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ALTDEUTSCHE PREDIGTEN
UND GEBETE
AUS HANDSCHUJEFEN.
GESAMMELT UND ZUR HEUAUSGABE VORBEREITE
VON
WILHELM AYACKERNAOEL.
MIT ABHANDLUNGEN UND EINEM ANHANG.
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BASEL
SOHWEIGHAUSERISCHE YERLAGSBUCHHANDLUNü
HUGO RICHTER.
MDCCCLXXVI.
Inhalt.
Seite.
Predigten und Tischreden ....... 1
Segen und Gebete . 211
Abhandlungen .......... 248
I. Die Handschriften ....... 253
II. Die altdeutsche Predigt 291
III. Die Sprache in den altdeutschen Predigten und Ge-
beten. Von Karl Weinhold ... . 446
Anhang . . . . . . . . . . .517
Inhalt des Anhanges.
Inhalt der S. Georger Handschrift
Lesarten der S. Georger Handschrift
Drei Predigten aus der S. Georger Handschrift
Inhalt der Haager Handschrift
Lesarten zu LXII und LXIII aus der Basler Ausgabe der
Predigten Taulers
Aus einer Basler Handschrift
I. Eine Predigt Taulers
IL Eine Predigt Susos
IIL Gebete zu den Tagzeiten
IV. Gebete vor der Communion
Aus den beiden Sarner Predigthandschriften Sa und Sb
Vermischte Mittheilungen aus verschiedenen Handschriften
Fünf Lesemeister zu Strassburg
Sieben Lesemeister
Zwölf Anachoreten
Ein Lesemeister .
Von gebet ....
Drei Nutzen des Gedenkens an unscrs Herren Marter
. XVI Nutzen des Gedenkens an unsers Herren Marler
Sechs Gnaden vom Empfang des Fronleichnams
XV Gnaden vom Ave Maria
Dis ist ein guot a b c
Fünf Weisheiten des Gebetes
Ruhestatt Gottes im Herzen
Herz ein Kloster
Ein Gebet ....
Zwei Seffen
Seite
517
518
522
541
54 i
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552
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603
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609
610
611
Vorwort.
Bereits 1847 war dieses Buch von der Verlagshandlung als
demnsechst erscheinend angekündigt worden. Jahre nachher citierte es
Wackernagel in seiner Litteraturgeschichte als ein noch nicht erschie-
nenes, aber doch, wie sich daraus verstand, bald zu erwartendes.
Gleichwol blieb es aus ; die Litteraturgeschichte selbst , das Haupt-
und Meisterwerk ihres Verfafsers, kam von 1855 an ins Stocken und
blieb ein Torso, dem die Wirkung des vollendeten Bildes entgehn
muste. Von den Predigten und Gebeten bekam nur ein und der
andere Gelehrte, dessen Studiengang ihn veranlafste sich darum zu
bekümmern, die Aushängebogen zu Gesicht und zur Benutzung. Ein
beklagenswertes Zerwürfnis mit dem damaligen Eigentümer des
Schweighauserischen Verlags hatte Wackernagel bewogen mit Arbeiten
inne zu halten, die man auf jener Seite nicht gebürcnd zu würdigen
schien, während ihm die Macht nicht zustand, über das bereits ge-
druckte zu Gunsten eines anderen A^erlages zu verfügen.
Als ich im März des Jahres , das er nicht überleben sollte,
den teuren Verewigten zum letzten Mal besuchte, war er nach einem
verkrankten Winter wieder voll Lebensmut und voller Vorfätze. Er
wollte, nachdem er so lange in seinen Vorlesungen über Grammatik
und in seinem Glossar nur das Griechische und Lateinische mit dem
Deutschen verglichen hatte, sich nun auch im Sanskrit einbürgern;
er wollte die Litteraturgeschichte zum Abschlufs bringen, wiewol von
einem gewissen Punct an ohne Anmerkungtni ; er wollte auch die
Predigten und Gebete, oder vielmehr die Abhandlungen dazu, vollen-
VIII
«len und das Ganze ans Licht fördern. Das MIsverhitllnis, das so
verhängnisvoll geworden war, halle der Tod geloesl. Aber ihm
selbst war keine Frist mehr für so vieles gegeben: kurz vor Weih-
nachten hatte er seinen irdischen Lauf vollendet.
Von Seiten der Familie wurde mein Rat bezüglich der Verfügung
über seinen litterarischen Nachlafs gewünscht. Ich war rasch darüber
im reinen, was hier das wichtigste sei : na?chst dem schon begonnenen
neuen Drucke des Lesebuches, dessen t^berwachung ich auf mich
nahm, handelte es sich darum, aus der Litteralurgeschichte und aus
dem Predigtbuche zu machen was sich noch daraus machen liefs.
Jene kam in die Pflege Ernst Martins, durch dessen Bemühung sie
längst formell abgeschlofsen und durch Inhaltsübersicht und Register
nutzbar gemacht worden ist ; des Prediglbuches unterwand ich mich
selbst. Es winden mir 20 Aushiingebogen davon übergeben, die in
der zweiten Abliandknig mit der Anmerkung , die man jezt auf
Seite 324 fg. liiulel , abbrachen. An Manuscripl fanden sich
darüber hinaus nur zwei Doppelblätler in grofsem Quarto ; aber
das ausführliche Heft, nach welchem Wackernagel im Winlersemestei-
1866 auf 67über die altdeutsche Predigt gelesen halle, gab mir die Hoff-
nung, wenigstens diese Abhandlung in seinem Sirnie vollenden zu können.
Zu der andern auf Seite 252 angekündigten über das alt-
deutsche Gebet fand sich nur der allererste, kaum eine Blattseile
füllende Entwurf vor, nach dem ich mir nicht getraute etwas liefern
zu können, das sich an diesem Platze dürfte sehen lafsen. Die letzte
Abhandlung, über die Sprache der abgedruckten Denkmjeler, war
niemand herzustellen berufener, als Herr Professor Weinhold. Er zeigte
sich auf meine Bitte sogleich bereit, diesen Beitrag zu dem Buch(>
zu liefern, und war damit bereits im Herbste 1871 zu Stande ge-
kommen.
Ich aber fand, als ich im Sommer desselben Jahres der mir vor-
behaltenen Arbeil n.Ther getreten war, sehr bald, dafs ich mich ge-
waltig an ihr verrechnet halle. Schon das wenige Manuscripl, das
vorlag, muste sofort nach dem Hell umgearbeitet werden. Dieses
selbst gieng sodann über die Predigten des 12. und 13. Jahrhunderts
IX
bis zu Berthold mit einer allgemeinen Charakteristik weg, behandelte Ber-
thold zwar in schoensfer Ausführlichkeit, wurde aber dann so summarisch,
dals es sich zur Veröffentlichung gerade zu nicht eignete. Es zeigte darin
die Belchaffenheit, die Collegienheften in erster Ausarbeitung leicht eigen
ist : aber es war wol auch ein innerer Grund, der die Lust zu einem
tieferen Eingehen nach dem Schliifse hin vermindert hatte. Wacker-
nagels ganzer Sinn war der Aufspürung, der liebevollen Ergründung
des volksm?pfsigen zugewendet; wie es denn auch nicht ganz nur
an äufseren Umständen mag gelegen haben, dafs er die Litteraturge-
schichle gerade nur bis in den Anfang der Periode förderte, wo das
gelehrte Element die Litteratur allein und ganz beherscht. Berthold,
dieser Classiker der Volksma^fsigkeit, war sein ganzes Entzücken ge-
wesen; die esoterische Natur der Mystik sprach ihn nicht gemütlich
an, und seine kerngesunde, einfältig kirchliche Beligiositaet konnte sich
mit Eckard nicht befreunden.
Ich war bis dahin der geistlichen Prosalilteratur des Mittelalters
niemals naeher getreten ; nun erwuchs mir die Pflicht, mich auf diesem
weiten Gebiete zurecht zu finden , mir ein selbständiges Urteil
darüber zu erwerben , einen grofsen Teil der Arbeit ganz selb-
ständig zu leisten. Dazu gebeerte unter anderm, dafs ich mir von
der S. Georger Handschrift der grofsen, schon durch ihre Verbrei-
tung bedeutsamen Predigtsammlung vom Ende des" 13. Jahrhunderts,
aus der Wackernagel zum ersten Mal umfafsendere Mitteilungen
gab, genaue Kenntnis verschaffte, da jener sich begnügt hatte sie zu
erwähnen. Die Karlsruher Bibliothekverwaltung vertraute mir die Hand-
schrift aufs dankenswerteste Monate lang an, und ich fand, dafs sie einen
älteren, befseren Text gewährt, als die von Wackernagel benutzten
Handschriften. So wurden Mitteilungen auch aus ihr für den An-
hang unerlaefslich, den schon Wackernagel dem Buche zu geben beabsich-
tigt und Material dafür zurecht gelegt hatte. Die groeste Aufgabe aber, vor
der ich mich sah, war dem schöpferischen Genius der mystischen Predigt
annaehernd so gerecht zu werden, wie Wackernagel es dem der volksmaefsi-
gen geworden war. Hier nun war ich in der schlimmen Lage, einen Stoff
zu bearbeiten, von dem ich aus den von Preger veröffentlichten
X
Vonirbeilcii siili. duls ihn ein anderer längst zum Gegenstand des
eindringendsten Studiums gemacht hatte und in unvergleichlicher
Weise beherschte.
Als ich nach grofsen. durch anderweitige Pflichten verursachten
Unterbrechungen im September 1873 mein Manuscript endlich zum
Druck abgeliefert hntte, wurde ich erst gewahr, dass der bereits ge-
druckte Anfang der Abhandlung über die Predigt, und mehr als das,
gar nicht mehr existierte, dafs die ganze Auflage von Seite 265 au
längst zu Maculatur gemacht worden war. Von da an musle also
der Druck neu beginnen, und lum wurde es auch Pflicht, das was
das Heft zu dem Drucke hinzugetan hatte, dem neuen Druck einzu-
verleiben. Dieser Arbeit unterzog sich Wackernagels treuer Schüler,
Herr Dr. Sieber zu Basel, dem ich auch für die Revision des Satzes
verpflichtet bin , mit nur weniger Mitwirkung von meiner Seite.
Kaum war diese Verzögerung des Druckes überwunden, so wollte
es der alte Unstern des Buches, dafs ein Wechsel im Eigentum des
Verlages eine abermalige herbeiführte. Unterdessen wuchs zugleich
sein Umfang durch die Bereicherung des Anhange» mit Stücken aus
einer Basler Handschrift, die mir nun erst zur Kenntnis kam. Ich
liefs es darauf ankommen, weil so das Buch sehr viel geeigneter
wurde, den Zweck einer wenn nicht gleichma^fsig angelegten, doch das
bedeutsamste vertretenden Mustersammlung altdeutscher Predigten und
Gebete zu erfüllen; zumal von Suso und Tauler in ihrer wirklichen
Gestalt so wenig erst zum Gemeingute gemacht ist.
Ich hatte es von Anfang an als Pflicht l)etrachtet, meine Zutaten
neben dem was Wackcrnagels Eigentum ist kenntlich zu machen, was
.sich durch Klammern eine Zeit lang ganz wol erreichen liefs. lumier
mehreres aber muste mehr oder minder umgearbeitet werden, wo
dann auf jede Unterscheidung des Eigentums zu verzichten war. Nur
wo ich ganz selbständiges an die Stelle der kurzen Andeutungen des
Heftes setzte, trat Möglichkeit und Pflicht dazu wieder ein: und so
schliefst sich denn, ich gebe zu in etwas monstrfl3ser Weise, die letzte
Klammer auf Seite 376 erst auf S. 439. In diese ganze Partie sind
nur wenige Sätze Wackernagels eingellochten.
XI
Von der Unzulänglichkeit dieses Versuchs über die alldeutsche
Predigt bin ich lebhaft durchdrungen. So weit ihn Wackernagel für
den Druck ausgearbeitet halle, war er nach so langer Zeit in vieler
Beziehung natürlich veraltet, und auch das Heff, auch in seinem vor-
dersten Teile, war dem Forlschritte der Wii'senschafl noch nicht gerecht
geworden. Was ich hinzti brachte hätte aus vorhergegangener For-
schung im Einzeln erwachsen müssen; sie fehlte, und ich muste aus
dem Ganzen heraus ins Einzele bauen. Es hilft nun nichts, die Verwegen-
heit zu bedauern, die mich ans Werk gehn hiefs, statt einen Berufneren
dafür zu werben. PielfPt war stark dabei im Spiel, und ich mufs doch
des Vorwurfes gewärtig sein , die Hinlerlafsenschaft eines solchen
Mannes mit zu wenig Pieta?t ver wallet zu haben. Was mich troBslet
ist das Bewuslsein des ganz persoenlichen Gewinnes, den ich aus der
Beschäftigung mit diesem Stoffe und besonders mit Eckard gezogen
habe.
Möge man die Abhandlung neben dem bedeutenden Material,
(las hier geboten wird, und neben der Arbeil Weinholds nachsichtig
in den Kauf nehmen.
Darmstadl im ScpU'udier 1S75. M. Rieger.
PKKPir.TEIV imti TISCHREDE1\.
Altd. Pietliffteii.
r
iScrmo de angclif.
Got vnfi,. „e,.,.c. „ef a„e.o„,e. v„..e .er o,.„e „>,„a„ .i.in „e„.„,.
indirinie übe. der \\olte erchennit werdiii. viule Avolte gelobit Aver-
din. vnde geoiinnot A\erdin. dnr vml)e. daz vone den drin dingin.
ettewer teil inplüenge. f'inir gotelicliir lierfcheplite. Vone difen drin
dingin gefcliopher eine geiftlidie gefchepphede. folichir nature daz 5
(iv niene mahti mit handen gervoret werdin. noch mit handin ge-
licbit werdin. daz Avarin die heiligin engole. fo ftarcher. vnde fo ftater
nature da» fi nicmir zer vallen nemugin. vnde gefchvoph fie fo wiz-
zige. daz fie got er chandin. fo fi in aller ereft anifahin. vnde gab
in felbchvre. vnde friheit ze tvonne fwedir fie woltin. daz fi ir fchep- 10
phare warin gehorfam. oder ungehorfara. vnde fi uone iewedemie
rehtin Ion inphingin. uonder gehorfami den ewigin lib. uone der un-
gohorfami den ewigin tot. Alfolich gefchvoph unfir herre got. alle
cngele da zihimile. Under den engileu allen, waf einir der herefte.
der ovch nu ift aller tiuele furfte. der chvom uone finen tiephin ge- 15
danchen ze nide. vnde zvo vbirnivotin. vnz er fo verre gefundote.
daz oz imo nicmer virgebin wirt. Waz Avaf div fvnde fo unfirtra-
giiiüchv? Daz fagin \\ ir iv. Kr bechande ane got daz er fin fchephare
waf. ubir die A\arvn wizzintheit. fprach er infineme mvote. mit ge-
dancliin niiit mit offener ftinime. daz er wolti Averdin ebinhere. dem 20
aller hohiftime. fime herrin. Def gedahte er dainne. mit ubeleme willin,
Aone div hivil ovch er. mit allen ime nach volgentin gnozzin! mittem
uuillin in ime feibin. (210 b) fo uerre. daz er niemir ne mag noch
ne wil widir chomin. Unde zi der felbun ftunde fo er gefchaphin
A\ art. do beuil er ovch. Avane AAare er fo lange mit gote geftandin. 25
I, 17 Waz] die Bandsvhrift Vaz 22 biwil
uiiz er uolle liati Ijioruclut moz ^ot \\i\rv. Ib iio w^we. doz nicht
iiiugilicli (laz er daime Leiiiiele. alle dv reri|>liit quit. Non tiiuet laji-
lum. (|ui dei inliat lial)itacnluni. Dane wal' neliein twale. alle der
(iwel i;elcliai)liiii wait. do hecliander wole. daz got fiii lclie])haie
;iÜM;ir. «lo nidote er in linir i!(MlVlie|i(e. \ inlc liciicrele lieh daz i-r inie
nndirtan Avare. Sa zie den llundin iiiel er \ nde alle line v()li;are.
\onder herlehej)Ii(e. da l'ie zvo i;ierrlKi])hin warin. vnde die lie den-
noch g^^ innen Ibllon. \ l)e lie ii,eri;iii(!in warin. Do h\ oJ) lieh, daz
urlovgo da zi hiinele alle div IViiphit «[iiil. Taelnn» elt lilenlinm in-
35 celo dum conmitleret hellinn draco cum miehaliel arcliangelo. e< an-
dita elt uox milia niilinni. dicenliiim faluf deo noltro. Vnfir hene der
alinalhigot gel'cholip die zvo iiahira« der en^cde. \ nde der mennilgon.
ze div daz er uone in heiden iicheniiit a\ rde. Den inennireliin ,i;ie-
r(lHi|dier dar unibe daz der celiinde choi- wurde ir l'ullit. den dei-
40 (iiiil li;i( virlorn. (h rcli liii ulier nivof. Derl'ellie niennili^e heiiil uon
dei" tiuveler rate, den clioNjihle got widirc zi l'inen i',nadon. nii( ne-
lieineme anderen werde wan »nit fin felbil" lilvole.
J)cr lieiligon engile linl ni\n chore. wane wir w izzin uone der
hciligun Icripht daz da zihiniile fint. angeli. archangeli. virtutel". po-
■'i5 teftatef. piincipalul'. dominationel". tlwoni. cherubin. et fcraphin. AICe
hat lanclui' pauhit geneniniit die nun lanienunge der lieilii;;pn engele.
Von div Iprach der AxilTage. uon deme engele der aller hereft. vbir
die nivn ordinef gelchaphin wal". Wie (2(1 a) AVie fprac er? AU'nr.
Tu lignaculum llniilitudinir ])Ienul' faj)ientia. et ijeifeclul' decore in-
50 delicüi" paradifi dei fuilti. Daz fpricht alfuf. daz er wäre ein iniigile.
nach demo frone hilide. vollir MÜheite. vnde uollechonicner inaller
gicirde. in aller der wnnc. vnde in aljer der a\o1 gitani. vnde in
allen den zartnulTen dei" jjaradilil'. dei' alniahligen golel". Dabi mag
man nierchin daz l'in nadir alle herliche Axal'. I'o daz frone bilide
55 gotif. ic uerrer unde me an ime irhabiji w al". l nde alle daz a\ ahc
gefmidc gezieret wirt mil deme edelen gelteine. allo waf der bereit
cngil. dei- da biez liiciler. vnde nv heizit latanal". Waz wal" er?
Wndirlichc gecirit mit allen den loliczonden ftcinin dcf grvonin j)a-
radilil". daz fint die nivn chore der heiligon engele. mit den daz
CO himilriche gecierit ilt. alle daz vvahe gefmide mit dem(j edelin ge-
lteine. Aber alliu dv fcbonbeit div anden ni\ii lanienungen waf div
29 felipliaic 32 ■jiorclipliin 3-4 Mmc 37 naluie W Hioni 46 7?o»i. 8, 38.
Thessul. 1, '(., in. Ei>ltes. 1 , 21. 3 , 10. f., 12. Coloss. 1, 16. 2, 10. 15. 47 Ezech.
28, 12. 13. 5'( iiar 56 lierol (50 ediu
>vaf uollichliche an ime eiiiin. alle da gefciibin ftal. Omnir la])il" piccio-
ful' o])CMiinoii(um (iiiini. Vil U'bin nv haut ir virnoinin vonder iniche-
lir hoilchcphtc. da der t\ vol zvo gelcljaphin wart, die er dennoch
gewiiinin folto. ob er mit go(e geftandiu wäre, vnde wie er die her- 65
Ichat alle viilol" durch linc uhirnivot. nv vir nenient ovch vone den
heiligen cngilen. die do mit gole da zimcle geriimdiii. vnde nv alle/,
ane fchinint vor der anelüit del" almalhtigin golei'. Die lelbin geil'te
der hiniillchvn heinmvote die lint iemir alle Itunde geilte, vnde ne-
mvgin abir nviwet alle ftvnde A\erdin gihezziii engele. Avande der 70
namo der man qvid eiigil. der höret zvodeme aniniite. daz den edi-
len geil'tin bievolen wirt fo man lie l'cndit. zvoder ftvnde hcizint fie
engile. vnde andirf nimii-. Ez gclchihit vndir ftvndin daz en chunic
(Mi b) ein bifcgof fendit. die wile dcnne der bil'gof in der hote-
fchephte Ichinit. fo heizit er ein böte. Swennc er abir fine botefchat 75
ir\\irbit. vnde er heim chvmit. fo hez/.it er abir ein bilgof. Alfo
chvmit ez vmbc die cdilen geilte, da ze himile. fo fie got fendit
fo fint fie engele. Man angeluf daz qvit nuntiiif intivlchin böte, fo
fi ir botelchpaht er ^erbint. fo hcizzint fie gelte, vone natur. Von-
div fprach der wife daniel. Milia miliura miniftrabant ei. et decief SO
milief centena milia affiftebant ei. Yil libin. AI nach ire ammite
\\ erdint lie genenunit angoli. fo fi mazlichin ge\\erb in dife weit
botefchephtont. Archaiigcli. I'o fie die hereftin botelchephtc Avcrbint.
alle fauctnf gabriel zvo viilcr frovwn fancte marlon. Indirre werlte
mvoz man die h(e benamen nemmin oder nieman neweiz wen man 85
neimit. abir indcr himilfgun gnozfchepte danian alliv ding erchennit.
ane zw ivil alfe fie fint. da nebedarph niman neheinif namin. Swenne
fi abir her nidir zvo vnf gefendit werdint. fo mvozin wir in namin
gebin. ioglicheme nach finemc ammite. daz \\\v fie dabi erchennen.
Inder \ m\ irw izzenlieitc dilfir gaginw artigin libif. daz ift vnf otfin an 90
famio michahele. Michahel «laz (jvit quif ut deuf \\er il't alfo got.
Da hat er den namin nah finenie ammite. A\az waf fancti niicha-
helif ammet''? Daz fagiii ^\ ir iv. Sanctul' michahel der hat allo fri
felbcinre. fo der tvivil. mhIc mahti andie vbirmvot gevallin fin. mit
demo tivvil ober Avolti. Alfo ei- do innan wart daz der herift engil 95
Midir gote gedahte. do dahte fanctuf michahel her ^\ idir zegote.
vnde dahte alfuf qnif nt deuf. Wer mobti fo her fin fo god felbe.
62 Ezccli. 28, 13. 6* dannoch 72 bicvolct 73 chviiit T'r..?.^ botefchphte
78Ynlvzin 79 nal' 80 Dan. 7, 10. 81 mief Alle 87 Swnnc 91 wer]'
Ter
6 I . II
min fcheppliarc. (212 .1) in den i!;e(l:)iHliin fo der t\ivil widir f;ot
gedahtc. vnde fanctuf michaliel her \\ idere zo i:;ote i^odalilc. do w art
100 ein flilli alle ein liall)v Itvnde da zihiniiie. \Va/ Axal" div Itilli ? Ein
fo lang hant \\ile daz die nivn chore geftvondin mit lanrto micha-
hcle. do der tivvil figin hegunde. mit allen inic nach volgendcn ge-
nozzin. Inder l'tilli In ob lieh daz \ rlvgc in zw iffen fancte micliahele.
vnde demc tivvele. daz iniir wefin mvoz vnz an daz inngiCt viteilde.
105 AVaz A\af daz vrlovge''? Swa vilovge il't. die in eininie teile lint.
die A\eln ein dine. die iine andir (eile linl. die wen ein andirz. Die
denie ti\ vele ge\ oi^ieton. die ne mvgin noch wein nieniir widir
chomin. Die lanc(o miehaliele gievolgelon den wart daz gigehin daz
fmie mvgin noch wellen nieniir vone gote gicherin. daz l'int zwei
110 vngeliehiv dinc. Diz vrhge hvol) lieh do der tiv\ il l)iviel. (1\ ich
fin vbirmvot. vnde do lanctnl" michahel mit goto geCtvoiil. Aach der
itilli do hvoh fic ein gchrahte da ziniile daz alli\ (li\ iNlint der
heiligen engele. die dazihimile liilildn warin. die riephin. \ nde io-
beton den almaliligin got (inir genadon. allVl'. iS'unc (acta elt lalul'.
115 honor. et virtui'. onini])oten(i deo. Ail liel)in. noh hant ir die lelb-
chvre. alfe der tivvel habete. n\- bewanit ivch del' \aller. den der
tivvel erlitin ha])it. vnde der w izo lo er iemittont lidit. Nv bevc-
lent weh in dileme vnCtatin zito in die h\ ote vnde die bifcirmunge.
fancte michelf. vn«le finir ginozc der heiligon engilon. der hereiton
120engelon. der himilfclichon tuginde. der hiniilfelichon gieualle. der
fvrftintvon. der herrciiejiliton. der geftvlie def alniahtigin golii' che-
rvbin. vnde iera])hin. Mit (2(2 1)) der allir helfe, nivzint ir i)eidi\
erchennin. vnde niinnon \nlnn heiiiii den alniaclHigin got in der
phalinze finif ewigin richif. (Juod i[>r<' itr('r(are digne(Mi".
Merino «le. Areenfioii«'. doiiiiiii.
V .
I. illiebin. ll\(e il( nolbiclioniin. di\ ligenvph \ nlii 1' licnin ciillil'.
lI\to fohnan \onreli(e \ I" rili(in heidN cr\ce. vnde \an. ili\ zidcnie
fige horint. luvte ift allei- eielt denie (iwele ein inneklichiz leit
giefcheliin. do er fine gevangin fo herliche (Sorin lach indaz ewige
5 richc. Ilivle frovwit lieh alle>: Iiiniellgiz lier. i\jA der Icliade widir
tan ift den der tivvil w ilont da ziniile gelVvinete. lli\(e ift \nlir
menniflieit beltatit zvoder zefw\ii def ewigin \a(ir. llivlc hat die-
mi t
112 zilc 11 4 rj//. .l//oc</M2, 10. IIT bcvclent] bcwani II, 7 zoCnwii
n 7
mennifheith herfchat i^ieunnin vbir alle i^efchephede. Hivte fint ir
zefvzin choinin alle hiniilCce furftin. alle hiinilche gewalte, alle him-
ilcfe tvginde. Hivte iiarn anegenge der nviwe weg dannan der lo
apoftoliif fprichit. Oiiia per carnem chrifti aditul" cell, per quem
iiulla priuf caro tranricrat. referatuf eft. Hivte hat inflozziii daz
himilefge bvrgetor vniir herre crift. mit fime fleifge. da e nie niemin
in kom. Hivte hat den himil vf getan, daz frone hol'tir lamp. daz
dvrch vnfli alle irilagin wart, daz div Iibin infigil ir offinot fin 15
felbif. Avande allez daz erfvllit ift daz inder altvn e gebildot wart-
vnde daz die wiffagin gefprochin hant. von iiner mennilgheite. Hivte
ift daz ir f\llit daz fanctuf panluf gefprochin hat. Defcendit primo
chrirtul' ut noftno particepf fieret natura'. Hodie afcendit ut fue nof
participef faceret gloriae. Daz qvit. Crift chom her nidir. daz er 20
anfich nanie viifir niennifheit. Hivte fvor er hin vf daz wir ewig-
liche haben fine gotcheit. er (213 a) Er chom her nidir daz er vnf
hivte gehohti. er fvor hin vf hvte. daz wir fant ime. vnde nahime
dar fvorin \ illibin wände wir nv def giewif fin daz wir fant ime
indine w elte gcfihtiklichc ne hein wefin habin mvgin. vone div 25
i'vln A\ir gahon mit aller der andaht vnfirf motif daz wir in e\A ig-
liche feilen in fime riebe. Dar ana kerte er alle die genade. die er
mit vnf begangen hat. daz er vnf brahti in fin riebe, vnde vnf da
gelatcti finif ant Ivlcf Dar zvo fprichit der apoftoluf Videbimuf
eum ficuti eft. Dar zvo fprichit der pfalmifta. Saciabor cum aparu- 30
erit gloria tua. Daz ift der richtvom den der herre dauid hiemitte
meinde. ut uideaf bona hierufalem. Qve nee oculuf uidit nee aurif
audiuit. nee in cor hominif afcendit. Daz ift div wnne. div fchonheit.
der richtvom. div frovdo. div gefellefchat. div gienofchpat. div chvn-
nefchat. div trvtfcaph. div herfcaph. div wirtfcapht. div bechennvnge 35
div mandvnge. div volle wonvnge. die der herre dauid fach, alf in
eineme fpigele. oder in enir tvncheli. fo uil fo er ef chiefin mähte.
Wie fprac er? (jvidnam mihi eft in celo? et ate quid uolvi fvper
terram '? Herre \\ ar vmbe gebat ich dich ie ivtef ander erde, dauui-
dir fo dv mir da zie himile gefchaphot haft? AVarvmbe wart mir ie 40
ze hivwete mare daz min ovgen ie gefahin. oder def min lib io
bechorte. da Avidere fo dv mir da ze himile gehaltin haft? Heia
Avaz ez ift? Daz ez abir ift. daz ncchan ihc ne Avedir irdenchin.
noch gefcribin. noch gefprechin. Dar ift der gvote hirte givarn. qui
8 ir] darüber bumanilati 11 vgl. Hebr. 10, 9. 20. adil^ e celi 19 noflre —
nature 20 gloiie 29 Ep. Joh. 1, 3, 2. 30 Ps. 16, 15. 32 Cor. 1, 2, 9.
38 Ps, 72, 25. 44 giwarn
8 n
45 poftiit .inimam fnani pro ouibiif AVir üu fiiiv fcapl». iiv hoben viif
baldc nachinie. Dar zio lumolc lol viil" lnn,ü;eron. alle den aren
(213 b) nacli dcnie (leilTe. Alle ez i^ilcribin ilt. \(ine denie areir. er
fmecliit daz tote fleiz al \')ir daziner. vntle il't ovch l'chire dar vliir
^eflogin. Nv han wiv f^elinecbit ein (eil \\a viifir lil) nar \nnr Ipile
50 ift. nv hel)en vnf dar y]nv daz vchlendc niere. dirre A\erl(e. AN ir
han daz l'neJle i?e\i(lire damile wir Icliieie dar ^ellvrcliK lin. obe
vnf die zwenc vellaehce vor allen din^^in beli\i;it l'int. Div niinne
golef vnde einef ie^elieliin nienlTin. So wirt an vnf daz irfvllit. Wn
fuerit corpuf illuc congre^^abunlnr a(juile. >iv denrhint uiilie1)in
55 Avclcch wnder da ziniele hivte indifenie (a'^e gcfeah. do die heili^Ai"
eni^elc zefaniine faliin. vnde vor a\ ndere fprachin. Qvif oft ifte cp i
iionit de edoni. linctif neftibuf de bofra? Ifte forniofuf inftola fna
f^radienf in nniKididine forliludinif uel nirtutif fua». Da hincvffvorle
er liivte die i^evani:;in die for fiunf tiifent iarc hino zo lielle i^e\an-
60 gin waren. Daz ift vnfer relli lierrc. denie nivi^in wir gerne dienin.
der vnf Aone gcvangejien fcluilehin in finenie riche geniachot lial.
imc feibin zc cliindin vonc div fvl wir fpreehin mit fanclo j)anIo.
Qvif nof feparabit acaritate chrifti'? tribulatio? an anguftia? fanief.
an nuditaf. pcriculum. an gladinf? Swenne vnf gileitit vnfir herre
65 zvo fin felbif antlvte. fo wirt crift Mif allen, allez d^z. def w ir d.i
goren, vndo gedonKin mvgin. Einif fol ichin licrrin foldat nuigin fiiie
ellinde rechin gerne itjjjhaliin. eine wile imlirre a\ erlto. vnz iegelicber
llnin chaniph ge\eh(e. So gibit in deiine in finenie ew igin liclie der
cheifir allir ebvnege eine al foliciie eorone. niii licho betalle, der
70newedirz nieniir neliein aller \irflizi(. Den fo gelonot (2 1 i ;i) will.
die mvgin Iprecliin. Fiinef ecvideninl niiclii in preclarü". Die ge-
brvodire teilent ir erbe hie in dirre werUe. ctlewennc mit feilen,
da donno daz feil hine geniellit ez fi nbel oder gvot. da mvoz ez
der neniin. Der denne wellin f(d. da/, ifl ein nvil. ez zirgat einir
75 hant wile. Die abir hie fo dieiiinl <la/ fi\ inpbaliinl die eorone def
owigln richif. die miigin wailiche fprechen. Eccc heredilaf mea
])ra'elara efl inilii. So ift der alle faeh inirennit vnUrf irdilVhin
lihif. vnde ifl dei- edele IVa/, iiz "eno;iiin den üot iVIJje drin gab ze
>r.i.;t
/«•() (liMi arme .jO wclilcl' .",1 p(<no:'iii '):\ Matth. -li-, '2H. ryd Isaur (Vi, i.
58 fiic G> ]{oiit. H, :]r). itrxtus riiüMh'il' fiebcfsert. ain\v\.c] darüber .feit".
c
OGfoldalJ darüber .loa. (57 rociiiiij (/(i;(<7>cr .^lililof. (59 alle (c in o gebefscrt)
foliciie 70 aller] darüi;cr fenccl!'. 71.7Ö y's. IG, G. 77 piedara
II . ni 9
i^olialtinrio. "SVoz ;<;o\> niulif hau wir (leniie au? fJaiidiuiii. et Iciiciain.
Fr(»\ (U*. viulc niaii(lviii:,o. \ t tantot tihi i^loria iiu'a ol iion coiipungai-. SO
Zvo rroiion liohzitiii lunit rdioiie ijewate. zvo fclioncmc gCAvate. ne
hoiii viifrovde. Die wiele w ir i» dcmo IVlcu facche lin. def fleifgli-
ehen ginvatil". Ib iiivozzin wir ioiiiir mit ivwe fin. vniho viiler IVnde.
Sed portquam Ipirituf redieiit ad eitm qvi dedit illiiin. lono fvrliten
wir iiiet mere. (biicw einen wir nieh incre. Zvodeu olteron lioien 85
wir eiiiir Hallte alleh ia div iiiiiür gehöret wirt. incrdc noh in liiiniic
e daz urteile ergel. /eiungei't. zsoder wnne mvozc iTivvicli liriiigin.
di'r von liiniolc dvrih \!il' her iiertiiche kam. vnde \\i(liidar ziMoIe
il't gie varii. \nde da ri<liir()t \(>ii ewoa vnz euon. ])er
pernio in iiatiiiitatc «loiiiiui.
llll'e faiicdil' aiigüilinul" gel'crihin hat. Sancla triiiitar adfaliricandiiin
hodiineni ingrelTa eft in uteiiim uirginii". Dvrch (hiz chon der uatir*.
vnde der IVn. vnde der heilige geiCt indic tovgini lancte mauivn.
libif. daz von den drin ein folig mennilge da inne gewort wTile.
alfo- gevazzoter. vnde alfo gewaphiniter. mit vnforf herrin men- 5
nel'gheite. ^vidir den tvuel. cliriftuf (21 i b) donünuf nol'ter. der daz
allez volle hrahte an daz ende, nach finen genadon. vnde nah ^^l^r
allir not dvrütin. Alle drie choinin fi dare. fi worhton aber unge-
liciie da. Def nemint bilde andifen fvnf dingin. aiulenie fvnnen. vnde
an cinenio zw igebeln holze. \ndc ander hai'phvn. vnde ander gerte io
del" herrin aaron. Mide anden nvzzin i\en div gcrhte gebar. So man
daz eine wort Iprichit. fvnne. da leben wir driv dinc ane. Solarem
glolmni. radium. et calorem. O.vv Ivnne wiit genemtnit. der rdiiiüe
indivlitit. div hizze wermit. trvcchinit. vnde derrit. Der Vatir. Ansle
dir IVn. vnde der heilige gcift. chomen l'ament dare. vnde worhton (5
vngeliihe da. («ot der OAvigc Ivnne. ordinote allez daz da geleah.
der heilige geilt waiMule l'ie. zvoder gelovbe. er drvcchinte. vnde
darle in ir alle mennefgliche acufte. noch nie vir liz in ir übe
niheiii fvndichlikin gelvlt. ^'nde alle der fchim del" IVnnin dvrch daz
gleCine fenftir in daz gadin Icbinit. vnde allez daz inthihtit. daz 20
drinno ift. vnde alle daz gleline fenlür gan;^ belibit. \'nde vnlirlcer-
tet. Ib der fvnne drin flehit. vnde widir nz get! allb choni der
ewige gotteffvn zvo vnlVr frovwen fancte maRivn. dar varnde. vnde
\
80/'s. 29, 13. 8!) vnz. 0. III, 3 raanic 13 globun 18 w^f^r aciiflo, jc-
docli wieder ausyctUijt, gelvftc 19 fvndichikin tief ««s d' j/e&e/Äe/f.
10 III
(laniian rclieidiiifo. »laz fivnc Avcdir innan wavi i^etwaiii^of. noh ferof.
■J5 Der io vor allen ^\ orten ^^a(' ane anoi^eii^^^e »lel" ewii^in ^olil' iVii anc
lUNolir. der \\art /edir wil' dci' cwiijjir nia^edc l'vn. lancte Maiüvii.
anc irdil'^in vatir. vlliiidir orde. andeine ende dir w erclte. Noch
neniint bilde vone /wein oüin. die v/Äi cinenic i'tainme gCN\anon
lint. die (irinamin horcnt zvo einem holze, allo hai)int iv de patre
30 et de filio et de Ipiritv lancto. IVoch lVho\ w int andie haiplivn. da
ilt. daz holz, vnde der feite, vnde div haut! der lilt tihtot (2J5 aj
lih(ol daz \\ erch. div hant rvorit. der leilo dingit. Der ew i^e vatir
tihtot. der ewii^o Wn wercliot. der lieili^e ^eilt l\lil alle die z\ii^on
der lieize ^ot nieinit. Div (1\ rre ^erte del" heirin aaron. liiceikinot
35 mine rrov\\en lancte Mai;i\ \. div ane niannel" rat. \ ndc anc manncl"
raitiwirte. den >\ iltin wocher ^ebar. da mite alle falige felan gelahot
Averdint. engelc. vnde niennilgen. vone linir anelihte. zvodenic c\\ igin
übe. Div nvz der lelbvn gcrtc bcceichinot vnfcrcn herrin ihel'um
chriltuni. wanc da lint driv dinch ane. div rinde, div Ichalc. der
40 eherne. Div bitteri der rinde, beccichenot die arbeite linil' libil".
ander luennili^heit. die er leit. val'tcndc. tvrltinde. nivodende. dar
nach den bitercn tot. andemc crvce. Div Icalc beceichinot die herti
del" crvcil". der cheiiie beccihenot die IVo/.zi der iijoteheit. Daz ilt
allez irfvllit anvnlir frovwn lancta; maRivn. Von irc chom vnf div
45 genadc die wir hivte Icl'en ander Icczen. Aparuit. b. Vnf ift er-
fchinin der gvote a\ ille. vnde div menner^heit vnlerr haltaref def
alniattigin gotef. nnwet n onc de Jieinen relilin Avcrchin div Avir felbe
getan haben, uan nach linei' niichliclcn crliarniede hat er vnf ge-
lialtin übe wir leibe wellen. Man ei' rpricliit oxch. Kgo liini paftor
50 bonuf. et a. rii. p. pro onilinl' ineil'. leb bin der g\ote hirte.
Ich wil niinro feie ane wcidin vnde wil lie liine zehelle gebin.
vmbe ininv icaph. Nv virnemint waz der engil Iprach. Ecce ewan-
gelizo nobis gaudinni inagn\ ni. Ich c\nde i\- gvote botefcpahat.
inichil niandvnge. div gefchehin lol allenie li\le. J'^z waf A\arliche
55 ein niichil niandvnge. ^^'ir waren gevangin (2 15 h) wir lagin Inder
vinitri dcz helle charharcf wir warin veilic wnt. vondeme ew igin
tode. do wart \ nler vatir geboi-n. \ nde vnlir rccpbarc*. der wart \ nie
gilil liine zchclle. er a\ art ein viilii- aizat. \ her alle die f\nde da
mite A\ir den tot habeton garnet. Facta cnm angelo multitndo
GO celeftif exercitiif hmdantium et diccntium. gloria in excclfif deo. et
38iioz /«/j. faiictc 45 7(7. 3, /!•. 47 wrchin 49 Van £v. /oft. 10, 11.
r _ _
50 p. (/. /(, ponaiu 51 niinc 52 Iaic. 2, 10. 55 gcwagi
m 11
intcna pax. honiiiiibuf bone voluntatif. Do der eine engil die botc-
fchaj)l»i lasite. do erfchein fantiinc michil nicnisi" engile. def hime-
lelchin hcief. die lobeton vnfeieii heirin. daz lop Ipracli alfuf. Gloria
in exceinr deo. Daz qvit fre((uenf fania cum laude, emczzig raare
mit lobe. Goter luare. die zelobcn lint. derne mag niet ze vilc fin. 65
der got iahe alle er il't. der mah(i mare fageii. Qvem nee oculuf
uidit nee aiiriC aiidiuK. Die l'coni god'. die ne gelaeli nie neJiein ovgc.
die negehoile nie nelieinv orn. dirnedaelite niheiii herze, die geroiit
die heiligin Engil aMezan befcov\()n. In ane fehint die heiligin
engele hvte alle gerne lo ze der ft\ iide do lie in aller ereft l'chov- 70
woii begvndon. vnde ift in h^ te alfe not in zefcovon. obe lie ze
einir ftvnde ire anllvite vone irae mvfin bieherin. daz fie nimir fo
l'chire dar Asidere gefahin. e in eltefwaz inginge an fime antlvte.
daz n da vor nie gefahin. vnde ovch dar nac niemir gefahin. obe
fie die ^vile Iirfvjidin. \\an an ime ift alfe fanctuf gregoriuf gefciibin 75
hat. cotlidiana. feftiuitaf. horaria i()c\n(ii(af. daz kit. An ime ift
tagelic hohzit. vnde zvoiegelicher ^^ile niwi Ivffami. vnde wnne.
Der ift grozef lobef (2 i G a) m ol wert. An deme diz allez ift. der
wart giefovgit vnde geborn voiie einer raagide fanctse Mauiviv. alfe
wir luvte hegen. Die heiligin engele frovton fih daz mit der ge- 80
bvrte die mennifchin \\ idir gcladit A\rdin. beidiv ze gotef hvldin.
vnde zvo ire gnozfcliephte. inden cehindin chor da der tievel vz
virftozin wart, mit allen ime volgenden genozin. Michel mere fvln
die mennefgin gefrovwit >\ei"din den der fride gemachot waf. an
der erde. Der fride chom an der cite. Avan div gew ette A\erete fvnf 85
tvfint iare. vnde mere. daz wir armennefgen ne \\edir habeton gotef
hvidc noch der engile minne. Der fride wart gechvndit ander erde
den mennifgen. vnde nivt allen, fvndirbare abir den die da warin
gvotif willin. Daz ift der gvote wille daz fie die fvone niet ver
Avrchen mit deheinen vnzvhten. die gotif o\'gin niene zemen. ane ze 9u
fcho^'\\enne. A\ane da gefciibin ftat INhiidi fiint ocvli domini ne videant
malvm. So reine fiiit div ovgin vnferef herrin daz fie nehcin vbil in
ir befchoMCde dvltin ^xellin. Siv fvngin. genadigliche. bone uolvnta-
lil". daz kit. gvotif willin. daz fiv vir fA^ icton gvotiu werke, daz Maf
dannan von. m an der menncfge hat genvog an deme gvotin willin 95
Aor gotif ovgon. ob er der Averche niht bringin mag. Der gvte
wille hilfit ane div Averch da man ire nieht geleiftin mag. Svve
60 Cor. i, 2, 9. G7 die aus nie (jcbcfsert. 71 hole ^■'i■ das ziveile gefahin
aus gefcbin (jcbcfsert. 89.90 wer wichen 91 Ilabac. i, 13.
12 in . IV
^vot ahir div Mcnli liiil. «l;inc li der gvole w illo mite, daz man dir
mite niciie meine wan ein valli^liche j^ot. eznc liiUet ze ^ote iiilit.
liin\(>fidi\ rpiar er ^votil" wilün. ( „' i ü l») .daz w (irt ilt iioineine allen
den menneli^en vllen der erde, die ^elialliu luin werdin. Fnatrcl".
Daz ir iiv hie viinoniin iiant. daz il't ein here dinii;. ein niiehil ,i;ebc.
ein ü;roz i,^enade. ein niai^it ^eJjar s;oi. lelhiii. ire IVepiiliare. ein
loldir ir Aalir. tolilir der f^oleheil. ni\t)tir der inenni1'H,lieil. \\ ir
In", hechennen zvo i;eb\i(e Anlerel' lienin. eine i^oteliche. einandeie
mennilliche. eine ane in\(»lir dazimele. eine ane vatir liienerde.
Ilivtc hat div virCiechitv mennifgheit inphani^in daz ewi^e heil, vnde
die ftatvn a^efviitlieit. IFivtc fint alle die haphte. Tri geniacliol. die
dir tievil hate gebvndin mit den IVndün. vbe Iiv l'elbc wellen, luvte
1 10 il't der ellindc mcnnifgo A\idir ehoniin zvo finenie herhe. Inder
liinu'lelgvn lieinmvote. Nv garw en wir die herberge Anlirl" hei-zin
lolicliinie gälte, folicliime ehvnige. daz er vnf gervoelie zen|)lianne
indie phallinzc da iiieniii- ni\ wit vnfchonil' in clivmit. Der jdiallinze
geftate vnl" nach dilimc übe. vnllr herre. lesvi' cluiidir. (|v(! non
KSrecipit ullam macnlam. j)er infinita fecula. Amc\.
Merino lu Oe<nva «loiiiiiii.
Uen alilodin (ag \ oniler geb\ rte Nnlerel' lieriin. den begen wir
bi\(e. andeme \nrir herie ihelul". von den linen vorderon belnitin
woltc werdin. nach der altvn ewe. die er wolle irlMlin. \m\Q
zirftorin. Der ahtodc tag vnferel' lierrin gebvrte. \nde lin bdiiiihnge.
r> ehomin zefamine. andiTia lieiligin tag. iii\ wet ane l'aelie. Ein iegwe-
lieli oelana. beeeiehinot <len cwigin lib. die liliintage die Inder oelana
l'int beceehinoiit daz (217 a) daz irgangin zit. dilTil' Ihhtigil" ellindit.
\nd(' iiMc die libintage \\v endol werdint niiUer oelana. lameliche
niniet dil'iv weilt ende, mit denie ewigime übe. Inden liliin tagin
lu bat man vnnnze iegelicher alle der lin gew;erb getan Ü'l. Andeme
ahtodin tage del" ewigin liliif r\owe(. \nde grvnot bcidiv tele, vnde
lib. inder anelihle del' alnialbigin golel'. Indirre werlle l'int iemir
lamint vrlosgonte lil). mkIo Tele, quod caro concvpilcit adNerlvl"
rpiriimn. et rjiirilul' aduerlnl" carncn). Inder oetaua def ewigin (agil".
15 clumiinl l'ie inil ewigir minne eclamine. wnic habint iejnir lieb ane
ende. Der ahtodc tag. nimit ancgenge I'o daz irfullit wirt. Erit l\x
IV, 7 da ir{,'an<,Mii 13 Gal. 5, 17. IG tiaz aus iV (jelcfsert. Isuiw 30, 26.
IV 13
Ivnsß qvali Ivx folH". et Ivx Colir foptemplicitcr qval'i Ivx fcptciu
diervm. in illa die qvando alligabit dominuf uulnera populi IM. d(M-
inaiie Avirl alfo lieht fodir fvnne. der fvnne Mirt fibiiivalt allo licht
loder liehtilte ta^ den ie deheinol' meiniori^en ov^e bel'liovwote. del" 20
ta^ef I'o vnfir herre f^ot alle die Axiiden vii])indit die wir ie xon
adanief fvndon ^errviiieton. vnde Tie fo verre geheilit. da/, die hei-
lif^in engele an vnf neheine niafvn ne chiiirit. So Avirt ovcli. daz
erfvllit. Celvni nouuni. terra noua. etiani iioniinel' noui. Dei" hiniel
Avirt nivwe. div erde wirt niwe chine. vnde grvone. alfc daz para- 25
dile. dannan adam virftozin wart. Alfo lic waf daz paradife alfe
fanctul" gregoriuf gefci'il)in hat. daz nie neliein holz fo dvrre wart,
noch fo vvl. mohtcz darin gebotin werdin. ez grvoneti. ez lovbeti.
vnde bare Avochir. So AAirt daz erfvllit. Fvlgcbvnt iiifti ücnt fol in
regno patrif eoruin. Dcf tagif irfchinent alle die rclitin. in ir vatir 30
riche. alfe der fiyrinc fvnne indirre Axclte. Die fibin (2(7 !>) tage
neniint ende, cum uencrit dominuf iiulicare feculiim perignem. fo got
chvmit zer teiln alle dife Averlt mitdime (ivre. So daz vrteil crget.
tunc inclinantur Anibre. et af])irat dief. Sone Avirt niemer mere naht
vf der erde, noc nimir tach Inder helle, alfez do Avaf do got die 35
martir leit andieme crvcc. vnde ze helle A^vr. Ande dannan nani die
finin Avillin heton getan. Daz feftinot ovch die hciligv fcriph. Ha-
bitantil)uf inregione vmbre niortif Ivx orta eft. Den rel'cheiii ein
michil lilit die da Avan inder gegin diftodif. Nach deme vrtelle fo
zovgit fich der ewige niorgin fo aa ir alle vor goto ftanden mit übe. 4o
vnde mit feie, daz ift div frone octaua. daz ift der ahtode tag. def
CAvigin richef. der denne allerft gefehin Avirt. Der negewan nie
furgentin nie nach gantin tach. der negewan nie geftrgin tach. noch
morgenigen, der ncAvart nie mit morgene gc angengot. noch mit
abinde beflozzin. der nc Avart nie morginliche intlvtit. noch mit 45
abindctvnchelin virfelwit. der ift der ein der da vnvirwandclot ift.
vnde ift ane anegenge. vnde ovch iemer ift an ende. Der abtode
tag. gebirt den mennifgen in daz ewige riche. gotteliche, alfe in l'in
mvotir gebar indife a\ elt mennifliche. Alfe Avir indcn filjin tagin
nv AA erken. alfo ir fchincn Avir inder octaua. hin zeivngift. Alfe 50
fanctuf pauluf gefcribin hat. Si conplantati fvmuf fimilitudini Mortif
17 Ivnc lOrnane] darüber \ynA 2i vgl. Apoc. 2i, i. 25 brvno 2d MattJi.
43,43. 2lvgl. Cunt.2, i1. fi.,G. 37 /srti«' 9, 20. 38 rcczciii 42. /|.3 nie
fingedinlin am Rande nachgetragen ; dahinter noch einige Buchstaben ausge-
schabt. 51 Rom. 6, 5.
14 rv . V
chrilti. fimvl et refurrectionif crimuf. Nv 1\ In v,iv ^ot bittin. daz
wir alfo crftandcn von den fvndon. in vnfirn llbcn tagin. daz wir
andcrltviit sfcborn AAcrden. niwi chint. dcf alnialili'j^in f^otil" in der
55 octaiia dcl" e\\ igin libil'. üvod nul)il' pieltaie dlgncdir.
Merino in Anniiutiacionc doiniiiicn.
(2 18 a) illilTiir oft ani^cliif gabiiel a dco inciiii(a(cni galilea*. cni
noiiKMi nazarolli ad \ iri;iii(Mii dorponfatam uiro. cui iioincn erat ioCeph.
d('(b)mo dauid et iionieii a iri^iniC maria. (Jabriel ioilitudo appellatur.
der enf^il der zvo vnler Irovw n lancte maüivn i^elendit wart. i\Ql'
5 name gabriel. wWt i?eanti)hril'tot gotel" Iterchl. von div. daz ei- die
niaget fanete mar.ivx ioKe geftercbin. div dennocli vonder nature
lichte irchame. ne m are liv nieht gefterchit. niitder erelTite gotif.
Nazaretli. daz qvid l)Ivomc. Do got wilont gervohte zeredenne mit
vnferen alt uateien vonc hiniile her nidir. die geheizze die er in do
In intwande. die warn rehle ein l'ame von hiniilc her an die erde gc-
w()r])liin. zeiner chennMige del" altin gotil'. I)ei- fanie l)egMHle bl\ dien,
anden wndirn: div der ewige got beging inder weite, do er div
zwelph geriahto ifrahelif. dvrch daz rote mer fvoritc. andenie Avaz-
zere. daz in moyfef gewan vzir deme fteine. andeme hiniel brote.
15 andeme fconen antivtte def herrin moyfi. anden /elien gebotin div
er ime gab. anden zwein fteinen tauelon. an ir gewate. daz fiv ge
werte vnferflizzen volle uierzich iare. an manigen anderen grozzen
herrchei)hlen die er an in zovgete inder wolti. dar nach anden
chvnphtigin genadon. die die wiffagin vorc fageton. dar nach daz
20 man chvnige a\ ihen l)egvnde. vnde bifgophe. vnz an daz cit. daz
vnler heri'c crift geborn \\ art. Daz warin alliz l)lvomin. die blvomin
alle, braliton einen a\ ocher. Sicut fcriptuin eft. terra noftra dedit
rrucUini fv\ in. Div edile erde lancta mania. gebar den edel in wochir
vnlirn herrin iheluni chriCtum; zvo nazaret chom div böte (2fS b)
25 fcliapli(. daz got geborn folti w erdin vone fante mauivN. ^\ane von
deme blvomin \irrihct manfih del" chvmphtigin AV\'ocheref. Alle ahir
der Mochir chvmit fo uallet der blvoine nidir zvo der erde, vnde
w irt zevnnvzze. wände alle er nidir chvmit l'o dorret er. vnde Avirt
ein nvwet. AHo chomez vmlx' got l'elbin. Do er chom. da div A\ar-
30 heit an w af. do ne bedorphte nicn der dinge niw et mere div davorc
54 <,a'b()r V, 1 Ev. Lmee 1, 2G. 27. j^MÜlct! '.( vnform (jcändert in vn-
feriio 13 ''oflactc
V 15
gefchaliin ze einemc Lüde def. daz er chomiii folti. iiidife weit,
wäre got. vnde Avare niennefge.
Div bvrc nazaret. waf in eiiienie lande, vnde il't luvte, daz
heizzit galilea. Galilea daz quid tranfmigracio. verfcheidvnge. wan
alfe er geborn wart, do hate allez daz ende genomin. daz fine ge- 35
bvrt edef vore bildote. An weler magide wordin ie mere zwei
fvf vngelichv ding, div def « irdig Avaf. daz ein engil zvo in gefendit
wrde. vnde fo dinivote. daz IVi eineme cimbirmanne gemalielet Avaf.
Div diemvot liebit. vnde geziret die magettvom div mageltvoni cierit
die demvot. Swa aber div demvot nieht ii't. der mennefgo mvoz io
dvrnot virlorn ANCrdin. wan f w a div demvot nieht ift. da Ift aber
vbermvot. da div vbermvot ift. da ift der tivvil. da der tivvil ift.
da ift ovch der ewige tot. Ich getar ez wol fprechin. neware div
demvot vollegliche nieht mit der magetheit anfancte maRivn. got
neware nie zvo ire chomin. AVan difiv aber beidiv da Avarin. vone A'>
div chom er dare. Dar zvo fprach der ewige vatir per prophctam.
Svper qvem reqviefcet fpiritnf meuf. nifi fvper manfvetum et hvmi-
lem. Daz qvit. Ml'in A\eme fol min geift gervowen. Avan Affin deme
fenphtin. vnde vflen deme demvoten. Och fprach got fell)e. Difcite
a me qvia mitif fum et hvmilif corde. Lirnent von mii-. (2 1 9 a) mir. 50
daz ich milte bin. Ande demA ote in mineme herzin. Von der demvote
chora der heilige geift zvo minir frovAven fancte iviaRivn. alfe fiv
felbe fprach. Refpexit hA^militatem anciilse fvse. Er hat ane gefchowot
die demvot finer dirnvn. Nv mag fich ein iegelich vbernn otiv vbel-
Avefge Avole fcamen. daz fich got felbe devmvote. vnde fich der arme 55
mennefge gehohit. Von der erde fin Avir genomin. zvo der erde
mvzzin Avir chomin. div felbe erde Avirt denne ein ftuppe. daz ftuppe
A\irt gereinit indeme Ivterme livre. zeme ivngeften Arteile. So gereinet
daz fivr vnferef libef ftvpe. daz Avir got befchoAven vnde fant inie
beliben. vbe Avir ez hie nieht vir\\rchen. mit der vber mvoti. Da (.0
ftet gefcribin. A^enit nazaret et erat fubdituf illif. Er Avaf den men-
nefgen vnder tan .AVir geren aber def daz vnf div mennifgin vnder
tan fin. darane lezzen Avir Anf füre got. Nv ift iv ein ding ze
wnderonne. der den engil dar fante. den vant der engil da. zeder
magede. So uil a\ af got fneller denne der engil. daz der böte nie 65
fo fchire dare chomen nc mähte, erne fvnde in da. Alf er in gefante.
do hoben fie lieh dare bede. do der böte dar chom, do Avaf der
Ie
3-4 van 38 fmid' über cimbirmanne 39 den 46 vgl. Isuice H, 2; ftdMattli.
11,29. 53 lifc. 1, 48. ancillefve. 54 vlelwef-e Gi Luc. 2, 51.
16 V . VI
lieiie n^chcrber^ot. Done f|)iach clor cii^il iiiwot. domiiuif venict.
Milir lu'iro clix iricl. er IjHac doininiir (ertiii). \ iiler 1kmj-c ilX iiiil dir.
70 (Jot (lor .nllcnllwdj) il'l. 1\\ ic iiinn in iiiclict i;or;iliin nivi:;e. mit diT
irchciinvnge. man \aiiit in \c doc mi( der miniic. Da/ ir in nv \indin
m\()zint mit ftvotcmc ^\i!l«M^. vndo er wdi ramilichc \indo mi( reinen
^'odankin. daz rvkcr iv cc\ iililiinne inio lellje zc lohe ewiklitlie.
Per oiiniia Rm iila ieculorum. amon.
Pernio cotidinnvf ad popvlvin.
J opnlo meul' (]\id Ceci tibi aut (p id nudellnC Ini tibi. (2(0 '•)
aut in qvo contriltani te. relponde iniiii. \\[ liobin. div er])armidc
viderel" hcnin. hat vnf iezo vil lanf^c firtrai^in. vnde het vii lani^e
inthel)it den flasf den Avir nv alle wile. mit den mointatin i?arnet
•'"> haben, nv Ipricltit er vnl" zvo. dvrch den m\ nt del' w ilTai;;in del'
herrin Michea\ l'opide meuT. Min li\t waz han ich dir ^etan. An-
deme anei^eni^e der IVone heizzet er \iü' lin livt. vnde zovi:;it vnl'
da mite, daz er nivwet vngenade^i^liche mit \ nf ta^edin»on \\ il. ow ir
\nr \\ellcn hecherin. Er Ipriehit alfvl". Qvid fcci tibi. Waz han ich
(0 dir ^etan"'? A\'ar vni1)C lial't dv mieh virlazin. a\ arvnibc bift dv mir
vn^ehorfam '? Relponde mihi. \ illiltin. da ilt vnl' gebuoftin. da il't
vnler rede nz. Grozer genadon nianot er vnl". mit dilen Mortin. Qvhx
cdvxi te de terra egypti. Vzer den viniterin dirre werlte. vone der
gevanohnvITc del' ti\veler. dannan vz hat er vnl" erloHt. vnde liat
15 vnl" brath in adniirabilc i'unm lumen. qvod oft miniltranf luccm liil"
qvi pcrmanlerunt in agone corlaminif. \'d lebin. vnfir herrc liat vnl'
gewarnot. e. er zc iungilt mit vnl' zorchte ginge. Nv fehe ivwer
iegelich waz er dennc zcantwrte habin mvgc. fo wir zcivngel't vorc
gote geftandcn. Def nc fi ich zc minome teile in minie herzin nicht
20 Avaz daz fin mvgc. Er hat vnf manegc gvoli hercheinit. daz m ir
nelieine gevcllige antwrtc habin mvgin. Avidir ime. Solem fvvm facit
oriri rv|)('r bonof et malof. et ])iiiit ru|)er iuitof et iniiiltof. et dat
noijir clcam in tempore oportuno. In alleme finenie richtvome ge-
rvochit er dvreh vnl" zcAvcrden ])auper et egennl'. Der gvotc hirte.
25 vnlir lierre. chom inde wftvngo dirre werlte. zc Ivochinnc daz fchaj)h.
daz die Molve er zvcchit haton. daz vant er. vnde trvogez m idero
(220 a) vf fincn ahfclon. zvoder gcnolephtc der hciligon engele. mit
73 iv aus w (jübefscrt. VI, 1 Mitha-w 6, 3. 6 Michco. 10 l.ifl iliv 13 (c
über uof 21 Malth. 5, 45. 25 id' 20 wanl
VI 17
den arbeiten finif todif. andemc gal^in def heiligen crvclf. Ilinc
qvod liomo comiuiicrat. qve non rapuit tunc exfolucbat. Mit allen
difen arbeiten chovfl'te er ime I'elbin newedir richtvom. noch ere. 30
wane daz er ovch habin mähte obe difi'if nivt wäre. Daz waren
(ine genade. do nehein god wal" wan er eine, daz er vnf allen daz
er warb, daz wir gotef chint lin. obe wir felbe wellen, alfe da
gefcribin ftat. Ego dixi dii eftif et filii excelfi oninef. Dawidere fvln
wir fprechin. alle geliche. Qvid retribvam domino pro omnibuf qve 35
retril)uit mihi? Vil liebin. werdint dime almahtigen gote gehorfam.
daz er fine genade vone iv niehet chere. alfe der herre ze Jioyfe
gefprocliin hat. Abfcondam faciem meam abeif. et confiderabo nouif-
fima eorum Svbtraham eif prefentiam grätige me«. et apparebit
adqvem exitum opera eorum eof perdvcant. Introite portaf eiuf in- 40
confeffione. Alfe er fprache? Nv ir herrin alle ir fint biflozzin von
iv\\ eren fvndon. vore deme bvrgitor def himilcfgin chvnigif. nv ftent
nivt lange da vor. der tivvel vnde fine. Averbint dar vmbe. daz fie
iv zvo gefpringen. vnde ivch nidir geflahen. vor deme bvrgetore.
Nv mvgint ir fprechin. daz bvrgetor ift beflozzin. wa fvln wir in 45
chomin. Daz fagen wir iv. Div furbvrge flizzint ficli vf. fwenne ir
felbe wellint. Dvrc div fvrbvrge fvlnt ir chomin adportam qve re-
fpicit adorientem. et hec eft intelligentia. et agnitio dei. Er qvit.
introite portaf. Welez fint div manegen tor. da man hine dvrch fol
ad ianvam regni? Daz ift innegliche rivwe. vnde volletaniv bilite. 50
vnde ewig inthebede von den fvndon. rehte gelovbe mit gvoten
werchin. div heilige zvovirfiht. (220 b) div wäre gotif minne. Haf
portaf diligit dominuf fuper omnia tabernacula iacob. Der dahine
dvr clivmit. der mag follichlike fprechin. Et ecce uenio adte qvem
amaui. fjvem quefiui. qvem femper optaui. Peccata funt repagvla qve 55
obftruvnt aditum abhif portif. Nv mvgint ire ane zwivel fin. obe ir
ivch wellint becherin. der heilige Aviffage gibit fich felben iv ze
bilde, ander ftete da er quit. Dixi confitebor aduerfvm me iniufticiam
meam domino. et tv remififti impietatem peccati mci. Pro hac orauit
adte fanctuf intempore oportimo. Qvam magna multitudo dulcedinif 60
tue domine. daz niemin fo vbele tvot. becherit er fich rehte. uonden
fvndon. er ne werde geheiligot. Vil liebin nv gant gerne ze bihte.
div bihte ift. daz iungifte. vnde daz herefte lachentvom. der fvndon.
31 vane 34 Ps. 81, 6. 35 Ps. 115, 12. 37 herre Moyfef 38 Deut. 32, 20.
u
39graliemee 40Ps. 99, 4. 45fpchint. fvln] flvn 52 Ps. 86, 2. 54 fol-
Uchike vgl.Sap. 8,2. 58Ps.31, 5. 60 P«. 30, 20.
AUd. Predigten. 2
18 VI . MI
Mit (lerne lieiltranche wart £cereinit fancta maRia. magdalena. vndo
05 fanctuf petruf. vnde der l'chachare. vondiv ncininetivwe viifir ne-
heine goto nieht. iw'w IVndig er lle. waji er Iprichit. Polt oninef
abhorninatioiier tuaf rciicrfere adnie. et ego reiiortar ad tc dicit do-
iiiiiiul". Fel'tinate q\ ia leriirir adradicem arboriC polita eit. et ne le-
riamiiii in mortem, hoc ipfc prel'tarc dignctur. qvi vivit et regnat.
ücrnio c-otidianiir a<l popiiliini.
E
Jenitc filii aiidile me (imorem domini docebo uof. Viniemint
villebin mit wie IVozzir ftimme. mit wie fvozzen willin. mit wie
miltir ladvnge. vnf widir ladit in fin liehe. Wer? \ nfir herre. vndo
welche zvovirfit er vnC gibit anfine gcnade. obe Mir unf nino fvmen
5 ander rviwe. Virfvmen abir wir vnf indifenie curcime zite. daz wir
die fvnde niht gerivwon. fo virdamnoter vnf. zc iungift mit dirro
vortlichir virteilvnge. dcf iungiftin vrteilif fo er vnf zvo (221 a) zvo
fprichit alfvf. Nefcio qvi fitif. difceditc anie operarii iniqvitatif. Vil
licbin. Swer in eineme charcharo gevangin liget. der nefparet da
10 vor nivwet finif gvotif. er nelofo den lib. vone deme ane ftandime
vngcmache. Zegelichir wif. fo ez anden tot gat. fo gäbe der man
uile gerne eigin. vnde lehin. allez fin varnde gvot. daz er fich er
lof'te vone deme tode. Ift daz alfo. Ez ift warliche fo. Nv fchovwent
Avie tvmbliche daz ift. der dauore de liein lieb gchaltit er ne gebez ane
15 twale. vmbe die wnne def cm igin tagel'. der niemir mit neheiner
tvncholin vorfelwit wirt. uon deme der herre dauid gefprocin hat.
Mclior oft dief vna in atriif tiiif iiijier milia. Dane mag ne heia naht
ün da der wäre fvnne golehin wirt. alfolich fo er ift. interra
uiuentium. Vil liebin ?iv fvint ir morchin wiz getan ift vmbe daz
20 ollindc da wir Inno fchinen. vnde die heinmvote dar wir gedingen
zc clioniinne. Der cllinde fint zwei, ein lihtiz. vnde ein fwarez. der
heinmvote fint ovch zwo. ein vil gvotez. vnde ein michclef bezzir.
ein ellinde ift difv werlt. da wiv inne fin. daz nimet fchiere ende,
def tagcf fo Avir fterbcn. Daz fwarc ellinde daz ift dv helle, der
25 die bovvven fol. der hat iemer lait an ende. Ein uil gvot heinmvote
ift daz grvone paradife da adam inne waf. c er gcfvndoti. vile
miclielef bozzer ift div heinmvote def OAvigin richif. da got inne er
chennit wirt. alfolich fo er ift. Vzer deme ellinde dirro weite.
66 v(jl. Zachar. 1, 3. Malach. 3, 7. OS Matth. 3, 10. VII, 1 Ps. 33, 12.
6.7 mitclincAVO)llichirf/c?»e/scrl aus mit(liir»cillicbir 8/.«c.l3,27. 17/'*. 83,11.
vn 19
mvozzen wir uarn. eint weder über unf zeparadife. vnde dannan in
daz ewige riche. oder aber vnder vnficli zvoderae tivvele indie 30
vinftri der helle. Villiebin wan ir nv hine vf geladit (221 b) fint.
indie fchonin phalnzo. def ewigin richef fo bewart ivch. daz ivch
der tivvel ielit virfclivplie. inderi vnfchonin charchare def ewigin
todif. Wie fulnt ire ivch bewaren. Vil lihte Aliuf. Declina amalo
et fac bonum. Gelovbe dich def vbelen. vnde tvo daz gvote fo vil 35
dv mvgilt. Alfe da gefcribin ftat. Qvi ingreditur fine macula. et ope-
ratur iufticiam. dar zvo fprichit fanctuf gregoriuf Nee bona adeo
accipiuntur. que ante oculof dei malorum admixtione maculantur.
Daz quit alfiif Die gvottatc helfint niwet umbe got. die man tagelich
mifchit mit vbelen werkin. Vondiv. vonite filii penitcndo. et apccatif ^^
abftinendo. Wie fvlnt ir chomin? Alfo daz ivch rivwe fv^az ir
zevbcle getan hant. vnde daz ir niemir mere neheinc fvnde tvogent.
noh willin dar zvo habent. Inallen difen dingin fo ift gote aller
genamift. vnde aller naheft. volvntaria paupertaf. Daz hat er felbe
wole gezovgit. damite fo wir iv fagen. Do er drie totin lebinde hiez 45
werdin. do bat in einer finer ivngeron alfvf Herre er lovbe mir.
daz ich begrabe minin vatir. Deme antwurt er alfvf Volge mir
nach, vnde la die totin ir totin begrabin. Alfame er fprache. lieh
hiez in werdin. ich heizin ovch fterbin. ich heize in ovch vfften.
ne rvoche dich wie er lige. die noch in ir getragede fizzint. vnde 50
noch niet er ftandin fint. vonden fvndon. die fint tot. die begraben
ovch ir totin. Swer nv erftan welle vone finen fvndon. der fehe
daz ane. wie vnfer herre got dri totin hiez vf ften Anden drin
toton uindit er offinliche wie er tot ilt. vnde wie er lebinde fol
werdin. Alfe ez vmbe der fvndare tot getan ift. aldarnach irftant 55
ovch die fvndare. ettelicher fanffte. ettelicher vnfanffte. Vone div
hiezer die magit (222 a) gefwaf liehe uf ftan indeme hvf. den iunge-
linc vor deme bvrgetore. lazarvm vzer deme grabe, da er uier tage
inne lag. Villebin. der ift in deme hvf tot. def fvnde dennoc niet vz
chomin ift. vor der werlte. Der ift für daz bvrgetor chomen alfo 60
toter, der offinliche gefvndot hat. Der liget indeme grabe toter, den
div gewonheit dir fvndon. befwaret hat. Der tovgenliche fvndot.
vnde tovgenliche zebihte chvmet. dvrch gotef forhte. der wLrt ovch
tovgenliche lebinde. der ift gefwafliche er ftorbin. der ift gefwaf-
30tivwele 33 virfchfphe 34 P*. 36, 27. 36 dv] div /'s. 14,2. 38occl'of
45 Jtfa«/t. 8, 21.22. 47 anlwirt 55 Alfe er ez er irltaut 59 vz w&cr uf
ist
60 Der für — cUom
20 VII . VIII
65 liehe irl'tandin. der hat gotcl" hvlde. voiie div fol nicmcn gewahencii
finer fcvlde. Der olTencliche fvndot der bvozzc ovch ofleiiliclie. La-
zaruf der indeme grabe lag. boceichinot den man der inden IVndon
viraltet ift. der fol gcrejjilt werdin. vber den IVln licli alle die er-
barmen die gut er chennint. vber den lol man wenen. vl)er den
"0 folman almvofin geben, daz in got becliere. Daz lint die mifil-
IVhtigen. die man uone dere menigi IVnderot. vndc fol l'vnderon.
Den miliHuhtigen ne mag nieman gereinin. wan got einne. Der
inden fvndon vir altet. der chvmet chvmc Midere vf. ime welle
got felbe fine hant biten. Gerivwet in aber, daz er vnrehtil"
T5 getan hat. Iwie Cpate er zegotc chome. l'o ift er ie doch gehalten-
Swie ir nv gelVndot hant. def uindent ir bilde, andilen drin toton.
Avie ir -svidere chomen fvlnt. Der finer IVndon gelobit w'd werdin.
daz er lieh der v])])egheit rvomet. fo ne rivwet ez in niet. die m ile
ovch ez in nine rivwet. fo virgibet imo got niemer. daz er zvbile
SO hat getan. Vil liebin nv tvont alfe iv der wiffage geratin habe, mit
difen worten. Iniqvitatem meam annun (222 b) tiabo. et cogitabo
propeccato meo femper. Lant vidi rivwin. daz ir zc vbile hant getan,
vnde tont nicht mere vbelef vnde habent den ewigin üb. Daz
rvoche er iv zegebinne. qvi vivit et regnat in fecula feculorum.
85 aMCN.
fiermo in atTiunptioue fancte IflAlilE.
l\trauit ihcfuf in quoddam caitellvm. et mulier qvedam martha no-
mine excepit illnm indomum fuam. Inder heiligon fhri])hte. bcceiche-
not ein dinch vnder itvndon manegiv. vnde miflichiv dinge. Elt Ico
de tribv iuda. elt leo ([ui cirruit qverenl" qvem deuoret. Kit ignif
5 diuinuf cft ignil' qvi paratuC elt diabolo et angolif eiiif Eft fol
iufticiae. eft fol qvi nof non urat perdiem. Wir Icl'en von einem
lewen der geborn ift vone deme gellahte def herrin ivda. daz ift
god felbe. Wir lefen ovch none eineme lewen. der allezane vmbevert
fvochinde wen er virfwellin mvge. daz ii't der tivvcl. Wir lefen
10 vondeme himelefgen fivre. a\ ir lefen von deme fivre da zeheile. Wir
lefen vone deme waren fvnnen. Wir lefen uone deme fivrinen fvn-
V
C8 wiraltol 79 zobile 81 Ps. 37, 19. VIII, 1 Ev. Lucw 10, 38.
6 iufticie 8 ciucmo über domo 9 li^wel 10 ignc. über fivre.
vm 21
iien. Wir lefen von ciiiemc caftellc. dar s^ot fantc nach deme efele
den er ritin a\ oKo. zvoiervfaleni. Wir Iclcn vone deme caftelle da
^od fclbe in i^ieng. Daz caftil ^saf div vmbervorle niasjit. fancta
Mafiia. Ein caftel lieizet daz. da ein tvrn ftat. vndc mit einer mvre 15
vmbefangin ilt. \Tide ficli div 7A\ei befchirmint. vnder einanderen,
alfo daz di viande. vor der mvro. zvodeme turne iiieht st'S'i'^ mvi^in.
vndc ovch vone der mvre getriben werdint abe der hohi dciturnef.
So getaneme caftille a\ irt geebinmazot div mvotii* vnfirf herrin ihefv.
div alfo vmbeworht waf mit der magetheit. beidv ir libil". vnde ir 20
mvotef. daz dar nie genahen mähte dehein der gedanch der zemen-
nifgheit horite. Nv gelVhihit lihte an anderen mageden. daz div
vbirnivot. ein (223 a) ein itvrm hebit an den magettvom. da widere
habete div^ maget lancta niaria. in ahiiittin in ir herzen gefezit einen
turn der devmvotin alfe hohen, daz div vbirnivot niener getorfte 25
dar naher cJiomin. zvoder mvre der magitheit. Von div fprac vnfer
herrc vone der demvote. Qvi le exaltat hvmiliabitur. et qvi fe hv-
miiiat exaltabitur. der lieh Iiohit der wirt gedemvotet. der lieh de-
mvotet der Avirt gehohit. Do ir der engil ein ivn gehiez. do antwrte
fie ime alfvf. Qvomodo fiet iftud fjvoniam uirum non cognofco. Wie 30
lol daz Averden Avan der man nelebet nicht, def ich de heine chvnde
habe, oder ie gewnne. vnde Iprac aber do alfvf. Ecce ancilla doniini
hat mijii fecundum verbvm tiiuni. Ich bin ein dirne. Ande ein fmelenge
def almahtigen gotef. mir niAOze gefihehen al nach dinerae Avorte.
Intraiiit. Indaz caftil gicng vnfer herre. da inne inphieng in ein 35
fvnielich Avib. martha geheizin. div felbe hate eine fvvefter genamet
MRRia. Die zvo gefweftere beceichenont zwei lebin diffif gagenAvar-
tigen libef. vnde def CAvigin libef. Martha beceichonet difen citlicen
üb. Maria beceichenit den ewigin üb. da man got ane fcowot alfolich
i'o er ift. Martha habet gewerb. vnde forge. vnibe manegi\' dinc. 40
Maria habet minnecliche Avnne mit eineme dinge. Diz citliche lebin
gedienote nie anneheinner gaftgeben fo Avole. vnde Ib voilegliche fo
ander magede fancte maRivn. So wir martlion. vnde marivn nem-
men. fo virnemen A\'ir an in div zeAvei lebin. div beidiv zegote horent.
in difeme flvhtigen eilende. A'nde daz Avir cvrzliche ruoren div lehf 45
Averch. div zvoder er barmvnge horent. div maget fancta Aiania div
newiffe Ambe lihte gefte niet. üv geherbergote aber den aller ho-
heften got indie tovgini ir libef. fiv Aazzote (22 3 b) in dainne. mit
menneflicgen fleifge. dar nach bewant fiv in mit tvochen. in hvnge-
21 dar fehlt. 27 Matth. 23, 12. 27.28 hvmiat 30 Lucce 1, 34. 44 zewi
22 vm
50 rote, fiv azte in. indvrfte fiv fovgete in. er lag in der wigMi mit
chintlicher vncrcphte. da wifote fiv fin ano twalc alle ftvnde. Siv
trvogin vfin ir. fiv uieng in zvoire. fiv miltechofote ime. fiv floh mit
imo in egyptum. fiv forte fin. vor den ivdon. Satagebat circa fre-
quenf miniitcrium. Siv cherte allen ire fliz dar ane wie fiv ime
55 gedinoti. iollicita eft. fiv habete forgc vmbo in do fiv finef libef
forthc vore erode. vnde vor mancgen lagen die ime die iudin fcha-
photon. zeivngeft do wart fiv zeherzen getrvobet. qvando ipfiuf
animam pertranfiuit gladiuf. Do ein fwert gicng dvrch ire feie, def
leidcf daz fiv einen folichen ir fvn vnwirdicliche. vnde andcrf han-
60 dclon fach danne er def w irdich A\arc. Siv fach in vahin. fiv lach in
bindin. fiv fach in mit geifelon villin. alfe ein dieb. fiv fach in
anefpigin. liv fach in halfflegelon. fiv fach in cronin mit dornon.
fiv fach daz fie zefpote uorc ime nidir vielin. fiv fach in er blechen
vnder den hvrwinen banden, die er hate gefchaphin vzzir nichtc.
65 fiv fach in andaz crvce nagelon. fiv fach in andeme crvce trinkin
ezzich mit gallon gemifget. fiv fach daz fpere in fincr fitvn. fiv fach
in fterbin. fiv fach in begrabin. Do wart fiv aller ereft für chvndig
mit deme innecglichen lere, daz beidint halb fneit alfe ein fwert.
Daz fiv in er chande got. vnde mennefgen. def m art fiv uon iegwe-
70 dcrem fvndirbare getrvobet. zvoder fincr ivngeftin ir bot fiv imo ein
irbarmeglichin dieneft. Do ftvont fiv. do gebraft ire. andeme dienefte.
nach der mennefghcite. vnde manote ir fvn geiftlichc in ir herzin.
daz er fie fchirc getrofti. vnde ir zeholfe chome. mit der gotoheit.
die fiv anime (22 4 a) erkande. vone tagclicher mitewiftc. def heili-
75 gen geiftef Anallen difen dingin hat fiv wol behalten daz teil der
frovwen martvn. AVie fv aber marivn teil behüte, daz beftc. daz fiv
er welet hate. waz mag menneflig herze dannan irkcnnin oder dehein
zvngc dir vone gcfprcchin. alfo nach warheit. der vone zedenchenne.
vnde zefprechinne ift. inder. der heilige geift waf die da habete.
80 bcfchatewet div tvgint def alhoheften gotef Waz mohti fie anne
gote vcr boln fin. inder die rictvomc famint warin. allir wirbelte.
Siv facz zvodcn fvozzon vnferef herrin. vnde faz innebcn ime. do
er famet ire waf fine rede fviiderbare. finv wor(. vnder cngele wort,
vnd hirton. div gehielt fiv. alliv. vnde habete fie zefamine. in ire
52 vf i ir. 56.57 aus fchaphllon (jchcfscrt. 57 Lucw 2, 35, 63 imo er
blechen] darüber colaphif ccd^'c. fivc pallcfaccrc {oder pallcfcere). 66 gemyfgct
70 ivgcfliu fehlt ein Substantiv f
Vin . IX 23
herzen. Nie nieman gofmagte l'o rehte. wie fvoze Mifer herre ift. fo fin 85
mvoter. div magit fancta Mania. Daz ne wai" nchein Avndor. wände
in ir waf der lebende brvnne def cwigin übel", vnde vzzen ire gcflozen
il't. div dvrnahtin iegwederef lebennef. Sunderliche irwelte fiv daz
belle teil niarivn. Svnderbare uolle dienote liv indeme teile der
frovw on marthvn. Nv ii't daz iifullit def fiv gerete. liv fchovwot ir 90
fvn. facie adfaciem. alfolich fo er ift. daz ift daz teil daz aller beft
ift. daz fiv iemer haben fol. an ende. In daz teil, inphalie vnf alle
vnfer herre ihefuf.
Itcni fernio de fancta Maria.
iVbini
licio et ante fecula creata fvm. et vfquc infuturuni feculum non
definam. E. got gefchvophe himel aide herde. do waf er def inein
worden, daz er uone fancte manivn wolte mennefge werdin. Ire feie
waf daz gotef hvf. indeme er haben wart daz ancgenge. noftrse
redemptionif. vnfer lofvnge. Daz ift daz hvf dannan da gefcribin 5
ftat. Sapi (224 b) entia edificauit fibi domuin. excidit colvnipnaf
feptem. Div wifhcit felbe cimbei'ote ire felber ein hvf. nften fibin
fvlen. vnde ir grvob die fiben fvle noh Avaher. vnde deiner, danne
alle die fvle ergraben oder erfnitin fin. da div criftenheit ufle ftet.
Die fiben fvle daz fint die fiben gebe def heiligen geiftif. Anden 10
fiben fvlen hant fich alle die verfvo^^hit die ie in gotef namen bvocli
in hant genamen. vnde ift noch div uacheit niet fvrbrat div dar ane
irfnitin ift. Mit den. fiben fvlen habet fich allvnibe cimberet. vnfir
frovwe fancta Maaia. Siv habete ovch nieie drane ir chennet denne
alliv div mennefgin die in dife Avelt ic geborn A\rden. do fiv in ir 15
habete die arche. da J)eflozzin inne waf ganzliche der richtvom aller
wifheite. Ander vngebrachoton erde wvof ein hlvome. uon denie
alliv diliv werlt gecieret ift. vnde gvoten foiag hat. \ idervnt eam
filite fyon. et beatiffiniani predicaiicnint. Alliv div fainenvnge dci-
engele. vnde der mennefgen die got aiiefchovvvoiit. die habent ovch 20
fie nv lange ane gefchovwot. mit uirw izzer anefilite. vnde ne ha))ent
fich noch nieh vollewunderot. daz fiv nach gcl)vrte maget ift. vnde
hant fie gelobet mit ebenheiliger chvre. mit wnnderlichir einmvotin.
zvoeiner chvnenginne. über himel. vnde über erde. Daz ift der
85 Hie 90 fcbowole iX, i Fcclesiastic. 21, ii. 4 iioflre 6 Proverb.
S V V '
9,1. 9 od fuilin 18 Cant. 6, 8. 19 filie 20aiicfchowont 24 der] d^e
24 IX . X
25 brvnnc befi^ileter. garte beflozzoncr. da vnf u/ geflozzin iPt. fonf
a(|u;e faliciitir in iiilam ctcrnani. Dd' nivoz/in wir ^[crinocrluMi. inli-
iicinc riclic. allolicli lo er ilt. per uniiiia iecula.
Pernio de rcfiirrecUoiie cloiiiinl.
l auluf aportoluf ait. PaCcha iiorinmi inmolatuf eft cliriftuf. Pafcha.
(laz quid tranfitul". vbervart. l)az waren der iiulon olti'ion. Tic lic-
giengen alliv iar den (ag. daz fic got lolle uzzir egijilo. da He
Maren gewan (2 2 5 a) gevangen. uil nach vier hvndert iaro. uondeine
5 cite daz iül'eph linen vatcr. vnde I'ine brvodere dar in l)rahtc uiiz
ane den tag daz fie nioyCel' dannan uz leite mit der crephte gotel".
vnde er fie fvorte permare rubrum, all'o daz fich daz rote merc
teilte in zvelph Ürazze. daz div zwel])h geflahtie iacoljel' chinde in
trvccheme lande da dvrch fvoren. vnde alle dauid hat gefprochen.
10 Qvi diuilit niarc rubrum indiuifionef. der wende waren fiere vnde
zw enceg. der Itrazen w aren zweleve. vnde an ieglicher itrazze fvor
ein here vnz lie alle uz chomen. daz lie einen raennefgen nicht
verlvrn. die in aber nach fvoren. die er trvnchen alle Alfvf er gicng
daz. Do fie mojfef an daz mere brahte. da waf in pharao nach ge-
15 zogen, mit allcme fineme here. gewaphenetcf livlei". moyfef ne ha-
bete aber einen gewapheneten man nicht, die viande Avaren hiiidcr
Ire ruggc. uile nahe bi. in. daz gebirge Avaf. inncben in. daz rote
mer waf for in. Inden forgen rieph moyfef zvogote. vnde Iprach
alfuf. Herre di uiande fint hindir vnf. daz gebirge ift neben unf. daz
20 wazzer ift vor vnf. wände wir niene wizzen w ar wir fuln. ad tui
foliuf confilium confuginiuf nv gellichcn w ir zvodin eincf hclphc.
Bideme worte. flvog er uf daz mere mit der gerte. die er indcr
hant habete. do teilte fich daz mere. vnde fvoren fie dvrch. Alfe
ir virnomen hant. daz waf div felbe gerte div ovch zcincmc flangen
25 waf wordin. uflcn deine berge da ime vnfer herre irfchein. da ovch
ineineme gefpraidach moyfef ein fivr fach, mit der er ovch div cehen
w nder inegypto gew orht habete. Alfuf brahte er fie dvrch daz rote
mere. ineine wvoftin. Do fie indie wvoltin chomen da in god daz
himelbröt gab. daz w azzer vzzer deme fteine da in nioyfef erlchein.
30 lieht alfe div fvnne def tagef do fie dar (225 b) in chomen. do waf
25 Cant. 4, 12. Ev. Joh. 4, 14. 2G aquo X, 1 Cor. 1, 5, 7. 2 vberwart
4wicr 9P5. 135, 13. 11 flrzcn 12 licic «us h^c r/c6e/5crf. litic fehlt.
19 hirdir 2G or fehlt.
X . XI 25
aller ire mene^en alfiif uile. Sehf hvndert tufende. fehze^ tufende.
fehf viidc M\7.0!S, tufende. Avii^linpliter manne, aiie Avib. ynde chint.
vnde aiie hagcltolte. div alliv er Pallien waren, in vier hvndert
iaren. uone zwclph geflatthen iacobef cliinde. Vnde daz fie alful'
durch daz rote mere dare gewillt wrden. den tag habeten fie iemer 35
aftirdiv ze einerae hoftertage. vnde andeme feibin oftertage do allez
daz livt zeiervfalem chomen Avaf. daz da umbe iener inder iude-
fchephte ^af. zvoder aller geiihte wart vnfer herre crift hivte in-
dileni tag für viifir funde andaz cruce gehenchit. vnde lofte vnf dar
ane nondemc eA\ igin tode. mit nehcinie ander werde wan mit fin 4o
felbef übe. (Jvi feniel introiuit in fancta eterna redemptione inuenta
Daz fint die nivwen öfteren, die wir begen l'uln. daz unf god fvoritc
vzir deme abgrvnde def ewigin todif. indie lietvnge. vnde indie
\\ ibtuni der himelefgvn ierufalem. Vnde alfe fie ire ofteran begingen
mit eineme lanibe. nach der gewonheit, fo fie der herre racji^fefhate 45
geleret. do fie fich ie zvo ane vz hebin folton. alfo fuln Avir vnfire
niu\>e hofteran began. mit fineme fleifge. vnde mit fincme bivote.
alle die tage fo wir vnf heben von den fvndon. in prima refurrec-
tione. vnde allermeift fo lib. vnde feie fcheidint. vnde fich div feie
hebit vzzer egypto. uzzer dirre werlte vinfterin zvoder genofcheplite 50
der heiligin engele zvoder anefihte def almahtigin gotef. inden frovne
hoph def ewigin libif dar vnf alle vollebringen mvzze vnfir herre
crift. der hivte andifime tage durch vnf alle erftvnt vonden toton.
daz ovch A\ir mvozin irftan von allen vnfiren fvndon. vnde mit ime
richefon. per. (226 a) 55
§ei'nio iu dedicatione ecciefie.
Öancti fpirituf corda noftra mundet infufio et fui rorif intima afper-
fione fecvndet. luwer aller herze mvozzin betovwet. vnde gereinet
werdin. vnde wvocherhapht werden, vone der inneglichifton m ifvnge
def heiligin geiftif Nouatc uobif nonale. et nolite ferere fupcr fpinaf
Dominuf in cwangelio dicit. Nemo mittit uinum nouum in utref uetercf 5
aliöqvin dirumpet uinum utrel. et uinum effundetur. et utref pcribiint.
Sed uinum nouum in nouof utref mittatur. Daz qvid. Neman fol den
32 fezzcg 38.39 idifen 41 Ilebr. 9, 12. 42 fivrile 52 alle ztveimal.
V
XI, 2 betowen 4 lerem. 4, 3. 5 Matth. 9, 17.
26 XI
nivwen win gizzen indic altin bvteriche. die buteriche breftint. vnde
iCt der Avin verlorn. Mvwen win loi man tvon ovch in nivvve bvte-
10 riebe. Ettelich Avin niachot. daz der man m einot. ettelicher frovwet
ovch def mennif^'cn herze. Der nivue win. daz ift daz f^otef wort,
daz deme rethia mennefgen allezane zvo Jirinijit nivwe mandvnge.
Die viralteten bvteriche. daz llnt div fleilglichen herzen, div mit
ubeler gewoneheite zebofheite llnt wordin. Nv l'prechent mit in-
15 neglichen Milien. Cor miindum crea in nie deul". Ilt daz irc iuwich
beclierint. vnde rchtiv herzin fjewinnent zvoden geboten vnferei' her-
rin. lo irgat daz vber ivch. uerte inpiof et non erunt inpil. So
\\ erdint uiweriu herzin nivwe. io gebabent iiv ovch den nivwen win.
Fvndaraenta eiiif in montibul" ianctiC. diiigit dominuf portaf fyon.
20 fiiper omnia tabcrnacula iacob. Div gruntfefte. vnde div Cundemunte.
der heiligen crillinbeite daz fint die beillgen wiffagen. vndie beiligen
zvvelephpoten. vnde div heilige lere, div uone in choniin ift. Div
burgetor div hvnlereme berrin liebere llnt denne alliv div uorc
(220 h) bildvnge. div ^ilont begangen wart, inder altvn .e. daz llnt
25 dife tugende mit gvoten wercben. Welche? Div heilige gelovbe. div
heilige zvovirllhit. div heilige minne. der heilige tovpb. Die nach
deme tovpbe gelVndont die IS In zvodifen burgetorn inchomen. Sie
fvln ban Marcriuuc. volletane bibte. ewige inthebcde. uonden fvn-
(lon. vcber dif hvf hiltin din almatigin god hiute. Iwaz dehein men-
30 nefge. hie gere guter dinge, daz er del" gew ert werde. Angeli ciuef
uifitant hie fuol" et corpul" liimitiir ibelV. Die heiligin gotef cngele
gcwilont bivte hie ir luilgenoze. den He hie beuore erbolgin warin.
alfo da gefcribin ftat. Angeli eorum lemper uident faciem patrif.
Ilio vareiit die beiligiii cngele bivte bcidiv nidcr. vnde vf. Mit
3 3 niicbelci- mandvnge cborncnt Tic. fo div l'cic intriaj)licn ilt. an allen
den dingen rla der lili ic de beinc minne zvo gcwan. vnde llv mit
allen ire gcdanchin rvowet. uone den uzercn arbeitin. mit wachen-
deme herzin. inder anelchovwcde dcl' almahtigcn gotel" lo choment
die heiligen engele frolicbe. Swenne aber del' mcnuirgen mvot denne
40 wirt widerkeret mit der l'uarin mennellicher brodi. fo tvnchelet ez.
vnde incineme gcw Icbcnc. daz den l'cbimin def vw igin lihtif dannan
uz getribin hat. lo ucllct cz aher bcre widere nider. tempore temp-
tationif inline alte gedanche. zvoden erbarmeclihcn vnzuhten def
libef. So flihent vnfer hvfgenozze uone unf. fo fcbament lieh vnfer
15 Ps. 50, 42. 17 Proverb. 12,7. 18 vordint 19 Ps. 86, 1. 2. 21 daz]
da 33 Matth. 18, 10. 39 cngo AI vid^'e
XI 2T
die engele. zvo ire genozfchcphte. daze himile. Vil b'ebin nv ftant 45
ir hie indeme hvf def himilefgen chvnegef. hie wechit er. hie ladot
er. fine gemahelun. ivwer iegelichif feie, die er chovphte mit fineme
blvote. Nv fprichit er iv zvo. Surge amica mea. Stant vf. min uil
liebiv frivndinne. excutere depuluere. fcuhte die uon den alten fvndon.
da (227 a) dv inne intflaphen Avare. eiere mir cingotef hvf. indineme 50
herzin. da Avil ich inne hvwen. obe dv die der fundon gelovbeft.
Poft omnef abhominationef tuaf reuertere adme et ego reuertar adte.
Nv uil lieben. Recte fefta colunt ecclefijB qvi fe filiof dei cognofcunt.
Div hclige criftinheit ift ivwer mvoter. fint ovch ir nv div chint der
eriftinheite fo begant ir rehte ein iegeliche chihvin. Pro inde con- 55
ftituite diera follennem in condenfif ufqve adcornv altarif. Vverdint
hivte def innein. vnde fwa ir ivc in gotef nanien gefaminont. daz ir
gewarliche clioment zvodeme voblichin tage, der fronvn %Tftende.
Ir fulnt def nein werdin infreqventationibuf mit emezzegheite. uone
ftvnde zeftvnde. uontage zetage. ufqve ad cornv altarif. vnz andie 60
egge def altarif. Der alter ift got felbe. der andeme crvce fin blvot
oppherote fuir vnf alle, cornua in manibuf eiuf. Daz waren die nag-
ele die dvrch fine hende geflagin wrdin. andeme galgin def heiligen
crvcif. Mit gebete. mit uaftenne. mit chvffin. mit allen gvottaten ftiln
wir alle tage vmbe god gedienon. fwenne vnf der tovt begrife. daz 65
er vnf zeftunde uinde. obe Avir alzogef nemvgin andeme crvce net
fin. doch an etelicheme nagele def heiligen crvcif. Vondeme altare
fprichit god felbe. Altare de terra facietif mihi. Der alter ift uonder
magede fanctae mariun, ein gvotelicher mennefge. vf chomen. vf
geftandin. exregali ftirpe dauid. Cum ergo filentium tenerent omnia. 70
et nox in fuo curfv medium iter haberet. omnipotenf fernio tuuf
domine aregalibuf fedibuf uenit. Inder Averlte ift ez zewirent alfo
geftandin. daz minef trehtinef gelwiget A\'af. vnder (227 b) mennefgon!
noch chumit ein ftilli. zvodeme ewigin übe. daz die meunefgen
gervowont vone Averltlicheme krademe. vnde uone aller unrawe. da 75
hant fie gaudium ineffabile. vnder den lohezonden fteinen. def grvonin
paradifif. Daz ift div dritte ftillin. Div erefte ftilli Avaf uordcr .e.
driv tvfint iare. vnde cehincig iare. Div ander ftilli Avaf nachder .e.
def CAvangelii. daz Avaf div mittel ftillin. Inder ereftvn ftillin. er
kandon die mennefgen nieht. nieAveder die fvnde. die fie getan haton. 80
48 fprichie Caw(. 2, 10. 13. 49 frivdinne Isaiw 5-2, 2. 50.51 dv] div
53 ecclefie 55 Ps. 117, 27. 68 Exod. 20, 24. 09 ft"^ 70 Sap. 18, 15.
k ' '
75 grademe 77 uond* .e. 80 inewcd*
28 XI . xn
noch den lag ftalcn tot. der uf in la^. uoiiodiv fwi^in fiv. Alfo aliir
div .0. do gegebia wart pcrmoyfen. viidc in div 1\ n«le gezovgct wart,
do bcgviidon die IVndigin heil Ccovwon. lUptuin efl filentiuni. jiro-
phete predicaucrunt iialci lahiatorem de iiirgine inauia. Do fie do
85 nivnhvndert iarc gefcribt liatoii. iiacl» der gelmrte ynleref herren.
daz l'iv chvome. do gelweig aber vnl'erel' lierren. allez daz andemc
crtriche wai". daz wül' div andere Itillin. Inder llilliii ^\art got gc-
born. do rieph allez daz. daz falig geborn wal". genade herre. gcnade.
J)o waf div mittele Itillin zerbrochen, do gab god fride. vnde genade.
90 vnde hiez erbarmunge. vnde antlaz der rinubtn. Daz gotcl' \\ort.
cholot noch inder A\erlte. DiCcite ame qvia niitil' Tum. et humilil'
corde. Nac der rede. Concidiiti faccuni meum, et circumdedifti me
leticia. Inder niittelon flillin. alle A\ir geredet han. oninipotenr (errno
tuuf aregalibuf ledibur uenit. Wer cliom da? Wannan? NN'are? Daz
95 gotef wort. Gotef fun. Ein chvneng. einel" chvnigel" fun. AVannan?
N (»iie der fcefwvn finef vater. Ware? Zvodeme galgin def crucif.
vone dcnie chvnenglichen Hvole. zvo eiiienie Merrhgadime nientatiger
(22S a) IVndon. uoiider lielitin del' liinielel". zvoder uinlterin der
helle. Etideo aregalihul" ledibut. iioii ab uiia Icde regali. ^\aM alle
100 die mit arbeiten in daz himilriche chomenl. der iegeliche enphahet
die crone def c\\igen libel". vnde llnt alle fundirbare cronct. vnde
richol'ont mit ir uater in finemc ewigin riebe, daz er finen kindin ge
macliot hat uone anegenge dirre werelte. Alfo da gefcribin ftat.
0(10(1 (|uod autein recepcrunt euni dedit eif j)oteftatem filiof dci fieri
105 hil' ({ui credvnt in noiniiie eiuf. Sint fie fine fune. fo lint He ovch
chvnege. Sint fie alier chvnige. fo nuoz irc iegeliche einen chviieg-
ftvol. eine crone. vnde ein riebe han. Ein cbvneng ander erde der
nil fune hat. der ne mag niuwet \\ an einen (bviieng gemacben. aber
dirre chvneng def riebe über alliv riebe ill. alfo manegen fun fo der
110 lud. alfo manegen iVn cronct er ovch. infineme riebe. Der geheiz
ilX vnler nicht, er ift unferef hei-ren. den zvo fineine himelefgen vater
fpracb. >'on i)ro bif (andini rogo fed etiani pri» eif. qvi credituri
funt jier verbum eoiiini in nie. et cetera vlqve ante (j\am nmnduf
jieret.
§eriiio de iiaTrlia. (iö ! I>)
Ibeftif cbriKuf (radiüif elt propler delirta nofda e( refnrrexit propfer
iufUlicationem noflram. Liehin ^\'u• bigan bivte daz iiölichc vnde
91 Mntth. 11, 29. 92 Ps. 29, 12. 9G fcefvwn fincf ■nat^. 99 wan aus wand*
gcbcfscrt. iO\Ev. Joh.i, 12. iVlEv. Juh. 17, 20—2*. XII, 1 Rom. /», 25.
Xn 29
daz groze hohcit. der urftende vnfirf herrin ihefv chrifti. den tak
uon deme der heilige Avifiage daiiid fprach. Hsec eft dief quam fecit
dominuf. diz wäre der tak den got leibe heti gimachot. wände alfe 5
fante Gregoriuf chit. hec eft follennitaf follennitatum. ez ift ein tult
ubir alle tulte. vnde il't daz billich. vnde relit. vt exultemuf et lete-
mur inea. daz w ir unl' liivte frow^ ein. vnde inendein indem alraehtigin
gote uerro danne an eim andir tage. Diz ift der liebe tach. von-
deme da gifcribin Ität. In mente habete diem qua educti eftif de 10
terra egypti. daz wir iemir in vnfirme gimvote heigin den tak daz
unf got irlofte uzzir egipto lande, daz ift div uinftiri der helle, von
der got fin livt irlöfte andil'ime hivtigin tage, do er die helle zir-
bracli. vnde dariiz nam alle die linin A^illin heton gitän. vnde fiv
werte interram repromiffionif. indaz laut deffridif. vnde der gnädon. 15
zeder himilfchvn hierufalem. daz ift der ewige lib. Def tagif irmanot
unf ovch der heilige böte i'ante pauluf. an dien A\'ortin div wir
zemerft fprachin. div chext alfuf. Der giwihte lialtare unfir herre
ihefuf chriftuf der wart uirfelt. vnde hin gigel)in zer martyr. dvr
unfir fvnde. vnde irftvont von me töde dvr vnfir rehthaftunge vt 20
effeinuf fancti ficut et ipfe l'anctuf eft dominuf nofter. daz wir heilich
vnde reht a\ urdin alfovch er heilich vnde reht ift vnfir herre dral-
mahtigot. vnde daz er vnf widirbrähti zunfirm erftin rchte. Difiu
wort def heiligin botin dv irmanont vnf der martyr vnde der vrftende
vnfirf herrin ihefv chrifti. vnde zweier ding div unf angerbit fint. 25
eiz von adäme. vnfirm altuordirn. daz heizit mortalitaf. div todinii
daz wir alle fterbiu mvozin andeme libe, daz andir von unfirme
herrin ihefv chrifto. (36 4 a) daz ift inmortalitaf div untodimi. daz
wir vntodimik fchvln Mcrdin. vnde alfer an difime hivtigin tage
irftvont vonme tode. giwäre got. vnde giwäre mennifche. daz ovch 30
wir zem ivngiftin tage alfo fuln irftan mit deme feibin libe. vnde
mit der felbvn feie fo Avir ie fchinein. Diz waf unfir erfte reht ftola
inmortalitatif. daz giwant der vntodimi. daz uirlof vnf adam. dvo er
vnfirf herrin gibot vbirgie. vnde brahtunf daz andir reht. daz ift
der tot den wir alle mvozin lidin. alfe got zinie fprach. dvo er 35
gifundote. puluif ef et in puluerem reuerterif Dv bift ein ftuppe.
vnde mvoft ovch zeime ftuppe werdin. Vondeme rehte het vnf min
trehtin hivte irlöft vbe Avir felbe wellein. vnde het vnf a\ iderbraht
zvnfirm erftin rehte #der vnfchuldigi. vnde der vntodimi. daz Avir
4 Ps. 117, 24. Hec 18 che^t geändert, undeutlich woraus. 25 angsbiiit
3Ü Gen. 3, 19.
30 xn
40 nieniir dol' e\\ i^in todif irftcrbcin. vbc w ir in iirae gibote mit gvotcn
Averkin. viule mit relitir glovbe vnz an daz ende bilibein. Wie abir
unfir herrc irftvondo aide wenne. daz uindein wir an dem heiltgin
evangelio daz man gel'tir laf. daz fchribit lantc matheuf. \Tide an-
deme daz man hivte lili daz Ichrihit lantc MaicuC Sante matheul"
45 der kit alfc hivte wäre uor tage, dvo chäme lante Maria magdalena
von der min trehtin fibin tivuil uirtreib. vnde fantc Maria vnfirf
lierrin mvomc nähter mennifchcit lante iacobif. vnde fante iohannif
nivotir euangelifte. vnde woltin daz heiligrab gil'ehin. dvo waf unlir
herre irftandin. vnde wal* ein michil ertbibot wordin. vnde waf der
50 heiligengil uon himil chomin. def antlutto waf alfcin blikize. vnde
fin giwant wiz alle der Ine. vnde hete den ftein abedeme grabe
ginomin den die ivdin drdf heton gileit. vnde faz er dar üfe. vnde
non finrc northte fo irfchrachin die ritir die def grabif hvoton. vnde
lagin alle (364 b) fiv tot wärin. Dvo div funn,e dvo lif giealle fante
55 marcuf chit. dvo chämin die heiligin vrovwe mit ir bimiton, vnde
mit ir gifelbe. vnde wolton unfirf herrin lichamin falbon. nah deme
fite der ivdon. daz er niwit uulcti. dvo fiv do indaz grab giengin.
(lo fahiii fiv den ongil zefiwonthalb indeme fizzin. vnde chämin da
uon zc michilre uorhtc. Dvo trovfte ilv der engil. vnde fprach. daz
<>0 fiv in niw it iiorhtin. er wiffi wol daz fiv ihcfvM uon nazareht fvoch-
tin. der wäre irftandin. vnde new äre da niwit. vnde hiez er fiv dvo
daz fivz feitin finen ivngiron vnde ovch fante petir. der fin drieftunt
hete uirlovginot. Nu fuln wir tvon alfc dife heiligin vrovwe tatin.
Wir fuln vnfirf herrin hiute wifon mit vnfirme gvotin gifelbe. vnde
65 mit vnfiren bimiton. daz ift div rehte glovbe. vnde div gvotin werch.
daz A\ir daz wol fuln glovbin alfer irftvont uon fime gotilichia
giwalte. daz ovch wir alfo fvln irl'tan uon finen gnadon. vnde fwaz
wir ovch gvotif. vnde rehtif glovbeiN aide wizzin. daz wir daz un-
firm ebincriftänin gerne fagin. vnde chvndein dur bezzirunge. alfovch
'0 die heiligin urovwe dem ongil glovbiton. die vrftende unfirf herrin.
vnde fi ovch dvo chunton finen iungiron. AVie wir abir zeme iung-
iftin vrtcilde fulin irftan daz feit unf fante pauluf vnde chit ez
gifchehe in momento. in ictu oculi. in eiNre hantwile. vnde in eime
ovgo-v bliche, alfo (chirc fo ein ovge uf unde zvo ift gitän. vnde
^5 irftandein alle in mcnfura ctatif plenitudinif chrifti. indem altir fo
ovch unfir herre irftvont. daz ift inder wicliche fo der mennifhe
43 Matth. 28, 1 fgg. 4i Marc. IG, 1 fgtj. 48 cuglifle. 68},^lobeiN aus
globin (jcbefscrt. 72 Cor. 1, 15, 52. 75 Ephcs. 4, 13.
XII . XIII 31
ift anfime drizigoftin iäre. fo er in finrc beftun tuginde ift. Vnuf-
qvifqve autem in l'uo ordine. vnfir ieliche nah linre wirdigi. alii in
uitani eternam. etiliche zem evvigin Mbe. vnde zen ewigen gnadon.
alii in obprobrium ut uideant feniper. etiliche irftant ovch zeme ewi- 80
gin (3 Co a) itwize ir fundon. daz l'iv iemir ewicliche Inder helle
fehin. vnde hwrin mvozin. Dauon bii'chirmunf unfir herre ihefiif
chriftul". vnde helfunf daz wir ime alio gidienein indifime libe. daz
wir noch wennon mit ime irftän mvozin inrefurrcctionem uite. zem
ewigin libe. vnde zen ewigen gnadon. vbi ipfe cum patre et fpiritu 85
fancto. vivit et regnat infecula feculorum. awcN.
Pernio in ferto fancti iniclialiclif.
f on den gnadon vnferf herrin. fo began wir über iar dicclio die
tulttage fin felbef, vnde ilner liebun mvotir. vnfer frovwn fante
MaRiun vnde ander finer heiligon. die mennefchcn vvarin. alfo wir
fin. vnde fich doch alfo verro wider der broidi ir fleilchef fazton
daz fi fint gehört in himcle. vndin erda. vnde daz fi vnf fint vvrge- 5
fezzit zebilde. daz wir mit ir helfe mugin chomin ze dien felben
gnadon. fo fi hant bezezzin. Edoch wan der himilfche höf uon
anegenne ie waf gecierit mit dien faligen geiftin. der heron engelon.
die fich nie vonder minna. noch uondeme diencfte ir fchepferf nie
gefchiedin. noch niemir gefcheident. fo ift unf hüte dirre heilige tac. 10
darzvo gefezit. daz wir fi hüte loben vnde heren alfo uerro fo wir
mugin. wände fi die fint die vnf uon den lagen, vnde von dien
liften der ubelon geifton indifime libe fuln behvotin. vnde vnf def
fuln helfen daz wir hie alfo geleben daz wir wirdic werden daz wir
zir gnozfchefte harnach mugin chomin. Diz fint die vnfer gebet 15
vnferme herrin tagilichef fuln bringin. vnde die vnfer fela vvr fino
anficht antwrtent. übe wir fie von unf mit vnrechten Mcrchin niewet
vertriben. Ez wäre uil def man machti fragin. vnde fagin von dien
heiligen engein. ubemef cende mochte chomen. w enne. vnde wielich
fi wurdin gefchafen ! wie die gvoten wurden geftatet. Avie die ubeln 20
wurdin uerftozzen. uon ir ordinon. uon ir amtcn. von (3 6 5 b) ir
NamoN. uon ir zala. vnde von manigen andern dingen dv zinen traf-
fin. Indifen dingen allen fo haben wir daz inder heiligun frift daz
78 Cor.i, 15, 23. XIII, 16 wr] wir 17 anfich 20 wurden aus wurdin
gebefsert. 22.23 trafGa aus trcffin gcbefsert.
32 XIII
fi fint vnferf lierrcn erlta. vnde dv herfta sefchepliida. doch man
25 lefe daz er zeinoift gelclnofc hiniil vikIo hcrde. V, ie 11 aber beidv
iriu^Mii war ün daz nil't iiiewet churzzel' eitel' ze recchenne. noch
cleinor uernunlte. ze uerneniene. Duz füllen wir edoch vil wola
merchen. vnde vil eracigo gedenchin doch li in aller Ichoni in aller
golichi. in aller der wizzentheite. der ii dvo bedorfton wurdin ge-
30 Ichaflen. vnde fi die felbwala haton. daz fi fich mochton cheren
ze luedrenie fo fi wolton. zegote. ald uon imo ! daz die ubeln die
fich uon ir fchepfare mit hollart fchiedin. niewen mochta gehelfen,
neiiein dv herfchaft ir gefchepfeda. noch dv hoi der himelon. fine
wurdin iefa uerftozin uon allen ir eron. vnde von allen himelchen
35 gnadon. vnde newrdcn ir ein teil vcrfenchet indie tulli der hella.
ein teil har indifen luft obder erde, die unz anden iungiftin tac. die
gvoten. vnde die rechten fulen mit ir moi gereinen, vnde uon ir
fundon erlutirn. vnde die ubelen. vnde die vnfaligin uirleitin. vnde
denne zeiungeft die mit inen werdint fundin fand inen in daz ewige
40 heIlev\T werdent uerfchalten. vnde fi alfo fint uerhertet inder ubeli
daz fi niewet mugen noch gereut wider ze chomenne. noch gotef
gnade ze fvochenne. Die aber do ir danchef. vnde umbe twungen
mit gote belibin. vnde an finer minne ftate warin. die wurden alfo
uerre zalleme gvote. zalleu gnadon geftatit. daz fi nicmer ne avcI-
45 Icnt. noch nc mugen uon ir fchephare. noch uon finer minna ge-
fcheiden. 3Iit difen dingin füllen wir def werden ermanot daz wir
armen mennefchen alle unfer finna vnde unfer girda. zeder minna
unfcrf hcrren gerne cheren. (3 6 6 a) der unf fol bringin zeder hira-
elfchun gnada. wan unf nehein gewalt. nehein herfchaft. nehein
50 richten, nehein gvollichi. dir \\ elte mac befchirmin. noc gehelfen,
übe wir unf widir imo mit holTart fezzen. wir ne niozzin hin zer
lielle zedem tieuele. ze dem A\ir unf hau gemachot übe wirf vil
warlicho wider nine chomen. Gehabin wir unf aber uafto zunferme
hcrren dem almachtigen gote. vnde zo ilneme dienefte. fo haben Avir
55 den troft von finen gnadon. daz wir nu in difme übe haben die
hvola. vnde die helfe finer heligon engelon. vnde daz wir harnä
mugen chomin zir genozfchefte indien himelfchen gnadon. Daz virlich
unf got. Qvi viuit et regnat.
30 daz Hell 47 all' 51 üb'
XIV . XV . XVI 33
Am achten Tage nach Weihnacht. Tit. 3, 4-fgg.
— en alle varen hinze helle vnze andie Avlle. vnd hat unf daz er-
worven mit finer martir. Avelle wir felbe daz wir niemer der in
chomen. vnd hat unf uf getan die himel porte vnd daz heilige pa-
radyfe — min vil liebe wärmet hiute inder minne def almahtigen
gotef. lat iv ivch daz vnd daz buchen 5
daz er durch unf getan hat. vnd danchet iraef. wan warlichen indem
a/mahtigen got fag ich ivh fuuer der mennifch ift der indirre uuerlte
niemer \\ armet inder minne def almahtigen gotef daz ift un mugelich
das der iemer erfte von dem tode der feie Nu heuet uf iwer heude
vnd i\\ er herze vnd empfahet in ivch die uuirme def heiligen gei- 10
Jtef vnd ruffet hiute an min frowen s. iwARien die muter def frone«
chindef des heiligen chriftef der vns ce gnaden geborn ift
Am Tage Epiphanice. Ev. Matth. 2, 1 fgg.
(iL) golt wierouch vnd mirren Mit dem golde eret man die chuni^fe.
mit dem Avierovch bezeichent man got. mit der mirren beftattef man
die toten die man lieplichen gehalten wil fo daz fi niene — Mit
dem golde bediute fi daz er kunich A^are aller chuni</e. Mit dem
Avirovch bediuten fi daz er got wäre ein fchepfere hime/ef vnd der 5
erde vnd aller der dinge die dar inne beuangen fint Mit der mirren
beduten fi. daz ei- durch daz indife werlt chomen wäre </az er
erfterben wolde ander mennifcheit durch allez manne chunwe. Daz
ift ein dinch damit vnfer herre got difen tach mit geheiliget hat vnd
allez daz uuir hiute lefen vnd fingen daz ift almeift von den einen 10
dingen daz die fteru warte cedem almahtigen gote chomen. mit dem
geleite de{ niwen fternef hec eft uocatio gentium Daz ander dinch
daz an
Am Tage S. Johannes des Evangelisten.
(2a) — den Die gift tranch er uz daz im — nnar vnd die
felben zuuene die dir uon tote waren die — er uondem tode Er
fant finen roch bieinem manne hin — gen. alfo fehlere fo fi geruret
uurden. mit finem rocche fazehant ftunten fi uf cealler lute gefihte
XV, 1 golt] die Handschrift gol 3 fi] fine
Altd. Predigten.
34 XVI . X\TI
5 Owi min vil liebe wie uuol er einen man gelieben chan. vnd uuie
uuol erz getuon mac vnfer herre der im liep ift Nu er fin dinch io
gehandelt hat der gute 1" johannef daz er unferem herren liep wal".
vnd daz er] im hiute liep ift lo fcul wir finef ratel" gern uolgen daz
wir dar umbe tuon daz er unf etteuenne niht liep geuuefen ift. waz
10 ratet er vnf Si confiteamur peccata noftra fidelil" et iuftuf eft vt
dimittat nobif peccata nullra et emundet nof ab omni percato Er
fprichet welle wir vnferef vnrehtel" vnd unl'er
Nach der Gesammtbeichte.
l
äeben nu hant ir begigen und claget dem almechtigen göte. der
fündon. und derT miffetete. an die unfanfto leidor dehein menfcho
mac leben. Nu ift och billich und recht, daz ir har über etlich bioza
inpfänt. und die gerne leiftent. Alle die hiif und hof hant. alfo daz
5 fiz vvol geleiften megen. dien geben wir ze bioza über ir fiinda. fo
fi ez erft getuon megen. daz 11 herbirgen ein dürftigen, daz och fi
got herberge in fineme riebe. Die def nievven megen getuon. die
geben ir almiofena dur unferf herren minna. die def felben niene
han. die fprechen ir pater nofter. dur die felcheit ir libef. und ir
iO fela. und über die not der heiligen criftenheit. Die def nievven chün-
nen. die bitten mit dien vvorten fo fi chunnin. daz fi got begnade.
nach liner gioti. und na ir nötdürften. Der aber dirre ielichef. ez fi
div herbirga. old diu almiofena. old daz gebet, dur unferf herron
minna. und dur fin felbef felcheit vvil gemeron. daz raten wir inio.
i5 und gebenz imo ze buoza über lin fünda § Na dirre buoza. fo bitten
wir. und tuon allen dien die ir fünda riuvvont und fi gerno mit
gottef helfa har nä uermident. antlaz über ir fünda uon dem almech-
tigen gote. uon fant petre. uon allen gottef heiligon und uon priefter-
lichem ampte fo wir haben uon göte. Indulgonciam et remiffionem
20 omnium peccatorum ueftrorum fpacium et ueram penitenciam per
graciam fancti fpirituf tribuat uobif optimuf & mifericorf dominuf
amen, erigite uof. Antlaz und gnäda aller uvver fündon und frift
rechte, und wuocherhaft riuvva. und riuwigez herza. mit der gnada
def heiligen geiftef geb iv der erbermherzer got Amen.
5 min vil liebe] mv. 1" 10 £p. Joh. 1 , 1, 9. XVII, 1 am Rande mit rotliev
Schrift erigile uof. 22 erigite uof. roth; ebenso die folgenden V eh er Schriften.
XVm 35
In cena domlnl.
In dem heiligen evvangelio daz man huto lifet an gottef dienfte.
werden wir ermanot der grozun minna die unfer lierro ihefuf
chriftuf hata ze der criftenheit. Ez faget ünf daz unfer herro ihefuf.
do er gemarterot folte werden, uor der dult der oftron. wan er
vvol wiffa die ftunda. wen er uon dirre vverlte folte uarn ze finem 5
uatre. do vvolt er ougen den finen d'e in der vverlte waren alf er
fi minnota die vvil er bi inen waf daz er fi och minota an finem
ende, do er uon inen fcheiden wolta und die minna gefteten wolta.
Do er dvo gemerta mit finen iungeron. vnd der tieuel iece hata
iuda geraten daz er in uerraten wolta. wand er do vvol wiffa daz 10
div ftunda naheta daz er uon dirre weite uarn folta do ftuond er
uf uon dem merode und leita nider fin gewant. und nam ein twellen
und begürte fich der mitte, vnd nam do wazzer in ein bechi (l b)
vnd begonda finen iungeron cetwänne ir uiozze. und dar nach ze
wiffenne. mit der twellen da mit er waf begürt. Do er do cham 15
ce fant petre und er demo wolte twän. do fprach fant peter. herro
folt du mir min uioze twan? Do fprach unfer herro. La fin peter.
daz ich nu tuon def neweiftv niet waz ich der mitte meine du
weift ez aber har na. Do fprach fant peter. Du netwaft mir niemer
mine uioze. Def antwurt imo unfer herro und fprach. Twän ich 20
dich niewet fo nehaftu mit mir niet ze fchaffenne Do daz horta
fant peter. do erclüft er und fprach. Herro twach mir niet einic
die uioze. twach mir zuo dien uiozen min hende und min houbet.
Do fprach unfer herro zimo. der alle gewefchen ift. der bedarf
niewet daz er vvefche wan die uioze. wand er ift alle reine. Ir 25
fint och reine, iedoch alle niet. Vvan unfer herro vvol wiffa wer
der waf der in uerraten wolta dar umbe fprach er. ir fint niet
alle reine. Do er do inen die uioze getwioc und er fin gewant
wider an fich genäm. und er fich nider zuo zinen fazta do fprach
er aber zinen. Vvizent ir nu waz ich uch hau getan? Ir heizent 30
mich meifter und herro. und fagent vvola vvan ich bin ez. Von div
fit ich iuwer herro und iuwer meifter bin. und ich habe iuwer
uioze getwagen fo fullent och ir billicho ein andren die uioze twän.
Dar umbe fprach er han ich uch diz zeinem bilde gegeben daz ir
alfo ein andren tuoient. alf ich iuch han getan. Diz fint div wort 35
XVIII, 1 Et\ Joh. 13, 1—15. 35 am Rande roth ewangelium
3 *
36 XVIIl . XIX . XX
def heiligen evvangelii. und Hnt iinf liarlo cenierchenne. vvan an difein
evvangelio lo hat iinl" geleit unlor lieiro uolleclicho. wie wir lullen
wider cheren ze gottef riche. dannan uz wir waren uerltözen mit def
tieuelf rate, daz füllen wir mit der minna. und mit derdiemioti. und mit
40 der gehorfami. Mit der minna lullen m ir def almechtigen gottef riche
gewinnen, quia fine caritate nemo faluabitur. An die minna fo
ne mac nieman behalten werden, wand minna ift rin niuoler aller
tugendon. Der die minne hat. der hat die diemioti. Der die die-
mioti hat. der hat die gehorfami. und werdent uon der minna die
45 tugende alle erhörn, alf uon einer muoter ein tochter. uon der tochter
ein andriu tochter. alfo vvirt uon der miima. div der tugendon ift
aller erftiu muoter. ein tagend geborn uon der ein andriv. und aber
uon dere ein andriu. Der aber der minna niewet nehat. de muoz
der ander tugendon aller manglon. Von div tet unfer herro finen
50 iungeron do er uon inen fcheiden folta. alf die guoten \riunda tuont
ein andren, fo fi uon ein andren fcheiden füllen fo manent fi ein
andre def fi wellent. daz ero newedere uergezze
Am dreizehnten Sonntage nach Pfingsten.
El). Lucie W, 23 fgg.
(2 a) der uerfmeda dirre werlte. der neheinez ift gebotten. vvan
echt geraten daz giltet unfer herro mit dem cenzec ualten löne. fo
er wider chumet an dem iungeftem tage. Daz v\ir imo dirre gnadon
miozzin vvirdeclicho gedanchen. und daz wir in. und unfern neften
5 vverlicho megin minnon und daz ünf nach imo. und finer wunnec-
licher antficht. und nach finer feliclicher mittewift mioze allezana
ameron. def helf er ünf dur die gioti der ünf an dem heren cruce
choufti mit finem tiuren bluote. Ihefuf chriftuf dominuf nofter.
c
Dominica xUU.
um iret ihefuf in iherufalem tranfiebat per mediam samariam. et
galileam. Vnf feit fant lucaf an dem Iieiligen ewangelio fo wir
46. 47 dv d^ allor tugendon toclitcr ifl aller orltii iiioter. durch das erste aller
ein Strich, tinter loeliler Punkte, und dann noch einmal am Rande nachgetra-
V
gen aller ei fle iiiol'' 47 Hinter lugend ein uon ausgeschabt. XIX , 7 der
aus lo er gebefsert.
XX 37
huto lefen. Do unfer herro na der menfcheite hie nerthriche gienc.
und warb, da?: er zeinem male do er vvolta uärn ze iherufalem. dür
zwo gegen uuor. eina diu hiez Samaria. iia einer grozen Ität. div 5
dar inne vvaf. diu andra hiez galilea. Vnd do er in ein chaftel
gienc. do liußen in gegen inio. cen man. mifelluchtige. die ftuonden
uerro uon imo. und huoben uf ir ftimma. und ruofton alfuf. Iliefu
gebietere. erbarme dich unier. Alf er li gefach do iprach er zinen.
Gent ougent iuch dien evvarton. do l'i ieze giengen. fo wurden fi 10
gereinet Vnder difen cenen. fo vvaf einer, der ein samaritanuf vvaf.
nievvet ein iüdo. Do der gefach. daz er vvaf gereinet, fo chert er
widere, und lobta got mit nüchelr ftimma. vnd viel nider an fin
antlüt. uür unferf herren vuoze. luid gnadet imo finer guote. die er
au imo hata begangen Do fprach unfer herro. Iro waren doch 15
cene die der fint gereinet wa fint die niune. Ero nift enheine
vunden. der wider cherte. und gote die giolichi gebe, vvan dirre
fromdelinc. Sprach och duo zenemo. Stant üf und ganc. vvan dine
glüuba het dich behalten, diz ift daz heilig ewangelium. An demo
merchen zmerft. daz unfer herro. aller der fiechon die er gefunt 20
macheta nie nehein ze dien evvarton gefanta. vvan der mifelfucht-
igon. Daz tet er neinem teile dur daz. daz die luden die fin uareton
nievvet nemechtin gefprechen daz er die e zerftörti An der e vvaf
gebotten. an fvvemo fich diu mifelfucbt ougti. daz man den uür die
evvarten uuorti. vnd er einweder na ir urteilde wurde behabt uür 25
fiech und uür unreine, chem er aber dar nä. uon deheinen gotef
gnädon. daz er wurde gefunt fo vvaf daz geboten, daz er fich aber
ougti dien evvarton. und er brehte daz Opfer daz imo vvaf gefezet.
und fi in chuntin gefunt und reine Dur diz gebot der e. fo hiez
er fi. daz fi lieh ougtin dien evvarton. (2 b) Tet ez noch duo 30
dur die bezeichenunga def grozen und def unreinen fiechtagen.
Vvan doch vvirz vvol megen cheren. ze der beceichenunga der
unreinen fündon. mit der mifelfuchte vvirt edoch na der heiligun
fcrifte namlicho gemerchet diu miffeuarwi dero die der ünt in der
linrechtun glouba. Vv^an alf an dien mifelfuchtigen ift bi der boifi 35
und der viuli. etwa gemifchelot diu ganza hüt. und diu rechte
uarvva. alf ift an der irreron reda und lera. bi der lugi. und bi der
uerleitunga da mit fi fint geunreinet. und och andre gerne unreinent
uil giotu. und uil rechtu lera. Noch nilt nehein groz reda fo lug-
XX, 3 Ev. Lhccb 17, 11—19.
38 XX . XXI
40 lieh fi nehabe etvvaz vvarheit gemiflot under fich. dur daz. daz fi
mit der vvarheit ir hoirere uerliicche. all" mit dem honege. und dar
na mit der lügi an der (cla ertoiden. alf mit dem eitere. Dife IVva
man fi rechte irchennet die fol man noch hartor miden. den dehei-
nen mifligen. und all'o l'ant paulul' ehit. noch felp griozzen iene ze
45 guote. AU" ene wurden gefunderot. mit der evvarton vrteilde. alfo
füllen och dife werden gefunderot mit der evvarton. und mit der
pfafheit urteilde. und uerftozen uon der heiligun criftenheit. Svven
aber got dirre mit finer gnäda alfo uerro gewifot. daz fi ir irretag
erchcnnent. und ez werlicho riuwont. fo fint fi uon gote gereinet.
50 noch nefullen doch under die heiligun criftenheit niemer chomen. e
daz fi ir rechtun glouba gougent uor dien evvarton. und uor der
pfafheite. die rechte chunnin inftan üb fi die mifelfucht der unrcclitun
glouba haben rechte uerlan. Vvande nu daz ewartom der altün e.
vür beceichenota daz ewartom der niuvvun e. fo hiez unfer hero
55 die mifelfuchtigen. daz fi fich dien evvarton ougtin. daz er da mit
chunt getete. fvvenne die irrerra fich ir unglouba vvoltin erlouben.
daz fi fich denne dien evvarton und dien mciftern der heiligun
criftenheite foltin ougen. Dife ftänt uil uero. und ruoffent uil liuto.
wan fi vvol wizen daz fi gote mit ir unglouba uil harto fint geuer-
60 rit. und mit grozenic ruofte ir herren füllen fuochen. daz er fich
über fi erbarme. Nement in och rechto gebietere. wand fi
An S. Matthias Tage. Ed. Matth. H, 25.
alfer felbe andem euangelio hat gefprochen. Ego & pater unum
fumus. Er fprah. Confiteor tibi domine pater cali & terrae. Er lobet
in hiez in finen uater. unt aincn herren himel unt erde, daz er fo
grozze ere finen lungern biet uerlazzen. die er uor ftarchen uurften
5 die def wiftumef dirre werlte phlaegen uil gare biete uerborgen.
Nah der liebe die er ze der l)ezzerunge het div uon finen iungern
werden fcolt. waf lln ura?ude. div waf ovh zedem uollen daz er fi
\^i vielmehr Joh. Ep. 2, 10. njl. Cor. 1, .'), H. Thess. 2, 3, 6. i%. Timoth. 2, 3, 5.
Tit. 3, 10. 61 noch sieben Linien geiogctt, aber leer. XXI, 1 Ev.Joh. 10, 30.
2 cell <fc l*rc
XXI XXn 39
mit lobe finem himelifken uater niht uerfwigen wolt; Zebezzerunge
chom er felbe indife Averlt. ze bezzerunge erweit er alle fine iunger
zemiflicliem cite. do fi der begunden. mit in uon finer hilfe wol lo
begunde zehengen, def gvvan er niht wenige uraeude er gwan fi zeder
maze daz er l'inem himelil'ken uater gab daz lob unt die ere; Zeder
bezzerunge Avart ovh erweit der herre uon dem dirre tach hivte
vvirt geert. niht uon got felbeni. iz ergie aue uon finer uerhengede.
unt uon fineni m illen. do. zedem cite. do er da enant^rt nien waf. 15
want er nah finer urftente an dem xl tage, zeder zefwen finef hime-
lifken uater gefezzen was. Do uon finen fculden ludas die geno-
fchaft uerlof. die er mit den zwelf boten haben fcolte. do (i b)
giengen fi zerate w a fi ainen man namen der fin ftat wol uerwefen
mähte, want fi uon in felben daz niht wol eruinden mohten. do 20
ulegeten fi mit ir innechlichem gebet unfern herren. daz er in geruht
ze chunden wen er zedem ampt haben wolt. Inder walunge waren
zwen man. der ietwederre fih wol erzaiget het mit redilichem
leben, die geantwrten fi zefinen heiligen gnaden, daz er der ainen
nseme. der im nah finer gewizzen baz denne in chunt wäre. Daz 25
gebet uernam der heilige chrift uil fchiere er erzaiget in wen er
haben fcolt ze finem dienft daz loz geuiel über fanctum mathiam
da bi uerftunten fi daz er die genofchaft unter in folt haben; Zeden
eren do er uon rehter walunge chom. unt die genofchaft der zwelf
boten uon der uerhenge def heiligen chriftef behabet, do graif er 30
zeden urumechlichen wcrchen erzaiget fih felben. zeallen tugenten
wol alle er uon andern finen hufgenozzen het daz guote bilde. Im
felbem waf er uor mit den guten leben, andern luoten waf er uor
mit der guten lere, uerdient damit die hulde def oberften chunigef.
iint die gnade def himelrichef. die er geofFent hat allen finen hol- 35
den. die im tsegelichef dienent mit willichlichem gemuote. Def fi er
gelobet
An S. Barnahas Tage?
(2 a) wol uberwinten. Zedehainem finem wille/i er im gehanchde. hat
in felben unt alle fine lifte. fo befchrenchct. alf er wol mohte. Zerehten
dingen gehabet er fih zedem uollen daz er fin gelobet wort uon allen
luten die in erchanten. alf wol uon den die rehtef gluben waren, fam uon
9 das zweite er fehlt in der HS.
40 XXII . xxm . XXIV
5 den die rchtem gluben niht gehellen a\ olte«. Grozze enthabnufTe
het er andern libe. dem enzoh er fwa er mohte daz trinche« unt
die fpile. nehainef andern ^cnvAchef er nien phlach. daz er doh mit
maze ane i'unte a\o1 mähte haben gehabet. Sinef i'tsptigen gt^l'eteJ'
an llnen paren chnieweii phlach er zeallen citen. da enphalich er dem
iOhimelifken herren fin lellief umwnlit unt ander lute. dar unibe wort
er uerre geminnet. uon den luten die ["m lieilichlich leben moI er-
chanten. want er ain rehter man uon allen luten wort geahtet. do
baten in die iuden die rehtel" gluben nien waren daz er in zeir
muohvillen mit linem urchunde geltunte. fi baten in gen uf ain hohe.
15 daz er da wider rete def er uordiv dem heiligen chrifte urchunde
gegeben het. Dar gienge er nah ir bet. lach doh mit unuerborgewen
Worten dem heiligen chrifte finer gofheit (2 b) äff er wol mohte
nah der rehten A\arheit. dar uuibe begunden fi harte zeunfiten
^f^engen dar uf. ftiezzen in hernider uon der hohe, polten in do fo
20 lange mit grozzen //'ainen. daz er mit der marter den lip mui'e
uerwandeln. daz chom im zc ainem wücheln haile. er Mort fin wol
geuraeut an der feie, want er hiute uraude hat ze dem himclriche
mit den choren der engel. dar helfe er unf durch fine gute, geruche
den himelifken chunich umbe alle funta»re ze ulegcn. Quod ipfe
25 praftare dignetur.
De. S. Cruce.
1 ROPTER UGNVM fcrui facti fumuf. Mit difen worten div nu hie
gefprochen lint. werde Avir zwair dinge gemant div unf fo anigent.
daz Avirre niht uergezst'n fculn. Avant daz erfte gezivhet zedem
eioigen tode. daz ander geziAhet zedem ^'(rigon lehene. A\ir Averdeii
6 gemant der /cÄalcheit die Avir haben uon dem licrreN ^^/auien. der
fih felben zeainem fchalche gab den funten. do er wider dem gebot
unferf herren uon der ungehorfam geuicl in die funic. mit der wir
alle in den eAvigen tot (}eu\e\cn\ aa ir a\ erden ovh gemant der uri-
heit. die AA'ir uon dem heiligen chrifte Äffben. der unf mit fin felbes
10 tode. den er ?/«fculdiger an dem cruce leit. uon der
Am Tage Marien Himmelfahrt.
(3 a) die hohe der himel. unt ir div ftat gegeben fi über die chore
der eugel. daz fi in ain urseude der fi fttetichlichen lob unt ere
XXII, 24 in ulegen g aus h gebcfsert.
XXIV . XXV 41
fagent dem almahtigen got. Ob iz in ain uraeude ift. fo fcol unfer
uraeude uil micliel grozzer fin. want wir daze ir haben ein hilfe der
dem funtsere niemer gebrütet, durcii daz ilt li ir truot lun fo naiien 5
gefezzen. daz fi unl" unt allen luntaeren tsegelichei" antlazzef unt hilfe
bite. Daz ift unf ain genade. der got fcol werden gelobet, unt geert.
fculn hiute hince im fenten fin heilige muoter. div unf antlaz unt
hilfe dazeim werue. daz wir hail nah finen huolden indirre werlte
haben muozen. unt nah difem übe fin riche befitzen muozzen. Quod 10
ipfe praeftare dignetur qui viuit
In affumptlcne ü. ]?Iarise.
J.MRAviT iHESvs in quoddam caftellum. Ecce tabernaculum dei cum
hominibuf. Dizze chaftel daz bezaichent min frovwen fancte Manien
Iz wizzet wol mine herren. da man ain chaftel erzivgen fol. da muret
man umbe ain uil uefte mure. unt tribet da innerhalbe ufainen uil ueften
tuorn. die mure befetzet man mit den wahtsren. den tuorn behsehet 5
man mit den fchilten. unt mit gefchuotze. unt mit ander flaht gewse-
fen. unt daz div mure unl der tuorn defte baz bewart fi. fo grebet
man darumbe einen uil tiefen graben. Mit der mure ift gemerchet
der chufiie lip miner frovwen fancte maRiCN. der uil wol bewart
(3 b) unt befetzet was. mit den himelifken wahtseren. den heiligen engein. 10
mit dem tuorn ift gemerchet. ir heiligiv feie, div wol behangen waf
mit dem fchilte der fterche niinef trehtinef. unt mit andern guoten
tuogenten die uollechlichen anir Avaren. mit dem graben ift gemerchet
ir divmvot. div fo groz unt fo chreftich anir Avaf daz fi da mit gearnt
daz fi def muoter wart, der himel unt erde gefchaphen hat. unt 15
allez daz dar inne beuangen ift. Indaz chaftel chom gegangen unfer
herre der heilige chrift. do in fin himelifker uater her en erde fante.
daz er anfih na?me unfer mennifchait indem buoche unfer frovwen
fanct* MaRieN. wie uande er ez do ? vande er iz laere ? Nein er
waerlichen. er uant dar inne zwo fwefter. mit den fint gemerchet 20
zwei leben die der fint in der heiligen chriftenheit. actiua fcilicet
et contemplatiua. quarum una negotiofa. altera dicitur ociofa. Ein
leben heizzet daz muzzege leben, daz ander daz unmuzzege leben.
Daz fi fih def muzzegen lebenf underwuonden biete, daz mugen wir
XXIV, 7 werden XXV Am Rande roth wie (ho Ueberfchriften Ixxvi
1 Ev. Lucce 10, 38. Apoc. 21, 3. 2 bezaichet Tgreben 13 dem fehlt. 19 fce"
42 XXV . XXVI
25 chiefen ^vol dar an. wie fi der heilige engel uant. do er die urone
botfchapht hiu ze ir warfe. Wie uant er fie ? Er uant fi niht an-
der gazzen unt ander ftrazze Ipilent. er uant fi fitzende ineiner be-
Ipaiten
Am fünften Sonntage nach Ostern ? Jac. i, 22.
(4a) laudis honorificabit me. Ere unde lop (int im michel lieber,
denne dehain ander oppher. Mit weihen gnoten werben lul wir unf
erzaigen '? Mit der behaltnuffe finer gebot, div io miClich lint. biet
er unf fi (e/be in finen genaden nith befhaiden. daz m ir fi nith wol
5 uer ften cbunden. unde fi ovch dauon nith w ol behalten m.Thten. Ein
11« gebot habe wir. daz gebivt vnf daz Mir ze chinden werden, ain
ander fin gebot uerbivt unf daz wir ieth zechinden werden, hat fi doh
mit den warten befhaid?« daz wir ietwederz wol uer ften chuonnen
Iz chom ze aineni male fo daz die iunger unter/ herren ftriten begun-
10 den wer unter in der oZ/erft oder der herft wa're. der ftrit w art fo groc
daz er uuor iinfcrn herren rhoni. der niiffe nie/ im. waf im nith liep
unter finen iungern. er nam ain wenige/ rhint fazte iz mitten unter
fi. fprah ze in. fi becherten fih. Avurden alfain wenigez chint. zedem
himel riebe gewnnen ii niemer dehain genade. Welle wir daz uer-
I5lten uon der gewaefiide def chindef. oder uon der ainualte rief chin-
def? Sine iunger zeden er difiv wart fprach. waren der gewa>fhde
unde def alterf. daz in unmuogelib gewefen waere. ob fi andern
libe dem chinde gclih worden wasre«. Nu af daz nith fin mege.
fo uerfte wir iz uon der ( 1 b) ainualte def chindef. alf iz ovch unfer
20 herre felbe gemainet hat. wände \\ ir ovcb ain ander gebot haben
daz unf uerbivtet daz wir ieth zechinden werden. Daz gebot
andem er unf gebivtet daz wir ze chinden werden, hat er unf
mit den warten befhaiden daz er chiut. Malicia paruuli cftote.
daz ander gebot an dem er unf uerbivtet daz wir ith zechinden
25 werden hat er unf mit den w arten l)efhaiden daz er chivt. Nolite
pueri effici fenlibiif Div ainualte def chindef ift an allen luo-
ten wol chunt. daz hat der finne ::.e ubelen dingen nith. iz hat
ovch der finne ze Quoten dingen nith. ift alfo in dem wedel. daz iz
weder übel noh guot geurvomen mah. wir haben af uon den gena-
XXVI. 1 Sacrificiura laudis honoriücabit me Ps. 49,23. 5 Ev. Matth. 18, 3.
6 Cor.l, 14,20.
XXVI . XXVU 43
den unferf herren manliche yinne. mit den wir unrethiv dinch wol 30
wizzen zeuermiden. rethiv dinch wol wizzen zeurvomen. chere wir
die nah finem Avillen. fo behalte wir zetvvederz gebot, fo daz wir
den chinden gelich Averden. unde ungelich. ander ainualte gelich. ob
wir die funte uermiden. an manlicheh finnen ungelich. ob wir guotiv^
dinch unde rethiv d'mcli uuordern. Swenne Avir unf fo handeln, fo 35
nie<7e wir unfern herren wol loben unde eren. fo zft im unfer lob
liej) unde gen»me. Wef ful wir in loben? Aller der genaden. die
er unf erboten hat. div fo groz ift. daz Avir fi nith wol wuor brin-
gen megen mit den warten. / i^p-
An der heil. Apostel Tage.
Vi
4
Wie Avir die hohzit der hailigen fAvelich uns in dem iar choment
mit grozzem fliz begavn. And eren füllen. Die dem almehtigen got fo
gedient haben. Vnd für gotes antlütz chomen fint. ob wir die in ir
hohzit eren füllent. So ift daz niichel reht daz Avir die grozzen
fürften die hailigen zwelf poten die von dem almehtigen got ze 5
fürften fint gefetzet über alle die Avelt Daz Avir die vil grcezlich an
ir hohzit eren mit chirchgang mit gebet mit dem almuofen mit allem
chiunfchen leben. Wan fi got felb uns ze genaden a^z aller der Avelt
vor derwelt havt. Als er felb fprichet. Ich havn ivch er weit, daz
ir gangent vnd wuocher bringent. Wenne er fi erAvelt. Daz haben lo
1! uns felber gefait Ez fpricht ainer der hailigen zwelfpoten. Uns
hat got er Avelt. E. er die Avelt gefchuef. An difen hailigen worten
mügen Avir merchen. die aII hailigen tugend vnfers hailandes. e. er
den menfchen gefchueff. E. het er daz gefchaffen. Daz fin mit gaift-
licher zuht. Aoid mit weltlicher guete pflegen folte. AVa AAart ie fo 15
getaner guete gelich. Er gap in den gewalt daz fi den himel vf vnd
zuo fchluzzen. Vnd daz 11 die hailigen diemvot behielten Petrus, der.
der obrift Ander in Avaz. vnd dar vmb petrus gehaizzen AAaz Daz
er mit ünferem herren ft*t vnd veft Avaz. Vnd der da gefprochen
het. herr ich bin berait mit dir in den chärcher ze gavn. vnd in 20
35 wir fehlt. XXVII, 4 die Handschrift dar wir 9 vor derwelt] von der
y _
weit; hat aus daz gebe fsert. 10 er fij fi er il Ephes. 1, 4. 14 den] dea
s s
20 herr] hier tmd weiterhin öfters her oder her
44 XXVII
den tot. vnd (ib) fölt ich fterben mit dir Ich verlogenn din
nimmer Den liez er fin drii'tunt verlogenen Sin gelob waz fo veft.
Do er vfl" dem mcr waz. Do Iprach er zno ünCiM-ni lierren. herr ob
du ez llelt l'o haiz mich vf dem wazzer zuo dir chomen Do er lieh
25 do in daz mer lie. Vnd er den Itarchen wint. vnd daz groz vnge-
uiter erfah do er vorht er fich. Vnd begund fa zeltund finchen.
Do bot im ünl'er herr fin hant. vnd verwaiz im finen vngeloben.
Daz tet vnfer herr alz durch üni". Daz er der weit pflegen lolt. Sin
zwen trut fant lacob. vnd fant lohannes. Do li gerten der grozzen
30 eren in l'inem rieh. Daz ainer zuo der zelwen gotes faize. der ander
zuo der linggen. Wie lieb fi im wteren. wie fi nach weltlicher
geburt finer muomen liin waMen. Iwie er den vf finer brult liez
lainen. wie fi baid vf dem berg finiv götlichen tovgen Iahen, vnd
die andern nit ledoch fprach er zuo in ir en wilTent nit wes ir
35 gerent. Die marter die ich liden fol mügend ir die liden. Die
muoflend ir liden. Daz ir aber in mim rieh zuo minei- zefwen oder
zuo miner linggen iht fitzzent. Daz en ilt nit min ze geben. Ez ift
deren den es min vatter berait havt. mit diCen worten lort er vnd
warnot fin jvnger. Wie fi mit in felb vnd och mit iren vndertanen
40 folten gebaren. Wie er zuo in. allen fpra'che gemainlichen. Die er
der Mclt ze maiftein gefetzet havt. Er fprach zuo in (2 a) Als mich
min vatter fante Alfo fend ich iv in die weit Sin vatter fant in do
zuo in in die Avelt. Daz er mit finer marter div armen menlchen erledi-
gete. Alfo fante er fin hailige Ivnger zuo der marter. Er fprach ich
45 fend iv als div fchaff. vnder die wolf. Der w (tlf w az »ro ainer.
der chriutzgot fant petern Daz hovpt chert er im nider. die fuezz
vff. Er hoptet fant pauls. Egeas chriutzgot fant andream. Der chü-
nig Aftragies fant partholomeum hiez fchinden alz ain riut. \ nd
anderr vil rwffer wolff \\aren die. die hailigen boten ahten. durch
50 der aller vorht. durch der aller drov. durch ir gehaiz. durch die
fraifchlichen charcher. durch daz fivr. durch die fraifchlichen gallen.
durch die yJiiinen clirapfcn. Duirh div hvngrigcn tier. durch den
hvnger. durch den durf(. Durch den froft. Durch daz waffer. da man
11 in fanchte. Durcii alle die marler. die der tieuel vnd finiv chint
55 mohten erdenchen. Durch die not alle, entw ichen 11 nit Si frowten
fich daz fi des wirdig waren, daz fi not folten liden durch den
s _
22vlogen 26 fa] fo 29 lacoh /"c/i/f. 3(5 iiiiiii] min zwefwen 40 gemanlichen
'ü hAiV hier »nd sonst für alle Formen dicsef Wortes. 47 Er] El 40 aiidr
XXVII 45
alraehtigen got. Si enliezen niht des des in ünfer herre geboten het.
durch dehain fraife dirre weit Si tauten (ich vnder die grimmen
haidenfchaft allenthalben vntz an daz end dirre weit. Ez en ift de-
hain lant über alle die weit, da enfie ir lere vnd ir predige hin eo
chomen Alfo habend fi die hailigen chriftenhait gelert. Vnd habend
(i ze (2b) erchantnüff braht des hailigen geloben Da von ii't daz
michel reht daz Avir fi eren Wan fi fint friund des almehtigen gotes
Er fprach ovch zuo in fielig fint div ovgen. div daz fehend das ir
da fehend. vnd beerend Wan vil menig chünig vnd patriarchen vnd 65
wiffagen die des gerten vnd wnfchten Daz fi daz gefaihen daz ir da
fehend. vnd enfahen vnd enhorten fin nit Er fprach ovch zuo in Ich
haiz iv nit min chneht. ich haiz iv min frivnd. Wan ich havn iv
chvnt getavn minen willen, vnd elliv miniv werch Der chneht waiz
fines herren willen nit Ich han aber iv cluint getavn alles daz ich 70
vernomen havn von miuem vater Er havt fi och von andren finen
hailigen da mit gefvndert Daz er. in den gewalt havt gegeben. Wen
11 hie in difer weit gebindent. daz der da ze himel gebunden ift vor
dem almehtigen got Vnd fwen fi hie ovch ledigent daz der vor got
ledig ift Si fint och die zwelf borten, die in die himelifchen ierufa- 75
lern gand wan div lere des hailigen gelovben die fi gelert habent.
Div havt uns die felben porten vf getavn. Vnd hat uns der hailigen
genofamen gemachet da ze himel Si heten durch got verchorn dife
weit vnd alle weltlich wnne. Vnd Agaren durnähtig an der minne
des almehtigen gottes. Vnd an aller menfchen. wan fi nieman min- so
ten denn den almehtigen got da von mohten fi der bos- (3a) halt
wider ftavn wol. Vnd der weit an gefigen Nv füllen wir daz bild
behalten, daz fi vns vor habent getragen, daz wir den almehtigen
got vor allen dingen minnen. Vnd unfern eben chriften als uns felber
Daz wir uns ze allen ziten vor den fünden hueten Daz wir den 85
boefen girden wider ftanden Daz wir div gebot des almehtigen gotes
erfüllen Daz wir die hohfart fliehen Daz wir ze allen ziten zuo dem
ivngften \Ttail vorht haben Daz wir den armen ze hilfe chomen fwa
wir mugen Daz wir die hailigen minne mit allem flizze behalten.
Div alle vnfer fünde bedechet Wellen Avir difiv dinch alfo behalten 90
fo Iren wir dem almehtigen got liep Nv.
63 michi 64 /.ucce 10, 23. 24. 65 patrichan 66 daz iv zweimal. 67 Ev. Joh.
15, 15. 72 Wien 75 borten] boten vgl. Apoc. 21, 12, 91 vgl. den Scldufs
von XXXII.
46 xxvm
De martlribus
D,
He grozzen vnd die heren hohzit aller martrer. die en möht de-
hain nienfch fo Avirdigclioh ge eren. fo 11 dos wert fiiit. Wan fich
der himel des froewt. Daz fi da ze liiniel der hailigen engel ge-
nofchaft habend gewnnen Sich froewet och div erde des Daz fiv
5 von ir hilfe befchirmet ift Elliv div hailig chriftenhait froewt lieh.
Daz 11 von der llgnuft der hailigen martrer ift. div hailig chriften-
hait die vnfer herre felber mit finer heren marter zuo fines vater
hulden braht. vnd fi lediget von des tieuels gewalt mit finera heren
bluot. Die havt er ovch geueftent. vnd er rainet mit der fignvnft
10 vnd mit dem hailigen bluot der hailigen martrer Si fint die. die de-
hain not Von got gefchaiden moht. So ir ftrit vnd ir marter ie merr.
vnd ie vn fenfter (3b) waz. So ir Ion vnd ir fra>\vd ie merer Avaz
Daz angeng der hailigen chriftenhait. daz er rainiget vnfer herre
mit den hailigen martrern Daz bild der gedultichait. vnd der ftaeti-
15 chait. Daz havt div hailig chriftenhait bi den hailigen martrern
gelernet Si ftriten vil vöUenclich. A\an fi des vil ge^ is A\aren. daz
fi die geiiad fa ze ftund bef«ffen. fo fi difen lip begaben, die in
vnfer herre gehaizzen het zuo der fi och grozz zuo verfiht heten
Der vefte gelob, vnd div minne div alle tugend über triffet. die fi
20 zuo dem almehtigen got heten. div machet in ring all widerwärti-
chait dirr weit Si gerten ze allen ziten daz fi von difem Hb ledig
Avurden. daz fi zuo dem hailigen crift chaemen. Durch fin liebe liten
fi vil menig vnfenfte. Etlich Avrden erfchlagen mit den fwertcn Etlich
wrden verbrennet Etlich wrdcn mit den gaiflen au gefclilagen Etlich
25 wrden erhangen Etlich wrden in daz wazzer verfenchet Etlich wur-
den alfo lebendig gefchvnden Etlich wrden gefmidet Etlichen wart
div zvng vz gefniten Etlich wrden verrvnt mit den ftainen Etlich
wrden vf gefniten. vnd fchut man daz chorn in fiv. vnd liez div
fchwin vz ir buch ezzen. Etlich lagen in den charchern menigiv iar.
30 vnd liten menigen hunger. vnd dürft, vnd froft Etlichen w rden ir
hend. vnd cndriv iriv gelider ab gefchniten Etlichen wrden iriv
bain zuo den bomen gebunden, fo man die bom ab lie fo zer brach
man fi von ain ander Etlich w rdcMi den tieren (l a) geworfen Etlich
wrden den fchlangen für gelcit ze hechend Etlich wrden gerceftet
35 vf yfninen Roefchen Etlich wrden alfo lebendig in die erde gegra-
XXVIII, 6 vor ift fehlt etwa geveftent 27 Yerrvnt] vwnt
XXVm 47
ben daz hopt nider die fuezz vf Etlich wrden an den galgen erhan-
gen vnd wart in daz flaifcli mit yfninen chrapfen ab gezerret. Daz
man in fiv fach, vnd würfen in faltz in die wnden. daz taten des
tieuels chint. vnd riben es dar in mit härinen tuochen. Die fi vf
den rcefchen branten die betrovften fi mit wallendigem fnialtz. Vnd ^0
w'Tfen dar vf faltz So getaniv marter. vnd noch vil niänigeriv ha-
bend 11 erlitten durch den almehtigen got vil frcelich. Vnd froewten
fich des. daz fi got fin wirdig havt gemachet. Der in den willen vnd
die fterche het gegeben Nv füllen wir doch merchen war vnib ünfer
herre fo mänig not lie liden die er im felben het erw elt Der willen 45
der ftsetichait vnd der rainichait im chvnt waz. mit den nceten vnd
fi liten Vnd dennoch ob dehain not grcezzer wser Die heten 11 gerne
durch in erliten Da mit havt vns der almehtig got gemanet vnd ge-
lert, vnd bild gegeben Er het uns gelert daz wir die weit nit min-
nen. Div ir minner zuo dem tod laitet. Er havt uns gelert daz wir 50
die minne. Vnd die ftaetichait vnd die rainichait die wir von den
hailigen martrern vernomen haben, daz wir die ze allen ziten
zuo got (4 b) haben vnd och zuo den liuten Dez havt er vns bild
an im felben gegeben Die hailigen martrer waren der liuten gefpöte.
fi Avaren gehazzet von der a\ elt Alfam taten 11 der weit, daz 11 die 55
hazzeten Wan elliv weltlichiv dinch div waren in wider zsem. Die
11 haffeten vnd in lait taten Den baten 11 antlazes Dar vmb llnt fi
gezelt vnder div chint gotes. Vnd ift daz rieh ir erbe. Si llnt nv in
der himelifchen ierufalem huzgenoffen des almehtigen gotes Si fint
in den genaden der fielichait. die dehain menfch erdenchen noch 60
für bringen möht mit werten. Da ift dehain fer. dehain froft. dehain
vnfroewd. Dehain armuot. Dehain gitichait. dehain fiechtuom. Dehain
zorn. Dehain nit Da geret nieman nach gewalt. nach grozzen eren.
Da furhtet niemen den tieuel noch fin läge Da enfürht nieman die
helle, noch den tot des libes oder der feie. Wan da ift div wunne 65
vn toetlich Da en wirt nimmer dehain miffhellung Da ift div ewig
eben hellvng. Da ift frid vnd frcewde vnd ruow e. Da ift daz ewig
lieht, vnd der fchin der fibenftunt liehter ift denne div funne. fo fi
aller liehteft ift Div himelifch ierufalem bedarf der funnen lichtes
nit. \Tifer herre der erliuhtet fi felber Ain ieglich faeliger menfch 70
der dar chvmet. Der ift fibenftunt alz lieht fam div funne. fo fiv
aller liehteft ift. Da en wirt nimmer (5 a) vinfter. Da en wirt nim-
mer dehain \Tifenfte. Von froft noch von hitz. Da ift fo getaniv ge-
47 not grozzer ; über not ein ausgestrichenes e 49 Er her 55 gehaizzen
411 XXMII . XXIX
nad die dehaines menfchen hertz niöht erdenchen Wan die allain
75 die des wirdig fint. daz fi die genad befezzen habent. die vor got
fint. vnd im dienent naht vnd tag. Da en altet nieman. Alle die dar
chvment. die fint in der ivgend. vnd der nienfch ift. fo er volle ze
manne gewahfet. Über alle die genad. die ir m vernomen habend
So habend H ovch die genad. vnd die w nne. daz fi genoffam fint.
80 der bailigen engel. vnd der himelilchen tugenden. Daz fi die franvd
der himelifchen tugenden fehend. vnd hoerend. vnd der hailigen Pa-
triarchen, vnd der hailigen wiffagen. der hailigen poten. der haili-
gen martrer. vnd der hailigen bihtiger. \-nd der hailigen mägeden.
Die den himelilchen chünig vmb Itavnd. Vnd die hohzit begavnd
85 Div nimmer end gewinnet. Da div ewig frcewd vnd div ewig Avnne
avn end \nimer mer ilt Nv.
An der heil. Bekenner Tage.
D.
fle fchopnen lylien dez Paradyles. vnd daz lieht daz vf div chertz-
rtal geCtechet ift. Daz es liuhte allen den die in daz hus gavnt. Vnd
div grozz ftat. div vf dem berg ftavt. div nit verborgen mag wer-
den. Daz fint die hailigen gotes trut. die lieben frivnd des hailigen
5 chriftes die hailigen Pihtiger. fi fint zymber linte. die an der erde
die ftaine. die (5b) an daz templum des Avaren Salomones geleget
füllen werden. Die fi gefueget vnd gefchlihtet haben in difer weit.
Daz niemraer dehainer fchlaht liute gehwret werden in dem hus. da
fi an die mur des gezimbers geleit füllen Averden. Si fint och die
jozuo den vnfer herre gefprochen havt. Ir fint daz faltz der erde. Daz
ir dif red verftavn mügend. Die lylien des Paradyles fint wiz. vnd
habend fuezzen fchmach Da von fint die hailigen lerer zuo den
lylien gelichet Wan ir hailiges leben avn alle maufen er wahfen ift.
Daz div hailig chriftenhait völleclich mit in getzieret ift. Daz von
15 dem fuezzen fmach ir lebenes vnd ir lere Daz Paradyfe daz ilt div
hailig chriftenhait In dem hus wonet vnfer herre. Alle die ir chri-
Itenhait behuetent. die fint daz hus in dem ünfer herre A\onet In
dem felben hus liuhtet daz lieht daz vf die chertzftal geftechet ift.
Daz lieht ift div hailig gotes 1er. Von der alle die erliuht fint die
80 vnd tli'ii 86 v(jl. den Schhifs von XWII. XXIX, 1 Ilic 2 Lv. Lucw 11, 33.
c
3 Ev. Matth. 5, 14. 8 gehörte 10 Ev. Maüh. 5, 13. 15 leben 16 fehlt der
Satzfchlufs.
XXIX 49
ir chriftenhait huetent. Daz felb lielit ii't vf daz cherftal geftechet 20
AVie daz chertzltal getavn fi. vnd Avaz es betiute. daz füllen wir iv
lagen Daz chertzftal havt dry fuezze. vnd bezaichent die hailigen
driualtichait. den vater. vnd den fun. vnd den hailigen gaift Ez havt
och da en mitten ainen chnopf der hept zefamen div zway tail. Der
felh chnopf betiutet den hailigen chriftus. Der div zwai liute luden 25
vnd haidcn gefamenet havt in ainen geloben. Daz fint alle die. die
von den zwain liuten den hailigen (6a) tovf enpfangen habent Daz
lieht daz in dem hus vf daz chertzftal geftechet ift. daz ift div lere
der hailigen lerer die daz hailig gotes wort ze allen ziten predi-
gent. Von dem feie vnd lip erliuhtet vnd errainet werdent. Von 30
dem div vinfter der fiinden vertriben wirt Div ftat div vf dem berg
ftat div ift gezynibert. Div mag nit verborgen werden, die fiht man
verre. vnd nahen. Div havt fo getavn gruntfefte. daz fi nit gewichen
mag. Die irrer der chriftenhait. vnd die achter fwie gewaltig fi lint.
fi enmugen die felben ftat nit zer ftoeren. Wan fi ift gezimbert vf ^^
die gruntvefte. der nieman mit liften noch mit gewalt gefchaden mag.
Daz ift der hailig chrift. Die felben fiht man verre. vnd och nahen.
Die fi nah fehend daz fint die fseligen. Die die chriftenhait vf ha-
bent. vnd ir hueten mit flize. Die fi verre fehent daz fint die. die
den hailigen geloben vnd den hailigen tovff noch nit enpfangen ha- ^^
bent. Vnd ledoch von ir lere zuo dem hailigen geloben choment.
Daz vnfer herre fprichet daz fi daz laltz der erde fint. Da mit havt
er uns gemanet. daz ^\\^ ir lere merchen vnd erfüllen Behalten wir
ir lere, fo werden wir dem almehtigen got fuezz vnd gefmach. fam
daz ezzen wirt von dem faltz Si fint die zimberliut. die da ftain ^^
fchlihtent. vnd fi fuegend daz fi berait fien an ze legen an die mur
der himelifchen ierufalem. da nimmer hamer fchlag noch dehain lut
gehceret wirt. Wan von ir hailigen lere werdent die fseligen in difer
weit fo gefchlihtet vnd von allen mafen fo völleclich errainet daz 11
wirdig fint zeligen an dem hus. da frid vnd ftille (6 b) vnd eben- 50
hellung vnd div ewig genad ift. Vnfer herre hat fi dar zuo erweit
von der weit daz fi wuocher bringent. Wie fi dar an mines trähti-
nes willen erfüllet habent Daz ift wol fchin an der hailigen chri-
ftenhait die fi och mit worten. vnd mit dem hailigen bild zuo dem
gotes dienft gewifet habent Daz der vil waz die. die weit vil harte 55
25 xps 27 ioyffettlt. 30 Von den feie 34 Die von späterer Hand aus
D* gebefsert. 35 die] den 38 fint fehlt. iO vnd den] den aus dien
gebefsert. 45 dai ftain 47 livt 52 dar an] an fehlt.
Altd. Predigten. 4
so XXK . XXX
minten man vnd wip. Daz dio. die weit nv fliehent. Vnd alz 11 mit
den liinden waren begriffen. AHü fint fi nv mit den hailigen lugen-
den errainet. Der E. hohfertig waz der ift nv diemuetig worden.
Der .e. diep vnd rober was vnd den liuten daz ii' iiam der git nv
60 w ider lo er niaiit mag Vnd giltet den er iht genomen havt Alfo
belTerent lieh A\ip vnd man. von ir lere, vnd von ir bild Daz ilt
der wuocher den 11 dem almehtigen got brabt babent Er bavt li
fin frivnd gehaizzen. Wan fi bebielten älliv llniv gebot von llnem
dienft moht 11 nieman gelcbaiden Swie 11 den tot mit der offenen
65 marter nit enliten. ledoch liten 11 mänig grozz not. von den liuten
Si wrden diche gelchlagen 11 wrden verfendet Ir Ipotet div weit Si
ahten fi alz fi noch luvt tuont Si liten hunger vnd frolt. Vnd vil
menig vngemach mit vaften. mit wachen, von den irrern die den bal-
ligen geloben an vahtent j\v eret fi vnler herre in dilem lib mit
70 vil menigem zaichen. Daz fi toten hiezzen vf ftavn. Die aber an der
feie tot Avaren die erchuchten fi vnd brahten 11 \\ider zuo gotes
hulde Nv manend.
von allen mägden
illle die. die daz vmb den almehtigen got verdient habend daz fi
von den nceten (7a) Vnd von der frais difer vnftaetiger m elt cho-
men llnt hin zuo den genaden die ymmer fta?tig fint Die fint uns
armen l'ündern ze allen ziten vil grcezlich vnd flizeclich ze loben
5 Wan durch den fi arbait. vnd groz not in difer weit liten. Der havt
fi ir not vil völleclichen er getzet Er hceret fi och. er gewert fi
och Iwenn \'i in genaden bitent über uns armen fiinder Swie ir leben
götlich vnd hailig ^a're als nv fchin ift wan fi von got vnd von
den liuten geminnet vnd ge eret fint ledoch füllen wir daz merchen
10 Daz A\ ir die hailigon mügd 1\ nderlichen eren füllen, die dis weit,
vnd alle gezierd. vnd wnne. vnd alle girde difer w elt durch die liel).
\Tid durch die minne ires gemahels des hailigen criftes liezen Si
hctten ainen ftrit mit der werlt vnd havnt dem tieuel an gefiget.
mit der hilf des hailigen chriftes Vnd ift hivt der tag. Daz 11 mit
15 der fignvnfte von den hailigen Engeln fiir den ftuol. vnd für daz
antlütz des almehtigen gotes braht fint Da fi mit ir gemahel
dem hailigen chrift ymmer avn end die ewigen froewd habend Die
Mil fi in difer weit waren. Do beraiten 11 lieh fwenne ir gemahel
12 man. vgl. den Schlufs von XXXII. \XX, 13 haynt fehlt. 15 Engel
XXX 51
ch«me Ob er vmb mitte naht clmeme Daz il mit ir lieht vaz. vnd
mit ir öle en gegen im chaMuen. Nv lelen wir hivt an dem hailigen 20
Ewangelio wie vnfer herre fprach. Er fprach daz difiv weit wa?re
gelich zehen mägden. die namen ir liehtvaz vnd giengen vz gegen
ainem hriutiguom vnd ainer brut Der leiben mägde. w aren fünf tvmpe.
vnd die andern fünf wife Die tumben namen ir liehtvaz. fi (7 b) en
namen aber des Öles niht Die wifen die namen daz öle in ir lieht- 25
vaz Do der briutguom entwalt daz er nit fehler chom. Do entfchlief-
fen fi alle vmb mitte naht w art ain michel ruoff Do chom der briu-
tiguom daz fi gegen im giengen Do ftuonden die magde alle vff.
vnd beraiten ir lieht Die tvmben mägde baten die wifen. die ficli
dar vff geAvarnet betten, daz fi in irs Öles gteben. Daz in ir lieht ^^
iht erlspfch Do fprachen die wifen. tailen w ir ünfer öle fo zerrinnet
vns allen Gavnt hin zuo den die ez vail haben vnd chovlfent iv es
Do fi giengen vnd chovftcn weiten do chom der briutiguom. Die
berait waren die giengen zuo der brutlovften. vnd fpart man die tür
Dar nach chomen die tummen magde vnd baten in vf tuon Do fprach ^5
der briutiguom ich fag iv zwar, ich enwaiz ivr nit. Da von fo
wachent. AVan ir enwiffent den tag noch die wil. Alz wir nv mer-
chen füllen. Ünfer herre fait finen hailigen ivngern. von zehen mäg-
den die wifen die daz lieht hetten. die mit dem briutiguom zuo der
brintloff" chomen Daz fint die. die durch die liebe des almehtigen ^^
gotes chvnfchlich vnd rainclich lebent. vnd alle weltlich AMine ver-
chiefent Dar vmb fint fünf an der hailigen gefchrift gefetzet. Wan
ain ieglich menfch der vmb daz gotes rieh arbaitet. Der fol lin fünf
finne haben, vnd er muoff dennoch älliv finiv werch chiunfchlicli
vnd rainiclich behalten. Daz er dem almehtigen got enpfenchlich ^^
Merd. Alle die. die reht vnd chiunfchlicli lebent. vnd den hailigen
geloben behaltent (sa) Avider ir eben chriften. Daz fint die fünf
Avife mägde Weihes die tvinmen magde fien Die tummen magde
die verfmahent den elichen hyrat. vnd Avellent hailiger fin. vnd
ift in lieb, daz fi die liut hailiger haizzen. vnd fi lobend vmb ir ^^
magtuom. Die verliefent da mit gotes hulde Si Aerliefent och den
Ion den fi von got enpfahen folten. Daz Aveltlich lob ift ir Ion Ir
ift och layder genuog der geniuet. vnd aller ir gedanch hin zuo den
mannen ftavt. Vnd möht ez fin daz fi ez mit dem lib vollebraehten
V
21 Ev. Matth. 25, 1 fgg. 24 namen fehlt 32 Gan 47 wider] vnd; oder
_ e
fehlt mianent hinter eben chriften ? 50 lobend, vn 54 voilebraten
4*
52 XXX . XXXI
55 gern, dos fi mit dem hertzen gereut. Die werdent zuo derfelben
riuoiul vordampnet. vnd lint als Ichuldig vor gof. lam ii ez mit dem
lil) vollgetavn heten. Daz lint die tummen mägde Der fint och fünf
an der liailigen gefchrift geletzet Wan li mit iren fünf finnen pofch-
lich vnd vnreht gebarend. Waz div liehtvaz vnd dnz öle fi. Daz die
60 wil'en mägde gen dem briutiguom tragent Daz w eilen wir iv fagen
Div lieht vaz fint ünfriv hertzen. Daz lieht daz in den vazzen brin-
net. Daz fint div rehten. vnd div guoten uerch. Daz öle ilt div ewig
genad. die der almehtig got den fa'ligen ze Ion git. So er fi in die
hiraelifchen ierufalem zuo der ewigen wirtfehaft fueret. Der briut-
65 guom ift vnfer herr. Die briut. daz fint alle die. die in difem lib
reht vnd chriftenlichen gelept habent die fueret iinfer herre haim
in fin hus Der briutguom der vml) mitte naht chvmt. daz ift. fo wir
uns aller mindereft verfehen So wirt div ivngft vrtail. Der ruoff daz
man in enpfah. Der wirt von den hailigen Engeln Die haizzend die
70 toten vf ftavn. Dez en ift dehain menlch. Alle die. die ie geborn
wurden die muozzen (8 b) für ir fchöjjfer 0\\e ^\ie f«lig denne die
wifen mägd fint. vnd Mie fro. die daz öl behielten, daz fi div hai-
ligen werch in ir lieht vaz. Daz ift in ir hertzen alfo brinnent ge-
gen dem briutiguom tragent Die tvmmen magd die enhabend des
75 liehtes noch des Öles niht. AVan fi fo gelept haben indifer weit, daz
fi niht rehter Averch für den alniehtigen got mögen bringen. Den ift
laider div tür des himelriches verfperret. Daz «eltlich lob daz in
in difer weit liep waz. daz ift ir Ion Swaz wir durch Meltlichen
ruom vnd durch hohfart getuon. dar vmb wirt vns div himelifch tür
80 vor verfperret. Wir onpfahen och dehaincn andern Ion. wan daz lop
daz wir hie von den liulen enpfahen Nv manend.
A
An de)' lürchueihe.
lle die liohzit die \\ ir in dem iar begangen die fint von got geor-
dent der chriftenhait ze troft. vnd ze hilf Aber dis hohzit div da
haizzet Chirwihe die fint vol frcewd. vnd genaden. allen den die fi
fuochent. vnd gedingen dar zuo habent Iliut ift chirwihe dizz haili-
6 gen gotes huses. Daz ift go ewet. vnd gcwihet dar zuo daz man got
dar inne dienen iol. hiut ift der tag daz got im felber ain hus ge-
70 /»infer menfch /"eAif ettio erlazen. 72 fi] fint "HG uilü fehll. 79. 80 wir vns
s —
die biotelifchea tür Yor \fperrcu. 83 mau. vyl. den SchluJ's von XXX I.
XXXI 53
machet havt. im felber ze lob vnd ze eren. vnd dem menfclien ze
troft vnd ze genaden Den die genad hie fuochent Hivt ift der tag
daz die hailigen Engel hie vf erde choment. her in ditz hus vnd fich
get'amnent mit dem menfchen. ziio dem lob vnd ze dienfte ires fchö- lo
pfers. Alfo groz iCt div genade des aimehtigen gotes. her zuo dem
menichen daz ( <) a ) er lin hertz gemainveltiget havt her zuo im
allo verre Daz dehain menfch verlorn mag werden. AVan der ain
der nit genefen wil. Er fuor hin ze hiniel mit ünfer menfchait. Vnd
liez uns vf erde fin gothait Vnd mint uns alfo verre. Daz er avn 15
uns nit da ze himel fin %a olt. Vnd wir uns hie vf erd finer genaden
vnd finer gotliait nit enberen folten Dar vmb wolt er och hie vf
erde iin hus haben Daz ez alfo wol als da ze himel finer barm-
hertzchait vol \a «re. Daz felb hus ünfers herren daz ift drier fchlaht
Aines ift da ze himel. Daz der ewig lip haizzet Da er felb ift. vnd 20
alle die feien die in difem leben linen willen taten. Vnd in finem
geloben Vnd in finem willen erfvnden wrden So ift daz ander hus
hie vf erde Daz haizzet div hailig chriftenhait Swer in difem hus
hie vf erd nit en ift. der en mag. in daz hus nit chomen da ze himel.
Vnd alz ain ieglich guot hus mit ainer guoten mvr vmb vangen ift. 25
Alfo ift diz hus der hailigen chriftenhait mit dem hailigen geloben
vmb mvret Swer vlferhalb dez geloben ift. der mag nit genefen. Alz
div hailig gefchrift fprichet. Ez ift vnmüglichen daz iemen got wol
müg geuallen avn den geloben Daz dritte hus vnfers herren. daz ift
ditz gotes hus. vnd endriv gotes hiufer. div gewihet fint daz man 30
got dar inne lob. Vnd fin genad dar inne fuoch. Da füllen wir inne
enpfahen den hailigen geloben. Vnd den hailigen tovff. Da füllen Avir
ünfer fiindo inne avn werden. Dar inne fol vns buozze (ob) wer-
den allez dez uns ge« errcn mag an dem Hb vnd an der fei Ob wirs
innerclichen mit rehten riwen got clagen. Da füllen wir inne erwer- 35
ben vmb den almähtigen got mit vnferm gebet, vnd mit der biht
daz wir von difen zwain hevfern die hie vf erd fint chomen muef-
fen hin zuo dem dritten hufe Daz da ze himel ift. Daz ift der ewig
lip Ez fprichet der wiffag. Herre dinem hus gezimet hailichait Sam
er fprech herre dinem hus da dv inne bift da ze himel dem zimbt 40
wol hailichait Wan f\\ er dar chomen loi der muoz. e geliutert wer-
den fam daz golt in dem fivr Vjid muoz avn mafen fin Als div
hailig gefchrift fprichet. Von ainem icglichen mueffigen Avort. daz
die Hut redent Da muozzen fi von geHutert werden .E. fi chomen in
XXXI, 28 Hebr. 11,6. ift z^veiwal. 39 Ps. 92, 5.
54 XXXI
15 daz rieh. Daz dritte hus da zimet nit inne ze tuende wan hailigiv
A\erch. da fol man got inne loben. Da lol man got inne an beten.
Da fint die hailigen en^el inne täglicli in gotes dienlt Jlio wirdot
der hailig gotlichnain gomachet In oni»faliot ovch der nicnlch hie
inne im felber ze trnlt vnd ze genaden. Hie il't liner hailigen friiinde
50 gebain. hie ift div genad. Allen den die fi fuochent mit verdahtem
muot vnd hertzen. Hie Mirt der lünder alle lin fünd avn. ob ers
vordert zno got. Hie wirt er avn aller der not. div im gewerren
mag an lib vnd an lel Noch ift ain hus daz dem almehtigen got
vil lieb ilt. (lO a) Da er vil gern fin weien inne havt. Da er groz
55 liebe zuo havt Daz ilt aines ieglichen ia^ligen nienfchen hertze. Daz
gerainet vnd gewäfchen ilt mit den zähern der rehten riwe. A nd
daz er rain ift von ho\-])tfünden. von manfchlaht. von huore vnd
vber huore. von zorn. von nide. von hazze. von aller Ichlaht vnchivnich.
Da havt in geherberget chivnfch vnd diemuot. vnd gedult. vnd ge-
60 horfame. triuM e vnd warhait Swa daz iinfcr herr vindet. Da machet
er fin wefen Da von er felber fprichet. Wa ruoM en ich bas. denne
da ze dem diemuetigen. vnd ze dem fenften Der miniv wort fürhtet
vnd miniv gebot behaltet. Daz ift im ain liebes hus Wan fant Pau-
lus fprichet an ainer ftat Ir fint daz war gotes hus. Vnd der hailig
65 gaift ift mit iv 0\ve wie faelig er ift der fin hertz alfo gerainet.
Daz got geruochet. daz er fin gaft dar inne ift || Da man ain gotes
hus wihet. da begat man fünf nämlichiv dinch. Da der byfchof ain
chirchen Avihet. Da fprenget er mit dem w ilien brunnen. Da zündet
man die chertzen alle, man falbet fi mit dem hailigen (Me. Kr fchri-
70 bet mit finem ftab an den eftrich. vnde an die mvr vnd fegnot fi.
Die felben wihe begavt man an ainem ieclichen nienfchen. fo ez ge-
tovft wirt. man befprenget ez. So man ez inden tovf ftozzet. man
bezünt ez. fo man die tovfchertzen ob im brennet man chrifniet
ez. als man wol fihet Man fchribet (lob) im an Ini ho\pt vnd an
75 fin bruft vnd an fin hert/, daz hailig chriulz 3lan fegeiit ez mit dem
hailigen gotes Mort Mit fus getaner wihe ift i\\er iegiiches hertz
ge wihet dem almehtigen got ze hufe Gefah in got der die wihe an
im felben behaltet So got «irt älliv dinch maldingen Daz ift an der
ivngften vrtaile So ain ieglich menfch erfiavt in dem felben lib
80 Da er hie inne gelebt havt Alle die denne mit got erftavnd Die en
e
46 da] daz 49 troft 57 er zu tilgen ? oder crrainel ? 61 bas ans bach gcbefserl.
64 Cor. 1,3, 16. 66 gaia 65» fpribel 70 vnd'' an 72 wirt] wir 74 aus
fchribt gcbefsert. 77 Gefan 78 dinch. in allen digcn 79 vrlaile] vrflcndc
XXXI . xxxn 55
werdent nimmer von im gefchaiden Die aber avn in erftavnd. Daz
fint die die immer verlorn fint Dar \inb heben wir ünfer hend vf
hin zuo got Daz er uns befchirme vor allem übel amen.
von der vffart ilnfer frovtven
fiVs fait der guot l'ant Lucas. An dem hailigen Ewangelio wie vufer
herre in ain Chaftelle gieng Da enjifieng in ain frow div hiez Martha
vnd dient im in ir hufe Swa man ain Chal'tel zimpert daz vmb muret
man. vnd muret dar in ainen veften turen. vnd bewaret ez mit guoten
wahtern. mit fchilten. vnd mit aller lay gewsefen. Dennoht daz div 5
mur. vnd der turn defter baz behuet f'ien. So grept man ainen
tieffen graben dar vmb. Do der himelifch vater finen fvn vnfern
herren den hailigen chrift in die weit fant. daz er von der heren mägd
ünfer frowen fant Marien menfchlich bilde an fich n»rae. Vnd div
armen menfchen ledigete. Do gieng er in daz chaftel da vand er 10
inne zwuo frowen Martham vnd mariani ir fchwefter. Div ain martha
div dient ünferm herren. mit den dingen der. der lip bedorft. Div
ander div faz zuo finen fuozzen. vnd hört finiv wort. Waz ditz allez
betiut daz wellen wir iv fagen Div mur bezaichent vnfer frowen
fant marien. Der turen bezaichent ir feie, die wahter bezaichent die 15
hailigen engel. Die fchilt vnd daz gewaefen bezaichent die tugend
des almehtigen gotes Alz div mur mit den wahtern behuetet ift
Alfo waz ir hailiger lip mit den engein behuetet ze allen ziten. Ir
hailigiv fei div waz mit fchilten vnd mit den tugenden des almeh-
tigen gotes behuetet. Der grab bezaichent die die- (23 b) muot. div 20
ift ain fo getaniv tugend. Div aller fchlaht tugent huetet. Wan fiv
die tugent völleclichen het. So wart fiv von dem almehtigen got
geeret. Vnd dar zuo er weit. Daz fiv fin muoter Avrde. Vnd doch
magt belib. Die zwuo frowen Maria vnd Martha bezaichent zwai
leben in der chriftenhait. Avn diu dehain menlch genefen mag. Daz 25
ift der guoten layen leben die vnferm lierren dienent von iren
arbaiten. vnd behaltent finiv gebot, vnd lielfent iren ebenchriften.
fwa fi mügen Die ditz leben behaltent die befitzeud die ewigen ge-
nad Daz ander leben daz ift alfo getavn. Daz die fieligen menfchen
alle die wnne. vnd alle die gird difer weit durch die liebe dez 30
XXXII, i Ev. Lucw 10, 38 fgg. 8 h*ien JT behuetet fehlt. 21 fchlat
26 leben fehlt. 29 hinter leben fehlt wohl daz ift daz gaiftlich leben.
56 xxxn
himelifchen chüniges vil girlich lazend. Vnd fliehent dife weit. Daz
fi in dem lob dez alniehtigen gotes ze nllcn ziten lien Alfo find li
in dem lob dez alniehtigen gotes. vnd in den ewigen genaden. Daz
ift daz ander leben. Div zwai leben div ir nv vernomen havnd. Div
35 vant vnfer herre gar vöileclich an vnler frowen fant Marien. Do der
hailig engel von hiniel zuo ir gefent wart. Daz er ir chvnt t«te.
daz fiv den gotes fvn geboren fölt. Do vand er fi in aineni gademe.
Daz fi frilich hin ze got gedenchen möht Owe \\ie diemuetiglichen
fiv dem hailigen engel antwrte. Als ir der engel die himelilchen
4o botfchaft fait Do Avart fiv mit dem hailigen gailt erfiillet. Vnd fprach
ich bin fin ewigiv dirne (24a) Dez bolchaft du mir haft gefait Sin
Aville der werde an mir erfüllet AUo A^az fiv ze allen ziten in dem
dienft des almehtigen gotes. Vnd behielt daz gaiftlich leben vil vöi-
leclich. Do fiv den hailigen gotes IVn gebar Do erfiilt fiv daz ander
45 leben. Ir licrren den fiv geboren hef. Der die menfchait von ir
enpfangen het dem diente fiv Siv avzet Siv tranchet in Siv clait in
Siv badet in Siv dient im in allen den dingen, der div menfchait
bedarf. Do in herodes fuohte. vnd in er fchlahen Avolt. Do floh fi
mit im in ain ander rieh. Alfo erfiilt fiv div zwai leben vüUeclichen.
50 Do vnfer froA\ e von difer Avelt fchied Vnd ze himel gefuert Avart.
über alle die chffre der Engel. V^an fiv muoter ift dez lierren Der
der Engel vnd aller gefchepft herre ift. So il't och vi! billich daz
fiv über alle engelifche chcere erho»het ift Nv füllen Avir uns ge-
mainlich franven. der fich dehainer grozzen fünde fchuldig Avaiz.
55 Der fol A'il grozz zuoverfiht haben. Wan fiv ift chüniginne der himel
vnd der .erden. Siv ift ain zuo verfiht vnd troft. vnd hilf aller fün-
der. die zuo ir. fliehent. Siv ift div rain erde vz der gefprungen ift
der brunno der hailigen erbarmvngc In dem felbcn brunnen mnozzen
Avir alle genäfchen Averden. Daz ift vnfer herre ihefus chriftus. Daz
60 ünfer herre den hailigen alt A'ätern gehaizzen het Abraham, a fach
vnd. lacob. Daz havt er uns gegeben. Er gehiez in ain erd div
fluzze von milich. vnd von honige. Div erd ift ünfer fro\\e fant
Maria. Div milich ch\mel von dem (24 b) nailch. Daz honig wirt
ze fämen getragen. a\ ii allerfchlaht flaifch. Div milich bezaichent
65 die menfchait Daz lionig bezaichent die gothait. Div baidiv havt
vnfer froAve braht. Wan fiv uns den hailigen chrift geborn havt.
Der Avarer got vnd warr menfch ift IVv füllen AA'ir merchen Avie der
87 fvn fehlt. 54 Avaz
XXXII . XXXni 57
engel zuo ünfer fro%\ en fpracli Er fprach fiv wser vol aller genaden.
Waii fiv nv aller genauen vol ift Vnd wan iiv uns den brunnen der
genaden vnd der erbarmunge bravht havt. Da ze dem wir ünfer 70
fünde ab wäfcben füllen. Uxer fo fselig ift. Daz er fin miffetavt be-
wainet. Die zäher chomend von dem felben brunnen den uns vnfer
frowe fant Maria braht liavt Nv manend fi hivt irr genad. daz fiv
uns helf an lib vnd an feie.
ain ander red von ünfer fro^ven
M.
lAria daz fprichet ain mer fteine Siv haizet da von merfterne.
Daz ir iren hailigen namen fiilt an fehen. Wan alz lieh div fcheff
div vf dem mer varend. nach dem fterne f ihtent vntz daz fi vff den
fraifen choment. Alfo füllen wir iren hailigen namen an rueffen. vnd
an fehen. vntz daz fiv uns vz den fraifen helfe vnd bringe dirre 5
weit Daz fiv uns zuo ftad bringe. Daz fiv nv befezzen havt. Daz ift
daz hailig Paradyfe. Paradyfus daz fprichet ain bomgarte der wirtfchaft.
Den gefchuof ünfer herre got. von anegeng der weit. Vnd gefchuof in
dem felben boni garten ainen vr (25 a) fprung. Da fliezzend vier
wazzer vz in vier enden in daz Paradyfe. Daz fi fiuht geben allem io
dem bomgarten. Bi den felben vier wazzern ftuonden alz ez got
wolt vil menig edliv wrtz. vnd vil menig fchoener bovm. Vnd ftuond
och all enmitten vnder den bovmen ain bovme des libes. wan er het
die chraft vnd die tugend. Wer finer fruht ze ainem mavl genoz.
der lept ymnier mer in allen finen chreften vnto^tlich. Do aber adam 15
vnd Eua ünfers herren gebot über giengen. do ftiezz er fi vz dem
felben Paradife. vnd fatzte. ainen engel mit ainem fiurinen fch\\ert
für daz tor dez heren paradifes daz er huote Waz difiv rede be-
zaichen. daz Avellen wir iv fagen Der bovmgart bezaichent alle die
chriftenhait So bezaichent der vrfpring. da div vier aa azzer vz rin- 20
nent. den hailigen chrift. Div vier wazzer lint. div vier Ewangelia.
div er felbe mit finem mvnd gefproehen havt. ze hilf vnd ze troft
aller der chriftenhait. Vnd da er mit geueftnöt vnd gefteetigot havt.
den hailigen geloben Bi den felben vier wazzern. da bi ift gewahfen
vil menig guotiv wrtz. vnd vil menig edel bovme. Den daz felb göt- 25
lieh wazzer allen fiuht vnd chraft havt gegeben. Die bovme daz fint
XXXIII, 7 wirtfcharfl 10 fiuht] fruht 11 wazzer 13 libes 18 hren
19 die] dife ; dahinter ausgestrichen yrelt 23 geueftnöt
58 XXXni . XXXIV
die liailigen f^otes hoten. vnd die hailigen niartrer. vnd ^ie hailif^en
bihtiger. I)az fint. die. dip viifor heirc got mit der liuhte dez hailigen
gaiftez alfo geueftnot havt. Daz H von reht haizzcnd (25b) die bovme
30 der hailigen rhriCtenhait Wan fi fiv mit ir guota't vf habent Vnder
den bovmen allen Itavt ain bovme. Dem nigent fi alle. Dem dienent il
alle. Der bovme der ift Div here chüni^inne Ir obz vnd ir fruht ift
der hailig chril't Swer dez obez ze ainem male nivzzet der lept
ymmer mer mit \\nne vnd mit fremden in allen l'inen chreften vn-
35 ta?tlich. Daz hailig Paradife daz uns von der alten Euen \nziihten
vnd über muot von anegenge der \\elt vor befchlozzen waz daz havt
linier fro\\ e iant Maria mit ir milte vnd mit ir diomuot entichlozzen.
\ nd vf getavn Wan daz fiurin I\\ ert da daz paradyle mit behuetet
waz Daz havt der hailig chrift erlefchet mit dem wazer daz vz finer
40 götlichen fiten floz. Vnd havt vil herlich gefetzet an fin zefwen. vnd
gechrcenet ze ainer vil heren chüniginne über himel rieh vnd über
ertrich. vnd über alle die weit.
von der gebiirt ünfer fi'owen
11 Ir lefen an der balligen gefchrift «ie der chünig Salomon im
felber ainen ftuol gemachet het vz helfenbain. vnd het in gezierot
mit golt. Hinden waz er finwel vnd waren zwuo hende dar an die
den lliiol vnib vangen beten. \ iid bi ictwederr hant waz ain leo
5 geniachet vnd \\ aren felis grede die dar vf giengen. ^ nd vf den
felis greden ftuonden zwelf levn. So getanes \\erclies was in allen
riehen nit Salomon der gewaltig vnd der rieh chünig (26 a) Der
bczaichent ünlern herren ihefiim cbriftum mit dem nainen. vnd mit
den wcrchen Salomon daz fprichct in vnfer zvngen ain frid macher
10 der havt ünf fiid geniachet. vnd havt die vintichaft verfucnt. Die
der aiiiie menfch gearnet het. der gotes hiildo mit finer vngehorfame
verlorn het. Des felben Saloinons des liailigon cliriftus werchen.
den ift nit gelich Ir liavnd wol \eriiomen wa von der ftuol dez
chüniges falomones gemachet w art. Der waz von helfenbain gemachet.
15 Der helfant ilt chaltcr nadir Deliain ander (ier ift fo ehalter natur.
Da von ift er eben ma'zig der chiunfch ünfer frowen fant iMarien.
m fehlen }yortc. .'fl luen XXX IV, 1 /{(•(/. 3, 10, 18 /•j/y. Parulip. 2,
9,17 ffjij. 5 machet 11 zwischen der und f^olcs ausgestrichen havt (ins ze
hiilden braht. vud 12 chiin'J
XXXIV 59
Div waz von der tugende des almehtigen gotes von aller fchlaht
fünden fo errainet. Vnd von dem hailigen gaift m az 11 vmb fchetvvet.
daz nie dehainer fchlaht vnchivnl'che. zuo ir chomen moht Siv Avaz
div erft div iien magtuom dem almehtigen got verhiez Swie l'i den 20
fluoch der .E. vorhte Der waz aifo getavn Schwelich wip nit wuochers
bravht. div nit chindes truog div waz verfluochet vnder den liuten
Swie fiu daz voiht Jedoch enpfalh fiv fich dem almehtigen got. Der
lol'te Ii von dem fluoch. \ nd gab ir fo getanen wuocher. von dem
fiv vnder allen liuten gelopt vnd gefegenot ift (26b) vnd muoter 95
vnd ewigiv magt ift. Den felben Ituol ziert er mit gold Daz golt
betiutet die hailigen minne De" ftuol waz finwel an dem hindern
tail. an dem menfchen fint zway tail. Daz vorder, vnd daz hinder
tail. Daz vorder tail ift div feie. Daz hinder tail ift der lip. Div
feie ift daz bezzer vnd daz herer Daz hinder tail daz den lip be- 30
zaichent. Daz betiutet daz ünfer frowen hailiger lip. chiunfch vnd
rain vnd diemuetig waz Die zwuo hend die den ftuol vmb viengen.
Daz fint zway leben. Der rehten layen leben. Vnd der gailtlichen
liute leben. Die noch nieman fo volliclich begie. fo ünfer frowe
fant maria. Die zwen lewen die bi den zwain henden ftuonden. Die 35
waren zwen hueter. Der ain wnz Der hailig engel fant Gabriel der
ir die fronen botfchaft von himel bräht. Vnd ir pflag vnd ir huot
an gaiftlichem leben, vnd an aller hailichait Der ander hueter den
fchuof ir. ir hailiger fvn. do er durch aller menfchen hail. an dem
hailigen chriutz hieng. Daz Avaz fant Johannes fin trut. Der ir hien 40
erde pflag. vnd ir diente vntz zuo der hailigen vffart ünfers herren
ihefu chrifti. Die fehs grede die hin zuo dem ftuol giengen. Daz Iint
div fehs werch der erbarmung. Daz ift aines daz wir den eilenden
guot füllen fin. Daz wir den hungrigen ze ezzen füllen geben. Vnd
den dürftigen trenchen. Den nachenden claiden. Daz wir die (273)45
armen herbergen. Den fiechen laben. Daz wir die gevangen die in
dem chärcher fint. ledigen. Die zw elf lewen die vf den grcden ftuon-
den. Die betiutent. die hailigen zwelf hotten, vnd Hie hailigen väter
die alle ünfer frowen lobend. Vnd genad da zuo ir fuochend. Da ze
dem felben ftuol. vf dem got felber geruoM et havt. Daz fol ünfer 50
zuo verfiht fin. vnd vnfer geding. Der felbe ftuol ift ünfer frowe
fant maria. Die füllen wir vil innerclichen biten. daz wir mit irre
21 vorhte] vor het 37 bräht 41 hie vf erde 46 hrbergen Daz die gevan-
gen
60 XXXIV . XXXV
hilfc Avider haim vz difem eilend zuo den ewigen genaden chomen
mueffen. Amen
Am Tage aller Heil? gen.
T,
euipus ipargendi lapidez et tempus colliendi § Difm wort lindt
gelchriben in ecciefiaftico vnd fprechent die ze tiufche all'o Ez
ift ain zit daz man die ftain von ain ander zertailet vnd ift och
ain zit daz man li wider zemen ianinet vnd hoprent aygenlich
5 vf daz hoch zit daz wir hiut begangint von allen hailigen (l85b)
A\on alz die hailig man von ain ander zertailt werdent in dem
jaur vnd won man liiut ainz hailigen tag begaut morn ainz an-
derz alfo hat man llu hiut alle wider zemen vnd begavt ir hoch-
zit lamenthaft in aller der criftenhait an dem hiutigen tag die hailigen
10 lind bezaichent bi v dingen die an den ftainen lint daz erft ift hert
daz man in beniuli l)iegen kan w on er brichet e. daz er iich biegen
lauz IIa bi ilt vnl' bezaichent daz die hailigen alliii iriu lid liel'fent
brechen vnd den biteren tot littent E daz U ir hertz naigtint von
got vnd lieh Ichiedint von criltam geloben Daz ander ilt fwie lang
iö der edel l'tain in dem horwe lit er gefniet niumer da bi ift bezaichent
daz die hailigen fich niumer gehörw etent wie vil fi bi übelen liuten
warent vnd buMez bild fahont ( isoa) Daz drit ift klaini daz der
edel ftain klainer ift denn die ander ftain da bi ift bezaichent der
hailigen demuetkait fi warent klaiii vor in leib vnd warent groff
20 vor got daz vierd ift tinre daz der edel ftain tinrcr ift vnd kofper
alfo ift och ain hailig tiurer vnd kofper denn himelrich vnd ertrich
vnd allez daz guot daz difiu weit gelallten mag Daz v ift daz der
edel ftain groff krallt hett alfo band och. die hailigen grozz kraift
von vnfcrm hercn Ez ilt enkain bailig er nmg dir erwerben vmb
25 got allez da/, dn iiotlurUtig bilt an fei vnd an lip Nun fönt ir w iffen
daz daz hiutig hochzit von drin faclian vf gclet wart diu erft ift
ain funderlichiu w iclii ainz (onpelz ze romc w ir leffent von ra^mern
do fi in ir herrefchatlt warent daz (isöb) fi die weit gewalteklich
XXXV, 2 m iVr/csiüsfe 3, 5. d die llaiulsrhrift -ntdciil 7ainhailigen
e
16 gefrowentent 19 vo iii 25 allez tlz wiff 26 hachau id fehlt.
XXXV «1
vnder in hettent vnd bettotent die apgöt an vnd alz fi ainera lant
an gefigtent fo namcn il fin abgot vnd fuoiten 11 gen rom vnd twngen 30
daz lant da mit daz ez vnderta'nig mueft fin ir gew alt \'nd waz alz
vil abgot da daz fi die liut hettent in ir hiufern vnd fi an bettotent
vnd do daz die ewarten fahent die zu der abgot tenpel hortent do
hettent fi gern vil guotez gehept vnd fprachent ez wsur ain göttine
azibyle vnd Avaer aller ab göt muoter diu hette den kayfer gebetten 35
Vnd al roeraer daz fi ir vnd allen iren fün ain tempel raachtint vnd
fi ertint vnd won fi ainen ieglicUen abgot nit funderlichen geeren
niöchtint daz fi denn ainen groffen tenpel machtint vnd fiu da mit
ain ander ertint famenthafft (l87a) vnd fwie fi daz nit tettint daz
fi denn wiftint daz fi denn niumer me gefigen foltint an enhainnem 40
ftrit vnd daz in alliu ir herfchafl't ab giengi Do daz rcemer erhor-
tent do hiezfent fi ainen tenpel machen der waz az herlich daz man
ir richait da bi fchowen folt Avon dez tenpelz witi mocht enkain
gezinber raichen vnd do daz rcemer erfahent do nament fi erde vnd
fultent daz tenpel alz hoch alz daz ain man geraichen macht vnd 45
walptent dem gelich daz tenpel vnd fatent denn pfenning vf die erde
vnd tatent daz alz lang vntz fi daz tenpel volbrauchtent vnd hiez-
zend do die liut daz fi die erd vf truegent vnd fwaz fi pfenning dar
in fundent daz fi die hettent do waz daz tenpel ze haut erlaeret vnd
fatztent roemer abgot enmitten di?r waz vil (i87b) groff vnd her- 50
lieh gemacht vnd ftuondent die ander ab göt alle vmb in vnd het-
tent die hend vf vnd warent gegen in keret vnd machtent do mit
zoberliften alz fich ain lant wider roemer wolt fetzen fo kert fich
dez landz abgot vmb vnd kert rcemer abgot den ruggen Vnd do daz
roemer fahent do fantent fi alz vil liut dar daz fi ez mit gewalt 55
twngent daz ez wider vndertsenig muoft fin ir gewalt Vnd do fich
roemer bekerten zuo criftam geloben dennocht ftuondent die abgöt
vntz zu .S. Gregorien ziten der hiez in do allen die naff ab fchniden
Vnd der fierd bapft nach fant gregorien ziten der hiez bonifacius
der gieng zu dem kayfer focani der Avaz do in den ziten kayfer vnd 60
bat in daz er im daz tenpel (l88a) gsebi daz da gewihet waz in
aller abgöt ere daz Avelt er wichen in vnfer frowen vnd aller hai-
ligen ere der pet der weret in der kayfer vnd vf der ftat do gie
der babft felb hin zu dem tenpel vnd hiez daz tenpel rumen vnd
29 vor vnder 32 hüfer 33 erwarten 37 ainem ieglichem A3 ir richait]
e
ewikait 45 geraigen 50 abgot 60 focam] vocai'o 63 werel] eret
62 XXXV
05 alle die ab^öt die von f^elchmide wserint hiez er zerfmeltzen vnd
diu üainninin hiez er zerbrechen do waz der tenipel nier den fünf
hundert jar geftanden vnd wichet ez do der pabft in vnfer frowen
ere vnd aller hailigen ere Vnd da man E vobt die menigi der apgöt
da lobet man nun die nieui^i aller hailigen Diu ander fach ift da
"'^* von diz hochzit vf golail a\ art. daz il't daz wir lobent all hailigen
won der hailigen namen ift vil die wier nit >\ ilTent wun . S. Jeroni-
mus fprichet daz enkain tag ift in dem jar im gefal (1S8 b) fünf
tufent hailig die nun roemer allain gemarterot band der namen nit
gefchriben find avn alain daz ingendig jar daz lavt er vf da havt diu
^^ criftenhait geordnet daz wir aller hailigen tag hiut begangent won
\\\r ieglichen funderlichen nit geeren mngent Nun fprichet ain mai-
fter daz wir der hailigen hochzit eren fond von vj dingen daz erft
ift alz \\\r die hailigen erent fo geben wir funderlich lob der göt-
lichen Magenkrafft Daz ander daz ift daz wir alz krank fint daz Avir
8*^' von vnf felber enhain gnaud han mugent da von fond wir die haili-
gen Kren vnd fond l'i an ruefVen daz fi vnf tugent vnd gnaud erwer-
bint Daz drit ift diu merung vnfer ficherhait won alz m ir der hailigen
hnhzit begangint fo wirt vnfer ficherhait geraeret fo a\ ier gedenkent
daz 11 toetlichiu menfchen Avarent alz ( t89a) wir vnd doch von ir
85 »iioten werken vnd w orten alz groff ere vnd alz vngema'ffer frted
enpfangen hand Monn volgen wir imi guoten lebene nach fo figen
\\ ir ficher daz wir mit innen befitzent die felben froed die fi befeffen
hand daz vierd ift daz wier guotem bild nach volgent Mon alz
wir der hailigen hochzit begangint fo nemen wir bild an innen daz
^0 A\ ir alliu zer genklichiu ding verfmahint vnd al vnfer begiert ze
hinmiifchen dingen richten daz fünft ift daz wir der hailigen hochzit
begangint andivchteklich fo hand fiu vnfer gehügende in dem himel-
rich da von ift gefchriben daz fich al engel vnd al hailigen frcewend
von ainez fünderz bekert § Daz vj ift fwenne wir der hailigen
95 hochzit begangint fo ere (l89b) Avir vnf felber § Nam cum hono-
ramus fratres noftros honoramus nos metipfos § alz wir vnfer
bruoder erent fo erent a\ ir vnf felber won diu minn macht vnf ge-
main alliu ding himelfchlichiu vnd ierdefchiu vnd eA\ igiu diu iij fach
ift da von aller hailigen hochzit gelait ift an difen hiutigen tag daz
100 ift daz wir erfetzen fond fwaz wir verfumet habint an der hailigen
66 flainnüni 68 da fehlt. 72 in d^ wochcii ald in dem jar 73 nit fehlt.
75 becanuet S2\(l fehlt. 85 werken warlenl 93 i«c. 15, 10. 98 fiibend
99 zerlait difem
XXXV . XXXVI 63
hochzit der hailigen ift lützel der hochzit wir funderlichen begangint
vnd fument vnf doch groefflich daz m ir fi nit az andaechtiklich vebent
alz Avir von recht foltint vnd daz fond A\ir hiut allez erfetzen da-
raafcenus der l'prichet daz wir der hailigen lipe eren fond von vier
dingen daz erl't ii't daz fi gotez friund findt da von fprichet der felb 105
Jam non dicam voz feruos fed amicos Jch haif ivch nit knecht fun-
der friund (l90a) daz ander daz fi gotez kint find, da von fpricht
.S. Johannez in fini ewangelio dedit eis poteftatem filios dei fieri
vnfer her het vnf den gewalt geben daz wir gotez kint werdent
Daz drit da von wir die hailigen eren fond daz ift daz fi gotez erben HO
findt da von fprichet .S. Paulus find ir gotez kint fo find ir och fin
erben § daz vierd ift daz fi vnfer laiter fint da von fpricht . S. pau-
lus ez ift billich daz Avir der hailigen lip erent vnd ir hochzit wier-
deklich begangint won fi find vnfer la} ter vnd tuont vnf vnfer wort
fo wir von difer weit fchaident Gegen dem ftrengen richter Nun H5
fond wir vnfern herren bitten daz er vnf gebi daz Avir der hailigen
bild alfo nach volgint daz wir die CAvigen froed mit inan befitzzint
daz vnf daz Avider var daz ver ( 190 b) lieh mir vnd ivch der vat-
ter vnd der fun vnd der hailige gaift
Dominica v fecundiim Lucain.
Ins feit fanctuf Lucaf hivte an dem hailigen eAvangelio. Avie unfir
herre ftuont ze ainen ziten bi dem mer. do gahte zvo im ain michil
menige daz fi uerna?men daz gotef Avort. Do fach er bi dem ftade
zAvai fchef. ftan. (4b) do giench er an daz ain vnde lerte daz uolch
dar abe. Alf er die bredige uerlie. do hiez er die vifchsere daz fi 5
daz fchef unt daz nezze beraitin uf den fe. der rede antAAurte ime
fant peter unde fprach. herre gebietsere alle die naht han Avir gear-
baitet vf dem fe. vnt han niht gCAangen. Nu a\ il ich herre in dinem
namen min nezze biraiten. vf die vifchAvaide. ze haut do er daz getet.
do vieng er vifche. vz der mazen vil. Avaz div rede bitivte daz Avellin 10
Avir iv lagen alf Avirz an der fchrift habin.
101 hailig 106 Ev. Johannisi5, 15. iOSEv. Joh. 1, 12. 111 Rom. 8, 17.
115 ftengen 116 bittent XXXVI, 1 Lucce 5, 1 fgg.
«i XXXM . XXXVII
Daz msM- da unfir horre l)i ftuont. liizaichint dillv weit. Avan ü mit
vallrhe vnde mit untriwcn AvuoteL all'o daz mer (i») tvot von den
viiden. div zwai fchef div da ftvondcn bi dem ftade bizaichint div
15 zwai volch. iudin vnde criften. Daz ainc IVhcf da vnfer herre ann;ie.
daz waC fante petirf. da er daz volch ane lerte. daz bizaichint div
hailigen criftenhait. da Monte unfer herre mite, do fi den hailic^en
gelovben enphie. vnt ovch gefta'tiget aa art mit ilner lere. Die vifcha^rc
bizaichint die hailigen zwelf boten, vnde ander lemer der criften-
20 hait. der vilch bitivtit den lunda're. der da erwildet ift in den run-
den. Daz nezze bizaichint den gelovben unt die gotef lere, da man
den fundaere inne vahin fol. Div nalit da fant petir bi vifchte. vnde
niht viench bitivtet (4d) die brediger. die nixAan bredigiint durch
ir nuz willen, die felben wan fi lerent bi der naht def irretuomef
25 da von vahent fi der vifche niht. Die ir nezze biraitent in dem namen
def alma'htigen gotif alf fant petir tet. die vahint vifche ain michel
tail. wan manich funda-r gebezzirt wirt von ir lere. Nu bittint luvte
den almaehtigen got. finer genaden. daz wir in dirre weite alfo geuol-
gen finer lere, daz wir da mite verdienen fin riebe. Def helf vnf
^^ fände Maria div hailisre chunisin.
V,
Dominica vil fecundunt Marcuni.
Ns feit fanctuf Mareuf. an dem hailigen ewangelio. wie vnfirm
herren nach volget ain michil menige. in ainer wuofte ze ainen ziten.
Do giench er zvo finen iungern. vnde fprach zvo in. Mich erbarmet
ditze volch. \\an ü min dri tage hant gibaitit. vnde laze ich fi nu
5 vaftende von mir. So gebriftin vf dem wege. wan fvmliche fint verre
here chomen. Er vragete fine iunger ob fi iht broetif heten. Si
fprachen fi heten fiben brot. Do hiez er daz volch fitzen, vnde fpifte
vol- ( G a ) lichliche vier tvofent von den fiben broten.
Miricriuiu.
10 Yvaz div rede bitilte. daz wellen wier iv fagen alf wirf an der
fchrift habin. Div menige div vnfirm herren nach volgete vngaz dri
tage, daz waren m ir. e daz wir gilpifit wurdin. von der gotef lere.
Die dri tage die div menige vniirm herren nach volgete vaftende
die bizaichint. div driv zit. dar an der alnuvhtige got den funder
. 14 die. Handschrift fchaf 27 wan] Swenne XXXVII, 1 Marci 8, 1 fyg.
14 dar an] daron
XXXVII . XXXVIII 65
ladet zvo finein riclie. Daz erfte cit ift def menfchen kinthait. Div a
ander zit ift div ivgent. Div dritte zit ift daz alter. Swer in den
felben drin tagewaiden niht gefpifit wirt mit dem gotif worte. dem
gibriftet vf dem wege. der zvo dem himelriche gat. Die fo verre
(Cb) zvo im cliomen daz fint die ficli givrömidint von gote mit
liovpthaftigen funden. vnde fich gehuldigent widir zvo im mit ir 20
bihte vnde mit buoze. vnde mit allen guoten werclien. Div fiben
broet da er daz volcli mit fpifite bizaichint die üben gäbe def bal-
ligen gaiftef da mite wir fuln gifpifit werdin an der feie, vnt da mite
fulin wir verdienen daz liimelriclie Nu mant den ahna^htigen got
finer genaden. daz er unf finen gaift alfo mite getailen mvoze. der 25
unf Avife zvo den ewigen genaden. preftante domino noftro ibefu
chrifto.
Dominica xl feciinduni Lucain.
E
z feit vnf fanctus Lucas hivte an dem hailigen ewangelio. daz vnfir
herre finen lungern feit ain bifpel. vnde fume- ( 8 c ) liehen die def
dulite daz fi rehte warin. Duo hominef afcendebant in temphnn vt
orarent unuf pharifeuf et alter publicanuf etc. Ez giengen zwene
man in daz gotefhüs. durch gebetif willen, der aine dühte fich ain 5
rehter man. der ander waf ein ofner fundsere. Der ain der fich da
relitir dvhte. der fprach in finem gebete alfo. herre ich fage dir
genade. daz ich niht unrehtir bin. alfe andir lüte fint. rovb«r. wuoch-
raer. vbirhvorar. Ich vafte in der wochen zwene tage, vnde gibe
zehindeu allez minef guotef. vnde bin niht vnreht alfe dirre funder 10
ift. der bi mir ftat. Der fundige man der ftuont vil verre hin dan
vnde getorfte niht (sd) vf gefehin hinze gote. von finer grozzen
miffetat. nivwan diernvotechliche fprach er alfo. herre got irbarmo
dich vbir mich armen fundsere. für war fage ich iv daz der fündigo
man da geftuont aller finer funden ane. def entet der andir niht. 15
\\ an er irwarp da guotif niht.
Die zwene man die in den teraplum da chomin bizaichint div zwai
volch Ivdin vnde haidin. wan fiv baidiv got gefchaffen hat. ze finem
dienfte. der fich da reht duhte bizaichint die ludin. die fich dühten
gar volkomin. dar vmbe daz fi beten die alten .e. Da von wanden 20
fi. daz dihain volch fich zvo ir rehtichait molite geliehen. Mit dem
15 laladet XXXVIII, 1/vucce 18, 9 />/(/. 3 afcendebat 8 de niht 14ivdcirder
Altd. Predigten. 5
66 XXXVni . XXXIX
felbeii rvomc (9 a) l'iiit H noch liivte Ijodogen. Der fundige man der
bizaichint die haidinfehaft. Div gelorl'tc hin ze gote nilit vf fehin
vor ir milfctat. Do fi fich do bedierten her ze gote von ir abgotin
25 vnde criftenlichen gclovbcn an fich iiamcn. do crbarnide Hell got
vber fl. do 11 geroü ir miffetat. Da von fprichet vnfir herre hivte an
dem hailigen ewangelio. Swer fich in dine m elte fvr niniit mit hoch-
verte vnde mit vbirmvote. der ^^irt genidirt an der feie. Swer fich
aber nidirt in dirre Avelte durdi got der m irt geliu'hit in dem himel-
30 riebe. Nu bittint vnfirn herren daz er vnf gebe den mvot. daz w ir
finen a\ illen alfo getvon. in dirre weite, daz wir nach difem libe
(9b) belitzin die ewigen f'rovde Amen.
>^
Doiiiiiiioa xiii feciindiiiii Liioaiii.
IJaz wir die Mariin minne hin ze gote vnde ze vnfirm ebencriften
lulin han. vnde im hetfin fvn vz allen nceten. daz ratit vnf vnfir
herre hivte an dim hailigen ewangelio. Daz vnf fanctus Lucaf zibez-
runge gefchriben hat. vnde fprichet alfo. Homo quidani defcendebat
^ ab ierufalem in iericho et incidit in latronef etc. Ez giench ain man
von ierufalem hin ze iericho. vnde chom vndir die fachsere die be-
rovbitin in vnde rundeten in. daz I'i in fvr toet liezin ligen. Daz
chom alfo. daz ain ewarte vz der alton e für ( 1 0 a ) den felben wec
gie. vnde fall in chvmberlichen ligen. der fvor vür vnde cham haim.
^0 vnde half im niht. Den felben wec fvor ain ander man. der waf
buortich von famarya. der erbarmte fich vbr den wundin man. er
bant im fine wundin vnde falbeti fi im mit öle. vnde mit Mine, er
fazt in vf fin pfaerit. vnde fvorte in in ain hils. vnde birvochte in
flizziclilichen. Def andrin tagef gab er dem wirte zwene pfenninge
*5 vnde enphalch im den fiechen flizziclilichen. vnde fprach zvo im.
La dir difon fiechin bivolhin fin. Swaz dv im ze liebe tvoft. daz
vbirgilt ich dir. fo ich her Axidir chume.
Yvaz div rede betüte. daz fagen wir iv. alf w irf an der fchrift habin
(lOb) Der man der von ierufalem fvor hin ze Iericho bizaichint
20 adamen vnde alliz menfchlich geflachte! der von finer vngehoerfami
verftozin wart, von dem paradyfe, in dife zerganchliche weit. Die
fächere die in da berovbetin. daz fint die tiwel. von der rate der
menfche in die funde.viel. vnde verftoezin vnde berovbit wart, der
31 Hebe XXXIX, 3 iwcce 10, 30 ^(/f/. G iiufalem 20 der] 'da
XXXIX .XL 6T
hinielfchen genadon. Si wunditen in mit den flegen der fvndin. vnde
liezint in lialp totin da inne ligcn. Der ewart der für in da vuor. 25
vnde im niht ze helfe cliöni. bizaicliint die alton .e. Avan div molite
denienfchin ze dihainen ftatin giften. Do der man do chöm von
famaria daz fpricliet tüfchen ein hvo- ( 1 0 c ) t«re vnde bezaichint
vnfirn herren. Avan er die menfchait durch vnfirn willen an fich nam.
der erbarmete fich vber den man. der von den lünden \a af vervvun- 30
dit. daz Avaf allez menfchlich künne. er bant im fine wundin. vnde
falbte fi mit dem öle def hailigen gaiftef vnde wuofch fi mit dem
Mine finer fvozin lere. Daz pferit da er dem fiechen vf half daz ift
def flaizfchif brwdichait. die er in dirre weite an fich nam. da mite
er irfterben wolte. an dem crüce durch vnfir miffetat. Daz hilf da 35
er den fiechin in fvorte. bizaichint die hailigen criftenhait. da mane-
gir inne wirt gefönt der fiehc ift an der feie. Der ClOd) wirt dem
er den fiechen da bevalch. daz ift ein ieglich lera»r der criftenhait.
wan fi phlegin fvnt. aller der die fiech fint an der feie. Die zwene
Pfenninge die er im gap. dif andren tagef daz ift div zwivalte minne. 40
die wir hin ze gote vnde ze vnfirm ebencriften han fvn. die liez er
vnf nach finer vrftende. daz wir fie bihielten flizzichliche. Daz Ion
daz er vnf gihaizen hat. ob Mdr im gedienen wol. daz git er vnf
fwenne er an dem iungeftin tage her widir kvmet. zirtailin vbir alle
die weit. avoI im daz er ie giborn wart, der wol gidienet hie. dem ^^
wirt dort gilonet failichliche. Nu bitteut vnfirn herren ( 1 1 a ) finer
genadon. daz er vnf gebe den gaiit. daz Mir in dirre Avelte alfo
gedienen ime. daz wir an dem ivngiftim tage vrcelichen mit im inbiz-
zen in fmem riche. Def helfe vns got. Amen.
Dominica xxil fecunduiu Marcnni.
s
iMiLE eft regnum celorum homini regi qui uoluit racionem ponere
cum feruif fuif etc. An dem hailigen ewangelio feit vnf hivte s. Mar-
cuf wie vnfir herre finen ivngern feite ain bifpel. von ainie kvnige.
der hete ain ta-idinc mit finen lüten. (i6a) die hiez er ime rech-
nen fin gvot. do er an der raitvnge faz. do wart ainer vberraitet. 5
daz er im folte zehin tvöfent pfunt. do der fo tivie nihten het. daz
er dim herren vergvlte. do viel er im für vnde bat in flizzichliche.
vnde fprach. herre wif mir ginaedic vnde gip mir frift. ich wil dir
26 chome 35 durch fehlt. 49 ün XL, 2 Matth. 18, 23 fgg. 7 dim] aim
5*
68 XL
gerne gelten, fwaz ich dir fol. do erbarmite fich der herre vbir in.
10 vnde liezen ledic finer gvlte. vndc aller llncr Ichvlde. do er ledich
von flnem harren Avart do widir fvor im ain lln hüfgenoz. der folt
im gelten hundirt pfcnninge. den viel er vngezogeliche ane. vnde
vordrit an in fine gvlte. do bat er in gvotliche daz er im giebe ainen
frift. er wolte inie gerne geltin. (iGb) def enwolte er fürnamil" niht
15 tvon. er vieng in vnde \\olte in gihalten. vnz daz er im vergvlte.
do ir baider herre daz veinani. daz er an linem hTilgenoze allo bete
getan, do hiez er in chomin fvr lieb vnde Ipracb allo zvo im. Ba?ler
Aviht ich verlie dir alle dine Ichvlde. do dv mich flizzichliche ba?te.
war vmbe erbarmoftv dich niht vber dinen hufgenozen. alf ich mich
20 tet vbir dich, do hiez er in vahin vnde a\ erlin in ain ch<firch»re.
vnde daz er im gebe alle fine gvlte. Waz div rede bitivte daz wellin
wir iv kvrzliche fagin. all" Avirz an der Ichrift habin.
Def kvnic der die raitvnge mit linen lüten bete, daz bizaich- ( 16 c )
int vnfrin herren den alma?htigen got. der an dem ivngilten tage im
25 haizzit widir raiten. fwaz m ir habin gitan. ze gvote aide ze vble.
der man der da vberraitit -wart, daz er im folte zehin tilfent pfunt.
daz ilt ain ieglich IVndaer. der mit hovphaftigen fündin ift bevangen.
In fo groeze fchülde A\arn wir allo givallen von der vngehorfame
vnferf vater adamif. do wir im niht vergelten mohten fo grozze
30 fchvlde. vnde gibvozin. do vergaber vnf die raiffetat. in der haili-
gvn tovfe die vnf an erbet durch fine vseterliche ginade. Der die
hundirt phenninge folte finem hüfginoeze. daz ift ain ieglicher vnfer
( < C d ) ebencriften. der aine chlaine mifletat wider vnf bigangen hat.
vnde wellen wir im die niht vergen fo haizzet vnf der himelfche
35 kvnlc. M'erfin fine fchergin daz fint die tivuel in den karcher der
helle, von dannen mügen A\ir niht comin vnze wir giwizziget wer-
den vmbe vnfir miffetat. Dar vmbe manent got. finer ginadon. daz
%\ ir mit finer helfe, def feibin charcha;rf vbir werdin def helf vnf
got amen.
18 flizziche 20 dicli fehlt. 27 bevangen] givallin 29 vnfer valerf
32 phenniugen 34 hazzet 35 in der 38 wir] er
XLI 69
Dls flnt die bezelchnung der heilignn meffe die bruoder
berclitolt von regenfpurg der barfuof bat gepredlet da et
meiilg tureiit inenfch bort ze Zürich vor der ftat
D
af erft daf fint die glogen Die bezeichent inder altun e die bufu-
nen die man blief fo daf volk zefamen folt komen So man ein bufunen
blief oder zwo fo bereiten fich die liut bald uf den weg. Und fo
man aber me bufunen blief fo fuoren fiu ieze bald uf dem weg. Und
fo man aber die bufunen alle blief mit einander fo waren fi denne 5
alle zefamen komen mit einander Alfo fülen wir kriftan liut tuon So
man ain glogen liutet fo fülen Avir ünf (32b) bald bereiten zekilchen
So man aber me gloggen liutet fo fülen wir bald uf dem A\-eg gan.
Und fo man die glogen alle mit einander liutet fo fülen wir denne
alle mit einander inder kilclien fin. Und fo wir indie kilchen tretten 10
da wir die heiligen meffe fon beeren und fehen fo fon wir hie uffe
vor der tür lan bliben allef ünfer gefcheft und alle ünfer forg und
alle ünfer unmuof. Wir fon da niut anders tuon wan daf wir betten
und ünferm herren dienen und in loben mit groffen züchten und mit
riuwigem herzen ünferr fünden. Wir fon euch mit nieman reden ef 15
tueie denne ehaftigiu not. Und daf felb fon Avir mit kurzen aa orten
reden. Und aber denne betten. Wan der kor und diu kilcli und allef
daf da ift daf ift aoI def heiligen geiftef. Und ift allef aoI engein.
Und heiligen die fon Avir gnaden bitten. Und fon unfern herren got
von himelrich bitten. Und fin heiligen trut muoter fant Marian die' 20
himelfchen künginnen diu da gegenAvürtig ift daf fi fich erbarmen
über ünf und daf fi ünf genedig fien § Es fol euch enkein frouwe
indem kor fin. Und ouch enkein man die Avil man die heiligen meffe
finget Wan die die gottef dienft helfent tuon. Wan diu meffe ift
alfo vol def heiligen geiftef alf daf mer def av affers und alf diu 25
funne def liehtef und alf daf ertrich def ftoubes. Und unmaffen me
denne man mag gezellen ein grof maf aoI fimel melwef noch min-
ner fo mag man gezellen die groffen und die manigvaltigen gnade
die dem menfchen Avider varent inder heiligen meffe der mit rechter
XLI. z18; theilweis abgekürzt in Oberlins Bihtebuoch 75 — 89; abgekürzt und
voll von Fehlern Z 55; ein Auszug mit veränderter Anordnung A3. Ucbcr-
schrift Dis fint die bezeichenunge der hei4^ea meffe Z. O. Von der iiaikait
vnd bezaicbnvng der meffe. A. 2 wölk z. 13 wan betteu vnd betten Z.
17 betten, vnd betten Z. 22 und fehlt i. 26. 27 ichtme danne— ichtme 0. als
kume— noch kumer Z.
70 XLI
30 riuw c und mit rophfom gloubcn da ift § Fiul enphahct ouch der
iiioiiffli zohon fuiulcrlich i-iiad der aiidchlklich zuo der inelTe ilt Diu
crlt in dal" im ünlcr herre lln lünd veigit Diu ander dal' er den
heiligen geilt enphahet Diu iij daf got def menfchen gebet deft ger-
ner crhoerct Diu iiij daf got den priefter deft gerncr verniiuet über
35 in Diu v daf der nienfch ficher Avirt an fincm (33a) ende Diu vj
daf fin fegfiur deft niiner wirt Diu vij daf die engel deft gerner bi
dem mentfchen fint Diu viij daf der menfch an tugenden wahfet Diu
viiij daf der menfch geftetiget A\irt an rechtem glouben. und daf in
got befchirmet vor freife an der fei und an dem lib Diu x daf fich
40 ünfer herre gegen dem menfchen froewet und fich der menfch gotte
geheimlichet § Daf genant daf der priefter an Icit fo er Inigen m iL
und fwaf er finget lifet uiul anders tuot inder meffe daf hat allef
bezeichnung Def erftcn fo er fich gerwet ze der heiligen meffe fo
bedecket er fin houbt mit eim lininen tuoch daf ift mit erbeiten dar
45 zuo komen. Und heiffet ein umbeler daf bezeichet daf ünfer herre
fni heiligen gothcit bedacht mit ünfer kraidven nienfcheit Diu alb ii't
A\ it und lang. Und bezeichet daf rein und daf luter leben daf ünl'er
heri'e uf ertrich hatte Der güitel der fol fidin fin oder von \\ iffem
garn linine und fol zwivalt fin daf ietw ederenthalb ein ort nider
50 hange der l)ezeichet daf ünfer herre kiufch w af an im leiben und
anfiner heiligen trut muotcr Der haut van ander lingeu haut der
bezeichet die diemuetikcit ünfcis herren Diu ftol diu ift lang und
hat ebnen ein kriutz und bezcichent die langen marter und die lan-
gen arbeit ünfers herren die er uf ertrich hat Der meffachel
55 ift michel und umb und und) gantz und ift gefchaffen alf ein glog
und alf der himel. Und fo in der priefter uf die arme geleit. fo
ift er gefchaffen vor und liinen alf ein Icliilt und l)ezeichet die
groffen und die ganzen minne die ünfer heire zuo dem menfchen
liat So vahet man denne an die heiligen meffe Die iinget man
6u mit vierflacht Iprach Diu eine heiffet latine Diu ander (33 1))
heiffet kriechfch daf ift. kyiieleifon. Diu drit heiffet hel)reifch daf
ift Amen Diu vierd heiffet himell'chiu fprach daf ift Alleluia § Und
vahent die koiherren die meffe an zcm elften Introituf daf Iprichet
ein ingang Innendel' lo Kumt der prieflei- her für daf l)ezeichet inder
65 alten e die altvetter leremiaf und yfayaf die da ruoftcn zuo ünferm
34. 35 Diu iiij — über ia fehlt z. 37. 38 daf — viiij /"e/iit O. 38 und] I)v nivndc
genadc ill O. 39 Du s. 47 lau z. lül*' :. .54 Div kafukcl Z. 0. 61 hriechfch z.
C>'i Inucndcf — her für fehlt 0. G5 e do die z.
XLI 71
herren und fprachen. Herre kum von himel hernider. Her kum und
Avirt geborn. Herre brich den himel und kum her ab § So finget
man denne. kyrieleilon chrifteleifon kyrieleifon daf fprichet herre
erbarme dich über mich. Und dal' man ef ze ix malen finget daf
bezeichet die ix koere der engel inhimehich. Und fon wir ouch unfern 70
herren bitten daf wir komen indie gefelfchaft der ix ka?r inhimel-
rich § So ftat denne der prielter enmitten gegen dem altar daf
bezeichet daf ünfer lierre dur alle die menfcheit glich geborn wart
So finget der priefter zem erften Gloria inexcelfif Daf bezeichet
daf ein engel dien hirten kunt daf ünfer lierre geborn waf und fang 75
Gloria inexcelfif So fingent li denne alle mit enander Gloria inex-
celfif Daf bezeichet daf vil fcharen der engein komen die fungen do
alle mit einander Gloria inexcelfis § Diu zwei liechter diu da fülent
fin uf dem altar diu bezeichent die zwen fternen die do erluhten
do ünfer herre geborn \a art Der ein erluht ob der kriphe den luden so
Der ander erluht den beiden daf fint die drie küng die ünferm her-
ren ir opfer brachten § So fich den der priefter umb kert und er
fprichet Dominuf vobifchum So bittet er daf got mit ünf fi So fprechen
wir Et cum fpiritu tuo. Und bitten ouch daf got mit im fi So lifet
er denne die collecte nach dem fo er gefprichet oremuf Diu (34a) 85
bezeichent daf ünfer herre uf crtrich prediot und daf gebet daf er tet
do er uf ertrich waf. Und ouch den dienft den er finer heiliger trut
muoter tet So fölen ouch den alle Hut vaft betten § So lifet man
denne die epiftel daf bezeichent daf Saut lohannef baptifta unfern
herren prediot und kunt daf er kerne. Und er alle fueffeklich von im 90
rette daf fiu fprachen bift du felb chriftuf von dem du ünf da pre-
dioft Do fprach er Nein ich er kumet fehler Ich wer def nit wirdig
daf ich im fin fchuochriemen entftrichti Ich bin ein ftimme Daf waf
alf vil gefprochen alf er fpreche Alf klein ein ftimme ift wider aller
der weit alf klein bin ich wider dem der da komen fol. Ir werdent 95
mich laffend und im nach volgende § So finget man denne dal Gra-
dal. Und daf Alleluia Daf bezeichent allef fament daf do ünfer herre
felb her für gie. Und fprach do Sant lohannef Er ift ietz under
67 vnd kum har nider. So finget man denne Gloria patri. das bezeicliet ein lob
das man vnferme Herren ze lobe finget vnd ze huldcn. So gat denne der priefter
her für. das bezeihent das vnfer Herre von himele vf ertriche kam. So O.
71 indie] indie ix s. 75 und fehlt 2. 76. 77 et in terra pax hominibus O.
77 der] mit s. 83. 8i fprechent die korherren O. 85 JI3u z. 89 die leccien 0.
Div lecce bezaichent A. 91 xpo z. pdiot z. 96 daf fehlt %.
72 XLr
iucli lind ir erkennent fin niut. Und zeigte mit dem vingor uf in und
100 fpiach Dir ift daf lamb dal" alr der ^velt fünd treit. Und den felben
vinger da mit er uf unfein lierren zeiget den mohten die iuden nie
veibrennen noch vertilgen § So lifet man denne daf ewangeliura
Daf bezeichent daf ünfer lierre felb prediot mit fime heiligen güt-
lichen mund Denne fol man ftan mit groffen züchten. Und die ftebe
105 nffer den hcnden werfen. Und die mentel ab ziehen und die huet
ab dem hoiibt. Die fteb bezeichent (sib) den frid den der menfch.
fol haben indem herzen Die mentel bezeichent fwaf der menfche
überflüffigef dingef hab von der Avelt ef fi mit guot oder mit deheime
ding daf fol der menfch von im tuon Die huet bezeichent die uppi-
110 gen und die unnützen gedenk die der menfch laffen fol. Üufer herre
prediot alf fueffeklich daf nie menfch fo fueffi wort gefprach noch
nicmer mag getuon. l'nd volget ime alfo vil liut nach zefiner predie
Die riehen küng der kam dar unmaffen vil und die liut von allen
den landen. Und alle die liut von den groffen ftetten der kam dar
H5 unmeffeklich vil alfo gern horten fiu finiu fueffen Avort Den entweich
ünfer herre uf daf mer uf ein infcl und brediot da allem dem volk
§ Dar nach finget man Credo inunum. daf bezeichent. daf die liut
glou])ig A\ tirden und fich bekerten von finen fueffen werten § Dar
nach finget man daf offertorium Daf bezeichent daf ünfer herre die
120 flehen gefund machet und die blinden gefehende und die ftumraen
fprechende und die touben gehörende. Und die mifelfüditigen reine
und die lamen gerecht. Und die toten erkicht er. von dem tot. Und
tet fo manig groz zeichen daf im do gar vil Muten nach volgete
§ Denne bereit man den tifch uf dem altar Dar nach ophcront die
125 liut daf bezeichent daf die liut ünferm herren opheroton iren rech-
ten gloubcn § Dar nach inder ftilli fo der ])riefter ftille lifet daf
bezeichent daf die Übeln iuden zerat giengen do ünfer herre fo grof
zeichen tele \\ ie fi im geteten. Und fprachen A\af Ion Avir tuon elliu
diu Melt ift ietze an ime Do fprach einer der hief ca^phaf Wan
\S0 fol in toeten. ef ift beffer daf er allein fterbc denne elliu diu weit
verderbe. Und bezeichent euch daf ünfer herre in die vvuefti (35a)
gie. Und er den iuden ein «ile entweich § Dar nach finget der
priefter einen gefang der vahet an ])cr(;mnia fecula feculorum Daf
bezeichent do ünfer herre \i\' der a\ uefti gi'cng her uf Do gie Maria
i35 Magdalene und Martha zeünferm herren und Idagten im daf ir bruo-
c _
llfiwolkz. 121 gehöre*. 122gcrcch O. Z, 124 tifchj kcilch Z.
J34 dol de z.Z.
XLI T3
der lazaruf tot waf Do fprach ünfer lierre zuo inen fuerent mich
dar fM'ie wol er doch wifte wa er lag. Und do ünfer herre dar kam
do hief er daf grab uf brechen und hief den ftein ab nemen und
fprach ünfer herre Lazaruf ftand uf. Und er fprang zehant uf mit
gel)unden henden und fiieffen und mit dem über tuoch. Und hief er i4o
in du enbinden und af und trank def tagef mit im Daf gefchah an
dem fiitag vor dem balmtag und kam allef daf volk von ierufalem.
Und volgete im unmarfen vil liuten nach § So finget man denne
Sanctuf Sanctuf Sanctuf. Und der gefang aller fament hin uf der
bezeichent daf ünfer herre ze ierufalem kan geriten. Und wart da i45
alfo M ol enphangen mit lob und mit gefang daf im nie fo grof ere
A\art erbotten do er uf ertrich waf Dar nah vahet man die ftillen
meffe an. Und neiget fich der priefter für den altar daf bezeichent
daf gebette daf ünfer herre vor finer marter tet do er von angften
bluotigen f^eif fwifte Daf erft gebet waf alfo daf er fprach. Vatter 150
min fi ef din wille fo über heb mich dirre marter doch nit alf ich
A\ il din wille werde volbracht Daf ander daf er bat für fin iungern
Daf dritte daf er betet gemeinlich für die menfcheit Dar nach waf
der priefter tuot er lefe er bette er neig fich hin oder her er macheie
kriutz hin oder her eins kriuz ob dem kelch eins ob der oftie. Und 155
diu kriuz elliu die er machet e daf er unfern herren uf hebe. Und
allef daf der priefter da vor tuot daf bezei (35b) chent allef die
marter die ünfer herre leit von dem dornftag zeabende nutz an den
fritag zemittemtag Lenge kriuz bezeichent lengiu marter kürziu
kriuz kürziu marter § So denne der priefter unfern herren uf hat 160
daf bezeichent daf ünfer herre iemerlich uf an daf kriuz erhaben
wart und daran genegelt und geflagen wart. Und bezeichent oucb
drill ding Daf ein alf ob der priefter fpreche Alf ir in nu feheut in
rainen henden. Alfo wart er gefichteklich und offenbar gemartret
vor allem dem volk Daf ander alf ob er fprech. Alf ich in iuch hiut 165
zeig alfo zeiget er alle tag finera vatter fin Avunden und fin mafen
für iuch Daf drit alf der priefter fprech. Alf ich in iuch hiut zeige
alfo zeiget er iuch an dem iungften tag fin wunden die er leit dur
iuch § Wir fon ouch unfern herren bitten drier ding fo in der prie-
fter uf hat Daf erft daf er ef tueie dur finer marter ere die er leit 170
an dem kriuz und ünf vergeh alle ünfer fünd Daf ander daf er ef
tueie dur finer marter ere die er leid an dem heren kriutz und ünf
140 fuffe z. 153 die] fin x. 165 wolk-alfo ob x. in fehlt s. 169 vnf z.
Tl XLI
fich felben gel) und er ünf helfe daf wir finen heiligen fron lichanien
und fm heilig bluot enphahen an ünrcnn eiid mit rechter riuvve und
i75 mit rechtem glouben Daf dritte daf wir unfern herren bitten
daf er ünf geb die e^^ igen frccde die er ünf hat gekouffet mit finer
heiligen raarter § Darnach (trecket der pricfter die arme von im
Daf bezeichent daf ünfer herre alf vaft wart gctennet an daf kriuz
daf man allef fin gebcin mörht han gezellet diir iln hut. Vnd waf
180 er dar nach tuot daf bezeichent allef die marter die er leid an dem
kriuz § Und dar nach bi einer wile fo fprich der (36a) priefter
ein A\ ort daf heiffet ?sobif quoque daf die Hut hcerent fin ftinime
und klüphct da mit an daf herze. Daf l)ezeichent daf der fchacher
unfern herren an rief an dem kriuz und er im vergab alle fin fünd.
ibü Und denne fon wir ouch unfern herren an rueffen und bitten mit
riuwigem herzen daf er ünf vergeh alle ünfer fünd. Und darnach
waf der priefter tuot daf bezeichent allef die marter die ünfer herre
an dem kriutz leid. Und ift allef vol des heiligen geiftes § Und dar
nach bi einer wile fo fprich er peromnia fecula feculorum. Und diu
i90^\ort diu er denne finget daf bezeichent daf ünfer herre lut fchrei
an dem kriuz. Und dar nach finget er pater nofter daf bezeichent
daf ünfer herre lang fchrei. Und ouch lang an dem kriutz hieiig. Und
daf im der llinime gcbraft. Und fo er denne Iprich Intemptacionem.
Und er denne fwiget Daf bezeichent daf ünfer herre verfchiet an
195 dem kriutz So fj)rechent denne die korheren Sed libera nos amalo
daf bezeichent daf alle creatiuren erfchraken do ünfer herre ver-
fchiet an dem kriuz. Und den iamer den fiu hatten mit ir fchöpher
Diu funne wart vinfter Der mane verwandelt finen fchin Daf geftirne
verwandelt fich Daf ertrich erbibent die ftcin f])ielten. Und elliu
200 creatur erfchrak do ünier herre verfchicd an dem kriuz § Und dar-
nach inder ftille fo der priefter ftille lifet daf bezeichent daf Lon-
ginuf unfern herren alfo toten ftach dur fin fitun infin heiligef herz
Do gie ünfcrm herren walfer und bluot von finem lierzen. Und In-
der felben ftilli bezeichent er ouch daf ünfer herre w art geloefet von
205 dem kriutz. Und daf er begraben wart. Und inder feU)en ftilli fo
teilet ouch der priefter die ovelaten endriu. Einen teil leit er in den
kclch indaf bluot Daf bezeichent daf fich ünfer herre da opfert für
diu menfchen diu indem bluot noch llnt (3 üb) daf fint die lebenden
Den andern teil den leit er an die trüchni uf die batenun daf be-
0 u _ 9
179 hiil] hu z. 181 tpchd. h. fprach s. 196crelüic s. 201. 202Lougin —
fchach s. 209. 211 palcnen Z. patcna O.
XLI 75
zeichent daf fich iinfer herre da opfert für die feien die indem 210
fegfiur fint Den driten teil leit er ouch uf die batenun daf bezeichent
daf fich ünfer herre da opfert zelob finem himelfchen vatter und
allem himelifchen her zefrooden § Dar nach finget man dril'lunt
Agnuf dei daf bezeiclicnt daf üiiier herre uf erftuond von dem tot
an dem dritten tag gewerer got und menfch. Und daf er, fin heiligen 215
trut niuoter zem erften erfronvet. Und ercpgete fich Marian Magda-
lenen. Und u'gete fich linen iungern alf dik fo er wolt. Und feit ef
ieklicher dem andern. Und wurden do alle fro mit ein ander § Dar
nach inder ftilli fo niuffet der priefter unfern herren Daf bezeichent
daf ünfer herre af und trank nach finer urftendi mit finen jungern. 220
Und elliu diu menfchen diu den inder kilchen fint mit rechter riuw
und mit rechtem glouben die Averdent alle gefpifet mit ünferm her-
ren da mit daf inder priefter niuffet. recht alf ein menfch der die
fpif iflet mit dem mund Der mund wirt niut allein gefpifet diu ougen
werdent ouch da von gefpifet und daf houbt und die hend und die 225
fueffe und der mag und die leber und die adren und daf gebein und
daf marg. Und alle der Hb m irt da von gefpifet. Und wirt grof und
wahfet davon Alfo wirt ouch der priefter nit allein gefpifet mit
ünferm herren IMit ime werdent elliu diu menfchen gefpifet und
enphahent all unfern herren die mit rechter riuwe und mit rechtem 230
glouben da fint inder kilch. Und ef ift ouch an dem menfchen ein
lit groeffer denne daf ander daf enphahet ouch me fpif denne daf klein
Alfo ift ef ouch umb die liut die inder kilchen fint. Äff (37a) iek-
lichef menfchen herze ift geftellet gegen ünferm herren alfo enphahet
ef ouch gnad von im. Hat der menfch grof riuAv umb fin fünd und 235
grof minne zuo gotte er enphahet deft me gnaden. Hat er klein er
enphahet ouch deft minre § Dem priefter gefchicht alf einem man
der fpis iffet tuont dem die zene we. Und fint im die bildern fule
fo tuot im daf effen vil we Und ift im vil herte und vil für. Kumet
aber die fpis inden Hb fi tuot dem Hb vil wol und wirt da von grof 240
und ftark und gefunt. Und alfo gefchicht ouch dem priefter. Ift er
mit houbt fünden da fo tuont im die zene vil we. Und ift er mit
tätlichen fünden da fo fint ime die bildern vil ful So nimct er unfern
herren ze verdampnung finer fei und fins Hbes Aber untz daf ime
fin ampt unverbotten ift alle die liut die fin meffe hoerent die wer- 245
216 trut«. 238 bild^x. bildren 0. bileracZ. 2i2 er fehlt x. 24.3iftim
die bilerne Z.
76 XLI
(lont alle gefpifet mit iinferm lierren und werdent grof und ftark
und gelunt an ir fei § Und darnach l'inget man den Communionem
Daf bezeichet dal" ünler herre von ertlich zehimel fuor § Und dar
nach lifet man die collecte io er aber i'prichet Oremuf Daf bezeichent
250 dal' er iemer iid llnen vatter bittet für ünf Ilt er zehimelrich fuor.
