railiiujan vorliogcn vrgl.
FAF 149.
20y. Siiiulc unci Unrcclit sind gosondoitc Bogriffo. Siindo
ist ithm: Iinr. 51,10 vrgl. niatliam Frevol: Zuluiir m. 21.
Audi Aariin] und //all stclicii zunach«t in rcligiuscm uiul iiiir
iibortragon in juristischeni .Sinn.
212. Uass ini Hyndluliod Fieyja untcr besondorn Ver-
hiiltnisscn in Bcgloitiuig einos Giinstlings auf dcm Eber ihres
Brudcrs zii oincr Riesin reitet, ist niir wohl bokannt.
218. Vambery erziihlt (Roiso in Mittelasicn S. 46) cin
Beispiel, wio das Androhen dor Veiflucluing dncs nicht zii
crmittelndon Diobes diescn zum Gestiinduis voranlasstc.
219 Audi ein ganz indiroktes Versdiulden am Tode
cincs andern wird iinter Umstanden nocli als Blutgeld hei-
sdieud angeselien. Uer Konig von /7iia hatte zwisdion Bekr
und Ta(/lib Frieden stiftend jedeni 100 Gcisseln abverlangt.
Durch einen Samiim kamen die Geisseln der Tag-lib um. Ihr
Stamm fordert nun fiir sie von Bekr das Blutgeld: Ac/. IX
178. Vrgl. audi die S. 125 erwahnten Brauehc. — Die
gleichfalls Ag. a. a. 0. niitgotoilte Veruinbarung, durcli weldie
bci oineni von iinbekanntor Hand Ersdilagcnen dor nachst-
liegende Stamm haftbar wird, vergleicht Herr cand. Rothstein
in einem Briofe an mich mit Dcuteronomium 21,1 ff, wodurch
sie als altsemitiscbes Volksgut crwiesen wird.
222. Die von Euting Tagbucli I S. 96 boschriebono
Pllanzc, welcho nach ibm das cigcntlidio AViistonbrod liofert,
ist nach AS 233 Mesembrianthemum Forskalii Hoclist.
237. Fiir kula 1. kulah (ncutr).
240. Fiir kho-sch 1. kbascli.
264
liulex (ler arabisclien Worte.
Beigabe von K. T.ittmaiin.
(Die arabischcn Yokale wiiidou tliunliolist auf a, i imd u bcschiiinkt).
A (Pflanze) vrgl. ala 120.
abaita 'l-Ja'na 224.
abaiiq pi. v. ibriq.
'abd s. 'asa.
'abir 52. 127.
ablaq Scheck 244.
al-Ablaq, [vrgl. Qazwinis Erkla-
rung des Nameiis 11 48] Burg
bei Taima, Qazwini erwahnt
imr noch Riiinen 236.
abqa' Beiwort des Eaben
22 Anm. 2.
'Abqar 70. 71 davon'abqari 258.
al-Abrasch 155.
'Abs s. Bemi 'Abs.
'Adaula (heute D6h\) 149.
a(/dad pi. v. </idd.
'Aden
'adhila
adim
adkan dunkeler d
schlauch
'adl
25. 149.
105. 252.
153. 260.
Weiu-
200.
220.
adma 67.
af'an 24 Anm. 3.
a' far, 'afra 119.
37.
244.
209 Amu. 1.
(Beiwort des Scha-
19.
229.
afra
Aga' (Berg)
a^arr
a^ascbscli
agra frech
kals)
' agwa (Dattelsorte
agziV s. guz'.
ahlau wasahlan 86.
al-A//qaf (Dialekt vou) 34.
a/nva 7.
'aib 196.
'aihara 173.
aihuqaa 23. 262.
'Aijuq Capella = oc Aurigae 160.
aika 16 Anm. 1.
'ilir (Augenkrankheit)
' aisil
'aital
akdhab
akhii karam
- — khan a
— thiqa
al- (Artikel)
al
209
156.
67.
173.
Aura. 1.
173.
173.
173.
172.
9. 69.
ala (vrgl. a) 22.
'ala Amboss 260.
'ala 42. 235.
alif s. elif.
]all 68.
'Al na'sch, Sternbild des grosseu
Bilren 160.
'alqam Citrullus Colocjnthis 11.
'amil 224.
an- (Demonstrativelement) 173.
an (Couj unction) 201.
ani 186.
'Ana 98. 248.
Andron 98. 154. 248.
'Aneze 33.
'aueze 33 Anm. 2.
265
al-an/<azau' 243.
'ankab, 'aukaba 27.
'ankabut (pi. 'anakib) 27.
anta 173.
'Antara 26.
[aqid 127. 225.
'aqiq Agat 3.
aqit 83.
'aql ^ 241.
'aqrab Skorpioii 27 al-Aqrab
(Sternbild) 262.
aqtad s. qatad.
'Arab 31.
'arad 250.
'arada 79.
arakSalvadoraPersica23.49.119.
'arar 12.
ar ar Wachholder
260.
ar ar 113.
arbad XVI.
argawan s. urguwau.
'arin TamariskoDhain 14. 16
Anm. 1.
armad XXI. 261.
