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Full text of "Altdeutsche Predigten und Gebete aus Handschriften, mit Abhandlungen und einem Anhang"

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ALTDEUTSCHE  PREDIGTEN 
UND  GEBETE 


AUS  HANDSCHUJEFEN. 


GESAMMELT  UND  ZUR  HEUAUSGABE  VORBEREITE 


VON 


WILHELM  AYACKERNAOEL. 


MIT  ABHANDLUNGEN  UND  EINEM  ANHANG. 


'^M' 


l 


BASEL 

SOHWEIGHAUSERISCHE  YERLAGSBUCHHANDLUNü 

HUGO  RICHTER. 

MDCCCLXXVI. 


Inhalt. 


Seite. 

Predigten  und  Tischreden             .......  1 

Segen  und  Gebete        . 211 

Abhandlungen      ..........  248 

I.  Die  Handschriften           .......  253 

II.  Die  altdeutsche  Predigt 291 

III.  Die  Sprache  in  den  altdeutschen  Predigten    und  Ge- 
beten.    Von  Karl  Weinhold            ...                  .  446 

Anhang         .         .         .         .         .         .         .         .         .         .         .517 


Inhalt  des  Anhanges. 


Inhalt  der  S.  Georger  Handschrift 

Lesarten  der  S.  Georger  Handschrift 

Drei  Predigten  aus  der  S.  Georger  Handschrift 

Inhalt  der  Haager  Handschrift 

Lesarten    zu   LXII  und  LXIII  aus  der  Basler  Ausgabe  der 

Predigten  Taulers 
Aus  einer  Basler  Handschrift 

I.      Eine  Predigt  Taulers 

IL     Eine  Predigt  Susos 

IIL   Gebete  zu  den  Tagzeiten 

IV.    Gebete  vor  der  Communion 
Aus  den  beiden  Sarner  Predigthandschriften  Sa  und  Sb 
Vermischte  Mittheilungen  aus  verschiedenen  Handschriften 

Fünf  Lesemeister  zu  Strassburg 

Sieben  Lesemeister 

Zwölf  Anachoreten 

Ein  Lesemeister     . 

Von  gebet      .... 

Drei  Nutzen  des  Gedenkens  an  unscrs  Herren  Marter 
.     XVI  Nutzen  des  Gedenkens  an  unsers  Herren  Marler 

Sechs  Gnaden  vom  Empfang  des  Fronleichnams 

XV  Gnaden  vom  Ave  Maria 

Dis  ist  ein  guot  a  b  c 

Fünf  Weisheiten  des  Gebetes 

Ruhestatt  Gottes  im  Herzen 

Herz  ein  Kloster 

Ein  Gebet      .... 

Zwei  Seffen 


Seite 

517 
518 
522 
541 

54  i 
547 
548 
552 
561 
572 
583 

598 
600 
600 
603 
603 
604 
605 
606 
606 
607 
608 
609 
609 
610 
611 


Vorwort. 


Bereits  1847  war  dieses  Buch  von  der  Verlagshandlung  als 
demnsechst  erscheinend  angekündigt  worden.  Jahre  nachher  citierte  es 
Wackernagel  in  seiner  Litteraturgeschichte  als  ein  noch  nicht  erschie- 
nenes, aber  doch,  wie  sich  daraus  verstand,  bald  zu  erwartendes. 
Gleichwol  blieb  es  aus ;  die  Litteraturgeschichte  selbst ,  das  Haupt- 
und  Meisterwerk  ihres  Verfafsers,  kam  von  1855  an  ins  Stocken  und 
blieb  ein  Torso,  dem  die  Wirkung  des  vollendeten  Bildes  entgehn 
muste.  Von  den  Predigten  und  Gebeten  bekam  nur  ein  und  der 
andere  Gelehrte,  dessen  Studiengang  ihn  veranlafste  sich  darum  zu 
bekümmern,  die  Aushängebogen  zu  Gesicht  und  zur  Benutzung.  Ein 
beklagenswertes  Zerwürfnis  mit  dem  damaligen  Eigentümer  des 
Schweighauserischen  Verlags  hatte  Wackernagel  bewogen  mit  Arbeiten 
inne  zu  halten,  die  man  auf  jener  Seite  nicht  gebürcnd  zu  würdigen 
schien,  während  ihm  die  Macht  nicht  zustand,  über  das  bereits  ge- 
druckte zu  Gunsten  eines  anderen  A^erlages  zu  verfügen. 

Als  ich  im  März  des  Jahres  ,  das  er  nicht  überleben  sollte, 
den  teuren  Verewigten  zum  letzten  Mal  besuchte,  war  er  nach  einem 
verkrankten  Winter  wieder  voll  Lebensmut  und  voller  Vorfätze.  Er 
wollte,  nachdem  er  so  lange  in  seinen  Vorlesungen  über  Grammatik 
und  in  seinem  Glossar  nur  das  Griechische  und  Lateinische  mit  dem 
Deutschen  verglichen  hatte,  sich  nun  auch  im  Sanskrit  einbürgern; 
er  wollte  die  Litteraturgeschichte  zum  Abschlufs  bringen,  wiewol  von 
einem  gewissen  Punct  an  ohne  Anmerkungtni ;  er  wollte  auch  die 
Predigten  und  Gebete,  oder  vielmehr  die  Abhandlungen  dazu,  vollen- 


VIII 

«len  und  das  Ganze  ans  Licht  fördern.  Das  MIsverhitllnis,  das  so 
verhängnisvoll  geworden  war,  halle  der  Tod  geloesl.  Aber  ihm 
selbst  war  keine  Frist  mehr  für  so  vieles  gegeben:  kurz  vor  Weih- 
nachten hatte  er  seinen  irdischen  Lauf  vollendet. 

Von  Seiten  der  Familie  wurde  mein  Rat  bezüglich  der  Verfügung 
über  seinen  litterarischen  Nachlafs  gewünscht.     Ich  war  rasch  darüber 
im  reinen,  was  hier  das  wichtigste  sei :  na?chst  dem  schon  begonnenen 
neuen   Drucke    des   Lesebuches,    dessen    t^berwachung   ich    auf  mich 
nahm,   handelte  es  sich   darum,    aus   der    Litteralurgeschichte  und  aus 
dem   Predigtbuche   zu  machen    was    sich    noch    daraus    machen    liefs. 
Jene  kam  in  die  Pflege  Ernst   Martins,    durch    dessen   Bemühung   sie 
längst  formell  abgeschlofsen  und  durch    Inhaltsübersicht    und  Register 
nutzbar  gemacht  worden  ist ;   des    Prediglbuches  unterwand    ich    mich 
selbst.     Es  winden  mir  20  Aushiingebogen  davon    übergeben,    die  in 
der   zweiten    Abliandknig    mit    der    Anmerkung ,    die    man     jezt    auf 
Seite     324    fg.      liiulel  ,     abbrachen.      An    Manuscripl    fanden    sich 
darüber    hinaus    nur    zwei    Doppelblätler    in     grofsem    Quarto ;     aber 
das  ausführliche  Heft,  nach  welchem  Wackernagel  im  Winlersemestei- 
1866  auf  67über  die  altdeutsche  Predigt  gelesen  halle,  gab  mir  die  Hoff- 
nung, wenigstens  diese  Abhandlung  in  seinem  Sirnie  vollenden  zu  können. 
Zu     der     andern     auf     Seite     252      angekündigten      über    das     alt- 
deutsche Gebet  fand    sich    nur    der    allererste,    kaum    eine    Blattseile 
füllende  Entwurf  vor,  nach  dem  ich  mir  nicht   getraute    etwas  liefern 
zu  können,  das  sich  an  diesem  Platze  dürfte   sehen  lafsen.   Die  letzte 
Abhandlung,     über    die    Sprache    der    abgedruckten    Denkmjeler,    war 
niemand  herzustellen  berufener,  als  Herr  Professor  Weinhold.  Er  zeigte 
sich  auf  meine  Bitte    sogleich    bereit,    diesen    Beitrag   zu    dem   Buch(> 
zu  liefern,  und  war  damit  bereits  im    Herbste    1871    zu    Stande    ge- 
kommen. 

Ich  aber  fand,  als  ich  im  Sommer  desselben  Jahres  der  mir  vor- 
behaltenen Arbeil  n.Ther  getreten  war,  sehr  bald,  dafs  ich  mich  ge- 
waltig an  ihr  verrechnet  halle.  Schon  das  wenige  Manuscripl,  das 
vorlag,  muste  sofort  nach  dem  Hell  umgearbeitet  werden.  Dieses 
selbst  gieng  sodann  über  die  Predigten    des   12.  und   13.  Jahrhunderts 


IX 

bis  zu  Berthold  mit  einer  allgemeinen  Charakteristik  weg,  behandelte  Ber- 
thold zwar  in  schoensfer  Ausführlichkeit,  wurde  aber  dann  so  summarisch, 
dals  es  sich  zur  Veröffentlichung  gerade  zu  nicht  eignete.  Es  zeigte  darin 
die  Belchaffenheit,  die  Collegienheften  in  erster  Ausarbeitung  leicht  eigen 
ist :  aber  es  war  wol  auch  ein  innerer  Grund,  der  die  Lust  zu  einem 
tieferen  Eingehen  nach  dem  Schliifse  hin  vermindert  hatte.  Wacker- 
nagels ganzer  Sinn  war  der  Aufspürung,  der  liebevollen  Ergründung 
des  volksm?pfsigen  zugewendet;  wie  es  denn  auch  nicht  ganz  nur 
an  äufseren  Umständen  mag  gelegen  haben,  dafs  er  die  Litteraturge- 
schichle  gerade  nur  bis  in  den  Anfang  der  Periode  förderte,  wo  das 
gelehrte  Element  die  Litteratur  allein  und  ganz  beherscht.  Berthold, 
dieser  Classiker  der  Volksma^fsigkeit,  war  sein  ganzes  Entzücken  ge- 
wesen; die  esoterische  Natur  der  Mystik  sprach  ihn  nicht  gemütlich 
an,  und  seine  kerngesunde,  einfältig  kirchliche  Beligiositaet  konnte  sich 
mit  Eckard  nicht  befreunden. 

Ich  war  bis  dahin  der  geistlichen  Prosalilteratur  des  Mittelalters 
niemals  naeher  getreten ;  nun  erwuchs  mir  die  Pflicht,  mich  auf  diesem 
weiten  Gebiete  zurecht  zu  finden ,  mir  ein  selbständiges  Urteil 
darüber  zu  erwerben ,  einen  grofsen  Teil  der  Arbeit  ganz  selb- 
ständig zu  leisten.  Dazu  gebeerte  unter  anderm,  dafs  ich  mir  von 
der  S.  Georger  Handschrift  der  grofsen,  schon  durch  ihre  Verbrei- 
tung bedeutsamen  Predigtsammlung  vom  Ende  des"  13.  Jahrhunderts, 
aus  der  Wackernagel  zum  ersten  Mal  umfafsendere  Mitteilungen 
gab,  genaue  Kenntnis  verschaffte,  da  jener  sich  begnügt  hatte  sie  zu 
erwähnen.  Die  Karlsruher  Bibliothekverwaltung  vertraute  mir  die  Hand- 
schrift aufs  dankenswerteste  Monate  lang  an,  und  ich  fand,  dafs  sie  einen 
älteren,  befseren  Text  gewährt,  als  die  von  Wackernagel  benutzten 
Handschriften.  So  wurden  Mitteilungen  auch  aus  ihr  für  den  An- 
hang unerlaefslich,  den  schon  Wackernagel  dem  Buche  zu  geben  beabsich- 
tigt und  Material  dafür  zurecht  gelegt  hatte.  Die  groeste  Aufgabe  aber,  vor 
der  ich  mich  sah,  war  dem  schöpferischen  Genius  der  mystischen  Predigt 
annaehernd  so  gerecht  zu  werden,  wie  Wackernagel  es  dem  der  volksmaefsi- 
gen  geworden  war.  Hier  nun  war  ich  in  der  schlimmen  Lage,  einen  Stoff 
zu    bearbeiten,    von    dem    ich    aus    den    von    Preger    veröffentlichten 


X 

Vonirbeilcii  siili.  duls  ihn  ein  anderer  längst  zum  Gegenstand  des 
eindringendsten  Studiums  gemacht  hatte  und  in  unvergleichlicher 
Weise  beherschte. 

Als  ich  nach  grofsen.  durch  anderweitige  Pflichten  verursachten 
Unterbrechungen  im  September  1873  mein  Manuscript  endlich  zum 
Druck  abgeliefert  hntte,  wurde  ich  erst  gewahr,  dass  der  bereits  ge- 
druckte Anfang  der  Abhandlung  über  die  Predigt,  und  mehr  als  das, 
gar  nicht  mehr  existierte,  dafs  die  ganze  Auflage  von  Seite  265  au 
längst  zu  Maculatur  gemacht  worden  war.  Von  da  an  musle  also 
der  Druck  neu  beginnen,  und  lum  wurde  es  auch  Pflicht,  das  was 
das  Heft  zu  dem  Drucke  hinzugetan  hatte,  dem  neuen  Druck  einzu- 
verleiben. Dieser  Arbeit  unterzog  sich  Wackernagels  treuer  Schüler, 
Herr  Dr.  Sieber  zu  Basel,  dem  ich  auch  für  die  Revision  des  Satzes 
verpflichtet  bin ,  mit  nur  weniger  Mitwirkung  von  meiner  Seite. 
Kaum  war  diese  Verzögerung  des  Druckes  überwunden,  so  wollte 
es  der  alte  Unstern  des  Buches,  dafs  ein  Wechsel  im  Eigentum  des 
Verlages  eine  abermalige  herbeiführte.  Unterdessen  wuchs  zugleich 
sein  Umfang  durch  die  Bereicherung  des  Anhange»  mit  Stücken  aus 
einer  Basler  Handschrift,  die  mir  nun  erst  zur  Kenntnis  kam.  Ich 
liefs  es  darauf  ankommen,  weil  so  das  Buch  sehr  viel  geeigneter 
wurde,  den  Zweck  einer  wenn  nicht  gleichma^fsig  angelegten,  doch  das 
bedeutsamste  vertretenden  Mustersammlung  altdeutscher  Predigten  und 
Gebete  zu  erfüllen;  zumal  von  Suso  und  Tauler  in  ihrer  wirklichen 
Gestalt    so  wenig  erst    zum    Gemeingute  gemacht  ist. 

Ich  hatte  es  von  Anfang  an  als  Pflicht  l)etrachtet,  meine  Zutaten 
neben  dem  was  Wackcrnagels  Eigentum  ist  kenntlich  zu  machen,  was 
.sich  durch  Klammern  eine  Zeit  lang  ganz  wol  erreichen  liefs.  lumier 
mehreres  aber  muste  mehr  oder  minder  umgearbeitet  werden,  wo 
dann  auf  jede  Unterscheidung  des  Eigentums  zu  verzichten  war.  Nur 
wo  ich  ganz  selbständiges  an  die  Stelle  der  kurzen  Andeutungen  des 
Heftes  setzte,  trat  Möglichkeit  und  Pflicht  dazu  wieder  ein:  und  so 
schliefst  sich  denn,  ich  gebe  zu  in  etwas  monstrfl3ser  Weise,  die  letzte 
Klammer  auf  Seite  376  erst  auf  S.  439.  In  diese  ganze  Partie  sind 
nur  wenige  Sätze  Wackernagels  eingellochten. 