Und er ouch iemer me bittende ift für ünf untz an den iungften tag
§ Und dar nach kert fich der priefter umb und fprichet Dominuf
vobifcum und ouch Ite miffa eft Daf bezeichent daf iinfer herre an
dem iungften tag her wider kumt und fich u'get aller der Mclt und
255 er den allen den danket die im hant gedienet. Und finen willen haut
getan § Und dar nach fo git der priefter den fegen Daf bezeichent
daf iinfer herre finen vetterlichen legen an dem iunglten tag finen
lieben kinden geben wirt (37b) So er fprich. Koment min gefegne-
ten indaf rieh minef vatter daf iu bereit ift von an genge der weit.
260 Und Denne gat menlich hein Der ef denne da vor wol hat gefchaf-
fet der vindet ef ouch denne wol § Nu ift einer flaht liuter. den
wirt der meffe vil Mcnig ald niut über al Daf fmt die uf der kil-
chen gant fo daf ewangelio gelefen wirt die fint denne da niut fo
diu wirfchaft bereit m irt und der priefter unfern herrcn niuffet Da
265 mit wirt denne diu ^irtfchaft geteilct allen den menfchen die da
gegenwürtig fint mit rehter riuu e und mit rechtem glouben Die aber
da uf giengen dien wirt niut § Und fint noch vicrhand liut den w irt
der meffe ouch niut Die erften fint die da runent und klaffent indcr
kilchen und ungezogen fint § Die andern die inder kilchen ftand
270 und zebanne fint und inen gottef dienft verbotten ift Die dritten fint
die ünfers herren fronlicham unwirdiklich enphahent und in unwir-
deklich handient Die vierden daf fint die da verfmahent die heili-
gen meffe daf fi dar niut koment fo fiu ef w ol möchtin getuon. Und
fich kleiniu ding laffent irren
247 geffvl s. 248. 240 Dar na.h gat div Complcnde A. 258 er fehlt z. 259 iu]
275 dii z. 265 nicfch z. 27i Hierauf noch in z (nicht in Z. O. Ä) § Sant Icroni-
nuif fprirli Swcl menlchc iudcr niclTe vnwirdcklich Hat der ifl der iudcn gpnos die
golles fpollotcn do er an dem kriuz hangele. Vnd ifl im fo vil groefer fiind de ers
weifzemidenne def enwiflcn die iuden niut § Eines ieklichen priefters meffe der
niul encredel ifl. oder der fiii nnipl hcl diu bcfclirmet den meiifclien vor übel. Vnd
280 flerkel den menfchen an guolcii dingen. Vnd hciligcl alle die alf groeflich die zwo der
heiligen meffe fint, Vnd keuie ein (38 a) engel von dem himcl. Vnd fprech zuo der
XLI . XLII 7T
Von i'lei'haiitl rtiiktii Ci'if'tans slöbeii.
s.
ant Lucas fchribet alfo. alle die geordnet fint zuo dem ewigen
lebenn. die hant alle Criftan geloben. Criftaner gelobe hat vier ftuki.
§ Daz erft ift. daz er fol ungemifchet Iln. daz ift an ungeloben. wan
du folt niht geloben an zober. noch an luppe. noch an heff. noch an
lachnye. noch an (3d) fürfehen. noch an nieffen. noch an die naht- 5
frowen. noh an der agelftrun fchrien. noh an die brawen. und die
Avangen iuken. noch an die battsenien. noch an kainer band ding,
daz ungelöb fi. wan ünfer herre haffet alfo fer den gemiften gelo-
ben, als ain man der guot trahte vor im hat mit fueffer fpife. und
der denn dar uf fliuga fset. als unmsere denn dem man diu trabt 10
waere. als unmser ift och ünfrem herren der gemift geloube. Avon er
verdarbt ze ainer zit driffig küngrich. da von daz fiu hattent gemiften
geloben. § Daz ander ift. daz er fol guoter werch fin. won guetiu
werch hoerent dar zuo. und fwer es nit tuot. wie reht der gelobet
mit den Avorten. fo ift er doli ungeloebig vor Got. § Daz dritte ift. 15
daz er fol gantz fin. an ünfers herren Gothait. und och an finer
menfch eim de zuo der ineffe wc ich •wil dir jreben tufent mark goldef de du
nit teil habeft an der einigen meffe da du bi gewefen bifl Die tufent mark
vnd noch dar zuo alle die weit die fol der menfch nit nemen für die gnad diu
im von der einen meffe wirt. Einem menfchen dem werdent fin fünd gemiuret 285
der zuo der heiligen meffe ift vnd wirt fin feie da gefroewet der priefter bittet
für alle die da gegenwürtig fint ald da vmb ftand. Vnd wirt der menfch gcfeg-
net wol mit xxx fegen in der ftillen meffe. Vnd ftirbet der menfch gehs oder
vngebs totes fo vert er deft ficherlicher vnd werdent ovch die feien da geliu-
lert alf de gold inder effe. Vnd von dem gebet def prieflers vnd der guoten 290
liuten die da fint def bein anteil alle die da zegegen fint vnd dar zuo die
feien dinef vatter vnd dincr muoter § Es fprichet Sant Auguflinuf Owel ein
wunderlichiu gab von der erbarmherzkeit gottef ift difiu de niemer die heili-
keit gottes inder heiligen meffe begangen oder volbracht wirt da befchehen
zwei tugenlichiu oder kreftigiu werk gottef De ein ift eines fünders bekerd von 295
finen fünden De ander ift erloefung einer feie zedem miuften von dem fegfiur
XLII. A1.% 19. tJeberschrift Dif ift von den fiben heilikeiten z. 1 Act. 13, 48.
4 hefte z. 5 lachenen z. 6 agelfter z. 6. 7 der wangen ;. batcnien s.
dingef z. 8 gemifchelten s. 12 daz] wan s. 14 vnd wer ovch der nit z.
16 an ünfers] ain vnfers A.
78 XLII
mentfchait. und öcli an Criftanlichen dingen die Got hat gefetzt ufl'
ert- (ia) licli. Du folt allo gelohen an fin Gothait. daz er ift go-
Axaltig und wii. und ewig. Du lolt allo geloben an fin mentfchait.
20 daz er lij) hatte als ain ander mentfch. und im we und wol tet als
ainem mentfchen. und in hungert und dürft alf aincn mentfchen. und
uff ertrich waz als ain mentfch A\on daz er nie fünd begieng. und
daz im diu marter alfo Ave tet alf ainem andern mentfchen. und daz
er an dem Criutz erftarb an der mcntzhait. nit an der Gothait. und
25 reht ze gelicher wis als ain man mit ainer axs in ainen böm howet
da diu funne an fchinnet. der mag die funnen nit veiho\\ en. fi fchinne
doch an den bom. daz fi fich niemer verwandelt dar umb. Alfo ift
es och umb die Gothait Svvie vaft und Avie vil die mentfchait ver-
howen wart, und ftarb an dem Criutzc. doch belaib diu Gothait gantz
30 und fchopne. und ftark. und waz und ift an aiigeng. und ift iemer
(4 b) an ende. Diu Criftanlichiu ding diu Got hat gefetzet uf ertrich
daz du geloben folt. daz fint fiben fiule da diu Criftenhait uff ftät.
§ Diu erft ful ift der töf. dar an folt du geloben, daz kain mentfch
fo reht möht getuon uff ertrich und war es nit getoft. daz es Gottes
35 antlüt niemer befchowet obnen in himelrich. Es Avard och nie mentfch
fo fündig. Avenn es getoffet A\irt. in dem namen dez vatters. und
des funes. und des haiigen gaiftes. im figent all fin fünd ab gCAvä-
fchen. hat er fi ioch nie gebihtet. noch gebuetzet. fo ift er doch
luter und rain Avorden. in dem haiigen töf. und fturbi er nach dem
40 töf .e. daz er in fünd vieli fo Avurdi fin fei zehant üf gefueret in
daz himelrich da er Gottes antlüt iemer fehen fol an ende. § Diu
andei' ful ift. diu virmung. diu ift alfo hailig. daz es nieman mag
getuon Avon ain Bi- (4 c) fchof und foltent die liut verr dar nach
gan .e. daz fiu ungevirmat A\a'rent. n\ on es htjoret zuo dem töf.
45 § Diu dritte ful ift bihte. riuw . und buoffe. a\ on es a\ ard nie mentfch
fo fündig, und hetti er riuwe. biht und buolTe A'or fim end. Got A^er-
gel) im all fin fünde. und Averde behalten in dem himelriche. § Diu
vierdc ful ift der vil hailig Gottes licham. daz folt du geloben daz
er geAvajrer Got und mentfch ift. und daz er ift in ainer ieglicher
50 meffe. da in der priefter fegnot und handelt, und ze glicher Avis alfo
18 ert-] er-^. 19 Du folt ovih alfo z. 20 ander fehlt s. 22 einander
mcnrcho Avau de ein de er nie füiidolc z. 25 ai^x z. 20 fvniicn doch nit Ä.
28. 29 die menfchcit ünfcrs licrrcii waii vcrhoA-n en vnd er z. 29. 31 diu] dv Ä.
32defduz. 33 vnd de dehoiii i. 3'»^ niohl ,1. 3.1 icuacrltefcliovweli in a.
41 de fi — folt X. Vi es] fi X. 4T Avurd x.
XLII 79
da ain man fprichet Ihefiis. und daz wort mäni^- mcntfcli hoeiet. und
ift doch uit won ain wort. und daz ^^ ort hat ain ieglich mentfch
enphangen gar und gantzlich in fin ore. und in l'in hertze. und treit
es mit im haime. und fprichet der man noch dannoht ihefus. Alfo
ift es och unb ünfers herren lichamen. Der priefter hat in hie in 55
der kirchen ( 4 d ) der ander hat in dort in der kirchen fo wit als
diu kriftenhait ift. fo hat in ain priefter in der haut, ainer in dem
mund. ainer behaltet in uff dem altar. ainer treit in uff dem Aveg.
zuo den fiechan. ainer git in den fiochan. in den munt. da hat in
der fiech in dem munt. Alfo git ünfer herr finen lichamen fwem er 60
wil. und wa er wil. und wie dik er wil. und ift doch ain gantzer
Got. der ie waz. und iemer ift an end. § Du folt och geloben fo
der priefter die oflaten gefegnet in der meffe. fo ift ünfer herr in
der klainnen oflaten alfo groff und alfo gewaltig als er ift in himel-
rich. Und merk ze glicher wis. nime ain klaines fpiegellin in die 65
hand und geng zuo dem aller grceften münfter daz in der weit ift.
und nim daz klain fpiegellin und hab es gegen dem münfter. fo
fiheft du daz groff münfter in dem klainnen fpiegellin. alles fament.
(5 a) wie es gefchaffen ift. Alfo ift es och umb unfern herren. der
ift in der klainnen oflaten alfo gar als in dem himelriche. § Du folt 70
och daz gelouben. fo der priefter die oflaten gefegnet in der meffe.
daz diu oflat diu e waz bröt. diu wirt verwandelt ze ünfers herren
flaifch. und wirt der win verwandelt /,e ünfers herren bluot. Und
merk da bi. fwaz der mentfche iffet oder trinket, daz machet er in
im felben ze flaifch und ze bluote. und den gewalt hat er von Got. 75
Du folt waerlich gelouben. daz der almähtig Got der alfo mähtig ift.
daz er älliu ding wol mag tuen, und im niut unmuglich ift ze tuend,
der machet och wol brot zuo llnem flaifch. und wiu ze finem bluote.
§ Du lolt och daz geloben, weles mentfch an finem ende ünfers
herren vron lichamen wirdeklich enphahet. mit reliter riuw und mit so
rehteni geloben, daz der niemer von Got wirt ge- (5 b) fchaiden.
§ Diu fünft ful ift. daz hailig öl. daz ift guot dar zuo. daz des veg-
fiures defter minder wirt^ und ift och guot dem fiehtagen des libes
53 ganlz z. 54 heim z. noch danne z. 55 ein priefter z. 56 indirie kilchen.
_ s
ein anderre hat in \r kilchen einer hat in dort inder kilchen Der hat in ienfit ineins
Dirre hat in difhalb iners fo wit elliu diu s. 57 ein priefter hat iiiden henden
einer hat in indem z. 58 gehallet z. de weg A. 59 de fiechen— dem fiechen x.
63. 64 ofelalen z. 64 alfo gantz gewaltig A. 66 imd geng— ift fehlt s.
67 dem grceften (gr. am Rande nachgetragen) münfter 2. 83 zedem s.
80 XLII
und der fei. Sol der mentfch nit fterben fo ift er defter e geneleii
85 fo er geölt wirt. mit dem haiigen öl. und alfo lang fo er fiech ilt.
fo ift <la mit genuog geölt, und genifet er aber und Avirt er dar
nach aber fiech fo fol man in aber ölen. § Diu fehft ful ift diu .e.
daz folt du geloben daz die liule die ir e. reht haltent als fi Got geord-
net hat. die werdent all behalten bi ünferm herren in himelrich. § Diu
90 fibcnd i'ul ift der i)riefter orden. du folt daz geloben daz an dem
jjriefter z\\ai ding fint. fin anipt. und daz ift hailig. daz fönt Avir
\on im enphahen. Sin leben bat er im felben. Swie boef und wie
fündig er 11 an lim lebcMin. untz daz im fin amt unverbotten ift.
fo mag er meffe fingen, und biht beeren, und ( 5 c ) aplaf geben, und
95 enbinden von fünden. und fwie vaft der priefter mit den fünden ift
gebunden, fin ampt ift doch ungebunden, und ift hailig. und enbin-
det uns wol von fünden. Und reht ze glicher wis alfo da ain mentfche
in ain lachun vallct. und gar unfuber wirt. und ka'ini denn ain mor
und M uefchi in fchöne. und hulfi im us. alfo daz er gar fchcene
100 wurdi. fo wiere der mentfch als fchcen worden von dem moren. als
ob in ain guoter und ain fubcr mentfch ge\\äfchcn hetti. Alfo ift es
och umb den priefter. Swie unfuber er ift mit den fünden an finem
leben, fo ift aber fin ampt fchoMi und luter und raine. und hat den
gewalt von Got. Swenn ain mentfch im gebihtet fin fünde mit riuwi-
105 gem hertzen. vnd denne der priefter fin band üf hat über den ment-
fchen und fprichet Indulgenciam. und diu m ort diu er denn fprechen
fol. So tuot fich der hiniel i'if. und als der priefter apblas git. und
in enbindct von (od) finen fünden. alfo git ünfer herr Got dem
mentfchen applaz und enpindet in von allen finen fünden. Und merk
110 ze glicher m is alfo da ain küng finem fun fanti zehen mark goldes
bi ainem hotten der aincpg wa're. oder hofroht. und diu nas krumb.
und gar unfuber waere. fo enphieng doch der fun die zehen mark
goldez von dem hotten, und fpra^ch. hab dir din krumb nafen. und
dinen unfubern lip. min golt ift fchoen. und luter und rain. daz mir
115 min vatter der künig hat gefant. Alfo ift es ouch umb den priefter.
Swie blind fwie hofroht. und fw ic krumb er fi an finem lelien mit
86 ift er z. aber dannc z, er fehlt z. 88 haut alf cf z. 90 ordcn oder
'wihi z. 92 er im] er von iiu .4. z. 98 more z. 99 fchcene z. 102. 103 an im
felben z. 105 deune] den 6 A. done c s. 106. 107 fprichet vn fprechen fol jl.
107 ob im vf z. dem nicnfchen applaf*. 108 von (5d) von finen A. 111 ein
ttfe'ge oder hoferecht (w a.M e fehlt', z 113 Hab du dir z. 115 Afo A. 116 hof-
recht X.
xLn . xLni 81
den fünden. fo ift docli lln anipt fchcen. und luter. und raine. daz
lont w ir von im enphahen. daz hat uns Got ünlei" vatter von himel-
ricli gefent. aber l'in leben liab er im leiber. Und daz wil'fe ain ieg-
lich mentlch. daz ain prielter bi ainer ge« iliten nuiinen wser gelegen. 120
oder ( 0 a ) bi liner fu elter. oder bi l'iner muoter. der mentlch fol
den priefter nit bitten ze fingenn. Singt aber der prielter des tages
meffe. So folt du daz geloben daz er riuw habe, und folt l'in melTe
als gern hoeren. als ob i'ant peter da lungi. und folt geloben daz fin
meff als hailig fi. und dir als grcefliu gnad wider vert als in fant 125
Peters meffe. § Daz vierd ftuki des geloben ift. daz er veft fi. Ze
glicher Avis, als ain ftain der niemer gediehet, won gold lat fich
biegen. Ifen lat fich biegen, aber ain ftain lat fich aller zerbrechen,
e. er fich laffe biegen. Alfo fol och der Criftan mentlch tuon. der
fol fich e. lallen martren. e. daz er iemer entwiche von Criftam glo- 130
ben. mit gedänken. mit worten. oder mit werchen. Die liut die dis
behaltent. die fint all geordnet zuo dem hinielrich. und zuo dem
ewigen leben, obnan uf in daz himelrich. für den alniähtigen Got.
Und fwer iemer difen globen widerbre- (6 b) diget. daz fönt ir
wiffen das der ungela'big ift. und fönt im nit geloben, m on er w olt 135
iuch fchaiden von dem almähtigen Got. Da vor behuete uns der
vatter und der fun. und der hailig gaift. Amen.
Ton mänger haiide tilgend gaifcliliches lebens.
Irovidentes bona, non tantum coram ({3b) deo. etc. Sant Paulus
fprichet wir füllent erfam iin vor den Hüten, und avoI geordnet vor
Got. Salomon fprichet in der niinnen buoch. Ünfer herre hat fin
minne in mir geordenet. Hie bi git er uns ze merkenn wie diu minne
fol geordnet fin in ünferm hertzen. Reht alz daz clofter geordnet ift. 5
als fol och diu minne geordnet fin. Nu muoff ain ieklich clofter vier
ding han daz wol geordnet ift. Daz erft ift ain galt hüs. des phle-
gent dri lungfrowe. Daz ift guot ^\ille. vrtelichkait. und rainiu minne.
§ Diu erft iungfrowe ift guot wille. diu lat die gefte in. Asan fwer
guoten willen hat der hat erbärmde über alle liute. und aller maift lo
über fiech liut. w on die fiechen bedurfent bas des fiech hufes denne
119 felbe:. 120 lege z. 121 muoter helle gelegen %. 122 ein meffe niht
billen fingen z. 126 ift fehlt A. 128 allen s. 129 lief i. 133 obnan—
himelrich fehlt z. XLllI. Ä6, 1 Cor. 2, 8, 21. 3 Cant. 2, 4.
Altd. Predigten. g
82 XLIII
die gefunden. Ain blinde bedaif bas da/, man in laite. denn ain ge-
fehender. § Ze glicher w is ift es unib der feien fiechtagen. m an die
liute die an der feie liech fint. die bedurfent bas ((3r) helfe, denn
15 die in Gottes willen fint . aa on die hat iinler heire erliuhtet mit
finen gnaden, daz fi in feiber und andren liuten nü(z mugent fin in
ireni gebet, und dar umb fönt fiu lieh erbarmen über fündig Hut.
und fönt für flu bitten. Doch fol der nientfche nieman fin hertz uf
tuen, wen Got mit guotem willen, und la dich erbarmen ftelger nientfch.
20 daz der guot Got fo demuetklich vor dinem hertzen ftat. und dich
bittet daz du in in din hertz laffeft. daz er mit dir ruowe. Als man
lifet in der minnc buoch. da fpricht unter hcrre. Tuo mir üf min
fwefter. wan ich bin din bruoder. tuo mir uf min friundin. A\on ich
bin din gemahel. Tuo mir uf min tube. \\on ich dir min haiigen gaift
25 fante in diner betruebde. und ze ainem laiter in dem eilende. § Nu
hcere wie guetlich der gruoffe Gottes dich grueffet. und bittet der
herberg die er gefchuof. und erlofte mit finem tode. § Die (i3d)
ander lungfrowc ift froelichkait. diu fol unfern herren enphalien. fo
der guot wille unfern herren in lät. fo enphahet in vroolichkait. wan
30 fwa ain gaft Avajre. dem tseti bas ain vroelich antlüt von dem wirt.
dann diu beft trabt die er ime möhte geben mit uuax irdefchem hertzen.
Ze glicher A\is ift es umb unfern herren und den mentfchen. Ünferni
herren ift lieber ain klainer dienft mit vroeden. denn ain gröff ar-
bait mit murmelen. Etlich liut haut aber nit unfern herren in gaftes
35 w ife. wan er ift alles bi in. daz er da wonung hat. und ir hertzo
gebent 11 im. aigenlich. daz er da herre und w irt ift. und hat da ain
ftset ruowe mit der fei. Alfo fpricht ünfer herre. Ich und diu feie
fönt ain fta't Monung han mit enander. § Diu dritte lungfrowe ift
diu edel minne. diu fetzet unfern herren iiider. und fprichet. herre
40 wir iont fitzen, wir mugent uns g«hcs von enander nit fchaiden.
wen ( 1 4 a ) du A\ aift m ol lieber herre min daz m ir vil mit enander
hant ze redenne. Sitz herre. la mich mit dir kofen. § 0 lieber herre
fpricht diu minne. w ir füllent ain wonung entzw üfchent uns machen,
du waift doch wol daz ich diu minne bin. mit der du din wonung
45 haft. Als fant lohannes fpricht. Deus Caritas oft. 0 herre. Du muoft
bi mir bliben. wan ich bin diu minne. und bift och du diu minne.
So fitzet denn ünfer herre und ruowet in der feie, minne. und kofet
22 Cant. 5, 2. 22—49 vgl. LXIV, 1 fgg. 26 gruoffe] die Handschrift groffc ;
oder ist Gottes in Got ;u ändern ? 37 vgl. Ps. 131, 14. 45 Ep. Joh. i, 4, 9.
XLIII 83
guetlicli mit ir. und fpriclit mir ift vil ianft. tlaz ich bi der feie
bin. und tiiot mir gar wol. daz ich bi ir rupwen lol. § Daz ander
daz an dem clofter ift. daz ift ain Reventer. da diu feie unfern herren 50
fpifet. mit ir tugenden. Des phlegent och dri lungfrowen. § Diu erfte
rihtet den tifch und fetzet unfern herren nider. diu haiffet fro milte-
kait. und git miltes hertze. und miltiu wort, ir fvveftren fo fi be-
truebet fint. oder fo fi fiech fint. oder fwaz in wirret. (i4b) daz
benimet fi in mit ir miltekait. und hilfet in alle ir arbait tragen, mit 55
hertzen und mit libe. Da von fj)richt ünfer herre. Swaz ir dem
minften tuont in mineni namen daz haut ir mir getan. § Diu ander
lungfrow haiffet Contemplieren. diu fetzet trahta für. die fi cou-
templieret und gedenket, wie fi mit den tugenden würken wil. und
^\ ie fi ain ieglich tilgend bringe ze tugentlichen m erchen. Man lifet 60
von her lob daz er zehen kind hatte, die täglich hattent ain niuwe
Mirtfchaft. Si warent hiu bi aim. morn bi dem andern, und tatent
daz täglich, und alfo hattent fi täglichen A\irtfchaft. § Ze glicher
wis fol diu fei tuon. fi fol täglich m irtfchaft hau mit tugenden. und
fol hiut ain tilgend ueben. morn ain ander. \\ on die tugent mag nie- 65
man mit enander gewürken. § Diu drit lungfrowe haiffet andaht.
diu fchenket die fueffen minn trähen. und fchenket ( 1 4 c ) von dem
iaemerlichen hertzen den minneklichen win. und fprichet zuo ünferm
herren. Owe fueffer Got von hymelriche. wenn fol ich enpunden
werden von difem libe. daz ich dich mit ficherhait umb vahen muge. 70
und du dich denn in min feie gieffeft mit vroeden und mit fueffekait.
Von der andaht entfpringet ain brunne und fliuffet ze den ogen us.
§ Daz dritte daz an dem clofter ift. daz ift ain dormiter. des phle-
gent och dri lungfrowen. Der dormiter ift ain Gütlich hertze. § Diu
erft lungfrowe ift ain lutriu Confcienci. diu beraitet daz bette, da 75
ünfer herre und diu feie an ruowen fönt, won fvva der mentfch ift.
den fin hertz nit bekrenket umb dehain untugent, der hat ain luter
confcienci. und ain gebluometes hertze. Diu feie mag wol fprechen
kum her lieber gemahel min. ünfer bette ift gebluomet. kum her
fueffer Got. ruo« uff difen bluomen. Aber der mentfch den (l4d)80
fin confcienci biffet umb Untugend, und fich doch der vor nit huetet.
des betlin ift bedürnet. waif Got da laege ünfer herre ungerne. und
wsere im och harte widerzseme. § Diu ander lungfrowe haiffet fride.
mit tugenden. daz fi die untugende alle überwunden hat. die Avider
48 gotlich 56 Matth. 25, 40. 73. 74 plegent 79 Cant. 1, 16.
6*
84 XLm
85 den tugenden ftriteiif. und nit allain iiberw iinden die Untugend, fi hat
ir och gar vergeffen. Diu feie hat IVid mit den tilgenden, und diu
phliget ünfers herren. und der feie fo fi ru()\\et. § Man vindet der
liute vil die vehtent tugend hant. Die ze allen ziten mit den tugen-
den vehtent. aber der liut vindet man Kitzel die mit ruowe lugent
90 habent. die fint reht al.s diu tier in der arch die hattent frid all
mit enander. § Diu dritte lungfrow haiffet Schiauf. mit dem fchoen-
nen Got. daz fol man nit verftan an den flaf des libes. es ift ain
fchlauf mit Got. daz ift fo diu feie und der lip ufwendiger ding gar
ver- (l5a) gelTent. und fi denne inwendig Got fehent. und in mit
95 im M ol ift. daz ift fehlaf der feie, daz mag iubiliercn lln. Als fpricht
diu feie in Canticis. 0 herre ich fläf und min hertz Avachet doch
mit dir. Alfo fpricht ain haiig. Herr Si loch daz ich fchlafe mit den
ogen. fo gib mir doch daz min hertze wache mit dir. § Daz vierde
daz an dem Clofter ift. daz ift ain Capittel hus. daz l)ezaichent ain
100 demuetig hertz. da ift ain Priolin inne diu haiffet frow mseffekait.
da fint ander lungfrowen inne die ruegent die untugent hant in dem
capittel. und die tugent ruegent enander. Avon die Untugend fol man
billich ruegen. Aber daz befchiht dik. daz ain bruoder oder ain
fwöfter an ander ruegent daz doch vil beffer ift. Ze glicher wife.
105 ift es umb die tugend da laidet ainiu die andrun. die doch vil hoeher
ift denn fi. Ain tugend ift in der feie, die haiffet erfamkait. diu
rueget frow demuetkait. Ir fint alfo (l5b) gar unfuber mit iuch
felber. und iuwer demuot ift alfo vil. daz ir unluftig fint an ze
fehenne. So fpricht min vrow diu priolin. Swefter demuot ir fönt
llOmseffig fin. und fönt iuch alfo demuetigen. daz iuch die liut erliden
mugent. § So rueget denn vrow demuot. vrow erfamkait und fprichet.
Ir fprechent ich li ze unfuber. wan aber ir als erfam fint. und tra-
gent gern guotes gewand. und vliffent iuch daz es wol ftande. dunket
es iuch ain erbera fin. fo dunket es aber mich ain hofart. So fprichet
li5 aber mäffe. Ir fönt beide iuch temperen mit mäffe. § Dar nah rue-
get reht und erbärmde enander. Erbärmde diu fpricht. Plus eft. Si
rueget die fwöfter. daz ift reht. doch möhti fi es avoI mit miltren
Worten tuon. Si ftellet ir antlüt als übellich daz ef gar ze vil ift. §
So rueget denn reht erbärmde. und fpricht. Plus eft. Ir wend als
120 erbarmhcrtzig fin. daz ir ain ieglich ding ( 1 5 c ) went hin lan gän.
daz doch wol ze ruegenn Ma?re. § So fprichet aber min vro maffe
_ e
96 Cant. 5, 2. 102 tvgent. vn rvgent
XLm . XLIV 85
diu Priolin. Ir Iungfro\van ir fönt iuch mit mäffe zuo enander fue-
gen. daz ir mit fride ze famen gehelleiit. und doch mit der gnade
belibent. § Dar nach ruegent befchaidenhait und minne enander. und
fprichet vro befchaidenhait. vro minne iuwer minne ift alfo vil. daz 125
ich es nit erliden mag. So ir an die minne koment. fo bettent ir
alfo vil. und ^vainent und dienent. und arbaitent alfo vil. daz ir dar
nach lang muoffent ligen. und mugent denn kain guot getuon. Ir fönt
befchaidenlichen varen. und fönt nineft werchen. daz ir och andreft
mugent werchen. So fpricht denn vro minne. vro befchaidenhait 130
iuwer befchaidenhait ift alfo vil. daz ir als trsege fint. an ünfers
herren werchen. daz es wider Got ift. So ir betten (i5d) fönt, fo
wend ir fchläfen. und fprechent alles, wir fönt gefuoklich varen.
daz wir lang Got mugent gedienen, und machent iuwer befchaiden-
hait alfo vil. daz mich dunket es fi ain trakait. § So fprichet denn 135
vro mäffe diu Priolin. Ey lieben iungfrowen temperent iuch ze famen.
Ir fint als unfridfam mit enander. daz es übel ftat. vro minne ir
fönt nit als vngefuoklich varen. fint mseffiger. Aber ir vro befchai-
denhait. arbaitent iuch me. und fuegent iuch baz ze fridbari mit
enander. und fint maeffig. doch alfo. daz ir die gnade mit den tugen- l4o
den behaltent.
Ton dem frdn lichanien iinfers lierren.
II
nfer herr fprichet in dem ewangelio. Ich bin daz lebend brot daz
da kam von hymelrich uff ertrich. daz waiffin körn dar us daz brot
gemachet wart, daz kam von hymelriche. von der guldinen fchiure.
und wart gefa?get uf daz gefegnet ertrich. in den ( _M b ) rainen lip
miner vrowen fant Marien, daz waz getunget mit durnähtiger de- 5
muot. wan fi waz der aller demuetigeft mentfch der ie geboren
wart an unfern herren. won fwa man von tugenden redet da ift Got
ain urfprung. vnd ain übergülde aller tugent. und dar umb fol man
Got zuo kainem haiigen zellen. wan fin tugend fint reht als daz
mer. wider ain trophen. ünfer vrone N^az volkomen an durnähtiger 10
demuot. und als der mift verworfen ift für älliu ding, alfo waz
ünfriu vrow verworfen und verfniaeht für alle liute. und won fi
mit ir demuetkait der nidroft mentfche waz. da von fo \\art fi er-
hoehet über alle mentfchen. Man lifet daz von ir. daz fi fich alwe-
126 mag. fo ir an fi koment fo bellont ir alfo vil. daz ich es nit erliden mag. So
XLIV. Ä 10. 1 Ev. Joh. 6, 35. 6 demvtig
86 XLIV
15 genf nanite ain dirne ünfers Herren. Zun ainer miioter nam li da
von ünfcr hcire. und ienier alfo vil 11 fich nidert. alfo vil erhöhte
ii ünler herre. Si \\art och geeret mit dürnälitiger liiiMifchkaif. wan
es wart iiie montlche (2\ c) ane (Jot daz ie fo volkonion kiunfchi
hetti als fi. Si waz rain an lib. und an hertzen. und hatte die tugend
20 der kiunichi volkonienlicher denn ie kain nienfche. Man lifet avoI
von niäiigeni haiigen der kiunfche waz und ain luter magt. und waz
doch fin hertze nit volkomen an gedenken. Aber ünfer vro\\e \\az
volkoinen an lihe und an hertzen. Alfus Avaz dis ertrich gebuwen
mit tugenden. Der A\a'ri ain tumher man der finen l\\men wurfi ulT
25 ain ungel)u\\ en ertrich ull" Itain oder utf dorn. Alfo iCt etlicher liute
hertze als herte und als hohvertig. fwaz guotes ull' ir hertze gewor-
fen w irt. daz daz nit fruhthar werden mag. Aber dis ertrich waz
gebuwen w ol mit allen tugenden. und brahte die ewigen fruht unfern
herren. § Nu muoffent aim ieglichen körn fechs ding .e. gefchchen.
30 e. es ZUG brot werde. § Daz erft daz man es fnidct. Daz ander daz
man es bindet. Daz ( 2 1 d ) dritte daz man es dröfchct. Daz vierd
daz man es melt. Daz fünfte daz man es knittet. Daz fehftc daz man
es bachet. Diu fehs ding befchahent ünferm herren. § Zuo dem erften
wart er befchnitten. an dem ahtenden tag. w on do w olt er fin bluot
35 durch den mentfchen gieffen. Und fpricht ain hailig. Sw ie ünfer herre
dar umb uff ertrich kam. daz er die alten .e. zerftoerren wolte. do
wolt er ir doch nit befen. er w ölte daz ftrenge leben an fich nemen.
und alfo erfüllen fwie er fin doch nit bedorfte. Avon er waz gar An
fünde. und daz waz gar ain grceffiu minne. daz er alfo zitlich und
40 in finen kintlichen tagen arbait und not für ünfer fünde wolt liden.
§ Dar nah ze dem andern mal wart er gebunden an die ful. 'Man
lifet daz diu gebende als fcharf warent da mit er ge- (22 a) bunden
wart. Swa im diu band hin giengent. daz da fchnatte wurdent. und
daz er reht wart als ob er \ orwundet w a're. mit (werten. AA^on mit
^. im fo giengent w ol die unmiltoften Hut umbe die ie ge!)oren wur-
dent. won flu bundent im hond und fueffe ze famen. und flriktent
im ain fall umb die kelen. daz er kum den ateni hatt. und bundent
in reht als ob er aller dieb maifter wtere. Dis waz ain zaichen
groffer minne. daz der ain Got himelriches und ertrichs gewaltig
50 waz. daz der durch uns vil armen aller finer lider ungewaltig waz. und
wolt werden, und daz er llnen minneklichen libe w olt laffen binden
19. 20 Ivgedc kvnfchi 24 aiii] an 37 ir ft-hlt. 49 der ain] er
XLIV 87
dar umbe daz er uns lofti von den fünden. § Zuo dem dritten mal
wart er an der ful gedröfchen mit niängeni bitterlichen fchlag. Und
fprichet l'ant Anfhelni. daz der miiineldich lip der e. m az a\ iff. Avart
als (22b) ob er mifeifühtig AAsere. Swa die knöphe der gaiflen hin 55
giengent. da zuktent ilii im daz flaifch von dem ruggen. und wate
im daz bluot nach der gaillen. daz fiii minneklicher lip gar mit bluot
begoffen wart, da aber diu gaiiel hin kam. und im nit die hut brach,
da Avart er gel. und och etl'wa A\art er reht tot bluetig. und waz
etfAva fwartz. und reht rot von bluot. alfus icemerlich und angflich 60
wart ünfer herre gehandelt. In dem do ünfer herre alfus isemerlich
an der ful gebunden waz. und fi ietz uff in fchluogcnt. do kam ünfer
vrowe. und do fi hin zuo im kam. do A\az fin minnekliches antlüt
alfo zerbluwen und zerkniftet daz fi fin nit erkante. Owe den fi me
denn tufent mal guetlich an finen mund geküffet hatte, der ift alfo 65
iamerlich getan, daz fi fin nit erkande noch erkennen künde, den fi
dik guetlich an ir hertze und an ir bruft gedruket hatte, den vand
fi (22c) under den unmiltoften liuten die ie Avurdent. Do fi in lang
an gefach. do fprach fi zuo im. Oavo bift duz rainer ihefus. und do
fi in. in fo groffer not fach, do Avart ir Aon inneklichem laid alfo 70
we. daz fi lag an fprechen. und an fchen. § Zuo dem A^ierden mal.
do Avart er genialen entzAvifchent zAvain mülftain. daz ^vaz Pylatus
und Herodes. die zwen rihter. Avan fi Avarent übel mit enander. und
Avolte fich Pylatus fuenen mit Herodes. und fante im unfern herren.
Avan in hatte lang gelüftet in ze fehenn. und do er do zuo im kam. 75
do batt er in daz er vor im zaichen tieti. do Avifte ünfer herre avoI
daz er finer zaichen nit AAirdig ws&r an ze fehenn. und wolt kain
zaichen vor im tuon. Do fprach er Avaz göches hat er mir gefant.
und hieff im ain Aviffes hemde an legen in fpottes Avife. und fprach
man feit mir yü a^ou difem Avie Avis er Avsere und waz er künde. 80
Nu fih ich (22 d) Avol daz er ain göch ift. und fante in aber Avider
zuo Pylato. und do in der naht wRvt do kam der tiufel zuo finer
A'rowen und feite daz der man den Pylatus hetti gevangen. unfchul-
dig Avaere. und fante fi des morgens zuo im und hieff in bitten daz
er ünferm herren nit entsete. do hetti er in gerne gelaffen. und hieffe 85
in fine knechte fchlahen vil übele. und bevalch in do den luden, do
fi im nit volgen Avoltent. daz fiu in geläffen hettint. Alfus Avart er
genialen mit mängen hertan werten, und ftteffen. § Zuo dem fünften
mal Avart er geknetten. mit den fpaicheln der unrainen luden, und
52 er fehlt. 53 bitterliche 64 fin fehlt. 69 duz] dv
88 XLIV
90 Icitent imc ainen roten pheller an. und fatztent im ain kröne uf mit
dornen, und ^abent im ain ror in iiu hand für aines liünges zepter.
und knluwotent für in und fpuwent in an. und gruotztent in. in
fputtes Avis, und fpraehent. (2.5 a) Cot halte iuch her luden küng.
Si namptent den der luden künig. des kneht fi nit woltent lin. und
95 zuktent im daz ror ufi" der haut, und fchluogent im uff daz hopt.
und uff die krön als übel daz im die dorne w ider grifgetent an dem
hübet, und daz fin minnekliches antlüt mit bluofe gar hegoffen waz.
und nament do ain tuoch. und hiengent im es für fiiiiu ougen. und
fchluogent in uff fin nak. und fpraciient. Nu rat \\Qr hat dich ge-
100 fchlagen. und fpraehent mänig fnureh a\ ort. zuo im. daz laid er
alles tugentlich. Da von fpricht fant Anfhelni. daz in fin höbet
tufent Icharpher wunden giengent. Owe dis laid er alles durch uns.
vil armen, ane alle fchulde. und fpricht och fant Anfhelm. Herre
du hatteft nie verfchuldet. daz du fo gröz arbait liden folteft. aber
105 ich bin diu fchulde diner arbait. In aller der not. und aller der mar-
ter fo ünfer herr lait. fo vin- (23b) det man nit gefchriben. daz er
ie ungedultig a\ ort gefpraeche. oder ungedultig antlüt erögti. fw ie im
doch diu arbait wirs tet. denn ie kaiin mentfchen. § Zuo dem iehften
male wart er gebachen an dem Criutze. do in die Übeln luden vil
HO unguetlich an daz Criutze nageltent. Do fchluogent fi im ain nagel
durch ain hand. Nu gedenkent wie we aim fwseren manne daz ta-ti
der aller fament hiengi an ainer hand. als er tet. won er hieng och
aller an ainer hant. da ain nagel durch gefchlagen wart, und im die
haut ietwederhalb hin zarte, und hieng entzwüfchent zwain dieben.
115 als ob er aller dich ain maifter wa^re. Man fpulget groffen herren
brot ze bachenn in zm ivaltigem (iure. Alfo Mart ünfer herre öch
gebachen an dem (Vintze. in zwivaltiger not. und mit den angften
daz er wol wifte daz fin not und fin arbait an mängem mentfchen
fo unnütz A\az. und och (2.5 r) mit dem iamer fo er an finer muoter
120 fach. Und fprichet fant Bernhart. Herre dir tet diu not und diu ar-
bait vil inneklichen we. aber daz lait und daz iamer daz du din
muoter fa^ht han. daz tet dir an dinem herzen vil a\ irs. wou och ir
herze betruebet waz. Won fwa ain muoter wa're. diu ir kint vor ir
ögen fa;he fo ia-merlichen t(Pten. daz muefti ir \\ e tuon. an ireni
125 herzen. Ks wart aber nie muoter diu ie ir kiut fo fere minneti fo
ünfer liel)iu vrowe. ir liebes kint minnet in ir herzen, von (jlöllicher
minne me denn ie fei oder herze. O aller niiltoftiu muoter fag uns
105 bin fehlt.
XLIV . XLV 80
wie dinem herzen wsere in der ftunde. do du din herz hluot vor
dinen ögen Iaht hangen, als reht ijemerliche. Daz gegiht innekliches
laides. daz durch gieng ir herze, und iren IIb. Si mohte wol fprechen. 130
mit dem wiffagen. Min hertz ift betruebet. und diu kraft mines libes
hat mich verlaffen. wan daz lieht miner ogen ift von mir gefchaiden.
Sant (23 d) Auguftinus fprichet. daz fi ain gegiht an gie von hertz-
laid. daz ir älliu iriu lider erkrachetent. Do ünfer herre von ir fchai-
den wolte. do bevalch er 11 fant lohanfen. reht als er fprseche. 135
Muoter. Ich mag nit me din kint gefin. Nu wil ich lohannefen dir
ze ainem kind geben, und fprach. Muoter. fich wa din kint. ftat. und
fprach. zuo fant lohanfen. Sich wa din muoter ftät. Owe. wie innek-
lichen ^\ c dir daz fchaiden tet. § Alfuff wart dis lebend brot gc-
machet mit mängen arbaiten. Won der als daz leben ünfers herren 140
dur gät. fo vindet man nit. daz er ie guoten tag gewunne. von finen
kintlichen tagen, untz an daz Criutz. daz laid er alles durch uns. vil
armen, dar umbe daz er ünfer feie fpis wolte fin. und daz ünfer feie
mit dem lebenden brot gefpifet wurde. Alf ünfer herre zuo fant
Auguftinus fprach. Iffe mich alfo daz ich nit werde in dich verwan- 145
delt. du folt in mich verwandelt (24a) werden. Daz ift alfo. daz
wir von ünfreni herren dem lebenden brote gefterket werdent an
tugenden. won fwer unfern herren mit rehtem globen enphahet zuo
dem altar von dem priefter. dem werdent fin tugend gemeret und
gefterket. § Sit daz nu ünfer herre fo mänig arbait und not dar 150
umb liden wolte. daz er ünfer feie fpis und tröft w aer. So ift och daz
billich. daz wir ünferm herren ünfer fei mit allem fliffe gegen finer
gnad beraitent. durch daz. daz ^^ir finer erbärmd \\irdig werdent.
Ton niaffe und von andren tugenden.
s
anctus Paulus fprichet. iuwer maffe und iuwer tugend fol allen
liuten offen lln. Difiu worte lifet man an dem iungften funnentag
vor winnähten. und beeret wol zuo dem tage, w on fo nahet uns ain
hohzit. daz w ir unfern herren enphahen fönt, und leret uns mit difen
w orten der guot herr fant Paulus, w ie wir uns beraiten mit tugen- 5
den fönt gegen ünferm herren. daz (34a) wir in wirdeklich enpha-
hent. Man lifet von der küngin Hefter, do fi zuo dem künig Afwero
folte. do berait li fich ain lar da vor. Si wuofch fich fehs manod
131 Ps. 37, 11. 153 erbarmd XLV. A 15. 1 Philipp. 4, 5. 4 wir fehlt.
«0 XLV
mit myrren. und falbet ficli fchs manot mit öle. und hatte fiben lung-
10 rro\\'cn die 11 beraitont daz li mit eren zun dem kiiuig möhti komen.
§ Bi dilcr künginnen ilt bezaiclicnt ain ieglicliiu fa'lgiu i'el. Hi dem
künig Afwero ift bczaioh-'nt üiilcr hcne. Alwerus daz fprichet der
fselig Got der ilt reht üvlig. und liailTet von loht Alwerus. und gegen
liner zuo kunft lol lieh ain ieglich Ik'lig nienllcli beraiten daz er in
15 wirdeklich enphalien mug. § Diu erl't lungfrowe zoh ir diu alten
klaider ab. Diu ander lait ir Ichuohe an. Diu dritte lait ir ainen langen
rok an. Diu vierde lait ir ain guldin borten umbe. Diu fünfte lait ir
ainen vehen mantel umb. Diu fehle ftakte ir ain guldin vingerlin an.
und ain fpiegel (34b) für lieh. Diu ilbend fatzte ir uf ain kröne.
20 ^'^o Hefter diu Avuofch fich vor hin fechs manode mit myrren. Diu
myrre diu ift bitter, und bezaichent die riuwe die ain mentl'ch lol
han umb fine fünde. und falbet lieh die andern fehs manot mit Öle.
daz öl machet die hut lind, und fenfte. Der in ainen kamph \\\\ gan
der falbet fich und fiu geworfen mit öle daz in fin vigend nit begri-
25 fen mugent. Ze glicher wis lol der faelig mentfche tuon. der fol fin
hertze linde machen mit andwhtigem gebette. und fol fin feie mit
ünfers herren gnaden fallien. daz in der tiufel fin tcptlich vigent nit
begrifen muge. v\ on ir fönt daz aa iffen. daz. daz andächtig gebet vil
nütze ift für die bekorung die der tiufel etfwenn git. Won fw er fich
30 unmueffig machet mit gebet und mit guoten gedänken. den mag der
tiufel niemer mit alfo mängem ding gcvahen. als den mentfchen der
fine zit unnützeklich vertribet. Alfus fol der mcntrch fin fei vor hin
be- (34c) raiten. Dar nach fönt ir denne llben lungfrowa werden
die fi klaident und beraitcnt. daz fint fiben tugent. § Diu erft lung-
35 frowe ift riuwe. diu ziuhet ir diu alten klaider abe. und lait niuuiu
an. daz fint die fünde und die alten gewonhait der Untugend, die fol
der mentfche von finer feie und von fineni herzen werfen. M'ie ge-
zjeme ainer lungfrowen daz fi gieiige für ainen künig mit allen
klaidern boefen. daz fi alfo ka^me mit gevetzotem gewand. daz zaMue
'io harte übel küngeniien daz li alfo boefchlich knnic für iren lierren.
Noch tufentftunt A\irs gcza^me der feie diu ünfers herren gemahel
haifl'et. daz fi für den groffen Got kajme mit alten klaidern. und mit
Untugenden. § Man lifet ain msere von ainem herren der hatte ain
hof. gcfprochen. und hatte vil liute dar geladet, do diu wirtfchaft
45 berait wart, do giong der künig umlie und fach m ie es alles beralt
waere. und wie die Hut beklaidet Miercnt. do erl'ah er ain der wx/.
13 m fehlt. 35 ir fehlt. 43 Ev. Matth. 22, 2 fgg.
XLV 91
nit Caid) Avol beklaidet. zuo dem fprach er. waz wolteft du her
mit dinon boefen klaidern. und hieff fin kneht dar gan. und hieff im
hcnd und fuefl" zelanien binden und Averfen in ain fiur. Ze glicher
A\ is befchiht der feie an dem iungften tag. diu für Got kumet ane 50
lugend, und ane guctiu AAcrch. dem haiffet ünfer herre hende und
fueff zefamen binden, und haiffet fi denne in ain fiur werfen, der
ewigen verdampnung. § Diu ander iungfrowe ift demuetkait. diu
fchuohet die feie. Swer ain herten oder ain ftainigen weg fol gan
der bedarf w ol daz er gefchuehet fi. mit der demuetkait. daz er 55
fich behueten muge vor den Untugenden, und vor der widerwärti-
kait diu den raentfchen uff ertrich ane gät. won der tiufel leit dem
mentfchen mänig läge da mit er den mentfchen gevahen muge. Den
langen weg mag der höffertig mentfch niemer gan. Man lifet in der
alt vätter buoch. von aim guoten (söa) man dem wart diu weit 60
gezaiget. do fall er 11 volle ftrik ligen. Do fprach er zuo ünferm
herren. wer fol fich vor difen mänigvaltigen ftriken behueten. Do
antwürt im ain ftimme. und fprach. daz fol der demuetig mentfche.
§ Diu dritte Iungfrowe ift. gehorfami. die der f«lig mentfch fol han.
fi fol lang fin untz an den tot. Etlicher Hut gehorfami ift alfo kurtz. 65
daz fi nit went tuon. won daz fi gern tuont. Sint fi loch gehorfam.
daz ift als kurtzliche und mit als üblem willen, daz in diu gehor-
fami nit vil ze trofte kumet. und die Hut nit gebeffert Averdent.
Die Hut die alfo kurtzlich gehorfam fint. die klaident nit ir feie mit
ainem langen roke. Si machent ir fei klaid alfo kurtz daz fi nit mit 70
eren für unfern herren komen mugent. Wie gezsemi ainer lungfroAven.
daz fi ainen rok an hetti. der ir untz an den gürtel fchluegi. der
Avaere es harte unerberklich. Alfo (35 b) kurtz ift etlicher Hut ge-
horfami. Man lifet von ainer fchlahte Hute in der altun .e. den Avolte
man lafter bieten, und in daz klaide bi dem gürtel ab fniden. die 75
giengent hart unerberklich. Ich Avil fin fprechen nit. gedenkent felb
Avie fi giengent. Aber der f»lig mentfch der fin gehorfami lang
machet, und guetlichen tuot alles daz man es haiffet. der leit finer
feie ain langen rok an. § Diu vierde lungfroAv ilt kiunfchkait. diu
leit ir den guldin porten umb. Sant lohans fach ainen man. der waz 80
begürtet mit zwain gürtlen. Bi dem ainen gürtel ift bezaichent kiunfch-
kait des Hbes. Er waz och begürtet mit ainem guldin raife zuo den
brüften. Da bi ift bezaichent kiunfchkait des hertzen. Hübfche iung-
67 in] im 70 nil fehlt. 72 fchlvgi. des 74 ßeflr. 2. 10, 4. 80 ApocalA, 13.
92 XLV . XLVI
frowcn f])ulgent ficli ze gürtenn mit zwain gürtlen. Alfo fol der
85 livlig nientlch bo^ürtet Ini mit zwain ^ürtlen. daz ift kiunfchkait
des libes. und kiunrcliUait dos liorzen. (n.')() § Diu fünfte luni;-
frowe leit ir ain vchen nianloi an. daz ift erbärrade. Bi dem
mantel ift bezaichent erbärmde die man fol ban über ain iei^licben.
raentfehen. Als man lifet von fant Martin, der waz als erbärnibertzig.
90 daz er finen vehen mantel mit Um fwert tailte. und in aim dürftigen
gab halben, won es ^vaz uff ainem velde. da er nit anders hatte.
Dis Avaz ain groffiu erbärmde. do lieff in ünfer hene in den hymel
fehen. und fach daz ünfer herre den halben mantel unib iiatte. und
fprach. Sehent Avie Mich Martin geklaidet hat. § Diu fehfte lung-
95 frowe ift fta^tkait. diu ftakt ir ain guldin vingerlin an. Daz vingcr-
lin bezaichent daz der mentfch fta't fol fin an Um guoten lebenn.
uutz an fin tot. Sant lohans mit dem guldin munde fprichet. Man
fol den ritter loben fo er kunt von dem ftrit. und den fchifman fo
er an daz ftad kumet. Man fol den mentfchen loben fo er von dem
100 ftrite kumet. und fine vi(35d)gind überwindet, und fo fi an daz
ftad koment dirre weite. Swie vil der mentfche guoter ding an vahet.
volbringet er ir nit fo ift es nit loblich. § Diu fibende lungfrowe
ift diu minne. diu kroennet die feie, und hilfet ir ain lungfrowe diu
haiffet befchaidenhait. Diu minne ift ain gezierde aller tugend. und
105 fwaz der mentfch tuot. hat er der minne nit fo ift alles unnütz Daz
du tuoft. daz folt du tuon in ünfers herren minne. mit befchaiden-
hait. won fwaz der mentfche guoter dinge tuot. ift befchaidenhait
der bi nit. fo ift es niut ain tugend. Alfus folt du diu feie zieren mit
tugenden. und folt dich beraiten engegen ünfers herren zuo kunft.
110 daz du in wirdeklich euphaheft.
Von itnfer vroiven und ilnfei-ui Herren.
D<
l() ünfer herre uff ertrich wandlet in ment- (rsb) fchliclior na-
ture. Do fprach er zuo finen lungern alfuff und Miffaget inen ain
künftig ding. Er fj)rach es fönt zaichen befchehen. an der funnen
und an dem mane. und an den fternen. Sant lohans fchribt in Appo-
5 calypfi. Daz er fach vier engel fliegen uff aim aUar. und üugent
durch daz hymelriche. und der erft engel blies ain hörn, und zo-
hant verlos, diu funno und der mane und die fternen den dritlon
90 vehel XLVI. A3S. Z i von vnfermc herren. Überschr. herren] h*.
3 Ev. Lucas 21, 25. 4 Apoc. 8.
XL VI 93
tail ir liehtes. § Dis mugent wir merken bezaichenlicli. won bi der
funnen ift bezaichent ünCer herre der diu gewnere und diu ewig
funne il't. AHb ift von im gefchriben. daz er il't ain funne der rebt- 10
kait. § Nu fönt wir merken driu ding, an der funnen. dar an ünfer
herre der funnen glich ift. § Daz erfte ift daz diu funne fchoen ift.
und ift diu fchoenft creature die Got dem ertrich ie gefchuof. § Daz
ander (78c) ift. daz enkain fruht des ertriches fruhtber mag fin
an der funnen hitze. § Daz dritte ift daz der funnen lieht gemain (5
ift aller der A\elte. dem armen alz dem riehen, dem Übeln als dem
guoten. § Alfo ift ünfer herre och fchcene als diu funne. Von finer
fchceni fpricht fant Auguftinus. Und folt ain mentfch tufent iar leban
in allen den vroeden fo fin herze erdenken künde, die folt es all
verfmahen. dar umb daz er Got nit won ze ainem male fsiehe in 20
finer Götlichen fchoenhait. und enfolt er in loch dar nach niemer
me gefehen. Er fpricht och me. Und wreri es muglich daz ain mentfch
als lang leben mühte, daz ain tube des meres grieff us gefuorti.
und ie ze tufent laren nuwent ain grieffelin. diu Iar folte der
mentfch Avellen in arbaiten leben dar umbe daz er Got gefaehe in 2 5
finer fchoenhait. § Ain mentfch waz befeffen mit dem tiuvel. und ain
guot man kam zuo ime. und (78d) begunde mit im reden, und
vragte in von dem hymelriche. und von den engein. und vragte
in wie fchoen Got wiere. do fprach der tiuvel. Oue du haft
mich ze vil gevraget. wie fchaMie Got fi in finer Götlichen her- 30
fchaft. daz enmöhtint alle zungen nit % oll reken. aber dar umb daz
ich in ze ainem male möhti gefehen. alz ich in etfwenn fach, dar
umb wölt ich all die arbait liden. die all die erlitten haut, die ie
geboren Avurdent. und iemer geboren werdent untz an den lungften
tag. Und da von fo dunket mich enkain tier fo tumb als der mentfche. 35
daz er mit kurtzer vroede verliuret die Götlichen an gefiht. Da von
fprichet fant Auguftinus. daz er gerner wolte in der helle fin und
Got fehen. denn in dem hymel. und fin nit fehen. § Daz ander ift.
daz enkain fruht berhaft mag fin an der funnen hitz. Ze (79a)
glicher wis ift es umb den ewigen funnen Got von hymelriche an 40
des gnade mag nieman enkain guot getuon. Wir mugent in die fünde
wol Valien an ünfers herren hilf, wir mugent aber niemer ze gna-
den wider komen an fin helfe. Nu möhtint ir fprechen. fo endarf
ünfer herre uns nit wiffen daz wir nit wol tuegent. Sid wir nit
e
i3ifX fehlt. 2i enfolt fehlt. 23 folte vnd mohte 31voIIraichen 44 voll
tvgent fmt. Sid
94 XLVI
45 guotcs getuon mugent an fin gnade. § Nit lieben. Wir mugent uns
des nit entRhuldigen iinfer herie ilt älliu zit berait den lünder ze
enphahoiin. und i'iu gnade im ze gebenn. Allo fpricht lant Gregorius.
Diu band ünlers berren il't alle vart berait ze gebenn dem mentfehen
der giioten willen ba(. E-< Ipricbt ocb der \\ iffag. Herre du fürvereft
5ü mit diner gnade den üblen w illen an dem mcntlcben. Über daz w ort
fpricht fant Auguftinus. 0 fueffer Got. du fürvereft (79b) mit diner
gnade den Übeln willen, und bringeft in ze guoteni willen und denn
ze guoten Averchen. § Daz dritte il't. daz diu funne gemain ift. alfo
ilt och ünlers herren gnade gemaine aller der weit, den fündern und
55 den guoten. Als fprichet fant Auguftinus. IJnfer herre il't fo gemaine
mit Inier gnade, und ift fo erbarmliertzig daz er baitet mit groffer
gedultekait des fünders bekerde. 0 herre fprichet er du baiteft im
niut allaine. Sunder du ruefleft im täglich, und maneft in täglich daz
er wider kome. Du biuteft im alle zit huldi und erbärmde. daz eht
60 er w ider kere. § Nu möhtint ir fprechen. wie rueflct uns ünfer herre.
Intriuwen daz tuet er mit aller creature. daz fol und mag uns wol
ain rueffen fin. das enkain creatur ift fi tuegi ir reht. won allaine
der mentfch. der ift Got ungehorfam. und ift im doch als liep. daz
er in ze allen ziten manet daz er noch widerkere. und fpricht Sün-
65 der ker wider, und gedenk (:9 c) daz ich din fchepher bin. und din
erlopfer. Ker her wider lieber mentfch. und fich ze ainem male mich
an. Ich laff dich noch ze huldi komen. Alfo fpricht fant Bernhart.
So der mentfch ie bofchlicher fündet. fo im Got ie guetlicher nach
gat. Er fpricht och. 0 herre du mäht wol fin ain guoter Got. daz
'ö du den fünder enphaheft fwenn er kämet, und vergibeit im alle iin
fünde. alfo gar. daz du in niemer verdampneft. und im es niemer uf
gehebeft. und w irft als luterlich fin friund alz ob er nie fünd getan
hetti. § Nu merkent wie der lebend funne daz dritte tail lins lichtes
verlor. Do ünfer herre ihefus chriftus Gottes fun ull ertrich kam
75 durch den fünder. do w art er ungetriulich an den tod geben, und
wart an ain ful gelninden. und wart gefchlagen daz l'in haiiger lip
von bluote über vloff Do gabent iiu im ain Criutz ulf finen ruggen.
und truog es an die ftatt da er gemartrot wart. Do nament liu in do
und hiengent (79 d) in dar an. und do verloz diu funne den dritten
80 tail ir lichtes, do er ia^raerlich dar an erftarb. § Nu merkent wie
e , e
49 verfurefl 51 dv verfvrefl 52 briiigcfl— und /«;/(?(, den 55 (o fehlt.
58 Svader 60 uns fehlt.
XLVI 95
daz dritte tail erlafch. Diu Gothait und der hailig gaift die Avurdent
nie verwert. Diu mentfchait erltarb. daz waz der dritte tail des
ewigen funnen. Da von fpricht fant Bernhart. Diu lebendiu funne.
hatte wol daz dritte tail verlorn finer kraft, do fin künigkliches
höbet verwundet waz zwaiger und fibenzig wunden, und l'iniu wun- 85
neklicheu ögen. die luter warent alz diu funne. erfturbent an dem
Criutze. und fin durchliuhtig antlütz erblaichet daz alfo fchcen waz.
wenne es die lunger fahent an. daz fiu enzündet wurdent in herzen und
an libe. alfo fchoenniu clarhait gie von im. § Die haiigen fprechent.
daz im fin lunger nahvolgetant me durch fin fchoeni. denn durch die ^^
gnade dez haiigen gaiftes. (soa) e. daz fiu enzündet wurdent. Owi
fpricht fant Bernhart. Der fueff mund der alliu zit die warhait fprach
und lerte, der wart init gallen getrenket. und die hende die hymel-
rich und ertrich gefchuoffent die Avurdent durch fchlagen mit fcharphen
nageln. § Nu möhtint ir fprechen wie moht daz fin. Got waz den- *^
noch do nit mentfch Avorden. do er hymelrich und ertrich gefchuof.
daz wil ich iuch befchaiden. Ünfer herr Got der ewig vatter. hatt
finen fun Ihefum chriftum gebildet in im felben. vor an genge der
Avelte. des wil ich iuch urkünd geben. Do ünfer herre die engel
gefchuof. do gelchuof er och Lucifern. und gab dem me fchcenhait *^^
und wirdekait denn kaim andern engele. Won alfo fprechent fümlich
haiigen, daz im die andern engel alle ze gezierde Avarent geben,
und da von won er fchoener waz und Avirdiger denn die andern
engel. do faff er (sob) och Got naeher. und fach in luterlicher denne
die andern engel. Do fach er ain mentfchlich bilde in dem Gütlichen ^^^
fpiegel. daz Avaz diu mentfchait ünfers herren Ihefu chrifti. Do ge-
daht Lucifer. dis bilde bin ich. Avon nieman fo fclioen und och fo
Avirdig ift fo ich. da von hat er mich in im felben gebildet. Nu wil
ich minen ftuol nebent in fetzen, fo bin ich im gelich. und do er
daz gedahte. do viel er. § Daz ift ain Urkunde daz die mentfchait ^^0
gebildet Avaz Aon angeng in der Gothait. Und alfo fo Avir denn die
hende fehent die hymelrich und ertrich gefchuofTent durch fchlagen
an dem Criuze fpricht fant Bernhart. Er fpriht och me und klaget.
Owi das fueffe herze daz da vol Avaz aller Aviffhait. daz Avart durch
flochen mit dem fper. und aller fin lip. und finiu lider wurdent zer HS
tent. und iaeraerlich gemartret. und verlos diu funne daz dritte tail
81 daz fehlt. 83 Diu] 0 dv 85 vewundet 89 fprachent 90 im fehlt.
95. 96 dennoch fehlt. 98 vor] von 99 des ich vrkvnd vch wil lO^ egel
104. 105 in— er fehlt. 107 fo vor fchoea fehlt. 112 hym-melrich
96 XLVI
ir fchceni. § An dem mAnen bel'chalient och zaichcn. daz waz an
ünler vrowen. diu lieh dem man (sOc) glichet an drin dingen.
§ Daz erlt il't waz er liehtes hat. daz hat er von der funnen. § Daz
120 ander ift daz er liuhtet in der nalit. § Das dritte daz er geniain ift.
§. Ze glicher \\ is il't ünler vrow ain man. won Maz 11 gnaden und
tagenden und üelden hat. da/, hat fi von der lunnen. und da von
Iprichet li. Infer herre hat mich fin dirnen belehen. Und dar über
Iprechent die maifter. Swen ünler iierre Ijel'ilit. den befiht er all'o.
125 Iwaz an im gebreiten ift daz erluUet er mit linen gnaden, und be-
l'ta?tet in denne an tugenden. alfo tet er och ir. § Daz ander ift. daz
fi uns ift gegeben ze trotte, und ze aim lieht, daz uns fünder ent-
liuhten fol. daz 11 uns laiti mit ir liebte uff difem eilende, mou fi
ift ain lieht der gnaden. Alfo fpricht laut Bernhart. Vro^e du bift
130 der gewwr mane der da liuhtet in der naht. Vrowe du gift den
engein und den haiigen vrffide. den rehten mentfchen mereft du ir
gnade, den fündern erwirbeft du ap- (sod) plaz aller ir fünden.
Er fpriht och me. 0 fünder gang vroelich zuo. du mäht wol ficher-
lich ze huldi komen. Won du halt ain harte ficherlichen zuo gang
^35 zuo Gotte. du haft die muoter vor dem fune. den fun vor dem vat-
ter. Diu muoter zaiget dem fun ir brüft die er füg. und die fchöff
da er inne faff. Der fun zaiget fin fitun und fin wunden lim vatter
und bittet für dich. Owe fünder nu ruef an die guoten avou fi ift
der mane der den fünder laitet. nu ruef fi an. won es ift unmuglich
1^0 daz der fun der muoter iht verzihe. § Daz dritte ift daz ir gnade
ift gemain allen den die 11 an rueffent. Alfo fpriht fant lohannes.
0 vrowe du bift der mane der da gemainlich liuhtet. du verfeift
nieraan din lieht. Wa ift der mentfch der dich ie an geruofte. du
tailtift din gnade mit im. Sant Bernhart fpricht och. Vrowe du bift
145 gefetzet in des künges hus zuo aim fürfprechen. (81 a) Nu rueff
vro\\e an finen namen. daz er uns gna,'dig fi. Si tuot es und tuot es
gern, won daz fi uns wol tuot. daz ift ir guot und nütze, und och
uns. won fü fi ie me git. fo 11 ie me hat. und ^\ irt ir vrcede mit
geha?hert und gebraitet ir ere in h} nielriche und in ertrich. Entriu-
150 wen fi tuot es von rehte. und tivti 11 es nit 11 t;eti unreht. § Nu
merkent es ift gefchriben reht. waz der mentfch verliufet fwer daz
vindet. der fol es dem wider geben dez es ift. ze glicher wis ift es
— I
119 daz hat] hat fehlt. 123 Luc. 1,48. 124 Swen aus Swen gebefsert; Ynfer
S ' 9
herre xweimal. 140 dz d fvnd
XLVI 97
umb ius und ünfer \ rowen. Si hat funden daz wir verlorn hant. waz
ift daz. entriuwen daz il't diu gnade, won do ünfer muoter eva unge-
horlain wart. (]o verlor fi allem mentfchlicheni künne die gnade, und 155
die hat li funden. und merkent wie. do der engel zuo ir kam und
fi gruofte und fprach. Got gruetze dich vol der gnaden. ( 8 1 b ) do
vant fi die gnade, do an der felben ftunt enphieng fi Got. und raent-
fchen. von dem haiigen gaifte. do vant 11 waerlich die gnade, die
Eva verlorn hatte. Man lifet von ir daz fi erfchrac do der engel 160
zuo ir kam. do fprach er zuo ir. Niut enfürhte dir. du haft die gnade
funden die Eva verlor. Sit wir fi nu beziuget hant daz fi funden
hat daz ünfer ift. fo ift daz ficherlich rehk daz fi es uns wider geb.
Alz fpriht ain haiige. Yrowe du haft die gnade funden die wir da
verlorn hant. ^'rowe nu ift es reht daz du 11 uns wider gebeft. 165
§ Der man ift daz aller nsehfte geftirne dem ertrich. Alfo ift och
ünfer vro\Ae diu gnaidigoft und diu nsehfte mit ir gnaden den fün-
dern. Ich fprich es mit der haiigen urlob. daz fi alle fint gnsedig
und guot doch ift fi gnsediger und gueter. § Dirre man verlor den
(Irittentail finer kraft, an der ftunde do ir liebes kint an dem Criutze 170
hieng won do w az ir alfo we. als ir (sie) ain fwert durch ir herze
gieng. won fi minnete ir kint. von menfchlicher nature nie denne
ie dehain muoter ir kint. So minnote in och ir feie nie von Gütlicher
minne denn iekain feie, und da von nioht ir wol we fin. do fi in
fo ismerlich fach hangen vor iren ogcu. Es fprechent die haiigen 175
und die maifter. daz ir reht ^^■a?ri als aini mentfchen dem ain f\\'ert
durch fin herze gefteket wsere. und daz weder fterben noch leban
möhte. Alfo fprechent fi daz ir \v«ri do fi fall ir liertzbluot vor ir
alfo iamerlichen hangen. Owe vil fueffiu vrowe fag uns wie diner
feie wsere. Owe. mir was von inneklichem laide fo we. daz mir fo 180
gar waz gebroften. daz ich niut kan gefagen wie herzeklichen we
mir waz. Ich mohte weder fterben noch leben, und waz min quäle
alfo gröff daz älliu herzen nit erdenken kunnent wie we mir waz.
An der ftunt verlor der niane daz dritte tail finer kraft, do fi ir
herzbluot verlor. § Nu bittent die gnsedigen und die guoten vrowen 185
( 8 1 d ) daz fi uns gehelfi dar. da tufent iar fint alz ain tag alz der
wiffag fprichet. daz ift in dem hymelrich. Amex.
152—154 Si hat— hant. ze glicher wis— vroweu. wz ift dz. 172. 173 von
menfchlicher- kint fehlt. 180 was fehlt. 186 Ps. 89, 4.
Altd. Predigten« 7
98 XLVII
Von der feie beraltunge.
jjor Miffag yfayas fprichet. Lieben tohtra von fvon enpfarh dinen
heiTcn (98c) und dinen künii?. er kuniet dir ze tiofte din behalter
und din Gut. An diCen m orten Ibnt wir driu dini^ merken. § Daz
erft. A\er der li der da kuniet. daz ift der minneklich Gottes fun.
5 von hynielriche der ain küni; ift über alle künii;. und ain fürfte aller
liirften. § Daz ander ift m ie er kumet. Er kunt fenfteklich. und luef-
feklich. und tougentlich. alz daz tow des maigen. alfo minneklich
alz daz edel tow uff den bom vallet in dem ])luegenden maigen.
Alfo vallet ünfer herre mit finer gnade in die folgen feie, und
(0 machet fi an allen tagenden bluegend. und fruhtend. reht alz der
edel bom blueget und fruhtet ^•on dem towe des maigen. § Om i
rainniu feie cnphach \\irdeklich und loblich daz edel Gütlich towe.
berait dich mit tagenden daz du mit niinnekliclier andaht Got enpfaheft.
in dim hainlichen gebett mit finer gnade, und fliff (osd) dich daz
15 du an allen dingen die gnade mit tugenden uebeft. § Daz dritte ift
daz du merken folt wie du den hymelfclien künig enphahen folt.
Du folt in enphahen als er ze lerufalem enphangen wart, an dem
palm tage. § Im wurdent dri eren erbotten. Sümlich liute zugent diu
klaider ab. und ^vurfent fi an den weg. da ünfer herr hin riten folt.
20 daz er dar uf ritti. § Sümlich liut nament bluomen und gras, lob und
efte. und wurfent es och in den weg. § Sümlich liute fungent im
niuwiu lob engegen. § Ze glicher wis fol ain ieglichiu fa'Igiu fei
Got enphahen. § Zem erftcn male folt du diniu ältiu klaider ab
ziehen, daz fint din alten fände und untugcnde. und fwaz boefer und
25 füntlicher fitten an dir ift. die folt du abe laffen. und folt dich klai-
XLVII. A .i.3. Z 10. Ueberschrift viis"" hre Z. 1 Isaiw 62, H. Uiifer ho rre
fprichit dvrrli des wiffag^cn mvnl yfaias Diiile filie fyon ecre rex luus iioiiict tibi.
Das fprichil. LieLiv tolher von fyonZ. 3. 't Nv fvnt ir driv dink racrkiii an den
Worten. § Das erfte das dv merkefl. wer der ifl Z. 6 fürflen. Owe der künicliche
got kviiiit dir. § Das ander ifl de dv merkefl wie Z. 7 lufrentlich A. 8 das
Liuiclfclie tov vf den edelen bovni Z. den] dem A. 9 finer logenllicher
gnade in dine Z. '.). 10 vnde wirt din herce vnd din feie, vndealle dine tvfronde.
frvhtbcrlichen blvegende von dem gotlichen lovwc. alfe Z. 11 und fruhtet /"f/i/tZ.
Owe Z. 12 edel fehlt Z. 13 dich mit Ivgentlichcm vlize Z. 15 allen dine^
werken Z. vehefl. die dv in der f;enadc enphaheft /. dritte] and A. 18 diu]
ere Z. 21 an den Z. 21. 22 Eleliclie livte fvnfjea in gegen im ein ni^-wes
lob. Z. 22 ain ieglich melfch vn ain A. 23. 24 Dv follzemerft dinv alten
cleider nemcn. vndc folt fi abe zichin. Z. 24 din fehlt, alte Z. 25 alle abe Z.
XLVn 99
den (99 a) mit niuwen klaidern. § Drier liand klaid folt du an legen
engegen difem künig. Du folt dich klaiden mit rotem fämit. daz ift
diu Gütlich minne. an die niemer kaia mentfche iut guotes oder lob-
liches getuon mag. und dar umb ift es ^^o\ notdürftig, fit wir nit
guotes ane Götlich minne getuon mugent. § Du folt dich och klai- 30
den mit Aviffem fämit. daz ift rehtiu kiunfchkait an lil) und an hertzen.
daz ift ain klaid daz Got fere niinnet. § Daz dritte klaid daz ift ain
violvar fämit. daz ift rehtiu demuetkait an allen werchen. won daz
ift ain tugent die Got von hymelrich uff ertrich zoch. uff der er
ruouen Avil, und da von fol lieh diu feie mit demuetkait klaiden. 35
diu da wil daz Got uff ir ruouen fülle. § Zuo dem andern male
folt du bluomen und gras und öle bomes zwiger engegen dem hymel-
fchen küng f2)rai ( 99 b ) ten. Die bluomen daz fint tugetlich gedänk
und tugentlichiu uerch. Daz gras ift ft«te und fueffiu girde
nach der hymellchen fueffekait. Des ölbomes zwiger ift miltekait ^^
und fenftekait die du dinen bruodern folt ögen fo fi betruebet fint.
daz folt du in mit muten mit fenften. und mit fueffen uorten. min-
neklichen benemen. So gift du ünfrem herren des ölbomes zwiger
fwenn du im fin gemaheln guetlichen troefteft. § Zuo dem dritten
male folt du difen küng enpfahen. mit aim niuwen lob. daz ift daz ^^
du in folt loben mit fingenn und mit lefenn. und folt daz alz frcelich
tuen alle tag daz Got da von gelobet Merde. und fin lob fol dir
alfo fueffe fin. daz es dim hertzen und diner feie ain vroede und
ain Avunne fi. und fol dir zo allen ziten niuAV fin. § Owe iselgiu fei
iob dinen minneklichen fchepher. gedenk an die mänigvalten gnade
•27 mit rotime femide. vnde mit wizzeme. vnde mit violvarweme. Der rote femit Z.
28 — 30 uiht jjvotis noch lobelichis mac getvon. Darvmbe ift vnf das deit wol not-
dvrflij^. fit wir got nimer gefehin mvgin. wir in fin denne becleidet mit der gotlichen
minuc. Z. 30. 31 Das ander cleit das ift der wizze femit. daz ift ganze Z.
32 das gotte wol gewallit vnde das got Z. 33 allen dinen Z. 33. 34 vnde ge-
denke dar an das diemvetikeit ein tvgende ift Z. 34 — 36 diemvetikeit ift div got-
liche tüginde vf der vnfer herre rvowen wil. alfo fol fich div feie gerne cleiden. div
wil das got bi ir rvowe Z. 36 — 38 Das andir das dv folt tvon in gegin des grozen
kvni- zvokvnfte. das dv blvomen vnde gras, vnde oleibovmis zwiger ingegin im
folt fpreitin. Z. 38 die blvomen die dv ime folt fpreiten Z. 40. 41 zwiger. das
ift de dv dinen fwefteren allen miltekeit vnde fenflikeit folt Z. 42 mit muten fehlt Z.
fenftem A. 42. 43 millecliche benemen. vnde folt ir din heze vf tvon miltekeit. fo
giftZ. giftdv^. 44.45Dvfoltovch den himeffchen kvning inphanZ. 45 lobe.
alCe er ze ierufalem inphangen wart an dem balmetage. de nirwc lob das ift Z,
46 alfe hizzecliche vnde alfe vroeliche Z.
17 *
100 xLvn . XLvin
die er dir hat getan, und noch (99 r) ^\'l\ tuon. und loben ieiner
mere. Got loben und Got dienen, daz iU daz m unnekliclioft leben
daz ie wart. § Nu tugenthaftiu fei lob den wunneklichen Got mit
hertzen und mit munde, lob in von aller diner kraft, da dir an lob
55 gebrefte. daz du fin lob nach llneni m erde nit volrecken mugeft.
und nach diner fei girde. da beviUh lin lob für dich den brinnen-
den feraphin und bitte fi und alles liyniolfcb her mit herlzlirher
girde. daz fiti den gegenwärtigen Got der ir hcrre und ir künig ift
für dich lobent. und daz 11 in für «lieh bitten!, daz du ziio der ge-
60 fellefchaft komeft. daz du in denne an ende a\ erdeft lobend. Amen.
Ton dem irort Oottcs.
D,
Jnfers herren wort fol in iurem hertzen m onen fpricht fant Paulus.
Zwaiger band Gottes wort fönt ir merken. § Ains ift Gottes A\ort.
und ift Got felbe. § Daz ander ift aines Ct54d) ieglichen predigers
wort, daz ift von Gotte. und ift doch nit Got. Daz wort fönt ir alfo
5 enphahen. daz ez wone in iuwrem hertzen. fwa der prediger hin
lofe. daz ir mit Gottes worte iuch felber lerint und manent. Daz dir
der prediger in gefchnide und geniale, daz folt du bachen. Wilt du
iemer us loffen bitten brot. nit bachen felbe din brot. daz dir der pre-
diger fage daz gehalt in dini hertzen. und lere dich felber A\ie du
10 tugent uebeft. und guetiu werch. Sterke dich felber. fo dich dekain
kumber an valle mit Gottes worte. Nim Gottes worte ze aim fchilte
in dini ftrite. und biut in für zc allen orten, fwa dich die vigint
wellent verwunden, da a\ er dich ftärklich mit Gottes worte. § Yehte
dich an unkiunfchi. daz vertrib mit arbait dins libes. § Vehti dich
15 an zorn. daz vertrib mit gueti. § Vehti (t56a) dich an ungedulte-
kait. daz vertrip mit gedultekait. § Vehti dich an hoffart. daz ver-
trip mit demuot. § Vehti dich an trakait. daz vertrip mit dankba^ri.
§ Vehti dich an gitkait. daz vertrip mit williger armuot. Kurtzlich
fwaz dich an vehti von Untugenden, daz vertrip mit tugenden. Alfo
51 lobe in Z. 53 Nu] Owe Z. 55 volle gerechuen A. iiilil vol reckiu inaht.
nach finem werde. Z. 59 das erste dich fehlt A. dv fehlere zvo Z. 60 komeft
da dv in iemer habel't vndc in lobefl mit allen himelfchen Ivgenden. vnde da dv
dich wirft vrovwende mit lliier golUchen an geliht. 13ef helfe vns gol Amen Z.
e
XLVIII. A 56. Z 23 Sante Pauluf fpricbit 1 Coloss. 3, 16. 13 ftateklich
15 dich au fehlt.
XLVin 101
leret uns fant pauliis. in der felben epiftel. Avie wir uns beklaident 20
mit tilgenden. Ir fönt an legen ipiichet er daz klait der tilgend.
§ Lieben kint fliffent iuch miltekait. erbarinhertzkait. kiunfchkait.
demuetkait. gedultekait. fenftekait. won dile tugent fint alle der feien
klait. Und über diz tugent alle, iont ir iuch fliffen der minne. diu
ilt ain brutmantel der feien, da mit 11 aa irt Got gefueget ze ainer 25
brut. won an die tugent der minne ift kain tugent hymelriches wert,
und aber von der tugent der minne (i56b) fo werdent alle tugent
hymelriches Avert. An die minne fprichet er gevallet Got enkain
tugent. Der tugent nit minnet durch iren nutz, der möhti fi minnen
durch ir edelkait. Man lifet von aim haiden. der hatte alz edel ge- 30
hügde. daz er nit guotes mohte vergeffen. Swaz im aber laides
gefchach dez A^ergaff er zehant. Alfo folt du fselger mentfch haben
ain guot gehügde. fnaz du guotes hoereft von Gotte fagen. und von
tugenden daz folt du gehalten untz es dir ze ftatten kome. und alz
dich denne dehain arbait an gat. fo nim für dich die guoten werch 35
die du gehceret halt, und troefte dich da mitte, und hilf dir felben
din arbait tragen mit Gottes worte. Du folt dich felben leren und
predigen tugent und guot leben nach der hymelfchen vroede dik
gedenken, troft an Got fuochen. Der prediger wxre dir dik ze verre.
rat und trofte (löftc) an im zefuochenne des du bedarft ze libe 40
und ze feie. Er ift vol fueffes troftes. volkornenes rates. vol milte-
kait. erbarmehertzkait. und aller tugent hundert tufentvaltig. da fuoch
allez daz du Avilt. er git dir fueffeklichen troft. Nu fpricht fant Pau-
lus. Gottes Avort fol Avonen in iuAvrem hertzen. daz ift daz lebend
Avort Criftus. ünfer herre. von dem fant lohans fchribct. Daz Avort 45
in dem angenge, daz Avaz daz angenge, daz Avaz diu hailig Gothait.
diu ift ain angenge und an angenge, und ain ende, und an ende. Dis
Avort daz Avart gefant her in ertrich. und Avaz doch a\ onent in hymel-
riche. Er Avaz in fins vatter hertze wonent und in finer rauoter
23. 24 fint ein kleit der feie Z. 30 ir fehlt. 31 guotes] Golles 37 worte. Dara««/'
noch ölfo follv lelbc bacheu diu broetelin dv folt niht allezit vz lovfen bitten brot
de ift gefprochin alfo dv in folt iiihl allewege zauderen livlen lovfen biUen brol de
ift alfo dv folt niht allezit andirie livlc tioftis bedürfen vnd irf ralis. dv folt dich
felben tra'flen mit gollis worle. de dv gehceril hafl von den heiligen von den holten
von den broderin von den prediern. von dem ewangelium de lege in din herce. ob
dv loch niemir predier gefehift in einie iare oder in zwein noch in gehoereft de dv
doch dich felben lereft vnd raaneft. dv in folt darvmbe niht zirgan an tvgcnden ob
dv predier niht in haft. alfe dicke fo dv will. Z. 40 des] dz 42 alle
102 XLVIII
50 fchöz filmend. I)is wort ^\a^t ze flailche an der l'tunde do er onphangen
wart, in der rainnen mägde lij) liner nuiotcr. von der nam er daz
flailch. und daz vil rainne bluot daz an irem \\l rainnen lip Mas.
und Avart ujendehe (i50(!) in crfrich. und waz liie mit uns blibent.
und waz doch in lins vatters ichoz. wonend. Man fprichet. Got gc-
55 fchuof mit aim worte hymel und erde. Daz wort A\az fin lieber fun. i
Ünfer herre waz daz lebend wort, daz hie waz ufT ertrich und dorh
defter minder nit inhymelriche. Alz ir hoerent daz ains mendchen
Wort die kraft hat. daz ez älliu mentfclien enphahent die es lurrent.
und doch daz Avort nngetaillet il't. § Nu merkent daz hie bi. io ain
60 prediger Gottes a\ ort l'prechen a\ il. fo gedenket er a\ az er fjireclien
wil. l"o Avirt daz A\ort geboren in dem herlzen. und kuniet in den
munt. Aon dem herlzen. So git er ez denne allen den die in hoerent.
in ir oren. fo fiiulTet ez denne von den oren in daz hertze. gantz
und ungetaillet. Avirt ez ieglichem geben, und blibet ez doch dem
65 priefter. § Sit nu dis mentfchen an ort (i57 a) die kraft hat. fo ift
Gottes Avort. daz Got. felb ift. tufentftunt kreftiger. daz ez fich wol
mag taillen ungelailten. alfo daz er lieh her inertrich gap. ze fehenn
und ze hu^renn und doch in lins vatters fchöz Avaz Avonent. und alz
ir och fehent. daz w ir ünl'ers herren lichamen enphahent alz daz
70 fueffe A\ ort. Icglicb mentfch enidiahet Got volkomenlich und gantz-
lich. und il't er doch in liner kraft nit minder denn er .e. \\az. Des
merkent ain gliclii an der creature. Diu funne ftat in der hoehi dez
hymels. und git ir fchonhait. und ir lieht aller gelchephte. har in
ertrich. und wirt doch der fchin und diu klarhält der funnen nit
75 gefundert von ir. Alfo fchain daz lieht, ünfer herre ihefus chriftus.
har inertrich. und wart doch nie gefchaiden Aon Uns vatter hertzen.
§ Diu hymeli'ch funne diu fchain herab durch daz venfter. und (l5 7 b)
erliuhtct daz teini)ol. Daz \enlter A\az lin fuelTiu muoter. durch die
fchain er in dis armen weit, und erluhte daz tempel. daz A\az diu
80 Criftenhait. diu A\arl erliuhlet von liner mentichait. Alfo fprichct
fant lohannes. daz er ift ain lieht, daz alle die Avelt erliuhtct. und
von dem älliu diu Avelt ir leben und ir Avefen hat. § Nu pruevent
Avol difiu Avoit fo diu funne nimt von dem glas dez glafes var\\ fo
verwertet fich der fchin dar nach, wiff rot. gel. blaw. gruene- und
85 fwaz varwe daz glaz hat die nimet diu funne an fich. Alfo tet ünfer
59 daz vor ■wort/'e/i/f. 62 er fehlt. 75 yrifers hVen ih'v xpi. 77 fvnne
81 Ep. Joh. 1,1,5. . dcgeluhle. das elliv liehl Z. 84. 88 verwert Z. ver-
\aprwcl A.
XLVin 103
herre ihefus chrütus. Er fchaiii in daz luter glas, in der fueffen
mägde lip. und nam die rainnen mentfchait von ir. daz ir rainer
magtuom nie wart verwertet. Waz nimet aber daz glas von der
funnen. daz tuot es klarheit und luterkait. und allo nam och ünfer
herre von ünfer vrowen die mentCchhait. und aber fi von im luter- 90
kait. (i5r c) und klarhait. Ez ift A\ar daz li luter und klar und rain
wi\7. und unverwertet von allen l'ünden. doch waz ii allo daz 11 wol
niühti han gel'ündet. aber do fi der hymelfch lunne durch fchain. do
wart li fo klar und lo luter. daz fi für daz nie mohte gefunden,
hette fi loch gern gel'ündet. fi eamohte. Was aber diu funne von dem 95
glas neme daz merkent. Ir fehent wol die funnen fchinnen durch daz
glas, und nimet ir fchin dez glafes varwe an lieh, und blibet doch
daz glas gantz und unverwertet. und verliuret och diu funne ir kraft
und ir fchceni niht. § Alfo nam och diu lebende funne des glafes
varwe an fich. daz was finer muoter glichi. munt. ogen. naien. brau- 100
wen. hende. und älliu finiu gelid. warent reht gedra;get nach ir libe.
und nach ir gefchephde. Er waz ir gelicher denn ain ander kint
finer muoter. won ain iegiich mentfch ift zwaier ment- ( 157 d) fchen
kint. und ift an dem munde finer muoter glich, und an den ogen
dem vatter. und ift alfo getaillet. und alfo ift ez och getaillet an 105
der liebi. Aber diu rain Maria hat ainen uugetailten fun. an liebi
und an gelidern. § Dis waz daz wort daz von hymelriche in ert-
rich kam. und dis wort fol uns leren und manen alle wifhait. alle
tugend. alle fielikait. won ez ift volkomen an wifhait. an gueti an
fuelfekait. Sant Paulus fprichet. Ir fint ain tenipcl Gottes, und ain HO
hus. § Nu A\ilfent ir v.ol fwa aiuor edelr fürfte wonen wil in aim
hus. au dem liufe muoffent vier ding fin. Es muoff fchoen fin und
\\ it. und ftark. und wol beraten. a\ on wa>r ez unflaetig fo gezsem aim
greifen fürften driiin übel ze wonenn. § Wteri ez och enge fo ge-
zieme aim groffen füllten aber drinne (lösa) nit ze \\onende. won 1*5
er mühte mit lim lieben gelinde nit drinne bliben. § Wier ez nit
ftark. und wajri vellig. daz die wend figint. fo blibe er och ungerne
drinne. § War ez och unberaten und wser oede fo gezsem im aber
übel drinne ze finne. Difiu felben vier ding muoffent wir an uns
s
S9 tuot fehlt. 92 vnvirworl Z. viiuvserwel A. doch wz fi doch allo
S 0 _ s
97 an fich. dz -wz fiu mvter glich, vn v(jL 99. 98 vnueiwretJ. vavirwertZ.
I
99. 100 och vnfcr herre finer ravoter glichi an fich. mvnt. vgl. 97. 105 beide-
mal vnd ift alfo getaillet 106 an lib HO Cor. 2, 6, 16. 111 aim] ain
118 vngeralen
104 XLVm
120 felben vertribeii wellent Mir Gottes terapcl lin. § Zem erften muof-
fciit A\ ir har» rainkait. Nu fprichet ain liailge. Sm er rain m il fin. der
inuoz ftriten a\ ider im leiben, nach der rede nia^j nieinan ane Itriten
fin. Swer nu fin hus lin hertze A\il raine halten, der niuoz Itriten
Avider die flailchlingen bekorung. und wider den gaifchlichen fiinden.
125 daz ift fralThait. und unkiunfchi. m ider der fralfhait iol man Itriten
mit vaftenn und fwach Ipis eilen. § Wider die unkiufchi föl man
Itriten mit veniande. bettend (i58b) diiciplin nemend. und mit ar-
baitend an guoten werchen. lue mit überwindet man die flaifchlich
bekorung. Nit allain vervahet rainkait dez libes. man muoz och rainnes
130 hertzen und rainnes \\ illen fm. alle die wile lo daz hertze und der
MÜle raine fint. fo fchadet nit diu krankait dez libes von der nature.
Noch dan muoz man Itriten mit den gailchlichen fiinden. daz ift
hohfart. zorn. nid. haff. gitkait. Dis Untugend und ain ieglich Untu-
gend Iol man überwinden mit tugenden. AVider die hohfart foI man
135 fich demuetgen. under din obren, under din glichen, und under'din
fwechern. fo überw indeft du die hohfart. § "NVider den zorn. fol man
han fenfti und lindiu wort, daz ftillet zorn. M ider den nid. gunfte
und dienlt. Widei" den hallo minne und liebi. Wider gitekait willek-
lich armuot. und gern gebreften han. und lal'feu daz man wol möhti
140 han. So man (i58c) denn die Untugend alle überwunden ha(. fo
fol man denn in Gotte ruow en. Ez ift och denne ruowens zit. § Nu
lieber mentfch behalt dinen lip rain durcl» dez fchatzes willen der
122 im] in 132 Noch dciinc foltv niil den füirioii flriton. de fint {rciniiclie
fände. Darauf noch Man lifit de hie vor in den alten zilen filte was. ze rome.
So die gebvien widir ir henen waren, vnd mit inen flrilen über wani denne
der lierre die ^ebiiren. fo wart er mit barle irrozir vroide in|)ban;ren ze rome
vnd ertcn in harte feie vnd fazlen im ein IVhaiipel vT von hivonien. So abir
die filrflen von dem lande wider dem riebe waren vnd mit dem künin^^e Itrit-
len vbir figil er denne die füiTten. fo wart er noch lobeliehir vndc vroliehir
inphangen. vnde fazle man im ain guldin crone vf fin boubil. vnd orten in vor
allen den livlen. Ilie hi ift liezeicbont der firit den ein iegelirh ntenfche ftiilen
mvoz mit inie fclbon. Hi den gebnren fint i)ezeirheMt die vleilVblicIien fvnde.
die wir an vnf felhen vi)ir figen nivezen. fo wir die vbir winden, fo wir! vnf
ze gezicrdc vnd zeren. ^^egehen ein fciiappel von bivoinen Xocii denne ban wir
die fiirften niiit vi)ir wunden, de llnl frcifiliebc fiinde. de ift Z. i'^'^ ieglicliiv
141 Es ift oveb denne rvowe zit. Darauf noch fo dv beide die filrflen vnd die
geboren vber wunden haft. fo wirt an dir gcifllich de e. waz vlcifchlieb vnd
de e was irdifeh. de wirt denne himelch. vnde de e wc menflich de wirt denne
gotlicb. Z.
XLVra 105
drinne verborgen ift. daz ift diu edel feie, die folt du behueten vor
allen Untugenden durch des groffen Gottes willen der drinne ruowen
fol. und lolt Got eren durch dich leiben. § Der mentfch der alfuz U5
überwindet an im felben baidiu flairchlich und gailchlich liinde. fo
der von dirre weite fchaidet. fo wirt fin fei enphangen an der hymel
porten. mit groffer vroode. mit lob. mit fange, und wirt geliroenet
mit ainer guldinen kröne, und wirt gezieret mit ainem fchappel von
bhiomen. Denne wirt diu fei fich vroewend in Gotte. und mit Gotte. 1)0
und mit allem hjmelfchen here iemer eweklich. § Daz ander ift.
daz daz Gotzhufe « it fi. daz ift aber ünfer hertz. (löSd) daz fönt
wir witen mit der miuiie. alz fere daz a\ ir all mentfchen drinne
bevahent. Wir fönt den friund minnen in Gotte. daz wir allez daz
an Got kerent daz Avir an im minnent. Wir fönt och die vigint durch 155
Got minnen. § Zuo dem dritten male, fönt wir och ftark fin. daz
ift alfo ze merkenn daz Avir Got fönt ftarklich getriu^^ en. und fwaz
uns arbait an gat. fo fönt wir im dez getriuwen. daz er ez durch
ünfer fei hail habe über uns verhenget. und fönt ez nit anders ver-
fehen \\on daz er ez allez durch guot über uns verhenget. und uns 16*^
den Ion da mit meret. Swel mentfch alfuz älliu ding diu ez an gant
enphahet. daz hat wol ain ftarkes hertze. da inne Got dem groffen
fürften gezimet wol ze fiune. § Zuo dem vierden male fönt m ir fin
beraten mit (l59a) edelm gefinde die guoter zuht figint. und die
ünferni herren wol geza'ment. § Daz gefind fint die haiigen engel. 165
Patriarchen. Propheten. Zw elfbotten. Matrer. Bihter. und die rainnen
mägde. die folt du mcntfche allweg tragen in diner gehügde. In difem
hufe gezimet avoI ain erberiu wirtinne mit a^ olgezognen lungfroAven.
die Avol zuht und ere kunnent. Daz fol fin diu hymelfche und die
aller erberoft AAirtinn ünfer vrowe fant Maria, mit den rainen mag- 170
den. und den kiunfchen. die fönt daz hus zieren, und die füllent Avir
ze allen ziten in iufeim hertzen tragen, und fönt gedenken \\ie fi
daz hymelrich erftritten und gewunnen haut, und fönt och Avir nach
den felben eren ftriten. und fönt uns flilfen rainkait an lib und ari
hertzen. und fwaz tugend an irem lebenn Avir erkennent und guoter 175
Averche. dez fönt Avir (io9b) uns allez fliffen. Daz och Avir daz
behaltent an ünferm lebenn. fo haut Avii- ain berraten hus in dem
Got daz lebend wort wonen fol.
157 wirt Got 164 gvt' 168 zeaimet
100 XLIX
Ton ilnfcr vroivcn.
11
Inf'er vrowe gelirliet fich aiiior rebun. \iul fpriclict. Ich l*iii alz ain
rebc frühtig. Durch dri fache gclichet 11 fich ainor rebun. § Diu C'ift
ilt (laz diu rebe blucgct. und fwenne daz ift lo fliuliet daz unge-
\\ iirnie der von. Ze glicher m is. ünfer vro^^ e bluole an allen tugen-
5 den alz volleklich. daz ir dehain bozhait mohte nahen. § Daz ander
ift daz diu rebe bliuget mit ir fchatten der funnen fchin. Alfo tuot
och ünferr vro\^en gebet, daz kuclet ünfers herren zorn wider dem
fünder. § Daz dritte ift daz diu rebc nnt;ere ift uffnan an der rin-
den, und bringet doch vi! edel fruht. Alfo waz diu hymelfche A\in
lo(i.s4;i) rebe ünfer liebiu vrowe deniuefig. und verworfen ufw endig,
und brahte den hynielfchen win. l f dirre reben \\art drier band
Avin gepflanzet. Wis win. Rot w in. und gewürzter Min. § Der a\ iz
Min waz ir mägtlichiu kiunfchi. Da von fi ünfer herrc lobet, daz fi
figi ain zwirent befchloffen garte. Avon fi rain ^\az an lib. und an
15 hertzen. Ir kiufchi über Iriffet fprlcht ain hailig. aller mentlchen
kiulVhhait. § Der rot w in daz ift ir nünneklichiu minne. Die merkent
in dri wis. § Du mäht Got niinnen dur din felbes willen, daz ift
alfo. daz du in niinneft durch alles daz. daz er durch dinen willen
ie getct. der minne foll du im Ionen. § Der minne Ion ift den er
20 dir dar umb git. diu Götlicli an gefiht. und diu h\ melfch vrcede.
won daz ift der pfenning den ünfer herrc allen den git. die in fim
Avingarten ar- ((841)) baitont. § Du mäht och Got minncn durch
fich felben. daz ift alfo. daz du in durch fin tugend niinneft. durch
fin fchonhait. durch fin fuezkait. dur fin miltekait. und aller maift
25 durch fin volkomncn gueti. Der minne Ion ift aber, daz din feie fol
fin da (lot ift. Xu fpricheft du vil lihte. Owi wa ift er denne. fit
daz in hymelriche noch ertlich begrifen mag. Dez antwürt ich dir.
ci- ift in im felben. So fiageft du fürbaz. und fpiicheft. Owe fol ich
denn mit den) Ion genuog han. So fprich ich. la zwar, fo uns Got
30 gcfach. w on da w irt gefueget daz binlin zuo dem honig. diu nahte-
gal ZUG der harpfen. der > fop zuo dem balfam. dej- hyrtz zuo dem
ewigen brunnen. der fteiii zuo dem lichten funnen. Da vranve dich
fiolgiu fei. iemer und iemer an ende, m on du fin folt da Got ift. und
alfo in in folt gefueget werden. § Du mäht (kh dich felben minnen
XLIX. .1 63. Z 30 Von vnferrc vrowcn l Eiclesiastic. -li, -21. 6 blvget
13 Cant. 4, 12. 16 waz vnd iH Die] Hie 19 d^ folt 30—44 vgl. LXIV.
XLIX 107
durch Got. won er dich ge- ( fsi c) fchaffen hat. und dich alfo fere 35
geminnet hat. daz er mentfch dar dich wart. Dich fclben folt du
alfo minnen. daz du dir felben kain ding ze guote tuegil't durch dez
libes gemach. A\ün allainc durch Got. daz du im defter lenger ge-
dienen mugel't. Der minne Ion ift. daz du iolt fingen und wueflen.
fchrien und rueflen. O herre du bift min. und ich din. Ich bin din 4o
kint. du bift min vatter. Ich bin din gefchepfde. du bift min fchepfer.
Ich bin din iunger. dv bift min maifter. Ich bin din feie, du bift min
fielde. du biit min vroede. du bift min ere. du biit mir alles daz ie
fselges wart, du bift min tail daz hefte. Diz dri minne hat ünfer
vrowe. dar umb hat fi och dri ioone enpfangen. und dar zuo noch 45
me denn alle zungen mugent volbringen. § Der gewürtzde win der
US dirre reben wuochs daz waz ir vil liebes kint. Ihefus chriftus.
(is4(l) an dem vil mänig tufent edler wurtzen fint. daz fint fin
edlen tugent. Aber z^^o aller edleften a\ urtzen fint an im. daz ift
diu Gothait. und diu mentfchait. Waz würzen hat er me. Entriuwen 5ü
do ift er der fchoen Got der riche Got. der ftark Got. der wis Got
Got der ewig. § iVu fuege daz zefamen. fo ift er diu fchoene richait.
diu riche fchonhait. diu ftarke \\iffhait. diu fa'Iig cwikait. diu ewig
fselikait. § Den erften win fchenket man in filbrinen köppfen. daz
fint diu fchfennen und diu fueffen \\ ort von Gotte. § Den andren 55
win fchenket man in guldincn köppfen. daz ift diu Gotlich warhait.
an liner minneklicher gelübde. alfo daz uns mit gegen« ürtiger war-
hait Got M irt gebend allez daz er uns hat verhaiffen. und noch denn
tufentftund nie. daz enzündet die minne in dem hert- (l85a) zen.
und raitzet uff den dienft. § Den dritten win fchenket man uff bü
faverinen köppfen. daz ift ain rainnes hertze daz Got in im hat. und
mit im froplich umb gat. und mit im uf und nider gat. und in durch
enhain ding lat. und dem laid ift alliu miffetat. und nit entuot an
Gottes rät. Zuo andren tugenden die der mentfch hat. fo fol er fich
fliffen funderhar fünf tugend. § Diu erft ift fwenn du an din gebet 65
galt, daz du diniu ogen und din uffren finne beflieffift. und ker
denne alle din gedenke, und din girde krefteklich an Gotte. § Diu
ander ift fwaz ünfer herre tuege. daz dich daz allez guot dunk. und
daz ez din Mille fi. won dez fint wir fchvldig. § Diu dritte ift daz
du dich fliffift. daz du alliu diniu ding tuegift in rehter demuot. 'ü
§ Diu vierde ift daz du dich fliffift daz du gedul- (l85b) tig figift.
_ >
36 vn alfo daz 53 wilThait] ewikait. ewikait] wiffhait. 57 daz er vns
60 dieft
108 XLIX . L
in diner aibait. § Diu fiinfto ift daz du alloz daz du tuegoft. daz du
daz anvalieft und vollcndert in iinfors horren nanion. § Dar nach Iblt
du dich fliffcn drior tugcnd in allen dinen weichen. § Diu crft ift
75 Gottez vorhte. daz du gedeniielt. daz ünfer lierre mit finen Götlichen
ogen diu lip und din feie luterlich Ichowet. § Diu ander ilt demuot
w on alz vil wil dich ünfer herre erhcehen. alz verre du dich demue-
tigcft. § Diu dritte ift daz du an allen dinen Averchen fo dv tuegift.
alw egent gedenkeft. Avaz Got dar an aller liebft und aller loblicheft
80 fi. daz du daz tueseft.
Ton dem nutze ünfers Iierren behilgde.
D,
'o fant Bernhart an fim ende lag. Do llez er finen lungern diz
felgera?te. und fprach. Lieben minen lunger. Sit daz ich ain gaifch-
lich mentfch wart, fo flaiffe ich mich, daz ich mich rainte von allen
A\eltlichen dingen, und nam minen fchepfer in min hertze mit allen
ö finen nd'ten. und gcdalUe an fin kinthait. w ie er gew unden wart in
diu tuechliii. und w ie er geleit wart in ( 207 d ) die krippe. w ie er
fin bluot goz. in der befchnidunge. w ie er mit groffer arbait erzo-
gen wart. Ich gedahte och an fin vaften. und an fin wachen, und
wie er vcifuochet wart, w ie dik er muede von bredienn wart, und
10 von mänger anderre arbait muede wart, w ie dike er hungrig und
durltig waz. wie er über die fünder \\ ainte. wie vil er itwizze
vertruog. von den bcefen luden, laftcrz und fchanden. und nara in
min hertze lin Crone. fin Criutze. die nagel und daz fper. und von
föliclien gediinken kament mir fiben nütze. § Der erfte. daz waz.
15 fweiine ich an in gedahte fo wart ich alz durnähtig und raine. rehle
alz ich nie fiinde hetti getan. § Der ander waz. fwenne ich dar an
gedalite. daz ich alfo groffen fchatz gewan von tugenden und wart
alz rieh alz ob ich tufend lar nach tugenden hetti geworben. § Der
drit nutz Avaz. do ich dar an gedahte. daz (208 a) mir der hymel
20 offen w art. und ich dez gew ilfe w az. wsere ich innen dez tot. daz
ich an underlaz ze hymel komen wa^re. § Der vierde waz. fwenne
ich dar an gedahte. daz ich denne uf gerihtet wart in widerwärte-
kait und in arl)ait. § Der fünfte waz. fo ich dar an gedahte. daz fi
mich denne demiietegetent in franfclnnuetkait. und fo mir min ding
25 w ol gic. § J)er fehfte waz. l'o ich dar an gedahte. daz fi mir denne
L. A 83.
L . LI 109
frid mahtent entzwüfchent mir und minem fchepfer. § Der fibend
nutz Avaz. fwenne ich dar an gedahte. daz fi mich denne m is mache-
tent. ünlers herren m illen ze erkennende den er hat gegen mir. und
diz gedenke warent alfo ftnete in mim hertzen. daz nie dehain ge-
dank da herberg gewan. der unrcht a\ a^-e. und \\ iderza'me. Dez ift 30
Got felber min geziug. und min brueder. daz icli all min zit von
fuz getaner materie rette. § Diz Tel gera'te lie der guote fant Bern-
hart finen lun (20s b) gern, daz och ilu mit i'ölicher materie umb
giengent. und daz bi im lernetind. Und alfo fönt och Mir bi difen
felben Avorten gemanet fin. daz och wir mit femlichen dingen ünfriu 35
hertzen bekümberrent. dur der nüt?- Avillcn die fant Dernliart der von
enphie. alz wir gehoeret hant. Daz och wir die enpfahen mueffint.
dez helfe ünz der vatter und der fun. und der hailig gaift. Amen.
Ton der ^ele Clbfter.
In der feie Clofter fol Got ünfer herre Prior fin. Befchaidenhait
fubprior. Armuot fchaffner. Yorhte portner. Demuetkait gewant
maifter. Minne diu regel. Warhait der lefmaifter. Der hymel diu
fchuole. Togeni dez hertzen diu zelle. Bifchaft der haiigen fönt diu
buoch fin. Gnade der figrift. Behaltnuft dez zites. die gloggan. An- 5
daht der kor. Gottez lob der fänger. Dankberi fol daz ampt der zit
fin. Riuwe diu kuchi. Gütlicher troft der koch. Gehügde guoter dinge,
der keller. Die engel fönt die pfleger fin. Bihte das w äfch hus. Ge-
hügde dez tödes. der kilchof. Maffe der Reventer. (208 c) Kiunfchi.
der Dormenter. Ain riuwigez hertze daz bette. Götlichiu erkantnuft. 10
daz lieht. Erbarmhertzkait daz fiech huz. Der gedenke erviflvng.
der galt maifter. Mit Got und von Gotte reden, daz redehus. Rehte-
kait daz Capitel. Gehügde euiger dinge, der bongarte. Uebung der
tugend. der Criutzgang. Dez libez gelider fönt die undertau fin. § Diz
ift ain ordenung der feie klofter. nach der älliu klcelter geordnet 15
fönt fin. won fwelez fuz nit ift geordnet, daz fönt ir wiffen. daz daz
ain klofter dez libez ift. da der tiuvel prior ift. Vor dem ünz be-
huete. der vatter. und der fun. und der hailig gaifte. Amen.
29 warent fehlt. 35 fin] figit fvmliche LI. Ä 84. 9 kilchof] bifchof
110 LH
War iinib €iot mentfch wart.
Ik loul (laz wilTcn daz nah der hailgen k'ie verdirbet kiiinlchi in
iugend. Derauot in riclitucm. Miltekait in gefchäfte. Avarhait in vil
rede. Diu haiiig minne in dirrc unlta'ten weite. § Daz diliu weit
unl'la't l'i daz fehent wir wol alle tage, wie unminneklich ii iren
'> minncii» urlop git. Und luer daz relit bedwliti. dem folte ir minnc
wol uiinuer lin. (208(1) durch die minne dez minneklichen Gottez.
der l'o gar minneklich iinz geminnet hat. § Siner minne zaichen tet
er ainz malcz kunl aini guoten manne do er lag an Iiner andaht.
und allo gedahte. la heire. A\az maindeft du da mit. daz du ainen
<0 io grimmen tot dur ünz litte, daz du den mentfchen etfw ie anders
nit lofteft. Do antwurt im ünfer herre und fprach. Daz tet ich durch
fünf fachen. § Diu erft ift. Do gefchuof ich den mentfchen ze lob
mir felben. Da von fo engunde ich niemanne der in lofti w on mir
felben. § Diu ander ift daz ich in gefchuof nach miner Götlichen
*^ M izhait. mit minen banden, daz getet ich nie dehainer flaht creature
me. da von minnete ich in fo lere, daz ich in felbe lofte. § Diu
dritte fache ift. daz ich in gefchuof nach mir felben. in miner ge-
lichnuft. daz getet ich och nie dekainer fchlaht creatur nie. Da von
twang mich diu minne daz ich (209.1) felbe min felbez glichnuft
20 w ölte Icefen. § Diu vierde fache ift. daz ich in gefchuof über älliu
ding, und erhöhte in über alle creature. und m az niut htehers denn
der mentfche won ich allaine. l'nd^da von wolte ich nit. daz in iut
lozte daz niderre waere denn ei'. und dar umb lozte ich in felbe.
§ Diu liinfte fach ift. daz ich dez mentfchen minne fo fere begerte.
^^ daz ich niut m ölte daz er dehain ding für mich minneti. won ich
M'ifte daz moI. fwer in erlu'lt iictti. daz er ocii den für mich ge-
minnet hetti. Und da von lofte ich in felbe. und han durch line
minne alle minne übertrollen, mit mim minnenden tode. durch daz
mich niemer mentfche volle geminnen noch volle loben künne. Dar
30 umbe han ich fin minne fo tiure kolfet. Daz w ir in alfu geminnent.
alz er uns geminnet hat. Dez helfe ünz der vattcr. und der fun.
und der hailig gaift. Amcn.
LH. A 85. 8 malcz. do kvntc er aim 13. 14. 17 felbo 26 er fehlt.
un 111
fante loliannes
l
Idi angelura ftantcni. in lole etc. v. m. et cetera. Diliv wort fcribit
fanctus lohannes in apocalipfi. Er fach einen engil ftan in der fvn-
nen vnd fcrei mit einer grozen i'tininie. Koniint allis das gcfügele
daz in dem liimil ilivgit. vnd l'anienent ivcli ze eime grozen ezzene
gottis. daz Avort ilt ^\ ol ze vernemene von dem grozen tage, fo man 5
aller heiligen tag begat. Nv ift vns bi dem engil bezeichent ein
iegelich prediger. bi der (48c) fvnnen ift bezeichent div heilige
fcrift. da er inne fol ftan. vnd daz er fcrei eine groze ftinime. daz
bezeichent die grozen girde die der predier fol han ze gottis worte.
vnd alfe der engil fv latte. alfo fol ovcli der predier alle liute laden 10
ze dem himelriclie ^\ an das der engil fprach koment allis das gevö-
gele, daz in dem himel flivgit. da bi fint vnf bezeichent. alle die
heiligen feien die ze himelriche fint. vnd ovch div menfchen div
noch vf ertriche fint. vnd abir mit ir girde vnd mit ir gedanke
zehimelrich wonint. alfe vns. Sant Paulus lerit. Veftra conuerfatio 15
Nv lifit man von ezzinne. einis git demenfche. daz ander git vnfer
herre. vnde vnfer herre ladit allewege den menfchen ze dem ezzene.
das er da git. vnd kvmit er aber allewege vngelat ze des menfchen
ezzen. Mid da von lifit man in apocalipfi. das vnfir herre allewege
ftat vnd bozzet ze des menfchen her/c. vnde verzihet im doch vil 20
menik menfche finis herzin. vnd in wil fin niht in lazen. Dar an
(48il) merkin wir vnfirs herren erberniede. vnd line gvete. das er
allewege der beffir ilt. vnde vnf nach gat. vnd das er abir alle
wege den menfchen ladet, dar an merken wir abir fine gvete vnd
des menfchen krancheit. daz wir niht gvotis mügin getvon ane fine 25
gvete, Nv fvnt ir nierkin vier ding an den erften worten § Daz erfte
ift daz der engil fprach. koment jmit dem worte fin wir geladit
darvmbe das wir ane fchame dar komen. Wan fwer ze einer hoch-
zit kerne vngelat. der mvefe avoI fchamerot werden, vnd darvmbe
daz wir ane fchame dar komen fo fin a\ ir gelat. vnd dannan \on lift 30
man von einem fürften der hat ein hohgezit. vnd latte der fürfte
eine vrowen div hiez ivdit vnd fante zvo ir einen erberen bottin.
vnd hiez in difv wort fprechen. Ein gvote ivncvrowe fol komen ze
LIII. Z 17. A 50 Von der hymelfchen wirtfchaft. 1 in fehlt inZ. 2 Apocal.
19, 17. 15 Philipp. 3, 20. 19 apocalipfis, Äpoc. 3, 20. 28. 29 hoczit
33 Judith 12, 12.
112 LIII
miuie herrin ane fchame. vnd lol ezzen mit mime herren. vnd fol
35 mit iine trinken m in mit vrovden. vnd das glollt ein heilig man. vnd
fprichit. Ez in ilt in licin dink gvot Man ( ioa) des alle livte gereut,
vnd daz fich lelbe oÜenet. vnd lieh fell)en nieret. vnde alfo fol ein
l)ro(l(M" gvot Ini. daz fin alle die livlc gern. Intrvwen r\\ el brvoder
lieh vlizit gvoter zühte. gvoter litte, vnd fehoner geberde des gerent
40 alle livte. AViltu dennc allen livten ^\ ol gevallen lo vlize dich daz
dv an allen dinen m erken llft rchter vnd gvoter geberde. Vnde dan
von fprichit. Sante Peter. Lieben kint ir fvnt ivch vlizen das ir fo
gvote fitten vnd geberde habent. fwer ivch fehe des er got anivch
lobe, daz ivch ivwer zvht vnd ivwer fitte geeren. vnd die ivch
45 fcheltint. vnd ivch verfpottint. hinder ivch das ivch die a\ erden
lobende, fo ilv ivch gefchent. vnd daz fi ivwere zühte. vnd ivwer
felden gerent. Ein gvot broder fol ovch fich felben offenen in der
bilüe. daz er in hein dink vngeolfent laze dvr fchame noch dvr
forhte. Ein gvot broder fol ovch fich felben meren mit der minne.
50 Wan div minne ift bezeichint bi eimc fteine der die nature hetti.
fwas der men- (49b) fche mit bervorte daz das fin were. ze ge-
licher wis ift div minne. div zivhit an fich allis daz fi berverit. vnd
fwas fi ovch berverit daz ift ire. Man fuaz der menfche an elme
anderen minnet gvoter dinge div fint fin. Swer denne vil gvotis
55 M eile gewinnen, der minne allis das er gvotis an eime ieglichen
menfchen fiht. aide hoerit. fo ift es allis fin. Vnd dan von ift div
minne gelich dem fiure. von des fiuris nature merkint. das fair ift
heiz vnd fwaz in das fiur komit daz zivhit es allis in finc nature
daz es im gelich Mirt. ze gelicher Avis ift div minne ein fiur. AVan
60 li ift heiz, vnd allis daz fi minnet daz ziuhit fi in ir nature. das ez
ir gelich m irt. And da von fvn Mir minnen elliv gvote dink fo ziehen
A\ir ez mit der minne in vns. daz ez vnf gelich Avirt. aber der
menfche der nidig ift. f\\ as er gvotis an anderen Hüten fihit. da von
M irt inie ze liant ein ftvrni wetir imc herzen. Intrvwen die liute
65 verlierent beidiv ir gvotin A\eik von dem nide. vnd daz andir
liute guotis tvont. Wan (49r) von dem nide. das fi anderen ir
heilis virbvnnen da mit virlierent fi beident halb, vnd da von fol
ein gvot broder minnen allis das er gvotis an iemanne fihit. aide
hoerit fagin. fo merent 11 fich. Intrivwen Iwel broder alfe guot ift.
70 des alle liute gerent vnd er fich felben offenet in der bihte. vnd
37. 38 ein gvt broder gvt 42 Ep. Petri 1, 2, 12. 44 zvht 51 bervte
69 meret 70 de er aller lüle gert
Uli 1 13
l'icli fclben meret mit dci' minne. div feie niak wol ane fchame ze
liove komcn. vnd daz er li nemmit eine ivno\ro\ve»i. das bezeiclient
daz fi noch vvahfen fol. Man lilet von dem wiffagen Zachaiias der
was vil wunder alt. vnd folte zc einem male ein en^il mit im reden,
der engil aa as l'o wife das er iin niht luvte verl'tanden. vnd fpracli 75
der engil zo eime anderen engele. Rede mit dem kinde. Vber das
wort fpricliit fant leronimus. daz in der engil nemmit ein kint. vnd
er fo gar alt was. dar vber l'prichit er. daz wir alle kint iln. w ande
wir walifin IVn. Xv Iprieliit. Sant Paulus. Wir fvn alle walifen in
einen volkomenen man. daz ift. Ihefus criftus. der w as der erlte der 80
ie von dem ertriche (igd) gewuolis in daz himelriche. vnd alle die
im nach wen volgcn die l'\'n wählen von dem ertriche in das himel-
riche in den volle wahCenen ihefum chriftum. alfo lol div feie fin
ein gvot ivncvrowe. vnd fol ovch wählen von ertriche in himel-
riche. Intrvwen fo kvmit fi ane fchame ze mime herren. vnd fol 85
ezzen mit mime herren. vnd trinken win mit vrovden. Was fol div
feie ezzen wan daz ^^ize körn vnd win mit vrovden trinken, vnd
da von l'prichit der wiffage >faias. was ift fin gvete. \m\ was ift
Im fchoeni. wan das irv\ elte körn, vnd w in der megede bluet. Bi dem
irwelten körne virnemen wir llne gvete vnd bi dem wine fine fchceni. 90
den w in fol div feie trinken mit vrovden. daz fi fin fchoenis antlüze
iemer fol ane fehen mit vrovden. das ift der win der megede bluet.
alfe fchiere fo a\ ir des wines getrinken. fo werden wir alle blue-
gende zemegiden vnd da von fvn wir ilen. daz Avir des wines ge-
trinken. Wan fwer des wines getrinket es (50 a) fin Avitwen. aide. 95
e Hute aide fwie wir fin. fo werden w ir alle ze megeden blveginde
§ Daz ander wort das wir vernemin fvn daz ift daz er fpi'ichet
faminent ivch. dar an fvnt ir merkin daz wir mit famenvnge zehimel-
rich fvn komen. wan fwer befaminet wirt. der vert mit vrovde
licherliche. vnd da von l'prichit der wiffage. yfaias. Ir fvnt vz varn 100
73 Zuc/iar. 2, 4. 7d Ephes. i, i'S. SS vielmehr Zachar. 9, AT. 88. 89 yfaias.
e e
Bi dem erwellen körne viniemeii wir fiiie gvle was ift fin fciioiii. was ift das
0 0
irwelte körn, vnd win der megede l)lut. Bi dem 92 blut 88 -90 Nu
fprieliet sant iohannes waf ift sin was ift fin fcha'ni wan daf erweite koren vnd wine.
der megde pluote marien kint ihefus I)idem erweiten koren nenien wir fin
gueti vnt bi dem wine fin luft vnt fin fchoenin. den wine sol diu sele trinken mit
froeden das fi fin fchoenes antlute iemer an fehen sol das ift der wine der megde
pluote. alfo fchiere wir des wines getrinken so werden wir pluegen cemegden es
si Witwen oder eliute so plueien wir cemegden B 203 c. d. 100 Isaioe 55, 12.
Altd. Predigten. 8
114 Uli
mit vro\ (Ion. viul l\nl hin konien ini( \ rido. \ii(i l\nt inphangin wer-
den, mit lobe vnd mit liinijo. \ tid duz er Ipricliot Ir l'\nt vs varn
mit vrovden. dar an IVnt ir merken, daz wir mit lamenvn^e IVn
» varn. I'wa vil Hute mit ein ander verl. die hant vrovde mit ein ;\n-
105 der. daz er denne I'pricliit. daz wir hin IVn komen mit \iide. da/,
virnemen wir abir an die monigi. fwer helament vert der in t'ürhtit
ime niht. l'wenne wir denne allb hin komen. lo werden wir inplian-
gin mit lobe vnd mit lange. \ iid da von IVn w ir gerne in dei* menige
varn. lo gelingit vnl" wol. alfo lil'et man von eime herren. der liiez
HO barach. der wolte in ein vrluge (50 1)) riten. vnd Ipracli ze liner
vrowen div hiez debora. Ich in wil niht varn dv vareCt mit nur.
vnd vuor div vrowc mit im. vnd geHgiten an ir vinden. lntri\ w en
dar an merken wir. l\ver inder lamenvnge vert der über windet alle
I'ine viendc. vnd do der herre l'ine viginde hatte vber wunden, do
H5 fprach div vrowe. Ich bin div. ich bin div. div gotte wol fingit.
vber das wort Icribit Heda. Der menlche lingit gotte wol. der in
hein heiferi het von l'iinden. vnd der ein gerihtig zvongen het. vnd
der in hein temphi het in der brvl't. nv vernemen die lünde an hei-
feri. vvan alfe div heil'iri irrit. daz der menlche nili wol lingit. all'o
120 irrit diu lünde den menl'chen daz er gotte niht w ol lingit. der ovch
ein vngerihte zvngen het. div gerne hinder redit vnd verkert finis
ebin crilten werk, vnd abir trege ilt. got ze lobene. der menfehe
fingit ovch vbil vor gotte. der ovch denne de hein temphi het. in
der brvft. der fingit ovch übil. bi der temphi vernemen w ir den nit.
125 vnd fwel menlche l'inen eben menl'chen nidet (50c) linis heilis. vnd
finis geluckis. der het temphi in der brvlt. das irrit in ovch daz er
nit A\ ol fingit vor gotte. vnd dannan von l'prichot er daz der menlche
wol fingit. vnd IVezecliche daz in got gerne hoerit vnd neigit lin
ore ze fime lange, der ein liuter genivete het. vnd in hein heileri
130 het von fänden, vnd der ein gerihtige zvngen het. div nieman hinder
redit. vnd div bereit ilt got zelobenne. der einen livtcren geilt het
vnd in hein temphi het von nide. daz er allis daz niinnit das er an
ieman gvotis fiht. vnd alfe div gvote vrowe. Debora fprach. Ich bin
di\. die gotte a\o1 fingit. alfo fvn wir vnf vlizen. daz \\ir gotte wol
135 fingen, das wir in hein heileri haben von fünden. vnd daz w ir eine
V t
105 vrodc 107 wir fn}iter •ncrdpii fehlt. 109 JuiUc. 4, 8. 111 dv zwei-
V
mal. delbora i]2 und spivterliin \or 115 J*(t?jf. 5, 3. llöworlj
"wor derj den 120 der] de 133 Delbora Ipach
LIII 115
^erihtigen zvngen haben, div nieman hiiider rede, vnd allewege ])ereit
n gof zelobene. viid das \\ ir ovch in heine teniphi liaben von nide.
das wir allis daz niinnen daz wir an alr nienlichiin gvotis vnd heili-
gis iehen lo fingen wir wol vor got. \\'ir IVn ovch vns vlizen. das
wir in der luenigi varn. alfe div gvotc vrowe befanient vuor. vnd i40
C.'iüil) daz 11 alle ir viginde vbir want alfo vbir windet der menfche
alle llne viginde. der befament vert. aber den die lieh gerne fvn-
derent den niilYelingit diekc. vnd dan von lifet man von hern lacobes
tother wände fi lieh hndej-de von dem gefinde, do gefach fi der kvnig.
vnd nünte fi. vnd zuhle fi. vnd benam ir. ir kivfehikeit. Intrvwen 145
alfo gefehlt noch allen den die fich gerne fvnderent von der famenvnge.
die fiht der tievil an. vnd nimit war ir IVnderen finnis. vnd geval-
lent im alfe wol. daz er fiv minnet. vnd da nah beginnet er inenz
ze liebinne vnd reizzet fiv vf das fvndir dink. daz llv lieh allis von
der famenvnge ziehent. vnd fo er fi alfo vafte drin bringit daz £v 150
nieman wen volgen. llv in willen allis ir fin für fich haben, fo be-
trivgit er fi denne mit finen boefen litten daz fiv i.>ne volgent. vnd
w irfit 11 denne in etliche fände, vnd fint denne da mit virlorn. Intrv-
wen da von fvn wir vns niht fvnderen. vnd fvn vns hveten vor allen
(r)la) fvnderen dingen. Wan es ift gar vngevverlich. der tivvil ift 155
gar liltik. das er dicke mit gvotim bilde den menfchen verleitit. dar.
dannan ime nieman gehelfin mac. vnd dannan von fvn wir allis in
der famenvnge varn. fo \aren wir llcherliche. wir in fvn wedir
vornan für varn. noch hindan nach komen. wir fvn allewege varn in
der menigi. >'v wen eteliche livte für varn. vnd wen .e. lliegin .e. 160
11 gevederen. daz llnt. die feie, die fleh fvndirre dinge vz nemint.
von der famenvnge. die wen lüzil ezzen. vnd noch minre flafin. vnd
wen niemer irwarmen an dem bette, vnd ginemint alfo vil venien
vnd difciplinen daz fi allo tovp werdint. daz fiv in wizzen was fi
fchafilnt. Intrvwen. fo die wenint lliegin fo vallent 11. vnd werdent 165
dicke die hinderften die die vorderften wen fin. vnd dan von fprichit
der wiffage daz die aller llchirlichifte varint die in der menigi
varint. Vnfer herre enw ölte niht eme zehimelriche varn. er vuor
mit einer ( 5 1 b ) grozen fchar. beidiv engil vnd menfchin. Intrvwen
da bi gab er vnf ze merkene. daz ovch wir mit famenvnge dar fvn 170
varn. fo varen wir vroeliche. vnd alfo. icribit Sante lohanncs In
apocalipfi. daz im wart irzeigit zwelf fchar. von den zwelf gefleh-
138 wir hinter daz fehlt. 138. 139 heilis 143 Gen. 34. 149 fvndir
154. 155 vor allen fvnden vnd (51 a ) allen fviidereu 165 wenit 171 Apoc.
1, ^ f(jg. 172 vor
8*
IIG LIII
ten. viui ieglichcr l'char \\;iien zwolC l\ lint. \nd lach du eine fcliar
(liv Mas io groz da/, li nieinari i^ealUeii k\ nde. das bezeichint. daz
175 ovcli wir mit inenif'i viid in der ichar zehinielriche (Vn varn. lo
varen uir vrceliche. vnd \\erden wir enplian,i;on mit lobe vnd nii(
fange, allb iprichit der ^ilVage abacuc. Super exrelia. Der vl)ir \\ In-
der l'ol mirli viiorin \T mine hd'lii mit laniie. der v\nv wiiidor daz
ilt vnllr lierre ioüis criltus. der het alle \ii^in(le vliir wnnden. dei-
480 wil vns \feren vf vnler hd'hi mit lange. Anllr h<elii daz ilt daz liimel-
riclie dar A\il er vjis vnr>rin mit lobe \n(l mit lange. \'nd da \on
fcribit origenes Wie div feie ze liimelriche imjthangen wiit. wui
fcribit zwo vnd zwenzig fletc. da (5 1 r) der feie IVnderlirhe eie
irbottin wirt. vnd wie die himiifchen cngele. vnd die heiligen mar-
185 tyrer vnd allis himelfchis her. die feien grvezint vnd inphant 11 mit
grozir vrovde. vnd koment die heiligen zwelf hotten, vnd enphatit
die feie vnd grvezent fi vnd gent der feie alle ir vrovde vnd ii- Ion.
daz ü lieh dar an vrowe alfe ovch 11. Da nah grvezent fi die hei-
ligen niartyrer vnd gent der feie, allin den Ion. den fi mit ir martyr
190 verdienit hant Da nah grvezent fi die heiligen bihtere. vnd die hei-
ligen predier. vnd gen der feie allen den Ion den fi mit ir bihto
vnd mit ir predige vnd mit ir lernvnge. vnd mit vaften vnd mit
wachene vnd mit gehorfami. vnd mit meniger arbeit hant virdient.
daz fich div feie an dem lone vrowe rehte alfe ovch fiv. Da nach
195 grvezint fi die heiligen megede. vnd gent ir allen den Ion. den 11
virdienit hant mit ir ki\ fchikeit. vnd daz fiv ir reines bluot vz guz-
zin. dvrch vnfirs herren willen vnd dur fine minne. So grvezit 11 ov
fvezecliche vnd vr(pliche (.51 d ) div w erde mvoter gottis vnd git
der feie die fvndorlichen ere vnd die wirdekeit die fi het für elliv
200 menfchin. daz fi dar an fünderliche vrovde habe, vnd kvrzlich allo
wirt ein iegelich feie ze himelrich inphangin. von allem himelfchen
her. vnd grvez^int die feie, die engil alle befvnder vnd iegelich hei-
lige vnd iegelich feie Hinderlich vnd git ir. ir ere vnd ir vrovde
vnd ir Ion. vnd git ovch div feie iegelichim engil iegelichem heili-
205 gen vnd iegelicher feie fvnderlichen ir Ion. vnd ir vrovde. die 11
het verdienet, vnd alfe dicke alfe ein feie zehimelriche komit fo w irt
da ein nivwe vrovde vnd da von Iprichit lob. Min gloria min vrovde.
vnd min ere wirt tegelich irnivwit. wan alfe menig feie ze himel-
173 fcharii waren 177 i/rt6üc. 3, 19. ex cel. 178 vorin 180 daz lor
bimekiche felilt. 182 wart 183 da (51 c) da der 207 lob 29, 20.
Lm 117
riche kvmit. alfe menig nivwe vrovde wirt da vnd von ieglicher
feie fünderlich. A\irt allis himelfchis her irvro\ wit vnd da von fprichit 210
Sante Auguftinus. aller der nieiifchen Ion die ze himelriche koment.
der ift alle einis ieglichen menfchen fvnderlich. vnd einis iegli
(;)2a)chen menfchen Ion füiulerlich ift aller menfchen gemeinlich,
liitrvwen dan von w irt w ol ir s,loria irnivwit tegelich. Wan alfe
menik feie, vnd alfe dicke fo dehein feie zehiraelriche komit fo wirt 215
ir gloria vnd ir vrovde irnivwit vnd gemerit. Wan den Ion den div
feie virdienit hat den hringit fiv mit ir dar. vnd des lonis ift denne
da nie denne e. vnd dan von nivv.it fich tegelich ir gloria. AVan fiv
fint elliv fo minnenclich ze faraine gexcegit vnd in einen willen alfe
liiiterlich geeinberit daz fich ein iegelich feie an der anderen vroede. 220
vnd an ir wirdekeit vrcewit rehte alfe an ir felbir vro\de Ynd div
niderefle feie, div in himelrich ift. div het alfe ganze vrovde. an
des obereften menfchen lone. alfe ob fi den Ion anir felber hette.
\ nd danvon fvn wir vnf vlizen. daz Avir vnf gemeinlich in der
famenvnge halten daz Avir mit menige ze himelriche komen. fo wer- 225
den wir mit lobe vnd mit lange inphangen vnd mit vrovden inphan-
gen § Das dritte Avort dar an merken Avir daz daz ezzin (52b)
groz ift. vnd dan von bedürfen wir wol. das wir hAngeric dar komen.
daz wir vil miigen gezzen. vnd dan von fprichit vnfir herre in dem
ewangelio Selig fint die hvjigerlc fint die fvn gefattet Averden. Er 230
fprichet ovch in dem wiffagen Dilata of tuum etc. Mache dinen mvnt
w it. vnd den Avil ich füllen dis fprichit er nivt von dem mvnde mit
dem ich rede, er fprichit es von der feie mvnde. den fvn Avir Avit
machen. IntrvM en er dvnkit vnferen herren ze enge. Aiid ift er doch
von natvre alfe wit. daz er wol himelrich vnd ertrich vnd hellerich 235
vnd tievele. vnd engele vnd allis das ie wart, vnd Averin loch tvfint
fünfzich weite, daz vii- flünde allis dirre mvnt daz ift der feie girde.
Wie fvn Avir difen mvnt geAviteren Intr\ wen daz ivn A\ir mit reiner
girde. daz wir elliv zergancliche dink varen lazen. vnd nihtis geren
wan gottis vnd finer genade. vnd fvn alle vni'er girde an got kerin. 2J0
alfe der wiffage Danid fprichit. Sicut terra fine aqua tibi. Heri'e min
feie ift (52 c) A'erdoret vnd verfchr\'nden alfe daz ertriche daz lange
ane waffir ift. Intrivwen er machit finen mvnt aa it. des de daz er
der himilfchen fpife vil möhte gezfen. vnd da von fvn Avir vnfer
girde genzeliche an got keren. daz Avir der himelfchen fpife vil 245
213 fvnderlich. vnd ift 230 3Iatth. 5, 6. gefallen 231 Ps. 80, 11.
241 Ps. 142, 6. 244 vnfer fehlt.
118 Lm
nuisi» gezzin. Intrivwen vnfir herre bedarf avoI daz das ezzen groz
fi. da lo niaiiis ciii^il lo maiiig heilige lo maiiic tvfint tvfint lelen
von gel])il1t M ii(. M»(l der iegelicliis i-iiien allo a\ iten mvnt het von
nature. viul dennoch \ il witcr wil in \nlii- hcne machen, alie loh
250 fprichit. Er \\\l dich lidigen \ on dem engin mvnde. in die hretilten
A\iti. vnd denne m il er dich iilüUen. Nv merkint wie groz dis ezzen
ilt. da io menik tvlent engil. lo menik tvlint iar gezzen hant. vnilr
vro\\e het menik hvndert Iar gezzen. da. vnd menik tvfint tvfint
feien, die dife fpife gezzen hant. manik Iar. vnd ie mittvnt an czzent.
255 vnd ift des ezzini.s noch alfe vil. alle do fv erft hegvnden ezzen.
vnd da von fprichit der wilfage. (52(1) Quam magna multitudo.
AVie groz \\ ie menicvalt dv vili ift diner fvezekeit die dv heft vir-
hoigin den die dich fürhtent liitivw en er hatte daz hohit hin gebot-
tin. vnd ein wenik verfvochit. der himelfchen fpife Intrivwen fit dis
260 ezen fo groz ift. lo in dürlin \\'\r in vinden ovch ze ezzinne. fo A%ir
ze himelrich komen. die iemir dar fvn komen. vnd vnfir herre ieg-
lichir feie girde irfüilit. daz fiv mehtin fprechin. Ich inmag nivme.
fo ift noch denne der fpife alfe vil. fo ir ie meift wart, vnd ezzcnt
fiv fiv iemir an ende, vnd ift doch alfe groz. vnd alfe vber fliizzic.
265 alfe do fi erft begonden ezzen. vnd dife fpife niezint fiv iemir gir-
lich vnd IVezccIirli mit e\\ igir rvowe vnd dan von fprichit lob. Div
rvowe dinis tilchis. lol fin vollir veizti. dar an virnemen wir dife
fpife rvowidichin niezen. vnd daz er fprichit. li fol fin in vollir
veizti. dai- an virnemen w ir. daz die trabten ze himelrich alle manic-
270 valt fint. vnd ilt ir alfe vil. daz {'i nieman gar gebrvchin mak. C'^^i:' )
.Avan fwie vil fiv iemir mit ir girde begrilfin mvgiu. vrovido wünne
fvezekeit da.s hant fiv allis tvfint valt § Das vierde wort das dis
ezzen gottif ilt. dar an virnemen wir daz er lieh felben wil gen
zeloue der feiigen feie, vnd wil fi rehte mit fins fclbis gveti. dur
275 iliezen. vnd da von fprichit. lob. Si \\n fich neigen vf den obereften.
vnd IVn denne zei\ liezcn xoii w iiniie. von vrovde vnd von fvezekoil.
dar an \irnenien wir. das fi alle ir vrovde an gotte fvochint. vnd
neigint fich ze lijier gvete. vnd vindent an im alle vber nieizige
fvezekeit. das fiv rehtc zer vliezent von wiinnen vnd von \rovden.
280 vnd vnfir herre got dur lliuzzit die feien, daz 11 in gotte fwebint.
2i8 won 2V.» /o/; 3(), IG. -ir.'i. initliMit iöC) /*.?. 30. 20. -KW hinter
in (lürliii /^e/i/f rffra wil iiilit ZNvivclii 20ü. 2G7i\we /o^ 30, 16. iü't fehlt
0
etwas. 271 wunne 275 lob 16, 19. 20? Joel 3, 23?
Lm . UV 119
vnd da von fprichit fant Bernhart Der ein brofmen leit in win. aide
in honic fo dur tliuzzit daz honic die broremen das fl lehte vol
wirt. vnd r\\cil)if doch daz honic vbir die hrofmen allenthalben.
Rehte ze gelicliir w is Iprichit er. dur fliuzit viilir henc die feie,
daz fi rehte vol ilt. der gotüciien fveze- (53 b) keit. vnd fwemit 285
doch in allenthalben vbcr das fi rehte in gotte fwebit. alfo gent
ovch die raeiftir ein glichfami. alle fi wol mvgin. da ein brvnne in
eime velfe int fprvnge. der en mac lieh niht enthalden. er infu eirae
al vbir alfo Iweimit vnfer herre al vbir die feie, in allenthalben,
vnd in lin doch alfe gar vol. daz nüninie in fich niak. vnd dan von 290
fprichit der w ifiage yfaias. Vidiinus ainabinnis. afflu. m. Siv fehen-
den, vnd niinnenden. vnd zerfliezent denne von fvezekeit. vnd ^^er-
dent fich denne wunderende, vnd w irt gebreitit ii' herce. Nv merkint
dis w ort. Zemerift. fo fehent fiv got. da nah minnent fi in. Wan des
in mvgin fi niht vbir werden, fo fiv an gote fo vil fvezekeit. vnd 295
fchonheit l'ehint. fiv in mvezen in minnen. da nah zer fliezent fi von
der vbir vlüzzigen gveti. div von gotte flivzit in die feie, vnd wer-
dent fich denne wunderende der Avunne und der wunderlichen gveti.
div an gotte ift. vnd von der gvete. der gvete dv an gotte ift. von
der gveti wirt gebreitit ir herce (53 c). das fi alle creature minnent 300
in gotte. vnd got in aller creature vnd wirt div feie alfo gebreitit
daz fiv minnit ellv dinc in allen dingen, vnd vnfer herre zirfliüzit
alvmbe fi. daz fi rehte mit gotte allv^mbe vangen ift.
Dlfe woi't fprichit fant Paulus
u
£c eft. enini voluntas dei lanctificatio veftra. Difiv wort fprichit
Sant Paulus Gottis wille ift ivwir heilikeit. das gottis av ille. daz wir
heilic fin. daz merkent an drin dingen § Das erfte ift daz er vns
gebiutit daz w ir heilig fin. das daz war 11 daz lifet man in der alten
e. Do vnfer herie die .e gab. do gab er in div zehen gebot, vnd 5
gebot inen daz fiv fi hielten, vnd f\\ er div behaltet das ift ein an-
281 - 300 wenig abweichend auch in B 203 b. c. 283 fweibil] gal B. 284. vnfir
zweimal Z. 285 fwimiuel B. 287 glichnus B. 288. 289 fwiinme— fwim-
met B. 290 fichj si B. 29J Tuiic videbis et afflues, et mirabitur et dilalabiliir
e
cor tuuiu Isaim 60, 5. 29J . 292 mi lehciil iu Mit iniunont in B. 297 vbir vlvz-
e
zigeii Z. 299 300 nur \ni von der guli A\irt gebreiterct ir herce B. 300 min-
ten Z. LIV. Z 19. A 52 Von des raenlfcheu hailikait. 1 Thcssal. 1, 4, 3.
120 LIV
vank der hcllikoit viul dar an fvnt ir merken daz gottis wille ift
daz wir heilig iin. wan Iwas der man gebullt daz iCt ein zeichen
fmis willen § Das andir iCl daz valer herre ratet daz \\ ir heilig lln.
lOlnIrivwen des heiii a\ ir vrkünde an nieniger lere die er line ivnge-
ren lerte. Wan alle Hn rat vnd Iin lere, gie dar vf daz Hv heilig
MÜrden mit reinem lebcnne § Das dritte ilt daz vns vnlVr herre
hilfet. daz wir heilik (c.^a) weiden. \ nd da von lifit man in dem
ewangeliü. das vnfer herre fprichit ze Iinen ivngeren. Ane mich in
15 mvgint ir nit guotis getvon. Intrvwen fit denne nienian niht guotis
mac getvon ane fine helfe, l'o ilt das ein geweris zeichen Ilnes w il-
len. daz w ir heilig fin. das er vns leibe liilfit daz w ir heilik w erden.
Intrvwen fit es denne gottis wille ift daz wii' heilig fin. vnd ü\ch
^vir niemir heilig mügin Averden. ane Hne gnade, fo fvn wir viiler
20 herce bereiten daz w ir der gnade w irdig lln. zenphahenc. In git
vnfer herre die gnade, vnd hilfet vns daz wir heilik werden. Sit
■svir nv vrkünde han daz gottis wille ift vnfir heilikeit. fü fvn wir
fehen wa mit wir heilig fvn wei'den. Intrvwen daz fvn wir mit
zwein dingen, daz wir das übil lazeii. vnd das gnote tvegen. vnd
25 da von lj)richit der ^iffage. Dedina anialo. Ir fvnt ivch neigen
von dem vbele. vnd fvnt tvon daz guote. fo werdent ir heilik. nv
merkent zetn erft was daz vbil 11. da von lieh div feie iol C();mO
neigen e. 11 heilik niüge werden Da von Icribit fante Augufliniis in
dem buochc da er fcribit von der feie micheli. da Icribit er liünf
30 vbil. von den fich div feie neigen fol. vnd von den fi nivoz gereinet
werden, e. 11 heilig möge lln § Das erfte vbil ift div fündc. da von
Iprichit fante Petrus. Ir Ivnt ivwer hende renen von dem übele. bi
den lienden lliit div werk bezeichent. Kellte alle er fpieche. Ir fvnt
ivAvere werk reinen von Ixefen werken, vnd fvnt ivwere hercen
35 reinen von iibelen gedenken, nv w izzent ir aa ol das elliv reiiiekeit
von gotte kvniit. vnd in niac nienian iiili( guotis gedenken noch ge-
finechen noch ge(\on ane lliie genade. Intrvwen daz ilt war. daz
got die genade vnd die reinekeit nnoz geben, er ingit fie abir niene
AAan in daz bereite herce. Iwa er fihit daz das herce ift bereit da
40 givzzit er fine genade in. Swenne der menfche tvot daz er tvon fol.
fo tvot ovch vnfir herre daz er tvon fol. Solonioii Iprichit es ift des
meiifchen reht. daz (63c) es fin herce bereite. Intrvwen fwenne
ii Jh. Joli. i7}, ö. 25 /'.y. 3(5, 27. 31 vieln.ehr Jac. i, H. 33 ifl vnd Hiil
40 gr\r7,i( 41 Prorerb. 10, 1,
LFV 121
daz gefchihit. fo git vnfer lierre die genade. Sante lacobus fprichit.
Das got ift ein geber allir genade. vnd daniiaa von Iprichit der hei-
lige geift Ich Avil ein A\azzer vf ivch giezen daz Ibl ivch reinen von is
allen ivweren liinden. lo denne div iele gereinit Mirt. lo het fi ein
vbil virtriben. daz l'i iite iv lieilikeit § Das ander übil ift ein vinftri
des irrodes. Intrvwen div \ inliii l'ol irliuhtit werden mit guoter lere,
vnde mit guotcni rate, das il't aU'o. fwa der menfche dehein zwivel
aide dehein irr\ nge het. da er fich niht avoI kan virrlhten. des ibl 50
er \\irer Hute vragen. vnd Ibl ovch denne ir lere vnd ir rat nach
volgen daz er in der vinftri der irrvnge niht verirre, vnd fuer guotem
rate vnd rehter lere niht nach volget. vnd allis in finis herzen ein
rihtigi \\ il varn. der niak m ol verirren. Nv fint etliche liute alfe ein
rihtig. daz fiv allis nach ir finne Avellent leben, vnde dvnkit fi allis 55
ir Uli. vnd ir ding bezzer den (63 d) ne anderre liute. Intrvwen die
mügen wol vallen in die vinftri der irrvnge. Swer abir gereinet w'd
A\ erden Aon der vinftri. alfe Sante Auguftinus fprichit. daz A\ir da
von gereinet mvezen werden, e. wir heilig mügin werden, der menfche
fol lieh alfo diemvoten daz er eime anderen bas gelobe dem er ovch 6ü
geloben fol. denne ime felben. vnd fwer das tvot der wirt irliuhtit
an rehteni geloben. Sit vns nv fante Auguftinvs feit, das wir e. niht
heilig mügen werden, e. wir vnf gefcheiden von der vinftri der
irrvnge. fo fvn \\ir vnferen geloben irliuhten. vnde fvn den bas ge-
loben, den wir geloben fvn. vnd die wifer vnd wizziger fint. beidiv 65
von nature vnd von kvnft. denne vnf felben § Das dritte übil ift da
von AAir mvezen gereinit werden, e. wir heilig mügin fin. das ift
ein glichi der bildvnge. daz ift des tievilf velfche bildvnge. Intrvwen
dar an mac fich der menfche vil wunder lihte miffe hveten. Wan
der tievil ift vil wunder kündig (64 a). er nimit etwenne einis engilf 70
bilde an fich. vnd irfchinet etfwenne dem menfchen. das er wenit
das er gottis engil fi. vnd difv irfchinvnge gefchihit beidiv vzwendik
vnd innewendik. Man lifit von eime dem erfcheiu er alfe u unneclich
alfe ein engil. vnd a\ ande er das in got zvo im fante. daz er in wifte
wie er folte leben nach gottis willen, vnd lerte den felben man daz "5
er vil wachte vnd vafte. vnd daz er niemer gervowete vnze daz er
fich felben gar verdarpte. vnd ze ivngift do verriet er in daz er im
ze teile wart. Intrvwen daz gefcheiht noch dicke, daz der tievil
mengem menfchen ratet gvete dink. das er weinet daz es gar guot
43 Jac. 4, 6. 45 Exech. 36, 25. 46 fvnden 73 vnd innewendik fehlt.
122 LIV
80 n. vnd alfe er im gevolgit. vnze an das ende des dinges. fo beftricket
er den nienfchen mit dem übele er ift l'o kvndik das erz alfo guot
machet, das der menlche iiiheinen fchadeti dar an kaii furfehen. mkI
alfe erz an daz ende bringit. l'o wirt er denne erft gewar daz er
virraten ilt. vnd allo ir l'cbinet er ovch der tele inne\\endik. mit
85 (64b) valfcher giietc. vnd ratit dem nienfchen daz er vil bette, vnd
venie vnd difcij)line neme. vnd liizil flafe. vnd vil wache, vnd vil
gevafte. vnd fich grozliche arbeite in gottis dienefte. vnd denkit
der menfche denne. A\eniftv. alfus gemehliche ze himclriche komen.
iNiiit dv folt anderz dir zvo fehen. dv in folt dinem libe niemer in
90 h eines gemachis geftatten. Ynllr herre leit doch den tot durch dich,
vnd foltiftv denne dehein gemach han. daz wer dir groze fände. Ois
A\enit der menfche daz ez rchte von dem heiligen geifte kome. vnd
volgit allis nach in einir einvaltikeit. vnz daz er ze ivngeft betro-
gen AA irt Intrvwen mit fuf getaner guete verleitit er mengen men-
95 fchen. daz er das gotliclie lieht niemir befchowit. vnd da von bedürfen
Mir vil wol. das wir von dem übil gereinet werden § Daz vierde
übil ift ein tiügelichv ebin maze der creature ze gotte. alfo lifit
man von den Mifen beiden, die fahen nit Avan an finen gewalt. vnd
wolten daz mit (64 () lime gewalt beweren. daz got niht menfche
100 mehte werden. Si aliten das er gewaltecliche himelrich vnd ertriche
gefchaflen bette, vnd alle creature. vnde f])rechent alfo. alfe vnmü-
gelich daz ift. daz ein zimberman. \\ erde linf elbes werk, alfe vn-
mügelich ift. ovch daz got div creature Averde. die er hat gefchaflen.
vnd da mit gaben 11 ein trügelich ebinmaze. der creature ze gotte.
105 vnd Avolten da mitte beweren daz got niht menfche mehte Averden.
AVan 11 fahen niht waii llnen gewalt an. vnd irkanden niht Hner
guete. div in twank daz er menfche ^^art. durch den menfcheu. In-
trvwen fit A\ir nv gcfehin hein. daz die lieidene mit trügelicher mäze
verirret llnl. fo ISii wir vns da vor hveten. wir in fvn niht alleine
(lolinen gewalt an leben, wir fvn ovch irkennen fine wifheit. vnd finc
guete. div in des betwank daz er menfiiche nature an lieh nam
durch vnfir irlofvnge. daz ift war. menfiiche nature ift harte Anedil.
vnd harte Avider zeime gotlicher nature. aber fin guete was alfe
groz daz fi vn- ( h 4 d ) geliche ding ze famene voegite § Das fünfte
8u im] in bcflrichel 81 crzj er 88 dcnnc wc. weiiiflv. 89 dinen lip
e
104 der] die 108 Irvgelicher lli-123 richeit auch am Schlufio von % 17.
LI\^ 123
vbil ift daz A\ir lazen fvn. e. Avir heilic mügen werden, daz ift girde H5
weltlicher richcit. \ nd da von Iprichit der wilfage. div weit ift glich
eime valle. ir wizzeut wol lo man einen bovin wil vellen. lo Icrient
die liutc fliehent flient. daz ivch der val nit begriffe. Ze gelicher
w is ilt div Avelt ein val. vnde iu fcriet got vnd div l'crift elliv.
vliehent vliehent. alle balde von der weite, fi ir fleht ivch ze dem 120
ewigen tode. alle die in difem valle verendent. die ravezen ieraer
l)v\\cn das hellifche riche mit grozer arbeit, vnd da von fvnt ir
i\ch ziehen vnd reinen von der girde weltlicher richeit. alfe vns
Sante Auguftinus lerit. Vnd fit wir niemer heilig mügen werden,
e. wir von dilen fünf übelen dingen gereinit Averden. fo fvn wir (25
allen Miferen vliz da zvo keren das A>ir gereinet werden. Zem erft.
von den fänden, wan ze gelicher wis alfe div mvre fcheidet daz der
halp vnde (65 a) dife halp ift. alfo fcheidet div fände got vnd die
feie. AA ir fvn vns ovch reinen von der vinftri der irvnge. div ift
bezeichent bi dem aa olkene. wan alle daz wölken bedeckit der fvn- 130
nen lieht, alfo bedeckit div vinftri des irrodes die himilfchen genade.
daz der menfche der nit gefehin noch inphan mak. Wir fvn vnf
ovch reinen von der gelichi der bildvnge. alfe der tieuil den men-
fchen verleitet, daz er das gütliche lieht niemir befrhovwet wir fvn
vnf ovch reinen von der trügenlichen eben maze. der gefchephide. 135
zvo dem fchepher wir fvn vnf ovch leinen von der girde Aveltlicher
richeit So wir von difen fünf vbelin gereinet Averden. fo fin wir
heilig, vnd fAn dennoch heiligir werden. Sante lohannes dem erfchein
ein engil. do er Avas in der togeni. vnd fprach der engil fcrib lo-
hannes. Die da heilig llnt. die fvn noch heiliger a\ erden. ISv fvnt ir 140
merken drier bände gedank die machent die feie heilik § Der erfte
ift ein gedank (65b) den betivtit vnf ein heiligir lerer, vnd fprichit
das ein iegelich gedank von gotte machit die feie heilig. In trvwen
dar an fA'nt ir merken, alfe vil der gedang an gotte ift. alfe vil \\ irt
ovch div feie heilig. Leider nv ift das herce fo Avilde. vnd der ge- lis
114—116 Der menfch der gern guo wer der muof e lallen die begiid weltlicher
richeil Da von fprich der wiffa<r indem faller :. 117. 118 fchriel man :;.
118 flicut /"e/iü 3. ivt begriffe :. 119 glich einem val :. vnde iu] vnd ein Z.
119. 120 Vnd fprichet got vnd elliu diu gefchrifl. Vliehent bald von derweil, ald :.
V t
120 ivch] och Z. 121 verderbent ;. mvzen Z. 123 vnd reinen fehlt z.
ö _
127 mvre Z. 128 vn '65 a , vnde dile 131 der fvnnen fchin. vn ir lieht.
e
der irrodes 132 mit 135 trvgenliche 140 Apocal. 22, 11.
124 LIV
dank fo Avit fweifte. daz vnfir herce feiten mit gotte ift. vnd fo der
nienfch ieze wenit daz er fiii herce lii im habe, fo het ez die uelt
vinbe vangen. nv hin vbir nicr vnd her w ider. vnd ift fo wilde daz
es niemir kan gervcwen. So man die metti an \ahit vnd der menfche
150 fin herce vf hebit. ze gotte. e. es iemir einen vers ^efpreche. fo ift
es inweg. vnd fweibit denne allvmbe die weit, vnd ift denne gereite
vnz an die laus metti .e. es iemir wider an got gedenke, vnd fo der
menfche an fin gebet, kvmit. vnd er fin herce an got gefetzit e er
denne iemir gefpreche Pater nofter. daz eine m ort. fo ift abir daz
155 herre in divnnen in die m iti. Intrvwen daz gebet machit niht die
fei felik (65 c). wan alfe vi! der gedank an gotte ift. Die liute die
mit ir hercen gotte alfe vnheinlich fint. die mügen des wol färbten
daz fi der himelfchen heinliclii mU gotte werden virfchalten. vnd
enfol doch dar vmbe nieman verzagen. Sante Paulus fprichit ein
160 troftlich Axort. daz div fchoz der w ilden gedenke, der feie niht vil
fchaden tvont. alle die w ile vnze es dem menfchen leit ift vnd inen
wider ftat. vnd daz herce. von der Avitfwefi an got wirfit. Intrvwen
fwic kurz der gedank an got ift. fo ift er doch ein anevanc der
fuezekeit. Dan von fprichit. Salomon. von cime vogil der heizit.
165 derbin. der het einen kurzen fluk. vnd ift doch ein anevanc der
fvezekeit. Zc gelichir wis ift ovch der gedank fwie er zem erft
vnftete vnd w it fweift ift. fo ift er doch ein anevank der fvezekeit
.§ Der ander gedank der die feie heilig machet, das ift der vliz. daz
der menfche allewege in dem vlize fi. alfe dicke fo im fin herce in
170drinne in die witfwefi dirre weite mit vliegendem gedanke daz er
denne das herce wider bringe ( o.» d ) ze gotte. vnd fol an got be-
trahten finen gewaJt. daz er liimelrich vnde ertrich vnd alle creature
het gefchaffen vzzer niüte. vnd fol denne betrahten den gewalt. daz
er mit finer w ifheit. eliiv ding liet gcordinet. vnd iegelichis in fin
175 rehtcn ordenvnge. vnd fol denne Itetraliten an im fine guete. div in
tvvang daz er indife weit kan vnf ze eime irlofer. An dife betrah-
tvnge fol der menfche allin finen vliz keren. daz fin herce allew ege
an got betrahte. Intrvwen fwenne der menfche in dem vlize vlizec-
liche ftat daz mvoz mit grozer arbeit gefchehin. vnd mvoz vil fere
180 vber den lip gan. fwer in dileiii vlize ze allen zilen fine betrahtvnge
an got leit. nach dem vlize inphat div feie die gotlichen fvezekeit
146 wit fcnne 152 .ie. 153 o] ic 159 A>/ics. 6, Ifi. 161 ienen
0
165 fluk 170 vliczzcndeoi gedanke de CS 171. 172 berahtcn 115 im fehlt.
181 leit vnd nach
LIV 126
Dan von fprichit der wiffage. Donec intrem. Icli gedaht an got vnd
kan des vbir ein daz ich niernir a\ il irwindon .e. icli kvme in I'ine
ivngiften heinlichi. Intrvwcn im \\as da neiz was. widir varen da
nacli im allo not wart (ooa) daz er e niemir wolte er\\inden e er 185
kerne in die ivngilten heilikeit gottis. er fprichit aber daz er lieh
vil Avunder fer da nah mvcfe arbeiten .e. er ze der heilikeit kerne,
vnd dar vmbe fol fich der menfche arbeiten mit dem vlize der
betrahtvnge. wan nach der arbeite wirt div feie fvezecliche getrce-
ftit. vnd der vliz machit die feie heilig § Der dritte gedank daz ift 190
ein vrige durgefiht. div mit wundervnge wirt gehenkit in den fpie-
gil der wifheit. Nv merkint div wort, ein vrigiv dvrgeliht. vri dar
an fvnt ir merken, daz der geift rehte vri mvoz fin. von allem kvmber
vnd fol alfo vri fin. daz er niht betrvebit werde, von des libis
nature rehte tot fi. aide das der geift niemir von ime werde be- 195
trvebit. aide daz abir der geift alfe ftark fi daz er niht ahte vf des
libis krancheit Swenne das gefchihit. fo ift der geift vri. da nah gat
div dvrgefiht. daz ift alfo daz denne der geift in der girde befcho-
Avit den fpiegil der A\iflieit daz ift ein vrigiv dvrgefiht (66b) fo
der lip den geift niht betrveben niak. fo hebit fich der gelt vbir 200
elliv ding div vnder gotte fWit. vnd befchoAvit denne an gotte den
geA\alt. vnd die Avifheit. vnd gvete vnd fchonheit. AroAde vnd eA\ ikeit.
vnd Avirt mit Avundervnge gehenkit in den fpiegil. der wifheit. vnd
Avundert lieh finis grozen gowaltis. Siiier tiefen Avifheit vnd finer
vnzallicher guete. vnd Avundert lieh, das 11 fo vil guete \nd fveze- 205
keit an im het begriffen, vnd des noch tA-fent ftvnt me ift. des fi
vor vili niht begrifen mak. vnd ir der brefte niht a\ e tvot. Mit der
Avnndervnge Avirt der geift ir hangin in den fpiegil der Avifheit. Nv
fcribit. Sante Bernhart, von vier befchoweden die div feie an gotte
befchoAven fol § Div erfte befchowede ift fin gerihte. daz fvnt ir2io
an dem dinge befchoAven. das er eime kindelin himelrich git. fo es
erft geborn A\irt vnd getovlit Avirt. ane dienift vnd ane aller flahte
arbeit. And ein andre der lihte A'ierzg iar got het gedienit mit ar-
beiten, der (66 c) vallit an finer ivngiften ftAnde vnd Avirt verlorn.
Ovch gefchihit des vil. daz menige alle fine tage ein groz fünder2l5
ift. vnd an fime ende git im got alfe groze rivwe. das er behalten
wirt. Dis ift allis vnfers herren togenlich gerihte. difv befchovAA'ide
182 Ps. 72, 17. intren. 185 er je 186 kome 187 mvze 191 wou-
dermge 204 wunderte 211 er fehlt.
12C Lrv
w irt niie s^oviin^iii in voihle. viul m irt _ü;ovobit mit lobe. \ nci w'wt
vollol)riilit inif wil'heit. vnd wirt liohalten in der dcmvctikeK § Div
220 ander bolchov-w ode iCt an gotlis giicle. daz der nionfclie lol beicho-
\\en. allis das inie got ze guote het getan. l)iv bclchowede reizit
in zegotte. A\an in hein menfclie ift dein got Ib lüzil gnade habe
getan, vnd irkandc es fi rehte ez nivezi got minnen von allem tnne
hcrcen. Da von l'prichit der \\ iflage. Herre \\ ie lol ich dir gedanken
225 der genade ieniir die dv mir halt getan, all'o fprichit Her lob. Herre
ich iiimak dir niomir vergeltin daz dv mir gegeben halt \\ ider
tvfinden die dv mir hell getan, l'o in han ich dir niht einis ze gebinne.
Nv fehent der was ein riche man vnd hatte groz guot. vnd in hat-
(C6d)te doch wider tvfinden niht einis zegebenne § Div dritte
230 befchovwede daz ift zvo verfiht des lonis. div bringit Itete vebvnge
der tüginde. Da von fprichit. Santo leronimus. Div za'o verfiht des
lonis machit die bitteren arbeit fiieze. vnd die f\\ eren bürde lihte.
Intrvwen f\\er denne kvme arbeitit der gange in dife befchowede.
da wirt er gctro'ftit von dem fvezen lone der nach der arbeit gat
235 § Div vierde befcho\\ ede. daz ilt div hohe magencraft. da fol div
feie betrahten wie alle engelc die patriarchen die propheten. die
z\Aclf hotten, vnde alle martyrer. vnd Mio reinen megide. vnd allis
himelfchis her iegeliches finen Ion vnd fine lünderliche vrovdc het
an der grozen magincraft. In dirre befcho\\ ede fol div feie gan. von
240 Cime zvo dem anderen, vnd fol bcichowen wie der engil ift gefchei-
den. v(Mi dem mcnCchen. der menfrhe von dem engil. div magit von
der wittewen. der martyrei' xon dem bihter. vnd ilt iegeli(67a)
chis fvnderlich gelVndert mit llme liindcilichen lone. nach finen
werken, vnd han doch elliv einen gemeinen Ion. denne fol div feie
245 betrahten. w ie vnfir herre eim iegelichen engil iegelichir feie het
gemazit vnd gefcheidin Hinderlichen Ion. in gemeinem lone. ander
hohvn magencraft. vnd daz fvnt ir wizzen daz da in hein IVndei'vnge
noch fcheidvnge ift. wan an dem lone. daz da ein iegelich menfche
Ion inphat nach finen werken, da il'l der engil. bi dem menfchin. da
250 gut div wittew e zvo der megede. die martyrer zvo den bihteren.
vnd allis himelfchis her. gant alle vndcr ein ander, fwie llv wen.
aide fwie fi lüftit. da in ift enhein fvndervnge. wan fver got aller
krcfteclichifte het geminnit. de fihit got allir httcrlichifte Difv be-
fchowede bringit der feie girde nach der himelfchen vrovde. Da
224 P$. 51, 11 ? 85, 12. 13 / 225 lob 9, 2. 3. 2i9 de itt d* der— menfchein.
LIV . LV 127
von fprichit. Anflielmvs. Ovil lieiligv angofiht. dv bift ein volle vrode 255
vnd ein oljcrerte wolluft. vnd bil't ein vollecomene (orb) girde. 0
girlicliis antlüte vnd vroliche girde. lntrv\>en nv inmac dv lele niht
allewege in dine belcliouede lin. li mvoz ovch her nider varn in
die helle vnde mvoz da bei'chowen vnlers lieiron ielitii<oit. an der
kal vnd an der not. der armen i'elen. vnd lol der menl'che irbermide 260
her vber han. Denne foltv befchowen alle creature vnde folt irken-
nen daz elliv ding von gotte fint. vnd wie got in allen dingen ift.
vnd wie elliv ding von gotte gevlozzen fint. vnd ovch wider zvo
im vliezent vnd in dirre befchowede l'oltv got lobin an aller crea-
ture. vnd folt got irkennen an allen dingen, daz wir daz Ichowen 265
Averden dez helfe vnf got ameN.
Dife wort fprichit ein wiffage
D
Ominus narrabit in fcripturis populorum. Difiv wort fprichit der
wiffage. dauid. Got fol künden an den fcriften den livten. Dis wort
mügen wir in zwei wis vernemen. daz vnf got künden wil an der
heiligen fcrift. den reliten wek zehiraelrich. vnd daz rehte leben
Wan rehte ze gelichir wis. alfe div fvnne intlivhtit den nebil. alfo 5
irlivhtit div heilige fcrift die heiligen criftenheit. vnd div heilige
lere die (93c) vns gottis IVn lerte. felbe mit finem mvnde. vnd die
heiligen propheten. die heiligen zwelf hotten, vnd andir heiligen,
den der heilige geift kvnte. vnd lerte. wie fi die heiligen criften-
heit leren folten. Ein andir fcrift het ovch vnf vnfir herre gegebin. iO
daz ift der leien fcrift. wände der livte ift vil die der fcrift niht
kvnnen. div an den buochen ift gefcriben. Vnd dar vmbe het inen
got ein andir fcrift gegeben, da fv an fvn lernen, wie fiv nach
hiraelrich fvn werben Div fcrift daz ift dv gemelze in der kilchen.
daz man da malet von den heiligen, wie fi lebten vnd waz fi durch <5
got taten vnd waz fi durch in arbeiten, vnd wie 11 menger martyr
gemartirt wurden, vnd tvot man daz dvrch etwie manige fache. Ein
fache ift daz fiv fvn lernen an der heiligen lebenne. wie fi nach
dem himelriche fvn ftriten vnd werben, alfe ovch die heiligen hant
geftritten. Div andir fache ift daz fi an rehtir gelobe fvn gefterkit 20
w erden, fo fv fehent w az die heiligen hant irlitten durch den rehten
e
LV. Z 24. Ä ij7 Von manger handc fchrift der menlfchail. 1 Ps. 86, 6. 4 den]
au deu 7 die ( 93 c ) die vas finen 16 ia fehlt.
128 LV
geloben. Div dritte (oijd) fache ift. Wan viilir liorre vnftoto iCt.
viul leidir bi im fclboii Celten il't (larvmbe ilt ovch daz i!;einoIze
geinat'bit. daz der menrclie fin herre \iiide. lo er mit den vzzeren
25 ovgen an l'iliit daz gemelze. daz er deiine die inren diniv \ iiule. des
hercen vnd er gedenke, an div dink div vor imc iint ^emalet. vnd
allo vindit der menlche iln herce. all'o Iprichit der wilTagc daiiid.
Herrc ich iian min licrce fvnden. Nv merkent Iwas der menlche
vindit. daz nnoz er e. virlorn han. alfo gelchihit es leidir dicke
30 daz der menlche lin herce virliurit mit vppigen gedankcn. fo fol erz
vinden an dem gemelze Div vicrde lache il't. daz wir IVn lernen an
der heiligen lebene. tvgende vnd reinekeit. abii- vbir allis gemelze.
vnd übir elliv bilde, fvn wir ane fehen vnl'irs lieben heiTen martyr
bilde, vnd IVn dar an lernen ahte leczen. die er vns vor het ge-
35 Icriben. an l'ime heiligen libe § Div erlte ijt w illecliche aimvot. daz
merkint da bi. daz er gar nackint l'tat. dar an IVn wir ovch lernen,
daz wir w illecliche arn Iln dvrch got. der (!j4a) dvrch vns alfe
arn Avolte fin daz er aller finer herlchefte vnd allis linis richtvomis
lo \ il nihl inhatte daz er line Ichame bedahte wan daz er gar
40 nackit llvnt an deme ciivce. AVir IVn gerne arn fin. wan vnfir herre
fprichit in dem ewangelio. I5eati pauperes Ipiritii. Selik Iint die
armen himelrichc ilt ir. der menlche der willecliche arm ilt der il't
Avol feilik. Sit got leibe Iprichit. daz er l'eilik fi. So ilt er ovch
feilik. Wan himelriche ilt fin. himelrich ilt ein lo groz fchaz. daz
45 er wül feilik vnd vil feilig ift. des daz himelrich ilt. Er ift ovch
dar vmbe feilik. wan er het me denne er ger. Wan allis des er het
genvegit in. vnd ift im alfe wol mit armvot. daz in niht dvnkit daz
er arn fi. A\'ande zegelichir wis alfe der gitige man allewege me
gert. vnd fürhtit daz ime gebrefte. alfo dvnkit abir den willeclichen
so armen menfchen daz er zevil hal)e. da von heizit er 11 feilik die
willecliche armen. Wände fi hant des fi gerent. wan 11 gerent niht
w an armvol. vnd breftcn. -da von fint 11 feilik. ovch daz fi daz w il-
lecliche hant durch got. liitrvwen fiv hant wol gelernit bi ir fcheppher
(94b) am fin. \ nd han wol daz bilde finer martyr. vnd finer hei-
55 ligen menfheit für ire ovgen gemalit. vnd fin armvot. die er hatte
in allen finen tagen, do er menfche was vf ertriche. Si fint ovch da
von feilik daz fi nieman geroben raac. Wan fwen man robit der
Avirt vngedvltik. vnd vlvochint 11 ovch. die felde han 11 ovch daz
fi nieman robit. Avande li niht hant. da von in nimit man in ovch
23 feilen fehlt. 41 Matth. 5, 3. 45 dat erste ift fehlt. 47 genvgit kvnkit
LV 129
niht. So fint fi ovch feilik. Avan fi haut ovch ieze ein teil der himil- co
fchen vriheit. die l'i inlümeliiche IVn gar inplian. daz ift div vriheit.
daz li ine hant denne ü gei'ent. vnd genvcgit l'i ir armvot. daz fi
niht nie a\ oKen han. div vriheit gelichit fich ein teil der himellchen
vriheit. da von fint fiv feilig hie in ertriche. vnd fvn her nach ze
himelriche inphangen \\ erden mit der ewigen feilikeit. Wan daz 65
f])richit vnfir herre felbe. daz das himelriche ift der die willecliche
arm fint durch got § Div andir lecze ift vollecomenne minne. daz
nierkent da bi. daz er weite gehenkit werden inzwifchen zwene
fchacher. rehte alfe (94 c) er ir fchvlde wolte tragen. Wie mehte
er ieniir grozir vnd vollecomener minne bas irzeigen. denne daz er 70
finer viende fchulde w ölte tragen, vf lime rvcken vnd an allen finen
liden fiinderliche wolte er gemartert werden vnd hette ers loch
gelitten dvrch fine frivnt. es were doch ein zeichen grozer minne.
daz er ez abir Avolte tvon dvrch fine viende. daz was noch volle-
comener minne . alfus het er ovch vns gelerit. daz wir vnfir 75
viende minnen fvn. vnd fvn inen zeftatten komen. vnd ze dienefte.
fo . fivs bedvrfen. wan vnfir herre wolte niht gemartirt werden durch
die guoten. er wolte not vnd den tot vnd alle bitterkeit liden dvrch
fine viende. Sant Paulus fjirichit Gedenkent merkent vnd ahtent wie
groze not got irlitten hat dvrch fine viende. vnd fit er dvrch fine 80
viende fo groze not leit vnd fo grozer minne zeichen gab. was
wenint ir nv Avas er denne grozir vnd A'bir meziger minne nv zeige
finen A^riAuden Avan daz ift ane ZA\'iuil war daz er finen vrivnden
groze minne (94d) Avil zeigen. Vnd merkent daz fprichit er. daz
es mvoz fin. Wan fwer fine viende alfe volleclich minnit der min- 85
nit fine vriAQde vil volleclichir. Sante lohannes der minre fprichit
A^on der minne die got dem menfchen ovgete do wir fine viende
Avaren. Der groze got der heilige vattir vnd div heilige gotheit. der
minnit Anf fo lere daz er finen lieben fvn. finen edelen fvn vnd finen
ein born fvn in den tot gab für vns. do Avir fine viende Avaren. vnd 90
tet daz darvmbe daz Avir fine vrivnde wurden nv merkint Avie rehte
groze miltekeit er vns het ir zeigit do AA'ir vir Ivren fine Iwlde do
A\ ir in erzA'rnden. aou vnferen vntvgenden. do was daz ein groze
miltekeit daz er vns ze vrivnde Avolte geAvinnen mit finis lieben
fvnes tode § Div dritte lecze ilt. fin groze. A^nd fin vbir A'liezende 95
irbermide. vnd merkent daz da bi. daz er fime viende der bi im
67 -Wille vnd miuue 7.5 vollecomenc 77 fvs 78 guten ^9 Rom. 5, 10.
83 var 86 Ev. Joli. 3, 16. 89 fo fehlt. 93 de was de
AJld. Predigleu. 9
130 LV
han^^ete von fcliulden. vnd der iln hatte f^efpottit. vnd in hatte ge-
Icholtcn do der felbe an in genade gerto do er horte er in zchant
vnd gab im nie genade denne er (95 a) gerte. Er fprach. Memento
100 mei domine. Herre gedenke min. fo dv komelt in din rielie. Do er
hört er in zehant vnd i'prach. Werlich dv folt mit mir hivte fin in
dem vronen paradile. Do gab er im zehant nie genadcn. denne er
in bette. A\an er in bat in niht Man daz er fin gedehte fo er in
fin riche kerne, do gab er im verliehe daz ewige paradis ze be-
105 fchowene. er in gedaht fin niht alleine, er gab im felben zefcho\\ enne
daz lebinde paradis. Diz paradif daz \\ as div gotliche an gefiht vnd
daz fvnt ir Avizzen. daz er in dehein andir paradis vuor. wan hin
zvo der helle, da alle heiligen feien A\'aren. die finir zvo künfte
bittin. vnd ze allen ftvnden gerten ir fchcphirs daz er fl lofte zvo
110 den vuor oveh er. vnd an der felben ftvnde. do vnfir herre an dem
crivce vir fchiet. do vuor lin heilige feie vnd fin gotheit in die
helle, vnd lofte alle die. die finis vattir Milien heten getan, vnd an
der felben ftvnde ftarb ovch der fchacher vnd vuor o\ ch dar. vnd
fach da got an finer gotheit. da von fprichit man er fuor in daz
115 paradis. Wan (95b) fin gotlich angefiht ift ein paradyfe aller wolluft.
vnd daz ift ein vrkünde finer vbir vliezenden crbermede. daz er fo
groze irbermede gab finen vienden. da bi mvgent ir merken daz er
finen vriünden vil grozor irbermede git. Ilie bi fvn wir abir lernen,
daz Avir niht alleine irbermide fvn han. vbir vnfir vrivnt. Mir fvn
120 vns ovch irbarmen vbir vnfir viegende § Div vierde lercc die m ir
an dem crivce fvn lernen, daz ift andehtige gehorfami. daz merkent
da bi. daz er fine feie liez fcheiden von fime libe mit geneigetem
hovbete. dar an mcrkint zwei ding, andaht vnd gehorfami. daz er
abir fin hovbit neigete. vnd daz er fin feie liez von im fcheiden.
125 daz Avas ein zeichen ganzir gehorfami. daz er abir fin houbit nei-
gete. daz was ein zeichen grozer andaht. div in fime reinen hercen
was. Wan er neigit fin houbit vnd fprach. Pater In manvs tuas
Herre vattir ich bevilhe dir minnen geilt. Rehte alfe er fpreche.
Herre vattir min. ich bin dir gehorfam gewefen vnze an den tot.
130 vnd habe (95c) allen dinen Milien vollebraht. nv inphach minen
geift. Confumatum eft. Icli habe ez allis volendit. Do neigit er iln
houbit vnd virfchiet. Hie an mügen Mir moI lernen andehtige ge-
horfami. Wirn fvn niht alleine gehorfam fin. Avir fvn andehtik fin
99 er (95a) er gerle. 102 lue fehlt. HO A'üor H5 ift in dem paradyfe
116 vbir -vliezendc 118 grozc 130 dinon] den 133 andehtik fmt
LV 181
mit der gehorfami alfe vnfir herre was. Svvas man den guoten men-
fchen heizit. das fol er inphalien mit geneigetem hovbete. daz man 135
da bi merke daz er mit andehti gehorfam 11. vnd daz fin herce
fenfte iit mit der geliorfami. Wan andalit div machet allewege linde
vnd fenfte gemvete. Nv merke wie din andaht fol lin gegen gehor-
fami. Dv folt gedenken dvrch m en dv gehorfam bift. vnd dvrch wen
dv dich lieft begeben libis vnd guotis vnd dinis eigenen willen, daz 140
heftu getan durch gottis liebi. fwas man dich denne heize, fo foltv
gedenken, herre vatter min fcheppher min ir loifer. vnd min behaltir
vnd min Ion. dis tvon ich dvrch dich, nv inphach minen willen vnd
mine gehorfami ze eime (95 d) opphir. vnd din gebot foltv orden-
liche voUebringen vnd andehticliche vnze an den tot. Wan vnfir herre 145
wart dvrch dich gehorfam vnze an den tot. alfo fprichit Sante Pau-
lus. Xpriftus factus eft ob. vnfir herre wart willecliche gehorfam
vnze an den tot des crivcis. Nv fprichit Sant Bernhart. Gedenkent
lieben brvodir vnd fweftere. vnd prelaten. daz gottis fvn fine feie
von im liez fcheiden dvrch gehorfami. vnd fehent fprichit er, daz ir 150
der gehorfami iemir virgeffent. S^Aenne ir dar au gedenkent. fo fvnt
ir gereizit werden, daz ir gehorfami vollebringent vnze an den tot.
Wan fwer in vngehorfami wirt fvnden fprichit er. der in fol niemir
teilhaft werden finer gehorfami § Div fünfte lecze ift ein lecze gvotir
zvht. daz merkent da bi daz fin liebe mvotir bi ime ftvnt vnder 155
dem crvce Nv merkent wie groze zvht er ir bot in allen finen an-
giften in wolte er niht lazen er in meinde fi daz fi wol wifte daz
er ir niht virgezzen hatte, fwie groz fin not vnd fin bitterkeit (96 a)
was. nit vil in mehte er mit ir gereden. alfe groz was fin martyr
vnd fin angift. Doch gab er ir mit kvrzen worten zemerkene manic- 160
valtigen fin. der grozen liebi vnd zuht die er ir bot. Er fprach
fvezecliche zvo ir. alfe er do befte mehte. wan fin kraft was gar
befwichen. er was vilbi allir tot. do er zühtecliche fprach. Sich liebe
mvotir min wa din einigis kint ftat. Rehte alfe er fpreche. Ach min
fveze mvotir wie tvot dir min fer fo Ave. daz dv mich din einigis 165
vnd din fvezis kint vor dinen ovgen fiheft hangen, mit blvote gar
bervnnen. vnd in allir finer angift mehte er niht virlazen. er in be-
velhe fi fime lieben ivngeren. Sante Johannes Hie bi fin wir abir
gelerit daz wir vnferen vattir vnd vnfir mvotir eren fvn. vnd nit
alleine vnfern vleifchlichen vattir. vnd mvotir. Wir fvn ovch vnfirn 170
147 Philipp. 2, 8. 163 bcfwigen 164. wa] -nan 170 vnfern lieben
valtir. Yüde vufern vleifchlichen vallir. vn vud
9 *
132 LV
geiftlichen vattir vnd vnferc ^eiftlichc mvotir eren. der vnfir vattir
ift an gottis ftete. Man lilit in tobia. daz er llnen fvn Icrlo. daz er
vatter vnd nivoter erte fo vol^ete im i,'eliicke. allb (ofib) IVn ^\ir
ere vnd zvht bieten vnleren geiltlichen vederen. vnde mveteren an
l'5gottis ftette. fo volgit vnl" gelückc § Div feilte ierzc ilt dvniehtige
gedvltfami. das nierkent da bi. daz er genegilt wart an das crivce.
Rehte alfe er fprcclie nv tvont mir fwas ir A\ellent. daz wil ich
allis gedvltecliche liden. fwic er wol A\iftc daz er in allem fime
lebennc nie inhein dink getet. dar vmbe er wirdik were den tot ze-
iSOlidenne. do Avas er doch alfe gedvltik daz er nie dehein vngedvl-
ticlicli Avort gefprach. vnde infiner grozen bittirkeit fprach er. Herre
vattir ver gib inen die mir dife martyir an tvont. A\an 11 enA\izzen
niht was fi tvont. Ilie bi fvn ovch wir lernen vnfchvide gcd\ltec-
liche liden. Der menfchc fol gedenken an dile Icczen. a\ ie gedvltec-
185 liehe lieh vnfir herre liez nagelen an daz crivce. vnd fol ovch der
nienfche lieh twingen daz er gedvltecliche lide bei fchulde vnd
vnfcliAlde. vnde allis daz in ane gat § Div fibende lecze ift ende-
liafte ftetikeit daz merkent da bi. daz er dvrch fine heilige voeze
genagilt Avart (96c) Rehte alfe er fpreche. Ich aaII ftete fin an
190niiner gehorfami And Avil nieniir Aon dem crivce koniin. e. daz
ich dar an irfterbc. Da mit leret er vns ftetikeit gA^otis lebennis.
daz der menfche daz criAce finer bvozze fteteclicho trage A'nze
an fin ende. And fol relite an das crivce geiftlirhis lebennis
genagelt fin mit henden vnd mit vuözen. alfe vnfir herre an fin
195 cruce genagelt Avas daz er niemir geAvenke. aa an daz er rehte mit
ftetikeit geheftit fi A'nd genagilt mit guoteni a\ illen Anze an den tot.
AVan A\irt der menfche an dem tode Aunden in gvotem lebenne fo
virgit im Aiifir herre dvrch daz gvotc leben, da er denne inne ift.
fwas er ie Abilf getet. AVer ovch der menfche hAndert aide tvfent
200 iar ein gvoter menfche gewelen in gvotem lebenne. Ande kerit er
einis tagis der von vor fime tode. fo in hilflt in nilit allis daz er
ie getet zeguote. er in nivezzc iemir A'irlorn fin. a\ irt er alfo vundin.
da von ift Ans not daz A\ir mit endehaftir ftetikeit genagilt fin an
daz crivce. mit vnferre bvozze (9Cd) in geiftlichem lebenne. Avan
205 fwie der menfche fvnden Avirt an fime ende, alfo wirt ime gelonit
§ Div ahtode lecze ift. lanc gebet, daz merkent da bi. daz er in
allir finer not an dem crivce bette. Da von fcribit Santa leronimus.
172 loh. 4, 3. 194 vuozcn oder vuozcn 197 A>unden 202 \\-undin
LV ^ 133
daz er an dem crivce bette fiünfzik vnd hvndert verfe rehte alfe
manik fame an dem faltir ftat. alfe menigen verf las er an fime tode.
Das fprichlt er. daz er an vie an deme falmen. Deus deus mens. 210
refpice. vnd las für ficli die falmen alle vnze an den vers. In ma-
nus. Vnd do er den gelaz do verfehlet er. Er vie fin gebet an Deus
deus mens, daz fprichit Herre herre got. vatter min heftv mich ver-
lazen. Swer daz wort rehte merkit. der mak wol ir fchrecken. vnde
vorhte han ze fime ende. Sit gotis fvn der nie fünde getet. fo grozen 215
angift hatte, vnd er finen vatter fo innecliche an rvofte. daz er fin
niht lieze. Owe Avas mvozen wir armen fünder denne fprechen. Dis
fol vns ein lere vnd ein reizvnge fin. daz ovch wir gerne vnd vliz-
zecliche (97 a) fvn betten, an dem tode. alfe vnfir herre der bette,
alfe emizege. vnd alfe innecliche in allen finen angiften an dem 220
crivce. alfe er alle fine tage ein lünder Avere geAvefen. OAve wir
armen menfchen. Ail armir fünder AAas mahtv denne fprechen. Vns
ift not daz Avir Aiizzecliche vnd emizzige got an rvefen an dem
tode dvrch etAvie menige fache abir fünderliche dArch z\so fache.
Ein fache ift daz der menfche fin feie a nd fin gemvete rihte in 225
gegen himelriche mit deme gebette. daz er mit rehter zvoverfiht
fin herze bereite. And gote gar dvrnehtecliche getriv^Ae. daz er fin
niht laze. Div ander fache ift daz er mit dem gebette die bofen geifte
vertribe. die den menfchen in menige Avis denne virfuochent. daz fi
in virleiten. da von bedarf der menfche avoI daz er vlizecliche 230
bette, fwie gAot ioch der menfche ift. fo mvegent in doch die vil
bofen geifte. an fime ende. AVan vnfir herre ihefus chriftus der got
vnd menfche (97b) AAas. den in liezen fi niht lidik. ir inAvere ze
fime ende, vnd faz ein Af dem crivce bime. fw ie er im niht gefclia-
den molite. Oa\ e wes niAgen a\ ir armen fünder denne geAvis fin. da 235
von ift vns not geA\ erliche daz wir gar innecliche betten, dar vmbe
daz Avir A-nfir gemActe rihten in gegen dem himelriche. Vnd daz Avir
ovch die boefen geifte von Anf Airtriben. die Ans gerne aa ölten Air-
leiten.
210 Ps. 21, 1. 211 Ps. 30, 6. 227 be bereite getrvweu 231 mv-
geut 233 ir] ern 234 faz ein] fazen 235 fvnder
134 LM
Ton dem balnic bovine wie mengen aft der habe vnd be-
zclchent einen iescUclien siioten menfchcn
D.
'Er balm bovm liet fiben efte. vnd iegelich aft het einen blvomon.
vnd ein vögilli. vnd Ilngit iegelich vögilli einen fünderlichcn lank.
vnd iegelich blvome hct finen fünderlichen fniak vnd fine varwe
vnd fin fchonhcit. Dife balm bovm daz ift ein iegelich feilik menfche.
5 der vnfirs herren balm bom ift. vnd im fvezen fank llngit. vnd
fchcene blvomcn bringit. a\ an fwer ime mit fteten tvgenden dife be-
fchowedo vnde dife bezeichinvnge bringit an llnen Averken. vnd an
fime lebenne. Der mak wol fprechen. Dixi afcendam inpalmam. Ich
bin geftigen vf den balm bovm. da ^vil ich rvowen. \\an fwenne er
10 den fibenden aft vbir ftigit fo gat ez an die fvezen rvoN\ e. daz div
feie bi gotte rvo\\ en fol in vbir vliezzender fvezikeit. vnd nach der
rvowc kvmit vil ( i o 1 c ) fehlere div ewige rvowe. von der da gc-
fprochen ift. Ilec requies mea. Dis ift min rvowe. dis ift min erbe.
Hie fol ich ewecliche rvowen mit dem lebenden gotte § Div \\ ürze
15 von der dirre bom Avahfet daz ift rehte vnd vefte globe, wan von
der würze wahfit vorhtc der helle, vnd zvo verfiht der ewigen
vrovde. vnd der ewigen felikeit vnd frvlit allir giiotir werke, daz
kvmit allis da von daz der menfche gelobit daz im gelonit werde
nach llnen werken, beidiv vbiler vnd guoür. da von niidit der
20 menfche die fünde. vnd tvot guotv weik. wände er den geloben het.
daz er mit gotte ewige vroide fol enphan vnd er ein kvnftige weit
gelobit nach dirre weite. Sante Auguftinvs fprichit. Dis ift ein lob
des geloben, daz wir daz geloben daz wir niht gefehen mügen. daz
der menfche des gelovbit daz er fiht daz in ift niht vil lobelich
25 daz abir der menfche des geloubit das man im von gotte feit, daz
er nie gefach. daz ift gar l()l)elirh. wan daz ift cinis iegelichen
criftenen men ( 1ü( d) icben reht. daz ieniir behalten fol werden, daz
mvoz rehte vefteclicbe geloben an elliv criftenne dink. vnd daz allis
daz man ime von gottis gewalte vnd von finer wiiheit von finer
30 guete. vnd von finer ewikeit vnd von finer rehtikeit feit, daz l'ol
der menfche gelovben. alfo vefteclicbe innie hercen. daz er ez zeige
an finen werken. Wan fwer hovbit fünde tvot. vnd vnrehte lebit
LVI. Z 26. A 59 Von des IJalinboracs bczaichiuing. Marburger Bruchslück
V
in Haupts Zeitschrift 2, 227—231 und B. 8 Cant. 7, 8. 9 rowcn 13 Ps.
131, 14. 19Tbil 2Zn\h\ fehlt.
LVI 135
wider gottis gebotte. vnd wider firae rate, der in het niht rehte
gelobe, l'wer denne rehte gelobe het. der het ovch guot leben, wan
div würze allir guotir werke, div het rehte gewurzet vnd het ein 35
grvnt vel'te in dem hercen gefezzit. vnd von der edelen würze wahflt
denne der bahn bovn vil adelli':h. § Des bovmis ftam daz ift wil-
lecliche armvot daz der nienlche nihtis gert wan finer notdvrfte.
hab er loch der etwenne breiten den fol er gerne han dvrch got.
der ovch dvrch vnfirn willen alfe arn was. daz er niht hatte, daz 4o
in fin reine mvoter bewunde do er geborn wart (102 a) fin hei-
nivete daz was ein gemeine l'traze. da wart er geborn fin bettelin
daz was ein krippe. Ach liebir menfche gedenke wie gar arn din
l'che])pher din herre vnd din behalter was. dvrch dinen willen, vnd
hab ovch dv gerne breften vnd armvot dvrch in. Wan er fprichit. 45
allo. do ich erft geboren wart do viel ich in armvot vnd in der
armvot Mas ich vnze an minen tot. vnd fprichit er da von fo dicke,
felik fint die armen ich wil fi felbe troften fvezeclich. der balm bon
het alle fine fchonheit. vf in gegen himele bekerii. Ze glicher wis
fol der feilige menfche allen finen rieht vom. den ez vf dirre zer 50
ganclichen weite mehte han. den fol ez willecliche lazen dvrch den
CM igen richtvom in himelriche. vnd fol ez gerne arn fin. Der balm
bom der ift ovch vndenan vil kleine, alfo folt ovch dv gerne kleine
fin vf ertriche. fo wirft dv in dem himilriche ir hcehit. alfo fprichit
vnfer herre. Scilik fint die armen himelriche ift ir § Der erfte (i02 b) 55
alt. daz ift daz fich der menfche erkennen fol. wannan er komen
ift. vnd war zvo er werden fol vil fehlere, ez in lebit nv nieman
lange tage, alfe vns der priefter manit. fo er vnf die eichen vf daz
houbit git fo fprichit er. Meniento homo quod cinis es et in cinerem
reuerteris. Menfche gedenke daz dv efche bift. vnd daz dv wider 60
ze efchen werden folt. Swenne fich der menfche erkennit daz fin
nature fo rehte cranc ift. fo nivoz er fich virftan daz er alle die
tvgende die an im fint. vnd f\\ as rehtir gvete an ime ift. daz er daz
allis von gotte het. alfe der wifiage fprichit. allis vnfir heil vnd
vnilr tugende. vnd fvvas gvotis an vnf ift. daz ift allis von gottis 65
genaden. vnd ift in fime gewalte beflozzen § Der vogil der vf dem
alte fizzit. daz ift ein phawe. der het die nature. fo er ze mittir
naht alre vafteft flafit. fo fcriet er vil eigeliche vnd weckit fich fel-
36 edele 47 tvt Ev. Matth. 5, 3. 11, 28. Luc. 6, 21. 52 richtvm
60 efchej erde 64. Ps. 36, 39. 68 vafte eigenliche
136 LVI
ben vndo befchowit fich dcnne ol) er den f])iegil vf dorne houbit
70 liabe. vnd vindct er in donno ((02 c) fo Ilafit er ane forgc. Hie bi
ift bezeichcnt der feilige nienfchc. der fol des pbawen naturo ba-
ben. So dv feligcr menfche ze mittir nabt allir befte llafilt. fo dv
denne ir wacheft fo foltu dine tvgende befchowen ob din girde vnd
dinc tagende in brennen gegen gotte. aide ob dv irkaldet fift an
"5 der brennenden minne gottis. aide ob dv gar ir lofcben fioft vnd
vindeftu abir den fchonen fpiegil vf der feie houbit Intru^^en fo
mahtv Mol fenftecliche flafen ingotte ane forge. den fpiegil den dv
vinden folt. vf der kvniginne boubete diner feie, daz ift din brin-
nende girde. dv fol fin in ganzer tugende ze gotte. 0 fvezir menfche.
80 fwenne dv den fchonen fpiegil vindeft in diner gehiigede. vf diner
feie houbit. fo niachtu wol fvezecliche flafen mit gotte. alfo fprichit
ein heilig man. Ilerre 11 ioeh daz ich flafe. fo gip mir die genado
daz min feie a\ ache mit dir. daz ich \vol fi behvot an tvgenden.
Der menfche mvoz zallen ziten (i02(l) finer tugende hveten tagis
85 vnd nabtis \\ an ze gelichir wif alle man des pha^ven ze allen ziten
varet vmbe fin fchcene gevidere. alfo varet der tievil ze allen ziten
des feiigen menfchen feie, wie er ir. ir tugende beneme. vnd dar
vmbe mvoz fich der menfche vlizccliche hveten. vnd alfo dicke fo
er irwachit. fo fol er befehen ob fin girde brenne in gegen gotte.
90 alfo fprichit. Santa Auguftinvs. Alfo fehlere fo der flaf von minen
ovgen kvmit. fo fol min herce vnd min fin Avachen ingegen gotte.
vnd fol befchowen ^ie min tugende brenne in ftetikeit § Der bivome
der vf dem afte biveiet daz ift ein viol. der ift kleine vnd ift himel
var. Hie bi ift bezeichent des feiigen menfchen diemvetikeit. bi des
95 bivomen varwe ift bezeichent div girde die der menfche ze allen
ziten fol han vf in gegen himelrich hin ze gotte. vnd fol elliv fine
■werk keren in des namen vnd in des ere mit dem wir gert vnd
gevorit fvn Averden in himelriche (l03a). daz ift vnfir herre ihefus
chriftus. der feiligen feie brivtegome. Bi des bivomen kleine ift
100 bezeichent des feiigen menfchen diemvetikeit Wan des diemvetigen
menfchen reht ift. daz ez fich allewege verwerfe, vnd fich vnmazen
kleine mache, vor allen den livlen fo ift ez groz vor gölte, alfo
lifit man in der kvnige bvoche. aou eime kvnige ze dem fprach
vnfir herre. Wan dv kleine Avero vor dinen ovgen darvinbe A\il ich
105 dich ze eime künige fczzen vbir allis ifrahcliiche volk, Alfo fprichit
SOfiuc 103 i?e(/. 1, 15, 17.
LVl 137
der wiffage Dauid. Diemvetikeit dv Lricliit dvrch den himel vnd
hohit den menfchen zem himelriche § Daz andir ift. daz dv irber-
mede lolt han vbir einen ie^elichen menfchen. fvvaz ime Avirrit. an
libc aide an der feie daz foltv mit ime tragen, vnd in mahtv ime
niht anders getvon. noch gegeben, fo foltv ime dinen gvoten willen HO
tragen, vnd folt dich vbir in erbarmen, vnd in mahtv fin niht ge-
trolten mit muten werten fo foltu doch daz inewendige werk veben.
der erbermide (i03b) mit dime guoten willen. Vnd tvot loch ein
menfche ettifwas daz vbil ift. aide daz Avidir got ift. daz in foltu
ime doch nicht ze vil verkeren. vnd in folt niht ze hant din herce 115
vf den rehteftvol fezzin vbir des menfchen vnreht. dv folt gedenken
e. was dir liej) were daz man dir tete ob dv in der felben fchvlde
werift. vnd daz felbe tvo ovch dv eime iegelichen menfchen. vnd
folt ovch got für in bitten, daz er fich vbir in erbarme. Der abir
meiftirfchaft vnd gewalt het. daz er daz vnreht richten fol. der fol 120
Avol herteclichen bereffen fwaz zebereffene ift. vnd doch fol er alle-
Avege erbermede derbi halten, alfo daz erz tvege mit lenftem her-
zen vnd mit milten Avorten. vnd fi loch daz vnreht alfe groz daz er
da rihten fol. daz er ez fti^ankliche vnd hertecliche mAOz bereffen.
fo fol er doch danach gvetlich vnd milteclich gebaren, daz der 125
menfche avoI merke daz erz von rehte tet daz ern hertecliche be-
raffte vmbe fin Anreht. vnd niht (lon c) von iibele. vnd fezze daz
allewege indin herce. ob des dehein rat fi dv in mvezift vmbe
eintwedirz gCAvizzenot Averden vmbe hertikeit aide vmbe miltikeit.
daz dv vmbe ze vil lindi. aide vmbe ze aII gveti. gewizzenot Aver- 130
deft denne vmbe ze vil ftrengi vnd hertikeit. Avan dv folt daz Aviz-
zen daz die A\ize fenftir fint denne vmbe ze vil hertikeit. Vnfir
herre fprichit doch felbe Sehent an mich vnd lernent fenftikeit v)%d
miltikeit bi mir § Daz vögeli daz vf dem afte fingit daz ift ein
Avithophe der het die nature daz er A^bir dA' grebir vliiigit vnd die 1^5
toten clagit. alfo fol der menfche tvon dv folt klagen den iemer-
lichen tot den div edele feie enphie von den houbit fünden. A'nd
lolt A'bir die toten vliegen. daz lint die menig valtige hovbit fünde
die dine feie hant irflagen. vnd folt gedenken daz dv mit einir iege-
lichir houbit fünde bift gefcheiden von gotte vnd von allen himmel- 140
fchen genaden vnd dv mit einer iegelicher houbit fünde nach rehte
107Der 116 rehlen ftvl 122 dir behalten 126. 127 beraffile 128obdc
129 aide vmbe nillllkclt fehlt. 133 Ev. Matth. 11, 29.
138 LVI
virfchvldit heft. daz dv (l03 d) iomir ewige not in der helle foltift
han. vnde in hetti dir got mit fincr genade vnd mit ilner irbermede
niht wider geholfen, vnd Iblt denne gedenken daz dv' den A\erden
145 got den gvoten got interit heCt mit den landen, vnd folt daz von
innenclichem hercen klagen vnd lolt den milten got bitten daz er
den toten irkicke mit rehter riv\\e vnd in denne gener mit fmer
gotliclien arzenie von allim dem fiechtagen der lünden. daz 11 niemir
nie mit willen noch mit werken, noch mit in heiner flahte bofir
150 gewonheit. gehorfan ^\ erde niemir deheiner IVnde § Daz blvemeli
des aftis. daz il't ein AvalTir hlvome. der ill vil Ichone vnd ervalwet
zehant da bi ift bezeichent dv vnftetikeit dirre weite, ir vroide vnd
ir gezierde ift harte fchone. vnd zergat gar fehlere Des foltu feiiger
menfclie gedenken, daz allis daz zerganclich ift daz vf ertriche ift
155 vnd nimit iemerlichis ende, der liivte lebit der ift morne tot Der
liivte gefvnt ift. der ift morne (io4a) fiech. der hivte riche ift der
ift morne arn. Der hivte mit vroiden lebit. der ift morne allis leidis
vol. vnd alfo zergat ez alliz mit leide, vnd der alre meift vroide
vnd \\ unne het vnd richtvomis in dirre a\ elte. der het alre grozfte
160 not in der helle, vnd da von fprichit. Sant Bernhart, alle dine fiinde
A\ erdent ze wurmen in der helle, vnd grabint allezit dvrch daz herce.
vnd A\irt doch niemir verfueinit. vnd dar vf fprichit vnfer herre.
We we den riehen livten die fülen niemer von gotte troft inphan.
fiv hein me geminnit gvot vnd ere. vnd zer gancliche vroude denne
105 mich, darvmbe fvlen fi iemir ewige trvrekeit han. Dis foltv leliger
menfche irkennen daz div Avclt zerganclich ift vnd folt din herce
vnd alle dine girde in gegen deme keren der vnzerganklich ift. daz
ift got § Der dritte aft ift. des libis keftigvnge. der feiige menfche
lül finen lip keftigen mit allen den arbeiten fo im fin ordin vnd Im
170 regele gebivtit. vnd fezzit. vnd fol doch ime felben die notdvrfte
geben, vnd fol fich allezit (io4b) vlizen. daz es alle fin arbeit vnd
iine A\ erk mit bcfcheidenbeit tve. weder ze vil noch ze lüzil vnd
folt dinen lij) in der tempei vnge. allewege hallen daz dv ime niemir
lo vil fines a\ illcn verlazcft. daz er gote vngehorfam A\erde § Der
175 vogil der vf dem afte fizzct daz ift ein elbiz de a\ eiz von naturo
finen tot vor. vnd fo er morne fterben fol. fo ilngit er hinte einen
vrolichen fank. Di dem vogil ift bezeichent der feiige menfche. der
fol gedenken daz es fime tode allir tegelichis nahet, vnd daz ez
161 wurmen 163 Ev. Lucas 6, 24. 172 tv 173 ime] iemcr
LVI 139
tegelich ein tageweide ze dem todc gat. vnd fwenne er des gedenkit.
fo fol er got ie vroliclier dienen mit fingenne vnd mit lefenne vnd 180
fol gotte alle girliche vnd alfe vrceliclie dienen, daz man wol an
ime merken mak, daz er gerne bi gotte vnferme lierren were § Der
bivome vf dem afte daz ift ein 1} lie der Avahfit allewege vf gegen
dem liimelriche. vnd ift alle zit grvene. vnd alfe der lylie vf wachfit
in gegen dem liimelriche. alfo fol din herce vnd (io4c) din girde 185
allewege fin vf gerihtet in gegen gotte. Bi dem lylien ift bezeichent
div ftcte kivfchikeit die dv han folt. an willen und an wercken. vnd
alfe der lylie allezit grvene ift an linie ftamme vnd an finen blet-
tern. alfo foltv feiiger menfche grvonen an dime gelouben vnd an
allen tvgenden. vnd folt allir tegelich vürnemin an guotim lebenne 190
rehte alfe der bivome alre tegelich vachfit. vnze er voUekomen
wirt. alfe foltv alre tegelich Avahfen vnd für nemen vnze dv rehte
vollecomen wirft an tvgenden. So vnfir herre denne fihit daz dv
feligir menfche zitig bift fo brichit er dich abe vnd gehaltit dich in
der himelfchen bvrk iemir ewecliche mit vroiden vnd mit wunnen 195
§ Der vierde aft daz ift fveze andaht. fo der menfche fvezecliche
weinit nah vnferme herren, alfo daz er vnfirs herren martyr von
hercen clagit. aide daz der menfche irkennit. daz ime got fo groze
genade het getan vnd er in des mit fvezen trehennen lobit. daz ift
ein vil fveze andaht. daz lop vnd div andaht ()04d) merent allis 200
an des menfchen tvgende. vnd twingit got daz er allezit fine genade
in die feie giuzit vnd giezen mvoz § Der vogil der vf dem afte fitzit
daz ift der vogil. mit des menfchen antlüte der het die nature fo
er zem erft vzzir fime nefte vliiigit. der erfte menfche der im denne
bekvmit den totit er. vnd vlivgit denne vber ein wazzer. vnd ir 205
fpvolit denne fin antlüze drinne. vnd fo er denne gefihit daz er vnd
daz menfche ein antlüze hant. vnd fi gelich ein ander fint. vnd er
finen brvoder irtoetit het. fo in wirt er niemir vro vnze an finen
tot Bi dem vogil ift bezeichent ein iegelich menfche. Wan wir han
alle vnferen brodir irtotit ihefum chriltum. der von gotlichir nature 210
vnd von menflichir natvre vnflr brodir ift wie der von dinen
fünden tot ift an dem crivce. daz er weder hende noch fivezze noch
in heinis llnes lides gewaltik was. vnd fwenne dv daz für dine
ovgen fezzift fon in foltv dich niemir me gevrowen in heinis dingis
daz ^^)pig ift (l05a) vnd in folt mit der weite noch mit deheime 215
183 afte ift. de ift 186 Ijlie 190 wrnemin 196 aft ift. daz ift
140 LVI
dinge daz ze der ^velle triffet niemir deheine vroide me gewinnen
§ Der blvome der vf dem afte hlvegit. daz ift der rofe. der ift
fchopne vnd niiniieclicli anzefchenne Da l)i ilt bezcichent. div brin-
nende miniic die der lelii^c nieiirche ze gotte iol Jian. Dv folt ge-
220 denken an die grozen niinno die er ze vnf hette. do er den ienier-
lichen tot dvrch vns leit. gedenke rehte in ^\ie reiner niinne er
den tot dvrch vnl" leit. vnd von der reinen minne fol din herce in-
zvndet werden, vnd din feie, daz dv got alfo kreftecliche vnd alfe
fere minneft daz dv dich e ^^olti^t lazen toden. e. dv in ie mir
225 wizzentlich woltiit ir zvrnen. mit deheiner hoiibit fünde § Der fünfte
alt ift div begervnge. daz der menfche vnfirs herren gert mit allen
finen finnen. von allem fime hercen. alfo kreftecliche daz er alle
fine girde gcdonit het. andcn girlichen got Div feie mak wol fprechen.
alfe div feie in der minne bvoche (loäb). filie ierufalem. Ir tohteren
230 von ierufalem kündent mime liebe, daz ich fiech von minnen bin.
Der vogil der vf dem afte fizzet daz ift ein nahtegal, div llngit
allewege gerne, vnde fo fi gewar wirt daz fleh dv naht verwan-
delen A\il ze dem tage, fo hohirt fi ir gefank Hie bi ift bezeichent
der feiige menfche. Do dv naht der fünden. vnd dv naht des vppi-
235 gen lebenis. an ime \ er^ andelct wirt in hohe tvgende vnd ez fich
begiiinit bezzeren an fime lebenne. vnd ez got an allen dingen
irkennit denne fol ez Iinen fank höheren fo ift div naht virwandelet
ze dem tage, fo foltu got mit allen arbeiten vroliche loben, vnd folt
im denne defte gerner vnd defle A\illecl icher dienen, vnd folt dich
240 vrowen vf daz himelfche erbe, daz dir vnfir herre got Avil geben
nach difem kvrzen zite ie mir ewecliche, vnd dar zvo folt dv din
herce vnd dine feie ze allen ziten bereiten, daz dv mit eren dar
komeft. Vnfer herre fprichit in dem cwangelio. Sehent daz ir bereit
fint ze allen ziten (i05c) Wan ir in wiffent wenne ich kvme § Der
245 blvome der vf dem afte blveiet. daz ift der fide blvome der inhet
niht voUedicher vroide noch varwe vnd bezeichent den reinen
raenfchen. daz fich der fo fere nach gotte veriamcrt het daz er
bleich Avirt. vnd fin fchoMic varwe verliurit. vnd allen finen vliz vnd
fine finne het ez inA\en(lik bekert. daz fin feie vor gotte fchone fi
22.5 mit deheiripihoubit fviule. iiiil (k-liciner liouliil fviidc 2"29 Cant. 5, 8.
232 gne vnde. vn 237 dciiiic c fol 243 /vü.i»/a«/i. 24,44. 248 finen
fin A'liz
LVI 141
vnd fin herce Ivter vnd reine, daz got gerne dar inne wone. an die 250
inren fchone hat fi fo gar ir vliz bekert. daz fi die vzwendigen gar
vcrfmahet liet. Der menfche mak wol fprechen. Nigra IVm. daz ich
vzwendik bleich bin des in A\underent ivch niht. div menlcheit vnd
div hiraelfche genade het niicli verfelwit. vnd fw ie bleich ich vzwen-
dik bin. fo bin ich doch in wendik harte Ichone. ich gevalle gotte 255
Avol an mime antlüze § Der fehte alt ift div ladvnge. daz dv feie
mit rehtir girde got zvir ladet fvezir gemahele. nv kvm her dv
vzzifAvelter herrc fvezir. dv bift ihefus der liebe gemahele (i05d)
min. So dv feie in denne alfe gvethliche ladit mit allir ir girde fo
kvmit er denne vnd berihtit allis daz im in der feie miffevallit vnd 260
fchephit den menfchen an allen dingen nach finem willen, alfe er
im wol gevallit § Das vögilli daz vf dem fvezen afte fizzct. daz ift
ein fwalwe div nimit in heine fpife wan in dem vluge Ze gelicher
wis tvot der feiige menfche. daz in nimit Ilner feie in heine fpife.
wan in dem vlnge. der vluk daz ift der gedank mit deme dv feie 265
vliugit in daz himelfclie lant. in dem vluge wirt div guote feie vnd
div feiige feie gefpifit. div fpife daz ift das fi an deheinie dinge vf
ertrich inheinen troft noch inheine vroide het. niht wan an himel-
fchen dingen, daran fvochit fi troft. vnd wirt ovcli da von gefpifit
vnd gevuoret. alfo fprichit. Sante Auguftinvs Ir fvnt allen zerganc- 270
liehen troft verfraahen. vnd fvnt ivwer herce vf rihten in den
himelfchen troft § Der blvonie der \f dem afte blveiet daz ift ein
wege blvome der het die nature daz er fich alle wege nah der
fvnnen kerit. Ze gelicher wis tvot der feiige men( i06 a)fche der
kert fin herce vnd fine finne. vnd alle fine begervnge in gegen dem 275
lebenden vnd dem ewigen fvnnen. Der mit finer fchonheit himelrich
vnd ertriche intliuhtit het. vnd der da ift ein vroide vnd ein lieht
vnd ein wunnin fpil. der ewigen felikeit in gegen dem lebenden
fvnnen kert der guote menfche fin herze vnd finen willen, alfo
luterliche»" das allis daz fin Aville ift daz got tvot. vnd kert finen 280
willen alfo genzliche in den fvnnin daz ez inhein dink betrvebit daz
got tvot. daz ift im allis liep dem menfchen daz finen willen an
allen dingen voegit ingottis willen § Der llbende alt daz ift genze
fvezekeit. fo der menfche des bovmis efte alle über ftigit mit fteten
251 geleit. vnd bekert. 252 CanM, 5. 6. 263 vlvcke 268 noch noch
*^ s
270 gewret Ir tvni fehlt. 274— 276 der kert— fvnnen kerit. D 281 dink]
dia 284 fo der menfche zweimal.
143 LVI
285 Avillen vnd tvgendon. vnde ez an den obereften aft kvmit. fo givzit
vnlir lierre alfo ^roze IVezekeit in die reinen feie, daz fi dem libo
vnvcrtragenlich ift. vnd niak fi kvnie in im inOiaben. vnd ift fo groz
daz im div kraft gebriftit vnd inniak die IVezekeit von lipliclier
kraft niht enthaben (l06b). AVan daz der geift den lip denne mvoz
290 tragen, alfo crank ift der lip m orden von der gotlichen fvezikeit.
vnd ift abir der geift alfo ftark. daz er den lip treit rehte alfe ir
febent daz der gefvnde menfche den fiecben treit. alfo treit der
geift von gotlicher kraft, des libis irfcrekvnge § Vf dem afte fitzit
ein vögelin daz heizit veni.x der wonit allezit vf dem berge. Mons
295 olineti. vnd der l)erg ift alfc edele daz alle die edelen würzen drvlfe
wabfent. vnd ift der vogil allezit eine vnd in >\irt fin nienier nibt
Man eine, vnd fo er ficb ernivwen wil fo niniit er der edelften
würzen vnd niacbit im felben ein bvs vnd vlivgit denne vi" die hoben
bvebele. vnd in die hoben lüfte vnd vliugit der fvnnen alfo nahe.
300 daz er rehte erhizzet vnd vliugit denne her nider in fin bvs. vnd
fleht die vettechen alfo vafte ze famene daz er enbrennit vnd
brinnint die wnrzen alle mit im vnd verbrennint in. vnd von dem
puluere wirt denne ein nivwe venix vnd alfo ernivuit er ficb. Hie
(l06c) bi iit bezeicbent der feiige menfche der allewege gerne
305 wonit vf dem hoben berge daz ift geiftlicb leben, daz ift avoI dem
hohen berge gelich. Wan alfe der berk erhob it vnd erhaben ift von
dem tal alfo ift geiftlicb leben erhaben von der A\elte. vnd bi den
edelen würzen die vf monte oliueti dem berge Mabfent. Da bi ift
bezeicbent die edelen tvgcnde. die in geiftlichem lebenne A\ahfent.
810 Wan der alle die aa elt dvrch fvere. vnd tvgende fvochte. der in
vönde niene in aller der weite fo edele noch fo hohe tvgende. fo
in geiftlichem lebenne. -wan geiftlicb leben ift rehte ein garte der
Avolluft. vnd ein beik der tvgende da von ift geiftlicb leben wol
gelich dem berge. Monte oliueti. da der vogil vf a\ onit. der da beizit
315 venix. vnd fo er beginnit alten vnd fu eren fo erniv\\ it er lieh alfe
ich da vor han gefeit. Zegelicher wis fol der feiige menfche. tvon
fo cz beginnit ab nemen. vnd tregen an gottis dienefte, vnd fin
mugende beginnint flevwen. an der vebunge tvgende. vnd aller guoter
Averke. (l06d) Intrvwen fo foltv dich irniv\\en vnd lolt allvmbe
320 gan in dem klofter zvo iegelicbem brvoder vnd folt ab iegelichem
broder fünderliche tvgende lernen vnd folt merken Avic Aiizzeclicho
292 alfo Ireit fehlt. 302 brinnit 318 mugende] lugende
LVI 143
fi ir tvgende vebent. mit gvoten werken, mit gehorfami mit diemve-
tikeit mit miltekeit mit erbarmeherzikeit. mit mazikeit. mit allen
guoten zühten vnd mit allen tvgenden. vebent fi ellv guote werk,
daz fint die edelen Avürzen die dv ze famene folt tragen in dime 325
hercen. vnd folt denne fehen wie dine mvgende fint irlofchen. vnd
irflewet an vebvnge. vnd an der brinnenden girde. die dv ze gotte
foltift han. vnd fo dv dinen breften irkennift fo foltv vf vliegen in
den gütlichen fvnnen vnd folt dine gedenke alfe creftekliche an den
keren. daz dv relite von dem himelfchen gelanze irhizzeft. vnd folt 330
im alfo nahe vliegen. daz din feie rehte ganeften iiiphahe von dem
lebenden fvnnen. vnd mit der hitze foltv her nider vliegen in din
hvs. daz ift din herce vnd folt die vettechen ({07a) zefamene
flahen. daz fiv rehte inbrennen. Bi den vettechen fint bezeichent
der feie mvgende. die folt dv denne ze famene flahen mit vebvnge 335
gvoter Averke. vnd folt die alfo vlizzeclichen vnd alfo girliche veben
mit allen tvgenden. daz die würzen inbrennen. daz fint die tvgende
die dv indem klofter zefamene haft gelefen ab iegelichem broder
daz die alle an dir enbrennen alfo girliche foltv dine tvgende veben
mit guoten werken vnd in der hizze wirftv irnivwit. vnd verbrennit 340
an der tracheit. vnd an aller lafvertikeit. daz dv denne rehte wirft
ein nivwer menfche. alfo fol der guote menfche fich erniuwen alfe
venix § Der blvome der vf dem afte ftat daz ift ein velt blvome.
bi dem ift bezeichent vnfer herre ihefus chriftus. der ift ein velt
blvome. wan ze gelicher wis alfe der velt blvome gemeine ift armen 345
vnd riehen, allen den die lln gereut, alfo ift vufir herre ihefus
chriftus. der ift gemeine armen vnd riehen, allen den die fin gerent.
der velt blvome ftat vf dem plane (l07b) da brichit in arme vnd
riebe Ze gelicher wis ift vnfer herre ihefus chriftus ein milter velt
blvome der fich niemanne verfagit. noch der fich vor niemanne verbirgit. 350
er ftat offenbarliche vf dem plane, des heiligen vnde des fvezen crivcis.
da wil er alle inphahin vnd trollten die alle die zvo im kvment
vnde fin von inneclichem hercen gerent vnd mit diemvetigem hercen
fvochint. Ach lieber menfche kere hin vf den plan zvo dime fchepphere.
Ynd klage im mit diemvetigem hercen allen kvmber vnd dine betrve- 355
bede er troftit dich mit finer miltekeit. Gedenke daz er felbe fprach
Ich bin ein velt blvemelin an minen kleidirn. vnd an der gemeinde.
326. 335 tvgende 340 in d* tvgende der hizze 355 diemvligem 357 Cant. 2, 1.
0
velt blymelin
144 LVI
Ich bin bekleidit mit roten kleideren. daz ift min rofen varwis lilvot.
da/ iili dvrch dich vz ^oz. Liebir menfche nv verzage niht. Idi bin
3G0 der der dinin lip vnd dino lole gefcliaflTen het. Ich bin der der die
edelkeit diner IVle vndo dincr natvre irkennit. da von erbarnicteitv
fere mich vnde \üüv von hinielrich her nidcr vf (lOTc) ertriche.
vzzer mines vatter fchoz darvmbe daz ich dich fvochte. Alfo fprichit
Sante Auguftinvs. Er vuor von himelrichc vzzer fines vater bvofeme.
365 vnd vuor her in ertriche in llner mvoter bvofin. dar vmbe daz er
den menCchcn IVoclite vnd in wider l)re]ite ze l'iner edilkeit. ach
IVezzer menfche Iprichit er. Icli bin din valtir da von miiine icli
dich alfo lere, daz ich allis min blvot vz goz dvrdi dich daz ich
dich A\ider fjewiinne Nv merke lieber menfche. m ie micl» din minne
S"!"© bekleidit hat. da von bin ich a\ ol ^ekleidit gelicli dem velt blvomen.
vnd bin im gel ich an minen cleideren. Ich bin ovch gemeine allen den die
min gerent alder gervochent min tot ift gemeine, min genade ift gemeine,
jnin erberraede ift gemeine, min troft ift gemeine, min hinielrich ift
gemeine. Ich vnd min ^ atter vnd der heilige geift fin gemeine, allen den
37o (]jp genade vnd troftis gerent von rehtem hercen. den a\ il ich mich
felben geben mit vollem trofte. vnd nach difem eilende \\ il ich felbe ir
Ion iin. vnd ir vroide fin. mir in ift nieman ( 107 d) ze arn noch ze
fiindik. Ich bin ein ehirere. vnd allis daz dem tivvil iniphallit. daz
lif ich vf vnd eheroiif. Nv hoerint des guoten gottis guete. er ge-
380 lichit fich einem ehirere. alfc ir wol fehent da die riehen livte fni-
dent. da gant die armen livte nach vnd eherent. Zegelicher wis
tvot vnfer herre. Der tivvel ift der riche man. der fnidit vbir alle
die weit, menige edele feie leider, die got kovfte mit fime blvote.
So ift vnfer herre der arme man. vnd gat allis hin nach eherende.
385 vnd fwa im iene dehein feie mak werden die zückit er an fich vnd
des manit er den menfchen. Owe fprichit er gedenke daz ich ein
eherere bin worden dvrch din heil. Er fprichit ovch lieber men-
fche gedenke Mie ich dich gefvochit han. Ich liez hinielrich min
rehtis erbe fprichit er. vnd vuor vf ertriche vnd wart menfche. vnd
390 gab min herce von mime libe. vnd mine feie gab ich von mir ze-
fcheidinne. dar vmbe daz ich din herce fvochte. vnd dine feie lieber
menfche dar an gedenke vnd iibarnie dich übir mich (lOSa) eilen-
den. Wan ich han dvrch dine liebe mich verellendet nv gib mir din
359 verzage] von hier an das Marburger Bruchstück. 361 erbarmeflv
V
364 bofeme 369 gewinne 378.380ehilcre 384 So ift vnfer licrrcziieimaL
LVI 145
herce daz ich vf ertricbc han gefvochit. gedenke noch an mich vnd
kere dich her zvo mir. vnd gib mir din herce ze einer rvoAve. 395
vnd dine feie ze einer niinncrin. wan dos han ich gegert. Nv
kere wider lieber menfche. ze dem iVezen velt blvomen. der ift
lo vol miltekcit vnd erbcrmide. daz er dich gvetliche eniphahit. Owo
elliv div menfchin div lieh ie von (lileme lieben blvomen kerten.
die keren hivte wider mit rebtem rivwen. Ze finer genade. vnd 400
fvochen trolt an finer erbermede mit rebter diemvetikeit. ^an er
fprichit. alle die mich fvochent mit rebter diemvetikeit. die fvn
genade vnd troft an mir vinden § JSv fvnt ir ^\izzen daz vnfir herre
niht alleine ift ein velt blvome. alfe er fich felben nemmit. Er ift
ovch finen heinlichen vriünden ein lylie in dem beflozzenen garten. 405
AVan zegelicher uis alfe man den lylien ze allen ziten fibt in dem
beflozzenen garten, alfo ift got ze allen ziten in dem vridefamen
bercen Wan der menfche der fich vlizzit (losb) daz er vride be-
halte mit eime iegelicben menfchen. beidiv vz wendik vnd in wendik
an Worten vnd an werken, vnd der ovch inwendik het ein livter 410
gemvete ane nit. vnd an vbelen willen, der ift wol ein beflozzen
garte, der fin herce alfo beflivzzit. daz alle archwan vnd alle nit
da vor ravoz beliben. vnd ovch finin nivnt alfo beflivzit daz er nie-
manne niht argis fprichit hinder ime noch vor ime. vnd allis daz ze
gvote vnd ze tvgenden kert daz er fibt. vnd hoerit. der menfche ift 415
wol ein beflozzene garte, in dem garten wil got rvowen fvezecliche
vnd vrivntliche mit dei" lieben feie. Ze der feie fprichit vnfir herre.
Mich het fere gelvftit daz ich din antlütze fehe. So mak div feie
wol fprechen. Defcendat amicus mens in ortum. alfo fprichit fi in
der minne bvoche. Kvm her nider min geminneter in dinen garten. 420
nv kvm her fvezer gemahele. min garte ift wol geblvemit mit allir
hande tvgende manikvalt vnd ift vnder mifchit mit deme grafe innec-
licher girde nach dime bi wefinne (losc) daz die feie fattet. mit
hvnger nv kvm her minnei-. der minne div da übir triifet, alle fmne.
kvm in dinen garten, der alvmbe mvrit ift mit vorbte dine lieben 425
liebe, ze verliefinne. vnd dar zvo mit hvote ze allen ziten dine
heinlichi vnd dine vrivntfchaft zebehabenne. Nv kvm her zvbt vnd
400 rvwe 401 fvche troftan fime 402 vgl. Matth. 7, 7. 8. 405 Canl. 2, 1. 4, 12.
419 Defccndit vgl. Cant. 5, 1. 419 bis zum Schlufse inB 201b— 203b. Diu
'sele fprichet jB. 421 nv— 431 diemvelikeit fehlt B. 'v2-2 vnder micfchil Z.
423 be wefinne Z.
Altd. Predigten. 10
146 LVI
fchame. ftant an der portc. vnd livetent. daz dv vnd din minnerin
mit dcheincr vnzvht iht wordeiit irwcckit. Nv kviii her min vmbe-
430 vaher vnd min niinner diu f^arte ilt harte ^\ ol heilozzen mit dem
flozze rehter diemvetikeit. So Ipritiiit deniie vnllr liebir herre. Ich
Avil nider fti^en in minen i,';ir(en. vnd A\il Teilen die bivomen vnd
daz gras, vnd m il l'cho\\en ob die leben blvegen. >v vernement die
bivomen in dem tal. daz fint die reinen tvgende in der Tele, vnd die
435 fchonin rebin. daz ilt vradicheit in gottc. Iwa-s dich ane gange, daz
dir daz 11 ein vroide in gotte vnd inallen dinen arbeiten folt dv
rehte eine fveze \Toide mit girde han. daz dv alleuege vroliche
gereft arbeiten vnd kvmbirs vnd not (losd) indcr minne dinis
rainneris daz fint die reben in der Tele, die blvegent ichone vnd
440 minnecliche. Iwenne der menfche vro ilt in m iderw erdikeit. vnd alle-
wege gert. daz er arbeit dvrch got trage, vnder den bivomen vnd
bi den reben. rvowit vnl'er herre. alte er leibe fprach. Icl» han ge-
rvowit vnder miner geniahelen i'chatten. vnd div frvht ir tvgende
het mich gefpifit. vnd div Ipile ilt mir gar fveze in mime mvnde.
445 vTid inminer kelen. Nv Ivnt ir a\ izzeu daz ein iegelich gvot \verk
vnferme herren vroide vnd ere git. In difem l)eflozzenen garten des
reinen hercen Avirt got vnd div tele rehte ze lamene genichilt. daz
ift ein m unneclicher bongarte, vnd ilt ein paradys himellcbir w ollvit
da div feie ze gotte Avirl gefvegit. Von dine reinen gemehillVhefte
450 fprichit vnfir herre Dife vrivndinne han ich gar lere geminnit vnd
bin menfche dvrch ir liebe worden, vnd han arbeit dvrch fi gelitten,
alda her von minen kintlichen tagen. Ich bin ein (i09a) minnere
Avorden ir antlützes ir IchaMii vnd ir avoI getane, vnd ir minneclichiv
gefcliepphede. Ilet mich gemachet ze eime minnere. dar vmbo ftarb
455 ich an dem criAze. daz mir difv vrivndinne Avurde ze einer minnerin.
And daz ich vnd fi zcfamene liebliche gevcegit A\urden. Nv ift daz
gefchehen in dem bellozzenen garten da rvowit got vnd div feiige
feie mit ein ander da nietit lieh div feie finer fvezekeit. alle fi
fprichit in der^minne bvoche. Ich faz vnder fime fchatten des ich
428 mureri Z. 432 hcrnidcr komcn B. befehen die bounic indem (ale B.
433 Can[. 7, 12. 4.34 die boume B. 435 fwas-4-il Irape fehlt B.
4'fl boumen B. 442 iv//. fant. 2. 3. 443 vnder irem fchalten B. ii" daz— 449
gefvegil feliU B. 453 aiilluUc Z. rainneclichir Z. ir antlütcs vul ir rchoeni
vnt ir vorrumo Ir guolen {fefclia?i)fdc B. 454. 455 darvmb bin ich für fi menfche
worden vnt ü:el(clelan dem criure B. 4.50. 457 Und dis befchichl indem beflossen
garlcu der reinen hercen B. -458 fueffikeit ane alles verlrieffen if. 459 Caitt. 2, 3.
LVI 147
ie gerte. vnd fines fvezen wuochers nietet ich mich daz wort ift 460
alfo zevernemene. alfe 11 fpreche. Ich hau mich rehte gemveziget.
vnd gefezzit zervowenne. ich mvodv mich ze leininne an den wifen
ftam finer menfcheit vnd tiefe vf zewartinne hvngerigv an den edelen
wuocliir finer gotheit. vnd eilende zekvolenne vndir dem fchatten
des heiligen geiftis. Owe fveze feie wie rehte minneclich dife rvowe 465
ift. da got rvowit in dinie paradife. daz ift din hlvegindis herce
in allen tvgenden. vnde din feie rvowit vndir fime (l09b) gotlichen
fchatten. gefach got die feie, div mit rehter girde rvowit. vnder dem
fchatten des heiligen geiftis. div feie mak avoI genefen vor aller
vreife. Zvo der feie f])richit vnfer hcne in der minne bvoche. Owe 470
wie fchone dv bift in dime zarten zarte. A\'inia dv min liebift dv
Nv merkent m eder der zart gottis fi zvo der feie, aide von der feie
ze gotte. vnd welch feie des zartis wirdik fi. Intrvvven daz fint die.
die dvrchnehtigis vnd diemvetigis herzen fint. es infint nivt die
velfchen geiftliche. noch fint die gelichferin Ez infint ovch niht die 475
hinderrede fpvlgent vnde verkerde ez fint die diemvetiges hercen
fint. vnd die fich felben verwerfent. vnd andir livte irhohint. daz
fint die den got zarten wil mit finer genade. Nv merkint Avas dife
zart fi. wedir got her nider kome zvo der feie, aldir dv feie hin
vf zegotte. Nv hoerent aa as got 11. des antvA ürte ich. Er ift der 480
gewalt div Avifheit A^nd daz obercfte gvot. Wie fol nA^ der brivte
A'on ime gezartit (l09c) Averden. daz gefchihit in dem geiftlichem
gebette. da allir vleifchlichir dinge vergezzen ift. da inphahit er
dich mit fvezer minne vnd git diner gehügede gewalt. daz dA^ dinea
gemahelen vindeft in den hohiften himelen. mit dinen gedanken. in 485
der hefchoAvede. fo git er dinir vernvft die Avifheit. daz fi got Avider
in fich ziA'hit mit der heitren Avider bildvnge. alfe fich got in der
460 finer fucffen fruchl B. 462 alfo muedc B. 463 tiefe] lief Z. ich liuffe B.
464 finor gollichen gotheit Z. ich elleiidiu B. zekvlenne Z. 465 O B.
468 gefeiiget ift diu feie B. ruowel vnt fich erkuelet B. 469 dem heiligen fchat-
ten Z. 4G9 div— 470 vreife fehlt B. 470 Cani.i, 1. 471 in dinem zarten win-
garlenduß. 472 zvo] von Z. nv merke wie der zart— vnt von ß. 473. 474 die.
die. die Z. 475 glichfner ß. dann noch das sint alle die die eins redent vnt ein
c
anders tuont 5. 476 die hinderreder noch verkererß. die demv Schlufs des
Marburger Bruchstückes. 477 verA>orffen haut vnt fich selbe geben hant in ein
fnelle dcmuetig gehorüimi vnt ander erhcehent über fich in gcAvarer gantzheit
0
golicher minne B. 478 >i"v~481 gvot fehlt B. 480 fi fehlt Z. 481 der blvte Z.
10*
148 LVI
feie bildet, vntl alfo Ivter fo diu vernvft denne ift. alfo reine ift
ovch diu her/e. vnd allo wol niuclitu ^ot i^elehen. vrul erkennen an
490 der 1\ teren w ider bildvni^e. die ii \(in iine iiet inphangeii. So brin-
git dir denne dv oberelte gvete. ein liizze in dine feie, vnd div hiz/e
voegit den zart, daz div feie ir gemalielen trivlit. vnd vmbe vahit
in mit grozzlr hizze in fvezzir niinne. vnd nietit fich fin mit vollec-
licher vroide. vnd liet an inic vollen troft. ganze girde ane breften
495 vnd liet vergczzen aller dinge vnze an ein ende vnd an in einin.
doch in mak der flaf niht lenge. im. aber die \\i]o daz ez ift. fo
( 109(1) mvoz fi gefwigen. allis das fterbinnes an der nienfheit ift.
der nivnt der inredit niht. noch div totliche zvnge. fvndcr in der
ftvnde. bcitcnt. alle die krefte des vzeren nienfchen. ane fer. vnd
500 ane la-edime. vnd dv infolt niht \\ enen daz dv dich die wile fvmeft.
mit dem fA\ igenne. an dem gebette. für dich bettet der wife wiftvom
din liebir brvoder ihefus chriftus. zc dem vatter in die hohen ma-
genkraft. vnd din vnd fin vattir der git dime geniahelen dem heili-
gen geifte zevvizzenne alle din notdvrftte. vnd ir ofienot im alles des
505 dv bedarft. def dv loch niht gebitten kanl't. noch gegeren. daz orde-
net dir allis din liebir vattir dvrch den heiligen geilt, doch in mak
dv ftvnde niht lenge lln. wan div vroide vnd div fvezekeit ift vl)er
menlliche kraft, vnd bi der genade ift in hein velfch noch akvft.
alle vntugende vnd alle valfcheit. ift da von gefcheiden. fvnder da
510 Avonit div himelfche tvgende. des menfchen wort vnd werk vnd allis
fin leben ift reht (llOa) vnder anderen menfchen alfe ein blvegin-
dis paradis. Nv fvnt ir lieben ivncvrowen die gottis brivtc uelleiit
fin. die fvn fich wol bcwaren vnd behveten. daz der rilTc vnd daz
miltov. in daz blveginde paradis iüwers hercen niht kome. wan daz
515 machit türre und toj). des i'ofin wvochirs vnde der fvezzen wuochir
ivwerre tvgende. vnder den got mit der feie rvowen wil. vnd von
den er gcfpifit wil Averden. Wan dis ift der beflozzene garte da
491 ein hcrce Z. 495 vnd hct vergezzen fehlt Z. vnzc an ein ende vnd fehlt B.
0 I
496. 497 fo (109 d) fo nivz Z. 497nerbendes B. 498 doch dv {jotlichc Z.
499 vzeren] inren Z. 499. 500 vnd ane krcdimc fehlt B. 504 alle] alfe Z.
e
505 niht fehlt Z. 507 dv ftvnde vnd dv fvzekcil Z. 508 vnd— 512 paradis
O V
fehlt B. 509 ane vnlugende Z. 514 niillv Z. 515 wochirs vnde den Z.
den roefchj, wuocher vnt die fueffen frucht B. 516 vnde der den got Z.
517 Wan— 518 werden fehlt B.
LVI 149
got vnd div feie zvo ein ander gefoegit vnd gemahelt fvn werden.
Nv vernenient ir lieben ivncvrowen dv da wilt fin ein vrivndin vnd
ein gemahele des togenin minners. Ich rate dir daz. daz dv dich 520
intladeft vnd irlidegeft von allem vppigin zarte dirre fterbenden
vrivntfchefte dv hivte ift vnd morne niht. Wiltv komen ze dem
obereften zarte dines minners, l'o vlivch allen den zart der vnfteti-
keit. vnd ker allen dinen vliz dar an. %vie dv dinin minner dinen
gemahelen von allem dime herzen, von allen ( ( i o b ) dinen kreften. 525
liep gehabeft. Da nach ker dinen vliz. an din inres paradys. Wie
dv das geziereft. vnd geblvemeft. mit allir hande tvgcnde. So wachfit
in dir ein bon der heizet got. der Avifheit. daz ift dv m ifheit div
in der heiligen herzen ift. alfe in einim vngefihtigem paradyfe. mit
der gelovbe wirt er geborn. Mit der vorhte Avirt er gefegit. mit der 530
genade ^virt er gevivhtit. mit deme fmerzen ftirbit er. mit der an-
daht intrinnit er. mit deme trvrin hohit er. mit der girde Avachfit
er. mit der minne fol er ftarken mit der gedinge grvonit er. mit
der befcheidenheit lobit er. mit der diemuetikeit fpreitit er fin efte.
mit der zuht blvegit er. mit der tuginde bringit er frvht. mit der 535
gedvlt riffit er. mit deme tode brichit man in. mit der befchowede
fpilit er
518 vnd geraachit vnd gemehilt Z. 519 vciuemen wir Z. die do wcnd ß.
520 rate /"e/i/f Z. 522 Hinter nilit iti If noch folgendes Tiio nit alf das Volke
von ilrahele do es kam von cgiplen lanl vnt es wolt in das goheifen lanl in
das lanl der woUulle in das gclopl lanl das in got gelopl hei. das narae mit
ime mele us egipten lant vnt sich selben verfehen vnt wolt fich nit cemale noch
genlzlichen an got lan vnd darvmb mvoft es die wile das mele werete vnge-
fpifet. vnt vngelroeft von got fin noch das ime die wile nit himelbrot wart Daf
ift alf vil gefprochen alle die wile vnt das der ( 203 a ) menfche nit enlaffet
curlzwilc vnt luft. liep vnt zarte vnt allen falfchen vnt üppigen trofte der fter-
benden weit, so cnwirt ime nit das himelbrot das da ift diu gennde vnt der
trofle vnt der zarte vnfers herron ihefu chrifli 524 daran fthlt Z. dar inB.
526 Da nach— 527 Ivgende fehlt B. 527 geblvmcft Z. 528 daz ift- 530 ge-
born fehlt B. 529. 530 paradyfe. wir geborn. Z. frucht— gefetzet B.
e
531 gewhtit Z. 531. 532 ftirbet er mit dem gelouben wnrizclot er mit der an-
dacht gat er vf B. 532 mit der genade vn mit der girde Z. 533 gedinge] hof-
fenung B. 534 lobit er. vnd fpreitit fin Z. 535 blvgit Z. 536 rififet er mit
der vorchte wirt er behuetet B.
150 LVII
von hcrii ]»Ioyrcs.
M
iilan lifit in cime m! (Tagen do herre Moyfes das volk fvorte. do
fvortc der künik balach den -wifTagen balam. vffin einen lierc vnd
liez in fehin moyfes livte. vnd fin gezelt vnd fine hüttan. Do fprach
der "vWffage balaam. Ouam pulcra tabernacula tua iacob. et tentoria
5 tua ifrael ut ualles (i34a) nemorofe. Oiacob A\ie fchone llnt dine
gezelt. Avie fchone fint dine hvttan. Oifrahel fiv fiiit rehte alfe
ein gezelt. daz got felbe vf geflagen het vnd fint rehte alfe ein tal
vol fchceinir bome. vnd alfe ein AMirzegarte bi cimc Avazzer. vnd
alfe ein vil fchonir zcder bora. bi einie w azzere. Nv fvnt ir merken
10 bi iacobe Nnd bi ifrahel. z\^ eier hande livle in dem cloftir, die ring-
erin die in dem cloftir arbcitent mit ambahtin oder mit arbeiten,
vnd die ringerinan die hant fünf tohteren. die l'iv reizcnt zvo der
arbeit. Div erfte tothir das ift div natnre. div fjirichit Avir fvn ar-
beiten, wan Avir Avurden von dem paradyfe verftozzen dar vmbe daz
15 Avir arbeiten. And fprach vnfir herre In deme fweizze dinis antliüzif.
folt dv ezzen din brot. daz ift div natAre. div fprichit mvotir Avir
fvn arbeiten. Div andir tohtir daz ift. div zit. div (ohtir fprichit
OA'ch Avir fvn arbeiten. diA- zit div ift ein zit der arbeite (i34b)
lieh an die fvnnen an den nianen. an die fternen. fich an alle die
20 creature div ieze vf crtriche ift. div arbeitiut luh in difon zilen.
jMvotir wir fvn ovch arbeiten. Div dritte tohtir. das ift div ftat.
das mügen wir merken abir bi der creature. Avie fere fich div arbeit
LVII. Z 38. ein Auszug .4 72. Überschrift Von zwaigor liaiul Iiilc in den
C 0
Cloflcrii. ,i. 1.2 do fvorte /"t'/i/f Z. 2 einem Z. 3 hvttan Z. 1—3 Do die
Ivden hie A'or zaigelcnl cngegen dem lande daz inen gehaiffcn was. Do bcfanle
der künic Balac. den wiffagcn Balaam. vnd fvorle in ain borg;, vnd liez in dar
Volk fchen vnd div gezelt. vnd irhiitlcii. .1. iNnmcr. 2i, 5. 6. 4 balaam —
5 nemorofe fehlt A. 5 nemo rol'a Z. 6 gezelt vnd din holten. .1. 7 vud
fint— 9 ■« azzere fehlt A. 10 irfrahel Z. 9 — 17 merken zwaigcr band livl in
dem Cloftcr die bi Iacob vnd bi ifraiicl bezaidient l'int. j^ Die erl'ten fint die amptlivtc
die mit arbailen vmb gant. \nd fint fünf ding die fi dar zvo railzenl. § Daz ain ifl di>
iialvrc. div dem 192 a; menifihcn daz feit, daz arbait 11 an bu^re. rebt fit
dem male daz ünfer herre fi verftieff von dem paradyfe. A. 1.5 Gen. 3, 19.
17— 25 § Daz ander ifl daz zit. daz feil in ez letz finl die lag daz man arbaiten
fol. § Daz dritte ift div ftall daz ift difiv «-eil in der uieman enhain creatvr.
weder mentfche noch tier. noch vifch. noch vogel. rvowen fol noch cnmag. cz
fülle vnd mveffc arbaiten. A.
LVII 151
in dirre eilenden ftat. alfo mvezzen ovch wir arbeiten. Wan wir
fin nv in der eilenden Itat. daz w ir arbeiten IVn. div tothir fpricbit
ovch mvotir wir IVn arbeiten Div vierde tohtir das il't der Ion. der 25
mag ovch a\ ol ze arbeiten triben. io wir gedenken, daz vnfir herre
got dekeinis dingis vngcloiiit la<. div tolitir fprichit ovch mvotir wir
fvn arbeiten. Div fünfte tothir daz ift der itewiz. den div befcheid-
enheit git. fo der menfche fin leben vnnvzzeclichen virtribit. fo
fprichit div befcheidenheit. Mvotir wir fvn arbeiten. Dife fünf toht- 30
ren reizent den menfchen vf die arbeit, vnd fprechent alle, mvotir
wir fvn arbeiten wan es ift vf nütze wir in (i34c) mügen das
hiraelriche niemir befizzen ane arbeit, gottif fvn der in mehte daz
himelriche niht befizzen ane arbeit, wir fvn es ovch gewinnen mit
arbeiten. Die anderen livte fint bezeichint bi ifrahel. die himel- 35
fchowerin in deme cloftir die ir herce vnd ir girde vf werfent in
daz himelriche für gottis ftuol. vnd got fchowint in finer gotlichen
fchonheit vnd gant denne für vnfer vroMcn vnd dvrch die nivn
kcere der engil. vnd dvrch gant das himelriche mit ir gedenken,
die himelfchowerina. die hant drie tohtercn. Div erfte tohtir das ift 40
betrahtvnge was gottis w ille fi. vnd fine gebot, vnd wie fi fich be-
halten fol an ir zühten. vnd an ir ordene vnde an der tovgentlichen
betrahtvnge mit gotte. Div andir tohtir. daz ift livter vnd reine
gebet, fo div himelfchowerin ir kennit ijottis willin vnd fine tugende.