'arma(/ 116.
arnab 20.
al-arqam (Schlange) 24 Anm. 3.
al-arqasch (Schlange) 24 Anm. 3.
arsch 219.
ar^a Calligonum comosum L'Her.
14. 117 f.
ar\va_^7u miu tbu'ala 20 Anm. 2.
arzan 216.
'asa ('abidu 'l-'a-^a) 213.
asad Lowe 16.
Asad (Staram) s. Benii Asad.
'asafir pi. von 'usfiir.
'asal Suaeda monoeca Forsk. 12.
asamm s. fi'l.
['a^-ara fiir 'n.sara: Jtiqutl 115
Z. 16] 248.
aschamra 40.
as/(am Beiwort des Rabeu
22 Anm. 3.
asil 40.
asmar 49 Anm. 3.
asmi ina 103.
Al/n\], fahl, Bci\vurtd.Schakalsl9.
atbafi s. uthfija.
'atb;\uin pi. von'uthnun 3 Anm. 3.
athl Tamariske Lebid m. 15 14.
'Aththar (masada) 17.
a/nab s. ^uuub.
a^um, Schildkroto 23.
auraq 67.
autad s. watid.
awari 74<
azall, liager, Beiwort des Scha-
kals 19.
al-Azd (Stamm) 2.
'azf, Geisterlaut 23. 122.
Badal (Kamelkraukheit) 243.
badawi (badi) 31.
ba^l 82 Anm. 1.
ba/i 214 Anm. 1.
ba/<ar vrgl. ba/nra 221.
ba/a- 181.
bahim 244.
al-Ba/naiu 25. 26 Anm. 1. 97.
134. 224 Anm. 4.
ba/aija Seeloute 258.
bahsch 20.
bai(/a 136.
baiffotu '1-beled 15.
bait (Vers) 183. 186 Anm. 1.
Bait Has 98.
bakra 56 Anm 4.
al-Balhti (eine Kamelin) 137.
balija 141. 214.
ban 162.
Bauii s. Benii.
baqar al-waAsch Oryx 49 Anm.
Baqi' al-aarqad 14.
baqqal 254.
baras Aussatz 155.
bari 209.
basbas Mjristica moschata
15 Anm. 2.
Basbasa (Madchenname) 15.
bascham Commiphora Opobal-
samum 14.
2GG
liasclianiii
hiisit 185 Anin. 1. 11
bainv
bamvaq
bober Tiger
Bedr (Markt)
beiiiit ba/(na (Dattolsoito)
— iia'sc'h Storiibilcl des
grosscn Biiicu
— -8a' da
15.
190 f.
65.
18.
147.
229.
160.
S9
liciii
Bcnu
*Sleb 114/5. 158 Aum. 2.
'Abs 33. 146.
ArAab 67.
Asad 33 f. 41. 145.
A si a in 39.
Aus 38.
Babila 33.
Bekr 32. 263.
Dhubjan 33.
Tabm 137 (Dialekt) 175.
Fazara
Gai'iu
(j'liin
iYauifa
Hawazin
Hilal
Khazrag
Kbiiza a
Kinana
Kiiida
Na(/ir
Qaimiqa'
Kaza/t
Sahm
Sulaim '.
Ta^lib 32. 96
33. 146.
107 f.
39.
32.
33. 126.
7aij
38.
108.
33 f.
38.
97. 106. 145.
152.
32 Aura. 1.
249.
2. 33. 131.
, 149. 263.
u. Aura. 2.
37
— — (Dialekt) 34.
— Taniim 33 f,
— Thual
— 'Udbra
bigad
bir/il
bis! bis! 65. 71.
Biscba (raasada) 17.
bit' Meth
37 f.
227.
38.
38.
44.
246.
165.
119.
97.
Bo«ra 98. 151.
Bozakliija s. Buzakbija 229.
bubraa (PHauzc) 116.
bum Eulc 22. 233.
bura 69.
buraui \t\. vou buiuia 1 18 Auui.
2. 247.
burda 250.
burliftu 210.
buiqu' 234.
bu.si 150.
busr 229.
Buziikliija 229.
lAxhb
dabr (pi. dubur)
6. 24. 95.
26.
dabiir 8.
da'da' 71. 165 u. Aura. 3.
DaAis 80 u. Aura. 2.
da/a 7.
(/ai^yam 173.
dakliil 85. 196.
did 14.
darau 'z-ziqq 102.
(/a ram 196.
dann 100. 118.
(Taqal 227.
Daiiu (Hafeu) 149.
darr 5.
dauda 113.
dauni (s. a. dora) 15
Dausar 255.
ad-Debaiau 160.
cd-Dcbua 4 u. Aura. 2. 33.
112. 227.
dehqau 108.
ed-Dolw 3.
dbaka 80.
dhamb 209.
dharr 26.
dhi'b Scbakal 18.
tadha'ab 19.
dhifra 70.
dhubab (pi. dbibbau) Fliege
26 Aum. 4.
dhubbal Docht 235.
'267
Dim '1-kbalasa s. WR 2. Aufl.