XI 

Von  der  Unzulänglichkeit  dieses  Versuchs  über  die  alldeutsche 
Predigt  bin  ich  lebhaft  durchdrungen.  So  weit  ihn  Wackernagel  für 
den  Druck  ausgearbeitet  halle,  war  er  nach  so  langer  Zeit  in  vieler 
Beziehung  natürlich  veraltet,  und  auch  das  Heff,  auch  in  seinem  vor- 
dersten Teile,  war  dem  Forlschritte  der  Wii'senschafl  noch  nicht  gerecht 
geworden.  Was  ich  hinzti  brachte  hätte  aus  vorhergegangener  For- 
schung im  Einzeln  erwachsen  müssen;  sie  fehlte,  und  ich  muste  aus 
dem  Ganzen  heraus  ins  Einzele  bauen.  Es  hilft  nun  nichts,  die  Verwegen- 
heit zu  bedauern,  die  mich  ans  Werk  gehn  hiefs,  statt  einen  Berufneren 
dafür  zu  werben.  PielfPt  war  stark  dabei  im  Spiel,  und  ich  mufs  doch 
des  Vorwurfes  gewärtig  sein ,  die  Hinlerlafsenschaft  eines  solchen 
Mannes  mit  zu  wenig  Pieta?t  ver wallet  zu  haben.  Was  mich  troBslet 
ist  das  Bewuslsein  des  ganz  persoenlichen  Gewinnes,  den  ich  aus  der 
Beschäftigung  mit  diesem  Stoffe  und  besonders  mit  Eckard  gezogen 
habe. 

Möge  man  die  Abhandlung  neben  dem  bedeutenden  Material, 
(las  hier  geboten  wird,  und  neben  der  Arbeil  Weinholds  nachsichtig 
in  den  Kauf  nehmen. 


Darmstadl  im  ScpU'udier  1S75.  M.  Rieger. 


PKKPir.TEIV  imti  TISCHREDE1\. 


Altd.  Pietliffteii. 


r 


iScrmo  de  angclif. 

Got  vnfi,.  „e,.,.c.  „ef  a„e.o„,e.  v„..e  .er  o,.„e  „>,„a„  .i.in  „e„.„,. 
indirinie  übe.  der  \\olte  erchennit  werdiii.  viule  Avolte  gelobit  Aver- 
din.  vnde  geoiinnot  A\erdin.  dnr  vml)e.  daz  vone  den  drin  dingin. 
ettewer  teil  inplüenge.  f'inir  gotelicliir  lierfcheplite.  Vone  difen  drin 
dingin  gefcliopher  eine  geiftlidie  gefchepphede.  folichir  nature  daz  5 
(iv  niene  mahti  mit  handen  gervoret  werdin.  noch  mit  handin  ge- 
licbit  werdin.  daz  Avarin  die  heiligin  engole.  fo  ftarcher.  vnde  fo  ftater 
nature  da»  fi  nicmir  zer  vallen  nemugin.  vnde  gefchvoph  fie  fo  wiz- 
zige.  daz  fie  got  er  chandin.  fo  fi  in  aller  ereft  anifahin.  vnde  gab 
in  felbchvre.  vnde  friheit  ze  tvonne  fwedir  fie  woltin.  daz  fi  ir  fchep-  10 
phare  warin  gehorfam.  oder  ungehorfara.  vnde  fi  uone  iewedemie 
rehtin  Ion  inphingin.  uonder  gehorfami  den  ewigin  lib.  uone  der  un- 
gohorfami  den  ewigin  tot.  Alfolich  gefchvoph  unfir  herre  got.  alle 
cngele  da  zihimile.  Under  den  engileu  allen,  waf  einir  der  herefte. 
der  ovch  nu  ift  aller  tiuele  furfte.  der  chvom  uone  finen  tiephin  ge-  15 
danchen  ze  nide.  vnde  zvo  vbirnivotin.  vnz  er  fo  verre  gefundote. 
daz  oz  imo  nicmer  virgebin  wirt.  Waz  Avaf  div  fvnde  fo  unfirtra- 
giiiüchv?  Daz  fagin  \\  ir  iv.  Kr  bechande  ane  got  daz  er  fin  fchephare 
waf.  ubir  die  A\arvn  wizzintheit.  fprach  er  infineme  mvote.  mit  ge- 
dancliin  niiit  mit  offener  ftinime.  daz  er  wolti  Averdin  ebinhere.  dem  20 
aller  hohiftime.  fime  herrin.  Def  gedahte  er  dainne.  mit  ubeleme  willin, 
Aone  div  hivil  ovch  er.  mit  allen  ime  nach  volgentin  gnozzin!  mittem 
uuillin  in  ime  feibin.  (210  b)  fo  uerre.  daz  er  niemir  ne  mag  noch 
ne  wil  widir  chomin.  Unde  zi  der  felbun  ftunde  fo  er  gefchaphin 
A\ art.  do  beuil  er  ovch.  Avane  AAare   er  fo  lange  mit  gote  geftandin.  25 

I,  17  Waz]  die  Bandsvhrift  Vaz       22  biwil 


uiiz  er  uolle  liati  Ijioruclut  moz  ^ot  \\i\rv.  Ib  iio  w^we.  doz  nicht 
iiiugilicli  (laz  er  daime  Leiiiiele.  alle  dv  reri|>liit  quit.  Non  tiiuet  laji- 
lum.  (|ui  dei  inliat  lial)itacnluni.  Dane  wal'  neliein  twale.  alle  der 
(iwel    i;elcliai)liiii    wait.    do    hecliander  wole.    daz  got  fiii   lclie])haie 

;iÜM;ir.  «lo  nidote  er  in  linir  i!(MlVlie|i(e.  \  inlc  liciicrele  lieh  daz  i-r  inie 
nndirtan  Avare.  Sa  zie  den  llundin  iiiel  er  \  nde  alle  line  v()li;are. 
\onder  herlehej)Ii(e.  da  l'ie  zvo  i;ierrlKi])hin  warin.  vnde  die  lie  den- 
noch g^^  innen  Ibllon.  \  l)e  lie  ii,eri;iii(!in  warin.  Do  h\  oJ)  lieh,  daz 
urlovgo  da  zi  hiinele  alle  div  IViiphit  «[iiil.   Taelnn»  elt   lilenlinm  in- 

35  celo  dum  conmitleret  hellinn  draco  cum  miehaliel  arcliangelo.  e<  an- 
dita  elt  uox  milia  niilinni.  dicenliiim  faluf  deo  noltro.  Vnfir  hene  der 
alinalhigot  gel'cholip  die  zvo  iiahira«  der  en^cde.  \  nde  der  mennilgon. 
ze  div  daz  er  uone  in  heiden  iicheniiit  a\  rde.  Den  inennireliin  ,i;ie- 
r(lHi|dier    dar    unibe    daz    der  celiinde  choi-  wurde  ir  l'ullit.    den  dei- 

40  (iiiil   li;i(    virlorn.    (h  rcli   liii   ulier  nivof.   Derl'ellie   niennili^e   heiiil   uon 
dei"  tiuveler  rate,  den  clioNjihle  got  widirc  zi   l'inen  i',nadon.    nii(    ne- 
lieineme  anderen  werde  wan  »nit  fin  felbil"  lilvole. 
J)cr    lieiligon    engile    linl    ni\n    chore.    wane    wir    w  izzin    uone    der 
hciligun  Icripht  daz  da  zihiniile  fint.  angeli.  archangeli.  virtutel".  po- 

■'i5  teftatef.  piincipalul'.  dominationel".  tlwoni.  cherubin.  et  fcraphin.  AICe 
hat  lanclui'  pauhit  geneniniit  die  nun  lanienunge  der  lieilii;;pn  engele. 
Von  div  Iprach  der  AxilTage.  uon  deme  engele  der  aller  hereft.  vbir 
die  nivn  ordinef  gelchaphin  wal".  Wie  (2(1  a)  AVie  fprac  er?  AU'nr. 
Tu  lignaculum  llniilitudinir  ])Ienul'   faj)ientia.  et  ijeifeclul'   decore    in- 

50  delicüi"  paradifi  dei  fuilti.  Daz  fpricht  alfuf.  daz  er  wäre  ein  iniigile. 
nach  demo  frone  hilide.  vollir  MÜheite.  vnde  uollechonicner  inaller 
gicirde.  in  aller  der  wnnc.  vnde  in  aljer  der  a\o1  gitani.  vnde  in 
allen  den  zartnulTen  dei"  jjaradilil'.  dei'  alniahligen  golel".  Dabi  mag 
man    nierchin    daz   l'in   nadir  alle  herliche  Axal'.    I'o    daz    frone    bilide 

55  gotif.  ic  uerrer  unde  me  an  ime  irhabiji  w  al".  l  nde  alle  daz  a\  ahc 
gefmidc  gezieret  wirt  mil  deme  edelen  gelteine.  allo  waf  der  bereit 
cngil.  dei-  da  biez  liiciler.  vnde  nv  heizit  latanal".  Waz  wal"  er? 
Wndirlichc  gecirit  mit  allen  den  loliczonden  ftcinin  dcf  grvonin  j)a- 
radilil".    daz    fint    die    nivn    chore    der   heiligon  engele.  mit  den  daz 

CO  himilriche  gecierit  ilt.  alle  daz  vvahe  gefmide  mit  dem(j  edelin  ge- 
lteine. Aber  alliu  dv  fcbonbeit  div   anden  ni\ii   lanienungen  waf    div 

29  felipliaic  32  ■jiorclipliin  3-4 Mmc  37  naluie  W  Hioni  46  7?o»i.  8,  38. 
Thessul.  1,  '(.,  in.  Ei>ltes.  1  ,  21.  3  ,  10.  f.,  12.  Coloss.  1,  16.  2,  10.  15.  47  Ezech. 
28,  12.  13.       5'(  iiar       56  lierol       (50  ediu 


>vaf  uollichliche  an  ime  eiiiin.  alle  da  gefciibin  ftal.  Omnir  la])il"  piccio- 
ful'  o])CMiinoii(um  (iiiini.  Vil  U'bin  nv  haut  ir  virnoinin  vonder  iniche- 
lir  hoilchcphtc.  da  der  t\  vol  zvo  gelcljaphin  wart,  die  er  dennoch 
gewiiinin  folto.  ob  er  mit  go(e  geftandiu  wäre,  vnde  wie  er  die  her- 65 
Ichat  alle  viilol"  durch  linc  uhirnivot.  nv  vir  nenient  ovch  vone  den 
heiligen  cngilen.  die  do  mit  gole  da  zimcle  geriimdiii.  vnde  nv  alle/, 
ane  fchinint  vor  der  anelüit  del"  almalhtigin  golei'.  Die  lelbin  geil'te 
der  hiniillchvn  heinmvote  die  lint  iemir  alle  Itunde  geilte,  vnde  ne- 
mvgin  abir  nviwet  alle  ftvnde  A\erdin  gihezziii  engele.  Avande  der  70 
namo  der  man  qvid  eiigil.  der  höret  zvodeme  aniniite.  daz  den  edi- 
len  geil'tin  bievolen  wirt  fo  man  lie  l'cndit.  zvoder  ftvnde  hcizint  fie 
engile.  vnde  andirf  nimii-.  Ez  gclchihit  vndir  ftvndin  daz  en  chunic 
(Mi  b)  ein  bifcgof  fendit.  die  wile  dcnne  der  bil'gof  in  der  hote- 
fchephte  Ichinit.  fo  heizit  er  ein  böte.  Swennc  er  abir  fine  botefchat  75 
ir\\irbit.  vnde  er  heim  chvmit.  fo  hez/.it  er  abir  ein  bilgof.  Alfo 
chvmit  ez  vmbc  die  cdilen  geilte,  da  ze  himile.  fo  fie  got  fendit 
fo  fint  fie  engele.  Man  angeluf  daz  qvit  nuntiiif  intivlchin  böte,  fo 
fi  ir  botelchpaht  er  ^erbint.  fo  hcizzint  fie  gelte,  vone  natur.  Von- 
div  fprach  der  wife  daniel.  Milia  miliura  miniftrabant  ei.  et  decief  SO 
milief  centena  milia  affiftebant  ei.  Yil  libin.  AI  nach  ire  ammite 
\\  erdint  lie  genenunit  angoli.  fo  fi  mazlichin  ge\\erb  in  dife  weit 
botefchephtont.  Archaiigcli.  I'o  fie  die  hereftin  botelchephtc  Avcrbint. 
alle  fauctnf  gabriel  zvo  viilcr  frovwn  fancte  marlon.  Indirre  werlte 
mvoz  man  die  h(e  benamen  nemmin  oder  nieman  neweiz  wen  man  85 
neimit.  abir  indcr  himilfgun  gnozfchepte  danian  alliv  ding  erchennit. 
ane  zw  ivil  alfe  fie  fint.  da  nebedarph  niman  neheinif  namin.  Swenne 
fi  abir  her  nidir  zvo  vnf  gefendit  werdint.  fo  mvozin  wir  in  namin 
gebin.  ioglicheme  nach  finemc  ammite.  daz  \\\v  fie  dabi  erchennen. 
Inder  \  m\  irw  izzenlieitc  dilfir  gaginw  artigin  libif.  daz  ift  vnf  otfin  an  90 
famio  michahele.  Michahel  «laz  (jvit  quif  ut  deuf  \\er  il't  alfo  got. 
Da  hat  er  den  namin  nah  finenie  ammite.  A\az  waf  fancti  niicha- 
helif  ammet''?  Daz  fagiii  ^\  ir  iv.  Sanctul'  michahel  der  hat  allo  fri 
felbcinre.  fo  der  tvivil.  mhIc  mahti  andie  vbirmvot  gevallin  fin.  mit 
demo  tivvil  ober  Avolti.  Alfo  ei-  do  innan  wart  daz  der  herift  engil  95 
Midir  gote  gedahte.  do  dahte  fanctuf  michahel  her  ^\  idir  zegote. 
vnde  dahte  alfuf  qnif  nt  deuf.    Wer  mobti  fo  her  fin  fo  god  felbe. 