23 mvzzen Z. 25—4.0 § Daz vienl ift der Ion. der dem arbelenden geben
■will, nach difem libe. daz ii'l daz Inmelriche. vnd Got felbe der ir Ion wefen
wii. § Daz fünfte ift der itwiff den div befchaidenhait Ivot, fo der nienlfcli fin
zit vnnvlzlich vertribet. § Die andern livte in den Cloeftern fint. die Contem-
pliercnd. der hertze allweg:en ift in dem hymelrieh bi Got. A. 35. 36 himelfchen
fchowerin Z. 40 hinielfche werina Z. 4.0—43 Difo livte die hoerent an
driv ding aigenlicii. § Daz erft ift bctrahtvng. waz Gottez wille fi. vnd fin ge-
büll. vnd fich dez fliffen ze tuenne. A. 42 tügentlichen Z. 43—57 § (192b)
Daz ander ift Ivters vnd rainez gebelt. won nach der betrahtvnge waz Gottes
■Wille fi. fo gat denn daz kofen mit Gölte, daz gcfchiht in dem gebette. § Daz
ift daz dril. lervng. daz gefchiht an drier hand hvochen. § Daz aine ift daz
herize. da lifet man an wizhait. vnd fvefkail. vnd daz fchepfet daz hertze von
der fchrift vnd behaltet ez in ime. felben. fo daz i)VOch vnd div fchrift niena
ift ze gegen, daz ez doch in ime felben lifet. vnd erkennet waz Übels vnd
guotez an im ift. § Daz ander ift div creatvre. an der man erkennet vnd mer-
ket wie gvot. wie gewallig. vnd wie Mife ünfer herre ift. § Daz dritte ift daz
lebend bvoch ünfer herre Ihefus chriftus. daz bvoch finer hailgcn mentfchait.
daz an dem karfritag gefchriben wart. A.
152 LVII
45 fo hehit fi ir hercc vf in dcnie geljctle. viid ift das gebet alfe (i.ii d)
Ivtcr das es vf l'tigit für i^ottis ftvol. vnd fcll0^vit vnferen herrcii
in deine gcbette. Div dritte tolitir daz ift lernvnge. div tohtir lernit
dricr haiide bvoeh. Daz erfte daz ift. 11 fihit in ir felbir herze, vnd
lift da ir tugende. vnd fihit ^\ es ir dar an gebrefte vnd bezzert lieh
50 dar an. vnd an allen iren a\ erken. vzm endik vnd inne^ endik vnd
lilt an irnie herzen bvoche von dem heiligen geilte, tvgende vnd
felik lohen. Das ander bvoch das ilt div fcrift. da fol H ane lefen
fvezekeit vnd ^ifheit. in kanftv der fcrift niv gelelln. fo folt dv es
aber gerne hoprcn. da \on Machfit dir felde. Das dritte bvoch daz
55 ift das lebendige bvoch. daz ift vnllr herre ihefus chriftus. das
bvoch finer heiligen nienfcheit das Avart gefcriben an dem karvri-
tage. mit den nagiln vnd mit dem fper. an dem bvoche fint fünf
rofevarwen bvochftaben. von den div feie lebende wirt. an deme
bvoche las ovch Sante Tho-( «35 a )mas. Wan er brach dvrch daz
60 venftir finer wifheit vnd finei' menfheit. vnd greif die heiligen got-
heit. daz >vas do er im in line fiten greif, do irkande er avoI. das
er A\az ge\\ere got vnd gew ere menlch. ^^an er \\art des da ge-
lobinde. do ime da offin Mart. daz ime e \ irhoigcn Mas. do er es
do gegreif. vnd gelacli do fpracli er. Dominus mens et deus mens.
65 dv bift min herre vnd min got. An dem bvoche fol dv lernvnge.
der hiniel fchowerinen tothir dicke lefin. An den roten bvochftaben.
fol fi lefin von gotlicher minne. vnd merke an dem mittelen bvoch-
ftaben. an fime herzen, daz ift vf getan dar vmbe daz dv wol feheft
daz lin minne ganz were. beidiv innewendik vnd vz^vendik. an dem
70 bvoche mahtv avoI lefen groze gedvltikeit diemvetikeit. fenftikeit
vnd groze reinckeit. vnd meinigir bände tvginde. mahtu lernen an
dem bvoche finer edelen menfcheit. Si fol ovch lelen ander hohen
gotheit. MÜheit vnd (i3jb) fvezikeit. Owc wie gar vil fvezikeit.
in dem lebenden bvoche ift beflozzen. O himel fchowerin brich vf
75 div floz. vnd fvoche die gotlichen fvezzekeit. vnd lis vnd lerne, vnd
brink ovch vnf her abe. der gotlichen fvezzekeit An dem lebenden
bvoche fol div himelfchowerin dicke lefin. Nv IVnt ir merken, wie
daz cloftir gelobit ift. alfe ein tal vol fchonir bome. da bi ift be-
5fi finer heiligen wifheit vnd finer heilifren nienfchoil Z. 57 mit den — 65
got fehlt A. 58 wart Z. Gi/fu. Joh. 20. 28. 05 folt Z. (50 .\n dem Z.
65—72 .\n dem bvoch lifet man gedvlt. demvol. fenfli. minne. rainkail. vnd
mänifr ander Ivfrcnd die da pefchriben finl. mit den rofvarwen bTochfiaben
finez rainnen blvoter. Alles weitre bit xum Schlufse fehlt A.
LVn 153
zeichent ein iegelich brodir in dem cloftir. Ze gelichir m is alfe div
bovme menger handc fruht bringint. alfo hant ovch die brodere 80
nienger bände tvgende. eine treit den rofen Avuocber der gotlicben
niinne. Div andir (reit den viol der diemvetikeit. div dritte treit
den lylien der kivfcbikeit. Div vierde treit. den zitelofen der vroe-
likeit. das 11 alle ir arbeit vra>lich treit in gotte. Eine treit div
f'rvbt der fenftikeit. eine treit div fruht der gedvltikeit. Eine treit 8.5
die fruht der gehorfami. Eine mak wol fwigeli behaltin. eine bettet
gerne. Eine niak wol mit gotte weinen in der gotlicben vrovide
(l35c). Vnde meniger bände fruht bringint die edelen bovme in
dem tal. das fint die tugenthaften brvoder in dem clofter. Owe
feiiger brvodir. m ie ift dife frubt fo gar edcle vnd fo fveze. got 90
von dem bohin bimelricb. der aaü gefpifit Averden mit dirre fruht
vnd wirt gelobit von dirre fruht vnd din feiige feie wirt ovch ge-
fpifit mit dirre fruht vnd gevorit. vnd ge ert von allem himelfchen
her. Das cloftir wirt ovch gelobit alfe ein wurzegarte. bi eime
wazzer. alCo fol das clofter fin. gezierit mit allir bände edilme 95
fmacke. vnd fol rehte lln ein a\ urzegarte. da vnfer berre fine a\ unne
vnd line kürzeA\ile inne wil haben. Oue wie fveze der fniak ift
des wurzegarten. von dem küneclicben gotte. daz clofter fol ovch
geordent fin. alfe die edelen würzen, in dem wurzegarten. vnd alfe
die fternen an dem himele. Da von fprichit. Sante Bernbart Die 100
fternen fint rehte in den himei gefteckit. vnd Avancte de heine fo
wurde ein (i35d) reiz an dem himele. alfo fvn ovch die brodere
geordent fin in deme cloftir. vnd fvn veftecliche in got gefteckit
werden, vnd fvn alfo ficberlicbe in im fin. daz fi an gotte vnd an
irme ordine niemir gewenken. Avan fwie einiv gewancte fo wurde ins
ein reiz in deme clofter Daz cloftir ift ovch gelobit. .alfe vil fchoinir.
zeder bovme. bi eime wazzere. der zeder boni ift fchcene vnd ift
fin fmak alfe edele daz er die flangen toetit. Bi dem edelen ceder
boume fint bezeichent die guoten brvodir in deme cloftir. die fchone
an tugenden vnd an guoten AAcrken fint. vnd hoch an hohime vnd HO
an dvrchnehtigera lebenne alfe der ceder bom ift gewabfen vil hoch,
alfo fint ovch die guoten brodir Ir tugende fülen alfe luter fin. vnd
ir lop alfe fveze daz ir fmac die flangen toede alle, daz ift alfo ir
V
81 rofen fehlt. 82 drtte 86 beitet 88 bringit 89 broder
V
90. 109 brodir 97 wil] vil 103 vnd fvn alfo fvn 107 wazzere. der zeder
bom bi eime wazzere. der ceder bom
154 L\TI . LMn
leben vnd ir lop daz fol (i,36a) alfc reine fin. daz alle die livto
115 ir lop mvezzcn fprechen vnd h\as in ieman -wiflewcndcs Melle
Iprechen daz das mvezze irfterben in ir nivnde. vnd nieman von
inen niht müge gefprechen Avan guotis vnd fcltlen. alfo fol ir fmak
gewurzit fin
Über Sap. Sal. 5, i.
s.
ftabunt iufti in magna conftantia et c. Die rehten liute werdent
ftende ze der iungiften vrteilde. in driwiz. Si ftant ficherliche ane
vorhte. Nv merke wie CicherHrhe fi ftant. Si enviirhtent den tiuvil
noch die fünde. noch den gewaltigen rihtir. noch deheiner flahte
5 ding, wan 11 fint ficher daz mit gotte fi fvn beliben vnd behalten
werden. O^e wie ficherliche 11 ftant. fo fi daz wiffent. daz 11 de-
hein dink fürhtent. Da von fprichit der wiffage dauid. Dominus
michi adiutor non timebo et c. Ich ftan harte ficherliche wan ich
weiz wol daz mir der milte got helfen wil mit finer gotlicher craft
10 Da von bin ich ficher. Daz ander ift daz fi ftant vropliche ane alle
betrvebede. vnd fehent den minnenclichen got in finer Avunne. Da
von fprach fante lohannes e\N angelifta. Ich (i43l)) fach vnferen
herren alle er ze gerihte kvmet. an dem ivngiften tage. Sin antlüt
ift alfe luter. vnd alfe fchcene alfe div fvnne. in dem magene vnd
15 het ein fwert in dem mvnde daz fnidit ze l)eiden orten, vnd hie bi
fvnt ir merken daz in die rehten fehent in finer gotheit. vnd in der
menflichen angefiht. vnd vliuzit in IVeze vrovide in ir feie. Daz
dritte ift fi ftant riliche mit ern. fiv ert der ge erte got. 11 ert ovch
ir tugentlich leben, vnd \\erdent rihtendc über die virlornen. fiv
2u ftant wol riliche mit grozen eren. wan fi erent die engil vnd die
heiligen vnd ir felbis tilgende. Nv fehent wie fiv werdent geert.
Die virlornen ilant ovch in drie vif. .Si ftant mit grozir vorhte. fi
fiirhtent den gewaltigen rihtej*. vnd die eA\ ige not. vnd die vrteilde
des BA^igen todis. 11 füihtent die fiindc vnd den beliehen tiuvil vnd
25 daz tiefe ab gründe. Das ander ift 11 ftant mit grozzer betr\ el)ede.
WM\ 11 fehent in alleiitliall)en. iamer vnd not vnd den ewigen tot.
fehent fiv obe Ikh. fo felieiit fi <len geMalti(i43 c)gen rihtir in ilme
zorne. Sehen 11 vnder llcli. So fehent 11 den hellifchen grvnt. wie
11'* leben viul ir Ion vn ir lop LVIII. Z 45. 2 ze dem 7 Ps. 117,6.
12 fcc Ajjocal.i, 16. 14 niagenej mancn 2^dea fehlt.
LVra 156
•er brinnit. da 11 ewige not inne fvn han. ane vnderlaz. Sehent fi
nebent lieh da felient fi alle ir fünde die li e getaten. vnd vir- 30
dampnet 11 ir lünde. Sehent 11 ze der anderen fiten, da fehent ft
die tievele. die fv kripphen w illent. Nv merke ein iegelich menfche
in wie grozzir betruebede die virlorn ftant. daz dritte ift fi ftant
lafterliche. mit grozzer fchame. wan fi fvn gefchendet werden von
allem himelfchen her. da fol offenber werden elliv dv bofheit die 35
11 ie getaten mit werten vnd mit AAerken mit gedenken mit guoten
willen, vnd wirt fi der tievil fchenden vnd ir fände die Ichinent da
offenbarliclie vor aller der weite Nv merke feligir menfche wie gar
fchemeliche vnd lafterliche fi ftant vor deme hohen gotte vnd vor
den claren engelen. vnd vor den lobelichen heiligen, vnd (i43d)4o
vor der himelfchen künigen vnfir vro^Aen fante Marien, vnd vor
allem bimelfchen ingefinde. Nv merke feligir menfche wie die greh-
ten geret werdent vnd merke wer die fint. die an deme tage geret
werdent. Das fint alle, die die zuhtmeiftrinan behaltent. Die erfte
zuhtmeifterin ift vro gedvltikeit div fol den menfchen in zvhte haben. 45
So dem menfchen vnmazen leide gefchihit. So fol div gedvltikeit
den menfchen behalten in zühte. alfo daz er fin leit niht ze übil
klage Div ander zvhtmeifterin das ift div vorhte. fo der menfche
vber mefige vroide het. fo fprichit div vorhte fchone ivncvrowe wie
varet ir fvs vnmefekliche. ir fvnt mit zühten vnd mit maze beide 50
vrovide vnd leit tragen. Div dritte zuhtraeilterin. daz ift tvgent-
liche fchame. div ift ein hveterin der kivfchikeit. daz ift allo. fo den
menfchen ane vihtit der tiuvil dv Melt \iid llnis felbis vleifch. fo
fol div fchame hveten daz der menfche an (i44a) deheinen dingen
virhenge dem kranken vleifche daz widir zeme fi finer tiigentlicher 55
fchame. vnd fwas vntugentlicher krancheit den menfchen ane vehte.
fo fol diu zuhtmeifterin fprechen tugentliche fchame ich en tvon ez
en hein wiz niht ez ftuende mir gar übil. ich getuon ez niemir. ez
were gar wider minen eren. Phech folte ich alfe vntugentlichen
tvon. ich enwil alfe vntugentliche niemer gedenken, noch enwil ez 60
niht wizzen. folte ich ez denne tvon. nein ich ane zwiuil. ez ftvende
mir gar ane maze übil. Die dife drie zuht meifterin behaltent
die ftant an dem iunffiften tage ficherliche ane vorhte ane betrve-
32 Xv] Vu 33 betrübe 43 fint. an 44 zuhtmeiflriman 46 den—
« J Ol
folt 47 vbir 48 zvhtraeift in 57 diu] din 58 flunde mir gar vbir.
61 nein] nem
156 LVm . LEX
bcde ATÜiche mit grozcn creii. Santo Bernhart fprichit. 0 fvezer
65 herre minneclicher got. y\\c l>iltu fo zart daz dv iiiene w ilt fin Man
da cn hein andir liebe il't Man din vnd fua liebirs ift deniie dv
alleine da en wiltu niht lin. vnfir herre fprichit. luochent mich vnz
ich ivch fo nahe bi fi. \\an (il4 b) ez kvmit noch der tag. daz ich
min antlütze vor ivch virbirge. vnd fwie gerne ir mich fvochtint ir
70 envindent min niht
G.
Tischrede Meister Eckards.
Hot gefchuof die riehen dur die armen und die armen dur die
riehen Lohnent got giltet iuchs. Etlirh fagent fi glouben an got und
gloubent niht got. Ef ift grcpffer daf man an got gloubet denne daf
man got gloubet Man gloubet wol einem menfchen ob man im v
5 fchilling lihet daf er Hu gelte und gloubt doch nit an den menfchen
Gloubt denn ein menfche an got. AVar umb gloubt er denn niht got
daf er im gelte Maf er im lehnet an finen armen. Wer elliu ding
lat der nimet hundertvalt darumb. A\'er aber hundertvalt meinet dem
Mirt niht Man er lat nit elliu ding er m il hundertvalt M'ider han
10 Aber ünfer herre gelobet dien hundertvalt die elliu ding lant Lat
er elliu ding fo fol er hundertvalt Mider han und daf ewig leben.
Viel aber in den menfchen daf nach dem laffen volget. Und die
umb daf felb Mar umb lieffe der enliefll nit al und dem m urdi nihtef
nit Die icht ingot fuochent ef fi Miffen oder beUentnöffe andaht
15 oder Avaf ef fi. Vindet er ef noch dann vindet er got niut. "NVie daf
er Miffen vindet oder vorftan oder innikeit daf ich doch moI lobe
aber es blibet im niht Aber fuochet er niht fo vindet er got und
alle ding inime. Und die blibent im. Ein menfche fol niht fuochen
noch vcrftan noch Miffen noch andaht noch inrekeit noch ruoMe.
20 A\'an allein gottef w illen Der l'cle der recht ift alf ir zerecht fin
fol die engert nit daf ir got alle fin gotheit gebe noch fi enwurdi
da (i(8l)) von alf Monig getrtt'ftet alf ob er ir ein muggen geb
Gottef bekantniffe ufwendig gottes Milien enilt nit Ingottes Milien
fint elliu ding und fint etwaf und gevallent got und fint volkomen
25 Aber ufwendig gottef Milien fint elliu ding nit und gevallent got
V
67 /iV. Jo/i. 7, 33.34. 13,33. LIX. e50. 3 die Handschr. globenl /got
V _
/niht Gglobcr 10 JJv. J/aft/i. 19, 29. 13 lieffe i6 das zweite oder fehlt.
LIX 157
nit. Und fint unvolkomen. Ein menfche folt niemer für ein vergenk-
lich ding bitten Aber wenn er icht bitten wil fo fol er allein bitten
umb gottes willen und anders niht fo wirt im al Bittet er umb
anders icht fo wirt im nit In im ift nit denn ein und ein ift un-
teillich. Und der icht meinet denn ein daf ift teil und nit ein Got 30
ift ein. Und die icht me fuochent und meinent daf ift nit got und
es ift teil. Es fi ruowe oder bekennen oder \\af es fi denn gottes
wille allein Daf ift dur fich felben und ift nit. Und alf er allein
fuochet gottef willen waf im dar uf fliuffet oder geoffenbart wirt
daf fol er enphahen alf gäbe gottis und niemer dar uf gefehen noch 35
gedenken weder es ü von natur oder von gnaden oder inwelher
wif es fi des fol er gar enruochen Dem ift gar recht. Und fol ein
gemein kriftanliches leben haben. Und man fol nit fehen uf ein fun-
derlich tuon denne eines fol man von got nemen. Und waf uf in
valle daf neme für fin beftes. Und fi an all forcht daf er indifem 4o
iht gehindert werde inwendig oder ufwendig daf er tuon fol daf er
inime vinde die minne gottes fo ift fin gnuog Alf etlichen uf velt
zelidenne oder zetuonne fo fagent fi, Wüfti ich daf ef gottes wille
were ich Avolt ef gern liden Gotes fegen daf ift ein wunderlich frag
daf ein fiech menfche fraget ob ef gottef Aville fi daf er fiech 45
fi. Er fol gewiffe fin daf es gottes wille fi wan er fieh ift.
Alfü ift ef gar au andern dingen Daramb fol ein menfche ein iek-
lich ding daf uf in vellet luterlich und ein valtklich von got en-
phahen. Etlich fint alf ef in w ol get innen oder uffnen ( ( 1 9 .i ) fo
loben.t 11 got. Und getriuwent im wol Alf etlich fagent Ich han 50
zehen malter komes. Und alf vil wines zuo difem iar ich getriuwe
got wol la fage ich du getriuweft avoI dem körne und dem win Diu
feie ift gemachet zuo einem fo groffen und hohen guote Dar umb
mag fi nit ruowen an deheiner wif. Und ift alle zit iagende Daf fi
kome über wif zuo dem ewigen guot daf got ift da fi zuo gefchaffen 55
ift. Und her zuo ift zekomen nit mit fturme daf fich der raenfch
fetze in grof ftetikeit daf zetuon oder zelaffen. Wan mit fenftikeit
in rechter demuot In verzihung fin felbes in einem ieglichen daf da
gevellet Nit daf der menfche infich fetze Dif wilt du iemer tuon
waf daf koft Dem ift unrecht. Wan da inne behalt er fich felber. 60
Vellet icht in in daf in mueget oder betruebet und entfridet dem
30 meinet] nimel 37 des fo er 44 Golet 47 gar] gn 59 du fehlt.
60 Den
158 LIX LX
il't aber unrecht. Wan hie iiine behaltet er fich fclbe daf daf im
lere vcrfmahct da folt er im inne gut lazen geraten. Und lieh uiider
in demuetklichen neigen, l nd in lenfter getriuwung en ieklich ding
65 von im enphahen dal" ut in \ iele dem wei- recht. Her vf gat
alles daf man geraten oder gelern mag daf im ein menfche felbe
raten lat und uf nit fche wan allein uf got. allein man daf in vil
wifund funderlichen \\ orten für bringen mag. Zug einer geordenten
confcienci hilfet da.s man der ziio vallender ding nit aht. Und fo der
70 menl'ch bi im felber ift daf er lluen willen got gentzlich geb. Und
ein ieklich ding von got glich enphahe Gnade und waf def dinges
ift ufwendig oder inwendig Der icht an got ficht der ficht got nit.
Ein recht menfch bedarf gottes nit Daf ich han def bedarf ich nit
er dient umb nit er achtet aller ding nit. Er hat got dar umb dient
75 er umb nit Alf verre got ift über den menfchen all" vil ift er ge-
reiter ze geben denne der menfche fi ze enphahenne Dar an fol ein
menfche nit merken ob er zuo nerae an guotem lebenne ob er vil
vafte und vil guoter m erk tuo .Sunder (il9 b) ein gewilTef zeichen
ift daf er zuo iieme ob im lieljer fi zuo ew igen und leider zuo ver-
80 genklichen dingen. Hctte ein meniche hundert mark und gebe 11 dur
got und machte ein klofter daf wer ein grof ding fo lag ich daf
wer vil groeffer und beffer daf ein menfche in im alf vil verfmahte
und verniht dur got. Ein menfch fol in allen finen werken gottes
willen allein meinen und gang alfo für fich hin und hab dehein
85 forcht alfo daf er niht gedenke ob im recht fi daf er icht unrecht
tuo. Wan Avölt ein maier gedenken andem erften ftrich der andern
alle dem wer unrecht. Er fol an den erften gedenken und ftrich für
fich hin dem ift reht Alfo folt einer gan und gedeht alle zit wie er
den erften fuof fatzte im wer niht recht Dar umb fol man dem
90 erften volgen und gan für fich hin fo kumet man da man wil. Und
dem ift reht Dif ift ein collacie meifter ekarts
Briioder Egliart
r
t
nfer herre hat vs gefant finc hant vnd hat gerueret minen mund
vnd hat mir zuo gefprochcn Swenuc (112 b) ich predieu fo phlige
6.J dem] den GS geordct 77 lugulc 86 andcii 87. 91 dem] den
88 fol LX, UtrcHi. 1, ü.
Lx n0
ich ze fprechende von ab gefcheidenheit vnd das der menfche lidig
^verd fin felbes vnd aller dinge Zeni ander male das man Avider in
gebildet werde in das ein veitig guot das got ift § Zem dritten 5
male das man gedenke der groffen edelkeit die got an die feie hat
gelet das der menlche da mit körn in ein AAunder ze gotte § Zem
vierden mal von gütlicher nature luterkeit was ( 1 1 3 a ) clarheit an
gütlicher natur fi das ift vnfprechlich Got ift ein wort ein vnge-
fprochen Avort Anguftinus fprichet elliu diu fchrift ift ital Sprichet lo
man das got ein wort fi fo ift er gefprochen Sprichet man das got
vngefprochen fi fo ift er vn gefprechelich So ift er aber etwas wer
kan dis wort gefprechen das tuot nieman denne der das wort ift
Got ift ein Avort das fich felber fprichet (i(3b) Swa got ift da
fprich er dis wort Swa. er niut en ift da en fpricht er nicht Got 15
ift gefprochen vnd ift vngefprochen Der vatter ift ein fprechende
werk vnd der fun ift ein fpruch der würkende Swas in mir ift das
geit vs mir So ich es loch gedenke So offenbaret es min wort Vnd
blibet doch inne Alfo fprichet der vatter den fun vngefprochen vnd
blibet doch in ime Ich hab es ( 1 1 4 a ) och rae gefprochen Gottes 20
vsgang ift fin ingang als vil als ich got nach bin alfo vil fpricht
fich got in mich Alle vernüftige creature an iren Averchen fo 11
me gent vffer inen felber fo 11 me gent infich felber Des en ift an
liplichen dingen niut So fi me A^ ürkent fo 11 me gent vs in felber
Alle creature Avolten got fprechen in allen iren Averken Si fprechent 25
alle fo fi naheft (li l b) mügen Si enmügen in doch niut gefprechen
Si A\ellen oder enAvellen es fi in liep oder leit 11 Avellent alle got
fprechen vnd er blibet doch vngefprochen Dauid fprichet der herre
ift fin name herre fpricht als vil als ein über fetzunge einer her-
fchaft knet ift ein A^nder fetzunge Etliche namen die fint got eigen so
vnd abgeloft von allen anderen dingen als got Got der name ift der
aller eigenlichofte na(ii5 a)me gottes als menfche menfchen namen
ift ein menfche ift ie ein menfche er fi torechtig oder Avife Senaca
fprichet das ift ein fnoeder menfche der über den menfchen niut
enkumet Ein ander name hat ein zuo haftten an got als vatterfchaft 35
Das dritte Taa a man vatter nemmet da verftet man einen fun Vatter
mag niut gefin er hab einen fun Si tragent doch in ein über zit in
CAvig wefen Der ( 1 1 5 b ) tritte hat ein vftragen zuo gotte vnd ein
3 die Bandschrift ab geifcheideheit 7 Zer 12 vn gefprochelicb 18 oflfe-
barecbt 25 allen] alle 28 fprechet Ps. 39, 5. 31 dinge
160 LX
keren indie zit Man nemniet och got Inder fchrif mit vil namen ich
40 fpiiche Swer icht bedenket ingotte vnd inie dekeincu namen an
kleibet das ilt got nicht Gut ilt über namen vnd über natur Wir
lefcn von einem guotten man der got bat inllnem gebette vnd wolte
im namen geben Do iprarh ein bruoder Sw'is; du vnderelt got \\\r
mögen kein namen binden den ((IG a) \\ ir got mügen geben Doch
45 fint uns die namen ürlovbet da mit in die heiigen genemmet hant
vnd die got in ir hertzen alfo ge\\ihet vnd über gölten hat mit
gütlichem liecht Aiid hie bi fon \\ ir lernen A\ie A\ir got bitten
fön Avir fün Iprechen herre In den felben namen die du alfo ge-
wihet haft in dinem heiligen hertzen vnd über goffen mit dim liecht
50 So (licb) bitten Avir dich vnd lobend dich. Das ift diu ander
lere das über namen vnd vngelprechlich ilt Der vatter fpricht den
fun vffer aller llner mügentheit vnd alle ding in ime alle creaturen
llnt ein fprechen gottes Das felbe das min munt got fprichet vnd
ofl'enbaret das leib tuot des Iteines wefen vnd veriteit man me an
55 dem werke denne an den worten Das ^erk das diu oberlte natur
M(ii7a)ürket von irre hochften macht Das mag diu nature diu in
ir ift nit begriffen Wurkte fi das felbe fo Avere fi vnder ir nicht
Mer fi were das felbe Alle creaturen Avolten gotte nach fprechen
in allen iren werken Es ift do;;h gar kleine das fi geoffenbaren
60 mügen loch die oberften engel in dem das fi vf climment vnd got
ruerent das ift als vnglich A\ider dem das in got ift als wis vnd
fwartz Es ift gar vngelich (ii7 b) das alle creaturen habent en-
phangen alleine fi alle a\ ölten fprechen das nechfte das fi mügent Der
prophete fpricht herre du fpricheft eines vnd ich verftein zwei So
65 got indie feie zehant fo es ab vellet fo Avirt es geteilet le wir mit
ünferm verftentniffe me vf gen fo Mir me in im fin Dar vmb
fprichet der vatter den fun alliu zit Inder CAvikeit vnd entgiuffet
in im alle crea( 1 18 a)turen Die hant alle ein ruefen wider in ze-
komende da 11 vs gefloffen fint alles ir leben vnd ir wefen Das ift
70 alles ein ruofen vnd ein ilen wider zuo dem indem fi vs gangen
fint Der projihet fpricht der herre hat vs gefant fin band vnd
meinet den heiligen geilt Nu fprichet er Er hat gerueret minen
munt vnd fpricht zehant er hat mir zuo gefprochen Der munt der
feie ift der ( IIS b) oberfte teil der feie, das meinet fi vnd fprichet
75 Er hat fin wort in minen munt geleit das ift der kus der feie da
40 de kleine 42 hat 49 goffe 50 diu] du 53 min] in in 5" begriffe
_ _ <> _ ■■
60 clumet 61 ruret 64 P5. 61, 12. 65 fehlt etwas. 75 das kus
LX . LXI 161
ift munt zemunde komen Da gebirt der vatter finen fun in die feie
vnd da ift ir zuo gefprochcn Nu fprichet er Ich han dich hiutte
vffer weit vnd habe dich gefetzet über volch. Und über riche in
ein hiutte globet uns gott zevf e/welende das nicht en ift Das noch
inder ewikeit ift (119 a) ein hiutte Vnd ich han dich gefetzet über 80
Volk Das ift über alle die weit der rauoft du lidig fin vnd über
riche das ift fwas me ift dan ein des ift zevil wand du muoft allen
dingen fterben Vnd fot wider ingebildet werden in die hoedi da
wir wonen indem heiligen geifte Des helf uns der heiig geift Amen
Bruoder Esliart
D
0 petrus von der gewalt des hohen oberften gottes wart vs dem
gebende Do fprach er Nu weis ich gewerlich das mir got finen
engel hat gefant Vnd hat mich erlovft von der gewalt herodes vnd
von den banden der (i84b) vienden Nu keren wir das wort vmbe
vnd fprechen wan mir got hat finen engel gefant Da von bekennen 5
ich gewerlich Petrus fprichet als bekantniffe Ich hab es ovch me
gefprochen Bekantniffe vnd vernüftikeit die eneinigent die feie nicht
ingot Vernüftikeit vellet indas luter wefen bekentniffe die lovffet
vor Si für lovffet vnd dur brichet das da geborn wirt gottes ein-
born fun Ünfer herre fprich(l85 a)et In matheo Dasnieman bekennet 10
den vatter niuman der fun Die meifter fprechent Bekantniffe lige
an glichniffe Es fprechent etlich meifter Diu feie fi gemachet von
allen dingen wand fi ein müglicheit hat alliu ding zeverftande Es
liutet dcorlich vnd ift doch war Die meifter fprechent Svvas ich be-
kennen fol das muos mir zemale gegenwärtig fin vnd glich minem 15
bekantniffe Die heiligen fprechent (i85b) Das in dem vatter fi
mügenheit vnd glicheit in dem fune vnd einung in dem heiligen
geifte Dar vrabe want der vatter dem fun zemale gegenwirtig ift
Vnd der fvn zemale ime glich ift Dar vmbe bekennet nieman den
vatter niuman der fun Nu fprichet petrus Nu kenne ich gewerlich 20
wa von bekennet man hie werliche Das ift da von das ein gütlich
liecht ift das nieman triuget Das ander wand man da blos vnd luter
bekennet vnd (186 a) vnbedeket mit ichte Da von fprichet paulus
Got wonet in eime liechte da nicht zuo ganges enift § Die meifter
77 Jerem. 1, 10. Ich han] Er hat 79 da -Da 80 dich] vch
LXI, 2 fehlt ein Participium. 2 Act. 12, 11. 10 Matth. 11, 27. 16 vatter
fehlt. 24 Timoth. 1, 6, 16.
Ältd. Predigten. 11
1«2 LXI
25 fprcchent Die wiflieit die wir hie <?e\\ ünnen vnd lernen Die fiillen
uns dort belilien So Iprichet jjaulus 11 füllen ab gan Ein nieifter
fpricht luter bekantnülfi noch denne indifein libe Das hab fo groffen
luit an lieh l'elber das alier gefchadener dinge lult 11 recht als ein
nicht Wider der lult der luter bekan((ise b)nini an lieh treit noch
30 denne f\\ ie edel es 11 So ift es doch ein zuoval vnd als klein als
ein wörtelin ift wider aller der weite als klein ift al diu ^^ ifheit
die wir hie lernen mügen wider der blolTen luleren warheit Da von
fprichet paulus es fiilli ab gan fwie 11 doch belibet fi wirt rechte
ze einer torinne Ynd als ob fi nicht enfi wider der luteren warheit
35 die man da bekennen fol § Das dritte war vmbe (is:a) man da
w erlich bekennet das ift da von diu ding die man hie ficht \\ andel-
haftig diu bekennet man dort vnwandelberc vnd man minnet 11 da
als 11 fint zemale vngeteilet vnd na bi einer want das hie verre ift
das ift da nahe Want alle ding fint da gegenwirtig § Das an dem
40 erften vnd an dem iungften tage befchehen fol das ift da gegen-
würtig Nu weis ich werlichen das mir got finen engel hat gefant
( iS7 b) Swenne got llnen engel fendet zuo der feie fo wirt fi Aver-
lich bekennende in vnbederbe hat got fant Peter den fliiffel niut
bevoln Want petrus fprichet als vil als bekentniffe hat den flüffel
45 Vnd fliulfet vf vnd dringet durch vnd vindet got blos Vnd faget
denne ir gefpilen dem A^illen was 11 befeffen habe Swie 11 doch
den willen e gehabet habe Wan fwas ich wil das fuoch ich § kant-
niffii gat vor 11 ift ein fürftin( iss a)ne vnd fuochet herfchaft indem
hoechlten vnd in dem luterften Vnd teilet es fort der feie Vnd diu
50 feie fort der nature Vnd diu nature allen liplichen finnen Diu feie
ift als edel an irme htBchften vnd luterften Das ir die meifter en-
keinen namen künnen geben Si fprechent ir feie da fi dem libe das
w efen git Xu fprechent die meifter Das nach dem erften vf bruche
der gotheit da der fun vs brichet von dem vatter da fT der engel
55 aller nabelt gebildet (issb) nach gotte Es ift wol war Diu feie
ift gebildet nach gotte an irme oberften teile Aber der engel ift ein
nacher bilde gottes Alles das des engeis ilt das ift gebildet nach
gotte dar vmbe wirt der engel gefant an die feie das er fi wider
bringe an das felb bilde da nach er gebildet ift A\ant bekantniffe
CO komet von glicheit AVan denne diu fei hat ein mügenlicheit alle ding
26belibct Cur.i, i, id fyij. 38 ein 40 iiingfle — gewurtig 45 vnd
Iringel vu brin^rel 40 gefi>i!eiii (iO gVuheil aus glichaidc (jebefsert. diu] du
LXI . LXII 163
zebekennende da von geruowet fi niemer fi enköme (i89a) indas
erl'te bilde da elliu ding ein fint Vnd da geruowet fi das ift ingotte
In göt ift kein creatur edeler denne die ander Die meifter fprechent
Wefen vnd bekantniffe li allein want Iwas nicht en ift das bekennet
man ovch niut Swas aller meift wefen hat das bekennet man ovch 65
aller meift § Want denne got ein über fwenkende wefen hat Dar
vmbe über fwenket er alle bekantniffe als ich e. gefter fprach in-
dem iungeften fernion Das (i89 b) diu feie in gebildet wirt in die
erften luterkeit in den in druk der luteren wefelicheit Da fi gottes
gefmekit .e. er warheit oder bekantheit an fich vahe Da alle nerae- 70
licheit ab geleget ift Da bekennet fi aller luterlicheft Da nimmet fi
das wefen in eben meffikeit Da von fprichet paulus Got Monet in-
eime lichte da nit zuo ganges ift Er ift ein inhangen in fin felbes
luter welicheit Da nicht zuo hangendes ift § (i90 a) Swas zuo val
hat das muos abe er ift ein luter inftan Infich felber Da noch dis 75
noch das en ift Want fwas in got ift das ift got Ein heinden meifter
fprichet Die krefte die vnder gotte fwebent die hant ein inhangen
in got Vnd fwie fi hant ein luter inftan in fich felber So hant fi
doch ein inhangen in dem der weder begin noch ende hat wand
ingot mag nicht frömdes gevallen Dis habent ein bew ifunge andern 80
(i90b) himel der mag nicht enphan keinen fromden indruk in-
frömder wife Alfo gefchiht es fwas zegotte kumet das w irt ver-
enderet Swie fncede es fi bringen Mir es zegotte es gat fin felbes
abe Des habent ein glichniffe Hab ich w ifheit diu en bin ich felber
nicht Ich mag wifheit gewinnen ich mag fi ovch verlieren aber 85
fwas an got ift das ift got das en mag im nicht enphallen Es wirt
gefant (i9i a) ingötlich nature Wan gütlich nature ift fo kreftig
fwas dar in gebotten wirt Das wirt alzeraal dar in gefatz oder es
blibet alzemal vffen Nu merkent wunder Sit got fo fchncede ding
infich verendert w as wenet ir denne das er der feie tuo die er mit 90
fin felbes bilde gewirdiget hat zeformende
Der von fternen gaffen • : • —
£
in heilig fprichet das fi heilikeit das wir bekennen was w ir waren
vor der zit vnd was wir fin Inder zit Vnd was wir (i46 b) werden
nach der zit Nu havt der von fternengaffen alze fchcene gefprochen
• _ e
61. 62 geruwz 64 want] -wz 67 ymbe] Yb' alle 89 fchonde
11*
i64 Lxn
von difen drin aihI fpiichct fornians ino Er iiat uns ^efonnet an
5 ime vnd mit ime Er hat uns gcfornict an itne AN'ic er uns geforniet
habe das I'ult ir merken wir lin ein liecht in llner luterkeit Vnd
ein Avort in Iluer verltcntikeit Vnd ein leben in finer innikeit Alfus
hat er (i i: a) uns geforraet an ime vor der zit Ze dem andren
male Was wir nu fin Inder zit In uns ift ein luterkeit in die an
iO vnderlas liuttendc ift Das liecht der gotheit In uns ift ein verften-
tikeit in die ane vnder las fprechende ift das wort der dri\altikeit
Vnd inüns ift ein innekeit in der ane vnderlas a\ ürkende ift das
leben der e^ikeit Zeni dritten male A\as Mir ((47 b) werden nach
der zit Wir fun in got vereiniget Averden A\efelich vnd eineklich
15 vnd gentzlich wie fun wir wefelich ingot vereiniget werden Es fol
gefchehen an der fchowunge vnd nicht an der wefunge Sin wefen
mag nicht ünfer Avefen Averden mer es fol ünfer leben fin da Aon
fprichet ovch chriftus Der dich vatter bekennet vnd dinen fvn Ihefum
chriftura Das ift das eAvig (l48 a) leben Er fprach nicht das es
20 ewig Avefen Avere Nu möchten ir f])rechen Ach herre fit got fuf-
lichen adel vnd fuflich richeit in ünfer feie hat geplantzet Das das
liecht finer gotheit inder luterkeit miner feie fchinende ift Vnd das
AVort der drivaltikeit inmir fprechende ift aiuI das leben der eAvikeit
inminer innikeit Avürkende ift Was meinet denne das ich fin fo
25 rechte (l48b) wenig gewar Avirde Frageft du mich des Ich han
dich des zehant bewifet es ift zemal des fchuld das ir ivch fo ab
gefcheidcn vnd fo luter nicht haltent als ivch zuo gehorte Vnd das
ir i\ch felbcr alfo fiönide fint vnd nicht enachtent der in velle
creaturlicher bilden Was' meinet das der liuten fo vil i(t die min
30 nicht verftant das fage ich ivch Es ift zemal des fchult das fi
(l49 a) im nicht gelebet hant Swenne ich fpriche von einikeit Avie
folte mich der menfche verftan des hertze zemal inmenigA'altikeit
zerfpreitet ift So ich fpriche von ewikeit Avie folte mich denne der
Acrftan der zemal fin genuegete nimet an zit A'nd an zitlichcn dingen
35 So ich fpriche von einem lutcren hertzen Avie folte mich denne der
menfche verftan dem alle ding gemeffe fint infiner (i49 b) feie in-
nikeit zeherbergcnne Want es ift nicht genuog das man die crea-
turen ab fcheidet an der habunge Wan muos fi ovch fetzen vs der
4- Isaiw 49, 5. 5 vor Er noch ciittnul vn inil im 15 fun] fin 18 Ev-
— c • _ _
Joh. 3, 30. 23 da lebe ewikeit 29 catlicbe 31 gelebe 32 des] dz
inmenigvaltikeit] iuall^ einvaltikeit 34 der] dz 37 nicht fehlt.
LXn 165
invallenden bildunge diu alze fwarliche die feie vermittelet Ach
acli vnd wültend ir wes ir ivcli felber hinderent vnd was ir ewiger 4o
warheit niöchtin verftan ob ir fteten vlis vnd hvote hetten ivwers
inren menfchen Ivch griufelete ab ivch felber Secht ir möchten als
vil (l50 a) wiffen als ich weis vnd nie was meinet aber das ich
me von got Aveis denne ir Es ift niut des fchult das ich der buochen
me kan der künfte helfe ift gar kleine Es ift des fchult das ir 45
ivch niut als flifleklich aller dingen lidig blos vnd abgefcheiden
haut als ich han Hetten ir ivch aller dingen als vnwiffcnde vnd von
ivch vergande gehalten als ich han Jr wüften als vil als ich (i50 b)
vnd Hechte me Want ich mich niut alleine der gnade zevolgenne abge-
fcheiden han mer ich meinde ovch das ich kunft erkriegen möchte 50
Secht da von bin ich miner kuufte holt wand ich das w eis vnd er-
kenne das ich diu ding verftan Die allen den verborgen fint die
fich mit ftreinger arbeit nicht entlidigot haut aller dingen Ynd fich
niut gewunden hant vs den ftriken ((51 a) des lieplichen anfchines
Der ftrebenden creaturen want als vnmüglich got vnd tiefe! mit ein 55
ander fin als vnmüglich ift das fich got iemer der feie vereinge die
wil fi von zitlicher bewegunge Vnd von creatiurlicher bildunge
nicht alzemale gefriget ift Swenne ovch diu feie an zit vnd an zit-
lichen dingen nicht enhafteti vnd vf genomen Aver fo vermöchte 11
alze groffiu ding vnd (i5l b) wiffent das fi götlichen werken hart 60
nach zuo trete Was meinet das fo vil noch denne gelerter liuten
ift die fo küme erliden mögen das man die feie fo nach in götlich
Avefen fetzet Vnd das man ir fo vil gütlicher glicheit zuo eigent
Wüffent ez ment nicht anders denne das fi den adel der feie nicht
bekennent vf das aller hcechfte § Bekanten fi den adel der feie vf 65
das hcechfte Siu enwüften an (i52a) etlichem puncto wa fi vnder-
fcheit vinden folten zwüfchent ir vnd gotte Secht weiten ir mir
vmbe got helfen a\ erben das er mich in einer fach behuete Inder
ich vil gearbeit han Vnd wiflent das ich minor finne vil der mitte
verfliffen han vnd noch fo vafte bekümbert bin das ich ez nieman 70
gefagen tar Vnd ich getar es ovch ivch niut wol gefagen Doch
twinget mich die minne gegen (<52 b) ivch Vnd das ich ovch ge-
denke das ich ivwer genieffe Mich Avndret vnd das M^inder hat
mich lange bekümbert Avas das meine das diu feie ein fo kreiftig
Avort niut mag gefprechen als der himmelfche vatter Etlich meifter 75
39 de fei vmiUelet 49 raic 55 flrebede— went 59 erhafteli 62 kume
64 feie] fe 65 vs dz
1C6 Lxn . Lxni
fprechent es fi des fchult das in got Aveflich ift das fi inder feie
nicht M and biltlich Vnd da von vermach fi nich das der vatter ver-
mag Mand fi es A\efeiilich (i.T.3a) niiit enhat Andirre bericlittungc
benueget mich iiit Ande'- meifter l'prechent A\as got ift Sin wefen
80 vnd fin fin das hat er alles von im lelber aber die feie ift von gotte
das fi ift Da von mag fi fich got nit geliehen an iren A\erken Dar
an genueget mich zemale niut Wand der fun het oveh von dem
vater enphangen alles das er ift vnd würket doch gelich dem vatter
(l53 b) Mer ein einiges wörtelin das treit einen fin in ime Das ift
85 das der fun ift geborn vs der jterfon des vatters vnd ift inne beli-
ben an dem wefen Da von vermag er indem Axefende alles das der
vatter vermag pcrfienlich vnd Mefilch aber diu feie ift gefloffen ab
der perfonc Vnd ovch ab dem wefende Vnd \\ant fi niut inne beli-
ben ift an dem Avefende da von vermag fi nicht dem vatter gelich
90 Avürken Sech an difem ( f 5 i a ) finne genueget mich en^enig vnd
doch niut gar gcntzlich
Der von fterncngaffen hat die gepredict.
jNnallen dingen han ich ruowe (2 Üb) gcfuochet vnd han an nichtc
ruowe funden Nu fprichet fi in han an nichte ruowe funden denne
an nichte Das nichte an dem diu feie ruowe findet das ift bloffe got-
hcit Siehe liute hant maniger lege girde vnd funderlich frovwen die
5 kint bcre fint- Diu feie die von dem götliiiien worte fwanger vnd
kintber worden ift Diu hat manger lege gluft Etwenne (242a)gluft
fi die creatur zeverfmehennde Etwenne ir fell)es nature zevertret-
tende Etwenne lüftet fi an der driualtikeit fich zevebende Vnd en-
kan doch niena ruowe vinden denne an nichte Da von fprichet ünfer
10 herre Du folt woncn in lacob lacob fprichet ein ringer vnd meinet
der menfche der in got ruowen fol der muos .e. ringen vnd über
o
82 gen II LXIII Vhersrhrift Dis hat gcprcilict brvodcr lolianncs von flcriieu-
I I _ _
gaffe. E. 1 Ecclcsiaslic. 24, 11. 1 u. s. f. ruwc b. 2 funde dene 6.
1 — 4 vnd han doch nier;:en ruowe fvndcn den in dem erbe mines heiren vnd inincs
goUes. Sieche £. 4nianijjt. 7 zc ver finechendc vnd vngelroflet ze finde
0
von allen dingen. E. 8zevbende b. '.). 10 an nihto das ifl blofeffo irolhcit. Da
von feit mir der der alle dinu: f,M'f(ha(Ten hat das er in mir ruov>o. Da von
fprichl fi wie fol ich in dir ruowen. So fpricht er div foll E. iO Ecclesiastic.
24,13. llruwefc.
LXm 167
winden alle ding Hab ich mich felher über (242b) Munden fo han
ich alle ding über wunden Der bat fich lelber über wunden den en-
kein ding mag über m inden das es in geneigen müge zuo de keinem
gebreften Swie ein icklich ding ift an finie wefende dar nach Avürket 15
es Min feie ift got formelich an ireni wefende Da von ift fi al ver-
mügende vnd ir werk ift e^ig alles das got würken mag das mag
fi liden (243 a) Er mag mer noch minre Alle ünfer meifter kün-
nent nit vinden weder gottes kraft groffer fi oder der feie vermü-
gcn Ilab ich denne al vermügen fo en fol ich niemer vf gehoeren 20
ich gewinne alle ding Swas minre ift den alle ding das ift minre
denne ich Diu feie lidende got fchovwet der fint alle ding ze enge
vnd zekleine da von A\undert mich das ein feie der alle ding ze
kleine fint das diu vf dekeiner (243 b) creatur geruowen mag Da
von wan ich mir felber vnwert bin Da von fin mir kleiniu ding 25
wert Wer ich mir felber gros nichtes nicht wer mir gros Seneca
der meifter fprichet Swer got fürchtet den fürchten elliu ding Swer
got nit fürchtet der fürchtet elliu ding Swer got forchtig ift der ift
got heimlich Swer got heimlich ift der ift von gottes partie Swer
von gottes partie (244 a) ift der vermag elliu ding Es ruowent 30
natiurlich ding fo fi koment an ir ftat Es ruowent vehelich creatu-
ren fo ir gerunge volbracht werdent leklicli creatur ruowet an ir
ftat Nim den ftein A\irf in in den luft er geruowet niemer er komc
wider zuo der erden Wa von ift das Da ift erde fin vatter land
luft ift fin eilende Ein jeklicb ding ruowet inder ftat vs der es ge- 35
born ift (244 b) Diu ftat vs der ich geborn bin das ift diu gotheit
Diu gotheit ift min vatterlant Hab ich vatter inder gotheit Ich hab
nicht alleine vatter da Mer ich hab mich felber da .e. ich an mir
felber würde Do was ich inder gotheit geborn were gottes wort
eineft in mir gefprochen al diu weit behuebe mich nit ich klüme vf4o
13 das ztccite über zweimal b. 14 de keine b. 14. 15 ze liebe noch ze leide.
Div foK och ruowcn in ifrahel. ifraiiol. ift ein fchowun2:e g^otlicher fchowe. vnd in
dem befleli^ot fint in fyon. Svon ift ein fpiegel. Div bift gebildet nach der gotheit
div Ireift das bilde nach dir vnd in dir. Swie E. 16 al] ab* b. 18 liden
got mag nicht mere wirken den fi liden der magZJ. 22 goi fehlt b. 24 ge-
ruwe b. 25 fin in ir b. 26 gros, wer ich mir felber wert elliv ding werin
mir unwert. E. 28. 29 der ift gotlich. Swer gollich ift der ift gotle heimlich. E.
30. 31 ruwent b. 32 werdent ans wirdct gebefsert b. 32. 35 riiwet b. 33 ein
in fehlt b. 34—36 Wa-ellende Ein— ift] der zweite Satz vor dem ersten E.
37. 38 Ich— vatter da fehlt. Nein E.
168 LXm . LXIV
bis an die gotheit Swenne ein jeklich ding (245 a) lang vs finer
ftat il't CS vcrdirbct "NVirf den vogcl indas walTer er ertrinket wirf
den vifch in den luft er verdirbet Der vifcli ift in dem waffer ge-
born A\ affer ift fin nature Biftu vffer got geborn -wilt du leben vffer
45 gotte AVerlich du ftirbeft Ift din vobuiige zergangklich Ich gelovbe
niemer das du fift geiflich Ift din leben geiflich din vobunge ift
götlich Schovwen e\vig friheit ift nicht (245 b) anders dennc von
im felber gevriget wefen Diu feie hat ein got fornielich wefen w and
fi nach im gebildet ift Si hat ein al verniiigende ^\efen ^\aIlt Uvas
60 got hat inewikeit ineiner viigefchafTener m ife das hat 11 Inder zit in-
einer gefchaüener wife Nicht en mag mich fat machen Avant das
mich vol mag machen Dem gothungerigen menfchen fmeket nicht
Avant bloffe gotheit (246a) Wil ich der dingen gern fo fin fi gir-
lich An in felber llnt fi nit girlich Wer ich gottes vol nichtes nicht
55 achtet ich aller der weite Swer dirre weite achtet das ift ein zeichen
das er fin felbes hat verachtet Swer fin felbes achtet der hat aller
dingen verachtet Der ruowet der aller bewegunge ift berovbet Wer
dekein creatur zemal vnbeweglich diu Mer got Got ift dar vmbe got
das er vnbeweg (24o b) lieh ift Want alle creaturen beweglich vnd
60 vnruowig fint da von mag ich nienen ruowen denne in gotte Ift
dekein crealur din ruowe diu ift din got Es ruowent verftendigc
creaturen niergent denne an irem würkende Was il't das ende mines
Avürkendes Das ingot ift ein würkcn das fol inmir fin ein liden Das
an got ift ein fprechen das fol inmir fin ein hceren Das an got ift
65 ein bilden das fol in (247 a) mir fin ein fchovwen
l
Über Cant. canf. 5, 2.
nfer herre fprichet inder minne buoche tuo mir vf min fwefter
wanne ich bin din bruoder tuo mir uf min tuhc Man ich dir min
44 nalvrlichcil E. 45 gölte diii leben ifl fehler verdorben. Ifl K. iß lebe
t
gcilich b. Yobuugc] wirken E. 48 Diu— wefen fehlt E. 49 ein al vcrrau-
gen. Want £. bO \uier z\\. fehlt E. 52 gothiingerine fc. 61 dekein] dz
kein h. din ruowe diu rnowc ift E. 62 an iren werchen. div lipbaftigc ding
«
ncment abe in iren wehende . was ift E. 63 inmir] mir 6. 6V beidemal in
gölte E. 66 ein bilde E. LXIV, 1 -3 vgl. XLUI . 22-25.
LXIV 169
heiligen geift fante zuo einem trofte tuo mir vf min friundine wan
ich din gemahele bin nii tuo mir uf din lierce mit diner minne vnt
laffe mich frcede vnt Avunne hau indinem hercen der prophet fprichet 5
vnfer herre ^sil fin friundin fueren in ein einoedi vnt mü do reden
zuo ir hercen. Hie fond ir merken das er vns leret das Avir gerne
fond fin an der eini das Avir mügent beeren wenne vnfer herre mit
vns rede
IVu fond ir Aviffen das vnfer herre intrierhant wife redet mit dem iO
menfchen vfwendeclichen so boffett er vilherteclichen vnt inAvendec-
lichen so redet vnfer herre vil fueffeclichen vnt Avenne er ime
ficherheit git groffer gnaden, aa ie vnfer herre vs Avendeclichen clopfe
A'nd boffe an das tore das tuot er mit arbeit des libes vnt def
hercen. vnt hie (32b) fond ir merken AAenne das vnfer herre dem 15
menfchen arbeite git so clopfet er A-fwendig an das tore. Ant der
das clopfen guetlichen vnt dancberlichen enpfahet Ant guetlichen
vertreit alle widerwertikeit mit dem AAirt vnfer herre vil fueffec-
lichen redenne von innen infiner sele. Avanne nach der betruepte
A'nt arbeit so kumet gern fölleclichen vnfers herren troft A^nt sin 20
gnade
Dauid fprichet ich Avil beeren AAas got in mir rede, er redet fride
mit llnem volke. do mit das er fprichet ich aaü hoeren Avas got in
mir rede do mit git er vnf ceuerftanne das er vil fueffeclichen redet
inAA'endeclichen. Avas aber diu rede sie das Aveis diu sele aü bas 25
denne si es gefagen kunne. ir fond merken aa ie Anfer herre mit der
sele rede, finiu Avort die er mit ir redet enift nit anders denne fin
genade vnd einen götlichen friden den er git do mit erliucht er die
feie (32c) Ant machet das herce lindmuetige vnd fmeltzende als
das Avachfe von der heiffen funnen fliuffet alfo aa irt diu sele flieffen 30
von dem CAAigen sunuen Anferm herren
Sant auguftinus fprichet dis ift ein minnebant das bant das heiffet
diu minne. das bant der minne bindet Aiifern herren vnt die feien
cefamen. nu fprichet ein heilig vnfer herre en\Ail nit das man golt
noch Silber oder kein ding zuo ime binde 35
Aber fant paulus fprichet nach der genaden diu mir gegeben ift alf
ein AA'ifer buman han ich gefetzet das fundamente vnt ein ander
buA\et darulTe Aber ieclicher der sehe da zuo ime selben Avie er
daruffe buwe. wan kein anders fundamente mag nieman gefetzen
5 Osee 2, 14. 17 die Bandschrift clopfet 22 Ps. 84, 9. fpreche vnt rede
36 Cor. 1, 3, iO fgg.
ITO Lxrv
4o denne das do gefetzet ift ihefus chriftus Aber Aver vf das funda-
nicnte huwett golt oder filbcr oder edcles gefteine oder A\as das
ift von dil'en oergangcliohcii dingen das A\irt verbrant vnt cerrtoprct
dur das fiur (.32 d) vnt Jidet fchaden. Er wil allein mit der niinne
zuo der minnerin gebunden werden, triuwen da bindet diu minne
45 die minnerin zuo dem minner
Int denne fprichet diu minnende sele. oherre Avir fönt fitzen Avir
mügen vns nit so fehiere von einander gefcheiden. Du weift doch
■vvol lieber lierre mine das Avir vil mit einander cekofenne hahent.
Nu fprichet diu minnerin. wir fond ein Avonunge zwifchent vns machen
50 du Aveift doch avoI das ich diu minne bin mit der du a\ unne haft
A'nt do A'on lifet man das der heiliggeKt die seien nimet vf sin
Acderen Ant f\\inget si vf für got mit der fueffen andacht der rei-
nen sele. vnd ruOAvet da mit ir vnt si mit ime Nu fprichet vnfer
herre ich vnt diu feie fönt ein ftete Avonunge han mit einander
55 Sant iohannes fprichet got ift diu minne diu sele ift ouch minne.
oherre du muoft bi mir beliben Avan ich bin (33a) och diu minne
da bift ouch diu minne. denne fitzet vnfer herre vnt ruowet inder
sele minne vnt kofet vil guetlichen mit ir vnt fprichet mir ift avoI
das ich bi dir bin vnt ift mir luftlichen das ich in der feie wone
60 vnt ruow en sol
So Ipridiet denne diu feie olieber herre du ])ift min vnt ich bin
din ich bin din kint vnt du bift min A^atter ich bin din dirne du bift
min herre ich bin din gefchöpfte du bift min fchöpfer ich bin din
iunger du bift min meifter ich bin din sele du bilt min felde du bift
65 min frcpde du bift min ere du bift mir alles das guot vnt feiiges
da.s mir ie a\ art du bift min teile das befte vnt do von ift mir alliu
difiu A\ elt cenicht a\ orden A\anne du haft mich dir uferwelet Ant ich
han dich uuch vserwelet zuo einem obroften liep vnt zuo einer
Avunne miner feie Alfo Iprichet vnfer herre ich vnt diu sele fönt
70 ein Avonunge mit einander han. vnt denne Iprichet diu sele nu han
ich in begrill'en ich a\ il in nit mere A'on mir lan vnt ich tragen min
userA\eIt liep vnder min (33b) brüften. da ift geeiniget der liep
zuo der aller liepflen vnt das pinli zuo dem honig der ifop zuo dem
ballame diu nachLgalle zuo der har])fen der hirtze zuo dem ewigen
75 brunnon der liechte ftern zuo dem funnen do A'on erfroewe dich
42 diiificn wir' verbrat 46— fiO vgl. XLUI, 39—49. 54. 69 vgl. Ps. 131, 14.
55 Ep. Joh. 1, 4, 9. 58 Ps. 131, 13. 14? 61—77 vgl. XLIX . 30—44.
LXIV 171
feie vnt froewe dich immer mere. du folt sin do got ift vnt folt
ingot gefueget werden
Der prophet Iprichet du feiig feie korae zuo der hiraelfchen ierufa-
lem denne so nimet si got vnt gottes fune an lin herce vnd zartet
ir vnd trucket si an sin prüfte vnt kert si von einer bruft zuo der 80
andern, vnfer lierre hat zwo bruft fin menfcheit vnt fin clariu got-
heit da kert er die sele von einer bruft zuo der andern, mü si
milich so kert er si zuo der bruft llner menfcheit wil fi honig vnt
kipper Avine so kert er si zuo der bruft finer fueffen gotheit. Do
von fprichet der heiliggeift mache din munt wit so machtv vil ge- 85
fugen, wie fönt A\ir den munt ^vit gemachen das fönt wir tuon mit
luft vnt (33c) mit begirde guoter werken. Du folt dinen lip tenen
vnd arbeiten ingottef dienft so wirt dir der munt wit das du vil
macht gefugen von der gotheit
Nu fprichet der prophet ir fond den bach trinken der von der got- 00
heit vnt der menfcheit chrifti lliuffet vnt er sol mit ganzem flüffe
iniuch flieffen. Er fprichet nit ir fönt von dem bach trinken er
fprichet ir fond den mit einander trinken do von fprichet dauid die
do noch uf dem wege fint zuo der himelfchen ierufalem die fond
trinken von dem bach nu fprichet der prophet ir fond trinken vnt 93
fond trunken werden in vnfers herren hufe. do er fprichet ir fönt
trinken vnt trunken werden, do git er vnf ceerkennen vier froede
die diu sele enpfahet so si trunken wirt von der hohen gotheit
chrifti vnt finer fueffen menfcheit diu erfte ift das si hohes vnt
fries gemuetes wirt das die niinften feie dunket diu indem himel ift 100
das vnfer herre got finer wirdigen muoter (33 d) marien vnt aller
heiligen habe uergeffen vntz an si allein diu ander froede ift das si
fchcen wirt das fprechent die meifter das der lip nach der iungften
uferftandunge fiben werbe fchoener werde denne diu funne. vnt des
libes fchopni wider der sele fchceni vnt clarheit das fi recht alf 105
ein dein fünclin gegen aller der weit fant auguftinus fpricht do von
ein wort das die fchceni die der lip enpfahet nach der urftendi das
ift nit anders denne ein überflüs der sele
Diu tritte froede ift ein ewigiv froede euch ift diu froede alfo luter
das si niemer me betruept wirt vnt erfroewet fich ein ieclichiu feie HO
der andern froede recht alf ir felbef froede vnt dunket ein iecliche
feie das ir froede alfo gros fie das si nit wölt fin an vnfer frovwen
85 Ps. 80, 11. 90 Isaice 12, 3. 93 vgl. Ps. 109, 7. 95 Ezech. 39, 19.
97 ceerkeone vnf 99 chrifti hinter menfcheit
IT« LXIV . LXV
ftat vnt wo von ift das Man das si trunken fint Diu vierde fropde
ift das 11 ^^ irt gar miKes geinuetes Der diler fropde befinden sol der
lismuos im felbes alceniale us gan na aller der A\ire alf es (4Ga)got
von ime gefeilig ift vnd haben wil. Amen
Am Himmelfahrtstage.
Indem ift uns erceiget vnt erfchinen gottes minne an uns wanne got hat
gefant sin eingebornen fune indie weit das wir lel)en mit dem fune vnt
indem fune. wo nu ein richer künige were der do hetti ein (2l9d)
fchaMie thochter vnt gebe er die eines armen mannes fune alle die nu
5 zuo dem geflehte hortint die wurdint do von erhoehet vnt gewirdiget
INu fprichet ein meifter. Got ift menfche A\orden do von ift erhahet
vnt gewirdiget alles mcnfchliches kiinne vnt des mügen wir vnf moI
fropM en das chriitus gottes fune viii'er bruoder ift vnt geuaren ift
von eigener crafte über alle koere der engel vnt fitzet zuo der rech-
10 ten hant fines vatters.
Dirre meifter hat a\ ol gefprochen Aber werlichen ich gebe nit vil
darumb was hülfe mich het ich einen bruoder der do were ein richer
man vnt Avere ich do bi ein armer man Avas hülfe mich het ich ein
bruoder der do were ein Avifer man vnt Avere ich do bi ein tore. ich
15 fj)iiche ein anders Got ift nit allcine menfche Avorden 3Ier er hat
menfchliche nature an fich genomen.
Es fprechent die meifter gemeinlichen das alle menfchen fint gelich
edele. (2.50a) Inder nature vnt ich fprichen Averlichen alles das guot
das alle heiligen befeffen hant vnt maria gottes muoter vnt chriftus
20 na finer menfcheit das ift min eigen indirre nature. Nu möchti der
menfche fragen, fit ich in diire nature hau alles das chriftus geleiftcn
mag nach finer menfcheit a\ o von ift denne das das Avir chriftum
ha'hen vnd A\irdigen alf vnfern herren vnt vnfern got das ift do
von Avanne er ift gewefen ein hotte von gotte her zuo vns And hat
25 vns zvo getragen vnfer felikcit Die felikeit die er vns zuo truoge
diu A^ as vnfer. Da der uater gebirt finen fune in dem inreften gründe
da hat ein infwcbcii dife nature Difiu nature ift ein vnt einualtig
^u fj)richet der meifter A\er in der ])loj<heit diire nature A\il beftan
ane mittele der muos aller perfonen us gegangen sin alfo das er
_a
115 die Handschrift ist verbunden. LXV, 1 Ev. Joh. 3, 16. 29 us gegegen
LXV 173
den menfchen der ennent mcrs ift den er mit ovgen nie gefach das 30
er dem alfo wol guotes gan alf dem menfchen der bi ime ift vnt
iln heimlicher (250 b) friunt ift Alle die Avile das du diner perfone
me guotes ganft denne den menfchen die du nie gefeht So ift dir
werlichen vnrecht noch du geluogetaft nie indifen einualtigen grünt
ein ougenplike 35
Der meifter fprichet Do diu creature endet do beginnet got cefinde.
nu begert got nit me denne das dr din felbes in creaturlicher Avife
US gangeft vnt laffeft got ein herren indir fin Das minft creaturliche
bilde das fich iemer in dir erbiklet das ift alf gros alf got grof ift
warumb do hindert es dich eines gantzen gottes. recht do das bilde 4o
in gat do mvos got wichen. Aber do das bilde vs gat do gat got
in Got begeret des alfo sere das du din felbes us gangeft in creatur-
licher wife alf ob alle fin felikeit dar an lige
Eya lieber menfche was fchadet dir das du got günneft das got ein
herre in dir sie gang din felbes alcemale vs dur got so gat got alce- 45
male des sinen us dur dich (250c) Da dife zwei us gant Avas da
belibet das ift ein einualtig ein in difera ein gebirt der himelfche
uater fin fune indem inneroften quelle do plueiet us der heilig geift
Do enfpringet ingot ein wille der behoeret der sele zuo Die wile
der ftat %Tiberueret von allen creaturen von aller gefchaiFenheit so 50
ift der wille frije
Sant auguftinus fprichet diu feie ift gefchaffen von got vnt darumb
mag fi nienen rvowen denne ingot. Der Meifter fprichet nu han wir
ein funken gefant zuo dem himele das ift diu feie vnfers herren
ihefv chrifti Diu be\\ ifet vnf allen das aller feien ruowe ftat nienen 55
ift denne in dem himele vnt dar an ift unf ouch bewifet das diu
sele gentzeclichen zuo got behceret. aber der lichame ift gemachet
von der erden als ouch von den vier elementen vnt des ruowe ftat
ift uon nature uf der erden
Au ift diu sele alfo gar uereinet mit dem lip das (250 d) fi ewec- 60
liehen mit einander fönt pliben vnt doch behceret der lip zuo der
erden vnt diu feie zuo dem himele. nu hat got ein wifen rat funden
vnt ift felber menfche worden vnt ift mit eigener craft cehimele
geuarn vnt do von han wir an ime einen erden closs cehimele ge-
fant do von hoeret ouch alle diu erde gentzeclichen zuo dem himele 65
30 gefchach 38 us gangeft fehlt. 41 do got got 48 inofte 49. 50 Die
Wille ftat
174 LXV
waii vnfers Herren ihefu chrifti ruowe ftat ift anders nienen denne
an der uereinunge fines himelfchen uatters
A\an alf got triiialtig ift an den porfonen alfo ift einikeit in der
nature vnt hant ein wefen vnt ein leben alfo hat vns vnfer herre
70 ihefus chriftus bereitet das vnfer ^\ efen vnt ouch vnfer leben ewec-
lidien fin fol an gütlicher einungo.
l)er ander nutz den vns vnfer herre bewifet hat an fincr himelfart
Das ift in \vas wife wir vnf dar zuo bereiten fond das wir ouch na
ime faren. Vnd (201 a) das ift uns gar fchone bewifet inder alten
75 ee an hern nioysen der trcip fin vehe cefanien in ein bofchen in
ein heimliche w ueftin vnt do fall er uf dem gottes berg ein böfchen
brinnen vnt wolt doch nit uerbrinnen vnt nioyses wolte hinzuo gan
vnt Molte fehen das \\under do fprach im vnfer herre zuo vs dem
büfchen moyses ziuch vs din fchuoch. An difen m orten llnt vns be-
80 wifet gar guot lere Do mit wir bereit werden zevarn vnferm hern
nach cehinielriche.
Das erft ift an moifen ^^anne moifes fprichet alfo vil alf der von
dem waffer gonomcn ift Alfo fol der menfche genomen vnt vs ge-
zogen fin von der vnftetikeit vnt von dem wuetenden ftürmigen
85 niere difer weite Das ander das der menfche fin vihlichen finno
cefamen tribe vnt fin tleifchlichen begerung zanie vnd binde. Es si
denne das diu feie Averde erhaben vnt uf getragen von gefchaffenen
dingen fo enniag der heilig gcift infi nit komen Noch (251 b) inder
feie gewürken wanne alle die götlichen Merc diu got würket diu
90 muos er würken über cit vnt ftat indem geifte wan liplichiu ding
fint ein uerderpnus gütliches influffes. wanne AAenne gütlich Hecht
fliuffet uf gelftliche creaturen fo würket es leben vnt fo es uallet
aber uf lipliche ding fo erlifchet vnt uerdirbet es
l nfcr herre fprichet es ift iuch nütze das ich iuch benomen werde
95 wanne fin lungern hatten in liei) alf ein menfchen der noch tcetlichen
was. nu das an zwiuel Mar ift das vnfer herre edeler was. denno
alles das got ie gefchuolFe Sit er denne finen lungern ein hindernüffe
was so ift das ane zuuiuel Mar das andriu ding vil me hindert die
man liep hat die minre fint denne got Darumb muos diu feie erha-
iOO ben fin über cit ob si wil das got fin gütliches werke in ir Avürke
oant auguftinus lert atis offenbare das man ander bekentnüffe vnt an
minne (251 c) kumet über die Avelte vnt an bekentnüs vnt an minne
75 Exod. 3, 1 f(j(j. 79 l'uoch 94 Ev. loh. 16, 7. werde] wer 96 ift fe)dt.
LXV . LXVI 175
fo enift der menfche nit inder weite Das tritte das du folt die fchuoch
US ziehen alf ouch moyses vnt das bewifet uns das diu begerung
der feien fol geloefet fin vnt vs gezogen von allen toetlichen vnt 105
cergangclichen dingen vnt fol Itan iuuerzihunge ires lebennes vnt
ane uermengunge des geiftes
Es fprichet ein gefchrift des bapftes wanne vnfer herre finiu ougen
uf huop fo meinte er etwas groffes Es fprichet der wife man indem
buoch der wifheit das diu feie wirt getragen mit gütlicher wifheit HO
ingott
Sant auguftinus fprichet das alle die werc vnt die lere der menfcheit
gottes si ein bilde vnt ein war figure vnfers heiligen lebennef Diu
feie muos geliuterot werden vnt cleinliche gemachet werden indem
Hechte vnt inder genade vnt (251(1) alles abegefcheiden werden 115
vnt gefchellet das frömdes ift an der sele vnt ouch einteile das ü
felber ift
Sant bernhart fprichet min ouge ift geliche dem himele an dem das
es finwel vnt luter ift vnt an dem obroften des libes ftat vnt das
es enhein frömden indruke erlidcn nit enmag fol min ouge das bilde 120
bekennen das an ein wände gemalet ift so muos es cleinlichen in-
dem lüfte gebiutelt werden noch vilcleinlicher muos es getragen
werden inmin bildenerin inminem bekentnus wirt es ein Dife eigen-
fchafte muos diu feie von not han vnt dife gelichnüffe. la wie dein
es ein geftüplin ein fündelin oder ein fipp der fünde fi das enmag 125
diu feie nit erliden wanne es der feie frömde vnt vngelich ift vnt
frömdet si ouch gottes vnt des enmag diu feie nit moI erlidenne
(252 a) Diu feie muos alfo genot vnt so gar enplceflet werden
alles des das zuo geuallen ift vnt alfo luter uf getragen werden
vnt wider inflieffen inden fune alf si us gefloffen ift in ime wan 130
er hat die feie gefchaffen indem fune Darumb muos si alf plos wider
in ime inflieffen als si an ime vs gefloffen ift
Über Ed. Joh. 13, 34.
ü
nfer herre fprach zuo finen iungern minnent iuch under einander
alf ich iuch geminnet han wanne do bi bekennent die liute das ir
HO Sap. 3, 1 ? H2 lere des menfchen der menfcheit 119 er finweler
121 de ein an ein 122 vilcleinliclicher 125 fi fehlt. 129 luter v uf
176 LXVI
min iungern lint. nv vinden a\ ir von driorleijc minne die vnfer herre
hat dar an Avir ime mucffent geliche sin. Diu erfte minne ift natiur-
5 liehen Diu ander minne Ift genedeclichen Diu tritte minne ift güt-
lichen, wie das doch ingot nit enift (20ld) es si euch got xVber
■wir mueffcn es nemen als es invnf uf climmende ift von einem guoten
in ein beffers vnt von einem beffern in ein volkomeners. aber in
got ift nit minre noch nie er Ift allein ein einualtigiu luteriu wef-
10 lichiu Avarheite.
Diu erfte minne die got hat do wir an lernen fond. Das ift wie in
fin natiurlich gueti darzuo betwang das er all creaturen gefchuof
der er eweclichen fwanger Avas worden in dem bilde finer fiirfich-
tikeit vmb das siu fin guetin nüffint mitt ime. vnt vnder allen crea-
15 turen fo minnete er ein nit me denne die andern wanne als verre
ieclichiu wit ift ce enpfahenne alfo verre ergiuffet er fich infiu
l iit were min feie alf wit vnt als breit als der engel vnt feraphin
der nit ininie enhat got güffe es in mich alfo volkomenlichen alf in
den engele vnt seraphin. rechte alf der ein finwellen cirkelle machet
20 vnt der vmb (262 a) vnt vmb vol pünctelin were. vnt en mitten
inne ein puncte dem puncten werent die andern pünctelin alliu eben
geliche nach vnt verre vnd fölte ime ein pünctelin neher werden
das mueft vs finer ftat rucken Avanne das mittele pünctelin belibet
geliche enmitten .
25 Alfo ift es vmb das götliche wefen es enift nit uffern ime fuochende
mcr alles in ime felbe plibende. fol das fin das diu creature von
ime enpfahe so muos das von not sin das si us ir felber gerucket
werde wenne man von dem menfchen redet so redet man von allen
creaturen wanne chriftus fprach felben zuo den iungern gant enwege
30 vnt fagent allen creaturen Manne alle creaturen fint gefaninet an
den menfchen. aber got der giuffet fich doch weflichen in alle crea-
turen in ieclich alfo vil si enpfahen mag Dis ift vns ein guot lere
DAs wir alle creaturen geliche minnen fond mit allem dem das
wir von gotte enpfangen haut ift uns ioch einer neher von friunt-
35 fchaft von (202 b) naturc das a\ ir doch von gütlicher minne geliche
gunft habent des felben guotes. ich fchinen etwenne alf ich ein
menfchen lieber habe denne den andern aber ich han den felben
gunfte zuo einem andern den ich nie gefach vnt dirre erbiuttet fich
LXVI, 3 drierlijc 17 cngel von feraphin 19 vnt] von 22 puctelin
27 rucket 29 Ev. Marci 16, 15.
LXVI 177
mir me. vnt darvmb mag ich mich me in in ergieffen vnt alfus min-
nct got alle creaturen glich vnt erfüllet si mit finem wefenne vnt 40
alfus fond wir mit niinne flieffen uf alle creaturen. dis vindet man
vil an den heidenen das si zuo difem minne friden mit natiurlichem
hekentnüs kamen wanne das fprichet ein heiden der menfche fi ein
tiere das fenftnmetige ift
Diu ander minne gottes diu do geiftlichen ift do mit er flieffende 45
ift indie sele vnt in den engele alf ouch do vor gef])rochen ift wie
diu uernünftige creature muos vs ir felben grucket werden mit einem
liechte das über alles natiurliche liecht ift wanne alle creaturen in
irem natiurlichen liechte so vil luftes haut so muos das groeffer sin
das si dar us ziuhet ein (2 62c ) liecht von genaden wanne indem 50
natiurlichen liechte hat der menfche lüfte in fich felben aber das
genedecliche liechte das vnfprechenlichen groesser ift das benimet
dem mcnfchen eigen lüfte vnt ziuhet in in fich felben vnt hervmb
fprichet diu minnende feie ziuhe mich herre na dir in dem fmake
diner götlichen fueffikeit 55
iVu kan man got nicht geminnen manmuos in e bekennen wanne das
wefliche puncte das got ift das do enmitten ftat geliche nach vnt
verre allen creaturen sol ich dem genehet werden so muos min
natiurlichiu uernunftc uf gerucket werden mit einem liechte das
enboben ir ift alf ob das min ouge ein liecht were vnt fo ftarke 60
were das es das liebte der funnen in finer crafte enpfienge vnt do
mit ein \\rde so enfehe es nit alleine mit finer crafte mer mit dem
liechte der funnen gefehe es als si in ir selber ift
Alfo ift es vmb min Vernunft diu ein liechte (26 2 d) ift vnt keren ich
die von allen dingen die richti gen got wanne denne got an vnderlas 65
ift flieffende mit genaden so w irt min vernunfte erliuchtet vnt vereinet
mit minnen vnt dar inne gotte bekennen vnt minnen alf er an ime
selber ift
Hie mit fin wir gelert ^ie das got us fliuffet in die vernünftigen
creaturen mit dem liechte finer genaden vnt wie wir mit vnfer ver- 70
nunfte nahen fönt difem genedeclichen liechte vnt vs vns felben
gezogen werden vnt vff"e climmen in ein liecht das got felben ift
Diu tritte minne gottes dar an wir lernen fönt wie das got ewec-
lichen vs geborn hat fin ein geboren sun vnt gebirt in nv. vnt
43 wanne] wc 50 zuhet 54 Cant. 1,4. 56 wanne] wc 69 veiuuntigen
70 finer fehlt.
Altd. Predigten. 13
178 LXVI
75 ewccliclie. vnt alfus lit er in kindel bette ineiner ieclicher guoter
vnt US brachter vnt inw onender feie diliu ^eburt ift fin verftentnüffe
das eweclichen gefpninüen ilt von nncni vetterlichen hercen indem
er alle l'ine ('20;] aj ^\unne hat vnt alles das er geleiiten mag das
verceret er in dem verftentnüffe das fin geburte ift vnt er enfuochet
80 nit US ime. alle fine Avunne hat er infinem fune vnt er enminnet nit
denne fin fune vnt alles das er inim vindet AAanne der sune ift ein
liechte das do eweclichen geliuchtet hat in dem vetterlichen hercen
fond A\ ir dar in komen So mueffen wir clinimen von natiurlichem
liechte indas genadenrich liechte vnt dar inne \\ achfcn indas liechte
85 das der sun selben ift do werden a\ ir geminnet indem fune dur den
uatter von dem vatter mit der minne die der heilig geift ift diu do
eweclichen entfj)rungen ift vnt us gej)lueiet ift zuo finer e\\igea
geburt das diu dritte perfone ift vnt vs blueiende ift von dem fune
zuo dem uatter als ir beider minne
90 Der meifter fprichet ich gedenken etwenne an das Avort das der
engele zuo vnfer frouwen fprach gegrueffet fieftv genaden vol. was
hülfe mich das (263 1)) maria genaden vol were. ich were denne
euch genaden vol Avas hülfe mich das der uatter finen fune gebere
ich gebere indenne ouch. Darvmb gebirt got finen fune in einer
95 volkomenen feie vmb das si in vort vs gebere in allen iren werken
dar über fprach ein heidenfchiu iungfrouwe von herren iofeph des
Patriarchen fune. ich enfach in nit an alf ein menfchen mer alf einen
got M anne got der liuclitct us finen m erken vnt alfus fönt wir geei-
niget werden mit der minne des heiligengeiftes indem fune. vnt mit
100 dem sune bekennen den vater vnt minnen vns in ime vnt in in vns
mit ir beider minne.
Ku fprichet er Mer volkomen ift an der dricrlei minne der muos
von not .V. ftucke han. das ein ift ein Avare abe gefcheidenheit von
allen creaturcn das ij. ein war lediges leben das da beweget si
105 indem gründe der sele von der beruerunge des heiligen geiftes.
Das iij. ein wares (263 c) fcha?weliches lebenne. Das iiij ein uf
climmender geifte.
Es fragte in eim gecite ein iunger finen meifter von der ordenung
der engelen. vnt der meifter feit zvo ime. gange vnt fuege dich zuo
110 dir felber in dich felben fo lange das du es verftandes. vnt gip dich
denne mit wefenne darin vnt fich das du in it anders Tieft denne
das du an in vindeft So ducket dich bi dem erften das du die engele
100 dem fehlt.
LXVI . LXVII 179
mit in fieft vnt alf du dich in ir aller wefen gibeft so wirt dich
ducken ^^ie du alle engele mit allen cngelcn lieft
Der iunger gieng enweg vnt fuogte sich in fich felben so lange vntz 115
das er dis alles hi A\arheit beuant Do gieng er Avider zuo dem
meifter vnt danckote irae vnt fprach mir ift befchehen alf ir mir
feiten Do ich mich gap indas Avefennc der engele vnt vf clam in ir
Avefenne do duchte mich zeiuncfte. wie ich alle engele mit (263 d)
allen engelen were. do fprach der meifter. Eya kemeftv ein Avenig 120
fürbas indcn vrfprung so sol wunder über wunder mit diner feie
gewürket werden, wan die wile der menfche vf climmende ift vnt
enpfahende ift mit mittele der creaturen fo ift er nit ceruowe komen.
wann er vf climmende ift ingot so enpfahet er indem fune mit dem
sune von dem uatter allef das got geleiften maff 125
Pater iiofter
u
Atter unfer der do ift inden himelen Das er vnfer vater ewiger
Inder Avarheit si das mugent Avir merken A^on der warheit diu chri-
ftus ift. Avanne er fprach zuo fin lungern ir enhant wan ein uatter
der do ilt inden himelen. Das er ouch allen heiffe vnt sie vnfer
uatter alf er ouch hat vns geleret das mügen Avir dar an merken 5
Avanne er hat vns dur Aierwile geLoren darvmb das Avir möchtin
dur in (282 c) Aviderbracht Averden indas ewige vatterlant von den-
nen Avir ouch komen fint Ant er hat es mit offenen Avorten moifen
A'nt allen Anfern A^ettern gelopt do er fprach. Inder. A-ierden geburt
fond ir herwider komen zuo mir, das Avort haut die lerer alfus 10
betiutet das man es alfo sol uerftan. Diu erfte geburte ift geheiffen
das er vns nach ime gebildet hat vnt gefchaffen. Diu ander geburt
ift A'on der heilikeit des heiligen tovfes genomen. Avan der touffe
heiffet heilig \nt ift kreftige von heiligkeit des Avaffers vnt des
bluotes ihefu chrifti das Aon finem toten lip vnt hercen flösse indem 15
er vns zuo dem andern male hat wider geboren. Diu tritte geburt
ift nit anders Avanne das er aus von finer genade vnt von minnen
vnt mit Anfer riuwe (282 d) Avil behalten vnt vnf enpfahen alf do
der uatter sinen fune het ferloren A'nt in der riuAve Avider fant Aut
von minnen mit dem erften cleit aber gelichet im selben. Diu vierde 20
geburt ift Inder Avir Avider komen fönt das ift das CAvige leben in-
LXVII , 3 Ev. Matth. 23, 9. ror wan von jüngerer Hand nachgetragen nit
9 Gen. 15, IG. 11 gehei-beiffen 12 vns von jüngerer Hand nachgetragen,
17 vns fehlt. 21 wir fehlt.
13 *
180 LXVII
dem er vnf mit finen uferw eilen ingucnlicher m ife wil tuon l)ehal-
ten amen
Nu fond ir merken diu l'iben gebette die vnl" orirtuf hat geleit indem
25 pater nol'ter wie das wir den himelfchen vatter lond bitten. Diu ein
bette fprichet alfo. Geheiliget so w erde din nanie Das ift an \ nf vnt
invns. wenne das Mir nu alfo begerent so haben Mir. Drier tugende
gebetten die vnf nu vnt eweclichen zno allem guote mügent konien.
Das ein ift das vnf got der uatter von himelriche die gäbe des hei-
30 ligen geiftes Avelle geben. (283 a)' Diu do götlichiu forcht ift ge-
heilfen diu gäbe Avirt darvmb gebetten vnd oucli gegeben das der
heiliggeift von finer krafte in vns welle würken das ift das er
hochuart invnf welle vertriben in der wir gotte mügent miffeuallen.
Das anderift das er vns demuetikcit Avell geben inder Avir mügent
35 gotte Avol geuallen. Das tritte ift das er in vnf die feligkeit m eile
•würken diu do ift geheiffen armuot des geiftes. von der chriftus hat
gefprochen das feiig fint die. Die sich in armuot des geiftes halten
wan das himelriche ift ir
Diu ander bette fprichet zuo kome vns din riche. Das ift Mir be-
40 gerent mit gotte das alliu menfchen m erdent behalten. M-enne M'ir
difer bette gebettent So han Mir trier fachen gebetten. Diu ein ift
das got der uatter vns welle geben die gäbe des heiligen geiftes
diu do heiffet iniltikeit des (283 b) hercen. vnt diu gäbe wirt darvmb
gegeben das si invns müge uertriben. nide vnd haffe der dir mage
45 gefchaden vnt euch indir m eile m rken die Seligkeit von der chriftus
hat gefprochen. selig fiut die do sint eines milten hercen. Man si
fönt das lebende lant das himelricli ift genant das fond si befitzen
mit frceden
Diu tritte bette heiffet din m ille Mcrde voilebracht inder erde alf
50 indem himele. m enne das m ir alfo begerent so han Mir aber trie
bette gebetten. zuo dem crften han Mir gebetten das vnf diu gäbe
des hciligengeiftes Mcrde gegeben diu do kunft ift geheiffen diu das
in vns Melle vertriben das ift zoren der dich möcht verirren das
du gottes M illen noch sin gcrechtikeit nicht möchteft volbringen Diu
55 ander ift das dir ein betruept vmb dich vnt vmb dinef ebenmenfchcn
geprcften (283c) MCide gegeben. Diu tritte ift das diu feligkeit
indir MCrde gCM ürket von der chriftus fprach. Selig sint die do
eines betrue])ten hercen fint m an siu fönt eweclichen getroeftet m erden
34 er iu vns 21 (g(j. AlatUub, 'i ((jg. 53 welle wurkeu vu vtribeu
LXVII 181
Diu vierde bette fprichet alfo gip vns vnfer teglich brott vnt mit
dem so wir alfo fprechent. so han Avir aber vmb drie genade ge- 60
betten, vnd das ift das wir vnfern hiraelfcheii vatter bittent das er
vns die gäbe des heiligen geiftes gebe diu do fterkin ift geheiffen,
darvmb das si vns den gebreften müge benemen der trakkeit ift
geheiffen vnt ouch die Seligkeit in vns welle würken von der chri-
ftus feit. Selig fint die do hungeret vnt türft nach der gerechtikeit 65
uf ertriche A^anne siu fond gefaltet werden in himelriche mit aller
gnuegde
Int das fünfte bette fpricht ver^ip vns vnfer fchulde als (283 d)
wir vergebent vnfern fchuldegern. das ift nit ceuerftanne vmb golt
noch vmb silber mer vmb alle die betruepte leide vnt vngemach so 70
diu menfchcn Arider vns tuont. Avanne AAir alfo begerent so bitten
Avir aber vmb dri genade. Diu ein ift vmb die gaben des heiligen-
goiftes diu do hseiffet diu gäbe des rattes diu Avirt gegeben dar vmb
das hertikeit des hercen Averde Aon vns A^ertriben vnt vns diu Selig-
keit Averde gegeben \on der chriftus hat gefeit diu do erbarmherci- 75
keit ift geheiffen. Darnach gat das Avir den lone fond befitzen das
ift das vns erbarmhercikeit fol gegeben Averden
Diu fechfde gebette diu fprichet alfo. vnt inleit vnf nit inbekorunge.
vnt AA enne aa ir alfo bittent so haben Avir vmb drie tugende gebetten.
das ift das Ans diu gäbe des heiligen geiftes AAerde gegeben (284 a) 80
diu uernunft ift geheiffen. diu darA^mb Avirt gebetten A^nt ouch gege-
ben das der geprefte vnd diu Antugede der vnkiufchekeit der din
uernunfte mag uerplenden. das der von der craft des heiligengeiftes
Averde uertriben vnt dir diu feligkeit werde gegeben diu do heiffet
luterkeit des hercen. von der chriftus hat gefprochen das feiig fint 85
alle die do sint eins reinen hercen Avanne fiu sond got eAveclichen
fchouw en Ant fia gebruchen mit foller glorie.
Das fibende gebette fprichet alfo. Lcefe A^nf von allem übele amen,
vnt hie bitten Avir ouch trier bette das ein ift das Avir bittent vmb
den geifte der Avifheit der Avirt darvmb gebetten vnd geben das A^ns 90
A\ erde benomen Anfer menfchlichiu oder natiurlichiu kränkelt Das
ander vmb ein befcheiden luter conciencie vnt fride des hercen. Das
tritt ift das AAir bitten Aiiib die feligkeit von der chriftus hat ge-
fprochen. Selig sint si die (284 b) do fint eines fridfamcn hercen
A\an siu fond den lone befitzen von dem chriftus hatte gefeit das 95
die fridfamen gottes kinder Averdent geheiffen amen. Fiat fiat.
80 du genade vnd gäbe
182 Lxvm
£,
Am ersten Sonntag im Adcent.
iKunt fii^na in fole et Juna et ftellis, Difiu v.ort diu fchriht der
lieilii? ewaiigelift fanctus Lucas in dem ewangelio das v,'\v hiut ge-
lefcn hein zuo dem heiligen anipt der mefz. Und difiu a\ ort hat ge-
fprochen der lieb chriftus do er uf ertlich gieng zuo finen lieben
5 iiingren. Und fi fprech-( 105 a)ent zc tiutfche alfo. So ir fcchent
das zeichen gefchechent an der funnen und an dem man und an
dien fternen. Levate capita veftra ccce appropinquabit redempcio
vcftra. So hebent uf iuA\ri hoopter und fechent iuch nachret iu\\ri
erlcefunge. Nu fchribet der lieb leronimus das fünfzechen zeichen
10 gefchechent vor dem iungften tage fünfzechen tage alle tag eins.
Und dar nach ift der iungfte tag und das iungfte gericht. Nu ift ze
Aviffcn das alle tag driu und dryffig tufeng mönfchen fterbent der
iungfter tag es ouch dennc ift. Nu ift aber ze Miffen das vierer
hand liuten gericht m erdent. zweiierhand guot und zweiierhand boes.
15 Do nu chriftus fin iungrcn ufz fante nach finer urftendi ze brödicn
Do fprach er zuo inen. Euntes in mundum predicate ewangelium
omni creaturc Gant in die weit, und prödient das ewangelium aller
creature. Und die es geloubent die Avcrdcnt behalten. Und die es
niut geloubent die fiut ietzant vcrdampnot. Dis llnt von den vierer
20 hand liuten die gerichtet werdent das fint die aller bceften das fint
(i05l)) luden und beiden die das ewangelium niut geloubent die
fint ietz verdampnot als chriftus felber fprach. Die andren die wer-
dent gerichtet an dem iungften tag und dis fint ouch boes die von
difer weit fint gefcheiden in totfünden ane riuwe und ane bicht die
25 werdent gerichtet in die eu igen helle. Nu fint ouch z\\ eiler bände
guotcr liuten. die ouch gerichtet werdent. die erften das fint guoti
mönfchen die luterlich und reinklich gelebt haut von kintlicher
iugent die fint ietz gericht zc ewigem leben. Und fi fönd fitzzen uf
dien z\a elf Ituelen und fönd richten mit dien zwelfbotten über die zwelf
30 geflecht von yfrahel. Die andren werdent gericht an dem iungften
tage. Und dis fint ouch guot und hatten dike fünde getan Und die
haut fi geriuwet und gebichtet und difiu mönfchen werdent gerichtet
ze ewigem leben. Nu ift ze wiffen das der mönfchc ift diu minder
■\velt. Und alles das in der weit gefchichet das muofz alles geiftlich
LXVril , 2 Lw. 21, 2.5. 16 Marc. 16, 15 fij. In der Handsrhrifl miiduiu
cl pdicate 17 cwaiiliu
LXVm 183
in dem mönfchen gefchechen. Und das merke da bi das du geliclieit 35
haft mit aller crea- (lOC a) ture. Won do cliriftus fprach zuo finen
iungren brödient das ewangeliura aller creature. Do mochtent die
iunger chriftum fragen, fönd wir dien fteinen und dien tieren oucli
brödien. Do mocht chriftus fprechen. nein brödient es dem mönfchen
fo haut ir es gebrödiet aller creature. Won der mönfche hat ge- 40
licheit mit aller creature. Nu ift der mönfche gcfchaffen von dien
vier dementen. Und hat ieklicher element natur an ime als fi guot
und boefe ift. Von dem luft ift der mönfche fubtil und fnell ze Un-
tugenden. Von dem fiur zornmuetig Von dem waffer unftet. Von
der erde tr»g zuo allen guoten dingen. Wilt du nu nemen die 45
tugende. die der mönfche hat von dien vier elementen. fo haft du
fubtilkeit von dem luft zuo allen götlichen dingen. Alfo das du fnell
und fubtil bift zuo verborgnen götlichen dingen das du diu behen-
denklich wirft merkend. Zuo dem andren male fo haft du von dem
fiur götlich minn alfo das du got und dinen nechften wirft minnend 50
in götlicher minn. Zuo dem drytten fo haft du von dem waffer die
abwefchunge der fchulde. Zuo dem vierden fo haft (i06 b) du von
dem ertrich die diemuetikeit fo du licheft das du von erden komen
bift und du a\ ider ze ertrich werden muoft das bringet dir gruntlich
diemuot. wilt du es recht an fechen. Nu mucffent in dir difiu fünf- 55
zechen zeichen geiftlich gefchechen die leronimus fchribt das fi vor
dem iungften tage liplich fönd gefchechen. won wilt du über A^erden
des iungften gerichtes fo muoft du got fins gerichtes in zit in dir
laffen bekomen. Nu ift an dem erften tage der fünfzechen tagen als
wirs nu mueffen hinderfich nemen. An difem tag den wir den er- 60
ften nemmen fo ftützzet fich das mer uf über alle berg vierzig
klafter. Nu möchteft du fprechen Avar umb vierzig, es möchte doch als
wol fin fünftzig oder hundert, nein min kint es ift gcnuog mit
viertzigen won der mönfche gefchaffen ift von dien vier elementen
dar umb ift es vierzig So man denne die zal in vieri teilet das 65
bezeichnet die gebreftlicheit die der mönfche hat von dien vier
elementen. Und die zechniu bezeichnet das fich der mönfche ver-
fchult hat und gefumet an dien zechen gebotten. Und dis alles
fchriiet (i07 a) über alle berg uf Won es fprichet der wiffag her
david. Diu erbermde herre ift über alle berge. Und dar umbe fönd 70
wir fi an ruefTen. Nu hat fich das mer uf geleinnet und geftützzet
über alle berg das ift ein erfchrokkenlich ding allen dien die es
51 Zu dem dryllc male
184 Lxvra
fechent Nu hat das mcr driii ding an imc. das erft es ift als verfaltzen
das CS recht bitter ift das fin nienian genieffcn mag weder ze effen
75 noch ze trinken. Zuo dem andren male fo ift es vnftet. Alfo fo es
einen tag recht ftille ift. fo tiiot es den andren tag als es alle die
weit verduemen welle. Zuo dem drytten male fo ift das mere offen
gegen allen binden zuo allen vier enden. "NVa die \\inde har wegent
da ftoffent 11 behendcnklich an das mere Avon das mer ift inen allen
80 offen. Nu muofz der mönfche dis geiftlich an im haben, das diu
fünfzechen zeichen gentzlich in imc volbracht A\erden. Zuo dem
erften male und an dem erften tage fo ftützzet fich das mer uf in
dem mönfchen und das ift des mönfchen gemuete das ftützzet und
leinnet fich uf über alle berge. Und dis ift ein verwegen gcmuot
85 (<07 b) alfo das der mönfche ein gantz verwegen hat fich von allen
fünden ze keren und ze einem tugentlichen leben. Und dillu mön-
fchen vachent an. an nfz wendigen dingen abzebrechenn. nu hat fich
dis mer uf geftützzet über alle berg vierzig klafter hoch. Won
der wiffag David fprichet. Diu erbermde gottes ift über alle berg
90 dar umb hat fich des mönfchen gemuete uf erhaben zuo got dar urab
das im diu erbermde gottes ze hilfe kome. Nu möchteft du fprechen.
V ar umb wirt der mönfche gelichet dem mer. Und dis gefchicht umb
driu ding diu das mer an inie hat. diu ouch der mönfche an ime hat
Zuo dem erften male fo ift das mere bitter das fin nicnian genieffen
95 mag. Alfo ift ouch der mönfche wa er fich zuo der creature und zuo
zitlichen dingen keret do ift er zemale bitter das fin nieman genief-
fen mag zuo keinen götlichen dingen. Zuo dem andren male fo ift der
mönfche unftet als das mer hiut ift er guot. morn ift er bws. Iliut ift er
gefunt morn fiech. Nu hungert in. nu türftct in. nu friurt in. nu wil
iOO er dis ( fOS a) denne wil er das. Und ift im ein ftund niut ze muot
als die andren, eineft ift er wolgemuot. fo balde \\ irt fo ift er trurig.
nu lachet er fo balde wirt fo weinet er. Und recht flechtlich gerct
an dem mönftlicn ift niutzit w on unftetikeit. in werten in a\ erken
in allem finem tuon und laffen. Zuo dem drytten male fo gelichet
105 fich aber der mönfche dem mere. das ift gegen allen a\ inden offen.
Alfo ift ouch der inönl'che gegen allen creaiuren offen, wa fi har
koment la gegen allen Untugenden. Wa li luir konicnt fo vindent fi
alwegent raft und ruowe in dir recht als in einem winhus und in
einer tabern alle die gelte die dar koment die laffet man in und
110 vindent herberg do. Alfo tuot ouch der mönfche der enphachet alle
75 viiflcft
LX\Tn 185
creaturen guot und bcBS Und ift in allen gemein was fi fuochent das
vindent fi alles an inie So lieh nu das nier an dem erften tage uf
geftützzet hat als ir gehoert hant. und es gar ein erfchrokkenlich
ding ift an ze fechen. So denno an dem andren tage wirt, fo laffet
es fich gar ftille Avider nider alfo (los b) das es nieman ficht noch ii5
gewar wirt. Und alfo tuot der mönfche. der laffet fich gar ftillich
nider und haltet fich gar heimlich das es nieman gewar werde.
Was in ime uf geftanden ift guottr Verwegenheit, won der mönfche
getar im felber noch niut gar wol getriuwen. Won in ime ift dik
ein gar guot Verwegenheit uf geftanden fo nach dem male niutzit 120
dar ufz wart. Und dar umbe haltet er lieh gar ftillich das es nieman
gewar werde. Dur das nieman fpreche. der tantzet gefter hiut ift
er heilig, morn ift er aber der tiuvel. Und dar umbe fwiget er gar
ftille und feit nieman niutzzit. Und brichet der nature abe was er
mag. nu leit er gold hin denne berlan denne vech gewant. Aber 125
dis ift alles noch gar klein zuo einem gütlichen leben. Aber ein
wol geordneter mönfche der zuo einem götlichen leben komen wil
dem ift es ein anvang eins andren, das er dar nach abfnidet. Aber
do ein geiftlicher mönfche ift der zuo einem götlichen leben komen
Avil der brichet finer nature (i09a) abe alles das ir luft bringen 130
mag an effen an trinken. la fo er ob dem tifche fitzzet in dem re-
ventor fo brichet er ab heimlich avo er mag. einen muntvol einen
trunk und an flaffen und flechtlich geret alles das des er in kein
Avis enbern mag. do brichet er abe eins hiut. das ander morn. recht
liftklich gat er finer nature nach. Won es tuot der nature Avirs das 135
man ir liftklich nach gat. denne das man irs alles einer ftunde neme.
fo neme fi es morn her Avider. Won Ava ein mönfche ift fo man den*
er zürnet und er denne fwiget und fich niut balde richet. vor dem
mönfchen kau man fich kumer gehueten denne A^or dem der fich für
fich mit Avorten richet da AAcis man avoI. das man fich da hueten 140
fol. und man in für einen vigent haben fol. Alfo kan fich diu natur
niut gehueten. do man ir alfo liftklich nach gat. das man ir eins
hiut nimet das ander morn. Avon avo man eins tages alliu ding mit
einander ab brichet. do Avürget man der natur den hals abe und dis
ift niut gar nütz ((09 b) Won fol ir eins nemen nach dem andren 145
untz das fi gentzlich über Avunden Averde und fi fich laffe dem geift
127 goliche 129 eine gciflliche lebe götlichen lebe 133 an] ane
142—145 vgl. LXIX , 124 a.
186 LXMH
das er ungehindert von der natiir belibe. So nu an dem drytten
tage Avirt fo gand alliu diu mer wunder ufz diu in dem mere fint
und fchrigent Und gant zuo den liuten. und gehabent fich alfo
150 herlzklich übel das recht die liute erfchrekken niüclitcn. Was fint
difiu mer aa under geil'tlich ze verften. So ilt es ein klagberi natur
diu gat unientum und klaget fich gar hertzlich und fchriget gar
klcglich "NVon 11 liehet avoI das 11 gentzlich undcr getruket ift
worden Nu möchteft du fprechen Avar umbe kamen difiu mer wunder
I55niut an dem erften tage und 11 nu erft koment an dem drytten tage
Nein min kint 11 gedachten das es niut won ein klein wile weren
fölte. fo Helfen fi fich a\ ol Avon diu natur lat den mönfchen etfwenne
Avol einen tage oder zwen gar heilig fin dur das der mönfche dar
nach froplich fi. la min kint diu natur lieffe dich die zuokumft mit
160 ( 1 10 a) enander A-aften das du denne ze fal'nacht tantzift und froolich
fiieft und ouch ir denne geloubeft. la ficher mönfche ane allen
7A\\M. fi Helfe dich noch die houbvaften mit einander Aaften avöI-
teft du loch ze Avaffer und ze brot dur das du denne ze dem meiien
tantzift. und frcelich lebeft Aber ficher mönfche wirt diu natur ge-
165 AA'ar das man ir niut ouch das ir aaü lallen ficher fo hilt fi fich
niut lange 11 Averde klagber. Won E das fich diu natur gentzlich
liefll. fi hafti fich E an einen roten Öphel oder an einen bluomen
und neme da luft oder genuegde als a il ir Averden möchte. Und dis
fint diu mer AAunder die da koment an dem drAtten tage ufz dem
170 geiftlichen mere. Und fchrigent und gebaut fich alfo hertzklichen
übel. la difiu klagberi natur gat umment um von einem bichter zuo
dem andren. Ilcrre erloulxMit mir dis oder das ia 11 dunket fi müge
da niut gevaften. denne balde fo mag fi niut ze metti gan. nu ift
11 krank, und ift dis ze hert. das ift ze fwer fo gat fi denne zuo
175 der Meyftrin. erloubent mir dis (nob) und das oder iemer etfwas
gebriftet ir das 11 nienier ruowe gewünnen kau. fo fi aber flehet
das der mönfche mit einem verA\ egnen gemuete fich Avider fi fetzzet.
und ir der mönfche niutzit volgen aa il fo lat 11 den mönfchen balde
ennot. Uiid difiu klagberi natur das fint die merwunder. So fi nu
180 lang gant fchriient unient um und fich gar üliel gehabent und fi
denne fechent das es 11 niutzit hilfet. fo gant 11 Avidcr in das mer
ufz dem fi konien fint. Und gant recht untz an den grünt. Und ligent
do. Und doch fo habent fi fich etzwenne uf la min kint aa on du
din natur alfo under trukeft und du fi niut laffeft für komen. Was
157 lieffe 159. 160 mit (110 a) mit enander
LXVm 18T
tuot fi denne dar nach fo fliuchet fi in das mer recht an den grünt. 185
la 11 verbirget fich alfo das du ir dike kiim gewar kanft werden
Won dike und dike fo rucret fich diu natur in dem mönfchen. fo
der mönfche wennet das es got fi oder es von dem heiligen geifte
fi. fo es niut >von blos natur ift. Und dar umbe miniu kinder fo nement
iuwer felbers war und huetent iuch vor dem heimlichen fchalk 190
iuwer nature. Won ficher (iii a) der mönfche kan kum iemer fo
genot gehueten diu natur erbiete fich noch denne gar liftlich, und
gar mänigvaltenklich dar an An dem vierden tage fo brünnet das
mer Und es brünnent niut alliu waffer. niut won allein das mer. Und
dis bezeichnet die gebreftlicheit die der mönfche hat von dem mere 195
das brünnet. la wa fich der mönfche vor zuo dien creaturen kert
hat und die unftetikeit des mönfchen. und als der mönfche bereit
und offen Avas gegen allen creaturen. Und enphengklich was aller
gebreftlicheit dis alles brünnet das der mönfche für das hin niut
als geneigklich wirt zuo füntlichen gebreften als er vor mals ift 200
gewefen An dem fünften tage fo fwitzent die boume und alles ert-
rich bluetigen fweis Und alle die vogel die uf dem ertrich fint die
fliegent ze famen und fechent ein ander an. recht als Avas wil hie
werden. Und fürchtent in als recht hertzklichen übel das fi niutzit
mer fingent noch fich froewent als fi da vor hant getan. Dis be- 205
zeichnet wenne (U( b) der Mönfche an fichet alles fin leben Avie
recht unluter es alles gefin ift. Und Avie Avening der mönfche alles
fin tuon und laffen fo recht kleinen got dar inne hat gemint und
gemeint. Were es denne muglich oder natiurlich er fwifte bluetigen
fweis A'on rechtem gruntlichem hertzleide fo er denne enphachet. 210
da von gefAviget fin ftimme und gellgent finiu Avort Und wirt alfo
gediemuetiget das er recht gentzklich gefwiget und niutzit Aveis aa^s
er mere fagen fol. An dem fechften tage fo vallet alles das gebiuAv
nider das von ftein Averk gemachet ift niut Aon holtz Averk. Dis ift
alles das der mönfche uf fin avoI gevallen gebuAven hat. Und das 215
er wil getan haben alles das der mönfche getuot oder getan hat
guoter Averken. des muofz der mönfche als unan nemlich fin als es
ein ander mönfche getan hab. Und dar umbe fo muofz das ftein
Averk alles vallen. Und dis ift des mönfchen Avellen lin und getan
Avellen haben. Und das avoI gevallen das er im felber tuot. Und die 220
begirde die er hat ze Avolgevallen dien liuten du folt allein be-
(112 a) geren got avoI gevallen und nieman anders. An dem fiben-
200 funlliche 208 fehlt etwas.
188 Lxvm
den tage fo hrechent die fteine ab ein ander in vier ftuk. Nu möchteft
du fprechen war umb in vier ftuk. 11 möchten doch als wol brechen
225 in fünf oder in fechs oder in zcclicn ftuk fo in vier ftuk. Nein min
kint es ift genuog fo fi brtchent in vier ftuk Won denne ift gebrochen
die neiglicheit die der niönfche hat von dien vier elimenten zuo
rüntliclien gebreften das a\ irt zer ftopret fo die ftein in vieriu brechent.
Belibent ioch die ftein und das jihlafter do das man ein ander mure
230 macliet. fo a\ irt fi docli niemcr mere als creftig als do vor die
^\■l\e die fteine gantz fint. Won ein kleiner Mint der zer ftceret die
mur. Dis ift ein kleiner riuwe hat dis mur bchendenklich zerbrochen
An dem achtonden tage fo erfchüttet iich alles ertrich alfo veftenk-
lich und alfo hertklich das alliu mönfchen die uf dem ertrich fint
235 die vallent nider und mngent niut gcftan. Won wenne die wint in
das ertriche koment dur die hülinen und dur die löcher. Und 11 fich
denne verfliefTent das fi niut kunnent (li2 b) ufz komen fo erfchüt-
tcnt fi das ertrich das es alles erbybonot. alfo creftcnklich das die
mönfchen mueffcnt vallen. Und fo fi alfo hertzklich erfchrckkent
240 fo louffent fi in die ^^ uefti und verbergent fich do. Difer erdbybon
ift niutzit anders denne fo der a\ int des heiligen geiftes dur weget
die hülinen der feie, fo \virt der mönfche alfo dur goffen mit göt-
licher gnade das er möchte fprechen mit der minnenden feie. Surge
aquilo et veni aufter perfla ortum meum et fluent aromata illius.
245 Stand uf du kalter Avint. Und kum du öfter aa int und dur Avege minen
garten, fo A\irt er flieffent von pigment. Hie Averdent die hülinen
der feie alfo dur Aveget mit dem minnenklichen öfter A\int das ift
diu niinnenKlich gnade und fueffikeit des heiligen geiftes das difiu
mönfchen niut uf inen felber gcftan miigent AVon das fi A'allent uf
250 das ertriche. das ift in ir klein. Und fi verbergent fich in die hülinen
und in die berge in die eincedi. dis fint die hülinen der minnerichen
Avunden irs geminten. in die A'erl)ergcnt fi fich vor dien griulichen
Avafwet- (il3 a) ren dirre zergangklichen zit. und in das uf getan
minnerich hcrtze chiifti verfliefrcnt ii fich vor difer trughaftiger
255 zergangklicher w elt. An dem niunden tage fo laffent fich nider alle
die berge und bücliol die uf dem ertriche fint alfo das alles das uf
dem ertriche ift. das das alles a\ irt ein ebeniier ]ilan. Alfo das man
in einem ougen blik alle die weit über foch(Mi m(')cht. Dis ift das
der menfche alfo gefaft und alfo geordnet A\irt das im alliu ding
228 ftinllichc 230 vallent 243 Cant. 4, 16. 254 vflicffet
LXVIII 1 89
gelich werdent als dem liimelfclilichen ftudent fancto paulo. der do 260
fprach. Ich bin mit dem lieiden ein beiden, mit dem iuden ein iude.
Und bin doch Paulus. Das was das er under dien boefen fich alfo
minnenklich und alfo behuotlicli Und allo fenftmuetklich fich hielt
das fi fich von finem minnenklichen wandel eintweder bekeiten. oder
fi wurden von ime geftralTet oder iemer etwas guotes namen fi da 265
von. Was er aber bi guoten liuten oder bi dien friunden gottes I'o
hielt er fich ali'o volkomenlich das fi ouch alle von ime gebeffret
wurden. Alfo folt du dich alfo minnenklich hal- (ii3 b) ten das dir
alliu ding eben komen guot und boes Difiu mönfchen die fich ge-
lichent fancto Paulo in dien werdent alliu ding flecht und eben und 270
horten fi den oedeften phaffen der in der zit ie wart ein gar flecht
brödie tuon. fi könden fi zuo dem hcechften keren und zuo dem
aller heften verftan. Horten fi ouch einen hochen meifter von Parys
die aller vernünftigoften brödii tuon die kein mönfche ie gehört fi
könden fi merken zuo dem aller minnenklichoften und zuo dem aller 275
fubtilften fo man in der zit die gefchrift verftan mag. Und alfo
werdent inen alliu ding gelich. Won mit den guoten fint fi guot mit
den boefen haltent fi fich fenftmuetcnklich und gedultenklich. dur
das li in bringen zuo der minn chrifti Als der lieb fanctus Paulus
fprach Ich bin mit allen dingen alles das fi fint. dur das ich fi 280
bringe zuo der minn chrifti. Und ich bin doch Paulus, das was das
er fich in allen dingen huot das er fich niut ergrot. Er fprach ouch
wer ift fiech und bin niut mit ime fiech. Das Avas das er mit allen mön-
fchen mitliden hat guoten und boefen (li4a) .Mit dem trurigen
was er trurig. Mit dem froelichen was er froelich. Alfo fint ouch 285
difiu mönfchen mit allen mönfchen gelich das fi ouch fint. Mit dem
fünder hant fi riuwe und pin umb fin fündelich leben. Mit dem
fiechen trurent fi. Mit den guoten und mit den froelichen fo froewent
fi fich. Und alfo werdent fi gelich eben gegen allem dem das in
der kriftenheit ift. An dem zechenden tage fo koment die mönfchen 290
die an dem achtonden tage in die wuefti giengen. die koment nu
har ufz. Aber fi koment anders denne fi in giengent. fi giengen in.
in etzwas ftoltzer wife in die wuefti. Nu koment fi hertzlos. War
umbe do hat das blik fchos inen das hertze genomen. Os habent
et non loquentur. occulos habent et non videbunt. Si hant mund und 295
261 vgl. Cor. 4, 9, 20 fg. 280 Cor. 1, 9, 22. 288 de guole 294 Ps.
113, 13. 295 Os habet er ao~
190 Lxvm
redcnt niut. Si hant ougen und i^efechent niut. War umb do hant
fi den viiiger uf den miind geleit dar umbe das fi niut reden. Und
gant zuo dien liufen und f\\igent und redent mit nieman niutzit.
Vnd lechent fi an recht als Mas \\i\ hie werden. Si gant aber
300 ((Üb) zuo nieman Avon zuo dien mönfchen die ouch ab dem ^af-
Metter erfchroi\ken iint als ouch fi Aures habent et non andient,
nares habent et non odorabunt. Si hant oren und gehcerent niut.
Si hant nafen und fmekkent niut. Manus habent et non palpabunt
Pedes habent et non arabulabunt. Si hant hende und ruerent niut.
305 Si hant fuefie und gant niut. "War umbe. , got ift ir fcchen. und ir
fprechen und ir beruerde und ir finakken und ir gan und ftan und alles
ir tuon und lallen heimlich und olTenlich. Got ift ir hertze und ir ge-
muetc Und recht flechtlich geret alles ir fin alzemale gentzklich. An
dem einliften tage lo erftant die toten von dien grebren uf. Aber fi
310 enkoment niut von dien grebern. fi ftand uf iren grebern Und fechent
was do werden Melle. Dis ift geiftlich ze nemen AVennc der heilig geift
dur ruefFet der toten gebein. fo erftant difer mönfchen gebein und
ftant uf ir grebren und Martent Mas da MCrden Melle. la difiu
mönfchen ftand uf ir eigenncr kleinheit und vernichtikeit und Mar-
315 tent Mas got von inen (ll5a) haben Melle, das fi dem behendek-
lich genuog fiien und es volbringen. Hie ift tot in tot la min kint
difiu mönfchen die fint vorgeftorben aller ufwendiger dingen und
alles des do diu natur troft oder luft an haben möchte. Aber nu
mueffen fi fterben inMcndiges gütliches troftes. la fi mueffent fter-
320 ben der andren frucht des heiligen geiftes diu da ift der zMclf
fruchten einiu. Und dis ift fra?ide in dem heiligen geift dero mueffent
fi nu lernen fterben. Und dis ift tot in tot Und ift ein geiftlich
fterben dis mugent moI die fin von dien chriftus gefprochen hat
Beati pauperes fpiritu quoniam ipforum eft regnum celorum. Selig
325 fint die armen des geiftes MOn das rieh der himlen ift ir. la das
rieh der himlen ift ir und fi fint fei ben ein rieh gottes. Und got
ruOM^et in inen. Und hat alliu fin Molluft in inen. Nu möchtent ir
fprechen War umbe erftat niut Mon das toten gebein und niut das
fleuch, nein min kint das fleifch bedarf niut das es erftandö. Won
330 difiu mönfchen die hant ir fleifch und ir bluot verzert und verfweint
(115 b) in dem liden und leben chrifti dem fi alfo adenlich hant
nach gevolget dur alles fin leben in liden in miden in fwigen in
30t. 303 Ps. 113, 14. 15. 302 odorabcut 321 den 323 ir. Maltli. 5, 3.
325 ift iweimal.
LXVni 191
gedultikeit in fenftmuetikeit. Und in diemuetikeit und recht alle fin
fuoftapfen. Und alfo hant ü verfweint ir fleifch und ir bluot und
alle ir craft. Und liar umbe bedarf es niut erftan niut a\ on allein 335
das gebein der toten wirt dur ruefTet von dem heiligen geifte das
es erftande. 3Iiniu lieben kindcr war Avenent ir das got mit difen
niinnenklichen monlchen Averden fülle, ficher ficher ane allen zwivel.
got wil difen mönfchen in zit noch in ewikeit nienant ftat noch
ruowe geben denne in der Verborgenheit fines minnenklichen ant- 34o
lütes als der m iffage her David in dem falter fprichet. Abfcondes
eos in abfcondito faciei tue. Er fol fi verbergen in die Verborgen-
heit fines antlütes. An dem zwelften tage fo vallent die fternen.
Dis fol man niut alfo verftan das die fternen gantz vallent. Won
ein fterne ift alfo grofz als alles ertriche Und viele ein fterne har 345
nider uf das ertriche er erfluege alliu diu weit. Aber das geliucht
der fterne das fi gebent (il6 a) uf das ertriche das vallet nider.
Alfo vallet alles das geliucht das difiu mönfchen in keiner wife uf
das ertriche gebent in Morten in Merken, in wandel in geberden
oder in keinen dingen wie klein das uf ertriche iemer gelln mag 350
das muofz gentzlich abe inwendig und ufzwendig Won iumme denne
die fternen kein unluterkeit erliden mugent. Won wenne die wulken
etzwas unluterkeit von dem ertriche uf ziechent Und die fternen da
von kein unluterkeit enphachent. beiiendenklich fo reiftent fi fich
und werifent von inen die unluterkeit das fi aber fchoen und luter 355
mugen fin. Alfo tuond difiu mönfchen. fi werfent von inen alles das
fi des ertriches ie oder ie gewunnen. Und dis mugent die minnenk-
lichen mönfchen fin von dien der lieb chriftus felber gefprochen ,
hat. Beati mundo corde quoniam ipfi deum videbunt. Selig fint die
die eins reinen hertzen fint won fi werdent got fechent. Wie ficht 360
man got Difiu mönfchen Averdent got fechent drivalteklich. Zuo
dem erften fechent fi got in aller (iiG b) creature. la es ift kein
creatur in der zit du vindeft dinen got und dinen herren dar inne.
Sicheft du ein gewaltig creature do merkeft du ein gewaltigen got.
Sicheft du ein wife creature. fo bedenke den wifen got von dem 365
alliu wifheit kumet. Sicheft du die gueti der creature fo bekenne
das guot das got felber ift von dem und ufz dem alles guot vol-
komenlich fliuffet. Zuo dem andren male fo fchoAvent difiu mön-
fchen got als er mit finer gnade tougenliche in der feie würket
341 Ps. 30, -21. 342 abfcondita 352 fehlt die zweite Hälfte des Satzes.
353 diea Aernea 359 Ev. Jilatth. 5, 8.
192 LXVUI
3T0 menig niinnenklich verborgen ding, das nochdenne der felben feie
dike verborgen ift untz das er fich von ir fcbeidet und underziucbet
denne bevindet li was 11 guotes getan hat. das das alles komen ift
von der gnade gottes. Zuo dem drytten male lo fechent fi aber got
aber dis ift ein glorioflich fchow en das ift beffer ze bevinden denne
375 da von ze fprechcn AN'on es ift über alles das man in zit gedenken
oder gehörten kan. Ein einiger tropfe des gloriof liehen fchowens
das man in ewikeit fchowet. über triffet alles das kein lerer in zit
da von ie gefprach An dem drizechenden tage, fo fterbent alle ( 1 1 7 a)
die mönfchen die uf dem ertriche fint. Dis ift ein feiig niinnenklich
380 fterben das difiu mönfchen getan hant fi fint al ze male tot aller
creature. AVon fi fint unwiffent aller creature. la fi haltent fich
alfo diemuctcnklich under andren mönfchen das fi nieman bekennen
kan es were denne der felben mönfchen eins das ouch difen weg
gegangen hat. Won der lieb chriftus fprach felber. bi ir fruchten fol
335 man fi bekennen Non poteft arbor bona fructus nialos facere. ne-
que arbor mala fructus bonos facere. Kein guoter boun mag bces
frucht bringen, noch kein boefer boun mag guot frucht bringen.
Alfo ift es umb einen guoten mönfchen der mag kein boes werk
Avürken. nein ficher mönfche difiu mönfchen fint ir felbers und aller
390 untugent alfo ze gründe erftorben. das fi kein untugent mugent m ür-
ken. Dis fint die feiigen toten von dien der lieplich minner lohannes
ewangelift gefprochen hat Beati mortui qui in domirto moriuntur
Selig fint die toten die in dem herren fterbent. Es fint ouch die
lieplichen (ii7b) mönfchen von dien der lieb fanctus Paulus ge-
395 fprochen hat. Mortui, enim eftis. et vita veftra abfcondita eft cum
chiiflo in deo. Ir fint tod und iuwer leben ift verborgen mit chrifto
in got. la difiu mönfchen fint wol verborgen in got. Won kein
creatur kan fi vinden. la enkein creatur mag fi entzezen in lieb
noch in leide war umbe do fint 11 tot allem dem das fi entzezen
400 mag liplich oder geiftlich. Hie koment die licrlin und fchriigent und
gehabont fich alfo hertzklichcn übel, es fint aber niut tier als die
mer wunder die da an dem anevang an dem drytten tage kament
das was ein klagberiu natur. Aber difiu tierlin das fint des mön-
fchen nidren crefte der feie die begerent ouch mit dien obren kreften
405 mit chrifto vereint w erden Und dis mag niut gentzklich gefchechen
die wile die fei bi dem libe ift. Won die nidren crefte der fei hant
alwegen ein nider finken Und dar umb ichriient fi und fprechent.
371 vnlz 384 Matth. 7, 16. 18. 392 Apocal. 14, 13. 395 Coloss. 3, 3.
LXVm . LXIX 193
Cupio (liffolvi et effe cum chril'to. Ich beger entpunden Averden und
fin mit chiifto. An dem vierzechenden tage fo brünnet alle die weit
ze fa-(iisa)raen in einem fiur waffer und ertrich und recht alles 410
das uf dem ertriche il't untz das es al ze male ze efchen wirdet.
Alfo w erdent difiu mönfchen gentzklich in dem fiurc götlicher minne
verbrönnet untz das fi ze efchen werdent la difiu mönfchen fint ir
felbers als gar entworden als do fi in got waren, und ir felbers
noch keiner creature niutzit \a üfton. An dem fünfzechenden tage fo 415
wirt ein niuwi weit. Dis ift diu heilig niuw himelfchlich ftat ze
Iherufalem von dero. der minnenklish lohannes ewangelift gefprochen
hat. Si ift dur liuchtet als ein criftalle. und ift dur leit mit edlen
margariten und ift durflagen und dur fmeltzet mit klarem golde.
Und ich fach das vor dem thron gottes alliu ding niuw waren. Difiu 420
himelfchlich Iherufalem ift wider gebuwen von dien lebenden ge-
pulinicrten fteinen die under dem hamer des lidens in difer zit ge-
ordinieret und gepulinieret fint. Und das fint die mönfchen in dien
difiu fünfzechen zeichen geiftlich volbracht fint als ir fi nu gehoeret
haut Difiu mönfchen die fint ficher des iungften gerichtes won fi 425
fint ietz gericht in (iis b) ewig leben. Miniu kint bitten got das
wir ewig leben mit in verdienen und ouch befitzen, des helfe mir
und iuch der vatter und der fun. und der heiig seift AmeN
Am zwanzigsten Sonntage nach Pfingsten.
"uia heri hora feptima reliquit eum febris. Difiu wort fprichet der
gemint lohannes ewangelifta in dem Ewangelio das man hiut ze dem
heiligen ampt der meffe gelefen hat. Und fprechent difiu wort ze
tiutfche alfo. Geftren zuo der fibenden zit des tages do lies in
der ritte. In der zit was ein künglin des fun was fiech ze ca- 5
pharnaum. Und do difer erhört das Ihefus kam von ludea in Galy-
leam do gieng er in zuo zim und bat in das er ab gienge und ge-
funt machote finen fun. er begond ietzzo fterben. Und Ihefus fprach
zuo ime. Nuwen ir fechent zeichen und wunder ir geloubent anders
niut. Und das künglin fprach zuo ime Herre gang abc E das min 10
fun fterbe. Und Ihefus fprach zuo ime. Vade filius tuus vivit. Gang
diu fun lebet und der mönfche geloubt der rede die Ihefus mit im
hat gefeit. Und er gieng. Und do er ab gie-( 1 1 9 a )ng do liuffen im
408 Philipp, i, 23. 418 Apocal. 21. LXIX, 2 JEv. Joh. 4, 46 fgg.
Altd. Predigten. 13
194 LXIX
die knecht engegen und kunten ime und feiton das fin fun lebt.
15 Und er fragt der zit von in in der im bas m orden m er. Und 11
feiten im quia lieri hora feptima rollquit eum febris. Gefter \\o\ zuo
der fibenden ftunde des tages do lies in der ritte, do erkant der
vatter das es die felbe zit A\as in der Ihefus gefprochcn hat. din
fun lebet. Und er wart gelou])ent und alles fin huf gefinde Nu ift
20 ze Aviffen das der ritte den mönichen gern an gat von dem das er
etzwas ungefundes geeffen hat und das in dem magen lit und es niut
vertoewen mag. Und der difeni mönfchen helfen wil fo nuiofz man
ime den magen rumen mit guoter artznie. Und ouch mit der helfe
gottps ane die nieman niutzit vermag. Wellen Avir nu dis geiftlich
25 nemen fo haben wir alle den ritten. Won wir haben in geerbet
von ünfcrm erften vatter adam do der das verbotten ops as in dem
paradyfe. do gewunnen A\ir alle den ritten. Und hein in von ime
geerbet. Und a\ ie das ift das wir in dem touffe von der erbfchulde
- gewefcben a\ erden, doch belibet (iiob) uns das würtzlin der ge-
30 neiglicheit zuo der fchulde. Und zuo dem gebreften alfo das wir
niut gentzklich dis ops verdowet haben won das es uns in dem
magen lit. Wellen wir nu gefunt werden von dem ritten fo be-
durffen Avir wol eins guoten artzatz der uns den magen wol rumen
künne. Und von dem ritten gehelfen künne. Und dis ift der min-
35 nenklich chriftus Ihefus der himelfchlich artzat an den in zit noch
in ewikeit nieman niutz vermag. Dirre artzat der heiffet Celeftis
medicus. der himelflich artzat. Wellen wir im nu volgon er machet
uns fnellenklich gefunt. Und dis muofz ouch gefchechen an der fiben-
den ftunde des tages. Diu erfte ftunde diu ift fo der mönfche hcrret
40 fagen von dien manigvaltigen frcifen die ietzant fint in aller der
kriftenheit. Und wie recht forgklich es ietzant ftat umb die liut
oder fo der mönfche fichet wie recht unftet alles das ift das in
difer weit loch etzwas frcelich fchinnet wenne man es beginnet recht
an fechen. fo ficht man wol das es gar ein unftet ding ift. Miniu
45 kinder, ir fechent wol der hiut gefunt ift ( 120 a) der ift morn fiech.
Der hiut fraglich ift der ift licht morn trurig. Der hiut rieh ift der
ift morn arn. Min kint fich an Avar ift der freilich minnenklich meile
worden mit aller finer luftlicher minnenklicher blueft. Min kint er
ift erdorret. Und diu fclurne bluoft ift verrifen. War ift der lieb
50 fumcr Avordcn mit aller finer fumerlicher a\ unne und fra?de. es gat
da hin recht als ob er nie were Avorden. Min kint nu nim allen
21 YDgefundes 23 atznie
LXIX 195
den luft und fioeide fo ic kein münfche in difer zit gewan. fo muoft
du es docli lafl'en du weilt niut welcr ftunde oder \\eles tages. nu
Inege dir nienian kein leit Und luvb an einem tage alle die fra?ide die
din liertze lüftet oder begert. Min kint nu nim din felbers war und 55
fich ob es dir zc gantzer frooide und ze gantzem liebe muge werden,
nein es das fage ich dir für ein gantz warheit. Du vindeft ienier
etzwas das dich truket oder biffet in dinem hcrtzen Wie dir loch
nieman kein leit tuet, fo tuoft du es aber dir felber. Dis ift diu
erft ftunde. fo du nu dis alles an iicheft. fo (i20b) muoft du er- 60
fehrekken ab dir felber. Und fo du einem toten hrereft liuten fo
gedenkeft du in dir felber. Ach du armer mönfche was lebens haft
du. \\ ilt du ienier alfo kranklich leben du weift doch niut weler
ftunde du ouch ftirbeft. oder war du varn muoft. oder wie es dir
ergan fof du fölteft doch billich din leben belfern. Wer nu der 65
mönfche ift der im felber ftund oder ftat laffet in difer gedenknuft
als ir nu gebeert haut, dem wirt behendenklich die ander ftunde
nach gende. Aber Aver fich difer ftunde werrend ift und dar ufz
louffet dar umb das finer natur niut we gefchech. ficher mönfche
ufz difem mönfchen wirt niutzit und möchte im avoI gefchechen das 70
er in der fiinde verdürbe. Won wer alle tffide fparen Avil uf einen
tod das A\ irt im gar ein herter bitter tod Und Aver linen riuwen
fparet untz uf fin ende das ift ze male ein forgklich ding. Won Aver
ift der mönfche der des riuAven ficher fi an finem ende nieman in
der zit. Und dar umb min kint fo folt du difer erften ftunde ftat 75
und ftunde laffen in dir fo ku- (121 a) met behendeklich die ander
ftunde difer ftunde nach. Und diu ander ftunde das ift hertzklichiu
Tinw. Alfo das du alfölich bitterkeit geA\ ünneft umb din fiinde. das du
niut allein an ficheft die groffen fiinde. du wirft ouch an fechen die
aller n)inften fchulde die du getan haft. der du hie vor kleini niutzit 80
fchaftoft noch ir kein acht hattoft. Du Avirdeft under die ftegen der
feie gan Und har ufz Aviifchent das pulver der fchulde Hie ficheft
du aliicheit der fiinde das ift vilheit. Und dir Avirt alfo Ave ze muot
das du mit dem Aviffagen David A\irft fprechent. Recogitabo tibi
omnes annos nieos in amaritudine anime mee. Ich Avider denk dir 85
alliu miniu iar in bitterkeit miner feie. la min kint du A\irft an
fechent din verlorn zit das du niemer mer her Avider bringen macht.
Und du ficheft an Avie recht dike du dinen geminten got erzürnet
haft. der dir fo gedultenklich gebettet hat. und dich fo minnenklich
54 hab eine tage 84 vielmehr Ezechias bei Isaias 38, 15. tibi fehlt.
13*
196 LXIX
90 M ider zuo inic ^erueffet hat dis wirt dir all'o we tuond das du aller
der ])in m ol vergiffeft die du dar uiiib lideii lölteft ^\ ider dem allein
das du dinen ( 1 21 b) got und dinen lierreii erzürnet halt, llie wir-
deft du dich Ichament alib liertzi<li(li vor dineni got. und vor dinem
herren das du mit der lieben Marien magdalenen vallelt zuo dien
95 fueffen chriiti und du im aller diner liinden vergicheft mit ir mit
rechter l'chame dines hertzen. Won es l'prichet der hoch geloht
■\virdig fanctus Gregorius von der lieben marien Magdalcnen das 11
fich alfo hertzklichen übel fchamt vor dem herren in irem hertzen
das 11 niut wand das fich ieman ufzwcndig fchamen lölte Und do
100 fi erhörte, das ir herre was in fymons hus. do kam fi Inelleklich
louffend recht als ein löwin der ir kint genomen fint und nam nie-
raans war MOn des herren allein, lud was ieman von ir redde
oder feit des hört 11 ze male niutzit. AH'o grofz ^Aas ir inwendiger
ernft und fcham die II zuo got hat. Und dar umbe fo wurden ir
105 ouch fo behendenklich ir fünde vergeben. 11 gieng in ein fünderin
und viel zuo dien fueffen chrifti ein riuM erin. und ftuond uf zuo
dem houpt chrifti als ein fchowerin. Und chriftus hies 11 gan in
fride (i22 a) .Und alfo gieng fi ufz von dem hus in einem minnenk-
lichcn fride in dem fi chriftus ir geminter herre hies gan. Wer nu
HO dis andern ftundc alfo minnenklich in riuwe llnes herzen vertriben
hat dem wirt der herre nu helfent von der andren ftunde zuo der
dritten ftunde und dis ift bichtc. Ilie folt du fechen wie du bich-
teft. Zuo dem erften male folt du fechen. Ilabelt du kein tot fünde
getan das du die mit funderheit bichteft Mie du He getan habeft
115 wilklich oder unwilklich mit notdurft oder ane notdurft oder ufz
Avelcher frevenheit. oder in welher meinunge. Won bicht \\art zuo
dem erften uf gefetzzet durch tot fünden A\illen. W^as du aber weift
das du gebichtet haft. des bift du für bas niut mer verfchult. Aber
■was du weift das du niut gebichtet haft das folt du eigenlich lagen
120 als verre du dich fin in kein wife verfinnen kauft. Aber teglich
fünde folt du ineiner gemeinde rueren. Und du folt din felbers vil
eben war nenien A\as du oder wie du dich verfchult habeft von
einer bichte zuo der andren das du mit willen niutzit verfwigeft
weder durch vorcht noch ((22b) durch fcham. Und du ouch vor
125 der bichte dich wol verfinneft was du lagen folt kurtzklich. das du
dinem bichter niut als vil zites benemeft. Du folt ouch dinem got
und dinem herren vor und nach und alle ftunde bichten als die lieben
96 gelobt
LXIX 197
appoftolen taten die fprachen alle zit Herre vergib. Herne vergib
■won ü erkanten das mönfchlich krankheit alfo bloede ift das fi alle
zit fändet Und liar unibe lönd Avir alle zit bicbten mit dem hertzen 130
dem milten vergcber chrifto der do ah\'egen bereit il't dem fiinder fin
fünde ze vergeben als dike er an dem tage kumet. Won do in der
liebe himelfiirfte fanctus Petrus fragte. Herre a\ ie dike fol icli dem
fiinder an dem tage fin fünde vergeben ze üben malen, do fpracli
der minnenklich chriftus. Non dico tibi petre dimittendi fepcies fed 135
ufque feptuagies fepcies. Petre ich heis dich niut ze fibcn malen
vergeben, fimder ze fiben malen fibentzig mag der fiinder alfo dike
an dem tage komen fo foltu ime ouch als dike fin fünde vergeben.
Diu vierde ftande das ift buofz die der bichter geben fol. Won E.
das dich der bichter von ime laffe fo fol er dir buoffe geben. Won i4o
er fol dich niut ane buof-( (23 a)fe von ime laffen. Er fölt dir E.
ein einig Ave Maria geben. E. er dich ane buoffe liefli. Aber dar
nach als du bichleft dar nach buoffet man dich. Git man dir nu vil
buoffe dar nach m irt dir die buoffe des fegfiurcs abe genomen. Won
din bichter nimet dich der helle und antwürt dich dem fegfiure als 145
vil du niut buoffeft in difer zit als vil muoft du es in dem fegfiur
ab legen. Won din bichter die buoffe niut eben gevvegen kan en-
gcgen der fünde die du getan haft. Dar umbe muofz er dich dem
fegQure antwürten. Aber Avenne er dir buoffe gibct erkenneft du
denne das du 11 niut geleiften macht, fo folt du fürfich an der felben 150
ftat dinen bichter bitten das er es dir liechtri. erkennet denne din
bichter fo du ime die fache für gcleift das es notdürftig ift fo mag
er dir din buoffe \\o\ liechtren ob er es gerne tuet. Won ficlier
mönfche niut anders macht du der buoffe ledig fin. und alle die
Avile fo du ouch din buoITc niut geleiftet haft und du es von hin- 155
lefheit laffeft fo bift du niut in gnaden. Möchte nu der bichter
vvüffen wie grofz des menfchen riu«e Avere. Und das (123 b) ein
mönfche als grofz fünde getan hetti das es unmuglich wer der mön-
fche möchte alfölichen riuwen dar umbe haben das ime der bichter
ein Ave Maria geben möcht und in fchulde und buoffe erlaffen und I6O
abe nemen. Diu fünfte ftunde ilt einen gantzen vonker tuen von
allem dem das füntlich und gebreftlich ift mit verwegnem gemuete
Und niut allein von dien fänden die ich tuen möchte mit Avorten
oder mit A\erken oder mit gedenken mere ouch alle die Avege die
mir urfach bringen möchten ze fänden die fol ich ouch fliechen. les
133 Ev. Mutlh. 18, 21 fg. 135. 136 dimilteli — vfzqz fepluagcs
198 LXDC
Won Avenne ich gan an die ftett da man fünde tuot fo han ich mir
felber urfach der lüiide geben. Won ein mönfche mag lieh kum
icmer fo gentzklich gehueteii er vallo ouch in gebreften wenne er
flehet gebrel'ten neben eintweder mit Avolgevallen oder mit Porten
170 oder mit werken oder aber mit milTevallen und mit urteil alfo das
er den möntlchen in finem hertzen ver urteilt umb die lünde die er
an ime iicliet oder hoeret. Und liarumbc l'ol der münlche urlach der
fünde fliechen als finen eigenneu gebreften. Dar umbe das er von
finer urfach niut in fache der fünde valle won das ift urfach das
175 du dir ((2la) felber gift zuo dien fänden, l'nd das ift fach der
fünde da man die fünde tuot. Und har umbe folt du fliechen gcfellc-
fchaft gef])ilfchaft kleider kleinceder. Und ficchtlich geret alles das
der nature luft und begirde bringen mag. Und do fi genuegde in
fuochct do folt du eins hiut ab brecJien das ander morn ^^'on
180 wölteft du es alles eins tages tuon. fo würgteft der natur den hals
abe das were niut nütz, du folt fechen. und din felbers gar eben
Avar nemen. war zuo du aller meift geneiget llgeft das du das zuo
dem erftcn ab brecheft ift das holTart das brich abe und lern dic-
muetig lin Won diemuot ift ein ])hunment uf das alle tugent ge-
185 buw en ilnt. Won der lieb chriftus lert fi fin iungren und uns an in
do er fprach. Difcite ame quia mitis fum et humilis corde. Lernent
von mir won ich milt bin. Und diemuetiges hertzen. Er lert fi niut
das fi wis \\ eren. er lert fi miltikeit. Und diemuetikeit. IJift du aber
gcrede alfo das du gern fageft von dien dingen die dich niutzit an
190 gant. Min kint fo folt du dinen mund gefw eigen. Ich tuon dich des
ücher ane allen zwivel gefweigeft du den mund. got gefweiget das
hertzc. Du folt (i24b) tuoii als der flange. fo der alt wirt fo
fliulTet er durch z^\ en enge ftein und lat fin alten hut do zwüfchent
helib.en. Und inic wachfet denne ein niuwi hut. Alfo folt du dich
195 trengen zwüfchent dien z^^ ein engen fteinen durch. Das ift das ftrcngc
gcrichte des herren fo er ^\irt habent an dem iungften tage über alle
fünder. Und durch fin minnenklich verdienen das er allen fündern
hat vor getan. Do der mönfche avoI nemen mag ablas aller fchulde.
Alfo folt du dinen alten fündigen mönfchen abe ziechcn. Und einen
200 niuwen mönfchen an legen A on difem hat der lieb fanctus Paulus
fo minnenklich gefprochen. Henovamini fpiritu mentis veftre. Er-
niuwrent iuwer gemuete. Und legent an einen niuwen mönfchen der
179—1«! vgl. LWIU. 14-2— li5. 182 geneigeft fig:eft 18/* phuinel
iSQIHatth. 11, 29. 201 i>/ies. 4, 23 fg.
LXIX 109
nach got gefchaffen fi in gerechtikeit und heilikeit und warheit. Du
folt oucli tuon als der adler lo der alt Avirt lo wirt im iin Inabel
krumb das er da vor niut eilen mag fo billet er in au einen herten 205
Itein. Untz er vor abe brichet. Und wachlet ime denne ein niuwer.
AH'o folt du dinen niund billen an den herten Itein der gerechtikeit
gottcs diu kein unmuefiig wort ungerochen lat eintweder (i25a)
in zit oder in ewikeit. Dis leret dich fvvigen von allen boefen un-
nützen >\ orten und allein von chrifto fprechen. Diu fechfte ftunde 210
ift das du von tugeiit ze tilgende gan folt untz das du koraeft von
gewonheit in ein a\ efen alfo das du von gnaden werdeft das chriftus
was von nature. Und dis muofz gefchechen von flis der tugent das
du der minften tugent als flifklich Avar nemeft als der meiften. Won
ficher mönfche die wile du der minften tugent niut war nimeft und 215
fi ouch uebeft. fo macht du die meiften niemer volbringen. recht
als ouch dem mönfchen gefchicht. der fich vor der kleinen fünde
niut huetet der mag fich vor der groffen kum iemer gehueten. Und
alfo folt du die tugent flifklich neben das du alle tugent weflich
und minnenklich befitzeft. Hie wirt dem mönfchen alfo hertzklichen 220
w ol mit dien lügenden das fi im alle zit gelich luftlich und begirlich
werdent. Won er bevindet das er finen got in allen tagenden vindet
Und bevindet in dem begirliclien w ürken der lügende das got fin
gantzer friunt v»orden ift AVon das i't ein war zeichen das got fin
friunt ift und bi ime ift wenne er die tugent luftlich und begirlich 225
uebet. Nu raö-(i25 b)chteft du fprechen Wa von kumet das got fo
recht w ening fiiunden hat in difcr zit und er doch fo minnenklich
und fo heimlich und fo friuntlich mit inen a\ andlot. Das kumet von
dryn fachen Zuo dem crften male das uns die feie als recht ver-
borgen ift. und üas aber der lib als gegenwärtig ift das im alliu 230
ding als recht we tuond und er nu niut bevindet was diu feie har nach
lidcn muos umb das er nu verdienet. Nu möchteft du aber fprechen
War umb muofz nu diu feie har nach bueffen das der lib verdienet
hat. Do cntfpringot es in dem aller edloften der feie alle die fünde
die der menfche iemer gctuon mag diu entfpringet zuo dem erften 235
in der feie Und der lib mag kein fünde niemer volbringen diu feie
gebe das edleft dar zuo das fi hat das ift der fry wille. Und dar
umb muofz ouch diu feie zuo dem erften die lünde buoffen .E. der
lib nach des mönfchen tod. Zuo dem andren male fo hat der lieb
chriftus den mönfchen fo nienig luftlich ding in der zit gelaffen und 240
gegeben da mit der mönfche zuo chrifto folt gan. do mit verret er
fich von ime Won alliu luftlichiu din^ die in der weite fint. do mit
200 LXIX
folt der mönfche (126 a) zuo got gan. fo gat er von ime. Nu fprichet
alliu unvcriiünffij:^ crcature gang für gang für Ich bin niut diu got. Und
245 do ift der mönfche als tiinib das er in allen dingen luft nimet. Und
do belibet da er folt für gan. fo der mönfche einen rofen in
finer haut hat oder des gelich fo folt er behendenklich ein durh-
bruch nemen und gedenken bi dem fueffen gefmak Mie fiiefz und
wie recht minnenklich der fchöpfer ift der den rofen gemachet hat.
250 Und alfo Averin dem raönfchen alle creaturen ein ingang in den
fchöpfer. Das drytte ift dar umb got als A\ening friunden hat als
balde der mönfche in die friuntfchaft gottes getrittet. fo ift das erfte
das dem mönfchen begegnet das got gewalt gibet allen creaturen
das fi den mönfchen pingen. Und fi fchendent den mönfchen A\a fi
255 mugent. Und dis ift als hert das lieh nieman dar in gern \\ aget.
Und tuot doch got dis alles dem mönfchen von rechter liebi das
der mönfche ilch felber lerne bekennen fo man ime finen gebreften
uf hebet, und er finen got lieb habe AVon in liden und in be-
truebde fo rueifet der mönfche mer got an denn in frantzmue-(( 26 b)
260 tikeit. Die fibende ftunde und die iungft in der du gentzklich gefunt
folt werden diu ift das du mit grundloler verzigenheit din folbers.
und mit dicmuetikeit alliu diniu guoten m erk dinem herren uf brin-
geft und ime allein lob und ere gebeft. Und du bekenneft was du
guotes tuoft oder getan haft das er das allein würket. Won du haft
265 von dir felber niutzit won fünde und gebreften. Und \\ as du guotes
Avürkeft in geift und in natur das ift fin und niut din Als er felber
fprichet. Sine me nichil poteftis facere. Ane mich fo vermugent ir
niutzit. Und noch denn fo ir getuont alle iuwer vermugent noch
denne fo fönd ir fprechen Wir fin unnütze knechte. Wenne du nu
270 alfo erkenneft alles das du guotes tuoft das das des herren ift und
niut din und ime dankber bift ieklicher gäbe funderbar alfo das du
fpricheft mit fancto Paulo. Cracia dei fum id quod fum. Das ich
bin das bin ich von der gnade gottes. Und got guenlichi und ere
gibeft von allem dinem tuon und laffen fo belibet dir der nutz, und
275 got hat die ere des fi ouch ift aber lieber mönfche wiltu die ere
haben got behebt den nutz, fo fich du was du denne habeft an der
ere die vergat behendenklich die ere dirre zit. Min kint haft du
(127 a) nu dis fiben ftiinden ordenlich volbracht als du hievorwol
gebeert haft. fo bift du von dem ritten gefunt worden. Das uns dis
267 Ev. Joh. 15, 5. 272 Cor. 1, 15, 10.
LXDC . LXX 201
allen wider var des helfe uns der vatter und der fun und der 280
heilig geift AmeN
Am dreizehnten Sonntage nach Pfingsten.
D
um irct ihefus in ierufalem tranfiebat permediani faraariam et
galileani, Difi \vort hat gefprochen der lieb chriftus dur den ewan-
geliften. fant lucas Und fprechtnt zetiutfch alfo in der zit gieng
ihefus in ierufalem und gieng zwüfchent dien zwein lendren famariam
(79a) und galileani, et cum ingrederetur quoddam caftellum, Und 5
da er gieng inein caftel do be gegnoten im x. uffetzig menfchen und
ftuonden vernef und huobon uf ir ftim fprechend ihefu ein gebieter
erbarm dich über ünf Do fach er fiu und fprach gant erzoegent iuch
den priefteren Und ef gefchach das fi giengent und wurdent gereint,
einr \ on inen do der fach das er ift gereint der ift wider gant mit 10
grofler ftim got lobent und gniefzent Und er viel uf fin antlüt für
fin fuefz im dankent Und difer was ein famaritan ihefus antwürt
und fprach waren iuw er niut zehen die gereint fint Und wa fint die
niun ef ift niut funden denn einr von in der got guenlichi geb Und
er fprach zuo im vade in pace. gang in frid Din gloub haut dich 15
behalten , Dif ift das ewangelium nach dem texft 1 1 mini kinder nu
nemen A\ir das erft svort har wider ihefus gieng gegen ierufalem
und gieng zwüfchent dien zwein ftctten famarian und galilea, fama-
rian ift alf vil gefprochen äff ein huot der gebott gottes , galilea
betiut alf vil äff ein volbringer der xij reten.., mini kinder nu 20
muefzend all menfchen dur die x. gebott in gan in ew ig leben aber
äff ein Aveltlich menfch gebunden ift der .x. gebotten alfo ift ein
geiftlich menfch gebunden der xij retten won diu .x. gebott hant
vil urlobf das doch einem geiftlichen menfchen niut erloubt ift Und
das merk bi dien kinden von yfrahel do die w ölten in das geheiffen 25
laut do kam einkeiner nie dar dero die do giengen die witen und
die gemeinen ftraufz niut m on die do giengen und uf klummen über
die hohen velf und über die flueh und berg und das waren rifen
und held Und die kamen euch in das geheiffen laut Und darumb
fprach chriftus intrate per anguftam portam ir fond in gan dur die 30
LXX, 2 lieb] in der Ilandschriftleh 3 Luc. 17, 11 fgg. 6 im] im fich 26 in
der HS. nie oder ine d. h. iene? 29 hier und meist daru 30 Matth. 7, 13,
M3 LXX
ODgen port der weg, der verluft der ift wit Und darumb min kint
du folt dich (79 b) niut allein hueton vor dien dingen die dir ver-
botten fint nier ouch vor dien die dir erloubt fint nu ift lamaria alf
vil gefprochen alf huot der gebott gottef nu laufz ich letz diu ge-
35 bot ligen m on ich geiriuw das ir 11 avoI Aviffent wen all menfchen
fi fint weltlich oder geiftlich die fond 11 kunnen nach dem texft und
volbringen nach dien Merken Avon Aveler menfch diu .x. gebot niut
kan der zuo llncn tagen konicn ift der tuot tot fünd und alfo dik
er fi über gat fo tuot er ahvogent zwo fünd , Won das ift tot fünd
40 das erf niut kan, Und das ouch tot fünd das er 11 brichet Aber ein
menfch das diu gebot a\ eif und kan das tuot niut Avon ein tot fünd
nu fj)richt galilea alf vil alf ein volbringen der xij nvt Won ein
geiftlicher menfch dar zuo gebunden ift alf zuo dien .x. geholten nu
Averdent dif xij ra;t geleit uf driu ftuk Und difi driu geloubent all
45 geiftlich menfchen funderlich , Und die andren niuni fint denn in
difen befchloffen Nu ift eins arinaot und gehorfami und luterkeit,
Nu werdcnt dill driu ftuk gelichet einer Avucfti Diu hat ouch driu
ftuk an ir, Das erft diu Avucfti ift vinfter und eilend an dem auA'ang
fo man erft dar in gaun a\ il fo ift der Avcg vinfter und eilend, fo
50 man aber ie verrcr gat in, in die a\ uefti fo do ie heitrer und liech-
ter A\ irt Und das ift ouch ein gehorfam leben, fo man das erft an
vachet fo ift ef gar vinfter und hert und eilend Won ef ift niut ein
klein ding einem menfchen das gOAvonet hat finf eigennen Avillen
das. das nu muof finen eignen Avillen in einf andren menfchen haut
55 laffen und nach des A\illen leben und Uns Avillen gentzlich fterben und
undergan in (uon und in lafzcn aber \\enn ein menfch verAvegenlich
lieh dar in git er kumt in kurtzcr zit dar zuo das im fins oI)rcn
A\illcn baff gevalt und awii iorgcn dar uf getar fterben und leben
(soa) denn uffer fim willen Und im die gcliorfami lieber und liech-
60 ter A\ irt denn iutzit das er im felber fetzet oder ordnet Won er
enphindet das, das liecht gütlicher gnad in der gehorfami aller
bebeiitklicheft uf brichet und dif bewart chriftus do er fprach ego
fiim lux mundi, Ich bin ein liecht der Avelt Wer mir nach volget der
Avandlot niut in der vinfternüft Avon er hat das liecht des lebens
65 Und dif nach volgen cluifti mag in keiner \\ if baff befchechen denn
in der gehorfami won chriftus ift ouch gehorfam gefin untz in den
tot, Das ander ftuk das diu a\ uefti an ir hat das ift das fi A\ild
und hert und ungeuebt ift und muof man fi ueben mit ftrengcr ar-
59. 60 lic-chcr 02 Kv. Joh. 8, 12.
LXX 203
beit mit houwen und mit riuten ftein und ftök uf Und dif wirt zuo
geleit raegtlicher luterkeit die muof man mit ftarkem ftrit gewinnen 70
AVon die megt die niut ftritent was wüffent die du folt der weit
angefigen alf die lieben iungfrouwen fant katherina fant margareta
l'ant agnef dif all und ouch ander vil die, die weit verfmacht hant
und all ir valfchen liebi und untriuw Wie luftlich ü fich erbiut fo
ift fi doch unftet und valfch und darumb fo huet dich vor ir won 75
was dir niut erloubt ift ze begeren noch ze tuend das ift dir ouch
niut erloubt zcfchen ein magt folt alfo blug und alfo fchämig fin
das fi keinen man mit vollen ougen niemer folt an gefehen Und fun-
dcrlich ein gewiloti magt diu folt iren Avil alwegent vor irem antlüt
haben das man fi ouch kuni möchti angefehen. Alfo folt du din 80
megtlichen luterkeit neben mit über winden aller der dingen die ir
wider wertig fint. das ift unbehuotheit der worten und geberden
und fitten und werken und gedenken, Das dritt das an der wuefti
ift das ift das 11 troftlof ift von allen menfchen Won die liut körnend
gar A\ ening in die wuefti Und dif betiutet ein arm leben won das 85
muof alwe-(80 b)gent ellent und arm fin Won der arm menfch muof
vil luftes enbern den ein richer menfch hat an cffen an trinken
an kleidren und vil ander dingen, mini kinder nu ftat an dem an-
vang der bredig das chrifto begegneten x. uffetzig menfchen. Und
dif begegnont got ouch in geiftlicher wif in eim geiftlichen orden 90
won fo ein menfch in gaut in ein geiftlich leben fo erbiut fich im
gar vil gebreften in dien der menfch wol bedörfti fin felbs war
zenemen, Der erft uffetzig der chrifto hie begegnot das ift moyfef.
chriftus hief moyfef iin hant tuen in finen buofen und er tet
es er hief 11 wider uf ziehen do Avas fi Aviff Aon uffatz er fprach 95
tuo fi Avider in den buofen und er tet ef do aa as fi Avider fchcen ,
Dif betiut das almuofen Avenn man das git mit Avüffent den liuten
das man darumb gefehen Averd fo begegnot chrifto der erft uffetzig
Won chriftus fprach felber nefciat finiftra tua quit faeiat dextera
tua din linggi hant fol niut aa üffen was din rechti hant duot, ia ie loo »
A-erborgenlicher du din almuofen gift ie mer frucht und nutz ef dir
bringt, Der ander uffatz der chrifto begegnot das Avas diu fwcfter /
moyfi diu murmlet Avider moyfef iren bruoder das im got äff vil
guotz tet Und fi murmlet in ir felber und fprach ift difer niut din
89. 90 x*^ (d. h. chriftus) bcjjenoten (aus begenote, dieses mis b(;g;cnotc gebefsert)
X. uffetzig (aus uffetzigen geb.) .M. VrTdif be-gnot; got /imfer orden 93 moyfef
hant. 9iExod.i,6fg. 98 x'^ 9d Matth. 6, 3. i03 Num. 12, l fg.
204 LXX
105 bruoder. ia weff zieht dich denn got daf er fo vil -wunderf mit im
würket und niut mit dir Alfo tuond geiftlich liut wider ein ander,
tuot got eim nie gnaden, hat man einC ])as dur Uns geiCtlichen lebenf
willen oder dur iln alter oder tugent oder kunTt lo niurmlont die
andren oder 11 niurmlont wider das. das man fi heift tuon oder
llOmiden und dunkt 11 alwegent man heil" l'i nie denn ein anders, min
kint bilT aun murmlon won ficher ein mentch das einvaltlich tuot
das man el" heift verhengt got über (si a) ef das ef ebtifchin oder
priolin Avirt elliu fini kinder werdent im ouch gehorfamer denn
einem das alwegent murmlot wider iln obren, Der murniel tuot driu
115 ding, Zuo dem erCten der murmlent menfch der ift ein unfridlicher
menlch und fchedlich im felber und allen menfch en die bi im fintK
Zuo dem andren maul fo z(egt der murmlont menlch einen grünt
vollen büfheit || Zuo dem dritten maul fo git er bcpf bild und urfach
allen dien die bi im fint das felb zetuenn, Und harunib min kint
120 huet dich vor murmlon won ef ein alfo fchedlich ding ilt fo man in
geiftlichem ordcn geueben mag murmlon und hinder redon , ia noch-
tenn das du dines eben menfchen gebreften klageft uf fölicher minn
das dir die trehen über die wangen nider gant nochtenn ift beffer
du fwigeft dar von , ina min kint was fol dir der unflaut laufz in
125 ligen und bit got in dineni gebott über inn ficher got wil in diner
minn laufzcn geniefzen und \\il im riuwen und erkantnüft geben
fanctus auguftinus was ein groffer lerer, und komen vil grofzer
herren zuo im und enbiffen dik bi im fo 11 denn ob tifch fallen fo
wolt ieglicher fagen was er gebeert und gefehen hat und wolten die
130 liut hinder redon Und auguftinus hat zwen verf gefchriben ob finem
tifch do was einer wer hie wil feien effen der ift miner wirtfchaft
niut wirdig Und wenn fi hinder redon wolten die liut fo zcegt er
inen mit dem vinger die verf Und fo li, fi gelafen fo erfchraken fi
fo vaft das 11 denn f\\ igen aller hinder red. Und afo er wert er 11
135 allen dien die zuozini komen || Der dritt uffatz. der x" begegnet
das A\as naanian fyrus der was in der alten .e. ein befitzer des
guotes Und betiut in geiftlichem orden unordenlich belltzung def
guotes Won hat ein geiftlicher menfch einf helblingf wert fo ift er
niut einf helblingf wert, ich mein, (si b) aun urlop oder aun noturft
140 Du folt def felben das du haft mit urlop und gunft diner meifter-
fchaft äff ledig ftaun fecheftu fi unbefchloffon das du 11 niut hieffcft
befcblieffen ob du loch vörchtift das man dirf nem und hiefchifcht
110 man hcif 11<.) haiu 136 nemo affiru Reg. 4, 5. 137 ordern
LXX 205
fi diner meifterfchaft und ü dirf niut geb das du darumb niemer
zornig wurdift || Der vierd ufi'atz der ift fo man def vatters erb uf
git und lidclich und luterlich dur got in einen orden komet fo 145
ftreipht man denn andren liuten ir guot ab mit gilen und mit glichfnen
und mit mengerhant liftcn, Difen A\eri vil weger das 11 das ir hettin
gehebt denn das fif andren liuten angewinnent die fm baff bedörf-
ten , Der fünft uffatz der chrifto hie begegnot der was vcffi famulus
helifei. Difer hief yel'fy und Avas ein knecht helifeuf. helifeuf do 150
der naanian geräint und gefunt machet von finer uffetzigi do \\olt
im naanian guot han geben Darunil) won er was gar rieh Und
helifeus wolt fin niut Won er niut wolt geiftlich gaben geben umb
zitlich Und yeffi fin knecht liuf im nach und enphieng guot von im
Und er ftarb uf der ftunt def gechen totz, min kint nu merk dif 155
gar eben das du kein zitlich guot enphaheft umb geiftlich Won ef
ift fymonig das ein affo fchedlichi fünd ift äff man fi in der zit ge-
tuon mag Kern einr und geb dir .xv. fchilling und fprech bett mir
XV vigilig im ift lieber unrecht Der dir geb .v. fchilling und fprech
lif mir fünf felter ef ift valfch geb man dir iiij phunt .v. oder vj leo
oder fchlechtlich gerett was ef ift und fprech man bett mir das
grofz gebett oder fo vil miferere oder diu fiben zit im ift allem
unrecht Und der dir all dif weit für eigen geb (s2a) du folteft
niut ein ave maria darumb geben won ef genimmet niemer end fo
nimmet allef das ein end das difi weit geleiften mag. Wer fin geift- 165
lieh guot git um liplich das ift ein roup def bluotz chrifti won ir
effent feien die mit dem bluot chrifti kouft fint Das aber ein menfch
bettot dien felon von dien im almuofen worden ift und man begerot
das man inen getriulich tueg 4es ift der menfch , verfchult , Aber
nieman fol tuon alf ir vor hortent das man mit keinem geding oder 170
fürfatz füll geiftlich guot geben um liplich def warnen ich iuch in
gantzen triuwen. äff lieb iuch iuweri fei und got fi won wederf im
felber fchedlicher tueg das do git oder das do enphahet def weif
ich niut || Der vj. uffatz der chrifto hie begegnot daf A\as ozyaf
das ift alf vil gefprochen alf ein fchouwer der dingen Und dif meint 175
das der menfch Iini werk darumb tuot das er gefechen und gelobt
werd und difem ift gar unrecht. Der menfch foll elliu fini werk tuon
got zelob und ze eren Avöltiftu lieber das man dich fundi in der
149. 150 fannill hely. 151 uennianund am Rande zwei Punkte als Zeichen eines
Fehlers. Reg. 4, 5. 152 neuman 167 die fehlt. 169 dz ift 170 maiu
174 Paralip. 2, 26.
306 LXX
kilchen denn ob einem fpilbret und du das darumb allein tuoft das
180 man dich niut für Ixi-f Ichatzti fo ift ef niut gerecht Aber fechiftu
ef darunib ungern das nieman von dir gc ergrot Murd noch bcef
bild cn neni fo il't ef niut fchad Won all ergrung fol der menfch
verhueten a\ o er mag , Dif .vj. uiTatz hterent zefamen und dif nach-
genden vier ouch zelamen , Do ift nu der erft ulfatz der chriito
185 begegnot tragheit an gottef dienft nu ift menigerhant tragheit ufwcn-
dig und inwendig ufwendigi tragkeit ift das. das der menfch laff
und treg ift ze l)etten zc vaften ze neben an venien an kniuwen
an tugenlichen werken, Aber die inwendig trakcit ift vil fchedlicher
nnd das ift in dien vermanungen gottes zuo (82b) riuw oder zuo
190 andaechtigen inwendigen gedenken ef fi das liden chrifti oder fin
gotheit oder fin nienigvaltigi triuw und niinn oder das der menfch
finf felbf war nem das er finer finnen huet oder lieh felber nider
truk in zorn in nid in baff in hochfart in gitkeit in ungcordnoter
zitlicher liebi Dif Avarnenien des menfchen fin felbf in im felber .e.
195 das diu untugent harus brech das denn der menfch fich felber ftilti
Das weri dem menfchen beffer denn innendes zehen münden gebet
und er aber fin untugent niut trukti oder toti ef ift ein gar grofz
ding fo man ein vigilia kniuwent an einr ftat bettot noch vil groefzer
ift das. das der menfch in dem kor oder an andren ftetten finen
200 fchlaf brichet und fin natur afo überwindet || Der ander uffatz der
chrifto hie begegnot ift frafheit. dem menfchen folt iiiemer imbis
werden er fölti im felber driftunt finen luft an fpif ab brechen niut
mein ich dry trabten mer niut won dry muntvol die er gern effe
Won fo die inenfchen gar für fechent fo fi üljer tifch gant fo man
205 denn ein tracht giffet fo begint man die tuecher oder den wil von
dien ougen tuon fo man die andien giffet fo begint man lachen ia
diu kint von yfrahel fo diu auifen und etzwie menig tracht gauffen
fo begondon fi f'pilon und tantzen und wurden gar geil l nd darumb
bedarf man gar a\ ol das der menfch ob dem tifch fin felbs war nem,
2ioman folt fich vor dem maul und in dem mal und noch dem mal
halten äff ob man den heiligen fronlicliamen wüUi enphachen fo würkti
diu Ipif geiftlich äff der fronlicham Der menlch folt ouch das liden
chrifti alwegent vor finen ougen han äff ob man in ietz gegen
•würklich toti vor finen ougen und wenn im das engieng das im djis
190 andachligera 197 er fehlt; am Rande zwei Punkte. 198 kuuwet
201 der M. 205 begiül] gebint 206 begintj bint 208 gebondon
LXX 207
(83 a) hertzclich leit weri |I Das drit. der menfcli folt Ordnung der 215
heiligen criftenheit halten Was fi gebiutet ze tuon das man das taeg
Was fi verblutet das man das mide Und niut das minft hröfemli
underwegen lafz das ift das wich wafler Wer difi ding an im hetti
dem wurd der einfidel und klofterliuten und aller der Ion den man
inzit verdienen mag || Der drit uffatz diler vierer der chrifto hie 220
begegnot das ift gitkeit ia ef ift vil gciftlichcr menfchenidie wenent
inen well hiraelrichf und ertrichf gebreften Und louffent mit ir fin-
nen und forgen har und dar ia fi louffent gen bafel gen roni und
gen ftrafburg ina min kint was Aviltu gen ftralburg umb holtz du
vindeft fin doch hie genuog nu louf min kint war du welleft umb 225
dif oder umb das, noch muoftu in getrang fin wiltu dich niut laun,
Dif ift ein -torecht ding das man niutzit fchicket und doch alwegent
forgen das ünf gebreft chriftus fprach primum querite regnum dei,
fuochent zuo dem erften das rieh gottes und alliu andiiu ding funt
iuch zuogeworfen werden min kint getriuw got und bif an zwivel 230
kerftu zuo im und laft dich im er fol dich avoI verfehen ift eff niut
dur friund ef ift aber dur frömd er lat din niut .e. das got fin
friund lieffi die im getriuwotin er verfech fi .e. von eim der hun-
dert mil verr von in weri dar an hab kein zwivel || Der .x. uffatz
der chrifto hie begegnot das ift hochfart. ia ef ift vil geiftlicher 235
menfchen die muoffend haben fchoeni meffer befchlageni, und röeti
und agfteiniu pater nofter und guldini fchlöffer an ir buechrcn mini
kinder iuweri buecher habent niut defter minder tütlen dur der
fchlöffren willen iuweri zit werdent niut deft andächtiger din pater-
(S3 b) nofter ift vor got niut deftbeffer dur der roten karallen willen 240
fichcr aun zwivel froewt dich ein rceti fchnuor ein gruener bendel
iutzit bas an dinem pater nofter denn ein riem oder ein fwartzer
bendel das ift ein zeichen das du noch nie ein geiftlich menfch m ürd
vor got Du macht ef noch wol weiden aber dif vinfelwerk muof
ab ficher aun zwivel wo ein geiftlicher menfch wer dem got und 245
götlichi ding fmaktin dem wer diu üppikeit difer zitlicher ding ein
unluftlich ding aber die wil wir dem luft der natur und dem hcefchen
ünfer vichlichen tierlichen kreften genuog fyen fo hoefchent fi alliu
zit üppikeit und gnuegd difer dingen Und ie mer fi im nach gant
und fin gebruchent ie ungenueglicher fi werdent min kint fichftu 250
gern das dir din gewant wol ftat und glatt und eben ift noch ift ef
alweg fwartz und wit und ficher nieman ift dir darumb defter höl-
228 Matth. 6, 33. 234 von im 235 begg^iot
208 LXX . LXXI
der All din friund fehen dich gerner diemuetig denn hochfertig und
got Avidcr ftat dien hoch fertigen und entfetzet fi von finr euigen
255 gloria "NVon hochfart ift zuo einem mal uff dem himel komen und
koniet niemer nier darin, min kint duo ef lulerlich dur got und fich
an den diemuetigen fehin dinf geiftlichen lebenf und volbring in, in
dien ^verken und üuch in allem dim tuon und lan A\'on ef nit noch-
tcnn die uienfchen die felbcn hochfertig fint. die fpottent einf andren
2C0 umb fin hochfart iit das under dien liuten fo fin wir hillich ein
fpott gottes und aller englen und heilgcn won fi haut ewig leben
mit dienmot und mit wider ftriten allen Untugenden fo hant fi be-
fcifen ewig leben fanctus (s i a) auguftinus fprichet zuo im felber
allen geiftlichen nienfchen vor, fölt ef mich koften min leben ich
265 muof A\ erden das ich fchin und fchinen äff ich bin und wer daf in
geiftiicliem leben niut entuot der lebet im felber forgklich darum
mini lieben kinder bittent wir got das er ünf behuet vor difen x.
uffatz und ünf geb ein alfo war geiftlich leben in dem wir wol gc-
türren fterben des helf ünf der vatter und der fun und der heilig
2"0 geift Amen.
Am ersten Sonntage nach Ostern. Ep. Joh. i, 5. 4 — iO.
§ Die ander geburt was in der czeit Alfo fpricht der Salme
Quicumque von der fubftancien des vatirs vor der czeit geborn
vnd von der fubftancien der mutir in der czeit geborn dorumme mag
man fprechen von crifti menfcheit. das er aws gotc geborn fey vnd
5 von gotlicher craft. wen er obirwant die werlt czuraole Als er felbir
fpricht czu feinen iungern Ilabit zuuorficht. ich habe die werlt öbir-
Munden Text drey ding geben geczewgniffe das criftus gotis fon
was. geyft \\affir. vnd blut. Das ift der heilige geift der uff yni
irfchein in eyner to\\ben gloichniffe, § Eyne ander glofe fpricht,
ju feyn eigen geift. wen er eine gefchaffene feie hatte, vnd das waflir
und das blut das er gos an dem cre\\czc das be\\ eilet das er got
vnd menfche A\as. wen er gab dem vatir den geift vnd gab das
waffir vnd das blut der erdin. drey geben geczewg in dem hymele
der vatir. vnd das wort vnd der geift. vnd dife drey fint eyns.
15 Glofa. wie der vatir fey in dem föne, vnd der fon in dem (ib)
258 fehlt ttvcas. 269 des] dz LXXI, 6 Ev. Joh. 16, 33.
LXXI . LXXII 209
vatir. viul der heilige gcift in dem vatir vnd in dem föne vnd der
vatir vnd der fon feyn in dem heiligen geilte, das lal man vornemen
wefelich vnd perfonlich. § Wefelich. wen l'ie fein eyn wefen vnd
haben eine nature § Perfonlich. wen fie eine vornumfl't vnd eine
liebe haben, vnd alle wirken mitenander. Alfo fpricht Auguftinus. 20
die werk der heiligen dreiualdikeit die fint vngeteilet § die dritte
geburt il't als ein kint geborn ^\irt in der to\\ire do ym gegebin
Mirt das cleyt der vnlchult. Text, wer do glowbit das criftus ift
gotis fon der öbirwindet dy werlt donimme fprechen die heiligen,
das eyn criften menfche die werlt vil bas öbirwinden mag. vnd den 25
funden vil bas widerfteen mag. denne eyn iude. adir eyn heyde.
vnd dorumme ift das eyn gewis czeichen. das der menfche prnelFe.
das er eyn gerecht criften menfche ift. das er leichteclichen wedir-
fteen möge allen bekorungen. vnd das in ym tot fey alle leichtverte-
keit. Text, dirre hat (2a) geczewgniffe gotis in ym den do luftit 30
ermuetes vnd kewfcheit das vns das allen \Aerde. des helffe vns
eot Amen.
s
feria vj.
ente Paulus der leret in der epifteln hewte die reichen lewte wie
fie leben füllen. Text Thymothee lere die reichen difer werlde das
fie nicht hochfertig gefeyn. wen öberig gut vnd öberig mut vnd
öberige kunft dy blenden den menfchen vnd machen yn hochfertig.
Text, vnd nymant fal hoffen in den vngewiffen reichtum. das meynt. 5
das er mit forgen wirt gewunnen || das ander das er mit fwerheit
des herczen behalden wirt § das dritte das er bey nymande blei-
ben mag. er mus yn hie loffen § Man lift von eyme reichen kunige.
der do fterben folde. do lut er feyn weip vor fich. vnd feine kin-
der vnd alle feine frunde vnd vrogete fie , was fal mir volgen alle 10
meines kunigreichs. vnd alle meines grofen gutis. Sie fj)rochen ITerre
nicht mehe. Aven eyn leylach do man euch yn gevvinde. do gebot
er feynen knechten das fi is hingen (2 b) an eyne ftange. vnd vur-
ten is durch alle feyn kunigreich vnd riefen dem volke vnd fprechen
Nymrac fal dem kunige volgen denne dicz leylach. Text. Sundir 15
hoffit in vnfirn herren. ihefum criftum vnd das ir wol tut vnd reich
werdit in allen guten werken, Is ift ouch felczne rede das eyn
LXXII, 1 am Rande Ad Tymotheum. Tim. i, 6, iT fgg. 6 in der Hand-
schrift das auder das is mil 8 am Rande exeiuplum.
Altd. Predigten. 14
210 LXXII
nienfche gut liabe vnd dorczu nicht holl'e. AHo fpricht der \\eifc
man Selig ift der reiche man der do Avirt vunden ane bevleckungc
20 vnd der do noch filbcr \m\ noch golde nicht en geet. a\ o ift dirre.
"vvir Avellen yn lohen, wen er hat wundirliche ding getan in leinen
tagen. § Ir lullet AxiClen das ir me gewelt ilt die die toten halten
loffin vff fteen. Aven die arm ye A\oren in dem gute, Doiunime hahe
ich is vor eyn gros czeichen das eyn meniche gut hat. \ nd is nym-
25 mer gerueret wen das er eynen toten lielle ull" l'teen a\ en man leret
iczunt drey l'chedeliche leren vnd vil gleiche dem vnglowben vnd
des endecrifts lere § die erfte
19 Ecdesiustic. 31, 8 fg.
SEGEN VNn GEBETE.
14'
73 213
Vnder ftlllen meffe fprfch dlz gebet
N
u l'ten ich hie herro gagen^'T'irtich daman daz opfer fegenot daz
tir hiinelefcer fater andenie cruoce gopferaet wart furallede criften-
heit Inder vvarheite dinef trut fuiief. unferf herren ihefu chrifti.
Nuone bin ih def nuoiiet vvirdich daz ich iemer da foltirfchinen
da fo groz genade undeheilekheit volbracht vvirth. vvandaz ich 5
mich def drofte daz tu infonteft indifevvelt zeineme waren opfere
fiir alledine crifteiiheit. Hilfmir herre huote daz ich under dinen-
kinden bactet muozevvordcn furderfalikheit dir diz gagenvvirtigopfer
hiiote folijract vvirt inder vvarheit .lef heiligen lichamen dineftrut
funef. unferf herren ihefu chrifti. Hilf mir herre daz ich der einu 10
(7 a) liehe Der heiligen diemuote der muz ich genizen du dir daz
geriet daz du zefufgetanervvif unfich zedenhulden dinef fater brach-
toft. Dune fantoftengel noch enhein andergcfcephede nah unf dubift
felbechomen nach dinerhantgetat. Hich gelovbe hie din heiige gagen-
vvirtigi hich gere unde bitte der heiligengeraeinde diffef waren 15
offerf daz iz mir huote fi en antlaz miner funte einfeftenunge minef-
gelovben. ein Hb nare minef libef unde miner feie ein ruove miner
funde ein bezerunge minef lebenef ein vvarnunge undeinbefcirmvnge
uvider den tuofcl undalle fine rate Ilerre ihefu chrifte def leben-
digen gotef fun. du der mitten willen def fater mitter gefruomede 20
def heiligen geiftef mittineme tode erlidiget haft die kriften heit
lidege mik durch dinenheiligeii lichamen durch dinef heiligen bluotef
willen fon funden unde fon allem uobele. mache-(7 b)mich gehorfam
dinengeboten. unden laz mich niemer fon dir ge fceiden werden.
Qui uiuif et regnaf per oninia fecula feculorum amen. 25
73, 4 defj d im Schreiben aus t gebcfsert. 7 in der Handschrift ciiftenehit
JU 74
De fancta niarla oratio
E,
h'vigu maget frovve feite maria du da bift ein kungin def himelel"
under erde du da bift ein troft der fundare undeinvviderfuonarin
der fcvldigcn. du da bift ein frovde undein ere der guoten. du da
bift ein corona und ein zirde aller heiliger magede. ker die dine
5 genadigen ovgen ze mir filarnier fundarin. unde ruoke mich zer-
chennene under allen den die dich luterliche minnen. Heiligv maget
fente marie fogetin undhelfarin aller dere die lieh an dich lazent
unde dir getruvent hilf mir genaden und antlazef aller miner funten
umbe dinen fun ihefum chriltum der dir nuvet defen ferfeith def du
<0 inge bitteft. Ililfmir frovve durch die genadc die ir ze dir hat ge-
tan duo ir fon dime reineme libe (8 a) geruochte geborn werden
waiTB got unde vvarre mennefce dur taz heil unde dur tier lofunge
aller der weide daz ir mir fergebe allez daz übel daz ich ie ge-
tede fondef angennef minef übel unz andife ftunte. Ileiligu muoter
15 du eine da bift ander genade und ander helfe wir unfich allefer-
fen. du nach gote unfer einlichu zuoferficht unde (roft bift. hilf mir
umbe dinen fun daz ir dur dine uuirde unde dur dine under cluinft
minfele unde minen licbamen gerene unde gelutere fon aller un-
reinecheit undefon alen bofheiten fon allen mentaten. e daz ich
20 diffef libef fer wandele Kungin dergenaden bit ihefum din fun daz
ir minu lafter fon mir neme unde mich er fülle mit finen heiligen
lugenden, daz ir nid unde haz föne mir geferre undallen ubelen
v\'illen. daz (sb) er mir gebe bruoderliche minne unde guten
willen, daz ir alle hofart fonemir gefromede unde mir war diemuot
25 gebe, daz ir alle unreine gedanke und übel gelufte und unfufer girde
fon mineme geifte fertribe. unde mir reine gedanke unde kuofche
girde gebe. Warre mer ftcrne fonder unf daz ewige liecht er fcliin
ift fon der unf allu genade komenift habemik in diner geiicht und
74. ohne Überschrift !\T. 1 fcä (icie auch spater) — kunig:inne 2 uii der — ün
ein widir fotiare 3 du da—sriiotcn. /"c/i/f. 'i. 5 •jizierde — chcre d« dinv dinv
gnadigv 5 iiil anuiin fundariiimi. 0 livlirlirhe 7 uogitine im liclfcrinc
8 dir fehlt. ^nOiAf^ 9. 10 nid dof iiirffit. di-f du hiltift. 12 wäre — wäre
14 uon ancpcnee — an die Idmde. 1.'). 10 iinf iiirfchon 16 luido Iroft fehlt.
19.20 un iior allir boflicit. im iion allir mcinlat. ic daz ich difin lil> 20kiiniir-
inne der gnade 21 luiri laflir 22 uon mir gicliore 23. 2'f daz er— guloii
•willen, fehlt. 24 giwarin mol 25 unfufer girde] ubilc rede 27 rede
V
gebe, wäre — irfchinin 28 geiirhl] hole.
74 215
in dineme gebete enalle zit for gote daz ich din geniezen muze daz
ich alle die freife undazubel diffef libcf enfliehe. unde nak difeme 30
libe den ewigen lib befize. Ich begindir frovve miner funte ich
fende dich an dinen einbornen fun daz du niik umbin enfculdigeft
daz du mir umbin antlaz ervverbeft. daz du allen fmen zorn fvva fo
ik fin vviidik fi föne mir ke(9 a)ref( vndin zerbarmekheit über mik
geneigeft Nu kere himelefchv kunegin din heiterez antluze ane mik 35
luntarin. undegeneige din mildez undedingenadigez gefune zemir fil
unvvirdigun. unde ruocbe mik cer kennene under allen dien die din
lob emizegen die lik diner ere frovven die dik lutor like minnen.
Min herze daz ger din flafende unde vvakende. min feie turfte nak
dir fruo unde fpate fvvenne fo ik an dik gedenl<e fo fi ik fri fon 4o
allem ubele. Der tufel dernehabe nekheinengevvalt über mik. alle-
bekorunge fer lazen mik. du himelefche genade befchovve mich.
AIIu minu werk die werden gefranfputiget. in allen minen wegen
fomuozik werden berichtet, undalle minebegunfte unde flize die
bringe got zegutcme ende fvvenne fo ik dingedenke. Nu hebik min 45
herze undemin hende uf frovve (9 b) zuodir unde bitte dich durch
die liebi dineftnit funef daz du geruokeft zuomir zekomene minze-
guvifene mittinen heiligen niageden undemit allen heiligen fuuenne
fo minfele fon difeme libe fceide. Gefrowe unde getrofte gotef
muoter denne min feie mit diner heiliger gagenvvirti unde lofe mik 50
fon allerder forkte unde der egefode fathane unde finer engele.
Enfak mik denne under dine milden hende unde vvif min leitarin
unde minbefchirmarin. daz der hubele hellewark mir weder formir
nok nakmir gefcaden muge olde zuokomen. Fon der guolliki dinef
luteren antluzef fo flihen unde zerfaren alleniine fiende alfder mor- 55
gen welchen fondeme fchitneii der funnen Du vvif mir denne frovve
engetruver und eingewiffer leitare. daz mir uwet gebrefte daz ik
vwet girre dazik vweterkome ander eifpariger be(io a)fchownge
•29 ziallir zit 30 imphlie 31 bij^ihe dir 34 vmbe mich 35kuiii^inne
— aiilhilo 36fuiidariiiun 37. 38 allen dich lobin mozen. die fich 39 gert
— (urllel 41 tieuil nehabo dichciii giwalt 42 div hiiuilfchu 43 in] an
44 bireil. uq alle miue chuufte 45 gol fehlt. habe ich 4T diiiif funif
47. 48miii(odermih^ziwifinne 48 heiligin— heiligon 49uonmime öOgeginwrti
51 uu uon deine cgifode 52 denue fehlt. mille . 52. 53 min leterinc. un
min bcfchirmerine 53 hcllewarte 54 odir zo chorae 5i. 55gonlichidiniflutiif
anlhitef 55 yiande 57 ein gitruwe — niet gibrefte 57. 58 mich niet girre,
daz uwet chome an die egiberliche
516 74 . 75 . 76
der freifliken antluzo die ik da gefen niuo?: Die porta der himelfchen
60 ierulalem die nmozliik ofen finden fondinen genaden nnde muoze
l)raclit werden fondir Irovve andefallerobereften belchovvnge. unde-
muoze diner genadc genizen daz ik fin forchfam unde fin anklik
urtelde enflihe. Genadigu maget fente maiia daz ervvelte gotef huf
def hciligeiftel' du da bift ein flukt aller diefich fervvrchct hant
65 undein vuider ladunge der ferkerten duda biCt geheizen duo himel
porta. vvifdenne for goto min fiiorlpreke ergibtu rede für mik. undcr
vvint dudich miner fake enlchuldege mik undentrede mik Hilfmir
denne heiligu frouve daz ik fondir unde fon allen heiligen nuuet
geiunderotvverde vndazik vvirdikerteltvverde dergenofchefte der-
70 himelefchen köre fon evven unzeuuen. Ame\.
Oratio eluf qve Incal'titate. uel iiirginitatc ciipit perinanere.
H
Diz gebet ift uilgvot tagilich goleCin.
erre iefv cril'te. min gebet, irhore dv. durc die magitheit dinre
cliulir mutir. lande MarivN. vnde behvote die chufci minf libil". vnde
minre feie, unz andaz ende minf lebnnif amkn.
Oratio bona ad dcum.
Herre (l l») alniehtige got. ich bite dieh diu- din hciligir hovbit.
unde dur allv dinu heiligin \\<'rfh. unde dur all\ div heiligin wort,
die du den mcnifchon zignailon ie gilpreche. du inphach difv lieht,
unde gibinl unde bitwinc hiile andil'inie tage alle die zungin die
5 ininin Icadin Iprechin w eilen, aide die niicli hu(e anlchin l'iiln. odir
diheinen giwalt ubir mich habin fuln. unde chcre ir allir zungin.
.■39 der ficiflichir .uilliilL' (ll imdcr ohiroflim (ri ^ri.uloii — forliirnniiz
Uli fin anfririliclicz iirlcildc (ii licilifjoiflcr dariilirr von spcplrrpr Iliiud p^pii
Engclb.JIS.\\v\\\!^'\i\\^v\{X\\M. (WASö n\\\\\c\m\{. im >\i(iirla(liiii^'i' der hichoiiiton.
65. 66 div himilfcliv porla. OT viulirwinl dicli (>S loiidii unde fddl.
69 wirdccliche irtcill •werde der giiofcheflc
76, 1. Auf der ersten Seite der Handschrift nur noch das rolh (jc.icliriebene les-
bar: die Überschrift, ein G, ein N, und der Anfangsbuchstab von Hcrre
76 . 77 217
unde ir wgrt. unde ir willin an minc frovde. iinde an mine hulde.
unde an mi(2 a)ne niinne. So miz den ubir din herze in modum
crucif. unde von deme bruft leflTiIe zvo denie nabile. unde miz denne
von eime rippe unz andaz andiie. unde fprich all'uf. Ilerre almeh- 10
tige got. ich bite dich herre dur din heiligif herze, unde dnr die
heiligin gidanche. der du do gidahtoft. do dv dife weit alle gifcvofe.
unde do du den nienifchin nah din felbiz bilde gifcvofe. vnde dv
gidahtoft in zir lofinne mit din felbif libe. unde (2b) gireindoft mit
dinie heiligin bivote. do er dur fin felbif fchulde. uirlorn hate herre 15
dine hulde. Nu bite ich dich herre. dur die felbun gnade, unde dur
die gidanche. fo bite ich dich herre. daz du bichereft ir allir herze,
unde ir mvot unde ir wiflin zvo mir mit truwon. unde mit Marheit.
unde mit gnadon. unde mit minnon. die mich hüte anfehin fuln. odir
dicheine rede fam mir aide uon mir fuln habin. So miz denne die 20
(3 a) rehtun hant. uon deme lengiftin uingire unz an daz refti. unde
miz denne uon deme dumin. zvo deme minniftin uingire. unde gib
denne diu liet ufin den altir. unde fprich alfuf.
Ilerre ich bite dich almehtigir got. du den himil unde die herde an
diner hant haft. herre du gifezze hüte in mine hant. unde inmine 25
giwalt. allu div menifchin. diu mir fcadin wellen, daz fiv mir undir-
tan unde gihorfam mvozin fin. (3b) zi allen den dingin da ich ir
zvo bidurfe. Tunc cantetur miffa defancta trinitate. unde brenne div
lieht allv zi der miffe. Alfe fanctuf gifungin Averde. fo val nidir
andinu baru chniu. unde finc dife falmin. Pf. Vfquequo. Pf. Deuf^o
deuf meuf. refpice. Pf. Adte domine leuaui. Pf. Inte domine fperaui.
Pf. Inclina domine. Pf. Deuf auribuf.
H
De fancto Petro.
erre fancte pctir du den giwalt heft zigebindinne unde zin bin-
dinne. dine gnade fvoch ich fundigv. dinif wegennif geron ich. Ich
bite dich unwirdigu. umbe alle mine funde. unde umbe alle mine
not. unde mine angifte, da mite ich (5 a) biuangin bin. oft unde mir
geginwartich fint. Ich bite dich herre fancte petir dur die gnade 5
die got dir täte do er dich uon der erde zieinim menifchin gibildote
alf er unf alle hat gitan. daz du mir gnadeft in allen novtin. unde
angiftin. alfe got dir täte, do er dich ime feibin ginande fweftir
15 in der Handschrift hei(neMe Zeilej^in 30 chnu 30-32 Ps. 12. 21. 24. 30.
85. 43. 77, 1 oder fante? fente? in der HS. hier und immer icc 8 Ev.
Matth. 12, 50. Joh. 15, 15.
218 77 . 7S
undo nivotir. frivnt niet ein flialc. Hilf mir licrre fancte petir in
10 allen notin unde angiftin. all" unfir tiehtin. dir den giwalt hat (5 b)
f^igebin. Ich bite dich herrc fancte jjctir. dur die gnade die got
ubir dich täte do du lln uirlovgenotof't. ineinir nalit drieftunt. unde
din heilich herze mit fere unde mit leide, bivangin a\ art. umbe den
tivrin tot. unfirif trehtinf. unde umbe die funde die du hatoft gitan.
15 daz unfir trehtin nir hängte unf zitrofte fo Avir uielin indie funde.
Nu irhuge hcrre fancte petir wie unfir trehtin zidir fprac. do du in
(6a) fragetoft. \\ie diche du in foltift virlazin die indie funde
givielin do antwrte er dir unde chat. Xon dico tibi petre dimittendi
fcptief fed ufque feptuagief feptief. Dur die gnade fo bite ich dich
20 unde manon dich dur den heiligin naniin def heiligin criftif. dinif
liebin meiftirf. unde dur die figenufte def heiligin crucif. da allv div
criftinheit ane Avart irlofit in dien gnadon fo irlofe mich uon allen
minen fundon. Gihuge herre fancte (6 b) petir. der mandunge unde
def troftif. da din heilich herze mite gifrovAvit Avart. do unfir treh-
25 tin uon deme grabe irftvont. unde dir unde anderen finen boton.
daz hiez chundin. daz er zigalilea indaz laut fvore. unde fiv in da
mit mandunge gifehin mvofin. llerre fancte petir ich bite dich
dur die mandunge der ich dich nu gimanit hau. daz du mir ziunfirme
trehtine arne böte fielt, daz min fer unde min not. da mite ich
30 biuangin ( 7 a ) bin inmandunge bicherit werde. Ovch bite ich dich
herre fancte petir in minif trehtinif namin. unde dur minne def hei-
ligin criftif. daz dv gihugeft der gnadon der got ul)ir dich tete. do
dich herodef gibant. infiben ftetin. mit ifinin chetin. Gihuge herre
fancte petir aa ie dich got irlofte. von der fitnde giAvalt. unde irbite
35 mir umbe den feibin irlofere. daz er mich irlofe. dur fine gnade,
unde dur dine minne. uon allir der not. undo uon den (7a) angiftin
da mite ich biuangin bin. undo die ich dir giclagit han. unde irlofe
mich, alfe unfir tiolitin dich irlofte. uon der vinftri def karcharif.
unde uon den banden herre der A\arin fibin^•. uon den banden allen
40 fo lofte dich unfir trehtin. allo tvo ovch dv mich nu dur fiue gnade,
unde dur fine minne. uon allen angiftin unde der not der ich dir
nv geclagit han. unde uon allen ubilen menifchin. unde A\ibin. die mir
diheine not tvont unde mit diheinir ( 8 a) freife mir \n eilen zvo chomin.
D
az ewige lieht daz chome ziminin ovgon. Div heilige ftinmie
chome zimime munde. Der heilige geilt chome ziminir brufte unde
18 Matth. 18, 22.
78 . 79 . 80 219
gebe mir got die globe. die fancte petir habete do er indifeme libe
Avaf. unde helfe mir fancte petir der gnadon. daz min lib unde min
feie biwart werden zidifeme libe. unde zideme ewigin libe. 5
H
erre fancte michahel hüte wiftv .N. fin fliilt unde fin fper. min
frov(9a)wa fancta maria fi fin halfperge. livte mvoze er indeme
heiligin fride fin. da got inne wäre, do er indaz paradife chame.
Herre got du mvozift in befcirmin. uor wage, unde for wafine. uor
fivre. uor allen finen fiandin gifuniichen unde ungifunlichin. er mvoze 5
alfe wol gifeginot fin. fo daz heilige wizzot wäre, daz min herre
fancte iohannef mime herrin diin almehtin gote in den munt flozte.
do ern indeme iordane tovfte. amesv. (9 b)
II
lerre got an dine gnade irgibe ich mich dir hüte, mit libe unde
mit feie, indine gnade, unde indine irbarmide. unde inminir frovwn
fancte mariun. unde fj)riche dir einin falmin. hüte indine gnade unde
indine irbarmide. unde indinir heiligun mvotir inden wortin. daz du
niemir uirhengeft. daz ich iemir gifcendet werde, uon deheime 5
irdifchin menifchin. unde mir def gunnift. mit dinir gnade, daz ich
dife weit uirwandelon mvoze. ungifchendet. unde min ( lOa) wiblich
ere an mir niemir ginideret werde, unde rvochc allen minin fienden
ir hör ferti widir mich zibicherinne. Pf Adte domine leuaui. Tu
gihuge wol fwert unde wafen wef dich crift bat. do er alre erft 10
ufin dich trat. Innomine ihefu chrifti div wort fin mir war. unde
uefte. unde figehaft. def helfe mir dinu heiligu craft. div wort
fin mir war. unde alfe uefte. fo daz pater nofter ander miffe.
Pater nofter. Daz mich hüte infnide nihein wafin. daz fit giflagin
wrde. fit crift giborn (lOb) wrde. Innomine patrif et filii et fpiri- 15
tuf fancti. pater nofter. Innomine domini. daz heilige lignum domini
gifegine mich hüte, undelian unde obinan. min buch fi mir beinin.
min herze fi mir ftahelin. min hovbit fi mir fteinin. der gvote
fancte feuerin. der phlege min. der gvote fancte petir. unde der
gvote fancte ftephan gifegineigen mich hüte for allir minir fiande 20
givvafine. Innomine dei patrif et filii. et fpirituf fancti. alfe milte
unde alfe linde mvoziftu hüte fin ufin mime libe. fwert unde allir
79, 6 fo heilige 80, 9 Ps. 24. 21 Innomine] I vom Miniator vergefsen.
J20 SO . 81 . S2 . 83
flato gifmide. fo ininir IVovnmi (ll a) lancto Mariun fweiz A\are. do
25 fi den heiligin crift gibare. Pater nofter.
F,
Tovwa fancta mari\. hciligu magit undc nivotir. niinil' lierrin def
almchtin gotif. gidcnchc daz er dich iiwelte uon allir dir \\clte.
got uon hiraile. zitrol'te unde zigiiadon. allen menifchin. dur die
gnade fo got andir täte, wif mir gnadich. vnde hilf mir der ruwe
5 unde der bihte. unde der bicherde indirre weite, da mite ich garne
antlaz niinir fundon. in den ewigin lib. (ll b) Frovwa fancta maria
Avif mir gnadich. ziallen minen dingin. die mich ane gangen, minif
liliif unde minir feie, frovwa fancta maria m if mir gnadich. ziallen
minen not durftin. ziallen minen angiftin. frovwa fancta maria uirla
10 mich niemir an minir hineuerte. noh andeme tage def uorhtlichin
urteildef. amen.
ricrre du da bifchirndoft trcf puerof decamino ignif. alfe du loftoft
danielem dclacu Iconum. alfe lovfe mich herre hüte, uor fper. unde
uor fw erte. unde uor allir flahte A\afine. unde uor allen fhozzin.
allir minir fiande unde giwafine daz fie mir hüte alfe gvot fin. fo
5 fancte marise fweiz AAaf. do fi criftif ginaf. diu fin mir war. amex.
Frovwa fancta maria ich bitc dich dur die frovde (l2b) unde dur
die mandunge. unde diir die wnne die du giwnne uon der bote-
fchefte die dir brahte fanctnf Gabriel, do er dir chunte die urone
giburt. daz du nnotir foltift w ofiii. unfirl' liorrin ihefii chrifti. daz
5 andir irwilit Avrdin diu oracula et preconia proj)hctarum et bene-
dictionef et promiffionef patriarcharum. unde dur die rawe. unde
dur die gnado die du hetoft. fub umbra fancti fpirituf. et plenilu-
dine gracie eiuf et inpregnatione dulciffimi lilii tui. daz du uirwande
(l3a)left daz fer minif herzin. infrovde unde inmandunge. illiuf
louentrif tui fructuf qui eft cluiftuf dominuf nofter fit femper fit bene-
dictuf et gloriofuf et fu})erexaltatiif infecula. amen. Ich bite dich
fancta maria dur die mandunge unde dur die A\nne die du hetof
mit unlirf herrin pueritio mit finir infantia cum infinu luo collocando
inter ubera tua reclinando brachiiftuif euni tiljiniet ucndicando. ofcu-
15 lando amplectendo lactando omnem ei follicitudinem et diligentiam
82, 4 gvot] got 5 inarie fweiz fehlt. 83, 15 folliciludine
83 221
iocan ( 1 3 b ) diffime matrif iure inpendendo et exhibendo. daz du
mich irhoreft. inallen mincn angiftin unde noten. Ich bite dich chu-
ninginiie def himilf unde der erde daz du mich irhoreft indirre an-
gifte, unde inallen min angiftin. dur den heiligin tovf da got inne
wvofc allv div mein dirre weite, et perfanctum iohannem ewange- 20
liftam tuum uirginalem cuftodem. dazdu mich gnadecliche reineft. uon
allen minen fundon. unde achuftin. Ich mane dich gnadi(i4 a)giv der
martire dinif unfchuldigin chindif. daz du mich fchuldigun irhoreft.
dur finir heiligin gibende willen, irlofe div gibende minir feie gna-
decliche. Ich mane dich liebu frovwe der trahene die uon dinen ovgin 25
fluzzin. do du din chint an deme cruce fahe. daz dich irbarmen mine
trahene die ich fende andine gnade, umbe mine funde. unde umbe
alle mine not. unde angifte. Gihuge gnadigu frovwe def wegif den
du ufin den ftein zvo ime gien((4b)ge. da er dich biual fancte
iohanne inder iungiftun not finir martire. unde la dir min lib unde 30
mine feie, unde alle min not. unde angifte biuoln fin. unde alle die
den ich gehetif fchuldich fi. die biuil ich dir andine truwe. alf er
dir fanctum iohannem biual. daz ir mich bihvotent uor funden. unde
uor fchanden. unde unf helfent ziden ewigin wnnin. Gihuge liebu
frovwe. def herze ferif. da du fehe ginagilot. din vnfchuldige chint. 35
zideme galgin def cru(i5a)cif. Ich hite dich dur die clagelichun
ftimme die er Ivtte do fin heilich geift uon finime gibeine fehlet,
dur den antlaz da er unf finif uatir hulde giwan. daz du uirnemeft
mine ftimme inallen min notin unde angiftin. Ich bite dich gnadigiv
dur den tot dinif chindif den du ane fehe. unde dur daz blvot finir 40
fitun. daz du gitrofteft mich inminir ivngiftun ftunde. unde inallen
min notin. Heiligiv troftei'in. allir trurigir herzin. ((5b) dur def
grabif ere da unfir herre alre troft inne lac. dur fin diemvoti du
cum mir zihelfe liebu frovwe. unde gihuge wie dime herzin wäre,
do du uon firae grabe fchiede. unde irbarme dich ubir mich fundigif 45
menifche. unde cum mir zihelfe anminir ivngiftun not. dur die herun
urftende. da din herze mitte gilabit wart, unde gitroftit. do du in
fahe irftanden dem du dauor ebindoltoft fereliche infin notin. Nu
fende mir dine ( 1 6 a ) helfe, unde din troft. dur die frovde der herun
urftende. daz ich irftan mvoze uon allen minen angiftin. Herre 50
fcephare du da gifrotoft alle die indeme helle fere Marin, do du
irftvode uon deme grabe, du gitrofte min ferigif hferze. Herre du
irhuge min. dur din herun uffart. dur daz iamir dinir mvotir. unde
39 Ich] I vergefsen. 48 dem] dn
223 83 . 84
dinir ivnijiron. daz fie lieton poft afcennonem tuain. unde irlofe mich
55 iion der girdc unde uon dorne iamire dirre bovfun weite, unde mache
()0b) mich wirdich def ew igin libil". unde gib mir din fride. unde
din hciligit» geilt. Herre ihcfu clirifte uif in mir daz du mich bihvo-
teft. MÜ" uor mir daz du mich gileiteft. wif obe mir daz du mich
bifhirmelt. wil" umbe mich daz du micli gifegineft. Xu gifegine unde
COblfchiiiiie mich der vatir. unde der lun. unde der heilige geift. fie
biluoten min lib. bilialten mine lele. unde giriliten mine finne. unde
gileilen mich ziden ewigen ^\nnin. amen. (l7a)
l,
)he dir ie^^et A^erre. lo mache drie cherza unde finc an baren
cnien den lalmin. Audite coli, unde nah fivnf uerfin fo lif. Pater
nofter. unde eine ueiiie. unde fprich difgibet. Jleiligu Irovwa fancte
Iiil'anna. irliore micli indem namin del' almehtin gotil". unde fih an
5 mine not. unde an alle min angil'te. unde gidenche A\ie gnadecliche
dich got irlofte uon lukkin urchundin. unde uon denie biterin tode.
dur die gnade die got (l7b) do dur dich täte, lo bite ich
dich, unde bilVer dich fancta ful'anna. daz du mit dime emizigin
gibete. diuin got bittelt daz er mich gnadecliche irlofe. uon allen
10 minin angiftin. unde uon allen minen notin. Vndo uolfinc den falmin.
alfo. unde lif denne ander uenie diz gibet.
Herre got vatir almehtige. ich bite dich unde bifwere dich, dur die
minne fancte fufannun. daz du mich loleft uon minen üenden unde
minen angiftin. (isa) Ego figno crucif non clipeo protectuf aut
lögalea. hoftium cuneof penetrabo fecuruf unde fegine din hovbet fivnf
ftunt mit difime zeichinc. f zanuel. unde fprich den verf zvo deme
der da obinan ftat. Ego figno. Paruc. domello. aftac. effranif. prota-
nif. lezradif. Herre crift gotif fun dur der angift ere. da din heilich
herze mite biuangin uaf. do du herre crift din heilic gibeine, zvo
2Q der martire gäbe. ( 1 8 b ) dur die minne unde dur die tru\ve. die du
ziden menifcin hatoft. fo bite ich dich daz du gitrofteft daz fer
minif herzin. alle du gitroftoft daz fer dinir ivngiron indeme zite
dinir urftende. Pater nofter. llerre crift unde dur der angifte ere da
din heilich herze mite biuangin ^^ af. do fich din goteheit unde din
25 ujenifcheit andeme cruce fchiediu fo bite ich dich. Pater nofter.
Uerre crift ich bite dich dur der angifte ere. da dinir trut mvotir
84, 3 eine ueniej fehlt t/aror ein Imperativ? 4 fufunna 10 minen aus
Tdimn gehefiert. 12 almeltige 15 fecuruf tn fecura ^eänderr. 22 ivugon
84 . 85 223
(l9 a) herze mite biuangin Maf. do fi dich ir trut fun fah tovwen.
unde irfteibin andeme cruce. Pater nofter. Herre crift unde dur der
angift ere da der heiligo?i zwelfboton herze mite biuangin Avaf do
li dich lahin iterbin. lo btte ich dich. Pater nofter. Icii bite dich 30
herre fancte moyfef dur die gnade die unfir trehtin iibir dich gi-
dahte. unde ubir aaron do ir vahtint wider pharaonem. unde ir
ivwir arma ovf hvobint. (ob) unde in mit den l'elbin wortin
grvoztont dur die feibin gnade, bite du criftif chemphe. daz er mich
lofe. uon der crefte minir fiande. alf ivch unfir trehtin lofte uon 35
pharaonif giwalte. amex.
N
i*v tvo dine bihte unde uirgih dinir fundon. fo uirgit dir got dine
fculde. unde lif die ilbin falmin. Domine ne infurore. Gloria patri.
Kirieleifon. Chrifteleifon. Kirieleifon. Paternofter. Ne reminifcarif
doraine deuita mea. uel parentum meorum neque uindictam fumaf de
peccatif meif. Dirre falme 11 gifungin deme heiligin geilte, unde 5
allen den tuginden def himilf. cherubin. feraphin. (22b) tronif et
dominationibuf allini himilfchim here. der heiligun botefchefte def
heiligin wortif patrif. daz fancte gabriel chunte fancte mariun. def
irhuge herre crift. m if gidultich ubir mine funde. alfe du herre wiz-
zift minin willin dine hulde ziwerbinne. 10
Oratio.
Defende me domine ancillam tuam coram omni potentia tua proftra-
tam et abhoftium me fortitudine tuere. nee bona tua difFiculter
inueniam. fed concede fancte fpirituf ut prome fupplicent fancti tui
et an(23 a)gelice poteftatef. Per Pf. Beati quorum. Gloria patri.
Kirieleifon. Chrifteleifon. Kirieleifon. Pater nofter. Ne reminifcarif 15
Domine ne meminerif iniquitatum noftrarum antiquarum cito antici-
pent nof miferie tue quia pauperef facti fumuf niniif. Dirre falme
fi gifungin. indie ere dinir heiligun giburte. herre got. unde fancte
mariun magdalenun. unde fancte afre. unde fancte Avalpurge. unde
allen den die ir chufci haut dur got bihaltin. dur der willin. fo 20
gihuge du daz du mit deme vingire ander erdun fcribe. da mite du
herre crilt daz wip (23 b) irloftoft. uon der giwalt die fi wolton
fteinon. alfe irlofe du herre mich uon allen den die fich vbir mine
funde wellen frovwin. odir ubir mine fchande. Omnipotenf miferi-
30 fah 35 lofle] loft 85, 2 Ps. 6. 14 Ps. 31. 20 der] dn
224 85
25 corf deul' uniuerl'a mihi aduoi fantia propiciatuf exclude. ut niente et
corpore expedita. «jue tua lint liberil' montibuf cxequi merear. PI".
Doinine nc. infurorc. Gloria. Kirieleifon. Chrilteleifon. Kirieleilon.
Pater nol'ter. Ne remiiülcarif. Hcrre drelitin ich lue difen lalmio
indie ere dinir martyre. unde allen din martireren uiule bitte dich
30 dur faiicte ftephanif (24a) undemlur fancte blafivn Milliii. vnde dur
fände laurcntiun ^^ iUin. lancti geor^!;!!. ianctl benigni. unde tlur allir
der willin die ie dihein itiwiz odir diheine niartiie dur dine niinne
irlitin. daz du gnade habeft. luinir brodi. unde mich irlofeft alfe dv
loitolt rulannani uon dem itiwizc der ubilon livten alfe irlofe du
35 mich uon \\ eltlicliim itiw iz daz inheinif minif uiendif m ille ieniir an
mir irwllit \\crde. Ne derelinquaf nie domine fancte pater et domi-
nator uite mea? nt non corruam inconlpectu aduer(24 b)fariorum
raeorum ne gaudeat deme inimicuf nieuf Per Pf. ISIiferere. Gloria.
Kirieleifon. Clirifleleifon. Kirieleifon. Pater. Ne reminifcarif. Mit
40 difime falmin fvoch ich dine gnade, herre ich habe in gifungin. dinir
uf ferte zieron. unde fanclo iohanni baptifte. unde fancto iohanni
ewangelifte fancto tloi"iano fanclo ])an(aleoni. fancto remigio. fancto
ivliano fancte marie et fancte martlie. dem gvotin lazaro. der vier
tage tot waf. vnde du in lebinden machotoft dur die gnade fo gi-
45 denche unfirf teilif def du uon dinir nivotir fancte mariun name daz
du hine zihimile uvortoft. def (25 a) uirgiz anniir niet. irhuge der
gnadon die du dauide täte, do er "vvidir dich fchuldich waf. der
manflaht. unde def hvorif. unde er dine gnade irwarb mit den wor-
tin miferere mei deuf miferere mei. alfe gnade du mir herre uil
50 fundigere. Tribue quefo omni])otenf deuf ut perinterceffionem fancte
afcenfionif tue illuc lendat noftra deuotio quo tecum eft noftra
fubftantia. Per deuni. Domine exaiidi. Gloria. Kirieleifon. Thrifteleifon.
Kirieleifon. Pater nofter. Nereminifcarif. Virnim hei're crift dii'in
falmin zieron (25b) deme heiligin geifte den du fantoft zitroftc
55 dinen ivngiron. die mit vorhte ^\arin herre rvoche mich zibefchate-
Avenne mit dem heiligin geifte der mich A\ife unde lere dinen Avillin
zitvonne. der min herze intlivte. daz ich dich minne unde furhte.
ich bite dich dur den dienift fancti martini. fancti gregorii. fancti
iiicolai. fancti leonardi. dur alle die die mit bihte ginefin fmt daz
60 ich ubir winde mine funde mine angifte mine not. (26 a) alfe div
driv chint tatin. Sidrac mifach et abdenago. indemc eit ouine die
26 expedial. Ps. 37. 33 du min gnad' 37 raee 38^5.56. 42 florino
47gnadou 30 quel'ü] qs^ pcrlerceflion^e 52 7'a-. 101. 58 dieu('«e"eZei/eynift
85 . 86 225
(lannan uon gifunt chamin. der Celbun gnade gitniwe ich dir. nah
gnade hilf du mir.
orntio.
sjeul' qui contritonim iion dcfpicil' gcmitiim et merentiuni non Ipernif
affectum adelXo precibul' iioltril" qnaf pietati tue protribulatione 65
noftra ofTerimiif ut eaf dementer fufcipiaf et l'olo pietatif tue intuitu
tribuaf. ut qnicquid contra me diabolice atque humane moliuntur
aduerfilater. ad nichilum redigaf et confilio tue pie(2() a)tatif alli-
daf. ut nullir aduerlitatibul" lefa i'ed ab omni tribulatione et anguftia
liberata. graciaf inecclelia tua reLram tibi leta. Per. Dej)rofundif. 70
Kirieleilbn. Chrifteleifon. Kiiieleifon. Pater nofter. Nereminilcarif.
Gifprochin fie dirre falnie dinir gotheit herre crift. unde bite dich
dur die liebi die du lietolt zvo adamif feie, unde eue. abrahamif.
yfaac. unde iacobil". der heiligon >\ ilTagon. unde dur alle die. die
du uon helle loftolt. unde fie neme indin riebe, dur dier feie ^^illen 75
die dannan here mit dinen (27a) gnadon. gincfin fint. odir nob
ginefin fun. daz du minir ainuin feie gnadef. unde mime brovdeme
übe. daz du juir die weit nob gifemfteft daz ich mit A\arre bibte
bicbome dich zilobinne. minir armuu feie zignade. Deuf confolationif
et pacif refpice propitiuf adprecef meaf et concede ut anime famu- 80
lorum famularumque tuarum que abadam ufque inbodiernum diem
de hac luce migrauerunt quique ba])tizati et confeffi infide catbolica
perfeuerauerunt (2: b) et de fuif rebuf secclefiaf dei ditauerunt ut
infinibuf abrabe yfaac. et iacob. feliciter requiefcant. moxque amorte
fufcitati tibi placeant inregione uiuorum. Per Pf Dominc exaudi. 85
leb lobe dich uatir got almcbtigin. unde diu fun. unde diu heiligin
geift. unde gilobe die drie binemide ein warin got. Ich lobe dich
herre allir der gnadon der du mir ie gitate daz du (29 b) mich fo
dicbe irloft baft uon uii manigin angiftin notin unde fcbandin unde
bifcirmit baft uor uil manigen fundin. jNu bite ich dich herre dur 5
dine vatirlicbe gvoti. daz dv fift min troft inallim minini vntrofte.
bidenche din ricbtvom unde min armvot. virlie mir w iftvom. binim
mir tumpheit. bifchirme mir herre. min lip unde mine feie, unde
mine ere uor allen minen uienden gifunlichen unde ungifunlichen.
65 adt-ne- pielaii 70 /'s. 129. T.j wille 83 pcclcfiaf ul]&
85 Ps. 142, «6, 7 din] rniii
Altd. Predigten. 15
22C SO . 87 . S8
10 Ich bite (lieh (so a) herro dur den gnadeclichin rat den du täte mit
dimc vatire undo mit diine lieili^in i^oille vmbe iinie heil daz du
mich bilchirmeft vor allen ratin die iibil l'iiit. iior liiiider rede. \ or
fchelt wortin. uor itiwiziii. uiide daz iibil daz ich widir dir i^itan
han. dur mine brodi. vnde dur min um irw izzin heit. daz du daz
<5uirtilgeft mit der menilcheit die du an dich iii]ihieni,'e uon der liei-
ligun magit fanctc mariun. Ich bite dich herre (lioli) dur dinir
heiligun giburte willin. unde dur dinil" tovITif w illin. den du injjhienge
unde dur der martyr Avillin. die du lite andemc cruce. mit fpotte.
mit halHei^in daz du mich nieniir lazeft chomin z\() weltlichen
20 hovndon dur dibeine mine (unde. Ileiliii,ir geilt du dir ijüt ein troft
allir gifergotin herzin. unde allir not haftigin menilchin dv gib mir
daz ich dich got minne in allen minen (,!( a) luinin. unde gib mir
die reinicheit minif herzin unde def nnotif. unde die chMCchi def
libif unde daz ich indileme übe garnen mvoze. daz ich gnacU'cliche
25 zidem e\\ igin Übe chomin mvoze. amfn.
H<
Defaiieto erafino.
lerre fancte erafme du mime trehtine andifeme feibin orftirlichin
tage giopherot wrde. zifrovde der heiligun relurrectione. Du ini)ha
hüte diz opphir umbe mine Tele unde umbe mine weltliche ere (31 b)
daz min trehtin mich giriere unde mich giw ere mit fin gnadin. unde
5 mit allen din dingin die der Tele lobilich fin. ich bivil an dino
gnade min rat unde mine gitat. unde minu wort da n)ite mir dihein
menifche fcadin w eile, daz er mit din gnadin virmerit mvoze werdin
wände min trehtin ielbe Iprach fwer fo din namin andifeme oftir-
lichen tage ginemmit fwef fo er gibitit daz er giwert werde, (ri a)
*0 nu inpha mich andine trivwe dife giwihtin tage, unde dife giw ihtin
nahte, daz min trehtin mich dur fine gnade anallen gvoten dingin.
Avonen laze unz an daz ende, minif libif. daz inheinif niinif uiendef
wille anmir werde irvollot. daz chome dir zilobe. unde allen zi-
trofte die dinir gnadon biten. amen.
Ich bivil mich .N. dem almehtigin gote indie (42a) felbun gnade
fo er fancto iohanni bival fine mvotir do er andcm cruce ftvont.
ich bivil mich indie felbun ginade fo er fin geift fime vatir bival.
do er andem cruce folte irfterbin. indie felbun gnade, unde indie
25 zomin iil, 5 din] dincn 11 nahte in nahten ijeündert.
88 . 89 227
trovwe l'o er fancte iiiariun iino zieiiiir invotir ircliof. unde fi in 5
zieme heiiigin Cuiic iiulie felbiin gnade, lo ime der gvote fancte
iacob. fin fun bival do ern fante inegiptum indie felbun gnade fo
ime (-iib) der gvote tobiat li.iin Tun bival do er in fante indaz
lant regionera gentium. Ich bivil mich hüte indie heiligun hant den
heiligin livf trahin blvotigen. den heiligen nagilin. dem heiiigin lO
cruce. Icli bivil micli dem gitruwin fancte petir indie felbun gnade
fo ime der heilige crift bival finii fcaf unde die fluzil def himilf.
ich bivil mich hüte unde iemir inden heiligin fegin def almehtigin
gotif noh niemir inhein min (43 a) viant mir muge gifchadin. gi-
fihtich unde ungifihtich. Ich bifwere mich ])ideme uatire unde bi- 15
deme fune. unde bideme heiligin geilte daz div ovgin nien haben
da mite fti fehen daz mir fcade fi. noh der munt da mite fu fprechen
daz mir gifcadin muge. noh div orin noh daz herze da mite fu hören
odir gidenchen daz mir fcade. noh die fvoze da mite fiv gien odir
ftein daz mir fcade fi. div uil heiligu (43 I») zefue def almehtin 20
gotif der biuil ich hüte mich unde iemir min lib unde mine feie,
unde mine weltliche ere. daz ich mit gnadon lebin mvoze unde mit
fride minif libif unde minre feie, nu gifegine mich daz her cruce.
vor mir fi der gotif fegin. mit deme feibin fegine da mite dir almehti
got ^^ af gifeginot do er uvor zihimile. fro elifabet mit ir heiligim 25
fune. gifegine mich fancta cilina (44 a) mit ir fune. gifegine mich
fancta felicitaf ir fibin fune gifeginen mich, mit deme feibin fegine
fi ich gifeginot da mite die drie kunige Man gifeginot. die der
knnich herodef wolte martyron der heilige fun fancte mariun der fi ■
hüte min halfpcrge. minif libif unde minir feie, unde minir ^^•eltlichun 30
ere der gitrovwe fancte petir fi min wegewife. minif libif unde
minir feie mit dem feibin fe(44b)gine fi ich gifeginot fo got die
drie knappin gifeginote die der chunich nabuchodonofor wolte vir-
l)rennin. Sidraac. 3Iifaac. abdenago. Kirieleifon. Chrifteleifon. Kiri-
elcifon. Pater, nofter. f 35
Ich bin hüte uf giftandin. indie ginade du' almehtin gotif gangin
(94 h) hüte fi ich inallir der weite gimvote. alfe ir herze inir plvote.
alfo wol fie ich inallir der weite lüfte alfe ir herze inir brufte daz
ich inen allen fi alfe lieb, dar ubir manon ich dilln namin. den adam
ane rvofte. do er die hant fah div in da machote. daz dirre. adonay. 5
88, 1 '•■ fehlt etwas. 25 hciligir
15
228 90 . 91
Innomine jjatrir ot (ilii. et Ijiirituf fnnrti. Ilene fo bivil irh dir huto.
min lip. undo niiiie lole. zibilivotiiiiie. uiido /ihilcliirmiiinc ( '»:. a )
alle dv bilcliinidort danieiem do er wal" iiideiiie hole der iovwdii.
fufannam uon deme liii!;ili(liiii urcliiindc. liuictiiiu petnnii iioii den
5 clietinnon. lanclain niariaiii magdak'iiaiii. uon ir i'undon. allb nivoziltu
mich hüte bihvotin uor luadon uor Icliandon. iinde uor uii^inde andon.
def bitte ich dicli herre diir dinir mvotir ere. uon der dv die men-
ifcheit inphienge. die menil'cheit an daz cruce leitolt. mich (95b)
uon der helle irloCtoft. zidenic hiniile du mich brahtoC. dannan bin
<Oicli giuallin. eginil' danchif ei^inif wiilin. .Nu bit ich dich herre
widirzicomlnne dur diu heilii^iii nainin on. dur den l'o liiit alliv dinc
zideme ewigiu übe. d\ mich bilVliiruiirt. in dirinic i^cgin \\ar(ii;in /ite.
Seliger vnd aller gvotefter lierre got gelobet fiftv iemer. der gena-
uen der dv tete. dien hcligen zevvelfboten. vnd dinen ivngern. dien
dv dinen heiligen geit fantoft. vnd fi fo Aviz kven vnd (tarch mach-
tolt. dal" I'i getvrllelich in die A\elt giengen diu wort künden all' von
5 in vor gelchribcn wal" in oinnem terrain exiuit lonul' eoruin. vnd dal"
li alle zvngin redent wrdin. vnd aller der genaden der dv diner
criftenheit mit in halt getan die dv mit inen ge])hlanzet halt, vnd
fvnderlich liltv gelopet. der genaden der dv vnf haft getan an dem
rtvül zerome. vnd an dem bablte. den wir an diner Itat da vinden.
10 vnd an dem bilchollichem gew alte, vnd ])rierterlicher w ichte. vnd an-
der ordenvng der heiigen melTe. da man dich alle tag handelot. vnd
enphachet. vnd och vnl" armen mit teilet, dien dv din nit ungvnftig
bil't. vnd fich och nach ir ftaten gegen dir bereiten went. tielobet
lieft och lieber herre. der gvele der dv vnz och haft erzeiget, an-
15 der ordenvng der heiligen bichte. da w ir w erden von fiinden eiloft.
vnd troft enjthachen daf dv vnf weleft din rieh gelien. üIi wir vnf
nach der bichtere rate, ricliten und halten wein. Aalmechtiger
herre got gelopet fiftv fvnderlich der genaden. der dv crzegteft an
diner lieben renen mvoter. der feiigen maget marien. die dv nach
90, 9 irlolofl. 91, 1 in der Handschrift Gclig' 2 die heligc zewefbole.
s
vn (linc iviiger. ilio 3 vii flarch ö /'*. 18, '>. 8 IVdiich 9 dciij daii
14dvYuzjdvz 15 ordenvg — werd 16 wlefl 17 bichlo ralcl.
91 22a
ir zit uf ze dir neme. mit lip und mit feil da für wir ef billich haben 20
(20a) fvien vnd fi für dich geiezet halt, vber alle die koer der
engelon. vnz zc einer getrevwer fürfprechcrinon. da aa ir fi vni din
hvlde vlechen fvlen. Gelopet liftv och der. gvete. der d\' er zeget-
hal'l. an allen dinen heiigen zewelf boten, die dv fürdich gefidelt
haft. wan fi och hie din fchilt geverten waren, vnd an dien feiigen 25
ewangeliften. die vnz din leben din lere din marter. lot. vrftend.
vnd himelvart. getrevlich gefcriben hant. dar vm fi billich vor dir
fvnder er haben fvlen. vnd fvnderlich fiftv gelobet, der liebi. die
dv er cegtoft. dineni fvnder trvteii. laut lohanez e«angelift. wie lang
dv in leben lieze. daf er dir vil frvcht brechle. vnd hochef lonez 30
von dir er\\ rbe. vnd wie dv in do an bizvnder totef marter. hin vf
ze dir vnd ze diner lieben nivoter genomen haft mit lip. vnd mit
feie, def wir dir wol getrvwen fvn. daf die renen libe. din vnd
diner mvoter. vnd och fin. die hie mit ein ander in folichen trevwen
waren, daf och die von dir iiit gefreraedet fin. Gelobet fiftv och 35
aller der gvete. der dv erzeiget haft allen dinen helligen ivngern.
die dir hie vf erde nach volgend waren, dar vm fi och nv himelfche
froede habent. Gelobet fiftv och lieber herre. der genaden der dv
haft getan, allen dien feiigen marteren, die dv ftarchtoft in aller ir
wider werdekeit. daf fi dir nach ge% olget hant. mit rechter reiner 40
marter. dar vm fi och nv die ewigen rvowe vnd frcede bidir vnd
jnit dir hant. Gelopet fieftv och. der gvete der dv vnz haft erzei-
get, an dien heiligen bichtern. vnd lerern. die vnz din getrevwen
lere, vnd diner boton erlvchtct hant, div vnfern kranchen finnen.
ze tief vnd och ze tvnkel w er gew ezen. ob fi vnz nit von in er- 45
levclitet wer. Gelobet fiftv och der hochen genaden. die dv haft
getan allen reinen megden. die der weite fvezekeit dvr dich fer
fmachtcn. vnd dir mit reiner kvfchekeit hant nach gevolget. vnd ir
och vil ir blvot d\r dich ver gozen hant. Gelobet fiftv och der
genaden die dv allen rein w itwen erzeiget haft. die dv mit rechter 50
Itctckeit gefterket haft. daf fi in mangem vngeniach. in diner min
\ol herdet hant. biz dv fi ze dir genomen haft. vnd aller der ge-
naden der dv iegcteto. allen (2üii) dien die mit ir rechten .e. nach
dinem gebot gelebet hant. daf fi da mit behalten fint. vnd och allen
die noch in dem fegfivr fint. die dv gefiebert haft. daf fi fehler 55
20 bilich 22 fvrfprecher inoa. 2i zewell bolee. 25 fehlt geverte
26 cwangelift. — vrften. 39 dieu] die 40 m idV/dekeit. 41 fi] fo
42 fioflY dv och. 4 3 bicher. 44 fiiien 50 erziget
230 91
oder llef^^en zedir konien fvlen. 0 lieber herre gelopet fiftv och
aller der gvete. «ler dv erzeiget liaft. allen dien die noch vf erde '
lebent. in niiiinen \ nd ti'»lt. \ iid zvoierlicht. dal" dv ir genaue habii't.
vnd fviiderlich der genaden der dv vnl" haft getan, mit allen dien
60 reinen tvgenden garten, die dv vf der erde gephlanzet hall, an allen
reinen ordenen. vnd leligen clortcrn da dv bizvnder in geminnet.
vnd getrevdet «irrt, ver mer den in aller der A\elte. vnd fvnderlirh
an dien betel orden. mit dien dv dine kriftenheit. geleret vnd er-
helltet haft. (ielobet Hltv och lieber herre der genaden der dv
65 haft er zeiget, an allen dien die dv mit dem crevce gezecheiit haft
gegen diiiez geloben lienden. ^ nd och an anderen die daf crevce in
dincr minnc tragent. vnd och allen dien die in weiden vnd in klvzeii.
dvr dich in diner minne wonent. vnd anderen armen brvodern vnd
fwefteron. die dir vnd diner renen mvoter. an bizvnder orden in
70 willekelicher armvot. renekelich nach volgent. vnd och allen dien
die mit ir rechten .e. in dinen Inlden lebent. vnd och an allen dien
die mit getrev^er arbeit daf erlrich bvwent. vnd ander anlwerch
vebcnt. ^iid manger leie dienl't tvont. da von din criftenhet gef\ ore(.
vnd bekleidet wirt. def fi din miltiv gveti iemer gelobet, vnd oth
75 der genaden. der dv erzeigeft an allen, dien, die noh in ((etlicben
fünden lebent. die dv vf bezrvng frifteft. vnd gedvltekelich Mortefl.
wen fi wider kcren wein, daf dv fi gvetlich enphachift. 0 lieb(M'
vnd getrevwer herre vnd vater min. ich armer vnwirdiger menfche.
loben vnd er dicb. vnd danken dir fvnderlich der genaden der dv
80 mir armen haft getan, daf dn mich ie din creatvre ^^ erden lieze.
vnd dv wer holz noch krvt. vf mir machtoft. fvnder daf dv din
menfcheit an mich haft geleit. die dv nach dir felbem fch\efe. vnd
felb an dich genomen haft vnd mich nach dir gebildet haft. \nd d\
mich vnder vngelobigen le\(en nit liaft Verlan, fvnder in diner rein
85 Griffen heil. mhI ( l' i a ) dal" dv mich an allen minen geliden vnd
finnen fo genedekelich verrichtet haft. vnd daf dv mir och dinel"
zerganchlichen gvotcz fo vil mit (clteft. daf ich dvr miner liplichen
noltvrft willen, von dinen hvidcn it dvrf gan. \ nd mir gvoter herre
diz allez vergeben getan haft. vngebeten vnd vnverdienet. daf ich
90 mich do in minen kintlichen tagen von dir fchict mit fvnden. vnd
57 dien] dio 58 halt ift. 5'.) vnf) vf (11 rloft'— j;oniinrt. (Kl mit dio
68minc G8. 6Ü hrvd^n fwoloro. 75 orzicfr 77 wpI.— epachifl. 78 nuMifclic
aus miiifclic ijebefsert. 79 fvdlirh 81 maclioll 82 inroclieil — foll>c
83 dich zweimal. Si viigelobi!:e 8G fiimenj fiiic 89 vii ■robclc
91 231
fo ich von dineri genaden mer vf gie an dem lip vnd an dem finne.
fo ich verer von dir floch. vnd daf ich dich aller gvotefter herre
Ib dich er z\ rnet han. mit l\) vil grozen vnd kleinen iVnden. vnd dv
mir daf l'o gvetlirh vertragen halt. \nd daf dv midi mit der erften
tot f\ nde. nit liez vallen in die helle. \ nd w ie nianger fvnden dv 95
mich vl)erhal)en liaft. die ich ger getan hette. vnd wie dik dv mir diu
genade I)vte. vnd ze minem herzen klophetolt. l'o ich din enkein
war nam. alf ich folte. vnd w ie d\ getrcvw er. herre mit diner gvete
min übel vber wunde, vnd mir revuc geh vm min fände, vnd mir
zebichte hvlle. vnd ze gevelliger bvoze. Ach gvoter herre ich lop 100
dich aber fvnderlich. daf dv mich halt vf genomen. für mangef dal
cdeler. w ifer fchcener. vnd tvgenthaftcr Mal', denne ich ie wurde,
vnd daf dv mich haft bracht, in diner tvge;.den garten einen, vnd
mir haft gehvlfen. ze einem orden. für den ich enkeinen andern
weite han. vnd aller der genaden der dv mir da in haft getan, an 105
geflicher verrichtvng. an fw elterlicher niinne. an gvoter gefelle fchaft.
vnd an liplicher notürft. vnd wie kranchlich vnd vnüzelich ich mich
dar in gehalten han. vnd mit wie manger vn nvzer vnmvoz ich mich
diche bekvnbert. han. vnd waf ich gvotez verfvniet han. daf ich
^^ ol mecht han getan, vnd wie wening aber dv gvoter herre mich 110
def haft lan engelten. vnd wie genedekelich dv mir in allen rainen
arbeiten, vnd in allem minem kvnber zehelfe konien bift. def fi din
miltiv gveti iemer glopet. vnd aller genaden der dv mir haft getan
der ich nit betrachten kan. vnd och der dv mir hetel't getan, üb
ich dir fi nit. mit minen fvnden vnd f\mekeit. vnd vndankbcri ver- H5
derbet hette. vnd och der dv mir noch \\ilt tvon. def ich diner
gvete getrevwen. Gelobet filtv och lieber lieiro aller der (2 1 b)
genaden die dv haft getan, allen dien die dv mir ze IVnder frivnden
geben haft. der licbi ich nie wirdig wart, vnd def dv mir mit in
zcgvot haft getan, die mich dvr dich geminnet haut, vnd minen ge- 120
breften gvetlich gellten hant. vnd mich gegen dir gefürdert hant.
mit ir getrevwen. lere, vnd gvotem bilde, vnd frivntlichem gebette.
0 lieber gvoter herre wand aber ich dich niemir vol lopen kan.
noch enmag. der mang valten gveti. fo dv mir armen vnwirdigen
menfchen haft erzeiget, fo bit ich die lobz riehen himelfchen kvngin. 125
vnd alle heiigen engel vnd feiigen heiligen, vnd allef daf himelfch
91 ^ciiad 97 klüpolofl. 99 vb wudc das ziveite \nd zweimal. 102 wde.
lOß fwcflcrlicli miiic". 107 lipllich^— kraclilich 117 der (21b) der genade
119 ich ziceimal. 120 gemitiet 124 arme vnwiidige 126 hiinelfech
232 Ol
in gofinde. daf fi dich für mich lopen. 0 lieber herre. fo aber mir
alle die gehvlfen Io|ioii. die in himel vnd vf erde fint dan noch
lopt ich dicli billich vnd f^crn mer. dal ich nv vnd elliv menfchcn
130 dich nacli dinem liehlten ^^ illen. \iid vnCeren ^Moeften leiden f^elopin.
vnd geerin. vnd dir ,i;;edanken miigin. def hilf vnf herre dvr din
milten gveti anie\. Aller gvotefter herre got. \\and aber dv mir
vaterlicher haft getan den ie vater alil mvoter ir kinde. oder kein
frivnl dem andern iegotete. lo klag ich dir all" ein armez vngetrevwe/-
135 kint. finem getrevw en gvoten vater. allen den mangvalten gebrcften
der noch an mir ilt. daf ich dich nie gemiiUe. noch geerte. noch
gelopte. alf ich von rechte folte. vm alle die genade vnd daf gvot
daf dv mir armen vnwirdigen haft getan, vnd daf ich noch nie fo
grof iamer noch biterkeit gewan. \ in din grozen. vnd mangvalten
140 arbeit, vnd biterlichen martei-. vnd eilen den tot. fo dv dvr mich
erliten haft alf ich billich folte. vnd daf ich nie fo gro/, rev\>e ge-
A\an vm alle die f\ nde. die ich ie geilet, alf mir Jiot \\ ere. vnd nie
fo groz leit gewan. vm min mangvalten gebreften alf billich wer
vnd noch an gedenken willen, w orten vnd A\erchcn. fo gar \nlvter.
145 vnd vndvrncclUig bin. vnd och fo gar vn volkonien bin. daf min
zvng fo fnel vnd min mvnt. fo bereit ze vniizen Morien if(. vnd io
fvmig zc dincin lobe, vnd min lip fo halt ze der lichtekeit. vnd fo
treig ze dinem dienfte. vnd daf min herze noch fo verkvmert ift.
mit fo manger vpekeit. vnd fo gar vngeordenot ift. ze tvgenflichen
150 gedenken, vnd daf ich noch fo vil gebreften han. an fenfter gedvlt. an
(2?a) Ivter deinvete keit. an brinnender minne. gegen dir vnd
minem eben criften. vnd daf ich anhvote. noch an zvclil. nie wart,
noch niender bin. alf ich von rechte folte. vnd wie wenich ich ge-
denke wie \ iid waf ich tveie. vnd wal" ich tvon feite, wie ich elliv
155 ding nach dinem liebften w illen \-ol bringe, vnd daf ich dich w ir-
digen got. nit ellivzit an ininer gegenw irtekeit han. an def gegen
Avirtigi ich vn w irdiger menfche bin von angeng gewezen. vnd noch
elliv zit bin. mit allem minem tvonne. A'iid klag dir lieber herre.
daf felbe klein gvot daf ich tvon. daf daf noch fo gar \ nivter ift.
ICO vnd fo Mmielig. von ifaler er. von betrogener hofart. von vrdrvze.
vnd von flewekeit. vnd fo vnbehend bin ze allem dem daf mich
gegen dir gefvrderen mechte. vnd fo geneget zeder lichtekeit. vnd
i.30 vnd] vn i;{(). 137 tjcorcl. noch i;i'l(t|)lo. 1 '••'( wortc 1 U) viiv/c worl
151 hriiioiul 158 Iviic. Kil vnbchcii
91 233
wie klein fliz ich hab. daf ich Ivterlich gerainne. daf dv minneft.
vnd och daf haze. daf dv hazeft. an mir felber. vnd an anderen
livten. vnd wie Ivzel ich minor brcpkeit. vod minen fleiflichen ge- i65
Ivften. vnd vn nottvrftigem mvot willen, wider ftanden hab. vnd Avie
bekvmbert ich noch bin. mit italen irdenfchen vnd zerganchlichen
dingen, vnd \a ie gar vnwirdig ich dinef troftez bin. vnd der fveze-
keit fo dv ze geben phligeft. dien die der weite fvezekeit dvr dich
verfmachen wellent. vnd fich nach ir ftaten gegen dir bereident. vnd 170
daf fo gar von minen fchvlden ift. vnd daf ich noch fo wening ge-
denke vnd betrachte, nach dir minnender got. vnd nach dir geminter
got. vnd dir reniv minne. vnd nach dir geminter vater. vnd geminter
fvn. vnd nach dir fveziv reiniv minne heiliger geft. \> ie dv in diner
heren drivalter einekcit. lebeft vnd richfeft. an angeng. vnd an ende. 175
vnd wie dv himeifcher vater. din lieben mvoter. die himeifchen
kvnginon. haft erhoechet vnd gekroenet. vber allez daf vnder dir ift.
vnd wie die lieben engel. die min varwen feraphin. vnd die lichten
kervbin. vnd die hochen troni. vnd die herlichen dominationes. vnd
die tvgentlichen virtvtez. vnd die gewaltigen poteflatez. vnd die I8ü
fiirftlichen principatvf. vnd erzelichen arkangeli. vnd angeli. alle die
feiigen (22 b) engel der himel vor dir geleftent. vnd vmbvliegent.
vnd in weler AAirdekeit die hohen patriarken. vnd die Avizen pro-
veten vor dir wonent. vnd Avie dv die feiigen zwelfbotcn. din lieben
fchilt geverten für dich gefidelt halt, vnd A^ie die getrevwen ewan- 185
geliften. die man hie malot. vm din maieftat. da vm dich gebildet
llnt. A'nd waf frceden alle die feiigen lA-nger die dir hie nach vol-
gend Avaren da vor dir hant. vnd in weler vber gvlter roter fchoeni.
die heiligen marterer vor dir levchtent llnt. And in Avie hocher ge-
zierde. die feligea bichter. vnd die getrevwen lerer vor dir fchinent 190
fint. vnd Avie verre vber lilien Avizer. vnd rofen roter fchoeni. die
renen megde. vor dir gezieret fint. vnd in Avie AAnricher ftetekeit
die gvoten Avitwin vor dir beftedet fint. vnd Avaf frceden allez daf
lieb gefinde daf dv an dich gezogen haft. ewekelich mit dir. vnd vor
dir hat. dien dv fo vber Avnflichcn gewalt gegeben haft. daf fi dich 195
minnent anemveie. vnd erent an forchte. vnd nizent ane gebreften.
vnd dich lopent an Ardrvz. dir dienent an arbeit vnd dich fechent
163 geminc. de dv mincfl. 170 borideiil. 172 minend^ 173 min"e. vn
nach dir gemiter 174mine 178 fcrapin. 179 Ironiii. 181 principalef.
182 geleftet. 190 bicher. vn die hoche (darüber gctrvwen) lerer 192 vo
dir geziercnl finl. 195 die dv 196 rainet
231 91
an vndcrlaz. vnd wie wunenkelich fi och diu götlich liett dvr Ivchtot.
vnd diu götlichiv froede dvr flevzet. vnd wie gar dv von inen ge-
200 freniedet haft. waf nicht nach ganzen frceden ift. vnd m ie li dich
habcnt niczent vnd trevtont nach ir A\nrce. vnd nach ir willen, alf
ir girdo geit. vnd wie gar dv li gesichert, vnd belledet halt, in fo
wnricher frnede. die hie ovge nie gefach. ore nie gehorte, noch
mcnlchen finne nie }»egiifen konde. vnd wie niemer nicht an in
205 werden mag. dal" dir niile valle. Ach gvoter got nv gib mir die
genade. daf ich har vber befrachte vnd gedenke, vnd ich troft da
in an dicli fvoch. vnd och vinde. viid ich zieoh vnd trinke, in mich
der götlichcn hiniellchen fvezekeit. fo vil dv mir von diner minne
riehen miltekeit fchenken w eleft. vnd froew e vnd truelte mich damit.
210 fo lang, vnd fo vil. alf dv mir von dinen erbarmherzigen genaden
gvnnen wclift. vnd fwa mir def fvezcn götlichen himelfchen troftez
nit werden niiig. dar nach alf min girde gert. ach götlichiv gveti
fo erzeig din vaterlichen trevwe an mir. vnd gib mir fo fenendez
iamer dar nach, daf min genivete elliv zit dar nach hvgende fi. (23 a)
215 0 herre min nv gib mir och genade ze bedenken vnd ze betrachten
waf iamerf vnd gebreften noch hie vf erde fi. an allen vn gelobigen
levten. die din. vnd diner götlichen w arbeit nit erkennen wcnt. vnd
in der blintheit zeder hello gent. daf la mir in diner minne. er-
bermekelich zeherzen gan. vnd fvnderlich vnd aller mcft la mich
220 nit ver gefen. diner heiigen criftenheit. vnd gib mir mit trevwen
zcbedenkcne. waf irretvomef vnd vnverrichtekcit noch in mangen
ende in der weite fi. an dem llvol zeronie. an dem babfte. an allen
riehtern geflichen vnd weltlichen, vnd fvnderlich wie die weltlichen
richtere. nit wand nach ir mvotwillen herfcliont. vnd lazen witwin
225 vnd wezen vber fi fchrien. oherre ihefii chrifte la mir och in diner
min klaglich zeherzen gen. daf daf heiig lant daf du mit dinem
blvote gewichet halt, vnd da dv vnz mit dinem dot erloefet haft.
vnd vber daf heiig grab, vnd ander heiig llete. wie die nv in der
vngelobigen levten henden fint. vnd daf fi inen enhein er bident.
230 vnd fo vil vnd fo dik \ on inen enteret werdent. vnd daf ich billich
fürchten fol. daf ef von minen fvnden 11. daf lieh nieman dar vber
19S an lor vndcrlaz ^e/i/f. wrifkelich 201 nozonl— wiife. 204 finnc ih fiii
oder kot\<ic in koi\iiüi\ zu bef^ern. 20(> vii vii godciike. 208 niine riehen
211 {,'vno 212';\li 213 eizi-: din valeiicn 21« vn ;renobige 217 erkeea
218 niine. 221 noh noch 223 richler 22'» richte. 225 chriflcj ypc
230 bilich
91 235
erbarinet. alf billich wer. Ach heri-e milter got gib mir och genade.
in diiier inimie div werch der erbermede zc vebeii. vnd fvnderlich
dar an daf ich betrachte, den mengvalten gebreft. den armelivt in
dir weite lieint. vnd lidontr in elend von hvnger von froft. vnd 235
tvrfto. vnd fichtagen. vnd in gefangnvft. vnd ferlmacht. vnd manger
leie trvebioli. vnd wider mvet. dif la mir gvotcr got. alf erbermeke-
lich zeherzen gen. daf ich min almvzen. bediv gczlich vnd liplich.
in diner minne. nach miner mvgent. volkomenlich mit inen tele.
0 eweger fchepher min gib mir och genade. in diner minne. dich ze 240
llechen vnd zobiten. vber alle die in geflichem fchine fint. daf dv
die dar in beftetift. vnd fi fterkift. vnd troeftift. wand leider geflich
leben iez alf fer ab nimit. daf gar not ift dich dar vm zebiten.