S. 45-48. 100.
Dhii qar (Sclilacht) 32.
Dim 's-sufa (Rossnarac) 245.
c/idd, Wort mit Gegensinn 164.
dihqan (pers.) s. dehqan.
dija 145 f. 218 Amu.
Dijar Bckr 32 Anra. 2.
dinan pi. von danu.
dir 45.
dirham Drachiuc 147.
darahimu '1-asgad 104.
doiu Hvphaene thebaica Mart. 20.
dud " 27.
duif 104. 129.
Duldiil [vrgl. noch Bostan S. 128
Vers 298] 82.
/Aimran (Huudonanie) 84.
du'mii.s- (pi. da'ami.sj Kaul-
quappc 25.
duru 72.
p]lif mamduda
— Diaq.sura
200.
200.
Fa- (fiir wa-) 200.
~ (des Nachsatzes) 200.
faial^" 173.
falkatu mi^zal 154.
faluw 81.
fan a 11.
far a 47.
far is 81.
al-Farqad (der Nordstern)
105. 159 f.
fa's 244.
hth 196.
fa^/ama 242.
fauaP" 173.
fekek (KamelkraDkheit) 51.
fetwa 224 Aum.
fial 111 f.
fida 137. 145.
fil Elephant (Siiratu '1-fil) 21.
fi'l 170.
— al-asamm 199.
fiua
137.
firsad
103. 250.
fit ail
69 Anra. 1,
fiuAil
103,
fulfill
250,
fiilk
258,
Giih 16.
gabal s. gebel.
al-Gabija 22-^.
_r/abi^ 68 u. Amu. 1.
"gabre (Stricgcl) 75.
^abia 7 Anni. 1.
al-6rabra (Rossuamo) 80.
<7abuq 248.
^gad-l 12. 19. 91.
Gadali- Kamcle 67.
gadm-R 93.
gadd s. wagaddika.
r/adhira 90.
gadil 76.
Gadla (.,Habicht" Hundeuame)
84. 152 Anm. 2.
gafna 93.
Gafil („Flink" Rossuame)
80 Amu. 4.
gaAar 20.
gaial Hyauc (eig. die hinkeude)
173.
gaib 139.
galagil s. gulgul.
(/aliq 216.
_(f/alwa 256.
gaiual 64.
gana 209 Anra. 3.
gani 209.
<7anna (ju^auni) 177 f.
ganub 8.
gar 221.
<7arab 102. 250.
garad 27.
garam s. mugrira.
(garfija 153.
gargar 75. 244.
gari/m 120.
(/arrad (ju^arrid) 177.
268
1
<7aiqad
(fan
al-r/aul
al-Uaiiz;"i
(/awa s. /nibl cl-^/awa
gaz
gazaa
^azwa
(lazwan
g-ebel
Gebel aklu/ar
naqus
Gidda
14.
69.
;j3.
14.
1(51.
21.
123.
2.
28.
98.
122.
39.
gilbab [vrgl. audi Sprenger, Mu-
//ammadlllS. 62] 129. 237.
<7ina 182.
ginn 122.
^ira 209 Aum. 1.
.9'irbal 154.
giwar 211. 218 f. 221.
^udda 72.
giidgud 72. 243.
(j'lil 1 22 f. vg]. audi Imr. 52 , 29.
^ulam 113 u. Aum. 2. 114.
gulgul 104.
p\i\\ 256.
gurania/i 113.
gundub pi. ganadib 27.
al-Crurab (Kossuame) 243.
<7urabu '1-bain 56 Anm. 2.
al-f7urabu '1-abqa' 22 Anm. 2.
— 'l-asAam 22 Anni. 3.
Gurasdi 37.
Gurhum 26. 34.
gmra. 244.
gurz 135.
guz' (agza') 187.
/-/abau 155.
liab! hab! 71.
Aabl pi. /nbal Stride, Tau 258.
/tabl al-^awii 141.
hadi 58.
JmVi 179. 181.
/ni(/ir 31.
/tagib 164 Auiu. 2.
/aiij 255.
Aaija 24 Anm. 3.
kitabu 'l-/<aijfiti 25 Anm. 1.
haikal 173.
yyail, hcuto als Kesidcuz dcs
SdianiiuaifiirfsU'U Ilauptstadt
von Nordarabien, schon in dcr
Gahilija crwiihnt 116.
Aais 89.
//akara 217.
Imk 233.
al-Aalbatau' 65. 95.
Aalfa 242.
yyalja ^masada) 17.119 Anm. 1.
/mil 263.
/alqa 136.
Aammalu alwija 126.
hamza 175. 199.
al-Z/aufa (Rossuame) 80.
Aann (vom Donner) 5.
/mnnan 5.
h-dmit 139.
Aaniit 99 f.
/(ancal Citiullus Colocynthis 11.
//aucala 11.
//aqiu s. labanu '1-Aaqin.
Aaqq 209.
Aaram 15.
Aaras (Pflanze) 11.
Aaib 128. 256.
Aarba Wurfspeer 135.
Aarmal Pcganum harmala 11.