62  Ezccli.  28,  13.  6*  dannoch  72  bicvolct  73  chviiit  T'r..?.^  botefchphte 
78Ynlvzin  79  nal'  80  Dan.  7,  10.  81  mief  Alle  87  Swnnc  91  wer]' 
Ter 


6  I  .  II 

min  fcheppliarc.  (212  .1)  in  den  i!;e(l:)iHliin  fo  der  t\ivil  widir  f;ot 
gedahtc.  vnde  fanctuf  michaliel  her  \\  idere  zo  i:;ote  i^odalilc.  do  w  art 

100  ein  flilli  alle  ein  liall)v  Itvnde  da  zihiniiie.  \Va/  Axal"  div  Itilli  ?  Ein 
fo  lang  hant  \\ile  daz  die  nivn  chore  geftvondin  mit  lanrto  micha- 
hcle.  do  der  tivvil  figin  hegunde.  mit  allen  inic  nach  volgendcn  ge- 
nozzin.  Inder  l'tilli  In  ob  lieh  daz  \  rlvgc  in  zw  iffen  fancte  micliahele. 
vnde  demc  tivvele.  daz  iniir  wefin  mvoz  vnz  an  daz  inngiCt  viteilde. 

105  AVaz  A\af  daz  vrlovge''?  Swa  vilovge  il't.  die  in  eininie  teile  lint. 
die  A\eln  ein  dine.  die  iine  andir  (eile  linl.  die  wen  ein  andirz.  Die 
denie  ti\  vele  ge\  oi^ieton.  die  ne  mvgin  noch  wein  nieniir  widir 
chomin.  Die  lanc(o  miehaliele  gievolgelon  den  wart  daz  gigehin  daz 
fmie   mvgin    noch    wellen   nieniir  vone  gote  gicherin.    daz  l'int  zwei 

110  vngeliehiv  dinc.  Diz  vrhge  hvol)  lieh  do  der  tiv\  il  l)iviel.  (1\  ich 
fin  vbirmvot.  vnde  do  lanctnl"  michahel  mit  goto  geCtvoiil.  Aach  der 
itilli  do  hvoh  fic  ein  gchrahte  da  ziniile  daz  alli\  (li\  iNlint  der 
heiligen  engele.  die  dazihimile  liilildn  warin.  die  riephin.  \  nde  io- 
beton   den  almaliligin  got  (inir  genadon.  allVl'.     iS'unc  (acta  elt  lalul'. 

115  honor.  et  virtui'.  onini])oten(i  deo.  Ail  liel)in.  noh  hant  ir  die  lelb- 
chvre.  alfe  der  tivvel  habete.  n\-  bewanit  ivch  del'  \aller.  den  der 
tivvel  erlitin  ha])it.  vnde  der  w  izo  lo  er  iemittont  lidit.  Nv  bevc- 
lent  weh  in  dileme  vnCtatin  zito  in  die  h\  ote  vnde  die  bifcirmunge. 
fancte    michelf.  vn«le  finir  ginozc  der  heiligon  engilon.  der  hereiton 

120engelon.  der  himilfclichon  tuginde.  der  hiniilfelichon  gieualle.  der 
fvrftintvon.  der  herrciiejiliton.  der  geftvlie  def  alniahtigin  golii'  che- 
rvbin.  vnde  iera])hin.  Mit  (2(2  1))  der  allir  helfe,  nivzint  ir  i)eidi\ 
erchennin.  vnde  niinnon  \nlnn  heiiiii  den  alniaclHigin  got  in  der 
phalinze   finif  ewigin  richif.     (Juod   i[>r<'  itr('r(are  digne(Mi". 


Merino  «le.  Areenfioii«'.  doiiiiiii. 

V  . 

I.  illiebin.  ll\(e  il(  nolbiclioniin.  di\  ligenvph  \  nlii  1'  licnin  ciillil'. 
lI\to  fohnan  \onreli(e  \  I"  rili(in  heidN  cr\ce.  vnde  \an.  ili\  zidcnie 
fige  horint.  luvte  ift  allei-  eielt  denie  (iwele  ein  inneklichiz  leit 
giefcheliin.  do  er  fine  gevangin  fo  herliche  (Sorin  lach  indaz  ewige 
5  richc.  Ilivle  frovwit  lieh  alle>:  Iiiniellgiz  lier.  i\jA  der  Icliade  widir 
tan  ift  den  der  tivvil  w  ilont  da  ziniile  gelVvinete.  lli\(e  ift  \nlir 
menniflieit    beltatit    zvoder    zefw\ii  def  ewigin  \a(ir.  llivlc  hat  die- 

mi  t 

112  zilc         11  4  rj//.  .l//oc</M2, 10.         IIT  bcvclent]  bcwani  II,  7  zoCnwii 


n  7 

mennifheith  herfchat  i^ieunnin  vbir  alle  i^efchephede.  Hivte  fint  ir 
zefvzin  choinin  alle  hiniilCce  furftin.  alle  hiinilche  gewalte,  alle  him- 
ilcfe  tvginde.  Hivte  iiarn  anegenge  der  nviwe  weg  dannan  der  lo 
apoftoliif  fprichit.  Oiiia  per  carnem  chrifti  aditul"  cell,  per  quem 
iiulla  priuf  caro  tranricrat.  referatuf  eft.  Hivte  hat  inflozziii  daz 
himilefge  bvrgetor  vniir  herre  crift.  mit  fime  fleifge.  da  e  nie  niemin 
in  kom.  Hivte  hat  den  himil  vf  getan,  daz  frone  hol'tir  lamp.  daz 
dvrch  vnfli  alle  irilagin  wart,  daz  div  Iibin  infigil  ir  offinot  fin  15 
felbif.  Avande  allez  daz  erfvllit  ift  daz  inder  altvn  e  gebildot  wart- 
vnde  daz  die  wiffagin  gefprochin  hant.  von  iiner  mennilgheite.  Hivte 
ift  daz  ir  f\llit  daz  fanctuf  panluf  gefprochin  hat.  Defcendit  primo 
chrirtul'  ut  noftno  particepf  fieret  natura'.  Hodie  afcendit  ut  fue  nof 
participef  faceret  gloriae.  Daz  qvit.  Crift  chom  her  nidir.  daz  er  20 
anfich  nanie  viifir  niennifheit.  Hivte  fvor  er  hin  vf  daz  wir  ewig- 
liche haben  fine  gotcheit.  er  (213  a)  Er  chom  her  nidir  daz  er  vnf 
hivte  gehohti.  er  fvor  hin  vf  hvte.  daz  wir  fant  ime.  vnde  nahime 
dar  fvorin  \ illibin  wände  wir  nv  def  giewif  fin  daz  wir  fant  ime 
indine  w elte  gcfihtiklichc  ne  hein  wefin  habin  mvgin.  vone  div  25 
i'vln  A\ir  gahon  mit  aller  der  andaht  vnfirf  motif  daz  wir  in  e\A  ig- 
liche  feilen  in  fime  riebe.  Dar  ana  kerte  er  alle  die  genade.  die  er 
mit  vnf  begangen  hat.  daz  er  vnf  brahti  in  fin  riebe,  vnde  vnf  da 
gelatcti  finif  ant  Ivlcf  Dar  zvo  fprichit  der  apoftoluf  Videbimuf 
eum  ficuti  eft.  Dar  zvo  fprichit  der  pfalmifta.  Saciabor  cum  aparu-  30 
erit  gloria  tua.  Daz  ift  der  richtvom  den  der  herre  dauid  hiemitte 
meinde.  ut  uideaf  bona  hierufalem.  Qve  nee  oculuf  uidit  nee  aurif 
audiuit.  nee  in  cor  hominif  afcendit.  Daz  ift  div  wnne.  div  fchonheit. 
der  richtvom.  div  frovdo.  div  gefellefchat.  div  gienofchpat.  div  chvn- 
nefchat.  div  trvtfcaph.  div  herfcaph.  div  wirtfcapht.  div  bechennvnge  35 
div  mandvnge.  div  volle  wonvnge.  die  der  herre  dauid  fach,  alf  in 
eineme  fpigele.  oder  in  enir  tvncheli.  fo  uil  fo  er  ef  chiefin  mähte. 
Wie  fprac  er?  (jvidnam  mihi  eft  in  celo?  et  ate  quid  uolvi  fvper 
terram '?  Herre  \\  ar  vmbe  gebat  ich  dich  ie  ivtef  ander  erde,  dauui- 
dir  fo  dv  mir  da  zie  himile  gefchaphot  haft?  AVarvmbe  wart  mir  ie  40 
ze  hivwete  mare  daz  min  ovgen  ie  gefahin.  oder  def  min  lib  io 
bechorte.  da  Avidere  fo  dv  mir  da  ze  himile  gehaltin  haft?  Heia 
Avaz  ez  ift?  Daz  ez  abir  ift.  daz  ncchan  ihc  ne  Avedir  irdenchin. 
noch  gefcribin.    noch  gefprechin.  Dar  ift  der  gvote  hirte  givarn.  qui 

8  ir]  darüber  bumanilati  11  vgl.  Hebr.  10,  9.  20.  adil^  e  celi  19  noflre  — 
nature  20  gloiie  29  Ep.  Joh.  1,  3,  2.  30  Ps.  16,  15.  32  Cor.  1,  2,  9. 
38  Ps,  72,  25.       44  giwarn 


8  n 

45  poftiit  .inimam  fnani  pro  ouibiif  AVir  üu  fiiiv  fcapl».  iiv  hoben  viif 
baldc  nachinie.  Dar  zio  lumolc  lol  viil"  lnn,ü;eron.  alle  den  aren 
(213  b)  nacli  dcnie  (leilTe.  Alle  ez  i^ilcribin  ilt.  \(ine  denie  areir.  er 
fmecliit  daz  tote  fleiz  al  \')ir  daziner.  vntle  il't  ovch  l'chire  dar  vliir 
^eflogin.    Nv  han  wiv  f^elinecbit  ein  (eil  \\a  viifir  lil)  nar  \nnr  Ipile 

50  ift.  nv  hel)en  vnf  dar  y]nv  daz  vchlendc  niere.  dirre  A\erl(e.  AN  ir 
han  daz  l'neJle  i?e\i(lire  damile  wir  Icliieie  dar  ^ellvrcliK  lin.  obe 
vnf  die  zwenc  vellaehce  vor  allen  din^^in  beli\i;it  l'int.  Div  niinne 
golef  vnde  einef  ie^elieliin  nienlTin.  So  wirt  an  vnf  daz  irfvllit.  Wn 
fuerit    corpuf   illuc    congre^^abunlnr    a(juile.     >iv     denrhint    uiilie1)in 

55  Avclcch  wnder  da  ziniele  hivte  indifenie  (a'^e  gcfeah.  do  die  heili^Ai" 
eni^elc  zefaniine  faliin.  vnde  vor  a\  ndere  fprachin.  Qvif  oft  ifte  cp  i 
iionit  de  edoni.  linctif  neftibuf  de  bofra?  Ifte  forniofuf  inftola  fna 
f^radienf  in  nniKididine  forliludinif  uel  nirtutif  fua».  Da  hincvffvorle 
er  liivte  die  i^evani:;in  die  for  fiunf  tiifent  iarc  hino  zo  lielle  i^e\an- 

60  gin  waren.  Daz  ift  vnfer  relli  lierrc.  denie  nivi^in  wir  gerne  dienin. 
der  vnf  Aone  gcvangejien  fcluilehin  in  finenie  riche  geniachot  lial. 
imc  feibin  zc  cliindin  vonc  div  fvl  wir  fpreehin  mit  fanclo  j)anIo. 
Qvif  nof  feparabit  acaritate  chrifti'?  tribulatio?  an  anguftia?  fanief. 
an    nuditaf.    pcriculum.    an    gladinf?    Swenne  vnf  gileitit  vnfir  herre 

65  zvo  fin  felbif  antlvte.  fo  wirt  crift  Mif  allen,  allez  d^z.  def  w  ir  d.i 
goren,  vndo  gedonKin  mvgin.  Einif  fol ichin  licrrin  foldat  nuigin  fiiie 
ellinde  rechin  gerne  itjjjhaliin.  eine  wile  imlirre  a\  erlto.  vnz  iegelicber 
llnin  chaniph  ge\eh(e.  So  gibit  in  deiine  in  finenie  ew  igin  liclie  der 
cheifir  allir  ebvnege  eine   al  foliciie    eorone.     niii   licho  betalle,    der 

70newedirz  nieniir  neliein  aller  \irflizi(.  Den  fo  gelonot  (2  1  i  ;i)  will. 
die  mvgin  Iprecliin.  Fiinef  ecvideninl  niiclii  in  preclarü".  Die  ge- 
brvodire  teilent  ir  erbe  hie  in  dirre  werUe.  ctlewennc  mit  feilen, 
da  donno  daz  feil  hine  geniellit  ez  fi  nbel  oder  gvot.  da  mvoz  ez 
der  neniin.  Der  denne  wellin  f(d.  da/,  ifl  ein  nvil.  ez  zirgat  einir 
75  hant  wile.  Die  abir  hie  fo  dieiiinl  <la/  fi\  inpbaliinl  die  eorone  def 
owigln  richif.  die  miigin  wailiche  fprechen.  Eccc  heredilaf  mea 
])ra'elara  efl  inilii.  So  ift  der  alle  faeh  inirennit  vnUrf  irdilVhin 
lihif.    vnde   ifl   dei-  edele   IVa/,   iiz   "eno;iiin   den   üot   iVIJje  drin   gab   ze 


>r.i.;t 

/«•()  (liMi  arme        .jO  wclilcl'          .",1    p(<no:'iii        '):\  Matth.  -li-, '2H.        ryd  Isaur  (Vi,  i. 

