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Full text of "Altarabisches Beduinenleben. Nach den Quellen geschildert"

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THE  LIBRARY 

OF 

THE  UNIVERSITY 

OF  CALIFORNIA 

LOS  ANGELES 


MPORTATION  OES  PUBLICATIONS  eTRANGlpES 

IBRAIRIE  C.  KLINCKSIECK 


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AltaraMscks  Beiuinenlekn 


iiacli  den  Quellcn  <>,-esc]iil(lert 


von 


Dr.  Georg  Jacob, 

Privat-Doceiiton  an  dor  Universitat  Hallo. 


Zweite  urn  mclirerc  Ka])itel   uiul  Zusiitzc  vernieliite  Ausgabe. 


]kr]iii. 

Mnycr  &   Miillcr. 

1897. 


A^orrede. 

Niclit  eine  none  Aiiflage,  .sondcrn  cine  zweite  Ausgabe 
stellt  tier  vorliegendo  Btnid  dar;  nur  S.  1  —  38,  163  bis  Schluss 
sind  neugedriickt ;  ini  Ubiigen  ist  dor  alte  Bostand  verwertet. 
Von  den  Nachtragen  zii  S.  39 — 162  habo  ich  diesmal  nur 
einen  kleinen  Toil  mitgetoilt,  da  sicli  das  Meiste  bessor  boi 
einer  Neugostaltnng  des  Ganzen  dcm  Text  oinfiigt  so  z.  B. 
neiio  Belegstellen,  die  das  Gesagto  nach  dioscr  oder  jenor 
Richtung  unwesentlich  erganzen.  Bei  den  neubearbeiteten 
Kapiteln  schien  es  niir  praktiscli  jedesmal  die  wichtigste 
Literatur  in  Petit  am  Kopfo  zii  verzeiehnen ;  dies  Verfaiiren 
soil  spiiter  auch  auf  die  andern  ausgodehnt  wciden,  wjilirend 
am  Endo  dor  Kapitel  stets  eine  langere  Schlussnote  einen 
Uberblick  iiber  die  weitore  Entwickelung  innerlialb  des  Islam 
geben  soil;  aiicii  bierzu  findet  man  diesmal  bereits  einige 
Ansiitze.  Ferner  gcdonke  ich  spater  die  Belegvcrweise  mog- 
lichst  in  den  Index  zu  ziehen,  die  Nomenklatur  dagegcn, 
ausgesprochenen  Wiinschen  Folge  gebend,  in  grosserer  Voll- 
stiindigkeit  in  den  Text  aufznnehmen.  Tiiricht  ware  es  jedoch 
von  diesem  Buche  zu  crwarten,  was  Sache  des  Worterbuchs 
sein  und  bleiben  wird;  ausdriicklieh  habe  icli  mieh  davor 
gehiitot  als  Ausschreiber  der  Lexika  etc.  in  Freytngs  F'uss- 
stapfen  zu  treten.  Dor  Index  soil  spater  nocli  um  die  p]igen- 
namen  mit  kurzen  biographischen  Daten  vormelut  werdon, 
wodurch  ich  den  Text  erheblich  zu  entlasten  hoffe.  Mein 
reiches    in    der    Zwischenzeit    gesammeltes    photographiscl)es 


951580 


n 

Material,  von  dcni  ich  diosnial  2  l^'obcn  in  Lichtdruck  gogobcn 
liabo,  wiirdo  ich  nin  licbstoii  zii  cinoni  Bildoratlas  vcreinigcn. 
A  us  iiussercn  Oriindon  warcMi  dioso  Vcrbcsserungon  dicsmal 
noch  undurchtuliibar. 

Wcnn  selbst  Wellhauson  in  dor  2.  Ausgabo  soinor  „Resto 
altarabischcn  Heidontiims"  (nacii  S.  248)  ,,nur  cin  Fachwerk 
zum  Ausfiillcn  gcliofert"  habon  will,  so  gilt  das  in  noch  viel 
hohercm  Grade  von  dem  vorliegonden  Buche.  Die  unseron 
Studien  forner  Stehenden  raogcn  sich  vergegenwiirtigen,  dass 
die  Arabistik,  obwohl  sic  eino  alte  Universitatswissonschaft 
ist  und  intornationale  Freiidenfeste  foiert,  noch  imnier  der 
aliernotwendigsten  Hiilfsmittcl  entbehrt.  Wir  besitzen  weder 
ein  auf  die  Texte  gegriindetes  von  den  grobsten  traditionellen 
Misverstiindnissen  gereinigtes  Worterbuch,  noch  eine  dem 
heutigen  Standpunkt  der  Sprachwissensehaft  entsprochonde 
Grammatik,  noch  eino  Literaturgeschichte^),  noch  eine  Real- 
encyclopaedie  etc.  Auf  rein-geschichtlichem  Gebiet  ist  Kenntnis 
dor  mittolaiterlichen  orientalischen  Quollen-)  mit  historischer 
Schulung  iind  der  Fahigkeit  grossere  Aufgaben  auszufiihren 
wol  noch  niemals  vereint  gewesen;  auf  kulturgeschichtlichem 
bringt  Alfred  von  Kromor  in  seinem  dankenswerten  Werk 
doch  nur  eine  kloine  Periode  des  Islam,  audi  riiumlich  be- 
grenzt,  zur  Darstellung,  das  Queiionmaterial  quantitativ  und 
qualitativ  nur  teilwcise,  das  persische  z.  B.  garnicht  verwertend. 
Tornauvvs  Buch  musste  ich  S.  209  als  beste  Darstellung  des 
islamischen  Rechtes  nennen!  Unsere  Universitats-Orienta- 
listen  liaben  bisher  noch  immer  die  Vervielfiiltigung  von 
Texten   als   ihro  Hauptaufgabe    bctrachtet,    und    nach    dieser 


1)  Abgesehen  von  Hammer-Purgstalls  Loistung  und  der  eines 
Engliinders.  —  Dass  wir  uns  jetzt  wonigstens  raiihelos  fiber  die  in 
Berlin  vorhandonen  Handscliriften  informiren  konnen  ,  vcrdanken  wir 
lediglich  dem  eisernen  Fleisse  des  Herrn  Gehoimrat  Ahlwardt  iu  Greifswald. 

2)  Ich  meine  uiclit  nur  die  Fiiliigkeit  sie  zu  losen. 


m 

Kichtunj^  allerdiiigs  viel  ciroielit.  Do  Gocjus  Bibliutlieca 
Gcographorum  Arabicoruni,  die  V'abaii-Ausgabo  und  Wiisten- 
felds  Jaqiit  z.  B.  wiirdo  gcwiss  jcdorArabist  iini  kuincn  I'reis 
inissun  wolleii.  Trotzdem  wiirdcMi  wir,  wcnn  wir  iiiir  aiif  dio 
ini  AbcMullaiulo  gedrucktun  Tcxto  angewiosoii  wtiroii ,  kaiini 
den  Umfang  dos  Vorliandonon  ahnen  konnon.  Mithin  das 
AVichtigstc,  so  aiif  dicscin  Gobiet  dor  gio?sto  Toil  dor  Miliar^ 
c/alijat,  dio  Asmaijiit,  al-A'sclia  solilummcit  ausscrdom  noch 
iniiiier  in  Handschiiftcn.  Sodann  aber  sind  die  Texte  docli 
iminor  nicbt  Kosultat,  sondorii  Objokt  dor  Forschung.  —  Das 
Persischc  und  Tiirkische,  von  don  andorn  Sprachen  des  Islam 
ganz  zu  scinvoigen,  liegon  fast  giinzlich  braeh.  --  Ich  halto 
cs  fiir  bcdauerlich,  dass  unter  dicsen  Umstiindon  eino  so 
grosse  Monge  oriontalistisciier  Aibeitskraft  diireii  das  Anlcr- 
tigen  zahlloser  ,,Bcsprocliungon''  auf  Gobioten,  dio  doni 
Keccnsonten  feme  Jiogcn ,  ziomlioh  nutzlos  vcrgeudet  wird, 
ohne  damit  den  wirklich  gediegoncn  Kritiken,  wclche  so 
selton  sind,  zu  naho  troten  zu  wollon.  Wonigstons  solito  man 
endlich  mit  den  anonymon  „Kritiken"  ins  Gericht  gehen. 
Von  dor  anonymon  Kritik  dos  Lit.  Contralbl.  1897  Nr.  1  iibor 
Hcrrn  Professor  Abels  arabisehe  Papyrusausgabc  hat  der  crste 
Kenner  auf  dicscm  Gebictc,  Karabacek,  gezeigt,  dass  sic 
sachlich  durchaus  mislungon  ist.  Welchc  Motive  mogen  don 
Anonyraus  voranlasst  haben  soinon  Xamon  zu  versclnveigen? 
Nacb  nieinen  Pliinen  soil  das  vorliegendo  Buch  zugleich 
den  ersten  Tell  einer  Darstellung  der  gesammten  Kultur  des 
Islam  bilden.  Der  niichsto  Band  wiiidc  die  Religion  bohandoln; 
ein  Specimen  meincr  Studion  nach  dieser  Richtung  (Rama</an) 
babe  ich  bereits  in  dem  VI.  Jsb.  d.  Ggr.  Ges.  Greifswald  1896 
gegeben.  Der  Begritt"  „Islcini"  ist  niir  jodocli  koin  roin-roli- 
gioser;  ich  glaube,  dass  man  die  religiose  Soito  des  Islam 
moist  ungobiihrlich  in  den  Vordcrgrund  stollt,  Aveil  bei  unsoren 
Oriontalisten,  die  zum  grossen  Teil  oiiomaligo  Theologen  sind, 


IV 

cicr  alto  Intercssenkrcis  nachwirkt;  in  dor  Omoijadenzoit  war 
fast  garnicbts  von  Roligion  vorlianden ;  die  puritanischcn 
Kogicrungcn  waren  auch  im  Islam  kiirzlebig;  gewisso  roligiose 
Formon,  dio  auch  bei  uns  iiborall  nocii  reichlich  vorlianden 
sind,  bedingen  noch  lango  koin  consequentcs  Dcnkon  in 
dieser  Richtung.  "Obcrhaupt  wird  das  Arabische  boi  unsern 
isJamischen  Stiidien  zii  sehr  betont,  das  kulturtragende  Ele- 
ment waren  doch  in  erster  Linie  die  Perser.  Die  turkisehen 
Verhiiltnisse,  dio  uns  am  niichsten  liegen,  zu  ignoriren,  ge- 
liort  zum  guten  Ton;  ihre  Beobaehter  werden  von  Berut's- 
Orientalisten  liaulig  nacli  der  todten  arabischen  Theoric 
korrigirt.  Ich  hoffe,  dass  meine  zusammenfassende  Darstel- 
iung  zunachst  wieder  den  Ausgangspunkt  fiir  Einzeluntor- 
suchungen  bilden  wird.  Bei  den  zum  Toil  recht  unfruchtbaren 
Gegenstanden,  welche  viele  unserer  Inaugural- Dissertationen 
behandeln,  mr)chte  ich  einige  Themata  in  Vorschlag  bringen, 
die  rair  zur  Bearboitung  geeigneter  erscheinen: 

1)  Die  heidnisch-arabischen  Elemente  im  Islam  (eventuell 
eiiger  zu  begrenzen). 

2)  Das  Staatswesen  der  Omeijadenzeit  nach  !/abari. 

3)  Das  Heerwesen  der  Omeijadenzeit  nach  Ylibari. 

4)  Die  Idee,  Rekrutirung  und  Organisation  der  islami- 
schen  Fremden-Garden  in  historischor  Entwickelung. 

5)  Die  Stellung  der  Christen  im  islamischon  Staatswesen 
in  Theorie  und  Praxis  (in  letzterer  Hinsicbt  eventuell 
periodisch  zu  begrenzen). 

6)  Islamisches  Leben  nach  Qazwinis  Athar  al-bihid. 

7)  Beitrage  zur  Darstellung  des  persischen  Lebens  nach 
i/atic. 

8)  Tiirkisches  Leben  nach  den  tiirkischen  Volksromanon. 

9)  Die  islamische  Industrie  nach  den  arabischen  Geo- 
graphen. 

10)  Spanisch-arabisches  Leben  (beziehungsweise  hinsicbt- 


licli  der  Quellen,  Perioden  oder  Gobicte  cnger  zu 
begrenzon). 
Den  mir  gcmachten  Vorwurf,  dass  ich  die  Fehlcr  Andcrcr 
zu  hart  beurtcile,  glaubo  ich  nicht  zii  vcrdienen.  Viclmchr 
habe  ich  solche  friihcr  incist  stilischweigend  korrigirt,  bis  ich 
luiufigcr  von  mangolhaft  inforniirtcn  Kritikern  nach  Schnitzern 
iind  Torhciten  nioiner  Vorgangor  wieder  geschulmeistcrt  wurde. 
Aucii  an  scinvachen  Arbcitcn  bcniiihe  ich  niich  stets  noch  guto 
Seiten  zu  wiirdigen;  wo  aber  solcho  durchaus  unauffindbar 
sind,  da  gilt  dcs  niilden  Sa'di  Wort: 

mebakhschai  bcr  her  kuga  zAWm  est, 
kc  raAmet  bcru  cul-m  ber  'alam  est. 
Am  moisten  golcrnt  habe  icii  aiis  den  Arbeiten  Ahhvardts, 
Goldzihers,  Xoldekes,  Wellhausens.  Herr  stud.  E.  Littmann 
hat  sich  der  Miihe  unterzogen,  don  von  ihni  fiir  die  1.  Aus- 
gabe  angelegten  Index  fiir  die  vorUegendo  zu  revidiren  und 
erheblich  zu  erweitern.  Hierfiir  sowie  fiir  die  Lesung  je 
ciner  Korrektur  sa^e  ich  ihm  meiuen  beston  Dank. 


'b' 


Georg  Jacob. 


VI 


Abkurzungen. 

Ag  =   Kitab  al-a<7iini,  Bulaqcr  Druck. 

AHV  =  W.  Ahlwardt,  Vcrzrichnis  dcr  Arabischen  H<ind- 
schriften  der  konigliclion  Bibliothek  zii  Berlin. 

AS  =  Ascherson  &  Schweiiifurth,  Illustration  do  la  floro 
d'Egypte. 

AZ  =  Abu  Zaid,  Kitab  an-nawadir,  Berut   1894  Seitc 

B  =  Burckhardt,  Bomerkungcn  iibcr  die  Bcduinen  iind 
Wahab}^,  Weimar  1831   Seite 

BGA  =  Bibliothoca  gcographonim  Arabicorum  ed.  de 
Goeje. 

Bukhari  imisste  ich  in  der  Aiisg.   1280  h.  zitiron. 

CP  =-  Caussin  do  Perceval,  Essai  siir  Thistoire  des 
Arabes,  Tome. 

D  =  Domini. 

DH  =  Diwan  der  Hudhailiten. 

Enis  =  Enis  el-gelis  .  .  .  conte  des  Mille  et  une  nuits 
ed.  Biberstein-Kazimirsky,  Paris  1846. 

FAF  =-  S.  Frankel,  Die  aramtiischen  Fremdworter  ini 
Arabischen,  Leiden  1886  S. 

FE  =  G.  W.  Freytag,  Einleitiing  in  das  Studiiim  der 
Arabischen  Spracho  S. 

FGS  =  Gustav  Fliigel,  Die  grammatischen  Schulen  der 
Araber:  Abhandlungen  fur  die  Kunde  des  Morgcniandes, 
2.  Band,  Nr.  4,  Leipzig  1862. 


VII 

GAP  =  Gold/.ihor,  Abhandliin^oii  ziir  Arabischon  Philu- 
logie,  1.  Thcil,  Loidcn  1896. 

OMSt  =  Goldzilior,  Muhammodanischc  Studion. 

h  =  Hogra. 

11  =-  //amasa  ed.  Froytag  S. 

HS  =  Fr.  Hommel,  Die  NanuMi  dcr  Siiugetiero  bei  don 
siidseniitischon  Volkern,  Leipzig  1879  S. 

JA  =  Journal  Asiatiquo. 

JH  =  Ibn  Hischutn  ed.  Wiistenfeld  S. 

Iklil  =  D.  H.  Miiller,  Die  Burgen  und  Schlusser  Siid- 
arabiens  naoh  dcm  K'lil  dcs  Hamdani,  Wien  1879,  1881. 

'Iqd  s.  S.  XXX. 

K  =  Kitab. 

KB  =  Keilinsciiriftlicho  Bibliotliok. 

L  =  Lano,  Sitten  und  Gebniuclio  der  iioutigeu  Kgypter, 
deutsch  von  Zenker. 

LA  =  Lisan  al-Arab. 

ra  =  Mu'allaqa.  Hinsichtlicli  dcr  Versziihlung  folgte  ich 
wie  in  den  friiheren  Heften  Arnold-Abel. 

M  =  Mufatft/alijat  ed.  Thorbecke. 

MDh  =  Masudi,  Murug  edh-dhahab  (Pariser  Ausg.) 

NB  =  Noldeke,  Beitriige  zur  Kenntnis  dcr  Poesie  der 
alten  Araber,  Hannover  1864  S. 

Nolde  =  Barun  Eduard  Nolde,  Keisc  nach  Innerarabien, 
Kurdistan  und  Armenien  1892,  Braunschweig  1895. 

OB  =  Orientalische  Bibliographic. 

(Om.)  =  lebtc  zur  Zeit  der  Omeijaden. 

PGr  =  AlbcrtHcrmann  Post,  Grundriss  der  cthnologischcn 
Jurisprudenz. 

SchW  =  Schwarzlose,  Die  WafFen  dor  alten  Araber, 
Leipzig  1886  S. 

SM  =  Les  voyages  de  Sindcbad  le  Marin  ed.  L.  Machuel, 
2.  ed.,  Alger  1884,  S. 


TA  =  Tag  al-' arils  s.  S.  XXXV. 

WE  =  Wellhausen,  Ehe  bei  den  Arabern:  Gottinger 
Nachrichten  1893  S. 

WR  =  Wellhausen,  Reste  arabischen  Heidentumes  (ohne 
weiteren  Zusatz  1.  Aufl.) 

WZKM  =  Wiener  Zeitschrift  fiir  die  Kunde  des  Morgen- 
landes. 

ZDMG  =  Zeitschrift  der  Doutschen  Morgenlandischen 
Gesellschaft. 

ZDPV  =  Zeitschrift  des  Deutschou  Palilstina-Vereins. 

1001  Bui.  =  1001  Nacht,  Bulaqer  Ausgabo  von  1251  h. 


Einleitung. 


Die  Idee  des  Buchs. 

Dor  Gcist  moderiier  AVissonschaft,  welcher  sich  allcnt- 
halben  in  dor  Erforscliuiig  der  verschiedenston  Kultiirwolteii 
so  intensiv  bethiitig-t,  hat  in  unserer  Arabistik  noch  wenig 
gewirkt.  Eiu  Grundriss  dcr  arabischen  Pliilologio  ware,  falls 
er  wirklich  brauchbar  werden  sollte,  ein  walires  Riesenwerk, 
da  fast  sammtliche  Diseiplinen,  fiber  die  ein  solchcr  eiue 
Ubersicht  zii  geben  hiitte,  erst  zu  scliaffon  wiiren.  Auf  andern 
Gebieten  ist  man  liingst  daran  gcgangon,  das  Gesammtlcben 
einzelner  Volker  in  cinzelnon  Perioden  vvissenschaftlich  aiif- 
zunehmen.  Die  Gormanistcn  konnen  auf  gliinzende  Leistiingcn 
nach  dieser  Richtung  wie  „Wcinliold,  Altnordisches  Leben" 
und  ,,Alwin  Schultz,  hufisches  Leben  zur  Zcit  der  Minnesinger" 
zurtickblicken.  Aber  auch  innerhalb  der  orientalischen  Wissen- 
schaften  ist  Erfreuliches  gesebaff'en  worden.  Brinckmann^) 
erschloss  uns  ein  tieferes  Verstiindnis  japanischer  Kunst  aiis 
dem  japanischen  Leben.  Zimmor  stellte  das  indische  Leben 
fiir  die  vedischo  Periodo  dar"-),  ihm  folgte  "Willi.  Geiger  mit 
einer  Darstelliing  der  alten  ostiranischen  Kultur.  Ermans 
Agyptcn  erschien  unliingst  in  2.  Auflage;   auch  Assyriologcn 


1)  Kunst  und  Hamlwerk  in  Japan.     1.  Bd.     Berlin  1889. 

2)  Auch  fiir  spiltere  Perioden  existiron  Vorarbeiten  vrgl.  z.  B.  Fick. 
Die  sociale  Gliederung  im  nordostl.  ludien  zu  Buddbas  Zeit,  Kiel  1897. 

1 


fangcn  an  den  gescllschaftlichen  Verhaltnisson,  dor  Baukunst, 
dor  Religion  Babylonions  ihro  Aufmoiksamlvoit  zuzuwondon. 
Die  licbraische  Archilologio  hat  ncuerdings  in  den  Lchrbiichorn 
von  Nowack  und  Bonzingor  oinen  orhoblichen  Fortschritt  zii 
vorzeichnon.  Sogar  das  nachbiblische  Schrifttum  dor  Hcbriicr 
beginnt  man  vvissonschaftlich  zu  vcrwerton'). 

Von  den  Volkern  des  Islam  besitzcn  wir  gliicklicher- 
weise  eine  Reihe  treffliclier  Darstelliingon  ihrer  jiingsten 
Entwickelungsphase,  meist  von  Mannern,  die  langerc  Zeit  mit 
ihnen  in  personliche  Beriihrung  gekommcn  waren.  Burck- 
hardt's  Bemerknngen  iibor  die  Bedninen  und  Wahaby  (Wei- 
mar 1831)  sind  wol  noch  immcr  die  beste  systematische 
Darstollung  des  Boduincnlebens  dor  arabisehen  Halbinsel. 
Vorganger  liatte  or  namentlicb  in  Arvienx-')  und  Mayoux''). 
Vrgl.  ferncr  Don  Josaphot,  Wiiste  und  Wiistenvolk:  Osterr. 
Monatsschr.  XVIII.  Jahrg.  1892.  Fiir  die  iigyptischen  Araber 
hat  Lane  in  seinen  Manners  and  customs  of  the  modern 
Egyptians^)  oin  classisches  Work  geschafFon.  Ahnliches  fiir 
die  syrischen  Araber  zu  leisten,  ware  Wetzstein  der  Mann 
gewesen ;  da  ihm  jedoeh  die  wissenschaftliche  Thiitigkeit  ver- 
leidet  wurde,  lieferte  or  statt  ciner  Gesammtdarstellung  nur 
gelegentliche  Mittoilungen  und  Aufsiitze,  die  in  Rohricht's 
Bibliotheca  Geogr.  Palaestinae  S.  483  —  5  bibliographisch  zu- 


1)  Dr.  Paul  Eieger,  Vci-sucli  oinor  Technologie  und  Terraiuologie 
dor  Handwerko  in  der  MisnTih.  I.  Toil.  Spinnen,  Fiirben.  Wcben.  Walken. 
Berlin  1894.  —  Dr.  Hermann  Vogelstein,  Die  Landwirtscliaft  in  Palilstina 
zur  Zeit  der  Misnali.    1.  Teil.    Der  Getreidebau.     Berlin  1894. 

2)  Die  Sitten  der  Beduinon- Araber.  Aus  dcra  Franziisiscbcn  des 
Kitters  Arvieux.  Ubersetzl  und  mit  Anmerkungen  und  Zusatzen  versehen 
von  Ernst  Friedrich  Karl  Rosonniiiller.  Mit  einera  biblisch-zoologischen 
Anhang  des  Ubersetzers.     Leipzig  1789. 

3)  Mayeux,  Los  Bedouins,  Paris  1816. 

4)  Deutsch  von  Zenker,  3  Biindchen,  Leipzig  1852.  —  Vrgl.  audi 
Leo  Anderlind.  Die  Landwirtscbaft  in  Egypten,  Dresden  (Adolph  Liiders, 
Durerstr.  109)  1889. 


XI 

sammongestellt  siiul.  luir  den  Mnr/rib  oxistirt  gloichfalls  nocli 
kcin  AVcrk,  das  sich  mit  Lano  mossen  kiinnto');  dagogcii 
habcn  wir  fiir  Pcrsien  oiii  in  ahnliclior  Weiso  vortrcftlichos 
Biich  Polak-)  zii  dankcn.  Einc  kloinc  Arbeit  von  Franz 
von  Erdniann,  Cbcr  die  Tataren  Kasans  ')  ist  rccht  Icscns- 
wert,  wiibrend  fiir  die  Tiirkcn  Thornton i),  Castellan'')  und 
White'')  zii  erwahnen  sind.  Dor  beste  Osmancn-Kcnnor  dor 
Gegcnwart,  Kiinos,  hat  bisher  vorwiegend  dcr  Aufzcichnung 
von  Tcxten  sein  Augenmerk  zugowendet.  Fiir  Indien  nennc 
ich  Horklots,  Qanoon-c-Islam  or  the  Customs  of  the  Moosul- 
mans  of  India  und  Grierson,  Bihar  peasant  life  (Calcutta  1885). 
Snouck  Hurgronje,  De  Atjehers  (Leiden  1893/4,  vergriffen)  be- 
sitzcn  wir  in  Halle  nicht.  Specialabhandlungcn  wcrdcn  spiitcr  an 
ihrem  Orte  Erwiihnung  finden;  auch  sind  die  Keisewcrke  von 
dieser  Ubersicht  iiber  die  Gesammtdarstellungen  des  Lebens 
der  wichtigsten  islamischen  Volker  giinzlich  ausgeschlossen. 
Nur  will  ich  golegentlich  der  schroffen  Beurteilung,  -welcho 
des  verstorbenen  Baron  Nolde  Reise  nach  Innerarabien,  Kur- 
distan und  Armenien  (Braunschweig  1895)  neucrdings  cr- 
fahren  hat"),  hervorheben,  dass  mir  dieses  Buch  eino  sehr 
erfreuliche  Erscheinung  der  modernen  Eoiselitteratur  zu  sein 
scheint.     Nolde  ist  scit  Burckhardt  dor  erste,  der  die  politi- 


1)  Ich  neniie:  Daumas,  ]\rooiirs  ot  coutumes  do  TAIgerie,  Paris  1855; 
La  vie  arabo,  Paris  18()9;  Hondas.  L'ethuograpbie  de  I'AIgerie,  Paris 
1886;  Villot,  Moeurs  coutinnes  ct  institutions  des  indigenes  de  I'Algerie, 
3  ed.     Alger  1888. 

2)  Persien.     Das  Land  und  seine  Be wolinor.    2  Teile.   Leipzig  1865. 

3)  ZDMG  XIIL  Bd.  1859. 

4)  Thomas  Thornton,  Das  Tiirkisclie  Reich.  Aus  deni  Engl,  iibcrs. 
von  Friedr.  Herrmann,  Hamburg  1808. 

5)  A.  L.  Castellan,  Gebriiuche  und  Trachten  dcr  Osmancn.  Leipzig 
1813.     (Frz.  Original.     0  veil.     Paris  1812). 

6)  Charles  White's  hiiusliches  Lebeu  und  Sitten  der  Tiirl<on.  Nach 
dem  Englischcn  bearbeitet  von  Alfred  Reumont,  2  Biindo,  Berlin  1844,5. 

1)  MitteiUmgen  der  Vorderasiatischeu  Gesollschaft  1897  1  S.  116  7. 

1* 


XII 

sclicii  VcrliiiltnissG  Inncraiabions  in  klarcr  Woisc  cntwickelt  i). 
Er  bcobaclitet  sclbst  niit  froicni  Blick  iiiul  der  Correcthoit 
cincs  Offizicrs  und  copirt  nicht  —  wio  so  hiiufig  andoro  — 
unkritischc  Erziihlungen  im  Orient  angesessener  Landsleute, 
or  hat  Sinn  fiir  das  Lobon  der  Tiore,  berichtet  mit  Sacli- 
konntnis  und  Sachlichkoit  iiber  rfcrdo,  Kanioio  und  dcron 
Loistungen  etc.  Naturgemiiss  hat  ein  Offizior  andere  Inter- 
essen  als  ein  Philologe;  doch  darf  man  voni  Kritiker  wol 
verlangen,  dass  er  dor  Individualitiit  eines  jeden  gerocht 
werde.  Vor  allem  aber  miisscn  alle  mit  gleicher  Ello  ge- 
mossen  werden.  So  Jango  iiber  Sachaus  Keisewerk  die 
AVahrhoit  verschwicgen  Avird,  ist  cs  doppelt  ungerecht  Noldes 
Vordienste  za  schmahon,  zumal  er  sein  Buch  dor  Wisson- 
schaft  als  eine  freie  Gabo  dargebracht  hat.  Ich  habe  aus 
Noldc  mehr  gelernt  als  aus  Palgrave,  A.  Blunt  u.  a. 

Nach  don  aufgezahlten  Yorarbeiten  wiiro  wol  die  Zeit 
gokommen  das  Studium  des  Yolkstums  der  islamischon  Na- 
tionen  zu  eincr  vergleichenden  Wissenschaft  auszubaucn. 
Sohr  wesentlich  wiirde  ein  derartiges  Unternehmen  durch 
Fragebogen  gefordert  werden,  wio  sie  die  Gcscllschaft  fiir 
vergleichende  Rechts-  und  Staatswissenschaft  fiir  ihr  Gobiet 
cntworfen  hat.  Vor  allem  aber  ist  es  erforderlich  dieses  doch 
nur  eino  Entwickelungsphase  reprasentirendo  Material  in 
seinem  historischen  Werden  vcrstolicn  zu  lornen.  Das  Stu- 
dium der  Denkmalcr,  namentlich  dor  umfangrcichon  islami- 
schon Littoraturen  muss  das  Werden  und  don  Wandol  der 
cinzolnen  Institutionen  und  Erschoinungon  klarlegen ;  das 
Volksgut  der  in  don  Islam  eintrotonden  Nationon  ist  sorg- 
fiiltig  zu  scheiden  und  bosondors  audi  das  arabischo  Element 
in  seiner  Roinheit  auszusondorn.     Da  die   Verfalschung  dos 


1)  Felly's  From  Oman  to  Nedjd  (London  1868)  liabe  ich  niomals  zu  Go- 
sichtbekommcn,  trotzdem  ich  in  10  vcrschiodcnon  Bibliothekon  nachfragte, 
ebonsowonig  Giiarmanis  11  Negod  Settontrionalo  (Genisalomino  1866). 


XIII 

Arabertums  niit  dcm  Islam  bcgann,  iiabo  ich  im  niuiiio 
Arbeiten  eino  Darstellung  dor  Gahilija  ziini  Ausgangspunkt 
gcuiihlt,  dancben  aber  bcroits  vicl  Material  liir  das  Zoitaltcr 
der  Omeijaden ,  fcrncr  aiis  1001  Xacht  und  aiis  pcrsisclion 
Klassikcrn  gcsanimolt,  iibcr  desscn  spiitoro  Vcroilbntlicluing 
Gunst  odor  Misgunst  dor  Vorhiiltnissc  entsclioidcn  wird. 

Erst  wann  das  Volkstuin  saninitjichor  Volkor,  von  donon 
wir  entweder  littorarische  Donkmalor  odor  lobondo  Kopriiseii- 
tanten  besitzcn,  wissenschaftlicli  gcsiohtct  in  Darstolhingen 
vorliogt,  die  einc  allseitigc  Vorglcicluing  crmoglichcn,  werdon 
^^h•  eincn  mogliclist  vollkoinmonon  Kinblick  in  dio  Entwioko- 
lungsgeschichte  der  Menscliheit,  ein  Vcrstiindnis  ihror  Kultur- 
gobilde  auf  Grund  ihrer  ethnischon  Faktoron  gcwinncn.  Wic 
viel  vergleiebonde  Spracbwissenscbaft,  verglcichendc  Recbts- 
wissenscbaft,  vergleiebonde  Aestbotik  nnd  andcrc  Disciplinen 
ancb  bisber  geleistet  babon ,  sio  \vorden  doreinst  alio  doeb 
nnr  einen  kloinen  nnvollkommonon  Toil  dieses  Gosannnt- 
nntornebnicns  darstollen. 

Icb  bin  niir  bewnsst  niit  dieson  Anscbauungon  gar  sobr 
im  Gogensatz  zn  denen  oinos  grosson  Toiles  nicincr  Facb- 
gonosson  zu  stobon.  Urspriinglicb  eino  ancilla  tbcologiao  bat 
nnserc  Wisscnscbaft  das  Dicnstvcrbaltnis  zn  ibrer  friiberen 
Horrin  gelost,  um  oin  nones  ciiizngoben.  Und  docb  ist  ge- 
rado  sio  vor  andcrn  bornfon  an  dor  grosscn  Erkenntnis  mit- 
zuwirken,  dio  K'ung-tsi  in  don  Worton  niodorlcgto:  ,.Jodes 
Ding  bat  seine  Scbiinbeit,  aber  nicbt  jodor  siobt  sio."  Von 
den  Dicbtorn  allor  Xationon  golten  dio  Worto,  wolebo  cinst 
'All  niit  Bezug  anf  dio  arabiscbon  gesprocbon  babon  soil: 
■\va-kulin-buni  qad  a^jaba  'lladbi  arada  wa-aAsaiia  fib  {A<j. 
XV  97).  Dor  Klassicismus  nimmt,  wic  jodor  ibm  Entwacbscno 
woiss,  unondlicb  viol  mobr  als  or  zu  gobon  vormag,  indein 
er  voroinsoitigend,  fanatisirond  die  Enipfiinglicbkoit  fiir  das 
Scbonc  in  seiner  natiirliebon   Mannigtaltigkcit  abtodtot.     Die 


XIV 

orientalischon  Wissenschaften  scheinon  mir  gleich  dcr  Gor- 
manistik  und  andern  "VVisscnszwcigen  berufcn  die  pliilolo- 
gisch-historischen  Disciplinen  orwoitcnul  und  schliesslicli  za 
einem  Teil  dor  Naturwissenschaften  umgostaltcnd  den  natiir- 
lichen  Zusammenhang  der  Erscbeinungon  herzustellen  und 
so  das  klassisclie  Dogma  innerlich  zu  iiberwinden;  ist  doch 
dieses  Dogma  von  dom  alloin  bercchtigten  Entwickelungs- 
schema  nur  begroitlicli,  wonn  man  in  Rechnung  ziclit,  wio 
ziih  in  friiher  Jugond  aufgenommcno  Vorurteile  fostgohalten 
werden.  In  Walirheit  enveisen  sich  die  Gricciien  im  Gegen- 
satz  zu  dem  Pliantasicgebilde  unsorer  Dichter  trotz  ihrcr  holien 
plastischen  Begabung,  wenn  man  ihre  Schopfangon  mit  dencn 
des  germanischen  oder  indischen  Geistos  verglciciit,  doch  als 
ein  recht  flaches  Yolk  und  der  bekannte  Ausspruch  Friedrichs 
von  Schlegel  ,,Ich  iiberzeuge  micli  imracr  mehr,  dass  der 
Norden  und  der  Orient  die  guton  Elemente  der  Erde  sind" 
hat  eine  gewisse  Bcrechtigung, 

Die  Idee  eines  ahnlicheu  Buches  wie  das  vorliegende  hat 
schon  einzelnon  arabischen  Philologen  des  Mittelalters  vor- 
geschwebt;  doch  fassten  sie  ihre  Aufgabe  rein  philologisch 
und  iiusserlich  auf.  So  schrieb  boreits  der  203/4  h  =--  820  D. 
verstorbenc  an-Na(/r  b.  Schumail  ein  Kitab  as-sifat,  dessen 
Inhalt  nach  den  Angaben  des  Fihrist  S.  cF  viol  Verwandt- 
schaft  mit  dem  des  vorliegenden  Buches  gehabt  haben  muss. 
Et-tu/ifa  al-/mqira,  Expose  des  moeurs  et  coutumes  des  Arabes 
avant  I'islamisme  par  Mirza  Mehemed  Ali  ben  Mohammed, 
Kasan  1249  (1833)  kenne  ich  nur  aus  Zenker  (No.  749). 
Des  Selim  An/aui,  Kanz  en-nacim*)  streift  in  einigen  Ka- 
pitelu  unser  Thema.  Derartige  Arbeiten  sind  jedoch  trotz 
des  Fleisses  und  der  Sprachkenntnis  einzchier  Orientalen 
wegen  ihres  eiuseitig  philologischen  Standpunkts,  ihres  Man- 

1)  Berut  1878,  besprocheu  von  Mehreii  in  der  ZDMG  XXXIII  1879. 
S.  708-711. 


XV 

gels  an  historischem  Sinn  unci  kritischer  Mothodc  fiir  die 
moderne  Wissenschaft  mchr  Curiositaten  als  Hiilfsmittcl  der 
Forsohung.  Allerdings  kann  man  nicht  bchaupten,  dass  der 
orste  Abcndliindor,  welchor  unscre  Aufgabc  zu.  Kjscn  ver- 
siichtc,  seincn  orientalischcn  Collogen  in  den  gcnannton 
Dingcn  erheblich  iibcrlcgen  war:  Freytags  Einloitung  in  das 
Studiuiu  der  Arabischen  Spracho  bis  Moiianimcd  und  zuni 
Teil  spiiter  (Bonn  1861)  ist  von  mir  in  dor  erstcn  Ausgabe 
dieses  Biiches  charakterlsirt  worden.  Oanzlich  wertlos  ist 
eine  Arbeit  von  Helmboltz,  dcm  Vater  des  bcriibmten  Xatur- 
forschers' ).  Auf  das  riissisch  gescbricbene  Werk  von  Maschanow 
betitelt  ,,Abriss  des  Lebens  der  Araber  in  dor  Epoche  Mu- 
hammeds''  (Kasan  1885)  niachte  mich  Heri'  Prof.  Pisehel 
aufmerksam. 

Die  Sammler  und  Uberlieferer  der 
vorislamischen  Poesie. 

Die  wichtigsto  Quelle  fiir  das  Leben  der  vorislamischen 
Beduinen,  fiir  das  Zcitalter  der  Gahilija,  wie  die  Araber  es 
nennen,  sind  die  zahlreichen  arabischen  Liedor,  welche  als 
Uberresto  jener  Zeit  von  den  Philologen  seit  dem  2.  Jahr- 
hundert  h.  eifrig  gesammelt  wurden.  Ohno  dieso  Manner 
wiirdo  unser  Material  vcrmutlich  ein  sehr  diirftiges  sein. 

Dennoch  waren  Beduinen  und  Philologen  nicht  die 
alleinigon  Trager  dieser  Tradition.  Unter  den  gebildeten 
Arabern  der  Omeijadonzeit  lebten  die  alten  Dichter  vielfach 
noch  unmittclbar  weitcr.  Aus  vielen  der  alton  Gcdichte 
wurdo  eine  Anzahl  von  Versen  zu  kleincn  Liedern  componirt 
und  diese  Compositionen  ptlanzten  sicli  miindlich  fort,  wofiir 


1)  Helmholtz,  Der  Araber,  geschildert  aus  der  Haiuasa:  Potsdaiuer 
Gyranasial-Prograrain  1848  (geht  nur  auf  Eiickerts  Ubersetzung  zuruck.) 


das  Kitab  al-a^ani  zahlreicho  Belego  bietct').  So^ar  bei 
persischen  Weingolagcn  konnte  man  biswcilcn  Verso  des 
A'scha  singcn  liurcii").  Die  Araber  des  iUteren  Mittclaltcrs 
waren  cin  poctischos  Volk,  sic  citirtcn  gerne  Verse,  nicht 
nur  in  Biichern,  sondern  audi  im  Lobcn,  wofiir  wir  zalil- 
reiche  Zeugnisse  haben,  nicht  nur  aus  philologischer  Prunk- 
sucht,  sondern  hjiufig  auch  aus  wahrer  Begcistcrung  fiir  die 
Poesie.  Androrseits  triigt  ihre  Bildung  audi  wioder  unver- 
kennbar  den  Stempol  des  pedantiscli  Philologischcn.  In  den 
Humanisten-Familien  des  3.  Jahrhunderts  li.  wusste  wol  auch 
cin  kleines  Miiddien  bisweilon  Verse  eines  heidnischen 
Dichters  bei  passender  Gelegenheit  zu  citiren  (FGS  77). 
Die  Grenzen  des  asthetischen  und  wissenschaftliclien  Inter- 
esses  werden  scliwer  zu  fixiren  sein.  Letzteres  ging  von  den 
Qoran-Exegeten  und  Grammatikern  aus,  welche  hitufig  Nicht- 
Araber  waren  und  ihre  Aufmerksanikeit  dor  Gahilija-Poesie 
zuwandten,  uni  aus  ilir  Belcgvcrso  zur  Erkliirung  seltener 
Worte  zu  sanimehi'^).  Auch  zu  diesen  htterarischen  Bestre- 
bungen  gab  deninach  die  Thcologio  don  ersten  Anstoss,  wio 
wir  Ahnliches  auf  andern  Gebieten  beobachten  kunnen.  Es 
ist  bezeichnend,  dass  die  Samnihmg  der  Lieder  um  ihrer 
selbst  willen  bereits  in  der  Omeijadenzeit  ihren  Anfang  nahni. 
Die  omeijadischen  Khalifen  hingen  trouer  an  der  Tradition 
der  Heidenzoit  als  die  fromnicn  'Abbasiden.  //ammad  ar- 
rawija  (f  167  h.),  ein  Jobendiges  Saramelwerk  alter  und  ncuer 
Gedichte,  Avar  ein  oft  citirter  Gast  am  Hofe  zu  Damascus. 
Als  er  dagegen  zum  ersten  Mai  zum  Mansiir  gerufen  vvurde. 


1)  So  Avurdo  beispiolsweise  ein  Lied  des  'Alqama  von  Ibn  Suraig 
(Om.)  componirt:    Kg.  XXI  S.  fvf/f. 

2)  Vrgl.  Menocehiis  Diwan  |^,  zu  den  dort  citirten  A'sclia-Verscn: 
NB  17. 

3)  i/aditho,  welcho  don  Propheton  dies  empfehlon  lassen,  sind 
iiatlirlich  gefiilsclit,  wonach  die  von  E.  Basset,  La  poesie  arabe  antc- 
islaniiquc  S.  8     )  vorgetrageno   Ansiclit  zu  corrigiren  ist. 


XVII 

sagto  er  zu  dem  Frcundo,  welcher  ihm  die  Aufforderung  iibor- 
brachto:  ,,Lass  niicli,  deim  moin  (^iliick  ■\var  niit  don  Solincn 
Omeijas  und  mein  Einkommcn  war  bei  dicscn  guti)."  Mit 
dcm  allgemoincr  werdendcn  Gebrauclic  dcr  Schrift  Avar  der 
Gcdanke  dcr  Aufzeichnung  nahc  gelogt.  Dicso  Aufzcichnung 
aber  erfolgte  doch  oft  erst  mehrere  Jahrhunderto  nach  dor  Eiit- 
stoliung  dos  Liodos.  Kiinncn  \\\v  doimiach  die  so  langc  miindlich 
iiberliefertcn  Licdor  und  Sagon  dcr  hcidnischcn  Vorzcit  in 
dcr  Form,  vvie  sic  ishmiischc  Gclchrte  schlicsslicii  nicdcr- 
sciirioben  oder  viclmehr  in  dcr,  in  wolclior  Avir  sio  iibor- 
konimen  liaben,  wirklieii  noch  als  cine  Qiicllo  fiir  Sittcn  und 
Gebrauche  dcr  Galiilija  ansehcn  ? 

Die  abcndlandischo  Wisserschaft  hat  cs  nicht  untcrlassen 
sicli  mit  dicsor  Frago  auscinandorzusctzcn.  Dcr  bestc  Kenner 
arabischcr  Poosic,  Gohcimrat  Ahlwardt,  stclltc  in  seincn  Bc- 
morkungen  iibor  die  Aehtbcit  dcr  alten  arabischen  Gcdichte 
(Greifswald  1872)  viclo  Panktc  zusammcn,  wclcho  zu  grosser 
Yorsiclit  mahncn,  walu'cnd  A.  v.  Krcmor  in  cinor  Arbeit  iibcr 
die  Gcdichte  dcs  Lcbid  (Wicn.  Akad.  Sitzungsber.  d.  phiL- 
hist.  01.  98.  Bd.  2.  Heft)  einen  positivercn  Standpunkt  gcltcnd 
macht.  Zu  den  unvermeidlichen  unbowussten  Verfillschungcn 
kommcn  nach  dircktcn  arabischen  Zeugnisscn  noch  bcwussto 
hinzu.  Die  Arbeiten  al-A^ma'is  basiren  zuni  grosscn  Toil 
auf  denen  dcs  /iammad  ar-rawija  in  Kufa"-),  dcr  sicii  zwar 
vor  dem  Khalifen  al-Walid  II  Ibn  Jozid  (743— i  D.)  gcriihmt 
haben  soil  jedes  modcrne  Gedicht  von  cincm  altcn  untcr- 
scheiden  zu  konncn  (A<j.  V  S.  164),  aber  von  scincni  Zcit- 
gcnosscn  aI-Mufa(/(/al  dcr  Falschung  bczichtigt,  sogar  libor- 
fuhrt  wurde.     Doch  auch  al-Miifa(/(/al  fiilschtc:  ZDMG  49.  Bd. 


n  A.r/.  V  S.  169;  vrgl.  170  Z.  4  5. 

2)  Kufa   war    auch    als  Fabrik   fur   gefalschtc  7/acUthe  bcriiclitigt 
s.  Kremer,  Culturgesch.  1  S.  481/2. 


XVIII 

S.    320/1.     Khalaf    al-a//niar,    //ammads    Schiilcr,    fabrizirte 
ganze  Qasidon  i). 

Einigo  Bcispiclo,  dass  Verse,  die  aiif  den  heidnischcn 
Kiilt  Bezug  nalimcn,  ins  Muslimischc  umgcsotzt  wurdcn, 
geben  WR  82/83  und  Goldzihor:  ZDMG  46.  Bd.  1892.  S.  200. 
Das  soltene  Vorkommen  von  Gutzennamcn  -')  in  den  Liedern 
und  die  zicmlich  hiiufige  Erwahnung  Allahs  hat  bereits  ofter  den 
Vcrdacht  der  Gclehrten  erregt.  AVenn  "VVellhanscn  Allah  schon 
vor  dcm  Islam  zum  Hauptgott  der  Araber  maclit  (WR  184  ff), 
so  konnte  das  Icieht  cin  Zirkolschluss  soin.  Allah  war,  wie 
ich  in  meiner  Arbeit  iibor  den  Ramarfan^)  eingehender  be- 
griindet  habe,  wol  zuniichst  nur  der  Gott  der  in  Arabien 
zahlreicheu  arabisirteii  oder  aiich  arabischen^)  Juden  und 
Christen,  desscn  Existenz  auch  die  Heiden  nicht  in  Abrede 
stellten,  dem  sie  aber  keinen  Kult  widmetcn.  Dieser  Gottes- 
begriff  erweist  sich  seinen  arabischen  Kollegen  gegentiber  als 
etwas  Frenidartiges,  Unvcrmitteltes.  Dass  die  Heiden  in 
hochster  Gefahr  und  Xot  zu  einer  eigentlich  fremden  Gott- 
heit  ihre  Zuflucht  nahnien,  ist  bei  den  damaligen  Zeitverhalt- 
nissen  durchaus  natiirlich  und  auch  sonst  durch  zahlreiche 
Analogion  zu  belegen.  Dadurch  modifizirt  sich  das  scheinbare 
Misverhiiltnis  zwischen  Allah  und  den  Gotzen  in  den  Liedern 
einigermassen.  Auch  dor  Umstand,  dass  die  Religion  in  den 
vorislamischen  Gedichton  mchr  zuriicktritt  als  bei  andern 
Semiten  und  den  Dichtern  der  spatern  Zeit,  steht  mit  der 
auch  sonst  zu  beobachtenden  Thatsache  in  Einklang,  dass  die 
altcn  Araber  der  Religion  lauer  und   realistischcr  gegeniiber- 


1)  Vrgl.  Ahlwardt,  Bemnrkungca  S.  14  ff,  Chalef  ela/nnar  S.  20  ff; 
Derenbourg:  JA  6.  Sor.  T.  12  S.  256. 

2)  Gcnannt   wordeu   solche  z.    B.    Aiis  b.    7/:igar  11,2;    aber    auch 
dieser  Vers  verriit  deutlicli  muslimischc  Uberarboituiig. 

3)  VI.  Jahresber.  d.  Gcogr.  Gesellsch.  zu  Greifswakl.  Greifswald  1896. 

4)  Sogar   die  Nac?ir  und  Qurai.^a  sollen  Proselytenstilmme  gewesen 
sein:  ZDMG  38.  Bd.  S.  158. 


XIX 

standen,  tJbrigons  sind  die  heidnischoii  Elemento  in  den 
alten  Gedichten  doch  nicht  so  gar  selten,  namentlich  wenn 
man  audi  solche,  die  nicht  sofort  in  die  Aiigcn  springcn  wio 
iyarith  ni.  G6  bcaclitet.  Dazu  warnon  zahlreicho  Indicion  vor 
7A\  radikalcr  Kritik.  In  don  moisten  Vcrsen,  in  denen  dos 
Todos  gedacht  wird,  gcschielit  das  in  ciner  Weise,  die  das 
Aufiiuren  dor  Existenz  nacli  dom  Tode  als  allgcmoine  Mei- 
niing  voraussetzt.  Vrgl.  z.  B.  7arafa  m.  43  ff.  So  wiirdozu 
Zeiten  dos  Ishim  schwerlicli  cin  Dichtor  sprechen.  Lebid  m. 
88  ist  von  dem  Trauorjahr  dor  AVittwe  die  Rede,  wahrend 
der  Islam  die  Traiierzcit  fi,ii'  sio  von  einem  Jahr  auf  4  Monato 
und  10  Tage  reduzirte.  Auch  die  Weinparthien  der  Qasiden 
zeigen,  wenn  man  genauer  zusiclit,  eincn  andern  Charakter 
als  die  islamische  Weinpoesie;  dor  heidnisehe  Dichter  prahlt 
ziemlich  protzenhaft  rait  dem  Genusse  dcs  Luxiisgotriinkes, 
das  er  bczahlen  kann  {'Antara  m.  37)  wie  mit  einem  allge- 
mein  anerkannten  Vorzug,  wiihrend  der  islamische  mchr  der 
Poesie  des  Weines  gcrecht  wird  und  sicli  spitzfindig  oder 
iibermiitig  mit  dem  Qonin  ausoinandersetzt.  Zuhair  m.  6, 
'Antara  m.  2;  Imr.  52,1  begcgnen  wir  dem  heidnischen 
Gruss,  don  MuAammad  (Waqidi  216''  Wellh.  S.  382)  bekarapfte. 
Versciiiodene  Monatsnaraen  worden  in  foststehenden  Bezie- 
hungen  zu  Iviilte  und  Hitze  gebraucht^),  was  ein  Sonnenjahr 
voraussetzt,  wiihrend  diesclben  i^amen  in  islamischer  Zoit 
durch  alio  Jahreszeiten  kreisonde  Mondmonate  bozeichnen 
und  nicht  mchr  in  jencr  Weise  verwendet  worden  konnton. 
Bisweilen  wirkton  wol  Stammesinteresscn  zur  Vertiil- 
schung  der  Gcdichte  mit.  So  ist  nach  N(3ldoke  (Liter.  Cen- 
tralbl.  21.  April  1888)  das  von  Zuhair  b.  Ganab  im  XXL  Bande 
des  Kitab  al-a^/ani  Uberlieferte  aufzufassen.  Audi  sonst  zeugen 
fur  dorartige  Beeinflussunff  Variantcn  wie  al-Akhnas  b.  Schihab: 


1 )  Vrgl.  z.  B.  Aus  b.  i/agar  12,27. 


XX 

M.  33,11,  wo  cs  von  don  Bond  Bekr  licisst  ,,wcnn  sio  Lust 
habcn",  -wofiir  Ja(}ut  „wonn  sio  Angst  habcn"  hat.  In  dom- 
selben  Licdo  sagt  naoli  /yanuisa  S.  347  dor  Dichtor  von  scincm 
Stammo,  don  Bonn  Ta/^lib:  ,,^¥10  gowaltig  ist  oin  Stamm 
gloich  raeinom  Stamni  an  Scliaar",  Avofiir  die  Muta(/(/alijat 
(Vers  25)  ,,an  Pobol''  loson.  Das  schoinen  Spuren  cinos 
bekritisch  und  anti-tac/libitisch  gesinnton  Rodaktors. 

Nabo  liogt  dio  Frage,  ob  nicht  dio  sprachlicho  Form  dor 
Godicbte  woitoro  Sehliisso  gostattet.  Sichorlich  sind  viclfach 
dialcktischo  Eigentiimlichkoiten  nach  dor  quraisehitischcn 
Redeweiso  bin  nivellirt.  Dafiir  besitzon  wir  aucb  ein  direktes 
Zeiignis  s.  Ahhvardt,  Botr.orki'.ngen  iibor  dio  Achthoit  S.  5. 
Allerdings  diirfen  wir  uns  dio  Mebrzahl  dor  Dialekto  dor  vor- 
islamischen  Zeit  nicht  zii  vcrsehiedenartig  vorstellen.  Noldeke 
wies  (Die  scmitischen  Sprachen  S.  46)  darauf  bin,  dass  die 
spateren  Philologcn  bei  Beduinen,  die  sio  als  Sprachautori- 
taten  befragten,  koinen  Wort  auf  dio  Stammeszugehorigkeit 
ihrer  Gewahrsmiinncr  logton,  docb  fiihirt  Noldoko  selbst  ZDMG 
49.  Bd.  1895  S.  319  Ausnahmcn  an.  Dio  Dialoktcigentiim- 
lichkeiten,  welche  arabischo  Grammatikor  gologontlich  iibor- 
liefern,  bodouton  nicht  viol  mohr  als  bci  uns  die  Laiitniiancen 
und  Provinzialismcn  im  gosprochcnon  Schriftdeatsch  und  sind 
durchaus  nicht  don  Difforcnzon  dor  deutschon  Volksdialekte 
vergleichbar.  Nach  dei'  iiberlieferten  Stammesgenealogio  sollten 
wir  erwartcn,  dass  die  Kabi'astammo  untor  don  Ismailiten 
am  raeiston  Dialokt  sprachen,  wenn  sich  auch  vermiitcn  lasst, 
dass  bei  dor  Stammfabrikation  dor  Qabilon  nicht  nur  Dialokt, 
sondern  auch  Korporboschaffenheit,  Tracht  etc.  bcriicksiclitigt 
wurde.  Die  erhaltcnen  Gedichto  dor  Bokr  und  TagVih,  dor 
hervorragondsten  Vertrotor  dor  Rabi'a-Gruppe,  loson  sich  nun 
in  der  uns  iiberlieforten  Form  nicht  audors  als  die  Lieder 
der  den  Qoraisch  nahverwandten  Hudhail.  Dio  von  andorer 
Seite  iiborlieforton  Sprachoigontiimlichkoiton  dor  Rabi'a-Gruppo 


XXI 

bcdingen  aber  moist  noch  koine  Umgcstaltung  dos  Toxtos, 
sondorii  lasson  sicii  als  abwoichondc  Aiisspraclio  auffasson, 
otwa  wio  Stein  ini  grosstcn  Toiio  Dcntsclilands  Schtein  go- 
sprochcn  wild.  Zu  solciion  Eigentiiniliciikoiton  dor  Rabi'a- 
stanimc  wird  gerochnct  das  wcibliclic  .Suffix  dor  2.  Porson 
-schi  fiir  -ki ' ),  dio  Aussprache  dos  dhal  als  dal,  dio  audi 
heute  noch  boi  don  'Anozo,  -wolcho  zu  don  Rabi'a  gehuron, 
nach  Transscriptionen  zu  schliosson  iiblicli  zu  sein  schoint. 
Andrersoits  scheinon  aber,  wonn  man  gonauor  zusioht,  audi 
dialektische  Formon  dureli  Metrum  und  Rcim  goschiitzt  liio 
und  da  erhalten-').  Audi  darf  man  nidit  iiborschen ,  dass 
nns  manclic  don  arabisciion  Piiilologen  solbst  unvorstandliciio 
Worte  in  don  alten  Godiclitcn  iibcrliefort  wordcn,  fiir  dio  wir 
liouto  dio  Erklilrung  zu  gobcn  vornuigen.  Daraus  golit  lior- 
Tor,  dass  man  niclit  zu  willkiirlich  mit  den  Toxtcn  zu  sdialton 
wagte.  Interessant  ist  in  dioscr  Hinsiclit  z.  B.,  dass  boi  Ta- 
rafa  m.  13  nnd  A'sclifi'^)  dor  miinnlidio  Strauss  arbad  gonannt 
Avird,  was  man  bislior  -  armad  als  grau  vorstand^).  Dor 
miinnlidie  Strauss  ist  nun  aber  nidit  grau  wio  der  weibliclie, 
sondorn  scliwarz  und  weiss,  was  oin  Beduino  wisson  mussto, 
und  erst  Barth  hat  gozoigt,  dass  arbad  mit  hebr.  barod  „vveiss- 
schwarz,  gesprenkelt"  zu  combiniren  ist,  wiihrcnd  Goyer  auf 

1)  s.  //aiiii,  Durrat  al-f/auwus:  de  Sacy,  Antliol.  gramm.  S.  '^(^, 
//ofni  Efendi  Nasif:  Verliandl.  d.  VII.  Orient.  Conj?i-.  Wieu  1888.  Sein. 
Sect.  S.  78.  Als  Beispiol  wirJ  folgendor  Vers  angefiihrt,  in  welchem  dcr 
Dichter  oine  Gazolle  mit  dcr  GoIioLten  vergleicht: 

,,wa-'ainusclii    'ainalia   wa-gidiiscbi    giduha    wa-lakinna   'a:ma   's-sai^i 

niinschi  da((i(|u". 
Vrgl.  Wotzstein:  ZDMG  22.  Bd.  S.  166.    —    tJbrigcns  fmdcn  sicli  diese 
Eigentiiniliciikoiton  audi   soiist,   -iscli    als  Sufflx  II.  fern.  .sing,  hat  man 
audi  im  Iliuhamnt  s.  van  den  Berg,  Le  7/adhramout  S.  249. 

2)  Vrgl.  den  Abschnitt  uber  die  Diditersprache. 
8)  8.  A.smaTs  k.  al-\vu//useh  ed.  Geyer  S.  21. 

4)  L.  Piessc,  Algerie  et  Tunisic,  Paris  1893  S.  LI  vom  Strauss : 
,,Le  male  est  designe  sous  le  noni  de  delim,  la  feinclle  sous  celui  de 
rcnida  ..." 


XXII 

andorm  Woge  die  Bedcutung  „geflcckt"  wabrscheinlich  maclito 
(OstciT.  Littcraturbl.  IV.  Jahrg.  Sp.  692/3).  Im  Gegonsatz 
zii  den  sonst  goltcndon  tcxtkritischon  Principien  ist  im  Ara- 
bischen  bisweilcn  das  Ungewohnliehc  als  pbilologiscbe  Cor- 
rectiir  anzuschcn:  ZDMG  49.  Bd.  S.  322. 

Man  liat  wol  vermutot,  dass  die  unverfiilschten  Originalo 
besser  disponirt  waren  und  dio  violen  unvermitteltcn  Ubcr- 
giinge  dadiirch  entstandon  sind,  dass  entweder  das  Gcdiichtnis 
vorsagte  odor  beidnische  und  stark  dialoktiscbo  Partbion  untor- 
driickt  wurdon,  obne  dass  man  Gloiohwertiges  an  dio  Stcllo 
zu  sctzon  vermocbte.  Dio  oft  sobr  abwoicbenden  Rodaktionen, 
welcbe  wir  von  einem  Gedicbt  besitzon,  scbeinen  diese  Au- 
sicbt  zu  stiitzen.  Docb  fiibrt,  obwobl  dieso  Auffassung  in 
seltenen  Fallen  zutrefien  mag,  genauero  Kenntnis  dor  spiitercn 
Gedicbto  und  des  semitiscben  Cbarakters  liberbaupt  nicbt  zur 
Verallgemeinerung  dieses  Gosicbtspnnktes.  Wenn  aucb  ein 
Scbriftsteller  dos  5.  Jabrb.  b.  (GAP  156/7)  den  besseren  Zu- 
sammenbang  als  einen  Vorzug  dor  neueren  Dicbter  vor  den 
alten  riibmt,  so  bandelt  es  sicb  bier  nur  iim  etwas  Relatives, 
das  durcb  die  Yerfeinerung  der  Kultur  und  die  Arabisirung 
zahlreicber  nicbt  semitiscber  Elemento  bcdingt  war.  Die  ganze 
vorislamiscbe  Poesie  beberrscbcn  die  Affecte  des  Natur- 
menscben ;  im  Affect  ist  sie  entstandon,  und  wir  sind  nicbt 
berecbtigt  das  tjborgowicbt  des  logiscb  gliedornden,  rubig 
disponirenden  Verstandes,  welcbes  ein  Kulturvolk  kenn- 
zeicbnet,  darin  zu  sucben. 

Obersicht  iiber  den  Quellenbestand. 

Anthologien.  Die  alteste  und  beriibmteste  Sammlung 
altarabiscber  Poesie,  die  dorMu'allaqjlt,  gebt,  wieNoldeke  ^) 
gezeigt  bat,  wabrscbeinlicb  scbon  auf  //ammad  ar-Ravvija  zu- 


1)  Alt.  Mo'allaAat  in  der  Eucycl.  Brit,  vrgl.  ZDMG  49.  Bd.  S.292. 


XXIII 

riick;  die  Gamhara  ist  zwcifellos  erst  durch  dioso  Sammlung 
bocintlusst  und  niclit  ilire  Urhoborin,  Avio  Hommol  glaubte. 
Der  Namo  Mii'allaqut  bcdcutct  wahrsclicinlicli  „Haugelampen, 
Kronleiichter".  Die  besto  Ausgabe  ist  die  von  Lyall  in  der 
Bibliotbeca  Indica  Nr.  789,  840  (Calcutta  1894)  crscbieneue; 
sie  enthalt  den  Commcntar  dos  Tobrizi  (starb  502  h.).  dor, 
nicht  mchr  origineli,  niit  Geschick  gate  Vorgiingcr  kiirzt. 
Namentlich  fusst  Tebrizi  auf  Ibn  cn-Na////ris(f  338od.  337  h.), 
desscn  Comnientar  wir  handschriftlicli  besitzen  z.  B.  im  Lei- 
doner  Codex  628  Warn.;  zur  ersten  Muallaqa  publicirte  ihn 
vollstiindig  Ernst  Frenkel,  Halle  a/S.  1876.  Von  dem  kiirzeren 
Schul-Comnientar  Zuzenis  (starb  486  h.)  existirt  oine  syrische 
Lithographic  aus  dem  Jahro  1853  und  oin  Druck:  Kairo  1304  h. 
Der  Commentar  der  Arnoldschen  Ausgabe  (Leipzig  1850)  ist 
ein  kiinstliches  Geniisch.  Beachtung  verdient  wegen  seiner 
alten  Cominentare  Codex  Glaser  No.  41  der  konigl.  Biblio- 
thek  zu  Berlin  (Ahlwardts  Cat.  No.  7440)  i). 

"VVol  die  wertvollste  Sammlung  altarabischer  Poesie  ist 
die  von  dem  Philologen  'Miifaddai  (f  170  h.)  veranstalteto 
und  nach  ihm  Mufat/cZalijat  genannte.  Ihrer  Herausgabe 
wurde  Thorbecke  durch  zu  friihen  Tod  entrissen.  Das  er- 
schienene  Stiick  enthalt  nur  etwa  ein  Drittel.  Weitor  als 
Thorbeckes  Edition  soil  die  niit  Commentar  versehene  mir 
unzugiingliche  Ausgabe  Constantinopel  1308  reichen.  Unter 
Thorbeckes  Nachlass  in  der  BDMG  zu  Halle  bcfindon  sich 
Abschriften  von  4  Handschriften,  auch  eine  Uborsetzung  von 
Nr.  II-XLIII  der  Thorbeckeschen  Ausgabe  (ZDMG  45.  Bd. 
1891  S.  469),  welche  mir,  bei  schwierigen  Stellen  zu  Rate 
gezogen,  stets  vortreffliche  Dienstc  geleistet  hat.     Eine  Hand- 


1)  Zu  Iinruulij^ais,  larafa  und  'Ainr  ciithillt  der  Codex  deu  von 
Tebrizi  und  Ibn  an-Na/i/uis  vielfach  citirten  Commentar  des  Ibn  Kaisau 
(t  299  h.).  —  Vrgl.  auch  //.  Kh.  V  S.  635. 


XXIV 

schi'ift  dor  jMiifiuA/alijat  bcfiiidot  sich  audi  im  Bositzo  des 
Grafen  Landbcig-Hallborgor. 

Von  gcringeroin  Umfangc  als  dio  Mufaf/f/alijat  sind  die 
A.sma'ijat,  wclclio  in  oincr  Wiener  Handsclirift  schliinimorn 
s.  FJiigol's  Catalog  dor  arab.  etc.  Handschriftcn  dor  Wiener 
Hofbibliothck  1.  Bd.  S.  434  No.  449. 

Die  Gamliarat  ascli'ar  al-'Arab  ist  neiierdings  im  Orient 
(Buhiq  1308 — 11)  gedruckt  wordeu;  eine  kritische  Ausgabo 
hat  Hommel  in  den  Acten  des  Leidoner  Orientalisten-Con- 
gresses  versproclicni).  Auf  dicso  Gamhara  geht  des  Iskendor 
b.  Ja'qub  Abkarios,  Tezjin  nihajot  al-arib-)  (Bertit  1867)  zii- 
riick.  Der  Name  des  Sammlers,  Abu  Zaid  MuAammad  ai- 
Qiiraschi,  ist  vielleicht  eine  Fiction  s.  Til.  Noldekc,  Einigc 
Bemerkungen  iibor  das  Weik  Gamharat  asch'ar  al-'Arab : 
ZDMG  49.  Bd.  1895  S.  291.  Nach  don  Ausfilhriingon  dieses 
Gelelirten  diirfte  die  Sammliing  im  4.  oder  in  der  ersten 
Halfto  des  5.  Jahrhunderts  h.  entstanden  sein. 

Eine  noch  jiingore  Sammiung  altarabischcr  Qasidcn,  die 
Miikhtai-rit  schii'arai  'l-'Arab,  welche  Hibatallah  b.  'All  b.  Mu- 
Aammad  b.  //amza  al-Alawi  al-iYasani,  audi  Ibn  asch-Sclia- 
gari  gonannt,  (f  542  h.)'')  voranstaltcte,  wurde  nadi  dom 
Autograph  des  Sammlers,  weldies  sich  in  der  Vieekonigl. 
Bibliothek  zu  Kairo  bofindet'),  Cairo  1306  autographirt.  Sie 
enthiilt  von  den  beriicksiditigten  Dichtern  moist  iinmergleich 
eine  Keihe  langerer  Qasiden,  so  von  Zuiiair  7,  von  'Abid  b. 
al-Abra.s  12,  von  al-//u^aia  13. 


1)  Erscliiencn  ist  eine  QasiJe  des  'Abid  ibu  al-Abras  aus  dieser 
Sammiung  in  eingehonder  Bebandlung  in  Horaraels  Aiifsiitzcn  und  Ab- 
handlungeii  arabistisch-somitologischon  Inlialts  (Miinchon  1892)  vrgl.  die 
Besprechung  von  Praetorius:  Lit.  Centralbl.  1893  Sp.  151  2. 

2)  Nach  der  Vorrode  deutet  das  vorgesetzte  Tezjin  liier  die  2.  Aufl. 
eines  friiher  unter  dem  Titel  Niliajet  al-arib  erschieneiien  Buclies  an. 

3)  Nacli  Tag  al-'arus  III  S.  291. 

4)  Vrgl.  den  4.  Band  (ies  Katuloges  S.    \^\"*. 


XXV 

Zimi  grosson  Teil  islam isclic  roosio  entlialtcn  die  boiden 
Antli(d(\i;ion,  wolclio  iintcr  dcm  Nanion  „/7ainrisa"  bokannt 
sind.  Niir  einc  dersolbcn,  die  von  Abil  Tcmmain  (f  urn 
228  li  -  850  D)  veranstaltcte  Auswahl  ist  mit  cincm  der  3 
Comniontaro  Tobiizis')  diircli  Froitag  odirt  (audi  im  Orient 
gediuekt)  und  durch  seine  lateinische  und  Kiickerts  alieidings 
nicht  ininior  gliickliche  deutscho  Ubcrsctznng  audi  Nidit- 
Oricntalisten  erschlosscn  worden.  Die  gleichnamige  Sanim- 
lung  al-I3u//turis,  wclelic  sich  in  iistiietisdicr  Hinsiclit  minder- 
wertig  durcli  zahlrcichero  Kapitcl-Abtoilung  auszeidniet, 
betindot  sidi  handsdiriltlich  zu  IxMdcn  (\Varn(>r  Nr.  SSi))  und 
soil  angonblifklidi  godruekt  worden.  Vrgl.  K.  (ieyer,  Aus 
ai-Bu//tuii's  //amasah:  ZDMG  47.  B<1.  1893  S.  418  IT.; 
Til.  Niildcko.  Einigo  Bemerkungcn  zu  Rudolf  (loyer's  Auf- 
satz:  ,,Aus  Al-Bu//tuifs  //amasah":  ebend.  S.  715  ff. -). 

Diwane.  Andcro  Pliilologcn  folgten  andern  Samniel- 
Principion.  Man  l)esdir;inkte  sich  auf  cinen  bestinimten 
Stamin  oder  auf  einen  einzelnen  Dichter.  Der  Philologo  al- 
Faq'asi  bcispielswcise  sammelte  die  Orossthatcn  und  Lieder 
seines  Stanimes  Asad  (Fiiirist  49).  As-Sukkari  ubcrlieforto 
die  Gedichte  verschiedener  Stiimme  ■•),  untcr  ihnen  die  der 
Hudhail  (urn  275  h).  Goldzihcr  hat  (Dtsch.  Litteraturz.  1895 
Xo.  4G  Sp.  1451)  darauf  liingewiesen,  dass  schon  vor  Sukkari 
eine  solche  Saramlung  existirto,  von  wcldier  der  Verfasser 
der  Khizanot  al-adab  (II  317)  ein  altes  Manuscript  voni  Jahre 
200  h  benutzte.  Sukkaiis  Verdionsto  schcinen  dcninach  vor- 
nehmlidi    in    der    Abfassunc:   des    Commentars    zu    bestehen. 


1)  S.  iiber  diese  Pranz  Delitzsch.  Jiidisch-arab.  Pccsion  aus  vor- 
nmliammodanisclier  Zeit,  Lcipziij  1874  S.  2. 

2)  Von  modorncn  Antholo},'icn  sind  nanientlicli  L.  Clioiklio's  K. 
schu'arii  on-na.vranijo  (BC-rfit  1890—1).  anch  sehr  viol  von  nicht  christ- 
lichon  Dichtoin  cntlialtond,  iind  Noeldcko  &  Auf,^  Miiller.  Delectus  vete- 
runi  oarminuni  Aral)icornni  (Berlin  1890)  zu  crwalinon. 

o)  Do  Goeje  &  Hdutsina,  Cat.  Codd.  Orr.  Lngd.  S.  355. 

2 


XXVI 

Niir  nocli  tU'T  zwoitc  Toil  soinos  Hiidhailitcndiwrms  ist  in 
oincr  vortrcffliehon  Leidencr  Handsclirift  (Cod.  549  Waino- 
rianiis,  No,  DLXXVI  dos  Catalogs  von  do  (locjo  &  Houtsma) 
und  in  oinom  Parisor  Bruchstiick  (Siippl.  Arab.  1427)  bis  ant" 
iins  ii^okonimoii.  Kosogarton  odirtc  dcnsclbcn  (Grcifswald  & 
London  1854)  bis  ant'  oin  kloines  Stiick ,  das  Wellliausen 
zuniichst  ohno  Seiiolicn  nachiieforto  (Skizzon  nnd  Vorarboiton  I 
S.  103  ft'),  spatcr  biaclito  Wellhnuson  den  fortgolasscncn 
Commcntar  im  39.  Bd.  der  ZDMG  1885  S.  411-480.  Don 
Vorsuch  cinor  Ubersotznng  von  Koscgartens  Text  unternahm 
Abieht  (o.  0.  n.  J.),  Welihanson  fibersetzto  oin  Sti'ick  des  von 
ilini  nachgeliof'crten  Kostes.  Berieiitignngen  zn  Kosegartens 
nnd  seiner  oigcnen  Ansgabe  giebt  Wellhausen  u.  d.  T.  Zu 
don  Hudhailitenliedcrn  :  ZDMG  39.  Bd.  1885  S.  104-G  vrgl. 
Barth's  Kritik  S.  151  tf.  Ein  Sti'ick  des  nicht  erhaltenon 
ersten  Toils  dUrtto  der  Diwan  des  Abu  Dhuaib  ersetzen,  von 
deni  Graf  Landberg-Hallberger  eine  sclione  Handsclirift  bc- 
sitzt,  deron  Herausgabe  sehr  vcrdionstlich  ware. 

Die  6  von  dem  Spanier  A' lam  (f  1083  D)  vereinigten 
Dcwawin  des  Nabi<7a,  Antara,  jfarafa,  Zuhair,  'Aiqania,  Im- 
ruulqais  gab  Alilwardt  1870  lierans');  man  vrgl.  die  Kritik 
in  Lagardes  Symmicta.  Zn  Imrnulqais  wnidc  Ba/aljiisis  Com- 
mcntar mehrfach  godruckt-),  cine  Auswahl  seines  Diwans  in 
ouropaische  Sprachen  iibertragen-^);  'Alqama  ward  von  Socin 
(Leipzig  1867),  Nabiaa  von  Dorenbourg  (JA.  0.  ser.  t.  XII 
1868)  M,  ^arafa  in  Auswahl  von  Vandenhoft''')  iiborsetzt  und 


1)  Nabi//a,  'Oiwa,  7/atiiii.  'Alijama  uiul  Farazdaq  siiul  aiicli  Cairo 
1293  godruckt. 

2)  Cairo  1282  (bci  Euting  No.  2361)  1308,  Bombay  1305. 

3)  Von  de  Slano:  Paris  1837  (Exemplar  rait  hamlscliriftlichon  Bo- 
merkungen  Kiickerts  in  dcsson  Nachlass:  Berlin.  Kilnigl.  Bibl.),  von 
Itiickert:  Stuttgart  uud  Tiibingcn  1843. 

4)  Borichtiguuf^en  zu  Socins  und  Dcronbourgs  Arbeit  gab  Alilwardt 
in  soinon  Bcmerkungon  iibcr  die  Aeclithcit  dor  alton  Arabischon  Gedichte. 

5)  B.  VandonholV,    Nonnulla  Tarafao  jioi-tao  carmina  ex  Arabico  in 


XXVII 

com  mo  11  tilt;  iiher 'Antara  liogt  cine  Arbeit  Thorbot-kcs  (Ilfidcl- 
bcrg  1868),  iibcr  Zuliair  cine  Dissertation  von  Dyreill'  vor'); 
A' lams  Commontar  zu  diesem  Diclitcr  wiirde  voni  (iralen 
Landberg-  rrimours  Arabos  II  publi/.iit.  Aussordem  liabe  ii  li 
nocli  die  Clothaer  Handschrift  Xo.  2191  fiir  dioso  Diwane  bo- 
iiutzt  Avegcn  dor  allerdings  iiiisscrst  klcin  und  seliwer  leser- 
licli  iibor  den  Text  gckritzolton  Scholion. 

Von  den  Diwancn  cinzclncr  Dicliter  blicb  der  cines  dor 
horvorragendston,  des  A'scba,  •wclclicn  man  sogar  iibor  den 
Imruiiiqais  gostellt  hat,  bisher  uncdirt;  aiisser  seiner  ]\[u'al- 
la(|a-)  nnd  einor  andern  liingcrn  Qaside,  welclie  dic(Jamliara 
S.  no — Go  unter  den  Mu'allaqat  auiniliit,  ist  bisher  nur  AVo- 
niges  von  ihm  bekannt  geworden;  doch  ist  cine  Edition  in 
Vorbereitung.  —  Lobids  Diuan  wurdc  zuerst  von  Klialidi 
(Wien  1880)  mit  zahlroichon  Driickfehicrn  odirt;  dann  loigte 
die  Arbeit  von  Huber  &  Brockelmann  (Leiden  1891);  vrgl. 
ferner  William  J.  M.  Sloane,  The  poet  Labid  (Lcipziger  Diss. 
1877);  Alfr.  v.  Kremor,  Dbcr  die  Oedichtc  des  Labyd  :  Wien. 
Akad.  Sitzungsbcr.  d.  phil.-hist.  CI.  XCVIII.  Bd.  II.  Heft. 
Zwci  der  wiehtigstcn  Editionen  dor  letzton  Zeit  sind  der 
Diwan  der  Khansa-')  und  des  als  Satyrikcr  gcfiirchteten  (Jai- 
wal  b.  Aus  al-//n/aia^).  Der  Diwiln  des  //atim  a^7Vir  wiirde 
London  1872  von  Hassoun  naeh  einor  im  Britischen  Museum 
befindlichcn    Abschrilt   von  Baadikler  Handschriften    ziemlieh 


latin,  scrmonom  versa  notisquo  adumbrata,  Berlin  1895.     Vandoiihofl  ver- 
spiicht  S.  5  in  Kurzera  den  ganzcn  Diwan. 

1)  Karl  Dyroff,  Zur  Geschichte  der  tiberlieferunj,'  dos  Ziiliainliwans. 
Mit  oinem  Aiihang:  Unedirtc  Godichtc  des  Zuliair.     Miincheii  1802. 

2)  In  do  Sacy's  (^lircst.  2.   Aufl.  und  Lyall's  Mu'alIa(|ataiis<,'alio. 

?>)  al-Kliansa,  Diwan  jiubl.  par  L.  Cheikho,  Dr-rut  1887  —  traduit 
J).  1.  Pero  do  Coppier  ot  suivi  des  fragments  inc'-dits  d'  al-Kliirnin.  soeur 
du  poete  ^'arafa,  Bcrut  1889.  Commontairos  siir  lo  diwan  d'  al-Hansa 
d'  apros  les  niss.  du  Cairo,  d'  Alep  et  de  Berlin  piibl.  ct  conipl.  par  L. 
Cheikho.  Br-rut  1895. 

4)  ed.  Goldzihor:  ZDMG  46.  u.  47.  Bd.  1892.  1893. 

2* 


XXVIII 

inanffclhaft  cdirt;  ciiio  andoio  S.  XXVI  Anm.  1  orwiilinto  Aus- 
gabe  geht  lediglioh  aiif  Hassouns  zuriick;  vrgl.  Thorbecko: 
ZDMCr  ?.l.  B(l.  1877  S.  G91)  fl'  and  TliorbcelvOsNachlass.  Die 
Bruchstiicko  dcs  Aus  b.  /Vagar,  dom  soin  Sticfsohn  Zuhair  als 
Rawi  dionto,  warden  von  Goyor  in  miihovollor  Arboit  zu- 
sammongcstollt^).  Nuldokc  vordankcn  wir  die  Bcarbcitung 
dcs  'Orwa  ibn  al-Ward  (Gottinger  Abh.  XI  1864)  und  des 
Laqit  b.  Ja'niar:  Orient  und  Occident  I.  Die  Gedichto  al- 
//adiras  veruft'entlichte  Engelraann,  Leiden  1858.  Die  muqa/- 
tix  i\t  (Fragmcnte)  des  Abu  MiZ/gan,  von  denen  das  iiingsto 
allordings  nur  11  Verse  ziiiilt,  warden  von  Landbcrg  (Pri- 
mcars  Arabes  I)  und  gleiehzeitig  von  Ludwig  Abel  (Berliner 
Inaug.-Diss.  1887)  ediit.     Hommel  verspracli  Aufs.  u.  Abliandl. 

86  cine  Aasgabe  der  Gedichte  dcs  'Abid  b.  al-Abra.s  (vrgl. 
S.  XXIV);  ein  Xachwcis  dcr  Gedichte  dieses  Dichtcrs  cbcnd.  S. 

87  —  91.  Von  cinzelncn  Godichten  sind  nanientlich  Sehan- 
faras   Lamijat   al-'Arab-)    and    die    von    Goetlic    vordeutsehtc 


1)  Sitzmi-^sber.  d.  Wu'iier  Akad.  Philos.-hist.  CI.  Bd.  126  No.  XIII 
1892.  Vrgl.  die  inbaltsroiclien  Besprechungcu  von  Barth  (ZDMG  47.  Ed. 
1893)  und  Fischer,  Verbcsserungen  und  Nachtriige  zu  R.  Goyers  Aiis  b. 
Hagar  (ZDMG  49.  Bd.  1895  S.  85—144)  nnd  Nodi  oinmal  Ansb.Hagar 
(cbcnd.  S.  673  «). 

2)  El-qa.sidatani  '1-lamijatan  hrsg.  von  Friibn,  Kasan  1229  h  =-^ 
1814  D;  De  Sacy,  (nirest.  Arabe  (1.  cd.  Tome  1  S.  309  ff)  2.  cd.  T.  II 
S.  134  ff;  Fresncl:  J  A  1834  sept,  und  in  den  Lettres  sur  Thistoiro  dcs 
Arabes  avant  risbiniisme  (Paris  1836);  Th.  Nuldeke,  Beitr.  zur  Kenntn. 
d.  Poesie  S.  200  ff:  Zur  Kritik  und  Erkliirung  der  Qasida  Ascb-schan- 
fara's;  Redhonsc:  Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society  NS  Vol.  XIII 
London  1881  S.  437  ft  aucb  separat  u.  d.  T.  The  L-pocm  of  tbe  Arab 
by  Sclianfara  rearranged  and  translated  by  J.  W.  Redhouse,  London 
(Triibncr  &  Co.l  1881;  Tcxtausg.  mit  Coram.  Zamakhscheris:  Constan- 
tinopcl  1300;  auch  in  den  MukhtanU  S.  21  ff  mit  Randcommontar;  am 
bestcn  iibcrsctzt  von  Ed.  Reuss:  ZDMG  VII  97  ft;  Handschriftl.  Material 
in  Berlin:  AHV  No.  7467—7473.  Nicht  gesehcn  babe  ich:  Slianfara's 
Lamiyyat  ul-'Arab.  a  pro-islamic  arabian  Casida,  transl.  by  G.  Muglies, 
London  1896.  4".  Einc  italienische  Ui)crsetzung  von  Pallia  crwiihnt  JA 
III  Ser.  T.  2  1836  S.  498. 


XXIX 

Qasidc  cics  Taabba/a  Scharran')  Oogoiistand  wicdcrboltor  Bc- 
arbcitung  gcwcscii.  Dcr  Diwaii  von  Mii//ain>nads  Loibdichter, 
/Vassiin  b.  Thabit  erschicn  in  Tunis  1281  h  iind  in  Lahore 
1878  D  (vrgl.  auch  Thorbcckos  Xachlass):  violcs  daraiis  bci 
Ibn  Hisciiam.  Von  Handsohriftcn  die  noch  dor  Hcrausgabo 
hancn,  sci  hicr  nur  an  die  Cairensor  dcs  Mutalammis-'),  die 
iin  Piivatbositz  dos  Horrn  Frofessor  Socin  bcfindliciie  dos 
Ka'b  ben  Zuhair  (7.DMG  XXXI  1877  S.  710-5)  iind  die 
Leidoncr  des  Schanimakh  (de  (loojo  iC- Houtsma,  Catalog  1.  Bd. 
S.  354)  erinnert. 

Akhbar  al-'Arab.  Sagen  der  arabischon  Vorzcit  tindet 
man  in  vielcn  historischen.gcographischcn  und  andern  Schriftcn, 
nirgcnds  abcr  in  reichcrcr  Fiille  als  im  Kitfib  al-a_<7ani  des 
Abnlfarag 'All  al-Lsbahani  (f  357  h).  Die  20bandige  Buhiqer 
Ausgabo  dcs  grosscn-')  Kitab  al-a^/aiii ')  cnthiilt  cinigc  Artikol 
nicht,  die  sich  in  unsorn  Handsiiiriftcn,  nanicntlich  dor  Miin- 
cliener,  linden.  Diesc  hat  Briinnow  nach  deni  Nanion  der 
Dichtor   alphabetisrh   goordnet    als    olnon    21.    Banrl    (Leiden 


1)  Carmen  Arabicum  porpetuo  coininentario  ot  vcrsione  iambica 
Gcrmaiiica  illustravit  i)ro  suinmis  in  facilitate  iihilus.  licgionionti  bon. 
(ibt.  G.  W.  F.  Pieyta','-,  Giittingcn  1814;  Carmen  (|iiikI  cecinit  Taabbata 
Scbarran  vel  Chelpli  Elabmar  in  vindictao  sanifuinis  et  fortitudinis 
laulem.  Arabice  et  Suethico  exbibet  Hai[uinus  Hellmann,  Liindae  1834. 
Vrgl.  GiKstav  Baur,  Dor  arabische  Held  und  Dichtor  Tabit  ben  Gabir 
von  Falun,  genannt  Ta'abba/a  Sarran,  nach  seinem  Lcben  und  soinen 
Godichten:  ZDMG  X  1856  S.  74—10!*. 

2)  Catalog  der  vicel<unigl.  Bibliothek  IV  S.  f^f. 

3)  tJber  da.s  kleine,  bandschriftlich  zu  Gotlia,  .s.  Kosegarton,  Alii 
Ispahanensis  liber  cantilonarum  S.   '205  6. 

4)  Von  Ubersetzungen  und  Ausziigen  daraus  ncnne  ich :  Quatrc- 
more:  JA  nov.  dec.  1835,  nov.  1888;  H.  Fwald,  Leben  dor  altarabischen 
Dichter  Dhu  'l-isba'  nnd  'Adi  ibn  Zaid,  nach  dem  Kitab  al-ayaiii :  Zeit- 
schrift  fiir  die  Kimde  dcs  Morgcnlandcs  III  GOttingen  1840  S.  227— 2411; 
Alii  Ispahanensis  liber  cantilonarum  magnns  o.\  codicibus  manu  scriptis 
arabico  cditus  adjectaipie  translatione  adnotationibusipie  illustratus  ab 
J.  G.  L.  Kosegarten,  Tomus  I,  Greifswald  1840. 


XXX 

1888)  odirt ').  Vrgl.  audi  Wcllhnuscn,  Eigilnzung  einor  Liicko 
im  Kitab  al-Aaani:  ZDMG  50  Bd.  189()  S.  145  \l  Einon 
Aiiszug  aus  dcm  K.  al-ayani  in  2  Bandclicn  habcn  die  Jc- 
suitcn  1888  zu  Berut  ii.  d.  T.  Kitab  rnnniiti  'I-matluilithi  wal- 
mathiini  gedruckt.  Sohr  vcrdionstlich  ist  das  (Leiden  1895) 
orscliieneno  1.  Fascikcl  dor  von  Guidi  rcdigirteii  Tables  alplia- 
b6tiqucs  du  Kitab  al-a<7ani.  Eino  Avichtige  Quelle  fiir  Akhbar 
al-'Arab  ist  audi  dos  Ibn  'Abd  Rabbihi  (starb  328  h-^))  'Iqd 
al-farid.  wiodeiholt  in  Agypton  gedruckt-^);  ich  citire  die  Aus- 
gabe  voni  Jahro  1305  h  ' ).  Nebcn  den  altarabisdien  Sagcn 
enthjilt  das  K.  al-a^;1ni  cine  grosse  Monge  von  Liedern,  'Iqd 
al-faiid  namontlich  viol  systematisdio  Philologio.  Ihr  Haupt- 
wert  fiir  unsere  Zwecke  liegt  aber  doch  wol  in  den  Akhbar 
al^'Arab.  Allerdings  glaubto  idi  in  dor  Vcrwertung  derselben 
niogliclist  zuriickhaltond  soin  zu  niiissen.  Denn  die  Prosa- 
Erzahlungon  konnen  nicht  als  don  Gedicliten  gleiclnvertigo 
Quellon  fiir  das  Bcduinenlobon  angesehen  wcrdcn ,  da  sio 
haufig  garniclit  aus  dem  Mundo  von  Boduinen  stammon, 
sondern  von  Philologcn  als  Hintorgrund  und  zur  Erkliirung 
dunkolcr  Stellen  crfunden  sein  mogcn,  sodann  aber  audi,  wo 
orsteres  dor  Fall  ist,  das  Hindcrnis,  welches  die  gebundcnc 
Rede  der  Yerfalschung  dos  Stoffcs  entgcgcnsctzt,  hior  wcg- 
fiillt.  Historisch  sind  diose  Prosa-Berichte  avoI  in  den  sel- 
tenstcn  Fallen,  was  sie  allerdings  noch  nicht  als  Quelle  fiir 
das  Bcduinenlobon  ontwcrtcn  wiirdo.  So  scheint  mir  die  Ge- 
schichte   dos   iiltoron   Muraqqisch    (Ag  V)   und   dos  'Orwa   b. 


1)  S.  Noldekes  Besprecluing  im  Lit.  Ceiitralbl.  vom  21.  April  1888. 

2)  Beginnt  niulit  am  28.  JJiirz  860,  wio  der  klcino  Sociii  3.  A  nil. 
S.  169  angicbt,  sondern  am  18.  Oktober  939. 

3)  Strassburg  besitzt  nach  Eutings  Catalog  die  Ausgabc  vom  Jahro 
1293  h,  Del.  XII  citirt  eine  sojcho  vom  Jabrc  1302  h. 

4)  Bevor  ich  dieselbe  orwarb,  liabe  ich  zuwcileu  andcrc  Aiisgabon 
benutzt,  hoff'e  aber  dass  alio  Citato  in  den  altercn  Parthion  diosos  Buches 
auf  die  Aiisgabe  1305  h  reducirt  sind. 


XXXI 

//izam  {A(j  XX)  cin  und  diosolbo  Sago  in  vcrschiodencr  Lo- 
kalisirung ').  Das  aus  Macbeth  bckanntc;  Motiv  vuii  deni 
anriickcndcn  Waldo  lindct  sich  Aa  II  33-'),  dio  „Biirg.scliatt''  in 
dor  Gcschiciito  des 'Abid  b.  al-Abra.s'  wicdor'),  in  dor  Imruul- 
qais-Geschichtc  bogcgncn  wir  deni  Ncssushemd. 

Amthal  al-'Arab.  .Sprichwurtliclic  Kodonsarton  naniont- 
licli  dor  Gahilija  bildeten  ein  bcliobtcs  Sammol- und  Litoratur- 
objckt').  Dos  zuNischapur  lobonden  Mcidani  (starb  Hama^/an 
518  h  1124  D)  Mtigma  al-anithal  vordiiingto  durch  dio 
Fiillo  des  Materials  iind  alpliabctisclio  Anordniing  scino  Vor- 
giingor.  Die  abondliindischc  Wissens'^haft  wandto  diosom 
Biiolic  friilizoitig  ihre  Aufmerksamkcit  zu;  Fi'oytag  bearbeitotc 
dassclbo  (Arabum  provorbia,  Bonnae  1838—1843)  und  ver- 
wortote  OS  reichlich  fiir  seine  ,,Einloitung".  Dor  Text  wurdo 
vollstjindig  ini  Orient  wiodcMholt  gedruckt.  Untor  soinon 
Quollen  nennt  Meidani  audi  al-Mufa'/'/al,  von  doin  oine 
Siininilung  untor  doni  Titol  Amthal  al-'Arab  in  Constnntinopel 


1)  Dass  ahnlicho  Verlialtnissc  hiiufij?  vurkomiucn.  bcwcist  zwar  dor 
Verj^loich  von  B  219  mit  'Orwa's  Vita.  Dennoch  siiid  liier  cler  j,'lcichcn 
Ziigc  zu  vielc,  von  denon  icb  die  liaiiptsachlichsteu  liervorlieben  will. 
Bfido  Dichter  kimnen  wogen  ihrer  Armiit  nicht  100  Kamole  aufbringi'n, 
urn  ihre  Cousine  lioiniziifVihren  und  ziohcn  aus,  um  reich  zu  werdcu. 
Williicnd  ihrer  Abwesenlieit  wird  dio  Geliebte  verheiratet,  man  zoigt  dem 
Zuriickgekchrtcn  ein  frisch  herj^oricbtetcs  Grab  undsagt,  sie  sei  gestoibcn. 
Dann  aber  erfahrt  der  Getiiuschte  die  Walirheit,  zicht  der  Gciiebten  nach 
und  iiborgiebt  cincr  Dienerin  derselbon  einen  Ring,  den  sic  ihrer  Hurrin 
in  die  Milch  werfen  soil;  sio  erkennt  den  Ring  des  Gelicbten.  Auch 
dieser  Zug  ist  Gcincingut  vieler  Sagen  (vrgl.  z.  B.  das  jiingere  Hilde- 
brandslied  und  Kath;i  Sarit  Siigara  transl.  bv  Tawney  1  S.  142).  Beide 
Dichter  starbeu  an  Liebesgrara. 

2)  Die  Deutung  aus  der  germanischcn  Mythologie  wird  damit  bc- 
dcnklich  vrgl.  Sinirock.  Dio  Quellen  des  Shakespeare,  2.  Autl.  2.  Toil 
S.  257  tf;   Liebrecht:  ZDMG  XLl.  Bd.  S.  853. 

3)  Diesolbe  Sago  mit  anderer  Lukalisiruug  in  den  A|iukryphen  zur 
1001  Nacht  s.  Joseph  v.  Hammer,  Der  1001  Nacht  noch  nicht  iibersctztc 
ISiiirchen  I  S.   149—152. 

4)  FGS  32,35;    Freytag  Arabum  provcrbia  III  2  S.  1^3  11'. 


XXXII 

1300  li  godnu'kt  wiirdc.     Ubor  die  V(3r\vcitbaikcit  des  Mate- 
rials gilt  dus  von  den  Aklibar  al-'Arab  Gesagtc. 

Die  Vorarbeiten  der  arabischen  Philologen. 

Die  Aufzeicliiiung  dor  altarabischen  Liedcr  iiborlioicrto 
dicsen  StofI:'  den  Biicher-Philologen,  dcncn  das  direkte  Intcr- 
csse  an  der  Poesie  bald  abhanden  kam.  Von  Basra  iind  Kufa 
vcrbreitete  sicli  die  Piiilologie  nacii  Ost  und  West.  ]bn  an- 
Na/(/u\s,  im  vorigen  Absciinitt  als  Verfasser  eines  Mii'allaqiU- 
Commentars  genannt,  vcrptlanzte  sie  nach  Agyptcn ,  wo  er 
338  Oder  337  li  im  Nil  ertrankt  wurdo.  Uberhaupt  Aviirdcn 
die  meisten  Liedorsammlnngen  mit  Koinnientaren  ausgestattet, 
die  anfangs  noch  vielsoitigere  Intoressen  bokunden,  mit  der 
Zeit  aber  immer  niehr  diirftige  podantischo  Schulbiicher  wer- 
den  wie  Zuzenis  Mirallaqut-Commcntar,  biswoilcn  audi  ai'gu 
Misverstiindnisso  verbreiton,  Avie  die  Gamhara-Scholien.  Haufig 
konnen  wir  allerdings  aus  der  reichcrcn  sprachlichen  Erfah- 
rung  dieser  altcn  Philologen  Niitzen  ziehen,  weil  sie,  wenn 
das  Arabisehe  auch  nicht  immer  ihre  Mutterspraclic  war,  docli 
damit  in  innigerem  Connex  standcn  als  die  moisten  moderncn 
Univorsitats-Orientalisten.  Dagegen  verfiigt  die  moderne 
Wissenschaft  mit  der  altarabischen  verglichen  iiber  schari'cre 
voriirtcilsfreiere  Kritik,  einen  weiteron  Gesichtskreis  (von 
einigen  Aiisnahmen  abgeschen)  und  manche  jcncn  giinzlich 
unbekanntcHiilfsqucllcn  z.  B.  die  andern  scmitischcn  Sprachen. 
Selten  verbanden  die  altarabischen  Philologen  noch  mit  dem, 
was  sio  schrieben,  irgendwelche  Anschauung  ^).  Al-Aimai 
crzahlto,  dass  soin   College    Abu  'Obaida,    der    sich    riihmte 


1)  Wir  wisseii  aus  der  Litcratur,  dass  oft  eiii  Boduinc  den  Kupf 
schiittelte  iiber  die  oluie  Anscliauung  unternommenen  Naclialiimingcn  der 
altcn  VViistendicliter:  Ztschr.  I'iir  die  Kiinde  dcs  Morgcnlandos  III,  Got- 
tingcn  1840  S.  2i9. 


XXXIII 

50  Bande  iibcr  Pfcrdo  gcschrieben  zu  liabcn,  die  Glicder  am 
lebcnden  Ffcrde  nicht  benennen  konnto,  sondcrn  oincr  Aiif- 
fordorung  dazii  mit  don  Worten  auswich:  ,,lcli  bin  kein  Ticr- 
arzt,  sondcin  habo  das  niir  so  von  den  Bcduincn  iiber- 
nomnien."')  Dazii  kommt,  dass  die  alton  Erkliircr  seltcn 
ihro  Unkonntnis  oingestchon  z.  B.  ihncn  dunkclc  Wortc  mit 
Vorlicbo  zu  Pcrsoncnnamon  stcmpcln,  indom  sio  die  Sacho 
damit  orlcdigt  wahntcn;  icli  crinnero  nur  an  don  Lanzonbioger 
Samliar  und  seine  Gcmahlin  Rudaina,  die  ihrcn  Gatten  bei 
seiner  Abwesenlieit  im  Laden  vertrat.  Bisweilon  fand  abcr 
aiu'ii  das  Umgekehrte  statt;  Ganihara  107  Zcilo  1  bringt  der 
Commentar  das  Wort  „medischer"  [namlich  Panzer]  mit  dem 
Wort  fiir  Honig  zusammen,  donn  das  Avare  jodcnfalls  ein 
Panzer  weicli  wie  Honig.  Die  alten  Araber  schiitztcn  sicli 
demnach  diircli  Panzer,  die  etwas  weicher  als  Butter  waren  ! 
Anzuerkcnnon  ist  zwar,  class  Pliilologen  wic  A«ma'i  bisweiien 
zu  Studienzwecken  die  Wiiste  selbst  aufsuchten ;  aber  sic 
n:ini2:en  nicht  immer   mit  der  notigen  Umsicht  und  Vorsicht 

Do  " 

zu  Werke"-).  Es  wird  die  Aufgabe  der  modernen  Wisscn- 
schaft  sein  an  den  alten  Kommentaren  Kritik  zu  iiben,  die 
iiberlicferten  Wortbedeutungcn  namentlich  der  oft  ungenau 
parapbrasirten  Epitheta  unter  Heranzichung  des  Athiopisehen, 
Syrischen  etc.  etymologis'ch  nachzupriifen ,  auf  Grund  eines 
genauoren  Stadiums  dor  Beduinensitten  stiidtischen  Intcr- 
polationen  und  Misvorstiindnissen  nachzuspiiren ,  danoben 
aber  aus  dem  teineren  Sprachgefiihl  der  arabischen  Pliilo- 
logen unter  Umstiinden  Mutzen  zu  ziehen.  Eine  reiche 
Pundgrubc  fiir  arabische  Auslegung  von  Dichterversen  ist 
des  'Abdal-Qadir  'Omar  al-Bar/dadi   (1030-93)  Khizanet   al- 


1)  Ibn  Khalli(ian  cd.  Wustcnfold  IV  S.  AA. 

2)  Ein  bcsondcrs  instruktivcs  Bcisi)iol,  wio  wcnig  sic  zuiu  Schaden 
des  Vcrstundnisscs  der  Alten  mit  den  Beduinonsitten  vcrtraut  waren, 
habo  icli  ZDMG  48.  Bd.  1894  S.  709  gcgobon. 


XXXIV 

adab'),  cin  Commontar  zu  don  Bolcj,^vorscn  oines  Common- 
tars  /ur  Kiilija  des  Ibn  al-/iagib,  gedruckt  Bulaq  1299-')-  U'C 
Benutzung  wird  durch  Guidi's  Index  fs.  OB  1887  No.  3226) 
wcsentlicli  crlciclitcrt. 

Die  Tliiitigkeit  dcr  Philologcn  bosehriinkto  sirh  nicht  aiif 
das  Commentircn.  Die  Erklariing  bcginnt  viclfach  sich  in 
den  Vordcrgrund  zu  driingen ,  dor  erklarte  Text  sinkt  zum 
Beleg  herab.  Es  cntsteht  die  Nawadir-Literatur  •')  und  die 
systcmatiseho  Philologie.  Die  arabische  Nomcnklatur 
wird  hautig  fiir  cin  bestimnites  Gebiet  gesamniclt.  Kamcl, 
Pfcrd,  Reptilion  u.  a.  bildeten  beliebte  Themata  soldier  philo- 
logischon  Monographicn.  Vcrhiiltnismassig  wenigo  dcrselben 
sind  aiif  uns  gokommen,  vielo  davon  in  neuerer  Zcit  cdirt; 
so  die  unter  dem  Namon  des  A.sma'i  gehenden  Biieher  fiber 
die  Fferdo  (ed.  Haffncr:  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  riiil.- 
hist.  Ci.  Bd.l32),  das  Kleinvieh  (ed.  Haffncr:  ebend.  Bd.  133) 
und  die  ungezahmten  Ticre  (ed.  Geyer,  Wien  1888,  Ibn  Du- 
raids  Sattolbuch  und  Wolkenbuch  in  Wrights  Opuscula 
Arabica  (Leiden  1859)  gedruckt  u.  a.  Fiir  die  Synonymik 
und  auch  sonst  sind  diese  Arbeiten  iuiutig  wertvoU,  docii 
Avird  iinmer  noch  bisvveilon  in  kritikloser  Verwertung  dcr- 
selben zu  weit  gegangen.  Worte  werden  in  reicher  Fiille 
geboten,  aber  nur  selten  gewiihren  die  sparlich  eingestreuten 
Bclegverse  sicliere  Anhaltspunkto  fiir  die  vorislamische  Exi- 
stenz  cines  derselbcn.  Die  allgemcine  Synonymik  (Fiqh  al- 
lu</a)  dosThaJilibi  (f  429  h),  mciirfach  gedruckt,  ist  fur  unsere 
Zwecko,  zumal  sie  keino  Belogverse  giebt,  von  geringer  Be- 
deutung.     Wichtiger   wiirdc   Ibn  Sida's    umfangrciches  Werk 

1)  Wol  zu  untcrscheiden  von  dem  rlictorisclien  Werk  des  ibn 
//ugga  gleicheu  Titels. 

2)  Vrgl.  Landbcrg,  Primeurs  Arabcs  11  S.  5. 

3)  Ein  Beispiel  derselbcn  ist  das  Beri'it  1894  heraiisgegcbenc  Kitab 
en-uawadir  des  Abu  Zaid  (f  214  oder  215  h).  Den  Anfang  ilbcrsetzte 
Fleischer:  ZDMG  XII  1858  S.  61  fi. 


XXXV 

iibcr  (Icn  niimlichcn  Gcgcnstand  scin,  das  sicli  in  einci  Hand- 
schiirt  ini  Bcsitze  des  Grafon  Landborg-HallbcMgcr  bt'tindct. 

Aus  alien  dioscn  Vorarbcitcn  schupfcn  die  Lcxikogra|iliun: 
das  sachliche  Anordnungsprincip  wcicht  dcm  alpliabctischcn '  j. 
Fiir  unscrc  Zwecko  sind  vor  allcra  2  lexikalischo  Riescnworko 
wcgcn  ihrer  zahlreichen  Belogvcrse  von  Bedeutung ,  wclclio 
boidc  jctzt  in  Bulaq^r  Druckon  vorlicgon.  Das  oino  stcllt 
sich  als  Commontar  cines  iilteron  kiirzcrcn  Lexikons,  dos 
(iilmus,  dar,  wurde  erst  im  vorigcn  Jahriiundcrt  vom  Saijid 
3Juita(/a  az-Zubaidi  verfasst  nnd  fiihrt  don  fiir  ein  AViJrtor- 
bnch  niorkwiirdigcn  Titol  Tag  al-'arus  ,,Biantkronc'' ;  liber 
Fehlcihaftigkcit  des  Druckos  wird  von  competentcr  Scito  Klago 
gcfuhrt.  Ich  habe  es  selten  bonutzt  und  arbcito  moist  mit 
dor  Lisan  al-'Arab  des  Ibn  Mancur  al-Mukarrani  (starb  711  h). 
Dieses  Work  wurde  nach  einor  ]N"otiz  bci  d'Ohsson  (Allg. 
Schilderung  des  Othomanischen  Reiehs  II  S.  573)  bereits  ini 
18.  Jahrh.  zu  Konstantinopel  gedruckt;  fiir  den  Nachweisoines 
Exemplars  dieses  alton  Druckos  wiirde  ich  dankbar  sein. 

Auf  den  Schultern  dor  alt-morgenlilndischcn  steht  die 
nt.'U-abondliindisclie  Wissonschaft.  Sie  hat  von  ihrer  Vor- 
giingerin  ein  rciches  Material  von  Nachschlagcbiichcrn  crerbt, 
die  ihr  aber  nur  dann  gute  Diensto  leisten  konnen,  wenn  sie 
sich  selbst  so  hoch  iiber  den  Standpunkt  des  arabischen 
]Mittelalters  zu  erheben  vermag,  wio  die  moderne  Wisson- 
schaft auch  sonst  iiber  dom  geistigcn  Schaffen  jenor  Jahrhun- 
derte  steht.     Leidor  ist  das  Gcgcnteil  nur  zu  hilutig  dor  Fall. 


1)  Natiirlich  lusten  niclit  etwa  Sanimler,  Commentatorcn,  philulo- 
gischc  Systcmatikcr  mid  Loxikographoii  zcitlich  cinaiulcr  ab.  Vichiiclir 
yreifoii  diesc  Bcstrebungen  in  oiiiandcr.  Auch  geht  nicht  imiiier  die 
Tliatigkoit  cines  Hiimanisten  nur  in  einor  dor  gonannton  liiclitungen  aiif. 
Inimorliiu  liisst  sich  7/amniAd  als  Sammlor,  Tobri/ii  als  Coiuniontatur 
A.vma'i  als  Svstcmatiker  charaktorisiren. 


Gezirjit  nl-'Arab. 

Al-Hani(lanis  (f  045  0)  Geographic  der  Arabisclion  Halbinsel  lirsg. 
von  I).  H.  Miillor  2  Bdc.  Lcidoii  1884,  1891.  Vrgl.  NOldoke  im  Liter. 
ContralbJatt  1884  No.  41.  —  Dio  Burgon  iind  Schliissor  Siidarabiens  nacli 
dem  Iklil  dcs  Hamdani.  Von  D.  H.  Miiller.  1.  Heft.  Wien  1879  (Ans 
deni  Mailieftc  des  Jahrgangos  1879  dor  Sitzungsberichto  dor  ])hil.-hist. 
CI.  dor  Kais.  Akad.  d.  Wis.sonschaften  XCIV  Bd.  S.  ^?>r,  bosoiiders  ab- 
gednickt).  2.  Heft  1881  (Aus  dem  Jahrgange  1880  .  .  .  XCVII.  Bd. 
III.  Heft  S.  O.').')).  —  Sprengers  Alto  Geogr.  Arabions,  Bern  1875.  — 
Oskar  Betlige,  Das  Klima  Arabions:  Wisscnscb.  Beilage  zum  Progranim 
d.  Eealschule  zu  Kassel,  Ostern  1891. 

Dio  beste  Karte  von  Arabien  ist  wol  nicht  mehr  die  von  Kieport 
bearbeitete  zii  Ritters  Erdkunde,  neue  Ausg.  Berlin  1867  (Socins  Arab. 
Gramm.  S.  165),  beigegobon  audi  Adolphe  d'Avril,  L'Arabic  conteni- 
poraine  (Paris  1868),  sondern  die  von  Dr.  Hans  Fischer:  Atlas  von 
Debes  No.  40,  West-Asien. 

Die  „Halbinsel  dor  Beduinen"  vermag  hoiito  wogon  ihrer 
Wasserarmut  auf  oiuGm  Flaclionraum,  dor  otwa  dem  vun 
Doutschland,  Osterrcicl'.-Ungarn,  Frankreich,  Italicn  und  Spa- 
nion  ziisammengenommen  gleichkommt,  kaum  5  Millionon 
p]inwohnor  zu  crniihicn.  Yiclloicht  wiirdo  dicse  Zald  nooli 
gcringcr  sein,  wonn  nicht  Mckka  als  Zicl  dorPilgorkarawanon 
oinc  Art  Schmarotzcrdasoin  auf  Kosten  der  Filgcr  fiilutc,  wo- 
ven auch  dio  Boduinen  indirect  prolitiren. 

Griniiiio  nennt  im  Eingange  seines  Mohaninied  Arabien 
eine  ,,Tictcbenc"  (S.  1);  icli  mociite  es  lieber  als  Hochland  niit 
yerschicdonen  tSenkungen  bezeichnen,  urakriinzt  von  Rand- 
gebirgen,  die  in  Jemen   und  'Onian  eine  Holio  von  mehr  als 


3000  111.  orroiclioii.  Wiihrond  in  dor  Tiliunia')  an  der  Kiistc 
dcs  Koteii  Mccrcs  mit  licisson  Tagcn  schwiilc  Naclito  wecliseln, 
hat  dor  Boduinc  dcs  Ilochlands  in  scinem  Icichtcn  Zelt  oft 
von  (lorKillto  dor  Wintcrniiclito  zii  loidon.  Das  Bronnmatcrial 
ist  rar  und  asch-Schanfara  spriclit  davon,  dass  man  sogar 
soinon  liobcn  Bogon  sammt  don  Pfoilon  ins  Fouer  wirft,  um 
sie!i  in  ciner  solchon  Naclit  zu  orwiirmon  ;  or  gcliortc  allor- 
dings  dom  Stanimo  Azd  im  Contriim  dos  gobirgigon  Jomcn 
an  und  Avir  niiisscn  uns  vorgegcnwartigen,  dass  boispiolsweisc 
ASan'a,  dio  Hauptstadt  dioscr  Landschaft  2130  m.  iibor  dem 
Moerosspiogol  d.  h.  hiUicr  als  unsoro  Schwcizcr  Scnnhiitton 
liogt.  Als  oinzigcn  Ort  dos  //igaz,  an  doni  das  Wasser  bis- 
woilcn  gofricrt,  ncnnt  I.s/alchii -')  den  Gipt'ol  dos  trazwanborgcs 
nordlicii  von  7'aif.  Donnocli  Joidot  dor  Araber  im  Allgo- 
moinon  unglcich  mohr  von  dor  Hitzo,  wio  oino  Anzalil  ara- 
bischor  Wurzoln  bewcist,  dio  Guldi'')  zusanimongestellt  hat, 
in  donon  dor  Bcgriff  dor  Hitzo  in  don  dcs  Unangonolimon, 
der  Begriff  dor  Kiilto  in  don  dos  Angenehmen  iiboigolit,  z.  B. 
mall  vrgl.  S.  48  dos  vorliogondon  Baches.  Androrseits  nimmt 
wiedor  schata  iiberwintorn  dio  Bodoutung  ,,notioidon"  an  (// 
117  Z.  9,  'Antara  m.  52).  Eino  fiir  Arabien  charaktoristische 
Erscheinung  sind  dio  //arriin  (pi.  v.  Aarra)^).  Was  minera- 
lischo  Schiitzo  aniangt,  so  liel'orto  das  Borgwork  dor  Sulaim, 
Welches  al-Bekri  od.  Wiistenfold  S.  20  crwiilint,  jodonfalls 
Erzo,    da    seine    Besitzer    „die    Schniiede"    genannt    vvcrdon. 


1)  Es  wixYQ  wol  (lonkbar,  dass  Tihama  mit  assyr.  Ti'amat  hebr. 
tehum  urvcrwandt  ist,  da  die  Aitikollosigkoit  des  letztcren  es  noch  lan,ire 
niclit  als  Fremdwort  erweist. 

2)  ed.  do  Gooje  (BGA  I)  S,  f"];  vrg-1.  Qazwiiii  II  64,  wo  fillschlich 
'Arwaii  stolit. 

3)  Giiidi.  Delia  scdo  primitiva  dei  popoli  Semitici;  Atti  della  R. 
Aecademia  dei  Linc.ei,  1879  S.  STf)  6. 

4)  Otto  Loth,  Die  Vulkaiire.iiionen  (//ana's)  von  Arabien  nacb 
Ja.pU:  ZDMG  22.  Bd.  1868  S.  36-5  IT. 


Aueh  Gold  wurde  dort  ^owonuon:  (jbor  don  Goldroichtum 
Arabicns  und  soinc  Fundortc  s.  Sprongors  Alte  (icogr.  Arabions 
S.  52  ff.  Von  Sclinuickstoincn  ward  namontlicli  Onyx(ga'/)') 
und  Agat  ('aqiq)  aiif  der  Halbinsel  gofunden. 

Ein  poronnirondor  Fiuss  (nahr)  ist  in  Arabion  fast  nir- 
gends  vorhandon.  Dieson  Bcgriff  hatto  <la.s  Wort  Wadi  so 
sehr  vcrdriingt,  dass  die  Araber  mit  donisolbcMi  sogar  die 
Strome  Spaniens  bonannton  z.  B.  Guadalquivir  d.  h.  grosser 
Wadi.  Eigentlich  bczoidinct  niimlich  Wadi  nur  don  zcit- 
woilig  wassertiihrendon  Fluss,  kann  also  obcn  so  gut  audi 
ein  trockencs  Flussbett,  Thai  bedeuten;  will  man  dieses  un- 
zwcidcutig  ausdriiekon,  so  muss  man  masila  -)  sagen,  wiiluend 
sail-)  den  in  dassclbe  hereinbrcciicndcn  Wassorschwall  be- 
zeichnet.  Die  anstiirmcndo  Feindcssciiaar  wird  den  ersten 
Flutwellon  verglichen,  die  sich  in  eincn  ausgotrockneten 
Wadi  ergiessen-^). 

Ein  Kitab  al-ma/ar  (Regenbuch)  verfasste  Abu  Zaid  (nach 
Fihrist  °^  Z.  2).  Die  Kcgenporioden  variiren  landschaftlich 
und  setzen  teilweise  ganz  aus,  dock  schcinen  fur  grossero 
Gebiotc  zwei  Regenzeiten,  welche  im  Herbst  bez.  Anfang  dcs 
AV^intcrs  einzutreten  pflcgcn,  von  bosonderer  Wichtigkeit.  Die 
Araber  fuhrten  den  Regen  auf  den  Einfluss  versciiiedcner 
Sternbilder  zuriick,  namontlich  von  al-Gauza  (Orion'))  und 
Simak'').  Regen  von  al-(}auza  und  ed-Delw  (Wassermann): 
Lobid,  Fragm.  XIII  Vers  7;  von  Simak  al-a'zal:  7/assan: 
Del.  98  Vers  3'').  Der  Orion  bringt  freilich  zuweilen  statt 
des  ersebnton  Regcns  den   Samiim').     Namontlich  in  Folge 


1)  Imr.  m.  64.  vrgl.  Sprengers  Alto  Geogr.  Arabions  S.  Gl  tt. 

2)  Vrgl.  al-Mukhabl)iil:  M.  11,83. 

3)  'athaninu  sail:  DH  131,7. 

4)  Nabi.va  5,11. 
o)  Imr.  2,1. 

G)  Vrgl    ferner  Wli  173  4  Anm. 
7)  'Alqama  13,45  (e<l.  Socin  2,4G). 


(lor  Oktobcr-  und  Novombor-Nicdorschliigc  bedcekt  sich  die 
kahlo  Ebonc  im  Februar  auf  kiirzo  Zoit  mit  iippi^'oin  Pflan/.on- 
wuclis  1);  dio  untor  dem  ISramon  Dolina  bokaniiton  Ijandstreckcii 
siiid  als  ehcmaligor  Moorosgruiid,  dor  sicli  gchobon  liat,  grosser 
Fruchtbarkeit  fahig-').  Dann  zichcn  dio  Bcduinoiistiiiiimo  auf 
die  Friihlingsweidc  (rabi'),  doren  saftigo  Kriiuter  fiir  viele 
Woehon  das  Triiiikcn  dor  Kamolo  uberfliissig-  niaciien,  dic- 
selbon  vortrofflich  cnialncnd  ■'•).  Daher  sagt  Ziihair  17,11  mit 
Bezug  auf  die  Friiidincsweido  tar  a  "J-kliaiif,  „sic  woidoten 
den  Herbst"  d.  h.  was  in  Folgo  des  Herbstregens  gewachscn 
war,  wio  A'lani  aiis  Albarraciii  orkliirt.  Dor  Friililingsregon  ■^) 
ist  dann  iioch  oinc  willkommene  Zugabo.  So  lange  der  Arabor 
in  dor  Dchna  wcidot,  hat  or  kein  Ficbor  zii  bofiirchton  (Jaqiit 
II  G35).  Auch  vor  feindliclien  Uberfiillen  ist  cr  -wahrond  dor 
Friildings-wcide  ziemlich  sichor,  da  dor  Foind  ihn  niclit  zu 
findon  weiss,  wcil  soin  Aufonthalt  an  kcinon  Brunnon  ^^i^- 
bundcn  ist.  Baruni  ist  gorado  diose  Zoit  dio  dor  sorgioson 
Liebc.  Die  rcgnondo  Wolko  ist  dor  arabisclien  Poesie  das 
Bild  der  Freigebigkeit.  Eogcngiisse  wiinscht  man  auf  das 
Land  des  Woliltliatcrs  horab  (Varafa  17,11).     Tritt  das  scltene 


1)  ZDMG  45.  Bd.  S.  175. 

2)  Dagegen  bleibt  die  siidliche  Dehiiil,  welche  niirdlicli  von  //a^/ra- 
niut  fast  ein  Vieitel  des  Flachonraunis  der  Halbinsel  einiiiiumt.  in  Fulge 
des  Wasserniangels  das  ganze  Jahr  liiiidiiroh  nnbcwolinbar. 

3)  Eatzcl  sagt  Vulkerkundo  1.  And.  3.  Bd.  S.  66:  ..solange  aber 
dio  Kamolstuton  Milch  Jiaben.  braucht  der  Hirt  auch  koin  Wasscr"  d.  h. 
fiir  sich,  fiir  die  Kamolo  braucht  cr  es  in  der  Regol,  damit  sic  ebon 
Milch  haben. 

4)  In  den  arabischen  Benenuungen  herrscht  bei  uns  heillose  Ver- 
wirrung.  Freytag  hat  tiir  wasnii  ,. prima  veris  phivia",  wahroud  os  nach 
WR  92  gerade  der  Herbstregen  ist.  Dio  Ausfiihrungen  WE  95  werden 
orschiittort  durch  folgende  Bonierkung  des  Commentars  zu  al-//u<aia  No.  89 
Vers  2  :  ,,Wonn  auf  irgond  oino  Rogonporiode  noch  eino  Rogenporiode 
folgt,  so  hoisst  dio  zweite  wali;  so  lohrt  Abu  Abdallah.  Doch  sagt  man 
auch.  wali  sei  der  orsto  Rogon  nach  dem  wasnii"'.  Nach  'Atifk  b.  a<- 
'i\\\A\>  (M.  25,57)  Hillt  der  wasmi  in  don  Monat  Nafar. 


Schauspicl  oiii,  class  sich  dor  arabisclio  Himmol  niit  Wolkcn 
bcdeckt,  dann  pflegon  sich  diosolbcn  iintcr  Gowittorn')  in 
Wolkonbriiehcn  zu  cntladcn.  Die  Volkspliantasic  siclit  in  dor 
Kogpinvolko  liiiiifig  ciiion  zorrissonon  Schlauch,  dosson  Inlialt 
aiisfliosst,  wozu  man  ITcft  IV  20  hobrilisclic  und  tiiikische 
Parallclcn  findot.  Das  A^crbiini  walia  bozoichnot  dahor  sown] 
das  ZoiTcisson  dcs  Schlauclics,  als  don  Wolkcnbruch"-').  An- 
dcrcrsoits  sahcn  analog  dor  vediscbon  Vorstcllung,  nacb 
welchor  die  rognondon  Wolkon  milcliondo  Kiiiic  waron,  dio 
Arabcr  die  Rogonwolko  als  Milchkamolin  an.  Darr  hoisst 
sowol  von  dor  Kamelin  gobrauoht  ,, Milch  gcbcn''  als  auch 
von  dor  AVolke  „rogncn"  vrgl.  al-Musaijib  b.  'Alas:  M  lO,;"): 
mu/*allib:  Imr.  4,50.  Ein  iihnlichoi' Bodcutnngsiiborgang  zoigt 
sich  boi  Aaschak ;  Al-A.sma'i  iiborliolbrt  bci  Ibn  Dnraid  von  oinom 
Beduinon  cine  Bl  union  lose  dom  Stiidtor  schwcr  vcrstiindlichor 
Phrascn  von  dor  Kogcnwoiko,  untor  ihnon  Aaschakat  aklilafuhn 
,,os  strotztcn  ihro  Kamclcutor"  (Wolkonbuch,  S.  |A  Z.  2,  Com- 
niontar  untcn)  und  cbend.  S.  [\:  ta/dnnu  ruiidnhu  //anina'') 
V-<irabi  .,os  briillton  ihro  Donnor  wic  hoimwchkranko  Kamole^'. 
Vrgl.  auch  Imr.  18,6,  'Antara  App.  !K3  und  7arata  11,4,  wo 
vom  Regen  gcsagt  wird  ,,es  mclkt  ihn  dor  Siid";  Imr.  2,3 
orziolt  dor  Ostwind  das  Fliosscn  dor  Milch,  indcm  or  ihm 
bis!  bis!  zuruft,  was  man  bcim  Mclkon  dor  schwcr  Milch 
gobondcn  Kamolin  that;  Imr.  65,10  wird  dio  donnorndo  Rogon- 
wolko //annan  d.  h.  „bostandig  nach  ihrom  Fiillen  briiliond"' 
gcnannt^),    Nribi(7a  23,0  treibt  dor  Wind  AVolkenkamclhoorden. 


1)  Wredo  beobaclitete  in  Siidarabien  (lleise  in  //"udhraniaut  S.  79j 
die  Sitte.  dass  die  Beduinen  nach  jedera  Donnersehlag  niit  dor  Fanst 
nach  der  Eichtung  desselben  drohend,  „ch-ya-ho!"  ausriefen.  Eino  Er- 
kliining  konnte  er  nicht  erhalten. 