DluU Aarmal (Ortsname)
11 Anm. 5.
/yaruiala (mannlicher Eigen-
name) 11.
Aaira 2. 97. 119.
yyananior 106.
Aarscbaf 136.
/mium 263.
Aasatu '1-qa.sm 96.
Aasdiak 5.
AascLija 241.
Aati 103.
Aawasdiin pi. von Aaschija.
269
hazag s. hezeg
/iazirsauere Milch 94.95u.Anm.3.
/<azn 119.
Aacwa 113.
Heger 224 Anm. 4. 227 229.
Henna s. //innii.
hibiaqf 152 u. Anm. 2.
/ada 55. 140.177. 181 Anm. 1.
182. 204. 206.
higa 205.
/iigaz (Klima) 2,
— (Heuschrecken) 26Anm.6.
— (Gebiet der Hudhail) 34.
— (Dialelit) 34, 175. 199.
— (Ziegen u. Scliafe) 72
/(ilf 5. 164. 222
/(ima 214 Anm. 1.
/iimar 237.
(/dralag) hamalig 152.
Ainna Lawsonia inermis
50. 54. 129.
al-Ziira in der Nalie des spji-
teren Kufa, Residenz der per-
sischen Unterkonige 217.
224. 238. 263.
liirawa Keiile, Kuiittel 135. 216.
hirawatu minwal 154.
/(irba Chamiileon 24.
/(izam • 236.
/uiba/ab 26.
yyubascha [Der Name bedeutet
cigentlich „Menschenzusam-
menfluss" s. Jaqiits Eiulei-
tung I S. 6] 149.
/aula' 181 Aura. 1.
Hudhail 34 Dialekt 34. 37.
liujara (Kamelkranklieit) 72.
Aullab Periploca laevigata Ait.?
119.
/aimaija feuriger Wein, vom
spanischen 251.
/aiqqa 52. 150 Anm. 1.
Mir 48.
/airbuth Schanginia 242.
I (Genetivendung)
172.
i (Nisbe) 172.
i (Demonstrativelement) 171.
5a (Suffix) 199.
ja(7id 75.
al-Ja/(mum (Rossname) 243.
jalangiig 12.
jam 28.
al-Jaraama s, al-Jemama.
al-Jamau s. al-Jemen.
jaman 174.
jamiua '1-labi 174.
janam 242.
ja'qub pi. ja'aqib 23.
jaranna s. juranna.
jarbu Dipus 20
Jasi'im (Berg) 16. 131.
Jathrib (Juden) 38.
— (Datteln) 228.
'Ibadi 99.
ibn tkh 229
ibriq pi. abariq 101. 250.
al-Jemama 32. 58. 88. 227.
el-Jcmen (masada) 17.
— (Schafe) 21.
— fgrewia) 131.
(Sclnverter) 149. 151.
— (Leder) 153.
— (Stoffe) 154 260.
ibab 44.
'ihn gefarbte Wolle 260.
'ilafijat (Kamelsattel) 68.
'ilhiz 95.
'imad 41.
'imama 237.
in am sabaAan 86.
'iqban s. 'uqab,
i'rab 175.
'Iraq 154.
'irar 23.
'ml Ehre [/iatim 40,6 u. 11]
220
irtigal ^ 177.
isba' (in Dhu 'l-i«ba', vrgl. iiber
ihuJAYI,9.1867S.120ff)24.
'isdia 171.
ischa/i 37.
1
270
'iscliri(i (rilaiuc)
51.
ischtarak
124.
isfiiii
248.
isAil
232,
ism
40.
— al-mauMil
201.
istliiui
124
ithel s. ailil
itlim Siiudo
263.
ithmid
238.
juraniui
54.
izar 44
11.
Aiiin. 1. 45.
izmil
153.
Kab 111.
kabid 261.
kabsch Leitwidder, Anfuliror 255.
kAhin Solicr 178. 219.
kamil 189 ff.
— muralTal 193.
kanun pi. kawaniu 259.
kaiimu 'l-makal 248.
kaiiua 104.
kai-ra 248.
karmut 233.
karr 130.
kas 102.
Kasab (Huiidcnamo) 84.
kasr 196.
katiba [FAF 249] 255.
kattan Liniim usitatissimum,
Leiuwaud 100 Anai. 1.
kefen Loicheulieind 256.
ketteb s. qatab.
kbabab 181.
khadama 71.
khadhuf 116.
khat/ib pi. khawa'/ib 23.
Khaffan (niasada) 17.
khafif 185 Anm. 1. 189. 191.
Khafija (masada) 17.
Khaibar (Jiiden) 39.
— (Fieber) 154.
— (Datteln) 228.
kbajal 57.
kliaisch 259.
Dhu •1-kbala.sa 100.
khali 209.
kliali' 225.
kbalklial 51. 240.
khaiumaratu '1-beled 251.
khanir 97. 248. 249.
al-Kharatan' (Sterubild) 262.
khaiif 4.
khanii 193.
kbarq 8.
kba/ih 225.
al-Kha« 134. 149.
al-Kbai!/ar (Kossnamo) 80.
khijana 209 Aiim. 1.
kliilaf Salix aogvptiaca L.