58  fiic        G>  ]{oiit.  H,  :]r).       itrxtus  riiüMh'il'  fiebcfsert.  ain\v\.c]  darüber  .feit". 

c 

OGfoldalJ  darüber  .loa.       (57  rociiiiij  (/(i;(<7>cr  .^lililof.  (59  alle  (c  in  o  gebefscrt) 

foliciie       70  aller]  darüi;cr  fenccl!'.       71.7Ö  y's.  IG,  G.  77  piedara 


II  .  ni  9 

i^olialtinrio.  "SVoz  ;<;o\> niulif  hau  wir  (leniie  au?  fJaiidiuiii.  et  Iciiciain. 
Fr(»\  (U*.  viulc  niaii(lviii:,o.  \  t  tantot  tihi  i^loria  iiu'a  ol  iion  coiipungai-.  SO 
Zvo  rroiion  liohzitiii  lunit  rdioiie  ijewate.  zvo  fclioncmc  gCAvate.  ne 
hoiii  viifrovde.  Die  wiele  w  ir  i»  dcmo  IVlcu  facche  lin.  def  fleifgli- 
ehen  ginvatil".  Ib  iiivozzin  wir  ioiiiir  mit  ivwe  fin.  vniho  viiler  IVnde. 
Sed  portquam  Ipirituf  redieiit  ad  eitm  qvi  dedit  illiiin.  lono  fvrliten 
wir  iiiet  mere.  (biicw  einen  wir  nieh  incre.  Zvodeu  olteron  lioien  85 
wir  eiiiir  Hallte  alleh  ia  div  iiiiiür  gehöret  wirt.  incrdc  noh  in  liiiniic 
e  daz  urteile  ergel.  /eiungei't.  zsoder  wnne  mvozc  iTivvicli  liriiigin. 
di'r  von  liiniolc  dvrih  \!il'  her  iiertiiche  kam.  vnde  \\i(liidar  ziMoIe 
il't  gie  varii.  \nde  da  ri<liir()t  \(>ii  ewoa  vnz  euon.  ])er 


pernio  in  iiatiiiitatc  «loiiiiui. 

llll'e  faiicdil'  aiigüilinul"  gel'crihin  hat.  Sancla  triiiitar  adfaliricandiiin 
hodiineni  ingrelTa  eft  in  uteiiim  uirginii".  Dvrch  (hiz  chon  der  uatir*. 
vnde  der  IVn.  vnde  der  heilige  geiCt  indic  tovgini  lancte  mauivn. 
libif.  daz  von  den  drin  ein  folig  mennilge  da  inne  gewort  wTile. 
alfo-  gevazzoter.  vnde  alfo  gewaphiniter.  mit  vnforf  herrin  men-  5 
nel'gheite.  ^vidir  den  tvuel.  cliriftuf  (21  i  b)  donünuf  nol'ter.  der  daz 
allez  volle  hrahte  an  daz  ende,  nach  finen  genadon.  vnde  nah  ^^l^r 
allir  not  dvrütin.  Alle  drie  choinin  fi  dare.  fi  worhton  aber  unge- 
liciie  da.  Def  nemint  bilde  andifen  fvnf  dingin.  aiulenie  fvnnen.  vnde 
an  cinenio  zw  igebeln  holze.  \ndc  ander  hai'phvn.  vnde  ander  gerte  io 
del"  herrin  aaron.  Mide  anden  nvzzin  i\en  div  gcrhte  gebar.  So  man 
daz  eine  wort  Iprichit.  fvnne.  da  leben  wir  driv  dinc  ane.  Solarem 
glolmni.  radium.  et  calorem.  O.vv  Ivnne  wiit  genemtnit.  der  rdiiiüe 
indivlitit.  div  hizze  wermit.  trvcchinit.  vnde  derrit.  Der  Vatir.  Ansle 
dir  IVn.  vnde  der  heilige  gcift.  chomen  l'ament  dare.  vnde  worhton  (5 
vngeliihe  da.  («ot  der  OAvigc  Ivnne.  ordinote  allez  daz  da  geleah. 
der  heilige  geilt  waiMule  l'ie.  zvoder  gelovbe.  er  drvcchinte.  vnde 
darle  in  ir  alle  mennefgliche  acufte.  noch  nie  vir  liz  in  ir  übe 
niheiii  fvndichlikin  gelvlt.  ^'nde  alle  der  fchim  del"  IVnnin  dvrch  daz 
gleCine  fenftir  in  daz  gadin  Icbinit.  vnde  allez  daz  inthihtit.  daz  20 
drinno  ift.  vnde  alle  daz  gleline  fenlür  gan;^  belibit.  \'nde  vnlirlcer- 
tet.  Ib  der  fvnne  drin  flehit.  vnde  widir  nz  get!  allb  choni  der 
ewige  gotteffvn  zvo  vnlVr  frovwen  fancte  maRivn.  dar  varnde.  vnde 


\ 


80/'s.  29,  13.       8!)  vnz.  0.  III,  3  raanic       13  globun       18  w^f^r  aciiflo,  jc- 

docli  wieder  ausyctUijt,  gelvftc       19  fvndichikin       tief  ««s  d' j/e&e/Äe/f. 


10  III 

(laniian   rclieidiiifo.  »laz  fivnc  Avcdir  innan  wavi  i^etwaiii^of.  noh  ferof. 

■J5  Der  io  vor  allen  ^\  orten  ^^a('  ane  anoi^eii^^^e  »lel"  ewii^in  ^olil'  iVii  anc 
lUNolir.  der  \\art  /edir  wil'  dci'  cwiijjir  nia^edc  l'vn.  lancte  Maiüvii. 
anc  irdil'^in  vatir.  vlliiidir  orde.  andeine  ende  dir  w  erclte.  Noch 
neniint  bilde  vone  /wein  oüin.  die  v/Äi  cinenic  i'tainme  gCN\anon 
lint.    die    (irinamin    horcnt  zvo  einem  holze,  allo  hai)int  iv  de  patre 

30  et  de  filio  et  de  Ipiritv  lancto.  IVoch  lVho\  w  int  andie  haiplivn.  da 
ilt.  daz  holz,  vnde  der  feite,  vnde  div  haut!  der  lilt  tihtot  (2J5  aj 
lih(ol  daz  \\  erch.  div  hant  rvorit.  der  leilo  dingit.  Der  ew  i^e  vatir 
tihtot.  der  ewii^o  Wn  wercliot.  der  lieili^e  ^eilt  l\lil  alle  die  z\ii^on 
der  lieize  ^ot  nieinit.    Div    (1\  rre   ^erte  del"  heirin  aaron.  liiceikinot 

35  mine  rrov\\en  lancte  Mai;i\  \.  div  ane  niannel"  rat.  \  ndc  anc  manncl" 
raitiwirte.  den  >\  iltin  wocher  ^ebar.  da  mite  alle  falige  felan  gelahot 
Averdint.  engelc.  vnde  niennilgen.  vone  linir  anelihte.  zvodenic  c\\  igin 
übe.  Div  nvz  der  lelbvn  gcrtc  bcceichinot  vnfcrcn  herrin  ihel'um 
chriltuni.    wanc  da  lint  driv    dinch   ane.    div    rinde,    div  Ichalc.    der 

40  eherne.  Div  bitteri  der  rinde,  beccichenot  die  arbeite  linil'  libil". 
ander  luennili^heit.  die  er  leit.  val'tcndc.  tvrltinde.  nivodende.  dar 
nach  den  bitercn  tot.  andemc  crvce.  Div  Icalc  beceichinot  die  herti 
del"  crvcil".  der  cheiiie  beccihenot  die  IVo/.zi  der  iijoteheit.  Daz  ilt 
allez    irfvllit  anvnlir  frovwn  lancta;  maRivn.    Von    irc  chom  vnf  div 

45  genadc  die  wir  hivte  Icl'en  ander  Icczen.  Aparuit.  b.  Vnf  ift  er- 
fchinin  der  gvote  a\  ille.  vnde  div  menner^heit  vnlerr  haltaref  def 
alniattigin  gotef.  nnwet  n  onc  de  Jieinen  relilin  Avcrchin  div  Avir  felbe 
getan  haben,  uan  nach  linei'  niichliclcn  crliarniede  hat  er  vnf  ge- 
lialtin  übe  wir  leibe   wellen.  Man  ei'  rpricliit  oxch.    Kgo   liini  paftor 

50  bonuf.  et  a.  rii.  p.  pro  onilinl'  ineil'.  leb  bin  der  g\ote  hirte. 
Ich  wil  niinro  feie  ane  wcidin  vnde  wil  lie  liine  zehelle  gebin. 
vmbe  ininv  icaph.  Nv  virnemint  waz  der  engil  Iprach.  Ecce  ewan- 
gelizo  nobis  gaudinni  inagn\  ni.  Ich  c\nde  i\-  gvote  botefcpahat. 
inichil   niandvnge.    div  gefchehin  lol   allenie  li\le.     J'^z  waf  A\arliche 

55  ein  niichil  niandvnge.  ^^'ir  waren  gevangin  (2  15  h)  wir  lagin  Inder 
vinitri  dcz  helle  charharcf  wir  warin  veilic  wnt.  vondeme  ew  igin 
tode.  do  wart  \  nler  vatir  geboi-n.  \  nde  vnlir  rccpbarc*.  der  wart  \  nie 
gilil  liine  zchclle.  er  a\  art  ein  viilii-  aizat.  \  her  alle  die  f\nde  da 
mite    A\ir    den    tot    habeton    garnet.     Facta     cnm    angelo    multitndo 

GO  celeftif  exercitiif  hmdantium  et  diccntium.    gloria  in  excclfif  deo.  et 

38iioz       /«/j.  faiictc         45  7(7.  3,  /!•.         47  wrchin         49  Van        £v. /oft.  10,  11. 

r  _  _ 

50  p.  (/.  /(,  ponaiu       51  niinc        52  Iaic.  2,  10.        55  gcwagi 


m  11 

intcna  pax.  honiiiiibuf  bone  voluntatif.  Do  der  eine  engil  die  botc- 
fchaj)l»i  lasite.  do  erfchein  fantiinc  michil  nicnisi"  engile.  def  hime- 
lelchin  hcief.  die  lobeton  vnfeieii  heirin.  daz  lop  Ipracli  alfuf.  Gloria 
in  exceinr  deo.  Daz  qvit  fre((uenf  fania  cum  laude,  emczzig  raare 
mit  lobe.  Goter  luare.  die  zelobcn  lint.  derne  mag  niet  ze  vilc  fin.  65 
der  got  iahe  alle  er  il't.  der  mah(i  mare  fageii.  Qvem  nee  oculuf 
uidit  nee  aiiriC  aiidiuK.  Die  l'coni  god'.  die  ne  gelaeli  nie  neJiein  ovgc. 
die  negehoile  nie  nelieinv  orn.  dirnedaelite  niheiii  herze,  die  geroiit 
die  heiligin  Engil  aMezan  befcov\()n.  In  ane  fehint  die  heiligin 
engele  hvte  alle  gerne  lo  ze  der  ft\  iide  do  lie  in  aller  ereft  l'chov-  70 
woii  begvndon.  vnde  ift  in  h^  te  alfe  not  in  zefcovon.  obe  lie  ze 
einir  ftvnde  ire  anllvite  vone  irae  mvfin  bieherin.  daz  fie  nimir  fo 
l'chire  dar  Asidere  gefahin.  e  in  eltefwaz  inginge  an  fime  antlvte. 
daz  n  da  vor  nie  gefahin.  vnde  ovch  dar  nac  niemir  gefahin.  obe 
fie  die  ^vile  Iirfvjidin.  \\an  an  ime  ift  alfe  fanctuf  gregoriuf  gefciibin  75 
hat.  cotlidiana.  feftiuitaf.  horaria  i()c\n(ii(af.  daz  kit.  An  ime  ift 
tagelic  hohzit.  vnde  zvoiegelicher  ^^ile  niwi  Ivffami.  vnde  wnne. 
Der  ift  grozef  lobef  (2  i  G  a)  m  ol  wert.  An  deme  diz  allez  ift.  der 
wart  giefovgit  vnde  geborn  voiie  einer  raagide  fanctse  Mauiviv.  alfe 
wir  luvte  hegen.  Die  heiligin  engele  frovton  fih  daz  mit  der  ge-  80 
bvrte  die  mennifchin  \\  idir  gcladit  A\rdin.  beidiv  ze  gotef  hvldin. 
vnde  zvo  ire  gnozfcliephte.  inden  cehindin  chor  da  der  tievel  vz 
virftozin  wart,  mit  allen  ime  volgenden  genozin.  Michel  mere  fvln 
die  mennefgin  gefrovwit  >\ei"din  den  der  fride  gemachot  waf.  an 
der  erde.  Der  fride  chom  an  der  cite.  Avan  div  gew  ette  A\erete  fvnf  85 
tvfint  iare.  vnde  mere.  daz  wir  armennefgen  ne  \\edir  habeton  gotef 
hvidc  noch  der  engile  minne.  Der  fride  wart  gechvndit  ander  erde 
den  mennifgen.  vnde  nivt  allen,  fvndirbare  abir  den  die  da  warin 
gvotif  willin.  Daz  ift  der  gvote  wille  daz  fie  die  fvone  niet  ver 
Avrchen  mit  deheinen  vnzvhten.  die  gotif  o\'gin  niene  zemen.  ane  ze  9u 
fcho^'\\enne.  A\ane  da  gefciibin  ftat  INhiidi  fiint  ocvli  domini  ne  videant 
malvm.  So  reine  fiiit  div  ovgin  vnferef  herrin  daz  fie  nehcin  vbil  in 
ir  befchoMCde  dvltin  ^xellin.  Siv  fvngin.  genadigliche.  bone  uolvnta- 
lil".  daz  kit.  gvotif  willin.  daz  fiv  vir  fA^  icton  gvotiu  werke,  daz  Maf 
dannan  von.  m  an  der  menncfge  hat  genvog  an  deme  gvotin  willin  95 
Aor  gotif  ovgon.  ob  er  der  Averche  niht  bringin  mag.  Der  gvte 
wille   hilfit    ane    div    Averch    da   man    ire  nieht  geleiftin  mag.     Svve 

60  Cor.  i,  2,  9.         G7  die  aus  nie  (jcbcfsert.       71  hole       ^■'i■  das  ziveile  gefahin 
aus  gefcbin   (jcbcfsert.       89.90  wer  wichen       91  Ilabac.  i,  13. 


12  in  .  IV 

^vot  ahir  div  Mcnli  liiil.  «l;inc  li  der  gvole  w  illo  mite,  daz  man  dir 
mite  niciie  meine  wan  ein  valli^liche  j^ot.    eznc    liiUet  ze  ^ote  iiilit. 

liin\(>fidi\  rpiar  er  ^votil"  wilün.  ( „' i  ü  l»)  .daz  w  (irt  ilt  iioineine  allen 
den  menneli^en  vllen  der  erde,  die  ^elialliu  luin  werdin.  Fnatrcl". 
Daz  ir  iiv  hie  viinoniin  iiant.  daz  il't  ein  here  dinii;.  ein  niiehil  ,i;ebc. 
ein  ü;roz  i,^enade.  ein  niai^it  ^eJjar  s;oi.  lelhiii.  ire  IVepiiliare.  ein 
loldir    ir    Aalir.    tolilir    der    f^oleheil.    ni\t)tir    der  inenni1'H,lieil.     \\  ir 

In",  hechennen  zvo  i;eb\i(e  Anlerel'  lienin.  eine  i^oteliche.  einandeie 
mennilliche.  eine  ane  in\(»lir  dazimele.  eine  ane  vatir  liienerde. 
Ilivtc  hat  div  virCiechitv  mennifgheit  inphani^in  daz  ewi^e  heil,  vnde 
die  ftatvn  a^efviitlieit.  IFivtc  fint  alle  die  haphte.  Tri  geniacliol.  die 
dir  tievil  hate  gebvndin  mit  den  IVndün.  vbe  Iiv  l'elbc  wellen,  luvte 

1 10  il't  der  ellindc  mcnnifgo  A\idir  ehoniin  zvo  finenie  herhe.  Inder 
liinu'lelgvn  lieinmvote.  Nv  garw  en  wir  die  herberge  Anlirl"  hei-zin 
lolicliinie  gälte,  folicliime  ehvnige.  daz  er  vnf  gervoelie  zen|)lianne 
indie  phallinzc  da  iiieniii-  ni\  wit  vnfchonil'  in  clivmit.  Der  jdiallinze 
geftate    vnl"  nach    dilimc    übe.    vnllr    herre.    lesvi'   cluiidir.  (|v(!  non 

KSrecipit  ullam  macnlam.  j)er  infinita  fecula.  Amc\. 