2)  Vrgl.  auch  al-//n'aia  No.  89  Vers  2b, 

3)  tjber  das  Briillen  dcr  Kaniele  nach  der  Hoiniat  verfassto  Rabi'a 
al-Basri  ein  bcsonderes  Bucli  (Fihrist  S.  50). 

4)  Vrgl.  Goldzihor,  Mythos  boi  den  Hcbriiern  S.  189;  Heft  I  dioser 
Stiidien    S.    28.     „Es    hat    iiber  ihnon    das    miinnlicho    Kanielfiillon    des 

3 


6    

Die  Vogol  flnttcrii  bci  don  Blitzon  iingstlieli  am  Bodon  ('Al- 
qania  2,84)  iind  so  oft  oin  Doniior  die  Regenwolke  schiittelt, 
stronit  oin  vollor  Guss  hcrab  (Varafa  11,5).  Der  Regenguss 
niacht  dio  Kiosol  dos  I]rdbodons  stiebon,  als  ob  sieh  oin 
Flugliuhn  soin  Lager  wiliilt  (Aus  b.  77agar  4,14).  Der  Berg 
Tliobir  gleicht  dann  einem  in  soinen  gestreiften  Mantel  ge- 
hiillton  Fiirstcn  (Imr.  m.  77).  Die  Wurzel  der  zarten  rukhama- 
Pflanzc^)  kriimmt  sich,  indcm  sic  die  Feuchtigkoit  auf'saugt. 
Holier  iind  hoher  steigt  dio  Eliit.  Allenthalbon  sioht  man 
Miiuse  2)  und  grosse  .7>abb")-Eidechsen  aus  ihron  Lochern 
flileliten;  dio  lotztoren  versuchen  zu  schwimmen:  aber  der 
Wasserschwall  crtriinkt  sie  und  reisst  sic  mit  sich  fort^). 
Biischo  ragon  aus  dor  Flnt  gloich  abgoschnittonen  Hiiuptorn, 
an  donen  nocli  die  Shawls  hangon'^j.  Das  ausgetrocknete 
Bett  der  Wadis  flillt  plotzlich  vvieder  ein  breiter  Strom,  der, 
da  or  bei  den  orhebliciien  Hohendifferenzen  der  Halbinsel 
hiintig  ein  starkes  Gefalle  hat,  Feisblocke  in  wirbelndo  Be- 
wogung  versetzt.  Raubtiere,  wolche  dort  die  Flut  iiberrascht, 
vormogen  zuweilon  nicht  niehr  an  don  steilon  Uforwiinden 
cmporzukllmmon  und  ertrinken  (Imr.  m.  81).  Selbst  unvor- 
sichtigen  Kamelreitern  kann  dioser  plotzlich  hereinbrcchondo 
Wasserschwall  den  Untergang  bringen  (Doughty  II  229).  Da 
hiingt  der  Gewittergott  QuzaA  soinen  Bogon  in  die  Wolkon, 
und  die  Flut  begin nt  sich  zu  verlaufcn.  Auf  dio  runden 
AVassorgruben  scheint  die  Sonne,  so  dass  sie  gloich  frcmdon 


Himraels  gebriillt"    bedeutet   „ibnen  stebt  baldiges  Vordcrben  bcvor"  s. 
Ahlwardt,  Beraerkungen  etc.  S.  146  zu  'Alqaina  2,33. 

1)  Imr.  63,12.     Die   Antilopo   scbant  diesc  Pflanze  ans:   'Abid  ibn 
al-Abra«  (Hommcl)  Vers  34. 

2)  'Alqama  1  (ed.  Socin  3),36. 

3)  Hebr.  .sab. 

4)  Imr.  18,3  vrgl.  35,8,  7arafa  3,2  n.  3. 

5)  Imr.  18,4;    ein  khimar  (Shawl)  verbiillte  Kinn.    Hals  nnd  Brust 
vrgl.  Sprengers  Mu//aminad  III  S.  62. 


Silbormiinzcn  orgliinzcn  ('Antara  m.  16).  Die  Rcgciiwnssor- 
lachcn  trockncn  oin  unci  die  Kaulquappcn  (Froschlarvcn) 
kommcn  im  Sando  iini  (Del.  S.  0  Z.  (5).  Audi  die  Wiiston- 
vogetation,  die  naeli  dem  Kegon  tiefdunkelgriin  „a/Mva"  er- 
scliien  (Inir.  (».*t,10;  /Vu/aia  2,2).  iiimmt  allmahlich  wicder  ihr 
gewolinliclics  graucs  Gcwand  an  ' ).  J3ald  fiilirt  nun  die  Sonnen- 
giittin  schlimme  Tago  horauf.  Im  Hochsommor,  wann  die 
lotzto  Feuchtigkeit  dor  Muldcn  verdunstot  und  aiieii  hier  die 
Vegetation  abstirbt,  erspiilit  man  wol  aiif  der  verdorrten  Weidc 
Wildosel,  die  ilngstlich  vor  dem  Samum  mit  Schweinsaiigen 
znr  Sonne  emporblickcn  (Rabi'a  b.  Maqiiim:  M.  .'{0,10,11). 
In  einor  Spalte,  die  oben  eng  sich  nach  unton  zu  verbieiteit 
(da//l:  A'.scha:  Gamhara  58  Z.  22)  pflegt  sich  noeh  am  liingston 
Wasservorrat  zu  halten. 

Tau.  Sclion  der  Tau  wird  in  dor  rcgenlosen  Zeit  als 
als  eine  Wohlthat  empfunden.  Wie  man  ilin  beachtct,  be- 
weisen  die  verschiedenen  Namen  i'iir  vcrschiedene  Tauaiten. 
Namontlich  einor,  nada,  hat  hiiufig  geradezu  die  Bedoutup.g 
„Wohlthat,  Untorstiitzung''  so  Lebid  m.  80;  Aa  111  S.  7  Z.  9. 
A'schii  unterscheidet  (Gamhara  60  Z.  lo)  uada  von  /ilfd  sing, 
/all.  Xach  dem  Kommontar  ist  letzteres  Morgentau,  der  starker 
fallt  als  nada.  Nada  (Aus  ibn  //agar  :tl,41;  DH  95,13)  wird 
sonst  als  Tagtau  dem  sada  Nachttau  entgegengesetzt:  //.  775. 

Windo.  Auf  die  Frage,  dioKhusrO  I  an  oincn  Beduineu 
beziiglich  dor  Windo  seiner  Heimat  richteto,  soil  diosor  ge- 
antwortot  haben:  ,, Moist  Soitonwind  boi  Nacht  und  Ostwind 
urn  die  Sonnenwcndcn"  (MDh  III  S.  247).  Hiiufig  werden 
Somraorwinde  erwahnf-).  A'scha  nonnt  Gamhara  S.  56  Z.  11 
Ost  (.saba)   und  Xord   als  solche  Sommcrwindo;    dem   linden 


1)  Wol  mit  Riicksicht  auf  iliien  Aiibliok  wird  ciii  rogcnloso.s  uii- 
fruchtbares  Jahr  gahrii  d.  i.  staubfaibenes  (//aritli  ni.  57)  odor  schahba 
ein  aschgraues  genannt. 

2)  al-Mutba(i4ib :  Del.  2  Z.  14;  'Abld:  Mukhtarat  S.  97  Vers  8. 

3* 


8 

rcgcnschwaiigeron  Ost  (xaba)  stollt  ^lirafa  12,10  u.  11  den 
nasskalton  syrischcn  Nordwind  gcgoniiber,  dor  dio  Gesichtcr 
vorzcrrt.  Dcr  Vorgleich  schcint  anziidouton,  dass  man  audi 
damals  bereits  dcMi  Nordwind  fiir  scliadlich  hiolt  vrgl.  B.  183, 
Kalt  schildort  don  Nord  audi  Nabic/a  r»,ll.  Das  Wort  .sabil 
Avird  audi  als  P'riihlingswind  crklart,  woraus  zu  folgon  schcint, 
dass  Ostwindo  namontlidi  ira  Friililing  zu  wchen  pflegten; 
es  spielt  die  Rollo  dos  Zephyrs  in  der  altarabischcn  und  nius- 
liraisdion  Poosie^).  Dor  gloidifalis  haufig  gonannto-)  Siid- 
wind  (ganiib)  bringt  auch  biswcilon  Rc^gon:  Ylirafa  11,4. 
Wostwind  dabiir'')  wird  sehr  selten  bci  alton  Dichtorn  ge- 
nannt  (al-A'scha:  LA  Y  S.  357),  obwol  der  West  nadi  B  183 
dor  gowolinlidiste  Sommerwind  soin  soil.  Am  Abend  wolien 
dio  Windo  nacli  Zuhair  ,'{,2.  Man  hat  ein  besondorcs  Wort 
fiir  das  Wehen  des  Abendwindes  (raA),  woraus  Guidi  sdilicssen 
will,  dass  die  Araber  zuniichst  den  Nord-Osten  der  Halbinsel 
bevolkerten.  In  ASan'a  pflegt  des  Morgens  ein  sanfter  Wind 
zu  wehen  (Iklil  I  48  Z.  18).  Ein  besonders  deni  Windc  aus- 
gesetztes  Terrain  wird  kharq  genannt').  Dor  Wiistenwind 
fiihrt  moist  Sand  mit  sieh  (safa)  und  bedeckt  mit  ihni  die 
Stello,  iiber  die  or  streicht.  Des  Samimi  wurdo  bereits  go- 
dacht,  dio  neueste  Schildorungeines  solchen  bei  Noldo  S.  103/4. 
Die  Sandliose  (zauba'a)  hielten  dio  heidnischon  Araber  fiir 
dncn  Ginn  (WZKM  VII  180,  GAP  203/4);  noch  in  1001 
Nacht  erschcinen  Geister  in  Gostalt  von  Windhoscn"').  Dio 
Wlnde  sind  im  Arabischcn  wciblichon  Geschloehts,  daher  donkt 


1)  Bisclir:  Gamhara  104  Vors  2,  7/afi-  u.  a. 

2)  Imr.  111.  2;    Bisclir:   Mnlilitarat  68  Vers  1;    Aiis  b.  Hagar  4,20. 

3)  Eig.  der   Wind,   welchor  von  liinton  kouunt,    denn  der  Orientale 
orientirt  sich,  das  Antlitz  gegon  Aiifgang. 

4)  Imr.  5,6;  A'sclia:  Gamhara' S.  56  Z.  20. 

5)  Bfilaqer  Ausg.  von  1279  h  I  S.  V. 


9 

sich  'Abid  b.  al-Abra.s  don  Wind  als  eino  Fran,  wclcho  mit 
dor  Schloppo  ihros  Gewandcs  iibcr  die  Zoltspiircn  hinfegt'). 
Luftspicgclung.  Zwci  Worto  tindcn  sich  fiir  dieses 
Phiinomcn  bci  den  Uichtorn  Al-)  und  sarab  =).  Nach  Arnolds 
gemischteni  Mu'ailaqat-Commentar  S.  50  ist  ill  das  was  man 
wio  Wasscr  am  Morgen  und  Abend  sioht,  sarab  aber,  was 
man  Mittags  sieiit.  Dagogcn  erkliirt  Gamhara  57  Z.  6/5  v.  u.: 
„Der  al  ist  am  Anfange  des  Tages  das,  was  dcr  sarab  an 
seinem  Endc  ist."  Dcm  widerspriclit  Eating,  Tagbucli  1 
S.  98/9:  „Von  9  Uhr  pflegt  jetzt  regelmassig  jeden  Morgen 
in  dcr  Ebeno  die  Fata  morgana  (sarab)  sich  einzustellen.  Die 
AVasserfliiche  ist  wirklich  zii  tauschend,  als  dass  nicht  ein 
durstiger  Mensch  dadurch  verfiihrt  werden  sollte,  ihr  nach- 
znjagcn,  ja  selbst  ohne  Not  vcrspiirt  man  iinwiderstehlich 
Lust,  an  don  schunon  See  zu  cilen.  Das  Sciiauspiel  dauert 
jedesmal  cine  halbe  Stunde  odor  auch  liinger,  bis  cben  eino 
gleichmiissige  Erwiirmung  der  Luftsohiciiten  deni  Triigbild 
ein  Endo  macht."  AVie  die  Vorstelhingon  vom  Schwimmen 
der  Kamcle  entstanden  sind  (S.  69),  zeigt  folgende  Schilde- 
I'nng.  „Dcn  ganzen  Tag",  sagt  Burckhardt,  Reisen  in  Nubien 
nnd  Arabien  S.  41,  „waren  wir  von  alien  Seiten  umgeben 
mit  wasserahnlich  schimmernden  Sandtliichen,  von  den  Arabern 
Scrab  gcnannt.  Sie  warcn  von  himmelblaiier  Farbe  und  so 
hell,  dass  sich  die  Sciiatten  dor  fernen,  den  Horizont  begren- 
zenden  Berge  darin  spicgelten,  wodurch  die  Tauscluing,  als 
ob  es  Wassertlachen  wiiren,  noch  weit  vollkommener  ward. 
Icli  hatto  diese  Erschcinung  oft  in  Syrien  und  Aegypten  ge- 
schen,  allein  stets  von  weisslicher  Farbe,  dem  Friihnebel 
ahnlich,  seiten  ruliig  auf  der  Erde  liegcnd ,  sondcrn  in  be- 
stiindig  zitternder  Bewegung,  hier  aber  war  es  ganz  anders, 


1)  Mukhtarat  S.  9-i  Vers  4  vrj,'].  obeml.  S.  97  V.  b. 

2)  A'scha:  Gamhara  57  Z.  7  v.  u.:  Imr.  20,4;  ymvaid:  31,20. 

3)  Imr.  5,6;  /Aimia  1,4. 


10 

unci  tier  Ercmciliiig  muss  sich  notwendig  von  Scccn  umgcbcn 
vviihnou."  NGucrdings  hat  audi  Baron  Noldo  (116)  dicsc  Er- 
schoinung  bcschriobcn,  indom  or  die  Strecke  Meschhcd  'Ali- 
Ba</dad  als  diejenige  bczoichnot,  auf  wolclier  man  jonc  in 
grosster  Vollkommeuheit  „cigentlieh  immorfort"  beobachten 
konne.  Fast  immer  erschcine  ,, alios  wie  mit  seiner  Basis  in 
Wasser  stehend,  so  auch  die  bisweilen  nur  in  geringer  Ent- 
fernung  vom  Beobachter  marschirenden  Kamele".  Vrgl.  hierzu 
namontlich  Imr.  20,4;  Suwaid:  M  ;{4,24. 

Domnach  muss  der  Wiistenbewohner  mannigfache  Ge- 
fahren,  Hitze  und  Kiiltc,  Hunger  und  Durst  ertragen  lerncn 
und  so  zeugt  die  Natur  hier  abgehartete  Manner,  die  Ent- 
behrungen  zu  ertragen  vvissen.  ASabr^)  das  ruhige  Abvvarten 
ist  cine  Haupttugend  des  alten  Arabers.  Nur  in  wenigen 
Landschaften  sind  die  Bedingungen  fiir  fuste  Wohnsitze  vor- 
lianden.  Die  Wassorarmut  des  Landes  hat  Euttermangel  zur 
FoJge  und  zwingt  seine  Bewohner  zum  Nomadentum. 


Pflanzenleben. 

Pflanzeu  iind  Biiiime  bildeten  ein  beliebtes  Thema  pliilologischor 
Muiiugraphicn.  Auch  AAiiia'i  sclirieb  nacli  Tihrist  55  oin  Kitab  au-nabat 
wasch-schaj^ar;  as-Siikkaii  nacli  Fihrist  78  ein  Kitab  au-nabat. 

Auf  cine  strong  durchgefuhrte  Sonderung  der  einzelnen 

Florengebiete  Arabiens  muss  ich,  da  das  Material  dazu  nicht 

ausreicht,    verzichten ;   auch   kann    ich  diesem  Abschnitt  kein 

botanisches  System  als  Anordnungsprincip  zu  Cfrunde  legon, 

da  fast  die  Hiilfte  der  bei  den  alten  Dichtern  vorkommenden 

Pflanzennamen  noch   nicht  mit  Sicherheit  zu   bostimmen  ist. 

Ein  Index  der  Pflanzennamen,   den   ich   mir   angelogt   habe, 

wiirde,  an  dieser  Stelle  mitgeteilt,  den  Charakter  des  Buches 

storend  bceintrachtigen.     Somit   muss  ich   mich   auf  die  Be- 

tonung  einiger  Gesichtspunkto  beschranken. 


1 )  Vrgl.  asch-Sclianfara :  Mukhtarat  25,  lotztc  Zeile ;  kg.  Ill  S.  9  Z.  17. 


11 

Fill-  (lie  Wiistontlora  ist  die  grossc  Zalil  von  Stachclgc- 
wiichson  charakteristisch ,  wolelic  liicr,  wo  jeder  Halm  will- 
kommon  ist.  der  Ausrottung  orfolgroichcron  Widcrstand  cnt- 
gcgcnzusctzen  vcrmochtcn.  Duicli  die  Lange  seiner  Stachcln 
zeiclinct  sicli  namcntlich  der  Astragalus  (qatad)  aus  ('Amr  m. 
29)  s.  die  Abbildung  in  Rielims  Handworterbuch  des  biblischen 
Altertiims,  1.  Aiifl.  S.  1683.  Audi  der  sa'daii,  das  beste  Flitter 
der  Kamele  und  Antilopen,  ist  ein  Stachelgowachs  (Krimil  ed. 
Wright  S.  ()  7),  ferncr  harjls:  Nabi^a :  Del.  97,  Z.  1.  In  den 
Dornstrauchern  nisten  und  ilbernachten  mit  Vorliebe  die 
Vogel,  wo  sio  die  Xachstellung  katzenartigor  Raubtiere  be- 
fiirchton  ').  Was  nicht  durcli  Stachcln  geschiitzt  ist,  entging 
der  Ausrottung  meist  nur  dann,  wenn  es  sonst  vom  Genuss 
abschreckt;  so  die  bitteio  Koloquinthe,  deren  runde  gelbe 
Friiehte  haiifig  den  Sandboden  der  Wiiste  beleben,  allerdings 
den  Straussen-),  deren  ]\Iagen  ja  spriehwurtlich  gcwordcn  ist, 
und,  wie  niir  Araber  bei  Biskra  erziihlten,  den  Zicgen  Weide 
bietend,  aber  den  Kamelen  unzutraglich  (LA  s.  v.  Aancal), 
wiihrend  der  Menseh  nur  die  Kerne  nach  besondercr  Zube- 
reitung  geniesst-^);  ferner  eine  Solanumart,  fana^);  Peganum 
harmala  (/tarmal)'')  erwiihnt  !/arafa  (i,2  als  iibel  bekommend 
dem,  der  es  isst.  Deshalb  ist  7/armahi  auch  /7ancala,  'Al- 
qama")  miinnlicher  Eigennanie ;  /yarmala  hiess  z.  B.  ein 
Bruder  des  Muraqqiseh  al-akbar. 

Arabien  ist  terner  reich   an   wiirzig  duftenden  Pflanzen, 


1)  Vrgl.  Leb'ul,  Kluilidi  103  Z.  5. 

2)  'Alqama  13,  17/18  (cd.  Socin  2,  18  19);  l>ebid.  Kluilidi  S.  70.  71. 

3)  Imr.  m.  4;  Hassan  1j.  Tliabit :  Del.  <JtJ  V.  12;  Dc  Gotj^rs  iJo- 
nierkiing  zu  orsterem  Verse  (ZDMG  45.  lid.  1891  S.  181)  sclioiiit  luir 
nicht  das  Richtige  zu  treften. 

4)  Imr.  05,10;  Zuhair  m.   12. 

5)  In  der  Sahara  um  Biskra  traf  ich  os  als  uins  dor  hiiuligstcn 
Wiistcnunkrauter  an.  Dhat  /Mrnial  (Besitzcrin  vun  /(arnial),  Ortsnaino: 
'Antara  19,1. 

6)  Boide:  Kolo(|uinte. 


12 

naniontlicli  Siidarabion,  vrgl.  Wredo  S.  77:  „Der  Reichtum 
dieses  Gobirgcs  an  aromatisclion  Stauden  and  Kiautern  ist 
iinerschoptlicli  und  ziim  Krstaunen".  S.  80  ,,eiii  fStroin  von 
Wohlgeriichen  oiitstieg  den  aromatisclion  Krilutern  des  Thais 
und  erfiilltc  die  gercinigto  Atmospluiro",  S.  82  ,,Nach  dgr 
Aussage  dor  Bcdiiinon  soil  dieses  broito  und  tiefe  Thai  einon 
crstaunlichen  Reichtum  an  aromatischcn  Stauden  und  Kriiutorn 
bcs'tzen."  Qais  b.  'Aizara  schildert  sein  Heimatland,  das  Gc- 
biet  des  JStammes  Hudhail  „als  ob  jalangug,  Moscluis  und  Ambni 
auf  seinen  Hohon,  wahrond  darauf  die  Friihlingsrcgen  hinab- 
tauen"  (Del.  35  Z.  8).  Man  vermutot,  dass  sich  die  Ptlanzon 
durch  diesen  Duftmantel  gogon  die  Sonnonglut  schiitzen. 

Fiir  den  Negd  ist  die  duftende  gelbe  'arar-Blume  (bu- 
phtalmus)  charaktoristisch,  von  dor  (77  548)  boim  Abschied  vom 
Hoohlande  ein  Dichter  sagt:  „Erlabe  dich  am  Dufte  des'arar 
des  Hochlandes,  dcnn  uach  Abend  giobt  es  keinon  'arar  mehr''. 
Auch  das  ^at/a-Gebiisch  ist  eine  nur  im  Xegd  vorkommende ') 
Avahrscheinlich  noch  unbekannte  Ptlanze,  welche  eine  vorziig- 
liche  lange  glimmende  Kohle  liefort.  Gebirgspflanzen  sind 
auch  nab'  (Grewia)  und  'otm  (Ibn  Duraid,  Wolkenbuch  S.  18/19). 
Uber  Verbreitung  und  Vorwertung  der  Growia  s.  S.  131.  A'scha 
vergleicht  mit  der  Krone  einer  Grewia  den  Holdon  einer  Qaside 
(Gamhara  59  Z.  11).  Die  Salz vegetation  ist  namentlich  durch  2 
Olcraceen  vertretcn-);  rimth  (Imr.  .*U,ll)=Haloxylon  Schwoin- 
I'urthii  Aschers.  und'asai  nach  AS  194  Suaeda  rnonoeca  Forsk. 
(Lobid  .'Jy,57),  dessen  Genuss  don  Kamelen  unbekiuumlich-'). 


1)  liatzel,  Volkerkiinde,  1.  Aufl.  3.  Bel.  S.  66  sag-t  irrtiimlich:  „Dio 
Gliadapflanze,  welche  (lurch  ganz  Arabieu  vorbroitet  ist."  Uber  don  Be- 
grif!  Nogd  vrgl.  Hamdani  S.  48  (anlasslich  dor  Bcraerkiiiig:  Deutsche 
Littoraturzeitung  1895  No.  10  Sp.  295). 

2)  Ich  meine  natiirlich  bci  den  Dichtcni,  die  doch  immer  uur  ein 
liickcnhaftes  Bild  der  AVirklichkeit  gebeii. 

3)  Hassan  b.  Thabit,  Diwiin  S.  71  Vers  8  v.  u.  Nach  der  Lesart 
des  LA.  XUl  476  gcht  ihnen  davun  die  Haut  ab. 


13 

J3aiimc  iind  Stniiichcr  gcltcn  biswcilcn  fiir  heilig.  Haftet 
audi  die  Heiligkeit  wonigcr  an  der  Art  als  an  dcm  Exemplar, 
so  sind  doch  oinigo  Artcn  bosonders  fiir  dicso  Hciligkcit  dis- 
poniit').  Xucli  in  islamischcr  Zcit  crtcilt  cin  Buscli  Orakcl, 
^vcnn  aiich  iiur  dciii  Traunienden  (WR  151),  man  wild  an 
Exodus  III  2  ff  erinnoit.  Unter  don  Biiunicn  dor  arabisclicn 
Flora  sind  verschicdcno  dornige  Akazienarten  - )  rclativ  luiufig, 
oinigo  von  dioson  licfcrn  houto  Gumnii  arabicum.  Auf  die 
Schirmakazic  (Acacia  spirocarpa)  arab.  samura,  wclclio  durch 
ihro  scliiniil'oimige  Krone  dor  Landschaft  einen  oigenartigcn 
Cliaraktcr  vorloiht,  blickt  dor  Wiistensohn  niit  eincm  gowissen 
Stolze.  A\  ie  bei  uns  die  Biiume  ihren  Wintersclilat"  haltcn, 
so  stelit  die  samura  in  den  trockonen  Jalireszeiten  meist  cnt- 
laubt  da  und  erwacht  nur  nach  dem  Regcn  zu  neuem  Lcbcn. 
Die  Bliittor  dor  <al//-Akazio  (xVus  ibn  //agar  .'42,11)  liofertcn 
pulvcrisirt  und  niit  Wassor  bcfeuchtot  das  lagin  gcnannto 
Kamclfutter  (Mukhtarat  S.  93),  die  Rinde  desselben  Baumes 
einen  Gerbstoff  (s.  S.  153).  Die  tanninhaltigen  Hiiiscn  der 
Acacia  nilotica  (sanO  waron  unter  dem  ^^amen  qarac"')  bc- 
kannt.  Sajal ')  ist  wol,  trotzdem  dieses  Wort  auch  fiir  andero 
Alton  angogcben  wird,  Acacia  Seyal  Del.,  da  Imruulqais  die 
Ziihno  der  Geliebten  den  Dornen  der  sajal-Akazie  vergleicht 
(S.  49/50);  8cliweinfurth  nilmlicb  bebt  als  Charakteristicum 
dieser  Art  bervor''),  dass  von  ibrer  ziinmetbraunen  Rinde 
,dic  Aveissen  Dornen,  mit  denen  die  meist  entlaubton  Asto 
,iiberdeekt  erscboinen,  groll  abstecben".  Sidr  dagegen  Vvird 
Reclus  IX  fillscblicb  zu  ciner  Akazie  gemaclit,  es  ist  vielmebr, 

1)  WR  101  ff,  liber  die  weite  Verbrcitiiug  der  heiligen  Baimie  vryl. 
R.  Andree,  Ethnogr.  Parallcleu  S.  5^  11':  Lappcnbaumo. 

2)  Doughty  II  91,  vrgl.  meine  Dichter-Studicn  I  22,3. 

3)  s.  S.   153  und  Diohtcr-Stud.  I  S.  50. 

4)  A'scha:  Gambara  57. 

5)  Schwcinfurth,  Aufziihlung  uud  Beschreibung  dor  Auacieu-Artuu 
des  Nilgebicts:  Liuuaoa  1867  8  S.  348. 


14 

wiu  icli  Stiul.  in  arab.  (Jcogr.  8.  162/3  belogt  habe,  oin  Vcr- 
waiultor  iinsoros  Faulbaums;  zii  dcrsolbcn  Gattung  gehort 
(/al  (Zizyplius  Lotus):  A'scha:  Gamhara  58  Z.  14  unci  'onnab 
(Zizyphus  vulgaris):  Imr.  52, ;")().  Nebon  cinandor  wcrdun 
beidc  Biiumo  Zuhair  4,3  gcnannt.  docii  sind  die  3  crstcn 
Vorso  dieses  Gcdiclits  cine  eingestandene  Falschung  /yammads. 
Die  Wurzohi  dos  (/al-Baumes  ^)  und  von  Calligonum  comosuni 
L'Her.  (aria:  Imr.  31,7)  gewiiliren  der  Antilope  ein  Naclit- 
lager;  auch  Nitraria  retusa  Aschers.  (_(7arqad)  dient  deui  "Wilde 
zuni  Schlupfvvinkel-);  baqi'  al-^rarqad  „Nitraria-Stoppel-Fold" 
liiess  der  beriihmte  Friedhof  zu  Medina'^).  Das  Arabische 
bcsitzt  eine  grosse  Anzahl  von  Wortern  fiir  Wiildchen  oder 
Baumgruppen  je  nach  der  Baumart,  aus  welcher  sie  bestehen, 
s.  Hamdani  S.  155/6;  so  lieisst  ein  Ort  mit  molireren  <alA- 
Akazien  al-p'aul,  ein  Ort  mit  Tamarisken  (athH))  'arin.  Die 
moisten  diescr  bei  Hamdani  a.  a.  0.  aufgeziihlten  Begrift'e 
findet  man  als  Ortsnamen  wieder.  'Arin  wird  auch  als  Aut- 
cnthalt  verschicdcner  Avilder  Ticre  gcnannt^''). 

I^Toch  einige  Worte  iibcr  die  wildwachsendciiNutzptlanzon; 
iiber  die  angepflanzten,  soweit  sic  fiir  Beduinen  in  Betracht 
kommen,  s.  das  Kapitel  „Landwirtschaft".  Die  Futterpflanzcn 
sind  bei  den  Tieren,  denen  sie  zur  Nahrung  diencn,  abge- 
handolt.  An  den  Kiisten  siidlicli  vom  Wendekreis  wachst  dor 
Balsam  (Commiphora  Opobalsamura)  arab.  bascham.  Nur 
nach  dom  Rcgen  sich  belaubond  gleicht  er  nach  Schwein- 
furth'')  unsorer  Birke,  wie  sie  sich  zur  Winterszeit  ausnimmt. 


1)  al-Mukhabbal:   M.  11,32;    Tarafa  m.  21;   Aus  ibn  //agar  32,11. 

2)  Lcbid,  Kbalidi  S.  113  Z.  1:  Zubair:  Del.  108  V.  11. 
;3)  Del.  73  V.  7;  Maqdisi  S.  80  etc. 

4)  Eecliis  sagt  IX  870  iinrichtig:  „rithel,  mcleze  qu'uu  trouve  seu- 
lomont  en  Arable." 

5)  Wir  lerucn  cs  S.  16  in  der  Bedcutung  „Lo\venlagcr"  kennen. 

6)  G.  Schweinfurth,  Ubcr  Balsam  und  Myrrhe:  Berlcbte  der  Pliar- 
maceutlschcu  Ges.  III.  Jahrg.  Berlin  18U3. 


15 

Seine  saitrcichen  Zweigspitzcn  licfern  den  Balsam,  tier  aber 
naeh  den  Untcrsuchungcn  des  gcnanntcn  Gelehrtcn  schweilicli 
durcli  Einschnitto  gcwonncn  wciden  kann,  wic  die  Alten 
tabeln.  Da  Balsam  hcute  nur  im  Aaram  von  Mckka  gesam- 
nielt  wird,  weiss  man  iiber  die  Gewinnung  Gonaiieres  niclit. 
Andere  Commiphora-  Arten  liofern  Myrrhe.  Wahrend  Baschama 
als  Name  eines  Dicbtcrs  vorkommt,  ist  Lubnai)  Miidchen- 
name,  womit  allerdings  das  Vorkommen  des  Storaxbaumcs 
(Styrax  =  lubna  vrgl.  Imr.  20,14)  in  Arabien  noch  nicht  cr- 
vviesen  ist;  ebenso  wenig  wie  etwa  Besbasa  (Imr.  52,8:20,25) 
den  Muskatniissbaum -)  fiir  Arabien  belegt.  Der  eehto  Weih- 
rauch  kommt  von  der  Boswellia  Carteri;  naeh  Jaqut  wurde 
Weihraueh  nur  in  den  Bergen  von  Zafar  gcfunden.  Manch 
andere  Spezerei,  welehe  naeh  Angaben  der  klassisehen  Volker 
in  Arabien  als  Brennholz  dicnt,  kommt  dort  garnicht  vor. 
Im  Jemen  wiichs  der  einen  gel  ben  Farbstoff  lieforndc  wars, 
iiber  den  man  meine  Stud,  in  arab.  Geographen  IV  S.  16(3 
vergleiche ;  er  wurde  vermutlich  dort  auch  bereits  kultivirt. 
Die  Kronen  der  Palme  daum  nennt  Imr.  20,4  Turbane;  iiber 
die  Dattelpalme  s.  das  Capitol  „Landwirtscbaft". 

Von  cssbaren  Kryptogamen  bringt  die  Wiiste  Triiireln 
hervor,  welehe  von  den  Jiinglingen  des  Stammes  zu  ciner 
bestimmten  Jahreszoitin  Siickcn  gesammelt  wurden  (Ac/.  XVIII 
S.  209;  XIV  72).  Die  Frau  nennt  sich  bei  der  Todtenklage 
einsam  wio  eine  bait/atu  '1  beled  d.  i.  Triift'el  naeh  der  Er- 
kliirung  des  TA  V  12,  doeh  bezweille  ich  dieselbe,  da  tarika 
(Verlassene)  sowol  alte  Jungfer  als  Straussonei  bedeuten  kann 
s.  LA  s.  v.  und  Mukhtarat  S.  87  Vers  2.  Vrgl.  iiber  die  Triillel 
im  Orient  naeh  Wotzstein:  Sitzungsber.  des  Botanischen  Ver- 
eins  der  Prov.  Brandenburg  XXII,  Sitzungvom  17.  Dez.  1880. 


1)  Die  Koseforui  Lubaiiui  bei  Omeija:  Gamhara  106  Z.  18. 

2)  Naeh    Daumas,    Vie    arabo    (Paris    1869)    S.    o81    ist    bcsbas 
Myristica  moscliata. 


16 
Tierloben. 

JX'iiiiii  (t  140.")  D.)  y/ajilt  al-//;ii\vaii  al-kiibi;i  ((Jnisscs  Tierlcbou) 
BuhVi  1"j!84  Ii,  von  niir  citirt  in  der  Ausg.  Kairo  loOG.  —  Fritz  Humnicl, 
Die  Nanien  dor  Sauf^etliioro  boi  den  siidseniitisclion  Volkcni,  Lcipzij,'  IST'J. 
—  Das  Kitab  al-wu/u"is  von  al-'A.snui'i  niit  oinoin  Paralloltoxto  von 
Qu/riib,  lirsg.  von  Dr.  Rudolf  Geyer.  AVion  1888  (Sonder-Abzug  aus  doni 
JallrJ,^  1887  Band  CXV  der  Sitzungsberichte  dor  phil.-hi.st.  Classo  dor 
Kais.  Akademic  d.  Wissenschnftcn). 

Siiugctiorc.  Homiiiels  Bchaiiptung  (HS  329),  class  in 
Arabien  niir  am  ausscrston  Siidrand  and  in  'Oman  AiYon 
vorkamcn,  geht  etwas  zii  woit.  Bcispielswoisc  crwiilinon  Ja- 
qut  IV  1020,  Qazwini  II  59  don  Berg  Jasiim  ini  (iobiot  dor 
Hudhaii  naiio  boi  Mokka  als  Schlupfvvinkol  zahlreicher  Attbn. 
Qaz\Yini  II  31  gestattot  kaiini  den  Schluss,  dass  in  csch- 
Schi/a*  menschonahnlicho  Affen  vorkanicn. 

Einon  entschiodenen  Misgriff  hat  Freiligratii  bogangon, 
als  or  don  Lijwon  ,,Wi.istonkunig"  nannto,  denn  dor  Luwo 
kommt  in  dor  oigontlichen  Wiiste  garnicht  vor,  sondorn  in 
don  Uborgangslandschaften ;  namentlich  liebt  or  nacli  Tschi- 
hatschot'  (Spanien,  Algcrion  und  Tunis  S.  287)  ,,wolilbowas- 
scrto  Thalor,  wo  die  Gegenwart  dos  Monschcn  das  Vorhandon- 
soin  von  Violi  vorkiindot  und  wo  der  Landbau  kompaktos 
und  ausgodehntes  Dickicht  ausscbliesst,  das  ihm  dio  Gelegon- 
heit  nimmt  seine  Beuto  aufzuspiircn  oder  Jagd  auf  diesolbo 
zu  machen".  Niclit  Lowon  dor  AViiste,  sondorn  Ltiwon  dor 
g'dh  dor  Gestriippo')  konnon  die  alton  Lioder;  masado  nonnt 
man  oino  Gogond,  in  welchor  Lowon  vorkommcn,  dcnn  asad 
ist  dor  gcwohnlicho  Name  dos  Tiers  (Zuhair  m.  38);  das  alto 
laith  (Zuhair  4,16)  tritt  mehr  und  mclir  zuriick.  Im  Papyrus 
pflcgt  or  zu  ruhn  und  an  ihm  hafton,  wonn  er  scin  Lager 
vorliisst,    hiiufig    nocli   vertrockneto    „Peruckeu"-Abfallo    dor 


1)  Muhalhil:  Dol  45  Z.  5;    DH  288.     lui  Dickicht  (aiku)  ist  das 
Lowenlagor  (^'arin);  Uuicija:  Gamhara  106  Z.  26. 


17 

Papyrusstaiidcn  (Aiis  b.  //agar  .'{2,1.'!).  Fiilschlifli  hat  man 
don  arabischen  Lovvon  als  oincii  niiihiionlosoii  bczoichnct,  die 
Miihiio  (libad)  wird  ausdriicklich  orwahnt:  Ziihair  lu.  38. 
,,Dcr  Luwc",  sagt  Wcllhaiiscn  (Cosmopolis  I  8.  GOl)  ,,\vird 
nicht  gcrn  bcscliricbcn,  angcblich  urn  niclit  durch  dio  Schil- 
doriing  seiner  Furchtbarkeit  selbst  Furcht  vor  ilim  zu  vorratcn ' ), 
in  Wahrlicit  viclioicht  inn  nicht  den  Teufel  an  die  Wand  zu 
nialon."  Uoch  erschcint  mir  diesc  Annahme  kcineswcgs 
niitig,  vielmelu-  orkliirt  sich  die  nicht  sehr  hiiutige  Erwiihnung 
daraus,  dass  der  Lihve  nicht  wio  die  Gazelle  iibcr  ganz  Arabien 
verbreitet  war  und  die  Wenigsten  ihn  geselien  habcn  mochtcn. 
Heute  ist  sein  Verbreitungsgebiet  anf  der  arabischen  Halb- 
insel  jedenfalls  oin  sehr  kleines,  doch  behaupten  die  Ein- 
geborenen,  dass  im  Jemon  noch  eine  masade  cxistiro  (Donghty 
I  459).  Dort,  also  nicht  in  den  grossen  Wiistendistrikton, 
godenkon  seiner  auch  dio  Dichter,  so  //assan  b.  Thubit  (JH 
937  V.  9)  in  //alja,  welches  nach  Jaqut  im  Jemcn  zu  suchon 
ist-').  Im  Jemen  Jiegt  nach  Jaqiit  10  Tagc  von  Mekka  anch 
'Atlithar,  welches  bei  den  Dichtern  als  masade  vorkommt,  so 
bei  Kab  b.  Zubair:  Del.  S.  113  V.  46.  Ferner  wird  znni 
Jemen  nach  Jaqut  das  jjlowenrciche""^)  Bischa  gerechnet,  fiir 
dcsscnLuwen  Goldziher  JH  G15,7;  al-Khansa  ^^1\:  ]\Iuzarrid : 
M  15,29  als  Belege  nachtriigt.  Ausserdem  fand  sich  der  Lowe 
im  Euphratgebiet,  so  in  Khaffan  (DH  No.  87  Vers  9),  iiber 
das  man  Jaqut  II  456  vergleicho.     Die  Lage  der  Muldo  von 


1)  Die  Erkliiriing  ist  nicht  so  widersinnig,  als  es  zuniichst  don 
Anschein  hat,  wenn  man  bedenkt,  dass  Prahlsucht  eine  der  wiclitigsten 
Qiiellen  altarabischer  Poesie  ist,  ritterliche  Lowenjagdcn  aber  nicht  voi- 
kamen,  da  man  dera  Lowen  niit  eincr  Fallgrube  (zubja)  nachstollte. 

2)  Ob  mit  der  basilicumrciclien  Mulde  //al.ja,  die  asch-Scluinfara : 
M.  18,13  nennt,  identisch?  Der  ersto  Belegvers  Jaiifits  fiir  diese  masada 
(II  326)  stammt  ans  DH  No.  6,")  V.  7. 

3)  Jaqut  I  791,  nach  Bekri  ed.  Wiisteiifcld  1  S.  A  Zoile  2  gchurt 
es  ziim  Neffd. 


18 

Khafijai)  luid  die  von  Sclianl  (Jaqut  s.  v.)  sclieint  niir  zii 
zweifolhaf't,  iiiii  f'iir  das  Vcrbreitungsgebiet  dos  Luwcn  darauf 
Schliissc  zii  bauon;  Glcichnamigkeit  konnto  irrefiihrcn.  Audi 
iibor  ar-Raqmatrm  (Zuhair  m.  2),  wosolbst  os  nach  DH  77,13 
Lowon  gab,  scliwankon  die  Angabon-).  —  Dor  Tiger,  fur 
den  das  Arabische  keinen  echton  Namcn  bositzt,  sondorn  sich 
iiiit  dom  pcrsischen  bebor  bcbelfen  muss'-),  komnit  in  Arabion 
nieht  vor.  Dagegen  stcllt  dor  Panther  (namir)  in  den  Bergen 
den  Schafon  nach  (Imr.  17,20).  Zwoi  Panther  fressen  einon 
Schlafendon  in  einer  Hohlo  auf:  DH  No.  110,  Einl.  Es  ist 
daher  gefahrlich  Huhlon  zuorst  zu  betreten:  JH  328,  auch  dor 
Schlangen  wegen.  Wahrschoinlich  habcn  wir  an  einon  Panther 
auch  bci  dor  in  den  Liedern  mchrfach  erwiihnten  Katzenart^) 
zu  donkon,  wclcho  Kamelo  anfiillt-').  —  Dor  Kampflustige 
godenkt  dor  HyJlnin,  die  doreinst  froh  zu  seinem  unbostattoten 
Loichnani  heranhinkon  wird  (vrgl.  S.  128).  Sim'  (asch-Schan- 
fara:  Mukhtarat  25,  lotztor  Vers)  wird  als  eino  Krouzung  von 
Schakalin  und  Hyiine  orklJirt.  Unsor  Wolf  koninit  in  Arabien 
iiicht  vor;  doch  glaubto  ich  friiher,  dass  dhi'b  den  Schakal- 
wolf  (Canis  lupaster)  odor  einon  nahon  Verwandton  bozoicbne; 
auch  bci  Ebers  Cicerone  II  S.  162  findct  man  als  arabisciien 
dhi'b  den  Schakalwolf  abgobildet,  den  Ebors  fiir  das  in  Lykon- 
polis  verehrtc  Tier  hiilt.  Ich  glaube  jodoch,  dass  Hommel 
(HS  303)  das  Wort  mit  Recht  (wenigstens  fiir  Arabien)  auf 
den  Schakal  (Canis  aureus)  bezioht;  alio  von  mir  gesammelten 


1)  ilabi'a  b.  Maqrum:  II  273;  IH  893  Y.  7;  JfiqiU  II  457. 

2)  S.  Jaqut  II  801,  Landbergs  Zuliair  V']  —  Uber  Lfiwenjagd 
s.  das  Kapitel  „Jagd"  und  die  Nacbtriige  zu  dioseni. 

3)  Gawaliqis  Mu'anab  S.  fV,    Qazwini  I  S.  p'^f, 

4)  'Antara  m.  29  30;  Imr.  20,30,  40,10;  Gabir  b.  //iinaij :  M  35,7. 
Hommel  denkt  wol  mit  Uniecbt  (HS  317)  an  die  Falbkatze;  wer  eine 
solcho  geseben,  weiss  aucb,  dass  sie  nicbt  ,,cine  deni  Wiistensand  iibu- 
licbe  Farbe"  bat;  es  wird  also  bei  der  Lesart  ,,birr"  bleibeu. 

5)  S.  Heft  I  S.  70f. 


19 

Bolcge  passon  am  bostcn  aiif  dioscn.  Trcfflicli  schildcrt  ascli- 
Schanfara  in  seiner  beriiiiniten  Qaside  (Miikhtririlt  S.  23  fl)  don 
fahlcn  (a///al)  hagoren  (azall)  Scliakal,  dor  bciitcsuciicnd  von 
Schluclit  zu  Schluciit  ronnt.  Hoult  or  hungornd  auf,  so  ant- 
wi.rten  ilini  die  Stininion  hungriger  Gcnosson.  j\Ian  vrgl. 
Brehm  2.  Bd.  P>.  Aufl.  8.  43,  wo  os  vom  8chakal  heisst:  „Sobald 
dor  oine  seine  Stininio  orhobt,  fallen  die  andern  regolraiissig 
ein,  iind  so  kann  es  konimon,  dass  man  von  einzeln  liogonden 
Gebofton  aus  zuweilen  die  wundorlichste  Musik  vernelniion 
kann,  weil  die  Tone  aus  alien  Gegenden  der  Windroso  heran- 
schallen."  Er  war  iiberhaupt  das  Bild  des  Hungernden; 
hungernde  Kinder  hculon  das  Golieul  der  Schakale  ('Jqd  I 
S.  82  Z.  5).  Namcntlich  raubt  er  Schafe  und  Kamolfiillon, 
holt  aber  bisweilen  auch  oin  Kindi),  dcnn  er  scliloicht  um 
das  Lager,  bald  hier  bald  dort  einen  Einbrueli  versuchend, 
weshalb  man  auch  vom  gclindcn  AVinde,  der  bald  aus  diescr 
bald  aus  jencr  Richtung  weht,  ,,er  schakalt"  sagt-).  "\Vo  ge- 
braton  wird,  naht  er  sich  wol  dem  Feuer,  und  dor  Grossmiitige 
schleudert  ihm  ein  Stiick  Fleisch  zu,  mit  dem  er  frohlich  don 
Kopf  schiittelnd  abzieht-');  auch  dieses  kleino  Genrebild  passt 
am  boston  auf  den  Schakal,  der,  wio  man  bei  Brehm  nach- 
lesen  mag,  weit  droistcr  als  der  Wolf  ist.  Daher  gicbt  ihneu 
Imr.  5,2  das  Beiwort  agra  -^~~  kiihn,  dreist.  Als  Schlupfwinkel 
liebt  der  Schakal  das  (/ar/a-Gcbiisch ').  —   Vor  oinom  Jvaub- 

1)  al-Gumai/c  M.  3,6  vrgl.  die  Verse  Qazwiiii  II  70.  Brehm  sagt 
a.  a.  0.  vom  Scliakal:  „Die  Morgenlilnder  sagon  ihncn  nach,  dass  sio 
iintcr  Umstilnden  auch  Meiischon  angreifen,  zwar  nicht  den  Erwachsenen 
und  Gesunden,  wohl  aber  Kinder  und  Kranke." 

2)  tadha'ab:  Tarafa  1241.  I"  1001  Nacht  kehrt  ein  Kanfniann 
bei  Nacht  vom  Kirchhof  nach  Ba//dad  ziiriick,  findet  das  Stadttor  vor- 
schlossen  und  alles  menschenleer  ,,und  er  vornahm  keinen  Ton  ausser 
dem  Gebell  der  Hunde  und  Gehcul  der  Schakale"  (ed.  Bfilaii  1251  h.  I 
S.  126,  37.  Nacht.) 

3)  al-Muraqqisch  al-akbar:  M.  40,12. 

4)  s.  fiber  dieses  den  vorigen  Abschnitt. 


20 

vogcl  vorkriocht  sich  dor  Fiichs  in  soino  Hohlc  (gaArir:  Imr. 
53,55);  or  vorgriibt  sich  als  Vorrat  bahsch,  das  niit  imiql,  dor 
Friiclit  dor  Dumpalmo,  idoiitifieirt  wird  i).  Man  konnt  soino 
Schlauhoit'-).  Viclloicht  war  dicso  Boobachtung  dcr  Anlass, 
dass  or  zum  Lioblingsrcittior  dor  Ginncn  wiirdc  (GAP  209). 

Wcnn  dio  Finstcrnis  diclit  gowordon,  wird  dcr  Igol  (qiin- 
fiidli)  lobondig^').  Zuwcilon  bov()lkcrn  Schaaron  von  Klipp- 
schlicforn  (liyrax  syriacus,  arab.  wabr)  die  Folsonwiisto:  'Antara 
12,5;  Eiiting:  Vorliandl.  d.  Goscllsch.  fiir  Erdkundo  zii  Berlin 
XIII  188G  S.  277.1)  Don  Wiistonbodon  durchwiihlt  soino 
Loeiior  (sing,  qa.si'ri)  grabcnd  dor  Dipus  (jaibiV).  Molirfach 
gonannt  wird  dor  langolirigo  AViistcnliaso  crnob;  nach  Ar/ani 
II  S.  194  Z.  P)/2  V.  u.  wiirdo  or  abwciciiond  von  dor  hobriii- 
schon  Satzung  (Lovitius  ILG)  auch  gogcsson.  Don  Ginnen- 
abor  gait  or  fiir  unrein,  sio  wilhiton  ihn  wenigstens  nicht 
zu  ihroni  Roittior  (GAP  207/8);  damit  hJingt  cs  avoI  zu- 
sammon,  dass  man  Hasonknochol  als  Aniulott  trug  (Imr. 
.1,2/3  vrgl.  ancli  W.  Robortson  Smith,  Zu  don  Liodorn  dor 
Hadhailiton:  ZDMG  39.  Bd.  S.  329).  Fiir  don  miinnliehon 
Hason  hat  man  ein  bcsondercs  Wort,  niimiich  khiizaz:  Imr. 
52,55;  55,14. 

Vom  Jagdwild  und  von  don  Haustiorcn  wird  spiitcr  dio 
Rede  soin.  Hior  soi  nur  angomcrkt,  dass  oinigc  Tioro  boi 
don  alton  Diehtcrn  orvviihnt  zn  worden  schoinon,  dio  heuto 
aus  Arabien  vorschwundon  odor  wenigstens  von  ncuoron 
Roisonden  dort  nicht  bezeugt  sind.     So  weisen  einigo   Verso 


1)  I)H  104,9.  Vrgl.  (lie  Mittoiliing  Scliwoiuturths  boi  Brelim  2. 
Btl.  3.  Aufl.  S.  35. 

2)  arwaiyu  miu  tlm'ala  ,,listiger  als  cino  Fiichsin"  sagt  Abu  Diiad: 
A//.  XV  S.  96;  arwavu  inin  tha'lab  ,,Iistiger  als  ein  Fuohs";    /"arafa  2,3. 

3)  'Abda:  M.  19,16,  vrgl.  //assail  b.  Tliilbit:  Del.  72  Z.  6. 

4)  Nach  Marslialls  Atlas  dor  Ticrvorbreitiing-  nur  ini  westliclien 
Arabioii,  wiihrond  das  Vcrbrcitniigsgebict  dos  Dipus  die  ganze  Halbinsol 
umf'asst. 


21 

auf  dio  Boisaaiitilopo ' ).  Ein  Vergleicli  in  nsch-Schanfaras 
Laraijat  al-'Arab  maclit  cs  wahrscheinlicli,  dass  zu  seiner  Zeit 
das  wilde  Mahnenschaf  (ovis  tragelaphus)  in  don  Gebirgcn 
des  Jemen  vorkam,  wio  ich  Heft  II  S.  115  ausgefiihrt  babe. 
Gleich  dem  Kamel  vei-mr)gcn  Gazellen,  Wildescl  und  andere 
Tiere  bei  saftiger  Kriiutcrnahrung  liingcrc  Zeit  olino  Wasser 
zu  leben  (gazaa  Lebid  m.  28  ).  Beduinen  erziiblten  Nolde 
(Reise  S.  24),  dass  Gazellen  9  Monatc  lang  ini  wasserlosen 
Innern  vorkommen,  fur  dio  Zeit  aber,  Avenn  sie  Jiinge  werfen 
und  aufsaugen,  Flussliiufe  aufsuchen,  wozu  man  Lebid  m.  6 
vergleicbe.  Ziiwoilen  kani  es  vor,  dass  entlaufenc  Kamole 
verwilderten -),  wio  cs  heuto  in  Arizona  verwilderto  Kamele 
giebt. 

Der  Elephant  fehlt  in  Arabien;  als  dio  Athiopcn  dieses 
Tier  nach  der  Halbinsel  brachten,  orregto  es  dort  das  grosste 
Aufsehen  (Qoran,  Suratu'1-fil;  Qazvvini  11  13).  Aucli  diese 
athiopisc-hen  Kriegselephanten  sind  ein  Beleg  liir  die  Ziihm- 
barkeit  des  afrikanischcn  Elephanten.  Die  Girafe  war  avoI 
niemals  in  Arabien  heimisch;  dass  Strabo  solches  bchauptet, 
besagt  wenig.  Xacli  der  tiergeographischen  Ubersichtskarte 
(nach  Wallace  bei  Sicvers,  Afrika)  erreicht  die  Linio,  welchc 
das  Verbreitungsgebiet  der  Girafe  angiebt,  erst  siidlieh  voni 
Aquator  die  ostafrikanische  Kiiste  und  verliluft  iiurdlich  noch 
ctwa  900  Kilometer  von  der  Wcstkiiste  des  Roten  Meores 
cntfernt. 

Vogel.  Raubvugcl  sammcln  sich  um  die  Gefallenen; 
Adler  und  Aasgeier  (al-'iqbanu  war-rukhamu  ncnnt  Ziihair 
17,17;  Adlerweibchen  (alqa:  al-Z/arith  m.  53  plur.  von  liqwa) 
raachcn  auf  Haseumiinnchen  (khizzan  pi.  von  khuzaz)  Jagd 
(Imr.  52,54,55);  frisehc  und  trockone  Vogelhcrzen  liegen  um 
das  Adlernest  als  waren  es  'iinna,b  (s.  das  vorige  Capitol) 
und  welke  Datteln.     Aus  EiniJdcn  liisst  dio  luile  (bum)  ihren 


1)  Nabi</a  ed.  Dereuboiirg  32.32,  Ziihair:  Del.  S.  109  Z.  1;  liiir.  in.  G4. 

2)  Jaqut  I  129  Zeilo  15  ff  Artikol  Aga. 

4 


22 

unhcimlichon  Ruf  wie  cin  niiqiis  erschallcn  ' ).  Einc  schwarz 
iind  weiss  gcfleckto-)  und  oino  schwarze-')  Krahenart,  doren 
Aufschcucheii  unheilvoll  ist  ('Alqama  l.H,35),  deren  Kriichzon 
Trennung  von  dor  Gcliebten  bedeutot,  wird  von  den  Vogeln 
mitliin  am  hjiufigsten  genannt.  Ersteres  ist  keine  Elster, 
sondern  entweder  Corvus  scapulatiis  (Houglin,  Ornithol.  Nord- 
ost-Afrikas  S.  501)  odor  Archicorax  crassirostris  (obend.  S.  507); 
C.  scapulatus  hat  einen  woissen  Nackenflcck  und  weissoBrust; 
A.  crassirostris  weissen  Nackenfleck  und  woisslichon  Halsring. 
Einer  Kamelin,  deren  Kilcken  das  Gcschwiir  qarA  bedeckt, 
hacken  Raben  den  Hooker  nach  Entfernung  der  walija:  Laila 
al-Akhjalija:  11  7 LI.  „Wenn  der  Riickcn  des  Kameis  wund 
wird",  erzahlt  Qazwini  I  420,  „und  sicli  auf  ilim  faules 
Fleisch  bildet,  so  troibt  man  es  in  die  Wiiste,  damit  sieli 
iiber  ihm  die  Raben  sammeln  und  das  todte  Fleisch  aus 
seincm  Riicken  weghacken."  In  der  That  findet  etwas  Ahn- 
liches  statt.  „Der  "VViistenrabe"  so  berichtet  Houglin,  Orni- 
thologie  Nordost-Afrikas  1  2  S.  506,  „fo]gt  oft  den  Biiffeln 
und  Kamelen,  auf  deren  Riicken,  Ohren  u.  s.  w.  or  Kamel- 
liiuse  und  Larven  suclit."  'Asafir^)  pflegt  man  „Sperlinge" 
zu  iibcrsetzen,  doch  ist  es  wol  mehr  ein  Sammelname  fur 
kleine  Singvogel,  da  dor  Sperling  dem  Getreidebau  zu  folgon 
pflegt  und  deshalb  in  der  Wiiste  kaum  vorkommen  diirfte^). 
Dagegon  ist  mukkii  ein  kleincr  Singvogel,  der  in  der  Wiiste 
aus  ala  und  schiA  (Artemisia)  sein  Nest  baut  (Qazwini  I  424) 
und  nach  dem  Rcgen  schmetternden  Gesang  ertonen  liisst 
(Imr.  48,75).  Schwalbeuartige  Vogel  sollen  die  samam  sein, 
mit   denen   'Antara    23,4   die    gekriimmten    Kamelsattelholzer 

1)  Imr.  4,19;  al-Muraqqisch :  M  45,9  (Ms.  Thorbecke  A  5). 

2)  al-^rurabu  '1-abqa':  'Antara  13,1;  auch  in  der  Reimprosa  der  alten 
Seberin  Zarqa:  Ag.  XI  S.  161,  Bekri  ed.  Wiisteiifeld  I  S.  14  Z.  13. 

3)  al-i^rurribu  'l-as/<am:  'Antara  21,15 

4)  Qa'nab:  Mukhtarat  S.  9,  Vers  6;  Imr.  5,2. 

5)  Heuglin,  Ornithologie  Nordost-Afrikas  1.  Band  S.  629  sagt  vom 
Haussperling:  ,, Seine  Verbreitung'  nach  Siiden  schoint  mit  den  Hilusorn 
aus  Lehm  und  platton  Diichern  auf^uhuren." 


23 

(aqtiid)  verglcicht.  Aus  dcm  Baunidickiclit,  bosoiulors  dcni 
arak-Gestriiuch  (Salvadora  persicu),  ortiJnt  „das  Woinen  der 
Taube"');  'Abid  spricht  sogar  von  den  Thriinen,  wolcho  sic 
vergiesst  (Mukhtarat  S.  87  V.  4).  Das  Lebcn  des  Flughuhns-) 
(Pterocles  arab.  qa/a)  und  des  Strausses  ist  aufnicrksam  bc- 
obachtot.  Auf  die  Fliigliiihner  machen  Raubvugel  Jagd'). 
Ganze  Hiinde  vol!  Qa/aciern  liegcn  zur  Seiten  des  sclten  be- 
tretenen  Wiistenweges  in  ihren  in  den  Sand  gescharrten 
Locbern,  als  wiiren  es  offene  Olflaschen  ('Abda:  M.  25,14,15). 
Ein  Beiwort  dieser  Vogel  ist  qarib^),  weil  sic  schon  in  aller 
IVtihe  von  ihrem  Lagerort  ,,in  Ketten''  raschen  Fluges  zuni 
Triinkplatz  kommen.  Der  sclinelilaufenden  miinnlichen  Steiii- 
liiiliner  (ja'aqib  sing,  ja'qiib)  godenkt  Sahlma:  M.  20,8''). 
Der  Ton  der  Straussenmannclien  ('irar)  wild  neben  dom 
Geisteriaut  (azfj  in  den  odeu  Wiisten  vernommen :  Lebid : 
Lei.  100  V.  3,  was  an  Jesaia  13,21  f  erinnort").  Im  hohcn 
aibuqan-Gezweig  versteckt  an  den  Wadi-Boscluingen  haben 
sic  ihr  Nest  (Lebid  m.  6).  Die  Strausse  werden  von  Lebid 
Del.  100  Vers  4  ,,khawru7ib'*  genannt,  was  als  „zeitweilig 
rotschenkelig"  erkliirt  wird.  Eineni  Sklaven,  der  ein  langes 
Fell  umgcworfen  hat  und  dem  die  Obren  abgeschnitten  sind, 
wird  das  Miinnchcn  vcrglichen  ('Antara  m.  27).  Es  orakelt  zur 
Straussin  mit  Kriichzen  und  Geglueks  „wie  die  Griechen  in 
ihren  Burgen  kauderwiilschen"  {'Ai(|ania  IJ{,26).  Giinse  nennt 
Aus  ibn  //agar  12,11  =  Nabi^a  14,8. 

Reptilien  und  Amphibien.  Mit  dem  Panzer  einer 
Schildkrote  (a)!iim)  wird  gelogentlich  die  Haut  der  Kamelin 
verglichen  (Del.  Ill    Vers  19).     Die    grosse  Wiisteneidechse 


1)  'Ant.ini  19.4,  'Abi<l :  ^Mukhtarat  S.  87  V.  3. 

2)  Vrgl.  meine  Stud,  in  Anib.  Geopr.  III. 

3)  Muzarrid:  M.  1(}.:]3 ;  DH  74.47. 

4)  'Abid,  Mukhtarat  ^d  V.  0;  asch-Schaiifara:  Muklitarat  24. 

5)  Vrgl.  Demiri  s.  v.  ja'qfib  und  zu  die.sem  meine  Studien  in  arab. 
Geogr.  Ill  S.  112. 

6)  Vrgl.  Heft  IV  S.  16. 

4* 


_^24 

((/abb)  wurdo  von  den  Bcduincn  gcbraton').  An  lioisscn 
Tagen  krioclit  das  Chamiiloon  (Airba,)  aiif  dio  Biische,  uni  sich 
zii  sonnen  und  sclioint  von  der  Hitzo  fast  wio  in  gliihonder 
Ascho  gobratcn  odor  schUig't  iinwillig  niit  dcm  Sehwanzo-). 
Nach  Noldos  Aufzcichnungon  (S.  97)  muss  man  annohmcn, 
dass  Inncrarabicn  oin  sehr  sclilangonrcicbes  Land  ist,  obwobl 
nicbt  in  dor  licissen  Zoit  roisend  sah  or  docb  dnrcbscbnitt- 
licb  pro  Tag  cine  Scblange.  Haufig  werdon  denn  aucb  Gift- 
schlangen-'),  namontlicb  giftige  Nacbtscblangen,  also  \\o\ 
Vipern,  von  don  Dichtern  crwahnt').  Dio  Hundo  fiircbten 
sicb  vor  ibnen  iind  knurron,  wcnn  sio  dieselben  irgendwo 
antroffon  ('Antara  26,5).  Andere  Schlangen  scbliingoln  sich 
in  den  Hundstagen  fiber  den  gliibend  heissen  Kiesboden 
(asch-Schanfara:  Mukhtarat  26,  ietzto  Zoilo).  tJber  scbwarzo 
Schlangen  s.  S.  47  und  Gabir  b.  //unaij:  M  35,26.  Eben- 
dasclbst  erhiilt  die  Sclilange  das  Epitbeton  salikh  „sich  hiiutend". 
Der  Dichter  Dhu  '1-isba  soil  seinen  Namen  ,,der  mit  dem 
Finger"  daber  gefuhrt  baben,  dass  ihm  infolge  eines  Scblangen- 
bisses  oin  Finger  verdorrte:  A^^.  Ill  3.  tJber  Schlangen  als 
Erscheinungsform  dor  Ginnen  s.  van  Vloten  im  Festbundel 
aan  do  Goeje  1891  S.  37ff.  Rabia  al-Basri  stellto  nach 
Fihiist  2*  dio  Dichterstollen,  welche  von  Schlangen  handeln, 
in  einem  bosondern  Buclie  zusamraen'').  Der  Dichter,  welcber 
webmiitig  der  fernon  Hcimath  gedenkt,  erwahnt  untor  ibren 
Reizon  wol  aucb  cinen  Toich,  um  den  Froscho  biipfen  (Del. 
35  Zeile  5).     Die  Schwachlinge  gehon  in  der  Wiiste  zu  Grundo 


1)  Belege  s.  S.  95. 

2)  Ka'b  ibn  Zuhair:  Del.  112  V.  29;  7/707;  'Abid:  MukhtanU  97  V.  6. 

3)  al-i/iuaia  89,5:  al-arqasch.  Wie  dieses  war  audi  al-arqam  jj;g- 
fleckt  zuniichst  nur  Epitheton  fiir  Sclilange  :  Bisclir:  Gaiiihara  104,  wurde 
dann  aber  geradezu  Schlangeiiuame ;  vrgl.  Scetzen,  Reiseu  III  S.  465  und 
nieine  Dichtcr-Studicii  US.  93/4.  Das  liilufigste  und  allgemeinste  Wort 
fiir  Sclilange  ist  //aija:  7'arafa  ra.  83.  Af  on  :  asch-Schaufara  a.  a.  0. 
So  luess  audi  eine  Eeitkamelin  des  //atim  at-Tdi  s.  dessen  Diwan  S.  32. 

4)  2aabbata  scharran:  M.  I  2. 

5)  Kitabu  ma  qila  fi  '1-Aaijati  mina  'sch-sciii'ri  war-regez 


25 

gloich  Kaulqiiappcn  (Frosclihu'veii:  da'ami.s  pi.  von  du'niu.s), 
dercn  Kcj^cnwasseilachc  austrockneto  (Tauba:  Del.  G  Z.  G). 

Fisclio  wcidcii  sebr  selten  genannt.  Naeli  Eiiting  (Vcr- 
handl.  dcr  Gescllsch.  fiir  Erdkundo  zu  Berlin  XIU  188G  S.277) 
einpfinden  die  Bcduinen  Abschcu  vor  ihnen  und  sprcchen  mit 
Ycraditung  von  Lcuten,  welchen  man  nachsagt,  dass  sic  sicli 
gelegentlicli  davon  niihrcn.  Die  Entlchnung  des  Wortes  nun 
im  Arabischen,  -weichc  Giiidi  und  Fraenkel  (FAF  121)  an- 
nahmen,  bezweifelte  bereits  D.  H.  Miiller  (WZKM  1  1887 
S.  24);  icli  kann  nun  ausser  bei  al-A'sclia  (Jaqiit  III  S.  439 
Art.  »Saibun)  audi  noch  bei  Muzarrid  (M.  l(i,o9)  belegen. 

Wirbclloso  Tiero.  Den  Hals  des  Siiuglings  zieren  2 
Gehiiuse  der  Porzollanschnecke  (Cypraea,  arab.  uad'a),  "welche 
im  Indischcn  Ozean  und  Roten  Meere  lebt,  Avic  sic  von  dort 
in  prahistorischer  Zeit  durch  Landliandel  bis  zu  uns  gc- 
langten').  Purpur  (urguwan)  erwiihnt  'Anir  ni.  44,  die  fiir 
das  arabischc  Wort  vorgcschlagene  Sanskrit-Etymologie  ist 
mislich,  da  die  PurpurschnedvC  sowie  die  purpurlieferndcn 
Murcxarten  dem  Mittolmeer  angchoren,  audi  das  Assyrischo 
bereits  arganianu  hat  (s.  Delitzscb,  Assyr.  Gramm.  S.  104). 
Die  hiiutig  er^vahnte  Perle  stamnite  wol  meist  aus  den  Perlcn- 
fisdicreion  von  al-Ba/a-ain.     Xadi  Mas'iidi,  Muiug  adh-dhahab 

I  S.  328  wurdo  dort  von  Anfang  April  bis  zum  Sdiluss  des 
Monats  September  gctauclit.  Audi  nacli  Tu.uu  in  'Oman 
wurdo  sic  bonannt-).     Pcrlentauchcreien  bei  'Aden:   Qazwini 

II  G7.  Der  Taucher  ijing  nach  der  Perlo  binab  ^\[o  ein  Pfcil, 
wo  der  Schwertfisch  sein  Lebcn  gel'abrdete-V);  an  seiner  Brust 
war  OlivcnoP).     Teuer    wurde    sie    verkauft   und    zierte  den 


1)  S.    meinc  Stud,  in  arab.  Gcogr.  11  S.  60!T. 

2)  Suwaid:  M  34,48  u.  Jfuiut  1  S87. 

3)  Nach  Recliis  ]X  861  forderii  dio  Raubfischo  iintcr  den  Taiichorn 
von  al-Ba/n-ain  etwa  30  Opfer  jilhrlicli. 

4)  Vrgl.   IkJDh  I   8.    829330.     White,    Haiisl.    Leben    u.    Sittcn  d. 
Tiirkcn  hrsg.  vou  Eeumont  1  S.  90- 


26 

Thron  dos  rersorkuiiigs  ' ).     Lclurmgo   (talamidh),  dio  Pcrlon 
aufpoliron,  nennt  Lebid,  Khalidi  S.  141,  lotzte  Zeile. 

Aiif  Panzern  aus  Saliiq  entziinden  nach  Nabigra  I  21 
(anonym  citirt  Qazwini  It  29)  Schwerthiebe  Feucr  dcs  Gliih- 
wurms  (Aiiba/db).  Goldziher  hat  (GAP  206  ff)  mehreres  iiber 
don  Volksglauben  zusammengestellt,  dass  die  Ginnen  sich  in 
Lichtorscheiniingen  offonbaren;  hierzu  sei  nachgetragcn,  dass 
Demiri  (Artikel  Auba/db)  a)s  Xamen  des  Louchtkafers  qiUriib 
erwiihnt.  Wie  aus  der  Simsonlegendo  bekannt  ist,  siedoln 
sich  die  orientalischen  Bienen  gerne  in  Gerippen  an:  MDh  III 
S.  234;  iiber  Honig-  und  Wachsgewinnung  s.  S.  121.  Man 
hat  ein  besonderes  Wort  fiir  das  Honigausnehnien  schar 
(Lebid  41,16),  die  Bienen  heissen  na/d  und  dubur  (pi.  von 
dabr)  (ebend.)  In  der  WiistenrautZa  summon  dio  Fliegen'-); 
bei  Nacht  storen  sie  hiiufig  die  Schliiler^);  der  Name  'Antara 
soil  urspriinglich  eine  blaue  Fliege  bezeichnen ;  auf  der  Wasser- 
flache  schiessen  die  zakharif  hin  und  her^).  Der  Amoise 
(nam!)  verwandt  scheint  nach  Aus  b.  Z/agar  31,15  auch  dharr, 
das  eine  Kriochspur  hinterliisst  (Imr.  20,27).  Nach  al-Bekri  I 
S.  25  haben  diese  dharr  das  alto  Riesenvolk  der  Gurhum 
vornichtet,  wie  man  aus  dem  dort  erziihlton  Beispiel  folgern 
darf,  indem  sie  in  die  Nasenlocher  und  Gehorgange  krochen. 
Heuschrecken  (garad-)  Schwiirme,  vieifach  erwiihnt''),  lieforn 
dem  Wiistenbewohncr  noch  heute  eine  willkommene  Nahrung*-) 


1)  al-Mukhabbal:  M.  11,13-15. 

2)  dhubab :  'Antara  21,23;  plur.  dhibban:  Irar.  5,2. 

3)  Aus  b.  7/agar  86,2;  doch  versucht  Fischer  (ZDMG  49.  Bd.  S. 
125)  eine  andere  Deutung. 

4)  Aus  b.  //agar  23,38  vrgl.  Demiri  11  S.  4,  LA  XI  S.   \"\". 

5)  Tha'laba:  M.  21,20;  al-Bekri  ed.  Wiistenfeld  S.   \'°   erste  Zeile. 

6)  Gegen  Wellhausens  Antithese  (WR  168) :  „l)ie  Araber  essen 
Kamele  aber  keine  Heuschrecken,  die  Hebriier  Heuschrecken  aber  keine 
Kamele"  vrgl.  z.  B.  Burckhardt  S.  375:  „Alle  Beduinen  Arabiens  und 
die  Bewohner  der  Stildte  in  Negd  >ind  //igaz  sind  gewohnt  Heuschrecken 
zu  esson.  In  Medina  und  Tiiif  babe  ich  Buden  gesehen,  in  welchen  diose 
Tiere  nach  dom  Maa^se  verkault  wurden."     Heuschreckenragout:  'h[d  III 


27 

wie  einst  Joliannes  dom  Taufor;  vcreinzclt  bcstand  jodocli 
bci  den  Beduinen  dor  Grdiilija  Abnoigung  gogon  dies  Geridit 
(DH  147,2),  wie  cbcnfalls  vereinzolt  audi  bci  den  houtigen 
(B  376).  Als  der  Prophet  oinst  die  Hcuschrocken  vcrfluchto, 
befremdeto  Jeniand  dicser  Finch  iibcr  ,,cinc  Armec  von  don 
Arraeen  Allahs",  aber  Mu/tammcd  bolohrto  ihn,  (hiss  diese  Ticrc 
vielniehr  durch  das  Nicsen  eines  grosscn  Meorfisches  ent- 
stohcn.  So  wonigstens  crziililt  Demiri  I  172.  Eine  Grillonart 
sind  wahrschcinlich  diobuntgesclicckten  ganadib  (sing,  gundub), 
die  an  heisscn  Sommertagen  zirpcn  nnd  iibor  don  Kicsboden 
dahintanzen  1);  sic  sind  auch,  Avic  der  Commentar  richtig 
bemerkt,  mit  den  „Schreicrinnen  bci  Tage"  bci  al-Muthaqqib 
(M  22,5)  genicint.  Klciderliiuse :  ]\rnkhtarat  S.  'Si  Zoiio  5, 
Kopfliiuse:  Miikhtarat  S.  27  (Schanfara),  Ziihair  14,6,  wo  ,,dio 
Lause"  geradezu  I'iir  das  Haar  dcs  Hintorkopfes  im  Gegon- 
satze  zu  maqadim  stoht.  Kuttan  ,,Wanzc"  (Hamdani,  ^'ifat 
Gazirat  al-'Arab  S.  191)  halt  Noldoke  (Liter.  Ccntralbl.  1884 
Sp.  1426)  fiir  ein  jemcnisches  Wort.  Nach  Iklil  49  gab  os 
dieso  Tierchen  in  »San'a,  abor  nicht  in  gegypsten  Hausern. 
Der  Skorpion  ('aqrab)  wird  liaiifig  crwahnt.  Hiissliche  Frauen 
nanntc  man  Spinncn  ('anakib,  plur.  zu  'ankabut):  Salama  b. 
Gandal:  M.  20,4.  Das  'ankab  eino  mannlichc,  'ankaba  eine 
Aveibliche  Spinnc  bczcichno,  ist  natiirlich  phiiologischo  Spitz- 
lindigkcit;  das  Tier  wurdo  bald  miinnlich,  bald  weiblich  be- 
handelt.  Das  Xetz  der  Spinnc  ncnnt  MuAammad  ein  Zclt, 
Avobci  man  -wol  an  das  Spanncn  der  Zeltseilc  denken  muss; 
das  Zelt  der  Spinnc  ist  nach  Qoran  2tf,40  das  schwachste  der 
Zelte.  Die  Karaelzeckc  wiirc  besser  hier  als  unter  den  Kamel- 
krankhciten  behandclt.     Wiirmcr  (dud)  erwiihnt  Imr.  5,2. 


294  Z.  6  7.  Traditionen,  nach  wolclicn  dor  Prophet  uud  seino  Genossen 
Heiischreoken  assen,  l)ei  Demiri  1  172.  Zweifellos  ist  Heiischreckenesscn 
bei  den  Arabern  veibrcitoter  als  bei  den  Hebriiern. 

1)  Ka'b    b.   Zuhair:    Del.    112   V.   30;    al-Musaijib:    al-Bckri  I  32 
Z.  6.  V.  u. 


28 

Qabilen  (Stiimine). 

Blaii,  Wanderung  der  sabiiischon  Vulkerstiinime  im  2.  Jahrhundert 
11.  Chr.:  ZDMG  22.Band  1868  S.  6r)4ff;  Blaii,  Arabien  im  G.Jabrhundcrt,  cine 
cthnographische  Skizze:  ZDMG  23.  Band  S.  559  ff';  Wiistenfcld,  Gcnca- 
logische  Tabellen  der  arabischen  Stamme,  Gottingcn  1852;  Mu/ammad 
b.  7/abib  (f  245  h),  tjber  die  Gleichlieit  uud  Vorschicdciiheit  der  arabi- 
schen Stiininienamen,  aus  einor  Leydener  Handscbril't  liorausgegeben  von 
Wiistenfeld,  GiJttingen  1850;  Mayeux,  Los  B(''douin.s  ou  Arabes  du  Desert, 
ouvrago  public  d'apres  les  notes  inedites  de  Dom  Eajihael  (vrgl.  S.  X 
Anm.  3)  handelt  im  ersten  Biindchen  ausschlie-sslich  liber  Stamme  (S.  5 
bereits  die  iuteressante  Beobachtung,  dass  vor  den  Toren  Alexandrias 
nia^/ribinisch  gesproclien  wird);  Burckhardt,  Bemerkungen  iibor  die  Be- 
duinen  und  Wabuby,  Weimar  1831  S.  1—25,  307—343. 

Dio  Meinung,  dass  Arabien  die  Urlicimat  der  Semitcn 
sci,  hat  Guidi,  Delia  sede  primitiva  dei  popoli  Semitici  (Atti 
della  R.  Accadeiiiia  dei  lincei,  Roma  1879)  trotz  aller  Ein- 
wande  mit  gewichtigen  sprachlicben  Griiuden  widerlegt.  Vor 
allcm  ist  ausschlaggebend,  dass  ein  ursemitiscbes  Wort  fiir 
den  perennirenden  Fluss  (nabar)  vorbanden  war,  der  in  Arabien 
nicbt  vorkommt,  wabrend  fiir  Berg  jode  semitiscbe  Spracbc 
ibr  eigenes  Wort  gebildet  bat  (arab.  gebel,  bebr.  bar,  aram. 
^ur,  iitbiop.  dabr).  Solltc  ferner  „jam"  Mcer  ursemitiscb 
sein,  was  mcincs  Eracbtens  docb  nocb  immer  das  Wabr- 
scbeiulicbe  ist,  so  wird  man  die  Urbeimat  der  Semiten  in 
einer  von  Eliissen  durcbstromten  Ebene  in  der  Niibe  des 
Meeres  zu  siicben  baben,  Bedingungen,  dio  untcr  den  alt- 
somitiscben  Landern  nur  Mesopotaraien  erfiillt.  Dazu  stimmt 
aucb  die  natiirlicbe  und  klinstliche  Flora  der  Urbeimat,  da 
das  Arabiscbe,  Hebriiiscbe  und  Aramiiiscbe  urverwandte  Worte 
fiir  Populus  eupbratica  (Lutbers  ,,Weide"),  Robr,  Gerste,  Hirse, 
Abre  aufwoiscn.  Das  Wort  fiir  „HackseI"  (nicbt  „Strob")  ist 
nacb  FAF  124  im  Arabiscben  verdacbtig,  das  Wort  fiir  Weizen 
vielleicbt  ein  iigyptiscbes  Lebnwort  i).  Hinsicbtlicb  der  Fauna 
des  Urlandes   wcisen  Guidi  a.  a.  0.  S.  590   und  gleicbzeitig 


1)  Alfred  von  Kremcr,  Stud,  zur  vergl.  Kulturgcschicbte  III  S.  10 ; 
Erraan:  ZDMG  46.  Bd.  S.  116. 


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31  

HS  302/3  (larauf  hin,  class  der  Nanio  fiir  Biir  gcnieinsi-haft- 
lich  ist,  obwohl  das  Tier  in  Arabicn  nicht  vorziikominon 
schcint,  wiihrend  dcr  in  Arabicn  vorkonimondo  Affo  koine 
urvervvandten  Namen  iuit,  sondern  von  den  Nordsemiton  mit 
cinem  Nanicn  frcmder  Provcnicnz  bcnannt  wird. 

Guidi  folgcrt  ferner  aus  Bedcutungsiibergangen  arabisciior 
Wiirzcln,  dass  die  Arabcr  aus  iiircr  urscmitischen  Heimat 
sicli  ziinaclifit  in  cin  solir  heisscsLand  crgosson,  in  dem  gegcn 
Abend  ein  erfrischender  AVind  woht  (ra//).  Er  glaiibt  daher, 
dass  sie  zunachst  Nord-Ost-Arabicn  bevoikerten  iind  sicli 
von  dort  erst  allmiihlich  weitor  nach  Siiden  vorschoben.  Da 
koine  sprachlichen  Spuren  eines  Volkorsubstrats,  einor  vor- 
semitischen  Urbevoikerung,  nacluvoisbar  sind,  so  scheinen  die 
Araber  die  Halbinsel  als  eino  unbcvolkerte  Wiiste  vorgefiin- 
den  zu  haben,  was  niclit  bofremdet,  denn  ihr  warcn  danials 
noch  Kamel  iind  Dattelpaimo  frcnid. 

Der  Name  Arab  wird  in  der  arabisclicn  Poesio  zwar  vor- 
mieden^),  war  abcr  bekannt,  wie  Noldckc-)  contra  D.  H. 
Miiller'^)  bolcgt  hat.  Statt  seiner  erscheint  in  den  Liedern 
bisweilen  die  Bezeichnung  ,,Sohne  Ma  adds"  in  weitcrer  Be- 
ziehung,  worunter  die  Folgezcit  nur  die  iS'ordaraber  (Ismae- 
liten)  versteht  (GMSt  1  8.  90).  Dcr  Name  Beduinc,  arab.  badi 
oder  ba'dawi  d.  i.  Wiistenbewohner  steht  im  Gegensatz  zu 
//a(7ir  Stildter  vrgl.  z.  B.  'Abid  (Mukhtarat  S.  100  Vers  1): 
,,kein  hadlr  kann  ihm  entrinnen  und  kein  badi  "  Dieser  Name 
ist  koineswcgs  national  beschriinkt  vrgl.  MDh  III  S.  223: 
„Dio  Beduinen  von  den  Arabern  und  andern  Volkern";  nach 


1)  Imr.  App.  18,15  ,,Mi'iii  ii<^^'^  ^'^^^  sicli  an  cin  arabischcs  Miidcbcn 
gohiingt"  ist  natiirlich  nnccht,  da  das  ganzo  Godiclit  sciiu-n  i)Iiilol()gi- 
schcn  Urspning  deutlicli  verriit. 

2)  Nach  frenndlicher  Mitteiliing  dcs  gcnannten  Gelchrton  im  Artikcl 
Arabia  der  mir  unzugiinglichen  Biblical  Encyclopaedia. 

3)  Arabia.  Scparat-Abdruck  aus  Pauly-Wissowas  Roalencyclopadic, 
Bd.  II  1894  S.  4. 


32 

S.  239  denkt  Mas  udi  dabei  an  Tiirkcn,  Kiirdcn,  Bcga  und 
Maiiren.    Qabila  (plur.  qabiiilj  bcdeutet  weiter  nichts  als  Stamm. 

Die  wandcriidcn  Arabcr  ptlcgcn  im  Laufo  dcs  Jaliros 
einen  bostimnitcn  AVcidcbezirk  zii  durchziehcn ,  aiif  den  sic 
ein  Besitzrccht  geltcnd  niachon.  Vielfach  behauptet  einc 
Qabilc  Jabrhundcrte  lang  ihrcn  Weidebczirk.  Andrcrseits  ist 
ja  eine  Auswandcrung  bei  Nomaden  leichter  zu  bcwerkstel- 
ligen  als  bei  Ackcrbaucrn.  Bei  Futtcrmangel  kam  cs  vor, 
dass  man  eine  Kamelin,  die  fiir  ein  Gliickstier  gait,  frei  iaiifcn 
liess  und  ilirer  Leitiing  folgte:  Ag.  XV  S.  97.  Oft  findet  man 
denselben  Stammnamen  an  Stellen,  Avelche  vom  Weidebezirk 
des  Gros  sebr  weit  entfernt  sind,  wicder;  es  sind  das  meist 
durch  Fureht  vor  Blutrache  versprengte  Familion.  Eine  fiir 
die  Dialekte  und  Stammeskundo  noch  niciit  vcrwertete  Quelle 
sind  die  eigentiimlichen  der  klassischen  Grammatik  wider- 
sprechenden  Bildungen  vieler  arabischen  Ortsnanien  s.  Nol- 
deke,  Zur  Grammatik  des  classischen  Arabisch  S.  23. 

Aus  der  Mitte  der  Nordaraber  hebt  sich  zunachst  eine 
Gruppe  ab,  deren  mythischer  Stammbaum  eine  gewissc  Eigen- 
art  versinnbildlicht,  niimlich  die  Rabi'a,  unter  denen  die 
Wailstamme  bei  weitem  am  meisten  hervorragen.  Unter 
letzteren  versteht  man  die  machtigcn  meist  in  Bruderfebde 
lebenden  Benil  Ta^lib,  die  schon  vor  dem  Islam  in"  Mesopo- 
tamien  eingcdrungen  waren^)  und  die  Benu  Bekr-),  welche 
sudlich  vom  Euphrat  zelteten  und  sich,  wie  gelegentlich  der 
Schlacht  von  Dhu  Qar  iiberliefert  wird,  im  Sommer  dem 'Iraq 
naherten :  CP  II  175  ff.  Doch  dehnto  sich  das  Gebiet  der  Benii 
Bekr  bis  zur  Jemame  aus,  wo  die  bekritischen  Benii  /ianifa 


1)  Dagegon  sassen  die  Eaza^,  welche  auch  zu  den  Ta.f/lib  gehorten  in 
Ni^a  nahe  bei  al-Ba/frain :  kfj.  IX  180  (i/arith).  Von  den  verschiedeuen 
Lokalitaten  dieses  Nainens  ist  wol  hier  an  das  Palmcntal  zu  denken, 
welches  nach  Jaqflt  zwischen  al-BaAraiu  und  Basra  liogt  und  zu  seiner 
Zeit  einem  verwandten  To.'/libstarame,  don  Malik  b.  Sa'd  gehijrte. 

2)  Nach  ihneu  erhielt  Amid  den  Namen  Dijar  Bekr  „Wohnungen 
dor  Bekr'*. 


33 

sasson.  Zii  den  VViiilstarnmcn  ziihlcn  audi  die  'Anczo'), 
wenn  auch  die  iiltere  Gencalogie  sio  biswcilcn  von  eincm 
Ahncn  "Wails  abzweigt').  Die  'Anczo  sind  hcuto  wol  dor 
zalilreichste  Beduinenstamm,  liaiiptsachlich  boviUkern  sie  die 
sviiscli-arabisciie  AViistc,  zu  iiinLMi  geliorto  aiich  die  Konigs- 
familio  dor  Waliliabiton.  Die  andcrn  Nordarabcr,  welchc  ihrcn 
Stammbaum  auf  ihrcn  gemeinschaftliciicn  Aim  Miu/ar  ziiriick- 
iuhrton,  fiihlten  sicli  von  oinom  cngoren  Band  umschlungoii, 
welches  die  Wailstamnic  nicht  mitunifasste  (Del.  57).  Unter 
ihnen  tritt  vor  allom  die  Griippo  dor  Qais  hervor.  Zii  dioser 
gehoren  bcispielsweise  die  im  Hochlaiide  (Negd)  zoltcndcn 
Ga^afan,  von  dorcn  Teilstiimmen  sich  namcntlich  die  kriego- 
rischen  'Abs  auszeichneten,  wenn  auch  ihre  Nachkommen 
raisachtet  sind  s.  B.  322/3  und  die  Dhubjan,  zu  dcncn  wieder- 
iim  die  Fazara  zjihlcn.  Ferncr  sind  qaisitisch  die  nord-ostlich 
von  Mekka  nach  dem  Negd  zu  wohnenden  Sulaini  und  Hilal, 
wclche  in  der  Mitte  dos  11.  Jhd.-')  den  noch  heute  bei  den 
Arabern  beriihmten  Eroberungsziig  nach  Westaf'rika  antratcn. 
Die  Benu  Hilal  zahlen  zur  Gruppo  der  Hawazin,  zu  welchon 
auch  die  Thaqif  (vrgl.  B  339)  gerechnet  wcrden ,  soit  alten 
Zciten  in  der  Unigegend  des  paradiesischen  7'aif,  der  Statte 
dos  Lat-Cultes.  Auch  der  iStamni  Bahila  (vrgl.  Magani  el- 
adab  II  \'\V)  ostiich  von  den  Sulaim  gehcirt  zur  Qais-Gruppe. 
Xicht-qaisitischo  Nordarabcr,  die  abor  doch  zu  den  Qais  in 
eincm  nahercn  Verhaltnis  stehen  als  zu  den  Kabi'a  sind  die 
Temini,  welchc  friiher  die  Dehna  bewohnten'),  wcstlich  von 
ihnen  die  Asad,  ferner  an  der  Kiiste  des  rotcn  Mceres  die 
Kinana,   zu  denen    die  Qoraiscli  gehoren,   welche    nach   den 


1)  Ibii  Qutaibii,  K.  al-ma'arif  cd.  Wusteiifdd  S.  |^^;  B.  311. 

2)  A1)u  Ga'far  Mu/(ainmad    b.   i/abib   ed.   WiistciiRld   S.  22.     tjber 
die  appellative  Bedeutiing  vou  'anoze  s.  ScliW  212. 

o)  tJber  ihro  Reste  im  Negd  s.  B.  327. 

4)  "Vrgl.  de  Sacy,    Anthol.   802;    Sprenger,   Post-  und  Eeiseiouten 
S.  117/8  und  die  beigegebeno  Karte  No.  16. 


34 

Gurhiini  dio  Hcrrschaft  in  Mekka  luhrtcn.  ])io  Quraisch,  aus 
(Icren  Mitto  bckanntlich  dcr  Prophet  licivoiging '),  traf  Burck- 
liardt  toilwciso  auf  der  Sinaihalbinsel  an  (B  314,  vrgl.  336, 
279).  Dio  Hudliail  beschirnicn  das  Horz  dcs  /7igaz,  heisst  es 
Dll  !MI,23.  Sio  haben  iainior  nocli  ihre  alton  Wohnsitzo  inno 
(B  388y^9),  ostlieli  von  Mekka.  Namentlicli  ist  dicser  gleichl'alls 
nicht  qaisitische  Mu'/arstamai  durcli  seine  alien  Dichtor  be- 
riihmt.  Dio  nahe  Ver\vandtschaft  der  Qoreisch  mit  den  Hu- 
dliail erkliirt  es,  dass  Maqdisi  die  Sprache  Jetzteror  f'iir  don 
korrektcsten  Dialekt  erkiiirt,  da  dcr  Qoran  dock  zweiffellos  die 
qoraischitisclio  Redeweise  repriisentirto  und  dio  Sprache  dos 
Qorjin  als  Norm  gait;  orsagtS.  97:  „und  sannntiicho  arabischo 
Dialektc  trifft  man  untcr  den  Bediiinon  dieser  Halbinsel  [d.  i. 
Arabiens]  an,  indess  dcr  korroktoste  ist  dort  dcr  Dialekt  der 
Hudhail,  dann  der  beidcn  Negd,  dann  des  iibrigen  /Vigaz  mit 
Ausschluss  der  AAqaf,  denn  deren  Dialekt  ist  wiist".  ,,Das 
reino  und  klassischo  Arabisch",  sagt  al-Farabi  (ZDMGXXIII 
592)  „\var  nur  Eigentum  von  eincm  Teilo  der  Kinana,  von 
Qais,  Tomim  und  Asad,  dann  Hodhail  und  einem  Toil  von 
7aij".  Ailerdings  haben  sich  nicht  alio  Eigcntumiichkeit.cn 
des  Qoraisch-Dialektcs  den  Idassischcn  Nimbus  erringen 
konnen ,  sondern  etliche  wurden,  da  sio  zu  vercinzelt  da- 
standen,  ilberstimmt,  wofur  die  arabischo  Orthographic  den 
Bcweislicfcrt.  Ansdriickiich  wird  uberliofcrt,  dass  die  Qoraisch 
kein  Hamza  kannten  (s.  FE  88/9).  Dio  Schrcibung  ras,  ruwiis 
ist  nur  so   zu    erklaren,  die   Hinzufiigung  eines  kleincn  'ain 


1)  Wenii  die  Mokkaiier  zu  MuAainmads  Zoit  als  schlaue  Gcschaf'ts- 
leuto  liandeln,  die  ihrera  Vorteil  alio  andeni  Eiicksichteii  unterordiicn,  so 
zcigcn  sich  nacli  Siiouck  Hurgroujes  Scbildeningen  (Mokka  II  Haag  1889) 
ibro  Nachkonimcii  derViiter  wlirdig.  Wio  sich  dioso  in  dio  ointraglicheii 
StcUen  hincindrilngten,  die  Verwandtschaft  goltciul  machend,  wolche  sio 
friihor  vevleugnet  liatten,  so  beuten  jeno  iiocb  boutc  den  Islam  durcb  ibr 
Pilgoraussaugesystem  gescbaftsmiissig  aus.  Schon  in  vorisbimiscber  Zeit 
scbeinen  sio  um  ibres  Handelsvorteils  willon  sowobl  zu  Siid-  als  zu  Nord- 
arabern  gnte  Beziebungen  angebabnt  zu  haben,  was  sic  zu  eiuor  Vor- 
niittlenollc  ailerdings  geeiguct  uiacbto. 


37 

urn  boi  Unantastbarkoit  dcs  iiberlicfortcn  Buchstabenbildos  die 
Aussprac'lio  ras,  ruiis  zu  crziolcn,  als  QrO  zu  fafscn.  Icli 
veinuito,  dass  sieli  in  tihnlichcr  Weisc  die  orthographischen 
Wundcrlichkcitcn  bci  Sctzuno:  dos  assimiliicndon  Teschdid 
orkliireni).  Audi  dor  Umstand,  dass  der  Qoraisch-Dialckt  in 
Folgo  des  Pilgcrvcrkohrs  von  frcmdon  Bcstandtcilcn  infizirt 
war,  mag  seine  Autoritiit  so  wcit  beeintriichtigt  liabcn,  dass 
Maqdisi  licbcr  den  Hudhail-Dialokt  als  roinstes  Arabisch 
golten  liisst.  Doch  liatte  audi  Hudliail  seine  dialektischen 
Eigentiinilichkciten,  auf  die  z.  B.  die  Nebenform  ischaA  fur 
wischa/t  (lederncr  Fraucngiirtel)  zuruekzufiihren  sein  wird. 
Sie  sprachen  ferner  ^  durchvveg  wie  das  lautlicli  verwandte  ^ 
s.  //ofni  Efendi  Nasif:  Verhandl.  d.  VII.  Orient. -Congr.  (Wien 
1888)  Somitische  Section,  S.  77.  Das  reino  Schril't-Arabisch 
wurde  wie  das  klassisdio  Mitteliiochdeutscli  wol  nirgonds  ge- 
sproehcn. 

Siidarabien  war  von  Jfordarabien  frulier  sprachlich  ctwa 
wie  Slid-  und  Nord-Frankroich  ini  Mittelalter  gcschiodon,  bis 
im  2.  Jalirli.  D.  angeblich  cine  grosse  Katastroplie,  der  Daram- 
bruch  (sailu  'l-'arim),  viole  siidarabisciie  Sttimme  zur  Aus- 
wandcrung  nacli  dem  Norden  veranlassto,  was  den  Anstoss 
zu  der  grossen  arabisclien  Stiimmewanderung  gab.  So  zog 
der  Stanini  Vliij  aus  dem  Gebict  von  Gnrasch  ("WK  129)  nach 
dcm  fruchtbaren  Gobiet  der  Granit-Bcrgc  Aga  und  Selma-). 
Ihr  Stammcsnanie  wnrde  bekanntlich  von  den  Aramiiern  auf 
alio  Araber  ausgedehni:.  Sie  werden  MDh  YI  145  zusammon- 
gelaufcne  jSTabatiier  gescholten  und  der  Dialekt  eines  Teiles 
von  ihnen  (s.  o.)  weist  viele  Eigentiinilichkeitcn  auf,  die  Guidi, 
Delia  sedo  S.  571    mit    siidarabischen    Sprachelemcntcn   ver- 


1)  Vrgl.  Spitta-Boy,  Gniinmatik  dos  arabisclien  Viil.ifiirdialectes  von 
Aegypteu  S.  30  Anm.  1.  Von  iingclclirtcn  Arabern  wird  das  1  des  Ar- 
tikels  vor  Sonncnbiichstabcn  tliatsiichlich  nicht  st'scbriobcn,  soiidern 
durcli  Teschdid  wiodergegeben  vrj,'!.  Hubcr.  Journal  S.  547. 

2)  Die  Einwandcningssage  boi  .Taiiut  I  126  ff;  iiber  die  Verteilung 
der  raij-Stilmnio  zwiscbon  don  bcidcn  Borgen  s.  //  )VV  obcn. 


38 

gloicht.  Kin  Dichter  ties  7hijstammos  Nabhiin  vcrhuhnt  // 
650  den  7aijstainni  Thu  al  wegcn  seines  Dialckts.  Nah  ver- 
Avandt  mit  den  7aij  sind  die  Kinda,  Avelcho  in  Central-Arabien 
cin  Keich  begriindeten.  MDIi  VI  145  wird  ihnen  Patent- 
fatzketum  vorgeworfen,  vrgl.  JA  V.  Sor.  T.  I  Paris  1853  S.554. 
So  erscheinen  sie  audi  JH  593  fiisiit,  die  Augen  gcschminkt, 
in  kostbarer  Luxus-Kleidung  vor  MuAammad;  Imruulqais  al- 
Kindi  prahlt  haufiger  als  andere  Dichter  mit  seinen  Erfolgen 
bei  Fraucn  iind  mit  der  Schonheit  seines  Rosses.  In  der 
Judenstadt  Jatiirib  siedelten  sicli  die  Aiis  (eig.  Aus  ManTit  s. 
WR  25)  und  Khazrag  an.  Wiihrcnd  die  bisber  genannten 
siidarabischen  Stiimme  alio  ihren  Ursprung  auf  Kahlan  zii- 
riickfiihren,  gehorcn  die  'Udhra,  Heine's  Asra,  die  sich  nord- 
lich  von  Jathrib  niedorliesscn,  zii  den  Aimjarisehen  Stammen, 
Noch  heute  ist  die  Liebe  der  '  Udhra  bei  den  Arabern  sprich- 
wurtlich;  Burton  erziihlt  (Reisen  nach  Medina  und  Mekka 
bearb.  von  Karl  Andree  I  S.  213)  von  den  Beduinen  des 
//igaz :  „Bemerkensvvert  ist  der  Umstand,  dass  eine  Art  von 
platonischer  Zuneigung  nicht  feblt;  man  bezeicbnot  sie  als 
Usri,  verzeibliche  Liebe"  i).  Die  Etymologic  ist  naturlich 
verfehlt.  Zuniichst  legten  diese  ausgewanderten  Stiimme 
ihren  Heimatsdiaiekt  ab.  Wicderholte  nordarabische  Ein- 
w^anderung  in  //arZraraut  zersetzte  das  Siidarabische  in  seinem 
Heimatlande;  der  Qoran  vollendete  allmahlich  den  schon  ge- 
wonnenen  Sieg.  Heute  werden  nur  in  esch-Schi/<r  und  Mahra 
siidarabische  Dialekte  gcsprochen ,  dooh  vcrstoht  man  auch 
dort  Nordarabisch,  Mahri  wird  auch  auf  der  Insel  Soqo^ra  geredet, 
Trotz  des  Mangels  einer  vorseraitischen  Urbevolkerung  ist 
der  arabische  Stamm  auch  auf  seiner  Halbinsel  nicht  ganz  intakt 
geblieben.  Die  Athiopen,  welche  wol  cinst  von  Siidarabien  nach 
Afrika  ausgewandert  warcn,  macliton  im  6.  Jhd.  den  verfolgten 


1)  Fr.  V.  Hellwald  macht  daraus  im  Ausland  1890  S.  471:  „Die 
Beduinen  Arabiens  kennen  aber  immerhin  auch  so  etwas  wie  platonischo 
Liebe,  die  sio  Hawa  ugri  d.  li.  verzeililicbe  Neigunjj  nennen". 


39 

Monophysiton')  Siidarabicns  za  Hillfc  cilond  grosso  Erobo- 
rungon  auf  dor  Halbinsol  and  bedrohtcn  sogar  Mckka.  Gcgen 
sio  herbeigcrufon  erscliiencn  die  Perscr  in  Siidarabion;  ihre 
Nachkommcn  iiberdaucrten  die  Siege  des  Islam  (JH);  auch 
faiid  in  islamischer  Zeit  wol  in  den  Kiistenstiidten  noch 
violfacli  persische  Einwandcrung  statt;  MaqdisJ  sagt,  dass  die 
Mehrzahl  der  Bevolkerung  'Mens  und  Giddas  Perser  waren, 
welcbe  die  arabische  Sprache  angenommon  batten;  in  Sohav 
spracb  man  zu  seiner  Zcit  sogar  Persiscb.  Jacob  von  Sarug 
richtet  einen  syrischen  Brief  an  die  Cbristen  in  Negran, 
scbeint  also  vorauszusetzcn,  dass  derselbo  dort  verdolmetseht 
warden  konnte.  Gelegentlicb  miscbtcn  sicb  aucli  die  Romiier 
in  arabische  Verbilltnisse;  als  Mu/mmmad  gegen  Tabiik  zog, 
spracbon  die  Gliiubigen  von  den  Griecbinnen,  welcbe  sie  als 
Sklavinnen  beimbringen  wiirden.  Scbwarze  Sklaven  traf  man 
auchimlnnern  der  Halbiusel  an.  Jiiden  sassen  bauptsacblicb 
in  Jatbrib,  dessen  Herren  sie  urspriinglicb  waren,  inKhaibar  etc. 
Sie  waren  vollstandig  arabisirt,  so  dass  sie  sogar  meist  ara- 
bische JSTamen  fiihrten  and  an  der  Poesie  thiltigen  Anted 
nahmen.  In  den  Stammesfehden  der  Araber  focbten  sogar 
Juden  gegen  Juden  ^).  Auch  scbeint  es  im  Nordosten  Arabiens 
bereits  in  vorislamischer  Zeit  Zigeuner  gegeben  zu  baben^). 
Unter  diesen  Umstanden  mussten  auch  bei  einem  adels- 
stolzen  Yolke  wio  den  Arabern  gelegentlicb  Racenmischuugen 
stattfinden.  Unter  den  Benii  Gif ar,  einem  Kinanazweig,  gab 
es  nacb  JH  905  einen  braunen  hocbgewacbsenen  Menschen 
scblag,  unter  den  Aslam,  einem  siidarabischen  Stamme  nabe 
bei  Medina  einen  Zweig,  der  ebendaselbst  als  scbwarz,  kraus- 


1)  s.  ZDMG  31.  Bd.  1877  S.  367. 

2)  Caussiu  do  Perceval,  Essai  sur  I'liistoire  des  Arabes  III  S.  81.— 
Vrgl.  iiber  die  arabischen  Juden :  Hirschfold,  Beitriige  zur  Erklarung  des 
Qoran  S.  46  £(  II  Der  geistige  Staudpuukt  dor  Juden  des  //igaz ;  NB  52  ff. 

3)  ZDMG  23.  Bd.  1869  S.  759,  Ag  XIV  46,  wozu  de  Goeje's  Bij- 
drage  tot  de  gescliiedeuis  der  Zigeuncrs  (Amsterdam  1875)  zu  vergleiclien. 


40 

haarig  unci  von  kleinor  Statur  bezoichnct  wild.  Bcim  Manno 
bogcgnen  wir  zuweilon  dem  Beiwort  aschamm  d.  h.  mit  eincr 
Naso,  wolchc  schamam,  cine  in  don  Origin alwortorbiichorn 
cingchond  goschildortc  Form  bcsitzt'),  bciFraucn  dcm  Beiwort 
asil  „mit  langlichcn  Wangen"  (Imr.  m.  33,  Baschama:  M. 
IX  6).  Dor  obcn  orwiihnto  Stamm  Tomim  (vrgl.  iibcr  sie 
Hoft  II  S.  120),  dcm  aucli  dor  Stifter  dor  Wahhabiton  ango- 
horte,  untorschoidot  sich  nach  B  881  durch  hohon  Wuchs, 
breite  Kopfe  imd  dickc  Barto  von  den  Beduinen. 

Name. 

Der  Stammesname  wird  nicht  als  Familienname  gefiihrt, 
man  wiirde  sich  sonst  leicht  Blutrachern  verraton  ^).  „Ich  bin 
der,  den  du  siehst",  pflegt  der  Beduine  auf  die  Frage  „wer 
bist  du"  zu  erwiedern  (ZDMG  22.  Bd.  S.  75).  Ausser  seinem 
ilim  von  den  Eltern  gegebenen  Namen  (ism),  der  also  unserem 
Yornamen  entspricht,  fiihrt  der  Beduine  meist  noch  einen 
Beinamen  (laqab).  Sobald  er  einen  Sohn  hat,  hort  er  sich 
am  liebsten  mit  der  kunje  anreden.  Bisweilen  bezioht  sich 
die  kunje  auch  auf  eine  Tochter,  so  soil  Nabip'a  nach  ciner 
Tochter  'Aqrab  „Abu  Aqrab"  genannt  sein.  Bei  vollstandiger 
Nennung  der  Namen  eines  Mannes  pflegt  man  die  kunje 
voranzusetzen.  Den  Charakter  erbt  das  Kind  wie  man  glaubt, 
wesentlich  vom  Khal,  dem  Oheim  miitterlicherseits,  vrgl. 
Wetzstein :  Verhandl.  der  Berliner  Ges.  fiir  A.  E.  u.  U.  1880 
S.  244  ff;  Imr.  17,  16;  U  337  Z.  2. 


1)  Man  scheint  das  Wort  von  einer  ebenmiissig  gebildoten  Nase, 
deren  Eiicken  eine  lange  gerade  Linie  zeigt,  zu  gebrauclien. 

2)  Das  gilt  von  den  meisteu  Volkern,  bei  denen  die  Blutrache 
Privatsache  ist;  bei  den  beutigen  Griechen  ist  der  Familienname  bis- 
weilen schwer  zu  ermitteln.  —  Aus  dem  seltenen  Gebrauch  dieses  Naraens 
erkliirt  sich  auch  die  WE  177  besprochene  Thatsaehe,  dass  diese  Nameu 
im  Semitischen  nur  Derivata  von  Substantiven  sind,  die  im  Sing,  bereits 
den  Complex  bezeichnen. 


41 


Wolmiing. 

Die  Etymologic  tier  arabischon  Ortsnamcn  deutct  racist 
aiif  Wasser,  Weidcpflanzcn  odcr  Bilume.  iSTiir  solcho  Orto 
taugten  zu  Lagcrpliitzcn.  Wann  die  Friihliugswcidc  vcrdorrt 
iind  die  Rcgenwasserlachen  versiegt  waren,  musstc  sich  der 
Stamra  in  dor  Niihe  eincs  Brunnens  auflialten,  aus  wclchom 
er  seine  Heerden  trankon  liess.  Hiiufig,  aber  niclit  immcr 
war  der  Briinneu  innen  gemauert  and  hiess  dann  i!awi  (77arith 
ra.  54),  ein  iingomauerter  hioss  qalib  (vrgi.  Imr.  II  1).  Es 
gait  fiir  schimpflich  sein  Zelt  inncrhalb  des  Lagers  in  oincm 
entlegenen  iinwegsamen  Winkel  fernab  von  der  Strasse  auf- 
zuschlagen;  die  Dichter  riihmen  sich  haufig  das  nicht  zu 
thun  (Tarafa  m.  45).  Noch  lieute  muss  das  Zelt  des  Schckhs 
auf  derjeuigen  Seite  des  Lagers  liegon ,  von  welcher  die 
meisten  Fremden  odcr  der  Feind  zu-  crwarten  ist  (B.  26). 
Die  Hauptbestandteile  des  Zeltes  warcn  die  Zeitstangen  ('imad 
'Amr  m.  4P),  Imr.  IV  58,  Dual:  Schanfara  M.  XYIII  33), 
Zeltpflocko  (autad-)  Imr.  IV  58),  Zeltscile  (a^nab  Lebid  m.  76) 
und  die  Zelthullc  in  alter  Zeit  Felle,  racist  schwarze  Zicgen- 
felle,  odcr  aus  Haaren  bereitete  Stoffe.  Schon  die  Geliebte 
im  Hohen  Liede  (1  5)  riihmt  sich  schwarz  zu  sein  wie  die 
Zelte  Qedars.  Nach  'Abid  dem  Sohn  des  Aussatzigen  batten 
die  Benu  Asad  rote  Zelte  (ahlu  '1-qibabi  'l-/aimr  Ag  VIII  S.  65). 
Die  Kitzon  verstopfte  man  mit  Panicum  ^)  (thumam),  das  man 


1)  Vrgl.  mcinc  Erkliining  ZDMG  48.  Bd.  S.  709,  welcho  diesen 
Vers  zum  ersten  Male  richtig'  deutct  im  Gogensatz  zu  dem  Unsinn  der 
arabischen  Philologen.  Dass  icli  dieseu  Fund  drucken  liess,  faudon 
einige  Orientalisten  audi  huchst  tiberfliissig!  Ich  bin  freilich  auch  nicht 
davon  durchdrungen,  dass  der  famose  Piu<  und  die  unbedeuteude  neu- 
arabische  Tartuffe-Ubersetzung  die  wichtigsten  Schatze  sind,  welche  auf 
orientalischem  Gebiet   nocli   zu   heben  warcn. 

2)  sing,  watid  =  hebr.  jated. 

3)  Hiise. 


42 

in  dcr  Niiho  sammclto  und  bcim  Aiifbruche  licgcn  lioss,  da 
es  loicht  ncu  zii  bcschaffen  war.  Um  das  Zolt  wiirdo  cin 
Wassorgrabcn  ausgehoben  und  die  Erdc  mit  dom  Spatcn,  dor 
mis/nib,  festgeklopft;  dies  Gcschaft  pflcgte  die  Dicncrin  zu  vcr- 
richten  (Nabit^a  m.  4).  Nach  dcr  Jagd  liisst  Imr.  einen  Mantel 
mit  Stricliien  als  Schutzdach  ausspannen  (Imr.  IV"  5G,  XL,  32 j. 
Panzer  werdcn  Imr.  IV  als  Zeltpflocke  und  Lanzen  als  Zelt- 
stangen  benutzt.  Derjenige,  den  ein  Unwetter  iiberraschte, 
hieb  rasch  Zwcige  ab  und  baute  sich  eine  'ale,  cin  Rcgen- 
schutzdach  (DH  No.  139  V.  9),  das  wir  als  die  den  Verhalt- 
nissen  entsprechende  Form  des  Regenschirms  betrachten 
konnen.  Die  Ausmoblirung  des  Zeltes  bildeten  Kamclsattel, 
an  die  man  sitzend  den  Riicken  lehnto,  Imr.  IV  59 '),  ferner 
der  mischgab  oder  schigab  nebon  dem  Lager  zum  Ausbreiten 
dcr  Kleider  bestimmt-).  LA  beschreibt  ihn  als  Holzer,  deren 
obcre  Enden  zusammengebunden  und  deren  untere  auseinander 
gespreizt  Avaren.  Einen  Tisch  (khiwan)  findet  man  wol  in 
der  Weinbude  des  fremden  Kaufmanns  ('Abda  M.  XXV  77), 
nicht  abor  in  einem  altarabischen  Haushalt.  Langer  als  das 
Aufschlagen  des  Lagers  dauerte,  wahren  die  Spuren  des  ab- 
gebrochenen  in  der  Wllste.  Mit  der  Klagc  an  der  verlassenen 
Wohnstatte  eines  Stammes  pflegt  der  Dichter,  welchen  Gegen- 
stand  er  auch  behandeln  mag,  seine  Qaside  zu  eroffnen. 
„Ich  kenne  nichts",  sagt  Layard  (Nineveh  und  Babylon  293), 
„"was  mehr  zur  Traurigkeit  stimmte,  als  wenn  ein  grosser 
Stamm  plotzlich  aufbricht  und,  wo  eben  noch  ein  Lager  war, 
nur  noch  Aschen-  und  Schutthaufen  iibrig  bleiben".  Darum 
verweilt  der  Dichter  gerne  bei.  diescn  Spuren,  dem  Wasser- 


1)  Wahrscheinlicli  hat  der  Kamelsattel  auch  die  Gewohuheit  mit 
imtergeschlagenen  Beinen  zu  sitzen  entwickelt.  Auch  das  urientalische 
Lesepult  raAl,  bez.  ra/da,  ist  nach  dem  Kamelsattel  benannt. 

2)  Imr.  IV  26,  Nabi^ra  I  26,  JH  49 :  „es  sind  verbrannt  in  ihrem 
Gemach  ihre  maschagib". 


43 

abzugsgrabon,  don  Haiifcn  von  Panicum,  den  Stcinon  des 
Kochapparats,  vortrocknctem  Kamolmist,  don  Pflocken  zum 
Anbindcn  dcr  Rosso  u.  a.  Sio  rufcn  in  seiner  Brust  wcli- 
miitigo  traute  Erinncrungen  wacli  an  vcrgangcno  sclione 
Zeitcn,  zaubcrn  ibm  dor  Geliebten  Bild  vor  die  Sccle,  das 
seinen  Geist  bescbaftigt,  wio  die  Sebnld  don  dos  Glaubigcrs'), 
Mit  dcm  Stammo,  dor  einst  bier  vor  2  odor  7  Jahren  (Nabi^/a 
XXI  3)  gczeitet,  ist  sie  von  dannen  gczogcn.  Sandfiibrcndc 
Winde  baben  dieso  Spuren  verwebt^),  Kegengusso  sind  dar- 
tiber  hingorauscbt.  Mist  von  Antilopon  bedockt  die  Stiitte, 
als  ■wiiren  Pfefferkorner  darilber  ausgostreiit  odor  sic  weiden 
dort,  ,,\vie  die  Perser  geben  in  ibren  Miitzon''^). 

Mannerkleidiing. 

Die  vielen  Benennungen  fiir  Kleidungsstiicko,  denen  wir 
in  den  Gedicbtcn  begegnon,  lief'ern  docb  nnr  wcnigo  Anbalts- 
punkte  fur  eino  Darstellung  der  Tracbt;  sie  einfacb  zu 
registriren  kann  nicbt  nnsere  Aufgabe  sein,  sondern  muss 
dem  Lexikon  vorbebaiten  bleiben.  Uber  die  Traclit  des 
Propbeten  sind  wir  allerdings  gut  unterricbtet,  s.  Dozy's  Ein- 
loitung  zu  seinem  Dictionnaire  detaille  des  noms  des  vete- 
ments  S.  10;  docb  war  die  stiidtiscbe  Mode  gewiss  oino 
wesentUch  andere  als  die  der  Wiiste.  Die  Beduinen  Arabiens 
tragcn  keineswegs,  wio  oft  falscblicb  angenommon  wird.  den 
unter    dem  Namen    Burnus    bekannten  Kaputzenmantel,  der 


1)  Salama  ibn  al-Khurschuf:  M-  V  1;  DH  78,  5;  Zuhair  ed.  Ahl- 
wardt  XVIII  5,  der  Herausgebcr  will  diesen  Vers  streichen.  Vrgl.  dio 
bei  Giese,  Ac/dad  S.  47  8  beigebracliteu  Parallclon,  dercii  Interpretatiou 
ich  micli  froilich  niclit  anschlicssen  kaun. 

2)  Zuhair  IV  2;  Salama  ibn  Gandal:  M.  XX  2. 

3)  M.  XXXXII  4.  Ihr  langes  emporstehendes  Gehora  crinnert  den 
DicMer  an  die  hohe  spitze  Lammfcllniutze  der  Perser;  iibor  kumnia 
vrgl.  Fraeukel,  Aram.  Fremdw.  S.  53. 


44 

im  maurischen  Nordafrika  vorbreitct  ist,  friihor  audi  in 
Spanicn  gctragen  wurdo.  Im  Gogcnsatz  zuui  einfarbigcn 
Burnus  liobcn  die  Beduiiicn  Arabiens  den  gcstreiften  Mantel 
(bigad  Imr.  m.  77,  burgud  Tar.  m.  12;  vrgl,  Imr.  X  13);  das 
haufigstc  "Wort  fiir  den  Mantel  war  in  der  Gahilija  wolrida'). 
Das  Wort  burnus  kommt  allerdings  in  alton  Liedorn  vor, 
bezoichnete  damals  aber  einen  Kopfiiberwurf  dor  Frauon, 
vrgl.  Muhalhil:  II  420.  Boini  Morgenritt  koinen  Mantel  zu 
tragen  gait  fiir  ein  riihraliches  Zcichen  von  Abhartung:  7/615. 
Durch  falsche  Ubersotzungen  konnto  die  irrige  Vorstellung 
entstehen,  dass  die  Manner  Beinkleider  trugen,  was  durchaus 
iinbeduinisch  ist.  Die  bauptsachlichsten  Kleidungsstiicke 
sind  2,  der  erwahnte  Mantel  nnd  ein  Untergewand  (izar); 
daher  findet  sich  mehrfach  der  Ausdruck  thaubaja  „raeine- 
beiden  Kleiduugsstilcko"  z.  B.  M.  VI  10  (al-GumaiA)  vrgl. 
WR  117.  Das  Haupt  umhiilito  ein  Turban,  'Alqama  XIII  46, 
ed.  Socin  II  47.  Einc  Gesandtscbaft  der  Hamdan  an  Mu/tam- 
mad  tragt  Turbane  aus  'Aden:  JH  963.  Der  Sklave  hiillte 
sich  oft  nur  in  ein  FelF).  Auch  die  Tracht  der  Sklavin  Avar 
ein  Lederschurz  (ihab):  JH  858  Z.  3  v.  u.  Fussbekleidang 
war  keineswegs  allgemein.  „Solange  auf  der  Erde  hcrum- 
schwoilt  ein  Baarfiissiger  und  ein  Beschuhter",  sagt  Muzarrid  : 
M.  XVI  37.  Vrgl.  A'scha  m.  22,  26.  Fussbekleidung  zu  vor- 
schmahen  gait  dem  Abgehtirteten  fiir  riihmlich:  Schanfara, 
Lamijat  al-'Arab  49.  Der  Konig  Gadhima  al-Abrasch  soil  nach 
Ibn  Qutaiba  der  erste  gewesen  sein,  der  sich  Sandalen  zu- 
schneiden  licss  (Briinnow's  Chrest.  S.  29).  Die  Sandalen 
wurden  aus  mit  qara^  gegerbtem  Rindsleder  (sibt)  in  Siid- 
arabien  hergestellt.  Man  schnitt  sie  aus  den  Hintervierteln 
eines   alten   Rindes,   keines   Wildstiers  3),    wie   WR   31    aus 


1)  Untergewand  lieisst  im  Gegensatz  dazu  izar,  hebr.  esor. 

2)  'Antara  m.  27. 

3)  Wellhausen  sclieint  eth-thiran  fiir  on-niran  zu  lesen. 


45 

Jclqut  iibersetzt,  und  bcfostigte  sic  mit  oinem  Rieraon  (schis ) 
am  FussG^).  Da  die  Beduinon  im  Allgomeinen  keine  Kinder 
batten,  musston  sic  dies  Sfbuhwoik  von  auswiirts  bcziebcn; 
cs  wurde  in  *Sada  fabricirt:  Jaqut  111  389.  Heutzutage  wird 
von  den  Beduinon  als  daucrbaftestes  Sandalenleder  die  Haul 
einer  erlegten  Hyiinc  gescbatzt,  dann  aber  aucb  Kamelleder 
verwandt^),  vrgl.  Dougbty  I  227:  „Aiis  ibrem  alten  Kamel- 
sacklodor,  das  von  Dattelsaft  durchtriinkt  ist,  scbneiden  sie 
die  bestcn  Saudalon". 

Tracht  und  Schmiick  der  Fraiien. 

Die  Tracbt  der  jungen  Madchen  war  von  der  der  cr- 
wachsenen  Fraiion  verscbieden.  Erstere  tragen  cin  migwal 
genanntes  Hemde,  letztere  don  dir  (Imr.  m.  41  A'scha  m.  8). 
Lebid  nennt  (Kbalidi  57)  als  die  beiden  bauptsiicblichsten 
Kleiduugsstiicke  der  Madcben  in  der  Scbenke  izar  und  nait. 
Die  Gleicbbeit  des  Namens  beweist  nocb  nicbt,  dass  das 
Untergowand  fiir  Miinner  und  Frauen  dieselbe  Form  batte. 
tJber  TSiit  vrgl.  Nabi^a  m.  30,  M.  XXll  5,  Imr.  IX  4,  Lebid 
Kbalidi  140.  Fine  Art  Morgenrock  war  der  mifV^al  (Imr.  m. 
26,  38,  vrgl.  MDb  IV  S.  257),  er  wurde  zum  Scblafen  und 
zur  Arbeit  angelegt.  Das  Festgewand  zeicbnete  sicb  durcb 
eine  Scbleppe  aus  (Imr.  m.  63,  2ar.  m.  44).  Beliebt  war 
namentlicb  die  gelbe  Farbe^),  die  nacb  jeder  Wascbe  durcb 
Eintaucben  in  Safran  erneuert  werden  musste.  NacbTebrizi: 
//  556  wurde  ein  Gtirtel  nur  von  Sklavinnen,  nicbt  aber  von 
Beduininnen  getragen  [?|.  Vrgl.  jedocb  A'scba  m.  8  (Imr. 
m.  25  beweist  nicbts).  tJber  das  Halstucb  (kbimar)  s.  oben. 
Ibr  kbimar  gab  'Afra  ibrem  ungliicklicben  Liebbaber  'Orwa 


1)  Del.  S.  43  u.  44. 

2)  Osterr.  Monatsschr.  XVIII  1892  S.  103. 

3)  Vrgi.  Heft  II  S.  90;  A^/  V  192  Vers  3. 