Aber die armen fvnder die fich ir feien nit erbarmen vvcnt. die fint
aller meft zerbarmen, ow e w and fi dvr fo kvrze froed. vnd kranchen 245
gelvft. fo blintlich gegen der helle gent. vnd doch mit fo grozer
arbeite, vnd (23 b) manger leig mveie. von armvot vnd von vnrat.
von gebreften. von wider mvet. von trvebfoli vnd herze leide, daf
11 ledor in dez tiefel dienfte lident. daf manger himelrich verlichter
erwirbet den fi die helle, ü geminter got mer gib mir zebedenken. 250
vnd zeklagen. wer der ift gegen dem die fvnde befchent daf biftv
herre. der aller eren wirdig ift. vnl och nit wand allez gvot vm
vnz verfchvldet hat. owe getrevwer got vnd erbarmherziger herre
vnd vater min. da von fo bit ich dich mit ganzem ernfte. daf dv dvr
din götlichen gvete. elliv finftriv herzen erlivchtift. vnd w are revwe 255
dar in fendeft. vnd inen vor ir dot helfift ze rechter Ivterer bichte.
vnd volkomener bvoze. nach dinen erbarmherzigen genaden. vnd
dien dürften ir ewigen helez. die armen elenden feien, die in dien
w'ifen fint. die fint och wol zerbarmen, wand fi in felben nit ge-
helfen mvn. vnd w ie die fin. vlechen vnd biten fvn. ach geminter 260
got. da von erhör min gebet, vnd kvm inen troftlich zehelfe. dvr
din grvndlozen erbarmherzekeit. vnd dvr miz armen gebetez. vnd
kranchen dienftcz willen. Axen. 0 hoch geloptv drivaltekeit. hilf
mir daf ich werd alf gewaltig, alz w if vnd alf gvot. daf ich müg
kün vnd w eile, dich hie alfo geminnen. gelopen vnd ge eren. vnd 265
233 in dir mine dv wer 238 gen fehlt. 239. 240 mine 241 fchine fintj
fchinel 242 befloifl 244 oder ir felben? ir fehlt. 246 krancbe ge
gelvft. 2'i6. 247 groze arbeile, vnd {23 b) vri inanger lenger leig 255 er-
Ivcht ifl. 258 beide dien] die 262 grrviidloze erbarherzekit. 263 die
dienAez 264 al gvl 265 gemine.
236 91 . 92
dir bedanken der mangvaUen gveto vnd genaden. der dv vnf armen
MI w irdigen haft getan, vnd iez tvoft. vnd noch tvon wilt. vnd detift
üb wir viil" gegen dir hielten alz wir feiten, vnd dich och gellech
vnd gebite. in diner niinne. vber. alle die nienfchen. die dv gefchafen
270 haft, nach dir felbeni. vnd mit dinem dot erbezet haft. vnd ze dien
ewigen froeden erwelet haft. mit alfo getrevwem ernft. daf din miltcMi
gvete begenveg. von niiner armen ivranchen bra'dekeit. vnd daf dich
gelvften müg mir dinez fvezen troftez hie fo vil zegeben. daf mir
der \\clte fvezkeit. vnd alf daf mich diner genaden geirren müg
lih fo fvr vnd biter m erde. ih\[' mich an dinem troft begenveg. vnd mir
alf daf fvz Ivftelicb vnd begirlich fi. vnd werde, daf mich mit dir
verenberen müg. Daf mir vnd allen dien menfchen. die ze dien
ewigen froeden erweit fint dif wider war. def helf vnf der vater
vnd der fvn. viA ,1er heilig geft. AMcn. amcN .xMcn.
IlErre ich bitte dich durch des fmerzen ere den dv enphienge in
diner kintheite. vnde durch das heiige bluot das dv guffe. das dv
mir vergebeft alles das ich ie \\ ider dich getet. vnde das dvi mine
feie reneft von allen fanden Ilerre ich bitte dich durch der be-
^ trahtunge ere. vnde durch der i;vmerlichen gedenke ere die dv hateft
da die zit dines todes gegen^^er-( is2 a ) tig \\as das dv mir ver-
gebeft was ich mit füntlichor bctrahtvnge vnde mit gedenken ie
A\ ider dich geted Liide bitte dich durch des bivotes ere fo dvi
fwiftoft das dv mit mir geruocheft lin in allen minen engeften vnde
IC inminer iungeften noit. fo min feie von mime übe fcheidet Ilerre
ich bitte dich durch das zitorn vnde durch des angeftes ere fo dvi
hatoft da dv vor gerihte ftuinde das dv mir helfeft das ich an dem
iungeften tage ane zitorn vnde vnfchuldig aller miner fiinde ^^ erde
ftan Nv gedenke an die noit das din fchöpher an die IVle gebun-
l'> den «art. wie tot bivotig lin heiiger lij) wart ( isJb) vnde wie fin
hcilgc hvit brach an lime libe von den vnorbcrmeherzigen flegen
owe vnde die noit das in die fw ere liege ftrolten an den fweronden
fmerzen ilnes libes llcrre ich bitte dich d\rch der bände ere da
dv mitte gebunden w rde vnde durch des heiigen bivotes ere das dv
20 inder not güffc das dv mich erhefeft von den banden der vngetriu-
266 gedanke 269 mfne. 270 felbe 274 geiren 275 fvr
92. Z 57. 7 in der Handschrift bclrahvngc 17 flroffen
92 237
wen weite vnde min leben rihteft noch dime aller willen Herre ich
bitte dich durch der dvrninen cronen willen, vnde dvrch der wnden
ere dines hobetes vnde durch dos heiigen blvotes ere das vbcr din
raenfliches aiitltiz ran. das dvi dii. gotlic-(i S2 c ) hes antliiz gnedeii-
liche gegen mir kerelt Herre ich bitte dich durch der verfmehte 25
ere die dir erboten wart do din lieliges antlüz angefpuen Avart das
dv mir gebest alles das zvo vcrfinahende das mich din geirren
niüge Herre ich bitte dich durch der engefte ere die dv hateft da
dir din heiigen ovgen A\rdent verbunden, das dv dine erbanneher-
zigen ovgen gegen mir vf tuegelt vnde mich gnedickliche anfehes 30
in allen minen erbeiten vnde mich von diner gotlichen angefith
niemer gefcheideft ameN Vnde bitte dich durch die demuot da dvo
dich geruocheteft zvo neigen vnder das criuze vnde durch (i82(l)
die IVere bürde die dv trüge für aller menfchen lunde. das dv mich
entlades des fweren vberlaltes miner funde vnde mir gebeft getulti- 35
keit zetragenne alle zit durch dich Unde bitte dich durch des
ganges ere den dv mit grofl'er armvot vnde mit gewillegir gehor-
fam gienge inden tot. das dvo mir helfeft das ich dir nach gevolge
mit gewilliger arniuot vnde mit vollekomener minne vnz an minen
tot Unde bitte dich durch der fuftephen ere die dvo andas cruze 40
gienge. das dvo vnder dine fuize treteft allen den gewalt miner
viende. das mich ith verleitent in den wec der fundcn Herre ich
bitte dich durch die minne (issa) Inder dvo dine arme zerftractes
an dem cruce das dv mich enphaheft indinen heiigen vriden Herre
ich bitte dich durch der nagel ere die dir durch dine hcnde gien- 45
gent vnde durch den Aus der dur dine wnde flos das dv dine gnade
laffeft vliezen inmine feie Herre ich bitte dich durch der a\ nden
ere diner fuze das dv mir gebeft. mit rehter ruwe gnade zvo
fuchende zv dinen fuzen vnde das ich von diner gviti da apIas
enphahe aller miner funde Herre ich bitte dich durch den gebreften. 50
das dv nacket an denie cruze ftunde vnde niut hatoft alles das dvi
ie gefchvife das dv din höbet geneigeteft das dv dich crbarmeft
vber (183 b) allen den gebreften den ich han an aller der gnade
vnde tugende da mitte ich dich minnen vnde loben folte vnde zvo
frunde gewinnen Herre ich bitte dich durch der trehen ere die dv 55
weindeft da in der pine diner groffen noete das dvi mir gebeft von
21 hinter aller fehlt ein Superlativ. 27 veifmahende alles de 28 uuige
36 fehlt ein Object zu Iragcnne? bille durch 44 inic 47 durch fehlt.
55 dv fehlt. 56 in fehlt.
238 92 . 93
ganzer minne die tiehenne ze^iefendc nach dir die dine gviti ze\ ber-
\\indende. das dv geruochel't dich mit dincr gnade ze neigende in-
niiti lele ITeire ich l)itte dich durch die turri vnde durch die itale
60 diiier nienlcheit da dv liene durch jiiicli hatolt verzert din lieilges
bluot vnde dine nienlchliche niath als gar das (is^c) dich dvrfti
an denie criuce das dvo anfehelt die turri vnde die itali mines her-
zen vnde niiner feie das dvo geruochel't mir zel'endenne din lenltes
tov vnde dinen luizen regen das min herze gelindet vnde gereinet
65 werde vnde min geilt gel'uizet vnde gcfenftet werde das dine
wonange möge lln inmiiier feie Herie ich bitte dich durch das
bittre tranc das din munt vnde din heiige zvnge verfuhte an deme
cruzc das dvi mir vergebeft alles das ich mit miner zvngen ie wider
dich getet llerre ich bitte dich durch des ruofes ere den dv ruof-
70 teft zvo dinem vater an deme cruce das dv erha^reft minen ruof
vnde durch die vinfter-( is;? <l)niffe die über alle die weit gefchach
das dv vertribeft die vinfterniffe mines herzen vnde mich erlivhteft
das ich erkenne dich vnde mich Herre ich bitte dich durch dinen
heiigen tot das dv an mir toteft alle vlefliche girde vnde minne
75 vnde durch din geminnete feie das dv mir gebeft ein minnende feie
Ilerre ich bitte dich durch die minne die vns din heilgef herce vf
tet an dem cruze da dv vmbe mich gebe den turen vnde den ver-
borgenen fchaz der da beflozen was indeme heiigen l'crine dines
fueffes vnde niinnekli(-hen herzen mit deme wir gefjjifet vnde er-
80 quieket w crdent von deme ewigen tode. das (isia) was das heiige
waffer vnde das rofevarwe bluot das vns von dime herzen vloz.
dvrch des ere fo bitte ich dich herre das dv den kovf bchefteft an
mir vnde mine fruht geruoheft fin vnde eine lieber iuino macheft
zvifchent mir vnde dir das dv fclbe fchirmeft vnde hvoter Heft, das
85 fv nienier nie zer brochen w erde AmeN
iNmonte oliueti orauit ad patrem patcr 11 (icri poteft tranfeat ame
calix iftc fpiritus (juidem ])romptus eft caro autem inlirma hat vo-
luntas tua verumtamen non llcut ego volo fed iicut tu uis hat
voluntas tua Herre himelfcher vater durch (i84c) das gebet das
5 din lieber fun zvo dir Iprach anfiner angeftlicher noit an finer ge-
ftracketcr venien anfime bibcndem herzen anfirae bluotigem fweizo
vnde fprach alsus. vater ift es muglich fo la dife noit ver gan von
57 gegiefende 02. 63 licrzcn fehlt. 75 durch die geminnete U3. Z 59.
93 239
mir iedoch noch dinen Avilleii fo erganc es mir fo bitte ich dich mit
gcftracketeme libe. vnde lege mich mit dim füne andine veterliche
fuize. vnde vcr enige min ruwig herze mit rmie bidemenden her- iO
zen. vnde miner ovgen trehen vnde mines herzen blut. ver enige
ich mit llnie blvotigem fweilie. vnde fpriche das felbe wort, vater
mag es iemer fin. fo benim mir das micli liindert an ( i s i d ) niiner
feie, wan das ich din darbe das ift über ein din « ille niut Ilerre hiniel-
fcher vater durch das erhörte gebet das din liljer fun zvo dir fpiach 15
andem cruze mit fcriendem herze mit bhotigem libe mit ferigem
mvnde mit weinenden ogen fo er hoere min vnde fin gebet vnde
Iceze mich von miner noit. durch finen bitteren lofenden tot Herre
vater mit den werte mit deme dir din fun finen geift bevalch an-
deme cruze fo bevilche ich dir min herze vor aller valfcher liebe 20
vnde funden vnd der vigenJe anevehtunge andine gewaltige hant
vnde fpriche Pater inmanus tuas conmendo fpiritum meum quem
re( )85 a)demifti domine deus ueritatis 0 herre ihefu clirifte
durch dinen ferigen muot vmbe mich din fchricnde blvot vmbe mich,
din fcriende wnden vmbe mich fo bevilhe ich dir hivte mine noit 25
div mich an miner feie hindert herre durch den aneblic diner iemer-
lichen mvoter die dv anme cruze anefehe fo fich an mine not. mit
erbarmeherzigen ovgen herre durch din herce das div minne vnde
der tot andem criuze zerbrach fo brich min herze von tcetlicher
minne die mine feie hindert vmbe die dv den minnenden tot lite fo 30
bitte ich dich das dv mich toiten welleft in allen minen vntugenden
herre vater dinen fun (i85 b) den dv mir gegeben halt inminen lip
vnde in min feie, den opher ich dir \vider zvo einie funer aller
miner funde da ich dich mitte erzürnet habe zvo einer erfullunge
aller miner fumekeit zv einie widergelte aller gnaden die ich von 35
dir enphangen han Amen Herre himelfcher vater durch die ewige
minne die dich neigete inmenfliche nature fo neige dich inmich vnde
zivh mich indich. herre ihefv chrifte durch die minne durch die dv
dine werc an irketeft dinen vater zv eren vnde zv lobe fo wirke an-
mir dinef vater lop indeme hobelten herre ihefu chrifte durch diner 40
marter (l85c) ere vnde durch dines toides craft fo tote an mir
alle vnglichniffe vnde voilemache an mir din gotlich bilde nach din
felbes lobe amen
14 niul fehlt. 18 finen] fincr 19 dir fehlt. 20 min] rair 22 queiu fehlt.
24 durch fehlt. 42 vnde zweimal.
240 94 . 95
Dl«i lerie brvoder ekkehart
D<
wr menfche der dis j)ater iioltor mit aiulath Iprichet. der w irt ge-
^^el•t das im viiler herre gotlichcr beiiantnilTe me git dcnne .v.
hundert melTeii die alle alfo guot lint als es. das eine pater noi'ter
herre ich lobe dich an dinre hoch gelobeter gotlichcr natiire ich
5 bitte dich zarter vater das dv midi l'chiere bringeft zvo der alre
Ivterllen liekaiitnilTe div mir diu gveti geordent (i85 d) vnde behal-
ten het. Das ander j»ater nofter herre ich lobe dich vmbe alle die
heiige niiinie vmbe alle die heilgc begoninge vmbe alle die heiige
vebunge die dv herre ie gewiine z\o dem heile meiilliches kunnef
m ich bitte dich zarter vater das d\i mich Ichire bringeft zvo der
alre hohefleii minne zvo der alre hohelten begerunge zv der alre
hohelten vebvnge die mir din gveti geordent vnde behalten hat
Das drite pater nofter herre ich lobe dich vmho die wandelungc
die dv tete da dv ein menfche wrde. ich bitte dich zarter vater
«5 das dv ver wandeleft miiie vleifliche tra( isft ;i)keit in eine geift-
liche fnelheit Das vierde pater nofter herre ich lobe dich vmbe
alle die heiige wandelunge die dv zvo allen meffen tuolt. ver\\an-
dele herre allen minen breften ineinen vollekomenen vlis der ta-
gende Das fünfte pater nofter herre ich lol)e dich vmbe die heilgo
20 wandelunge die an dime tode gefchach vnde kvm mir zv helfe in-
mines todes not vnde allen menfchen ameN
Pater iioTter
H.
lErro lieber herre got ich bitte dich das dv mir geheft erneft zv
rehteme lebenne. dvrch den erneft den dv heiteft da dv zv dinre
heiigen martyr gien(i8Gb)ge jiater nofter Herre lieber herre got
ich bitte dich das dv mir gebeft hize die mir biinge die andaht
5 die dv hatoft da din heilgcs bliiot von allen dime libe flos Herre
lieber herre got ich bitte dich das dv mir gebeft hize die mir bringe
die andaht die alle zit gegenwertig fi vor dinre gotlichen befcho\\ede
vnde mir erwerbe alles des ich noturftig fi zvo feie vnde zv libe
94. Z f)0. In der t'bersclirift ekkeli.it 13 ich zweimal. IG flellieil
17 alle die] die am Rande nuchgetragen. 19 dich vmbe dich vmbe die
95. Z f.l. 3 paler nofl Herze 4 dv fehlt.
11
96 .97 241
nfer herre fprach zuo einie guoten menfchen bitte mich das ich
dich lere bitten, do fprach er. oherre so nianen ich dich aller der wif-
heit so in din ere ie getragen wart das du ein wifen menfchen vs
mir niacheft der fleh vor allen fünden künne hueten vnt sich ernft-
lichcn iif ein guot lebenne künne gerichten Darnach herre so manen 5
ich dich aller der minne so du selber bift vnt aller der minne so
dur dich ie getragen wart das du macheft vffer ((44 c) mir ein
geminten menfchen der dich ob allen dingen minne. vnt alliu ding
minne dur dich diu da ceminnen fint
Oherre ich manen dich aller der demuot so du ie getruege vnt so *0
dur dich ie getragen Mart das du macheft us mir ein demuetigen
menfchen der vor dim geminten antlüt müge geheiffen ein demue-
tiger menfche vnt darnach herre fo manen ich dich aller der arbeit
so du herre ie getruegte. vnt ouch dur dich ie getragen wart das
du mir die gebeft cetragen guetlichen vntz uf min ende oherre so 15
manen ich dich alles des pluotes so du ie uergüffe vnt in diner
ere ie uergoffen wart das du mir hclfeft das ich alle min crafte
dur dich uerzere alf du och din crafte dur min willen halt uerceret
alf vil mir denne müglichen si. vnt darnach so erman ich dich herre
dinef heiligen endes vnt aller der heiliger ende fo du ie guot machoteft 20
das du mir helfeft eines guoten endes dur din ewigen guetin. (144 d)
Oherre so manen ich dich diner heiligen uferftandunge. vnt nu nit
nie fterben folt noch enmacht das du mir helfeft das ich mit dir
erftande. von allen tcetlichen vnt cergangclichen dingen oherre so
manen ich dich der ewigen vnt heiligen wonunge fo du haft in- 25
hiraelriche mit allen dinen us erweltoften friunden das du mir helfeft
wanne nv du ir ewige ruowe bift das ich ouch niener ruouueftat
vinde denne an dir. herre so manen ich dich dines iuncften gerichtes
des gerechten vrteiles das du mir gebeft das ich denne erftande
mit dir vnt mit dinen aller liopftcn oherre alles des so ich dich 30
gebetten han über mich des bitten ich dich über alle die die in-
dim« heiligen namen lebent. vnt gemeinlichen über alle die heiligen
criftenheit
11
erlihe mir barmherziger got das dir wol geuallet hitzeclichen ce-
begeren wiflichen cefuochen geAvarlichen cerkennen vnt volkomen-
lichen cefolbringen zuo einem lobe vnt guenlichi dines namen herre
9«, 24 in der Handschrift aller 25 liciliy;** 26 helfeft 27 iiiemer
97, 2. 3 erkenne — cerfolbiiiigca 3 nauiaiu
Altd. Predigleu. 16
242 97
ordenne niiii Icbenne das du von mir w ilt das ich tueie das ich das
5 A\ilTe vnt \n eile vnt gip mir es ceuolbringeii als es notürftig ilt
vnt dir geziinmet vnt mache mir min uuege ficher gerechte vnt
volkomcn das (264 c) ich nit geprerthafte werde ingelüke nocli in
vngelüke alfo das ich micli in franfmuetikeit nit über habe, vnt euch
in A\idermuctikcit nit enuallc. vnt das ich mich cnheines dinges
10 froeuue. wan das micb zuo dir geciebeii mag nocli von dekeincn
dingen trurre denne von den dingen die mich von dir gelcbeiden
mügent vnt gip mir das ich nieman nit wolgeuallc ulTerent dir vnt
ouch nit enfürchte iemans milTeuallen gib mir alliii citiidiiu ding
dur dinen \\illen ceuerlmabenne vnt alles das das dich anlueret das
15 ich das liep habe vnt dich über alliu ding gip mir ein vertrielTen
in aller frcede die nicht mit dir ift vnt das ich in allen arbeitten
die ich dur dinen willen tuon ein wolhirt enpfahe vnt alle die ruowe
die in dir nit enift die si mir ein criuce gip mir das ich min herce
hitzeclicben zuo dir richte vnt das ich mine (i'O^il) gepreiten mit
20 fmertzen betrachte vnt mit ganzem willen ouch belTeri omin got
mache mich demuetige avne vallche fru»licben avn verlalTenheit be-
true])te avne truren ernfthaTte avne bel'w erde beringe ane lichver-
tikeit gewere avne zwiuele das ich dich fürchte ane verzwinelen
das icb an dir gedinge habe ane freuele das ich min ebenmenichcn
25 lere vnt itraffe ane gelichfunge vnt in belTeri mit worten vnt mit
werken ane hochuart das ich gehorfam fi ane alle wider rede ge-
dultige ane murmelen o guoter got gip mir ein wacbendes herce
das kein torlicher gedanke von mir valle vnt ein diirhnechtikeit das
mich enkein üppige liebi nider ziehi machce mich ovch l'tarcke das
30 mich enhein be noch vorcht überu indo mache mich frie das mich
(26 5 I)) kein freueler gclurt über ^indo noch letze, vnt gip mir ein
gerecbtikeit mines hercen das mich enhein vnrechte meinunge von
dir wile verlibe mir min herre got Vernunft dich cerkennen rainne
dich cefuocben \\iibeit dich ceuindenne ein huotfamkeit mit vorchte
35 cebehalten ein wonunge diu dir geualle ein ftetikcit das ich din
mit l'teter zuouerficht bcitte gip mir das ich gefterket w erde indinem
lidenne mit rechter bevintlichcr mitlidung diner fmertzen vnt das
ich mich uebe inallen lügenden mit begabunge diner gnade vnt das
ich indem uaterland din fra'de do nieffende werde mit glorie diner
40 cre. amen
12 urffercnt J2. 1.3 v nil ouch nit 16 allen frojden 19 gpreflon
26fieuea!le 30 be am i:u de einer Zeile; i-H'/Ztic/it bclnipple 32 luciiuungc
98 243
Ein suot scbetie
0
iiiinneldich Avunneklicli götlicli Mcfen, . 0 luter dar ewig leben.
0 vetterliche trliiwe. 0 oberl'te götlichi wifheit. 0 hiuielfcher tiüft.
0 heilige gebenedicte driualtikeit. 0 einige gotheit. 0 warer got.
0 rechter herre. 0 almechtiger fchöpher. 0 einiger geborner iun
des himelfchen vatters. 0 ewiger flieffender brunne. des vetterlichen 5
vrfprunges. 0 fpifer der feie. 0 recht war, e\\ ig liecht der Hechten
geifte. 0 liuchtender g'.antz des v^tterlichen Hechtes. 0 klarheit aller
heiligen. 0 fuefi'er nani Yhefiis. (so a) 0 lebendiger heilant Criftus.
Du bift aUein der -weg der a\ arheit. Du bift daz c\\ ig leben. Ich bitte
dich durch diner gütlichen ?dinnc a\ illen, die du herre himelfcher 10
küng hette, Do du ftuende an dem kriutze allein mit minnender
gotheit, 3Iit i'enfter feie, mit betruebten finnen, Mit gewundotem
hortzen, mit krachenden gelidern. Mit gefpanncn armen, mit gedenten
adren, Mit verhoA\enem übe, mit bluetigen wunden, Mit ächzendem
hertzen, mit fiufzender kelcn, Mit rueffendem munde, mit heiferer 15
ftirame, Mit bleicliem antlüt, mit tcetlicher varwe. Mit meinenden
ovgen, mit betruebten geberden, 3Ht brünnendem ernft, Mit heiffer
begerung, mit fwindlendem hirnin, 3Ht verfertem geneigtem hovbte
zuo dem tode, mit totem übe. Mit verfcheidenem ende, mit ufge-
taner fiten vnd hertzen. Mit flieffenden bedien vff dem vrfprung des 20
lebenden brunnen. Mit diner lieben Muoter marien fo recht iöemerlich
betruebt. Durch die minne bitte ich dich herre die dir brach din
fueffes hertze, Daz du dich erbarmeft über mich dur diner göt-
lichen grundlofen (sc b) erbermde Avillen, Ynd Hielt mir gnedig
durch diner überflüffigen manigualtigen gnaden willen, Vnd durch 25
die kraft dins götlichen namen. Vergib mir min füude, Vnd ftand
mir bi, daz ich funden ^^erde, Vnd belibe in dem aller Hepften
willen din, Vnd gib mir ein guot heiUg ende, vnd ein frcelich vr-
ftcnde, AmcN.
Benedictus der z^^ elfte Babft machte dis gebett, vnd gab allen den, 30
die es mit gantzer andacht, vnd mit riuwe vnd bichte fprechent da
ünfers herren fronlicham gegen würtig ift in der meffe, alf vil tag
Aplas, als ünfer herre Yhefus Criftus wunden durch ünfer Avillen
hat gelitten. Der warent fünf Tufeng zwei hundert vnd zwo vnd
vierzig wunden. 35
21 die Bandschrift ieinerlich
16*
244 99
DIs noch gondo gebctt niaclitii an dem frltag Ipreclien vnd
irenn du irllt. die fiben wort die. jüefiis an dem criutz
fprach find dor jnnen (l^a) Zuo nonzit ftarb jhefus an
dem criutz
0
Du grundloffe götliclie wifheit. vnd E\\ igcs Hecht hoch vf erha-
ben an dem ci'iutz du do ferr liuchtende bilt jn die ticlTen tal der
verborgenen demuettigen begirlichen minnrichen hertzcn.
Ich bette dich an mit dem hittzigen ernft aller diiier worer anbetter
5Jn dem aller jeuierlicheften bild als du herre jhel'u chrifle von niin-
nen hiengt jn der aller grasten todes not gclpannon gencgelt gc-
tennet durch a\ iindct durch heml vnd durch riiclT verferet pitterlich
vnd mit bluot berunnen über allen dinen (ilb) got ver einten lil)
an dem A\erden criutz jn volkomencr geloifener gedultikeit zeugende
10 din Ew ige bannhertzikcit. Alfo bettende. Vatter vergib jnen wand
fi nit wüffent was l'i tuend.
Wir bettend dich an herre jhelu chrifte. flielTendcr brunne göttlicher
miltikeit. jn der riehen minne diner vlerwelten friund. In dem bild
als du erbarmhertziger got von minnen an dem criutz hiengt. jn
15 angl'thaftcr todes not. vlgielTende das riebe lebende marg götlicher
gnod (loa) allen denen die dich mit rechtem glouben. vnd mit
einem demuottigen erkanten riuM ir i'ünd vnd mit einer a\ orer zuo
verficht an rueff'end. Das du vns halt be\\ert. mit den milten guet-
tigen \\ ortten. do du iprccht zuo dem Ichocher der dir zuo l'mocheit
20 nebent an din fiten A\as gehenckt Für wer du folt noch hiut bi mir
fin in dem paradis.
Wir bettent dich an Ewige wifheit jn dem bild als du wore wor-
heit von groffer liebe hiengt an dem werden criutz jn fterbender
((5lO todes not offenbarende diu ewige triuw allen denen die ein
25 A\ ores noch folgen eines getriuw en mididens mit dir band Vnd dich
anfeilend jn dem bild dines pittercn getriiiwen lidens. Eva wie min-
neklichen die anblick werdent von dir Das haftu vns .bewert bi
diner zarten muotter der din liden necher vnd getriuw lieber ze
hertzen gieng denn allen njönfchen. die du fo getriuwlichen vcrfecht
30 jn dem minneklichen blick von dem criutz har ab vf fi. jn dinem
99 Überschrift an di-m fiitay:] die Handschrift an tlc frilag 10 am Rande
rolh das crll >voil 15 vfgienen 20 am Hunde roth das ander 24 nol]
nos 28 Keliiiwliche
99 245
hinfclieiden vntl fi bevelt fant Johannes dinem lieben junger do du
fprecht Avib fich dinen fun Johannes fich din muotter
Wir bettent dich an herr jhefu chril'te ( i 6 a ) jn dem bild als du
Ewige Avifheit ein troft vnd zuo verficht aller weit von minnen hiengt
an dem criutz in gantzer geloiieulieit jnnerlichen vnd vl'ferlichen 35
von got dem vatter vnd von allen niönfchen das nieman do w as der
fich über dich erbarmte der dir joch ze erlichterung ein band ge-
keffet het von dem criutz das din ftrenger tot deft fenfter wer ge-
wefen Als arm vnd geloffen das du nit hatteft do du din verwundet
houbt mochteft an geleinen. Als gar blos vnd geloffen das ein ieck- 4o
liches glid dines heiligen libes des finen niut behaben mocht Es
were alles ( 1 6 b ) verwundet verferet. zer flagen zermuedet. zer-
fpannen vnd zertennet. vnd milteklichen gewilleklichen gedultek-
lichen von minnen alles vfF geben vmb ewiges heil des niönfchen-
Alfo gar jemerlichen gelolfen vnd arm das die götliche nattur die 45
do vereiniget ift mit der mönfchlichen nattur vnd alle ding vermag
dir nie ze helf kam. jn allem dinem liden. wand recht als bitter es
vffwendig fchein vnd was. Alfo Avas es jn der worheit jn wendig an
dir. Vnd noch tufent molen (i7 a) me. denn jeman gemercken kond
Das haftu vns ge offenbaret mit dem klagberen a\ ort das dich zarter 50
herr der angfthaft bitter tot alfo fere zwang das du mit hinziechen-
dem lib mit einer groffen krefftigen angftlichen cleglichen ftim fprecht-
Min got. Min got Avie haftu mich geloffen den du Anfchuldig Aveift
Wir bettent dich an herr ihefu chrifte jn dem bild als du A\orer
brunn aller minnrichcn turftigen hertzen A'on minnen hiengt an dem 55
criutz turftig vnd türre ( 1 7 b ) vnd erfigen dines heiigen bluottes
Oherre dich turfte liplichen von rechter türre dines hertzen vnd
libes von dem groffen vergieffen dines bluottes. Aber du meinteft
nit allein dinen liplichen turft. me die ewige minne die do vf llam-
met A'on dinen henden vnd fueffen. vnd A'on dinem verwundeten 60
houbt. A'nd \'on dinem durch marterten lib der an dem criutz ge-
Ipannen zertennet hieng. Dich turft ouch begirlich noch einem danck-
beren Avider minnen von allen (i8a) mönfchen die zwang dich jn
der todes not fprechende das aller minnecklichefte Avort. Mich tür-
ftet noch des mönfchen heil. 65
Wir bettent dich an volkomene götliche guettikeit. In dem bild Als
du herr jhefu chrifte von diner götlichen minne hiengt au dem criutz
32 am Rande roth das dril 36 mofch¥ 47 alle^ diiie 53 am Rande roth
das .iiij 64 noch fprechende dz alle niineckliche Am Rande roth das fünft
246 99
rofon rot über goffen aller din f^ot ver einter lih mit dinem l<ofperen
hluot das durch die keiiel diner leren wunden lo niilteklich fo vol-
ro koraenlich vergoHen Avart. jn einem minnrichen (isb) zug rueffende
vnd kündende die Ewige a\ iitfchaft allen denen die noch dir hungert
vnd türltet als ob du Iprecheft koment frtelichcn es ift alles vollen-
brocht.
0. herr jhefu chriCte a\ ir bettent dich an E\\iger fchatz Din werdos
75 vcrl'cheiden Din bitter hertz brechen Vnd dinen tielTen jungften
fiufftzen Din t(Ptliches bleichen. Din angft varw. Dinen totfweis.
Diner geficht vnd gehcerd toetliches vergon jn dem din ftrengor tot
recht von dem marg vf zoch alles das gruonendes ( 1 9 a ) krefftiges.
gefunt vnd lebende, das in dinem jungen lib vnd hertzen. vnd in
80 dinem bluot was. In dem fcharpfen hinziechen. din krancker lip
weinende mit einer ftarcken rueflenden ftim ftürbt mit tieffer nei-
gung din verwundetes houbtnider lieft vallen über din achClcn vnd
iprccht alfo vatter in diu hend bcvilich miiien geilt.
Gelobet fveftu ewige A\ife getiiuwe fürfichtikeit. jn dem das du nit
85 allein dinen geilt meintelt. 3Ie ouch alle die do ein gewores noch
(l9b) folgen band dines bildes vnd diner lere die Averdent ze
ftund alle gemeint mit dinem geift. vnd beuolen jn die almechtige
band des himelfchen vatters. Do du fprecht vatter jn din hend befil
ich minen geift
90 Ach ich arme fündige creatur Ich fchr\ en \ nd rueffen mit minem
armen gebet, min lieber herr jhefu chrifte. jn din ruelTen vnd bet-
ten Als du ewige Axifheit. dinen Aatter an luolfteft vnd in an
fchriuw te mit der gehorfanie vnd mit der ftercke des A'er einigeten
Avillen mit dem du dicii iieigtelt j'n den (ioa) tot des criuces mit
95 der pitteikoit des angllhartcn (ödes der in lieh hat genoinon vnd
gezogen aller creadiren 11 erbende pilterkeit mit dem minnrichen
turft vnd lult den du getriuw ewige wifiieit haüelt in aller diner
lidung noch mönlchlichem heil vnd felikeit
0 herre jhefu chrifte ich verbirge mich angfthalteldich vnd begir-
100 liehen vnder die bluottgieffenden A'ettichen diner heiigen zer tenneten
vnd zerfpannen arme an dem fron criulz. ^'nd in die hüli (20 b)
vnd in die tielTe diner ergrabenen benden And fueffen. Vnd dines
bluott gieffenden minnrichen bertzen ^"nd beger das das lebende
marg dines got vereinten minnriclien bertzen veitiil» \ iid \ erl'w eine
7-2 am liaiule roth das fecliflc 7.") diiion] dines 78 alles das] das hineinge-
Icfsert. 82 dines YcrwiTdelo 83 ohi /{ande rof/i das fiben wort lOlzerfpane
99 . 100 . 101 247
alle wunden vnd flecken miner feien alfo das der vatter nit rieht 105
an mir noch finer gerechtikeit funder noch finer göttlichen erbarin-
hertzikeit. Vnd noch entlihung das du ewige Avifheit jhefu chrifte
alle zit fordereft von dinem vatter mit dinem bluott gieffenden
fchrven
Ivb habe, wer dich irkennet der hot dich lib vnd vor gizfit fyn
felbes. vnd hot dich lib mer den fich vnd left fich vnd kuramet czv
dir daz her fich dyn vrauwe du weift herre daz ich dich nicht lyb
habe alfo ich folde, daz machet das ich dich vollenkomenlich nicht
irkenne vnd wen ich wenig irkenne fo habe ich wenig lyb vnd 5
frauwe mich AACnig vnd vrauwe mich leider nicht inwendig wenne
ich von dir fchc} de vs wendig, vnd dyn enpere vnd myne vroude
vs wendig fuchc vnde alfo felbeft ich vnfeliger vor czerte myn
hercze daz ich dir alleyne mit ganczer libe mit ganczer begerunge
mit ganczer meynunge haldcn folde vnd vor nichte daz in eitelen 10
dyngen vnd byn eytel a\ orden wenne ich lib habe gehabet dy eytel-
keit do von ift daz komen daz ich mich dyn (b) nicht vrawe
wenne ich dir nicht an hange vnd wenne ich byn yn vs wendigen
dyngen. vnd du yn ynnewenigen vnd ich yn czytlichen. du yn geyÜ-
lichen. ich vorgiffe mich mit gedenken vnd vorwerre mich mit der 15
meynunge Ich bekumnier mich mit der rede yn czu gonklichen
dingen vnd du herre woneft eewyclichen yn der ewykeyt du herre
Moneft yn den hymmeln. vnd ich yn der erden du hoft lib dy
hende vnd ich dy uedir du hymmelifche ding vnd ich irdifche. vnd
wy möchten alle ding geglichet werden 20
von des menfchen vnfalden vnd fyner krankheyt.
ich dürftiger wy mag meyn vnrechtikeyt fich dyner gerechtikeit
geglichen, du hoft lib dy eidkeyt vnd ich dy werelde. dw das fwy-
gen ich daz gefchroy. du dy worheyt. ich d} ytelkeyt. ( c ) Du dy
reynekeyt vnd ich volge der vnreynekcyt , vnd waz nit herre du
bift Avorhafticlichen gut vnd ich bofe , du fenfte , vnd ich vnfenfte, 5
du heylig, vnd ich vnfelig du yn der ewikeyt vnd ich yn der a\ ekle
!0(i, 3 lyb fehlt in der Handschrift. 5 wen aus wenijr j/e&e/lserf. 12 do wo ;
komen undeutlich. 19 hende] hde 101, 2 vclde. 6 wilde
248 101
du eyn liclit viul ich blinder, du daz leben vnd ich toter, du dy
arcztye , vnd ich ficher, du dy vrewde , vnd ich trubelal, du dy
hochlte Avorheyt, vnd ich alle ytelkeyt, alzo eyn iczlicher lebender
10 nienfche ilt \\e mir Ichepher waz l'al ich i'prechen , hure fchepher
dyne Ichephenunge bin icii , vnd bin iczczunt vortorben , dyne
fchephenunge bin ich vnd fterbe iczczunt, dyn hantgetat bin ich vnd
Averde czv nichte brocht diu gcniechtc byn ich dyne hende herre
haben mich gemachet, vnd haben mich gefchalTen , dy hende dy
15 durch mich, mit neilen durch graben l'ynt, dyner hende werk byn
ich herre nicht vorfme-(d)he mich, befchauMC des bete ich dich,
dy wunde dyner hende , vnd wenne du yn dyne hende mich ge-
fchreben holt, fo lys dy felbe fchrift, vnd heyle mich, czv dyr der
fufcze ich dyne fcheppfenunge, der fchepher biftu der quicke mich,
20 czv d\r rufe ich dyne getat, daz leben biftu fpyfe mich, vor gib
mir herre, wenne myne tage nicht fynt, der macher biftu \\eder
brenge, Mas ift der menfche das her gefprechen muge \\eder got
lynen fchepfer , vor gib mir der mit dir redet , vber fich dynen
knechte, der mit dir herre reden tar, dy notdorft hot nicht gefeczes
25 fmercze der twynget mich czv reden der wetag den ich lyde der
twynget mich czv fchrien fiche byn ich, vnd ruffe czv dem arczete,
blint byn ich, vnd eyle czv dem lichte tot byn ich, vnd der fufcze
14 von anderer Hand am Rande iob )0 IG befchwe 22 im Texte fprechcn,
ge aus bc gebefsert atn Rande. 24 dir aus der ijebefsert. 25 fmerczen
ABHANDLUr<(GEN.
▼ erstehende LXXII Predigten und 29 Gebete sind insgcsammt aus
Handschriften entnommen ; fast alle erscheinen hier zum erstenmale
gedruckt: nur einige sind schon früher von mir oder andern ver-
öffentlicht worden. Von den meisten sind mir noch Avährend des
Druckes die Originale selbst zu Händen gewesen, und nur bei dem
kleineren Theilo habe ich die Correctur nach Abschriften , fremden
oder eigenen, gemacht.
An der urkundlichen Form ist um keine gebührende Grenze zu
überschreiten nur so viel geändert worden, als wirklich von Noethen
A\ ar : die Abkürzungen also , überall häufiger und stärker bei latei-
nischen als bei deutschen Worten, sind aufgebest ; in einigen Stücken
r gegen w, die kurzlautigen v gegen ü, in andern wo dieser Buch-
stab gar zu häufig kam (XLI— LH. LIX. LXVHI— LXX) nun über-
haupt alle vocalischen v gegen u und folgerecht alle consonantischen
w gegen v vertauscht; falsche Lesarten aber im Texte selbst durch-
weg gebefsert und hinunter in die Anmerkung gerückt. Weiter zu
gehen habe ich für unerlaubt gehalten: Interpunction mit modernen
Zeichen wird ein irgend kundiger Leser kaum vermissen, und was
man berichtigte Schreibung nennt war zumal hier ohne Gewalt und
Unrecht nicht durchzuführen.
Bei der Auswahl der Stücke ist auf den Sachgehalt derselben
und demna^chst auf den Gewinn welcher daraus für Grammatik und
Lexicographie zu schöpfen, vorzüglich aber darauf geachtet worden,
dafs sie neben dem von Grieshaber Hoffma^n Kling Leyser Mass-
mann MoNE Pfeiffer Rotu u. a. schon gelieferten Stoffe als ein Ur-
kundenbuch zur Geschichte der Altdeutschen Predigt und des Alt-
deutschen Gebetes dienen möchten. Darum hier Predigten mehr als
eines Verfafsers, aus mehr als einer Handschrift, von characteristi-
scher Beschaffenheit und in geschichtlicher Anordnung durch eine
252
Reihe von vier Jahrhunderten hindurch ; und ebenso Gebete aus
Zeiträumen und Richtungen wo die Litteraturgeschichte ihrer bisher
nocli kaum gedacht hat.
Die folgenden Abhandlungen sollen das Zweckdienliche über
die benützten Ilandschril'ten , dann Einiges über die Geschichte der
Altdeutschen Predigt und des Altdeutschen Gebetes, sowie zuletzt
über die Sprache unsrcr Denkmäler beizubringen suchen.
I.
DIE HAIVDSCHRIFTEIV.
ller benützten Handschriften oder Fragmente solcher sind im Gan-
zen einundzwanzig; ich bespreche sie nach der Folge der oben
daraus abgedruckten Stücke.
I— XIII. 75.
Handschrift der Wafserkirche in Zürich 0^^275) Pergament,
Folio , 185 Blätter , die Seite von je zwei Spalten ; vielleicht zu
Schaffhausen, noch im zwölften Jahrhundert, aber erst nach 1172
(Haupts Zeitschr. f. Deutsches Alterth. 5, 293) und von zweierlei Hän-
den geschrieben : die zweite, welche auch die Blätterlagen gezählt
hat, füllt jedoch nur deren letzte, die dreifsigste, von S. 361 bis
370. Die vier ersten Lagen fehlen, wie auch innerhalb hie und da
einzelne Blätter ausgeschnitten sind. Von einer dritten Hand nur
der Schlufsvers auf S. 370 c.
Hmiril aquam cribro quiciinque findet fine l'tbro.
Der Inhalt ist auf das bunteste gemischt, dem Mehrtheile nach
lateinisch, Poesie und Prosa beinah jeglicher Art, des classischen
Alterthumes wie des Mittelalters: so von S. 85 a bis 87 b Aemilius
Macer (der Anfang ausgeschnitten) , 128 a — 142 b Periegeßs Prifciani,
145 Excerpte aus Persius, 307 ex libro trifiium, 367 b — 370 b die
leoninische Legende De Pilatho, an verschiedenen Stellen Gedichte
des Archipoeta Waltherus (gedruckt bei Haupt a. a. 0.) , geistliche
und weltliche Sequenzen und auch Predigten; S. 72 b der Mischvers
Hie dabilur gotewez cunctif uenientibuf afchez.
Ein geringerer Theil gebeert der Deutschen Litteratur. S. 4 a. 87 b.
94 a bis 102 b Glossen zu Thier- und Pflanzeunamen : letzterer
Abschnitt unvollständig in Grafts Diutisca 2, 273 — 277. Von 88 a
bis 93 b Liber de naturali facuUale, theilweis gleich dieser Über-
254 HANDSCHRIFT DER PREDIGTEX I— XIII.
Schrift lateinisch: m iodcruin Einzelnes daraus bei GralT a. a. 0. 269
bis 273, und ein Pferdesegen in Haupts Zeitschrift 3, 41; noch einige
Stücke, die \on Belang sind für die deutsche Culturgeschichte und
mit ähnlichen unsrer Sammlung zu vergleichen , moegen hier nach-
geholt werden.
(93 a) Ad fanguinem de naribitf proßuentem. — llem. In chrifli
nomine fcribe in fronte ipfius. nomen eiuf. et nomen emorroyf(V. ipfa
dixit. Si tetigero ßnibriam ueßimenti ein/ tuntum falua ero.
(93 b) Ad fcroplirlaf. Vbi dedicatio in doniinica etienerit. cnrbonef
5 unde altare incenfatur referuenlu?'. et aruina mifceantur. et fic pentn-
gantur.
Ad pecora. In natale .f. lohannif bnptißie. Svme aucam mafcuJain.
et prcecide ei capiit. ßime fanguinem eiuf in iiaje mundo, poßea capnt cum
fanguine et pugillo falif in noua olla conbure. et puluerem ipßt die da
10 aniniolibuf lingere. optima ref eß.
Item ad equof ßtnandof raehin. Inaurem equi dicaf. et per omnef
pedef. m. rßjre a. p. Vnion. geniphron. inditol cathaloli. genepif ita non
ita. aran ipitara. k. x. k. Pater noßer.
Si uermef equittn nwrdent. die. Ignitif quijßtij. minnilare nare. the-
15 bal. gutgutenal.
Ad fraßn. Sputo circumlinito minimo digifo. et die. Adiuro te mala
maJanna. perpatrem et filium. et ßjiritum ßincfum. ut non creßaf. ßd
euaneßaf. in nomine patriß et fHii. et ßürituj'ßincti. k. x. k. Pater noßer.
ter. et pater noßer.
20 Par vitce nrit. leo in nomine domini. moritur rrrrf. in homine ißo
.N. agof agoß agoß chrißuf uincit. chrißuj regnat. chrißiif imperat.
Ferner S. 146 a drei lleimsprüche in unabgesetzten Zeilen, deren
erster und dritter im Altd. Lesebuche 213 fg. , der mittlere
Tif fürt trrbe.
trade ßhonc iviphurre.
ßreme dar wirf ze gack.
den geruil iz fa.
S. 155 a das Gebet 75; endlich 210 a — 228 a und von der zweiten
Hand 363 b— 366 a die Predig(en I— XI, XII und XIII. ^'on der
ersten sind die Anfangsworte und die zweite fast ganz schon in
2 emorroyfm] statt ob hat die Handschrift hier und in den folrrciidcn Zeilen e.
3 Ev.Mallh. 9, 21. 43.18 k. x. k. d. h. hyrieleifon chrifteleifon kyrieleifon;
aber m. vfqve a. p. ? 18 stall des crsleu nofter die HS. nri.
HANDSCHRIFTEN DER PREDIGTEN I— XXXV. 255
Graffs Diutisca gedruckt, 2, 277 — 279; die dritte im Altd. Leseb.
191 — 196. Beide Schreiber, zumal der vordere, waren sichtlich
mehr auf Lateinisch als auf Deutsch geübt : welche Mühe z. B.
macht es jenem, die Sylbe fchaft in Buchstaben zu fafsen: gefellefchat
gienofchpat chcnnefchat tritfcaph hcrfcaph wirtjcapht III, 34 fg. Be-
merkenswerthe Abkürzungen sind v oder v. für vnde, d. für daz\ o
gilt für ou und für uo] w ist von vv nur noch wenig unterschieden,
und z ähnlich dem h: daher der Schreibfehler /es-e^ X,32.
XIV- XVI.
Drei auch am äufsern Rande beschnittene Querstreifen z\\eier
zusammenhangender Pergamentblätter des zwölften Jahrhunderts , die
der verstorbene Graft' besafs. Auf der Rückseite des zweiten Blat-
tes Lateinisches von spaeterer Hand. Die beim Abdrucke versuchten
Ergänzungen des Fortgeschnittnen sind durch Cursivschrift unter-
schieden.
XVII— XX.
Zwei Pergamentblätter in kleinerem Quartformat vom Ende des
zwölften oder Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, die innen auf
den Deckel der Baslerischen Handschrift 0 III. 14 (Leben Diocle-
tians von Hans von Bühel) geklebt \Aaren. Auch hier sind beide,
ou und uo . mit o und ebenso die eigenthümlichen Diphthongen oi
und io beide mit o geschrieben; der Circuniflex ist das Tonzeichen
auch für kurze Vocale , wie umgekehrt der Schreiber von XII und
Xni den Acutus als Längenzeichen gebraucht. Ein früherer Abdruck
dieser Bruchstücke im Altd. Leseb. 297 — 304.
XXI— XXVI.
Wiederum Bruchstücke des zwölften oder dreizehnten Jahrhun-
derts, z^^eimal zwei zusammenhangende Pergamentblätter in klei-
nerem Quartformat; das dritte Blatt vielleicht, das vierte gewiss
von anderer Hand als die beiden ersten: die Buchstaben sind dort
0
eckichter, u wird auch für blofses u gesetzt, und de gern mit
Anhängung des e oben ans d geschrieben. Die Ergänzungen des
vom zweiten und vierten Blatte weggeschnittenen sind mit Cursiv-
schrift gedruckt. Besitzer dieser Fragmente ist Hr v. d. Hagen; ich
habe die Abschrift vor etwa fünfzehen Jahren nehmen dürfen.
XXVII— XXXV.
G2 IL 58 der Basler Universitaetsbibliothek: eigentlich zwei ge-
trennte, nur durch den Einband zusammengebrachte Handschriften.
25C HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XXVII— XXXV.
Beide auf Papier, in Quart, aus dem vierzehnten Jahrhundert: am
Schlulse der ersten Got fi (jelobt diz tagez dz diz gefchri/fl volbvach
iß in dem Ixxxij jauv] \\ ohl die ältesten unsrer Papierhandschriften,
und die zweite mit einer Sorgfalt und zierlichen Sauberkeit ge-
schrieben die bei solchem Stolle selten ist. Die zw eite enthält auf
28 Blättern aufser den acht Predigten XXVIl— XXXIV noch eilf Le-
genden, namentlich von der heil. Jungfrau, und 10 b — 15 a eine
■wohl auch als Predigt gemeinte Darstellung des jüngsten Gerichtes:
ein Abdruck dieser in meinem Programm über die Altd. HSS. d.
Basler Iniv. Bibl. 22—25. Die vordere Handschrift hat 249 Blätter,
die von alter Hand bis c/.zt- gezählt sind: das erste fehlt. Ihr Inhalt
sieben Predigten: eine davon unsere XXXVste; und vor und nach
denselben siebzehn Heiligenleben grcefseren Umfanges , auch diese
meist mit rednerischer Schlufswendung, z. B. 63 a nun gcb rnz got
durch den icierdigen fchenhen ind (lies in der') ere finez lieben marlrez
s. logini (so immer loginus statt longinns) der inf da vf tedt den
lebenden brunnen dz wir alzo vjfer dem minnenden hertzen jefu chrijü
getrenket werden dz in vnf vf wallend werd der lebend brunn der inj
wider laitent fi den (in den) rrfprung dannen wir geflozzen find Amen;
151 b (Cryfantius und Darya) Nun geb vnf gof dz wier ir rainkait rnd
ir marfer tailhafft werdenl bi jnnen in dem ewigen rieh da ir felan mit
fra'den ruoirenf in got jr tag ift mornend nach .s. ändrez tag; IGt b
Nun heiß' vnf der hailig Minofilus vnd vnf er lieber her jefus dz wir
komint in dz land da allez laid ift vnerkanf Endlich zwischen den
Predigten noch folgender Bericht über das Land des Priesters Jo-
hannes und den Gottesdienst bei S. Thomas Leichnam.
^in her dez londez yndia der waz ain ertzbifchoff vnd hiez Johannes
Vnd do er erweit wart zuo der wirdikait dez bgftums do kam er dar nach
über ain jar ze der flat bizanziam rmb den mantel den er zuo dem
hiftum haben muoft da vant er wirdig hotten dez bapftez kalixti die rmb
5 ramer fach dar komen warent mit den fuor er gen rome daz er die ge-
fechi do enpfieng in der bapft wirdiklich vnd hat in daz er bredigiti in
dem münfter ze latren diz tet er wie er doch der fprache nil künde won
daz er ainen betiuter hette der die lant fprach vnd och die finen wol
künde vnd der felb fail och daz hie nach gefchriben ftat daz in dem lant
iO Metrepelim lit ain ftat diu haiffet Militia diu ift alz tritt daz man iiij
tag ritten muoz e man fi vmb (201 a) ritte vnd diu hwchi der ringmur
1 In der Handschrift M für A gemalt.
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XXVII— XXXV. 257
iß alz ain liochez turrez hoch vnd iß zwaiger toagen laißri dik vnd der
iiij wafß'r fo lyffer dem paradys gaunt der gaut ainez da durch daz
haiß'ef phyfoti vnd daz bringet alz vil dez aller beßun goldez vnd edelz
geßainez daz ez allez daz lant tjndia richet vnd ivaz dar in kumet in die
ßat daz nit crißan vnd geloebig iß daz miiof ze hant crißan werden ald 5
aber ßerben diu Mich da der wirdig fant fhoman der xij bott in lit diu
iß vor der ßat vf ainem hochen berg vnd iß der berg vm geben mit
tie/fen iva[fern vnd an dem ßad der loaffer da find xij kilchen gcßifftet
in der er der xij botten in dem find die aller hailigoßen ainfidel vnd in
daz münßer dez haii'ioi h}ligen .s. thomaz daz vf dem berg da lit da 10
mag nieman in komen den zuo ainer zit in dem jar ze finer dult vor
der tult viij tag rnd dar nach och vüj tag vnd an dem tag ßner hochzit
fo gaut der ertzhifchoff vnd fin helffer vnd allez daz volk dar in ivon diu
waß'er l and f ich denne von ain ander vnd wirt da truken ertrich viij tag
vor der tult vnd dar nach viij tag daz zyborium in dem münßer iß gar 15
koßlich gemacht von gold vnd von filber vnd von edelm geßain vnd ob
dem alter hanget ain filbrin bekin an ainer filbrinen kettenen in dem
bekin ßat .s. thoman vf recht vnd gantz alz er lebt mit dem geivand daz
er truog do er lebt ez hanget ain brinndiu amppel vor im von der ßand
gefchriben driu ding diu ivonderlich vnd begierlich findt ze hoerent fi iß 20
guldin (202 a) vnd hanget an filbrinen keltennen vnd iß vol balj'men vnd
haut gar ain edeln fmak dirr balfame verßoindet niumer vnd erleßhet
och daz Hecht niumer vnd an finem hochzillichen tag nimt man den bal-
finen dar vf vnd füllet ez mit aim ander jn vnd zündet fi danne aber
vnd ß) ze iar vm wirt fo iß fi vol dez balfem vnd brinnet alz fi erfi 25
enzündet fig den baJfinen den man dar vf nimt vnd def hand die Hut gar
groff bett vnd wem er wirt waz fiechtagen der haut ob er da mit berueret
wirt er wirt gefunt An dem hochzillichen tag .s. thomanz fo gaut der
Patriarch vnd fin helffer vnd legent fich an mit bifchofflichem klaid vnd
nement den hailigen Hcham her ab vnd fetzent in mit erwirkait zuo dem. 30
(202b) altar vf ainen guldinen ftuol Sin haur ift im rot vnd gat im vil
biz vf die achfel Sin hart ift raid vnd kurtz Sin antlüt iß mineklich vnd
liuchfet alz ain ßern Sin claider find hert an ze griffent So er in den
ftuol gefetzt xcirt fo vachet man die meff an fo man fi gefinget vntz daz
man kumet dar an daz man daz volk bewaren fol fo nimt der patriarch 35
die hoftia vf die patenen vnd kniuwet für .s. thoman denne gefchehent
iiij ding hart wunderlich Daz erft ift daz .s. thoman die patennen mit den
1 wagen ynfen 2 gaunt'\ gat 6 flerber 13 der fehlt. 19 brinnu
di amppel vor im vor den ftun 23. 24 balnfmen 26 vnd den hand 30 niement
Altd. Predigten. 17
258 HANDSCHRIFTEN DER PREDIGTEN XXVII— XL.
hoßien enpfahet mit der rechten hand alz fürheßchteklich alz oh er leb
Daz ander daz er die Hut bcicavel man vnd fruivan die ztio gand orden-
lich ainez nach dem ander Daz drit iß xcenn ain mwirdiger menfch zuo
gat fo ziuchet er die hand an ßch- vnd git im noch enchainem (203a)
5 ander vnßrn herren die iril der mcjißh gegenuirtig iß Daz rierd iß daz
dir menfch ze hand muof behert werden ald er ß/rbet aber al ze hant
Darnach fo difer Commnnio vf nirl rnd diz hochzit rolbrachl nirl dar
nach über acht tag fo nimet der pafriarch rnd ßn hel/fer den bailigen ..s.
thoman vnd fetzent in ivider an ßn ßat rnd nigerit dem tieff mit groffer
10 erwirkait vnd fchaident von dannan Vnd fo ßu vnd allez daz volk von
dannan homent fo gand diu waffer wider rm den berg atz vor vntz an
daz ander jaur Do imfer her den hailigen ßtngern den hailigen gaiß
fandt vnd ß vf in die weit giengent Do fant rnfer her den gunfen .s.
thoman jn daz land Indiam daz er daz bekerti Vnd do er dar kam do
i5 vand er die dri küng den (203 b) tet er da bekant daz leben vnferz
herren vnd ßn hailigen Marter vnd ßn vrßendi vnd toufte ßu vnd lert
fi fölklich criftan geloben
Die zweite Handschrift bezeichnet alle Umlaute, auch den des
kurzen ?/, häufig sogar den des langen mit übergeschriebenem e,
e
den des langen ^^ ie des kurzen a abwechselnd mit a und (ß ; av wird
stets mit ö , in der ersten bald so, bald mit au gegeben. Eigen-
thümlich der ersten ist der Gebrauch im Beginn der Worte stivts nur
grosses L und R zu setzen, und die Barbarei womit beim Übergang
von Zeile zu Zeile mitten in einer Sylbe, vielleicht schon nach dem
ersten Buchstab abgebrochen -wird, z. B. fu\ndent fpr\ach M\armel D\o.
XXXVI— XL.
„Eine Pcrg. Hs. des 14. Jahrhunderts in Quart aus dem Kloster
Weingarten (F, 55.) in der königl. Privatbibliothek zu Stuttgart ent-
hält teutsche Predigten , welche mit dem Pfingstsonntag anfangen
und durch 27 Sonntage fortgehen. Darauf folgt eine teutsche Er-
klärung der Messgebräuche , ein kleines .Stück de tribus impedimentis
und dann eine gereimte teutsche Erkla^rung über die sieben Todsün-
den , ^\ orin die lateinischen Ausdrücke teutsch glossirt sind. Das
gereimte Stück ist aus dem 12. Jahrhundert und gleiches Alter hat-
ten ursprünglich auch die Predigten." Mone, Anzeiger f. Kunde d.
tcutschen Vorzeit 7, 393 fg. Sodann als Probe die zwei ersten Pre-
digten, nur gleich im Anfang mit einer fehlerhaften Überschrift:
Sermo in pentecoste. Der Codex hat dieselbe nicht , wie denn auch
dieses erste Stück keine Predigt am Pfingstsonntage , sondern eine
HANDSCHRIFTEN DER PREDIGTEN XXXVI— XLI. 259
für den ersten Sonntag nach Pfingsten ist. Die weiteren fünf die
meine Sammlung giebt sind aus einer freundlich mitgetheilten Ab-
schrift Pfeiffers entnommen. Dasoe, welches die Mundart des alten
Schreibers gerne für langes o gebraucht, bezeichnet derselbe gleich
dem Umlaute mit o; sein v oder ii habe ich mit vu uö wiederge-
geben, da er bei unabgekürzten Diphthongen den Circumflex über
den zweiten Buchstab setzt.
XLI. LIX.
Handschrift der Wafserkirche in Zürich B 22 V-g^^ Papier, Quart,
179 Blätter; auf der Rückseite des letzten Dif buoch wart gefchriben
m dem iij vn nunzigßen . iar vn drizehen hunderdeß iar in dem hoiu
manel do ich wc xxx jar alt vn felis iar in geißlichem frhin geßn
Wohl in Zürich , etwa im Kloster Oetenbach : vgl. die Überschrift
von XLI. Das übrige hinten und vorn noch freie Papier ist von an-
dern noch ungeschickteren Frauenhänden vollgeschrieben. Den Inhalt
machen siebenzig rubricierte Stücke bald vom geringsten , bald von
groefserem Umfange , und alle von geistlicher Art , Erbauliches und
Beschauliches. Nsechst den für unsre Sammlung theils daraus ent-
nommenen, theils damit nur verglichenen Predigten XLI. LIX und
XLII (5 das Zeichen eben dieser Handschrift) ist noch folgendes
hervorzuheben. Verstreut durch das ganze Buch einzelne Sprüche
benannter und unbenannter Mystiker : vier davon (45 a. 53 a. 62 a.
und 77 b) bereits im Altd. Leseb. 889 , ii und iii. 692 , viii und ix ;
andre nachher in der zweiten und der dritten Abhandlung. Ferner
122 b — 124 b der Wettstreit der z^^ölf Meister von Paris, gedruckt
in Haupts Zeitschr. 4, 497 fgg. Die Erzählungen von der weit valfcheit
89 a — 90 a und von einer Heidinn 120, gedruckt im Altd. Leseb.
945 — 948. Sodann 140 a — 144 b ein sicherlich aus dem Lateinischen
übersetzter Tractat gegen Aberglauben und Zauberei, betitelt J)iJ
ßuk ßit von den loffern vnd von den valfchen propheten : alle wichti-
gen .Stellen daraus im Anhange zu Jac. Grimms Mythologie xli —
xLiv. Gleichen Uisprunges ein sonst auch ähnlicher Tractat von den
manigvalfigen ßhadcn def tanz 96 a — 99 b; er stimmt dem Sinn und In-
halte nach, sonst jedoch nicht zu jenem der aus einer Wiener HS. des
15 Jh. in den Altd. Blättern steht 1, 52 fgg. Zur Probe einige Sätze.
Tenz die ßnt der tiuuel genge De fol man da bi merken de die tenzerr
ziehent vnd tennent den tanz zeder lingen hanf. Wan de bewert der wif
man der ßrrichet Die weg die zerrechten hant ßnt die ßnt bekant got
3 Proverb. 4, 26.
260 HANDSCHRIFT DER PREDIGT XLI.
ünfcrm Herren Aber widerwertig rnd verliert fmt die zerlingen hant Die
tenz fint orch den linueh iarmerg. Wan er gewinnet da mit menig feien
Er lieft an dem inerg ßiwn korfman rnd korfmeninen. IJ'c de ß De iß
holt fort. Vnkiufchkeit. Bcef begerung der orgen. Er hett ovch da die frovxcen
5 diu da heifßt. Vppikeit. Vnd ovch ir hiifgefmd des nint wenig iß De iß
verladen lachen. Vnmßßger ßhimph. Vngeordinatiu tcegung des libs
(97b) Übergebung. Hohfart. Erhebung übermuetlich der orgen Diu er-
haben halfader. Ein hohfertiger gang. Vnd vnzühtiger. Vnd menger hant
anreizimg zebwßm biß des fleifrhes.
10 C^^b^ Efiß daran gnuog de zuo rechten elichen hohziten tanzen
erlorbl iß. Vnd die ßtlen dennoch mit mefßkeit geßhehen vnd mit zulit
der ßtten vnd in guilicher vorht Mut mit keinr verlaßenheil oder vnfuor.
Vmb de wan ünfer herre felb diu e gerret hett mit ßn ßlbes gegen-
würtkeit vnd ßner lieben muoter vnd ßner iunger. Vnd de er ovch ßn
15 erßef zeihen ander hohzit würketi weit
Ferner 153 a Dis buechli heifßt ein fpiegel der kloßer Hüten; bis
165 a. Endlich auch noch zm ei Gedichte , sparte und kunstlose
Klosterpoesie. Das eine S. 83 a bis SG a vom Sturze Lucifers , von
der Schöpfung des Menschen , vom Sündenfalle , vom staunenden
Zorne des Hcesen bei Christi Geburt : damit bricht es unvollendet
ab. Hier der xVnfang; in der Handschrift sind die Verse nicht ab-
gesetzt.
Wie adani verftoflen ivart Gegen dem fchwnen aquilone.
vff «lern paradif 3(1 Eben höh der klaren funnen.
fjot fprach ich fcha/fe. Wer möeht mir def nint günnen.
Vff miner gütlichen magenkraft. Dem hoschften bin ich glich.
Ein lieht zeßhinen. Vnd ovch de himelrich
Viider den engten ininen. Sol mir wefen vndertane.
20 Zedienend alle glich. 35 Wer de mit mir welle beftan.
Einem herren indem himelrich Dem teil ich glich.
Do wurden die enget gefchepfet. Elliu miniu rieh.
Vnd ovch lucifer gemahet Do fprachen die betorten.
Der aller fchwneß vnder in. Die zehimel nint gehorten.
25 Vnd der fprach ich bin. 40 Ilerre de hein wir wol gefchen.
Ein enget alfo her. Wir muoffendirvonfchuldeniehen.
Vnd bin genant lucifer. De du biß gewaltiger herre.
Vnd ßetze vf minem tron Da von v eilen wir keren.
i in der Handschrift vnfn 3 hettc—kofmenin. )»'c de De ift G Ynmcffciijcr
12 golich' 19 in der Jlaiidscbril't Vn 20 h're
HANDSCHRIFT DER PREDIGT XLI.
261
Mit gemein an din gebot.
Wir ßilen dich für got.
Eren vnd dich loben alle
Mit gemeinem jchalle.
5 ^yit vnd verren.
Zehimel einen herren.
Do fprach aber der herre
Der da genant iß lucifer.
Heint dank ir engel min.
10 Ir fand in ininem rieh ßn.
lemer eiveklich.
De niiß'end ßcherlich
Do kam fant michahel.
Ein treeßer der armen ßl.
15 Wol dan ß)rach er ir engel rein.
Vnd varend alle gemein.
Zug ünßrm lieben ßhepfer.
Der iß allein rein vnd gewer.
Do ß)rachen die zioifeler.
20 Die da waren got vnmer.
War wellen wir fumlich.
Ünf b einlebend die rieh.
Swer daf befßr gewinne.
Bi dem bliben wir hie inne.
25 Do kan ünfer lieber herre.
Zuo dißn groß'en gewerre.
Er ßjrach lucifer zart.
Wie haß du dich bewart.
Wes haß du dich vermefßn.
30 De du haß vergefßn.
Großr eren die ich dir maß
Du werd der engel lieht vaß'e.
Du werd der engel krön.
Nv fpricheß du ßeß der fron.
35 Vndfüle dir (8 3 b) iceßn vndertan
Alles de ich geßhaffen han.
Da von ßll dich kerren.
Von engelfchlichen eren
Michahel ein engel her.
40 Nim hein de himel fpere
Niut lenger ße gefpart
Lucifer genieße ßner hoffart.
Er ßol rumen de himelrieh.
Vnd ovch alle die im ßnt gelich.
45 Er muof zuo der helle Valien.
Mit den ßnen allen.
Da ßl er ßn gebunden.
Ze inreß indem ah gründe.
Zehant do vielen ß alle
50 In de ewig bechtcalle.
Do ßrach aber der wife.
Zuo fant michahel vil linß
Michahel nv blaf ein hörn.
Ich han dich ißrtvelt vnd vßrkorn.
55 Wir ßilend ein paradys mähen.
Von minneklichen fachen.
Dar in fo fetzen wir einen man
Den ich von leim ivol machen kan
Der fol es buwen vnd ßn phlegen.
60 De er behalt unfern fegen.
Da folt du wefen wif
Bis probft in dem paradgf.
Zetroft vil maniger fei
Der pßig du michahel
65 (s5 a) Köndi ich mit kluogen Wor-
ten daf.
Zefiutfch bringen alf ich laf
In latine fo wolt ich.
Vil gern dar zuo erbeiten mich.
Wie ich in tiutfch tele bekant
70 Alf ich an einem buechlin vant
De der lerer Maximuf.
Von wort ze wort fchreib alfuf
5 Wir 23 daf] es
65 da/* fehlt. 71 D' d'
35 fule
Ir 72 alf
38 engelfchelich
48 id ab g rüde
262 HANDSCHRIFTEN DER PREDIGTEN XLI— LH.
Das andre Gedicht S. 150 a.
Dir Ift de gebet §alnc mnndl Taliictarc zc tliitToh de fant
• bcrnliart fpraeh do In de krIiiziAx viubvleng
ijiut gruef dich aller weit heil
Du flieg mir dines kriuzef teil
Ich grucf dich lieber herre min
Du ftieg mich an de de krinz din
Und so fort in unal)gesctzten Versen bis 153 a. Von noch an-
deren Stücken im weitern Verlaufe des Ilandschriftenverzeichnis-
ses und der geschichtlichen Erörterungen. Eigen dem Schreiber
oder der Schreiberinn dieses Codex ist die Vorliebe für langes / am
Scbhifse der Worte, das sonst in dieser Zeit nicht melir gilt. Die
Abkürzung des AVortes me/ifche in M'', characteristisch für die asce-
tisclie und mystische Litteratur des vierzehnten Jahrliunderts, in
Deutschland und den Niederlanden (vgl. z. B. die ninl. Predigt in
Ilauj)ts Zschr. 2, 350 fgg.) begegnet auch hier, jedoch nicht so un-
abänderlich durchgeführt als anderswo.
XLII— LH.
Der bei diesen Predigten als Quelle und bei andern CXLI. LHI —
LVII) nur zur Vergleichung genannte Codex A ist schon früher (vgl.
die Verdienste d. Sch^\ eizer um d. Deutsche Litt. 16. 39) von mir be-
nützt, nun aber von Franz Pfeiffer, seinem jezigen Eigenthümer, mir
zu neuer Bcrathung anvertraut \M)rden. Eine Handschrift die an-
ziehend ist durch den Reichtlium ilii-es Inhaltes, die Eigenthümlich-
keit der Sprache und besonders auch durcii die liebende Sorgfalt
w eiche sichtlich auf die Anfertigung ver\\ endet w orden. Pergament,
Ouart, 26 Lagen, 209 Blätter, beide schon von dem alten Schreiber
selbst, jene mit rcemisclien, diese mit arabischen Ziffern gezählt.
Je die Seite zu zwei Spalten; auf der zweiten des letzten Blattes
Finita lihro fit laus et gloria chrißo. dann mit rother Schrift Es fönt
uijjen alle die dis felient oder lefenl. dz ich plia/f Alloeht genant der holhe
kirchherre ze Sygaris *) hau diz brock gefcliriben mit groffen vnßalten
rnd dvrch ain fpieqel. **) do ich fechs nid fechsziq lar alt wz. vnd
" o ".
han ez vollebruht an ßmt Jacobs abent. Anno domini. M. ccc. Lxxxrij.
der erjamen rrowen Johanfen ßoklins des ßalt ammans ze velkirchen
') -wohl das heiilige GoeOs bei Feldkiich.
*') einelirilic: y^l. Augenspiegel Schindler IJair. Wörlerb. 3, 558. leldspiegel
hier zu Lande s. v. a. Fernrohr.
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XLII— LH. 263
elichen vrowen. Div ez Gotte ze lob vnd finer lieben irwoter Marien vnd
allem hymelfdw her ze eren. vnd ir fei vnd allen globen feien ze troft
vnd ze hilf gefrhnet hat von mir obgenanfe prießer. Da von bitte ich
alle die. die in Gottes namen iemer me lefent. diz- bvoch. dz fi Got fvr
mich armen fvndigen prießer bittent dz er fich vber mich erbarme, tron
ich fvrht dz ich iemer me (niemals mehr) bvoch gefchribe. Hie mit hat
diz bvoch ain ende. In Goftez namen. AmeN. Die Fiau des Stadtam-
maniis zu Feldkirch hat das Buch von Albrecht dem Kolben gefrümet
d. h. von ihm schreiben, anderswoher abschreiben lafsen, ^vas sonst
mit dem Verbum zingen ausgedrückt Avird (Pfeiffers Mystiker 1, 472).
Der so von ihm gesammelten, theils in vollständiger Abschrift, theils
blofs in Auszügen an einander gereihten Predigten Tischreden und
Tractate sind fünfundachtzig; Autoren nennt er nirgend: doch ist'
sein erstes Stück Von den zehen gebotten vnfers herren aus einer
Predigt Bertholds (Kling 57 — 96) hervorgegangen, so auch das dritte
Von der haikait vnd bezaichnvng der meffe (unsre XLIste Predigt),
und ebenso wohl flas zweite Von vierhand ßvkin Criflans glöbeti (un-
sre XLH): z weist für dieses auf den gleichen Verfafser hin, indem
die Messpredigt mit Bertholds Namen da vorangeht, und ein Ge-
sprsech zwischen Berthold und Bischof Albrecht nachfolgt. Für
einen beträchtlichen Theil seines Werkes aber hat Albrecht der
Kolbe offenbar eine schon vor ihm veranstaltete Sammlung benützt,
eine Sammlung die Aveit verbreitet gewesen sein raufs, da aus eben
derselben noch viele andre Schreiber in verschiedenen Gegenden
Deutschlands, ja selbst in den Niederlanden geschöpft haben. Nicht
weniger nsemlich als 39 von seinen 85 Stücken enthält auch, Schritt
für Schritt in der gleichen Reihenfolge (nur ein einziges Mal ist sie
verletzt) die Handschrift Z, über a\ eiche nachher noch zu sprechen;
26 und 25 derselben finden sich, theilweis umgestellt, in zwei Hand-
schriften zu Wien und zu Kloster-Neuburg (Hoffinanns Altd. HSS.
zu Wien 303 — 305 u. Altd. Blätter 2, 173. 174), 6 auszugsweise in z,
3 andre ebenso in der Handschrift B (oben XLIX, 30. LIII, 88. 281.
LVI, 419); wieder von einer giebt es ein Bruchstück auf der Biblio-
thek zu Marburg (Haupts Zschr. 2, 227 — 231), von einer andern auf
der zu Karlsruhe (Mones Anzeiger 3, 183); und endlich von den
Predigten aus S. Georgen im Schwarzwalde und den 47 niederlän-
dischen im Haag wird nicht blofs das wenige das aus beiden schon
gedruckt ist (Mone a. a. 0. 3, 184 fg. 4, 366—368 u. Haupts Zschr.
2, 350 — 357) mit A und Z übereinstimmen: halten doch die ersteren
sichtlich dieselbe Ordnung inne wie A und Z, und die letzteren fast eben
264
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XLII— LH.
dieselbe ^\ie die Kloster-Neulnirgcr und die Wiener Handschrift. Ich
will den verzweigten Zusammenhang tabellarisch übersichtlich und
A. Z.
35 Der wifTag: fprichet alfvff. Mivl ift der
frid her nider koineii. i,
3G Sani Paulus fpiicliet. Ir fonl flark fin
in Gollcs diLMift. 2.
37 In fon( ^Micli fin dorn meiitfclicn fprichot
iiiifor hcrre. 3.
38 Do iiiifur hcrre vfT crtrich \vandlcl foben
XLVI) 4.
^39 Slo[ihanus -nz vol gnaden, vnd flerki.
Spricht fant Lucas. 5.
40 Gol hat fi erwpllet. vnd für weit. 6.
41 Ich waiff aiiien nienlfthen fjuicht faat
Paulus. 7. 8.
42 Rehliu hiht fol hau fiinfzehen ding 9.
43 Der wiffag vfayas fprichet. Lieben tohlra
von fyon (oben XLVII) 10.
44 Div minne ift fprichet Profper alz mich
dvnkel gvoter wille. H.
45 Ünfer herre gefchvof den mentfchen dar
zvo 12.
46 Ich diene vor Gotte in der haiigen wo-
nvng hailigcs lebeus 13.
47 Alle die. die min gereut fiul. die fönt
zvo mir koincn 14.
48 Got hat gepflanzet ein paradyf der wolin ft 15.
49 Das ift min gebot fpricht ünfer herre. dz
ir cnander alle minnenl. 16.
50 Ich fach ainen cngel fprichet fant lohans
in Apocalypfi. 17(ob.LIII).
51 ünfer herre lailet den rehtcn mentfchen
dvrch den rehten weg. 18.
52 Gottes Wille ift iuwer hailikait. fpricht
fant Paulus. 19 (ob. LIV).
53 Iberufaleni div da obnan Hl. 20.
54 Sant Lucas lobet ünfer vrowen an fibcn
fvnderlichen tvgcnden. 21.
SGeorger HS.
Mono 4, 3G6, 1.
Mone 4, 366, 2—4.
Mono 4, 366, 5—7.
Mone 4, 367, 8. 9.
Mone4,367, 10—12,
Mone 4, 367, 13.
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XLII— LH.
265
anschaulich zu machen suchen; die diilte und die sechste Columne wh'd
sich ein Leser in Karlsruhe und im Haag' ieichllich heiser ausfüllen,
\Meiier HS. KL. Neuh. HS. Hanger HS. s. B. Bruclistücke.
7.
1. -
13.
13.
4. 5'
4. 5?
6.
24.
24.
— — .'203 b. cd. —
17.
Altd. Predigten.
18
266 HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XLU— LH.
^- l- SGeorger HS.
55 Sunt LiicuB Iprichel in der ^vveltbutten
bvoch vun üiilers lierren vinirl. 22. Mone 4, 367, 14. 365.
56 Unfers lierren wort lol in \\ rem horlzen
wüncn. (oben XI.YIII) 23. —
57 liol lol künden an der Iclnitt den livlen. 24 (ol>. \\). —
58 Peter minnelt dv iniili Iprach üiilfr
herre zvo fant Peter. 25. Mone 3, 184.
59 Der balmbOm hat fiben efte. 26(ob. LVI). Mone 4, 367, 15.
60 Benyaiain ilt Gol aller liebft. 27. Mone 4, 367, 16.
61 Man vint in allen landen vnder vrosven
dehaintcboenifohernlobstobtrenwarent. 28. .\Iune 4, 368, 17.
62 Do ünfer herre xe hynnl wollt' \aren. 29.
63 l'nler vrowe gelicbet lieh aincr reb\n.
(oben XLIX) 30. —
64 Unter herre hat niiengen namcn die
bezaichenlich fint. 31. —
65 Herre wer sei wonen in diner iifallentz. 32. —
66 Nivn l'vnderlich l'cliaden enipfahet div
feie von täglichen l'ünden. 49. —
67 Belibent in mir. lo blib ieh in ivch. 33. Mone 4, 368; 18.
68 (Jnler vrowe -feliehet iich ainer frvht-
baren rebvu. 34. —
69 Min lip ill wider gebiveget Ipriehet
üni'cr herre. 35. —
70 lervfaleni fprichel ylayas der wifiage.
vroBwe dich. 36. _
71 Svüchent iiiifer herreii l'prichet der
willage. 37. -
72 Do die Ivden hie vor zaigetenl eiigegen
dem lande. 38 (ob. LVHj. —
73 Die gaÜehlichen livt lunt glich lin
aineni bivoinen an vier dingen. 39. —
74 Lieben l'prichet l'ant lohannes. .M innen!
Got. 40. -
Ein Verralticr dieser Predigten (all»' »iu'gen sehr wold einen
einzigen gehabt habenj tritt mit genanntem Namen nirgend herv|Ltt':
es ist eine um so gru'lsere Übereilung Holfmanns, den Schreiber der
Kloster-Neuburger Handsihritl vuii 1372, Peter wiw Trebensee, Ca
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XÜI— LH. 267
Wiener US. Kl. Neub. HS. Haager HS. ;. li. Bruchsliidve.
10. 10. - - -
11. 11. - _ _
— Karlsruher.
201 b. Ma» burger.
15.
15
12.
12
26.
—
IR
16
17
17
IS. 18. -- - 33 a
19. 19. - _ -
20. 20. - 3. -
4
U. 14. -
21. 21. -
22 22. 21.
9. 9. -
23. 23. -
8. -
pellaa zu Zelking, für den Prediger selbst zu hallen, als die um zehn
Jahr ältre Wienerische von dieser« Namen nicht.s weils, sondern da
wieder nur ein anderer Sammler, Bruder Peter im Gamingerhof zu
Wien, und ein andrer Schreiber, Johannes Haller, unterÄeichnet ist ;
268 HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XLH— LH.
die Wiener Handschrift scheint sof»jir ilns Original der Klosler-Neu-
bufoischen zu sein: in l)eiden ist die fünfte Predigl beim Zahlen
übersprungen oder mit der vierten in eins gesehrieben; am Sehluls
hat die erstere noch eine Predigt, die 26ste, mehr. Aber die Zeit
der Abfafsung wird uns angedeutet: in Z 22 heilst es und ebenso
in der HS. von S. Georgen (Mone 4, 3G5) Die engil feheiit in ze
allen ziten gcluftecUch vh girlichc an. Dar an mrgen loir icol
merken, de das ein wiinneclichis lieht mvoz [in. de man ze allen
ziten girlich ane fiht. mit i'roiden ane rrdrrz. i:nd haut fi doch wol
drivzehen hrndirt iar [in fchone menfrhcil an gefehcn. rnd fehenf
in noch alfc girlich an. alfe der erften ftrnde da er ein gaff da
was. Also um 1300. Mit noch genauerer Bestimmung A 55 7ne
deYi drrzehen hindert jar rh drt jar. Mone wird eben irren wenn
er seine Handschrift und sein Fragment ins dreizehnte Jahrhundert
rückt. So beruht von 35 — 74 die Übereinstimmung zwischen A Z z B
auf dem Grunde einer und derselben älteren Sauunliing; wenn .1 aufser-
dem noch mit der einen oder andern der genannten Haudsclniften zu-
sammentrifft CA 2 = XLII mit üs 19; ^ 3 mit Z 55. s 18 = XLI;
^ 6 = XLllI mit J5 32 a = LXIV; A 24 Von den ht/mclfchen froiden
mit Z 42; A 81 Von dez gaifchichen menlfchen ordnvnge mit z G:
A 82 Von der volhonienhait dez lehens mit z 5^ und die vierte Predigt
Von mwnger hande Regel unvollständig auch in einer Schlettstädtcr
Handschrift steht (Haupts Zeitschrift 5. 421 — 423), so sind das ver-
einzelte Fälle, die auch sonst schon (2 und 3 rühren ja von Berlhold
her, und Z 55 ist von andrer epa'lerer Hand) aufserhalb jenes Be-
reiches liegen. Die Übereinstimmung aber von A und Z, welcher
Codex hier zunfechst in Betracht kommt, iai meistens der Art, dafs
A die Predigten und Reden ins Kürzere zu redigitnc.n sucht, oft mit
Glück, nu'tunter auch eben nicht zum Vorlheile des Originals ; immer
jedoch hat A vor Z dio gra^ssere F'ehlerlosigkeil und eine mehr an-
ziehende Sprache voraus. Ich glaube durch mein VerfahrcMi bt;i Be-
nutzung beider Handschriften beiden ihr Recht gethan zu haben : voll-
ständige Vergleichung des andern Textes gebe ich Jiur bei XI-Vll und
I.VII, bei den übrigen nur vereinzelte und blols für Erhebliches.
Schliefslich noch den Tlieil von A 4, der zur Vervollständigung jener
Schlettstädtcr Predigt und ihres Abdruckes dient,
iSi gunnenl iren pigenden iihch an hdbtfiindc. alles daz inen
'Widervaren mag. Si rerfagenl inen iren miind. und erzaigent inen
'unwerilich gebcerd. Bekoment fi inen undcrwi/ent fi werdent blaivh
von zorne. irs hertzen. und als fi fich huetcnt vor hobt fünden.
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN XLII— LH. 269
(lifo huetent fia [ich daz fi [ich och niemer uebctit in tilgenden,
ipoti flu [ich in ain leben gefetzt haut, daz ift in ain gnuegen zuo
dem hymelrich. und lihter locerc ain fünder ze bekeren. denn dis
fiirbas ze bringenn. Swas fi tuont daz tnont fi mit murmeln und
mit trcegi. wan inen ift fwcer älliu arbait. loie fi doch gefunden 5
und vrifchen lip habent. Dife die gant in den wagen (9 c) weg.
und muoffent lang umb gan. und manglent in diefem Übe des göt-
lichcn troftes. den die durnähtigen hanf. Nach difem libe fo lident
fi die langen und die ftrengen wiffe. doch koment fi ze iungst zuo
dem himelriche. und cnphahent kleinen Ion. Si fitzent in den loin- 10
kelern und enbiffent doch niemer des wities. daz fprichet. fi fint
in dem gaifchlichen leben und gefmekent doch niemer gaiftliches
troftes iht. § Es fint och fumlich die gant den engen ioeg. ir ift
aber der minft tail. Daz fint die durnähtigen die fleh fere huetent
vor allen fünden. und mit fliffe dar nach ftant wie fi koment ze 15
volkomenhait der tugent. § Die vliehent lob und ere. und allen
üppigen ruom. Si verfmahent fich felber. und gerent daz man fi
verfmahe. Si huetent fich vor zorne. und vliffent fich fenftmuetkait-
widervert es aber inen etwenn. fo illent fi daz fi fin ab koment mit
bihte und mit gebet. (9 d) Die in übel tuont jtmd fi befwcerent. 20
den tuont fi wol. und erzaigent in mit loorlen und loerchen. daz fi
mit den ivcrchen der minne überwindent die untugent des haffes.
Si vliehent guot effen. und trinken, und alles liplich gemach alfo
verre fo fin ir krankait enberen mag. ican nieman fich felber ver-
derben fol. Doch bedurfent wir dirr manung in difen ziten nit. 25
won wir fint alle gnuog befchaiden. § Dirr weg ist fchleht und
kiirtz. won die in mit fliffe gant. die koment Got in ainemjär nceher.
denn die in dem witen weg gant in fünfzehen jaren. Och enphahet
ir ainer me lönes denn iener fünfhundert. Und dis ift uns beioceri
in der künig buoch bi kuzi und achymas die da liuffent zuo David. 30
§ Nu fint driu ding, diu ierrent uns des engen weges. S Daz erft
ift gebreft an der begerung. daz kumet von zwain dingen. Wir
dunkent uns felben gnuo guot. (10 a) und habent lützel aht umb
gaifchlig gäbe. Sant Gregorius fpricht. Diu funne fchinnet uff den
blinden, und entliuhtet fin doch nit. alfo icerdent och dife Hut ent- 35
1 in der Handschrift hvlent fv fich och nierh vbent 3 UM wäre in
fcnd 14 fich fehlt. 23. 24 vn alles liplich ken. vn alles liplich — fo fi
30 Reg. 2, 17. 35 enUvlct — enüvlel. das zweitemal mit nachgelragenem A
270 HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN MJI -LH.
liukfpf. itit roll den yaifchlicfien diiiycn. die fi die t/iio/pu fehent
hon. Iran es ifl ir [pol- .^ Paz- ander daz iins da ierref. da:> iff
daZ' wir uns bekinnbevrenl mit uffren dinijen. und nieinev i/nfrr liertze
irellent befelioiren. Da ron hefr/iihl ins als den fpil Hufen, die alheeij
5 ///. fvömder herbei <j fint. und feiten da haim. Da ron ift fehad daz>
man niuw lint fo fchier wider fettet ze uffren dingen. Da ron fi
körnen fint. Sint fi bcez fi irerdenl norh bmfer. Man fall fi iorh
län ain jar ir fünde wainen. daz fi doch hefnndent den frhaden
der an den fänden lit. und irie iciderz(pme fi der feie, und (!oi fint.
10,y Daz dritte daz Uns ierrei. daz iff. daz wir Unfern lip :,r lieb
hanf. und wir in z-uo kainen dingen wellent twingen. daz im wider
iff. Als uns nu difiu (\0 h) drin ding ierrcnt. als fint öch driu
ding die Uns fürderrent. $ Daz erft ift daz wir begerung fönt han.
Mäht du aber begerung nit hau. fo beger doch, daz du begerend
15 werde ft. aber zwai ding fint die Uns die begerung enziindent. daz
ift gottes wort, daz füget die begerung. daz gebet fterket fi. an
gebet frhaffel nieman niut. oder lützel. § Daz ander ift daz der
mentfrh alweg ftrite. alfo daz er alweg gefige. an dem tiufrl. unrt
an fim riaifeh. und daz er allweg under gelige an der durlKplitung
20 der mentfchen. S Daz dritte ift daz du din minne zieheft von allem
dem daz under Got ift. wan du folt enkain ding minnen won fo
verre es zuo Got geziehen mag. wan diu feie ift alfo grsehaffen.
daz fi nit mag fin an minne. Swer nu fin minne an Got gefamnen
fol. der fol tuon als man ainem böm tuol den man wil dnz- er uf
2b warhfp. der böm wir fei uf daz fa/fe (10 c) ///. die frlioffling der
denne den böm über triben wil. der muoff daz faff in den böm
twingen. alfo daz er die efte alle umbe ab fchlahe. § Daz faff in
dem böme ift diu minne diu in der fei iff. diu giuffef fich auo den
ögen uf. alfo daz fi minnen wil fwaz frhcen ift ze fehenn. zuo den
30 oren us. daz fi minnen wil waz luftig ift ze lirrrenn. zuo dem munde
US. daz fi nieffen wil. fwaz fue/f iff ze effenn oder ze trinkenn zuo
der Zungen us. weltlirhiu mrere. und üppig kofe ze fribenn. zuo der
nafen us. fueffiu ding ze fmekenn. zuo den hrnden us. hndiu und
fenftiu ding ze grifenn. zuo den fueffen us. üppig weg ze gcende.
35 .f Swer dife efte mit vliffe ab fchlehl und fich ziuhet von allen den
dingen die under Got fint. der twinget fin minne in fich. daz fi
8 W» Fehll. 15 z\r(n (ih\g\ fwir dir 19 dvrntrfflvg; diu fehlt. 21.22 H'ö
fo vil fo verre ex dkh :r (iol (jrfvrdcricrt mag. ndrr zirlini. 36 Hudcr\ inid';
fin fehlt.
HANDSCHRIFTEN DER PREDIGTEN XLH— LVIII. 271
muoff uf wachfen in Gut. da wcrdetit fi fehend Got mit eren. da
wevdent fin bevindent Gottes fueffikait. da werdent fiu erkennent
Gottes wifhait. (10 d) fi werdent innen braht aller der vrop.de fo
ron Got in die fei fliuffet. fo fi und er mit rehter haimlichi ain
diny mit enander werdent. und fi in ime ruowef. Dis ahtent nit 5
tnl ainen enget ze fehenn. Balames efel fach och ain enget, und
waz dar nach doch ain efel. Dis erdriufet denn des lebens. und
totere in denn aller nützeft ze lebenne wan fo fi Got hie ie hoeher
minnent und bekennent. fo fi in och her nach in den etoigen vroeden
ie me minnend und bekennend werdent. .y Nu fprichet fant Bern- 10
hart daz den unvolkomnen lugenden . gefperret wirt diu vroede des
hymelriches. aber den volkomnen lugenden, wirt voUeklich gefchenket
die trced des hymelriches. $ Dar nach wirt gefprochen von fant
Stephan, obdormivit in domino. daz fprichet. Er entfchlief in Got.
In Got entfchldfen. daz ift an wiffe ze hymelrich varen. daz fint. 15
die alle ir minne von allen dingen gezogen hant. Die (H 8) «6ß''
minnent zerganklich ding me denn Got liep fi. die varent fchleht-
klich in die wiffe. Die aber minnent diu ding, diu wider Gottes
gebot fint. die varent fchlehtes in die helle. Da vor uns Got 6e-
hueten mueffi. Amen. 20
LIII- LVIII. 92—95.
Handschrift der Wafserkirche in Zürich C ''^jim, bei uns mit Z
bezftichnet; Pergament, Kleinfolio oder Hochquart, 194 Blatter ?r)it je
zwei Spalten auf der Seite. Drei Hände des vierzehnten Jahrhunderts.
Eine bis 165 d, wohinter ein Blatt ausgerifsen, so dafs die letzte
Nummer 54 unvollständig: von dieser Hand unsre Predigten XL VI —
XLIX und LIII — LVIII, so wie das alterthtimliche Lehrgedicht in Haupts
und Hoffmanns Altd. Bl. 1, 343—347, in der HS. Nr. 51. Bl. 147 d
— 148 c*), das Stück von den neun Herzen Nr. 52. Bl. 149 a. b in
Haupts Zeitöchr. 2,541 und die Beschreibung der Gestalt Christi Nr.
53. Bl. 160 c— 161 a**) gleichfalls be? Haupt 4, 574 fg. Dann die
zwf^itf Hand 166 a bis 187 d, Nr. 55 bis 62; das letzte Stück wiederum
nicht ganz, da hier zwei Blätter weggeschnitten : in diesem Theile der
1 (h. fi tidetH feilend 3 crodcn 8 tvnn fi Got
'■') Altd. B!. 344, 4 v. n. libe ist, ein Driu-Itverselien statt liebe: ebenso dort und
weiterhin nietirniats das itlcine V vor eingel<lannnertein so: es ist überall zu
streichen.
■ ■) nach dem untergeschobnen Briete des Publius Lentnlus. Anfser der Hand-
schrill B 287 a. b hat diese Beschreibung auch z 48. Bl. 115 b. 116 a.
272 HANDSCHRIFTEN DER TREDKiTEN Llll— LXIII.
Jlaiulschiifl unsie Pietligl XLl und die Gebete 92 — 95. Die drille
Hiind endlich, die auch ersl dem 15. Jahrh. angehören könnte, hal
nur von Bl. 188 a bis 194 b die letzte Nummer, den Traclat Von Itcin
fclphartcs reget p-eschrieben , woraus ein Absclinitt im Altd. Lescb.
901 - 906. Von eben dieser dritten Hand auf Bl. 194 b die Inschrift
Dif hüch ift fwcfter eilz-cn tröfchin ze adeinhufen. rh fol niemer
hinnan kamen. Von einer andern auf dem ersten leeren Vorsatzblatte
diß b fielt ift des Clofters adlenhtifen, und viederum von andrer auf
dem zweiten § Difz> hfich ift des clofters ze adlcnhiifen. Addiiausen.
auch ^zu l'nsrer Lieben Frauen auf der Pfütze" genannt, war ein
Frauenkloster Benedictinerordens bei Pi'eiburg im Breisgau ; jezt liegen
seine Gebäulichkciten in den Mauern der Stadt. Wie die Besprechung
der vorigen Handschrift zeigt, hal Z mit derselben den Mehrtheil ihrer
Stücke gemein; die übrigen alle sind gleicher oder ahnlicher Art,
Predigten, Gebete, Tractate, erbauliche Notizen und, wie bereits be-
merkt, ein kleineres geistliches Lehrgedicht. Der in den Gebeten vor-
kommende Diphthong tii oder ri für w oder iie wird vom Schreiber
mit ü V ausgedrückt; ebenso oi für ö oder oe mit 6.
LIX.
Die oben S. 259 fgg. schon besprochene Zürcher Papierhandschrifl.
LX— LXin.
Pergnmenlhandschrift von 381 Blättern und 32 schon vom alten
Miniator gezählten Lagen in kleinem Formal, friiherhin der Carthüfer
zfi Bafel und von ihnen mit C. xxvj. Berirhtung z-iim weg der rol-
komenheAt, jezt der Basler Universita^tsbibliotlnU und hier nut R XT.
10, von uns in der Vergleichung mit b bezeichnet. Bis 376 a von
einer und derselben Hand des vierzehnten Jahrhunderts. Bl. 1 a die
Überschrift Hie r alten t an die geminten predien der hohen lerer der
kriftenheit und gleichsam als Einleitung dazu Folgendes.
Die meifter fprechent von dem ewigen icortc Gol gefprach nie kein
icort nie danne eins Vnd das felbe das ift noch vngefprochcn das
fol man affo rerftan Das eioige wort ift das ivort des vatter vnd
ift fin eingebor n ftm linfer herre ihefus ehriftus In dem hart er
5 gefprochen alle crealnren avne anevang vnd ane ende Da irirt hc-
weret das das wort noch vngeborn ift ivand es vs dem vatter nie
bekan Das wort (1 b) fön irir rerftan invierhande wife § Das
crfte ift vff dem allar zwifchent des priefters henden Da fönt wir
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN LX— LXIII. 273
das ewig loort bekennen vnd minnen Als wir indem ewigen worte
dez himelfchen vatter erfchinen fönt Zno dem ander male fönt icir
bekennen das ewige war das da fliufet von dem meifter rff dem
fluole Wir fönt ez nemen infiner eigenfchaft Als das waffer ßiufet
dar den kener alfo fUnfet das (2 a) ewig wort dur den meifter wir 5
fonl nicht anfehen ob der meifter ftat inkeinen gebreften wir fönt
das ewig wort anfehen infime wefende als es ewekliche geßoffen ift
rff dem gründe fin felbes ^' Zuo dem dritte male fön wir das ewig
wort verftan an allen den friunden ünfcrs herren die dem ewigen
wort gefolget habent vnd das bewwrt ift indem ewigen lebende 10
§ Vnd och die die im nach volgant Inder zit (2 b) das finl alle die
da ftent mit lebenne in ünferem herren ihefu chriflo S ■^wo dem
vierden male fön wir verftan das ewig icort das da wirt gefprochen
in die bioffen feie von der bioffen gotheit das ift vnwortlich ivan
diu feie enkan fin nit geworten Ir fönt wüffen das das ewig wort 15
fich felber gebirt indie feie fich felb felber vnd niul minrc funder
vnderlas Wüffenl das diu feie das ewig wort bas bekennet denn
alle (3 a) meifter geworten künnen S Was man geioorten mag das
ift al ze kleine da von hat fi das ewig wort bi einer ftunde ver-
richtet S Hie fprechent die meifter das wir billich fönt ilen zuo 20
der fchuole da der heiig geift meifter ift Wiffent loa er fchiiol-
meifter fin fol da toil er die ftudenten wol bereitet vinden das fi
fin edel ler icol verftan miigent diu vff des vatters hertzen ßiufet
Nu haut diu feie üb fi icil den vatter vnd den fun vnd den (3 b)
heiigen geift da ßiuffet fi indie enikeit da wirt ir geoffenbaret blas 25
inblos das fprichet ünfer meifter Das nieman hie zuo kumcn mag
die will er von nideren dingen als vil anhaftunge hat als ain nadelen
fpitz getragen mag In die bioffen gotheit mag nieman kamen er en
fi denne niuman als blos als er ivas do er vß'er gotte geßoefit ward
Hie fprechent die meifter vnd gent uns einen ivifen rat Das loir ^0
got fin ere (4 a) laffen vnd enphahen von im alliu ding funder
mittel vnd niut von den creaturen alfo laffen wir got fin ere vnd
laffent in würken fwie er toil vnd fwenne er wil vnd fön wir fin
7 die Handschrift tfinnc 14. 15 wan feie cnhani, h in k g^cbcfsert. Ir fönt]
von hier an auch in B (s. zu LXIV) 256 1> 16 fich feil) felber fehlt B,
19 fich h, 19. 20 berichlet B. 21 meifter] lefmcifler B. fin fol] ifl vTi
fin fei. h. 25 da — enikeU fehlt B. 26 Hcrzuo fprechent die meifter B.
27 naledelen b. 29 niuman felili B. vs got flösse B. 30 fprachenl b.
31 von] wir b. 32 mitter b. von crealure B.
274 HAxN[)S(."HKlFT DER PREHIGTEN LX - LXIII.
tidifj nifl blas § irand wir fön das hrkennen Pns (jnl fttot nlUn
ding rmh das hr/'fr Hie fon trir doch f/otle helfen fin ere hehallen
als verre es an lins ift .$" Ein nirif/rr fprichef das ein kting nivl
vil achtet rf die knechte die im irärkent nidriv (4 h) fcerch mer
5 er achtet der die da fint infiuer heimlicher kameren Vnd fünf den
alzemale iren willen § Alfns tnol gol mit finen rfferwelten frinnden
die da fint infiner rcrhonjenen heimliheit den rcrfct {/nf enhciner
belle Die nieifler fprcchenf das ril Unten zehimelrich körnen die
f/ötlicher hemlicheit nicht nie enbruchent rf erfrich denne als einer
10 der Hechten funnen in einem vinfleren walde her mibe fön wir
bereen rf das aller hrehcfte vnd (5 n) das roibringen mit lebende
vnd mit groffem willen
Ditraiif vier Piedisjli'ii von Brfider Egharf. Bl. 44 a Hie valient
an die ewangelien die man lifel von dem heiligen abenf zewich-
nechten rntz ze öfteren; bis 112 a. Von ebenda an liis BI. 191 a
eine nene Predigtreihe, vier von Briider Eghart (daraus nnsre LXste
und LXIsle), eine ttbersehrieben Der von Egwin, zwei Der von f lernen
gaffen (LXII), eine Briider franke von kolne ; dazwisehen anrh Aus-
zujje Von der minnendc Sele, Wz du feie haben fol, und nnüber-
sehriebne. Bl. 191 a bis 230 b nur Auszüge und kleinere Tractate,
meist rubrieiert Ein frage oder Es ist ein frage. Danii wieder
Predigten: Der kraft ron Boyberg, Der von fternengaffen hat die*)
geprediet (LXIll), noch eine dessell)en Verfalsers und eine von Brnoder
Eghart; bis 264 b. Nun wieder Auszüge und Traetate; darunter
aiuh folgender
Von den »wein lplM»n ninrlh^n vnd Ularlen
JLjTlich prnofent alfo rf;. märten leben beffer fi vnd nutzer fi denne
marien leben Dz- iß aller beft dz fich aller meift gemeinet dz ift
15 war Nu mcrkent alle ding fin rfdkomener in iren erflen fachen als
da vor bewifet ift Da ron ift alles gnot gevicnlich rnd alirmal
inder (342 a) erftcn fa<hc die gol fclbcr ift Der fich dcnnr zun
got aller meift fiinder mittel fnoget der gemeint fich aller meift
Dz werch ift ovch aller edeleft des obiecht oder des gegenivurf
1 tnd blns t.-hll IV hfknnir„\ viflm B. 2 fin] fi h. 'i ifl] fiel B.
4 irrrrhl ding H. 5 laiel i». flif] dir U. kamrr i» fim hrimlirhfn raHr l^.
6 gol finen Hiplien ftiunden R. fn'imlr li. 8 hrllr] bis hioher B. 11 »f ri' nW
'■) napinlich predie: vgl. Hie Ausliilsunji von rhnnxnn Alifi. l.ieder S. 191.
15 iniren] die llHiuisclirifl i ren
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN LX— LXIII. 275
aller edeleft iß vncl vnnennittelt Muvlcii wcrc/i fint all vermittelt
Der würket ovck aller beft der golies willen wartet aller meift Vnd
dem ift gehorfam nnd vndertenig ineime lidenne des gbtlirheu Werkes
Swie der menfche cf der (342 b) zit fi ane alles wiirken Doch wirf
da me goties lob fürbracht denne in allen den werken diu all die 5
hriftanheit mag gewürken fo tnl got hoher ift und edeler denne die
creaturc fo ril ift dz, götiich werch edeler deune der crealure Diu
warheit hat felber aller meift gelobt cnd bewifet der fchorwenden
leben Er fprach zno Märten da fi klagte ron irre fwefter marien
dz fi fi lies allein dienen (343 a) Maria marta du bift forgrnltig 10
imd betruebet in manigraltikeit mer eins ift not Maria hell erkorn
den aller heften teil Er bewifet es ovch do er fprach Veri adora-
fores adorahunt patrem infpiritn et reritate Die waren an bclfer
die fuln den ratter an betten im geifte rnd in der warheit Da ron
muos gefcheiden fin elliu manigraltikeit indie einikeit bloffer war- 15
heit Die menfcheit ünfers herren diu (343 b) wart na funderlicher
warheit von gegenwirlikeit ab gefcheiden Dz- bewifet occh dz ewan-
gelium Do iinfer herre fprach zno finen lungeren Expedit vobis vt
ego cadam nifi enim ab iero paraclitus non reniet fpiritus veritatis
S Es ift irch nütze das ich ron ivch ge Ift dz ich nit von irch 20
ge entriuwen fo kumet niut der gölHch trrefter der geifl der war-
heit den der vatter in minem namen fendef Swer den fun dz ewig
wort (344 a) rinden wil der muos in vinden indem ratter in eini-
keit der gotheil Ihefns dz ewig icort fprach Ego et pater vnnm
fumus Ich vnd der vater fin ein Er fprach orch zuo philippo Non 25
credis quia ego in patre et pater in me eft § Gelovbft du niut
Wan ich in dem vater bin vnd der vater ift in mir Er fprach Uns
ovch ein trceftlich wort zuo finem vater von finen iungeren Vater
als du mich fantoft indie ivelt fo fend ich fi indic weit Vnd (344 b)
ich machen mich heilig rmbe fin dz ovch fi geheiligot werden inder 30
warheit Mer niut vmbe fi bitte ich alleine mer vmbe die wele ge-
lovbig fin an mich dur ir wort dz fi alle ein fin als du vater in
mir vnd ich in dir dz ovch fi in uns ein fin Do ihefus imfer herre
gienge zuo Marien magdalenen do bekan ime engegen ir fwefter
martha Do fragte ünfer herre zehant tva maria were tvan fi ivz 35
2 der] des 5 lob 7 der\ die 8 gelobt 10 Luc. 10, 41. 42.
12 och, doch do Ev. Joh. 4, 23. 16 u'irl 17 ron] vn 18 Ev. Job.
16, 7. 19 ceiat—mU ze 24. 25 Ev. Joh. 10, 30. 14, 11. 28 Ev. Joh.
17, 18-22. 35 Ev. Joh. 11, 28.
276 HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN LX— LXlIl.
fiu gefpunl(ßA5 »)ze er kau nit mit Marlhen fponzicrcu noch denne
fo diente fi inie /lifzeklicfi rnd mit (/rof/'cm ernftc orrh wz- es ime
geneme doch wz- ir dicnft aller vermittelt vnd rfferlich inmanigvalti-
keit Dz aller minfte gei flieh rnd innerlich wcrch ift vor got grof/'er
5 denne das aller grcsfte loerch dz gotles marlerer ton rffen ie ge-
litten Do ihefiis zuo Marien kam do fas fi zehant zuo finen fueffen
rnd horte da diu wort (345 b) des ewigen Wortes Do kam Martha
rnd klagte über marien ir fwcfter Dis wz bi den zitten iinfers
horren und gefchit noch dike dz die die tnarten leben hant dike
10 klagent und redent von dien die da ftent nach marien leben Wz
lel Maria fi fweig wan fi tcz fo eil mit der minne bekümhert dz
fi niut enachte do fi fweig do antwürt ir gefpiuitze ihefus für fi
Swer noch behalten teil dz fchorwende leben der (346 a) mtios
fwigen behalten So ift ihefus der fürfpreche alle zit Vnd an allen
Ib ftetlen.
So bis 376 a, wo die Schlufsimterschrift Swer niut fcriben kan der
enwent nit dz es kein arbeit fi Drie ringer fcribent aber doch der
lip arbeil mit an ander. '"') Auf tlen jezt iiodi iibiiffon BUitti-rii von
anderer Hand allerlei Kleinigkeiten durch einander. So 377 a
dis rillt die «vü» heiüKeit
torß'e. firmrng. rivive bihte vnd bvoffe. der heilig fron lichamen
ünfers hcrren. priefterlich ambacht. die heilige .e. der icngfte torf.
di») lliit die .vii. tot ftiiid
20 Hoffart. gittikeit. vnkivfchikeit. zorn. frafheit. nid rnd haffc. trakeit
an gottes dienfl
(377 b) dis Hut die .viiii. Tröindeii rüiid
der do hcifct. ratet, gehillet. teilhaftig ift. bcfchirmet. lobet, fwigct.
verhenget. vnd der onch belivmdet den andern, die begand fi'ömd
25 fünde.
clis fiiit die »v. fiiiiie
geficht, gehoerde. gefniak. vcrfcochcn in dem mvndc. vnd berverde.
iUs flnf .vii. galten des lieili(>eii sieiftes
gotlich furcht, göltich miltekeit. götlich krnft. gütlich rat. gütlich
'SO flerki. götlich wifheit. götlich verftentniffe.
2 diene 6 fi'iffen VI fnr 14 fürfpreche
*) Erneuerung nntl Vcrdcnlsclmnfj einer laleinisclien, die aiidcrweitiff nnd schon
sehr friili l)e};e|?nci : (>H( nescil scrihcre »nn putal r.fsf lahnrnn. trcs enim
di(fili sriilmni, tnlnm corinis lahoral SGiillisrlie IIS. der Kiirolinft-rzoit, Arx
Gesch. V. .SGiillen 1, 187. vgl. die Wicncri.H-hcn des 15 Jahrh. in Iloirmanns
Verzeichniss 151. 268.
HANDSCHRIFTEN DER PREDIGTEN LXIII— LXVII. 277
dis rillt (§78 a) die »vi. werk der erbarinlierzkeit
Spifen t renken, kleiden die armen, her bergen die eilenden, gefehen
die fiechen. trceflen die gegangenen, vnd begraben die toten
•dis finf die .viii. Telikeit
armvot des geifies. fenf'tmretkeit. iceinen, erbarmherzkeit. [in Iwngrig 5
vnd tcrfiig nach gerechtikeit. eins reines herzen fin. fridfam fin.
liden vmb gerechtikeit. 0. iefcs lieber herre min. diu eigen wil ich
iemer fin. vnd rellet anders ict dar in. das iß nict des willen min.
bit got für mich
Ein auf der nfechsteu Seite folgendes Excerpt hat die Überschrift
dis ift von dem von Wifenbfrg. Beide Schreiber üben aucli die
Barbarei solcher Worttheiliiugen wie oben auf S. 258 ervvidnit worden,
z. B. ande\rs wi\rt manigcaltikei\t fr\agte.
LXIII.
Die verglichene Handschrill E ist Nr. 278 des Klosters Einsiedeln,
Pergament, Quart, 14. Jahrb., woraus mir Pfeiffer eine Abschrift dieser
und aucli der vorangehenden Predigt Er. Johanns von Slerngafsen
mitgetheilt hat. LXIII steht da von S. 188 a bis 190 b, LXII 293 a
— 297 b und noch einmal 305 b — 310 a.
LXIV— LXVH. 96. 97.
Unsre Handschrift B, vormals der Karthäuser zu Basel (auf dem
Vorsatzblatte über Carthufz bafz Ti. das buch der götlichen troftung
C .xiiij^), jezt B IX. 15 der Universilaetsbibliothek; Pergament, klein
Oiiart, 287 Blatter zu vier Spalten, bis auf die letzten anderthalb
Spalten von derfelben Hand des vierzehnten Jahrhunderts und mit
Zierlichkeit, ja mit Aufwände geschrieben: selbst die gehäuften und
oft etwas willkih-lichen Abkürzungen '") machen, wie sie gehandhabt
sind, einen kalligraphischen Eindruck; s für f im Beginn der Worte
und der Silben gebeert wirklich der Schoenschrift an. """") Die Be-
nutzung des reichen Inhaltes wird jedoch dadurch erschAvert, dafs die
Handschrift verbunden ist. Den Anfang macht, wie die Karthäuser
aus Irrlhum oder um der Kürze willen die ganze Sammlung betitelt
haben, ein Buch der göttlichen Troeslung.
•■) z. B. mich dich [ich iu m U s, mir dir in m lä, mit nil in in n, fprichel
. j" ./JP2, hat in /iz, friheil udgl. in frihz^^vnt, in v; inenfche wird auch hier
(s.. oben S. 262) in M oder m algekiirzt, der Umlaut langer nnd icurzer o
meist ce, statt w nicht selten ganz alterthüiiilich noch uu gescinieben.
■"") wie auch unser Schlufs-s ursprünglich nur eine ausschmückende Vertauschung
ist gleich der des n am Schlul'se gegen n.
278 HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN LXIV— L.WII.
KfiicdU'liis «l(>U8 et i»al<'i* doiiiiiii iioflri Ihiis (so)
erirti. \'. ca.
Der. edel. LEBEH. SÄNCTVS. PÄVLVS. der spricht Dlfia
wort alfo itifiiier cpiffel Ge/'egenet si gol nid der ratler rnfers herren
ihefit rhrifti ein uatter der barmhercikeit vnt yot alles troftes der
ms Irceftel iiiallem rnferin betrueptnuffe. Nu ift drierleije hetrueptuü»
5 de den nienfchen anuallet vnt trenget in difem eilende. Eines ift an
dem fchaden ufferliches gitotes. De ander ift anfinen liebften
frianden. De tritt e ift an im felben an fmac/ieil an vngemach rnt
an fmerren des Ups rnt an leit des hercen
tlervmb so han ich willen an difem buovh celeren etliche lere inder
\0 /ich der menfche trosften mag inallem finem vngemach Betrueptnüs
rnd leide. Vnt (1 b) hat man etliche toarheit dar rs rnd du von
genomen wirf de den menfrhen billivhen rnt gentz-eclirhen getrieften
mag inallcni finem leide. Dar nach rindet man bi .xxx. fachen
vnt lere inder ieclicher alleine fich der menfche nv>l gelru'flen mag. rnd
15 darnach rindet man indem tritt teile des bnoches bilde rnt lere anworten
rnt werken die wife Hute hant getan vnt gefprochen Alf sin warent inleide
In» besten und gewandleslen Stile der altdeutschen Mystik und Aücetik;
auf den Verfalsor luhreii vielleicht die Worte ouch han ich etwenne
ein offen gelichnüs gefprochen. So ein meifter bilde machet von holtz
(26 a) ifder von fteine er treit de bilde nit in de holtze mer er
fchnidet abe die fpene die de bilde uer borgen vnt bedecket hatten,
er git dem holtze nit er benimet ime vnt grebet us die dicke vnt
nimet abe den roft rnt denne so glentzet de dar vnder uerborgen
WC. Dis ift der fchatze der uerborgen lil indem acker alf rnfer
herre fpridiel indem eirangelio. Bl. 29 a Eexplicit liber benedictns
wie der MiiiiiiUtr mit Uiukl)«*zieluini; auf siMue L'hersthrirt sich uusdrückl.
K(»l^t eine Reihe erbaulicher Sentenzen und Anecdolen, Pn'iliotauszüye
und Pn-diüleu: (huunlcr unsre LXIN sie. \\elche \sie ölten S. 263.268
öchuu criuiierl worden sli'llcnweis luil XLIU ;Und XLiX sich beridnt. ^-j
2 'Cor. 2, 1, y. 4. 11 yii \()m iMiniiilor Am In geJjelÄthff,
') LXIV. 69-75 kommen iiiuh (es sind helielile Worte gewesen) iim Sehlufse
von Z 28. Ä 61 vor; so in Z : alfo fptichil cnlir licne. Ich inde div feie
Jen eilte u'onmye inil ein undir tiau. Denni' fpricliit dir feli'. Nt' luib ivit
in eryiilfen. icti eniril in nionir me verlazen fo liel fi in ergriffen, alfe fi
Ipiictiil in Cime tttioch^ Ich han min tiep ihefum sprißum gecmigen cnd
hun in geleil in mine feie nid ich triige min czzer tceltis liep de obcrefle
yiiot ender iiiinen biüftcn ulfe ein iitivre bürdeli {yebündelin A). da ift
yecuegit dr biyc ze dem honiyv. dir yfopit zro dem bulfimnii. die iialdeyül zco
Uri liUi pUen. dir hir; .e dem eiecycn brennen, dei jlerne ze dein liehlni leimen
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN LXIV—LXVH. 279
Bl. 51 c Hie beginnet von der hieligen (so) altuelter lere: Sprüche
der s. g. Allvater und kurze Erzählungen von ihnen, beide ausgezogen
aus den Vitis patrum oder einer Verdeutschung- derselben (vgl. die
Alld. HSS. d. Basler Univ. Bibl. S. 57. 58 und Karl Roths Dichtungen
d. deutschen Mittelalters S. 39. 58); Bl. 142 d Ein ende der ueter
lere. Nun wieder eine bunt gemischte Reihe gleich jener ersten, unter-
brochen von einem groprseren Werke lelnhafler Art, dessen Anfang
beim Binden auf Bl. 197 b .geralhen ist: Hie nahet an ein buechlin
de heiffet ein fumma der lugenden vnt man vindet in ime gefchriban
volkomenheit aller tilgenden in den man fich gote nehel vnt den
nitugenden verret vnt wanne diu miune iß ein übergülle rolkomenheit
aller tugenden da von so si de beginne von der minne vnt dar na
non den andern allen als (197 c) hie underscheiden iß u. s. f. Ein
vielgeleeeues vielgebrauchtes Buch : Stücke daraus sind auch in der
Seele Spiegel übergegangen (Mones Anzeiger 4, 370, 41. 42); andere
fmden sich in s (36. Bl. 80 a — 81a), besonders zahlreich aber in
der Basler Papierhandschritl 0. I. 19, einer Sannnlung, die mit B
gleichzeitig und ihr überhaupt ganz ahnlich, nur weniger umfafsend
ist, und in allem (jleuuiinsamen so bis auf den Buchstaben zu ihr stimmt,
dafs wo nicht 0 aus B, dann beide aus der gleichen Urschrift müfsen
geschöpft sein; das Buch dtr göttlichen Trcestung fehlt in 0. Aus der
Sununa der Tugenden zur Probe ein Abschnitt der theilweis auch in
0 enthalten.
Von friheit
rriheit uuar vnt uolkomen ift de man vngebvnden si von fanden
wanne ß werlichen die sele bindenl alf künig salomon ßhribet vnt
machent den menfchen eigen alf vnfer herre ihefus chrißus fprichet
wer fünde tuot der ift der fünden eigen alf ein wifer meißer
anfhelnms fprichet. Sünde tuon ift kein friheit noch ein ßükke der 5
friheit funder es ift ein fncede eigenfchaft. Von dirre (148 a)
eigenschaft enmag nieman frie werden alf er felben fprach er tief et
iuch der sunc so werdent ir iverlichen fri
(jeuuar friheif hat der iiienfche der nit begriffen ift mit begirden
uueltlicher habe noch mit lobe noch mit gunfte der Hüten noch mit IQ
eigener ere noch mit liplicher f rinnt fchaft noch mit knechtlicher
vorchte noch mit uuollvft nueltlicher oder zergangclicher froeden
2 ProverL, 5 L^2. Il macliU d. h. machet B. 4 Ev. Joli. 8, 34, 7 Ev. Joli
8, 36.
280 HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN LXIV- LXVH.
£j\n) der minne nuarer frihcil sol nns bringen (jötlichc ordenunge div
dem menfvlien zun eint 7irkünde der friheit rjeijrhen hat frien iiuillen
vnt den menfchen daran im felhen aller gehcheß gemachel hat de in
nieman hetwingen mag alf auch got nieman hetu-ingen mag. von dirre
5 friheit fprichet got felhen. nh fetzen dir für icaffer rnt /iur griffe in
welkes du uuelles. vor dem menfchen fo ftet übel inl guot tot vnt leben
vnt uuelhes er hegert de icirt im
J±.her ZUG uuarer friheit kumet der menfche ane zuuivel der mit den
gütlichen geholten vnt mit ratt vnt mit finen gelüpten die er (148 b)
10 got gelobt hat ane vnderlas sin herce vnt sin gemuete bindet zuo gotte.
de er alfo niemer von got kere. der fin finne vnt fin herze entziuhet
von luftlichen dingen der fin lidmaffe mit keiner itelkeit noch mit
vnnützen dingen vnt nuerken hekümpert der de ioch der gehorfamkeit
von herzen minnet der mit allem flis darnach ftet wie er got alleine
15 uuolbehage vnt einer ieclicher tilgende nach gat tif de aller hcechfte
vnt zuo dem aller meiften zelobe vnt zeeren dem geminnoten rnferm
lieben herti ihefu chrifto. vnt ie me der menfche an difen tagenden lept
ie frier er uirt vnt so dem menfchen ie lieber ift zuo difen dingen so
er ie fchierer geuuar friheit geuuinnet vnt ie me er dar an uuachfet
20 vnt würtzelet ie gelichcr er finem erften adel lebet, wer aber frilichen
lebet in dirre uuelt nach finem uuillen so er meift mag der uuirt
gevangen 7nit mangen ftricken dez tiuuels. vnt so er aller frieft fchinet
so ift er aller meift eigen (148 c)
Urkunde der friheit hat der menfche der nit der dingen hegeret die
25 in gentzeclichen von got vnt von finer heimlicheit funderent vnt uerrent
alf diu meifterfchafl in bekü)nbert vnt forge V7nb uueltliche habe groffen
jliffe vmb uueltlich vnt lipliche gemach vnt itelkeit des hercen vnt der
fitte ift bekümerniis an mangerlei gefchefte der Hüten wiffentheit ent-
fchuldigunge vnt minren eigen gepreftcn Offenbarung vnt bewifunge
30 ander Unten gepreften
lidin ander Urkunde uuarer friheit hat der menfche der ficherh^it hat
an dem hercen de im golt alle sin fände habe ucrgeben vnt die pine
der fcliulde. Die ficherheit kämet von innilieit dez hercen. wami^ diu
hitze gütlicher minne gat vmb in dem liercen alf de fiure iii dem uuindc.
35 vnt machet in der innikeit vnt in der hitze des gebettes dem rnenfchcn
uuare friheit vnt trofte der do vor wc kalte vnt bleiche. Dir (148 d)
"'' hitze uerdilget beidiu hitz der begirde füntlicher flecken vnt buoffe an
dem hercen alf de fiur ucrhrennet den roft von dem ysen
Urkündfi der eigenfchaft rnt gevanchniis hat der menfche der do haffet
40 de ioch der gehorfamkeit der do nit ucrguot hat die minnclich bere-
5 Ecdesi.-islic. 15, 17. 25 in\ im li. 20 in\ ifl 15. 39 von hier an 0 25b. c.
HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN LXlV-LXVil. 2S1
fjmnge cnt die lieplicke wanmnge fines ebcnmenfchen der do ßeteclichen
gnfyranunel vnl trachtet vmb räche fines widermuetes Der uuoUufte
enpfahct von lohe von meifterlirher kunfl vnl ividerntuot von hetrurpiiüs.
Dem do ivol ift ziio den dingen de ivider got ifl vnt wider sin eigen
uuiffen vnd ivider sin nieifterfchaft. den do lüftet renemen oder cegebenne 5
cleinceder. vnt zefehenne oder zehaeren der niinne hriefe vnt die liep-
liehen mit luft enpfahen. Der aller engfte ftriche des tiuuels de ift
rleinoede tut minne hriefe gern fenden vnt enpfahen Aber st heiffent
nit minne hriefe si heiffent vil nie des tiimeJs' holten, loanne hie von
fprichet ein wifer man cleina'der (149 a) nemen ift friheif uerkouffen 10
rnd der guot iob fprichet de für fol freffen der Unten uuommge die
do geren cleina'der nement de ift de [iure der falfehen minne vnt' der
minne volget eigen fehaft vnt de bant der geuancnliffe. aber von dem
der do gern cteinna'der git fprichet kiinig salomon in fineni buoche
Der do gaben git der eruuirbet itel ere ml nuirdekeit do von vnt nimel 15
den ir feie die die gäbe enpfahent. Ein iectiches äirre.fachen benimet
dem menfchen fin friheit von dem herzen vnt bringet in in iemerliche
eigenschaft der geuancnüffe. wanne welher menfchc mit keiner dirre
fachen begriffe?! ift der mag fin herce nit gemueffigen zuo goites be-
kanlnüt noch gebrachen der heimUcheit noch der einunge mit friheit 20
fines hercen. leantie teer si begriffen fol vnt fielt gentzeclichen uereinen
mit dem frien vnt vngeuangenen vnt vnferbundenen gölte der bedarf
wol eins frien vngebundenen herzen wanne gol wil Iian ein fries
(149 b) vngebunden vnt vngeuangen herce
Unter dio A\ie(leruiH folgenden kleineren Stücke, meist Sentenzen von
Kirehenva?leni, von Theologen des Mittelalters (daran;» im Altd. Lese-
bneli 8S9--892 die Sprüclie i - vii, nnd das Gespraecli zwiselieu Br.
Bertliold und Albert dem Groisen in Haupts Zeitsclir. 4, 575 [^~) '■•)
und von Philosophen des heidnischen Alterlhvnnes, sind auch einife ,-_
von groefserem l^mfang und andrer Art eingeschaltet : so die Predigten
oder Predigtauszüge LXV— LXVIL die Gebete 96 vm(\ 97 (ersiere^
auch in 0 38 c. d). ein Gedicht Bl. 191 d— 192 c Gol ift ein wefen
de ie WC ein Hechle des fchine noch nie erlafch u. s. f. Den Schlul's
der Sammlung aber macht nach einer Aufzähluno; der Wunder die in
11 tot) 15, 34. 13 dem] den B. 0. 14 Prov. 22, 9.
'■) Exccrptb (lieser Art in denen B mit b znsiinnncntrifrt finden sicli aul'ser licni
oben S. 273 verglichenen Slüclie nocii luif Bl. 256 d. 2571). 260 a: das erste
aus einer Predigt Br. Ecliards b 25 b, das zweite aus einer Predigt dts von
Slernengafseii b 177 a, das dritte aus einer Abhandlung Von dem bekanl-
nUffe b 226 a. Ji nennt auch die beiden ersSen Male den Autor des Sprnclies
nicht : sie sagt nur Dev meifter. Wir koninien in der naechsten A!)handl!iiig
auf die^e Spruchexcerpte zurück.
Altd. Predigten. 19
282 HANDSCHRIFT DER PREDIGTEN LXIV-LXVII.
dt*r Gebiirlsiuichl C'lirisli üeHclu'hiMi die Si-hihlcnmu' von Christi Ge-
stalt 1111(1 Sitte wcIcIm' iuirli in Z imd z cntliiillf'n ist: s. ohon 'S. 271.
In 0 slohn beide Stücke oleiclifidls so iiiii Seliliils. Hl. 57 n — 58* a".
Jenes vorletzte hmtet in H folgender Mafsen.
L/ifiu wunder hefrltahcn ander naihl da nifer hi-rrc (jiliorin wart
Das frftc die winyarlen zuo ierufaleni die brachten frucht wie ef doch
Winter was Das ander diu funne erfcheine ceniilter nacht über alles
ierufalem rnd erluchte alle die nacht Das tritte diu renfler des tentpls
5 entfchluffenl [ich rnt tatent [ich uf das si enpftengen das (285 d>. wäre
Hechte Das rierde ift alliu diu tore diu cebetleem traren vnt auch diu
cenfter diu wrden an difer nacht offen fanden Das fünfte cebethleeut
do enifjjrungen brunnen von ale von der erden Das vi. , der hehaller
machote yefunt der nacht alle die bettrifcn rnd blinden rnt andej-
10 fiechen die do cebethleeni waren Das vii. ein lebender brunne def; ent-
fprange andern wege do die Hute hin giengen Das riij. ander naht
eraachotan alliu menfchen in einer ftunde rnt ftundent rffe Das .ix.
ander nacht do hatten sich der nacht cebethleetn^ rcrfantnet alle die
wifen meifler die inaller der^ weit waren wan diu gewar wifheit wart
15 der nacht geboren Das .x. vil kindlin diu erfte geboren warml rnt
auch diu alfo dein warent das siu noch fugen diu lopten got an difer
nacht. Das .oci. inder nacht do erluchten die fternen alfo fhone das
die Hute dachte das ntan (28(; a) wol ein kerccn dar an hetti enziindet
Das xij. indem lande iuda do wart ein hrut indifer nacht fanden das
20 was fueffe alf das honig lad das jiij. ein flerne erfcheine q,ndifer nacht
den trien künigen rnt fchript fant lohannes crifoftinius das die trie
künig vf einem berge warent. rnt beitut an rnt erfcheine in ein fterne
der hatte eine rönne def aller fcha-nften kindes rnt erfcheine dem kinde
ein criuce an dem houpt vnt das kint reite mit in vnt hiesse das siu
25 fueren indas land iudeam do were das kint geboren ein behalter der
weit vnt ein fürftlichen kiinig der iuden. vnt do so fanden si das kint
Jlber das xiiij. man fach zuo dem uf gange der funnen drie sunnen
mueffeclichen. do yecingotant fich die dri fvnnen vnt wart ein funne das
beceichenet das sin heiliger Hp rnt fin sele vnt sin gotheit vereinet sint.
30 (286 b) Lnt das .rv. die wingärten von eugadia die den balfante
bringent die bluotent der nacht vnt brachtent frucht
Der prophet ieremiaf der gab den von egipten ein reichen wenne ein
mayde ein ki7it gebere fo würden ir apgötte alle niderfallen vnl do von
nament die ewarten rnt machotant ein magde vnl fatzten der ein kint
35 an ir fchos vnd das fatzlent si inden tempele in ein winkele vnd
bettotant das an
24
das vor liinl lelill in ß und 0. 27 xüj. B. 31, bülmt ^. 35 fiment B
HANÖSCMlFTEN DER PKKDiG'ITiN I.XIV— LXIX. 283
i^jibilla diu hatte ouch gßwiffuget wenne ein hpmne von oele mtfprimgp
fi) würde der behalter geboren
Uas, ..ii'ij. man lij'et con trien künigcn. l)cr eine halt ein cederbocni^
dein w noch fe in dem idqld'eh ein pfaller.Oo gebot der künig bi finen
huJden das die pJalren nieinan breche, r/it man war ne)ne (286 c) was 5
da werden wwlt
Jiander;kacht vrid ander ftundc. do gol met\fche geborgen wa^rl do brach
diu blatler dlfo'luie das der künig erwachte vnt auch diu küniginne
cnt alles ingefinde cnt an der ftunde hies der küng zuo der plalteron
fehkn. do ivas darrs geßogcn der aller fcha'nfte cogele der ie gefehen 10
wart vnt er fang mit einer fueffen menfchlicher ftinime difia wort an
der ftunde do ich rs der platteren flog so ift gehören coii einer mag de
ein behaltet aller der weit Das .xviij.
sJ er ander künig hatte ein ftruffe der bruote 'PS \zwei -t^jer der felben
nacht rnt vs einem eg. fchtocfc ein leowe 'zi/o' einer Krkünde gotteflb
menfcheit uf erftan an dem tritten tage, vs dem andern ey fchlorfe ein
lemblin :u einem erkunde rnfers (286 d) herren vnf(,-huMligen )ncnfchcil
Das .xix
fl
tJer tritte künig. def elichiu Irouwe gebar der selben nacht ein kinf
do dct.^ erfte geboren wart do ftaont es rf für ntuoter rnt natter cnt 20
fprach ander ftunde do ich geboren wart do wart geboren von einer
magde der behalter aller der uwlte cnt wirt xxxiij. iare leben, ml
denne andern criuce erfterben für mich cnt für alliu menfvhen cnt alf
war das ift das ich nit wanne .xxxiij tage leben alfo war ift ouch das
das ich coli ime gefeil han cnd das befchach ouch alfo Das xx. 25
Unt man lifet das inder hunen lant das warenf gar übeltelig Hute do
ciele ein gros hagele inder naclil Aber ander andern fleinen desselben
hageles ciel ein ftein der was gecormct nach einer fchu;nen iuncfrouwen
ml diu hatte ein kinf (^n ii' fcJios Den hagelfteine leident die hunen
zuo dem /iure ml andie funnen cnt wolf nie verfmeltzen. mt do siu 30
(287 a) in nit uerfmeltzen mochten do falzten siin inden tempele in
ein winkele Vnt an der ftunde do diu menfcheit ihefu chrifti an fim
lip erftarp andem criuce do cerfmaltz er aller erfte cnt fiel nider
LXVIH. LXIX.
PapiiMlinmlschril'l in {)\\;w\ und ans dem vierzehnten Jalirlinnderl.
dem ''Vaiienklosler Benedielinei'ordens. das im .Jahre 1254 zu Kno(d-
berg uebliitet und im Jahre 1015 von da nacli Sarnen veiieg-i worden,
1 du hz {). du hz du halle ß. 13 üax .xcüj. lutli B. felill Ü. 17 vnfchul-
dig B. 18 Das .xix n.lh B. lelill 0. 25 Das xx. luSli B. leiill 0. 30 dem
fehlt B. 0. 31 faulzlen \i.
284 HANDSCHR. DER FREI). UNI) GEBETE LXVIII— 74.
iinei'lKprii; und liehst anilercn Iliiiulschrinen des oIcmcIumi Besitzes mir
(liirc'li zuvorkommende Vennitteluno: des ehrw. P. Konrad F"runz,
Grolskellners im Kloster Eno-elborü, zur Bennlzuno- überlarsen. Es
haben an diesem Codex, den ieli spa'ferhin Sa zu nennen denke,
niclii Aveniui'r als IVinf H.inde i>-escIiriGl)en : die erste vier Prediolen
von Bl. 1 a l)is 40 a: die zweite, die (jrilte. die vierte nur je eine
40 b — 51 b. 52 b— 56 b. 57 a— 01a: die fünfte zehen 62 a— 144 b.
rrspriinüb'i li \ielleichl noch mehr als fünf: denn wohl die Hiilfle der
Hajidschrill ist verloren gegangen, so dafs auch von der letzten Pre-
digt nicht viel mehr als nur der Anfang noch vorhanden ist. Von
den übrig gebliebnen zehen des l'ünfleii Schreibers sind die zwei
ersten (idier lob 28, 10. 11) am Feste S. Benedicts acsprociien; die
dritte und die vierte behandeln Ev. Luc. 11. 24: die achte und die
neunte Ps. 96, 3: jedwede in andrer Art und Weis«' der Ausführung.
Unsre LXVlllste und LXlXste sind die sechste und siebente dieses
letzten Schreibers. Neben monfche oder iiionfch setzt auch er für
dieses Wort ein blofses .V. vgl. oben S. 262. 277 Anni.
LXX.
Auch eine Sarnerische Papierhandschrift in ^n\\v[ und der vorigen
gleichzeitig: sie rührt zum groesten Theile (Bl. 1 a bis 62 b. 93 a
bis 203 a) von der fünften Hand derselben her; daneben noch drei
andre 64 a bis 92 a. 201 a bis 203 a und 204 a bis 212 b. dem
Schlufse: diese letzte spaltet die Seiten. Von 1 bis 02 sechs Predig-
ten, die vierte und die fünfte über Ev. Luc. 14, 17; von 64 bis 92
fünf; von 93 bis 203 neun; von 204 endlich bis 212 zwei, wiederum
beide über den gleichen Text, Canl. 1,3. Unsre LXXste Predigt von
der zweiten Hand, einer ebenso widerwärtii>en, als die erste durch
saubere Sorgfalt angenehm ist ; menfch fast überall in .M. abgekürzt :
am Wortschlufs lange f wie im cod. :; : vgl. obi'u S. 202; zuweilen
auch eben solche Wortbrechungen: z. B. iro^lli krüjz(/i rcrhtü. Ich
bezeichne diese Handschrift spmler mit Sb.
LXXI. LXXll.
Pergamentblatt des fiinfzelinten Jahrluinderts. Eolioformat. die Seite
von zwei Spalten ; im Besitze Holfmaiiiis. Ein früherer Abiiruck die»es
Bruchstückes in den Spivital. Theotixris 11-15.
73. 74.
Handschrift des Klosters Engelberg l'^/2i, Pergament, 128 Blätter
in kleinerem Octav. von Füncr nur etwas iinjileich arbeitenden Hand
HANDSCHRIFTEN DER GEBETE 73—90. 285
des zwölflen Jahrhunderts, deren Unge\Aohiitheil deutsch zu schreiben
sich in dem sinnlosen Zusammenhängen getrennter Wörter verrfeth.
Aufser den zwei gedruckten Stücken, die schon früher von GrafT sind
herausgegeben worden (Diut. 2, 288 — 291), alles tfbrige lateinisch,
und alles kirchliche Gebete verschiedener Form und Beziehung. Bi.
14 a Incipit curfuf fce marie virginif. davor 13 b ein in Farben
^Yohlausgeführtes Bild der Jungfrau mit dem Kinde; Bl. 69 a Incipit
hymnariiif s. Ambro fii, 87 b Expiicit ymnariiif s. Ambro fii ; Bl.
127 b Jftaf orationcf obtimaf que fecuntur. debef dicere qiiando
aliquif caroriim Inorum obieril prima die. itel quol diebuf uoluerif.
et fine dubio refrigerabif animam eiuf. Rogo ut mihi eaf per xxx
dief dicaf. fi me priorem. te contigerit tranfire ad deinn. vt hec
fit mercef mea quod fcripfi eaf. Für die 3Iittheihing auch dieser wie
einer bald zu erwidinenden zweiten Handschrift von Engelberg habe
ich Herrn Konr. Frunz, Grofskellner des Stiftes, zu danken. Über
den cod. M mit welchem 74 verglichen s. bei den Gebeten 76 90.
75.
Die oben S. 253 ig. schon besprochene Zürcher Handschrift C ^^/275.
76-90.
Ein Pergamentcodex vom kleinsten Format, sehnen und reinlich
von Einer Hand des ZAvölften Jahrhunderts geschrieben, einst der
Überlieferung nach das Eigenthum der Koeniginn Agnes, dann des
Klosters Muri bis zu dessen Stoerung und Plünderung im Jahr 1841,
seitdem verschwunden. Ich habe meine Auszüge im Jahr 1833 mitten
unter dem letzten WafPenlarm der Baslerischen Wirren und selbst
unter den Waffen gemacht, hoffe jedoch trotz dem nichts versehen
zu haben. Folgendes ist der Inhalt Stück für Stück. Bl. 1 a bis 3 b
das 76ste Gebet, zuerst gedruckt in GrafFs Diutisca 2, 292. 293.'
Dann (Diut. 293)
Uiz ift der vane dif almehtin gotif. icieme den lefin fol. der fiiln
niune fi. die den lefin fuln. vnde nivn funnuntage. fo ez morginet. Div
erfte fol lefin. Pater (4 a) nofter. div andire. Aue maria. dir dritte.
Gloria inexcelfif div uierde. die fibin fahnin. div fivnfte die fivnfzehin
falmin. div fehfte die letanie. div fihinde. Quicimque uult. div ahtode 5
Pf Te deum laudamuf div nivnde. Pf Domini eft terra, den fol fi
lefin daz ir Hb niet rvore die erde, ican die ellehogin imde div chnie.
die andire fuln atle ftan. unz daz lieht uirbrinne. Pf Expectanf foltu
6 Ps. 23. 8 Ps. 39.
2R6 HANDSCHRIFT PER (iERETE 76—30.
lefrji. indip. cre def uildn. uiidc def rotif den yol hole »nt fin fplhif
Hhe. daz er dich gnadeclithr ir (4 b) lofe von (dien den. die dichpin
rbiln uillin. nlde dichein rat ufnr dich haben.
Oratio.
i3anr(i fpirittis domine rorda noftra niundrt infufiu. pt fni mrif itihnm
5 afperßone fecitndet. Per deuni. .
ßl. 4^ h'm 8 a unser yVsies Geljef, zuerst gudnickt im AllcT liesoh.
275^278; ßl. 8 a, b oin Inleinischcs in tlcxÄmcU'rw Irg.'ter iumentif
muH pie paffor i.' s. f.: 8 b. 0 n Hns TSsIc und 70sk' (Dinl. 29^:
9 b— il a'das 80slc (die zweite [hiine Diiit 293. 204); 11 a. b ih>
Sl'^le. Dann
iJwenneJo du horeft die Ifczun uon fancte /kiuIo in der niiffc fo man
lifit. lectio epiftole beati panli apofloli. So foltu uf ftnn. nndr foli
(12 a) driv pater nufler lefin indic ere daz nn)i (rehlin dm rjrntxn
fancte pauium bicherle.
Bl. 12 a bis 16 b die Gebete 82 und 83: 17 ;i— 19 1» das 84slc, dessen
Anlanffsworte Diut. 294. liieranC (Diut. 294)
10 Jyii irif glvif fuar du iirrft. uhr du difr ahnrnfin f)ibif(. da:, dr
gvot fjivertr haft. Ein almrofin inere def hriligin negif den gol zihi-
mile nror daz alle dine uege gerihlet tcrrden. fridelieh. zwei (^20 a)
nlwrofin inere def nbiroftin hirlif. daz er aber dieh wache, mit it^ag-
lichin forgin. ubir dich unde uhir din lirte. Andern drir den hriligrn
15 hirtin. unde bile fie daz fie dich bihalten. )nil hirtlichir rntche. Ahir
den vieren ewangeliftin nieru. daz du alle die du hinder dir laft hi-
haltin uindeft. Gib orc driv den drin chinigin. daz fie dich anden
wec leiten, unde gvot giverte machon. Einiz indie ere def ewigin fridef
den got- finen (20 b) ivngiron gab. do er chal. min fride gib ich iv.
20 daz fie dir machen fridefamc ziden du uarin f<dl.
Hieranl" (abo-ekiirzt aucii Dinl. 294)
*3m v/- finif frirndif feie welle helfui uzir not. der fol nrinin ein hrot.
unde fol daz. teilin indriv. unde fol nemin ein teil, unde fol fprrchin
diz gibet. Sufcipe domine hanc elemofinam Innoniine palrif et ßlii et ,
fpirituf fancli. et fancte crucif et fände niarie et fancti michahelif.
25 ei omniuni fupernoruni ciuium. et celeftium uirlutum. et fancti iohannif
haptifte et (21 a) omni)im patriarcharum et prophetarvm. Du folt
ovc nemin den andirn teil, unde folt fprechin diz gibet. Inhonore
fancti petri. ,et omniu^nyf^^^ apoftolorum et feptuaginta duttrum
difcipulorvm. ei inKofipre fancti flephani. et fancti laurentii. et omnium
1 fin in der llandschrirt zweimal. 6 Senne 18 fidf ,
HANDSCHRIFT DER GEBETE 76—90. 287
fanctonim martirum. inhonore fancti nycolay. et omnium fanctorum
rnnfefforum et inhonore fancte cecilie et fancte agatc et omnium fanc-^,
larum nirginuni. et in honorc fancte felicitatif et omnium uiduarum
fiue continentitun. Du folt orc nemin den drittin teil, rinde folt fpre
(21 h) chin diz gibet. Inhonore faneti benedicti et omnium fanctorum 5
monüchorum et inhonore fancti pauli. et omnium heremitarum. inhonore
omnium facerdotum. diaconorum. fubdiaconorum. acolitorum hoftia-
riorum. ceroferariorum lectorum orphanorum et omnium fanctorum
fpiriluum. inhonore o)nnium fidelium defunctorum. amen, vnde folt
fprechin. Pf. Miferere. Pf. Domine probafti. Pf. Quicunque uult. 10
Swer diz dlnwofin unde diz gibet ein tär tvöt umbe alle meintage umbe
ßnif frivndif feie, der fol daz (22 a) wizzin. daz fi giwifliche irlofit
ift uzir not.
Folgt Bl. 22 a l)is 27 b das Beicht- und Bufsgebet 85 ; Bl. 27 b bis
29 a der Aidals des Vt re mi der alteji Mu-ik. Paul Warnefrieds Ode
De s. Johanne baptifia. Vt gueant laxif. refo'nare fibrif mira gef-
lornm famuU tuorum u, a,,.f,;>. 29 a — 32 a die Gebete 86 und 87;
32 a — 33 b lateinische. Bl. 33 b bis 36 a der älteste lyrische, inj.
Reim genaue, iuL Versbau kunstvollere Leich der deutschen Poesie,
die Seqnentia de S. MARIA (ohne diese Überschrift Diut. 294— 296.
vgl. Lachmann über die Leiche der deutschen Dichter 9 — 1 1 ; berich-
tigt schon im Alld. Leseb. 273—276). Bl. 36 a bis 41b das Geber
Ewigu mag f. fronra fancla maria das unter 74 aus einer Engel-
berg-er Handschrift mitgetheilt und dort mit M. dieser von Muri, nur
vero-lii-hen ist*): 41 h— 44 b das Gebet 88: dahinter, das Intrige der
Seite füllend, Maria hi schnarz und rolher Federzeichnung; ebenso
a^egeuiiher auf Bl. 45 a Christus am Kreuz mit Maria und Johannes.
Bl. 45 I) l/icipif Passio S. Margarete, Leben und Leiden der heil.
Margareta: als Verfafser nennt sich mehrmals Theotimus; reicht bis
77 a. Von da bis 94 a eine buntg-emischle Reihe lateinischer Segen
und Gebete ; darunter folgende zwei (Diut. 296 Anm.) zur Ausübung
\o\) Liebeszauher.
'■nnomiiio patrif. el ßlii. et fpirituf fancti. deuf abraham. deuf yfaac.
deuf iacob. deus qui decofta primi hominif euam coniugem creafti eam 15
fihi inadiutorium inftituifti. ui effent cor vnum. et anima una et ifti
duo incar .92 b) ne una. ita ut homo relinqueret patrem et matrem
et adhereret uxori fuc ueriffime. Deuf qui precepifti me defancta
trinitate deuf uercck. et ipfa ueritaf. Adiuro te per nomina tua fanctoi»
10 Ps. 50. Ps. 138.
■■) Auch die Sequentia de S. Maria hat sich t'riiherhin handschriftlich zu Engel-
berg befunden : Diut. 2, 294 Anm.
2W^ IIAMDSCMHIFTKN DER (iEBKTH 7(3—91.
qup fiint i/if/fnhilin nnntinn. alfa et o). tHrfif/ratnmaton. nrjla. fnlcrh.
ihfifun. on. finit ntrihiif fnioiif /hninrunii if/nif rrmotirnf e.rtin.rifti.
Sidräc miffiar. e( ahdenagn. irain ri.raui. difcordinni iotcr mr rl ninri-
(fim mcuw .N. ealiiigucre (93 a) fnciaf. nof concorrhf yoddaf et inn-
5 wo/p }i}eff ilhtin rmij'iftere ufque infincm uilc mca' concodaf. ut nrc \(ir
ti^'))i>ffier mihi inamoro fuo noceat fed potüif ritr fnlam dUifjat. rl
uH-o diiectione ieneat. quanta fnif intcr adäm et euam. et itUcr ahra-
ham >/ faram. et inter infeph et fanetam tnariatn. Nunc amorem
c^ncedftt deKS'V^\ marilo mco. AMEN.
7' ' r ■■ ■ ■ V"
i( (jut ef alja f't 10. coniuratwnein facio per magof. Cafpar. iiielchior.
Bai (93 b) Ihofar. Leuiatqn. protinc. et crinile. fidrac. tniffiac. ab-
deiKKjn. chrifluf un. rli/on. telKKjianunaton. elely. euunaiiuel. abia.
nhraa. abrcuhum. abtacala. abruchalauf. i:a. ra. ha. fara. faza ziuelctiel.
uof creaturaf dei coniuro per deum itiuuin. per deum. tierum. per devm
15 fanctuw. coniuro uof per fanctam mariam niatrem domini. coniuro uof
perffinrluni niichahclem. et per onutef angelof et archanrjelof dei. coniuro
uof perffinclum io (94 a) hannem bapliftani et per umnef patriarchaf
et prophetaf dei. coniuro uof perfanctum petruni. et per Oinnef fanclof
fipoftolof dei. coniuro uof perfanctum ftephanuni et per oninef nuirliref
20 dei. coniuro uof per fanctum filurftruni. et per onuief confefforef dri.
cxyniuro uof perfanclam ayneni. et per oninef uirqincf dei. ul feriatif
et incendatif cor et meutern .N. iuamorem nieum.
Den SrhUiirf (Midlich luachon Bi. 94 a bis 95 1) die zwei tsenen 89
und 90, bei Grad Diul. 2. 297. Von Eiyenheilen in der Sehreibunff
dieses Cudc\ linde icb nur zu benieikeii. dals die Diphthongen nu
und uo beide mit 6 ausuedrücKt werden, dafs h und z- auch liier
einander idmlieh sehn, dals de last id)erall mit Anhinjirung des e oben
ans (/, Ff mit Anhangung des .s oben ans F (beinahe wie unser §),
und für diis lateinisehe et bah! ^*. bald 7 ijescljrieben \\ird. letzteres
nie in dei; ,Uaudi?chriri der Predigten I — XUI.
•ii(\ ( (11(1/
91.
EngellxM'ger Handschrifl I ^/20. Perganiejil, in Kleinoclav. Zuerst
BI 1 b bis Sb von einer Hand d(\s dreizehnten oder vierzehnten .lahrhmiderts
eine Abhandlnnir id)er das ^^'ort Trnitc nie poft te Cant. 1. 4: Anfang
UE'< ahnrhiif/en (jottes frid si yetrirlich mit allen dien die (/k< gegen-
uürtig brrc/ilin mit andaht lefcnt vnd mit zühlen hwrcnd lefrn. >nd
25 geb in eweclich fin genad an sei rnd an lip. amen.
5 die Ilandsclirift cfiftercl vier 10 Capfdr
HANDSCHRIFT DES GEBETES 91. 289
rr an der menj'ch in dis eilend als der gedillig fop gef prochen hat ze
arbeiten f/ehorn ifl ind ovch dar inne lüzel zites lebt. Ach da von fo
ermanot uns sanctvs parlrs das es nr iß ein zit der erbarmherzigen
gcnad goltes. Ynd wan dis gezit fteteclich hinflivzet vnd doch nit
gewiffes end hdt. da von sol der menfch alle ßund jlis haben wie er 5
es nach finer sei ewigen heil mit volkomnen tagenden in gottes liebften
willen loblich rertrib.
Der Schluls fehlt. Von Bl. 9 a Ins 23 b das grofse Gebet, dessen
letztes Drittel unter 91 abgednickt ^vorden;. die Hand eine andre,
aber aus g-leieher Zeit. Anfang-
jflbnechtiger ieicefender vnd ewiger got. ich armer krancher rnwir-
diger menfchc. lopen vnd eren dich, vnd danken dir aller der genaden
vnd gveti. vnd fellekeit. der dv von angen der weite erzeig hafl. on lo
allen creatvren. de dv himelrich vnd ertrich vnd allef de dar oben vnd
dar vnder oder da enzewifchen iß. alf ordentlich vnd nvzelich gefchaffen
haß. de diner wifheit einef pvnchtrn grof nit gebrißet. dv wißß ir
aller achte, wie vnd war vm ir iekclichef alfo wefen folte. dar nach
[ollen wir och nit vil trachten, noch vnf da mit bekvnberen. wie vnd 15
war vm dv ein iekelich ding getan haß. oder noch tvoß. oder ver-
hengeß. ef wer ein armer herre. der nicht dete. wan de finer minßen
knechten einer wifen folte. aber de ef ift. de füllen wir geloben, alf
ef vnf criflen gelovp helfet gelovhen.
Folgen Lob und Dank für die Sehöpfuno- der Engel, der Well, der
Menschen, für die Gnade, die auch Gefallenen, die sodsmn dem gDolen
noe, dem gitoten abraham erwiesen worden; und so fort durch die
ganze biblische Geschichte bis auf Leben und Tod Christi, wo sieb
ehennifpfbig fortfahrend die oben niitgetheilteii weiteren Lobpreisungen
und Klagen und Bitten anschliefsen. Die Hand ist eine äufserst un-
geübte, und es kommen, gleich von ihr selbst gesehrieben, viele Ver-
befserungen und Nachtraege vor. Auch hier (vgl. S. 262 und 284)
am Schlufse der Worte staets nur langes /'; die Abkürzung 6 gilt dem
Schreiber oder der Schreiberinn zugleich für iie und für eu. Von
eben derselben noch auf dem naechsten Blatt 24 drei kleinert;
Stücke, vielleicht Auszüge von Tischreden, td)er die Worte plorans
plorauit in nocte Thren. 1, 2, über Simon iohannif diligif nie Ev. '
Joh. 21, 15 und Von megllicher wirdekeit. Das übrige der Hand-
schrift enthält, wieder von einem andern Schreiber, eine lateinische
Anweisung für Beichtioer.
1 lob 5, 7. 3 Cor. 2, 6, 2. 6 in der {'and^chrirt ewige 10 angen (f d. h.
äugender oder angeng der 14 allo
290 HAiyf)SCHRIFTb:N DER GEBETE 92—101.
"u, 92—95. ■ ...^ V..
^Ms (\rr AdelnhansTi- Hnndsrhrifl in Zürich: >. oh'rVi' *>.' 271.
•fi\i Nie . vv,\\ ;:\'
•' ' 96. 07. W, V,
- .Ans der Basier Hiiiidselirilt B IX. 15:s: -obpn S. 277 fo-a.
■"■■'W.
rtMiriiiiiiMilliaudschi-ilV d(.'.s Frau('nkl(,)slurs iu^ Sar,iy^i, Wciiifliiarj.
)S vom allen Selu'ciljei- seihsl nnl arabiselicn Ziffern geziiliKe Blalter.
wohinter noeli eiiie Laoe verloren trcn-anffep. Dcji Inhalt , inaclien, in
vier Bücher al)oelhei!t. allerlei Ideinere Stücke erbaidicher Art, ähnli^cli
(Ion Handschrirtoii zB und 0. Tnser CJehet heschliefst erade daii dritt"
Buch: Exp/irif tercius über. Deo gracins. Gedenimil auch ze G'of
Johanfes frikdrs tle^ alfen SlatfcJiribers ton Lncern, der ifch dis
bnoch in finem haften Hiirch^ ^otths willm geben,' vM' in iüwew^^^
ndmen'mif fiii felbs han( gefchr'beh hat äff cf uffer cler heilige »
fclirifl geiioinen rnd ze Tiiitfch gemacht ift. Anno dumini. IJSO.^.
Im \ieiien Buche' Ein^Predige von dem heiligen geift Bl. 42 a bi^ 48 '!>.
99.
ranierbandschrift des riinfzehnlen .lahrlinnderls, iezt noch «vou
20 Blnttern. in kleinerem Format, mir selb.st oehoeriff. Bl. 1 a'
Dis il't ein giio(j(e Liirtzp \vfri ; ,,
yy Ennp. ein niönfch muof wefen mrf fin. dö vil vninuos. rmtioui'
inftHlickeit ift ind »lant/nleji zuorelle lunnent do durch der mönfch
zuo hetruehniffe wirf hnveyet cnrl gcirrct an andacht rnd an ernft zum
gnf. vnd er dz ni( geivenden mag. rnd nach dar In muos fin. So )nag
5 er dife noch gefchriben^ ler.e für fick nemmen. rnd fi<h dar jnn^n
rehen fo nirt es jm nit (l b) fchaden fnndrr es icirl jm ril guoffes
und nultzes bringen Bis Bl. 131); darauf das Gebet 99.
100. 101.
,^ ^ Pergamuntblatl des fünfzehnten .bdirhnuderls. in Fuliu. die Seite
zu zwei Spallen ;■ Eigcnibnm IIolTniiinns. Ein früherer Abdruck in den
Sjjirifal. TheoLiscis 6^—10. Die Anoi'ülluj]g einiger Liicken, die diirc|i
Beiiehaedi^.ung de^ Pergamentes entstanden rsirid, habe ich auch hier,,
durch fursivschrin bezeichnet.
HlJÖtU)
Bf. :-f •'
DIE Ai.TOi^:rTsriii-: PR^oicäii^.
Die Geschichte der deufschen, genaner l)en,annt der hochdeutschen
Predigt besinnt mit eben derselben Zeit, mit welcher die Geschichle
des Chrislonlhiimes in Deutschland beg-iiint. Zwar was die ältesten
Glanbensboten betrilH, z. B. die imposante Gestalt des heil. Severintii;'
der gleich nach der Mitte des fünften Jahrhunderts südlich der Donau
in Noricum seine Tha^tigkeit begann und sie segensreich ein Menschen-
alter lang fortsetzte, was ihn und andre jener früheren Zeit und Art
betrifft, so wird nirgend ausdrücklich Meldung darüber gethan. ob Siö
das bekehrende Wort auf Deutsch gesprochen, oder ihnen, da sie eben
wie Sevcrinus sich mehr nur am Grenzsaum zwischen Roemern und
Barbaren hielten, das Lateinische noch genü^-t habe. Beides ist denkbar:
Severinus z. B. war zwar von röemischer Herkunft, vielleicht aus
Africa, konnte aber wohl die Sprachen der Alamannen und andrer
Germanen bald erlernen und sich deren im Missionswerke bedienen :
abei" ebenso vvohl waren die germanischen Gren?beWohner mehr oder
weniger vertraut mit der Sprache ihrer roemischen Nachbarn jenseits
der Grenze*). öVach solchen Anfangs- und Vorbereiturigsze'ten und
den schwankenden und beschränkten Erfolgen, wrlche die Bekehrun^s-*
arbeit während der beständigen Ungewilshcit über den eigentlich'^Vi
Herrn und Bewohner des Landes allein erringen konnte, kam mit dem
Ausgange des fünften Jahrhunderts die Gründung des pjänkischen
Reii-hes. d. h. die Germanisieriing Galliens und die Ch'ristiarrisierung
'irr Franken. Damit war eine neue und die entscheidend«! Wendung
;uich für die 'Christianisierung der übrigen Völker gegeben : Hand in
Hand mit di-r Ausdehnung der fränkischen Herrschaff, wie sie r.och
Jahrhimderti' forlschritt, s» hritt au<-h Jahrhunderte lang die Ausbreitung
des Chrislenthums fort, und die Glanbensboten drangen unter dem
Schutze der fränkischen Herren über die Grenzen hinaus bis in den
"*) Vita S, ,Se,veri«i ;V^ feiiieni Sjchüier,Eugipj)iiis: \viedertxolendlic;ih gedrucla; am
zngänglubsten bei Pez, Scrip!., P.er. Aiislr. Dd. 1.
292 BEKEIIRUXGSPREDIGT.
Kern des Landes unri bis in weiter entlegene LandersI riebe vor. in
Gegenden, uo das Wort nicht anders denn auf Deutsch konnte ver-
kündet werden, zu Völkern, die der roemischen Bildung fern und
frcnid waren, lu der Tliat auch ^vi^sen wir. und wüfsten wir es
nicht aus bestinnnten Zeugnissen, so dürften wir es annehmen ohne
doch zu irren, dafs nun und hier zu den Deuts ihen auf Deutsch ge-
predigt ward. Wir wifsen es z. B , um nur einige Hauplnamen her-
vorzuheben, vom heil. Gallus, vom iieil. Pirniinius und vom heiligen
Bonifacius. Es war das schwer nanienllich fiu' Gallus, den Irlander.
Welche Mühe sich dieser zwar gegeben die Sprache seiner Glaubens-
schüler zu erlernen zeigt uns am deutlichsten ein lateinisch-deutsches
Vücabular zu S Gallen, das oifenbar berechnet war, auch für die
naechsten und alltäglichen Dinge die deutschen, die alamannischcn
Worte kennen zu lernen : nach aUer t'berlieferung heifst es Vocabu-
larius S. (lalli, und wirklich mag es auch von ihm herrühren, nur
nicht unmittelbar von seiner eignen Hand ^•■). Trotz solcher Bemühung
war Gallus im Jahr 615, als er zu Constanz die Einsegnung eines
nt'uen Bischofs vollzog, doch gena'thigt durch diesen die Predigt zu
halten, indem Bischof Johannes dem versammelten Volke auf Deutsch
vortrug, was Gallus ihm zuerst auf Lateinisch gesagt**); h\
dieser letzteren Sprache ist die Predigt noch vorhanden (Bibliolheca
Patrnm ed. Lugd. 1677. 11, 1046—1051). Die Bekehrungsprediglen
jedoch hat er selbst und auf Deutsch gesprochen: so zu Bregenz,
bevor er die von den Alamannen dort verehrten drei Götterbilder in
den See stürzte; wenn jedoch seine Lebensbeschreilier bei dieser Ge-
legenheil sogar rühmen, wie bewandert Gallus in der Landessprache
gewesen sei, so dürfen wir das nur für eine Übertreibung der Liebe
und des Lobes halten: denn sie sagen in Betreff seiner Kcnntniss der
lateinischen Sprache dasselbe ***) ; von der aber verstand , jenem
^Vörlerbuche nach zu urtheilen, Gallus noch \iel weniger als \on der
deutschen. Pirminius und Bonifacius hatten es begreiflicher Weise
iH /M!i,W ,J4-i,'iii;-| \ i ..
■) S(i»llisclic IliiiKlsilirirt 91o; zuletzt iiikI am besten pedri'dvt in den Denk iirilen
fies Midclaltors von IhiUeiiier 1, 11 — 14.
*'^') anliflUe preceploris fui vcrba inlerpre(cinle: \'\\-d S. üalli l)ci Periz, 31oDiini.
(jenii. liist. 2, 14; ul ipfe qaidem (fdipcationis inflrunienla colligcrel,
epifcopus vero titilitnlcm baiiximmm bciie protata inlerprelandn Irnns-
funderel: Wiilafrid, Vitn 5, Galli 1, 24.
*"**) Columbamis juffil Gallo ad popalum rccilare fcnnoncm, quia ille inlcr
alias emincbal lepore lalinilatis nee nnn et idioma illius grnlis: Viia
S. Galli, l'erlz 2, 7; danach Wainfrid 1, 6.
BEKEHRUNGSPREDIGT. 293
minder schwer: der erstere war walirscheinlicli (die Biographen lafsen
uns über diesen Punkt im Stich), der letztere gewiss ein Angelsachse :
sie konnl(!n die Landessprachen, weil sie verwandt Avaren. leichter
crlertien, und wenn auch hie und da angelsächsische Worte und Laute
nnt urjterliefen, wie in der That aus mehr als einer hocluleutschen
Aufzeichnung jener Zeit, auch gerade aus Aufzeichnungen dieses kirch-
iiihen und Missionsgebietes das Angelsächsische herausklinot (Holtz-
mann in Pfeiffers Germania 8. 470 fgg.); so sta?rte das die Zuhoerer-
schall nur wenig und that dein Eindrucke und der Einwirkung des
Ganzen kaum Abbruch. Von Pirminius berichtet die dem neunten
Jaiirhundert angehoerende Vita (bei Mone, Ont^Hensammlung der Badi-
schen Landesgeschichte 1-31) Prcesul healiis ad ilUiin renieiis lociim,
iibi populo folebal fanctre prcßdicalionis exhibere rerbvni iiträque
Uugtia, Bomana '"'J frilicef Fraiiconimque '^*J, magnopere decentia
mo/iita difinis ofßciis proferebaf, quin utramque linguam adprime
f'riebat. Auch Bonifacius konnte den Hessen und Thüringern und
gar den Friesen alsobald in heimatlichen Worten predigen (vgl. WiJli-
baldi Vila S. Bonif. cp. 6 u. 7 bei Pertz 2, 341 sqq.). Und aU
solchen Fidn'ern der deutschen Mission traten gleich von Beginn ihres
Wirkens an Gehilfen aud dem Lande selbst zur Seite, viele freilich
nicht : und es blieb allerdings ncethig für die Pr(Mligt innnerfort neue
Fremdlinge, Iren (Schotten) und Angelsachsen, herbeizuholen,
geschah das namentlich, indem man Klopster mit ihnen gründete und
fort und fort bevölkerte. Diese waren die natürlichen Centralstälten
der Mission, so S. Gallen für Gallus, Fulda für Bonifacius ; vorzüo-lich
aber war in solcher Art Pirminius tlurtig, der vom Eisais durch
Alamannien, Franken und Baiern bis nach Oesterreich einen ganzen
Gürtel von Kloestern schlang.
Welchen Inhalt nun und welche Form der Behandlung halten
diese ersten Predigten in deutscher Zunge, die Bekekrungspredigten ?
Überblicken wir die geschichtlichen Zeugnisse sammt den Denkmaelern
selbst die sich vom siebenten Jahrhundert an und aus den naechst-
folgenden erhalten haben, und erwaegen wir zugleicli die politischen
und die kirchlichen Zustände der Zeit und die Bildung und Gesittung,
die der neu herzugebrachte Glaube in Deutschland vorfand : so erweist
-) romand d. h. Romaniscti, nicht Lateiniscli; im Elsafs, der ersten Haupl.>tHtie
seines Wirkens, brachte die Nachbarschaft einer romani-ch redenden Bevol-
Iceriin^ ihn in den Fall auch diiser Sprache sich zu bedienen.
") Fianci im neun'cn Jahrhiinderi der Name der Deutschen.
294 BEKEHRinVGSPREDIGT.
sich lins (lals im Bciriiiiic iiml noch liiiifrcn? Zeit hindiirrli eiiicnllicht»
rri'diol -wodtT stallgciuntlcn lra!)i' noth habe stalHiiKlcn krmnen, sondern
stall doren mehr nur ein Catechismus-Unlerrieht und zwar von zienilieli
dürftiger BeschafffMihcil. Bischa^fe und Priester beg-nüglen sich, nelieii
etwaniffor Verlesnnüf hileinischer Honiih'en, die sie sell'sl vcrfafst hallen,
oder älteren Verfiilsern, den Kirchenva^tern. entnahmen und die jedes-
falls nur den Gelehrten, den Mitoreisllirhen unter ihrer ZuhoererschaH
xerständJich waren und zu Gute kamen. heoTniirlen sich daneben,
was das Laienvolk betraf, der Glaubi<rkeil imd der Sittlichkeit
deiJselben durch Mittheiluno: blofs einiger deutsch abgefafsten
Formulare eine feste Richl schnür zu geben. Sie trno-en also an!
Deutsch das (Jlaubensbekennlni.-s und das Gebet des Herrn und etwa
auch eine Fonnel di'r Geneialbeichte vor und beglcitctcii vielleicht
die beiden ersleren noch not N'drwoit und Erläuterungen und die
It'tztere mit einer kuizen Vor- und SchlulVansprache : aber Reden,
die in wahrhaft rednerischer Haltung, belehrend und erbauend, auf den
christlichen Glauben und die christliche Sitte zugleich gezielt hallen,
wirkliche Predigten oder Homilicn wurden, wenn id)erhaui»t. dann jedes-
Mh nur zu seltenster Ausnahme auf Deutsch gehallen. So stand es
mit diesem wichlio-on Tlieile des Gottesdienstes, der für die evange-
lische Kirche nnsrer .Zeit beinahe canz und alleiii den Gottesdienst
(!er Gemeinde ausmacht, selbst noch wiihrend und nach der Herrschafl
Karls des Grofsen, zu einer Zeit also, wo doch unter dem Volke der
christliche Glaube und Gottesdienst schon allgiimein und fest begründet
imd die Gei.sllichkeit durch die Stifts- und Klo.sterschulen auf eine
t\icht ffrade uiedrioe Stufe wifsenschaniicher Bildung gehoben war:
so noch im zehnten .bahi hundert, und erst im elften sollte es sieh
damit zu .Viidcreiu und B('i'.sM"em wenden : da wahrlich konnte der
Standpunkt der Kirclieni-ede kein lueherei' sein in den .lahrhunderteu
der t.rsten Bekehrung, die wohl immer durch fromme, nicht abiM* stfpts
durch gelehrte Männer betrieben ward, die meist mit einer gewissen
Hasliffkeit vor sich gieng, bald weil die Bekehrer auf der Flucht voi-
VerfolL'^orn. bald weil sie die Sicijfer und Herren waren und gewaltsam
ilränoten. Wenn trotz dem das Bekelu unnswerk so schnell und si»
voll gelang, geschah das. weil das H- idenlhum auch auf germaüischeni.
wie auf üriechisch-rcemiscjiem Boden in sich verfallen war. Mcil auch
in diesen Heiden und in ihueu vorzüglicii eine ahnungsvolle Sehnsuclit
nach etwas Htjehereni, Heiserem wachte, weil das Werk gefördert wani
durch die Kraft welche dem AVorte Gottes auch in dem irdensten
Gefai'se innewohnt, nicht aber weil sich das Menschenwort irgendwie
CATECHISMUSSTÜCKE. 295
<;'nUpi('c]u;n(l iliia beigcüeiU halle ,mü.iJtühreichür. Ülierrediing- und mit
iiberzDugungskrafl. nnlxtU \'.'.nhr\tt'^\i '»il.. ii'ij'ii! n.
Wir.>vollen den anoedculcteii Charakter, dx?r also Ix'iiiah eirt ludli
JahrtaiLsond liiii(hirch die Kirrheuredo Doiitschhinds behcrsciü hat. (hcseii
langen langsamen, last regungslos! verharrenden Anfang unserer Predigl-
kunst, noch nieiir in. seineu;, Einzelzügen aiiszuführen suchen : es betrifft
<lieser erste Theil unserer Dai-stellmig denselben Zeilraum, den die
Sprach- und Litteralurgeschiohte sonst den Althochdeutschen nennt.
Aus jener Zeil sind mehrere deutsch verlalste kalechetischc Hand-
inicher auf uns gelangt; so eines noch aus dem neunten Jahrhmulert
y.u WolfenbiUtel, fridierhin zu Weifsenburg im Elsafs *), ein zweites
von S. (jallischein Ursprung, aufgesetzt von Notker Labeo und seinei-
Psalmenübersetzung angehängt, in zwei Handschriften. \A'ovon sich die
eine, aus dem elften Jahrhundert, zu S. Gallen '"''■^), die andre, eine
Abschrift vielleicht erst des zwölften Jahihunderls, zu Wien belindel^'*"'-').
Nach älterem Kirchenbrauche zeigen sich diese Handbücher beschränkt
auf wenige und nur die hauptsachlichsten Stücke.! '.Die Weifsenburger
Handschrift enihidl das Vaterunser, dann statt eines Wirklii'lien Beicht-
lornudars l)loss ein Verzeichuiss der Hauptsünden, der criminalia peccata
(wörtlich aus dem Brief an die Galateiijöi^iiiliQ— 21), das apostolische
iMul das Athanasische Symbolum und das Gloria in excelsis. Notkers
Arbeit ist iheihveise reicher: da finden wir das Vaterunser, das apo-
st:olische Glaubensbekenntniss,, den» Hyninus Zacharifp (Benedictus), aus
Ev. Lup. 1,. «las Canticum Mariae (Magnificat. ebenda), das Athana-
sische Glaubensbekenntniss ; die Beichte fehlt zwar in der S. Gallischen
Handschrift, aber die Wiener Handschrift enthalt die Teufelsentsagung
inid ein Beichlformuiar. Das Benedictus und das Magnificat waren
also um diese Zeit, im zehnten und elften .lahrhumlert, zu S. Gallen
wenigstens Catechisnuisstiicke. Dagegen finden sich in keiner dieser
Sammlungen die zehn Gebote : diese und den englisclien Gruss (Ave
gratia plena, aus Ev. Luc. 1) hat man erst spaeter allgemein aufge-
nonnuen; von der Aufnahme der zehn Gebote schon im achten Jahr-
hundert wird uns spaeter ein vereinzeltes Beispiel begegnen. Häufiger
als solche Zusaunnenstellungen. die sicherlich als kalechetische Hand-
bücher gemeint waren, sind Aufzeichnungen blofs einzelner Stücke,
blofs des Glaubens oder blofs tics Vatei'unser oder blofs eines Beicht-
■•■) .Mit nnveräiKlerler Folge des Inlialles bei llotfinaiin, Allliociuleiilsciies aus
VVoIfcnl). Handschriften IX— X\I.
'-') Bei Haltemer a. a. 0. 2, 522—531.
■ •*) S. Hoü'maiins Verzeiclmlss der altd. Haiidscliriflen n\ Wien 82.
296 CATECniSMlJSSTiTKE.
fonmilars. 3Iarsiuaiiii hat im Jalir 1839 t'iiie Sammlune- dicsn- kleinen
Srlirillcn lirraiisyi'irt'ljeii (die deiitscluiii Abschwieninos-. (ilaid>ens-.
Beieht- und Bellbniieln vom 8. Ins zinn 12. Jalnli.) : seitdem isl ndtli
diel's und jenes uleieher Art nen l)ekannt aeworden*).
Also Bekennlniss, (Jebel. ßeiehle. diese drei sind die allgemein
unerKTlslichen Hauptstücke. Denn wie es in einer Caleeliismnsabseln'ifl
aus dem zwölften Jahrhundert heilst (Münehner Bruehstüek bei Mais-
mann S. 146). Sine /icle iiiipoffihile est placere den. Ins faget diu
heilige fchrift daz daz nnmugelich fie daz iemen dem almahligen
gut icol muge gefallen ane den rehten gelovben nnde ane die heiligen
pihte unde ane den heiligen paler nofter. Bekemdniss und (Jehet
dienen dem Glauben, die Beichte der Siltenzuelit. die erst ans dem
Glauben lolttt : tien Bekehrern nnilste es, liii'r in Deutseldaiid wie
anderswo und jetzt wie schon in früheren Zeiten, hauptsächlich und
zuntpchst um di(! Gründung des Glaubens, also znn.Tclist um >litlhei-
luntr der beiden ersten zu Ihun sein, des Credo und nicht nnnder des
Paternoster, des christlichen Gel)etes. da um das Ileidenthum zu über-
winden auch heidnische (Jebelformeln zu beseitigen waren. Glaubens-
bekenntinss und Gebet des Herrn Averden desshalb von Auliuig au
slfets ziisannnen und mannigfach nur dies(> zwei ocnannt und uejordert :
eine Angelsächsische Predigt de Fide catholiea beginnt mit den Worten
(Mafsmann S. 108) yElc cristen man fceal äfter rihte cnnnan wg-
dhev ge his Pater nofter ge his eredan. Mid thani Pater noslre he
fceal hine gebiddan ; mid iham eredan he fceal his geleafan ge-
trymman. Für Aen Glauben hatte die Kirche zwei Bekenulnisslbr-
mulare im Gebranch, das s. g. apostolische, welches kin'zer. und das
s. 0-. Alhanasische, welches im Gegensatze zu mannigfachen Ketzereien
absichtlich und sorolich viel weiter ansocjnhrt war. Die Kirche halle
v(»n jeher Acw Takt Bekainitschafi nnl dem letzteren, das mehr der
wirsenscliaftlichen Doüniatik diente, nur von den Geistlichen zu fordern,
für die Laien genüyle der Ueücl nach das apostolische, und IVu" die
iS'eubekehrten ward auch diel's noch auf die eigentlichen Schlauworle
abgekürzt. Zwar jene Handbücher von Weifsenburtr und S. (Jallen
enthalten aulser dem SyMd)olum apo.stolicum aucli das Athanasische :
die ander ehr vereiiizcllen Aufzeichnunncu abei" und sonstige Denk-
'■*) [Alles (liefs findet sich jetzt vereinif^t mui mit reiclii-ni ("oinmciiliir vcrscIicn
in den Deiilvuiiiieni deulsclier Poesie vind Prosa aus dem Vlll — MI. Jalir-
liundert herausgegeben von Müilenhotl' und Scherer. Berlin 1864. Zueile
Aulla-a- 1873.1
GLAUBEN UND GEBET. 297
maeler und Zeugnisse beweisen, dals für den allgemeinen Gebrauch
das erstere vorwaltete. In das Glaubensbekennlniss aber war oft als
üblicher Eingang eine Abschwcerung des Heidenthunis. ..der Unholden",
(I. Ii. der Götter, und .^des Teufels'^ niileiiibeoriffen : es war das nolh-
wendio- wo es Neubekehrte waren, di«' das Bekenntniss ablegten. So
enthalt sie z. B. von einer Hand des neunten Jahrhunderts ein Merse-
burger Codex (Jac. Grinun id)er zwei entdeckte Gedichte aus der Zeit
des tleutschen Heidenthums, 1842. S. 25)*. in eben demselben stehn
von noch spfpterer Hand zwei heidnische Zauberlieder.
Interrogatio facerdotis.
Forfahhiftu nnhoUhin? ih furfahku.
Forfahhiftn unhohhm uuerc i/i(li uuillon? ^J ih furfahhii.
Forfahhiftu allem them blnoftrum indi den gelton i/idi den gotum
thie im heidene man zi geldom enti z-i gnium habent ? ih
furfahhn.
Gilanbiftu in got fater abnahtigan? ih gilaubn.
Güanbiftit in Chrift gotes fun nerienton? ih gilaubu.
(iilaabiflu in heilagan geift? ih gilaubu.
Gilaubifttt einan got almahtigan in thriniffe inti in einiffe? ih
gilaubu.
Gilaubiftn Jieilaga gotes chirichun'/ ih gilaubn.
Gilanbiftu thuruh taufunga funteono fovlazneffi? ih gilaubu.
Gilaubifiu Hb after tode? ih gilaubu.
Wir haben eine Anzahl von ko^niglichen Befehlen und von Be-
ft;hlen der Kirchenobern, dafs die Geistlichen das Volk seinen Glauben
und sein Gebet auf Deutsch lehren und es dieselben sollen auswendig
lernen lafsen. ""*) Man sollte meinen, dieser Befehl sei darum immer
*) Hienacti ist die entsprechende Stelle von Mafsmanns Nr. 2 {Forfacfiifu in-
diumllnn) durch Ergänzung der Worte unholüun uuerc zu belsern, und es
wird unnnnhig mit J. Grimm (iVIafsm. S. 33) ein Subst. indiuvil (Inteulel
d. i. Hausgotl) zu vermnihen. Das Merseburger Stück war 1839 nocli un-
kannt.
*") Z. B. Statuta Bonifacii 27: J\ullus ßl prefbyler, qui in ipsa Lingua, qua
nali funi huptizandi, abrenutUialiones oH confeffiones apeiie inlerroqare
nou llud('(i(, ul inh'llignnt, qnibus abreimuctiant vel qme cnnftlenlur: et
qui laliU'f ugeie dedignanlui\ recedant e pnrocliia (Dachery, Spiciieg. 1,
507 fggO- Haito, Bischof von Basel, verordnete dafs Alle das Vaterunser
nnd das apostolische Glaubensbekenntniss sowohl lateinisch als deutsch aus-
wendig lernen sollten (ebd. 1, 584). Das Mainzer Concii vom Jahre 813,
("an. 45, bestimmte, man solle das (ilaubensbekennlnis.'* und das Vaterunser
in den Schulen lernen, rl qui aliler iton polucril, vel in fun Uiiyua hoc
dijcal (Hartzheiin Concii. germ. 1, 412): u. a.
Altd. Predigten. 20
298 CxLAl'BENS- vm (iHBKTSKKDEN.
>viederholl wordoii. weil er iiiclil ffchaTii» beachtet und befolgt wurde.
Indessen die uehiiunen Aufzeichnung«'!! sohhei' Stucke in der deutschen
Sprache, liir welche ich auf Mafsnianns angeführte Samnihing und das
gehalti'eiche Werk Rudolf von liauiners über die Einwirkung des
Christenlhunis auf die althochdeutsche Sprache (1845) verweisen kann,
beweisen eher das Gegentlieil, und Olfried in seinem Evangelienbuche
1, 1, 107 fgg. rühmt an den Deutschen na'chst vielem andrem auch
den Eifer mit dem sie lernten : Sie ßnl (jotes nuorto fliz-ig ßln harto.
thaz fle Ihaz gilernen, thaz- in Ihia buah z-elien, thaz jie thes higin-
nen, iz> uzana gisingen, joh fie iz ourli irfuUen mit michilemo uuillen '^)
Hin und wieder begegnen uns Symbol und Paternoster in solcher
Weise verdeutscht, dals sie von Satz zu Satz mit einer bald mehr,
bald weniger kurzen Erläuterung und Nutzanwendung des Inhaltes
begleitet sind: s. bei Mafsmann Nr. 18 und Nr. 55 — 59: in dem
Calechismus Notkers sind alle Stücke so behandelt. Notker zwar will
damit nicht den Laien dienen : darum ist auch mancher Satz halb
lateinisch, halb deutsch, und es fmden sich auch solche Erklärungen
wie die. was Symbolum bedeute. Nicht so in den andren Beispielen.
Da vernimmt man keinen solchen khüslerlich gelehrten Ton, da werden
mit deutlichster Beziehung die Lebensverhaltnisse der Erwachsenen.
es werden ausdrücklich tmd mit wiederholtem Gebrauch des Wortes
die Männer berücksichtigt. Also Auslegung des Glaubens und des
Gebetes zum Nutzen der Gemeinde. Und dergleichen galt schon für
eine Predigt; maimigfach wiederkehrende Verordnungen legen den
Bischad'en, namentlich aber den Prieslern nur eben dieses auf, wo sie
das Predigtamt denselben in Erinnerung bringen. So das Capitulare
ecclesiaslicum von Achen 789 cp. 00 Primo omnium ut jides cathotiva
ab epifcopis et prefbt/teris diligenler legalur el omni popiih prcedi-
'') Singen bezeichnet hier ein geliallenereä Hersagen: auch in der VVolt'enbiitller
KrItlii'riiDg des Vaterunser (JlalVm. Nr. 55) Oi Ihiu fcal man daijo (jihuue-
liches Ihiz gibel singen — /o huuer fo undhremo avholgun iß endi thii
ytpel Ihanne fingil — fo Iniuer fo lliiz yibd lUullru mKiHu fingil, in
tineni I'hysiologn.s des 12. Jahrh. der gnädige Irehlin leite uns ein nimvez
fanc unde liiez unfich fus pelcn : l'aler noßer qui es in cclis Hodinaims
l''und<rr. 1, 27, 24 und nocli im Uolandsiiede der fcol in der waren gotet
ininne aia palcr noßer finge zelielue nänvm Herren 310, 17. Canlare
und decanlare wurden im Latein des Mittelalters ebenso gebraucht: su vtr-
ordnele ein I'ariser Coiicil 11 nemo ii facrn foule (iliqnvni fuscipiat. nisi
itndioniin dontinicani el fgntboluni JuxUi iinguuni fuatn el inteUcctunt
teneal el coram preföylero decanlel: titatnia canon. di' oKiciu clericoriim
in Canisii Thes. iVloiiuin. cd. Basnage ö, 1, 40Ü.
GLAUBENS- VM) GEBETSREDEN. 299
cetnv (Perlz, Mommi. Genn. Iiist. 3, 63): cp. 09 Uf epifcopi dili-
yeiiter disrutiani per fuas purrochias prcefbiferos — ut — domin i-
ram orationem ipsi intellegant , ei omnibus prcpdicent inlellegendam,
Hl quisque fciaf quid petat a deo (Perlz 64. vgl. das 29ste tlei"
('apiti)la excerpla ebda S. 100); cp. 81 Sed et ceftrum mdenduni
eft, dilectifßmi et renerabiles paftores et rectores ceclefiarum dei,
ut prefbiteros quos mittitis per parrochias veftras ad regendum et
ad prfedicandum per (eclefias popuhtm deo femientem, ut rede et
honefte prcedicent — Sed et rosmetipß utilia honefta et recta et
quae ad vitam ducunt aeternam prcedicate, aliosqne inftruile vt
haec eadem prcedicent. Primo omnium prcedicatidum eft omnibvs
generali ter, ut credant patrem u. s. vv. Item prcedicandmn eft
quomodo dei füins incarnatus eft ii. s. w. Item diligenter prcedi-
candum eft de refurrectione mortuorum u. s. w. (Pertz 66)'"-'); das
Capilnlare von Frankfurt 794 cp. 33 Ut ßdes catholica fanctae trini-
fatis et oratio dominica afqiie fymbolnm fidei omnibus prfedicetvr
et tradatur (Pertz 74) ; der Brief Karls des Grofsen an Bischof Gari-
bald von Liillich 804 fwpius in conrenlu et concilio noftro monui-
ntus de prcedicatione in fancta dei ecclefia, ut imusquisque reflruiii
fecundum fanctorum canonum autoritatem et prcedicare et docere
deberet, primo omnium de fide catholica, ut et qui amplius capere
non taluiffet tantummodo orationem dominicam et fymbotum fidei
catholicce, ficut apoftoli docuerunt, teuere et memorifer recitare
potuiffet (Perlz 128); und noch hundert Jahre spa^ter verlangt Reginu
von den Pfarrern nichts Weiteres als solche Glaubens- und Pater-
nosterreden (de Synodalibus causis ed. Wafserschleben pg. 25). So
um 800, um 900: wir dürfen zuversichtlich zurückschliefsen, dafs
auch um 600 und 700, in den Zeiten der erst anfangenden Bekeh-
rung. Glauben und Gebet in eben solcher Weise empfohlen worden,
und die ersten Predigten meist auch nur Bevorwortungen und Er-
läuterungen der frisch überlieferten Formeln jener beiden gewesen
seien. Ja wir brauchen das nicht einmal so blofs rückschiiefsend
imzuuehmen : mehrere derartige Reden liegen noch vor uns. Erstlich,
zwar nur auf lateinisch erhalten, ursprünglich aber zweifelsohne auf
Deutsch vorgetragen, eine Predigt des heil. Bonifacius selbst"""*), sein
fünfzehnter Sermo, gesprochen in der Adventszeit (natalis Domini
*) [Eine lateinische Muslerpredigt genau nach Anweisung dieses Edictes hat
Scheier mitgelheilt und besprochen Zschr. f. d. Alterthum 12, 436 i'gg.]
* ') L^'gl- i'bt'" die Unechlheit und den spseteren Ursprung der SeruKinen des
Bonifacius .MülienhulT u. Scherer 444 fg. 2. Autt. 504 ^g.^
300 BONIFACiUS TNO PIRMINIUS.
immitiet), aber keine Adventspredigt, Sündern wesentlich nur eine
Umschreibung und Auslegung dessen, was seine Zulirerer bei der
Taufe Iheils abgeschworen, Iheiis gelobt haben. Sodann eben des-
selben erster Sernio, gleichfalls und wohl ursprünglich schon lateinisch.
Dieser ist nicht an eben erst getaufte l^aien. sondern an (jeistliclie
gerichtet, an s(dclie, die unter Heiden und Neubekehrten predigen
sollten (Valde neceffariinn csl omni homini vt diligeuler difcat fidtni
catholicam et apoftolicam, maxime populi prcedicaloriüus chrifliani
u. s. w): dennocli giebl er nur in Kürze den Inhalt des Glaubens-
bekenntnisses wieder und einige Worte über Beichte, Reue und Bufse:
das heifst, die Prediger werden nur auf diese zwei Punkte als den
Gegenstand und das Ziel ihres ^^irkens angewiesen und werden an-
geleitet wie in solcher Richtung zu wirken sei. Ferner des Bonifacius
im Süden Deulscldands lluetiger Zeitgenofse Pirininius. Auch von
ihm besitzen wir eine lateinisch aufgezeichnete Predigt, aber auch hier
lißfst der Inhalt darauf schliefsen, dafs es eine Übersetzung sei, und
zwar aus dem Deutschen oder auch aus dem Romanischen (folebal
fanctae prcedicalionis exhibere rerbum utraquc lingiia, Romana
l'cilicet FrancoritmqneJ "'•") Der Titel lautet Libellns abbatis Pirminii
de fingulis libris canonicis fcarapsns. Durch das Wort fcarapsns,
d. h. excerplus, auszugsweise abgekürzt, wird die Schrift als ein
Auszug bezeichnet; aber auch so ist sie noch lang genug: darum
wird sie libellus, nicht fevmo genannt. Es ist eben eine vollständige
rednerische Belehrung der neubekehrlen Christen über alles was sie
glauben, was sie thun und meiden sollen. Demgcm.Tl's falst sie in
sich die zehn Gebote (diese sonst jezt noch kein Catechismusslück).
eine AufzaMilung der Hauptsünden zum Behuf der Beichte, das Vater-
unser und (las apostolische Symbolum; die Christen werden ermahnl
l'ymboluni et oralionem donünicani et ipsi tenele et jiUos et /iliaa
veftras docete ut et ipsi teneant ^'''). Endlich die s. g. Exhorlalio ad
■ '!//■ .: ■ ■ ■■! ■\ ':>•<; u\ ■■■sV. ;i 1 ÜMj T,, .:-K.V\\ ■', th I.'.' ■■■>i'"i
■•| Ge.lriukt l)ei M;.l)ill.)n, Neieni aiuilecla (1723) S. 65 fgj,'.
' ' ) Als anitieiieiid iiiul lelirreicli ist tiocli hervorzuheben eine Slelle, die uns den
Hergang i>ei der Taufe eines Nenbelielirten mit der Beilegung eines clirisl-
liehen Namens, mit der Altsehvvd'riuif; des Teufels, d. h. des lleidenihums,
und dem I5eiienntniss des clirislliciien Glaubens veranschaulicht /(/co, fiutres.
ad memoriam veßram leducimus, quäle puclum in ipfo bapUflerio ciint
deo fecimus. Cum intevroyali fiiigvli iwmen noßrum a facerdole fuimits,
quoinodi) diccreniiir, refpondij'li aulem lu, .si juiii poleras rclpundeir,
aal cerle qai pro tv /idciii fccil, qui Ic de foule safcepil el dixil »Jotiannes
dtcitui (^ aal aliad nomen. Kl iulen nyaril fticerdos ujoltaniien. abrviiun-
EXHORT ATIO. 301
pleberri chrirtiaiiain. lateinisch und deutsch, in einer aus Fulda stam-
menden Casseler Handschrift des achten und einer Münchener des
neunten .Jahrhunderts ; bei Malsmann Nr. 42 und 43. Es ist das eine
va^lerlich liebreiche Ansprache Qcliindo liupoßvn sagt der Redner und
rhindili miniiO, die der Verlesung des Glaubensbekenntnisses voran-
gehen sollte ; indem sie dieses und das Gebet des Herrn wohl aus-
\\endig lernen heifst. nimmt sie besonders Rücksicht auf die Verpflich-
lung der Taufzeugen beide wieder ihren Täufling zu lehren, eine
Pflicht, die auf ältester Kirchenordnung beruhte *), und da sie dem
Zeugen eine halbpriesterliche Stellung gab, der Anlafs gewesen sein
mag den heidnischen Namen eines Priesters nun auf ihn zu über-
tragen ; denn unser mundartliches Götti, d. h. der Pathe, kann nur
das althochdeutsche cotinc sein, und cotinc ist eigentlich s. v. a.
Priester ^'*). Es scheint aber die Exhortatio nur noch erwachsene
Täuflinge im Auge zu haben : sie befiehlt mit deren Unterricht alleru
zilungu (omni festinatione) zu eilen, während man doch Kinder erst
vom siebenten .Jahr an lehrte*^"'""): und ebenso klingt es nach der
das diabulo et omnibtts operibus ejus el omnibus pompis eiusa ? Refpon-
dißi y)Äbrcmmtio h. e. defpicio el derelinquo omnia opera mala et
diabolica. Pofl Iftam abretmncüttionem diabulo el omnibus operibus eins
inlerrogalus es a facerdole ^^Credis in deum?a ii. s. w. (Mabill. S. 67).
'") Bonilacius in seinem fünften Sermon eis, qiios in baptifmo fuscepiflis, hanc
ipfam fidem Iradile, quia ideo pro ipfis ßdcjuffores exslilißis, ul fic cre-
dere vobis docenlibus deherenl und im fünfzelmfen Orationem dominicam
et fymbolum Iradile el fiUolis veflris, quoruni in baptifmo ßdejuffore.-:
exfliiiflis. Eben desslialb ward aucli von Bonifacius (Statut. 26) und nacii
ihm wiederliolendlich einwesctiärft als Taufzeugen niemand zuzulafsen der
niclit den Glinibcn und das Vaterunser auswendig wifse (vgl. S. 300 Anm.).
und in den Beicht formularen Ivommt öfters das Beiienntniss der Sünde vor.
jene Pflicht gegen die funtivillola (fonlis ßliolosj versäumt zu liaben:
Mafsni. S. 7 Anm.
'• ) Wie goth. gudja, allnord. godi: vgl. Jac. Grimms Rechtsalterth. 751. Uie
Traditiones Wi^enburgenses haben neben cotinc auch diese einfachere Bildung:
Godio als Eigenname 213. cotta mons, monle coltane 39. cntinco (statt
coUnea) marca 230. culiga marca 253. rilla cuttingas 220. Gleichfalls
in kürztrer Form heifst die laufzeuginn Gölte, althochd. gola. Pathe (vgl.
Reinhart CX) geht auf das lat. pater zuriicls, wie auch das mundartliche
Tolt, althochd, Mo, eigentlich Vater bedeutet, und Gevaller nur eine Über-
setzung von compater ist : denn das Taufzeugniss ward als eine geistliche
Adoption verstanden; s. du Gange v. adoplari und die naechstfolgende An-
merltung.
•""") Im 13. Jahrb. wenigstens hielt man sich an diese Grenze: Ez folten des
Irindes loten duz kinl den glouben unde daz palernoßer leren, so ez fiben
302 EXHORTATIO.
ßekehrungs/iril, wenn /um Scliliil'sc iiiflit blols aiil rolei< rapol iiiid
unfer heil, sondern auch aul" iin/ares herriii vapot, dominationis
noftrae mandatufn, das Gebol also der weltlichen Obrigkeit hinge-
wiesen wird. Das erinnert an eine Stelle im zwölften Brief des heil.
Bonifacius : Sine pafrorinio pvinripis Fvanrovtim nee popuUtm regere
iiec prefbyierns vel diaeonos, monachos oeJ aneillas dei defenderr
poffnm, rel ipfos payanorum rilvs el farri/eg/'a idolorum in Ger-
mania fine ilHiis mandato et limore pruliibcre raleo ; auch mag wohl
in Betracht gezogen werden, dafs die ältere Handschrift der Exhortalio
aus Fulda stammt, ans Bonifacius Stiftung also und dem bedeul-ndsten
Ausgangspunkte für seine und söiner Gehilfen Thjrligkcil. P'reilich
wurden noch im Jahre 804 von Karl dem Grofsen sogar Leibesstrafeu
über die verhüngl. welche den (ilauben. das Vaterunser luid das
Kreuzeszeichen (fignacvlumj nicht leinen win'den : Pirlz 3. 130.
Dafs aber die Exhortatio noch einmal in jüngerem deutschem und auch
in lateinischem Texte vorhanden ist, zeigt uns wie die Bevorwortung
der überlieferten Glaubens- und Gebetsformeln selbst auch zu blofser
Überlieferung und Formel ward, wie schwach also der Trieb war auch
luir in so bescheidener Weise, wie hier gefordert ward, einigermafsen
mit Neuheit und Freiheil und Eigenheil zu wirken")-
Sodann die Beichte *""") Bekenutniss der Sünden und der Reue.
Auferlegung einer Bufse, Ertheilung des Ablafses. alles das gehoerle
järe all würde: wan ß ßtils im fchuldiv: iraii p [int }in geiltliche votcv
unde mnoler Bcitholcl 230 [Ausg. v. Kliiijil: mikI wohl sclum friilicr, dii
sie von allreclillidier Becieiitiincr i.sl : Heclitsallerth. 411.
'■■) [15ei Müllcnti. und Scli. 443 fg. 2. Anfl. 502 fg. wird die exliorlnlio au\' iUi-
Synode vom November 801 zuriifkgelidirl.|
■"■■ ) MiUeliioctid. bihl und b'Mc, allhochd. hijihl von bijehan l)ekeMiicn : eine
Predigt des 12. Jal)rli. in (iriesliaber.s deutschen Spraclidoidinialen 34 brauciii
fkh bekennen im Sinne von peccala con/Heri. liijihl übersetzt confefßo.
bedenle dieis laleinisclie Wort nun was es wolle; die Einschiänkniio de-
fientftchcn auf den ji-lzigen IJegriff iängt nacliweislieli erst mit dem 12. .'ti
an, wo in den Windbcrgcr Psalmen die bilde von der iiryihl unlersihieden
wird. Prwoccupcmus ßiciem eius in conß'fßone, el in pßdmis jubilemm
ei. Furevahe wir anüuzec ßne in dere urgilüe. unde in den ßilnien jiiwe
wir imc. ('(mfejßo quil bilde unde unjihl in zuein en(e, beidiu dere
l'nnlen jouh des Inbes. So der mennißie erfurldel unde erchennel [in un-
reld unde fine funte, unde ire ze bilde ehumil unde ire einem euarle
vergihit, daz heizzU conf'efßo peccalorum. So der mennifke enzunlet
wirdil vone der gnade des heiligen geißes in dere minne des alnuddigen
gutes unde des nrigen libes, undi' diu liehe, diu ßoude beginnil u: bre$len
durh dei worl, daz heizzil confessio luudis Ps. 94. 2. Auch nacii dem
BEICHTE. ' 303
zwar gleich der Teiifelsabschwoerung- utiil dein Glaubensbekenntnisse
ueKentlich schon zu den vorbereitenden Bedingungen der Heidentaufe :
Boiiifacius Statut. 27 nennt mit einander die abremmciationes und
ionfeffiones der baptizaiidi ■*•") : indess zu der wahrhaft kirchlichen
Bedeutung- eines beständig arbeitenden Mittels der Sittenzucht konnte
die Beichte doch erst dann gelangen, wenn die Bekehrung bereits
ijeschehen und um einen kirchlichen Mittelpunkt her ein festes Ge-
nieindeleben gebildet war: dann aber erhielt auch diese Einrichtung
ihre vollste Wirksamkeit. Hier nun. wo der Priester in den engsten
Wrkehr mit den Laien trat und eine prüfende und zurechtweisende
Aufsicht üi)er die Belhpeligung ihres Glaubens im Werktagsleben übte.
hier war der Gebrauch der Landessprache noch um vieles nothwendiger
und unumgänglicher als schon bei dem Bekennlniss des Glaubens und
beim Gebet. Ob Glauben und Gebet immer auf Deutsch seien erlernt
und aufgesagt worden, hat Rettberg noch bezweifeln dürfen (Kirchen-
gesch. Deutschlands 1, 455): die deutsche Beichte ist so unzweifel-
haft als die Abschwoerung auf Deutsch. Da jedoch die Abschwoerung
(lern Glaubensbekennlniss. da beide zusammen der Beichte voranzu-
gehen pilegten, da Glaubensbekenntniss und Gebet des Herrn staets
in ungetrennter Verbindung genommen wurden, so möchte daraus für
all diese Stücke auf Abfafsung m deutscher Sprache als den beständigen
Gebrauch zu schliefsen sein; man Avird es damit schon im achten
Jahrhundert gehalten haben wie nachher im dreizehnten: Die unge-
Icrlen Hute die füln den gloubeii in tiutfche lernen, unde die ge-
lerten in buochifchem"''''') Berlhold 230 (bei Kling). Deutsche Beichte
12. Jahrh. Hndel sich noch zuweilen die weiter umfus.sende Bedeutung :
z. B. confefjor. ein lleihgev. der die Seligkeit und Heiiiglieit durch ein ge-
treues Bekenntniss des Glauben? trotz allen Verlockungen oder Noelhen er-
worben hat, ein solcher heifst noch im spasteren Mhd. bihler, Be!<enner,
während damit zugleich ein Geistlicher, der das Siindenbekenntniss abn.-'.hMi,
ein Beichtvater, bezeichnet wurde.
•■) Ein Gedicht des 12. Jiihrh. in Haupts Zeitschr. für Deutsches Al'erth. 3. 522
Do der hcdine man fn verrc tvarth gehorfam mil glaube unde mit pi-
gihle ; eine Predigt derselben Zeit Di [ich dn bekanten unde geloubic ivur-
den Griesh. Sprachdcnkin. 34.
■■ ) I). h. auf Lateinisch: ebenso am Schluls einer Sarner Handschrift des
13. Jahrb., welche die Benedictinerregel lateinisch und deutsch enthält
(Engelberg im \\\. und XIII. Jahrh. S. 96) Sil diz hvoch in felchir friß,
in bvocfchvn vnde inlcfchvn iß. nach meißcrlicliir chvnß gejcribin u. s. w.
und Alfd. Blätter 1, 364 die fünde die in liufclien heizenl boublalig, die
heizenl in bmhcfcen morlalia.
304 MKICHTREPE.
schrieb Boiiiliiciiis jicllisl aiisdnicklich vor. schon liir die Nculickt-hrlcn.
Statut. 27 iSiilliis sil prefhilcr qni in ipfa lingua qmi nali fiint
hnplizandos ahrr/nnicidtio/tes rel ronfeffioncs (iperlc i/ilerrogarc
iion ftudeat, vt iulelUyant (jitibus abreniincianf rel ijvac coiifilentur ;
/um übertliirsigen Beweist*, ilal's man auch luuh der IJckehrunßf dabei
jfi'blieben, dienen zahUeich erhaltene deutsche Beichtroniiularc. Es
ward aber auch die Beichte, obschon sie an sich nur eine BesprechunL"^
zwischen dem Prii^ster und je einem einzigen Laien war, zu einer
ffottesdienstiichen HandUrriii \\\v die ganze Gemeinde, zum Anlals einer
Art von Prediyt i>('maclil. Es ward allo nicht blois neben dem
(ilaubensbekenntniss und dem (iebet des Herrn auch noch id)er die
Beichte jjepreiUgt, wie bei Pirminius a. a. 0., sondern einziir und
allein über diese, in Bezug blol's auf sie und zum Behuf ihrer Ab-
Icgung. Auf solche Beichlreden bezieht sich das Achner Capitular
von 789, wenn es cp. 81 nach Anbefehlung der Glaubensreden weiter
verordnet Item cum omni diligentia cunctis prcedicandum eft pro
(piibus criminibus deputenttir cum diabnlo in (etermim fupplicium.
(Folgen die Worte des Apostels Gal. 5, 19—21, welche die Grund-
lage geworden sind für die liblichcn Siuidenverzeichnisse der Beicht-
formeln ; die ältesten, in der Predigt des hoil. Pirminius und in dem
Weifsenburger Catechisnnis. Mafsm. Nr. 20, sind Wort für Wort daher
entlehnt.) Scd omni instantia ammonete eos de dilectione dei et
proximi, de fide et fpe in deo, de hnmilitale et patientia, de cafti-
latc et continentia, de benignilale et mifericordia. de elimofinis et
confessione peccatorum fuorum, et ut debitoribus fiiis fecundum
dominicam oraiionem fua debita dimiltant, fcientes certif'fime quod
qui taiia agunt regnum dei poffidebunt (Pertz, 3. 66 fg.): und
schon vorher cp. 65 Item prcedicari neceffe est quantum tnalnm
sil odiitm vel invidia u. s. f. (Pertz 64). Diese ßeichlgollesdiensic
pflegten jedoch nur einmal jährlich vorzukonmien. am Aschermittwoch.
der die grofsen Faslen schicklich eröduete im'l einem Sinidenbckcnul-
in'ss Aller, spater am hohen Donnerstag {antläz-lac) als N'orbereitung
• li-r feierlichen Abendmalsspende, wodurch dieser Tag ausgezeichnet
war. Der Hergang war etwa folgender *). Nachdem die Einzelnen
(r<'beiclilet halten, hielt der Priester, zur Gemeinde gewendet, eine
Ansprache, die zur Reue, zur Bufse, zur Al)legung der Sünden
ermahnh'. und nn't vorgesagter Abschwoerungs- und Glaubensformel
bald begann, bald schlofs. Dann gesprochen von der Gemeinde oder
) [^'e'g'- J'e abweitliende Darslelliing hei Miilleiili. ii. ScIi. 511 l'jii^. 2. Aull. 592 igp.J
PREDIGT. 305
Einem, viellek'lil aurh wiodoriim vom Priosler selhsl. so dals jene nur
(las Amen wiederholte, ein lunfalsendes Beichtformnlar. Endlich Siinden-
frlals nnd Segen. Bereits sechs von den lateinisch niedergeschriebenen
Sermonen des Bonifacins (der 3. 6. 8. 11. 12. nnd ISte), sodaini
die unübersetzten Anfzeichnnngen in Mafsmanns Sammhnig Nr. 21 fgg.
/eigen nns den geschilderten Verlanf hier in groefserer, dort in ge-
ringerer Vollständigkeit nnd die Beichlreden bald mehr, bald minder
jMisgefiihrl; es hat dabei sichtlich keine so bis znr Erstarrnng gehendr
Sla^tigkeit der Überlieferung gewaltet: aber die Beichtreden waren
auch andern Ursprunges als die Reden zum Glaubensbekenntniss nnd
zum Vaterunser: sie waren mehr aus einem schon bestehenden Leben
der christlichen Gemeinde herausgewachsen. '♦d ^ <"-i'
Also Glaube. Gebet und Beichte, diese drei in deutscher Sprache,
imd alle drei der Gegenstand einer so zu sagen homiletischen Be-
handlung. Fal'sen wir das schon einmal angeführte 69ste Capitel jenes
.\chner Capitulars von 789 jezt noch einmal seinem ganzen Zusammen-
hange nach ins Auge. Ut cpifcopi ililigenter discnUant per fuas
parrochias prcefbiteros, eorum ftdem baptifma et miffavum cele-
hrationes, ut et fidein rectam teneant, et baptifma cathoUcmn ob-
fervent, et miffanim prceces bene intellegant, et ut pfalmi dignr
fecundmn dhrifiones rerfuum modufentur, et dominicatn orafionem
ipfi intellegant et omnibus pivedicent inlellegendam, nt quisqnv
friat quid petat a deo, et ut Gloria Palri cum omni honore apud
omnes cantetur, et ipfe facerdos cum fanctis angelis et populo dei
communi voce Sanctus Sanctus Sanctits decantet (Pertz, 3, 64).
Otfeidiar soll, während die übrigen auch hervorgehobenen Stellen innner
nur auf Einzelnes gehn, in dieser hier der gesammte InbegriH' des
Priesteramtes umrilsen werden, und da richten sich, was die Predig!
betrifft, Voraussetzung und Forderung nicht hoeher als gar allein auf
Vaterunserreden. Diefs also, diel's wenige werden wir als die gewohnte
Stufe betrachten müfsen, zu welcher sich damals wenigstens die priester-
liehe Homiletik erschwungen habe.
Indessen so ganz und gar ohne Predigt, wenn wir auch
das Wort im engeren strengeren Sinne nehmen, war der alllioch-
deutsche Zeitraum doch nicht: er begann sogar mit Predigt sol-
cliei" hoeherer Art, sie ward nur, nachdem die Kirche fester ge-
gründet war. wieder seltener und mnl'ste dann, langsam und eist
allmählich, im Verlauf der Jahrhunderte, welche diesen Zeitraum
bilden, sich erst aufs neue entwickeln. Zwar die Worte Predigt
predigen Prediger oder althochd. brediga bredigön bredigäri er-
306 PREDIGT.
.scheinen niialihrlsja in den Sprachdenbma^lern *) : chi.s bcwt-isl jedoch
nichts für eine beständig fortdauernde Übunfr der jezt von uns so
benainüen reihierischen Darslellunsfsart ; nicht einmal die Bekanntschnfl
mit ihr niinle es beweisen : denn jenes bredigöii hat den ffleichen
weit ausgedehnten Sinn, den sein l rwort das iat. prcedicare besitzt :
jegHche ]\Iittheilunof über Gott und göttliche Dinge, die sich mündlich
an eine groefserc Menge richtet, lieifsl eine brediga, und auch die
kürzeste Beicht- und Glanl)ens- und Vaterunserrede wird so geheifseu
haben, da das lal. |)ra»dicare amli von diesen gilt. Erst seitdem es
wieder im festen allgillligen Kircbengcliraucb eicreniliche Predigten ffab.
begann sich dieses Wort auf sie zu beschranken : das geschah abei-
erst mit dem Übergange vom althochdeutschen Zeiträume zum mittel-
hochdeutschen. Bis dahin verhielt es sich mit der deutschen Predigt
oder befser mit der Predigt in Deutschland in folgender Weise.
Die Predigt, auf Lateinisch fermo, zuweilen auch tractatus oder
mit Beibehaltung des griechischen Namens homilia homelia omelia
«genannt (einen Unterschied zwischen Predigt und Homilie hat im o-anzen
Mittelalter weder die Theorie noch die Praxis gemacht) war zwar
nicht mehr wie in der älteren Zeit der wichtigste Theil des Gottes-
dienstes, aber mitten in all der sonstigen reichen Ausbildung desselben
immer noch ein wichtioer und hauptsächliche]- Theil : Gregors des
*) Althoctid. brediga^ milteilid. bredige wie ital. predica, franz. preche. Diefs
Bredig ohne I dauert nocti jelzf ninndartlicli fort: die Zürcher inactien, wenn
sie tiüclideiitscber sprectien wollen, gelegentlicii eine Beredung daraus.
Predigt mit ( mag zunaeclist auf dem seltneren nihd. predigäfe oder predigdi
liernlien : prcdigüle S. Ulrich 374. 745. 747. Hermann v. Frizlar 4, 16. 18,
28. predinic 63, 24. 95, 3. predigül S. l'lr. 342. }yir luin des dicke
irol enifabeii Dnz mmiiger zun der liirclicn gaf Vnd hofrel fchvene pre-
digal Da: im dock ze nicMe crumet Passional, Wiener HS. 2694. Nach-
rede 42. t)ie Biidungsari scheint eine nndeulscbe, predigdte aus prcBdi-
calio oder noch lieber rineni romanisclien predicala entstanden : auch von
den andern ebenso alij^elcilelen Worten {fUläta fdUile oder villäl Üiuf. 3,
263. Knndgr. 1, 63, 6. folüte Gottfr. Tristan 8078. Kemenate, clutteräl
Hahns Passitinal 351. 30. maudätc Fnndgr. 2, 31, 45. Grieshabers Fred. 2-
X\\. marteräl Pass. 305, 43. mundät Oberlin 1076. murmelät Mafsini
Alexins 109 a. pärät bnrül Oltoc. 741b n. a reinnte \M. Leseb. 769,5.
runddle Trist. 8077. 19215. leiläte Erfurter Slaluten 19. urlifilät Grinniis
(ir. 2, 252. U'undätc Justinger 287, wozu noch die durchweg männlichen
Zeugnanien piiäl röfi'it fcliarlät fchindt ciclät cindäl Uoinuien) ist die
Mehrzahl schon dem Siamme nach fremd. Oder soll man ilas golb. fahclhs,
das mhd. klcindt (Gr. 2, 257j neben kirinöl, das ncubd. Heimal Monat
neben hriniuot mänöt vergleichen?
TISCHREDE. 307
Grofsen Liber pastoralis. für die Geistlichkeit des früheren Mittelalters
(in Geselzbueh, machte sie zu einer ernsten nnd heiligen Pflicht.
Stotr nnd Thema ijewahrlen die Evangelien nnd die Episteln nebst den
Psalmen u. s. f.. nnd seitdem die Verehrnng der Heiligen innner all-
gemeiner geworden, anch die Erzählungen von deren Leben und
Sterben : für Texte der ersleren Art stellte sich schon frühzeitig in
den s. g. Lectionarien eine gewisse Wahl und Reihenfolge fest; die
Heiligenleben konnte man aus den Martyrologien schöpfen, deren seil
Hiei'onymus erstem Vorgange noch immer mehr und von slaets groefserer
Uisführlichkeil entstanden ; eines der gebrauchtesten mag das von
Beda gewesen sein. Ein kurz unterscheidender Name beider Predigt -
arten ist fermones de tempore und de fanclis : de tempore, weil das
.Jahr durch die hohen Feste der Christenheit in Abschnitte getheiii
und diesen die biblischen Lectionen in bestimmter Reihenfolge zuge-
wiesen waren, so dass jede ihre Zeil, wenn auch, bei der Beweglich-
keit des Osterfestes, nicht ihren bestimmten Tag hatte.
Die Predigt war Sache der Priester, nicht der Mönche: Mönche
isredigten nur, wenn sie auch zu Prieslern geweiht waren, mochten
die Zuhoerer Klostergeistliche odei' Laien sein. Die Klostergeistlichen.
Mönche wie Nonnen, hatten aufserdem innerhalb ihres engern Lebens-
kreises noch einen zweiten Anlals zu predigtartiger Ansprache, in den
>ogenannten CoUationen, den Vorlesungen eines Klostergenofsen, die
sich alltaeglich nach der gemeinsamen Malzeit wiederholten. Durch die
Benedictincrregel cp. 42 war festgesetzt : Mox ut furrexerinf a coena.
fedeant omnes in uno loco, et legat nmis CoUationes vel Vitas patrum^-')
mit certe aliud quod wdificet audientes; hieraus entnommen, die gleiche
N'erordnung in Chrodegangs Regula canonica cp. 21. Also aut aliud
(jiiod fedißcet audientes: damit war neben dem Lesen älterer Werk«'
auch für eigene neue Vorträge der Raum eröffnet, und solche wurden
nnd waren denn auch Klostersitte. Collatio, mittelhochd. colhUje
(LIX, 91) blieb dafür der Kunstausdruck.
Unter solchem gesetzmäfsigen Kirchen- und Klosterbrauch waren
die erwachsen und gebildet, die aus dem romanischen Süden und
Westen, aus Irland, aus England als Boten des Christenthums nach
■) Danacli sind wohl fiie CoUationes palrnm des Cassianns der erste Gegen-
slaiid dieser Voriesuiioen und die Ursache ihrer Benennung gewesen. Mit
noch weiter gegangener Überiragniig bezeichnen collatio und Collalion dann
auch überhaupt eine Malzeit, ein Frühstüclt oder Al)endefsen, sogar nn'er
Laien, auch ohne Vortrag dabei, und in Mnndarien des Itatiiolischen Deutsch-
lands ist hollazen das Zeitworl dazu.
308 GALLUS UND PONiFACllS.
Deutschland kamen. Aber eben dieser ihr Ursprung und die Verhält-
nisse unter denen sie auftraten und wirkten erschwerten es ihnen,
diesen Brauch seinen» f/anzen Umfange nach und auf Deutsch zu üben
S. Gallus hat es allerdings wenigstens einjuai vorsucht, zu Constanz.
als er den Bischof Johannes weihte und er durch dessen Mund wie
einst Moses durch Aarons sprach (oben S. 295 fg.): da führte er in
einer weit ausholenden und weit sich erstreckenden Darstellung, der
sich die erbauliche Lehre blol's ein- und unterordnet. Schritt für Schrill
all die Hauptmoniente der Weltgeschichte vor. in denen die Macht und
Liebe und Weisheit Gottes zur Otfenbarung schon gekommen sei oder
noch kommen werde : denn er beginnt mit der Schöpfung der Weit
und dos Menschen und endigt mit dem Jüngsten Tage. Das war nun
wohl eine deutsche, aber es war keine Bekehrungspredigt : den Red-
ner umgab eine schon von älteren Zeiten her bestehende Christen-
gemeinde; und auch so steht dieses Beispiel ganz vereinzelt da.
Wie Gallus selbst bei der Bekehrung und sonst im Predigen sich ver-
halten hal)e. wifsen wir nicht. Sodann Bonifacius. Diesem schickte
sein Freund in England, Daniel Bischof von Winchester, eine hinrei-
chend weitläuHige Anweisung zu (Bonif. Epist, 14) wie er versuchen
solle auf die Heiden Germaniens homiletisch einzuwirken: liebreich,
-anftnuithig:. ffemäisifft. mit eiiu'ju langsamen Fortschritt dialeclischer
Erörleiungen, so dal's den Götzendienern, wenn auch nur allmählich,
(loch um so sicherer der Grund und Boden ihres Irrlhums abgewon-
nen würde. Ob jedoch dieser Ralh in allen Sllick(Mi sei befolgt
worden, hat schon Rettberg I)ezweifelt ( Kirchengeschichle Deutsch-
lands 1,408), und ich denke, mit Recht: Bonifacius erscheint in der
Geschichte seiner Bekehrungsarbeilen nicht grade als ein Mann von
vielen Worten, überall mehr als ein Mann der That. eines kurz und
schnell entscheidenden Handelns, der lieber, wie er es ganz eigentlich
zu Geismar gethan (Pertz 2.343). dem Baume die Axt an die Wurzel
legte. Zudem auch zeigen die Reden und Predigten, die wir noch
von ihm haben, einen ganz andern Character. als welchen Daniel
forderte. Es sind deren fünfzehn, alle in lateinischer Sprache über-
liefert (Martene et Durand. Vet. Script, t'ollect. 9. 187 — 218). ob-
gleich wohl nur eine wirklich so ist gehalten worden, die erste, die
sich ganz deutlich anZuhierer aus der Geistlichkeit richtet (oben S. 302):
bei all den übrigen, in denen zu wiederholten Malen auf die Ver-
hältnisse von Mann und A^'eib, von Ellern und Kindein, von Hei reu
und Knechten, Neugetauften und Taufzeugen Bezug genommen, mit-
hin eine Laiengemeinde angeredel wird, kann die lateinische Form
BONIFACIUS UND PIRMINIUS. B09
nur Übersetzung sein : Reltherg hat sich versehen, weini er sie für
die Urform häh, und nun weiter l»ehauptet, alle fünfzehn Sermon»^
seien vor Klerikern und Mönchen, nicht vor der Gemeinde gesprochen
worden C^ircheng-eschichte Deutschlands 1.457). Die l bersetzung
nun nvdg zwar inaucherlei davon und dazu gelhan haben: indessen auch
so gewähren diese Denkmale uns immer lioch ein genügendes Bild
von Bonifacius rednerischer Tliäligkeil. Eigentlidie Bekehrungsprediglen
finden bich darunter nicht, und doch wahren gerade solche der Auf-
zeichnung besonders werth und fa^hig und bedürftig gewesen, falls
sich Bonifacius wirklich in jene dialeclischen Erörterungen eingelalscn
hätte, welche sein Freund ihm angerathen ; vielmehr setzen alle Reden
das neue Bt^tenntniss als bereits abgelegt und durch die Taufe be-
sla^ligt voraus. Beziehungen aber auf das Bekehrungswerk kommen
nalüj-lich mehrfach vor: der eine Sermo soll dazu den Predigern eine
Art Anleitung und Musler geben (der erste; vgl. oben S. 302): ein
andrer knüpft sich an eine eben >ollzogene Taufe an (der 15.: oben
S. 301); wieder in andern wird das Festhalten an Gebräuchen des
abgeJegten Heidenlhums verboten, ja verdammt (im 6.. 8., 15.), mit
rücksichtsloser Strenge, die eben auch nicht im Sinne Daniels lag.
In Gehalt und Ausführung herscht grosse Verschiedenheit: acht dieser
fünfzehn Sermone, wo nicht mehr, siiid blofse Glaubens- oder Beichl-
reden der früher (S. 300. 306) besprochenen Art. und nur die noch
übrigen können wirklich etwa Predigten genannt werden. Es sind
aber Predigten von der allergr<Esten Einfachheit: der zweite Sernio.
zur Weihnachtsfeier, giebt der Hauptsache nach nur Geschichtserzählung,
eben wie der fünfte, der von der BethaHigung des Glaubens durch ein
frommes Leben und durch Liebeswerke handelt, sich besonders bei
der Schilderung des Jüngsten Gerichts und des Paradieses verweilt :
der vierte, über die Seligsprechungen der Bergpredigt (Ev. Matlh.
5, 8 — 10), folgt den acht Gliedern derselben ganz nur als Homilie
mit erbaulicher Paraphrase. Entsprechend solcher Einfachheit des In-
haltes ist auch der äufsere Umfang überall ein sehr geringer. Endlich
der heil. Pirminius. Seine eine Predigt ist zwar zu einem kleinen
Buch ausgearbeitet und mag von Haus aus länger als die des Boni-
facius gewesen sein, aber dem Hauptinhalte nach Iheilt auch sie den
neul)elvehrten Christen zum Behiife der Glaubensbelehrung und der
Anweisung zum christlichen Wan lel nichts weiter mit als eine Um-
schreibung der bezüglichen Formulare. Also bei S. Gallus. bei Boni-
facius, bei Pii'minius bald nur Erzählung statt der Lehre, bald wohl
Lehre, aber in der schmucklosen Form der Homilie, häuliger aber als
310 LATEINISCHE PREDIGT.
die Homilie nur liie Mittheilmio ujul Erliuileruno- der Catechismiis-
stücke: diel's also der Inbegriff und diels der Characler ihrer kirch-
lichen Beredsamkeit, und bicherlich ehenüd hei den iilnioen. minder
namhaften oder nntjenannt «rehlieheneii GUmbeubboten.
Aber auch diel's AN'euioo \errinoerie sich noch und verschwainl
beinahe wieder, als die Arbeit gethan schien, als. wenn auch nicht
der Glaube, doch die Kirche fest gegrimdet war. Sehen wir jezl
noch von andren Hindernissen ab, die einer Behauptung und Weiter-
bildung der deutschen Predigt entgegentraten. Schon iinierhalb der
kirche selbst gab es deren mehr als eines und Iheilweise sehr ge-
wichtige. EinniHl die grolse Zahl der Fremden, welche die ersten
•Jahrhunderte hindurch unter der deutschen Geistlichkeit sich befand,
die vielen englischen, irischen, romanischen Priester und Mönche,
lienen die Sprache des Volkes mehr oder weniger unverständlich und
schwer zu erlernen, nicht selten sogar in ihrer vermeintlichen Bar-
barei zuwider war. In S. Gallen z. B. sind, den Handschriften nadi
zu urtheilen. zeitweise mehr Iren imd Angelsachsen gewesen als etwa
Alamannen; romanische Geistliche wanderten schon vor Karl dem
Grolsen häufig zu: von einem solchen her hat sich noch zu Cassel
eine ehemals Fuldische Handschrift des achten Jahrhunderts erhalten,
ein romanisch-deutsche» Vocabular ganz in der Weise unsrer Ge-
spra^chbüclier für Reisemle (Eckhart, Franc, Orient. 1,853 — 855.
(iraff. Diutisca 3,211 fg.): ein kleineres Stück der Art aus deni
neunten Jahrhundert zu Rom (Greith, Spicileg. Vatic. 31 — 33): beide
machen uns di(^ ganze Mühseligkeil des Verkehrs zwischen Welschen
und Deutschen bis zum Ergötzen anschaulich. Wie nun hätten der-
gleichen Fremdlinge, wenn sie auch die Bekehrungsarbeit noch einiger-
mai'sen erledigen mochten, doch mit der geha^igen Fülle und Flül-
sigkeit der Rede auch deutsch predigen sollen? Vielmehr trug ihre
.^prachunkunde nur dazu bei, dals eui zweites Hemmniss der deul -
sehen Predigt sich noch mehr befestigte, die Erhebung nämlich des
Lateinischen zur Kirchensprache auch unter deutsch redender Be-
völkerung. Zwar die Gotlien und die N'andalen hatten bereits ilie
heilige Schrift, hatten Messe und Predigt auf Golhisch gehabt (Papen-
cordt, Gesch. der vandal. Herrschaft in Africa 295). aber sie waren
Arianer : um so weniger mochte Rom, da unter seiner Leitung nun
auch die übrigen germanischen Völker bekehrt wurden, deren Sprache
ebenfalls iu der Kirche dulden: halten doch selbst die Apostel der
(estlich abgelegenen Slaven. Cyrillns und Methodius. im neunten Jahr-
huu<lort die grcesle Mühe in Rom es durchzusetzen, dals man in ihren
PUEDIGT EIN BISCHOFSRECHT. 311
Kirchen die ylavische Sprache duldete (Neanders Gesch. der ehrisll.
Keligiou und Kirche 4,63 fg.)- Dazu kam nun jene Unkunde des
Deutschen auf Seite der Bekehrer, während Lateinisch alle konnten.
So denn ward nun auch in Ländern, aus denen vor Jahrhunderten schon
die Kriegsiheere Roms halten zurückweichen mülsen. die Kirche r(P-
misch, Bibel und Messe lateinisch und lateinisch alsbald auch die Prv.-
(ligt, die ja ihren Stotf aus der Bibel schöpfte luid sich in die Messe
nur als ein Glied derselben einreihte. Sobald di-r Glaube sicher, die
Kirche festgestellt war, auch die Predigt: Glauben und Vaterunser
wurden zwar immer noch auf Deutsch vorgetragen und erklärt und
ebenso die Beichte mit einer Ansprache auf Deutsch begleitet : war
aber kein Anlafs zu solch einem Vortrage, so sprach der Priestf r
eine lateinische Predigt: es bestand mithin kein wesentlicher Unter-
si'hied mehr zwischen dem Gottesdienste den man in Klcestern und
dem welchen man in Pfarrkirchen begieng, und doch hiefsen de
letztem in der Sprache jener Zeit Leutkirchen, d. i. Volkskirchen, wie
die Pfarrgeistlichen Leutpriester, d. i. Volkspriester.") Ja genau und
streng genommen, kann man nicht einmal sagen, es seien von den
Priestern lateinische Predigten gesprochen worden, was immer noch
■ als eine gute Vorübung auf etwanige deutsche und auf die Beicht- unil
Catechismusreden hätte dienen können: sondern fund hiemit kommen
wir auf einen ferneren und wohl den erheblichsten ('beistand) kraft
eines Missbrauches der durch die Anmafsung der Bischoefe und die
Tra?gheit der niedern Geistlichen eingerii'sen war, durften die letzteren
überhaupt nicht eigentlich und nicht selber predigen; indem man eine
kkpslerliche Übung*""") auch in die Leutkirchen übertrug, war ihnen
nur gestattet fremde ältere lateinische Homiiien lateinisch vorzulesen
oder herzusagen, und somit der gra'fsere und grade derjenige Theil
der Geistlichkeit, der dem Volke ta'glich und am unmittelbarsten nahe
trat, einer der wichtigsten Mühwaltungen seines Amtes überhoben und
beraubt: die Befugniss eigener selbständiger Predigt hatten sich die
Bischipfe vorbehalten, deren es doch in jedem Gaue nur Einen gab,
und die mehr nur in Beziehungen zu der ihnen untergebenen niede-
ren Geistlichkeit standen als zu den Gemeinden der Laien. Und wie
^'; Uiit s. V. a. Volli: Hulprief(er im MiUellioctid. wie laf. plebanus; mit liul-
chilchu giebt NoUier Ps. 34, 18 das tat. eccleßa wieder, und noch ist Leiil-
kirch oder Leutkirchen ein öfters vorkommender Ortsname.
) Codices aalem leganlur in vigiliis lam veteris teßamenti quam luici dicina-
aiiciorilatis, fed el f.ipofitinnea corum (fuce ti nominatis ddrlnnitn mllin-
do.ii.1 culhnlivis pulribns facke fiittl . Beiied. Regel 9.
B12 KARL DER GROSSE.
machten bald auch die Bischnpfe sich das Predigen bequem ! Nach Ab-
lesung des dem Tage zufallenden Bibelabschnittes aus dem Lectiona-
lium lasen auch sie nur eine ältere lateinische Homilie darüber und
lügten etwa hie und da eine umschreibende Erklärung bei: das hieis
daini prtpdicare. So gieng noch vor Ablauf des achten Jahrhunderts
der ganze Gottesdienst in lodtes Lateinisch auf, insofern auch ein
lodles, als nur die Wenigsten der einheimischen Geistlichen selber es
vrrslanden und sich diejenige Bildung anzueignen suchten, zu welcher
ihnen damit der Zugang eröffnet war. Denn, um endlich noch auf
einen Umstand hinzuweisen, w^elcher die deutsche und überhaupt alle
Predigt wiederum aurücksinken liefs, die gesammte Weltgeistlichkeil
mit seltensten Ausnahmen und in ihrer Mehrheit selbst die Mönche
blieben den Wissenschaften fern, ja entbehrten oft ihrer ersten An-
funge. Mufste doch (ich darf bei einer so bekannten Thatsache mich
auf Ein treffendes Zeugniss beschranken das hier nahe liegt) noch im
Jahre 802 Karl der Grolse eine allgemeine Prüfung anbefehlen, ob die
Priester es auch verstünden in dem Formular dei- Seelmessen »lie
männliche und die singularische Form der Worte je nach Erforderniss
gegen die weibliche oder pluralische umzutauschen (Perlz. Mon
Germ. bist. 3, 106). Was mögen da diese Leute gelegentlich auch
aus den fremden Houiilien gemacht haben, deren Verlesung die Kirchen-
ordnung ihnen auferlegte!
Wie diesen einen bezeichnenden Zug, so lernen wir all die so
eben Norgeführten Tbelstände hauptsächlich aus den Verfügungen
kennen welche Karl der Grolse dagegen traf. Man weifs, wie viel
dieser Ka-nig auch für das Christenlhum und die Kirche seines Reiches
gethan, din-ch die h(eliere Würde und Weihe die er dem Gottesdienste
verlieh, durch die sircngerc Sitlcnzucht die er auch unter den Geist-
lichen herstellte, durch die gelehrte Bildung die er von denselben
forderte und zugleich durch geeignete Einrichtungen ihnen ma'glich
machte. Und so nahm er sich denn nach dem bisherigen Prediglun-
wesen auch des Predigtwesens an und zwar so. dafs man deutlich
sieht, er ei kannte in der Predigt und selbst in der blolscn dürftigen
Catechisnmsrede doch den eigentlichen Mittelpunkt eines fruchtbaren
Gemeiudegottesdienstes. Freilich Alles auf einmal konnte selbst der
gewallige und gewallig durchgreifende Karl nicht befsern. Wir haben
einen Brief Alcnins, worin dieser dem befreundeten Koenige sehie Be-
denken vorlra^gt gegen die Aussclilielsung der Priester von dem Recht
und der Pllichl iWs Predigens: E|i. 124 Audio per erclefias Citri fti
quatnliiin ri>tijiieliidiin'iii iiini j'ttlis ItnidahUem,, quam reftra auttorilus
KARL DER GROSSE. B13
facile emendare poteft, fi tarnen vera eft opinio et non magis falfa
excufatio, vt qvod farere non volunt prefbyteri fuis injiciant epi-
fcopis. iS'am dirunt ah epifcopis interdictum effe prefbyferis ei
(liaconis prtedicare in ecclefüs. — Dicnnt enim in quibns canonibus
interdicttim fit prefbyteris prcedicare? — Quare in ecclefüs üb ique
ab omni ordine clericorvm homilicB legunlur? Quid eft homilia nifi
prcedicatio? Mirum eft quod legere licet, et interpretari non licet,
ut ab Omnibus intelligantur. Dennoch ist in diesem Sinne kaum
Eine WM-orcinnng des Kffnio-s erfolgt : solche genug, wie wir gesehen
haben (S. 299), die den Priestern hlofs die Catechismusreden anem-
plehlen. Auf Vortr^pge der Priester, wie jene den Bischcefen vorbe-
halfenen. auf Verdeutschung und Erkla?rung also der verlesenen latei-
nischen Homilien. laefsl sich nur ein einziges königliches Gebot vom
Jahre 802 beziehen, das in dreifacher Fafsung vorliegt : Prceceptvm
eft — nnnmqueinque examinare — orationem dominicain qttomodo
intellegant, et ipfam orationem rel fymboli fenfnm pleniter difcant,
et fihimetipfis fciant et aliis itifinuarc prceimleant. Uf cannnes et
librum paff oralem (vgl. S. 307 u. 318) //^rwo/i et homclias ad erudi-
(ionem popidi diebus fingulis fefticitatum congruentes difcant (Capi-
Inlare generale cp. 10. 11. Pertz 3, 106); Homelias orthodoxorum
patrum quomodo intcllegitis cel alias inftrucre fcitis (Capitula exa-
minationis generalis cp. 6. Pertz 107); Omelias dominicis diebus et
folemnitatibus dierum ad prcedicandum (Capitula de doclrina cleri-
cornm cp. 12. Pertz 108); nfpchstdeni ein Beschlufs der Mainzer
Ivirchenversamndung von 813 dafs wenn ein Bischof an Sonn- oder
Festtagen verhindert sei. doch für die Predigt jemand anderer d. h.
ein Priester ihn vertreten solle : can. 25 Si forte epifcopus non fuerit
in domo fna, anl inftrmus eft, aut alia aliqna causa exigente non
caluerit, nunqiiam tarnen de fit diebus dominicis aut feftivitatibus
qui verbum dei prcedicare juxta quod intclligere mdgus poffil
(Harlzheim, Concil. German. 1, 410). Da braucht man sich auch
nicht zu wundern dafs es im Frankenreicli Geistliche gab denen
nicht einmal die Bibel bekannt war : wirklich konnte Theodulf Bischof
von Orleans die Pfarrer seines Sjjrengels in, solcher Art zum Unter-
richte der Gemeinden anmahnen, dafs die von ihnen, welche die heil.
Schrift verstünden, diese erkla^ren, welche sie aber nicht kennten,
sonst den Laien vortragen sollten was sie das Gute thun und das
B(jese meiden lehre (Capitulare ad sacerdotes cp. 28 bei Harduin,
Concil. 3, 918). Mit den Priestern also liefs es Karl im (Ganzen noch
beim Bisherigen bewenden, und wenn sie gleichwohl mit dem weiteren
Altd. Predigten. 21
314 HOMILIARIEN.
Verlaulc der Zeil in ilir ursprüngliches Recht wieder einyelrelcn iiinl
wiederum iuuli die Prediger ihrer Gemeinden geworden sind. si> l'dlgleii
sie damit nur, willig oder unwillig, dem allgemeineren Vm- und Auf-
schwuiiiTO den überhaupt die Folgezeit bringen sollte. Dagegen mit
den Bischoefen liefs es Karl nicht so bei der bisherigen Anden Übung :
von ihnen durfte der Koenig mehr verlangen, und zugleich wohl er-
wartete er. dals so wie sie sidber Herberes leisteten, sie nach und
na(;h auch die IMarrgeistliclien nach sich ziehen und gerne die Hand
zu deren Hebung bieten würden. Mochten sie nun auch die Art M)n
Predigten die sie sich vorbehielten nicht grade mit Eifer id)en. oder
mochte es ihnen wirklich zuweilen an Stofl" für diefs Predigtlesen ge-
brechen, genug, Karl der Grofse liefs schon im Jahr 782 durch den
gelehrten Langobarden Paulus Diaconus eine Sammlung von lateinischen
Predigten (traclahis atqiie fcrmones) auf alle Sonn- und Festtage
fertigen ■••') und stellte sie dann mit einen» empfehlenden l{undschreib<'ii
den Bischoefen des Reiches zum Gebrauche zu (Pertz 3, 44 fg.). W'w
haben diefs Homiliarium noch, handschriftlich und auch mehrfach ge-
druckt; nur wird da fehlerhalter Weise als Samnüer desselben Alcuin
genannt (vgl. Baehrs Gesch. derRoen». Lit., Supplem. 1, 158. 3, 335 fg.).
Es enthalt an 200 Predigten all der berühmtesten Vseter beider Kir-
chen, die griechischen natürlich in Latein übersetzt : ähnliche ältere
Sannnlungen, wie jene die dem heil. Burkhard, Bischöfe von ^^'ürz-
burg, zugeschrieben wird (Eckharl, Franc. Orient. 1, 837 — 846), waren
um vieles ärmer und von nicht so mannigfachem und so oedidiuMem
Inhalte gewesen; andre von Rhabauus Maurus und Haimo von llalber-
sladt folgten nun alsbald nach. Das Honnliarium von 782 und Karls
Einführungschreiben dazu liefsen noch die bisherige Prediglart der
Bischoefe gelten und wiesen nur auf eine treuere Pflichterfidlung inner-
halb der damit gezogenen Schranke hin : den grofsen Schritt, der
über diese Schranke hinausführen sollte, der nur leider dem KdMiige
nicht g(!bidn-eml nachgethan ward, wagte Karl erst am Hlnde seines
Lebens: da, im Jahre 818. ward durch ihn selbst und durch die
Kirchenversammlungen von Rheiuis inul i\lainz den Bisclioefen auferlegt
die Homilien die sie bisjier nur lateinisch vorgelesen in der Sprache
des Volkes vorzutragen oder vortragen zu lafsen : De officio prwdi-
vationis, ut juxta quod intellegere riilgiis pussit assidue ftal (("apit.
Aquisgran. 14. Perlz 3, 190); ut epifcopi fcrmones et homilias
fanctormnpatrum, prout omnes intelligerc poffint, feciindum proprir-
tatem linguce prcedicare studeant (Conc. Rem. can. 15. Labbei Concil.
'') (S. hieriil.er Uaiiiv.-, Tluol. .SHi.l. ii. ivril. 1855, 382-39G.J
GEBOT VERDEUTSCHTER PREDIGT. 315
7, 1256); nunquam de fit diebus dominicis auf feflinitatibus qiii
verbnm dei prwdicare juxta qvod int elligere culgiis poffit (Conc.
Moofunt. can. 25. Hartzhciin. Concil. Germ. 1. 410): und im gleichen
.Iniire oab eine drille Synode, die zu Tours, dem Gebole noch die
bestimmtere Fiifsung-, die Homilien s(dlten je nach UnivStänden entweder
in die romanische oder in die deutsche Sprache übersetzt werden : ul
easdem homilias quisque (e|)irco|)us) aperte transferre ftudeat in
rufiicam romanam linguam aut iheodifcum, quo facilius cuncti
poffint int elligere quce dicantur (can. 17. Labbeus 7. 1263). Diese
letzte Verordiinnor, welche ausdrücklich auch die beiden Volkssprachen
nennt, ward um ein Mensclienaller spater, im Jahre 847. w«n'llich
wiederholt von der Kirchenversammlung zu xMainz. welcher Rhabanus
Maurus vorsals (can. 2. Hartzheim 2, 154). Deutsche Übersetzung-,
deutsche Erkhrrung der Homilien : demselben Krenige also, der die
erste deutsche Grammatik verfalsl. der schon die alten Heldenlieder
des Volkes gesannnelt hat (Einhardi Vita Karoli 29), und demselben
obersten Bischöfe der Deutschen, der zugleich recht eigentlich der
erste deutsche Theologe war (er connnentierte seinen Schülern die
heilige Schrift ni der Sprache der Heimat : vgl. Holfmanns Althochd.
Glossen IV tgg. Rud. v. Raumer a. a. 0. 82 fgii.'), Karl dem Grofsen
und mit ihm dem Bischöfe Hraban sollten wir auch eine neue, zweite
(Grundlegung der deutschen Predigt verdanken.
Aber die Grannnalik und das Liederbuch Karls des Grofsen sind
verloren gegangen und ebenso bis auf einzelne verwehte Spuren der
Bibelconunenlar des Rhabanus Maurus : auch von den deutschen Pre-
digten die sie eingeführt oder verlangt haben besitzen wir keine
mehr, und doch inülslen sie, falls man sie der Aufzeichnung wert!«
gehallen hätte, zahlreich und an vielen Orten vorhanden sein. Man
würdigle sie also nicht der schriftlichen Aufbewahrung, oder vielmehr,
es war nicht viel zum Aufbewahren da ; man befolgte das Gebot nicht
so, wie Karl es erwartete: sonst hatte sich Rhabanus Maurus niclil
veranlafst gefunden im Jahr 847 ganz dasselbe noch einmal zu ver-
ordnen was schon im Jahr 813 verordnet war. Die Lässigkeit der
Bischoefe dauerte wenig oder gar nicht gebefserl auch im neunten, sie
dauerte auch noch im zehnten Jahrhundert fort ; an Handschriften
lateinischer Predigten ist aus dieser Zeit kein Mangel, und auch an
deutschen Calechismusreden fehlt es aus derselben nicht, an deutschen
Predigten aber fehlt es so gut als gänzlich. *)
■-") [Eine Spur von solchen findet sich in einem Biichcrverzeichniss des zehn-
ten Jiihrhunderl."* aus S. Enimerani zu Kegensburg, das fermones ad pn-
piduin li'iiliinire erwälnd, S. Naumunns Seiii|)euni 1841, S. 261. J
316 SACHSEN. BERNOLD.
So jedoch mir. wenn wir den Ausdruck Deutsch in seinem eniicren
Sinne nehmen, wo es wie jetzt so viel als Hochdeutsch ist. Oeini
bei den Sachsen, wie deren Littt'ratnr schon IVidizeitig und der hoch-
deutschen Aveit Noraneilend in (Jelialt und Form (he prosaische Hich-
lung eingeschlagen, wie man da schon uiri die Jahre 900 und lOOO
die Einkünfte o-eistlicher Stille frei in der Prosasjirache der Heimal
verzeichnet hat *"). bei den Sachsen linden wir. damit ganz zusammen-
stimmend, schon im neunten und um den Beginn des zehnten Jaln-
hunderts einige Beweise dals sie geneigter, sie bcfser bcf'aehigt ge-
wesen seien, in eben dieser Spraclie auch zu predigen. Je gewalt-
samer dieses Volk war bekehrt worden, desto tiefer in sein Mark
(das zeigt uns seine ganze Geschichte im neunten und zehnten Jahr-
hundert) gieng die religioese Erschütterung, desto gro'fser und leben-
diger war nun sein Eifer für den neuen Glauben. Jener Bernold, bis
zum Jahre 840 Bischof von Strafsburg, (h'ii ein gleichzeitiger Dichter
ausdrücklich deshalb rühmt, dafs er seinem Volke die heilige SchriH
in der harbara lingua predigend deute*^'). war von Herkunft ein Sachse,
und es ist eine Handschrift des westftelischen Krauenstiftes Essen, in
welcher um das Jahr 900 die Homilien Gregors des Grofsen sichtlich
zu dem Zwecke mit sächsischen Glossen sind begleitet worden, dals
damit dem übersetzenden Vortrag auf der Kanzel sollte nachgeholfen
sein (Lacond)lels Archiv für die Geschichte Ai'i^ Niederrheins 1. 1, 9).