Merino  lu  Oe<nva  «loiiiiiii. 

Uen  alilodin  (ag  \  oniler  geb\  rte  Nnlerel'  lieriin.  den  begen  wir 
bi\(e.  andeme  \nrir  herie  ihelul".  von  den  linen  vorderon  belnitin 
woltc  werdin.  nach  der  altvn  ewe.  die  er  wolle  irlMlin.  \m\Q 
zirftorin.  Der  ahtodc  tag  vnferel' lierrin  gebvrte.  \nde  lin  bdiiiihnge. 
r>  ehomin  zefamine.  andiTia  lieiligin  tag.  iii\  wet  ane  l'aelie.  Ein  iegwe- 
lieli  oelana.  beeeiehinot  <len  cwigin  lib.  die  liliintage  die  Inder  oelana 
l'int  beceehinoiit  daz  (217  a)  daz  irgangin  zit.  dilTil' Ihhtigil"  ellindit. 
\nd('  iiMc  die  libintage  \\v  endol  werdint  niiUer  oelana.  lameliche 
niniet    dil'iv    weilt    ende,    mit    denie    ewigime  übe.   Inden   liliin  tagin 

lu  bat  man  vnnnze  iegelicher  alle  der  lin  gew;erb  getan  Ü'l.  Andeme 
ahtodin  tage  del"  ewigin  liliif  r\owe(.  \nde  grvnot  bcidiv  tele,  vnde 
lib.  inder  anelihle  del'  alnialbigin  golel'.  Indirre  werlle  l'int  iemir 
lamint  vrlosgonte  lil).  mkIo  Tele,  quod  caro  concvpilcit  adNerlvl" 
rpiriimn.   et  rjiirilul'  aduerlnl"  carncn).    Inder  oetaua  def  ewigin    (agil". 

15  clumiinl  l'ie  inil  ewigir  minne  eclamine.  wnic  habint  iejnir  lieb  ane 
ende.  Der  ahtodc  tag.  nimit  ancgenge  I'o  daz  irfullit  wirt.     Erit  l\x 

IV,  7  da  ir{,'an<,Mii       13  Gal.  5,  17.       IG  tiaz  aus  iV   (jelcfsert.      Isuiw  30,  26. 


IV  13 

Ivnsß  qvali    Ivx    folH".    et   Ivx    Colir  foptemplicitcr    qval'i    Ivx    fcptciu 
diervm.  in  illa  die  qvando  alligabit  dominuf  uulnera  populi  IM.    d(M- 
inaiie  Avirl  alfo  lieht  fodir  fvnne.  der  fvnne  Mirt  fibiiivalt  allo   licht 
loder  liehtilte  ta^  den  ie  deheinol'  meiniori^en  ov^e  bel'liovwote.  del"  20 
ta^ef   I'o    vnfir   herre    f^ot    alle    die  Axiiden  vii])indit  die  wir  ie  xon 
adanief  fvndon  ^errviiieton.    vnde    Tie  fo  verre  geheilit.  da/,  die  hei- 
lif^in    engele    an    vnf   neheine   niafvn   ne  chiiirit.    So    Avirt  ovcli.  daz 
erfvllit.    Celvni    nouuni.    terra  noua.   etiani  iioniinel'  noui.     Dei"  hiniel 
Avirt  nivwe.    div  erde  wirt  niwe  chine.  vnde  grvone.  alfc  daz  para-  25 
dile.    dannan    adam    virftozin    wart.    Alfo    lic    waf  daz  paradife  alfe 
fanctul"  gregoriuf  gefci'il)in  hat.    daz  nie  neliein  holz  fo  dvrre  wart, 
noch   fo  vvl.  mohtcz  darin  gebotin  werdin.    ez  grvoneti.  ez  lovbeti. 
vnde  bare  Avochir.    So  AAirt  daz  erfvllit.    Fvlgcbvnt  iiifti  ücnt  fol  in 
regno  patrif  eoruin.    Dcf  tagif  irfchinent    alle  die  rclitin.  in  ir  vatir  30 
riche.    alfe    der   fiyrinc  fvnne  indirre  Axclte.     Die  fibin  (2(7   !>)  tage 
neniint  ende,  cum  uencrit  dominuf  iiulicare  feculiim  perignem.  fo  got 
chvmit  zer  teiln  alle  dife  Averlt  mitdime  (ivre.     So  daz  vrteil  crget. 
tunc  inclinantur  Anibre.  et  af])irat  dief.  Sone  Avirt  niemer  mere  naht 
vf  der  erde,    noc    nimir   tach  Inder   helle,    alfez    do  Avaf  do  got  die  35 
martir  leit  andieme  crvcc.  vnde  ze  helle  A^vr.  Ande  dannan  nani  die 
finin   Avillin  heton  getan.    Daz   feftinot  ovch  die  hciligv  fcriph.     Ha- 
bitantil)uf   inregione    vmbre   niortif   Ivx    orta    eft.     Den  rel'cheiii  ein 
michil    lilit    die  da  Avan  inder  gegin  diftodif.     Nach  deme  vrtelle  fo 
zovgit  fich  der  ewige  niorgin  fo  aa  ir  alle  vor  goto  ftanden  mit  übe.  4o 
vnde  mit  feie,    daz  ift  div  frone  octaua.  daz  ift  der  ahtode  tag.  def 
CAvigin   richef.    der    denne    allerft   gefehin    Avirt.     Der    negewan   nie 
furgentin  nie  nach  gantin  tach.  der  negewan  nie  geftrgin  tach.  noch 
morgenigen,    der   ncAvart   nie    mit  morgene    gc    angengot.    noch  mit 
abinde    beflozzin.    der    nc    Avart   nie   morginliche    intlvtit.    noch    mit  45 
abindctvnchelin    virfelwit.    der  ift  der  ein  der  da  vnvirwandclot    ift. 
vnde    ift    ane    anegenge.    vnde    ovch  iemer  ift  an  ende.    Der  abtode 
tag.  gebirt  den  mennifgen  in  daz  ewige  riche.  gotteliche,  alfe  in  l'in 
mvotir    gebar   indife    a\  elt   mennifliche.     Alfe    Avir   indcn  filjin  tagin 
nv    AA  erken.    alfo  ir  fchincn   Avir    inder    octaua.    hin  zeivngift.     Alfe  50 
fanctuf  pauluf  gefcribin  hat.     Si  conplantati  fvmuf  fimilitudini  Mortif 


17  Ivnc  lOrnane]  darüber  \ynA  2i  vgl.  Apoc.  2i,  i.  25  brvno  2d  MattJi. 
43,43.  2lvgl.  Cunt.2,  i1.  fi.,G.  37 /srti«'  9,  20.  38  rcczciii  42. /|.3  nie 
fingedinlin  am  Rande  nachgetragen ;  dahinter  noch  einige  Buchstaben  ausge- 
schabt.     51  Rom.  6,  5. 


14  rv  .  V 

chrilti.    fimvl    et   refurrectionif  crimuf.     Nv  1\  In  v,iv  ^ot  bittin.  daz 

wir    alfo    crftandcn  von  den  fvndon.  in  vnfirn  llbcn  tagin.    daz  wir 

andcrltviit    sfcborn    AAcrden.    niwi    chint.    dcf  alnialili'j^in  f^otil"  in  der 
55  octaiia  dcl"  e\\  igin  libil'.     üvod  nul)il'  pieltaie  dlgncdir. 


Merino  in  Anniiutiacionc  doiniiiicn. 

(2 18  a)  illilTiir  oft  ani^cliif  gabiiel  a  dco  inciiii(a(cni  galilea*.  cni 
noiiKMi  nazarolli  ad  \  iri;iii(Mii  dorponfatam  uiro.  cui  iioincn  erat  ioCeph. 
d('(b)mo  dauid  et  iionieii  a  iri^iniC  maria.  (Jabriel  ioilitudo  appellatur. 
der  enf^il  der  zvo  vnler  Irovw  n  lancte  maüivn  i^elendit  wart.  i\Ql' 
5  name  gabriel.  wWt  i?eanti)hril'tot  gotel"  Iterchl.  von  div.  daz  ei-  die 
niaget  fanete  mar.ivx  ioKe  geftercbin.  div  dennocli  vonder  nature 
lichte  irchame.  ne  m  are  liv  nieht  gefterchit.  niitder  erelTite  gotif. 
Nazaretli.  daz  qvid  l)Ivomc.  Do  got  wilont  gervohte  zeredenne  mit 
vnferen  alt  uateien  vonc  hiniile  her  nidir.  die  geheizze  die  er  in   do 

In  intwande.  die  warn  rehle  ein  l'ame  von  hiniilc  her  an  die  erde  gc- 
w()r])liin.  zeiner  chennMige  del"  altin  gotil'.  I)ei- fanie  l)egMHle  bl\ dien, 
anden  wndirn:  div  der  ewige  got  beging  inder  weite,  do  er  div 
zwelph  geriahto  ifrahelif.  dvrch  daz  rote  mer  fvoritc.  andenie  Avaz- 
zere.    daz   in    moyfef  gewan  vzir  deme  fteine.    andeme  hiniel  brote. 

15  andeme  fconen  antivtte  def  herrin  moyfi.  anden  /elien  gebotin  div 
er  ime  gab.  anden  zwein  fteinen  tauelon.  an  ir  gewate.  daz  fiv  ge 
werte  vnferflizzen  volle  uierzich  iare.  an  manigen  anderen  grozzen 
herrchei)hlen  die  er  an  in  zovgete  inder  wolti.  dar  nach  anden 
chvnphtigin   genadon.    die    die    wiffagin    vorc  fageton.  dar  nach  daz 

20  man  chvnige  a\  ihen  l)egvnde.  vnde  bifgophe.  vnz  an  daz  cit.  daz 
vnler  heri'c  crift  geborn  \\  art.  Daz  warin  alliz  l)lvomin.  die  blvomin 
alle,  braliton  einen  a\  ocher.  Sicut  fcriptuin  eft.  terra  noftra  dedit 
rrucUini  fv\  in.  Div  edile  erde  lancta  mania.  gebar  den  edel  in  wochir 
vnlirn    herrin    iheluni  chriCtum;    zvo  nazaret  chom  div  böte  (2fS  b) 

25  fcliapli(.  daz  got  geborn  folti  w erdin  vone  fante  mauivN.  ^\ane  von 
deme  blvomin  \irrihct  manfih  del"  chvmphtigin  AV\'ocheref.  Alle  ahir 
der  Mochir  chvmit  fo  uallet  der  blvoine  nidir  zvo  der  erde,  vnde 
w  irt  zevnnvzze.  wände  alle  er  nidir  chvmit  l'o  dorret  er.  vnde  Avirt 
ein  nvwet.  AHo  chomez  vmlx'  got  l'elbin.  Do  er  chom.  da  div  A\ar- 

30  heit  an  w  af.  do  ne  bedorphte  nicn  der  dinge  niw  et  mere  div  davorc 

54  <,a'b()r  V,  1  Ev.  Lmee  1,  2G.  27.       j^MÜlct!  '.(  vnform  (jcändert  in  vn- 

feriio        13  ''oflactc 


V  15 

gefchaliin   ze    einemc   Lüde    def.    daz    er    chomiii    folti.    iiidife   weit, 
wäre  got.  vnde  Avare  niennefge. 

Div    bvrc    nazaret.    waf    in    eiiienie    lande,     vnde     il't     luvte,     daz 
heizzit    galilea.    Galilea   daz  quid  tranfmigracio.  verfcheidvnge.  wan 
alfe  er  geborn  wart,    do  hate  allez  daz  ende  genomin.  daz  fine  ge-  35 
bvrt   edef  vore   bildote.     An   weler   magide    wordin    ie  mere    zwei 
fvf  vngelichv  ding,  div  def  « irdig  Avaf.  daz  ein  engil  zvo  in  gefendit 
wrde.  vnde  fo  dinivote.  daz  IVi  eineme  cimbirmanne  gemalielet  Avaf. 
Div  diemvot  liebit.  vnde  geziret  die  magettvom  div  mageltvoni  cierit 
die    demvot.     Swa    aber   div    demvot    nieht  ii't.    der  mennefgo  mvoz  io 
dvrnot   virlorn    ANCrdin.    wan    f  w  a    div  demvot  nieht  ift.  da  Ift  aber 
vbermvot.    da    div    vbermvot  ift.  da  ift  der  tivvil.  da  der  tivvil    ift. 
da   ift   ovch   der  ewige  tot.    Ich  getar  ez  wol  fprechin.  neware  div 
demvot   vollegliche    nieht   mit    der   magetheit   anfancte  maRivn.   got 
neware  nie  zvo  ire  chomin.  AVan  difiv  aber  beidiv  da  Avarin.    vone  A'> 
div  chom  er  dare.    Dar  zvo  fprach  der  ewige  vatir  per  prophctam. 
Svper  qvem  reqviefcet  fpiritnf  meuf.   nifi  fvper  manfvetum  et  hvmi- 
lem.  Daz  qvit.    Ml'in  A\eme  fol  min  geift  gervowen.   Avan  Affin  deme 
fenphtin.  vnde  vflen  deme  demvoten.    Och  fprach  got  fell)e.     Difcite 
a  me  qvia  mitif  fum  et  hvmilif  corde.  Lirnent  von  mii-.  (2 1 9  a)  mir.  50 
daz  ich  milte  bin.  Ande  demA ote  in  mineme  herzin.  Von  der  demvote 
chora    der  heilige   geift   zvo    minir  frovAven  fancte  iviaRivn.    alfe   fiv 
felbe  fprach.  Refpexit  hA^militatem  anciilse  fvse.  Er  hat  ane  gefchowot 
die  demvot  finer  dirnvn.  Nv  mag  fich  ein  iegelich  vbernn  otiv  vbel- 
Avefge  Avole  fcamen.  daz  fich  got  felbe  devmvote.  vnde  fich  der  arme  55 
mennefge   gehohit.    Von    der    erde    fin   Avir   genomin.    zvo  der  erde 
mvzzin  Avir  chomin.  div  felbe  erde  Avirt  denne  ein  ftuppe.  daz  ftuppe 
A\irt  gereinit  indeme  Ivterme  livre.  zeme  ivngeften  Arteile.  So  gereinet 
daz    fivr   vnferef  libef  ftvpe.  daz  Avir  got  befchoAven  vnde  fant  inie 
beliben.    vbe   Avir  ez   hie  nieht  vir\\rchen.  mit  der  vber  mvoti.     Da  (.0 
ftet  gefcribin.   A^enit  nazaret  et  erat  fubdituf  illif.    Er  Avaf  den  men- 
nefgen  vnder  tan  .AVir  geren  aber  def  daz  vnf  div  mennifgin  vnder 
tan    fin.    darane    lezzen    Avir   Anf  füre   got.     Nv    ift   iv    ein  ding  ze 
wnderonne.    der    den    engil  dar  fante.  den  vant  der  engil  da.    zeder 
magede.    So    uil   a\  af  got  fneller  denne  der  engil.    daz  der  böte  nie  65 
fo  fchire  dare  chomen  nc  mähte,  erne  fvnde  in  da.  Alf  er  in  gefante. 
do    hoben    fie  lieh  dare  bede.   do    der   böte  dar  chom,    do  Avaf  der 

Ie 

3-4  van       38  fmid'  über  cimbirmanne       39  den       46  vgl.  Isuice  H,  2;       ftdMattli. 
11,29.         53  lifc.  1,  48.       ancillefve.        54  vlelwef-e       Gi  Luc.  2,  51. 