46_ 

zur  Erinneiung-  {Ag  XX  S.  154  Z.  7  v.  u.);  mit  ilircm  khimar 
verbiudct  cine  Mutter  dio  Wundo  ihrcs  Sohncs:  //  411  Z.  0 
V.  u.;  7/  G94  giebt  eino  Frau  ihrem  Manne  ilir  khimar  als 
Karaclhalfter,  weil  ihr  die  Stricke  ausgegangon  sind.  Der 
khimar  erscheint  also  als  das  Kleidungsstiick,  das  die  Frau 
am  leiehtesten  entbehren  kann.  Die  beregnoten  Rosse klopfen 
die  Frauen  mit  ihren  khimar  ab  (//assan  ibn  Thabit:  JH829 
V.  10).  Die  Thrancn  wischten  sich  die  Frauen  in  Erman- 
gelung  eines  Tasclientuchs  mit  den  Fingerspitzen  ab:  Nabi^/a 
XX  16.  Ausserdem  begegnen  wir  bereits  in  vorislamischer 
Zeit  cincm  Schleier  qiua,  der  das  Haupthaar  verhLillto  und 
mcist  iiber  das  Antlitz  horuntergeschlagen  ^Yar.  Wahrschein- 
lich  war  er  von  weisser  Farbe  (vrgl.  Rabi'a  b.  Maqriim:  M. 
XXXI  3'').  Nach  Hirschfeld,  Beitrage  zur  Erkliirung  des 
Qoran  S.  49  scheint  die  Sitte  schon  ins  2.  Jahrh.  D.  odor 
huher  hinaufzureichen.  Wollte  die  arabische  Schonc  Erobe- 
rungen  machen,  so  legte  sie  den  qina'  ab  vrgl.  al-Musaijib 
ibn  'Alas:  M.  X  3:  „sie  stand  ihn  zu  beriicken  ohne  qina'" 
und  als  Gegenstiick  dazu  Antara  m.  34  u.  Schanfara  M.  XVIII 
5:  „es  hatte  mich  bereits  befremdet  ihr  qina',  indem  er  nicht 
hinabfiel,  wahrend  sie  gieng  ohne  sich  umzusehen".  Yon 
einem  Dichter  der  Omeijadenzoit  wird  als  Merkwiirdigkeit 
berichtet,  dass  er  wegon  seiner  Schonheit  aus  Furcht  vor  dera 
bosen  Auge  diesen  Schleier  trug  (A^  XV  S.  158).  Vrgl. 
auch  Nabi.^a  VII,  17  (auf  die  Konigin  von  Hiva  beziiglich) 
und  Thalaba:  M.  XXI  14;  letztere  Stelle  wird  vom  Com- 
mentar  (bei  Thorbecke  S.  58)  falsch  interpretirt,  da  von 
eincr  Schwarze  der  Straussin  keine  Rede  sein  kann.  Die 
Haarfrisur  der  Frauen   wird    mit   Dattelrispen  ^    und   Woin- 


1)  Imr.  m.  35.  Der  Vergleicli  mit  Dattelrispeu  liogt  auch  Irar. 
LII  23  vor,  woniit  man  Vers  30  der  m.  vergleiclie.  S.  ferner  'Omar  ibn 
Abi  Eabi'a  (Paul  Scliwarz,  Leipz.  Diss.  1893)  II  9.  Der  umgekehrte 
Vergleich  bei  al-Marar :  M.  XIV  7. 


47 

rispen')  verglicben,  was  an  die  Schilderung  der  modernen  Haar- 
tracht  bci  van  don  Berg,  Lo  /7adhramout  S.  101  (vrgl.  PI.  VI) ») 
und  Wrcde  S.  IIP)  erinnert,  vrgl.  bcrcits  Jcs.  Ill  24.  Grossen 
Wert  Icgt  der  Arabcr  auf  iippigon  Haarwuchs,  fara  „mit 
langera  Haar"  schildert  die  Gelicbte  z.  B.  A'scha  m.  2  (ed. 
Lyall).  Die  Stirnlocken  bis  zur  Erde  herabhiingend  sind  niit 
Moschus  gctriinkt:  Suwaid  (M.  XXXIV  7).  Das  ist  natiirlicli 
einc  dichterische  Hyperbel,  noch  welter  geht  Firdosi:  AIs  dor 
Held  Zal  bci  Nacht  zum  Schlossc  Rudabes  kommt,  die  ihn 
auf  dcra  Dache  stehcnd  erwartet,  lost  diese  ihro  Locken,  da- 
mit  der  Geliebte  daran  zu  ihr  emporklimme  (Schahname,  Lei- 
dener  Ausg.  I  S.  165).  Die  rabenschwarze  Farbe  wird  haiifig 
hervorgehoben,  audi  lockiger  Haarwuchs  wiederholt  geschil- 
dert.  Nach  Muzarrid  (M.  XVI  10)  sind  die  Haare  seiner  ge- 
liebten  Selma  „als  ob  sie  die  gestreckten  langen  schwarzen 
Schlangen  von  Ramman".  (Vrgl.  Schahname  a.  a.  0.  S.  165 
V.  651).  Al-Mukhabbal  gedenktM.  XI20  desKamms  (midra) 
und  der  Friseuriunen  (mawaschi^)'*).  Das  Tragen  falscher 
Haaro  gait  zu  Zeiten  des  Khalifen  Muawija  fiir  eine  speci- 
fisch  jiidische  Frauensitte^).  i/amasa  All  erzahit  ein  Dichter 
des  zweiten  Jahrhunderts  h,  dass  sein  schwarzes  Haar,  welches 
ihm  geschoren  wurde  und  das  er  gleichfalls  reifenden  "VVcin- 
trauben  vergleicht,  von  den  Miidchen  schleuuigst  aufgelosen 
wurde;  zu  welchem  Zwecke,  bleibt  unsicher. 


1)  al-Mukhabbal:  M.  XI  20;  Rabi'a  ibn  Maqrum:  M.  XXXVI  3; 
DH  No.  266  V.  20;  Nabi(/a  VII  29. 

2)  „La  coiffure  des  femmes  consiste  daus  des  tresses  ('uqdah.  plur. 
'oqad)  minces.  Ces  tresses,  au  nombre  do  50  a  60  sent  assoz  courtes, 
ne  depassaut  que  tres-peu  les  epaules".  Auf  diese  Stella  machte  raich 
zuerst  Herr  Nallino  aufmerksam. 

3)  s.  Heft  I  S.  24. 

4)  Vrgl.  Histoire  d'  Ala  al-Din  ou  la  lampe  merveilleuse  publ.  par 
Zotenberg  S.  Vf. 

6)  Groldziher,  Usages  Juifs  d'apros  la  litteraturo  des  Musulmans: 
Eevue  des  Etudes  Juives  1894  S.  90  91. 


48 

Das  Olir  schmiickten  dio  arabischen  Schonen  mit  Ohr- 
gehiingen,  iibcr  dercn  Vorfertigung  man  das  Kapitel  iiber 
Handwcrke  vergloicho.  Dio  Nase  zierto  liiiufig  ein  grosser 
diinnor  Nasenring  (khezam),  wie  ihn  Abrahams  Sklavc  dor 
Rebekka  schenkte,  als  or  fiir  Isaak  um  sio  warb  (Gon.  24) 
iind  wio  or  aiicli  lieuto  untor  den  Brautgeschenken  einiger 
Beduinenstamme  iiblich  ist  (B  88).  Die  Araberinnen  spielen, 
wie  Lady  Blunt  erzahlt,  gern  mit  diesem  Ringo  wiihrcnd  des 
Gcspraches,  indem  sie  ihn  aus  dera  durchbohrten  Nasenfliigel 
aus-  und  einhaken.  Dio  Augenlider  wurden  mit  einem  An- 
timonpraparat,  dem  ko/il'),  (vrgl.  Ez.  23,  40)  dunkelblau  go- 
fiirbt.  Diese  Fiirbung  soil  zugleich  dem  Auge  wohlthun  und, 
das  Gefiihl  dor  Klihlung  hervorrufen^),  woraus  sich  vielleicht 
die  Bezeichnung  „Kuhlung  des  Auges" ,  die  im  Arab.  fiiT 
alios  Angenehme  iiblich  ist,  erklart^).  Das  mit  koAl  behan- 
delte  Auge  erinnerte  die  Dichter  an  das  Auge  der  Antilopon 
(Imr.  m.  33).  Iliir  d.  h.  mit  grossen  Antilopenaugen,  in 
denen  das  Schwarze  sich  scharf  vom  Weissen  abhebt,  nennt 
sie  Imr.  59,  8  (vrgl.  Imr.  45,  11,  Nab.  XI  3)  und  diese 
Bezeichnung  wiihlte  MuAammad  fiir  die  Paradiesesjung- 
frauen  *).     Zum    Schwiirzen    der    Augenwimper    diente    ein 


1)  Zur  Geschicbte  uuseres  hieraus  entstandcueu  Wortes  Alkoliol 
vrgl.  Kobcrt's  Histor.  Stud,  aus  dem  Pharmakol.  Inst.  d.  Univers.  Dorpat 
III  1893  S.  366-8. 

2)  Verhandlungen  der  Berliner  Ges.  fiir  A.  E.  u.  U.  Jahrg.  1889 
S.  424. 

3)  Ganz  sicher  ist  diese  Erkliirung  uiclit.  Nach  Asma'!  sind  die 
Thrtinen  der  Freude  kalt,  die  des  Schmerzes  heiss  (Khamsu  rasail,  Kon- 
stantinopel  1301  S.  fro)-  Ich  wiirde  auf  diese  Stelle  keinen  Wert 
legen,  wenn  mich  nicht  Herr  Prof.  Praetorius  auf  Kalidasa's  Wolken- 
boten  iibers.  und  erl.  von  C.  Schiitz  (Bielefeld  1859)  S.  5  aufmerksam  ge- 
maclit  hiltte,  wo  dieselbe  Auffassung  aus  Kalidasa  belegt  wird.  Vrgl.  auch 
Aff  XX  S.  154  Z.  12,  unser  „er  weinte  beisse  Thriinen". 

4)  Auch  bat  dieser  Vergleicb  eine  bistoriscbe  Bedeutung  gebabt, 
da  er  den  Konigen  von  ^ira  den  Tron   kostete,   was   wiederum  fiir   die 


49 

Griffel,  rairwad  genannt.  Beim  Manne  gait  dor  Gcbraueh  dcs 
ko/ds  fiir  woibisch  (Schanfara,  Lamijat  al-'A.rab  17).  Wiihrend 
der  koM  dcs  Augenlides  iiiclit  nur  kosmetisclien  Zwecken 
dientc,  sondern  audi  die  Seldvraft  orhohen  sollte,  bozweckto 
die  EinrGibung  dcs  Zahnfleisches  mit  Indigo')  eino  Contrast- 
erholiung  der  die  Frauen  auch  lieute  noch  hie  und  da  Rech- 
nung  tragen,  indom  sie  die  Lippen  mit  Indigo  tatowiren. 
AUerdings  mussten  sie  sich  damals  hiiten  auf  das  Zahnfleisch 
zu  beissen,  da  sonst  die  Ziihne  scliwarz  Avurden,  auf  deren 
bei  dunkler  Hautfarbo  allerdings  recht  wirkungsvollo  "VYeisso 
die  Dicliter  grossen  "Wert  legen^)  und  die  sie  gerne  mit  den 
Stralilenbliiten  einerKamille  auf  dunklem  Boden  vergleiehen^). 
Daher  wird  der  takhjif,  das  Abgesondertseiu  des  Zahnfleisches 
zwischen  den  einzclnen  Ziihnen  besonders  hervorgehoben 
(Rabi'a  b.  Maqrum:  M.  XXXVI  4)  auch  der  Gebrauch  des 
miswak,  des  Zahnreibers  aus  den  Zweigen  der  SalvadoraPer- 
sica  (arak)  besonders  betont  (Imr.  34,  4,  Suwaid:  M.  XXXI V^  3)*). 
Die  Ziihne  der  Geliebten  wurden  den  Dornen  der  sajal-Akazio 


Geschicke  Persiens  verhiingnisvoll  wurde.  Als  iiiimlicli  der  Sasanide 
Khusro  II  Parwez  an  No'man  von  iBira  Boten  sandte,  um  Frauen  zur 
Recrutirung  seines  Harems  zu  verlangen,  sagte  dieser,  da  der  Beduine 
seine  Tuchter  nicht  dem  Studter  zur  Ehe  giebt  (B  88) :  ,,Geniigen  denn 
die  'in  (Grossaugen)  von  Sawad  und  Persien  nicht  alien  euren  Bediirf- 
nissen".  Da  'in  ein  Epitheton  der  Antilopen  ist,  welclie  die  Araber  ge- 
wijlinlich  als  Wildkiilie  (baqar  al-waAsch)  bezeicbnen,  wurde  dem  Perser- 
kijnig  das  Wort  von  Feinden  No'mans  durch  „"Kuhe"  wiedergegebcn,  was 
seinen  Zorn  erregte  und  zum  Sturz  der  Dynastie  von  y^ira  fiihrte. 
S.   rabari  I  2  S.  1026  7  des  arab.  Textes. 

1)  Imr.  34,  5  ist  sudus  avoI  JaaT:?  vrgl.  Fraenkel,  Aram.  Fr.  48. 

2)  Imr.  LII  14,  'Antara  m.  1.3. 

3)  z.  B.  A'scha  s.  NB  45  libers.  14,  Tarafa  m.  8,9,  Avelcher  Vers 
besonders  deutlich  zeigt,  dass  die  Fiirbung  Contrasterliuhung  bezweckte, 
V  18,  'Omar  ibn  Abi  Eabi'a  (Paul  Schwarz  a.  a.  0.  I  38,  II  12).  Die 
echten  Araber  bezeiclinen  sich  als  dunkolfarbig  s.  Goldziher,  Muh.  Stu- 
dien  I  S.  268;  vrgl.  das  asmar  der  neuarab.  Volkslieder  bei  L. 

4)  Wegen  des  Contrastcs  der  weissen  Ziihne  gelten  auch  Knaben 
rait  schwiirzlichen  Lippon  fiir  besonders  schon;  der  Terminus  dafiir  ist  la' is. 

4 


50 

vorglichcn:  Imr.  34,  5.  Den  Hals  ziert  hiiiitig  oinc  Ferlen- 
imd  einc  Smaragdketto  {7arata  iii.  G).  Ein  Handspiegel  wird 
Siiwaid:  M.  XXXIV  5,  'Alqama  I  16  crwiihnt, 

Der  Fingor  der  Gcliobton  erinncrt  den  Imriuilqais  an 
cine  wcisse  Kaferlarve  mit  braunrotom  Kopf  (usru ),  denn  die 
Ntigel  fiirbte  man  mit  gclo stem  Hcnnapulvor,  das  von  den 
Blattern  der  Lawsonia  inermis  gewonnen  wird').  Nacli  der 
Schilderung  von  E.  Riiete  muss  diqjenige,  welche  den  Henna- 
teig  auf  Hiinde  and  Eiisse  aufgelegt  hat,  3  Nachte  hindurch 
stillliegen,  uiu  eine  schone  diinkelrote  Earbung  zu  erzielen 
und  sich  nicht  durcli  Yerschiebung  des  Toiges  zu  verun- 
stalten.  Nicht  einmal  Fliegen  und  Muskitos  darf  sie  dabei 
verscheuchen,  weshalb  bei  vornehmen  Erauen  mit  Wedeln 
ausgeriistete  Sklavinneu  wacheu.  Die  Hennafarbung  erhalt- 
sich  dann  trotz  des  Wasoliens  bis  zu  4  "VVochen.  Teilweise 
ist  die  Erauenhaud  aiich  tatowirt,  uamentlich  am  Gelenk. 
Das  Geschaft  wurde  und  wird  von  P^auen  besorgt^).  Lebid 
nennt  (Khalidi  62)  eine  solche  Tatowirerin  'ulwija  „eine  aus 
dem  Hochhind''.  Die  Tatowirung  musste  von  Zeit  zu  Zcit 
aufgefrischt  werden^).  Ethnologen  haben  wiederholt  beob- 
achtet,  dass  Tatowirung  einer  Korperstelle  meist  das  Bediirfnis 
ihrer  Bekleidung  ersetzt;  so  vertritt  aucb  die  Fiirbung  der 
Hande  vielfach  die  Stelle  unseres  Handschuhs  (gegen  die 
Erklarung  WR  145). 


1)  tJber  den  Gebrauch  des  Henna  liabeu  eiugebond  gehandelt  L  I 
S.  33  ff;  [E.  Euete]  Memoiren  einer  arabischen  Prinzessin  II  S.  37—39 
Friiber  farbten  aucb  Manner  ihre  Fingerniigel  mit  Henna. 

2)  Lebid  m.  9;  L.  I  35;  Layard,  Nineveb  und  Babylon  314;5 : 
„Diese  Operation  wird  von  arabischen  Frauen  vollzogen,  die  zu  diesem 
Zwecke  von  einera  Zelte  zum  anderen  geben  .  .  .  Gewuhnlicb  wird  die 
Operation  im  Alter  von  6—7  Jahren  vorgenommen ;  die  Punkturen  war- 
den mit  einer  Nadel  gestocben  und  die  blaue  Farbe  wird  durcb  eine 
Miscbung  von  Scbiosspulver  und  Indigo  hervorgebracbt,  die  man  in  die 
Wunden  einreibt''. 

'4)  Zuhair  XVIII  3,  'Autara  XVII  1. 


51 

Ans  Hoho  Lied  IV  13  eiinnort  Nabk/a  VI  9''  „sic  ver- 
bergen  die  Granatiipfel  schwellonder  Briistc".  Der  Vergleicli 
ist  bis  auf  dcii  heutigon  Tag  popular  gebliebon,  s.  Stumme, 
Tripolitaniscli-tunisisclie  Boduineulicder  S.  106:  „Iiire  Briiste 
sind  straff  iind  sehen  wio  Zwillinge  aus  (vrgl.  Hohes  Lied 
IV  5)  Oder  wie  Grai)atapfel  in  eincni  Garten  gezogen".  Das 
Gesiiss  soil  umfangreich  sein,  die  Frau  sicli  nur  mit  Miiho 
erheben  wie  eine  mit  Zittern  am  Hinterteil  behaftete  Kamelin^). 
Vrgl.  A' sella  m.  31.  Ein  Gesilss,  fur  das  die  Tiir  zu  eng  ist, 
riihmt  'Amr  m.  17  an  seiner  Gcliebten.  In  dor  Mitte  dagegen 
soil  sie  schlank  sein,  so  dass  die  Taille  fasst  abreisst  (A'scba 
m.  8).  Die  Beine  werdeu  von  'Amr  m.  IS,  wozu  man  Hobes 
Lied  V  15  vergleicbe,  mit  weissen  Marmorsiiulen  vergliohen, 
sonst  aucb  mit  2  Papyrusstauden  (Muzarrid:  M.  XVI  11). 
Es  zieren  sie  scbwere  Spangen  (z.  B.  Imr.  LII  42),  die  bcim 
Geben  mit  hellem  Klang  aneinauderscblagen,  wol  aucb  mit 
Scbellen  verseben  sind  urn  Aufmerksamkeit  zu  erregen  ('Amr 
m.  IS).  Dass  die  Orientalin  klirrendcn  Scbmuck  licbt,  erkliirt 
sicb  aus  ibrem  Cbarakter.  "Weun  sie  goht,  klirrt  es  gleicb 
den  Samenklappern  des  'iscbriq-Straucbes,  der  im  Winde 
scbwankt  (A'scba.  m.  4).  Der  Name  der  Beinspangen  khalkhal 
ist  tonmalend^),  die  Stello,  an  dor  sie  gctragen  werden,  beisst 
nacb  ihnen  mukbalkbal  (Imr.  m.  30,  DH  97,  40).  Zu  alien  diesen 
Horrlicbkcitcn  kommen  Wohlgeriicbe,  die  naraentlicb  Briluto 


1)  ZDMG  XII  1858  S.  66  =  AZ  S.  4  Z.  3.  Buickhardt  sagt  von 
den  Milngeln  der  Kamele  S.  373:  ,,Der  niichste  Iieisst  el  fekek  und  be- 
stelit  in  einem  starken  Zittern  in  den  Hinterbeiuen  des  Kameles,  wenn 
es  sich  niederlegt,  oder  aufsteht.     Vrgl.  feruer  'Amr  m.  16,  Del.  59. 

2)  In  abuliclior  Weise  wio  qabqilb,  womit  man  einen  Scbiih  be- 
zeichnet,  dessen  Soble  2  kurze  HiJlzer  triigt,  auf  denen  man  gebend 
balanciron  muss.  In  der  europiiischen  Tiirkei  werden  die  qabaqib  na- 
mentlicb  in  Biidern  und  Abtritten  benutzt,  vrgl.  aber  auch  die  von 
Luscbau  im  Intern.  Archiv  fur  Etbnogr.  II  Taf.  II  Fig.  13  abgebildete 
Karagozfigur,  ferner  ZDMG  XI  S.  508  Anm.  33. 

4* 


_  _52 

reichlich  amvendon.  Ausser  scliarfem  Moschus  (misk  dhaki) 
golangto  namentlich  'abir  (Imr.  59,  8)  und  zambaq  (Imr. 
40,  4)  zur  Anwcnduiig.  Dor  bcste  zambaq  spiclt  nach  Abii 
'Obaida  ins  Rotlichc  (zii  A'scbu  m.  11  bei  Lyall  S.  144). 
Aiich  das  Lager  wurdc  iiiit  Moschus  parfiimirt  (Irar.  m.  38), 
wie  sich  die  Verfiihrorin  im  Salomonischen  Spruchbuch  VII 
17  riihmt  ihr  Lagor  mit  MjTrbe,  Aloe  und  Zinimot  durcb- 
duftet  zu  baben.  Aufbewahrt  wurde  der  Moschus  in  einer 
/iuqqe  s.  die  Abbildung  I  S.  45,  die  nacb  Imr.  XX  13  aus 
/yimjar  kamen. 

Ich  babe  absichtlich  nicbt  zwischen  der  Beduinin  in 
ibrer  gewobnlichen  Tracht  und  in  ibrem  Putz  unterscbieden; 
die  Lieder  bieten  dafiir  kein  Kriterium  und  Burckbardt  be- 
morkt  S.  188  ausdriicklicb:  „Die  "VVeibspersonen  der  Beduinen- 
sind  nicbt  gewobnt,  ibro  schonen  Kleider  und  Putzartikel 
sorgfiiltig  aufzubewabren  und  sie  uur  bei  Festen  oder  bei 
Besucben  zu  tragen,  wie  es  die  Damen  zu  machen  pflegen, 
welche  in  Stildten  wobnen ;  sie  Ziehen  vielmebr  jeden  Tag 
immer  dasjenige  an,  was  sie  in  ibrer  Garderobe  fur  das  Beste 
balten  etc." 

Der  Gang  der  Frauen  soil,  wenn  er  scbon  ist,  dem  des 
Flugbuhns  (qai!a,  Pterocles)  einem  naben  Verwandten  des 
Steppenbubnes  gleicben,  wenn  es  zur  Triinke  gebt').  Diese 
Vogel  stiirzen  sich  niimlich  aus  der  Luft  nur  bis  in  die  Naho 
des  Wassers  binab  und  laufen  dann  rascb  iiber  den  Boden 
bin  bis  an  den  Rand  desselben.  „Ihr  Gang  ist  leicbt  und 
scbon"  bemerktBrehm,  „mehrbubner-  als  taubenartig,  immer- 
bin  aber  noch  otwas  trippelnd,  nicbt  eigentlich  rennend  wie 
bei  den  Hiibnern.  Sio  tragen  sich  im  Geben  verbaltnismiissig 
boch,  balten  die  Fusswurzeln  gerade  und  setzen  nun  langsam 


I)  Al-munakhkhal :  kp  XVIII   S.   156   V.  1  u.   H  266,    Qazwini  I 
423,  Aiilwardt's  Khalaf  al-a/tuiar  S.  187. 


53 

cin  Bcin  vor  das  andcre,  nicken  abcr  nicht  bci  jederaSchrittc 
mit  doin  Kopfc  wio  die  Taubon  zii  thun  pflcgcn".  Dahcr 
wird  audi  gerado  dor  fcierlicho  Schritt  dor  Jiingfraii  beim 
Festumzug  dam  Schroiten  dor  Flughiihuer  verglichen  (A^ 
XIX  105).  Don  Gang  dor  Schlaftrunkenen,  welche  sich  auf 
ihre  Miigdo  stiltzend  zum  naclitlichen  Stelldichoin  koramt, 
vergleicht  Jmr.  36,  9,10  dem  Gango  des  durch  Blutvorlust 
Erschopften.  An  eine  ahnliche  Situation  werden  wir  auch  zu 
denken  zu  haben,  wann  dor  Gang  von  Fraucn  die  Diciitcr 
an  don  Gang  Betrunkener  erinnort  (Imr.  XX  18,  'Amr  m.  86). 


Liebe  und  Ehe. 

Die  Gosamniterscheinung  dor  Geliebten  vergloichcn  die 
Dichter  gome  mit  einer  Palmo  oder  einem  von  jenen  mit 
Votivgaben  (Lappen,  Schmuck)  behangenen  heiligen  Baumon 
(Ricinus  communis,  Calotropis  procera),  von  donen  S.  26  die 
Rede  war  oder  dem  Papyrus  (al-Mukhabbal :  M.  XI  11).  Aus 
der  Tierwelt  wird  mit  Vorliebe  die  Gazelle  und  Antilope 
herangezogen;  Schubruma  ibn  ai-Tufail  gebraucht  7/339  rim 
geradezu  als  Metaphor  fiir  Frau.  Dor  Vcrgleich  mit  Schafen 
bezieht  sich  wol  moist  auf  das  wilde  Mahnenschaf  (ovis 
tragolaphus);  s.  dariiber  Heft  II  S.  115. 

Dor  Eiiigang  der  Qasiden,  das  Nesib,  welches  weder  zu 
lang  noch  zu  kurz  sein  soil  (NB  20)  ist  der  Geliebten 
gewidmet.  Meist  war  es  cine  verheiratete  Frau,  eine  Mutter 
von  Kindern ;  wird  doch  die  friihreife  Siidliindorin  gewohnlich 
schon  in  einem  Alter  verheiratet,  das  uns  noch  als  Kindesalter 
erscheint.  Auch  musste,  da  viele  Madchen  gleich  nach  der 
Geburt  lebendig  begraben  wurden,  Fraueumangel  herrschen. 
Oft  bezeugt  die  Kunje  der  Geliebten,  dass  Avir  es  mit  Miittern 
zu  thun  haben,  so  lasst  Umm  7/uwairith  (Imr.  m.  7)  koine 
andere  Deutung  zu  als  Mutter  des  kleinen  /iarith.  Auch 
diirtten  vielleicht  die  haufigen  Vcrgleiche  der  Geliebten  mit 


54 

oincr  Gazelle  odcr  Antilopc,  die  ziiitlich   ilii-  Jungos  bohutet 
(z.  B.  ZuhairTX  5)  Anspiolungcn  auf  die  ^luttorlicbe  cnthalton. 
Vrgl.  lorncr  Imr.  in.  IG  ff.     Doch   golit  Wcllhauson   zu  weit, 
wenn  er  (Eho  bci  den  Arabern  S.  473)  bcliauptot:    ,,Auf  die 
Jungfraulichkeit    dor    Geliebten    wird    nie    Gewicht    gclegt". 
Vrgl.  z.  B.  Imr.  m.  23.     Durchweg  besingon  die  Araber  nur 
Frauen,   welclic    iiiclit  in    ihrcm   Besitzc   sind;   moist  solche, 
doren  Gunst    sie    einst   gcnosscn    haben.     Das  Nomadentiim 
bcgiinstigt    voriiborgchGnde    Verhaltnisso,    welchc    im    Islam 
iinter  der  Form  dor  mat' a  cine  Sanction  orhalton  haben,  die 
ihron  Fortbestand  boi  den  Schi'iton  officiell,  bei  den  Sunniten 
inofficiell    bewirkto    (Snouck    Hurgronjo,   Mekka  II    S,    156). 
Auch  die  Leichtigkeit  der  Scheidung  im  Islam  ist,  wenn  auch 
teilweise   durch   die  scharfe  Trcnnung  der   Geschlechter  vor 
der  Ehe  bcdingt.  cin  Rcsidunm  der  Beduinenzeit.     Der  Name 
der  Geliebten  wird  fast  immer  in  den  Liedern  genannt,  was 
mit  der  oben  geschildertcn   Abneigiing   gegen  alios  Indeter- 
minirte  zusammenhangt,  Tcrmutlicli  ist  es  aber  oft.ein  Pseu- 
donym   desselben    Silbenmaasses.     So    richtet    al-Muraqqisch 
al-akbar  Ag  Y    S.    191    ein  Lied    an    seine   Goliebto  Asma 
allerdings  in  Gegen  wart  ihres  Gatten.  in  dem  er  sic  Sulaima 
d.  i.  kleine  Selma  anredet.     Die  Deminutivform  des  Namens 
wird  mit  Vorliebe  verwendet;    die  Geliebte  Gemils   ist  iins 
nnter  dem  jSTamen  Bothaina   viol  bekannter  als  iinter  ihrom 
eigentlichen  (Bathne).     Der    Liebhaber    trostet    sich    an    der 
verlassnen  Stiitte  ontweder  damit,  dass  er  auch  andere  Frauen 
vor  dieser  geliebt  und   vergessen   habe,   Imruulqais  fiihrt  in 
seiner  Muallaqa    ein    kleines    Namenregister    derselben    an, 
Oder  audi  mit  seinem  Alter,   das  oft  schon   seine  Haare  ge- 
bleicht  hat  gleich  den  Schosslingen  der  tha^am-Pflanze  (Del. 
99  V.    15;   Muzarrid:  M.   XVI  3);    allerdings  verstand  man 
die  Kunst   ihnen    mit    dem    Safte    der   juranna-Pllanze    (an 
letzterem  Orte)   oder  /tinna  (Imr.  m.  62)  ihre  braune  Farbe 


55 

wiederzugeben.  Die  Scliildoning  der  Gclicbtcn  ist  eine 
^vesentlic)l  sinnliclio,  aiil'  Charaktcrziigo  wird  wonig  Wert 
gclcgt  (cine  Ausnahrae  ist  Schanfara :  M.  XVIII  6  ff). 
Scherzcnd  iind  Jaclicnd,  nicht  schiiclitorn,  sondern  duich 
Ziererei  und  Spott  horauslbrdcnuP),  troten  uns  die  arabischcn 
Madchcn  in  den  Licdern  cntgegcn;  sie  neckcn  den  gcalterten 
Licbhabcr,  indem  sie  ihn  ihren  Onkel  ncnnen  (Zuhair  XV  3); 
mit  sichercni  Oricntirungsverraugen  ausgoiiistet  lenkcn  sic 
aus  dor  Sanfte  die  Kamelin  durcli  pfadlosc  Wiisten,  ilir  Ziol 
nicht  verfeiilend,  so  Avenig  wie  die  Hand  jonials  den  Wcg 
zum  j\Iundc  vcrfehlt  (Znhair  ra.  10).  A'scha  riihmt  von  seiner 
Geliebtcn  ni.  5,  dass  sie  niciit  neugierig  das  Geheimnis  dcs 
Nachbars  belausche.  Sonst  gelten  die  Schilderungen  korper- 
lichen  A^orziigon  und  dejii  Schmucke,  mit  dein  die  Oiicntaiin 
sich  reichlicli  zu  beladen  liebt.  Namentlich  sind  cs  zwoi 
Situationcn,  in  denen  uns  dieDichter  die  Geliebte  vorfiihren. 
Einmal  gedenken  sie  gerne  wehmiitig  des  Augenblicks,  da 
sie  dieselbe  zum  letzten  Mai  sahen  beim  Aufbriiche,  den 
ihnen  schon  das  Krachzen  des  Trennungsraben^)  vorhcrver- 
klindigt  hatte,  als  die  Frauen  in  iiu'en  Kamelsanften  ^)  sassen 
und  der  Yorreiter  den  langsamen  kunstvollen  /udah  an- 
stiramte"),  der  nach  Wetzsteins  Schilderung  (ZDMG  XXII 
1868  S.  95)  schwermiitig  und  klagend  klingt.  Er  passto  zur 
Stimmung     des     Zuschauers    ('Amr    ra.    21).      Die    Kamelc 


1)  Der  Muslim  verlangt  allerdings  das  Gegenteil,  wenn  es  auch  im 
Orient  selten  zu  findon  sein  mag  s.  Lane,  Arabian  Societj-  S.  228. 

2)  <7urabu  '1-bain.  Uber //urab  vrgl.  meine  Stud,  in  arab.  Geogr.  S.  106. 

3)  Vrgl.  die  Abbildung  bei  Layard,  Niniveh  und  seine  Ubcrresto, 
deutsch  von  Meiszner,  Leipzig  1850  Fig.  IV. 

4)  Zuhair  m.  25  (zweifelliafte  Lesart),  IX  9,  X  6.  Die  Sitte  bo- 
steht  auch  noch  in  Persien,  vrgl.  Polak,  Persien  II  S.  99  von  den  Ka- 
melen:  „Der  Fiihrer  sclireitet  entweder  voran  und  animirt  die  Tiere 
durch  eineu  monotonen  Gesang,  bei  desscn  Aufhiiren  sie  stehon  bloiben, 
oder  er  sitzt  auf  dom  Riicken  des  vordcrsten,  wclchoni  dann  die  iibrigen 
willig  folgen. 


56 

schreitcn  im  Takt  dcs  Gesangcs '),  wtihrcnd  die  Fraucnsiinftcn 
gleich  Meorschiffcn  hin-  und  herschwankcn,  bis  dcr  Ziig,  den 
sio  schliesscn  (B  28),  in  der  Feme  verschwindet.  Von  den 
Namen  dieser  Sanfto  ist  ;:aine  von  Interesse,  well  es  ur- 
spriinglich  die  Sanfte  selbst,  dann  die  Frau  in  derselben  und 
schliesslich  auch  ausserhalb  derselben  bezeichnet,  genau  ont- 
sprochend  dem  Bedeutungswandel  von  Frauenzimmer  und 
des  tiirk.  odalyk-Odaliske-)  von  oda  Zimmer.  Die  roten 
WoUfetzen,  mit  denen  diese  Sanften  geschraiickt  sind,  habon 
sich  seit  dem  6.  Jalirhundert  bis  auf  den  heutigen  Tag  er- 
halteii^).  Die  Verliebte  weint  beini  Abschiod  wie  derjenige, 
welcher  eine  Koloquintbe  zerdrliekt  (Imr.  m.  4),  oder  als  ob 
die  Niihte  eines  gegerbten  Schlauches  aufgingen  ('Abid  V.  8 
ed.  Hommel,  Aufs.  und  Abh.  S.  55,  Dhu-r-Rummas  von  Sniend 
edirte  Qaside)  oder  gleich  einer  Kegentraufo  (Imr.  63,  16) 
oder  einer  maAale  (vrgl.  Doughty  II  465,  I  280),  die  eine 
Kamelin  treibt  zur  Bewasserung  einer  Palmpflanzung  (Zuhair 
IX  10  ff)  oder  gleich  einer  bakre  (Zuhair  XVII  9),  einer 
kleinen  ma/uile^).  Die  meisten  dieser  Bilder  gehoren  offenbar 
zunachst  der  maratbi-Poesie  an,  der  sio  weit  angemessener 
sind  (vrgl.  al-Khansa:  NB  170)  und  draugon  von  hier  aus  ins 
Nesib  ein. 


1)  Bostan  ed.  Graf  III  V.  303  S.  223. 

2)  Kiefier  &  Bianchi.-  ,,0n  appelle  odaliq  les  esclaves  dii  barom  du 
G.  S.  qui  ne  sont  pas  du  nombre  des  sept  qadin  ou  esclaves  favorites. 

3)  Zubair  m.  12;  'Alqama  ed.  Ablwardt  XIII  5,  ed.  Socin  II  5; 
Dougbty  I  S.  437;  ferner  B  34:  ,,Der  ketteb  ist  mancbmal  ringsum  mit 
verscbiedenfarbigen  Tucbscbnitzehi  bebangen"  ;  vrgl.  die  oben  genannte 
Abbildung  bei  Layard.  Aucb  die  meist  von  Ocbsen  gezogene  araba,  in 
welcber  die  tiirkiscben  Frauen  spazieren  fabren,  scbeint  ein  Aualogon  zu 
besitzeu;  „der  flockicbt  gewebto  Uberhaug  aus  rotber  Scbafwolle",  sagt 
Murad  Efendi,  Tiirkische  Skizzen  I  S.  67  bei  Bescbreibung  eines  solcben 
Gespanns,  „der  als  Baldacbin  gegen  die  Sonnenstrablen  scbiitzt". 

4)  Nacb  ScbW  87,  wabroud  A'lam  (Landberg's  Primeurs  Arabcs  II 
S.  118  Z.  2)  ma/iAle  eiufacb  durcli  bakre  erklart. 


• 


57 

Die  andere  Situation,  in  dor  iius  die  Dichtcr  die  Gcliobte 
vorzufiihrcn  lieben,  ist  ihro  Ersclicinung  als  khajal,  wol  audi 
bei  den  Altcren  nur  cin  Traumbild,  und  koine  Hallucination, 
wenn  es  auch  bisweilen  etwas  unvermittelt  auftritt,  so  Ba- 
scbama:  M.  IX,  2. 

Die  Nennung  des  Namcns  der  Person,  welclio  eincm  am 
teuersten  ist,  soil  den  eingcschlafenen  Fuss  kuriren;  Liebes- 
liedcr  gcdeuken  bisweilen  dieser  Probe').  Hcftige  Liebe 
scheint  sich  auch  auf  die  beiderseitigen  Tiero  zu  iibertragen. 
AVenigstens  sagt  al-Munakhkhal  {Ag  XVIII  S.  156):  „Und 
ich  liebe  sio  und  sic  liebt  micli,  und  es  licbt  ihro  Kamelin 
mein  Kamel".  Besonders  innig  und  leidenschaftlich  pflegto 
sich  die  Liebe  beim  Stamme  'Udhra  (s.  oben)  zu  gestalten, 
dem  die  beriihmten  Liebespaare  'Orwa  und  'Afra,  Gemil  und 
Bathna  angehorten. 

Fiir  die  Fran  wird  dom  Vatcr  derselben  vom  Freier  ein 
Kaufpreis  (raahr  hebr.  mohar)  entrichtet,  der  gewohnlich  in 
100  Kamelen  besteht  (vrgl.  z.  B.  Ag  V  190),  //  538  sind  es  50. 
Die  'Aneze  halten  es  nach  B.  88  flir  schimpflich  einen  solchen 
Kaufpreis  anzunehmen.  Haufig  scheitert  die  gewiinschte 
Heirat  an  dem  Unvermogen  des  Jiinglings  den  Kaufpreis  zu 
zahlen.  Der  Yater  des  Dichters  as-ASimraa  wollto  dessen 
Schwiegervater  ein  Kamel  von  den  ausbedungenen  50  vor- 
enthalten,  indem  er  meinte,  es  wiirde  darauf  nichtankommen. 
Dieser  aber  erkliirto  i-***^  U)Ca/o  ^"^I  c>.j^j  L.^  ^Ul^  ^jhr 
seid  die  ruppigsten  Lcute,  die  mir  vorgekommcn  sind"  {FI 
a.  a.  0.)  und  brach  die  Beziohungen  ab^).  Von  Hochzoits- 
gebriiuchen  erfahren  wir  durch  die  Lieder  wenig.  Wie  noch 
heute,  gaben  sich  Brautigam    und    Braut   vor    der   Hochzeit 


1)  Sitzungsber.  d.  philos.-hist.  CI.  d.  kais.  Akad.  d.  Wissenschaften 
VI.  Bd.  Wien  1851  S.  439;  Dol.  S.  7  Z.  6;  WE  142. 

2)  tJber  den  hebr.  mohar  vrgl.  Nowack,  Lehrbuch  d.  hcbr.  Arcliiio- 
logie  I  S.  155. 


58 

bisweilen  Ratsel  auf  {kg  Yll  74/5).  Dass  die  Braut  hadi 
„Gelcitctc"  gonannt  -wurde  (z.  B.  'Antara  XXVII  1)  deutet 
doch  wol  darauf,  dass  sie  dcm  Brautigam  in  feierlichcm  Auf- 
zugc  zugofiihrt  wurde,  obwol  Wollhauscn  (Ehe  bei  don  Arabern 
S.  443)  sagt:  ,,Von  dem  Einholen  der  Braut  rait  grosscm 
Pomp  iindu  ich  aus  alter  Zeit  in  Arabion  licino  Spuren". 
Allerdings  vcrmag  ich  die  Zuiiihrung  in  der  Brautnacht  unter 
Gesang  und  Miisik,  wie  sie  eine  in  der  Jemama  lokalisirte 
Sage  bei  Qazwini  II  88  sehildert  und  wie  wir  sie  von  den 
Hebraern  lier  kennen  (Nowack  a.  a.  0.  I  S.  163),  in  dieser 
Form  fiir  die  eigentliche  Wiiste  nicht  zu  belcgen,  doch  scheint 
die  von  B  213  geschilderte  Zufiihrung  der  Braut  bei  den 
Beduinen  urwiichsig  und  ist  schwerlich  importirte  Sitte; 
vrgl.  auch  S.  215:  „Ist  er  indessen  nicht  zuvor  verheiratet 
gewesen,  so  Avird  sie  (die  Braut,  welche  schou  friihcr  ver- 
heiratet war)  in  Pomp  von  ihrem  Zelte  zu  dem  seinigen  ge- 
ftihrt".  Die  Braut  pflegte  die  Tatowirung  des  Handgelenks 
fiir  diesen  Fostakt  auffrischen  zu  lassen  ('Antara  a.  a.  0.)  und 
sich  reichlich  mit  Salben  und  Moschus  zu  parfiirairen.  Bis- 
weilen koramt  es  vor,  dass  sich  nicht  der  Mann  mit  der  Frau, 
sondern  die  Frau  mit  dem  Manne  vcrlobt,  vrgl.  zu  Wellhausen, 
Ehe  S.  466  Layard,  Nineveh  und  Babylon  316:  „Suttum  hatte 
nicht  um  Rathaijah  geworben,  sondern  sie  hatte  sich  ihm 
selbst  zur  Frau  angeboten,  was  bei  den  Beduinen,  wie  es 
scheint,  nicht  eben  selten  vorkommt".  Now^ack  bemerkt  in 
seiner  hebraischen  Archaeologie  I  S.  158:  Das  Ausbreiten 
des  Mantels  iiber  das  Weib  scheint  bisweilen  die  symbolische 
Handlung  der  Aufnahme  gewesen  zu  sein,  vrgl.  Ez.  16,  8, 
Rt.  3,  9.  Hierzu  bietet  Arabien  interessante  Parallelen  vrgl. 
Burckhardt  S.  213:  „einer  der  Verwandten  des  Briiutigams 
wirft  sogleich  einen  abba  oder  Mannsmantel  iiber  sie,  ver- 
hiillt  ihr  den  Kopf  damit  und  ruft  aus :  „Niemand  soil  dich 
bedecken,  als  der  und  der"  und  hierbei  nennt  er  den  Namen 


59 

dcs  Briintigams''.  Dor  Solin,  rlcr  die  Wittwc  dcs  Vaters 
iibernahni,  warf  ilir  ziir  Hoidcnzeit  scin  KIcid  iiber  FE  223, 
Wilken,  Matriarcliat  S.  69.  Nahcres  iibcr  Hochzoit,  Ehc  iind 
Scheidung  bei  "VVellhausen,  Die  Ehc  boi  den  Arabern:  GN 
1893  No.  11.  Vrgl.  ferner  G.  A.  Wilken,  Das  Matriarchat 
boi  don  alten  Arabern,  Leipzig  188-4;  W.  Robertson  Smith, 
Kinship  and  marriage  in  early  Arabia,  Cambridge  1885, 
eingehend  bosprochen  von  Nocldeko:  ZDMG  40.  Bd.  1886; 
Perron,  Femmes  Arabes  avant  et  depuis  rislamisme, 
Paris-AIger  1858  bietet  eine  Koihc  Erziiiilungon  dcs  k. 
al-ag-ani,  Icider  in  einen  ungeniessbaren  Phrasenschwall  ein- 
gekleidct. 

Nowack  u.  a.  sprachcn  die  Vermutung  aus,  dass  die 
Hochzeitsgebrauche  violicicht  der  Schiiissel  zum  Vorstandnis 
des  Hohen  Liedes  wcrden  kiinntcn.  —  Die  Situation  erinncrt  in 
demsolben  bisweiien  an  die  von  B  217  gcschildertcn  Vor- 
haltnisse.  Der  Sehlnss  von  Kapitel  III  erinncrt  an  die  von 
"VVetzstein  geschilderte  Sitte  dor  syrischen  FellaAen  don  Briiii- 
tigam  als  Kcinig  auf  einen  Tron  zu  setzon,  man  beachte 
namentlich  Vers  11. 

Die  Fran  spielt  als  Inhaberin  des  Zeltes  dem  Schutz- 
suchcnden  gegeniiber  bisweiien  cine  Rolle,  die  an  den  Mantel- 
fricdon  der  Fran  boi  don  Germanen  erinnert.  AVic  sich  dicse 
Auffassiing  durch  Jahrhiindcrte  treu  orhielt,  mag  folgende 
Parallele  darthiin.  "VYcllhausen  stellt  a.  a.  0.  S.  445  folgende 
Belegc  zLisammen:  Ag  XVIII  137,  5  ff:  „Siilaik  b.  Siilaka 
entfloh  vor  seinen  Vcrfolgern  in  ein  Zelt  iind  bogab  sich  in 
den  Schutz  dor  Hausfraii;  die  zog  ihm  ihrcn  Rock  an  und 
stellte  sich  mit  blossem  Schwerte  den  Yert'olgcrn  entgegen 
—  als  sie  nicht  abliessen,  zog  sie  den  Schleier  von  ihreni 
Haar  und  rief  ihre  Briider  zu  Hiilfe.  XX  162,  17  hat  die 
Frau  den  Schutz  zu  gewahren  und  zu  versagen,  obgleich  ihre 
beiden  Briider  zugegen  sind.    XIX  79,  16;  80,  4  bestatigen 


60 

dagegon  Manner  don  Sclmtz,  den  die  Frau  im  Zelte  gewiilirt 
hat".  Dazii  vrgl.  man  Layard,  Nineveh  ii.  Babylon  318:  „Im 
Winter  des  Jahres,  welches  ich  in  Babylonien  zubrachte, 
wurdo  nach  einem  Treffen  zwischen  den  Boraidscli  und  den 
reguliiren  tiirkischeu  Truppen,  welchos  in  dcr  Nilhe  von 
Baghdad  stattfand  und  in  welchem  letztere  geschlagen  wurden, 
ein  fliehender  Soldat  im  Angesicht  des  Lagers  gefangen  ge- 
nommen.  Die,  welche  ihn  gefangen  hatten,  wollten  ihn 
eben  todten,  als  er  seine  Hiinde  gegen  das  Zelt  ausstreckte 
und  das  Dakhil  von  dem  Besitzer  desselben  forderte,  welcher 
zufiillig  Sahiman,  Midschwels  iiltester  Bruder  war.  Ber 
Scheikh  war  gerade  abwesend,  abor  seine  schone  Gattin 
Naura  leisteto  dor  Aufforderung  Folge,  ergriff  eine  Zcltstange, 
schlug  auf  die  Verfolger  ein  und  rettete  dem  Soldatcn  das 
Leben,  Diese  Handlungsweise  wurde  von  den  Beduinen 
sehr  gelobt".  Yrgl.  ferner  Mayeux,  Los  Bedouins  Tome  II 
S.  100-105. 

Den  Siiugling  ptlegte  man  mit  Amuletten  zu  behangen 
(s.  z.  B.  Imr.  m.  16).  Onyxe  am  Halse  des  Knaben  aus 
angesehener  Familie  erwahnt  Imr.  m.  64.  Bei  Schabib  b. 
al-Barsa  (M.  27,  18)  heisst  der  Siiugling  „der  mit  den  beiden 
Kaurimuscheln".  An  solchen  kaut  er  auch  bei  'Abda:  M. 
^IX  22.  Aus  der  Geschichte  Mu/iammads  ist  bekannt,  wenn 
auch  von  der  modernen  Kritik  in  diesem  Falle  bezweifelt, 
dass  die  Mekkanor  ihre  Sauglinge  gerne  einer  Beduinenamme 
iibergaben,  welche  dieselbe  in  die  Wiiste  mitnahm.  Der 
Branch  hat  sich  erlialten:  B  337.  DieBeschneidung  erfolgte 
ziemlich  spilt;  sie  ist  in  Arabien  nicht  etwa  erst  islamisch; 
vielmehr  ist  dieser  Branch  noch  heute  innerhalb  des  Islam 
ethnisch  begrenzt.  Wie  bei  den  Athiopen  wurden  und  wer- 
den  in  Arabien  auch  Madchen  beschnitten  (DH  147,  2; 
Snouck  Hurgronje,  Mekka  II  S.  142). 


61 

Haiistiere. 

Kamel  ').  Dum  Nomadon  gilt  -soin  Vieh  mciir  als  dem 
Ackerbauor,  dor  sein  Horz  an  Haus  und  Hof  liiingt.  Jcdos 
Heerdontier  hat  boi  den  Bcduinen  seinen  Namen,  bei  dcm  os 
gerufen  Avird  (vrgl.  ^-^  IV,  Doughty  I  428).  Namentlich 
abor  ist  das  Kamel  dem  Araber  ein  unzertrennlichcr  Bogleitor; 
wohin  or  nur  seinen  Fuss  setzte,  stets  der  Gefiihrto  seiner 
Wanderziigc,  die  Entfernungen  liborwindend  vielfach  der 
Begriindcr  seiner  Siege,  die  Vulker  verbindend  der  Furderer 
seiner  Kiiltur.  Obwol  das  Kamel  erst  mit  den  Arabern  in 
Afrika  einwanderte,  ist  cs  doch  seit  alten  Zeiten  der  Gefiihrto 
des  Beduinen  gewosen,  wcnn  es  anch  auf  den  ilgyptischon 
Darstellungen  nicht  erscheint.  Schon  auf  dem  Monolith  Sal- 
manassars  11  Rev.  94  (860— 825  v.  Chr.)  werdon  lOOOKamole 
eines  Arabers  genannt  (D.  H.  Miiller  a.  a.  0.  S.  3). 

Das  Kamel  vereinigt  in  sich  die  Vorziige  des  in  Arabien 
nicht  gedeihenden  Rindes,  indem  es  dem  Nomadon  Milch  und 
Fleisch  liefert,  des  Schafos,  indem  es  ihm  WoUe  triigt, 
wiihrend  einige  Wiistenschafe  statt  der  Wollo  straffes  Haar 
liaben,  und  drittens  des  Pferdes  als  Reit-  und  Lasttier.  Es 
ist  das  einzige  Vorkehrsmittel  der  Wiiste,  da  das  Pferd  nicht 
eigentlich  als  solches  angosehen  werden  kann.  Der  Mist  des 
Kamels  ist  zugleich,  da  Holz  in  der  Wiiste  selten  ist,  das 
gewohnliche  Brennraaterial.  Nur  noch  das  Rentier  hat  auf 
den  Schneefeldorn  des  Nordens  cine  ahnliche  Bodeutung  fiir 
den  Monschen.  Wie  die  Polargegenden  durch  das  Rentier, 
so  werden  die  Wiisteu  durch  das  Kamel  fiir  den  Menschen 
erst  bewohnbar. 

Kein   Stoff  wird  demnach  in  den  Liedern   ausfiihrlicher 


1)  Hammer-Purgstall.  Das  Kamel  (Denkscbriften  d.  Wiener  Akad., 
Philos.-hist.  CI.  VI  1855)  wird  lieiite  kaum  noch  Jeinand  benutzen. 
Docb  muss  der  Titel  wol  genannt  werden. 


62 

behandolt  als  die  Jjromudarin.  Hire  Schilderiiiig  reilit  dor 
Dichter  sot'ort  dor  Scliildomng  dor  Goliobtcii  an.  Dio  Ideeu- 
associatiun  wild  boi  diesem  Ubergange  aussorlich  etwa  in  der 
Weise  hergestellt,  dass  er  aiif  diesom  Tiero  zu  ilu-  geritton 
sei,  scheint  aber  in  Wahrhcit  mohr  eine  iiinoro.  1st  docli  dio 
Koitkamolin  dor  beste  Frcund  des  Eediiinen ;  von  ihron 
Vorziigon  liiingt  oft  das  Golingen  oincs  Eaiibzuges  ab,  ihre 
scbarfon  Sinne  warnon  ihn  iiamentlich  bci  Naeht  vor  drohen- 
der  Gefabr,  ihrer  Schnelb'gkeit  uud  Ausdauer  verdankt  or 
vielleicht  sein  Leben.  Das  mussen  vvir  uns  boi  jonen  hiiu- 
figen,  oft  recht  umfangroichen  Scbilderungen  vorgogenwartigon, 
zu  dereii  voUem  Verstiindnis  man  viele  Karaele  gesohen  und 
erprobt  haben  miisste.  Wo  uus  Yarafa's  Mu  allaqa  und  dos 
Ka'b  ibn  Zubair  Mantelgedicht  langweilt.  mogen  die  Augeii 
altarabischerHorer  von  ganz  besondorem  Intercsse  geleuchtet 
haben.  Da  ein  Ross  nicht  jeder  seiu  eigen  uennt,  ist  die 
Dromedarin,  die  er  reitet,  oft  des  Wiistensohnes  teuerster 
Besitz.  Die  Vorderfiisse  einos  jungeu  Kaniols  erinnern  den 
'Amr  b.  Kulthum  (m.  14)  an  die  Arme  seiner  Geliebten  und 
Tarafa  vorgleicht  (m.  52)  den  kunstvollen  Gosang  einer  Siln- 
gerin  dem  Klagegebriill  einer  Dromedarin  um  ihr  geschlach- 
tetes  manuliches  Fiillen').  In  dem  von  Wetzstein  im  22.  Bd. 
der  ZDMG  mitgeteilten  Beduinennuirchen  heisst  es  von  einem 
verliebten  Madchen  (S.  103):  ,,Und  wenn  sie  die  Einsamkeit 
iimfing,  jammerte  sie  iaut  vvie  eine  Kamelin,  welche  ihr 
Junges  verier".  Eine  altarabische  Ehescheidungsformel  lautet: 
„Dein  Leitseil  ist  auf  deinem  Widerrist"  (FE  207)  d.  h.  Nie- 
mand   hiilt  dich,   wiihrend   andrerseits    die  Gattin   beim  Todo 


1)  Ahnlicb  heisst  es  iin  Eigveda  vom  Gesang  der  Himraelsjung- 
frauen:  „hiibscli  wie  Milchkiihe  briilltea  sie"  nnd  au  eiuer  anderu  Stella 
sagt  ein  iudischer  Sanger:  „Wie  Milchkiihe  dem  Kalbe  zubriillen  bei  den 
Stiillen,  so  wollon  wir  dem  Indra  mit  unsern  Liedern".  Zimmer,  Alt- 
ludisches  Lebeu  S.  22;'. 


^3 

des  Gatten  ausriift:  „0  nioin  Kamel"^),  d.  li.  dii  hast  niich 
erniihit  unci  getragen.  „\Verdcn  dauu  wol"  i'lagt  oin  Dichter 
seines  Todes  gedenkend  ,,mcino  Kamelvveibcben  ihr  Gesicht 
zerkratzen  oder  ihren  Kopf  mit  schwiirzen  Tiichcrn  umwickein" 
(ZDMG  XII  1858  S.  63).  In  der  nuisliraischen  Lcgende 
redon  Kamelo  mit  dom  Propbeten ,  wie  Bileam  mit  seinem 
Esel  (Demiri  ed.  130G  I  «.  ft^  ff)  und  Wrede  erzillilt  (S.  130) 
von  einem  abgestiirzten  Kamel;  Voller  Verzweiflung  warf  sich 
der  Beduine  auf  seia  todtes  Tier,  rief  es  beira  Namen  und 
weinte  bitterlicb.  Kiirz,  der  Anblick  eiues  zerscbmetterten, 
zu  seinen  Fiissen  liogenden  einzigen  Sobnes  biitte  einem 
Vater  keine  stiirkeru  Aussorungen  der  Trauer  entreissen 
konnen.  Die  Beduinen  starrten  schweigend,  auf  ibre  Gewebre 
gelebnt,  in  die  Scene,  obne  aucb  nur  den  geringsten  Versucb 
zu  macben,  den  armen  Meuscben  von  dem  Gegenstand  seiner 
Betriibnis  zu  entfernen.  Endlicb  macbto  einer  von  ibnen  die 
Bemerkung,  dass  es  Zeit  soi,  nacb  dem  Kuheplatze  zuriick- 
zukebren,  worauf  sie  ibren  klagenden  Kameraden  mit  Gewalt 
fortiilbrten.  Der  Packsattel,  obgleich  zerbrocben,  und  die 
Halfter  warden  mitgenommen" -).  Vrgl.  aucb  Wrede  S.  132, 
Mai  „[iesitz''  beisst  in  der  vorislamiscben  Poesie  meist 
geradezu  „Kamele",  vrgl.  Zubair  XIV  22,  m.  44.  Den  Be- 
duinen Arabiens  erscbeint  es  fast  ungiaublicb,  dass  Kamele 
mit  2  Huckern')  existiren  (Dougbty.II  S.  565,  vgL  B  158). 
Das  Arabiscbe  besitzt  eine  grosse  Zabl  von  Worten    fiir  die 


1)  L  III  S.  147;  Snouck  Hurgronje,  Mekka  II  S.  188. 

2)  Auch  Imr.  m.  11  schleppeii  die  Miidchea  den  Sattel  des  fiir  sie 
geschlachteten  Kamels  mit. 

o)  Mehrfach  pflegt  man  jetzt  das  einhockerige  Tier  als  Dromedar 
zu  bezeichnen  und  die  Worter  Kamel  und  Trampeltier  (s.  Brehm)  nur 
auf  den  zweihockrige  Camelus  bactrianus  zu  beziehen.  Ich  folge  dieser 
Unterscheiduag  nicht,  da  Trampeltier  nur  eine  volksetymologisclie  Um- 
bildung  des  griechischen  Dromedar  (Lauftier),  Kamel  dagegen  ein  semi- 
tisches  Wort  ist  und  wir  bereits  aus  der  biblischen  Geschichte  gewohnt 
sind  dabei  an  den  einhuckerigen  Camelus  dromedarius  zu  denken. 


6^ 

verschiedenon  Knccn  uiul  Altorsstut'on  dos  Kamol.s,  wolclie  die 
Poesio  nocli  durcli  zu  Subshmtiven  gcwordcno  Adjectiva,  dio 
verschiedene  Eigenschalten  horvorhcben,  betriichtlicli  vermebrt 
liat.  In  jodem  Jahrc  ■wird  das  Tier  anders  benannt.  Im 
fiinftcn,  wann  seine  Ziihne  von  gleichcr  Lango  sind  und 
keiner  iiber  die  andern  hinaiisragt,  heisst  es  qariAa.  „Wir 
sind  jetzt  wie  die  Zahno  dcr  qawari//"  riift  dio  Dichtcrin  al- 
Khausa  (od.  Berut  1888  S.  H  Z.  7)  aiis,  d.  h.  frulier  warcn 
wir  durch  ihn  den  andern  Uberlcgen,  jetzt  stehen  wir  mit 
ihnen  aiif  gleicher  Stufo.  Aucli  der  Geschlechtunterschied 
bedingt  wicderum  verschiedene  Benennungen.     Nach  Demiri 

I  ip  ist  gamal  Kamelmann,  naqa  Kamelfrau,  qa'ud  Kamel- 
jiingling,  qaliis  Kameljungfrau. 

Die  Beduinen  reiten  fast  ausschliosslich  weibliche  Ka- 
mele,  weil  diese  cinen  sanfteren  Gang  haben   (vrgl.  Doughty 

II  279);  die  miinnlichen,  welche  anderswo  ziira  Lasttragen 
bovorzugt  werden ') ,  pflegt  man  in  der  Wiiste  jung  zii 
scblachten,  da  sie  keine  Milch  geben  und  jeder  Trunk  fiir  den 
"VViistenbewohner  von  grosser  Wichtigkeit  ist.  Vergegenwiir- 
tigen  wir  uns  Situationen  wie  Doughty  II  S.  296:  „dann 
sahen  wir  ihre  Kamele  und  der  Gedanke  an  dio  Abondmilch 
war  unsern  Herzen  erfreulich.  „Aber  siehst  du",  sagte  Ha- 
med,  „es  sind  alios  Mannchen!""  Dann  wird  uns  begreiflich 
werden,  warum  die  Dichter,  in  deren  Phantasie  nicht  nur  die 
Wolken  am  HimmeF),  sondern  auch  viele  abstrakte  Dinge 
die  Gestalt  von  Kamelen  annehmen,  sich  das  Unheil,  und 
zwar  namentlich  das  Kriegsunheil,  als  eine  mannliche  Fiillen 
werfende  Dromedarin  vorstellen^).     „Ein   schleichender  Ruin 

1)  Denn  sie  sind  starker,  weshalb  die  Reitkamelin  riihmond  eine 
„mannliche"  genannt  wird  s.  //arith:  M.  XXVJ  7;  Ka'b  ibn  Zuliair  : 
Del.  Ill  V.  18. 

2)  S.  oben  S.  22.  —  Auch  das  Schwert  wird  als  Kamel  gedacht, 
das  man  zur  Triiuke  fiihrt:  ScbW  63. 

3)  Zubair  m.  3132,  XIV  16;  Del.  S.  33  Z.  9,  S.  37  Z.  2  ff;  Well- 
hausen,  Skizzen  und  Vorarbeiten  I  S.  168. 


65_ 

(ties  Vorinugens)  ist  das  miinnliche  Junge  Werfcn  derKamelo", 
sagt  ein  arabischos  Sprichwort').  Zawoilon  stopft  man  die 
Haut  des  gcschlachtotcn  mannlieheii  Fiillcns  mit  Panicum 
aus,  damit  die  Kaniclmuttor  bci  ihrem  Anblick  ruhig  wciter 
Milch  gobe.  Einc  solcho  ausgestopftc  Haut  beisst  bauw  s. 
Del.  S.  32,  Kbaiisa  S.  26  Z.  2,  DH  74,  6.  Als  eine  Kunje 
derKamelin  iiennt  daher  Demiri  II  H'  ^iiumu  bauw'".  Auch 
die  Rosso  werden  mit  Karaelmilch  getriiokt  (HS  111)  und 
zwar  gloicli  nach  dem  Melken ;  ftir  das  Ross  des  Khalaf  al- 
aAmar  wordeu  ftinf  Milchkamele  gcmolken  (s.  dcsscn  von 
Ahlwardt  edirte  Qasido  V.  57);  erst  nach  den  Pferden  trinken 
die  Menschen  und  zwar,  wio  Doughty  (I  S.  261)  erziihlt, 
hiiufig  aus  domselben  Gefass.  Zweimal  tiiglich  warden  die 
Kamele  gemolkeu,  am  Abend  und  am  Morgen ;  al-/uilbatani 
eig.  die  beiden  Melkungon  gebraucht  man  dahor  geradezu 
fiir  Abend  und  Morgen ;  deshalb  sagt  auch  al-Akhnas  ibn 
Schihab :  M.  XXXII  20  =  //  346  von  den  Rossen  der  Benu 
Ta^lib:  „und  als  Abendtrunk  bekommen  sie  Milchfiille  und 
als  Morgentrunk  dosgleichen".  Die  Kamelin  wurde  von 
Mannern  gemolkcn  (s.  z.  B.  Gubaiha:  M.  XXXIII  5  u.  7). 
Mehrfach  wird  des  Stosses  gcdacht,  den  die  Milchkamelin 
iinter  Umstandon  dem  Melker  versetzt.  Einer  schwer  Milch 
gebenden  Kamelin  ruft  man  beim  Melken  bis!  bis!  zu  (s. 
z.  B.  Imr.  XVI  2).  Beim  Melken  gleicht  das  Rauschen  der 
Milchstrahlen  der  heftigen  Bewegung  desBlasebalgs:  Gubaiha: 
M.  XXXIII  7.  Der  Melkeimer  wurde  aus  dem  Holze  des 
nif^ur-Baumes  gefertigt,  ebend.  Vers  10.  Damit  das  Kamel- 
fiillen  nicht  mehr  Milch  sog  als  notwendig  war,  ptlegte  man 
das  Euter  der  Kamelmutter  zeitweise  mit  einem  Euterband 
(siriir)  zu  schiitzen,  saw  ist  das  Zeitwort,  welches  dieses  Ge- 
schiift  bezeichnet  (al-Z/u^aia  XXIII   3,    12).     Doch    gait   das 

1)  HS  143. 


66  

bisweilcMi  fiii'  uiu'dcl  uiul  Geiz  vorratond  (Sclianfnru,  Lamijat 
al-Arab  14)  iind  wurdc  von  Sklaven  vorriclitct  (s.  Thorbockc's 
'Antara  S.  19).  Nacb  B  55  vorfcrtigon  die  Fiauen  zu  dicscm 
Zwecke  Beutel  aiis  Kamolsbaaren,  der  Name  eines  solcbcn 
ist  bei  den  'Anoze  schamlo.  „Die  Schnur,  wolche  dicscn 
Boutel  festhiilt",  bemorkt  B  159,  „umg-iebt  den  ganzen  Korpcr 
des  Kamels  and  bleibt  auch  an  deniselbcn  in  dor  Kegel,  selbst 
naebdem  die  schamle  abgenommen  ist,  Ich  bomerkte  diese 
Scbnur  an  den  moisten  weiblichen  Kamolon  in  dor  Wiiste". 
Zur  Zeit  dor  Not  lieb  wol  dor  Reicbe  eine  Kamelin  zur  Nutz- 
niessung  an  Bediirftige;  ein  solches  Tier  wurde  ,,mauiAa" 
genannt,  der  Mann,  dessen  Gowobnheit  dies  Avar  ,,manna/i"  : 
DH  79,  3. 

Aucb  als  Lasttier  ist  das  Kamel  von  grosser  Bedeutung 
bei  eiucm  Wandorvolko,  das  in  seinem  Lande  wegen  der 
Beschaffenheit  der  Wege  Wagon  kaum  verwonden  konnte. 
Die  beidon  Lasten  des  Tieres,  welclie  zu  beiden  Seiton  hor- 
abbiingen,  waren  mit  Schleifen  verseben,  durch  welcbe,  um 
sie  liber  dem  Riickon  zusammenzuhalten,  ein  spannenlanger 
Pflock,  sebicib  genannt,  gostockt  wird  s.  Landberg,  Primeurs 
Arabes  II  S.  132/3  (Zubair  ed.  Ahlwardt  VIII  3).  Eine  in 
dieser  Weise  verteilte  Last  wird  ma'diil  genannt  ('Abda:  M. 
XXV  53). 

Wabrend  das  Lastkamel  moist  langsanier  gebt  als  der 
Fussganger  (vrgl.  van  don  Berg,  Le //adbramout  S.  17)  iibor- 
trifft  eine  guto  Roitdromedarin  auf  weitere  Entfornimgen  durcb 
Statigkeit  die  Leistungon  des  boston  Rosses  (vrgl.  B  365  ft', 
Glaser).  tjberbaupt  ist  zwiscben  einem  guten  und  schlecbten 
Kamel  ein  iibnlicb  grosser  Uuterschied  wie  zwiscben  einem 
edlen  Renuer  und  einem  Klopper.  Bei  edlor  Kamel-Race 
wird  Inzucbt  geriihmt  (A us  ibn  7iagar  XII,  14,  Ka'b  ibn 
Zubair:  Del.  112  V.  20).  Am  moisten  goscbiitzt  wurden  die 
zur  Zeit  der  Friiblingsweide  goworfcnon  Dromedarfullou.    Die 


67 

schnellsten  Kamolo  siiid  lieuto  die  aus  'Oman,  doch  besitzen 
sie  geringere  Aiisdaucr  als  andere  Raccu  (Doughty  II  458, 
B  363,  372).  Die  Zuclit  dos  jemenischen  Stammes  Ar/<ab, 
eiues  Zwcigcs  dor  siidarabischon  Hamdan  war  beriihmt:  JH 
963,  Del.  49  Z.  7.  Vor  allom  aber  Avard  die  aus  der  siid- 
arabischen  Landschaft  Mahra  stammende  Zucht  geschatzt 
vrgl.  JH  963,  Del.  6  Z.  4,  Ag  V  S.  166  Z.  6  v.  u.  Der 
Khalife  Sulainian  ibn  'Abdalmalik  (714-717  D.)  beauftragt 
soinen  Statthalter  im  Jcmen  ihm  Mahra-Kamole  zu  kaufcn: 
Qazwini  II  S.  n  Art.  Malira.  In  einigen  Negerspracheu  soil 
das  Kamel  meheri  heissen,  ob  dieser  Name  mit  Mahra  zu- 
sammenhaiigt,  entzieht  sich  meiner  Beurteikiug.  Die  Schadan- 
Kace  ('Autara  m.  22)  soil  aus  dem  Jemen  stammen;  eine 
Lokalitat  Schadan  ist  freilich  nicht  nachzuwoisen  (s.  Tebrizi, 
Jaqut);  auch  iiber  die  'idischen  Kamele  variiren  die  Angaben 
(LA,  Demiri  I  T)-  Einige  Racennamen  werden  von  arabi- 
schen  Philologen  auf  Hengstnamen  zuriickgefiihrt,  was  in  der 
That  in  vielen  Fallen  berechtigt  sein  mag.  So  sollen  die 
Schadqam  oder  Schadhqam-Kamele  von  eincm  edlen  Kamel- 
hengst  dieses  Namens,  der  dem  No' man  b.  al-Mundhir  ge- 
liortc,  abstammen  (Demiri  I  i|^).  Gadali-Kamele  nenut  Scha- 
bib  b.  al-Barsa:  M.  XXVII  10. 

\Yas  Burckhardt  S.  160  von  der  Farbe  der  Kamele  be- 
merkt,  dass  namlich  die  braunen  nicht  geschatzt  werden  etc., 
gilt  auch  ftir  das  arabische  Altertum,  welches  eine  hell-rot- 
liclie  (adma)  oder  gclblich-weisse  ('aisa:  Imr.  36,  4;  Nabi^a 
XXI  20;  DH  95,  7;  vrgl.  Demiri  I  J^)  bevorzugte.  Die 
meisten  Tiere  waren  wol  braunrot  (/uimr),  unter  diesen  kamen 
nach  einem  /7adith  (Demiri  I  1°)  zu  schliosscn  hiiufig  ver- 
einzelte  aschgraue  Exemplare  vor;  ein  solches  Tier  hiess 
auraq  oder,  war  es  weiblich,  warqa.  Im  Inncrn  Arabiens 
giebt  es  eine  Race  von  Kamelrappen,  welche  seit  alten  Zeiten 
bis  auf  den  heiitigen  Tag  geschatzt  wird,  s.  Heft  I  S.  15/16; 


C)8 

sonst  pflogcn   die  Araber   dunklcro  Tioro  meist   als   minder- 
wertig-  ill  tViiher  Jugend  zu  schlachtcn. 

Uber  die  verschicdeneu  Gangarton  dos  Kamols  vrgl.  B 
366,  337  und  Solim  'Au/mri's  Kanz  on-nacim    (Dichtorschatz) 

s.  fr^ 

Bis  7A\m  vicrten  Tage  konnon  die  Kamelo  der  Beduinen 
Arabiens  ungetrankt  bleiben,  dann  muss  (vvenigstens  ini 
Sommer)  ein  Brunnen  erreicbt  scin  :  Lebid  XX VII  5, 
Doiigbty  II  264,  B  360/1;  vrgl.  dazu  Imr.  XXXI  5,  'Abda: 
M.  XXV  24.  Vielfach  finden  sich  abweicbende  Angabcn, 
die  aber  als  Ausnabmcn  anzuseben  sind,  s.  z.  B.  FE  233, 
Demiri  I T.  Man  liess  das  Kamel  sicb  nicht  glcicb  satt 
trinken,  ziuiacbst  bekam  es  nur  einon  Trunk  zur  Stillung 
des  Durstes  (nabil)  und  wurdc  dann  nacb  einiger  Zeit  zum 
zweiten  Mai  getriinkt  ('all  vrgl.  z.  B.  Scbanfara:  M.  XVIII 
25),  s.  Giese  ArZdad  S.  22  ff. 

Bel  der  Sattelung  kommt  auf  den  Hooker  des  Kamels 
zuniichst  die  walije  zu  liegen,  welclie  bei  feistem  Hocker 
jeicbt  abgleitet:  Bascbama:  M.  IX  12.  Sie  sollte  wol  den 
Druck  des  Sattels  lindern.  Trotzdem  gescbiebt  raebrfacb  der 
riickenwunden  stobnenden  KaineJin  Erwiibnuug:  „Mogest  du 
beil  zuriiekkohren  bcilen  Kiickens",  wilnscbt  Imr.  59,  15 
seinem  Reittier.  Es  giebt  vorscbiedene  Forrnen  des  Kamel- 
sattels,  Reitsattel  und  Packsattel.  'Ilafiscbe  Kamelsattel:  Na- 
bi^a  X  16.  6rabi^  ist  ein  ganz  primitiver  Kamelsattel  sowol 
zum  Keiten  als  fiir  Lasten^).  Die  Frauensiinfte  wurde  tiber 
dem  ^rabi^  befestigt  (Imr.  m.  13,  14)  und  war  mit  Scbutzvor- 
bangen  verseben.     Von  der  Herstellung  des  Sattels  wird  bei 


1)  Vou  Abel  Imr.  m.  14  unriclitig  „Kanielsa,nfte  fLir  Weiber''  iibersotzt. 
Vrgl.    B    369,' LA    -^j-e-^l    *.><A.c    c\^j   ^l^Xi.},  _^$>^   J'^*/^^    ^^^^^^^ 

Vrgl.  mischna  ID^^V  Kelim  23.  Vom  ffobit  und  den  andern  Forinen  der 
Kamelsattel  hat  Herr  Prof.  Eating  Zeichnungen  mit  Benennung  der  ein- 
zelnen  Telle  hcinigcbiacht. 


69 

don  HaiuhvcrkcMi  die  Kcdc  sein.     Audi  iibor  dun    Reitsattcl 

pflogte  man  noch  uni  den  Sitz  weichcr  zu  macben  eiu  Kisseu 

zii  brciten'j.     Kamclsteigbiigcl  ((/arz)   urwiibnt  al-Mutbaqqib: 

M.  XXII  10;  vrgl.  kg  V  S.  166  Z.  5  v.  u.    Aiisscrdcm  triig  das 

Roitkamel   nocb  eincn  Pioviantsack  (.safnc)    s.    al-Muthaqqib: 

31.  XXII  7.     Gulcnkt  wurdc  cs  vormittolst  eines  Xasenringes 

(bura),   an    dcm    die    Ziigel,    die  DH  93,   21    mit  gestroiften 

Scblangcn  verglichen  werden,  befcstigt  -wareu.     Zum  Herauf- 

ziehcn  der  hcrabgofallenen  Ziigol  auf  don  Rcitsitz  diento  und 

dient  nocb  bcuto  dor  miAgan  (nicbt  mi/(gan  od.  rai/idjan,  wio 

Sacbaii  in  scineai  ,,Roisewerk"  S.  303  driickt),  aucb  miscb'ab 

genannt  (vrgl,  Dougbty  I  223),    oin    etwa   meterlangor   (also 

nicbt  ,,kurzer")  Stab,  an  dem  nocb  eiu  Teil  der  Wurzol  eino 

Art  Widorbakon  bildct.     Imr.  IV  55  wird  er  mit  den  Hornern 

dor  Antilope  vcrglicbon.     Hintor  dem  rfikib   triigt  das  Kamel 

bisweilen  nocb  eincn  Hintermann  rodif  (Lebid,  Kbalidi  112); 

gelegentlicb  des  Beutezuges  werden  wir  darauf  zuriickkommen. 

Mit  der  balb  lliegenden,    balb    laufenden  Straussin  ver- 

gleicbt    der    Beduinendicbtor    mit    Vorliobe    sein    Keitkamel. 

Aucb    der  Vergleicb    der   Tiere,    welcbo    die    Frauensjinften 

tragen,    mit  Scbiffeu    findet    sicb    bcreits    boi    vorislamischen 

Dicbteru  s.   Heft   I  S.  80.     Docb  boisst  das  Kamel   keines- 

wegs  fi#  gewohnlicb  „Scbiff  der  Wiiste'*,  wenn  aucb  die  Be- 

zeicbuung    ,,Scbiffe  des  Fcstlands"    im  Arab,    mebrfacb  vor- 

kommt  (vrgl.  Demiri  I  if)   und  das   Verbum    rakib  (woven 

das    Subst.    merkeb)    ,,zu    Dromedar   reiten''    und    ,,zur    See 

fabren"   bedeutot.     Ubrigens    soil  ein   gut  zugerittenes  Reit- 

kamel  nicbt  scbaukeln.     Ein  wesentlicberer   Vergleicbspuukt 

als  das  Scbwankcn  ist  dabor  wol,  wie  Goldzibor  gezeigt   bat 

(ZDMG  44.  Bd.  S.  167)  der  wie  Wasser  glitzerndc  ill,  in  dem 


1)  inimriKi:  Imr.  40.  11,  mitliara:  Nab.  XXIIl  14,  fitan:  Tha'laba: 
M.  XXI  9. 


70   

die  Kamolc  ,,schwimmcn".  Die  altun  Diclitcr  fiihicn  don 
Verglcicli  mit  Schiffen  weiter  aus,  indcm  Hals  und  Kopf  dcs 
Karaels  mit  ciner  Bambusstangc  vGrglichon  wird,  die  oinc 
Pochkugel  tragt  und  in  Mesopotaraien  zur  Lonkung  eincs 
Rohifahrzeugos  diente,  auf  dem  Euphrat  sogar  noch  heute  in 
Gebrauch  ist').  Als  Vcrgleichungspunkt  kommt  vielleicht 
noch  das  diinkele  schmierige  Sekret  dor  Drilsen  am  Hinter- 
haiipt  des  Dromedars,  dossen  die  Dicbtor  mehrtach  Erwiih- 
nung  thun,  in  Betracht^).  Dicso  Absondening  dor  dhitra- 
Driisen  hiilt  Prof.  L.  Abel,  wie  ich  beroits  an  einem  andcrn 
Orte  monirt  babe,  iiTtiimlich  fiir  Scbwoiss.  jSTatiirlicb  -ware 
starkes  Schwitzen  kein  Vorzug  des  Kamels,  da  es  weit 
weniger  Durst  ertragon  wiirde,  wenn  seine  Haiit  leicht  Fcuch- 
tigkeit  durchliesse^).  Geyers  Ubcrsetzung  von  Aus  ibn  //agar 
IV  18  und  XXIII  14  ist  durch  Barth  in  der  ZDMG  1893 
und  Fischer  ebend.  1895  S.  89  berichtigt. 

Zur  Charakteristik  mogen  noch  einige  Schilderungen  der 
Ileitkamelin  aus  den  Dichtern  folgen.  Selbst  in  der  Mittags- 
hitze  wirft  sie  die  Vorderbeine  so  ungcstiim  wie  eine  Frau 
bei  der  Todtenklage  ihre  Arme  (Del.  112/3  V.  28,  31)  oder 
wie  der  Schwimmcr,  welcher  ins  tiefe  Wasser  gefallen  und 
beinah  ertrunken  ist  (Baschama:  M.  IX  27).  Vor  sich  schleu- 
dert  sie  den  Kies  wie  Jcmand  der  mit  der  linkeu  Hand  ctwas 
wirft  (Imr.  XX  32)  und  erzeugt  dabei  einen  Ton,  der  dem 
Klimpern  beschnittener  Miinzen   gleicht,   die  man  zu  'Abqar 


1)  Vrgl.  Tarafa  m.  29;  Nabi^/a  m.  46;  Verbandl.  d.  Berliner  Ge- 
sellschatt  fiir  Erdkunde  XV  1888  S.  192. 

2)  'Antara  m.  33,  Aus  ibu  i/agar  XXIII  26,  Del.  Ill  V.  15,  Imr. 
IV  34. 

3)  Edle  Eosse  werdeu  dagegen  boi  den  Dicbtcru  selir  biiufig  stark 
scbwitzend  gescbildert  z.  B.  Lebid  ni.  Mit  dem  Rosse  macbte  man  mebr 
Umstiinde;  wiibrend  die  Kamele  Wasser  entbebreii  mussteu,  wurdeu  die 
Pferde  mit  Kamelmilcb  getrankt. 


71 

herausbckonimt^).  Dcii  Schwcif,  dor  oincr  Palmwodclrlppc 
verglichen  Avird  (Del.  112  V.  25),  triigt  sic  wie  die  Sklavin 
des  Gclagcs  kokett  ihro  Schleppe  (7arafa  m.  44)  odcrschwenkt 
ilin  liin  uud  her  wio  der  Bringer  ciner  frohen  Botschaft 
scincn  bofranstcn  Mantel  ('.\l(}ama  I,  ed  Socin  III  18).  Alte 
Kamolc  sclicincn  einc  Art  Glatze  zu  bckommen,  da  der  Ca- 
iiopus  glcich  dcm  Scheitcl  eines  alten  Kamels  Icuchtcn  soil 
(Del.  44  Z.  10).  Man  rief  die  Kamclin  mit  dcm  Rufc  hab ! 
liab !  zu  sich  heran  (vrgl.  7arafa  m.  16).  Ein  Kamel,  das 
zusammenbrccbon  wollto,  ermuntcrtc  man  mit  dcm  Rufe  da'da' 
(al-Z/adira :  M.  YII  23),  woran  fromme  Miislime  Anstoss 
nalimcn,  indcm  sic  die  Anrufung  Alhlhs  dcm  Tiorc  Kraft  zu 
verlcihen  statt  dessen  empfahlcn  (Goldzibcr,  Mub.  Stud.  I 
S.  265).  Dass  dcrartigc  Laute  wie  auch  das  obcn  erwabuto 
bis!  bis!  in  den  Liedcrn  wiedergegeben  Averden,  verdankcn 
wir  glcichfalls  der  obcu  besprochenen  Lebendigkeit  dieser 
"Wiistcnpoesic. 

Die  Kamclc  wurdcn  gczcichnet;  al-GumaiA  nennt  M.  JII 
2  ein  Kamel  malbiiz,  um  es  als  eincm  fremdem  Stammo 
angehorig  zu  bezeichncn,  und  meint  damit  ein  Tier,  welches 
seine  Eigentumsmarke  an  der  lihzime  dcm  Untorkiefcrvor- 
sprung  iintcr  dcm  Ohre  hat;  Del.  49  Z.  2  ist  von  Kamelcn 
die  Rede,  deren  Schcnkel  mit  eincm  Brandmal  gczcichnet 
sind;  vrgl.  B  160/1.  Bei  den  alten  Arabern  trugen  die  Ka- 
mclc, Avcnn  sie  sich  wund  licfcn,  durch  Riemcn  (in  diesem 
Falle  khadam  gcnannt)  um  die  Fcsscl  bcfestigteSohlenleder-), 


1)  Imr.  XX  36,  vrgl.  Wetzsteiu  Hauran  S.  41;  iiber  'Abqar:  Jaqut 
III  60G  ff,  Zuhair  XIV  13,  Lcbid  XIV  26,  L  2  und  Khalidi's  Ausg.  S.  37. 

2)  Lebid  lu.  23,  XL  6;  i/arith :  M.  XXVI  8,  m.  13;  'Abda:  M. 
XXV  52;  Zuhair  XVII  19.  Die  Form  des  Kamelfusses  eignet  sich  besser 
zur  Befestigung  eines  solchen  Schuhs  als  die  des  Pferdefusses.  Vielleicht 
ist  daher  der  Lodorschuh  des  Kaiuels  die  alteste  Form  des  Hufeisens,  da 
der  Gedauke  nilher  lag,  das  abgelaufene  Leder  dor  Kamelsolile  durch  an- 
deres  zu  ersetzcn. 


72 

die  heuto  nach  Doughty  II  471,  obwol  AVundlaufon  grosso 
Verlcgenhcit  bcroiten  kann,  nicht  mchr  im  Gcbrauch  sind. 
Aiich  bei  uns')  soil  fiir  Kinder,  welcho  wundo  Fiissc  habon, 
ein  Schuh  zur  Anwendung  kommen.  Yielf'aeh  habcn  die  Ka- 
mele  von  einer  grossen  blaulichen  Zecke  (Ixodes)  zu  ieiden, 
die  von  iinsern  Orientalisten  mit  der  Laus  verwechsclt  zu 
werden  pflegt  und  don  heutigen  Beduinen  im  Notfall  als 
Falkcnfutter  dient-).  Namentlich  magere  Tiere,  in  deren 
Hautfaltcn  sie  heraufkiieclit,  werden  von  ilir  befallen,  wiihrend 
sie  auf  dem  Fell  der  von  der  Friihlingswcide  glatteu  keinen 
Ruheplatz  finden  kann  und  herabgleitet  (Ka'b  ibn  Zuhair: 
Del.  111/2  V.  19,  21;  al-Aswad  ibn  Ja'fur:  M.  XXXVII  34). 
Auch  von  dem  Bisse  einer  Grille  (?  gudgud)  werden  die  Ka- 
mele  bisweilen  geplagt  (Muzarrid:  M.  XV  34).  Gegen  Raudo 
wandte  man  ein  antiseptisches  Mittel  an,  man  bestrich  sie 
nach  Entferuung  der  Haare  mit  Pech^),  doch  auch  andere 
Mittel  vrgl.  Nsbi^^a  XIV  6,  Muzarrid:  M.  XV  26.  Auch  das 
Brenneisen  gelangte  zur  Anwendung  (Nabi^a  XVII  25).  Der 
Ansteckungsgefahr'')  wegen  wurden  diese  Tiere  von  andern 
isolirt.  tJber  die  Durstkrankheit  (hijam)  s.  HS  195.  Zwei 
andere  Kamelkrankheiten  erwiihnt  Muzarrid:  M.  XV  25, 
einen  Karbunkel  (duru),  der  in  Folge  des  Hustons  entstehen 
soil,  und  eine  Beule  (<7udda).  Von  den  B  161/2  beschrie- 
benen  Kamelkrankheiten  scheint  diesen  keine  identisch. 


1)  in  Pommeru. 

2)  HS  145,  FE  234,  Doughty  I  S.  362  3. 

3)  'Alqama  XIII  (bei  Socin  1)  11;  Nabi(/a  III  8;  Imr.  Lll  31; 
Zuhair  I  8;  Jacob,  Stud,  in  arab.  Geogr.  S.  156;  Goldziher:  ZDMG- 
46.  Bd.  1892  S.  5112. 

4)  Huteiisi  XXIII  13b:  ,,wie  ansteckt  die  riiudige  Karaelin  die  ge- 
sunden,  so  dass  sie  kratzig  werden".  Wahrend  der  Beduine  auch  Ton 
dem  von  Misgeschick  Betroffenen  Ansteckuug  befiirchtet,  beachtet  der 
Muslim  Ansteckuiigsgefahr  auch  bei  epidemischen  Krankheiten  selteu. 


73 

Pferde.  Schwerlich  hiittcn  die  Amber  iiiit  duin  Kamolo 
allcin  ihr  Woltreich  crobert.  Erst  mit  dor  Entvvickelung  ihrcr 
Reiterei  warden  sie  fiir  die  Nachbarvolker  eine  drohende  Gc- 
fahr.  Das  alto  Testament  imd  das  klassischo  Altertum  kennt 
wie  V.  Hohn  (Kulturpflanzen  u.  Haustierc  6.  Aufl,  S.  28/9) 
gezeigt  hat,  keine  Pferde  in  Arabien');  Avenn  Arabor  auf 
Karaelen  in  die  Schlaciit  zogen,  so  ist  das  ein  Bewois,  dass 
sie  keine  Rosso  bosassen.  In  dor  2tcn  Hiilftc  dcs  4.  Jahr- 
hunderts  christlicher  Aora  wird  znerst  saracenischc  Reiterei 
erwahnt;  dor  nordarabische  Stamm  Thamud  ist  der  erste, 
wolchor  zu  Pferde  erscheint  (Hohn  a.  a.  0.).  Das  Pfcrd  wird 
in  Arabicn  fast  ausschliesslich  fiir  kriegerischo  Zwecke  gc- 
halten;  doun  es  ist  gewandtor,  lenkbarer,  liisst  sich  loichter 
herumwerfon  als  das  Kamel  iind  bositzt  vor  alien  Dingen 
Anhanglichkoit  an  seinen  Horrn,  wahrend  das  Kamel  im 
Stande  ist  mitten  im  Kampfgetiimmel  bei  unsanfter  Behand- 
lung  verstimmt  niederznknieen  gleichsam  zum  Absteigen  auf- 
fordernd  (Doughty  II  298).  Wie  schwiorig  es  ist,  das  Dro- 
medar  umzuwenden,  orsehen  wir  aus  dor  Schilderung  der 
Schlacht  von  /iunain  (JH  846),  wo  die  Glaubigen  schliesslich 
von  ihron  Kamelen  absprangen.  Die  Vornohmen  vertauschen 
daher  vor  Beginn  des  Karapfos  ihre  Kamele  mit  Rossen,  die 
sie  ledig  mitfiihren^).  Aiich  den  Sattel  des  Rosses  miisste, 
iim  dieses  zu  schonen,  die  Kamelin  tragen,  wahrend  jenes 
ihr  zur  Seite  lief  (Ibn  'Anama:  77  458),  Der  irrigen  Ansicht, 
dass  Arabien   reich  an  Pferden   sci,  ist  schon  hiiufig  wider- 


1)  Unbegreiflich  ist,  wie  Eatzel,  V(jlkcrkimde  1.  Aufl.  3.  Bd.  S.  64;5 
schreiben  konnte:  „Kamel  iind  Pferd,  beide  imentbclirlich  zur  Durch- 
querung  der  Wiisten,  waren  friiher  in  Arabieii  als  in  Afrika  bekannt". 
Hammcr-Purgstalls  Arbeit  ,,Das  Pferd  bei  dea  Arabern-'  in  den  Donk- 
schriften  der  Wiener  Akad  ,  Pbilos.-liist.  CI.  VI  1855  ist  giiuzlicli  un- 
braucbbar.    Vrgl.  Palgrave  II  92  ff;  Blunt,  Nejd  Chapter  XII. 

2)  'Antara  m.  47,  Doughty  I  334,  II  21.  Vrgl.  Zuhair  IX  19  nebst 
A'lams  BemerkuiiK  bei  Landberg  S.  120. 


74 

sprochun  woiden.  Nacli  B  57  kani  bui  dun  'Anoze  aul"  0 
odor  7  Zcltc  oinc  Stutc;  dor  Hocrbunn  dcr  Mekkaner  bestand 
bcim  AuszLige  vor  der  Schlacht  von  Bodr  nach  Waqidi  ll-'' 
Wollh.  14  aus  950  Mann,  700  Kamclen  und  100  Pfordcn. 
Ein  Pford  rcpriiscntirt  cinon  ungleich  holiorcn  Wert  als  cin 
Kaniul  und  gohort  houto  oft  mchrcrcn  Boduinon  geniuin- 
schaftlich. 

Untcr  den  Farben  dor  Pfcrde  schiitzcn  die  Arabcr  hcute 
am  moisten  rotbraim  mit  scliwarzen  Spitzon^)  und  bei  den 
alten  ist  kumait  wol  die  hiiufigsto  Farbenbozoichnung.  Dcr 
dunklo  'Antara  tummclt  eincn  Rappon  (m.  20,  67).  Boson- 
dcrs  gcscbiitzt  warcn  Rosso,  die  an  3  Fiisson  weissgeflcckt 
waren,  am  viorten  aber  nicht  (Salama  ibn  al-Kliurscliub:  M. 
V  9).  Mit  Sehccken  worden  von  al-Musaijib  ibn  Alas  die 
brandcndon  Wogon  verglichen:  M.  X  21  (Comm.).  Beson- 
deren  Wort  legen  die  Diohter  auf  Hohe  des  Widerristes. 

Der  Hengst  wird  nahe  dem  Zclte  angobundon  (vrgl.  B  37), 
Die  awari,  welche  Nabi^a  m.  3  unter  den  Spuren  der  ver- 
lassenen  Wohnstatte  anfiihrt,  waren  nacli  den  Eikliirern 
Pflocke  zum  Anbinden  der  Rosse.  Nach  Abbas  ibn  Mirdas 
(JH  862  V.  5  V.  u.)  waren  die  Rosso  der  Bonn  Sulaim  in 
einem  Kreise  (dara)  angebunden,  wtilu'cnd  sich  ringsherum 
die  Kamellicerdeu  befanden.  Ein  Ta^/lib-Dichter  riibmt  da- 
gegen,  dass  sein  Stamm  die  Hongste  frei  umherstrcifen  lasso 
(al-Akhnas  ibn  Schihab:  M.  XXXII  27  =  11  347).  Pferde- 
stiille  schleppen  die  Beduinen  nicht  auf  ihren  Kamelen  mit, 
wie  eiuige  Ubersetzer  altarabischerPoosie  zu  glauben  scheinen. 
Zu  Layard's  Bemerkung  hinsichtlich  der  Beduinenpferde  (Ni- 
neveh und  Babylon  330):  „Dor  Sattel  wird  ihnen  selten  ab- 
genommen"  vrgl.  Imr.  m.  69.  Das  Fiittcrn  der  Pferde  be- 
sorgen  die  Frauen  ('Amr  m.  88,  Lcbid  Fragm.  XXVII),    wol 


1)   A.  Blunt,  A    idlgrimaye  tu  Ncjd  II  S.  12;  Doughty  ]I  231.    Die 
Perser  bevorzugen  andere  Farben :  Polak,  Porsicu  II  108. 


75 

audi  das  Aufzaumen;  wcnigstcns  rait  al-Kal//aba  (M.  II  3), 
als  der  Notriif  crschallt,  seiner  Tochter  zu  ,,Zaumc  sic!"  Das 
gewolinlichstc  Pfordcfiittcr  des  Orients  ist  wio  boi  uns  im 
Mittelaltcr  Gorste').  Hafer  dlirfcn  sie  nach  Andcrlind  (ZDPV 
IX  1886  S.  9)  nicht  erhaltcn,  „weil  durcb  die  Verdauung  des- 
selben  zu  viel  Warme  orzcugt  wird"'.  Hafer  wird  iibrigens 
in  den  semitischen  Stammlandorn  nicht  kultivirt,  obschon  wild 
wacliscnde  Sorten  im  Ostjordanlande  vorkommen  sollon-). 
Dor  Beduine  ist  natiirlich  nicht  immer  mit  Gerstc  vcrschen. 
Zuhair  XIX  12  wird  zerkleineites  Gemiise  (nesifii  '-I-baql) 
iind  dicke  Milch  (el-lcbcnii  -'1-hagin)  als  gates  Pferdefutter 
erwahnt.  An  dor  Eaphratmiindung  imd  im  Negd  erhalten 
die  Rosse  auch  Datteln^).  Haafig  werden  sie  sogar  mit  Fieisch 
geflittert  B  355,  woranf  die  U  346  misgedeuteten  Stcllen  za 
beziehen  sind.  Zwei  Futterpflanzen  ncnnt  ferner  Nabi^^a  X 
25,  wosolbst  es  von  den  Rossen  hcisst:  ,,Es  tropft  dorja%/id 
von  ihren  Mundwinkeln,  indom  gelb  sind  ihre  Niistern  voni 
gargar".  Boim  ersten  Anblick  pflegen  die  echten  Beduincn- 
rosse  aiif  den  Nicht-Fachmann  keinen  giinstigen  Eindruck  za 
machen  ausser  im  Friihling,  zamal  sie  an  diirftige  Kost  ge- 
•\vohnt  iind  nic  gestriegelt  werden,  selbst  dann  nicht  wenn  sie 
zum  Vcrkaaf  bestimmt  sind:  Doughty  11  291,  Layard  a.  a.  0. 
Doch  schcint  letzteres  nur  von  den  Bedaincnrossen  za  gclten. 
Bocthor  fiihrt  in  scdnem  Dictionnaire  fran(,ais-arabe  (revu  et 
augmente  par  A.  Caussin  de  Perceval,  Paris  1859  S.  321) 
fiir  etrille  (Striegel)  die  Worter  gabre,  miAasse,  qaschaq  auf 
Sein  Material  stammt  aus  Aegypten.     In  Aegypteu  wird   das 


1)  DieseJbe  wird  lieiite  im  Orient  zuvor  gesiobt  s.  Vezir-i-Klian-i- 
Lcnkoran  ed.  Haggard  and  G.  le  Strange  S.  M  Z.  1;  vrgl.  Aug.  Miiller, 
Tiirk.  Gramm.  S.  70*. 

2)  Wetzstein:  Ztschr.  fiir  Etbnol.  V  1873  S.  281;  ZDPV  XIV  1891 
S.  5  Aum. 

3)  Layaul    Nintvi  h  iind  Babylon  330;  B  3£5. 


76  

Pford  nach  B  of)!)  drci-  odcr  vicrmal  tiiglich  gcstricgelt.    Audi 
dor   persischo  Held  Kiistam   reinigt  scin  Koss  am   Morgcn 
J>^^j  (jixi*^  ^j^   Schahnamoh,  Loidcner  Aiisg.  I  S.  336  Vers 
324.     In  Persicn  ist  Striegoln   einmal  am  Tage  ilblicb;    dor 
Ausdruck  dafiir  ist  timar,  vrgl.  Polak,  Persicn  II  S.  114. 

Das  Boduinonross  hat  nur  2  Gangarten:  Schritt  und  Ga- 
lopp;  Trab  wird  ihm  nielit  beigebracht.  Don  Josaphat,  Osterr. 
MonatsEcbrift  XVIII  1892  S.  112:  „Man  lehrt  das  jungc  Pford 
nur  Scliritt  und  Galopp;  icli  habo  nie  oinen  Beduinen  trabcn 
sohen".  Layard,  Nineveh  und  Babylon  331:  ,,Das  arabischo 
Pferd  hat  nur  zweierlei  Gang,  einon  schnollen  und  Icichtcn 
Schritt,  in  dem  es  zuweilen  4  —  5  (engl.)  Meilen  indcrStunde 
zuriicklegt  und  einen  halblaufenden  Galopp"  ').  Zuhair  XI  16 
ist  demnach  wol  zu  iibersetzen:  sie  werden  eine  Meile  mit 
den  Schcnkeln  angetrieben  (d.  h.  sie  galoppiren)  und  sie 
trotten  eine  Meile.  Wird  der  Lauf  d(;s  Pferdes  mit  dem  des 
Puchses  verglichen  (wio  Imr.  m.  59),  so  beachte  man,  dass 
es  eine  charakteristische  Eigentiimlichkeit  des  Araberrosses 
ist  dcu  Schweif  ^yahrend  des  Laufes  immer  horizontal  zu 
halten  (Reclus  IX  S.  876).  Der  Reiter  pflegte  wol  bisweilen 
den  Ziigel  gleicb  einom  Giirtel  um  den  Leib  zu  schlingen  s. 
Lebid  m.  63,  II  615,  woraus  sich  violleicht  erkliirt,  dass  gedil 
zugleich  Ziigel  und  Giirtel  bedeutet.  Sporen  scheint  man 
nicht  gekannt  zu  haben,  man  trieb  das  Ross  einfach  durch 
den  Schlag  der  Schenkel  an.  Imruulqais  (35,  14)  versetzt 
sein  Ross  durch  Scbnalzen  (naqr)  in  eine  sanfte  Gangart. 
Obwohl  der  Hufbeschlag  noch  heute  unter  den  Beduinen 
nicht  allgemein  verbreitet  ist,  scheint  mir  doch  Freytags  An- 
gabe,  Einl.  S.  247:     ,,Ein    harter   Huf  ist    eine    notwendige 


1)  Vrgl.  aucli  Polak,  Persien  II  110:  „Da  das  Pferd  keine  Drossur 
empfangt,  so  geht  es  selnen  natiirlichen  Schritt  (tadem)  oder,  wenu  es 
angetrieben  wird,  im  Galop  (dau-tacht  u  taz).  Trab  (tiirkiscli  jurtmeh) 
sieht  man  nur  von  Eiiropaern  reiten;  dem  persischen  Eeiter  erschcint 
diese  Gangart  zu  ermiidend. 


77 


Eigenscbaft,  da  dioselben  niclit  boschlagen  werden"  in  dicser 
Allgemoinbeit  bodenklich.  Abgesebon  davon,  dass  mebrfacb 
das  Stiebon  von  Fnnken  unter  dcm  Hufscblag  des  Rosses 
crwiibnt  wird,  werden  in  einem  Gedicbte  aus  dor  Zcit  des 
Propbetcn  ausdriicklich  beseblagone  Rosse  khailun  tunalu 
genannt  (JH  708  letzto  Zeile)^).  Dagegen  meint  Nabi^ra  II  4 
mit  mun  ala  wahrscheinlicb  eine  Kamelin.  In  iilterer  Zcit 
wird  Hufbeschlag  allerdings  selten  gewesen  sein,  denn  aucb 
griechische  Schriftsteller  tbun  seiner  erst  im  Hten  Jahrbundert 
Erwiibnung  (Aug.  Demmin,  Kricgswaffen,  4.  Aufl.  1893 
S.  668),  den  Griechen  und  Roniern    scheint  er  vorhor  unbe- 


kannt  gewesen  zu  sein  (ebend.  S.  665  ff).  Heute  roiten  nach 
B  175/6  die  Beduinen  Arabiens  ibre  Pferde~  nie  unbcschlagen. 
In  den  von  Layard  beroisten  Gegcndcn  werden  dagegen  bis- 
weilen  nur  die  Vorderfiisse  beschlagen,  worauf  moglicber 
Weise   Stellen    wie    Zubair    IX    18,    20    zu    bezieben    sind. 


1)   Vrgl.   Firdusi,   Leideuer   Ausg.    I    S.   341    V.  390,    der  ebeud. 
S.  340  V.  371  den  Huf  des  Eekhsch  ehern  nennt 


78  _ 

Schwerlicli  wiiiden  diu  }[iifoison  in  (Jon  Zcltlagoni  licigustcllt, 
Burckluudt  gedonkt  S.  154  der  Einfulir  von  Pferdehufeiscn  zu 
den  Bcduinon  durcli  Kaufleuto  von  Damascus.  Die  Bezoich- 
nung  na'l  fur  Hufcison  (wovon  oben  das  Denominativ  tun'al) 
ist  uni  so  zutrcffender,  da  na'l  eigentlich  Sandalo  bedeutet 
und  der  orientalisdie  Pfcrdehufbcscblag-  aus  einer  vollstiin- 
digen  PJatte  bestebt.  Die  crste  Abbildung  zeigt  ein  Hufeisen, 
welcbes  icb  von  oinem  scbwarzon  Nalbend  (Hufscbmied)  in 
Uskiidar  (Skutari)  crbandelte;  ofl'enbar  ist  es  dieselbe  Form, 
die  Layard  a.  a.  0.  331  folgenderniaassen  bescbreibt:  „Dio 
Hufeisen  besteben  wio  iiberall  im  Orient  aus  diinnen  Eisen- 
platten,  die  den  ganzen  Huf  bedeckcn,  bis  auf  oin  kleines 
Loch  in  dor  Mitte.  Sic  worden  durcb  sechs  Nagel  festge- 
balten".  Vrgl.  Polak,  Persien  II  S.  113').  —  Urn  Unfiillen. 
vorzubeugen  wird  das  Ross  mit  Amuletten  versehen  (Salama 
ibn  al-Kburschub :  M.  V  11;  'Alqama  I,  od.  Socin  III  21), 
wie  noch  heute  in  der  Tiirkei  Ketten  blauer  Glasperlen  diosem 
Zvi'ecke  dienon.  Wie  der  sessbafte  Orientale  die  Tiirpfostcn 
seines  Hauses  mit  dem  Blute  der  Opfertiere  farbt,  um  Un- 
heil  vom  Hause  und  seinem  Inhaber  abzuwenden  —  wir 
nageln  ein  Hufeisen,  urspriinglich  Zeichen  des  dargebracbten 
JRossopfers,  an  die  Schwelle  — ,  so  bestreicbt  der  Beduine  sein 
Vieh  und  namentlicb  sein  Ross,  da  er  Unfalle,  Avelche  diese 
betreffen  konnten,  am  moisten  besorgt,  mit  Bkit.  Vrgl.  Heft  I 
S.  26  u.  27  und  Salama  ibn  Gandal:  M.  XX  20:  „und  die 
schnelleu,  an  denen  Blutstrome  sind  als  ob  ihrc  Halse  Fe- 
tische,  denen  man  Regebopfer  geschlachtet  bat"  ^). 


1)  Beiliiufig  sei  bemerkt,  dass  in  der  Tiirkei  nicht  uur  Pferde, 
sonderii  audi  Einder,  Biiffel  (audi  aus  Porsien  beriditet  dies  Polak  II 
98),  Maultiero  und  Esel  besdilagen  werden.  Die  Zweiluifer  braudion 
natiirlidi  2  Hufeisen  fiir  jeden  Fuss.  Ein  von  niir  gleichfalls  in  Uskiidar 
gekauftes  Biiffelhufeisen  stellt  die  zweile  Abbildung  dar. 

2)  Auch  liier  geht  keine  Jagdschilderung  voraus.     Natiirlidi  batte 


_^   79 

Audi  der  Schilderung  dcs  Rosses  sind  in  don  meistcn 
Qasiden  liingeio  Partien  gcwidniet.  Wild  seino  Jiriist  iiiit 
Blut  bestrichen,  so  steht  es  liocli  emporgorichtct  wie  ein  ge- 
giirtetor  Porserfiirst  (Inir.  40,  31).  An  seincn  Weichcn  sind 
die  Haare  aiisgefallen  vom  Sciilag  der  Schenkel  des  Koiters, 
so  dass  dicse  Stollo  diinkeJgraii  erschcint  (Zubair  VI  6,  XIX  6). 
"Wiibrend  des  liittos  scbiittclt  es  den  Kopf,  weil  der  berab- 
rinnende  Scbweiss  es  be]astigt(Imr.  IV  65).  Es  bebt  den  Hals, 
so  dass  der  Zaura  es  zerrt  and  es  den  Muudwinkel  scbief 
ziebt  (Zubair  XVII  IS).  Es  springt  wie  eine  eierlose  Heu- 
scbrecke  (Ka'b  b.  Malik:  JH  707  V.  12);  mit  einerweiblicben 
Heusebrecke  ('arade)  vergleicbt  es  al-Kal/mba:  M.  115.  Dieser 
Vergleicb  findet  sicb  bereits  Hiob  XXXIX  20,  Joel  II  4.  Wann 
es  dabinjagt,  buschen  Ratten  aus  ibrenLocbern  aufgescboucbt 
ilber  den  Erdboden  (Imr.  IV  49,  50).  In  der  Scblacbt  aber 
schielt  das  Auge  des  Tieres  einwiirts  scbarf  nacb  einera  be- 
stimmten  Punkt  gleicb  deiii  Auge  des  Einaugigen  ('Antara 
XX  29).  Dringen  daiin  die  Lanzen  in  seine  Brust,  so  wendet 
es  sicb  mit  einer  Tbrtine  und  klagendem,  abgebrocbenen  Ge- 
wieber  an  seinen  Reiter.  „Hatto  es  redon  konnen",  sagt 
'Antara  (m.  68/9)  „so  biitte  es  wabrbaftig  zu  mir  gesprocben" 

Bisweilen  erprobtc  man  wol  aucb  die  Scbnelligkeit  zweier 
Rosse  im  Rennen  auf  Grund  einer  Wette  (vrgl.  FE  187  ff). 
Ein  solcbes  Wettrennen  tiibrte  zum  beriibmten  Bruderkrieg 
der  Ga^afan-Stamme,  Abs  und  Dbubjan.  Nacb  //amasa  223 
sollten  damals  jo  2  Rosse  eine  Strecke  von  100  Pfeilscbiissen 
rennen;  es  wurde  eine  Vorbereitungszeit  von  40  Niicbten,  uiii 
die  Rosso  reicblicbor  als  sonst  zu  fiittern  und  ein  Preis  von 
20  Kamelen  fiir  den  Sieger  festgesetzt;    ferner  einigte   man 


man  frisches  Blut  niclit  jeden  Tag  und   so   ualim   Imr.  40,  31  die  Ge- 

legenheit  nach  der   Jagd    wahr.     Vielleiclit    liilngt    noch    die    Sitto  der 

Tiirken  einzelue  Kurperteilo  der  Biiffel,  auch  Miihuen  und  Schwiiuze  vun 
Pferden  mit  Henna  zu  fdrbeu,  mit  obigem  Aberglauben  zusammen. 


80 

sich  iibcr  den  Aiisgangspunkt  des  Laiites.  Als  Namcn  dor 
Rennpfordo  werdcn  gcnannt  al-Klia//ar  dor  Schwoifsclnvinger, 
bei  andern  dafiir  QurzuP),  fornor  al-/7anfa^),  Da/tis^),  al-6ra- 
bra  „die  Staubfarbigo"^).  Die  siogreiclicn  Rosso  von  'Abs 
wurdon  durcli  Hintorlist  iln-or  Gcgnor  aufgehalton  und  dor 
Preis  verweigert.  Auch  Wettliiufe  zwischen  Kamolen  karaen 
Yor:  //  233. 

Dor  Hauptvorzug  dos  Araberrossos  ist  seine  Klughoit 
(dhaka),  dio  sich  durch  don  intonsiveron  Verkohr  rait  dem 
Monsclion  bei  ihm  auch  in  hiihorom  Grade  cntwickelt  hat. 
Die  Klugheit  dor  Haustiero  ist  ja  oin  Reflex  dos  mensch- 
lichen  Intellekts,  weshalb  wir  den  Hand,  niit  dom  wir  uns 
mehr  als  mit  andern  Haustieron  abgebcn ,  als  das  kliigste 
Tier  betrachten.  Im  Orient  wird  dor  Hand  gomioden,  das 
Ross  abor  ist  dort  viol  seltener  als  bei  uns  durch  einen  Stall 
(vrgl.  B  171)  von  seinem  Herrn  getrennt.  Deshalb  gilt  dem 
Araber  das  Ross  als  kliigstes  Tier  und  die  Geschichten,  wclche 
von  seiner  Klugheit  erzjihlt  wordon,  diufen  nichtimmer  gleich 
als  Fabeln  gelten,  wonn  sie  mit  unsern  abendliindischon  Er- 


1)  Qurzul  hatte  ich  mir  trotz  der  bei  Freytag  nach  dem  mir  un- 
zugjlnglichen  Qamils  gegebenen  Erkliirung  bereits  als  Schlinge,  Fessel 
(des  verfolgten  Wildes  etc.)  analog  dein  bekannten  qaidu  '1-awabid  ge- 
deutet,  bovor  ich  LA  kannte.  —  Vrgl.  Salama  b.  al-Khurschub :  M.  IV 
15,  al-Giimai/;:  M.  VI  2. 

2)  „Krummbein",  worunter  man  speciell  ,,Schildkrote"  verstand. 
Freytags  „lacerta",  das  uns  hier  besser  passen  wlirde,  scheint  auf  einem 
Irrtum  zu  beruhen,  da  er  so  wahrscheinlich  /arba  Kamiileon  iibersetzt 
(s.  LA). 

3)  Nach  ihm  heisst  die  Fehde  ,,DaAiskrieg".  Der  Name  des  Eosses 
konnte  ,,Zwietrachterreger"  bedeuten.  Die  Verbalwurzel  scheint  mir  in 
dieser  Bedeutung  nicht  denominativ  zu  sein.  Es  widersteht  mir  alle 
Mijglichkeiten,  auch  die  unwahrscheinlichsten,  hier  in  broiter  Rede  zu 
expliciren,  wie  Socin  in  ahnlichen  Fallen  von  mir  fordert. 

4)  Pferdenamen  s.  ferner  JH  476,  en-Na'ame  „Strauss"  als  Eoss- 
name  Del.  S.  44  Z.  1.  4,  ar-Ea'scha  die  Schnello  Lobid,  Khalidi  S.  47, 
Huber  X  5.  Als  zwei  beriihmte  Pferdestammviiter  uennt  Muzarrid  (M. 
XVI  29)  es-Sari/i  (Vollblut)  und  Gatil  (Flink). 


81 

fahrungon  nicht  iiberoinstiinnion.  Wockt  z.  13.  bei  Kirdosi 
Kekhsch  soinen  schlafendeii  Horrn  bei  drohendor  Gefahr  mit 
dem  Haf,  so  ist  das  nicht  ohne  weitores  als  eine  Idealisirung 
der  Natur  anzusohen.  ,,Ftillt  dor  Kcitor  zur  Erde",  orziihlt 
Carsten  Niebuhr  (Beschreibung  von  Arabian,  Kopenhagcn 
1772  S.  162)  von  den  arabischon  Kossen,  ,,so  bleiben  sic  bei 
ihm  steiien  und  Avieliern  bis  Hiilfe  kommt.  Sehlaft  er  bei 
ihncn  in  freiem  J'elde,  so  wiohern  sie,  wenn  sich  in  der 
Feme  Riiuber  zeigen". 

Das  Ross  gehort  nach  arabischer  Anschauung  oigentlich 
zum  vollkommenen  Manne.  Wer  zu  reprasentiren  iiat  odor 
etwas  gelten  will,  darf  nicht  zu  Fuss  erscheinen.  Auch  Au- 
dienzen  werden  von  Herrscbern  bisweilen  zu  Pfordo  abge- 
halten.  Bekannt  ist  aus  unsern  Tagen  das  Beispiel  des  Sul- 
tans von  Marokko.  Zu  Pferde  empfing  auch  der  Khalife 
Mam  Cm  den  jakobitischen  Patriarchen  Dionysius  von  Telmahar 
(Nooldoke:  Im  neuen  Reich  1873  I  S.  821). 

Was  die  Nomenclatiir  anlangt,  so  unterscheidot  die  ara- 
bische  Sprache  moist  bei  Ross  und  Kamel  die  analogen 
Korper-,  Geschirrteile,  Eigenschaften  etc.  durch  verschiedene 
Benennungen.  Faris  ist  der  Reiter  zu  Ross,  wahrend  man 
bei  rakib  zuniichst  an  cinen  Kamolreiter  denkt.  Muhr  und 
faluw  bezeichnen  speciell  das  Hengstfiillen  in  verschiedenen 
Entvvickelungsstadien  (vrgl.  B  169),  wahrend  man  die  Kamel- 
fiillen  in  mohrcren  anderon  AVorten  unterscheidot.  Zimam 
ist  der  Kamelhalfter,  dor  Pferdezaum  ligam;  kur  Kamelsattel, 
serg  Pferdesattel  (vrgl.   Salaraa  ibn   Gandal:   M.  XX  18)  etc. 

Hinsichtlich  des  Maultiers  scheinen  sich  die  Verhaltnisse 
in  Arabien  nicht  geandert  zu  haben.  Es  kommt  dort  zwar 
vor,  wird  aber  aus  Afi-ika  importirt,  da,  wie  Glaser')  bemerkt, 


1)  Uber  meine  Eoiseu  in  Arabien  S.  26  (Mitt.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges. 
in  Wien  XXX  1887). 

6 


82_ 

„es  koin  Arabcr  [d.  h.  hicr  Boduinc]  iibcr's  Herz  bringcn 
Aviirdo,  soino  Stuto  zu  oinor  Mesalliance  mit  cinem  Esol  zu 
zwingon.  Noigungcn  aiis  freicr  Liobe  cxistircn  zwisclien 
bciden  Gattiingcn  nicht".  Audi  Mu//ammads  woisses  Maul- 
tier  Duldula  stammte  aus  Aegypton  und  war  cin  Geschenk 
dos  Muqauqis^).  Es  vvird  gctadclt,  wcnn  spatere  Dichter  sich 
auf  einem  Maultier  oder  Escl  roitend  einfiihren:  NB  20. 
Beide  gehorcn  nicht  zu  den  Haustieren  der  Beduinen.  So 
stellt  auch  Maisfm  in  ihrem  bekannten  Liede  (Del.  25  Z.  8) 
das  Maultier  als  Rcprasentanten  der  Stadt  dem  Kamelfiillcn 
der  Wiiste  gegeniiber.  Bei  /Amain  fochten  auch  viele  Stiidter, 
uaraentlich  Bewohner  von  7aif  gegen  MuAamraad,  so  erkliirt 
sich  das  Eselgeschrei  in  ihrem  Trosse:  JH  841.  Die  Be- 
zeichnung  der  Esel  benat  ^Sa'da  oder  wuld  >Sada  (DH  96,5) 
scheint  mir  am  besteu  auf  die  jemenischo  Stadt  dieses  Namens 
bezogen  zu  werden. 

Die  Schafe  und  Ziegen  Arabiens  unterscheiden  sich  von 
den  bei  uns  geziichteten  Racen  wesentlich  und  sehen  einander 
iihnlich.  Die  Ziege  hat  Schlappohren  und  ist  meist  schwarz. 
Die  gofallenen  Feinde  werden  mit  Ziegen  verglichen,  die  ein 
Hagelschlag  getrofi'en  hat  (JH  635  V.  7).  Ziegen  des  /Yigaz 
werden  M.  XXXII  19  =  i/  346,  Schafe  des  /7igaz  'Alqama 
VI  1  erwahnt.  Zehn  Schafe  werden  bei  Waqidi  mehrfach  als 
einem  Kamel  gleichwertig  angefiihrt,  vrgl.  214^  Wellh.  S.  379, 
220^  Wellh.  S.  387,  wiihrend  zu  Burckhardts  Zeit  7  Schafe 
dem  Wertc  eines  Kamels  entsprachcn:  B  81.  Nach  einer 
Legende   bei  Demiri  I  S.  fff  batte  der  Prophet  ein   Kamel, 


1)  Demiri  I  305;  es  iiberlebte  den  Propheton  und  starb  erst  unter 
dem  Klialifat  des  Mu'awija,  Demiri  I  130;  ]\rg\.  Sa'dis  Bostan  cd.  Graf 
S.  M  V.  88,  HS  112,  der  es  als  Maulesel  bezeichnet,  wahrciid  L  II  S.  66 
von  ihm  als  einem  Maultier  spricbt;  ba.^l  bezoichnet  sowol  das  Maultier 
als  deu  Maulesel  s.  Qazwini  ed.  Wiistenfeld  I  S.  376. 


83^ 

(las  gcschlachtot  werdcMi  sullto  iind  /ai  ilini  fluchtoto,  urn  100 
Dirhem  angekauft.  Der  Kamelhongst  der  'Aischa  kostetc 
nach  Demiri  I  fV^  200  Dirhem,  nach  einor  andern  von  ihni 
bestrittenon  Angabe  400.  Als  Bild  dor  Arrant  wird  in  ara- 
bischen  Erziihluugen  bisweilon  wie  11  Sam.  12  ein  Mann 
eingefiihrt,  dessen  ganze  Habc  ans  einem  Schafchon  bostebt, 
so  Freytags  Chrest.  Arab.  S.  33,  wo  es  die  Frau  fiir  die  Gaste 
schlachten  iiisst.  Bei  den  Qarar-  oder  Naqad-Schafen  ver- 
unstaltete  der  starko  Wollwnchs  das  Gesicht  s.  Ahlwardt,  Be- 
merkungen  S.  151  zu  'Alqama  XIII  31  (bei  Socin  II  32). 
Der  Vers  scheint  darauf  zu  denten,  dass  man,  wie  Doughty  I 
429/30  von  den  heutigen  Beduinen  berichtet,  auch  im  ara- 
bisclien  Altertum  keine  ratiouelle  Wollzucht  trieb,  sondern 
die  Schafe  nach  Maass  des  jedosmaligen  Bedilrfnisses  schor, 
vorgleiche  jedoch  B  164.  Da  sich  Kamelmilch  nicht  buttern 
lasst,  haben  Ziegen  und  Schafe  fiir  den  Beduinen  eine  be- 
sondero  Bodeutung.  Die  Milch  wird  durch  Schiitteln  in 
Schliiuclien  gebuttert.  Aus  der  Ziegenmilch  bereitete  man 
auch  cine  aqit  gonannto  Kaseart  (Imr.  68,  5),  wiihrend  der  4 
hoiligon  Monatc  war  das  vcrboten  (//.  2  Z.  4  v.  u.). 

Auch  zahme  Gazoilen  gab  os  bisweilon  im  Zolto,  'Alqama 
XIII  (ed.  Socin  II)  14,  1  (od.  Socin  III)  3.  Die  hoiligon  Be- 
zirke,  in  wclchen  die  Tiero  unverletzlich  waren,  mogen  den 
Gcdanken  Gazoilen  und  andero  Tiere  zu  ziihmen  naho  gelegt 
haben,  vrgl.  WR  102/3. 

Das  Zeltlager  wurde  von  Hunden  bewacht.  Dem  stolzcn 
unabhiingigen  Beduinen  musste  der  knechtischo  Sinn  des 
Hundes  besondors  verachtlich  erscheinen,  wcshalb  or  gerno 
seine  Feinde  Hunden  vorgleicht,  die  ihn  anknurren  (Muzarrid: 
M.  XVI  54).  Dor  Islam  hat  den  Hund  als  unroin  gcbrand- 
markt  und  geiichtot,  donnoch  in  scltsaraer  Inconsequenz  ihn 
zugleich  fiir  unverletzlich  crkliirt.     Von  Reisenden  ist  hilufig 

6* 


84 

hervorgehobcn,  class  die  inuslimischc  Bovolkerung  bci  Mis- 
liandlung  eines  Hundcs  schr  gercizt  wird  und  nioiiials  soil  z.  B. 
in  Stambul  oin  Hand,  audi  wcnn  or  schwor  verletzt  ist,  ge- 
todtet  werden.  Hier  scheincn  wio  oft  altpcrsischo  Auffas- 
sungen  in  den  Islam  hiniiborzuspielen  s.  Willi,  Geiger,  Ost- 
Inlnische  Kiiltur  S.  370.  DicSchussel,  aiis  wolchor  der  Hand 
lockt  (niila^/atu  '1-kolb)  wird  JH  835  Z.  2  als  geringwertigstes 
Sttick  dos  Hausbalts  gonannt.  Des  Hundcmaulkorbs  gedenkt 
Nabi(7a  VIII  13.  „Hunde,  an  deren  Hiilsen  die  Kottcn  klirren" 
erwabnt  Muzarrid:  M.  XVI  65;  es  bandelt  sicli  um  Jagdhundo. 
Von  solcben  worden  aucb  Namen  ilberliefert,  so  Lobid  XVII 
2  MulAam  und  Ti//al,  obend.  XL  28  Sail  und  Raka/i  m.  52 
Sukbam')  und  Kasab^),  Nabi^a  ni.  14  7>uiman,  ebend.  18 
Wascbiq,  Muzarrid  (M.  XVI  66) :  Sukbam '),  Miqla  ul-qanis 
(Tborbocko:  „Jagortopf"),  Salbab  (Tb.  „Lango"),  Gadla  (,,Ha- 
bicbt"),  SirAan  („Wolf"),  Mutanawil  (Tb.  „Packan")^);  im 
folgenden  Verse  heissen  sie  Tocbter  von  Hundon  aus  Saluq; 
liber  dessen  Lage  geben  die  Ansicliten  auseinander  s.  Jaqiit 
III  125/6;  Panzer  aus  Saluq:  ScbW  334.  Es  ist  durchaus 
unsicber,  ob  man  aus  einem  Verse  Muzarrids  scbUossen  darf, 
dass  Hunde  aus  Laba  bei  al-BaArain  bezogen  wurden  s. 
Jaqut  IV  S.  358.  Die  Jagdbunde  werden  in  den  Liedern 
scblank  wie  Docbte  und  mit  berabbangenden  zerzausten 
Ohren  gescbildert. 