112. 253.
kbilal 238.
kbimai- 0 Anm. 5. 45 f. 139.237.
kbitjim 101.
kbiwan 42.
kliizam 48.
kbiid'a 256.
khudhruf 113.
khiilub 154.
kbumal 243.
kliumar 109.
al-Khim 98.
khuzaz pi. khizzan 20.
ki'ab pi. von kab.
kidjon 136.
kifla 119.
killa 241.
kiian [vrgl. Earth, Nominalbil-
dung S. 65] 104.
ko/a 48 f. 99. 144. 148.
156. 238.
kuAail 247.
kumait 74.
knmma 43 Anm. 3.
kiuija 53. 235. 241.
km- 81.
kiuum id. von karm.
kuna 136.
kurrath Allium Ponum L. 133.
kuttau Wanze 27.
271
Laba 84.
la'b al-qa.sab 111.
al-labanu 'l-/;aqiii 75.
al-labaim 'l-Aazir 95 u. Aum. 3.
lagiu 13. 240. 243.
la/an 88.
la is 49 Anm. 4.
laith 16.
iaqab Beinamon 40.
laqii!a (benu '1-laqi/a) 223.
la/inia 148.
leben s. laban.
libad Millme 17.
ligaiu Pferdezaiim 81.
libzima 71.
Liua 229.
liqwa pi. alqa 21.
liwa 255.
Lnbaina Kosefonn voiiLubna 15.
liigaiii 250.
M (indefinit.) 172.
in a was, iiiclit 175.
ma 'llahi 174.
ma in nicht 201.
— al-kbilaf [vrgl. Leunis, Sy-
nopsis des Ptianzenreiehs II
§ 604 S. 499] 253.
— zebib 99.
mardi s. mila.
inadA 205 f.
inadhi medischev Pauzer XXXIII.
madid 189 f.
ma'dul 66.
maAala 56.
ma//r/ 95.
ma/uiija 257.
mabr 57. 138. 161. 213.
Mahra (Dialekt) 38. 67.
Mahri 38
maida ans iitliiopisch ma'cd
Tisch 235.
mais (Baum) 153.
maizar 237.
makkfdv pi. makakik 250.
makmura 240.
mal 63. 213.
malhuz 71.
malik 224.
malil Aschenbrod 89.
malk 200.
mall 2.
malla 89. 92.
Mandal 150.
maiigub 153. 260.
maui//a 66.
al-Manija 261.
maukii//a 240.
mauna/i 66.
raanschim 256.
maqadim 27.
maqali s. miqla.
marathi 56. 204.
marduf 123.
maiAaba 86.
markab 69. 258.
markli Leptadenia i)jrotecl]uica
91 f.
marqab Warte 125 Aum. 1.
martha s. marathi.
masada 16. 17.
mascln7a pi mawaschii 47.
maschraba 214 Aum. 1.
masila 3.
mathal s. mutamathtliil.
matham P'revel 263.
ma^^ 164 Anm. 2.
medauwara 237.
Medina (Heuschrecken)
26 Anm. 6.
~ (Battel n) 228 f.
meg'iul 95 Anm. 2.
meisif 110 f. 160.
mcrduf s. marduf.
methnewi 194 Anm. 2. 202.
mibrad Feile [//atim 40,5] 152.
midra Kamm 47.
mif(/al 45.
migwal 45.
mi^zal s. falkatu imc/zal.
mi/tasse Striegel 75.
imhhiul 121.
272
nii//^'';ui 69.
iiii/nab (Jebotsnischo 240.
mil- fiir niin -j- Aitikol 199.
mil ir>() u. Aiim. 2.
mila 140.
mila<7atu '1-kelb 84.
min rabbi 174.
miiisohal 247.
iiiiiiqa'a 247.
miiiwal s. liiiawatu miowal.
miqla 112.
— ul-qani.>?(Hniulenamc) 84.
mirba 215.
niirsal 93.
minsa Auker
258.
minvatl
49.
140.
239.
misba/t
235.
misch'ab
69.
mischar
152.
260.
miscbgab
42.
miscbwar
121.
misA
140.
mis// a
42.
misk Moschus [s. Heft I S. 7]
52. 149.
misfa/t 97.
misvvak 49.
raitbara 69 Anm.
mi^raq 260.
mizbar (Mnsikinstruraent) 104.
Mu(/ar^ 34. 243.
muc^ari' 191.
mugrim 299.
mugtatbtb 191.
mu/*allib 5.
Mu/(aniq 145.
mubr 81.
muAtasib 252.
mukka 22.
Mul/<am (Hundename) 84.
mulmiil 156.
munala 77.
muna^^aq 237.
muukbal (mimkhul) 154.
muusarid 191 Anra. 3.
muusari/i 189 if.
al-l\lii(iauqis
mii([l
nniqUi
miiqsi/,
musallib
mut'a
mutadarik
82.
20.
96.
209.
140.
54.
181. 190 f.
mutamatbtbil 177 Aura. 4.