16  V  .  VI 

lieiie  n^chcrber^ot.  Done  f|)iach  clor  cii^il  iiiwot.  domiiuif  venict. 
Milir  lu'iro  clix  iricl.  er  IjHac  doininiir  (ertiii).  \  iiler  1kmj-c  ilX  iiiil  dir. 
70  (Jot  (lor  .nllcnllwdj)  il'l.  1\\  ic  iiinn  in  iiiclict  i;or;iliin  nivi:;e.  mit  diT 
irchciinvnge.  man  \aiiit  in  \c  doc  mi(  der  miniic.  Da/  ir  in  nv  \indin 
m\()zint  mit  ftvotcmc  ^\i!l«M^.  vndo  er  wdi  ramilichc  \indo  mi(  reinen 
^'odankin.  daz  rvkcr  iv  cc\  iililiinne  inio  lellje  zc  lohe  ewiklitlie. 
Per  oiiniia  Rm  iila  ieculorum.  amon. 


Pernio  cotidinnvf  ad  popvlvin. 

J  opnlo  meul'  (]\id  Ceci  tibi  aut  (p  id  nudellnC  Ini  tibi.  (2(0  '•) 
aut  in  qvo  contriltani  te.  relponde  iniiii.  \\[  liobin.  div  er])armidc 
viderel"  hcnin.  hat  vnf  iezo  vil  lanf^c  firtrai^in.  vnde  het  vii  lani^e 
inthel)it  den  flasf  den  Avir  nv  alle  wile.  mit  den  mointatin  i?arnet 
•'">  haben,  nv  Ipricltit  er  vnl"  zvo.  dvrch  den  m\  nt  del'  w  ilTai;;in  del' 
herrin  Michea\  l'opide  meuT.  Min  li\t  waz  han  ich  dir  ^etan.  An- 
deme  anei^eni^e  der  IVone  heizzet  er  \iü'  lin  livt.  vnde  zovi:;it  vnl' 
da  mite,  daz  er  nivwet  vngenade^i^liche  mit  \  nf  ta^edin»on  \\  il.  ow  ir 
\nr  \\ellcn  hecherin.    Er  Ipriehit  alfvl".    Qvid  fcci  tibi.  Waz  han  ich 

(0  dir  ^etan"'?  A\'ar  vni1)C  lial't  dv  mieh  virlazin.  a\  arvnibc  bift  dv  mir 
vn^ehorfam '?  Relponde  mihi.  \  illiltin.  da  ilt  vnl'  gebuoftin.  da  il't 
vnler  rede  nz.  Grozer  genadon  nianot  er  vnl".  mit  dilen  Mortin.  Qvhx 
cdvxi  te  de  terra  egypti.  Vzer  den  viniterin  dirre  werlte.  vone  der 
gevanohnvITc    del'   ti\veler.    dannan    vz   hat   er  vnl"  erloHt.  vnde  liat 

15  vnl"  brath  in  adniirabilc  i'unm  lumen.  qvod  oft  miniltranf  luccm  liil" 
qvi  pcrmanlerunt  in  agone  corlaminif.  \'d  lebin.  vnfir  herrc  liat  vnl' 
gewarnot.  e.  er  zc  iungilt  mit  vnl'  zorchte  ginge.  Nv  fehe  ivwer 
iegelich  waz  er  dennc  zcantwrte  habin  mvgc.  fo  wir  zcivngel't  vorc 
gote  geftandcn.   Def  nc  fi  ich  zc  minome  teile  in  minie  herzin  nicht 

20  Avaz  daz  fin  mvgc.  Er  hat  vnf  manegc  gvoli  hercheinit.  daz  m  ir 
nelieine  gevcllige  antwrtc  habin  mvgin.  Avidir  ime.  Solem  fvvm  facit 
oriri  rv|)('r  bonof  et  malof.  et  ])iiiit  ru|)er  iuitof  et  iniiiltof.  et  dat 
noijir  clcam  in  tempore  oportuno.  In  alleme  finenie  richtvome  ge- 
rvochit   er   dvreh  vnl"  zcAvcrden  ])auper  et  egennl'.    Der  gvotc  hirte. 

25  vnlir  lierre.  chom  inde  wftvngo  dirre  werlte.  zc  Ivochinnc  daz  fchaj)h. 
daz  die  Molve  er  zvcchit  haton.  daz  vant  er.  vnde  trvogez  m  idero 
(220  a)  vf  fincn  ahfclon.  zvoder  gcnolephtc  der  hciligon  engele.  mit 

73  iv  aus  w  (jübefscrt.  VI,  1  Mitha-w  6,  3.       6  Michco.       10  l.ifl  iliv       13  (c 

über  uof      21  Malth.  5,  45.  25  id'      20  wanl 


VI  17 

den   arbeiten   finif  todif.    andemc    gal^in    def   heiligen  crvclf.     Ilinc 
qvod  liomo   comiuiicrat.   qve  non  rapuit  tunc  exfolucbat.     Mit  allen 
difen   arbeiten    chovfl'te    er   ime  I'elbin  newedir  richtvom.    noch  ere.  30 
wane    daz    er    ovch    habin    mähte   obe  difi'if  nivt  wäre.    Daz  waren 
(ine  genade.    do   nehein  god  wal"  wan  er  eine,  daz  er  vnf  allen  daz 
er  warb,    daz   wir   gotef   chint   lin.    obe    wir  felbe  wellen,    alfe  da 
gefcribin  ftat.  Ego  dixi  dii  eftif  et  filii  excelfi  oninef.  Dawidere  fvln 
wir  fprechin.  alle  geliche.    Qvid  retribvam  domino  pro  omnibuf  qve  35 
retril)uit  mihi?    Vil  liebin.  werdint  dime  almahtigen  gote  gehorfam. 
daz   er   fine   genade  vone  iv  niehet   chere.    alfe  der  herre  ze  Jioyfe 
gefprocliin  hat.  Abfcondam  faciem  meam  abeif.  et  confiderabo  nouif- 
fima    eorum    Svbtraham   eif  prefentiam    grätige    me«.    et   apparebit 
adqvem  exitum  opera  eorum  eof  perdvcant.   Introite  portaf  eiuf  in-  40 
confeffione.    Alfe  er  fprache?  Nv  ir  herrin  alle  ir  fint  biflozzin  von 
iv\\  eren  fvndon.  vore  deme  bvrgitor  def  himilcfgin  chvnigif.  nv  ftent 
nivt  lange  da  vor.   der  tivvel  vnde  fine.   Averbint  dar  vmbe.  daz  fie 
iv   zvo   gefpringen.   vnde   ivch   nidir  geflahen.    vor  deme  bvrgetore. 
Nv   mvgint  ir   fprechin.    daz  bvrgetor  ift  beflozzin.   wa   fvln  wir  in  45 
chomin.     Daz   fagen  wir  iv.  Div  furbvrge  flizzint  ficli  vf.  fwenne  ir 
felbe  wellint.    Dvrc  div  fvrbvrge  fvlnt  ir  chomin  adportam  qve  re- 
fpicit  adorientem.    et   hec    eft    intelligentia.    et  agnitio  dei.    Er  qvit. 
introite  portaf.    Welez  fint  div  manegen  tor.  da  man  hine  dvrch  fol 
ad   ianvam   regni?    Daz   ift  innegliche  rivwe.  vnde  volletaniv  bilite.  50 
vnde  ewig  inthebede   von   den   fvndon.    rehte    gelovbe  mit  gvoten 
werchin.    div  heilige  zvovirfiht.  (220  b)  div  wäre  gotif  minne.     Haf 
portaf  diligit   dominuf  fuper    omnia    tabernacula  iacob.    Der  dahine 
dvr  clivmit.   der  mag  follichlike  fprechin.    Et  ecce  uenio  adte  qvem 
amaui.  fjvem  quefiui.  qvem  femper  optaui.  Peccata  funt  repagvla  qve  55 
obftruvnt  aditum  abhif  portif.  Nv  mvgint  ire  ane  zwivel   fin.    obe  ir 
ivch    wellint   becherin.    der   heilige    Aviffage    gibit  fich  felben  iv  ze 
bilde,  ander  ftete  da  er  quit.  Dixi  confitebor  aduerfvm  me  iniufticiam 
meam  domino.  et  tv  remififti  impietatem  peccati  mci.  Pro  hac  orauit 
adte   fanctuf  intempore  oportimo.    Qvam  magna  multitudo  dulcedinif  60 
tue  domine.  daz  niemin  fo  vbele  tvot.  becherit  er  fich  rehte.  uonden 
fvndon.   er  ne  werde  geheiligot.    Vil  liebin  nv  gant  gerne  ze  bihte. 
div  bihte  ift.  daz  iungifte.  vnde  daz  herefte  lachentvom.  der  fvndon. 

31  vane      34  Ps.  81,  6.       35  Ps.  115,  12.       37  herre  Moyfef        38  Deut.  32,  20. 

u 
39graliemee        40Ps.  99,  4.        45fpchint.     fvln]  flvn        52  Ps.  86, 2.       54 fol- 

Uchike        vgl.Sap. 8,2.        58Ps.31, 5.         60  P«.  30,  20. 

AUd.  Predigten.  2 


18  VI  .  MI 

Mit  (lerne  lieiltranche  wart  £cereinit  fancta  maRia.  magdalena.  vndo 
05  fanctuf  petruf.  vnde  der  l'chachare.  vondiv  ncininetivwe  viifir  ne- 
heine  goto  nieht.  iw'w  IVndig  er  lle.  waji  er  Iprichit.  Polt  oninef 
abhorninatioiier  tuaf  rciicrfere  adnie.  et  ego  reiiortar  ad  tc  dicit  do- 
iiiiiiul".  Fel'tinate  q\  ia  leriirir  adradicem  arboriC  polita  eit.  et  ne  le- 
riamiiii  in  mortem,    hoc   ipfc   prel'tarc  dignctur.    qvi  vivit   et  regnat. 


ücrnio  c-otidianiir  a<l  popiiliini. 


E 


Jenitc  filii  aiidile  me  (imorem  domini  docebo  uof.  Viniemint 
villebin  mit  wie  IVozzir  ftimme.  mit  wie  fvozzen  willin.  mit  wie 
miltir  ladvnge.  vnf  widir  ladit  in  fin  liehe.  Wer?  \ nfir  herre.  vndo 
welche  zvovirfit  er  vnC  gibit  anfine  gcnade.  obe  Mir  unf  nino  fvmen 
5  ander  rviwe.  Virfvmen  abir  wir  vnf  indifenie  curcime  zite.  daz  wir 
die  fvnde  niht  gerivwon.  fo  virdamnoter  vnf.  zc  iungift  mit  dirro 
vortlichir  virteilvnge.  dcf  iungiftin  vrteilif  fo  er  vnf  zvo  (221  a)  zvo 
fprichit  alfvf.  Nefcio  qvi  fitif.  difceditc  anie  operarii  iniqvitatif.  Vil 
licbin.    Swer  in  eineme  charcharo   gevangin  liget.    der   nefparet   da 

10  vor  nivwet  finif  gvotif.  er  nelofo  den  lib.  vone  deme  ane  ftandime 
vngcmache.  Zegelichir  wif.  fo  ez  anden  tot  gat.  fo  gäbe  der  man 
uile  gerne  eigin.  vnde  lehin.  allez  fin  varnde  gvot.  daz  er  fich  er 
lof'te  vone  deme  tode.  Ift  daz  alfo.  Ez  ift  warliche  fo.  Nv  fchovwent 
Avie  tvmbliche  daz  ift.  der  dauore  de  liein  lieb  gchaltit  er  ne  gebez  ane 

15  twale.  vmbe  die  wnne  def  cm  igin  tagel'.  der  niemir  mit  neheiner 
tvncholin  vorfelwit  wirt.  uon  deme  der  herre  dauid  gefprocin  hat. 
Mclior  oft  dief  vna  in  atriif  tiiif  iiijier  milia.  Dane  mag  ne  heia  naht 
ün  da  der  wäre  fvnne  golehin  wirt.  alfolich  fo  er  ift.  interra 
uiuentium.    Vil   liebin   ?iv    fvint    ir    morchin  wiz   getan  ift  vmbe  daz 

20  ollindc  da  wir  Inno  fchinen.  vnde  die  heinmvote  dar  wir  gedingen 
zc  clioniinne.  Der  cllinde  fint  zwei,  ein  lihtiz.  vnde  ein  fwarez.  der 
heinmvote  fint  ovch  zwo.  ein  vil  gvotez.  vnde  ein  michclef  bezzir. 
ein  ellinde  ift  difv  werlt.  da  wiv  inne  fin.  daz  nimet  fchiere  ende, 
def  tagcf   fo   Avir    fterbcn.     Daz  fwarc  ellinde  daz  ift  dv  helle,    der 

25  die  bovvven  fol.  der  hat  iemer  lait  an  ende.  Ein  uil  gvot  heinmvote 
ift  daz  grvone  paradife  da  adam  inne  waf.  c  er  gcfvndoti.  vile 
miclielef  bozzer  ift  div  heinmvote  def  OAvigin  richif.  da  got  inne  er 
chennit  wirt.   alfolich   fo    er  ift.     Vzer   deme  ellinde    dirro   weite. 

66  v(jl.  Zachar.  1,  3.  Malach.  3,  7.  OS  Matth.  3,  10.  VII,  1  Ps.  33,  12. 