Der  Habn  wird  von 'Abda  ibn  a^-Tabib  wie  ein  Wunder- 
ticr  der  Stadter  neben  doni  Elepbanten  aufgefiihrt  (M.  XXV 


1)  Schwiirze;  auch  einer  von  den  iiberlieferten  altagyptisclien  Himde- 
namen  Pehtes  bedeutet  Schwarzer  s.  Ermaiis  Aegypteu  S.  334. 

2)  kasabi  ist,  wie  Lagarde  Nominalbildung  S.  23  bemerkt,   eigent- 
licli  ein  Imperativ  „erwirb". 

3)  Noch  oine   ganze   Reilie  von   Hiindenamon  ziihlt   Ibn  Sidah  auf 
(Handsclirift  im  Besitze  dos  Grafon  Landberg,  Vlll.   Tell). 


85 

2).  Hjiufig  wircl  cr  in  Vcrbindiing  mit  Woinbudon  gcnannt 
(cbend.  67,  Lobid  m.  (31).  Lobid,  Xluilidi  137  bei  Hiibcr 
XIX  6  erschcint  Hahnonschroi  ncbcn  dcm  Ton  dcs  christ- 
lichcn  Soniantcriums  (naqus).  Ohnc  derartigo  Bczichiingcn 
wird  cr  sclton  gcnannt  (so  al-Khansjl  S.  A*^  V.  1).  Ein  Lagor- 
genosso  dor  Boduincn  sclioint  cr  denmacli  nicht  goweson 
zu  scin. 

Gastlichkeit. 

Die  Wiistc  hat  untcr  den  Arabern  die  Tugcnd  dor  Gast- 
lichkeit entwickelt,  die  abscits  dor  Touristenstrassen  noch 
heiite  allgemein  verbreitet  ist^).  „Mehr  als  ein  iibermiitigor 
Pascha  von  Baghdad",  sagt  Layard  (Nineveh  u.  Babylon  319), 
„hat  im  Zelte  eines  armen  arabischen  Scheikh  Zuflucht  und 
Schutz  gefunden,  dem  er  in  don  Tagon  seines  Gliickes  alio 
moglichen'  Ungerechtigkeiten  und  Bedriickungen  zugefiigt 
hatte  und  der  eher  der  Regierung  Trotz  geboten  und  sein 
Leben  gewagt,  als  seineu  Gast  verraten  hiltte"  ^). 

Unpassend  wiire  es  jedoch  in  ein  fremdes  Zelt  sogleich 
einzutreten,  aiich  der  Sehutztlohende  blcibt  drausscn  und  er- 
fasst  nur  den  Zeltstrick.  Andere  symbolische  Handhmgen 
von  derselben  Wirkung  erwiihnt  Layard  a.  a.  0.  317/8.  „BGi 
den  Schammar",  heisst  es  dort  z.  B.  „wird  Jemand  derDakhil 
seines  Feindes,  wenn  er  das  Ende  einer  Schnur  odor  eines 
Fadons  fassen  kann,  dessen  anderes  Ende  dieser  in  dor  Hand 
halt",  wozu  man  Zuhair  XIV  25,  X  25  ff  vergleicho.  Sogar 
den  Frevler,  der  sich  schutzflehend  an  cineu  Stamni  gcwandt, 


1 )  tjber  arabiscJie  Gastlichkeit  im  Allgemeinon  Doughty  I  228,  ein 
schoncs  Beispiel  I  400. 

2)  Ausfiihrlich  erzahlt  ein  solches  Beispiol   von   eincm  Pascha  von 
Damascus  Burckhardt  S.  266. 


86 

um  kcinen  Preis  ausziiliofern,  gait   fur   ruhmvoll.     tjbcr  das 
Schutzrocht  dor  Fraiien  vrgl.  59/60. 

In  Ortschaften  existirt  cin  bestimmtcr  Platz,  aiif  dem  dor 
Frcmdo  zuniichst  Halt  macbt,  die  Einladung  abwartend.     So 
war  OS  zur  Patriarcbenzeit,  so  ist  es  nocli  hcuto  (Doiigbty  II 
248,  503).     Bei  Nacht  ziindoto  dor  Edle  oin   Fcuor  an,  um 
Verirrten  den  Weg  zu  seinem  Zelte  zu  weisen.     Ahlan  wa- 
sablan   „Mach   dirs  bequem"   und  raarAaban   ,,Willkommen!'' 
rief  der  gastfreie  Wirt  dem   Gasto   entgegen   und  pries  sein 
Nacbtquartier  ('Amr.  b.   al-Abtam:  M.   XII  II),    der  Ungast- 
liche    aber    sagte    wol    „der  Raum  ist  eng"    (ebend.  V.  10). 
Sonst  war  der   gewobulicbe  Gruss  zur  Heidenzeit  in  am  6'a- 
ba/tan  ,,Guten  Morgen".     Der  muslimiscbe  Friedensgruss  ist 
bebraiscben   Ursprungs.     Der  Willkomrasgruss    mer/taba   be.- 
deutet  heute  nach  Glaser,  dass  dem  Fremdling  zu  Ehron  ein 
Schaf  geschlacbtet  werden  soil  und  zeigt  mebrfach  wiederholt 
die  Zahl  der  zu  scblacbtonden  Schafe  an  vrgl.  damit  Magani 
el-adab  III  S.  p*.     ,,//ansala  begriisste  ibn  mit  mer//aba  ohne 
ihn  zu  kenuen  und  scblacbtete  fiir  ibn    ein  Schaf".     11  688 
Z.  6  wird  fiir  den  Gast  eine  besondere  qubba  gebaut,    vrgl. 
dazu  Imr.  XIV  10.     Auch  Ag  IX  S.  172  Z.  7  lasst  der  Konig 
von  /iira  fiir  2  willkommone  Giiste  ein  Ledorzelt  aufschlagen. 
Schatze  aufzuhaufen  ist  fiir  den  Beduinen  wenig  erstrebens- 
wert,  da  ihr  Besitz  unsicher  und  gefahrvoll,  ibr  Transport  bei 
seinem  Wanderleben  liistig  ist.     Darum  gilt  es  fur  eine  Tugend 
die  Freigebigkeit  bis  zum  Verschwenden  zu  steigern,  wahrend 
Sparsamkeit  meist  als  Laster  gebrandmarkt  wird').     Der  Frei- 
gebige  wird  mit  der  Regenwolke  und  dem  Meere  verglicben; 


1)  Zuliair  m.  52,  XVII  12;  'Antara  m.  39:40,  viele  Stelleii  im  2. 
Buche  von  Sa'dis  Bostan,  Wetzstein,  Hauran  S.  33,  auch  Vambery,  Der 
Islam  im  19.  Jalirh.  S.  230,1.  Die  Ansichten  der  Stiidter  sind  in  diesem 
Punkte  denen  der  Beduinen  vielfach  verwandt. 


87 

erweckt  duch  in  einom  wasscnirmcn  Lando  die  Vorstellung 
dcs  Wasscrs  die  dor  Erquickung;  ini  JJadnxmiit  iieisst  der 
Rcgen  gcradozu  raAme  „Erbarmcn"  (van  don  Berg  S.  223). 
Ein  Dicliter  riihmt  von  oinom  gastlichen  Stammo,  dass  seine 
Hunde  sclion  das  Ankniirrcn  verlcrnt  batten  {JJafistm  b.  Thabit: 
Del.  98  V.  10).  „Selbst  der  iirmste  Boduinc.  der  ein  Schaf 
schlachtet",  sagt  Layard  (a.  a.  0.  287)  ,.ladct  alio  seine  Ercundo 
und  Nachbaru  zii  deni  Gelage  ein,  iind  wenn  nocli  etwas 
iibrig  bleibt,  so  verteilt  or  cs  unter  die  Armen  undHungrigen, 
wenn  er  es  auch  selbst  fiir  den  nachsten  Tag  notig  haben 
soUte".  Namentlicli  aber  ist  es  Pfliclit  des  Reichen  zur  Zeit 
der  Not  die  Leiden  der  Bediirftigen  zu  lindern.  Wann  Winter- 
stiirme  die  Hiirden  gegen  die  Zelte  werfen  und  die  abgefal- 
lenen  BaumbJiitter  cmporwirbeln,  spenden  die  Edlen  "VVittwen 
und  Waisen  reichliche  Nahrung').  „Denn  ich  errettete  den 
Armen,  der  um  Hiilfe  riof",  riihmt  Hiob  XXIX  12,  13  „und 
die  Waise,  wenn  ihr  kein  Heifer  war.  Segenswiinsche  dess' 
der  verderben  sollte,  kamen  ilber  micli  und  das  Herz  der 
Wittwe  maclite  ich  jauchzen".  Man  vergleiche  dazu  Lebid 
ra.  76/77  und  Ermans  Agypten  S.  434:  „Hinter  alien  aber 
stehen  die,  deren  Klage  fur  den  Toten  die  riihmendste  ist, 
die  armen  Witwen  und  Waisen ,  fur  die  er  im  Lebon  ge- 
sorgt  hat". 

Als  Ideal  der  Gastlichkeit  gilt  der  Dichter  Jliitlm  a^-Tili, 
von  dom  eine  Keihe  Erzahlungen  iiberliefert  werden,  deren  2 
Sa'di  im  2.  Buche  seines  Bostan  bearbeitet  hat.  Zu  der  be- 
rtihmten  Rossgeschichte  in  Grafs  Ausg.  S.  f^V  ff  vrgl.  B  276/7. 
S.  liber  ihn  auch  Qazwini  II  S.  50/1,  FE  145-7.  -  Dass 
wie  bei  uns  so  auch  bei  den  hoidnischen  Arabern  die  Be- 
wirtung  oft  fiir  eine  Pflicht  gait,  der  sich  die  Wiinsche  des 
Gastes  zu  beugen  liatton,   bewoist   folgender  in  der  77amasa 


t)  Zuhair:  Del.  S.  lOG  V.  14.  15. 


88 

S.  279  iiberlioferte  Vorfall.  Aus  ibn  //arithu  vom  Stamme 
Gadila,  tier  zu  den  gastlichon  7aij-StamraGn  derEbone')  ge- 
horto,  sandtc  scincn  Sohn  hintor  Zaid  al-Fawaris  und  'Alqama 
ibn  Marhiib  her,  die  bci  ibm  voriibergozogen  warcn,  wiihrend 
ihr  Reisegefahrte  bei  Aus  eingekehrt  war,  mit  dom  Bcfehl  sio 
zuriickzubringen.  Qais,  dor  Sohn  dcs  Aiis,  holt  sio  cin,  sie 
aber  wollen  nicht  einkehren,  da  wird  Qais  grob  und  Zaid  cr- 
schlagt  ihn. 

Nahrimg. 

Vegetabilische.  Die  Beduinen  sind  unter  Heranziehung 
des  Bedeutungswandcls  von  arab.  la/mi  Fleisch  =  hcbr.  lechem 
Bred  (FAF  30  ff)  als  Fleischesser  bezeichnet  wordon.  Das 
hat  aber  nur  eine  relative  Berechtigung,  wenigstens  fiir  die 
modernen  Beduinen,  deren  Hauptnahrung  nach  B  192  Mehl 
und  Butter  ist;  im  Negd  soil  es  nach  B  48  'Aneze  geben, 
die  fast  ausschliesslich  von  Datteln  und  Milch,  also  halbvege- 
tarianisch  leben.  Allerdings  mussten  die  Beduinen  das  Ge- 
treide  ja  moist  von  den  FellaAen  eintreiben  oder  aus  der  Stadt 
beziehen:  Magani  el-adab  III  S.  \^r.  Auch  in  der  Jemama 
gab  es  Getreidebau.  Die  beidon  fiir  Arabien  in  Botracht 
kommenden  Getreidearten  sindWeizen  und  Gerste.  Goniahlen 
wurde  erst  in  der  Wiistc.  Die  Miihle  besteht  aus  2  runden 
Steinen  (ra/mn  hebr.  nur  im  Dual  rechajim),  deren  unterer 
beim  Mahlen  auf  dem  Mehlfange,  der  thifale,  ruht  und  eine 
Achse  qu^b2)  triigt,  um  welche  der  obere  sich  dreht.  Das 
Mahlen  auf  der  Handmiihle  erfordert  viel  Zeit  und  Geduld, 
"wird  meist  taglich  und  im  ganzen  islamischen  Orient  von 
Frauen  verrichtet  ^) ;  fur  Manner  war  es  schimpflich:  II  331. 


1)  Vrgl.  H  177  Z.  2. 

2)  'Antara  Vll  13,  Abil  MiAgan  ed.  Abel  II  6. 

3)  Vrgl.  Wellsted's  Reisen  in  Arabien  I  S.  248— 9;  Layard,  Nineveh 
und  Babylon  287;  Wetzstein:  Ztschr.  fQr  Ethnol.  XIV  1882  S.  (,465) 
Anm.  2;  Osterr.  Monatsschr.  XVIII  S.  103. 


89 

"Windmuhlcn  warcn  zu  'Omar  I  Zeit  sogar  in  Medina  niciit 
im  Gebrauch,  man  erziihltc  sicli  dort  von  cineni  pcrsischen 
Sklavcn  aus  Is'ehawend,  dass  er  die  Kanst  besiisse  cine  Miihle 
zu  raachon,  die  mit  Wind  mahle^).  Nach  B  194  lobcn  die 
Beduinen  auf  ihron  Keisen  fast  giinzlich  von  ungcsiiuortcni 
Brode.  Das  in  der  gliihenden  Asche  (raalle)  gebackene  Brod 
hiess  malil  „Aschenbrod" :  'Orwa  ibn  al-Ward  XXII  4.  Aus 
der  Geschichte  dcs  Prophoten  ist  der  sawiq  bekannt,  wclchcn 
einst  die  Qoraischitcn  von  den  Glaiibigen  verfolgt  von  sicli 
warfen,  um  den  Gang  ihrerKamele  zu  besciileiinigon  (JH  543), 
"wonach  jener  Zug  benannt  wurde.  Der  sawiq  ist  unreifes 
Getreide  gerostet,  zerquetscht^)  und  mit  Datteln  gemischt  iind 
wird  gerne  als  Proviant  auf  eiligo  Reisen  mitgenommen. 
Qazwini  I  263  Z.  3  v.  u.  wird  Gersten- sawiq  genannt. 
Das  Miscbgericht  /mis  (//  223  Z.  4,  Waqidi  29''  Wellb.  72) 
Avard  aus  Datteln,  Butter  und  Milch  bereitet;  vrgl.  auch  B  46 
nebst  der  von  Wetzstein  ZDMG  22.  Bd.  S.  104  Anni.  41  ge- 
gebenen  Berichtigung.  Ibn  Qutaiba  erziihlt  von  den  Benu 
/ianifa,  dass  sie  aus  diesem  Teig  ibre  Fetische  machten,  um 
sie  bci  Hungersnot  zu  verzehren  (Briinnow's  Chrest.  S.  34). 
Als  Anbangern  des  Museilima  wurden  namlicb  diesem  Stamme 
von  den  Muslimen  gerne  allerhand  Torheiten  nacbgesagt 
(Qazwini  II  90). 

Fleischkosi  Kamele  wurden  nur  dann  geschlacbtet, 
wenn  man  sich  einen  guten  Tag  macben  wollte  oder  Kiilte 
und  Hunger  die  Armen  plagte.  Man  wablte  meist  die  Form 
des  Meisirspiels  zur  Verteilung  der  Portiouen;  docb  verzicbtcto 
der  Edele  bisweilen  auf  seinen  Anteil,  indem  er  eincm  An- 
deren  den  gewinnenden  Pfeil  zuscbob.  Das  Scblacbten  wurde 
wie  bei  den  alten  Hebriiern   von  Miinnern   besorgt.    'Amr  b. 


1)  MDh  IV  S.  227,  es  war  dor  Murder  des  Klialifen. 

2)  Vrgl.  Novvack,  Hebr.  Arch.  I  S.  109. 


90 

al-Ahtam  sagt  M.  Xll  15  das  Schlachton  uinor  Kameliii  schil- 
dernd  „dic  boidon  Schliichtor''.  Man  bcgann  mit  dcniDurch- 
schnoidon  dcs  Sprunggelciiks  ('urqiib)  vcrmittclst  dcs  Schwertes 
(SchW  67;  Lebid,  Khalidi  S.  9). 

Die  Kunst  Eleisch  ohne  Topf  zii  kochon  ist  violon  Natur- 
volkern  gelaufig.  Man  grabt  cin  Loch,  das  man  mitBlattern 
auspolstert,  thut  das  Fleisch  undWassor  hinoin  iind  ziindot  dabci 
ein  Feucr  an,  in  dem  man  Steine  stark  orhitzt,  die  man  dann 
in  das  Wasser  wirft;  die  Steine  geben  ihrc  Hitzc  allmahlicli 
dem  Wasser  ab,  das  scbliesslich  zu  kochen  beginnt.  Das 
nach  diesor  Methode  Gekochte  hiess  ra<^ifa:  Kosogartens  DH 
S.  222  Z.  5  von  iinten.  LA  VI  314  orkliirt  ^adliira  als  einen 
Milchbrei,  der  durch  einen  erhitzten  Stein  (ra(ff)  ervvarml 
wird.  Fiir  gewohnlich  gingen  die  alten  Araber  freilich  boini 
Kochen  bereits  anders  zu  "VVerke.  Unter  den  tJberresten  ver- 
lassener  "Wohnstatten  gedenken  die  Dichter  haufig  des  Kessel- 
walls,  der  athafi-Steine').  Aiif  Gestalt  und  Grosse  derletzteren 
gestattet  einige  Schliisse  die  Erzahlung,  dass  Khalids  Krieger 
die  Kopfe  der  erschlagenen  Tamimiten  als  athafi  benutzten ''') 
(NB  S.  94).  Seltener  werden  die  Steine  rawakid  genannt,  so 
von  77assan  ibn  Thabit:  JH  620  Vers  3,  der  sie  mit  Tauben 
vergleicht.  Diese  Vorrichtung  entspricht  wol  derKochmethode, 
welche  man  vor  einiger  Zeit  bei  den  in  Europa  zur  Schau 
gestellten  Dinka-Negern  beobachten  konnte.  In  einem  an 
Brennmaterial  armen  Lande  muss  man  mit  der  Feucrung 
sparen.    Man  grabt  daher  ein  Loch,  das  man  mit  einem  kreis- 


1)  Zuhair  m.  5,  'Alqama  XIII  29,  ZDMG  22.  Bd.   S.   104  Aiim.  40. 

2)  Vielleicht  ein  aus  denZeiten  des  Kaunibalismus  ererbter  Braucli. 
An  denselben  erinnern  nocli  nianche  von  den  alten  Arabern  iiberlielerte 
Ziige.  Hind  soil  nacli  der  Schlacht  am  Ohod  die  Leber  //amzas  verzehrt 
liaben,  wie  haiitig  erziihlt  wird.  Weintrinken  aus  dem  Scliiidel  des  er- 
schlagenen Feindes:  JH  639.  Vrgl.  auch  die  Eedewendung  JH  645  V.  2 
V.  u.  ,,]V1  tinner,  die  sieh  gegenseitig  anreizen  ihron  Gast  aufzuesseu". 
(Dagegen  Noeldeke:  ZDMG  40  Bd.  1886  S.  156). 


91 

formigen  mit  Erdo  godecktcn  Stcinwall  umgiebt.  Auf  diesen 
setzt  man  den  Kessel  und  ziindet  das  Pcuer  darunter  an.  Im 
Stoinwall  bleibt  eine  kloiue  Bresche  (etwa  {  Krcisbogen)  zum 
Nachlegen  der  Feucrung.  Dcrselbe  kann  domnach  diirch  3 
Stoino  gebildct  wcrdcn.  Als  Brcnnmaterial  dicnt  zuraeist  der 
Mist  der  Kr.melo.  Holz  muss  oft  weither  goholt  werden :  Sa- 
lama  b.  al-Khurschub:  M.  IV  5;  nach  dem  Commentar  zii 
diescr  Stelle  (Tliorbeckes  Ausg.  S.  13)  schickt  man  die  schwachen 
Leute  aus,  um  Holz  zu  sammeln.  Das  bcste  Brennmatcrial 
lieferte  der  oben  erwahnte  <7a</a-Baum,  weil  seine  Kohle  sohr 
lange  glimmte.  Das  Feuer  entzundeten  die  altcn  Beduinen 
vermittelst  des  Feuerbohrers,  der  aus  eincm  wagrechton  Holz 
der  zenda,  und  einem  scnkrechten,  dem  zend  bostand.  Die 
Sprachwissenschaft  liefert  fiir  die  Botrachtungsweise  der 
beiden  Teile  als  eines  mannlichen  und  weiblichen  zahlrciche 
Parallelen;  in  gleicher  Weise  werden  die  beiden  Teile  des 
Schlosses  unterschieden;  der  Funke  ist  dann  das  Kind  dfl; 
vrgl.  auch  iinser  Scbraubenmutter,  Muttergewinde').  Die 
Holzer  zum  Feuerreiben  entnimmt  man  nicht  demselben 
Baume,  sondern  wiiblt  ein  moglichst  hartes  widerstands- 
fahiges  und  ein  weiches,  welches  sich  leichter  eng  dem  harten 
anpasst  und  wegen  seiner  loseren  Struktur  schneller  Feuer 
fiingt.  Das  weiche  Holz  war  naturgemiiss  das  liogendc,  die 
zenda,  weiche  die  Araber  aus  Calotropis  procera  ('eschar) 
herstellten,  wahrend  sie  zum  senkrecht  stehenden  zend  oinen 
harten  markh-Zweig  wjihlten.  „An  vielen  Stellen",  sagt 
Klunzinger  in  seinen  Bildern  aus  Oberagypten  S.  233, 
„sprosst  der  wie  Ginster  aussehende  March  (Leptadenia  py- 
rotechnica)  ein  langbezweigter,  meist  blattloser  Busch,  welcheu 


1)  Vrgl.  ferner  Heft  I  S.  IG;  Ztschr.  fur  Volkerpsych.  II  S.  8  If; 
L.  Geiger,  Zur  Entwickelungsgeschichte  der  Menschheit,  Stuttgart  1871  V. 
Die  Eiitdeckuug  des  Feucns. 


92 


obuiifalls  diu  Kumulu  gurn  ubi'iusson".     Einen  Zweig   dieses 

Strauches,  den   Herr  Prof.   Schumann    t'iir  niich  im  Berliner 

Botanischen  Museum  zeichncn 

zu  lassen  die  Giite  hatte,  stellt 

beistchende  Abbildung  dar.  „0b 

ihre  Zelte  markh  oder  'oschar", 

sagt  Imr.  XIX    5    der    fernen 

Goliebten  denkend   und   meint 

damit,  ob  ihre  Zelte  noch  steheu 

wic  der  zond  oder  bercits  licgen 

wie  die  zenda,  indem  man  zum 

Aufbruch  rlistet.    Aus  Arabien 

scheint  der  Feuerbohrer  heute 

vordrangt'),  doch  hat  Ascherson 

in    der    lybischen  Wiiste  eine 

etwas  andereMethode  desFeuer- 

reibers  beobachtet  ^). 

Gebraten  wird  meist  auf 
der  gliihenden  Asche  (malic) 
eines  heruntergcbrannten  Feu- 
ers  ( 7arafa  m.  93);  nach  Wrede 
S.  93  bedeckt  man  den  Holz- 
stoss  mitKieseln  und  legt,  wann 
das  Feuer  heruntergebrannt  ist, 
das  Fieisch  auf  die  gliihendeu 
Kiosel.  Das  Braton  lag  in  der 
Kegel  Magden  ob  ( ^arafti  m.  93, 
Sulmi  ibn  Rabl'a :  //  276).  Bis- 
weilen    wurde    das  Fieisch    in 


1)  Bereits  B  sagt  76:  „Ich  fragte,  ob  2  Holzsorten  bekaimt  waren, 
die,  an  einander  geriebeii  Feuor  giiben,  aber  niemand  konnte  mir  dariiber 
eine  bestimmte  Auskunft  geben". 

2)  Ztschr.  fur  A.  E.  u.  U.     8.  Bd.  1876  S.  351  uebst  Abbildung. 


93^ 

lange  Streifen  geschnitton  unci  daini  gebratcn:  Miizarrid:  M. 
XV^  lo.  Nacli  Wroclo  wordcn  die  Eingeweidc  in  tingorlange 
Streifen  geschnitten  iind  mit  Fett  umwickelt.  De  Gooje  hat 
(ZDMG  45.  Bd.  1891  S.  182)  zuorst  darauf  hingewiosen,  dass 
dieser  Branch  durch  cincn  Vcrglcich  bei  Imr.  m.  12  beroits 
fur  das  6.  Jahrh.  bolegt  wird.  Vrgl.  auch  IhasCin  ibn  Tliabit: 
JH  627  vorletzter  Vers.  „Gerauchertes"  Fleisch  ist  Lebid  IX 
10  nur  durch  Hubers  Ubersetzung  entstanden.  Tongeschirr 
ist  bei  Nomaden  Jiusserst  selten,  der  Kessel  qidr  ist  das  ge- 
Avohnlichste  Kocbgeriit.  Im  geliehenen  Kessel  Hess  man, 
wann  man  ibn  zuriickerstattete,  etwas  Fleisch  als  Gegengabe: 
'Auf  ibn  al-A/iwas:  M.  28,  3  ').  Die  Sitte  des  Kesselloihens 
zeugt  auch  davon,  dass  Fleischspeise  etwas  Rares  war.  Ein 
anderer  Name  des  Kessels  ist  mirgal:  DH98,  21;  Imr.  m.  55, 
Zuhair  m.  5.  Man  ass  von  einer  grossen  -)  holzernen  Schiissel 
gafno  (Imr.  XIV  10,  Nabif/a  XXIII  12).  Diese  Schussoln 
sind  nach  einer  Hyperbel  des  Suwaid  (M.  34,  35)  bei  seinem 
Stamme,  den  Bekr,  so  gross  wie  Wasserreservoirs,  aus  denen 
man  Kamele  triinkt.  Tha'iilibi  sagt  Fiqh  al-luga  (Berut  1885) 
S.  264:  ,,Denn  was  al-^a^/ara  anlangt,  so  ist  es  ein  junges 
AVort,  deun  sie  ist  aus  Ton,  die  Schiisseln  der  Beduinen  aber 
sind  aus  Holz".  Jedenfalls  ass  man  wie  heute  nur  mit  der 
rechten  Hand,  die  linke  verborgend.  Fiir  Gabel  und  LofPel 
fehlten  natiirlich  Worte,  da  die  Sache  unbekannt  war.  Als 
"VVrede  auf  seiner  siidarabischeu  Reise  in  den  Vordacht  kam 
ein  friinkischer  Christ  zu  sein  und  beinaho  gesteinigt  ware, 
liess  man  ihn  zur  Probe  die  Arme  iiber  den  Kopf  zusammen- 
legen;  denn  es  herrschto  die  Meinung,  dass  die  Franken  mit 
ihren  Hiinden  nicht  den  Mund  erreichen  konnten,  well  sie 
Loffel  und  Gabel  gebrauchen  s.  Wrede,  Reise  im  /Vadhramaut 
S.  188/9. 


1)  Vrgl.  Fr.  Dioterici,  Clirestomatliic  Ottomaue  S.  84. 

2)  Vrgl.  Tha'alibi  a.  a.  0. 


94   

Dor  Fetthuckor  yilt  liir  das  boste  Stiick  dos  gcschlacliteten 
Kamels  (7arata  V  48,  Suwaid:  M.  84,35).  Forncr  hiolt  man 
Eutor  und  Embryo  fiir  Lockorbissen  ('Amr  b.  al-Ahtam:  M. 
XII  16).  Auch  die  Leber  wird  besonders  geschtitzt,  sodann 
die  Mittelstiicke  vom  Widerrist  bis  zur  Croupe  (Ag  YIII 
S.  75,  80);  Magen  und  Schwanz  gelten  dagcgen  fiir  Sklavon- 
spoise  (A^  VIII  S.  74  u.  75).  Zur  Zcit  der  Not  zapfte  man 
dem  Kamele  Blut  ab:  II  645  'Ariq.  Auf  Miirschen  reehnete 
man  oin  Kamel  als  tagliche  Speiseration  fiir  100  Mann  (JH  436). 

Aussor  Kamelfleisch  wurde  fast  nur  Schaffleisch  genosson, 
'Abda  erwahnt  M.  XXV  76  einen  Widderbraten  am  Bratspiess 
(saffud),  der  fiir  die  Zecher  hergerichtet  wird.  Doch  mundcten 
selbst  die  Pettschwanze  der  Schafe  in  sauerer  Miloh ')  (Aazir), 
vvomit  DH  96,  9  FellaAenspeise  bezeiclinet  werden  soil,  dem 
Beduinen  nicht  so  gut  wie  reine  Milch  der  frei  weidenden 
Melkkamelinnen  und  Kamelhockerschnitte.  Fiir  Schweine- 
zucht  war  Arabien  zu  trocken,  fiir  Rindviehzuclit  zu  arm  an 
saftigen  Woiden.  Die  Binder  gedeihen  dort  nicht  und  Rind- 
fleisch  wurde  von  arabiscben  Arzten  sogar  fiir  giftig  gehalten. 
„Iss  kein  Rindfleisch",  sagte  derLeibarzt  desKhalifenMamun, 
„denn  wenn  ich  auf  der  Strasso  daran  vorbeireite,  so  decke 
ich  meine  Augen  und  die  nieines  Pfcrdes  zu,  well  es  so 
schiidlich  ist^).''  Auch  aus  Siidarabien  berichtet  Glaser,  dass 
dort  Rindfleisch  nur  von  der  allerarmsten  Classe  gegessen 
werde.  „Selbst  einem  Diener  Rindfleisch  vorzusetzen  gilt 
schon  als  Beleidigung"  ^).     Bagegen  wurde  die  grosse  Wiisten- 


1)  Vrgl.  Benzinger,  Hebr.  Arch.  S.  89. 

2)  Kremeis  Culturgesch.  II  S.  28G,  vrgl.  Wetzstein:  ZDMG  XI 
1857  S.  477. 

3)  Mitt,  der  k.  k.  Geogr.  Ges.  zu  Wien  XXX  ]887  S.  26.  —  In  don 
Teilen  des  Orients,  in  wolchen  man  den  Stier  noch  zum  Ackerbau  ver- 
wendet,  lasst  sich  vielfach  eine  Abneigung  ihn  zu  schlachteu  nachweisen, 
die  vielleicht  noch  mit  dem  einst  weit  verbreiteteu,  namentlich  aber 
phonikischen  Stierkult  zusammenhangt. 


95 

oidechse  (c7abb)  von  don  Bcdiiinen  gebraton ').  Gelogontlich 
werdon  Stamme  verspottot,  weil  sie  in  Zeiton  dor  Not  Unge- 
ziefer  vorzobrt  habon  sollon:  WR  59,  LA  s.  v.  'ilhiz,  doch 
wird  fill-  die  Bodoutiing  dos  lotztoren  Wortes  daselbst  sohr 
Verschiedcnartiges  augotuhrt,  vrgl.  audi  HS 199.  Vielloicht  liogt 
eine  Doppelbedoutuug  des  Wortes  'ilhiz  der  Saclic  zu  Grande. 
Die  Hand  wischte  man  nach  dom  Mahlo  an  dor  Miihne 
dor  Pferde  ab:  Imr.  IV  62,  'Abda:  M.  XXV  51,  audi  kg 
XVm  S.  1G4. 

Trank. 

Milch.  Das  altboduinische  Nationalgetriink  war  Kamel- 
milch,  danobon  audi  Zicgenmilcb  {kg  V  S.  191)  und  Schaf- 
mildi  (Bukbari  ed.  1280  h.  Ill  S.  SO,  81).  Nach  B  163") 
wird  heute  die  Milch  der  Schafo  und  Ziegcn  inimer  rait  cin- 
andor  vermischt;  fiir  die  vorishiraische  Zeit  trifft  das  niciit  zu; 
dagegen  haben  sich  die  boiden  Molkzeiten  (Morgens  und 
Abends),  die  auch  fiir  Kleinvieh  galten,  erhalteu  (Bukhari 
III  80,  B  163).  Sauere  Milch  (d-lcbon  el-Aazir)^)  gilt  A^^ 
VIII  74  u.  75  fiir  Sklavenspeise.  Darum  stcht  vielloicht  auch 
/tazir  M  IV  16  (Salama)  als  Metaphor  fiir  Gefangene  von  ge- 
ringem  Werto,  wie  os  audi  Thorbccko  in  seiner  Ubersetzung 
aufgefasst  hat,  wiihrend  Asma'i  den  Vers  anders  erkliirt.  Fiir 
die  nicht  mit  Wasser  versetzte  Milch  existirt  eine  besondero 
Bezoichnung  „maA(^':  DH  100,  13;  96,  9  und  zwar  scheint 
dieses  Wort  vorwicgcnd  die  frischo  Milch  zu  bozeichnen.  Voni 
Propheten  wird  ausdriicklich  iiberjiofert,  dass  er  Milch  mit 
Wasser  versetzt  getrunkcn  hat  (Bukhari  III  81,  82).  Der 
Milchschlauch  hiess  wa!!b  (DH  97,  3). 


1)  Goldziher,  ^ahiiiten  S.  81 ;  Alfr.  v.  Kromer,  Wiener  Akad, 
Sitzungsber.  d.  pbil.-hist.  Kl.  XCVIII  Cd.  2.  Heft  S.  579;  Doiio-hty  J  70, 
326;  Wrede  S.  95;6. 

2)  Fiir  mehgul  daselbst  lies  meghul. 

3)  ^azir  ist  auch  B  164  fiir  kha^ir  zu  leseu. 


^96 

Wasser.  Klai-es  Trinkwassnr  ist  in  der  Wiiste  selten 
und  doslialb  htiiiHg-  hoher  goschatzt  als  Milch;  man  ver- 
schmiihte  abcr  audi  das  schmutzige  nicht,  wonn  man  Dui'st 
hatte;  dcr  Ta^libstamm,  welchor  sich  in  Mesopotamien  hiius- 
lich  eingerichtet  hatto,  blickt  allordings  hochmiitig  auf  seine 
schmutz-  und  lehmtrinkenden  Briider  herab  ('Amr  m.  99). 
Um  bei  Wassermangel  den  Vorrat  gleichmJissig  zii  vertoilon, 
wandte  man  ein  eigontiimliches  Aichverfahren  an,  welches 
darin  bestand,  dass  man  einen  glatten  Kiesel  (muqla,  s. 
Thorbecke's  Mufa^Walijat  S.  95  Z.  7,  bei  Zuhair  X  14 
Aasatii-'I-qasm  genannt)  in  den  Becher  warf  und  so  viel 
Wasser  hinzugoss,  bis  der  Stein  bedeckt  wurde  (Landborg, 
Primeurs  Arabes  II  S.  127).  Vrgl.  die  Erzitblung  FE  146. 
Dass  man  bei  Wassermangel  Kamele  schlachtet,  am  den 
Wasservorrat  ihrcs  Magens  zu  trinken,  ist  ein  Marchen.  Doch 
erziihlt  es  bereits  Qazwini  II  S.  12  Z.  5/6  aus  Afrika.  Seltsamer 
Weise  wird  es  noch  von  Reel  us,  Nouv.  geogr.  univ.  IX  S,  848 
geglaubt.  Bought}^  fragte  Beduinen  nach  einem  solchen 
Wasservorrat  (1,  460)  und  erhielt  zur  Antwort;  „N'ein,Khal]l, 
oder  wie  (und  jedos  Kamel  wird  doch  schJiesslich  geschlachtet) 
hatten  wir  ihn  sonst  niemals  gefunden".  tjber  Schlauche  und 
deren  Herstellung  vrgl.  Wellsted,  Reisen  in  Arabien  hrsg. 
von  Rodiger  1  S.  66/7.  Die  Bemerkung  daselbst  „Auch  er- 
hiilt  das  Wasser  ein  unangenehmes  Aussehen  von  dera  Fette, 
womit  man  die  innere  Seite  des  Schlauches  beschmiert,  damit 
er  kein  Wasser  durchlasst"  erlautert  Imr.  63,  17  ==  64,  3. 
Am  Trankorte  befand  sich  ein  Steintrog,  in  den  das  ver- 
mittelst  des  Schopftrichters  (vrgl.  S.  19)  gehobene  Wasser 
geschiittet  wurde,  wobei  das  dor  Sonne  ausgesetzte  Gestein 
zu  zischen  pflegte  (Lebid  XXXIX  34).  Vrgl.  Gen.  XXIV 
20,  Ex.  II  16. 

Weine.  Aus  verschiedenen  Produkton  wurde  Wein  be- 
reitet.     Im  dattelreichon  Medina    scheint   man   hauptsiichlich 


1)7 

JJattulwoin  gotrunkcii  /u  liabon  (lliikliaii  III,  Kitab  al-a.sclii'iba). 
Nach  Bukhari  III  78  ptlcgten  dio  Bcwulincr  cl-Jomons  Honig- 
wcin,  also  Mctli  (bit')  zu  tiinkcii.  Nach  cinem  77aclith  (Bu- 
khari a.  a.  0.  77,  auch  78)  soil  'Omar  den  Bogriif  khamr  als 
Trauben-,  Dattol-,  Honig-,  Weizcn-  und  Gerstonwein  iimfas- 
send  interprctirt  haben.  Bier  war  von  jcher  das  Lieblings- 
getriink  dor  Agypter  (s.  Ermans  Agyptcn  S.  270,  Kremer, 
Culturg.  II  204).  Don  Roiswoin  (Saki  dor  Japaner)  lornton 
dio  Araber  erst  in  Sind  konnen  (Bukhclri  a.  a.  0.  78). 

Traubenwein  wurde  in  Arabion  solbst  solten  gewonnen 
(FAF  154—5,  157),  das  ja  auch  beroits  jenseits  der  Aqiia- 
torialgronzo  fiir  Woinbau  liegt,  dio  im  Binnonlando  dor  30. 
Breitegrad  biJdet.  Bcnnoch  werdon  in  don  holier  gelegonon 
Gogenden  Weinbergo  haufig  gonannt,  nur  lasst  sich  nicht 
immer  sagcn,  ob  sio  des  Trankes  odor  der  Trauben  wcgen 
angelogt  waren.  Dio  Weinbergo  von  a^-7aif  miissen  eino 
gewisse  Bodeutung  gehabt  haben;  Mu/tammad  liess  sie  boi 
der  Belagerung  dor  Stadt  zerstoren  (JH  873),  wie  or  boi  dor 
Belagerung  des  jiidischon  Staniraos  Na(/ir  desseu  Dattelpalmen 
abholzon  liess.  Der  Trauben  und  Kosinen  von  a^-7aif  go- 
denkt  riihmend  Qazwini  II  64.  In  Mittc  einer  dortigen  Wein- 
pflanzung  war  cine  grosso  Tenne  (mistah)  zum  Rosinentrocknen 
angelogt,  die  dor  Khalife  Sulaiman  I  von  weiteni  fiir  eino 
7/arra  hiolt  (Qazwiui  II  (35).  jSTach  Imr.  59,  10  hatto  Schibani 
Weinbergo,  dio  nicht  nur  Trauben,  sondern  auch  Wein  lioferton. 
Dieses  Schibani  ist  wol  nicht  die  bekannto  Hanptstadt  des 
i/ac/ramut,  sondorn  dor  8  Farasangen  westlich  von  /?an'a  go- 
legeno  Berg,  dossen  Weinkulturen  Jaqiit  ausdrlicklich  erwilhnt. 
Vrgl.  auch  Glaser:  ZDMG  43.  Bd.  1889  S.  656  Anm.  u.Denkschr. 
d.  Wiener  Akad.,  philos.-hist.  Kl.  33.  Bd.  1883  2.  Abt.  S.  47. 
Icli  glaubo  nicht,  dass  Hubor  Recht  hat,  wonn  er  Lebid  XVI  8 
zwischen  don  Dattelpalmen  al-BaArains  (s.  Khillidi  S.  93) 
Weinstockegopflauzt  scin  liisst;  „zwischen  ilinon  sind  Trauben'" 

7 


98^    _ 

wird  viclmclir  bodciitcn :  in  don  Bliltterlviunun  hiingen  Dattcl- 
rispen.  Doch  s.  Psalm  80,  11.  Die  Bowohncr  dos  Gobol  aklu/ar 
im'Oman  baucn  nacli  Wollstod  1  S.  10.'>ffW(un  und  kfltorn  ihn. 

Dor  Traubcnwoin  war  in  Arabion  jcdocli  vorwiegend  oin 
iniportirtcs  Luxusgotriink.  Nach  Lobid  41,  15  brachtc  ihn  oin 
hjchifi'.  Fiir  Woinlandor  galton  hauptsilchlicli  Syrien^)  nnd 
Babylonien  -).  Einc  geschatzto  Marke  kam  aus  dcm  syrischen 
Androna^)  ('Amr  ni.  1),  das  audi  Taue  nach  Arabion  impor- 
tirto  (vi-gl.  'Alqama  ed.  Socin  III  23,  Nabi(/a  XXI  7,  Imr.  34, 
25);  iiber  dio  Lage  diesor  Stadt  vrgl.  Waddington,  Inscrip- 
tions Grocques  et  Latinos,  Paris  1870  Xo.  2637'^  ff  S.  GU''. 
Woin  von  'Ana  am  obcron  Euphrat  wird  Imr.  59,  10  und 
'Alqama  od.  Socin  II  41,  od.  Ahlwardt  XIII  40  gcnannf). 
Woin  von  Bosra:  Nabi^t^a  27,  9.  Zum  77aurangebiot  gohort 
nach  Jaqiit  auch  -Sarkhad,  desscn  Woin  boriihmt  war  s.  Jil- 
qut  III  S.  380,  JI  646  boziohungsweise  Ag  XI  87  Z.  7 
(Omoijadonzeit).  Woin  von  Bait  Ras  nonnt  //assiln  ibn  Thabit: 
JH  829  V.  4,  vrgl.  Nabi^/a  27,  10.  Jaqut  kcnnt  2  Lokalitaten 
dieses  Namens,  die  eine  am  Jordan,  die  andere  boi  Aleppo; 
in  beiden  gab  cs  Woinbergo.  Imruulqais  sagt  XYII  8:  ,,als 
ob  es  Kauflouto,  dio  mit  Woin  hinaufziehon  von  al-Khus5,  bis 
dass  sio  ihn  abladen  zu  Jusur".  AI-Khus.s  liegt  nach  Jaqut 
in  dor  Nalio  von  Qadesia,  seines  Weines  godonkt  auch  'Adi 
b.  Zaid,  oin  in  7iira  lebender  Gahilijadichter. 

Auch  aus   don  Rosinen  bcreitetc  man  oin  Gctriink  ,,Ro- 


1)  'Amr  ra.  Anfang,  den  icli  wogen  der  Droizahl  in  Vers  6  ('Amr 
ibn  Hind,  //aritli,  'Amr  il>n  Kulthfim)  und  des  Namens  daselbst  fiir 
edit  halte. 

2)  Besonders  bei  Lebid:  I  7,  XVII  37,  XL  47. 

3)  Abel,  Mu'allaqat  S.  179:  ,,dann  steht  oI-Endeiina  fiir  ol-Endori- 
jina".     All  so! 

4)  'Ana  wird  Ibn  al-Faqih  S.  llf  als  Nordgronze  des  'Iraqgcnannt. 
Recliis  IX  S.  450  gelegentlich  der  Schildoning  dieser  Stadt:  ,.1ps  vignes 
enroulont  leurs  pampres  autour  des  arbres". 


99 

sinenwassci''  ma  zubib  genannt,  dosson  siiuci'lichon  (}cscliinack 
man  darcli  Zusatz  von  Honig  conipensirtc  (DH  100,  13).  Von 
diesoni  Aufguss  (naqi')  wurdon  iibrigcns  vorschicdcnc  Sorten 
hergestellt,  bald  vcrwendete  man  Rosincn,  bald  Dattein,  bald 
Wasser,  bald  Milch.  Im  y/adith  gcschicht  dieses  Getrtinkes 
wiedcrholt  Erwahniing.     Wcinpressc:  Jaqfit  I  115. 

A  us  dem  Gesagten  crgiebt  sicli,  dass  dor  Beduinc  nicht 
immcr  Gelegenhoit  hatto  Wcin  zu  trinkcn.  Moist  war  er  auf 
don  tiigir  angewiesen.  Tagir  ,,Ivaufmann"  bezeichnet  in  don 
alten  Liedcrn  speciell  den  Wei n handler,  der  zugleich  Wein- 
wirt  war,  vrgl.  lat.  caiipo,  woher  unser  „Kaufmann".  Wahr- 
scheinlich  versorgto  or  die  Wiisto  aueh  noch  mit  andorn  Ar- 
tikeln  dor  Kulturlandor  nach  Art  der  Kaufleutc,  welohe 
Bnrckhardt  S.  154  schildort.  Die  Weinhiindler  warcn  hiiutig 
Juden  (Goldziher:  ZDMG  4G.  Bd.  1892  S.  185),  die  wol  audi 
rait  Kleidern  und  KoM  handclten  (ebend.)  oder  audi  'Ibadis 
d.  h.  Christen  aus  //ira:  Ag  VIII  79:  ,,und  ich  sprach:  ,,AYo- 
hor  hat  denn  Ascha  seine  religiosen  Ansiditon",  er  sprach: 
Von  Seiten  der  'Ibadis,  dor  Christen  von  //ira,  er  pflogte 
Wein  von  ihnon  zu  kaufen,  bei  der  Gelegenhoit  brachton  sie 
ihm  jeiies  boi".  Diese  Steilo  ist  wichtig,  weil  sie  bozeugt, 
dass  die  Woinhandlor  mit  Erfolg  fur  ihro  Religion  Propa- 
ganda machten.  So  wird  uns  eino  none  Quelle  aufgodcekt, 
(lurch  welcho  ]\IuAamniad  in  Mokka,  wo  in  dor  GrUiilija  zur 
Zoit  dos  Fcstes  jodonfalls  zahlroicho  Woinbuden  aufgeschlagen 
wurden,  seine  Kenntnis  voni  Judentum  und  Christentum  or- 
langt  haben  kiJnnto. 

Die  Kneipe  wird  //anut  genannt  (7arafa  m.  46,  A'scha 
m.  25),  deranach  haben  wir  sio  uns  wol  iihnlich  oiner  Bazar- 
bude  vorzustellen  mit  einom  durch  einen  Vorhang  getrennten 
Hintergelass.  Als  einen  Wiirfol  (ka'ba),  von  Lanipen  er- 
leuchtct,  schildort  sio  Abda:  M.  XXV  72.  Man  sass  dort  auf 
kunstvoU  gewirkten  Teppichon.  auf  denen  Hiihnor  und  Lowen 


100 

unci  ,,allc  nK'tglichen  Dingo"  dargestcllt  waion  ('Abda:  i\r.  XXV 
70/71).  "Wcinbiidcn  iind  »Sangcrinnon  traf  man  vornehnilich 
auf  Jahrmarktoii  an  (vrgl.  JH  4o8).  Dor  Gcdanke  hicran 
mag  audi  Lobid  ra.  75  vorgcschwobt  liabcn;  in  Tabala  be- 
fand  sich  ja  dor  hcilige  Stoin  Dim  'l-khalaAa;  wie  andoro 
Kultstatteu  war  dahor  audi  Tabala  ein  Marktort  (WR  42/3). 
DH  JSTo.  21G  Einl.  bicgt  cino  Strcifsdiaar  dor  SuJaim  nach 
7aif  ab,  uni  dort  Proviant  iind  Woin  zu  kaufon.  Violloicht 
stammto  dersclbo  allcrdings  nidit  von  don  Handlorn,  welclie 
7aif  als  Kultort  anlockto,  sondcrn  aus  den  oben  erwahntcn 
"Weinborgon,  die  vor  dom  Islam  audi  "Woin  goliefert  haben 
mogen.  Ein  Wahrzoichon  an  dom  Aanut,  wahrsdioinlich  cin 
griiner  Zweig,  zoigt  an,  dass  der  Wirt  noch  Woinvorriito  zu 
verkaufon  hat;  andorufalls  wird  dassolbo  lioruntorgerisson. 

Haufig  rulimen  sicli  die  Dicliter  schon  wiilirond  dor 
Morgendammorung  beim  sabnh  ,,Friilischoppen"  in  der  Knoipe 
angetroffen  zu  wcrdon  (z.  B.  Tha'laba  M.  XXI  17;  'Abda:  M. 
XXV  66  ff;  Lobid  m.  61);  gorotote  Augen  nacli  dom  Friili- 
schoppon  erwilhiit  al-iiiidira:  M.  VII  16;  Imr.  59,  9  ver- 
gleiclit  sich  mit  einem  bereits  in  Folge  des  Morgentrunks 
Bezechten  ;  andcre  zechen  des  Mittags  ('Antara  m.  37).  Ein 
kleiner  Trupp  (thuba),  circa  10  Mann  stark,  stiirmt  man  wol 
die  Kneipe  (Zuhair  I  31).  Da  die  Weinbudo  oine  fremdo 
Pflanze  auf  arabischom  Boden,  orkliirt  es  sich,  dass  dioTriuk- 
gebriiuche  viclfach  mit  antiken  cine  merkwiirdige  Congruonz 
aufwoiscn.  Zuniichst  kann  von  einem  "VVoinfass,  von  dom 
Socin  in  soinem  'Alqama  S.  7  redot*),  natiirlich  im  alton 
Arabien  keineRede  soin.     Die  Weinkriige  (dann  plur.  dinan)-) 


1)  Auf  derselben  Seite  iibersotzt  Socin  zweinial  kattau  mit  Banm- 
woUe,  indem  or  es  offenbav  mit  qtUii  vorwecliselt. 

2)  Vrgl.  FAF  169,  das  Wort  ist  nach  freundliclior  Mitteiliing  meines 
CoUcgcn  Dr.  Eost  audi  assyrisch:  Friedr.  Delitzscli,  Assyrisches  Hand- 
■H'urterbucli  S.  225. 


101 

waion  mit  ilirum  imtuiun  Toilc  in  die  I'^rilu  oingcgrabun  uiul 
niit  ciiiom  Tonsiogci  (khitaiu:  licbid  m.  ;j!);  bit-tiui  inakii- 
tumu:  'Alqama  XIII  40)  vorschlosson.  Dcr  von  dor  8abol- 
antilope  gcspicsstc  vcrblutcndc  Jagdhund  wird  mit  soldi 
cinem  (zcrbrochencn)  dann  vcrglichon  (Lobid,  Khalidi  S.  09). 
Dor  Bcduine  solbst  fiihrto  solch  zcrbrechlicho  AVaarc  natiirlich 
nicht  auf  soinon  AVandorziigon  iiiit  sicli;  will  und  kann  cr 
seinen  Gast  mit  AVein  bowirton,  so  holt  or  don  Woinscblauch 
(ziqq  s.  FAF  171)  hcrvor  (Lobid,  Khalidi  S.  33  u.  132).  Dio 
Kriigo  waren  gcpicht.  Uoshalb  riihmt  sicli  Malik  b.  Asma 
(//  671),  dass  derHund  ihn  bcroits  am  Goriicho  dcs  Sehlauchcs 
und  Inches  crkcnno.  Aus  dcm  daun  schopfte  man  don  Woin 
in  blanko  Kannen  (ibriij  plur.  abariq),  dio  mit  Giinson')  auf 
don  Uferhohen  dcs  7aff-)  (7/  559)  odor  Gazollon  auf  oinor 
Anhoho  ('Alqama  XIII  42)  vorglichen  werden.  Dio  Kanno 
war  mit  duftigcm  Basilionkraut  (rai/uin,  Ocimum  basilicum) 
undiriinzt  ('Alqama  XIII  43)  und  trug  oincn  Soihcr,  ahnlich 
dem  Maulkorb  dos  bissigon  Kamols  ^).  Diesor  Seiher  bestand 
aus  Leinwand  und  wurdo  nach  dcm  Alundschlcier  dor  Parson 
bonannt  (s.  Heft  II  S.  112).  Socin  iibersetzt 'Alqama  XIII  41 
(boi  ihni  II  42):  ,,da  ihn  umgoss  dor  Sohn  oines  Fromdon, 
indcni  or  umwickclt  war  mit  dom  Baumwollcnlappon".  Uoch 
ist  hier  von  keinom  in  einon  „Baumwo]leulappon"  (sic!)  cingo- 
wickolton  Sohno  dio  Redo,  sondern  die  Stello  hoisst:  „da  ihn 
cinschonkto  dor  Sklavc  oinos  Fremdlings  (d.  i.  dos  AVirtos) 
durch  oinen  Loinwandscihor".  Unsoror  AVoinflascho  entsprach 
ncbon  dom  ibriq   biswcilon   auch  dio   qulla*)  (Lcbid,  Khalidi 


1)  Wahrsclieinlicli  Kropi'^'aiiscn,  Pelikanen.     Vrgl.  Lebid  40,  49. 

2)  Uber  den  Taff  s.  Jaqut  III  539. 

3)  Ausser  den  Heft  II  IS.  112,3  gcnaunten  Stellen  s.  Lebid  XXXIX 
74.  Auch  die  Hebriler  kannten  den  Weinseiher  s.  Benzinger,  Hebi-. 
Archiiol.  S.  95. 

4)  Vrgl.  FAF  170,  wu  Nab.  24,  10  Druckfclilcr  fiJr  Nab.  27,  10. 
Fevner  L.  I  156  7,  159. 


102 

120),  cine  Kiililkaratb  Jius  porusom  Tun.  Man  tiank  cntwcder 
aus  cinor  Trinksclialo,  .sa/Mi  (z.  B.  'Amr  m.  1),  aiicli  mit  dcm 
syrischcn  Wort  nagfid  bcnannt  (s.  FAF  1(37)  oder  aus  einem 
gliisorncn  Becher  (kas).  (z'arab  wird  moist  als  silbcrncs 
Trinkgctass  erkliirt,  „wio  cin  pcrsischcr  Scbonko  den  ^arab 
fiillt"  sagt  Lobid,  Khrdidi  142,  nach  andcrn  stammt  der  Vers 
von  A'scha  (LA).  Aus  dem  Traubonsaft  Avurdo  mit  Gowiii'z 
iind  beissem  Wassor  oin  Punscb')  zuboicitct  ('Amr  m.  2), 
dcnn  dor  Araber  batte  in  seinem  leichten  Zelt  viol  von  der 
Kalte  dcr  Wiistennacbtc  zu  leiden.  Hiiufiger  wurdo  der  Wein 
jcdocb  mit  kaltem  Wasser  gemiscbt  (vrgl.'Abda:  M.  XX\^75; 
al-Aswad  ibn  Ja'fur:  M.  XXXVII  21;  Ka'b  ibn  Zubair:  Del. 
110  V.  4)  iind  zwar  iiacli  Imr.  XVII  9,  indem  man  zuniicbst 
die  Trinkscbale  ziir  Hiilfte  mit  Wein  fiillt  und  dann  das  Wassor 
ziisetzt.  Aucb  Bienenbonig  wurdo  dem  Wein  beigemiscbt 
vrgl.  z.  B.  Lobid  41,  16;  DH  90,  21.  Ferner  gelangte  Moschus 
zur  Verwondung  (Zubair  I  32).  Aucb  scbeint  man  gcwiirzton 
Wein  gckannt  zu  baben  (vrgl.  Imr.  m.  80  mit  dcm  jajin 
baroqacb  Hobes  Lied  YIII  2). 

Der  Wein  scbeint  meist  rot  gewoscn  Daf'iir  spriebt  nicbt 
nur  die  Bezoicbnung  dosselben  als  damu-'z-ziqq  (Scbubruma: 
II  559)  ,,Blut  des  Scblaucbes",  was  an  das  bebraiscbo  dam 
'anabim  (Gen.  49,  11)  ,,Traubenblut"  erinnert,  sondorn  die  auf 
die  Farbe  beziiglicben  Vorgleicbe.  Der  Wein  erinnert  die 
Dicbter  an  Safran  (Amr  m.  2)  oder  Gazellenblut  (Imr.  59,  10; 
al-i/adira:  M.  VJI  17);  ward  „rosig"  nennt  ibn  Lobid,  Kba- 
lidi  lo2.  Das  Alter  des  Wcins  gilt  als  ein  Vorzug.  Wenn 
or  gut  ist,  soil  er  keinen  Drebkater  (tedwim)  zur  Folgo  baben, 
sondern  Migriine  boilen  ('Alqama  XIII  39). 

Der  IJiil  ,,muttakian"  A'scbas  m.  27  bezeugt,  dass  man 
nacb    x\.rt   der    Alton    aufgestiitzt    bcim    Gelage    rubte.     Don 


1}  Bekaiintlich  stammt  dieses  Getriiiik  aiis  dem   Orient,   s.  Wicli. 
Haberlaiidt.  Der  altindische  Geist  S.  78  ff. 


103 

Trank  krodonzte  eiii  Sehonko  mit  Fingcrspitzcn,  die  mit  fir- 
6ad ')  rot  gcfarbt  warcn,  im  wcibischcn^)  qurtaq  und  mit  Ohr- 
gchiin^^cn  g-cschmiickt:  M.  XXXVII  28 •%  A'scha  m.  29  und 
biingt  don  zweitcn  Bechor,  wiihrend  dor  Gast  nocli  nicht  don 
crstcn  gelecrt  hat  (//assan  ibn  Thabit:  Del.  S.  99  V.  18). 
Dio  Zecher  rufon  ihni  „hati '  (bring  Iicr)  /u  (A'scha  m.  28), 
wonn  sic  cin  noucs  Glas  wiinschen.  Die  Zungc  dos  Trinkors 
stamuiolt  wio  dio  dos  Gclahmtcn  (Imr.  59,  11).  Schlicsslich 
gluic'hcn  dio  Zochcr  Kriogorn,  wolcho  Wundon  orschopft  habun 
(Burg:  77  560)  odor  wio  Zuhair  I  34  sagt:  ,,man  gingzwischon 
Getodteton,  doroii  Soolon  gotroffon  waron,  ohno  Blutvorgiesson". 
Das  Gelago  vorschonte  eine  Sangerin  (qaine).  Bei  A'scha 
m.  30  triigt  sie  eincn  weiten  Morgonrock  und  heisst  deshalb 
fiuZul.  Sie  pflegt  nicht  sprode  zu  tlum,  7arafa  boschroibt  sic 
m.  50:  ,,cujus  sinus  inferior  pars  ampla  est,  quae  a  sodalibus 
so  palpari  patitur,  molli  tcnuiquo  corpore,  cum  vcstos  exuerit, 
praedita'*.  lliren  Gosang  vorgloicht  Abu  MiAgan  (ed.  Abel 
IV  4)  dem  Summon  dor  Fhcgen  eincs  bowachsonon  "Wiisten- 
grundos"*).  Man  muss  sich  dabei  nebon  dor  Monotonie  dos 
oriontalischcn  Gesanges  vergegenwartigen,  wio  solche  Spuron 
organischen  Lobens  das  Hcrz  dos  oinsameu  Wiistondurch- 
querers  zuweilen  erfreut  haben  mogen.  Zur  Belohnung  warf 
man  ihr  wol  don  Mantel  hin.  „Und  ich  pflcgte  zu  schlachten", 
sagt  'Abd  Jar/uth  [Ag  XV  76)  ,,fiir  cdole  Zecher  mein  Dro- 
medar  und  zu  zorroisson  zwischon  den  beiden  Sangerinnen 
meinen  Mantel".  Gowiinder  werden  dor  Sangerin  auch  bci 
'Abda  (M.  XXV  81)  gespcndot.  Durch  den  Zuruf  „asmi'incV' 
(lass  uns  horen!)   fnrdcrte  man  sio   zum  Vortrag  auf  (7arafa 


1)  Vrgl.  Qazwini  I  248  Zeilo  8. 

2)  s.  Dozy,  VOtemeuts  S.  362. 

3)  Dieses  Lied   des    al-Aswad  ibn   Ja'fur   cutiialt    iiborhaupt   ciuo 
vortreffliche  Schildoriing  einer  altarabischen  Kneipe. 

4)  Das  ist  iati'/;i  /.iiniichst  s.  Heft  II  S.  111. 


,/■ 


;  _  104 

111.  51).  Audi  pllogto  uino  solclic  qaino  diu  llaiultruiiimul  (duff) 
zu  schlagen  (Gabir  ibn  iAinaj :  M.  XXXV  V.  9),  vorstand 
biswcilcn  auchdio  Saitcniustrumonte  IdrAii  (Imr.  63,  5)  und 
mizliar')  (Imr.  63,  6,  'Alqama  XIII  37)  zu  spielcn.  Lcbid 
sagt  (Khalidi  8.  70)  einen  Strauss  schildcrnd  ,,als  ob  scino 
Brust  die  riatto  eincs  kinin-';  die  Spiclcrin  dos  Idmn  hcisst 
karine.  Muzarrid  vcrgleicht  M.  XVI  17  das  Wichorn  seines 
Renners  den  Flotcn-)  der  "Zecher,  denon  ein  Gluckonspiol 
(galagil)  antwortct.  Die  Zecher  pflegten  auch  selbst  Licder 
vorzutragen  und  dabei,  Avio  es  scheint,  einen  Basilicumzwcig 
in  der  Hand  zu  lialten  (A'scha  m.  27  vrgL  de  Sacy,  Chrcst.  Arabe 
2  cd.  II  S.  485).  Die  Lieder  scheinen  haufig  obscene  Spott- 
lieder  gewesen  zu  soin,  wenigstons  singen  nacli  Zuhair  VIII  7 
die  Kaufleute  (AVcinwirte)  ein  solclies  Lied,  wenn  sie  zuni 
Wasserplatz  hinabsteigen.  Die  qaine  war  misachtet:  DH  107,  80. 

Mit  der  Zecberci  Avar  liiiufig  auch  eine  Schmausorei  ver- 
bundon;  ein  Widderbraten  wurde  am  Spiess  liergerichtet 
('Abda:  M.  XXV  76,  Xabi(/a  m.  16).  Den  hurtigen,  riihrigen 
Koch  brachte  der  Gast  in  die  Kneipe  mit  (A'scha  m.  25). 

So  wurde  die  Kneipe,  zumal  wenn  noch  Trinkgekler  in 
Form  zerrissener  Mantel  hinzukamen,  ein  kostspieliger  Auf- 
enthalt,  denn  der  Wein  war  beroits  an  sich  nicht  billig  (vrgl. 
FAF  160).  Als  Preis  nennt  Abu  Mi/igan  (Del.  27  Z.  5)  ein 
dreijahriges  Kamel  fiir  deu  Schlauch,  vrgl.  !/arafa  V  42,  Zu- 
hair XV  34.  Doch  Averden  auch  Stuten,  Hengste  und  Sklaven 
vertruuken  (al-Munakhkhal :  Ag.  XVIII  156).  Zuweilon  wird 
auch  mit  gepriigtem  Gelde  bezahlt,  so  bei  'Antara  m.  37,  bui 
al-Aswad  ibn  Ja'fur  (M.  XXXVII  22)  mit  darahimi-'l-asgad 
(s.  Lane  Lex.  I  1307).     So   erklilrt   es  sich,  dass   die  in   der 


1)  Eine  Besclireibung  dieses  Instnunents  bei  deu  Slaweii  hat  Bekri 
ed.  Kunik  u.  Eoseu  S.  40. 

2)  Man  kannto   Floteu   aus   durchluchertem  Eolir    s.  z.  L.   Lebid, 
Khalidi  44. 


105 

Kneipe  erschuinondu  Tadlcrin  (adliila)  /.iini  standigen  Bilder- 
Inventar  dor  Qasidcn  goliort. 

Der  Kunig  Gadhima  von  JJiva  niachtc  bckanntlich  die 
boidcn  Farqad-Steino  zii  seincn  Trinkgcno«scn  (vrgl.  z.  B. 
Briinnow's  Chrcst.  S.  29);  doeh  schcincn  bier  porsiscbo  Vor- 
stcllungcn  zu  Grundc  zu  liogcn;  wonigstens  crziiblt  Vaiii- 
beiy,  iSittenbilder  aus  dem  Morgonlandc  iS.  <S5,  dass  dio  Porser 
bcuto  boi  ibrcn  Tiiiikgclagen  cinzelncn  Sternbildorn  zutrinkon; 
arabiscbe  Parallolcii  kcnuc  ich  nicbt. 

Das  islainiscbo  Weinvcrbot  erscboint  wcnigor  rigurus, 
wenn  wir  bodenkon,  dass  Traubenwoin  in  Arabion  cin  tcueres 
Luxusgetrank  und  nicbt  innuor  zu  baben  war.  Das  Motiv, 
welcbes  dieses  Vcrbot  veranlasste,  ist  bisbcr  nocb  nicbt  ge- 
niigend  aufgeklart  wordon.  Die  Erklarungsvcrsucbe  baben 
mebr  den  Cbarakter  speculativer  Eintallo  als  dass  sie  niit  den 
bistoriscben  Daten  recbnen.  So  ist  Palgraves  (1 427  ff)  Ansicbt, 
das  Weinvcrbot  sei  cine  Trotzbcstimmung  gcgcn  die  Cbristcn, 
t'iir  deren  Wabrzeicben  dor  AVein  wcgcn  des  Abendmabls  gc- 
golten,  qnellenmiissig  nicbt  zu  erweiscn.  Andeic  suchen 
statt  des  religiosen  ein  railitiiriscbes  Motiv  geltcnd  zu  machen. 
Der  Gliiubigc,  der  ja  zugleich  Kricger  war,  sollte  durcb  den 
Wein  nicbt  verwoicblicbt,  sondern  erst  nacb  vollbracbter 
Arbeit  im  Paradiese  damit  belobnt  werden.  Nun  ist  abcr  die 
Paradiesscbilderung  illtcr  als  das  Wcinverbut,  die  Verwcicb- 
licbung  durcb  Wein  abcr  zum  grossten  Teil  eine  klassiscb 
angebaucbte  Scbulpbrase.  Filr  eine  national -okonomiscbo 
Motivirung  liessen  sicb  eine  Roibe  anderer  luxusfeindlicber 
Satzungen  des  Islam,  das  Vcrbot  von  Seide,  Goldbrokat,  gol- 
denem  und  silbernen  Trinkgescbirr  (vrgl.  z.  B.  Bukbari  III 
83)  als  Parallele  boranzieben  und  der  Umstand,  dass  dio 
Weinwirte  Ungliiubige  warcn,  verwerten.  Yor  allem  abor  hat 
man  mit  3  Punkten  zu  recbnen: 
1)  dcm  Text  des  Qoran, 


106 

2)  dem  uns  bukannton  Zcitpiinkt  des  Erlasses, 

3)  dor  EiTcichbarkeit    dor  Kcnntni.'S    illtcrcr  Woinver- 
boto  fiir  Mii/fammad. 

Aus  dor  Ycrg-lciclmng  von  Sure  II  216  mit  V  92  orgiubt 

sich  zuniichst,  dass  derGcdanko  dcs  Weinvcrbots  allmiililich 

roiftc.     Da    crstcro    Stolle    kurz    vor   dor  Schlacht  von   Bcdr 

(Ramadan  2  h.)   offenbart  soin   muss,   ■wie  Noldckc  in  seiner 

Goschichto  des  Qorans   gozeigt  hat,  letztero   abor  das  Wcin- 

vorbot    onthiilt,   welches  in   den   Monat    Robi'    el-auwal   des 

Jahres  4  h.  I'iillt  (JH  653),  so  liegen  etwa  1|  Jahre,  zwischen 

den  zuerst  geausserten  Bedenken  gegen  den  Wein  imd  seincm 

Verbot.     Dadurch  wird  un^Yahrscheinlich,  dass  cin  bestimmter 

Vorfall  das  AYoinverbot  veranlasste.     Sure  Y  93  begriindet  das 

Weinvcrbot  damit,   dass  der  Satan  durch  Wein  und  Spiel  in 

dor  Gemcinde  Zwistigkeiten  errege  und  von  religiosen  Ubungen 

ablcnke.     Mu/<ammads  Motivirungen   sind  natiirlich    fiir   die 

Glaubigen  borechnot;   der  wahrc  Beweggrund  liisst   sich    oft 

aus  der  Sachlage  erschliessen  und  stimmt  mit  dem  officiellen 

selten  ilberein.     Sure  II  216  fiillt  nun  in  die  Zeit  der  Trotz- 

bestimmungen  gegen  das  Judentum.     Sie  bildeten  die  Ouver- 

ture  zu  dem  gewaltsamen  Yorgehen  MuAammads  gegen  die 

Juden.     Das  definitive  Yerbot  aber  (Sure  Y  92)  fiillt  in  die 

Periodc  des  eroffneten  V^ertilgungskrieges;  es  wurde  im  Jahre 

4  wiihrend  des  Feldzuges  gegen  den  jildischen  Stamni  Natiir 

erlassen,  welcher  dessen  Yertreibung  aus  Arabien  zur  Folge 

hatte.     Es  liegt  demnach   nahe,  es  mit  der  oben  erwahnten 

Thatsache  in  ^'erbindung  zu  bringen,   dass  unter  den  Wein- 

handlern    viele    Juden   waron.     Diese    Yermutung    schliesst 

nicht  aus,  dass  zugleich  das  Yorbild  iilterer  Weinverbote  aul 

den   so  wenig  originollen  Propheten    einwirkte.     Als   er  das 

Fasten   am  jiidischen  Yersohnuugstag   fiir    unwescntlich    er- 

klarte,  fiihrte  er  den  /;arranischen  Fastenmonat  ein ').     Wein- 

1)   Durch    das    Zusainnienfallcn    dcs    Datuiws    im    Eiiisetzuiigsjahr 


107 

verbotc  findon  wir  mm  boi  Nasiracrii  (Amos  II  12),  Rocha- 
bitcn  (Jor.  35,  8),  Nabatiicrn  (Diodor  Lib.  XIX  cap.  9i,  3), 
lirahmanen  etc.;  fiir  ]\In/(animad  komnion  abcr  wol  nur  die 
Manichiicr  in  Betracht,  wclchc  don  Woin  pcihorroscirtcn  s. 
Fliigols  Mani  S.  05  iind  280.  Manichiior  (ez-Zcndoqa)  gab  cs 
nacli  Ibn  Qutaiba  untor  don  Qoraisch  (Briinnow's  Chrost. 
S.  34).  Boachtonswort  ist  audi  die  Notiz  Aij  111  S.  187,  dass 
Mu/^immads  Zeitgcnosso,  Omcija  ibn  Abi  »Salt,  dor  obwol 
religios  veranlagt  sich  ihm  nicht  anschloss,  don  AVein  fiir 
verboton  hiolt.  Aus  pcrsonlicher  Antipathic  Mu/^ammads 
gogen  den  "Woin  ging  das  Woinverbot  jedonfalis  nicht  her- 
vor');  Paradiesschilderungen  dor  mekkanischon  Pcriodo  wio 
Sure  56  Vers  16  if  orinnern  in  einigon  Ziigcn  aufi'allond  an 
die  Weinbude  der  alten  Dicliter. 

Trunkenheit  bestraft  das  islamische  Recht  mit  40  Hiobon, 
die  boi  verstockten  Trinkorn  bis  auf  80  gesteigert  wordon 
diirfen-).  Schlimmcro  Qiialon  warten  dor  Wcintrinkor  in 
jener  Welt;  im  Hollonfeuer  habcn  sie  cntsprcchcndoDurstes- 
qualen  7a\  leiden  und  schreien  1000  Jahre  lang:  Weh  raoin 
Durst!  (K.  a//wal  al-qijame  ed.  M.  Wolff  S.  98  dos  Textos). 
In  don  altosten  Zciton  dos  Islam  wurde  das  Woinvorbot  mit 
grosser  Strenge  aufrocht  crhalten.  Dass  dies  nicht  immcr 
leicht  war,  ersehen  wir  aus  mauchem  Liede  dos  Abu  MiAgan. 
tibortretungen  kamen  natiirlich  auch  damals  vor.  Voni 
Stammo  Garm  hoisst  es  in  einem  MDh  VI  153  mitgoteilton 
Liede:  ,, Nicht  trankon  sio  ihn,  als  or  erlaubt  war  und  trieben 


wird  die  /iarraniscbe  Ableitung  des  Fastcnraonats,  wie  icli  in  mcinerAb- 
liandluug  iiber  deu  Eania</an  gezcigt  babe,  gesichert. 

1)  Vrgl.  bierzii  und  iiliorbaupt  E.  Eebatsek,  Wine  among  tbe  An- 
cient Arabs  :    Journal  of  tbe  Bombay  Brancb  of  tbe  EAS  1879. 

2)  Mawerdi  S.  [*AA.  Sultan  Solimans  Kanun  setzt  aussor  der 
Strafe  des  Eiebters  fiir  jeden  Trunk  eine  Geldstrafe  von  1  Asper  fest; 
icb  kann  dies  ^vicbtige  Gesetzbucb  leider  nur  nacb  Hammer,  Des  osma- 
niscben  Eeicbs  Staatsverfassung  I  .S.  147  citiren. 


108 

niclit  SL'inuii  J'lcis  in  tliu  Holiu  ain  .Maikttago,  abcr  soitdem 
das  Wuiii-A'^urbut  voin  Hiinmol  gekoninioii  ist,  siclio  da  ist 
koiii  Gariiii  iiiolir  niiclitcrn".  Ebund.  YI  114:  wird  dum  siid- 
arabischen  Stamm  Khuza'a,  nuidlich  von  Mekka,  seine  Lcidon- 
sciiaf't  fiir  Wein  vorgewoif'en.  Ein  Statthalter  'Omars  in 
Maiscln  dichteto  ein  Wcinlicd,  in  welchcm  cs  untcr  andcrra 
heisst,  dass  die  Dihqanc  aiif  seinen  Wunseli  ihm  ohvas  vor- 
siingen,  wubei  wir  wol  an  Stott'e  aus  der  porsiselicn  Ilelden- 
sage  zLi  dunkcn  haben.  Das  Lied  gelangto  zu  Ohren  des 
Khalifcn,  der  ihn  absetzte  und  die  Ausrede,  dass  cr  zwar 
Weinliedor  gcdichtet,  weil  er  eine  poetischc  Adcr  liabc,  aber 
nicht  dabci  gokncipt  habe,  niclit  gcltcu  licss  (Del.  S.  28/29). 
[Inter 'Othmans  sclnvachliehor  Regierung  passirte  es  dagegcn, 
dass,  als  dor  Statthalter  von  Iviifa  bezecht  in  die  Moschce  kam 
das  Morgcngebet  abzuhalten'),  zwoi  beschwerdcfahrendo  Ab- 
gcsandte  vom  Khalifen  ungnadig  empfiingen  Avurden  (MDh 
IV  260).  Die  Omcijadcn  warcn  gleichfalls  tolerant.  Ag  V  167 
erzithlt,  dass  der  Klialife  Hiscbam  dem  ./yammad  ar-rawija, 
welchen  er  hatte  rufen  lassen,  um  ihm  zu  einem  Verse,  der 
ihm  im  Kopfe  herumging,  den  Verfasser  zu  nennen,  als  dieser 
sofort  das  ganze  Gedicht  rocitirte,  dreimal  Wein  kredcnzen 
licss,  bis  er  zusammonbrach.  In  ciner  andcrn  Version,  die 
dasclbst  gcgeben  wird,  fehlt  dieser  Ziig  und  der  Verfiisser 
erklart  dieso  fur  die  richtige,  weil  Hischam  nicht  Wein  trank, 
noch  OS  von  anderu  in  seiner  Gegenwart  geduldet,  sondern 
sic  bestraft  hiitte.  Nach  Kremer  (Culturgesch.  des  Orients  I 
S.  149)  hielt  Hischam  freilich  jeden  Freitag  nach  dem  Gottes- 
dienste  ein  Zecbgelage.  In  vielen  Fallen  haben  sicherlich  die 
spateren  Frommen  don  verhassten  Omeijadcn  Trunkenheit 
angedichtet.  Andrerseits  ist  der  religiose  Indifferentismus  der 
Omeijadeu  Thatsache.     Das  Volk  dachte  freilich  zum  grossen 


1)  was  wogcn  Suro  JV  46  als   bcsonders  sclnveres  Vcrbrechen  gilt. 


_  109 

Toilc  aiultji's  als  dio  llofkrcisr.  'A(jil  priigoJto  seine  Tochtcr, 
wuil  or  vt'rnuitoto,  (lass  sio  Wcin  g-ctrunkon  liabc').  Eist  mit 
den  'Abbasiden  gelangto  audi  bci  Hot'e  eino  strongcrc  Praxis 
zur  Goltung-.  Allordings  gcdcnkt  Abu  Nowus  in  soinon 
Weinlicdorn  hiiufig  dos  Katzcnjammors ,  kluimar-);  or  ging 
im  Palasto  Harun  ar-Kascliids  ein  und  aus,  "wurde  aber  audi 
voni  Klialitbn  wegon  soincs  Lobcnswandeis  gclcgentlieli  strong 
bcstraft;  das  Volk  mied  ihn  als  gottlos.  Dass  das  Wort  qaliwo 
urspriinglicli  Wein  bedoutot  (vrgl.  z.  B.  A'scha  m.  27,  Abu 
Mi/tgan  od.  Abel  III  5)  zoigt,  wie  Lane  (III  163)  bomerkt, 
dass  dor  Kafo  an  Stelle  dos  Woins  trat;  die  Kafeverbroitung 
war  zweifellos  durcli  das  qoranischc  Weiuverbot  bedingt.  So 
land  dor  isUunische  Orient  ini  Katbhaus  oinon  Ersatz  liir  dio 
Wcinsclionko.  Lotztero  spielt  eino  grossoro  Rollc  uur  nodi 
in  Porsion.  Im  Horzoii  dor  Perser  schlug  dor  von  froniden 
Eroberern  ihnen  aufgezwungone  Islam  solten  ticfc  AVurzoln. 
Die  augestammten  Sitton  ibres  weinbauendcn  \'aterlands  vor- 
mochte  or  nicbt  zu  erstiekon.  Ich  brauclio  uur  an  JJixi]:  unrl 
dio  grosso  Zahl  dor  ilim  goistcsvorwandton  Diditor  zu  orinncrn. 

Uiiterhaltuiig. 

Bel  dom  Alltiiglicbston  lassen  uns  die  sonst  so  ausgio- 
bigcn  arabisdien  Quellon  dodi  biswoilcn  im  Sticb.  Den  In- 
balt  dor  tiiglicbcn  Untorbaltung  miissen  wir  uns  im  Goiste 
uach  Roisoworken  und  aus  dom  sonst  bekannten  Intoresson- 
krcis  orgilnzcn.  „Endlos  sind",  sagt  Jiacbtigal  in  soinom 
Aufsatz  „Araber  in  Central-Afrika  und  Nomadenleben",  „dio 
Gespriiche  iibor  Kamelo,  liber  dio  Stutc  dio  gokalbt  bat  und 
so  und  so  viol  Milcb  gicbt'"  etc.  Hiiufig  wcrden  Geschicbten 
von  dor  Schnelligkeit  orworboner  Rosso   crziililt.     Die  Rodo- 


1)  //  464.     Abwoichond  crziililt  die  ricscliichto  A;/  XI  87. 

2)  Gei^en  ihn  enipfiehit  Qazwini  I  2rw   Qiiitten  als  Nachtisch. 


110 

wciso  (\cr  Ar;il)ur  muss  selir  luboiulig  gowescn  sein.  Schwiiro 
bci  don  lloiligtumcrn  iiiul  aiuloro  wio  wagaddika  boi  dohioin 
GlLiek  (sic!)  wareii  solir  gebniuchlich.  Audi  liebte  man 
rhotorischc  Fragcn.  Zum  Ausdruck  des  Schmerzes  boisst 
man  sicli  auf  die  Fing(3rspitze  (NB  114,  vrgl.  auch  Sadis 
Bostan  S.  f^  V.  11);  Aus  ibn  //agar  23,  52  ist  das  Boisson 
auf  don  i-cclitcn  Daumon  Zcichcn  dos  Argcrs.  Das  Schiitteln 
dos  Kopfos  schoint  dagogen  Zciclion  dor  Froudo  zu  soin 
(M.  40,  14). 

Spiele. 

Gloieh  dem  AVeintrinkcn  hat  dor  Qoran  dein  Bcduinon 
auch  cine  andore  Hauptbelustigung,  das  Mcisirspiol,  untcrsagt 
(Sure  Y  92  ft',  vrgl.  II  216),  wiihrond  in  dor  Gahiiija  der- 
jenigo,  welchcr  sich  des  Moisirspiols  enthielt,  geizig  und  unedel 
gcscholton  wurde.  Zur  wirkHchon  Ausrottung  dor  altcn  Spiele 
haben  dann  namentlich  die  Wahhabiton  in  ihrer  fanatischen 
Periode  beigetragen.  Das  Moisirspiel  kijnnen  wir  als  cinen 
Vorlaufcr  des  Kartenspieis  betrachten,  nur  dass  man  ein  an- 
deres  Material,  namlich  Pfeile  ohne  Beficdcrung  und  Spitzo 
(sing,  qidh,  zalam  od.  zulam)  bonutzte.  Wio  cs  verschiedone 
Kartenspielo  giebt,  gab  es  wahrscheinlich  auch  verschiedone 
Arton  des  Moisirspiols').  Das  Spiel  wurde  moist  im  Winter 
von  7  Spiolorn  gospielt;  dor  Einsatz  vvaren  Kamolo,  die  dann 
gloieh  goschlachtot  wurdcn.  Doch  bonutzte  man  das  Pfoil- 
spiel  wio  wir  das  Kartcnspiol  auch  als  Orakol-);  allerdings 
kamen  dabei  nur  3  Pfeile,    die  anders    benannt  waren,   zur 


1)  Niiliores  bei  A.  Huber,  Ubor  das  „Meisir"  geuaimte  Spiel  der 
hoidnischen  Araber  (1883)  und  Landberg,  Priniours  Arabes  I.  Die 
raeisten  von  mir  notiiten  Verse  fand  icli  bei  Huber  wiedcr;  Rabi'a  ibn 
Maqrura  M.  XXXI  14  scheint  zu  fehlen. 

2)  In  dieser  Hiusicht  erinnert  das  Schiitteln  der  Loospfeile  an  das 
Werfen  der  Ruuenstiibe. 


Ill 

Anwendung  s.  Aa  VIIl  S.  70.  Diosc  Bestimmiing  war  viol- 
leicht  die  urspriinglicho  vrgl.  bereits  Ez.  XXI  21,  WR  126/7, 
Hosoa  IV  12.  Dcr  Qomn  (Suro  111  V.  39)  orziihlt,  dass  man 
die  Loospfeilc  darum  geworfon  Jiabc,  wgt  Maria,  die  Mutter 
Christi,  aiifziohcn  sollo.  Dass  das  Mcisirspiel  iiberhaupt  schr 
sclivvunghaft  botriobon  wurdo,  golit  aus  den  luiutigcii  Erwiih- 
nungen  und  mannigfachen  ilim  entleiinten  Verglcichcn  bci  den 
alton  Dichteni  hervor;  so  hat  Imr.  m.  22  Icidenschaftliclie 
Meisirspieler  zur  Voraussetzung.  Einen  Nachklang  des  Meisir- 
spieles  glaubo  ich  noch  in  folgendom  von  Wrede  S.  93/4  be- 
schriobonen  Branch  boim  Schlachten  eines  Karaels  zu  er- 
kennen:  „Hierauf  werdon  so  viele  gleich  grosse  Haufen 
gcmacht,  als  Personen  zugegon  sind,  und  zur  Toilung  ge- 
schritten.  Um  jedcn  Streit  zu  vernieiden,  giebt  ein  jeder 
irgend  einen  Gegonstand,  welcher  in  ein  dazu  bereit  gelogtes 
Tuch  geworfen  wird.  Einer  der  Gesellschaft  niramt  diese 
Pfandor  in  Empfang,  schiittelt  sie  durchcinander,  und  setzt 
sich,  mit  dem  Riicken  nach  deni  Floischo  gowandt,  uicder'): 
Ein  Anderer  zeigt  dann  auf  den  Fieischhaufcn  nnd  fragt,  fiir 
wen  derselbc  bcstimmt  sei.  Hierauf  wird  ein  Pfand  aus  dem 
Tuche  gczogon  und  auf  das  bezeichncte  Fleisch  gelegt.  Ein 
Jeder  nimmt  dann  das  Eieisch,  auf  wolchem  soin  Pfand  liegt". 
Vrgl.  auch  das  von  Mayenx  III  S.  3/4  beschriobone  la'b  al-qasab. 
Auch  eines  Werfspicls  mit  Knocholn  (ki'ab)  wird  gedacht, 
Schanfarli  Lara.  43 ;  die  Knaben  liessen  sich,  wenn  ein  Widder 
geschlachtet  wurde,  diese  Knochcl  von  dom  Tioro  geben  {Ac/ 
V  S.  190)^).     Das  in    Varafa's  m.   5    erwiihnte  fial-Spiel  be- 


1)  Dieser  ]\rann  vertritt  also  die  Stelle  des  /lurt/a.  Vrgl.  Kromers 
Mitteilungon:  Sitzungsberichte  d.  phil.-hist.  CI.  d.  Ak.  d.  Wissensch.  VI 
Wien  1851  S.  432,  wosolbst  statt  \^js>  '^-^f^^  zu  leseii  ist. 

2)  Vambcry,  Das  Tiirkenvolk  S.  191 :  ,,Eiuer  besoudern  Verbreitung 
hat  sich  beira  Tiirkeuvolke  von  jeher  das  Aschyk  d.  h.  Spiel  mit  den 
Schliisselbeinen  der  Schafo  orfreut,    cine  Art  Wiirfolspiel,    bei  dem  auch 


btiiiid  (lariii,  (hiss  ein  (loyenstainl  in  eincn  SaiKlliautcii  vcr- 
steckt  wild,  welclieu  die;  s})ioloii(lcn  Kiiabeii  luit  dcr  Hand 
teuton.  Es  liandclto  sicli  darum  zii  crraten,  in  wcjlehor  Haltto 
dor  Gogonstand  stocko.  Die  lonncndc  Antilope,  wolcho  don 
Sand  dor  Dchna  spaltct,  wird  cincm  Fialspieler  vergliclien 
(Lobid,  Khrdidi  115). 

Bei  andorn  Spiolcn  war  die  Gymnastik  die  Hauptsache. 
Mayeux  (III  S.  3)  hobt  als  oin  Charakteristicum  dor  Beduinen- 
spiolc  horvor,  dass  mit  ihnen  niemals  Gefalir  vorbuiidon  sei. 
Das  von  al-Musaijib  ibn  'Alas  (M.  X  13)  erwalmte  ^a'-Spiel, 
boi  wolchom  sicli  die  Hiindc  dor  Spieler  so  flink  bewogen 
solloji  wie  die  Vordcrfusse  oiner  Ivamelin,  Aviire  nach  dom 
Qamiis  mit  dom  .sauiagan-Spiol  zu  idontificiren.  Die  saulagan 
genannte  Keulo  wiirde  nach  Qazwini  I  253  aus  Weidonholz. 
(Salix  Acgyptiaca  L.)  gefertigt  und  iiacli  II  316  von  Xelia- 
wend  exportirt.  Man  schlug  mit  dieser  Holzkeulc  vom  Pfcrde 
aus  nach  Kugehi,  weshalb  'Amr  m.  93  auf  dieses  Spiel  be- 
zogen  wird  vrgl.  FE  181.  Das  Fliegen  der  Vorderarme  and 
das  Aiifwerfcn  der  Steino  durcii  fliichtige  "Wildesel  wird  der 
quia  verglichen,  einem  Holzstiick,  das  spielende  Knaben  mit 
cinem  grosseren,  qal,  in  die  Luft  schlagen  ('Amr  m.  89,  Ta- 
rafa  XIV  12,  DH  92,  39).  „Schlank  wie  die  miqla  dos  Knaben", 
hcisst  OS  Irar.  34,  23  und  „beweglich  wie  die  miqUih  dos 
Knaben"  Lebid,  Khalidi  S.  100,  der  Plur.  maqali:  obend. 
S.  116;  an  alien  3  Stellon  bezieht  sich  der  Vergleich  auf  don 

grossere  Einsiitzo  geniaclit  werden.  Das  Beinelieu  wird  nach  seiner  For- 
mation verscliiedenermasseu  benannt.  Die  ausoehi3lilte,  sattelartige  Seite 
lieisst  Tscheke  oder  kirgisiscli  Scheke,  die  scliarfspitzige  Seite  Altsclii 
Oder  Alschi  und  die  flaclie  Seite  Tawa  oder  Taka.  Beim  Aufwerfen  der 
vier,  bisweilen  auch  aclit  Beinclien,  rufen  die  ]\Iitsi)ielenden  je  nach  Be- 
licben:  ,,Ich  spiele  auf  Tscheke!"  ,,ich  auf  Altschi!"  ,,ich  auf  Tawa!" 
und  wem  die  meisten  Beincheu  auf  die  ausgerufene  Seite  fallen,  der  hat 
das  Spiel  gewonnen".  Die  Vermutung  liegt  nahe,  dass  diese  Spiele  ur- 
spriinglich  den  Charakter  vou  Weissagungen  hattcn  und  das  Scliaf  ein 
Opferschaf  war. 


113 

Wildoscl.  Ubor  Spiclpfeile  hizii  sing,  /ta^wa  s.  Muzarrid:  M. 
XVI  39,  SchW  294,  gamamiA  sing.  gummuA :  Mi^aia  29,  9. 
Imruulqais  vergleicht  m.  58  und  IV  48  soin  Ross  eincm 
unserm  Jou-jou  iilinliciien  Spiolzoiig  khudliruf,  das  sich  in 
Arabien  nacli  Douglity's  Bcsclircibung  (1  433)  bis  auf  don 
heutigen  Tag,  obAvol  untcr  andcrni  Namen,  orlialton  hat. 
Es  ist  cine  Schoibe,  die  zwoinial  durchlochert  und  auf  oino 
Schnur  gezogcn  wird,  welche  die  Miittor  ihron  Knaben  aus 
fcinstcr  KamelwoUe  spinnen.  Diese  werfen  die  Scheibo  in 
die  Luft,  so  dass  sich  die  beiden  Enden  dor  Schnur  zu- 
sammendrehen.  Indcm  sie  dann  die  Doppelschnur  bald  aus- 
ziehen,  bald  nachlasson,  drelit  sich  dcr  Kreisel  schwirrcnd  in 
dor  Luft  und  folgt  dcr  Bewegung  ihrcr  Hiindo,  wie  das  Ross 
dem  Ziigcl  des  Roiters.  Vrgl.  Zuhair  III  27,  A'lams  Comm. 
dazu  bei  Landberg,  Frimcurs  Arabes  II  S.  185,  DH  No.  84 
V.  9  und  93  V.  15.  Rutschbahnen  aus  glattem  Eels  werden 
Imr.  lY  36  erwiihnt.  Dass  'arar  der  Ruf  sei,  womit  sich  die 
Knaben  zu  cinem  Spiel  aufPordern,  scheint  nur  aus  Nabir/a 
X  12  gefolgcrt  zu  wcrdeii.  Imruulqais  spielt  A^  Vlll  S.  67 
letzte  Zoile  nerd'),  doch  war  dieses  aus  Persien  entlehnte 
Spiel  wol  nicht  volkstlimlich,  sondorn  eine  Belustigung  der 
Konigssohne.  Als  Spiel  dor  Jungfrauen  wird  eine  Schaukel 
(daudiV"")  orwilhnt,  dcrcn  Strick  sie  im  Gozweige  befestigten 
(al-Muraqqisch  al-akbar  M.  XL  11);  vrgl.  Sprenger,  Mu//nm- 
raad  III  62. 

Jagd. 

Die  Jagd  ist  bei  den  Beduinen  nicht  Sport,  sondorn  wird 
um  des  Bratens  willen  betrieben.  Wer  ein  Ross  sein  eigen 
nennt,  braucht  znr  Jagd  koinen  Hund.  Am  liobsten  iiber- 
liisst  er  dann  das  Jagdgeschiift  eincm  Burschen,  meist  (/ulam^) 


1)  ijber  das  Nerdspiel  s.  auch  van  der  Linde,  Goschichte  uud  Lit- 
teratur  des  Scliacbspiels  an  mehreron  Stellen. 

2)  Imr.  IV  46.     Sd  ist.  aucli   (/ulam   bei  Imr.  m.  57  z\i  fassen.  — 


114 

oder  audi  ^v;^ltd  gcnannt,  mit  dcm  or  auszioht.  Zuniichst 
licgt  diosom  das  Aiisspiilien  dos  Wildes  ob,  woslialb  er  audi 
linr.  40,  IS  rabi  „Spalioi"  gcnannt  wird.  Wahiond  or  seino 
Klcidung  dor  Farbc  dcs  Bodcns  anpasst,  alunt  cr  in  it  dem 
erhobcnon  Kopf  cin  GazcllGnjungcs  nacli  (Imr.  40,  19),  viol- 
leiclit  indem  er  die  Haut  cines  soldicn  zu  Hiilfe  nimnit, 
alinlich  wic  nadi  Brcinn  (Vogel  III  S.  705)  dor  Strauss  durch 
cinen  niaskirton  .Jiigcr,  dor  einon  abgotrcnnten  Straussenhals 
vorhalt,  getauscht  wird.  Auf  dem  Baucho  kriecht  dor  ^ulam 
zu  seinem  Herrn  zuriick  mit  der  Mcldung,  was  fiir  Wild  er 
erspiiht.  Nun  wird  er  auf  dessen  Ross  gosotzt,  das  ilin 
widerwillig  tragt,  wabrend  sein  Herr  ihm  nocli  Anweisungen 
erteilt  (vrgl.  Imr.  40,  23  ff,  xVblwardts  Kbalaf  al-a/tmar  S. 
323/4).  Mit  der  Lanze  durchbohrt  der  Bursch  vom  Rosso 
die  fliichtenden  Antilopon  (Imr.  IV  54).  Imr.  40,  29  bringt 
er  einon  Esel,  einon  Antilopenbock  and  ein  Straussenmannchen 
zur  Strecke.  Uagogen  tritt  uns  der  Berufs-Jager  unberitten, 
abcr  mit  2  Hunden  ausgerListet  in  den  Liedern  entgegon, 
moist  scheint  os  ein  armor  Hungerleider  zu  sein^),  der  eben, 
weil  er  keine  Heerdon  besitzt,  zum  Bogen  groifon  muss. 
Wenn  er  seinen  Suhnen  nicht  frisches  Wildprot  abhiiutot,  so 
hungorn  sie  (Rabfa  ibn  Maqriim:  M.  XXXI  29);  er  weiss 
gewiss,  dass,  wenn  or  koin  Wildtleisch  trifft,  er  schwindot 
(Aus  ibn  //agar  XXIII  44);  dim  faqa*^"^  arm  wird  dor  Jager 
DH  92,  53  genannt.  Nach  dem  Deminutiv  'ut^aibir  (DH  IIG, 
16;  124,  7)  „ein  kleiner  staubfarbener"  zu  schliosson,  war  der 
Jiigor  moist  von  kleiner  Statur.  A^ermutlich  liegon  hier  Ver- 
haltnissG  vor,  wie  sio  nocli  heute  in  dor  syrischon  W^ilsto  der 
Stamm  der  Bonn  *Sleb  ('-r*'!^^^)  repriisentirt,  der,  weil  or  wedor 
Pferde,  Kamele  noch  Schafe   besitzt,  von   der  Jagd  lobt  und 


Audi  Doughty  sagt  I  457:    „Der  Noraade  ist  Icein  Jtlgei-'.     Ahnliclies 

gilt  von  den  Hebriiern,  wie  Beuzinger,  Hebr.  Archiiologie  S.  204  ausfiihrt. 

1)  Der  Besitz  eines  Rosses  bodingt  ituiuer  eiuen  gewisson  Wohlstand, 


JA6  __ 

sich  in  Gazellcnhiluto  klcidet  „Sie  gchen",  sagt  Burckhardt 
S.  12,  ,,iinter  den  Arabern  als  Bettler  iiniher  und  verwenden 
alle  Almosen  auf  den  Ankauf  von  Pulvor  und  Blei.  Das 
getrocknete  Mcisch  der  Gazelle  ist  das  ganze  Jahr  hindurch 
ihre  Nahrung".  Friilier  waren  sie  Christen,  sie  fiihrcn  noch 
das  Krcuz  als  Stammesabzeichen:  Ztschr.  fur  Etlinol.  IX  S, 
(15).  Vrgl.  iibcr  sie  Doughty  (Index  unter  Sohibba)  und 
Wetzstein:  ZDMG  XI.  Bd.  S.  492,  der  eine  .Slebfamilie  in 
ihren  mit  der  rauhen  Seite  nach  aiissen  gekehrten  Gazellen- 
hauten  mit  Orang-Utangs  vergleicht,  wiihrend  das  Kind  des 
Jiigors  von  'Abda  ibn  a«-7abib  dem  Affen  (M.  XXV  28),  das 
Weib  desselben  DH  92,  54  mit  den  weiblich  gedachtcn  sa  ali- 
Gespenstern^)  verglichen  wird.  'Abda  nennt  a.  a.  0.  das  Weib 
des  Jiigers  kcifend,  struppig,  halbnackt.    Yrgl.  DH  124,  7. 

Besonders  schmackhaft  ist  das  Fleisch  des  Wildesels, 
dor  sich,  obwul  eigontlich  ein  Steppentier,  schon  in  vorisla- 
mischer  Zeit  vornehmlich  in  die  Gebirge  zuriickgezogen  hatte 
(s.  Ahhvardts  Khalaf  al-a//mar  S.  349),  um  der  menschlichen 
Verfolgung  zu  cntgehen,  Dort  in  einsamer  Gegend  wird  er 
mohrfach  geschildert,  wie  or  vom  Hligel  spiiht  gleich  dem 
Vorposten  eines  Hceres,  so  dass  diejenigen,  welche  ihn  von 
weitem  sehen,  ihn  fiir  eincn  beobachtenden  Reiter  halten 
(Aus  ibn  //agar  XXIII  35.  36}  oder  wie  er  ein  Weibchen 
oder  drci  vor  sich  herjagt^).  Seine  Eifersucht  hat  ihn  zu 
Kjimpfcn  mit  soinen  Genossen  getrieben,  von  deron  Bisscn 
sein  Fell  zerzaust  ist.  Kun  troibt  er  seine  Weibchen  vor  sich 
her  und   sucht  unobenen   Boden  7a\  gewinnen,   auf  dem  sie 

1)  Mit  den  sa'ali  werdeu  Imr.  bo,  2  Kriegsgefangene  vergliclien. 
Rosse  springen  wie  sa'ali:  Del.  44  Z.  2.     Danacli  modificirt  sich  WE  135. 

2)  So  eiitfiiliren  die  Wiklescl  luiulig  auch  zahme  Eseliiuien  dem 
Lager  und  nehmen  sie  in  ihre  Heerde  anf,  wie  das  auch  die  wilden 
Pferde  than.  Anf  dicser  Beohachtung  beruht  Sindbad  al-ba/nri  ed.  Alger 
1884  S.  18  des  arabischen  Textes  Z.  5,  6.  S.  19  Z.  7.  —  Die  Dreizahl 
z.  B.  Zuhair  XV  15. 

8* 


116 

weniger  loicbt  cntrinnen  kunncn,  da  sio  in  dor  Ebone  schnell- 
fiissigor  sind  als  die  Miinnchon  (vrgl.  Iloft  II  S.  09).  Bald 
trcibt  cr  sio  zu  den  Wcidcpliitzcn ,  wo  sio  die  friscben 
BubniApfUinzcn  woiden  (Imr.  X  9).  Aut'  den  Bergen  7/iiils 
niibrcn  sic  sicb  wJibrend  des  Sommors  von  nasi,  wol  Aristida 
s.  Ascborson  &  Schweinfurtb,  Illustr.  S.  226  und  qa.sis,  (Imr. 
34,  18)  oiner  Lcitpflanze  fiir  Triiff'oln,  also  wol  dcra  boiite 
gerid  genannten  Hcliantbemuni  salicifolium  s.  VVetzstein: 
Sitzungsber.    d.    Botan.    Vereins    d.    Provinz    Brandenburg, 

XXII  S,  127.  Bald  jagt  er  sie  scbreiend  zur  TrJinke  (Imr. 
34,  20).  Zur  Nacbtzeit  gelangen  sie  zura  AVeiber'),  wo  sie 
in  der  Morgenfriscbe  das  kalte  Wasser  scbliirfen  (Imr.  X  9), 
in  das  der  "Wildesel  die  zerkauten  Kriiuter  zu  speien  pflegt, 
welcbe  er  nocb  zwiscben  den  Ziibnen  bat  (Imr.  IV  22).  Sie. 
scbreiten  ins  Wasser  und  kommen  beraus  mit  einem  Giirtel 
von  Wasserlinsen  (?  'armat/,  Lebid  I  11).  Dort  aber  lauert 
in  einem  kiinstlicben  Versteck  der  Jiiger,  der  Wildhaare  ver- 
brannt  bat,  uni  die  Witterung  zu  verbindern  (Aus  ibn  //agar 

XXIII  41).  Bei  Tagesanbrucb,  nacbdem  sio  scbon  sorglos 
geworden,  scbiesst  er  plotzlicb  oinen  Pfeil  ab.  Da  I'abren 
sie  zusammon,  dass  ibnen  vor  Scbreck  beinabe  das  Fell 
reisst  (Rabi'a  ibn  Maqrum:  M.  XXX  19)  und  stieben  davon, 
Kies  und  Staubwolken  binter  sicb  emporwirbelnd.  Dies  Auf- 
werfen  von  Staub  ist  gerade  fiir  den  Wildesel  charakteristiscb^), 
„icb  entkam  das  Entkommen  des  kbadbuf"  d.  b.  der  Staub- 
aufwirblerin,  Eselin  beisst  es  DH  84,  4.  Der  Jiiger  ist  in 
vorislamiscben  Gedicbten  fast  immor  erfolglos;  Rabi'a  ibn 
Maqrum,  M.  XXXI  30  reisst  ibm  die  Sebne. 

Neben  dem  Wildesel  ist  das  hiiufigste  Wild   die  scbone 


1)  Imr.  34,  21,  Rabi'a  ibn  Maqrfira:  M.  XXXI  27;  vrgl.  A.sma'i  zu 
M.  XXX  13  bei  Thorbecke  S.  80. 

2)  Vrgl.  Hoft  II  S.  99,  Zuliair  XV  26,  Dol.  108. 


117 

hellfarbigo  Sabclantilopc,  Oryx')  Icucoryx.  AUcrdings  schoinen 
manche  altarabisclic  Dichterstcllcn  wcnigcr  auf  die  Siibelanti- 
lopo  als  auf  die  ilir  nah  vorwandte  Bcisaantilope,  Oryx  bcisa, 
zu  passeii,  vrgl.  oben  S.  31.  Dcr  Antilopcnbock  glanzt  Avie 
cin  mit  Gyps  beworfenes  Haus  (Imr.  35,  22).  'Abda  b.  a^- 
Tabib  sagt  M.  XXV  25,  dieses  Tier  siihc  aus,  als  hiitte  es 
cin  weisses  Hemd  aiigezogen  „Avahrend  seine  Fiisse  mit  Hosen 
aus  gcstreiftem  jemenischen  Stoff  bekleidet  sind."  „Geschwarzt 
an  der  Wangc,  mit  Strcifen  an  seinen  Fussfesseln,  und 
darlibcr  bis  zu  den  bciden  Gelenken  marmorirt"  (ebend.  2(3). 
Es  liiuft  ,,indem  iibcr  seiner  Stirne  zwei  Lanzen  schwanken" 
(Lebid,  Khalidi  S.  68).  Eine  besondcro  Feinheit  derDicbter, 
auf  welche  ich  bereits  friiher  hingewiesen  babe,  besteht  darin, 
dass  sie  vor  die  Scbllderung  dor  Jagd  die  eines  Gewitter- 
rcgens  einzuscbalten  ptlegen,  denn  iiur  auf  feuchtem  Unter- 
grund  werden  im  frcien  Geliinde  Antilopen  und  Gazellen  von 
Windbunden  cingebolt.  Heute  jagt  man  freilich  Gazellen 
aucb  sonst,  dann  abcr  mit  Falken  und  Hund  zugleich,  indem 
der  Falke,  von  Zeit  zu  Zeit  auf  den  Kopf  dcr  Gazelle  nicder- 
stossend,  deren  Lauf  verzogert,  bis  die  Hunde  berankommen 
(Layard,  Nineveh  und  Babylon  482).  Vor  dem  Gewitterregen 
fliichten  die  Steinbocke  (Capra  beden)  von  den  Bergen^);  die 
Sabelantilope  tiberrascht  er,  wie  sie  iingstlich  umherirrend  ihr 
Junges  sucbt,  das  ihr,  als  sie  der  Weide  nachgchend  beini 
Eiubruch  der  Diimmorung  weniger  Acht  gab,  ein  Raubtier 
zerrissen  hat;    unter  den  "Wurzeln   eines  Ar^abaums  ^)  findet 


1)  Wcnn  Eberh.  Scbrader  in  deu  SitzAingsberichten  J.  Berliner 
Akad.,  Jahrg'.  185)2  S.  580  vom  Einhorn  sagt:  ,,Man  donkt  violfacli  an 
die  Antiloi)e  opu?,  audi  an  das  Wililrind,  arabiscli  l^j-o  etc.",  so  hat  der 
Berliner  Gelehrte  liier  aus  ein  und  demselben  Tiere  2  gemacht,  denn  das 
Wildriud  der  Araber  ist  zweifcllos  fiir  gewuhnlich  cine  Orvxantilojie. 

2)  Imr.  m.  75;  Lcbid.  Khalidi  141,  wo  Huber  XIX  19  falschlich 
,, Antilopen"  iibersetzt. 

3)  Nach  Ascherson  &  .Schwcinfurth,  Illustration  de  la  Hore  d'  Egypte 


118 

sic  Zuflucht.  Die  Kogontropfen  in  ihrem  Fell  gliinzcn  glcich 
Pcrlen,  deren  Schnur  man  hcrausgezogon  hat').  Am  Morgon 
bcginnt  sic  von  neucm  zu  laiifcn,  ihre  Hufc  glcitcn  aus  auf 
dom  durchwcichtcn  Boden.  Da  erscheint  der  Jiigcr^)  mit 
scincn  Hunden,  die  sie  glcich  Wcspcn  YCiiolgen.  Einc  Ab- 
bildung  eines  solchen  mit  scincn  2  Hunden  besitzen  wir  auf 
eincr  sabaischcn  Inschrift,  die  in  den  Wiener  Dcnkschr. 
XXXIII  1883  Taf.  YI  No.  87  reproducirt  ist.  Mordtmann  & 
Miillcr  bemciken  dazu  a.  a.  0.  S.  95:  „Die  bciden  Hundc 
sind  noch  dcutlich  genug  abgebildet,  um  sie  als  athiopischc 
Jagdhunde  fiir  Gazellen  und  Antilopen  zu  erkennen  .  .  . 
Grosse  und  Art  des  Denkmals  zeigcu,  dass  der  Verstorbeno 
kein  Yornehmer  war,  vermutlich  ein  Sklave  odcr  Freigelas- 
sener  der  B.  Alijat",  die  ihm  das  Denkmal  stifteten.  Der. 
Jiiger  jagt  mit  2  Hunden,  indem,  wie  bei  uns,  wenn  man 
Windhunde  verwendet,  der  eino  hetzt,  indess  der  andere 
die  Bogen  abschneidet.  Das  benutzt  die  Antilope,  um  beide 
zu  isolircn,  macht  Kehrt  und  spiesst  zuerst  den  einen  Hund 
mit  ihren  langen  auch  dem  Mensehen  gefahrliohen  Hornern, 
sodaun  auch  den  andern.  Das  Horn  ragt  aus  der  Seite  des 
Hundes  hervor  gleich  eiuem  Bratspiess,  den  die  Zechcr  im 
Braten  vergessen  haben  (Nabi^^a  m.  16).  Die  Hunde  liegen 
da  wie  Weinkriige  (dinan:  Lebid,  Khalidi  S.  69).  Die  Anti- 
lope aber   stiirmt   fort  gegen   den   Wind,   indem  ihre   Zungo 


S.  194:  Calligonum  comosnm  L'Hor.  Imniulqais  schildert  XXXI  die  An- 
tilope vortrefflich,  wie  sie  sich  iiach  kargem  Abendmahle  ihr  Nachtlager 
unter  soldi  eiuem  Baume  wiihlt.  Der  Abendtau  betaut  sie,  und  der 
AKabaum  duftet  gleich  einem  Hocbzoitszelt.  Vrgl.  ferner  Zuhair:  Del. 
108:9;  Lebid  m.  36  ff  uixd  Dlwau  XIII  16  ff,  XL  26  ff,  XLIV  6  ff;  al- 
/iiuaia  III  17  ff,  Aus  ibn  i/agar  11  3  ff,  XII  17  ff.  Zu  Lebid  m. 
14  vrgl.  Nabi(/a  XXIII  20'21. 

1)  Lebid  m.  43;  vrgl.  Zuhair  XVII  9. 

2)  Der  Jiiger  trifft  auf  die  Antilope  des  Morgens,  donn  am  Morgen, 
wana  das  Wild  zur  Triinke  zu  kommcn  pHegt,  stellt  er  demselben  nach; 
vrgl.  Eabi'a  ibn  Maqrilm:  M.  XXX  16. 


119 

alls  dcni  linkcn  T\riin(l\viiikcl  hcraushiingt  ('\b(la:  M.  XXV  41). 
Eosonders  sclion  gcdcihcn  die  Antilopen,  welchc  don  sa'dan, 
dcr  bci  TiV/iA  wiichst,  weidcn  (Tmr.  m.  Eingang,  Lcbid  m.  14, 
Xabi/7a  m.  8,'');  dicser  sa  dan  ist  auch  das  vorziiglichste  Kamel- 
fiitter  s.  oben  S.  25.  Mehrfach  werdcn  aueh  die  AntiJopen  von 
ascli-Scbaqaiq  gonannt  (Lobid  m.  37,  Inir.  59,  S). 

Die  Siibelantilopo  wird  in  Ubersctzungcii  hiiufig  mit  dcr 
klcincn  Gazelle  (Gazolla  dorcas)  vorwecbselt.  Diese  ist  nach 
Doughty  (I  S.  395)  in  den  Sandebenen  hell,  auf  der  JJarra 
dunkel.  Sandfarben,  bodcnfarben  a'far  (Imr.  (55,  12)  fern, 
'afra  heisst  sic  daher  bci  den  Diehtcru.  Auf  dcni  rauhcn 
Hocbgrund  (//azn:  //arith  m.  53)  dcs  Thahhln-Bcrges  ast  sic 
von  dcssen  Gipfcl  wol  oin  Adler  auf  sic  herabstosst  (Imr. 
65,  12).  Auch  in  Bischa  weidet  sic  Salvadora  Persica  und 
die  Pflanzc  Aullab  (Imr.  63,  11;  'Alqama  I  ed.  Socin  III  11; 
Muzarrid:  M.  XVI  35).  Nach  Socin's  'Alqama  33  ist  dies 
eine  Pflanze  mit  Milclisaft,  worauf  auch  die  Etymologic  hin- 
weist,  staubfarben-grtinlich,  die  audi  zur  Gerberei  verwandt 
wurde.  Gazellenreich  war  audi  "Wagra:  Imr.  m.  33,  Lebid 
m.  14,  JJuiain  V  3,  vrgl.  Jaqut  IV  905/6 ;  vor  dcr  Hitze 
fliichtcn  sich  die  Gazollen  in  deii  Schatten  cines  sidr-Baumes: 
IJntaia  a.  a.  0.  7arafa  schildert  die  Gazelle,  indem  cr  mit 
ihr  die  Gclicbte  vergleicht,  wic  sic  die  iiberrcifen  schwarz- 
brauncn  Bceren  der  Salvadora  Persica  (arak),  deren  scharfen 
Kressengeschmaek  sic  licbt,  auf  sich  hcrabschiittelt  und  dann 
die  sich  rutendcn  mit  den  Ziihncn  crfassend,  die  Zwcige  iibcr 
sich  herabzieht,  dass  sie  diesclben  gleichsam  wie  ein  Mantel 
iimhiillcn.  Der  Schlingenlegcr  fiingt  die  Gazelle  in  der  kiffe, 
was  als  Grube  mit  Panguctz  orklilrt  wird  (DII  97,  20). 

AVir  haben  8.  30  gcschon,  dass  im  untcrcn  Euphratge- 
biet  und  im  Jemcn')  Gelegenheit  zur  Liiwenjagd  geboten  war. 


1)  Jaqilts  erster  Belegvers  fiir  die  raasadu  von  //alja  (H  32())  stammt 
aus  DH  No.  65  V.  7. 


120 

Da  cs  jcdocli  die  Arabcr  iiicht  liobtcn  niit  dor  Gcfulir  zii 
spielen,  troffcn  wir  die  Lowenjagd  boi  ihncn  nicht  als  Sport 
wie  bei  den  Assyrern.  Auf  einer  sabaischen  Inschrift  (Denkschr. 
d.  Wiener  Akad.,  Philos.-hist.  CI.  XXXIII  1883  2.  Abt.  S.  35) 
■R'ird  dor  Erlegung  zweier  Panther  godacht.  Zwei  Panther 
fressen  eincn  Schlafendcn  in  einer  Huhle  auf:  DHNo.  110,Einl. 

Dass  dagegen  dor  Strauss  zum  Jagdwild  gehurte,  zeigt 
dor  oben  erwiihnte  Vers  Imr.  40,  29.  AVo  in  dor  Wiisto 
Koloquinton  (S.  26),  tannuiu  und  a  (Zuhair  I  16j  sprossen, 
sind  seine  Weidepliitze. 

Den  Flughuhnern  (qa<a)  stellte  man  bei  der  Trtinke  mit 
oincr  scharak  genaniitcn  Netzfalle  nach  (Zuhair  X  13),  vrgl. 
Ermans  Aegypten  S.  325.  Doch  wurden  sio  auch  bereits  mit 
einem  Jagdvogel  gojagt.  Dass  Zuhair  X  so  aufzufassen,  wird 
mir  durch  Yers  19  wahrscheinlich'),  Muzarrid  erwahnt  M. 
XVI  18  den  Habicht  des  Jagers  ausdriicklich.  Qoriia  Sure 
V  6  weist  dagegen  nicht  mit  Sicherhoit  auf  Raubvogel  hin 
s.  z.  B.  Demiri  s.  v.  gari/m.  Die  Jagdart  scheint  Zuhair  X 
die  zu  sein,  dass  der  Kaubvogol  das  Vogelwild  dem  Jiiger 
zutreibt  vrgl.  Jacob,  Handelsartikel  2.  Aufl.  S.  54,  Hehn 
6.  Aufl.  S.  363  2). 

>Sad  bezeichnet  ini  Arabischen  zugleich  jagen  und  fischon, 
von  der  Jagd  auf  Hochwild  aber  gebraucht  man  qanas. 


1)  Das  tahtaliku  des  18.  Verses  bedeutet  wol:  er  stiirzt  sicli  ins 
Verderbeu  d.  h.  dem  Burschen  (walid  s.  o.)  gerade  in  die  Hiinde,  um 
dem  Raubvogel  zu  entgeheu.  Durch  seine  Wildlieit  entkommt  er  gliick- 
lich  auch  jenem  und  Hndet  bei  einem  Weiher  Zuflucht,  weil  ihn  dort  die 
lippigo  Vegetation  verbirgt,  wie  auch  das  Wildlcalb,  wenn  es  sich  zum 
Saugen  duckt,  im  hohen  Grase  verschwindet.  So  verstehe  icli  Vers  23^^ : 
„es  fiirchtet  gesehen  zu  werden  und  nicht  wird  es  gesehen  mit  dem 
Euter".  In  diesem  Punkte  glaube  ich  von  Ahlwardts  Ubersetzung  (Khalaf 
al-aAmar  S.  194  5)  abweichen  zu  miissen. 

2)  Das  Kapitel  i'lber  Falkenjagd  hiitte  in  der  neuesten  Auflage  von 
Hehn  mit  bessercr  Benutzung  der  Literatur  vollstandig  umgearbeitet 
werden  miissen. 


121 

Auf  den  Bergen  gc\Yinnt  dcr  Jiigcr  uucli  ^vildcn  Honig 
den  Biencn  ab;  er  bedient  sicb  daboi  cines  bulzernen  In- 
strumeutes  mi/ihad  (Schanfam,  Lamijat  al  'Arab  30),  von  LA 
durch  mischwar  erkliirt.  AYachskerzenbelcuchtung  soil  zuerst 
Konig  Gadhima  al-abrascb  von  JJirn  eingefiihrt  haben  s.  A^ 
XIV  72,  Britnnows  Chrest.  S.  29. 

Mut,  Beutezug,   Krieg. 

Personliche  Tapforkcit  ist  uuter  den  Somiten,  namentlich 
abor  iinter  don  Wiistcnarabern  cine  Ausnabmc  (vrgl.  B  108), 
so  lange  nicbt  die  Leidenscbaft  aufs  Hocbste  entflammt  ist 
Oder  alles  aiif  deni  Spiolc  stobt.  Der  arabiscbe  Nationalbold 
'Antara  war  ein  Halbaraber,  i/ariri's  Held,  neben  'Antara  die 
volkstiimlicbste  Figiir  des  arabiscben  Orients  (vrgl.  aucb  Sa  di's 
Bostan  ed.  Graf  II  V.  70  S.  145),   ein  gewandter  Scbwindler. 

Dem  Nomadcn  licgt  •\vcnig  an  der  Verteidigung  dcr 
Scholle,  aucb  dcr  Hausrat  des  -wandernden  Bedaincn  ptlegt 
moglicbst  dlirftig  zu  seiu.  So  ist  es  begreiflicb,  dass  er 
weniger  tapfer  erscbeint  als  sessbafte  Stamme.  ,,"VVaren  die 
Dattelpalmen  dort  Kamele",  sagt  Abu  Sutjan  von  den  Medi- 
ncnsern  in  einem  Gedicbte  JH  713,  ,,so  spracbeu  sie:  bier 
ist  nicbt  unseres  Bleibens,  so  macht  eucb  donn  aufdon  Weg 
(kratzt  aus)".  Muzarrid  ncnnt  M.  XVI  20  sein  Ross  die 
sicberste  Burg,  „wenn  es  koine  Burgen  giebt  ausser  den 
Rennern".  Vor  der  Scblacht  bei  Dbii  Qar  (zwiscben  60-4—610) 
scbnitt  iYancala  ibn  Tba'laba  die  Riemen  der  Frauensanften 
durcb,  um  die  ILiinner  zum  Standbalten  zu  bewegen  (Noel- 
deke's  !/abariiibers.  S.  336).  Das  verriit  deutlicb  den  Grund 
dcr  Beduinenfeigbeit.  Aucb  sonst  kani  es  vor,  dass  man  dem 
Kamel  das  Sprunggelenk  durcbbieb,  um  jcden  Gedanken  an 
Flucbt  abzuscbnoidcn :  DH  101,  10.  Solcb  riicksicbtslose 
Entscblossenbeit  zcigt  abcr  dcr  Araber  nur  in  seltenen  Fallen. 
Spottlustig  ficbt  er  mcist  liebcr  mit  der  Zunge  als  mit  dem 


122 

Schwcrt;  7/as.san  ibn  Thabit  riihmt  sich  sogar,  dass  scino 
Ziingc  Jiclmcidigcr  soi  als  soin  schnoidiges  Schwcrt  (ScliW 
60);  bei  andorn  Vrdkcrn  wtirdc  ciiio  solehc  Beliauptung  als 
Bclcidigung  goltcn.  In  ihrcii  Liodcrn  frcilich  crschoincii  di(3 
Bcduincn  oft  in  ganz  andereni  Lichte;  mit  Vorliobc  feicrt  dor 
Bcdiiincndichtcr  scinen  cigencn  Hcldenmut.  Doch  fallen  die 
Schildcrungon  iinscrcr  Rciscndcn  schwcrcr  ins  Gewicht,  dcnn 
schon  Mii/uimmad  sagle,  dass  die  Dichter  s^jrachcn,  was  sio 
nicht  than  (26.  Sure,  Vers  226,  vrgl.  SchW  68  iintcn). 

Schon  die  Nachtreiso  gilt  fiir  cine  Bethiitigung  dcs  Mutes, 
dcnn  nicht  nur  Raubtierc  iind  Wogelagerer  bedrohen  don 
nachtlichon  Roiter.  Aus  den  Einodon,  welche  die  geblcichton 
Knochen  und  das  ausgedorrte  Leder  unigekommener  Kamelo 
decken  ('Alqama  II  20)  hallen  schauerlichc  Tune.  In  dem 
iinheimlichon  Ruf  der  Eulo,  wclcher  den  Dichter  al-Muraq- 
qisch  al-akbar  (M.  XL  9)  an  den  niichtlichen  Laut  des  christ- 
lichen  Semanterium  (naqiis)  erinnorto'),  vernahm  Rabi'a  ibn 
Maqriim  den  unabliissigen  Schrei  des  Todtenvogels-).  Uber 
tonende  Sandhiigel  s.  Doughty  I  S.  307/S,  Roclus  IX  S.  833, 
einer  derselben  auf  der  Sinaihalbinsel  fiihrt  noch  den  Namen 
Gebel  naqiis.  Als  Stimmen  der  Ginnen  deutot  der  Beduine 
diese  Lauto,  die  er  mit  dem  Worte  'azf  bezeichnet  (7arafa 
III  1)  vrgl.  auch  A'scha  m.  33.  Hicr  in  der  Wildnis  haust 
den  Verwegenon  irroflihrend  ein  entsetzlicher  Wiistendamon, 
die  ^jill,  welche  gleich  dem  Proteus  der  Alton  ihre  Gostalt  zu 
wechseln  vermag  (Del.  110  V.  8).     Besonders  hilufig  gedcnkt 

1)  tJber  diese  liulzernen  Scliallinstrumente  vrgl.  die  Anm.  in  moiiiem 
Eamar/an  S.  4. 

2)  M.  XXXVI  6.  Der  Todtenvogel  (i-ada),  auf  den  wir  spiiter  zu- 
riickkommen  warden,  wird  mehrfach  mit  der  Eule  identificirt.  Wie  dieso 
bei  uns  nach  einem  weitverbreiteten  Volksglauben  der  Todtenvogel  ist 
und  ihr  Kuf  als  „komm  mit"  gedeutet  wird,  so  ruft  der  sada-Vogel 
,,isquni,  gebt  mir  zu  trinken"'  nilmlich  das  Blut  des  Miirders  (Dhu 
'1-i.vba':  M.  XXIV  19). 