Miitanawil (Hundename) 85.
mutaqarib 187. 190 if.
nmzaunam 221.
N (iudefiuit.) 172.
-ua (Pluralausgang) 172 Anm. 2.
ua'al (vrgl. muu'ala) 77.
au-Na'ama (Rossname) 80
Anm. 4.
nab' Giewia populifolia 12. 131.
nabidb 251.
uada 7.
nadwa (diir an-uadvva) 225.
naggam 216.
nagm Gestiin 216.
nagiid 102.
nabaq 262.
iiabil 68.
na//l Bieneu 26.
uabr perennireuder Fliiss
3 (vgl. nahar 28).
nakbl 227.
nal Sandale 78.
naiuir 18.
naiul Araeise 26.
uaqa 64.
Naqad-Scbafe 83.
raqf 99.
naqr 76.
naqus Scraanterium ayta ^uXa
(s. a. Gebel) ^22. 85. 122. 233.
ua'scb (s. a. Al, Ben.it) 139.
nascbar 258.
nascbi^a 215 f.
nascb^ 216.
nasi Aristida 116.
nasib 53. 56. 204. 206.
iiasif 287.
273
nasifii '1-baql 75,
na^aq s. miina//aq.
mtki 225.
nacurAusluger iniMastkorb 259.
Negd (Heusclireckcii) 26 Aniii.6.
— (Dialekt) 34.
— (Klima) 154.
Negrau 39.
nerd 113 w. Anm. 1.
uesib s. nasib.
-ni (Dualausgang) 172 Anm. 2.
niu/a
65. 153.
nii/uiz ( Kamelkrankheit) 72. 243.
nu'j 235.
uummi 257.
numruq 69 Anm.
nun 25.
OJiod, Berg, bel welchem Mu-
Aammad im Jahre 3 h. von
don Mekkanern geschlagen
wmde 90 Anm. 2.
'OUz [WR 2. Anfl. S. 88 ff.]
148. 154. 216'okaci(Leder)
154.
'Oman (Kamele) 67.
— (Weiu) 98.
'oqla Riickgabe oines Teils der
Beute nach der Pliindenuig,
welcher zur Fristungdes Lebens
der Ausgepliinderten notwen-
dig ist 125. 216.
'oscbar Calotropis procera 91 f
Qabila pi. qabail 32.
qabqab pi. qabaqib 51 Anm. 2.
qadam ' 76 Anm. 1.
qac/b 243.
qafa (qafa') 200 Anm. 2.
qafija 184 pi. qawafi 194.
qaliwe 109. 254.
qaid 225.
qaiu 151 f. 260.
qaina 103 f.
Qais 33 f.
qal 112.
Qal'a 149.
qalam 163.
qalib 41.
qalns 64.
qama' (Augeukraakheit) 156.
qanas 120.
Qarar-Scbafe 83.
qarac Bablah 13. 44. 153.
qar/i pi. quruA 22. 156. 243.
qarib 23.
qari(/ 184.
qari/<a pi. qawari/t 64.
qar u 's-siun 164.
qa«a 259.
qasab s. la'b.
qasama 219.
qasar 261.
qsisat s. ninqsi^
qasb 229.
qascbaq (Striegel) 75.
qiui'a 20.
qasida (erkliirt) 203.
q^Asls 116.
qasvvar (Pflanze) 243.
qa<a Pterocles Flughuhn 23.
52. 120. 240. 261.
qatab 56 Anm. 3.
qatad pi. aqtiid 23.
qatrid Astragalus 11.
qa' lid 64.
qid/i 110.
qidr 93.
qir pi. qnlu Segel 258.
uaschara '1-qulu die Segel ent-
falten 258.
^awa '1-qulu die Segel reffen 258.
qina 46. 139. 237.
qirab 135.
qiram 241.
qird 16. 217 Anm. 1.
qivd 217 Anm. 1.
qitla 171.
qubba Ebrenzelt 86. 245.
quia Melle, Klipp 112. 254.
qulla 101. 250.
quufudb 20.
274
Quniiscli
30 ff.
qunatu 'J-aia
239.
qmt pi. ([uvu/
152.
Quizul (Kussnanic)
80.
qxith
88.
qu^n 100 Anm. 1.
qiiA-ub 26.
Qiiza// |WK 2. AuH. S. G7J 0.
llaha/i 217 Anm. 1.
nibi' 4. 114.
Rabi'a 32 f. 243.
nu/f 90.
ladif 69. 124.
YiulUii 90.
ragal s. irtig-al,
rag'az s. regez.
ra/i 8. 31.
ra//a 88.
ra//l, ra/(la 42 Anm. 1.
ra/nne 87.
Kaitla, Ort im Jcmeu 260.
rai/<an Ocimum basilicum
101. 143.
railuiqan 263.
rais 225. 258. 259.
vdit 45. 148.
Raka/i (Huudoname) 84.
Yiikd al-khail 181.
raldb 69. 81. 259.
raldja 169 Anm. 2.
raw a kid 90.
ram ad 261.
Rama(/an 107 Anm.
ramal 181. 189 fl'.