6.7  mitclincAVO)llichirf/c?»e/scrl  aus  mit(liir»cillicbir     8/.«c.l3,27.      17/'*. 83,11. 


vn  19 

mvozzen  wir  uarn.  eint  weder  über  unf  zeparadife.  vnde  dannan  in 
daz  ewige  riche.  oder  aber  vnder  vnficli  zvoderae  tivvele  indie  30 
vinftri  der  helle.  Villiebin  wan  ir  nv  hine  vf  geladit  (221  b)  fint. 
indie  fchonin  phalnzo.  def  ewigin  richef  fo  bewart  ivch.  daz  ivch 
der  tivvel  ielit  virfclivplie.  inderi  vnfchonin  charchare  def  ewigin 
todif.  Wie  fulnt  ire  ivch  bewaren.  Vil  lihte  Aliuf.  Declina  amalo 
et  fac  bonum.  Gelovbe  dich  def  vbelen.  vnde  tvo  daz  gvote  fo  vil  35 
dv  mvgilt.  Alfe  da  gefcribin  ftat.  Qvi  ingreditur  fine  macula.  et  ope- 
ratur  iufticiam.  dar  zvo  fprichit  fanctuf  gregoriuf  Nee  bona  adeo 
accipiuntur.  que  ante  oculof  dei  malorum  admixtione  maculantur. 
Daz  quit  alfiif  Die  gvottatc  helfint  niwet  umbe  got.  die  man  tagelich 
mifchit  mit  vbelen  werkin.  Vondiv.  vonite  filii  penitcndo.  et  apccatif  ^^ 
abftinendo.  Wie  fvlnt  ir  chomin?  Alfo  daz  ivch  rivwe  fv^az  ir 
zevbcle  getan  hant.  vnde  daz  ir  niemir  mere  neheinc  fvnde  tvogent. 
noh  willin  dar  zvo  habent.  Inallen  difen  dingin  fo  ift  gote  aller 
genamift.  vnde  aller  naheft.  volvntaria  paupertaf.  Daz  hat  er  felbe 
wole  gezovgit.  damite  fo  wir  iv  fagen.  Do  er  drie  totin  lebinde  hiez  45 
werdin.  do  bat  in  einer  finer  ivngeron  alfvf  Herre  er  lovbe  mir. 
daz  ich  begrabe  minin  vatir.  Deme  antwurt  er  alfvf  Volge  mir 
nach,  vnde  la  die  totin  ir  totin  begrabin.  Alfame  er  fprache.  lieh 
hiez  in  werdin.  ich  heizin  ovch  fterbin.  ich  heize  in  ovch  vfften. 
ne  rvoche  dich  wie  er  lige.  die  noch  in  ir  getragede  fizzint.  vnde  50 
noch  niet  er  ftandin  fint.  vonden  fvndon.  die  fint  tot.  die  begraben 
ovch  ir  totin.  Swer  nv  erftan  welle  vone  finen  fvndon.  der  fehe 
daz  ane.  wie  vnfer  herre  got  dri  totin  hiez  vf  ften  Anden  drin 
toton  uindit  er  offinliche  wie  er  tot  ilt.  vnde  wie  er  lebinde  fol 
werdin.  Alfe  ez  vmbe  der  fvndare  tot  getan  ift.  aldarnach  irftant  55 
ovch  die  fvndare.  ettelicher  fanffte.  ettelicher  vnfanffte.  Vone  div 
hiezer  die  magit  (222  a)  gefwaf liehe  uf  ftan  indeme  hvf.  den  iunge- 
linc  vor  deme  bvrgetore.  lazarvm  vzer  deme  grabe,  da  er  uier  tage 
inne  lag.  Villebin.  der  ift  in  deme  hvf  tot.  def  fvnde  dennoc  niet  vz 
chomin  ift.  vor  der  werlte.  Der  ift  für  daz  bvrgetor  chomen  alfo  60 
toter,  der  offinliche  gefvndot  hat.  Der  liget  indeme  grabe  toter,  den 
div  gewonheit  dir  fvndon.  befwaret  hat.  Der  tovgenliche  fvndot. 
vnde  tovgenliche  zebihte  chvmet.  dvrch  gotef  forhte.  der  wLrt  ovch 
tovgenliche   lebinde.   der   ift  gefwafliche  er  ftorbin.  der  ift  gefwaf- 


30tivwele       33  virfchfphe        34 P*.  36,  27.      36  dv]  div      /'s.  14,2.      38occl'of 
45  Jtfa«/t.  8,  21.22.        47  anlwirt        55  Alfe  er  ez        er  irltaut      59  vz  w&cr  uf 


ist 

60  Der  für  —  cUom 


20  VII  .  VIII 

65  liehe  irl'tandin.  der  hat  gotcl"  hvlde.  voiie  div  fol  nicmcn  gewahencii 
finer  fcvlde.  Der  olTencliche  fvndot  der  bvozzc  ovch  ofleiiliclie.  La- 
zaruf  der  indeme  grabe  lag.  boceichinot  den  man  der  inden  IVndon 
viraltet  ift.  der  fol  gcrejjilt  werdin.  vber  den  IVln  licli  alle  die  er- 
barmen   die    gut    er    chennint.    vber   den    lol  man  wenen.    vl)er  den 

"0  folman  almvofin  geben,  daz  in  got  becliere.  Daz  lint  die  mifil- 
IVhtigen.  die  man  uone  dere  menigi  IVnderot.  vndc  fol  l'vnderon. 
Den  miliHuhtigen  ne  mag  nieman  gereinin.  wan  got  einne.  Der 
inden  fvndon  vir  altet.  der  chvmet  chvmc  Midere  vf.  ime  welle 
got    felbe    fine    hant    biten.      Gerivwet    in    aber,    daz    er    vnrehtil" 

T5  getan  hat.  Iwie  Cpate  er  zegotc  chome.  l'o  ift  er  ie  doch  gehalten- 
Swie  ir  nv  gelVndot  hant.  def  uindent  ir  bilde,  andilen  drin  toton. 
Avie  ir  -svidere  chomen  fvlnt.  Der  finer  IVndon  gelobit  w'd  werdin. 
daz  er  lieh  der  v])])egheit  rvomet.  fo  ne  rivwet  ez  in  niet.  die  m  ile 
ovch  ez  in  nine  rivwet.  fo  virgibet   imo    got  niemer.  daz  er  zvbile 

SO  hat  getan.  Vil  liebin  nv  tvont  alfe  iv  der  wiffage  geratin  habe,  mit 
difen  worten.  Iniqvitatem  meam  annun  (222  b)  tiabo.  et  cogitabo 
propeccato  meo  femper.  Lant  vidi  rivwin.  daz  ir  zc  vbile  hant  getan, 
vnde  tont  nicht  mere  vbelef  vnde  habent  den  ewigin  üb.  Daz 
rvoche   er  iv   zegebinne.    qvi   vivit   et   regnat   in   fecula  feculorum. 

85  aMCN. 


fiermo  in  atTiunptioue  fancte  IflAlilE. 

l\trauit  ihcfuf  in  quoddam  caitellvm.  et  mulier  qvedam  martha  no- 
mine excepit  illnm  indomum  fuam.  Inder  heiligon  fhri])hte.  bcceiche- 
not  ein  dinch  vnder  itvndon  manegiv.  vnde  miflichiv  dinge.  Elt  Ico 
de    tribv    iuda.    elt  leo  ([ui  cirruit  qverenl"  qvem  deuoret.     Kit  ignif 

5  diuinuf  cft  ignil'  qvi  paratuC  elt  diabolo  et  angolif  eiiif  Eft  fol 
iufticiae.  eft  fol  qvi  nof  non  urat  perdiem.  Wir  Icl'en  von  einem 
lewen  der  geborn  ift  vone  deme  gellahte  def  herrin  ivda.  daz  ift 
god  felbe.  Wir  lefen  ovch  none  eineme  lewen.  der  allezane  vmbevert 
fvochinde    wen    er    virfwellin    mvge.    daz  ii't  der  tivvcl.     Wir  lefen 

10  vondeme  himelefgen  fivre.  a\  ir  lefen  von  deme  fivre  da  zeheile.  Wir 
lefen  vone  deme  waren  fvnnen.    Wir  lefen  uone  deme  fivrinen  fvn- 


V 

C8  wiraltol  79  zobile  81  Ps.  37,  19.  VIII,  1  Ev.  Lucw  10,  38. 

6  iufticie        8  ciucmo  über  domo        9  li^wel        10  ignc.  über  fivre. 


vm  21 

iien.  Wir  lefen  von  ciiiemc  caftellc.  dar  s^ot  fantc  nach  deme  efele 
den  er  ritin  a\  oKo.  zvoiervfaleni.  Wir  Iclcn  vone  deme  caftelle  da 
^od  fclbe  in  i^ieng.  Daz  caftil  ^saf  div  vmbervorle  niasjit.  fancta 
Mafiia.  Ein  caftel  lieizet  daz.  da  ein  tvrn  ftat.  vndc  mit  einer  mvre  15 
vmbefangin  ilt.  \Tide  ficli  div  7A\ei  befchirmint.  vnder  einanderen, 
alfo  daz  di  viande.  vor  der  mvro.  zvodeme  turne  iiieht  st'S'i'^  mvi^in. 
vndc  ovch  vone  der  mvre  getriben  werdint  abe  der  hohi  dciturnef. 
So  getaneme  caftille  a\  irt  geebinmazot  div  mvotii*  vnfirf  herrin  ihefv. 
div  alfo  vmbeworht  waf  mit  der  magetheit.  beidv  ir  libil".  vnde  ir  20 
mvotef.  daz  dar  nie  genahen  mähte  dehein  der  gedanch  der  zemen- 
nifgheit  horite.  Nv  gelVhihit  lihte  an  anderen  mageden.  daz  div 
vbirnivot.  ein  (223  a)  ein  itvrm  hebit  an  den  magettvom.  da  widere 
habete  div^  maget  lancta  niaria.  in  ahiiittin  in  ir  herzen  gefezit  einen 
turn  der  devmvotin  alfe  hohen,  daz  div  vbirnivot  niener  getorfte  25 
dar  naher  cJiomin.  zvoder  mvre  der  magitheit.  Von  div  fprac  vnfer 
herrc  vone  der  demvote.  Qvi  le  exaltat  hvmiliabitur.  et  qvi  fe  hv- 
miiiat  exaltabitur.  der  lieh  Iiohit  der  wirt  gedemvotet.  der  lieh  de- 
mvotet  der  Avirt  gehohit.  Do  ir  der  engil  ein  ivn  gehiez.  do  antwrte 
fie  ime  alfvf.  Qvomodo  fiet  iftud  fjvoniam  uirum  non  cognofco.  Wie  30 
lol  daz  Averden  Avan  der  man  nelebet  nicht,  def  ich  de  heine  chvnde 
habe,  oder  ie  gewnne.  vnde  Iprac  aber  do  alfvf.  Ecce  ancilla  doniini 
hat  mijii  fecundum  verbvm  tiiuni.  Ich  bin  ein  dirne.  Ande  ein  fmelenge 
def  almahtigen  gotef.  mir  niAOze  gefihehen  al  nach  dinerae  Avorte. 
Intraiiit.  Indaz  caftil  gicng  vnfer  herre.  da  inne  inphieng  in  ein  35 
fvnielich  Avib.  martha  geheizin.  div  felbe  hate  eine  fvvefter  genamet 
MRRia.  Die  zvo  gefweftere  beceichenont  zwei  lebin  diffif  gagenAvar- 
tigen  libef.  vnde  def  CAvigin  libef.  Martha  beceichonet  difen  citlicen 
üb.  Maria  beceichenit  den  ewigin  üb.  da  man  got  ane  fcowot  alfolich 
i'o  er  ift.  Martha  habet  gewerb.  vnde  forge.  vnibe  manegi\'  dinc.  40 
Maria  habet  minnecliche  Avnne  mit  eineme  dinge.  Diz  citliche  lebin 
gedienote  nie  anneheinner  gaftgeben  fo  Avole.  vnde  Ib  voilegliche  fo 
ander  magede  fancte  maRivn.  So  wir  martlion.  vnde  marivn  nem- 
men.  fo  virnemen  A\'ir  an  in  div  zeAvei  lebin.  div  beidiv  zegote  horent. 
in  difeme  flvhtigen  eilende.  A'nde  daz  Avir  cvrzliche  ruoren  div  lehf  45 
Averch.  div  zvoder  er  barmvnge  horent.  div  maget  fancta  Aiania  div 
newiffe  Ambe  lihte  gefte  niet.  üv  geherbergote  aber  den  aller  ho- 
heften  got  indie  tovgini  ir  libef.  fiv  Aazzote  (22  3  b)  in  dainne.  mit 
menneflicgen  fleifge.  dar  nach  bewant  fiv  in  mit  tvochen.  in  hvnge- 

21  dar  fehlt.         27  Matth.  23,  12.         27.28  hvmiat        30  Lucce  1,  34.        44  zewi 


22  vm 

50  rote,  fiv  azte  in.  indvrfte  fiv  fovgete  in.  er  lag  in  der  wigMi  mit 
chintlicher  vncrcphte.  da  wifote  fiv  fin  ano  twalc  alle  ftvnde.  Siv 
trvogin  vfin  ir.  fiv  uieng  in  zvoire.  fiv  miltechofote  ime.  fiv  floh  mit 
imo  in  egyptum.  fiv  forte  fin.  vor  den  ivdon.  Satagebat  circa  fre- 
quenf  miniitcrium.    Siv    cherte   allen    ire    fliz   dar   ane    wie  fiv  ime 

55  gedinoti.  iollicita  eft.  fiv  habete  forgc  vmbo  in  do  fiv  finef  libef 
forthc  vore  erode.  vnde  vor  mancgen  lagen  die  ime  die  iudin  fcha- 
photon.  zeivngeft  do  wart  fiv  zeherzen  getrvobet.  qvando  ipfiuf 
animam  pertranfiuit  gladiuf.  Do  ein  fwert  gicng  dvrch  ire  feie,  def 
leidcf  daz  fiv  einen  folichen  ir  fvn  vnwirdicliche.  vnde  andcrf  han- 

60  dclon  fach  danne  er  def  w irdich  A\arc.  Siv  fach  in  vahin.  fiv  lach  in 
bindin.  fiv  fach  in  mit  geifelon  villin.  alfe  ein  dieb.  fiv  fach  in 
anefpigin.  liv  fach  in  halfflegelon.  fiv  fach  in  cronin  mit  dornon. 
fiv  fach  daz  fie  zefpote  uorc  ime  nidir  vielin.  fiv  fach  in  er  blechen 
vnder    den   hvrwinen  banden,    die  er  hate  gefchaphin  vzzir  nichtc. 

65  fiv  fach  in  andaz  crvce  nagelon.  fiv  fach  in  andeme  crvce  trinkin 
ezzich  mit  gallon  gemifget.  fiv  fach  daz  fpere  in  fincr  fitvn.  fiv  fach 
in  fterbin.  fiv  fach  in  begrabin.  Do  wart  fiv  aller  ereft  für  chvndig 
mit  deme  innecglichen  lere,  daz  beidint  halb  fneit  alfe  ein  fwert. 
Daz  fiv  in  er  chande  got.  vnde  mennefgen.  def  m  art  fiv  uon  iegwe- 

70  dcrem  fvndirbare  getrvobet.  zvoder  fincr  ivngeftin  ir  bot  fiv  imo  ein 
irbarmeglichin  dieneft.  Do  ftvont  fiv.  do  gebraft  ire.  andeme  dienefte. 
nach  der  mennefghcite.  vnde  manote  ir  fvn  geiftlichc  in  ir  herzin. 
daz  er  fie  fchirc  getrofti.  vnde  ir  zeholfe  chome.  mit  der  gotoheit. 
die  fiv  anime  (22  4  a)  erkande.  vone  tagclicher  mitewiftc.  def  heili- 

75  gen  geiftef  Anallen  difen  dingin  hat  fiv  wol  behalten  daz  teil  der 
frovwen  martvn.  AVie  fv  aber  marivn  teil  behüte,  daz  beftc.  daz  fiv 
er  welet  hate.  waz  mag  menneflig  herze  dannan  irkcnnin  oder  dehein 
zvngc  dir  vone  gcfprcchin.  alfo  nach  warheit.  der  vone  zedenchenne. 
vnde    zefprechinne    ift.   inder.    der   heilige  geift  waf  die  da  habete. 