Noch mehr : die gleiche Handschrift gewählt eine ganz in der Sprache
des Landes abgefafste Predigt für das Allerheiligenfest. Sie ist das
älteste Denkmal der Art welches Deutschland keimt, und so wird es
nicht unangemefsen sein dasselbe hier auch mitzutheilen (Lacomblel a.
a. 0. 11 fg. Mülleiih. u. Scherer Nr. LXX. Heyne Nr. V). ■■ •'"
'") Die Hlssencr HeI)eroiIe in I.iicomblcls Archiv f. d. (ieschiclite des Nieder-
rlieins 1, 1, 12 fg. und die von Freclientiorst in Dorows DenliniaMern idler
Sprache und Kunst 1, 2. [Jetzt bei Heyne, Itleinere «nttniederd. Denitm. Nr.
IV u. VI.]
"") Barbara Ungua fibi fcripliirw ncicia lacrtp,
IS'i find ayUcüds infiniiofiix ri.
Hie populo nnln fcripluras fraiigere ccrbo
Cerlat el affiduo vomcrc corda lerit.
Ernioldus Nigeilus in Pertzens Monuin. Germ. hisl. 2, 519. An eine Bibel-
übersetzung «iiirf diil)ei niclit gedaclit werden : das Brolbreclien ist aucli ander-
weitig ein Bild für die blolsc Erlilii-rung, nicht die Übersetzung der Scliril'l
(z. B. Oll'r. 3, 7, 50 fgg.J, und die biblische Vergleichung der Predigt mit
dem Werke des Ackermannes war so geläufig, dafs ein Prediger auf Lateinisch
fpcrmologus oder feminiverbius hiefs (s. du Cange), ohne den tadelnden
Sinn den <lie leiden Worte ursprünglich (.Act. Aposl. 17, 18j haben.
PREDIGT VOM PANTHEON. 317
Vui lefcd tho fanchts bonifacins pauos an roma uuas. Ihat he
bedi thena kiefur aduocalum. that he imo an romo en hns gefi. that
tkia liiidi uuiton pantheon heton. wan thar nnorthon alla afgoda
inna begangana. So he it imo tho iegiuan hadda. fo fvteda he il
an ufes drohlines era. ende vfero fruon sancte marinn. endi allero 5
criftes martiro. le thiu alfo thar er inna begangan miarth thiu
inenigi fhero diuuilo. that thar nu inna begangan mtertha thiu
gehugd allero godes heUgono. He gibod tho that al that folk thes
dages alfo the kalend nouember an ftendit te kerikön quami. endi
alfo that gödlika thianuft thar al gedon was. fo loither gewarf \0
nianno geioilik fra endi blithi te hns. Endi thanana fo timrth ge-
woHohed that man hödigo ahter allero thero waroldi beged thia
gehugd allero godes heligono. te thiu fo miat fo vui an allemo
themo gera uergomelofon that loi it al hödigo gefullon. endi that
vui thur thero heligono gethingi bekuman te themo ewigon liua. 15
helpandemo ufemo drohtine.
Die Erzählung wie der heilige Pabst Bonifacins von Kaiser Phocas
(aus (lein hier durch Mitehmiischuno- eines bekannten Titels der spgp-
leren Kaiser ein Kaiser Aduocatus wird) das Pantheon erbeten und
diesen Tempel aller Götter nun allen Heiligen geweiht habe, war seit
Beda. in dessen Martyrologium sie zuerst und zweimal vorkommt
(Opp. ed. Basil. 1561. 3, 415. 464), das ganze Mittelalter hindurch
eine der beliebtesten und häufigst vorgetragenen (Massmanns Eraclius
S. 475 fg.): der Sachse des zehnten Jahrhunderts mochte sie aus
der Vorrede zu Reginos Chronicon (Pertz, Mon. Germ. hist. 1,550)
schöpfen.*) Als Legende des Allerheiligentages kehrt sie öfters auch
in Predigten wieder : eine mittelhochdeutsche, deren Bericht sich naeher
an die Mirabilia Romse oder ein dem ahnliches Werk anschliefst, in
unsrer Sannnlung Nr. XXXV.*'") Und auch obiges Stück ist, wie der
Schlufs ganz deutlich zeigt*"**), eben nichts als eine Predigt d. h.
ein Vortrag vor der versammelten Kirchgemeinde. Allerdings nur
erzählend und von sfcrino-em Umfang-e, ofleich den Predifflen des heil.
Bonifacins (oben S. 309) und noch manchen spseteren. So ward der
2 romoj o i)ezeicliiiet liier und nacliiiei' lieinen Diplilhongen, sondern nur die Un-
enfscliiedenlieit des Schreibers zwisclien den Lauten o und w.
■-) [Er tiat sie aus Bedas Homilie auf Atlerheiligen übersetzt: s. dessen Werke
Basil. 1561. 7, 211.]
"""") Mit der azibyle XXXV, 35 ist Cybele gemeint.
••"■") Z. 16 helpandemo ufemo drolUine wie preslanle domino noflrn
XXXVII, 26.
318 HINDERNISSE DEUTStHEK rREDUJT.
Gollrsdinist nirhl ühtM-iiia^fsiir aiisfrcMlchnt. iiiul man rrwics sich iiacli-
ffiehiii gcüfeii die BiMlürfiiissi' und Gcwohiihcilen des Laieiivolkes :
solch eine PrcdiiTt war nfleichsaiii nur die Prosaüberselznno eines
episrhen Volksgesanges. Letzlere [dlegen damit zu beirinnen, dals
sie auf die Autorilspt der Ueberlieferung sieh berufen, z. B. das Hilde-
brandslied Ik (jiharta dhat ser/gen, der Leich von Christus und der
Samarilerinn Lesen tn7\- chvn so nun auch der sächsische Prediger
Viti lesed.
Für die Sachsen also des neunten und des zehnten .lahrhunderls
Beweise und sogar ein noch erhaltenes Beispiel von Prediul in der
Landessj)rache. Indessen sind das nur vereinzelte Ausnahmen, und
jedesfalls liegen sie ausserhalb des Gebietes das unsre Darstellung
hier beschbvgt, aulsorhalb des Entwickelungsganges der hochdeutschen
Lilleralur und Predigt. In diesem aber woher nun solch ein Zoegern
und Versäumen und solcher Mangel? Man hatte doch bereits im achten
Jahrhundert angefangen die deutsche Sprache in den Dienst der Kirche,
des Christenlhuuis, der Gelehrsamkeit zu geben, und das neunte schritt
auf den erölfneten Wegen geschäftig fort;*) man glossierte aulser
den beliebten Classikern mit besondrem Fleifse die heilige Schrift uiul
andre Schriflcn dci- Kirche, auch Prediglsanunlungen wie namentlich
die Gregorianische (Raumer 111). und ebenso jenes Lehrbuch der
Predigt uiul der Seelsorge, den Liber pastitralis des Gregorius (oben
S. 307 u. 313): Räumer 109 fg. verzeichnet davon nicht weniger als
17 solcher Handschriften; ja man unternahm neben mancherlei anderen
Ueberselzungswerken wiederholendlich auch die Verdeutschung biblischer
Bücher, des Evangelium Matlh<Ti im achten, der Evangelienharmonie
des Aunnonius im neunten Jahrhundert, l'bersehcn wir aber nicht
für wen und für welche Zwecke zunaechst man all dergleichen Ar-
beiten bestimmte. Für die Geistlichen, um diese, wenn sie aus der
Fremde hergekonuncn waren, dii^ deutsche Sprache, wenn sie aber
aus Deutschland selbst gebürtig, die lateinische verstehn zu lehren ■."■'•■)
*) Icli verweise auf die reiclitialti(ie und wohlgeordnete Übersiclit der LiUeraUir-
deniuuH'icr in dein Werke Rud. v. Hauniers über den Einflnfs des Ctiriülcn-
tlunns au! diu Aldiuclid. Sprache.
" '**) Auch die carmma diverfa ad docenünm llieolifcain Unguavi, die sicli
nacli der lirUanntcn Stelle eines Keichenaiier Calalogs (Neugarl, Epistopat.
("onstanl. 1. 550) eejren die Mitle des nennten Jahrhumierl« in der Horlisren
niiilioliwk befanden, können nur liir den riitcrricbl Fremder l>estirninl j;o-
wesen sein : Deutsche ihre eigene Sprache zu lehren, daran (lachte man um h
damals nicht, und auch die (»ramnialik Karls des (iroCsen (S. 315; h;it diesci;
Zweck siclicrlich nicht «ehalj!.
POESIE DER DEUTSCHEN. 319
l.rtztcrtM- Zweck lag iialiii-lioh häufiger vor: ihm dienten besonders die
Glossen und die Interliuearversioneu. wie der Benedictinerregel und
der Anihrosianischcn Hymnen. Selbst die Verdeutschungen von Isidors
Tractat de Gentium Vocatione, der 76. Predigt des heil. Augustinus
und noch einer andern Predigt, welche sich, die letztere bis auf den
Schlufs verkürzt, in Monseeischen Bruchstücken zu Wien erhalten
halxMi, siiul schwerlich zu Yortrfegen in der Laiengemeinde gebraucht
woi-dcn : dafür wahren sie viel zu lang gewesen ; zudem gehceren sie
dem achten Jahrhundert an. wo die verdeutschte Homilie noch nicht
geboten war. Sie sollten nur die Geistlichen selbst unterrichten, der
Tractat de Gentium Vocatione über das Verhältniss zwischen Chrislen-
!hnm und Heidenthum. die Augustinische Predigt über den Vorrang
des Apostels Petrus und somit die Obergewalt der spaeteren Bischosfe
Roms : jener folgt zum Behuf der noch schwebenden Bekehrungs-
arbeit derselben Richtung, in welcher der gleichzeitig verdeutschte
und in der gleichen Handschrift mit enthaltene Isidorus de Nativitate
Christi liegt*); diese schliefst sich dem Streben des heil. Bonifacius
an. die neubegründete Kirche Deutschlands abhängig zu machen von
der R(emischen Mutterkirche.
Deutsche Übersetzungen und Glossare für die Geistlichkeit brachten
aber noch nicht mit sich dafs diese nun auch dem Volke mit ver-
deutschten Homilien oder gar fnit ursprünglich deutschen nseher trat.
Denn hier ist wiederum das nicht zu übersehn, und jene Geistlichen
werden es selbst am besten wahrgenommen haben : das ganze Geistes-
leben und die ganze Sprachgew öhinuig des Volkes der oberen Lande
waren damals noch nicht der Boden in den auf solche Weise das
Wort Gottes hätte können geptlanzt werden : die Oberdeutschen wenig-
stens waren jetzt noch uueingerichtet für Prosa und Didaxis : von
poetischem Sinne jezt und jederzeit tiefer als die Sachsen erfüllt,
standen sie noch so fest mit beiden Füfsen in dem Zeilalter des epi-
schen Gesanges, dafs dieser einstweilen die einzig mögliche Form
einer wirksamen Mitlheilung Avar. Und ihrer sich zu bedienen haben
auch die Geistlichen nicht verschnifeht: hochdeutsche Predigten sind
aus all den Jahrhunderten bis zum Beginne des eilten nicht auf uns
gelangt, wohl aber mehr als eine hochdeutsche Dichtung geistlichen
-) Die in dem Buch de Nativitate eiUhaitene Beweisfülirung gegen die Ein-
wendungen der Juden war meist aucti gegenüber den tieidnisclien Einwen-
dungen zu gebrauchen ; beide Isidorischen Wcrlte konnten besonders solchen
Geistlichen dienen, die narh dem R-.ilbe Daniels von Winchester (oben S 308)
sich mit den Heiden auf dialectische Erörterungen einlai'sen mochten.
820 OTFKIKI). ALFRED.
Inhaltes und epischer Fonii. Die hedeuleiulste iiiul iiiiirtirsendsle der-
selben, das grolse Evang-elienhiuii Olfrieds von ^\'eil'senbllI•ü[. hat wenig
volksmaefsiges, es ist gelehrt inui mönchisch durch und durch, es kann
in seiiuT moralischen Anwendung und allegorischen Ausleginig i\vs
Stülles eben recht deutlich machen wie cnllremdet dem einfach ge-
sunden Sinn des Volkes die Anschauungs- und Darstellungsweisc der
Kirche war, und doch gab Otfried ihm die Liederform : denn er wollte
auf das Yolk einwirken: er hatte die allegorische Behandlung, die
zuerst Origenes aufgebracht, grade aus älteren Homileten gelernt, aus
Augustinus und Gregorius (5, 14. 25 fg.). als Presbyter hat er wohl
auch selber oft gepredigt, die Gewöhiunig daran klingt ganz ver-
nehudich hervor, wenn er einmal einen Abschnitt (1. 7), ebenwie das
in Predigten üblich war, mit der AuIForderung zum Gebete schliefst,
und doch gab er seinen Lehren und Erzählungen nicht die Predifrt-
foriu, sondern die des ejjischen Liedes : deim er wollte auf das Volk
einwirken. Schon ein und zwei Jahrhunderte früher hatten Bonifacius
und Galhis Predigten von durchaus epischem Inhalte vorgetragen (oben
S. 308 fg.), aber nicht in dieser e|»ischen Form, und darum nicht so
ganz im Sinne des Volkes, als vielleicht ihre Absicht war.
Die Bemühungen Karls des Grofsen und die Erfolglosigkeit der-
selben die bisher geschildert worden finden ihr Gegenbild an dem.
was im gleichen Jahrhundert ein Geistesverwandter Karls, Alfred der
Grolse. für die Kirche und die Sprache seines Volkes zu thun ver-
suchte (Neanders Gesch. der christl. Religion und Kirche 4, 279-281).
Auch er erkannte die Nothwendigkeit den chrisilichen Glauben und
die damit verbundene Bildung den Laien naduT zu rücken indem die
Sprache der Laien zu kirchlichem umi wifsenschaftlichem Gebrauch
erhoben würde ; unterstützt von Gelehrten die er berief, von Schulen
die er grimdete, legte er noch selber Hand aus Werk und übersetzte
irnt Geist und Gewandtheit manches zweckdienliche Buch in das Angel-
sächsische, z. B. auch den Liber pastoralis. Die Deutschen waren
immer nur bis zu Glossieruiifjen desselben oehmgt (oben S. 318). und
so macht überhaupt alles was Kcenig Alfred in dieser Richtung unter-
nomnum viel mehr den Eindruck einer ganzen vollen Schöpfung als
die Bestrebungen Karls. Aber nach seinem Tode kam auch hier
wiederum der Rückfall thcils in die Latinit.Tt. tlieils in die Barbarei,
und erst einem Ethelwold von WiiU'hester. in der zweiten Hälfte des
zehnten Jahrhunderts, ward es nupglich die verlorenen Wege neu
anzubahnen ; ihm folgte seil dem Beginn des clflen mit rüstigem und
segensreichem Wirken der Minuh Alfric, ausgezeichnet als Gelehrter,
ALDHELM. 321
als Scluiltiiaiin imil als Predijacr in der Sprache des Volkes. Zwar
jene Nationalität der Kirche, nach welcher AH'red gestrebt halte, war
einmal verscher/J, und es stellte sich der angelsächsischen Predii>l
nach nie vor dasselbe HindtM-niss entoeoen, das wir zuletzt in Deutsch-
larul haben kennen lernen, der überniachtioe Trieb des Volkes zu
epischem Gesänge. Aber das Hinderniss war hier doch geringer, weil
sich die Geistlichkeit der Angelsachsen von Anfang an weniger schroll
auch gegen das weltliche Volkslied verhalten hatte als die der Deutscheu,
und die kluge Milde mit der sie Nachsicht und Nachgiebigkeit iil)le
den Gegensatz immer mehr vermitteln half. Wir haben eine angel-
sächsische Predigt zum Gcdächtniss des heiligen Bischofs Cudhberht
(Leo, Ältsächs. u. Angelsächs. Sprachjtroben 23-39), welche durch-
weg erzählend und mit gehäuften AUitterationen ausgeschmückt isl.
in welcher sogar die j)rosaische Rede wiederholendlich vertauscht wird
gegen ganze lange Reihen regelmaefsig gebauter Verse. Noch zu-
IrelFeuder ist ein Zeugniss schon aus dem zweiten Jahrhundert vor
Koenig Alfred: von dem heil, Aldhelm wird berichtet Nativce quoque
lingiiw non negligebat carmina, adeo ut tefte libro Elfredi mala
unquam cetate par ei fueril qnisqvain poefim Anglicani poffe facere,
cantum componere, eadem appofite vel canere vel dicere. Denique
rommemorat Elfredns carmen trioiale, qund adhuc (d. i. 1 1 25)
vulgo cantatur, Äldhebmim feciffe, adjiciens canfam qua probet
ralionahililer tantum ^Hrum his, quce indeantur frivola, inflituiffe
populum €0 tempore feint bar bar um, parmn divinis fermonibus inten-
tiim, [tat im cantatis miffis dontum curfitare folitum. Ideo fanctnm
rirum fuper ponteni qni rura et urbem conti nuat abeuntibus fc
oppofuiffe obicem, quafi artem cantandi profeffum, eo plus quam
l'emel facto plebis favorem. et concnrfum emeritnm. Hoc commento
fenfim inter ludicra verbis fcripturarum infertis cives ad fanitatem
reduxiffe ; qui fi fevere et cum excomnmnicatione agendmn putaffet,
profecto lufiffet operam, profeciffet nihil (Mone im Anzeiger für
Kunde der leutschen Vorzeit 6, 170 fg. ans der Vita S. Aldhelmi
cp. 2 bei Mabillon, Acta Sanct. Bened. 4, 1, 684). Bei solchem
Verfahren wird es begreiflich wie die Litteratur der Angelsachsen
nicht arm ist an homiletischer Prosa, ja verglichen mit der hoch-
deutschen Litteratur derselben Zeit sogar einen gewissen Reichthum
daran besitzt.
Kehren wir nach Deutschland zurück. Die deutsche Predigt, die
gleich nach den Zeiten der Bekehrung wieder veisiummt, die trotz
den hilfreichen Anstrengungen Karls vor der lateinischen Homilie und
322 ELFTES .1 AHKHl'iNDEKT.
flciii Gcsanif des Volkes zmiick(rc\viclieri war, und fast mir auf der
niederen Stufe diM* Calc^cliisMiiisrede noeli ein ferneres Dasein fristete.
in deinselhen .lahrhunderl. wo die angelsäehsische Predigt zu neuem
Leben erwaelile. schwaiio aucli sie mit frischen Kräften sieh empor
mn von nun an niimnermehr zu sinken, um wenn auch hmgsam, (h)eh
\(>n nun an ohne Stoeken einer stacts hoeheren VollenduuLr entgegen
zu gehn. hn elften Jahrhundert, also erst in dem. welches das halbe
Jahrtausejid der althochdeutschen Litteralur beschliefst : recht zum
Zeichen dafs diese LitteralurpericMle selbst für die Predigt noch nicht
berufen war. dafs sie nur noch den Anfang machen, die Weiterführung
und Ausbildung aber das eigenthiunliche Werk der na^chstfolgenden.
der mittelhochdeutschen, sein sollte.
Es wirkte im Verlauf des elften Jahrhunderts mancherlei zusam-
men nas solch eine Wendung zum Befsern nurglich. ja unausbleib-
lich machte. Der Characler der ganzen Litteratur war jezt ein andrer
und zwar ^^esentlich prosaischer geworden: eine Äiulrung die vor-
züglich an das Kloster S. Gallen und hier au den Namen Nolkers 1)1.
des Hauptes einer IhaMigen und fruchtbaren Übersetzerschule, geknüpft
ersehehit. Die Form der Rede, der Predigt war somit n?rher gestellt.
auch der entsprechende Geist und (iehalt bereitete sich. Der ge-
waltige Aufschwung im Gebiete der hoechsten Wii'senschaflen welcher
das zwölfte Jahrhundert welthistorisch auszeichnet beaann. nicht eben
unscheinbar, schon widn'end dv:^ elften luid l)erührte da schon Deutsch-
land. Es bezeugt das Williram. ein Fuldischer Mönch . in dem latei-
nisch geschriebenen Vorwort seiner Verdeutschung und Paraphras(;
des Hohen Lietles : Vmim in Franria comperi Lantfrancnin nomine,
antea maximc valentem in dialeclica, nunc ad ecclefiaftira fe von-
luliffe ftudia et in epißolis Pauli et Pfalterio multorum fua fublUi-
fafc r.raruiffe inc/enid. Ad quem audiendum cum multi noftralum
cnnfhiant, fpero quod eins exemplo etiam. in noffris prorinriis ad
midlnrum ulilitatem inänftrire fnce fructum producant. Hiezu noch
die Aufreiiung und Erhebung der Gemiitlier die \on den vernu'hrteu
Pilgerfahrten nach Jerusalem, dami von der Aullordernng und deji
Rüstungen zum Krenzzuge kam. Damit waren der Poesie*), ztigleich
aber auch der rednerischen Prosa neue lebensvolle Stoffe zugeführt :
es begannen jezl die Kreuzpredigten.
*) £::o Ichohiflicus, rir omni ptpicnlid cl cloqucnlin pra'dilus, qui hi rnrlrm
idiicir (nadi .ItTiisalcin im Jnhr l()()5j raiilüruain de inirnrnlix Chrijli
palria liyigua nnbilHer cn>nptif}iil : I,cl)en Biscliof Altniaiins von Pafsiiii tiei
l'ez, Script, ri-r. Anstr. 1,117. j Dii.'! (Jcdiilil sell)sl Lei Miillenli. ii. Sei). Nr X\XI.|
IVOTKERS PSAF.iMEN. 32H
In S. GhIIcm selbst und an (Irr (jivnzc des zelnilcn nnd rlfliu
.lahrhiniderls. auf welche Notkers ThaMigkeil fällt, konnte sieh die
vollere Wirkung all dieser Umstände freilich noch nicht zeigen. Wir
haben sogar in einer S. (jallisclien Handschvifl dieser Zeit noch ein
recht schlagendes Beispiel von der kirchlichen Missachtnng der Laien :
nach einer deutschen Beichtrede, die auch nur ans dem Lateinischen
übersetzt ist, eine nnid)ersetzte lateinische Predigt (Hattenier 1, 328).
Aber gleich daneben stellt sich zu einer fast noch mehr als billigen
Vergütung das Hauptwerk Notkers, die Übersetzung und Erkla^-ung
der Psalmen. Denn diese war nicht gleich anderen Büchern nur l'tn-
das stille Lesen bestimmt, sondern wie S. Augustinus über die Psal-
men gepredigt hat (vgl. noch bei Notker den Eingang des llSten).
so hat auch Notker seine Verdeutschungen theils vielleicht als Tisch-
reden, Iheils und gewiss beim Gottesdienst in der IClosterkirche vor-
getragen. Nach Beendigung des 88. Psalmes heisst es Explicit fermn
fernndus hahitns per nirgilias Sancti Cypriani. Hier ist ende difes
pfatmi, der ze zeuuein mattinon Sancti Cypriani gebredigot uuard,
und der 38ste schliefst mit einem Zuruf an gegenwärtige Heerer: Hie
laudale donmimn, qvoniam homis pfahmis. Die verloren gegangene
Bearbeitung des Hiob wird ebenso gemeint gewesen sein, um so
mehr als ein zweites, mitverdeulschtes und mitverlorenes Werk, des
heil. Gregorius Moralia in Job, schon in seiner Urschrift gleichfalls
zu kirchlichen Vorlesungen gedient hat (Greg. Epist. 12, 24). Red-
nerische Kunst ist nun zwar in jenen Psalmenvortr<egen nicht vor-
handen : sie begleiten den Text nur mit geistlicher, oft sogar mit
philologisch-antiquarischer Auslegung, und bleiben mithin bei derselben
Behandlungsweise stehn, deren man vom Vaterunser und den Glau-
Ifenssymbolen her gewohnt war, wie denn anhangsweise diese Stücke
oieichfalls verdeutscht und erkla^rt sind (die Wiener Handschrift, die
auch ein Beichtformular enthält, macht damit den Catechismus voll-
ständig: vgl. oben S. 295), aber es verdient Beachtung als ein unlei'
den Umständen die bisher gewaltet heechst bedeutender Fortschritt,
<iafs die deutsche Rede, der man noch kaum einen Platz in der Laien-
gemeinde hatte gönnen wollen, hier sogar in Kirche und Refectorium
eines Klosters eingeführt ist. Damit war endlich und am sichersten
die Bahn gebrochen: von nun an mufste auch in den Leulkirchen
iWc deutsche Predigt immer häufiger werden.
Wirklich auch tritt alsobald mehr als ein Beispiel uns entgegen,
und schon im elHen Jahrhundert treffen wir da auf jenen hoeheren
Schwung der Gedanken und der Worte, welcher der rednerischen
324 BAMBERGKR BEICHTREDE.
Dar.stclhiinj; eigen isl, und da stliun, wenn wir es auch mit der Be-
iieiinung strenger nehmen, auf eigentliche Predigten. In einer Hand-
jjcluift dieser Zeil, die ehemals den Dominicanern zu Bamberg gehccrt
hat, findet sich eine Schihlerung des Himmels und der Hölle (Haupts
Zeitschr. für Deutsches Allerth. 3,443-445), deren Aufzeichnung nur
erklärlich whd. wenn sie et\\a als Hauptstück einer ßeichtrede hat
dienen sollen : es geht iiir auch ein (Jlaubens- und ein Beichtfornudar
voran (Haupts Zeitschr. 5, 453-461 j. Sie ist in Prosa abgefal'st : -j
aber wenn bereits dieses Formular eine Ausführung in mehr redne-
rischer Weise zeigt, so nun gar sie den lebendigsten sinnlich an-
schaulichsten Stil, eine so reich und gUinzciid ausgeschmückte, so
durchaus poetisch gehobene Darstcilungsart, wie nirgend zuvor, selbst
ijn SGallischen Boethius nicht erreicht worden. Aus Willirams
Hohem Liede dürfte man wohl schliefsen, dafs auch mancher Prediger
des elften Jahrhunderts so überaus arm Avie er an Geist und Geschmack
gewesen sei : dieses Bamberger Denkmal giebt uns ein gewisses Zeugniss
von hoeherer Befa?higung, schoeneren Leistungen. Selbst was an an-
deren Orten meist auch nur den Eindruck der Geschmacklosigkeit macht,
die Eiulleciitung von Reimen in die sonst uiirhylhmische i'rosa, er-
scheint hier, bei solchem Gehall und solcher Haltung der Rede, kaum
mehr als etwas ungehcErigcs. Der Verfalser folgte damit, nur in
angemefsiu'rer Weise als andre, einer Liebhaberei die sich das ganze
Mittelalter hindurchzieht, und der gerade im elften Jahrhundert auch
die bedeutendsten lateinischen Historiker nachhiengen-"^"); einer angel-
sachsischen Predigt die ebenso die Allitleralion einmischt isl schon
vorher gedacht \Aorden.
■) [Niieh Haupt in viermal gelioljeneii Versen : s. Müllenli. n. Sdi. Nr. XXX.]
■) Vi\-Ileiclit flie friilicstcn Beispiele iiitciiiisclier lUimprosa des Mittelalters sind
die Predigten des lldefons von Toledo (f 667) in der Biblioth. Tatr. 8, 277
.s(|(|. und die Vita S. Galli im zweiten Bande der Monumenta von Perlz : die
j;|jap(ern und l)edculendcrn gehuren meist dem elften Jalirhunderl an, Wippo,
Ben/,0. Cosmas von Prag ii. u. (vgl. Sienzel, Gesch. Deutsclilands unter den
l'^ränk. Kaisern 2, 47 — 49); auch die Dcnkspriichc Wippus (zulelzt wieder
gcdriickl in Mones Anzeiger 4, 863. 5. 392 und in Haupts und Hoirmanns
Alld. Blältern 1, 12 — 14. 2, 136 fg.) sind wesentlich nichts als reimende
Prosasälze, eben wie im 12. Jalirh. die Strafsburgischen Proverbia Salomonis
(Haupts Zeitschr. 3, 128 — 130). Gleichfalls im 12. Jahrb. schmüclUe Wernher
\oii Tegernsce stellen weis (Kugicr de Werinhcro 38), im 13tcn der Auclor
de Beneficiis Salz iiir Satz seine laleinis:;he Prosa mit Beimen, und noch im
löten bringt Gabriel Biet, ein Prediger, besonders gereimte Parlitionen an.
Für die F-il!eratiir der Volkssprachen belegt dieses Spiel als ältestes fran-
zu'.sisciies Zeugniss die ( bcrsel/ung der Bücher der Ka-nige, die auch ans
ZEUGNISS WILLIRAMS. H25
Und dieses Denkmal, so l)edeulsani es schon für sich aHein sein
würde, steht niclit aliein da : man liat (hunals andi wieder und mit
Eifer anf Deutsch im eisenfliclien Sinne dieses Wortes oepredigt.
Das l)ezenol einmal Willirams Ausl. des h. L.. wo zu Cap. IV., 1-4
\()n der prcedicatin, von den dortnrcs und auditores in einer soh^hen
Weise gesprochen wird, dais man nur eine dem Volk verständlich
oeniachte. also deutsche Auslegung der h. Schrift verstehen kann:
tin bist oiich fcone an dinen vuorten, itvante du in diner prcedi-
ratione niene meineft ane min era nnle fratcrnam ulililatem ....
//* dinen cotwenticulis fkinent beide dnctores ioh auditores. Diu
dem 11. Jalirh. sein soll (Barba/an et Meon, Kabliaiix 3, IV — VI): naiuenl-
licli aber liebten und üblen es naecbst den .Vrabern, deren Makamen eben-
solche Prosa zeigen, die Dentschen, und diese vom 10. oder 11. Jahrh an
fort und l'ort bis ins 14le, zumeist natürlich in Predigten und sonst geist-
lichen Schriften. Da aber sind zwei Arten des Prosareimes zu unlerscheidcn.
Bei der einen werden, wie das auch der Gebranch jener lateinischen Autoren
ist, ganze Sätze oder gru'l'sere Satzglieder durch den Reim verbunden, so
dal's man sie den Salzreim nennen mag: sie schliefst sich deutlich als eine
unrhylhmische Vcrwilderur:g an die früheren Beimstrophen an, \ind wieder
aus ihr scheint durch Herstellung festerer Mafse die uostrophische Form der
mittelhochdeutschen Epik und Didactik hervorgegangen. Von dieser Art
giebl es die altern und zugleich die hr^uligern Belege: schon der SGallische
Boethius iiat dergleichen (Graffs Ausg. 170), dann jenes Bamberger Bruch-
stück und aus demselben Jahrhundert die Predigten in IIolFnuuins Fundgruben
1, 61, 6. 62, 24. 65, 35 und der ganze s. g. Merigarlo ebd. 2, 3 fgg. ; im
zwölften Jh. das Schwabenverloebniss im Altd. Lesebuch 189 [jezt 365].derPhysio-
logus Fundgr. 1, 23, 19. 27. 32. 24, 21. 32, 22. 24. 33, 17. der ver-
deutschte Nortpertus de Virtulibus in Gralls Diutisca 1, 283—291. die Pre-
digten unsrer Sammlung Y, 56. VII, 65. XX, 52. 56. die ungedruclUen
Blaubeurcr, die Benedi clbeurer in Haupts Zeilschr. 1. 286. 288. 291. die in
Grieshabers Sprachdenkmalen 14. 19. 21. 23. 32 und die von jezt an immer
zahlreicheren Segens- und Beschwd^rungsformeln ; im dreizehnten unsre Pre-
digten XXVIII, 84. XXXVI, 11. XXXVII, 10. XL, 10. 22; die ungedrncklen
Weingarlner und die in den Altd. ßi. 2, 382; im vierzehnten endlich die
Passion einer minuenden Seele (Mones Schauspiele des Mittelalters 1, 129 —
131), der Seele Spiegel in Mones Anz. 4, 368 (= z 6. Bl. 6 a), Suso im
Altd. Leseb. 871 und Heinrich v. Nördiingen in Ueumanns Opusc. 363.
Nachweisungen aus der Litteratur des Rechts, denen noch die Judeneide bei-
zufügen, in Jac. Grinmis Rechtsalterlh. 33. Die zweite Art, der Wortreim,
bindet gleich ihrem Vorbilde, den sprichwörtlichen Redensarten (schon im
Wefsobrunner Gebete neben der Ailitteration enlcö iii nuenicn; vgl. Jac.
Grinwn, Andr. u. Elene XLIII) in unmittelbarer Folge Wort mit Wort. Ilie-
von sind die Beispiele minder zahlreich : ich habe mir nur bemerkt die all-
hochd. Predigt Fundgr, 1, 61, 13. 24. den Physiologus ebda 23, 27. unsre
mhd. Predigt XIII, 24 und in Grieshabers Sanuulung 1, 69 fg. 73. 165.
32G ÄLTESTE PREDIGTSAMMLUNG.
>unii(/e l'ideliuin audHurmit isl gclili detiio geizcortare, uuantc fic
fih percntdvt's bechennent : capra eiiim sacrißcium eft pro peccalu.
nute doli fie /'In conftihili in feculari actione, diu ane finita uuefan
nemag . . . Abo dine doctores, die per dentes pyurantiir, uininle
fie cibos facrü' frriptitra'. exponendo romniiniiunt, nt poffint glutiri
(i populis . . . Dine doctores, qui per labia fignrantur, die knndenl
denio luite die rote tnines hluotes, da mite ih sie irlofta . . . In*
gekofe ift ouch fuozze, vuante fie die fuo<za des euuegen libcs
denio luite kundent . . . ante fie kundent iro auditoribus, uuelich
randor lucis cBternw in cuman ift uone dero rote mines bluotes . . .
Dine doctores, qui per colhnn fignrantur, unante fie mediatores
fint inter nie et populum, alfe der hals zefamene uoiget daz hoibet
iinte den liclianten, unte fie ouch demo luite ambehtent cibos
(eternce vitce unte in offenent die toigene dero facrce fcripturip.
alfe der hals daz ezzan in t reget unte abo die ftimnia uz t reget.
Aller iiiclil blols dieses Zeiigniss, wir haben auch deutsche Preuigloii
jener Zeit, ja, was noch erheblicher von Gewicht, es ist schon el)en
damals, im 11. Jahrhnndert, gleich »'ine ganze Sannnlung eigentlicher
Predigten in dcntscher Sj)rachc zusammengestellt worden, eine Sannn-
lung, wie es sodann vom 12. Jahrb. an deren noch viele geben sollte:
diels die älteste, l)is dahin hatte die Kirche nur ihre lateinischen Ho-
iniliarien gehabt. Und diese älteste deutsche Predigtsammlung ha!
sofort Verbreitung gefunden und Ansehen genofsen: es sind einst-
weilen bereits drei Haiulschririen derselben nachzuweisen. Leider
jedoch keiiu' voilsländio, jede nur in brnchstiicklichen (l)erresten : von
zweien nui' einige Blätter oder Streifen zu München (Schmeller in
Haupts Zschr. 8, 106 — 108); einige nmfangreichere Bruchstiu"ke in
der Wiener HS. von Notkers Psalmen (HolTm. Fundgr. 1, 59 — 6Ö)*).
Aber auch hier keine Predigt ganz, und überhaupt, alles znsanuueu.
lieg(>n nur die kleinen Reste von etwa sechs oder sieben vor. Wie
aber di(; eine diesen, die andre jenen evangelischen Text behandell,
darf man ainiehmen, dals das Werk ursi)rüno;lich Predigten über alle
Sonn- und Festtagsevangelien enthielt.
Es konnte diese Samnünno- (nnd es gilt das auch von all (h'U
s|»aMeren) für mehrere Zwecke zugleich bestinnut sein : für die stille
Erbauung durch das Lesen, so dafs sie auch Laien, namentlich etwa
frommen Frauen, lesend zu Gute kam; für Prediger, indem sie den-
*) [Nacli Miiliciiliofr 11. Scliercr zu I.XWVI A gehcrrcii die von Scliiiieller iiiil
1. lind 2. liezeichiiclcii Müncliiier Briulislüike zu derselben Hiiiidsclirirt ;nis
(k-r wir dir Wiener Briiclislücive kennen. |
ÄLTESTE PREDIGTSAMMLUNG. P.27
selben Vorbild und Anleitung- gab. und abermals iür Prediger, indem
(b'ese, >veim Nolh oder Bescheidcnlieil odei- TrcTglieit sie dazu trieb,
einfach hieraus ihre Vorlra^ge enllelmen mochten. Von wem die Samm-
inng- lierrühri'. darübei' ist nich! einmal eine XCnnuthnnu- g-es(altel.
An Notker darf man nicht denken: denn die ^^'iener HandschriH, in
der neben seinen Psalmen, wie oben erwähnt, Stücke unsres Prediol-
buclies erhalten sind, ist Jünger als Notker, stannnt vielleiclit nicht
einmal ans S. Gallen, und jedeidalis hat Notker ein ganz anderes
Deutsch geschrieben; noch weniger kann von Otlried, auf den man
in früheren nnkritisciien Zeiten gerathen hat, die Rede sein. Zudem
weichen die Predigten so beträchtlich in der Darstellungswei.se nnter
einander ab, dafs sie von verschiedenen Autoren herzm-ühren scheinen.
Sie verrathen uns, obschon nur Bruchstücke, demnach genug von
der Predigtweise ihrer Zeit und von dem Sinne, mit dem man jetzo
predigte. Es sei das ein heiliges, von Christo selber eingesetztes
Amt, das aber von vielen Geistlichen Nernachla'lsigt werde, zuweilen
vielleicht ohne ihre Schuld, stfpts aber zum Schaden der Gemeinde :
Tat' et iz ettesuenne demo hirte, iz taret ave ieiitie demo quartire.
uuante ni mac der bredigare nielh sprechen, er cliau iedoh daz
reih iDurchen, ante doh iz der Hut iiuelte warchen, er ni chan, iz
ni uuerde imo kichundit (64, 10). Wie diese Stelle der vierten
Predigt, so zeigt auch eine der fünften, dafs es Laien sind, an die
das Wort hier ergeht, nicht geistliche Brüder : Ohe unfer chena odar
unferiu chint odar nnfer charal fterbenf, fo klagun nuir fiu vile
harlo Wide bim lango in manigere furiburti (64, 22). Bei zweien,
der 5. und 6ten, ergiebt sich in Folge ihrer Lückenhaftigkeit nicht mehr
welchen Text sie behandeln ; eine derselben, die 6te. eine Lobpreisung
des Witwenstandes, klingt wie aus dem Lateinischen übersetzt: die andern
sind was man Homilien nennt über Geschichten und Parabeln des Evange-
liums, und diese ganz ohne Zweifel ursprünglich deutsch. [ol)wohl dem (ie-
dankengehalte nach aus Gregors d. Gr. Homilien hervorgegangen] "■).
In gema^fsigt einHicher Haltung der Rede (nur hin und wieder und
jedesmal vielleicht nur zufällig bricht ein Reim hervor: oben S. 325
Anm.) begleiten sie die Texte von Schritt zu Schritt mit erbaulicher
Auslegung: man war dieser Behandlungsweise schon von den Kate-
elnsmusreden her gewohnt, und eben sie ist gemeint, wenn Williram
XXIX, 25 und der alte Umdichter der Biu^her Mose (Fnndgr. 2, 79, 8)
die Prediger mit den Zähnen vergleichen uuante fie cibos facrce
■•■) [Siehe den Niicliweis l)ei Miillenliofl' u. Schorcr 2. Aufl. .S. 587. 590.
328 ALLEGORISCHE MF.THOnE.
frriptiird' exponcnilo commi/niinil, i/l poffiiit (//iitiri a popnlis. Es
oilt aber hier Ix'i der Aiislco;uiio- und Aiiweiuliini»- der ciiizcliien ffc-
sv'hichtlirlicn Ziiijc dassolbc Verl'ahrcii, das zultsI von oriochischcn
Tlieoloocn wit' On'ovncs aul'gobraolit, dann auch von denen des Abend-
landes mil Eifer war erofrilfen worden, jene Metliode. die alles was in
der Bibel berichtet wird aulser dem buchsUiblichen und deni histo-
rischcMi noch in einem symbolischen Verstände faist und es nii/f/irr
oder fpirllaliler, wie dei' lateinische, oder biz-eichanlUhho, ^\ie der
deutsche Ausdnick war""), bald auf diesen, bald auf jenen Punkt im
Leben der Menschheil und in der Lehre des C'hristenthnms deutet.
Die lateinische Prediot hatte sich diese Erkl^rnngsart auch in Deulsch-
and schon fridie zu eigen gemacht : Karl der Gr. unterstützte sie
(hu-ch seine empfehlende Anerkennung""'*): in die deutsche Poesie
ward sie durch Otl'ried eimrefidu'l : sie herscht in Notkers uiul Willi-
lams Auslegungf der Psalmen uml des hohen Liedes: in der deutschen
Predigt bezeugen sie gleich diese ältesten aller noch erhaltenen Denk-
mjpler. Da ist (63. 13) die Stadt Jericho, deren Name so viel als Mond
bedeute, ein Sinnbild der ^'erg;inglichkeit unseres Lebens, und der
am Wege bettelnde Blinde welchen .Jesus dort heilt (Luc. 18. 35)
ein Sinnbild des Menschengeschlechtes das blind aus dein Paradiese
\ crstofsen ward, bis Jesus ihm die Augen wieder (drnete ""'"'*). Ferner
Die ziuueni inngenin die er faule in dera hrediga (Luc. 7, 1) die
"") \'^\. (Jratrs Aillioclul. Sprciiscli. 5, 597—99; Hiiiiplslcllen für uns giel)t Nol-
lier Ps. 103, 3 Aber mufUcc (bczekläiilUcho): nnbes (uuolchin) finl prcB-
dicatorcs (preOiarc' : per pn('dic(i(orcs ,nii( prrdiarin) pringep du in-
finnos ad hdrllrcluni fcriplurdnmi idie uupichcn ze drro fcnunufte dero
Icrißo) und 4 (Jui facis (nu/clos lao.s fpiriUis, Du diuc gvifla niacholl
polrn, fo du fir uz fcndejt ad Jobiatn, ad Zachariam, ad Mariam. Aber
inyßice (bezcichiiüiciwy : du in dincro ccclefia (gcfamenunga) fpirilales
riros (kciflliche man) luoß uueß'n nuncios vrrbi lui (polin dinis arindis}
unde fie ad carnalrs (zc fleifcincn) scndeß quaß de arlo ad Icrrani
(famo oba hinicle ze crdo). Von dem inlid. hezeichcucn u. s. 1'. an einer
."ipuMern Siclle.
•'") In der Encyclita de lilteris colendis von 787, Perlz 3, 53 (um aulem in
facris puginis ßhemala, Iropi, ei avlcra his fimilia invenianlur, nulli
dubium eß quod va unusquisque legem lanlo eilius fpirilwiliter iutelligil,
qiitttilo prius in lillerarum maqißnio ptenius iußrudus fueril. Von l,ud-
\vi<r dem l-roniiiion Ixiielilcl sein l.cbenslicsclireiber Tlu^aii eap. 19 Sen/um
in Omnibus ßripluris Ipirilalcm el moraUm nee non el anagogen oplime
noveral.
"■") Aus derselben (Jnelle, der belrcITindcn lloniilie Grejjors d. (Jr. hat diese Aus-
lejjmig auch der Diihler der allsiiciis. lilvangelienharinonie gescliöpll : Sthinel-
lers lleljand HO Ig-
ALLEGORISCHE METHODE. 329
pizeichinent di :jiuuei hibot dere minne, die niemir irfullet ni Diagen
uuerden, niuuari iedoh zi minnifte unter ziuuaiu 63, 24. Und niil
H(!ri'iiizieliuno- cinor iin MilU'lalli'r besonders beliebten nnd hiuin»-
wiederkehrenden Gerfchichlsanschauung- Bie .v. uuile in. den dir der
hnsherro ladole die uuerhliuti in finan uuinkarten (Matth. 20) die
piz-eichinent die .v. mierlti die dir uore Chriftes kiburte iniaren.
Ära die uuerhliute pizeichinent die, die dir der ahnahtige got in
den uinf uuerlten kidite zi demo eiiuigen libe. Daz uuas in dere
eriften Adam unde [in kiflahte, in dere anderen Noe unde [in ki-
[Iahte, in der dritten Abraham unde fin kiflahte, in dere inerden
Moyfes unde [in kiflahte; die fünfte gieng bis auf S. Johann (h^n
Tiiiifer; mit Christo endlich ])egann die sechste, das ist diu heihga
chriftinheit, diu dir ftet unzi an den enti dere uuerlte 60, 23 -).
• j Der Prediger weiciit jedoch auf Grund Gregors d. Gr. eben wie spaelerliin
Kiidolf von Ems (s. Vilmar über dessen Weltclironik S. 27. Gl fg. 66) von
der sonstigen Überlieferung ab. Bei Isidor und Beda wird iolgenderniafspi.
eingetheilt : die erste (Blas geht von Adam bis Noah, die zweite bis Abra-
ham, die dritte bis David, die vierte bis zur babylonischen GeFangenscha!'!,
die fünfte bis zu Ciiristi Geburt, von da an und so lange die Well noch
steht die sechste: Isid. Origg. 5, 38; 5, Beda de Temporum ratione 64 S(|.
und de Sex aetatibus mundi, Opp. ed. Basil. 1563. 2, 169 sq. und 174.
Ebenso im Saclisenspiegel Landr. 1, 3, 1. im Schwabenspiegel Landr. 5 und
bei Ruprecht von Freisingen 1, 63 ; nur wird hier stcerender Weise zugleich
nach Jahrtausenden gerechnet und so noch eine gegenwärtig fortbestehende
siebente Weh herausgebracht : die Jahrtausende sind aus Hieronymus (die
Stelle bei Schilter zu Noik. Ps. 6, 1, bei diesem aber ans 2 Petr. 3, 8) ;
auch eine Predigt des 14. Jahrh. (Lcyser 118) hat sieben Welten, jedosh
nur weil sie die dritte bis Moses, die vierte bis David und so weiter zählt.
Die blol'se Sechszahl ohne bestimmtere Abgränzung hat Hieronymus a. a. 0.
und die allsächs. Evangelienharmonie 2, 9: auch Beda in einer Weihnachis-
predigt (ed. Basil. 7, 444) nnd zwar so, dafs als siebentes Alter die Zeil
bis zur Auferstehung, als achtes die nachfolgende Seligkeit bezeichnet wird :
vgl. bei Notker Ps. 147, 1 daz zil dcro ufuuerligun bürg, diu danne
chumflig if(, fo difc gefibenzalolen zile hina imerdenl. Den Grund gerade
dieser Zahlen erweisen Hieronymus, Noiker Ps. 92, 1 und namentlich die
mehr ausgeführte Fafsung von Bedas Worten de Temp. rat., die Eckhart in
der Francia Orient. 1, 827 Si\. beibringt: wie vor dem Sabbath der Schöpfung
\uid der measchlichcn Woche sechs Arbeitstage liegen, in ebenso viel Ali-
schnitle soll nun auch die Zeil zerfallen, welche der einstigen Ewigkeit vor-
angeht: darum nennt auch Beda mit Anschlufs an die requies dei und den
fabbalifmus des Hebra;erbriefes Cap. 4 diefs letzte Alter die fcptima vel
nclaca quielis. Im gleichen Sinne verstehn und brauchen das Wort oclavd
Notker Ps. 6, 1. 11, 1, unsre vierte Predigt und die vierte bei Roth [auch
eine der Benediclb. Sammlung bei Kelle S. 19].
Altd. Prediirten. 22
330 ALLEGORISCHE METHODE.
Oder aber Die .v. uiiihi die mögen ouh iii/ole kigagenmazzit uuer-
ihin zi demo mennifkinen altere. Diu frvoi diu pizeirhiuel die
chindifka, der mittimorqen die iugent, der milletar die lugenl, duz-
isf diu metilfcaft des menuißineu alleris in demo er aller starrhift
iß, alfo diu funna ze niiftenio Inga allerlieizz-iff ift fo fi rhurnet
in die metiifca/l des himilif. So pizeichinet diu nona daz alfir,
der abanl daz bibint allir*): auf jeder dieser Altersstureii koiiiie
lind solle der Mensch für sein Heil soroen : der l.olni im lliinnuM ;dier
sei allemal der oleiclie (Ol. 3).
-) Anderswo werden der Lebensalter sechs »inlerschiedcii : Isid. Orig^. 11, 2.
(iloss. Jim. 356: auch diefs niil Kücksichf iuiC die Zahl der Wochenlaije
(Otfr. 1, 1, 49 tjf.) iitid zugleich als Gegenhild zu jener der Wellalter : Beda
an den vorher angei'ührloii Stellen giebt auch letzteren die Namen der ui/ojj/itf.
puerilio, adnlescenliu, Jufenilis a-tas, senilis «las, cetas di'crepita. Die-
selbe Verbindung in zwei aui" Beda /.uriickgehenden Aufzeichnungen, welche
die oben S. 253 besprochene Züricher Handschrift enthält. 282 b Primit
elaf ab adam nfquc ad noe ! Conlinfnl'avnnf mille. j'cxvmloj. (ftiiuqua-
yinlafcv (hii r w. nacliher die Zaldeii iniuier noch mit den Buciistabenzilicrn
ilarülier geschrieben). c/»e lola periit diluiiio'. Secunda annc itlqiir utl
aürahum ! ditcenlof. nonnginla. fe.r aminf habenf iu.rla hebreof Tftcia
ab abraham ufque ad dauid! habenf annof nongenlof. qiiadragiuln.
Quarta adaaid ufque ad lranfinigra(i(ynem bubijlonlf: quadrinqenUtf.
oeloyinta. Iref annof habenf. Quinta a lidiifmiyralinne babglonif ufque
ad adue]dum domin i ! habenf annof quingenlof. ocloginla. noucm. Sexla
etfif. que nunc agiiiir nulla annorum feric certa fed ut elaf decrepila
ipfa mnrie toliuf fecuti confumenda. Haf erunmaf plenafque laboribuf
aiuudi elatef (/ui cnin feliri morte uicerunl. feplimant ium Sabbali per-
hemiif elaleni in qua cum doniino pcrhenniter regnabunt e.ifpeclanl.
Vml 3G0 a (i'llADVS Elalif. fe.r fnnt. i. infanlia. pueritia. adolefcenlia.
iuuenluf giauilaf. fenerluf Infanlia tandeni ufque ad feplimum annum :
puerilia. ad .riiii (danilier r) .' adolefcenlia ad. .r.r. riii! iuuenluf ad. 11
grauilnf ad l.XX! Senerluf cß que n)iUn annorum Umpore fmilur!
fcilicel pnfl illaf quinque etalef. quunlumrunque ejl uile fenecluli depu-
lalur. Seiiium efl parf ullima feneclulif. dicla quod sil terminuf feste
elalif (360 b) Quinque feeula funl preterila. fe.rlum prefenf. Abadam
ufque ad noe. a noe ufque ad abrahiiii. ab abraham ufque ad 7Hoyfen.
a mogfe ufque ad dauid. a dauid ufque ad chriflum. Sex elalef funl.
infanlia. puerieia. adolefcenlia. iuuenluf fenecluf. decrepila elaf Dci-
althochdcut.-che rreiligcr verringert aber scineui Bedürfnisse genueis dir
Sechszahl auf üinf, wie das bei dem gleichen Texte ein mitlelhochdeulscher
ihut {kintheil. jugenl, die nu ze rollern alter komen finl, daz bibenle aller
luid die cor aller niht lenger geleben wagen: Mones Anzeiger 8, 421")):
ein andrer dieser spa^teren Zeit gar nur auf drei, kinlheU ivgetU aller
WWII, 15: doch hat dic.-icn einCaclieren Stufengang auch der Dichter des
Kolaudsliedes 1, 26 fg.
MITTELHOCHDEUTSCHE PREDIGT. 381
Man mag dieses symbolisierende Verfahren, mafslos wie das
.Millelalter es angewendet hat. wohl auch geschmacklos finden; doch
übersehe man bei der Benrtheilnng nicht, dals die evangelischen Pa-
rabeln selbst, vorzüglich aber der Brief an die Hebra^er. Anlal's inid
Anleitung dazu gaben; dafs es mit einer allgemeinen Geistesricbtung.
der auch die übrige Litteratur und selbst die bildenden Künste folgten,
auf das innigste zusaunnenbieng; dafs endlich durch die schöpferische
ThaMigkeit der Phantasie, welche an all solchen Combinationen des
>\'itzes den wesentlichsten Anlheil hat . jedesfalls die Predigten in einer
gewissen Hoehe id)er den Ebenen der gewöhnlichen Prosa erhalten
wurden.
Mit den eben besprochenen Denkma^lern endigt der erste, der
althochdeutsche Zeitraum unserer Predigt, zugleich beginnt hier auch,
wenn man will, der mittelhochdeutsche : denn es schliei'st sich ihnen
in unmittelbarer, von nun an ununterbrochener Folge die ganze lange
gedrängte Reihe der mittelhochdeutschen DenkmaMer an, und derselbe
Charakter, der im elften Jahrhundert jene ersten und letzten allhocli-
ileutsclien Predigten bezeichnet, bleibt fortan und bis nach der Mittt^
des dreizehnten der allgemein herschende. "■'■)
■") [Bis znr Mitte des 13. Jalirlutnderts siiiti, aufser dem was die vorhergehende
Aliliaiidlung verzeichnet und erwähnt, folgende deutsche Predigtsaiiimlungeii
ganz oder theilweise beluuint geworden: 1) Die Benedictheurer Predigt-
handschrift zu München, 12- Jahrh., als „Speculuni ecclesis altdeutsch" her-
aufgeg. von Kelle 1858. 2) Reste einer Handschr. zu Wien, dem Inhalt
nach wohl noch dem 12. Jh. angehcrrig, hg. v. Holfniann Fundgr. 1, 70—
126. 3) Reste einer lis. aus Regensburg, 12. Jh., mit Ergänzungen aus
einer Jüngern Oberuitacher 11s. derselben Sammlung und aus 2-, als „Deutsche
Predigten des Xll. u. XIIl. Jh." hg. v. K. Roth 1839. 4) Reste einer 11s.
des 12. Jh. zu Douaueschingen hg. v. Barack Germ. 10, 465—473. 5) Reste
einer Hs. des 12. Jh. zu München hg. v. Keinz Sitzungsb. d. baier. Ak. 1869.
2, 290—295. 6) 3 Predigten von einer Hand des 12. Jahrh. zu Kloster
Neuburg herausg. v. Wagner, Zeitschrift f. d. A. 15, 439-442. 7) Reste
einer oberhessischen Hs. wol noch des 12. Jh. abgedruckt in Griesiiabers
Altern d. Sprachdenkm. rel. Inh. 1842, S. 10-36. 8) Von 66 Predigten
einer Hs. bei Kuppitscli in Wien, um 1200, 20 abgedr. in Mones Anz. f. K.
der d. Vorz. 8, 411-433. 509-530. 9) Blaubeurer Hs. zu Stuttgart, 13.
Jh., lateinische Predigten mit deutschen untermischt; 2 der letztern in Mones
Anz. 7, 396—399. Vgl. Mones Quellen u. Forschungen 1, 184. 10) Reste
einer Hs., 1. Hälfte des 13. Jh., herausg. v. Grieshaber Germ. 1, 445—454.
11) Hs. zu St. Paul (in Kärnten), 320 SS., 13. Jh.; eine Probe in Haupt.s
u. ilolfmanns Altd. Bl. 2, 159. 12) Reste einer Hs. aus Prag, Mitte des
13. Jh., hg. v. Diemer Germ. 3, 360-366. 13) 9 Predigten aus einer
Leipziger Hs., die übrigens lateinische enthält, 13. Jh., in Leysers Deutschen
832 GEISTLICHE PROSA.
Das neue Zeitalter, das mit dem 12. Jaiirhiindert über den Staat,
die Kirche, die Wilsenschaft. die Kunst, die Litteialur, das ganze
lieben der i!uropa?ischen Völker hereinbrach, mufste eine seiner haupt-
siichliehsten ^^'irkuno•en ßcrade in dnn Prediolwesen aiilsern, als dem-
jeniyen Punkte wo (ieislliolikeil und Laien. Wilsenschan und Kunst,
kirchliche und nationale Sprachübung- sich zusammentrefiend vereinigten.
So lang der neue Tag noch leuchtete (er sollte aber erst nach drei
Jahrhunderten wieder vergehn) ward auch der Predigt nut inuner zu-
nehmendem Eifer, immer anwachsender Fruchtbarkeil gepdegl.
Schon vor Ablauf des allhochdeutschen Zeitraumes hatte die
Geistlichkeit ihre St(Mhu>g gegen die Nationalliteralur verändert: sie
lutte schon da sich von der Poesie wieder ab und. ihr angemefsener.
der Prosa zugewandt. Der mittelhochdeutsche vollendete diefs Ver-
hältniss. Zwar ^^ährend der ersten drei Viertel des zwölften Jahr-
hunderts lag die Geistlichkeit noch mit allem Fleifsc dem Dichten ob.
und was wir aus denselben von Gedichten haben ist beinahe alles
geistlich und gelehrt : zugleich aber kam mit erneuten Kratten die
geistliche und gelehrte Prosa auf, die ihr Gegenbild, die Poesie,
etwa nur noch in Reimeinschallungen wiederspiegelle oder in ver-
einzelten Verscitaten ^^), widn-end auf der anderen Seite Gedich-
ten hin und wieder eine Kafsung nach Predigtweise gegeben
ward *■*). l'ud mit dem vierten Viertel des Jahrhunderts gieng die
Poesie gänzlich an die Laien über, ward wesentlich und so sehr ein
Werk dieser letzteren, dafs von da au selbst geistliche Dichtungen
Predigten d. Xlll.— \IV. Jh. 1838. 14) 37 Predigten aus einer mehr als
150 enihalteiideii mittcl'leiilsclicn Leipziger H.s. des 14. Jh., die aber anl
inindeslens zwei verschiedenen SamniUnigen ans der ersten Hälfte des 13.
Jh. beruhi, in deniseihen Buche von Leyser. 15) Reste einer thüringischen
IIs. des 13. Jh.. hff. V. Jeiticics Germ. 17, 340— 354.J
■ ) in einente gelpraiduch iiioufi'! ein l'ivr facti X, 26 sind Verse des Meiiter
Marienliedes AltJ. i.eseh. 195, 22 |5. Aufl. 341, lOJ.
■■),VgI. die deutsche Genesis Fnndgr. 2, 80, 28. Duz ivelle Chrill (jotes fun,
daz wir alle miwzzcn twm, üaz irir cliomcn ze gnaden, des cliodel alle
amen; ebenso predigtm;ei'sigc >A'endungen zum BeginJi oder Scidnis (^^•^
Ganzen inul einzelner .Absätze haben die Gorlilzer Evangelienharmonie Kumlgi.
1, 146 ig. 204 und Wernhers Maria ebda 2, 162. 176, 31. 211 fg. Ob die
gereimten altfranzoesischen Sermons des 13 Jh. (K. Schmidt über das Pre-
digen in den l.andesspraclien während d. Mittelalters, Sind. u. Kril. 1846.
S. 277) auch nur Gedichte in Predigiform oder wirklich Predigten in \ ersen
und Strophen seien, wage ich mir selbst nicht zu entscheiden, da ich nur
einen derselben, den von Jubinal herausgegebenen, lienue.
DEUTSCHE HOMILIARIEN. 333
(»flrr aus Laienmmule als aus der Feder gelehrter Geistlichen flofsen.
Diesen verblieb luu- noch die Prosa: der aber widmeten sie fortan
einen desto treueren Fleil's. iS'atürlich war der Jidiall ihrer Schöpfungen
lind somit unserer ganzen alten I'rosalilleralur meistens eben auch ein
geistlicher: selbst einem Denkmal hochdeutscher Rechtsprosa, dem
Schvvabeuspiegel, durfte der geistliche Bezug und Grund nicht fehlen;
{\k) historische Prosa fand ihre rechte Moeglichkeit und Nothwendig-
keit erst da, als sie an die Stelle der erloschenen Epik riicken konnten *)
Meistens also geistliche Prosa : diese aber meist eine homiletische,
als Predigt, als Tischrede. Auch in deren Entwickelungsgange zeigt
sich augenfällig genug das Wechselverhällniss zwischen poetischer und
prosaischer Form, das wir soeben bei der Geschichtschreibung wahr-
genonunen haben. So lange die mittelhochdeutsche Poesie noch ihre
Blütezeit feierte, war die Predigt kaum hinausgelangt über den Stand-
punkt den sie bereits im elften Jahrhundert eingenommen : sowie aber
jene zu verfallen begann schwang sie sich empor, und nun erst, erst
nach der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, kam der deutschen Predigt
die doch viel ältere Scholastik zu gute und die Stiftung der Bettel-
orden dia schon vor einem Menschenalter geschehen war. Und als
mit dem ersten Viertel des vierzehnten Jahrhunderts der Verfall der
Poesie seinen Abschlufs erreicht hatte, folgte dem wieder eine neue
Wendung in den Fortschritten der Predigt: gleichsam zu prosaischer
Wiedergeburt der abgestorbenen Liederdichtung nahm sie die 3Iystik
in sich auf, obschon diese selbst nicht erst ein Kind des vierzehnten
Jahrhunderts war.
In solchem frisch erweckten und so sch(pn anhaltenden Fleifse
predigten aber die Priester und die Mönche nicht blofs häufiger und
gehallvoller und umfangreicher als vordem : ihr Fleil's und diese Fülle
brachten es auch mit sich, dafs jezt die Predigten öfter aufgezeichnet
und wiederholendlich ganze Sannnlungen solcher, deutsche Homiliarien
also nach Art jener älteren lateinischen (oben S. 314) angelegt wurden.
Zuna:>chst dauerte die homiletische Verwendung und Behandlung der
Katechismusstücke und der Beichte dem Herkommen und der Kirchen-
ordnuno- gemfefs fort, daher auch die Aufzeichnung der betreffenden
Kormulare und der sie begleitenden Ansprachen : und zwar der erstem
theils einzeln und für sich, theils so dafs sie mit in die Sammlungen
■"■) Die gescliiclitliche u. rechtliche Prosa des niedeni Deutschlands hat sich früher
als die des obern gebildet: denn dort war auch das Absterben der Poesie
schon um vieles früher eingetreten.
334 KATECHISMUSLEHRE.
riiffiillicIuM rrcditihii aiirtrciitiiimieii. ;iii (Icicii Spitze oder Endo ffc-
stellt odfT irireiidwtt in sie eiiigcscIiHÜet sind: viil. das xMiinelnier
ReicIilluiinMlHr in Malsrninins Sannnlunt: unter Nr. 3d. 11 und ;^4
|l)ci Midlcidi. n. Seil. Nr. XCVIIJ, das Brnidictbeurer bei Mal'smann
unter Nr. 10, 38, 22 u. 44 [bei Kelle Spec. ecel. S. 8—8, bei
Miillenh. u. Seh. Nr. XCVIl, das in Hoffinanns Fdgr. 1. 111 l'jj.
enthaltene; und in unserer Samndung die Sehlnlsrede zur Beichte
Nr. XVII. ■"') indessen schon jezl .nnd gar späterhin wird der-
gleichen innner seltener: das Erheblichste gehoBrt erst wieder dem
vierzehnieu Jahrhundert an ""'""')• ein weitlauftig ausgeführtes cateehe-
lisches Lehrbueli und das Formular einer Beiehtrede mit allen ihr
zum Grunde liegenden Calechismusstücken. ersteres von Oberliu
1784 unter dem Titel Bihtebuoch herausgegeben, letzteres noeli
ungedruekl auf den Anfangsblattern der bekannten Würzburger xMis-
eellanhandsehrift zu München. *""=^) Diese Veränderung kam von
mehr als einem Umstand her. Nicht dal's jezo die Geistlichen ge-
*) Die Worte des Rolandliedes Er fagele in von dem goles riche 206^ 1
htfscn sicli auf eine Valerunserredo deuten: der Arme Harlinann vcrsificicrl
im ZiisanimenliaiiifC seiner Dicliliintj aneli das Be-ichtFonmdar, Glaiibf-ii 22 1) itC-
"■■) Auch die Abliandlung von den sieben Todsünden und das Beicliirormuiir in
Mones Scliauspielen d. Miticiailers 1, 326 Ig?, u. 2, 111 fjjg. sind sclnver-
iich älter, obsrhon der Herausgeber sie noch in das dreizehnte JaiirhiindcJt
set/.t.
**^*) Ich iheile daraus die Catccliismnsstücke mit:
Bl. 2 c. Dazfutfchepalernofier. Pairr d nnf(cr o l'ater o »»/tr o
der o du o bifl in di-n o liiimln Gcheilgt o werde o div o namc Zv o
kuni o VHS 0 din o riche Diu o wiUe o werde o hie o uf o der o erden o
als 0 in dem o himel. Unfer o (egelich o brol o gib o vns o herre o
hü'e Und o vergib o rns o vnfer o fchul o de o als o ir/r o tun o r»-
l'ern o felmldern. (d) Und o verteile o vns o niht o in o dehein o übel o
bekorunge. o Svnder o derlofe o vns o vor o allem o übel o Amen, o o o
Die zwischengemalten Ringlein bezeichnen rlie Paternoslerliugeln.
Bl. 2 d. Der englische (ünfs, der dem iilleren Catechisnms (oben S. 295)
noch fremd war. Der felbe fjriioz suo ttttfchen Ave maria
gegruzel fifl du waria l'ol aller gnaden. Gol iß mit dir. fin heiUje
gnade fie mit mir Du biß gefegenl ob allen frauu-en. Gefegent iß di
fruhl dines libes. Iheßis crißus Amen.
Bl. 3 a Hl/« ip der f/latihe %u tülfehe den tlle heilf/eu
xtvelfboten gemacht haben. (Die Namen sieben rolh am Rande).
Petrus Ich gelaube an einen gel. valir almechdg. der ßliepfer iß
himels vud erdin vnd allcv geßheppheil. .4ndreas Ich gelaube an
ßnen einborn ßin. vnßi n herren iheßim crißum. vnd daz di dri ge-
nanten, der valer. der fun. vnd der heilige geiß ein ivarir gnlhcil iß
die ie was an angenge, vnd immer iß an en ende tiaeobus malor
KATECHISMUSLEHRE. 335
linqerc Kenntnis;^ von den Hauptstücken ihrer Lehi-c oder neben dem
Eifer l'tir die Predigt keinen mehr fiir den sonstigen Unterricht und
(nr die Seelsorge beselsen liiillen : Freidanks Worte Daz dorfliut iß
Ich ffpi.aubc daz- dir felhr f/oles fttii (lekundel inni von dem piiqel gabricl.
cnphangen irarl vnti dem heüigen (jvijl. grhorn irarl rou niinrr frnmve»
fallt Diarien der ewigen magrl -Johannes Ich gehiube daz er ver-
raten wart, geuangen icart. gemarlerl irarl. vnd an daz heilige rniee
genagelt vart. dar an erflarp an der menj'cheit vnd nicht an der gol-
heil. vnd daz er ab dem eruce genuinen wart, der erden enpholhen wart,
in der er lag biz an den dritten tag. Thonuis Ich gclaube daz fin
heüigiv feie zu der helle für di brach, dar cz nam alle di finen willen
betten getan vnd daz er an dem dritten tage erftnnd warer got vnd
wäre menfche tfacobtis minor Ich gelaabe daz er nach r-)-ftend hie
uf erden tvonl vierzig tage, vnd daz er an dem vierzigeßen tage ze himel
für ze (b) angefleht finer Jungern. vnd die des wiredig waren daz fi fin
vffart fehen. vnd daz er da zu der rechten hant fines valers im eben
herre vnd eben gea-aUig fitzet. Phllippus Ich gelaube daz er von
danne künftig ift ze richten und ze vricilen einem iegeliclie menfchcn
nach finen tverken. Bartholotnens Ich gelaube an den heiligen geift
jllatheus Ich gelaube an die heiligen criflenheit Sytnon Ich gelaube
gemeinfchafi aller heiligen, vnd aplaz miner fanden, t/udas Thadeus
Ich gelaube vrftend mines libes. 3iatltias Ich gelaube nach difem
leben daz ewige leben Amen. Über diese Willieilung unter die zwölf
Apostel an einer spaptern Stelle.
Rl. 6 b Ich bekenne dem almechUgen got. miner frauwen fant Marien,
allen gotes heiligen, vnd uch prifler. aller der funden die ich ie begieng.
mit gedenken, teilten, warten, vnde werken, an den zehen geboten, vnfers
herren. an den fiben tot funden. mit minen fünf finnen. an den fehs werken
der barmherzekeil. an den fiben heilikeit an fiben gaben des heiligen
geifles. wa. oder wie. ich die funde hau getan, mit wem. oder wie dicke
ich fie begangen han. willeclich oder vnwilleclich. totlich oder tegelich,
wizzenllich. oder vnwizzentlich daz n'iwet mich von gantzem herzen, vnd
bite mine frauwen fenle marien. alle golz heiligen, vnd uch priefter. daz
ir vnfcrn hern für mich pit. daz (c) er mich frifle. biz ich min funde
gebuze. vnd fin hulde verdiene. Neiget uch zu dem fegen. Abfolucio.
151. 6 d Sprechet mir noch. Ich glaube in got. vater almcchtigen. ich
glaube an fin einborn fun. vnfer herren Ihefum criflum. Ich glaube
in den heiligen geift. Ich glaube daz die dri namcn ein warer ewiger golfinl.
§ Sit ich daz glaube, fn wider fage ich dem Infel. Vnde bekenne inferm
hern got. mincr frauwen fenle Marien allen heiligen. Und uch priefler
aller der funden die ich ie begieng mit gednnken. mit willen, mit wortev.
oder werken, willeclich oder vnwilleclich. wizzcntUch oder vnwizzentUch.
totlich oder tegelich. die rüivent mich, vnd finl mir leit. vnd bit min.
frauwen fenle Marien, alle golz heiligen vnd üch priefter. daz ir vnfern
herren für mich bit. daz er mich frift. biz ich min funde gebiize. vnd
fin liuldc enverbe.
336 KATECHISI^IUSI-EHRE.
niht irol hcrilit, lidii der pfafe des (//oithe/i niltf, 70, 20 "") sind
norli kein Gniiul für solch ciiu' Aniialiiuc. und BlichtT wie die Siiiiiiiiii
Confessonmi des Leseineislers Joliunii von Fioii)Mri> und deren Ver-
(lenlsehuno; dureh Berlliold Ilnenlen \on lim (vol. die Alld. lland-
sohrirten d. Basler Tniv. Bibl. 61 fo-.) bezenoen hinreichend dnls die
ßeichliger auch im vierzehnten Jahrhundert vvahrlidi nicht minder
pflichttreu uaren als jemals in der althochdeutschen Zeit. Sondern
was erstlich jene Stücke an und für sich betrifft, so blieb eben im
Allgemeinen dieselbe deutsche Fal'suno- fort bestehn, die sie schon
rriiliei" erhalten und in der sie schriftlich oder mündlicli sich vererb!
ballen ■""""): das td)eriiob natürlich eines öfteren neuen Xiederschreibens.
Dann aber, so heilio- auch alle Weit die Formeln des Glaubens und
des Gebetes hielt, sie in der Kirche sprach •"'•"•■") und daheim jegliches
Tagewerk mit ihnen begann und endigte -{-), sie waren jezt docli nui
ein Gegenstand des Jugendunterriclits, nicht melir eines mit der ganzen
Gemeinde gehaltenen Gottesdienstes, wie das früherhin durch Noth-
wendigkeit oder tra^ge Überlieferung Sitte gewesen (oben S. 294).
und zwar eines Unterrichtes hauptsächlich und zunanlist durch die
Pathen des Kindes -i-f) : so fiel die homiletische Behandlungsweise von
■ ) Der geloube das Credo, das Glauhensbekeniitniss. wie im Alllioclul. und wie
das lal. /ides. Vgl, die vorige und die gleicli folgenden Annierlunigen niid
Reinliart Fiiclis S. 307 So man mir den (flouben vor fprach, von dem
Übeln Weibe 482 doch traf mich dex roken ort ulfo jvrc (in den girl, daz
mir der gloube gar enphiel.
■■■"•■) z. B. in Konrads Silvester 1772 enisagl Kaiser Cunstantiii, da er getauft wird,
dem lleidonthiime beinahe wörtlich ebenso, wie es schon ein halb Jahrlansetid
zuvor die ersten deutschen Christen gellian : ich ivil gerne in mincn lagen
dem argen liufcl icidcrfagen vnd aller der gczicrdc fin.
■■■■•) XXXI, 36. 46. den glouben alle funnentage fingent gu-i/le di jui/len zo
der iniffe durch di golis enße llarlm. (Glauben 14.
1) Ein ieglich nienfclie fol den glouben zwircnl in dem läge fprerhen, rfcv
morgens fö du uf flcß und des nahles fö du nider geft, hiz an dincn
töl; l'd du danne an dem ende gelip, unde dir der tiuccl dincn kriflen
glouben gerne an gewunne, daz er dir nihl guot ze nemene iß Berthold
230 fg. [bei Kling; bei rfeiffcr 44]. Im Rolandsliedc 121, 14. 122, 11. 12
bereiten sich die chrislliciien Helden mit Glanbcii, Gebei und Beichte zum Tode vor.
■J-J-) Da folt du von kinllicher fugende den glouben krißcnliches tebencs gar
unde gar wol bcveßen unde beßwlen in dinem herzen. Du folt in üzen
lernen zc liulfche. Die ungelerlen Hute die füln den glouben in tiutfche
lernen, unde die gelerlen in tmochifchem (vgl. oben S. 303) Ez foUen des
kindes toten duz Idnt den glouben unde daz palernoßcr leren, fö ez fiben
jure all würde : wan ß ßnts im ßhuldic: van fi ßnl fin geiftliche rnler
unde muoler. Si füln fprechen ze finem vnlcr oder muoler »Geratere, ir
KATErHlSMrSDICHTUNG. 337
seihst fori. Und wo man daniil noch üher die Jugend hinaus wirken
wollle, wo CS die l^lillheilung an Erwachsene und gar eine Erläuteruno
fin* diese galt, da brauchte das dreizehnte und selbst schon das ZAVölfte
Jahrhundert statt der prosaischen lieber die nun wülkonunnere und
darum mehr eindringliche Form der Poesie : Reinmar von Zweter
ii hertrug das Vaterunser in einen lyrischen Spruch (vd. Hagens Minne-
singer 2, 179 b); Heinricli von. Krolewitz *) paraphrasierte es in aller
^Yeitlänfligkeit bis auf beinahe 5000 Verse des episch-didactischen
Maises, ob in der werkle ieman ril lihte hat alfö getan, der wol
d'tfe felben wort vor mamgen jären hat gehört (naMulich als Kind)
und daz er doch enmerkte niht die meinnnge dirre gefchihl, daz
fie der mi merke baz (4589); ebenso gegen Ablauf des zwölften
Jahrhunderts der Arme Hartmann den Glauben in 3800 Versen, sc
lere den tmnben (den Ungelehrten) wände manige rede darane haf~
lent dar fi luzil iimbe ahtent (22). Auch die Bei<-htrede trat in die
geschriebene Dichtung über : schon im -zwölften Jahrhundert in einem
Reimwerke der Vorauer Handschrift (Diemer Ged. des 11. u. 12. Jh.
305 — 309): ein halb poetischer, halb noch prosaischer Versuch der
Art aus dem dreizehnten Jahrhundert, der nun auch die zehn Gebote
unter die Catechismusstücke aufgenommen zeigt **), in Haupts und
Hoffmanns Altd. Blättern 1, 362— 370 *=**): Hec fcribimns, sagt die
füll mir mincn toton daz palernofier unde den glouben leren, oder ir
läl in zuo mir gen: jö lere ich ez.« Eiinnen ß daz Ave Maria dar
zuo, daz iß vil wunderguot. Iß aber daz daz kinl fin toten nilit lerenl,
fi) foll du ez fclbe leren. Wati ficelicli menfilie vierzefien järe all wirl^
iiudc lian ez des palernoßers nilil, man fol ez an ein reit legen (von Haus
und Heimat verstofsen) Bertlinlc! 230 [bei Pl'eiil'er 43 fg.].
*) lleinriclis v. Kr. Vaterunser, lieraiisg. v. IJscIi 1839; ein von [j'sch unljenulzt
gei)liebenes Bruclislücli (1355—1406 m. 1512—1563) gaben schon 1827
meine Spiritalia Ttieotisca 16 — 22.
■""■"") Während des allhd. Zeitraumes waren sie es noch nicht: oben S. 295 fg.
Jezt aber spricht die Beichte von Sünden gegen die zehn Gebole unsers üerrn
(Mona, Schausp. d. }.IA. 2, 111 u. oben S. 335) nnd Heinrich v. Krolewitz
betrachtet sie als initbegriffen in das Vaterunser (102 ". s. w. 3494 fgg. )• ""
Armen Heinrich, Altd. Lesebuch 337, 28 [5. Aufl. 519, 26] ermahnt die Jlnllcr
ihr elfjähriges Kind wan gedenkefl du an fin gcbol? ja geböl er unde
bat er daz man munter unde valer minne und ere biete; VValiher \-, d.
Vw. 22, 3 [bei Lachni.] Sa-er äne corhle, fierre gnt, wil fprecfien diniu
zelten gebot, und bricliel diu, daz iß nilil rehliu minne; in Freidanlis
Bescheidenheit 174 eine Versificierung derselben, eine andere jüngere in
Schilters Thesaurus Tb. 1, S. 77—80 der Monumenta cateciielica.
•"""") Später noch einmal ans einer andern Handschrift, der oben S. 258 bespro-
chenen Weingartnerlschen, in llones Anzeiger 8, 58 fg., aber unvollständig
und mit Überschätzung des Alters.
338 FASTENPREDIGT.
Riihrili. propler [iinplirrs et mituis intcUigetites. Wo sie jedocli
innerhall) der Prosa zur Anwendung in der Kirclie seihst verblieh, d;i
erhöh sie sich mit dein freieren Schwünge, der sie hereils im all-
hoehdeulschen Zeitraum vor den Glaubens- und Vaterunserieden aus-
gezeichnet hatte (oben S. 305). bis zu der eigentlichen Prediatform,
und an die Stelle der Beiehlrede kamen seil Ende des zwölilen Jahr-
hunderts wohl ausgeführle Fasten- und Aschermiltwoehspredigten.
fennones quotidiaiii und iii. capite jejiinii, wie das Latein der Kirche
sie betitelte. Dergleichen fcrmones quotidiani, d. h. die man all-
tflpglich wührend der grol'sen Fastenzeit halten konnte, sind hei un-
Xr. VI u. \\\ ; ein fermu in capite jejunii das Bruchstück in HolT-
manns Fundgr. 1, 69: den Bulsprediglen bei Leyser 30 u. 125 fehlt
die naphere Bezeichnung; für die zwei in Grieshabers Sanunlung 2.
66 u. 74 lafsen die Überschriften selbst die Wahl zwischen dem und
jenem Gehrauch : In capite jejunii et per tutam quadrage/'iviaiif
quandocunque volueris und Ifte fermo Convertimini (die Ascher-
nn'ttwochsepistel Cnnrertimini ad nie u. s. w. Joel 2. 12. 13) eliani
eft communis quandocunque volueris.
Catechismusstücke also und Catechismusreden sind jezo seilen,
die letzteren seilen schon im lebendigen Gehrauch, noch seltener beidt
in der Schrift : um so zahlreicher sind uns, namentlich aus dem drei-
zehnten und dem vierzehnten Jahrhundert, deutsche Predigten über-
liefert. Denn jezt erst war es mcpglich und der Mühe werth, das
nüchtisre Wort mit dem Buchstaben zu befestigen und es für alle
Zeiten dauerhall nutzbar zu machen ; wie der Dichter ik^ Passional>
in Z. 220 fgg. der Nachrede sagt (Wiener HS. 2694. vgl. Diut. 2, 08.)
Swaz ich Mute predigen pflege,
Daz verget tnit dem gähne:
Swaz aber ich mit dem halnie,
Mit der vederen maine ich, fchribe,
DaZ' hoffe ich ie ez blibe
Nütze über manigen tac.
Er meint das geschriehne Gedicht im Gegensatze zu der blofs giv
sprochenen Predigt: wir moegen aber, und bleiben damit ganz im
Sinne der Zeit, sein Wort auch von der geschriebenen Predigt ver-
stehen.
Vom Zwecke der jezt entstehenden Prediglsaiiiiulunoen gilt das-
selbe, was oben bezüglich der in Bruchslücken vorliegenden Sanun-
lung aus dem 11. Jahrhundert lieiiierkt wurde. Sie waren zu-
nfechst Handbücher fin- Priester, die ihnen Muster aehcn. und unter
ZWECK DER PREDIGTSAMI\1LUNGEN. 339
linstandeii geradezu als FiindfJ^ruberi der Eiitlehiumg und als Foi-
inidare dienen sollten; schwerlich eine einzige enthält Predigten, iUv
wirklich alle das Jahr hindurch nach einander waM-en gehallen und
dann erst zur Erinnerung und ni;r dazu auFgeschrieben worden. Den
Beweis l'tn" jene Bestimmung erblicken wir, wenn z. B. die Benedict-
•Ix'urer Sannnlung hie und da Vorschrilten giebf, dals und wie eine
Credigl auch bei andern Anlapl'sen als den gerade in der ÜberschriH
bezeichneten könne verwendet werden : Fred, de S. Laurentio, Kelle
S. 100 Nomina quemcutnque marlirem celis: in iiniascuiusque marti-
ris f'efto hec predicare poteris ; iiariae Geburt, S. 108 Hec predices
in quocunque fefto beate Marie velis. Oder wenn die Predigt am Tag
exaltationis crucis bis gegen das Ende über das Kreuz und Christi
Erluehung an demselben handelt und dann S. 116 ein doppelter Schlafs
kommt : Hec dicas in inventione fände crucis, Hec diras in exal-
tatione*^. Oder wenn in der Wiener Sammlung Fdgr. 1, 112 aul
die Glaubensformel die An\veisung folgt Hanc katliolicam fidein fie-
pius in fefticilatibus dicere debes, et si sit fefticitas, quod ad
corpus domini aliquis accedere velit, confeffionem fubjiinge ita di-
cens Min vil lieben u. s. w. (Ansprache, Beichtformel und Indulgenz) :
oder wenn anderswo mehrere Heilige genannt und zur Verehrung
empfohlen werden, bei St. Nicolaus aber hinzugefügt wird (ebd. S. 119j
Si de miraculis eius aliqua dicere volueris, habes fupra ante nati-
citateni Christi. Daher, \\enn in dem Formular für eine Ansprache
am Feste Aller Seelen S. 114 ermahnt wird: Gedenchet unser hüs-
(jenözen, die ninlichen verfcheiden sint, rneifter Gumperhtes undc
meifler Wizeperh unde anderre unfer hüsgenözen, so weist hiis-
yenuz-en zwar auf eine Gemeinde hoeriger Landleute hin, aber die
Namen sind nur beispielsweise als Ausfüllung des Formulars gemeint,
und könnten ebenso gut andere genannt sein. Und ähnlich steht bei
dem unmittelbar vorhergehenden Satze Pittet utnbe alle die üzer dirre
famenunge i'erfcheiden finl, herren olde pruoder oder fwester zwar
fest, dafs der Redner in einer Klosterkirche spricht, aber es ist offen
gelafsen, ob in einem Männer- oder Frauenklosfer ""''')•
Ebensolclie Bedeutung und Anwendbarkeit halten die lateinischen
Homiliarien vor der Karolingerzeit und aus ihr besefsen; jezt traf
*") Das eine Fest begeht die WiederfiiHluiig des Kreuzes durch die h. Heleny,
das andere seine Wiedererhcehung, nachdem die Perser 614 es geraubl,
durch Kaiser Heraclius 629 oder 630.
■'■") Herrc ist Pfarrer, hier denn ein hioslerbruder. der als Priester eine Pfarre
versieht.
340 AUTORIT^.TRN ORR PRKDI(7r.
iioili ein miilrcs Boispicl ii.rhci- iiiul Nvirktc noch unnnttclltaii'r. In
(las erste Vierlei des 12. Jahrhumlerls fallt die aurserordentlich fruclil-
bare und manniijfach eiTMJoreichc Thfrliirkeit des Honorins Aiiffiislo-
dunensis, dessen Lebensumstände \vir s(» o-ul als irar nicht, dessen
Schriften wir desto befser kennen*): darunter mehrere, deren Wir-
kung das ganze Mittelalter hindurchgeht. Eine davon ist eine latei-
nische Prediotsaininlunsr, Spi'culum ecdesiae genamit. ausdrüi'klich be-
rechnet für die Anleitung zum Predigen und zur A^ushilfe dabei, in
ihr gewahren wir den nsechsten Anstofs, eben dergleichen auf Deutsch
zu verfafsen, um so zweifelloser, als sich z. B. in jener Benediclbeurer
Sanunlunir wiederholendlich bald wortliche, bald freiere Anlehnungen
an die lateinischen Muslerstücke des Honorius linden (virl. Kelle S. VII.
[Müllenh. u. Seh. zu XCVl]). Natürlich bildete er nicht die einzige
Ouelle und uiclil die Quelle fiu" alle : auch wo die Verfafser dieser
honuletischeu Musterbücher nicht aus sich selber schöpften, standen
ihnen noch genug andere noch angesehenere und ältere Autoritaeten
zu Gebote. Und meist werden sie in dieser unselbstiindigen Weise
verfahren sein, schon aus loeblicher Demulh, um doch nicht Dinge al>
Cluster aufzustellen, die von ihnen selbst herrührten, sondern eher
solche, deren Wertb der Ursprung von irgend einem heiligen Vater
der Kirche verbiu'gte. In so fern haben all diese Sammlungen eigent-
lich keine Verfafser, und wirklich wird auch nirgend der Name eines
Verfafsers angegeben.
Diefs Rückgehn der deutschen Predigt des zwölften Jahrhunderts
auf altere Autorita^ten ist auch die na^chste Ursache, warum ihre ganze
Fafsung und Hallung im Wesentlichen noch als dieselbe erscheint wie
schon im elften Jahrhundert. Wälirend uns aber die Predigt dieser
früheren Zeit nur in Bruchstücken erhallen ist, und so von ihrer All
uiul Weise doch kein vollständiges Bild kann entworfen werden, haben
A\ir luui. im zw(dften Jahrhundert, eine Fülle von Denkmadern, die es
m()glich macht eine Characteristik der danuiligen Predigt weise zu ver-
suchen. In allen Haui)tzüffen wird dieselbe auch rückwärts für die
Predigt des 11. Jahrhunderts giltig und der einzige Unterschied etwa
nur ehi quaulitativer sein: das 12. Jahrhundert zeigt gelegentlich eine
vollere breitere Ausführung, wie der allgemeine Fortschritt der litte-
rarischen Übung sie ermteglichte und wie auch noch andere Umstände
den Anlafs dazu gaben. So entfaltet sich uamenllicli die Verehrung
der Junoffrau Maria nicht selten nun in einem reicheren Mafse von
■') [Sielie über beides Scherer in der Zschr. für ceslerr. Gyiiiii. XIX, 567 fgg.J
ANLAGE DER PREDIGT. H41
Worlon und Bildern, als n\ olil je in Prediglen der alleren Zeil : aber
die Kirche selbst war darin jezt weiter vorgesclirilten, hatte die heil,
.lungfraii noch mehr von den übrigen Heiligen fort und noch na^her
riiristo selbst an die Seite gerückt, und auch die Poesie nicht blofs
der Geistlichen, auch die der Laien gefiel sich in diesen Uberschwäng-
üchkeiten. Sie waren der religi(ps verklärte Wiederschein des irdi-
schen Minnedienstes, der jezt ein Hauptgegenstand der Dichtung wurde.
Abgesehen von solcher volleren wärmeren Ausführung in Einzelheiten
war also und blieb die ganze Anlage der Predigten, die Art und
Weise den kirchlichen und in der h. Schrift gegebenen Stoff zu be-
handeln dieselbe die sie schon vorher gewesen.
Die Predigten sind entweder sermones de tempore oder de sauclis
(s. oben 307). Letztere pflegen aus kurzer Erzählung mit angehängter
erbaulicher Vermahnung zu bestehn, und sie gehn nicht uothwendig
von einem Bibeltexte aus. Die Wiener Saunnlung zeigt ein eigenes
Mittel um das geringere Mafs von Erbauung, das sie somit gewähren
konnten, zu vergüten, indem wiederholendlich am Schlufs eines Vor-
trages die Gemtinde zur Anslimmung eines Bittgesanges aufgefordert
wird (Fdgr. 1, 80. 115); was denn auch aufser den sermones de
sanctis bei anderen VortrjFgen geschieht, die nicht von Bibelstellen
ausgehn, bei den Ermahnungen zum Gebet für Lebende und Abge-
schiedene (Fdgr. 113. 114).-^) Den Predigten auf Sonntage und auf
solche Festtage, die ihre Bedeutung aus der evangelischen Geschichte
her besitzen, den Sermones de tempore konide der biblische
Text nicht fehlen. Hier stellt in der Regel an der Spitze die von
Alters her vorgeschriebene Pericope, zuerst lateinisch, dann in deut-
scher Umschreibung-. Doch kann auch diese letztere vorausgehn und
der lateinische Text folgen (oben S. ä5), oder auf die bereits in der
Messe verlesene Pericope wird in der Predigt nur Bezug genonuneu,
ohne dafs sie derselben in ihrem Wortlaut eingefügt würde (oben S. 10).
Und nun wird denn, nach der besonderen Weise der Homilie, kein
einheitliches Thema aus dem Text abgeleitet und ausgeführt, sondern
er selbst wird unmittelbar und Glied für Glied belehrend und erbau-
lich ausgelegt und angewendet, etwa so, dafs noch diese und jene
andere pafsjiche oder pafslich erscheinende Schriftstelle mit herein-
■) [Genn. 1, 449 zu Allerheiligen (vgl. Spec. ecci. 128- 28) iiiid Allerseelfii.
Bei Honorins niiuen in einer Adventspredigt Spec. ecrl. ed. Co]. 1531 l'nl.
250 a: Iden nunc gloria in e.rcelsis introniitiinuai. Anironlcning zmn Cm-
sang am Sctilufs einer deutschen Adventspredigt Genn. 10, 467.] ;
342 ANLAGE DF.H PREDIGT.
gpzoffen nnd orobraiicht \M'rd um die Aiisleoiincr der Ein7A'lheiltMi zu
unh^rsliil/en oder den Ihrrüan^ von der ciiicn zur andorn l)ild(Mi zu
hcUcii. Xiclil sollen niicli wcrdiMi nicliicrc Anslcounofeii und Aiiwrii-
diinocn (Miies und dcssclhcn Ttixlolünlcs als .oloirhbeiochtiul liiiiU-r
einander vdrocfidirl. wovon jene Honn'lie von den finiferlei Arbeitern
im \Yeinberfr niit deren Beziehung znersl auf die fünf Weltaller, dann
anf die fünf Altersstufen ein älteres Beispiel friebl. Den Schlufs bildet
eine alloemein g-ehaltene Ermahnung, wie sie entweder an das zulelzl
besprorhene sich ansehliefst oder auch auf den Gesannntinhalt der
jranzen Homilie sich begründet: in diesem Falle wird wenigstens liier
und wenigstens implicile eine Art Thema aufgestellt; und das letzte
Wort besteht gern in einem kurzen Gebeisruf um den Segen Gottes.
Der Umfatig wächst bei diesei" Behandlungsart wohl über den des
Sermo de sanclis hinaus, aber er bleibt geringer als der einer Predigt
im engeren o-enaueren Sinne des Wortes ausgefallen wff're. I'iid er
bleibt auch da ycring, wo. was nun allerdings mitunl(M- ireschiidil, \on
(lie.-em schlichten Gange der Homilie abgewichen nnd schon mehr in
die Art der eigentlichen Predigt eingetreten ^^ird.
Diese Ausnahme geschieht in zwiefacher Weise. Enl\N'eder es
wird dem Evangelienlext und dem was sich unmittelbar an diesen
knüpft noch eine einleitende Betrachtung, wie die Homiletik es nennt,
»m'u Exordium vorausgeschickt, die jedoch ihren Ausgang auch von
kirchlich autorisierten Worten nimmt, z. B. Fdgr. 1, 123. 125 von
der fiM" denselben Tag vorgeschriebenen Epistel- oder Prophetenstelle :
fd)pn S. 9 beginnt, eifi noch vollerer Beleo-. die Predigt mit Worten
Augustins, nimmt dann Bezuo- auf den Episleltext und gelangt niui erst
zum Weihiiachtsevangelium und dessen besonderer Besprechung. Oder
die Pericope ist so kurz luid einfach, dafs eine Theilung nnd Zer-
gliederung nicht wohl möglich, und so wird sie von vornherein im
Zusammeidiange des Ganzen und desshalb mit mehr einheitlichem
Fhifse der Gedanken be.'^prochen. wie in der Predigt in octaua Domiiu'
bei Kelle S. 17. [Für diese beiden als Ausnahme erscheinenden
B(diandluugsweisen fand man bei Honorius von Antun die N'or-
Itiider.]
Gleichviel aber. ob. wie oewöhnlich. yanz als Homilie. ob ausnahms-
wei.se mehr einer Predigt ähidich. all diese Kanzclreden haben, was das Dog-
malische darin betrifft, durchweg eine und dieselbe bezeichnende Eigen-
thümlichkeit: die eigentlichen Sätze der Dogmatik und ebenso alles, was ans
dem Leben und der perscrnlichen Erscheinuno- Christi nnd der h. Jungfran
dogmatisch zu verwenden ist. wird mit Vorliebe sofort sviidtoliscii ein-
TYPOLOGISCHE METHODE. 843
g-cklcidef, verbildlicht und vcrsinnliclil diirrli Dinge, dio der Natur,
oder durch Ereignisse und Personen, die der Gescliirhte des alten
Tesltuiiontos angchtpren. Ein Verfahren, das man wohl unterscheiden
Minis von jener Art zu symbolisieren imd zu alleoorisioren. die wir
<ib(Mi l)oi der Prediot des 11. Jahrhunderts besprochen haben und
\\obei (b"e Thatsaclien der evangelischen Gescliiclile sfli>sl syndioliscli
geuendet werden um sie auf Glaubens- und Siileniehren auszuleoen,
wie etwa die zwei zusanunen ausgesendeten Jünger auf das (iebol der
zwiefachen Liebe. Jezt bleiben vielmehr die evangelischen Thalsachen
oder die Glaubenslehren gerade in ihrer ersten und eigentlichen Be-
deutung bestehen und es wird ihnen etwas anderes als sie abspieo-eln-
des Symbol an die Seite gestellt. Nicht zwar als ob damit etwas
völlig Neues in dieser Zeit erst aufgekommen waere : aber jezt sieht
dies(^ andere Art von Symbolik in vollerem Flor als fridier. und nauuMit-
licli diefs ist einer der Umstände, wodurch jezt die Ausfidiruno- {J(m
Homilien eine reicher belebte waid, als sie vordem gewesen.
Die gebrauchten Sinnbilder waren nicht seilen wirklich sinnreich,
nicht seifen wahrhaft dichterisch, wie denn auch die Dichtkunst ebenso
gern als die Predigt sich ihrer bedient hat: man sehe das Melker
Marienlied Leseb. P, 341. Sie waren natürlich ansprechender für die
znho'rende Laiengemeinde, als eine in kalter und trockener Begrifflich-
keil gehaltene Dogmatik ihr hätte sein können. Dennoch waren sie
nicht gerade um der Laien willen, und keineswegs blols als dichte-
rischer Schmuck, sondern in ganz ernsthaft realem, in durchaus wifsen-
schaftlich theologischem Sinne gemeint. Bereits manch einzelnes Wort
des Herren selbst und manches der Apostel, dann in einer fast syste-
matischen Ausführung der Brief an die Hebraeer hatte dazu angeleitet,
das Verhällnifs des alten Testamentes zum neuen als den des Typus
zum Antilypus anfzufafsen, überall im alten Testament Vorbilder und
Vorahnungen dessen zu gewahren, was dann in Christo und seiin^r
Kirche die letzte eigentiiclie Verwirklichung und seine Erfüllung ge-
i'unden habe. Mochte nun auch das meiste was in der Art erst das
Mittelalter aufstellte hoechst subjeetive Willkür sein, es Iral doch nul
Ansprüchen auf allgemeine kirchliche Berechtigung auf uiul schien
einen wifscnschaHlich objecliven Werlh zu besitzen. Und wie man
die Geschichte des alten Bundes als das Spiegelbild der evangelischen
Geschichte betrachtete, ebenso erkannte man überall in der Naiur einoi
Wiederschein von der Wesenheit Gottes und von seiner irdischen
Erscheinung: das alte Testament beginnt ja mit der Schöpfung der
Welt und die Welt ist von Gott durch das Wort, d. h. durch seinen
344 GESETZLICHER GEIST DER PREDIGT.
Sühn gescliall'en, warum al.su iiiclil auch die Natur in ähnlich lypo-
logischer Weise betrachten und ausdeuten.
Diese Geschichts- tnid Natursyniholik des Mittelalters liat sich
alloemach zu einer fast unübersehbaren Fidle und iIainiijTfalti<fkeit ent-
wickelt. Was der Arl die früheren Jahrhunderte erfunden hielten die
spaeteren in Glauben und Andacht fest, erachteten sich aber durch das
ältere Beispiel um so mehr befugt üleichartig weilei- zu arbeiten, ^^'ir
beg-egnen diesen Symbolen, den allgemein angenommenen wie den
seltneren, mehr nur gelegentlichen und vereinzelt gebliebenen, in rein
wifsenschaftlichen Werken und in Gedichten und mitten inne zwischen
beiden in der rednerischen Prosa der Predigten. Eine ziemlich er-
schöpfende Zusammenstellung von ihnen giebt W. Grinnn in seiner
Einleitung zur Goldnen Schmiede Konrads von Würzburg, einem Ge-
dichte das schon selbst ghnchsam dit^ Schatzkaunner füi- alles bildet,
was von dieser Arl gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Deutschland
gäng und gaebe war. Der Dichter legte sie an, ein Laie für Laien,
aber auch er nicht blofs des poetischen Reizes wegen, er so wenig
als die Prediger: der Zweck war überall nicht die Lehrsätze des
Glaubens nur sinnlich zu veranschaulichen, die Parallelen und Typen
sollten vielmehr als Beweise für dieselben gelten.
Noch eine zweite Eigenheit unserer allen Predigt verstärkte ihre
Einwirkung auf die Laiengemeinde, wiederum ohne dal's solch eine
Wirkung eigentlich beabsichtigt war. Fast überall wird noih viel
mehr als die dogmatische Seite die andere, die zur Vollkonnnenheit
des christlichen Lebens wesentlich gehoert, herausge wendet. Es wird
fort und fort auf die Bellueligung des Glaubens durch den Wandel
und die ^V'erke gedrungen, es wird dem Text den der Prediger er-
läutert und den (Jlaubeussätzeu die ei- vortra^gt wo irgend möglich
die Anwendbarkeit auf das pi'aktische Leben abgewonnen; gewils da-
dui'ch wiederum eingänglicher für die Menschen des IhaHigen Alltags-
lebens. Aber, und das ist nicht zu übersehen, die ethischen Forde-
rungen werden seltner von dem Geist «ler Liebe gelragen, als sie mit
alttestamentlicher Gesetzesstrenge auftreten. Die Prieslerschalt des
Mittelalters trat mit Bewufstsein an die Stelle der alttestamentlichen,
und wenn ihre Predigt i'rmahnl den (jlauben durch ^^'eJke zu be-
tluetigen, so ha'rl man den Spruch des Jacobus, dal's der Glaube ohne
die Werke todt sei, fast überall nut einseitiger Betonung heraus-
klingen.
Endlich eini; dritte Eigenheil scheinl erst jezt, im 12. Jahr-
huntlerl, aufgekommen zu sein; auch sie geluerl mit zu der grtefseren
ERZÄHLUNGEN IN DER PREDIGT. 345
ren Fülh? der Ausfiihriiiiij, die man sich jezt im Vergleich zu der
strengen Kürze des 11. Jahrhunderts gestattete. Es ist das die ge-
legentliche Einschaltung kurzer, nicht aus der heil. Schrift entlehnter
Geschichten, wodurch der eigentlich rednerische Gang allerdings unter-
brochen ward, aber so, dafs dergleichen zur Verdeutlichung eines
gerade behandelten Satzes der Glaubens- oder Sittenlehre diente oder
ilienen sollte. Es waren entweder, wo nicht wirkliche von der Kirche
anerkannte Legenden, doch legendenartige Erzählungen, oder Anec-
doten aus der Profangeschichte, namentlich des vorchristlichen Alter-
thumes. In der Verwendung auch dieser letzteren innerhalb einer
christlichen Predigt lag nichts Anstoßfsiges : man war gewohnt die
ganze Geschichte vor Christo, auch diejenigen Theile derselben, von
denen das Alte Testament nichts berichtet, gleichwohl mit in die
(ilte e hineinzurechnen : es war eben auch Geschichte, die der ninwen
e vorangieng (s. Berthold v. Regensb. ed. Pfeiffer 398. 18 fgg.). Der
Gebrauch solcher eingeschalteten Erzählungen, den wir spaeter noch
in weiterer Ausbildung, auch als Missbrauch und in Missbildungen
wieder treffen werden, geht wie es scheint auf jenen Honorius von
Autun zurück, dessen Speculum ecclesiae fo maisgebend für die kirch-
liche Beredsamkeit des 12. Jahrhunderts war. Er hat dergleichen
öfter in dieser seiner Mustersammlung *), und aus ihr hat eine Predigt
der Benedictbeurer Samudung mit wörtlicher Entlehnung vier solcher
Geschichten geschöpft (Kelle S. 168—171; vgl. ebd. VII). Andere
Beispiele gewährt die Wiener Sammlung an zwei verschiedenen Stel-
len, einmal die Legende von S. Laurentius, ein andermal die Geschichte
von Theophilus und seinem Bund mit dem Teufel (Fdgr. 1, 99. 120 fg.);
[und andere wieder die zweite der von Leyser bekannt gemachten
Sammlungen S. 60. 67. 69. 72. 76]. Von diesem zu heiserer Ver-
deutlichung und groefserer Belebung gebrauchten Mittel könnte man
nun wenigstens meinen, es sei zum Besten der Laiengemeinde und
aus Rücksicht auf die dichterischen, die epischen Bedürfnisse und
Neigungen des Volkes aufgebracht worden. Indessen auch hier ist
eine Rücksichtnahme der Art, insoweit sie das einzig oder zuvörderst
bestimmende gewesen waere, abzulehnen. Die Wiener Sammlung
wenigstens war, wie wir gesehen (oben S. 339). zuuff'chst fin- ^Xi^n
Gt^brauch in einer Klosterkirche berechnet ; und die Erzählungen, wie
man sie jezt allein noch brachte, haben durchaus nichts Laienhaftes;
*) [Z. B. Fol. 43 eine Jlarienlegende und gleich in der naeclislen Predigt loi.
46'' fg die (iesciuchle von Ulysses und den Sirenen.]
Altd. Predigten. 23
346 KETZEREI.
die legendarischen sclilofsen sich bei dem Glauben dessen sie ge-
nolsen wn d;is Evangelium an, und Anecdolen aus der I*rüiangesehirhle
des Allerlliunis traten mit in das Verliallniss von Typus und Anti-
typus ein, in welchem man gewohnt wiw alles und neues Testament
aulzufalsen *).
In einer Fri'diglsannulung deren abgebrocheiu^ Überreste den
Schriftzügen nach dem llbergange des 12. zum 13. Jahrliundert an-
gehceren findet sich bereits, aus Anlals des Evangeliums vitn den
zehn Aussätzigen, eine Beziehung auf die rrrcere, d. i. Ketzer (oben
S. 37), Hiemil tritt ein neues für die weitere Entwickcluni» folgen-
reiches jMotiv in die deulsciie l'redigtiibung ein, bei dem wir an der
Schwelle des 13. Jahrhunderts mit einer einleitenden Betrachtung ver-
weilen müfsen.
Eben damals, in Verbindung mit den scharf (jrneuten Streitig-
keilen zwischen Kaiserlhum und Pabsttiium. unter denen viele an der
Kirche und den» (ilauben selber irre wurden, brach die manniu falligste
Ketzerei, wirkliche und nur so geheilsene, wie sie von jeher gleich
unterirdisch drohendem (j'e Walser unter dem Boden der rcemischen
Kirche sich dahin gezogen hatte, an den verschiedensten Orten und
in der verschiedensten Art aufs neue hervor, um von da an bald
geräuschiger, bald stiller, bald trüber, bald heller die Jahrhun:ierle
hindurch zu slru^men, bis sie endlich in der Reformation ihre Be-
friedigung und ihre Läuterung fand. Der eigentliche Ouellboden war
damals im südlichen Fraidireich uiul im nördlichen Italien, aus beiden
IS'achbarlandern gieng der Erguls nach Ueuischland. Es wucherten
groefsere uml kleinere einander wechselseilig verwerfende Gemein-
schaften mit den niauuigfaltigsteu Reiu'nnungen^'"). Die einzelnen Lehr-
begriÜe durch die sie von der Kirche und unter einander abwichen
*') |Eiii»; bewiisste Kückbithliialuiic aiil' die Bedürruiüst; der Laieii{remeiiule wini
wenigstens Ijci lloiiuriiis iiiclil ul>^uleliiien .sein. Oder was ist es iinderes,
wenn nacii einer üigression iiljer die syinlinli.-ielie Bezieliung der 70 Tajje,
wiünend welelier in der Kirelie das Alleliiia scliweigl, zu den 7Ü Jahren
des l)al)ylonisclien Exils die l'rediul in seplna-^esinia durcli die Anweisung
initeritroetie» wird Uwe swpius intermisce senitonibus /»(.s, tnoii liiiiu:i-
cetnudi verbis eis faslidium lollis (lol. 46'').|
*') lAul-^er llalins (ieseliichle der heller im Milleluller (8 Bde. 1845-50) selie
man liieriiber J. (irinnn Wiener .lalirbl). d. Lill. 32, 211 Igg. ; Selmiidl Die
Seelen zn Straisimrg im Millelaller, Zsehr. f. iiist. Tlieol. X (1840); FleiliVr,
Zselir. r. d. All. i), 57 — 65. Zu den von PfeiHer znsammengelragenen
Steilen üerlliolds v. Kegensburg Inge mau noeli die v«n I.eyser S. XXXI
uns einer seiner lateinisehen i'rediglen niilgelluille.J
KETZEREI. 347
lafsen sidi nicht mehr genauer bestininieii : denn man ist fast ganz
auf das angeAviesen, uas dit' kirchlicli ghinbigen GegiuM" berichten,
denen man nur zu oft weder den Willen noch auch die Fa^higkeit
zutrauen darl", die Wahrheit hier voll zu erkennen nnd zu sagen.
Vnd die Ketzer selbst, meist niederen Standes und gelehrter Bildung
entbehrend, waren gewiss vieliach nur in der iiegalivcMi Seile ihrer
Hieresic, dem Widerwillen gegen die hcrschende Kirche, sich selber
klar, ürei Hauplrichtungen lalsen sich indess inil zwcirellüst^r Be-
slinuntheit erkeimen und benennen, zu Axelchen alles andre sich niu-
als Mischart und Spielart verhält. Einmal die Richtung der Waldenser
auf Riickführung der Lehre und des Lebens zur INorm des Evanoe-
liums: sodann die manichfeische Irrlehre der Albigenser. die einen
Dualismus in der Gottheit, ein gutes und ein ba>ses Princip schon bei
Erschallung der Welt und der Menschen anuiunnt : enillich die my-
stische Richtung, die sich, wie es anderwärts leicht und oft geschaii,
in Pantheismus verlor oder barer Pantheismus von Hause aus war.
Von diesen drei Hauptarten der Ketzerei fand zuerst und, wie
es scheint, audi ihr die Folgezeit zumeist die evangelische der Wal-
denser in Deutschland Eingang-. Ganz im Beginn des 13. Jahrhunderts
lindel sich hier eines der vorzüglichsten Merkniale des Waldenser-
Ihums. Vei-irauthcit mit der h. Schrift durch vei'breitete (Übersetzungen
in die V(dkssprache, und giebt den kirchliclien Obern Ärgerniss. Schon
um 1202 mufste Guido von Paleslrina, paebstlicher Bevollmächtigter zu
Lültich, verordn<'n (Mira'i Opp. hisl. et diploinat. 1, 564) Onmes libri
vomane vel iheulonice fcripti de du'inis fcripturis in maiius trci-
dauttir epifcopi, et ipse, quos reddendos viderit, reddat. Ein Be-
riclit über die Trierer Synode von 1231 sagt sodann von den Ketzern
dieser Stadt MuUi eoniiii injivucti erant fcriplirn's fanct'ts, quas
habebant in Iheulohicumtranslalas (Harlzheim Coiicil. German. 3. 319);
uml weiterhin Br. DaNid von Augsburg (Haupts Zschr. 9, 64) von
(h'U ketzei'ischen Lehrern Piiellas parindas docent etangclia et epi-
j'tolas — düciles inier aliquos coinplices et facundus docent verba
erangelii et dicta apoftolorum et fanctorum aliorum in vulgari lingua
curde firmare (vgl. auch Bertliold ed. PfeilTer 406, 5), Dagegen
scheinen die Verirrnngen der Albigenser in Deutschland erst gegen
die Mitte des 13. Jahrhunderts tingedrungen zu sein: erst da treten
bestimmtere, ausführlichere Zeugnisse auf (wie das Bertliolds 404, 12).
Lediglich ein dculsclies Wort könnte einen Schlufs auf frühere Jahr-
zehnle hier nahe legen. Jene neuen Manichieer nannten sich Cathari
= xaitaoüi, die Reinen im Gegensatze zu der vom Teufel behersch-
848 KETZEREI.
ten Well mid Kirche. Hieraus nun enislainl, iiiiifieileulschl in die
Verwandtschiiil von katze (s. Berthold 402, 21)*), die Bezeichnuntf
kelzer, zuerst itn ersten Viertel des 13. Jahihimdcris für das idlere
irrwre (z. B. oben XX, 37. 56) oder zwicelterc gebraucht. Doch
wapre der Schlul's übereilt, dals mit diesem Namen auch die Sache
selbst, die Irrlehre der eigentlichen Katharer bereits bezeugt sei : sie
brauclile nur anderswoher bekannt zu sein, um Anlals zu geben, dals
die Kechtgläubigen, deren Eifer weil entferni war es mit der gegne-
rischen Sache genau zu nehmen, die Benennung der ärgsten Art von
Irrglaubigkeit auf alles, was irgend Irrglaube war oder schien, als
Sehimpfnamen übertrugen **^"). Umgekehrt wurde die wifsenschafllithe
und kirchliche Bezeichnung hieretici schlechtweg auf die Kalharer
insbesondere angewendet.
Wie tief wellliche und kirchlich!» Gewalt zerfallen sein [uochten.
im Kampfe gegen diese neuen Ausbrüche der Ketzerei durfte die
") Und zwiir luich roinaniscliein Vorgunge, wo die Bezieiiiing auf calus nocli
iia'her \:\'^. Alciiiiis al) Insulis (Lille), -f 1202 oder 1203, sii^l in M'ineni
I. Buch iulvcrsiis ha'rolicos el VVnldenscs : Calavi dicunlur a calo, iiiiia
oscttlanlur pos(cnnra caii, in cuius specie, ul dicuni, apparef eis Liicifcr.
IVgl. übrigens Grimm VV. Jahrbb. 32, 217.J
*'■) |Ans einer Prcdi^l der gra'fseren Leipziger Sammlung, die noch dem ersten
Viertel des 13. Jahrh. angelia-reii nuils, Iheilt l.eyser (S. XWi) die Sielle
mit: Gol der heizzel den luvel ein cioflen. nicht dnrumine duz er die
werll habe (jeschaffen. als eüeliche ketzere f'preehen. Daraus gehl aller-
dings nur die Üblirhkeit des Wortes und eine Kunde von der manichäischen
Irrlehre der Katharer, nicht aber ihr Vorl<ommen in Deutscliland hervor.
Aber die Kelzer, die Heinrich IH. 1052 zu Goslar anl'hiingen lieiV, verwarl'en
bereits nach manichajischer Weise die tliierische INaiining und werden aus-
drücklich dieser Seele zugewiesen (Hahn, 1, 46 fg.) ; diejein'gen, die zur Zeil
des !». Bernhard in und um Köln auftraten, verwarfen mit Fleisch und Jlilch
(quidquid eje coilti procrealur) auch die Ehe und gel)en sieh dadurch un-
zweideutig als Manicha'er kund (das. 59 fg.) ; und die Kioster-JNeuburger
Chronik berichtet zu 1210: pestilens hwresis i'alerinorum — prodita est
el cariis lornientis multi eorum necati. l'atareni, im deutschen ,V!uiid
Palrine, war nur eine andre Bezeichnung für Katharer oder ilanicha^er,
und solche waren also doch wohl die Kelzer von denen Innocenz HI. (Episl.
X, 52 ed. Baluzius) an den Bischof von Pafsau schreibt und die Leupold VH.
von üesterreich zu grofser Befriedigung Tiiomasins von Zirclar (12683 ff-'g),
also vor 1215 sieden und braleu liels. Waldcnser wurden allerdings 1212
zu Strai'sbnrg entdeckt, verfolgt und gerichtet: aber mit ihnen zugieicli auch
schon die panlheistisch-mystischen und zur Emancipation des Fleisches nei-
genden Ortlieber (Schmidt a. a. 0. S. 45 fgg). Nach allein dem dürfte
die im Text behauptete Friorila't der waldensischen Ketzerei in Deul.sehland
kaum hailbar erscheinen.]
NEUE ORDEN. 349
kirtlii! auf den wellliclinu Ann rerhiieii. Die politischen Beweg^riinde
kamer» ihr, aiuh wo es an kirchlichen ganz fehlte, aufs nachdrück-
lichsle zu Hilfe, und auch ein Gegner und eir« Freia;eist wie Kaiser
Friedrich II. verfolgte die Ketzer, um mit dem Irrglauben in den
Städten Oberitalien.'^ zugltMch deren übrige Freiheitsgelüste tcrdtlich zu
Irelfen. Es griff aber die Kirche, Schlag auf Schlag und beinahe
gleiclizfilij^. zu den verschiedensten Mitteln der Gegenwehr: zur
WafTcngcwalt im Alhigenserkriege 1209 — 1227; zur gerichtlichen
Untersuchung und Bestrafung an Leib und Leben durch die von In-
nocenz 111. anfänglich den Cisterzienscrn aufgetragene Inquisition : zur
Belehrung des Volkes, einer nachdrücklicheren, als man den gewöhn-
lichen Leutpriestern zutraute, durch die Stiftung der beiden mit dem
Rechte der Predigt ausgestalteten ordines mendicantium, der fratres
minores des h. Franciscus in Italien 1208 und 1212, und der prspdi-
catores des h. Dominicus in Spanien 1215, welche letzteren durch
Gregor IX. überdiefs Traeger der Inquisition wurden.
Beide Orden hatten also ursprünglich die gleiche Bestimmung :
beide waren zu Apologeten der Kirchenlehre gegen die Ketzer, zu
Missionaeren innerhalb der Christenheit berufen; wie Friedrich II. in
seiner Constitulio contra haereticos 1224 es ausdrückte Notnm fieri
rohnmis fratres prwdicatores et mincres pro ßdei negotio in parti-
hns hnpcrii nostri contra hceretiros depnlatos. Sehr bald aber
schlugen sie ungleiche Wege zum Ziele ein. Die Dominicaner, vor-
nehmlich aus den hoeheren Standen hervorgehend und gelehrten Studien
hingegeben, schlolsen sich in zwiefachem Stolze von der iVlenge ab
oder traten ihr nur als Ketzerrichter nahe ; so wurden sie dem ge-
nieinen Manne zuerst entfremdet und dann verbalst. Die Franciscaner,
die CS mit dem Gelübde der Armuth strenger nahmen, ihren Unter-
halt wirklich erbettelten, blieben schon dadurch in beständiger Be-
rührung auch mit den Geringsten im Volke, dem sie auch durch ihren
Ursprung durchschnittlich nff>her stan'ien. Obschon auch aus ihrem
Orden bedeutende Gelehrte, wie Bonaventura und Duns Scolus, her-
vorgiengen. war die gelehrte Art für sie kein bezeichnendes Merkmal.
Obwohl such sie eifrige Prediger gegen die Ketzer, wirkten sie nicht
als deren Verfolger und Richter; ja, wie sie im Leben des Volkes
sich lebendig mit Umtrieben, wurden sie gelegentlich selbst von Ketzerei
angeflogen : hatte doch schon S. Franciscus selbst in einem nicht un-
bedenklichen Verhältniss zu den Armen von Lyon gestanden. Ob-
wohl grundsätzlich auch sie dem Pabste zu Gehorsam verpflichtet,
üblen sie ihn nicht so unbedingt und blind wie die Dominicaner aus,
350 NEUE PREOKJTWEISE.
und zu wicdcrliollcii .Malen haben, wenn der l'ahsl über eine dein
Kaiser getreue Stadt den Bann verhängte, die mindern Brüder ihre
Kirrhen nicht gesrhlofsen, sondern nnbeirrl die Gnadenmittel gespendet.
Kauin waren beide Orden rrcsliffet, so traten die neuen (ilanbens-
bnten auch schon in Dentschland auf. Ihre Lage wie ihre Aufgabe
war von der ihrer allen irischeii und angelsächsischen Vorgänger sehr
verschieden. Die Elemente des (Jlaubens imd die Form des kirch-
lichen Lebens, ja eine mehrhtniderl jährige Gewöhnung an die Priesler-
predigt fanden sie vor : es galt aber nun eine neue Predigtweise zu
finden, die eingänglicher, erwecklicher, die mehr geeignet wsere Alle,
auch die Niedrigsten im Volke und gerade diese zuvorderst zu er-
fafsen, eine Weise, die je nach Lmstiinden mit ihrer lebendigen Be-
züglichk(M't wechselte, die uiclil mehr Jahr für Jahr nach idierlieferlen
Formularen gienoe, die nicht |)iMrs!('i-licli slarr, nicht klösterlich ge-
lehrt, die mit einem Wort volksmaMsig wa^re. Diese neue \\'eisc
ward gefunden, und die deutsche Predigt nahm aus dem Munde der
neuen Glaubensboten einen weil hadieren Aufschwung, als sie ihn im
11. und wieder im 12. Jahrhundert genommen. Dafs eine neue und
in Wahi'heit eine Hauptepoche nunujehr eintritt, giebt sich schon durch
ein äufserliches Merkmal kund, das unter iihnlichen Umständen öfti-rs
in der Litteraturgeschichte wiederkehrt, durch das Auftauchen von
Autorennamen. [Wohl erfahren wir auch in der früheren Zeit von
manchem bedeutenden Manne, dafs er sich unter anderm durch eifrige
Predigt in der Volkssprache hervorgethan habe : aber dann sind, wie
bei den Bischcrfen Godehard von Hildesheim und Otto von Bamberg,
wie bei dem h. (Jimlher und dem h. Norbert, die Denkmff'ler die
eine sohhe Tha^tigkeit belegen könnten der Aufliewahrung- nicht werlh
gehallen worden : umgekehrt sind die Prediger deren Werke sich
erhalten haben verschollen. | Bei der ganzen bisherigen Weise der
Predigt kam eben die Individualität wenig oder gar nicht in den Fall,
sich geltend zu machen. Das ward nun anders : in dem frei hervor-
gebrachten Inhalte der Predigt prangte sich die Persomlichkeil des
Redners aus, sein Name gieng mit Huhm durch den Mund der Zeit-
genofsen und gelangte nn't seinem schriftlich befestigten Worte zur
Nachwelt.
Dieser epochemachende Aufschwung geschah aber, wie nach dem
oben gesagten leicht zu erwarten, mehr durch die Franciscaner als
durch die Dominicaner, obgleich gerade sie den Namen Prediger
trugen; denn es ist schwerlich ein Zufall, dafs wenigstens im 13.
KONRAO VON MARBURG. ALBERTUS MAGNUS. 351
.luhrhiiiKiorl nur für die crslcm eine Wirkiinir dnrch die Predigt voll-
ständig- belegt werden kann.
Zwar die ersten Narhrichlen, die wir von der Art nnd den Er-
loljii^n der deutschen Predigt beider Orden haben, betreifen nur die
Doniinioaner, indem sie von jenem Konrad von Marburg handeln, der
gleich nach dem Eintritt siMnes Ordens in Deutschland sich als Ketzer-
spürer und Ketzerrichter einen furchtbaren Namen erworben iiat.
Freilich, so lange und so oft dieser düstere Fanatiker auf siu'nen In-
quisitionszügen durch Deutschland predigte, drang ihm das Volk in
Haufen zu, so dafs er oft statt der Kirche einen Platz unter freiem
Himmel wählen nuifste (s. ,1. Grinnn Wiener Jahrbb. d. ]>ill. 32, 202).
Aber zuletzt überwog doch die Wirkung seines Thuns die seines
Redens so weit, dafs ihn eben dasselbe Volk 1234 erschlug, und gleich-
sam mit ihm sind auch seine Predigten erschlagen worden : keine
einzige ist durch Aufzeichnung bis auf inis gelangt. Sein gleich-
zeitiger Ordensbruder Albertus Magnus, der berühmte Erkiferer des
Aristoteles (f 1280). hat allerdings auf die weitere Entwickelung der
deutschen Predigt insofern eingewirkt, als er zuerst in Deutschland
die mystische Richtung einschlug, die weiterhin von so grofser Be-
deutung gerade für die Predigt werden sollte : aber er hat nichts der
Art auf Deutsch geschrieben, seine mystischen Tractale sind wie seine
sämmllichen Schriften lateinisch, und erst im 14. Jahrhun<lert fieng man
an ihn zu id)ersetzen ; auch ist von deutscheu Predigten, die er etwa
in solchem Sinne gehalten, nichts berichtet ■"").
Von der deutschen Prculigt der Franciscaner im 13. Jahrhundert
hebt unsre Kunde um etwas spa^ter an, uiul es ist auch da nur ein
■J [Sjirfiihe Albrccfils ^^'llr(l^Il in fieutscher Fiifsun^ ü'oerliefcrl und finden sicdi
n. ;i. Zschr. f. d. A. 8, 215 — 219 ans zwei liiindscliriflen des 14. Jalirh.
milgetlieilt, Daninfer sind einige von der (Jelegenlieit hcrvorgemren ntiH als
Sprüche nrsj)riinglich ausgegangen; einmal aber wird ganz ausdriicUlicl« der
Inhalt einer Fredigl (von dem ewigen Leben, das wir in nns selber besilzefi
sollen) angegeben nnd dann eine Keihe I'iraflsleilen ans ihr aiisgehoben.
Niehls dentet anch darauf, dafs diese I'redigt ursi)riinglich laleinisrh gewesen
und erst übersetzt worden sei. Mystisch allerdings im Grundgedanken kommt
sie doch, wie ilbcrhanpt diese Sprüche Albrechts, ganz mit der gesunden
kraftvollen Richtung anfs Ethische übercin, die wir bei Berthold wahrnehmen,
l'ntcr Btuder Albrechl dein Lesemeisler, von dem a. a. 0. 23t ein kurzer
Traclat oder ein Prediglauszng mitgetheilt wiril, Kann der sonst inuner als
Bischnf Albrchl bezeichnete Albertus Magnus nicht zu verstehen sein. Wegen
andrer Sprüche des letzteren vgl. Litt. (Jesch. § 90, 17 und Germ. 8,
105.]
352 DAVID VON AUGSBl'RG. BERTHOl.D VON RECENSBURG.
Nanu-, hoechstens ein Paai' von Namen zu m iinen ; aber (Ilt eine sieht
so in jedem Belrachl ausgezeichnet da. dafs er allein ich weifs nicht
wie viele andere aufwiegt. Es ist Berthold von Rcüensburg^; nehen
ihm und der Zeit nach schon um einiges vor ihm steht David von
Augsburg.
hii Minoritenkloster zu Regensburg fs. Pfeiffers Beweis hiefiir D.
Myst. 1, XWIIIJ war dieser David Bertholds LehnT und älterer Freund;
spazier und längere Zeil lebte er in dem Ordenshaiise zu Augsburg,
wo er 1271 starb. Er soll deutsch gepredigt haben, wie allerdings
die Ordensregel ihm das eigentlich zur Ptlicht machte, und er soll
diese Pflicht mit Auszeichnung erfülll haben : aber es ist kein befserer
Gewährsmaiui, dem wir die Nachricht vordanken, als der spaete, ge-
lehrte aber utizuverlaefsige Abt Trilheim (-}- 1516 ). Er sagt Annal. Hirsaug.
1, 588 von David quia sermonwn popularium declamatnr fiüf cgrc
gius, de tempore si?nul et de sanctis devolione congruos sennones
composiiit, und erwähnt noch anderswo diese sermones. Erhalten hat
sich wenigstens davon nichts : aul'ser zahlreichen lateinischen Schriften
(s. D. Myst. 1, XXX fg. Haupts Zschr. 9, 55 fg.) besitzen wir \on
David auf Deutsch nur geistliche Abhandlungen, Betrachtungen und
Gebete (D. Myst. I, 309—375 und 375—386. Haupts Zschr. 9, 8
bis 55). diese aber in einem Deutsch, das in der Wahl der Worte,
in dem Bau der Sätze id)erall die ihn beherschende lateinische An-
gewöhnung verr<Fth. Wohl findet sich hie und da rednerischer
Schwung, noch öfter gemüthreiche Tiefe, aber es ist keine schlichte
Frömmigkeit, die hier spricht, und kein schlichter Ausdruck, den sie
findet: denn der Verfafser zeigt sich als Mystiker in der Weise des
Albertus (der 1260 — 1262 Bischof zu Regensburg war) und handhabt
sein mystisches Denken und Emj)finden noch in etwas steif gelehrter,
wenig beholfener Weise. Er war eben der erste Mystiker in deutscher
Sprache, Bahnbrecher auf neuem und schwierigem Wege, den ihm in
seiner Zeit nicht einmal sein Ztegling Berthold nachgehen mochte.
Hat David wirklich auch auf Deutsch gepredigt, und hat er daiui so
gepredigt wie er in den erhaltenen Schriften betet und abhandelt, so
hat das Volk nicht viel von seiner Rede gehabt.
Davids QTCBfserer Schüler ist eine der anziehendsten Erscheiinni-
gen nicht nur in dei' Geschichte des Pi-edigtwesens, sondern auf dem
Gebiete der deutschen Litteratur überhaupt. Diefs beweist schon die
frühe Ausgabe, die ihm. nnt unzureichenden Kräften freilich, zu Theil
geworden ist : Kling, Berlhold ik^^ Franciscaners Deutsche Predigten,
mit einem Vorwort von Neander 1824. Diese etwas fahrlsefsige
BERTHOLD VON REf.ENSBURG. 35H
Arbeit giebt jedoch nur dcii kleineren Theil der in der Heidelberger
Handschrift von 1370 enthaltenen Predigten vollständig, den viel
grnpfseren blols anszugsweise. Sie hat übrigens das Verdienst, die
erste des Gegenstandes würdige Besprechung durch .). Grinnn im 32.
Bande der Wiener Jahrbücher der Lilteralui' veranlalst zu haben. Von
der neuen und auf Vollslandigkeit angelegten Ausgabe Franz Pfeiffers
ist nur der erste Theil 1862 erschienen [der jedoch samuiüiche 36
Predigten jener wichtigsten Heidelberger Urkunde nebst einer AI»-
handlung über Bertholds Leben und einer Ziisainmenslellung der
historischen Zeugnisse über ihn enthält].
Ob mit dem Zusätze zum Namen Bertholds Heimath oder sein
letzter und längster Aufenthalt bezeichnet werden soll, bleibt zweifel-
haft wie bei David von Augsburg. Man hat zwar einige Zeit hindurch,
auf Grund missdeuteter Urkunden, gemeint, er sei aus einem Regens-
burger Geschlechte Lech hervorgegangen (s. Wiener Jbb. 32, 199.
Roth D. Pred. 80 fgg.); aber es ist von PfeifFm* widerlegt worden.
Wir wilsen nur, dafs BerthoM dem Ordenshause der Franci scaner zu
Regensburg angehoerte, einem der ältesten auf deutschem Boden, das
schon 1221 gegründet wurde. Er erscheint zuerst 1246 als Bruder
daselbst, und da bereits als eine Person von Ansehen und in Gemein-
schaft mit David. Er starb 1272. ein Jahr nach David, zu Regens-
burg und ward dort im Kloster begraben. Das Wirken, das seinen
Namen fast durch ganz Deutschland hin und über Deutschland hinaus*)
und auf eine lange Frist hinaus berühmt gemacht hat, fällt in die
anderthalb Jahrzehende von 1250 an. Diese Zeit hindurch erscheint
er nach und nach in den verschiedensten Theilen des Reiches, ja auch
aufserhalb seiner Grenzen als Landprediger, wie mau damals sagte
(Pf. XXUI. Haupts Zschr. 4, 575): d. h. er band sich mit seiner
Predigt nicht an eine Kanzel oder einen Ort, sondern durchzog pre-
digend das Land; und in der That konnte er nicht befser als so der
Bestimmung nachleben, um derentwillen sein Orden gestiftet war. Und
jezt noch können wir die einzelnen Richtungen und Gebiete seiner
Wanderschaft Schritt für Schritt verfolgen : Baiern, Mittelrhein, Elsals.
nördliche und östliche Schweiz, Oesterreich, Boehmen, Mähren, Schlesien,
Ungarn, Thüringen, und zuletzt und allein noch Baiern und Regens-
burg. Den Slaven und Ungarn freilich hat er nicht in ihrer Sprache
) [S. die von llofinann beigebrachten nierliwürdigen Zeugnisse des ilaliaDnisclien
Minoriten Salimbene und des englischen Scholastiiiers Hoger Bacon Sitznngs-
ber. der bayer. Ak. 1867, H, 374 Igg.J
354 BERTHOLl) VON REdENSBURC.
troprcdin-i : hior >liiii(l iliiii ein Dolmetsch zur .Seile. \vie dem h. (Jalliis
dort zu Conslanz (Tf. XXVII). Innerhalb des Deutsehen jedoch
verlieh ihm sein Sprachsinn, den mnndarllich anseinander«jehenden
Sprochweisen trerechl zu werden. Er selber sprach keine bestimmte
Mundart, weder bairisch noch schw.Tbisch, sondern eine Art hoch-
deutseher Gesammtsprache. wie ihm dieselbe anl" sein(>n Wanderunsr«^!
aus den verschiedeiKMi Mundarten zusammencredorsen war, in der
Hauptsache nnbcwusst. aber im Einzelnen auch mit bewusstem Dazu-
Ihun ; das zeiixen z. H. die sich wiederholenden Stellen, wo er davon
spricht, wie der Beofrill' sprs hier mit gcdingr, dort nn'l -•uoversiht,
d(u*t mit dem damals nur norddeutschen hofj'enunqp. iHisi»-edrückt werde
(Pf. 165. 180. 546)-").
Als Berlholds Beofleitcr auf diesen Reisen wird einiffc Mal Bruder
David «>(Mnunit. snriifs fralris BcrlhoJdi de Bnthpoiia (Pf. XXVII).
der mit hnioder Ferchffwlt gieng (Myst. I. XX.XV) : aber es sind
Iheils spnpte. th(Mls sonst unzuverlfrlsiife Nachrichten; jedesfalls diirrie
di(!ser Beirleiter nicht neben Berthold o(>pre(ligt haben. Eher als ein
Landpr(!diorer war David das, was man damals Meisterprediorr nannte
(Boppe in vdHagens Minnes. 2, 385 a), ein o-elehrler Prediaer oder
predigender Professor. Tm so befser war zu jenem Berufe Berlhold
angeleg-t. Wohin er kounnt, sehen wir Tausende sich um ihn dran-
gen ; oft freilich ist in den Nachrichten dieser Zulauf in das Märchen-
hafte übertrieben. Noch ganz glaublich sagt die Überschrift einer
seiner Predigten in einer Züricher Handschrifl (oben S. 09) da ef
menig tufent mcnfrh hart, z-e z-ürirh rar der [tat; in andern Nach-
richten aber id)er Predigten an andern Orten ist die Rede von 40.000.
von 60,000 und 100,000, ja von 200,000 Zuhcrrcrn (Pf. XXX fg.
XXVII). Dals indess die Zeitgenofsen und die ufrchsle Folirezcit
dergleichen glaubte und (irziihlte, bezeugt wie aufserordentlich der
Ruf dieses Predigers war. Das schlichte Wort „vor der sfaC' saijt
uns hier schon genug: für die Zuhcercrschaft, die um ihn sich sam-
melte, war eben jede Kirche und auch jeder Platz innerhalb einer
damaligen Stadt zu eng : und so versteht es sich auch wenn er anderswo
l.rj: ^.ii-,i!)o - -
'■*') [Frwiiliniinp vorflirnt iiiuii die Stelle, wo or den Nnnirn As,s;ir durch ein
fnrsl interprolietl und dann fiirllälirt : Verstel ir nii» linlsche! ez isl als
vil gesprochen der uamc Assnr als ein ualt oder ein forsl (Pf. 204).
Atiiiliches lindct sieh auch in der zweiten I.eipzi^er Snnniilunj; (s. Lojser
S. XXIY), wird aber vom Ileransgeber wol mit Recht iuif den Samndcr und
Mberarbeiter 7.nnickj;eriihrt, der den AVnnsch halte, sein >Yerl\ in möglichst
weitem Ivrcise mnndgerechl zu machen.]
HERTHOLD VON BEGRNSBURG. 355
iiiif freiem Felde oder im ^^';dde oder von Mauerlluinnen heniuter
prodisren miissto (Litt. Geseh. 325. Pf. XXVII). Onr Begierde,
mit der er geiinerl wurde, entsprach denn anch die Wirkiiiio .seiner
Predijjt. von der Johannes von AA'interlhnr in seiner Chronik zum
Jahre 1255 die Worte braucht Peccatores innnmeros rerbo ei exemplo
pariler ad dominum com^ertebat. Es werden uns dafür einzehie
B(>ispiele überliefert. Als Berlhohl 1256 iroendwo in Granl)ün(Ien
über Uno-erechligkeit nn<i nng-ereclites Gut predigte, gab der Rittei-
Albrecht von Sax dem Kloster Pfa^fers das Schlofs Wartenstein, das
er ihm wider Recht entzogen, alsbald zurück (Pf. XIII. XXV):
lauf der Reise gefangen und in ein Raubschlofs geschleppt mufste er
nachdem er erkannt worden dem Burgherren und seinem Gesinde
predigen, bekehrte alle, bestimmte sie Bufse zu thnn und nahm den
Burcrherren auf sein Verlangen in den Orden auf (Hofmann a. a. 0.
aus Salimbene)]: und in Ungarn wurden Viele, die sich von den lieid-
m'schen Rumänen zum Abfall vom Christenthum halten verlocken lafsen,
durch sein Wort aufs neue bekehrt (Pf. XXI. XXVII). Die Verehrung.
di(^ (T durch solch ein Wirken sich erwarb, blieb begreillicher Weise
bei jenen Zahlübertreibungen nicht stehn, sie erzählte noch von Berthold
selber mancherlei Wnnderbares. Wir lesen wiederum bei Johannes
von Winterthur Afferifttr habitiffe fpiri'um propheficp: nam muUa et
direrfa pvo'dixernt — noftris tempon'biis (1340) adimpleta (Pf. XXIII) ;
und anderswo bestimmte Einzelheiten der Art (Pf. XXIV. XXVII. vgl.
XXX ^^.^. Ein Beispiel fällt noch in sein vorletztes Lebensjahr: als
1271 Bruder David in Augsburg starb, ward das gleichzeitig dem
Bruder Berthold, da er gerade zu Regensburg predigte, im Geiste
olTenbart und von ihm sofort dem Volke verkündigt. Auch Wunder
soll Gott an ihm und durch ihn haben geschehen lafsen. Als er in
Thiu'ingen predigte, wurden einmal über seinem Haupte mehrere
glänzende Kronen schwebend ge.sehen (Pf. XXI. XXVIII). Ein ander Mal
ergreift eine seiner Predigten eine Buhlerinn so mächtig, dafs si(«
ihrem sündlichen Leben entsagen will; Berthold fragt wer von den
Znh<prern diese seine reuige Tochter zum Weibe nehmen wolle? er
werde sie mit einer Mitgift ausstatten. Ein Mann meldet sich; Berthold
verspricht 10 Pfund Mitgift und schickt einige Männer durch die ge-
drängte Menge um sie einzusammeln ; während dieses Geschäft im
Gange ist, ruft er plötzlich ^,Sufßcit: nos habemvs pecuniam quam
optamiis^, und siehe, gerade 10 Pfund, kein Pfennig mehr noch min-
der war gesammelt (Pf. XXIV). Ja einer andern Sünderinn, die unter dem
Eindrucke seiner gewaltigen Predigt todt umsank, gab er durch sein
356 BERTHt^LD VON KFJJENSBURG.
(iehfl iinil (las Gebet di;.s mit (hy.u aulffelorderlen Volkes das Leben
wieder (PI. XXI). Wir staunen idier die Menge und Mannigfaltifjkcit der
NaeJirirhten über die.scn Prediger: aller Orten er/.nhien die Chroniken
Deutschlands, warm der Bruder Berlh(dd hierhin und dorthin gekommen,
von wii; vielen seine Predigt angeh(T?rl worden, was sonst dabei ge-
schehen sei; und so ward aueh endlich sein Tod 1272 von nicht
wenigen für ein chronikwilrdiges Ereigniss angesehen (Pf. XX VII Tg.).
Das dankbar riihmende An lenken aber hat ihn lange iiberleld. Johannes
von Winlerlhur schrieb 1340 cnius memoria in henedictionc est
et ndhur recentisaima meo tempore persererat in homtnihus. Hein-
rich Frauenlob sieht alles, was Berlhold vor manchem Jahr gesprochen,
in seiner Zeit erfüllt: er giebt solche Aussprüche in seinen Versen
wieder und leitet sie mit dem Worte ein durch sinen munt rett gol
von himelrichc (Frauenlob ed. EtlmüUer S. 42 fg.). Ein Autor des
15. Jahrhunderts über den Franciscanerorden stellt ihn. den der Pabst
selber eine archam leslamenti genannt habe, als grofsen Prediffor mit
dem h. Antonius von Padua zusammen (Pf. XXXI); noch im sechzehnten
Jahrhundert liefsen sich nach Aventin wallfahrtende Ungarn scnn Grab
\i\ der Minoritenkirche zu Hegcnsburo zeigen (Pf. XXI) und nahm ein
protestantischer Prediger zu Frankfurt. Melchior Ambach, in eine
Sammlung Prophetien ... Vom Ende der Welt und z-uhunfft des Endt-
christs" (Franke. 1544) eine Weifsagung unter dem Xamen Briidei'
Bertholds auf (Leyser D. Pred. XVll).
Die bedeutsamste Wii'kung und auch wieder rückwirkeiule Ursache
.'■olches dauerhaften Andenkens war die Fortpflanzung der Predigten
Berlhol is, die uns bald einzeln, bald zu mehreren Stücken, bald in
umfangreichen Sammlungen vielfach handschriftlich erhalten sind. Frag-
wiirdij,' bleibt hiebei, wer sie zuerst niedergeschrieben. Man winl
zuerst an Berthold selbst denken und dachte so vor Alters : denn
Johanm^s von Winterthur spricht von dioersis voluminihus ab eo
compilatis sermonum, (juos rustiranos appeUari roluil *) und ein
andrer sagt dafs er rolumen sermonum dominicalium et de sanctis
per annum compilacit (Pf. XXXI). Aber vor dem Vortrage kön-
nen Predigten dieser Art nicht aufgezeichnet sein, ib?e frische Lebenilii;-
keit, die ganz als Eingebung des Augenblickes erscheint, müfsle dann
für das Erzeugniss theatralisch geschulter Relle.xion gellen, undenkbar
für jede, wie viel mehr für jene Zeil; und auch nach dem Vortrage
'■■) Vgl. ülier nuslicnmts aU Be/.eiclinniifj für cinr dcul^clic Predigl.-iHinmliuiir
LG. 325, Anm. 23. [Hofinann a. a. 0. 385 fgg.j
BERTHOLD VON REGET^SBURG. 357
würden sie iinler der o-ewissenhaflen Feile des Redners selbst den
Stempel der Redexion und einen iiiehr schriftstellerischen Charakter
«Thalien hab<;n. Wir wirdi-n daher, wie spa^ter bei Geiler von Kaisers-
berg, in diesen Aufzeichnungen das Werk feinsinniger und gedächtniss-
starker Jünger erkennen niülsen.
Zweck der Sammlung war, wie früher, anderen Predigern zu
eignem Gebrauch auf der Kanzel und daneben Geistlichen wie. Laien
zur Erbauung durch IMivatleclüre zu dienen. Die Heidelberger Per<'a-
nu^nthandschrift, die unsre reichste und wichtigste Quelle bildet, wurde
100 Jahre nach Berthold für Frau Elisabeth, Pliilzoiipfinu am Rhein
imd Herzüginn in Baiern hergestellt; aber die Spuren jenes andern
rein clericalen Gebrauches treten auch in ihr unversvischt zu Ta<j-e.
Anweisungen UcTmlich, anderwärts gesagtes, dessen Wiederholung der
Schreiber sich ersparen will, an ähnlicher Stelle einzuschalten. So
hebt z. B. die Predigt üun dem wage)i (Pf. 157) mit demselben Ge-
danken an wie die von den fihen pJanelen, dafs Gott den PfalFen zwei
Bücher gegeben habe, woraus alles für Leib und Seele n(ethicre zu
lernen, das alte und das neue Testament, statt des Fortganges aber,
dafs auch den Laien zwei solche Bücher zum Lesen offen stehen.
lUiMulich der Himmel und die Erde, findet sich die Anweisung: reht
als /'ich der fermo an hebet ton den f'lben phmeten, diu felbeu wort
fol man hie fprechen alle j'ami, und dann gehl die Predigt erst von
da an weiter, wo sie von der edierten früheren abweicht. Oder, noch
sprechender, S. 107 in der Predigt ron den engein unterbricht der
Schreiber den Text nach dem Satze Unde dannoch fö hat diu ßbende
nntugent manigerleie fchaden danne die andern alle famt um die
Anweisung zu geben Unde fioie maniger leie fchaden diu felbe nn-
tugent habe, diu da heizet gilikeit, daz mndet man in dem ferniöne
von den drin lägen; unde fwie maniger leie gitikeit fi, die fol man
alle hie rüegen, wuocherer, fürköufer u. s, w. Vgl. die iihnlichen
Fälle S. 82 fgg. 86 fg. 130. 138. 163. 168. 249. 542 u. a. m. Noch ent^
schiedener und bezeichnender, zuüleich aber auch sehr verkehrter
Weise tritt diese Bestimmung für den Gebrauch der Geistlichen darin
hervor, dafs Berthold auch ins Lateinische übersetzt wurde. Zwei
Handschriften des 14. Jahrhunderts zu Leipzig enthalten Sermones
fralris Bertholdi, theilweise mit eingestreuten deutschen Ausdrücken
(Leyser D. Pr. S. XXVII). Bedenken erregt es nur, dafs imter dem
was man von Berlhold auf Deutsch hat und kennt zu keiner dieser
lateinischen Predigten sich das Original findet; und doch, wenn mau
im 14. Jahrhundert so kurzweg frater Bertholdus sagte, kann niemand
358 BERTHOLl) VON REGENSBURG.
anders als dt'r Regensburij;er geiiuMiil sein. [Auch sind die wenioen
Proben die Leyser S. XXX %g. aus dem lateinischen Beilhold niil-
Iheilt der Weise des deuischen oauz oeiiia'!!; : und am Ende isl es
niclil undenkbar, dals er selbst in kla'stern auch lateinisch gepredigt
hat und dals solche Predigten so gut wie die deuischen der Auf-
zeichnung werlli gehalten worden sind. Wirklich neiint eine Sannnlung
Sei'mones ad religiosos in einer Handschrift zu Erlangen den Bruder
Berlhold als Autor (.Hobnaun a. a. U. 887 fg.). Bei ursprünglich
dt'utschim Predigten, als welche die Seruu)nes rusticani zu München,
wenn sie wirklich vtm Beithold sind, sich durch den Tilcl neben,
braucht man am Eiule auch nicht au formliclu' ( bcrselzung aus dcul-
scher Urschrift zu denken: sie können vom Munde des Redners weg
gleich lateinisch aufgezeichnet worden sein.] '")
Wir niüfsen uns, um den stauuenswerthen Erfolg dieses Predigers
zu begreifen, vor allem nochmals die ganze Bedeutung der neuen
Epoche vor Augen halten, die durch die Mönchspredigl des 13. Jahr-
hunderts heraufgeführl wurde und in Berlhold für Deutschlarul ge-
gipfelt hat. Die Predigt der Leulpriesler, auch in der vollei-eu Aus-
führung, die ihr das 12. Jahrhundert g(;geben, blieb ihrem eigent-
lichen Inhalte nach das Merk einer lodlen Gelehrsamkeit, wie sie der
Form nach auf einem todten Schencalismus beruhte. Auch wo der
Prediger sich nicht darauf beschranken nu»chte. eine gangbare Äluster-
sainmlung, wie sie ihm gerade in die Hände kam. ein Kirchenjahr um
das andere herunlerzupredigen, faiul er doch in seinen Mustern weder
\oibild noch Antrieb zu zeit- und ortsgema'fsen Bezüglichkeiten, zu
einem lieferen Eingehn in concreto Lebensfragen, wodurch es allein
mo'glich gewesen waMe, die Gemeinde mit starker voller Slrc^mung
zu erfalsen und fortzureilscn. So bewegte sich denn die Predigt
[ahnlich wie wie«ler in unserer Zeit] auf der Oberfläche einer gleich-
giltigen Allgemeinheil hin, auch wo sie etwas heiseres war als ein
Geschalt, das uian Sonnlaü für Sduntaü' mit Ira^üer Gewtdmheit ablhat
und an sich ablhun liels. Solcher l'bung gegenüber Irill nun der
*J [Eine vollsläiidige ialeinisclie Predigt Berlholils hal aus riner Hiiixischr. des
Klosters Kreiiisinüiister J. Sclimidt in der Scluil'l über Berllidld von Ki'gens-
biirg. Wien 1871 von S. 15 bis 2ü niii|itllu'ill. Ihr l'e.vl ist das Ave Maria
un<l sie bewegt sich oline prakliseh-elhisihe liiiiitiiny, aber ntil eelit scho-
lastiselior Methode g«n^ um die N erheriiehnng der heil. Jungfrau, llbiigens
kommt sie an rednerisclier (Jew alt und Fülle den deutschen Predigten gleieh :
oh wir hier den Jugendlieben, nueli in der Schnllriiditinn befangenen Bertholil
kennen lernen Yl
BERTHOLDS METHODE. 359
Minorit. von Gelehrsamkeit wenig beschwert, aber voll Begeisterung-
l'iir seinen Beriil', voll inniger KeligiositaH, ein Mann aus dem Volke
mit ocsiindem Volksversland und heifscr Liebe zum ^'olke, eifülll von
dichterischer Ansclhinungskralt, nnt naturwüchsiger Beredsamkeit be-
gabt. Er fragt nicht nach Autorila^len und wirft die Formulare bei
Seile; aus sich selber schöpfend giebt er dem Strom seiner Rede je
nach rmständen bald diese, bald jene neue Richtung: und welch ein
breit und lang und voll dahin fliefsender Strom ! und das Ziel, das er
sicher zu treffen und zu erschüttern weils, jedesmal das Gewissen
jedes einzelnen seiner H(prer. Die andern hatten den Namen, das
war nun der wirkliche Leutpriester ■>"").
Machen wir uns die Art, wie Berthold seinen R(Mlestoff zu hand-
haben und zu gestalten pflegt, nunmehr im Einzelnen anschaulich.
Erst so werden wir erkennen, wie die Epoche, die er für das deutsche
Predigtwesen bezeichnet, zugleich eine für immer entscheidende war:
denn dii^enige umfangreiche und gegliederte Ausführung, deren die
"■■) [Der Veifalser würde !)ci eigner Aiit;arbeitiiiij^ seines llcfles für den Dmeli
gewiss nicht iiljersclien liaben, dal's uns in der zweiten der von Leyser be-
Ivannt geniadilen Lei|>ziger Predigtsaninilnngen bedeiilsame iVIiUelgliedcr beider
hier schroff gegenüber geslelllcii Epoclien der deulsclien Predigt vorliegen.
Da zu drei Predigten dieser Sanunlnng andeivveitige Aufzeichnungen des
12. oder 13. .JahrliiMiderls vorliegen, da nirgend in ihr, weder rühmend noch
tadelnd, der neuen Orden gedacht wird und kein Wort des Preises für deren
Stifter sich findet, schliefst Leyser (XXXll) mit tiechl, dafs die meisten der
liier gesammelten Predigten, obgleich nur in einer (und zwar thüringischen)
Handschrift des 14. .lahrhunderts überliefert, nicht über das erste Drittel des
13. Jahrh. hinabzurücken seien; und wenn ferner nur einmal des lietzer-
wesens und zwar einer manichieischen Lehre gedacht wird, doch so, dafs
das anget'ührle dem Prediger niu-glicher Weise nur aus Büchern, nicht aus
Erfahrung bekannt war, so werden wir dadurch noch eulschiedener an den
Anfang des Jahrbundeils gewiesen. Diese Predigten nun, sichtlich von ver-
schiedenen Verlafsern herrührend und daher von ungleichen» Werth, sind
bereits nicht arm an concreleu Beziehungen. Der Leulpriesler oder Pfarrer
spricht von den besondern Pflichten und Schwierigkeiten seines eignen Amtes,
von den Versäumnissen, deren er sich mit seines gleichen selbst anklageiis
mufs (124, 7 u. Anm. zu Z. 7); der Klosterprediger apjiliciert seinen Text,
auf (las besondere Lebcnsverhältnifs seiner klceslerlichcn Zuhurer (59, 9.
130, 40. 134, 28) und spricht ausdrücklich als Benedictiner zu Benedic-
linern (59, 14. Vgl. 35, 20. 136, 32). b» Kaslenpredigten wird die Noth
einer wilden gesetzlosen Zeit geschildert, wo rumilcli riclie und rüinilcft
eie zullorel ist, also doch wohl der Zeit vom Tode Heiiniehs VI. bis zur
Befestigung Philipps (125, 11 u. Aum. zu Z. 12), und wenn es in diesem
360 BERTHOLDS >1ETH0I>E.
rieuero Zeit in ihrer „Freiiiol" orewohnt ist. ist weseiitlidi hm- bereits
Yorhantlen, ist Iner zuerst tlieils wirlvlitli yelt;islel, tlieils tiüeh erstrebt
imtl versucht worden ''0
I KU 1.
Ziisninmenhangc heil'sl hifrliolue rnd pfujIwH Italni der icurheil geficiegett.
ind liubn daz yntis reiht Uinderuerl rnrivorfen, so drücivt der l'iediger
üiigi-ii.scheiiiiith sein staulisches l'iirleihewiisstsein im.-;. Anderswo hu'ren wir
Worte Walthers v. d. Vogelvveide (30, 18 l)ei Wackern. ii. K.) wiederlilin-
uen : die vürßen. pebiße. cardinale. bifcholue. aple. probifte. erzpriftere.
pherrere. rnd aller hande prelalen. (leißlich rnd irerlliich. di die rbrifleu-
lii'it foldeu beirarn vnd hirlen foldin [in ober die fcliaf rn/ers herrin
ihefa crißi. die {in ivolue (109, 18) ; Worte, die i^ein l'redigerniöneh nocli
^linorit wenigstens der früheren Zeit in den Mund hätte nehmen düri'en.
zumal die Anrede lieben lule (Z. 22) beweist, dal's sie nicht im engen und
vertrauten Kiostcrkreise, sondern vor der I.aiengcnieinde gesproclien sind.
Gegenstand einer ausfülirliehen Hüge, woliei jedoch der t^rediger für gut
lindel, seine eignen Vorgeselzlen ausdrücklicli auszunehmen, ist der Nepotis-
mus der Prielaten (XXIX fg.); desgleichen ihr Wohllelien und ihre vvellliehen
(«ewohnheiten (XXX). Aber auch dem Laienstande wird ebenso direct und
derb zu Leibe gegangen ; es wird den Weibern ihre Kleiderpracht und Ge-
lailsueiil, den Eltern und Ehemännern ihre Schwachheit gegen Töchter und
Krauen vorgerückt, Schweigen Tanzen und Turnieren als Sünde bezeichnet
(XXX fg.) ; es wird das unehrerbietige Betragen in der Kirche und das un-
geislliche Begehen der Jürmesse gestraft (45, 20. 119, 4). Leyser hat von
etwa 150 Stücken dieser Sammlung nur 37 und aus den übrigen nur einige
Stellen milgetheilt; es ist also anzunehmen, dai's sich noch gar viel in diesem
Sinui' charakteristisches würde ausheben lafsen.J
*) |L)afs eine solche Ausführung und ein eiidieitlicher Aufi)au auf Grund eines
einfachen Te.vtworte» auch der früheren Fredigt nicht ganz fremd war, ist
schon S. 342 angegeben worden. In dieser Hinsicht zeigt die erste Leyse-
rische Sauunlung. in cesterreichischer iMundart des 13. Jahrb. aufgezeichnet,
eine i)emcrkenswerthe Leistung und nimmt die unniitttell)are Vorstufe zu
Berlliold ein. Die 9 Predigten dieser Sauuulung haben aus den epistolischen
Perikopen herausgenommene Texte, und der Prediger benutzt dieselben nur
als Ausgangspunkte einer freien Ausführung, die er mittelst einer mehr oder
weniger complicierlen Parlition zu Wege bringt. Die Ausführung seihst
freilich ist hart und iroeKen und sucht durch häufige Citate zu ersetzen, was
au Phantasie, Weltkennlniss und rednerischer Fülle abgeht. Dasselbe \ er-
fahren findet sich denn auch, verbunden mit einer weit lebendigeren Aus-
führung, in der jüngeren zweiten .Sattimlung Leysers, z. B. in der trefflii;hen
Adventspredigt S. 39, die die Worte Ecce venil reu', uccurramus salralori
nostro zum Texte hat, während andere Stücke, wie de Epipimnia S. 54,
sicli an die alte Weise der llomilie halten und nur in der Behandlung ein-
. zebier Thelle des Textes das Yermugeu zu freier Conceplion verrathen.
BERTHOLD VON RECENSBURG. 361
Am seltensten finden sich bei Berthold Sennones de Sanctis. Ei-
nlochte sie, und mit Recht, für seine Behandlungsvveise minder frucht-
l)ar eiachteii. Wo er ^^icii der Riicksiihlnahme auf den Heiligen, an
dessen Tag- er gerade predigt, nicht entziehen kann, widmet er ihm
(h)cli nicht, wie die Früheren, eine ganze und aussciilielslicli erzahhmde
Predigt : er weifs sich vielmehr in aller Kürze mit dem Tagesheiligen
abzufinden. Er giebt z. B. (in Nr. II v. d. 5 pfiindcm) gleich im
Anfang kurz die Geschichte des h. Alexius, des tac man h'mte an
etellcher siat beget in der kristenheit ; er schliefst mit den Worten
Unde sin marter hat nü ende, aber sin freude hat niemer mir kein
ende: unser herre sprichet nü zito im „nü wis frö, geiriuwer kneht,
nü gang in die freude dines herren^', also man Mute liset in dem
h. evangeliö. Und nun wird die Perikope Matth. 25, 14 - 30 ganz
ohne fernere Beziehung auf den Heiligen abgehandelt. Mit der selben
Formel, mit der zu Anfang dieser Predigt S. Alexius eingeführt war:
wer ist der tcise kneht, der getriuwe kneht, dem sin herre sin guot
bevilhet — den dürfen wir niht verre suochen, wird in einer andern
Predigt (Vlll. v. d. üzselzekeit), die an S. Ulrichs Tage in dessen
Stadt Augsburg gehalten ist, auch dieser Tagesheilige eingeführt und
ebenso schnell verlafsen : und mehr Umstände werden in Nr. V von
zwein icegen sogar mit S. Franciscns, dem hochgepriesenen Stifter
dös Ordens, nicht gemacht. Am weitesten in dieser Enthaltung geht
Nr. XXV über Matth. 5, 8 fgg., die Perikope für den Tag Aller-
heiligen : hier ist des Festes an dem die Predigt gehalten w orden
und seiiiJ'S Gegenstandes mit keinem Worte gedacht. Nur Nr. XXXIV,
am Tage der h. Maria Magdalena gehalten, zeigt mehr die Art der
Sermones de sanctis. Hier gilt es freilich einer Heiligen, die über
alle andern mit Ausnahme der h. Jungfrau, aber doch dieser zunax-hst
gestellt werden konnte, wie der Mond zur Sonne. Allgemach »ber
lenkt er nach dieser Ausführung auch hier von der Heiligen ab : dal's
Christus ihr nach seiner Auferstehung erschien führt, auf die einstige
Auferstehung alles Fleisches und Christi Erscheinen zum Gericht,
und das Kreuz des Herren das dann werde gezeigt werden auf das
Kreuz, das auch jeder hier zu tragen und dort zu zeigen habe : und
nun werden die vier Enden des Kreuzes ausgelegt auf die vier Tu-
genden Glaube, Liebe. Hoffnung und Beständigkeit.
Handelt es sich um Sermones de tempore, so wählt Berlhold
wie es scheint mit Vorliebe nicht das Evangehum des Tages, sondern
dessen Lection, die Epistel- oder Prophetenstelle. Wiederum wohl
um sich freier bewegen zu können; vielleicht auch und vielleicht noch
Altd. Predigten. 24
362 BEUTHOLl) VON REGENSBURG.
mehr, weil er Anstand nahm iiber einen Text von h(Pchstor HtMliokeit
im Freien, ohne am gleichen Orte voratigeo-angene Messe, zn reden.
Einem blofsen Apostel- oder Propheteoworte gegenüber durfte er diese
Sehen weniger emplniden.
Berthold hat, wie wir wilsen, t ben meist im Fieien, er hat aber
auch, wie sich von selbst versteht, je nachdem es sich auf seinen
Wanderungen fügte, oft genng an Wochentagen gepredigt, und aucli
an solchen, für welche die Kirche keine Lection vorschrieb. Da hatte
er denn Freiheit, sich eine Stelle der Bibel zum Texte selbst zu wäh-
lt n; zuweilen aber sucht er sich auch den Text in einem ganz anderen
Buche. Ihm sprach es zu Herzen und Sinne, wenn sein Predigtslnhl
unter offnem Himmel stand, wo die Sonne schien und die Luft frisch
über das grüne Land hin strich und Bäume und Gewäfser in das Wort
des Predigers rauschten, und gern lenkte er Herz und Sinn der Heisrer
auf diese lebendige, sta^ts gegenwärtige Offenbarung Gottes. Wieder-
holendlich führt er es aus, wie nebi'n der h. Schrift alten i.nd neuen
Testamentes, die den gelehrten Geistlichen gegeben sei, auch die Laien
ihre Bibel hätten, na^mlich die zwei Bücher Himmels und der Erde
(S. 19. 48 fg. 157 fgg. 168. 505 fg.)*). Demgemapfs nimmt er denn
gelegentlich auch aus diesen Büchern eine lelze oder Leciion zum
Predigttexte, also nicht Worte, sondern Schöpfungen Gottes, in IV die
sieben Planeten, in XI das Sternbild <\ei Wagens: und er legt jene
aus auf sieben, die Rinder des Wagens wiederum auf vier Tugenden,
durch welche das Himmelreich erworben werde, das Sternbild der
Krone aber auf die himmlische Krone der Seligen, und den benach-
barten Riesen mit dem Kolben auf den Teufel, der uns die Krone
wehren will (168 fg.).
Aus dem so gewählten oder dem vorgeschriebinen Texte nun
ergiebt sich entweder, wenn er kurz genug und selber einfach uiul
einheitlich ist, von selbst ein einzigt>r Hauptgedanke als Thema der
Predigt: so gleich in I aus dem Texte Epfi. 5, 15 ..Ir sult wise sin,
daz in iht geschehe alse unwisen liuten'' das Thema : die obersl(!
Weisheit, „diu wisheit, da mite man die sele behüetel vor houbet-
sünden". Oder aber der Text ist umfafsender, in sich mannigfaltiger :
da hat denn Berthold freitich nicht die exegetischi; und homiletische
Kunst diese Mannigfaltigkeit dennoch in einen Hauptgedanken zusammiMi
zu fai'sen, vielleicht auch fürchtet er, die Fafsungskraft seincir Zii-
hoerer möchte dafür nicht reif genug sein; er schlangt auch nicht den
"*) \y%^- '^'•^ Predigt von di^n drei Büchern bei F.eyser S. 4 fgg.]
BERTHOLD VON REGENSBURG. 363
alten Weg der Homilie ein, welche die Einzelheiten alle Schritt für
Schritt behandelt, denn für diesen Weg würde hei der eingänglichen
Ausführlichkeit die ihm einmal eigen ist die Zeit nicht ausreichen :
sondern er nimmt aus der ganzen Fülle nur ein Stück heraus um nur
diei>es zu behandeln, all'-s Übrige aber laMst er für dicrsmal auf sich
beruhen. So wenn er in XXV über Malth. 5, 8 fgg. sieben von (l(!n
acht Scligpreisungen hei Seite setzt um mir die eine abzuhandeln
-Selig sind die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen'-*.
Gleichviel aber, ob er den Redestolf in solcher Art abkürzt oder nicht,
gern wendet auch er, wie die Früheren, den Text um ihm ein ergie-
biges Thema abzugewinnen symbolisch und allegorisch, zieht auch er
ihn in die beliebte Bildlichkeit und Gegenbildlichkeit hinein : nur bindet
er sich dabei nicht so wie die Früheren an fesi stehende Überliefe-
rnngen. sondern schöpft unbefangen aus dem Reichthuin eigener Ader,
so unbefangen, dafs er auch die von Hause aus bildlich gemeinten
Texte, wie die Gleichnisse des Herrn, ganz absonderlichen eignen
Deutungen unterwirft. Da bedeutet (S. 140) in dem Gleichnisse
Matlh. 13. 44 der Acker die Christenheit, die der Herr mit seiner
Marter erkauft habe, und der in dem Acker verborgene Schatz die
Menschenscele : und das Himmelreich^ das in den Worten der Schrift
jtmem Acker gleich gesetzt wird, ist nach Bertholds Meinung damit
der Christenheit gelichet, als aus welcher der einzige Zugang zum
Himmelreiche führt. Gewifs ein bedenkliches Stück exegetischer
Taschenspielerei ; aber es eröffnet den Weg vom Texte zu dem Thema,
das der Prediger gern behandeln möchte, den einzelnen Standes- und
Berufssünden der Menschen, indem er nun die Gleichung zwischen
Hinunelreich und Christenheit dahin weiter führt, dafs er den zehen
Engelcha*ren ebenso viele Arten Leute als Choere der Christenheit
zum Gegenbilde aufstellt. In diesen Verbildlichungen findet denn auch
sein Natursinn ein dankbares Feld sich geltend zu machen, und er
schöpft sie gern wieder aus den beiden Büchern Himmel und Erde.
So i.st ihm (S. 390 fg.) Gott die oberste Sonne, von deren Anblick
alle Engel und Heiligen ihre Schoenheit und Freude haben, wie Mond
und Sierno ihren Schein von dem Lichte der niederen Sonne, und auf
Grund dieses Bildes geht dann die Predigt weiter und handelt von
drei Haui»tsünden, die uns vom Anschauen Gottes trennen, Habsucht
Hochmuth und Unglaube, im Anschlufs an die drei Hindernisse, die
uns den Anblick der Sonne entziehen, Erde Nebel und Mond; und so
veranlafst (S. 158) die Erwähnung eines Wortes des h. Bernhard,
der seine Weisheit an den Bäumen zu lernen behauptete, eine Yer-
364 BERTHOLl) VON REGENSBURG.
gleichung zwischen Mensclieii iiiid Biiumen, die durchge führt wird bis
auf das ewig raschelnde Espenhiub als Bild der unnülzlich khiöendeii
Zunge.
In der Behandlung des in solcher Weise gewonnenen und ge-
stalteten Themas bedient sich Berthold, wie dicis schon einige der an-
geführten Beispiele gezeigt haben, wo er nur irgend kann der l'arli-
tion : er zerlegt das Thema in eine Reihe einzelner Theile. die dann
einer nach dem andern zur Sprache konunen. Diese Partilion wird
entweder erst vorgenommen,, nachdem zuvor das Thema einfach und
einheitlich aufgestellt worden, wie in 1, wo auf die Ankündigung des
Themas Diu oberste wisheit ist der sine sele befielt (ß. 1) zuerst
eine längere Abhamllung und erst S. 5 die Partition in drier leie wis-
heit folgt, na?mlich 1. kein endehaft dinc tnon dan tnit rate; 2. kein
dinc üf schieben ; 3. vor gar wol betrahten, icelich ende ez neme.
Oder aber das Thema ist von selbst schon ein getheiites, oder es
wird doch gleich in solcher Eintheikmg aufgestellt, dafs Exposition
und Partition in eins zusammenfallen : so in V, wo aus dem Texte
Den rehten menschen wiset gut die rehtcn icege gleich von vorn
herein der doppelte Weg der unschulde und der buoze als Thema
hervortritt; in II, wo die Auslegung der fünf Pfunde des Textes von
vornherein eine Fünfzahl von Gaben, die wir Gott zwiefach erstatten
müfsen, herausstellt : unsre eigne Person, der Beruf den Gott uns an-
weist, die Zeit des Lebens, das irdische Gut. die Liebe des NtPchsten.
Aus diesem letzten Beispiele ersieht man zugleich, welchen logischen
und rednerischen Werlh diese Parlitionen Berlholds haben. Eine alle
Forderung der hoeher ausgebildeten Redekunst, sowohl der des grie-
chischen und roemischen AUerthumes als der neueren Kanzelberedsain-
keit, ist es dafs der Redestoff eingetheilt werde : aber die Tlieüe mülVen
von Rechts wegen einen logischen Zusammenhang haben, nicht zu-
fällig an einander gereiht sein; es mufs einer aus dem andern heraus-
wachsen, einer den andern ergänzen oder begründen, es müf>en or-
ganisch verbundene Glieder, nicht lose Stücke sein. Davon weils
Berlhold nichts : ohne Fortschriltt, oft auch ohne Ordnung stehn die
Theile neben einander, und eigentlich nicht einmal das, wenn sie wie
in jenem Beispiel logisch ungleichartig sind, wenn die Liebe des
Nächsten, die der Mensch nur haben soll, ohne Weiteres Dingen bei-
geordnet wird, die jeder Mensch von Natur hat. Rein äufserlich sucht
unser Redner die Masse von Dingen die er zu sagen hat nur in ein-
zelne getrennte Fächer zu verllieilen, um sich die Bespreciumg, den
Zuhoerern das Zuhoeren und Folgen zu erleichtern. Er hült aber so
BERTHOLD VON REGENSBURG. 365
vit'l auf diesen HimdfrriH', dal's er iiiclil selten den einzelnen Tlieilen
noch fernere Partilionen unterordnet. Jene Predigt von der obersten
Weisheit (I) zerfallt zunächst in die oben angeg-ebenen drei Theile,
dann jeder derselben abermals in drei : im ersten Ilaupttheile werden
dreierlei Rathsreber unterschieden, das eigene Herz, andere Leute,
Gott: im zweiten drei Beweggründe dafür, dafs man nichts aufschiebe,
lUTMilich dafs es Gott das liebste, dem Menschen selbst das beste sei
und dafs Herz und Seele dadurch erfreut werde; im dritten dreierlei
Bufse, davon wir eine zu wählen haben, Hölle oder Fegfeuer oder
Fnglück bei Leibes Leben. Ähnliche Beispiele vergleiche man S. 12
fgg. 81. 114 fq:g. 128. 554 fgg.
Der rhetorische Gegensatz der Partition ist die Recapitulation,
die kurze einiofende Zusammenfafsung aller Einzelheiten am Schlufs
der ganzen Rede. Sie ist unserm Prediger zwar nicht fremd; er hat
sie einmal (S. 28) ganz hübsch in das Schlufsgc^bet eingeflochten,
ein ander Mal (401) erscheint sie beim Übergange zu dem letzten
Theile *). Das sind jedoch Ausnahmen : herschend ist nach vollendeter
Abhandlung die altüblich formelhalte Weise des Schlufses, ein kurzes
Gebet um den Beistand Gottes, damit Prediger und Gemeinde in sein
Himmelreich gelangen moegen, leicht angeknüpft an den letzt voran-
gegangenen Gedanken, etwa auch mit einem Wiederhalle der Worte
und Gedanken, mit denen der Prediger den Anfang gemacht, wie in
der Predigt an S. Ulrichs Tage S. 123.
Schon der Gebrauch so complicierter Partilionen, wie er oben
Ix^egt wurde, IcPfst schliefsen, dafs der Umfang der Predigt bei Berlhold
viel großfser war als bei den früheren, oft auch groefser als ihn
jetzige Predigten zu haben pdegen. Diese Anschwel'ung wird noth-
wendig erscheinen und begreiflich werden, wenn wir noch einen
Blick auf die Art und Weise werfen, wie er den Rahmen seiner Partitions-
schemata ausgefüllt oder das Gerippe derselben mit lebendigem Fleisch
umkleidet hat.
Eine grofse Verwandtschaft zeigt sich hier sowohl mit Geiler
von Kaisersberg als mit Abraham a S. Clara. Aber wenn er
diesem an bunter Belesenheit, jenem an Umfang und Sicherheit der
gelehrten Bildung, auch am Mafsstabe seiner Zeit gemefsen, weit nach-
steht, vor Abraham hat Berthold den Ernst und die Tiefe voraus, und
den Strafsburger Prediger übertrifft er an dichterischer Kraft, au
"') [Der Prediger der ersten Leyserisctien Sammlung schliefst keine Predigt otine
Recapitulation.]
36(5 BERTHOLD VON REGENSBURG.
Reiihlhum des Gemüthes und der Phantasie. Johannes Vitoduianiis
neinit ihn einen Mann magncB lüleraturce: das gehoertc eben zur
Vollständijrkeil der Charakteristik des ausoezcichnelen Predijjers.
Der rmfanj^: dieser Belescnhcil mochte den AnTorderung-en des Berufes
allenfalls fr^uüfj^en, zu wenig aber genügte deren QualilaH. Er weüs
nicht einniid in der Bibel rechten Bescheid. Die oft citierte XXV. Predigt,
giebt allein dafür eine ganze R(Mhe von Belegen. [S. 390 wird daselbst
Jüh. 21, 25 mit irrthümlicher Beziehung auf die OiTenbarung desselben
Apostels und Anfügung eines dem entsprechenden vom Prediger sell)st
erdachten Schlufssatzes ciliert.] S. 391 werden Worte des Paulus cilieit.
die sich weder irgendwo in seinen Briefen finden, noch ihm gleichen:
aber derselbe Gedanke, obwohl in stark abweichendem Ausdrucke,
findet sich S. 224 noch einmal als Cilal aus Paulus. S. 398 fg.
[auch 89, 20] spricht er vom König Alexander, übertrfegt aber Dinge
auf ihn, die 2. Maccab. 5, 21 und 9. 8 — 10 von Antiochus berichtet
werden; S. 401 fg. ahnt er nicht, dafs sein Spott über die Juden
keinegeringerenalsJesaiauud Jesus selber trifft (Jes. 66, l.Matth. 5.24 fg.).
und S. 406 ebenso wenig, welche gewichtige biblische Autori'cTteii
die Ketzer für gewisse excentrische Lehren haben. Das slürkstc
dieser Art ist wohl die Vermengung der Maria von Bethanien, nicht
mit Maria Magdalena, denn dieses Fehlers macht sich die kirchliche
Auslegung selber schuldig, sondern mit Maria der Mutter des Herrn
im Eingange der XXXV. Predigt. Dieser Mangel ist eben die Kehr-
seite seiner natürlichen volksmtpfsigen Beredsaujkeit und seines dich-
terischen Sinnes, zweier Gaben, die neben einem wifsenschaftlichen
Sinne und unter der Last gründlicher Gelehrsamkeit nur zu leicht
Schaden leiden.
Als eine Kundgebung dieses Dichlersinnes haben wir bereits
seine Freude an der Natur kennen lernen, die sich in bald grofs-
arligen, bald lieblichen Schilderungen von deren maüuigfacher Her-
iichkeit ergeht : man mag darin einen Nachklang von der lyrischen
Poesie seines Jahrhundirls finden. Anderswo i.^t es ein episches
Element, das uns aus seiner Predigt entgegentritt, wenn er Jertu
Verlauf hie und da durch eingeflochu ne Erzählungen zu belebt n
versteht. Hie und da: derm er beobachtet darin, andeis als Abraham
a S. Clara, ein tactvolles Mafs. Er unterscheidet sich auch darin zu
seinem Vorlheil von Abraham, dafs seine Erzählungen nie ans dtMi
schicklichen Tone ftdlen, nie blofs das Gelächter herausfordern. Berlhold
meint und treibt es mit grol^em Ernste, und ir nimmt deshalb
auch seine tna'rliii, wie er selbst sie nannte, entweder aus dem allen
BRRTHOLD VON REGENSBURG. 367
Testament und sonst uns der Geschichte der allen e: denn diese sei
dazu ffH^eben. dal's der Mensch für das Leben in der neuen daraus
lerne (66, 35. 203, 32. 398, 19 u. s. w.); oder es sind Erzählungen
aus der christlichen Welt, denen irgend eine sittliche oder religioese
Bedeutsamkeit innewohnt. So erzählt er in der III. Predigt aus
Jud. 7 die Geschichte von d(>n dreihundert Streitern, die Gideon durch
die Probe des Wafsertrinkens aus seint^m Heere aussonderte, in aller
epischen ßriile, ja niil Hinzufügung eines der Quelle fremden Zuges
(S. 37, 27 — 36); die Auslegung geht natürlich auf den Streit der
Christenleule gegen ihre Feinde, die Teufel. Eine Erzählung der
zweiten Art findet sich S. 572 fg. und wird mit einer Äufserung
eingeführt, die beweist, mit wie wohl bewufster Absicht Berthold
hiebei verfuhr : und da von wil ich iu ein tncerlin sagen, daz behallet
ir vil lihte baz danne die predige alle samt. Noch mehr aber als das
lyrische und epische springt das dramatische Element bei seiner Redekunst
in die Augen. Die Theorie dieser Kunst hat es darzuthun, tfafs jegliche gut
angelegte und ausgeführte Rede einen wesentlich dramatischen Character
habe, dafs sie ganz in demselben Gange sich zu entwickeln habe wie ein
Drama, und dafs sie fort und fort ein freilich verdecktes Z\viegespr<pch sein
müfse zwischen ilen Gedanken dessen der spricht und derer die ihm
zuhoeren. Berlhold aber ist bis zu einem solchen Grade dramatisch,
dafs er diese Zwiegesprseche in unverdeckter Wirklichkeit vorführt,
dafs er sich selbst allaugenblicklich unterbricht mit Fragen, mit Ein-
würfen, mit Bitten um Auskunft die er seinen Zuhoerern in den
Mund legt um dieselben sofort zurückzuweisen oder sonstwie Ant-
wort darauf zu geben.
Predigten sind aber einmal vor Allem aus auf Belehrung berechnet,
und sind einmal immer Darstellungen in prosaischer Form : so klingt
und scheint denn auch aus Bertholds Predigten zumal diejenige Art
der Dichtung wieder, welche selbst zuufechst an die Prosa grenzt
und selbst auch lehrt, die didactisclie Dichtung. Berthold folgte aller-
dings nur einem schon alterthümlichen Gebrauche, indem er weniger
auf die Glaubenslehre als auf die sittliche Beth<T?tigung des Glaubens
eingieng. Offenbar aber hat ihn die moralisierende lehrhafte Richtung
die in der Litteratur seiner Zeit herschend geworden war auf diesem
Wege noch bestärkt; und unverkennbar zumal ist dieser Einflufs,
^^enn wir sehen wie nun auch er die Lehre noch lieber und öfter
und gewöhnlicher in das Gewand der Satire kleidet, lieber schilt und
spottet als gradaus lehrt, lieber als von den Tugenden von den Lastern
s|)richt die denselben entgegenstehn. So war es für ihn auch prac-
368 BERT HOLD VON REGENSBITRG.
lisclicr : denn so nur koniilo er seiner Lehn« eine lebensvolle Beziig-
lichkcil ffebcn. konnte dieselbe Schrill für Schrill an die Wirküchkcil
anknüpfen, konnte erreichen woranf es ihm ankam, dafs er ffleichsaiii
einem seiner ZuhcBrer nach dem andern persönlich ins Gewissen
redete. Persoenlich einem nach dem andern : denn er vermag in alle
Einzelheiten iles Lebens seiner Zeit nnd seiner Heimalh einziitreten ;
fiir jedes Geschlecht, für jedes Aller, jeden Stand nnd Beruf hat er
die Lehre und die Strafe di(! ihm o-ebührl. Wenn er auch einzelne
Unarten, wie die UmsUinde das verlangten, mit einer oewisscn Be-
vorzugung behandelt, z. B. die Kleiderhoffart auch der geringen nnd
armen Leute und die buhlerische Eitelkeit der Weiber, so bleiben
darum die noch schwereren Sunden Anderer nicht verschont, und
£?ern wählt er ein solches Thema und (riebt demselben eine solche
Parlilion, die es ihm nKPglich macht Allen nach einander, dem Mann
wie dem Weibe, dem Greise wie dem Jüngling, dem Geistlichen wie
dem Laien, dem edlen Herrn wie dem Handwerks- und dem Bauers-
mann, jedem das Seinige zu sagen. Und er thut das mit so genauer
Kenntniss bis in die Kleiingkeit hinab, dafs man die Schärfe nnd Acht-
samkeit seines Blickes bewundern mnfs, nnd dafs seine Predigten da-
durch zu ein<M- Fundgrube fin dit; Cultur- und Sitteuffeschichte Dculsch-
lands in jenem Zeitalter werden, wie wir kein»; sonst besitzen, wi(;
auch der Renner Hugos von Trimberg, der sonst hier am nfpchsten in
Betracht kommt, bei der verworrenen \rl seiner Abfafsung es nicht
ist. Diese Satire aber, von so frisch gesunder Laune sie auch meist
J)egleitet ist, steht immer unter der Hut wenn nicht eines klaren Be-
wufstseins vom Ernste des Predigtamtes, doch (nnes richtigen Tactes
und eines angeborenen Gemüthsernstes. Nicht einer finstern Priesler-
härte: denn Berthold war ein Mann voll Gennithes. nnd das Gemülh
schliefst wesentlich die Liebe ein. So liegt wohl hinler der Laune;
stfets die Schärfe des Ernstes, und oft genug liegt nur die blanke
Schärfe da, ohne dafs Laune sie umhüllte: aber wenn er noch so
Einschneidendes über diese oder jene Sünde sagt, er laefst den Sünder
nicht trostlos, er weist sofort auf die nie versagenden Gnad<Mnniltel
der reuigen Beichte und Bufse hin. [Freilich triU Heiden Juden und
Ketzern und zumal den letzteren gegenüber die Prieslerhärle in einer
das moderne Gefühl erschreckenden Weise hervor: abei" doch niclil
die des Predigers selbst, sondern die der Kirche die ihn aussandle
und des kirchlichen Systems wie es sich mit historischer Nothwendig-
keit einmal festgestellt hatte, ja es ist am Ende nur die Härte des
Gemeindebewufstseins selbst die hier wiederhallt. Gleichwohl isl der
ANDRE MINORITEN. 369
Kainpf i>eo;en die KotzcMfi, so sehr er in Bortholds Bonifc lao- und so
sehr seine eiirene Obcrzeiiginig mit diesem Beruf übereinstimmte,
nielit einmal diejenige Seite seiner WirksanduMi, die am meisten in
die Augen springt. Weit häufiger noch, eindringh'cher und an Wen-
dungen reicher als den Ketzer und als jede andere Art von Sündern
verfolgt er mit seinen Invcctiven den giligen, den er durch seine
Erfahrung im Beichtstuhl als den härtesten, unzugänglichsten und
holfniingslosesten aller Sünder erkannt haben nuifs. Und während
wir ihn in aller Härte der kirchlichen Theorie den Feinden der Kirche
gegenüber gläubig befangen finden, dürfen wir nicht übersehen welchen
Erns( er mit dieser Theorie auch da macht, wo es sich um praktische
Verirrungen der Kirche selbst handelt : denn schonungsloser geht er
Keinem zu Leibe als dem pfenningprediger, d. i. dem Ablafskrspmer.
Kein Ausdruck ist ihm hier zu scharf: er nennt ihn Mörder der
rechten Bufse und der Seelen, denen die Bufse zur Rettung gesetzt
ist (117, 2. 132, 18. 393 fg.); dem tiucel ein der liebesle knehf
84, 3. 208, 20. 251, 18. 393, 35: des tiurels noch haz danne
ein schcechcere in einem wähle 543, 13. Und doch trieb ja der Un-
glückliche sein Gewerbe nicht auf eigne Faust, sondern im Auftrag
grofser Prfelaten. deren Ansehen ihn vor den Angriffen eines andern
Mannes, als Berthold war, gedeckt haben würde.]
Wir sind durch Alles befugt, in den uns erhaltenen Predigten
Bertholds die hnecliste und beste Veranschaulichimg der neuen Predigt-
weise zu erkennen, welche die Beitelmönche in das XIU. Jahrhundert
und nach Deutschland gebracht hatten. [Wir wifsen von den ürdens-
genofsen die neben und nach Berthold deutsche Predigt trieben nicht
viel; nur in einer dem folgenden Jahrhundert entstammenden Spruch-
sammlung aus vier und dreifsig verschiedenen Predigern (Germ. 3,
226 — 241) tritt uns neben vielem entschieden mystischem eine Anzahl
Sprüche entgegen, die sieben meist namhaft gemachten Barfüfscrn zu-
geschrieben werden und durchaus nichts mystisches, wohl aber Anklänge
an Bertholds volksmaefsig derbe Manier enthalten. Dafs aber Viele
neben ihm an der neuen Kraft und Fülle der geistlichen Rede Theil
hatten, dafür finden wir auch wieder bei ihm das Zeugniss : ein Zeug-
niss freilich, das zunaechst nur lehrt, wie jene Güter, kaum gewonnen,
l)ereils dem Boesen dienstbar gemacht wurden. Das Gewerbe der
Pfenningprediger Avar, wie wir an zwei Stellen (132, 32. 208, L7)
von Berthold erfahren, in dessen Kinderjahren noch unbekannt, während
es jezt, da er ihm predigend entgegenwirkt, schon sehr fühlbaren
Schaden anrichtete. Da nun Berthold noch der ersten Minoriten-
370 PFENNINGPREDIGER.
generalioii in Deutschland angehoerle, so fällt das Aufkommen jenes
Gewerbes ohngeffrhr mit der Ausbreitung der neuen Orden über Deutsch
land ziisnniinen. und man kann der Annahme nicht ausweichen, dafs
sie das Personal dazu <>elierert haben werden. >\'oher halle dasselbe
auch anders kommen können, da vorher keine Classe von Clerikern
mit dem Vorrecht an jedem Ort zu predigen ausgestattet war? Es
ist nicht zu ver\Mnidern, wenn die weniger gewissenhaften Brüder
die neue Kunst die unter ihnen erblühte bald zum Dienste der Hab-
sucht oder doch der kirchlichen Baulust hergaben, und wenn andrer-
seits das nunmehrige Angebot passender Werkzeuge die Nachfrage
herausforderte. Nun zeichnet uns aber Berlhold in dem ihm so ver-
hafsten Seelenmörder ganz das Bild des geübten, berechnenden ElFect-
predigers : wan der rcrt vz under die einveltigen Ihite und prediget
und ruofet, daz allez daz wirf weinen daz vor im ist 208, 21 ;
wan er seit dir von vnsers herren marter alse vil und alse manigen
enden, daz sie wanienl, er si ein rehfer gofes böte, ican er loeinet
dar zuo u. s. w. 394, 13; und als die pfennincprediger und die
den Unten gar vil von dem almehtigen gote sagent und von sinen heiligen
und von siner muoter und von siner marlel und von der heiligen tnartel
— und er seit dir so vil da von, daz der da von weinen mac, und er
fuot reht etewenne als er weine 251, 10: als die pfennincprediger,
die da fo wol von gote redent vor den Unten 543, 7. Es ist der
schärfste Gegensatz gegen Berlholds Methode, der uns hier entworfen
wird: statt der vorwiegend ethischen Richtimg, die wir bei ihm Hnden.
statt des weltkundigen, aber unbestechlich ernsten, gewaltig strafenden
Eingehens in alle Einzelheiten des Volkslebens, hier Aufregung der
Phantasie, des ungelauterten religioesen Gefühles durch ausmalende Er-
zählung*), unter Anwendung nicht allein rhetorischer, sondern geradezu
*) Man vergleiche hier die iinschriftniaefsigen gruf^en Züge, mit welchen der
ßarfiifser Scbölzclin das Leiden Christi ausstaflieri Germ. 3, 230. Im
gleichen Stile behi\i;del! den Gegenstand das folgende BruchstiioU, das den
Anfang unserer llamischrif! z (S. 259) bildet: den vnd für die brufl mit
uilder vnzuchl. mit lobender geberde mit Harken fclüegen. iva fi in (reifen
mochten an allem fim libe mit folichem grimme, alx ob ein ieklich fchlag
in foll han getxvdel Siv rnvften im das har vs dem hovbel daz die löhc
fines hures an der erden lagen geflrwirel, Einr zocli hin bi dein bare,
der ander zoch bi dem barte har rvidcr Einr zoch in bi den oren als
ob er ein govch oder ein tor ireri. Si leurfen im feil an fin kelen vnd
bunden im fin licnde mit eim feil ober ein ander. Einr zitht in bi dorn
feil, vnd flingol in dort hin mohl in han
ziehen. Ein ander zucht in bi dem har her leider. Ein ander
1
PFENNINGPREÜIGER. 371
Ihealralischer HilfsmiUel. Eine falsche, verwerfliche Hiinilelik, alx r
eine in ihrer Art enlwickelle und so wirksame wie die Berlholds selbst :
heide gekennzeichiicl durch die Einfidiruiia; eines der früheren Zeit
fremden, suhjecliv leidenschafUichen Momentes, das ganz neue Kräfte
wach ruft und ohne Zweifel als Gemeingut des Jugendalters der
neuen Orden betrachtet werden darf.
zuchl in bi dem harte, vnd gebaret mit im als der ein huon ivürgen
teil. Ellich giengen hinder fich vnd namen den lovf für fich vnd an
dem Inv/fe fiicifcn ß in mit den fueffen an ßniu bein vnd an ßnen
rnggen das er vf die erden ßrulile vnd ee er jol jiir [ich geviel /"o züchten
in die andren liar wider das er hinder ßch viel, vnd e das er ml hinder
ßch gc (1'') viel fo zuchlon in ander icider ze ietweder ßlen. Einer
bi dem har. der amter bi dem bart. alfo fchleißen ß in den berg ab.
Einer znch in bi dem har. der ander zock in bi den hendcn der ander
bi den feilen. Si würfen in dik vnder fich vnd fprungcn rf in mit ivilder
tobender geberde, vnd vngefluemen vnfilen. vnd rnoficn vnd tobten als
ob fi ein ivolf vnder handen hclten alfo brachten fiv in zvo der porlen
der ftat daz er einen rehlen tril mil finen fließen nie geirat, nowan
fchliffende. vnd kefchgenl vnd zukent. vntz das fi in braclüen in an-
nas hus
vmb ein marmelßeinin große ful. vnd vleklen in an die ful fo vaftc.
das man entzirifchenl fim lichamen vnd der fiul ein hatn nivl mahl han
geftoffen. Die ftrik an den henden die drungen daz bluot vnd daz ßcifch
alfo fer das man daz ßeifch vnd das bluot fach vf [wellen vber die ftrike.
vnd daz das bluot wolt zvo den nageln der vinger vs fin gedrungen vnd
uxirden die liende vnd die vinger [warlz von dem bluot (1 " ) als fiv
zer mült werin. Siv giengen von im vnd äffen vtid Irvnken. riid lieffen
chriftum allein an der fal gebunden als ein eilenden vngetrwjten mar-
terer. Nv kam ie einr nach dem andern vnd pinigotten in. Ellich brach-
ten brinnenl eier fchalen vnd druchlen im die an meng ftat fines libes
vnd fines antlütz vnd als fehler fi div eyer von der hivt taten fo hat
fich div hut erhebt mit großen blalern. Etlich fprungcn vf mit ivilder
vnzuht. vnd fpawen im vnder [in anllil. alfo vertriben fi alle die nacht
mit wilder lobender vnzuht. vnd mil grimmer vnfiltiger geberde, vnd mit
fchamlicher vnzuht was ir liufelfches hertz gedalit das volbrachtcn fiv
an im mil wis vnd mit ivorlen vnd mit werken Siv handloten in alfo
fchantiich vnd alfo fchamlich das es niemer ze gründe geoffenbaret ivirt
vntz an den ivngflcn tag fo wirl von den hcefen geoffenbaret ir boBfiu
Meinung vnd ir ubeliu werk die fiv an chriflo begicngen. vnd das uHrt
den guolen ein ere. vnd dem vater ein lob das cliriftus dar fi als vil
gelitten hat von den bafen. Edas der tag vf Irang do 7ia{l'^)men fiv
m von der ful. vnd taten im fin gewant wider an. vnd fuorlen in mit
mengen grimmen fchlegen vnd fla'ffen. vnd ruoßent im mit wilder toben-
der geberd kayphas mit menger valfcher Ivgi. Siv fprachen er wer ein
verkerer der weite, vnd wer ein lugener vnd ein abfprecher des guotes.
vnd wer ein vnelich kint. vnd wer ein vnkiufcher. vnd ein vras vnd wer
372 GRIESHABERS PREDIGER.
Es IfrCst sich denken, dals neben dieser neuen Predijjtweise \\ut\
besonders neben einem Vorbilde, wie es Berlhj)ld p;ab. aueh die Predifrl
der allen Orden und (bc der Leulpriesler nicht ruhiflf in den aus-
jjefahrenen Geleisen weiter g^elien konnte, zumal wir sie l)ereits in
den beiden Leipziger Sammlungen und in einigen andern Denkmaelern.
die doch von Bertholds Einflulse noch nicht berührt scheinen, unver-
kennbar in der Entwicklung zu neuen, höheren Formen begrifTen
linden.] Die Einwirkung Bei'lbolds auf mit- und nachlebende
Berufsgenolsen konnten wir schon früher (S. 357) darin erken-
nen, wie die Sammlungen seiner Predigten voll sind von Merk-
malen, dafs man sie zum Behuf des Gebrauches durch andre
Prediger angelegt habe. Und diese andern werden nicht wieder
Landprediger wie Berthold gewesen sein, sondern Leute, die mehr
als jene wandernden Mönche Zeit, Neigung und Bedürfniss zum Lesen
und Schreiben, zum Ausziehen und Vergleichen fremder Predigten
und zum Auswendiglernen derselben hatten. Aber mehr als das :
auf Bertholds Scbidiern steht als geistesverwandte neue Schöpfunu
eine Sammlung Predigten de tempore, nach der Reihenfolge den
Kirchenjahres, die Wirkung und Verbreitung gefunden haben mufs,
da sie sich mehrfach in Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts
erhalten hat *). [Über den Verfafser — denn wir haben hier zweifellos
das Werk eines Mannes vor uns — fehlt jede Andeutung; dafs auch
dieser Prediger ein Ordensmann war, dürfte seine wiederholte Em-
pfehlung des Lebens im Orden (Griesh. 1. 46. 2. 50) noch nicht er-
weisen; nur dafs er um den Oberrhein zu Hause war wird durch
die Sprachformen der ältesten Handschrift wahrscheinlich, deren Cor-
recturen nach Grieshabers Meinung (1, XX) nur vom Verfafser selbst
herrühren können]. Diese Handschrift, die Grieshaber besafs, ist
ein (linker, vud loer ein rerderber des volchex. vnd ein zer jUrrer der
(jefelz vnd der e inid er nwm ficli an er wer (jol vnd alle die vnliujenl
die />■(' vf in yereden mochlen das taten fiv im. Do fpracli hot/phas zvn
im. Bifl dv ffoUes fvn. do fprach er. dv fpricheß es. vnd aljo dv fprerhe
alfo iß es. Do kcrl fich kayphas zvo dem vnlk. vnd fprach was bedürfen
wir mer gczivgnüfl er hat felber verjehen. vnd li<i( qnt an fin er geret.
er iff iverlich fehuldig des Indes, vnd zerle fin (jeicanl. vnd mil dem
brach er von int alle die ijnadc die er von chrißo vnd von fim hiniel-
fehen vatcr iemer foll enphahen alfo namen fir in vnd fuorlen in hin
zvo pylalen das fi als das zirifellklich rf in hnreren imlien als fi vor
gerel hallen. Das
'■') I Es sind vier lliuulsclirirtcn lickaiinf g:c\v(ir(l(Mi : s. /sehr. f. d. A. (>. 393 \'il'^
7, 139 Jg.J
GRIESHABERS PREDIGER. 373
vollständig von ihm hcransgegeben nnter dem Titel „Deutsche Predigten
des XIII. Jalnh." Stuttg. 1844; aus der Stial'sburger Handsc Inilt habe
ich eine Auswahl veiOnenllichl Zschr. f. d. A. 7, 140 — 159. Auch
diese Sainuilung ein IJand- und Hüfsbuch für Prediger : die Anvveisiuigen,
es könne dieser oder jener Theil mit Hilfe der und der andeiii Pi-edigt
oder nur aus dem Kopfe noch weiter ausgefidul werden, fmden sich
auch hier in Menge eingestreut [s. Grieshaber 1, XXVI].
Wenn Manches, was sich zuerst bei Berthold als eigentliches
Merkmal seiner Predigtweise findet, von da an bis zu Ende des Mittel-
alters in Gebrauch geblieben ist, so mag dazu ganz besonders dieser
sich ihm so eng anschliefsende Nachfolger beigetragen haben. Er hat
den bei Berthold breit und voll und in genialer Freiheil sich crgiefsen-
den Strom der Rede, dem Mafse seiner Begabung entsprechend, in
engere und in regelimefsige Ufer eingeschlofsen ; und die feste Methode,
in die er die neue Predigtweise brachte, liefs sich dann abUrnen,
widnend Bertholds übermächtige OriginalitaH als unmittelbares Vorbild
kaum empfehlenswert giiwesen wa're. Auch forderte die regelmässige
Sonntagspredigt der Leutpriester über das Evangelium doch eine andre
Behandlung des Textes als Berthold sie sich in seinen Wochenpredig-
ten gestatten konnte, theds durch die Natur der längeren und meist
historischen Perikope, theils durch die alte und noch immer fortbe-
stehende Gewohnheit, diese Perikopen in der Weise der Homilie Salz
für Satz durchzunehmen. Es galt hier der Perikope irgend wie ihre
Ehre anzuthun und doch in der neuen Weise ein selbstgestelltes meist
nur auf wenigen Textworten beruhendes Thema auszuführen. So be-
ginnt denn unser Prediger nicht mit Verlesung der ganzen Perikope,
um darauf einen Theil derselben herauszuheben und zum einzigen
Gegenstand der weiteren Besprechung zu erwählen, sondern er sleiit
diesen einen Hauptgedanken gleich zuvörderst an die Spitze und laufst
darauf in einer zergliedernden Umschreibung das ganze Evangelium
selber folgen '"). Indem er hiemit die Umstände vorführt, unter denen
z. B. das an die Spitze gestellte Wort gesprochen, dient das Evan-
gelium um dieses Wort zuerst auf rein geschichtliche Wei.se zu er-
kla^ren. Von da an aber geht es weiter wie bei Berthold. Es wird
jenes Bibehvorl nun noch einmal aufgestellt und entweder buchslieblich
wie es lautet zum Thema gemacht, oder durch bildliche Wendung in
*) fSo jedoch niclit ausnahmslos: man sehe die Palmsonntagspredigt 2, S. 127,
welche die ganze l'eriiiopc voranstellt, um dann aus der ganzen das Thema
zu entnehmen.]
374 GRIESHABERS PREDIGER.
einen anik'rn Gedanken iiber^espielt, worauf dann dieser das Thema
ist. Und sofort koinml nun die Partilion desselben, und zwar in der
Regel eine ebenso iiurserlich., willkürliche, mitunter auch urdogische *).
wie wir das bei ßerlhold wahrgenonmien haben. [Diese Fartition kann
sich in den einzelnen Theilen wiederholen, ja sogar die ThtMle der
Theile können noch einmal getheilt werden, und eine virtuose Sicher-
heit zum mindesten ist dem Prediger in dieser Kunst nicht abzuspn -
chen. Man betrachte z. B. die Pfingslpredigt 1, S. 30. Bei der Sen-
dung des h. Geistes sind sieben Dinge zu merken : I. ton wem er
gesendet wart ; 11. wie mangerleye icise ; III. ze weler zit ; IV wie
dicke; V. wie; VI. in wiu; VII. warumbe. Die erste Frage dieser
Parlition wird rasch erledigt, aber auf die zweite lautet die Antwort:
in mnif layge bilde, und zwar 1. in ainer tuben bilde, bei der
Taufe im Jordan: 2. in ainem Hellten wolchen, bei der Verkla^rung ;
3. in ainem aten, bei der Erscheinung des Auferstandenen unter den
Zwölfen; 4. in ainem fiur und 5. in ainer z-ungen auf Pfingsten. In
dieser viumf bilde aigenfchaf't will er in den Herzen wirken. Nun
hat erstlich die Taube sieben Eigenschaften : a. sie weint statt zu
singen; b. sie ist ohne Galle; c. sia nistet in einer Felshöhle ; d. sie
fliegt gern über das Wafser um den Schatten des Habichts darin zu
sehen; e. sie kratzt und beiist nicht; f. sie beschädigt nicht die Feld-
früchte, süiidern lebt von wertlosen Samen: g. sie erzieht und fütlf^rt
oft fremde Kinder. Ferner hat die Wolke drei Eigenschaften u. s. w.]
Die Ausführung sodann, welche auf Grund und nach Mafsgabe solcher
Theilung des Themas geschieht, verra?lh ebenfalls durch Umfang und
Reichthum, dafs nicht die ältere Prediglweise der Leutpriester, sondern
die Berlholds ihr Vorbild ist: aber sie erreicht dieses Vorbild nicht.
Die aus der allen 0 entnonnnenen Typen, die aus der Natur entlehn-
ten Sinnbill !er kouunen viel gehäufter als bei BertholJ vor und werden
deshalb kürzer, abgerifsener, unanschaulicher abgethan : denn es fehlt
dem Prediger, einem Manrio von Bildung und einem methodischen
Küpfe, der warme dichterische Sinn, der seinem grofsen Vorgänger
zu Stalten kam. Und allerdings wird auch hier darnach gestrebt, dafs
alles Gesagte seine lebendige Bezüglichkeit für die ZuhaM-er habe :
aber der Predißer ist dem Leben draufsen in der Laienwelt sichtlich
•=) [Mail selie z. ß. 2, S. 46 mif Grund des Textes He el von in vineam meam
ei quod Justum fueril dabo vobis folgende Anlage der Predigt: es ist
viererlei Wintert, in dem wir arbeilen sollen: 1) dich. Christenheit; 2) ein
lauleres (lewissen «der ein \\ ohl<^eürdneles Lel)en ; 3) eine biUere Reue oder
ein geistlicher Orden; 4j der Wingert der Weisheit oder der h. Schrilt.J
ANDRE VOLKSPREDIGER. 375
freindor und ferner und bleibt, wo er awf den Lebenswandel zielt,
doch gewöhnlich l-ei den Allgemeinheiten stehn ; fast noch lieber jedoch
verlieft er sich mit seiniMi L(;hi"en untl Bildern in das Dogmatische,
dl m Berlhold beinahe grundsätzlich und nicht unzwecRmfeftig ausweicht.
Weder ist sein Auge wacker um recht in das Leben des Volkes zu
schauen, noch sein Sinn frisch, seine Zunge geübt um zum Volke in
•hassen eigner Art zu sprechen : so ist denn hier keine Spur von jenen
dramatischen Wendungen, mit denen Berthold seine Rede belebt, und
nichts von der launigen Bitterkeit seiner Satire. Dafür schaut der
Gelehrte in der Weise jener Zeil überall hervor. Nicht blol's dal's er
all die vielen Bibelcitate [nach Art der älteren Prediger] immer zuerst
in der lateinischen Fafsung bringt, auch von anderswoher, aus den
KirchenvfTtern und sonst (Griesh. 1, XXIV. 2, XXIX), häufen sich
dergleichen Anführungen, für uns erwünscht, weil wir daraus die
wü'senschafiliche Bildung des Mannes in ihrem Umfang und ihren
Ouellen erkennen, aber für die Erbauung der damaligen Gemeinde
gar viel weniger erspriefslich als die ungeiehrte Predigt Berlholds'"').
[Zur Vervollständigung des Bildes der Volkspredigt, wie sie sich
neben und nach Berthold bis zu Ende des Jahrhunderts entwickelt
hatte, genüge es, auf drei bekannt gemachte Denkmteler noch hinzu-
weisen. Es sind die in ostfränkischer Mundart (wohl schon des 14.
Jahrh.) geschriebenen Bruchstücke einer dem Kirchenjahr folgenden
Sammlung zu Leipzig, abgedruckt in den Altd. Bl. 2, 376 — 382;
sodann ebenda 32 — 40 das Bruchstück einer sehr umfangreichen Pre-
digt über die sieben Bitten mit Einflechlung dt-r sieben Seligkeiten,
der sieben Gaben des h. Geistes und der sieben Todsünden, dessen
Sprache und Schreibung nicht nur, dessen bei aller Breite der Anlage
alterthümlich starre Vortragsweise es etwa zur Mitte des Jahrhunderts
emporrücken dürfte; endlich die in Mones Anzeiger 7, 510 — 513
mitgethcilte erste von vierundvierzig Predigten zu Kloster Neuburg,
deren vorletzte die Zeit und Stellung der Sammlung dadurch ergiebl,
dafs sie die siebente Predigt Bruder Berlholds, also dessen schriftlich
verbreitete Predigten citiert. Das letztgenannte Stück verdient zugleich
darum Beachtung, dafs es sich als Predigt eines Leutpriesters zu er-
kf nnen gicbt, dem zwar die Kunst der Partition unbekannt scheint,
*) Es ist Ivanni lUBtiiig zu bemerlcen, dafs die lateini-sctien Parlitionsscheniata,
die an der Spitze jeder Predigt auf die Texlworte folgen, nicht zu den
Aeufserungen der Gelelirsamlieit unseres Predigers dürfen gereclincl werden,
da sie nur dem Gebraucli seiner Arbeiten durch seines Gleichen zu dienen
bestimmt waren.
376 XIV. JAHRHUNDERT. MYSTIK.
dem es aber iiiclil an (iewandlheil und Lebondigkeit des volksmcPfsio
praklisiiieii V<)ilrai»es l'ehll.]
Indem wir jezl aus dem lireizehnlen Jahrhundert in das vier-
zehente hiniiberlrelen, haben wir vor allem zu erinnern, dals die Pre-
digt in der /Adelzt besprochenen sowohl wie aueli in der älteren, noch
vorberlholdischen Art auch in diesem Jahrhundert herkiunmlich foit
gelrieben worden ist, wie uns ja Sanunlungen beiderlei Art in Hand-
schriften gerade dieses Jahrhunderts tlieils allein erhalten, Iheils neben
älteren Urkunden bezeugt sind : [Beweises genug, dals man auch jezt
noch sich ihrer als homiletischer Handbücher bediente, und genug um
zu vermulhen, dals schlichte, von der Bewegung der Geister unl)c-
rührte Männer Predigten im Sinne der vergangenen Epochen auch
jezt noch hervorbrachten ""').] Zugleich aber gelangen wir nun zu
(jiner ganz neuen Wendung [des deutschen Prediglwesens, welche durch
das Eindringen der Mystik in die Predigt bewirkt wurde.
Lange schon war in der Theologie des Mittelalters die mystische
Richtung neben der scholastischen hergegangen : es war neben den
von der Kirche aufgestellten Gegenständen des Glaubens auch der
reli^ioese Process in der gläubigen Seele, ihr Einswerden mit Gott
und die Stadien, die sie zu diesem Ziele zu durchlaulen hat, erörtert
worden. So nothwendig alle entwickeltere Religiosilael zur Mystik
hinlenkt, alle Mystik enthält doch ihrer Natur nach ein dem Pantheis-
nnis verwandtes Element. Indem der Mensch, der von Gott ausge-
gangen, aber durch die Materie, durch sein uatih'liches und creatiu-
liches Dasein von Gott getrennt ist, diese Schranken wieder aulzu-
lieben und frei und ledig schon hier auf Erden in Gott zurückzukehren
und eins mit ihm zu werden trachtet oder vermeint, so dals er nicht
mehr aus Gott und durch Gott und für Gott lebt, sondern in Gott und
Gott in ihm; indem er lernt, sich in den göttlichen Urgrund aller
Ding(! zu versenken, um sein eigentliches Wesen da zu linden, und
hinwie(l«'rum sich tiefer und tiefer in sich selber zu versenken, um
auf dem stillen Grunde der eignen Persönlichkeit Gott zu linden : so
bedarf er am Ende keines gottmenschlichen Mittlers mehr, so verliert
"') Himdschrirteii des 14. Jalirli. nelicn iiltercn liaben wir von Rotlis u. Gries-
iialiers l'rediyltM) und voii tcyser.s zweiter Sammlung. Nur aus dein 14.
jaluli. bezeugt sind die Weingarlcr Predigten, von welchen liinle olien unter
XXWI— XL sicli inilgellieill finden, und die oben erwähnten 44 IVediglen
zu iviosler iSeuburg; leriier aelit Homilien in thüringischer Mundart zu Slult-
guit und ein homiletisches Handbuch mit Agende und Katechismus zu t.inz (s.
Moncs Anzeiger 7, 513. 517); endlich Berthold seihst.
MYSTIK. 377
die geschichtliche Offenbarung Gottes für ihn ihren Zweck und die
göllhche Persoenlichkeit zerrinnt ihm mit seiner eignen in ein seiiges
iViciils, das er nur noch beschaulidi zu genielseu braucht, ohne seine
sittlichen Krärte mehr in guten Werken, im Kampf mit der Sünde
üben zu dürfen. An die gefahrliche Grenze, hinter der solche Ver-
irrungen liegen, war bereits im neunten Jahrhundert Johamu's Scotus
Erigena gelangt, der das im Gnosticismus und jNeoplatonismus gewur-
zelte, aber kirchlich und hierarchiscn ausgebaute System des ältesten
christlichen Mystikers, des sogenannten Dionysius Areopagita, zuerst
in die Theologie des Abendlandes einführte. Praktisch gesunder Sinn,
Achtung vor dem Überlieferten und kirchliche Discipliu hennuten jedoch
die Mystik auf ihrer abschüfsigen Bahn und begründeten den Unter-
schied zwischen jener mystischen Richtung, die schon zu Anfang
des dreizehnten Jahrhunderts in der Ketzerei der Ortlieber und unter
andern Namen wieder und wieder von der Kirche verfolgt wurde,
und der kirchlich vorwurfslosen Mystik eines Bernhard von Clairvaux,
Hugo von St. Victor und Albertus Magnus, die mit der scholastischen
Denkart in derselben Kirche nicht nur, sondern in demselben Kopfe
sehr wohl zusammen wohnen mochte.
Wenn David von Augsburg und Albertus Magnus wirklich, wie
es von jenem eine unverbürgte Nachricht, von diesem ein spseterer
Predigtauszug (vgl. S. 351 fg.) zu glauben Anlafs giebt, deutsche Pre-
digten gehalten, und wenn sie dieselben, wie man vermuthen mufs,
in mystischem Sinne gehalten haben, so haben sie damit in der ersten
Zeit weder Wirkung noch Folge gehabt. Denn ihre Predigten sind
verschollen, und der gi'ofse, tonangebende Prediger der Zeit, obwohl
Davids Jünger, zeigt keine mystische Ader. Wohl aber ist David "■''')
') Nach Greüh Deutsche Mystik im Predigeronleii (1861) S. 58 hätte iiodi
früher bereits Bruder Heinrich, erster Prior der Dominicaner in Cöin, deutsche
fiebete u. Betrachtungen verfafst, die in einer Handschrift zu Zürich vor-
liegen. Eine (deutsche?) Predigt von ihm in einer Hschr. zu München:
Bach M. Eckharl (Wien 1864) S. 47. Dafs Predigten von ihm in einer
llschr. zu Heidelberg enthahen seien, giebt Wilkens Catalog S. 505 ohne
rechten Grund an : denn auf eine Reihe namenloser Predigten im Geiste der
älteren Mystik folgt hier zuerst eine von Bruder Berthold und dann erst, den
Schlufs nicht der Handschrift, aber der Predigten bildend, ein Stück mit
folgender legendenhaften Überschrift: Difiv icnrl prediget vnfer liebu fraw
in brüder Heinrichs perfon auf dem hoffe zc Kölen zu den brediger.
Der Heinrich an den sich eine solche Sage heftete wird eher Suso als der
minder berühmte Kölner Prior gewesen sein. Das Stück enthält übrigens
Aitd. Predigten. 25
378 DOMINICANER.
Begründer einer reichen myslischenTraclatlilteralur in deutscher Sprache
geworden, die sich in der Folge auch aus Albrechls nur lateinischen
Schriflcm durch Übersetzuni»- zu hcreichern wusste'"); und hiennl
war eine wichtige, uneri<elsliche Voriirlteil für die uiyslische l'redi^l
geschehen. Der Vorrath neuer Ausdrücke und AN'endungen, dessen
sie bedurfte, wurde ihr vom Schriftsteller geschmiedet und gleichwie
in einer Rüstkammer bereit gelegt.
Schon diese Bedingtheil durch eine nebenher laufende und dem-
selben Zwecke dienende geschriebene Prosa laufst erwarten, dafs die
neue Predigtweise an Volksuurfsiükeit hinter der altern weit zurück-
geblieben sein werde; weini man auch nicht wüssle, dafs mystische
oder mystisch gefärbte Religiosita^l iuuner nur die Sache weniger war
und sein kann. So ist denn auch bezeichnend, dafs diese Predigt-
weise von den im 13. Jahrhundert durch den Ruhm des Minoriten
ßerthüld verdunkelten Dominicanern, dem auf gelehrtes Treiben von
vorn herein angelegten Orden vorzugsweise geübt wurde, während der
Antheil der Franciscaner an ihr wenigstens für uns nicht sichtbar
hervortritt ■'"""J; uml bezeichnend nicht minder, dafs nicht auf der Kanzi;!,
sondern auf dem Lehrstuhl des Lectors oder Lesemeisters die Mystik
zuna^chst und eigentlich sich entwickelte. Das Studium generale des
Predigerordens zu Cöln und das Studium senlentiarum, das er zu
Strafsburg besafs, wurden Brennpuiüvte mystischer Theologie, von wel-
chen gleichgesinnte Schriftsteilerei und Predigt in das Land ausgiengen.
Am erstem Orte, wo der grofse Albrecht 1280 als Lesemeisler sein«^
Tage beschlofsen hatte, wirkten die Anregungen die er gegeben fort ;
in Strafsburg bestand seit hundert Jahren ein nie ganz erloschener
Herd häretischer oder halbhaeretischer Mystik, dessen Glulh sich einer
Niederlafsung der Dominicaner nothwendig millheilen, aber auch in
ihr sich läutern musste. Noch entschiedener war durcii den Zuh(Prer-
ki'eis auf dcMi sie allein rechnen durfte der Charakter eigentliclier
Volksma^fsigkeit von der mystischen l*redigl ausgeschlofsen. Die ältere
Tlieile jenes gcistliclien a I) c, das Tauler vcm <lem oberläiulischen (Jotles-
l'reunde zu lernen l)ekiiiii, niui diu liandbclniri ist ein schiccliles Maciiwerk
des 15. Jalirti.
••) S. Bacli a. a. 0.
") Die \on IM'eill'cr (ierin. ?>, 22G— 243 niilgeliieillen Sprüclie dentsetuT My-
sliiter nennen allerding.s nelien siebenzelien Predigern ancli sielieiiinal Bar-
l'iiiser als Autoren : al)er gerade die ilinen zugescliriebenen Spriitlie entliallen
durchaus niclits Myslisclies. sondern erinnern weit el)er an Berlholds Predigl-
weise.
KLOSTERPREDIGT. COLLAZIE. 379
objectiv kiroliliclic oder doch vorwioo-end geselzlicho, wenn man will
itielir alllestaineiilliche Prediot halte sich an alle Getaufte gewendet,
Berlhold sich mit allen orobcn Sünden und Lastern, wie sie unter dem
orolsen Haufen im Schwang-e gehn, herumgeschlagen; der Mystiker
iiiusste einen ausgewählten Kreis verlangen, mit dem über solche Dinge
zu s[>rechen kein Änlafs, der über den Standpunkt einer gesetzlichen
Krömnugkeil hinaus und auf den Wegen der goltsuchenden Seele,
\veim nicht gar auf denen des speculativen Denkens bewandert waere.
Diesen Kreis holen natürlich zuna?chst die Klo?ster, die des Prediger-
ordens selbst sowie andre seinem Einflul'se sich öffnende, und so ist
denn die mystische Predigt des 14. Jahrliunderts durcliw(!g Kloster-
prcdigl, nachdem wir im dreizehnten die Volkspredigt sehr entschieden
haben vorwallen sehen. Wiederum waren es unter den Kloeslern die
Frauenkl(Bslc4', in denen die myslisclie Predigt vornehmlich ergieng.
hl Männerklceslern mochte, wenn wir aus drei von Pfeiffer (Germ.
7, 331 — 350) bekannt gemachten Klosterprediglen wohl noch des
13. Jahrhunderts schliel'sen dürfen, auch jezt noch leicht in mehr
scholastischem Tone gepredigt werden; und hier war auch jezt noch
lateinische Predigt anwendbar. In Frauenkloestern dagegen bestand
ein unbedingtes Bediirfniss nach deutscher Predigt, da die Nonnen nur
ausnahmsweise Latein verstanden; und hier fand das bräulliche Ver-
hältniss der Seele zu ihrem himmlischen Freunde, wie es die Mystik
seit S. Bernhard auf Grund des Hohen Liedes auszumalen liebte, das
bereiteste, eigentlichste Verständniss. Hier war denn auch der dank-
barste Boden für eine Miltelgaltung zwischen Predigt und Tractat, die
jezt ausgebildet wurde, die coUäzie. Was man in der regula s.
Benedicli hierüber best (S. 8Ö7) commentiert Smaragdus folgender
Mafsen : CoUatio dicta quasi collocutio vel confabulalio, quod de scrip-
luris divinis aliis conferentibus interrogationes conferunt alii congruas
resfiousioiies. Die Collalio.war also eigentlich freier Dialog, der aber
aufgezeichnet nachmals als Lesestück dienen konnte, wie das auch
Honorius von Aultih für seine Zeit bestaetigt: Qnod religiosi ad colla-
lionem conveniut, hoc a sanctis patribus acceperunt, qui in vesperis
solebanl convenire et de scripturis simul conferre, et quod ipsi tunc
inviceui contulerint, coUationes dicebantur, et haec his sinülia ad colla-
lionem leguntur (s. Ducange unter coUalio). Die dialogische Form
brauchte natürlich bei der Aufzeichnung nicht gewahrt zu werden,
und wenn dann noch eine Bibelstelle an der Spitze der geschriebenen
Collazie stand, unterschied sie sich kaum oder nur durch die
mangelnde Systematik im Aufbau von einer Predigt; sie konnte aber
380 FRAUEN.
auch Aussprüche der Vaeler, Erlebnisse heiliger Menschen, Erzählunffen
und Purai)eln erl)aulich behandeln (s. z. B. die Stücke L — LH) nnd
so o^erade der weiblichen Fal'snno-skraft und Eigenart Rechmniff traoen -.
sie konnte endlich auch, und nicht nur unter Männern, über den Zweck
der Erbauung hinausg^ehn und der Erörterung theologischer Fragen
yewidmet sein, und dann erwuchs aus ihr der Tractat. der oft genug
in Wendungen, die sich nur fin* die gesprochene Rede eignen, die
Eierschale dieses seines Ursprunges an sich tra^gt, oder auch, weil
zum Vorlesen bei der Collatio bestimmt, solche Wendungen absicht-
lich in sich auf- sowie einen Text und prediglmfelsigen Schlufs an-
nimmt *).
Nicht nur empfangend, auch gebend betheiligteu sich die zahl-
reichen Frauen, die der Regel des h. Dominicus anhiengen, unter der
Pflege eitriger Beichtvfeter an dem mystischen Treibe». Ecstatischc
Nonnen, wie die h. Hildegard, hatte es wohl auch früher gegeben ;
jezt gab es KloBster, in welchen die Schwestern die keine Gesichte
und Offenbarungen hatten die Ausnahme bildeten, und in welchen
solche Zustände sich von einer GiMieratiou zur andern Ibripllanzten.
Einzelne dieser Seherinnen fühlten sich berufen, eigne und fremde
Erfahrungen auf diesem Gebiete aufzuzeichnen ^^^'), und ihre Schriften,
zu deren Redaction und Verbreitung die Beichtväter eine fordernde
Hand liehen, wurden von ernsten Denkern mit Ehrfurcht aufgenommen,
mit Andacht gelesen: welch heifse Empfänglichkeit müfsen hinwiederum
die Schriften und das gesprochene Wort der Mystiker in diesen Frauen-
') Ein bezeichnendes Beispiel dieser ZwiUergaUung zwischen Predigt und Trac-
tat ist das unter dem Kamen Bruder Franlie von Kölne überlieferte Stück
bei Iliuipt 8, 243 — 251 : es beginnt giinz wie eine Predigt und nennt sich
zum Schlufs ein Buch. Von der gleichen Art die ebenda 423 — 464 init-
gelheilten Tractate.
*^) Vgl. Offenbarungen der Schwester Mechthild hsgeg. v. P. Galt Morel 1869
nebst der Besprechung von Preger Sit/,ungsber. der bayer. Akad. 1869.
2, S. 151 igg. u. Bd'hiners Aufsalz „Matelda" Jahrb. der d. Dantegesell-
schaft 3, 101 fgg. Schriften der Margareta Eimerin zu Medingcn im Bisth.
Augsburg, der Freundin u. Correspondentin Heinrichs v. Nördlingen und
Taulers, und ihrer Schwester Chrislina zu Engelthal in Franken: lleumanni
opusc. Norinib. 1747, 331 sqq.; Heinrichs Briefe an Margarela ebda
351 sqq., ergiinzt und chronologisch geordnet v. Preger Zschr. f. hislor.
Theo!. 39, 7'J fgg. Der Nonne v. Eiigelthal Büchlein Von der gnaden
überlast hrsgeg. v. Schru'der 1871 (Bibl. des liU. Ver. CVIII). Über die
Kloester Untcrlinden zu Kolmar, Adelnhausen bei Freiburg, Katharinenthai im
Thurgau, Ta'fs bei Winlerthur u. insbes. über Elisabeth Slaglin zu Tu'fs, die
geistliche Tochter Suso.< : (Jieith d. Ulyslik im i'red. Orden 289 fgg.
CONVERSEN. 381
kreisen gefunden haben ^'). Briefwechsel, Sendung von Büchern,
Reisen stellten dabei über weite Entfernungen einen regeren Verkehr
her. als wir ihn jener Zeit geneigt sind zuzutrauen.
Doch war jene Empfänglichkeit weit entfernt von den Mauern
der Ki(L\ster eingeschlofsen zu werden. Das Schiff der Klosterkirche,
in ilercix Chor die Ordensleute der Predigt beiwohnten, hatte Raum
für eine beträchtliche ZuhaM-erschaft gleichgestimmter Laien; und es
gieng auch durch die Laienwelt ein Suchen und Sehnen nach einer
tiefern religioesen Befriedigung, als die Kirche mit ihren äufserlichen
Ordnungen sie gewahren konnte. Den Kreis des eigentlichen Ordens-
lebens umgab der viel weitere der Beginen und Begharden, Frauen
und Männer, die ohne Gelübde und ohne eine andre Regel als die
sie sich selber auflegten der Welt entsagt und sich, sei es allein, sei
es zu mehreren zusammenwohnend, einem geistlichen Leben gewidmet
hatten. Es war das ein der Kirche nicht ohne Grund verdächtiges
Element, dem der Anschlufs an einen mystisch gestimmten Orden
gegen die Einflüfse der in Secten verwildernden Mystik den besten
Hall gewährte. Wurde doch, mitten im besten Aufstreben mystischer
Theologie an den Schulen der Prediger, 1317 wieder einmal zu Strafs-
burg eine Ketzerverfolguug eingeleitet, da man entdeckt hatte, dafs
die ganze Ditpcese von Brüdern und Schwestern des freien Geistes,
einem schlimmen Nachwüchse der alten Ortlieber, erfüllt war **). Und
doch wurden auch wieder die Mystiker des Predigerordens durch ihre
Beziehungen zu den religices erregten Laien auf einen Standpunkt
geführt, der mit den Grundsätzen der Kirche in der That nicht mehr
zu vereinigen war. In dem Begriffe der Gottesfreunde — einer aus
.loh. 15, 15 entnommenen bereits den altern Waldensern geläufigen
■") Alis Fraiienliioeslern zu Züricfi, Adeintiausen bei Freiburg im Breisgau, Engel-
berg und Samen stammen die oben S. 259. 271- 283. 290 beschriebenen
Handschriften ; aus einem solchen — Hernietschvvil im Aargau — auch be-
reits die vorbin erwähnten ül^rigens an Mönche gerichteten Predigten des
13. Jahrb.; ans dem Tertiarierinnenkloster Campe gegenüber Boppard der
Tractat von den XV Graden (Germ. 6, 144 fgg.)", und für Nonnen schreibt
der Mönch von lleilsbronn seinen Tractat über die VI Namen des Fronleich-
nams, wie der Schlnfs der Nachrede (Alld. Bl. 2, 354. Ausg. v. Merzdorf 67)
zu verstehn giebt. Beispiele mystischer Predigt, die an Nonnen gerichtet
wurde, weiter unten.
■"-') Schmidt in der Zsclir. f. bist. Tiieol. 1840, S. 60 fg. Derselbe handelt über
Beginen und Begharden mit besonderm Bezug auf Strafsburg in der Zschr.
Alsatia 1858-61, S. 149 fgg.
382 GOTTESFREMNDE.
Bezeichnung*) — wnv der rnlerschied zwischen Laien und Priestern
grundsätzlich ausgeglichen inid gieng seiner thatsächlichen Ausgleichung
entgegen. Die Nolh der Zeil war gewaltig dazu angelhan diesen
Vorgang- zu Hirdern. Der Streit des in Avignon der Iraiizd'sischen
Politik dienenden Pahsllhums gegen I^ndwig den Baier fVdu'te 1324
zu dessen Excommunication, und demna?chst ward alles was ihm im
Reiche anhieng mit dem Inlerdicte belegt. Bis zum Tode des ivaisers
1347 und zum Theil noch länger blieb der groeste Thcil Deutsch-
lands mit seinen volkreichsten Stiidten der Messe, der Sacramente und
der Predigt beraubt, nur weil der Statthalter Christi einen Druck auf
die politischen Entschlüfse des Reichsoberhauptes zu üben l'iir gut fand.
Dieser ruchlose Widersinn bewirkte noch nicht die Abwerfung des
hierarchischen Joches, aber die innerliche Befreiung vieler Gemüther.
Vor die Geistlichen trat die gewichtige Wahl, ihrem himmlischen Ohei-
haupte, das seine Lämmer zu weiden gebot, oder dessen Statthalter
Gehorsam zu leisten, und eine Minderzahl auch im Predigerorden, aber
mit einem Tauler an der Spitze, wählte unerschrocken das erslere.
Den Laien entstand, wenn sie nicht geistlich verkommen wollten, die
Aufgabe sich in geistlichen Dingen selbst zu helfen **). und die, Laien
unter den Gotlesfrcunden unlerwandten sich dieser Aufüabe, ohne dafs
gottesfreundliche Priester ihnen die selbstgeschaffenen Andachlsidjunsjen
wehren konnten oder wollten. Der Grad von kirchlicher Emancipalion,
den wir dann auch nach dem Inlerdicte bei dem sogenannten Nicolaus
von Basel und seinem Anhang treffen, war hievon die Folge; geradezu
einen Verzicht auf die Priesterrechte schliefst es andrerseits ein, wenn
Tauler 1350 sich einem Laien aus dem Oberlande und wenn nach-
mals der Priester und Benedictiner Marlin von Mainz sich dem Laien
Nicolaus von Basel „an Gottes Stall zu Grunde lafsen"', d. h. uni)e-
dingten Gehorsam in geistlichen Dingen geloben; und wohlbegründet
erscheint vom Standpiuikl der Kirche der Urlheilsspruch zu Cöln, der
1393 mit andern Irrthümern Martins auch diesen verdammte ***).
Nicht minder verdammlich würde der Kirche, wenn das Geheinmiss
*) Nach dem Zeugnisse Davids v. Aiiffsl)nrg- Zschr. 1". d. A. 9, 50. Nocli
gleichzoitiff mit Diivid, zwi.^clicii 1250 und 1265, i)raiiclit aber Sclnvcstor
Mechthild den Ausdruck auch von rechtgliinbigen Frommen : (In milc rifUeslu
uf got und sine userwellen vrunde, bei IVlorel S. 198.
*■) Eine Aiifscrung solclicr Selb-slbilfc, in der sich rrciiich deren ganze (lorahr-
lichkeil alsbald ollcnbarle, war die bekannte IJruderschai'l der Geislcr zur
Zeit des grofsen Sterbens 1349.
*) S. Schmidt Joh. Taulei S. 237 fgg.
GOTTESFREUNDE. 383
iniiider orni bewahrt pfeblieben wfpic, die weitverzweigte, Priester wie
Laien nmfarsende, aus der Verborgenheil geübte Thaetigkeit des Gottes-
friMindivs, der über Taider eine solche Macht gewann, und seiner Ge-
nol'sfMi erschienen sein, deren Zweck kein anderer war, als des von
ihren Häuptern aufser Acht gelalsenen Wohles der Christenheit nach
MdPgiichkeit wahrzunehmen : und wenn Tanler, übereinstinuTiend mit der
Meinung dieser gehciinuissvolleu Gesellschaft, in seinen Predigten die
(n)erz(Migung ausspricht, dals die GottesIVeuiule die Säulen der Kirche
seien luui dafs nur ihr Gebet und Weinen die Gerichlc Gottes liber
die ('hrist(Miheit noch aufhalte ■"'), so gelten ihm offenbar die Gottes-
freunde und nicht mein' die von der Kirche geweihten für das wahre
Priesterthum ""'"")•
Bei solchen Anschauungen darf es nicht Wunder nehmen, wenn
einzelne unter den gottesfreundlichen Laien auch ohne Kennlniss des
Lateins und ohne all das Wifsen zu dem es der unentbehrliche
Schlüfscl sich zu mystischer Schriftstellerei berufen fühlten. Eine
glückliche Fügung hat uns in den Schriften des sogenannten Nicolaus
von Basel und des Strafsburgers Uulinau Merswin die bedeutungs-
vollsten Gegenstücke zu jenen vorhin erwähnten Aufzeichnungen
schwärmender Klosterfrauen gerettet. Wir diu"fen aus solchen Er-
scheinungen wiederum auf die Begierde zurückschliefsen, womit die
deutschen Schriften der Mystiker selbst unter den Gottesfreunden auf-
genommen, ihre Predigt gehoert und deren Aufzeichnung von solchen
die sie gehoert und die sie nicht gebeert zum stillen Lesen wie zum
Vorl(\sen im vertrauten Kreise verlangt wurde '■'''■'"')■
Dieser Zweck ist in der That jezt der einzige, der bei Anlage
und Fortpflanzung der Prediglsammlungen waltet. Die Bestimmung
■■■) Das. 167. Weiler gelicnci hatte sclion vor ihm Eclvart gelehrt, diifs (jott siiicn
ussenrcUen friundev, die da sint in siner verborgenen lifimlicheit, Iteine
BiUe versage: oben 273, 29 %?• ; .ja bei Nieoians von Strafsburg findet sich
der luihne Satz .sin friunt der lunnget in wol: D. Myst. 1, 276, 3L
■■■'J Über die GoUesfrciuule s. Cart Schmidt im Anhange zu seinem Tauier ; von
demselben: die (lOtlcsfrennde im 14. Jahrb. bei IJeufs ii. Cnnitz Bcitr. z.
d. theol. Wisscnsch. (,Iena 18.54); Nie. v. B. n. d. Gotlesfreunde in: Basel
im 14. Jahrh. (I^asel 1856): Nie. v. Basel (seine Schriften), Wien 1866.
Sodann Preger Zschr. f. bist. Theol. 39, 137 fgg., der die von Schmidt
behauptete Identitaet des von Tauler und Merswin verehrten Gotlesfrenndes
mit Nicolaus von Basel bestreitet.
■••^•■") Zwei Handschriften des Klosters Einsiedeln, Predigten Eckarts und seiner
Junger enthaltend, wurden einst von der zum goltcsfreundlichen Kreis in
Basel gehcerigen Begine Margarela zum goldnen Ring den Waldschwestern
bei Einsiedeln geschenkt: s. Morel Offenb. d. Schw. Mechthild VI fg.
384 PREDIGTBÜCHER.
zum Ersätze der eignen Predigt bequemer oder minder begabter
Priester, wie sie die Snmmhmgen der frühern Jahrhundeiie noeh bis
zu den Grieshaberischen Predigten herab so deutlich kund gel)en, ver-
rfetli sieb jezt in'rgends mehr; sie \\(Cve bei der jezigen Prediglweise,
die den Gemeindestandpunkt verlafsen und den ol)jeetiv kirebbeben
Charakter aufgegeben hatte, geradezu >vidersinnig gewesen, ^^'ir finden
darum auch jezt Samndungen, (be sich nicht mehr der Perikopenreihe
des Kirchenjahres anschbefsen, sondern deren Anordnung vom Zufall
eingegeben ist. Pezeichnend ist es ferner, dafs die Predigten in den
Erbauungsbüchern vermischten Inhaltes, wie sie jezt für den Gebrauch
der Kleester oder frommer Privatpersonen angelegt werden *), zw isclien
Tractaten, Sprüchen, Erzählungen und dergleichen einzeln oder gruppen-
weise eingestreut vorkommen, also für das Gefühl der Schreiber und
Leser mit andern Lesestücken sichtlich auf derselben Linie stehen ;
und eben damit hängt es zusammen, dafs man nicht mehr, wie vor-
mals, beflifsen ist, nur ganze Predigten und diese meistens in voller
rednerischer Ausführung und Abrundung aufzuzeichnen, sondern sich
bald mit einzelnen Kernsprüchen der Prediger, die man gern in
grtBfserer Anzahl zur Blumenlese vereinigt, bald mit Auszügen be-
gnügt, in welchen wohl der wichtigste Gedankengehalt des betreffen-
den Stückes niedergelegt, aber die Verbindung und Ausführung der
Gedanken, die eine wirkliche Predigt erst ausmacht, mehr oder nn'n-
der gespart wird.
Wir haben nun von den bedeutenderen Zeugnissen der mystischen
Predigtweise im Einzelnen zu handeln, und wir müfsen da zuerst der
vielveibreilefen und vielbezeugten Sammlung gedenken, zu der unsere
Stücke XLVI— XLIX und LIII— LVII gebeert haben. Man vergleiche
hier die erste Abhandlung S. 263—268. Der Verfafser kannte, als
er sie schrieb, die Haager und die S. Georger Handschrift nur aus
dem Wenigen, das sich in Haupts Zeitschrift und in 31ones Anzeiger
daraus und darid)er mitgetbeilt findet. Aber er erhielt nachmals durch
Jonckbloet nadiere Kunde über den bdialt der Haager Handschrift,
welche die Vermuthung, dafs auch hier die Sanunlung als Ganzes vor-
liege, besta^tigte, und dieselbe Besta^tigung schöj)fle der Fortsetzer
dieser zweiten Abhandlung bezüglich der in Karlsruhe aufbewahrten
") Von dieser Art die in der ersten Abh. beschriebenen llss. ans l'"raneni<ifestern
zu Zürich, Adehihansen n. Sarnen, ferner zwei aus dein Carlhänserkloster
zu Basel (S. 272. 277) und eine aus der Benedictinerablei Engeiberg (S. 288),
eine drille Rasier Hs. (S. 279), endlich die von dem Leutpriesicr Albrecht
dem Kolben für die Frau des Sladlamuianns zu Feldkirch angefertigte (S. 262).
ANONYME SAMMLUNG. 385
S. Georger Handschrift. Wir besitzen also diese Sammlung, wenn
auch nicht in überall gleicher Vollständigkeit, in nicht weniger als
sechs Urkunden, abgesehen von den einzelnen Stücken aus ihr, die
in sonstige Sammelhandschriften ünergegangen sind. Diese Urkunden
verlheilen sich unter drei einander weit entlegene Mundarten: denn
drei derselben wurzeln in allemannischer Erde, zwei in oesterreichischer,
eine stammt aus einem Kloster bei Maastricht. Ihre Zahl und noch
mehr ihre Verbreitung beweist, dafs wir es hier mit einem im 14.
Jahrhundert w^^ithin beliebten und schon darum unserer Beachtung
werthen Handbuche für klösterliche Erbauung zu Ihun haben. Für
kloDsterliche Erbauung: denn der Gesichtskreis des Klosters ist fast in
allen diesen Predigten deutlich erkennbar, während keine Spur über
ihn hinausführt. Und zwar ist es ein Frauenklostcr gewesen, in wel-
chem sie zuerst gehalten wurden, was aber ihre Benutzung in Männer-
klcßatern nicht gehindert hat. Denn in der Handschrift Albrechts des
Kolben (A) und in der Zürcherischen (Z), aus welchen die oben mit-
gelheilten Stücke entnommen sind, finden sich die Bezüge auf eine
weibliche Zuhoererschaft meistens getilgt: XLVI, 45 steht z. B. Heben,
wo die S. Georger Handschrift liehen kint hat, und an mehreren
Stellen liest man von Brüdern, wo dort von Schwestern oder von
Jungfrauen die Rede ist: in zwei Predigten aber (LVI, LVll), damit
uns ja kein Zweifel bliebe, war der Schreiber sorglos genug, das eine
Mal die Schwestern in Brüder zu verwandeln und das andre Mal sie
zu übersehen, ja sogar, wo er die Verwandlung vornahm, das gram-
matische Geschlecht der Zahlwörter oder Pronomina bcstehn zu lal'sen.
In der S. Georger Handschrift werden niemals männliche Zuhoerer
vorausgesetzt, und nicht wenige Predigten bewegen sich auch so ge-
llifsentlich in den bräutlichen Vorstellungskreisen des Hohen Liedes
und des Buches Esther, dafs es einem seltsam vorkonnnen müsste, sie
vor Männern gehalten zu denken.
Die S. Georger Handschrift, obwohl nicht frei von Fehlern, nimmt
unter den Quellen dieser Sammlung den ersten Rang ein; -ie kündigt
das schon durch die Alterthümlichkeit ihrer Sprachformen und die
Reinheit ihrer Schreibung an. Lesarten und Proben aus ihr findet man
nebst ihrem Inhaltsverzeichnisse im Anhang. Sie ist leider am Ende
verstümmelt, indem sie gleich nach Anfang des XXXVl. Stückes mit
Blatt 108 abbricht; da sie bis dahin dieselben Stücke in derselben
Reihenfolge wie Z enthält, wird sie wohl auch die vier in Z noch
folgenden enthalten haben, welche die Vergleichung mit den andern
Handschriften als zu der Sammlung gehcerig erweist. Auch im Texte
386 ANONYME SAMMLUNG.
steht Z der S. Geortfer Handselirifl verhältnissm?pfsig- nahe, indess die
zu Wien (VV) und Kloster Neuburjr (N) schon weiter abweichen nnd
A so^\(>hl wie die Haatrer Handschrift (H) sich orrolse Anslal'sunjTen,
Kiirzniio^iMi und Freiheiten jeder Art gestatten. Die Reihenfolge der
36 Stücke in SG und der 40 in Z findet sich dagegen bis auf eine
Auslafsung und eine Einschaltung OvAdi Nr. 7 und 32), in A wieder,
wahrend sie in WNH gründlich gestoprt isl, so jedoch, dafs sie bald
in ^yN, bald in H eine Strecke weit doch wieder hervortritt und so
auch hier ihre ursprüngliche Richtigkeit bewährt. Daraus folgt aber
nicht, dafs SG und Z den ursprünglichen Bestand der Sammlung wirk-
lich darstellen. Sechs der ihnen gemeinsamen Stücke (1. 8. 9. 11.
12. 31) sind keine Predigten, sondern erbauliche Aufzeichnungen ver-
schiedener Art: da ist es doch wohl kein Zufall, dafs diese bis auf
eines nicht nur unter den 26 und 25 Stücken von WN. sondern auch
unter den 47 von H fehlen. Aiulrerseils kann man nichl sacren. wie
viele der Predigten in A und H, die sich in SG und Z nichl wieder
fmden, wenn sie bckaunl wahren, sich diu'ch völlige Gleichartigkeit
als ursprüngliche Bestandlheile der Sanuulung verrathen würden *).
Findet sich doch das zweite Stück derselben in H als Nummer 46 vor,
getrennt von den andern durch eine langt; Reihe von Predigten, die
wenigstens den Handschriften, über deren Inhalt eine vollständige Ver-
zeichnung vorliegt, fremd sind ""'*•").
Über Entstehungszeit und Heiuiath der Sammlung laefst sich etwas
genauer Bestinunles nicht ermitteln. Der Schlufs, der S. 268 aus
einer dort mitgetheillen Stelle auf die Entsteluingszeit gezogen wird,
scheint mir trügerisch. Die Engel haben Christi schoene Menschheit
wohl 1300 Jahre angesehen und sehen sie noch ebenso gern an. wie
in der ersten Stunde do er ain gaft da waf: mit diesem da kat)n
nicht die Erde, sondern nur der Hinunel gemeint sein, wo die M(;nsch-
heit des Herrn nach seiner Himmelfahrt ein Ankönunliuo aus der
Fremde war. Damit kfpmen wir denn nicht auf 1300, sondern auf
1333. Aber wenn in A diese Z(!itbestinimung gema^fs der Gegen-
wart nicht des Schreibers selbst, sondern eines seiner Vorganger be-
richtigt erscheint, so bürgt uns nichts dafiu', dafs sie nicht schon in
SG und Z auf einer solchen Berichtigung ruht; und dafs dem wirklich
*) Dies Unit meines Kraclilciis Nr. XIJV dieses Buciies; auch \I>III nnH XLV
Itönnlcn selir wollt dazn gehauen.