123 

ihror  in  bcincn  Licdcin  Taubba/a  schanan,  dosscn  Name  ,,er 
trug  ein  Unheil  iintcr  dein  Arnr'  daiauf  zuruckgefuhrt  wird, 
dass  or  cinst  cincn  Hammel,  den  or  in  dor  AViistc  fand,  iintcr 
dem  Arm  lioimbringen  wollte,  das  Tier  aber  wurdc  iintcr wogs 
iramer  schwerer,  so  dass  or  es  endlich  fallen  lasscn  miisste, 
es  war  die  6^fil  (A^  XVIII  S.  209).  tJber  die  G\\\  s.  Doughty 
I  S.  53,  54  mit  Abbildung^).  (Jber  cine  triila  in  einerSchau- 
bude  zu  Tunis  s.  Maltzan,  Reise  in  den  Regentschaften  Tunis 
unci  Tripolis  I.  Bd.  S.  248—250.  Nahor  braucbc  ich  auf  dio 
Wiistcuunholdo  nicht  einzugchen,  da  ich  auf  van  Vlotons 
Damonen,  Gcister  und  Zaiiber  bei  den  alten  Arabern:  Wiener 
Zoitschr.  fiir  d.  Kunde  des  Morgcnlandes  Bd.  VII,  VIII  1893, 
1894  verweisen  kann.  Einige  Commcntare  goben  zu  Zuhair 
m.  55  (bei  Lyall  47)  dio  Erklarung,  dass  Reiter,  wclche 
unterwegs  Fremden  begegneten,  diescn  zum  Zeichen  friedfer- 
tiger  Gesinnung  die  untere  Spitzc  dor  Lanze  (zugg)  entgegen- 
hielten,  wollton  sie  aber  von  Frieden  nichts"\visson,  so  drehton 
sie  den  Speer  um.  Abu  'Obaida  (beiTebrizi)  sieht  allerdings 
im  zugg  ein  Symbol  des  Friedens.  in  der  oberon  Spitze  (sinan) 
das  des  Kampfes,  doch  vermag  ich  jeneu  Branch  sonst  nicht 
zu  belegen.  Uber  das  Verhalten  moderner  Bcduinen ,  dio 
einem  Unbekannten  begegnen,  s.  B  291/2. 

ISTamentlich  zeigte  der  Bcduine  seinen  Mut  gelegeutlich 
einer  r/azwa  (woven  uuser  Razja),  eines  Raubzuges,  wie  ihn 
z.  B.  die  Stamme  der  G^ejath  und  Schtaje  nach  Wetzstoin 
(Haiiran  S.  33)  allwochentlich,  in  grosserem  Maasstabe  jedoch 
d.  h.  etwa  50  Pferdereiter  und  300  bis  400  Kamclrcitcr  rait 
Merdiif  (Hintcrmann)  stark  etwa  alle  6  Wochcn  einmal  unter- 
nahmen.  Dcnn  in  der  AVliste  gilt  die  von  Zuhair  m.  57  (bei 
Lyall    53)    ausgesprochene    Losung:    wamalla  jaclimi-'n-nasa 


1)  Mcrkniirdig  ist,  dass  wie  unser  Tcufel  den  Fuss  vom  Eosse  des 
alteu  Schlaclitengottes  die  G'ul  eiiien  Eselsfuss  bat.  ^ul  ist  wol  von  .^al 
,,entfuhren''  abzuleiten  vrgl.  'Abda  ibii  a^Tabib:  M.  XXV  7. 


124 

juclami,  liior  muss  man  Hammer  oder  Amboss  soin.  Der 
Boutozug  muss  mit  Kamolon  ausgoriistct  scin,  um  der  Vcr- 
fulgung  zu  cntgchen;  wic  schon  bomorkt,  fiihrcn  die  Edlcn 
Rosso  mit,  die  sic  abcr,  um  sic  moglichst  zu  schoncn,  erst 
kurz  vor  dcm  Angriff  bcstcigon.  Ein  Kamclrcitor  tiiut  sich 
mit  dom  Bositzer  cines  Rosses  zusammen  (ischtarak"),  bcido 
ruitcu  zusammen  auf  domsclbcn  Kamel,  wiihrcnd  das  Ross 
Icdig  nebcnhcr  liiuft,  bis  in  die  Xiihe  des  zu  iiberfallcnden 
Lagers.  Der  Hintermann  wird  zamil  odor  radif  genannt. 
In  die  Niilic  des  Feindes  gelangt  blcibt  der  Kamelreiter  zu- 
riiek,  um  das  Gepiick,  den  Proviant  zu  sicliorn  und  die  Bcute, 
welcho  scin  Genosse  macht  und  von  der  or  eincn  Anteil  be- 
kommt,  in  Empfang  zu  nehmon.  Vrgi.  die  anschaulichcn 
Schilderungen  dieses  Verhiiltnisses  Ag  YlII  S.  8  und  B  111/2. 
Bei  Bodr  rief  ein  muslimischer  Krieger  einem  Unglaubigen 
zu:  „Dcr  Prophet  bat  uns  verboten  dicli  zu  todten".  „UDd 
mein  zamil'',  crwiedcrte  jener.  „Nein  bei  Allah",  war  die 
Antvvort,  ,,nicht  lassen  wir  deinen  zamil,  der  Prophet  hat  uns 
nur  befohlen  dich  allein  zu  schonen".  ,,Nein  bei  Allah",  rief 
dor  Unglaubige,  „dann  will  ich  sterben,  ich  mit  ihm  gomein- 
sam,  nicht  sollen  die  Fraucn  Mekkas  von  mir  erziihlen,  ich 
hiitte  aus  Gier  zu  leben  meinen  zamil  im  Stiche  gelassen" 
(JH  447).  Kampfend  wurde  er  getodtet.  —  Man  nahcrte  sich 
dcm  feindlichen  Lager  bei  Nacht  und  tuhrte  den  Uborfcdl  beim 
ersten  Morgengrauen  aus  (vrgl.  Heft  II  S.  119,  'Abda:  M. 
XXV  60);  wie  es  scheint,  gab  der  Anfiihrer  durch  einen 
Schlachtruf  das  Zeiclien;  Thorbecke  erklartM.  XXV  67  ('Abda), 
wo  OS  hoisst:  ,,als  sich  der  Hahn  erhob  am  Morgen  einige 
seiner  Sippe  herbeirufond,  abcr  sie  sind  eine  waffenlose 
Schaar"  durch  den  Zusatz  „wio  sonst  am  Morgen  zuni  Kampfe 
gerufen  wird".  Biswoilen  suchte  man  durch  Zusammenwerfen 
der  Zelte  iiber  den  Bewohnern  die  Verwirrung  zu  vermchren 
(ZDMG  48.  Bd.  1894  S.  709).     Den  mit  Bcute  Heimkehron- 


125 

den  tanzen  noch  heute  die  Frauen  singend  eutgegeu  wio  einst 
dem  David  und  Saul  (Doughty  I  452,  I  Sam.  XVIII  7  ff). 
Bel  der  Hiiutigkeit  der  Raubziigc  konnte  man  fast  sagcn,  dass 
die  Wiiste  eino  Art  Comnuinismus  entwickelt  hat:  der  ver- 
armto  Stamm  treibt  dem  roichcrcn  cine  Kamelhcerdo  weg, 
letzterer  greitt  im  Bedarfsfalle  zu  demselbcn  Mittel.  Bhitver- 
giesscn  wird  auf  solchen  Raubziigen  aus  Farcht  vor  der 
Bkitrache  (thar),  die  hier  heilsam  Avirkt,  in  der  Kegel  thun- 
lichst  vermieden.  Im  Kampfgetiiramel  hauchten  die  alten 
Beduinen  wol  den  Pfeil  an ,  bevor  sie  ihn  auf  die  Sehno 
legten,  urn  ihn  so  zu  foien  und  den  Gegner  am  Leben  zu 
crhalten.  Nur  dor  wilde  'Antara,  in  dessen  Adern  Negerblut 
rollte,  prahlt  darait  seinen  Pfeil  nicht  angehaucht  zu  haben 
(X  4).  Layard,  Nineveh  und  Babylon  319:  „Wenn  die  Be- 
duinen mitten  in  der  Wiiste  Jemand  iiberfallen,  so  fiihren  sie 
ihn  oft  bis  zu  einer  gewissen  Entfernung  von  Zelten,  und 
pliindern  ihn  dann  erst,  nachdem  sie  ihm  die  Gegend  der 
Zelte  gezeigt  haben".  Vrgl.  dazu  B  443,  ferner  Wetzstein 
ZDMG  22.  Bd.  1888  S.  96  uber  den  Brauch  der  'oqla. 

Auch  die  Kriege  bestchen  mehr  in  Uberfallen,  da  es  sich 
bci  Nomaden  nicht  um  Landeroberung  handeln  kann.  Waren 
solche  zu  befiirchten,  so  spiihte  ein  Posten  von  oinem  Wart- 
turm  ins  Geliinde ').  Fiel  der  Feind  ins  Land,  so  wurdon 
auf  den  Bergen  Kriegsfeuor   entfacht    ('Amr   m.   68,   Del.  47 


1)  Lebid  m.  64;  Imr.  35,  10;  Doughty  II  311,  467;  Wetzstein, 
Hauran  S.  34  von  Eigm  al-Mahra  (sic!):  Die  Wacbe  an  dieser  gefiihr- 
lichen  Stolle  ist  den  Sclitaje  anvertrant.  Man  bat  dort  auf  dem  bocbsten 
Punkte  aus  Bloclcen  eine  circa  12  Elleu  bohe  Warte  (mar(|ab)  aufge- 
ricbtet,  zu  der  eine  Treppe  fiibrt.  Die  Warte  ist  mit  einer  Briistung 
versehen,  binter  der  die  Wacben  sitzen  und  unablassig  binab  in  den 
i/araad,  den  man  deutlicb  seben  kann,  spiiben";  II  Sara.  XIII  34.  Dem- 
nacb  modificirt  sicb  wol  Burckbardts  Bebauptung  S.  244  .•  ..Die  Beduinen 
liaben  koinen  Begriff  von  einer  Nacbtwacbe  und  nocb  viel  weniger  von 
einer  Scbildwacbo,  wie  notwendig  auch  bei  ibrer  Lebensart  und  bei 
ibrer  Weise  Krieg  zu  fiibron,  solche  Vorsichtsmaassregeln  sein  mochten". 


126 

Z.  3,  Quran  V  69);  dor  alttcstamcntlichc  Branch  in  diesora 
Fall  aiif  don  Borgon  oin  Bannor  02  zu  hisscn,  hat  sich  im 
7/aiiran  crhaltcn.  Schumacher,  dor  bchuf's  trigonomctrischer 
Mossungon  zuwoilon  aiif  niarkantcii  Punkton  Signalfahnen 
auf'pflanzcn  miisste,  alarinirte  dadurch  dio  Arabcr  dos  Bczirks, 
die  sich  alsbald  niit  crrcgton  Mionon  cinstclltcn:  ZDPV  IX. 
Bd.  1886  S.  232.  Herausforderungen  iind  Zweikamptb  er- 
offnoton  dio  Schlachten  wio  in  dcs  Propheten  Tagcn  so  noch 
zu  Burckhardts  Zoit  (B  247).  Fiir  bcsondcrs  ohronvoll  gait 
cs  dio  Fahne  zu  tragon ').  In  dor  Sclilacht  von  //onain  ritt 
oin  Mann  zu  Kaniel  don  Hawcizin  voran,  der  an  eino  lange 
Lanze  cine  schwarze  Fahno  gobundon  hattc,  mit  dor  or  zu- 
gloich  kilmpfte  (JH  845).  Oft  konimt  os  zuStroitigkoitcn  liber 
die  Frago,  woni  dio  Ehro  dio  Fahne  zu  tragon  gebiihre.  Hiiufig- 
trug  sio  dor  Anfiihror  selbst:  A¥uqidi  172''  WoUh.  311;  wo- 
sclbst  audi  gosagt  wird,  dass  die  Anfiihror  zu  Fuss  kiimpfton. 
Nicht  immor  konnen  wir  boi  don  ungcrogolten  Kiimpfcn  der 
vorislamischon  Zoit  von  dor  Kollo  eines  Anfiihrors  roden; 
vor  dor  Schlacht  machon  erfahrono  und  oinflussroichoMiinnor 
ihro  Moinung  goltond;  nach  Eroffnung  dos  Kampfes  abor  iibor- 
lasst  man  die  Entschoidung  in  der  Regel  der  Tapforkoit  dos 
Einzelnon.  So  erscheint  dor  Trager  dos  Foldzeichens,  dem 
man  folgt,  zugleich  als  Anfiihror^).  Grosseren  Einfluss  ge- 
waun  allordings  biswcilon  oinc  fiir  inspirirt  goltcndo  Porson- 
lichkoit  auf  dio  Loitung  dor  Sehlaclit,  oin  Bowois,  wio  wonig 


1)  y/aramrilu  alwijatin  wird  SaVhr  von  al-Klumsa  (S.  27  Z.  3) 
genanut. 

2)  Wenn  also  Mu/mnimad  von  Imruulqais  sagte  (Qazwini  II  59) 
,,er  schreitet  am  Tage  der  Auferstelmng,  wilhrond  das  i)ichterbanner  boi 
ihm  ist,  zum  Hollenfeuer",  so  will  or  ilin  damit  als  Dichtorfiirston  kenn- 
zeiclinen,  wilhrend  philologischo  Spitzfindigkeit  in  Unkenntnis  des  Gahi- 
lija-Brauclics  die  Stelle  spilter  dahin  misdeutete,  dass  or  die  Fahno  iiber 
dera  Haupte  eines  anderntrage;  die  Kbalifen  docuraentirteu  nanilich  ihre 
Herrscherwiirde,  indem  sie  eine  Fahne  iiber  ihreni  Haupte  tragen  liessen. 


127 

man  von  Taktik  vcrstand.  WR  130  findet  man  Bolege  dafiir, 
dass  Sober  Anfuhrer  waron ;  nocli  lieute  ist  dor  Anfilhrer  eines 
Stammos  im  Kriege,  dor  'aqid,  nicht  etwa  dor  besto  Stratcgo. 
„Man  hiilt  ihn  boi  don  Arabcrii'',  sagt  Burckhardt  S.  239,  ,,1'ur 
cine  Art  von  Augur  odor  Hoiligen.  Er  ontschoidot  oft  die 
Operationcn  des  Kriogos  durch  seino  Triiumc  odor  Visionen 
odor  Weissagungen;  or  vorkiindet  auch  don  gliicklichon  Tag 
fiir  don  Angriff  und  nonnt  andore  Tage,  die  als  ungliicklich 
zu  botracliten  sind".  Wir  worden  hier  an  die  hebriiischcn 
Richtcr  orinnort.  Die  Glicderung  desHoeres  in  Centrum  und 
Flugel  fiihrt  II  168  anf  al-A(/ba^  zuriick,  liber  ihn  s.  Ag  XVI 
159/160.  Die  Schlacht  solbst  schildern  die  Licdor  oft  mit 
furchtbarom  Roalismus.  Die  langon  Lanzon  wordon  mit 
Brunnonseilen  vorglichon'),  indem  das  ausstromende  Blut  an 
das  gehobono  und  vorschiitteto  Brunnonwasser  orinnort,  wozu 
man  unsor  „Blutvergiessen"  „das  Blut  floss  in  Stromen"  und 
das  Blutcn  dor  Studentenspracho  ini  Sinne  von  „beim  Trinken 
Bier  vorscliiitten"  vergloiche.  Die  Lanzon  kreischen  in  den 
Hiiftboinvorspriingen,  wio  die  Speerspitzen  schroien,  vs^cnn  sie 
beim  Gliittcn  dos  Schaftes  aus  Versohen  dor  darchbohrto 
Lanzenhobel  (thiqiif)  beriihrt  ('Autara  IV  4).  ivTach  oineni 
andern  Diehtor  (77  187)  kreischen  die  in  den  Korpor  oin- 
dringcnden  Lanzon  gleich  den  hungrigen  „Tochtorn  dos 
Wassors"  am  Morgon,  worunter  nach  einigen  Erklarorn  die 
Wassorvcigcl  zu  verstehon  sind;  auch  nach  do  Slane,  Imr. 
S.  125  ist  dor  Sohn  dos  Wassors  dor  Kranich.  Die  Lauzen- 
rohre  triofon  von  Blut,  als  ob  ihre  Ivnoten  den  safranhaltigen 
'abir-Parfum  ausschwitzon  ('Abdallah  ibniSalima:  M.  XVII  17) 
Kupfo  fliegon  untor  den  Schworthiobon  wie  Koloquinthon,  die 
don  Abhang  hinabrollon  (DH  100,  20)   und  Hando  als  ob  os 


1)  'Antara  m.  66,  X  G.  XXVll  5;  Salama  ibii  Gaiulal:  M.  XX  P.5; 
al-//adira  ed.  Engehiianu  S.  [f  ;  ScliW  63.  —  Psahn  79,  3:  „Sie  ver- 
iiosseii  ihr  Blut  wie  Wasser". 


128 

Ricinusstaudcn^);  die  Schiidel  am  Bodcn  glcichen  abgoschiit- 
teltcn  Gcpiickbiindelii  einos  Kamols  ('Amr  m.  37)  odcr  Straiisscn- 
cicrn  (Nabic/a  XXVIl  27)  odcr  den  Schalcn  soldier  Eier  (JH 
G12  Z.  7  V.  u.)  oder  gcspaltcneii  Koloquinthen  (JH  621,  Z.  3 
V.  u.),  die  Lcibcr  dagogcn  bald  diirrem  Holze  (Rabi'a  ibn 
Maqrum:  M.  XXX  35).  Dor  Kainpf  sclbst  wird  g-crne  als 
krciscndo  Miihle  gedacht  (vrgl.  unscr  ,,aufrcibondG  Strapazen"); 
das  Bild  ist  noch  houto  volkstiimlich,  vrgl.  Burckhardt  S.  84: 
„Als  oin  Wahaby-Priestcr  odcr  Molla  gcfragt  wurdc,  warum 
boi  Eroberung  cinor  Stadt  das  Lcben  achtbarcr  Tiirkcn,  Christen 
und  Juden  nicht  gcschont  worden  sei,  antwortete  er:  wenn  ihr 
oinen  Haufen  Weizon  raahlen  wollt,  iinter  wclchom  sich,  wie 
ihr  wisst,  einige  Erbscn  befindon,  mahlt  ihr  da  nicht  lieber 
den  ganzen  Haufen,  als  ouch  die  Milho  zii  geben,  dioErbsen- 
oinzcln  auszuleson".  Die  ackerbautreibende  Bevolkoriing  hat 
statt  dos  Mahlens  das  Bild  des  Drcschens  (Amos  I  3,  Jesaia 
XXXXI  15).  Damitgaben  sich  die  Boduinen  nicht  ab.  Ausser 
mit  einer  Miihle  wird  dcr  Kriog  gerne  mit  einera  Feuer  und, 
wie  wir  oben  gesehon  haben,  auch  mit  einer  Kamelin  (vrgl. 
noch  DH  103,  8)  vergliclien.  Daraus  erkliirt  cs  sich,  dass 
Aarb  Krieg  fiir  gewohnlich  Femininum  ist.  Das  Haupt  des 
erlegten  Fei tides  nahm  der  Sieger  als  Trophae  mit  sich,  wie 
David  das  des  Goliath^);  unbestattet  liisst  er  den  Leib   auf 


1)  Mutammim:  M.  VIII  35.  Man  denke  audi  an  die  Form  des 
Ricinusblattes. 

2)  'Antara  II  15;  Schanfara:  Del.  30  Z.  9;  al-i/usain  b.  al-//uraam : 
M.  Xlll  42;  Briinnow's  Chrest.  S.  36  Z.  6;  JH  451  letzte  Zcile,  990 
letzte  Zeile;  Sitzungsber.  d.  philos.-hist.  CI.  d.  Kais.  Ak.  d.  Wissensch. 
VI.  Bd.  Wien  1851  S.  416;  I  Sam.  XVII,  54  u.  57.  Ascburbauipal  sagt 
(KB  H  S.  197):  „Ihie  Kupfe  bieb  icb  ab,  ibre  Lippen  schnitt  icb  ab. 
Als  Scbaustiick  (Gescbenk?)  fiir  die  Leute  meines  Landes  nabm  icb  sie  mit 
nacb  Assvrien".  Im  Sasanidenreich  bestand  die  Sitte  die  Ki'ipfe  der  be- 
siegten  Ki'mige  im  Feuertempel  zu  Stacbr  aufziibangen  (Noeldeke,  Aiif- 
siitze  zur  pers.  Gescb.  S.  90).  Pirdusi  ed.  Vullers  I  S.  129  V.  8:  „Das 
Haupt  der  Kronentriiger  ist  meine  Jagdbeute",  S.  324  V.  141  :  .,Das 
Haupt  der  scbeuslicben  Dewe  ist  meine  Jagdbeute". 


129 

der  Walstatt,  wo  ihm  bald  Raubtiero  mit  den  Zahnspitzen 
fressend  diis  schon  tatowirto  Handgelenk  und  die  sorgfiiltig 
niit  Henna  gofiirbten  Pingerkiippen  abnagen.  Die  Hyiinin 
kommt  horangchinkt,  wiihrcnd  dor  Sterbcnde  noch  am  Loben 
ist^),  lange  iimherspaliend,  zerrt  cin  Stiick  ab  und  triigt  cs 
ihrcn  Jungen  ins  Dickicht  (Mutammim :  M.  VIII  31  if).  Oft 
schon  wahrend  des  Kampfes  liaben  sich  Adler  und  Aasgeier 
versammolt^).  Hinter  don  Kiimpfern  sitzcn  sie  mit  den  Augen 
blinzelnd  gleicli  Greisen  in  Haseuhaarmantein  (N'abif/a  I  12). 
tJber  dem  Gefallenen  ziehen  sie  ihre  Kreise  (JH  634  Vers  3). 
Madchen  gleicb,  die  gilbab-Gewaudc  ^)  tragon,  scbreiten  die 
Geier  zur  Loiche  (DH  110,  11);  zuniichst  halten  sie  sich  scheu 
in  einiger  Entfernung  aus  Furcht,  es  konnte  noch  Leben  im 
Korper  sein  (WR  52);  dann  aber  fassen  sie  sich  ein  Herz, 
sturzen  sich  iiber  den  Gefallenen  und  sitzen  lange  boim 
Frasse  (DH  XXI  11);  schwerfallig  und  unbeholfen  steigen  sie 
iibersattigt  vora  Mahl  langsam  in  die  Liifte  (Taabba^a  scharran: 
II  385).  In  seltenen  Fallen  wird  ein  angesehener  Feind  un- 
beraubt  bestattet,  so  'Iqd  III  S.  73  sogar  in  2  Mautehi,  von 
denen  jeder  einen  Wert  von  25  weiblichen  Kamelfiillen  repra- 
sentirt.  Uber  die  Frauen  in  Kamelsanften  hinter  der  Schlacht- 
reiho  vrgl.  Heft  II  109.  Mit  der  Handtrommel  (duff)  machten 
sie  die  Schlachtmusik,  ihron  Mannern,  wenn  sie  tapfer  fochten, 
ihre  Umarmungen  verheissend,  andcrnfalls  mit  der  Entziehung 
ihrer  Gunst  drohend  (JH  562).  Die  Sitte  war  nicht  allgomein. 
Duraid  b.  es-ASimma  tadelte  sic  vor  dor  Schlacht  von  /iunain, 
wohin  die  Unglaubigen  auch  ihr  Vieh  mitbrachten. 


1)  Vrgl.  Lebid,  Khalidi  106  Z.  3  v.  u. 

2)  Nabi/za  I  10,  Del.  95  V.  10;  Wetzstein:  Ztsclir.  fiir  Ethnol.  V 
1873  S.  284.  Vrgl.  ferner  Tarafa  XIV  22,  H  322,  385:  „Die  Hyiine 
lacht  der  Todten  Hudhails  und  der  Wolf  freut  sich  ihrer". 

3)  Vrgl.  Dozy,  Vetements  S.  123,  der  den  Vers  falsch  iibersetzt, 
FAF  49. 

9 


^130 

Dio  Schoinflucht,  von  welchcr  dor  Rcitor  sich  wiedor  zilm 
AngiifT  wondct  (karr)  ist  oin  in  den  Liodcrn  liiiufig  crwahntcs 
Manovor').  Sonst  kcnnzcichact  dio  boduinisehc  Kricgfiihriing 
einc  gowissc  Ritterlichkcit.  Dio  Kriogskunst'-),  wolcho  allcr- 
dings  in  vorislamischcr  Zcit  aut  oincr  sohr  niedrigeu  Stufe 
stand,  gait  auch  fiir  unuobol.  A\s  MuAammad  Medina  diirch 
einon  Graben  schiitzto,  NB.  von  oinoni  Persor  darin  unter- 
wiesen,  tadelton  das  soino  Feindo  als  unwiirdig.  DieWorter 
fur  Befestigungen  sind  im  Arabischon  moist  Lelinwoite  (PAF 
233  ff).  Dio  Lagerfeuer  vor  dom  Feindo  zii  iinterhalton  (Na- 
bi^a  ed.  Deronbourg  IX  13  nebst  Note  S.  402,  bei  Ahlwardt 
XI  13)  gait  fiir  ehronvoll.  Mu/iammad  liess  nach  seiner 
Niedorlage  am  0/<od,  nachdem  dio  Mckkaner  abgezogen 
waren,  die  Lagerfeuer  anziinden,  um  den  Eindruck  der  Nie- 
derlage  zu  verwischen.  Andrerseits  erwahnt  Layard  (Nineveh 
und  Babylon  300),  dass  es  achte  Beduinen  fiir  sohr  unritter- 
lich  halten,  den  Foind  unvorbereitet  im  Finstern  zu  iiber- 
fallen.  Der  Angriff  erfolgt  beim  ersten  Morgengrauen,  nach 
Glaser  (Vortrag  gehalten  in  der  Geogr.  Gesollschaft  zu  Groifs- 
wald  1894)  in  Siidarabien  dagegen  noch  bei  Nacht;  vrgl.Hoft 
II  S.  119.  Burckhardt  berichtet  S.  114,  dass  die  'Anezo 
den  Morgon  abvvarton,  die  Schammar  dagegen,  welche  siid- 
arabischer  Abstammung  sind,  das  feindliche  Lager  bei  Nacht 
angreifen^).  Dem  ungepanzerton  schildlosen  Krieger  wird 
Lob  gespendet,  SchW  68,  70,  wozu  man  noch  JH  445  ver- 
gleiche.     Ein  Sieg  wurde  nicht    etwa    strategisch    ausgenutzt 


1)  Vrgl.  B  443:  „Es  war  eine  Lieblingskriegslist  Sauds  vor  dem 
Feinde  zu  flieheii,  sich  plotzlich  zii  sammeln  und  mit  seinen  auserlesenen 
Keitern  iiber  die  ermiideten  Vertolger  lierzufallen'". 

2)  Kriegslist  wurde  dagegen  niclit  verurteilt. 

3)  Allerdings  ist  mir  Layards  Auffassung  dieses  Brauclies  fraglicli 
geworden,  da  man  nach  Waqidi  2211^  Wellh.  S.  389  den  Morgen  ab- 
wartet,  damit  der  Feind  nicht  aus  seiner  besseren  Lokalkenntnis  Vorteil 
zieht.    Noch  einon  andern  Grund  macht  B  114  geltond;  vrgl.  B  244. 


131 

iind  vorwertct.  Wcr  die  grosseren  Verluste  battel),  wurde 
bald  kleinraiitig'  iind  raurate  das  Feld,  die  Vergeltung  fur 
bossere  Gelegonbeit  aufsparond.  Dor  Feind  sucbto  moglichst 
viel  Gefangene  und  Beute  zu  niachen.  Einen  Fortscbritt 
zeigt  aucb  bier  die  Kriegfiibrung  des  Propbeten ,  der  nacb 
dcm  Siege  von  //iinain  zur  Belagerung  von  YTiif  sebreitet, 
sogar  niit  Belagerungsniascbinen  vorgebt  und  es  nicht  ver- 
scbmiibt  die  Kriogskunst  der  Fremden  bei  der  Verteidigung 
Medinas  zu  verwerten. 

Waffen. 

Die  Bewaffnung  der  beidniscbon  Araber  war  jedenfalls 
derbyzantiniscbon  nicbt  ebenblirtig.  Gelegentlicb  cinos  Sieges 
der  ersteren  iiber  die  letzteren  sagt  daber  Ibn  Qutaiba:  „sje 
nabmen  ibre  Waffen  und  erstarkten  dadurcb"  (Brtinnow's 
Cbrest.  S.  25).  Icb  kaun  dieses  Kapitel  bier  in  Kiirze  be- 
bandebi,  da  man  Niiberes  in  deni  inbaltreicben  Werke  Sebwarz- 
loses  ,,Die  Waffen  der  alten  Araber'  (Leipzig  1886)  findet. 
In  der  Genesis  beisst  es  (XXI  20)  von  Ismael,  dass  er  ber- 
angewacbsen  Bogenscbiitze  ward.  Seltener  als  man  nacb 
diesen  Worten  erwarten  sollte  gescbiebt  jedocb  des  Bogens  in 
den  Liedern  Erwiibnung  und  zwar  offenbar,  weil,  wie  aucb 
Scbwarzlose  bervorbebt,  der  Fornkampf  fiir  weniger  ehrenvoU 
gait  als  der  Kabkampf  mit  Lanze  und  Scbwert.  In  den 
Akbbtir  al-'Arab  dagegen  spielt  Pfeil  und  Bogen  eine  grossere 
Rolle.  Das  nab'-Holz  zu  einem  guton  Bogen  wurde  an  un- 
wegsamen  Gebirgsabbangen  unter  Miibon  und  Gefabren  ge- 
wonnen  (Aus  ibn  //agar  XXXI  17  ff).  Nacb  Qazwini  II  59 
wucbs  es  auf  dem  Berge  Jasum  im  Gebiet  der  Hudbail  nabe 
bei  Mekka,  nacb  DH  Ko.  81  Einl.  aucb  im  nordlicb  benacb- 
barten  Lande  dor  Bonn  Sulaim,  fcrner  im  Jemen  im  Gebiet 


1)  Der  Vorlust  an  Menschenlcben  war  meist  sehr  jeering-. 

9* 


132 

(lor  Azd  dcs  Scnitgobirgcs:  SchW  254/5.  Es  ist  zwcifellos  das 
iingcmoin  harto  Holz  dor  Grewia  populifolia  =  Chadara  tcnax, 
von  der  beistchcndo  Abbildung  cinon  Zwcig  darstollt,  dcssen 
Original    gloicli    dcm  S.  92   abgcbildctcn   markh-Zweige  aus 


Arabien  stammt.    Wahrscheinlich  bestand  ein  ^'^''/^  uud  ein 

'»-?._y>^)  genannter  Bogen  (SchW  254/5)  aus  dcm  namlichen 
Stoff.  Zwei  Jahre  hindurch  muss  der  Grewiazweig  den 
Salt  seiner  Rinde  aufsaugen  (Aus  XXIX  17),  bevor  der  Yer- 
fertiger  den  Bogcn   zu  Marktc    bringt    und   fiir   ein    solcbes 


133 

Exemplar  3  Miintol,  1  Kcisotaschc  unci  1  Schlanch  Bicncnhonig 
tordort  (Aus XXIX  20).  Audi  andcrcHoIzartcn  werdcn  zuBogcn 
verarbeitet,  so  nascham:  Imr.  29,  2;  DH  109,  4.  Der  Bogen 
war  mit  Troddoln  verziort:  Sclianfara,  Lamijat  al-Arab  12. 
Hiiufig  gcdcukcn  die  Dichter  dcs  klagenden  Tones,  den  das 
Schwirrcn  dor  Seimc  crzcugt,  und  vcrgloicben  dieson  Laut  dcs 
gclbcn  Bogcns  dem  Klagcruf  eincr  Mutter  um  ibrcn  gcfal- 
lencn  Sobn,  dem  dor  Kamelin  um  ibr  Fiillen.  Man  schoss 
mit  Robrpfeilen,  wiibrcnd  die  Perser  Holzpfeilc  verwandton. 
Dbu  "l-iiba  vcrgleicbt  seine  Pfeile  einemBienen-oder  Wespen- 
scbwarmc  (M.  XXIII  36).  Die  im  Halse  des  Pferdos  bafton- 
don  Pfeile  werden  mit  ausgerauftem  Laucb  der  Sandbiigol 
(kurratb  =  Allium  Porrum  L.)  verglicben  (al-KalAaba:  M.  II  4). 
Aucb  ein  vegetabiliscbes  Pfeilgift  (manschim)  scbeint  bci  er- 
bitterten  Febden  zur  Anwcndung  gekommen  zu  sein.  Den 
Pfeil  befiedert  der  Jiiger  mit  derFeder  eiues  jungen  Yogels') 
und  wetzt  ibn  am  Stein  (Imr.  29,  6).  JH  614  letzter  Vers 
wird  eine  Waft'e  genannt,  iibor  die  man  zur  Stundc,  da  sie 
verfertigt  wird.  Gift  streut  vrgl.  aucb  DH  135,  5,  wo  der 
Pfeilscbuss  dem  Bisse  scbwarzer  Scblaugen  verglicben  wird. 
Ausdriicklicb  werden  vcrgiftete  Pfeile  von  Suwaid  (M.  34,  93) 
crwabnt.  Heute  scbeint  Pfeil  und  Bogen  aus  Arabien  ver- 
scbwundcn  zu  sein,  docb  findcn  die  Beduinen  nocb  bisweilen 
ciserne  Pfeilspitzen  in  den  Bergen  (Dougbty  I  S.  562).  Als 
Knabenspielzeug  allerdings  pflegt  sicb  der  Bogen  aucb  da 
nocb  zu  balten,  wo  er  als  AVaffe  ausser  Gebraucb  gekommen 
ist,  s.  van  den  Berg,  Lo  iVadbramout  S.  47  Anm.  3,  denu  die 
WafFe  erbeiscbt  friihzeitige  Ubung  vrgl.  z.  B.  Ag  VlII  78  6.  Z. 
V.  u.,  wie  ja  aucb  nacb  Herodot  die  Perser  bereits  ibre 
Knaben  im  Bogenscbiesseu  unterricbteten. 


1)  Die    alteu  Iranier   wiihlten    zu    diesem    Zwcck    Raubvogelfedern 
8.  Wilh.  Geiger,  Ostiiaiiiscbc  Kultur  S.  1634. 


134 

Diu  langu  brauniotc  Lanzo  rait  blauschwarzer  Spitze  ') 
Avar  dio  LiobJingswalt'o  dcs  Kcitors.  Die  Spitze  louchtct  im 
Sonnonscbein  wic  cine  Flamrac.  Wild  dor  Scbaft  gescbiittelt, 
so  bowcgt  sich  das  obersto  Endo  wio  einc  Zuflucht  suchende 
Sandschlang-e  (Muzarrid:  M.  XVI  51).  Lebid  XXXIX  42  ist 
durch  eiu  Misverstiindnis  in  der  Ubersctziing  von  4  Ellen 
langen  Lanzen  die  Kede,  so  lang  waren  etwa  die  Spitzon 
alloin,  s.  SchW  235,  wiihrend  eine  elf  arab.  Ellen  lange  Lanzo 
noch  fiir  kurz  gilt:  7/770.  Hire  Knoten  gluichen  nach  y/atira 
ai-7ai  au  Hilrte  Dattelkernen :  II  779.  Die  guten  Lanzen 
wurdon  nach  Arabien  importirt,  sie  kainen  toils  aus  Samhara 
an  dor  alrikanischen  Kiistc,  teils  von  al-Kha^<,  der  Seckiiste 
von  Ba/irain  am  Persischen  Golf;  die  Rohre  sollen  sammtlich 
indischer  Herkunft  gewesen  sein  (SchW  217,  Qazwini  II  60);. 
wahrscheinlich  waren  es  jene  indischen  Barabusrohre,  von 
doren  Einfiihrung  bei  unsern  Ulaneii  kiirzlich  die  Rede  war. 
Doch  kaunte  man  die  Glattung  des  Schaftes  mit  dcm  Lanzen- 
hobel  (thiqaf)  aus  eigener  Anschauimg  (vrgl.  z.  B.  M.  XX  32). 
Schwarzlose  suclit  S.  219  widersprechende  Angaben  der  ara- 
bischen  Pbilologen  zu  combiniren;  der  Handel  mit  indischen 
Rohrlanzen  hiitte  in  al-Kha</!,  ,,zli  der  Zeit,  aus  der  unsere 
Gedicljte  stammen,  bereits  aufgehort,  und  es  wurdon  Lanzen 
nur  noch  aus  inlandischem  Holze  gearbeitet,  wenn  auch  dio 
Dichter  manche  lediglich  auf  die  Rohrlanzen  passenden  Epi- 
theta  fortfiihrten".  Doch  widerspricht  dieser  Construction  eine 
in  meinem  Besitze  befindliche  Photographie  eines  berittenen 
Beduinen  von  Gaza  (von  Bonfils  in  Cairo  No.  695),  der 
eine  Lanzo  von  mehr  als  doppelter  Mannsliinge  tragt,  an 
welcher  man  deutlicli  die  Rohrknoten  erkennt.  Allerdings 
kannte  man  auch  Lanzenschiifte  aus  Holz,  das  man  zu  diesem 
Zwecke  nicht  entrindete.     Straussenfedern  wurden  als  Kauf- 


1)  Salama  ibn  Gandal:  M.  XX  33;  ifu^aia  XXHI  11. 


135 

preis  fiir  Liinzcn  gczahlt  ('Antara  XVII  2).  tjbcr  das  Tragcn 
dor  Lanzon  vrgl.  JH  854/5,  iibcr  maurischcn  Einfluss  auf  dio 
westliclion  Bcdiiinen  nach  dicscr  Kichtuiig:  Magani  el-adab  III 
S.  ^1^•  Dcr  Nogersklave  WaAschi  fiihrtc  den  kurzon  Wiirf- 
speer  (Aaiba);  //amza,  den  Oheim  dcs  Propliotcn  iind  don 
Gegcnpropheton  Musailima  todtcto  dieso  Waffo. 

Das  kiirzo  Schwort  war  eigcntlich  nur  fiir  don  Fusskampf 
bestimmt.  Weil  SeliW  55/6  dio  bozoiigto  Tliatsaelio,  dass 
HoJden  bisweilon  zwci  Schworter  fiibron,  mit  don  Worten  ab- 
thut:  ,,Eiu  so  innigos  Verhiiltniss,  wie  wir  es  auch  in  der 
deutschon  Sago  zwischen  den  Heldon  und  ihrom  (oinen) 
Schworto  ob\Aalton  findon,  hiitte  die  Fiihrung  mohroror 
Schworter  niclit  gestattot",  so  will  ich  nur  an  Waltharius  ed. 
Grimm  &  Schmeller  V.  336/7  orinuorn,  wo  os  von  diesem 
Heldon  hoisst: 

,,Et  Jaevum  femur  aucipiti  praocinxorat  ense, 
Atque  alio  doxtrum,  pro  ritu  Pannoniarum". 
Das  Schwort  wurdo  bisweilon  in  einem  Euttoral  (qirab) 
getragen  (Imr.  34,  9;  Lebid,  Khalidi  S.  65);  dieso  kommen 
noch  hcuto  wenn  auch  solton  in  Arabien  vor;  Herr  Prof. 
Eutiug  hat  oin  seiches  von  seiner  Reise  heimgobracht.  Auch 
die  Keule  findet  sich  noch  heute  unter  den  Beduinen  vrgl. 
die  von  'Abdallah  b.  Salima  (M.  XVII  15)  erwahnte  hirawa; 
haufiger  wird  im  Schahname  dcs  gurz  gedacht.  Die  Fang- 
schnur  (komond)  dagegen,  welche  die  iranischen  Helden 
fiihron,  war  boi  den  Beduinen  nicht  gebrauchlich. 

SchutzwafTen.  Helm  und  Panzer  waren  moist  aus  Ringcn 
geflochten.  Panzer  waren  Kapitaianlage.  Wer  fliichten  musste, 
bringt  ziiniichst  seine  Familie,  dann  seine  Panzer  in  Sicher- 
heit.  Mir  schoint  SchW  322  daher  mit  Unrecht  die  Angabe 
von  100  Erbpanzern  ohno  Weitercs  fiir  eine  Ubortreibung  zu 
erklaren.     Man  liebte  die  Panzer  weit,  so  dass  sic  auch  noch 


136 

die  besundcrs  goftilirdoton  Hiindu  und  Fitsso  docktcn  iind  liiolt 
sio  durcli  oinon  Giirt  zusammon,  untcr  deni  sic  Faltcn  \vaiici\ 
('Amr  m.  70).  Mit  kidjOn')  und  Mist  (kurrc)  gcputzt  (Nabi^^a 
XX  26)  -wordcn  sie  glitzcrnd  wio  dcs  Fiscbos  Riickcn  (Mu- 
zairid:  31.  XVI  39).  Dicsor  Vcrgleich  so  wic  sinn  (Lcbid 
m.  82)  angeblich  Panzorniascho  (sonst  Aalcje)  scheint  darauf 
liinzudcLitcii,  dass  man  aueh  Schiippcnpanzer  kannto,  vrgl. 
auch  /tarschaf:  SchW  340.  Ein  trefflichcr  Panzer  wild  bei 
3Iuzarrid  (ebcnd.  38,  vrgl.  SchW  333)  tubba'ija  gcnannt,  die 
sildarabischcn  Konigo  haftcteu  also  mit  koslbarcn  Panzcrn 
verschcn  in  der  Erinnorung  dcs  Volkes. 

Der  Helm  erscheint  als  Kopfbcdeckung  dcs  Kriogcrs, 
dor  zum  Karapfo  auszieht,  gebort  aber  nicht  ctwa  zur  go\Yulin- 
lichen  Tracht.  Der  Vergleich,  dem  der  Helm  seincn  Namen 
baic/a  Ei  verdankt,  ist  noch  bci  don  iius  orhaltenen  Dichteru 
lebcndig:  „Als  hiitten  auf  ihren  Hiiuptern  die  Strausse  Eier 
gelogt"  sagt  Salama  b.  Gandal  (SchW  350).  Einen  Aimjari- 
schen  Helm  erwahnt  Muzarrid:  M.  XVI  42. 

Selten  geschieht  eines  Schildes  Erwahnung,  well  ihn  dor 
Tapfere  verschmaht.  Schwarzlose  behandelt  Schildc  aus  Hiiuten 
mit  und  ohne  Holz  und  weist  S.  355  nur  darauf  bin,  dass 
auch  Eisen  statt  des  Holzes  zur  Anwendung  gekommen  sein 
miisste.  Nun  vergleicht  aber  Muzarrid  (M.  XVI  44)  seinen 
Schild  der  Sonne,  wobei  man  am  liebsten  an  einen  kreis- 
runden  Metallschild  denken  mochte.  Die  Schilde  aus  Rinder- 
hauten,  deren  SchW  a.  a.  0.  gedenkt,  waron  wahrscheinlich 
aus  Oryx-  also  Antilopenhaut  (vrgl.  meine  Stud,  in  arab. 
Geogr.  Ill  S.  84/5),  was  sprachlich  zulassig  ware. 

Unter  den  Waffen  liebt  man  alte    Erbstiicke:    Muzarrid, 
M.  XVI  45; 'Amr  m  81,  welcher  Vers  natiirlich,  worauf  mich 
Herr  Prof.  Earth  aufmorksam  macht,  hinter  V.  78  gehort,  da 
die  Rosse  wol  nicht  vom  Grossvater  auf  den  Enkel  erben. 
1)  Herkunft  und  Bedoutung  unsicher  s.  FAP  211. 


137 


Gefangene  imd  Sklaven. 


Gcfangcno  Jliinnor  wurdcn  gobuntlcn,  dahcim  in  den  fina, 
einen  ummauertcn  Hof,  goworfen  {kg  IX  S.  7  Z.  9),  wonn 
ein  solchcr  vorhandon  war,  und  niangelliaft  vorpflogt  ('Iqd 
111  63).  Hatte  man  Blutrache  zu  nehmen ,  so  wurdon  sic 
hiiufig  iinter  Martcrn  hingerichtet  WoUte  man  ihro  Fossuln 
lOscn,  so  begoss  man  diesolben  zunachst  mit  Wasser,  um  sie 
zu  enveichen  (NB  124/5).  Das  Losegeld  (iida)  fur  den  Mann 
betrug  in  der  Kegel  100  Kamele ;  doch  kam  es  vor,  dass  dicse 
Summc  fiir  einen  Hiiuptling  zu  goring  bofundcn  wurdo  ('Iqd 
111  63).  Der  Gefangene  unterhandelt  wol  mit  seinen  Fcindcn, 
die  ihn  todten  wollen.  Qais  ibn  al-Aizara  ruft  von  den  Falim 
gefangen  in  dieser  Lago  (DH  113,  5):  „Milchreiche  Schafo  und 
Kamelhecrden,  so  dass  ihr  alle  von  joneni  Besitz  gcsiittigt!", 
(Vers  6:)  und  sie  sprechen:  ,,Uns  ist  al-Balhil  die  ersto  For- 
derung  und  iin-e  entwohnten  Fiillen";  al-Balha  bless  namlich 
cine  beriihmte  Kamelin  des  Qais  (vrgl.  Del.  34).  Dem  Gc- 
fangenen  schnitt  man  boi  der  Entlassung  die  Stirnlockcn  ab, 
um  diese  als  Trophtio  aufzubewahren  (Qazwiui  1  374,  'Iqd  III 
64  Zeile  16).  Vrgl.  Wellhausen,  Ehe  bei  den  Arabern  S.  443; 
//  174;  Lane,  Arabian  society  in  the  middle  ages  S.  216/7 
Anm. ').  Gefangene,  um  die  sich  kein  Verwandter  bekiim- 
merte  und  deren  Heimat  fiir  Fluchtversuche  zu  weit  entfernt 
^var,  wurden  Sklaven.  Schon  in  der  Gahilija  gab  es  Neger- 
sklaven  und  -sklavinnen,  wonn  auch  die  Scholien  in  Arnolds 
Mu  allaqat  S.  153  solchcs  in  Abrede  stellen.  Vielleicht  waren 
einzelne  in  den  Kriegen  mit  den  eingedrungeneu  Athiopen 
erbeutet,  meist  brachto  sie  wol  ein 'adaulisches  Schiff'aus  der 


1)  „Thus  when  Cairo  was  besieged  by  the  Franks  in  year  of  the 
Flight  564  (a.  D.  1168)  P]l-'Af/id,  the  last  Fafimee  Khaleefch,  sent  let- 
ters to  Noor-ed-Deon  Ma/mioud,  SiiUan  of  Syria,  imploring  succour,  and 
with  them  sent  his  women's  hair  to  show  their  subjection  and  his  own 
(Ibn  Esh-Shihneh)  [So  too  P]l-MaAreezee,  with  a  slight  variation."] 


afrikiiiiisclion  lloiniat  zii  Marktc.  '\ntaras  Muttor  war  cine 
ab3'ssinisclio  Sklavin.  Dor  Sohn  dor  Sklavin  bliob  unlroi. 
Hiiufiff  Avurdc  dcm  Sklavon  fiir  eincn  golcistotcn  ausscr- 
ordentlichon  Dicnst  dio  Froihcit  geschonkt.  So  war  doin 
schwarzon  Sklaven  WaAschi  von  soinem  Horrn  dio  Froihcit 
zugcsagt,  wonn  or  //amza  todtcn  wilrdo  (JH  557  u.  565); 
iiach  Waqidi  70''  AVcllb.  133  gohurte  Wa/;scbi  dor  Toclitor 
cinos  bci  Bodr  gefallcnon  Unglaubigcn,  dio  ibm  dio  Froihcit 
veihicss,  wonii  or  ontwcdor  den  Mu/mmmad  odor  IJumza  odor 
'All  todto.  y/atim  ixt-TRi  (ed.  London  1872  S.  f*)  soil  soinem 
Sklavon  bcfohlond  boi  Nacht  oin  Fouor  anzuziindon  gcsagt 
liabon :  ,,Zichst  du  einen  Gast  heran,  so  bist  du  froi".  Die 
Sklavon  warden  ziiDienston  allcr  Art  vcrwandt,  zum  Heerden- 
woiden  und  Euterbinden  (S.  66),  zum  Fcueranzundon  (iiatim 
at-TM  a.  a.  0.)  und  Erlegon  dos  Jagdwilds,  Sie  orhiolten 
schlechtorc  Nahrung  (S.  95),  wurdon  aber  im  Allgomoinen  gut 
bchandelt.  Das  bezcugtz.  B.  der  Eifor,  mit  dom  SuAaim  (Del.  52) 
fiir  dio  Ehro  seiner  Herron  eintritt,  von  ihrem  Stamme  spricht 
or  riihmend  in  der  ersten  Person  des  Plurals.  Doch  kara  cs 
vor,  dass  Sklaven,  von  denen  man  fiirchtete,  dass  sic  nur 
Miidchen  zougen  wiirden,  vorschnitten  wurdon  (DH  No.  231). 

Wurdon  die  hinter  der  Schlachtreihe  aufgestellten  Frauon 
dor  Feinde  erbeutct,  so  Avurden  sie  in  dor  Regel  (wie  auch 
heute  noch  B  245/6)  gut  bchandelt.  Dcnnoch  war  ihre  Ge- 
fangonnahmc  fiir  ihre  Manner  ein  schwerer  Schinipf.  Gofan- 
gone  Frauen  werdon  an  Hiinden  und  Fiisscn  gefessolt  (Na- 
bi^a  II  14);  Nabi^a  XXVIl  29,  od.  Derenbourg  XXVI  29 
wordcn  gefessolte  Frauon  geschildert,  wolche  ihre  Bando  mit 
dor  Schloppo  zu  verdeekon  strcben.  Auch  hoisst  os  in  einom 
Spottgedicht,  dass  die  Sieger  die  Tochter  der  Geschlagenen 
heiratcten  ohne  mahr  ('Iqd  III  S.  63). 

tjber  das  Yerfahren  boi  der  Beutevorteilung  s.  IL  458 
(zu  Ibn  'Anama). 


139 

Tod. 

Nach  den  Akhbar  al-Arab  zu  schliesscn,  bildeto  dor  gc- 
waltsamc  Tod  dio  Kegel.  Die  Bohaiiptung,  dass  Solbstmord 
untcr  den  lieduinon  garnicht  voikiime,  ist  iibertricbcn.  Boi- 
spiele  findet  man  B  222  Anm.  iind  in  den  Sitzungsber.  der 
philos.-hist.  CI.  d.  Kais.  Ak.  d.  Wiss.  VJ.  Bd.  Wicn  1851  S.424. 
Wer  dem  Tode  entgegengeht,  pflegt  noch  lebend  sein  Leichen- 
tiicli  anzulogen  vrgl.  Imr.  65,  6  (der  Dichter  liegt  schwer 
krank  darnieder).  Der  Held  der  arabischen  Biirgsehaft  kommt 
im  Leichenhemd  und  mit  ha.m\t,  der  Einbalsamirungsspecerei, 
versehen  zur  Hinrichtung,  bringt  aach  gleich  ein  Klageweib 
mit:  Ag  XIX  88  =  Magani  III  311.  Burckhardt  erzahlt  226: 
,,Ich  kenne  einen  Scheikli  vera  Stamme  Omran  am  ostlichen 
Busen  dcs  Kothen  Meeres,  der  so  sehr  fiirchtet  nicht  gehorig 
begraben  zu  Averden,  dass  er  auf  seinen  Reisen  bestiindig  sein 
Sterbehemde  mit  sich  fiihrt." 

Um  mich  gegen  Vorwiirfe  meiner  Gegner  zu  sichern, 
welche  mich  sonst  beschuldigen  konnten,  die  Hauptsache  ver- 
gessen  zu  haben,  citire  ieb  folgenden  tiefsinnigen  Satz  aus 
Professor  Freytags  Einleitung  in  d.  Studium  d.  Arab.  Spracho 
S.  218:  „Nach  der  Meinung  der  Araber,  welche  sich  auch 
wohl  bei  einem  grossen  Telle  derselben  schon  vor  Mohammed 
fand,  kann  kein  Mensch  dem  Tode   entfliehn.     Moid.  I  48." 

Das  Gesicht  des  Todten  bedeckte  man  mit  dem  qina' 
(Mutammim:  M.  VIII,  45;  Nahar:  IJ.  433).  Er  wurde  auf 
einer  Bahre  (na'sch  oder  scharga')')  zu  Grabe  getragen  und 
ohne  Sarg  bestattet.  Am  Ort,  wo  er  fiel  {II  235)  und  am 
Hiigel,  auf  dem  er  begraben  wird  (Schanfara,  Lamijat  al-'Arab 
32,  al-i7usain  b.  al-7/umam :  M.  XIII  28),  stimmten  die  am 
niichsten  blutsverwandten  Frauen  die  Todtenklage  an,  sich 
gaib  (Tarafa  m.  94,  JH  982)  und  khimar  (NB  S.  181)   zer- 


1)  'Abda:  M.  XIX  23. 


IJO   _ 

roissond,  das  ciitsclilcicrtu  (//  449)  Gcsicht  mit  den  Nii^^uln 
zorkratzcnd  und  mit  den  fSandalen  zcischlagend  (DH  No.  107, 
11;  139,  3)  und  dio  Haarc  schuttolnd,  die  den  Sclnviinzen 
storrigcr  ausschlagondcr  Pfcrde  gleichen  (//assan  b.  Tiiabit: 
JH  626/7).  Auch  werdcn  bci  Klagefrauen  Tiicher  mardi  ge- 
nannt  (Lebid,  Khalidi  125)  die  sie  angcblich  schwcnkcn 
sollcn.  Nacli  FE  218  batten  sic  diese  „obnstreitig  um  sicb  die 
Thriinen  zii  trocknen",  docb  wiscbcn  Kabi^/a  XX  16  P>auen 
ibre  Tbriincn  mit  den  Fingerspitzen  ab.  Dass  die  Todton- 
klagc  vorwicgend  den  blutvenvandten  Fraucn  obliegt,  tindet 
man  auch  sonst.  Leopold  v.  Ranke  erzabit  (Wcike  43/44.  Bd. 
S.  35)  von  den  Serben:  „Den  Vcrstorbenen  bcklagt  nicht 
die  Gattin;  Mutter  und  Schwester  beklagen  ibn  und  pflegen 
sein  Grab".  Docb  gebt  WelJbausen  wol  zu  weit  mit  der  Be- 
bauptung:  ,,Die  Trauerlieder  sind  immer  von  der  Mutter 
oder  von  der  Schwester  verfasst,  nicht  von  der  Frau".  (Ehe 
bei  den  Arabern  S.  450).  Es  giebt  Ausnabmen,  vrgl.  z.  B. 
al-Khansa,  Diwan  S.  VV,  Goldziher,  Muh.  Stud.  I  S.  253. 
Die  Todtenklage,  das  ritha,  ist  noch  in  spater  Zeit  hiiufig 
ametrisch  und  scheint  den  Kbythmus  erst  von  dem  nach 
Wetzstein  gleichfalls  schwermiitigen  Aida  iibernommen  zu 
haben.  Ein  hiirenes  Brustgewand  ^idar  (NB  181  vrgl.  Dozy, 
Yetements  S.  245/6,  vrgl.  hebr.  saq)  und  ein  schwarzes  Kopf- 
tuch  silab  (AZ  S.  2  Z.  5  v.  u.,  S.  4  letzte  Zeile;  Lebid, 
Fragm.  XII  5)  bildete  die  Trauerkleidung  derFrauen.  Erstercs 
ist  wol  mit  dem  Lebid  Fragm.  XII  5  genannten  Sacktuch 
(mi«/i)  idontiscb.  Xach  dem  silab  hcisst  die  trauernde  Frau 
musallib:  Lebid,  KbCilidi  S.  37,  was  Huber  IX  22  ungenau 
durch  „von  Schmuck  entblosst"  wiedergiebt.  In  der  Trauer- 
zeit  entsagen  die  Frauen  dem  Gebrauch  der  Augenschminke, 
weshalb  al-Kbansa  (Diwan  S.  18)  ausruft:  „0  mein  Auge, 
lass  reichlicb  Tbranen  stromen,  denn  es  vernachlassigten  dich 
die    mirwads."     Die   weitverbreitete  Sitte  bei  der  Trauer  das 


141 

Haar  zu  schooion  (vrgl.  R.  Andree,  Ethnogr.  Parallolen  S.  302; 
Benzinger,  Hcbr.  Arch.  S.  165,  167)  wurde  aiich  von  arabi- 
schen  Frauen  geiibt,  s.  A<:/  XV  12  Z.  19/20.  Nach  Wetzstein 
(Verhandl.  d.  Berliner  Ges.  fiir  A.  E.  ii.  U.  Jahrg.  1888 
S.  195  ff)  wird  noch  heiite  von  syrischen  Nomaden  zwischen 
den  beiden  am  Kopf-  und  Fussende  des  Grabes  errichteten 
Steinplatten  ein  Strick  aus  Pferdehaar  gespannt,  an  dem  die 
trauernden  Frauen  Zopfclien  ihres  Haars  t'cstniihen.  Der 
Strick  heisst  Aabl  al-^awa  „Band  der  Hingebung",  wic  Wetz- 
stein  iibersetzt.  Die  Wittvve  durfte  erst  nacii  Ablauf  eincs 
Jahres  wieder  heiraten  (Lebid  m.  88).  Naheres  iiber  die 
Wittwentrauer  und  den  ifti</jv^  bei  Wollhausen,  Ehe  bei  den 
Arabern  S.  454/5. 

Nachdem  wir  die  Ausserungon  der  Frauentraiier  im  Zu- 
sammenhang  dargestellt  haben,  kehren  wir  zur  Beisetzung 
zuriick.  Auf  das  Grab  legte  man  einige  Steinplatten,  damit 
keine  Hyiine  den  Leichnam  ausscharre^).  Vermutlich  aus 
demselben  Grunde  beerdigte  man  den  Todten  gerne  in  einer 
Seitenhohlung  der  Grube.  Auch  auf  dem  Gebiete  der  Trauer- 
gebriiucbe  hat  der  Islam  viel  Volkstiimliches  zersturt.  So  hat 
er  das  Zerr.eissen  der  Kleider  bei  der  Todtenklage  und  das 
Bestreuen  des  Hauptes  mit  Asche  (A^  YIII  S.  67  Z,  3  v.  u.) 
verpont  (Goldziher,  Muh.  Stud.  I  S.  253).  Schon  aus  den 
Muallaqat  ist  die  balija  bekannt,  die  Reitkamelin,  Avelche  ans 
Grab  ihres  Herrn  gebunden  verhungern  musste.  Nach  Na- 
bi^fa  XYIII  3  scheint  man  den  Sattel  zerbrochon  zii  haben. 
Doch  waren  diese  beiden  Brauche  keineswegs  allgemein: 
'Alqama  verlieisst  XII  1  seine  Kamelin  sammt  ihrem  Sattel 
dem,  der  naeh  seinem  Tode  statt  seiner  sein  Lied  der  Xach- 
welt  verkiindot.  //  17  wird  iiber  dem  Grab  des  Todten  sein 
Kessel  und  seine  Schiissel  zerbrochon.     Dass   man   das  Zelt 


1)  Vrgl.  II  Sam.  18,  17. 


142 

des  Gostorbonon  uniwarf,  liisst  sich  aus  Lobul,  Khrilitli  77, 
Hubcr  XIV  18  nicht  mit  Siclicrlioit  entnchiiicn.  Man  muss 
sich  hiitcn  diose  Braucho  nacli  bckannten  Analogicn  mit  altcn 
Philologcn  iind  WR  162  ohne  Wciteros  dahin  7ai  deuten,  dass 
man  dem  Vcrstorbonen  den  notwendigcn  Hausrat  ins  Jenseits 
mitgab.  Dagcgen  spricht  cinmal  das  Zcrbrechon,  sodann  der 
in  zahlreichon  Verscn  ausgosprochene  Glaube,  dass  mit  dem 
Todc  alios  aufhore.  MuAammad  liatte  ja  ganz  bosonders  gegen 
don  Unglauben  zii  eifcrn,  welclicn  die  Araber  dor  von  ihm 
accoptirten  in  letzter  Instanz  persischen  Auferstehungslohre 
ontgegenbrachten.  Das  Geriit  des  Verstorbenen  wurde  wol 
einorsoits  aus  Piettit  vernichtet,  indem  man  noch  sein  Eigen- 
tumsrecht  an  die  Dinge  respectirte,  die  ihm  am  liebsten  ge- 
wesen  waren,  und  sich  nicht  an  diesen  bereichorn  mochte^ 
sodann  aber  spielt  vielleicht  teilweise  die  bei  don  Semiten 
so  beliebte  sjmbolischo  Handlung^)  hinein,  welche  hier  zum 
unmittelbaren  lobendigon  Ausdrucli  der  Trauer  dient.  Stammes- 
sinn  und  Pietilt  vor  den  Ahnen  sind  2  Grundziige  im  Cha- 
rakter  des  lieidnischen  Arabers.  Nicht  auffallond  wiire  os 
ferner,  wenn  die  altarabischen  Anschauungen  auch  hior  be- 
reits  teilweise  mit  fremden  Ideen  durchsetzt  wiiren.  Gold- 
ziher  hat  in  seinen  Muh.  Studien  I  in  der  That  unleugbare 
Spuren  eines  Todtenkultus  nachgewiesen.  Nichts  desto  weniger 
scheint  niir  einiges  anderer  Deutung  fahig  und  dann  den 
Anschauungen  der  Dichter  mehr  zu  entsprechen.  WR  161  stellt 
Belege  dafiir  zusammen,  dass  der  Todte  nach  altarabischer 
Anschauung  im  Grabe  diirstet,  was  scheinbar  voraussetzt, 
dass  er  dort  des  Bewusstseins  nicht  ganzlich  beraubt  in  einem 
schlafahnlicheu   Zustande   ruhe.     Icli  fiige   noch  hinzu,  dass 


1)  Beispiele  s.   bei  Wellhausen,  Ehe   S.  448   (nach  Af/  VII   118), 

S.  466    (Umdrehen  des  Zeltes) ;    Noeldeke,    Tiibariiibers.  S.    310;    Aug. 

Miillers    Islam  I    S  366;    so    wie    in    zahlreichon    Stollen  des  alton  und 
neuen  Testaments  (Siindeubock,  Sakramente). 


143 

auch  Abu  Mi/*gan  im  Grabo  zu  diirsten  fiirchtet  (Del.  26/7) 
und  der  Christ  Qoss  nach  Ag  XIV  S.  43  Z.  6  am  Grabc  seiner 
Genossen  Weinsponden  darbringt.  Vergogonwiirtigen  wir  uns 
nun,  wie  in  einem  hcissen  trockenon  Lande  alles  Leben  durch 
Regcn  bedingt  ist,  wie  dort  die  Leiber  der  Gefallcncn  alsbald 
dtirrem  Holze  gleichon  (M.  XXX  35),  so  lag  der  Gedanke 
nahe,  im  Safte  und  Blute  das  Leben  oder  die  Seele  zu  er- 
bliclren.  Vrgl.  Deuteronomium  Xll  23:  „denn  das  Blut  ist 
die  Seele".  MDh  111  309:  „Zu  ihnen  [den  Sekten  der  heid- 
niscben  Araber]  gehorten  diejenigen,  welche  behaupteten,  dass 
die  Seele  das  Blut  sei  .  .  ."  S.  ferner  WR  217.  So  erkliirt 
sich  der  Durst  der  Todten  und  die  Trankspende  am  Grabe, 
Da  die  Graber  begosscn  wurden,  sind  sie  meist  auch  mit 
Vegetation  umgeben.  Basilienkraut  auf  dera  Grabe  wachsend 
nennt  Lebid,  Khalidi  79,  Hubcr  XIV  24.  Einzelne  Bniuclio 
suchen  allerdings  durch  die  Fiction,  dass  der  Gestorbenc  noch 
lebe,  liber  den  Verlust  hinwegzutauschen,  und  das  ist  der 
erste  Ansatz  zum  Glauben  an  ein  Leben  nach  dem  Tode. 
Wer  am  Grabe  eines  Freundes  voriiberzieht,  ruft  diesen  bei 
.Namen  und  griisst  ihn ;  Belege:  WR  162,  wozu  man  noch 
Wetzstein,  Reisebericht  iiber  Hauran  S.  27  vergleiche.  Wenn 
aber  Wellhausen  a.  a.  0.  bemerkt:  „Der  Todte  hort  den  Gruss 
und  erwidert  ihn  zuweilen",  so  beruht  dieser  Satz  nur  auf 
einem  hier  nicht  verwendbaren  muslimischen  Beispiol.  Nur 
in  Gestalt  eines  Vogels  fristet  der  Verstorbene  cine  greif- 
barere  Fortexistenz  (vrgl.  S.  122  Anm.  2;  MDh  III  311  ff; 
Del.  6  Z.  9;  DH  Xo.  141  V.  5;  'Orwa  b.  al-Ward  III,  3  u. 
4;  ZDMG  XII  1858,  S.  63,  44.  Bd.  1890  S.  115  etc.)  Mit 
Seelenwanderung  hat  dieser  Glaube  schwerlich  etwas  zu 
schaffen;  eher  konnte  er  durch  Vergroberung  der  Vorstellung 
von  der  christlichen  Seele  entstanden  sein'),  da  der  Todten- 


1)  Altilgyptische  Darstellung  der  Seele  in  Vogelgcstalt   s.  Papyrus 
Erzlierzog  Rainor,  Fiilirer  dnrch  die  Aiisstellung  S.  34. 


144 

vogol  (.sadro  audi  in  Vursen  des  Christen  Qoss  (At/ XI Y  S.  43 
Z.  2)  vorkoinmt.  Da  dor  Todto  Durst  hat,  hat  der  Todtonvogel 
iiiciits  Passonderos  zu  sagen  als  „Gebt  niir  zu  triiikcn"  (s. 
S.  122).    Dieser  Ruf  wurdo  auf  das  Blut  des  Morders  bezogen. 

Bliitrache. 

Die  Bhitracho  nahm  man  am  liobstcn  am  Mordcr  solbst, 
konnte  man  abcr  dcssolbcn  niclit  habhaft  werden,  an  eincm 
seiner  Stammesgenossen ;  hcute  erstreckt  sich  die  Blutrache 
auf  dio  Familio  bis  zur  5.  Generation  aufwarts  s.  B  121; 
Layard,  Nineveh  iind  Babylon  305.  Wer  Blutrache  zu  voll- 
zichen  hatte,  gelobte  wol  sich  des  ko/d  und  der  Salben  zu 
entlialten,  kein  Parfum  [nach  Goldzihcrs  Conjectur]  zu  bc- 
riihren,  kein  Fleisch  zu  essen  und  keinen  "Wein  zu  trinken- 
{Ag  IX  S.  7).  Ahnlich  schwort  Imruulqais  (A^  VIII  S.  68) 
bis  zur  Vollziehung  der  Blutrache  kein  Fleisch  zu  essen, 
keinen  AVein  zu  trinken,  sicii  nicht  zu  salben,  kciner  Frau 
beizuwohnen  und  sein  Haupt  nicht  zu  waschen.  AVer  trotz- 
dom  Wein  trank,  maclite  sich  einer  Siinde  gegen  Gott  schuldig'). 
Die  Weinentsagung  scheint  das  Wesentlichsto  bei  diesen  Ge- 
lilbden  gewesen  zu  sein :  H  385.  Der  Blutracher  verschmahte 
es  koineswegs  zur  List  seine  Zuflucht  zu  nehmen.  So  ge- 
lingt  es  ASakhr  sich  unerkannt  den  Zelten  seiner  Feinde  zu 
nilhern,  indem  er  die  Blasse  und  die  weissen  Fiisse  seines 
diesen  abgenommeuen  Rosses  schwarz  farbt,  und  die  Blut- 
rache fiir  seinen  Bruder  zu  vollziehen  ('Iqd  III  S.  73j. 

Irrtiimlich  ist  die  Ansicht,  dass  Blut  immer  neues  Blut 
fordere.  War  fiir  einen  Getodteten  eiu  Anderer  erschlagen, 
so  gait  die  Sache  in  der  Regel  damit  fiir  erledigt  und  abgetan 
s.  Del.  43  Z.  15,  16;  'Iqd  III  S.  73  Z.  5;  JH  431;  B  122. 
Oft  ward  allerdings  der  Rachedurst  nicht  durch  den  Tod  eines 
einzigen  befriedigt.     Imruulqais  gelobt  bei  dor  Nachricht  vom 

1)  Falls  Irur.  51  V.  9  u.  10  edit  sitid. 


145 

Tode  seines  Vators  sich  dcs  Weins  und  dor  Fraiien  zu  ent- 
halten,  bis  or  100  von  den  Benu  Asad  gotodtet  und  100  dio 
Stirnlocken  geschoren  (Ag  VIII  S.  68  Z.  2/3).  Auch  Schan- 
fara  gelobt  100  Miinnor  dcs  feindlichen  Stamraes  zu  todten 
(do  Sacy,  Chrest.  1.  Aufl.  1.  Bd.  S.  310/1,  2.  Aufl.  2.  Bd. 
S.  ^f).  So  verbranuto  dor  bekannto  Konig  von  //ira,  'Amr 
dor  Sohn  dor  Hind,  fiir  seinon  Sohn,  dor  aus  Versehen  ge- 
todtet  Avar,  100  Manner,  Avoshalb  er  den  Beinamen  MuAarriq 
„Verbrenner"  erlialten  haben  soil  (Briinnow's  Chrest.  S.  31). 
Allgemein  wird  auch  fiir  den  aus  Versehen  Getodtoten  Siihne 
vorlangt,  so  DH  No.  66  fur  oinen  beira  "Wettschiesson  durch 
einen  Pfeil  Getodtoten. 

Die  Blutschuld  konnte  durch  oin  Wehrgeld  (dija),  das 
der  Morder  freiwillig  zahlte,  aufgehobon  wordon.  Dio  dija 
bestand  fiir  gewohnlich  aus  100  weiblichen  Kamelen  (Fiillen 
ausgoschlossen),  war  also  dem  fida,  (s.  S.  137)  gleichwertig. 
Diese  alte  Taxe  vou  100  weiblichen  Kamelen  fiir  einen  Er- 
schlagonon  wurde  von  den  Wahhabis  erneuert  (B  420),  soli 
sich  aber  nach  B  584  boi  einigen  Stammen  noeh  bis  zur  Zeit 
der  Wahhiibis  erhalten  haben.  Dor  Mann  wurde  also  etwa 
ebenso  hoch  wie  das  Miidchen  boi  dor  Hochzcit  taxirt  (vrgl. 
S.  57).  Dass  gelegontlich  auch  Datteln  als  Siihne  genommen 
wurden,  ist  aus  //  389  Vers  3  noch  nicht  klar  orsichtlich. 
Fiir  ehrcnvoll  gait  cs,  kein  Blutgeld  anzunehnien  und  keins 
zu  zahlen  (DH  No.  74,  53).     Vrgl  77  105/107. 

Das  Blutgeld  wird  heuto  nicht  vom  Murder  gezahlt,  son- 

dern  von  dessen  Freunden  aufgebracht  odor    von   jeneni  zu- 

sanimengcbottelt    (Layard,    Nineveh   und    Babylon   307).     So 

scheint  es  auch  in  alter  Zoit  gewesen  zu  sein.     Als  ein  An- 

hiinger  Mu/iammads  2  Manner  vom  Stamrae  'Amir  im  Schlafe 

erraordet  hatte  und  sich  der  Prophet  boreit  crklarte,  die  dija 

fur  sie  zu  entrichten,  ersuchte   er  don  jiidischen  Stamm  der 

Benii  Nat/ir  dazu  beizusteuern  (JH  652). 

10 


146 

Ein  intorcssantor  Kcchtsstrcit  bctrcff's  dor  tlija  wird // 223 
civ.ahlt.  Qais  ibn  Zuhair  hat  dcm  /yudhaifa  oincn  Moid  mit 
Kamolcn,  die  toils  Fiillon  iiatton,  toils  iin  zohnton  Monat 
triichtig  waren,  gesiihnt.  Uioser  niiniiit  nichts  dcsto  wcniger 
Blutracho.  Nun  verlangt  Qais  seine  Kamclc  zuriick  mit  den 
Fiilleii,  die  sio  inzwisclien  goworfon  batten.  Dieso  letztercn 
aber  wollen  //udliaifas  Stammesgenosscn  ziiriickbelialtcn,  in- 
dem  sie  sprechen:  „Sollon  wir  ihnon  mcbr  gebon  als  wir 
ompfangen  haben?"  Qais  verweigert  die  Annahme  ohne  die 
Fiillen,  iind  es  entbronnt  dor  Krieg  zwischen  'Abs  und  Fazara. 

Um  Blutracho  bcizulegen  gicbt  cs  ein  eini'achos  Mittel, 
welches  an  die  hebriiische  Sitte  erinnert,  das  vcrgossene  Blut 
mit  Erdc  zu  bedeckcn,  damit  es  nicht  zum  Himmel  um 
Rache  schreie  (Schwally,  Lobon  nach  dem  Tode  S.  52/53). 
Zur  Zeit  des  Propheteu  erstach  Rabi'a  ibn  'Amir  den  Ibn 
af-jTofail.  Beide  gehorten  zur  Familie  der  Benu  Ga'far. 
„Da  sprach  Rabi'a:  0  Benu  Ga'far,  macht  mich  zum  Richtor 
iibor  diosen  Speerstoss.  Sie  sagten :  Wir  machen  dich  zum 
Richter;  dann  ging  erfort,  bis  er  fern  vom  Lager  des  Stammes 
war,  dann  sagte  er:  Grabt  mir  eine  Grube,  sie  gruben  nun 
eine  Grube,  so  gross,  dass  ein  Mann  darinnen  sitzen  konnte, 
da  sprach  er :  0  Benii  Ga'far,  icli  lege  meinen  Spccrstich  in  diese 
Grube,  schiittet  die  Erde  dartiber.  So  thaten  sio."  (Sitzungsber. 
d.  Wiener  Akad.  Philos.-hist.  CI.  VI  1851  S.  •12-1).  Es  scheint, 
dass  diese  symbolische  Handlung  allgemein  bekanut  war;  Burck- 
hardt  erzahlt  S.  119,  dass,  wenn  die  Schekhe  mit  Boistimmung 
der  Majoritiit  einen  Frieden  schliesson  konnen,  bei  welchem 
auf  beiden  Seiton  Blutracho  und  Privatschuldeu  erlasson  wer- 
den,  man  sage:  die  Scheikhs  haben  gegraben  und  begraben." 

Handel. 

Tauschhandel.  Gopragtes  Geld  war  in  Arabien  selten, 
wenn  seiner  auch  die  Dichter  an  einigen  Stellen  Erwahnung 


147 

tlmii  (vrgl.  S.  24,  104).  Nach  Beladhori,  K.  fiitu/i  al-buldau 
ed.  de  Goejo  S.  46G  cursiiten  iu  Mekka  zur  Hoidonzeit 
romiiischo  und  persische  Dirhems.  Kamole')  and  Schafo 
bildeten  in  dcr  Regol  den  Wortmessor.  Hautig  brauchto  man 
eincn  solchen  garnicht.  Die  Bedoutungsschwankungcn  dor 
Zeitvvorto  des  Kaufons  und  Verkaufens  (s.  Giese  AddM  43, 
PE  80)  weisen  auf  Tauschhandel  bin.  Das  islamiscbe  Rccbt 
hat  die  Unterschcidung  zwischen  Verkauf-  und  Tauschge- 
schiit't  aus  dem  romischen  ontlehnt  (Kremer,  Culturgosch.  I 
S.  536).  Fiir  einen  guten  Bogen  gab  man  avoI  3  Miintol, 
1  Reisetasche  und  einen  Schlauch  Bienenhonig  bin  (Aus  ibn 
//agar  XXIX  20):  eine  Lanze  erhandelte  man  mit  Straussen- 
federn  ('Antara  XVII  2).  In  einer  kalten  Nacbt  liess  wol  ein 
Stammoshauptling  ausrufen:  „Wer  Brennbolz  bringt,  dem 
wird  OS  mit  Dattoln  aufgewogon"  und  cs  findcn  sich  dann 
auch  fremde  Manner  mit  Brennbolz  ein  (Sitzungsber.  d.  pbilos.- 
bist.  CI.  der  Wiener  Akad.   6.  Bd.    1851    S.  415). 

Messen.  Schon  zur  Heidenzeit  wurden  an  vielen  Orten 
Arabiens  jitbrlicbe  Messen  abgehalten;  Marktorte  und  -termine 
nennt  WR  83  ff.  Bedr,  desson  achttagigen  Jabrmarkt  Wiiqidi 
89^  Wellh.  S.  168  und  II  398  erAviibnen,  bat  seine  Bedcutung 
als  Marktort  gewabrt:  B  332.  Wol  um  den  Marktbesuch  zu 
heben,  war  die  Institution  der  4  beiligen  Monate  getroffen^ 
in  denen  jede  Febdo  rubte.  Daraus,  dass  sich  die  Markto  an 
Kultstatten  anlebnton  und  zur  Walfabrtszeit  abgebalten  wur- 
den, erkliirt  sicb,  dass  die  Clu'isten  die  beiligen  Monate  nicbt 
respectirtcn.  Obne  die  Institution  der  beiligen  Monate  biittc 
das  Gesetz  dor  Blutracbe  den  Landhandel  Arabiens  labm  go- 
iegt.  Eine  Schildorung  des  arabiscben  Messlebens  findet  man 
bei  WR  84  ff.     Die  arabiscben  Miirkte,  naraentlich  die  Messe 


1)  Nicht  aber  Rosse,  dereu  Wert  sicli  in  Geld  nicht  raolir  aus- 
driicken  liess,  die  eigentlich  zur  Familie  gehiirteii  mid  keiri  Haiidels- 
objekt  bildcteu. 

10* 


148 

von  'Okac,  hatton  fur  die  heidnisclien  Araber  noben  ihrer 
rcligiOson  inul  commorciellen  audi  eino  gosollschaftlicho  and 
politischo  Bodcutung;  hicr  warden  auf  neutralom  Bodcn  die 
Bezieliungcn  cinzclncr  Stiimmc  geregelt.  Hicr  land  sclilioss- 
lich  der  Dichtcr  cin  Publicum,  das  seine  Kenommir-  und 
Spottvcrse  erst  wirksam  machto. 

Handelszijge.  Durch  die  Messen  waren  wicdcrum  die 
Karawanenziigo  bedingt.  No' man  von  /7ira  pflogtc  zur  Messo 
von  'Okac  eine  lai!ima  (Specereikarawane ,  wobei  man  in 
diesem  Falle  wol  rait  FAF  178  zuniichst  an  Moschus  zu 
denken  hat)  zu  entseuden,  die  von  ihrem  Erlos  Loderwaaren, 
jemonische  Mantel,  Seide')  und  Schniire  zum  Zubinden  der 
Schliiuche  (wika)  einkaufte  (A^  XIX  75).  Besonders  war 
Mekka  eine  ecbte  Handelsstadt,  die  grosse  Karawanen  aus-- 
riistete;  vrgl.  aucb  Charles  C.  Torrey,  The  commercial-theo- 
logical terms  in  the  Koran,  Leyden  1892  (Strassburger  Dis- 
sertation). Voranlassung  zur  Schlacht  von  Bedr  wurde  eino 
Karawane,  wolcho  nach  Waqidi  8=^  Wellh.  S.  39  1000  Kamele 
stark  von  Gaza  nach  Mekka  heirakehrt.  Eine  andere  Kara- 
wane,  die  JH  424  erwahnt,  hatte  Rosinen  und  Leder  geladen 
und  schoint  aus  Siidarabien  zu  komraen.  Die  jcmenischen  Kauf- 
leute  mit  ihren Kleidertruhon,  welche  wol  die  beliebtongcstreiften 
Stoffe  bargen,  orwithnt  Imr.  m.  79.  S.  45  war  von  den  rai^  ge- 
nannten  Frauengewandern  die  Rede;  nach  Aus  43,  22  stammten 
sic  aus  Jomen.  Sic  waren  gestreift  (eb.)  nach  DH  116,  14 
aus  Leinwand  und  batten  cine  Schleppe  (A'scha  m.  31). 
Auf  dem  Markte  zu  Nakhla  verkauften  nichtarabische  Weibcr 
(Nabi^a  XXIII  3)  Steinguttopfe-j.  Wir  erwiihnten  bereits, 
dass  jiidische    Handler  in  Arabien  Wein,   Kleider    und    koM 


1)  Maqdisi  nennt  'Aden  den  Vorhof  Chinas  (BGA  111  S.  34). 

2)  buram.  Qazwini  II  275  steht  al-qudCir  al-biraui  von  dem  Tilser 
Porcellan,  woriibor  man  Karabacok:  Osterr.  Monatssclir.  flir  den  Orient  X 
S.  285  verffleiche. 


149 

verkauften  (Goldzihor:    ZDMG  46.  Bel.   1892  S.  185).     Kopti- 
sclics  Limicn  wircl  DII  92,  28,  Zuhair  X  33  cnviihnt. 

ijberseeischer  Import-  'Ami- ibn  Kulthum  riilimt  m.  102 
von  seincn  Ta^/libitcn,  class  sic  don  Riickon  des  Mcorcs  mit 
Schiften  anJiillon.  Man  schoint  mir  dicscni  vcrcinzolt  da- 
stchenden  Verse  des  prahlondcn  Diclitors  zu  grosso  Bcdcu- 
tung  beigemesscn  zu  habcn ;  nioglicher  "Weiso  lag  seiner 
Pralilerei  ein  reclit  iinbedcutender  Vorsuch  zu  Grunde.  Jedon- 
t'alls  liofon  tiemde  Falirzciige  hiiufiger  arabisclic  Hiifon  an,  als 
das  Umgekelirte  statttand ;  naniontlich  waren  es  iithiopische 
iind  indische.  Die  erstercn,  adaulische  gcnannt,  brachten 
von  der  afrikanischen  Kiisto  vermutlich  saniharische  Lanzon 
und  Sklaven.  Auf  dem  Markte  zu  //ubascha  konnto  man 
eine  schwarze  Sklavin  kaufen  (Jaqut  II  193).  Das  Schiff  des 
Indors  {Lebid  XIII  16)  dagegen  importirte  wahrscheinlich  zu- 
niiclist  den  indischen  Bambus  nach  al-Klia<^  (Qazwini  II  60, 
U  349),  der  dort  zu  Lanzon  verarbeitet  wurdo.  Darin,  ein 
Hafen  in  al-BaArain,  war  Stapelplatz  fiir  indische  Spocereien 
(al-A'scha:  Del.  26),  namentlieli  Moschus  (Jaqut  II  537),  der 
audi  don  indischen  Namen  mitbrachtc  (s.  Holt  I  S.  7).  Die 
indischen  Schwerter  (SchW  127/8)  werden  boi  Aus  b.  //agar 
niiher  als  qaTaische  bezeichnet.  Da  diese  Qal'a  im  Jcmen 
liegen  soli  (SchW  130)  —  der  Name  „Festung"  war  gewiss 
schr  iuiufig  —  und  aus  Qal'a  ')  audi  Pcrlon  kommon  (Hoft 
II  102),  so  licgt  es  nahc  an  'Aden  zu  dunken,  das  cine  natiir- 
liche  Festung  ist  und  Ferlcntauchcrcicn  liatte  (s.  S.  33).  Von 
jeher  stand  'Aden  mit  Indien  in  lebhaftem  Vorkehr.  Auch 
der  Urastand,  dass  nachst  Indien  Jemen  die  besten  SchAverter 
lieferto  und  indisirendu  Schwerter  hiiutig  gcnannt  werden, 
weist  auf  Eintiihr  iibcr  Siidarabien  liin.  Ausserdem  karaen  iiber 
Siidarabien  aus  Indien  wahrscheinlich  jone  klcinen  Elfenbein- 


1)  Ich  glaube  nicht,  dass  man  mit  Schwarzlose  zwischon  Qal'a  iind 
Qala'a  zu  unterscheiden  hat. 


biifhsun,  durun  Inluilt  Sunna  uiid  Moscluis  bihluk'n  ').  Aiisser 
Moschiis  wcrdon  auch  Gcwurznolkcn  (Imr.  m.  8,  DH  97,  o7), 
Pfeffer  (Iinr.  m.  80),  Kampfcr  (UH  97,  38)  iind  Aloo  aiis 
Mandal  (DH  97,  39)  in  den  Licdcrn  cnvahnt;  fiber  Mandal 
vrgl.  Qazwini  II  82/83.  Schiffc  der  Nabatiicr:  Mbir/a  XIX  19. 
Auch  der  Woin  wurde,  wio  wir  obcn  sahen,  teihveisc  von 
Schiffen  importirt.  Beroits  in  vorislaniischer  Zeit  tindet  sich 
cine  Reiho  fremdor  Benennungon  fiir  Sebiffo;  dcs  Scgels 
gedenkt  Baschama:  M.  IX  21.  Don  Tigris  bofuhr  man  in 
einom  runden  Rohrkorbe  (biisi),  der  niit  oincni  sukkan  foit- 
bewegt  wurdo,  dies  Fahrzeug  hat  sich  bis  auf  den  hentigen 
Tag  erhalton  s.  die  Abbildung  Heft  I  S.  41, 

Preise  und  Gewinn.  tJber  die  Preiso  ist  gelegentlich 
der  Wertobjekte  Manches  angemerkt  worden  (s.  z.  B.  S.  82/83,. 
104).  Vrgl.  auch  Sprenger,  MoAammad  III  S.  134  ff:  Die 
Tauschmittei  der  Araber;  iiber  Maasse:  PAF  204  ff.  Wer 
Waarcn  auf  den  Markt  mitnahm,  verdicnte  daran  biswoilen 
100  Procent:  Waqidi  89^  Wellh.  S.  168.  Noldeko  hat  in 
seinen  Beitragen  zur  Kenntniss  dor  Poesie  der  alten  Araber 
S.  183  ff  Kapitel  aus  Bu/tturis  /iamasa,  welcho  Betrug  und 
Meinoid  im  Handel  zum  Gegcnstand  haben,  behandelt;  der 
heidnischo  Urprung  der  Verse  ist  allerdings  nach  Noideko  in 
keinem  Falle  sicher. 

Handwerke. 

Handwerk^)   und  Industrie   standon  jodcnfalls  auf  einer 
sehr  niedrigon  Stufe  und  waren  verachtet  s.  Goldziher,  Die 


1)  Niiheres  daruber  Heft  II  S.  102,  eine  Abbildung-  oiiier  solchcn 
^uqqa:  Heft  I  S.  45.  Senna  wiichst  iibrigcns  auch  in  Arabien:  Doughty 
an  inehreren  Stellen  (s.  Index),  B  332. 

2)  Vrgl.  zu  diesena  Abschnitt:  Dr.  Paul  Eieger,  Versuch  einer 
Technologie  und  Tcrrainologie  der  Handwerke  in  der  Mischnah,  ].  Teil, 
Spinnen,  Fiirben,  Weben,  Walken.   Berlin  1894. 


151 

Hanclwerke  bei  den  Araburn:  Globus  LXVI  1891  S.  203— 5; 
Ictztcrcs  gilt  auch  namcntlich  vom  Schmicdchandwcrk.  Hicr- 
nach  ist  Rankc,  Wcrkc  43/44.  Bd.  S.  32  zu  bcrichtigon.  Es 
war  cin  Makel  aiif  dcr  Ehro  dos  Konigs  von  /Yira,  No' man 
b.  Mundhir,  dass  soino  Mutter  die  Tochter  oines  Goldschmicds 
war.  Der  Grund  diescr  i\Iisachtung  wird  darin  zu  suchcn 
sein,  dass  die  Handwcrko  meist  von  Sklaven  und  AVcibern 
odor  doch  von  Erenidon  ausgeiibt  wcrdcn  (vrgl.  B  52  Doughty  I 
S.  280).  Vrgl.  audi  Andrce,  Ethnogr.  Parallelcn  S.  155  fi". 
Dass  es  selbst  mit  der  Kunstfertigkeit  der  Stiidter  niclit  weit 
her  war,  scheint  daraus  hcrvorzugehen,  dass  in  Medina  zu 
'Omars  I.  Zcit  cin  pcrsischer  Sklave  zugleich  als  Zimraer- 
raann,  Maler  und  Schmied  fungirte  (MDh  IV  S.  226). 

Der  Schmied  (qain)  ist  dcr  Handworker  par  excellence. 
Dennoch  wurden  die  Waffon  zum  grossen  Telle  importirt. 
Wir  sahen  bereits,  dass  die  bosten  Klingen  aus  Indien 
kamen,  und  in  Arabien  scheint  iiberhaupt  nur  die  ansiissige 
Bevolkerung  el-Jemens  und  der  Syrien  benachbarten  Land- 
striche  die  Kunst  ein  Schwert  zu  Schmieden  verstanden  zu 
habcn').  Hiiutig  scheinen  Juden  das  Schmiede-  und  Gold- 
schmiedehandwerk  ausgeiibt  zu  haben,  wie  noch  heute.  Von 
dem  Handwork  der  Silberschmiede  sagt  Maltzan,  Reise  nach 
Siidarabien  S.  178:  ,,Dasselbe  ist  in  ganz  Siidarabien  aus- 
schliesslich  in  Hiinden  dcr  Juden,  indem  die  Siidaraber  last 
alle  Handwerke  im  Allgemeinen,  besonders  aber  jede  Kate- 
gorie  des  Schmiedehandwerkes  verachten  und  als  freier  Be- 
duinen  unwiirdig  ansehen."-)  Daraus  erkliirt  sich  avoL  dass 
Konig  David  tiir  einen  geschatzten  Panzerverfertiger  gait. 
Schon  friihzeitig  erscheinen  ncben  Davidischen  Salomonischo 


1)'  Klingen  aus  Bo-sra  al-7/u.vaiu  b.  al-Mxmam :  M.  XIII  15.  DH  3S,  3. 

2)  Vrgl.  Andree,  Ethnogr.  Parallelen  S.  156:  ,,Die  Abessinior  ver- 
schmaben  das  Eisonbandwerk  und  nur  die  (sog.  jiidiscbcn)  Falascbas 
betreiben  dasselbc  dort"  i^Hartuuuin,  Nigritier  1  874). 


152 

Panzer,  woraus  jedonfalls  so  vicl  horvorgoht,  dass,  falls  uine 

Vcrwct'hslung  des  judisclion  Konigs  mit  cinor  glcichnamigon 

jiidischen   Waffoniirma   ini    altcn  Arabicn    stattfand,    dioselbe 

niclit  erst  Mii/mramad  zur  Last  filllt.     Schon  arabischo  Philo- 

logon  sollen  trotz  des  Qoriin  (Sure  XXXIV  10),  dor  die  Vor- 

stcllung  von  Konig  David  als  Panzerschmicd  den  modcrnon 

Oriontalon  iibermittelt'),    don    Konig    imd    den    Schmicd    fiir 

verschiedene  Personlichkeiten   halten    (Freytag,    Arab.    Vers- 

kunst  S.  510).     Ein  siug  (Gold-  und  Silberarbeiter)  wird  JH  545 

untcr  dem  jiidischen   Stamme  der  Benu    Qainuqa'    crwahnt. 

Nach  'Amr   b.   Kulthum    {Ag    IX    184)    warden    Ohrgehiinge 

(qurii^)    nnd   Olirringe    (schunuf)    in    Jathrib    verfertigt.     Die 

/tamalig  (al-Muthaqqib :  M.  XXII  24)    werdon    als   Blasebiilgo 

der  Goldschmiede    erkliirt.     Die    Antilope,    wolchc   sich    vom 

Winde  abwendet,   wird   Nabi^ra    23,    22    dem    hibraqi  (Gold- 

schmied)  verglichen,  der  sich  abwendet,  indom  er  die  Kohlen 

anblast^).     Ausser  Waffen  und  Schmuck  stellte   der  Schmied 

wahrscheinlich     auch    noch    verschiedene    Instrumente    her. 

Sagen  (sing,  mischar)  werden  Nabi(/a  XIV  12,    Feilen   (sing. 

mibrad)  Imr.  XIV  15  genannt. 

Der  qain  scheint  ferncr  nach  Zuhair  ni.  15  u.  a.  Stellen 
auch  Kamelsiittel  gefertigt    zu   haben,    sogar  Kamolschuhe^): 


1)  Vrgl.  Charles  White,  Hiiusliches  Lebcn  und  Sitton  der  Tiirken. 
Nach  deiu  Englischen  tou  Reumout.  Berlin  1844  S.  .1834,  B  192, 
Doughty  II  S.  21,  28. 

2)  Diese  Stelle  ist  jedonfalls  Veranlassung,  dass  man  bei  Freytag 
fiir  hibraqi  fillschlich  „tauius  montanus"  findet,  wie  thaub  „Herz"  bei 
Wahrmund  wol  auf  Misverstiindnis  von  Imr.  m.  21  beruht.  Noch 
hiibschcr  ist  Freytag  IV  S.  259:  Enderuna  ,.juvencs  diversi  cungrcgati 
ad  bibcndum"  durch  'Amr  m.  1  aus  Androua  entstandcu,  worauf  boroits 
von  anderer  Seite  hingewiesen  wurde.  Dass  gadla  bei  Freytag  canis 
femin.  bedeutet,  erklart  sich  wol  daraus,  dass  bei  Muzarrid  (M.  XVI  66) 
eine  Jagdhiindin  vorkommt,  wolchc  sich  wie  ein  Habicht  (an  oinen 
solchen  donkt  man  boi  gadla  zuuachst)  auf  ihre  Beute  stiirzt. 

3)  An  Hufbeschlag  kann  bcim  Kamel  nicht  gedacht  werden. 


153 

Suwaid:  M.  XXXIV  27.     Nacli    Nabuyu    V  29,    Imr.    IV    59 

(vrgl.  do  Slano  S.  85  dcr  Notcn)  sclioint  diusc  Sattcl-Indiistrie 
in  JJha  gcbliiht  zu  liabco.  Man  vcrfcrtigte  die  Kauiclsiittel 
aus  dem  Holzo  dcs  Baumcs  mais  s.  Schebib  b.  al-Bai>a  (M. 
27,  21),  Ibn  Duraids  Sattclbuch  S.  T,  JH  963. 

Aus  scbiza-Holz  vcrfortigto  man  die  8.  93  erwiihnten 
Schiissoln:  //  611  union,  al-Mi/aia  28,  2.  Jaqut  III  645 
Avird  schiza  mit  'ar  ar  (DH  107,  30;  Del.  38  Z.  4)  idontificirt. 
Aus  nu(Zar-Holz  (nach  LA  athl)  machto  man  Melkoimor  s.  S.  65. 

Reichlicher  als  mit  Holz  war  man  in  Arabion  mit  Lodcr 
versehen.  Daber  war  die  wichtigste  Industrie  dasolbst  die 
Lederindustrie.  Doch  scheint  auch  diesc  durch  frcmdon 
Einfluss  Avenigstons  gehoben  zu  sein.  Ibn  al-Mugawir  (schrieb 
etwa  630  h)  berichtct  ,,wo  immer  die  Perser  (wiihrend  ihrer 
Herrschaft  im  Jemen  vor  dem  Islam)  einc  Stadt  griindeten, 
haben  sie  Gerbereien  orbaut"  (Sprengor,  Post-  und  Ileisoroutcn 
S.  150).  Zum  Gerbcn  vorwandte  man  Datteln  und  Gerston- 
mohl.  Das  so  gegerbto  Loder  wurde  ^arfije  gonannt  (vrgl. 
den  Comm.  zu  ]\I.  XXV  12  S.  69).  In  Siidarabion ,  wo  der 
qara^  (Bablah)  und  Rindviehzucht  vorkam ,  wurdc  das  sibt 
gcnannto  Lodcr  hergcstellt,  welches  man  namcntlich  zu  San- 
dalcn  verarbeitetc.  Mangub  wird  als  ein  mit  Rindc  dcr  7al/t- 
Akazio  gegerbter  Schlauch  erklart;  nach  al-Gumai/t  (M.  Ill 
12)  nahm  man  zu  diesem  Zwecke  Schailcder.  Auch  verstand 
man  die  Kunst  Ledcr  durch  Triinkung  mit  einem  Farbstoffe 
(sirf)  rotbraun  zu  farbeu  (M.  V  8);  solchos  Loder  hioss  adim, 
vrgl.  auch  Sururis  Note  Bostan  S.  f  und  B  53.  Mit  einer 
x\hle  (izmil  griech  Oulr,)  Avurde  es  bei  der  weitercn  Ver- 
arbeitung  gebohrt  ('Abda:  M.  XXV  21).  Die  Lederindustrie 
bliihte  vor  allom  in  Nada  s.  Maqdisi  S.  AV,  Jaqut  III  S.  389. 
Qazwini  gedonkt  II  64  dcr  Flussgerbereien,  wclche  die  sonst 
so  reine  Luft  von  a^- 7  aif  verpcsten,  und  ihres  Exports.  Leder 
und   LederAvaaren  wie  Schuhwerk  kautte    man  vorteilhaft  auf 


154 

dor  Mcssc  zu  'Oka~  {A(f  XIX  75),  dahcr  der  Ausdruck : 
adinuin  'Okuci:  Jaqut  111  S.  704/5.  AusRiunion  wiirdo  nach 
modorncn  Analogicn  zii  schliosscn  (s.  Wctzstcin,  Ubcr  die 
Siobc  in  Syrion:  ZDPV  XIV  1891  S.  1  ff)  audi  das  grobc, 
ffivh'Xl  j,-cnanntc,  Sicb  ('Abda:  M.  XXV  23,  Doi.  Ill  V.  9) 
hci'gcstcllt,  der  feino  munkhal  (Nfibi^^a  XX  2)  dagogen  aus 
Haaren. 

Gesponnoii  iind  gowobt  wurde  audi  untcr  dun  Bcduinou, 
dodi  vvui'don  kostbaroic  Gowobe  iniportirt.  Der  Spinnwirtul 
(falkatu  mi^zal)  wird  Imr.  m.  78,  dor  Webcbauin  (hirawatu 
minwal)  Imr.  52,49  genannt.  Die  Lanzcn  crfassten  ihn,  sagt 
Duraid  b.  as-^Sirnma  von  soincm  Brudor  (A^  IX  S.  5  Z.  3) 
gleidi  dem  Fallon  der  sajarf  (pi.  von  slsa)  auf  das  ausge- 
spannte  Gewebe.  Usdi  pi.  zu  sada  Einsciilag:  IJutam  I  6. 
Die  gestreii'ten  Stofte  kamen  namentlich  aus  Jemen.  Imr. 
40,  2  haben  die  Frauen  bunte  gewcbte  Decken  aus  'Iraq  auf 
ihren  Kamelen.  Ubor  Mattenweberei  vrgl.  Muzarrid,  M.  XVI 
24;  'Abda,  M.  XXV  13. 

Rabi'a  b.  Maqrum  crwahnt  M.  XXXI  22  Stricke  ge- 
flochton  von  der  kunstfertigen  Syrerin,  wobei  wir  wol  an  eine 
Sklavin  zu  denken  haben.  Vrgl.  Doughty  I  225.  Die  Stricke 
warcn  iiberhanpt  von  den  Frauen  zu  beschaffen:  7/694. 
Tauc  aus  Androna  importirt  s.  S.  98.  Man  kanntc  auch  Taue 
aus  Palmfasern  khulub:  Imr.  XIV  13.  Linncnbandor:  Imr.  m.47. 

Kranklieiton  imd  Heilmetlioden. 

Wahrend  dor  Negd  iiusserst  gesund  sein  soil,  bedingon 
namentlich  die  heissen  Kiistenstriche  Arabiens  mannigfache 
Krankheiten.  Mehrfach  werden  intermittirendc  Fiebor  erwahnt 
z.  B.  von  'Abda  dem  Sohn  des  Arztes:  M.  XXV  4.  Seiner 
Fieber  wegen  war  Khaibar  verrufen:  Akhnas  ibn  Schihab: 
M.  XXXII  2,  das  Fieber  war  dort  endem:  Qazwini  II  60 
(1-6-^^^   cf  ♦^^    \^J^^.   '^^).     Wer  daher  nach  Khaibar  kam,  liess 


155 

sich  auf  alle  Viere  niodor  und  scliric  zuhn  Mai  wiu  ein  Escl, 
dann  hielt  ihn  das  Fiebcr  fiir  oinon  Escl  und  vcrschontc  ilin 
(Qazwini  a.  a.  0.).  'Orwa  b.  al-AVard  war  zii  stolz  sich 
diesem  Braucho  zu  fiigcn;  or  bczcichnct  in  scincm  Diwan 
XITI  1  dcnsclbcn  als  cine  Torhoit  aus  dcrRoligion  dcr  Judcn. 
WK  216  wcist  jedoch  cine  Entlclinung  mit  don  AVortcn  ab: 
,,DGr  Aberglaube  ist  international,  wedor  arabisch  noch  jiidisch". 
Festo  Grenzcn  zwischon  Glaubcn  und  Abergiaubon  cxistircn 
jedoch  nur  im  subjoctivun  Bcwusstscin  dcr  Thoologcn.  Die 
Wcllhausons  Ausspriich  zu  Grundc  licgende  Wahrhcit  ist  die 
grossG  Lcichtigkeit  dcr  Entlohnung  auf  religiosom  Gcbiet. 
Mag  ein  Aberglauben  wie  z.  B.  dcr  des  Mannerkindbetts 
noch  so  weit  verbreitet  sein,  international  ist  or  nicht.  Im 
vorliegenden  Palle  vrgl.  man  die  Parallelcn  bei  R.  Andrce, 
Zur  Volkskundc  dor  Juden  S.  181.  Lahmungsorschoinungon, 
die  noch  heute  -in  Arabicn  hiiufig  sind  (Palgrave  II  32) 
wcrden  Imr.  59,  11  orwiihnt.  Auch  dcr  Aussatz  (bara«)  war 
bckannt;  Konig  Gadhiraa  al-abrasch  ,,dor  Gesprenkeltc"  war 
nach  dicser  Krankheit  benannt:  liber  diese  Aussatzfleckcn 
s.  Doughty  II  5,  Palgrave  II  34.  Auch  /yarith  b.  //illiza 
litt  an  dcm  wa(/aA  gcnannten  Aussatz.  Als  er  vor  'Anir  dcni 
ISohn  der  Hind  seine  Mu'allaqa  vortrug  befahl  der  Konig, 
als  er  von  seinem  Aussatz  hortc,  zwischon  ihm  und  dem 
Dichter  einen  Vorhang  zu  spanncn,  den  or  abor  spater  fiir 
den  Dichter  durch  seinen  Yortrag  eingenommon  beseitigen 
licss  {Ag  IX  178).  //aban  Wassersucht  fiihrt  den  Tod  eines 
Hudhailiten  in  Mekka  herboi:  DH  No.  116  Einl.  bei  Kose- 
garten  S.  253.  Die  Pockenepidemie,  welche  die  iithiopische 
Armee,'  die  untcr  Abraha  gegen  Mekka  zog,  zum  Riickzug 
zwang,  schricb  dor  Volksglaube  Vogelschaaron  zu,  welche 
auf  die  Athiopen  kleinc  Stcino  herabwarfen.  Diese  Erklarung 
macht  die  Bemerkung  Ibn  Hischaius  (36),  dass  damals  zum 
ersten  Male  in  Arabien  Pocken  aufgetreten  seien,  nicht  iin- 


156 

wahrschcinlicli.  Forazdaq  nannto  don  Imriiulqais  dlm'l-quru/t 
Bcsitzor  dur  (Jusclnviiro  [kg  VIII  63,  vrgl.  Inir.  30,  12);  auf 
dicso  bczieht  sich  Imr.  32,  3;  der  Vers  \vurdo  misvorstandcn 
iind  ward  jcdonfalls  Veranlassung'  zur  O^bcrtragung  des 
Mythus  vom  Nessusliomd ')  auf  Imriiulqais  {Ag  VIII  S.  73). 
Doch  Imr.  30,  1  spricht  von  einom  alton  Leiden;  dor  SchUiss 
dieses  Liodes  beweist  wol,  dass  hier  nicht  an  Liobcsvvoli  zu 
denken  ist.  Gemoint  ist  Imr.  32,  3  der  Ausschlag,  don  man 
fiir  ein  Klcid  hiiit,  dor  abor  kcin  Kloid  ist.  Vrgl.  Goldzihor, 
Muh.  Stud.  I  S.  262  Anm.  5,  wo  von  „Hemden  aus  Kriitzo" 
die  Kede  ist.  Eino  Augenkrankheit  air  wird  Imr.  XIV  2, 
eine  Augencntziindung  qama'  Suwaid  M.  XXXIV  6,  Tricf- 
augigkeit  ramad  'Abda  M.  XXV  32  orwahnt;  nach  Xabi^a  m. 
33  wurde  letztere  mit  ko/J  behandelt,  auch  'Abda  erwahnt 
a.  a.  0.  die  Einpinsolung  vermittolst  der  Aiigensonde  mulmiil 
bei  diesor  Krankheit-).  Sohr  verbreitet  war  die  nur  als  Abor- 
glaubo  zu  crklarendo  Moinung,  dass  der  schwer  Vervvundote 
nicht  trinkon  diirfe,  woil  or  sonst  storbo  vrgl.  Lebid  XIV  7, 
'Iqd  III  S  61,  11  411.  Bei  dor  Wundbehandlung  wird  einor 
Wundsonde  sibar  JH  847  V.  2  v.  ii.  gedacht;  DH  169,  4  be- 
handelt oino  Frau  mit  dem  mil  das  Zerfetzto  ordnond  die 
Wundo;  Nilbi^/a  m.  15  erwahnt  eine  Operation  des  Tierarztos, 
die  in  dem  Durchbohren  des  Oberschenkels  bestoht.  Vrgl, 
B  74:  „Statt  die  Haut  bios  zu  brennon,  ziohon  sie  dioselbe 
manchmal  zwischen  2  Fingern  ompor,  durchbohren  sio  mit 
oinom  diinnon  rotgliihondon  Eison  und  ziohon  oinen  Faden 
durch  die  Offnung,  um  die  Suppuration  zu  erloichtern."  Diese 
Angabo  bezieht  sich  allerdings  nicht  auf  den  Tierarzt.  Vom 
Brenneisen  machto    man    iiberhaupt  ini    Orient    sohr    ausgo- 


1)  Herakles  spukt  auch  sonst  noch   als  Koroi/lu   im   Orient  umher 
s.  Intern.  Archiv  fiir  Ethnographie  II  1889  S.  7. 

2)  Ubor  die  Augensonde  rail  vrgl.   Vorhandl.    d.   Berliner    Ges.    fiir 
A.  E.  u.  U.   1889.    S.  424. 


157 

(lohnton  Gobrauch.  Nach  der  Erkliirung,  die  Doniiri  I  'o  zu 
Nabu/a  XVII  25  giobt,  brannto  man  auch  cin  gesundos 
Kamol  in  dem  (jlaiibon,  dadiiroh  das  kranko  von  seiner  Kriitzo 
zu  heilen.  8ehr  beliebt  war  forncn-  das  Scbrdpi'en,  vrgl.  z.  B. 
Zubair  m.  24,  DH  IIG,  2  wie  noch  bcuto  s.  Heft  I  S.  43. 
Wor  von  einer  Giftschlango  gcbisson  war,  bielt  sicb  die  ganze 
Nacbt  bindurcb  Avacb  mit  Weiberscbnuick  klirrend  (Nabi^a 
XVII  12),  offenbar  daniit  nicbt  die  reducirtc  Tbiitigkeit  des 
Organisnms  der  AVirkiing  dos  Giftes  Vorschub  leiste,  nicht, 
weil  der  Diimon  iiber  den  Scbiafenden  Gewalt  gowinnt  wie 
WR  141  erklart,  wiibrend  nacb  WK  144  die  Diimonen  durcb 
das  Geklirr  verschoucht  werden  sollen.  Aucb  glaube  ich 
nicbt  an  AVR  138  Anm.  Ferner  mag  der  Umstand,  dass  dem 
Speicbel  besondere  Heilkraft  zugeschrieben  wird  '),  den  WR 
141  mit  dem  Blasen  der  Zauberer  zusaramenstellt,  viehnehr 
auf  ricbtiger  Beobacbtung  der  bacillenfeindlicben  Eigcnscbaften 
des  Speichels  beruben.  Harn,  dor  fiir  einen  Krankon  ge- 
kocbt  wird,  erwiibnt  Lebid,  Kbalidi  89  letzte  Zeile.  Scliiid- 
liciic  SpeisG  entfernte  man.  indem  man  don  Scblund  mit 
einer  Feder  kitzelte  (Muzarrid:  M.  XV  42).  Dor  Arzt  /Yaritb 
b.  Kalada  zu  at-T^if  soli  nacb  Abulfarag,  Hist,  dynast,  od. 
rococke  S.  158  zu  Gondischapur  studirt  babon.  Den  Sohn 
desselben  Na^/r  (//  436/7,  Ag  XIX  81)  liess  MuAammad  hin- 
ricbten,  woil  er  ihm  dcreinst  in  Mekka  durcb  seine  Erzah- 
lungon  aus  den  persischen  Heldensagen  die  Horor  absponstig 
gemacbt  batte.  Aussor  beim  Arzto  sucbtc  man  ini  Krank- 
beitsfalle  beim  Zauberer  Hult'e  s.  Khansa  S.  1^:    Lajasciifibi 


1)  Vrgl.  Sitzungsbcr.  d.  philos.-hist.  CI.  d.  k.  Ak.  d.  Wissensch. 
VI.  Bd.  Wien  1851  S.  422;  White,  Hausl.  Lebon  der  Tiirken,  Ber]in 
1844  I  S.  262  ff,  s.  audi  S.  20,  24;  feruer  Leonhardi  Constantiiiopel 
S.  95;  Doughty  I  527;  letztorcr  Roisende  wurdo  z.  B.  von  einer  Mutter 
ersucht,  auf  die  krankon  Augen  ihres  Kindes  zu  speien,  wozu  man  Ev. 
Joh.  IX  6  vergleiche. 


158 

rifqu  dhi  ^ibbiu  walii  raqi').  Audi  Nabi^/a  XVII  13  tiiidon 
wir  um  don  von  dor  Giitschlango  Gobisscnen  Beschworor  bo- 
schiiftigt.  Noch  Doughty  traf  in  IlaW  2  Beschworor^);  der 
oine  fragto  ihn,  wio  dor  lioiscndo  11  S.  3  berichtet,  „welches 
meino  Art  don  Diimonon  starkon  Zwang  aufzuerlegen  und 
wolches  dio  Wortc  nioinor  machtvollon  Zauborspriicho  wiiren." 
Dor  aus  dem  Neuen  Tostaniont  bokannto  Glaubo,  dass  dio 
Besessenen  von  Diimonon  hoimgesucht  sind,  ist  noch  heute 
lebendig  s.  Doughty  II  S.  3  oben.  Auch  einc  andere  noch 
heute  bestohende  Sitte,  das  Boriihren  des  Gewandsaumes 
durch  Kranke,  erinnert  an  neutostanientliche  Parallolen;  Ag 
IX  7  hat  man  allordings  wol  mit  Goldziher  das  ^abiban  der 
Bulaqor  Ausgabe  in  j'iban  zu  corrigiren.  Blut  von  Konigen 
hoilt  don  Biss  des  tollen  Hundes :  U  725. 

Der  Kranke  ompfing  Krankenbesuche  namentlich  von 
Frauen:  Aus  b.  Jlagar  VII  2,  Mbi<7a  III  2,  Yarafa  m.  58, 
Lebid  XL  61,   Muzarrid:  M.  XV  15. 

Sonstige  Kenntnisse. 

Die  Religion  der  heidnischon  Araber  bosass  wio  die  an- 
derer  seraitischor  A^olkcr  einen  Sternkultus,  dessen  Bodeutung 
mir  Wellhausen  zu  untorschatzen  scheint.  WR  175  will  den 
Glauben  der  Araber  an  den  Einfluss  dor  Gostirne  auf  das 
Wetter  mchr  als  oine  moteorologische  Beobachtung,  Mu/tani- 
mads  Auftreton  gegon  diese  Ansicht  als  ,,ubertriebonen  Puri- 
tanismus"  aufgefasst  wisson.  Doch  sind  es  nicht  die  Regen- 
periodon  allein,  welche  der  Volksglaubo  den  Constollationen 
am  Himmel  zuschroibt,  sondern  z.  B,  auch  die  Heuschrecken- 


1)  Der  raqi  weiht  beispielsweise   Amuletto   gegen  das  boso  Auge, 
indem  er  sie  anbliist:  'Alipraa  I  21. 

2)  Sonst  sind  heute  vielfach  die   »S'leb  die  Arzte    der    Wiiste    (Pal- 
grave  I  150). 


159 

plage:  B  375.  Kamclkrankhoiton  werdcn  aiif  don  Untorgang 
cles  Gestirns  Siinak  ziiriickgcfiihrt  (FE  243);  aiich  sonst 
ricliteto  man  sicli  bci  dor  Kaniolzucht  nacli  dem  Stando  der 
Sterne  (FE  235).  Die  Sonnengottin  wird  auch  von  Well- 
liausen  anorkannt.  Der  Glaube  der  Kegel iing  dcs  Mcnschon- 
goschicks  durch  die  Gestirno  (vrgl.  Dlui  '1-isba' :  M.  XXIII 
Anfang,  namontlich  Vers  3)  lebte  unter  der  Maske  des  Islam 
weiter  und  hat  wesentlichen  Anteil  an  der  Entwiekolung  der 
mittelalterlichen  Astrologie '). 

Gegen  Wellhausens  Behauptung,  dass  es  nur  wenige 
arabische  Sternnamen  gabe  („die  meisten  sind  griechisch" :  WR 
217),  hat  bereits  Hommol  (ZDMG  45.  Bd.  1891  S.  593)  mit 
Recht  bemerkt:  „Von  eincm  griechischen  Ursprung  irgend 
welcher  arabischen  (d.  h.  von  den  Beduinen  al-'Arab  ge- 
braiichten  und  ans  ihren  Liedern  und  Wetterregeln  belog- 
baren)  Sternnamen  kann  iiberhaupt  nicht  die  Rede  sein". 
Spater  lernten  ja  die  islamischen  Araber  auch  das  griechische 
Stcrnbildersystem  kennen,  doch  hatten  sie  vordem  wio  die 
meisten  anderen  Volker^)  ihr  eigenes.  Resten  desselben  bo- 
gegnen  wir  noch  bei  Qazwini;  so  wurde  ein  Sterncomplex 
im  Eridanus  als  Straussennest  und  einige  herumstehendo 
Sterne  als  Strausseneier  aufget'asst  etc.  (Qazwini  I  39).  Den 
Polarstern  stellte  man  sich  als  Antiloponkalb  (farqad)  vor. 
Hiiutig  werden  die  beiden  Sterne  a  und  [i  des  kloinen  Biiren'') 
die  beiden  Antilopenkalbor  al-farqadan^  genannt.  Des  al-Farqad 
gedenken  die  Dichter  hiiufig  als  ihres  trouen  Genosson  aut 
nachtlichen   Reiscn,   well  er  niemals  untergeht  und   riihmen 


1)  Icli  sago  dies  in  bcwusstcin  Gegensatz  zu  deu  WR  173  aiifge- 
stellten  Thesen,  uacli  deiien  audi  die  Siebenzahl  dor  Planetoii  iiichts 
Altertiimliches  sein  soil. 

2)  Vrgl.  z.  B.  Karl  V(tn  den  Steinen,  Unter  den  NaturvOlkern 
Zentral-Brasiliens  S.  359  ff,  43G,  513,4. 

3)  Dor  Polarstern  ist  =  a  des  kleinen  Biiren. 


160 

sich  deshalb  audi  wol  omen  Bund  mit  ilim  abgoschlosscn  zu 
haben.  (Lebid  39,  11).  Aiis  dcmsclbon  Grundo  wcrden  auch 
die  „Tochter  einer  Bahre'' ')  unser  grosser  Biir  (//  077,  lotztor 
Vers)  als  Symbol  dor  Triiglioit  und  Unthiitigkeit  verwondct. 
Lebid,  Khalidi  135  erschcinen  die  al  na'sch  (=  benat  na'sch) 
und  die  beiden  farqad  als  Symbol  dcr  Stiitigkeit.  Man  dachte 
demnach  bei  dor  Bonennung  farqad  an  ein  Antilopenkalb, 
das  sich  uocli  iingstlich  in  der  Nahe  seiner  Mutter  halt,  nicht 
an  das  Gegenteil,  wie  WR  63  Anm.  will  ^).  Die  Capella 
('Aijuq)2)  denkt  sich  der  Bichter  Abu  Dhuaib  (Hubers  Meisir 
S.  46)  als  Aufseher  des  Meisirspiels,  der  hinter  andern  Sternen, 
die  als  Pfeilschiittler  gedaclit  werden,  sitzt.  Die  Plejadeu 
vergleicht  Imr.  m.  25  einem  mit  Zwischensteinen  versehenen 
Giirtel,  dor  sich  auf  die  Breitseite  legt,  vrgl.  die  Yorstellung 
vom  Giirtel  des  Orion. 

Im  Allgemoinen  zeigt  sich  bei  den  Arabern  weit  weniger 
als  bei  den  Griechen  das  Bestreben  am  Himmel  punktirte 
Zeichnungen  horauszusohen,  sondern  vielmehr  dasjcnige,  in 
jedem  eiuzelnen  Stern  ein  lebendes  Wesen  wiedorzuerkennen. 
Das  zeigen  sowol  die  arabischen  Sternbilder,  welche  moist 
einc  Gesellschaft  von  Personen,  weit  seltener  eine  einzelno 
Person  darstellon,  als  auch  Verse  wie  DH  95,  11,  wo  es  von 
der  Geliebten  heisst:  „Wenn  Suhail  (Canopus)  ihre  Rede  ver- 
nimmt,  lasst  or  vom  Verfolgen  seiner  Bahn  ab  und  macht  Halt". 

Die  ijbertragung  menschlicher  Verhiiltnisse  auf  dieSternen- 
wolt  ist  bei  den  Beduinen  bis  zu  wirklichen  Sternmythen  fort- 
geschritten.  Ad-debaran  freit  iim  Thuraija  (Plejaden),  die  ihn 
seiner  Armut  Avegen  verschmaht;  ihr  Name  bedeutet  niimlich 


1)  tjber  (lie  urspriinglicbe  Bedeutung  dieses  Namens  vrgl.  Hommel 
a.  a.  0.  S.  594. 

2)  Ob  liingegcn  bei  unserer  Auffassung  als  Biir  die  tinbobolfene 
langsame  Bewogung  dieses  Tieros  den  Vergloicbungspunlvt  bildete,  ist 
sehr  zweifelbaft  s.  Androe,  Etbiiogr.  Parallelen  S.  105. 

3)  Zu  dem  Nauien  vrgl.  Hommel  a.  a.  O.  S.  595  6. 


161 

„dio  kleine  reiche".  Der  vcrschraahte  Liobhabor  treibt  des- 
halb  immer  seine  jungen  Kamclstutcn  liinter  ihr  her,  urn  ihr 
eine  bessere  Meiniing  von  seinen  Yermogensverhaltnissen 
beizubringeu,  jcne  gleichsani  als  mahr  anbietend.  Suhail 
(Canopus)  froit  iim  die  Gauza  (Orion),  die  ilin  mit  einem 
Fusstritt  an  seinen  jetzigen  Standpunkt  versetzt,  worauf  sio 
jenor  durch  einen  Scliwerthiob  in  2  Hiilften  spaltet  etc. 
(Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.,  Fhilos.-hist.  CI.  G.  Bd.  1851 
S,  442/3).  Dieser  Schwertbieb  findet  sich  auch  sonst,  MuAam- 
mad  spaltet  durch  ihn  den  Mond:  Sa'dis  Bostan  S.  if  Vers  74. 
Wie  in  der  Astrologie,  so  mogen  in  der  Traumdeuterei 
vielleicht  alte  Beziehungen  zwischen  Arabien  iind  dem  bo- 
nachbartcn  Babylonien  bestanden  baben.  Abu  Bakr,  der  als 
Traumdeuter  bcruhmt  war,  gait  auch  fur  einen  vorziiglichea 
Konner  der  arabischen  Genealogien.  Die  Stammbiiume,  welcho 
wir  z.  B.  ini  Kitab  al-a^ani  und  bei  den  Historikern  findeu, 
beweisen  in  dor  That,  dass  die  Genealogie  schou.  bei  den  vor- 
islamischen  Arabern  eifrig  gepflegt  wurde,  wie  das  auch  die 
jiingeren  Bestandteile  des  alttestamentlichen  Kanons  fiir  die 
Hebriler  bezeugen.  Zuverlassig  sind  diese  Stammbaume 
natiirlich  hochstens  innerhalb  sehr  enger  Grenzen. 

Gleich  den  nordaraerikanischen  Indianern  besassen  und 
besitzen  die  Beduinen  noch  heute  die  Kunst,  aus  der  Fuss- 
spur  oft  weitgeheude  Schliisse  auf  diePersonlichkeit  zu  Ziehen, 
der  sie  angehort.  Die  Fussstapfen  seines  Kamels  erkennt  der 
Boduine  (B  302)  „inmitten  hundert  anderer",  wie  Nachtigal 
a.  a.  0.  S.  194  sagt,  etwa  wie  wir  die  Handschrift  eines 
Freundes,  und  wie  wir  aus  gewissen  EigeutLimlichkeiten  der 
Handschrift  auf  den  Engliindor  schliessen,  so  schliesst  der 
Wiistensohu  aus  gewissen  Eigenheiten  des  Fussabdrucks  au^ 
den  Angehorigen  eines  bestimmten  Stammes.  Die  Geliebto 
verwischt  daher  mit  der  Schleppo  die  Fussspur  des  Liebhabers  : 

Imr.  40,  15^  m.  28. 