E am man 47.
raqi 158 n. Anm. 1.
ar-Raqraatau' (masada) 18.
raqq ^ 262.
ar-Ra' scha (Rossnamc )
80 Anm. 4.
ras 37.
raut/a 26. 103 x\nm. 4.
rawi 184. 195.
rawi ^ 177.
rawi 'sch-schi'r 177 Anm. 4.
Rog'obo])fer 78.
regez 178. 179 n. Anm. 1.
181. 184. 188 ff.
reis s. rais.
rida 44.
ridf 224.
rika 258.
ri'm 53.
rimth Haloxylon Schweinfurthii
Aschers. 12.
riqq Pergament 262.
litha (s. a. marathi) 140. 204.
rubb ' 247.
rubba/i 217 Anm. 1.
rnkliama (Pflanze) 6.
rukham 21.
rukkab pi. von rakib.
5a (Spiel) 112.
sa'ali s. si' la.
.sab^lOstwind^rriihliugswind 7. 8.
sahr 10.
saUh 100. 248 f.
ASVda 82. 153.
sada Nachttau 7.
sada pi. nsdi Eiuschlag 155.
sada Totcnvoii'el 122 Anm. 2.
144. 257.
.sa'dau (Futterpflanze) 11. 119.
242. 249.
safah s. tasaffaha.
saffud 94.
safija pi. safaja 215.
safna 69.
sag' Reimprosa 178.
sagl 169 Anm. 3.
sahn Trinkscbale 102.
saiba 221.
sMg 1 52.
ASai/nini (-DattGln) 229.
saijid 217. 223 ff.
saijidu '1-Aaij 223 Anm. 1.
Sail (Hundename) 84.
sail ^ 2. 23. 255.
sailu 'l-'arim 37.
sajal Acacia Seyal Del. 13. 49.
275
sakhiua (eine Siippe) 246.
sakina: GAP 177 If 226.
salikh 24.
Saluq 26. 84. 245 saluqi 245.
Salhab (Hundename) 84.
samara 22.
Samhara XXXIII, 134 vgl.
auch 149.
saraum o. 7. 8. 263.
samura Acacia spirocarpa
Schirraakazie 13.
Sana Senna 150.
ASan'a. 2. 27. 97. 260.
san^ Acacia nilotica 13.
saqala Rampe 258.
saqija 228 Ann). 1.
sai- 166.
sara (Holz) 256.
sarab 9.
sarf 220.
sari' 181. 189 ff. 228.
sail Mast 258.
as-,Sari/i (Kossname) 80 Amu. 4.
/Sarkhad 98.
sarr 65
sarraf 254.
saulagan 112.
sawiq 89.
Scharlau(-Kamcle) 67.
Schadli([ara(-Kamele) 67.
schahba 7 Anm. 1 ascb-Sclialiba
schai^am
173,
schamam
40.
schamlc
66,
Scharaniar
85. 130.
scbanf pi. scbumif 152.
ascb-Schaqaiq 119.
scbar 26.
Schara (raasada) 18.
scharab Getnmk,Wein 251.253.
scbarak 120.
scharga' 139.
scbasch 237 schascbia 237.
scbata iiberwintern, notleideu 2,
scbekb 223.
Scbibam (Wein) 97. 248.
scbigal) 42.
scbi/t Artemisia 22.
ascb-Schi/a- (Dialokt) 38.
scbilw [al-Muraqqiscb : M. .18,7]
169 Anm. 4.
scliis' 45.
scbiza (Holz) 153.
sebi-a:; 66.
scbuniif pi. von scbanf.
Selma (Berg) 37.
serab s. sarab.
sibar 156.
sibt 44. 153.
«idar 140.
sidr Zizypbus lotus 13. 119.
si' la 115 Anm. 1.
silab 140.
sim' 18.
Simak (al-a'zal) Spica 3. 159.
siuau 123.
Sinn 136. 164.
sirar 65.
.s-irf 153.
Sir/uin (Hundename) 84.
6isa 154.
SoraaiAa s. Sumai/m.
sudus 49 Anm. 1.
Dbu V.siifa (Kossname) 245.
Suhail Canopus 160 f.
Sukbam (Hundename) 84.
sukkan 150.
Sumai/ia(-Datteln) 229.
suqa Uutertban, Untertbanen (s.
Noldeke: ZDMG 49. Bd. S.
719J 231.
Ta- (Beteuerungspartikel) 174.
^ab s. ibn.
Tabala 100.
Tabuk ^ 235.
tadha'ab s. dbi'b.
tadwim 102.
lit- 7aff 101.
tagir 99. 258 pi. tuggar 259.
18
270
00 7
120.
ooo
ta(7lib -47.
/a/niul Sclianjriiiia 242.
a/-7Vut; 2.
— Illoiisclirecken)
26 Audi. 6.
— (Lat-Cultus) 3.
— (Wcinberge) 97. 100.
— (Belageninj') 131.
— (Gcrbor.eieii) 153.
Taima 229.
takhjif 49.