■■■■-) Das Inhaltsvor/.eicfiniss der llaa^er Ilandsclirifl nacli Jonclvlijoels Anfzeictinnnp
findet man im Anhanirc.
ANONYME SAMMLUNG. 387
so ist, darüber ifeslallcl die BeschafFenheit des sogenannten Bruch-
stückes, das Mone Anz. 3, 183 bekannt orernacht hat, kaum einen
Zweifel. Dieses Stück nimmt die erste Spalte eines rergamenlhlaltes
ein, das anf die limenseile des Deckels der S. Georger Handschiill,
ihrer ersten Seite gegenüber, autgeklel)l ist; auf der zweiten Spalte
hat eine jüngere Hand noch vier Zeilen hinzugefügt, der Rest der
Spalte sowie die Uiickseile des Blattes, soweit man sehen kaini, ist
leer. Man sieht dafs hier iiiilit ein Überbleibsel (!iner Handschrift,
sondern lediglicii eine Sehreibübuiig sich erhalten hat. Dieser kann
aber nicht die Handschrift, mit ile. das Blatt \ereinigt ist, als Vorlage
gedient haben, «lenii Sprachformen sowohl als Schriftzüge sind ailer-
thümUcher, die letzteren von der Art, wie man sie im dreizehnten
Jahrhundert zu finden gewohnt ist. Damit wird also eine entsprechend
alte Handschrift unserer Samndung als Vorlage vorausgesetzt und das
Werk selbst mit Wahrscheinlichkeit noch dem dreizehnten Jahrhundert
zugewiesen. Bezüglich seiner Heiinath könnte die Schreil)erbemerkung
am Ende der Wiener Handschrift irre führen: finitus eft Über illc
per mantis Johannis dicti haller Conpilatus aulem per fratrem
Petrum Magiftrnm Curie in Wienna venerabiliiim domnoritm De
Gaminco (Hoffmann, Altd. Handschr. zu Wien S. 805). Denn wenn
das Buch wirklich von einem Oesterreicher compiliert, d. h. aus ver-
schiedenen Einzelaufzeichnungen zusammengestellt worden ist, so sind
die Predigten, die seinen Inhalt bilden, morgen sie nun von Einem
oder Mehreren herrühren, doch wohl auch in Oesterreich entstanden.
Aber es waere wunderlich, wenn der Name des Sammlers so lange
nach Herstellung des Buches, im Jahre 1363 noch wsere genannt
word(3n, wahrend kein Name eines Verfafsors aus der Vergefsenheit
em[»ortaucht. Compilatns wird in einem Beispiele bei Ducange vom
Herstellen einer Gufswölbung gebraucht, und Diefenbach giebt für
compilare neben fammeln auch die Bedeutung rolhringcn : Bruder
Peler \var daher sicherlich nur der Schreiber, der das Buch dem
groesten Theile nach anfertigte, während Johannes Haller es zu Ende
brachte. Einen nnverwerüichen Fingerzeig über die Heimath des
Werkes giebt dagegen das achtzehnte Stück in SG und Z durch fol-
gendes Citat eines Bibelspruches : Sivenne ir den minneften gebot fe-
ront. der an mich geloubit. fo wer ir bezzir. daz iv ain muliflain.
an den rik were gehenkit. un in den rin icere gefenkit. Diese naive
Verlauschung des Meeres mit dem Rhein war eben nur in seiner Nfehe
denkbar. Um aber den Mittel- und Niederrhein auszuschliefsen tritt
in Nr. 6 die Erwähnung des nur im Oberlande unter diesem Namen
388 ANONYME SAMMLUNG.
bekannten Föhnwindes hinzn : Deits ab auftrn iicnict — Er kumit
von phönnvn — Bi der phönmin ift bezaichint daz kerce daz der
minne eil hct. I)ü fönne ift warn, vh briiu/it den regen. Am
Obcrrhoin also, nnd zwar im Ang-csicht eines Ministers, naeh der Stelle
in 18 Gienge ick nf enz münftir. und fpninge har abe, hat unser
Prediger gesprochen: dort sind, in ziemlicher Nachbarschaft, unsere
beiden wiclifigslen Handschriften zn Hanse, von dort ist die Verbrei-
tung des Buches nach Osten und Westen ausgegangen. Ich sage
unser Prediger : denn es noethigt in der That nichts an eine Mehrzahl
zu denken ; die Predigten haben unter einander die grneste Familien-
iduilichkeit und sind schwerlich in etwas aiulerem verschieden als in
der Länge und in dem was durch die verschiedenen Mafse der Aus-
führung bedingt ist. Andrerseits könnte es freilich eine so wenig
ausgebildete Individualittet der Behandlung, wie sie uns hier entgegen-
tritt, bewirkt haben, dal's die Erzeugnisse von Nachtretern mit denen
eines Vorgängers für unser Auge in eine unscheidbare Mnsse zusam-
men rinnen.
Im Äufseren der Anlage schliefsen sich diese Predigten sehr nahe
an die Manier des ihnen heimathverwandten Grieshaberischen Predigers
an. Wie bei diesem wird fast immer *) aus der Perikope nur ein
Satz als Text entnommen; aber wieder aufgegeben ist die Verwerthung
des Restes der Perikope : aus ihr wird nicht mehr wie dort die histo-
rische Veranlafsung des Textwortes entwickelt, sondern gleich zur
Abhandlung des ihm entnommenen getheilten Themas übero-egangen,
wenn nicht etwa vorher ein in den Rahmen der Abhandlung nicht
passender Gedanke zu kurzer Ausführung als Exordium sich aufdrängt.
So z. B. im dritten Stücke der Sammlung. Hier ist der Text Luc.
12, 26 Et vos similes hominibns expectanlibns dominum suum,
quando revertalur a nupiiis, ut cum venerit et pulsaverit, statim
aperiant ei; nach der Verdeutschung nnd einer kurzen Auslegung
des Gleichnisses iührl der Prediger noch an was an denie ende de/'
eicangelien steht: Sehini daz ir berait fint, wan ir enwifzent wenne
aide welez lagef dez menfrhin kint kumil (Luc. 12, 40). Dies giebt
denn Anlafs ausznfidu-en, warum Christus des Menschen Sohn heifst:
wir alle sind zweier, er nur eines Menschen Kind ; und in die mensch-
liche Natur zwang ihn die Minne, die uns hinwiederum zu Göttern
-) Die einzige Aiisniihinc iiildcl die AinmDcialidnspredijil Nr. 21, die iliren
Inhalt, die sieben infreiiden der Maria, aus der ganzen l'eriliope l.uc. 1, 26
bis 38 zusammen liest.
ANONYME SAMMLUNG. 389
macht (Jüh. 10, 34). Dann erst wird aus dem Texte das Thema
ofeliolt : die also ihres Herren Avarlen. sollen drei Ding-e haben, wollen
sie sein warten wie es recht ist. Und hier zeig-t sich sofort an dem-
selben Beisinel noch eine weitere Abweichung von der Weise des
Grieshaberischen Predigers : denn die drei Dinge werden nicht vor
Beginn der Abhandlung alle genannt, sondern diese beginnt gleich mit
dem ersten und das zweite und dritte erfahren wir erst, nachdem das
erste und zweite abgehandelt ist. Doch hat darin, wie er sich über-
haupt fi-eier bewegt, der Prediger keine feste Regel und folgt gleich
in der vorhergehenden Predigt auch der andern Weise: Conf'orlamhii
in domino et in potent ia iiirtutis eins (E])h. 6, 10). Difii wart
fprichit f. Paulus. Er fprichit ir fult ftarc fin in goltes tiigent.
In difen icorten manot er uns vier dinge. Daz erfte ift daz wir
ftriten fun. Daz- ander ift daz wir vns ze ftrite wcefmen fun. Daz
dritte daz wir viende hain (befser im Verlauf der Abhandlung irer
unfir viende fint). Daz vierde warnmbe wir ftriten fun. Und wie-
der ebenso zu Beginn der Abhandlung des drillen Theiles: Wir han
drigir handc viende. Ain rient ift der tieiiil. der andir daz vlaifch.
der dritte du weit. Man sieht, unser Prediger giebt dem Grieshabe-
rischen in der Kunst der Parlition und in deren ausgiebiger Anwen-
dung nichts heraus; und der Leser kann aus den in diesem Buche
vorgelegten Stücken Proben einer weit complicierteren Anlage ent-
nehmen, als die eben angezogene Predigt sie bietet. Innig verbunden
mit dieser Kunst und in der That eine Bedingung für ihre Wirksam-
keit ist die andere, an Gegenstände, Eigenschaften und Vorgänge des
Natur- und Menschenlebens die Lehre anzulehnen und somit durch
die Partilion nicht den tra^gen Verstand, sondern die innner bereit-
willige Phantasie anzusprechen. Lautet z. B. der Text Justum de-
duxit dominus per vias reclas, so werden die Eigenschaften aufge-
zählt, die zu einem guten Wege gehoeren, naMnlich hell, eben, rein-
lich und gerade: der rechte Weg wird sodann auf das geistliche Leben
und die vier Eigenschaften auf vier begrilfsverwandle Tugenden dieses
Lebens gedeutet. Meist sind es einzelne Theile, die in dieser Weise
angelegt werden, aber auch ganze Predigten '^) ; und der dichterische
Glanz, der über dieser Prediglweise liegt, hat hier naschst dem Ge-
*) Das anspruclivollsle, nidil das gliicklicliste Beispiel ist der Paimbaum (oben
XI>VI), weil zwisclien Bild und Sache oft nur eine vvillluiriiche Beziehung
statt findet und das (Jan^e zu wenig logisch beinerstert ist. Wie viel glück-
licher die nur in A vorlindliche, aber völlig geistesverwandte Predigt von
der Seele als Kloster (oben XMII).
390 ANONYME SAMMLUNG.
hraiuli der Typen seine llau|»t(|uelle. Die Partilion wird übriifens
nicht iininer. wie bei Griesliahers Preilioer. aus dem Texte logisch ab-
geleitet. Sie kiiiiii bereits in dem Texte selbst liegen, so dals die
Abhandlung, allcüdrisch gewendet oder nieht. sich ihm unmittelbar an-
scldielst. Entweder sind daini im Texte mehrere «•leichartiiii' Diny»'
o(h'r Thalsacheii erwiiinit. wie oben XLVl und LVII, und wie in
Nr. 28 der Sammlung die drei schoMien Tochter Hiobs (Job 42, 14.
15): da bedeutet der geplagte Hiob den gemarterten Heiland und
die Töchter dreierlei Kinder, die unser Herr im Kloster hat, deren
Eigenschaften zu den Namen der Töchter in Beziehung gebracht und
der Reihe nach abgehandelt werden. Oder die Salztheile des Textes
geben die Themen für die einzelnen Theile der Abliandlnug, wie oben
XLVIl \\\u[ liill und wie z. B. in Nr. 20 der Sannnlung idjer den
T(!xt lila antem que fiirfvm eft, iherufaleiu libera ef't, ijue ej'l inaler
nofha, der folgende' Parlition ergiebt : 1 j sie liegt hoch und ist daher
siclun', 2j sie ist vridebaere (wegen des im Namen Jerusalem hegen-
den Wortsinnes*), 3) frei, 4) unsre Mutter; und alle diese Aussagen
werden dann zuerst auf die Christenheit und ihre Blülhe. das o-eislliche
Leben, demnächst auf das Himmelreich angewandt.
Groefsere Freiheit also, groefserer Fonnenreichthum in Behandlung
des Textes erscheint auf Seiten des jüngeren Predigers im Vergleich
mit der strengen Methodilv des alteren. Dahin gebeert auch der ein
paar Mal angewendete subsidiarische Text, von dem man ein Beispiel
oben in XLVl hat : es wird eine dem Text verwandle, ihn erläuternde
und für die Behandlung ausgiebigere Schriflstelle trloich von vornherein
augezootüi inid aid' dies»; daini. nicht auf die der Perikope entnom-
menen Worte die Partilion begriuidet. Dals aber dw. Predigt vom
Palmbauu) (oben LVi), wie so manche bei Berthold, di'^ Textes ganz
entbehil ist wohl nur Schein : denn die NVorte Dui afcendam in
palmam (Cant. 7, 8), die irleich v(n*nen in der Einleitung vorkommen,
iWerden an der Spitze des Ganzen nur durch Zufall fehlen. Die Stücke
d(;r Sammlung, die wirklich keini-n Text haben, sind in d<M- That keine
Predigten, sondern kleine Tractate.
Gruifsere Freiheit ^ili denn auch in Anwendung der Exhortatio,
die nach vollendeter Abhandlnriü der Theile dn\ Schlufs des Ganzen
') Über diese Manier, aus dem Worlsinne der Eigeiinainen Allegorien zu ent-
nehmen, die hier eine weil gra-lsere Holle als bei dem Grieshaberischt-n
Prediger spielt und bei meliriiiclu'iii Worlsiiin sogiir l'urlilionen ergiebt, siehe
Grieslibber 2, XXV.
ANOiNYME SAMMLUNG. 391
bildet. Sic fehlt bei dem Griesbaberischen Prediger, wenn sie auch
meist nur sein* kurz ist, äulsersl selten, sie beginnt bei ihm mit der
stehenden Formel Nu hillent hiute den zarten (oder süezen') got und
sieht meistens zu dem Gesannntinlialte der Predigt in einem logischen
Verhältnisse; bei unserem Klosterprediger iehll sie olmgefahr so oft
als sie sich findet, ist durch keine siehende Anfangsformel bemerklich
gemacht und wächst lediglich aus dem lelzten Theile der Abhandluuir
hervor. Merkwürdiger Weise scheint ihm die altherkömmliche gebet-
arlige Schlulsformel, in welche bei dem Grieshaberischen Prediger bis
auf verschvvindeiule Ausnahmen die Exhorlatio immer verlauft, sogar
ganz fremd zu sein: denn sie findet sich niemals in der Sanct Georger
Handschrift, auch nicht in der Predigt Hec eft volunlas dei, an deren
Schlufse wir oben LIV, 265 nach Z die Worte lesen : daz wir duz
l'clwwen werden dez helfe vnf yot ameN.
Mit dem allem steht es in Übereinstimmung, dafs ganz besonders
in der rednerischen Ausführung der Theile selbst ein ForlschriU zu
freierer Bewegung ersichllich ist. Sie hat bei dem Grieshaberischen
Prediger etwas ganz Schablonenhalles : zu jedem Theile bringt er regel-
maefsig mindestens eine Erzählung, sei es aus der Naturgeschichte,
aus der alten oder -aus der neuen e, sei es Typus, Beispiel oder Be-
weis; ist es ein Typus, so folgt regelmsefsig, durch eine rhetorisclu!
Frage eingeleitet, die Ausdeutung der bezeichenunge. Da diese so
zahlreichen Erzählungen in weit überwiegender Mehrzahl aus der h.
Schrift genonnnen sind, so gewinnt dadurch die Predigt dieses Mannes
geradezu den Charakter eines Unterrichtes in dem was wir biblische
Geschichte nennen, und man darf nicht zweifeln dals es bei ihm be-
wusstes System war, mögUchst viel vom historischen Inhalte beider
Teslamenle, durch die allegorische Auslegmig für das Leben nutzbar
gemacht, unter die Gemeinde zu bringen. Unser Klosterprediger weifs
von solcher schablonenhaflen Regelma-fsigkeil nichts : es verschlangt ihm
nichts, seine Theile ganz ungleichmjefsig auszuführen, ja es ist eine
beliebte Methode bei ihm, einen oder mehrere nnt wenigen Worten
abzuthun und erst den letzten durch eine neue Partition, und in dieser
wieder den letzten durch eine neue, zum eigentlichen Gegenstand der
Abhandlung zu machen; wovon sich oben eine Reihe Beispiele findet.
Sorglos verliert er sich anderswo in lange Excurse. Auch er ist mit
biblischen Erzählungen, die bald als Beispiel, bald als Typus ange-
wendet werden, nicht sparsam, und er macht daneben mehr als sein
Vorgänger Gebrauch von der Geschichte der Heiligen nnd von anderen
erbaulichen Erzählungen sowie von Gleichnissen aus dem Natur- und
392 ANONYME SAMMLUNG.
Mensrhcnloboii "'•■) ; nl'cr alles dies in zwanglosester Weiso. Und alles
(lies tritt zurück hinter einem Elemente, das sich l)ei den Früheren
und auch bei dem (irieshaherisciien Prediger nur in bescheidenem
Mafse gellend machte, hier aber nur in den kleinen Predigten am
Schlulse der Samndung gespart wird, hinter dem biblischen und patri-
stischen Uitat. Also neben den Erzählungen aus di'r Bibel ein vor-
wallendes Beibringen von Gedanken aus ihr, also auch eine ausoicbigere
Berücksichtigung (hu* Proiiheteu, Psalmen uiul apostolischen Briefe als
der historischen Bücher: um des Hohen Liedes, dieser Fundgrube
erbaulicher Liebestandelei, nicht zu gedenken. Mehr Raum aber als
die Bibel ninunt die Anführung der Kirchenlehrer ein. Da begegnen
uns Origenes und Dionysius und Joliannes Damascenus. Hieronynuis
und Gregorius, Hilarius, Isidorus, B(Hla und Anshelmus, aber vor allen
hihifig und umfänglich Augustin uml Bernhard: oll auch namenlos ain
hailige, ain lerer, ain icise man. Von heidnischen >h'istern kennt
und ehrt der Prediger den Seneca, der wohl auch gemeint ist, wenn
nur ain haiden citierl wird. Hier wird also eine wesentlich theo-
logische Unterweisung statt der schlicht biblischen bezweckt, und sie
ist dem Prediger so sehr Hauptsaclu», dafs im Eifer der Quellenaus-
beulung seine eigne Rede, obgleich ihr eine schöne Fülle und ein
bewegter Ton zu Gebote steht, oft trocken und dürHig wird. Denn
was er selbst zu sagen hat ist freilich gerade in theologischer Be-
ziehung wenig genug: er ist weder ein productiver noch auch nur
eni scharfer Denker. Er setzt sich wohl mit seinen Zuluprern dialek-
tisch auseinander, indem er ihnen mit solchen Wendungen wie nu
merkint, ir fprcchint wie dem, wcere, oder mi mehtint ir fprechin,
nu mehtift du fprechin wahrscheinliche Einwürfe oder Missverständ-
nisse in den Muml legt, um dieselben dann zu widerlegen od(>r auf-
zukliPren : aber er hefst sich kaum jemals auf Widerlegung oder Ab-
waegung theoretischer Ansichten ein : die greisen Lehrer, die er citierl,
geben ihm nur Belege für seine eignen Sätze und ersetzen ihm deren
eigne Ausführung, (ierade diese Entfallung einer reichen Belesenheil
bei grofser eigner Zurückhaltung des Verfafsers wird das Buch em-
pfohlen und seine weile Verbreitung veranlafst haben, indem es Kh>ster-
leulen und Conversen als eine Chrestomathie aus den für das geist-
■■) Man sehe z. B. die Gleictiiiisse von der Sonne und dem bewegten Wafser
und das vom Fischtang in den beiden ersten im Anluing niitgetlieiltcn Pre-
digten : die drille bewegt sich fast ganz in Gleicluiissen und in'innil sogar
ihre l'artilion datier.
MCOLAUS VON STRASSßURG. 393
liclie Leben wichtig.slen Schriftslellern dienen konnte. Und da ist es
denn bezeichnend, dafs nnler diesen der mystische Angiistin und der-
jenige, der vor allen neueren Kirchenlehrern das mystische Gebiet
Truchtbar angebaut halte, S. Bernhard die bevorzugten sind, wahrend
bei dem Grieshaberischen Prediger der nüchterne Räumen' Gregorius
weitaus die Hauptrolle spielt. Ohne den mystischen Gedankenvorrath
aus eignem Vermopgen writer zu entwickehi, ohne gar von der asce-
lischen Mystik, wie sie Bruder DaAid in der deutschen Lilteratur ein-
gebürgert hatte, einen Schritt zu der speculativen zu thun, zeigt sich
unser Verüifser gleichwohl durch und durch mystisch angeregt, und
die Ausführung der seligen Empfindung mit Gott eins zu sein ist es
immer, was seine Beredsamkeit am ergiebigsten entfefselt, was ihm
(wie in der Predigt Elegit eam deus im Anhang) den Kothurn der
Prosopopa^ie leiht, wenn er in seiner eignen Person nicht reich, nicht
innig, nicht glühend genug zu sprechen wüsste.
Was die ethische Seite seiner Predigt anlangt, so ist sie natür-
lich ganz und ausschliel'slich nach dem geistlichen Leben hin gerichtet.
011 genug bildet dieses Leben im Allgemeinen ihren Gegenstand, und
die einzelnen practischen Lebensfragen auf die sie eingeht liegen
alle auf diesem Gebiete. So findet sich wiederholt (auch oben LIM,
145 fgg. LIV, 78 fggO fJ'e Warnung vor Absonderung von der
sainenunge durch eigenmächtige über die Regel hinausgehende Schär-
fung der Disciplin ; andere Predigten eifern geg^n übertriebene Schätzung
des Contemplierens (Z und SG 20), der Gesichte und Offenbarungen
(21), gegen die falsche Demuth, die sich glaubt Ehrenämtern ent-
ziehen zu müfsen (13. 21); wiederum anderwärts finden sich An-
weisungen wie Ärgerniss bei den Mitschwestern zu meiden sei (18)
und wann Übertretungen derselben zu rügen seien, wann nicht (18.
20): alles in einem gesunden, mafsvollen und practischen Geiste, wie
er geeignet war, die damalige Blülhe des Klosterlebens vor Entartung
zu bewahren.
Gleich hinter diesem Werk eines Unbekannten treten uns nunmehr
um i\e\\ Beginn des vierzehenten Jahrhunderts zwei gefeierte Namen
entgegen, zwei Richtungen bezeichnend, in welchen sich die mystische
Predigt der Natur der Sache nach weiter entwickeln konnte: eine in
kirchlich conservativem Sinn zur Scholastik ablenkende und eine in
die letzten Consequenzen des mystischen Princips weiter führende.
Es sind die Dominicaner Nicolaus von Slrafsburg und Eckard.
Wii- wifsen nicht welcher von beiden der ältere war, und wir wifsen
auch sonst vom Bruder Nicolaus nicht viel: dafs er aus Strafsburg stammte,
Altd. Predigten. 26
394 iMCOLAUS VON STRASSBURG.
dafs er Lector in Köln war, aber am Oberrlicin predigte, sagen die
Handschriften aus denen wir ihn kennen. jSiir an einem Punkte fallt
ein Licht auf seine Laufbahn, da wo sie sich mit der seines groefseren
Genofsen betU'utuugsvoU kreuzt. Im Jalir 1326 war Nicolaus pa^bst-
licher Nuncius zur ßeaufsiciitigung der deutschen Provinz des Prediger-
onlens und in dieser Eigenschaft mit der Untersuchung gegen den
der Ketzerei bezichtigten Eckard beauftragt : und wir wifsen aucli,
dafs er keine Schuld an ihm fand, vielmehr in dem vom Kölner Erz-
bischof 1327 wieder aufgenommenen Processe ihm als Yertheidiger
zur Seite trat und selber nur durch Appellation an den Pabst dem
gerichtlichen Verfahren entgieng, das die In{|uisitoren des Erz-
bischofes auch gegen ihn eröffneten (s. Preger Meister Eckharl und
die Inquisition, München 1869; und Germ. 14, 377).
Wir besitzen von ihm aus sechs Handschriften im Ganzen dreizehen
Predigten (bei Pfeiffer D. Myst. 1, 261—305). Zu Sachsen derselben
giebl die S. Galler Handschrift Ort und Zeit an : es waren Fasten-
predigten zu Freiburg im Breisgau gehalten, eine im Predigerkloster,
die andern in Frauenkloestern daselbst. Leider ergiebt eine genauere
Betrachtung, dafs wohl keine einzige getreu so vorliegt wie sie ge-
halten war : nicht nur dafs sie vielfältig gekürzt oder zusammengedrängt
sein müfsen, wie schon der geringe Umfang des dritten und der feh-
lende Anfang des vierten Stückes erkennen Isefst, es zeigt sich auch
dafs Stellen aus anderm Zusammenhange da eingeschoben sind, wo der
Aufzeichner gerade darauf geführt wurde sich ihrer zu erinnern *).
Beiderlei Verfahren, die Auslafsung wie die Einschiebuug. kann sich
in den so vielfach zu bemerkenden Mängeln der Gedankenverbindung
sowohl wie in dem er sprach ouch, er seile ouch, womit der Auf-
zeichner seinen Prediger mehrmals unterbricht, verrathen; und wenn
der letztere selbst, wie 278, 12. 27. 305, 12, etwas Neues mit der
trockenen Formel ich spriche ouch anzuknüpfen scheint, so ninunt
darin vielleicht nur der Aufzeichner die erste Person als Maske vor.
Aus einer so mangelhaften ('berlieferung können wir gleichwohl die
Züge zusammenlesen, aus denen sich ein bedeutendcjs und anziehendes
Bild der Predigtweise dieses Mannes ergiebt. Zeigt sich in den Pre-
") Nr. I ist, wie die S. Galler Übersclirifl angiebt, bei den Predigern zu Frei-
burg getiallen und die Stelle 262, 5 were ich aber priol iit discni
kloster wa?re in einem Frauenkloster nicht am Platze gewesen : dennorli
begegnen wir 263, 5 derselben Gebetsfonnel, die der Hedner in zwei andern
Predigten 272, 16 und 283, 29 seinen Zuho-ierinnen in den Mund legt:
ich bi» ein leiviu stniderin, mache mich ein hitzige minnerin.
NICOLAUS VON STRASSBURC. 395
digten der vorhin besprochenen Sammlung der gelehrte Ascetiker, der
eine Fidle erbaulicher Citate aus reicher Belesenheit vor seinen Hoßrern
auszuschütten weil's, ja auch der Kenner wifsenschafllicher Theorien,
wie sie in der Predigt Slephanus autem plenus mehrfach angerührt
werden, so sehen wir hier den theologischen Denker, der seinen Stoff
wifsenschafllich beherscht und sich berufen fühlt, die Einfältigen nach
Mcpglichkeil und Bedürfniss in die Fragen seiner Wifsenschafl einzu-
führen, deren Ergebnisse für ihr Bewusstsein fruchtbar zu machen.
Nicht als ob durch ein rein theoretisches Element die practisch er-
bauliche Hauptaufgabe der Predigt zurückgedrängt würde ; wie herz-
lich weifs er z. B. in der dritten die Gewifsensnoth der angefochtenen
Seele zur Ruhe zu sprechen. Indem Nicolaus zu dem Verstände der
Hcercr spricht, indem er die theologischen Hauptfragen, wie man
Schuld ablegt und wie man Lohn erwirbt, zertheilt und casuistisch
ausführt, ist er sich bewiisst, mit seiner scholastischen Weisheit dem
religioes-sittlichen Leben, und auch dem der milzuhoerenden weltlichen
Leute (s. 274, 11 fgg.) ganz unmittelbar zu dienen. Neben diesen
wesentlich practischen sind es dann allerdings auch psychologische
und sonst speculative Fragen, auf die er sich durch seinen Text
führen laefst. In der zweiten Predigt besteht dieser z. B. in der Bitte,
die der reiche Mann der Parabel aus der Hölle an den Vater Abraham
richtet, und die Auslegung besagt dafs er darum von Lazarus nur mit
der Spitze seines Fingers erquickt zu werden bat, weil er wusste, dafs
schon davon seine Bitterkeit in Süfse des ewigen Lebens verwandelt
werden wlirde, dafs er aber die Labung für seine Zunge erbat, weil
er mit der Zunge gesündigt hatte; dies führt nun zu der Frage, wie
denn Lazarus einen Finger und der reiche Mann eine Zunge haben
könne, so sie doch Geister seien, und demnaechst zu einer Ausführung
über die geistliche kraft in dem Menschen, die allen Sinnen ir icerc
giebt und die Sinnesorgane überdauert. Bei solchen Erörterungen
erscheinen denn auch bereits einzelne jener philosophischen Kunstaus-
drücke, welche die deutschredende Mystik zum Theil zu dauerndem
Gewinn in unserer Sprache geprägt hat, wie gegenwurf für Object,
weselich und zuovallende für substantiell und accidentell. Gedanken
der eigentlich mystischen Speculation schlagen indessen nur hie und
da durch, genug um zu beweisen, dafs Nicolaus mit ihnen vertraut ist-*^):
•■) Z. B. in der Ausführung 286, 28 fg^. : ewiges Leben liegt nicht daran, dafs
wir Gott sehen, als er an ime selber bildecUche ist, sondern als er mit
uns vereinelisl und ivir milime; wan ein geisllichiu kraß ist gegeben mime
yemüele^ in der kraß ist gol als ein, daz er sich selben drinne sihel; da
396 NICOLAUS VON STKASSBl'RG.
aber es scheint als hielte er die Kanzel nicht für den Ort um sie aus-
zuführen oder in ihre liieurelische Conse(|uenz zu veriolüvn. Daiiegen
kehrt mehrmals und mit oiorenlhündichem Nachdruck der Gedanke wieder,
der zweihundert Jahre spa'tcr das trcibendi' ^lunienl der Rtdornialion
werden sollte, die Rechll'erliiiung allein durch den Glauben. Nicht in
der Weise, dafs die von der Kirche und von der Scholastik empfoli-
leneu Wege neben diesem Weg verv\orfen Würden: aber wer ihn zu
iinden wifse, der bedürfe keines andern und komme auf ihm weiter
als auf jenen allen (s- 275. 15. 282. 10. 283, -2ä. 287, 17).
Bruder Nicolaus hat das mit den Predigern seit Berthold gemeiii,
dafs er nicht die ganze Perikojjc, sondern, wie er sich ausdrückt,
ein Wörtelia aus derselben seiner Predigt als Text zu Grunde legt.
Aber er predigt gleichwohl mitunter über die ganze Perikope und er
macht darin, wenn man will, einen Kiickschrilt. dafs er dem Texte
nicht, wie seine ufechsten Vorgäntjer. ein einheitliches Thema ent-
nimmt und dieses in Tlicile zerlegt, dafs er auch nicht den Inhalt d(\s
Textes mittelst einer schon in ihm aegebenen Partition systematisch
ausschöpfl, sondern wieder wie die Früheren in der Weise der Ho-
milie Satz für Satz oder Wort für Wort des Textes auslegend be-
gleitet. Diese Auslegung, bei der natürlich die willkürlichste Allegorie*)
ihre herkömmliche Rolle spielt, giebt aber dem Prediger Gelegenheit,
die scholastischen Fragen aufzuwerfen. deren Er()rterung sein Haupl-
zweck ist, und eiunud dabei angelangt, schreitet er dann von Frage
zu Frage dialeclisch fort, in freier, nur für uns oll Ncrdunkeltc^r Ge-
dankenverbindung. Ja es kommt sogai* vor, dafs er ohne dem Texte
ist daz da siliel duz selbe daz da gesehen uir(. liier is-l der Unterschied
von Ecluirds Leluweisc doch nur fein. Ein ander Mal (300, 24) lirl'st er
sicli durch eine Zwischenrede die Ansiciit entgegen bringen, dafs Gotl die
Welt niclit in sechs Tagen, sondern in einem AngenMick geschalTen habe ;
er sliinint ihr hei und verslärkt sie dahin, dafs er iiherhanpt keiner Zeil
dazu bedurft liabe, womit impiicite die Eckardische Schöpfung der Welt von
Ewigkeil her gelehrt ist: aber er ra;lli immerhin zu glauben, da l's es in sechs
Tagen geschehen sei und giebt einen Weg an, wie man dieser Überlieferung
einen Sinn aligewinncn Kiiiine. Man vergleiche damit wie viel rücksichtsloser
Eckard bei Pfeiffer 7, 33 die sechs Tage behandelt.
*) Die Witwe 4 Heg. 4, 1 z. B. bedeulef, im Anschlufs an die psychologische
Theorie Augustins, die niderslc kraß der tele, die in Folge einer Todsünde
von deren oberster kraft verlafsen ist; ihre Söhne sind Wille und Vernunft
und die Gliiuhiger von welchen die Söhne gefangen werden die fünf Sinne
(X). Vgl. biezu Eckard 100, 30. XXXl. 127, 22. 187, 6. 199, 23. 0er
Pharisajer der den Heiland zu Tische bittet ist die oberste kraß der sele.
die sieb mit unserm Herrn beschaulich \ergniigen will (Vlil) n. s. w.
NICOLAUS VON STRASSBURG. 897
nur ein VVorl der Auslegung zn schenken sofort die Erörterung meh-
rerer zu dem Text in Beziehung stehender Fragen ankündigt und der
Reihe nach vornimmt. Das kann denii wohl den Schein einer Partition
geben (wie in X), aber nur den Schein: denn es sind nicht logisch
verbundene Theile eines Ganzen, die er abhandelt, sondern eine Reihe
willkürlich verbundener Einzelheilen. Man sieht, die von Berthold zum
Behuf einer freieren Bewegung der Rede ausgebildete Form erwies sich
für die wifsenschaftlich speculative Predigt der Mystiker wiederum zu en^.
In anderer Hinsicht erinnert indess Nicolaus bei so grofser Ver-
schiedenheit der Richtung doch auffallend an die Art des berühmten
Franciscauers. Er ist mit all seiner Schulweisheit ein kindliches Ge-
müth, das sich in das Denken und FiUilen der Einfaltigen leicht ver-
setzt und so sicher das Herz zu treffen wie das Verständniss zu öffnen
weifs. Seine Rede hat nichts vom Ton der Schule, nichts von ge-
lehrter Zierlichkeit, aber Mutterwitz und poetische Kraft; sie ergeht
sich in derber volksnifpfsiger Frische des Ausdruckes, mir freilich
nicht, wie die Bertholds, in launiger Satire, die vor einem auserlesnen
Kreise religioes geweckter Menschen nicht am Platze war. Aber wie
Berthold liebt er es die Rede durch Fragen und Einwürfe zu beleben,
die er in directer, lebendig individualisierter Rede den Zuhosrern in
den Mund legt; er laufst auch anders gern die Gedanken sich dialogisch
entwickeln , sei es dafs er berichtet wie die Leute im Beichtstuhl zu
ihm zu sprechen pflegen (270, 9), oder wie er selbst in einem gesetzten
Falle mit einem Dritten sich unterreden würde (287, 24). Beispiele (262,
2. 281, 23) und erbauliche Erzählungen (265, 26. 305, 12) stehn
ihm zu Gebote, aber vor allem ein Reichthum von Gleichnissen, die
in dramatisch lebendiger Ausführung den eigenthümlichsten Reiz seiner
Predigt bilden : Gleichnisse grofsentheils, die nicht, wie bei den Frü-
heren wohl geschah, mittelst eines sich gesetzmaefsig wiederholenden
Vorganges aus dem Natur- oder Menschenleben einen geistigen erläu-
tern, sondern zu diesem Behuf ein ganz individuelles Ereigniss setzen
(s. besonders 287, 40 fggO', aber neben diesem Selbsterfundenen und
dem Naturhistorischen (300, 13) kommt auch ein kecker Griff in die
weltliche Lehrdichtung vor, indem eine Fabel von Fuchs und Katze
mit unbefangenstem Humor auf die Lage der klugen Weltleute und
der gläubigen Christen im Angesichte des Todes angewandt wird
(293, 19). Dafs ein solcher Prediger gern gebeert, dafs sein Ruf
\on Mund zu Mund getragen und sein Nanie von den Hoerern ins
Herz geschlüfsen wurde, ist nicht anders denkbar; nur die Verdunke-
lung durch einen Zeitgenofsen wie Eckard und einen Nachfolger wie
398 ECKARP.
Taiiler erklfert es. dafs so ^Yeniire seiner Prefligteii sich erhalten hahen.
Ein redendes Denkmal seiner Volksheliebtheit ist der Kosename Cleusli.
welchen eine Handschrift «lenselhen voransetzt.
Wir kommen zu dem philosophisch schöplerisf jien Genius der
deutschen Mystik. Bruder Eckard stammle zufoljre der neuesten und
eindringendsten Erforschunsf seiner Lebensumstände (durch Preger
Zschr. f. hist. Theol. 39, 49—79) aus Thüringen: er Avar Prior
des Predigerkloslers zu Erfurt längstens bis 1298, zugleich und wahr-
scheinlich langer auch Generalvicar für dieses Land. Im Herbst 1300
mul's er seine Laufliahn als Lehrer zu Paris begonnen haben: 1303
ward dieselbe dadurch unterbrochen, dafs ihn das ('apitel der neu
abgezweigten Ordenspro^inz Sachsen zum Provinzialprior wählte, in
dieser hohen und verantwortlichen Stellung blieb er zwei vierjährige
Amtsperioden hindurch und erfüllte 1307 noch einen Nebenauftrag als
Generalvicar für Boehmen. Erst 1311 ward er vom Provincialat ab-
solviert und nach Paris geschickt, um seine unterbrochenen Vorlesun-
gen wieder aufzunehmen, im folgenden Jahr kehrte er dann, nachdem er die
Magisterwürde erlangt, nach Deutschland zurück. Es folgt nun eine
mehrjährige Wirksamkeit zu Strafsburg, wo der neue Meisler wahr-
scheinlich als Leclor dem Studium sententiarum zugewiesen war. Nach
den Beziehungen zu urlheilen, welche in der merkwürdigen Schrift
Daz ist swester Kafrei, meister Eckarles tohter ron Sfrazbi(rc
(Nr. VI der Tractate bei Pfeilfer) auf eine Verfolgung der Beginen
und Begharden '0 vorkommen, intisste Eckard 1317 noch dort gelebt
haben. Aber 1320 beauftragte der Ordensmeisler die Prioren von
Worms und Mainz mit einer Untersuchung gogvn Bruder Eckard den
Prior zu Frankfurt und gegen Bruder Dietrich von S. Marlin, welche
de malis familiaritatibns et snspcctis, d. i. der Gemeinschafl mit
Ketzern bezichtigt worden waren. Es ist sehr wahrscheinlich dafs
Eckard in Folge dieser Untersuchung von seinem Prioial absolviert
und als professor der dortigen hohen Schule nach Köln versetzt wurde.
Der lesemeister von Kälten heifst er in der ('berschrift eines Trac-
tales. den Preger als sein Eigcnlhum nachgewiesen hat (Zschr. f. bist.
Theol. 36, 515); dort im Aller widinhaft zeigt ihn der Dialog
Meister Eckartes Wirtschaft (bei Pfeiffer S. 625), und dort traf ihn
eine zweite, nunmehr vom Pabste selbst verhängte Untersuchung wegen
*) Sie wurden, auch die mit den Dominicanern und Franciscanern verbundenen,
anfanplich mit den Brüdern des freien Geistes zuf^leich verfolgt: s. Sclimidt
Alsaiia 1858-61, S. 212.
ECKARP. 399
Ketzerei, im Jahre 1325 war auf dem Generalcapitel der Prediger zu
Venedig die Klage laut geworden, dafs in Deutschland von Brüdern
des Ordens in der Landessprache Dinge gepredigt würden, welche
dem uuwifsenden Volke zur Irrung gereichten. Hierauf ernannte
Johann XXII den Lector zu Köln, Bruder Nicolaus von Strafsburg,
zu seinem Specialiiu[uisilor, um den Grund solcher Klagen zu ermit-
teln ; und im folgenden Jahre unterwarf derselbe Eckards Lehre einer
Untersuchung, aus der sie jedoch vorwurfsfrei hervorgieng. Von die-
sem Ergebnisse faiul sich der Erzbischof Heinrich von Köln, vielleicht
der Urheber der zu Venedig vorgebrachten Klage, nicht befriedigt.
Er zog im Januar 1327 die Sache Eckards vor sein eignes Inquisitions-
gericht und verwickelte auch den Bruder Nicolaus in diesen Process.
Beide bestritten die Zuständigkeit des Gerichtes und appellierten an den
Pabst. Um für die demna^chstige Behandlung der Sache zu Avignon
eine günstige Stimmung zu schaffen verstand sich Eckard zu einem
Schritte, der ihm lange als Widerruf ausgelegt worden ist. Er verlas
am 13. Februar in der Predigerkirche zu Köln aus eignem freiem Ent-
schlufs eine Erklferung, worin er sich gegen Missdeutung seiner Lehre
verwahrte und seine Bereitwilligkeit versicherte, Alles zu widerrufen,
das ihm als Irrthum win'de nachgewiesen werden. Vom weiteren
Verlaufe der Sache wifsen wir nichts mehr, als dafs Eckard noch im
Jahre 1327 starb und dafs erst am 27. März 1329 eine pgebstliche
Bulle erschien, welche achtundzwanzig Lehrpunkte des Verstorbenen
theils als ketzerisch, theils als übelklingend und der Ketzerei ver-
dächtig bezeichnete '"")•
Wie Scotus Erigena, den er doch kaum gekannt zu haben scheint,
war Eckard durch die Verfolgung der pseudodionysianischen Specula-
tion zum Zerwürfniss mit der Kirche geführt worden. Und wir haben
gesehen, dafs er damit nicht allein stand. Nicolaus von Strafsburg,
der sein Richter sein sollte, aber seinem Standpunkt selbst offenbar
zu nahe stand, ward in sein Schicksal verwickelt, wie vorher zu Frank-
furt jener Theodoricus a S. Martine, nach Pregers ansprechender
Vermuthung eine Person mit dem als Lehrer hochgefeierten Meister
Dietrich von Freiburg, der von 1293 bis 1297 der Ordensprovinz
'") Vgl. aufser der ol)en angefiitirlen AlitianJInng Pregers dessen Schrift Meister
Eclttiart und die Inquisition, München 1869, in welcher die hezüglichen
Aclenstücite abgedruclu sind ; ferner Pregers Recension des M. Eclihart von
Lasson uerni. 14, 373—380. Den Inhalt der verdammten Sätze tlieilt Bach
mit: M. Eciihart S. 57 fg.
400 ECKARO.
Germanien voiycsel/J war (s. Zschr. f. hisl. Throl. 31). S. 46 igg.)-
Der Predigerorilen, vor hundert Jahren zur Verlheiditrnng der reinen
Kirehenlehi'ü gestiftet, drohte nunmehr in Deutschland zu einem Herde
paniheisierender Ketzerei zu werden, für weichen der Zündailoir weil
und bieit in den Kreisen der Gottesfrounde gelegen war. Sie sind
es hinwiederum, die in Eekards Anschauung all die Wiirde auf sich
ziehen, die sonst den Organen der sichlharen Kirche zukam. Das
schon oben erwähnte Buch Schwester Katrei, sei es nun von Eckard
selbst, oder nach seinen Mittheilungen von einem Jünger al)gefalst *),
zeigt uns den Meister ün Verkehr mit einer stralsburgiscben Begine.
die allmfehlich zu einer solchen H(phe mystischer Einigung mit Golt
gelangt, dals sie ihm in der Weise einer Prophetin gegenüber tritt
und er vor ihr zum Jünger wird. Die Freunde Gottes werden hier
den heiligen Miulyrern geradezu ebenbürtig zur Seite gtislellt (462,
19 {]r. 40 fgg-)^ j'^ wer neben Gott sie ehre, erwerbe dadurch das
Erbarmen Gottes (470, 27 (ggO- Man vergleiche damit was in
gleichem Sinne die oben in der ersten Abhandlung milgetheille Predigt
Eekards (bei Pf. XVII) sagt: -ein Koeuig achtet nicht viel auf die
Knechte, die ihm niedere Dienste thun, sondern er achtet derer, die
in seiner heindichen Kammer sind, und Ihut ihnen allzumal ihren
Willen: so thut Gott mit seinen auserwidillen Freunden- u. s. w. (S. 274).
lind in einer zu Stral'sburg gehaltenen Predigt (.Nr. XXX VII b. Pf. von
128, 8 an) schärft er den zuha'renden Nonnen mit den stärksten Aus-
drücken ein, wie diese vollkommenen Menschen vor andern zu ehren
und leiblich zu unterstülzen seien; die Xoth der Verfolgung, die hiemit
vorausgesetzt wird, tritt uns, wie oben bemerkt, auch aus der Schwester
Kalrei entgegen. „Diese Leute sind nicht leicht zu erkennen: weil
sie keiner äufserlichen (bunir mehr bedürfen, so verra^h sie ihre
Lebensweise nicht; aber sie treiben die allernützeste t'bung, indem
sie sich in ihrer Seele Gölte öfl'nen, und das Keenigreich ist selig, da
dieser Menschen einer inne ist.'* Eine so brahraaiieuhafle Über-
schätzung dieser Art geistlichen Adels, mit dem sich Eckard verbun-
den zeigt uiul in dem er nach dem Urtheil Anderer natürlich selbst
li. — Li ,• -U l — -i^ — ' j ' L i t^J— ' i — ' ■ '•
*) Die Composilion des Buclies ist seltsam genug. Zwisciicn drei Predigten
oder Collazien von sclir iingleicliciii Umfange (die erste nmlafst 448, 2G —
452, 4. 452, 34-455, 40. 458, 36—460, 34; die zweite 462, 19-463,
14; die dritte 465, 19—467, 26) sind Dialoge der Tociiter mit ihrem Beicli-
liger einireflnchten, die mit dem jedesmnl voraiigeiiciiden rrediglstürlie in
einem inneren ZusnniineniiimL^e .-«telin und seinem Iiihaiie jicwisscrmiirsen zur
Ausfülirnng dienen.
ECKARD. 401
einen hohen Rang einnahm, hezengt ohne Zweifel eine gewisse Un-
gesundheit .des gotti^sfrenndischen Wesens, die dem Ordensineister
wohl ein Recht geben mochte, von üheleni nnd verdächtigem Verkehr
zu sprechen. Auch zeigt sich hei Eckard selbst an anderer Stelle
eiine unverkennbare Ernüchterung. In dem Tractale mii den XU
nutzen unsers herren Hchames tritt er 374, 40 fgg. jener Gleich-
stellung mit den Märtyrern entgegen; und in einer «einer schoensten
und darum auch reic^hlichst überlieferten Predigten (LVII bei Pf.), iu
der er offenbar aus eigner Irischer Erfahrung von den Leiden der
Verfolgung spricht, sagt er, das (/ötliche leben liege nicht an süfsen
Worten und heiligen Geberden nnd dafs unser Nanie fernhin getragen
werde, und dafs wir groefslich gdminneliwerden von Gottes Freunden,'
und dafs wir von Golt so verwöhnt und verzärtelt werden, dafs uns
dünke, Gott habe aller C'reaturen bis auf uns allein vergefsen und
was wir von ihm begehren, geschehe alles alsobald. Hier also ein
deutlicher Gegensalz zu jenen! Worte, dafs Gott seinen Freunden nichts
versage, und ein Ton kaum verhohlener Geringschätzimg seines bis-
herigen Ansehens unter den Gottcsireunden.
Es kami hier nicht unsere Aufgabe sein, mehr als einen flüchti-
gen Blick in die Gedankenwelt dieses mächtigen Geistes zu werfen.
Wir haben uns mit seinen Predigten nicht wegen ihres Lehrinhaltes,
sondern wegen ihrer Stellung und Bedeutung in der Geschichte der
deutschen Predigt zu beschäftigenj // .ii3di;)i(i r
Die älteren Mystikel- und insbesbndere diejenigen, die bisher zu
dem Volk in seiner Sprache geredet, hatten das Einswerden der Seele
mit Golt, um das sich alles mystische Denken dreht, in den Willen
gesetzt. Eckard setzte es in das Wesen. Wenn die Betrachtung der
Früheren daher ein rehi ascelisches Geprsege trug, musste die seinige
ein speculatives annehmen. In der Behauptung einer Wesenseinheit
der Seele mit Gott war das erste Glied zu einer Kette gegeben, welche
nur mit der letzten metaphysischen Frage ihren Abschluf» erreichte.
Da in dieser Wesenseinheit von Gott sowohl als von der Seele die
Vorstellung der Perseenlichkeit nothwendig ausgeschlofsen war. so nuisste
hilller beiden der Gedanke eines unpersoenlichen Absoluten oder reinen
Seins aufsteigen, in welchem beide ihren Grund und daher auch ihre
Einheit fanden. Das reine Sein aber konnte nur durch ein ins End-
lose fortgesetztes Abstreifen all und jeder Bestinnntheit gedacht Aver-
den und ward so alsbald dem Nichts gleich, hn Nichts daher sich
selbst und Gott zu finden, im Nichts ihm gleich zu werden erschien
als hoechste Aufgabe der Seele und als Inbegriff der Seligkeit, nach
402 KCKÄRD.
welclier sie sich sehnt. Erst wenn sie auf diese Weise in ihren Ur-
sprung zurückgekehrt und wieder Gotl geworden ist, kann der Vater
in ihr das Wort sprechen oder den Sohn geba^ren. für den eine jede
Seele Maria zu werden lieslinnnt ist.
Damit dal's die Sc^Iigkeit im Erkennen (loltes liege, schliefst sieh
Eckards Denken an das seiner na^chsten V^)rgänger Thomas von Aquino
und Albrechls (h's Grofsen an und tritt in den schärfsten Gegensalz
zu der unter seinen Augen emporgekounnenen Richtung der Scolisten.
Gleichzeitig aber war in seinem Princip ein tiefgreifender Unterschied
von jenen Vollendern der Scholastik gegeben. Erkannten sie in der
auf göttlicher Offenbarung beruhenden Kiichenlehre einen der Vernunft
unerreichbaren Rest an, so musste Eckard im Grund für jede Seele,
die zur Einheit mit Gotl gelangt und daher von Gott erleuchtet w<ere,
eine neue vollgiltige Oirenbarung Gottes in Anspruch nehmen. Zwi-
schen dieser und der im Christenthum geschichtlich befestitrten Offen-
barung war freilich ein Widerspruch nicht denkbar; wohl aber wurde
damit die von Gott erleuchtete Vernunft zur Richterinn über das richtige
Verständniss der geschichtlichen Offenbarung eingesetzt. Und so
fiihlte sich denn Eckard vollkonunen befugt, alle Glaubenslehren so
umzudenken, dafs sie als Glieder in sein System sich einfügen liefsen.
Denn es koiuite freilich in diesem System weder die Dreieiniffkeil
noch die VVeltschöpfung noch die ?>l(Esung noch Himmel, Holle und
Purgatorium ganz das bleiben, was sie in der Kirchenlehre waren.
Die heilige Schrill mit ihrer durchgeführten Bildersprache musste neben
der Vernunfl als die untergeordnete Erkennfniss(|uelle erscheinen, sobald
diese über alle Bilder emporgehoben, von Gott berührt und der reinen
Erkenntniss geöffnet war. Auch das Gebiet der Ethik konnte von
Eckards Standpunkt aus der tiefsten Umgestaltung nicht entgehn. Für
den Willen ward dieselbe grenzenlose Absiraclion zur Pflicht wie für
das Erkemien ; die ganze reiche Welt des tha^ligen Lebens wie nicht
minder die Asccse des beschaulichen ward zu einem der sittlichen
BethtPtigung unwindigen G(>genstand. oder erschien doch nur als
Durchgang zu einer weit hneheren Volleiulung. Nichts, so schuldlos
es sei, auch kein geistiges Gut soll man begehren aufser dem einen,
dass Gott selbst und das doch für unser Denken identisch mit dem
Nichts ist. Wenn Jesus seine Jimger sieben Bitten an den himm-
lischen Vater lehrte, Eckard laufst nur eine zu: dafs Gott sich uns
selber gebe. Natürlich verliert in dieser Anschauung die in der Kirche
ausgebildete Theorie von der Rechtfertigung und vom Verdienen des
ewigen Lohnes, um die sich Bruder Nicolaus so viel zu schaffen macht,
ECKARD. 403
ihren Boden, und insbesondere konnte auch die Rechtfertigung durch
das im Glauben angeeignete Verdienst Christi, die Nicolaus als den
vorzüglichsten Heilsweg preist, keine Bedeutung mehr haben, wenn
es nur auf die rechte Abgeschiedenheit ankam, damit Gott alsbald in
der Seele sein Wort spreche oder seinen Sohn geba?re. Die Heils-
anslalt in der Kirche endlich mit ihrem gesammten Zubehoer von Ge-
setzlichkeiten ward für den vollkommenen Menschen entbehrlich, wenn
nicht hinderlich; und die Vollkommenheit sollte alles Ernstes schon
auf Erden erreicht werden, ja sie galt in vielen Fallen für wirklich
erreicht.
Dabei war indess Eckard von aller Polemik gegen das herschende
kirchliche System weit entfernt. Es fehlte ihm an allem reformato-
rischem Eifer. Er war eine tief friedliche, zum Handeln, ja zum
Herschen, wie sein Lebensgang zeigt, beffehigte, aber nur zum Leiden
geneigte Natur. Für all sein Sinnen bildete nicht der Gesanuntzustand
der Welt, sondern nur die einzelne Seele den Gegenstand; und dafs
es nur wenigen Seelen gegeben sein konnte, ihm auf seinem Wege
zu folgen, war ihm wohl bewusst. Zugleich übte über ihn selbst das
historisch gegebene eine unbewusste Macht. So sehr er in seinem
Denken den historisch-practischen Realismus des Christenthums in
theoretischen Idealismus aufloeste, so fest war doch sein Gemüth in
christlicher Frömmigkeit und kirchlicher Pietset gewurzelt. Dafs sein
Denken mit der Schrift, mit der Offenbarung, ja mit der Kirchenlehre
anfs beste zusammenstimme stand ihm in voller Unbefangenheit fest.
Um diefs zu verstehen mufs man sich der alten niemals angefochtenen
Gewohnheit erinnern, wonach man erst durch allegorische Auslegung
den tiefsten Sinn der Schrift zu entlocken glaubte. Hatte die Subjec-
tivitapt der Ausleger in dieser Weise lange geschaltet ohne die Grenze
der kirchlichen Satzung zu überschreiten und war die Methode daher
kirchlich anerkannt, so konnte nichts leichter geschehen, als dafs ein
productiver Kopf, indem er sich ihr guten Glaubens überliefs, unver-
merkt über die Grenze hinausg-eführt wurde. Vielleicht wa^re nicht
einmal die Kirche selbst der Ausschreitung inne geworden, wenn
einestheils nicht Eckard sich in der Volkssprache an die ungelehrten
Laien gewandt hatte und wenn anderestheils nicht eine kühne Paradoxie
des Ausdruckes ihm andere Natur gewesen wfere, welche die Miss-
deulung geradezu herausforderte. Wenn er z. B. im Eifer, die Idee
des Absoluten auf dem Wege der Absiraction zu gewinnen, sich zu
dem Ausspruche verstieg (Pf. 269, 19 fg.) wer sprichet daz got
guot were, der tele im als unrehte, als der die svnnen swarz hieze,
iOi ECK ARD.
so war üb in der Tliat scinvcr, solches Material fiir eine Vcidaiiiniimgs-
bulle nicht zu bemilzen.
M! ''Man darf übrifi^tMis nicht erwarttün. die Richlunir seines Denkens,
die wir anzudeuten versucht haben, in allen Aulseiimiren. die uns
von ihm vorliei>en. iileichniaMsiir und rolgeiechl durchgelülnt zu linden.
In soinenr Denkeu hat eine laniere Entwickelunn stattgefunden, deren
einzelne Stufen nueglichst oenau zu erkennen und auseinander zu
halten eine noch unoel(rste Aufgabe ist. Den Ausgangspinikt bildete
die Kirchliche Scholastik und Ascelik, deren hcechste Blütlie in sein
Jugendalter fiel und von der sich seine philosophische Mystik nicht
plötzlich und fertig kann losiroril'sen haben. Erst auf Grund einer
Geschichte seines Denkens konnte füglich dessen letzte Ausoet^laltung
die abschliefsende sysleniatisehe Darstellung finden.
(,.,1; Eckards Schriften hülsten beoreiilicher Weise die kirchliche Censnr,
die seine Lehre traf. Aus dem Verzeichnisse das Trithemius (de
scriptor. ecclesiasl.) von ihnen giebt sieht man dafs uns nur das
^Venigste und wohl kaum das philosophisch Bedeutsamste erhalten ist.
Diels Erhaltene mussle sich theihveise unter fremden Namen wie Tau-
lers und Rusl)rüeks liergen, andei'es wenigstens den iSanuMi des i\Ieislers
ablegen, so dafs es Aufgabe unserer Kritik ist, sein Eigenthum an den
Kennzeichen seiner Eioenlliümlicheit herauszufinden. Nachdem lange
nur diejenigen Predigten und Tractate. die in die Basler Ausgabe der
Tanlerischeji anhangsweise aulgenummen waren, der allgenuMnen Kennt-
niss vorgelegen hatten, brachle Franz Pfeiifer aus vielen und grofsen-
Iheils alten Handsciu'illen im zweiten Bande seiner deutschen Mystiker
(Leipzig 1857) eine belrachtliche Sannnluug von Predigten, Traclalen
und Sprüchen Eckards zu Stande, der leider die V(!rheifsene zweite
Abtheilung mit Einleitung, Anmerkuiiircn u. s. w. nicht gefolgt ist.
Die neue so viel breilere (iruniUage hat indess dem Studium des
ältesten deutschen Philosophen einen neuen Aufschwung gegeben und
eim; Reihe schätzbarer Arbeiten liervoroerufen *). Auch ist seitdem
'"' '*) IN'öcIi aiii^ Grund des fniliereii hL-schranlUcri M;iloriiilcs handelten über Ecltard
K. Sclimidt Thcol. SUid. u. Krit. 1839, S. 663 füj;. und Marlenscn, Meister Kckard,
liandjurs; 1842. Nach rfcill'rrs Ausgabe: Stetreosen Prulest. Jlonatsbl. 1858,
11, V. Bacti, Äleister EcUliart, \>'ien 1864. I^asson, Kleister Kckhait, Berlin
1868. Recension der lelztgcn. Schrill von Prcger Zschr. f. Uilh. Theol.
1870, S. 59 — 74. Mehrere unter andern Namen schon bekannte Stücke hat
Preger für E. vindicieii : Zschr. f. histor. Theol. 34, S. 165—204 (ver-
bunden mit einer Abhmdlung liber die (irundziige der Eckliartischen Theo-
sophie). 36, S. 453—517. Andrerseits dürften die einer Melker Hand-
ECKARD. 405
Avieder das Material um eine Anzahl Predig^ten vermehrt worden, die
aus Handschriften zu Oxford und Cassel Sievers in Haupts Zsclir. 15,
378— 485 veröffentlicht hat.
Indem wir uns zur Belrachtung- der Eigenthündichkeit Eckarts als
Predig'er Avenden, niüfsen wir darauf gefafsl sein, dafs uns auch hier,
wie in früheren Fällen, nur Aufzeichnung-en von dritter Hand entgegen
treten werden. Es fehlt denn auch nicht an den schon bei Bruder
Nicolaus bemerkten Anzeichen der fremden Aufzeichnung-. Man sehe
oben LXV, 36. 53. LXVl, 90. 102. S. 273, 17=') die epischen For-
meln, nu't welchen der Aufzeichner seinen Text unterbricht oder gar
einen Satz in indirecter Rede einleitet: der meifter sprichet, mi
sprichet er, daz sprichet unser meist er ; nur lehrt freilich ein Fall
wie LXV, 28 nu fprichet der meister verglichen mit derselben Stelle
bei Pfeiffer 65, 8, wo es statt dessen heifst ich spriche ein anderz
und spriche ein swererz, dafs dergleichen auch dem auf Kürzung
bedachten Abschreiber zur Last fallen kann (vgl. auch Pf. 245. 32
mit 235, 31). Aber man halte daneben die epische Einleitung gerad(!
bei einer so gut und vollständig überlieferten Predigt wie XV b. Pf.:
meister Eckehart fprach ze einem male, do er stnont nnde prediete.
Bei weitem die meislen"Predigten tragen auch ohne dieses äufsere
Anzeichen oder neben ihm irgendwie den Stempel sei es der fremden
Aufzeichnung oder der willkürlichen Behandlung in der Abschrift. Das
stärkste der letztern Art zeigt sich in unserer Nummer LXV, die aus
zwei von Pfeiffer aus andern Handschriften milgelheilten Predigten
sclirift eiitnommenen Nummern LXXVl^. CV — CX bei Pfeiffer aus der Zahl
von Ediards WerIi(Mi zu sireichen sein : LXXVl^ ist von Anfang bis 245,20
das Werk eines Unbekannten, dessen Eigenthümh'chkeit man in CV — CX
wieder erkennt, von 245,20 bis 247,21 Auszug aus LXXV und wieder von
da bis 249,22 Auszug aus LXXVIi; der Schluis bis Z. 33 dürfte gleichfalls
noch zu der letztgenannten Predigt gehoeren, die uns gegen Ende offenbar
in abgekürzter Gestalt vorliegt. Diese Entlehnung ist in keiner Weise kennt-
lich gemacht, so dafs sie als reines Plagiat erscheint. Hieraus wird es er-
klferlicli, wenn auch in den übrigen Predigten der Melker Handschrift Stellen
vorkommen, die :in Eckard genuilineu (wie z. B. 349,40 — 350,7 eine Nach-
ahmung von 267,36—268,10 ist), und wenn besonders in CVII an mehreren
merkwürdigen Stellen (352, 27-33. 353, 26-33. 354, 10-12. 17—19)
sichtlich er der Redende ist.
') Aufser den drei mit Eckards Namen bezeichneten Predigten enthält unsere
Sanunlung noch drei oder wenn man will vier andere, die ohne Zweifel sein
Eigenlhum sind: LXV ist aus den zwei Himmelfahrtspredigten XHI und LXXV
bei Pfeiffer zusammengi>arlieilef ; LXVl ist = LXXXV und das auf S. 272 fgg.
mitjietheilte Stück = XVU daselbst.
406 FXKARD.
unter starken Auslafsungen zusammen geschrieben ist: nicht derselbe
Fall, sondern ein eigentliches Plagiat liegt vor, wenn bei Pfeifier in
LXXVI^ die beiden uinniltelbar vcnausgehenden Predigten wiederholt
werden. Zahlreiche andre Stiu^ke, so die siimmtlichen Stral'sburger
Autzeichmingt'ii der Handschrift A, geben sich durch geringen Um-
fang, durch verdunkelte Zusammenhänge, durch trockne aphoristische
Darstellung, din-ch Mangel des rednerischen Verkehrs mit den Zu-
ha'rern. durch Überschriften statt der Übergangswendungen, durch
ungleichmaclsige Ausführung der einzelnen Theile als Auszüge zu
erkennen. Von den hier milgetheilten Predigten treften diese Merk-
male am meisten auf S. 272 fgg.. in andrer Weise wieder auf LX
zu : in diesem Stücke reicht die ausführlich milgelheilte Einleitung
bis Z. 71, wahrend in dem kurzen Reste bis Z. 84 die ganze Aus-
legung des Textes, also der eigentliche Inhalt der Predigt, zusammen-
gedrängt ist. Ähnlich verra'th sich in CII bei Pfeiffer der Auszug
durch die Incongruenz zwischen der vorausgeschickten Partition und
ihrer Ausführung. Anderswo sagt es der Aufzeichner ausdrücklich,
dafs er den letzten Theil underwegen lafse (Pf. 104, 21); und doch
war es ihm unmittelbar vorher der Mühe werth. eine j)lastische Ein/td-
heit, die aber für einen Auszug entbehrlich war, mit Sorgfalt wieder-
zugeben. Das ist überhaupt nichts seltnes, und man begreift es, dafs
der arme Jünger auf seinem Ikarusfluge gerne verweilt, wo er einmal
grünen Boden unter sich fühlt. Auch wo er auf Vollständiokeit aus
ist und sich ein Stück Weges Mühe gegeben hat, dem Meister genau
zu folgen, geht ihm wohl gegen Ende die Geduld aus, er wird flüchtig
und der Zusammenhang trübt sich: so in XX. XXI. XXXI; ja sogar
der Schlufs so trefflich aufgezeichneter Predigten wie I oder LXXVI *
Irelsl zu wünschen übrig, während in LXVll nach der schaMisten Aus-
führlichkeit im ersten Theil der zweite und dritte 214. 9 — 215, 2
kurz und ungenügend abgethan wird und erst zum Schlufse die Sorg-
falt der Aufzeichnung wiederkehrt *). Auch wo er bis zu Ende sich
redlich bestrebt hat, seine Aufgabe zu erfüllen, konnte er Ungenügen-
des liefern, wenn eben die Aufgabe seine Kräfte id)erstieg; ein solches
Beispiel ist die ihrem Inhalt nach wichtige Nummer XIX, wo abgesehen
von der Verwiscliung des rednerischen Gepra'ges und dem aphdristisch
zeriiackten Stil eine Dunkelheil in der (jedankenentwickelung herschl,
die mit der anderwärts so lichtvollen Art Eckards in scharfem Gegen-
■ ) Die Überschrift nach dem ersten Theil liHile Pteiüer nicht verführen solIeD,
<lii9 folgende als eine hesondt-re Predigt LXMl'^ zu geben.
FXKARD. 407
salze steht. Täuschen können auf den ersten Blick Predigten wie
LVl, in welchen gerade die Apostrophen an die Zuhoerer mit Vorliebe
und Treue wieder gegeben sind; aber bald lehrt die Dürftigkeit der
Ausführung eines reichen Inhaltes, dafs doch auch hier ein Auszug,
nur ein anders gearteter vorliegt. Seine Natur stuft sich von der
säubern Inhaltsangabe in LXX oder dem eingeschrumpflen Restchen in
LXXP an aufs mannigfaltigste bis zu einer Linie ab, wo sie nicht mehr
erkennbar ist.
Hält man zu einer so ungleichmaefsigen und vielfach so unge-
nügenden Aufzeichnung dieser Predigten die Masse sinnzersUprender
aus blofser Gedankenlosigkeit herrührender Fehler, von welchen Hand-
schriften wie Drucke entstellt sind und um deren Befserung Lasson
(S. VII — XVI seines Buches) sich dankenswerth, aber noch nicht er-
schöpfend bemüht hat, so erscheint es nicht ganz leicht, von Eckards
Eigenthümlichkeit als Prediger ein klares und zutreffendes Bild zu
gewinnen. Wer dies auf Grund einiger zufallig herausgegriffenen
Stücke, und wa^'ren es die in diesem Buche mitgetheilten, unternähme,
der könnte leicht nicht nur ein unzulängliches, sondern geradezu ein
verzerrtes Bild davon tragen. Man wird seine Zuflucht zu Eckards
Tractaten nehmen, um hier das eigenste Gepraige seiner Rede,
wenn auch nur der geschriebenen, kennen zu lernen. Aber auch
hier bedarf es einer sorgfältigen Sonderung, um einen wirklichen Grund
des Urtheils zu gewinnen. Unter dem Titel Tractate finden sich bei
Pfeiffer einmal Predigten und Predigtauszüge, die auf ihres Gleichen
kein Licht werfen können, sodann eine Reihe von Stücken, die auf
Grund von Predigten oder Collazien bearbeitet sind und die redne-
rische Form mehr oder minder durchblicken lafsen : bei diesen ent-
steht denn sofort die Frage, ob sie nicht ebenso wohl wie die Pre-
digten von dritter Hand aufgezeichnet und bearbeitet seien. In zwei
Tractaten wenigstens tritt uns der Meister deutlich nicht nur als Ur-
heber der mitgetheilten Rede, sondern als der iintlheilende selbst, als
wirklicher Schriftsteller entgegen. Es ist das Buch göttlicher Trcestung,
in dessen Vorrede (oben S. 277 fg. abgedruckt) er sagt her nmb so
hau ich willen an disem bunch celeren etliche lere u. s. w. und in
dessen Schlufs er abermals persoenlich hervortritt: der minnecHche
milte got — der gebe mir und allen den, die diz bvoch süllent
lesen u. s. w. (Pf. 448, 20); und die rede der underscheidunge, einer
als Buch bearbeiteten Reihe von Collazien, in welcher an zwei Stellen
(Pf. 547, 14. 573, 16) der Bearbeiter sich als eine Person mit dem
Redner kund giebt. So besitzen wir in diesen beiden Schriften nicht
408 ECK ARD.
nur ein Millel um Eckards wahren und eionen Stil im Allgemeinen
wieder zu erkennen, sondern die zweite giebl wns, da die Form dei*
Collazie nur im ÄnIVerlichsten und dn nicht durchorciiend (man sehe
die bei])ehaltnen Schlulslormeln 568. 11. 578, 18) getilgt ist, dieses
Millel insbesondere lur seinen rednerischen Stil an die Hand.
Hier erkennen wir denn Eckard, dessen Unhm bisher weit mehr die
tiescliichle der Philosophie als die der I.illeratur verkündet hat. als
Meisler einer Prosa, die alles angeeignete mit dem eigensten Geist
der Sprache durchdringend, frei von jedem Angeschmark der latei-
nischen Schule, unbekinnmerl um die rhetorischen Zierlichkeiten eines
David von Auffsburg. mit quellender Schöpferkraft die Fülle und Feinheit
der Gedanken bewältigt, die sein mäditiger Geist hcr\<)rliringt. Wir
erkennen ihn als einen Redner, der wie Berthold ohne Kunst und
Berechnung, aber auch, anders als er. ohne die Farbenpracht und den
Gestaltenreichthum einer dichterischen Phantasie, ohne die zündende
Kraft und den Schwung einer dem Volk verwandten Gefühls- UFid
Denkweise, in strenger Schlichtheit und wiederum in ^^^lder Kühnheit
des Ausdruckes den Hnerer wohl nicht zu erschüttern, aber tief zu
ergreifen und mit dem trunknen Enthusiasmus, der ihn selbst erfiillt,
anzustecken weifs. Die Krafl des Gedankens, der nur die steilste
Bahn sucht, ist in eine wogende Gluth des Gemüllics getaucht, die
nut jedem Hauch um die ganze Seele wirbt, schroff und (Tschreckend
durch die Hoehe und die Un])edingtheit dessen, was sie fordert, und
doch wieder voll iimiger Liebe, voll herablafsender Milde und Herz-
lichkeil. Ein Redner von so wunderbarer Originaüta^l, wie sie nicht
vor und schwerlich nachher in dentschtM' Zunge aufgetreten ist.
Wenden wir uns von jenen selbstbeglaubigten Aufzeichnungen zn
den Predigten zurück, so erkennen wir den Avirklichen Redeton des
Meisters stellenweise fast in allen : aber deren sind nicht allzu viele,
die denselben in ihrer Ganzheit ungeschmälert wiederzugeben scheinen.
Wir nennen beispielsweise die Nunnnern H — IV. VI. VIII. IX. XV.
LVIH. LXVIII. LXXXVII. Gl. Hier herrscht eine gleichma^fsig licht-
volle Ausführung, die dem Hu'rer wohl angespanntes Denken, aber
kein(! Gedaukensprünge zumuthet, und eine lebenswarme Berührung
zwischen seinem Geiste und dem des Redners, die auch bei der ab-
slracteslen Natur des Sloll'es den Charakter trockener Ruchma^l'sigkeit
nicht aufkonunen laefst. Im Allgemeinen wird eine Predigt, was Form
und Fafsung angeht, jedesmal soweit für Eckards Eigenthum gelten
dürfen, als sie an den Vorzügen dessen, was er selbst niedergeschrie-
ben, Theil hat. So viel wir Trockenes, Sprunghaftes. Verworrenes
ECKARD. 409
und Unbeholfenes antreffen, ihm darf es nicht zur Last o;eIegt werden.
I>aiiken wir den Aufzeichne rn, deren Aufgabe wahrlich nicht leWUl
war. dal's ihre Treue und ihr Feinninn imtnerhin so viel oerettet hal.
was des Meislers Stempel auch i,\ der Foi'in id)ereinstimmend an sich
tra^gl. Natürlich aber wird, wenn auch dieser Siempel seiner Persten-
lichkeit, doch nicht seine ganze Weise zu allen Zeiten und an jedem Orte
sich in der Predigt gleich geblieben sein. Und auch in dieser Hin-
sicht haben wir einen bedeutungsvollen Anhaltspunkt des Urtheiles in
jenen Reden der underscheidunge. Ihre t'berschrift, in welchei-
Eckard als Prior zu Erfurt und Vicarius für Thüringen auftritt, beweist
dafs sie noch dem dreizehnten Jahrhundert angehct'ren, noch vor
Eckards ersten Aufenthalt zu Paris, werm auch schon in sein gereiftes
Mannesalter fallen. Da ist es denn lehrreich zu sehen, wie hier die
speculative Mystik, deren Vorstellung wir mit seinem Namen verbinden,
noch ganz im Keime liegt und jene wesentlich ascetische Mystik herscht,
die seit David von Augsburg gelernt hatte, sich der deutschen Sprache
zu bedienen. Von diesem Punkte aus müfste der Versuch gemacht
weiden, ob sich eine Kntwickeiung in Eckards philosophischem Denken
und eine zeitlichü Aufeinanderfolge seiner Erzeugnisse nachweisen
lal'se. Mau wird z. B. geneigt sein, in Cl, wo im ersten Theile die
Ideenlehre des Thomas von A(iuino und im zweiten un't Anlidnmng
an Gregor und Auguslin aus neun Ursachen der Vorzug des beschau-
lichen vor dem thirtigen Leben entwickelt wird, das Werk eines Lebens-
alters zu erkemien, wo Eckard noch mehr mit Verarbeitung des vor
ihm angehäuften Lehrstoffes als mit eignem speculativem Neubau be-
schäftigt war. Man wird nicht anders von CIV denken, einer sicher-
lich echten CoUazie über den Werth des Leidens, wo der Prediger
ganz in der Weise eines Nicolaus von Strafsburg wiedi-r und wieder
auf das Verdienen des ewigen Lohnes zurückkommt, das doch in seiner
ausgebildeten Denkweise keine Stelle besitzt. Eine solche Forschung
fände besonders in den zahlreichen Verweisungen auf früher Gesagtes
ein vielversprechendes Material. Auf diesem V(ege würde vielleicht
in ilas vielfache Schwanken der Begriffe wie der Bezeichnungen, zumal
der psychologischen, Licht und Ordnung kommen und eine sichere
Erkenuluiss des Sysiemes, in welchem Eckard sich schliefslich mufs
h.festiol haben, meher gerückt werden.
N'oreilig aber wsere es, wenn man solche Predigten wie LV (oben
LIXj. LXVUi. LXXV, in welchen die rein ascetische Mystik oder ein
mehr kirchlich theologisches Denken zum Ausdrucke kommt, darum
jedesmal jener früheren Zeit zuweisen wollte. Denn man wird er-
Altd. Prefligleii. 27
410 ECKARD.
warlen dürfen, dafs EckanI nach Maf>yal)e ilos Orle« wo er predigte
und des HoBrerkreises den er um s eh shIi werde verslaiideii haben
zu jenem frühem Tone zurückzufrreilen. Ein Beispiel hieven gieM
uns die LVIII. Predigt. In ihr herschl eine Mystik ven heiterer
Popularita^l. die es niclil ver.sohnja ht, die Erzählung von der Sama-
rit. riini in einer an Berlhold gemahnenden Weise episch auszuführen,
und die keine der schweren theoretischen Fragen anrührt, mit welchen
sich die meisten andern beschäftigen; und sie sagt uns auch ausdrück-
lich, dafs sie nicht vor einem abgeschlofsenen Kreise, sondern in dir
Kirche (186, 5. 187. 33), also vor einer grofsen gemischten iVIeni.;e
gehalten wird. Dennoch zum Schlulse kann der Prediger nicht undiin
von der Freude des Herren, in die der getreue Knecht eingehn soll,
auf die Gefahr von Niemand verstanden zu werden, doch elwaz zu
reden, das zur Genüge beweist, dafs er von der sterilsten Hoehe mysli-
sch(M" Speculation sich zum Verständniss der Menge eben nur lierab-
gclafsen hat.
Im AllgtMueinen laufst sich sagen, dafs Eckard noch weil ent-
schlofsener und umfafsender als Nicolaus von Stiafsburg darauf aus
ist, die in der Schule heimische Weisheit in deutschem Gewände vor
die Leute zu ziehen, welche ohne gelehrte Bildung durch geistige
Gewecktheit und religi(ese Erreoung für sie emi)fänglich schienen.
Unermüdlich ist er in Mittheilung der Meinungen und Aussprüche alter und
neuer Meisler. vor allen des Augustiu und Dionysius; auch die heid-
nischen, wie Aristoteles und Plalo, der gröze pfaffe (261. 21), die
Uffimer TuUius und Seneca und der Saracene Avicenna haben Eintritt
in den Sprechsaal seiner Dialektik. Bald führt er seine Vorgänger
namentlich ein, bald heifsl es nur eii. meifter spricket : sei e> mit
Rücksicht auf Zuha-rer, denen die Namen gleichaillig waren, oder nur
in Folge einer Gleichgiltigkeit, welche die .Xurzeichuer für sie em-
pfanden. In alle Fragen der Schule weiht er seine Zuluerer ein, und
oft genug giebt er ausdrücklichen Beiicht, wie; diese oder jene Frage
in der Schule sei aufgeworfen, dieser oder jener Salz von ihm oder
andern sei behauptet worden (223. 17. 270, 26. 286, 21. 287. 5.
306, 4. 308, 32. 352, 27. 354, 17). Er ist kein Pcdemiker aus
Neigung, und die Hitze eines Gegners zu Paris, unlt;r dem man sich
den Duns Scolus vorstellen darf, fordert .-einen Huuu)r heraus (138.
15): aber es fehlt ualürlicli nicht an Aidielsen. uo er der Poleuük
nicht ausweichen kann. Dann fidul er sie mit enlschiinlenen. aber
ruhigen und ernsten Worten (z. B. 9, 27. 31, 21. 236, 1. 263. 3.
268. 13); kaum dafs (wie 238. ?8. 234, 37. 261, 13) el\\a.s \ou
ECKARD. 411
gerino^-chälzigcm Bedauern derer durchscheint, die l)ei grofser Meinung'
vüti sich ihm nicht nachzuih^nken vermoejfen. hii Vollfiefi'ihh; seiner
Geistesmachl glaubt er keim-r Autorita't weichen zu niülsen, und aucli
die Ijffich.slen Meister, die er sonst lieber zur Erhärtung seiner eignen
Lehre anzieht, niüfsen sich andre Male von ihm zurückweisen, be-
srhränken oder überbieten lafsen. Oft genug sind es die Meinungen
der meisler überhaupt, denen er seine eigne entgegen setzt : Lehr-
sätzen also, die der gesanunlen Scliolaslik für feststehend galten; s.
z. B. 64, 31. 65. 20. 100, 8. 282,28. Ja er bekennt und wieder-
holt es mit einer Art wilder Freude, dafs er in dem was er jezt
sage alle Meister gegen sich habe {J\. 16. 34. 73, 23). Ein Schwel-
gen in genialer Sicherhril der Überzeugung gehrort zu seinen cha-
rakteristischen Zügen. Ihm entspringt die verwegene Steigerung des
Ausdruckes, die herausfordernde Paradoxie, die sich als etwas ganz
bewusstes und gewolltes kund giebl, wenn er etwa anhebt ich wil
sprechen ein groz toorf, daz loenic liule verstani 478. 30, oder nu
merkent, ich wil nu sprechen daz ich nie me gesprach. Do got
hiviel erde und alle creainren geschuof, da worhle got nicht u. s. w.
(179, 23. vgl. 180, 7. 14); oder wenn er den unersättlichen Hunger
nach dem Absoluten, der dem göttlichen Fünklein in der Seele ein-
wohnt, in einer Ivlimax schildert : es verschmäht alle Crealur, ihm
genügt nicht an den drei Personen der Dreifaltigkeit ; ich spriche
werliche, ihm genügt auch nicht an der göttlichen Natur, sofern sie
fruchtbar sich ergiefst; ich iml noch nie sprechen, daz noch wunder-
licher lutet, es genügt ihm auch nicht an dem einfältigen stUle-
stehendt'n göttlichen Wesen : es will wifsen von wannen diefs \Yesen
luirkomnie, es strebt in den einfältigen Grund, in die stille Wüste, da
nie l^nterschied hinein lugte u. s. w. (193, 33 fgg.).
In Eckard lebte eine echt wifsenscliaftliche Begeisterung für die
Wahrheit, die er in seiner Weise verwegen ausspricht : warheit ist
als edel, were daz sich got gekeren möhte von der warheit, ich
wolle mich an die warheit heften und got lazen 57, 31. Er wai'
iddrss weit entf(;rnt. die Wifsenschaft um ihrer selbst wdlen auf die
Kauz» 1 zu bringen, oder rein belehrend, erleuchtend wirken zu wollen.
Er gieng ganz und gar von der Absicht der Erbauung aus, nur dafs
er sie in einem neuen Sinn erfafste und «lurch das Bedtufniss, diesen Sinn
zu erhiuieni und z,u begründen, inniier wieder in metaphysische Theorie
hinein gizogen wurde. Die Erbauung, wie er sie verstehn inusste.
lag in <ler Verkimdigung eines Princips füi* das religioes-sittlichc Ver-
halten, das der herkönmdichen Disciplin stracks zuwider lief. Alles
412 ECKARD.
was die Kirche hierüber so lange gelehrt und gorathen halte, knüpfte
an den allgemein menschlichen Glückseligkeitslriel) an. Die sinnlichen
Güter gewähren kein wahres, kein dauerndes Glück: weil die Seele
den Leib überdauert, handelt es sich darum ihr Heil vor allem zu
sichern; hiezu ist erforderlich, dafs die angeerble wie die selbst-
geschaffene Schuld gebül'st und ewiger Lohn verdient werde. Für
beides gab die Kirchenlehre und die sie ausbildende Scholastik die
Methode an. Dem Unterricht in dieser 3Iethode war die Predigt des
Bruders Nicolaus wesentlich gewidmet ; wenn er sie tiefer griff als
die herschende Ansicht, wenn er die Aneignung des Verdienstes Christi
im Glauben als den nff'chsten und besten Weg der Rechlfertio-ung
pries, es war doch immer nur das wohlverstandene eigne Interesse
der Seele, wovon er ausgieng und das er zu verfolgen lehrte. Diefs
aber war ein Standpunkt, auf den Eckard tief herabsah. Er wollte,
dafs es uns überhaupt nicht um unsre Seligkeit, sondern nur um Gott
zu thun sei, und um Gott nicht aus irgend einem Grunde, nicht ein-
mal um irgend einer Eigenschaft willen, sondern so. wie die wahre
Freundschaft am Fre^mde mit völliger selbstloser Hingebuno- ganz nur
die Person liebt. Der Besitz Gottes, das Eiuswerdeu mit ihm nm-
schliefst und giebt ja freilich die vollkommene Seligkeit, aber wer
um dieses Lohnes willen dient, wessen Liebe nur nach ihm schielt,
hat ihn schon verwirkt. Wie Gott sich der Seele schenken mufs, die
sich alles eignen Wollens, auch des edelsten und reinsten entäufsert
und sich ihm dadurch öffnet, ebenso wenig kann er in die Seele ein-
gehn und ihr damit die Seligkeit schenken, die noch das ihre sucht.
Diese neue Wahrheit, die er mit brennendem Herzen erfai'sl hatte, zu
verkünden war die Gewissenssache, die ihn auf die Kanzel trieb, und
an diesem Punkte hieng alles, was er der Gemeinde nutzutheilen halte.
Man sehe, wie er oben LX, 2 — 8 den durchgängigen Inhalt seiner
Predigten in vier Stücken systemalisch angiebl : das erste und zweite,
wie der Mensch ledig werde sein selbst und aller Dinge uiul wie er
wieder eingebildet werde in das einfältige Gut, das Gott ist. beidir
sind praktisch-ascetischer Natur, und an sie reihen sich erst die theo-
retischen vom Adel der Seele und von der Lauterkeit göttlicher Natur.
Je nach dem Mafse von Kal'sungskraft, das er wahrzunehmen
glaubte, liefs er sich weilei- in dit; Theorie hinein führen oder be-
schrankte er sich auf Ntrchstliegcndes. Das Bi'wusstsein eine eigne,
besondere Lehre mitzutheilen spricht sich in zahlreichen Beziehungen
des Predigers auf sich selbst aus, die den Zweck haben, das eben iu
Hede stehende aus einem oft gesagten (108, 11. 135. 7. 193. 17).
ECKARD. 413
aus einer hestimmlen früheren Predigt (63. 11. 135, 20. 29. 136,
27. 206. 1. 277. 37. 286, 16 u. s. w.). aus der Antwort, die er einst
Hilf eine Fraoe gegeben (137. 12. 229. 31. 276. 31 u. s. w.), zu
belc'uclileii. Man sieht, überall spricht er aus dem Ganzen der Per-
sipulichkeil heraus, aus dem Zusammenhange seiner ganzen llberzeu-
oung. Und in der enthusiastischen Gevvissheit dieser Überzeugung
fordert er Glauben wie ein Prophe', Glauben auf sein Wort: disen
sin sprechettt küenlichen iif mitten lip 225. 3. Er überbietet sich
in den feierlichsten Betheuerungen : bi iiilrer loarheif 113.23, bi der
ewigen warheif 277. 14. ich sage in in der eicigen warheit 280,
17. ich spriche bi gute, es isl war alse gol lebet 295, 18. werlich,
werlich, bigoie, bigote, unde sint des als gewisse als da^ got lebet
299, 21. Im Bewusstsein der Wichtigkeit seiner Lehre für das Heil
der Seele beschwoert er die Zuhoerer, ihn zu verstehn: nu bite ich
iuch, daz ir eernement, bi der ewigen warheit unde bi iemer weren-
der warheit unde bi niiner sele 180. 13; und eben darum soll auch
der Nichtverstehende wenigstens glauben: diz, ist groben Unten ze
glonbenne, aber den erliahten ist ex> ze wizzenne 189, 14. 190, 39.
Vielleicht bahnt ihnen ja der Glaube den Weg zum Verstehn; denn
die Wahrheit, die Eckard verkündet, kann freilich nicht verstanden
werden, ehe sie erfahren ist, da sie nicht durch Operationen des Ver-
standes gefunden wird, sondern aus dem geheimnissvollen Grunde
kommt, wo die Seele eins mit Gott ist: wer dise rede niht verstat,
der bekümber sin herze niht da mite: wan als lange der mensche
niht gelich ist dirre warheit, alse lange icirt er dise rede niht ver-
sten, wan ez ist ein unbedahtiu warheit, diu da komen ist uz dem
herzen gotes ane mittel 284, 28. Einfältiger und rührender sagt er
dasselbe anderswo : möhtent ir gemerken mit minem herzen, ir ver-
siüendent wol waz ich spriche, wan ez ist war und diu warheit
sprichet ez selbe 6, 20. Natürlich war ihm die Erfahrung nicht
verstanden zu werden geläufig genug : ez sint vil Hute, die diz niht
begrifent, unde bedunket mich niht wunderlich: loan der mensche,
der diz begrifen sol, der tnuoz sere abe gescheiden sin und erhaben
über alliu disiu dinc 209, 29. Auch über Missverstand hat er be-
greiflicher Weise zu klagen: man will es mit menschlichen Sinnen
begreifen, das über aller Engel Verständniss ist; man verbreitet das
Gehoerte mit groben Sinnen weiter, und die es dann gröblich ver-
nehmen, sagen es sei unecht und bestehe nicht mit christlichem Glau-
ben (242, 35). Man vergleiche hiemit die bezeichnende Aposiopese
199, 6 und die Verwahrung, dafs die Rede nur auf vollkommene.
414 ECKARD.
riichl Hill' iiitliiilichc iiiiiifüMe MenschtMi zu beziehon sei li. 11. (>. HS.
Aller er nml's prcdit^nMi \vas ihm als WalulKMt aiir<i('i)<uii>cii isl. iiik!
wiMui ihn \i(MiKui(l vcrstiiiHle : sircr (//.vc predie hat crrstandoi, dem
ff (tu irhs wol ; trrre hie iiirman geireseii, ich mifcsle si disem stocke
(joprcdict hau 181, 19. Wer zw der mystischen Vereinigniiy; mit
göttliehcr Natur, die er als Ziel iuilstellt. zu der er so dringend ein-
ladet und die Wege lehrt, ein liir allemal nicht gelangen kann, den
weist er auf den Ileilsweg gemeiner Christenheit : er mopge an Christus
glauben, seinem heiligen Leben folgen und so seine Seele netten
(498, 18).
Solchen hat er eben nichts zu sagen, und offenliail l'reilicli mit
diesiM' A]d<ehr von den Geringen und Eiiiraltiucu eine Muiiehme
Ausschliefslichkeil, die in seiner Denk- und Prediglvveise tief Ixigründet
isl. Genug dafs er auch diesen, die seinen Weg nicht zu gehn wif-
sen, den Zugang zum ewioen Leben m'cht abspricht : sie sind wie
Leute, sagt er anderswo (310, 18). die mit halbem Win !e über See
fahren und doch iibeikommen Es fehlt auch nichl ganz an bewussteri
Vei'suchen sich zu ihnen hiirabzulafsen, den steilen Weg ihnen lischt
zu machen. Wir hatten schon Gelegenheit, die scli(rne LVIII. l^riMÜtrl
zu erwähnen : hier sagt der Meister, es sei keiner so groI) noch so
klein an Verständniss noch so ferne, dafs er nichl die Freud(^ des
Herrn, die dem getreuen Knechte verheifsen ist, in sich finden könne,
und leitet «las, bezeichnend genug, mit der Mahnunn- ..erschreckt nicht-*
ein (186, 1). So be^iiml auch XCI mit di-r ermiithigenden Ver-
sicherung, dafs id)er das mindeste gute Werk, id)er d(!ii mindesten
guten Willen oder die mindeste gute Begehrung der ganze Himmel
sich unaussprechlich freue (299, 22); wie denn auch die ganze Pre-
digt sich darin bewegt, von Gott, dem religiees erfafsbaren, persoenlirh
gedachten, ohngefahr das auszusagen, was LXXXVH und IC in ver-
stiegenster Abstraclion nur dem überperscrnlicheu reinen Sein bei-
legen. In solchen Fidlen schleift des Meislers lieltev(dles Gemiilh die
Spitzen seines Denkens ab : aber die Fälle sind selten gegen die. wo
ihn sein Gedankenfliig imwidersliddich hinreifst. War es nichl am
Ende doch eini; grofsartige Verinuug, einen solclieii Gedaiikcninhall
in die Form der Predigt zu kleiden und vor eine kirchliche Vei-
sanmiluntr '/w bringen?
GeiiK! wiirden wir hierauf die Antwort finden, dafs Eck.üd elx n
nur ausnahmsweise in d«>r Kirche, wo Jedermann Zutritt halte und
eingeladen \\',w. gepredigt habe. Aber sie Krlst si<'li in solcher Be-
ECKARD. 415
stimmtlieit nicht (rchni. Wohl gestattete die Collatio bei grol'ser Frei-
heit der Form auch eine ganz predigtartige, wie denn das Wort predige
lind (las Zeitwort predigen als den weitern Begriff bezeichnend un-
bedenldich von Vortra^gen gebraucht wird, die ganz gewiss Collazien
sind: so 71. 10 und oft bei Hermann von Fritsiar. Wenn daher
Eekard sich dieser Ausdrücke häufig bedient, schliefst diefs die Natur
der Coilazie von den Stücken, die er so bezeichnet, keineswegs aus.
In d(M- That verr;rlh er uns wenigstens einmal, dals es Iveine Kirche
ist, in der er predigt, in den Worten als ob ich gierige in disem
huse r>on einem ende an das ander 18, 28. Unter diesem huse
kann man sich nur ein Refectorium oder den Saal in einem Beginen-
hause vorstellen. Da nun die dritte Predigt, in welcher jene Worte
stehn, sich 19, 18 sehr deutlich auf die erste bezieht und auch die
zweite und vierte durch die Folge der Texte und der Gedanken so-
wohl als in der Überlieferung mit der ersten und dritten sich zu einer
Reihe zusammenschliefsen, so niiifsen wir uns diese ganze Reihe in
jenem luise vorgetragen denken. Dafs in Strafsburg Eckard in den
Begin(;nhänserM Innenheim, Offenburg und zum Turn gepredigt habe
sagt uns Schmidt (Alsatia 1858 — 61, S. 191). Die selten vorkom-
menden Anreden brüeder 40, 20. kinder 31, 15. lieben kint 128, 3
lehren nur, dafs die betreffenden Predigten in einem Mönchs- oder
Nonnenkloster, nicht aber ob sie in der Kirche oder im Refectorium
gehalten sind. Dagegen ergiebt sich aus dem vor Augen des Predi-
gers stehenden Opferstock in der schon vorhin angeführten Stelle 181,
19 und aus der Unterstellung, dafs die Zuhoerer beim Gange zur
Predigt könnten nafs geworden sein 287, 26, dafs die LVI. Predigt,
welche die ebenso schwierige als der Erbauung fremde Materie vom
Unterscliiede zwischen Gott und Gottheit behandelt, i.nd die nicht
minder subtile achlundachzigste dennoch, so gut wie die verhaltniss-
maefsig populaere achtundfünfzigste, in der Kirche gehalten worden sind.
Und denselben Schlufs legen solche Unterscheidungen der Zuhoerer
nahe wie sie in den folgenden Stellen gemacht werden : etliche Hute
die horten gerne non unser vroinoen zeichen sagen; gelerte Hute
und guote vollekomen Hute die hcerent lieber von irre heilekeit und
rolh'komenheit 149, 31. Nu gebürt uns fort ze sprechende von
götlichen dingen, von personen unde von wesenne, daz man mit
grozem vHze muoz verstau; die aber dise rede niht tool verstent,
die keren wider uf den gelovben, den ich da vor geioiset han (jm
Eingange derselben Predigt) 174, 35.
416 ECK ARD.
In (U'r l'licrlielenmi»- als Collazii- Iiezciclincl isl. wie es schcijit.
•Uli" iiiisre iXiiinmcr LIX (LV bei PI'.): durch .lulsiTe (beroinslimmuui;
mit ihr. in (J»'r Abwesenheit des eigeiillichen Schrifllexles, mi dessen
Stelle ein W o\[ eines Lehrers oder aueli ein Schrill wort zum Aus-
gangspunkte dienen kaini, und im freien Ergnl's {\ov Rede ergeben
sich XV. LYII. LX. LXXl^. LXXII. LXXXVIII. XCIV. CIV als Vor-
trfPge der gleichen Art. Die Collatio im eiirentlichen und ursprüng-
lichen Simie des Wortes lernt man jedoch aus den Tiactaten kennen,
wie das schon oben in anderem Znsannnenhanne anuedeutet worden
isl. Bei Nr. XVII der Tractate erhallen wir Ineriilier urkundliche
Auskunft in der Überschrift : daz- sint die rede der iifiderschcidiuufc,
die bruoder Eckehuri mit solichen liinden fiele, diu in dirre rede
j'rageten ml dinges, do sie sazen in collationibus mit einander.
Der Inhalt des Buches war also aus Fragen der Jüngerinnen und
Antworten des Meisters hervorgegangen : die letzter(Mi gieuffen natür-
lich nach Belieben in längere Vortra'ge über, wie auch solche Vor-
traege die Einleitung der Collatio gebildet und die Fragen selbst erst
hervorgerufen haben mül'sen. Nun hat freilich Eckard. der hier selbst
der Aufzeichner ist, ilie dialogische Form getilgt, doch sagt er uns
wenigstens einmal, wo Frage und Antwort stattgefunden ha])e : ich
wart ye fraget — do sprach ich 547, 14. 16. In andern, offenbar
von Zuh(Hrern heriiihrendcn Aufzeichnungen werden dagegen die
Fragen zum Theil in ihrem Wortlaut eingeschaltet und entstehn durch
die Wiederholung von Frage und Antwort ganze dialogische Partien.
So S. 388 fg. in dem Traclat von der edelkeit der sele, wo. wie die
Anrede bruoder unde swester 387, 15 zeigt, Mönche und Nonnen
zur Collatio vereinigt waren und der Meister auch die erstem allein
mit herzenfriunde 383, 34. 386, 4. die letzteren mit lieben kinder
393, 9 anredet, worauf ihm in der Frage von jenen ebenfalls herze-
friunt und du, von diesen herre und /> gegeben \viid. Keine aus-
geführten Fragen enthalten die Tractate twn der ilbervart der gotheil
und vom anerluzze des caler, doch genug Spuicn der Entstehung
aus mündlichem Vortrage: auch hier die Anreden bruoder und sicesler
498, 18 und herzelieben kinl 522. 29. Eine Frage konnnt dagegen
wieder 528, 9 in dem unbenamiten Traclal XIV vor, und in der
glose über daz ewanyeliuni s. Johannis wird einuial der fragende
sogar namentlich eingeführt : ich bruoder Johannes frage zweier
frage 590, 18; am reichsten endlich ist der von PfeiiFer so genannte
über positionum an Fragen nicht nur, sonderji an ganzen Dialogen,
mit den Anreden herre, guote herre, seliger hcrre, herzefriuni S.
ECKARP. 417
688. 689 fgg. 672, so dals die Aufzcichiiiiiiü nach Collationen sich
nicht klarer kund irchei! k()nnte. Es ist nicht zu verwundern, dafs
nun auch Eckai'd selbbt solche P'raffen, die er glaubt erwarten zu
dürfen, zuvorkommend in seinem Vorti'ao-e fingiert (z. B. 892. 80.
588. 29) und dals er diese Manier von der Collalio auch auf die
Predigt übertrfpgt. ^Vir lernen aus diesen Fragen, und sogar aus den
fingierten, die Art von Zuh(preiii. die Eckard auch bei seinen Pre-
dig Icn halle und für die er sie allein hielt. cinii>ernialsen kennen.
Eine Kraft und Geübtheit des Denkens wird hiebei theils von den
Fraireudeu oll'eJibart. Iheils von dein Lehrer vorauso-esetzt, die wenig-
stens bei den niitbelheiligten Xonnen und ßeginen unser Staunen i r-
regf. Die starke Concenlration des geistigen Lebens auf seine Injöchste
Angelegenheit, deren Wirkung wir hierin erkennen müfsen, ist freilich
ein unserm Zeitalter allzu fremd gewordenes Gut.
Nach dieser Art der Zuhcerer beniifst sich die Art der seel-
sorgerischen Einwirkung, welche Eckard in seinen Yortreegen erstrebt.
Den offenbaren Sündern hat er nichts zu sagen. In LXXVP finden
sie eben nur eine Stelle in der Disposition; der Prediger wendet sich
augenblicklich von ihnen ab : von diseii Unten wil ich tiiht me sprechen,
loan »ie volgent ir vihelichen sinnen, da von so werdent sie von
gote gescheiden (238, 33). V'on den Gefahren, welche das an sich
nicht sündliche Leben in und mit der Well für die Seele hat, lesen
wir kein Wort: desto mehr von den Verirrungen, welchen das geist-
liche Leben, das Leben der Gollesfreunde ausgesetzt ist. Hier weifs
Eckard den genauesten Bescheid und hat, so oft er die Methodik des
Einswerdens mit Gott behandelt, Gelegenheit eine Fülle gesundester
Pasloralweisheit zu entwickeln. Ein in dieser Beziehung besonders
reichhaltiges Stück findet sich oben unter LIX niitgetheilt : es berührt
die meisten der Punkte, die hier in Betracht kommen und sonst in
vielen Predigten zerstreut verhandelt werden. Vor allem die Lohn-
sucht, diesen gröbsten Schaden, der sich dem ascetischen Leben am
leichtesten anheftet, und den die kirchliche Praxis, ja im tiefsten
Grunde auch die kirchliche Theorie nur zu sehr begünstigte. Von
ihm finden sich anderwärts die derbsten /ausdrücke : etliche wollen
Gott minnen wie eine melkende Kuh, sei es um auswendigen Reicji-
thum oder inwendigen Trost 70, 18; solche verkaufen Gott wie Judas
147. 18: sie situl die Kaufleute, die Jesus aus dem Tempel wirft
34, 10; sie thun als ob einer aus Gott eine Kerze machte etwas zu
suchen, und so man das Ding findet, wirft man die Kerze weg (136.
17). Man soll seine Werke aus dem innersten Grunde wirken sunder
418 FXKARD.
irnrnntbc: wirkt man sie ans irjrciuJ eiiiciii iiiifserii Grunde, waere es
Hiiniiielrtich, Golt. ewijie Seligkeit, so ist es gefehlt: man mac dich
aber wol lidcn, doch isf cz, daz- beste nihl, so liigt er 6G. 5 milder
;ils sonst hinzu (vijl. 70, 5). Eine hesondere Tnlerart Ava g^eisl-
liehen Eiaennulzes und der Gegenstand hesonderer AncrllTe ist die
IVomme Geluhlsschwelgcrei. Einzig Gottes Willen soll man suchen,
nicht Genufs der Andacht oder Ruhe in Gott: man soll nicht klagen,
wenn man daran darbt 70, 2; wer so vi-'l eif/iws nutzes nnde ge-
niezinige unde süezekeit des herzen begehrt, ist kein Nachfolger
Christi, der sprach „meine Seele ist betrübt bis auf den Tod" 242. 9.
Wer Gottes mehr wiihnt zu bekonmien in inncrkeit, in andaht, in
silez-ekeit und in stitider/icher z-iiofiiegunge als bei grobf-r Arbeit.
beim Feuer oder im Stalle, der thut nicht anders als ob er Gott nähme
und ihm einen Mantel ums Haupt wunde und ihn unter v\ne Bank
steckte; denn wer Gott in wise sucht, der nimmt die loise und laufst
Gott, der in der wise veritorgen ist 66, 10. Das thfPtige Leben —
freilich nur das in geistlichem Sinn tha?tiae — hindert an sich nicht.
zu der Stille und Gelafsenheit des Gennilhes zu konnncn. die zur
Geburt des Sohnes in der Seele erlorderlicli ist. und über Marthens
sowohl als Mariens Leben sieht Eckard nut S. Thomas ein vollkomm-
neres drittes, in welchem sich der Gegensatz beider anlloesl : di<^fs ist
es das Paulus und das Christus selbst lebte uml lehrte : für die Leute
aber, die allein auf Beschaulichkeit aus sind und nicht auf Tugend-
übung, und die da sprechen, sie bedürfen deren nicht, /ic seien darü-
ber hinausgekonnnen, fiir die: gilt das Wort ..ilen Raum, der nicht
Frucht bringet, soll man abhauen" 18, 8 — 10. 18. Zu solcher Herb-
heil IVdirt unsern Meister der gesunde Sinn, der sich in ihm emp(Prte,
wo man dii'. Consecjuenzen seiriei" in Onietismus ausmündend(Mi Theorie
praktisch zu ziehen sich aul!(!fs. Ganz im selben Simie. im Wider-
spruch mit allem llerkonimeu und mit seiner eignen frühern Lehre
f328, 37 — 331. L'), erhebt er in der n<Muilen Predigt das Leben
Marthens über das der Maria, indem er. freilich ohne Stiüze im Te.\l,
der Martha jene (iemüthsverfafsun^ des vollkonujienen Menschen bei-
legt, wo die Ruhe der in Gott versenkliMi Seele durch alle änfser«;
G(^schiifligkeil sich erhalt. \\m\ er hält diese Predigt ausdrücklich den
lieben friunden gotes zu Gehoer (47, 29): unter ihnen waren di*i
Leute zu suclien, die dazu kommen wollen daz- sie icerhc lidig sin
53, 23. Gesichte un I jeder Aii Olfeiibarungen. die dem Menschen
in ekstatischen» Znslande zn Tlieil werden, wurden in den mystisch
gestimmten Kreisen hojchlich geschützt und erstrebt, und Eckard dachte
ECK ARD. 419
Harin iiidit anders: haarte doch offenbar in der Ekstase all''s Mitwirken
des Menselien am völligsten :uif, war doch hier dem Wirken (iottes
in der Seel<' iler denkbar freiesle Ranm gegeben. Dennoch, weil er
sielil. wie aneh auf diesem Weg-e die Eißenliebc des Menschen sieh
selbst zn schmeicheln weii's, erklaM-t er es in LXXVP für ein HiiultM-
niss rechter Vollkommenheit, dal's gute geistliche Leute sich zn viel
anf Visionen verlafsen nnd der anspräche glanben. die sie im Geisten
hoprcn. etwa dafs sie die liebsten seien, oder von eines andern Ge-
brechen oder Tngenden, oder dafs Gott etwas nm ihretwillen Ihnn
w(dle 240, 19. Und nicht minder als der nnrechten geistlichen Passivitjel
tritt Eckard jener verkehrten Aclivitfet entgegen, durch welche man
das handiste Ziel zn erkämpfen meinte. Die geistlichen Ülunigm,
wie Beten. Lesen, Sino-en. Wachen, Fasten. Poenilenz thun, haben
freilich ihren Wcrth, aber nnr einen vorbereitenden. Sie sind
dazu gesetzt, dafs der Mensch von den änfsern Dingen zu Gott ge-
richtet nnd zu geistlichem Leben geordnet werde, anf dafs ihn Goll
nahe finde, wenn er sein Werk in der Seele wirken will: ist abei-
der Mensch zn wahrer innerkeite gelangt, so lafse er, so lange die-
selbe währt, kidiidich ab von der änfsern Übinig, und selbst ein Ge-
lidide soll ihn nicht mehr binden, wenn er findet, dafs es ihn hindere
Gott nfpher zn kommen (22, 18—24, 4: vgl. 29, 12—30, 22).
Die Leute die in Pojnitenz nnd auswendige Übung die geisllichi;
Armuth setzen und damit dem Eigenwillen zu entsagen glauben,
dafs sie der Natur so viel als mocglich versagen, die sind Esel und
viu'stehn nichts von göttlicher Waiirheit: sie sind grofs geachtet vor
den Leuten, arme Menschen sind sie nicht, und wenn sie Gott an-
nimmt, so ist es nnr um der guten Meinung willen, in der sie irren
(280, 27). Die aber viel fasten und wachen und grofse Werke thun
und ihren Gebresten nicht befsern, woran doch das wahre Zunehmen
liegt, die betriegen sich selbst und sind des Teufels Spott 171, 15.
Und die ihre Werke lauterlich um Gottes Willen thun, aber mit eigen-
schaft, mit z-it und mit zai, mit t^or und mit nach, also mit pein-
licher Berechnung statt aus freiem Drange des Gemüthes. sie sind
doch nur wie die Taubenkraemer, zu denen Christus sagte ..thut diefs
hinweg" 35, 20. Darum ra^th die Collazie, von der wir ausgiengen
(oben LIX), geradezu ein gemeines christliches Leben zu führen ohne
sonderliches Thun, freilich \n welchem Gegensatze zu dem Standpunkt,
auf dem wir den Meister in dem Tractate Swester Katrei finden !
Ein Standpunkt, der sich so schroff wie mo3giich auch in den Schlufs-
worten der LVI. Predigt zu erkennen giebt. Aber indess Eckard von
420 ECKARD.
(Irr Wcrliix'hjilzmii: des ..^oiidcrliclu-n Tlutiis" zurück ka?ii, legte er
um so uiohr ^^'el•lh auf die Gelarsenlieil. Tiisre Sprache vei'dankt das
Wort der Mystik: es i.sl der Zuslaud. wo der Mensch sich Gölte zu
f/i'unde, d. i. von (Jruud aus «lehil'sen oder hinffegeben hat (vgl. 21,
26. 192. 24). Obwohl die Seele nicht ruhen kann und alle Zeil nach
dem ewigen Gute jagen muls. kann sie dazu doch nicht im Slurme
und mit Vorsätzen eignes Thuns um! Lalsens konunen. sondern nui-
mit se7iffikeit in rechter demiiot, in rerz-ifnmy sin selbes in einem
ieglichen, das da gecellet (oben LIX. 57). Darum klagt er bald
über die Leute, die gar heilig und vollkommen sein Avolien und sich
grofser Dinge und Worte annehmen und doch nicht ein Wort ver-
tragen können : sint des f/ewis werUche, daz- sie gotte rerre sint
und uzer diser eiminge (148, 27): bald über jene, die sich gar
hoch dünken und gar eins mit Gott und sind doch zumal gar unge-
laden, denn sie halten sich noch zu so kleinen Dingen in Lieb und
in Leid (298, 16). Durch die rechte Gelafsenheit. der die Geburt
des Sohnes in der Seele nothwendig folgt, mufs sie ja für Lieb und
Leid unbeweglich, sie mufs vielmehr in eine stjete, unbta?rbare Freude
versetzt werden : sjehe ich dann meinen Vater und alle meine Freunde
vor meinen Augen todl. mein Herz wjere darum nicht bewegt (41, 32).
Doch weifs Eckard auch diese Schroffheit der Theorie, sobald sie
unter den Gottesfreunden in eine fratzeidiafte Praxis übergeführt wer-
den soll, menschlich zu mildern; nur das mag dem Heiligen in diesem
Leben w«!rden. daz in nihtes niht her übe von gote gewegen mac
(52. 22), Nur dann in der Tliat, wenn der Mensdi wirklich leidet,
ist jene das geistliche Leben kroenende Kunst des Leidens, von der in der
ffanzen hundertundvierten, aber nirgend schoener als in der LVli. Predigt
gehandelt wird, etwas Wirkliches. Ihre Schwierigkeit giebt endlich
zu manchem strafiMidi-n Worte Anlafs. Die Miigde (Apoc. 14. 4)
folgen dem Lamme nach wohin es gehl: manche jedoch folgen ihm
wohl, so ez gal in süezikeil vnd in gemache, so ez aber in liden,
in iingemach und in erbeil gat, so kerent sie ivider ; die sint niht
megde, sioaz sie joch schinen (298, 39). Etliche Leute, wenn sie
Leiden angeht, fragen „was habe ich Gott gethan, dafs er mir so
grofses Unglück giebt?"- Ihnen wird das Leiden nicht nütze, weil
sie es nicht recht aufnehuien: sie verschma'lien Gottes Gabe (33P, 25).
Etliche thun die wunderliche Rede ..wüsste i(h dai's es Gottes Wille
waere, ich wollte es gerne leiden-' (oben LIX, 43), als ob Gott ihnen
etwas anderes als seinen Willen auferlegen könnte; vgl. 134, 21.
Wir rufen alle Tage im Paternoster „Herr, dein Wille werde", und
FXKÄRD. 421
wenn sein Wille wird, zürnen wir; aber so lange dn sprechen kannst
..ach WcVre es anders gekommen, so waere es befser^, so gewinnest
du nimmer Frieden (185. 8).
Eckard predigte, wenn er nicht etwa bei CoUazien sich <ies Textes
ganz entschlug, über die Perikopen, welche für die Sonn-, Fest- und
Heiligentage wie auch für die gewöhnlichen Werktage vorgeschrieben
waren. Denn er predigte, wie Nicolaus von Stral'sburg, viel in der
Woche, und zwar in Zwischenräumen von zwei Tagen, wie sich aus
mehrfachen Rückbeziehungen auf die vorgestrige Predigt ergiebt : als
ich egester sprach 114, 32. 119, 27. als ich egcster sprach in dem
Jungesten sermone oben LXI, 67; einmal auch ich sprach gester
207, 37. ob nur durch Schreibfehler für egester?
Einen Unterschied der Behandlung zwischen Predigten de .sanctis
und de tempore, der schon bei Berthold von Regensburg kaum statt-
lindet, insbesondre ein episches Eingehn auf das Leben der Heiligen
wird man hier nicht erwarten. Den Geschmack an legendarischen
Wundergeschichten überlfpfst Eckard der grofsen 3[enge (149, 31).
Er giebt den Heiligen ihre Ehre, aber ihr Anrufen als Mittelspersonen
zwischen Mensch und Gott, obgleich es 328, 30 in einer frühen Pre-
digt noch zugestanden wird, hat in seiner ausgebildeten Lehre, wo
alles Mittel abgethan sein soll, keinen Platz. Alle Geschöpfe hindern
die göttliche Einung, und darum, weil die Seele eine Creatur ist, soll
sie sich aus ihr selber werfen und soll alle Heiligen und unsere Frau
aus ihr werfen, weil sie alle Creaturen sind (241, 34). Niemals
schliefst darum die Predigt mit der altherkömmlichen Aulforderung,
den Heiligen anzurufen. Kommt sie, wie LH und LXXXVI, nach der
Erwähnung im Eingang noch öfter auf ihn zurück, so geschieht es
nur um ihn als Muster der Seite des geistlichen Lebens, die gerade
entwickelt wird, aufzustellen. Übrigens wird der Text abgehandelt
Nvie in einer Predigt de tempore.
Von der Weise dieser Abhandlung ist schon die Rede gewesen.
Gesetz und Grenze für die allegorische Auslegung gab es nicht, und
so ist es nur natürlich, wenn sie bei einem so reichen Geiste wie
Eckard an Wildheil das Äufserste leistete. Dafs der Sparren im Auge
die Creatur bedeutet, die uns hindert Gott zu sehen (241, 30), dafs
der reiche Mann in der Erzählung von Lazarus in zweierlei Weise.
Kfin der gruntlosen gotheit und r>on einer ieglichen zarten se/e,
verstanden werden kann (318, 1), das sind nur ganz zufällig heraus-
gegriffene Beispiele. Eine besondere Weise ist die grammatische Aus-
legung, die einige Mal in ganztMi Predigten durchgeführt, öfter ver-
422 ECKAIU).
(Muzell ani>ebi-ailit wird. Sie enllockl diMii iMiizcliieii Worte, und \Niere
es eine Partikel, eine Welt von Ideen. So Nverden in XX die Texles-
uorle et ccre lioiin) erat in /Ät';-M.s'a/ewMliirol)ofenoniiii.Mi : et hedeutet
itii Latein ein vinunqe, ein zuobinilen und ein insfiez-en, hier also,
dals der Mensch zesaineiie i/ebunüen und in yeslozzen und yeeiniyel
ze gute si, u. s. \v. ; und in XLIX wird eine ganze Reihe liefüler He-
(hnitungen darin oefundeu, dals der Evangelisl in den Worten ecce
niitto unyeluni nieiDii das ich verschweigt. Das wunderbarste bei
der Sache ist der voUkonnnene Ernst und die ehrliche Selbstläuschuno-,
womit der Meister seine Kunst treibt, ohne zu merken, wie völlii»-
bedeutungslos der Text iib(Mhan()l dadurch wird, dals sich ludiedingl
aus jedem Texte die? Grundgedanken seiner eignen Mystik herauslesen
lafsen. Merkwürdiger als die theoretische Auslal'sung 382, 3 ist die
Stelle der ersten Pi'edigt. worin er einleitend sagt ..ich will euch diese
Rede handgreillich beweisen, obgleich ich doch der Schrift mehr glaube
als mir selber" (4, 17). Für ihn also würde die Schril'tslelle, aus
der er selbst die rede nach seiner Weise herauserkla^t iiat, statt des
Beweises gelten ! Und doch ist er im Stande, sogar den Text in der
i berselzung zu lidschen, wenn er die Auslegung, die er im Sinne
hat, m'cht anders anbringen kann: die Textesworte et nialier iju(edant
excepit illum giebl er in der achten Predigt kühnlich wieder unde
loart enpfanyen ton einer jancfruuioen, diu ein loip loas, um dan.n
ausführen zu können, dals die Seele in ihrein reciilen Verhaltnisse zu
Gott in einer Hinsicht Jungfrau, in einer andern Weib sein miifse.
Und ein ander Mal, oben in der LXI. Predigt, erlaubt er sich ganz
otfen die Worte des Textes zum Behufe seiner Auslegung umzukeh-
ren: nu weis ich gewerlicli, das mir yot sinen enyel hat gesaut
sagt Petrus bei Lucas; Eckard setzt dalVu" trau mir yot hat sinen
enget gesant, daran bekennen ich gewerlicli, deim er will enlw ickelu.
wie der Mensch zur Erkeiuitniss Gottes gelange.
Der Text besteht, nach der langst üblich gewcndenen Weise,
ni("ht in der ganz(Mi Perikopc;, sondern in einem wörtclin aus der-
selben. Di'i' Predige)" giebt ihn zuerst laleinisch, gleich darauf oder
nach dem Exordinm in deutscher Umschreibung (235, 31). Doch
genügt ihm niclil inuner an einen» Schrill \\(nte. um seine Gedanken
daran auiuspinneu. Die zwtdfte Predigt z. B. eriilfnen drei wörtclin
ans dem Evangelium des Tages; in XLlll. LXIII. XCL t" wird je
eines aus der Epistel und ans dem Evangelium zn Grunde gelegt; ja
in LXXXIX zwei und in Cll vier aus ganz anderen Stellen dei' h.
Schrift zu dem eiuenllichen Text hinzuui'nommcn. Uli auch lenkt ei
ECKARD. 423
im Verlaufe der Predig-l von dtMii aufgoslellten Texte zur Aiish^g-ung-
einer an. lern Scliritlslelle ab. die ihm gerade als passende (irundlage
des ferner noch zu sagenden in den Weg kommt ; so in LXW (oben
LXV, 74) die Geschichte von Mo^e und dem brennenden Busch; mitten
hinein in LXXXVI eine Stelle des XLV. Psalmen; am Schlnfse von
XXl eine des hohen Liedes.
T>^«-' P^im rednerischen Aufbau der Predigt verfügt er in reichem
Wunsch über mancherlei Weise. Die Partition kann entweder der
Abhandlung ausdrücklich vorausgchn oder in ihr selbst mn- that-
sächlich enthalten sein. Selten gohl er im letztem Falle so weil,
wie es Manche vor ihm gethan hatten und wie er selbst es in
dem Tractate von den XII nutzen vnsers herren licham.es nicht
zum Vortheil der Logik thut, dafs eine sehr grofse Anzahl Theile unter
eine und dieselbe Kategorie etwa der Ursache, des Mittels gefafst
nach einander aufgezählt und die einzelnen wieder in mehr oder
weniger zahlreiche Theile zerlegt werden. Das Hauptbeispiel dieser
Art ist die von Pfeiffer als Nr. VIll der Tractate eingereihte Advents-
predigl; msefsig tritt schon die Methode im zweiten Theile der Gl.
Predigt auf, wo der Vorzug der beschaulichen Ruhe des innern Men-
schen vor allen Werken des äufseren aus neun Ursachen gezeigt wird;
ma^fsiger noch z. B. in LXIII, und in vielen andern Fallen. Wo aus
dem Text eine Anzahl Sätze, sinne, wie Eckard sagt, zur Abhandlung
(iestelll werden, hat ein haarspaltender Scharfsinn Gelegenheil zu
erscheinen. So in der leider schlecht überliefertem fünfleii Predigt
auf Grund des Textes Dens Caritas est et qui manel in caritate, in
deo nianet et Dens in eo folgende Partition: 1. Gotl jagt alles, was
minnen mag, mil seiner Minne, ihn zu miunen; 2. alles was minnen
mag, jagt Gott, von seiner Minne wegen es zu minjum; 3. Gott jagt
mit seiner Minne alles, das minnen mag, aus aller MaunigfaUigkeil:
4. und aus sich selber '■'). Oder wenn in der neunzehnten dem
wörtelin Snrrexit autem Saulus de terra apertisque ocv/is nihil
pidebat folgende vier sinne eutnonnnen werden: 1. ersah nich's und
das Nichts war Gotl: 2. er sah nichts als Gott; 3. in allen Dingen
sah er nichts anfser Gott; 4. da er Gott sah, sah er alle Dinge als
ein Nichts. Ein Beispiel wohl durchgeführter Unterabt heilung sehe
man im ersten Theile von LXVII. Neben dieser kunstvolleren Weise
bedient er sich dann auch der schlichteren und alterthümlicheren, den
'•) Slalt dieses letzleii Salzes liat der nachltelsige Aurzcicliiier einen garu andern
gesetzt, aljer man ivann da.^ richtige au.s der Alihandlung ziiversiclillirli wie-
der lierslellen.
424 ECKARD.
Worten iltT Srlirifl auslesend zn folsron, nur mit zu viel Freiheil und
Keichlhuni der (iedankeneiilwickelung gegenüber der Kurze des Textes.
als dals liier die Hezeicluiuuü als Honiilic! gereclil wa're. Hieher tre-
hferen die schon erwahnlen Liraunnalisch aiisleoenden Predigten : hieher
unsere sechziosl(«, bis auf das Exurdinm Ireilirli nur in kuapijeui Auszug
überlieferte Predigt ; hieher bei Pt'eilVer, um nur zufallig hinein zu
greifen, XXVll. XXVIIl. XXXI. XL und viele andre. Endlich sind
al'er auch der Predigten nicht \venige. die an keinerlei (ieselz des
Aufbaues gebunden sich frei ergehn wohin die Dialektik des Redners
sie lenkt, und zwar sind dies nicht nur lextlose Coliazien wie oben
LIX, sondern auch Predigten de tempore, wie Vll bei Pfeiffer. Schon
bei Nicolaus von Strafsbui'g halten wir zu bemerken, dals er mitunter
gleich vom Texte weg zur Erörterung einer Reihe von Fiagen über-
aeht, so dafs der Text nur des Herkommens wegen überhaupl bei-
behallen ist. So auch Eckard : gleich in der zusammenhanoenden Vier-
zahl von Predigten, mit welchen PfeilFers Sauunlung beginnnl. foljjen
auf die mit kurzem Exordiuui und drei Theilen kunslmadsig gegliederte
erste drei weitere über das Thema der ersten, in welchen dariuil
bezügliche Fragen an einem dialektischen Faden aufgereiht und eriirlert
werden. Und nicht selten ist es schwer, eine Predigt mit Bestimmt heil
der zweiten oder dieser dritten Classe beizuzahlen : wenn, wie z. B.
in XI, die Bes])rechung des Texlwortes bald abgelhan ist und von da
an die Rede in voller Freiheit sich noch lange weiter ergeht.
Für jede der beiden ersten Classen ist sowohl ein Exordium an-
wendbar wie eine Nachrede, welche letztere sich besonders dazu eignet.
nach einer Abhandlung von mehr theoretischem Inhalte der Predigt
zum Schlufs noch eine praktisch erbauliche Wendung zu geben. Ein
solches Beispiel gewährt die schon genannte fünfte Predigt : nach dem
was in der Abhandlung von Golt gesagt war, knüpft der Epilog pass-
lich einen dem Rednei' auch sonst geläufigen Gedanken an. dafs mir
das ein rechtes (iebel sei, in welchem um (ioll selber gebeten werde.
Ein anderes Beispiel giebl unsere LXVI. Predigt Chci Pf. LXXXV)
über den Text Mandafum novuin do rohis : nachdem hier die dreierlei
Liebe Golles. daran wir ihm gleich werden sollen, die nalürliche,
geistliche und göttliche, entwickelt ist, folgen im Epilog vier Stücke,
die jeder haben nuils, der an derlei Minne vollkommen sein will, und
zum Schlufs ein tnferc zur Erläuterung des in der Abhandlung ge-
forderten Aufklimmens von einer ]\Iinne zur andern. Ein Exordium
lindel sich z. B. oben in der LX. Predigt; es ist dort zu einer aus-
führlichen Enülerung über yollirher iiature Interkeit benutzt, die nur
ECKARD. 425
dtiiiiin unverhiiltnissmapfsig lang erscheint, weil alles Folgende nur
Auszug- ist. Die Hiiviinolfahrlspredigl LXXV beginnt damit wie Jesus
-seine Jünger vor seinem Abschied Irtesiele, weil seine Liebe keine
Furo'it noch Pein leiden könne, obgleich auch die Furcht ihren erziehe-
rischen \>'erlh habe : dann tu'sl wendet sich die Rede dem Texte Vado
parare rohis lorum 7a\: und in idnilicher Weise- wird die siebente
Predigt eingeleitet. In der neunzehnten wendet sich der Hedner nach
der Parlition znna>chi>t zur Auslegung der dem Texte voraufgehenden
Worte ..ein Licht vom Himmel umschien ihn'^, und er erstreckt die
Auslegung sogar noch über eine Stelle des hohen Liedes, ehe er zur
Abhandlung der durch die Parlition gewonnenen Theile schreitet. Die
Kecapilulation der Theile zum Schlufse der Abhandlung kommt wohl
kaum vor : doch wiederholt er mitunter, etwa mit der Formel <laz-
ist hie brwiselj das abgehandelte Thema: so 330, 39. 495, 24: vgl.
ähnliches in der Collalio 383, 32. 384. 3. 385, 14. 391. 40 u. s. w.
Oder w(t der Text rein auslegend behandelt war wird eben nur der
Text wiederholt, wie 137. 38. 278, 25.
Die Gedankenentwickelung bei Eckard besieht weil mehr in der
Aullopsung von Widersprüchen als in der Verkettung von Schlüfsen.
Seine dialektische Meisterschaft tritt natürlich um so glänzender hervor,
je mehr der Vortrag sich in der Theorie bewegt und einen akademisch
lehrhaften Charakter hat. Ein Musterstück der letzleren Art, von
feinster Dialektik in der Gesammtanlao-e wie in der Ausführuno-, isl
die Collazie über den ^Verth der guten Werke, die der Mensch in
Todsünden thut (XV). Aber man sehe wie er auch eine vorzugs-
weise erbauliche Predigt 184, 25 damit anfangt, zwei scheinbar nicht
zu vereinende Aussprüche des Herren gegenüber zu stellen und aus-
zugleichen. In dieser dialektischen Art besitzt Eckards Rede eine
dramatische Anlage, die durch die Gewöhnung bei der klcesterlichen
Collatio Einwürfe zu bwren und Rede zu stehn noch mehr hervor-
getrieben wurde. Daher also und auch hierin wiedei- enge Ver-
wandtschaft mit Nicolaus von Strafsburg — die häutigen Fragen, die
er mit der Formel »u mähtest du, mähtet h\ mähte man sprechen
oder auch ohne eine solche Einführung seinen Zuhterern in den Mund
legt und die, oft lebhaft und mit, einem leisen Humor ausgeführt (s. 9,
23. 14. 40. 18, 8 u. s. w.), das wichtigste Element der Belebung
für seine Rede abgeben, l'ud wie Nicolaus erweitert er auch Frage
und Ant\vort zum Dialog zwischen sich und den Zukerern (25, 37
bis 26, 6), führt er auch Draufsenstehende redend ein (232, 27. 233,
4), führt er mit Draufsenstehenden Gespra^che (58, 14); er Isefst Gott
Allel. Predigten. 28
426 ECKARD.
in eigner Person den Fragern Antwort geben (301, 8) nntl er erörtert
die Streitfrage über den \ Orzng von rersfaiilnisse oder iniune in
einem Dialog zwischen beiden (12(3. 20).
Schwächer verhiillnilsnurlsig kommt das epische Element zur
Geltung. Die sch<pn ausgeliihrle Erzählung \on der Samarilerinn in der
LVIII. Predigt beweis;!, dals auch diese Ader in Eckards reichem Geiste
hitr. und zur BeslaMiijung dient die achlumlsechziiisle. \\\ welcher dei'
Erlcrsungsrathschlurs und die Bciheiligung der drei göllliclien Personen
an ihm in aller Breite ganz mythisch und episch dargestellt wird : aber
diels sind vereinzelte Beispiele. Er erzählt im Ganzen wenig und wo
er es thut, fast immer in grol'ser Kürze, ohne episches Behauen, rasch
der bedeutungsvollen Spitze auf die es ihm ankommt zustrebend; mag
es nun eine Mittheilung aus seiner eignen seelsorgerlichen Erfahrung
sein (260. 4 ) oder wie ein alter Meister seinen Jünger au( die rechte
Spur brachte (oben LXVI, 108) oder was ein Heiliger bei gewissem
Anlafs sagte (Pf. 275, 34) oder eine geschichtliche Anekdote wie
vom Tode des Archimedes (13, 25) oder etwas Novellenlialies (KiB.
12. 285, 24). Seine eignen Gedanken führt er mitunter episch ein,
indem er ihre Entstehung berichtet : ich gedahte in dirre naht 332,
17. 333, 8. 334, 12. ich gedahle eines nf dem wege 163, 29. do
ich hinte har gieng, do gedahte ich wie ich alse rernnnftec/iche
gehredieti, daz ir mich wol cersliiendenf, und gedahte ein glichnis
192, 30. Diefs Gleichniss nun aber und fast alle die zahllosen, die
er gebraucht — und sie bilden bei ihm ein sichtlich mit Bevvusstsein
gepflegtes Lehrmittel — sie ermangeln des epischen Charakters, den
sie bei Nicolaus so gerne annehmen. Die rein epische Form der
Parabel, die bei Eckard einmal 171, 17 vorkonnnt, bildet auch bei
Nicolans die Ausnahme; aber wenn dieser hypothetisch anhebt mit
rehte als ob, so entwickelt er doch alsbald den vorausgesetzten \o\'-
gang so lebhaft und ausführlich, dals er eine selbständige poetische
Wirkung gewinnt. Bei Eckard fehlt tiiefs Behagen der AuslVihrung
beim Gleichniss noch durchüängiger als bei der Erzählung. Cbrigens
bildet den Gegenstand der Vergleichung nur selten (wie 136, 17. 220.
35. 259, 30) ein als einmal geschehend vorausgesetztes Mivgliches
oder Unmopgliches, gt'wohnlich ein im Menschenlebeu oder in der Natur
habituell odcv gesetzma-i'sig Vorkommendes. Da mul's einmal das
Handwerk des Fischers (29, 32), ein ander Mal das des Schusters
(235, 26), (Mn drittes Mal das Verfahren des Zauberers (104, 14)
herhalten. Mit besonderer Liebe wird 69, 34 das Gleichniss vom
treuen Hun»l entworfen: aber weitaus am häufigsten wird für die
RCKARD. 427
o-eistig-en Vorgänge die zu erläutern sinJ die Analogie auf dem physi-
kalischen Gebiete gesuchl, wo denn allerdings die \atur des Stolles
eine binuiig Iruckene Belumdlung uiil sich bringt. Wichtig ist fferadc
diese Art Gleichnisse iu\m sehe z. B. 21, 33. 28, 34. (55.22. 112.
37. 114. 17. 165, 15. 180, 34. 271, 15. 25. 297, 1: \o\. ;,iuii
219, 27) zur Bß'urtheilnng Eckards: sie zeigen uns, welchen olleneu
Blick und welch wüsensclusflliches Interesse ^) IVu' die Natur der Rlaüii
besal's, der nicht dringend genut/ dazu mahnen konnte, dal's die Seele
von aller Crealur los würde. Hai er uns doch sogar eine ganze
astronomische Predigt (LXVII) hiulerlarsen. in welcher der Hinnne!
des ptolema^ischen Systems bis ins Einzelne als Vorbild der Seele be-
handelt wird. Der niht denne die creature bekante, der bedürfte
niemer gedenken uf dekeine bredie ; ein iegelichiu creature ist col
r/ofes und ist ein bnoch : so lautet sein eigner Ausspruch über diesen
l'iuikt 271, 33. Es ist nicht schwer zu sehen, in welchem Sinn«»
sich diese Hochschätzung und jene Versclnnjehung der Creatur sehr
wohl mit einander vereinigen.
Wenn Eckard sparsam ist in Anwendung epischer Reize, so lehn
es darum seiner Darstellung nicht überhaupt au poetischem Leben.
Nicht weil dasselbe zu selten hervortritt, weit eher weil es zu eben-
madsig verbreitet ist. w?ere es schwer, durch eine Blumenlese den
Beleg zu bringen. Könnte man, um nur ein bezeichnendes Beispiel
zu geben, eine Predigt mit pr,Tgnanterer Schoenheit schliefsen als es
131, 13 mit den Worten geschieht Jacob ruowefe an dem abende.
Nu baten wir e uinbe ein nn : nu biten wir nmbe ein kleine dinc,
eilt umb einen abent. Daz uns der gegeben werde, des helfe uns
got. Auch darauf noch sei hingewiesen, wie feierlich prächtig er 288,
10 ein erotisches Bild aus dem hohen Liede auszuführen weifs : um
so mancher Stelle zu geschweigen, wo er mit immer feinem Takt in
diese vielbenutzte poetische Schatzkammer greift. Seine frischgepr.'ßgle
Ausdrucksweise für metaphysische Dinge hat überhaupt (m'uo durch-
gehen<le schimmernde Bikllichkeit, die allein schon hinreicht einen
dichterischen Hauch über die Rede zu verbreiten. Barock will uns
freilich das so unendlich oft wiederholte Bild des Geba^rens in mancher
seiner Variationen amnuthen : so die im Kindelbette Hegende Gottheit
oben LXVI, 75, oder der Mensch, der in wachem Traume glaubt
■•i'!l
') Ecliard Itennt ii. a. aucli den plastischen Einilnf^ der Seele auf den Leil»
lind ist 150. 8 drauf und drar. hieiauf eine nalurwifs-nschaf'liche Theorie
(le.s \\ iiiiilcr.s zu lieüriiiKicti.
428 ECK ARD.
sthwangor von Nicht:? zu werde» und von dem Nichts (Jotl gebiert
83, 1 ; aber wie giückhch wirken hinwieder solche mythisierencU*
Wendungen wie 29, 19. 102, 15. 136, 84. Aus dem zweiten dieser
letzloenannten Beispiele ersieht man zuffleich, dals es diesen liefsinnijien
Predigten soßar an den (ilaiizlichtern eines oemüthlichen Humors nicht
ganz fehll; man vergleiche noch 06. 12. 78. 29. 233. 5. 331, 29.
Auch an Derbheiten fehlt es nicht ganz : ich habe zu bemerken ver-
säumt, wo z. B. die Seele, d(.'r es bei der Crealur Avohl ist, mit dem
roskecer im rosdrec verglichen ^^ird. Einmal hat Eckard bei Regen-
wetter in die Kirche gehen mülsen, wo er predigen sollte ; »las giebl
dann zu folgendem Spiisschen Aiilafs: AUez Zeit und liep kiiinf ron
ttihine. Ich yedahle ander iregen^ do ich her solte gan, ich icollc
niht her, ich trnrde doch naz von minne. Swenne ir naz- sit wur-
den, daz lazen trir sin (287. 23).
Insofern bei einem der Menge unverständlichen, von ihrem Denken
und Thun abgewandten Inhalte von volksma^fsiger Behandlung die Rede
sein kann, hat Eckard auf diesen Ridim kaum weniger Anspruch als
Nicolaus oder selbst Berthold. Er trat ja. beladen mit Schulweisheit,
aus der Schule vor die Gemeinde, und er machte die Kanzel weit mehr
zum Katheder, als es ihr eigentlicher Zweck erlaubt: aber indem er
die -Muttersprache zu seinem Orffau wählte, fühlte er sich alsbald auch
ganz als Sohn seines Volkes. Er hat. wo er will, eine schwunovolle.
eine eindringliche Beredsamkeit, aber er hat keine« Rhetorik. Di«'
Figuren und Manieren, die Anaphern und Antithesen und was all das
Mittelalter von der spfTtrcpmischen Redekunst gelernt und was auch
in der altern deutschen Prieslerpredigl hie und da Anwendung ge-
funden hatte, Eckard verschmaeht es so gut wie die übrigen Prediger
der neuen Orden. So grofs seine Verehrung für Autrnstin. so etijj
vielfach sein Anschlufs an ihn. in der Form ^^ahlt er ilm nie zum
Vorbild: wie sehr stechen die zahlreichen übersetzten CihxU'. überall
von Eckards eigner Sju-ache, von deren an NachlaMsiükeil streifender
Ungezwungenh<'it ab. Und diefs gilt für seinen eigentlichen Lehrton
jucht nunder als für den bewegteren Ton der mystischen Schauun^
und der vvarmat'fühllen Partenese. Die wifsenschaflliche Prosa, dir
er wenn nicht zu»;rsl schuf, doch am fruchtbarsten entwickelte, die
er das Tiefste und Absiracteste |diantasie>oll zwar, aber klar imd
treffend auf Deutsch zu sagen lehrte, ist so frisch und unbefangen
aus dem Oii«^«'kbrunnen der Sprache geschopH, dals sie uns gar \^ohl
an die seines Geistesverwandten Plalo gemahnen darf. Nicht dals der
fremde Knuslau.-^dnick. wo er sich schon eiuzuliürgeru begannen, ver-
TAULER. 429
scbnifpht würde: forme und materie sind beide willkümnien. aber für
unser formell und materiell wird förmlich nnd materielich au^ ihnen
trebildet. Mancher Gewinn im Einzelnen list der Sprache von daher
geblieben, manches wieder verloren gegangen: das Wichtigste war
(loch der Voroan'j. die Anleitung im Allgemeinen, aus welcher letzt-
lich unserm Zeitaller das vielmissbraachte Gemeingut einer wifsen-
schalllichen Ausdriicksweise herrührt.
In Hinsicht des sneculativen Gehaltes halte sich die deutsche
Vlyslik in Eckard zuna^chst so erschöpfend ausgesprochen, dafs das
nachfolgende Geschlecht wesentlicn von seinem Tische zehrte. Als
Prediger dagegen wurde er von dem Ruhm eines Jüngers, des Strafs-
burgers Johannes Tauler *). ohne dafs dieser in der homiletischen
Methode Besondeies geneuert hätte, überstrahlt. Tauler halle von
1325 an zu Köln Eckards Lehre genolsen und begegnet uns in den
folgenden Jahrzehenten als Leseineister, Prediger und angesehene
Person unter den Gottesfreunden zu Basel und Strafsburg, an welchem
letzteren Orte er dem Inlerdicte Trotz bot und darüber der kirch-
lichen Censur verfiel. Aber erst in der Mitte seines Lebens und des
Jahrhunderts trat der Wendepunkt ein. der ihn, wie es scheint, zu
dem machte, was er für uns ist: es war die Berührung mit dem
damals noch jungen Gottesfreund aus dem Oberlande, den Schmidt
Xicolaus von Basel genannt hat. und die geistliche Zucht, in die er
sich von diesem merkwürdigen Menschen nehmen liefs. Die in Hand-
schriften und Drucken den Predigten Taulers vorausgehende Historia,
aus der wir dieses Verhällniss kennen. Isefst ihn selber sagen, dafs
er bisher in seinen Predigten viel Latein eingemischt und viel Stücke
gemacht habe. Die Predigt, diu zur Bezeichnung dieser früheren
Richtung der Historia einverleibt ist, laefsl zwar das Latein geflifsenl-
lich weür, enthält aber in der That nicht weniger als 24 Stücke, indem
sie so viele Kennzeichen des geistlich vollkonunenen Menschen auf-
zählt. Tauler huldigte also jener mehr erwähnten älteren Manier, die
*) Über sein Leben und seine Letire s. das verdieusivolle Bucti vun Carl Schmidl :
■loliannes Tault-r. riamb. 1841, soJann, dessen Ergelmis^e iheiiv%eise l)ericb-
ligend, Pre^ers Vorarbeiten zu einer Geseb. der d. Mystik im 39. Bande
der Zschr. 1". bist. Theo). Für seinen Text sind wir leider noch immer auf
die allen Druclte angewiesen, vorzüglich den lerten und reichsten derselben
Basel 1521, wiederholt 1522, der bei guter Überlieferung doch die Sprach«
seiner Zeit nicht nur in Lauten und Formen, sondern auch lexikalisch iu-
gleicht. Im LB. finden sich zwei Predigten Taulers nach der 1870 ver-
brannten ältesten Stratsburger Handschrift, eine dritte nach einer llclschr. des
14. .labrh, im Anhaiitr.
430 TAULER.
geeigwei wai". dem lld-iei' diirih eine scheinbare Fülle zu iin|)oiiieren,
diefs aber mir aiii' K<isl('ii der logischen Durchbildmiff imd daher auch
diT \\irklicheii geistiuen Anreguii«: vermochte. i'l)erluuipt aber iial
die Predigt, so viel man auch der verkürzenden L berlieleriing auf-
rechnen mag und so mystisch in der Denkweise sie ist, etwas leblos
trockenes, das sich von dem, was wir sonst als Taulers Eigenthüm-
lichkeit k(mn(>n, sehr fühlbar abhebt ; und wir haben also bei diesem
Manne das merkwin-dioe Beis|)iel einer erst aid" der Neige des Lebens
aufspringenden reichen Ader, zu deren Er>\eckung ein tielgreit'ender
psychologischer Process erforderlich war. Acht Jahre des ..\ollkom-
menen Lebens" ^^aren ihm hierauf noch geschenkt, um die neue Kraft,
die es in ihm entband, in der Predigt zu verwerlhen : unil die edle
Einfall, den irchlichten klaren Aufbau, die ungezwungene Gedanken-
enlwickelung und vornehmlich die innere Wärme seiner besten Pre-
digten werden wir als Früchte jener Krise betrachten dürfen.
An die Stelle der vornehmen Sproedigkeit, die den Meister auch da
nicht verlaust, wo er recht eigeidlich zum Herzen und ins (Jewissen reden
möchte, tritt nun in Taulers Rede wiederum die Eigenschaft, die den
Volksprediger macht, die bequeme, sorglose, gemüthliche Fülle des
Ausdruckes, die sich den Hoerern leicht herablfefst und immer wieder
Fühlung mit ihnen sucht, und die dem Menschenleben bis in die Einzel-
heit seiner ethischen Erscheinungen mahnend und strafend nachzugehen
weifs: dem Menschenleben natürlich, wie es sich in den geistlich ge-
weckten und zumal den khesterlich abgeschiedenen Kreisen entwickelte:
denn so volksmiel'sig Tauler zu reden wusste, seine Rede gieng, wie
die Eckards und aller mystischen Prediger «lieser Zeit, an die Nonnen
in deren Kirche sie erscholl, und den Wellleuten die sich zu ihr
drängten blieb idierlafsen, daraus für sich mitzunehmen, was sie
mochten. Bei einem so angelegten Prediger tritt d«>nn naliü'lich die
Iheorelische Erörterung, so wenig er sie grundsätzlich verschmäht
und so geläulig er nut den Regrifl'en der Schule operiert, weit zurück
hinter die eigentlich erbaidiche Einwirkung, oder sie bewegt sich doch,
wo sie zur Geltung konnnt, viel eigentlicher in der Methodik des Eins-
werdens nnl Gott, als in den psychologischen und metaphysischen Fra-
gen, die damit zusammenhängen und bei Eckard einen so grofsen
Raum einnehmen. Seiner Mystik fehlt daher, zi'mal er auch Eckards
gefährliche Neigung zur Paradoxie nicht theill, jem-r Geruch des
Pantheismus, der die schlichte christliche Frömmigkeit bei dem gnti'sen
Mi.ister erschreckt; vielmehr ist er eifrig darauf aus. gefährliche Spitzen
des mystischen Denkens, wie etwa die ^^'esentlichkeit der Vereinigung
SUSO. 431
mit Coli oder (i;is (,)iiiolistische in der Ethik imiziibiogen, oliiie viel
zu (rasjon. Avic sich das mit der systematischen (ji^schlolsenheil der Lehre
verltajje. Er ist, obirleich er meistens in sehr ausführlicher Iberlieferung
zu uns spricht *), in keiner Hinsicht was man einen glänzenden Pre-
diger nennen kann: gerade dadurch kounnl vielleicht, was seine Stärke
ist, die aus bewegtem Inneren hervorgehende herzenswarme Eiiidrino-
lichkeit zu desto reinerer \>'irkung. Und so genieisl er den Vorzug
vor den Genolsen seiner Zeil und seiner Richtung, dal's die gesunde
Krall seiner Rede, sprachlich Jeweilen erneuert ■"■"')- auch in die neuere
Zeil hinein und, niil dem Placet Luthers versehen, auch im Protestantis-
mus erbauend fortwirken konnte.
Um auf Taulers Weise und Kunst so genau wie bei Eckard auf seine
einzuffehn müsste zu Vieles, worin er sich jenem anschliefst, auch in
Hinsicht der seelsorgerischen Tendenz und der rednerischen Behand-
lung lediglich wiederholt werden.
Nachdem wir wenigstens den Platz bezeichnet haben, der dieser
ehrwürdigen Gestalt in der Geschichte der deutschen Predigt gebührt,
st i zur Ergänzung des grofsen Dreigestirnes altdeutscher Mystik hier
gleich auch Heinrich Siuse (lat. Suso) genannt, der, wenig älter als
Tauler. aus dem Hegau gebürtig, im Dominikanerkloster zu Constanz
und spa'ter in dem zu Uhn bis 1365 sein Leben führte: vom acht-
zehnten bis zum vierzigsten Jahre malsloser Selbstpeinigung hin-
gegeben, dann tha^tig als Prediger und als Seelsorger geistlicher
Frauen, namentlich der im Kloster Toefs bei Winterthur, wo eine seiner
geistlichen Töchter, Elsbeth Staglin, seine Mittheilungen über sein
Leben aufgezeichnet hat. Er hatte mit Tauler in Köln zu Eckards
l^üfsen gesefsen und erfuhr nachmals in der Verdanunung seines
Buches von der ewigen Wahrheit dal'selbe Loofs, das dem von ihm
hochverehrten Meister gefallen war. Wie Eckard die Mystik vor-
wiegend von der Seite der Erkenntniss, Tauler sie von der Seite des
Willens fafste, so war es ihm gegeben, sie mit reichem dichterischem
Sinne von der Seite des Gefühls zu erfafsen; aber er erlangte seine
Redeutun.g, wie der gleichzeitige brabantische Mystiker Rusbroek, nicht
als Prediger, sondern als vielgelesener SchriHsteller. Von der Buls-
") Sehr verschieden von seiner rednerischen Ausdruclvsweise, rein schriri^lelic-
risch ist der Ton in seinem Bnche von der Nuchfolgiing des armen Lehens
Christi, das in einer Ausgal)e von 1621 und deren genauer Wiederholung
Kranlifurt 1833 vorliegt.
-"•) Zuletzt Franlifurl a. M. 1826 und von Biesenlhal Berlin 1842.
432 FXKART) DER .U XGK. HEKM.WN VON FRITSLAB.
predifft, die er eine Zeit hmg iii Schwaben imi der Schweiz und den
Fiheiii ciillanL"^ getrieben hat, bi;t.itzeii wir kein Denkmal : sechs Kh)sler-
piediglen v(in ihm. die nii.s die Kölner Ausy^abe Tanlers von 154:>
überliefert, lalsen noch viel weniger als Tanler \on Eckardiscbcr
Specnlation durchblicken, athmen aber in dei" Trcesllichkeil ilires In-
halier und in der milden Scluertheil ihrer Dar.slelliuiir den liebens-
würdifien Geist ihre» Verl'afsers -).
^'eben Snsos Prediulen hat dieselbe Kölutr Ausgabe /.v.ei Eckards
des jungen aiif"üt:nonimen, dessen Namen freilich, wie den Susos, aber
gewiss mit ebenso gutem Grund, erst der lateinische Übersetzer Surius
beigefügt hat. Er geho'rle der Ordensprovinz Sachsen an und starb
1337: ein hervorragender Jünger des grolseii gleichnamigen Meisters
uiul allem Anschein nach identisch mit Eckard von Grinidia^. dem Ver-
fafser des wichtigen Traclates von der wirkenden und möglichen Ver-
nunft (s. Preger Sitzungsber. derb. Akad. 1871. I, S. 170). Andere
werthvüUe Stücke von ihm kt^nit Preger zu Wien. Aber aufser einer
von Husbroek enthält die Kolner Ausgabe unter Taulers Namen noch
15 Predigten, von denen Schmidt (^Tauler S. 71) ihm nur fünfe zuschrei-
ben möchte: und ebenso birgt sich in dem reichen Material des zweiten
Thciles der Basler Ausgabe wohl mehr als ein der Beachtung nicht
unwerther Prediger iniler dein Namen Taulers.
,\uch Heinrich von Nördlingen. jener mit Tauler wie mit Suso
verbundene Gottesfreund, dessen Persoenlichkeit uns aus seinen Briefen
an Margarelha Ebnerin so lebemlig entoegentrilt, hat im Laufe seines
Wanderlebens viel und mit Wirkung gepredigt, aber seine Hede ist
tVu- uns verschollen, ^^'elche Menge namhafter Prediger neben den
greisen die wunderbare religio.»se Erregung jener Zeil hervorti'ieb.
die unscier Keimlniss ganz oder bis auf geringfügige Proben enlgelin.
lehrt ein Blick auf die von Pfeiifer Germ. 3, 225 \'gg. milcretheilten
Sprüche der Mystiker. Eine andere Oi'elle. aus der ^^ir von jener
homiletischen Fruchtbarkeit einen Gesclimack gewinnen, ist das im
I. Bande von Pfeilfers Mystikern enthaltene Heiligenleben Heiinanns
\on Fritzlar. Der Verfafser. wedur Meister noch Bruder aenannl.
sondern oil'eidiar ein gottesfreundlicher Laie wie Bulman Merswin zu
Strafsburg und Nicolaus von Basel, hat das Buch zwischen i;t43 und
1349, wie es scheint, zu Erfurt (s. 218, 33) zum Gebrauche bei
*) Susos Leben ii. Sctiritten in jetziger Sctirit'ispraclie tirsgep. v. Diepenttrocli
Regetisli. 1829. Über sein I.el>cn Sclimid! Theol. Swidieii u. K'rililtt*n 184B,
835 fgg. freier Zschr. I. Iiisl. Tlieol. 1869- 119 f^l. Kine .«einer Pre-
digten .s. im .\nhniig.
ANDRE MYSTIKER. 433
erbauUoher Vorlesung Ausammengeslellt. Es enthält Lesestücke für
alle Fest- und Heiligeutage, die zwar von keinem biblischen Text
ausgehn, aber sich im Übrigen formell als Predigten oeben. auch sich
selbst bald als predige, bald als coUazie bezeichnen. Obwohl nun
so der laienhafte Verfaiser — und da» ist eine merkwürdige That-
sache — förmlich als Prediger aullritf. zeig! er freilich keine Ahnung
der Kunsterfordernisse, die dazu gehceren. Er hat die gute Meinung,
mit der zu dem Tage gehoerigen Geschichtserzählung zu heiserer Er-
bauung häufig auch ein mystisch betrachtendes Element verbinden zu
wollen : aber es konnnt ihm nicht bei, dafs dasselbe in einer inneren
Verbindung mit dem erzählenden Thcile d -r Predigt stehn müfse. er
besinnt sich keinen Augenblick, eine ganz fremdartige Gedankenreihe
seiner Erzählung iiufscrlich anzuschweifsen Diefs betrachtende Element
nimmt er dafür auch nicht ans sich selbst, sondern aus guten Out'Uen.
Hzze mle anderen buchereu uud uz-ze vile predigaleu und uzze eile
lereren 4, 15: anderswo (63. 22). nachdem er am Schlufse einer
Predigt angegeben von wem sie ursprünglich gehalten worden, knüpft
er daran mit Bezug auf die eben angeführte Stelle des Prologs die
Bemerkung : waz dirre lerer rar gcschriben isl in diseme buche, daz-
smf antweder meist erpfujfeu oder siut lesemeistere, und ir ist kein,
her habe ganze prediate in disem buche, di her gesprochen hat.
Also nicht nur einzelne Stellen sind diesen Gewährsmännern entnom-
men, sondern jedem auch ganze Predigten, und allerdings zeigen manche
der aus Erzählung und Betrachtung gemischten Stücke einen einheit-
lichen Aufbau: anderswo sind ganze Predigten, freilich in dürftigem
Auszuge, der Erzählung angehängt. Schade dafs Hermann nur zwei-
mal (63, 32 u. 129, 40) Namen nennt. Die Hauptmaterien, welche Eckard
und seine Schule beschäftigten, kommen auch hier voi', uud eine genaue
Untersuchung und Vergleichung wird vielleicht noch Manches heim weisen.
Wie viele der zahlreichen Prediger, von denen die Sprüche Germ.
3. 225 fgg. herrühren, aus Eckards Schule hervorgegangen sind, hefst
sich bei der Kürze dieser Redeproben nicht erkennen. Anders ist es
bei den umfänglicheren Mittheilungen Pfeiffeis in Haupts Zeitschr. 8.
209 fgg. Hier begegnen wir vor allen dem Meister selbst, wenn anders
Preger (Zschr. f. bist. The(d. 34. 164 fgg. 36, 454) ihm mit Recht
die mit den Namen Krall von Boyberg und Franke von Köln bezeichneten
Stücke überwiesen hat: die andern, von Bischof Albrecht natürlich und
von Albrecht dem Lesemeister, der mit jenem schwerlich eine Person
ist, aber sein Zeitgenofse scheint, abgesehen, bewegen sich, melir oder
minder augenfällig, in Eckards Gedankenkreise; so zwar, dafs Bruder
434 I)i:i5 V()\ STKRX(i ASSEN.
Arniild der HdIIic und der von Kronenhero- ") d.is eigentlich aseetisclie
Gebiet nicht verhU'sen, der Giseler dagegen, Heinrich von Eirwiiit und
{\er von Siernoafsen die nsyslischc Specuhition t>elhst auf die Kanzel
bringen und so sich an Eckard in dessi'u ingenslcni AN irken anschlielsen.
Alle drei thun es mit einer den Stofl" beherschenden Freiheit und
erscheinen als des Meisters würdige Jünger: am reinsten theoretisch
und vielleicht mehr scholastisch als mysliscli angelegt der Giseler:
schwungvoll und eindringlich, aber von einer Neigung die Kunstans-
drücke schwülstig zu liiiiiren beherscht Heinrich von Egwinl : der
bedeutendste unter ihnen ohne Zweifel ilcr \ou Sterngal'sen, von dem
die vorliegende Sammlung zwei von Pfeiffer seiner Zeit (11. Zsclir. 8,
251 Amn.) in Aussicht gestellte Stücke bringt**).
Der von Sterngalsen, so wird er ohne Angabe des Tanlnamens
in den Handschriften meistens bezeichnet: nur bei unsrer Nunnner
LMll nennt ihn die Einsiedeier Handschrift brnder Johannes ron
Sternengassp, und ebenso eine Basler Handschrift (s. oben 278), wo
sie einen Spruch von ihm miltheilt (abgedruckt LB. P, 891). Dageiren
spricht Hermann von Fritslar von einem briider Ger/iarl ron Sterren-
gazzen, der die von ihm mitgetbeilte Predigt auf S. Antonius Tag zu
Kitin in dem Kloster zu S. Antonius soll gehalten haben. Es ist mir
nicht wahrscheinlich, dafs hier auf einer von beiden Seiten ein Irrthum
bezüglich des Namens vorlieg»; und beide Mal dieselbe Person gemeint
sei : denn die Predigt bei Hermann enthalt nichts als die Legende,
ohne auch nur den Anflug eines mystischen Gedankens. NN'ir werden
Brüder oder Verwandte vor uns haben, Glieiler einer Familie, die sich
nach dem Stammsitz in der Slernengafse zu Köln (s. Ennen Gesch.
V. Köln 1, 669) nannte. Einen Beitrag aber zu den Lebensumständen
unseres Mystikers giebt noch eine Stuttgarter Handschrift mit den
Worten der ron Sterngaz-zen der brediger lesetne'tster run Slraz-
burg (Pfeiffer Myst. 1, 423).
W'ii" hab<Mi zwar \on diesem Manne so ucniir wie von dem anderen
voiliin mit ihm genannten auch nur eine vollständig überlicfeile Predigt;
") ücr auch in dem Well.sireil der zwölf Meisler zu l'aris ir-Ihm Allireclit und
Eckard genannt wird 1,1?. 1'', Uli.
'^^') Wie es selieinl liat weder rieiffer nocli \\aekernnpel di'ranl' crf'"^'''«^''! i'**'*
diese lieiden l'redißtcn »icli aiieli in der Ba-ler Aiisgai)c i\*!& Tanler linden,
iii)gieieh Sclunidl (Tauler S. 24) darauf aulnierKsain gennchl Ir.il. Ich iheilc
im Anhang die erheblichen Ergänzungen und Abweichungen uiil, die sich
aus diesem Drucke für den Text ergeben. ICbeiida findet sich auch f. 205 h
in einer voiisländigeren (iberliefcrung die erste l'redigl Heinrichs von Egwint.
DER VON STERNGASSEN. 435
wo es nicht fferade nur einzelne aufgehobene Stellen sind, tritt übei'iill
an der l'ngleichiieit der Ausführunff und an den Mänö[eln des Zusamnien-
hanoes der Charakter <les Anszuü^es deutlich zu Tage. Doch haben
wir genuff um eine bedeutende Eigi'nlhümliclikeit zu erketmen. Dals
sein Denken sich so überstürzen kann wie in der Predigt von dem
einen das Noth thut (H. Zschr. 8. 251)"'), das geht im Grund aus
einer besonders nahen Geistesverwandtschaft mit dein Meister hervor:
wie bei diesem ist bei Sterngalsen die Mystik ein ungestüm wallender
und wogender Drang des Gemüthes, der sich nur im kühnsten und
steilsten Fhio-e der Speculation befriedigt fühlt. Mehr aber als bei der
gehaltueren Art des Kleisters scheint diesem Drange bei ihm das Bedürfniss
beizuwohnen, sich mit den Zuhoerern in Wechselwirkung zu setzen,
so dals was er ihnen giebt die Fcu'm annehmen kann, als suche er
von ihnen zu empfangen. Von der zündenden Belebung, die dadurch in
die Rede kommt, finden wir in der Predigt Nr. LXII ein Beis])iel.
Noch in anderm Betrachte merkwürdig ist das dritte Stück bei Pfeiller,
worin der Redner beschreibt, wie er in der Einkehr in sich selber
Gott erkannte und mit Gott vereinigt ward. Es ist nur eine ausge-
hobene Stelle einer Predigt, aber wir vernehmen hier einmal die un-
gekürzte Rede des Mannes in einigem Umfang, und welche strömende
Fülli' der Beredsamkeit bricht da hervor. Wir nupgen uns hienach
eine Vorstellung bilden, wie etwa die Predigt über die Ruhe der Seele
In Gott (oben LXRI), die auch in den Einzelheiten des Auszuges
noch dieselbe reiche Gabe bezeugt, als Ganzes aus Sterngafsens Munde
sich dargestellt habe. Mau darf es als wahrscheinlich betrachten,
dafs, wenn wir mehr von ihm besfefsen, er zwar als Denker dem
Meisler nachstehu, aber als Redner eine vorgeschrittene Kunst, ehi
freieres Schalten der Subjectivila^t und eine reichere, blühendere Aus-
führung des Gedankens, also eine eigenthümliche Weiteren! Wickelung
der mystischen Predigt neben Tauler kund geben würde.
"") Zur Seligkeit geliört nur eins, GoU sciiauen, geniefsen, leiden. Dazu miU:<eii
1. alle Crealuren in mir schweigen : 2. das Icli nuil's sciiweigen; 3. das
ewige Wort nnils in iiiin selber schweigen. Denn inneheü (irr selike'tl
liegt nur im Schauen der hlozen godieit', die Dreifaltigkeit muls daher in
ihr selbst schweigen : in dem ewigen Wort ist nicht der Vater sprechend,
sondern das blolVe Wesen. Also erst wenn das ewige Wort in der Drei-
l'altigkeit schweigt, kann das eigentliche ewige Wort vom blol'sen Wesen
gesprochen werden. Hier iiat sich der mystische Culfus des reinen Seins
in den Widerspruch verstrickt, dals gerade das UnolFenharo, hinter allem
Sichoffenbaren oder Sichaussprechen Liegende das sein soll, das in der still-
gewordencn Seele spricht: ein unglücklicher Versuch, Eckard zu überbieten
436 DER ENGELBERGER PREDIGER
\\'n' SttTiiyalscM» n\\ Eckard. so srliliofsl sioli an Tauler oin dem
Xameii iiarli iinbcKiiiiiilcr rrcdiircr. \oii di'iii sich im Ganzen 39 Pre-
digten in zwei Ilaiidsclirillen /n Sarnen erhallen haben fvirl. oben
S. 283 lirj. Das Frauenklosler Benediciiner-Ordcns. dem dieselben
sehoeren, befand sich vor (i<'m 17. Jahrhnnderl in Enirelljerg. o-eleitel
natiu'lich \on dem bekannten Männerkloster aus. das jener Orden noch
heute dort besitzt. Dort also werden die Prediaten. die ja an eine
\seibliche Kloslerireineindi' irerichlet sind, nou nicht wenioer als sieben
Händen aul^fezeichnel. dort auch ütdiallen wcu'den sein, und den Pre-
diger — es kann bei der Einheil der sehr auirenfälhoen Manier inn" an
f'int'fi \ erlälser gedacht werden — wird man unter den Engelberger
Mönchen zu suchen haben. Oder soll man daraus, dafs unter den 39
Nummern iünl" mal zwei den orieichen Text behandeln, vielmehr sohliefsen.
dals die Prediarten von einem Auswärtigen herrühren, der das Kloster
nur zuweilen, aber gerade zu gewissen Jahreszeilen zu besuchen
pflegte und dadurch öfter in den Fall kam, eine Perikope zum zweiten
Male zu behandeln. Ein abgelegenes Hochland wird als Örtlichkeit der
Predigt in folgender Stelle (Sa. 91 b) ausdrücklich bezeichnet: wir
fechen das wol. die mönfchen die vf difen bergen erzogen sini.
rnd fi das gotz trorl nie gehorten das die eil unzüchtiger fini.
denne die mönfchen die in den kheftern rnd in dien fletten fint
da man das wort gottes emfhlich ho'rel. Einen Aidialtspunkt zur
Zeilbestinnmnig giebt die Erwähnung des Jubeljahres Sb. 199": gienge/'l
aber du in dich felber — da f'undeft du Auiun rnd Rom rnd ablas
aller frhulde rnd das Jubil iar u. s. w. *) So konnte mau doch nur
predigen, wenn gerade ein Jubeljahr ausgeschrieben oder wenn ein
kürzlich gefeiertes in frischer Erinnerung war: man kann aber dabei
füglich weder au 1300 (schon wegen Avignon nicht) noch an 1400.
sondern u't an 1350 denken. Auf die Zeit um die Mille (\vs Jahr-
hunderts weist auch die Erwähnung der manigraltigen [reifen, die
ielzant fint In aller der criffenlieil LMX, 40.
Die Denkweise dieses Predigers zeigt, so weil ihn Tauler an
Weile und Tiefe des Gedankenvorrathes übertreffen mag, mit ihm die
groefte Verwandtschaft. Er Iheill mit ihm die aus Eckards Schule
stammende metaphysische (jirundlage sowie den Aun)au ascelischer
Methodik nn'l sammt den Knnstausdrücken. In die wiiefti finer got-
heif da fand wir ingan dar den fmi in den ratter - da rinden wir
*) S. hier und bei den folgenden Aiifüiirungen aus den HandschriUen die Siellcn
derselben, die aus Wackernapels MiiUrialicii im Anliang niitgt-lheill werdeii.
DER ENGELBERGEK PREDIGER. 437
weide nach iinfer hegirde. Wau in der sdUen wüeßi der gotheit
dn ift iinfer vefen ein ewig iftikeit mit finer ungewordnen gntheii
Sb. 124a: onlsprechend Tauler fol. 164 b der Basler Ausgabe Dife
wiiftnng iß fein ftill iriift der gotheit, darin fiirt er ade die difes
ynfprechens gottes fallen enpfengklirh werden, und 140 b das felhs
das der menfrh in im ift in feyner gefcUaffenheyl, das felb ift er
ewiglich gewefen in gott in feiner rngefchaffenheif. ein ifiig wefeii
mit gott. Es begeguet die Lehre von der Synteresis. dein uuver-
löschbaren götth'chen Funken in der Mensclienseele (s. Anh. unter
Funke), und \o\\ der Geburl des ewigen Wortes in der stillgewor-
denen Seele Sb. 138 a; das fin felhes entwerden LXVIIl. 414 und
das ufbringen LXIX, 262 (bei Tauler uftragen) oder Zurückführen
aller guten Werke auf Gott ohne alle angenomenheit Sb. 124 b, d. i.
eignen Ansj)ruch auf das Verdienst : das sich gütlicher warheit (Tauler
dem götlichen willen 23 c. 25 d u. s. w.) zu grvnde laffen Sb. 124 a
und das von genaden werden das Christus was von nalitre LXIX.
212 (Tauler eins werden mit mir von gnaden als ich bin von natur
25 d) : lauter Gedanken und Redeweisen, in denen sich fieilich die
Mystiker überhaupt mit mehr oder minder Vorliebe bewegen : und
deren würden sich noch mehrere auffinden lafsen. Es herscht dieselbe
freie Ansicht wie bei Tauler über den Werth äul'serlicher Übungen
und Leistungen (s. Anh. u. Pilgerfahrten) und über die kirchliche
Amtsgewalt Sb. 143 b: endlich, damit eng zusammenhängend, derselbe
hohe Begriff von der Würde der vollkonnnenen Menschen oder Gottes-
freunde, die so oll und so verehruugsvoll wie bei Tauler erwähnt und
in ihrem Wesen geschildert werden. Und hier ergeben sich wörtliche
Berührungen der Art mit ihm, dafs man der Annahme kaum aus-
weichen kann, es sei auf seine Worte, gehrerfe oder gelesene, wirk-
lich Bezug genommen. Es ist ein bei Tauler mehrfach wiederkehren-
der Gedanke, dafs die Gottesfreunde die eigentlichen Säulen der Kirche,
ja .sogar der Welt (121)) seien, da nur um ihretwillen die Gerichte Gottes
noch verschoben bleiben: S(t in einer Stelle der!. Predigt auf Johannes
Geburt, die Schmidt (S. 167) aus der besten Handschrift — denn die
Drucke lesen anders — so citiert : Dis fint die uf den die heilige
kilche ftot, und werent dife nut in der criffenheit, die rriftenheit
mohle ein ftunde nit gefton. Ahnlich sagt der Engelberger Prediger
Sb. 141 b f^. Di flu mönfchen find ein fundament der h. kriftenheil
-— Won fiu fint ain vfenthalt der kriftenheit. Won ane difin min-
nenklichen mönfchen fo möchte diu kilche ein ftund nint geftan.
Einem Gottesfreunde soll man sich an Gottes Statt zu Grunde lafsen
438 KNCELBERGER PREDIGTEN.
und .seiner Weisiin»- zum treislliclieu Lc'l)eu rülji^eii : daher Taulcr in
der I. Predigt auf Marien (ieburl (nacli Schmidts Cilat S. 38, aus dem
Basier Texte berichtisil) Die mettfvhen (h/lcnl einen gelebelen golz-
fniiit i'tbev himderf miicn füc/ien, der den relden weg bekante rnd
fii rihlele: und wiederum unser Enuejhiirocr Sb. 135 a dar rntb foll
eins einen geleltten frinnd (jottes fuorhen rnd rferwel/en dem er
nach volgli.
Chrisens Irin bei ilnn noch melir als bei Tauler das Iheorelische
Moment zurück und enUallel sich nocli breiler ins Einzelne das prak-
lische der kloesterlichen (ieistes- und Sillenzuchl. Sein Blick ist noch
geschärfter für die concrele Lebenserscbeinung und sein Aufdruck
daher realistisch gesälligUr: man sehe solche Auslührungen wie die
über die klagbare Natur LXVlll. 150 IW. und solche trefflicii beob-
achtete Schilderunocn wie die von der zunelHuenden Heiterkeil bei
Tische LXX, 204, von der weiblichen Liebhaberei an. schallen Sachel-
chen LXX,' 235, von den Federleserinnen Sb. 13 a (im Anh. u. Nonnen-
leben). Das künstlerische Verm<vgen, das sich hier ausspricht, beruht
auf einer über den ganzen Vortrag verbreiteten Gabe des plastischen
Denkens, die ihm, mit einer gullaunigen Milde des Sinnes gepaart.
einen eigcnthümlichen Reiz verleiht. Diese Gabe musste dem Prediger
bei der Älethode allegorischer Textauslegung, auf die er durch das
ältere Herkommen mehr als durch Taulers jüngsten, bedeutenden Vor-
gang sich hinweisen liefs, ganz besonders zu Statten kommen. Man
(Mitnimmt dem Text oder einer ihm verwandten beigezogencMi Stelle
irgend eine Bddlichkeit, die wo mneglich schon eine gewisse Zahl von
Stücken mit sich bringt, unter welche eine abzuhandelnde Materie; eiu-
getheill werden kann: die fünfzehn Vorzeichen des jüngsten Ge-
richtes, die sieben Stunden, innerhalb deren den Kranken das Fieber
verlgpfst, die zehen Aussätzigen, die dem Heiland begegnen, sechs
Weisen des Komnums Christi Sb. 194 a, sieben Mägde, von denen
Esther geschmückt wird Sb. 103 b. Die drei oben mit«rclheilten Pre-
digten zeigen, wie ihr Verfafser diese Aufgabe mehr oder minder
barock zwar, alter phanlasievoll unti mit keck zugreifendem Geschick
zur Spaujunig des Hoerers zu lo'scu weils: insbesondere ist LXIX ein
so o-eisticiches. glücklich wirkendes Beispiel der alleüorischcn Behand-
lung, wie man es irgeutl linden kann.
Die Rlüthe der mystischen Predigt wie der mystischen Schrill-
steilerei, welche letztere nach Tauler ihren classiscIuMi Abschlufs in
der sogenannten deutschen Theologie des Frankfurters fand, nucht
nicht über das \ierzehnle .lahrbuudert hinaus. Es ist bezeichnend, dafs
FinVFZEHNTES JAHRHUNDERT. 439
Thomas von Kempen, ein geisliger Abkömmlino Rusbroeks, liir sein
nnsterbliflies ascetisches Werk, diese reife Frncht so lantieii Tii'ibens
und Blüliens, wieder* die lalcinisolie Sprache wähüe. Es \vnrd(? jczl
Abend für das deutsche Mitlelalter id)erhaiipt, in Sprache inid Litle-
ratnr, in Poesie und Prosa. Es wurde auch Abend für die Kirclie
des Mittelalters, als ihre o-esetzliche Reformation auf den grofsen Con-
cihen misslang. Abend für ihre Theologie, für iin*e gottesfreundliche
Religiositcpt und für die Orden, die deren Pfleger und des Predigl-
amles Traeger waren. Die Fteden einer neuen Zeil, in der die bis-
herige Welt auf den Kopf oestellt werden sollte, Knüpften sich alhniili-
lich an.]
Zwar wurde noch immer, obgleich spa?rlicher, auch in deutscher
S])rache abgehandelt und gej)redigt, und die Formen, welche die Mystik
ausgebildet hatte, dafür ferner angewendet. Aber die »n'erble Weise
wurde in den Händen dieses Geschlechtes zum Zerrbild. Die Kunst
der Allegorie hat bei den Früheren oft eine poetische Wirkmig, immer
einen naiven Reiz ; die vcm Berthold ausgebildete Kunst der Parlition
gewahrte bei ihnen einen so weiten freien Rahmen, dafs man sich inner-
halb desselben breit und leicht bewegen konnte. Jezt ward daraus
ein blofser Mechanismus, und die Allegorien dieser Zeit mit ihren endlos
immer weiter schreitenden Zerstückelungen machen nur noch den Ein-
druck eines todten Fach- oder Gitterwerkes. Als Vertreter dieses
Geschmackes ist Johannes Nider zu nennen, von 1481 an Prior der
Dominicaner zu Basel, von dem aufser seinem Tractate von AXIV
goldnen Harfen und seinen lateinischen Sermonen de temjKire und de
sanclis auch deutsche Predigten wenigstens durch Ausschreibung be-
zeugt sind"""j; neben ihm Meister Ingold desselben Ordens, und, wie
Nider, Prediger sowohl als Tractatschreiber *'"'). Ein andres Element
"") Eine Papierliandsclirift von 1424 im Besitze Sclmudls enlliült auf 389 B!;il-
lern eine Sammlung Ftsipredigteii, an dcien Sctilul's es lieifsl : IHfc vor-
yefchvibno ding find yennmen vff dem Inaicli (jenanij)! da: liochzillicli
huorh. da: da jnn hat ijar kofilicite diny von allen fcjlen vnd :ilcn. die
die hailig criHenhail beyaul äher daz gancz iar. Da elliich hoelizil luml
.lij bredigen. eltlich x.riiij vnd elliich ccviij. dar cf: daz hnnch gefcliriben
iß. Hier wird f. 357 rw. Nider citierl: alz doctor nider gebredigel liaid,
und 335 VW. sieht am Rande: Allez deznyders; 357 rw. wieder am Rande,
miüen in einer Predigt: Aydcr, und Jerseil)e iName als Ül)ersilirift eines
Abscluiittes derselben Predigt 360 rw.
•■••) Über ihn s. Litt, gesch. 340, Anm. 74. Dieselbe Slraisburger llandsthrift,
welche die dort angeführte Nonnenpredigt von ihm enthielt — von Strais-
bnrgischen lland.schriritii kann man. [)aiik den rlentstlnii tJrunaten, iiekaiiiil-
440 PHEDIGTM^.RLEIN.
der alten Predio-tweise. dHS jezl in Wiiehenniff gerielh. uar das Maerlein.
Vom 12. .lahrlinnderf. wo es zuersi aiifKain. bis zu Tauler lieral)
war \oii diesem Miltel die [.elire zu veransrliaulioheu ein inals-
\(»ller niid ernster Gehrauch jjemacld worden, so dai's das Erzählte in
den Ton. der der Prediirl oehidu'l, jeder/eil mit hinein klang. Jezl
rif's es ein die Prediüt damit zu überhäufen und nicht bhd's liegenden
und legendmlialt ernste Stolle, wie sie namentlich die beliebte Xo\ellen-
sammlung (Jesta Komanorum darbot, sondern ebenso oH, ja (ifler und
lieber possenhafte Schwanke zu verwenden, die keinen andern Zweck
noch Erfolg haben konnten als das Gelächter der Zuha^rerschafl. L'nd
wie man früher zum Besten tra^ger oder unfa'higer l'rediger Predigt-
sammlungen augelegt, so jezt Sanunlungen solcher Prediglmarlein.
Es giebl deren in lateinischer und deutscher Sprache handschriftliche
und gedruckte. So auf lateinisch von einem Basler Dominicaner
Johannes Herolt, als Beilag^e zu seinen Sermonen de tempore et de
sanctis. zuerst um 1480; aber bei ihm tritt noch das Legendarische
mehr hervor : cum exemplorum promptuario ac miraculis b. virginis *).
\icht so bei andern, z. B. nicht in der Suuuna pra^dicanlium. einer
Encyclopu'die für Prediger von einem Engelländer und heHigen Gegner
VViclefs Johannes Bromiardus (gest. 1419), die eine Masse oft sehr
profaner Geschichten beibringt und auch auf deutschem Boden
vviederholendlich gedruckt worden ist ; und nicht in einer Samm-
lung deutscher PredigtmaM'lein, aus der eine reiche Auswahl von
Pfeiffer Germ. 3, 412 fgg. mitgetheilt ist: hier geht beides, Ernst
und Scherz, bunt durch einander. Besonders ausersehen für
den Vortrag lustiger (ieschichten und überhaupt fiir die Belustigung
der versammelten Gemeinde war der Ostermontag: aus den \> orten
iif li nur in der veix'^nniitMie)! Zeil siireclien — liiilte uns rioi-li inil einem
andern Prediger beliannt niathen können : f. 49 wv. iJife breiiiye hat gclon
er peler von gengenbadi brediger orden nn zißog noch fanl matheustay
In dem ccxxvj jor da man vnfer elfe in fegnete zuo fanl gallen (eine
/Klause bei Künigsliofen) ; sie war über MaUh. 9, 2 an die Novize selbst
gerichtet, und gicng bis f. 57 rw, [Ein viet reicheres Materjyl liefern zwei
iiandschriften des XV. .lalirh. zu Rertin : die eine vom .1. 1445 ^»3 Trediglen
des Bruders Peter von Breslau, biMviillrv der sircsdrn des rlngteis zu Sie.
yicolan4 an den enden zu sirafsburg; die andere eine Sammlung Predigten
von Bechlold Filinger Pfriindner zu Allerlieiligen, Oswald Priester zu dem
Münster, Meisler Ingolt, Mei.«ter Hugo von Ehenheim Prediger Ordens, Hein-
rich von Ollenliiirg Prior zu den Augustinern (j\ild. Bl. 2. 178). Ändert .s
noch nicht nfcher untersuchtes in anderen Bihliothelscn.J
•) Vgl. I.iU. (;e^eh. 339, Anm. G6.
441
seines Textes Luc. 24, 15 Et factuin est, dum fabnlarentur zog man
die Berechtigung, auch auf der Kanzel zu fabulieren.
Und doch nahm auch aus solcher Erstarrung und solcher Ver-
wilderung die deutsche Predigt noch vor dem grofsen Wendepunkte,
den die Reformation bezeichnet, einen neuen letzten Aufschwung. Sie
nahm ihn unter der befruchtenden Einwirkung zweier Momente, die
(himals in die Etit Wickelung des deutschen Geistes eintraten, der hu-
manistischen Bildung und des am bedeutsamsten in der bildenden Kunst
ersichtlichen, aber auch in der Litteratur vordringenden realistischen
Geschmackes. Dieser Aufschwung zeigt sich uns in einer für unser
Auge vereinzelten Erscheinung, die doch in ihrer Zeit nicht so ganz
wunderbar allein gestanden haben kann, sondern nur das minder be-
deutende Gleichartige verdunkelt haben mufs: in Geiler von Kaisers-
berg.
Johannes Geiler, 1445 zu Schaff hausen geboren, aber in der
elsaefsischen Reichsstadt Kaisersberg erzogen, Priester, aber nicht
Mönch, Doctor der Theologie, Lehrer an den hohen Schulen zu Basel
und zu Freiburg im Breis^au, pdegte zuletzt 32 Jahre lang bis an
seinen Tod 1510 mit unermüdlichem Eifer und seltner Fruchtbarkeit
des Predigtamtes in Sirafsburg, eigentlich am Münster, daneben auch
in andern Kirchen, zwischen der Verrichtung des Gerneindepredigers,
die den Mystikern fremd war, und der des Kloslerpredigers wechselnd.
Die Gesinnung aus welcher er predigte und die Weise und Kunst
seines Predigens, beides bekundet den Geist des Humanismus, der ihn
bereits durchdrang. Wohl war er in der Art seiner Religiositjpt und
seines religioesen Denkens den grofsen Predigern des XIV. Jahrhunderts
eng verwandt und wie diese der Kirche ehrfurchtsvoll und zweifellos
ergeben, und wenn er mit beflifsener Unverhohlenheil und Schärfe
gegen die Erscheinungen kirchlicher Enlarlung, gegen Missbräuche wie
den Ablafshandcl sprach, so that er damit nur was der gestiegene
Nothsland dringend erforderte, und nichts, was den Befseren der
früheren Zeit grundsätzlich zuwider gewesen waere. Aber was durch
den humanistischen Geist bei ihm ausgeschlofsen wurde, das war so
manches Abcrgläidjische. das auch mit der mystisch geläuterten Frömmig-
keit der Goitesfreunde ruhig Hand in Hnnd gegangen war, das aber
in der handwerksmaefsigen Predigt gewöhnlichen Schlages sich jezt
wohl ungebührlicher als je vordrängle; hier übte er wenigstens die
INegation des Stillschweigens, wenn es ihm auch an der reformatori-
schen Leidenschaft, die zum Kampfe drängt, fehlte. Was sodann die
formelle Seite anbelangt, so liebte er seine Predigten nicht so ver-
Altd. Predigten. 29
442
einzelt zu halten, dafs jede für sich ihre abgeachlorsene Geltuiiür hätte.
Er hiU Ireilich auch in dicscr aitherk()iiunlich(.'u Ari gepredigt, Zeuge
seine Poslille auf alle S^iui- und Feiertage des Jahres nach deren
Reiheidolge geordnet. Danehen jedoch pllegte er eine groelsere oder
kleinere Reihe von Predigten, die er in derselben Kirche nach ein-
ander vortrug, in solch einen organischen Zusammenhang zu bringen,
dafs sie in ihrem Ganzen ein Lehrbuch darstellten. Diels war nun
allein moeglich durch die vvifsenschafllichere Bildung, die ihm einen
h(pheren t berblick und die Fa,'higkeit gab, die Stoü'e zu gliedern und
Schritt für Schritt zu beherschen.
Die neue Erlindung. die Geiler hiemit machte, führte ihn zu einer
weiteren Neuerung. Die sich zum Ganzen v«!rbin(lende Predigtreihe
verlangte auch einen Zusammenhang und eine Einheit im Thema. Nun
hatte mau langst schon ein Mittel entdeckt, um sich innerhalb des
kirchlichen Perikopensystemes freier zu bewegen, als dasselbe eigent-
lich tjcslattcte: es bestand darin, dafs man das Thema nichl der Peri-
kope, von der man ausgieng, sondern einer andern mit ihr verwandten
Bibelstelle, zu der man sich den (l)ergang gebahnt halte. enlnHhm;
und stall der ßibelstelle konnte dazu wohl aucii, wie oben in LXVIll.
dienen was ein angesehener Lehrer der Kirche geschrieben hatte.
Da war es denn ganz folgerichtig, wenn Geiler für eine Reihe Pre-
digten, die «Mu systematisches Ganzes bilden sollten, ein ganzes Werk
eines solchen Lehrers zum Thema nahm, wie 1503 für die Predigten,
die unter dem Namen der Seelen Paradies vereinigt sind, das Buch
des Albertus Magnus de virlulihus. Kühner und, wie man aus seiner
umständlichen Entschuldigung sieht, auch für seine Zeilgenofsen be-
fremdlicher war es, dafs er in derselben Weise sogar ein ungeist-
liches und deutsches Schrillwerk benntzle. Es war das Werk, in
welchem sich der satirisch-realistische Zug des seiner Aufloesung ent-
uegenreifenden uiul sich dessen Ijewussten Zeitalters, der auch unsern
Prediger durchdrang, am vollständigsten ausgesprochen iiatle. das
NarrenschifF des ihm nahe befreundeten Strafsburgers Sebastian Braut :
1498 und 99 hielt er ül»er es seine Fastenprediglen, von dem einen
Texte dabei ausgehend Slullorum hijinitus est namerus EccI. 1.
So breit sich bei ihm sielfach die scholastische sowohl als die
humanistische Gelehrsamkeil ergehl, die ^^'ahl solch eines Themas und
die Inechst eingängliclie Art. in welcher er den danül gebotenen Stoff
behandelte, war doch nur möglich, weil Geiler nicht blofs gelehrt, \\eil
er zugleich erfüllt und erwärmt war von volksmaMsigem Sinne: weil
er einen Iheilnehmenden Blick auch fin* die äufsere Lebensfiduung der
443
Meiiticheii mid Kenntniss von dein Thiiii und Treiben in allen Schich-
ten und Verhältnissen der Gesellschaft halte. Diefs befaehigte ihn erst,
sich jenem saUrisch-realistischcn Zuge der Zeit schöpfciisch hinzu-
geben nnd die Wirklichkeil in seiner Rede lebensvoll, farbig, gcslalten-
leich abzuspiegeln. Er konnte das aber auch nui' desshalb, weil seine
Predigt weniger den religiops erbaulichen, als den sittlich zurecht-
weisenden Charakter hat. weil weniocr d<T Glaube, als die Belhfetioruno
des Glaubens im Wandel ihr Gegenstand ist. Und so erinnert denn
Geiler, was Richtimg und Ausfühnnig seiner Predigt betriffl, auf das
beslimmteste an Berthold ; er ist gleichsam eine Wiederholung des-
selben unter den veränderten Bedingungen eines vorgeschrittenen Zeit-
alters. Die gelehrte Bildung, die er vor Berthold voraus hat, ist ihm
dabei ein Vortheii sowohl als ein Schade : er weifs nun die Predigt
mit geiiblereni Verstände zu disponieren und laufst sich bei der Parti-
lion nicht so leicht Fehler gegen die Logik zu Schulden kommen ;
aber es versagt ihm die naturwüchsige Poesie Berlholds. Die alle-
gorische Anknüpfung und Begründung der Predigt, die Berthold in
seinem regen Nalursinn so grofsaitig oder so anmuthig zu gestalten
weifs, geraeth bei Geiler ins Nüchterne, ja ins Geschmacklose, gleich-
wohl ist es seine eigentlichste Liebhaberei, das Thema für seine Predigt-
reihen in einer Allegorie zu gewinnen, die dann durch sämmtliche
Predigten der Reihe bis ins Einzelste aus- und durchgeführt wird.
Man mag sich die Ameise oder das Kinderspiel Herr der künig ich
diente gern oder selbst die geistliche Kunkel als Gegenstände solcher
Allegorie gefallen lafsen ; aber einer Gemeinde von Nonnen die Unter-
weisung zum geistlichen Leben als einen allegorischen Hasenpfeffer
aufzutischen, dazu waere Berthold nicht faehig gewesen. Dergleichen
Verirrungen waren nur noch bei dem Dritten moeglich, der schon früher
mit diesen beiden zusammengestellt ^n^•de, bei Abraham a Sancta Clara.
Eine ziemliche Anzahl von Predigireihen Geilers sind Iheils nach
seinem Tode, iheils schon bei seinen Lebzeiten, aber keine einzige
von ihm selbst im Druck herausgegeben worden. Er schrieb nur
Entwürfe, und zwar lateinische; er überliefs, wie die grofsen Prediger
vor ihm, die Ausführung dem Moment und die Überlieferung der ein-
mal gehaltenen Preiligl Anderen. Freunde und Verehrer schrieben
nach und noch eher ersl nachher auf, zum Theil iu dem jezt wieder
privilegierten Latein, so dafs z. B. die Predigten über das Narrenschiff
erst wieder zurück mussten übersetzt werden. So liegt denn fi-eilich
die eigenechte Art Geilers sehr getrübt und vielfach verwischt vor.
und namentlich ist sie, worüber wir bei den alten Predigern niemals
444
zu klagen haben, unter den schreibferticfercn Händen dieser Zeit sehr
in das Lange und Breite gt-rathen. Nur wenige der auf deutsch ge-
druckten Predigten Geileis möchten in einer Stunde zu lesen sein;
er selbst aber hat nie mehr als eine Stunde verwendet, und das
Kanzehvorl braucht mehr Zeit als das Lesen des Gedruckten. Diel's
von ihm grundsätzlich beobachtete Zeitmafs bezeugt uns ein Zeil-
genofse Geilers. der Aufzeichner und Herausgeber einiger seiner
Predigtreihen, Johannes Pauli von Thann in seinem Schimpf und Ernst
(460. Stück) hinsichtlich der K'arfreitagspredigl, die nach damaliger Un-
sitte ganz besonders gedehnt zu werden pflegte, wesshalb der Schluls
gerechtfertigt ist, das er auch an andern Tagen nicht länger werde
gepredigt haben.
Zwei der namhaftesten Humanisten jener Tage beeiferten sich
nach dem Tode des gefeierten Redners sein Andenken durch latei-
nische Lebensbeschreibungen in Ehren zu erhalten, Jacob Wimpheling
1510 und Beatus Rhenanus 1511. Aus neuerer Zeil ist eine lobens-
werlhe Arbeit G. v. Kaisersbergs Leben Lehren und Predigen von
Ammon, Erlangen 1826.
Mit diesem bedeutenden Manne, der auf der Schwelle der neueren
Zeit stehend die deutsche Predigt des Mittelalters würdiger abschliefst,
als es wohl irgend einem Zweige der altdeutschen Litteratur zu Theil
geworden ist, hat diese Abhandlung ihre Grenze erreicht.
\ a ch t r (e g e,
Vax S. 331 Anmerltnng. Vergcfsen sind die Wiener Bructistücke und die ßruclislüclie
Hoffmanns, die zuerst — aber die ersteren nictit vollständig — Wackernagel in
seinen Spiritalia theotisca, dann HolTmann in den Fundgruben 1, 66 — 70 heraus-
gegeben iiat. Ich finde hier Gelegenheit darauf aufmerksam zu machen, dafs
die beiden Handschriften, deren Reste in diesen Bruchstücken vorliegen, in den
Sprachformcn und der Schreibung eine Verwandtschaft zeigen, die nur durch
die Herkunft von demselben Orte erklärt werden kann, nnd dafs die Fredigten
der einen wie der andern Handschrift in dem gleichen leicht erkennbaren,
lateinisch geschulten Stil abgefafsl sind. Den Beweis kann jeder sich mit ge-
ringer Mühe selber schaffen, man merke hinsichtlich des Stiles auf die Neigung
zum Asyndeton, zur Anapher und zum antithetischen Parallclismus der Sätze;
mir ist es nicht zweifelhaft, dafs uns aus beiden Ilandschriflen Resic einer und
derselben Predigtsanimlung erhalten sind.
Ich verweise übrigens auf die fleifsige Zusammenstellung, Beschreibung und
Charakteristik der Denkma-ler aus d«Mn XII. und XHI. Jahrhundert in Marhachs
Geschichte der deutschen Predigt vor Luther S, 110 fgg. Der Verfafser hat
bemerkt, dafs die Donaueschinger Predigten Germ. 10, 465 fgg. ein losgetrennter
445
Bestandtlieil der niinrlschrin l)ci Kiippitsch sind und diifs die Hcindschrirten, deren
Reste in Grieshabers Sprachdenknia;lern rei. Inh. und im XVII. Jahrgang der
Germania niitgelheilt werden, eine und dieselbe Sammlung von Predigten de
sanclis enthalten haben : vergl. Germ. 17, 352 fg. mit Griesh, 36 fg.
Den neuesten Zuwachs dieses Jlateriales bilden mitteldeutsche (thüringische)
Bnichsliicke einer Sammlung Festpredigten des XIII. Jahrhunderts, in einer
Handschrift zu FVankfurt a. M. aufgefunden und herausgegeben von Diefenbach
Germ. 19, 305 fgg.
Zu S. 375. Ein bezeichnendes Denkmal der Volkspredigt nach Berthold sind vor
allem die von Birlinger in seiner Alemannia (Bonn 1873) herausgegebenen
elsa'fsisthen Predigten aus einer von 1362 datierten Handschrift zu München.
Eine derbe und sorglose Popularitaet giebt sich in ihnen kund, die es überall
nicht mit dem Ringen nach christlicher Vollkommenheit, sondern mit der Ab-
legung der houbetsünden zu thun hat; die plastische Züge aus dem Leben
aufzugreifen weifs, ohne doch sonderlich darauf auszugehen hauptsächlich
aber durch eingeflochtene Erzählungen wirkt. Der Prediger greift zu diesem
Ende oft in die Schrift, aber mit dem eigentlichsten Behagen ergeht er sich in
zahlreichen Maerlein, die mitunter schon ans Burleske streifen oder doch zum
unlerüallenden Beiwerk werden.
Die sprechendste Ähnlichkeit mit Berlholds Manier findet sich in dem auch
seines Inhaltes wegen bedaulsamen Citate Konrads von Biegenberg aus einer
pjaljcnprcdig eines damals (1349) schon verstorbenen Dominicaners Meister
Jordan, für das ich, da mir Pfeiffers Ausgabe nicht zur Hand ist, auf Hoff-
ntanni Gesch. des d. Kirchenl. (2. Ausg.) S. 75 verweise.
Zn S. 404 Anm. Zu den Schriften über Eckards Lehre ist hinzugekommen : F. X.
Linsenmann, der ethische Charakter der Lehre Meister Eckharts, Tübingen 1873.
Zu S. 433. Durch J. Haupts Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker, Wien
1874, ist Hermann von Fritslar zum Veranstalter einer Chrestomathie aus einer
Sannnlung herabgesetzt worden, deren Beslandtheile vor ihm ein unbekannter
Laie aus den Werken der Mystiker entnommen und in anticlericalem Sinn über-
arbeitet hat. In einer Handschrift zu Wien und in einer zu Kcenigsberg ist
eine andere Auswahl aus eben diesem Sammelwerke erkannt worden, deren
Vergleichung mit Hermanns Buch einen Begriff von der gemeinsamen Quelle giebt:
Zu S. 434. In der aus Mains stammenden bodleianischen Handschrift, aus welcher
Sievers im XV. Bande der Zschr. f. d. A. 20 Predigten Eckards niitgelheilt hat,
finden sich auch 33 Predigten von 12 Verfafsesn aus seiner Schule, unter ihren
Johann Franke 5 mal, Gisilher von Slatheim lector 5 mal, Albrecht von Driforte
der lesemeister 2 mal: s. a. a. 0. S. 437.
Ueber zwei Bände Predigten eines Nicolaus von Landau, 1341 geschrieben,
in der Bibliothek zu Cassel, die Grimm bei seiner Besprechung Bertholds in den
Wiener Jahrbb. 32, p. 255 erwähnt hat und die nach seiner Meinung von
minderem Werihe sind, ist noch nichts Näheres bekannt geworden.
Zu S. 440. Eine aus Fritslar herrührende auf der Bibliothek zu Cassel bewahrte
„umfängliche Sammlung deutscher Predigten ohne besonderen Werth und erst
spaeterer Zeit entstammend" erwähnt Sievers Zschr. f. d. A. 15, 438. Als ihren
Verfafser oder wohl eher Schreiber nennt sich am Ende ein Philipp Babinhusen.
III.
Die Sprache in den ai<(ieiiti§eiieii Prociig^ten und
Gebeten.
Von Karl Wein hold.
Die von Willu'lin Wackcrnaocl ffesainnielten uiul zum Druck be-
arbeiteten Predigten Tischreden Segen und Gebete sind nicht von
einem einzigen Schreilter in einer Handschritl anfgezeichnel. sondern
stanmien aus einundzwanzig Handschriften, weiche vom zwölllen Ijis
fünfzehnten Jahrhundert aus verschiedenartisfen Oii«^"fn eiilslauden sind.
Dil sprachliche P^)rm kann dah(M" schon zeitlicli nicht dieselbe in ihnen
sein; sie ist es aber auch nicht landschaftlich. Zwar gehört der über-
wiegende Thcil dem alemannischen, im besondern dem Schweizer-
gebiete an: allein zwei Handschriften, die der Predifften XIV — XVi
und XXI- XXVi tragen gemein oberdeutschen Charakter, die zweite
mit bairischer Farbe: und zwei andere, die der Predigten LXXl. LXXII
und der Gebete 100. 101 gehören nach Milleldeutschland.
So bleiben doch siebzehn Handschriften übrig, welche von ale-
mannischen Schreibern herrühren, wenn dieselben auch nicht aus ur-
sprünglich alemannischen Quellen id)erall schöpften. Die sprachliche
Untersuchung dieser Samndung wird daher um so mehr der aleman-
nischen Grammatik zu gute konunen. als sich die nichtalemannischen
Stücke an Umfang und Ergebnissen jenen nicht vergleichen können.
Wie gern hiilte ich nuji durch Wilhelm Wackernagel selbst in der
trelflichen Art, wie er in seinen Sechs Hnichslücken einer Nibeltingcn-
handschrift (Basel 1866) gethan, eine Ergänzung meiner alemannischen
Grammatik erhalten ! Grade von ihm. der fest und reichgerüstel
wie keiner der lebenden Fachgenossen dastund, empfieng man gern
Belehrung und Nachtrüge und freute sit-h der feinen Art, womit er
gab. Nun ihn der Tod hinweggeführl. bleibt i.ir luu- der Wun.sch,
dafs diese Darstellung, welche ich zu idiernehtuen für Pflicht hidl.
seinem eigenen Sinne gema^fs sei.
Ich gebe zuerst eine gedrängte Übersicht idier die Eigenthümlich-
keiten der einzelnen Handschriften, entwerfe sodann das zusammen-
hangende sprachliche Bild dieser alemannischen DenknicTler, und schliesse
mit Vorführung dessen, was mir für das Wörterbuch bemerkenswert
erschien.
447
1.
Von den Eigenheiten der Handschriften.
Die Handschriften sind von W. Wackernagel oben S. 253 — 270
beschrieben.
DenknuTler !— XIII. 95.
Zwei verschiedene Schreiber des zwölften Jahrhunderts haben
dieselben geschrieben, denn die Pret!ig-Ien XII. XIII. rühren von anderer
Hand als I — XI her. Beide waren ungeübt im deutschen schreiben, wie
sich aus den wunderlichen WortÜieilungen, aus der Mühe, welche
Zusammensetzungen, wie mit Ichaft (herfchat 2, 8. gefellefchat 2, 34.
gienofchpat 2, 34. botefcpahat 3, 58. botefchpaht 1, 79. gnozfchepte
1, 86. genofephte 6. 27) und -isclich (himilfclich 1, 79. himelfgiz
2, 5. hiniilcho 2, 9) machen und aus den starken Verschmelzungen
z. B. almathigot 1. 37. heiligrab 12, 48. armenefgen 3, 86. zimele 3, 106.
ubenies (übe man es) 18, 19 am schlagendsten ergiebt. Auch die Noth,
welche die palatale Fricativa macht, die aufser mit ch im Inlaute mit
che (vettachce 2, 52) chh und h gegeben wird; das schwanken zwi-
schen tonloser Fricativa und Explosiva der Gaumenlaute, zwischen ch,
c. cch, che : ferner die Vorliebe, die labiale Fricativa f durch ph (auch
hp verschrieben) zu bezeichnen (geschaphen, riephin, botefchephtont,
fcriphit, chouphte, geantphristot, gefcbohp (1, 37), zwelph, chumphtig,
bedarph), ebenso der unechte Vorstofs von h (heia 2, 42. hoftir 2,
14. herbe 3, HO. hiuwete 2. 41. herde 9, 2. hunser 11, 23) und
die ungehörige Einschiebung von h (gerbte ^, 11) beweisen die Un-
gewanlheit in überschwenglichem Mafse. Aus Unsicherheit über den
richtigen Laut entsprang das ie des ersten Schreibers in den Präfixen
ge und be (gievarn, gienotfchapht. giefchaphin, giefchehin, biefuchit),
in der Präpos. ze (zie 2, 40), selbst in der Flexion (der gistulie 1,
121). Auch das i fin* ie, u für uo und iu. vereinzeltes io für i gehn
auf diesen Grund zurück, wenn auch der Schreiber in diesen Fällen
viele gewantere Genofsen hat.
Der Zeit entsprechend ist der vocalische Umlaut keineswegs durch-
gedrungen. Neben vielen e begegnet noch ungetrübtes a. Das lange
a und 0, der Diphthong uo bleiben rein. Der Schreiber von XIII zeigt
einzelne alte 6 für uo (moi 37. richten 50. golichi 29. niozzin 51).
Dagegen werden wofti 5, 18. wocher 3, ^»^i. 5, 22, zumal das w
hier vv geschrieben wird, wol in wuofti wuocher aufzulösen sein,
wenn auch dieser Schreiber einzeln das alte ö hat (motis 2, 26. hoben
5, 67), sowie sich auch sonst tont 7, 83 findet.
448
Vereinzelt finden sich c für ei nnd liir ie. und ei für e.
Aus dem Consonanlensjebrauch sind zu rr\v;dnien vtrstreul n fiir
in- nnd auslautendes m. einzelnes l fin- gemeines d, II für Ich und chf :
ferner regelnuTfsiijes ch für g-enieines anlautendes k, Versclnveigung
von rh (h) vor t (almattio-. gewort), in- und auslautend nicht selten
k oder c für ch und h.
In Suffixen und in Flexionen namentlich der Verba ist i sehr
beliebt.
a zeigt sicii darin weit seltener, doch koniml es xor in Sprofssilben
vor -n (innan, darana. A\annan — felan |ri. pl.] 3. 3l))- Frei im
Auslaut findet es sich in wola (13, 27) und in Nominalfiexionen bei
dem Schreiber von XIII, der es auch einzeln in Verbalendung setzt
(mochte 18, 32).
0 tritt häufig vor n auf in den schwachen Nominalflexionen, so
wie in dem Plural der schwachen Priiterita. Auch im Nom. Sing, der
schw. Masc. ist es mitunter beibehalten sowi«; in der Adverbialendung.
Schwache Verba in ö sind häufig;: dnijegen iT.-;cheint die Steigerung
mit Ost nur bei einer Ordinalzahl (drizzigotl 12. 77).
u findet sich in den Endungen der schwachen Feminina.
Eigenthümlich der Predigt XII ist die Flexion der 1. 3. Plur.
Conj. Präs. in -ein. Die Endung a im Nom. Acc. Dat. Sg., Nom.
Acc. Gen. Plur., welche der Schreiber von XIII liebt, ist schon er-
wähnt.
Bemerkenswert ist endlich der Accut als Längenzeichen in XII.
In XIII erscheint er nur einmal, daneben selten der Circumflex.
XIV. XV. XVI.
Der sprachliche Charakter dieser kleinen Bruchstücke ist genuMu
oberdeutsch, ohne entscheidende landschaftliche Merkmale, da i für e
(wirme 14, 10) und inlautendes v für gemeines b (hc^vet 14, 9. er-
worven 2) ebenso wol alemamiisch als bairisch sind: AI. Gr. §§ 21.
161. Bair. Gr. §§ 18. 134. lis begegnen noch einige unumgelautete
a (almalitig, warnuit), auch ununiL^elauteles ä : wäre 15, 4. 5. Sonst
sind ie für i und u für uo zu bemerken.
XVII— XX.
Diese nu'ist fragmentarischen Stücke zeichnen sich (liiitli sUnke
Dialectfarbe aus, weicht; zumal in (icn Flexionen blüht. Nach ihrem
sprachlichen Charakter setze ich sie später als Wackernagel.
Bemerkenswert ist die Deciinalioii der Feminina durch den ganzen
Singular in a. Amh im Nom. PI. Fem. zeigt sich a gleich wie im
449
Nom. PI. Masc. (fuiida 17. 16. vriiinda 18, 50. irrem 20, 56). wäh-
reiiil Gen. und Dat. PI. in -on flectioren.
Jenes a fiirbt auch die Endung von Sg^. 1. 3. der schwachen
Prälerita, während Phir. 1. 3. in -ton ausgehn. Die entsprechenden
Conjunetivflexionen der schw. Prät. sind im Sg. ti, im Plur. lin. Von
Adverbien geht nur wola in a aus.
Dagegen sind die Adverbia in -o häufig. Auch in den Prono-
minal flexionen (imo, iro, demo, dero, memo, fwemo) tritt dies o auf.
In der Nominaldeklinalion zeigt es sich im Nom. Sg. schw. Mask.
(herro, iudo) und im Gen. Pat. Plur. Die schw. Verba in -o leben fort.
Aus dem Vocalslande ist zu erwähnen der Umlaut ü, ferner das
Diphthongzoichen 6, das ähnlich wie o zwei veischiedene Laute vertritt
1) üi = ob: boisi, ertoiden, hoirere 2) io = uo : giolu, gioti, diemioti,
miozzin, griozzen, vioze, bioza, almiosena, getwioc. Der Umlaut von
ä wird mit e bezeichnet. Alles 6 kommt nur in ew^artom (20, 54) vor.
Der Schreiber liebt den Circumflex anzubringen, und zwar nicht
blofs, aber ohne Regelmäfsigkeit, über einfachen Längen, sondern auch
bei Diphthongen (z. B. meine, geistes, unreinet, verleitunge, seit, niet,
iedoch, dienste) und über Kürzen (genäm 18, 29. tage 19, 3. wen
18, 5. herberge 17, 7. werden 18, 2. werlte 19, 1. gegeben 34.
twellen 15. gebet 17, 13. bin 18, 32. inen 7. liset 18, 1. erborn
18, 45. iüngeron 18, 50. beffurt 18, 15).
Die Verschmelzungen, die er sich erlaubt, sind zum Theil sehr
stark: iieinem teile 20, 22. zmerst 20. gougent 51.
XXI— XXVL
Br-jchstücke derselben Handschrift, von verschiedenen Händen.
Die Durchführung des Umlauts ;r verweist sie in das dreizehnte Jahr-
hundert. Sie sind nicht alemannisch, sondern können dem bairischen
Gebiet zugewiesen werden. Vgl. biete biet 21, 4. 5. 25, 24. AI.
Gr. § 374. Bair. Gr. § 321. Formtm w^ie warten =z worten 26, 23.
39. wort = wart 22, 12. 21 sind nach AI. Gr. § 11. 25. Bair. Gr.
§ 6. 22 dafür nicht entscheidend. Eher kann af 26, 18 das neben
ob 26. 17 entschlüpft, und warfe = warb 25, 26 als bairisches Zeug-
nifs gellen, und auch der Umlaut äu (vrfpude 21. 7. 11. 22. 22.
gevraeul 22, 22) weist iU)er den Lech. — Der Umlauf von u wird
nicht l)ezeichnet, ebenso wenig erscheint Undaul von uo, welclu's theil,-;
u theils u geschrieben wird, während auch für u un! u das Zeichen
II, für u besonders in XXIV — XXVI gesetzt ist. Da nun auch ou durch
u ausgedrückt ist, entschlüpft selbst ein u für ou: gluben 22, 4. 5. 13.
150
Beide Schreiber brauchen ai fiir oi. neben ei. Apocopierle For-
men sind nicht seilen, während auch umgekehrt bei der 3. PI. Ind.
vande 25. 19. warfe (=r warb) 25, 20 ein unechter Antritt von e sich
darstellt.
Aus den Consonanten verdient Erwalniunif t für d nach liquida :
fchilte 25. 12. url'tente 21, 16. uberwinlen 22, 1. luntfpre 22, 24.
verftunlen 21. 28. Dagegen verhanchde 22. 1.
Vereinzelt steht p im Anlaute fin- gemeines b: paren 22. 9. pol-
ten 19.
Zu erwähnen bleibt die Verschmelzung wirre = wir ire 23. .3.
XXVIl— XXXIV. XXXV.
Aus zwei Papierhandschriflen des vierzehnten Jahrhunderts, die
im selben Bande vereinigt sind. Obglei(!h also unsere Predigt XXXV
von anderem Schreiber herrührt, so ist ihre Aufzeichnung doch sprach-
lich übereinstimmend mit XXVII— XXXIV: einige Schreibunterschiede
bemerkte Wackeruagel S. 258. Unsere Denknispler sind alemannisch.
Zahlreich erscheint au fin* a. ebenso n für ou. Ebenso darf
chiunsch 27, 8. 34, IG. chiunschlich 30, 46 als Dialectzeichen gelten.
AI. Gr. § 201.
Die Umlaute sind der Zeit gcinfrl's stark entwickelt : a als Umlaut
von a und a. o von o und o (ou : frowet). u von u und u, und auch
für in wird o häufig gesezt. vgl. Wackernagel S. 258. Das 31, 37
gedruckte hevsern haben wir daher als keinen Beweis von aleman-
nischem eu zu nehmen.
ai wird von beiden Schreibern für ei gesetzt.
Die Apocope ist ziendich stark entwickelt. Einen Gegensalz macht
N. Sg. bounie 33. 31.
Vereinzelt lindel sich o hiv a (won .XX.W) und u iwondcrlich
S. 257, 10) und fi für u.
Consonantisch zeugen für die Zeil der Handschriften die ff für
z im In- und Auslaut und die Vertauschung von z mit s. auch von
s mit z im Auslaut.
s in Verbindung mit I. wcniirer mit m. n. w wird der sich fest-
selzenden Aussprache geniff'fs diuch seh verdrimgt : fchlauffen 28. 34.
erfchlagen 23. fchlaht 20, 8. 32, 64. gefchlihtet 20, 7. fchluzzen
27, 17. fchmach 29, 12. fchniden 35, 58. gefchnilen 28, 31. fchwelich
34. 21. fchwin 28, 29.
Verdoppi^lung der Consonanz ist ohne Rücksicht der vorausgehn-
den OuantilaDl beliebt: vatter 27, 42. triffel 28, 27. littent 35, 13.
451
gottes 27, 80. wolff 27, 49. nottiirfftig 35, 28. fchaff 27, 35. briiit-
loff 30. 40. ruoff 27. ftainnin 35. 67.
Der Schreiber von XXXV liebt die Anfügung von t an die
Flexion -en und ten des Plur. der Präterita.
Sonst ist zu erwähnen p für b (auch inlautend frei sowie nach
liquida und vor t: lipe 35, 104. zimpert 32, 2. tumpe 30, 23. grepl
32, 6. walpten 35. 46. gelept 30, 66); ch durchaus für c im Anlaut.
Vor p, b zeigt m auffallend Neigung zum Übergang in n : tenpel 35,
38, ff. gezinber 35, 44.
Aus den Flexionen fordert nur Hervorhebung der Dativ PI. auf
an: inan 35, 117. fachan 35, 26. und der Dativ des Infinitivs in -ende;
ze tuende 31, 45. ze hechend 28, 34.
XXXVI— XL.
Die landschaftliche Herkunft dieser im vierzehnten Jahrhundert
geschriebenen oberdeutschen Pergamenthandschrift, aus der inzwischen
Franz Pfeiffer in seinem Altdeutschen Uebungsbuche S. 182 — 190
zwölf Predigten veröffentlichte (darunter Wackern. XXXV. XXXVH.
XXXVIll), scheint beim ersten Blick nicht bestimmt. Die sehr häufigen
i in den Endungen namentlich des Verbums, selbst im Indicativ des
schwachen Prät., ebenso die i in den Präfixen gi, bi geben so wenig
eine Entscheidung, als der Beilaut oe, der sich alemannisch wie bairisch
Calem. Gr. § 45. bair. Gr. § 57) nachweisen lässt.
Als dialectliche Färbungen des Flexioiisvocals zeigen sich aufser
i noch o und u, aber nur selten (die allon e 39, 26. der alton e
39, 8. genädon 39. 24. sundon (g. pl.) Pfeiffer 189, 21. (dat. pl.)
184, 11. reden (inf.) 190, 37. — die wäriin minne Wack. 39, 1.
die vollun — gewizenun maze Pf. 185, 12. dienuni 186, 15. nidruni
183, 10. 184, 8. bredigunt Wack. 36, 23), woraus kein sicherer
Schlufs folgt. Indessen lassen die Formen fun (1. pl. ind.) 39, 2. 41.
Pfeiff. 185, 5. 8. 190, 36. funt (3. pl.) Wack. 39, 39. sun (inf.)
Pfeiff. 186, 28. sowie vergen {=: vergeben) Wack. 40, 34 den Schrei-
ber doch für einen Alemannen im weiteren Sirme des Wortes erkennen.
Grade wegen ihrer Vereinzelung werden sich nun auch erbarniostu
40, 19 infurton Pfeiff. 183, 2 und die 2. PI. bittent 36, 27. 38, 30.
39, 44. Pfeiff. 184, 14. 186, 32. gedienent 186, 7. besitzent 186, 9.
mözint 183, 14. fendint 185, 14 als alemannische Kennzeichen an-
sehen lassen.
Im übrigen sind zur Kennlnifs der schriftlichen Bezeiclinungs-
weise dieser Weingartner Predigten zu erwähnen ai statt ei, ä als
452
Um. laut des a, ü f'iir u und u (bfirlich ;U), 11. tuft'iit 37, 8. 40, 6)
und dio ohne alle Rücksiohl der OH'»n'i'fP'- Üieihvrise ganz gfeschniack-
los an'jebraolilen Cirruniflexe, z. B. v, u.
Eine VVncherverbindiing ist zsch in flaizfchiv 39, 34.
XLI. LIX.
Predifflen ans einer Züreher Paj)ierliandschrift. die im Jidi 1393
vollendel ist nnd viflleichl von einer kloslerlichen Schreiberin heniihrt.
Für die alemannische Heimat zeuji^en beslinmit dns Wort kilche, l'cvury
mit Rücksicht auf die Zeil die Verbalformen prediost 41. 92. predioto
41, 86. 70. und die 2. Plur. in -ent; auch der Conjunctiv tueie 41,
16. 170, der Dat. Plur. des Artikels dien und die Feminina in -i
(trüchni 41, 209. stilli 219). Im übrigen trilt das irrationale i in
den Endungeti wenig hervor und demgema'fs zeigt sich die Apocope
ziemlich entwickelt. Auch sonst fehlen, ausgenonunen einige feminine
Endungen in -un, die dialectiichen Flexionen.
Der Vocalismus zeisit durchaus die alten Verhältnisse, wodurch
bairische Herkunft der Handschrift schon an sich abgewiesen ist. Im
besondern zu erwähnen ist oe = öu in frcrwen, fnede, erztegen ; ferner
iu im Zw. triuwen trauen, getriuwung 59, 64; und der sehr ent-
wickelte Umlaut ü in XLI.
Auslautend ist s für z, inlautend ff für z Regel.
In XLI findet sich mehrmals ch für gemeines k: entftrichti 93.
erkicht 122. Irüchni 209; ferner g für i^: gloge -7. u. o. linge 51.
Doppeltes t erscheint nur nach Kürzen: ff dagegen auch nach
Diphthongen: gekouffet 41, 176. rueffen 145.
XLll— LH.
Aus einer Sammelhandschrifl, von dem Pfarrer Albre< ht Kolbe
von Sygävis (Goefis) für die Ehefrau des Stadtammann Joh. Stockliii
von Feldkirch geschrieben und 1387 volleiulet.
Die Mundart verrälh sich vielfach: in dem o für ou, er für on ;
in den schwachen Verben in A und den Superlativen in est, ferner
in diT 2. Plur. in -ent, in dem Dat. Inf. in -ende, in der 1. 3. PI.
Ibnt (zu foln), in dein Phir. des Deminulivs luechliu 50, 6. sodann
in den Flexionen in a und u. Die Iclzleren beschränken sich auf die
schwachen Feminina; das a dagegen erscheint sowohl am Nouumi (lliuga
42, 10. tohira 47, 1. jungfrowa 45. 33. Irahla 43, 58. sänuntl. Nom. Acc.
Plur. erl)era(h<mos)43, 114. N. PI. gloggan 51, 5. — Dat. Plur. Adj.
herlan 44, 88. fiechan 42, 60) als im Verbum (leban 46, 18. volge-
453
lant 46, 90. ungevinnat 42, 44). Zu bemerken ist ferner zahlreiches
i in den conjunclivisehen Flexionen starker und schwacher Perfecta
(u. a. kaemi 42, 98. vva^ri. wurfi 44, 24. fungi 42, 124. I'chluegi 45,
72. hiengi 44, 112. taeti 43, 30. fanti 42, 110. ritti 47, 20. min-
neli 44, 125. gefuorti 46, 23. hetti 42, 101. 52, 26. bedaehti 52, 5.
niuofti 44, 124. möliti 46, 32. miihtint 46, 31. lernetind 50, 34).
Auch in den übrigen Verbal- und Nominalflexionen fehlt das i nicht.
Daneben ist jedoch auch die Apocope, die auf der völligen Ton- und
Farblosigkeil der Endvocale beruht, stark vorhanden, nicht minder die
Syncope z. B. hymelsch 47, 57. demuetkait 47, 35. gitkait 48, 133.
rainkait 48, 121.
Das alemannische au (ä) für a entschlüpft dem Schreiber nur ein-
mal: fchlaf 43, 91. Er liebt ai für ei, den Umlaut ü in ausgedehnter
Art, die Umlaute ä (e), a^, oe sind stark durchgeführt, vgl. z. B. ältiu
47, 23. sämit 47, 27. mänigvalt 47, 50. gedänk (pl.) 47, 38. ftärk-
lich 48, 13 ; dagegen erscheint neben ue (u) auch unumgelautetes
uo. Ob 43, 26 grofle blofser Schreibfehler ist oder hier altes o für
uo sich offenbart, mag zweifelhaft bleiben.
Aus dem Consonantismus geben das 1 in priolin 43, 100 : der
Nasal in kiunsch, flaischling 48, 124; der Ausfall des Nasals in üser
48, 72; auch das seh in gaifchlich 48, 124. 50, 2. böschlich 46, 68.
das tz in gebuetzet 42, 38. gruetze 46, 157. gruotzten 44, 92.
Heimatszeugnisse.
Der Schreiber liebt die Doppelung (11, nn, rr, pp, ff, tt) selbst
in solcher Anwendung wie berraten 48, 177. lesenn. fingenn 47, 46.
rainnen 48, 51. applaz 42, 109. apblas 42, 107. Den Circumfiex
setzt er auch über Kürzen: verr 42, 43. mer 44, 10. Gewöhnlich
steht s für z, auslautend z für s, ff für inlautend z. In der anlau-
tenden Verbindung II ist die Vergröberung fehl häufig; seltener ist
fchn für fn. Aus dem Inlaut ist boRschlich 45, 40 zu erwähnen.
An die Flexion -ten der 1. 3. PI. Priit. wird gern t angehängt.
Thematisches und bildendes j ist durch g bezeichnet: vigent 45,
27. gefa?get 44, 4. gedraeget 48, 101. bluegel 49, 3. maige 47, 7.
zwiger 47, 37. zwaiger 46, 85.
LIII— LVIII. 92—95.
Aus einer Züricher Pei-gamenlhandschrift des vierzehnten Jahr-
hunderts, früher im Besitz des Frauenkloslers Adelhausen bei Frei-
burg i. Br. Die Gebete 92—95 sind von anderer Hand als die Pre-
digten, nämlich von derselben die XLI schrieb.
454
Der alemaniiisrhe Typus ist der Sprache enlschieden eigen.
Aus dem Voealismus heben wir hervor o für ou, oe für öu neben
diesem und unumgelaulelen ou. Das alte o der A-klasse ist fast durchaus
durch uo (auch u und u geschrieben) verdriingt. häutiger ist o) für
gemeines üe. Audi o für ü venhenl Erwiihuuug: vondo 56, 311.
Der Diphthong ei wird zuweilen in ö verengt (renen 54, 32. witfweli
170. gesl 200. vleflich 92. 24); anderseits findet sich ei für den
häutig e geschriebenen Umlaut a? (ieilik 55, 43, feilikeit 55, 65. weinet
54, 79. meizig 53, 298) ebenso fiir e (meiniger 57, 71. heilest 95,2.
eigeliche 56. 68) und vereinzelt für i (gefcheiht 54, 78). — Der Um-
laut des a ist sehr stark entfaltet, vergleiche velsche (falsa) 54, 68. menik
53, 252. menicvall 257. efcht; 56, 60. kredim 500. genegilt 55, 176.
hl genze 56, 283 (tola) könnte mau d(!n Umlaut allenfalls auf das frühere
|u der Eudunsf bringen.
Für iu tritt zuNveilen u auf; einzeln wiederum iu [u) fnr v : hül
92, 16; sowie sich auch der Beilaut oe in nut 92, 10. 93, 5 darstellt.
Der Umlaut ü ist auch in diesen Denkmalern sehr stark eniwickelt.
Auch hier finden wir ft für kurzes und langes u nicht selten geschrie-
ben; iu miltv 56. 514 ist es in ou aufzulösen.
Von Schriftzeichen verdient o Erwähnung als Bezeichnung des
Umlauts von 6: vröde 56, 21. toten 93, 31. irlofer 55, 142, trollen
56, 352. Eerner i'i v, welches iu, ü und auch üe (gefchüfe 92, 52.
Itünde 12, güti 57, fiize 41. IVizen 64) ausdrückt.
a konmit zuweilen in Flexionen vor n vor, auch in dem Lokal-
sutTi.x -an (hütlan 57, 3, 6. ringerinan 57. 12. himelfchowerina 57.
40 (= an en); dannan 53, 157. vornan, hnidan 53, 159). o erscheint
hier in Nominaltlexionen (>benso wenig wie u ; dagegen sind einige
Verbalfoiinen in -u erhallen : elieroii 56, 379. oflinot 504. gewizzenot
129: ferner die Flexion der 2. l'rl. i'g.: hatost 92, 51. fwislost 9.
Vereinzelt zeigt sich o im Suffix in zitorn 92, 13. Die herschende
Vocalfarbe von den Suffixen inid Flexionen ist i.
Aus dem Consonanlisnnis ist wenig zu bemerken, etwa n für m
in heinlich 56, 405. arn 55, 37. gehorfan 56. 150, bufin 365; die
Verschweigung des n in vernust 56. 486 ff. : das r für s in virliuril
55. 30. verlierent 53, 65.
Im Auslaut findet sich ofl s für z, wiihreiid inlautend im ganzen
z, zz beibehidlen ist. Doppelung, namenllicli tt, ist nicht selten : ver-
zeichnet sei vogilli 56, 2. ailinnbe 53, 303.
Sonst l)emerke ich noch lli für ht.
Aus den Verben sind die alemamiischen Zeugnisse gen genl (geben
gebeut), fou fönt, wenl zu nennen.
455
LX-LXIII.
Aus einer Peroamenthandschrift des vierzehnten Jahrhunderts,
früher den KarthiUisern von Basel gehörig, mit alemannischer Farbe
in der sprachlichen Haltung.
In der auf S. 272—274 niitgetheillen Einleitung zu den Predigten
der Meister entschlüpfen dem Schreiber einzehie au = a (hat 272, 4.
äne 5), auch ein ö = u: öfteren 274. Hier und in den Texten seihst
begegnet e für ei und einzeln ei für c : ftreinge 62, 54. Zu erwähnen ist
der Contraclionsvocal e in gelet 60, 7. verfet S. 273, 31. genl 273, 21.
Der Umlaut ü ist übermafsig; sogar ürloubet 60, 45 ist geschrie-
ben. Als Schreibfehler stellt sich wohl kantniffü 61, 48 dar, vgl.
bekantnüffi 61, 27. bekantniffi 29.
Aus den Consonanten heben wir heraus m für w in niunian 61,
11. S. 273, 20. Verschweigung des m in vernuftikeit 61, 7. Auf
Unsicherheit ob tenuis ob media beruhn Schreibungen wie doerlich
61, 14. tritte 60, 38. genuegete (fem.) 62. 34. z wird in- und aus-
lautend durch s, ff ersetzt. Doppelung namentlich des t ist beliebt.
Eine Spur der Verba in ö giebt entlidigot 62, 53. Die ver-
kürzten Formen von foln (fon fönt, fön fönt) sind beliebt. Die 2. PI.
Prs. in -ent herscht; in der 2. PI. Prl. findet sich -en: hetten 62,
47. möchten 42. wüften 48. weiten 67. Vereinzelt stöfst die 3. Sg. Cj. Pt.
in ti auf: hafteti 62, 59. Den Dat. Inf. in -ende belegen: ze erwelende
60. 79. herschende 60, 3. komende 60. 69. in dem lebende S. 273, 3.
Ein Superlativ in öst : eigenlichost 60, 32.
LXIV— LXVil. 96. 97.
Eine schöne Pergamenthandschrifl des vierzehnten Jahrhunderts,
ebenfalls früher den Baslern Karthäusern geh()rig, enthält diese Stücke.
Der Vocalismus in den Stammsilben hält sich im ganzen dialect-
frei. au für ä begegnet nur 97, 21. f. äne an, ce für öu nur in
fröde und befchöwelich, andres fehlt ganz. Doch ist zu erwähnen die
Schreibung e für den Umlaut von a, und ö für ä in do 65, 23. 66,
2. 45. wo 64, 113. 65, 3.
Die Umlaute e, ö, ü siiui völlig entwickelt : der Umlaut von uo
ist durch ü bezeichnet.
o fin- gemeines u zeiol sich in bofche 65. 75 und mit Beilaut
im Accus, böfchen 65, 76.
In den Suffixen und Flexionen tritt i sehr häufig auf. a zeigt
sich in den Endungen des schwachen Präteritum : geluogetast 65, 34.
bettolant S. 282, 26. geeingotant 19. machotant 25. o kann ich nur
456
einmal und nicht im Text der Predioton selbst im Dat. platteron S.
282, 36 nachweisen.
Apocope erseheinl nicht selten; daoegen auch wucherndes e am
Verbum (3. Prt. truoge 65, 25. floffe 67, 15) und namentlich im
Substantiv. Nom. und .\cc. Sg.: crafte 96, 17. lundamente 64, 39.
geiste 67, 90. gunsle 66, 38. lebenne 96, 5. lieclite 66, 64. lone
67. 95. lüuffe 13. wachfe 64, 3U. wände 65, 121. warheite (}(). 10.
Aus den Consonarden ist zu erwidmen : p IVu" o-emcMnes anlauten-
des b namentlich in den Verbindungen pl, pr, z. B. verplenden 67,
83. pliben 65, 61. plos 131. plueiet 48. geprcste 67, 82. pruste 64,
80. pinli 64, 73. Ebenso auch t, zumal in der Verbindung tr: trier
64, 10. 67, 41. trivaltig 65, 68. trilte 64, 109. vertrieflen 97, 15.
Ausserdem teneu 64, 87. lurll 67, 65. Auch in dem SulTix -ede er-
scheint bei Syncope des e dieses t: belrueple 64. 19. oelchctplli* 63.
th lür t in thochter 65. 4. Für z sind an- und inlautend c im
Brauche. Das weiche in- und auslautende z, zz ist durch s, fs ersetzt.
Doppelconsonanz ist hiiulig.
Im übrigen heben wir heraus : schwache Verba in -o : machotest
96, 20. danckote (i(j, 117. geeingotant S. 282, 19. bettotanl 26.
macholant 25. geliuterot 65, 114.
Superlativa in öst: erweltoft 96, 26. inneroft 65, 48. obroft 64, 68.
Die erste Person Sg. Prs. in -en: ich tragen 64, 71. i'chinen
66, 36. fprichen 65, 18. keren ich 66, 64. manen ich 96, 2. 13. 28.
Die 2. Sg. Prs. in te: getruegte 96, 14. gefeilt 65, 33.
Dit; zusammengezogenen Formen fon, fönt, fond.
Der Dat. Inf. in -nde : ce finde 65, 36.
Die schwachen Feminina in -in: l'lerkiu 67. 62. wueflin 65, 76.
LXVIII. LXIX.
Ans einer Engelberger Papierhandschrilt des vierzehnten Jahr-
hunderts, die von wenigslens fünf Schreibern zusammengetragen ward.
Unsere Denkma^ler sind von der (iüiflen Hand.
Der Vocalstand der Stannnsilben giebt wenig zu bemerken : a für
e in har; o für a in wou; Widerstand gegen den Undaut in haltet
68. 117. lallet 116; die Neiginig e in ö, i in ü zu verliefen
(miüd'che verbroimet 68, 413. brodien 68, 15. öphel 167. — brinniet
68, 193. gewünnen 176). Für a^ wird e gesetzt.
Apocope ist in den N'tM'bal- und Xominalformen häufig; auch
Synkope ist beliebt, namentlich in den Adjecliven auf -eclich, z. B.
ilisklich 69, 214. gentzklich 68, 308. hertzklich 150. wilklich 69, 115.
457
Die Färbung der Endungen mit i ist weniger ausgeführt, als in
andern glei<*hzeitigen alemannischen Denkmselern. 8ÜS nslij-I
a erscheint einige Mal vor n: herlan 68, 125. ietzant 68. 19.
ni^nant 339. Ebenso o: erdby! on 68, 240. wüfston 415 und in der
2.' Sg^. Prt. : hattest fchastost 69, 81. Dagegen kommt u gar nicht vor.
Zur Verzeichnung aus dem Consonantismiis geben Anlafs:
n aus m: boun 68, 386. arn 69, 47; für I: adenlich 68, 331.
frevenheit 69, 116: ferner Nasalirung in wening und den Adjectiven in
-eclich : gedultenklich 69. 89. behendenklich 68, 354 u. s. w. — ng
für nd: tufeng 68. 12.
r für s: friurt 68,99. Umstellung von r: nachiet 68,8. geftrm
69, 4. grebren 68, 309. iungren 68, ö. ••!,!..!
Die Sibilation von s vor t: fchasto.st 69, 81. Iwiste 68, 209.
Aufserdem ist s für z, ff für z im Inlaut gewöhnlich geschrieben. Aus-
lautend kommt auch fz für altes z vor, z. B. ufz 69, 108. grofz 103.
ch für inlautendes h ist beliebt, z. B. vachenl 68. 87. nachret
8. gefchechent 6. zechende 290. fichest 53. gefchichet 34. fliuchet
185.
Das inlautende j wird durch i (meiie 69, 47. zweiier 68, 14)
und g (weget 68, 247. fchriigent 400) gegeben.
Doppelkon-onanz kommt vor, besonders nn, kk. Hieher gehört
auch Izz und "k. dd aus Zusammenziehung in redde (dixit) 69, 102.
Aufserdem sind zu erwähnen : hein (habemus) 68, 3. 69, 27 —
Reste der schwachen Zeitworte in o : bezeichnet 68, 67. wandlot 69,
228. machote 69, 8. ergrot 68, 282. verdampnot (ptc.) 68, 19. — die
umschreibende Verbindung von werden c. partic. praes. z. B. das du
got wirft minnend 68, 50. hie wirdest du dich fchament 69, 93. —
der Gen. Plur. in -en: liuten 68. 14. 26. himlen 325. friunden
69, 227. — der Dat. Plur. hülinen 68, 236. 251. — der Dat. PI.
Pron. dien - die Superlative in -est : edlosl 69, 234. minnenklichost
68, 275. Vernünftigost 274
LXX.
Aus einer Sarnerischen Papierhandschrift des 14. Jahrhunderts.
Unsere Predigt ist von dem zweiten der drei Schreiber geschrieben.
au für ä ist ziemlich häufig.
Die Umlaute sind durchgeführt; für ae wird e geschrieben; für
gemeines öu begegnet oe in erzoegen.
i ist in Wulfen, zwüfchenl zu ü verdumpft; o für a ist in won
durchgeführt. • » ^»» x «selißdoa i«'1
Altd. Predigten. 30
458
Umstellung von 1 und r in den Endungen treffen wir auch hier:
tütlen 238. buechren 237. lendren 4. Auslaulende.s m ist in n über-
gegangen in buolen 94. Nasalirung tritt ein in wening.
d für anlautend t wird in Formen von tuon gesetzt, dagegen t
für d in getrang 22G. An -n der Flexionen schliefst sieh gewohnlieh
wucherndes t an.
In der Verbindung fl wird f zu ich : fihlaf 200. befchlagen 236.
fchlechtlich 161. befchloffen 46. 141. fchh^ffer 237. Ebenso in aus-
lautend st: hieschischt 142. Ich für fs : ebtilchin 112. IT für Is ist
in afs durchgeführt. Das s für auslautendes z. k für inlautendes ist
gewöhnlich.
Inlautendes h ist zu ch gewandelt.
Die Apocope ist stark anffewant.
In den Verbal- und Nominalendungen ist i nicht selten ; o findet
sich nur in begondon 208 und felon (Dat. PI.) 168; a und u treten
hierin nicht auf.
Zeitw^orte in 6 sind nicht selten: wandlol 64. begegnot 93. be-
gerot. bettot 168. murniulot 103. begegnont 90. murmlont 108. hin-
derredon 121. fpilon 208. begegnoten 6. getriuwotin 233. geergrol
181. geordnot 193. gewilot 79.
Das nominale Suffix -ie ist in ig vergröbert: fymonig 157. vigilig
159. — Gen. PI. in -en erscheinen öfter: reten 20; gebotten 22.
dingen 81. 249. fchlöffren 239. Zu erwähnen ist noch etwa: dero
(G. PI.) 26. dien oH.
LXXI. LXXII.
Zwei Predigten von einem Pergamentblatte einer Handschrift, die
im fünfzehnten Jahrhundert in Mitteldeutschland, vielleicht in Schlesien,
geschrieben waril.
Die neuen Diphthonge sind durchgeführt : für altes i steht ei oder
ey, für ü steht aw oder einzeln ow (towbe 71, 9), für iu steht ew.
Das alte ou ist durch ow, öu durch öw gc^geben. Für uo steht fast
durchaus u, für üe findet si«h ue; für ie steht i.
Das mitteldeutsche e für i (wedirfteen 71, 28). o für u (obir)
ist vorhanden: in obir zugleich die Neigung zum Tudaut: öberig 72,
3. öbirwinden 71, 25. a für o in adir 71, 26. Die Verdumpfung
von ä in 6 ist durchgeführt. — Schwächung von a erscheint in wen,
und in ermuet (armuot) 71, 31. Das Präfix ver ist in vor verfärbt: 71.
6. 17. 19. Der Consonantismus ist der gemein mittelhochdeutsche.
Für scharfes z wird cz geschrieben, für weiches z aber i'^ oder s.
459
Aus einer Engelberger Handschrift des zwölften Jahrhunderts,
von einem Schreiber, der in den sinnlosen Zusanunenlügungen ge-
trennter Wörter und in Trennung zusammengehörender seine Ungfeübtheit
im Deutschschreiben verrat. Auf diesen Grund wird auch zurück-
gehn das et für ht : bactet 73, 8. folbracl 9. forkte 74, 51. tlukt 64,
vielleicht auch das k für auslautendes h : entfak 74. 52. nak 74, 80.
39. 54. nok 74. 54 und fiir in- und auslautende.^ ch : wakende 74.
39. ruoke 74, 5. freislike 74, 59. guolliki 54. ik 34. 40. dik 40.
mik 73, 22. 74, 28. vgl. jedoch AI. Gramm. § 208. Das unecht
vorgestol'sene h (hich 73, 14. hie 14. hubel 74, 53) ist lateinische
Schreiberunart. Schreibungen wie getede 74, 14. daztir 73, 2. daztu 6.
durtaz 74. 12. mittineme 73, 21 flielsen auch aus Ungeschick.
Der Umlaut von a ist nicht völlig durchgedrungen : die andern
Umlaute mangeln ganz.
Für ie begegnet i. für in und uo findet sich neben den alten
Zeichen einf3abes,,u. Dagegen erscheint a|4ph u füi- u.^ii^d ü (=. ü
und iu). K .>■>> ■^illortl •>th'"'? r^ M^ ■•J'^rfoBni
In 74 stehn manche e für ei. ^
Aus dem Consonantismus kann aufser dem oben erwähnten hervor-
gehoben werden anlautendes und inlautendes f: ler-, lil 74, 5. fon
11. fogetin 7. for 29. — tufel 73, 19. 74,41. fufer 74,25. Fer-
ner ffr= pf: offer 73, 16.
th für t: ferfeith 74, 9. wirth 73, 5.
Von Zeitworten in ö begegnet nur gefunderot 74, 69.
Endlich ist zu bemerken die 2. Sg. Pt. in ost : brachlost, fantost
73, 13.
76—90.
Aus einer schönen Pergamenthandschrifl des zwölften Jahrhunderts
von dem Kloster Muri.
Von den Umlauten ist nur e entwickelt, ohne jedoch durchgeführt
zu sein, u und o, ebenso ä, ö, uo widerstehn noch jener Trübung.
Für die Steigerung iu erscheint häufig die Verengung u, welche auch
für das flexive iu oft geschrieben ist. Der Schreiber giebt die Diph-
thonge ou und uo durch ö. Es findet sich dieses Zeichen aber auch
für 6: höndon 86, 20. nötin 77, 7. brödeme 85, 77. löfe 82, 2 und
Jmvü: öf84, 33. Vgl. S. 471. Einzeln begegnet e für ei: egin 90, 10.
<:ni oA-PS den Consonanteu ist wenig zu bemerken. Neben fc, fch
kommt auch fh vor: Ihilt 78, 1. fhozzin 82, 3.
h fallt nach Liquida und bei Vocal gern ab: inpha 87. 10. bival
88, 2. bivil 87, 5. dur, wie auch in den übrigen Denkmfplern, ge-
wöhnlich. Auch vor l wird h zuweilen von dem Schreiber unterdrückt.
In den Verbal- und Nominalendungen ist i sehr häufig. Das-
selbe färbt auch die Präfixe und das vorgelehnte negative en.
a zeigt sich hier selten: frouwa (N. Voc. Sg.) 78, 2. 81, 1. arma
(A. PI.) 84. 33. Dagegen ist o in dem schwachen Plural sehr häufig;
auch im schw. Acc. Masc. Sg. kommt es vor, wahrend die schwachen
Feminina im Sg. un haben.
Sehr vertreten ist die 2. Sg. der schwachen Perfecta in tos, tost :
hetos 83, 12. brahtos 90, 9. gidahtost 76, 12. ebindoltost 83, 48.
fragetost 77, 17. vuortost 85, 46. hatost 77, 14. leitost 90, 8. vir-
lougenotosl 77, 12. machotost 85. 44. bifchirndost 82, 1. getrostost
84.^ 22.
Die 2. Flur, in -tont: grvoztonl 84, 34.
Die schwachen ZeitAvorte in o sind nicht selten: 1. Sg. Prs. geron
•77, 2. manon 89, 4. Inf martyron 88, 29. virwandelon 80. 7. Perf
machote 89, 5. Partie, irvollot 87, 13. ffinagilol 83. 35. gileginot
78, 6. gifergot 86, 21.
Zu bemerken ist der Plur. Conj. gisegineigen 80. 20.
91.
Aus einer Engelberger Handschrift des 13/14. Jahrhunderts.
Die Umlaute sind entwckelt, neben ü kommt jedoch noch häufig
u vor. e wird statt a* geschrieben.
Für ou und Ou begegnen einzeln o und op. Ebenso erscheint
für iu zuweilen u. Bemerkenswert ist v für iu, das Wackernagel
nach meiner Ansicht nicht glücklich in ev aufgelöst hat: revwe 99.
getrevlich 27. Irevwen 34. gctrevwer 22. 78. gelrevdet 62. trevlent
201. levten 84. crevze 65. flevzet 199. levchtent 189. Das >* drückt
zugleich üe aus. — Für ei findet sich häufig e.
Aus den Consonanten erwähne ich d für t : aidautend in döt
227 und zuweilen in dete detisl, inlauteiul : bereident 170. beltedet
193. getrevdet 62. In dem Zw. loben ist p für b die.sem sehr un-
geübten Schreiber Regel, w für anlautendes b setzt er in wichle 10.
Für inlautendes h steht gewöhnlich eh. Weiches z ist meist durch
8 vertreten, und so findet sich auch Z für s geschrieben, nicht blofs
im Auslaut (in den Genitiven z. B. gebetez 262. dienstez 263. lonez
30. dinez 66), sondern auch im Iniaul : gewezen 45. grundlozen 262.
kluzen 67.
461
Der Schreiber oder die Schreiberin war doppelter Consonanz ab-
geneigt: es steht sogar vnnzen 146. ver den (verre denne) 62. min
(minne) 178. iipekeit 149.
Die i-Färbuiig der Endungen fehlt diesem Denkmal.
a zeigt sich in ital 160. 167, o in der schwachen Nominalflexion
on (boton Gen. PI. 44. furfprecherinctn Dal. Sg. 22. kunginon Acc.
Sg. 177) und im Dat. PI. swosteron 69. Ferner in der 2. Sg. Prl.
klophelosl 97. machtost 4. fantost 3. flarchtost 39. ercegtost 29 und
in truebfoli 237. 248. ledor 249.
Die schwachen Verba in -ö zeigen sich durch handelot 1 1 . malot
186.
Die 2. Plur. Prs. in -ent ist wie in allen diesen alemannischen
Denkmälern Regel. Das Part. Präs. tritt verkürzt auf, z. B. niezent.
trevtent 201.
Der Dat. PI. dien des Demonstrativs und Artikels ist auch hier
Regel.
98.
Aus einer Pergamenthandschrift, die Johann Fricker, alt Stadt-
schreiber von Luzern 1380 schrieb.
Der alte Vocalismus ist bewahrt, die Umlaute sind stark durch-
geführt.
Neigung zur Verdumpfung heller Vocale bricht durch in fchöpher
4, brünnend 17.
Beliebt ist die Doppelung tt. ferner tz; für zz steht ff.
Zu erwähnen sind die 2. Sg. Pt. hette 11. und das Particip ge-
wundpt 12.
99.
Aus einer Papierhand!?chrifl des fünfzehnten Jahrhunderts.
Als alemannisches Denkmal bezeugt durch Bewahrung des alten
Vocalismus. Langes ä ist zu o verdumpfl; für e und i begegnen
einzeln ö und ü.