11 


162 
Schreil^kimst. 

Dio  Kunst  des  8chioibons  war  iintcr  den  Boduinonscltcn. 
Das  geht  z.  B.  aus  Ag  \  191  hervor,  wonacli  al-Muraqqisch 
der  Altere  und  sein  Briulor  //armala  in  //ira  bei  einem 
Christen  die  Schrift  orlernt  liatten.  V^rgl.  audi  Ibn  Qutaiba 
(Brlinnow's  Clirest.  81)  der  von  al-Mutalammis  erzalilt:  „er 
gab  sein  Blatt  einem  Manne  von  don  Lenten  von  /7ira  und 
der  las  es."  1st  von  Schrift  die  Rode,  so  wird  meist  auf 
Inschriften  oder  auf  die  Bilcher  der  Monche  (Imr.  65,  2)  oder 
den  schreibkundigen  SJiIaven  aus  Jemen  (Lebid,  Khalidi  S.  61) 
hingcwiesen  oder  auch  auf  Biichor  der  Juden  ('Abdallah  ibn 
az-Zibari:  JH  702  V.  2);  die  Juden  Arabions  bedienten  sich 
der  hebraischen  Schrift.  Bereits  ein  Jahrhundert  vor  dem 
Islam  hatte  die  arabischo  Schrift,  wie  Inschriften  beweisen, 
ihre  charakteristischen  Formen  angenommen.  Wcr  die  von 
Schroeder  ZDMG  38.  Bd.  S.  530  abgebildete  altarabische  In- 
schrift  mit  andern  semitischen  Inschrift-Alphaboten  vergleicht, 
erkennt  leicht,  dass  die  Zeichen  jener  Inschrift  in  ihrem  zu- 
sammenhangenden  Ductus  oigentlich  fiir  Tinte  und  nicht  fiir 
den  Meissel  bestimmt  waren.  Das  gewohnliche  Schreibmaterial 
war  wol  Pergament;  Papyrus  (qirtas)  des  Syrers  erwahnt  7a- 
rafa  m.  31.  Auf  Pergament  oder  Leder  liess  MuAammad 
seine  Glaubensbriefe  schreiben,  in  denen  or  einzelne  Stammo 
zur  Anuahmo  des  Islam  aufforderte ;  denn  einmal  wurde  ein 
solcher,  nachdem  man  die  Schrilt  abgewaschen  hatte,  zum 
Flicken  eines  Schopftrichters  verwendet  s.  Waqidi  220^  S.  388. 
Im  Jemen  wurden  Palmbliitter  als  Schreibmaterial  verwandt 
(Imr.  63,  1.  Lebid,  Khalidi  S.  61),  wie  heute  in  Indien  bei 
sacralen  Texten.  An  letzterer  Stelle  wird  auch  ban')  als 
Schreibmaterial  erwahnt.  Uber  sonstige  Schreibmaterialion 
s.  Karabacek:    Mitt,    aus    d.    Samml.    d.    Papyrus  Erzherzog 


1)  S.  dariiber  meiue  Studicn  in  arab.  Geogr.  Ill  S  154  ;   iarafa  XVI  6. 


163 

Rainer  V.  S.  63  f.  Des  Schrcibrohrs  (qalam)  gedcnkt  Lcbid 
a.  a.  ().  II.  m.  8;  das  noch  heiito  im  Orient  iibliche  Sclireib- 
rohr  scheint  bercits  in  altagyptischen  Darstellungon  abgcbildet 
zu  sein,  obwol  Erman  Aegypton  1.  Aiifl.  8.  165  von  einer 
„Fcder"  spricht.  Der  Schroiber  wird  als  Maler  bezeichnet, 
dor  das  Pcrgamont  tatowirt  (Yarafa  19,2).  —  Eino  Goschichto 
der  Verbreitung  des  arabischon  Alphabets  bei  BeJadhorl,  K. 
fiitu/i  al-buldan  ed.  de  Goeje  S.  471  ff.  Nach  dieser  Quelle 
gab  es  beispielswcisc  in  Mckka  ziir  Zeit,  als  Mu/^amniad  auf- 
trat,  17  Manner,  die  schreiben  konnten.  Xoch  seltcncr  war 
die  Kunst  iintcr  den  Fraucn. 

Sprache^). 

Nuldeke,  Die  seniitisclion  Spraclion,  Leipzijr  1887.  —  W.  \Vrij,'ht, 
Lectures  on  the  comparative  Grammar  of  the  Semitic  languages,  Cam- 
bridge 1890.  —  Eeckendorf,  Zur  Karakteristik  di-r  semitischen  Sprachen: 
Extrait  des  Actos  du  X*"  Congies  International  dos  Orientalistes.  Session 
de  Geneve.  1894.  Section  II  (Langues  Semitiques.)  Leiden  1896.  —  Ein 
direkt  aus  den  Texten  goschopftes  Worterbuch  besitzen  wir  fiir  das  Ara- 
bische  immer  noch  nicht;  denn  Dozys  Supplement  verwertet  nur  einen 
Bruchteil  der  Litteratur  (vorwiegend  illtere  ma/yribinische  Texte) ;  noch 
\veniger  ist  an  eine  Darstellung  dor  Bedeutungsentwickelung  in  don  Ar- 
tikcln  unserer  Wih-tcrbiicher  zu  donken.  Auch  existirt  nocli  keinc  Gram- 
matik,  welchc  die  Litteiatur  und  die  Dialekte  in  ihrer  historischen  Ent- 
wickelung,  die  Errungenschaften  moderner  Sprachforscliung  und  das 
Bcrechtigte  der  alten  Systeme  bcriicksichtigt  und  lautliche  Ersclieinungon 
lautpliysiologisch  zu  crkliiren  veimag.  Wright's  trcffliches  Buch  (3.  ed. 
revised  by  Robertson  Smith  and  de  Goeje  I  189G)  hat  doch  in  crster 
Linie  das  praktischo  Bcdiirfnis  im  Auge.  Von  den  Dialekten  ist  wol 
noch  immer  der  iigyptische  durch  Spitta-Bey  (Grammatik  d.  arab.  Vul- 
giirdialectos  in  Agypton,  Leipzig  1880)  am  besten  aufgenommon. 

Sprachmittel.  Da  die  menscliliche  Spraelie  einen  ge- 
ringeren  Raum  behorrscht  als  das  Auge  und  ilir  Schall  so- 
gleich    vergeht,    iiat    man    sclion    in   grauer   Vorzeit   gewisso 


1)  In  einer  Neugcstaltung  des  Buches  winde  dieses  Kapitel  hinter 
dem  iiber  die  Stiimnie  soinen  Piatz  finden  und  mit  dem  ,,Unterhaltung" 
uberschriebeuen  zusamraengezogen  werden. 

11 


164 

Zoichcn  vereinbart,wolclic  alsMittoldcr  Vorstiindigung  mit  untor 
den  Bcgritt'  Spracho  fallen,  sobald  wir  dcnsclben  nicht  spiess- 
biirgerlich,  sondern  wissenschaftlich  ins  Auge  fassen.    Hierher 
gehoren  die  Kriegsfeuer  (S.  12o/6)  und  die  Landmarken,  wolcho 
deni  Wiistenreisenden  als  Wegweiser  dienten.     Eine  Abart  dor 
Zeichensprache   ist    die  Geberdensprache,   welclie  die  gleicli- 
zeitigo  Anwesenheit  zvveier  Individuen  erfoidert.     Sie  ist  aiich 
boi  KulturvOlkern  neben  der  Lautspraclie  nocli  von  grosserer 
AVichtigkeit,  als   man   gewohnlich   moint,    hat   abor  trotzdeni 
sehr  an  Terrain  verloron.     Bei    den    Araborn    war    sie    hoch 
entwickelt.     Yiele  Unklarheiten  der  Beduinen-Poesie,  welche 
sclion  den  altarabischen  Philologen  Schwierigkeiten  bereitetcn, 
diirften   sicli   aus  dem   Icbhaften  Geberdenspiel  erkliiren,   mit 
welchem  der  Dichter  don  sprachlichen  Ausdriick  unterstiitzte. 
Darauf  fiihrcn  audi  die  A(/dad  in  einzolncn  Fiillen.     Teilweise 
war  die  Geberdensprache  gewiss  der  schopferischen  Thiitigkeit 
des  Individuums  iiberlassen.     Doch  batten  einigo  Pantomimen 
allgemeinen    Kurs    s.    Goldzilier,    Uber    die    Gebordon-    und 
Zeichensprache  bei  den  Araborn :  Zeitschr.  fur  Volkerpsycho- 
logie  XVI.     Zu  dom  8.  110  angefiihrten  BeispioM)  vrgl.  noch 
Qoran  J{,il5   und   den   Vers  in   Aug.  Miillers  Tiirk.    Gramm. 
S.  77  *,  der  auf  Dcutsch  hoisst:    „Wer   nicht   das   Ende   be- 
denkt,   schliigt   seino   Hand   im   Zorn  gegen   den   Zahn  beim 
Ende  der  Angelegonheit."     Zahneknirschen  (qar'u  's-sinn)  als 
Ausdruck  der  Roue:   Taabbai'a  scharran:  M  1,20.     Verziehen 
der  Augenbrauen    scheint  bei  Frauen  Ausdruck  des  Stolzes 
gewesen  zu  sein-).     Wio  boi  don  Anfiingen  der  Lautsprache 
ist  es  hier  oft  schwor  zwischen  Reflex boAvogung  und  Willens- 
handlung  die  Grenze  zu  ziohen. 

Von  untergeordncter  Bedeutung  ist  die  vielleicht  Jilteste 


1)  Das  zwoite  ist  zu  streichen  s.  S.  19. 

2)  wa-nia/^it  //agibaiha :  'Abid:  Mukhtarat  S.  93  V.  3. 


165 

Sprachforni,  die  Gefiihlssprachc,  well  sio  uninittelbarc  Bcriih- 
riing  orfordort,  domnach  unbequcm  ist.  Noch  hciito  wcndon 
sie  die  Beduincn  in  cinigon  Fallen  an,  in  denen  der  gobildeto 
Abendlander  sich  des  gesprochenen  Worts  bedient.  So  weeken 
sie  den  Schlafonden  gerne  durch  oinen  Fussstoss  i),  wie  Mu- 
Aammad  den  schlafenden  'Ali:  Ibn  Hischam  422  Z.  H-). 

Die  unartikulirto  Lautsprache  (Interjektionen)  war  iiaupt- 
sUchlich  im  Verkehr  mit  Tieren  iiblich  vrgl.  da'da'"),  bis! 
bis !  (ebond.)  und  viele  andere. 

Zu  einer  lautwisscnschaftlich  korrekten  Darstellung  des 
arabischcn  Lautbestandes  konnen  sich  unsere  Gramniatikcn 
noch  iramer  nicht  aufraffen^).  Der  Klang  der  arabischcn 
Lautsprache  erweckt  die  Vorstellung  des  Leidenschaftlichon, 
das  auch  dem  arabischcn  Charakter  in  hohem  Grade  zukomnit, 
oinerseits  wegen  der  vollcn  Artikulation  der  niemals  gehiiuften 
Konsonanten  und  des  Mangels  der  Vokalhaufung,  andrerseits 
wegen  der  Natur  vieler  uns  fremder  Lautc,  besonders  der 
Reihe,  welcho  unsere  Grammatiken   unrichtig   ,,eniphatische" 


1)  Wrede,  Eeise  in  //adliramaut:  ,,So  gcschiebt  es  oft,  dass  icli  von 
nieinen  Beduinen  durch  einen  Fiisstritt  in  die  Heite  goweckt  werde.  — 
Jedoch  dicse  zarte  Manicr,  Jemandt^n  zu  weeken,  ist  unter  i linen  gi'nvj; 
und  giibe,  und  ich  machte  deshalb,  obgleich  wenig  davon  erbaut,  gute 
Miene  zuni  bosen  Spiele." 

2)  Wenn  diese  Erziililung  auch  uatiirlich  zur  Erkliirung  des  ganz 
anders  zu  deutenden  Namens  Abu  Turab  crfunden  ist,  hat  sie  dcch  als 
Beleg  fiir  diese  arabischo  Sitte  Geltung. 

3)  Vrgl.  zu  dem  S.  71  Bcmerkten  Euting,  Tagbucli  I  S.  54: 
„Kaniele  jagt  man  fort  mit  Dah!  Dah!" 

4)  tJbor  arabische  Lautphysiologie  haiidelten:  Briicko,  Beitriigo  zur 
Lautlehrc  der  arabischen  Sprache:  Sitzungsberichtc  d.  philos -hist.  Kl. 
d.  Wiener  Akad.,  April  1860;  R.  Lepsiiis,  Uber  die  arabischen  Sprach- 
laute:  Philologischc  u.  hist.  Abhandlungen  d.  Kgl.  Akademio  d.  Wisson- 
schaften  zu  Berlin  aus  dera  Jahre  1861,  Berlin  1862;  Briickes  Grundziigo 
der  Physiologie  und  Systematik  der  Sprachlaute  2.  Aufl.  Wien  1876. 
X.  Abschnitt:  Systematik  der  arabischen  Sprachlaute;  Haupt,  Die  semi- 
tischen  Sprachlaute  und  ihre  Umschrift:  Delitzsch  it  Haupt,  Beitrage 
zur  Assyriologie  I  Leipzig  1890  S.  249  fl. 

11* 


166 

ncnneni),  lorncr  dcs  ^  und  ties  ilim  nalivorwandton  ^')  ^,  des 
fiir  oin  deutsches  Organ  wol  am  schwierigsten  iiachziiahmen- 
den  arabischen  Lautes.  Die  Arabcr  haltcn  die  riclitigc  Aus- 
sprache  dos  u^  fiir  cincn  Yorzug  ihres  Volks'').     P  fehlt. 

In  soinom  Lautbostando  Avoist  das  Arabischc  hinsichtlich 
dor  Zahn-  und  Zischlautc  gewisso  diirch  Gesetzc  geregclto 
Untcrschiede  von  seincn  semitisclion  Schwestern  auf.  Mir 
scheint  es  liiorin  die  urseniitisclien  Laiitvorlialtnisse  zu  rcprii- 
scntiren,  wcnn  auch  gcgcnteilige  Ansichten  verschicdentlich 
ausgosproclien  sind.  Die  ■\vichtigsten  Lautvcrschiobungon  vcr- 
anschaulicht  folgendc  Tabelle: 

Hebr.  Aram. 

sch  t 

z  d 

s 

s  t 

Das  Arabische  bcsit/t  domnacli  die  eharaktoristischcn  Lautc 
th,  dli,  </,  ~  noch  als  Radikalo  im  Anlaut,  nicht  nnr  ids  Modi- 
fikation  cines  Eadikals  untcr  gcwissen  Umstiinden  ^).  Die 
Vormutung  Jiegt  nahe,  dass  die  Einbnsse  diesor  Laiite  don 
Anstoss  zur  Lautvcrschicbung  gab.  Sichcr  ist  dor  hobraischc 
Lautbostand  in  Fall  3  und  4  erst  sekundJir  (somit  audi  der 
assyrische),  da  kein  Grund  zu  entdeckon  ist,  waruni  sieh 
hebr.  -—  ursomit.  s  in  zwiofachor  ganz  vorschiedcner  "Weise 
verschobcn  und  in  cinigcn  Fallon  (wio  c.sba'  „Fingor",  ja.sar 
vrgl.  arab.  sar)  garnicht  vorschobon  habcn    sollto.     Hjitte  das 


Arab, 

1) 

th 

2) 

dh 

3j 

d 

4) 

^ 

1)  Nach  den  eiiigohenden  Untersuchiingeii  meincs  Proundes  J.  J. 
Hess  untorscheidot  sich  t  otc.  von  t  etc.  diirch  liohoren  Zimgenanschlag 
im  Gaumen. 

2)  '  :  h  r^  ' :  fi.  Richtigor  wiirc  in  dor  Schrift  ^  von  ^  und  c^ 
von  j^  abgezweigt. 

3)  Redensarton  wio  „so  lange  cin  Araber  das  (ji^  ansspricht"  sind 
in  pliilologischen  Biichern  nicht  iingcwuhiilich. 

4)  Die  aramilisclie  Spirans  ist  auf  den  In-  und  Auslaut  besehrankt. 


167 

Arabisclio  das  Urspriinglichc  bcwahrt,  so  niiissto  man  zuigen 
konnen,  class  z.  B.  in  aramiiischcn  Wurtcrn  mit  d  hiluiig  2 
Stiimmc  ganz  vcischicdener  Bcdcutiing  zusammcngofallcn 
sind,  nanilich  der  Stamni,  in  wclchcni  d  urseniitiscli  und  dur, 
in  -wolclicni  cs  aus  ursemitischcm  dli  ontstandcn  ist.  Hiittc 
dagegcn  das  Araniiiischc  das  Uispriinglicho  criialtcn,  so 
miissto  in  glcichcr  Weisc  z.  B.  bei  arabischcn  Stiimmcn,  die 
dli  cnthaltcn,  doppclto  Bcdoutnng  nachwoisbar  scin.  Lcidcr  ist 
t!io  Lohrc  vom  Bodoutungswandcl  nocli  immcr  nicht  ais 
Wisscnschaft  angobaut. 

Vo r w  a  n  d  t s c ii  a f t s  v  e r  li  ii  1 1  n  i  s  s o.  Die  Verwandtschaft 
dos  Hcbriiischcn  rait  dom  Aramiiischcn  und  Arabischcn  wurdu 
bcroits  von  jiidischen  Philologen  dcs  Mittolaltors  crkannti). 
tjbcr  die  Stcilung  dcs  Arabischcn  inncrhalb  dcs  semitischcn 
Stammcs  s.  Noldcke,  Scmit.  Sprachcn.  Verwandtschaft  scheiut 
abcr  auch  noch  zwischon  semitischcn  und  iiamitischcn  Sprachcn 
zn  bcstehen.  DicFrago  kann  allcixlings  kaum  gctordcrt  wcr- 
dcn,  wcnn  man  fortfiihrt  bald  cin  hobraisches  bald  ein  arabi- 
schcs  Wort  ohno  Bcriicksichtigung  seiner  Ycrwandten  direkt 
mit  cincm  altiigyptischcn  zu  vcrglcichcn.  Was  wilrdc  man 
auf  indogcrmanischcm  Gebiet  zu  ciner  analogen  Methode 
sagen!  Bei  uns  aber  ist  die  Erkenntnis  noch  nicht  durcli- 
gedrungcn,  dass  man  nur  Ursomitischcs  mit  Urhamitischcm 
vcrgloichen  kann. 

Sind  audi  die  Versuche  mislungen  Wurzolverwandtschaft 
oder  gar  Lautgcsetze  zwischen  dem  Indogermanischen  und 
Semitischcn  zu  erwoisen,  so  werden  sicli  doch  auch  dicse 
Sprachstiimmo  bei  Rekonstruktion  ihrer  priihistorischen  Formen 
im  Ban  immcr  ahnlicher  iind  wciscn  noch  in  ihrer  histori- 
schen  Gestalt  Boriihrungspunkte  auf,  die  vom  Standpunkt  der 
allgcmcinen  Sprachforschung  zu  den   aussergewohnlichen  Er- 


1)  Vrgl.  z.  B.  Baclier,  Die  licbriiisch-arabische  Sjirachvergleichunt 
dcs  Abulwalid  Merwan  Ibu  Gana/;,  Wien  1884  (Akad,  Sitzungsber.)- 


168 

schuiuungon  ziihlun,  iiiinilich  dio  Wiuululbarkuit  dcs  Stammcs 
durch  Flexion  uiid  Ubortriigung  des  iniiniilichcn  and  woib- 
lichcn  Gcschlechts  uiif  die  lebloso  Natur.  Letztore  Erschei- 
luing  sctzt  voraus,  dass  dicsc  Stiimmo  in  cincr  Urzoit  mit 
lobhaftor  Piiantasic  dio  sio  unigcbcndcn  Gcgcnstiindc  pcrsoni- 
fizirt  habcn,  so  dass  sio  dicsclbcn  sogar  mit  Gescliicchtsnntor- 
schieden  ausstattcten.  Das  ist  durchaus  nichts  Solbstverstand- 
lichcs,  sondern  iibcraus  morkwiirdig.  Die  Flexion  hat  das 
Seniitischo  noch  reicher  entfaltet  als  das  Indogermanische. 
Sodann  vorfliichtigeu  sicli  2  seinitisclie  Sprachoigentiimlich- 
keitcn,  welche  verwandtschaftliche  Bcziehungen  zur  indoger- 
nianischen  Gruppe  auszuschliesson  scheinen ,  bei  sprach- 
wissenschaftlichcr  Betrachtung: 

Wurzeln  und  St  am  mo.  Fins  dicser  Charakteristica  ist 
die  Dreiradikaligkeit  dcr  scmitisclien  Stamme.  Die  grosse 
Zahl  der  Synonyma  mit  gleichlautondem  1.  und  2.  und  vcr- 
schiedenem  3.  Radikal  weist  jedoch  auf  eine  vorhistorische 
2-radikalige  Wurzelgestalt  hin,  die  noch  dadurch  bestatigt 
Avird,  dass  zu  Stammen  mit  einem  sehwachcm  Kadikal  haufig 
ein  Synonymun  untcr  Stammen  gefunden  wird,  deren  beide 
ersten  Konsonanten  sich  mit  don  boiden  starken  soldier 
Stamme  decken  und  deren  beide  letzten  nicht  selten  identisch 
sind.  In  dor  Folgo  abor  erweitcrte  das  Somitische  seine 
2-radikaligon  Wurzeln  durch  Hinzufiigung  eines  dritten  Kon- 
sonanten, des  sogonannten  Wurzeldeterminativs,  zu  3-radika- 
ligen.  Ein  Lexikon  der  2-radikaligon  semitischen  Wurzeln 
und  ihrer  Bedeutung  wiirdo  die  wichtige  Fragc  loseri,  ob  die 
Wurzeldeterminative  selbst  Rudimente  von  Wurzeln  sind, 
also  friiher  selbststandiges  Leben  fiihrten  und  nach  welchcr 
Richtung  sie  die  Bedeutung  der  Wurzel  modifizirton.  Ver- 
gleichung  gleichbedeutendor  odor  wenigstens  synonymer 
2-radikaliger  Wurzeln  zcigt  aber  Lautiibcrgiingo,  die  im 
historischeu  Arabisch  unerhort  vvaren,   aus  deuen  man  aber 


169 

aiif  spiitcrc  Fixirung  dor  charakteristischcii    Lautc   bchliesscn 
darf. 

Das  Siibstantivuin  zcigt  im  Scmitischen  nieist  nocli  deut- 
lich  seine  Entwickelung  aus  dem  Vcrbum,  wiihrcnd  cs  in  den 
arischcn  iSprachen  friihorc  Selbststiindigkeit  erlangtc.  Durch 
dieses  Uominircn  dcs  Verbalstamms  im  Gebiote  dcs  Nomcns 
gowinnon  die  somitischen  Sprachen  ungemoin  an  Aktivitiit. 

AVorte  und  Bcgrift'e.  Das  Studium  dor  iibcrhaupt  ziini 
Aiisdruck  gelangten  Begriffe  und  ihrer  numerischon  Vcrhiilt- 
nisse  wiirde  audi  fiir  unsere  Zwccke  von  Intorcsse  sein.  Die 
beliebte  Behauptung,  dass  den  Xaturvulkcrn  alle  moglichen 
abstraktcn  Begriffe  fehlen,  steht,  soweit  ich  sie  i'iir  die  Arabia 
nachgepriift  habe,  auf  reelit  schwaelien  Fiissen  i).  Natiiilich 
darf  man  nur  mit  volkstumlichen  Begriffen  oporircn  ;  fiir  den 
kategorischen  Imperativ  liaben  auch  wii-  kein  Wort.  Dagegen 
besitzen  die  Arabcr  eine  grosse  Anzald  von  Worten  fiir 
Kamel,  Dattelarten  und  andcre  Dinge,  die  unserem  Interessen- 
kreis  ferncr  liegen.  Im  Allgemeinen  zeigt  dor  arabisclie 
Wortscliatz  engcre  Begriffe,  oinc  Tendenz,  die  eine  Eigen- 
tiimlichkeit  der  Naturvolker  unil  namcntlich  in  den  Indianer- 
sprachen  sehr  cntwickelt  zu  sein  scheint.  Wir  liaben  im 
Arabischen  ein  Wort  fiir  den  Brunnen,  welehcr  Wasser  ent- 
halt'),  ein  anderes  fiir  den  mit  Wasser  gefiillten  Eimer->), 
ein  besonderes  Wort  fiir  vom  Korper  getrennte  Gliedmaassen  i). 
Fiir  Kulturbegriffe  hat  das  Arabischo  zahlreiclic  aranuiisclie 
(nordsemitischo)  Worter  zum  Teil  sclion  in  vorislamischer 
Zeit  aufgenommen,     Der  Umfang  dieser  Entlehnungen,  welcho 

1)  Eine  andere  Jounialisten-Behauptuiig-,    dass    k'line    iSpracho    der 
Welt  als  die  deutsche  don  Bogriff  ,,Gciuiitlichkoit"  besiisse,    wild   diirch 

das  arabischo    {j^i^  widorlegt.     Vollstiindig  dockt  sieli  natinlich  niomals 
dor  Begritfsinhalt  oinos  Wortos  bci  2  Individiicn. 

2)  rakija:  Omeija:  Gauibara  107  Z.  2;  'Aiitara  27,5. 

3)  sagl :  Imr.  55,1. 

4)  schilw:  Lebid  m.  38. 


170 

meibt  diucli  diu  aramiiisclieii  Kulonien  in  Nordarabieii  vcr- 
mittelt  sein  moi^on,  ist  uns  erst  diircli  Fraciikols  Aram.  Frenid- 
^vortcr  (Leidon  1886)  rccht  zum  Bowiisstsoin  gekommcn.  Vor 
Fracnkel  gait  Viclcs  niit  Unrccht  fur  urarabisch  und  orschwcrto 
so  den  richtigon  Einblick  in  die  cclit-arabischc  Formcnent- 
wickelung. 

Die  F'ornion.  Das  Arabischo  zcichnot  sicli  trotzdem 
nnter  seinen  Scliwostern  durch  don  grosston  Fornienreichtimi 
aus,  den  es  abor  niit  dom  Eintritt  in  die  Gcschichtc  nacli  dem 
bekannton  Gesetze')  rascli  einbiisst.  Um  den  im  Thatwort 
(fi'l)  ausgedriicktcn  Begriff  zu  vercngcrn  und  zu  moditiziren 
brauclit  das  Semitischc  nicht  priipositionellc  Elemcnte  vorzu- 
setzen,  sondorn  erreicht  dies  mit  Ausnahnio  dor  Vcrwendung 
cines  rellexivischen,  einos  passivisclien  und  cincs  transitivi- 
sehen  Priifixes  (bcziehungsweisc  Infixes)  durch  F'loxion-), 
Auch  hicr  verfahren  die  Scniiten  schomatischor  als  die  Indo- 
gornianon.  Der  semitischc  Schematismus,  welclicr  z.  B.  ein 
unregehiiiissiges  Verbum  im  arischen  Sinno  fast  ganz  aus- 
schloss,  erreicht  im  Arabischcn  seinen  Hohcpunkt;  unter  ihm 
leidet  natiirlich  die  Geschmeidigkeit  der  Sprache. 


1)  Das  schr  schief  meist  daliin  forimilirt  wird:  Gcscliichls-  und 
Spracheutwickelung  stchoii  iin  umgckelirtcn  Vcrlialtuis.  Die  dem  zu 
(jlrunde  liegende  Wahrheit  ist,  dass  sioli  bei  steiguiuler  Kultur  und  Geistes- 
bildung  der  grammatischo  A]>parat  vcrcinfaclit,  so  langc  nicht  einc  Muster- 
Litteratur  diese  Entwickelung  licmmt;  wesentlich  lehrt  das  in  Folge  von 
Eroberungen  aufgcnonuncnc  Volkcrsubstrat  ubcriliissigon  Formenballast 
ausscheidcn. 

2)  Auf  wolclicm  Wcge  incbr  Feinhoiten  zum  Ausdruck  kommen, 
wie  cin  grako-italiscbcr  Pbilulog  sagcn  wiirJo  d.  b.  zablreicbcrc  Begiiffs- 
verengerungcu  und  -Moditicationou  erreicht  werden,  bedarf  noch  der 
Untersuchung.  Man  muss  sich  nicht  durch  Einzelbeitcn  blenden  lassen 
und  sich  auf  dicsem  ganzen  Gebiot  vor  cinscitigen  Urteilen  hiiten.  Fiir 
Scbulzwecke  wird  aus  dem  schwerfalligen  Gebrauch  dcs  Futurum  exactum 
in  latcinischen  Bedingungssiitzen  meist  die  grussere  Korrcktheit  dcs 
romischen  Denkens  vor  dem  deutschon  gefolgert;  man  konnte  daraus 
aber  auch  —  vielleicht  richtiger  —  auf  gcringeres  Bogriffsvcrmogcn  und 
Lust  an  i)cdantischer  Zeitvergcudung  auf  der  andern  Seito  schliesscn. 


171 

Zwei  Tujiipora  -  ilk'sc  Bcnennuiij;  ist  alluidiiii^s  wcnig 
zutrolTend  —  clionon  ziir  Untorscheidung  dcr  vollcndotcn  und 
unvullondt'tcn  llandliing;  t'iir  lutztcrcs  sind  die  Pratixc  cha- 
raktcristisch ;  dieso  Pratixc  siiid  Rudimontc  dcs  Porsonalpro- 
nonicns,  das  i  dcr  3.  Person  hat  Earth  als  eiu  altcs  demon- 
stratives Element  nachgewiescn  i  j.  Ein  oft'enbarer  Vorziig 
dcr  semitischcn  Sprachcn  ist  die  Fiihigkcit  in  dcr  Anredo 
Mann  und  Fran  soglcieh  in  der  Pronominal-  und  Vorbalform 
zu  unterschciden,  wiihrend  wir,  um  Misverstilndnissen  vor- 
zubeugen,  fortwahrond  mit  Titchi  opcriren  miissen. 

Auch  in  der  Xominalbildung  ist  die  Flexion  gegeniibor 
den  indogermanischon  Sprachen  bevorzugt.  Das  Arabische 
vermag  audi  Yerkleincrungsform  und  Elativ  ohno  Agglu- 
tination zu  bilden  und  in  vielen  Fallen,  in  donen  wir  zu 
Zusammensctzungcn  greifen  miissen  wic  Lcbensart,  Hinrich- 
tungsmethodc,  sich  durch  Bildungcn  aus  dem  Vcrbalstamm 
wie  'ischa*"^"  (al-Aswad:  M  .'{7,12),  qitla*""  zu  hclfen.  Hiiufigcr 
als  dcr  iiusscre  Plural,  wolcher  durch  Dchnung  der  Kasus- 
endung  dcs  Singulars  die  Ausdchnung  dcs  Bcgritl's  zu  eincr 
Viclhcit  nachbildct,  werdcn  urspriinglich  selbststiindigo  Kol- 
Jektiva  mannigfaltigcr  Bildung  als  Pluralia  verwendet.  Vicl- 
fach  steht  dem  Arabcr  bei  einem  Wortc  ausser  fiir  die  Zwei- 
hcit  cine  bcsondcrc  Form  fiir  Mchrhcit  und  fiir  Viclhcit  zur 
Verfiigung;  er  vermag  durch  Wahl  dcr  Pluralform  die  Vicl- 
hcit in  ihrcu  Einzclglicdcrn  odcr  aber  in  ihrcr  Gcsammthcit 
niehr  hervortretcn  zu  Jasson.  DicFcminincndung -at  stammt 
aus  semito-liamitischcr  Urzcit;  ihro  Entstchungsgeschichtc  ist 
dunkel.  Nicht  immcr  wird  jcdoch  das  woiblichc  Gcschlccht 
durch  diese  besonderc  Endung  markirt.  Wiu'tcr,  dcren  Be- 
gritf  als  Bchiilter  oder  ein  ctwas  hcrvorbringcndcs  Instrument 
vcrbildlicht  werdcn  kann,  sind  hautig  Feminina.     Dcr  Deter- 


1)  Barlh,  Etymolofjischo  Stud.  S.  59  60;   American  Journal  of  Se- 
mitic LanLuiasres  and  Literatures  Vol.  XIII  Oct.  1896  No.  1  S.  4. 


172 

mination  diiivli  den  vurgcsotztcn  Artikol  al-^)  entgegcngesctzt 
ist  uino  liKkituiiniiiatiuii  (lurch  angehiingtos  indufinitcs  n  (m). 
Jlirer  Natur  nach  sind  diesu  boidon  Eloiiicntc  im  Singular 
unvoitraglich,  vcrtiaglich  dagcgcn  iin  Plural,  dcnn  „dio 
Manner"  ist  zwar  ein  weit  unbestininiterer  Begriff  als  „der 
Mann",  aber  audi  nicht  vOllig  indetorminirt  wie  ,,cin  Mann, 
Manner"  -').  Das  Arabischo  hat  die  Kasusondungen  noch 
vollstiindig  gewahrt,  welche  im  Assyrischen  zwar  nicist  noch 
vorhanden  sind,  aber  „bcreits"  durchcinandcr  gcvvorfcn  wer- 
den,  wilhrcnd  sic  die  andcrn  Schwcstersprachcn  fast  ganz 
verloron  haben.  ZAveifelhaft  ist,  ob  die  Kasusendungen  friiher 
selbststandigG  Elomento  warcn,  wie  Wright  Tjcctures  S.  143 
vermutet,  oder  durch  Diftercnzirung  cincs  unbestimmton  End- 
Yokals  entstandcn,  wie  auch  der  Mittelvokal  des  Practeritunis 
beini  transitiven  iind  intransitivcn  Verbum  differenzirt  sein 
wird  iind  nicht  etwa  zum  Wuizeldeterminativ  gehijrt.  In 
ersterem  Falle  konnte  man  in  u  eine  alte  Maskulinendung 
(?  vrgl.  ZDMG  46.  Bd.  1892  S.  97),  in  i  das  schon  mehrfach 
erwahnte  demonstrative  Element  vermuten.  Las  Affix  der 
Nisbo  (i)  scheint  mit  der  pluralisch  gedehnten  Genitivendung 
identisch,  nach  Analogic  des  Indogermanischen;  auch  in 
Liibecker  Kecht,  Berliner  Blau  ist  ja  „Lubecker",  ,, Berliner" 
der  fur  das  Adjcktiv  „Liibisches"  ,,Beriinisches"  cingetretene 
Gen.  Plur.  des  Substantivs.  Die  semitischen  Sprachen  lieben 
es    Eigenschaften    durch    Yerwandtschaftsbegriffe   namentlich 


1)  Der,  wie  Barth  im  American  Journal  of  Semitic  Languages  and 
Literatures.  Vol  XIII  1896  endgiiltig  iiachgcwiesen  hat,  mit  dom  hebriii- 
schen  Artikel  nichts  zu  schaffen  hat. 

2)  Keckendorf,  Syntaktische  Verhaltnissc  des  Arabischen  I  S.  161 
hat  diese  Uberlegung  nicht  angestellt,  wenn  er  sagt:  ,,Da  die  Ausgiinge 
-ni  und  -nil  des  Duals  und  miinnl.  iiusseren  Plurals  auch  nach  dem  be- 
stimmten  Artikel  bleiben,  so  waren  sie  kaum  indcterminirend."  Ge- 
schriebcn  wird  das  Tenwin  im  Plural  jedenfalls  deshalb,  weil  es  zur  Ver- 
meidung  eiiier  langen  geschlosseneu  Silbe  einen  kurzen  dera  gedehnten 
heterogenen  Yokal  nachschltigt,  also  eine  Silbe  bildet. 


173 

„Vatcr,  Mutter,  Bruder"  (oder  abcr  „Inhabcr,  Besitzer")  and 
ein  folgendus  Substaiitiv  zu  iimschroiben.  Vrgl.  akhu  thiqa: 
7aiafa  m.  86;  Ziihair  15,34;  'Antara  22,3;  UH  l.'U,17;  al- 
yyu^aia  80,13;  akhu  klian'a:  al-//adira  ed.  Engelmanu  8.  f** 
letzte  Zuilo;  akhii  karani:  Mutalammis :  Muklitarat  8.  P'f. 
Sehr  bolicbt  sind  fcrnor  gcrado  im  Altarabischun  die  in  don 
andcrn  scmitlschcn  Sprachcn  so  gut  vvie  garniclit  vertiutunen 
adjcktivisclicn  Bildungen  dos  Schemas  fai'al""  und  fau  al""  wie 
'aiham:  //  357;  'ai/al:  'Amr.  in.  14;  (/ai*/am :  /Aiiiaij:  M 
»5,26;  gaial:  al-Muraqqisch:  M  :tS,6 ;  haikal:  Imr.  in.  52; 
schairani:  'Antara  m.  71  etc. 

Das  Zaiilensystem  ist  rein  dekadisch.  Die  Zehner  wer- 
den  durch  die  Pluralfurmen  der  entsprechenden  Einer  ausge- 
driiekt  mit  Ausnahmc  von  20,  dessen  Zahlwort  eiiio  Phiral- 
bildung  von  10  ist;  Reekendorf  hat  wahrscheinlieh  geniaeht, 
dass  in  diesem  Falle  friiher  der  Dual  gebraucht  wurde,  der 
dann  ausgeglichen  ist^).  Bcziiglich  des  Zahlens  dcs  Miinn- 
lichen  mit  weibiichen,  dcs  Weiblichen  mit  milnnlichen  Zahl- 
wortern,  wori'ibcr  bisher  nur  ganz  uidialtbarc  Thescn  aiifgestellt 
waren,  hat  neucrdings  Kiinstlinger  eino  zwar  mcrkwiirdige 
aber  doch  im  Geiste  des  Semitismus  wohl  begriindote  Er- 
kliirung  versucht-). 

Das  seibststandigo  Pcrsonalpronomen  erster  und  zweiter 
Person  erscheint  mit  dcm  bereits  in  urscmitischer  Zeit  vor- 
geschlagenen  dcmonstrativen  Element  „an-''  ■^),  das  der  3. 
Person  ohne  dassclbe.  Anta  entspricht  demnach  urspriinglicli 
etwa  unscrm  „du  da".  Das  liinzcigende  Fiirwort  bczeichnet. 
im  Altarabischen  hiiufig  noch  einen  Kuckt'ail  in  die  Gebcrden- 


1)  llcckcndorf,  Woitcro  Duale  im  Aetliiopischen :    ZDMG    48.    Bd. 
1894  S.  380. 

2)  WZKM  X  1896  S.  212-216. 

3)  Wio  bcini  Verbum  assirailirt  sich  auch  hier  n  weiiiger  leiclit  als 
iin  Hebriiischen. 


174 

ypnifhc,  iiulciii  man  gernc  auf  einoii  enuirhbaron  Gcgenjitaiid 
aiistatt  ilin  zii  ncnnon  nur  luit  dem  Domonstrativ  liiinveist '). 

AVunii  aiich  tlio  altustoii  Priipositionun  g-owiss  in  das 
urseinitisclio  Zuitaltcr  dcr  Zwoiradikaligkcit  ziiriiekruicliun, 
ist  docli  die  Zahl  dor  aiis  Siibstantiven  cntstandoncn  grosser 
als  man  gowolinlich  glaubt.  Dcr  von  alien  rogirte  Gcnitiv 
1st  von  Rockcndorf  mit  Kcclit  als  Verdachtsmomont  gcltend 
gemaclit  worden.  Jensen  erkliirt  nun -')  sehr  ansprcchend  die 
Sc'hwurpartikol  wa-  aus  dor  gleiclilautendon  Konjiinktion  als 
einc  Ellipse,  indem  man  etwa  fiir  „Beim  Lebcn  dcr  Lat  und 
der  'Uzza"  (vrgl.  Aus  b.  y/agar  11,2)  cinfach  ,,und  der'Uzza" 
gesagt  hatto.  Do  Gocjo  vermutot  '■')  in  dem  vorwiegend 
mekkanischen  ta-  dcr  Bcteucrung  cine  ahnliche  Kiuv.ung'). 
Ein  Analogon  zu  dicscr  Erschcinung  ist  schlicsslich  ma'llah', 
min  rabbi  etc.,  wobei  man  ,,min"  audi  fiir  die  Fraposition 
gchaltcn  liat^),  wiihrcnd  der  Plur.  von  jamin  ,,Eid"  darin 
steckt  vrgl.  jemina'llahi  (Imr.  m.  27).  Rcckendorf  bemerkt 
(Syntakt.  Verhaltn.  S.  194)  troft'cnd,  dass  sicli  dcr  intcrjck- 
zionalc  Ursprung  dicscr  uncigentlichcn  Priipositionon  \va-  und 
ta-  noch  darin  otfenbart,  dass  sic  nur  im  Ausruf  und  nie  in 
Abhiingigkeit  von  cincm  Verbum  stolien, 

Styl.  Die  arabische  Prosa  dcr  islamischen  Zcit  ist  cin 
Kunstprodukt  und  nicht  mit  dcr  Redcwciso  des  Vcrkohrs  zu 
verwecliseln,  wenu  sic  auch  zu  Schliissen  auf  diese  bcrcchtigt. 
Siehcrlich  wai- die  Kedeweise  der  Bcduincn  gedrungen,  „wort- 
arm,  inlialtroich"  (EG  S.  9),  mannlich  und  durchaus  nicht 
scrvil  wic  die  dcs  arabischon  Stiidtcrs  dcr  Eolgczcit.  Man 
sprach    mit    Nachdruck     und    grosser    Lebcndigkeit ,    haufig 


1)  z.  B.  Mubarrads  Kfunil  S.  580  Z.  4 

2)  Zoitschr.  fiir  Assyriologie  X[  S.  356. 

3)  Wright,  Grammar  of  the  Arabic  Language  3.  cd.  1  S.  '279. 

4)  Vielleicht  hat  man  in  Aajata  'Jlahi  die  2  ersten  Sylben  mit  der 
Interjoktion  //aija  verwechsclt. 

5)  Wright,  Grammar  2.  ed.  II  S.  190. 


175 

Schwiire    unci    Botoucrungon    vcrwondend.     Die    rhetorisclie 

Fragc  war  wio  auch  sonst  bci  den  Semitcn  boliobt  iind  vcr- 

mochto  don  Bcdeutungswandol  von  niTi  ,,was"  in  ,,nicht"  zu 

bewirken.     Man  veranschaulichto  das  Gemeinte  gerne  durch 

lobondige  Gostikulationon,  vrgl.  die  S.  164  gonanntc  Abliand- 

lung  Goldzihors. 

Ausblick  auf  die  weitere  Entw  iclcelung.  Das  Arabische 
wird  lieute  noch  durch  eino  einheitlicbe  Schriftsprache  reprilsentirt,  der 
cine  Eoilie  Vulgurdialekte,  die  erst  zum  Teil  wissenschaftlioh  aufgenommen 
sind,  gegeriiiberstehen.  Die  Mehrzabl  der  charakteristischen  arabischcn 
Laute  ist  von  verschiedonen  Dialekten  durch  die  niichstverwandteii 
crsetzt  Oder  iiborhaupt  aufgcgeben;  so  ist  q  in  vielen  Teilen  S^riens  und 
Aegyptens  zu  einfachem  Stimmbandschliiss  hamza  hei'abgesunken.  Einc 
selbststiindige  Lebensregung  der  Sprache  scheint  der  s-Nachschlag  des  t 
ini  Ma^/rib  zu  sein.  Die  Dialekte  sind  uatiirlich  teilvveise  durch  die 
Sprache  der  unterworfenen  ViJlker  beeinflusst,  so  das  Marokkanische  bei- 
spielsweise  in  seiner  Unterdriickung  der  Vokale  zweifellos  durch  die  kon- 
sonantenhaufenden  Berberspraclien.  Auch  Turcismen  scheinen  bier  und 
und  da  vorzuliogcn,  so  diirfte  z.  B.  die  im  agyptischen  Arabisch  ge- 
briiuchliche  VerkleinerungstVirni  des  Adjektivs  neben  di-va  Substantiv  auf 
Einfluss  des  Tiirkischen  zuruckzufiihrcn  sein,  das  einen  Verkleinerungs- 
grad  des  Adjektivs  kennt  (wie  wir  scliwiichlich  von  schwach,  kriinklich, 
siiuerlich,  rotlich).  Zum  Teil  aber  niijgen  die  Keime  der  Dialekte  schon 
in  den  sprachlichen  Differonzen  der  auswandernden  Stamme  zu  suchcn 
sein.  AUe  arabischcn  Dialekte  in  don  arabisirten  Liindern  teilen  einigo 
Eigentiinilichkeiten,  die  dem  vorislainischen  Arabisch  fremd  sind,  so  das 
Absterben  des  Passivs  und  Duals,  den  Verlust  des  Tenwin,  welcher  die 
Verwendung  des  Zahlvvortes  1  als  unbestimrater  Artikol  nacli  sich  zog, 
den  Verlust  des  I'rab,  wolcher  eine  neue  Genitivbildung  (mit  Hi'tlfe  eines 
Substantivs)  zeitigte,  die  Verdriingung  des  Nominativ  Pluralis  durch  don 
Accusativ,  das  Relativum  in  dor  Form  elli  oder  alii.  Sicherlich  luliigt 
diese  Erscheinung  zum  Toil  mit  dor  JCrlernung  der  arabischcn  Sprache 
durch  ein  zahlreiches  Kontingent  von  AusUindern  zusammen,  etwa  wie 
das  Lateinische  das  Gefiihl  fiir  Silbenquantitiit  durch  den  Zuwachs  an 
lateinisch  radebrochenden  Barbaren,  England  in  Folge  des  Sprachenwirr- 
waris  den  Geschlechtsunterschied  fast  ganz  einbiisste.  Wiihrend  es  be- 
reits  zur  Omeijadenzeit  vorkommon  konnte,  dass  ein  Beherrscher  dor 
Gliiubigen  gegen  die  richtige  Anwendung  des  I'rab  verstiess  (Ibn  nt- 
Tu[taiqii  ed.  Ahhvardt  S.  f°n,  habon  die  Beni  Fahm  im  //igaz  die  End- 
vokale  noch  bis  auf  don  heutigon  Tag  gewahrt  (Landbcrg,  Critica  Ara- 
bica  I  S.  56).  Die  Dialekte  unterscheiden  sich  ferner  durch  Tonverhiilt- 
nisse,  Einbusse  und  Niianzirung  dor  Vokale,  Monophtongisirtmg  der 
Diphthonge  etc.     Starke  Eigontiiralichkeiten  hat  namentlich  der  iigypti- 


176 

sclio  Dialekt  horansijobildct.  Don  Abwcichmigon  vom  klassisclicn  Tvpiis 
lies  Arabisclion  forschto  in  ilireni  Aufkommcn  in  der  Litteratiir  nanientlich 
Ni'iliK'ko  nacli;  seine  ini  i)').  Bando  der  Wiener  Dcnksclirifton  1896  er- 
schionono  Arboit  ist  bishcr  der  wicbtigste  Boitrag  zur  bistoriscben  Grani- 
niatik  des  Arabiscben. 

Dichtkunst. 

Die  arabiscbe  Dicbtkunst  iiberbaupt  ist  am  bcsten  bebandelt  von 
W.  Ablwardt,  Uber  Poesie  und  Poetik  der  Araber  ((jiotlia  1856)  und  Well- 
baiiscn,  Die  alto  arabiscbe  Poesie  (Cosmopolis  Vol.  I  1894  S.  592  — 604). 
—  Speziell  iiber  Metrik  ist  viel  gebandelt,  so  dass  icb  auf  eine  vollstiin- 
digo  Aufzahlung  der  Arbciten  verzichte ;  die  iiltcre  Litteratur  findet  man 
in  den  gleicb  zu  nennenden  Biicbern  Ewalds  (S.  35  ff)  und  Freytags. 
Freytags  Darstellung  der  arabiscben  Verskunst  ist  trotz  der  grossen  Kluft, 
wek'be  sie  von  der  modernen  Metrik  trennt,  znr  Einfiibrung  in  das  System 
der  arabiscben  Metriker  zu  gebraucben.  Aucb  der  3.  Band  des  'I([d  al-farid 
cntbillt  einen  metrischen  Abriss.  —  H.  Coupry,  Traite  do  versification 
arabe,  Leipzig  1875.  —  Eigene  Gedanken  babcn  G.  H.  A.  Ewald,  De 
metris  carminum  Arabicorum  libri  duo  (Bonn  1830)  und  Guj-ard,  Tbeorio 
nouvelle  de  la  motrique  arabe  (Paris  1875  aus  JA).  Uas  iiberscbwiing- 
licbe  Lob,  welcbes  diesen  beiden  Werken  gespendet  ist,  bedarf  jedocb 
wosentlicber  Einschrankung.  Die  weitscbweilige  metriscbe  Einleitung  zu 
Sacbau,  Volkslieder  aus  Mesopotamien  (Berlin  1890)  bringt  nicbts  Neucs 
und  beherrscbt  das  Bekannte  nur  teilweise.  Mit  selbststiindigem  Urteil 
bebandelt  die  Prinzipienfragen :  Hartmann,  Metrum  und  Rbytbmus, 
Giessen  1896.  —  Kudolf  Westpbal,  der  Begriinder  dor  vergleichenden 
]\Ietrik,  wird  in  seiner  Ailgemeinen  Metrik  der  indogermaniscben  und 
semitisclien  Volker  auf  Grundlage  der  vergleicbenden  Spracbwissenscbaft 
(Berlin  1892)  dor  Eigenart  arabiscber  Metrik  zu  wenig  gerecbt.  —  Uber 
persiscbe  Metrik  vrgl.  ausser  der  bei  Salemann  und  Sbukovski,  Pers. 
Gramm.  S.  107  8  aufgeziiblten  Litteratur:  Riickeit,  Grammatik,  Poetik 
und  Ehetorik  t'er  Persor  (Gotba  1874) ;  iiber  tiirkisclie :  M.  Wickerbauser, 
iJber  tiirkiscbe  Metrik  und  Poetik,  Leipzig  1868  (ZDMG). 

Ausserordentlich  ist  die  Wirkuug  der  Poesie  auf  das 
Beduinengemiit.  Ein  Vers  vermag  den  Krieger  iinter  Um- 
stiinden  so  zu  begeistorn,  dass  er  sich  blindlings  auf  den 
Poind  stiirzt,  Spottgcdichte,  zu  sclivvach  um  boshaft  zu  sein, 
werden  oft  Anlass  zu  blutigcn  Tliaten.  Al-/Ai^aia  kounte 
seine  satyrische  Bogabung  geradezu  als  Erpressungsmittel 
verwerten.  Dor  Dichter  gonoss  in  der  Gahilija  hohe  Achtung. 
Bei  Mitgliedern  koniglicher  Familien  freilich  gait  das  Verfassen 


177 

von  Vcrsen  f'iir  nicht  stanclosgeraJiss :  Xg.  VIII  8.  08  Z.  Gi). 
Nacli  dem  Volksglauben  stand  dor  Dicliter  im  Verkolir  mit 
Geistern,  Ginncn,  die  ilm  inspirirtcn,  was  nanientlich  an  die 
alttestamentlicho  Anschauung  vom  Geiste  der  Propheten  uud 
Konige  erinnert-),  Ein  nicht  unbetriielitliclier  Teil  dor  uns 
erhaltenen  altarabischon  Gcdichto  wird  als  improvisirt  bo- 
zeichnet.  Layard  sielit')  in  der  Kunst  dos  Improvisirens 
(irtigal)  oine  den  Bcduinon  eigentumliciie  Gabe.  Da  es  sich 
um  ein  bestimmtes  Gedanken-  und  Bilder-Inventar  handelt, 
diirfen  wir  diese  Gabe  nicht  zu  hoch  veranschlagen.  Auch 
ihr  objektiver  Wert  ist  zwcifelhaft,  da  sie  wenigcr  Frischo 
und  Lebendigkeit  als  Pfuscherei  und  Fabrikpoesie  gezeitigt 
zu  haben  scheint.  Das  Gedachtnis  eines  Rawi  diente  dem 
Dichter  zur  Aufbewahrung  seiner  Lieder,  da  die  Kunst  des 
Schreibens  in  der  Gahilija  noch  eine  Seltenheit  war.  Zu- 
weilen  entwickelten  sicli  die  Rawis  selbst  zu  berlihmten 
Dichtern,  was  bei  dem  Interesse  fiir  Poesio,  das  wir  bei  ihnen 
voraussetzen  diirfen,  erkliirlich  ist,  wenn  sie  auch  daneben 
hiiutig,  wie  Ahlwardt^)  vermutet,  das  geistigo  Gut  ihres 
Meisters  sich  angeeignet  haben  mogen. 

Die  Gedichte  werden  nicht  nur  rezitirt,  sondcrn  hiiufig 
auch  gesungen.  Nach  DH  95,17  singt  (ju^arrid)  ein  Rawi 
ein  Liebeslied  einem  Trupp  von  Kamelreitern  vor.  Muzarrid 
sagt  (M  1(5,58),  dass  seine  Lieder  der  Nachtwanderer  singt 
(juaanni)  und  dass  sie  als  /dda  dienen,  vrgl.  GAP95  Anm.  2. 


1)  Goldzihcr  halt  diese  Tradition  fiir  unhistorisch  (GAP  23). 

2)  Vrgl.  I  Sam.  XVI  14;  I.  KOn.  XXII  21  ff.  Auch  Sehor  und 
Propheton  wunlen  nach  altarabischem  Glauben  von  Ginnen  inspirirt : 
GAP  107  8. 

3)  Layard,  Nineveh  und  Babylon  320  S.  244. 

4)  Ahlwardt.  Bemerkungen  iiber  die  Echthoit  der  alten  arabischen 
Gedichte  S.  12.  DH  95,16  wird  der  Nachahmer  (mutamaththil)  neben 
deiu  Rawi  'sch-schi'r  gonanut. 


178^ 

Nach  :\IuzaiTi(l  (M   l.'»,ll)  singcn  ((/annatiiij  f'einer  die  Diem;- 
limion  ilirom  Horrn  Lioder  vor'). 

A.    Form. 

Entwickclung  ties  Rcgcz.  Ziir  Poosio  ziililt  man 
audi  die  Reimprosa,  don  Sag  (GAP  59).  Die  altcii  An- 
sichten,  dass  den  Arabcrn  die  Reimprosa  von  don  altcston 
Zeiton  her  gewissermaassen  im  Blutc  stecko,  haben  durcli 
GAP  eine  griindliehe  Kliirung  eifahren.  In  der  Gahilija  und 
don  beidcn  crsten  Jahrlmndcrten  des  Islam  wurde  Sag'  aussor 
vom  Kahiu  nur  ziir  besondcren  Emphasc  ausnahmsweisc  in 
dor  Redo  vorwendet.  Erst  in  den  folgouden  Jahrluindorten 
dringt  die  Reimprosa  in  die  Rede  und  den  offiziellen  Stil  ein 
jedenfalls  unter  dem  Einfluss  der  Ansicht,  dass  dor  Qoran  in 
cinom  Musterstil  abgefasst  soi.  Aus  dicser  Reimprosa  iiat 
sicli  nach  Goldzihers  Ansicht  (GAP  76  ff )  das  arabische  Metrum 
ontwickolt.  Er  griindet  seino  Ansicht  darauf,  dass  das  iilteste 
arabische  Versmaass  Rogez  noch  hiiufig  in  alien  Gliedern 
reimt,  wiihrend  in  den  andern  A'ersmaassen  je  2  solchor 
Gliedor  als  Halbverse  zu  einem  Ganzcn  zusammengewachsen 
sind.  Das  Regez  besteht  aus  einem  sich  regelmiissig  wioder- 
holcnden  4silbigen  Vcrsfuss  mit  schwerer-)  Schlusssilbc  und 
leiehter  Vorletzten,  dossen  boide  ersten  Silben  boliobigon 
Maasses  sind;  am  hiiufigsten  ist  die  Smalige  Wicderholung 
mit    Abstumpfung   des    letzten    Vcrsfusses;    das    Regoz    mit 


1)  Tliorbecko  fasst  im  zweiten  Halbveis  thaub  auch  noch  aLs  Eii,'en- 
naraen  auf  und  vorwoist  anf  qala  bi-.  docli  liegt  schon  im  ersten  Halb- 
vers  offenbar  eine  boshafte  Anspiolung  auf  das  Kleid,  das  keinen  Schutz 
gewiihrt.  vor.  Der  Mann  hiess  ja  nach  Vers  12  Ibn  Thaub.  Den  zweiten 
Hall)vers  verstehe  ich :  ,,wenn  ich  gewollt  hiltte,  wiirden  mich  um  eiii 
Kleid  mcine  Miigde  besingon"  d.  h.  so  ein  Korl  wio  du  gilt  niir  so  wenig 
wie  ein  Kleid,  das  ich  meinen  Dienerinncn  zuwerfe.  Dass  man  Siinge- 
rinncn  in  dioser  Weise  belohnte,  ist  S.  103  gezeigt  worden. 

2)  Als  ,.sch\ver"  bezeichne  ich  die  lange  und  die  mit  dieser  gleich- 
wertige  kurze  geschlossene  Silbe,  als  „leicht"  die  offene  kurze  Silbe. 


179 

Glicdurn  zii  mir  oincm  Vcrsfuss    ist   eino   spatcrc  ishlmischo 
ErfiiKlung  (GAP  120/121). 

Docli  darf  man  nicht  iibcrselicn,  dass  die  Entwickolung 
der  Roimprosa  zu  Rcgez  nicht  lodiglich  als  Work  des  Zufalls 
gedaclit  Averdon  kann.  dass  wir  violmclir  noeii  oines  Erklii- 
rungsfaktors  bcdiirlen,  iiocli  nacii  einer  roalon  Ursacho  dor 
"VVandelung  ungeregelter  Rcinigliedor  in  taktmiissig  angcordnote 
suchen  miissen.  Goldzihers  Thcorio  vormag,  so  oinloiiclitond 
sio  ist,  doch  das  wesentliche  Element  der  Poesio,  welches  die 
Araber  wazn  nenneii,  nicht  zu  erkliiren. 

Ein  Fingerzeig  scheint  mir  nun  die  Etymologie  des 
iiltosten  Namons  eines  Versmaasses  zu  soin ;  die  semitischo 
Wurzel  ragaz  hat  die  Bedeutung  „zittern,  beben";  im  Arabi- 
schen  bezeichnet  regez  aber  ausschlicsslich  ein  krankhaftes 
Zittci-n  in  den  Hinterschenkein  des  Kaniels  (vrgl.  Aus  b. 
JJagnr  35,3);  hieraus  leiteten  schon  die  Araber  den  Namen 
des  Metrums  als  sekundar  ab^).  Wie  nun  der  Tanz  das 
Element  war,  welches,  wie  man  annimmt-),  bei  den  Indo- 
germanen  der  feierlichen  Rede  den  Takt  verlieh,  scheint  es 
bei  den  Arabern  der  Kamelschritt  gewcsen  zu  sein;  denn  wie 
der  Tanz  unter  Musikbegloitung  stattfindet,  so  begleitet  bei 
den  Beduinon  der  Gesang  des  //adi  die  Schritte  der  Karawane; 
die  Anfiinge  des  Metrums  werden  wir  natiirlich  nur  da  zu 
suchen  haben,  wo  der  Gesang  eine  Stiitte  hatte.  Audi  ver- 
dient  Beachtung,  dass  der  3— 5silbige  Versfuss  das  Grund- 
element  der  arabischen  Metra  bildet  und  die  Versuche  diesen 
den  indogermanischcn  Versfiissen  durcli  Zerschneidung  an- 
zunahern,  auf  Willkiir  beruhen,  lediglich  einen  billigen  Sport 
moderner  Metriker  bildend.  zu  dom  in  den  Thatsachen  nicht 


1)  Freytag,  Lex. :  ,,rej,'ezun  Morbus  canielorum  natibus  accidore  so- 
litus,  quo  femora  tremiscutit  Kam.  D j ;  inde  api)ellatum  volant 
genus  versus,  in  (|uo  mustaf  ilun  caesura  sexies  repetitur." 

2)  Wilhelm  Scherer,  Poetik  S.  12  ff,  274. 

12 


180 

die  gcringstc  Bcrochtigung  vorliegt.  Naclulom  dcraitige  Vor- 
suclio  ziiniiclist  aufgolobt  waren,  liabon  sio  nciiordings  von 
(Icnkcndcn  Forschcrn  dio  gcbiihrcndc  "Wiirdigiuig  erfahrcn. 
Die  arabische  Versfussbczoicbnung  zoigt,  dass  dio  Philologon 
den  vielsilbigcn  Versfiiss  als  oino  organische  Einheit  ansahen; 
dio  metrisclicn  Gesotzo  widersprcchen  vollends  cinor  Thcorio 
dor  Zusamrncnsclnvcissung  dcr  Vorsfiisse;  Goldzihcrs  Hypo- 
these  oincr  Entwickelung  dor  Poesio  aiis  dor  Rcimprosa  wiirdo 
fiir  allmahlicbe  Glioderung  dor  Vorso,  also  fiir  urspriinglich 
silbcnreicho  Vorsgliodor  sprechen.  Dor  indogermanischo  und 
arabischo  Versfuss  scbeinen  sich  binsichtlieh  ihrer  Silbonzahl 
wic  dor  Gang  des  zweifiissigon  Monschen  zu  dom  dos  Vior- 
filsslors  zu  vorhalten.  Sodanu  boachto  man,  dass  die  Motron 
aus  deni  innern  Arabien  stammen,  wo  dor  Kamolsattol  dio 
Hoimat  des  Mannes  ist,  wahrend  die  andern  Somiten,  bei 
dcnon  das  Kamel  niclit  dicse  Rolle  spielt,  niclits  Gleichartigos 
besitzon:  von  den  Somiten  habon  nur  die  Kamelreiter  cine  aus- 
gobildeto  Rhythmik  entvvickelt.  Da  nun  die  arabischen  Dichtor 
auch  baufig  zu  Kamel  dichteten,  musste  sich  unwillkiirlich 
ihre  Rede  dem  Takte  des  Kamelschrittes  fiigon.  Schon  an 
sich  ist  cs  naturlich,  dass  dor  Dichtor  nicht  im  Gotriebo  dos 
Zoltlagers,  sondorn  auf  der  Reise  durch  die  einsame  Wiisto 
dichteto.  Eine  liingere  Unterlialtung  vom  Kamelsattel  aus 
wird  beschworlich;  so  regt  der  Kamoh'itt  zur  Beschaftigung 
mit  sich  selbst  an.  Violfach  fiihrt  sich  der  Dichtor  in  den 
Gedichten  auf  dem  Kamel  sitzend  ein,  auch  weison  die  zahl- 
roichen  dem  Kamel  entlohnten  Vergleiche,  oft  ganz  unge- 
wohnlichor  Art,  darauf  bin,  dass  der  Dichter  dichtend  das 
Tier  bestiindig  vor  Augen  hatte.  Die  feme  Geliebte,  das 
Todesverhangnis,  das  Schwort,  sogar  das  Godicht  selbst  wird 
mit  cinom  Kamel  vorghchen  (GAP  94).  DH  115,16  wird  das 
Godicht  als  'avud  stijrrischo  Kamelin  bezoichnet,  dio  dor 
Dichter  biindigt;    violloiciit    liogt    dem    motrischen    Terminus 


181 

'arfuZ  dieses  Bild  zii  Grande.  Der  Audi,  welcherdurcli  seinen 
Gesang  die  Kaniele  antreibt,  verwendet  zu  diesem  Zwocke 
Rogezverse  iind  boiiilimto  Qasidcn :  GAP  95  Anm.  2.  Das 
Gedicht  iibt  dann  wieder  eine  Riickwirkung  auf  den  Gang 
des  Kaniels  aiis,  wie  cs  oin  von  niir  bereits  Dichter-Studion  II 
S.  106  citirter  Vers  aus  Sadis  Bostan  (III  ed.  Graf  Vers  303 
S.  223)  schilderti).  Anch  erkliiren  die  Araber  selbst  das  Kegez 
aus  deni  JJ'idii  s.  Hartmann  a.  a.  0.  S.  13.  Violleicht  lassen 
sich  auch  noch  einigo  Etymologien  fiir  unsere  Hypotlieso 
geltend  niachen.  So  heisst  das  Versmaass  Sari'  avoI  schworlich 
deshalb  das  Sclinelle,  woil  es  schncll  gefiilit  (Freytag,  Arab. 
Verskiinst  S.  137).  Der  Name  des  Versniaasses  Ramal  bo- 
zeichnet  geradozii  urspriinglich  eine  Gangart  des  Pferdes. 
Das  Versmaass  Mutadarik  heisst  aucii  kliabab  und  rakr/  al- 
khail  (Freytag,  Arab.  Veiskunst  S.  142).  Lctzteres  Wort 
bedeutet  Galop  der  Rosse,  ersteres  bezeichnet  eine  Gangart 
des  Pferdes,  wolche  an  die  Wellenbowegung  crinncrn  soil. 
BnJir  ,,Meer"  ist  die  arabischc  Bezeiclinung  fiir  Metriun  und 
wird  traditionell  erkliirt,  „vveil  dasselbe  durcli  den  Gebraueh  in 
den  Gedichten  nio  abgenutzt  und  nie  erschopft  wird,  wie  das 
Meer  nie  ausgesclmpft  werden  kann."  (Freytag  a.  a.  0.  S.  125). 
Das  klingt  nicht  sehr  glaublich,  und  es  liegt  jcdonfalls  ntiher 
an   die  Bewegung  des  Meeres  zu  denkon,    mit   welcher  der 


1)  Meino  dort  gemachto  B(?nierkiin<j:  ..Die  Wochsolwirkmig  zwischen 
Aiila  und  Diomedargaiig  beobachtcte  schon  Sa'di"'  thut  Prof.  Hartmann, 
Metruni  und  lihythmus  S.  17  mit  don  Worten  ab  :  ..Das  Axiom:  Da.s 
Kamel  reagirt  auf  /mda'  geborte  zur  Zeit  des  im  Jahro  691  [walirscbein- 
licb  690]  gestorbcnen  Persers  schon  liingst  zu  dem  festen  Bostande  der 
Kenntnisse,  die  eiu  Edib  besitzen  muss  und  ist  von  Sa'di  sicber  nicbt 
.beobacbtet'  worden."  Dieser  Einwand  setzt  geringe  Bekanntscbaft  mit 
Sa'di  voraus,  der  bier  wie  ein  moderner  arabiscber  Dicbterling  ganz  un- 
ricbtig  cbarakterisirt  wird.  Zum  Uberfluss  erziiblt  aber  Sa'di  im  Gulistau 
ed.  Johnson  S.  60  ausdriicklich,  wie  er  die  Einwirkuug  der  Musik  auf 
den  Gang  des  Kamels  wabrend  der  Pilgernise  selbst  beobacbtete. 

12* 


182 

Araber  ilon  Kamolritt  vorglcicht  i),  wiibrcnd  or  das  Schaiikcln 
ties  Schiff'cs  sclbst  in  don  soltonston  Fiillcn  aus  oigencr  An- 
schauung  kennt-).  Docb  ist  bci  dor  mctriscben  Torniinologic 
zuniicbst  zii  iinters lichen,  wic  viol  von  ihr  vum  Klialil  hcr- 
riihrt,  Avio  woit  or  sicii  dal)ci  an  alto  Vorstoliungon  anlcbnto, 
wio  Avoit  er  diosolbon  moditizirto  iind  wic  woit  or  gjinzlich 
Noiios  schuf-^).  Ich  habo  dicse  Thoorio  in  mcincn  Dicbtcr- 
Stiulien  II  mir  boiliiufig  als  einc  Mugliciikeit  or^vabnt.  Da 
das  /tida  don  Arabcrn  selbst  als  Ausgangspunkt  dcs  ^/ina  gilt, 
so  liogt  die  Annahrae  doch  wol  iiaho,  dass  sich  die  //ida- 
Poesie  unter  dem  Einflussc  dos  Kamelscbrittcs  ibre  Formon 
sebuf;  sollte  diese  Vermutung  aber  auch  widorlogbar  sein,  so 
biitto  ich  doch  wol  nicbt  verdient,  woil  ich  sie  aussprach,  von 
Herrn  Prof.  Socin  oin  Tollbausler^)  gescholtcn  zu  wordon. 
Eine  sac  b  lie  be  Widerlegung  wiirde  mir  stots  willkonimon 
sein'-),    bisher  aber   baben   gerado    die  Manner,  die  mir  in 


1)  So  ist  wol  audi  Imr.  m.  44  zu  verstelien:  ,,0  wio  inanche  Nacht 
gleicli  dem  Wogen  des  Meercs  etc." 

2)  Die  Etymologie  anderer  Versiiameii  habe  ich  absichtlicli  iiicht 
lierangezogen,  well  dort  Erklarungen,  die  sich  nicht  auf  die  Gangart  des 
Reittiei's  beziehen,  naher  liegen. 

3)  Vielleicht  ein  geeignetes  Thema  fiir  eine  Doctorarbeit. 

4)  Ich  und  andere  vermogen  aus  don  Scbhissworten  seiner  Kritik 
noch  iuimer  keineii  andorn  verstandlichen  und  mit  dem  huhuenden  Ton 
des  Ganzen  nicht  giinzlich  disharmonironden  Sinn  herauszuinterpretiren. 

5)  Eine  solche  hat  Hartraann,  Metrum  und  Rhythmus  S.  4  versucht, 
doch  beruht  sein  Hauptargument,  dass  die  Gangarton  der  Keittiere  sich 
im  Wesentlichen  nur  duich  die  Schnelligkeit  der  Aufeinanderfolge  der 
Vollschritte  unterscheiden,  auf  Irrtum;  sehon  das  Wort  und  der  Begriff 
,, Gangart"  bezeugt  das  Gegenteil,  das  man  tiiglich  zu  beobachten  Ge- 
legenheit  hat.  Der  Takt  des  Pferdetrabcs  ist  bekanntlich  ein  ganz  anderer 
als  der  des  Schrittes,  weil  je  2  Hufaufsetzuugon  in  jenem  zusammen- 
fallen;  Trab  nnd  Galop  sind  zwei  durchaus  andcrsartige  keineswegs  nur 
durch  die  Schnelligkeit  sich  nnterscheidende  Bewegungcn;  bcim  Galop 
greifen  bekanntlich  die  Beino  einer  Seite  vor,  boim  Trab  die  diagonalen. 
Ubrigens  steht  Hartmann  am  Schlusso  seiner  Broschiire  unbowusst  doch 
wiedor  auf  dem  Boden  nieiner  Theorio,  wenn  er  daselbst  mit  Pussauf- 
setzungen  operirt,  wobei  er  nach  S.  20  an  Kamolfiisse  denkt,  weitergehend 


183  __ 

cliescn  Fragcn  am  cunipetontesten  sind,  ihro  Zastimmung  zu 
nieiner  Thcorie  gcaussoit. 

Ausser  dor  hicr  angcdcutcton  Moglichkoit  ist  cigentlich 
bishor  luir  nocli  oin  ErkUirungsvcrsucli  dor  motrischcn  Er- 
schciiumgon  Arabicns  unternoiiinicn  wordon:  die  Zuriickfiili- 
riing  dorsclben  aiif  gricchischcn  Einfluss.  Westphal  nimmt 
cinen  solchon  an  (AUg.  Mctrik  S.  477  ff),  hat  sicli  abcr  den 
Nachwois  Iciclit  gcmacht.  Dcnselben  nachzuliefcrn  iiborlasse 
ich  gerne  denon,  Avclclie  die  Mctra  giicchischer  Gassenhauer 
des  5.  Jahrhundorts  kennen;  dass  seiche  in  Botracht  kommen 
Aviiidon,  crgiebt  sich  aus  spateren  Aiisfiihrungon. 

Die  vorislamischc  Poesio  muss,  obwol  sie  uns  schwerer 
vorstiindlich  crschoint  als  die  spiitero  Kunstpoesie,  doch  in 
ihrom  Zoitaltor  durchaiis  volkstiimlich  gevvesen  scin.  Die 
Gesetze  der  Metrik  wurden  unbewusst  von  den 
Dichtern  beobachtet,  ohne  dass  sie  selbst  dariiberRechen- 
schaft  zu  geben  vermochtcn.  Erst  in  der  Mitte  des  2.  Jhd.  h 
abstrahirte  der  Philologo  Khalil  b.  A/anad  die  metrischen 
Regehi  aus  don  Gedichtcn.  Es  ware,  wie  gesagt,  lohnend  zu 
untersuchen,  welche  metrischen  BogrifFe  vorishimisch  sind, 
welches  ihr  Inhalt  und  ihre  Entstehung  ist.  Was  wir  bisher 
davon  wissen,  verdanken  wir  fast  ausschliesslich  Goldziher: 
Die  Bononnung  des  Versos  mit  bait  (Zolt)  wird  dem  Khalil 
mit  Unrocht  zugeschrieben  (?>eytag,  Versk.  S.  28);  Goldziher 
hat  sio  als  vorishimisch  crwiesen  (GAP  98),  Noldeke  den 
entsprechenden  syrischen  Ausdruck  bereits  in  einer  Hand- 
schrift  des  G.  Jahrhundorts  bolegt  (WZKM  X  1896  S.  342). 
Dasselbe  Bild  Jiegt  iibrigons  auch  in  unscrem  Wort  Versbau 
vor,  vrgl.  auch  span,  cstancia  Zimmer  und  Stanze.    Das  Wort 

als  ich,  der  garnicht  bebauptct  liat,  dass  gerade  das  Aufsetzen  des 
Kamelfusses  allemal  die  Arsis  darstellt;  meine  Theorie,  von  der  nacli 
S.  4  ,,nicht  die  Eede  seiu  kann"  liegt  docli  der  Auffassiing  S.  16/17  zu 
Gruude;  vrgl.  S.  29. 


184 

qafija  tiiidet  sich  zwar  in  tier  altcn  Pocsio  hilutig,  duch  zitirt 
/..  B.  schon  Ibn  Kaisan  7arafa  als  Beleg  fiir  die  Bcdcutung 
„Vers";  Goldziher  liat  als  urspriinglicho  Bcdcutung  „Schmah- 
vers"  uberzcugend  nachgcwiesen ').  Dcr  Kcim  iiiess  raw! 
(GAP  99);  audi  dies  Wort  hat  in  der  philologischen  Termi- 
nologie  seinen  Sinn  verengt.  Qari^/:  Imr.  35,9.  In  vorisla- 
mischer  Zeit  scheint  demnach  nur  (abgesehcn  von  cinigen 
Bezeichnungen  dor  Poesio  naeh  ihrom  Inhalt)  der  Bogriff  des 
Gedichts,  der  Verszcile  und  des  Endreims  cxistirt  zu  haben, 
Namcn  cinzelner  Metra  dagegon  nicht.  Betrachten  wir  nun 
die  Elcraento  des  Verses  und  seine  Gesetze,  welclio  der 
Volksgeist  unbewusst  geschaffen  hat. 

Versprinzip  und  -elemente.  Die  Rogezpoesie  gait 
nicht  mehr  fiir  voll,  als  sich  die  kuustvolleren  Versmaasso 
cntwickclt  hatten,  welche  man  ini  Gegensatz  zu  jener  Qarit/ 
naunte  (GAP  120);  Regez  wurde  nun  vorzugsweise  von 
Dilettanten  gepflegt  und  spieltc  mehr  die  Bolle  unserer 
Kniittclverse.  Die  arabischen  Metra  bestehen,  wie  schon  ge- 
sagt,  aus  3—  5s\ibigen  Versfiissen  -),  die  einen  gerogelten 
Wechsel  loichter  und  schwerer  Sylbcn  zeigen. 

Die  neuerdings  ausgesprocheno  Behauptung-'),  die  arabi- 
schen Verse  seien  rein  akzentuirend  und  nicht  gleichzoitig 
quantitirend,  ermangelt  jedes  Beweises.  Die  geriigte  Vor- 
eingenommenheit  fiir  das  quantitirende  Princip  scheint  rair 
nicht  gerade  natiirlich,  da  unsere  Poosie  im  Wescntlichen 
akzentuirend  ist.  Dieses  Prinzip  hat  sich  aber  nur  in  Folge 
der  Barbarisirung  dor  antiken  Sprachen  und  des  damit  zu- 
sammenhangenden  Schwindens  des  Quantitatsgefiihls  ent- 
wickelt,    wiihrend   im    vorislamischen    Arabisch    noch    koine 


1)  Vrgl.  NGldekc:  WZKM  X  1896  S.  340,1. 

2)  Weniger  als  Ssilbige  Versfiisse  kennt  die   arabischc  Metrik  nur 
im  Ausklang  abgestumpfter  Verse  und  beira  kharm  (S.  193). 

3)  Hartmaun  a.  a.  0.  S.  26. 


185 

Unklarlicit  iiber  die  Quautitatsverhaltnisso  der  Silben  bcstand. 
Dass  in  viclen  Fiillcn  ')  wic  in  dor  antiken  Poesie  eine  schwcro 
Silbc  fiir  gloichwertig  mit  2  loichton  gilt  und  dicse  crsctzcn 
kann,  schoint  mir  docli  mit  der  Annahme  eines  rein  akzen- 
tuircnden  Prinzips  etwas  miilisam  voreinbar^),  Auch  iinsore 
rhythm isclio  Poesie  kann  der  Zeitmaasse  garnicht  entraten, 
da  die  Hebungon  gleiche  Zeitabstiinde  liaben-^).  Sodann  ist 
die  fcststchende  Zahl  der  ,,Senkiingen"  in  der  arab.  Poesie  zu 
beachten.  Alles  spricht  dafiir,  dass  sich  im  Arabischen  ein 
ahnlicher  Ubergang  eines  quantitirenden  Prinzips  in  ein  akzen- 
tuirendes  vollzog,  wie  wir  ihn  im  Lateinischen  beobachten 
kiinnon;  als  man  orziihlte,  dass  Khalil  durch  das  Aufschlagen 
der  Walkstocke  zum  Nachdenken  iiber  die  mctrischen  Er- 
scheiniingen  angeregt  worden  sei,  scheint  das  akzentuirendc 
Prinzip  bcreits  das  hcrrschende  gewosen  zu  sein.  Der  Uber- 
gang liegt  nahe;  in  beiden  Fallen  besteht  der  Vers  aus  ge- 
regeltera  Wcchsel  von  Silben  aus  2  vorschiedcnen  Wertklassen 
(hervortretenden  und  zuriicktretenden  Silben),  nur  wird  dor 
Wert  der  Silbe  einmal  nach  ihrer  Zoitdauor,  das  andore  Mai 


1)  Ein  Sjiondeiis  am  Schluss  des  erston  Halbverses  des  Basit  im 
Reim  fiiidet  sich:  Nuldekes  Delectus  110,  droi  Liingen  als  letzter  Fuss 
des  Khafifz.  B.  Mukhtarat  105  Vers  4.  —  Wenu  die  arabischen  Metriker 
2  leichte  Silben  als  ein  schwercs,  eine  sch^^'ere  als  leichtes  Zeltstrick  bc- 
zeichnen,  so  beweist  das  nur,  dass  sie  \j^  ^  —  ompfanden  d.  h.  den 
im  ersten  Gliede  zu  dem  zweitcn  Konsonanten  hinzutrctenden  Vokal  als 
ein  plus  ansahen;  ob  wirklich  die  arabischc  Artikulation  eines  Konso- 
nanten im  Auslaut  von  geringercr  Zeitdauer  als  im  Anlaut  (nebst  dem 
dazugehorigen  Vokal),  wiire  erst  experimentell  festzustellen. 

2)  Vermutlich  wird  sich  experimentell  zeigen  lassen,  dass  die  lang- 
vokalige  offene  Silbe  nicht  dieselbe  Zeitdauer  wie  die  kurzvdkalige  ge- 
schlosseno  und  die  doppelte  als  die  kurzvokalige  offene  hat  und  dass 
zwischen  den  einzelnen  Liingen  erhebliche  Unterschiede  bestehen.  Der- 
artige  Eesultate,  die  fiir  die  antiken  Quantitiitsverhaltnisse  bereits  fest- 
stehen,  wiirden  natiirlich  nichts  gegen  das  c[uantitirende  Prinzip  bowcisen. 

3)  Ernst  Briicke,  Die  physiologischen  Grundlagen  der  neuhoch- 
deutschen  Verskunst  (Wien  1871)  S.  23. 


186 

iKU'h    iliror   Ausatliinungsstiirke   (tlcm  Briistdriick   odor  Nach- 
druck)  taxirt. 

Wio  ill  (Ion  aiitiken  Spraclion  'wird  die  Silbo  I'Ur  mctrischo 
Zwecko  nicht  oinscitig  nacli  dor  Laiigc  und  Kiirzo  dcs  Vokals 
bomcsscn.  Nur  zcigt  das  Arabischc  audi  hicr  soinen  Solio- 
iiiatisinus,  indem  es  jodo  niit  oinoni  Konsonantcn  schlicsscndo 
kurzvokaligo  Silbo  mit  oinor  aut'  cinon  langen  Vokal  auslau- 
tendon  Silbe  gloiehwortig  bohaiidolt.  Wir  nonncn  solcho  Silben 
„scbwero"  im  Gogonsatz  zu  don  kurzvokaligcn  offencn  Silbon, 
die  Avir  als  „leichte"  bozeichncn  i).  Eiii  Vokal  ist  natiirlich 
lang,  wonn  or  laiig  gcsprocheii  Avird,  und  umgekebrt;  dio 
Orthographio  hat  im  Arab,  wio  in  andern  Sprachon  das  Vor- 
rccht  don  wahren  Sachvorhalt  biswoilen  zu  vorschleiorn. 
Schwankende  Silben  kennt  das  Arabischo  eigcntlicli  garnicht, 
(donn  Falle  wie  ana  sind  andcrs  zu  orklaron)"-),  dagegon  nou- 
trale  Stellen  im  Versfuss.  Uborlange  Silbon  sind  nicht  sehr 
haufig,  es  iindet  sieh  aussor  in  Pausa  nur  a  vor  verdoppoltom 
Konsonantcn.  In  dor  Pocsio  fallen  audi  jcne  Fausalformon  moist 
fort,  indem  dor  kurze  Endvokal  nicht  unterdruckt,  sondern 
gedehnt  wird.  Die  iiberlangen  Silbon  mit  a  und  folgondem 
Doppelkonsonanton  werdon  im  Verse  offonbar  vormiedon;  im 
Notfalle  hilft  man  sich  durch  Zorlcgung  des  langen  a  in  2 
kurze,  die  man  durch  Stimmbandschluss  trennt-^);  aus  dor 
iiberlangen  Silbe  entsteht  demnach  ein  Jambus,  wahrend  das 
Persische,  welches  an  iiberlangen  Silben  reich  ist,  diese  bc- 
kanntlich  in  Trodiiion  auflost,    hochstwahrschoinlich   aus  ety- 


1)  Die  arabisclien  Metriker  babcn  den  Gegensatz  zwischeiischwerer 
und  leichter  Silbe  nicht  scliarf  geuug  gefasst;  eine  schwere  Silbe  oder  2 
leicbte  gelten  ihnen  als  das  einfacbste  Element  des  Versfiisses,  das  sie 
..Zeltstrick"  nennen,  wiibrend  sie  iinter  ,,Zeltpflock"  einen  Jambus  oder 
Trochiius  versteben.  Aus  Zeltpflockeu  und  Zoltstricken  wird  das  Zelt, 
al-bait,  dcr  Vers  gebaut. 

2)  Zu  den  von  Noldeke,  Zur  Graramatik  d.  class.  Arabisch  S.  14 
gesammelten  Belegen  liesse  sich  auch  noch  Qazwini  II  110  Z.  4  stellen. 

3)  Vrgl.  Noldeke,  Zur  Grammatik  d.  classiscben  Arabisch  S.  8. 


187 

niologisclion  Cuiindon ').  Ob  iibi'igoiis  diu  Abliiilfu  in  bcidcn 
Kiillon  luitiirlich  odcr  philologiseh,  wiiro  nocli  zu  untcrsuclion. 
8clir  sclton  fulgcn  mohr  a!s  2  kiirzc  Silbcii  unniittolbar  auf 
einandcr.  Nuldekc  verniutot,  dass  im  Miitaqarib  Eirdosis  auf 
den  2.  und  3.  Silbcn  dor  Versfiissc  der  Haiiptton  gcrulit 
hatte-).  Zwei  Haiipttono  in  unniittolbar  folgondon  Silbon 
strcngcn  abcr  das  Sprachoi-gan  auf  die  Dauer  an  und  wiikon 
stalk  emphatisch.  Mir  scheint  dor  Bau  "dor  arabischcn  Vers- 
fiisse  darauf  hinzudcuton,  dass  jeder  Versfuss  einon  Haupt- 
und  einon  Xebenton  hatte.  Im  Mutaqarib  wiirden  toniosc, 
haupttonige  und  nebontonige  Silbon  regolmassig  wechsoln. 
Ob  der  Wortakzent  durch  don  Yorsakzont  vollstiindig  vcrnicbtct 
Avurde,  ist  zweifelhaft.  Briicke'^)  und  andero  ompfinden  cine 
andcre  Betonung  dor  Wurter  im  Verse  als  in  Prosa  als  einc 
Vergewaltigung  und  Vcrzerrung  der  Sprache  und  giaubcn 
daher,  dass  bei  Incongruenzen  des  Vers-  und  Wortakzents 
ersterer  stots  letzterem  woichen  nuisste.  Nacli  ihnen  ware 
also:  Li-Khaiilata  adalun  ...  zu  losen.  Ich  glaube  nicht, 
dass  Platen,  dor  solche  Incongruenzen  liebt,  Briickos  Empfin- 
den  teilte  und  vormuto,  dass  die  Aussprache  zwischen  Vers- 
und  "Wortakzent  vermittelte,  so  dass  der  Rhythmus  nicht 
zersturt,  seine  Monotonio  jedoch  angenehm  gemildert  Avurde, 
wie  der  Schwimmer  halb  dem  Spiel  der  Wellen  folgt  ohno 
sich  von  ihuen  meistern  zu  lassen.  Die  arabischon  Versfiisso 
(agza')  zeigen  nicht  die  Ruhe  und  langweilige  Gleichmiissig- 
kcit  der  griechischen.  Dor  langathmige  Hexameter,  in  welchem 
Alios  so  hiibsch  in   Ordnung  ist,    indem  einer  Liinge    zwei 


1)  Noldeke,  Uber  den  vokaliscben  Naclihall  im  Neupersiscbon :  Boi- 
trilge  zur  vergl.  Spracliforscliung  lirsg.  von  Kuhn  u.  Schleicher,  II.  Bd., 
Berlin  1861  S.  494,5. 

2)  Noldeke,  Das  iranische  Nationalepos  S.  59. 

3)  Die  physiologischcn  Grundlagen  der  neuhochdeutsehen  Vers- 
kuust  S.  5  ff. 


__188 

cntsprcchendo  Kiirzon  folgen,  cntspriclit  su  iccht  don  charaktor- 
anncn  griechisclien  Bauten  mit  ihren  pcdantisch  angeordncton 
stcif-gcrillton  Saulonrcilicn  und  den  unschonen  abgeflachtcn 
Diichorn,  die  jedo  Turmzier  vermeidcn,  in  ihror  farbcnfoind- 
liclion  Niiciitornlicit.  Die  arabiscben  Versfiissc  vermeidcn 
dies  scbulmcisterliaft  abgcwogone  Gleicbgewicht  der  langen 
und  kurzen  Silben,  sic  sind  moist  aufsteigcnd  (d.  b.  die 
Hebung  ibigt  der  Sonkung)  und  darum  lebbaftor,  sio  sind 
violsilbiger  1)  und  darum  reicber  und  mannigfaltiger-').    . 

Die  vorscbiedenen  Versmaasse.  Aus  dem  Kegez 
lassen  sicb  luin  mebrere  Metra  leicbt  abloitou.  Fast  scboint 
es,  dass  wir  den  Gang  der  Entwickeking  beim  JBasii  nocb 
vorfolgcn  konnen.  Neben  dem  Sfiissigen  Basi<  existirt  niim- 
licb  eine  seltenero  abor  von  alton  Dicbtern  mobrfacb  ango- 
wandte'^)  Gt'iissigo  Form,  die  sicb  oigontlicb  nur  durcb  Aus- 
i'all  einer  Silbe  im  2.  Versfuss  der  Halbverse  von  Regez 
unterscbeidet.  Die  Qasido  des  'Abid,  welcbe  Hommel  ber- 
ausgab,  ist  in  diosem  Versmaasse  abgefasst,  ein  Vers  (21) 
abor  bat  nocb  die  boiden  Silben,  doren  Feblon  das  Untor- 
scbeidungsraerkmal  von  Regez  bilden,  wiibreud  in  cinem 
andern  (4)  wenigstens  nacb  der  besseren  Lesart  in  der  ersteii 


1)  Thatsiichlicli  bilden  ja  allerdings  auch  in  vielen  antiken  Vers- 
luaasscn  je  2  Versfiisse  eine  untrennbare  Eiuheit,  eine  Dipode. 

2)  Khalil  hat  oiu  ungleich  vollkoniracneres  System  der  Versfussbc- 
zeichnung  ersounen  als  das  antike,  und  es  war  ein  bedenkliches  Yorzeichen, 
dass  die  abondlandischen  Orientalisten  ihre  metrische  Thatigkeit  rait  der 
Verdriingung  dieses  Systems  durch  das  alte  griechische  inaugurirten.  Jm 
Arabiscben  braucht  man  sicii  nicht  eine  Menge  von  Namen  fiir  alio 
denkbarenVersfussgebildo  einziipriigen,  sondern  kommt  mit  der  Verwendung 
einer  Wurzel  aus,  und  der  jedesmalige  Name  zeigt  durch  seine  Quantitiits- 
verhaltnisse  zugleich  die  des  so  benannten  Fusses  an.  Erfreulicher  Weise 
macht  sich  jetzt  wieder  mehr  und  mehr  das  Bestrebeu  geltend  auch  hier 
den  griechischon  Ballast  iiber  Bord  zu  werfen  und  die  weit  angemessenero 
und  praktischere  arabische  Terminologie  wieder  in  Aufnahme  zu  bringen. 

3)  Hommel,  Aufs.  u,  Abhandl.  S.  64. 


189 

Vershalftc  dicsc  Silbe  vorhaudon  isti).  Ferner  ist  das  Vcrs- 
maass  Saii'  kaiimcin  noiics  Versmaass,  sondern  katalcktisclics 
Regez  niit  leichtcr  Paeniiltiraa  der  VersbJilften,  beziehungs- 
woise,  wenn  eine  weitere  Abstiimpfung  des  letzten  Ssilbigon 
VersfussGS  eintritt,  spondeisch  auslautond.  Aus  dom  voU- 
stiindigen  Regez  Ijisst  sich  ferner  leicht  Kamil  ableiton;  denn 
ein  spondeisch  die  cinzelnen  Versfiisse  beginncndes  Kogez 
fiillt  niit  einem  Kamil,  in  welchem  fiir  die  beiden  Icichten 
Silben  der  Versfiissanfiinge  die  statthafte  schwere  oingotretcn 
ist,  vollkonimen  zusammen.  Auch  sonst  kann  man  jedesmal 
die  geeigneten  Varianten  auswahlend  und  bisweilen  eino 
Kiirze  vorschlagend,  unterdriickend  oder  versetzend  bei  einigem 
Fleiss  viel  erreiclien.  Doch  iiabe  ich  gegen  diese  bei  uns 
dnrch  Ewald  eingebiirgerte  Methode  starke  Bedenken.  Uber- 
haupt  beachte  man  zuniichst,  dass  die  Annahme  eines  ein- 
heitlichen  Uitypus  fiir  alle  arabischeu  Metra  niclit  gerade 
durch  auffallende  Ahnlicbkeit  der  einzelnen  metrischen  Sche- 
niiita  gefordert  wird,  sodann,  dass  auf  diesem  Gebiete  nicht 
immer  das  Einfachste  und  am  meisten  Schematischc  als 
urspriinglicb  anziisehen  ist,  sondern  sich  hier  hiinfig  eine 
Entwickelung  im  uragekehrten  Sinne  zeigt.  Dass  diejenigcn 
Metra,  welche  denselben  Versfuss  wiederholen,  alter  sind  als 
die  zusammengesetzten  und  demnach  Yawil,  Khafif  etc.  als 
jiingere  Versmaasse  anzusehen  sind,  ist  vielfach  vermutet 
worden.  Im  MunsariA  und  Khafif  scheint  noch  das  Rcgoz- 
Motiv  erkenntlich,  abcr  durchbrochen  von  anderen  Motiven. 
Von  Khafif  und  Madid  scheint  das  Ramal-Motiv  die  Grund- 
lage.  Obvvol  die  Vertreter  dieser  Ansicht  sich  darauf  bcrufen 
konnen,  dass  das  alteste  Metrum  Regez  aus  gleichen  Vers- 
fiissen  besteht,  so  werden  sie  doch  nur  miihsam  und  wenig 
glaubhaft  die  Elemente  der  Mischung  aus  einem  Urtypus  ge- 


1)  'Abid  zeigt  auch  sonst  metriscJie  Eigenart. 


190 

wimicn  ktunieii,  iiiul  iiiit  oilier  Aii.sglciclumg.sthL'i)riu  zii 
rot'luu'M  luiben.  liulcni  icli  die  Aufstollung  cincr  solohon 
geriie  inutrise-liuii  I'riiliisturikurn  iiburiasso,  will  icli  niicli  zu- 
iiiichst  auf  die  Darsteliung  der  Thatsachcn  beschriinken. 

Khali!  ;cahlto  15  arabischo  Metra  (Regcz  mitinbogrift'on), 
zu  donen  aiidore  Metrikcr  noch  einc  betrachtlichc  Zahl  liinzii- 
ontdoektcn.  Abor  bcieits  die  15  von  Khalil  angegobeiion  sind 
in  der  vorislanusclien  Pocsie  nieht  alio  zu  bolegen.  IJnscre 
Grammatiken  ptlcgon  10  Metra  aiifzuzablen,  indeni  sic  das 
vom  Akhfasch  aufgefundeno  Mutadarik  zu  donen  des  Kbalil 
liinzuf'iigen.  Die  Grundformen  spalten  sich  wieder  in  ver- 
sc'liiodenc  Varianten.  Am  hiiufigsten  sind  in  dor  vorislaiiii- 
schen  Poosio  die  Metra  'Yawil,  Wafir,  Kamil  iind  BasiL  In 
Ahhvardts  6  Diwanen  kommen  (abgesehen  von  den  Appen- 
dices) iinter  178  Gedichten  und  Bruchstiicken  jfawil  71  mal, 
"Waiir  35,  Kamil  und  Basi^  jo  23  mal  vor;  Sari'  und  Kamal  er- 
scheinen  nur  jo  4  mal,  dcsgleichen  das  vulgiireRegez  nur  4  mal 
und  zwar  ausschliosslich  bei  Imruulqais  ^ ) ;  MunsariA  3  mal  (auch 
nur  bei  Imruulqais),  Madid  nur  2  mal  (^ar.  19,  Imr.  20). 
Mutaqarib,  das  Lieblingsmotrum  dor  Persor,  hat  Lagardc 
(Symmicta  S.  63)'-)  mit  Unreeht  als  alt  bezweifelt;  os  er- 
scheint 'A.nt.  3,  Zuh.  II,  Imr.  .*J,  11,  14,  10,  23,  32,  43,  Aus  ibn 
yVagar  3,  10,  14,  40;  diese  13  Boispiele  geniigen  wol,  auch 
Avenn  viele  unecht  wiiron.  Sonst  sind  von  den  49  Liodern 
des  letztoron  Dichters,  wie  sie  sich  in  Geyers  Zusammenstol- 
lung  darstellon,  21  im  Versmaass  7awil  verfasst,  jo  7  im 
Kamil  und  Basli,  6  im  Wafir,  3  im  Sarf  und  1  im  Munsari/i. 
In  den  227   Gedichten   dieser   7   vorishimischen  Dichter  sind 


1)  Vielleiclit  well  der  Konigssohn  den  Vorwurf  der  Unfeiaheit 
weniger  zu  scliouen  bnuichto. 

2)  „Mir  scheint  seit  lango  wenigstens  das  Mutaqarib  selir  verdachtig: 
ich  babe  von  Gedichten,  die  in  ihm  abgefasst  sind,  stets  von  neuem  den 
Eindnick,  dass  sie  bocbstens  in  die  Bliitezeit  der  'Abbcisiden  geboren, 
und  das  Mutaqarib  persischen  Ursprunges  ist." 


191 

also  nur  die  10  gciiannton  Motren  vertreton  iiiul  zwar,  Avenn 
man  vom  Regez  absioht,  nur  9  Kunstmetrcn.  Rein  zufailig  fehlt 
abcr  Khatif,  in  dcm  z.  B.  dio  Muallaqa  dos  //arith  und  2 
Qasiden  dos  'Abid  (Miikhtarat  S.  102  ff,  105  ff)  abgofasst  sind. 
Sonst  zeigen  von  den  12  in  den  Mukhtjirat  mitgeteilten  Qa- 
siden dieses  Dichters  Busit  4,  Kamil  2,  7awil  1,  Ramal  1, 
Wafir  1,  Sari'  1.  Frcytag  fand  die  /iamasa  bis  auf  einige 
Gedichte  durcliziiblend  (Verskunst  15  Anm.)  7a\vil  502,  Ka- 
mi! 94,  Wafir  93,  Basii  87,  Mutaqarib  19,  Regez  19,  Sari'  16, 
Munsari/i  9,  Khafif  6,  Ramal  3,  Hezeg  2  mal.  Dcmnach  liegt 
der  Verdacbt  nahe,  dass  MufZari',  Maqta(/ab,  Miigtathth  und 
Mutadarik  nicht  zu  den  altarabischen  Versmaassen  gehijren  i). 
7a-\vil  kann  domnach,  abgesehen  von  den  Lioblings- 
neigungen  cinzelner  Dichter-),  fiir  das  am  meiston  verbroitcte 
Versmaass  gelten^).  Es  besteht  aus  einer  Smaligen  Wieder- 
holung  einer  leichton  Vorschlag-  und  schweren  Nachschlag- 
Silbe,  denen  abwechselnd  1  oder  2  andere  Silben  nachklingen; 
die  zweite  nachklingende  Silbe  ist  immer  schwer,  die  erste 
dagegen  charakterlos.  Zur  DarstoUung  der  Versschemata  be- 
zeichne  ich  die  leichte  Silbc  mit  4,  dio  schwere  mit  8,  die  gleich- 
miissig  schwankende  mit  G,  die  meist  leichte  mit  5,  dio  moist 
schwere  mit  7,  mit  3  dio  untcrdriickbaro  Schlusssilbo,  eine 
Lilngo  fur  die  2  Kiirzen  eintrcton  ki3nnen  mit  9.  Domnach 
stellt  sich  7awil,  von  links  nach  rechts  goleson,  foigcnder- 
maassen  dar: 


1)  Interessant  ist  es  hiormit  die  Verhiiltnisse  spiiterer  Zeit  zu  vor- 
gleiclien.  In  den  von  Ahlwardt  herausgogebenen  71  Weinlicdern  des 
Abu  Nuwas  steht  gleichfalls  noch  7a\vil  mit  14  Liodern  an  orster  Stelle, 
dann  folgt  Khafif  mit  10,  Wafir,  Kami],  Basi^  Kamal  mit  je  8,  Mun- 
sari/(  mit  7,  Sari'  mit  5  und  Madid  mit  2  ;  Regez  ist  nur  einmal  vertreten. 

2)  'Adi  b.  Zaid  gebraucht  es  nach  Ewald  (Zeitscbr.  fiir  die  Kunde 
des  Morgenlandes  III   S.  249)    sclten   und  bevorzugt  Ramal  und  Khafif. 

3)  Heute  ward  es  in  dor  volkstiimlichon  Beduiuonpocsio  vom  Mun- 
sarid  abgelust. 


192 

48C,  4878,  48G,  4848  :  480,  4878,  480,  4858 
abgostumpft:  484,  488 
Cbcr  dio  schwankondcn  (cliarakterlosen)  Silbcn  dor  goradon 
(also  langcn)  Vcrsfiissc  ist  namlich  zii  bemerken:  Dio  vor- 
letzto  Silbo  (im  8.  Fiisso)  ist  gewohnlich  leicht  und  bci  den 
alton  Dichtorn  selton  schwer,  so  bei  7arafa  ini  0.  Gedicht 
seines  Diwans,  liilutiger  bei  spiiteren  so  Abil  Nuwas  ed.  Ahl- 
wardt  No.  5.  Im  abgostumpftcn  7a\vil,  wio  es  z.  B.  Imr.  10 
vorliegt,  wird  diose  Silbe  als  Schlusssilbe  schwer;  dann  abor 
muss  dio  Schlusssilbe  des  vorletzten  (7.)  Versfusses  leicht 
soin.  Das  allgeniein  aufgenonimene  arabische  Schema,  welches 
sich  ohne  weitere  Erlautorung  auch  bei  Caspari-Miillcr  tindet, 
ist  insofern  irrefiihrend,  als  es  als  4.  Versfuss  ('ariuZ)  ma- 
la ilun  statt  mafa  ilun  angiebt,  obwol  dio  schwere  Paenultima 
an  dieser  Stelle  ganz  ungewohnlich  ist.  Beispiele  wio  al- 
//u/aia:  Mukhtaiat  123  gehoren  zu  den  soltensten  Ausnahmen. 
Auch  bei  spiiteren  ist  mata'ilun  als 'ariu/ nur  im  ersten  Verse 
mit  liiicksicht  auf  die  Reimsilbe  statthaft,  vrgl.  Abu  NuwTis 
ed.  Ahlwardt  No.  29,  Freytags  Versk.  101.  Dagegen  ist  im 
2.  und  0.  Versfuss  die  Paenultima  moistens  schwer.  ^iiwil 
ist  wie  ein  Springbrunnen,  bei  dem  jeder  zweite  Wasserstrahl 
sich  ein  Stiick  liber  die  kleineren  Strahlen  von  ungerader 
Zahl  erhebt.  Lasst  man  jedoch  die  geraden  hohen  Strahlen 
nur  bis  zur  Hohe  dor  kurzen  steigen,  so  entsteht  Mutaqarib, 
das  wir  als  ein  ausgeglichenes  7awil  ansehen  konnen.  Sein 
Schema  stollt  sich  in  unseren  Zifferwerten  ausgedriickt  fol- 
gendermaassen  dar: 

480,  480,  480,  483  :  480,  480,  480,  483 

seltener:  488,  8 

Vielleicht   deutet  auch   der  Name   „Mutaqarib"  auf  eine 

Verkiirzung  aus  7awil,  da  er  „die  Schritte  einander  niihernd'* 

bedeutet.     So  besteht  in  der  That  eine  naho  innere  Verwandt- 

schaft    zwischen   dem   volkstiimlichsten    Metrum    der    Araber 


193 

(Yawil)  und  dem  der  Pcrsor  (Miitaqarib).  Dcnnoch  geht  es 
nicht  an,  wie  obon  orortcrt  wurdc,  Mutaqilrib  fiir  cino  pcr- 
sisclie  Modification  dos  7a\vil  anzuselien;  das  porsischo 
Mutaqarib  hat  ja  audi  seino  oigeiio  von  dor  arabischcn  ab- 
weichonde  Form  ontvvickolt,  namlieh: 

488,  488,  488,  48  :  488,  488,  488,  48 

Das  Ziffernscliema  stollt  sich  boi  Kamil  so  dar: 
9848,  9848,  (9848)  :  9848,  9848,  (9848) 
abgestunipft  988 

Kamil  muraffal:  9848,  9848  :  9848,  9848,  8.  Beispiele: 
'Abid:  Muklitarat  90  ff,  Dei.  1  -=  7/529  f;  Lobid,  Fragm.  15. 

Wafir:  4898,  4898,  (488)  :  4898,  4898,  (488) 

Basi^:  6748,  648,  0748,  98  :  6748,  648,  6748,  98. 

Fiir  die  andern  Metra  vervvoise  ich  auf  die  metrischon 
Abrlsse,  vrgl.  z.  B.  Wrights  Grammar  of  the  Arabic  Language 
Yol.  II,  Noldekes  Delectus  etc. 

Versa n fang  und  -schluss.  Fine  den  Vers  eroffnende 
leichte  Silbe  vor  einer  schweren  wird  am  Anfang  des  Gedichts 
sehr  hiiufig  unterdriickt,  so  'Antara  S,l.  Diese  Erschcinung, 
kharm  genannt  (vrgl.  'Iqd  III  148),  mag  in  dem  musikali- 
schen  Vortrag  oder  vielleicht  auch  in  dor  Recitation  ihre 
Begriindung  haben. 

Als  Analoga  betrachte  ich  die  Erscheinungen  am  Vers- 
schluss.  Der  Versschluss  soil  im  Arabischen  die  Kraft  haben 
jede  kurze  Silbe  zu  dehnen.  Besser  beschreibt  Christ  in 
seiner  Metrik  der  Griechen  und  Homer  S.  106  die  niimliche 
Erscheinung  mit  den  Worten:  „Statt  der  vom  Metrum  ge- 
forderten  langen  Silbe  darf  am  Versschluss  auch  eine  kurze 
stehen,  well  die  Schlusssilbe  unter  alien  Umstiinden  liingor 
angehalten  wird  und  dor  der  Silbe  noch  fehlende  Zeitteil 
durch  liingere  Erstreckung  der  Pause  ausgeglichen  werden 
kann."  Auch  die  katalektischen  Verse,  an  denen  das  Arabische 
so  reich  ist,  werden  immer  auf  ahnliche  Entstehungsursachen 


194 

zuruckgcfuhrt  wcrtlGii  nuisscn,  clio  schliosslieh  doch  cin  zoit- 
mossondcs  also  quantitircndcs  Princlp  zur  Voraussctzung  liabon. 

Am  p]ndo  dcrHalbvcrso  findct  kcinc  Pause  statt,  wcnigstons 
liiilt  sich  Tenwin  an  dicscr  Stello,  cinigc  Diclitor  sclilicssoii 
die  crstcn  Vershtilfton  stots  mit  oineni  Wortonde  ab,  andoro 
z.  B.  'Abid  (vrgl.  namentlich  Mukhtarat  90),  Ilixnth  b.  //illiza 
bcobachtcn  das  nicht.  Lotzteros  miisstc  man  nacli  Goldzihcrs 
Thoorio  als  das  Spiitoro  anschon. 

Rcim^).  Der  lieim  ist  nach  arabischcn  Bcgriffen  f'iir 
die  Poosie  nicht  ntir  ein  Ornament,  sondern  ctwas  Notwen- 
diges  Wesentliches,  woraus  sich  dor  oben  besprochene  Bc- 
doutungswandel  von  qawafi  erklart.  Reimlose  Poesie  kcnnt 
der  Araber  nicht.  Fiir  iinser  Reimgefiiiil  abcr  sehr  befrem- 
dond  ist  or  innerhalb  eines  joden  Gediciites  einheitlich;  os 
rcimen  imraer  die  zweiten  Halbverse  und  im  ersten  Verso 
eines  jeden  Gedichtes  aiich  der  ersto  Halbvers  mit  dem 
zweiten  2);  niir  im  Regez  reimen,  wie  schon  bemerkt,  hJiufig 
alio  Glieder  (Imr.  61),  doch  giebt  es  aiich  Regezgedichte,  in 
denen  nur  die  zweiten  Halbverse  reimen  (Imr.  5S,  54).  Die 
Einheit  dos  Reims  erklart  sich  wol  daraus,  dass  die  Araber, 
wie  sie  solbst  iiberliefern,  zunachst  nur  Gedichte  von  wenigen 
Versen  kannten;  sie  ist  fiir  die  arabische  Poesie  verhiingnis- 
voll  geworden,  indem  mit  der  Liinge  der  Qasiden  das  Finden 
neuer  Reime  immer  schwieriger  und  so  das  Dichten  zu  einem 
Kunststiicke  ward.  Mit  der  Einheit  des  Reimes  hilngt  es  audi 
zusammen,  dass  die  altarabische  Poesie  keine  Strophen  kennt. 
Wollto  man  eino  strophische  Gliederung  auf  Grund  des  con- 
ventionellen  Inhaltsschemas  der  Qaside  vornehmen,  so  wlirde 


1)  Vrgl.  Ibn  Kaisau,  K.  telqib  al-fjawafi  von  Wright  in  seinen 
„Opuscula  Arabica"  edirt. 

2)  Das  Methnewi,  das  durchweg  aus  Eeinipaaron  bostehende  Ge- 
diclit  (meist  Mutaqurib),  schoint  orst  von  den  Persorn,  allerdiugs  bald, 
nacbdem  sie  die  arabischen  Motra  entlehnt  hatten,  orfunden  zu  scin. 


195 

man  doch  sehr  ungleichc  Glicder  gewinnon;  audi  muss  man 
sich  vergngenvvartigen,  dass  die  Qaside  eino  verhaltnismiissig 
spate  Kunstform,  wie  von  den  Arabern  selbst  zugestanden 
"wird,  aus  kiirzeren  Elemcntcn  zusammengcwachsen  ist. 

Da  das  arabische  Organ  die  Konsonanten  gcgeniiber  den 
Vokalon  bcvorzugt'),  wird  von  den  Arabern  als  Cliarakteristi- 
cum  des  Reims  die  Obereinstimmung  eines  Konsonanten,  des 
rawi,  angesehen.  Das  erinnert  mehr  an  das  Princip  unseres 
alten  Stabreims,  nur  dass  dieser  kein  Endreim  ist;  die  starke 
Artikulation  der  Konsonanten  im  Arabischen  kennen  wir  eben 
annahernd  nur  noch  im  Anlaut.  Aus  ilir  erkliirt  sich  die 
Auffassung  vom  Rcim  bei  denjenigen  arabischen  Metrikern, 
welche  die  Ubereinstimmung  eines  Konsonanten,  den  man  als 
don  Charakter-Konsonanten  des  Gedichts  auffasste  und  als 
Ordnungsprincip  benutzte,  als  das  Wesentliche  ansehen,  weitero 
tJbereinstimmungen  als  eine  dekorative  Zugabe  betrachten. 
Diese  Auffassung  scheint  durch  mchrere  Erscheinungen  unter- 
stiitzt  zu  werden.  So  reimt  im  Inlaut  i  mit  u,  i  mit  u,  ai 
mit  au.  Doch  zeigen  die  auch  hier  geltenden  Einschrankungen 
z.  B.  Vcrmeidung  des  Roimes  -ab  mit  -ib  -ub  -ab,  dass  auch 
der  arabische  Reim  oin  Silbenreim  ist;  und  zwar  sind  die 
moisten  Reime  der  Gahilija  weibliche  (bez.  gleitende)  Reime, 
indem  auch  hier  das  Princip  besteht,  das  in  der  ersten  Reim- 
silbo  Gleichheit  des  Auslauts  und  Glcichheit  (odor  zum  min- 
desten  Homogenitiit)  des  vokalischen  Inlauts,  dagegon  A''er- 
schiedenheit  des  Anlauts  fordert,  wahrend  etvva  noch  folgende 
Reimsilben  sich  auch  im  Anlaut  deckon  miissen.  Vrgl.  Lobids 
m. :  (fa-ri)gamuha,  (si)lamuha,  (wa-/m)ramuha,  {fa-ri)hamuha  etc. 
oder  die  des  'Amr. 


1)  Vrgl.  Spitta-Bey,  Grammatik  des  arabischen  Vulgiirdialectes  von 
Agypten  S.  1.5:  ,.Ein  arabiscbes  Obr  borcht  nur  nach  den  Konsonanten, 
■wiihrend  wir  von  eineni  fremden  Worto  gewubnlich  nur  die  Vokale  be- 
halten." 

13 


196 

Die  ratiniilichen  Kcimc  trcten  iin  Vcrluiltnis  gogeniibor 
don  wciblichcn  solir  zurilck  unci  klingcn  unscroni  Oliro  frcmd- 
artig,  weil,  wio  bcmorkt,  dor  Vokal  des  Inlauts  vorscliiodon 
soin  kann.  Ein  Strobon  nach  Homogonitiit  dos  Vokals  ist 
allerdings  unvorkonnbar,  fat/i  loinit  moist  niit  I'at/t  (vrgl.  Inir. 
No.  41  und  4.'{),  aber  Abweicliungen  sind  doch  zu  zahlreich 
(Inir.  18,  8;  l«,  3,  18;  42,  3;  Tixrafa  5,  8,  11,  9  otc),  urn  sie 
niit  don  arabischon  Piiilologon  als  Vcrstosso  gogon  oin  giil- 
tiges  Gosotz,  als  aib  aufzufassen.  Kosr  und  ^/anim  ausoin- 
anderzulialten  war  man  offenbar  niclit  bostrobt  vrgl.  Imr. 
No.  17,  IS,  l«. 

Eino  morkwiirdigo  Spiolart  dos  arabischon  Reims  ist  der 
Doppolroim,  welcher  darin  besteht,  dass  deni  Koimo  oin 
mannlicher  auf  a  auslautondor  Reini  unmittclbar  vorangebt, 
z.  B.  Zuhair  20:  (ba)da  lija^),  fiinija,  (wa-)'afija,  </adija  etc., 
'Alqama  10  u.  12.  In  einzelnen  Gedichten  zeigt  sich  doutlich 
das  Bostreben  don  Anlaut  dos  zwoiten  Reims,  den  dakhil, 
allitteriren  zu  lasscn,  um  auch  bier  oinon  einfachen  woiblichen 
Reim  (bez.  gloitendon)  zu  erzielen.  Namentlich  doutlich 
tritt  dies  Bostreben  in  7arafa  10  hervor,  wo  in  den  ersten 
J  2  Verson  nur  1  mit  dom  lautlich  so  nah  vcrwandten  r  als 
dakhil  wechselt,  vrgl.  Imr.  57. 

Von  unsorer  modernen  Praxis  abweichend  sind  die  im 
Arabischon  selir  beliebten  „unvermittolten  Reinie"  -)  mit  iden- 
tischem  Anlaut  d.  h.  demnach,  da  dieso  Reime  immer  voka- 
lisch  aiislautcn  und  auslautendo  Vokale  im  Reim  identisch 
sein  sollen,  Reime,  die  in  der  vollkommenen  Identitiit  einer 
Silbe  bostehen.  Die  Idontitilt  dos  Aniauts  hobt  bei  uns  be- 
kanntlich  den  Reim  auf.     Im  Arabischon  aber  reimt  z.  B.  die 


1)  Die  Caesur  im  Eeime  wird  uicht  unaiigcnehm  empfunden,  eiiie 
Eigontiimlichkeit,  die  unsere  Nachahmei*  oriontalischer  Poesie  mit  Vor- 
liebe  naciibildeten. 

2)  Die  Bezeichnuiig  „rulirendo  Eeime"  vermeide  ich  absichtlicli. 


197 

ganze  1.  Mii  allaqa  auf  li  mit  schwankendem  Vorvokal.  Der 
Reim  ist  ja  nun  seincm  Weson  nach  gleicher  Ausklang  der 
Verse.  Ziiniichst  gleicht  er  den  Auslaut  der  Endsilbc  des 
Verses  aus,  dann,  wenn  er  sich  starker  fiihlbar  machen  will, 
macht  er  die  Endsilben  voUkommcn  gleich  und  vermittelt  den 
Ubcrgang  von  den  freicn  zu  den  gobundenen  Silben  durch 
eino  halbfreie  Silbo,  frei  ini  Anlaut  gebunden  iin  Auslaut. 
Diese  Verraittelung  vermisst  unser  Ohr  bei  der  eben  er- 
wahnten  arabischen  Reimform.  Ob  das  eine  arabische  Schroff- 
heit  ist,  zu  der  sich  vielloicht  Analogien  aus  der  Gramniatik 
beibringen  liessen,  oder  aber,  ob  dor  folgende  Konsonant 
bereits  dem  Endvukal  der  letzten  Silbe  eine  leise  Schattirung 
zu  geben  vermag,  sei  dahingestellt. 

Wahrend  die  Araber  diesen  von  niir  „unvermittelt'' 
genannten  Reim  gelten  lassen,  sind  sie  auf  der  andern  Seite 
wieder  strenger,  indem  sie  gleichen  vokalischen  Auslaut  noch 
nicht  als  Reim  ansohen,  also  Reimo  wie  du  und  tbu  ver- 
werfen  wiirden.  Auch  hier  zeigt  sich  die  geringe  Schiitzung 
dor  Vokale,  welche  uns  auch  in  der  semitischen  Schrilt  ent- 
gegentritt.  Einer  lautphysiologischen  Erkliirung  bedarf  die 
Erscheinung,  dass  li  und  i,  welche  vor  dem  Reimkonsonanten 
als  gleichwertig  gelten,  nach  demselben  den  Reim,  fiir  den 
sie  selbst  nicht  gcniigen,  durch  ihren  Wechsel  storen  wiirden. 
In  gleicher  Weise  reimt  ein  kurzer  Vokal  mit  nachfoigendem 
h  als  Versende  nur  auf  seines  Gleichen,  so  -ruh  bei  Tarafa  8 
in  16  Versen,  -muli:  ^arafa  VJ  in  23  Versen.  Wer  arabische 
Verse  von  Arabern  rezitiren  gehort  hat,  dem  ist  sofort  klar, 
dass  der  hoch  gesprochcne  und  lang  ausgezogone  Versschluss 
keinen  kurzen  Vokal  und  auch  das  dumpfe  Tenwin  nicht  ge- 
brauchen  kann.  Der  Versschluss  dehnt  daher  den  kurzen 
Vokal  und  beseitigt  das  Tenwin. 

„Erweiterto"  und  „reiche",  sowie  Innen-Reime  kommen 
in    der  alten  Poesie   zwar  vor,  sind  aber  im  Vergleich   zur 

13* 


198 

spatcren  Piaxis  xJeralieh  scltcn ;  vrgl.  'Aiiir.  in.  90,  95  und 
namontlich  98. 

Wonn  spiitcrc  Philologon  Roimfohlcr  an  den  alton  Dichtcrn 
brandmarken,  so  ist  das  ebonso  zu  bcurteilon,  wio  die  Riigen, 
welclio  unsoro  Podantcn  Sehillor  ob  seiner  unreinon  Roime, 
odcr  siimmtlichen  latoinischen  Autoren  ortoilen,  dass  sic  nicht 
wio  Cieero  schrieben,  aber  auch  diesom,  dass  or  nooh  immor 
kein  Ideal-Pensum  darstollt,  sondcrn  sich  vicl  zu  viel  Fioi- 
heiten  criaubt. 

Krcuzweiso  Rcime  sind  unbckannt,  oincn  Ansatz  dazu 
konnte  man  huchstens  in  einem  morkwiirdigen  Inncnroim, 
dor  jedoch  dem  Endreime  angepasst  za  soin  scheint,  erblickon, 
den  ein  Gediclit  des  'A bid  ibn  al-Abras  (Mukhtarat  88  ft') 
aufweist.  Entwickclt  ist  dorsolbo  in  den  neiiarabiscben  Be- 
duinonliedern,  wolche  Wallin  ZDMG  V  und  VI  niitteiit.  Der 
Refrain  ist  ziemlich  spilt  in  der  orientalischen  Poesie  aufge- 
kommen. 

Die  Dichterspracbe.  Dass  die  Sprache  dor  alten 
Dichter,  von  geringen  Niiancen  abgesehen,  eine  einhoitliche 
ist,  baben  wir  beroits  in  der  Einlcitung  erortert.  Man  scbeint 
keine  Dialektdicbtung  gokannt  zu  baben.  Das  Dichtoridiom 
stand  cinzolnen  Dialokten  so  dem  der  Hudbail  nabo,  deckte 
sich  abcr  nicht  vollkommen  mit  der  Prosa.  Donn  die  Poesio 
aus  einer  andern  Gemiitsstimmung  horvorgegangen  und  andero 
Ziele  verfolgond  als  die  Prosa  liebt  es  abgcgriffene  Wortc  des 
Alltagsverkeiirs  durch  entlegcncre  Bildungon  (Archaismon, 
Piovinzialismen,  none  Analogiebiidungen,  Verwondung  bc- 
schreibender  Beiworter,  welche  das  Hauptwort  verdriingen) 
zu  ersetzen.  Sie  vereinfacht  und  belebt  die  verstandcsmiissig 
gegliederto  Periodc,  wolche  dem  Pcdanten  und  Bureaukraten 
angeraessen  ist,  durch  starko  Bovorzugung  dor  Hauptsiitze 
odor  zerstort  sie  giinzUch  durch  kiihne  Konstruktioncn.  Da- 
neben  wirkt   bei  metrischer  Poesie   ein   andcrcs  Element  auf 


199 

die  Gestaltung  tier  Dichtorspracho  oin;  der  Zwang  dcs  Vcrs- 
niaasscs,  diese  freiwilligc  Bcschrankung,  bedingt  doch  wiedcr 
eine  Erwoiterung  der  Grcnzen  des  Erlaubten  nacli  der  grara- 
matischcn  Seite^). 

Die  Vcrgleiehiing  dcs  Athiopischen  und  Assyrischen  lelirt, 
dass  arehaistisch  die  aiif  ii  aiislautcnden  Pronominaltbrmen 
der  2  und  3.  Person  Pkir.  Masc.  sind.  wolche  die  Prosa 
vor  "VVa.sla  gewabrt  hat,  die  Poesie  jo  nach  Bediirfnis  beibe- 
lijilt  so  Zuhair  m.  25,  Lobid  ni.  87,  88,  'Amr.  ra.  34''.  Das 
Suffix  der  1.  Pers.  Sing,  lautet  in  Poesie  hiiufig  noch  ,.ja" 
wic  im  Athiopischen  und  Assyrischen,  so  Irar.  m.  9,  Zuhair 
ra.  36;  wiihrend  es  in  Prosa  diesc  voile  Form  bekanntlich 
nur  unter  bestimmten  Bedingungen  erhalten  hat.  Sehr  beliobt 
sind  Provinzialismen  wic  auch  bci  unsern  Dichtcrn,  deneu 
haufig  Formen  eines  fremden  Dialekts  poctischer  diinken-). 
So  war  der  Stinimbandschluss  (haniza)  ini  /Yiguz  inch  Mckka 
bcreits  crweicht  und  vcrfliichtigt  (s.  Noldeke,  Zur  Graramatik 
des  chissischen  Arabisch  S.  7);  die  Poesie  verwendet  das 
neue  Sprachmaterial  neben  dem  alten.  Hierher  gehort  auch 
die  Vcrschleifung  wailummihi  (aus  wai  li-ummihi  wehe  seiner 
Mutter),  nach  'Iqd  HI  122  eine  poetischo  Licenz  ■'*).  Auch 
sonst  finden  Verschlcifungen  statt,  die  der  Prosa  fremd  sind, 
so  wird  mil-  aus  der  Praeposition  min  mit  folgcndem  Artikel 
z.  B.  mil-'Abqaviji:  'Abid:  Mukhtarat  S,  96  Vers  5.  Andrer- 
seits  bleibcn  wieder  Formen  des  fi'l  al-a*amm,  die  eigentlich 


1)  Uber  poetisclic  Liccnzon  \vg\.  'Iqd  III  S.  122  S:  Ma  jayuzu 
fi'sch-schi'r  uiinuna  la  jagnzii  fi'1-kalam ;  Ibn  Qiitaiba :  NB  40  f.  Die 
Darstcllunf^en  dor  poetischen  Lieenzeii  bcschaftigeu  sicli  mcist  einseitig 
mit  dor  Formonlelire  und  vernaclilassigeii  dio  Syntax;  audi  fassen  sic 
lediglicli  eiiizehie  Erscheinuugcn  ausseilich  zusamiueu  anstatt  sic  ihrum 
Wcscn  nach  verstchcn  za  leliren. 