/alainidh s. tilniidli.
hx\h 13 f. 153.
tall pi. /ilal
tarar
tannum (Pflauze)
Tanukh
tanwiu 172 Anm. 2. 175.194.
taqri^a 237.
iarbusch 237.
tmf 213.
tarika 15.
tasaffaha 209.
taschdid 37.
t-d\m 261.
tanq 241.
<awa 258.
^awi 41.
ti\m\ 189 ff.
tedwim s. tadwim.
Teima s. Tairaa.
Thabir (Berg) 6.
tha^^am (Ptlaiize) 54.
Thahlan (Berg) 119.
tbaiuar 228.
Thamiid 73.
Thaqif 33.
_tha'r 125. 219.
thaub (\m Dual gebraucht) 44.
Thebir s. Thabir.
thifala 88.
thiqaf 127. 134.
thual[a] 20 Anm. 2.
thuba 100.
tliumam Pauicum 41. 65.
Thiiraija Plejaden 160. 161.
tiliii Iliicksc'l
/ifl
Yi/iill (Hundcname)
Tiliama
tilad
tilinidh pi. t.ilainidh
tiuiar
Tuaiii (Pcrlen)
tubba'
Tmlih
tuffaA
^uiiub
227.
91.
84.
2
213.
26.
76.
25.
136.
119.
230.
41.
U (NoniiiiativcnduLJg) 172.
\xdd 243.
'iitjraibir 114.
ugra 259.
'ulwija 50.
ummu bauw 65.
^Unaiza (Name) 234.
'unnab Zizyphus vulgaris 14. 21.
uns Geuiiitlichkeit 169 Anm. 1.
'uqab pi. iqbau 21.
'uqda pi. 'uqad 47 A.dui. 2.
urguwan Purpur 25.
'usara 248.
usdi pi. zu sada.
'u.sfur pi. 'a«afir 22.
usru 50.
uthfija pi. athafi (Tigre: 'Miet
pi. 'a^afi, vrgl. Munzinger,
Vocabulaire col. 34) 90. 246 f.
'utlmun 3 Anm. 3.
'utm 12.
Wa- ( Schwurpartikel) (vrgl. S.
110) 171.
wa'ad ' 212.
wabr H3'rax sjriacus 20.
wad' a Cjpraea 25.
■\va(/a/i 155.
wadi 3. 6.
Wadi '1-qora 229.
wafir 140 f.
wa-gaddi-ka 110.
277
Wagra
119.
^afar (Weihrauch)
15.
waha
5.
^a' ina
56.
Wail
82 f.
Zainab (Name)
234.
wall
4
Anm. 4.
zait
235.
walid
114.
120
Anm. 1.
zakharif s. zukhruf.
walije
22. 68.
zalam
110.
ward
208
Anm. 1.
znmil
124.
warqa fern, zu an
raq
67.
zanam s. muzannam.
wars
15. 230.
zauba' a
8.
wasa
215.
zauraq Boot
258.
wa^'ila
221.
zeiid, zenda 91.
247.
was la
199.
ez-Zeudeqa
107.
wasmi
4
A urn. 4.
zeugebil Ingwer
258.
Waschiq
(HuDdeuamc)
84.
ziraam
81.
waib Milchschlauch
95.
zinad pi. von zend.
watid
41.
ziqq s. damn 'z-ziqq.
wawii rubba
203.
Zubaida (Name)
234.
wazu
179.
zubja 17 Anm. 1.
255.
wika
148. 258.
zugg
123,
wischa/i
37.
zukhruf pi. zakharif
26,
wuld Sii
da
82.
zulara
-iilm
110,
209,
Druckfehler
S. XXV Zeile 5. Fiir Frcitag I. Freytag.
S. 15 Z. 5 V. u. Fur nadi 1. noch.
S. 72 Z. 20. Fiir hijam 1. hujam.
S. 75 Z. 11. Fiir el-lebenu '1-hagiu 1. el-lebcnu 'l-Aaqin.
278
Inbaltsiibcrsiclit.
Seite
Voncdo I
Abkiirzniigeii VI
Einlcitiinj,' IX
Gezirat al-'\rub 1
PHanzeiiloboii 10
Tierleboii 16
Qabilen 28
Name 40
Wohnung 41
Mannerkleidimg 4o
Tracht und Sehiiuick der Fraueu 45
Liobo und Ebe 53
Haustiero 61
Gastlicbkeit 85
Nabruiif,' 88
Traiik 95
Unterhaltung 109
Spielo 110
Jagd 113
Mat, Btutezug, Kricg 121
Waffen 131
Gefangene und Sklaven 137
Tod 139
Blutrache 144
Handel 146
Handweike 150
Kraukbeiten und Heilraetboden 154
Sonstige Kenntnisse 158
Schreibkunst 162
Sprache 163
Dichtkuust 176
Eecbt 209
Staatswesen 222
Anhang: Landwirtschaft 226
Nachtriige und Anmerkuugen 231
Index 264
(Inhaltsiibersicht) 278
Diuck von F. W. Kiinike, Greifswald.
LA/ I 3'17^roo2 ""i'f'
; SOUTHtRN RIGIONAL LIBRARY rACILITY
AA 000 905 542 7
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