Anlautendes d ist mehrfach durch t gegeben: zertennet 43. lürre.
lurftig 55. Inlautendes h wird zu ch verschärft. An flexives n
schliefst sich wuchernd d und t an.
Die Doppelungen IT. tt, auch ff für f sind beliebt.
Die Flexionen sind farblos. Apocope tritt häufig auf.
Zu bemerken ist die 2. Sg. Perfecli in -t : hiengt 14. lieft 82.
verfecht 29. bevell 31. fprecht 19. 52. ftürbt 81. fchriuwte 93.
462
100. 101.
Von einoin Perg-amenlblatt des fünfzehnten .lahrhunHerls, das einer
mitteldeutschen Handschrift angehörte.
Die neuen Diphthonge sind noch nicht angenommen ; fin* ou. das
dem Umlaut ebenso wie 6 widersteht, wird ou und au geschrieben,
doch findet sich auch en (vrewde 101, 8). Die Verdumpfung des a
zu 0 herscht : e und o für gemeines i und u treten auf. Statt der
Diphthonge ie und uo werden i und u gesetzt. Für i und ic zieht der
Schreiber y vor, denniach auch öfter ey für ei.
Zu bemerken ist ei durch Zusammenziehung in neihn (negelen)
101, 15.
Beliebt ist cz für z; sogar doppeltes findet sich in iczczunf 101,
11. Das Präfix ver lautet vor: vorgiffe. vorwerre 100,15. vortorben
101, 11. vornichte 100, 10. vorczerte 8. Das Präfix zer lautet zu:
czugenWich 100, 16. Das Präfix der- tritt auf in dersufcze, der-
quicke 101, 18. 19*).
'. '♦ib .!•
2.
Üip alefnarini sehen Predigten und Gebete grammatisch befrachtet.
Obwohl nach der vorausgegangenen Übersicht über den sprach-
lichen Charakter der einzelnen HandschriHen, welche zu ^yackernagels
Sammlung beitrugen, die als alemannisch erkannten Denknifpler I — XIII.
XVil— XX. XXVII— XXXV. XXXVI— XL. XLI. XLII— LH. LIII— LVIII.
LIX. LX— LXIIL LXIV— LXVII. LXVIII, LXIX. LXX. 73. 74. 75.
76—90. 91. 02—95. 96. 97. 98. 99. nicht gleich stark in der mund-
artlichen Färbung ihrer Sprache sind, so giebt doch ein jedes von
ihnen Züge zu einem Bilde des Dialects im zwölften l)is fünfzehnten
Jahrhundert. Ich suche dasselbe zu entwerfen, indem ich dabei meine
Alemannische Grammatik (Berlin 1863) überall voraussetze.
Vocalismns.
Die Oniihtät der Stannnsilben wird durch die Trübung mannigfach
angegrilTen ; die Quantität bleibt wesentlich die alte. In den Endungen
*) Die in dem Antiang von Dr. Rieper niitgetiieiiten Stücke haben mir, nachdem
der Satz ineinerAI)hHndlung schon begonnen, auf einige Tage vorgelegen. Iclt
licfniigc mich datier mit der Bemerliung, dafs die St. Georger und Sarncr
Srhrillen, welche ich noch am meisten benutzen lionnte (Georg, und Sa,
Sb. Sc. bezeichnet) streng alennnnischcn Dialecl haben.
Kiel, 20. XI. 74. h. W.
4^
sind die Vocale, was ihr Gewicht betrifft, durchaus geschwächt; ihre
Art schillert neben dem irrationalen e in allen Farben, wobei die alte
Grundlage zuweilen sich noch erkennen lässt.
a wehrt sich namenilich in unsern ältesten Denkmaelern noch
stark gegen den Umlaut, der jedoch als Regel zu bezeichnen ist.
Beispiele von erhalleuem a geben u. a. vallet 5, 27. sorgvaltig S. 274,
20. mandiinge 3, 54. bekantnifse 60, 16. 61, 29. erbarinede 3, 48.
gagenwartigiii 1, 90. niagede 74, 4. tagilich 75, 1. getragede 7, 50.
nagel (Plur.) 92, 45. almahtig 11, 38. allmattigin 3, 47. nahte (Plur.) 87,
11. geslahte 8, 7. geflahtie 10, 8. — Beispiele von übermässigem
Umlaut geben endriu 28, 31. 31, 30. ältiu 47, 13 — von Beilaut
zesämen 32, 64. velsch 56, 508. genze 56, 283. gewaschen (Ptc.)
31, 56. 32, 59. — Neben e und ä erscheint als Umlaut von a auch
ei: neimit 1, 86. meiniger 57. 71. streinge 62,53. kreiftich 62, 74.
beweigen Sc. 15 a. eigeliche 56, 68. Vgl. Alem. Gr. § 58.
Verdampfung von a zu o zeigt sich bei won in XXXV. XLII —
Lll. LXVIH— LXX. Sb., sowie bei olde in XVII und 74 ; auch in trueb-
soli 91. 237. — Das alemannische a für e in har findet sich auch
hier, z. B. in XIU. XVII. XLVIII. LXVIII. Georg. Fred, und Sb.
Die Änderungen der Quantität des a lassen sich schwerlich be-
sthnmen.
Der Circumflex in XVH — XX ist kaum ein Beweis, er scheint
mehr Tonzeichen als Owanlitätszeichen. Ebenso kann ich in der Con-
sonantendoppelung nicht wie Wackernagel (Sechs Bruchstücke einer
Nibelungenhandschrifi S. 38) in Bezug auf tt thut, eine Verlängerung
des vorausgehnden Vocals durch Position anerkennen , glaube im
Gegcntheil. dafs sie nach alten Kürzen für die erhaltene Quantitäts-
stufe zeugt, während sie nach Längen und Diphthongen auf der Neigung
der Zeit zu wuchernder Schreibung beruht. Wenn der Schlufs Wacker-
nagels aus der heuligen Schweizer Mundart, dafs wo das alte ä zu 6
ward, die alle Kürze gedehnt ist (Sechs Bruchstücke S. 38) für unsere
Denkmseler gelten darf, dann müssen wir eine Störung der alten Quanti-
täten für LXIV— LXVII und 99 annehmen.
Aus der Apocope der Endvocale, die sich vielfach, namentlich in
den jüngeren Handschriften bemerkbar macht, folgt auch kein sicherer
Schlufs auf eine durch Tonübertragung geschehende Verstärkung (Deh-
nung) des Vocals der Stanunsilbe, wie die Beobachtung heutiger ober-
deutscher Quantität lehrt.
In der Übersicht über die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Hand-
schriften ergab sich, dafs die meisten in den Nominalflexionen, ebenso
4$i
bei Suffixen in -n. einzelne auch in Verhalendungen ein a aufweisen,
das wr als keinen R<'st von altem eehtem a. sondern als einen un-
bestinnnten oder irrationalen Voeal der Sprofssilbcn ansehen müssen.
Es ist nieht so hinififf wie die iirationalen verwanlen i und o. aber
häufiger als n. Eine besondere Neijruni: zu diesem a haben XVII
bis XX.
Langes a. Die Handschriflen aus dem 12. Jahrhundert zeioren
a noeh ffegen den Umlaut meist geschützt: genamist 7. 44. bare 4,
2^. mare 2, 41. wäre 15, 4. 5. fwarez 7, 20. haltare 3, 46. fche-
phare 1, 18. volgare 1, 31. gäbe 7. 11. genadig 74. 5. rate 73. 19.
wahe 1, 55. nahest 7. 44. brahti 2, 28. Im 13. Jahrhundert haben
ihn die Schreiber schon angenommen und bezeichnen ihn mit ae, ä:
di(' Bezeichnnnff durch e findet sich in XVH— XX. LIII— LVIll. LX—
LIX. 91 — 97. Indessen kommt auch noch im 14. Jahrh. a unum-
gelautet vor, z. B. swarliche 62, 39. mazikeit 56, 323. Schacher
' Als aWdere Weise der Anffleichunir zwischen ä des Stammes und
i des Suffixes findet sich entsprechend dem ei, als Umlaut von a. in
den Predigten 53 — 55 auch ei: feilik 55, 43 ff. feilikeit 55, 65.
widerzeime 54, 113. weinet 54, 79. meizig 53, 278. Ebenso keime
(Cj. Pt.) Georg. Pr. V. 17 a und zaihe Georg. XXXIII. Dieses ei ist kein
blofses Schriftzeichen, sondern ein lebendiger Diphthong. AI. Gr. § 58.
Die Neigung ä zu ö zu verdumpfen, tritt in LXIV — LXVII und
99 hervor: in den Predigten übrigens nur in den Worten do (65. 23.
66. 2) wo (64, 118. 65, 3). aber in dem erst im 15. Jahrhundert
geschriebenen Gebet 99 auch sonst, z. B. worer 17. gnod 16. ge-
lofsen 9. noch 25. fchocher. fmocheit 19. Vgl. AI. Gr. § 44.
Die andere alemannische Verdumpfungsfonn von A ist au, das
sich auch als ein Ueberganarslaut von a zu u darstellt, der aber nicht zu
einer ruhigen Form, wie 6 ist, gelangte, sondern diphthongisch blieb.
Dieses a»« für ä erscheint zahlreich in XXVII — XXXV. LXX und einzeln
in XLIII. 97 und in der Handschrift, der LX — LXIII entnommen sind.
Beispiele: mal 33, 14. 70. 210 äne 29, 13. 70, 58. 97. 21. S. 272.
5. lan 70, 226. han 27, 9. gan 2, 20. getan 29. 21. xeriihu 29. 11.
hSnl 30, 1.3. begänd. Oänd 28, 84. crfland 31, 80. fchlaf 43, Ol.
begat 35. 8. hat' 27, 9. läz 35, 12. 70, 34. gaffen 70, 206. fträfz
70, 27. mäfeu 29. 13. bräht 32, 70. volbrächtent 35, 47. Vgl. AI.
Gr. S 52.
J..fc;y^ bezeichnet den Umlaut von a und ä. wo nicht e dafür gesezt
ist, vgl. a. a. Auch für das c der Flexion finden wir es in geopferät.
465
73, 2. — ae für e zeigt sich in faele, faere ^valde) Georg. Pr. V.
Vgl. Alein. Gr. § 35.
ai ist für den Diphthong ei, der im übrigen so bezeiihnet wird,
geschrieben einzeln in i— XI. hänlig in XXVII— XXXV. XXXVI— XL.
XLII — LH. Georg. Pred. — Zuweilen findet sich äi, das zwischen ai
und ei vei mittelt : taidinc 40, 4. und öfter in den von Pfeiffer heraus-
gegebenen Weingarter Predigten ; häiffet Wack. 67, 73. geräint
70, 151.
au kommt nicht als Zeichen der Steigerung des u vor, die stets
durch ou gegeben wird, sondern nur für die Verdumpfüng des ä, w. z. vgl.
e drückt sowohl den Umlaut von a und ä (vgl. a. ä, ä, ei) als
die Brechung aus. Ueber den gewöhnlichen Umfang ergeben unsere
Denkmäler gebrochenes e nur in ero (eorum) 18, 52. 20, 16. vehe
65, 75. Georg. Pr. V. Ueber i für gemeines e vgl. i. — e giebt nach
gemeinem Gebrauch auch den geschwächten Vocal der Sprofssilben
wieder, in welcher Eigenschaft es, besonders in den Handschriften des
14. und 15. Jahrh. oft aus- und abgeworfen wird. Als Endungsvocal
hat es mundartliche Nebenbuhler an i vor allem, ferner an o und a,
in bestimmten Nominalflexionen auch an u.
Ueber ö für e vgl. ö.
Langes e ist im allgemeinen aus älterem ei durch Einflufs gewifser
folgender Consonanten entstanden. Es ist im alemannischen über den
gemeindeutschen Stand entwickelt, AI. Gr. § 36, wozu unsere Denk-
maeler eine Anzahl Belege geben, z. B. manigerlege 63, 4. urtelde
74, 63. ertelt 69. heiig 60, 45. 84. 91, 2. fvemit 53, 285.
hemlicheit S. 274, 1. enen 2, 37. verenige 93, 11. nientat 74, 19.
renen 54, 32. 91, 19. gerene 74, 18. renekelich 91, 70. ment 62,
64. wenen 7, 69. witfwefi 54, 162. ledor 91, 249. bretiste 53, 250.
criftenhet 91, 73. gihezzin 1, 70. nefwen 91, 56. geft 91, 3. ^es-
lich 91, 238. meft 219. vlefliche 92, 24. egin 90, 10. geneget 91,
162. ercegtost 91, 29. gezechent 91, 65.
Ueber e für ae vgl. oben unter ä.
e für ie (AI. Gr. § 37) zeigt sich einzeln in I— XIII: lebin 1,
63. 6, 2 — edoch 13, 7. 27. neman 11, 7. demuot 5, 40. 49. 54.
Wir finden ferner e in zusammengezogenen Silben (AI. Gr. § 38)
nämlich aus ebe: vergen 40, 34. genl S. 273, 21. Georg. Pr. VI,
15 d. — aus ebe in hete, vgl. Conjugation. ~ aus ede: chent 12,
18. wer 91, 81. — aus ege.- gelet 60, 7. ufgelet 35, 26. verfet
S. 273, 31. — aus ehe: ferfen 74, 15. befchent 91, 251. Die
Ouantilät dieses e ist verschieden anzusetzen, wie es scheint: in
m
den meisten Fällen ist wol kurzes e anzunehmen, vgl. AI. Gr. § 38.
Jänicke in Haupt Zschr. XVII. 506.
Ueber die Ouantitätsveränderunff von e zu e (Dehnung) gilt das
unter a bemerkte.
ei der Steigerungsdiphlhonir des i wird in unsern Denkmaelem
meist ei geschrieben: über die Schreibung ai vgl. S. 465. sowie über
die Verenorung in e ebendaselbst.
Das neue aus i entslehnd«; ei Iritt in diesen alemannischen Pre-
digten und Gebeten ebensowenig auf als au für u.
Unter a und a erwähnten wir ein ei, das statt e und a>, dem
Umlaut jener Vocale, auftritt. Ebenso findet sich ei für e in ftein
60, 64. 88, 20. geit 60, 18. Verwant ist ei für i: aefcheiht 54.
78. Wir haben hierin einen Uebergangslaut von i zu e zu erkennen.
Dagegen wird ei in belviele 1. 27 auf Unsicherheit über e oder i
im Präfix beruhen.
eil ist kein alemannischer Diphthono der älteren Zeit, ebenso
wenig wie das junge ei (aus i) und au (aus ü). Wo es unsere Denk-
maeler haben, erregt es daher sofort Verdacht. Vgl. die Bemerkungen
S. 460 zu No. 91. — In flevwen 56. 318 hat v gar keine vocalische
Bedeutung, sondern verstärkt nur das w.
Anders könnte es um das ev stehen, welches Wackernagel 31.
37 und in dem Gebet 91 für iu, die Steigerung sowohl als den Um-
laut, hat drucken lassen. In den Handschriften steht aber nicht ev,
sondern v. und da wir dieses Schriflzeichen aus alemannischen Ur-
kunden und Handschriften des 13. 14. Jahrhunderts als Vertreter von
iu, d. i. einem langen tiefen ü nach seiner Aussprache, kennen, so
haben wir auch in unsern Denkmälern jenes v nicht in das unaleman-
nische ev aufzulösen, sondern gleichbedeutend nn'l v. iv anzusetzen.
Wir geben einige Beweise dieses Gebrauches von ü v : vberzvgot
Schreiber Urk. 1, 76. Ivte 71. hisern Basl. Rechtsqu. 1. 13. düchte
Kopp Urkunden 1, 58. Ifit 125. hvre M. S. A. 130, 20. benfzet
verdrvzet 189, 22. kvse 130, 18. Ifite Archiv f. Kunde österr. Ge-
schichtqu. I. 3, 74 (1336 Graubünden). Man vergleiche sodann die
in Lassbergs Liedersal gedruckten Gedichte, in denen überall fl. doch
wol nach der Handschrift, in vertritt.
i hat in den Stammsilben seinen gemeindeutschen Umfang.
Einzeln finden wir es, wo gemeinlich e steht : willen (velint) 53,
151. willent 58, 32. herbirgeii 17, 6. begigen (Partie, bejehen) 17, 1.
Vgl. ausserdem e. Als Seitenstück dazu begegnen auch einzelne i
für den Umlaut e: ellinde 7, 20. wirme 14, 10. In LXX und 99
467
zeigt sich die Neigung i vor s zu verdumpfen: wüffen 70, 100.
vvnffent 70, 71. 99, 11. zwiifchenl 70, 4. Vor n finden wir ü für
i in gewünnen 61, 25. 68, 176. brünnet 193. bninnend 98, 17.
Wie häufig i zur Bezeichnung des unbestimmten geschwächten
Vocals der Flexionen und SuiTixe in den Handschriflen dieser aleman-
nischen Predigten erscheint (namentlich in I— XIII. XXXVl— XL. XLU
—LH. Llll— LVill. LXIV— LXVII. 76—90. 96. 97), haben wir bei
den einzelnen Gruppen angegeben. Ebenso tritt es in den Präfixen
be und ge auf (in I — XI bi, gi), in dem negativen in = cn = ne, und
in der Schwächung dir von der --=: dar.
Als Zwischenlaut zwischen zwei Consonanten (AI. Gr. § 20. 23.
Brücke Physiologie der Sprachlaute 81) treffen wir es in fcriphit 1,
22. 34. creffite 5, 7. enphalich 22, 9.
Das lange i behauptet durchaus die ihm geschichtlich zukommende
Stelle und geht nirgends in ei über: AI. Gr. § 40. Ein paar Mal
lesen wir i durch ie bezeichnet: wiele 2, 82. liechtri 69, 151. Andere
Beispiele giebt AI. Gr. § 65, wozu nachzutragen ist, dafs nach Schweizer-
Sidlers Angabe bei Kuhn Z. 13, 380 dieses ie für i wirklich noch zu
hören ist.
Mehrere unserer Predigten und Gebete, vorzüglich die ältesten
I — XIII. 73. 74 setzen für den Diphthong ie einfaches i. Aus AI. Gr.
§ 40. Bair. Gr. § 52 ist bekannt, wie alt diese schriftliche Aufhebung
des diphthongischen Lautes in der alten Brechnung von iu ist, und
wie sie im ganzen Mittelalter anhält, im Gegensatz zu der wirklichen
oberdeutschen Aussprache, während i für ie in Mitteldeutschland durch
die dialectliche Aufhebung der Doppelvocale gestützt wird.
ie, die Brechung von iu, wird durch ie und i gegeben, lieber
einfaches i für ie ist soeben gehandelt, ebenso ward unter e bemerkt, dass
einzeln auch dieser alte Vertreter von ie in unsern Denkmaelern erscheint.
Nur zweimal, falls ich nichts übersah, kommt ie für kurzes i vor,
und zwar vor dem gefährlichen r: wier 37, 1. 38, 10.
Auf die Unsicherheit des Schreibers fällt ie in zie 2, 40. ge-
viellit 2, 73 und in den Präfixen be (b?) und ge (gi) in I — XI, sowie
in der Endung bei geftulie 1, 121. geslahtie 10, 8. Er wüste nicht,
ob er i oder e schreiben solte.
10 löste Wackernagel das in den Predigten XVII — XX vor-
kommende o z=. gemeinem uo, üe auf. Er las gioli 17, 12. 19, 7.
giotu 20, 39. giolichi 20, 17. diemioti 18, 39. 43. bioza 17, 5.
griozzen 20, 44. mioze 19, 6. raiozzin 4. vioze 18, 14. 25. almio-
sena 17, 8. getwioc 18, 28.
468
Man könnte zwar. Ha in denselbon Basier Bruchstücken o auch
den Umlaut op bezeichnet, in diesen ö ebenfalls ob und zwar = ue
sehen, indessen miisle dann altes A sich häufiger als in dem einen
ewartom 20. 54 ergeben, und für bioza. ahniofena, getwioc wäre ein
auferordenllicher Umlaut anzunehmen. Da nun Schweizer-Sidler bei
Kuhn Z. 13. 380 aus der heuligen Basler Mundart ie = altem no nach-
ffewiesen hat, so erkennen wir in unserm n = io eine ältere Vorstufe
dieses mundartlichen Diphthongs, der zunächst auf üo zurückgehl.
iu die ungebrochene Länge ik'^ xi und der Umlaut von ü, sind
in diesen alcmainnschen Handschriften, da unser<> Bedenken geg-en v =
ev wol begründet sind, noch nicht von der jimgeren von Baiern aus-
gehnden Form eu beeinträchtigt. Sehr häufig ist statt iv geschrieben
V = ui, was man vergleichen wolle, iü steht in LH! — LVIII.
Die Verbindung iuw (iw) findet sich nicht blofs inlautend (z. B.
riuwa 17. 23. riuwigez 24. niuwun 20. 54. kniuwen 70, 187), son-
dern im 14. Jahrhundert auch auslautend: daz gebiuw 68. 13. ich
getriuw 70, 35.
Auch in den Zusammensetzungen von ie und nie mit wiht. wan,
mei findet sich neben dem richtigen ie, wahrscheinlich durch Einfluss
des folgenden w und dann durch Analogie iu : iuwel 2, 41. int 2,
39. intzit 70, 60. uwet 74, 57. niuvvil 3, 113. niuwet 4. 5. niwet 5.
30. niut 45. 108. 68, 304. 69. 21. niutzit 69, 103. nuwet 3, 47.
nuuet 74, 9. niuman (= niuwan) 61. 11. 20. S. 273, 20. niwan 36.
23. niumer 35, 15. niume 53, 262. nümme 53, 290.
In diesen Worlen - nnl Ausnahme von niumer — erscheint als
iXebtnformel uw: uwet 74, 57. nuwet 3. 47. 5, 29. nuvet 74, 9.
68. nöuet 73, 2. nuwen 69, 9. Denn u tritt überhaupt als Verengung
von iu wie im alemannischen im allüemeinen. so auch in unsern Denk-
maelern l -XIII, LIII— LVIII. 74. 76—90. 91. 92—95 auf, zwar nicht
in gröfserem Umfange, aber doch völlig entwickelt sowol im Stamme
als in der Flexion in. Für dieses ü = iu konnnt nun auch das weiter
unten zu erwähnende Schriflzeichen fi vor, z. B. küfche 74, 26. nüvet
73, 2, worin durchaus kein Tausch zwischen iu und uo zu sehen ist.
fhi. Als ein Gegenspiel gegen dieses u aus iu ist iu für ü zu be-
njerben in liuto 20, 59.
Ein paar Mal ist iu auch zum Ausdruck von üe verwanl, ein
Beweis der sehr ähnlichen Aussprache beider Di|)hthonge : fivrile 10.
42. fi\^zze 56, 212, wozu sich, nur mit anderem Zeichen, auch ü im
Gebet 92 stellt. Nachweise gbucher oder ähnlicher Zeichen für üe
giebt AI. Gr. § 75.
469
o zeigt sich als Brechung von allem u in diesen Predigten nur
m den gewöhnlichen schriftmäfsigen Grenzen, vgl. AI. Gr. § 24. Eine
geringe Ueberschreitung derselben sind boi'che 65, 75 (beilautend
böiche 65, 76) und wonJeilich S. 257, 20. Unsicherheit ob o oder
u zu wählen sei, veranlal'st die Schreiber zuweilen ö zu setzen, z. B.
könde Sb. 141 b. Der Umlaut des o in ü (6) giebt zu keinen be-
sondern Bemerkungen Anlafs, nur werde der PI. abgöt (idola) 35, 35
verzeichnet. .kh
Die sehr beschrankte Neigung a vor Liquida in o zu verdumplen,
ward unter a belegt. Ebenso zeigt sich vereinzelt o für e in ge-
fchopfer 1, 5 wo die Zeil der Handschrift die Annahme, o sei für ö
verschrieben, ausschliefsl. Vgl. auch froindelinc 20, 18 und AI. Gr. § 25.
In Suffixen erscheint o als unechter Vocal nicht häufig: Iruebfoli
91, 237. 248. ledor 91, 249. zitorn 92, 13.
Dagegen blüht es als Flexionsvocal und auch in der Adverbialendung
in I— XIII. XVII— XX. 76—90; seltener erscheint es in XXX\ I—XL.
LXIV— LXVII. LXVIII. LXIX. LXX. 96. 97. Vergleiche über dieses
alemannische irrationale o AI. Gr. § 26.
In voUochomin 2, 1 sehe ich nur Schreiberungeschick.
Langes o als Steigerung der A- Klasse ist in unsern Denkmaelern
in der Regel ihrer Zeit gem.iss durch uo ersetzt. Nur einzeln be-
gegnet es: nioi 13, 37. ewartom 20, 54. richlon 13,50. tont 7, 83.
gevorit 57, 93. hoben 5, 67. broder 53,47. 56, 210. 57, 79. golichi
13, 29. motis 2, 26. mozzin 13, 51. grolle 43. 26. Zweifelhaft ist
es in vvofti 5, 18. vvocher 3, 36. 5, 22. Der Umlaut dieses ö be-
gegnet ebenfalls nur selten: er tritt sogai' nur in der Handschrift
von LIII— LVIII hervor: voeren 53, 180. voeze 55, 188. voegite 54,
114. gefögit 56, 518.
Das gemeine mittel- und neuhochdeutsche ö, das aus ou unter
konsonantischer Einwirkung entstund, hat in unserm Dialect (AI. Gr.
§ 42) die Grenzen seiner gewöhnlichen Ausdehnung erweitert. Dem-
nach zeigen auch diese Predigten und Gebete manche 0 an Stelle des
gemeinen ou ; doch beschränkt es sich wesentlich auf XXVII— XXXV.
XLII— LH. LHI— LVIII. 91. 92. Beispiele: bom 42. 25. 56, 15.
bomen 28, 32. bongarte 51, 13. gelob 27. 22. geloben 42, 2. 55,
22. geroben 55, 57. rober 29, 59. zober 35, 53. 42, 4. top 56,
515. hopl 28, 36. tof 42, 33. briutloff 30, 40. lofe 48, 6. loffen 8.
koffet 52, 30. getoft 42, 34. ftroften 92. 17. ogen 47, 41. verlogenen
27, 22. logen 56, 520. togeni 51, 4. erogti 44, 107. och 30, 6.
42, 17. 129. 91 immer. .u:
470
Weil wenig-er ist oe. der Umlaut jenes zweiten ö, über sein
sonstiges Maass gestiegen. Wir finden dieses dialectliche oe = üü
im Grunde auf die Stelle vor altem bildenden w beschrankt : froewe
91, 209. frffiwet 28, 4. erfroewel 41, 215. Ichoewelich 6(3, 106.
vertoewen 69, 22. vroede 41, 213. 46, 131. 91, 41. Ferner: un-
geloebig 42,15. ainoeg 42, 111. eroegele 41, 215. erzoegent 70, 8.
Gleichbedeutend ist oei : froeide LXVIll. LXIX.. öi : zöigende
99, 9.
Einen starken Beweis der Neigung zur Umlautung von d giebt
lone (PI.) 49. 45. groefsiu 44. 39. Geradezu Beilaut haben wir an-
zusetzen in folgenden, den Predigten XXXVll — XL angehorigen Fällen:
ungehorfami 39, 20. tot 39. 7. brÖt 37, 22. brötis 37, 6. gröze 40,
28. husginöze (Dat. Sg.) 40, 32. verftözin (Partie.) 39, 23. Vgl.
AI. Gr. § 45.
Ueber ö aus ä vgl. dieses S. 464.
ö Umlaut des o, wo man nachsehen wolle. Da sich o fin- ge-
meinhochdeulsches u lindel, zeigt sich auch ö für gemeines ü. In
unsern DenkmaMern treffen wir jedoch nur vönde (Conj. Ft.) 56, 311.
vörhtenl 58, 3.
;j mI- Durch Verdumpfung ergiebl sich ö für e in mönl'che LXVIII. LXIX.
99. verbrönnet 68, 413. l'chöpher 98, 4. öphel 68. 167. brödien 68,
15. gebrödiot Sb. 123 a. Eine besondere Bezeichnung dieses ö ist
öi in höischent Sb. 13 a. Dagegen liegt dem givrömidint 37, 19 ein
fromede (AI. Gr. § 25, 83. 116) zu Grunde, das auf eine Nebenform
fruni neben fram zurückgehl.
(B Unilaul von ö, was zu vergleichen ist.
Dem ü =1 e entspricht «i? =1 e in hoefchen (= hefchen =z heifchen)
70. 247. f. Vgl. AI. Gr. § 46. 92. 125.
oi, in den Handschriften ö, bezeichnet hier und da in unsern
Ouellen den Umlaut von o. drückt also denselben langen Vocal wie 6,
oe aus. Wir linden es belegt durch vroiliche Georg. Pr. VI. 18 c.
hoirere Wack. 20, 41. IVhoinir 57, 106. broide 13. 4. erloiden 20,
42. vroide 56, 21. Georg. Pr. VI. 18 c. loilen 93, 31. boisi 20,35.
irloiser 55, 142. Iroiflen 56, 352. gelroillin Georg. Pr. VI. 18 c.
Für den Beilaul a- : noit 92, 10. 11". 93, 5.
Ein zusammengesetzteres Zeichen ist cei : fchoeinir 57, 8. worin
der Schreil)er zwischen ö und 6 schwankte.
Ueber das in io aufzulösende o vergleiche io S. 468.
ou, die höchste Steigerung des u, und stets mit diesen Buch-
staben in unsern Denknuelerii ausgedrückt, erfährt Beschränkung durch
471
die Verengung in ö, was zu vergleichen, und Trübung durch den
Umlaut in Oü. Widerstand dagegen finden wir in mehrern unseren
Handschriften in der Formel owi: vrouide 53, 271. 58,, 17. ./froude
2, 34. 38, 32. 53, 86. irvrouwil 53, 210. •.: ;. ;,
Diese Formel wird durch die Schreiber verschieden ausgedrückt :
fcovon 3, 71. bcfchowede 3, 93. fchouwenne 3. 91. Der Wert
ist stets derselbe.
Bezeichnungen unsers Diphthongs in diesen Handschriften sind
ou. ö und, wie miltv 5ö, 514 zeigt, auch v. Vgl. AI. Gr. § 70.
Bei der ablautenden Verschiebung der Formel uw iuw ouw be-
gegnen wir neben dem gewöhnlichen triuwe auch trouwe (tides) 88,
5. gelrouwe 88, 31.
Mundartlich ist louwe (leo) 90, 3. Georg. VI. 17, 6 das uns
schon durch die notkersche Nebenform louuuo (Graff 2, 31) für Ale-
mannien bezeugt ist, und mit Umlaut sich u. a. darstellt in löuwen
(: dröuwen) Eckenl. 29. tr. Kr. 14335. löuw (: zerftröuw) Etter H.
1038.
Der alemannische Dialecl kennt bekanntlich das jüngere aus ü
entstandene ou, au nicht. Dennoch bieten alemannische Handschriften
des 13. 14. Jahrhunderts einzelne ou für ü, AI. Gr. § 71. und so
begegnet auch hier 84, 33 6f für üf.
Oefter linden wir die Diphthongisirung von ö zu ou, vgl. AI.
Gr. a. a. 0.
frönehoph 10, 51. schöni Georg. Pr. VI. XXXIII. höndon 86, 20.
brödeme 85, 77. l5t 11, 65. notin 77, 7. böse 83, 55. löse 82, 2.
erlöset 61, 4. irlöser Georg. Pr. XXXIII. öfteren S. 274. tröste 12, 59.
QU Umlaut von ou. was ebenso zu vergleichen ist als oe wegen
der dialecllichen Verengung des öu.
u wird theils durch die Brechung (vergleiche o) tlieils durch diu
Umlaut in ü beschränkt. Wir finden den letzteren sehr stark ent-
wickelt in XVll-XX. XXVli— XXXV. XLl. XLII— LH. LIII— LVIU.
LX— LXIll. 92 — 95. Es steht hier selbst uns (Dal. Acc; unser
(Pofsefs.) regelmässig, und 60. 45 sogar ürloubel. Wären die Pre-
digten XV U — XX wirklich mit Wackernagel auf die Grenze des 12.
13. Jahrhunderts zu setzen, so würden ihre Undaulbeispiele mit zu
den ältesten gehören. Geschriebon wird der Undaut n (i ü. selbst
iü (antliüze 57. 15).
Jenes ü, v, das im deutschen Mittelalter sich überall ohne Unter-
schied der Landschaft für kurzes und langes u zeigt und auf den«
schwanken z\>isclien u und o beruhen mag, erscheint auch in unsern
47g
DenkHi^lern, namentlich in XXXVI-XL. LIII— LVIIl. 73. 74. 92—
95. Es wird sogar ö V geschrieben, vgl. S. 259.
'-■■''■■■ Ausser in den Stammen gewähren diese Predigten und Gebete
das n auch in den Flexionen, zwar nicht so hiuifig wie a. noch weniger
so hijufig als 0 und gar als i. allein doch oft uenug it> I — Xlli. XXXVI
—XL. XLl. XLII- LH. 76—90. In Georg. Pr. ist u die überwiegende
Flexionsräibung. Es sind fast (l'ü-thaiis Calus drs schwachen Femini-
nums, in denen u geschichtlich berechtigt steht.
' Nicht zu übergehn ist. dafs in den St. Georger Predigten, nament-
lich in VI. öfter Vntriuwon. VntriuM'an fiir e/itriuwen g<'schrieben ist.
Langes u nnlerliegt. wie unter ou erwähnt ward, der jüngeren
Üiphthongisirung au nicht. Ueber den gewöhnlichen Stand zeigen
unsere Quellen aus in entstandenes ü, sieh S. 468.
Soeben ist bei u des Schriftzeichens fi für kurzes und langes u
gedacht. In den Predigten l — XIII und sonst einzeln kommt da-
gegen n Air den wirklichen Diphthong uo vor. Es vergleicht sich dem
i für ie, das wir eben so wenig aus dem lebendigen Dialect erklären können.
Der Umlaut in von ü ist oben behandelt worden.
ii Umlant von u. welches man vergleiche. Ueber einzelne ü
für i sieh S. 467.
ue. meist u v geschrieben, bezeichnet 1) eine geschwächte Form
dt^ö Steigerungdiphthongs uo, AI. Gr. § 74. Wir finden es neben uo
in XXVII— XXXIV. LIII -LVIIl. 2) den Umlaut von uo. der ge-
wöhnlich ue geschrieben wird. So erscheint es in XXVII — XXXIV.
XLH— LH LIX. LXIV— LXVII.
««, ö V geschrieben, ist kein selbständiger Diphthong, sondern
nur Schriftzeichen verschiedenen Wertes. Aufser dem Umlaut ü ver-
tritt es nicht selten 1) iu d. i. di" Steigerung und den Umlaut von ü.
in solcher Verwendung bezeichnet es auch den Beilaut: di'i 92, 8. 51.
hüt 92, 16. 2) erscheint es auch für üe. den Umlant des* uo: föne
92. 83. ftiinde 92. 12. gefchiife 52. güti 57. füze 41. füzen 64.
gefüzit 65.
HO, gewöhnlich ä. ^ geschrieben, widersteht noch in den ältesten
unserer Denkma^ler dem Umlant in üe. Ueber diesen sowie über die
Nebenform »u; vgl. dieses, ebenso u wegen dieser einfachen Bezeich-
nung unsers Diphthongs.
Dass für u und ü häufig ö geschrieben ist, ward an betreffender
Stelle erw.dnit. ^ '•
Spuren der Fortdauer von altem reinem ö statt uo sihd bei ö
verzeichnet. Die Nebenform io statt uo sieh unter io.
47S
Confonantisimis.
Der Consonantenstand, welcher in den von uns als alemannisch
anerkannten Predigten und Gebelen olTen liegt, ist im allgemiMnen
der millelhocluleutsche. Die Schreiber hal)cn jedoch ihrem Dialecl
die Einwirkung auf sich nicht verwehrt, ebensowenig als bei den
Vocalen. Wir geben in alphabetischer Folge, was im einzelnen be-
merkenswert schien.
b ist an- und inlautend von dem älteren p begleitet in XXVII. IT.
LXIV. ff. 91 ; man sehe p. Das im alemannischen sonst nachweisliclie
inlautende V (bh) für jüngeres b zeigt sich nicht, wol aber dafür die ton-
lose Friraliva f : unCufer 74. 25. In dem fremden oflate 42, 70 gieng
f ans b hervor; es ist wol das labiale f hier anzusetzen, r— ünecktes
b an m: umbeler (humerale) 41, 45. — Aus w entstandenes b in
garbe Georg. Pred. V. — Auslautend i^tb .biespiiider^ nach. Liquida nicht
selten statt der fortis p geschrieben, i-.; .;,}.;•..,. .i,.,,-.-...., j .,.!;r
c die gutturale fortis wird in der Schrift stark von k begleite!.
Ueber ch für gemeines anlautendes c sieh unten. In- und auslautend
haben unsere ältesten Predigten und Gebete, I — XIII. 73. 74. c, k
hier und da für gemeines oberdeutsches ch : fürfprecke 74, 66. bicei-
kinot 3,34. wakende 74, 39. freislike 74, 59. guolliki 74, 54. folHch-
like 6, 54. citlice 8,42. sundichlikin 3, 19. gefprocin 7, 16. ruoke
74, 5. ruke,5, 73 — fprac 1, 48. 2, 38. 5, 69. ik 74, 34. 40.
dik 74, 40. mik 73, 22. 74, 28. fic 1, 112. ricluom 8, 81. lue 11,
57. Auch die S. Georger Predigten weisen dieses k für ch oft auf,
in Pred. V. z, B, mackit, gesweckit, entwickin, ertricke, zaickin, sieckin.
virsuckin, auslautend sprac; in Pr. VI. brickit, swelk.
Ebenso findet sich dieses c für das gutturale h im Auslaut und
vor t: enfac 74, 52. nac 3, 74. 74, 30. 54. wacheit 9, 12. doc 5,
71. nok 74, 54. durc 75, 1. — bactet 73, 8. folbract 73, 9. fiukt
7.4. 64. forkt 74,, 51. - Vgl. AI. Gr. § 208. ;....■::;*!
In dem Adjectivsuffix -ec, ic erscheint einige Mal die Verbindung
^c. gk für c: wirdigclich, 28, 2. cergangclich 64, 42. lorgklich 69,
73. zergangklich 68^,. 253. enphengklich 68, 198.
Nach alter Weise wird z an- und inlautend vor e und i durch
0 gegeben; Beispiele gewähren I — XIII. LXIV^— LXVII.
.,., cÄ erscheint nach dem geschichtlichen Stande des altalemannischen
Dialects (AI. Gr. § 218) im Anlaute noch häufig, wo die mittelhoch-
deutsche Schriftsprache die tenuis sezt. Wir begegnen besoi.ders in
]— XIII. XXVII — XXXV diesem ch, wie einige Beispiele zeigen mögen:
ehalt 34, 15. champh 2, 68. chan 43. charchare 7, 9. chaemen 28, 22.
Altd. Predigten. 31
474
«ichennen 1. 89. cheisir 2. 69. clienl 12, 18. chtMtze 31, 69. chint
6, 37. 28, 58. rhirchgang 26, 7. chiesin 2, 37. chit 12, 72. chiunsch
34. 16. bechorte 2, 42. chomen 5, 64. erchuchleii 29, 71. chunie
7, 73. ohumphtiiT 5, 26. chiine^e 2. 69. 5. 20. chiiniginne 32, 55.
chunt 28, 40. clirapfcMi 28, 37. chraH 33, 14. chnopf 29, 24. Ebenso
hat es in der Verbindunof cliw seine gehörige Stelle und behauptet
dieselbe auch bei Verschweigung des w, wie die (tbigen Beispiele
chent (chwedenl). chit Cchwidet). chomen. erchuchlen (erchwichlen)
bezeugen. Auch im Inlaut hat das alemannische in ältester Zeil oh,
wo die Dialecte der zweiten Lautstufe k (oder c) aufweisen. Es tritt
aber allgemach die Neigung vor. die Fricativa in dje lenuis zu wan-
deln und so scheiden sich auch alemannisch die inlautenden ch in ch
und k. Die ersteren überwiegen jedoch bedeutend, AI. Gr. §§ 220.
221. Ich gebe aus unsern DenkmfPlem Belege für ch. wo es ge-
meinem k gegenübersteht : bachet 44. 33. bedechet 27, 90. fmecbit
2, 48. geilechet 29. 2. diche 29. 66. erkicht 41. 122. erchuchten
29. 71. entflrichti 41, 93. Irüchni 41. 209. — gehanchde 22. 1.
gedenchin 13. 28. beIVhrenchet 22, 2. vcrfenchet 28, 25. trinchen
22, 6. tuncheli 4, 46. merchen 29. 43. Iterchi 5. 5. werchen 21.
31. virwrchen 5, 60.
Aufser ch kommen verschiedene zusammengesetzte Zeichen, ge-
rade nicht häufig, vor: chh : michhel 3, 48. che: vetachce 2, 52.
cch: recchenne 13, 26. drucchinte 13. 17. verlücche 20. 41. Auch
hc zeigt sich wenigstens im Auslaut : ihc 2, 43. — Blofses h ist da-
gegen geschrieben in charhar 3. 56. beceihenot 3. 43. Vgl. AI. Gr. § 235.
Auslautend begegnen wir ebenfalls dem ch an seiner echten ge-
schichtlichen Stelle, AI. Gr. § 223. auch in Fällen, wo gemeindeutsch
c dafür eintrat, d. i. nach Liquiden, z. B. danch. ftarch. werch. volch.
Aufser diesem echten ch, der tonlosen Fricativa. weisen unsere
Denkmapler wie alle oberdeutschen auch die uiiechlen auf 1 ) ch für
c und 2) ch für h. Das (nste zeigt sich auslautend nicht selten, z. B.
lach 4, 35. giench 36. 4. ferner in den Adjectiven auf ec, ic, selbst
wenn dieselben noch mit lieh zusaaniiongeselzl werden, vgl. diemuo-
techliche 38, 13. flizzichliche 39. 15. faelichliche 39. 46.
Das zweite begegnet inlautend häufig, namentlich in LXVIII— LXA.
91. 99 und ebenso ist es auslautend in den jüngeren Haiidschrinen
nachzuweisen. Die verkehrte Schreibung hc zeigt sich in verhcwmil
3, 56. — Vgl. über diese ch AI. Gr. §§ 222. 224. 225.
Abgefallen vom ersten Theil einer Zusammensetzung ist «h in
d iiwi 11. 55. iliirwihe 31. 3.
475
d zeigt un Einklang; mit dem sonst in alemannischen Hantlschriften
beobachteten (AI. Gr. §§ 179 — 183) ausser der Uebereinstinuniuig
mit dem schrittmassigen einige Abweichungen. Zu dem ücnieinen d
hat sich im Anlaut noch hier und da ein aus l erweichtos d gesellt :
duot 70, 100. duo 70, 256. duont Sc. 15 a. detisl 91, 2t;7. doerlich
61. 14. verduemen QS, 77. Dazu stellen sich inlautende d für l:
beltedel 91. 193. bereidenl 170. getreudet 62, ganz abgesehen von
dem gewöhnlichen d für t in Verbindung mit Liquida, wovon sich übrigens
auch nach 1 und n Ausnahmen finden, z. B. gedulteclich 69, 89.
scheidinte 3, 24. funte 73, 16. Unsere jüngeren Handschriften setzen
auch end in der 3. Plur. fin* ent neben diesem, so z. B. 32. 32
lazend neben fliehent, 28 behaltent neben befitzend.
Dagegen kommen vereinzelte t für echtes d (niederdeutsch Ih)
vor: temphi 53, 118. tenen 64, 87. zerlennel 99, 43. vertoewen 69,
22. gelrang 70, 226. trengen 69, 195. Irier 67, 41. trivallig 65, 68.
trltte 60, 38 B. 189 c. vertrieffen 97, 15. Iruket 69, 58. geluit B.
189 c. turri 92, 59. türre 56, 515. Sb. lurftinde 3, 41. türft 67,65.
turftig 99, 55. betiulen 39, 18. tufchen 39, 28. In drofte 73, 6
zeigt sich, freilich wohl ohne Bewufstsein, das echte d erhalten.
Anreihen lässt sich das t im Inlaute (lotesmarter 91, 31) und
im Suftix: genuegele 62, 34. gefchöofle 64, 63. belruepte 64, 19.,
dd für tt: redde (3. Prt.) 69, 102. .17
Eingeschoben ist d unecht in bildern 41, 243.
/", die labiale Fricativa, wird auch in unsern Denkma3lern im An-
laut von dem an dieser Stelle gleichbedeutenden v begleitet. In 73,
74 ist f über seine gewohnlichen Grenzen dem v gegenüber ange-
wendet: fater 73, 2. fergebe 74, 13. ferfeith 74, 9. fil 74, 5. fogetin
74, 7. fol 73. 9. fou 73, 23. 74, 11.
Inlautend begegnen wir rein labialem f in unlufer 74, 25. oflale
42, 70 (vgl. ovelale 41. 206.) tufel 73, 19. Für pf steht f in ercluü
18, 22 : ff in oller 73, 16. Dagegen liebt der Schreiber von I — XI
in und auslautend ph für f zu setzen, worin keine phonetische Aende-
rung zu erblicken ist. -uiiimw dürr; Ig 7
Beachtung verdient f r= b in af (ob) 26. 18. warfe (warb) 25.
26. Vgl. bair. Gr. § 132.
Die Doppelung ff ist in allen unsern Handschriften vorhanden um!
wird ohne Unterschied der vorangehnden Vocalquantität gesezt.
y stellt in unsern U»tdlen anlautend m\v an d(M- ge,vvphi;ilichen
miltenn»chdeutschen Stelle. 'i.*;., '..,!;,.
476
Inlautend bezeichnet es hiiulTg den Bildungskonsonanten = j ;
gedr.Tget 48, 101. gefaegel 44, 4. wegenl 68, 78. durwege 245.
maige 47, 7. zwaiger 46, 85. 48. 2. vigent 45, 27. vrigin 54, 192.
anei'pigin 8, 62. fchriigent 68, 400. zwiger 47, 87. blugon 56. 433.
bluginde 53, 96. blfiget 49, 3. muegel 59. 61. vruge Georg. Pr. VI.
tögent 7, 42. tflge Georg. Pred. V. Auch gifegineigen 80, 20 ge-
hört hierher, so wie l'ymonig 70. 157. vigilig 70. 159. Vgl. AI. Gr.
§ 215. An Stelle von h steht dieses j-artige g in den Particip. be-
gigen (= bejehen) 17, 1. ersigen 99, 56.
Auslautend wird die lenis g nach oberdeutschem Gesetz zur forlis.
Indessen lässt sich auch die Neigung g zu afpiriren verfolgen, die nach
e und i und r bemerkbar wird, AI. Gr. § 213. .'o erklärt sich die
Schreibung g für ch in folig 3, 4.
Vereinzelt findet sich g statt gg = gemeinem ck : gloge 41, 7. IT.
Die Schreibung linge 41, 51 für das häufigere lingge 27, 31. 70.
100 scheint wie gloge 41, 7. gefmagte 8, 85. fmag 9, 18 Ungeschick
oder Versehen. — ng für nd erscheint in dem mundartlichen tuseng
68, 12. 98. 34.
h finden wir in unsern ältesten Handschriften mehrfach unecht
vorgeslossen : heia 2, 42. herbe 3, 110. herde 13, 25. gehört 13. 5.
hich 73, 14. Iiiuwet 2, 41. hoftirlamp 2. 14. hoftertage 10, 36. hübet
74, 53. hunser 11, 23. Vgl. AI. Gr. § 230.
Ausgefallen ist es in virlie 86, 7 und öfter vor t: forbrat 9, 12.
iuwet 2, 41. uwet 74, 57. iut 2, 39. niuwet 4, 5. niuwit 3, 113.
niet 8, 47. knet 60, 30. 77, 9. gefehlt 53. 146. virfit 7. 4. inlliule
85, 57. liel 76, 23. lielunge 10. 43. wuos 9, 17 — bevoln 61. 44.
vorllich 7. 7. gewort 3, 4.
In almattig 3, 47 scheint Afsimilation des ht in It anzusetzen,
ebenso wie in gewaffen 8, 28 und helTc 42. 4 aus lis.
'•' Ueber et für ht und über c für auslautendes h vgl. c. — Abslofs
des h im Auslaut begegnet nicht seilen, z. B. inpha 87. 10. bival 83,
33. bivil 88. 1. wel, fwel oft, dur oll. u. a in XLl. LlX. 76—90.
Vgl. auch winnähten 45, 3.
th für ht umgestellt ist nicht unhäufig, z. B. almathig 1. 37.
matb 92. 61. andalh 94, 1. rethin 26. 31. ieth 26, 7. 21. ilh 26.
24. nith 26, 4. angelith 92, 31. lothir 57. Gd. — Ith: gellalllicn
10, 34. Es vergleicht sich sh für hs: gewa^fhde 26, 15.
" " k vergleiche c. — Hier sei erwähnt, dais sich statt kk. ck zu-
weilen einfaches k findet: dike 68. IST. Iiiiki 42. 126. gelüke 97,7.
link 70. 67. llok 70. 69.
41S
l erscheint nach alemannischem Brauch (AI. Gr. § 194) für r
in chilche: kilche 41, 7. 10. chilwi 11, 55 und in priolin 43, 100.
70, 113. Für I tritt dagegen n auf in Suffixen: adenlich 68, 331.
Sb. frevenheit 69, 116.
In Formen wie himlen 68, 325. tütlen 70, 238 ist wol nicht
Umstellung des 1, sondern Syncope des Suffixvocals anzunehmen.
Ausfall des 1 mit folgender Verstärkung des s zeigt sich in afs
70, 19. Sb. 71 b., affo S. 272, 3. fx'»! 'iO
Durch Afsimilation ist II entstanden aus Ih in virfwellin 8, 9.
m geht im Auslaut nach einer im alemannischen und auch im
bairischeii stark wirkenden Neigung im Auslaut gern in n über (AI.
Gr. § 203. Bair. Gr. § 169). In unsern Quellen zeugen dafür: kau
41, 145. chon 3, 2. heinmuote 3, 111. hainlich 47, 14. richton 13f
50. furftintuon 1, 121. boun 68, 386. hon 56, 528. balmbon 56, 48.
bongarte 51, 13. arn 69, 47. Georg. Pr. V. warn VI. — gadin 3,
20. buofen 56, 365. 70, 94. Inlautend finden wir sant 2, 24. fir-
sundin 3, 75. kunt 47, 6.
Auffallend ist n für m vor b und p: gezinber 35, 44. kunber
99, 112. bekunberen S. 289, 13. lenpel 35, 33. Auch dieser Ueber-
gang des Labialnasal in den dentalen wird aus andern alemannischen
Ouellen belegt, AI. Gr. a. a. 0.
!■• m für w ergiebt niuman 61, 11. 20. Vgl. AI. Gr. § 168.
n schiebt sich im Dialect in Stämme wie in Sprofssilben ein und
schwindet ebenso leicht, AI. Gr. §§ 200. 201. Einschiebung tritt hervor
in verdunsten Sb. 129, 6. chiunsch 27, 8. 34, 16. kiun^chkeit 45,
79. guenlich 67, 22. wening 68, 207. 69, 227. 70, 85. flaischling
48, 124. minnenklich 68. 370. behendenklich 68, 354. gedultenklich
69, 89. In heinmuot 1, 69 liegt dagegen wol ein Fehler des un-
geschickten Schreibers vor.
Ausfall des n zeigt sich in üfer (noster) 48, 172. vernusl 56,
486 ff. vernüftikeit 61, 7. eiz 12, 26.
Ueber n für 1 und m sieh oben.
Doppeltes n ist in manchen unserer Predigten übermäfsig ge-
schrieben: vergleiche z. B. rainnen 48, 51. fchinnen 48, 56. fingenu
lefenn 47, 46. verfmehennde 63,7.
ng für nd in tüseng Sb. Sc.
;) begegnet in unsern Denkma'lern zuweilen für gemeines b.
Aulautende Beispiele geben pet 35. 63. pihtiger 29, 5. pinli 64, 73.
pitter 99,26. verplenden 67,83. pliben 65. 61. plos 65, 131. plos-
hcit 65, 28. plueiet 65, 48. potcn 28, 82. pofchlich 30, 48. gepreste
176
67, 82. 97, 19. pruste 64, 80. — In fremden Worlen ^elit an-
lautendes p gern in b über, z. B. balmtac, bimile 12, 55.
Inlautend finden wir dieses p im Gebet 91 in dem Zeitwort lopen
fast durchgeführt., z. B. 99, 8. 18. 42. 123. 128. Ausserdem treffen
wir es in lipe 35, 104 und nach und vor Consonanten öfter : walpteu
35, 46. zimpert 32, 2. tumpe 30, 23. verderpnus 65, 91 — ffrept
32, 6. hept 29. 24. ffelept 30, 66. betruept 67, 55. liepsten 64. 73.
Die lezten Fälle sind bekanntlich sehr allgenu'in. Vgl. AI. Gr. § 149.
Diesem p entspricht auch das nach m unecht auftretende, z. B. in
verdampnest 46, 71. namplent 44, 94 — pp in luppe 42, 4. rippe
76, 10 geht auf bb = bj zurück.
Bekanntlich findet sich in alemannischen Schriften zuweilen ein
p = oberdeutschem pf, AI. Gr. § 151. Unsere Denkma^ler geben
wenige Beispiele: im Anlaut geplantzet 62, 21. plegent 43, 73 und
im Inlaut gcrepsil 7, 68.
Die Schreibung pb in apblas 42. 107 entstund durch das schwanken,
ob p oder b zu .setzen sei.
ph bezeichnet in den Handschriften dieser Predigten und Gcbott;
zwar auch die labiale Affricala , allein in I — XIII und ausserdem
einzeln vertritt ph auch die Fricalive f. Anlautend weifs ich hierfür
nur die entlehnten Worte phunment (fundamentum) 69, 184, sowie
aus Georg. Pr. VI. 16 d. phounne = favonius anzufidiren; in- und
auslautend sind die Beispiele aber häufig, z. B. gefchaphin 1, 24.
gefchaphot 2. 40. fcäph 2, 45. gewaphenet 10, 5. herfcaph trutfcaph
2. 35. herfchephte 1, 64. botefchephtont 1, 83. intflaphen 11, 35.
fchlaphin Georg. Pr. VI. streiphcst Sb. 12 b. rieph 10. 18. tiephin 1,
15. chouphte 1, 41. touph 11, 26. helphe 10, 21. champh 2. 68.
geworphin 5, 11. In diesen Fällen, in denen ph sächsischem p gegeii-
überslelil. mag es zweifelhaft sein, ob das ph nicht als Affrications-
diphthoiig zu nehmen ist, worauf die Schreibung pph z. B. in fchep-
phare 1, 98. gefchepphede 1, 5. 56. 454 neben fcephare ^efcaphin
hinweisen kann, sowie die sonstigen Fälle, in denen ph inhniteiid
Sachs, p nhd. pf zur Seite steht. In anderen Fällen vertritt i)h aber
ganz entschieden f nach der Vergleichung mit dem niederdeutschen,
wobei gleichgültig ist. dafs in der Verbindung ft das f aus p, b sibilirt
ward: hoph 10, 52. zwelph 5, 13. 10, 8. chunphtig 5, 19. bedarpli
1, 87. bedorphte 5. 30. wighapht 10, 32. uncrephte 8, 51. fcripht
1. 44.
fju wird durch chw. kw bezeichnet und bei Ausfall des w findet
sich einfach ch oder k.
479
r enlstanden aus s über den gewöhnlichen Umfang jener Zeiten
erscheint in verliuret 48, 98. 55, 30. vidiuret Georg. Pr. VI. 15 c.
verlierent Wark. 53, 65. verlor 46, 74. friurl 68, 99.
Umstellung: dornstag 41, 158. nachrel 68, 8. geflren 69, 4.
buechren 70, 237. grebren 68, 309. iungren 68, 5. leridren 70, 4.
schloffren 70, 239. — den reschein 4, 38.
Ausfall in wan 4, 39.
s. Hierbei ist vorzüglich der Tausch zwischen auslautendem z
mit s zu erwähnen, der sich sehr häufig in unsern Handschriften dar-
stellt. Wir fmdin s für z namentlich in XU. XLII— LH. LIIl— LVIU.
LX— LXIII. LXIV— LXVIl. LXVIII. LXIX. LXX. 91. 92—95. 96. 97.
Sb. Umgekehrt steht z für s ebenfalls oft, besonders in XXVII — XXXV.
XLII — LH. 91. Es beruht dies natürlich darauf, dafs der Affrications-
diphthong z in dieser Stelle in die Fricativa s übergieng. — Nach n
neigt sich s zum Uebergang in z (AI. Gr. § 189): fponzieren S. 275,
23. gespuntze 22. 33. Inlauten! treffen wir s für z durch Sibilation
in fwiste 68, 209. fwistosl 92, 9. fchastost 69, 81. gefast 68, 259.
Sodann ff für inlautendes z Q) in allen Jüngern Handschriften, von
XXVII — XXXV ab. daneben konmit aber mit Ausnahme der jüngsten
überall zz oder z daneben vor. fz ist selten.
ff aus hs, Is ist früher erwähnt. Seilen erscheint es für s:
grunlloffe 99. 1. lefsent 35, 27.
Zwischen s und seh erscheint ein idmliches Taus;ch\erhidlnifs wie
zwischen s und z.
Die anlautenden Verbindungen sl, sm, sn neigen nach voraus-
gehnden einzelnen Zuckungen (AI. Gr. § 190) seil dem 14. Jahr-
hundert stark zu den vergröbernden diphlhongischen P^ormeln schl,
schm. sehn. Aus luiseru 0"^*llt?» belegen solches: fchlaf 43. 95. 70.
200. fchlafe 43. 07. frhlaphin Georg. Pr. VI. fchlag Wack. 44, 53.
erfchlageu 28, 23. gefchlagen 44, 113. fchlahl 29, 8. 32. 64. fchlangen
28, 34. fchlechtlich 70. 161. gefchlihtet 29, 7. befchloffen 70, 46.
fchloffer 70, 237. fchlügent 44. 62. fchluzzen 27, 17. fchmach 29,
12. fchnalle 44, 43. fchniden 35. 58. befchnidunge 50. 7. fchwelich
34, 21. fchwin 28, 29.
Inlautend erscheint schl für sl in l)()eschlicli 45. 40. poschlich
30, 58. 46, 78 und in geischlich 48, 124. 50, 2 vgl. geislich 63,
46 für geistlich.
Wir linden nun aber auch blofses s für seh. worin in der That
i'in wirklicher wenn auch unberechtigter Laulübergang sich zu ver-
raten scheint (AI. Gr. § 190). Anlautend: sachapre 37, 22. 39, 6.
^86
srift 13, 23. — Inlautend: vleislich 91. 165. 94. 15. chiisir 75, 2.
g-cmislot 20, 40. geniisten 42, 8.'12;' mennillieit 2, 7. mcnslich 94, 9.
uberwunslich 91, 195. Ebenso fs für fch : fleisfe 2. 47. inzwifscn
1, 103. mcnfsin 2, 53.
Was (las wirkliche fch belrilTl, so wird dasselbe in unsern älteren
Handschriften zwar noch durch l'c bezeichnet, aber iiberwiesremi der
Aussprache g-emäss fch geschrieben. Ih konunt aiitnnter vor: bel'houwole
2, 20. fhalk 77, 9. fhilt 78, 1. Iliozzin 82, 3. In unsh 2, 15 hat
sich h ganz ungehörig angehängt, fg begegnet öfter: wesge 5, 54.
fleifgc 2, 13. himiifge 1, 86. hiinilefge 2, 13. bifgof 1, 76. niennifg-
heite 2, 17. gemifgel 8, 66.
Häufung erscheint in flaizfchis 39, 34. Schärfung in mcntscho
wie in XLII -LH oft geschrieben ist.
t im Verhältnifs zu d nach unsern O'iellen ist unter d schon
berührt. Unechte Anfügung an n konunt allenthalben vor, namentlich
in XXXV. XLII -LH. LXVIII; ebenso wird t in zusammengesetzten
Worten den» ersten Theile angeschlossen, z. B. wizzintheit 1, 19.
betrueplnüsse S. 277. 4. Ausfall belegen geislich 63, 46 und kosper
99, 68. Ablall erscheint seilen, z. B. fchrif 60, 39. behiel Georg.
Pr. VI. 15 c.
Das unhochdeutsche th brauchen die Schreiber dieser Predigten
seilen: thochter 65, 4 — ferseith 74, 9. wirlh 73, 5. erthriche 20,
3, guothlichc 56, 259."''"»""''' •''• ''*•'**
Ueber th = ht sieh h.
V im Aidaut für die labiale Fricativa f geschrieben, ist unter f
bt'i'eits vorgeführt. Irdaulend ZAviscHen Vocalen und nach Liquida be-
zeichnet V die weiche Fricativa: hevet 14, 9. erworven 14, 2. auch
in ovelate 41, 206. Ausnahmsweises f für inlautendes v ist unter
f nachgewiesen, sowie in proveten (prophetae) 91, 184 schlechte Aus-
sprache des fremden f die Schreibung veranlassen wird. Der Laul
dieser weichen Fricativa ist w, wefshalb v auch zuweilen für w ver-
schrieben ist, z. B. nfivel 73, 4.
w veranlafst zu keinen besonderen Bemerkungen. Erwähnens-
wert ist mir anlautend w für m in wan 62, 38 und Georg. Pred. vgl. AI.
Gr. § 166. Ferner der Uebergang von w in b: wichte 91, 10. gaibe
Georg. Pr. V. In dem w fiu- wu, dem v für w (vgl. oben), in (bin
in den jinig(>ren Handschriften begegnenden auslautenden w zeigen
sich keinem Dialectrigenheilen.
r- im An- uiul Inlaut oft e gesclirie!)cn, im Inlaut durch fs, selten
fz, nn Auslaut (buch h, öfter s seit dem vierzehnten Jahrhundert zumal
^81
oft vertreten, ward bei c und s bereits berülirt. Im Inlaut wird das
scharfe z zuweilen als cz, öHer tz, auch tzz gegeben, das weiche in
den älteren Handschriften meist durch zz, das indessen auch fijr das
scharfe steht, vgl. churzzes 13, 26. Das alemannische tz für ge-
meines z erscheint in gebuetzet 42, 38. gruotzten 44, 92. gruetze
46, 157. Vielleicht ist in facz neben faz 8, 82 das scharfe z ange-
deutet; über die Erhaltung desselben im Dialect AI. Gr. § 185,
z für seh (vgl. s für seh) findet sich in fleiz 2, 48. >M."0'> t»ni'i ((»ij;»)
Ätts Conjvgation und Deklination.
Wir beschränken uns auch hier unter Hinweis auf das dritte
Buch der Alemannischen Grammatik auf das einzelne bemerkenswerte.
Die starken Zeittoorle bilden ihre Tempora durchaus in alter
Art, die ablautenden noch ohne Störung der Steigerungsvocale.
Zu bemerken ist nur: Das Partie. Prät. begigen 17, 1 statt
bejehen. In ganz gleicher Art findet sich vergigen neben verjechen
m einem Ursener Hcxenprotokoll von 1459 im Geschichtsfreund 6,
244 ff. — In den ablautenden Verben der I-Klasse auf thematisches
w ergibt sich Tausch mit gleichwerten Vocalen der U-Reihe, z. B.
2: Sg. Prt. Ind. schriuwte 99, 93. Partie. Prt. angespuen 92, 26;
Das Zw. flän, ften hat Nebenformen : aus ftan nach dem unter ä oben
bemerkten ftaun, aus ften findet sich ftein für 1. Sg. Ind. 60, 64 und
für 3. PI. Cölij. 88, 20. Die erweitert« nasaUrle Form staut begegnet
öfter: 1. PI. Ind. Prs. ftanden 4, 40. 1. Sg. Conj. erstände 96, 24.
2. Sg. Verstandes 66. 110. instandes Georg. Pr. VI. 16 c. 3. Sg.
widirftande Georg. Pr. V. 1. PI. erftanden Wack. 4, 53 und irftandein
12, 75. Imp. 2. Sg. ftant 11, 48. 20, 18. 56, 428. Partie. Prt.
geslandiu 1, 25. Im Perfect die unnasalirte Form der 2. Sg. Ind.
irsluode 83, 52.
In gän gen stehn beide vocalische Stammfarben neben einander,
Avie u. a. sichtlich zeigt die Stelle 4, 43 nie furgentin noch nach-
gantin tach. Auch hier steht gaun neben gän und vereinzelt wenigstcms
auch ei für e: geit 60, 18. vielleicht auch gien 88, 19 da dieses
ftir gein verschrieben scheint. Die erweiterte nasalirte Form ist ziem-
lich häufig: 1. PI. Ind. begangen 31, 1. 2. Sg. Conj. gangest 65,
38. 3. Sg. gange 54, 233. 2. PI. Conj. gangent 27, 10. Impar.
2. Sg. ganc 20, 18. gang 70, 15. gange 66, 109. geng 42, 66.
Partie. Prt. u. a. begangen 20, 15. gangin 89, 1.
Das ursprünglich reduplicierende Perfect von loufcn lautet in uu-
sern Predigten liuf, vgl. Huf Georg. Pr. VI. 15 c. liuflen Wack. 20,
7. 69, 13. Vgl. AI. Gr. § 337.
482
Aus den Flexionen der starken Verla onvahncn wr folgendes:
Die 1. Sg. PrcBs. Ind. gehl mehrmals in -en aus: bitten 96, 31.
fprichen 65, 18. begin (ronfitoor) 74, 31. fchinen 66, 36. fchryen
99, 90. tragen 64, 71. V^l. AI. Gr. § 339. — Die Flexion -es der
2. Sg. ist wenig-^lens im Conjuncliv, anlehes 92, 30 belegt. — In der
1. PI. begegnet die Endung ein in vindein 12, 42 und in den Con-
junciiven irsterbein 12, 40. bilibein 41. irslandein 75. Da diese« ein
(ejin) eine conjunctivische Endung ist, wird man auch vindein als Con-
juncliv zu fassen haben. — Die 2. PI. geht durchaus in -ent oder
int aus. — Die 3. PI. Ind. hat ihre echte Form -nt (nd) bewahrt.
Sie wirkt, zusammen mit der Neigung t an n anzuschliessen auch
darauf, dafs die 1. 3. PI. Conj. Prt. statt -en zuweilen -ent (int) auf-
weisen, z. B. 1. PI. enphahent 45, 6., lesent 35, 27. 3. PI. sigint
48, 117.
Die Neigung, die 1. 3. Sg. Per facti Ind. mit einem unechten
Flexions-e zu versehen, ist für die 3. aus unsern Ouellen zu belegen:
gefchuophe 9, 2. vande 25, 19. warfe 25, 26. truoge 65, 25. nofse
67. 15. — Die 2. Sg. ist zwar in der Regel noch in der oberdeutsch
herkömmlichen Art gebildet, wobei nur Fälle starker Apocope zu er-
wähnen sind: geb 91, 99. liez 91, 95. würd 70, 243. Daneben belegt
aber vorzüglich das Gebet 99 stark die junge Bildung in -t: faeht 44, 122.
gefeht 65, 33. verfecht 99, 29. fprecht 99, 19. 52. bevelt 99, 31.
ftürbt 81. hiengt 14. liest 82. — gelruegte 96, 14. fchriuwte 99,
93. Vgl. AI. Gr. § 345. — Im Plur. geht die 2. durchaus in ent
(int) aus, und an die Endung der 1. und namentlich der 3. schliesst
sich besonders in den Handschriften des 14. 15. Jahrhunderts ge-
wöhnlich das unechte t (d) an; vgl. u. a. XXXV. Die conj. Endung
ein belegt irschinein 12, 32.
Aus dem Conj. Perf. ist anzumerken, dafs namentlich in 3. Sg.
und im Plur. die i-Färbung der Endungen besonders in einzelnen
Denkm?rlern sehr stark ist, vgl, oben i. Der 1. und 3. PI. schliesst
sich t ebenfalls an, vgl. z. B. 1. PI. gebeltent 67, 41. — Die 2. Sg.
Imperaf. zeigt zuweilen den unechlcn Ausgang in -e : nime 42, 65.
kome 64, 78. iffe 44, 145. verlihe 97, 1. ziuhe 66, 54.
In den fleclirten Formen des Inßnitirs erscheint milunler die
Einschiebung eines d: ze fprechende 60, 3. vertrellende 63, 8. komende
60, 69. vberwindende 92, 58. giesende 92, 57.
Aus dem Verhmn fubstantiiyum (AI. Gi'. §§ 353) heben wir
hervor: 2. PI. Prs. Ind. fint 6, 41. 7, 31. 43, 107. 62, 28. 66, 3.
w. 0. — Conj. Prs. Sg. 2. fist 56, 74. fiest 56, 75. 66, 111. fiiest
488
68, 161. 98, 24. figesl 69, 182. figisl 49, 71. 3. Sg. fie 6, 66.
64, 112. figi 49, 14. 1. PI. sigen 35, 86. 3. PI. fiien 68, 316.
figint 48, 164.
Aus dem Perfect bedarf nur die 4, 39 einmal auftretende Form
des 3. PI. Ind. wan besondere Erwähnung.
hnper. 2. Sg. biff 70, 111 — wis 40, 8. 78, 1. 85, 9. — Als
Inf. ist sin (Dat. ze finde 65, 36), als Partie. Prt. gefin im Brauch.
Da» Partie. Präs. finde erscheint in der Umschreibung des Futurs:
da von (wirt) er got aller nsphist sindc. Georg. Pred. V. i-
Von tuon (AI. Gr. § 354) giebt uns das Präsens zu Anführun-
gen Anlafs. Das alte o stellt sich noch dar in tont 2. PI. Imp. 7,
83. — die 1. Sg. Ind. hat das flexive n bewahrt, z. B. tuon 18, 15.
55, 143. 91, 159. Die 2. PI. tuont belegt u. a. 43, 57. 69, 268.
Im Conj. sind die erweiterten Formen beliebt: Sg. 1. tueie 91, 154.
97, 4. 2. Sg. tuegest 49, 73. 92, 30. tuegist 49, 37. 70. 3. Sg.
tueie 41, 16. 170. tuege 49, 68. 56, 122. 69, 54. Georg. Pr. V.
tuegi 46, 62. tueg 70, 173. 1. PI. tuegent 46, 44. 2. PI. tuoient
18, 35. tuogent 7, 42. 3. PI. tugin Sb. 71 b. Auch für 1. PI. Ind.
erscheint in Georg. Pr. V. tilgen.
Dal. des Inf. ze tuende 31, 45. tuend 42. 77. 70. 76.
Dafs hier und da statt t die lenJs d im Anlaut geschrieben ist,
ward schon unter d bemerkt.
Bei den schioachen Zeitworten tritt zunächst die dem dialect-
lichen Charakter entsprechende Bewahrung des thematischen o hervor
(AI. Gr. § 357). Wir stellen die von unsern Denkmaelern belegten
Verba in o zusammen: baiton 63, 17. erbarmon 40, 19. betton 70,
168. bildon 2, 16. 5, 36. botefchephton 1. 83. brächen 9, 17. vir-
damnon 7, 6. dankon 66, 117. dienon Georg V. gedienon 11, 65.
geeingon S. 282, 19. eheron 56, 379. virendon 4, 8. ergron 70, 181.
feflinon 4, 37. vetzon 45, 39. gevischon Georg. V. irvollon 87, 13.
antfriston 5, 5. gähon 2. 26. begeguou 70, 6. angengon 4, 44. geron
77, 2. glolTon Georg. V. handelon 91, 11. heiligon 6. 62. geherbergoii
8, 47. herschon 91, 224. hungeron 2, 46. 8, 50. kniewon 2, 96.
44, 92. miltechofon 8, 52. labon 3, 36. liuleron 65, 114. lohezon
11, 76. verlougenon 77. 12. urlougon 4, 13. niachon 3, 108. 69, 8.
89, 5. malou 91, 186. manon 6, 12, mavieron 18, 4. 88, 29. ebinmäzon 8,
19. minnon 1, 3. nunmlon 70, 103. gnädon 20, 14. nagelon 8, 65.
83, 35. nidon 1,.30. nieton Georg. VI. offinon 56, 504. iroffinon 2,
15. 56, 504. opheron 41, 125. ordnon 70, 193. predion 41, 86.
brödion Sb. 123 b. rechnen 40, 5. hinderredon 70, 121. richifon 2,
484
89. gefaminon 11. 57. satloii Georg. VI. fchadon V. fcbaphon 2. 40.
fchouwon 9, 20. befchouwon 4, 20. fegnon 42, 50. 78, 6. (t^gon
86, 21. fpilon 70, 208. fnndon 1, 16. 7. 62. fundfiün 7, 71. tage-
dingön 6, 8. tichton 3, 31. triiiwon 70, 233. wandlon 69, 228. vir-
wandelon 4, 44. 80, 7. werchon 3, 33. wainon Georg. VI. wifon 8,
51. wizzenon 56, 129. wunderon 5, 64. hiceichinon 4, 6. 68, 67.
zaigon Georg. V. cimberon 9, 7.
Den Bemerkungen über die Flexionen der schwachen Verba sen-
den wir voraus, dafs die vocalische Farbe derselben sich bunt zeigt,
denn neben dem gemeinen e, dem häufigen i namentlich der Präsens-
form und des Conjunctiv Perfecti, neben dem o im Präsens der eben
aufgeführten Verba, begegnen wir auch a, ferner u, und in gewifsen
Formen des Perfects Indic. ein vom Ihematischen ö verschiedenes o.
Vgl. im allgemeinen AI. Gr. §§ 360—372.
Präsens. Indicat. Sg. 1 geht für gewöhnlich in e aus. das der
Apocope unterliegt. Vereinzelt findet sich -e» : ruowen 31, 61. keren
66, 64. manen 96, 2. 13. predien 60, 2. rueffen 99, 90. leben Georg.
V. gedenkin VI. 15. d. gedenken, reden B. 98. d. schouven 98. c.
und on: eheron 56, 379. geron 77, 2. kestigon Georg. V. manon
77, 20. 89, 4. — 2. Belege für ost: erbarmost 40, 19. predio«sl 41,
92. — 3. Belege für ot : iroffinol 56, 504. richifot 2. 89. tihtot 3,
31. wandlot 69, 228. werchot 3, 33. biceichinot 3. 34.
-'•' In der 1. PI. tritt t (d) nicht selten in den jüngeren Handschrif-
ten ah, z. B. begerent 67, 27. — Die 2. PI. geht in -ent (int) aus.
— Für die 3. PI. belegen oiit: geront 3, ()8. bokTchepIitont 1, 83.
anefchouwout 9, 20. geruowonl 11, 75. irmanont 12, 24. begegnont
70, 90. murmlont 70, 108. herfchont 91, 224. unf : bredigunl 36,
23. ant: volganl S. 273, 3.
Aus dem Conj. Präs. sind die erweiterten Endungen herauszu-
heben: 3. Sg. macheie 41, 154. — 1. Plur. chundein 12, 69. gedienein
83. frouwein, mendein 8. gloubein 68. — 3. Plur. gifegineigen 80, 20.
Perfect. Die dialectlichen Endungen des Indicativs. wie sie neben
den gemeinen sich aus unsern Denkma'lern noch belegen lassen, waren
Sg. 1. -ta 2. -tos 3. -ta
PI. 1. -ton 2. -tont 3. -ton.
Belege: 2. Sg. brahtos 90, 9. hetos 83, 12. — gidahtost 76, 12.
Georg. VI. 18. b. brahtosl 73, 12. doltost 83, 48. gefrolost 83, 51.
fragetost 77, 17. vuortost 85, 46. leitosl 90. 8. virbuigenolosl 77, 12.
üeminnotosl Georg. VI. 18 c. gerotost 19 c. fchastost 69, 81. be-
Ichirmdost 82, 1. ercegtost 91, 29. sählost Georg. VI. 18 c. fwistost
92, 9. getroslost 84, 22. — 3. Sg. macheta, gefanla 20, 21. leita
18, 12. m6rla 18, 9. lobta 20, 13. lazla 18, 29. minnota 18, 7.
beceichenota 20, 54. ^— 1. PI. gefrumeton 4, 22. habelon 3, 59.
86. — 2. PI. gruoztont 84, 34. — 3. PI. gevolgeton 1, 108. vare-
ton 20, 22. frouton 3, 80. Imoton 12, 53. riiofton 20,8. bralüoii 5,
22. begiindon 3, 71. 11, 83. begondon 70, 208. worhton 3, 8. be-
dorfton 13, 29. virfwicton 3, 94. opheroton 41, 125. fchaphoton 8,
56. ftainolon Georg. Pr. V.
Nahe diesen Flexionen verwandt sind die seltenern -tas -tan:
2. Sg. geluogetast 65, 34. — 3. PI. erwacliotan S. 282, 3. nach-
volgetant 46, 90. geeingotant S. 282, 19. machotant 25. beltolant 26.
Gegenüber diesen volltönigen Endungen, zu denen sich noch das
im Indicativ freilich seltene -ti -tin (z. B. salbeli 39, 12. choufti
19, 8. lugeti Georg. VI. 17 a. beroubetin 39, 22.) gesellt, steht die
Kürzung der Perfectform durch Abstofs der vocalischen Ausgangs in
1. 3. Sg. Wir belegen sie durch: machet 41, 120. wandlet 46, 1.
vordrit 40, 13. ergrot 68, 282. begegnot 70. 93. gnadot 20, 14.
murmlot 70, 103. prediot 41, 90. Für sehr starke Kürzung durch
Abwurf der ganzen Endung: huot 68, 282. kunt 41, 90. fchut 28, 28.
Der Conjunctiv der schwachen Perfecta geht dialectlich aus in
Sg. ti -tis -li. Plur. tin -tint -tin.
2. Sg. vörchlist 70, 142. — 3. Sg. gruoneti loubeti 4, 28. vuleti 12,
57. gehateti 2, 29. minneti 44, 125. belteti Sc. 14 b. vasteti 15 a.
staineti Georg. Pr. V. gedienoti 8, 55. — 2. PI. fuochtint 58, 69.
B. PI. getriuwotin 70, 233. vorhtin. luochlin 12, 60. feitin 12. 62.
chuntin 29. ougtin 30. ertinl 35, 37. machtint 36. hortint 65, 5.
lernetind 50, 34.
Daneben kommen natürlich die Endungen te test ten tent als die
eigentlich regelmäfsigen vor.
Für die grade nicht häufige Endung der 2. PI. in -en sind hier
zusammenzustellen betten 62, 47. möchten 62, 42. wüften 62, 48.
weilen 62, 67. Vgl. über dieses -en im allgemeinen AI. Gr. § 342.
Ans dem Imperativ haben wir nichts besonders unsern Quellen
zu entnehmen; dafs in niachee 97, 29 das doppelte e ohne Bedeutung
ist, ward schon AI. Gr. S. 376 bemerkt. Die 2. PI. Imp. in ent ist
häufig.
In den flectirten Cafus des Infinitivs zeigt sich mitunter Ein-
schiebung des d: ze wonende 48, 115. fprechende 60.3. erwelende
60, 79. lebende S. 273. 3. ze verlmehende 63, 7. uebende 63, 8.
ze neidende 92. 58. ze hechend 28, 34. Zum Belege für die reinere
486
Form mögen liieiien ze liebinne 53. 149. ruochinne 6, 25. ze \viin-
lieronne 5, 64. Für die Apocope ze merkenn 43. 4. zuo dem
lebenn 42, 2. ze bellen vaflen neben 70, 187.
Für das Farticip. Präs. führen wir nur die dialeclliciien Formen
anf: turllinde 8, 41. nrlougonle 4. 13. lohezonde 1. 58. 11. 76.
Ebenso für das Partie. Pvät.: geangengot 4. 44. geanlphrislosl 5, 5.
gebildol 2, 16. ungebrachot 9. 17. gebailol 63. 17. verdampnot 68.
19. geergrul 70, 181. gevelzol 45, 39. irvoUot 87, 13. gelabol 3.
36. geliuterot 65, 114. ginagilol 83. 35. geordnol 70, 193. gefchaphol
2, 40. gefchouwol 9, 21. gifeginol 78. 6. gifergol 86, 21. gewilol
70. 79. vollewunderol 9, 22.
Nebenform liiezu ist at : ungevirmal 42. 44.
Aus den gekürzten Formen führen wir auf gefalz 61. 88 vgl.
ähnliches AI. Gr. S. 381.
Von dem Zeitwort haben (AI. Gr. §§ 373. 374) zichn auch
unsere Predigten und Gebote die zusammengezogenen Formen den
vollen vor. Von jenen finden wir han, haun. hen, hein vertreten.
Zeugnisse für die drei lezlen: 1. Sg. han 27. 9. 3. Sg. hat 27, 9.
32, 70. 34, 10. 70. 15. 2. Tl. band 32, 34. 34. 13. 3. PI. hänl
30, 13. — 2. Sg. best 53, 257. 77. 1. 3. Sg. het 6, 3. 53, 117.
56, 1. — PI. 1. hein 54. 10. 108. 68, 3. 69, 27. 3. PI. heint 91,
235. hein 56, 164. hain Georg. V. 1. PI. Conj. heigin, 12, 11.
Im Perfect überwiegen die zusammengezogenen ebenfalls. Wir
belegen folgende :
2. Sg. Ind. halosl 77, 14. 92, 51. 60. 95, 5. batest 92, 5.
3. Sg. hate 5, 35. hata 18, 3. 9. 20, 15. 3. PI. haton 6, 26. 11,
80. 13, 30. - 2. Sg. hattest 69, 81. 3. Sg. hatte 43. 61. 3. PI.
hatten 68, 31. haltent 42, 12. 43, 61.
2. Sg. Ind. helos 83. 12. helosl 83, 7. 85, 73. 3. Sg. het 55,
10. 3. PI. beton 4, 37. 12, 14. 52. 83, 54. beten 28, 18. 1. Sg.
Conj. het 65, 12. 2. Sg. Conj. betest 91. 114. 3. Sg. heti 12, 5-
8. PI. Conj. heten 37, 6. — 2. Sg. Ind. belli 98, 11. 3. Sg. helle
56, 220. 1. Sg. Conj. bette 91, 116. 3. Sg. hetti 42, 101. 44,
19. 65, 3. 2. PI. Conj. hetten 62, 41. 3. PI. betlint 44. 87. heltin 70, 147.
2. Sg. Ind. heilest 95, 2.
Die angefrdirte auflalletulc Form der 2. Sg. Ind. helle 98, 11 —
zu der sich het Iwein B. E. 1385. braehte Lobges. 41, 9. Martina 115.
88. furbraehle (: a^hte) Eracl. Vorr. 42. gedachte (: brfphle) ebd. 41.
gedehle Alyst. 1, 274. stellen, ist durcii falsche Analogie nach der
2. Sg. Ind. .starker Perfecta gebiUbU.
4Ö*
Zeitworle mit verschobenem Präterilum. Wir verweisen bezüg--
lich des ganzen auf Alem. Gramm. §§ 378— 388 und erwähnen nur
düs aus diesen Denkmaplorn bemerkenswerte.
Von mugen kommt im Priis. Ind. neben der rcffehnälsigen 3. Sg.
mac auch mage 67, 44 vor. Im Plur. Ind. und im Conj, tritt die
Stammform meg- fast ganz zurück: etwa nur 1. PI. Conj. niegin 19,5,
3. PI. megen 17, 5. 6. Gewöhnlich ist die Stammform mug- mit
Umlaut müg-. Selten sind die in mog-. mög- z. B. 3. Conj. möge
92, 66. 1. PI. Ind. mögen 60, 44.
Im Perfect Ind. erscheinen die Formen mahle, mehle, mohte (Conj.
möhte).
3. Sg. Ind. mähte 2. 37. 6, 31. 1. PI. mahton Georg. V.
3. Conj. mahti 1. 6. 94. 3. 66. 13. 18. Georg. V.
3. Sg. Ind. mehte 55. 159. 2. Conj. mehtist Georg. VI. 3. Conj.
mehti Georg. VI. mehte 54. 100. 56, 51. 2. PI. mehtint Georg.
XXXIII. 3. PI. Conj. mechtin 20, 23. 53, 262. -i
Von moht- führe ich nur auf 3. Sg. Ind. mochta 13, 32. 3. PI.
mochton 13, 30. 3. Conj. Sg. mohti 1. 97. 1. PI. Conj. mochtin
67, 6. 2. PI. Conj. möchtin 62, 41. möhtint 46. 43. 3. PI. Conj.
möhtint 46, 31. möchtint 35, 38.
Bei fnln (AI. Gr. § 379) ist zunächst zu erwähnen, dafs der
Anlaut sc oder seh nur selten erscheint. Das regelmäfsige besonders
in den jüngeren Handschriften ist s mit o im Sg. Prs. und im Perfect,
mit II oder ii. o oder ö, im PI. Ind. Prs. und im Conj. Prs. im Stamme.
Der Stammauslaut wird sowohl einfach als doppelt gesezt z. B. 1. PI.
Ind. lülen 41, 6. füllent 43, 2. 2. PI. Ind. füll 33, 7. fulnt 6, 47.
11, 59. fullent 18, 33. 3. Sg. Conj. liiili 61. 33. 1. PI. Conj.
fulin 12, 72. 3. PI. Conj. füllen 61, 26. — Sehr häufig wird aber
nach alemannischer Neigung das 1 besonders vor n im Indicativ Prs.
verschwiegen: 2. Sg. Prs. Ind. fut 60, 83. 1. PI. fun 39. 2. 53,
79. 55, 133. 91, 33. Georg. V. fün 60, 48. fon 60, 47. fön 60,
48. S. 273, 5. fönt S. 272, 8. fönd Sb. 2. PI. funt 53, 26. 54, 7.
fönt 42, 134. S. 273. 7. fond 64, 7. 70. 30. 3. PI. fun 53, 82.
55, 13. Georg. V. fun! 39. 39. 70. 229. fönt 43. 17. 67. 58. fond
70, 36. fönd 68. 28. — Im Perfect. Ind. bildet folt den Stamm; wir
führen nur an 3. Sg. folla 18, 11. 3. PI. folton 1. 33. 10, 46.
sollun Georg. V. Im Conj. stehn folt. fölt. feit besonders das erste
im Stamm. Die lezle Form belegen wir mit 1. Sg. feite 91, 154.
Bei gunnen und kiinnen (AI. Gr. §§ 380. 381) ist nichts beson-
deres zu bemerken. Im Conj. gehl der Umlaut neben den« reinen u
488
nebenher. Im Coiij. Pcif. zeigt sich nulunter aiil^er u luul ü aiicl»
ö: könden 68, 272. Ebenso bei turrett und dürfen AhMnan. Cr.
§§ 382. 383. Für erh8llene.s reines u zeugen hier u. a. 1. PI. hid.
bedurffen 69, 33. 3. PI. bedürfen! 43. 11. 1. Sg. Conj. durf 91.
88. Im Conj. Perf. i«t bei dürfen der Umlaut ö in den jüngeren
Handschriften nicht selten. ,;//!•. : J'mum.v >:mi;« l-t;! -o-jm i(n<>!Mtiii. !-
In müezeii (AI. Gr. §384) ist das alte 6 des Stammes noch nach-
weisbar in 1. PI. Prs. mozzin 13, 51. Ueber io für uo in diesem
Zw. vgl. oben io. Im PI. Ind. und im Conj. Prs. erscheint noch oft
uo neben dem Undaul z. B. 1. PI. Ind. müzziii 2, 83. muzzen 7, 29.
55. 217. muzzin 5, 57. 3. PI. muzzen 31. 44. Conj. Sg. 1. müze
73, 8. 3. Sg. muze 2, 83. 37. 25. muzze 10, 52. 1. PI. mflzzin
9, 26. mözin 10, 54. 12, 27. 2. PI. nmzint 1, 122.
Im Perfecl erscheint selbst in den jüngeren Handschriften noch
muose neben nuioste : Conj. Pf. 3. Sg. mfife 53, 27. 3. PI. nnllin
27. 77. mului 3. 72. Aus diesen Beispielen ergiebt sich zugleich,
dafs auch im Conj. Perf. der Umlaut keineswegs durchgedrungen ist.
In wizzen ist auch im Perfecl i der feste Stammvocal, der sich
nur hier und da in ü verdumpfl. z. B.: Inf. wüffen 70, 100. 3. PI.
Ind. wülfent 70, 71. Imp. 2. PI. wülTent 62, 64. Perf. 3. PI. Ind.
wüflon 68. 415 1. Sg. Conj. wiifti 59, 43. 2. PI. Conj. wüftend
62, 40. wüflen 62, 48.
Das Perfecl ist meist wifte ; nur einzeln kommt wiffe daneben
vor: 3. Sg. Ind. wilTa 18, 5. 10. 26. 3. Conj. wilfi 12. 60.
wellen behauptet in unsern Denknifelern das e im Präs. Ind. und
Conj., zweimal zeigt sich i daneben: 3. PI. Ind. willent 58,32. 3. PI.
Conj. willen 53, 151. Beliebt ist nach alemannischer Neigung die
Verkürzung der indicativen Präsensformen durch Ausslofs des 1: 1. PI.
Ind. wen Georg. V. 2. PI. Ind. went 43. 120. 3. PI. wen 1, 106.
53, 82. 151. 160. went 91. 217. went. wend. Sb. — Im Perf. Ind.
herscht o im Stamme. Wir führen zugleich wegen der Fle.xion auf:
3. Sg. wolta 18, 8. 10. 3. PI. wollon 13, 31. 85. 22. Im Conj.
erscheint neben dem gewöhnlichen wolle auch welle 1. Sg. 91, 105.
2. PI. wellen 62, 67 und auch wöll 1. Sg. 46, 33. 2. Sg. w()ltist
70. 178. 3. Sg. wölli 70. 211.
Die Declinalion betrelfeud, so ist bei den starken Subslnntiven
der charakteristische Unterschied der Themavocah; nicht mehr da. Sie
scheiden sich also nur nach den Geschlechtern.
Im Masrulinum (AI. Gr. § 391.) tritt zuweilen an den Nom. Acc.
Sg, ein unechtes c au: graolie 43, 26. gaisle 51, 18. baffe 138.
m
touffe 67, 13. Acc. geiste 67, 90. lorte 6T, Ö5. — Im Nöm. Acc. Plm.
ist hier und da die Endung a statt gemeinem e : friunda TlS. 50. irrera
20, 56. arma 84, 33. finna 13, 47. — Der Gen. PI. Zeigt Neigung
zur schwachen Flexion: friunden 39, 227. himlen 68, 325. Sli. 142 a.
reten 70. 20. tagen 68, 59. vienden 61, 4. engein B. 98 d. slüfflen
142 b. und mit der o-Färbung: geistou 13, 13. engilon 1, 119. 13. 8.
himelon 13, 33. Auch im Dat. PI. zeigt sich einzeln on : fuozzon
8, 82, worin kein Nachschiuuner des alten -urn erkannt werden'
darf. ' *■
Dafs neben dem gewöhnlicKeh e ^f Endungen häufig i zumal
vor Consonant auftritt, ergiebt sich aus dem bei den Vocalen bemerk-
ten. Als mundartlich!! Flexion des Masc. werden wir für 12— 14. Jh.
nach unsern Predigten aufstellen dürfen:
Sg. tag(e) tagis tage «ag(e)
PI. taga tagon lagin(-on) taga
Für das st. Femininum tritt die dialectliche Flexion noch be-
stimmter hervor. Besonders die Predigten XIII. XVII — XXI. geben
Belege. Wir gewinnen daraus neben den gewöhnlichen Formen a als
Endung sämmllicher Casus des Sing, und im Plur. -a -on -on -a.
Sg. Nom. gnada 17, 22. almiosena herbirga 17, 8. riuwa 23.
ftunda 18, 11. farwa 20, 37. gefchepfula 13. 24. — Gen. hella 13,
35. gefchepfeda 33. minna 18, 2. verfmeda 19, 1. glouba 20, 56.
— Dat. erda 13, 5. minna 13, 9. 47. zala 22. gnäda 13, 49. 17, 23.
bioza 17, 5. 15. helfa 17, 17. reda lera 20, 37. glouba 59. ver-
leitunga 38. Als Nebenfärbung der Endung zeigt sich einmal o :
müro 8, 17. — Acc. föla 13, 16. wala 30. huota 56. miima 17, 8.
ftunda 18, 5. bezeichenunga 20, 31.
Plur. N. müra 1, 5. lünda 17. 16. — Gbh. fündon 7, 62. 17. 1.
herfchephton 2. 121. tugendon 18. 43. — Dat. g^nädon 3, 7. 76, 3.
lägen 13, 12. Irüwon 76, 18. minnon 19. fundon 77, 23. fwesteron
91, 64. — Acc. girda 13, 47. fünda 17. 5. fliuga 42, 10. trahta
43, 58. cherza 84, 1. — Voc. tohtra 47, 1. • i,io'*t> nmmm
Ucbertritt aus starker zur schwachen Dedination zeigt z. B. Gen.
Sg. seien 99. 105. N. PI. felan 3, 36. Acc. PI. feien 70. 167. In
dem oben ajigefuhrten Gen. PI. in -on waltet derselbe Zug. wofür auch
G. PI. henden 99, 102. creften Sb. 153 b. zeugt.
Im Acc. Sg. der zur I-Dcciination ursprünglich gehörenden Fe-
minina tritt zuweilen unechtes -c an: crafte 96, 17. wände 65, 121.
warheite 66, 10. Das eigentlich herechörige gunste 66, 38 ist dort
als Masc. gebraucht. — Flexionslos ist der Acc. PI. brüst 64, 81^;' '
Altd. Predigten. 82
• r-; Im Neutrum erscheint Antritt de« unechten e ebenfalls zuweilen
im N. Acc. Sg. rklaidc 45, 75. li«chte 66, 64;. lebenne 96, o. wachse
64, .32. — Reste des Thema -ja sind vielU icht anzimrhnien in den
riuralen geflahtie 10, 8. geftuolie 1, V4\, Der Gen. Plur. -cn
zeijft sich in dingen 70, 81. bilden 62,201.. huoohtjjn 62, 44. geholten
70. 22. hlöffren 70, 239. , ;, i , ; ,h jim mmu ' •- 1 f
Mit Ausnahme von i treten vocalisch? Nebenfarben äa den f*{ftMU'(^
Endungen in iinsern Denkinaplern nicht hervor. ,| no'^rr .*.v .k
Die schwachen Subslantira und Ädjectit'a, deren Declination
zusamincnfalll (AI. Gr. $$ 402— 40S) zeigen neben den gewuhnhchcii
Endungen der Zeil folgende Besoiiderlieiten nach iinsciii DcnknicPlrrn.
,11 Der N, Sg. der schwachen MascuUfia endet, zuweilen noch in o;
namo 1. 71. fcito 3. 32. men.scho 17, 1. herro 18, 2. 17. juJo 20,
12. — Im Gen. PI. wird -on neben gemeinem -en und -in bezeugt
durch mennisgon 1, 37. bolon 91, 44. iiingiron 84, 16. der heiligon
cngile 1, 43. <ler heihgon zwelfboton 84,29. der hereston engihm I.
119. der nbilon liuten 85, o4. irreron 20, 37. der armon Georg. .W
— Dat. PI. iungiron 18, 14. So, 55. Georg. XXXIU, .mennjschon 76,io;j
namon 13. 22. botton Georg. hY- 13 d. lötQn,.7,t Mfl .Ww4ejroii:i4,l,3'i
Nebenfarbung -an : den fiechan 42, 59.
Bei den schwachen Feminiuis sind liii;. (iqr iknji^idjCjler.V-Klassö
noch auseinanderzuhalten. r fnun^ :-.': ch^ln 3'!'^ »i
In den weibliehen schw. Subsl. der A-Klasse treten .neben ..(dein
-e und dem auch häufigen i der Endung a, ii. o stark hervor. iMan
kann aus diesen alemannischen geistlichen Denkmalern folgende Ple.\i,o|ien
aufstellen, wiewohl einzelne Casus in mehreren Farben spielen.}^ ouik
Sg. a — un — un — un i «hnnO
PI. an — on — on -- an
Belege: Sg. Nom. frouwa 79, 2. 81. 1. erfta um) ilu hersta
gefchephida 13, 24. cina. diu andra 20, 5. 6. diu ganza hüt 20, 36.
— Voc. winja 56, 471. — Gen. dirnun 5. 54. agelftrun 42. 6.
sunnun Georg. XXXllI. Evuun V, der himillchim heinmuote 1, 69.
der fronun urfiende 11, 58. der grozun minna 18, 2. — Dai. Iiar-
phun 3, 10. wigun 8. 50. rcbun 49, 1. phounnun Ge(ng. VI. in
der ereftun (lillin 11, 79. in finer beltnn luvende 12. 77, in der
heiligun frift 13, 23. hi diner heiligun nniotir 80. 4. in der iungistuii
not 83, 30. zainir andirun flat. von der erslun sünde. an der dritlun
regile. der bosun girde Georg. V. zu der ganznii selikeit VI. — gallon
8, 66. lürfpiecherinon 91, 22. in der heiligon fcripht 8. 2. an der
wngebrachoton erde 9, 17. von der inneglichston vvifnnge 11, 3. in
i9t
der-initteloii ftillin IL 93. der altone ^BQ^^S'"^-^ Acc. mäfun*4, 23.
gemahelim 11, 47. fltun 41, 202.' batenu« 41, 209. geniah11iiii.,Georg-.
VI. mich srliuldigun 83, 23. die vvärlin wi/zinlHeit 1/ 19. diir d^n
hörun uffart 83, 53. aiiie guldiiwui regile. die andiiiin-obiriHi-' girde
(5eorg.*V. dinewinslruH. die saBliguii •siele VI. — kiingirron"91',i 177.'<"5«
Ph/r. Nom. gioggan 51, 5. huttan 57, G. Östeiaii 10. '44. ringcrinari
12. ädiran Georg. VI. tohtran, jiincfrowan VI. zungan V. und mil
geschwundenem h : hiitielfchowerina 57; 40!. tvunda Gfeorgi V!>5^.«fflei'dii
10, 2'. 4^'-Ge».f Öftron' 18, 4.' gnadon Georgi V,' ! dei" himlisclichön
tüginde 1, 120^; der inireinon iimdon 20, 23: -^- r>af.' nfteroi» 2, 85.
geiselon 8,' 61. felon 70. 168. den oliunphtigiii genädon 5, 19. eroh
girdon! Georg. VL entriiiwon''iVJ entmiWßn VI. ' -^'^<fc. »öftbran' 'Ky,
44. 47. hiittan 57. 3. ziichlmeisterinan 58. 44. berlan 68, 125. tfahlan
Georg. VI. mit geschwundenem n : zühga' Georg. V.— zungon 3,33.
Die schw. Feminina der 4>~Klasse"haben' die doppelte ihnen eigen«
Dechnationsart auch nach unsern Qwellen, lunrdich entweder i durcli
alk Casus mit Ausnahme von G^n. Uat. PI. oder in durch alle Casus,
mit' ine >< als pluraler Nebenform. Wir -belegen nur die letzter^': N.
PI. iiülinien 68, 246. Acc. PI. 68, 250. > .tJfenoHKid skI> loi
• Zu erwähnen ist bei den schw. Fem. der'Nöfn! Voö. PJ.' tfchtran
Geoig. Pr; VI. tohteren 56, 229. 57. 30. swestren Sb. 13a..> VgK
AI. Grt § '409: '. In'^^rbera 43. 114 lindet sich wohl a nicht an Stelle
von r, sondern es ist die fs eine Nebenform! zb et baeri, wie mütanebeÄ
niilti, minna neben minni. ' ' • v' • ': ■ ^
Pur das schw. Neutrum ergeberi 'fln«ere' QiJellefi sehr wertig
dialectliches. Wir haben nur für den Dal. PI. die färbigen Endungen
on und ati zu belegen: ougon -78, »i." mit mängen'«'hertsin' Si'orten
44, 88. '■ ^'-' " '^ "i •"'■.j-'^ .♦-•> :':<■ u\ :.-r>.'fn
Pronomina. In dem ersten Personaiprdiio>n(Bm fallt der Umlaut
auf, den fast alle unsere Denkmaeler in uns (Dat. fi. Acc.) haberf.
Es mag Einwirkung des i aus dem Accusat. unsich (7, 30. 70, 12. 74,
15) i-a'm, die dann in den Daliv uns hinübeigrilT. Der Nom. wir ist
zweimal wir geschrieben: 37, 1. 38. 10. — Dhs 2. Personalpronomen
hat im Sing, als öftere Nebenformen du füi du und dik für dich
(vgl. cj. Im Pli^r. bemerken wir im Nom. ire 6, 56. 7. 34. 11, 15.
nn Dat. häufig iuch statt iu: 18, 35. il, 154. 53, 4Ö. 65, 94. uch
18, .30; im Acc. noch die volle Form inwith 11, 15. uiwich 2, 87.
Aus dem geschlechtigen o. Pej-sonulpronomen »üvi zu erwähnen
der Dat.. Sg; M. infio' l, 4:7.'<?, (7.9.. I3b§'l..-KS, 20. 20, 14. — 'icr
G. Fl. iro 20, 15. ero 1B,"^ö2.s.ia0v«»16. der Düt. PI. inen 18. 28.
49fi
53, 148. 68, 327. inan 35, 117. Fiir fie kommt fiii, fu Äipmliih oft
vor, vgl. Acc. Sg. Fem. fiu 66, 16. — Nom. PI. M. fiu 2. 75. fu
88, 17. — Acc. M. fiu 53, 149. fu 53, 150. 58. 32.
Aus den Personalpronominibtis ist iuser 48, 172, welches mitten
unter dem gewöhnlichen unser steht, als altes Beispiel für diese noch
heute in der Schweiz gebrauchte Form von unser hervorzuheben.
Von der diu daz erwähnen wir den Dal. Sg. M. demo 18. 16.
Dat. N. 20, 19. D. Sg. Fem. dero 68, 321. Gen. PI. dero 20, 34.
70, 26. — Der Dat. PI. dien ist in unsern Denkmaelern sehr häufig.
Wir finden femer die Neigung das e in i zu erhöhen : (»en. Sg. M.
dis, öfter. Fem. dir 3, 27. — Dal. Sg. M. dim 6, 36. 40, 7. 78, 7.
Neutr. dime 4, 33. dieme 4, 36. Fem. dir 3. 27. — Gen. PI. dir
7, 62.
In Bezug auf das zweite Denionstralivum verweise ich auf AI. Gr.
% 420 und begnüge mich besonders hinzudeuten auf den Nom. Sg.
M. dise 56, 4. den Gen. Sg. N. dizz 31, 4. den Dat. M. disime
1, 2. 10. 53. den verkürzten Acc. Sg. F. dis 30. 10. Nom. M. Fl
dis Sb. Die Endung e ist hier und da in i und selbst in u gefärbt.
Für das Demonstr. euer zeuge der D. Sg. M. enemo 20. 18.
Ueber das Ädjectiv sieh AI. Gr. §§ 423—425. wo aus unscrn
Predigten Belege für die verschiedenen Flexionsvocale gegeben sind.
Ich erwähne hier nur das dort aus ihnen nicht belegte u im Acc. Sg.
F.: vil gotu und vil rechlu lera 20, 39. — Advcrbia in -o: billicho
18. 33. diccho 13, 1. emcigo 13, 28. gerne 17, 16. namlicho 20.
34. rechte 20, 61. unsanfte 17, 2. verro 13, 4. warlicho 13. 53.
19, 5. wirdeclicho 19, 4.
Die St. Georger Predigten geben mehrere Beispiele der Com-
paration in or. öst, welche in den übrigen Denkmaplerti dieses Buches
nicht erseheint: gcrnor Georg. VI. — cdelosle Georg. V, VI. oberoste
V. allir s6rost V.
3.
Av8 dem Worfsckatze sämmtlicher Denkmaler.
Abindluncheli schw. F. Abenddunkelheit, Abenddämmerung: der ne
wart nie morginliche intluhtil noch mit äbindetunchelin virselwit 4, 46.
abgreifen schw. Zw. technischer Ausdruck für das Geldabnehmen
durch Bettel oder Betrug: so streipht man den andren liulen ir guot
4Ö3
ab mit gilen und mit glichsnen 70, 146. denne daz ti nu andren
liuten daz ir abstreiphent mit vnrecht vnd mit gilen Sb. 13 a.
adir oder 71, 26.
agelstra schw. F. Elster: du solt niht geloben an der agelstrun
lohnen 42, 6.
agstHmn Adj. von Bernstein : roeti und agfteinin paternofter
70, 237.
aide, ald oder: himel aide herde 9, 2. siht aide hoerit 53, 56.
daz ubil ist aide daz widir got ist 56, 114. den ie vater ald muuter
ir kinde oder kein friunt dem andern ie getete 91, 133. Vgl. olde.
all'uheit st. F. Allgemeinheit : hie siebest du allicheit der sünde
ist vilheit 69, 83.
alsnlivh Adv. ganz so: alsolich geschuoph unsir herre got alle
engele 1, 13.
ahoges Adv. ganz und gar: obe wir alzoges ne mugin an deme
cruce nel gelm. doch an eteücheme nagele des heiligen crücis 11,
66. disiu naliurliche bAsheil ist uns s<'i vaste angeborn, daz si niemaii
*alzogis virdruokin mac Georg. Pr. V. 13 d.
aiabahle sl. N. Dienst: die ringerin die in dem ch^stir arbeitent
mit ambahtin oder mit arbeiten 57, 11. — priesterlich ambaeht S. 276.
ämeron schw. Zw. schmerzlich verlangen : daz uns nach inio
m^ze allezana «uiieron 19, 7.
angengön schw. Zw. anfangen: der (lach) ne wart nie mit
morgene geangengot noch mit iU>inde befl«>zzin 4, 44.
anglich Adj. gefahrlich : daz ik vin forchfam und sin anklik urtehle
entlihe 74, 62.
anhuftunge sl. F. Anhang: die wil er von nideren dingen aU
vil anhaftnnge hat als ein ns^delenspitz «elragen mag S. 273, 19.
aufchhi sl. M. Erscheinung, Bildung: die sich niul gewunden
hänl US den l'triken des lipHchen anfchines der strebenden creatüren
62, 54 der lipliche (Hs. liepliche) anschin steht gleich der creatiur-
lichen bildunge 62, 57.
anefchouwede st. F. Anblick: in der anefchouwede des almahtigin
goles 11, 38.
aaefiht st. F. Anblick: 1, 68. 4, 12. daz uns nach s?ner wünnec-
lichir antliht moze ämerön 19, 6,
anftän st. Zw. antreten, bevorstehn : er ne löse den IIb von
deme anftändime ungemache 7, 10.
antf'ristön schw. Zw. übersetzen, dolmetschen : Galtriel wirt ge-
antphristut gotes fterchi 5, 5. ' '
^^^^t,,al•neboti;' srhw^.M. BoI|i^j: da« flu lair ,zi unsirnn! Ireh^ine arne-
böte siest 77. ,29.,, Vgl. ern(h% eivnilt*. arant, . Bol-sthatl : ifot,, mus,
Bote.
ilUllelHUK l'jtt UM n*»ii«»l*i;' liiiii iUk i\\> l'tJ'i.'l i .//lii ■:\-^\.\.
bafena schw. F. Patene : den andern teil den lelt er an difi t^'üCilt?ü
41, 208. 211. " ;t:*: .o-
;i,-. ^tff/^«K,isqh}i. ,p„ B«toi^e;.j,tJM,ilVijf,|jnUi,.,gHloUfiO. ^'».^i*' l<a»,gpnien
^|,l„6qcM'«%:=!'- i^:-* #(i«in<le;f I^Wi'j^,, H,vlle: -.^ehaiir dO YM^^fn ,!^^.,all«?
iil.^d^z li,sjk:it>;e.,bf;pliwii^e. 1>61,., D.Q,^ : )i „Idi-.n.-.-ll/. i i- \»'>A-.v\W
behf^reu sdiw. Zw. sich b. sich überheben: do .iji4lftt^ief;.irtirMi<^r
herlcU(^phl/v,J^i?iiVi .kM^'^rM^ .)'H'4. ^?f'-M<?rd|iinö . undjrtan >v-^ ^ > . 3.C>,„
behugen schw. Zw. crodenken. erinnern : obe uns die xwfnqt^e^r-
tachq, v;vr,,alh;fji dingiii .behug-ii Init fin.der Eriiint',vung,^jid)*,.diii niinne
g9^^s,,unde eiive/», //fgcUcheii nienlchin ,2, 52. :. ,1.,,, ,
mohtigin und diu fiin unde,dhi h^iligip ^ßi^^j ujijde ,,giU">l>e .die . dile
tjjnepidL' e^y ,>yarwj,gOil 86j, 2, .. ,, ..;, ; ) ,, ,,u ..-
,1^ 6ß/e/Äefl,,^c|^w^ ,Zw^ i^trafen,. scl^fteii; (Jer, ge,waU,ihet,,riaz «jr daz
ijni;eht rihteu ^ol,,.f}er ^pl,„\y(ql,,her\^,Qljqhen berefsen.svvaz ./.e ..feeref-
sene ist 56, 121. 1,, ,-,,.. :;.. ..v...!!
i„„ b er haß , Ad'}, frucb^l|ar: da/. enli^n;;/rubj berhaA-mac sin, 46. 39.
öe/cÄowßrfe.^t. p. ijB^eJlr9cbluiigf;,|UU;,,fpr/l)it S. Beinhart von vier
befchoweden dje diu sfde an g^tte beschowen sol 54, 209. , ,
befoufen schw. Zw. ertränken, versenken: icli bin.igar, duyfßhr
flozzin ,und bp(up|b(l,V' ift,4*iJ; £!PU*^J»u» suezekait. Qeoi'gv Pi:.*V.I.al9 c.
heir^el^edey.s,i,^^^. Betrübnifs: Ircebplie, m^ alle ,betr.itebtjdfj> 5§,
11. wanne nach (^r bctru«'ple und arbeit IVi kuniet ifjern lr«.^st unt Ini
genade ()4, li|^,, vgl. .auch ü7,.(j|ir!,TyT^aijj ^ly^ehtunge oder ;iin belrübidtii
GeQrg^^re(l,,,X^:^mi. i,^.,,, „„f.^ii; cjriailq'ii! :<W\ -niMbiil ifd. 1-0 Am
belrüebsale schw. F. Betrübnifs: belrilpfali unde widinnflli G«iOj"g,:
betiiiter st. M. Dohnetscher : won daz er einen betiuter bette der
djq. laiiUVrach nppl», d/^' IJppn »wol; kaade ;S. ^^4:/ .» ,\, \A»\»»^»)
beralh'/i st. Zw. fallen: \on diu Jiivil ouch er U22. .Vfgi. K'25.
1,^^^ bezfnjLe^i seh. Z,yy. umzäunen, in Clausur legen: au allen reinen
ordenen und seligen cbUtern da du ilijzundei! in.gfiiuinnet und getrüdel
wirst 91, 61. die (^ir^taj^ liizündei^".,<)^-d«n,iin \>i)Jekalicher arniupt rene-
kelich nächvülgent 91, 69. ,1 1 ; .lu^. i.w...ii.j-ii^
«95
\iK,i biUen sch^. .Zw. hauen, hacken: der «dierfö der alt wirt 16
wirt im lin liiabel krumb — r fö billet er in an einen heilen (tein
69,.-20&.'. - ^;
' ' Hiiern, bildern (Plural zu bilern st. M.) Zahnfleisch: i'ö fint im
<it4^ bildern fiil 41, 243.
i i bimite schvv. F. Pigment. Specrerei : dö chämin die heilij^in vrou-
wen mit ii' biitiiton unde mit ir gilelbe 12, 55. mit unsiren bimiton
12. 65. ildliiid .^. ,ii .j|(lil'»iM<l .'I .ic u\.
.' ■'■ hifrhaft sl. F. Beispiel. Gleichnifs: bifchaft der häilgen sont diu
bnooh sin 51, 4.
biufeln sehw. Zw. beuteln, schütteln : <lo muos es cleinlichen in
(lern lulle oebiulell werden 65. 122. "il .y/^X
blatte soliw. F. Felsplalle. Fets : du bist Petrus und üf dis blatten
wil ich büwen miu kilchen Sb. 141 b.
t- Ä/iio/V'Arts st. N. Blitzstrahl : do hat daz blicl'choz in daz herze
of'nomen 68. 294.'^l'i< ■ »»'
blhuieri scluv. Zw. mildern: daz ander ist daz diu rebe bliu^et
liiit ii- leliatteu der suimen sehin 49, 6.
bhost sS. F. Blüte 6^j! 49. bluest. 69, 48.
b/iu)t(/iez-eii srhw. Zw. bluten: ich verbirjje mich under die bluot-
ixielienden velfiiheu diuer arme 99. 100. mit diueni bluotsfielYenden
lihryen 108.
l»o/ew scirw. Zw. werfen: polten in do fd lang^e mit grozzen
ftainen 22. 19.
bole/rhephten schw. Zw. als Bote etwas ausrichten: al nach ire
aminile werdiul üe genenmiit angeli, l'o fie maziichin gewerb in dise
well botefchephlont 1, 83:
bntstiejj'el st. M. Herzgrube: fA miz den ubir din herze in modum
crMcis nnd»!Vori deme brustleffde zuo deme nabile 76, 9.
brütinaniel st. M. Brautmantel (vgl. Meine deutschen Frauen im
Mittelalter S. 252) diu minne ist ain brütmantel der selen^ damit si
wirt got gefjiegel ze ainer brüt 48, 25. '■■■ liioijni imIs J»).\Kiiuiidt«iv
't '• buterich st. M. Schlauch: nieman sol ninwen wiii giezen in die
alten buteriche 11, 8.
dempfe schw. F. Asthma: der inhein temphi het in der brüst
53, 118.
dormiter, dormenter st. M. «lormitorium : daz dritte daz an dem
clftstiftV' ist.' daz ist ain dormiter -— der dormiter ist ain götlich hertze
43, 73. m-äfle («ol'^n) der reventer, kiunschi der dormenter 51, 10.
ärf scheu st. Zw. dit^sclu'n, achlai^eo : zuo dem drittiMi iriäl wart
er an der öiil gedröschon mit müiioxMii hillerlichen schlag 44, 53. ' :
durhbruch st. M. Durchbruoh der Ueberzeuguug, Gnadendurch-
briich. Erweßkung: so dßr mitnlclie einen rAseii in rfiner hant hat
oder des gelich. so solt er belicndciiklicli ein dunlibrue.h nenten und
gedtiHken bi d«ni i'uiHlen gelniak wW luell und wie recht niinuenklieh
der scht'ipler ist. der den rtiscii ofiiiaehfl hat ü9. 247.
ilufhijefiUt st. V. Diuchblick, S<harlbliek : daz ist t'in \rige dur-
gellht, din inil wuuderungtj wirt gehüiikit i» ilon spiegil der wisheit,
dänah gät diu tlurgeilhl, daz ist also daz denne der geist in der girde
beschowit den spiegil der M'Jsheit, daz isl ein vriiriu diugeriht 54, 191. 199.
durhltyeu srhw. Zw. btvsclzen: si ist dnrieil mit edlen niartfariten
68, 419.
ditniahtiii sc'hw. F. VoUkoininenheil S, iS8.
durlij'luUen ut.. Zw. \ uetallisch mischen, iegiren : si ist dur-
durhfmehen schw. Zw. * riagt-n und durlinelzet mit klären» golde
68, 419.
ebendoln schw. Zw. mitleiden : do du in Idhe erstanden dem du
davor ebindoUost 83, 48.
ebenkeUic .\dj. einstimmig: tüid hant lie gelobet mit «'benhelliger
chure, nnl wunderlicher einmuoliii zuo einer chunnenginne 9, 23.
iis\ ebenhellunc st. F- Uebereiiteliiumung-, Gegensatz zu mifshellung,
28, 67. 29, 50.
ebenchriften st. M. Mitkrist: daz wir minnen ünsern ebenchristen
ab» Uns selber 27, 84. uns inn «'bineristanin 12, 69.
ebenher Adj. gleich hoch : daz er wolti weid«Mi ebinhere dem
allerhöhillime sime herrin 1, 21.
ebeniHü'be st. F. Vergleichung : daz vierde übil isl ♦^iu Irügelichu
ebinmAze der urealure ze gölte 54, 97.
ebeninäzen schw. Zw. vergleichen : so get^^nenfte caslille wirl
geebinmäzol diu nmolir unsirs herrin Ihesu 8, 19.
eyeUcli Ad), fürchterlich: so scrirl er eigeliche und weckil sich
selben 56, 68. lud »eiJl*.
eyesol st. F. Schrecken: löse mik fon aller der forkte unde der
egesude tJalhane 74, 51.
egespäric Adj. furchtbar: daz ik moel erkome an der eispüviyei'
befchowunge der Ireisliken anllulze 74, 58.
eheren schw. Zw. Aehren saujmeln, — eherwre st. M. Aehren-
leser: ich bin ein ehircA'e uud allit» daz dem üuvil inphaliit, daz li:i
4d7
ich flf und eherons 56,878. da gftnt die annen Hute nach und eht^rent
381. Vgl. 384.
eigenfchaft st. F. Eig^enlhiun : ez ist ain gröz dinch daz der
mensche Ane aiginschatt lebet, ez ist abir noh grftzir daz der mensche
kiijsche li Georcf. Pr. V.
eiurihtic Adj. eigensimiiu : im l'int etliche liute allö einrihtig daz
11 allis nach ir linne wellent leben 54, 55.
einrihtigi scliw . F. Eigensinn : Iwer allis in finis herzen einrihtigi
wii varn, der inac wol verirren 54, 53.
elbiz st. M. Schwan: der vogil ist ein eM)iz, de weiz von nature
Inien tot vor und lY» er morne Herben lol, 16 finget er hiute einen
vrAiichen ianc 56, 175.
ememc Adj. häufig: emezzig märe mit lobe, IVequens tama cum
laude 3, 64.
enboben Adv. ober : mit einem Hechte das enboben ir ist 66, 60.
enthabnufft st. F. Enthaltsamkeit: groze enthabnulTe het er an
dem Übe 22, 5.
enthebede st. F. Enthaltung: ewig inthebede von den sundon 6,
51. 11, 28.
entlibunge st. F. Enlleibung, Tod: nAch entlibung 99, 107.
entstän st. Zw, verstehn : daz du «bir inltandes Georg. Pr. VI. 16 c.
entwerden st. Zw. c. Dat. rell. vergehen : ie n»Are er sich göt-
licher minne zuotuoget ie mere er im selber entwirdet. Sb. 4 a. dis
fiinkli ist idllamment in got und versmiltzet und entwirdet ime selber 4 b.
erber inherze Adj. barmherzig : geh in der erbermherzer got 17, 24.
erbibenen schw. Z. erbeben : so erschüttent sich das ertrich das
es alles erbybonet 68, 238.
erblecken schw. Z. bloss, nackt werden : li lach in erblechen
under den hurwinen li;tnden 8, 63.
erklupfeu schw. Zw. erschrecken: ilo daz hArta S. Peter, do
erclutt er und sprach 18, 22.
ersihen st. Zw. ausseihen, entleren: lurstig und lürre und ersigen
dines heiigen bluotes 99, 56. '-> »^'h füft^ iiii
erfcreckunge st. F. Erschreckung, Erstarrung : allo treit der geiüt
von gütlicher kraft des libis irfcrekunge 56, 293.
erslewen schw. Zw. stumpf werden, ermatten : wie dine mugende
sint irloschen und irslewet an fthunge und an der brinuenden girde 56, 327.
ertbibön, ertbiböt st. M. diser erdbybon ist niutzit anders deiine
so der wint des heiligen geistes durwßget die hülinen der sele 68,
240. unt was ein michil ertbiböt worden 12, 49.
4M
r .: ei'fislunge st. F. der jfeilenke ervislunsf (sol) <ler «jastiiieisler (sin)
51. 11.
erwlich Adj. «(»/«xot.: 4iie. erzelicheii arkang:eli 91, 181«y)k<>
twen srhw. Zw. yeselzlich bcsliinmen : daz isl geewet uud g«»T^
wlhet darzuu da/ mau gol darinne tlicneu sol.Bl, :5. ... .., .. ii,.iii.:
irf. u(hir!!»r< i't\t, -ihiil -nl >iHi Itiil (Hl ■ <jUUÜ-»^M'f iliA •«k\^»«u«»
yastgebe scliw. F. Ga.stwirtin: «laz cUliche lebin eedienole ui^
9n lU'heiuer gaälg^ebcMi so wol«» w an dei: iiiayide S. Mariun Ö, 4*2.
yastmeister st. M. der Convenlual, dem die BtnNiituutf dfX
Fremden obliegt 51. 12. ,iii Iki liyi)/ r»!» :iiKv/d»''. A\->
n n^. yebrahte st. N> tJesclirei. Länn: do hiiob fio ein oebrahte, nJ,^
112. .... ,;,.,.
geürfistUcheit st. F. Gebrei'Jdichkeit : tiaz bezeichnet die ,,". die
der mönfrhe häl 68, 6G. 195. 198. ..i ,\ .,i„j«i
gexlultsame sit. F. Geduld: diu feJb^teii.lpczp, wt (JHFii«to%ft\^dult-
bami 55. 17t>. ..-.,= Miiiiul '■' '■.■ oV\.,>\ ,.» .
yegenwurf st. M. Oltjecl : da/ werch isl allei- edelest des obie»;ht
odei'i des gegeuwurl aller edelrsl isit S. 274, 11.
yeyihte sl. ,\. Gicht: daz gegihl inuekliches laides daz duich-
gieng ir hear»e.44^(ü29.,i ,..u U,v .tjftMdi-dJoH -i l> huwwA
yehebede sl. F. Habe: so laz alle; dipp gehrebide nnde volge nur
nach. Georg. Pr. V. , > > . .^ ■ >
yeheUunye st. F. Uebeiieinsliniinung. Einigung. Georg. Pfv X^l >.!
yehuliliyt/i S(h\,\. Zw, hpld machen, veissühnen : und lieh gehul-
dii(enl widir zuo im mit ir blhle 87. 20. , ,*
,. geleisi/tic adj. lolg-sain,; daz uieulche wjrt alsegfeleisinig >ud alse
gehorsam, daz man mit iine tut swaz diu gehor.sami wil. Georg Pi:ed.
XXXIli. il )i:l i! :ir<iir»// l/joji .ür.ul»!
yelhihte st. N. Licht, Glanz: ,';|ljaz^. gjeiiucht id^iy jSlpr«e,i,d<»a„w
gebenl jU' «laz ertrieh 08. 340,, ,j ;- !,| , j, \ ,.x\, >, \^\\'M\r,
gemalen schw. Zw. malen : daz dir <ler prediger in gesoul^. .ynd
gemale. daz soll du bachen 48, 7. ,, , . /
yemaehe st. N. diu scrill diu ist daZ),geinelze,iJn;>|ert lüh-fe^i <i«Ä
man da mälel von den heiligen .55j,;M-nl'»^j?! 4 .)>: ^v""'^'>*»'»»V"^
yemahehrhafl st ,F. Vtniuahlung, Ehe: von dirrp.rei^Pfl g<^n»*?hil-
S4;h(^>le yprichil unser herre 50, 449. ,.,.,,
,' gern eijHi eil igen schw. Zw, gemeins^im iiiacju'n: -iit^Zn^F.uSin nb^liZ
gemaiuvejtiget ,hal ,her zuo im, «^l- 12,. \r .j< U.^»«J\\<> .mCiöV^JV»«»
geneivUcheil bt, F. JVeigung: (loi-h.i't>J!ibftt,.,}|nt)! das}; >NHr?ll|i i der
geneiglicheit zuo der schulde 09, ÜU. »„n,, i,,! ,u4i ; - i»
499
geniiegede st. F. Fäll«M- btV lioe<it-heiFit''Ä*'aUfti^ zit' lippekeit und
gnuegd diser <lintrrii 70, 249! ■■ ^s .ih.! /.Ii^ liui \mm\ uAii- Jim ;it. Juih;
genhtec Adj. richtijar, gesund : der ein o-erihtige zöngen het und
der inheiii toinphi hei in der bnisl 53. 117. v^l. 53. 130. 136.
geselbc >[. N. Sallt*'nw«>rk : mit imsinne yuoten ois»'lbe unde niit
unseren biniiton 12. 64.
i gefihteelir.he Adj. !<ichll»ar: als A wart er gefichtekli«^h und offen-
bar gemartn't 41, 1(54. ' '' ''^
lu,: gesmden st. Zw. sehneiden: Wlaz Mr der^'predisfer in gesnide und
ffemale, daz l'olt du bachen 48, 7. .ii.uil »s.
gefpifjichaff st. F. Spirlg-enosrJensrhatt : haruinbe soll du lliechen
^■etellesehafl oerpilschHll kleider kleinoeder OH, 177. die zun vil \Tf--
oeordneler h'ebi ziu» inen selben hnb('iit in kleidren, in kleimpde, \\r
spis; m trank, in gelpilsrhaft und in ungeordneter gelelleschaft Sb. 28 b.
gef'poiise sehw. M. F. Iponsus, Ipouba, Birintioain. Braut : do fragte
unser herre zehant. wa Maria were, wan si was sin o-efpuntze S. 275,
22 do antwurt ir gefpuntze Ihesus für si, 33. • ■"" '''
. . gefpreklach' St. X. Gesiräifch'J'Älä'' (lüeh in eineme ^efpt*iii(lach
Moyses ein tiur fach 10, 26. ' ' ' "^ ^""
i .'gester Adv. gestern! 69,'"1'6; g^strön 69, "4.
geswäsliche Adv heimlieh : vone din hiez er die magit gesw.
üfstan 7. 57. der ist geswash'che erstorbin, der ist g. irstandin 7, 64.
^«'erferew schtv. Zw. Federn bekommen : nu wen eteliche liute
fürvarn und wen e fliegin, 6 si' g*w<dereTi"53, 16r. "'' '^'"'»^'^ '"*-^
,< genifchen schw. Zw. lisehen : so dili belruopfali ie '^ro'zir'iyt, 'so
der tievel ie mv gevifchot Georg. Pr. Yl. 16 d. " ''
i\m\ gewähste st. F. Wachsthum : welle wir daz verftPh Vbii' der ge-
wfehfde des ehindi^s 26, 15. sine iunger waren der gttW^Xhdt üHde
ftes alters 1.6. tiw :;Jv.-u,.i-.:r . -lu^ U i- •■ -• -.y
gewette st. F. Verpfandung, Strafe: diu ge wette 'w«?riitfefurift'ft^t
järe undmere daz wir araiennesgen newedir habeton gotes hulde noch
der engile minne .3, 85.
gewisön schw. Zw. besuchefr: diö'heili^Wri göies eri^ele ge^isönt
hiute hie ir hüsgenoze 11. 32. ' i-*^*"' ''''"^
: u.gewiteren schw. ZW. "'erweitern: wie sun wir disen hiüni ge-
witeren 53, 238.
i''i< ^^M'o/7en schw. Zw. in Wortfe fassen: eiö ist übif^r alles das» man
in zit gedenken oder gevvorten kan 68, 376. Wüfsent das diu s61e däz
ewig wrtrt basHekeiiriet denn alle* meister geworten künnen S. 273, 10.
gewülken öt. N. Ge wölke : in eineme gewulchene 11, 4T!
500
ffilen schw. Zw. hellein : tö ftreiphi man d«'n aiulren liiiteii ir
guol ab iiiil gilcn und mit glichsMcn 7(1, 14t». viid älieiphtMil es aber
den andern liuten ab mit güen und mit menger hande listen Sb. 18 h.
gldriösUrh Adj, glorios : dis ist ein fflorioslieh fchowen 68, 374.
ein einiger tropfe des glorioslichcn schowenu 376.
ylösen schw. Zw. glossiren, auslegen: das gU^üit ein heilig niaii 53, 36.
.^ yothunyeric Adj. dem gothungerigen menschen smecket niht wan
bloffe golheil 63, 52.
yutlichiiam schw. M. corpus Christi: hie wirdel der hailig got-
li<-hnam gemachet 31, 48.
grisgen schw. Zw. knirschen : und l'chluogenl im oft' daz höpt
und üir die kr^ui als übel daz int die dorne wider grisgetent an dem
hdbet 44, 96.
griuseln schw. Zw. gruseln, grauen: iuch griuselle ab iuch selber
62, 42.
grünt st. M. Abgrund, abyl'sus: sA sehenl si den hellischen grünt
58, 28.
yuulUch guollich guenlicb Adj. ruhmvoll, herrlich: das er uns
mit sinen userwellen in guenlichei vvise wil tuou behalten 67, 22. —
yutuüihi schw. F. Herrlichkeil: /au) einem lobe und guenllchi dines
namen 97, 3. und got guenllchi und en* gibesl 69, 273.
hayestoU st. M. erbloser Hagbesitzer, der ausgeschlossen von
dem Erbtudi* der Kamilit^ uur seinen 'l'heil an Wald und Weide hat:
lehs und iehzeg lüsenile wighapliler manne ;iue wih inide chint unde
une hageslolle 10, 33.
halsflegelön schw. Zw. an den Hals schlagen, ohrfeigen : liu fach
in halsflegelön 8, 62.
haltdre st. M. Erhiser: diu mennesgheit unsers hallilres des
a^jii^a,lligin goles 3. 46.
. haiitmle sl. F. in eiure hanlwili.' in iclu oimli 12, 73. wuz waK
diu slille? ein so lang liaulwile daz die niun chöre gestnomlin 1. 101.
vgl. im Handumdrehn, schle.s. über Handsweile.
heia Interj. 2. 42.
heiltrank sl. M. Arznei : mit deme heillranche wart gereinit f.
Maria 6, 64.
heisere schw. F. Heis«;rkeil: der mensche singjt gölte wol, der
inhein heiseri het vo« Sünden 53, 117. i^hu n-'
herben schw. Zw. siechen: etlich wurden den fchlangen fürgeleil
ze buchend 28. 34., , , , ,, , ,i
501
hefhhnc st. M. halber Pfennig: hat ein geistlicher mensch eins
hflblings wert, so ist er niut eins helblings wert 70, 138.
hcl/ewarc st. M. höllisches Ungethüm. Teufel: daz der ubele helle-
wark mir weder for mir noc nac mir gescaden muge olde zuokomen 74, 53.
heiifien schw. Zw. do in von siner hilfe wiii begunde ze hengen
21, 11 aU ei^ ihnen durch seine Hilfe glückte, guten Verlauf mit ihnen
nahm; nachgeben, einwilligen: ze dehainem sincm willen er im ge-
hanchde 22, 1.
kcntsche st. M. Handschuh: ein klösterfrouw diu sizt nider und
sizt einen ganzen tag ob einem sekel oder fiurgeziug oder hentschen
Sb. 69 a.
kescken sehw. Zw. schlu< hzen : won si hoiseheitt und klagent
sich nu niut als dis tuond Sb. 13 a.
hefs, hehsc st. F. Hexe: du solt niht geloben an zober noch an
luppe noch an hess noch an lächnye 41. 4. '''
hinltezheit st. F. Unterlassung Fahrlässigkeit : so du oucb die buoffe
niut geleistet hast und du es von hinlesheit läfsest 69, 155.
hofroht Adj. hökeri<;ht, bucklicht : der ainoeg wacro oder hofroht
und die nas krunib 42, 111. swic blhit swie hofroht und swie krumb
er si an sinem leben 42, 116.
höhen schw. Zw. hoch werden : mit dcnic Irurin höhet der bon
56, 532. -^'-*' """'>"^
fwh est. N. Holz : und louffenl mit ir sinnen utit sorgen har unt
dar, ja si louffent gen Basel, gen Rom und gen Strasburg, ina mtn
kint, was wiltu gen Strasburg umb holtz. du vindest sin doch hie
genuog 70, 224.
hör st. N. Kot, Schmutz : swie lang der edel stain in dem horwe
m 35, 15.
hörtven sehw. Zw. beschTruilzcn, beflecken: daz die haihgen sich
niumer gehörwetcnt wie vil si bi übelen liuten warent 35. 16. —
hurvoin Adj. schmutzig: si saeh in irbleichen under den hurwinen
handen 8, 64.
hoeschen =: keschen heischen st. Zw. heischen : die wil wir dem
lusl der natur und dem hoeschen unser vichlichen lierlichen kreften
genuog syen, so hcefchent si alliu zit iippikeit und gnuegd diser dingen
70, 247.
houpthaflic Adj. Haupt und Leben fassend : mit himpthaftigen
Sunden mit Capitalsündet« 37, 20.
houbtvaste sehw. F. die vierzigtagige Fastenzeit vor Ostern : si
lieffe dich noch die houbvasten mit einander vaslen 68, 162.
^P2
Jwotsamkeit^ st. F. Vorsicht : verlihe mir e^l Jiuoli^inkeit mit voichte
ce hehallcn 97, ^4. , y, ,,| „^ j.^v/ ^anflrll^H
jär St. ]S'. ubeI:.j^•,,([)^^.,4^ ,üb|?«,: ,SQ begän wir über järdi^xho
die tulttage 13, 1. > , .;, j , ., ,,, , .,, ,
'egeweder Pronuni. diu dui nahtin iegvvederes lebeimes 8, 88. l.
iegewelich Piononi. ein icgvvelich yclava 4, ö. . .-. d .. ^ . uirli;«!
;>//rÄ Pronom. der aber dirre ieliches wii gcmeroi JJ4 ISU nibd
ieme immer: iiunme 68, 351. ,,1 ,^.i»M8H .W .»» nA>».\«%A
tnA.^^^^f Sl, 1. iuwel: ic ze hiiiwete.Ü, -^'l- mvet 74, 67. ieth 26,
7. 21. iut 2, 39. Georg. Fr. V. lutzit Wack. 70, 60. Sb. 124 a.
it)l^26^ 24.. i.ruf ..i.irl 1- ,(<';/ . ir.vtl ;n|fl ,. • \. r ' ^ ,.-,.\-xf>^^
tezfi 6, 3. ietzzö 69, 8. icze 30, 10. ietzanl 68. 19. 69.-40.
\<^V{i\\ 72, 26. iczczunl 101, 12. .,; . . ,' ; .< -.•
inä Interj. inä min kint, was, .syl dir der .unflal 70. ,124.' inä»'|niii
kin«, uas willu gen Strasburg 70, 224w ,i ! .' :t»^ihA
iuhangcn •^\. 7a\. einhantrcn, einwohnen: die krefte die tmder
gote hwebenl, die hänl ein Inhangeit in.goti "nd tiwie si höht eni
lixier in^län in sich belber, so bant si doebein inhangen iu dem, der
weder begin noeh ende hat 61. 7;>. ijt w}th\ wfMila hk i* t»
,i.,fj i'fslän ü\. Zw. einslühn, irt sieb sein 61,* 73. vjjl,' Inhangeli.
irrelar sl. M. Iirthum: daz si ir irrelag er( hcnncnt und ez wer-
)jebo,j'Jiv\völil 20, 18. t,,M iM'."«iM.| hm.
irröl s,l, )I. Irrthum ; .Ui<> vinstri des irrödet» 54^ »iüdi. ivgi. von
(^^ vinslri der irrunge 54, 129. ni ■
jucken sehw. Zw. du Toll niht geloben an die bräwyn und die
Wangen iuken 42, 7. \Uuuth6 .h^ '
karßllf sehw. M. Koralle: diu palernostei 'Ost vor gol mul desl
beffei[duv,«lei" rolen karallen willen 70, 240. pater .noster die kavallin
ßint- Sb, 20 a. .,-i\&r, n
kenel sl. i\l. Kanal, Kinne: mit dinein kos|ieren bluot. das duKch
die kenel diner seroti wunden so volkomenlicli vergolsen wart 99.
69. kener ^\ M. t;bd. M-, das waL^er fliu.iel dnr den kener ^•.
272, 12.
kenfninye st. F. Krkenntniss : zaincr ehennnnge des aitin ßolifi
5,,,JiJ,.-f<ifr'Mf| iM'
kiudelbette sl. X. Kindbell: alsus lil er in ein kindelbeüe 66, 75.
kleiben üvhw. Zw. kleben, leimen i.fdazs diu. üüikie skli • klaibil
an die sele. Geortr. Fred. XXXlIi. .i-H/.Iuod )il. d ;<mi d'd» '•*'<'!
I
I
503
/»ljMl^»p(f«'etfhZw.;knelen: daz ftinfte daz man es knlttet 44; 32. zft dem
fiinnen \m] wart er ^^eknettcn mit dm rpaichelii der imi-aiiien Juden 89.
krapfc schw. M. linken :\dur.c)i dip yf^ninin chrapleii 27,52. mit
ysniiien chrapleii ab gezerrcf 28,> 37.\ „
kripfen schw. Zw. ergreifen, packen : da schcnl si die tievele
die SU kripphen willenl 58, .'32., ,,,,;, fi,, ,, ,.<
, knmc Adv. mit Mühe, schwer ;_ vor dein mönschen kan man sich
küiner gehüeten denne vor dem 68, 139.
küner st. M. König: ein chuneng an der erde, der vil sunc hat,
dpr uenüüg niuwet wan einen ehnn'.ng gemachen IL 107. - kt/neg
ÄlWo/,rSt.JL .Xh^'fln^ siut sie aber chiniige, so muoz ire.iegelichc einen
chunegstnol, eine cr6ne und ein riche hän 11, 106. ,,.
(,j^4';. -1 ■■ .■■■■ ■• n 'V ■'■ ■ ■ '"■ -
(j'ij;' /4f/*w'c, ;jJ„,F, Heihnitfcl, . be.sonders .Bebpreuhung: du soll nihl
geloben an zöber noch an luppe noch ari hefs noch an läcl^nye 42, 5.
hfclientiiom sl. M. Heilmitlel: diu bihte ist daz jungij'te und daz
h^reste igv'h.enluom der ^undon 6, 63.
hnf lß^ßry,^\, ]K..i Schande : den wolte man lasier jtietcn und in daz
klaide bi dem giirtel absniden 45, 75, , ,
lätverlikeit sl. F. Las.shtit, Lässigkeit: iVpf,bienn,et ji^.d^r.UucheiJ
und an aller läsvertikeit 56, 341. t ; ; „ir»!,« v r.r. \i"'. /fv?-
fl ,.,,5 ^ÄÄC/«, schw. Zw. leihen : lejjmenl, gut giltets iueh 59, 2. daz
er im gelte waz er im lehnet an sinen armen 59, 7,
liehlunge sl. F, Uchlung.. Helle: daz un* god fuor.ile lizir deme
abgrunde des, cwigin,,,^odis in die liclunge unde in die wihtum der
himelesgun Jerusalem 10, 43.
lilach sl. N. ßellueh, Laken: |ljf|fre,,ijin^lU IM.ulie, >v^n eynduyjlad'
do man euch yngewinde 72, 12. • • ■ ,,^ vi .,(, »i i^,: ;.i
liiuhnüetic \6j. weichmiithig : uut niachet daz heree lindmuetige
und smeltzende 64. 29.
lohezcn schw. Zw. flammen : wundirliehe ge.cirit mit allen den
lohezonden steinin des gruonen paradisis 1, 58. under den lohezonden
steinen des gruonin paradisis 11, 76.
lop sl. N. Lob, Loblied : iȟmlich Hute siingenl im niu.wiu ,iol)
engegen 47, 22. .,\ ,,\, .,, . „.
louwe schw. M. Löwe : da bekam im ain löwc — bi deme lewin.
Georg. Pr. Vi. 17 b. in deme hole der louwon Wack. 90, 3.
lubetsch st. M. Läpp, einfalliger Mensch : dö sprachen die meisler
zuo einander : \va hat diser lubel.sch diz gelernet, daz er weiz daz
got ist luigetailet? er kam doch nie in kein gröz fchuol. Sb. 4 a.
504
Jucke Adj. lügnerisch, falsch: wie gnftdecllche dich got irioste
von hikkin urchundin 84, 6. '"'
hippe sl. N. Gin, gingcmisrhles ZauluTmittel : du soll niht ge-
loben an znber noch an luppe 42, 4.
mäWingen sohw. Zw. in öffentlicher Versammlung verhandeln ; so
got wirf allin dinch mäldingen. daz ist an der iungsten urtaile 31, 78.
manduugc st. F. Freude. Wonne: froude unde mandunge 2,80.
michil m. 3, 54. ""' ' '"'• '""' '^
mer coinpal. Adv. ie me-s6 nie 60. 65. so ine-s6 vnt 60. 23. 24.
mi^r, me Conj. vielmehr, sondern: ez ist nit ')ffeni ime suochende.
mer alles in inie plibendc 66, 26. du meintest nit allein dinen lip-
lichen turst, nie die ewige minne 99, 59. in dem das du nit allein
dinen geist meintest, me ouch alle die dö ein gewöres nochvolgen
hand 85. er treit daz bilde nit in daz hollze mer er fehnidct abe die
spen^ S. 278. l-^itMuii-.H i
mefsarhel st. M. casulum, das mantelartige Me^-gewand (mefsachel
wol entstellt aus mcfscasel): der meffacliel ist michel und umb und
umb gantz und ist geschaffen als ein glog und als der himel 41, 54.
dieselbe Form des Worte« erscheint in dem letzten Willen Joh. Sne-
welis 1347, in Schreibers Urkund. 1. 866.
mezzen st. Zw. messen: du Sült niht geloben — an fiirsehen noch
an mefsen 42, 5. '"*' ""•'■ "' '""*''' '"' ''* '''•" ^"''- "" ''"
mUtekdsnn schw. Zw. liebkosen : si miltechosiMe ime 8. 52.
imune st. F. in der minne bnoch 64, 1. im Hohenliede.
mischclön schw. Zw. mischen : als an den miselsuhtigen ist etwfi
gemisrhelöl diu ganza hfit und diu rechia varwa 20, 36. sine habe
etwaz wärlioit gcniislüt nnder sich 'JO. 10.
fniffrlnirtrn sc hw. Zw. verwarloseii : daran mar sich der mensche
vil wunderlihle miriehüeten 54. 69.
tnifseicende Adj. ladelhaH : swaz in ieman inifsewende» welle
sprechen 57, 1 15.
moryenir Adj. morgend: der ne gcwan nie gestrigen tach noch
morgenigen 4. 44.
morgenfirhe Adv. am Mnigrn : der ne wi'rl me in inlühtet
4, 45.
miujvtil >\. F. Vermögen. KimII : (in iniigciMlo heginnint slevwen 56.
')18. wie dine imigcnde sint irloschen 56, 326. der stMe mugende R'^ö.
mnos st. N. Mus. Brei: si q^\\\ lifber da mnn in vische uml lli-isch
git denne da man inuos und ander sieht trachten izt Sa. 13 a.
505
murmel st. M. Murrkopf: der murmel tiiot driu ding 70, 114.
vgl. 70, 115 der murmlent mensch der ist ein unfridlicher mensch.
murmeln schw. Zw. murren : unserm herren ist lieber ain klainer
dienst mit vroeden denn ain grolT arbeit mit murmelen 43, 34. diu
murmlot wider Moyfes 70, 103. fo man in geistlichem orden geueben
mag murmlon und hinderredon 70, 121.
nähern schw. Zw. nahen , nähern : sechent iuch nachret iuwri
erloesunge 68, 8.
nahtfrouwe schw. F. domina nocturna, Eibin, Hexe: du folt niht
geloben an die nahtfrowen 42, 6.
nämel'ich, nemelich Adj. namentlich, bestimmt: da man ein gotes
hiis wihet, da begät man ftinf nämlichiu dinch 31, 67.
nemelfcheit st. F. Wesenheit : da alle nemelicheit ab geleget ist
61, 70.
nehein Pron. kein, umgeftellt inhein 53, 48. 118.
neigllchelt st. F. Neigung: denne ist gebrochen diu neiglicheit
<lie der mönsche hat von den vier dementen zuo süntlichen gebresten
68. 227.
neizwenne kAs. ich weiss nicht wann, irgendwann: das si schier
oder nefwen ze dir komen sulen 91, 56.
nie Adv. nie. correlativ nie — nie, nee nee 4, 42. 43. nie— noch
4, 43. 44.
niemer Adv. nimmer 26. 14. niemir 1. 103. niumer 35. 15.
niume 53, 262. nümme 53. 290.
niene zsgez. aus nicht ne, nichts: die des felben niene han 17, 8
— ältere Form niewen: die de!" niewen megen getuon 17. 7 aus
nieweht ne verschmolzen.
nienen Adv. nirgend: darumb mag si nienen ruowen denne in gut
65, 53. got wil disen menschen nienant ftat noch ruowe geben 68.
339. und enkan doch niena ruowe vinden 63, 9. — Entstellungen aus niener.
niewen vgl. niene.
nimme = niht me, nichts mehr: nymme fal dem kunige volgen
denne dicz leylach 72, 15.
niwan 1) Adv. nichts als, nur: 36, 23. nimnan S. 273. 20.
nuwent 46, 24. — ausser niuman 61, 11. 2) Conj. ausser, wenn
nicht: nuwen ir sechent zeichen und wunder, ir geloubent anders
niut 69, 9.
niwiht nichts, nicht, in sehr verschiedenen Formen in unsern
Denkmälern nachweisbar: niwet 5, 30, 68. niewet 18, 21. 13, 17.
Alld. Predigten. 38
506
niuwit 3. 113. niuwet 4, 5. nuiwet 1, 70. nuwet 3, 47. 5, 29. niivet
74, 9. 68. nöuel 73, 2. — niehel 5, 70. 6, 37. iiielil 3, 97. 5. 40
11, IS. nihl 3. 96. 36, 8. nilh 26, 4. niel 8, 47. 18, 18. 77, 9.
85, 46. — iiiiit 6, 31. 45, 108. 60, 15. 68, 304. 69, 21. 70, 13.
u. 0. beniuli 35, 11. uzzer niule 54.173. nuit 1, 20. 2. 74. — niiitzil
68, 288. 69, 103. 123. — nit 42, 14. 44, 64. 99, 39. nel 11, 66.
nochdenne wesentlich milleldeulsche Unislellung von dannoch, da
noch : meniff niinnenklich verborgen ding das nochdenne derselben
sele dicke verborgen ist 68, 370. überdiess — dennoch: ia nochlenn
das du dines ebennienschen gebreslen klagest uf sölicher nn'nn das dir
die trehen über die wangen nider gant, nochtenn ist besser du fwigesl
darvon. 70, 121-124.
objecht st. N. Object: daz werch ist onch aller edelest des
obiecht oder des gegenwurf aller edelest ist S. 274, 11.
oede Adj. 1er, albern: und h(klen si den oedesten phalTen, der
in der zit ie wart, ein gar siecht brödie tuon 68, 271.
olde =z aide Conj. oder: ez st diu herbirga old diu alinösena
old daz gebet 17, 13. mir gescaden niuge olde zuokomen 74, 54.
österwiut st. M. Ostwind: kum du österwint und durwege minen
garten, so wirt er flieffent von pigment 68, 245. durweget mit dem
minnenklichen oslerwint 68, 247.
phalenze st. F. Pfalz, Konigsburg: nu garwin wir die herberge
solichime chunige, daz er uns geruoche zenphanne in die phallinze da
niemir niuwit unschönis inchumit. der phallinze geflate uns nach disime
übe unsir herre Jesus Christus 3, 113. in die schone phalnze 7, 32.
phecli Interj. des Absehens: phech solte ich alse utitugenllichen
tuon 58, 59.
phounne. founne schw. F. (aus favonins enistanden) Südwest,
Südwind : deus ab austro v(>niet — er kumit von der (diunnun. — bi
der phonnun ist bezaicliinl dnz herce daz der niinne vil bei. Diu
fonne ist warn vnde bringit den regin Georg. Pr. VI. 16 d. 17 a.
puUnieren schw. Zw. polieren : von dien lebenden gepulinierlcri
steinen die under dem hamer des lidens in diser zit geordinierel und
gepulinieret sint 68, 422 f.
/>w/üerst.N. Staub: undharulz wülchent das pulver der schulde 69, 82.
räzkopf st. M. Hitzkopf (zu ra^ze): vnd so si (die Pilger) her-
wider koment, so sint si zemäle unsinnig und rälzkopf Hb. 199 a.
507
recke schw. M. Krieger: einis solichin herrin soldäl mugin sine
ellendin rechin gerne inphähin 2, 67.
redehüs st. N. Redehaus, Sprechstube : Raum in den Klöstern, wo
gesprochen werden darf 51, 12.
refsen schw. Zw. züchtigen, schelten: der man, der in den sunden
viraltet ist, der sol gerepsit werdin 7, 68.
rehthaftvnge sl. F. Rechtfertigung: unde irsluonl vonme tude
dur unsir rehthaftunge ut efseraus sancti 12, 20.
rehtestuol st. M. Richtstuhl: und insolt niht zehant din herce üf
den rehtestuol setzin ubir des menschen unreht 56, 116.
reisten schw. Zw. schnauzen : behendenklich so reisfent (die
Sternen) sich und werfent von inen die unlüterkeil 68, 354.
ringerin schw. F. Arbeiterin: die ringerin die in dem clöstir
arbeitent mit ambahtin oder mit arbeiten, und die ringerinan die haut
fünf tohteren, die siv reizent zuo der arbeit 57, 10 f.
rösch st. M. Rost: etlich wurden geroestet uf ysninen roeschen
28, 35. die fi uf den roeschen brauten 40.
ruoche st. F. Beachtung, Sorgfalt : daz si dich behalten mit hirt-
lichir ruoche S. 286, 10.
sacken schw. Zw. schaffen, erzeugen: diu helle diu sich dö Sachet
uz dem gründe der bosheit Sb. 142 a. y/X >/.•!•»>, .^i^, .,\/«v(m\-
schepfenunge st. F. Schöpfung, Geschöpf 101, 11. 12, 19.
schiltgeverte schw. M. Kampfgenosse: wan si (die h. zweifboten)
och hie din schiltgeverten wären 91, 25.
schime schw. M. Strahl: der schime intliuhtit 3, 13. als der schim
des sunnen in daz gadin schinit 3, 19.
schin st. M. Schein, Ausseht n, Wesen : do ich was sehs jär in
geistlichem schin gesin S. 259.
schöz st. N. Geschoss : daz diu fchöz der wilden gedenke der
sele niht vil schaden tuonl 54, 160.
schouicellchAö']. beschaulich: ein wäresschoeweliches leben 66, 106.
schütten schw. Zw. ausschütten, entkleiden : scuhte dich von den
alten sundon 11, 49.
seil st. N. Seil als Theilungs- und Messwerkzeug : die gebruodere
teilent ir erbe hie in dirre werlte ettewenne mit seilen, da denne daz
seil hine gevellit, ez si übel oder guot, da muoz ez der nemen, der
denne wellin sol 2, 72.
selbkür st. F. freie Wahl : und gab in selbchure unde friheit ze
luonne wedir si woltin 1, 10.
508
selbwal st. F. Selbstwahl, eigene Wahl: unde si die selbwala haton
13, 30.
senunge st. F. Sehnsucht: daz du rehte ain senunge nach ime
habest Georg. Pr. VI. 18 c.
sette st. F. Sättigung, Befriedigung: ain brunne der setti daz ist
ain iegelich gaistlich lebin. Georg. Pr. VI. 15 d.
sidebluome, schw. M. der bluome der üf dem aste blueiet, daz ist
der sidebluome, der inhet niht volleclicher vroide noch varwe 56, 245.
slewen schw. Zw. ermatten: sin mugende beginnint slevwen an
der vbunge lügende 56, 318. wie din mugende sint irloschen und
irelewet an fibunge 327.
slewekeit st. F. Ermattung: von urdruzze und von slewekeit
91, 161.
smacken schw. Zw. schmecken : got ist ir sechen und ir sprechen
und ir beruerde und ir smacken 68, 306.
smelunge st. F. Schwachheit, Unbedeutendheit; persönlich: ich bin
ein dierne und ein smelenge des almahtigen gotes 8, 33.
snate st. F. Strieme : swä im diu band hingiengent, daz da fchnatte
wurdent 44, 43.
Soldat st. M. Sold, Lohn: eines solchin herrin soldät mugin sine
ellinde rechin gerne inphähin 2, 66.
sponsieren, schw. Zw. liebeln : er kann nit mit Marlhen sponzieren
S. 275, 23.
spulgen schw. Zw. pflegen: man spulgl grossen herren brot ze
bachen in zwivaltigem fiure 44, 115. ez insint ouch niht die hinder-
rede spulgent 56, 476.
Stege schw. F. Stiege, Treppe : du wirdest under die Stegen der
Sünde gän und harufz wflschent das pulver der schulde 69, 81.
sternwart st. M. Sternseher : daz die Sternwarte ce dem almahtigen
gote chomen 15, 11.
stroufen schw. Zw. streifen, schädigen: das in die swere siege
ströften an den swerenden smerzen sines libes 92, 17.
studente schw. M. Schüler: wä er schuolmeister sin sol, da wil
er die Studenten wol bereitet vinden das si sin edel 1er wol verstau
mügent S. 273, 14. dem himelschlichen Student sancto Paulo 68, 260.
stützen schw. Zw. üfstützen, aufstossen, aufsteigen : an disem tag
so stützzet sich daz mer üf über alle berg vierzig klafler 68, 61.
daz stützzet und leinnet sich üf über alle berge 83.
sundertrüte schw. M. Liebling: dinem sundertrülen S. Johannes
6wangelist 91, 29.
509
sweiben schw. Zw. schweben, schwimmen : und sweibit doch daz
honic ubir die brosmen allenlhalben 53, 284. so ist ez inweg und
sweibit denne alumbe die weit 54, 151.
swtgeli st. N. Schweigen : eine treit die fruht der gehorsami, eine
mac wol swigeli behaltin, eine bettet gerne 57, 86.
tageiceide st. F. Tagereise : swer in denselben drin tagewaiden
niht gespisit wirt 37, 17.
tiuvehlich Adj. teuflisch: nu werdent diu tiuvelslichen fantasma
vertriben mit der türri der creflen Sb. 153 b.
tödimi schw. F. Sterblichkeit : daz heizit morlalitas diu tödimi —
daz ist inmortalitas diu untodimi, daz wir untödimik schuln werdin
12, 26 f.
törehtic Adj. thörichl: es si torechlig oder wlse 60, 38.
touwen schw. Zw. sterben: d6 si dich ir trütsun sah touwen
unde irsterbin an deme crüce 84, 27.
trägen schw. Zw. träge werden : so der menfche beginnet traegen
an gottes dienste, so ist er siech. Georg. Pr. V. 15 a,
trahte st. F. Betrachtung : diu setzet trahla für, die si contemplieret
und gedenket 43, 58.
truckene schw. F. Trockentuch: den andern teil den leit er an
die trüchni üf die batenun 41, 208.
trülmuoter st. F. geliebte Mutter, Herzmutter: und ouch den
dienst den er siner heiliger trütmuoter tet 41, 87. — trütsun st. M.
lieber Sohn: 84, 27.
tult St. F. Fest : hec est soUemnitas soUemnitatum, ez ist ein tult
ubir alle tulte 12, 6. vor der dult der Östron 18, 4. so begän wir
über jär diccho die tulttage sin selbes 13, 2.
tütel schw. M. Punkt: iuweri buocher habent niut dester minder
tütlen dur der (guldinen) schloeffren willen 70, 238.
übe Conj. ob, XIII. Pred. durchaus; 1, 33. 84, 1. üb 91, 16. 114,
übergelten st. Zw. übcrzalen : swaz du im ze liebe tuost, daz
ubirgilt ich dir so ich herwdir chiime 39, 17.
überic Adj. mehr als genug habend, reich: Bester daz sprichit
ain übrigiu vrouwe, diu wol geziert ist Georg. Pr. VI. 19 a.
überraiten schw. Zw. tiberrechnen, durch Rechnung überführen:
dö wart ainer uberraitet daz er im solte zehinlüsent pfunt 40, 5.
übersetznnge st. F. Steigerung: herre fpricht als vil als ein über-
setzunge einer herschaft, kneht ist ein undersetzunge 60, 29. (Myst.ll. 62, 9).
510
ubersweiiken srhw. Zw. über elwns hinaus schwanken, über das
Maass {jehn : want deniie gol ein übtTswenluMido wesen hat. dariimbe
überswenket er alle bekantnifse 61. 66.
über werden st. Zw. c- g. worüber hinauskommen, frei werden:
daz wir mit siner helfe des seibin charchArs ubir werden 40. 38.
iiberwiuisrhllrh Adj. den Wunsch übersteigend: dien du so uber-
wunsHchen gewalt gegeben hast 91, 195.
iiehen schw. Zw. bearbeiten, cultivieren : das ander stuk das diu
wuesti an ir hat das ist das si wild und herf und ungeuebt ist, und
muos man si neben mit strenger arbeit, mit houwen und mit riuten
stein und stök i1s 70. 67—69. -
umheler st. N. humerale: ^ er sich gerwet ze der heiligen
mefse so bedecket er sin houbt mit einem lininen tuoche das ist mit
erbeiten darzuo komen und heifset ein umbeler 41, 45.
nmbeschnvwunge st. F. Umschau : daz erste ist ain vmbeschöwnge
daz du dich umbesehest wie du diu herce vindest Georg. Pr. VI. 16 c.
vmundum Präp. Adv. ringsum : so ist es ein klagberi natür diu
gät umentum 68, 152.
nnbederbe Adv. unnütz, umsonst : unbederbe hat gol Sant Peter
den slüffel niut bevoln 61, 43.
nndcere Adj. unansehnlich : das dritte ist das diu rebe nntaere
ist üffnan an der rinden 49, 8.
undern schw. Zw. erniedrigen : swig, du underest got ! wir
mügen kein namen vinden den wir got mügen geben 60, 43.
ungäz Adj. ungegessen, nüchtern: diu menige, diu unsirm herren
nächvolgete nng^z 37, 12.
nngesprrchelich Adj. unaussprechlich : sprichet man. daz got nn-
gesprochen si, so ist er ungesprechelich 60, 12.
vngezogelirhe Adv. ohne Zögern, ungesäumt : den viel er uii-
gezogeliche an unde vordrit an in sine gidte 40, 12.
tmsprechelich Adj. unsagbar : waz clärheit an götlicher natüre si,
daz ist unsprechlich 60, 9.
unverlragenlich Adj. unerträglich, unverzeihlich : waz was diu
sunde so unfirlraginlichu 1, 17.
unverwizzenheit st. F. Unverständigkeit, Blödigkeit: daz wir si
dabi erchennen in der unvirwizzentheit difsis gagenwarligin libis 1. 90.
nnvlcetec Adj. unschön: fwa ein edelr fürste wonen wil in aim
hus, an dem hrtse muoffent vier ding sin, es muofs schoen sin und
wil und stark und wol beraten, won w<pr ez unfifptig sft gezfem aim
grofsen fürsten fibel drinn ze wonen 48, 113.
511
unwirclisck Adj. unwirsch: mit unwirdeschem hertzen 43, 31.
nnwortUch Adj. nicht im Wort ausdrückbar: das ewig- wort das
da vvirt gesprochen in die blüfsen sele von der blölsen gotheit das
ist unwortlich, wan diu sele enkan sin niht geworten S. 273, 7.
urdnttze st. F. Ueberdruss, Verdruss : von betrogener höfart, von
urdruze und von siewekeit 91, 160.
urlouge st. N. Krieg 1, 105. urInge 1, 110. 53, 110.
urlougen schw. Zw. kämpfen : in dirre werlte sint iemir samint
urloiigonte lib unde sele 4, 13.
urteilde st. N. Urteil, Gericht: unz an daz jungist urteilde 1, 104.
üzbrechen st. Zw. entspringen, hervorgohn: nach dem ersten
üfbruche der golheit, da der sun usbrichet von dem vatler, da si der
engel alier nähest gebildet nach gotte 61, 53.
üzbruch st. M. Ursprung, vgl. üzbrechen.
üzfetzigi schw. F. Aussätzigkeit, Aussatz : do der Naaman ge-
räint und gesunt machet von siner iisfetzigi 70, 151.
cederleserin st. F. Bettlerin durch schmeichelnde Dienstleistung:
als die voderleserin tuond in dien stetten, das sint die swestern die
dien groffen frowcn nach gant, vnd inen ir mentel vmbelegent vnd ir
tuocher üf vnd si streichent daz si glat und eben werdent Sb. 13 a.
veizle st. F. Fettigkeit, Feistheit : si sol sin in vollir veizti 53, 269.
üellic Adj. baufällig: wsere daz hiis nit stark und waeri vellig
daz die wende sigint 48, 117.
veltbluome schw. M. Wiesenblume : der veltbluome stät iif dem
plane, da brichit in arme unde riche 56, 348.
vereinbceren schw. Zw. vereinbaren, vereinigen : das mich mit
dir verenberen müg 91, 277.
rerellenden schw. Zw. in die Fremde verbannen: wan ich han
durch dine liebe mich verellendet 56, 393.
vergoten schw. Zw. golllich machen : in dem spiegele des ver-
gotteten lebenes .Jesu Christi B. 230 d.
verhengede st. F. Einwilligung, Erlaubniss: iz ergie ave von siner
verhengede unl von sinem willen 21, 14. — von der verhenge des
heiligen Christcs 21, 30.
cerhouicen st. Zw. verletzen, beschädigen: der mag die sunnon
niht verhowen 42, 26. swie vast und swie vil diu mentschheit ver-
howen wart 42, 29.
vernes Adv. von ferne: und stuonden vernes und huoben Af ir
stein 70, 7.
512
vernichtikeit st. F. Nichtigheit: üf ir eigener kleinheit und ver-
nichtikeit 68, 314.
verrisen st. Zw. abfallen, zerfallen : diu schoene bluost ist ver-
risen 69, 49.
verrvnen schw. Zw. mit Ronen (Baumstämmen) verdecken, über-
haupt überdecken: etlich wurden vernmt mit den stainen 28, 27.
verschalten st. Zw. Verstössen : die in daz ewige hellevür werdent
verschalten 13, 40. daz fi der hinielschen heinlichi mit gotte werden
virschalten 54, 158.
verscheidunge st. F. Weggang: Galilea daz quid transmigracio
verscheidunge 5, 34.
verschrinden st. Zw. spalten, bersten: mtn sele ist verdorret und
verschrundon alse daz ertrlche daz lange äne waffir ist 53, 242.
verschuphen schw. Zw. schleudern, verstofsen: daz iuch der
tiuvel ieht virschuphe in den unschonin charchäre des ewigin tödis
7. 33.
rerselwen schw. Zw. verdunkeln : der newart nie morginliche
intlühtit noch mit äbindetunchelin virselwit 4, 46.
nersmcehede st. F. Geringschätzung: diu tritte tugent versmöchte
dirre weit B. 189 c.
versuochen schw. Zw. dis fint die V sinne : gesiebt, gehoerde,
gesmak, versuochen in dem munde und beruerde S. 276, 11.
verswecken schw. Zw. verschlechtern, verderben: der erst will
ist boes oder verswekt Sb. 86 a.
versweinen schw. Zw. verschwinden machen, verrichten : und
grabint allezit durch daz herze und wirt doch niemir versweinit 56. 162.
verfuemen schw Zw. verurteilen, verderben : so tuot daz mer
den andren tag als es alle die weit verduemen welle 68, 77.
verwerten schw. Zw. verderben, verletzen : so diu sunne nimt
von dem glas des glases varw, so verwertet sich der schtn darnach 48,
84. und blibet doch daz glas ganz und unverwerlet 92.
verwili st. N. Demiiuit. zu varwe. Schminke: diu uppichait diu in
der weite ist, daz ist niht andirs wan ain verwili daz hiute ist und
morne niht Georg. Pr. VI. 15 c.
verzerlen schw. Zw. verweichlichen : die zartin liutc die ir lip
virzertint Georg. Pr. V. 15.
reizen schw. Zw. zerfetzen : mit gevetzotcm gewant 45. 39.
rihfich, vehelich Adj. viehisch: die wtl wir dem lust der natür und
dem hoeschen (mser vichlichen tierlichen kreflcn genuog fyen 70. 248.
ez ruowent vehelich creatüren, so ir gerunge volbrächt werdent 63. 31
513
vil-bi beinahe: er was vilbi allir tot 55, 163.
tnnsehoerk st. N. Spielwerk, Tand: dis vinselwerk muos ab 70,
244.
mschweide st. F. Fischfang: nu wil ich min nezze biraiten uf
die vischwaide 36, 9.
viurgeziuc st. M. Feuerzeug: ein kloslerfrouw diu sizt einen
gantzen tag ob einem sekel oder fiurgeziug oder hentschen Sb. 69 a.
viel: 5, 54 steht: ein iegelich ubermuotiu vlelwesge, wo Wacker-
nagel schreibt ubelwesge. Mir scheint diess unzulässig, ich glaube
dass in viel eine Bildung aus vläw liegt (vgl. vlawjan, vlsBJen : schweifen,
spülen) vielleicht vläwili = asweif, purgamenlum.
vlucken schw. Zw. fliegen, flattern: wir han daz fnelle gevidire,
dämite wir schiere dar geflucchit sin 2, 51.
vluo st. F. steiler Fels: die do giengen und üfklummen über die
höhen vels und über die flueh und berg 70, 28.
volherten schw. Zw. ganz ausdauern : daz si in mangem unge-
mach in diner minn volherdet haut 91, 52.
voilemachen schw. Zw. vollenden : voUemache an mir din gotlich
bilde 93, 42.
vollewundern schw. Zw. die Verwunderung enden : unde ne
habent sich noch nich voUewunderot, daz siu nach geburte maget ist
9, 22.
volsingen st. Zw. aussingen: volsinc den salmin 84, 10.
vonker st. M. Abwendung: einen gantzen volker tuon von allem
dem das süntlich und gebrestlich ist 69, 161.
vorbefmackunge st. F. Vorgeschmack, Georg. Pr, VI. 17 a.
vorbildimge st. F. Vorbedeutung, Vorzeichen: alliu diu vorbil-
dunge diu wilont bigangen wart in der altun e 11, 23.
vramspuotigen schw. Zw. vorwärts bringen, fördern : allu minu
werk du werden gefranspütiget 74, 43.
vransmuetekeit st. F. Wolleben, Glück : so ich daran gedächte
daz si mich denne demuetegetent in franschmuetkeit 50, 24. in
liden und in betruebde so rueffet der mönsche mer got an denn in
frantzmuetikeit 69, 259. also das ich mich in fransmuetikeit nil über-
habe 97, 8. Verderbt aus frastmundikeit, vgl. Grimm d. Wörterb.
IV, 1, 64.
vreise st. F. Gefahr: diu schefl" nutz daz si vff den fraisen choment.
vntz daz siu uns üz den fraisen helfe 33, 4. 5.
nrön Adj. herrschaftlich, heilig: zuo fronen höchziten horit schöne
gewäte 2, 81.
514
vriihten scinv. Zw. Frucht tragen : er machet si an allen tngenden
blüegend und friihtend rchl als der edel b(\m blüeget und fruhtel von
dem towe des maigen 47, 10.
fiindamunte st. F. Fundament : diu pruntfesle und diu (undamuutc
11, 20.
vürerwelunge st. F. prfpelectio: daz ander ist ain fiirirwelunge,
daz ist als(^ vil als ain bestaelinnnge der ir\V('lunu(^ Georg. Pr. VI. 16 c.
vürsehcti st. Zw. vorhersehen, die Zukunft im Gesicht schauen :
du soll niht geloben an fürsehen noch an mefsen 42, 5.
vtirsich Adv. vorwärts, sogleich : so soitu fürfich an derselben
stat dinen bichttr bitten das er es dir lichtri 69, 150.
vürwizze Adj. neugierig: die habent si nu lange angeschouwot
mit virwizzer anesihte 9, 21.
wäc st. M. wogendes Wasser : du muozist in bescirmin vor wäge
und vor wafine 78, 4.
icaeke Adj. schön, fein: unde irgruob die siben sule noh wAher
unde deiner 9, 8. — wceheif, SchcRuheil: unde ist noch diu vvacheil
niet furbräl diu darane irsnitin ist 9, 12.
wcpjen schw. Zw. wehen, hervorpringen : und wate im daz bluot
nach d(T gaislen 44, 57.
wallendic Adj. wallend, siedend: die belrouften sie mit wallen-
digem smaltz 28, 40.
wahnige st. F. Wahl: in der walunge wären zw^n man, der
ietwederre sich wol erzaigel hat 21, 22. dö er von rehter walunge
rhom 21, 29.
toasweter st. N. Regenwetter : in die (hülinen) verbergent si sich
vor dien griultchen waswetren dirre zergangklichen zit 68, 253.
Vgl, wasal im Mufpilli.
wazzerbluome schw. M. Wasserpflanze : daz bluemeli des astis daz
ist ein waffirbluome, der ist vil schöne und ervalwet zehant 56, 151.
Wedel st. M. Mondphase, libertr. Zustand: ist also in dem wedel
daz iz Weder übel ni»h guot gevrämen mah 26, 28.
wegebluome schw. M. Sonnenblume.- ein wegebluome, der hat
die natüre, daz er sich allewege nach der suunin kerit 56, 273.
iceluheil st. F. OiiHÜtiit: sin selbes iüter welicheit 61, 74.
loerl St. M. Wert, Preis : den chouphte got widire zi sinen gnä-
don mit inheineme anderen werde wan mit sin selbes bluote 1, 42.
wesche schw. F. Wäscherin: ein iegelich nbermuotin vlehvesge
5, 54 vffl. viel.
515
weselick Adj, wesentlich, wirklich : wir sun in got vereiniget
werden weselich und eineklich 62, 14. ein einvaltigiii lüteriu weslichiii
wärheit 66, 9. das du alle lugent weslich und niinnenklich besitzest
69, 219.
weselicheit st. F. Wesenheit: in den indruk der lüteren wese-
Itcheit 61, 69.
ivesunge st. F. Wesen, Wirklichkeit: ez sol geschehen an der
schowunge und nicht an der wesuiige 62, 16.
widerbüdunge st. F. Wiederbildung: so gil er dinir vernust die
wisheit, daz si got wider in sich ziuhet mit der heitren widerbüdunge,
also sich got in der sele bildet 56, 487.
widerladnnge st. F. Zurückladung, revocatio : du bist ein wider-
ladunge der ferkerten 74, 65.
widermüete st. F. Verstimmung, Schwermut: betrüepsali und
widirmüti Georg. Pr. VI. 16 c.
widermüetekeit ft. F. = widermüete: das ich mich in fransmuetikeit
nit überhabe und ouch in widermüetekeit nit envalle 97, 9.
imdersiienerin st. F. Versöhnerin: ein w. der fculdigen 74, 2.
wieltche schw. F. qualitas: daz ist in der wieliche so der men-
nishe ist an sime drizigostin järe 12, 76. vgl. welicheit.
wichaft Adj. streithaft : lehzeg tiisende wighaphter manne 10, 32.
wU st. M. velum, Schleier. wUön schw. Zw. verschleiern, den
Schleier nehmen: ein gewiloti maget diu solt iren wil ahvegent vor
irem antlüt haben 70, 79. so begint man diu tuecher oder den wil
von dien ougen tuon 70, 205.
winje st. F. Geliebte: winia du min liebist du 56, 471.
iclsimge st. F. Besuch, Heimsuchung: iuwer aller herzin muozzin
wuocherhapht werden von der inneglichiston wisunge des heiligin
geistes 11, 3.
loithophe schw. M. Widehopf: daz ist ein withophe der het die
natüre daz er übir die greber vliugit und die toten clagit 56, 135.
icitsweifi schw. F. Weite : in die witswefi dirre weite 54, 170.
wttsweift Adj. herumschweifend: wie er zem erst unsI6te und
wilswcift ist 54, 167.
wizzöt st.N. Eucharistie: so daz heilige wizzot wäre daz min herre
S. Johannes mime herrin in den munt flözte 78, 6.
wolgetäne st. F. Schönheit: in aller der wolgitäni 1, 52.
Wollüste st. F. Wollust, Genuss : woUüsti der ougen Georg Pred. V.
tcunderkimdec Adj. wunderbar schlau: der tievil ist vil wunder-
kündig 54, 70.
516
wunderlihte Adv. sehr leicht : daran niac sich der mensche vil
wunderlihte miffehüeten 54. 69.
wundernnge st. F. Verwunderung: so wundert sich der geist
sinis grozen gewaltis. siner tiefen wisheit und siner unzalücher güete
— mit der wunderunge wirl der geist irhangin in den spiegil der
wisheit 54, 207.
wunnenspil st. N. Freudenspiel: der da ist ein vroide und ein
lieht und ein wunninspil der ewigen selikeit 56, 278.
wuocherhaft Adj. fruchtbar: wuocherhapht werden von der wlsunge
des heiligin geistes 11, 3.
zart Adj. weichlich : die zartin Hute die ir lip virzertint , dien
geschiht alse dem gebüren so er beginnet ruowen Georg Pred. V, 15 a.
zart st. M. 1) Wolwollen, Liebesbezeigung: wie schöne du bist in
dinem zarten zarte 56, 471. welch sele des zartes wirdik si 473.
2) Wolleben : daz du läzest allin zart Georg. Pr. VI. 15 b.
zarten schw. Zw. liebkosen : wie sol nu der briute von ime
gezartit werden? daz geschihit in dem geistlichem gebette. dA allir
vleifchlichir dinge vergezzen ist 56, 482. daz fint die, den got zarten
wil mit siner genäde 478.
zarfnuffe st. N. Lieblichkeit, Wollust: in aller der wolgetäni
unde in allen den zartnufsen des paradisis 1, 53.
zehenzecfalt Num. hundertfalt : mit dem zencecfalten lone 19, 2.
zerknisteii schw. Zw. zerdrücken, zerquetschen: d6 was fin
minnekliches antlüt also zerbluwen und zerknistet daz fi fin nit er-
kante 44, 64.
zeswenhalp Adv. rechterhand : dö sähin si den engil zesiwont-
halb fizzin 12, 58.
zoehen schw. Zw. ziehen, führen : warumb Christus daz volk
alwegent zochti in die wuesti Sb. 123 a. wenne Christus dem volk
kein sunderlich gnade wolt tuon, fö zocht er fi vfz der ftat in die
wuesti recht als der hirt dem fchSfli daz gruene zwij vorlreit vnd fi
iemer mer zoecht 123 b.
zwigebel Adj. zweigablig: des nemint bilde an einem zwigebeln
holze 3, 10.
Geschrieben Kiel, im Okiober 1871.
IV.
^ ]V H it m Q.
= A 35.
= A 36.
H 46
im fiiuni
= A 37.
H 1.
= A 38.
H 2.
= A 39.
il 3.
= A 40.
H 4.
= A 41.
11 5.
ich mir
darauf
= A 42.
Inhalt der S. Georger Handschrift^)
▼erglichen mit A und der Haager Handschrift.
I. la Der wiffage fprichit alfuf von vnfirs herren fjebiirte
hüte ift der viide her nirtir komin : Zusammenstellung
von Sprüchen der Schrift und der Väter
II. 2c Confortamini in doniino et in po(tentia)
III. 4c Et uof fimiies honiinibus expectantibns dominum fuuni
IV. 7c Erunt figna in foie et liina et fteliis
V. 10b Stephanuf autem plenus gralia et forlitudine
VI. 15b Elegit eani deuf et preelegit eam
-- VII. 19c SciO hominem in chrifto
VIII. 23b Sanctus Anfhelnius fprichit. 0 herre han
benomin min küfchehait : Einleitung zu der
folgenden Beichtbelehrung
^ IX. 23c Rechtiu bihte du i'ol vünfzehin dinc han
X. 24b Vnfir herre fprichit diirh def wiflagen nmnt efayani.
Dicite filie Syon. ecce rex tuuf ueniel tibi = A 43,
XI. 25b Profper fpricliif. Du minne ift aife micli dunkit. giitir
Wille: Tractut = A 44.
XII, 26c Vnfir herre gefchuphe den nientfchin dar zu : Fredigt
ohne Text, am Ende unvollständig mit einem Anhang
von Citaten
XIII. 28a Ut in habitatione fancta coram ipfo miniftraui
XIV. 30c Tranfite ad me oninef qui concupifcitis me
XV. 31d Plantauerat auleni deuf paradyfum
XVI. 35c Hoc eft preceptum meum ut diligatis inuiceni
XVII. 41b Vidi angelum ftanlem foIe
XVIII. 45c Juftum deduxit doniinuf per uias rectas
XIX. 53b Hec eft voluntas dei farictificatio ueftra
XX. 57b In iihi autem que furfiun eft iherufaleni
XXI. 64d Miffuf eft angeiuf gabriel ad mariam uirginem
») Vgl. S. 3Ö4 fg.
= A 45.
= A 46.
H 6.
= A 47.
= A 48.
H 7.
= A 49.
H 8.
= A 50.
H 9.
= A 51.
H 10.
= A 52.
H 11.
= A 53.
H 12.
= A 54.
H 13.
518
XXU. 69^ Vi.ii-iililuis illif elevatiis eil = A 55. II 14.
Will. 75'l Vcrbuni ehrifii hnbilel in iiohif huhuiulanler = A 56. 11 15.
XXIY. 79*1 Dominiif narrabit in fcripluriT pnpulonim = .\ 57. II 16.
XXV. 83b Pelre a.i.af inc = A 58. II 17.
XXVI. 86(1 Der iKilmlionn hat liLcii eile = A 59. 11 30.
X.XMI. 94c Beiiiaiiiiii amaiitiffiinuf duiiiiiii = A 60. H 18.
XXVIII. 97c VVaii vant in allen landen nndir wibon dekaine
vröwn so fchöne fo liern Johis tolitira waren drie = .\ 61. U 19.
XXIX. 100c Viri Rulylci = A 62. H 27.
XXX. 103c Ego quafi uitis fniclificani = A 63. H 20.
XX.XI. I05a Der erlte name iinfirr herren der haizil Einamiel = A 64. H 29.
XXMl. 105'1 Der willage sprichil Doinine qiiH haliitabit in taher-
naculo Ino = A 65. H 28.
XXXIII. 106a Unfir licrre fpricliil in (ienie evvangelio ze llneii
iungiron M;iiie(e in n)e et ego in nohif = A 67. II 26.
XXXIV. 107a Vnfir \rö«c fpricliil alfus uon ir felbun. Ego quafi
vilif fruclificani = A 68.
XXXV. Iü8a Unfir hc.rre sprichil alfus dur dez wilTagin niunl
dauid. Reflurnit caro mea = A 69. H 21.
XXXVI. lOSd Der wiffage yfaias l'prichit. Lclare iernfalein et
conuentum l'acilc = A 70-
Der Rest fehlt.
Lesearten der S, Georg er Hcuidschrift,
Zu XLVl.
Eruiit figna in fole et luna et flellis 2 ziio finen Jungern. airuffj
difü wort z. f. i. 3 er Iprach fehlt 5 Daz er] Der 6 und vor
der fehlt 7. S der mane vnd du funne ilaz drilail ir liehtif. vfi daz
geftirne virloz och daz dritail fins liehtis 8. 9 bezaichenlich — ge-
wa?re] an vnfirn lierren der di'i gewa3re 10 ift] fi 12 glich] wol
gelich Iß dem iibeln al.s dem gnoten] dem allen alfe deme iiingen. den
fündern alfe den guoten 17. 18 allb — fchawiej hie an ift linl'ir
herre der funnen gelich. Vaz i'infir herre fchone ift daz fprichit. s.
pelruf In quem defideranl angeli perfpicere. Er ift alfo fchone daz in
die engil luzliche vn vnvirdrozinliche zallen ziten an sehint. Alfo 18
tufent] tufint tufint tufint 19 so] die es] der nienfche 20 ze ainem]
zaime ainigoften 20. 21 fa'he — fchaMihait] anfjehe in finer gotlichi
21 loch] jedoch 22 Er — nie] vii fprichit ioh noh ine es] daz 23
daz] vnz daz 24 und - grieflelin fehlt 25 wellen fehlt 25. 26 in
liner fchoenhail] undir finen ogen 26 befeffen] befetzil tiuvel] bofin
gaifte 27 reden] /eredinne 28 in felilt 29 in fehlt got] unsir herre
32 möhti gefchen] folti fehin etfwenn] aineft 34 und] aldir 35 fo
duiiket] geduhte enkain] nie enhain als] fo 36 er — verliuret] sü
519
virlierent 36 — 38 Da von — fehen] Sanctus Auguflinus fprichit.
gerner wolle ich in der helle lin daz ich gottes anllüle an fsehe.
dcnne ich in deme hiinilriche wfpre vn ich fin niht enfehe 39 mach
berhafl fin 42 mugent] enmugen 42. 43 widir zegnadon 43 ane
ünfirs Herren göti cndarf] endar foch 44 wol tuegent] vol tuginde
fin 45 mugin gelun lieben] lebin kinl wir enmugen 46 des fehlt
älliu zit] allizan 47 im fehlt 48 ift — berait] gnadon allizan ift berail
49 Es fpricht och] vii fprichit Herre] Domine prevenifli. 0 herre
51 0] Ac 51. 52 du — willen] mit diner gnade fiVuerst du den
übilen 54 och fehlt 55 guten lüten herre got 56 fo gar irbfer-
mich 57 funders] menfchin 58 Sünder fehlt 59 du — hiddi] 0
herre du bülefl ime allizane dine hulde 59. 60 daz — kere] daz
du in ze hulden lazefl komen 60 Nu möhtint ir fprechen] Nu merkint.
ir fprechint 61 fol und mag] mach 63 im doch] doh gotte 64
ze allen ziten] alliz an noch fehlt 66 irlöfer bin sich mich zainem
male an 67 fprichit abir 68 Got] ünfir herre 69 vfi fprichit abir.
s. Bernhart ain gülir got fin 70 also gar] vii virgift imez alfo gar
71 und] vfi du 72. 73 getan haelti] geteete 73 dritail 74 Gottes
fun] der g. f. 76 gebundin an die ful 77 mit bluote gar begozfen
waz ain fin 78 es] erz 79 hancton in vf an daz crüce und —
diu] da uirloz do der 79. 80 daz dritail finer kraft 80 an deme
crüce 81 der dritail 81. 82 Diu — erftarb] Du gothait wart nie
virwert, der hailige gaift irftarp nie. diu menfchait ihefu chrifti der ftarp
an deme crüce 82 daz dritail 83 Bernhardus 84 wol uirlorn daz
dritail ir kraft 85 waz] wart 86 ei'fiurbent] du fiurbin 87 90
und — me] vn alfo lifet man von ünfirmo herren ihefu chrifto. daz
ime finü ögen alfo fchone vii alfo minniclich waren, daz fine iungirn
rehte enzündet wrden an libe vnde an herein, fo er fü ane fah. vn
daz rehte ain zain von finen ögen gie. vfi fprechint die hailigen. daz
fü ime me uolgeton 92 Berhardus. Du minniclichin ogen du fturben
an deme crüce. vn alliu zit] allizan 93 der — gehenket] der wart
gefpifet mit der gallnn. vFi getrenchit mit dein ezziche. die feibin hende
94 fcharphen] den 95 Nu merchint ir fprechint 96 do vor nit fehlt
97 Got fehlt halt] der hate 98 fun] fun ünfirn herren 100 dem me]
deme 101 vvirdi andern fehlt 102 andern fehlt 103 fchöner vnde
wirdigir waz 104 engel fehlt waz er got ()ch 107 bilde daz bin
107. 108 alfo fchöne vn alfo wirdich ift alf ich 110 dez gedahle
1 1 1 von anegenge gebildet waz Und alfo fo wir denn] 0 we fprichit.
s. Bernhart, vn clagel in 1 1 2 fehent /"e/*// gefchaffen hain. die wrdin
HS fehlt 114: (in fehlt wifhait] wizhail. vn von deme ellü wizhait
520
vloz 116 ifemerlich gemartret] gemarlyrot. vnwirdicliche 116. 117
und verlos — fchoeni] da i'prichil er daz der funne virloz daz
dritlail finer fchöni. vn finer kralt. da er irftarp 117 Tun och zaichin
crefchehin 117. 118 daz — dingen] daz ift vnfir vnnve. An drin
dingen ift fi dem manen gelich 120 daz er liuhtetj er ift ain lieht
daz — ist] ift er ifl 121 won fehlt 122 tuginde hat. vn fjpldon
von deine lebindin funneii und da von] alfo 123 mich befehin llne
dirnun 123. 124 Vbir daz wort fprerhinl die hailigen 125 gebrefton]
breflin 126 alfo tet er och ir] vn fi wart rehte erfüllil mit deme
oberoften göte 127 ift] wart zaime trofle 128 uff] vzfir 129 ain
lieht dir] daz lieht daz ünf fündere entli'ihten fol mit ir 130 der
gewcTr] ain gewsere nach 132 vn mit diner gnade geueftinoft du fü
an gütime lebinne 133 me fehlt vroelich] vnvorhlliche 134. 135
sicherlichen — Gotte] zuvirlihtlichin fürganch 137 inne] vffe lim vatter
fehlt 138 nu fehlt 139 nach laitet] vn fi ift ünf fimdern zaime
trofte gegebin 140 der fun] daz kint verzihe] virfage 141 gemaine
ift fi fehlt 142 0 fehlt 144 lailtift] entaileft nach im] wa ift der
meni'che der dich ie bezügen mohte daz du ime niht geibift dine gnade
fo er dich anrufte och] Owe 145. 146 vröwe nu riif 147 guol
und fehlt 149 ir ere gebrailerot 149. 150 vn entrüwen fi tut ez
och zerehte 150 fi tffte] fo tppte fi 151 ez ift] wie daz ift 153
und] vil umbe verlorn hant] virinrn 154 ift] ift abir daz ift] ez ift
evaj vro eua 155 menfchin künne 155. 156 und die] die gnade
156. 157 und fi] do er fi 157 nach fprach] Aue maria gratia plena
159 gewaprliche 160 virlor Man lifel] da wart virwandilot eua in
aue vn lifet man 161 zuo ir] i\e timeaf maria 162 fi nu] nu
163 es uns] ünf daz 164 haiige] hailich man da fehlt 165 haiton
es fehlt fi uns] M die gnade 166 aller fehlt 166. 167 Alfo —
diu] alfo fprich ich. vnfir vröwe ift di"i 168 daz — sint] die hailigen
fint alle 169 und gueter] denne dehaiu ballige 169. 170 daz dritail
171 das zweite ir fehlt 173 do minnote och in 173. 174 me vor
denne 174 moht] mufe 175 fo fehlt Es] Vnde 178 möhte] mach,
vnde alfo k(ple 178. 179 do — hangen] an der zil do fi ir herce-
blöt vor ir fah hangen, alfo iamirliche 179 wie dime hercen vn diner.
180 waz mir nach laide 181 waz gebroften] nahe waz 183 daz
ez ki'nidiu wie — waz fehlt 184 dritail 185 nach verlor] vii fi
von deme laide ir kraft virloz biltent] fun wir bitten 186 helfe zu
der vrode 186 fg. tag — Amen] der zirgangen ist. Alfo fprichit der
wiffage. in deme himilfchin lande ift du vrode alfo groz. daz da tüfint
iar fint alfe der tach der zirgangen ift.
521
Zu LVI*).
14 lebenden] liebin 49 uf in gegin] uf gegin deme, öfter. 68 eige-
liche] egiberliche 98 gevorit] gevröwet 103 in der kunige buche]
in libro regum 107 daz andir] Der andir afl daz daz du erberaiede]
div irberinide die du 116 rehte ftul] rehlin ftöl 137 div] din
hüubetfunden] lollichen funden 139 nach irflagen] vnde folt fehin
wie din tele in dien fundon lit irflagen 145 den] dinen 155 nach
niniel] aiu 206 fpület] fpiegilt 212 nach cruce] vnde wie er ge-
bundin wart an denie cruce 237 irkennit denne] baz irchennet denne
e. fo 246 vroide noch fehlt 247 der fehlt. 249 ez fehlt 257 fg.
svezir — svezir] kun her liebir herre. kun her zö mir 260 allis
daz] er denne fwaz 264 finer feie inheine fpife] fine fpife finer feie
niene 285 willen vnd fehlt 291 ftark] gefterchit 308 ift] finl
318 mugende] tuginde 331 ganeften] gnaiften 335 mvgende] tuginde
338 iegelicheuj broder] iegelichir fweftir 340 nach hizze] der tuginde
341 lafvertikeit] flewirchait 346 fin gerent] in wenl brechin 348 bri-
chit] brechinl 352 die alle die] die 355 nach allen] dinen 377 fin
nach vroide fehlt 417 feie cor fprichit fehlt 418 vor mich] Sele
431 rehter] der minne. vnde der 432 nach bivomen] in deme lal.
vnde wil fehin die blftmen 464 eilende] ich ellendiv 467 fime] dime
468 vnder dem] vnde irkület wirt. undir deme hailigin 471 zarten
fehlt 475 gelichferin] gelichfenden 476 verkerde] uirk^rer 495 vnd
het vergezzen fehlt ein ende vnd an fehlt 496 daz ez] unz daz
497 fi] fin fterbinnes] fterbindes 499 beitent] bittent vzeren] inren
515 wvochirs] wcker der] den 516 vnder den] vnde denne 519 ver-
nement ir lieben ivncvrowen] virnim liebiu iuncvrowe 524 dar
an fehlt 525 nach herzen] von allen dinen finnen 529 fg. mit der
gelovbe wirt er geborn] wirt geborn 531 nach ftirbet er] mit der
gelobe wrzet er 534 mit der diemuetikeit fpraitet er] vnde fpraitet.
••) Ein Bruchstück dieser Predigt findet sich auch auf dem einen von zwei
zusainmengehtj'rigen Perganientblättern des XIV. Jahrhunderts in der miltelailerlichen
Sammlung zu Basel , herausgegeben und besprochen von Wackcriiagel Über die
inittelalterl. Samml. z. B. S. 10 Ig. «. 15 fg.; auch das andere dieser Blätter enthält
Stücke, die in A vorkommen, in baierisch-cesterreicbischer Mundart. Endlich zeugt
von unserm Palmbaum auch ein stark beschnittenes Perganient-DoppelblaU schvvae-
bischer Jlundart, wohl schon aus dem \V. Jahrb., das die Univ. Bibliothek zu Basel
bewahrt.
Altd. Predigten. 34
522
Drei Predigten ans der S. Georger Handschrift.
V.
Stephnni)! aiilciii {»leMiil' gratis et fortitudint' fiuii'btil ligna magna
et prudigia in populo. Dilii worl Ipricliit .s. I.ucal" in der opiflel. vii
drt wort fprcchiul alluz. Slpphannl' wia vol onadon vnde ntTcki. m
let grozin zaifhin an deme vcdckc. Hie an lim wir vier dinrh nierckin.
ö Stephannl daz Iprichit ain regila^. ain dinch da bi man ain andir dincli
Cchepphil. vn nah maikil. daz ist ain regila^. Nn IlOc] ifl zwair
hande regile. Aine die hanl gaiflli( he h'ite. die andirun hant weltliche
li'ile. Ar\\ dinch fint an der regile da mitte ifl elli'i di'i weit begriffen.
Daz ift unkiifchi dez libef. vn wollul'ti der ogen. vn dile regile be-
10 zaiehinl ain regile von der lifet man in der altun .e. Do herre rnnyles
irltarp. do wart daz ilrahelichi \oUh bevoln hern i«)l"ne. daz li'i der
vollefnrti in daz hailige lanl. daz inen gut gehaizin honte, vi» do In
uf der nerle do waren, do gebot inen nnfir herre daz fii aine Hai
nirdarptin. vnde do l'ü dritlunt darnnibe gegiengen. do liez Anl'ir herre
15 die mnre vallen ane ftrit. vn giengen lYi in. Nn hatte i'infir herre
gebotten daz In niht vffen fich na»inin dez lYi ftinden. vh hver iht
robiz na^me daz man den ftaineli. nn waz ain IVhaleh nii ain b^'tle
wihl under in. der virftal aine gnidinnn regde. vn da nah kamen IVi
zainir andirnn i'tal. die folt frt och nirderbin. vii da wrden IVi flnh-
20 lieh, nn gie der wilTage zu nnfirme herren vnde fprach. herre wie
hafl dn unl" lo getan, do Iprach linlir herre. liwir aine hat nrh nir-
wirkil. Do vtrfen In daz loz. vii fiinden fi\ den Ichnldigen. hern achnr.
Do Iprach der vvilTage. läge an vnl'a^lich man waz halt du getan, er
laile er hfPte aine guldine regile uirfloln. Do Iprach er unl'a^lich man
25 du haft iin.>< bei 10 dltrAbit. »" betrübet dich got. vii namin in vnde
flainoton in. Bi der regil ift bezaichint welllieh lebin. wan alle daz
golt den IVhin von ime lat. ze gelichir wiz tfil dii well, fi zaigit
fchonif lebin. vii dez libef wolUiH. Alfo fprichit .s. iohannes. Alliz
daz in der welle ifl daz ift begriffen mil vlaifehlichir girde. vii mit
HO der ogen wollnll. \n mil hohvart. Alle die in der regil lebenl die
wirl imlir herre flainente. an deme inngillen tage, dilu regile ha^l ein
lamirlich ende. Alfo fprichit .s. iohannes. Elli'i di'i well vii ir gir-
lichii wolluft zirgat iamirliche mit bitlirchait. Du andir regile daz ifl
ain regile gailllichif lebinnes. dar an fint zwei dinch. ainf daz llnl du
iiö gebot ünfirf herren. alle du zehin gebot, der ifl ain jegelich meniche
■; U. Ulli;»;-.'! v. ,..!■.
1 An. 6, 8. 9 nacli (t^tn eryünze \m Imlivan HS diM 10 nin] HS
an 23 J»s. 7, 21. 28 1. Joh. 2, 16. 32 1. Joli. 2, 17.
523
frhuldich. ze behaltinne. er fi gaüllich nlde weltlich, fwer der niht
behaltet', dez wirt niemir rat. Di'i andir regile ilt ain T(^t,nle dez rales.
der vndirw Indent fich gailtliche We. die in vollekoininz lebin wellint
koiiien. Nil ift manioir hande regile. vndir gaiftlichiine lebinne. der
it!gelichiz line latzunge imde linc regilf liet. Abir daz uz genoininii 40
dinch fint in iegelichime gaiftlicheme lebinne*.' da(;i iVt armiit. knlchichait.
vii gehorlaiiii. daz iH ain regile dez ralef. äne die mahton wir w(d
behalten werden, diz ift abir [IIa] fichirlich. Wan lifet in deme
ewangelio. von aiirie der giench zu unlnnie harren, vn l'prach.
mailter Avie l'ol ich d6n ewigen lip gewinnen, do Iprach ünfir herre 45
du folt du zehin gebot behalten, du in der e gebotten lint. do fprach
er di'i hau ich von miiier kinthail behalten vnz her. do l'prach unfir
htrre. wilt du denne dnrnehlich fin. fo laz alle dine geha^bide. vnde
Nolge mir nah. daz waz ain regil dez rates. die liain och gaillliche
lule. die lieh alliz zirganclichen gütel" uirzihint. vnde vnfirme Herren 50
naTi nolgent. daz ift ain durnehtich lebin Iprichit \\nfh herre. Nu
tugen wir daz uil ki'nne. \V'ah wir lin lo lere aii der nati'ire gefweckit.
von der erftun liinde i'infiire mötir. ewn. daz wir da von gerne an
i'inf ziehen, vnde Wterin beliben alle wir in dtnic paradyfe AVrden
gefchaffeh. fo AVSE'ren t^lUV dincli gfemäinei. Nil iTt der h'ite harte vii 55
iWe arn rint.'fü fint abir alfo arn. daz fü gflt gerne ha^ttin. die fint
nihl rehte arii. Vni'ir herre Iprichit in deuie ewangelio. Sa'iich fiiü
die die willicliche atn fint. dnr got alfo daz fü niitef engeront. wan
der hotdrüfte. Du andir regile die gaiftliche lute haut, daz ifl kufchi-
rhait. daz ift \il fwferir denne daz ich ane aiginfchafl leben, nn iner- 60
ckinl wie. Daz gut ift uzfiront mime [11 b] libe. I'waz denne uzirhalp
illiiiiiEf libe ift. daz ift mir lihter zelazinne. denne daz innir ift. daz ich
denne kiifche lebin lian. daz ift widir der nature. vii fprichit ain hailige.
küfchlich lebin in deme libe. daz en ift niht menfchlich lebin. ez ift himilf
lebin. Daz fpriche ich denne daz ich götte du dinch gebe, du in mime libe 65
fint. vnde daz widir der nature ift. daz ift grozir demie daz ich
gölte daz gut lau. wan daz ift uzirthalp. daz abir ich vnde fwer
ez tfil minen lip allewa^ge keftigon mit arbaiten dar umbe daz ich
m'ihe nature uirdrncke vnde daz ich mich ki'ifchliche gotte behalte,
daz ift ain vii lobilichir dinch denne daz ich vi! gütef laze. wan 70
du kufchait ift fo wirdich. daz der menfche enhain dinch gotte mohti
gegebin. daz ime fo liep wa^re fo du ki'ifchichait. vnde mugent ir daz
dar an merckin. Ez ift enhaiii mfenfche daz ez dehain dinch gelobet
44 Maul.. 19, 16. * i.
5^4
wan en nenie ez iiiu^ wol abe. vh enletze iine aiii andirl datür.
75 wall der kiilVliiiliail. Iwer diz gelobil deine enmacli ez wedir babell.
noch bilihof abe tJ^eiieinin. davon ill di'i kiifchichail lobilichir ze me-
rckinne deiiiie ain andir diiich. vii dar ninbe daz dii kiilchichail h»bi-
licliir ill. da von ilt l'i och gölte amphanclichir denne ain andir opphir. vnde
dar umbe fol der inenfche ünen lip arbeiten. [H^'J vnde keflegon.
80 daz er küfche belibe. vnde hver daz tut daz iil grozir lugint. wan
ez ilt ain vil fwaerc dinch ze tfjnne. AH'o Iprichit ain wile man. Ez
ilt vil inülich daz der inenIVhe finer nalure vvidirnande. vnde line
nalure übir windet dar uffe lit groz Ion. Iprichit er. Du drite regile
die gaiftliche liite hain daz ilt gehorlami. du ill vil wndir Iwa^re. ez
85 ill ain groz dinch daz der menfche ane aiginlchaft lebet, ez ill abir
noh grozir daz der inenfche küfche l'i. ez ifl abir allir gröft daz der
menfchi gehorfam fi. deme enniach lieh enhain dinch geliehen, wan
der wille daz ifl daz edilolte. vii daz oberofte daz in der feie ifl. vn
enniach der menfche mit nute himilrich gewinnen, noh virileren wan
90 mit deme willen, vnde da von ifl ez och du grofle luginl. der den
aiginen willen vf gil, Swenne ich gölte minen willen gibe. fo hau
ich ime daz edilfle gegebin daz an mir ist. vnde da von ifl ez allir
groftef lones wert, wan deme menlchin widirflal enhain dinch fo faere.
fo daz er finen willen in aines andirn willen gebe, vnde fin felbis
95 virl^ginne. vn niht tilge wan daz ain andirf welle. Der gaifUiche
menfche fol fich alfo garbe gebin. daz er finen willen an allen dingen
laze. vnde fines obiren willen lüge. Er enfol och [11 d] niht allaine
den willen lazen. er fol och den fin dez willen lazen. alfo. daz dich
allizan diner maifterfchefle fin bezfir duncke denne din fin. unde fo
100 du ainen fin aide ainen willen hell etfwaz gutes zetfinne. vnde fprapche
din priorin. aide din bihter. du folt dih lan. vnde foll ain andirf tön.
daz dunckil mich bezfir. daz follu lülirliche gelobin. daz dir daz bezfir
fi. denne ob du ain bezfir werck la*lifl nah dime finne. vn daz grozir
Ion druffe Ion drufFe Iil. Entrnwon ez ifl aber vil mAlich zetunne. wan
105 lifel daz die wnda allir wirft Iflnl andeine drillen tage, da bi ifl be-
zaichinl du gehorlami. wan du ifl daz dritail an gaifllichime lebinde.
vnde zegelichir wiz alfe die wnda allir fiMofl fwerii an deine driten
tage, alfo fwirt den menlchin du gehorlami allir feroft. vn der lioil
inachot deme menlchin niht fo fw;ere. vn enift och von nalure dehain
IIU dinch fi) fw;ere. fo tlii gihorfami. von der giliorfaini fprichil .s. Augu-
ftinuü. Daz ifl rehlü gihorlami titi niht ir willen het. dii aber ivl ir
97 KrJ US Ich 104 entrüwon
525
willen hei. da lit lüizü loni?; an. wan fwaz der nienfche gerne tot.
dez ift er lihte gehorfani. daz abir der menfche der dinge gehorfam
ift du er vngerne tflt vndo er doh finen willen da zti fflgit. daz erz
tfit dnr got. vri [12 aj dur gehoifaiui. da lit grozir Ion uffe. du ge- 115
horfami ifl ainigü gölte liep. Wan lifel in der altun e. unfir herre
gebol denie kniiige saul daz er ain lanl virdarpti. \nde f^vaz man da
fluide, daz nietnan dez ivl nseme. do l'flr daz volck zu vnde nam
Schöniz vehe. vnde behielt daz. vn wart dez raniuel gewar. vnde
giench er zö deine künige. vnde Iprach. Heftu gelan daz dir got 120
gebot, ia fprac er. waz l'ol denne diz iiehe fprach famuel. do fprach
lanl. wir wen ez zaiine opphir bringen vnfinne herreii. do fprach
famuel. faul weift du nihl daz vnfinne herreii dii gehorfami liebir
ifl. denne daz opphir. daz ifl iinf ain Urkunde, daz du gehorfami
gölte allir liebifl ill. Sanctus paulus der fprichit. Vnfir herre der waz 12.^
gehorfam vnz an den tot. vnde wolle gernir Herbin. denne er ungehor-
fam wapre. vnde noh hüte diz tages minnot er gehorfami alfo faere.
daz er fich niemanne git. wan der gehorfam ift. Alfo fprichit .s. Bernharl.
Daz aiidir wort fprichit. plenus gralia. Slephanus der waz vol gnadon.
daz ifl alfo zeuirflainne. alfo fprichit vnfir herre in deme ewangelio. IBO
Swer alle dife weit dur mich lat. deme wil ich an dirre weite gebin.
hun [12 b] dirtvaUigen Ion. vnde zenre weite himilriche. Nu merkinl.
ir fprechint wie deme Avaere. wan die lüte die gölte dieiiont. dien gil
er wedir ere noch gut. in dirre welle, er engit inen niht wan ün-
fjplde. nu mfiz der ainwcdirs fm. daz unfir herre hat war gefprochin 135
(»dir mit. Her vf difputieren die hailigen. vn die maifter. vnde fpre-
chint. daz got w?prre haige gefprochin. wan fin wort geualfcht er.
nie. Nu merckhit wie daz ift. die hailigen vnde die maiftir fprechint.
daz i'inlir herre dem menfchin tuginde gil. die finl liirre vnde höhir
denne alliz daz golt daz ie wart, da uon Init fi'i höhir. vnde grozir Ho
denne ellü du weit, vnde merckint daz daran, waere ain menfche alfo
gewallich. daz ez allir der welle gewaltich wapre. mit deme allime
moht er himilriche niht kofen. vnde die tuginde die got deme men-
fchin git. da mitte köfel ez himilriche. vii da mitte bewaerent fü. daz
der menfche richir ift der tuginde hat. denne ob er allir der weite 145
gewaltich waere. vri da mitte bezugon die hailigen. daz vnfir herre
engit daz himilriche umbe cnhain dinch wan ainigun umbe tuginde.
fwer denne tuginde het. der ift. plenuf gratia. Da« drite wort daz ift
123 1 Reg. 15, 22. 125 Phil. 2, 8. 130 MaUh. 19, 29. 135 HS ainwedirs
war J'in. Haz Änfir herre tiaf gefprochin.
526
foiiitudine. daz 1 1 2 c] fprichit Hercki. alfo .s. liicaf fcribel. Stepliarml'
150 der waz vol Iterki vnde ynadon. rohle alf ob im* Ipreclii. fwvv die
drio rngilon bchallcl. deine g'ü iinlir borre lugiiule. vii da nach wiii
er mit dien tu<,niideii gefterckil. an dien drin regilen. daz ifl an kniVbi-
cliait. da von bfel man in libro fapienlie. da l'tal alfo. Swer (hC kii-
rchichail behallet, der wirl gölte allir na'hilt linde, vnde reble daz
155 himillche lebin. vnde daz engilfche lebin. bei der nienlehe uffen erl-
riche. der knfche iit. vnde dauon. wand ei- geinainiz lebin bat deme
liimilfcbin lebinnc. da uon wirt er gölte allir njrbifl finde. Der nienfche
wirl ocb gelk-rekil. an willicliebir armftl. daz er die vroliche Irait. wen
Iprichil ain fpricbworl in der IVrift. Vor ilal i'ibir daz nelt gat. der
160 gat finginde. alfo tfd der willioUcbe arn nienlcbe. der gat vrolielie
vnde vnvorbtliebe. wen er bei nivl zeuirlierne. vnde der Avillielicbc
arn ift. denie cninaeb der lievil enbainen weck lo nahe konien. alle
deme riehen, wan ^n^r berre wil der armoii heller fin. Alfo fpriehil
der AvilTage. Herre du bifl ain ualir vn ain helfer. der willicliehir
165 armftu. Der menfcbe wird öch gefterekit an der drilun regile. daz
ift gell2dj borfann'. wie nia^bli der nienIVbi grozlichir gefterkil wer-
din. ikmue daz er alfo demüticb wirl. daz er finen willen virwirfel.
vh er ainf andirn willen tfit. \n lieb alfo nndir den naiget. vn de-
mutet. daz er reble tut. alf er nie willen gewnne. deme menfehin gil
170 iinfir herre. me U)i me. tnginde un gnadon. alfo fprichit .s. iacobuf.
Vnfir herre vvil deme demütigen menfehin fine gnade gebin. vn wil
lieh kreftielicbe Jelzin widir die bobuertigen li'ile. alfo fprichit .s. pau-
luf. Vnfir berre fterckil mit finer gnade daz demütige berce. vn vir-
wirfel die hohuertigen lüte. Daz vierde wort feribcl er. daz er grozü
175 zaichin tot an dem volcke. Nu merckini wie difii zaichin fun fin.
wan lifel in deme ewangelio. daz vnfir berre zu finen iungirn fprach.
In nomine ineo deino. In mime narnen fnnl ir den lievil vz tribeit
ir fiml ni'iwe zungen reden, vn die flangen funi ir vf hebin. vn Irine-
kil ir \irgifl. daz enibl in mit fcbadon. vn i'iwir bende fuid ir vf die
180 fieckin legin. vn funl gefimi werdin. Difii zaickin i'iml ir gaülliehe
uirftan. vn funt fü och gaiflliebe tun. waii fii lint vil nutzir demn*
du liplichin zaichin. Ain ballige fprichit. So du zaichin ie gaiftlichir
finl. fo [13 a] fii ie bezir Hnl. Man lifel von manigeme der grozu
zaickin tel vn doch virlorn wart, vnde dauon gefchibl. daz du olTmen
185 zaichin. vil khedilich finl. Daz unfir berre hie vor in der iungeren
zilen grözü zaichin tel. daz tel er dar umbe. daz du criflenhait mitte
■ >■.
152 an vor liufcliiiliiiii fehll HS. 170 Jhc. 4, 6. 176 Mioc. 16, 17.
527
wrde gemerel. rlo waren zaichin nütze, nu enift der zaichin niht not.
VII ifl vil niitzir daz fii der uienfche araillliche an ime felbin töge.
Daz erste zaichin daz ifl. daz wir den tievii vz lun triben. nu
iiierckinl wie. Ir vvizl'enl wol l'waz du ög-en g^el'ehint. daz bringent fü 190
zehanl der feie, vh zaigont irz. daz li daz an fehe. vn fwaz du oren
gehöreiil. vn kurzliche die finne alle, fwaz die uz wendich enphahint.
daz bietinl fü zehaiil hin in der faele, daz öch fi daz uirlTicke. Vnde
fü du feie denne enphindet der enphindunge der finne. vn der bewegunge
(lez libez. fo wirt öch zehant du feie bewegit. nah dez libef bewe- 195
gunge. wan du feie vü der lip fiul alfe wol nnt ainandii". daz fü
zehanl geuolgent. vn fo du gehellunge gefchihl. fo ifl der tievii in
dem menfchin. vn ffigit denne mit llnen holen raetin. daz der menfche
bekorl wirt. fo fol der menfche tugintliche ftriten. vii fol gol an rflfen.
[I3b] Sanclus Gregoriuf fprichit. Daz unfir horre etwenne virhengit. 200
daz der menfche in not vnde in arbaite kiunil. dar uuibe fprichit er.
daz er lieh felbin werde irckeiniinde. wie rehte kranch er ift ane
gottetj helfe, vn daz er denne got an rufe, vn daz er in denne irhore.
vn ime zehelfe kome. vn gil ime denne zeiungift himilrich. vii fich
felbin. wan lifet in der fchrift. daz der lievil den menfchin in mange 205
wiz nirfuckit. etwenne uert er in den lip zwifchent hüte vii vlaifche.
Ml machit den lip haiz. vii Iribet ime denne nmbe daz herce. vnde
wirl denne der rnenfche zürnich. fo er denne beginnet zürnen, fo
Iribet er daz blut undir du ögen. daz er rot wirl. alfo raizit der zorn-
Etwenne vert er öch in den lip. vn machot fich alfo l\va»re. daz der 210
inenfcho du lil kume vf irhebit. vnde Iruckit in alliz nider. uFi wirl
denne urdrüzich gölte ze dienenne. vnde gebetlis. vn allir tnginde. vn
ailir gillen wercke. vii alfo raizil er trachait. Vnde fo der menfche
alfuf ift belezfin mit deine lieuil. fo werdint denne alle die luginde. vn
alle die krefte der feie werdinl ital fla^nde. vn allir gfltir werke fint 216
fü müzich. alfo fprichit der wiffage. Jieremiaf. Quo modo fedet. wie
knmit daz fo. daz du ftal vol lüton ifl. vnde doch ital ift. Nu merckint
[13 c] ir fprechinl wie mach daz fin. daz ain Iflat vol lüten fi vn fi
(loch ilal ftal. da befcheide ich iv. Swenne der menfche alfuf befezfiu
ift mit deine lieuil. fo werdint alle die lugint vn die krefle der feie 220
die werdinl muzich fljpnde. daz fü niht werckiiit. vn fint doch in der
feie, vil wikint doh niht gfilef. vn daz ifl daz voick in der ftal. die
tuginde in der feie, die fint da. vri fint ital gfttir wercke. vn ftat du
befchaidinheil allaine. vn ifl ir ir gefinde gar enlwickin. da fint die
191 1!S fehe 195 HS bcwegunne 205 HS niagewü. 216 Lanient. 1,1.
528
225 tuginde ir entwichen, alfo daz fi'i iiiht fiir raickint. mi lofchent alfo
in der feie. d(Minc lim wir daz zaickin heaaii. alfe iinnr lierre fine
iiinffir hiez. vn fun den tieiiil vz Iriben. der unf bel'ezlm hat. vm alle
rin«i bekonmge luil guten werckin. vn fun die luginde alle nf weckin.
mit gaifllichir arbeit, vn fun wainon vn betton. vn difcipline nemin.
230 vri fun die tuginde übin. So vlühit der tieuil von dir alfo fprichit
.s. iacobus. Wirf vz den tieuil fo vh'ihil er von dir. Daz andir zaichin
ift. daz fi'i nüwc zunga fun redoii, daz gefchiht in der regil dez ralif.
fo redit der menfche küfchu worl. vn fenftü. vh deniüligu. vn kerit
ellü finü wort, zebezllrunge inie feibin. vii andiren liiten. vn vnfirnie
235 herren ze lobe, daz fint nuwe zungan. flH d] Wan lifil von dien
botton daz In manige zungen wrdin redinte, do der hailige gaifl vflin
fi'i kam. do fpraclün die iudin fu wjerin trunckin. do fprach .s. petir.
Ez enift mit alfo geuarn. wir wizfen wol waz wir fagen. ez ift noh
tercie zit. Alfo f|)riche ich. gefchiht daz zaickin an vnf. fo wir alfuf
240 alle imfir rede ernüwen. daz wir denne goltef lop fprechen. vri die
Inte bezfiren. Daz drite zaichin daz ift daz wir die Hangen vf fun
hebin. wie daz 11 daz befchaidil vnf. .s, Auguilinus vn glofet die rede.
In deme paradyfe da d\\ erfte fünde befchach. da waren dri'i dinch.
du öch gaiflliche an deme menfchin fint. Daz waz der flange. wie
245 der an vnf fi daz merckint. Vns ift ain nature angeborn. daz haizit.
fomes peccati. vn enift dez nieinan »Tnicli. wan der rohte. von deine
hailigen gaifte. dir von ift gerainet, alfe vnfir vröwe. Difii natürliche
bozhait. ift vnf fo uafte von nal'ure an geborn. daz fi nienian alzogif
virdrukin niack. vri der menfche hol fi alfo gar mit dien l'undon uir-
250 fchelkit vn uirböfit. daz fi gerot bofir dinge, vri dez iibef wollufl. vn
gerol der dicke von natürlichir kranchait. ane dez tievilf rat. Sweime
ez abir fi von dez tievilf rate, daz läge [14 a] ich dir. Der tieuil
enmach enliainem menfchin bofc godanche gegebin. Er formieret ain
bilde in der gehugide der feie, fwie er die feie uirfuckin wil. vri daz
255 bilde fetzil er der feie IVir. daz fiz ane fehe. fo fiht fi ez an. vn
fiht ez abir an. vnde gedcnchit deime dar nah. Enlruwen ü mach
alfo lange mitte umbegan. vnz daz ü kumit in böfe begirde. der bofun
girde mach fi alfo lange nah hengin daz ez zedeme willen knmil. vil
fchiore mach ez denne zen werchin komin. Abir dii bidirbe feie.
260 zehanl alfe du fihl daz der tieuil daz bilde formieret, fo widirftat fi
ime vnde gedenchit an got, vri virtribet den tievil. Nu gefchiht ez
öch daz du feie manige forme enphal. die ir der tieuil für fetzil. vn
231 Jac. 4, 7. 237 Act. 2, 15. 255 HS fehe 256 H VnIrAwen
529
enhet doch enhainen willen, daz fi dur alle die weit icmir dehiine
fnnrie welle gelün. vn gat doch mit dien g-edanchin ninbe. vnz ez ze
hofir ffirde kuniit. So der tiouil der Tele die forme für gefolzit. da 265
er fi mitte wi! virfuckin. wedir die feie daz enphat. oder niht. daz
enwaiz er niht. er enwaiz och der gedancke nihl. fwenne abir di'i feie
alfo ffeuolget. daz fi an daz diiuh alfo lanpfe gedenckit. daz ir der
tieiiil vor entwirfet. in der be[14 bjfcliaidinhait. daz fi daz alfo lange
an fihl. daz fi da iion bekorl wirt. vii der lip die bewegunge enphat. 270
fo naiz ez denne der tienil. viT fo er denne der bewegunge gewar
wirt. fo raizit er fi denne ie me vn me. An ain andir wiz wirt och
der menfche bekort, von fin felbiz bozhait. daz befchiht von der natüre.
du da haizit. fomes peccati. die nature gelichit .s. Auguflinuf deme
flangen. der daz wip virriet in deme paradife. Nu fint zwo girde in 275
der feie, der ainir ift gekerit ze deme erlricke. du gerot irdifchir
dinge, du andir ift vf gekerit. daz fi got fchöwe. Nu raizit der flange
die undiruu girde. daz fi die fünde tuge. vn fo dii girde den rat
enphat. uon deme flangen. fo ift eua da von worden, du och in deme
paradyfe den rat enphie. von deme flangen. vn wirt denne du girde. 280
dit da euam bezaichint. von deme rate, vii fo fi alfo bewegit wirt. fo
bütel fi zehant die begirde. die fi ha^t der übirun girde. daz ift adam.
vn ftindet er denne mit ir. vn fo die zwo girde alfo ain andir gi-
hellint. fo gefchiht du fünde. Alfu.s glofot .s. Auguftinuf dife rede,
vii gelichit die nalürlichun kranchait deme flangen. vri die undirun 285
girde gelichit er vron ewn. vh die obirun girde [14 c] hern adame.
Nu hat er gefait. wie eua den rat enphat. von deme flangen. vii biUet
denne den rat adame. daz ift du obir girde unde fundont denne. Nu
funl ir wiffen alle die wile daz du undir girde ftille ftat. alfo daz fi
niht bewegit wirt. von deme flangin. fo enwirrit vnf der rat niht der 290
angibornon fünde. fwenne abir du undir girde Avirt bewegit. fo enmach
ez niemir werdin. du obir iiaige fich her nidir. vii gehellint ain an-
dircn. Nu merckint wie. fo du funne fchinet in daz wazfir. alle die
wile fo daz wazfir ftille ftat. fo ftat och der funnen fchin ftille. der
uffen daz wazfir fchinet. alfo fehlere fo abir der undir tail bewegit 295
wirt. daz ift daz wazfir. fo bewegit daz wazfir den fchin zehant. der
funnen. Rehte zegelichir wiz gefchiht dien zwain girdon. alle die wile
daz du undir girde ftille ftat. fo ftat och du obir girde ftille. wan die
undirun girde gelichit er deme wazfire. \\u\e die obirun girde der fun-
nen fchine. Unde alfe der funnun fchin bewegunge enphat von deme 300
276 ainu ift fehU HS. 294 wilej HS wille
530
wazfir. hHu wir! du obiir girtio <i:tM-aizit \ii hewt'üil \on der iiiKlriiii.
Dii iijitiirliche kraiichail di'i dileii rat oit. vii alli/aii doii meni'ohiii
laizit Nfliii die fi'iiido. daz ifl der llaiiife den wir liiri <! Iiebin. alfe
iiiilir lierre rj»neliil. daz wir zaeliiii l'un liin. daz wir in |14d| fiiiie
305 iiamiii die flangiii fmi W hebiii. daz zaicliiii liin wir bej^aii an uiif
lelbiii. I'u wir gewar werden, daz iinl" dii natiir»' ze fundoii raizit. >n
Hill unfir i'irde bewegiii wil. lo Tun wir vafle Hau widir der jrirde. \ ii
Tun daz lierce vii die girde vi' liebiii ze golle. vii luii viil' bekuiiibirii
mit göleii werckin vii mit gülir andaht. allb fun wir die riangin <f
310 Iiebin. Daz vierde zaichin ift. Irinkint ir nirgift. daz eiifol iv niht
febadon. Viilir herre l'prichit in deine ewaiigebo. Siinile eil regimni
(•eloruni lageiie. Daz hiinilrich ifl gelich ainir fegi. die man in daz
nier fenckil. Ir wizfint wol l'o aiii vifcher lin netze in daz mar wirfei.
lo ziihil er böfe nn giil vii alliz daz ime drin kurnil. vn fu er ilz-
315 gezühil an daz Hat, fo lifet er daz bofe von deine guten, vn gehaltet
daz gfile. ze gelichir wiz fol der iiienfche lön. lo er lin lieire ge-
wirfet in die weit, da vahil er i'ibil \u gftt. \ii gedcnekil an dii- uppi-
rjiait. der welle, vn benahil mit fime gedanehe. inanige iinl'felichail
dii in der welle ifl. lo fol denne der menfche ftz ziehin an daz fUil.
320 daz ift an lin hailich gebet. \nde lo! da fchaideii daz gfiic von deine
vbile. vn fol die well vnde alle ir uj)picliail nz werlin. vn fol ge-
denckin daz ez alliz ifl ain tot der feie. Vnde alf unfir herre [15 a]
fpriehit. Trinkint ir virgiH. daz enfol iv niht fchadon. Der feie uir-
gift ift niht andirf wan dii weit, vn alliz daz du well begrillen hei.
325 daz Irinckil dii feie, vn ift du uirgift alfo. daz Ii draii gedeiiekil. daz
enfol ir niht vverrin. wan Ii fol zehani uzfchaidin daz i'ibele von deine
gfilen. vn fol ir niht lau wi-rrin. fo wirl och daz zaichin \ollehraht.
.„Daz fünfte zaichin ift daz fu ir hende ulTen die fieckiii fini legin. daz
fi'i gefüllt werden So der menfche beginnet liwgeii an gotles dientte.
330 fo ift er fiech. fo fol diz zaichin an ime gefchehin. fo fun wir die
hende uffin fii legin. daz ift alfo daz wir gfiü'i werck fun flbin. \n
Tun da mitte die bofmi Irachail w eckin. Sancte Bernharl iprichil. Wir
wizfent wol dar, der gebfire herle andir art hei. vh von der gevvoii-
hail (Ihz er mit arbaiten ift irzogin. da uon mach <!r vvn.lir arbait ir-
335 liden. laut in abir geruvven daz er fin felbiz enphinde. fo wirl er allo
Irfpgc all ain ambV menfche. zegelichir wiz ifl ez nmbe den menfchin
der lieh felbiii giilir arbeil vn gfilis lebinnef wenil. der mach wndir
: geai'baitin. Abir die /artin bite die ir lip uirzerlint. dien gefchiht alfe
311 MaUh. 13, 47. 335 er nach <la/. fehll HS.
531
(leine gt'l)iireii. lo er beginnel rinven. fo vvirt er ie Ira^gir. vii ic
Irasgir. So Tun wir deniie diz zaiLlö l)]ckin an iiiif lelbin began. vii 340
fun unC twiiigen ze gülen weickin. da nah gat du (bunge. daz der
ineiilVIie vlizicliehe gulii werck libin fol. vii i»ah der rd)niige gal der
wille daz der mealche inil willen güli'i werk lüt. fo ift daz zaichin
volleluaht. vn ilt der fieche geliml \^ordin. daz ill der wille. den
Avillen hei deiine der inenlche irweckit mit ubimire gutir vverehe. fo 345
ilt daz zaiehin gelehehin.
VI.
(Bei Einsegnung einer Nonne.)
olegil eani deus et preelegit eani el in labernaeulo luo hahilare ean«
facit
Difi'i worl finl gefprochin zainie iegeliehin l'feligin menIVhin. Dri'i
dinch fint dran zemerchinnc. daz erste du bilt invelt. daz andir du
hift fiir irw'elf. daz drite du folt fin in deme gotlichin gezelte. Nu 5
liebü iuncfröwe nu niejitift du fprechin. war an lol ich daz uierrhin.
daz ich irwelt bin. dez wil ich dir Urkunde gebin an drin dingen.
Daz erlte ift daz du lazeft alliu zart, vn kintliche filte. unde alliz daz
gemach dez libef. vii der weite yröde. wan dii weit ift gelich ainir
vrown. uon der lifet man in libro reginn. du hiez iefabel. vn enhaete lo
niht naturlichir fchöni. vn zierte li lieh mit farwe. unde zuch die lute
an lieh. IUI filgite ez fich alfo. daz wiffage helyaf ir hulde uirloz.
vnde [15 c] wolle fi ime den lip haizin nemin. vil vloh er gar fere,
daz er vii müde wart, vn enlran an aine ftat du hiez berfabee. vn'
liez finen kneht da. vn lüf er in die VvTti. vfi behielt lieh da ainen 15
lach. Hie hi ift du weit bezaichinot. zegelichir wiz alfe du kunegin
iefaKel die lute an fich zoh mit gemachotir fchöni. alfo tut dii weit,
du het nihi naturlichir Ichoni. fi ftrichil abir valfche fchöni vf. daz ift
zirganclichü fchorii vn vröde. vnde hohuart. dez libef gemach gftt vnde
ere. vn ellu du uppichait du in der weite ift. daz ift nihi andirs wan 20
aiii verwili. daz hüte ift vn morne niht. vii mit dien dingen zuhit fi
alle die weit an fich. viii fwer ir niht na uolgel der iiirliiret ir hulde.
widir deme fetzit fi fich. vn envliihit er fi niht. fi nimet ime daz ewige
lebin. fo lol der menfche tfin alf helyaf tet. vn fol fi \liehiii ze Ber-'
siabee. Helyaf daz fprichit minef gottef helfa^re. Alfo fprichit s. 'J5
pauluf. Wir fun alle unfirs herren belfere fin. vn fun ime mit vnfirme
lebinne alle helfin. vollebringen daz higintliche lebin. daz er vnf vor
1 Die Stelle (indel sich so nicht in der Bibel. 10 3 Reg. 19, 3 t'g.
532
gelraoreii hfl. waz Icl abir helyal. er vloh /.c B«'rfabrr. berraboe da/,
fprichit der bnin(15d]ne fetti. Air» briinnc der fjMti. da/ ift ain iege-
30 lieh gajfilich Icbin. dar lol der mciilchc vlit'hin. vn l'ol firh da l'atton
mit lufiindfii vii mit gftteii >verchiu. wan lilel von ainre hande bern
di'i fint (Ilm- nalurc Co man fi^i zem erften druckit. i'o gcnt fi'i füren tranch.
vn dar nah ffizin. ze deme drillen male getempirt Iraneh. Mit den
bern fol lieh der menfche trenchin. fo er ze gailth'ehime lebinne kumit.
^ö Er fol zem erften gedenchin an die bitternn funde. wie dicke er gut
grözliche irziirnet hat. vn fol ime daz innieliche lait fin. vn fol aine
bittirehait dar umbe han inme herein. Sanctuf pauhif fprichit. Alfo
fo ich gedenchin an min altiz lebin. fo ifl ez mir fo bittir daz ich
ez ze rucken wirfe. vh kere ich mich ze deme geginwertigen lebinne.
iO alfo fol der menfche trinckin daz biltir tranch. Ze deme andirn male
foll dn gedenchin an vnfirf herrin gnli. mi an fino tuginde. vii an fine
fnzichail. vn fol mit gute fiizieliche gelrenkit werdin. Ze deme driten
male fol ez lieh neflicliche vii lugintliehe habin zn der regile. vn zfi
der lalzuiiffe. vn fol finen ordin vlizicliche vn ftaMicliche behallin. mit
•15 befchaidinhail. daz ifl daz gelernpirle tranch. daz der menfche weder
zeliizil noh zenil lüge, waz [16 a] tet helyaf me. Enlnivvan er lie
fmen knehl da ze B»;rfabee. vn für er in die Vifli \n behielt fich da
ainen lach. Bi der wfli ifl bezaichinol. daz himilriche. dar fol der
menfche varn von deme gaifllichin lebinne. \u fol Ilnen knehl den
50 lip da lazin. Bi deme ainen tage ifl bezaichinol der ewige lach, der
genimel niemir ende. Alfo fol d«;r menfche zem erften lazin alle kinl-
liche fille. ze deme andirn male fol er ze gaifllichime lebiime varn.
daz finl zvvai urknnde daz du ir^Aell bifl. Daz drille ifl daz du imfirf
herrin gebot vlizicliche behalleft. wan dez ill ain iegelich menfche
5.> fehuldich. Wan lifcl von aime iungelinge der kam zi^ ünfirmc herren.
vn vraffile in wie er himilrieh folli gewinnen, do fah in unfir herre
an. vn fah daz ime fo erml'l waz daz alle fine adiran brunnen. yn
do minnole in vnfir herre. \n fpracli zime. du foll du gebot behalten
du in der e gebollin finl. da bi merckin wir. daz ain iegelich menfche
60 der gebolle fehuldich ifl ze behaltinne. vn der gaifiliche menfche Fol
nihl allaine du gebot behallin. er fol öch fine regile vn fine fatzunge
behallin. vn elli'i du dinch du ime fin ordin. vn fin maiflirfchafl ge-
hulet. vn enfol och nul der [IGd] dinge gehorfam fin du man in
haizil. du folt dicli öch vlizen allir der dinge du diner maiflirfchefte
65 liep fin. Sande Bernharl fprichit ain worl übir .s. pauluf wert. Sancte
32. 35. 51 zcni erften] HS. zcinerft 37 Phil. 3, 13. 55 Mallh. 19, 16.
533
pauluf. vnfir herre waz gehoiram vnz an den toi. dez cnkes. vii wolle
gernor den tot liden. denne er uiigelioil'am waere, dar umbe fprichit
.s. Bernhart. Vnlir herre waz gehorfam unz an den tot. vn iwer
inje nihl nah volgel mit rehter gehorfanii. der l'ol niemir lailhaft wer-
den liner gehorlann". Alfo lol der nienfche iniiirme herren nah uolgen. 70
vh lol vröge vn ipate berait fin ze gehorfanii. Der wiliage Iprichit
mane altabo. Ich wil ftan vriige vh wil warten waz dinü gebol iin.
daz ich dinen willen behalte, allo fol der menlche Iprechin. ich wil
vröge VII fpa?te ftan vii wil warten waz miner niairtirlchefle wille li.
daz ich daz behalte, dnr die ininne die ich ze gölte han. Vnlir herre 75
fprichit in deme ewangelio. Alle die mich minnonl die wil ich vrüge
ffichin. ob ich fü vinde an gälen werckin. an deme gebette. aide an
der gehorfanii. vh an andiren guten werckin. vn die ich denne vinde.
mit dien wil ich fin. vn wil fi'i troften. Svvelck menfche du drü
dinch an ime vindet. daz fol iine ain [16 cj Urkunde fin daz ez irwelt 80
n. Daz andir ift ain für irwelunge. daz ift alfo vll alf ain beftielinunge.
der irwelunge. Daz du abir inftandef ob du für irwelt bift. dez gibe
ich dir ain Urkunde an drin dingen. Daz erfte ift ain vinbefchöwnge,
daz du dich umbe feheil. wie du din herce unde ellü dinü werch
vindeft. vnde nim war waz goltes gaift in dir rede. Der wiffage 85
fprichit. Audiain quid loqualur. Ich wil mich umbe fehin vn wil hörin
waz gol rede ze miner feie, vh wil warten wannan mir goltef gaift
kome. Sanclus pauluf fprichit. alle die die goltef gaift nihl hanl die
fint von ime gefchaiden. alfo fol der menfche war nemin. wa der
gute gol her kome. Nu fprichit der wiffage. nül ab Oriente neque 90
ab occidenle neque a deferlif monlibus. Unfir herre kumel nül uon
deine urfprunge der funnun. Bi deme urfprunge der funnun ift be-
zaichinl vranzpiitichail. deme alliz fin dinch nah finen willen gal. vn
nah wnfche deme kumit vnfir herre niht. ez waere ain vii tuginthaft
herce. daz got da inne irkandi. fo ime alliz fin dinch nah willen gienge. 95
Bi der funnen vndirgange ift bezaichinot. belrüpfali vh widirinöti. da
fl6d] küinil vnfir hercr nihl. wan daz trübe herce ift gehch deme
trübin wazfir daz irgozlln ift. dar in wirfei der vifcher fin netze,
vnde vahit vii groze vifche vh fo daz weltir ie fterckir ift. fo ez ime
ie baz gat. Ze gelichir wiz tut der tienil. alf er fiht daz der menfche lOO
belrübit. ift. fo wirfei er fin netze, daz ift fin rat. vh fin raizunge.
vii vahit uil manigen grozin vifch. daz ift. daz er deme menfchin
70 Phil. 2, 8. 72 Ps. 5, 4. 76 Marc. 13, 35 fg. 82 HS daz und Dez
86 Ps. 84, 8. 88 Rom. 8, 9. 90 Ps. 74, 6. 96 der luime.i iltl HS dez
t)runiien ilt
534
henliiit! niänige andöhl. g^tt*. vfi pitfipr iioHer. vii manich tiig^inllich
werrh. «Iii der mciirrhc IfPl«'. <ib er niu' bolrrtplali \vaM"t'. viule It» du
^^'* betpfipltili U' oro/ir llt. it» dtT liovil iV nie gevifchdl. Der willaa^t*
l'prichit. da/, unlir hcire ocli nilit kiiinil deine beirfibileii /uenfcfn'n.
Er enkuinit öch nihl uon dien \\ Iteji bergin. da bi Ihil bezaiehinot du
u rien herein, ez finl etliche lüte die hant alle \Vfln Herren, vnde lo
krumbi'i hereen. da/, fü fich nihl kunnen gefiloin zfl der gnade. di«Mi
110 kiunit Mch i'innr licrre niht. Ipriehit der wilTage. wannan kiimil i'infir
lierre. Er kuinit von deme warniin lande. Dens al» aultro neniet.
Daz llfet man in deutroiionno. Er knmit \on phonnvn vnde kninil
von deine hailigen berge, der da getailil ill. Bi der jihönnnn ifl be-
zaichiiil daz hcrce daz der [IIa] niinne vil het. Dr'i fonne ilt warn.
IIT) vil bringit den regln, ze gellchir >viz ill och daz herce warn, daz der
ininne vol ift. vii di'i minne bringet gerne den lYizin regln, daz ifl dii
lilze andaht vii die friihtbflpren trehine. ze denie knmit unllr herre
daz von der minne warn ilt. daz ilt daz warme lanl. Er kuinil och
ze deine hailigen berge, der getailit ilt. da bi ill bezaichinot daz raine
T3() herce. daz l'ine knrzewile ITickit vf deine hiniiHVliin berge. Mide daz
lieh het jjelailil von allen irdilchen dingen, dien kumil och vnür herre.
Daz andh" ill ain wartnnge wan h'fet in tobia. von ainir vrown th'i
hiez aima. dil faz vT aiine höhin berge vn li'igeli wenne ir fnn keime.
Bi \ron annnn ilt bezaichint ain iegelich fjplich menfche. daz iinllrn
125 Herren gebirl. daz f(d lltzen vf aime höhin berge, daz ift daz nn'i.e
herce daz lieh irhohit het. von allir der weite, da l'ol der meidche
fitzen, vffin l'in herce mit gedanchin. vnde Ibl l'ehin wa ii- kini her
kome. ihefns chriltns. daz Iprichit ain wife man an nnllrs lierren ItaMle.
Sa^liger menfche ich bin din kint. wan du gebirll mich galllliche in
130 «liner feie. Daz dritte ift ain voi befmakunge. da von fprichit der
wiffage. Gnitate fl7 b] et nidele. virftant vii fniekint \u enphindent
denne wie ITize vnllr herre ifl. Sanctus Augnflinus Ich l)in geuar
wordin ainir wndirlichnn lüzichait. vh wa^re ich ivl langir da inne
beliben. daz wa're mir ain himilriche. Alfo fol der menfche gedenchiii
V\ü an vnfirs Herren fuzichait. daz er inwendich ITizichail \on gölte en-
phahit. wan lifet in libro indicum. von Hern fandone der gie zainem
male an aine ftat. da bekam ime ain löwe. vnde brach er ime »hm
inunl vi. vn vant ime honich in deme mnnde. Bi hern fainfone ift
bezaichint vnllr herre ihefns chriltus. Bi deme lewin ift bezaichinol
' ...!i >'li — Wi . ;.■'. — i':i ./i.".i( 'rH- i i. ..■'1 — hfi ■ ^: ^- ^^r-
lOB ^file] nW/riV/i/ j.fiip jr<'<li'"l^e 112 Vichnt-hr Miu: %'ii. 122 Tob. 11. ß.
VM Ps. 3;^, 8 im Jiid. 19, 5 fgg.
535
d<^r faßliVe mcnlclie. der allo llavcli ill \m allo iieflc. daz ez iiihaiu UO
dincli von goito gofchaidin mach, vii daz ab enhainir bekonmge
irlchrichil wan daz In reht(^ nefle iinde ria^liclichc ooHe dienonl. die
ünl gt'Iirh dt'iii lewin. Waz liit tlenne unfir lierre. Untri'iwin er
kiimil dar iinde gtlchovvet die Tele, vnde daz herce. vnde brickit daz
herce deine vf. vn nimet daz honich daz il't dez hercen luzichail, da Ufi
mitte wirl denne unfir herre ffefpifet. allb fprichit ain wife man. daz
raine herce vn daz ruz(^ herce daz ifl ain fpile vnfirf herren. Ei-
wil von dez menl'chin rözichait gel'pifet [17 cj vverdin. Ivver du dni
dinch an ime uindet. daz ift ain urkiinde daz er für irwell fi. Daz
dritte ift ain wonunge in der himiifchun phallinze. vnde in deme got- 150
lichin gezelte. waz ifl unfirs herren gezell. daz l'prichit ain wife man.
daz ift fin zefewe vnde fin winftin'i. fo er die leio genimet in fine
arme, vnde li nnibe vahit. fo ift fi in daz golliche gezelt genifphilt.
Wan lifet von deme kimige Affuero. do der fine vrown nam vi'on
Iwjfter. daz fin gezelt alliz waz von golde. vi» waren dti fail fidin 155
da mitte man ez vf fpien. vii die nagile waren guldin. vnde die ringe
heltinbainin. vnde alle die ze deme hone waren die Irnnckin vnde "*
azfen vzfir filbirinen kopphin. ßi deme hohgezite mugen wir wbl
merkin. daz daz hohgezit uil rilich vnde vii herlich ift. da got unfir
heire fine gemahilun ze hone ffiret. Sit daz ellü du fchonhait vnde 160
dii herfchcifl. dii uffin ertriche ift. ain vnfübirchait ift widir der fchon-
hait dez himilrichis. ßi deme kiinige affuero ift bezaichinot unfir herre
ihefns chriftus. der name affveruf het drie betiitiinge. die man an
nnlirme herren bezaichinen mach, daz erfte ift hoftium. daz ift unfir
herre haizit ain U'ir. dar an merchint. daz unfir herre ain tiirwertir lfi5
J17d] wil fin. da Im gemahile ze houe vert. Alfo fprichit unfir herre.
A liebü iuncurowe vnde min fchönii geinahile. ich wil felbe torwerlii-
fin. vnd.e wil dir die himiifchun porte uf tön. vnde wil dich vröliche.
vnde minnecliche enphan. mit der engil fange vnde mit alleme himil-
fchin her fo wil ich dich hiite enphan. mit vröden. da wirt dii feie 170
enphangen in daz gotliche gezelt. vnde unfir herre wirl fprechinle.
0 du vii minniciichü feie, hüte folt du dich vröwen mit mir. vnde
alle vrode dez himilrichil wil ich dir evvieliche gebin. vnde mich feibin
gip ich dir. alfo daz du uon mir. vnde ich von dir niemir me gefchaide.
da nimet ain ende ellü trüricliait. ellü befwfprde. ellü arbail. libef 175
unde hercen gerfiret dich niemir me. da enphahi.st du me vröde denne
din begirde begrifen muge. vnde me denne diu feie umbe vahin muge.
154 Kslh. 1, 6 fgg. 175 ellü Inu-ichait] HS allir tnirechail
636
da fwebtH vnde i'wimmel diu feie in deme honich brunnen. daz ilt du
hailige driuaitichait. Daz aiidir iil alria. daz iii aiii IVitliot'. dar an
180 uierchiiU daz iinfir herre die l'a'ligun feie, wirl vrient»! von allir
niairtirichefle. von allen bandin. daz du ienur me Coli vrigd nifllel.
uriges willen, vnde alliz daz du will, vnde alliz dez dich lullet, daz
loll [18 aj du vrieliclien tön. an alle uorhte. da wirl unfir herre zu
der Tele Iprechlnde. Suzü unde Ichonii gemahil. ich wil dich hille
185 vri niachon nun allir uorhte. uon allir niailtirl'chefle. uon allen banden,
ich wil dich hüte enbindin. uon gehoriami. non belwnginrcheth*. wer
du durh mich befchlozzin. unde geuangin. dar unibe ful dir alliz liimil-
riche olfin Im. daz du vrielich gängelt und riell Iwa du will. So
Iprichit denne du Tele. A nun vil wnnedicher got. halt du nur nu
190 gwalt gegebin. vbir alliz hiniilriche. Tone wil ich nihlif nihl haben ane
dich, ich wil dich haben und alle himilfche vroude. mit dir liebir min
gol. nu lege mir dine winftrun uf minen nak. »md trucke mich an
dich mit dinir celuen. da umbe uahil unfir herre die feie, mit llnir
golhait. und mit finir menlfchait. und fetzit fie an lln fchoz. und zartel
195 ir da nietet fie fich fin. nah ir willin. iemir me ewekliche. und alle
uil ir girde begrifm mac. vnd me denne fi goltis müge begeron. aide
ir girde müge begrifm. noh me flüzil er in fie. mit llnir gotlichun
fözekail. Daz dritte ift beatitudo. daz Iprichit ain ganzi'i felkait. da
het du feie denne begriffm daz oberoft gut. und die ganzun felkait.