2)  Ho  vcrwciulet  dor  Elsiisscr  Ed.  Reuss  in  seiner  Ubersotzung  von 
Schanfaras  Qaside  das  im  Elsass  ganz  unerbijrto  ,,frug"  fiir  .,fragto". 

3)  Ausser  dem  Verse  des  Ka'b  ibn  Zuhair  ('Iiid  a.  a.  0.)  merkc  ich 
noch  als  Beleg  an:  Gubaiha:  33,6. 


200 

kontrahirt  worden  miissten,  bei  don  Dichtern  unkontrahirt 
(Beispiole  boi  Noldeke  a.  a.  0.  S.  12).  Dialoktisch  mag  auch 
nialk  fiir  malik  scin:  Nabk/a  S,9,  'Amr.  m.  25,  101 ;  Tarafa  7,1. 
Meist  lassen  sich  nur  Vermutiingen  dariibcr  iiussern,  ob  wir 
eine  Vulgarform,  einen  Provinzialismns  oder  eine  eigene  Wort- 
bildung  dos  Dichtors  vor  uns  haben ;  so  bei  dcra  triptotischen 
Gobrauch  diptotischer  Eigennamen ')  iind  scinom  scltcnercn 
Gegenstiick,  dom  diptotischen  Gebrauch  triptotischer  Namen, 
fiir  das,  trotzdom  er  nach  don  Basriern  unzulassig  ist,  Nol- 
deke  a.  a.  0.  S.  24/5  gleichwol  eine  Reiho  von  Beispielen 
anfiihrt;  so  bei  dor  Freiheit  des  Dichtors  den  Jndicativ  dos 
Aorists  auch  fiir  Subjunctiv  und  Jussiv  zu  verwenden  oder 
der  auslautendes  Medda  mit  folgendem  Hamza  (elif  niemduda) 
in  lang  a  (elif  maq6ura)  zu  kontrahiren -).  Das  Streben  nach 
einer  gewiihlteren  Redeweiso  durch  Vermeidung  abgegriffener 
Worte  scheint  sich  mir  beispielsweise  auch  darin  zu  verraten, 
dass  die  Konjunction  fa-  raehrfach,  so  Imr.  m.  2  gebraucht 
wird,  wo  in  Prosa  nur  wa-  motivirt  ware'^).  Hierher  gehort 
auch  das  Ersetzen  alltaglicher  Worte  wio  Kamel  durch  Epitheta. 
So  sagt  man  adkan  „dunke]er"  fiir  Weinschlauch  (Aus  b. 
iiagar  20,20;  Lebid  m.  59);  „die  flinkcn,  die  verwehenden" 
(Omeija  ibn  AbiV>Salt :  Gamhara  lOG)  fiir  „dio  Winde''.  An- 
dere  Beispiole  habe  ich  Heft  II  gegeben,  woselbst  man  liber 
die  Kunstmittel  S.  103 — 6  vergleiche.     Das  fa-  des  Nachsatzes 


1)  Z.  B.  //arith  m.  56:  Qa<amin  fiir  Qaiami  (besser  als  Qa/ama. 
vrgl.  Mukhtarat  90);  Irar.  lu.  74:  Kutaifatiii  fiir  Kutaifata;  Lebid  iii.  18: 
Fardatun  fiir  Fardatu. 

2)  'Iqd  III  123  Z.  1  fiihrt  als  poetische  Licenz  eiucn  Vers  des 
fliassan  b.  Thabit  an,  in  welchem  dieser  qafiiuka  „dein  Hinterkopf"  fiir 
qafaka  sagt,  doch  scheint  hier  nicht  sowol  ein  Gegenstiick  zu  obiger 
Eegel  als  vielmehr  eine  auch  soust  iibliche  Nebenform  qafa'  fiir  das  ge- 
wohnliche  qafa  vorzulicgen. 

3)  Die  spitzfindige  Eechtfertigung  i/ariris:  De  Sacy's  Gramm. 
Arabe  2.  ed.  I  S.  554,  Anthol.  gramm.  S.  135  No.  101  ist  zu  verwerfen; 
vrgl.  Jaqiit  II  370  Art.  //aumal. 


201  _ 

hinwicdcruni  wircl  hiswcilon  untcrdriickt,  wo  os  die  Prosa 
verlangt  (vrgl.  Hoft  II  S.  i)7),  wic  dcnn  iiborhaupt  dio  klcinon 
das  logiscbe  Verhiiltnis  dcr  Siitzo  ordnondcn  Partikcln  der 
Lobliaftigkeit  des  Dichters  niclit  immor  bcqucni  sind.  Edit 
diclitoiisc'h  ist  es  z.  B.  das  schwortallige  ism  al-mau.sul  audi 
beim  doterniinirtcn  Nomcn  ausziilasson,  wiewol  dioPcdanton 
von  Ha.sra  dcm  Dichtor  dicso  Frcilioit  nicht  oinraumcn  wollon 
s.  Noldoko,  Ziir  Gramniatik  S.  101.  Wenn  7arata  18,1  sagt: 
„BL'i  den  Opforsteinon  —  Blut  floss  zwischcn  ihnen",  so  ist 
das  dio  poctischc  Begiinstigung  des  Hauptsatzes,  von  welchcr 
wir  oben  sprachen,  alinlich  wie  Uhland  sagt: 

„Mein  Schwcrt,  icii  kcniis  am  guton  Klang, 

Es  gab  so  scharfen  Laut", 
wjihrend  in  einem  Schiilcraufsatz  vormutlich  vcrbessort  werden 
wiirdc:    „das  icli  am  guton  Klango  konnc,   gab  .  .  ."     Auch 
fairt  bisweilon    in   lebendigor  dichterischer  Redo  dio  Partikel 

O^  aus,  so  dass  dcr  abhiingigo  Satz  die  Form  cines  Haupt- 
satzes annimmt  (Noldcko  S.  105).  Haufig  liisst  der  Dichtor 
die  ganze  Konstruktion  fallen  und  beginnt  mit  einem  ncuen 
Substantivum  im  Nominativ  (Del.  32  Z.  12).  Andrerseits 
zeigt  sicli  wieder  die  grossere  Leidenschaft  der  poetischcn 
Diktion  in  Hiiufungen  z.  B.  der  Doppelncgation  ma  in:  Tmr. 
m.  27,  yyaritli  m.  55.  Yiolfach  bogcgncn  wir  auch  in  den 
vorislamischen  Gedichten  dem  semitischen  Parallelismus  mem- 
brorum.  In  Lebids  m.  tritt  der  Parallelismus  einzelner  Satz- 
teile  besonders  hiiufig  aut"  und  dient  dort  zweifellos  grosserer 
Veranschaulichung.  Auch  ganze  Siitze  findet  man  nicht  selten 
alsVershalften  zu  cinanderinParallelegesetztz.B.Dol.  1  Z.  IP). 


1)  Da  wir  don  Parallelismus  inembrorum  hauptsilchlich  aus  dcm 
Alteu  Testament  kennen,  ist  er  unsern  Klassikern  bisweiieii  zum  Aus- 
druck  dor  jirophetischen  Emphase  gewordeii  vrgl.  Schillors  Jungfrau  von 
Orleans:  Mein  ist  der  Helm  und  mir  gehurt  er  zu.  Nur  die  Lebendgen 
sprechen,  nicht  dio  Todten.  Die  Waffen  rubn,  des  Krieges  Stiirmo 
schweigen. 


202 

Besondcrs  grosso  Freiheitcn  sind  im  RciniG  gestattet. 
Wilren  dcm  deutschcn  Dichtor  in  dicsem  Fallc  dieselbcn 
kiihnon  BiJdungcn  orlaubt,  so  diirfto  er  uubeschadet  seiner 
Anspriiche  auf  Klassizitat  auf  ,,im  Kriege"  sie  „truge"  (fiir 
trug)  und  ctwa  ,,genugo"  (fiir  genug),  auf  „Ritt"  „Schutt" 
und  allenfalls  audi  noch  ,,Stadt"  reimen.  Doch  die  grossere 
Frciheit  erklart  sich  audi  wieder  aus  dor  grossoren  Beschriin- 
kung,  da  alio  Verse  eines  arabischon  Godiehts  dcnselbenRcim 
haben,  wiibrend  wir  don  Reim  wechsoln,  niusste  der  arabischo 
Dichter  im  Schweisse  seines  Angesichts  nach  Reimen  suchen 
und  schliesslich  zu  den  verzweifeltsten  Mitteln  greifon. 

B.   Inhalt. 

Es  ist  bemerkenswert,  dass  wir  noben  den  Qasiden  an- 
deres  Volksgut  der  Gahilija  besitzen,  welches  man  nur  selten^) 
in  ein  poctisdies  Gewand  zu  kleiden  versucht  hat,  die  Akhbar 
al-'Arab.  Der  Grund  fiir  dieso  Erscheinung,  die  manche  Ana- 
logien  hat 2),  ist  vielleicht  darin  zu  sudien,  dass  der  Quell 
der  vorislamisdien  Poesie  die  Leidenschaft  war  und  der 
metrische  Apparat  den  Bediirfnissen  einer  ruhig  fortschrei- 
tenden  Erzahlung  nicht  entsprach;  erst  die  Erfindung  des 
Methnewi  machte  ihn  fiir  diese  Aufgabe  goeignot;  den  noch 
blieb  das  Epos  der  Araber  der  Prosa-Roman.  Die  metrische 
Form  dient  aber  auch  selten  rein  menschlicher  Lyrik,  Das 
beschreibende  Element  ist  stark  in  der  altarabischen  Poesie 
vertreten,  dem  entspricht  auch  die  durchwcg  stichische  Kom- 
position  der  Gedichte,  aber  es  ist  koine  objcktivo  epische 
Beschreibung;  sondern  eine  unruhige  skizzenhafte,  untrennbar 
verwoben  mit  dem  Ich,  der  stark  ausgepragten  Subjektivitat  des 
Dichters.     Dem  praktischen  Sinn  der  fSemiten  angemessen  ist, 


1)  Von   al-Musaijib  iiberliefert  al-Bekri  I   S.  32  ein   Gedicht,   das 
man  als  rein  episch  bezeiclmen  kunnte. 

2)  So  verschmiihte  bei  Pevsern  und  Kelten  die  epische  Poesie  ur- 
sprunglich  das  metrische  Gewand. 


203 

dass  or  in  scincn  Gcdichtcn  nieist  von  sich  sclbst  handclt, 
seine  Vorziige  prcist,  scin  Heittier  riihnit,  eincn  Gegnor  bc- 
schimpft,  ovcntiicll  eincn  Fiirstcn  besingt,  von  dcni  er  elno 
entsprechendo  Bclohnung  erwartot.  Fast  in  jcdcr  Qaside  bc- 
ginnon  einigo  Renommirverse  mit  dom  sogenanntcn  wawu 
rubba'),  das  Avir  mit  ,,wio  mancher"  iibcrsetzcn:  0  wio 
manche  Wiistenoi  liab'  ich  diirchqiicrt,  wic  oft  meinoKamelin 
zum  Beutozug  gesattcit,  wie  oft  eincn  edlen  Ronnor  ins 
Schlachtgewiihl  geritten,  wie  manchei"  Schoncn  Gattcn  hat 
meine  Lanze  in  den  Sand  gestreckt,  wio  viclcr  Fraucn  Giinst 
hab'  ich  genossen !  Auch  der  Name  „Qaside"  blcibt  trotz 
mancher  anderer  Deutungsversiiche  cin  Bcleg  fiir  das  oben 
Gesagte;  vrgl.  Landberg,  Arabica  HIS.  34,  deraus  dem  Ihdva.- 

mut-Dialekt  die  Phrase  mitteilt:  ^'^^^^^  ^-^-^^  lX-^aa^  Li!  jo  me 
tourne  vers  Dieu  pour  trouver  par  mos  poesies  du  bahsis  und 
dazu  bemorkt:  ,,Toute  la  vcnaiite  do  la  poesie  arabe,  ancionne 
et  moderne,  touto  la  cupidite  insatiable  du  caractcre  arabe  a 
trouve  son  expression  dans  Ic  mot  awV^'i." 

Die  Qaside  ist  natiirlich  kein  Naturprodukt  mehr,  sondern 
ein  Kompositum,  in  welchem  sich  der  Dichter  virtuosenhaft 
an  alien  wesentlichen  Stoft'en  vcrsucht,  wciehe  die  Dichtkunst 
bisher  in  ihr  Bcreich  gczogcn  hatte.  Die  Thatsacho,  dass 
es  friiher  nur  kiirzere  Gedichto  gab,  hat  sich  auch  im  Be- 
wusstsein  der  Arabcr  erhalten  vrgl.  die  Ahlwardt,  Bcmer- 
kungcn  S.  19  f  angofiihrten  Belege.  Der  ersto,  der  ein  Ge- 
dicht  von  mehr  als  30  Versen  verfasste,  soil  der  aus  dem 
Kriege  der  Basiis  bekannte  auch  in  der  5.  Mu'allaqa  er- 
wiihnte  Muhalhil  gewesen  scin.  Ihn  konnon  wir  demnach 
als  den  Vater  der  Qaside  gelten  lasscn.  Da  nun  die  alt- 
arabische  Poesie  wenig  originell  sich  konservativ  in  denselben 
Gedankenkreisen  bewesrt  und  dieselben  Bilder  daucrnd  variirt. 


1)  Nach  einer  irrigeu  Ausicht  der  arabischen  Piiilologen  so  bcnaunt. 


204 

so  ist  zu  erhoffon,  class  cino  Analyse  dor  Qasidcn  noch  ziir 
Hcrauscrkonnung  soldier  Parthion  fiihrcn  konnte,  die  cine 
sclbststiindigo  Existenz  vor  dor  Qasido  bcsassen.  Lango 
bcvor  ieh  die  Ansicht  altarabischer  Gelclirter  iiber  die  p]nt- 
stchung  dor  Miisik  kannt(>,  war  ieh  diirch  Beobachtiingen  in 
dor  angedeutoten  Richtung  zu  dor  Voimutung  gclangt,  dass 
vornehmlich  /nda  und  ritlui  die  Quollon  diescr  arabisclicn 
Poesie  gewcson  sein  diirftcn;  nun  iiborliefert  Mas'udi  Murug 
edh-dbahab  VIII  S.  92  boziiglich  dos  Gesangs:  „Das  Aida 
Avar  bei  don  Arabcrn  dor  Anfang  dor  Musik  und  dor  Melodic; 
aus  deni  Aida'  und  dom  Stuhnen  dor  Beduinenweiber  iiber 
ihre  Todten  entwickclte  sich  dann  dor  Gcsang."  Gesang  und 
Metrum  gehorcn  in  ihren  Anfiingcn  zusammen.  Schwerlich 
aber  ist  das  Metrum  in  dor  ritha-Poosic  hcimisch,  die  nooh 
in  spateror  Zeit  haufig  ainetrisch  ist;  dagogcn  wird  eine  Be- 
einflussung  dor  marathi  duroli  das  /nda,  das  naoh  Wotzsteins 
Schildorung  gloichfalJs  schwermiitig  sein  soil,  in  dor  allmah- 
lichen  Ubortragung  dor  nietrischen  P'orni  auf  jone  zu  sohon 
sein.  Die  /uda-Poosie  ist  raoist  im  Regoz  abgofasst,  das  auch 
don  Araborn  fiir  das  illtoste  Metrum  gilt.  Ieh  glaube  Ein- 
wirkungen  dor  ritha-Poesio  noch  mohrfach  in  Bestandteilon 
der  Qasidon  zu  orkennon,  wolche  nicht  dor  Todtenklage  gc- 
widmet  sind.  Boachtonswort  schoint  mir  z.  B. ,  dass  die 
Dichtor  das  Solbstlob  noch  biswoilon  mit  dor  Auftbrdorung 
zur  Todtenklage  um  sic,  wcnn  sie  gestorbon  sein  werden, 
einloitcn.  Sie  setzton  hior  wol  haufig  in  dom  Gohorton  nur 
die  dritte  Person  in  die  erste  um.  Biswoilon  scheinen  auch 
Bildor  und  Wondungen,  wclcho  zuniichst  avoI  den  Manithi 
angohoren,  denen  sie  allein  angemesson  und  in  denen  sie 
auch  noch  belegbar  sind,  von  dort  ins  Ncsib  oingodrungen, 
so  der  Vorgloich  der  Thriinonflut  mit  dom  Wasserwerk,  welches 
eine  Kamelin  in  Thatigkeit  setzt.  Ieh  denkc  nun  keineswegs 
daran  zu  behaupten,  dass  die  Araber  einige  Jalirhunderte  vor 


205 

dem  Islam  kcinc  andoro  Pocsic  als  Todtcnklagen  iind  den 
Gesang  dcs  Kamcltreibers  gekannt  hiitten.  Epiphanius  cr- 
wahnt  Hymnen  an  Gotzen  in  arabischcr  .Spracho  (WR  40) 
und  bei  Niliis  ' )  werdcn  Arabor  bci  oinem  Wassor  geschildcrt, 
das  sie  in  der  Wiiste  gefunden  habcn  to'jtw  Ss  7:po<7j(opeuovT£; 
/.al  Tr,v  Trrrj'Viv  avojAvouvTS?  •  •  .,  was  an  das  alttestamentliche 
Brunnenlied  erinnert  und  demnacii  uralte  Gowohnheiten  zur  Vor- 
aussetzung  zu  haben  schoint.  Schvvorlich  fohltc  audi  das  Liobos- 
lied-),  abcr  dieso  Pocsie  diirfto  zunilcbst  amctrisch  wio  dio  aJt- 
testanicntlicho  gcwcson  sein.  Der  Reim  scheint  nun  auf 
eincm  ganz  andern  Gebiet  heimisch  als  das  Metruni,  niimlich 
dera  des  higa,  der  Satyre,  dio  ncben  der  Qasido  meist  noch 
ein  selbststiindiges  Dasein  fristet.  Wie  Goldziher  (GAP)  ge- 
zeigt  hat,  entwickelto  sie  sich  aus  dem  Wcttfluchen  der 
Zauberer,  dem  man  wirksame  Kraft  zuschrieb  (Bilcam).  Geiz, 
schlechte  Behandlung  des  Gastes,  ungestrafte  Beleidigung, 
niedrige  Gesinnung  sind  die  Vorwiirfe,  denen  wir  am  hiiu- 
figsten  in  dieser  Litteraturgattung  begegnen.  Eincr  ihrcr 
beriihmtesten  Vcrtreter  war  al-JJutina,  (vrgl.  S.  176).  Das 
Gegenstiick  des  /nga  ist  das  Loblied  mad/t;  A'ielleicht  bildeto 
das  Eigenlob'^)  die  Zwischenstuf'e;  dem  gevverbsmassigen  uiadA 
Avio  es  z.  B.  Nabi^/a  adh-Dhubjsini  don  Fiirsten  spendete,  ging 
eine  edlore  Form  dessclben  voraus,   die  als  Abtragung  oiner 


1)  Migne,  Patrologiao  cursus  completus.  Patres  Graeci.  Sen  I. 
Tom.  79.     Sp.  648. 

2)  Mchrfacli  wcideu  in  den  Weinbuden  miisikalische  Dirnen  er- 
wahnt,  die  audi  Lieder  zum  Besten  geben,  allerdiugs  vielleicht  zum  Teil 
in  fromden  Zungen;  das  wird  naturlich  meist  Weinpoesio  und  erotisciie 
Poesio  gewesen  sein.  Hier  erijffiiet  sicli  cine  Moglichkeit  fremder  Beein- 
flussung  der  Araber  in  diesen  Dingen  (.vrgl.  A'j.  XVI  S.  15).  Nach 
Zubair  8,7  singcn  dio  Kaufleute  Lieder  wie  dieses  fZuhair  S  ist  ein  un- 
sauberes  SpottgedicLt),  wenn  sie  zum  Wasserplatz  binabsteigen. 

3j  Zu  dem  nach  altarabischer  Anscbauuug  auch  die  dem  Wein  ge- 
widmeten  Partbien  gerechnet  werden  miissen. 


206 

Dankosscliuld  an  liiill'roiclio  Stiiimiio  oder  edelc  Miinner  aiif- 
tritt.  I)cm  mad//  vcrwandt  schcint  das  nasib,  die  Scliildcrung 
der  Goliebteii.  Doch  vermiito  icb,  dass  dioso  schwcrmiitigeii 
Licbcsklagen  bisweilcn  bcroits  den  Inhalt  der  Aida-Pocsic 
bildetcn,  handclt  das  Nasib  doch  aucb  vora  Aiifbriicbc;  so 
wiirde  sieh  aiich  seine  Stcllo  am  Anfange  der  Qasiden  er- 
kliiren;  mcin  Kollege  Brendcl  crzitbltc  mir,  dass  aucb  die 
Rciseiieder  der  Lnppen,  Avelcbo  sie  in  ihren  Kenntierscblitten 
singen,  erotischen  Inhalts  wiircn. 

Cbarakter.  Abgeseben  von  den  S.  176  gonanntcn  Dar- 
stellungen  Ablwardts  und  Wellhauscns  scbcint  mir  bisber 
immer  nocb  Lagarde  die  arabiscbo  Poeso  am  bosten  —  wenn 
aucb  cinscitig-misgiinstig  —  Symmicta  S.  61/62  -=  GGA  1871 
S.  387  ff  cbaraktcrisirt  zu  babcn^).  Nacbtriiglich  will  icb  bier 
nur  einen  Pnnkt  bervorbeben ,  dor  bisber  nicbt  zu  seineni 
gobiibrcnden  Kecbto  gckommon  ist,  aucb  unbcgriindeten 
Widersprucb  erfabren  bat,  dor  aber  die  wosentlicbste  Bedou- 
tung  der  aJtarabiscbon  Poesio  darstelit.  Boreits  Globus  189.3 
No.  22  und  im  2.  Heft  dieser  Studion  S.  103  ff  babe  icb  micb 
eingebonder  iiber  don  anscbaulicb-lobendigen  Naturalismus  der 
altarabiscbcn   Poesio,    ibrcn    Hauptvorzug,    geaussert"-).     Die 


1)  Einiges  Giite  fitidct  man  audi  boi  J.  B.  Wonig,  Zur  allyoincinen 
Cbara!itcristik  dor  arabiscbcn  Poesio,  Innsbruck  1870.  Ziemlicb  unbc- 
deutend  ist  Weil,  Die  pootiscbe  Litoratur  dor  Araber  vor  und  unmittolbar 
nach  Mohammad,  Stuttgart  und  Tiibingen  1837. 

2)  Die  von  Hartmann,  Mctrum  und  Rbjtbmus  S.  11  Anm.  1  gegen 
diese  meinc  Auseinandersctzungen  goricbtoton  P^inwiindo  boriicksicbtigen 
nicbt,  dass  icb  die  VolksiJoesie  andcrer  Volker  selbstverstandlicb  ver- 
gleicbond  berangezogen  babe.  Das  Eesultat  war  fiir  diese  ein  weit  un- 
giinstigeres  als  icb  erwartet  hatte.  Der  Cbaraktor  ist  etwas  Relatives 
und  man  muss  abvviigen,  wenn  man  cbarakterisiron  will.  Hartmaniis 
Einwurf,  da?s  ja  ein  gutor  Waidmann  die  Eigonscb  ifton  mancbor  Tiero 
besser  kenne  als  ein  Professor  der  Zoologie,  involvirtin  seinem  Zusammen- 
hange  die  Folgerung,  dass  eine  gute  Beobacbtung  darunter  leidet,  wenn 
sie  von  keinem  Professor  bcrriibrt.  Dcm  verniag  icb  nicbt  bcizustimmen. 
Mit  Bezug  auf  das  Ej>itbeton    ,,ui.icbtcru"   babe  icb  zu  bemerken,  dass 


_     207 

alton  Bodiiincn  waren  ein  Natiirvolk  in  dcs  Wortcs  eigent- 
Jiehstor  Bcdeutiing  i);  schiod  sio  doch  von  der  froien  Gottes- 
^YoIt  nur  das  loichte  ,,Wiistoiizclt,  durch  das  die  Stiirme 
Sanson",  niclit  diiniptb  Stadt-  und  Hauserniaucrn.  Sogar  das 
Zelt  wurdc  zuniiclist  nur  als  Schutzdacli  dor  Sclilaistatte  ge- 
daclit-').  Die  Bediiinon  braiiolien  kcino  Mosclicon,  weil,  wie 
sie  sagon,  die  ganze  AVclt  der  Teiupol  Gottos  ist.  Daher  ant- 
wortcte  ein  Boduine  auf  die  Fragc,  wolier  er  in  der  Storn- 
kunde  so  orfahren  sei:  ,,Wcr  ist  es,  der  nicht  die  Pfeiler 
seines  Haiises  kennt?''^^)  So  spricht  donn  audi  aus  den 
Liedern  dieser  Naturkinder,  dioser  ecliten  Sulino  der  Wtiste, 
eine  Frische  und  Scharfe  der  Naturbeobachtnng,  oine  Leben- 
digkeit  und  oine  wilde  Leidonscliaftiichkeit,  welclio  der  Kultur- 
menscli,  dessen  sinnliclie  Beobachtungsgabe  stumpf  geworden, 
desson  natiirliches  Empfinden  die  konventionelle  Liige  modi- 
fizirt,  Liiufig  niclit  niehr  zu  Aviirdigen  weiss.  In  innigem 
Zusammenhange  stehen  diese  Erscheinungen  mit  dom  semi- 
tischen  Realismus.  Der  Wustenarabor  sucht  die  Scbunhoit 
in  scbarfer  Erfassung  und  Wiedergabe  dor  Wirklichkeit.  Sein 
seharfer  Sinn  baftet  so  sebr  an  den  Gegonstiinden  seiner  Um- 
gebung,  dass  ein  Idealisnius  garnicht  aufkonimcn  kann.  Die 
charaktoristisebo  Wiedergabe  der  Unigebung  bildet  noch  einon 
Hauptrciz  der  arabiscben  Miirchen;  1001  Nacbt  vorstelit  es 
meisteriiaft  das  Volksloben  in  seinen  Details  sinnlicb  auszu- 
malen.  In  iihnlicher  Woiso  wie  jenen  Marcbenbildnern  das 
stiidtisclie  Lcben  und  Troibon  Object  ibrcr  Darstelkingskunst 


nur  trockene  Reflexion  niichtorn  wcidon  kann,  niomals  abor  leiden- 
schaftlicbe  Natnrpoesio.  Audi  sonst  liatte  ich  Manches  gogen  den  In- 
Iialt  der  Anniorkung  cinzuwendcn. 

1)  Vrgl.  Layard,  Nineveh  und  Babylon  323. 

2)  Deslialb  riibmt  sich  der  Edoldenkende  nicht  hinzusohen.  wenn 
Sturm  das  Zelt  der  Nachbarin  uniwelit  ('Urwa  ibn  al-Ward  ed.  Noldeke 
13,7j. 

8)  Sitzungsber.  d.  kaiseil.  Ak.  d.  Wiss.  Philos.-hist.  CI.  VI.  Bd. 
Wien  1851.     S.  444. 


208 

war,  war  cs  dem  vorislamischon  Dichter  die  ihn  iimgobonde 
Natiir.  Einigo  Beispielo  mogon  das  Gosagto  erlautcrn,  Bildcr, 
die  nicht  nacb  unsorm  Gcschmack  sind,  dcni  Araber  aber 
getallcn,  wcil  sie  einen  treffcnden  Vergloich  auf  guter  Beob- 
aclitung  beruhend  cnthalton.  Das  Knarren  dos  Kamelsattels 
vergleicht  A  us  b.  //agar  12,16  dcm  Konzcrt,  wolches  ent- 
stiindo,  wonn  iinter  dom  Sattolgiirt  dor  Kamolin  cine  Katze 
und  an  ilire  beiden  Bauchricmen  ein  Halin  iind  Schwcin  go- 
bunden  ware.  „Lasst  mich  beide  berab",  sagt  al-/7u<aia  .'t5,3 
vor  seinem  Tode,  „in  die  finstere  Erde,  so  wie  der  Schopf- 
trichter  zwischen  den  Seilen  in  den  Brunnen  liinabgelassen 
wird."  Urn  den  Realismus  des  Bildes  ganz  wiirdigen  zii 
konnen,  muss  man  sicli  vergegenwiirtigcn,  dass  der  Todte  von 
2  Mannern  ins  Grab  gesenkt  wurde  (GMSt  I  S.  245,  FE  222) 
und  zum  Wasserschopfon  ein  Ledertrichter  dient,  dcssen  un- 
teres  verjiingtes  Ende  durch  einen  zweiten  Strick  nach  oben 
gelialten  wird,  der  also  von  2  Mannern  bedient  werden  muss, 
vrgl.  auch  Doughty,  Travels  in  Arabia  Deserta  1  458.  Die 
Dichter  scheuen  sich  nicht  die  Lause  in  ihreni  Haar  zu  er- 
wahnen.  Den  arabischen  Philologen  ging  allerdings  bereits 
das  Verstandnis  fiir  derartige  Naturpoesie  ab,  und  sie  machen 
bisweilen  den  alten  Dichtern  unterlassene  Bemantelung  zum 
Vorwurf  vrgl.  z.  B.  das  von  Ibn  /7ugga,  Khizanet  el-adab  ed. 
1304  S.  360  zu  den  dort  zitirten  Versen  aus  der  1.  Mu  allaqa 
Bemerkte.  Sein  scharfes  Erfassen  der  umgebenden  Natur 
schliesst  nicht  aus,  dass  der  Araber  gleich  andern  Natur- 
volkern  fiir  gewisse  Farbenunterschiede  wenig  empfindlich  zu 
sein  scheint:  die  Woge  wird  rosigi),  der  Himmel  griin-),  das 
Laub  schwarz  genannt^).     Sehr  irrig  wiire  es  ferner  zu  glauben, 


1)  ward:  //u<aia:  Mukhtarat  123  Z.  8. 

2)  Rabi'a  b.  Maqrum:  M  30,15. 

3)  Vrgl.   auch    Paul   Boetticher,    Initia   chromatologiae    Arabicae, 
Berlin  1839. 


209 

dass  jeder  Dichtor  die  Boobachtungoii,  welclio  or  verwertet, 
solbst  gemacht  luitto;  trotzdom  muss  man  es  boch  voraii- 
schlagen,  dass  guto  Boobacbtiuigon  als  solcbo  Anklang  faiiden 
und  weiter  fortgoptlanzt  wurden. 

Recht. 

Koliler,  iJbor  diis  vorislamisclio  Rocht  dor  Araber  (Ztschr.  fiir  ver- 
gleiclieiule  Rechtswissonscliaft,  S.  Band  1888  S.  238—261)  fusst  wosent- 
licli  auf  Burckliardt  und  benutzt  die  Quellen  aus  vorislamischer  Zeit 
kaum.  —  Goldziher,  Die  Fiction  der  Blutvcrwandtscbaft  bei  orientalischen 
Volkorn:  Globus  63.  Band.  1893.  S.  50  1.  —  Tornauw,  Das  raoslemische 
Eecht  nach  den  Quolien  dargestellt,  Leipzig  1855. 

Obwol  es  untcr  den  Beduincn  Arabiens  keine  die  Gc- 
richtsbarkoit  ausiibende  Gewalt  gab,  sind  wir  doch  berechtigt, 
nicht  nur  von  Herkommen  sondern  audi  von  Rccht  unter 
ihnen  zu  sprechen.  Das  moraliscbo  Empfinden  war  bei  den 
Arabern  ungleich  lioher  entwickolt  als  die  Rechtsbothiitigung 
in  der  Praxis;  dafiir  sprechen  die  zahlreiehen  Worto  fiir 
moralischo  Defekte^),  die  uns  namentiich  in  den  Sciimtih- 
gedichten  bogegnen.  Auch  der  Rechtsbegriff  ist  bereits  ins 
Bewusstsein  getreten  und  hat  seinen  sprachiichen  Ausdruck 
gefunden  (/'aqq)-).  Eine  ganze  Reihe  rechtlicli-moralischer 
Begriffe  enthalt  die  Mu'allaqa  des  Zuhair  z.  B.  culm  (Vers 
39),  mugrini  (23),  gani'^)  (46),  auch  die  des  /Varith  z.  B. 
Vers  IG:  bari,  khali,  dharab.  Vers  28:  muqsi/  ,,Gerechtigkeit 
ausilbend'',  Vers  76,  77;  vrgl.  auch  z.  B,  M.  15,20:  tasaffaha. 
Ein  unklarer  RechtsbegrifF  wurde   bisweilen   zu  einem  casus 


1)  z.  B.  t/irCi  Tiugredo :  //arith  m.  22;  kbijana,  a.'/ascbscb,  akdbab: 
Nabi.7a  3,4. 

2)  Das  bezcugen  Verse  wie  Lebid  ni.  79  und  72  ;  Aus  b.  7/agar 
38,5;  Delectus  S.  1  und  40. 

3)  Der  Begriflsweclisol  von  gana  ,,pfliicken,  Unrechfe  begebeu"  cr- 
innert  an  das  Bild  vou  der  verbotenen  Frucht  vrgl.  Inir.  ra.  15,  welcbe 
Stelle  wieder  daran  erinnert,  dass  tiirk.  sclioftalu  Pfiisich,  Kuss,  Lieb- 
kusuug  bodeutot  vr^l.  JA.  8.  Ser.  14.  T.  1889.  S.  164. 


210 

belli,  cin  Boispiol  S.  146.  Intoressant  fiir  das  altarabischo 
Rocbtsbowusstscin  ist  audi  folgonder  Fall:  Ein  erschupftes 
von  soiiicni  Besitzcr  zuriickgolassciics  Kainol  wird  von  oinom 
Andern  wicderhorgestollt,  dor  friilicro  Bositzor  roklamirt  das 
Tier,  und  man  kanii  sich  nicht  einigcn  (Waqidi  225  a.  Wellh. 
S.  395),  bis  M/<aramad  bestimnit,  dass  cs  in  diesem  Fallo  dcm 
Pfleger  gcbiiro. 

Allerdings  boriift  sich  aiif  Recht  vorwiegond  dorSchwache, 
vrgl.  jedocli  audi  'Amrs  ni.  101.  Deni  Starkcn,  der  dieFolgen 
nicht  zu  schouen  brauchte,  gait  os  nieist  fiir  nobol  Unrecht 
zu  thun  (Zuhair  m.  39).  Bei  Salama  b.  al-Kliurschub  (M 
4,10)  stoht  ,,niag  cr  Siihne  fiir  oin  Unrecht  suchon  oder  Un- 
recht thun"  (wie  Thorbccke  iibersetzt)  geradezu  fiir  AUe. 
Auch  den  Frevler  nicht  auszuliefern,  geroicht  einom  Stainme 
zura  Rahme  (Zuhair  m.  46).  Im  ersten  Liede  der  //amasa  wird 
einem  Stammo  nachgortihmt,  dass  er  seinen  Bruder,  wann 
dieser  ihn  in  der  Not  zu  Hiilfo  ruft,  nicht  erst  den  Rochts- 
bcweis  (burhun)  antreten  liisst  {111).  Dass  ein  Rechtshandel 
weniger  mit  objoktiven  Griinden  gefiihrt  wurde,  zeigt  die 
Muallaqa  des  'Amr  und  des  //arith;  der  erstere  erstrebt  Ein- 
schiichterung  des  Richters,  der  zweite  captatio  benevolentiae; 
die  Streitpunkte  wcrden  von  don  beiden  Anvviilten  nicht  klar 
dargelegt,  sondern  nur  so  nebenbei  vervvorren  angedeutet. 
Aber  auch  der  Starke  fiillt  wol  golegentlich  in  die  Hand  des 
Schwachen;  der  machtige  Araberfiirst  Kulaib  musste  die 
Todtung  einer  Kamelin  mit  dem  Tode  biissen.  „Frevol 
streckt  die,  welche  ihn  thun,  zu  Boden",  sagt  Jazid  ibn  al- 
i/akam,  „und  Ungerechtigkeit  ist  ein  ungesundes  Futter." 
{Dg\.  1  Z.  11). 

Natiirlich  gab  es  vom  altarabischen  Rechto  keine  Kodi- 
fikazionen,  zu  denen  das  hebriiischc  schon  mehr  als  ein  Jahr- 
tausend  friiher  gelangt  war.  Wiihrend  wir  dieses  somit  fast  nur 
aus  der  Theorio   konnen,  konneu  wir  jenes  fast  nur  aus  der 


211 

Praxis  (nacli  den  Akhbar  al-'Arab)  crscliliosscn.  Allcrdiiigs 
dihfto  dio  //adith -Litteratur  kritisch  vorarboitot  noeh  dio 
Rekonstruction  iiianchcs  arabischon  Gewohnhcitsreclitcs  go- 
statton;  das  abor  wiiro  oino  Arbeit,  dio  von  unsern  Arabistcn 
wo]  Goldziher  allcin  zu  loiston  im  Stando  wiiro,  da  oino  um- 
fasscndo  Kenntnis  des  gosanimtcn  islamischon  Kcclitslobens 
mit  Methode  imd  Scharfsinn  verbunden  dio  Voraussetziing 
bildct  1st  diese  Arboit  gethan,  so  wird  cine  Verglcichung 
mit  dom  hebraisehcn  iind  dcm  bis  dahin  vernuitlicli  in 
grussorom  Umfango  wieder  crschlosscncn  babylonischen  Kechto 
zweifollos  oinc  crhoblicho  Furderu ng  unsorer  Konntnis  des 
Semitismus  darstellen. 

Was  icli  von  Rochtsaltcrtiimcrn  gcsamnicit  habe,  ist  moist 
bereits  bei  den  cinzelnen  Stoffon  des  Keclits  (Eho,  Krieg, 
Blutracho,  Sklavon)  beiiandolt  wordon.  In  oiner  Neiibearbei- 
tung  dieses  Biielies  soli  alios  Rechtliche  hior  ziisammenge- 
stellt  wcrdon. 

Sicherheit  und  Bcsitz  des  Einzelnen  wurde  dnrcli  die 
Autoritilt  dos  Stammes  garantirt.  Die  Habe  dessen,  der  sich 
nicht  unter  dom  Scluitzo  (giwilr)  oines  Stammos  befindet,  ist 
in  der  Wiiste  vogelfroii).  Ubor  die  Grenzen  des  Stammes 
liinaus  wurdo  dio  Gefalir  fiir  p]igentiim  nnd  Loben  des  Ein- 
zelnen dinch  cinigo  Institutionen  gomildcrt,  iiber  die  wir 
bereits  gehandclt  haben,  die  4  hciligen  Monate,  das  Gast- 
iind  Asylrecht.  Sonst  ist  das  Anschon  des  Stammes  nach 
Aussen  der  einzige  Anlialt.  Dor  Stamm  maclito  ein  Anrecht 
auf  bestimmte  Woidegriindc  geltond ;  auf  streitiger  oder 
fremder '-)  Wcide   zu    zclten,    gait   fiir    ehronvoU;    uni  giito 


1)  Dieser  Anschauung  entsprach  es,  class  nach  iler  islamischen  Er- 
oberung  die  ziim  Islam  bekehrten  Nicht-Araber  sich  einem  arabischen 
Stammverband  anscbliessen  musstcn. 

2)  Aus  b.  7/agar  43,17. 

14 


212 

Woiilc  imiss  mail  kiiniplcn  odor  wenigstens  Furflit  cinflusscii 
(al-Bckri  S.  23). 

Was  (lie  Rcchtc  des  Familicn vators  don  Kindern 
gogcniibcr  anlangt,  so  duiftc  or  nciigcboronc  TOclitor  be- 
kanntlieli  ohnc  Wcitcrcs  tudtcii  lasson  (wa'ad:  //  117/8). 
Sohnc  wurden  biswcilen  als  Opfcr  gclobt  (Wll  112);  ihro 
Verstossung  kommt  vor^).  Die  Adoption  war  oiiio  bckannte 
Institution  (GMSt  I  134—6).  Tarafa  m.  88  f  sohcn  wir  den 
Sohn  ungesti'aft  ins  Bcsitzrecht  dos  Vators  iiborgrcifen.  Als 
Altorsgrcnzc  f'iir  die  Miindigkcit  wurdc  erst  zur  Zcit 'Omars  11 
auf  Grand  einer  gofulsciitcn  Tradition  das  15.  Lebensjahr 
festgosetzt "-);  die  Bcduinen  fiihrten  natiirlich  niclit  Buch  iibcr 
das  Alter  ihrcr  Kinder  und  richteten  sicli  lediglich  naeh  dor 
Reife.  —  Bei  den  verschiedenen  Eheformen  ist  die  Gewalt 
des  Mannes  iiber  die  Gattin  verschiedenartig;  baufig  scbliigt 
or  sie,  wonn  sio  ibn  iirgert;  eino  Verschuldung  gegen  ilin 
biisst  sic  unter  Umstiinden  mit  dem  Tode-').  Ziir  Scbcidung 
bcdurfte  es  nur  wenigor  Worte;  docli  konnte  sicli  audi  die 
Frail  durcb  Umdrehen  des  Zeltcs  scheidcn  (/Yatim  ed.  Scluilt- 
hess  No.  50,  51).     Fiir  den  Gatten  war  mit  der  Scheidung  der 


1)  Vrgl.  iiber  diese  Verhiiltiiisso  naraentlich  WE  459. 

2)  Goldziher:  Ztschr.  fiir  vergl.  Kechtsw.  VllI  1889  S.  411. 

3)  Sitzungsberichtc  der  philos  -histor.  Classe  6.  Band  Wion  1851 
S.  416,  418.  Wellhausen  vorweist  in  seinen  Eesten  2.  Aufl.  1897  S.  209 
dafiir,  dass  die  Begriffe  Herrschaft  uud  Muttorschaft  naho  boi  einander 
liegen,  auch  auf  das  babylonische  Zeicben  fiir  KcJnig,  das  er  noch  fiir  die 
j^it'nenmutter"  bait.  Docb  ist  dieser  Einfall  lange  abgcthan,  ebenso  wie 
die  Form  Qeri  (ebend.  S.  41  Anm.  2).  Froia  soil  nacb  ti.  152  dasolbst 
auf  dem  Eber  reiten;  sonst  lenkt  sie  das  Katzengespann;  der  Eberreiter 
ist  Freyr  als  Sonnengott;  denn  der  Eber  hat  goldene  Borsteu  und  wird 
nach  einer  andern  Auffassung  tiiglich  iiber  den  Himmel  gehetzt.  Was 
Wellhausen  S.  189  ohno  Beleg  von  der  Wasserprobo  bei  Hexen  „ini 
Islam"  erzahlt,  ist  wol  eino  Reminisccnz  aus  mcinem  Borichterstatter 
3.  Aufl.  S.  42  3;  cs  ist  dort  abor  nicht  von  Muslinien  sondern  von 
Cbristen  die  Redo;  der  muslimischo  Autor  her  chtet  einen  ihm  wunder- 
baron  Branch  nordischer  Vulker. 


213 

Verlust  dos  nialir  verbunden.  Da  mit  ilir  die  Bandc  zwischcn 
]\Iaiiii  und  Frau  gclost  waron,  gehoitc  dio  Fran  nacli  derselben 
wieder  zu  ihron  BJutsvcrwandtcn.  Somit  erkliiit  sich,  dass 
der  Mann  die  Fran  nicht  verkaufon  konnte,  was  nicht  eigent- 
lich  einc  Bescliiiinkung  seiner  Gewalt  ist,  wio  es  VJK  449 
auffasst;  Araberinnen  waren  iibcrhanpt  kcin  Handelsobject; 
auch  fur  gefiingone  Frauen  nahin  man  nicht  Losegeld;  fiir 
einen  gestohlenen  Panzer  nahm  man  nicht  die  Mutter  dcs 
Diebes  als  Pfand  mit,  Avenigstens  wurde  das  in  geachtcten 
Familicn  niclit  leicht  vcrziehen  (//  232).  Die  Ehe  unter- 
scheidet  sich  vom  Concubinat  durch  die  Zahlung  des  mahr 
und  die  Annahmc  dcsselben  d.  h.  die  Einwilligung  der  Yer- 
wandtcn  der  Frau.  —  Sklaven  werden  hiiufig  mit  Stock- 
schlageii  bedacht,  sic  geliorten  zum  Loose  des  Sklaven  und 
■wurden  nicht  weiter  veriibelt.  „Der  Sklave  wird  mit  dem 
Stock  gepriigelt",  sagt  Abu  Duad  (A^.  XV  96)  „dem  Freien 
aber  geniigt  das  Wort".  Deshalb  schmiiht  Imruulqais  51,3 
seine  Feinde  ,,'abida  '1-asa"  Stocksklaven.  Sonst  vergleicho 
Uber  die  Sklaven  S.  137  ff.  Der  Sohn  oincr  Sklavin  blieb 
unfrei  (A.^.  Vll  149:  wakanati  'l-'Arabu  ti'1-Gahilijati  idha 
kana  Jir-raguli  minhum  waladum  min  amatini  'sta'baduhu  ^)). 
Eine  Freie  gab  man  keinem  Sklaven  zur  Ehe.  —  Das  Schutzrecht 
gewahrt  zuniichst  dio  Frau  (S.  59/60). 

Besitz  und  Erwerb.  Mai  „Besitz"  bezeichnot,  wie 
oben  erwahnt,  an  vieleu  Stellen  geradozu  Kamelc,  Dem 
solbsterworbenen  Gut  (/arif)  wird  hiiufig  das  crerbte  (tilad) 
gegeniibergestellt-).  Yarif  wird  auch  als  erbeutotes  Vieh  er- 
kliirt,  tilad  ist  das,  welches  im  Lager  geboren  ist.  Aus 
diesen  beiden  Elementen  setztc  sich  also  der  Besitz  haupt- 
siichlich  zusammen.     ,,Wer    Kamele    besitzt",   sagt  Abid    in 


1)  Vrgl.  WE  440. 

2)  S.  Heft  II  90. 

14* 


214 

soinor  von  irumniol  odiiton  Qasklc  V.  15  „muss  sic  Erbcn 
lasson  iind  ^Ycr  Bcuto  gcniacht  hat,  wircl  ausgopliindcrt". 
Aiisscr  Kaiiiolcn  ropriiscntircn  vornchmlich  Panzer  cin  Ka- 
pital.  Piivatgrundbositz  1)  findon  wir  nur  bci  einigcn  Hiiiipt- 
lingcn,  z.  B.  dcm  Tar/labi  Kulaib  (Del.  39)  und  Hciligtiimern. 
Das  Zelt  gohurto  urspriinglich  dcr  Fran-').  Vorsclnvendcr 
wcrden  von  ihron  Verwandtcn  unter  Kiiratel  gestollt  (//Atim 
ed.  Schulthcss  No.  53;  A^^.  Ill  5). 

Neben  dem  Gedankon,  dass  der  Besitz  des  Gestorbcnen 
dicsem  gohoro  und  niit  ihm  ins  Grab  wandern  niiisso,  cnt- 
wickelt  sicli  boi  don  Naturvolkcin  die  Auffassiing,  dass  nur 
dor  Lobondc  besitzt,  das  Eigontuni  des  Gestorbcnen  also  auf 
den  Lebcnden  iibcrtragcn  werden  miissc.  Beide  Ansciiau- 
ungen  kreuzen  sich  audi  iin  arabischen  Altertum.  "Wahrond 
wir  einerscits  der  balija  und  ahnlicher  Briiuche  zu  gedenken 
batten  (S.  141),  ist  andrerseits  der  Begriff  des  Erbes  ein  go- 
liiufiger.  Von  den  Viitern  ererbte  Panzer  (nicht  Rosse),  die 
auf  Sohne  vererbt  wcrden,  erwahnt  'Anir  m.  81.  Es  linden 
sich  noch  Beispicle,  dass  die  Frau  gewissermaassen  als  Erbc 
an  einen  der  niichstcn  Verwandtcn  des  Verstorbenen  iibor- 
geht  (WE  455).  Das  Testamcntswesen  ist  cine  spiitere  nach- 
islamischc  Entlehnung  vrgl.  Kremer,  Culturg.  1  S.  534,  540. 
Wellhausen  versucht  allerdings  (WR  125)   es  als  einen  dem 


1)  Das  Wort  Inmii  bcdcutet  iiberhaupt  Privatgrundbesitz  sowol  dos 
Einzelnen  wio  des  Stamnies.  Die  Veiletztiiig  dieses  Vorrechtcs  bezeichnot 
ba/(  in  der  IV.  Form  (Aus  b.  //agar  43,17;  vrgl.  'Amr  ra.  61). 

2)  WE  444—5.  Diose  Auflassiing  gewann  juristischc  Bedeiitiing, 
indem  sich  auf  sie  die  Anspriiche  jeder  Frau  auf  eiti  eigenes  Hans  griinden 
s.  Siiouck  Huigronjo,  ]\fekka  J I  S.  113,  Lane  Arabian  Society  S.  246. 
Der  Propbet  verweilte,  als  or  eiiiiual  gescbworen  batte,  sich  wiihrend 
einos  Monats  seiner  Frau  zu  cnthalteu,  so  lange  auf  dor  maschraba 
(Bukbari  od.  Bulaq  1280  h  I  S.  f"'iV).  Das  tiirkischo  Haus  in  Konstan- 
tinopel  hatheute  allerdings  moist  einc  besondero  Frauonabteilung  (haremlik 
im  Gegensatz  zum  solamlyk),  wiihrend  nacb  Snouck  Hurgronje  in  Mekka 
dieso  Teilung  nicht  zu  existiren  schoint. 


215 

Uborlebendcn  aiiforlegtcn  Scliwiir  dcs  Todten  in  cinon  alt- 
arabischen  Idccnkrcis  ciiizufugcn.  Wonn  abcr  Jemand  ster- 
bcnd  schwort,  cs  sullen  50  seiner  Foindc  getodtot  werden  und 
koin  Einiiiigigcr  nocli  Lahmer  darunter  und  sein  Stamm  or- 
i'iillt  dicsen  Schwur  (//  442),  so  ist  das  kein  Testament  in 
unscrni  Sinno,  woruntor  wir  cine  schriftlicho  Verfiigung  des 
Vcrstorbcnen  iibcr  sein  Vermogen  Yorstelien.  Audi  die  wasa, 
von  wclcher  'Antara  ni.  62  spricht,  war  etwas  iibnliches  wie 
der  II  441,  442  crwiibnte  Schwur.  Wie  bei  den  Juden,  so 
erbtcn  auch  bei  den  vorislaniischen  Arabern  nur  die  Suhne, 
wo  solclie  vorhanden  waron,  sonst  aber  w^ol  auch  Tochter : 
WE  467.  Jedenfalls  gab  cs  Frauen  mit  eigencm  Vermogen. 
Ein  Vorrecht  der  Erstgeburt  hatte  slch  bei  den  Arabern  nicht 
cntwickeit. 

Yon  Schenkungen  werden  Uberlassungcn  auf  bcstimmte 
Zcit  unterschieden  z.  B.  fiir  die  Zoit  einer  Hungcrsnot  (vrgl. 
S.  ^^)   oder  fiir  Lebenszeit  des  Empfangcrs:    GMSt  II   S.  80. 

Die  Beutcverteilung  zu  leitcn,  war  nicht  immer  eine 
leichte  Aufgabc;  sie  forderte  cine  iiberlegeno  Personlichkcit; 
denn  oft  ging  cs  stiirmisch  dabci  her,  so  dass  der  Edle  sich 
lieber  zu  seinem  Schaden  zuriickhielt.  Aus  einem  Verse  des 
Ibn  'Anama  (//amasa  458)  lernen  wir  die  5  Bcuteanteile  des 
Eiihrers  kennen.  Er  erhielt  in  der  Gahilija  zuniichst  den 
4.  Toil  der  Beuto  (mirba')').  Ausserdem  durfte  er  sich  noch 
Stlicke  auswiihlen,  die  ihm  bosondcrs  getielen ,  wie  das  be- 
kanntlicli  auch  MuAammad  that;  das  waren  die  aafaja  (plur. 
von  safija).  Naschiia  wird  nun  gewohnlich  als  die  Beute  er- 
kliirt,  welche  das  Heer  untorwcgs,  bcvor  es  sein  Ziel  erreicht 
hat,  macht.     Diosc  mag  allerdings  in  Arabien  meist  ziemlich 


1)  Vrgl.  //atim  cd.  Seliulthcss  S.  63.  Spiitcr  den  5ten;  audi  in 
dera  spanischcu  Cid-E[)os  crluilt  dor  Feldherr  ein  Fiinftel  der  Beuto  s. 
Wolffs  Ubersetzung  (Jena  1850)  S.  17. 


216 

diiifti^  iind  fiir  das  Anrccht  dos  Fiihrcrs  nicht  zu  gross  aus- 
gefallcn  scin.  Xaeli  andcrn  aber  steht  das  Wort  fiir  naseli^ 
und  bezcichnct  cine  Kamclin  oder  eine  Stuto  nobst  Fiillon, 
die  man  dom  Beutoviertcl  dos  Fiilircrs  liinzufiigtc.  Viortens 
stand  dicscm  dor  Uberschiiss  nach  dor  Tcilung  zu,  was  der 
Isltlm  gloich  dor  nasclu<a  aufliob.  Schliesslich  hattc  or  noch 
iiber  die  Ausriistung  zu  verl'iigon,  die  cin  Reitcr  vor  Boginn 
der  Sehlacht  im  Zweikampf  einem  Gegner  abnahni.  —  Ein 
altes  Beispicl  der  'oqla  (s.  ZDMG  22.  Bd.  1868  S.  96)  findct 
man:  Sitzungsbcr.  d.  philos.-histor.  Classe  d.  kaiserl.  Akaderaio 
der  Wissenschaftcn  6.  Bd.  AVien  1851  S.  414. 

Zu  den  Rechtsbriichen  leitet  uns  das  Schuldenmachen 
hiniiber.  Ein  Pfand,  das  zu  bostimrater  Zeit  verfiillt,  (^allq) 
erwiihnt  Aus  b.  //agar  29,3.  Interessant  ist  das  Wort  naggam 
,,zum  bestiramtcn  Termin  seine  Schuld  zalilen"  (Zuhair  m. 
23  u.  24  bildlich  gebraucht),  weil  es  darauf  hinzudeuten 
scheint,  dass  der  Aufgang  eines  Gcstirns  (nagm)  als  Termin 
festgesetzt  zu  werden  pflcgte.  Das  bekannte  Kapitel  „Die 
Beduinen  als  Betriiger  ihrer  Gliiubiger"  in  Noldekes  Beitriigcn 
S.  183  ff  entrollt  kein  giinstiges  Bild  von  der  Bereitwilligkeit 
der  Beduinen  ihren  Zahlungsverpflichtungen  nachzukommen, 
wobei  es  kaum  von  Belang  ist,  dass  der  aus  BuAturis  //amasa 
entnommene  Abschnitt  vielleicht  nur  Verse  aus  islamiscber 
Zeit  enthalt.  „Ich  halte",  sagt  der  eine  Dichter,  „fiir  die 
Gliiubiger  ein  schneidiges  Scbwert  bei  niir  bereit  und  einon 
vortrofflichen  Knlittel  aus  Arzanholz".  Aus  solchen  Verluilt- 
nisscn  erkliirt  sich,  warum  die  in  den  Gedichten  erwahntcn 
Gliiubiger  wohmiitig  an  ihr  ausgeliehenes  Geld  denkend  ge- 
sehildert  werden  (s.  S.  43).  tJberhaupt  scheint  der  Gliiubiger 
kein  Rechtsmittel  seincm  Schuldner  gegen iiber  gehabt  zu 
haben,  er  konnte  ihn  hochstens  blamiren.  So  rief  ein  Mann 
vom  Stamme  Guscham  eine  Schuldforderung,  niit  deren  Ein- 
losung  ihn  ein  Kiniini  hinhielt,  auf  dem  Markte  zu  'Okac  um 


217 

oincn  Affon  i)  ans  (Ag.  XIX  74,  'Iqd  HI  87,  Biiinnow's 
direst.  S.  35).  Glinstigero  Ertalirungon  schcint  dor  Thaqafi 
Jazid  b.  al-/yakam  gomacht  /ai  haboii,  dor  die  Bliitraclic  mit 
dcr  Schuld  vcrgiciclit,  die  einnial  eingetrieben  wird,  wonn 
aiich  spat;  Del.   1. 

Rechtsbiiichc.  Niemand  cxistirt  iintor  den  Bcduinon, 
dcr  Strafen  vcrhangon  kunnto.  Sein  Stratrccht  hat  dcr  Islam 
von  Perserii,  Kumorn  und  Judcn  cntlehncn  miissen.  Die 
Todesstrafo  aiif  Abf'all  vom  Glaubon  und  venmitlich  audi  die 
Priigelstrafe -')  siiul  pcrsisch,  das  Schuldgefangnis  stammt  aus 
dem  romisehen  Reeht.  Kein  Seliiedsspruch  eincr  Autoritat, 
ob  sic  nun  dei'  saijid  oder  ciu  Schiedsrichter  Aakam  (vrgl. 
Ag.  Ill  3)  war,  ist  ein  Urteil,  sonderu  nur  ein  Vorschlag  zur 
Verstandigung.  Man  respoctirt  AutoritJiten  und  gcwisse  Gc- 
wohnheitsrcchtc,  wcil  man  bci  dem  sonst  iibcrall  goltcndcn 
Kccht  des  Stiirkcren  gar  bald  in  die  Lago  kommon  kann,  an 
jeno  zu  appelliren.  Ubergriffo  vergalt  man  zuniiclist,  wenn 
man  dazu  im  Stando  war,  selbst  durch  tJbergriffe.  Einem 
Manne  wird  ein  Panzer  gcstohlcn,  or  troibt  dem  Dicbe  bci 
niichster  Gclegenlicit  Kamele  fort:  //  232.  Dcr  niichste  An- 
halt  fiir  den  Gcscluidigton  war  scin  Stamm.  In  Una  garan- 
tirte  der  Konig  den  Rcchtsschutz  seinen  Untertanen  und 
Gasten^^).     Wenn    einem   Geschadigten    sein   cigcner  Stamm 


1)  Dass  er  gerade  eiiitu  Affen  wiihlte,  erkliirt  .sich  vicUeicht  aus 
(loin  Anklang  von  qird  Affe  an  ([ird  Anleilie  odor  von  riibba/i  Afieu- 
miinnchen  an  rab;U  Wiicher. 

2)  Vrgl.  jedoch  Geigers  Ostiranische  Kultur  S.  457  ff. 

3)  Mundhir  III  soil  dem  Dichter  Abu  Duad  den  Tod  dreier  Sobno, 
die  ihra,  wiihrend  er  im  Schutzo  des  Konigs  lebte,  in  Syrien  erschlagen 
waren,  nach  erfolglosem  Eachezug  mit  je  200  Kamelen  gesiilint  liaben 
(A</.  XV  S.  99).  Das  war  allerdings  ein  Akt  kiiniglicher  Gros.smut,  doch 
bowcisen  andcrc  Vorfiillo,  dass  dem  Oberluuipt  eiue  soloho  Handlungs- 
weise  nach  arabischen  Bogriffen  nahe  lag.  So  machten  die  Bewobnor 
von  i/ira,  als  untor  Mundhir  IV  Zaid  b.  7/ammad  die  iunere  Regierung 
iibernahm,  diesem  1000  Kamclo  zura  Geschcnk,  damit  er  im  Falle  eines 
Mordes,  wenn  der  Thiiter  nicht  zu  ormitteln  sein  sollte,  die  Mittel  babe 


218 

kciii  Kcc'ht  vcrsclinft'cn  konnto  odcr  Avolltc,  wcntlct  cr  sieli 
liiiiitig  an  eincii  niiiclitigorcn  Stamm  odor  Fiirsten,  dor  es 
danii  viclfach  i'iir  cine  Ehrcnsachc  ansioht,  fur  den  Sclnvachen 
cinzutretcn,  namontlicii  wcnn  ein  Dank  in  Vcrsen  zu  crwartcn 
stand,  iiiit  deiii  man  rcnoniniircn  konnto.  Fand  dor  Goschii- 
digtc  nirgends  Gohor,  so  blieb  ilim  nur  iibrig  soinen  Gcgncr 
tWoiIich  zii  vertluchcn  und  Wirksamkcit  dcs  Fluclios  zii  cr- 
hoilcn  (GAP  34).  Dioso  anfangs  sehr  crnst  gcmeinto  Corc- 
monic  verblasst  spiitor,  wio  Goldzilier  gozcigt  hat,  zur  blosscn 
Satyre. 

Diebstahl  ist  an  sich  niclit  ehrenriihrig,  sondcrn  wird  es 
erst  innerhalb  des  Giwarverlialtnisses.  So  gilt  os  fiir  schimpflich 
dcm  Gast  den  Mantel  zii  stchlen  (Del.  S.  54  Z.  5).  In  tjber- 
cinstimmung  damit  sagt  Layard,  Nineveh  und  Babylon  296: 
,,Ein  Pferd  zu  stchlen  wird  nicht  t'iir  unrecht  gehalten,  so 
lange  dcr  Diob  noch  kein  Brod  im  Zolte  des  Besitzers  gc- 
nossen  hat".  Vrgl.  ebend.  318.  Rabi'a  b.  Zijad  wollte  einst 
von  Qais  b.  Zuhair,  wio  //amasa  232  berichtet,  einen  Panzer 
erhandeln,  wiihrcnd  er  bcritten  war  und  Qais  zu  Fuss.  Noch 
bevor  dcr  Handel  abgeschlossen  ist,  nimmt  Babi'a  cine  giinstigo 
Golegenheit  wahr  und  jagt  mit  dcm  Panzer  davon.  Qais  er- 
greift  Rcpressalien,  nimmt  aber  die  Saclie  so  wenig  libel,  dass 
er  spiiter,  als  sich  Rabi'a  ihm  entgegenkommend  zcigt,  die 
Tugendcn  des  Diebes  in  Versen  foiert.  Wiihrend  in  islami- 
schcr  Zeit  dcr  Vorwurf  littcrarischen  Dicbstahls  hiiufig  er- 
hoben  wurdc,  schcint  analog  den  geschildertcn  Vorhiiltnissen 
bei  den  hoidnischen  Araborn  der  Bcgriff  des  littcrarischen 
Eigentums  noch  wenig  entwickelt,  obwol  ihnen  die  Idee  des 
idealen  Besitzes  naho  lagi).     Wiihrend  im  Islam  die  Obrigkeit 


die  Anvcrwandtcii  diirch  eino  dija  zufrioden  zu  stcllen  (A//.  II  21).    Man 
vorgleiche  tuicli  die  bekaniito  That,  wclclie  Zuhairs  m.  verhorrlicht. 

1)  'Ainr.   111.   61,    Zubair    m.    22,    Omcija    b.    Abi'i-S'alt:    Gamhara 
106  Z.  24. 


219 

gegen  Spottdichtor  einsclireitct,  niacht  sich  in  vorislamisclicr 
Zoit  nur  scltcii  eiii  Diclitor  ein  Gcwissen  daraus  Schiuiih- 
gedichto  zu  verfasseii  '),  wonn  sio  audi  luiiifig  Aiilass  zu 
blutigen  Thaten  wurden.  Wcr  ein  fremdos  Miidchcn  verfiihrto, 
liatto  zu  gewiirtigen  boi  giinstigor  Gclcgonhcit  von  den  Ver- 
wandten  unigcbracht  zu  wcrdon  (Imr.  m.  24),  doch  gait  das 
kcinoswcgs  fiir  notwondig  zur  Horstullung  dor  Familionohrc. 
Korpervcrletzungon  wie  Abliauen  dor  Nasonspitzo  crfordcrten 
nicht  immer  eine  Siihne  (arsch):  //atim  ed.  Schulthess  No.  48. 
Dagegen  gestaltcten  sich  die  Vorhaltnisse  ernstlich,  wonn  ein 
Mord  begangen  war.  Lcnkto  sich  auf  Jemandon  der  Vcrdacht 
cincs  solchen  ohnc  dass  dieser  Verdacht  bcwicson  wcrdcn 
konnto,  so  schritt  man  zur  Qasjima:  Durch  50  Eido  konntcn 
die  Vcrwandten  dos  Ermordoton  die  Schuld  auf  die  Sippo  dos 
Angescluildigten  odor  dieso  durch  dasselbe  Mittcl  auf  jono 
wjilzen  s.  Goldzihcr  in  Kohlers  Ztsclir.  fiir  vrgl.  Rcchtswisscn- 
schaft  VllL  1889  S.  412,  WR  123.  Auch  wandte  man  sich 
iiautig  zur  Ermitttelung  eincs  Vergohcns  an  cinen  Seher 
(kahin):  WR  131.  Das  arabische  Rechtsbewusstsoin  unter- 
scheidct  nicht  zwischen  Mord,  Todschlag,  fahrliissiger  Todtung 
und  Mishandhiog  mit  todlichem  Ausgang.  Lctztcre  fordurn 
ebenso  das  Blut  des  Morders  oder  eines  seiner  Vcrwandten 
wie  der  raffinirt  ersonneno  Meuchelmord'-).  Zwoifcihaft  war 
das  Verhalten  eines  Stammes,  wenn  Giwiir  und  Tiia'r  in 
Conflict  gcrieten,  ein  solcher  Fall  wird  //  457  erzahlt:  Ibn 
'Anama  befand  sich  unter  dem  Schutze  der  Benu  Schaiban,  als 
von  eincm  Angehorigen  seines  Stammes  i>abba  ein  Sciiaibanite 
ermordet  wurde.  Ibn  Anama  fiirchtete  fiir  sein  Leben  und 
hielt  es  fiir  gerathen  eine  Traucrode  auf  den  Ermordeten  zu 
dichten.  Wir  haben  bereits  S.  144/5  erwahnt,  dass  man  bis- 
wcilen  fiir  einon  hochgeschiitzton  Todten  mehr  als  eines  Gegners 


1)  Vrgl.  Goklziher,  Muli.  Stud.  1  S.  50,  ZDMG  46.  Band  1692  S.  17  ff. 

2)  WE  2.  Anil.  S.  188;  DH  No.  66. 


220 

Lcbon  als  Siilino  nalim.  LA  sagt  s.  v.  Naif:  ,,Man  sagt:  sie 
nahnicn  von  ibncn  wcdcr  ^arf  nocli  'adl  tl.  li.  nicht  nalimcn 
sic  von  ilinon  Wclirgcld  noch  todtetcn  sie  f'iir  cincii  Gctudtctcn 
oincn  Mann  d.  ii.  sie  voiiangtcii  \on  ihneii  inelir  ais  dies. 
Er  sagt:  Die  Araber  ptlcgtcn  2  und  3  Miinncr  zu  tiidtcn  um 
cinon  Mann,  todteton  sie  aber  Mann  uni  Mann,  so  war  das 
der  'adl  bci  ihncn  u.  s.  \y."  Vor  jcner  Sitto  warnt  dcr  Qoran 
XVII  35  als  vor  eincm  ungcrocliten  Excessc.  Dennocli  lobten 
die  alten  Anschauungon  im  Islam  woiter.  Al-Mukhtar  todtot 
I'iir  al-y/usain  und  dosscn  Solin  den  'Omar  b.  Sa'd  nebstSohn 
und  ruft  aus:  ,,Boi  Allah,  wcnn  ieh  aueh  I  dcr  Quraisch 
todtcte,  wiirden  sie  nicht  goniigon  fur  eine  Fingerspitzc  seiner 
Fingerspitjicn"  (Ibn  a^l'iq^aqa  cd.  Ahhvardt  S.  145). 

Wir  schen,  dass  die  Handlungswcise  der  Beduinen  noch 
wonig  durch  rechtliche  Bestimmungen  eingeengt  war.  Uagegcn 
mag  die  Haftbarkcit  des  Stammcs  fiir  die  Handlungcn  des 
Einzelnen  nicht  wenig  zur  moralischon  Erziehung  des  Volkcs 
beigetragen  haben,  da  jeder  Solbstzucht  zu  iiben  liatte,  wic 
er  Riicksichten  verlangte.  Sein  Recht  empfand  der  Beduino 
noch  als  ein  selbst  gogebencs.  Das  steigert  die  moralischo 
Kraft,  und  so  finden  wir  gerado  hicr  ein  ideales  Gut  hoch- 
ontwickelt,  die  Ehre  ('ir</i)).  die  nicht  wie  bei  uns  oinen 
miihclosen  Besitz  des  Darchschnittsmenschen  darstellt,  sondern 
ein  Gut,  das  man  rastlos  zu  mehren  sucht,  das  ohne  Anstron- 
gung  verkiimmcrt,  dessen  Befleckung  durch  einen  boshaften 
Dichter  zu  blutiger  Vergeltung  treibt. 

Ticrrecht.  Am  Schutz-  und  Gastrecht  hat  auch  das  Tier 
Antoil.  Maidilni  erziihlt,  wie  eine  gehetzte  Hyiine  in  das  Zelt 
eiucs  Beduinen  fUlchtend  von  diesem  vor  ihren  Verfolgern 
geschiitzt  und  bewirtct  wird  (Arabum  proverbia  ed.  Frevtagll 
S.  333).     Auch  von  Kulaib  wird   berichtet,   dass  or  Wild  fiir 


1)  Aus  b.  //agar  43,22;  'Antara  in.  39,  74. 


221 

iinvcrlet/Jicli  zu  cikliircn  unci  zu  sagcn  ptlogtc:  Das  AVild  der 
Gcgcnd  so  und  so  stclit  untor  mcinom  giwar  (A^.  IV  140). 
So  sagt  or  audi  eincr  auf  ihron  p]iern  bei  seiner  Annahorung 
iingstlich  piependen  und  mit  den  Fliigeln  schlagcnden  Ja\m- 
mara  seinen  Schutz  zu  (//  421)  und  nimnit  an  der  Kamelin, 
die  ihre  Eier  dcnnocli  zortritt,  Rache.  Durcli  vorziigliehc 
Lcistungen  erwirbt  das  Hausticr  gewisse  Vorrechte.  Kamclo 
und  Kleinvich,  welche  don  Heerdenbestand  in  licrvoiragondcr 
Weiso  bcreichert  liattcn,  wurdon  von  joder  Dienstieistung  bc- 
freit.  Tiber  die  Einzolheiten  variiren  die  Angabeu.  Zu  Qoran 
5,  102  bemerkt  Jaqiit  I  507  (Artikel  al-BaArain):  Und  as-saiba, 
sein  Sinn  ist,  dass  der  Mann  in  der  Gahilija  einige  von  scincn 
Kamelen  freizulassen  ptlegte  und  sic  den  Tempcldienern  der 
Gottheit  zufuhrte.  Audi  sagt  man,  as-saiba  sei  die  Kamelin, 
welclic,  wcnn  sie  lOmal  weibliclie  Jungo  geworfen  hatte,  frei- 
gelassen  wurde,  so  dass  sie  niclit  geritten  und  ihr  Haar  niclit 
geschoren  wurde,  und  buAirat  d.  h.  es  wurde  eingeschnitten 
das  Ohr  Hirer  Tochter;  und  al-ba//ira  ist  die  Tochter  dor  saiba 
und  sie  ist  wie  ihre  Mutter  dem  Gebrauch  entzogen".  i)  Vrgl. 
audi  wa*ila:  LA  XIV  256.  Wie  das  Recht  der  Naturvolker 
hiiufig  eine  religiose  Wurzcl  hat,  so  scheint  audi  diese  Form 
des  Tierrechts  als  ein  der  Gottheit  dargebrachtes  Opf'er  aut- 
gefasst  zu  sein  (WR  103);  Alhlh  wadit  ja  auch  iibcr  deni 
Rechte  des  gar:  Aus  b.  //agar  .18,7.  Strafbarkoit  des  Tieres 
fiir  angerichteten  Schaden  ist  ein  bis  in  die  Gegenwart  liin- 
einragender  Volkergedanke.  Unter  dicscn  Gesiditspunkt  fiillt 
es,  wenn  Kulaib  die  Kamelin  dor  Basils,  welche  er  auf 
seiner  Privatweide  antrifft,  durch  einen  Schuss  ins  Enter 
todtet:  Del.  39=).     [Vrgl.  Exodus  21,28  ff.  Littmann]. 


1)  Vrgl.  muzannam:  Zubair  m.  25. 

2)  Vrgl.   audi  J.  v.  Hammer,    Der  1001  Naclit   nocli  nicht   ul>cr- 
setzte  Miirchen  I  S.  150. 


222 

Staatswoson. 

C  A.  Nalliiiu,  Sulla  oostituziono  dello  tribii  arabc  prima  di'lT  isla- 
niisnio:  Niiova  Aiitologia  voni  15.  Okt.  1893  (wertvoll). 

Dio  Staatsidee  vcrkiu'pert  in  iiusscrst  primitivcr  Fuiin  dor 
Stammcsverband.  Ein  g^rosscrer  Vcrband,  dcr  moist  die  Fiktion 
(lor  Blutsvcrwaiidtschaft  und  Abstainimuig  von  oinom  gcmcin- 
sanion  Alinhorrn  aufrcclit  liielt,  sotztc  sich  wicdor  aus  eincr 
Koilio  von  Staniniosgru{)pcn,  dioso  aus  Sippon  zusammen. 
Boi  violen  Stammen  kunnon  wir  eincn  Spaltungsprozcss  bc- 
obacliton;  dio  Nanicn  dor  oinzclncn  Gruppen  vcrdriingcn 
allmiihlich  don  Gosammtnanion,  dor  nur  noch  oino  liistorischo 
Keniinisccnz  bleiht.  Andrersoits  schlicsscn  sich  iiiiufig  niohrerc 
Stiimme  zur  Walirnng  bedrohtcr  Intorosson  untcr  bcstimmten 
Ceronionion  zu  oiner  Eidgenossenschai't  (/ulf)  zusammcn^). 
Durcli  oincn  solchen  /nlf  ontstohon  bisweiion  nouo  Staramo, 
indern  dio  oinzolnoii  Elcnionto  ganz  in  dcmsolben  aut'gohon; 
oin  Boispiol  dafiir  sind  dio  Tanukh"-').  Solcho  Bundosstaramo 
nelinion  biswoilon  of'tizioU  oinen  gemoinsamon  Stamnibaum 
an:  Bokri  cd.  Wiistonfeld  S.  28  Z.  3  v.  u. 

Die  Beduinen  sind  Aristokraten,  -wcnn  man  Adolsstolz 
als  oin  geniigendos  Ciiaraktoristicum  fiir  dioso  Benennung 
ansieht,  wenn  man  jedoch  gcwisso  Vorrechto  dos  Adols  mit 
diesom  Bogrift'  vorbindot,  so  sind  dio  Beduinen  Demokraten. 
Ein  Rcchtsuntorschiod  zeigt  sich  nur  in  dem  Punkto,  dass 
aristokratische   Geschlechter  fast   nur   untereinandcr   hoiraten 


1)  Nahcres  dariibor  boi  Goldziher,  Muh.  Stud.  1  63  ff,  Derselbo 
Gelehrte  bemcikt  in  oiner  Besprcchuny  dor  erstcu  Ausfjabe  dieses  Buclies  : 
,,Das  Absclineiden  der  Haaro  war  audi  bcl  7/iIt-Bundnisseu  gebniuchlicli 
wie  dies  aus  Abu  7/an.  Dinaw.  353,  10  ff  folgt.  Nach  dem  Bcrichto 
Widukind's  wurde  dersolbe  Branch  bei  den  hcidnischen  Saclisen  f^elegent- 
lich  von  Friedensschliissen  goiibt." 

2)  In  Afrika  kommt  es  sogar  vor,  dass  Berber-  und  Araberstiimme 
eine  grossere  Stanimesgemeinschaft  bildon;  eiu  Beispiel  dafiir  beiMaltzan, 
Boise  in  den  Kegentschafton  Tunis  und  Tripolis  2.  Bd.  S.  419  420. 


223 

(WE  439).  Eino  adelsstolze  Familic  duldct  lieber  Mangel,  als 
dass  sie  einc  Tochter  dom  rciclien  uncbGnbiirtigcn  Freicr  glebt 
(//  117).  Audi  der  Adel  der  Mutter  ist  von  Wichtigkeit; 
benu  'l-laqi7a  Suhno  der  Gefundcncn  {U  4  Zoile  1)  ein  argor 
Schimpf.  Der  Sinn  des  Edion  ist  auf  moglichst  edie  Verbin- 
dung  gerichtet.  „\Veisst  du  Jemand,  der  niir  seine  Tochter 
vorweigorn  wiirdc",  fragt  der  Heiratslustige  und  tritt,  als  ihm 
ein  Name  genannt  wird,  sofort  die  Keise  dorthin  an:  Kg.  IX 
149.  Auf  seine  Abstammung  konzentrirt  dor  Beduine  das 
Selbstgefiihl,  welches  beim  ansiissigon  Bauer  zuni  grossten 
Telle  die  Heimatsliebc  absorbirt.  Ausser  beriihmton  Ahnen 
begriinden  inncrhalb  des  Stammes  audi  Reichtum,  verbunden 
niit  Freigobigkeit  und  andero  Vorziige  eino  gcwisso  Autoritiit. 
Der  angcschcnste  Mann  cines  Zeltlagors  hiess  in  vor- 
islamischer  Zeit  nicht  schekh,  sondern  saijid^)  (oigentlich: 
Rodner).  Doch  ist  dies  nicht  ein  Titol,  init  dom  or  stiindig 
benannt  zu  werdon  pflegt;  man  redot  ihn  einfach  mit  seinem 
Xamen  an.  Der  saijid  darf  Niemanden  ini  Stamnie  Befehlo 
erteilen-),  nur  seiner  Einsicht  ordnet  man  sich  unter,  seinen 
Einfluss  muss  or  durch  Froigebigkeit  und  sein  Ansehen  da- 
diirch  wahren,  dass  or  die  grossten  Reprasentationspflichten 
iibernimmt.  Im  Namen  des  Stammes  wird  or  nur  dann  handeln, 
wenn  er  sich  mit  domselbcu  dorselbon  Ansicht  weiss  und  in 
wichtigen  Angelegonheiten  stets  die  Stammesversammlung 
befragon,  in  der  er  toils  durch  Autoritiit  toils  durch  Rede- 
gewandtheit  die  Differenzen    boilcgt^).     Nallino  hat  a.    a.  0. 

1)  saijidu  'l-Z^aij  s.  a]-//u.saiu  ibn  //uniam:  M.  XIII  27. 

2)  Von  Kulaib  crziihlt  allerdinjfs  Ay.  IV  140,  dass  auf  seinen  Be- 
fehl  der  Stamm  Lager  selling'  und  aufbracli;  das  wird  abcr  als  etwas 
Aussergewohnliches  zura  Beweis  fiir  seine  sprichwortlich  gowordene  Macht 
berichtet. 

3)  Soniit  steht  der  arabische  Stammverband  wegen  dieses  seines 
demokratischen  Grnudcharaktcrs  in  schroffem  Gegcnsatz  zu  den  Stanim- 
verbiinden  der  Tiirken:  .,700  Mann  soiend  bildeten  sio  einen  Stamm  und 
or  nahm  die  Cbanswiirde  an,    das    Volk    dienete    ilim    als  Knechte   und 


224 

S.  C18  Bologo  daliir  bcigcbracht,  class  dcr  saijid  biswoilen  oin 
Jiiiii^liiii^-  war.  Es  scheint,  dass  cine  Art  Kroimng  dcs  saijid  diircli 
Uinwiiuliing  seiner  Stirn  mit  cincr  Turbanbinde    stattfand  •). 

Das  Kunigtiini  jedoch  ist  in  Arabien  cino  frcmdo  Pllanzo. 
Das  Reich  der  Sasanidcn  und  Jiyzanz  verwandto  ziim  Schutze 
seiner  Grenzen  Araborhiluptlinge,  dcren  Maclit  es  in  seincm 
InteressG  furderte-).  Aiissor  diesen  Unterkiinigen  in  al-ZVira 
und  al-Gabija  fiihrcn  cigentlich  nur  die  Kindafiirsten  den  Titel 
malik.  Im  Reieho  von  al-/7ira  begegnen  wir  auch  der  eigen- 
tiinilichcn  Wiirde  eines  ridf  oines  koniglichen  Vertrauten  und 
Stellvertreters'^).  Auch  hatto  der  persische  Unterkonig  von 
//ira  oinen  'amil  (Statthalter)  in  al-Ba/train:  Muklitarat  S.  34 
Z.  2,  S.  35  Z.  2  V.  u.,  Qazwini  II  Vf**  Z.  o ^).  Der  Konig 
wurde  von  seinon  Unterthaiien  mit  der  Eulogie  abaita '1-la  na" 
aiigeredct,  die  auch  bisweilen  statt  jeder  andern  Anrede  steht: 
Del.  96  letzter  Vers. 

Kehren  w'lv  zu  den  rein-arabischen  Verhilltnissen  zuriick, 
so  ist  vor  allem  zu  bemerken,  dass  den  Stanim  selten  ein 
saijid  ins  Keld  fiihrte  s.  Nallino  a.  a.  0.  S.  619,  dem  wir  den 
Nachweis  verdanken,   dass  im  Kriegsfalle  ein  rais  oder  qaid, 

Miigdo",  heisst  es  in  einer  alttiirkischeu  Inschrift  der  Mongolei  (RadlofI 
S.  10).  —  Die  altarabische  Staatsidce  hat  sich  auch  auf  die  Organisation 
dos  islamischen  Klerus  vererbt  oder  vielniehr  auf  das,  was  dem  Klerus  im 
Islam  entspricht.  Auch  hier  gilt  lediglich  Autoritiit  und  die  Gutachten 
(Fetwiis)  haben  keine  gesetzlich-bindende  Kraft. 

1)  Vrgl.  ausser  den  von  Nallino  a.  a.  0.  S.  616  angefiihrten  Stellen 
(z.  B.  Ag.  XVI  57  Z.  617)  zum  Fortleben  dieses  Brauches  Aug.  Miiller, 
Islam  I  S.  366,  Jaqut  I  S.  724  Zeile  .5,  Qnzwini  II-  29. 

2)  Auch  die  tiirkische  Regierung  ist  iihnliche  Biindnisse  mit  Be- 
duinenschekhs  eingegangen,  deuen  sie  fiir  den  Schutz  ihrer  Grenzdistricte 
vor  riluberischen  Uberfiillen  eine  gewisse  Summe  zahlt  (s.  z.  B.  B  7)  ; 
die  ilgyptische  huldigt  ahnlichen  Principien,  indcm  sie  das  Ansehen  und 
die  Macht  der  Schokhe  nach  Kriiften  fordert. 

3)  Vrgl.  CP  II  S.  102  3,  152  3. 

4)  Im  Jahre    8    h    war   Machthaber    in    al-Ba/irain    nach  Jaqfit  I 

508  al-Mundhir  b.  Sawi  (nach  Zeile  12  (j^^ail  J^*.5  ^^a\  und  Sibukht 
merzban  von  Heger  (Zeile  17). 


225 

dem  houtigen  'aqid  entsprechcnd,  als  Fcldhcrr  fungirt.  Dass 
im  Kricgo  andcro  Hiiuptlingc  an  die  Spitzo  dcs  Yulks  troten, 
ist  einc  weit  vcrbreitctc  Sitto,  als  dercn  Rosidiium  wir  auch 
die  romische  Dictatiir  aufzufassen  habcn  (PGr  1  397). 

Bisweilen  scheinen  Ratsvorsammlungcn  dcr  getrennt  zcl- 
tenden  Toilo  cinos  Stammes  abgehalton  worden  zu  sein(7a- 
rafa  ni.  48).  In  Mekka  gab  cs  nach  MDh  IV  124  eiiio  Art 
Kathaus  dar  an-nad\va.  Nach  Ja'qfibis  Tarikh  ed.  Iloutsma  I 
277  diente  sie  als  Lokal  fiir  Ratsvorsammlungen,  Kricgs- 
fahnenw  eiho,  Hochzeiten  und  Bcschneidungen.  Oft  rillinit  sicli 
der  Dichter  seiner  in  der  Stammesversammlung  odor  an  frcnidcn 
Hofen  bethatigten  Rodeknnst.  Denn  auswiirts  vortrat  den 
Stamm  gelegentlieh  ein  na^iqi)  odor  khaiib-),  wonn  man  einer 
Vertretung  bei  eincm  Rcchtshandel  bediirfto;  naturgoniiiss 
wiihlte  man  dazu  eincn  guten  Redner,  wo  es  angebracht 
schicn,  einen  Dichtor;  wonn  der  saijid  selbst  dicsc  Eigen- 
schaften  besass,  ging  or  auch  selbst  ('A.mr.). 

Der  einzelne  genoss  im  Stamme  eine  geradezii  idcale 
Freiheit,  wiihrend  die  Sichcrheit,  welche  ihm  der  Stamm  nach 
aussen  gewahrte,  cine  sehr  bedingte  war.  Wer  dem  Stamme 
zur  Last  fiillt,  ihm  hiiufig  Ungelogenheiten  boreitet,  ist  nicht 
gerno  gesehen.  Dor  Stamm  kann  sich  von  ihm  lossagcn. 
Der  Ausgestossene  (khali',  houto:  bauwaq)  Jebt  von  der  Oast- 
freiheit  hochherziger  Manner  odor,  wonn  or  solche  nicht  findet, 
vom  Riiuborhandwerk.  Xiiheros  bei  GAP  S.  32/3,  wozu  ich 
noch  B  2G4  nachtrage.  Das  Leben  eines  solchon  khali',  der 
dem  Schakal^)  odor  riiudigen  Kamol  verglichen  wird  (7arafa 
IV  52),  war  wenig  verlockond  und  wirkte  abschreckend. 


1)  //arith  m.  23,  47. 

2)  Aus  b.  //agar  36,2:    vrgl.  Goldziher,    Dcr  Cha/ib  bei  den  alten 
Arabern:  WZKM  VI  S.  97  ff. 

3)  Der  Vergleich  des  Verbannten    mit    dem    Wolfe    war    auch  den 
Germanen  geliiufig  s.  Dorns  Caspia  S.  247  ff. 


226 


Aiiliaiiu'. 


Landwirtscbaft. 

Anderliiul,  I)ie  Landwirtschaft  in  Egypteii,  Dresden  1889.  Ander- 
lind,  Ackerbau  iind  Tiorziiclit  in  Svricii,  iiisbcsondoro  Paliistina:  ZDPV 
]X  1886  S.  1 — 74;  Die  Fruchtbinimo  in  Syricn,  insbesondcro  Paliistina: 
ZDPV  XI  1888  S.  69-104;  G.  Schnmachcr,  Der  arablsche  Pfliig:  ZDPV 
XII  1889  S.  157—166;  Wetzstein,  Die  Syriseho  Preschtafol :  Zcitschrift 
fiir  Ethnolo<rie  V  1873  S.  270  fl;  Vogelstein,  Die  Landwirtschaft  in 
Paliislina  zur  Zeit  dor  MiJnah.  I.  Teil.  Berlin  1894.  -  tJbor  die  Go- 
schiclite  des  Getreidebaus  vryl.  Kurnicke  &  Werner,  ITandbiich  des  Ge- 
treidebaues  I;  iiber  die  Dattelpalnie:  Th.  Fischer,  Die  Dattelpalme,  Gotha 
1881:  Peternianns  Mitt.  Er<,^anznngsli.  No.  64;  II  libro  della  Palnia  di 
'Abu  Z^^atim  'as  Sigistani  (starb  zwischen  245  u.  255  h.),  Memoria  del 
Can.  Bartolomeo  Lagiunina:  Atti  della  E.  Accadeniia  dei  lincci,  anno 
287,  1890,  Scrie  IV.  Vol.  VIII.  Roma  1891. 

Trotz  dos  schroffen  Gogensat/es,  dcr  moist  zwischen  den 
Nomaden  und  Ackerbauern  Arabionsbcstcht,  sind  die  Grenzon 
nicht  imnior  scharfo.  Der  freio  Bodiiino  sielit  natiirlicli  mit 
Verachtung  auf  den  in  dor  Erde  Aviihlenden  Fellu//cn  herab. 
Oft  sucht  die  Biiuerin  ihrcn  Mann  ,  wonn  er  von  Bediiinen 
zn  leiden  hat,  zu  iiberredon,  solbst  liebor  den  Pfkig  mit  der 
Lanzc  zu  vcrtauschon ').  In  einom  von  Goldziher  (GAP  183) 
zitirten  /yadith:  ,,Hochmut  und  Hoffart  ist  bei  den  Lcuten  der 
Pferdo  und  Kamelc,  den  Schreicrn,  den  Zeltbewohnern;  aber 
die  Sakina  ist  bei  den  Besitzern  der  Kinder",  scheint  eino 
Beziohung  zwischen  dcr  Gemiitsart  des  Menschen  und  der 
seines  Haustiores  angedeutet  werden  zu  sollen.  Die  Ruhc  des 
Rindes    „des   sanftcn   Hausgenossen    des   Menschen"    Avio   es 


1)  s.  Wetzstein:  Zeitschr.  fiir  Ethnologie  V  1873  S.  294;  al-Marar: 
M.  14,10;  al-Bekri  I  S.  32  Zeile  8. 


_   227 

Schiller  ncnnt,  konnzoieluict  den  Ackeibaucr,  wilhrond  das 
wildo  stolzG  Ross  iind  das  ungcstumc  Kamcl  das  Abbild  des 
iinruliigcn  freihcitsstolzcn  Nomaden  sind.  Aiieh  die  anbau- 
filhigcn  Greiizgebiete  gchcn,  wenn  koine  starkc  Rogiciung-  die 
Einliiile  dor  Noniadon  ahndet,  zum  Nomadontiini  iibcr. 

Das  Getroido  nuissten  die  Bodiiincn  natiirlich  moist  von 
don  FellaZ/cn  ointroiben  odor  aus  dor  Stadt  beziehcn:  Magilni 
al-adab  111  S.  ^f*.  So  kamon  audi  die  Benu  Taniini  aus  ihrer 
Dohnawiisto  nach  Hegor  ins  persisdio  Gebiot  um  dort  Getroido 
oinzukaufon  s.  Qazwini  II  V[*'  Art.  al-Muschaqqar.  Auch  in 
dor  Jeniama  gab  es  Getroidoban.  Die  fiir  Arabien  in  Bctraeht 
kommonden  Gctroidearten  sind  AVeizen,  Gorsto  und  die  einst 
auch  fiir  unsore  Gegenden  wiehtige  Hirsc.  Sic  fiihren  ini 
Arabischcn,Hebraischen  und  Ararauisciien  urverwandtoNanion; 
doch  ist  dor  fiir  Weizcn  vielieicht  aus  deni  Agyptischen  ent- 
lehnt.  Wiihrend  die  wildo  Stanimart  des  Woizens  unbekannt 
ist,  sioht  man  als  die  dor  Gersto  Hordeum  spontancum  an, 
das  vom  Kaukasus  bis  nach  Siidarabion  verbreitet  ist.  Gorsto 
dient  im  Orient  vornehmlich  als  Pferdefutter.  Das  Schnoidon 
des  Getroides  oder  Grasos  vorwcndct  'Amr.  m.  38  als  Bild  fiir 
das  Kiimpfen,  das  Dreschen  'Adi  b.  Riqa  vrgl.  Heft  IV  S.  17. 
Tibn  (Aus  ibn  //agar  12,11  =  Nabi^a  14,8)  sollte  man  nicht 
immor  durch  Stroh,  sondern  durch  Hiicksol  wiodergebon,  da 
ganzo  Stiohhalmo  bei  dor  oricntalischon  Drescbraethode  nicht 
gcwonnon  werden. 

Fast  oine  grossere  Bodeutung  als  den  Gnisern  kommt 
don  Palmen  fiir  die  arabische  Landwirtschaft  zu.  Die  Dattei- 
palmc  ist  kein  wildwachsender  Baum ,  sondern  ein  Ivultur- 
gewiichs,  wie  auch  Zuhair  14,41  bemerkt,  iiber  ihro  wildo 
Stammait  bestohon  Moinungsverschiedonlioiton.  Guidi  sioht 
Delia  sedo  S.  583  noch  in  daqal  (schlechto  Dattoln)  oine  alt- 
somitischo  Bononnung  dor  wilden  Battel  im  Gegonsatz  zu 
nakhl,  dor  veredolten  Palme,  Avilhrend  or  arab.  tamr  (Dattel- 

15 


228 

friicht)  mil'  fill'  oino  dialcktischo  Form  von  thamar  (Friiclit) 
liiilt,  (lorcn  Kiitstoliung  er  nonlsoniitischoni  Einfhiss  ziiselireibt 
iind  aiif  (lio  er  liobr.  tamar  (Daltclpalmc)  iind  atliiopisch  taniart 
zuriickfiihrt.  Dio  Dattolpalmo  brauclit  Grundwassor  od(3r  rcioh- 
licho  Bowjisscrung-;  sio  soil  bokanntlieh  ihr  llaupt  im  ,,Foiioi'", 
ihron  Fuss  ini  „Wassor"  iiabcn.  Moist  wird  dalior  boi  dor 
Falmonpflanzung  ein  kunstlicliei;Bo\vasscriingskanal  (sari)  nnd 
cin  Kamcl  erwiihnt,  das  ein  Schopfwerk  troibt  Diose  Soliopf- 
worko  niiissen  dencn  ahnlich  gewesen  sein,  welclie  noch  heutc 
im  isUimischen  Orient  beliobt  sind')-  Fin  horizontales  Rad 
Avird  im  Kreiso  (lurch  cin  Rind  boziohungsvv.  Kamel  gctriebon, 
dicBewegung  auf  cin  vertikales  mit  Zackon  in  das  horizontaie 
cingrcifcnde  Rad  libcrtragen,  Avolchcs  durch  oino  Stango  mit 
einem  gleichfalls  vortikalcn  verbundon  ist,  das  dio  Scliopf- 
gofiisso  triigt.  Die  Eimer  schiitten  das  Wasser  in  oino  Rinne, 
woleho  dasselbo  weiter  befordert.  Dio  Palmen  wcrden  audi 
kiinstlich  befruchtct:  7arafa  5,37,  Thaiaba:  M  21,10,  vrgl. 
audi  Jaqiit  I  127  Z.  ().  v.  u.  Tragendo  Palmen  wurden  zum 
Schutz  gcgen  Heuschrecken  und  Vogel  mit  einem  Uberzug 
versehen:  Comm.  zu  'Abid :  Mukhtarat  96  Vers  6.  Dieser 
crinnorte  dio  Dichter  an  das  Moskitonotz  dor  Frauonsiinfte. 
tjber  dio  Verbroitung  dor  Dattolpalmo  in  Arabion  orientirt 
dio  Karto  Theobald  Fischer  a.  a.  0.  und  dio  49.  Karto  aus 
BorghausPhysikal.  Atlas.  Vordienste  urn  ihro  Kultur  dasolbst 
scheinen  sich  die  Judeii  orworben  zu  habon.  Die  jiidischen 
Ansiedelungen  sind  moist  auch  Palmpflanzungen.  Zu  don 
dattolroichsten  Orten  gehorto   das   Tal   von   Jathrib  (Medina), 


1)  Ich  babe  dcrartige  in  der  Umgegend  Starabuls  und  auch  in  Al- 
gciien  mehrfach  gesehen;  Lane  II  S.  158  9  besclireibt  sie  aus  Aogypten. 
Dort  hcisst  dicse  Voirichtung  heute  saqije  vrgl.  Spitta-Boy,  Contes  arabos 
modenies  S.  155;  Anderlind,  Die  Landwirtschaft  in  Egypton  S.  77.  Im 
Mar/rib  neiint  man  sie  na  ura.  Audi  Spanien  soil  soiiie  norias  den  Aiabern 
verdankcn.  Uber  das  iiolio  Alter  dieser  landwirtschaftlichen  Maschine  vrgl. 
Meissnor  &  Rost,  Bauinschriften  Sanheribs  S.  38. 


229 

das  ill  der  Niiho  befindliclic  Wadi  'l-qora  (JA  Xll  18GS  S.  413), 
ferncr  Kliaibar  (Qazwini  11  GO),  aueh  in  Teima  gab  os  Dattol- 
pflanzungon  s.  Jmr.  m.  70;    ihrer  gcdonkt   sclion   die   altara- 
niilischc   Inschrift,   wcleho  Nuldeko  in   don   Sitziingsber.    der 
Berlinor  Akadcniie  XXXV  1884  behandolt.     Als  Abu  Sufjan 
im  Kamolinist   davongesprengtcr  Rciter  Dattclkcrne  bemerkt, 
orkennt   er   an   dor   Fiittorung  Rciter   aus   Medina  (JII  437). 
Wie  man  bci  iins  die  einzclnen  Apfelsortcn  mitSondcrnamen 
wic  Borsdorfer,  Berliner  Scliafsnase  bencnnt,  so  unterscheidet 
der  Araber  zwischen    seinen   Dattelsoiten.     In   eineni   Verse 
bei  al-Bckri   cd.   Wiistenfeld    S.    25    wcrden    als   Dattelarton 
'agwa,    ibn   /ab,    as-sailiani    iind    benat   ba/nia    genannt.     Die 
'agwa   genannte  Dattelpalme    triigt  nacii    Qazwini  I  269  erst 
iiaeh  40  Jahren  Friiciite,  weshalb  die  Medinenser  ilirc  Kiiltur 
eingestellt  hiittcn.     .Sai//ani-Datteln  giebt  cs  nacli  Qazwini  II  71 
nur  in  Medina.     Lina-Palmen  werden  Sure  5'J,5  erwiihnt;  die 
Stello  bozieht  sieli  auf  die  Dattolpalmen  des  jiidisclicn  Stanimes 
Na^Hr,  welchc  MAainniad  abliolzcn  liess.     Somai/uulatteln  wer- 
den Imr.  4,35,  Alqama  1,17  erwiihnt;  SomaiAa  war  nach  Jaqut 
cin  Brunnen  bei  Medina.     Bozakhija-Palnien:  Nabi^a  l.*t,Gi). 
Eine  grobkornige  Battel  nannte  man  qasb:  7/779.     Uber  die 
Bencnnung  der  Battel   in    ilircn    verscliiedenen    Reifestadien 
s.  Qazwini  II  S.  AV;  die  busr  werden  Imr.  20,9  als  rotbraun 
bczciclinet.     Audi  die  Dattelpalmon  von  Heger  waicn  bereits 
in    alter    Zeit    beriihmt-),     sic    dienten    vernuitlicli    teilweise 
Scliiffsbauzwecken  =').     Bass  man  audi  bereits  aus  Palmfasern 
Taue   licrstcllte,   liaben   wir  S.    154  gesolien;    vrgl.  JII  963. 
Trinkgcfassc  aus  Palniwurzeln  gab  es  nacli  dem  Kommentar 
zu  DH  130,2. 


1)  Vr<,'l.  audi  Wellhaiisens  Wfuiidi  S.  174  Anni.  2  und  nameiitlich 
Lagumiiia  a.  a.  0.  S.  10—18. 

2)  Vrffl.  Istiikhii  S.  f^  oben;  Lebid,  Khalidi  S.  93. 

3)  Heft  II  S.  86. 

15* 


230 

Der  Thaqafi  Omcija  b.  Abi  '.s-»Salt  orwiihnt  die  Wcin-  iind 
Feigonpflan/.ungcn  seines  Stammos  :  Ganihara  10(3  Zcilo  29. 
Uber  die  Weiiikulturen  Arabions  baben  wir  iin  Kapitel  ,,AVein" 
gohandelt;  in  cincr  etwaigen  spiiteren  Auflago  vvird  das  ein- 
scliliigige  Material  iiicrhcr  gezogen  werden.  Granatcn  und 
Apfel  nennt  Aus  b.  //agar  4,4.  Dcm  Geschniack  des  Apfels 
(tufFu//)  vergleicht  aucb  //assan  b.  Thabit  den  Speicbcl  seiner 
Geliebtcn  (Diwan  S.  A  Z.  12),  tihnlicli  wic  der  Dichter  des 
Hobon  Liedes  7,9  vrgl.  Heft  IV  S.  22. 

liber  wars-(Flemingien-)Kultur  in  Siidarabien  s.  nioine 
Stud,  in  arab.  Geogr.  S.  166  und  Qa/.wint  II  34. 


231 


Naclitriige  uiid  Aniiierkungeii. 

S.  X  fr.  Die  gcnanntc  Littoratur  soil  niir  ein  Pfadwciscr 
sein;  sic  ]iosso  sich  natiirlicli  leicht  vcrmelircn.  Fiir  Mokka 
ware  namentlieh  Snoucks  gleichnamigos  AVcik,  fiir  die  Tiirken 
d'Ohsson  (vrgl.  S.  XXXV)  nacbzutragon.  —  S.  XI  Anm.  1 
Z.  1  t'iigo  „2.  ed."  hinzu,  Z.  2:  „Contributions  au  folk-lore 
des  Arabes.  L'Algerie  traditionelle,  Jegendes,  contes,  chansons, 
nuisiquo,  moeurs,  coutumes,  fetes,  croyancos,  superstitions  etc. 
par  A.  Certeux  et  H.  Carney,  Tome  I,  Paris  Alger  1884; 
Anm.  5  ist  im  Titel  das  Wort  ,,Sitten"  (vor  Gebraiicho)  aus- 
gefallen.  Herklots  erscliien  als  ,, reprint  of  the  second  edition" 
Madras  1895;  das  Buch  wurde  zuniichst  von  ,,Jaffur  Shur- 
rcef''  in  dor  „Dnk'hunee"-Sprache  geschrieben  und  dann  von 
Herklots  englisch  bcarbcitet,  der  auch  die  beiden  Wcrke: 
Meer  Hassan  Ali,  Observations  on  the  Mussulmans  of  India, 
1832  und  Garcin  de  Tassy,  Memoires  sur  les  Particularites 
do  la  Religion  Mussulmane  dans  I'lnde,  Paris  1831  verwertcte. 

XV.  Eine  gedrangte  Ubersieht  iiber  die  Verhaltnisse  der 
Gahilija  findet  man  auch  in  der  Einleitung  zu  Lyalls  Trans- 
lations of  Ancient  Arabian  Poetry,  London  1885. 

XX.  Noldeke  beanstandet  (ZDMG  40.  Bd.  S.  719)  die 
Obersetzung  „Marktpobel",  da  suqa  im  vorislamischon  Ara- 
bisch  nicht  diese  Bedeutung  hat;  ich  mochte  sie  auch  nur 
fiir  die  spiitero  islamischc  Korrektur  beanspruchen. 

XXIII.  Aus  Thorbeckes  Vermiichtnis  besitzt  die  Bibliothek 
dor  DMG  einen  Druck  von  Zuzenis  Mu  allaqat-Kommentar 
aus  Alexandria  1288  h. 


232 

XXVII  'XWIII.  Erst  kiuz  vdi-  Abschluss  mcincr  Arbeit  cr- 
si'hion :  Dor  Uiwan  dos  arabischoii  Diclitcrs  //atini  7gj  nebst 
Fragmenten  licrausgegobcn,  iibcrsctzt  iind  criilutcrt  von  Frie- 
dricli  Schulthoss      Leipzig  1897. 

XXX  Aiini.  2.  Uborhaupt  sind  die  Angabcn  des  kloinon 
8ocin  3.  Aufl.  1894  niit  Vorsiclit  zu  benutzen.  Socin  giebt 
z.  B.  S.  107  als  Todesjahr  des  Abii  Temmam  190  h.  an,  was 
ganz  unmoglich  ist,  da  er,  auf  der  Riickreise  voin  7ahiriden 
'Abdallali  (213 — 230  ii)  in  Hamadhan  eingesclineit,  seine  7/a- 
masa  schrieb.  Noch  iinmoglicher  ist  es,  dass  BuAturi  190  h. 
starb,  wie  Socin  S.  168  beliauptet;  sein  Todesjahr  wird  fast 
ein  Jahrhundert  spater  anzusetzcn  sein  (284  h).  Als  Todesjahr 
des  Abulfarag  'All  al-l.>ffahani  wird  sonst  35(3  h.  iind  357  h.  an- 
gogeben,  aber  selbst,  wenn  Socins  Angabe  S.  166  richtig  wiire, 
hatte  er  sich  zum  mindesten  boi  der  Umsotzung  in  die  christ- 
liche  Aera  versehen;  1093  h.  ist  audi  nicht  =  1629  D.  (ebend.) 
—  Befremdend  wirkt  ferner   S.   116*  „Aamada  imp.  i  loben". 

10  (r.  Mein  Kollege  Dr.  Aug.  Schulz  hatte  die  Freund- 
lichkoit  den  Abschnitt  ,,rflanzen]eben"  nach  dem  Druck  ein- 
mal  durchzulcsen  und  rair  seine  fachuuinnischen  Ausstel- 
lungen  mitzuteilen.  Zuniichst  tadelto  er  den  untcrschiedsloscn 
Gebraucli  der  Worte  ,,Stachel"  und  ,,Dorn'';  erstere  Bezeich- 
nung  gebraucht  man  beutc  mcist  fiir  die  aus  der  Obcrhaut 
herauswachsenden  Spitzen,  lotzterc  fiir  solcho,  welchc  aus 
Blattern  entstanden  sind.  .,Meist"  S.  11  Z.  13  Aviire  etwas 
zu  viel  gcsagt.  Fiir  das  veraltete  ,,01oraceen"  S.  12  ]ics 
,,Chenopodiaceen". 

14.  Uber  is/ai  s.  Heft  I  S.  38/39,  iiber  kanahbui  ebend.  S.  65. 

19.  Vambery  erziihlt  (Reise  in  Mittelasien,  Leipzig  1873 
S.  24)  von  Mazendcran:  ,,Freilich  sind  die  Schakalo  in  ganz 
Pcrsicn  keine  Seltenheit,  solbst  in  Teheran  hort  man  ihr  Gc- 
hcul  zur  Abendzcit,  doch  kommen  sie  den  Menschen  nicht  so 
nahe  wie  hier.     Die  ganze  Nacht  hindurch  stijrten  sie  mich,  icb 


233 

musste  mit  Handcn  unci  Fiissen  hcrumschlagon,  damit  sio 
mir  niclit  moincu  Brotsack  oder  oinoii  moincr  Schuho  t'ort- 
schloppon  mochtcn." 

22.  Zu  bum  und  naqus  vrgl.  S.  122.  Die  SchallhiJlzer 
sind  in  Abcssynien  noch  heute  fiir  gewohnlich  (Ratzol,  Vol- 
kcrkunde  III  S.  234),  boi  uns  in  katholisehen  Kirchcn  wiihiend 
dor  Karwochc  ini  Gobrauch.  —  Aummara  s.  S  221. 

29/30.  Die  Tafol  veranschauliclit  die  iieutigcn  Formen 
dor  in  dor  alten  Poosio  so  hiiuiig  genannten  Kamolsiinfto  fiir 
Fraucn.  No.  1  nach  oiner  von  mir  in  Tunis,  No.  2  nach 
ciner  in  Algicr  crworbonen  Fliotographie;  No.  3  ,,Gehauso 
(Karmut)  zum  Transport  der  Frauen  bei  den  Auhid  Soliman" 
nach  Nachtigal,  Salilini  und  Sudan  2.  Toil  S.  57  bez.  Globus 
41.  Band  1882  S.  104;  No.  4  nach  Layard,  Fopularer  Boricht 
liber  die  Ausgrabungen  zu  Niniveh,  doutsch  von  Meiszner, 
Leipzig  1852  F'ig.  IV  ,,Schammararaberin  auf  oinem  Kamcle". 
Vrgl.  noch  Doughty  I  437,  II  484  und  die  Nachtriige  zu 
S.  56  des  vorliegenden  Baches. 

35/S6.  Gehort  inhaltlich  zu  S.  46  und  veranschaulicht 
verschiedene  Forraen  des  islamischen  Frauenschlciers  nach 
von  mir  jedesmal  an  Ort  und  Stelle  erworbcnen  Aul'nahmen. 
No.  1  stellt  ein  lliidchen  aus  7anga  dar,  die  sich  gerade 
durch  Emporhebon  des  Aaik  gogen  den  Blick  eines  Mannes 
schiltzt,  No.  2  eine  vornehme  Osmanin  aus  Konstantinopel 
in  der  heute  dunkcln  einfarbigen  ^^^/  forage;  das  Gesicht 
bedeckt  der  feine  durcbsichtige  Schlcier,  von  dem  ein  treff- 
Ucher  Osmaneniienner  sagt,  dass  er  bereits  aufgehort  habo 
Schutzwaffe  zu  scin  und  zur  Angriffswaffe  geworden;  No.  3 
steht  dazu  im  denkbar  schroft'sten  Gegensatz,  es  ist  die  alto 
Vorschleierung  der  vornehmen  Tuniserin,  die  dort  allmiihlich 
ausstirbt;  wiihrend  eines  zehntjigigen  Aufenthalts  in  Tunis 
habe  ich  nur  dreimal  diese  Tracht  auf  der  Strasse  bcobachtet; 
No.   4   zeigt   die   gewohnliche   algerische  Tracht.     Von  einer 


234 

Rcproduktion  dos  jigyptischon  burqu'  nahiu  ich  Abstand,  wcil 
dorsclbo  haufig  gcnug,  sehr  instniktiv  audi  bci  Lano  dargc- 
stellt  und  bcscliricbon  ist  (L-Z.  1).  Vom  porsischcn,  turk- 
monischcn  und  sartischen  Frauenschlcier  findet  man  Abbil- 
dungon  boi  Hcinrich  Moscr,  Durch  Ccntral-Asicn  (Leipzig 
1888)  S.  415/6,  HI 5,  09;  Horr  Professor  Kirchlioff  hattc  die 
Giite  micli  auf  dieselben  aufnierksam  zu  niaehen.  Man  bc- 
achtc  noeh,  dass  viele  Schleierformen  den  Gebrauch  eincs 
Taschentuches  aussehliessen,  das  im  Orient  meist  ein  Luxus- 
artikel  ist,  wcil  die  Nasenschlcimhiiuto  wol  in  Folgc  dcr  Ab- 
wescnhcit  dor  schnuptenerregenden  Mikroorganismen  nicht 
secernircn.  Vrgl.  noch  S.  46  und  die  Nachtriige  dazu.  AVenn 
Aug.  Miillcr  in  scinem  Islam  I  S.  292/3  agyptische  Trachton 
des  19.  Jahrhnnderts  nach  Lane  abbildet  mit  der  Unterschrift 
,,Mohammedanische  Traclitcn"  an  ciner  Stolle,  wo  er  von  den 
altcston  Zeiten  des  Islam  handelt,  so  muss  das  notwendig 
falsche  Vorstellungen  erwccken. 

:{y.  Tabuk  bildete,  nachdem  Trajan  105  D.  das  Naba- 
taerreich  zur  romisehen  Provinz  gemacht  hatte,  die  romischc 
Grenzstation:  ZDMG  25.  Band  1871  S.  561/2. 

40.  iJber  arabische  Namen  vrgl.  Garcin  do  Tassy,  Me- 
moire  sur  les  noms  propres  et  Jes  titrcs  musulmans,  2.  ed., 
Paris  1878,  Noldeke  in  der  WZKM  VI  1892  306  ff,  WR 
2.  Aufl.  S.  1  ff.  Die  Manner  sind  haufig  nach  wilden  Ticren 
odcr  bittern  und  stacliligen  Gewiichsen  (s.  S.  11),  die  Praucn 
nach  Hcerdenticren  (so  'Onaiza  Zicklein:  Imr.  m.  13)  und, 
namentlich  in  spiitercr  Zeit,  nach  duftenden  Kriiutern  und 
Blumen  benannt,  so  Khuzama:  Ag.  IX  145  (vrgl.  Imr.  52,5), 
nach  Ascherson  &  Schweinfurth,  Illustration  S.  218:  Reseda 
pruinosa  Del.  Zainab  soil  Name  eines  wohlriechonden  Baumes 
scin:  LA  s.  v.;  Zainab  nonnt  Omaija  b.  Abi  '^.-zSalt  seine  Ge- 
liebtc  (Gamhara  106);  so  hiess  auch  eine  Prau  dos  Propheten ; 
vrgl.   bercits  Zenobia.     Auch   Zubaida,    die   Gemahlin   Harun 


235 

ar-Kaschids,  fiihit  cincn  Blumcnnamcn.  Vrgl.  S.  15.  —  Dcr 
Mann  redet  scino  Frau  mit  der  Kunja  an:  Ag.  XV  S.  98 
Z.  9  V.  u.  —  Ubor  altaiabischc  Wiegcn- und  Schlummorliedcr 
handclt  Goldzlher:  WZKM  II  1888  S.  164-7. 

42.  Den  Wassergrabcn  (nu'j)  ptlcgten  Fraucn  und  Skla- 
vinnon  erst  beiin  Aiifziehen  der  Regcnwolko  auszuheben 
(Nabii7a  m.  4,  //lUaia  2,5).  Doch  ruft  im  Wolkenbiich  des 
Ibn  Duraid  (S.  TF,  Konim.  S.  fH  ^'''^  Beduinenschekh,  als  es 
zii  rcgnen  beginnt,  seiner  Tochter  zu:  Halkuni  '1-mi'zaqata 
an'a  nu'jan  ,, Bring  die  Scliaufel,  ich  will  einen  Wassergraben 
Ziehen".  —  Zu  'ala  vrgl.  Mii^aia  123,4.  —  Euting  erzahlt 
(Tagbuch  I  49)  von  seinoni  Quartier  in  Kaf,  dass  man  znr 
Anl'lehnung  des  Arms  die  Kamclstittel  nebon  die  Sitzo  ge- 
riickt  iiabe.  —  Tiscli  ist  iiberhaupt  ein  Kulturbegriff;  auch 
v;\v  liaben  ,, discus"  entlelint.  Das  genannte  persisciio  Wort 
ging  auch  ins  Hebraische  liber  s.  Perles,  Zur  rabbinisciien 
Sprach-  und  Sagonkundc  S.  55.  Al-maida  ist  bekanntlich 
iithiopischer  Provenienz.  —  Auch  die  Lampe  (misba/()  war  im 
vonslamischen  Arabion  nur  in  der  Kapelle  des  christUchen  Ein- 
siedlers  und  in  Schlossern  (IklilS.  57;  Qazw.  II  33)  heimisch; 
ihr  Docht  (dhubbai)  war  gedreht  (Imr.  m.  71)  und  wurde  mit 
Olivcnol  (zait)  getriinkt:  Imr.  52,10.  Xach  Burckhardts  Reiscn 
in  Nubien  und  Arabien  S.  115  drehen  die  Araber  ihre  Dochte 
aus  den  Easern,  welche  die  Erucht  der  Calotropis  procera  um- 
scbliessen.     tTber  Wachskerzenbeleuchtung  s.  S.  121. 

i'A.  Man  hat  schon  wiederholt  darauf  hingewiescn,  dass 
mancho  altarabisciien  Elemente  in  der  ishimischen  Baukunst 
trotz  der  Eiille  der  von  dieser  autgenommenen  fremdcn  Eormeii 
tbrtleben.  Die  schlanke  Siiulenform  ist  zweilelios  eine  Remi- 
niscenz  an  die  Zeltstango,  die  Ornamentik  ahmt  hiiulig  un- 
verkennbar  Tcppichmustcr  naeh.  Bekanntlich  liebt  man  im 
Orient  gestreifte  Bauten,  indcm  man  entweder  verschieden- 
farbigcs  Gestein   in  Schichten   verwendet  odor  dem  Gebiiude 


236 

naclitiiii^lieh  cinun  gL'streif'tcn  Anstrich  verluilit.  Schr  liiiufig 
sind  mm  auch  wonigstcns  in  Nortlafrika  dio  Beduinonzclte 
in  it  g-ostrcifton  Stoffen  bcspannt.  Icli  moclito  dahcr  ira  gc- 
strciften  Boduinenmantol  das  Vorbild  dcs  gostroiftcMi  Hauscs 
crbliekon  (vrgl.  S.  42  Z.  f),  (5).  Vrgl.  LZ  1  S.  6:  „An  der 
Yorderseito  siiul  die  Lagoii  abwcchsoliul  rot  und  woiss  be- 
strichon,  was  naiiicntlicli  boi  grossereii  Hausern  so  wio  audi 
bci  den  moisten  Moschecn  der  Fall  ist."  Dio  Sittc  ist,  wio 
Lane  hierzu  in  dor  Annicrkung  bomerkt,  naeli  Ibrahim-Faschas 
Kiickkohr  aus  Svrion,  als  man  ihm  zu  Ehron  dio  Hiiiiser  auf 
licgierungsbofeld  sclimiicktc,  in  Agypton  allgcmoincr  gewor- 
dcn ;  ist  abcr  telir  viol  alter.  Dass  sio  vorislamisch  ist,  dar- 
auf  doutet  der  Name  des  Schlosscs  des  Samaual  b.  Adija,  „al- 
x\blaq".  Arabischo  lUirgon  sind  haufig  nach  der  Farbe  bonannt. 

43.  Aiini.  2.  Zuhair4,2  ist  oine  eingestandeno  Falsclmng 
//amniads.  Lies  dafiir:  'Abid  b.  al-Abra^:  Mukhtatfit  S.  105 
Vers  2. 

i'Mi't.  Filr  eine  Goschichto  der  muslimischcn  Tracht  hat 
man  gate  Vorarboiton  in  Dozy's  Dictionnaire  detaille  des  noms 
des  vetoments  (Amsterdam  1845).  Aussordem  sind  dio  Dar- 
stoUiingen  zu  vcrworten,  wio  wir  sio  fur  dio  spanischen  Araber 
z.  13.  in  den  Alhambragemaldon  der  Sala  del  Tribunal,  fiir  die 
Persor  in  zahlreichen  Miniaturen  besitzen. 

In  dor  Tracht  ist  der  islamische  Orient  nachhaltig  von 
Persion  her  bceinfUisst.  1001  Xacht  sagt  von  einor  Braut  in 
Kairo,  die  sio  in  ihroni  Brautstaat  schildert:  „Ihre  Gewando 
waron  von  dor  Tracht  dor  Perserkonige"  (ed.  Bulaq  1251  I 
S.  60/1,  XXI.  Nacht).  Aus  Persion  stammt  dor  noch  woit 
iiber  die  Gronzen  des  islamischen  Orients  hinaus  verbreitote 
Giirtelshawl  (dor  hizAm  dor  Araber,  kuschak^)  der  Tiirkcn, 
dio  tkanize  der  Serbon,   die  faja  spanischor  Bauorn).     Diosor 


1)  Das  Wort  ging  auch  ins  Kussischc  iiber. 


237 

pcrsisclic  kcnior  ist  der  altarabischcn  Zcit  nocli  otwas  ganz 
Frcnulartiires.  Unter  den  Soltsamkcitoii  dcs  trcnidon  "Woiii- 
liiiiidlcis  Avird  audi  der  Lcibgurt  orwii'int:  cr  ist  muna^/aq: 
al-Aswad:  M.  .'t7,22.  Das  Koss,  desson  Brust  mit  Blut  bc- 
striclien  ist,  sielit  aus  wic  oin  gegiirtetor  Perseifiirst:  Imr.  40,ol. 

Wic  derGiirtel,  gait  audi  die  hohc  Miitzo  don  heidnischen 
Arabern  i'iir  eino  nicrkwiirdigo  Tracht  der  Perscr:  M.  42,4. 
In  dor  Kegel  besteht  dor  isliimisdie  Turban  aus  2  Teilen. 
Der  Mann,  welchcr  bei  Sa'di  (Bostan  150)  in  der  AViisto  den 
verschmachtenden  Hund  triinkt,  macht  seine  kula  zuni 
Wasserschopfer  und  sein  destar  (wofiir  maizar  S.  182)  zum 
Brunncnseil.  Idi  vcrniute,  dass  die  hohc  kula  das  porsischo, 
die  Binde  (arab.  'imama)  das  arabischo  Element  des  Tur- 
bans ist.  An  Stelle  der  kula,  nieist  aber  an  Stollc  des 
ganzcn  Turban,  ist  seit  Mahmud  II.  Reform  dor  roto  Fes, 
7arbusch,  odor,  wie  man  im  Magiih  sagt,  die  Schaschia 
gotroton.  Schaschia  war  urspriinglich  die  aus  Musselin 
(schascli)  gefertigte  Turbanbinde  (vrgl.  Wetzstein :  ZDMG 
22.  Bd.   1868  S.  161). 

46.  tjber  das  Frauonkopftuch  vrgl.  noch  al-Z/u^aia  27,3. 
Khimar  ist  natiirlich  nicht  „Esol",  woniit  es  Herr  Geheimrat 
Sachau  in  soinem  ,,Reisowerk",  wie  seine  Ubersetzung  S.  251 
zeigt,  verwechselt;  der  Esel  heisst  vielmehr  al-/nmar;  fur  oin 
linguistisch  geschultes  Ohr  ist  oine  Verwechslung  der  beidon 
grundverschiedencn  Lauto  ausgoschlossen.  Der  khimar  wird 
der  mckkanischen  medauwara  (Snouck,  Mekkanischo  Sprich- 
worter  S.  90),  der  qinii'  der  mckkanischen  miArama  (ebend. 
S.  89),  der  westafrikanischen  tcqri^a  entsprechen.  Don  khimar 
identifiziren  die  Philologen  mit  dom  uasif  ('Abid:  Mukhtarat 
96  Vers  8;  Kabip-a  7,17).  Uber  gilbab  vrgl.  S.  129  des  vor- 
liegenden  Buches  und  Qorjin  ;{.'{,59.  Uber  den  islamischcn 
Frauenschleier  vordankon  wir  Snouck  Hurgronje  einen  Auf- 
satz  in  don  Bijdragen  tot  do  Taal-Land-  en  Volkenkunde  van 


238 

Xedorlandsrh-Indir',  Vijt'do  Volgrceks,  ocrsto  Decl,  "s  Gravcn- 
hage  1880  S.  805  ft". 

47.  Ini  spanisclicn  Wurtorbueh  findo  ich:  pasa  f.  die  an 
dor  Sonne  getrockneten  AVeintraubon  .  .  .  pasas  pi.  die  krauscn 
Haarc  dor  Xegcr.  —  Ziim  Vergleich  dor  Haaro  niit  Wcin- 
tiaiiben  vigl.  audi  die  Abbildiing  assyr.  Musiker  bei  Ben- 
zinger,  Ilebr.  Areli.  S.  109.  —  War  lock iger  Haarwuchs  niclit 
von  Natiir  vorhanden,  so  kriiusolte  man  die  Locke  wol  mit 
cinem  Zahnstochor  (khilal):  A'scha:  Gamhara  57. 