200 fo Iprichit du feie. Hec requiei mea. Diz ilt min ruwe. min vroude. und
min erbe, daz ich bin komin zö dem obiroften gut. und ich [18 b]
bin geugit zö der ganzun felkait. denne lezzil iinfir herre die feie
nidir. und wirl felbe fchenke unde Iruhfa^ze. Alfo Iprichit üullr herre
indem ewangelio. Denne wil ich minü kint nidir fezzin. und wil felbe
205 die trabten vur tragin. da wirl dii feie gefpilit mit dem gollichin anl-
lüte. Vnde Iprichit ünnr herre. Comedite et bibile ainici mei et c.
Ezzint und Irinkinl. und werdint Irunkin. uon minem gollichen fpiegil.
und fehent iuwer feie in mir, und wil in iv uliezin. 0 we feligii
feie, wie groze denne diu uroude. diu wnne. diu fuzekail ili. lo dich
210 gut allumbe uahil. und dich befchlüzil infin gotliche anne. und du
gefaltot wirft, mit iinir oberoftun gnade, un er dich durh llüzil mil
der ganzun felkait. die uroude enmac wedir herze gedenkin. noch
muul gefprechin. 0 we und mebli denne du feie, her widir gedenkin.
aide mehti fie dehain vnuroude han. lo wer ir der minnelle gedanke.
188 Mil 18 a hpginvl die zweite Hand. 192 Cant. 2,6. 8.4. 200 Ps. IHl,
15. 201 IIS obirolle 20« Cant. 5, 1.
537
(laz miniiefto wnrt. da mit fie »ot ie irziirnde. daz were ir ain iamir. 215
daz fit' ie clain aide jiroz. widir den gitel. indef arme fi'i fich hat
oewiidiu. 0 we waz lie denne beo^rifferi het. an dem ellü uroude.
ellti fi'lilc. ellii fuzekait. und ellu wnne ift. 0 we feie daz du ie ivt
oedalilol'l. wan an die ganzun felkait. daz du ie ivt geminnotüri.
wan daz überolle gut. daz du ie ivt gefpreche. wan fin lop. daz du ie 220
dchaiii [18 ('] werke getelo wan in finer miiine. mehti dir daz lail fin.
ez were dir ain biUirkait. daz du alle dine girde. alle diiu^ nroude.
alle dine ITizekail. an dem nilil ffditoft. nnd daz du in niht minnolofl.
uon aller diuer krall, der dir nn Co gar lufteliche und luzeclielK^ il'l.
0 we leligu feie, im foll du dich lin nieton nach dinem wHlin. und 225
nach dinir hegerunge i'wie du will. Seligir nientfclie. will du uu
ludiirlirhe und fcliiere komen zii der uroude. fo folt du dich ulizin
drier dinge. Daz erfte ift daz du ganze minne ze got haheit. uon
allim dinini heizin. nnd uon allir dinir krafte. und daz du alle dine
girde an got fezcel't. und daz du rehle ain fenunge nah im haheft. daz '^-^'^
ilich alliz daz niht gelroii'liu miige. daz uffiu ertriche ill. und daz du
alfo grozin iamir nach got habelt. daz dich ellu du vvnne. ellü dii
kurzewil du uffiu erlriche ift. daz dir daz ain bitterkalt fi an dem
herein. uH dir all? ine got uroiliche und fuze lie. Denne fprichit du
feie. Owe fuzir got. owe minneclichir got. owe uroilichir got. ich 23-»
bin nach dir fiecli. und hau fo groziti iamir nach dir. daz mich alliz
<!az niht getroltin mac. daz uflin ertriche ift. So fprichit du feie iu
der minne buche, filie ierufalem. 0 ^\e ir tohtran uon ierufalem.
uudc ir iüucfrowau von der himiifchun hierufalem kimdint mime liebe,
daz [l>Sd] ich fiech uon minnen bin. und mich ellü erzeni(; niht ge- 240
hailne mac. wan fin uunneclichis umbeuahin. 0 we fprichit fie denne.
als der gut fant paulus fprach. 0 we minneclichir got loife uuch uon
dirre welle, daz ich dich gefehe in dinen eron. we liep du bift allir
uiiuir troll, elliv min uroide. ellv min zuverfiht. und ellü miu felkait.
ü we Uli Irofte mich herre ez il'l an der zit. mich enmach ellv du weit 245
niht getroftin. Wixn lifit uon fant /Vgatun. du hat ainen miunenden
fiechtagin. du fprach alluf. Alle lipliche erzenie han ich uirfmahil.
fundir allain minif liebin herrin wort mugin mich gefunt machon. 0 we
geminneter got. ich bin gar uz der maze vunt. uon dinir minne. nu
hail mich geblümter got. ane dich mac ich niemir werdin gelinil. Alfo 250
fprichit der wiffage dauid. A fuzir got mir ift gebroftin daz ich uir-
238 Canl. 5, 8. 239 mime] HS miiie
Altd. Predigten. 35
53S
derbin niiiz. du ciilroirioll inicli. Allo Ipritliit du feie. Mir Ml daz
hcTZo. min iiirl'oril. d.iz t'Z nicmir wir! i^rl'iint. nach ilicl'u iniine liebe.
der inaeliot niine Tele wnrd. allo lolt du bau ain ininnende lenunge.
2r)5 Daz ander ill daz (Ui yanzin vnd l'tetin uride babel't. inil go\. mit dir
feibin. vncb' mit allen dinijen. nnde Inlt fprecbiii. alle der wiffage dauid.
In pace in id ipsum. Ich wil IVblapbin in dem uride. unde wil ewee-
lirbe rihven. mit ünfirme benin. unde mime herreti. vnde [19 a] mime
got. unde wil rthve unde iiride ban. mit allen dingin. Daz dvWo il't.
■'''•f daz du l'olt zierin dine feie, nul tugintlicbim vlize. wan lilit uon der
utiueoin bester, do li zft dem kiinioe ai'wcM'o folt g-an. (b> clait l'i'i fieb
mit (b'm edelol'tim gwande. uon allir welle, unde gebaret lieb do lo
zartelicbe. unde lo herlicbe. daz ez aiie maz waz. und fürte fie denne
ain iuncfrowe. uffin die lainde fie lieb, du andir hübe ir dii claidir uf.
205 Bi d(M" ki'inegin hefter ift bezaichiut ain ielieb(> feligi'i fela. Hefter daz
fpricbit ain vberigü vrouwe. du wol geziert ill. daz ift du feie, du
ilt nu uirborgin. du fol wcd gezierte lin. vnde geclaidit mit cdilen
tuginden. fwenne der biuuifibe kunic naii ir fende. daz fie mit eron
zehoue uar. vür den grozin got uoii biiinlrichc und \ur alliz ingefinde.
270 0 we feliffü feie, nu folt du wizzin. daz dich da zehoue niht zierit
wan tuginde. fo dii feie ie me tugintlichir werke zehoue bringit. fo
ir gczierde. unde ir ere grozir ift. Vntrihvon du feie mßz ouch ain(»
iuncfroweu haben, uffin die fu lieb laine. daz ift du miime. ufliii di»?
lege alle diu arbait. unde diuin kumliir. lo liillit fie dir ez allif liblee-
275 liebe tragin. fie muz ()U(;b ain bähen, du ir diu claidir uf habe, daz
ift du ftetekait. daz du diu giitif lebin an diu ende bringell. |19 b]
Vntrüwan fo denne der tot kumit. fo fpricbit der mentfche. Ich lobe
dich blugendir gof diffis tagif. daz ich irloefit fol werdin uon difun
kerchcr. gel'ahe mich gol. daz ich diz zit. unde difiii tac ie gelebte.
280 daz ich den blüginde got fol gefebin. in allir finir bcrfcbefle. diz ift
der lac. des ich ie wnfchte. (\e\' ich ie gerte. dez mich ie gclulle.
uffen difin tac uroite ich mich ie. wan ez ill ain tac hiile allir minir
uroude. und ich uirgezzin allir minir arbait. uii fol nn'l linem gotlichiu
anllute. getroiftit werdin allif minif laidi.s. A du nunnedichir got.
285 lebindir got. fchoenir got. bluegindir got. enpfalie hiile miiie Icle. in
diu gollichez gezell. und madie mich uri allir arbait. undteiiahe uu'ch
mit dinir gotlicbun luezekait. Da enpfahil er fie mit allim hiinilfcbin
her. und fpricbit. auele. Gol halt dir Au allir liebelte, du enpfahe bi'ile
252 Mir ist usw.] lies Mirsl usw.: zicei Verse aus einer Mbelunginslrophc.
257 Ps. 4, 9. 2G0 sott fehlt US. 2C1 Esili. 15, 4. 288 M.-.iiii. 28, 9.
539
den lobinde grüz. iion ininoni mundo. Ich wil dir hüte uf tön alh;
himilCrhe nroide. und mich feibin ane fchaidin. Wan lifit uon hern 290
ßcniamin. dem wart der gflt fegin gegebin. Benyamin. Benyamin der
ift gol gar liep. uii got wandelot mit im. Den fegin git ünfir herre
der feie ze himilriche. unde fprichit. A liebü ivncfi'owe. ich wil dir
hilte den gutin. uii den lebendin fegin gebin. üaz du mir gar liep
bift. und di'i liobi fol niemir me [19 c] dehain ende gewinnen, ich 295
wil ewecliche mit (b'r fin. und mit dir wandelon. fwie din girde gerle.
denne umbeuahit er fie. und fprichit zfl der feie. Ich gibe mich dir.
und ffige mich in dinen willin. füziu irweUiu gemahil min. du habe
mich nach dinem willin. fwie du wilt. der blugendir got. def du ie
crerotoff. nah dem du dich fenetoft. nu halt du mich begriffin ane 300
fchaideii. nu habe mich nah wnfche. und nah dinem willen fwie du
wilt. und fwaz din oirde gert. daz habe an mir. fwaz du wilt daz
wil euch ich. du bilt nu'n geminueliv. und ich din geminueter. So
fprichit deuue du feie. Nu hau ich giifcshin mit minen ougin. daz ich
geloubte in minem liorzin. nu hau ich den umbeuangin. mit n)iiien n05
armen, den ich uerre gruzle. nul dem munde, und ich bin gar durhe-
flozzin. und befc^phte. in der gotlichun fuzekait.
XXXllI.
Unfir herre fprichit in deme ewangelio ze finen iungiron Manete
in nie et eyo in vobif. Belibent in mir. fo belibe ich in iv. Nu funt
ir merchin daz wir in gölte nivt mugin beliben. alf er in unf. wir
mugen nivt g(!fliefin iiifine nature. allir creature ift daz reht. vil ift
alfo gordinot. daz enhain creature indie andirun gevliezin mach, wan 5
daz ainiv vil hohire edili nu'iz hau. Vnde div andir fwechire. alfo fint
alle creature gefnget. Vndir allir der creature div ie gefchaffen wart,
fo enifl dehain creature fo hohir edili fo div feie, vfi da uon mach
in die feie nivt gevliezin. Wan fi ift ob allir creature gefchaffen vn
enmach div feie mit nivte werdin irfüllet. wan mit gotlichir nature. 10
Nu mehtint ir fprechin. wie mach fich daz gefügin. daz div hobilfünle
der feie fo grozin fchadin tut vn fi alfo fwaere machit. daz fi in die
tieffun helle uallet. vn div fünde doch nivt vlüzet in die feie, daz funt
ir wizen. daz div fünde fich klaibit an die feie, daz fi uon der fünde
ir fchoni uirlivret. die fünde henchint fich in allenlhalbin an die feie. 15
daz div lihte feie alfo fwere wirt. daz fi uon der fwferi uellil indaz
291 Deut. 33, 12. 2 Joli. 15, 4. 9 HS div feie in nivt
540
tiofr»! npjTnindo. Nu fiinl ir nuM-cliiii nii ilion t'rrit'ii wdilcn. daz nnlir
lierre (prirliil. Beliliint in mir In htlihf ich in i\. nn mutcImiiI wie
wir inodltc ningen Iiclilien wir mnoin andirl nivt in inic bclibtMi. wan
20 in linen gcliolten. vudi) in fincn hiildiMi. Er rpricliil allo in denie
«nvangelio. daz ilt min gebot daz ir ain amiir niinntMit. all ich i\ch
geminnel han. daz vnde andir (in gebol Inn wir vlizich'cho liallen. lo
bt'libon wir in Inien huldin. vn !e in liner ininne. bchben wir allo in
inie. l'o belibit er ücb in vnl. \\u' I)olibel unlor herrc in vnf. alle
2j div l'unno in dcMue lufle. div lunne bilibcl in domo lüfte, vnz fi div
naht uirlribet. alfo belibet uniir herrc in der Itde. unz in div naht der
liübillnnden uirtribet. Ez gelchihl ocb dicht' allo. daz div lunne in
d( ini! lulle ilt. unde engit doch iiiht liehlil". ul daz ertriche. daz ift lo
ain wolchin drundir gat. lo cidial div lunne niht delte ininre kraH.
^ ' vn engit doch niht liehlil'. Allo gelchihl dem menlchin diche. daz ain
iitibil wolchin iibir lin herce gat. ain anuehtinigc odir ain betrübide.
odir uon ta^gilichir l'unde ain wolchin übir gat. daz div lunne der
gnade niht fchinen mach, vn enilt dtuli ni\l unfir herre dainian geuarn.
er ift alliz an in der feie, unz in (ii\ hobitfünde dannan tribel. Ez
3.5 gefchilil abir diche daz ain wolchin ubir dez menlchin herce gat. daz
div funne der gnade nihl krefticliche gefchinen mach. Er belibet och
in vnf. alle div lunne in deme ylafe. div l'unui' fchinet in daz glaz.
unde wirt daz glaz uon der fininen fchine fchone. \n wirl och dez
glanzef uol. vii lihl man denne <lio funnvn <iur daz L'laz. alfo fchinet
40 unfir herre in die feie. Aiide alle div lunne cirvlivzet indcnu' glale.
\n ir glänz da inne zirlüt. alfo zirvlivzil iiufii" lu'i're gol in der Idc
Vnde alfe man der furnivri glänz fiht dur daz glaf. allo übt man vz-
wendich an def menlchin werchin. daz uidirf hcrren gnade in der l'cle
inwendich ift zirvlozin. Unfir herre belibet t»ch in vnf alfo ilaz für
45 indeme ifine. fo daz fiir zitviivzel indenu; ylino. fo wirl daz ylen
fchone uon dem furo, inido will reble goldo gelicli. a fo wirt ez dur-
livhlel uon deme füre, ez wirt och alfe linde daz man druz mach
machon fwaz man wil. Ez wirt och alfo linde daz man wol ain in-
gefigil drin druchit. ez wirl ocb alfo zaihe. daz man ez vil kume zir-
50 brechin mach, ez wirl ocli allo uorhtlich. daz man ez nivl an ge^rillon
mach mit blozen handin. Div feibin üvid" dincb di\ finl bezai<hinlich
an der feie, fo unfir herre in fi \livzit. So wirl fi fchone ano maze.
von deme nn'nniclichen invluze. wirt fi gerainel. uon dien liuidon. div
feie wirt och alfo linde, vii alfo lenfte. daz man uun dem menlchin
29 itach krall I IIS in ir luall 47 man nach daz fclill IIS.
541
niachot wo! fwaz iiiaii wil. Daz mcnfchc wiit alfe gelaifiuii?. imdc 55
alfe gehoifaiii. daz man mit imc tut fwaz div gehoifami wil. Div felo
wirt och alfe linde, von dcmc frotlichin invliizc. daz iinfir hcnc zvvai
iüfijLjil drin druchit. er drucliit iin inügil in die Tele, daz er ir fclieppher
ift. daz er l'i fchüf nah l'ime gotlichin bilde, vnde git der feie zir-
kenninne ir groznn wirdichail. Er druchit öoli iin ingel'igil in l'i. daz 60
er ir irlöfer ift. vnde git ir dar an zirkenniinie. daz fi inie alfe liep
waz, daz er fi mit nivte wolle iöfin. wan mit fime tode. er wolle
flerbin dur daz fi lebindich wrde. Div feie wirt och alfo ftarch. fo
unfir herre in fi genlivzet. daz i'i der tieuil niht mach überwinden an
dehainir bechorunge. Si wirt och alle edile. nri alfo vorhtfan. daz fi alfo 65
durlivchlet. daz machet daz fi der tienil niemir getar an gegriffen, mit l)lozir
hanl. daz ifl vlaifchlich girde. vii vlaifchlich anvehtunge da mitte gelar
er fi niemir an gegrilFen. er bewindit abir die haut, vn griffet fi vil
wol an. daz ifl alfo. er griffet fi an mit gaiftliehir bechorunge. vri
mit i^aiftlichen dingen daz ifl an der gelobe, vnde an züvirfilit. vn mit W
andiren gaiftlichen dingen, daz ift alfo. da mitle bewindit der tieuil
die hanl. vii griffet fi an mit gaiftliehir anvehtunge.
Inhalt der Haager Handschrift, soioeit er sich in Ä und der
S. Georger Handschrift nicht wieder findet.
iVflf/) einer MUlheUung Junckölocls.
XXII. 111 a Det sprect van vier vroiidcn der giider seien. Inebrial)untnr. üese
wort sprect der propliete ende spreiten die worl aldus. Gi sult dreniien ende
dronitcn werden in ons lieren luis. Hir niede geft hi ons te verstane vier
vrouden die die selc ontfaet alse dronlien wert van der edelrc gotheit.
Schlufs: Bidwi onsen here dat lii ons geve te derre bliscap kortelilie tc
coniene, ende wi dronken muten werden nietlen sciegen die dar ewelike
drcnlven ende drenken fulen. Amen.
XXXI. 136 b Dits van .viij. saken dar got nienfche onibe wart. Verbum caro
lactum est. Dese wort scrivet s. Jo. ewangeliste. ende verconget ons der
mide die betfte mere die je gebort wart. Dese worl spreken en ditsclien.
Dwort CS viesch worden. In defen worden verkonigct lii ons. dat die pro-
pbecicn ende die begeringen der propbctcn ervult fin. Schlufs: Aldus es
got menfch worden dor die lifde des menfchen ende melier selfder lifdcn
r.uile hi ons brengen ter eweliker lifdcu dar hi selver es. Amen.
XXXII. 141 a Dit sprect van .V. saken dar nii onibe te crutc sal gacii. Senle
Gregorius sprecl. dat god mensch wart enhadde ons nit gehoipen eii had bi
66 daz machet fehlt HS.
542
ons nil vcriocsl mcl liiirc gclicnedidcr iiiarlelcn. P-iioiiibe est giiet ilat mi
II sccRC van finrc inanelcn. Schlufs: Occ lest iiii van s. Taulus cii van
anderen licilgen dafsc baden (iinbe vcriedcgcl Ic wordene. Bid onsen licrtn
dal hi ons sine genadc verlenc ende helpe ons dacr lii selver es. Amen.
.\.\X11I. 143 h Dils van .v, saken dar Ihesus .xps. on be geinariclt wart. Niiiian
en nenit van ini niine sele. sonder ic nemse van nii endo wederiienile. Dcfc
wort sprac onfe here selver. Hegte als hi sprake. ini en mag uiman cii-
genen anderen doet geven dan also gedanen aific selver wille. Schlufs: lli-
rombe fiilwi defcn oustere bidden dat hi ons wille leggcn in sine wide rchmc
dats in sin hemelrike. alse bit selver heit in der ewangelien. die hi ons weder
gecogt heft met sinen duren binde. Ihesus chrislus die, dar level ende reg-
nen nief gode den vader in der ewecheil des heileges geefJes in enen ge-
waregen gode. Amen.
XXXIV. 151 d Det sprect van der vresfeliker marlellcn ons heren. Quem queritis.
Wem sucdi. dese wort bescril'l ons s. Jo. twangelisle in sinre ewangelien.
en spracse onse here Ihesus christus in der nabi due hi wart gevaen. Duc
Judas en die Juden (|uamen ende dim- snglen due ginc hi jhegen hcn cn
\ragede ben wem sukedi. Schlufs: .Mar een igelic lale beme gedentken wa!
bis gebort heft ende veft in fin berte ende dragl in sinen wereken ende
dancken onsen here sinre pinon ende finre martelen. ende bidden beme dat
hire ons delachtech inake alfo dal wi inel beme besillcn dcwelike Icven.
Amen.
XXXV. 157 b [)els van der groeter minnen die ons Ihesus xps loende an den iriue.
Si bonum efl. Üil'c wort sprac got selver dor Zacbarias mont cciis prophele.
ende toent ons der mide die grole ininne dicre niet ons begini op ertrike.
Nan derre selver minnen sprac bi oec in eenre andere slal in der ewangelien
ende segl aldus. (»roter minne en heft iiiinan dan die es. da', cen vrini vor
den anderen sinen lighame geil. Schlufs: Darumbe efl orbcriikc dat mi do-
gcde ulFent ende quaet lal. oec bedi wale gebort dal got sinen locii heisclil
ende will dat wi gelden dal wi seien sin. ende oec recbl es dal wi gelden.
Got sire ons hulpen tue ende lal onser noet. Amen.
XXXVI. 161 c Dels van der groeter pincn die Ihesus Crislns docgcde. Ilciy llely.
Dcfc Wort sprac onse here Ihesus cbrifiiis an den cnice en guden vrildage.
(ii siill dat welen dal boven allen menfcbeliken fin es le begripene wal pinen
ende jainers ane Ibü xpö was. Duc linc edele feie van sinen kuscben ligliame
Beeiden foude van alte groter marlelen. Schlufs: Nu sulwi lieiue bidden d-u
sin menechfoldecb doegen dat bi op erlricke docgede dal bi ons gcve onfe
docgen also tendene dal sin loef ende sini- ere sie ende onse saiccheit.
Amen.
XXXVII. 167 b Dils van der gruekr itiarleleii die llis Icil an ficn cnue. 0 \os
omnes. Defc vvorl sprac onse here Ibc xpc ende geven ons defc worl le
verflaen die grote pinc die hi doegde. Oec möge wis beme Ic bal gclocven
dat hi in pinen was wani hi s|iracfe in gnden vrildage ane den crucc.
Schlufs: Wi sulen bidden diu bore die dese pine Icel ende alle pinc ver-
wonnen befl. Dal hi ons geve le lidonr endo Ir vcrwennc dal sin ere ende
onse selecheit blive. Amen.
XXXVIII. 172 c Dils dbucc van dm boegarde. Uol bi mulc ons allen trrulen mcllen
engle gabriele. Dar Marie mede gcgrut wart. Duc se ervult wart incitin
S43
heilifcn gccsic. Je nianc in allen goilcs livtn. Dat gi ii licric (iiitsliil ende
ontpluc u oegcii van binnen. Ende kecrln an die rcnc niinne. Lccrl Kinnen
wal got si cinle wie hi u gcniinl hell, ccr gi wart ende sent dal gi warl.
Schlufs: Bcd onscn here dat iii vaderliitc hiide dcdcliioit van xwVen heilen
dar defc vcrwcnt boegart in geplant sal vs'esen. Dat dar in engeiie bekc
cn mute vioieii sin eome uten levenlgen borne. dar a! gnel ut vloyt.
Amen.
XXXIX. 177 b Dets dbuec van den twcl!' Iroglen. Mi lest in apocalipsi dat sint
Johan saeh cne vluel. Ende ntin rueren van dir vluet spranc een hont dies
levonts. Dat hont bragte Iwelf vrngle. Die Jovere van din honte gevci
dien silen gesontheit. Schlufs : ende ontfaen geslclike dit gerichte also dal
hi ons hir vnde met sinre futer gracien ende in hinieirike niet sinrc sconrc
gloricn. Dis mule ons onnen die heiige driveldecheit. pater et filius et tps
sanctns. Amen.
XL. 183 a Dit leert ons negenrehande niinnc. Die hogcr ende vrier niinnen
plfgen will hi sal gode ende elken nienfche ombe gode ende onib nalurlikc
doget ende onib geniene regt puerlike ende oetmndelike minnen ende gelruwe
wcsen. sonder ansien van wederminnen. Schlufs: Aldus senden duen alde-
gene di in ruren waren van minnen. si fonden alloes har gratie mccreri met
minnen met begerden en met wifheide ende sorlagleglike idl'en har velt ulro-
dcnde die senden ende inzayende dogde ende niaken een hus van snvcrre
eil van reinre conscientien dar se in ontfingen waerdelike baren brudogom.
Dat got volmaken mute in al dengenen dars gebrech. Amen.
XU. 190 c Der sin seven maniren vnn minnen. Seven maniren sin van minnen
die comen uten hoegsten ende keren weder ten ovcrsten. Dirfle manirc es
enc begerde die compt werkende uler niinnen ende mut lange rengncren int
hertc. ccrfe al die wedersaken verwinnen mach. Schlufs: ende die heme
gnTent hel't in den tide der gratien. hi sal sins gebrukcn in eweliker glorien.
Dar mi nit anders en fal plegen dan loycn ende minnen. Dar ons allen got
haftelic tu bringe. Amen.
XLII. 197 a Dets dbuec van den gesteleken winkelre. Ay siite joncfrouwen van
Ihrlih. Der coninc leitde mi in finen winkelre ende ordinerde in mi die
caritate dats die sule minne. Wildi weten warombe hi coninc gebeten es.
His gebeten coninc dor fes denc. Schlufs: Here nu laet dinen knecht in
defcn vrede rasten na dinre geloCden. Wanlic heb din fnten vrede behelst.
dals die sute Ihc. Bit onsen here dat hi ons desen vrede verlene. Amen.
XLllI. 207 a Dets dbuec van heren selfarls regelen. Geloft sie die gude got in al
sincn dogden dir hi vele hel't. Dat menfcheliken herte onmogelic wäre dat
wific die volkomenheit sinre dogde. Doch fie hi geloft sonderlike an drin
dogden. an geduldecheit an octniudecheit ende an minnc. Schlufs: Ilir ombe
es guet wiser ende gnder liden ract volgen. Nu geve ons got derre leringen
en desen rade alfo te volgen. ende heren selfarls regel te fcnwen foc dal
fin ere fie ende ons beheldenisfe. Amen.
XLIV. 217 a Dits van der heiiger seien ende es een guet serinoen. Anima mea
est liquefacla ut dilcctus locntus c. Dcfc worl .'•prac de brul in der minnen
büke ende sprekcn die wort aldns. Min sile es onloit sent min vrint te mi
sprac. Ic snglen ende en vanlf (? lies vant fin) nit. Ic ripen ende hin
antwerde mi nit. si vonden mi de linden van der slat. si slugen mi. Schlufs :
544
dnl gl heiii clagcii mögt u noci. WHiit fo giri llarliilikcr mini lo gi hcm luiii-
likcr bidden mögt. Ihm xpni onscn hcrc die Icl'l cimIu rcngncrl mctlcn va-
Hcrc ende den licilgcn gesfc sonder ende. Amen.
XLV. 222 c Dels wie oiifc ^'rouwc ccn hcslolen Ijoejjarl es. Orlns cnniliilus est.
Dcsc anlliypliene sinct die lieilgc kcrke. im erc der lioücr vrmiwcn. dir hoeg-
hcit dengle luven ende wondercn sich liare waerdeihcit. Wanl mcl haic
wart geboren der sierre .lacobs. die ter wereldc bragte de sonne der gc-
rcgtocheil vnfen here Ihm xpm. Schlufs: Jlar iii sal ewclio dorren pii
dvvafen. Bid onsen here dat hi ons snige dogcdc vericne dal win binnen
soekcn ende vnden (lies vindcn) alfe dat lii ons cwelic vndc in im licmtlrike.
Amen.
XLVII. 231 b. Laudate dnm in sanclis ejus. Der tillel van desen scimc es alieliiya.
Dals in latin laudale universalem, ende in dit.-<chei) lolt den genen di al be-
gripl dats godc. Ende es der liltel walc * (zwei worlc in der Abschrift
undeutlich) te welene. wanl der scimc, cnsprcil nit dan van l(i\e endo van
gesteliker bliseap. ende bedien es hi gesät an drndo. Bricht vor dem Schltifsr
mit Bl. 2.i2d ab: der Rc.sl der Hnndschri/( [rhll.
Lesarten zu LXII und LXIII aus der Basier Ausgabe der
Predigte» Taulers.
Zu LXII.
(Bl. 277 a) Ucberschriß und InliaU sau gäbe : UIT Juliiuiiiis Bh|)-
Ufte gelnut, Die ander predig, Wie wir gcfoniiel rcyenl an yot vor
der zeit, vnd niitl im in der zeyl, vnd in im nach der zeyt. Hein,
wie es komm das wir des ijrolTen adeis (den i>()ii in die Id ß-cpllanlzt
hat) so wenig gewar werden!, vnd das etlieh gelert leiit fo liarl er-
leiden mögen, das man die feel lo nacli in g('»lli(li welV-n Pelze, vn
ir fovil g()llieher gleicheit zu eigne. Item ein frag, waiiiml) (ii(; Tel
nit als ein IvrefUig worl gelprechen mog, als der himcIlVIi valter.
Item das lautterkeit des hertzen ley edler dann lieh vnd xcrilentnirs,
Vnd was ein lantter herlz ley, mit eygenfchafTlen eins göttlichen nieii-
hhemi. Geriell anfenglich vfl" die wort Efaie. XLIX. Et nunc her dicit
<iominiis h)rmans nie ez vtero l'erntim l'ihi, als man im ampt der mef.-?
lifst.
1. fi] il't. y r. Nn havl — fprichet] Es Ipricht der Prophet El'aias
in der perlon .s. Johans haptiften 4 f. Er hat uns geformet an iine
vnd mit inie Er hat uns gefurme! an iine] Er hat mich gehihlet an
im Mid mit im vnd in im. Er hat mich geforin(!l an im vor der zeit
vnd mit im in der zeit vnd in im nach der zeit 9 nti fehll.
13 werden] leind 14 f. Wir fiin — gentzlichj Wir füllen in got
545
vereinet werden vvefentlich, wir füllen in go\ vereinet werden eyniich.
Wir rollen in (jot vereinet werden geidzlieh 18 f. vnd dinen -^
eliriHuni fch/t 19 f. das es — were] das ift ewiir vvefen. Mer er
fpracli, Es iii ewig^ leben 20 Ach herrc fehlt 20 f. furiichen
adel vnd iiiflich richeil in ünl'er Tele] folchc reicheit in dem adel
vnfer fei 23 inmir] in meiner verltentnifs 23 f. vnd das —
wnrkende ilt] vnd das in meiner innikeit on vnderlals würckend ift
dz leben der ewigkeit 24 nach meinet] es oder woher kompt es
iih i'in] wir davon 25 wirde] werden 25 f. Frageft — be-
wifet] Ich fprich 26 zemal feh/f 29 Was meinet] Woher kompt
es 30 verftant] verfteen konnent, vnd fprcchent, fy wilfent nit was
ich fag 31 nach hant] noch leben wollen 32 nach nnch) denne
in] in aller 35 nach ich] denn 36 feie fehlt 38 Wan] mer,
man vsder] vffer der begernng. Ja man mfd's fy auch aufsireiben,
aufs der 39 bildunge] inbildung alze] als 43 weis fehlt
45 nach kan] oder gelefen hab 46 blos vnd] vnd blofs 48 ver-
gande] veriagende hau] on nun zu reden 50 nach erkriegen]
vnd erlangen 51 wand] das vnd erkenne fehlt 52 nach vcr-
flan] vnd bekenn 54 entwunden vs den ftriken] vffer dem flrick
55 flrebenden] fterbenden nach vnmüglich] ift das tiefel]
der feind 57 bewegunge] begerung- 60 alzej als 61 noch
detnie fehlt 63 das man fehlt 65 cor Bekanlen] wand
66 cor hoechfte] aller 67 weiten] vnd wöilent 68 werben]
erwerben mich — behiilcl nur — behfdffe 69 der mitte fehlt
71 tar] darff ich fehlt 72 minne] liebe 73 nach iuvver]
gegen got hierin 75 Ellich] Die 76 f. das in got — biltlichj
Was in got ift, das ift wefslich in im, Vnd f|)reclient, es fei in der
fei bildig 77 f. Vnd da von — niut enhat] Vnd wann auch fy es
wefslich nit hab, davon miig lieh die feie nit gleichen golt an iren
wercken 78 f. An dirre — mich niut] Dife red hall ich nit fiir
war, Wan leget man ab alles das der fei zugelegt ift, fo ift fy wefs-
lich nach gott gebildet 79 Ander] Die ander 80 f. aber — das
fi ift] aber was die fei hat, das hat fy empfangen 81 f. Dar an —
niut] Difs widerfprich allziimal, das auch das alfo nitl ift 83 nach
valter] Wann er vnd der vatler gieffent aufs den heiligen geift, mit
gleicher kraffl vnd volkomenheit, Vnd davon mag difs die feie nil ge-
hindern 84 einiges fehlt nach ime] das die fei hindert, (an dem
mir ein wenig genügt, doch nit gar) 85 geborn] gellol'fen irme
beliben] in im bleybend 87 — 90 gefloffen — würken] aulsgefloffen
von den perfonen, vnd ift nit innbleiben an dem wefen. Mer, fy hat
546
einpfaiifien ein fremd ueleii, das da ill licuilpningcl von giMlichnii
wcleii 90 dilom InitieJ difcr berithluiiir 91 genlzlirh fehlt.
Nun folgen noch die Zsvhr. f. <l. Alterlh. S, 2i)-i aus Hamlschriftcn
mit(/clheillen Slüclce Nun horeiil. Ich Ipiich laiiterkcit des hertzeiis
usu-., Man Tragt niieli, vvals ich nieyne, das ich luleikeil usw., Ein
gotlicher menfch fol lein nUeni äugen befchlielTen usic. und Was ift
ein gollfornilich nienlVh usw. als Rcstandlhcilc dieser Prcdii/f, mit
dem Schlufse Das wir zu dii'er warheil kommen, des helf uns gol. Amen.
Zu LXIII.
(Bl. 292 c) Vff j\hirie himelfart die ander predig. Was da fcy
das nicht, in dem die feie aUeyn rüw findet, \i\ die meinuiig (hifs der
menlch billich allen lein mut vnd hegird dahin richten folt da leyn
ewige rüwl'tatt vnd dz war vatterlandt ilt. Sitenmal doch alle creatnreii
vnd natürliche ding nitt rfiwen nnigen. bifs dals ly kommen an ir eygen
riiw ftatt, mit vil fchönen vernunfTtigen Iprüchen. Vff die wort In
onmibus requiem (juefiui. Hccl. 24.
2 narh fundenj Dils lil'st man von vnler lieben Frauwen der werden
miifer gottes, die nie in dheiner crealur rüw (alle tag ires lebeiis,
dieweil ly vir dilem erdtreich gewandert hat) gelTicht hat, i'onder allein
in gott, der alle ding ill. Als ein heylig fpracht vnd ball zö gol.
Mein gol vnd alle ding, mein gol vnd alle ding. Als ob er fagte,
du bin allein mein got, in dem ich alle ding hab, die ich lüch oder
beger. So mögen nill di'fter minder dile wort \on einer yeglichen
feie ffelprochen wei'den, die alle irc genügde Mid rüw in gott liichl
vnd lindel. in hau an nichte| Sy hab niencl inn denn] denn alleyn
5 kinlberel fehwanger 0 lege] haut 7 Elweinie| etwa
zevcrtrellendel zft verl'chmehen, etwan ir lelbs naliir zu kienckende,
oder zu fehwechende, oder zerbrechende 8 der] der heyligen
9 f. ünfer herre] golt zu ir 10 ein] als ein meinelj bedeutet
dafs 11 lolj wil e] vorhyn 12 felber /"eÄ/^ 14 de.keinemj
dheiner Icy l(j irem fehlt 22 narh feie] die got fehlt
20 werlj fo werd. \> ere ich mir Icllier wert, alle ding weren mir
vnwert 27 der meil'ler fehlt den fürchlenj der liirchlel
28 nach fürchtelj nit ^3 wirf in fehlt M valter fehlt
87 valier] ein valer kh] Ja, ich oS valier] ein vater 41 Ins
aii| in 53 wil] Die weil 57 aller | aller ding (30 f. Ist —
gol fehlt 65 nach l'chouwen] Das wir dils endl ergrciffcn, des
hc\lY VHS goll, Amen.
547
Aus einer Handschrift zu Basel.
Per <>ururknnnnenden (iefalligkeif des Herrn Dr. Sicher,
Bibliothekars der Basler Unirersitwt, verdanke ich die Bekannt-
schaft mit einem kleinen Miscellancodex , den er nach Uebernahmc
seines Amtes unter einem Vorrath unsignicrler Drucke vnd Hand-
schriften tyyrgefnnden hat. Es ist eine Pergamenthandschrift klein-
sten Formates im Originaleinband, jezt B. XI, 2o bezeichnet, 226
Blätter, bis S. 38S von einer und derselben Hand des XIV. Jahr-
hunderts schcen nnd sorgfältig geschrieben; von S. 385 — 448 reicht
eine andere eticas ßilchtigere und nicht ganz gletchma'fsige, und
eine dritte sehr rohe, icohl schon dem XV. Jahrhundert angehoerige
hat sich die letzten Seilen 449 — 451 zu Nutze gemacht. Der alte
Einband hat die vom ersten Schreiber bezeithnete Reihenfolge der
Lagen auf den Kopf gestellt: er beginnt mifLagetU-xm \S: 1-240)
undlcefst dann Lage i—m {S: 241— B8S)' folgen.' Wie und kdoher die
Handschrift der Bibliothek zugekommeii., ist ' vnermittelt ; zu ' dem
alten ans dortigen Kloestern stammenden Bestände gehoert sie jedes-
falls nicht, wie sie denn auch nicht im Cataloge steht. ' Alt feMtin
der Innenseite des einen Deckels aufgeklebten Pergameniblatte ist
von Wackernagels Hand der Inhalt .'summarisch verzeichnet. Der-
selbe besteht aus folgenden Stucken: S. 1^9S 'eiW erbanlicher
Tractat, dem der Anfang fehlt; er beginnt Ift nii die feie iii ir
lelber abc gefcheiden von allen zitlichen (iingeu Vnd daz felbc g-it fü
deine übe. Alib ein herre der in einen Itrit vcrt So müs fin gefinde
mit iine varn. Vnd miis ime helffen l'lriten. Vnd vc^liten wider ire viende.
VikI der lip mfls ir helffen. Vnd onc den lip mag su nvt gefigen
usw.; Schlufs: Do von ift der menfche wol torehti; der ieniir [p. 93]
in keinre tot funden floffen got. Wenne er weis nvt ob er in deji
mit dem tode begriffen wnrt daz er ewecliche verlorn ift. S. 'J3 —
144 Dis ift von dem lacramente: Taulers Frohnleichnamspredigt über
den Text Oni manducat carnem meani et bibit meum fanguinem J(di.
f), 54 (Basler Ausgabe 1522 Bl. f)3 nw.^, in schlechter verkürzender
Überlieferung. S. 144—172 die unten mitgetheUlc Predigt Taulcrs.
S. 172 — 240 und S. 241—314 die beiden unten mitgelheillcn
Gebetbücher. Da der Schreiber in der Rubrik der unten mit-
getheilten Predigt Susos S. 314—360, die jezt folgt, fortfährt
Dife bredie tet er usw. so hat er die Gebete vor der Com-
mmiion als Susos Werk betrachtet. S, 369 — 383 unvollständige
Predigt über Matth. 13, 44 Simile est regnum coelorum thesauro
548
abscoiidito in agro. .S. 3S3 — 44S Diz ift von (lt;r lictutunpe der hei-
ligen iiiefzen vnd bereitfehaft der hohen wrIVhaft. N. ii'J —151 un-
rnl/sta lidiges Gehet.
Die Überlieferung der folgenden Sliicke fordert nicht selten
Ergänzungen, die ich in den Text aufnehme, aber durch Cursir-
schriff kenntlich mache, statt sie am Rande anzugeben.
I. Eine Predigt Taulcrs. •^)
Von der ecloleii •Juiiefroiiwcii faiicli' Corclclni.
iVlaii begat hüte den [145] lag der edelen Juncfröwen laute Curdelen
die was zä ir felber gelalTen in ire eigene krangheit. Vnd do ging
IVi an den aller niderften grat vor allen den anderen in nienl'chlicher
vorhlen. Vnd wolle lin geflohen. Vnd ilt doch wol zii bigrifende da/
5 fü vber nntz. Daz ilt zii glühende daz l'ii in dein leiben kam in den
aller oberften grat in honen l'i alle wan alle die t(ide der blut ftürzunge
[146J Die kliippfele Die kolben Die wiuiden. Die vientliehe antlitz der
lute holen. Dis alles ging ir durch ir hertze. Vnd durch ir fanlalien.
Vnd ftarb mit aime iegelichen eins fonderlichen todes in irme gemüte.
10 Vnd in den ftriten l'tarb fü maniges todes. Der die anderen geliehen
eins fterben.* Nach alle dilemc fo leite fü Ikh do willeklichen vnder
die 1147] ganze gewall irre viende. Vnd vnder daz Iwert deti todes.
Kinder kindcr hie ilt vns lere zii merkende die vber wunderliche Iruwe
golz. Vnd die verborgene wege. Wie gol den menfchen zu imo zühel.
15 Vnd in wunderlichen wilet. Vnd zu den höhelteu dingen. Durch vn-
gcprüfete wilen. Vnd wc^ge. got lal dicke den menlchen ime felber
in grolle [148] mordige bekorungen in grolle not. Vnd getrenge in
nienlchlicher krancheil. Wolle nv der mcnl'che goUe in dem wege
■•) Verglichen mit ricm Text des Hiislcr I)nickp,s von 1522 Bl. 121 r\v. l'm f\ns
VcrliäMniss der llandsclirill zu dem DnicKc dciitliili zu nuichcn, gel)e ich
bis zu Ende von S. 151 der erstem alle nicht nur grammatischen i.esatlen
des letztem.
1 D (= Druck) Cordule 3 anj in für all ander 4 f(J. Vnd ift — {jh'ihendel
Vnd ift auch wol zu merken : lies Und ift doch wol zu hijjril'cnde. daz fÄ in dem
fclben 6 in honen | iiher die loede frhll hlül verj;icrfnng 7 kniiltelen Hie
rnr kolhen ui>d wmidcn fehK vieniliche fchU 8 hdcicn mcnrchcn ir vor durch
frhll durch ir ror fantaficn fehlt 10 Vnd — ftriten j (Uvs ftreileiis, in dem dcrj
i'<i 10 f?. nelichen - fterhcn] jjleich eines ficrhcns fturhen 11 do willeclichcn
fehlt 13 kindcr kindcr fehlt vher| grofs 14 Wic| durch <lic 15 ff. vn-
gepruerclel vnbckant 16 wifcnj wcfcn dicke j dlFi iiiii| zu im 17 in — be-
korungen fehlt 18 in dem weg got
649
volgen. Vnd fin <la inno ^^ar nomon an allon zwifel. Er fürt in in
tufent gretc! höhere vber nutz den ftrit. Vnd die krangheit wolte er 20
ilis Vnd erneft haben So er es eht war nenie in dem daz er an fehe.
Vnd war [149] nenie der gotlelirhen helfe. Vnd gelte gelruwele Vnd
an iine niht verzwifelte. Vnd ouch nvt in vnrehte friheit enviele So
enmohte die hekorunge niemer fo bofe. Ib (wer. Noch fo gros gefin.
daz inie vt werren mohte. Nu lifet man in dem degelichen evangelio 25
Wie daz ein lirutloft gemachet wart von einie künige fime fune. Vnd
wie vil li'ile daran gela[150]den wurdent zu der wurllVhaft. Difer
lierre das ift der himellche vatter. Der brütegom daz ifl unfer iierre
ihefus chriftus Die brut daz fin wir din. Vnd min feie. Wir alle fint
geruffet. Vnd geladen. Vnd alle ding fint bereit. Zu male in der ver- 30
einnnge gottes mit der minnender feien mit finre brut. Daz ift fo
vnfprechenliehe. Vnd ifl die minne [151] fo nohe fo inreliche. So
heimeliche. fo früntliche So minnencliche. dz dz zii male vberlrit alle
verftentniffe. Vnd alle künfle riebe meifler zu paris mit aller irre be-
ht;ndek(Ml enkundeiit nvt her bi komen. Vnd wollen fü hin abe fpre- r>5
chen. fiu müftent zfi male verflummen. Vnd ie fi hin abe me woltent
fprechen. ie füs mime verflünden. Vnd minre künden [152] Nüt alleine
natürlichen, fonder alle gnoden richeit. Enmag dz nvt gegeben vs zu
fpreehende. Noch alle engele. Noch alle heiligen. Sunder ein einvaltig
menfche daz fich an got gelaffen hat. Vnd demütig ifl. daz bevindel. 40
Vnd gefület dis etwaz an fime indewendigen gründe. Vnd enmag es
doch nvt begriffen Noch es en mohles [153] mit nihte niht zuo wer-
ten keine wife nvt bringen. Wanne es ift verre vber begrifteu aller
creaturen Nu dife brul die fol man bereiten. Alfo njan die erflen
brüte bereite Man fol fü wefchen. Vnd mit nuwen cleideren cleiden. 45
Vnd fü zieren mit aller Zierden. Vnd die alten cleidern hin werffen.
Noch denne daz fü oüt fint. Das wefchen weliches daz fi dz verftant
[154] ir wol. daz ift ein reinigunge von fünden. Vnd gebreften. Vnd
das vs tun in eime groben finne daz ift der alte menfche. Alle die
vntügende. Vnd fitten vnd die gewonheit. Vnd diele nuwen cleidere. 50
20 vt)er nulz] diircli vnd durcli Hie 21 Vnd erneft fehll es — er fehlt
24 liekoriinge] anfehlung 25 ivt werren] nichts gewerden 26 HS lirunloft,
D liochzeit lime] vnd feinem 27 menfchen darzii 28 das nach Iierre fehU
Der — <hvi] Die liochzeit 29 daz — min] feynd mein vnd dein 29 fg. Wir
feynd alle beruefft 30 zfi male] gantz 31 liebhabenden 32 die lieb
33 So minnencliche fehlt übertrifft 34 HS aller kunl'ten 35 D hierzu
HS wolte 35 fg. U hie von reden 36 yemer fy hieuon 37 ye mynder fy
künden vnd vil minder es verftünden
(las linl nvwo liiunMKl«'- Vnd ein liiiiK^lfrh ootu^ürh lohen. Viul doii
nuvvpn mfsnfchen dt'r ikuIi rliiilU) <r('l)il(li't ift. Mcr nv in i'iitn' nohcrn
[155] linne. Obe ni»n öch dio oiiien elfideiv vmbe daz IVi all linl
(l(M- hrut vs dül. Obe man öcli dil'er oollelicher brüte dile alten klei-
55 (lere, die minre ti'iii-iMi(i(\ Vnd wil'en. Vnd)e daz Tu all linl vt \s IVdle
tun Vnd l'nlle ir anderen an lini in einre In'iheren wilen Vnd obe man
CS Ipreehe Mer ich aber nilil. man lidle von ti^ig-endcMi entkleit werden.
Vnd vber [150| die liloende kommen UK'thle man deme vt (rehelllen
dae 'ßz nvt vnrehl (Miwore g-elproehen. kummen vher tilgende, ya vnd
60 (jch neini'Nieman enfol. noch enmag vber die Ingende knmmen. daz
or \\' ililit oiilVille mimien. noeh vben noch haben. Aber nv ill es doch
war. daz ein nuMilehe von gotle enlzncket wnrde. AI die wile enibet
i'v l'ich 1157] nvt an werken der li'io-ende Noeh an gednil noeh an
barmeherzikoit. Vnd vil der otdieli Mer alz er wider keme zi'i ime
fi5 l'idher. lo hat er alle tiiotmde alz ir zil kinnmel zii wirkende Noeh in
eimi^ anderen linni! von tiioenden enlleit \\(M'den. Der menrehe. wolle
dis.*^ Vnd da«: von goUe haben, l^^r wtdte oerne allo arm lln. daz er
nvt eine nahl le^-e [158j da ei- die ander lege. Vnd wolle ij(M*ne alle
worheit bekenn(Mi. Vnd ffrollen Iroft von gölte han. Vnd gefiilen. Vnd
70 heimelioheit haben. Vnd daz imt; wer(; allo deme. Vnd deme ift. Von
deme allen l'ol man enkleit werden. Vnd in dem alre wol gev(Mlichel"ten
liebeften willen gottes. In rehler vvarer gelalTenheit. Wie es got welle.
[159] lieh lalTen. Vnd entkleiden von allen deme wie gut es vor dir
l'ebine.' Oder li. Vnd enllineken in den g('ittelichen willen. Wan wie
75 gftt es ifl. io hat der menl'ehe ein(Mi verborgenen vnart in ime. der
alle gnt(! in inu; verderbet vnd vernvt. rehte allo der alzii edele gilte
* Kpifä'itteleiwn eine vnreine rehMlTeh! Oder gnteii win in ein vnreine
vas. l>is bekeimel der g(Mrn\\e minnen] l(M)|eliehe got. Vnd lat den
menfohen daz vbcMvallen. daz ev noch enmeinl Noeh enwil. Vndte daz
80 en fichi |fa*e ilalTon. Vnd den b/ilen vnarl all'o vberwinde. Vnd il't ime
die cntWeidnnge dieke bc^lVer. danne daz er mit vil groffen dingen
> gekleil wunde. Oneh kinder der Ims grundes war neme. Waz in ime
were. Vnd fins vnarles. Vnd lielle lieh. [101] \\u\ volgcte gölte.
Wie vnd in welieher wÜ'en Vnd diireh vveliehe wege er in zieh(ni
85 wolle der keme baUU^ dar dnreh Vnd neme von gölte alles daz vf in
viele. Indewendig. Vnd vllewendig. Vnd neme die verborgene vrleil.
Vn(!l yerhengnifle gotles mil danenemekeit. Oiicli fchinet daz fromede.
. — , '■ — — ntn r^-^ "" ' . ' ' ■ .1. lii.mi ■ —
55 IIS f(illfiU 561'nlient 71 aUni lol m:ni PjrS alle.«! 73 A'flr/j welle] HS
Vnd in dem 76 deij IIS die verderben! 81 dingen D, feItU HS '
551
Vnd fillewenne vno-elich. Vnd in deme wiirftu [162] bas gekloit. dann«!
mit dcMi aller hohel'ten Avil'en. Do du zfi male mitte wenol't oros dino-
fohaUcu. So Ipreclient lii och herre ich wer gerne mins felber ge- 90
wfMlig. Vnd helle gerne, daz ich indewendig zufriden were. Vnd dz
mir were alfo deine vnd dem ill. Nein kinl. es lol ein anders fin.
Du mfift entkleit werden. Du mfill vf [163] diu niht gewifel werden
Vnd leliiMi waz in dir verborgen. Vnd bedecket lit Blip bi dir felber.
Ich frogete einen hohen (;delen menichen. einen alfo heiligen menfchen 95
waz fin hohefte fi'irwuif wei'e. Do fprach er fiinde. Vnd alfo kum ich
in minen got. Vnd ime waz vil reJite. Alfo la dich got. Vnd alle crea-
turen dich Avifen vfdine fiinde. Vnd vrteile [164] dich felbe. fo enwurftu
von gölte nvt geurteilt, noch fanc paulus werten. Dis fol fin in der
worheil in dir an alle glofe. Es enfol nvt fin eine gemachte demfdi- ino
ktM't. Wanne die ift ein fwefler der hoffart. Es fol fin in dem gründe.
Vnd daz nvt mit eime geflürme. Alfo man die kopple zerbrechen
welle. Sunder mit einre ftille gefalter [165] geloffener vnderworffen-
heit in demütiger vorhten gotz. Leg ime dinen holen befeffenen grünt
lür. in hertzeclichem gebette. Vnd dz in dem geifte fo fache an ime 105
war du anders lolFefi es enhilffel dich nit Niht enrihte dich noch difeme.
Noch nach dem daz ift zfi male ein blintheit. Als vngelich die lüte
fint. Alfo fint ouch ir wege zu [166] gölte. Das eins menfchen leben
were. Daz were des andern tot. Vnd alfo alz der lüte compleccion
finl. Vnd naturen Der nach rihlet fich dicke ir gnader. Vnd dar vmbe 110
enfich nvt vf die wifen der lüte Dannc; vf ir lügende mahlu wol fehen
die fü habent. Es fi demvtikeit. Senftmvtikeit Vnd der gelich an die
wife der hallunge. [167] Die min alfo als din ruf ift. des nim für allen
dingen war. Weliches din ruf fi in dem daz dir got gerüfiel hat in
dem volge Nemeftu es alleine mit fliffe war. Du folt es alfo blos vin- 115
den. Vnd bekennen alz din hant. Aber nv enblibent ir bi vch felber
nvt. Vnd enfuchent es ouch niht gelruwelichen von enbirmen an gölte.
Dan fehenl alles vfwert. [168] Vnd dar vmbe blibet vch got in der
worheil Vnd ir vch felber vmbekanl. Vnd loffent alfo in eime lölTele
vber .XX. Oder vber .xxx iar. als ir in eime geifllichem lebende ge- 120
fchinen haut. So ifl fii rehte alfo nach. Vnd ifl rehle alfo \ene komen.
Alfo dez erflen tages. Das ifl doch ein iamer ficherlichen. Alfo nemen
96 D liest wohl mit Recht meine lünd 99 fol fehlt HS 105 narh lür] S'iid
105 fo| I) das; ich verinulhe lo fiiehe äne in, war 113 HS tiallnngen 119 D
in einem laiiffen. ^yas heißt in einem Löffel lau feh? der Siu)} verlungl: im Kreis
herum, wie ein Pferd in der Mühle.
552
iiwere zeckon war. [1G9] Vnd tutent dio. Vml nvt die nntiiro. Dar
vmlu^ <liiz ir iliiz nvt (*iili"nit. l);iz ir cllcweniK' ein iar mit ailifitfi o«>-
125 lannift liant. ilaz verli<M«'nl ir vf eine llmulc. Daz ir lilitc in worlen.
Oller in \verk(?n. die vs ueni holen zeeken lier vs >\ahirent. der in
(lerne gründe lit. Die wile dife numiof^ellig't; vfi'etze. Vnd wilen nach
nwertiie willen veh |170] helitzent. Vnd vrh da mitte bekleidet hat.
So enmag der hn'itetjnni nvt vcli noch Hnen willen oekleiden. Vnd
130 nement enkeinre wilen noch \\i'rKe war. Dan lins ^ottelichen willen
hi'tle ich gevoliret ich were lano^e tot. Meinent Vnd minnenl ffot von
Hiinidc. Vnd Ini ere. Vnd nvt des nweren in keinen dintron. Noch
lull noch nutz. \\u\ «fenl [171] vcli in daz uevengniHe d»!s (roitelichen
vinfternilTes. in daz vnihekentnilTe dez vi^rborg-enen aboründes. Vnd
135 lalTent v( h deme in weliclwr wilen er vch furl. So WA er vch wunnen-
clichen mit iine felher in wnnnenclit'her wilen kleiden. Allo daz oge
nie enirelach noch ore ni(^ emjehorte. Noch nie in inenfchen hertze vf
in yvüiiiu-. Daz vns daz allen i/erchrlir. Das [172| helUe \ns der
nii)nien( liehe »rdt ijnrch lieh lelliei' Amen.
//. Eiiir PrediQl Sitxo.'i. -)
Difc^ hredio iei vv (fliireli cicKT liaiido lideii diireli
Aon ■iieiifeliCMi wilSoii.
Lectuln.- nolter floridiis. Dife worleliii llant gefchrilien an (h-r inin-
nenden l'ele buch Vii lint gefproi hen zu eiine lobe einre Intern oe-
wiffen. Vn fprecheiil zu liifche alfo. \'iirer bellelin il't üebbnnet alfo
vngelich ill ein wunnencliches bette, dz fchone [31ö] mit rofeu. Vn
~i lylien. Vnd luaniiirr leige bhnnen urhliunet ift. do man ane fniTecliche
rüwet. Vnd riallti. Kiiiem vno«'ruteten acker der vol flocke vnd vn-
krnl(\s ftal. Alle vngeli<'h ift es \nil)(> (;ins ftdiiieii iiienlVhen feie. Vn
if. :;: ■•'■1 i. _ : ;; aiMi.it
123 HS naliiren 124 nach eiUunl] dar ir 125 <la.< ir auch D; offenbar zu
lilgcn 128 Ix-nt/it li:tl ü<l 2. ix'is. pL: I) h;il„ii 129 ftf?. Vn.l — tot fehlt
I). Hier icenigslens ift der Salz uichl am Plulzi'. Vnd — willen ki'iuulr tiach
aiipriinde«? Z. 134 kommen, so üiifs das folgende ilpme Rieh auf willen stall
auf altpriinile hezoege; aber ums soll die Bemerkung helle ich gcNolget ich were
hinge ti»i? Ist sie ein Glossem eines anders gesinnten Schreibers/ 135 er
nach U fehlt HS
''j Vcrglielieii, da mir die Cölner Atisfrabe de.« Tauler nicht zng:in<;lich war, mit
dem .sprachlich erneuerten Drucke hei l)ie|ieiihrück, Siiscis l.ehen und Schrif-
ten, S. 593 r^g. der I. Ausg. und mhi Z. 225 hi.': 293 mit dem Bruchstück
in z (s. uhen 259j nach WacUernagels Ah^chrill, Aus z iheile ich alle nicht
nuc grammatischen Varianten mit.
553
eins vngeordenten nieiifchen vngewiffeii. Wan es ift gotles hertzen
liift in der geblumeten ftal zu riiwende. Vn dez fröwele fich die inin-
iiriule [316] feie zii einer zit do fn belangete naih dem niinntinclichen 10
vinbenange irs geinahels. Vn fpracb zu ireni geminneten. Lectulu.s
nofler floridus. Ynfer beltelin ift gebiüniet. Rchte alz obe fü fpreche
daz gedemelin vnferre heinielicheit daz ift befloffen. Daz bettelin
vnferre niinne das ift gebiüniet, kum niinnenkliches liep. Do hört mit
ine zft demie daz [317] du mieh vnder den armen diner grundelofen 15
minne füffecliche entflaffen Ingeft. Hv fint etteliche menfchen der
gevviflene ift nvt mit bliimen beflecket. Mer ir herze ift mit mifte
bezettet. Wan es fiut etteliche menfchen der gebreften fint vs wert
geflagen. So fint elleiiche menfchen der gebrefte ift hin inwert ge-
raten. Und den ift gar ane alle maffe mfdiche zfl helflfende. Zu 20
glicher [318] wife Alfo den lüten der liplich wunden hin inwert ge-
raten!. Der felben inren gebreften ift gar vil. Aber fünderlich fint
ir drie die alfo gar fwer fint. dz man in kume dekeinen andern ge-
breften geliehen mag. Wan fü alfo rehte vafte engent. Der eine ift
vid)efcheidene trurekeit. Der ander vngeordente fwermutikeit. Der 25
dritte vngeftume zwifelkeit. Von dem erften follent [319] ir wiffen
daz do heiffet vnibefcheiden trurikeit. Daz ein menfche alfo rehte
trnrig ift. daz er nvt gutes mag getün. Vnd doch nvt weis waz ime
briftet. Vn fragele er fich felber dar vmbe er enwulle waz ime were-
Difer trurekeit enpfant der mimencliche dauid do er fprach Ouare 30
Iriftis es anima mea. Sele mine war vmbe biflu trurig. Vii was be~
trübeftu mich. Reht als [320] obe er fpreche dir ift neif waz, du
enweift aber nvt waz. Hab ein getruwen in got es wirt weger. Du
wurft noch dicke in fime lobe erfröwet. Dife trurekeit ift der nature
daz fü tufent menfchen von irem guten aneuange wider fich hat ge- 35
Iriben. Wanne vnder allen menfchen die in zit fint. bedarf nieman
alfo wol gutes gemfltes alfo der menfche der ritterliche durch brechen
fol die [321] herten ftrite finre eigenen gebreften. Was mag einem
menfchen vf ertriche. fwer fin liplicher ftrangheit der indewendig einen
hohen müt hat. Oder waz mag dem vffewendig lüftliche fin. Der 40
zu allen ziten unt bofen mute vberladen ift. Dar vmbe fo fol fich ein
meid'che dis gebreften weren. So vil er mag Aber wie man dis ge-
breften lidig werde, daz merkent vnder andern fachen [322] do bi.
Wie zä einem male eime bredier gefchach der difen gebreften gar
lange vnlideliche hette. Vn got fo dicke dar vber helte gebetten. 4b
Wie zu ime in der vberwundenheit do er in der zelle fas gefprochen
wart, wes fitzeftu hie. Stant vf vnd vergang dich in min liden. fo
Altd. Predigten. 36
554
verlnreffii alles riin liden. Vnd daz gefchaoh. Vii enginjj yino do
alles fin liden. Der ander inre gebrefle daz [323] ifl vncreordonle
50 fwennulikeit. Vh ifl vndcrfcheiden von dem erflen. Wanne der dilen
gebreften hat. der hat wol fo vil befeheidenheit Daz er weis was ime
ift Aber er het es nvt reht nach grottes willen «j^eordenl. Vn dar
vinbe heiffet es och vngeordenle fwermutikeil. Vnd kumniet daz do
von daz antweder der menfche iine felben git zu lidende. Dar an dz
55 er wiget. daz nvt zö wegende [324] ifl. Oder aber von denn; lidende
daz ffot dem menfchen git. Vn fvnderliche vf irrekeit Iriffet. Nu
vindel man vs gefcheidenliche vier liden. Die die aller fwereflen liden
fint. die menfchlich hertze vf erden getragen mag. So vil daz den
eilenden hertzen nienian wol geloben mohte. denne der felber het en-
60 pfimden. Oder dem es von gotte gegeben were wanne ir liden ent-
wichet in niemer. Vii dar inne [325] ir liden gelihterl folte werden.
Daz ift fo fi'i fich zu o-otte kerenl do haut fu daz pinliehefle liden.
Vn die fweri. Difer liden foi man alfo verftan nut wan an dem ein-
zigen we daz fu bringent nüt von keinem fchaden den fü der feie
65 bringent. Vn die liden dz fint dife viere zwifel an dem globen Zwifcl
an gottes erbarmherzikeit. In fchieffende gedenken wider got. Vn
fine heiligen. Vn anevehtunge ymc felben daz leben zu [326] nemende.
Nu nimme ich daz andi'r liden des erften fünderliche herfur. Vnd
danne fii alle gemeinliche Vnd von dem lidemle. dz ifl daz ein menfche
70 beginnet zwifeln an gottes erbermede. Vn obe fin iemer rat werde.
Daz kummet fünderliche von drien fachen vnder andern. Vn daz fint
daz fü nvt künnent wegen waz got ift. Was fünde ift. Vn waz riiwe
ift. Sehent got ift ein [327] alfo vnerfchöppfeler bruinie grundelofer
erbarmherzikeit. Vn natürlicher gute Daz niekein gelruwe mflter irme
75 einigen kindo daz fü an irme herzen trog. So gerne die haut gebot
obe fü es fehe in eime groffen füre. Alfo got tut einem ruwigen
menfchen. vii were ioch mügelich. daz er aller menfchen fünde vf ymc
hette alleine. Vn er die alle tage tufent ftunt tele. Ach minnenclicher
[32S] herre. War vmbe biftu manigem herzen alfo rehte miinienclich.
80 War vmbe hügel manige feie abe dir. War vmbe geftet fich diu
maniger mflt. Ift daz alleine von irem vnfchuldigem lebende. Nein es
gewerlich. Es ift dar vmbe fo fü gedenkent wer fü fint. wie rehte
fündig, wie gebrefthaft. Wie rehte vnwirdig fü diu fint. Ach vn du
milles herze du frier herre. dich [329] inen fo friliche trbüleft. Herre
85 daz machet dich in dem herzen fo gros. dar. du menfchliches güica
63 difer] HS dife 66 infchieffenden
555
alles vnnotdiirflig bift. Dir fiiil doch liifenl wmvg alz ein pfciining
zu laffende. vn tiifenl tot fi'inden als eine zu verg^ebeiide. Herre daz
ift ein wirdikeit obe aller wirdikeit. Herre foliche nicnfchen künnent
dir nienier volle g-edanken Ir herze flüffet hin von diine lobe. Wanne
nach der [330] gefchrift lo ift es dir vil lobelicher. denne obe fü in 90
nie keine finide werent geuallen. Vn in lewekeit lebetent. Vh och
nvt Co vil miniie zö dir hetlent. wan nach fanto Bernhartz lere So
lihftii nvt an waz ein nienfchc ift gewefen. Du fihft an. wer er fin
uellc nach hcgirde fins herzen. Vü dar vmbe. wer dir abe wil fprechen
funde vergeben loch alfo dicke alfo manigen ögenblik. der wil [331] 95
dich groffer eren betöben. Die füiule het dich doch vf ertrich brah*
von hiniel. Selig fi die l'ünde. Alfo fantus Giegorius fprichet. die vns
einen fo geminneten erlöfer brahle. dei- vns fo minnencliche alle ftundo
wil enpfahen. \y\ alfo wer gewegen kan. Waz gol ift. Alfo dauid
fprichet. der enniag bi nvte gotte miffe trnwen. Daz ander ilt daz fii lOü
nvt künnent gewegen waz fünde ift. Rehte [332] fvnde lit alleine dar
an. daz ein menfche mit eime verdahten befcheiden mute, vn willen-
wiffenlliche. vn gerne ane widerfprechen der befcheidenheit fich von
gotte vf dftz gebrefthafte ding kert. Wanne wie daz ein menfche
alfo manigen infal hette. Alfo manigen ögen blig. Vn die alfo rehl 105
vngefchaffen vii alfo hole werent. aifo es mi'igelich ift keinem hertzen
zu gedenkende. [333] Oder keinre zungen zu fprechende. vh von
wem fi'i ioch werent. Es were loch got. oder creature. Vü daz den-
noch der menfche in deme ftunde ein gantz iar. Oder wie lange es
were nach dem zit. Ehte die befcheidenheit alleine ein ringen da HO
willer hat. vh ein miffefallen. Alfo von naturen folichen lachen ift.
Alfo daz fü nüt gentzlich mit fürdahtem mute, vir gantzem willen dar
vf [334] vellet. fo enifl keine tot fünde do gefchehen. Vn dis ift
alfo gewerlich wor nach der heiigen gefchrift vh nach der heiligen
lerer gef'chvift vs den der heilige geift redet, Alfo daz got in dem 115
himel ift. Nu ift ein verborgens dringen hie befloffen. Vnd daz ift dz
aller kleinfngest. Vü fcharpfefte baut, daz in difer materie ifl. Vn daz
ift alfo. So der vngefchaffen böfe inval gefchiht. vn ein [335] menfche
gefwinde mit ettewas Inftes vil lihte dar vf geuellet. Vn fin felbes
vermiffet daz er nvt hat gefwinde do von gekeret. So wenenl fü. 120
fn fint mit willen. Vn befcheidenheit dar vf genallcn. Vü habent alfo
ii felbes vermiffet. Vn tot fünde getan. Vnd daz ift nvt alfo. Wanne
nach der heiligen lere, fo wnrt die befcheidenheit dicke fürkunnnen
108 gotj lies tüfel ; doch sieht auch bei Diepenbrock got.
556
beide mit fo getanen invellen. Vil mit li'iflon [B36] rine gflle wilr.
125 Vnd ein lange zit .e. die belcheidenlieil ir felhes jrewar werde Vnd fo fii
denne ir felbes reht innan wml mit ijüter bedehlikeit. So ma^j lii
denne enpfalien. Vn lallen. Vn l'iinden. Vn nvt fiinden. Vnd dar vudi
l'o follent die menIVhen keinen fchrecken haben in den faehen. voii
keinen tot fiinden. übe lii criftenre lere wellent globen. Es Iprirhet
130 fanctus [337] Auguflinus daz die fünde müs alfo rehte willeclieh {»e-
frhehen. Wanne gefeliiht fu nvt mit gantzem willen fo ifl IVi keine
tot fünde. Es wellent die lerer. Vnd hette eua alleine die frnlit in dem
paradyfe geffen. Vii adam nvt. es hette nvt gel'chadet. Zu gelirher
wile. wa« infpreehendes die finnelicheit hat. one gantzen luft der be-
135 fcheidenheit. die entriffet nvt vf keine tot lunde. Daz dritte [338]
das den Ichaden tut. dz ift daz i\\ nvt künnent wegen waz ruwe ift.
Ruwe ift eine tugent. die einem menfchen llne fiinde abe nymet. fo
fii mit befcheidenheit ifl. Sant Bernhart fprichet daz vmbeIVheiden ruwe
gotte miffeuellel. Der böfe kaym der ruwete och. Aber ane wife.
140 Wanne er fprach mine bofheit ifl merre. wanne gottes erbarmeherzi-
keit. Judaz ruwete och. Aber dez leit [339] Avaz zu vnordenlich. Alfo
kumment fo getane menfchen ettewenne in vngeordentes leit. Daz fü
in lelber fprechent. es ift ein vbel mere daz ich lebe. Herre war zu
wart ich ie geborn. Ach herre wanne ftiirbe ich. Vnd des gelich
145 maniger hande. Vnd erzürnent got dicke me har an danne an der
fiinden Obe ioch keine fünde an den vorgenanten lachen were. Aber
nach der [340], heiligen gefchrifl fo ift do keine fünde. Vn dar vmb
der rehte ruwen wil. der fol haben demutikeit in yme leiben. Vnd ein
miffeuallen der fünden. Vnd ein gantzes ruwen gegen gotte. Es
150 fprichet die ewige. Vnd die minnencliche wifheit. Kint mines in dime
liden foltu dich felber nvt verfmahen Kiim fin an got der hilffet dir
es vberwinden. Er ifl ein rehter lor der [341] an eime ögen nvt
gefiht Vnd yme felber dar vmbe daz ander öge vs wil brechen. Von
difen gebreflen allen fol man wiffen dife fehs ding. Eins ifl dz fo
155 getane menfchen gar vnvsrihlig fint. daz fü wenig ieman her inne
globen wellent. Den fü doch glouben follent. Vii fünderliche der in
vt trofiliches feit. Vii minre denne der in viitroflliche ding feite. Vnd
daz kummet von dem einzigen [342] herzeclichem we in dem fü ge-
meinliche one allen vnderlas flaut , Vnd liani d/ daz fü ir gebreften
160 gerne vii lütes klagent. Dar vmbe ob in ieman künde zu liellfe kum-
men. Vn daz follent fü n^t alfo wilbreht tun. Wanne ir ift wenig
135 drille] HS ander
557
die hie zu geraten künnent. Vii fo fü ie nie do von geredent. fo ir
gebrefte ie mer wurt. Si'i f(*)llent vskiefen einen lerer, der es wol
habe von der [343] heiligen geschrift. Vnd dem follent lü glauben ane
allen zwifel. Wanne got wil es an dem iungeflen tage an in vordem. 165
Vnd nvt an fi'i. Wenne IVi daz ire getünt. Daz ander ift. daz fü hant
vil vin*ehter vorhte. fü dnncket nvt daz fü iemer reht getönt. Wie
llilTig. Vnd wie wol gelert der bihter ift. Oder wie gentzlich fü ir
verniügen hant getan. Vnd gewinnen! do von niemer [344] gerfiwig
hertze. Vnd das kummet do von Sü enwiffent nvt waz fü fchuldig 170
fint vs gefoheidenliche zfl bihtendc. Vnd wz nvt nach der gefchrift.
So ift ein menfche alleine fchuldig die totfünden vs gefoheidenliche
zö bihtende. obe er es kan getan Vnd die tegeliche fünde alleine nach
einre gemeinen vslegunge. Vnd wanne nv die menfchen in den vor-
dem fachen keinre [345] tot fünden fchuldig fint So endürffent fü 175
noch enföUent nvt die invelle alfo vsgefcheidenliche alle fagen«
Denne nach einer gemeinen vslegunge nach eins gotlelichen befcheiden
bihters rate. Der tüfel verwirret alleine hie mitte herzen riiwe Vnd
dar vmbe fo fol man yme hie wider ftan. Wanne fo man yme ie
me henget fo die gewiffene ie me verirret wurt. Daz dritte [346] 180
ift fü fuchent ein wiffen in den fachen do man nvt wiffens mag haben.
Sü gant deme nach daz fü wiffent daz fü ane tot fünde ftandent. Es
enift kein menfche vf ertriche fo gut. Noch fo feiig. Noch fo wol
gelert. nach der heiligen lere der wiffen müge haben, obe er in der
gnaden fi oder nvt. Denne von gottes fvnderlichen Offenbarungen. Es 185
ift hier inne genüg fo [347] fich ein menfche wol erföchet. Daz er
denne ein nvt wiffen dar inne habe Vnd alfus fo kummet das wellen
wiffen von vmbekantheit. Alfo ob ein kint nn'itele zu wiffende. Waz
ein keifer in fime heitzen hat verborgen. Vnd darvmbe. Alfo der lip-
liche fieche fime arzatte hat zfl glöbende der die nature dez fiech- 190
tagen bas erkennet denne er felber. Alfo hat ein menfche [348] einem
befcheiden geiftlichen arzate zu gloubende. Daz vierde ift fü fint zö
vngeftume gegen gotte Vnd daz kummet euch von dem einzigen
bitterlichen lidende, in dem fü zu allen ziten ftant. Sü enfint nvt vil
geubet in anderem lidende gemeinlich. Inen gefchiht alfo. der einen 195
jungen volen in einen karrich fpannet. fo fich der vermudet. Vnd ver-
vihtet. daz er mager [349] wurt. So er fiht zö jungeft daz es an-
ders nvt mag fin. fo lat er finen möt nider. Vnd beginnet zemme-
liche gebaren. Alfo gefchiht difen menfchen allen, die wile fü noch
193 vngeltüeme] HS vngeftündig 199 difem ,
558
200 »MTi wider vehten haut do wider Vnd luli iivl üt'ritzliclien hant ffe-
heget vnder golles willen, daz li'i es wellen! durch in liden. Su ge-
IVhilil inen gar we. Vnd nn^MTenl (is doeli liden. Vnlze dz der erliarnie-
herzige [35ÜJ gut wuri ane (Vliende ir arbeil. Vnd ire gelullikeil.
Vnd er weis wenne es in ni'ilze ilt. Daz er l'ii do von entbinde. \'nd
2{)b »lar vnibe lo horl nvl dar zu danne daz lii luli deniiilekliolie in daz
liden ergeben wie lang es gol wil. vnd getultekliclie liellle von ynie
vordem. Vnd gebet von guten lüten. Daz l'ünne ilt. die leiben nien-
l'chen irret nvt alfo valte vf ertriclie AH'o daz In deme [351] vnge-
Ichaffen gernne went gelol'en. Vnd yine wenl antwuilen. Vnd inil der
210 belcheidenheil ynie wellenl widerl'tan vnd da wider dilpilieren. \x\d do
vor fullent fü lieh hiilen all'o vor dein lode. wanne von dein wider-
Itonde lo linkent IVi dar in one alle hellfe. Vnd dar vinbe all'o balde
es den geil'tlichen oren wnrt in gerunet. So liillenl lu rehte gel'winde
ane alles wider kriegen [352j lieh der von keren vf dz nebelte daz
215 In horent. Sehen!. Oder wilTenl Rehte alz obe In zii eiine fprechent.
hab diu gerune dir leiben, es engal mieh nvl an. Du bil'l ioeh zu
hole dar zii. daz ich dir hie zi"i welle anUviirlen. Sehcnl. Vnd daz
geichiht eigentliche. I'o IVi lin ie minre ahtenl. So In ie rchiei-er do
von kummenl. Vnd dz tiigenl aber Vnd aber. Vnlze [353| daz In
220 einen gewonlichen abeker gewinnenl. Vnd dife rede kan nieinan \v(d
verl'tan. denne die leiben menlchen. Daz lehrte ilt lo das zit ic; hei-
liger ilt. Vnd lieh der nienfche ie gerner zö gölte rihlele. Vnd kerle.
lo daz leibe liden ie iner il'l. Vnd lo IVi ein einig paler noi'ter. noch
t;in aue inaria lidekliche invgent gelprechen one daz veige gernne.
225 So kunnnent In ctte wenne in einen [354] vnmiH. Vnd werlFent daz
gebet hin. Vn<l Ipreclient zö in lelber waz wenel'ln daz dich daz gebet
hellte, daz fo vervnreinet wurt. Vnd tiint hie mille gar vnreht. Wanne
wenne l'ü daz tünt. fo mötwillenl fü deine ti'ifel gcMitzlich«'. \>'aniie
er fachet nvl anders wanne daz er den rnenfchen verwern« geilllicher
230 \bnnge. Sn envviffenl nvl daz ir gebet mit allen den invellen die in
leil [355] finl. fo rehte wol fmackel vor golles ögen. Wan es fprichel.
Sanclus Gregorins daz inenfchlich gemüte dicke kninniet in fo getan
timberheil. Daz es yine lelber nvl gehelHen kan Danne daz es ifl in
21X) liinj;! iiiii über der Zeile narhuel ragen; das a undeutlich. 222 HS lilile-
tent villi Ki-rlen; z lierli 223 /'</. i;«i li e'ii| z oder 224 H«</MiKiriii| iii^l
227 tiier inne 228 inül fehlt 228 fg. wai. .ler 229 (l(i.| elin i- rwere
231 Inieivcnt vcir gölte.«; ögen| vii<l lo rrlil ..^entni Int 2H1 fg- witii —
ftncuis fehlt 232 kmiif 233 US tiiti»>erl.. r
559
gegonwertikeil leides Vnd lidens. Vnd die felbe widerweilikeit röffet
vor gotle innencliche für fü. Vnd die bitterkeil irs lidens vvurt vor 235
ilnen ogen verkeret in liifllicherf gebet. Vnd [356] tringet nehcr denne
ane die wife. Vnd neiget in gefwinder. Vnd dar vmbe I'ü (ol enkein
nienfche enkein gftt werk. Noch kein gebet Noch kilch gang, der dem
felben böfen geifte IVnderliche wider ift niemer geloflen. Wan waz
dem menfchen an h'itri des gebetles abe gal. daz gat iuie vf an wider- 240
wertikeil des lidendes. Von des wegen es gar geneme il't vor oottes
ogen Als einen fiechen der knme [357] reden mag den erhöret
man dick e. Einen geliinden starken menfchen. Vnd fo man ieme von
gebette lieffe. fo man dem felben böfen geift ieme weget. Sider nv
alfo bewert ift von der heiligen gefchrift. daz an difen fachen nvt 245
fi'mde lit. So ift ein frage. War vmbe der erbarmeherzige got. Alfo
rehte fvver liden verhenge vber fo getane liUe. VTanne gemeinliche
zu nemende. Man mohte [358] in kein lipliches liden genemmen.
IVi nement es zn lidende fi'ir dis liden. Die felben menfchen. Vnd ette-
liche einvaltige menfchen die es nvt habent an künften. Noch an lebende. 250
die fint in dem wane daz es alleiae kumme von fchulden. Vnd daz
enifl nvl war. Wanne manig heilig menfche der wnrt berliche dar
inne verlachet, daz wir alle tage fehent. Vnd in der heiligen [359]
gtjfchrift vindent. Vnd dicke böfe vnlutre menfchen ftanl ir lidig. Ouch
ettelichen begegent es in irre kintheit. fo er dennoch ane groffe 255
fchnlde ftet. Do aber dis liden. Vnd ftrenge böffe einem menfchen
were knmmen nach finem wane. Oder nach der warheit von fchulden.
Der menfche folte got innencliche dar vmbe loben. Wanne vnder allen
andern dingen nach der fchrift ift daz ein alfo [360] gros minne
zeichen fo er fo gefwinde die fi'mde hie mit zu gefanten liden büffet 260
Aber war vmbe fü got fürbas mit dem liden zwinget denne mit an-
dern Daz ift verborgen in goltes tögene. Wanne daz foUent fii von
gotte alfo vf nemen. Wainie got aller menfchen herze. Vnd möt. Vnd
wife. Innan. Vnd vfnan aller baft erkennet. So löt er och alz ein wifer
237 nach gefwinder] z in gnedikeit ein menfclie 238 kilchen jfan 239 bSsen
fehlt niemer fehlt wanj HS Vnd 240 z in vf ein 241 des] der
242 fg. fiechen ej HS nienfctien der kunie redet den höret man dicke 243 z
uiuti fich ieme 244 deni| HS den ieme z, fehlt HS nv] z es nv 245 fchrift
247 fg. vi>cr fo gelanv nienfclien verhenge 248 wan onmochli in (ieUein liplich
liden <i;enemnien; HS mohlent fiii und ßenemen 250 z kvnll 252 Wanne
fehlt 254 fchrift HS vindet: z vinde 255 irre] z finer 255 ane] ane al'e
256 Vnd] vnd difu 258 menfche] menfche der 259 alfo] als gar rehl 260
nach zeichen] von got fo vor gefwinde fehll 261 zwinge 263 aller —
mut] alle ir liege vnd weg 264 fg. So arzat fehlt
560
265 arzat. Vnd alfo ein getruwer valter [361] einem iegelichen zö fuget.
Daz er allcine erkennet daz ir aller bel'tes ift Nu molile ein menfche
vil lihte fragen. Waz gutes einem nieiifchen hier inne molite geligen.
Dez anhvurle ich nach dtr fchrift. Vnd i'priche das groffes vnfage-
liches gut einem inenfchen hier an mag geligen. Daz eine ift. es fint
C?70 t'lleliche menlchen von nalure i'ins liochnn'ilioen finnes. ^ iid [362] tlii-
mnhlenl nieiuer bas noch verbörgcnlicher gebeget werden in d(Mnnlikeil.
Die du ift aller tilgende ein anevang. Wanne fü wenent. daz nach vngefchaf-
fenheit <ler invelle fi och vngefchaffenheit der IVmde. Vnd des enift nvt. Ein
menfche in eimc wol genallen fin felbes. mohte fi'mlliche vngefchafTener
275 werden vor gölte. Danne obe der aller boflen in [363] velle tident wcrcnl
gewefen. Vnd daz ill kunt an dem hobelten enget der do viel. Vnd
doch nvt fo getaner invtdle bette Vnd alfo gefcbihi hie. dz der menfche
der lieh leiben nvt wolle erkennen in eime hochuerligen gedanke.
der wurt lieh felber denne erkennende in demc lidende. Vnd der vor
280 ander li'ite verfmahete. den dnhte denne billich. daz in aller nienge-
lich verfmahete [364| ^^ az mag nv einem meidchen nutzer gefin. Oder
me weges machen zft gotle denne dis. Es ift doch vnmi'igelich daz
kein demfdiger menfche verlorn werde. Vnd dar vnd)e gewerlicbt^ nach
der fchrift N'nd nach der warheit So follenl fogtane menlchen \\' ire
285 knu vallen. Vnd foltent die vngefchaifenen liden vber gülden do mitte
daz IVi gölte innenkliche danketent [365] der liden die fi'i zu einre
fogtanen tugent mi'igent bringen. Wan daz felbe liden bringet fü von
der hellen Vnd fetzet fü in daz himelrich. So fint fü dar zu gut. daz
fü die menlchen beln'ilent vor liiilicben vellen. Vnd vor vil IVnulen
290 Wann(; fü gewinnent alfo vil do mitte zu fchalFende dar fü aller vppi-
keit nach vergeffent. Vnd daz ift eiji edel nutz. So fint fü öch fürder-
lich zii allen lügenden [366] Wanne den menlchen ift alfo relile we
do mitte, dz fü alle wege fuchent. Vnd in alle ding mügelich fint zii
tünde. Nv'l wan daz fü dis alleine nn'igen abe kum?nen. Vnd wie er-
1'95 neft in ift. fo lat fü doch gol alfo ftan. Vntze das nach famenimge
vil güler werke der menfche ein volles vas wurl aller tügend(^ \ nd
gnaden Nu merkent lieben kint. Wie rehte minncii[867Jklich die
ewig*; wifheil alle ding kan geordenen daz die inenfchen wenent daz
265 Viid] das er ficli 267 hieriniio einem inenfclien 269 liier] der eniiiiiij
liden 272 ein] ein reliler 278 MS inveilen liinden 274 in einiej z ein
eini^ 275 der] er 278 eimej ein 280 niengelicli| nienlelien: corhei
Lücke von denne an 282 niaclie; SM'»«f/i<'H gelin u/i(/ weges Lücke 286 die]
iü 287 WanJ HS Vnd Ininget] z nimel 296 IIS menlchen
561
fi'i alfo groffen verluft dar an habent. Vnd es gol inon zti alfo g-roffeui
nutze kerot. Es minrel och ir vegel'iir. Vnd hrinoet in groffen Ion, 300
Sil wenent fi'i fient bofe. Vnd finl gut fi'i wenenl fi'i fint dar vmbe
groffe fnnder. fo finl fü vor gottes ögen groffe niarleler. Wanne es
liil Idfent ftunt wurs [368] alle fUinde alfo gemartelt werden, dann»?
mit eime fla^e daz höbet verlieren. Vnd daz ich kurze nach der heii-
gen fchrift. Vnd nach der warheit fo ift es ein gewer niinnezeichen HOC»
\nmeffiger gnaden. Vnd groffer heiinelicheit die ime der nach kunfiiy-
wnrl. Vnd dar vmbe lo föllenl fi'i es frolich. Vnd willeclich liden.
Wanne in get ficherliciie nach der bitterkeil die ewige felikeil. Alfo
[369] gefchach es eineft. Ks waz ein fröwe in eime klofter. Vnd die
hat oiich difer liden eins Do dii erftarp. do kam fü her wider. Vnd 310
feite daz es ir vegefür hie were gewefen. Vnd daz fü on alles mittel
von gölte in ewikeit enpfangen were. Des helü'e vns ouch vnfer min-
nenclicher heire Ihefns criftus. Amen.
///. Gebele zu den TagzeUen.
Zii inettiiB zii aln i iilipi' li«>i'i'<' gevaiigoii wart.
Ach ITiffer herre ihcdu chrifte. ich fage dir ouch gnade. Vnd dang
Daz (hl von reliter lulerre minne zu Meltin zil dich felber gebe in
den tot durch minen willen. Vnd fo rehto gfitliche gegen «len Juden
gienge die dich viengen [173] Vnd dich fingent. Vnd ftieffenl. Vnd 5
«lieh verfpigetent. Vnd fchnitent. Vnd fo manige bofe lefterlich worl
zu dir fprachent Vnd dir alle die pin. Vnd alle die marter anlalent
Vnd alles das vngemach daz fü erdenken künden. Alfo daz du die
lange naht nie gerüweteft eine ftunde. Vnd dis litte du alleffamenl
alfo rehle gütliche. Vnd gelultecliche. Daz du nie kein [174] vnge- ]0
tullig wort gefpreche. Ach liebes liep ihefu chrifte. Nu ermane ich
dich hüte aller diner arbeite. Vnd aller diner biltern iemerlichen marter
Vnd alles des vngemaches fo du von luterre minne die lange nalit
erlitte durch minen willen. Vnd bitte dich daz du mir helffeft. dz ich
vnze an minen tot alles daz vngempch. Vnd arbeit. Vnd befweide 15
[175] die mir iemer befchiht Daz ich daz alles in warer minne durch
dinen willen gerne lide. O himelfcher vatter ich fage dir gnade vnd
dang aller diner gnaden. Vnd bitte alle engele. Vnd alle heiigen das
fü nur helffent loben. Vnd eren. Vnd minne dich. Vnd dancke dir der
erwelunge. daz du die reine maget marien zu einer niüter heft erwell. 20
303 wuisl 6 HS leilterlich
562
(Jime einbornoii lunc viil^rmc [176] liorren ihefu chrillo. Vnd aller
der tiiliulen. Viid Iclikcit. VikI ilt t eren die fi'i ie enpfienff. Vnd ewec-
litlie von dir haben lol. Des niülTert du lieber vatler min geminnel.
Vnd gelobet fi ane ende. Vnd ane malTe. Amen.
2b N|)i'ic|i clrü pator ii4»iter viicl clrii a\v niaria. zii lol»c^
%iifl zu eron vnibc' allo« daz f^üi «Ix viif't^r frowc*
t^iiphaii^oii iK't. O Marin [177| liebe müter. Vnd liebe IVöwe
min. Ich ermane dich der gnaden. Vnd der freuden die du von goUe
enphienge. Do dir der ewige vatler finen einbornen Tun Tante in die
'^0 IVle. Vnd in dinen heiigen lip. Vnd er menlchliche nature an lieh nam
von dinie reinen übe. Vnd bit dich daz du mir erwerbefl vmbe dinen
minnenclichen Tun. daz ich in enpfahe an mime lode. In [178] ganzer
lulerkeit. Vnd in vollekomener minne. Vnd in grundelofer demutekeit-
Amen.
^^ O Maria liebe IVöwe Vnd mfit(>r nun Ich ermane dich der herzen
beiwerde. Vnd de.s iamers in dem du were do du bekantelt. dz din
eiuL'^ebornes kinl. Vnd din herze liebes kinl. An dem aller din trid'i
Vnd alle dine ziiverllhl lag gevangen vvaz. Vnd lo [179] vnfchuldec-
liche. lo vnlideliche bitter marter leit. <lie lange naht daz er nie ge-
40 i'öwete eine ftunde. Der not vnd der angelt dines müterlichen herzen
ermane ich dich. Vnd bitte dich daz du mir mit aller <ler erbermede
din. Vnd dines lieben kindes zu trotte. Vnd zu hellTe komeft an miner
jungellen not So min Tele von mime übe Icheidet. Daz du mir denne
hellfert in de.s himels [180] weide, der ewigen t'r^de. Amen.
45 Du lol zfl lege lieber zit fprechen ein pater n oft er-
Vnd ein aue maria. Vnd ein Gloria patri. Vnd ein per
dominum nol'trum ihefu m ehr ilt um tili um tuum. qui le-
(; u m v i u i t et r e g n a t in v n i t a t e fp i r i t u s 1" a n l i d e u s per
oninia l'ecula l'eculorum Amen.
50 'äjü pi'iino vAi alz viifer licrrt» vor sc»rih<o riiiiit.
0 herre ihelu chrilte |181] blügeudes liep mines Ich Tage dir gnade.
Vnd dang alles des vngemaches. Vnd der |»ine die du zu prime zit
durch minen willen litte. Do du zö gerihte gelurt würde. Vnd ver-
urteilet würde zu dem tode. Vnd dir dine gottelichen ogen verbunden
55 wurdeut alz eime diebe Vnd din gel'chimphet. Vnd gel'pottet wart.
Vnd din fchoiu's antlitz gellagen wart. Vnd dine hende 1182] gebun-
den wurdeut alz eime diebe. Vnd fo manig hole wort vnder in ge-
rproclit'u wart. Liebe miiine ihcCii cliririe. ties ermane ich dich daz du
dine grolle «-rbcil Vnd dint- billci' niailii' au mir belialteri. Vnd aller
der criitenheil. Amen.
563
Ach lilfig^ende minne ihefii clirifto. Ich fag-e dir oimde Vnd dang, diiier
Mfigendcn vrrtcnde. Das du von dem lode [183] crriandcn bill Warer
got Vnd warer menlVhe. In diner vnniefliclien goUelicht n craR. Wan
in der craft diner gottelichcn vrl'leiide lo IVdlen wir alle erl'tan an deme
inngeften tage 00
(J liel)i; ininne ihefu dnifie Ich bitte dich, durch diner heiligen vr-
ilcndc willen. Vnd durch allt r der wunne. Vnd freuden willen <lie du
helteft Miit allen dinen fninden. Vnd alle dine fruni hattent [184] mit
dir. Do fü dich ir einiges liep ane fahen. Vnd erkantenl daz du war
gol. Vnd warer menlche erftan<len were. Allb daz du niemer me er- fiö
flerben foltefl. Vnd durch der freuden willen die die heiigen altvettere
hcttent die in der \or helle warent. Die dich iren löfer. Vnd behaller.
Vnd ir ewiges leben l'ahent kummen in zii trofle. Vnd ze helfe. [185]
von allem irem vngemache Vnd fu filrteft in alle freude. Durch aller
dirre freuden willen fo bitte ich dich herre himelfcher künig ihefu 70
chrifte. Daz du mir helffeft. Daz ich an dem Jungeften tage mit dir
erftande. Vnd mit allen dinen heiligen in aller diner wunne. Vnd in
aller diner gollelichen frevde. Alfo dz ich von dime fchonen gotte-
lichen N\unneclichen atitlitze niemer gefchei[186]den werde Amen.
Ach liel)es liep mities ihefu chrifte. Alfo du fände marien magdalenen 75
erfchine nach diner feiigen \rftende Vnd ir vergelx' alle ire funde.
Alfo erfchine hüte mir armen ("ündigen menfchen mit diner göttelichen
gnade. Alfo daz du mir waren ruwen gebefl vmbe alle mine fvnde.
Vnd mich dar an ftete behalteft vnze in nu"n ende [187] Herre ich
bit dich ouch durch dine grundelofe barnitiherzikeit das du alle iün- 80
digen liertzen hiite befchirmcft mit diner göttelichen gnaden Alfo daz
du waren ruwen gebeft vmbe alle ire funde. Vnd fü dar inne bcfteteft
\nze an ir ende. Amen.
(J Maria liebe fröwe min. Ich erman»; dich der pine die du litte do
diu liebes kint gebunden. Vnd geuaugen [188] wart. Vnd zii gerihte 85
gefürt wart. Vnd verteilet wart zu dem tode. Vnd bitte dich daz du
mir helffefl daz ich an dem Jungeften tage ze gerihte bi dime lieben
fune fte in aller wunne Vnd in aller frede. Durch der freden willen
die du bettelt von der blügenden vrftende dines lieben kindes Amen.
I>a<ei* iiofier. avo inaria. Grfluria pairi. per doniiiiuiii. 90
[189] zik Tei'cie zit alz viifc^i* liori'c^ initf i'iileii. 1 iid
mit geifeliclii gefelilageii wart.
08 zweimal lü 80 allen
564
U wirdigcr herre iiiiii ilicln chrirte. 0 lufent werbe liebes liep niines.
Ich rag"e dir gnade. Vnd dang aller diiKM- biltern niarlcr. die du zu
95 Tcrrie y.il lillc durch mich. Do die iuden diuen rchc'ineu lip nackord
v.s zugcnt Vnd dicli an die fi'dc bundent. Vnd <lirh fo iemcr [190]
liehe lere dar an riiigenl vmbe diu heiliges höbet. Vnd an diu fchAnes
anthlz. Vnd an allen dineri l'eligen lip. Alfo daz von diner IVheitelen
Ipilze an die verfene niht ganzes bleip. es were alles vol wunden.
KX) Vnd vol tot blute. Vnd gar durch goffen mit dime heiligen minnenrli-
chen blute.
öü fatzeten dir och vf eine dürnine [191] kröne. Vnd druhlen dir
die in diu goltelioh höbet alfo lere, daz diu heiliges minnencliches
höbet alzfl fere uerwundel wart. Vnd daz fich die nagele wider leiten
105 in diner hirnefchal. Vnd das minnencliche blöt flos vber diu Ichönes
antlilze. Sü tatent dir öcli an ein rot gevvant daz waz von purper.
Vnd knuwetent für dich. Vnd fpottetent. 1192] Vnd fchimphetent din.
Vnd fpuwetent dich an Vnd flögent dich vf dinen nak.
Ach lieber blugender herre ihefu chrifle. Ich ermane dich der nu'nnen
110 die allen dinen lip verwundet het durch mich Vnd dich geiagel hei
zii fo gar vil grollen fnuM-zen. Vnd bitte dich daz du min herze. Vnd
min feie. Vnd alles min gemiite verwundeft in warer göttelicher minne.
1193] gegen dir. Alfo daz ich din in mime hertzen niemer me ver-
geffe. O wunnencliches liep. Vnd herre ihefu chrifte. Ich fage dir
115 genade. Vnd dang. Vnd beger diner minne ane maffe Vnd dines lobes
Vnd eren ane ende Vmbe die vnmefliche göttelicho gäbe Die du vns
gegeben hafl an der wai'eii minne dines heiligen geiftes. Wan in der
gäbe halt du vns alles daz gut gegeben [194] daz din liimeifcher
valier in finer ffiffen göttelicher nalure. Vnd in fime Intern göttelicher
120 wefende mag geleiften. Herre durch dirre edelen gäbe willen. So bit
ich dich, dz du min herze. Vnd alles min geniute. Vnd aller der men-
fchen. Vnd ire gemute für die man bitten fol. Vnd mag. Daz du die
enzündel'l mit der waren minne dines heiligen geiltes. In der fü niemer
[1951 me von dir gefcheiden werdent. Alfo du zu tercien zit aller
125 diner iungern hertze enzniitell in der waren minne dines heiligen
geifles Amen.
U Maria reine goltes möter. Vnd doch niagel. Ich erman dich dez
herze leides daz du halteft. Do din liebes kint fo rehle iemerlich ge-
104 iiapi'lf voji xpwferer liand in «litnic, soll heissen 'loiiu' umyfhessert.
121 .lles| allen
565
flagen var[ au der fi'ile. dz aller fiii heiliger iip verwundet wart. Vnd
durch [196] goffeii mit finie heilgeii l)lfite. Vnd gekronel uiil dornen. 1^0
Vnd bit dich daz du iemer mit mir l'ift in allein mime vngemache.
Vnd mir helffeft tragen nach dem aller liebelten willen gottes. Jrh
mane dich ouch hochgelobete kiinigin in himelriche. Der freuden die
du hetteft do du zu Tercien zit den heiligen geilt enpüenge. Vnd
bitte dich, das [197] du mir helfleft. Daz ich den heiligen geifl en- 135
(dahe daz ich diu liebes kinl alfo voUekomenliche. Vnd alfo gölteliche.
Vnd alfo herzeklichen minne. Vnd liep habe alfe ich von rehte haben
fol Amen.
pater iiofioi'. ytvc maria. Glloria patri Per c1<»niiiii9in.
lAi roxftc» zit alz viBfer herre fiii Cri'ize zw des* mar- 140
ter triig-.
U lieber herre ihefu chrifte. Min lofer [198] Min wider bringer.
Vnd min behalter. Ich Tage dir gnade. Vnd dang aller der pine. Vnd
marter die du zu fexte zit litte durch minen willen. Do du gegeben
wurde von pylato in den gewall der luden. Vnd von dem manigualtec- 145
liehe. Vnd bitterliche gepiniget würde, do du daz fwere Crüze vffe
dinje heiligen rücken trüge. Vnd von rehter fwacheit [199] dines libes
kume gegan möhtelt von der vnlidelichen marter. Vnd von dem bittern
fmertzen da aller din Iip müde vvz alle die naht Vnd allen den tag.
Vnd fü dich nacket an daz Crüze fpannetenl Vnd flögent dir die 150
ftumphen nagele durch dine gefegenten hende Vnd füffe.
U lieber herre geminneter ihelii chrifte der minne. Vnd der marler
[200] ermane ich dich. In der du daz fwere Crüze vf dime heiligen
rücken trüge. Vnd der minne die dir die nagele durch hende. Vnd
füffe treip. Vnd bitte dich daz du mir helffeft. daz ich alles daz vn- 155
gemach. Vnd alle die arbeit die mir iemer gefchiht zu lidende. Daz
ich die in warer göttelicher minne durch dinen willen lide. O Maria
ein [201] frowe. Vnd ein künigin aller engele. Vnd aller heiligen in
himelriche. Ich ermane dich des iamers. Vnd des fmerzen. den du
hatteft. do du fehe. Daz din liebes kint daz grolle fwere Crüze vf 160
fime heiligen verferten. Vnd vermüdeten rücken trug. Vnd daz er von
groffer krangheit gar kume gan mohte. Vnd mane dich dez groffen
fmerzen [202] den du hatteft in dime herzen, do du horteft. Vnd
fehe. daz ime die ftumphen nagele durch fine hende. Vnd füffe ge-
flagen wurden. Vnd bitte dich durch aller diner müterlichen liebe Vnd 165
truwe willen. Das du mir. Vnd aller der criflenheit zu trofte. Vnd zu
helffe kunnneft in allen wegen Alfo wir diner helffe not dürftig fint.
566
Viul \ri.s [203] (M'wtM'hcll vinhc diu kiiit ».Miado. Viid ijpplas nller vnfor
IViikIimi Amen.
!70 \f iierro iliL'fii chrillr ewiges fiilTcs leben iniiier feien. 0 i.'wi^e wunne.
VikI fioude aller entrele. Ynd aller heilioen in hinielriehe 0 fchön«;.
\u{\ liiltlieh ögen>veidc dines hinieUehen valleivs. Vnd alles liinieHehoii
lieies. (iolteliehe ITilTe lebende Ipile aller enijele. Vnd aller |204]
heiliiren. O alltn* liorl. Vnd g"()ltelieher lelKil/, nn'n. Vnd alles liiniellVhen
175 heres in dem alles gut beflolTen il't daz in hiniel vnd erden ii't 0 vn-
inefrijres ewiges lieht aller herzen. Du hift die ewige wifheil dines
hiniellchen vatlers. Du Iiill daz gftt daz allo engele. \'n(l alle heiligen
niht verlprechen Noch vs gelprerhen enmogrnt. Vnd ane dz [205]
gfll in hiinelriche niht götes cnift. Noch vf erden. Vnd in allen erea-
18Ü hiren Dis hift du fufle ininne ane maffe. Minnenkliches liep min iheln
chrilte. ein heil aller der welle. Ach hliitrende wunne. Vnd minne min
ihefu chrilte. Du blugeft alle zil in dem hinv^lfchen binde. In diner
blngenden gotheit vor dime vatter Vnd vor allen finen engelen Vnd
lieilgen. Ach lebender burne ihefu chrilte. Von (b-in 1200] alle gnade
185 flüffel in himel vnd vf erden. Ach wäre uiiiwu! ihefu chrille. In diner
golfelichen krafl fo lebent alle creaturen in himel. Vnd vf erden. 0
liebe minnt^ ihefu chrille 0 luffer vnd vfferwelter gemalu^l miner feien.
O einiges ftiffes liep mines herzen Ich erinane dich das du min valier.
Vnd min brflder. Vnd min zftverfiht. Vnd min bifer. Vnd [207] min
19Ü zftfluhl. Vnd min ti öfter. Vnd min helffer Vnd min behalter bifl. Vnd
bitte dich durch dins hini(?lfcheii valters willen. Viul durch dei- er-
kanlniffe wi'len. do inille er dich ewecliche bekant het. Vnd durch
der minne willen nu't der. der vattei' dich ü'eminnet het ewckliche.
Daz du min heize Vnd min feie. Vnd alles min gemiile erluhlefl mit
195 dime ewigen liebte. [208] Vnd es enzündeft mit der waren minne
dines heiigen geiftes. Alfo daz ich dich vil zartcM- herre ihefu chrifle.
min einiges liep in rehter warheit (>rketine Vnd in ganzer vollekonuMi-
heit dich minne. Alfo daz du mir helffeft. dz ich in dirre erkantniffe.
Vnd in tlirre minne lebende werde, nach dime aller liebeften willen.
200 Vnd nach dime aller hoheflen. Vnd dar an fl(!te blibe [209] bilze an
min ende. Des hilf mir liebte minne ihefu chrille. Durch aller der
Winnie Vnd freden willen, die diu himelfcher vatter het an dime
ewigen gottelichen angefihte Amen.
|»aior ii<»noi*. tvo iiiaria. C>il4»ria palfi. I*c>r fl<»mi-
205 iiiiin. '£ü iioiio wAi al% viift^i' liorrf rtiiiitf an dem
eriize.
567
0 lirher heric ihefu chrifte. Ich fa(;e dir q^naHe. Vnd daiiff der bit~
lern marlcr. die du zft [210] none zil litte durch ininen ^villen an
ileiii heilffeu cruze. Von dem fmertzen aller diner heilig^en wunden.
(-910
Vnd von der fwacheil dines gefegenlen libe.s. Da dir alles diu gotte- '^
lieh heiliges kofper blöt engieng. Vnd von den» ianier den du fehe
an diner lieben inüter Vnd an dinen lieben fründen. Vnd von denie
fchimphe. Vnd fpolte den du litte v.)n den b5fen [211] Vtid von der
herze befvverde die du hatlel't. do du bekanteft daz din heiliger vn-
fchuldiger tot. An all'o nianigen n«enl'chen lolte verlorn werden. Vnd 215
von der not die du litte, do dine heilige feiige feie von dime ge-
fegenten libe fehlet.
0 liebe ininne ihefu chrifte Ich bitte dich durch aller diner bittern
niarter willen. Vnd durch dines heiligen todes willen. Daz du mir einen
ruwigen. Vnd [212] einen heiligen tot gebeft Vnd daz du dine heilige 220
marter. Vnd din heiliges blüt an mir behuteft. Vnd an aller der criften-
heit Amen.
U blugendes leben ihefu chrifte. Ich ermane dich hüte, daz du ftürbe
an dem cri'ize von luterre minne. Vnd bitte dich daz du mir helffeft
daz ich von warer göttelicher minne allem deme fterbe daz du mht 225
enbift. Vnd dir ewiges [213] füffes leben alleine werliche lebe in mime
herzen Vnd in miner feie.
U liebes liep ihefu chrifte Ich ermane dich der erbermede die du
dem fchacher zeugeleft afi dem crüze. Vnd bit dich daz du die felbe
erbermde noch hüte erzevgeft mir armen fündigen menfchen. Vnd 230
allen fündern Vnd fünderin. für die du vvilt gebetten fin. Alfo dz du
vns hüte alle vnfer [214] fünde vergebefl. Vnd bevilhe dir hüte niine
feie an mime tode. In die bevelhunge. fo du dinen geilt dime vatter
befülhe. Vnd dine müter marien die reine maget fante Johans befülhe
0 Maria liebe müt<r. Vnd liebe frowe min. Ich ermane dich hüte 235
der iemerlichen ögen weide. Vnd des groffen vnfageberlichen bittern
herze leides [215] da din müterliches herze inne waz. Da du din
einiges herze liebes kint in fo iemerlichen pinen Vnd nölen fehe vor
dinen ögen hangen. In der aller bitterften marter fo ein menfche ic
geleit vf erden Vnd bitte dich durch dins liebe n kindes tode. Daz du 240
mir mit diner mfiterlichen helffe. Vnd mit aller diner mnterlichen er-
bermede. Vnd miltekeit zu helffe komeft an mime [216] tode. Vnd mir
daz ewisfe leben erwerbeft vmbe din liebes kint.
215 nach toi] fchemeliclier tot
568
ff Milt«!r l'iirfcr ilKilu cliriCtr. Ich \)a^c div iriuKlc. Vnd (lani; diiier
'J45 hriligcn vfTarl. diis du wnror ijol. Vnd waror incnlVhc jii diuer vn-
incfliclK'r ijolli'liclicr iiiinriMikritfl zu hiiucle hil'l nevani mit allen diiieri
heiligen leligvii fclcii die in der vorhclloii warciit der cltclichi' [217]
diner zii kiiiiric. Fiiiilhiront iar gebeilet. Vnd irewartel hallen. Die
lArenl alle mil dir vf in ganzen freden.
'J'iO Ach wnnnencliches IchcMies liep mines ihelu ehrille. Alle hiinelfche
her hanl an dir nmniguallige frede Vnd alh* die wnnne. Vnd felikeit
die ire herzen erdenken Vnd beg^eren niögenl. V'nd hundert lul'ent
werbe me. Wanne du bifl ir ewiges leben. Vnd och fo die fr^de
alfo nianig tu Cent iar gewerl. Alfo [218] nianig troppfe in dem iner
255 ifl. Vnd alfo manig löp. \m\ gras, Vnd grieffes vf erlriche ie wart.
Vnd alfo nianige zal in himel. Vnd vf erden ifl. fo vahet die freude
alrerfl an. Vnd blil)el ieiner eweeliehe ane ende. Durch dirre ewigen
frcvden willen fo mag ein nuMifche gerne ein wollufi enbern. Vnd och
aller nieifl von Interre minne ffottes der vns alle die wunne. Vnd alle
260 die frede git von finer ewigen [219] eiginen gute ane alles verdie-
nen. Wan alle heiligen Vnd alle engele die in hinielriche fint. Die en
mohtent nihl verdienen mit allem irme dienefte. Vnd iint aller irre
minne. Vnd mil allem irme lobe vnibe gol. die frC'de. die ein menfche
hat in hinielriche. Es ifl alles famenl alzemale von der Intern gute.
265 Vnd miime gottes.
Ach fiiffe minne. Vnd bliigendes liep mins ihefu chrifle. Ich bit dich
durch diner heiigen viferle [220] willen. Vnd durch aller der frevden
willen die alles himelfches her hat eweclich von diner werden gegen-
wertikeit. Das du von diner gute zfi mir komell au mime lode mit
270 diner grundtMofcn barmeherzikeit. Vnd mich mil diuc^' aoilelicheu
magenkrafl mit dir fiirefl in die ewige frede Amen
pater iiofioi*. \\'i} inaHa. pt^r (l<»iiiiaiiiiii. C«<l4»ria
pa^ri. 'lAi vefper zit als \ iiIob* lat'M'o abt» dem crnze
g^i*ii<»iiieii wart.
275 |221] 0 lieber herre ihefu chrifle. Ich läge dir gnade. Ynd dang
der heilfamen nunuc wunden die du cuplienge. Do dir zii vefper zit.
din minnenriche fite wart vf getan mit eime fcharppfeu fpere do du
tot were. Vnd dar vs (los waffer vnd blfil. Vnd fage dir gnade Vnd
dang diner heiigen minnenclicheu erlofunge daz du zii vefper zii er-
'280 lofet wollell werden von dem Cnize. Vnd bil dich herre durch der
2'17 vor ist hinchiconigiil. 253 Icbes 256 vahcfl
* 569
gnaden [222] willen die du tele Longinusder ein vngeleubiger beiden waz.
Vnd dich von herlikeit. Vnd von vinbekantheit finez herzen durch dine fite
Itach. Vnd doch da tele du ime vf die ögen finer feie. Vnd fines libes
Mil dem heilfainen bifite daz da flos von der wunden dines göttelichen
herzen daz fper her abe. Mit dem er dir diu herze vf tet. Do er daz 285
an fin ögen ftreich do wart er gefehende. Lipliche. Vnd geiftliche.
[223] Daz du die ögen miner feie Vnd mines libes vf tögeft Vnd
mir gebefl dich. Vnd mich in rehter warheil zö bekennende hene
Vnd bitte dich öch durch diner heiligen erlöfunge willen, daz <iu mich
armen fundigen menfchen. Vnd alle die menfchen für die du will ge- 290
betten im hüte erlofefl von allen fimden. Vnd daz du mine feie, Vnd
minen lip. Vnd alles min leben erlöfeft von allem dem. daz dir miffe-
ualle an mir. Vnd daz du [224] mit diner minne mich an mime tode
erlöfeft. von aller pin. Vnd von aller erbeit. Vnd mich leiteft in die
ewige frevde. die du dinen vfferwelten geben wilt. 295
U liebe minne ihefu chrifte gelobet fiftu ane maffe diner gruudelofen
demütikeit. Daz du ein geborner fun des himelfchen vatters gewarer
got. Vnd gewarer menfche. Vnd ein künig. himels. Vnd erden. In fo
groffer demfitikeil [225] knuweleft vor liinen Jungern. Vnd in ire
füffe wüfche mit dinen göttelichen henden Vnd fo manig ffiffe min- 300
nenclich wort zö in fpreche. Vnd fü fo rehte gutliche. Vnd fo ge-
truvveliche lerteft alles das in wol kam an feie. Vnd an Übe. Wan du
bift alleine der wäre frünt in dem alle Iruwe befloffen ift. Vnd wer
iergent anderfwa röwe. Vnd truwe föchet dan an dir liebes lieb alleine
der enfindet ir nvt. Vnd ift betrogen. 305
[226] (J wäre minne ihefu chrifte Ich bitte dich durch din wäre
vollekomene demütikeit. daz du mir gebeft wäre. Vnd vollekomene
demütikeit. Vnd alle hochuerlige herzen verwandelft in wäre demüti-
keit. O üebes liep ihefu Chrifte. wan mir nv Vnd allen engein. Vnd
heiigen in himelriche. Vnd vf ertriche gebrütet lop. Vnd ere dir zö 3iu
fprechende. Doch fo bit ich alle creaturen in himel. Vnd vf erden daz
fü mir heltfen [227] loben. Vnd minnen. Vnd ere dich. Vnd dancke
dir der wirdikeil. Vnd der edeln fpife dins heiigen fronlichamen von
diner lutern gotheit. Hie mitte fo fpifeftu vnfer feien vf difem eilenden
wege Vnd trenkeft fü mit dime rofeuarwen blöte. Des muffeflu ane 315
maffe. Vnd an ende geminnet, Vnd geeret. Vnd gelobet fin. Wan dis
ift ein fpife aller engele. Vnd aller heiigen in himelriche. Von der fü
303 wer] were 3G6 din] die
Altd. Predigten. 37
570
Rwecliche lebent in [228] iillcr rr«''do. Vnd iin der li'i alle iie IVlikcit
habent.
320 (J getrmver. Vnd \vai*'r Iriint ilu'l'ii clirilti' Ich rnnani' diili der
triivvt'n Vnd der niiinuMi. in der du vns dile edele hohe jiahe hall
«(eoehen. Vnd «nnane dich der niiinien. die kein vtdhdionien wider
niiiniende zeichen vinden mag. Vnd bille dich daz du mir lielireli daz
ich dir mine lele. Vml minen lip. \'iul min gemfile. Vnd alles nn'n leben
32;') [229] In der aller hoheflen lulerl'len minne oebe. I'o licli dir ein
menrclie vf erlriche ifejrej)en maii. Vnd bitte dich och durch daz \n-
meffigc gut daz du felber bil'l Daz du uiii' an iniuu^ lodci (^elidl diiirn
heilgcn IVitnlichamen. N'nd dine gelegenle feie. Vnd dini; hohe golheil
iiiiner feien zö einer Ipile Vnd diu heiliges bliil zfl eime tränke N nd
'AM daz oley zu einer abe vvefchunge aller miner l'i'mdeu. AH'o L2;iO| duz
du mich in der krall diner göllelichen Ipife leilel't in die ewige löwe
da ich lebe in aller vvunne. Vnd in aller freude ewecliche amen
() Maria ein mflli r aller gnaden. 0 maria ein vas dei' Intern gotheif.
Ein l'chrin der heiligen driuallikeit. 0 niaria ein blönie aller rnegeile.
:*,:^r> 0 maria ein kröne aller vvirdikeit. Vnd aller eren. 0 niaria ein Winnie.
Vnd ein freude aller engele. Vnd [23 IJ alles himelfchen heres. 0
maria ein mille nol helllerin aller der weite. 0 maria ein loliter iles
ewigen valiers in himelrich Vn«i ein mfiler des eingebornen funes
vnl'ers lieben iierren ihefu chrifti, Vnd eine gemiimele gemahele dez
340 heibg'ii geiftes. Ich bille dich vl'ferwelle reine magel. Vnd mfller
miiies lieiren. Viul miiies gotles. durch der erlofunge willen diiie.>
lieben kiudes Daz von dem cn'ize genomen [232j wart. Daz du mich
arm(Mi fündigen menfchen. Vnd alle die criflenheil erlofefl \'on allem
dem daz iin'me herren >'nd mime golle milTevalle an vns Amen.
•y- |»a<oi' iiofior. .lue itiaria. CMl<»i*ia pati'i. |»c'i* (loiiiiiiiiiii.
/iii o4>ii|)ici€'ii zit als viif(>r lieri'O in dz gvi^p {»elc^ii
(} li(,'ber herre ihefu chrille. Ich läge dir gnade. Vnd dang iliner
heiigen begrebede Daz du zfl c(tnplelen zil begraben würde. Vnd ein
350 g»*os [233 j flein warl geleil vf das grap. Vnd wart dz grap gezcichent.
Vnd wart vmbegeben mit hfite. Vnd läge dir gnade. Vnd dang der
nol. Vnd der angefl die du zö conplelen zil an dime goUelichen herzen
litle. da du knnwelelt an dem berge Vnd dinen toi an fehe. Vnd alle
dine pine. Vnd alle dine marler. N nd alle dine fchande Vnd alle
355 fmacheil. die du von lulerre minne liden W(dtefl durch mich. Vnd
durch aller menfchen willen. L-34J Vnd du von rehter nol. Vnd
571
angeft mi dime IVlioneii «iillitze gefielltt wurde alz ein inonfclic daz
da hin zi'ihet. \m\ aller (iiii lieilijer lip hlütigen fweis Iwitzele.
y) lieher lierre ihelu ehrille der not. Vud der ajigell erinarie ich dich
lulle. Viid bdle dich daz du alle zil uul mir lill in all« n iru'nen nuten. ^'^^^^
Viid arbeilen. AM'o daz du luii- hellfert. daz ich alles vn|i;<'nuuh. Viui
pine die nu'r |235j ieiner brgeiieul mit dir vbervvinde. Vnd von dir
(Miphahi; in der mii.ne. Ynd in der truwe alle du nur es oehell. Vnd
vlier mich verhengel'l ze lidende. Wan alle vnler pin. Vnd vnler vn-
ocmacli oift du vns in reliler truwe. Vnd von luterre nn'tnie. Aifo du 3^5
dich r» Iher vns o«>ü{;l)t'n hal't. So mimieft du vns aifo gelrnweliche.
daz du inemer kein leit. Oder vbel verhengeft vber vns Es enkomc! vnz alles
w(d. Vnd fi vnfer aller [236] beftes. olx! wir es rehte allo nemen
von dir. Vnd alfe vngerne alz ein getruwer valier fime einigen liebm
Inne keine pin an tele es enw( re ime denne gul Noch hundert werbe 370
noter verhengeft du gelruvver valier vnfer. Kein liden vber vns. es
keine vns denne wol. Vnd fi vnfer alltu- befles dez füllen wir ganzen
glöben hau. Wan es ift ein rehle ganze warheit. 0 nnnnenclicher
[237] lieber valier min. des nn^ilTeft du iemer gelobet. Vnd geerel fin
ane niaffe. Vnd ane ende. Ich bil dich herre durch alles daz gul. 375
Daz du felber bifl. Daz du mir heltfeft. Daz ich alles nn'n vnuemach.
Vnd pine die nur iemer gefchiht \nzo an niinen lol. Daz ich daz alles
fament lide nach dinn; aller hoheflen lobe Vnd aller liebelten willen.
U lieber herre ihefu chrifte Ich bil dich daz du inir armen fündigc-n
[238] menfchen. alle <lin not. Vnd alle din angelt die du zfl conplelen :'.8(t
zil litte. Zu Irofle. Vnd zö hellfe fendeft an miner iungeften not ib
tiiiii feie von nnme libe fcheidel. Ach zarte minne min ihefu chrifte.
ich ennane dich och des gollelichen gebeltes. daz du fpreche zu dime
himelfchen vatler vf dem berge. Vnd in aller diner not. allen dinen
willen oppferteft in den willen dines himelfchen vatlers [239] vnd ime 385
gehorfam were bitze an dinen tot. Vnd daz bezc'^geteflu mil worlen.
do du ffireche vatter din wille weide. Vnd nvt der mine. Durch des
heiigen gollelichen gebeltes willen So erhöre herre hüte mich armen
vnvvirdigen fündigen menfchen. der vnwirdig ift alltM- diner gnaden.
Wan ich enbin nilil wirdig mine ogen gegen dir zu kerendiv Herre 390
erhöre von diner muten gute min gebet. Vnd erfülle alle mine be-
girde nach dem [240] aller liebeflen willen dins himelfchen valiers.
Vinl nach fime aller höheften lobe Vnd veieine allen minen willen ,„
360 (iicli nach hille] dich dicli 078 (ümo] siiiie 380 :illeii diu iingelt.
572
den göttelichen willen dines hinielTchen valters. AHo dns ich dinie
395 lieben vatter gehoriani fi bitz an niinen tot Amen.
Ach blögendes leben. Vtid gebendes leben ihcfii ehrilte. Nu gip nur
ein leben nach dem aller liebelten willen dins himelfchen ralfers \n\
nach dime aller höheflen wirdigeften lobe. Amen
Gebete cor der Communion.
Uberrter priefter e^viger got fchoppher himels. V^nd erden. Du halt
in dime ewigen worte der wifheil die abgri'inde aller tögenheit In
dinem worle ift gebildet. Was befloffen ill in diner almehtikeit. Durch
din wort ift gefloffen wax löbelichez ift diner vnmeffigen gfltikeit. In
5 dinem worle wurt vollel)raht wz zö gefüget wiirt crcaturlicher heili-
keit. Durch din einiges wort [242] wurt in gefiirt waz dir vereinet
wurt in ewiger felikeit. O ewige wifheit ihefu chrifte. Ein ewiges
wort dez vetterlichon herlzen. Ein fpiegel aller l)ilde. Ein brunne aller
gute. Du heft dine röwe erweit in mime hertzen. Du haft gebuwen
10 in mir. dir einen tempel in der vereirmnge der menfcheit. Du heft
mich gewihet in dem blöte der erlofunge. Du heft mich gecronet.
Vnd gezieret in [243] zö verfihl diner gelübede. Dar vmbe fo kum
hiHe herre in din hus. Vnd vollebring hüte. Vnd vollebuwe dinen
tempel Alfo es mi'igelich ift dem worle diner almehtikeit. Vnd lAbelich
15 ift dir vb-rflieffenden brunncn aller gilte. O ihefu chrifte rihte vf in
mir die fiben columpnen. dar vf die wii'heit buwet ir hus Enzünde
in mir die fiben lucernen (1(!Z lempels. Uihte in mir den tifch dines
crüzes Staut fi'ir nn'ch mit dinem [244] gebett;, Vereine mich mit dir
in gemeinsamkeit diner minne. Lo mich diner heimelicheit verföchen.
20 V^id lo mir zu letze dinen vetterlichen fegen.
(J ewige Avifheit ihefu chrifte. Rihte vf in miner confciencie einen
gerehlen willen, der daz bildt; wider bringe, daz von der lYinde ent-
fchickel ilt daz nach gottes bilde gebildet waz. Vnd ift geuelfchet.
Wanne es dime bilde ift vngelich worden. Mache herre ininen willen
25 [245] in allen dingen undertenig dinem willen. Wanne din wille ift
«lie erfto regele der gerehtikeit. Dar vmbe wurt min wille in dinen
398 Am Fufs der Seile slehl, vo7i spälerer ffand, auf eine folgende Seile
übcrleilend 0 iiiiiria. Es folgte also, ehe die Handschrift in der jetzigen M'eise
gebunden war, das Gebet an Ularia, das man bei der Complete lermisst.
2 fg. in diiieii wollen l'inl 24 diinej dem
573
willen gerihtet So wurde ich ein wores bilde des Wortes diner wif-
heit. Ach gerehter wille wie biftn ein fo lulers bilde göttelicher gftle-
keil. keine kraft mag dich benemnien deme der dich wil. Ni< man ift
diu arm denne der din nvl enwil. Rihte vf eine lebende gehügniffe 30
(iirier [246] gegenwertikeit. Daz daz oge miner feie ftetecliche fehe
an dich. Alio du alle zit mit diner gnaden vfliebefl mich. Bin ich
in fänden fo verlat mich nit dine genade fü ftraffe mich vetterlich.
Wirke ich vt nach dinein willen, fo zühet mich dine gnade fiiffec-
lich Ach minnendicher herre. gip daz ich g<^denkc an dich emfeclich 35
in kintlichem iamer. Wanne dine vetterliche truwe mich beriirt [247]
in allen ziten. Wirke herre in mir die füle der lu'erkeit Gip mir daz
ich min herze gereine mit der minne tralien. Daz ich beweine daz
göt daz ich verfumet han von miner vndankberkeit. Vnd gebuffe die
fchnlde die ich han von deme vnfliffe mines herzen. Vnd minor finne. 40
Ach wie feiig biftn herzen hiterkeit Wanne du daz lieht der ewigen
funnen alleine mäht fehen. Vnd begriffen. [248] Rihte vf herre in mir
min gemüte in friheit. Brich die flos. Vnd lofe die baut adams. mit
den nn"n kraft betwungen ift. Vnd gebogen zu den fänden. Daz ich
nvt mag vollehringen daz gut daz ich wil. Ich vbe die gebrcften die 45
ich haffe. Gip minnendicher herre fride. Vnd rüwe mime geifte. Daz
ich in allen dingen mi'ige erhören din gebot. Vnd voilebringen dinen
willen. Ach [249] lobcliche friheit dez geiftcs wie ficherliche er rüwet
Vnd flaffel der zfi dir hat gehufet. den kein böfer rat geneigen mag.
Noch kein widerwertikeit dirre zit mag bewegen noch erfchrecken. 50
Bihte vf herre in gerehtikeit minen geift. Ker min lierze von dem
daz mir nvt gefchaffen ift. Vnd ker alle mine begirde darzü zfl dem
ich gefchalTen bin. Ach min feie. Himel. Vjid [250] erde. Vnd waz
der himel bedecket het ift dir zi'i dienolte. Dar vmbe verkere nvt daz
r(.'ht daz du den herren vndertenig macheft fime knehte. Du folt allein 55
zö dienefte rton dem fchoppher himel. Vnd erde, der dich yme zö
lobe gefchaffen het. Vnd nach ime gebildet. Vnd zö ime vereinet in
minnen. Vnd vertruwet. Kere min begirde minnencliches liep alleine
zu dir. Wan ich einig [251] zfl dienefte dir bin gefchaffen. Gip dz
ich dich füche vff der ftraffe. Vnd in den gaffen der hymelifcht-n fyon 60
Lo mich dich vinden in der eiigel lop. Schrip mich viider daz zeichen
der fiiüuilTe des verwumleten lembelins Fflre mich für den tron. Vnd
fchiip an mich dinen namen. Vnd fpife mich mit dem brote der engel.
Rihte vf herre in mir andaht miner confciencie. Gip daz ich fliffecliche
57 vereine.
574
(>.') kcrc in niincs [252] lui/cii itKlc^cndikcit. Wniinr (In/, opfc fihi vppic •
liehe vf /u trolli'. i)ji/. die luMinelicheil fiiics <r< ifh'- nie liel liefcliowet.
SitJi min {vir. in diiie eon!. ieiicie. Nim eben war dine werk. War vf
lieh dine ofcdenke kcrenl. weihe liifte. Vrid vorlite di<Ii noch hvi'ni-
ireiit. Weiich ineinnntre dieh noch ordent. Vnd rihlet. Sich waz
70 nnuiunge dich hernret. Merke waz üYltez [253] willen in dir dorret.
Vnd verdirl)el. Sich waz dn nvt bifi. \m\ Ins clao-e dime ruinnen--
cliclien herren dinen geireflen dt'r ich vol hin. Ach wifer arzol. Vnd
lAITer tröiler mine clage höre wie mine arme confciencie rfiffel in
miner ^olingniffe han ich treilaht do \on min Tele in fchamme dorret
75 Da bifl gereht. Vnd din vrteil gewor die mich gebeut in den tot dines
Zornes. Ach fAITer [254] tröfler atilwnrle der clage nn"t dem worle.
Das gerehlikeit. Vnd erbermede hat in menfchlich fleif' li gekleidet-
Sprich der valier lin! daz woit gel'ant daz fii von alliMi wnndeii hat
geheilel. Rihlc; vf herre dz liejjl daz mi-ire bckanlnilTe gebe den
80 viiderfcheit. Wie Inter. Vnd wie »ros die minne l'ol billich fin. Die
mit der woren miune fleifch vnd blöt gefpifet [255 { Vnd getrenket
ift. So! ich dich l)illich minnen mimiencliches iiep. Vmbi; dz du mich
mir haft gegeben do ich nvt waz. Vnd mich mir wider gegeben do
k'h verloren way,. Wie billich Ibl ich dich denne minnen. Vmb daz
85 (\^i dich inii- halt gegel.en. .Mio vil du herre belTer bift denne ich.
Allo vil lol die minne grolTer vmbe dich l'in danne vnib mich. Ich bin
dir herre fchuldig alle minne die [256J min herze j^eleiflen mag.
Vmbe daz. daz ich bin. Wo Fol ich danne minne geleiften. Vdibe daz.
dz du bifl min. Ach riclier IVhalz. Vnd aller Felden hört. Dar vmbe
ilU hafln dich mir zö fpife gegeben. Daz ich dich gel)e dinem vatler für
die nn'nne der ich nvt han. Vnd der ich doch fchuldig bin. Dar vmbe
dn ewige Nellerliclie wiflieil ich arme vinviirdige [257] creature enpfahe
dich hüte alz eine woie regel eins gnlen willen. Alfo ein lebende
ermanunge in llafTekeil. Alfo eine luter klarheil mins hertzen. Allb
»05 eine friheil minre geuengniffe Zfi eime zil Vnd ende minre begirde.
Zfi eime IroHe minre verferlen confciencie. Vnd zu eime wider gelle
miner fchulde.
U lieht. Vnd ylanlz der ewiiien funnen ihtfn chiifU'. Du bifl daz
lieht der [258] weite. Alfo lange du in der welle bifl. Alfo du felber
iOu haft gefprochen. Erlühle hi'ite die vinflernilTe miner indewendikeit.
Enznnde die lutiSerne der tüijende in mir. Dz ich die wunder Averk
diner minne ane gefehe in dancberkeil. Vnd mich gegen dir nach
71 hi clage flimc] fi\ clagc diin nie. 100 ErlÄte.
575
kleiner inüijelirluMl bereite. EiiziiiKh; lierre in mir dz lielil diiis worcu
yloi)en. Dir/, ich inil fnlTerti herlzen ane gesehe |259| Wie du (htie
allen wunder in (hfeiii lacramente ernu^vet haft. Wie der alle val in 10)
dir ift Avider braH. Vnd wie din gerehter zorn in gerehle erher-
inede ill \erkerel. \n(\ verwandelt. AUb die röte njoyfes mit golz
kraft wart verwandelt in einen Flangeri. AUb ift in dir 0 ihefii chrifle
iliii röte der herlen almt^htikeit gewandelt in (hMnfltikeil menfclilicher
erbermede. Vnd alfo die frowe wart verwandelt in ein [260] laltz Hü
l)ilde. Wanne lYi vffe die plage der limder hinder lieh fach. Alfo ift
daz ewige wort gekerl vnder crealürlich bilde. Wanne du die plage
vnferre IVmde haft an gefehen mit den ogen dinre erbermde Vnd alles
daz himeiloii wart verwandelt in die fpife in der wufte. Alfo biftu
ewiger brnnne der felikeil ein Iroft worden in der ziiverfihl den 115
eilenden die noch wonerit in [261j dirre weite bitterkeil Enzünde herre.
Vnd fterke mine krefte mit worer zflverfiht diner geli'ibede. Du haft
gefprochen. Ich bin daz lebende brot. daz von liimel ift gegeben.
Wer mich ilTet der wurt lebende ewi diche. Ach lebendes brot. du
bifl daz pfant der ficherheit. Du bil't der weg der warheit. Du bift 120
daz llos der felikeit. mache löffende alle mine begirde fnellekliehe zu
der gelubde [262] offener ewiger A^arheit die noch in dirre zit ift
v«;rb()rgen vnder dem bilde dirre heilikeil. Enzinnle och in mir die
lulzerne der iiitiine. Daz ift daz hoehzitliche kleit daz ich iht werde
Von des knniges tif(;he verworlftn. Vnd verftolTen. .U'h miniienclieher 125
herre zege dich mir du Interre Ipiegrl der goltelicht-n clarhcit. Büt
mir den kus diiies mundes nach küfcher minne einikeit. [263] »So
wirt min her^e enzundet von gelufle diner füffekeit. O riche wore
minne goltes. Wie gros wie wit ift din gewalt. Dich drucket kein
arnu"if. Dich l)eriiret dekein Avidernifil. Der weite dro ift dir ein fpot. t30
Des todes not ift din gewir). Er enpfindel nvl dirre welle pin. den
der firal der minne het uerwuiidel. Ach min feie war vmb finl dine
begirde alfo trege. War vmbe ifl din minne [264] alfo lewe gegen
dime minnenklichen liebe iefu chrifto. Er ift doch von diner minm;
vvuiit. Er het dich von hymel hie ^efuchel. Er hat fidi zu male an 135
dich ergeben. Er fuchet gnade in dinre herlzen. Vnd lat lieh in diner
fchoffe virid(;n. Enzi'inde üch herre in mir die lugende der wifheit-
daz ich künne war nemen wenne min liertze werde beweget von
dem ingange diner gnaden. [265] Ib din vorhte min herze beweüct.
124 nach der minne mufs nnch mehr fehlen., wodurch das folgende vermillelt
wurde.
576
' '0 So zeireriii herrt' dino geücinvt'rlikeit. Wcfiiio du ougefl din [bgew
miner confciencie fo merke ich dine wifheil. Wenne du gifl frede in
zftuerfiht. So merke ich den adel diner ^ü\e. Sihe ich die, wunder
alle an. Waz du in mime herlzen wirkefl. So erfchricke ich vor diner
almehlikeit. die mit fo richem vberfluffe alles ding erfüllet. Gip mir
145 h'^rre die [26G] lugent der meffikeit. Dz ich in allen werken nvl
minre noch nie vbe Denne vf daz gerehle zil. Vnd vf die maffe daz
wife befcheidenheit nach der regel ewiger warheil milfet. Vnd fetzet.
O nteffekeil du bift daz falz daz alle opphi;r machet wol gefmag one
dich fint alle lügende argwenig. Wanne minne one maffe fich dicke
150 erfellet. Vnd erfloffel. Gip mir herre die lugent [267] der fterke.
Daz ich alles daz gelürre ane vahen mit frieden. Vnd mit künheit.
Vnd vollebringen in ftetikeit dar zfl mich dine gnade beweget. Er-
lühte ouch herre mine feie mit der begirde der gerehtikeit. dz ich
finne. Vnd müt. Lip Vnd alles geleile. Alfo es mir gegeben ifl. Daz
155 du lieber herre gelobet werdefl in dem dinen. Vnd min tiehefler nvt
werde beröbet dez finen. Ich bin dir herre [268] fchuldiff. waz ich
zu dinem lobe vermag. Vnd zu dinen eren. Ich bin niinen eillern fchul-
dig demütige gehorfamkeit. Ich bin den minren fchuldig erbermede Vnd
fanfimülikeit. Ich bin minen genoffen fchuldig Iruwe. Vnd worheit.
1^0 jflir felber bin ich fchuldig flraffe lere. Vnd fürfihlikeit. Ach gerehter
richler. Wenne du dine gnade vs meffen will, mit der maffe. der wir
vns [269] melfenl. Vnd teilent dine gäbe. * So gip mir hoüte die
maffe. Vnd die wage der gerehtikeit. Dar vmb daz du ewiges lieht.
Vnd fpiegel tügenllicher vollekomenheit iefu chrifte. * Ich din arme
165 vnwirdige creature enpfahe dich hüte in nun vinfler vmbekant hertze.
Alfo ein wor lieht des glöbeii. Alfo ein lebende züuerfiht in ewikeil
Alfo einen glügenden koln der minne. Alz ein buch der [270] wifheil.
Alfo ein mittel der meffikeit. Alfo ein kraft der künheit. Alfo ein wage
der gerehtikeit. O richer wurt. Vnd milier vatler iefu chrifte rihle
170 in mir den lifch künigllcher wurtfchaft. Vf dem du worcs öfter lamp
würde für gefelzet den armen Vnd riehen.
U iefu chrifte Der lip fol daz gclide nvt tragen, daz mit finem
hobele nvt lidet. Der zwig fol billiche dorren [271] der fich von dem
böme fcheidet. Dar vmbe fo gip herre din crüze minem herlzen zfl
175 tragende. Daz ich nvt blibe ein totes gelide. daz mit dem h6bete
nvt Irurel. Du heft gefprochen. wurde ich erhöhet an das crüze. fo
151 gelüre 172 Die HS hat hier nur einen Initial zweiler Groeffe und keinen
Abfalz.
577
züho ich alle ding zö mir. wanne nienian kumniel zö dir. Wanne der
von dir wurt gezogen. Ziich herre mich zö dir. daz dine wunden
n)in herze berurent Vnd die minne dines geifies [272] die min hertze
hat vf getan daz ich gewinne eine offen porte dins himelfchen para- IBO
dyfes. Vnd einen frien ingang, die muffe min feie hüte alfo verwunden
daz du in mir vindeft einen gerumeten weg. Daz du din crüze mit
filier fruhl in mir gezwigeft. Daz dich mir. Vnd mich dir zö liebe het
geeigent. Vnd gebunden. O Criize din hohe il't min züuerfiht in ewi-
keit. Dine wite. Vnd dine breite ifl [273] die getult. Vnd gehorfam- 185
keil mines herzen. Dine tieffe ift die vmbegriffen wife der wunder
finer gute. 0 we wer git mir armen daz ich dich eineft möhte mit
minen armen vmbeuahen. Vnd mit allen creften in min herze getrucken.
Du bift der keyferliche vane. mit dem die hochfertigen fint vber
wunden. Du bift der flüffel der den hymel entfloffen hat. Du bift ein 190
tot der hellen. Du [274] bift der gerehlen leben. Du bift ein troft
der marteler. Du bift ein lieht der lerer. Du bift ein weg der ruwer.
Du bift ein flap der kranken. Du bift ein voller lifch der hungerigen.
Du bift ein wores erbe der armen. Ach minnenclicher herre iefu
chrifte. rihte den tifch dines crüzes in mine feie Vnd tö. daz die vier 195
ort dez Crüzes min hertze berurent. La mich dine minne verwunden
die dich gecriizi[275]get het. Daz ift die höhe dines crüzes. La
mich die gnade berfiren. die dich fo tieffe in demöt hat verfenket.
daz ift die tieffe dez crüzes. Strecke gegen mir den rehten arm des
crüces. daz mich vf trage din getult. die der fünder fo lange het 200
gewartet. Gip herre dine vorhte minem herzen, daz ift der lirke arm
dines Crüzes der dz fleifch crüziget in vntügenden Vnd in gelüften.
O ihefu chrifte [276] fchrip in mir driualtiklich dinen heiigen namen
ihefum nazarenum der mich bilde nach dir in armöt. Vnd dirre weite
gelaffenheit. Twing mich nach dir in fneller gehorfame die mich lofe 205
von dem freuel eigens willen. Behalt mich in dir in luterre küfchekeit.
Wanne du haft daz mirren bühfelin Daz alleine den fmag der bosheit
vertribet von herzen. Vnd von finnen. Ach ewiger got. Wie ifl der
weite fchin [277] fo gewallig. Vnd fo manigvaltig der menfchen fin.
Vnd herzen zö ziehen in gelufte der ^ppikeit. Den die wort armöt CIO
dins crüzes nvt hat rieh gemachet. Ach fuffes baut dez crüzes. Wie
wandelber die vnftete wufte ift der wille der von dem bände der
gehorfam nvt wurt betwungen. Daz dich o iefu chrifte an daz crüze
188 minen] allen
578
hat ^rflMitidcii. Die knrchcki'il ift wcrliclic viiliilcr. ^'n(l vnri(>lr dii'
215 nvl flülTcl von dein Cn'izc. |278] Vnd die n\t wiiil Ih'UcIcI noii des
(Ti'iZL's aiu'hliiT. WniMif dcf crncri dcz criizes difcn horl. \ih\ M'rw
fcliHlz vor roll. Vnd \ov flop. \ov dicprial. Vnd vor rop nia<r alk-ine
hcln'den. Dar vnibe min hiM'ro. \'nil nnii croi. ich (hno arnii' orealure
begcr din Idfil zu enpfahendc. in nn'n herze. Vnd in min hus. Alfo
220 der minnt* Hral (h;r nn'eh in dir verwunde. Alz einen fweren laft der
mich trucke. Vnd [279] neige in demill. Als ein kraft die mich behalte
in geiult. Als ein gcrte die mirh mene. Vnd tribc in kinlliche vorhte.
Als ein fdialz der mirh riche mache in dimc crüze. Alz ein baut daz
mich l>vinoe zn dir in gihoifamekeit. Vnd alfo einen getnnvcn huUn'.
225 Vnd wahtcr miner küfchekeil.
(/ wifer fnrfpreche iefu chrilte. Ilanl vor dime ewigen valter für
mine vnwirdikeil. Wan ich dir gegeben [280 1 bin vnd)e die erlol'unge
diner gerehtikeit. Daz du minnenclicher herre bitteft für die dinen
Daz ift gcmaffe diner demutikeit. Daz ich aber dich gelnr heiffen
230 bitten für mich, dz ift wunder diner gfite, Wanne du bil't ein rihter
der lebenden. Vnd der toten. Vnd och fürfpreche. Wer getar clager
fin. Biftu rihter. Vnd bitter. Wer vvil denue verdampnen den fchuldigen.
Biitu rihter [281] Vnd lofer. Wer vvil den armen do binden. Vnd
vahen. Du bift vil lihte rihter. Vnd bitter worden. Daz die clager von
235 minen fünden nu-ilTent gefwigen. Daz ich vmbe mine fchubie nvt werdt;
verdampnet. Vnd daz ich arme in des todes banden nvt werde ge-
bunden noch geuangen. Ift es alfo min hertze lieber herre. Waz vn-
meffiger freden. Vnd zuuerfiht fol nun feie dennc haben in dir. Herri;
verfprich mich [282J gegen dir. Du bift der rihter der allen gewalt
240 hat vber mich in dem tode. Vnd in dem leben. Du bift der fürfpreche.
Vnd der rihter der von dem vatter wart erhöhet an dem crüze vmbc
dine würdikeit. Ich bin diu von der fignilTe des Cruzes. Dar vmbe fo
getar ich dich gebilleu. daz du mich verflandeft gegen mir. Vnd für-
fprechefl. Ach froliche volle znverfiht miues hertzen. [283] 0 iefu
215 chrifte verfprich. Vnd verllant mich hüte gegen dir Daz ich in fo
groffen gebreiten getar dich enpfahen Mine vndancberkeit. Vnd mine
fünde klagent vber mich. Inline confciencie git gezüffniffe vber mich
vor dime gerihte. Die warheil rug^'t. daz dich niemnn felien fol. denne
mit Intern ogen. noch miure ein vnlutcr herze fol dich beriiren. Ich
250 vinde nVl wz Ich fprechen fol. [284] Denne daz ich wol weis dz mir
226 die HS wie oben 172. 241 erhSrel
579
(li)7, ^rcrilitc mit \hc\ crgnl. do i\\v niiniic clnj.MM- il'l. Do (Irr riliter
IViiTprccIio ifl. Vnd do daz «rcrililo lolet Lm lierre mich iniiic fchuldc
entfchuldigen. daz icli hüle klimme zfi dir. Wan ich gutes nvt enhabc
daz ich dar mi'ige bringen Wanne mich mine Ichnlde beclaget. Dar
vmbe fliehe ich dich rihter. Vnd furfprechcn (hiz du die clage minor 255
fchulde für [285] iprecheft. Vnd gefweigeft Wanne mine fchuhle
lieifchet ewige verdampniffe Dar rmbe föche ich didi rihter. Vnd
bitter, daz diu bitten die gerehtikeil in gnade verkere. Wanne die
fchuhle mich in todi^s banden het geuangen. Vnd gebunden. Dar vmbe
kere ich hüte zu dir rihter. Vnd löfer. Daz du mich von aHen banden 2fi0
(U'z todes lidigeft. Vnd erh'")feft. Wanne D/ich mine fchuhle verret. Vnd
fromedet [286] von dir. Dar vnd)e ker ich mit fchuhJen hüte zfl dir
daz fü mich iht zft verre trage von dir. wanne mine fchulde fich
birget vor dem anegefiht diner gnaden Dar vmbe trage ich /nine
fchulde hüte für dich. Daz die ogen dinre erberinod(! min in fchulden 2ß5
vt vergeffent. Alib la fchulde mich entfchuldigen. Daz ich in fünden
din begere. Wanne nieman wurt von fünden entfchuldiget. danne den
[287] dine erbermede vor diner gerehlikeit im'i der kraft dines ge-
beltes verftat. Vnd verfjtrichet. Ach herzeclicher troft. Vnd zöverfiht
ihefu chrifte. Ich arme creature enpfahe dich hüte Alfo einen rihter 270
der mich ane fiht. alfo fin eigen Als einen wifen fürfprechen. Der die
clage miner viende mag gefweigen. Als einen bitter der daz reht ver-
wandelt in gnade, alz einen [288] erlöfer der mich von allen banden
lofet. Alz einen tröfter der vorhte von miner confciencie tribet. Alz
ein zeichen daz mich nvt irren lat in dem eilende. Vnd alfo eine 275
rüffende flimme die mich nvt lat verflaffen in der wuftc.
O minnencliches liep. Herre. Vnd gemahel minre feie ihefu chrifte.
Ich waz ein kint diner almehtikeit. do ich von nvt von diner gute
wart gefchaffen. Nu |289] heftu mich noch füffer an gcfchen. Wan
du hafl mich zö herze liep vs erweit. Vnd gemahcdl in dem blute 280
dii.er minne Des kindes minne het fehen vf daz erbe. Sü voihtet.
Vnd eret den valter Wanne fü gutes. Vnd erbes von yme gert. Die
minne herzeliebes fliehet nüt denne ir liep. Wanne fü nvt anders
liebes begert. Dar vmbe min herre Vnd min gemahel. gip daz [290]
ich kein liep fflche denne dich, kein liebe fetze für dich. Kein liep 285
befitze one dich. Alles liep lolTe one dich. So du durch mich
alles liep dirre weite heft gelaffen. Ach minnenclicher lierre gip dich
277 Die HS. wie oben 172.
580
miner armen feien hüte, daz ilti mir werdeft alle ding. Nim mich mir.
Vnd gip mich dir nach külcher minne eigenfchafl Daz dine gute
290 werde fchin an mir. Vnd niine vngezeme armflt in dir [291] werde
gerichel. Vnd erhöhet. Töte herre daz (leifch mines libes in dir. Vnd
ffip mir jTemeinfaiiikeil dines Ironlicliames der mich erhebe vher den
fluch alfo nach des fündigen lihe.s reht erde. Vnd efche uz mir wurl.
Züch herre die gelüHe mines blötes in dich. Vnd welche mich mit
295 dem lofTe dines blflles. Enlfetze mich herre {\es geilles mines willen
Vnd gi'is den heiigen geift dines willen in mich, dz [292] ich nut
IVirba? lebe, alfo ich wi/. In mir fol leben min herre. Vnd min gemahel
ihefus chriftus. Herre Irip wn mir die töllicheit libes Vnd feien in
ewikeit diner golheit. Gip dich herre allen minen finnen in eine be-
300 wegeniffe diner vermanunge alfo daz houbet den gelideren tut. Wis
eine fpife allen minen kreflen. Daz fü fwanger werdent in lügenden
nach dem rate der wifheit. Alfo das faf den [293] zwig machet broffen
grünen. Vnd blflgen. Zwige hertze liep iefus min gemute. Vnd alles
daz ich bin. Daz ich die fruht ;in nur müge geberen. der ich von
305 diner minne bin fo liepliche fwanger worden. Du heft gefprochen ich
bin die rebe. Vnd ir die fchos. Wer blibet in mir. Vnd ich in yme
der gebirt vil fri"ihte in felikeit. Dar vmbe min herre. Vnd min gol.
Ich dine arme creature. [294] enpfahe dich hüte. Vnd begere diu
Als eines einigen liebes aller miner minne. Ich heifche dinen reinen
310 lip. daz mines libes blodekeit in dir werde gefterket. Ich heifche din
küfches blöt. daz die geliifte mines blötes werdent getemphet. Ich
beger dines geifles. dz ich in dir enpfahe leben. Ich beger diner
golheit. die der creaturen tötlicheit in mir getötet. Ich beger [295]
diner berurde die mich wecke in diner minne. Ich beger diner miim»'
315 vmbevang die mich fwanger mache. Ich beger zö rflwende in diner
fchoffe in der ich geber die fruht des ewigen lebens.
U fuffe fpife der engel. Du wores hymelbrot der elb'uden in der
wufte. ihefu chrifte. Wie ift din fiiffekeit mir fo gar vmbekant. die
288 mich dir 289 mich mir. 297 ich. In lel)eM min] leben. Min 299 allen] allei
311 gclemphelj getrenket. Oder hirfs es ertretikei '.'' 311 Die US irie oben 172
liier scheinen Verfe durch, die man sich etwa so vorstellen kann: ü füeze fpij^e
der engel, du «arcz hinielbrol Der eilenden in der wiieste, daz in da wert den lAti
Wie ist diner fiiezekeite so lülzel mir bekant, Die do git lust den künigen, die rihsent
in der engel lant. Du bist der wisheit briinne, wort der almehtikeit, Daz paradis der
wunne nnd aller löstliclieit.
581
(lo git luft. Vnd frede den königen. die rihfent in der [296] engele
lant. Du bift daz worl der almehtikeit. Du bift der brunne der vvifheil. 320
Du bift daz paradys der wunne. Vnd aller liiftlichheit. Züch mich nach
dir in dem ffiffen fmacke d ncr heimelichen fflifekeit. Daz min begirde
werde ioiiffende in die verföchunge der fpife ewiger feiikeit. Ach
herre Lieber herre bin ich diu. Vnd du min nach getruwer gema-
[297] helfchaft. So gip mir öch dine heimelicheit. dz ich die gezierde 325
fehe diner clarheil. Von der min oren hant gehöret. Vnd vernummen.
Daz ich die wunder merke diner wifheit die min ögen hant gefehen.
Gib mir diner truwen Vnd miriiien einen fuffen gei'mag. Den min
feie dicke hat enphunden. 0 we min feie. Wenne kummet die zit. daz
du fprechen mäht in waiheit waz mine [298] oren gehört hant von 330
mime liebe, daz hant die ougen gefehen. Die wunder die min ögen
hant gefehen. die hat min feie verftanden. Vnd die fpife die min
munt berurl. die hat mime hertzen mit ganzer fiiffekeit gefmecket.
Du bift daz wort. Vnd der fpiegel nach dem alle bilde gebildet fint
Vnd bift doch in kleiner forme der creature befloffen. Du bift daz 335
ge [299] breche. Vnd die figure der gotheit. Vnd bift hie mit blöder
varwe vmbe geben. Du bift der brunne von dem daz leben flAffet
geiftlicher bekantlicheit. Vnd bift doch mit dem fchetten bedecket, dz
ich dz lieht mag gefehen. Ich fihe den vs flus diner göte. Vnd kan
doch zu dem vrfprunge kumen nvt. Wanne wenne du gut den guten 34Ü
töft. daz dunket mügelich mine befchei [300] denheit. Wenne aber du
den böfen fendeft dine gnade, daz ift wunder vor diner gerehtikeit.
Dine gute het mich in fünden filr kummen mit dinen gnaden. Do inne
fihe ich den flus der von dem lebenden brunnen flüffet. Do kan ich
zfl dem brunnen nvt kummen. do vs die gnade fliiffel. Wan wie es 345
fi mügelich. Vnd gewönlich diner gute. Doch ift es wunder [301]
wie es dine gerehtikeit müge erliden. Von dir lebender brnnne fliiffet
vngelichcil in nature. Vnd in gnaden. Daz ift mügeliche diner almeh-
tikeit. Doch ift mir der vrfprung vmbekant. wanne es ift wunder
wie es die einikeit diner gute nai h vngelicheit maffe mag geteilen. 350
Du bift daz paradis der felikeil. Vs deme die winde wegent. Vnd be-
rfirent [302| 7nuh in eime gelufte der ffiffekeit. Doch hat min herze
des gefinackes keinen volleift. Wanne daz zu der feiikeit gehört. Daz
ift mir leider vngefmag. An dir edelem paradyfe. Iffe ich die fruht
dez lebenden holtzes. die mich fpifet in felikeil. Vnd mich behaltet 355
342 vor] von. 353 keinen] einen 354 nach vngelinag fehlt Punct.
582
in ewikeit. D(kIi inaiifiel ich in dirrc Ipise ganzer geriinllu'il. W.uuu'
mich nach (iiire l'ri'ihlf dicke ianieil. [303] nach der liiile der vppi-
keil. Aeh aller liehelter herre. Dar vnibe gip dich mir nach indewen-
diger riiinkcil. Vnd nach nn'micnclicher heimelicheil zfl niel'fende Vnd
3<»() /d t-nprahemlc. Als einen l'pieiicl niinen ougen In dem all»; mer wnn-
dcr crcalnriicher hilde gegenvvcriig lieh ( rzegc-nl als einen glaril/.
durch den dz IVir der üotheit llannnet. Vnd wirket in aligrnnde aller
crealnre. AHo ein |30i| walTcr daz alle ('ide menlVhcn criydlet «"ciri-
lieher un'igelieheil. Als ein iiilTes hm. Vnd ein zil n^gen der do he-
?,{]U io\vel die uüliii N'iid die bol'en. Ein mas. Vnd ein gezierdc in vnge-
licheil rehler onhunnige Als einen gefmag. der den hnnger reiffi I.
\r alles daz nach dem i'magkc; ri'ichel. Vnii alz ein lebende Iruhl. die
in irmc ginn«! allen ghifl. \'nd hiniiicr tötet.
i) n'cher gelrnwer [305 1 galt ihelii chriflc». Waz gelnckes Vnd waz
370 leiden deme belagel. der dich hi'rbergel Vnd wirdecliche hnlet. Wz
rales. Vnd truwen du in deme hnle wirludt. Daz dinen velierliehen
tfuwen gar Vnd gentzlich enplolhen wnrt. Aeh waz ITilTer ininnc IVidili'
din licp. Vnd diu ocmahcl bel'ilzent. dii; dich mit kiifcher minne in
hrrtze. \\n\ in Tele trnckent. Dar vinbe o icln chril'te kinn mit heil.
'M^i Vnd (3UG| niil leiden in min hus. als du dich l'elber Ifide zu dem
kleinen zacheo der dich begerle zn fehende. Vnd dich nvt gelorlle
geladen. Vmb dine grolle wilde. Vnd wanne du von diner gute küm-
melt zu mir. Ach minnenclicher luMre fo Ibltu wnrt fin vnd nvt
galt. Du IdH ein gelrnwer hns herre lin. Vnd ein vatter. Vnd l'oll
380 alles nn'n ing' InKh! keren. \\)d i'ibten nach dime vetti-rlichen willen.
0 demiiliger \ aller [307] Vnd herre Ifl nach gewonheit diner demn-
tikeit. Gang vnd)e in dime bnl'e. Trai> l'nr. Vnd diene dime Inis ge-
linde. La In alle nnven Vnd Hair» n in diner hfüe Wamie IVi one din
pflegen kein gflt ki'mnenl ane genahen noch gelfln. 0 ITilTer cyper
385 Irubel. Wenne denne gedencke. Wille. Wort. Vnd werk in riiwen
linl enlflafFen. fo knm zn ndncr feien indewendikeil Vnd la dich
nn'ch Ninbeurinen 13()8| \ iid vnd)e\ahen. Alfo dz lieht. Vnd wuiii.e
miries globen All'o die huhel'te frede Vnd Infi niincM* zi'i \(!rfihl. Vnd
allo daz liebefle liip aller miner minne Ach ITilTer linbel. ,\ch \ oller
490 winkelre. Ach vberllielfender brunne der felikeil. ^^'enne ich dich
denne vmbe vahe. \'nd vf min herze gelrncke. So tu vf die flos der
himele. Vnd la von dir lowen. Vml llieffen die fulTep zncker lli'ille.
369 IMe liS. wir oIhmi 172. 388 miiifs glc^henj miricr ögen
583
[309] Vnd beche. die von dem fegen diner minnenclichen gegenvver-
likeit niiner feien in fluffen r'en honig vber natürlicher fuffekeit. Vnd
niieh vberlieben zitlieher wifheit Erhitze mich. Durch dring mich mit 395
dime fiire. Dz (hr froft aller vo.hte gar von mir entwiche. Zei-fmolze
mich in din< r uiiime fiilfekeit. Daz nnn nnime den kreis j-igener natur
vberflielfe. (Jip IVnenden fmertzen in vrdruzekeil. [310] Die wile min
minne in daz gebreche des rehten bildes nvl il'l gegoffen. Gi'is mich
in daz volle mer diner vnmeffikeit. Vnd gip ihir nuwes leben in almehli- 4U0
keit. Vs der ich bin gefloffeii. Uip funderiieit der minne der warheit.
Von der minne der eigener tugenl daz iü bluge. Vnd gröiie von deme
lovve der warheit. Vnd nvl von der tngent eigens nnlzes. La fchiiien
[311] Vnd liihten daz bilde in mir götlelicher warheit. Gfilikeit. Vnd
ewikeit daz vinftri vertribe aller creaturlicher millel. Erfrowe herze- 40;")
cliches liep niine feie in diner minne fpil Daz ich oue alle mi'idi.
Vnd one verdrieffen löll'c. Vnd vf dz zil kumme. daz der tropphe
miner fredc werde waliffende zu eime groffen fewe. Vnd zu eime
lielTen wage. Dar vinbe min wcrder galt. Min herre. Vnd min hertze
liep. Ich dine [312] arme creature beger hüte des in druckes diner 4U)
zfiknnfl. Vnd diner lieplichen gegenwertikeit. Daz du mir gebeft /ö
hns zinfe dinen vellerlichen fegen. Gip mir das für daz ich mich des
frofles erwer. Gip mir dz waffer der luffekeit. daz die dürre mines
herlzen werde getrenket. Gip nur den ftap. Vnd die ftüre daz iciunt
benahte in dem eilende Gip mir ein ernuwunge [313] mines lebendes. 415
dz mich der tot des allers nvt begriffe. Gip mir lulere minne der
warheit. dz ich in eigener minne vt werde gebunden. Vnd geuangen.
(iip mir daz lieht der wifheit. daz mich die bilde der weite vi ergerenl
Vnd \erfurenl. Vnd gip zii fpife mir die frede diner minne. dz nur
nvt gebrefte in dirre wufti. \i\i.g daz ich kunune in dz gelobte laut 420
do du ewige wifheit. Vnd ewiges [314] worl der wilheil wduende bift.
Aks den beiden Sanier Prediglhandfchriften Sa und Sb.
GoUesfreunde.
I Sa. 90a.] Aber uu foll du hcEreu von der drytten gäbe, die oot
einem giiftlichen möufchen git. Vnd dife ift das minnenclich worl goltes.
Nu macht du niiit gefprcchen das du Hu niul habeft. Vnd du im
394 flSlfeii ilen| tlölltMule iKttiirlicIie 395 vberlit-ltfiil vl)e
384
iiiut miiffert nach gelovffen. fo wirl es dir aber nach getrag'en
5 lublilklichtT viid minnenclicher deniie dien die ze llrafburg in der
llal lint vnd eninitten dar vnder llnt. Es wirt dir nach getragen von
dien lieben friunden ijotles. Vnd wirl dir nienig lieplich buoch g-el"en(Jel.
Vnd dil'eni allem loll du dankber lin. Vnd du ioll das wort gottes
begirlichen hoerren \\a man dir es tuot. oder von wem du es hoerefl.
10 l'i liien gelert oder vngelert lo kuniet es doch von dem heiligen geifl.
139 a. Zuo dem drillen male do fweig li (Maria auf Marias
klage) dar vmbe das fi ir minner Chrillns voranlwiirli. Vnd dis luond
noch die lieben friiuide ooUes die lallent lieh ir lieben minner Chriftus
veranlwürlen.
15 [Sb. 8 a.] aü'o vil du gotles in einem nunifchen mere vindeft denne
in einem andren, alfo vil mere briioderlicher minne loll du zuo
ime haben. Wüllelt du einen waren Iriund gotles Vnd der hungers
Herben miielle. Vnd helteft du niut. Won das du dich ovch des lodes
kume erwerleft. Hall du recht g()tlich und bruoderlieh minne. Du
20 gibell den gewaren friunden gotles das du foltefl efleii. dar vmb
das du got lluen friuud das leben vt' enthaltelt. Vnd Üirbell du von
hunger du wirft der martrer Ion befitzzenl. Ane zwiuel vnd du niuffeft
die tugenl ewanklich ane ende.
[Sb. 86 a] Diu ander kraft daf ilt volunlas dal ift der will difi
25 krall hat vier willen ia die man nemmet, aber fölt man nemmen all
die willen def menfchen fo hat der menfch alf mengen willen alf menig
gelitt der fint vierdhalb hundert Vnd dif willen würkent fich vf in
vierer ley willen || der erft ift bQ?f oder verfwekt || der atuler ift
ein mueffiger will || Der drill ift guol || Der vierd ift ein
30 (jlorioflicher will || Der erft ifl ein verfwekler will der ift do ein menfch
finen eignen willen befelfen halt daf er fich nieman lafzet wifen noch
leren weder in gotlidien noch in zitlicheu dingen Dil uuMifchen wend
leben uff irem houbl vnd waf fi erkiefetil daf haud fi für daf bell
fi fetzenl in felber recht einen niuwen got ef 11 vaften betten wachen
35 [86 b| venien kniuwen flaun zc welen ziteii ef inen in irem houbl
ill füllen fi loch verfumen ir gehorfami oder fich fellur vnordiulich
krenken dii' went ii tuon ef fi ieiuan lieb oder leit du loll aber tlaf
wiiffen uf mich wenn du dir felber kein duj;^ letzefl daf dir ein aue
maria ab brichel daf du von orden oder von gebot diner meifler-
30 in der llamlM lirill j//(t//iV//<'f
585
fchaft tuon foltefl dich hilfet daf niutzit vnd wer dir alf nütze ein aue 40
maria von gehorfami oder in gehorfami denn lufeng die du dir felber
fetzeft vnd dir wer in eim teil weger daf du in der zit muefig
wereft denn daf du dich felber in got förmlichen dingen alfo befilzefl
vnd du dich nieman laun will weder dien friunden gottes noch diner
meifterfchaft do der menfch finen willen befitzet in muefikeit oder 45
in füntiichen werken do vint doch der menfch etwenn fu']\ felber
vnd bekent daf ef gebrefl vnd fimd ift, aber in gotformlichen dingen
do wil der menfch recht haben aber ficher im ift niut recht ein
menfch folt fich alwegent geben einem friund gottes in def an
wifung vnd nach def 1er er lebti vnd daruf er baf getörfii flerben 50
denn uffer im felber
Sb. 118 b. Die andren koment dar vmb in ein klofter das fi
niut mueffin werken vnd arbeit haben vmb ir not phruendli. Vnd
das man inen das almuofen gebe ane ir arbeit. Vnd es gefchicht dik
das difen mönfchen ir notdurft bas wirt denne dien aller liepften 55
friunden imfers herren. Won es git menger mönfche hundert mön-
fchen ze effen dar vmb ob ein guoter friund gottes vnder inen fi das
der ovch gefpifet werd. Vnd da mite fo gefchicht aber difen genuog
das ir moinunge erfüll wirt vnd fi niut gebreften habent. Vnd fi fint
fm doch vndankber got vnd dien von dien fi es habent. (119 a.) 60
Die dritten koment dar vmb in ein klofter daf fi den minnenklichen
Wandel chrifti gefechen Vnd fi fmiu minnrichen fuelTen wort gehoBren
als er felber gefprochen hat. Juguni enim meum fuaue, efl. et onus
meuni leue. Min ioh ift fueff. min burdi ift liecht. Dis fechent vnd
hoerent difiu mönfchen gern vnd koment dar vmbe in das klofter das 65
fi fiien in einem götlichen leben. Won in difer zit nieman wol ift
Won dem der fich ze got keret Es fprechent nochdenne die. die
friunde gottes haffent vnd inen herlzklich viient fint das niemftn wol fi
in dirre zit won dem der fich zuo got keret. Difen mönfchen be-
fchicht ovch genuog Won fi fint bi Ihefu Vnd dis finl anuachendiu "^0
mönfchen. Die vierden koment dar vmbe allein in ein klofter das fi dem
leben vnd dem liden Chrifti nach volgen ane alles war vmbe als die
lieben apoftolen vnd ander friunde Chrifti die ime niuwen allein dar
vmbe noch giengen das fi von ime gelert wurden Wie fi ime fölten
nach volgen. Difiu mönfchen meinent noch begerent niutzit won der 75
ere gottes. Vnd were weder helle noch himelrich fi wollen doch got
dienen vmb den adel fo fi an ime erkennenl Vnd dar vmb das das
fünkli der feie das do (119 b) komen ift vfz dem wefen gottes
das das ein wider neigen habe Vnd einen wider giafi in den ftat
Altd. Predigten. 38
586
80 uolley. Viid (las jjol ein wol o;LMiiillen li.il) in (lileni mönfohen als er
lial in liiR'in einbornen l'mi llicrii Chrillo do er Iprach Hii- vW lilius
mens (lileetus Dis ift min üeiiiiiiler lim in dem ich mir uol ireualle
Ja licher monlche zvviuel dar an niiil CJut hat ein als lulllieh
wol geuallen in dil'em münfcheii als in linen einbornen Tun Ihelu Chriflo
85 Nvon fi meinenl doch niutzit won das er meinet das was das die
er vnd das lob des valters Difiu nKinlVhen das fint volkomen
mönfehen. V^nd difen mönfchen berchicht ovch genuoij vnd billich.
won fi fint die allein die in rechter warheit Hut bi Ihelu.
Sb. 1?3 a. Nu ift ein frage war vmb chriftns das volk alwegent
90 zocliti in die wuelii. das ift gefchechen vmb vil fachen won in der
wuefti ift dien friunden goltes als recht vil guotes grfchechen. do
Moyfes finiu fchefii treib in die wuefti do fach er den Herren in dem
brimnt nden rofpöfchen. Die zechen gebott wurden von erfl in der
wuefti Moyfes gegeben. Die acht felikeit zuo dem erfien male von
95 Chrifto in der wuefti gebrödiot. Maria magdalena wart in der wuefli
gefpifet von got mit dem himelbrot vnd alle tage von dien heiligen
engten ze fiben malen in die lüfte vf erhaben alfo nach das fi vor
dem küngklichen thron gottes hört fingen. Sanctus. fanctus. fanctus.
Ja ficher mönfche gelovb mir das für ein gantz warheit. ie ferrer
100 du bift in der wuefli ie heimlicher dir got wirt. ie me du wuefi
bifl Vnd quit aller ereature ie fueffren troft vnd meren iubel du von
got enpfacheft. \Va wart der hoch gelopt patriarch Johannes Bapfifia
von der lit;plichen perfon Chrifli fo (123 b) dik friuntlich gefechen
das gefchach nienent mer denne in der wuefti. Wo wart Johannes
105 ewangelifta das buoch der verborgnen tovgni gottes das gefchach in der
Infula do er von allen mönfchen geloffen was do wart er gezukt
in dem geilt vnd wurden im fceliche wunder geoHienbaret die er niul
gentzkliche gt^torll vf fprechen vnd dar vmb ift er geheilfen filius
lonitrui ein fun des tonren Won als ein kranker monfche erzillrol
110 von dem tonrflag. Alfo erfchrekent alle lerer ab finer lioehen lere
vnd ab dien verborgnen wundren die im offenbar fint worden Wannan
ift die aller fueffeli lere komen der heiligen kriftenheit vfz der wuefli
hant fi die lieben friunde gottes bracht. Wo wart helyas gefpifet
von dem rappen der im das himelbrot bracht das gefchach in der
115 wuefti. Wo wurden die kint von yfrahel gefpifet das gefchach ovch in
der wuefti. Weime ChrifUis dem volk kein finiderlich gnade wolt
tuon fo zocht er ü vfz der flat in die wuefli recht als der hirl dem
fchefli das gruene zwi vor Ireil Vnd fi iemer mer za?eht. Vnd
ii ime nach ganl in die wuelii \iu\ ie ferrer li komenl in die
587
wiuMli ie gruoiier de» ift vnd io beffor vvoidc fi do viiidenl (124 a) 120
rtH'lit all'o hat der liiincIlVIilicIi valier das griien zwili rinen t'inbornrn
fuii Ihefuin Chrifliim liiis vor getragen mit dem vnd diir den wir gan
fond in die wuefii finer gotheil do fönd wir ingan dur den fnn in den
valter da vinden wir weide nach ünfer hegirde. Won in der ftillen
wnelti der golheit do ift ünfer welen ein ewig il'tikeil mit liner vnge- 125
wordiieri goth(!it. Hie wiM'dcnit die vinen edlen lehetli gt^l'pilet das inen
ab vellet aller zitlicher hunger Nu fiiit dry meinnnge dar vnd) Chri-
rins din kint von yfrahel fnert in die wnefti. Diu erfte ifi dar vmb
das er fi fpifti mit dem himelbrot. Nu hatten diu kint von YlVafiel
brot mit inen getragen in die wnefti eins vil das aiuler jniur Vnd 130
alle die wil fi des brottes ivtzil halten das fi vfz egyplen brachten
do wart inen niiil das hymelbrot Vnd do fi erfl niunune hatten do
gab inen got das himelbrot. Das ander dar vmb fi Chriftus in die
wuefti fuorte d-is tel er dar vnd» wenn fi von .dlem zillichen troft
kemen fo wolt er fi troeften nn't finem götHchen trofl. Won ie lediger 135
zitliches troftes ie mer giWliches troftes. Zuo dem drillen male fuorl
er fi dar vmb in die wuefti das fi fich ze gründe mochten laffen
götli< her (124 b) warheit Vnd dis mag niemer hefchechen vnder der
manigualtikeit. Wir lefen das von dien kinden von yfrahel das fi
vierzig iar woneten in der wnefU das fi nie hus gebnwten won das 140
fi hüten machten vnd dar vnder woneten fi Vnd dis taten fi dar
vmbe wenne der herre wolt fi vi'zfueren das fi denne fnelklich liereil
weren im nach ze uolgen das fi weder hus noch guol noch eigen
wonunge noch kein ding hindroti Vnd dis bezeichnet die lieben friund
gottes die inen felben kein angenomheit fetzent won das fi fletklich 145
war nement war zuo fi von innan von dem herren g(Mnanl oder
getriben werd(Mi das fi dar zuo fnelklich bereit fiien das ze tuen
Sb. 134 b. Difiu leihen drin ding die der enge\ Uiot. die tuot
ovch ein volkomner miinfche. Zuo dem erften fo reinel er dm fiinder
mit gebet. Zuo dem andren fo erliuchtet er in mit finem ndnnenkli- i5l)
chen wandel Vnd mit finer fueffen lere, die miinfchen die echt niut
iren ewigen fchaden niut wend nemen an gotlichen vnd an giioten
dingen. Won etlichiu m()nfchen fint alfo verherlot in fimtlichem
leben das fi iren ewigen fchaden nement do ein anders ewig leben
nimet. Zuo dem dritten male fo enznndent difiu mönfchen andriii mon- 155
fchen vnd ouch die fiinder nu't der brünnenden mirin fo fi zuo got
hanl. Won 1\) ein fündiger miuifche ficht eins andren mihifchen
inhitzigiu minn die er zuo got hat fo wirt (135 a) vr aHo enzinidet
das er fich von allem finem füntlichem leben kerl vnd ein minnenklicher
588
160 friund goltes wirt. Vnd dar vmb folt eins einen gelebten friund gottes
l'uochen vnd vferwelkn dem er nach volgli Vnd vfz des leben er
bas getörfl Herben dennc vl'z finem leben Vnd difein nuinfchen folt
man fich genlzklich laden alfo das man frilich llerbe vnd das ewig
leben in difer gehorfami verdieni Das uns dis allen geschech des
165 helfe lins der vatter vnd der fnn vnd der heilig geift AMEN
Predigt am Fefle S. Peiri über Matth. Itl, Ifi.
Sb. Nu gat vf das bekennen (141 b) Petri das chriflus zuo ime
fprach. Et ego dico tibi Quia tu es pelrus et i'uper Ikuic petram
edilicabo eccbdiam meam et porte inferi non prcualebunl aduerfus eam.
Vnd ich fage dir du bift pelrus vnd vf dis biallen wil ich bnwen
170 min kilchen vnd die port der helle mugent niut wider dich fin. Nu
möchteft du fprechen. Wolt chriftus lin kilchen fetzen oder buwen
vf petro er was doch ein t(Btlicher niönfche Vnd verlovgnet chriftuin
erft dar nach vnd viel. Chriftus wolt niut fin kilchen buwen vf petro
als er was vellig. er buwel fin kilchen vf das bekennen das petrus
175 gelogen vnd genomen hat vfz dem himeUchen valier. Vnd dar vmb
fprach chriflus die porl der helle mugent niut wider dich fin Ja fin
eigener grund der bofheit der doch in allen mönfchen ift der mocht
niut fin wider petro Won er was ein fundament der heiligen kilchen.
diu vf in gebuwcn was Vnd dar vmb mochlen die porten der helle
180 niut wider in fin. Won das bekennen i\Gs vatlers was alfo volkomen
in ime das er ficli an allen enden mit dem bekennen adeidic^lien konde
behuetcn V^nd alfo gefchichl noch geifilich in allen dien mönfchen in dien
fich veriechen hat diu hoch driuallikeil vfz d«m bekennen des vatters.
Difiu mönichen fint ein fundament der heiligefi krifienheit won
185 gol hat gebuwen vnd gefalzt fin kilchen (142 a) vf difiu volkomen
mönfchen. Won fiu fint ein vf enlliall der kriflenheil. Won ane difiu
minnenklichen mönfchen fo möchte diu kikhe ein fluni niut geHan.
Vnd wider difiu mönfchen mugent die port der helle niut gefin.
War vmb do haut ii ein alfo minnenklich bekennen gefogen vfz
190 dem valter das fi fich allenthalben wol kunnent behueten wo fich
der grünt der bofheit har neiget, do kunnen li fich wider fetzen vfz
dem nunnenkiichen bekennen das fi vfz dem valier haut genomen.
Vnd das merk do bi. das chriflus felber hui aefp>*>chen zuo finen lieben
iungren. Wer in imch gelovbel. der wirl diu zeichen luond diu ich
195 tuon vnd noch gnefriu Ja ficher ficher ane allen zwivel der findle
lerer Gregorius vnd auüuftinus am''rofius. \\u\ der erwirdig beda.
Dis alle haut meri zeichen Vnd mer 1er oetim der heüi; en kriftenheit
589
denne chriflus felb Mber. Vnd dis hanl fi gelogen vfz der fueffikeit
vnd vfz dem minnenklichen bekennen des vatlers Vnd wider dis all vnd
wider alle die mönfchen die do beke!n\ent. Vnd fich in inen veriechen 200
hat din hoch dryuallikeit. wider dis inn^ent die port der helle niut
irefin. das ift diu hellt? diu in dem mönfchen ill. din fich do fachet
vfz dem gründe der b'fheit. Nn fprach chriftns zuo Petro. Ich gib^
dir die flu fiel des riihs der himlen wen «In bindeft vf dem erlriche
das der fi gebunden in dem (142 b) himel. Vnd wen du enpin<left vf 205
dem erlriche das der ovch fi enpiinden in dem himelrich. Nu fint difer
flüffien zw* II. Das ift kuiift vnd gewalt. Vnd dis flüffcl werdent gv-
geben dem babfi vnd dien Byfchofen. Vnd ovch allen dien, die fich
felber gern wollen berichten das fi minnenklich friunde gotteis wurden!.
Der erft flüffel ift knnft. Vn.l difen flüffel fol haben ein Babft. alfo 2iO
das er küime diu zwey gerichte geiftlich vnd weltlich das er fi
beidiu künne richten nach recht vnd der warheil. Vnd die byfchot
fönd kunft haben, das fi kunnen die allen e. Vnd die ninwen. Vnd
dar vmb fo hat diu ynfel des byfchofs zwey hörn, eins vor an dem
hovpte. das ander hindnan Das hindenan betiutet. die alten E. Das vor 215
an dem hovpte die ninwi-n E. Dis beid fond fi kunnen richten nach
recht vnd nach der Avarheit. Ein prelat fol kunnen fin herren vnd
fin frowen richten nach geifilicher Ordnung als es gewonlich ift. Vnd
inen ir regel gebiuttet. Ein liutpriefler fol kunnen bekennen an finen
vndertanen was er richten fol. oder was er an den babft oder an 220
den byfchof fenden fol Ein gemeiner priefter. oder ein orden her dien
niulzit beuolhen ift die fönd kunnen ir meffe venichtklich fingen oder
fprechen alfo (!as fi willen was die wort betiutent Ein kriftenner
mönfche fol ktmnen vnd wif(14B a)fen die gebot \nd die Ordnung
der kriftenheit Vnd ein geifilicher mönfche fol können vnd wiffen 225
was er von regel ode von orden tuon oder laffen fol. Vnd weis er
es niut Dar vmb er ifi fin niut enpunden fo fol er aber fragen die.
die es wüffent. Won ficher mönfche one allen zwivrl Was du gelobt
haft das wirt bi dem minften piinctlin von dir geuordret. Wo du es
vor rechtem fiechtagen getuon macht, oder aber von offenem vrlob diner 230
meifterfchaft. Vnd das felbe von redlicher fache das man wüffe das
es noturfi fi noch niut hinlefkeit noch tragkeil noch fiechtklich geret
niulzit Vnd niut kein muolwille. Nu ift der ander flüffel gewalt Vnd
der erfl flüffel kunfi were niut nütz wen habe denne den andren. Alfo
das man gewalt habe diu ding ze richten, das der erfte flüffel zeiget 235
das man richten fülle. Der babft vnd der byfchof. Vnd die andren
alle, die ir vor gebeert hanl die fönd mit gewalle diu ding richten
590
(li(j incii bL'ijollicn fiiil alfo als fi (icni licneii wellen anUviirten an
dem imigften taije. Won do iiuiolTen fi antwürl p^eheii für alles das
240 inen beiiolchen ift von dem li« rreii. recht als für ir eiL'ennen feie
Won fi fond hirleii fm der IclielTliii vnd fond fecheii das keins ver-
lorn werdi>. Nn linl d'-r Babll Hlfoeliehen geweit. Vnd hetle ein monfelie
(143 b) aller njoiilVheii fünde getan der babft möchl im ein Ane
Maria geben Vnd in i'npinden von allen finen fiimlen aber das mnofz
245 gefehechen mit recliter rinw. alfo das got die riiiw des monfehen erkenne
das der mönfehe voi- von got enpunden werde. Won alfo fj)rechent
alle biehter zuo dem mimfchen. Der almechlig got fy dir erbarmhertzig.
Abfoliiierl dieh got Co abfolnier ich dich ovch. Ja ficher kein babft noch
kein byfchof noch kein biehter mag den niönfchen abfoluieren noch
250 ledigen von den fiinden er fi denne von got vor enpunden Vnd das
gefchicht niemer dem monfehen fin denn fin fünde hertzklich leid
vnd habe gantzen willen lieh ze beflVen vnd vor fünden fich ze
hueten als ferro er kain weg mag. Ter mönfehe fol ovch difen flüffel
haben das ift das er gewalteklich fich felber überwind(! an allen
255 vnlngenden.
Sb. 151 b. Difin mcüifchen hant zwei ding an inen die in difer
volkomner minne ftanl. Das erfte ift das fi vi! minnenklicher inwendiger
fneffikeil habcnt. Vnd vil inwendiger wifheit vnd knnnenl als recht
vil mit dem herren Vnd zvviuel dar an nintzit. das vil inwendiger
260 finnen in diefen monfehen fich offnent. die fi knm tretörften vfz ge-
fprechcn. Vnd fint doch nint wider die ordniinge d(M" kriflenheif.
Vnd fint foelich finn. dit; fancins Gregoriiis vnd fanctns Angnftinus
vnd bernhardus vnd andern friunden gottes geoffenbarel fint Won wer
fich noch zuo got kerti als fi taten, got were nu als nniglich Im
265 götlich gnade ze geben als do. weren wir ir als begirig als fi do
waren. Difiu mönfch''n knnnent von rechter minn lo fi zuo got hant
vnd von folli inwendiger richeit weninij ivtzit vfz gefprechen Vml
das nu'rk do by. do ein nnnifche den andren lieb hat. Vnd fich yar
wol verwegen hat. knmet er zuo dem monfehen den er lieb hat. er
270 well vil mit ime fagen. Vnd kumet er zuo ime. von rechter fropide
oder von fcham fo kan er recht nintzit gcfagen. Vnd alfo gefchicht
ovch dien friunden gottes fo fi fo hertzklich begerenl das der herre
zuo inen kome. fo er dennc kimiet mit finer gegenwürtigen gnade,
fo werdenl fi hertzklich fro das fi (152 a) von rechtem Jubil vnd
275 von froeide recht nintzit kunnen Won das fi fpreehenl Dilectus mens
michi et ego illi. Min ffi'niinler mir vnd ich ime Nu mochteft du
fpreciien. was weis fi des Ina min kint do hat [i es enphunden mit
591
iiieiigem rueiTcu Irolt fo fi von iiiie hiit enphangen von finer gcgen-
wiirlikeit. Nu finl difin \Yort gar einvallig nach vfzwendigein finno.
Alter inwendig vnd nach geiCtlicheni finne fo hant fi gar vil in inen 280
fell)er verhorgen. Min genrnter mir vnd ich inie. Dis bewert fi in
allem ir tnon vnd laffen, begeret fi wifheil fi fuochel es an im vnd
viiidel es. begeret fi gewalt oder fchoeni oder was fi kan bcgeren das
vindet fi al ze male an ime. Vnd was er begert von ir das vindel er
ovch. Won fi hat alle ir wifheif. ir fchoeni ir kunft. Vnd alles das 285
fi ifl von vfnan oder von innan al ze male im allein geben. Vnd das
merk an der lieben Jnngfrowen faul Katharinen diu was diu fchoenfte
vnd diu wifeft vnd diu edlefl vnd richeft die man do vant vnd das
alles leit fi vii gab es dem herren vnd verfmachl alle die wifheit
vnd gezierde aller der well. Vnd alfo luond ovch difin mönfchcn. 290
Nu han! fi meruguallklich enphiin(152 b) den das fi dem herren lieb
fint gewefcn. Vnd dis alles hanl fi mit rechter liebi vnd minn ime
wider geben. Hat er vierdhalb vnd xxx. iar eilend vnd verfmecht vnd
ein herl leben dui' fi gehept. fi lebent ime ovch wider vmb in liden
vnd verfmecht in Worten in werken in tuon vnd in laffen ift er inen 295
tot. fo flerbcnt fi ime ovch alle tage mit mengem behende tode
dur willen brechen. Vnd dis bewert David in dem falter. do er fprichet.
Quoriiam propter te morlificamur Iota die. Wir flerbent alle tage
dnr dich Nu halt du wol gehoert. War vmbe diu minnerin fprichet.
Dilectus meus michi et cgo illi. Min geminter mir vnd ich ime. Ja 300
wol mir vnd ich ime Won hat fi luft vnd froßide an ime. werlich
fo hat ers ovch an ir. Vnd dar vmb fo mag fi wol fprechcn. Min
geminter mir vnd ich ime Won er bewert es felber dur den propheten
Salomon. der do fprichet. Mir ift Infllich ze wonen l)i der inönfchen
kinderi. Dis het er niut gefprochen worin wir ime niut herlzklich lieb 3Q5
gewefen. Nu kumel noch ein ander ding vfz der volkomnen liebi.
Vnd dis ift türri der crefte. beidiu vfzwendig vnd (153 a) inwendig.
Vnd das merk do bi do ein mönfche den andren recht lieb hat. oder
ander ding des er begert, vnd im ; das niut werden mag der veriamerl
vnd verfenct fich nach dem dinge das er liep hat. Won es ime niut 3^0
mag werden als volkomenlich als er gern hetti. Vnd difer mönfche
wirt türre an den lidren des libs. Dis ift das (;r mager vnd arm
wirt Vnd fin ovgen werdent ime tieff Vnd recht alfo gefchicht.
difen monfchen fi verfenent fich nach irem geminten herren das alle
ir crefte vnd ir gelider vfzwendig türre werdent. Vnd inen ir ovgen 315
tiefi" werdent. Won fi ziechent die vfzwendigen ovgen in nach dien
inwendigen ovgen. Won fi verfenent fich alfo h(!rlzklich das alle ir
592
finne vnd ir b< girde gezogen werdent ziiu dem nach dem fi begirde
band. Vnd fecbent das worl an das er felber gerel hat. Suochent
320 das ri( h goltes das ifl in ivch. Vnd dar vmbe fo ziechenl fi alle ir
finne in inwendig in fich felber. das fi vfzwendig dik kein merkiuige
habent was man feit oder was man tuot. Vnd won hnt li dik fiir
vnfinnige liule. Aber fi bant beffer finne denne tufeng andriu mönfehen
die ir fiiine an vfzwendigiu (158 b) ding legenl. Difiu mnnfchen
325 werdent alfo liirre das alliu fiiichlikeit zitlicher dingen in inen erdurret
vnd erlöfchet Vnd billirh billich Won fi werdent gederret von dem
flammenden winde ff(tlli(her minn. Difen mönfchen werdent verdroffen
alliu zergangklirhiu ding. Vnd diu ding die fi felber vor taten oder
gern fachen oder horten das ift inen nu ein bitterkeit an andren liulen
330 ze fechen oder ze hoeren. Vnd diu ding diu inen vor dienoten ze
vntugenden. die dienent inen nu ze lügenden Vnd tribent fi in got
als fingen oder orgellen oder feite fpil. Vnd ich wcil'.i raten das man
vil foelicher dingen teti vor. difen mönfchen Won fi gant dur alliu
ding in got. Vnd nement einen gantzen got in allen dingen do
335 echt der fchalk der nature nrut verborgen lit. dar zuo fechen fi
das fi niut betrogen werdent Nu werdent die tiefelflichen fanlafma
vertriben mit der türri der creflen. Won fi fint gern an fiuchten
ftelten. Das fint die mönfchen die vil fiuchlikeit zilliches lufles in in
hanl Vnd i'o bi vindent fi ruowe vnd niut an dien türreii fietten. Das
340 fint die mönfchen die do geterret fint von dem fiurin flammenden winde
götlicher gnade vnd minn vor aller fiuchlikeit zilliches (154 a)
luftes. Hie nmeffent flechtlich die ticfeinichen inbildunge fliechen die
fi de mönfchen in fendent wider die ere gottes.
ßfonnenleben.
Sb. 13 b. Das ander das zuo einem armen leben hoert das ifl das
du vf gebeft nutz des guoles. alfo das du nieman das fin ab fireiphefl.
es ift vil (13 a) mönfchen die ir vatterlich vnd muoterlich erb vf
pebent. Vnd flreiphent es aber den andren liuten ab mit giten. vnd mit
5 menger hande lifien als dis vederleferin tiiond in dien fietten das
fint die fwefiren die dien groffen frowen nach gant. Vnd inen ir
Fuentel vmbe legenl vnd ir tuocher vf. Vnd fi flreichent das fi glat
vnd eben werden. Vnd die fwefiren oder bruoder die man vor do fi in
welllichem fchin waren kum bekant loch loch ir nechften friunden. Die
10 fprechent nu. ia min frowe diu fchullheiff oder min herre der amman
593
bekent mich vvol oder fi fint min guoten friunde. üifiii fint niiil arm
noch diemiietig mönfchen. das hoert man wol. fi ganl lieber do man
inen vifche vnd fleifch git. denne do man muofz vnd ander flecht
trachten ift. Vnd inen wirt dike ein halbe malle wins. fo man die
rechten gewaren armen friunde gotles lat grofl'en gebreften haben. 15
Won fi höifchent vnd klngenl fleh nii niul als dis tuond. Vnd dar vmbe
fint fi niut arme mönfchen. Vnd inen were vil weger daf fi ir vät-
terlich erbe hetlen behebt, denne das fi nu andren liuten das ir ab
flreiphent mit vnrecht vnd niut gilen
Sb. 28 b. Der dritte fprach. Ich han ein frowen genomcn vnd 20
mag niut komen. Difer mönfche betiiitet vnluterkeit Als es fpiickct
fanctiis Paulus das man vnder geiftlichen liuten niul allein vnlulttrkeit
niut fülle tuon noch ge(29 a)denk<'n mer won fol ovch da von
niut reden. Vnd dar vmbe fo leit man hie einen andren fin der gar
vvol dar zuo hcerel. das ift das du dich felber haft zer E genomen vnd 25
dar vmb macht du niut komen. Dis fint alle die mönfchen die ze vil
vngeordneter liebi zuo inen folben habent in kleidren in kleinoede in
fpis in trank in gefpilfchaft vnd in vngrordnnter geftdiefchaft. Vnd in
vil vngeordnetem gelnfte den fi nement in den creaturen do fi tfot
inne weder minnent noch meinent als niut won eigen wol fin ir 30
nature. Dife mönfchen habent fich felber alfus zer E genomen vnd
vergeffent ir gemacheis ünfers lieben herren Ihefii chrifti. Min kint
vach an mir an von dem das ich mich felber zer E genomen habe
vnd mich felber oder du dich felber vnordonlich befeffen habe in lufi
vnd in minnen der creaturen. Von difem koment die linden betti die 35
greifen ktifii kannen vnd fchoen köphe Pater nofler die karrallin
fint. befchlagen köphe Vnd befchlagen meffer Vnd filber gefchirre. Vnd
lind gewant Vnd das es wol vnd minnenklich fi gefchafl'en Dife üppikeit
vnd vnnotdürflikeit kuonei alles da von das ich oder du uns felber
zer E haben genomen Vnd uns felber als zart vnd als recht (29 b) lieb 40
fin das wir difen zitlichen luft uns felber fetzzen für einen abjfot.
Sb. 69 a. Hcerftu nu min k'nt wie loufiich fich der fchalk der
natur verwindet in göllichi geifilichi ding ia dik ziucht man gol in diu
ding daf niut won ital natur vnd naturlich ilt Vnd daf gefchiht darum
daf man den mönfchen niul begriff noch bekenn daf fin natur niut 45
in won ital valfch Vnd das man niut maint won daf wol fin der
natur Won .e. daf fich natur geiitzclich lieff fi hankli fich .e. an einen
roten öphel Vnd daf ficht man wol in geiftlichen örden do er denkt
man afo menger hant do der meufch finen luft vnd vffenthalt fuocht
nu kleider denn kleinoeter denn gefpilfchaft vnd troll an friunden oder 50
594
an fruindi'ii ia ein kldllrr IVoinv diu Cilz iiidcr vtid filz einen franlzen
tag ob einem fekel oder fiurgeziiior oder henllclien. vnd verlrilit ir edi-l
wunnenolich zil daffi gut vnd reliler gehorfaini foll irebeti Vnd daf gil
fi einem ir frinrid oder fromden Vnd dal" zil j/eninl fi ewclich niemer
55 me Vnd wirt ir niemer gedankel Vnd muoC lin an ir iungflen finnfzen
gol anlwirten
Strafsburger Meffe.
Sb. 25 a. Nn der erfte fprach. Ich han ein dorf kovfl das mnofz
ich gefechen. ich bitte dich enlCchuldigo mich dis fint gilig jinte die
den Infi vnd den richtnoin difer welle kovfTent Vnd fi gant vfz in
die weil Vnd gefcchenl dife ding. Vnd ie nier \'i vfganl ie minr fi
5 gefaüol werdenl. Vnd fi mueffent dife ziliichen zergangklichen ding
kovfTen die inen doch niul beliben mngcnl. Hoerefl du nn min kinl
muoflu fi kovffen ia wa mitte kovffeft du fi mit dinem herlzen das
muuftn dar vmbe geben. Vnd ie mo du vfz loufTefl vnd das dorf
geficlieA. ie me du zerzerl vnd zerftroewt wirft. Vnd ie nie du zer-
10 gangb'chen dingen nach gaft ie me du dins herlzen frid ^erlinrefl
Vnd (b'eh got eniphromdi'fl. Vnd von ime fcheidelt. Won ehriftiis Iprach
felher in di'in heiligen ewangelio. Nemo polei't duobiis dominis fervire.
Nieman mag zwein herren gedienen das ift got vnd dem richluom.
Min kinl nu muoftn doch difiu zerganukUehen vnniilzen ding gar tiure
15 kovffen. das du dinen got dar vmbe verliurefl. Vnd dinen fridt; zer-
ftoßrefl vnd din hertze (25 b) verwirrefl. Vnd din inwendikeil ziTltrcrweft
Vnd du recht ftran)urg wirdefl das alles das. das dife zil ge-
leiflen mag guol vnd b(PS das das alles ftat in dir vindet. Ker dich da
von min liebes kinl. Vnd gang zuo dem an dem du allein ewig
20 leben vnd froede vnd fride vindeft ane alles kovffen
Pilgerfahrten.
Sb. 199 a. Es ift vil mönfchen. fo fi gelriben werdent oder ge-
lanl von got fo wend fi aliiu ding vfz wiirken uiit vfzvvendiger
vebunge vnd gand ze Romc vnd zc; Aninn oder gegen Yherufalem Vnd
die felben gnade die inen got geben hat die verzellent fi vmb die
5 zinnc. Vnd das felbe liplich <ruot das fi hand das vertuond fi ovch.
Vnd die liplichen craft die fi hand die verzerrent fi. Vnd fo 11 her
nn
595
wider koment lo fiiil fi ze male vnfiniiig viul rafzköpf Will du aber
diferii weffleiler volgen. fo wifet er dich indich felber. Dis Iprich
ich niiit dar vmbe das ich dir die Ronivart weri'e vvon es ift
verbotlen von dien heiligen bebften. Giengeft aber du in dich felber do 1'^
das rieh polles in der warhcit ifl do fundeft dn Auiun vnd Rom
vnd ablas aller fehidde vnd das Jubil iar froelicher denne es alliu diu
heilici kril'tenheit von ane vang der weit vntz an das ende der welle
ienier vinden muge in vfzwemiigen werken.
Funke.
Sb. 4 a. Recht als der nimel ein groiz hollz. Vnd Avirffet es in
einen glucienden eitoueii. das wirl fnellenklich verzert Vnd verbrönt.
Vnd dem fiur gelichet vnd ime felbe vngelich. Alfo gefchichl dem
möiifchen in götlich(M" minne. ie mer er fich götlicher minne zuo flieget,
ie mere er fin felber entwirdet vnd fich zuo gölte gelichet. won in 5
difein wirt entzündet der (b) gneifte in fyon vfz dem eitouen von
Iherufaleni. Der gninTle in fyon das ift das fünkli der feie, der eil-
ofen von Iherufalem das ift got felber diu weflich minne vfz dero
alliu minne entfpringet. von difer minne wirt entzün<lel das fimkli der
feie. Vnd das ift das aller invvendigoft das in dem mönfchen ifl in 10
dem got wefet vnd lebet. Vnd dar vmbe fprichet er felber. fnochcnt
das rieh gottes ilas ift in ivch. Dis fünkli ift vf flainmenl in got vnd
verfmiltzet vnd entwirdet ime felber. Vnd wirt ein einig ein mit dem
das es da minnet.
Predigt über Act. 12, (i am Feste S. Pefri. Sb. 129 b. Petrus 15
was flafTent zwüfchent zwein rittren. gebunden mit zwein kelinen
Wend wir nu dis geiftlich nenien. fo ifl Petrus als vil gefproohen als
ein bekennen gottes vnd dis iR gefangen in dem kerker ünfcrs libs von
dem kimg herodes das ift der fchalk der nalure der hat das bekennen
gottes vertunkert in uns Nu ift ze wüffen das der gneift oder das 20
fünkli der feie niemer in uns erlöfchet won das fynderifis hat alwegent
finen wider glafl vnd fin buchten in got vnd in den ftat gottes. "Vnd
es erlöfchet niemer ioch ovch in dien die in der helle fint Vnd
dis ift ir meifti pin. Aber dis fünkli wirt wol verdünflert mit der
fünde das es dem mönfchen vnbekant ift Vnd dis nim ein bild an 25
der liplichen funnen der fcliin noch ir glaft vergat niemer fi wirt wol
verdunlierl mit den wulken das man iren glanlz niut gefechen mag.
596
Bnchslabc und Geiß.
Sa. 132 1). Was ift dis das (1 (Cant. 5,7) durch die Hai gat.
das ifl das fi lovfTpt dem worl or()ll(>s nacli \\() fi tuag. Vnd die liiicltT
der flat das fint die lerer die ir das Avort gollt's brödieiil. die l'lachend
fi vnd wundent fi. Vnd nenient ir. ir niantel. dis ifl das fi ir nonienl
5 alle die gloleii do mit fi fich behilfel invvendicr oder vfzwendig. Vnd 11
lerent [i ovch durch den texlt der glos trinken. Won der buochflabe
loedet. Der geifl goltes macht lebendig. Vnd dar vmbe fo lerent 11. fy
den buochfiaben laffen nach dem als er bittet. Vnd ^\ muelTent in
nemen nach dem als er in got zöiget. Won das du ie mer das wort
10 des brödiers in das vfi'er or enphacheft vnd niiit in das inwendig,
fo gefchicht dir recht als ob ich dis nacht arbeit hette gebebt das
ich ein brödie hette gefludiret Vnd ich nu feffe vnd dir vor luge als
wenig dir das nütz were als wenig vernarbt dis das du das worl
niul wen nemell als es hillet vnd nint das dar inne verborgen lit
15 Won wil (133 a) tu der fueffikeit d(>s kernen cnphiiiden fo muofl ihx
die fchale zuo dem erlten brechen Alfo muofl du dur das woit gotles
tringen fol dir gel werden.
Quellen der geif (liehen Lehre.
Sb. Ja diu buecher vnd elliu (73 b) diu heilig gefchrifl diu von
dem heiligen geifl gedichtet ifl vnd die hochen lerer gregoiiuf iero-
nimuf augultinuf ambrofiuf leo vnil ander vil Benedictuf Bernharduf
dif hanl all groff arbeit gehebt das fi diu heilig gefchrifl crlnchtin
5 vnd betutin vnd glofiertin vnd machetin nach dem alf ef der heiligen
kilchen nütz vnd guot wer Vnd fi haut dif alles alfo miimeclich
zeneld bracht das mi die lerer ninlzit bedürfen won daf fi äff vil
tnegin daf fif ftudieren vnd bloefclich ab dien buechren nemen do W
pf allef vindent niut won wie fi went vnd recht äff es ieclichen zuo
10 gehöferl nach finer felkeit.
Dasfelbe in einer andern Predigt 148 a. b.
6 in der Handschrift den lexft die ieIos
597
S. Bernhard.
Sb. 3 1). Sanctus bernhardbs kam in ein grofz fchuol zuo hochen
wifen meiftren. Vnd 11 fragten inn vnd fprachen. Dens que pars, wo
teilt man got. Vnd er antwürt vnd fprach. Dens non eft pars, deus
elt totuni. Got ift Yng^eteilel. er ifl es alles. Dis nim ein bild an dem
wirdigen fronlichamen Chrifli den confecrierl man difent dem mere 5
vnd enent mers alle tage in einer ieklichen meffe. Vnd ieklicher priefter
hat iim gantz vnd vngeteilet. Vud wie vil mönlVhen in enphachent.
fo nimet inn ieklicher gantz vnd vngeteilet. Als wir lefen in einer
fequencia. fumit vnus fumunt niille. In enphachel einer. Vnd en-
phachent in tufeng Vnd das er einem ift das ilt er ovch de andren 10
Vnd er wirt niiit geminret von der nieffunge. recht als oh man fpreche.
Er wirt ieklichem als ganlz. Vnd als volkomen als er erftuond an
deir! öfter tage. Har vmbe fpricliet fanclus Auguftinus. Got ift alliu
ding in allen dingen, vnd recht als vil got ift in allen dingen, alfo
vil fint fi guot. Vnd niut nie. Über dis anlwurl Sanctus Bernhartz. Do 15
fprachen die meifler zuo ein ander (4 a) Wa hat difer hibetfch dis
gelernet das er weis das got ifl vngeteilet. er kam doch nie in kein
grofz fchuol. Ja difer friund goltes hat es enphunden in finer inwen-
dikeit in mengem fueffen iubil den er hat mit got Das er felber
fprichet. Wenne got ift bi miner feie, fo ift mir als ob er mit keiner 20
andren feie niut ze tuonne habe. Vnd er fich alleine mit mir
bekümer. Vnd alfo ift er gantz bi mir. gantz bi einer andren Vnd
doch gantz in ime felber, vnd ovch in allen dingen als vil ein ieklii h
ding fin enphenklich ift. vnd inn in finer minne mag begriffen.
Typologifches.
Sa. 79 b. Du folt tuon als der ber. fo der in dem winter niut
kris vindet das er ze effen habe, fo fetzzet er fich nider. Vnd nimt
der hindren fueffen ein har für. Vnd nimt die minften zechen in den
mund Vnd fuget die. Vnd da von kunt im neifwas fueffikeit das er fin
leben alfo vf enthaltet vntz das er aber kris vindet. Alfo folt du
dich fetzen vf din kleinheit Vnd nim die in den mund Vnd fug fi.
das ift das du folt betrachten das du das liden wol verfchuldet habelt.
— Vnd vfz difer betrachtunge diner kleinheit do wirdeft du gefpifet
das dir das liden Hecht wirt vntz das dich der herre da von loßfet.
598
10 Sb. 157 b. Der liirlz lint dii' naiiir uciiiu* im dir i;ii;liiiiiil n;ii}i-
lovITent das 11 recht miicd \\('r(l('iil lo kcrl luli Aci liiilz \u\U mkI IüI
ciiit'ii fiiflTiMi ucrmak von irnc \nil da Vdii ^\('^d('llt die .latjliiiiuiL' yc-
kroflif^ul viid lovllbrit aber bcgirb'c lur tlciiiic vor \iid l'i zicchenl den
iiiutid vt" dem ertlich vnd ziechent den liielieii gei'inak in lieh vrul das
15 rint ovch die gnoten iaghunde die den mund vi das ertriche liand.
Vnd recht alfo tiiond difiu mcuilVhen als der iagliund allb bivffent 11
dem hirlzen Ihel'u chrillo nacli. Won ib er Hell ioch dem möniVhen
vnder ziuchet mit llner «;egen\viirtikeit lo lal it doch dem nioiircheii einen
fnelTen gclniak zt- letzi das der nuhilehe iemer tut; h>\ll'et das inie das weide
20 das er vor hat vnd des er begert ^'nd lovilerit dilem hirlzen »ach nPiIz in die;
ha'chi des gebirges vnd die wuefti. recht als din knngklich nnioler Maria
diu da in der wueiti der gotheil vnd in dem lielFen abgriinde des
vätlerlichen hertzen vnd in der Ichos der golheit gevieng II den wilden
einhürn (158 a) vnd vieng in. in ir Ichos vnd beflos in in ir hertze
25 recht alfo luond dillu niinnenklichiu niönfchen mit hitziger begirde lo
lovfient 11 dem w'iblen iiirlzen nach vf die lurchi des gebirges do llti
wonunge il'i. Difer hirtz betiutet IhelVnn chril'tnm den einbornen lim
des vatler den erlovlFent difiu mönlchen in der hau-hi der gotlnil vnd
nement in. in des vatters fchos. do er ewkiich gewefen ift vnd eii-
30 phachent vnd geberent das ewig wort als din knngklich muoter goltes
in enphieng vnd gt;bar liplich allb geberent vnd enjih-.ichent 11 in geill-
lich. Vnd hie wirt got vnd mönfche lieplich vereint in einer perlbn.
Won als inen got ift monlche worden. Allb werdeid 11 ime gel
Sb, 1G9 b. Diu figiöiber diu fint gefchaffen als zunyen
35 Vnd das betiiitel das ünl'er vatter Adam do er das ops hat gellen
in dem paradyl'e vnd in do der herre l'trafl do eidlchulgot er fich vnd
leit es balde vf die frowen Won diu hat im das ops geben Vnd dis
muofz ovch abe (170 a) das der mönfcht; fin fchulde vt nieman leye
Vnd das er ein vnlchedlicli znngen habe gegen vigenden vnd oeacn
40 friunden.
Vermischte Milllicilu/igen aus verschiedenen Ucuidschriften.
iiinf l.csi'tiui.slrr zu Strasshurg. *
z Hl. 7(1 (i. tuilrr der .V.V.V Huürik Wm liiltiino.
His waren fünf lefmeift(»r zefirafburg bieinander und r- tten von der
heiligen gcfchrifl und funderlich von liden Der erft fpraeh. Wer iut
' Eine eltt'us ubirrichondc Fassung iliefcs Slüclits cndiiell die Strasibxirgcr
Papier hand sehr. B NO. IJ Jh. (38 a) Knull kfc iiioilu-r folfcn liy ein ai.der Do
599
b(>nVr iiihimolrich denn liden Got helle es fim eingebornen (iin ge-
geben inul wan ninl befl'ers ill denn bden da von gab gol Inu ein-
oebernen fun nie lidens denn ie deheim menfchen Der ij Ipraeh. Wer 5
ein nienH h in der luterkeil alf er waf do er uf dem louf kam. Und
den gol indie gnad lalzle dal' er xxx iar müht leben an bph'ch
Ipis. Und er l'iniu zil leglieb ipneli niil den engelen indem Infi alf
Sani Maria magdalena mil der liilerkeil nnd Inder gnad m()hl ein
menloh alf vil gnaden und ewiges Ions nil verdienen alf in eim liden 10
daf der menfche gedullklich lidet der iij fprach belle gotles mnoter
lind alle heiligen für den menfclH'n mil folichem ernli daf miiglich
wer daf li biuelig Irehen wenelin die möhlen dem menfehen alf vil
gnaden nnd ewiger felikeil vmb got ninl erwerben alf daf miiill liden
daf er mil rechler gedullkeit ie erlid Der iiij fpraeh. Wir eren das 15
heilig criuce dar vmb wan gol einen halben lag dar an leid Ib Jollen
wir liden vil billicher eren won er xxxiij iar leid Da von Iprich
ich daf wir liden und alle lidetid liul billicher eren fon denn daf heilig
kriuz Der v fprach E daf goltes muoler ald dehein heilig inhimelrich
def Ions wollen enbern den fi von dem minften liden hein enphangen -^'
daf fi dur got ie gelillen uf erlrich. E wollen fiu der götlichen an
gefichl nutz an den iungflen lag enbern und in dem fegfiur fin alf
guenlich ift liden in der ewikeit
f|.r:ieh fler »ine nieifler wellen wiir reden von liden Do Iproehenl die nnderen io
Oi) rprach der erl't nieifter Helle got iiil liel)ers vnd iiil tiiirers gelieliet in dem
liininiel den liden Das letle er fineni ein gcbornen fiion vfT d;is erllericli geben §
Do fprach der ander nieifler ftlölil es fin das ein menfche wer hegnodel von
gütlicher gnoden alfo fanl niaria magdalena die ir zil mit den engein indem walde
fprach XXX ior vnd ir fpife von jn nam Die gnode niöht einen menfehen gol nüt
alfo (38 h) Hohe geliieren aifz in das minfl liden fnertl tliis er durch got lidet nlf
dem erierich §
Do fpraeh der dirle meifier möht es fin das alle enget vnd alles himmelfehe
her blueligc Irehen weinleit für einen menfehen das möhle den (Hs, dem) menfehen
got niemcr alfo nohe gtfneren alfo in das nn'nfle liden fnerel das er lidet durch got
nif dem erierich §
Do fprach der vierde nieifler Wiir fiillcnt das heilige eriucz billieh eren do got
den dot an leil noch billiehtr füllenl wiir liden eren § Got fluni nnwenl einen halben
lag an dem erinlz (39 a) do leit er iiij ior und xxx ior do von füllenl wiir liden
billicher eren denne das heilige criulz §
Do fprach der fünfte nieifler E das maria golle:< nmoler vn-l alles bimelfche
Iier des minneflen lones wollent enberen der in son lid( n an gebürt in dem himmel
E wollent fiu fin vnlz an das iungfie genhl in dem fege iiur vnd wolteiit gotz
enberen die wile. 2 gefehrii'let 20 niift
600
Sieben LesemeUler.
Aus Sc. (S. 290, Nr. 9S).
EiS raflenl fibon wife wolredenl Lefmeifler bi ein andern vnd
fprachenl wir sullenl von Gottes ere, Vnd nutz des men lohen reden.
Der erfte Meifter fprach, Der nienfche der da gedenket ar« sin ver-
lornen zit vnd an sin sünde, Vnd dar vnib von lierlzen erfiiiftzet vnd
5 im leid ift daz ilt gol lieber, vnd ifi dem nienfchen nützer, denne ob
er Tul'eng Danides Salier betteti mit andacht. Der ander Meifter
fprach Der menfche, der gern beffer were denne er nn ifl got ze
einem lob, dem wil got driffig iar Fegfinres ab nenien. Der dritte
Meilter (15 a) fpraoh. Der menfche der got lobet vmb daz guot daz
10 er im hat getan, vnd noch tuon vvil, den erhoechet got in dem ewigen
lebenne, über alle die meitfchen die es niut enduonl als der Babsl
hie uff ertrich ist erhaben über alle menichen. Der vierde Meifter
fprach, Der menfche der ein vnnütz wort lat dur got daz ifl got lieber
vnd ift dem nienfchen nutzer, denne ob er fiben Jar vasteti ze
15 waffer vnd ze brol Vnd er daz vnnütz worl niul laffen wolle durch
gut. Der ftinfte Meifter fprach. Der menfche, der einen ovgen hlik
lat dur gol daz ifl got loblicher vnd ift dem menfchen nützer, denne
ob, er, Tufent mark dur gol gebe vnd ein armer menfch wnrdi, vnd
er den ovgenblik niul lieffi dur got. Der lechfie Meifter fprach,
20 Der Menfche der ein widevwertig worl lidet von Minnen dur gol den
menfchen den erhoßhel got in dem Himel alf faul Paulus erhöhet wail in
den dritten Himel. Der fibendfj Meilter fprach. Den menfchen den
ein worl beweigen mag ze zorne, oder ze frceiden, (15 b) Das ill
ein zeichen daz er daz ewig worl nie recht erkande.
Zwölf Anachorelen.
Aus B (S. 277).
Anocherelhe warent geillliclien liutc \ut wife heilige menfchm vnt der
waren xij miteinander die feiten ein and(M- wie ieclicher in finer celle
buofti vnd wie ir gedenken were an gole. Do fprach der eltfte
lieber bruoder sit das iah begonde niuwen in der alten so hau ich
5 mich felber gemertel mit dingen die mit dem uffern gefcheft find un«l
eoi
g-edahtc das alfo ffelchriben ifl zerrent ir bant verwerfent ir ioch
al)(i von vnf. ich machote zwifchent ininer feie und minen liplichen
getelen all" ein miire (98 b) vnl gedacht in minen finnen der hinder
(Mner niuren l'tat der mag nit gefehen was iilTerhalben ill ailb Colt
ouch du niemans ding anfehen fchouwe dich felben an vnt habe be- 10
oirde nach gotle habe Ixüs gelüfte vnd bnes gedenke all" des Hangen
kinl bi dir si wachlel in dinem herzen darüber ivt vnrcnnes so zürnen
ich mit minem lip vnd tnißvve minen gedenken das nit boefer werc
<la gefchehen mag
Der ander rjjrach lil ich erfl der weit widerfeit do gedachte 15
ich alle tage hiut bilt du aber geborn hiut uaheftv an gel cedienen
hiut biflu herkomen. bis alle tage alf ein bilgrin der morndez sol
werden erlosfet vnl alfo riell ich mir felben alle tage
Kia der trilte fprach ich gan fruo an dem morgen mit minem
gebeile uf cegolle vnt bicht gote min l'iinde darnach bitten ich die 20
heiligen engele vnt ouch die heiligen das l'i got bitten über mich vnt
über alle creaturen so gedenken ich denne in die helle (98 c) vnt
alle die luden ze ierafalem fleh zarten vnt weinotant ir vorderen tot
alfo gan ich umb vnl weinen mich felben mit in die da welnent
Der vierde fprach. ich bin alf ob ich fitze bi vnferm herren vnt 25
unt fin lungern an dem ölberge vnl gedenken alfo. du foll nlemer
mere heimlichi gewinnen iemans weltliches bis mit difen heiligen
alle zlt ein nahuolger hlmelfches lebens. alf diu guole maria vor vnfers
herren fueffen las vnd horte das er fprach werdent heilig vnt vol-
komen alf luwer uatter der inhimelen Ift vnt lernenl von mir wanne 30
ich bhi milt vnt demuetig von hercen
.%ber der .v. fprach. ich fchouwen wie die enget uf vnl abe
varent do slu die sele nement vnt belle minef endes alfo fprechende
lierre got min herze Ift bereit
Der .vi. fprach ich gedacht alle tage das ich horte von gölte 35
diu Worte, arbeitent durch minen willen ich gip iuch ruowe vnl flritlent
noch ein lützel ir gefehent min helfe vnl min (98 d) gucmlichi finl
ir min bruoder fo haut leide vmb mich ich hau vil vmb iuch erlitten
sint ir min fchaffe so hoerent luwers hlrlen flimme sint ir min knehle
so uolgent iuwers herren marter 40
1 Ps. 2, 3. ir bant] in der Handschriß inver bant 26 diil do
27 hcilichen 29 Ev. MalUi. 5, -iü. 30 Malth. II, 29.
Altd. Predigten. 39
602
Uni der .vij. Iprach ich gedenken vnl reden alle eil niil mir
40 l'elber den glouben die ziiouerlicht vnt die nnnne. Von dei- /.iiouerfichl
ban ich franuiede von der niinne machen ich nieman trurriye mit dem
glonben llerken ich die liiile
Oer .viij. fprach ich warten des Uuvelf der luocht wen er freffe
tieni lieh ich nach mit minef herzen ougen war er gat vnl ruelle gol
45 an wider in das l'in wille nit volkome an mir vnt nieman angelloe
der got iiirchtet.
Der .ix. fprach ich fchonwen alle tage famnung der heiligen vnl
ir aller herren enmilten vnder in fchinende über alliu ding vnt gedenke
an die IchaMii der engein wie siu alle Hunden gölte llngent den l'ueiren
50 gelang von der fuenikeit ir Worten vnl ir wife so chum ich denne
wider an die rchrilt diu da Iprichet (99 a) Die himele fiigent gottel"
ere vnt die himeluefti kündenl diu wcrc liner hcnden vnt von frceden
achten ich denne uf aller der well wollui'l nit ein bar noch ein niut
Unt der \. iprach ich gedenken alle eil das min engel bi mir
55 il't vnt behnelten mich leiben all' diu geicbrin fprichet ich lürrach gel
cealler eil in minor ItelclKLUiuede. wan er ili mir zuo der zefwen das
ich nit beweget werde ich fürchte in wan er huetlel miner wege vnl
Verl alle tage uf fürgot vnt kündet miniv worle vnt miniu werke
Der xi fprach ich lege in min herze iediche tngende menfchli-
60 eher krafl. mefllkeil. kiufchikeit vnl die minne. vnl inil difen lugenden
han icli mich leiben angevochten die nimen icii vnt Ipricli zuo mir
fclber wo fint din geuerten verzage nit du halt si bi dir rede von
lügenden das dich gelüftet 11 mueffenl dir \or gol Urkunde geben
nach dinem tot das siu bi dir ruowc vinden
65 Aber der xij fprach. lieben vetter ir haut himelfches leben vnd
himelfche wifheit ich sich das ir mit (99 b) gnoten werken uf fint
ei halten vnl dem obrolten nachuolgenl was lagen ich inuuer lugende
haut inch erhöhet über das ertriche. ir fint iler well froemde. ich
l'prich ir llnt irdenfche engele vnt himelfche menfchen. solicher gnaden
70 gip ich mich vnwirdige. war ich gan do ganl min IVuide vor nur
vnl beidenlbalben nebenl mir darvmb erteilen ich mir die hell vnl
fprich du belibelt bi den der du werl biH. bi difen zelel man dich in
knrtzer eil da lieh ich gelidi lluflzen vnt iemerwernde weinen von
den nieman volleclicben gefagen kau. da lieh ich die do grifgrammenl
75 mit iren zenen vnl mit allem lip bidment von dem honpl bis an die
41 ich nach lian filill. 51 l's. IS, 2 55 /'«. /J, ^
603
fueffe denne iiallen ich uf die erde vnt vberuaeh den floup vnt bitten
^ot das er mich der inarter überhebe vnt aber fich ich ein fiuriri
niere das wallet vnt ilt ane ende des ünden die flahent vinb vnt
werferU als mich dunket in das mere fint ane zale Hute geworfen da
fich ich fchrien vnt weinen alle mit (99 c) einer ftimme das foge- 80
tanef uffen dem ertriche nie wart jrehoert vnt die brinnent als türre
gerten vnt fich das fich gottef erbermde von in fcheidet vnib ir
vnrechte. ich getarre nit gedenken noch gereden mit ieman wie vil
der weit Übels ift behalten, in difen dingen halten ich min muote zuo
gölte vnt clagen menfchliches künne vnl achten mich vnwirdige himel- 85
riclios vnl crdriches. denne kumen ich an die fchrifl diu da fpricht
min threhen warenl mir brot tages vnt ouch nachtes
Ein Lescmeisler.
z 46 a unter xxj.
JCiin hoher wifer lefmeifter der fach ein vil guotef armef fwefterlin
vor im gan Do fprach er fol mir nit we luon daf ich fo rehl grof
Avifheit und etkautnünb hau. Und ob dif arme menfche mer minne
hat zegol denn ich han daf ef denne got indem himelrich me wirt
erkennende denn ich mit aller miuer wifheit 5
von gebet
z xxxjx.
Jciin heilig f[)richet Der menfch der ein Rund verlribet in ünfers
hencu dienft nuwan alf laug alf man ein paler nofler gefprechen mag
IVagl ich denn alle die nieifl(;r die ie buoch gelafeu wie grof und wie
kofther daf guol fi Ai\[ got umb die ftuud geben wil fo fprechen Hu.
Wir kunnen fin nit gefagen. Fragt ich alle engel fo fprechen fiu wir 5
kiMuien fin nit (88 b) gefagen Ich wil noch me fprechen. Vragle ich
üufer frouweu fo fprech [[ ich kau dirs nit gefagen. Wer daf müg-
lich daf alf ertrich zermalen weri alf ein mel. Und daf der ftüppliu
ieklichs zuo neme an wifheit und an erkantniffe daf es wurde alf die-
engel in dem himelrich. Und triben daf untz an den iunflen taff fo 10
86 Ps. il, i. 3 trag 5 Krag
604
köiiden (in mir liocli dennuch nit gelHgeii wie greif und wie wirdig
daf gu(»l n dal' got dem menfchen vmb die einen Hund geben wil
Swem difunmugliih zegloul'en 11 der merk dueli ein ding daf ieli und
ein ieklieh menfcli giouben muof daf icmer behalten wil werden. Wer
15 daf mn^bch daf ich von minem Übeln lurzen erdehti alle die fiind
die elliu menfchen ie gelaten ald iemer geluon mugen unlz an den
innoften tag. Und ich ouch die (und hetti getan. Und begriffe mich
der lüt inden fimden allen fament an riuwe und an biht. Und wurdi
mir niut me zites wan daf ich gefprech. Herre mir ift von herzen
20 leid alles daf ich ie wider dinen willen gelet. Und brechti mich ioch
nuwan ze der riuwe vorht der helle und def todes not Diu kurlz
riuwe breht mir vier ding Daf ein fi benimet mir den ewigen tot Daf
ander fi brehti mir daf ich daf gütlich antlit iemer me fchouwen folti
Daf iij fi brechti mir gemeinfami aller engein und aller heiligen Daf
25 vierd fi brechti mir ficherheit daf ich daf niemer verlieren mag Da
merkenl daf diu kurz riuwe diu da nuwan gieng von vorht der helle
und von def todes not alfo kreftig waf. Wie grof kraft wenet ir denn
daf daf werk hal) daf inder gfölHchen minne befchihet
Drei Nutzen des Gedenkens an unseres Herren Marter.
Aus Sc.
Wer an imfers Herren marter gedenket von rechtem hertzen, der
emphahet dry nütze. Der ein. daz er gereint wird von allen (Inen
fünden. Der ander, ift fm leben als durnechtig, das es des nit be-
darf, fo ift ünferm Herren ein klein ding dem menfchen ze dienit.
5 Hundert feien vffer dem Fegfiur ze brfenne, die vntz an den iungften
(21 b) tag folten brennen. Der dritte ift, als dik des menfchen älcn
vs vnd in gat, alf dik enphat der menfche funderlicHe genade. Wer aber
an inifers Herren Marter gedenket, vul fo vil bewege da von hal.
das im der Iran, in fin ovge kunit. der nnlz der im da von knmt, der
10 ift alfo gros, das er allen Inmen vnzallich ift als das grien an dem
mere.
Sani Bern hart fprichet. Wer an ünfers Herren marter von rechtem
herlzen gedenket. Der fol wiffen, daz er unfern Herren alf gewerlicH
empHaHet alf von dem Priefler.
21 Du 25 vier 26 flaf] da: oder so?
605
.vr/ ytilzcn des Gedenkens an unseres Herren Marler.
Ans B.
l\u merkent was nutzes vnt lelikeil tieiii feligen menlVIien wirl vnl
(Miphahet der gern mit vnlers herren marter vmbgal vnt der menfche
enphahet .xvi. nütze do von. vnt der erft nutze iTt das im vnler lierre
gil ein durnechtig lebenne Der ander nutz ift das sich ein hört der
lügende iamnet infiner seien [226 c] alf ob er .M. iare nach lugenden 5
geworben hetti. Der .iij. nutz ii't das ein luter fuone wirl zwifchenl
got vnt dem menfchen alfob er nie funde liet getan Der .iiij. nutz
ift das ime der himele wirt vf getan Der .v. nutz ift das iine alle
sin arbeit des lichter werdent vnt das er vf gerichtet wirt Inbetruebde
Der .vi. nutz ifl das im vnfer herre geben wil finen willen cerkcnnende 10
vnt cetuone Der vij. nutz ift das vnfer herre lin gebett erhoeren
wil inden gedenken der marter vnlers herren Der .viij. nutz ift das
er in demuetig machet indem richtuome der lugenden Der .ix. nutz
ift vnt het der menfche got nie keinen dienfl getan vntz an die fturide
das er mit gollef marler beginnet vmb gan so wil im vnfer herre 15
alfo vil lones geben alf ob er fine läge infinem lienlle verzeret hat
Der .X. nutz ift so dei* menfche gedenket an vnfers herren marter
das im das nützer ifl denne ob alle diu criftenheit für in bell vnt
maria golles muoter vnt alle heiligen Der xij ifl das er vnfern
herren enpfahet alf gewer [226 d] liehen alf ob er in von des priefters 20
hant bi den aller enpfangen hetti Der xiij ift das in vnfer herre wil
fchriben infin hende mit finem heiligen pluot das er Im niemer ver-
geffen müge Der .xiiij. nutz ift so er gedenket an vnfers herren
marter vnt begriffet in der tot in dem ernfte so wil in vnfer herre
an fegfiur fueren Der .xv. nutz ift das er in flark machet in den tot 25
dur got ceganne Der xvj. nutz ifl der mit vnferz herren marter
vmb gat der mag aller fchieroft lugende vnl genade erwerben vnt
hohen lone in hinielrich
2 vmbgatj in der Handschrift betrachtet 7 ineni'ch'm 10 herre fehlt
15 vmb zweimal 16 er fehlt. 19 Der eilfte Nutzen fehlt.
606
Sechs titiddcn ront ICmplniuj des FiDiilcichnnins.
\] rllim/rr IIS. auf (Irr Aarg. raiiloiiaUil. : MS. Hihi. Med. 16. 2, Tg. /" /J .//i..
Illtliuhnll (las liihiiil der Cislercicnscr lal. Auf einem der lelzicn BUiKer rnii
einer Hand rielleichl erst des Ih ,1h.
Owtr hüte enphahet vnfirn Herren zc rehte als er Fol der gewinnil
lehr jxinade dv erde jrinade dv brinffit dem menfhin nie deniu" vbcf
zwenzic iare heti H-evaftil ze wazzir vnde ze l)r(»te. Dv ander i>na(le
dv bringit dem menfhin allo vil vnde Tolle dv feie x.\ iare aide
5 -\xx. iare indem vege füre lln flirbet der menfhe andern felben läge,
aide dem andirn. aide an dem drillen, aide an dem vierdin läge dar
nah dv feie dv wirt der drizic iare def vege furef vber. Dv drille
gnade ifl daz die engil koment ze dem menfhin vnde kvmit der vater
vnde der fvn vnde der heilige gcifl vnde fterchit den menfhin wider
10 die Ivfele vnde wider alle die biehorunge. Dv vierde genade der
menfhe der e was deine alf ein flerne der wirl denne groz als dv
fonne vnde wirl fln'nende gegen dem valer gegen dem fvn vnde gegen
dem heiligen geifle. Dv fvnfte gnade ifl ez gewiimil hohe vrovde
vnde grovze zvoezichcit. Dv fehle gnade ifl ez wirt hohe erhohil
15 an Ivginden.
XV Gnaden von Ave Maria.
Cod. Bas. B XI. S.
Swer alle vritagc; fprichet vnferre vrowen ein Infent Ane Maria ze
lobe der bezw erden die fv do helle deme gefehehenl fünfcehen gnaden
vor fime lode. Die erfte ifl das alle finc were nach gottes willen
werdenl gerihlel. Die ander ift das in vnfer herre vnd vnfer vrowe
5 behvelenl vor aller becorunge Die drille ifl das fi in befchirmenl vor
deme gehen lode Die vierde ift das er niemer von dirre welle ge-
fcheidet ane goltes lichame Die filnfle ift hat ein menlVhe wil [135 b]
len hovbet funde zetvone fiv befchirmenl in do vor Die fehlte ifl das
er von tage zetage ie beffer vnd ie befler wrt Die fibende ift das er
10 von gölte erhöret wirt alles des er in bitet mvgelicher dinge De ahtte
ift das imme drific tage werdenl gegeben zvo finen tagen, fine fnnde
2 Ml der nandschriß bringit 5 aiulcmj ade 6 adini an den 9 das
drille vnde fehll. 2 deme 11 drilU
607
zeweinende vnd zo bihlende. Die nvnde das er von gölte ervvirbet
linen vorderen ISvas er wil. Die zehende ilt das llne fvnde alfo gar
werden! vertilget alfo ober nie funde bette geton. Die elfte das imme
vnler vrovwe fcliepfel von dem brvnnen der gotheit alles des lin herze If)
(136 a) gert miigelicher dinge. Die zweifle fo der menfche dis gebet
fprichet das er wirt alfo bereit gegen den lode als obe man in ze-
rtvnt fülle legen in das grab Die drizchende ifl das vnler vrovwe wil
zvo fime ende sin. Die vierzehende ifl das vnfer vrovwe inhat inirre
livote Die fvnfzehende ifl das er lieber ifl indenie obc rflen Irone 20
ii'mer nie ze llne Amen
Üil ill ein guot a b c "■
z Iv.
A. Anvang eins rechten gölliehen lebens ß boefes miden und guoles
<ler für tnon C Cimelieh und meffeklich daf mittel hallen D Demuol
in wendig und uf wendig in allen dingen hallen E Eigen willen ze
mal laffen in allen diuj^en F feiten fielen ernft an gol han und in
im fiel beliben G Gehorfam und oewiHig fin zeallen ffuoten dinoen ~i
11 Minder fich in die well und in natur niht fich wider kern 1 In-
wendig inherzen lernen betrachten und gedenken guoler und göllicher
dingen K kuene und ftark fin zewider fteinie dem fleifch [132 b]
und dem tiuvel und der weit bekorung L Lewekeil mit kraft über-
winden M Minne zegot und zuo dem eben menfchen fol man hau lo
N Niemans guoles fol man begern ef fi waf ef fi grof oder klein
in wel wif es fi 0 Ordniereu und kern elliu ding zuo dem heften
P Penitencie fi komen von got oder von der creatur. fol man Aville-
klich enphan 0 Ouit fol man alle die fagen die iuch ie leit getalen
K Reinikeit gemuetes und libef lernen haben S Senftmuetikeit in 15
allen guoten dingen fol man haben T triuwe und warheil zuo allen
menfchen haben V ülier maffe in vvelen weg ef fi daf fol man
lernen ab tuen und ablaffen X xpo lim leben und fiiier lere alle
zit andenken und dar nach lernen leben Y ynfer frouwen mariam
die reinen magl bitten daf mau dif buochftaben wol lerne Z zemen 20
tlie natur daf fi lerne in allen dingen frid haben die got tuot
12 bij'iende 14 vertigelt * Die Lcclion des GoUesfreundes aus Tanlcrs
Hisdtria. 4 vn an in im 10 el)en niefchen
608
rHuf Wt'ishrilvn des Gehries.
-lus //.
J^iiiU [iclcr Ipriclicl siiit wile vul wacker iiulom gcbeite Wiriicit des
tr(l»(Ules iTl ein lulcr von köre vnl ahlelieiden von allen den dingen
das eil inne beriolfen hat vnl t'in fries geledigel geniuele von allem
den» hafte so crealnre in dich ge|)licken kan vnl rnag vnl darvndt
5 rprcchenl die meifter das minlle creatinrliche bilde das Mit luft in dicli
treplicken kan vnl mag ob dn es befitzzcli mil luft das irrel dich eine!"
ganzen gollef warnnd) do wil gol das herce vnl Tele alleine befilzen
vnt wil mit niemane gemein lian vnl das bewilte er in dem vftriben
in dem Irmpele Div ander wil'heit des gebeltes ift ein gelriuwes
10 war nemen din felbes in aller wile vnl dich zuo dir felben keren wo
din noch ceuil vnt zeclein li in tuonne vnl in lalTenne vnl wei" dir
noch geprefte darinne [230 d] lolt du dich fliffeclichen durl'ehonwen
in dem fpiegele des nergcrltelen lebennes Ihefu chrifti vnl darinne
foll du dich neben von nITenen vnl von innen vnlz das es din wefen
15 werde
Diu drille wilheil des gebettef ift Du folt dich vf erhaben in dir
felben über dich felben mit dinen gemucte vnl mil diner iele Vernunft
mil diner begirde indie ewikeil zuo dinem himelfchen uatler zuo dem
fpender aller gueti von ime ceheifchen demueteclichen ernftlichen vnt
20 emzeclichen vmb das des dir noch gepriftel zuo diner volkonienheil
Diu vierde willieit des gebcltes ift das du anfehelt warund) vnl vmb
was dn bitleft vnl wen du anbetteil das ift der alwaltige got den
himelfchen uatler das du den nil vmb deine gaben bitleft das du nit
beflralfel werdefl von ime Alf er ouch Ipracli zuo finen inngern das
25 sin nit wiftin waruud) sin beltinl. vnl will dn bitten so erdoll du nil
[231 a] bitten denne alleine vmb die ere gotles vnl foll ouch bitten
als kinn'g dauid ball der wunfchde vnd ball zuo dem erften vmb ein
reines herce vnl ein lulerfi Iele vnt erfte darnach vmb den heiligen
geifte. wan gol der engit lieh nil wan in ein Intern geifte
1 Peir. I, 4, 7. 5 in der Ilandschriß die niinfle G mil Inl't] in Infi mit
7 ganzen zweimal- 22 l)illert) bii'i l)iUe 23 bitten 25 Ev. Math. 20^ 22
27 PS. 50, 12.
609
I>as fünft Hucke das ifl ein hiler vnueiTchuIter «jelovbe mit einer 30
ganlzen zuouerfichl vnl darin Rette belibcn vnl alfo fprichet vnl'er
herre gol ihefus chriflus bittent vnl geloubent vnt ir fond enpfahen
vnl bittent in mim namen
Ruhcslatt GoUes im Herzen.
Aus B.
Jciin tochter des ahiiechtigen goUes diu fol ein feffele vnt ein ruowe
itat got in ir herce bereiten, vnt fol ein teppich dar vnder fpreiten.
Der fol von vier tugenden fin. diu erfte ein reht erkennen der fünden
diu ander volkomeniu riuwe diu tritte luter bicht der miffetat diu vierde
ifl ein volbringen der buos in ganzer gehorfami. nu iol der feffel vier 5
fiollen han. von vier tugenden diu erft kiufchkeit dez libes vnd liuler-
keit dez hercen diu ander rechtiu demuetikeit diu tritte geware gött-
liche minne diu vierde goetlichiu vorchte Nu fol er vier wende han
von [189 c] vier tugenden. diu erft ein recht demuetig gehorfami
vnt diu ander ein goellicher fride diu tritt ein gantze gelult diu vierde 10
rechtiu barmherzikeit Nu beeret ein pfeller über den feffel der sol uon
vier tugenden fin. diu ein. ein andechliges gebette. diu ander guotiu
betrachtunge diu iij. ein groffer iamer vnt belangen nach vnferm herren
diu vierde ein ftele zuouerficht zuo got Nu fol ein fchamel vor dem
feffel flau das ift willigiu armuot. nu fol ein vvifiu iungfrouwe den 15
ftnol vnb gan vnt fin wol pflegen vnt .sehen das er uaft ftande. das
ifl ein ernfihafter ganzer fliffe ceallen tugenden. si fol vnder ieclichen
fiollen ein lugende fetzen, diu erft recht befcheidenheit diu ander
geilllich Zucht diu tritte verfmechte dirre well vnt aller ir gezierde
diu uierde froede ingot das nit fehler beweget werde. 20
Herz ein Kloster.
S(rafsb. HS. B Uß. 15 Jh. Pap.
[36 VW.] Hein fridefani hercze ift ein klofter da ift gol ein apt
inne § Befcheidenheit ift die eptiffen § üemuot ift ein prioriu §
Gedult ift die cufterin § Göttlich forhle ift (Vw portenerin § Mil-
tekeit ift die fiech meifterin § Die heiige triualtikeit ift die fchuol-
30 lluncke 31 Math. 21, 22. 82 gelouben 33 Joh. 14, U fg. 16, 23 fg.
10 die Handschrift vier 20 hinler das fehlt der ftiiol oder er
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5 meifteriii § Gixulo ift der prieder § Danckbarkeit ifl die feng-erin
§ Annuot il't die Ichairenerin § Gehorlainkeil ift die klofterfrowe
§ Andaht ill der kor § Minne ift der allar § Die engel finl die
duener § Bokentniffe ifl das criulz § Vebung ifl der cruczgang
§ Bedehtniffe des todes ift der kirch hoff § [rw.] Barmherczikeit
10 das fiech hiifz § Meflikeit ift der reuentor § Zuhlikeil der tüfch
§ Gütlicher troft ift die köcherin § Gütlich fiiefikeit ift die fpife
§ Kiiifchkeit ift das floffliufz § EinaMe die zelle § Ein geriegick
hercz ift der ftrofack § Fride ift der bonigarte § Swigen ift der
weg § Vndergon fint die böiin § Volherlunge in lugenden vnlz
15 an das ende ift die frnht die wür eweklichen nueffen werden Amen
Ein Gebet.
Ebendaher.
Dis gebet fol man fprechen vf die Non zil fo man iemer ebenfte
kan wer es aber vf die [234 vw.] Non zil nüt geliion mag daz er
gefumet würl Der mag es tuon vor oder nach alfo es ime aller bafl fuegel
§ Ich beuilhe mich in den gewalt des vatters Ich beuilhe mich
5 in die wifheit des fünes Icli benilhe mich in diu guete des heiligen
geiftes 4" Ich beuilhe mich noch hiute Vnd bitte dich herre daz du
mich verbergen hinder den fchilt dines heiligen Criuces Vor allen
minen vienden liplich vnd geiftlich gefihtlich vnd vngefihtlich Daz mir
nieman kein fchade fi an Übe an feie an guote an eren Hcrre ich
10 j)ittc dich daz du mich verbergcft hinder [234 rw.] den rücken dinre
heiligen menfcheit vor allen minen vienden liplich vnd geiftlich -f-
Herre ich bitte dich daz du mich verbergeft hinder den fchilt dinre
heiligen marler vor allen minen vienden liplich vnd geiftlich -|- Herre
ich bitte dich daz du mich verbergeft in die tieffe dinre heiligen
15 fünf wunden vor allen minen vienden lijtlich vnd geiftlich + Herre
ich biUe dich «laz du mich behueleft vor aller fünllicher hertekeit
gegen minen eben menfchen Min milter got ich bitte dich ovch daz
du in welleft vergeben alle ir fchuldc; vnd niiffetat Herre ich bitte
dich vnd beuilhe dir alle min zil mines eilenden lebendes vnd [235 vw.]
20 die ftunde mines todes Vnd bitte dich lieber herre daz du mir gebeft
gancze bihle Buolze Vnd ganczen veften ftetlen ruwen bitterlich vmb
alle mine fünde § Herre Ich bitte dich ovch daz du mir gebeft
dinen heiligen fronen licham zuo einre gewiflieit mines eilenden lebendes
Vnd zuo einn' ficherheit dines ewigen lones Vnd mir h(>lfeft daz ich
25 von dir niemer gefcheiden werde in nomine domini Amen
8 d. i. diener 9 lies Gedehtniffe 12 d, i. gerüewic
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Zwei Segen.
Ebendaher.
I.
Bl. 235 VW. § Der Graue Philippus von tlamiern der heis einen
Ritter enihovbten vmb ime miffetat Do enmöhte in nionian verwunden
Do wart er gefraget war vmb daz were Do fprach er ob er [235 rw.]
ime geloben wolle daz er in nit erfluege Er feyte ime war vmb
daz were Vnd do er ime daz gelobte Do zoegete er ime dis brief'elin 5
-f lehus chriftus + deus fortis + Protege -|- Salua -f- Benedic
Santifica + Perfignum fancte crucis de inimicis noftris Amen -|-
Kafpar -|- Balthafar -f- Melchior -f- Ihus autem tranfiens permedium
illorum ibat -\- Vade inpace Amen
II.
§ Hec fancta verba dei dicas
Primum verbum Pater ignofce illis quia nefciunt quid faciunl § Secun-
dum verbum § Ecce mulier filius tuus Et ad difcipulum Ecce maier
lua § Tertium hodie mecum eris inparadiCo § Quartum Sitio §
Ouintum Con[236 vw-jlnmatum eft § Sextum Deus deus mens refpice 5
me Vi quid me dereliquifti § Seplimum In manus -|- luas domine
connnendo fpiritum meum redemifti me domine deus veritatis § Protege
-f- § Salua -j" Benedic -\- Sanctifica famulum tuum N Amen
-f- Ihefus autem tranfiens permedium illorum jbat Si ergo mo
queritis finita hos abire 10
Mache ein Criutze über die ftirne für den munt Vnd über daz
hertze Vnd fprich Ich beuilhe mich hiute in die vier örter de« lebenden
Criuces das got vs ime felber machte Vnd in die erfchreckunge als
vnfer herre Ihefus chriftus erfchrak do er finen gegenwertigen tot an
fach § Vnd in den vmbehang der göllichen erbermde § Vnd in 15
die [236 vw.] Demuot der menfcheit vnfers herren Ihefu chrifti Vnd
in fine heiligen wunden Vnd vnder den vanen fines heiligen bluotes
Amen Dicas quinque pater nofler et Aue maria Inhonore wlneribus
eiufdem domini noftri Ihefu chrifti Et in honore beate marie virginis
ffloriofe etc.
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