48.  Vrgl.  Hille,  Uber  den  Gebrauch  und  die  Zusanimcn- 
setzung  dor  orient.  Augenschminke:  ZDMG  V  1851.  —  KoM 
ist  nacli  Dozy's  Suppl.  zwar  nicht  Antimon  sondern  Bleiglanz: 
Cost  la  galene  ou  sulfure  do  plomb,  ce  qui  a  etc  rcconnu 
d'ailleurs  sur  un  (^chantillon  que  j'ai  apporte.  Cost  a  tort 
que  plusieurs  auteurs  ont  traduit  le  mot  cohol  par  antimoine: 
Frax,  Commerce  do  I'Algerie  avec  la  Mecque  et  le  Soudan, 
Paris  1849  S.  29.  Die  „Analysen  moderner  agyptischer  Augen- 
schminken  und  Augensalbe"  (Verhandl.  d.  Berliner  Ges.  fiir 
A.E.  u.  U.  1889  S.  44/5)  lieferten  unter  11  Proben  nur  ein- 
mal  Antimon,  doch  ist  es  fraglich,  ob  es  sich  um  wirkliche 
Augenschminke  handelte.  Sickenberger  kennt  gleichfalls  nur 
Bleiglanz  als  ko/d  (Verhandl.  a.  a.  O.S.  48);  dagegen  Ascherson 
ebond.:  „KoAl  ist  eigentlich  nur  Schwefelantimon  etc."  Einc 
von  mir  im  Bazar  zu  Konstantinopel  gekaufte  Augenschminke, 
die  pulverisirt  rait  zerstampften  Gallapfeln  vermengt  wurde, 
bestand  nach  freundlicher  Analyse  von  Prof.  Biltz  in  Greifs- 
wald  aus  Magneteisenstein  Pe.^Oj  mit  Beimengungen  von 
Kohlenstoff  und  Spuren  von  Schwefel.  —  Ko/tl  bezeichnet  die 
Augenschminke  als  Schonheitsmittel,  ithmid  nach  ihrer  Sub- 
stanz.  Baher  sagt  man  „geko/tlet  mit  ithmid"  (Zuhair  .'{,15). 
Ithmid  aus  Iliva  crwilhnt  'Arar  b.  Ma'dikarib  (Jaqut  II  375), 
dessen  Leben  noch  zum  grossen  Telle  in  die  Gahilija  fiillt. 
Wahrschcinlich  hat  sich  die  Sitte  von  Agypten  aus  iiber  den 


239 

vordorn  Orient,  vcibrcitct.  Ncbon  dor  ilgyptischon  Abstanr.niing 
dos  Wortcs  ithmid  (FAF  158)  schoint  mir  dafiir  aueh  folgondo 
13cmorkung  Schwcinfiirths  zii  sprcchcn:  ,,Eino  Hauptoigcii- 
tiiniliclikcit  dor  iigyptiselion  Kassc  ist  die  bcispioUos  dichto 
Stolliing  dor  AVimpcrn  an  bcidon  Aiigcnlidern,  wclchcdiosolbcn 
niit  einem  kontiniiirlichen  scliwarzon  Saunio  borandon,  was 
don  ,,mandGlforniig  gcschlitzten"  Aiigon  der  Agyptor  den  so 
Icbliaftcn  Ausdruck  vcrleiht.  Die  uralte  nnd  hcute  noch  hiiufig 
geiibte  Sitte  des  ScliwarzfJirbens  der  Augenrander  vermittelst 
Antimon  (ko/d),  ein  Verfabron,  das  aus  sanittiren  Riicksicbton 
erkliirt  wird,  erscheint  somit  niir  als  die  j^acbbiilfe  eines  von 
derNatiir  sehr  deutlicb  vorgezeicbneten  Typus."  Das  Kultiir- 
Jand  Agypten  scheint  die  umwohnenden  Barbaren  aucb  sonst 
in  der  Mode  beeinflusst  zu  haben  z.  B.  in  dor  Haartracht. 
Aueh  das  Fiirben  dor  Fingernagel  mit  Henna,  das  bereits  an 
Muraien  konstatirt  ist,  dilrfte  Jigyptischen  Ursprungs,  demnacb 
wol  mehr  ein  Ausfliiss  iiberbildeter  Kiiltur,  als  cin  Residuum 
der  Wildensitte  sein.  —  Die  beigefiigte  Abbildung  stolit  oinen 
rairwad,  den  ich  aus  Biskra  mitgebracbt  babe,  dar,  in  I  der 
natiirlicben  Grosse. 


Ich  babe  nur  holzerne  und  knocherne  Mirwads  gesehcn; 
1001  Nacht  (295.  Nacht  ed.  Salhani  II  S.  384  Z.  14)  ervvabnt 
aueh  silberne  (mirwadan'  mil  lugain).  Die  Redensart  ,,Kiih- 
lung  des  Auges"  (qurratu  'l-'ain)  hat  doch  wol  mit  der  Be- 
malung  des  Augenlidos  mit  ko/d  nichts  zu  schailen.  Vrgl. 
Enis  el-gelis  ed.  Biberstein-Kazimirsky  42:  fama  abradahu 
'ala  qalbi  =  „wie  wiirde  ich  mich  dann  frouen".  Das  Kiihlon 
driickt  also  wol  aueh  in  dor  Redensart  „Kuhhing  des  Auges" 
nur  das  Angenehme  aus,  (Parallolen  bei  Guidi  vrgl.  S.  2),  das 


1 


240 

Augo  steht   mir  als   Organ   dcr  Walirnchmung.     Dio   Phrase 
bodciitct  dcMiinach  ctwa:  „angcnchmcr  Anbliek". 

50.  Dio  Mittc  dcs  Mi/n-ab  dor  l*iophoton-Mos(  lioo  zii 
Medina  ziorto  nacli  ihroni  Unil)au  iinter  al-Wali<l  oin  vicr- 
eckigor  Spiegel,  von  dcm  man  bohauptotc,  dass  es  dor  Spiegel 
dcr  'Ai.sclia  wiire  (Qazwini  II  Vij. 

51.  Vrgl.  Heft  IV  S.  22. 

52.  Hiinfig  wurdc  der  auf  die  Hand  failcndc  Toil  dos 
Arniols  parfiiniirt:  1)H  110,12;  A'scha  m.  11. 

y.i.  Kirdosi  sagt  von  oiner  Schonon  ed.  Maoan  H 
S.  550:  „An  "VVango  wic  oin  Friihiing  und  an  Wnclis  gioidi 
einor  Cyprosso,  ihrc  Mitto  wie  oin  liolu*  und  an  Gang  oin 
i^isan"  (i^^-»).  Dor  Fasan  wird  (ifters  bci  FirdOsi  genannt, 
so  Loidonor  Ausg.  I  S.  342  V.  421.  IJAfiz  sagt  122  V.  8 
od.  Brockhaiis  H  S.  43: 

Ai  kobgi  khO-sch-kliira-in,  kuga  merawl,  bi-ist 
„0  schonschroitendes  Haldenluihn,  wohin  gebst  du,  verweile 
doch".  Ubcr  don  kobg  habe  ich  Stud,  in  arab.  Googr.  HI 
S.  112/8  gohandolt,  dor  Rollo  nach,  die  or  in  dor  porsisehon 
Poesio  spiolt,  ontspricht  or  doni  qa/Ja  dor  Arabor.  —  Zn  doin 
Vorgloich  des  Miidchens  mit  oinor  Papyrusstaudo  vrgl.  das 
iigyptischc  Sprichvvort:  ,,Labbis  el-bu.sa  tibqa  'arfise"  ,,Zieh 
das  Rohr  an,  so  wird  cs  einc  Braut"  (Spitta-Boy,  Granim. 
S.  514).  —  Audi  boi  den  Troubadours  ist  dio  Geliobtc  fast 
iramer  verheiratet,  moist  auch  boi  den  Minnesiingern. 

54.  'Abid  schildort  seino  Goliobto  (Mukhtarat  96  Vers  8) 
geradezu  als  cine  makmura,  was  LA  durch  „raanku/<a"  viruni 
experta,  wie  F'roytag  sagt,  erkliirt. 

"Abid  verglcicbt  (Mukhtarat  S.  93  Vers  6)  seine  ergrauten 
Haare  mit  lagin,  abgeschlagenon  Akazionbliittern,  die  gotrocknot 
zur  Fiittorung  dor  Kamcle  dienton.  Die  Kommentaro  ver- 
suchen  toilweiso  andoro  Deutung  dos  AVortos,  offonbar  woil 
sie  an  dor  F'arbo  Anstoss  nahmon.     Doch  vrirl.  liber  die  Be- 


zoichnnng  dor  Hnnrc  als  griin  :  Flolscliors  Dozy-Stiidion  S.  49, 
audi  Schillcis  „wom  dio  Lockcn  noch  jugcndlich  griincn". 

r»0.  Das  Moskitonctz  dor  Siinfto  (killa:  Zuliair  m.  8; 
'Abid  b.  al-Abra-s-:  Mukhtarat  96  Vers  4;  Lobid  m.  13)  iind  die 
qirani  ('Antara  23,9;  Lebid  iii.  13  vrgl.  'Abid  a.  a.  0.)  odor 
'aql  ('Abid  a.  a.  0.)  gonannto  Sanfteiidccko  war  naeh  don 
Philologon  moist  von  roter  Farbc.  Noch  iicute  pflegcn  dio 
Moskitonctze  in  Spanion  iind  Marokko  rot  odor  wciss  zii  scin. 
Rotlich  waren  nacii  Zuliair  ni.  8  audi  dio  an  dor  Siinfto  bo- 
findlichon  /iawjischi.  Ubor  don  Vorgloieh  dor  Fraucnsiinfton 
niit  Palmen  s.  S.  228. 

57.  Unzuganglich  bliob  niir:  Th.  W.  .Tuynboll,  Over  hot 
iiistorisdio  vorband  tusschon  do  mohammodaansrho  bruidsgavo 
on  hot  rochtskaraktor  van  hot  oudarabischo  huwohjk  (Loidon, 
E.  J.  Brill  1894). 

(JO.  Kin  dor.  Dio  Mutter  fiihrtc  wio  dor  Vator  dio  ohrondo 
Kimja.  "Wio  man  vorfuhr  um  odio  Sohne  zu  erzeugon,  moge 
man  zugloich  mit  lohrroidion  Parallolon  boi  F.  Liobroeht,  Ziir 
Yolkskundo  (Heilbronn  1879)  S.  439  E  nadilcson.  Xur  Tuchter 
zu  habon  gait  Icicht  f'iir  oinon  Makcl  wio  wir  aus  dem  Qonin 
orfahron.  Ubor  das  Tochtortudton  ist  oft  gehandolt  z.  B.  von 
Wellhauson.  Sure  17,33  :  „Todtot  niclit  euro  Kinder  aus  Furdit 
zu  vorarmcn;  wir  niihron  sio  und  euch ;  sic  zu  todton  ist  cin 
argos  Fohlon".  Vrgl.  Sure  fi,152.  —  Nach  Ag.  XIV  73  Z.  17 
passte  cs  sicli  nicht  mohr  fiir  den  Jiinglingoin  Halsband  (tauq) 
zu  tragon;  audi  hior  ist  dor  Triiger  von  hohom  Add,  Noffo 
dos  Konigs  Gadhima  al-abrasch.  —  Waqidi  70''  Wellh.  133: 
Fine  Freigelassone  dos  Thaqifitcn  Sciiariq  beschnitt  in  Mokka 
die  Miidchen. 

«I.  Friodridi  Miillor  schliigt  WZKM  IX  S.  374  folgondc 
Vorbossorung  dos  von  mir  ausgosprochonon  Satzos  vor:  „Das 
Kamcl  ist  erst  mit  dom  Arabor,  dosson  Gofahrto  os  soit  alton 
Zeiton  gowoson,  in  Afrika  oingowandort,   dahor    os    audi   auf 


242 

(Ion  iigyptischcn  Darstcllungcn  nicht  orschcint.'^  Kcinntc  os 
(lonn  nicht  aiif  den  iigyptischcn  Darstclliingcn  crschcinon, 
bovor  OS  in  Alrika  oingcwandcrt  ist?  Ansscrdcm  wird  von 
violcn  Agyptcn  zu  Asion  gcrcehnct. 

(t',\.  „Kamolc  Icidon  aussorordcntlich  an  Schwindol"  Xoldc 
S.  128.  —  Ini  Hobr.  bczciclinct  niiqno  Bcsitz  vuiwiogcnd 
Horn-  nnd  Schafvich.  —  Boi  gutcr  Futtcrnng  nimmt  dor 
Fotthockcr  zu,  in  Hungcrjahrcn  ab.  ,,"VVann  die  Hiiokor  don 
Widorriston  gloichkommcn",  hoisst  dahor  bci  ^'araCa  10,11: 
zur  Zoit  dcr  Not. 

fw.     Dor  Vcrgleich  mit  dcm  Blasebalg  anch  UJI  12.1,3. 

(JO.  In  Tunis  fand  ich  nur  fiir  Kiilbcr  oinc  Vorrichtung 
zur  Vorhindcrung  dcs  Saugcns,  fa^^ama  gcnannt,  von  dor  ich 
oin  aus  Haifa  goflochtonos  Exemplar  mitgcbracht  liabe.  Sic 
wird  dcm  Kalbc  solbst  angologt  und  bildot  cinon  Vorsprung 
vor  dcm  Maulo  dosselben,  dcr  die  Boriihrung  dossclbcn  mit 
dcm  Enter  unmoglich  macht.  „Brilic''  bedcutot  nach  Max 
Miillcr,  Wissensch.  d.  Sprachc  H  S.  630  im  Deutschen  auch 
ein  mit  Stachcln  vcrschencs  Ledcrstiick,  das  man  jungon 
Tiercn,  die  ontwohnt  werdcn  soUcn,  auf  die  Nase  setzt.  — 
In  seiner  Eigcnschaft  als  Lasttier  ist  das  Kamel  vicllcicht  dcm 
arabischen  Orient  verhangnisvoll  gcworden.  Da  cs  namlicli 
don  Wagen  orsotzt,  ward  dor  Strassonbau  dort  woit  wenigor 
als  Bodiirfnis  ompfanden.  Die  Unzulanglichkeit  dcssclbcn 
bcdingt  aber  wioderum,  dass  Eisenbahnen  sich  im  Orient 
vielfach  sohr  langsam  rcntiron,  da  dio  Hanptstationen  noch 
nicht  Knotenpunkte  oines  Strassennetzes  bilden.  —  Die  Ka- 
mclin  soil  sich  um  so  kraftiger  cntwickeln,  jo  iiingor  das  Be- 
springon  hinausgeschoben  wurde(A'£cha:  Gamhara57Z.  12v.u.) 

68.  Als  bcstcs  Kamelfuttcr  gilt  dor  sa'dan,  (S.  11,  119), 
als  schlechtcstcs  nach  Yaraf'a  19,12  dor  iaAma-Buscii ,  nach 
Aschcrson  &  Schwcinfurth  cine  Schanginia.  //nrbuth  und 
janam  nonnt  al-Muraqqisch  (M  42,12)  als  Futterptlanzen;  nach 


243 

Giibaiha  (M  33,9)  macht  die  diinkelgrune  qaswar-Pflanze  die 
Kamelin  dick.  Den  'udd,  welchon  A'scliix  (Gamhara  57  Z.  12 
V.  u.)  als  gutes  Kamelfutter  crwahnt,  erkliiren  die  Scholien 
durcli  qadb  „abgeschJagene  Zweige".     Uber  lagiii  s.  S.  13. 

72.  Max  Freiberr  von  Oppenheim,  Zur  Routenkarte  meiner 
Reise  von  Damaskus  nacb  Ba>'drid  (Sonderabdruck  aus  Peter- 
manns  Geogr.  Mitteilungen  1896)  S.  8:  „Mebreron  Kamelen 
raussten  in  Damev  Lederstdcke  auf  die  wiinden  Teile  ihrer 
Sohlen  genabt  werden." 

Noldeke  (ZDMG  49.  Bd.  S.  713):  „Das  Insekt  gudgiid 
plagt  wol  nicht  Icbendo  Kamele.  Nur  dem  Leder  scbeiut  es 
scbadlich  zii  sein  H  716  v.  2  und  Schol.;  Damiri  s.  v."  — 
Khumal  (A'scha:  Gamhara  57  Z.  9  v.  u.)  soil  eine  Krankheit 
gewesen  sein,  von  der  die  Schiilterblatter  des  Kamels  befallen 
warden,  so  dass  es  in  Folge  davon  hinkte.  Die  Kamelin, 
welche  die  Brustkrankheit  nu/mz  hat,  die  nach  M  15,25  einen 
Karbunkel  erzeugt,  strauchelt  nach  DH  12i,3,  so  oft  man  sie 
aufrichtet.  Nach  Gauhari  (LA)  versteht  man  iinter  al-anAazan^ 
die  beiden  Kameikrankheiten  nu/;az  und  qaiA.  Vrgl.  S.  22. 
In  einer  sabaischen  Inschrift  (Mordtmann  &  Miiller,  Sabiiische 
Denkmaler  No.  1)  bittet  ein  Araber  die  Gottheit  seine  Kamele 
vor  Gliederkrankheit  (badal)  zu  bewahren. 

73.  Die  Erzahlung  MDh  111  S.  236  zeigt,  dass  Pferde- 
zucht  hauptsachlich  unter  den  Rabi'astammen,  Kamelzucht 
unter  den  Miu/arstammen  zu  Hause  war. 

74.  Was  einige  Bilchor  von  den  Stammbiiumen,  welcho 
die  Araber  liber  ihre  Pferde  filhren  sollen,  erzahlon,  ist  iiber- 
trieben.  Allerdings  wird  in  der  Litteratur  biswoilen  von  einem 
beriihmten  Rosse  die  berilhmte  Mutter  genannt;  von  einem 
Tier  zahlt  Asma  i  in  seineni  Rossbuch  410  sogar  4  Ahnen  auf 
und  nennt  415/6  Sohn,  Enkel  und  Urenkel  desselben. 

Auf  Rappen  weisen  auch  einige  Rossnamen,  so  al-Gurab 
„der    Rabe"    A^niia'i    363    und    al-JaAmum    ,,das    schwarze". 

16 


244 

Letzteren  Namon  fiilirto  oin  Pfcrd  dcs  No' man  b.  Mundhir: 
Asma'i  377/8;  CP  II  154  Ein  Schiininolreitcr  (vrgl.  AA-ma'i 
327/8)  wird  'Antara  S,l  gciiannt.  Der  Einfarbigc  ,,bahim" 
stcht  ini  Gegonsatz  zu  a^/arr,  das  cin  init  oinor  Bliisso  (gurra) 
vcrschoncs  Ross  bezcichnet:  'Iqd  III  Aus^.  1293  S.  73,  Ausg. 
1305  S.  58;  Goiir  (Om.):  Del.  87  Z.  5.  Nach  Asnia  i  354  gait 
das  Goseliecktsoin  bci  Rosscn  fiir  eincn  Fehler.  In  der  That 
finde  ich  den  Sclieckon  (ablaq)  nur  in  Bildern  verwandt  so 
von  'Abid:  Mukhtaiat  S.  101  Vers  4;  al-Musaijib:  M  10,21 
(s.  Comm.),  nicht  abor  ist  mir  ablaq  unter  den  gehiiuften 
Besclireibnngswortern  in  dor  Lobpreisung  dcs  eigenen  Rosses 
begegnet  (vrgl.  HS  56). 

Palgrave  II  93:  „Kein  Araber  wird  ein  Pferd  am  Halse- 
anbinden  ;  cin  Spannseil  ersctzt  den  Halfter;  and  einHinter- 
bein  des  Tieros  ist  urn  die  FcsseJ  niit  cinem  leicliton  eisernen 
Ring  umgeben,  der  mit  cinem  Vorlegeschloss  versehen  ist 
und  mit  einer  etwa  2  Fuss  langen  eisernen  Kette  zusammcn- 
hangt,  an  deren  Endo  sich  ein  Seil  befindet,  welches  durch 
einen  eisernen  Pflock  am  Boden  befcstigt  wird;  dies  ist  die 
gewQhnliche  Art." 

75.  Zu  gargar  vrgl.  assyr.  gurgurru  (Friedr.  Delitzsch, 
Assyr.  Handworterbach  S.  204)  ferner  Low,  Aram.  Pflanzen- 
namen  No.  66  S.  92/3. 

76.  Fitzncr,  Die  Rcffcntschaft  Tunis,  2.  Aufl.,  Berlin  1895 


-b 


S.  137:  „Ein  rcclit  orstauntes  Gosicht  machten  unsere  biedoren 
Gastfreunde,  als  sic  sahen,  dass  wir  als  gutc  Kavalleristen 
unsere  Pferdo  selbst  putztcn  ;  so  ctwas  war  ihnen  noch  nicht 
vorgekommen ;  dcnn  die  Bcduinenpferde  reinigen  sich  selbst 
durch  Walzen  am  Boden."  Dass  man  dcm  Pfcrde  don  Trab 
nicht  beibrachte,  hiingt  wol  mit  dem  Fehlon  des  Wagons 
zusammen.  —  Das  Mundstiick  des  Zaumes  hiess  fa's:  'Antara 
2:t,ll.  —  Polaks  Persien  11  S.  113:  „Die  Biigel  rikab  sincl 
breit,  so  dass  sic  den  ganzen  Fuss  aufnehmen,  an  den  Kanten 


245 

scharf,  well  sie  zugleich  als  Sporen  dionon."  Ahnlich  sind 
die  spanischen  Steigbiigel,  —  Jesaia  5,28:  Ihrer  Rosse  Hufe 
sind  wie  Felsgestein. 

7'J.  Beim  Vergleich  der  Rosso  uiit  Heuschreckon  ver- 
gegenwiirtige  man  sich,  dass  ihnen  Trab  nicht  beigebracht 
wird ;  Galop  wird  auch  hippologisch  als  ein  sprungartiges 
Vorgehen  crkliirt. 

80.  Nach  Khalil  (Thorbeckes  MufafWalijatausg.  S.  4) 
wurde  an  die  Stirnlocke  des  siegreichen  Renners  ein  bunter 
Wollblischel  gekniipft.  Daraus  erklart  sich  der  Rossname: 
Dim  Vsufa  „Besitzer  eines  Wollbtischels":  Asma'i  410.  — 
Abu  'Obaida  verfasste  nach  Fihrist  1  S.  54  Z.  7  ein  Buch 
iiber  Pferdenamen.  Einon  alphabetischen  Index  der  erhaltenen 
altarabischen  Pferdenamen,  welchen  icli  mir  angelegt  habe, 
gedenke  ich  an  anderer  Stelle  zii  veroffentlichen. 

84.  Nach  Qazwini  II  29  lag  Saliiq  im  Jemen.  tjber 
Panzer,  die  auch  von  dort  kamen,  vrgl.  S.  26  des  vorliegenden 
Buches.  Ich  iialte  die  Angabe,  dass  saluqis  eino  Kreuzung 
von  Hunden  mitSchakalen  waren  (s.  Qazwini  a.  a.  0.,  Dauraas, 
Moeurs  et  coutiimes  do  I'Algerie,  2.  ed.  Paris  1855  S.  84/5) 
f'iir  durchaus  glaubwiirdig,  da  ahnliche  Kreuzungen  von  vielen 
ISTaturvolkern  namentlich  zu  Jagdzwecken  geschatzt  werden, 
s.  Brehm  2.  Band  3.  Aull.  S.  74;  77:  ,,]ndianer  Nordaraerikas 
kreuzen  ihre  halbvvilden  Hunde  mit  Wolfen,  um  sie  zwar 
noch  wilder  als  vorher,  aber  auch  kiihner  zu  machen"; 
ahnliches  weiter  unten  auf  derselbenSeite  vom  Eskimohunde; 
S.  78;  79:  ,, Pallas  behauptet,  dass  Sehakal  und  Haushund 
sich  zuweilen    im  Morgenlande  kreuzen";   schliosslicb  S.  81. 

80.  tJber  das  Aufschlngen  der  qubba  vj-gl.  noch  'Amr 
m.  94;  H  698  Z.  6  v.  u.;  Bekri  ed.  AVilstenfold  S.  34  und 
namentlich  Goldziher  im  47.  Bande  der  ZDMG  S.  74/5  (zu 
Ih\t?im  65).  Ausserdem  verweist  mich  der  genannte  Gelehrte 
noch  auf  Ag.  X  145,  1;  XIX  79.     Eitzner,  Die  Regentschaft 

16* 


246 

Tunis,  2.  Aiifl..  Uorlin  1895  S.  132  or/iililt  dio  Aiikimft  boi 
oiiicm  Boduinciistiiniiu:  ,,8or()rt  -wiirth!  an  oincr  goschiitztcn 
Stello  cin  Zolt  fiir  iins  aufgoschlagon";  dagegon  S.  142 
golcgentlic'h  dor  Ankunt't  in  oincni  andoin  Zeltlagor:  „I)as 
Zelt,  in  das  uns  nun  dor  Sclioikli  fiihrto,  war  nioht  cins  dcr 
Fromdonzoltc,  wolche  fiir  Logirbcsucli  orst  aufgoschlagon 
wurdon,  sondern  seino  oigono  Wohiuing."  —  Regon  als  Bild 
dor  Freigebigkoit:  Zuliair  18,8;  dor  Freigebigo  wird  mit  oinom 
Mooro  vcrglichon  :  Zuliair  17,29;  soino  Hiindc  waron  oino  Wolko: 
Zuhair  15,30  vrgl.   U  383  V.  5. 

88.  Dio  'Iqd  111  S.  294  (Ausg.  von  1293  h  111  S.  380/1) 
aufgezahlten  Spoisen  dcr  Beduinen  sind,  vvoil  moist  obno 
Bolegvers,  zuniichst  obonsowonig  wio  Freytags  unbclogtes 
Material  fiir  dio  vorislamische  Zoit  zu  vorworten.  Sakhina 
soil  oino  Spoiso  dcr  Qoraisch,  aber  nicht  dcr  Beduinen  go- 
wesen  sein. 

Zugchauen  wurdon  dio  Miihlstoino  mit  oincm  eisornon 
Meissol  birdl  gonannt:  Ka'b  ibn  Zuhair:  Ucl.  112  V.  24. 

89.  Z.  18  ff.  F.  Liobrocht  hat  (Zur  Volkskundo,  Hoil- 
bronn  1879  S.  436  ff)  durch  zaiilroicho  Parallolen  orvviosen, 
(lass  OS  sich  um  oinen  wirk lichen  wcitvorbroitoten  Branch 
den  (jott  in  Kuchenform  zu  vorzehron  handelt. 

90.  Euting,  Tagbuch  S.  62:  ,,Dor  Schoch  schlachteto 
unvorziiglich  cine  Gaiso,  und  mit  dcm  Blut  wurden  unsero 
Kamolo  am  Hals  und  rcchton  Schonkci  bostrichcn.  Das  ist 
boi  den  Beduinen  cine  Ehrung  fiir  don  Gast,  damit  alio  otwa 
dos  Wegs  Kommendon  sogloich  inno  worden,  dass  fiir  solche 
vornehino  Keiscndo  gcsclilachtct  worden  soi." 

Dor  Vorglcich  dor  athafi  mit  Taubon  ist  hiiufig  vrgl. 
noch  Zuhair  S,3;  Omoija  b.  Abi  V*Salt:  Gamhara  106  Z.  12. 
Auch  ihro  Droizahl  wird  hiiufig  hervorgehoben.  Untcr  oiner 
heiligon  Olive  in  //ammam  Moskhoutin  auf  dem  Wego  vom 
Bade  zuniHohlensoo  sab  ich  4  Stoinsotzungon  zu  jo  3  Stoinen; 


247 

dasclbst  ]i\g  iiiicli  cin  Tliongofass,  welches  an  seincm  iinteron 
Rande  3  entsprechondo  fussartige  Wulstc)  liatte.  Aiich  habon 
in  Algier  and  Tunis  die  thonernon  Kohlenbecken  3  wulstartigo 
Biickel  am  Randc,  auf  denen  dor  Kochtopf  ruht;  das  scheint 
einc  alto  Kcniinisccnz  an  dio  atliafi  zu  soin. 

Zu  Anm.  2  vrgl.  DH  No.  161,  No.  127,11.  —  Ubrigens 
goliort  dor  Kannibalismiis  aus  Kaciic  und  Wiit  nicht  ins 
Kapitol  ,,Nahriing"  sondcrn  „Racho". 

IM.  Fcttsatz  (rubb)  und  Pech  (kuAail)  wurde  bisweilen 
bci  Anziindung  des  Bronnmatoriais  vcrwandt  ('Antara  m.  32). 
—  Fur  das  ganzo  Feuerzeug  war  sowol  dor  Dual  zandan* 
(mit  Ta<7lib  dcs  Mask.)  z.  B.  'Antara  7,2  als  auch  dor  Plural 
zinad  ('Antara  m.  19,  Zuhair  b.  Ganab:  Bokri  1  f*'P')  gebrauch- 
lich.  —  Als  Foltcrstrafe  wird  zur  Erprcssung  oines  Gcstiind- 
nisses  einmal  das  Feuerbohron  niit  dom  zend  angewendot, 
indcni  dio  Brust  dos  Ungliicklichcn  als  zonda  diont:  Ibn 
Hiscbara  V^f  obon. 

ys.  An  oinigon  Stellen  wird  allerdings  irdenes  Geschirr 
ervviihnt,  so  nennt  7arafa  17,9  niinqa'a  '1-burmi  vrgl.  S.  148, 
'Antara  22,4.  —  Das  Flcisch  nahni  man  aus  dom  Kessel  mit 
oinom  eisernon  Hakon  minschal,  den  Imr.  55,12  dom  Adlor- 
scbnabel  vcrgleiclit. 

94.  Zt'llc  8.  Vrgl.  KB  11  S.  225.  Richardson  orzahlt 
Yon  don  Tibbus:  „Es  kommt  oft  vor,  dass  die  Tibbu  20  Tage 
lang  auf  Pliinderungsziigon  aus  siud,  ohno  otwas  zu  esson  zu 
iinden.  Troft'on  sio  dann  auf  dio  Knochon  oines  gefallenon 
Kamelos,  so  zormahlen  sio  diesolbon  zu  Staub,  lassen  ihron 
oigenon  lobondon  Kamolon  am  Augo  zur  Ador  und  boreiton 
aus  dem  Blute  und  den  gepulverten  Knochon  einen  Teig, 
den  sio  csscn."     (Ratzel,  Volkerkundo  III  8.  42). 

J>5.  ,,\Vir  esson  alios,  was  krioclit  und  liiuft  aussor  dem 
Kamiileon",  sagto  oin  Boduine  zu  eincm  Mcdinenser  ('Iqd  II 
101).     Mehrfach  werden  die  Beduinen  als  Miiusofresser  ver- 


_248 

huhnt  (Goldzihor,  .Alytlios  boi  don  Hcbracrn  S.  09  100).  Dio 
Sitto  dcs  Liiiisecssens  ist  schr  vorbrcitet,  Jocst  hat  ilir  ini 
3.  Bandc  soinor  "VVelt-Fahrton  S.  151  ff  eino  bosondcro  Ab- 
handlung  gewidniet.  An  Ahnliclios  donkt  vielleiclit  audi 
'Antara,  wenn  er  sich  10,12  riihrnt  Nacht  und  Tag  /ii  hungern, 
bis  er  anstiindigo  Speiso  (karima  '1-makali)  erlange. 

Mit  den  boiden  Molkzeiten  hiingt  cs  zusaninien,  dass 
man  des  Morgons  und  des  Abends  seinen  Durst  zu  lOschen 
ptlegte  und  dio  vorislamischo  Zcit  bereits  dio  boiden  Bogriffo 
Morgentrunk  (sabiiA)  und  Abendtrunk  ((/abuq)  kennt. 

96.  Das  Kapitol  „Woin"  gedenke  ich  vielleicht  bei  an- 
dercr  Gelegenheit  neu  zu  bearbeiten  und  bin  dahor  mit  meinen 
Nacbtragen  hier  besonders  sparsam.  Der  Stoff  ware  in  dio 
Abschnitto  zu  gliedern  1)  Weinarten  2)  Weinpflanzungen  in 
Arabien  (besser  zu  Landwirtschaft)  3)  Weinimport  4)  Wein- 
bereitung  5)  Weingefasso  6)  Kneipe  mit  Zubehor. 

118.  Guidi  bemerkt  Delia  sede  S.  609  Anm.  2,  dass 
Miinzen  aus  Bostra  unter  Trajanus  Decius  gescblagen  eine 
Kelter  aufweisen. 

Noldeke  (ZDMG  49.  Bd.  S.  719):  „Die  Form  Androna 
(=  Enderiin)  im  Itin.  Antonini  (98.  154)  wird  ein  Accusativ 
sein ;  der  Ort  hiess  gewiss  'A.vSpwv  wio  einer  in  Aegypton 
Hierocles  724,8." 

W.  Zur  Woinbereitung.  Guidi  logt  Delia  sede  S.  609 
Anm.  1  besondcros  Gowicht  darauf,  dass  Imruulqais  511,10 
dem  khamr  von  'Ana  die  kurum  von  Schibam  gegeniiborstellt 
und  glaubt  daraus  tblgern  zu  miisson,  dass  der  zu  Schibam 
gewonnene  Wein  frischer  Traubensaft  war  und  ungegohren, 
wie  Gen.  40,11  der  Obermuudschenk  dio  Trauben  (allerdings 
im  Traume)  in  den  Becher  des  Fharao  driickt.  Den  Most 
('usara)  erwahnt  ein  Vers  al-A'scha's:  Jaqiit  I  115  Zoile  16. 
Bei  al-A'scha  findet  sich  ferner  das  Wort  istin^:  Gamhara  57, 
dort  als  der  vor  der  Kelterung  von  selbst  auslliessende  Wein 


249 

bezeichnet,  also  ,,A''orwcin",  wie  Avir  sagen ;  nacli  FAF  162 
a']/iv9iov.  Qazwini  11  21  wird  oin  Kakshasa^)  durch  in  eine 
Felshohlung  ausgopressten  Traubonsaft  beraiischt  gemacht. 
Sindbad  der  Seefahrer  (ed.  Machucl,  Alger  1884  S.  114) 
gewinnt  Wein  (^kliamr),  indom  er  einon  trockcnen  Kiirbis 
aushohit,  mit  Trauben  f'iillt,  obon  zustopit  und  einige  Tage 
in  die  Sonne  legt.  jS\'ben  deni  gowoiuilichen  Wein  kannte 
man  aiich  gokoclitcn.  Der  sagenhatto  Qiiss  wurde  dereinst, 
wie  'Iqd  III  309  erzahit,  nach  dcm  besten  Getrank  gefragt 
iind  bezeichnete  als  solciics  den  K(,'ben\vein.  ,,Da  sagte  man 
zu  ihm:  ,,Und  was  meinst  da  zu  dem  gckochten?''  „Es  ist", 
sagte  er,  „eine  Weide,  aber  nicbt  wie  der  sa'dan""  d.  b.  er 
kommt  an  zweiter  Stelle,  da  sa'dan  fiir  das  beste  Kamelfutter 
gilt.  Icb  vermute,  dass  es  sicb  hier  nicht  urn  nach  der  Gabrung 
aufgekochton,  sondern  um  durch  Auskochen  der  Trauben 
gewonnoncn  AVcin  handeh.  So  gewinnt  man  bekanntlich  heuto 
noch  den  Malaga.  Auch  in  Marokko  gewinnt  man  Wein  durch 
Kochen  (Rohlt's,  Mein  erstcr^4uf'enthalt  in  Marokko  S.  73). 

Auch  der  Name  dos  Weinhiindlers  Abu  Marjara  ,,Vater 
der  Maria''  (Ibn  a^-7'iq<aqa  S.  133)  deutet  auf  oinen  Christen. 
'Abid  sagt  (Mukhtarat  96,  ietztc  Zeile)  vom  Weine:  ,,es  liess 
ihn  altern  der  Besitzer  eiues  rotiichen  Schnurrbarts".  Kote 
Haare  scheinen  auch  Ag.  XIX  129/130  auf  nicht  arabische 
Abkunft  zu  deuten.  Ac/  XII  S.  124  Avird  ein  Jude  aus  Wadi 
'l-qunl  genannt,  der  sich  bei  den  Benii  Sahm  als  Weinkauf- 
mann  aufhielt. 

100.  Der  .^ibiiA  (unter  den  Belegstellen  lies  Lebid  m.  60) 
spielt  auch  bei  den  porsisehon  Dichtern  z.  B.  /JAfiz  eine  grosse 
Rolle.  Vrgl.  auch  schon  Jesaia  5,11:  „Wehe  denen  die  Morgens 
fruh  aiifstehen  um  berauschendom  Trank  nachznjagen  und  die 
am  Abend  verziehon,  indom  sie  der  AVein  erhitzt." 


1)  Vrgl.  zu  der  Gescbichte  Eenfeys  Pantschatantra  II  356. 


250 

101.  Silbcrno  Kannen  (abaiiqii  liigainin)  crwiihnt 'Abid : 
Miiklitaiat  S.  102  V.  G.  Silberno  Trinkgofiisso  werdcn  auch 
A' sella:  Ganiliara  00  Z.  7  iind  sonst  gcnannt;  vrgl.  das  IS.  102 
iiber  yarab  Jk-merkto.  Makkuk  (A'sclia  a.  a.  0.)  ist  Namo 
eincs  Trinkgcfiisses  und  zugleich  Hohlmaasses;  man  kr»nntc 
soruit  das  [AVort  durch  „Maasskrug"  wiedergcbcn,  vrgl.  iibcr 
dasselbo  FAF  207,  iiber  ein  jigyptischcs  Analogon  s.  Ebers, 
Aegypton  und  die  Biiclier  Moso's  S.  328.  —  Im  Tibctischen 
heisst  cin  "Wort  fiir  Wasserkrug  wurtlicli  iibcrsetzt:  „Vogel 
nicht,  sondern  Gefass''  s.  Schiefner,  Uber  eine  eigenthiimliche 
Art  tibetiseher  Composita:  Melanges  asiatiques  Tome  III 
Petersburg  1859  S.  14.  Altiigyptische  Becher,  welche  die 
Gestalt  von  Vogelkopfen  nachahmen,  crwahnt Ebers,  Aegypten 
und  die  Biicher  Mose's  S.  329.  In  Spanien  existiren  uoch 
heute  Wassergefasse  in  Form  von  Henncn,  pato  Ente,  genannt; 
man  findet  ein  solches  aus  Elche  abgebildet  bei  R.  v.  Gerold, 
Herbstfahrt  nach  Spanien  S.  162.  ~  Abbildung  agyptiseher 
qullas  im  Fiihrer  durch  die  Aiisstellung  des  Museums  Erz- 
herzog  Rainer  S.  185. 

192.  Mit  Moschus  versiegelt  ist  der  Wein :  'Abid:  Mukh- 
tarat  96  Vers  9;  Wein  wie  Moschuskornchen;  ebend.  98 
Vers  9;  vrgl.  v.  Kremers  Culturgesch.  I  S.  141  und  die 
Etymologic  des  Wortes  Muscateller.  —  /:/assan  sagt  vom 
Wein  „wie  der  Geschmack  des  Pfeffers" :  Diwan  73  Vers  1  ; 
Pfeff'er  (fulful)  steht  wol  hier  als  Gevvurz  par  excellence.  — 
tjber  den  Vergleich  mit  Blut  s.  Heft  IV  S.  6/7. 

lOS.  Bisvveilen  ging  ein  und  derselbe  Becher  im  Kreise 
herum,  wie  Vers  4  und  5  von  Amrs  m.  bezeugt.  —  Zu  firsild 
vrgl.  'Abid:  Mukhtarat  S.  100  Vers  4.  —  Zu  den  Mantelspenden 
an  Siingerinnen  vergleiche  Mu/iammads  Thun,  der  dem  Dichter 
Ka'b  b.  Zuhair  seine  burda  schenkto. 

104.     Vrgl.  Jesaia  5,12. 

107.     Die  arabischen  Theologen  leiiren,  dass  der  Traubcn- 


251 

wein  nicht  seiner  Siibstanz  wegen  wie  Schweineflcisch,  sondorn 
nur  li- arari  (wegen  cines  Accidens)  vcrboten  sei  ('Iqd  III  309). 

108.  Vrgl.  GMSt  1  S.  27  ff;  Oustav  Troll,  Uber  die  Ge- 
nussraittel  des  Orients:  Ostcrr.  iMouatsscbrift  fiir  den  Orient, 
16.  Jabrgang  1890. 

lOy.  In  d(!n  meisten  Stadten  gab  es  wol  eine  Kneipe; 
kbamniaratii  '1-beIed  „dio  Kneipe  dor  Stadt"  erwiibnt  Abu 
Nuwas  20,1  (nicbt  Kneipwirtin  dor  Stadt,  wie  GAP  145 
iibersotzt).  Die  Perser  lieben  os  im  Blumengarten  (Firdosi 
ed.  Vuilors  I  S.  316  Vers  16,  Qazwini  II  29  Zoile  10)  odor 
auf  dem  flacbon  Daciie  zu  zccben,  docii  ist  auch  die  niaikbano 
,,das  Weinhaus"  aiis //afic  hiiilanglicb  bekannt.  In  Qairuwan 
war  ZLir  At/labidenzeit  dcr  Verkauf  von  Wein  untersagt, 
wahrend  er  in  dem  nabe  dabei  gelegencn  ar-Raqqada  gestattet 
war  (Qazwini  II  133),  denn  bier  ist  nabidli  (moist  Dattelwein) 
ein  Eupbemismus  fiir  Wein  scbarab.  Qazwini  I  165,  II  339 
mit  Bezug  aiifSpanien:  ,,Es  stebt  uns  frei  das  Gobot  in  eurem 
Lande  zu  unterlasson  und  feurigen  Wein  zu  trinken,  wiibrond 
das  doch  verboten  ist'\  Qazwini  II  205  von  dom  Wunder 
wirkenden  Abu  Jazid  al-Bis^ami  (f  261  b.):  ,,Man  erzilblt,  es 
kam  ibm  zu  Obren,  einer  seiner  Jiinger  biitte  Wein  getrunken. 
Da  spracb  er  zu  ibm:  ,,Komm  beraus  mit  mir,  damit  ich  dich 
das  Weintrinken  lebre^'.  Da  ging  er  rait  ibm  beraus  und  fiibrto 
ibn  in  eine  Scbenke  und  trank  alios,  was  in  den  Kriigen  war, 
dann  kebrte  er  sicb  um  und  stollte  soinon  Kopf  aufdieErde 
und  streekto  seine  Eiisse  in  die  Luft  und  rozitirte  don  Qoran 
von  Anfang  bis  zu  Ende  und  spracb  zum  Jiinger:  Wenn  du 
Wein  trinken  willst,  so  macb  es  auf  diese  Weise"".  Am  Tage 
der  Auferstebung  will  Menorebri  (11.  Jbd.)  einen  Weinstrom 
von  Gott  orbitten  und  ,,aus  den  Bliittern  der  griinen  Rebe" 
soil  man  die  Hiille  seines  Leichenbemdes  wirken  (ed.  Kazimirski 
S.  If).  'Omar  Kbaijam,  bei  dem  sicb  tibnlicbe  Gedanken  findon, 
ruft  sogar  Allab,  als  ibm  ein  Windstoss  den  Wein  verscbiittet, 


252 

zu:  .,niogci-  tii  ni05>ti,  ivbbr'  (Lithographic  Petcisburg  1888 
S.  56).  AVic  die  Miirkte  iibcrwachtc  dor  Mu//tcsib  aiich  dio 
Aufrochthaltung  dcs  Weinvcrbots,  aber  Sa'di  sagt  im  Gulistan 
cd.  Johnson  S.  o^: 

Mii/<tosib  ger  mai  khiired  medhu-r  dared  mes-t-ra 
„AYcnn   der  Mu//tcsib   Wein   trinkt,    wird   er  den   Triiiikenen 

I'iir  eiitsciiuldigt  halten". 
Zu  Qazwinis  Zeit  niachte  dor  Qu'/i  von  Qazwin  einen  ihni 
liistigen  Schekh  zum  MuAtasib,  dor  aber  bald  aiif  dieses  Anit 
verzichtete,  da  es  bei  der  Aut'hebiing  von  Weingelagen  (der 
Wein  wird  ausgegossen,  die  Musikinstrumentc  zerbrochen) 
zu  crnsten  Schliigereien  zwischen  Polizei  und  Zechern  kam 
(Qazwini  II  S.  29).  Der  MuAtesib  ist  dio  Fiircht  des  Zccbers 
in  der  spatern  persischen  Poesio  wie  die  'adhila  in  dor 
altarabischen.  Ihn  ruit  //afic  185,5  (ed.  Brockhaus  II  S.  106) 
an  die  Kneipnmsik  zu  gestatten,  denn  das  gottliche  Recht 
Aviirde  davon  nicht  aus  don  Fiigen  gehen.  /7afi^  rechtfertigt 
seine  Trinklust  mehrfach  mit  der  Praedestinationslehre  odor 
als  Triumph  liber  die  Heuchelei,  so  106,4  (ed.  Brockhaus 
Band  II  S.  27):  „AVeintrinken,  bei  dem  keine  Falschhoit  und 
Heuchelei  ist,  ist  besser  als  Enthaltsamkeit  zur  Schau  tragon, 
wenn  dabei  heuchlerische  Falschhoit  ist".  Urn  Wein  verkauft 
er  seincn  delq,  seinen  Derwischmantol,  denn  or  ist  dafiir  nicht 
zu  schade  (142,1^  ed.  Brockhaus  II  S.  63).  An  einer  andern 
Stelle  (1S0,7  Bd.  II  S.  101):  „De]q  und  Gebetteppich  wird 
der  Weinvei'kiiufer  tragon,  avouu  nur  Wein  aus  der  Hand 
jenes  mondgleichen  Schenken  da  ist".  —  Die  in  1001  Nacht 
auftretenden  Muslime  gehoren,  obwol  in  moralischer  Hinsicht 
uicht  immer  mustergiiltig,  doch  moist  zu  den  Frommen,  ver- 
richten  ihre  Gebete  und  sprechen  vor  dem  Tode  noch  das 
Glaubensbekenntnis  (1001  Bui.  I  43  Z.  3;  Enis  26).  Nur  in 
eiuem  Punkto  sind  sie  fast  ausnabmslos  schwach;  sie  trinken 
den  verbotenen  Wein  ohne  Gewissensbisse.     Siiidbad  bereitet 


258 

ihn  zwar  selbst  unci  trinkt  ihn  (SM  114),  halt  sich  aber  doch 
wenigstens  dariiber  auf,  wenn  Andere  Woin  trinken  (SM  124); 
doch  ist  dicse  letztcro  Stclle  cine  Interpolation.  An  einer 
andern  eingeschaltoten  Stollo  wiid  im  Sindbad  von  den 
Brahmanen  als  etwas  Merkwiiidigcs  crzahlt,  dass  sie  niemals 
Wein  trinken  (SM  22).  Als  dem  Khalifen  Harun  ar-Kaschid 
bei  einer  seiner  niichtigen  Wandcrungen  einmal  Wein  vor- 
gesetzt  wird,  lehnt  er  ihn  ab  niit  den  Worten :  ,,Ic'h  bin  ein 
Piiger"  und  sondert  sich  von  dor  zochenden  Oesellschaft  ab. 
Die  Pfortnerin  servirt  ihm  nun  Wcidenwasscr  (ma  al-khihil) 
mit  geschmolzenem  Schnee  und  Zucker,  wofur  ihr  der  Khalife 
dankt  (1001  Bui.  I  28).  Jn  doni  Marchen  von  Enis  al-gelis 
konimt  ein  junger  Mann,  Xamens  Nur-ed-din  zu  eineni 
Gartenaufseher  Hariin  ar-Kaschids,  Ibrahim  mit  Namen,  und 
wird  von  diesem  bewirtet.  ,,0  Scliekh  Ibiahinr',  sagte  er  zu 
ihm  (ed.  Biberstein-Kazimirsky,  Paiis  184G  S.  66  ft),  .,hast  du 
nicht  etwas  zu  trinken,  denn  die  Menschen  trinken  doch  naciii) 
dem  Essen'".  Da  brachte  der  Schekh  Ibrahim  schones  kaltes 
Wasser.  Nur-ed-din  aber  sagte  zu  ihm:  ,,Dies  ist  nicht  der 
Trank,  den  ich  meine''.  ,,\Viilst  du  etwa  Wein'',  fragte  er 
ihn.  „Ja  wol'',  versetzte  Niir-od-din.  ,,Ich  nohme  meine 
Zufluchtzu  Allah  vor  ihm'',  erwiederte  er,  „13  Jahro  habe  ich 
so  etwas  nicht  gethan  [er  war  ein  Greis!],  denn  der  Prophet 
—  Allah  neigt  sich  betend  iiber  ihn  und  griisst  ihn  —  hat 
verflucht  seinen  Trinker,  seinen  Keherer  und  seinen  Triiger". 
„Hore",  sagte  Nur-ed-din,  ,,2  Worte  von  mir".  ,,Sprich,  was 
du  willst",  erwiederte  er.  ,, Wenn  du",  I'uhrjcner  fort,  ,, nicht 
der  Kelterer  des  Weines  bist,  audi  nicht  sein  Trinker,  auch 
nicht  sein  Trager,  wird  dich  dann  etwas  von  dem  Flucho 
trefl'en  ?"     „Nein",  sagte  er.     „Nimm  also  diesen  Dinar   und 


1)  In  1001  Nacht  wird  nach  der  Mahlzeit,  iiachdem  man  sich  die 
Hiinde  gereinif^t  hat,  das  Obst  aufgetragen,  dann  folgen  eventuell  Wohl- 
geriiche  zum  Einatmen  und  den  Schhiss  bildet  das  Trinkgclage. 


254    _ 

dieso  beidon  Dirhoin,  besteigc  diescn  Esol  und  lialto  fernab 
und  wen  du  als  Kiiufcr  findcst,  den  rufo  an  und  sprich 
zu  ilini :  ,,Ninini  dicso  beidcn  Dirhom  und  kauto  urn  diescn 
Dinar  Wein  uiul  lade  ihn  auf  don  Ksel".  Dann  bist  du  niclit 
Triigor,  nicbt  Keitcrer  und  nieht  Kaufor  (sic!)  und  nicbt  wird 
dicb  etvvas  tretfcn  von  dem,  was  alio  triff't".  Auch  Ibrahim 
setzt  sich  zuniichst  abseits,  als  das  Weintrinliun  bcginnt,  Itisst 
sich  dann  aber  verfiihren.  —  Das  tiirkischo  Miidchen  will  in 
einem  osmanischen  Volkslicd  nur  den  sarklioscli  den  Trunken- 
bold  freien,  denn  dor  csarraf  licsse  sic  Gold  ziiblon,  beim 
baqqal  t'iirchtet  sic  immcr  Obst  esscn  zu  miisscn  u.s.  w.;  abcr 
niit  dem  sarkhosch  wild  sic  ein  frcies'Lcben  fiihren  (JA 
8.  Scr.  Tome  14  Paris  1889  S.  159/lGO). 

Als  alto  lielogc  lur  qahwc  Wein  nierko  ich  noeli  an:  'Abid: 
Mukhtarat  98  Vers  9;  /Amain  al-//iii:  Ag.  11  S.  120  letzte  Zeile. 

112.  Dr.  Franz  Abrondts  wcist  in  der  Monatsschrift  fiir 
Volkskundo  „Am  Ur-Quell"  VI.  Band  S.  185  ff  auf  die 
Ahnlichkoit  des  arabischen  qula-Spiels  mit  einem  deutschon 
bin,  dem  Dessauer  Mellospiel;  ich  kenne  dassolbo  aus  Ost- 
preussen  unter  dem  Namen  Klipp  (Ahrcndts  erwahnt  auch 
den  Namen  ,,Klippe"). 

lis.  Goldziher  verdanke  ich  noch  den  Hinweis  auf 
Academy  XXXI  1887  S.  276:  „Mr.  Goshamy,  of  Mount 
Lobanon,  informs  mo  that  in  his  native  village  it  is  the 
custom  for  boys  to  take  a  piece  of  lead,  flat  and  round,  Avith 
a  rough  dented  edge;  to  pierce  the  lead  in  the  centre  with 
two  holes,  a  little  apart,  then  to  run  tlu'ough  the  two  holes 
a  string  sufficiently  long  to  go  round  the  boy's  two  hands. 
By  slackening  the  string  and  turning  the  lead,  the  string  will 
be  twisted,  and  then  by  tigiitening  the  string  it  will  untwist, 
and  the  lead  will  go  round  with  a  whizzing  noise." 

114.  Zu  der  kleinen  Statur  des  Jiigers  vrgl.  ZDMG 
49.  Bd.  1895  S.  105, 


255 

130.  Man  grub,  uni  Lowon  zu  f'angen,  eine  Grubo  zubja: 
DH  133,3;  FE  251.  Ibn  Duraid  sagt  in  scinem  Wolkenbucli 
S.  20/1:  Zubja  ist  eine  Grube,  die  man  dem  Lowen  und  audi 
deni  Schakal  griibt;  man  griibt  die  zubja  stets  an  einem 
hocligelegciien  Ottc;  wcnn  also  der  sail  don'  Ort  einer  zubja 
erreit'ht,  so  ist  or  schon  kolossal".  Brehm  schildert  2.  Autt.  I  1 
S.  375/6,  wie  dio  Araber  des  Atlas  don  Lovvon  mit  solchen 
Fallgruben  cijagon.  Zum  Schakalfang  dienten  audi  Schlingen 
(Qazwini  II  70  Zoilo  -4). 

126.  Kabsch  Leitvvidder  ist  ein  baufigos  Bild  fiir  den 
Aniiibrer:  'Abid:  Mukbtarat  98  Vers  7;   UMth  m.  50. 

127.  Das  Wort  katiba  Hoerscbaar,  welches  iianientlicb 
'Antara  mehrfadi  anwcndot  (z.  B.  7,8;  15,10;  10,18),  scheint 
auf  eino  Heeresgliederung  in  taktiscbem  Sinne  zu  deuten. 
tjber  joder  katiba  flog  in  der  Schladit  eine  Fahue  (livvii),  die 
sie  gleicb  einem  Vogel  beschattete:  'Antara  15,10.  DerVergleich 
dieser  Stello  mit  /yarith  m.  49,  nacb  welchcr  jeder  Stamm 
(Aaij)  seine  Fahno  bat,  deutet  darauf  bin,  dass  die  katiba  auf 
Stammcszusammengehorigkeit  beruhte.  Domnacb  ist  es 
zweifelhaft,  wie  weit  wir  bei  katiba  an  cine  Organisation  zu 
denken  imbon  und  ob  eseb-Scliahba  und  Dausar,  die  z.  B.  Ag. 
XV  S.  99  Mitte  gleidifalls  katibas  genanntcn  Truppenkorper 
der  Konige  von  /Vira,  ilir  Vorbild  waren.  —  Nach  'Antara 
26,5  gleicht  das  Acbzcn  der  Lanzenspitzcn  dem  Knurron  der 
Hunde,  die  sicb  vor  Schlangen  furcbten. 

1251.  Nocb  im  Heere  Qutaibas  finden  wir  AVeiber  biiiter 
der  Sdiiachtroibc  s.  Vabari  II.  Serie  S.  It^f  unten.  Das 
islamiscbe  Kriegsrecht  gestattot  den  Gliiubigen  Frauen  mit 
ins  Fold  zu  fiihren,  aber  nur,  wenn  das  Heer  geniigend  stark 
ist,  um  eine  ausreichende  Garantie  fiir  ibren  Schutz  zu  bieten 
(Rosenmiiller,  Analecta  Arabica  I  §  v).  —  Zu  den  Anm.  2 
gonannton  Stellcn  vrgl.  J.  J.  Hess,  der  in  seineni  Aufsatz 
La  revolte  Mabdiste  au  Soudan  S.  79  von  dem  iinffliicklicben 


256 

lintenu'linHMi  Hicks  rasclias  sagt:  „La  inalhcMiroiiso  armec 
no  roncontra  nullo  i)art  un  soul  Otro  vivant.  Seul  un  vol  do 
vautours  1'  accompagnait  dans  les  airs'^ 

i:»0.  Ein  altarabischcs  Spricluvort  lautot:  al-Aarb  kliud'a 
dor  Kriog  ist  Betrug  (Jaqut  1  129  Zeilo  2). 

i:»l.  Sohon  dor  Unistand,  dass  die  Pfeilschussweite  (aalwa) 
ein  haufigos  Liingenmaass  ist  (!.  ^/alwa:  'Antara  24,2;  vrgl. 
Gon.  21,10),    spricht  fiir  die  Vcrbieitung  dos  Bogons. 

I.'W.  Bogen  aus  sara-Holz:  Zuliair  15,15;  'Antara  15,7.  — 
Uber  manschini  vrgl.  Heft  1  69,  II  96,  MDh  1  367. 

I'M.     Vrgl.  Heft  IV  S.   14/15. 

i:{5.  Vrgl.  Woinhold,Altn  Loben  S.  247:  „Manchekonnten 
mit  2  Schwertern  zugleich  fechten".  —  Das  Sohwert  fiihrto 
haufig  einon  Eigennamen;  Schwarzlose  hat  sololie  nebst  den 
Namen  dor  Bcsitzor  in  einem  besonderen  Register  seines 
Works  gesanimclt  (SehW  368—371)  Aiich  damaszirto  Klingen 
kamen  vor;  die  von  Geyer  WZKM  I  1887  S.  264  erwabnten 
Stellen  sind  raeines  Erachtens  wenigstens  aaf  solche  Klingen 
zii  beziehen,  wclche  die  eigentiimlichen  Zeichnungen  des 
Meteoreisens  nachahmten;  dafiir  spricht  dor  Vergleich  mit 
Ameisenspuren  bei  Aus  b.  i/agar  vrgl.  Wetzstein :  ZDMG 
XI.  Bd.  S.  485. 

137.  Man  scheint  dora  Gefangencn  ein  Joch  (guW)  an- 
gelegt  zu  haben:  A'scha:  Gamhara  59  Z.  16;  /Yarith  m.  58; 
auch  bringt  man  ihm  wol,  wenn  man  ihn  einen  Augenblick 
verlassen  muss,  eine  ungefahrliche  Stiehwunde  bei,  um  ihn 
am  Fortlaufon  zu  verhindern:  //atini  ed.  Sehulthess  No.  78. 

i:W.  Das  Loichenhemd  (kefen)  war  von  weisser  Farbe, 
mit  dom  Riicken  dor  hellen  Antilope  verglcicht  es  'Abid: 
Mukhtarat  100  V.  10. 

140.  Dem  Schlagen  des  Gesichts  mit  den  Sandalen  liegt 
kein  tieferer  symbolischer  Sinn  zu  Grunde.  Man  greift  zur 
Sandale,  well  sie  ein  passendes  Werkzeug  zum  Schlagen  ist, 


257 

vielleicht  spielt  nocli  niit,  (lass  sie  bestiiubt  zu  sein  pflegt. 
In  1001  Nacht  (12.  Naclit,  Bulaq  1251  I  S.  38)  schliigt  der 
Vater  die  Leiche  seines  diircli  oin  gottliches  Strafgericht 
getodteten  Solmes  niit  den  Sandalen.  Ebendaselbst  (ed. 
Habicht-Fleischor  Xll  298)  schlagt  eine  Frau  ihren  Gatten 
mit  dem  Schuh.  Sadi  sagt  Bostan  ed.  Graf  S.  160  Vers  275 
von  einem  kargen  aber  hoflichen  Wiite  sprechend:  „Lege 
niclit  dienstbeflissen  Hand  an  raeinen  Schuh;  gieb  mir  Bred 
und  sehlage  mir  (meinethalb)  mit  dem  Schuh  auf  den  Kopf."' 

141.  „Dem  Begrabenwerden  in  einer  ma/mija  kann  man 
nicht  ontgehen",  sagt  'Abid  Mukhtarat  100  V.  10.  Unter 
ma/niija  versteht  man  eine  Thalbiegung.  Die  Griiber  schoinen 
sich  also  haufig  in  einer  solchen  befunden  zu  haben. 

142.  In  1001  Nacht  wirft  boi  der  Nachricht  vom  Tode 
ihres  Gatten  eine  Frau  das  Hausgerat  liber  einander,  reisst 
die  Etageren  horaus,  zcrbricht  Fenster  und  Gittcrwerk  und 
schwiirzt  die  Witnde  mit  Indigo  und  Lohm  (od.  Bulfiq  1251  1 
S.  128,  38.  Nachtj. 

144.  Zum  Todtenvogel  vrgl.  noch  ausser  den  S.  142/3 
erwahnten  Belegen  11  541  V.  5,  391,  399  V.  2,  410  V  3, 
auch  375  V.  1,  Noldeke:  ZDMG  49  S.  716.  Die  Vorstellung 
vom  6-ada  lebte  fort  in  der  GMSt  II  309  orziihlton  Legende, 
wie  man  aus  ihrcr  ausliihrlicher  mitgeteilten  Gestalt  in 
Ebers  Cicerone  I  S.  275  ersieht,  vielleicht  auch  bei  Ibii 
Hischam  604  vrgl.  Gerhard  Rohlfs,  Mein  erster  Aufenthalt  in 
Marokko  S.   101. 

147.  Uber  Geld  (nummi)  vrgl.  auch  Nabir/a  14,6;  FAF 
196/7.  —  Zu  Wellhauscns  Schilderung  des  arabischen  Mcss- 
lebens  vrgl.  AYrede  S.  51:  „Halbjiihrlich  hiilt  diescr  Stamni 
hier  seine  „Qabayl  Bakry"  oder  Stammversammlungen  ab, 
wobei  jedesmal  oin  grosser  Markt  stattfindet.  Bei  diesor 
Gelegenheit  vvcrden  Streitigkoiten  geschlichtot,  Urtheile  gefiillt 
und  vollzogon,  Kricg  und  Fricdon  beschlossen   —    kurz    alle 


258 

mir  m('ii;lirh('n  Ang^ologenliciteii  dcs  Stiimmos,  sowio  dcr 
cin/.oliu'n  licdiiiiu'ii   bosproclicii,  goonliiot  u.  s.  w." 

lis.  Tixg'iv  „Kaiifmann"  bozeiclinct,  wio  S.  99  erwalint, 
f^oradozu  don  Woiiiliandler;  'Antara  in.  18  ist  dcr  tagir 
Gcwiirzkiamcr.  —  Eino  Art  rotcr  Dccken  fiir  Frauensilnften 
hoisst  'aixiaii  ('Alnd:  Mukhtarat  9()  V.  5),  was  auf  Import 
aiis  'Abqar  liinwcist.  —  Moglichonvoisc  ist  A^.  XIX  75  fiir 
wika  rika  zii  losen  vrgl.  Maqdisi  AV  Z.   1. 

150.  Zcngcbil  (Ingwer)  in  cinem  alten  Verso  desKhazima 
b.  Nahd:  Ag.  XI  160  und  Bekri  I  S.  15. 

Da  dor  vorislamischon  Litteratur  fur  Nautik  wenig  Datcn 
zu  ontnebmon  sind,  schalto  ich  hior  ein  Specimen  moiner 
Sammiungen  aus  1001  Nacht  als  Ergiinzung  ein: 

Schiff.  Ein  grossercs  Schiff  heisst  merkeb  (SM  106), 
ein  kleineres,  wie  es  Sindbad  selbst  zimmort,  fulk.  Wenn 
Sindbad  einen  solchen  Nachcn  baut,  so  nimmt  or  Planken 
und  festigt  sie  mit  Tauen  i)  (SM  133)  wo  er  solche  nicht  bat, 
aucb  mit  Zweigen  und  Pflanzen  (SM  147),  doch  werden  auch 
Schiffo  erwiihnt,  die  oiscrno  Nagel  zusammenhalten  (1001 
Bui.  1  42).  Der  Scbiffsraast  heisst  sari;  das  Segel  qil'  (SM 
78);  «avva  '1-qulu  die  Segel  reffcn:  SM  23,  52;  naschara 
'l-qulu  die  Segel  entfalten:  Enis  56  Z.  1;  das  Steuerrudcr 
datla:  SM  109,  128.  Der  Anker  (mirsa*;  wird  an  Tauen  (/abul) 
hinabgelassen:  SM  53.  Bei  dor  Landang  wird  eine  Rampe 
(saqala)  gelegt:  SM  23.  Das  Schif!'  (merkeb)  hat  ein  Boot 
(zauraq)  an  Bord,  das  es  zur  Landung  aussetzt :  SM  101. 

Passagiere.  Der  Eigentiimer  des  Schiffes  mietet  den 
Kapitan  (reis)  und  die  Seeleute  (ba/aija):   SM  106.     Mitunter 


1)  Vrgl.  hierzu  die  Abbilduiig  eines  arabischeu  ScbiSes:  Kitab 
'agaib  al-Hind  public  par  van  der  Litb  &  Devic,  Leiden  1883  S.  90 — 91; 
dieselbe  ist  einer  //ariri-Handscbrift,  die  sicb  ini  Besitze  Schefers  befindct, 
entnommen. 


259 

"besass  audi  oin  Vczlr  Handolsschiffo  (1001  Bui.  1  59  Z.  6); 
cine  Schiffsladung  konnte  eiiien  Wcit  von  1000  Dinarcn  iind 
nichr  repriisentiren:  ebond.  Z.  7.  Die  Passagiere  zahlen  an 
don  Schiffscigentiimer  das  Fahrgold  (ugra):  SM  lOG.  SM  123 
accordirt  Sindbad  niit  dem  Reis  in  betreff  des  Fahrpreises 
(«.*/!>  ciaJj-a^  I^^^  (ja  der  Schiffsoigcntiimer  vermutlich  zu  Hause 
gcblieben  war.  Fiir  die  Reise  von  Basra  nach  Bar/diid  zahlt 
ein  Mann  neb.st  Frau  5  Binare  an  deii  Reis:  Enis  58.  Es 
scheint  demnach,  dass  der  Fahrprois  ausscrordentlich  hoch 
Avar,  vermutlich  eine  Folgc  der  Kleiuhoit  der  Schiffe,  die 
niclit  allzuviel  Fahrgiiste  fassen  konnteni).  Am  Endo  des 
4.  Sindbad-Abentouors  lernen  v.'ir  einen  Reis  kennen,  der  es 
liir  Ehrensache  hiilt  Schiffbriichigo  aufzunehmen  und  ein 
Gesclionk  ablehnt:  8I\I  103.  Ausser  den  Kautleuten  (tuggar) 
gab  es  auch  andere  Passagiere,  die  neben  dicsen  bisweilen 
besonders  als  Reisende  (rukkab)  crwahnt  werden:  SM  51; 
128  Z.  1. 

Gepack  und  Geriit.  Auf  sein  Gepiiek  schreibt  der 
Reisende  seinen  Namen :  SM  27.  Bei  Unwetter  wird  es  mit 
Filz  und  Packleinen  (khaiscb)  bedeckt:  SM  143.  An  Bord 
hatte  man  grosse  Holzscbiisseln  (sing,  qasa)  als  Waschgerat 
wie  SM  13,  25  ausdriicklich  bervorhebon,  wiihrend  sonst  der 
Araber  die  Methode  des  Waschens  im  Schmutzwasscr  per- 
horrescirt.  Auch  fiihrte  das  Schiff'  wul  Glutpfannen  (ka- 
wauin)  mit,  die  als  Ofen  dionten :  SM  11. 

Seedienst.  Der  Reis  triigt  ein  langes  Gewand,  das  er, 
wenn  er  um  auszulugen  auf  den  Mastbaum  steigt  (SM  128), 
aufschiirzt:  SM  143.  In  grosseren  Schiffen  besorgt  das  Aus- 
lugen  eine  mit  dem  aramaischen  Wort  ivdziir  benannte  Per- 
sonlichkeit,  die  heruntergestiegen  dem  Reis  Boricht  erstattet: 
1001  Bui.  I  41  Z.  5  V.  u.     Der  Mastkorb  befindet  sich  nach 


1)  Auf  dem  Landwege  danerte  eine  forcirte  Reise  vou  Bagdad  nach 
Basra  bin  und  zuriick  15  Tage  :  1001  Bui.  I  53  Z.  1,   18.  Nacht. 

17 


260 

dor  Abbikhing-  boi  van  dor  Lith  &  Devic  an  cincm  bosondorn 
Mastbanm,  nicht  an  dem,  wolchor  das  Sogol  triigt.  Kiulern 
wird  sehr  selten  orwiihnt  (vrgl.  SM  13).  Bei  'widrigom  Winde 
•\virlt  dor  Kapitiin  aiif  iiolior  See  Ankor:  SM  77. 

152.  Dor  Ambos  des  Schmiedes  ('ahltii  '1-qain)  wird  von 
'Abid:  Miikhtarat  97  Vers  5,  98  Vers  2,  'Abda  b.  a^^abib: 
M  25,9  crwiihnt,  vigl.  Varafa  ni.  30,  DH  9^,9.  —  Azraq,  ein 
Sklav  und  Schmied  in  a^-Taif  zu  Mu/<ammads  Zeit  war  byzan- 
tinischor  Herkiinft:  Sprengors  MuAammad  III  332.  —  mischar 
sic!  trotz  dor  vermointliclien  Verbosseriing  dor  WZKM  IX 
S.  374.  —  tjber  die  Herstellung  dor  Waffon  im  Einzclnen  ist 
wiederiim  SchW  zu  vergleichen. 

I5.'S.  'Arar  ware  Waclibolder;  bei  oinigon  siidliclien 
"Wachholderarten  hebt  Leunis  (Synopsis)  liervor,  dass  ihr  Holz 
zu  Scbnitzereien  benutzt  wurdc,  weil  es  den  Holzwiirmern 
und  dor  Verwesung  wonig  ausgesetzt  sei.  —  Mangiib:  'Antara 
11,11.  —  DH  137,3  wird  eine  Gorbcrin  erwahnt.  Die  Triinkung 
seheint  das  Leder  auch  gegen  Wurmfrass  zu  schiitzen  (ebondas.) 
—  Qazwini  sagt  II  S.  372  von  Niebla:  ,,Dort  wird  das  vor- 
treifliche  adim  hergestellt,  welcbes  dora  von  at-T'Mf  ahnlicli 
ist."  Danach  seheint  die  spanischeLederindustrie  aus  Arabien 
zu  staramcn. 

154.  Qa'nab  sagt  Mukhtarat  S.  8  Vers  2,  dor  Stamm 
seiner  Goliebten  weile  in  eineni  Lande,  in  dem  man  Linnen 
und  Baumwollo  webt.  —  'Ihn,  gofiirbte  Wolie:  Zuhair  m.  12, 
Qonin  70,9,  101,4.  —  Die  bunten  jemenischon  Stoffe  wurden 
iiach  7arat'a  12,2  namentlich  zu  Raida  im  Jemen  eine  Tage- 
reisc  von  »San'a  (s.  Jaqut  s.  v.  Raida)  hergestellt.  —  Dor  Stock 
zum  Schlagon  dor  WoUe  (vrgl.  Rieger,  Versuch  einer  Tech- 
nologic u.  s.  w.  S.  2)  heisst  mifraq:  DH  1.14,18.  Dor  Buch- 
stabe  I  wird  heute  einem  mi^raq  verglichen  s.  G.  Dolphin, 
Recueil  de  textes  pour  I'etude  de  I'Arabe  parle  S.  8. 


261 

Die  Leber  (kabid)  gait  als  Sitz  der  Affekte.  Die  Leber 
des  Verliebten  zittert,  als  ob  ein  qa^u-Vogel  mit  seinenFJligeln 
herangchiingt  wiire:  Del.  9  Z.  6,  oin  Bild,  das  noch  //afi^  nacli- 
bildet.  Mcine  Leber  nininit  Anteil  daran  =  ich  habe  Lust 
dazu:  NB  187  Z.  5. 

155.  MOglicherweise  beruht  die  Erzahliing  A^.  IX  178 
auf  einem  Misverstiindnis,  da  sich  nacli  Mukhtarcit  S.  86  auch 
al-Mundhir  der  Sohn  der  Ma  es-sama  durch  einen  Vorhang 
von  seinen  Untertanen  sondcrte;  die  Sitte  ist  auch  sonst 
mehrfach  zu  belegen.  —  Don  Scliwarzen  Afrikas  sind  die 
Pocken  ganz  besonders  verderblicli  s.  Burckhardt,  Reisen  in 
Nubien  und  Arabien  S.  88. 

156.  Qanab  sagt  (Mukhtarat  S.  8  Z.  3;,  dass  der  Stamm 
der  Geliebten  in  einem  Lande  zelte,  in  welcheni  die  Pest 
(ia'iin)  wiite.  —  Eino  Halsgeschwulst  (qasar)  wird  mit  dem 
Brenneisen  behandelt:  7arafa  17,2.  —  Man  kannto  die  mit 
ramad  verbundene  Ansteckungsgefahr,  „als  ob  geschminkt 
waren  seine  (des  Auges)  Augenwinkel  mit  der  Augenschminke 
desTriefaugigen"  (armad),  sagt  //assttn  ibn  Thcibit  (Del.  73  V.  5) 
von  seinem  um  den  Propheten  thranenden  Auge.  —  Zu  dem 
das  Trinken  betreffenden  Aberglanben  teilt  mir  Dr.  v.  Negeleia 
folgende  merkwiirdige  Parallele  aus  Byrous  Corsar  mit: 

,,0  water,  water !  smiling  Hate  denies 
The  victim  's  prayer,  for  if  he  drinks,   he  dies." 
Vrgl.  auch 'Antara  19,18:  „Wahrlich  die  Manija  ist  ein  Trilnk- 
platz,  ich    muss  mit  dem   Becher  des   Triinkplatzes   getriinkt 
wcrden"  und  Heft  IV  24/5. 

158.  Zur  bibliographischen  Kopfnote:  AViistonfold,  De 
scientiis  et  studiis  Arabum  ante  Mohammedem  et  de  fabulis 
Lokmani,  Gottingor  Diss.  1831.  —  A.  Sprenger,  Uber  den 
Kalender  der  Araber  vor  Mohammed:  ZDMG  XIII  1859. 

159.  Nolde  (S.  38)  war  erstaunt  iiber  die  hervorragendo 
Gestirnkenntnis,  welche  er  unter  den  Beduinen  antral". 

17* 


262 

KiO.  ALs  Uiiglik'k?gestirnc  ncnnt  al-Musaijib  (al-13oliii  32 
Z.  7  V.  11.)  (lie  khanitan',  zwci  Storno  im  Stcrnbild  des  Luwcn 
uiul  (leii  'aqnib  (Scorpion) 

1(12.  Earth:  Fiir  az-Ziba'ri  lies  az-Ziba'ru.  —  Pcrgamcnt 
ri(i(j:    Vhrafa  iy,2;  raqq:  Q,oraii  52,3. 

1(15.     „uiiartikulirt"  ist  hicr  niclit  lautphysiologiscli  soiulorn 
granimatisch  zii  vcrstchcn.     Die  Intorjoktioncn  siiul  nocli  niclit 
in  Satztcilo  goglicderto  Siitzo.     Die  Intcrjektionon  dcrSchrift-' 
spracho  sind  lautpliysiologiscli  artikulirt. 

1"J5  iW  Die  Roimterminologioistim  Einzolnen  schwankend. 
Mir  schicn  es  am  beston  den  ,,gloitcnden"  und  ,,sch\vcbcnden" 
Reini  iinter  den  Bogriff  des  weiblichen  zu  subsummiren,  da 
eino  nouo  Bencnnung  bei  jeder  neii  hinziikommendon  Keim- 
silbo  und  jedcr  andern  Vertoilung  dor  Qiiantitiitsverhiiltuisse 
iiussorst  umstiindlicli  wiire.  Man  dcnke  also  bei  ,,weibliclicm 
Rcim"  nicht  an  cincn  Trochans.  Nach  der  von  mir  angc- 
Avandton  Terminologio  ist  jeder  Reim  entweder  mannlich 
(d.  h.  einsilbig)  odor  weiblich  (d.  li.  mehrsilbig)  entweder 
verniittolt  (d.  li.  vorscliiedenen  Anlauts)  oder  unvermittolt 
(d.  h.  gleichcn  Anlauts).  Bestelit  dor  Reim  lediglich  in  2 
lautlich  idcntischcn  Wortern,  so  nonne  ich  ihn  ,,ruhrend'', 
geht  eincm  solchen  Reim  dagegen  noch  ein  anderer  unmittelbar 
vorhcr,  so  ist  or  ,,reich".  —  Wiihrend  das  iithiopische  Reim- 
prinzip,  wie  mir  Horr  Littmann  mitteilt,  dem  arabisclien 
entspricht,  steht  das  persiscbe  dem  unsrigen  naher;  wir 
haben  bier  reine  Silbenreime;  von  unvermittelten  sind  bei 
Sadi  wenigstens  die  einsilbigen  selten ;  er  reimt  Bostan 
S.  176  Vers  381  gaza  auf  asa  im  Gegensatz  zum  arabischen 
Reiraprinzip. 

199.  Die  dichterischc  Freihcit  hatte  natiirlich  ihre  Grenzen 
und  giug  nicht  so  weit,  dass,  wie  Abu  //anifa  meint,  Lebid 
(m.  6)  aus  einom  Pflanzennamen  nahaq,  der  ihm  nicht  in 
den    Vers    passte,   aihuqan    machen    konnte    (LA    XI    292). 


263 

Elicr  kuuntc  oin  Seliieibfchler  fiir  railiiujan  vorliogcn  vrgl. 
FAF  149. 

20y.  Siiiulc  unci  Unrcclit  sind  gosondoitc  Bogriffo.  Siindo 
ist  ithm:  Iinr.  51,10  vrgl.  niatliam  Frevol:  Zuluiir  m.  21. 
Audi  Aariin]  und  //all  stclicii  zunach«t  in  rcligiuscm  uiul  iiiir 
iibortragon  in  juristischeni  .Sinn. 

212.  Uass  ini  Hyndluliod  Fieyja  untcr  besondorn  Ver- 
hiiltnisscn  in  Bcgloitiuig  einos  Giinstlings  auf  dcm  Eber  ihres 
Brudcrs  zii  oincr  Riesin  reitet,  ist  niir  wohl  bokannt. 

218.  Vambery  erziihlt  (Roiso  in  Mittelasicn  S.  46)  cin 
Beispiel,  wio  das  Androhen  dor  Veiflucluing  dncs  nicht  zii 
crmittelndon  Diobes  diescn  zum  Gestiinduis  voranlasstc. 

219  Audi  ein  ganz  indiroktes  Versdiulden  am  Tode 
cincs  andern  wird  iinter  Umstanden  nocli  als  Blutgeld  hei- 
sdieud  angeselien.  Uer  Konig  von  /7iia  hatte  zwisdion  Bekr 
und  Ta(/lib  Frieden  stiftend  jedeni  100  Gcisseln  abverlangt. 
Durch  einen  Samiim  kamen  die  Geisseln  der  Tag-lib  um.  Ihr 
Stamm  fordert  nun  fiir  sie  von  Bekr  das  Blutgeld:  Ac/.  IX 
178.  Vrgl.  audi  die  S.  125  erwahnten  Brauehc.  —  Die 
gleichfalls  Ag.  a.  a.  0.  niitgotoilte  Veruinbarung,  durcli  weldie 
bci  oineni  von  iinbekanntor  Hand  Ersdilagcnen  dor  nachst- 
liegende  Stamm  haftbar  wird,  vergleicht  Herr  cand.  Rothstein 
in  einem  Briofe  an  mich  mit  Dcuteronomium  21,1  ff,  wodurch 
sie  als  altsemitiscbes  Volksgut  crwiesen  wird. 

222.  Die  von  Euting  Tagbucli  I  S.  96  boschriebono 
Pllanzc,  welcho  nach  ibm  das  cigcntlidio  AViistonbrod  liofert, 
ist  nach  AS  233  Mesembrianthemum  Forskalii  Hoclist. 

237.     Fiir  kula  1.  kulah  (ncutr). 

240.     Fiir  kho-sch  1.  kbascli. 


264 


liulex  (ler  arabisclien  Worte. 

Beigabe  von  K.  T.ittmaiin. 


(Die  arabischcn  Yokale  wiiidou  tliunliolist  auf  a,  i  imd  u  bcschiiinkt). 


A  (Pflanze)  vrgl.  ala  120. 

abaita  'l-Ja'na  224. 

abaiiq  pi.  v.  ibriq. 

'abd  s.  'asa. 

'abir  52.   127. 

ablaq  Scheck  244. 

al-Ablaq,  [vrgl.  Qazwinis  Erkla- 
rung  des  Nameiis  11  48]  Burg 
bei  Taima,  Qazwini  erwahnt 
imr  noch  Riiinen  236. 

abqa'   Beiwort  des  Eaben 
22  Anm.  2. 

'Abqar  70.  71  davon'abqari  258. 

al-Abrasch  155. 

'Abs  s.  Bemi  'Abs. 

'Adaula  (heute  D6h\)  149. 

a(/dad  pi.  v.  </idd. 

'Aden 

'adhila 

adim 

adkan  dunkeler  d 
schlauch 

'adl 


25.  149. 
105.  252. 
153.  260. 
Weiu- 

200. 
220. 

adma  67. 

af'an  24  Anm.  3. 

a' far,  'afra  119. 

37. 

244. 

209  Amu.   1. 

(Beiwort  des   Scha- 

19. 

229. 


afra 
Aga'  (Berg) 
a^arr 
a^ascbscli 
agra    frech 

kals) 
'  agwa  (Dattelsorte 
agziV  s.  guz'. 


ahlau  wasahlan  86. 

al-A//qaf  (Dialekt  vou)  34. 

a/nva  7. 

'aib  196. 

'aihara  173. 

aihuqaa  23.  262. 

'Aijuq  Capella  =  oc  Aurigae  160. 
aika  16  Anm.   1. 

'ilir  (Augenkrankheit) 
'  aisil 


'aital 
akdhab 
akhii  karam 

-  —    khan  a 

—  thiqa 
al-  (Artikel) 
al 


209 


156. 
67. 
173. 
Aura.  1. 
173. 
173. 
173. 
172. 
9.  69. 


ala  (vrgl.  a)  22. 

'ala  Amboss  260. 

'ala  42.  235. 

alif  s.  elif. 

]all  68. 

'Al  na'sch,  Sternbild  des  grosseu 
Bilren  160. 

'alqam  Citrullus  Colocjnthis    11. 
'amil  224. 

an-  (Demonstrativelement)  173. 
an  (Couj unction)  201. 

ani  186. 

'Ana  98.  248. 

Andron  98.  154.  248. 

'Aneze  33. 

'aueze  33  Anm.  2. 


265 


al-an/<azau'  243. 

'ankab,  'aukaba  27. 

'ankabut  (pi.  'anakib)  27. 

anta  173. 

'Antara  26. 

[aqid  127.  225. 

'aqiq  Agat  3. 

aqit  83. 

'aql  ^    241. 

'aqrab    Skorpioii  27    al-Aqrab 

(Sternbild)  262. 
aqtad  s.  qatad. 

'Arab  31. 

'arad  250. 

'arada  79. 
arakSalvadoraPersica23.49.119. 

'arar  12. 


ar  ar  Wachholder 


260. 


ar  ar  113. 

arbad  XVI. 

argawan  s.  urguwau. 
'arin    TamariskoDhain    14.     16 
Anm.   1. 
armad  XXI.  261. 

'arma(/  116. 

arnab  20. 

al-arqam  (Schlange)  24  Anm.  3. 
al-arqasch  (Schlange)  24  Anm.  3. 
arsch  219. 

ar^a  Calligonum  comosum  L'Her. 
14.   117  f. 
ar\va_^7u  miu  tbu'ala  20  Anm.  2. 
arzan  216. 

'asa  ('abidu  'l-'a-^a)  213. 

asad  Lowe  16. 

Asad  (Staram)  s.  Benii  Asad. 
'asafir  pi.  von  'usfiir. 
'asal  Suaeda  monoeca  Forsk.   12. 
asamm  s.  fi'l. 

['a^-ara  fiir  'n.sara:  Jtiqutl  115 
Z.  16]  248. 

aschamra  40. 

as/(am  Beiwort  des  Rabeu 

22  Anm.  3. 
asil  40. 

asmar  49  Anm.  3. 


asmi  ina  103. 

Al/n\],  fahl,  Bci\vurtd.Schakalsl9. 
atbafi  s.  uthfija. 
'atb;\uin  pi.  von'uthnun  3  Anm.  3. 
athl  Tamariske  Lebid  m.  15    14. 
'Aththar  (masada)  17. 

a/nab  s.  ^uuub. 

a^um,  Schildkroto  23. 

auraq  67. 

autad  s.   watid. 

awari  74< 

azall,  liager,   Beiwort  des  Scha- 
kals  19. 

al-Azd  (Stamm)  2. 

'azf,   Geisterlaut  23.   122. 

Badal  (Kamelkraukheit)       243. 
badawi  (badi)  31. 

ba^l  82   Anm.  1. 

ba/i  214  Anm.  1. 

ba/<ar  vrgl.  ba/nra  221. 

ba/a-  181. 

bahim  244. 

al-Ba/naiu    25.  26  Anm.  1.  97. 
134.  224  Anm.  4. 
ba/aija  Seeloute  258. 

bahsch  20. 

bai(/a  136. 

baiffotu  '1-beled  15. 

bait  (Vers)     183.   186  Anm.  1. 
Bait  Has  98. 

bakra  56  Anm    4. 

al-Balhti  (eine  Kamelin)       137. 
balija  141.  214. 

ban  162. 

Bauii  s.  Benii. 

baqar  al-waAsch  Oryx  49  Anm. 
Baqi'   al-aarqad  14. 

baqqal  254. 

baras  Aussatz  155. 

bari  209. 

basbas  Mjristica  moschata 

15  Anm.  2. 
Basbasa  (Madchenname)         15. 
bascham  Commiphora  Opobal- 
samum  14. 


2GG 


liasclianiii 

hiisit     185  Anin.  1.  11 

bainv 

bamvaq 

bober  Tiger 

Bedr  (Markt) 

beiiiit  ba/(na  (Dattolsoito) 

—  iia'sc'h  Storiibilcl  des 
grosscn  Biiicu 

—  -8a'  da 


15. 

190  f. 

65. 


18. 
147. 
229. 

160. 

S9 


liciii 
Bcnu 


*Sleb    114/5.  158  Aum.  2. 

'Abs  33.  146. 

ArAab  67. 

Asad  33  f.  41.   145. 

A  si  a  in  39. 

Aus  38. 

Babila  33. 

Bekr  32.  263. 

Dhubjan  33. 

Tabm  137  (Dialekt)  175. 

Fazara 

Gai'iu 

(j'liin 

iYauifa 

Hawazin 

Hilal 

Khazrag 

Kbiiza  a 

Kinana 

Kiiida 

Na(/ir 

Qaimiqa' 

Kaza/t 

Sahm 

Sulaim  '. 

Ta^lib  32.  96 


33.  146. 
107  f. 

39. 

32. 
33.  126. 


7aij 


38. 

108. 

33  f. 

38. 

97.   106.  145. 

152. 

32  Aura.   1. 

249. 

2.  33.  131. 

,   149.  263. 

u.  Aura.  2. 


37 


—  —     (Dialekt)    34. 

—  Taniim  33  f, 

—  Thual 

—  'Udbra 
bigad 

bir/il 

bis!  bis!  65.  71. 

Biscba  (raasada)  17. 

bit'   Meth 


37  f. 
227. 

38. 

38. 

44. 
246. 
165. 
119. 

97. 


Bo«ra  98.   151. 
Bozakliija  s.  Buzakbija         229. 

bubraa  (PHauzc)  116. 

bum  Eulc  22.  233. 

bura  69. 

buraui  \t\.  vou  buiuia  1  18  Auui. 
2.  247. 

burda  250. 

burliftu  210. 

buiqu'  234. 

bu.si  150. 

busr  229. 

Buziikliija  229. 


lAxhb 

dabr  (pi.   dubur) 


6.  24.  95. 
26. 
dabiir  8. 

da'da'  71.   165  u.  Aura.  3. 

DaAis  80  u.  Aura.  2. 

da/a  7. 

(/ai^yam  173. 

dakliil  85.  196. 

did  14. 

darau  'z-ziqq  102. 

(/a  ram  196. 

dann  100.   118. 

(Taqal  227. 

Daiiu  (Hafeu)  149. 

darr  5. 

dauda  113. 

dauni  (s.  a.  dora)  15 

Dausar  255. 

ad-Debaiau  160. 

cd-Dcbua        4  u.  Aura.  2.  33. 
112.  227. 
dehqau  108. 

ed-Dolw  3. 

dbaka  80. 

dhamb  209. 

dharr  26. 

dhi'b  Scbakal  18. 

tadha'ab  19. 

dhifra  70. 

dhubab  (pi.  dbibbau)  Fliege 

26  Aum.  4. 
dhubbal  Docht  235. 


'267 


Dim  '1-kbalasa    s.  WR   2.  Aufl. 

S.  45-48.  100. 

Dhii  qar  (Sclilacht)  32. 

Dim  's-sufa  (Rossnarac)        245. 
c/idd,  Wort  mit  Gegensinn   164. 
dihqan  (pers.)  s.  dehqan. 
dija  145  f.  218  Amu. 

Dijar  Bckr  32  Anra.  2. 

dinan  pi.  von  danu. 
dir  45. 

dirham  Drachiuc  147. 

darahimu  '1-asgad  104. 
doiu  Hvphaene  thebaica  Mart.  20. 
dud     "  27. 

duif  104.  129. 

Duldiil  [vrgl.  noch  Bostan  S.  128 

Vers  298]  82. 

/Aimran  (Huudonanie)  84. 

du'mii.s-   (pi.    da'ami.sj    Kaul- 

quappc  25. 

duru  72. 


p]lif  mamduda 
—    Diaq.sura 


200. 
200. 


Fa-  (fiir  wa-)  200. 

~   (des  Nachsatzes)  200. 

faial^"  173. 

falkatu  mi^zal  154. 

faluw  81. 

fan  a  11. 

far  a  47. 

far  is  81. 

al-Farqad  (der  Nordstern) 

105.  159  f. 
fa's  244. 

hth  196. 

fa^/ama  242. 

fauaP"  173. 

fekek  (KamelkraDkheit)  51. 

fetwa  224  Aum. 

fial  111  f. 

fida  137.  145. 

fil  Elephant  (Siiratu  '1-fil)    21. 
fi'l  170. 

—  al-asamm  199. 


fiua 

137. 

firsad 

103.  250. 

fit  ail 

69  Anra.  1, 

fiuAil 

103, 

fulfill 

250, 

fiilk 

258, 

Giih  16. 

gabal  s.  gebel. 

al-Gabija  22-^. 

_r/abi^  68  u.  Amu.   1. 

"gabre  (Stricgcl)  75. 

^abia  7  Anni.  1. 

al-6rabra  (Rossuamo)  80. 

<7abuq  248. 

^gad-l  12.  19.  91. 

Gadali-  Kamcle  67. 

gadm-R  93. 

gadd  s.  wagaddika. 
r/adhira  90. 

gadil  76. 

Gadla    (.,Habicht"    Hundeuame) 
84.   152  Anm.  2. 
gafna  93. 

Gafil  („Flink"  Rossuame) 

80  Amu.  4. 
gaAar  20. 

gaial  Hyauc  (eig.  die  hinkeude) 

173. 
gaib  139. 

galagil  s.  gulgul. 
(/aliq  216. 

_(f/alwa  256. 

gaiual  64. 

gana  209  Anra.  3. 

gani  209. 

<7anna  (ju^auni)  177  f. 

ganub  8. 

gar  221. 

<7arab  102.  250. 

garad  27. 

garam  s.  mugrira. 
(garfija  153. 

gargar  75.  244. 

gari/m  120. 

(/arrad  (ju^arrid)  177. 


268 


1 


<7aiqad 
(fan 

al-r/aul 

al-Uaiiz;"i 

(/awa  s.  /nibl  cl-^/awa 

gaz 

gazaa 

^azwa 

(lazwan 

g-ebel 

Gebel  aklu/ar 

naqus 
Gidda 


14. 

69. 

;j3. 

14. 
1(51. 


21. 
123. 

2. 

28. 

98. 
122. 

39. 

gilbab  [vrgl.  audi  Sprenger,  Mu- 
//ammadlllS.  62]  129.  237. 
<7ina  182. 

ginn  122. 

^ira  209  Aum.  1. 

.9'irbal  154. 

giwar  211.  218  f.   221. 

^udda  72. 

giidgud  72.  243. 

(j'lil  1 22  f.  vg].  audi  Imr.  52 , 29. 
^ulam  113  u.  Aum.  2.  114. 
gulgul  104. 

p\i\\  256. 

gurania/i  113. 

gundub  pi.  ganadib  27. 

al-Crurab  (Kossuame)  243. 

<7urabu  '1-bain  56  Anm.  2. 

al-f7urabu  '1-abqa'  22  Anm.  2. 
—  'l-asAam  22  Anni.  3. 
Gurasdi  37. 

Gurhum  26.  34. 

gmra.  244. 

gurz  135. 

guz'  (agza')  187. 

/-/abau  155. 

liab!  hab!  71. 
Aabl  pi.  /nbal  Stride,  Tau   258. 

/tabl  al-^awii  141. 

hadi  58. 

JmVi  179.  181. 

/ni(/ir  31. 


/tagib  164  Auiu.  2. 

/aiij  255. 

Aaija  24  Anm.  3. 

kitabu  'l-/<aijfiti  25  Anm.  1. 

haikal  173. 

yyail,  hcuto  als  Kesidcuz  dcs 
SdianiiuaifiirfsU'U  Ilauptstadt 
von  Nordarabien,  schon  in  dcr 
Gahilija  crwiihnt  116. 

Aais  89. 

//akara  217. 

Imk  233. 

al-Aalbatau'  65.  95. 

Aalfa  242. 

yyalja  ^masada)    17.119  Anm.  1. 

/mil  263. 

/alqa  136. 

Aammalu  alwija  126. 

hamza  175.  199. 

al-Z/aufa  (Rossuame)  80. 

Aann  (vom  Donner)  5. 

/mnnan  5. 

h-dmit  139. 

Aaniit  99  f. 

/(ancal  Citiullus  Colocynthis  11. 

//aucala  11. 

//aqiu  s.  labanu  '1-Aaqin. 

Aaqq  209. 

Aaram  15. 

Aaras  (Pflanze)  11. 

Aaib  128.  256. 

Aarba  Wurfspeer  135. 

Aarmal  Pcganum  harmala      11. 

DluU  Aarmal  (Ortsname) 

11  Anm.  5. 

/yaruiala  (mannlicher  Eigen- 
name)  11. 

Aaira  2.  97.  119. 

yyananior  106. 

Aarscbaf  136. 

/mium  263. 

Aasatu  '1-qa.sm  96. 

Aasdiak  5. 

AascLija  241. 

Aati  103. 

Aawasdiin  pi.  von  Aaschija. 


269 


hazag  s.  hezeg 

/iazirsauere Milch  94.95u.Anm.3. 
/<azn  119. 

Aacwa  113. 

Heger     224  Anm.  4.  227    229. 
Henna  s.  //innii. 
hibiaqf  152  u.  Anm.   2. 

/ada    55.  140.177.  181  Anm.  1. 
182.  204.  206. 
higa  205. 

/iigaz  (Klima)  2, 

—  (Heuschrecken)  26Anm.6. 

—  (Gebiet  der  Hudhail)   34. 

—  (Dialelit)      34,  175.  199. 

—  (Ziegen  u.  Scliafe)       72 
/(ilf  5.   164.  222 
/(ima                       214  Anm.   1. 
/iimar  237. 
(/dralag)  hamalig  152. 
Ainna  Lawsonia  inermis 

50.  54.   129. 

al-Ziira   in    der  Nalie   des  spji- 

teren  Kufa,  Residenz  der  per- 

sischen  Unterkonige         217. 

224.  238.  263. 

liirawa  Keiile,  Kuiittel  135.  216. 

hirawatu  minwal  154. 

/(irba  Chamiileon  24. 

/(izam  •         236. 

/uiba/ab  26. 

yyubascha  [Der  Name  bedeutet 
cigentlich  „Menschenzusam- 
menfluss"  s.  Jaqiits  Eiulei- 
tung  I  S.   6]  149. 

/aula'  181  Aura.  1. 

Hudhail  34  Dialekt        34.  37. 

liujara  (Kamelkranklieit)         72. 

Aullab  Periploca  laevigata  Ait.? 

119. 

/aimaija  feuriger  Wein,  vom 
spanischen  251. 

/aiqqa  52.   150  Anm.   1. 

Mir  48. 

/airbuth  Schanginia  242. 


I  (Genetivendung) 


172. 


i  (Nisbe)  172. 

i   (Demonstrativelement)  171. 

5a  (Suffix)  199. 

ja(7id  75. 

al-Ja/(mum  (Rossname)  243. 

jalangiig  12. 

jam  28. 
al-Jaraama  s,  al-Jemama. 
al-Jamau  s.  al-Jemen. 

jaman  174. 

jamiua  '1-labi  174. 

janam  242. 

ja'qub  pi.  ja'aqib  23. 
jaranna  s.  juranna. 

jarbu    Dipus  20 

Jasi'im  (Berg)                16.  131. 

Jathrib  (Juden)  38. 

—     (Datteln)  228. 

'Ibadi  99. 

ibn  tkh  229 

ibriq  pi.  abariq           101.  250. 

al-Jemama      32.   58.  88.  227. 

el-Jcmen  (masada)  17. 

—  (Schafe)  21. 

—  fgrewia)  131. 
(Sclnverter)  149.  151. 

—  (Leder)  153. 

—  (Stoffe)  154  260. 
ibab  44. 
'ihn  gefarbte  Wolle  260. 
'ilafijat  (Kamelsattel)  68. 
'ilhiz  95. 
'imad  41. 
'imama  237. 
in  am  sabaAan  86. 
'iqban  s.  'uqab, 

i'rab  175. 

'Iraq  154. 

'irar  23. 
'ml  Ehre   [/iatim  40,6   u.  11] 

220 

irtigal                      ^  177. 

isba'   (in  Dhu  'l-i«ba',  vrgl.  iiber 
ihuJAYI,9.1867S.120ff)24. 

'isdia  171. 

ischa/i  37. 


1 


270 


'iscliri(i  (rilaiuc) 

51. 

ischtarak 

124. 

isfiiii 

248. 

isAil 

232, 

ism 

40. 

—   al-mauMil 

201. 

istliiui 

124 

ithel  s.  ailil 

itlim  Siiudo 

263. 

ithmid 

238. 

juraniui 

54. 

izar               44 

11. 

Aiiin.   1.  45. 

izmil 

153. 

Kab  111. 

kabid  261. 
kabsch  Leitwidder,  Anfuliror  255. 

kAhin  Solicr  178.  219. 

kamil  189  ff. 

—     muralTal  193. 

kanun  pi.  kawaniu  259. 

kaiimu  'l-makal  248. 

kaiiua  104. 

kai-ra  248. 

karmut  233. 

karr  130. 

kas  102. 

Kasab  (Huiidcnamo)  84. 

kasr  196. 

katiba  [FAF  249]  255. 
kattan      Liniim     usitatissimum, 
Leiuwaud            100  Anai.   1. 

kefen  Loicheulieind  256. 
ketteb  s.   qatab. 

kbabab  181. 

khadama  71. 

khadhuf  116. 

khat/ib  pi.  khawa'/ib  23. 

Khaffan  (niasada)  17. 

khafif   185  Anm.   1.  189.   191. 

Khafija  (masada)  17. 

Khaibar  (Jiiden)  39. 

—  (Fieber)  154. 

—  (Datteln)  228. 
kbajal  57. 
kliaisch  259. 


Dhu  •1-kbala.sa  100. 

khali  209. 

kliali'  225. 

kbalklial                          51.  240. 

khaiumaratu  '1-beled  251. 

khanir                   97.  248.  249. 

al-Kharatan'  (Sterubild)  262. 

khaiif  4. 

khanii  193. 

kbarq  8. 

kba/ih  225. 

al-Kha«                        134.  149. 

al-Kbai!/ar  (Kossnamo)  80. 
khijana  209  Aiim.  1. 
kliilaf  Salix  aogvptiaca  L. 

112.  253. 

kbilal  238. 
kbimai-    0  Anm.  5. 45  f.  139.237. 

kbitjim  101. 

kbiwan  42. 

kliizam  48. 

kbiid'a  256. 

khudhruf  113. 

khiilub  154. 

kbumal  243. 

kliumar  109. 

al-Khim  98. 

khuzaz  pi.  khizzan  20. 
ki'ab  pi.  von  kab. 

kidjon  136. 

kifla  119. 

killa  241. 
kiian   [vrgl.  Earth,   Nominalbil- 

dung  S.   65]  104. 

ko/a           48  f.   99.  144.  148. 

156.  238. 

kuAail  247. 

kumait  74. 
knmma                       43  Anm.  3. 

kiuija                    53.  235.  241. 

km-  81. 
kiuum  id.  von  karm. 

kuna  136. 

kurrath  Allium  Ponum  L.  133. 

kuttau  Wanze  27. 


271 


Laba  84. 

la'b  al-qa.sab  111. 

al-labanu  'l-/;aqiii  75. 
al-labaim  'l-Aazir  95  u.  Aum.  3. 
lagiu                      13.  240.  243. 

la/an  88. 

la  is                           49  Anm.  4. 

laith  16. 

iaqab  Beinamon  40. 

laqii!a  (benu  '1-laqi/a)  223. 

la/inia  148. 
leben  s.  laban. 

libad  Millme  17. 

ligaiu  Pferdezaiim  81. 

libzima  71. 

Liua  229. 

liqwa  pi.  alqa  21. 

liwa  255. 
Lnbaina  Kosefonn  voiiLubna  15. 

liigaiii  250. 

M  (indefinit.)  172. 

in  a  was,  iiiclit  175. 

ma  'llahi  174. 

ma  in  nicht  201. 

—  al-kbilaf  [vrgl.  Leunis,  Sy- 
nopsis des  Ptianzenreiehs  II 
§  604  S.  499]  253. 

—  zebib  99. 
mardi  s.  mila. 

inadA  205  f. 
inadhi  medischev  Pauzer  XXXIII. 

madid  189  f. 

ma'dul  66. 

maAala  56. 

ma//r/  95. 

ma/uiija  257. 

mabr            57.  138.  161.  213. 

Mahra  (Dialekt)  38.  67. 

Mahri  38 

maida  ans  iitliiopisch  ma'cd 

Tisch  235. 

mais  (Baum)  153. 

maizar  237. 

makkfdv  pi.  makakik  250. 

makmura  240. 


mal  63.  213. 

malhuz  71. 

malik  224. 

malil  Aschenbrod  89. 

malk  200. 

mall  2. 

malla  89.  92. 

Mandal  150. 

maiigub  153.  260. 

maui//a  66. 

al-Manija  261. 

maukii//a  240. 

mauna/i  66. 

raanschim  256. 

maqadim  27. 

maqali  s.  miqla. 
marathi  56.  204. 

marduf  123. 

maiAaba  86. 

markab  69.  258. 

markli    Leptadenia    i)jrotecl]uica 
91  f. 
marqab  Warte        125  Aum.  1. 
martha  s.  marathi. 
masada  16.  17. 

mascln7a  pi    mawaschii  47. 

maschraba  214  Aum.  1. 

masila  3. 

mathal  s.  mutamathtliil. 
matham  P'revel  263. 

ma^^  164  Anm.  2. 

medauwara  237. 

Medina  (Heuschrecken) 

26  Anm.   6. 
~     (Battel n)  228  f. 

meg'iul  95  Anm.  2. 

meisif  110  f.  160. 

mcrduf  s.  marduf. 
methnewi       194  Anm.  2.  202. 
mibrad  Feile  [//atim  40,5]  152. 
midra  Kamm  47. 

mif(/al  45. 

migwal  45. 

mi^zal  s.  falkatu  imc/zal. 
mi/tasse  Striegel  75. 

imhhiul  121. 


272 


nii//^'';ui  69. 

iiii/nab  (Jebotsnischo  240. 

mil-  fiir  niin  -j-  Aitikol      199. 
mil  ir>()  u.  Aiim.  2. 

mila  140. 

mila<7atu  '1-kelb  84. 

min  rabbi  174. 

miiisohal  247. 

iiiiiiqa'a  247. 

miiiwal  s.  liiiawatu  miowal. 
miqla  112. 

—     ul-qani.>?(Hniulenamc)  84. 
mirba  215. 

niirsal  93. 


minsa  Auker 

258. 

minvatl 

49. 

140. 

239. 

misba/t 

235. 

misch'ab 

69. 

mischar 

152. 

260. 

miscbgab 

42. 

miscbwar 

121. 

misA 

140. 

mis// a 

42. 

misk  Moschus   [s.  Heft  I  S.  7] 
52.  149. 
misfa/t  97. 

misvvak  49. 

raitbara  69  Anm. 

mi^raq  260. 

mizbar  (Mnsikinstruraent)     104. 
Mu(/ar^  34.  243. 

muc^ari'  191. 

mugrim  299. 

mugtatbtb  191. 

mu/*allib  5. 

Mu/(aniq  145. 

mubr  81. 

muAtasib  252. 

mukka  22. 

Mul/<am  (Hundename)  84. 

mulmiil  156. 

munala  77. 

muna^^aq  237. 

muukbal  (mimkhul)  154. 

muusarid  191   Anra.  3. 

muusari/i  189  if. 


al-l\lii(iauqis 

mii([l 

nniqUi 

miiqsi/, 

musallib 

mut'a 

mutadarik 


82. 

20. 

96. 

209. 

140. 

54. 

181.  190  f. 


mutamatbtbil  177  Aura.  4. 

Miitanawil  (Hundename)        85. 
mutaqarib  187.  190  if. 

nmzaunam  221. 

N  (iudefiuit.)  172. 

-ua  (Pluralausgang)  172  Anm.  2. 
ua'al  (vrgl.  muu'ala)  77. 

au-Na'ama  (Rossname)  80 

Anm.  4. 
nab'  Giewia  populifolia  12.  131. 
nabidb  251. 

uada  7. 

nadwa  (diir  an-uadvva)         225. 
naggam  216. 

nagm  Gestiin  216. 

nagiid  102. 

nabaq  262. 

iiabil  68. 

na//l  Bieneu  26. 

uabr  perennireuder  Fliiss 

3  (vgl.  nahar  28). 
nakbl  227. 

nal  Sandale  78. 

naiuir  18. 

naiul  Araeise  26. 

uaqa  64. 

Naqad-Scbafe  83. 

raqf  99. 

naqr  76. 

naqus  Scraanterium    ayta  ^uXa 
(s.  a.  Gebel)  ^22.  85.  122.  233. 
ua'scb  (s.  a.  Al,  Ben.it)      139. 
nascbar  258. 

nascbi^a  215  f. 

nascb^  216. 

nasi  Aristida  116. 

nasib  53.  56.  204.  206. 

iiasif  287. 


273 


nasifii  '1-baql  75, 

na^aq  s.  miina//aq. 
mtki  225. 

nacurAusluger iniMastkorb  259. 
Negd  (Heusclireckcii)  26  Aniii.6. 

—  (Dialekt)  34. 

—  (Klima)  154. 
Negrau  39. 
nerd  113  w.  Anm.  1. 
uesib  s.  nasib. 

-ni  (Dualausgang)  172  Anm.  2. 


niu/a 


65.  153. 


nii/uiz  ( Kamelkrankheit)  72.  243. 
nu'j  235. 

uummi  257. 

numruq  69  Anm. 

nun  25. 

OJiod,  Berg,  bel  welchem  Mu- 
Aammad  im  Jahre  3  h.  von 
don  Mekkanern  geschlagen 
wmde  90  Anm.  2. 

'OUz   [WR   2.  Anfl.    S.  88  ff.] 

148.  154.  216'okaci(Leder) 

154. 

'Oman  (Kamele)  67. 

—     (Weiu)  98. 

'oqla  Riickgabe  oines  Teils  der 
Beute  nach  der  Pliindenuig, 
welcher  zur  Fristungdes  Lebens 
der  Ausgepliinderten  notwen- 
dig  ist  125.  216. 

'oscbar  Calotropis  procera    91  f 

Qabila  pi.  qabail  32. 

qabqab  pi.  qabaqib  51  Anm.  2. 
qadam  '    76  Anm.  1. 

qac/b  243. 

qafa  (qafa')  200  Anm.  2. 

qafija  184  pi.  qawafi  194. 

qaliwe  109.  254. 

qaid  225. 

qaiu  151   f.  260. 

qaina  103  f. 

Qais  33  f. 

qal  112. 


Qal'a  149. 

qalam  163. 

qalib  41. 

qalns  64. 

qama'   (Augeukraakheit)  156. 

qanas  120. 

Qarar-Scbafe  83. 

qarac  Bablah          13.  44.  153. 

qar/i  pi.  quruA     22.   156.  243. 

qarib  23. 

qari(/  184. 

qari/<a  pi.  qawari/t  64. 

qar  u  's-siun  164. 

qa«a  259. 
qasab  s.  la'b. 

qasama  219. 

qasar  261. 
qsisat  s.  ninqsi^ 

qasb  229. 

qascbaq  (Striegel)  75. 

qiui'a  20. 

qasida  (erkliirt)  203. 

q^Asls  116. 

qasvvar  (Pflanze)  243. 

qa<a  Pterocles  Flughuhn  23. 

52.   120.  240.  261. 
qatab                         56  Anm.  3. 

qatad  pi.  aqtiid  23. 

qatrid  Astragalus  11. 

qa'  lid  64. 

qid/i  110. 

qidr  93. 

qir   pi.  qnlu    Segel  258. 

uaschara  '1-qulu    die  Segel  ent- 

falten  258. 

^awa  '1-qulu  die  Segel  reffen  258. 

qina                       46.   139.  237. 

qirab  135. 

qiram  241. 
qird  16.  217  Anm.  1. 
qivd                        217  Anm.  1. 

qitla  171. 

qubba  Ebrenzelt            86.  245. 

quia  Melle,  Klipp       112.  254. 

qulla                             101.  250. 

quufudb  20. 


274 


Quniiscli 

30  ff. 

qunatu  'J-aia 

239. 

qmt  pi.  ([uvu/ 

152. 

Quizul  (Kussnanic) 

80. 

qxith 

88. 

qu^n  100  Anm.  1. 

qiiA-ub  26. 

Qiiza//  |WK  2.  AuH.  S.  G7J    0. 

llaha/i  217  Anm.   1. 

nibi'  4.  114. 

Rabi'a  32  f.  243. 

nu/f  90. 

ladif  69.   124. 

YiulUii  90. 

ragal  s.  irtig-al, 
rag'az  s.  regez. 

ra/i  8.  31. 

ra//a  88. 

ra//l,  ra/(la  42  Anm.  1. 

ra/nne  87. 

Kaitla,  Ort  im  Jcmeu  260. 

rai/<an  Ocimum  basilicum 

101.  143. 
railuiqan  263. 

rais  225.  258.  259. 

vdit  45.   148. 

Raka/i  (Huudoname)  84. 

Yiikd  al-khail  181. 

raldb  69.  81.  259. 

raldja  169  Anm.  2. 

raw  a  kid  90. 

ram  ad  261. 

Rama(/an  107  Anm. 

ramal  181.  189  fl'. 

E  am  man  47. 

raqi  158  n.  Anm.  1. 

ar-Raqraatau'  (masada)  18. 

raqq  ^  262. 

ar-Ra' scha  (Rossnamc ) 

80  Anm.  4. 
ras  37. 

raut/a  26.   103  x\nm.  4. 

rawi  184.  195. 

rawi  ^  177. 

rawi  'sch-schi'r      177  Anm.  4. 


Rog'obo])fer  78. 

regez         178.  179  n.  Anm.  1. 
181.  184.  188  ff. 
reis  s.  rais. 

rida  44. 

ridf  224. 

rika  258. 

ri'm  53. 

rimth   Haloxylon    Schweinfurthii 
Aschers.  12. 

riqq  Pergament  262. 

litha  (s.  a.  marathi)    140.  204. 
rubb    '  247. 

rubba/i  217  Anm.  1. 

rnkliama  (Pflanze)  6. 

rukham  21. 

rukkab  pi.  von  rakib. 

5a    (Spiel)  112. 

sa'ali  s.  si' la. 

.sab^lOstwind^rriihliugswind  7.  8. 
sahr  10. 

saUh  100.  248  f. 

ASVda  82.  153. 

sada  Nachttau  7. 

sada  pi.  nsdi  Eiuschlag       155. 
sada  Totcnvoii'el     122  Anm.  2. 

144.  257. 
.sa'dau  (Futterpflanze)  11.  119. 

242.  249. 
safah  s.  tasaffaha. 
saffud  94. 

safija  pi.  safaja  215. 

safna  69. 

sag'  Reimprosa  178. 

sagl  169  Anm.  3. 

sahn  Trinkscbale  102. 

saiba  221. 

sMg  1 52. 

ASai/nini  (-DattGln)  229. 

saijid  217.  223  ff. 

saijidu  '1-Aaij  223   Anm.   1. 

Sail  (Hundename)  84. 

sail        ^  2.  23.  255. 

sailu  'l-'arim  37. 

sajal  Acacia  Seyal  Del.      13.  49. 


275 


sakhiua  (eine  Siippe)  246. 

sakina:  GAP   177  If  226. 

salikh  24. 

Saluq  26.  84.  245  saluqi  245. 
Salhab  (Hundename)  84. 

samara  22. 

Samhara  XXXIII,   134  vgl. 

auch  149. 
saraum  o.  7.  8.  263. 

samura  Acacia  spirocarpa 

Schirraakazie  13. 

Sana  Senna  150. 

ASan'a.  2.  27.  97.  260. 

san^  Acacia  nilotica  13. 

saqala  Rampe  258. 

saqija  228  Ann).  1. 

sai-  166. 

sara  (Holz)  256. 

sarab  9. 

sarf  220. 

sari'  181.   189  ff.  228. 

sail  Mast  258. 

as-,Sari/i  (Kossname)  80  Amu.  4. 
/Sarkhad  98. 

sarr  65 

sarraf  254. 

saulagan  112. 

sawiq  89. 

Scharlau(-Kamcle)  67. 

Schadli([ara(-Kamele)  67. 

schahba  7  Anm.  1  ascb-Sclialiba 


schai^am 

173, 

schamam 

40. 

schamlc 

66, 

Scharaniar 

85.  130. 

scbanf  pi.  scbumif  152. 

ascb-Schaqaiq  119. 

scbar  26. 

Schara  (raasada)  18. 

scharab  Getnmk,Wein  251.253. 
scbarak  120. 

scharga'  139. 

scbasch  237  schascbia         237. 
scbata  iiberwintern,  notleideu  2, 


scbekb  223. 

Scbibam  (Wein)            97.  248. 

scbigal)  42. 

scbi/t  Artemisia  22. 

ascb-Schi/a-  (Dialokt)  38. 

scbilw  [al-Muraqqiscb :    M.  .18,7] 
169  Anm.  4. 

scliis'  45. 

scbiza  (Holz)  153. 

sebi-a:;  66. 
scbuniif  pi.  von  scbanf. 

Selma  (Berg)  37. 
serab  s.  sarab. 

sibar  156. 

sibt                                44.  153. 

«idar  140. 

sidr  Zizypbus  lotus        13.  119. 
si' la                        115  Anm.   1. 

silab  140. 

sim'  18. 

Simak  (al-a'zal)  Spica     3.  159. 

siuau  123. 

Sinn                              136.  164. 

sirar  65. 

.s-irf  153. 

Sir/uin  (Hundename)  84. 

6isa  154. 
SoraaiAa  s.  Sumai/m. 
sudus                         49  Anm.  1. 

Dbu  V.siifa  (Kossname)  245. 
Suhail  Canopus                  160  f. 

Sukbam  (Hundename)  84. 

sukkan  150. 

Sumai/ia(-Datteln)  229. 
suqa  Uutertban,  Untertbanen  (s. 

Noldeke:    ZDMG   49.   Bd.    S. 

719J  231. 

Ta-  (Beteuerungspartikel)  174. 

^ab  s.  ibn. 

Tabala  100. 

Tabuk                ^  235. 

tadha'ab  s.  dbi'b. 

tadwim  102. 

lit-  7aff  101. 

tagir  99.  258  pi.  tuggar  259. 

18 


270 


00  7 

120. 
ooo 


ta(7lib  -47. 

/a/niul  Sclianjriiiia  242. 

a/-7Vut;  2. 

—  Illoiisclirecken) 

26  Audi.  6. 

—  (Lat-Cultus)  3. 

—  (Wcinberge)  97.  100. 

—  (Belageninj')  131. 

—  (Gcrbor.eieii)  153. 
Taima  229. 
takhjif  49. 
/alainidh  s.  tilniidli. 

hx\h  13  f.   153. 

tall  pi.  /ilal 
tarar 

tannum  (Pflauze) 
Tanukh 

tanwiu     172  Anm.  2.  175.194. 

taqri^a  237. 

iarbusch  237. 

tmf  213. 

tarika  15. 

tasaffaha  209. 

taschdid  37. 

t-d\m  261. 

tanq  241. 

<awa  258. 

^awi  41. 

ti\m\  189  ff. 
tedwim  s.  tadwim. 
Teima  s.  Tairaa. 

Thabir  (Berg)  6. 

tha^^am  (Ptlaiize)  54. 

Thahlan  (Berg)  119. 

tbaiuar  228. 

Thamiid  73. 

Thaqif  33. 

_tha'r  125.  219. 
thaub  (\m  Dual  gebraucht)  44. 
Thebir  s.  Thabir. 

thifala  88. 

thiqaf  127.  134. 
thual[a]                   20  Anm.  2. 

thuba  100. 

tliumam  Pauicum  41.  65. 

Thiiraija  Plejaden  160.  161. 


tiliii    Iliicksc'l 

/ifl 

Yi/iill  (Hundcname) 

Tiliama 

tilad 

tilinidh  pi.  t.ilainidh 

tiuiar 

Tuaiii  (Pcrlen) 

tubba' 

Tmlih 

tuffaA 

^uiiub 


227. 
91. 

84. 
2 

213. 

26. 

76. 

25. 
136. 
119. 
230. 

41. 


U  (NoniiiiativcnduLJg)  172. 

\xdd  243. 

'iitjraibir  114. 

ugra  259. 

'ulwija  50. 

ummu  bauw  65. 

^Unaiza  (Name)  234. 
'unnab  Zizyphus  vulgaris  14.  21. 

uns  Geuiiitlichkeit  169  Anm.  1. 

'uqab  pi.  iqbau  21. 

'uqda  pi.  'uqad  47  A.dui.  2. 

urguwan  Purpur  25. 

'usara  248. 
usdi  pi.  zu  sada. 

'u.sfur  pi.  'a«afir  22. 

usru  50. 

uthfija  pi.  athafi  (Tigre:  'Miet 

pi.    'a^afi,     vrgl.     Munzinger, 
Vocabulaire  col.  34)  90. 246  f. 

'utlmun  3  Anm.  3. 

'utm  12. 

Wa-  ( Schwurpartikel)  (vrgl.   S. 

110)  171. 

wa'ad  '  212. 

wabr  H3'rax  sjriacus  20. 

wad' a  Cjpraea  25. 

■\va(/a/i  155. 

wadi  3.  6. 

Wadi  '1-qora  229. 

wafir  140  f. 

wa-gaddi-ka  110. 


277 


Wagra 

119. 

^afar  (Weihrauch) 

15. 

waha 

5. 

^a'  ina 

56. 

Wail 

82  f. 

Zainab  (Name) 

234. 

wall 

4 

Anm.  4. 

zait 

235. 

walid 

114. 

120 

Anm.  1. 

zakharif  s.  zukhruf. 

walije 

22.  68. 

zalam 

110. 

ward 

208 

Anm.  1. 

znmil 

124. 

warqa  fern,  zu  an 

raq 

67. 

zanam  s.  muzannam. 

wars 

15.  230. 

zauba'  a 

8. 

wasa 

215. 

zauraq  Boot 

258. 

wa^'ila 

221. 

zeiid,  zenda                    91. 

247. 

was  la 

199. 

ez-Zeudeqa 

107. 

wasmi 

4 

A  urn.  4. 

zeugebil  Ingwer 

258. 

Waschiq 

(HuDdeuamc) 

84. 

ziraam 

81. 

waib  Milchschlauch 

95. 

zinad  pi.  von  zend. 

watid 

41. 

ziqq  s.  damn  'z-ziqq. 

wawii  rubba 

203. 

Zubaida  (Name) 

234. 

wazu 

179. 

zubja                17  Anm.   1. 

255. 

wika 

148.  258. 

zugg 

123, 

wischa/i 

37. 

zukhruf  pi.  zakharif 

26, 

wuld  Sii 

da 

82. 

zulara 
-iilm 

110, 
209, 

Druckfehler 


S.  XXV  Zeile  5.     Fiir  Frcitag  I.  Freytag. 

S.  15  Z.   5  V.  u.     Fur  nadi  1.  noch. 

S.  72  Z.  20.     Fiir  hijam  1.  hujam. 

S.  75  Z.  11.     Fiir  el-lebenu  '1-hagiu  1.  el-lebcnu  'l-Aaqin. 


278 


Inbaltsiibcrsiclit. 


Seite 

Voncdo I 

Abkiirzniigeii VI 

Einlcitiinj,' IX 

Gezirat  al-'\rub 1 

PHanzeiiloboii 10 

Tierleboii      16 

Qabilen 28 

Name 40 

Wohnung         41 

Mannerkleidimg 4o 

Tracht  und  Sehiiuick  der  Fraueu 45 

Liobo  und  Ebe 53 

Haustiero 61 

Gastlicbkeit 85 

Nabruiif,' 88 

Traiik 95 

Unterhaltung 109 

Spielo 110 

Jagd 113 

Mat,  Btutezug,  Kricg 121 

Waffen 131 

Gefangene  und  Sklaven 137 

Tod 139 

Blutrache 144 

Handel 146 

Handweike 150 

Kraukbeiten  und  Heilraetboden 154 

Sonstige  Kenntnisse 158 

Schreibkunst 162 

Sprache 163 

Dichtkuust 176 

Eecbt 209 

Staatswesen 222 

Anhang:  Landwirtschaft 226 

Nachtriige  und  Anmerkuugen 231 

Index 264 

(Inhaltsiibersicht) 278 


Diuck  von  F.  W.  Kiinike,  Greifswald. 


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