80  bcfchatewet  div  tvgint  def  alhoheften  gotef  Waz  mohti  fie  anne 
gote  vcr  boln  fin.  inder  die  rictvomc  famint  warin.  allir  wirbelte. 
Siv  facz  zvodcn  fvozzon  vnferef  herrin.  vnde  faz  innebcn  ime.  do 
er  famet  ire  waf  fine  rede  fviiderbare.  finv  wor(.  vnder  cngele  wort, 
vnd  hirton.    div   gehielt  fiv.    alliv.  vnde  habete  fie  zefamine.    in  ire 


52  vf  i  ir.  56.57  aus  fchaphllon  (jchcfscrt.  57  Lucw  2,  35,  63  imo  er 
blechen]  darüber  colaphif  ccd^'c.  fivc  pallcfaccrc  {oder  pallcfcere).  66  gemyfgct 
70  ivgcfliu      fehlt  ein  Substantiv  f 


Vin  .  IX  23 

herzen.  Nie  nieman  gofmagte  l'o  rehte.  wie  fvoze  Mifer  herre  ift.  fo  fin  85 
mvoter.  div  magit  fancta  Mania.  Daz  ne  wai"  nchein  Avndor.  wände 
in  ir  waf  der  lebende  brvnne  def  cwigin  übel",  vnde  vzzen  ire  gcflozen 
il't.  div  dvrnahtin  iegwederef  lebennef.  Sunderliche  irwelte  fiv  daz 
belle  teil  niarivn.  Svnderbare  uolle  dienote  liv  indeme  teile  der 
frovw on  marthvn.  Nv  ii't  daz  iifullit  def  fiv  gerete.  liv  fchovwot  ir  90 
fvn.  facie  adfaciem.  alfolich  fo  er  ift.  daz  ift  daz  teil  daz  aller  beft 
ift.  daz  fiv  iemer  haben  fol.  an  ende.  In  daz  teil,  inphalie  vnf  alle 
vnfer  herre  ihefuf. 


Itcni  fernio  de  fancta  Maria. 


iVbini 


licio  et  ante  fecula  creata  fvm.  et  vfquc  infuturuni  feculum  non 
definam.     E.  got  gefchvophe  himel  aide  herde.  do  waf  er  def  inein 
worden,  daz  er  uone  fancte  manivn  wolte  mennefge  werdin.  Ire  feie 
waf   daz   gotef  hvf.    indeme   er   haben    wart  daz  ancgenge.    noftrse 
redemptionif.    vnfer    lofvnge.     Daz   ift   daz    hvf  dannan  da  gefcribin  5 
ftat.     Sapi  (224  b)    entia    edificauit    fibi    domuin.    excidit    colvnipnaf 
feptem.    Div   wifhcit  felbe  cimbei'ote  ire   felber  ein  hvf.    nften   fibin 
fvlen.  vnde  ir  grvob  die  fiben  fvle  noh  Avaher.   vnde  deiner,  danne 
alle    die  fvle  ergraben  oder  erfnitin  fin.  da  div  criftenheit  ufle  ftet. 
Die    fiben    fvle  daz   fint   die  fiben  gebe  def  heiligen  geiftif.     Anden  10 
fiben  fvlen  hant  fich  alle  die  verfvo^^hit  die  ie  in  gotef  namen  bvocli 
in  hant  genamen.  vnde  ift  noch  div  uacheit  niet  fvrbrat  div  dar  ane 
irfnitin  ift.     Mit    den.  fiben  fvlen  habet  fich  allvnibe  cimberet.    vnfir 
frovwe  fancta  Maaia.    Siv  habete  ovch  nieie  drane  ir  chennet  denne 
alliv  div  mennefgin  die  in  dife  Avelt  ic  geborn  A\rden.    do    fiv   in  ir  15 
habete  die  arche.  da  J)eflozzin  inne  waf  ganzliche  der  richtvom  aller 
wifheite.     Ander   vngebrachoton    erde    wvof    ein  hlvome.  uon  denie 
alliv   diliv    werlt  gecieret  ift.  vnde  gvoten  foiag  hat.     \  idervnt   eam 
filite  fyon.    et    beatiffiniani  predicaiicnint.     Alliv    div  fainenvnge  dci- 
engele.  vnde  der  mennefgen  die  got  aiiefchovvvoiit.  die  habent  ovch  20 
fie  nv  lange  ane  gefchovwot.  mit  uirw  izzer  anefilite.  vnde  ne  ha))ent 
fich  noch  nieh  vollewunderot.  daz  fiv  nach  gcl)vrte  maget  ift.    vnde 
hant  fie  gelobet  mit  ebenheiliger  chvre.  mit  wnnderlichir  einmvotin. 
zvoeiner   chvnenginne.    über   himel.    vnde    über    erde.      Daz    ift    der 


85  Hie        90  fcbowole  iX,  i  Fcclesiastic.  21,  ii.         4  iioflre       6  Proverb. 

S  V      V       ' 

9,1.  9  od    fuilin       18  Cant.  6,  8.       19  filie       20aiicfchowont     24  der]  d^e 


24  IX  .  X 

25  brvnnc  befi^ileter.  garte  beflozzoncr.  da  vnf  u/  geflozzin  iPt.  fonf 
a(|u;e  faliciitir  in  iiilam  ctcrnani.  Dd'  nivoz/in  wir  ^[crinocrluMi.  inli- 
iicinc  riclic.  allolicli  lo  er  ilt.  per  uniiiia  iecula. 


Pernio  de  rcfiirrecUoiie  cloiiiinl. 

l  auluf  aportoluf  ait.    PaCcha  iiorinmi  inmolatuf  eft  cliriftuf.    Pafcha. 
(laz  quid  tranfitul".  vbervart.     l)az   waren  der  iiulon  olti'ion.   Tic  lic- 
giengen    alliv    iar    den    (ag.    daz    fic    got    lolle    uzzir  egijilo.  da  He 
Maren  gewan  (2  2  5  a)  gevangen.  uil  nach  vier  hvndert  iaro.  uondeine 
5  cite    daz    iül'eph    linen  vatcr.    vnde  I'ine  brvodere  dar  in  l)rahtc  uiiz 
ane    den  tag   daz   fie  nioyCel'  dannan  uz  leite  mit  der  crephte  gotel". 
vnde   er   fie    fvorte    permare  rubrum,    all'o    daz    fich  daz  rote  merc 
teilte   in  zvelph  Ürazze.   daz  div  zwel])h  geflahtie  iacoljel'  chinde  in 
trvccheme   lande    da  dvrch  fvoren.    vnde  alle  dauid  hat  gefprochen. 
10  Qvi    diuilit    niarc    rubrum    indiuifionef.   der  wende  waren  fiere  vnde 
zw enceg.  der  Itrazen  w aren  zweleve.  vnde  an  ieglicher  itrazze  fvor 
ein   here    vnz    lie    alle    uz    chomen.    daz    lie  einen  raennefgen  nicht 
verlvrn.  die  in  aber  nach  fvoren.  die  er  trvnchen  alle  Alfvf  er  gicng 
daz.  Do  fie  mojfef  an  daz  mere  brahte.  da  waf  in  pharao  nach  ge- 
15  zogen,    mit  allcme  fineme  here.  gewaphenetcf  livlei".  moyfef  ne  ha- 
bete  aber  einen  gewapheneten  man  nicht,    die  viande  Avaren  hiiidcr 
Ire   ruggc.  uile    nahe  bi.    in.    daz   gebirge  Avaf.  inncben  in.  daz  rote 
mer    waf  for   in.     Inden   forgen    rieph  moyfef  zvogote.  vnde  Iprach 
alfuf.  Herre  di  uiande  fint  hindir  vnf.  daz  gebirge  ift  neben  unf.  daz 
20  wazzer   ift  vor  vnf.  wände  wir  niene  wizzen  w  ar  wir  fuln.    ad    tui 
foliuf   confilium    confuginiuf    nv   gellichcn    w  ir  zvodin  eincf  hclphc. 
Bideme   worte.    flvog    er   uf   daz   mere   mit   der  gerte.  die  er  indcr 
hant   habete.   do   teilte   fich  daz  mere.  vnde  fvoren  fie  dvrch.     Alfe 
ir  virnomen  hant.  daz  waf  div  felbe  gerte  div  ovch  zcincmc  flangen 
25  waf  wordin.  uflcn  deine  berge  da  ime  vnfer  herre  irfchein.  da  ovch 
ineineme  gefpraidach  moyfef  ein  fivr  fach,  mit  der  er  ovch  div  cehen 
w  nder  inegypto  gew  orht  habete.  Alfuf  brahte  er  fie  dvrch  daz  rote 
mere.    ineine    wvoftin.     Do   fie  indie  wvoltin  chomen  da  in  god  daz 
himelbröt  gab.  daz  w  azzer  vzzer  deme  fteine  da  in  nioyfef  erlchein. 
30  lieht  alfe  div  fvnne  def  tagef  do  fie  dar  (225  b)  in  chomen.  do  waf 


25  Cant.  4,  12.      Ev.  Joh.  4,  14.       2G  aquo  X,  1  Cor.  1,  5,  7.       2  vberwart 

4wicr        9P5.  135, 13.        11  flrzcn         12  licic  «us  h^c  r/c6e/5crf.       litic  fehlt. 
19  hirdir        2G  or  fehlt. 


X  .  XI  25 

aller  ire  mene^en  alfiif  uile.  Sehf  hvndert  tufende.  fehze^  tufende. 
fehf  viidc  M\7.0!S,  tufende.  Avii^linpliter  manne,  aiie  Avib.  ynde  chint. 
vnde  aiie  hagcltolte.  div  alliv  er  Pallien  waren,  in  vier  hvndert 
iaren.  uone  zwclph  geflatthen  iacobef  cliinde.  Vnde  daz  fie  alful' 
durch  daz  rote  mere  dare  gewillt  wrden.  den  tag  habeten  fie  iemer  35 
aftirdiv  ze  einerae  hoftertage.  vnde  andeme  feibin  oftertage  do  allez 
daz  livt  zeiervfalem  chomen  Avaf.  daz  da  umbe  iener  inder  iude- 
fchephte  ^af.  zvoder  aller  geiihte  wart  vnfer  herre  crift  hivte  in- 
dileni  tag  für  viifir  funde  andaz  cruce  gehenchit.  vnde  lofte  vnf  dar 
ane  nondemc  eA\  igin  tode.  mit  nehcinie  ander  werde  wan  mit  fin  4o 
felbef  übe.  (Jvi  feniel  introiuit  in  fancta  eterna  redemptione  inuenta 
Daz  fint  die  nivwen  öfteren,  die  wir  begen  l'uln.  daz  unf  god  fvoritc 
vzir  deme  abgrvnde  def  ewigin  todif.  indie  lietvnge.  vnde  indie 
\\  ibtuni  der  himelefgvn  ierufalem.  Vnde  alfe  fie  ire  ofteran  begingen 
mit  eineme  lanibe.  nach  der  gewonheit,  fo  fie  der  herre  racji^fefhate  45 
geleret.  do  fie  fich  ie  zvo  ane  vz  hebin  folton.  alfo  fuln  Avir  vnfire 
niu\>e  hofteran  began.  mit  fineme  fleifge.  vnde  mit  fincme  bivote. 
alle  die  tage  fo  wir  vnf  heben  von  den  fvndon.  in  prima  refurrec- 
tione.  vnde  allermeift  fo  lib.  vnde  feie  fcheidint.  vnde  fich  div  feie 
hebit  vzzer  egypto.  uzzer  dirre  werlte  vinfterin  zvoder  genofcheplite  50 
der  heiligin  engele  zvoder  anefihte  def  almahtigin  gotef.  inden  frovne 
hoph  def  ewigin  libif  dar  vnf  alle  vollebringen  mvzze  vnfir  herre 
crift.  der  hivte  andifime  tage  durch  vnf  alle  erftvnt  vonden  toton. 
daz  ovch  A\ir  mvozin  irftan  von  allen  vnfiren  fvndon.  vnde  mit  ime 
richefon.  per.  (226  a)  55 


§ei'nio  iu  dedicatione  ecciefie. 

Öancti  fpirituf  corda  noftra  mundet  infufio  et  fui  rorif  intima  afper- 
fione  fecvndet.  luwer  aller  herze  mvozzin  betovwet.  vnde  gereinet 
werdin.  vnde  wvocherhapht  werden,  vone  der  inneglichifton  m  ifvnge 
def  heiligin  geiftif  Nouatc  uobif  nonale.  et  nolite  ferere  fupcr  fpinaf 
Dominuf  in  cwangelio  dicit.  Nemo  mittit  uinum  nouum  in  utref  uetercf  5 
aliöqvin  dirumpet  uinum  utrel.  et  uinum  effundetur.  et  utref  pcribiint. 
Sed  uinum  nouum  in  nouof  utref  mittatur.   Daz  qvid.  Neman  fol  den 

32  fezzcg  38.39  idifen  41  Ilebr.  9,  12.  42  fivrile         52  alle  ztveimal. 

V 

XI,  2  betowen        4  lerem.  4,  3.        5  Matth.  9,  17. 


26  XI 

nivwen  win  gizzen  indic  altin  bvteriche.  die  buteriche  breftint.  vnde 
iCt  der  Avin  verlorn.  Mvwen  win  loi  man  tvon  ovch  in  nivvve  bvte- 

10  riebe.  Ettelich  Avin  niachot.  daz  der  man  m  einot.  ettelicher  frovwet 
ovch  def  mennif^'cn  herze.  Der  nivue  win.  daz  ift  daz  f^otef  wort, 
daz  deme  rethia  mennefgen  allezane  zvo  Jirinijit  nivwe  mandvnge. 
Die  viralteten  bvteriche.  daz  llnt  div  fleilglichen  herzen,  div  mit 
ubeler   gewoneheite   zebofheite    llnt   wordin.     Nv   l'prechent   mit  in- 

15  neglichen  Milien.  Cor  miindum  crea  in  nie  deul".  Ilt  daz  irc  iuwich 
beclierint.  vnde  rchtiv  herzin  fjewinnent  zvoden  geboten  vnferei'  her- 
rin.  lo  irgat  daz  vber  ivch.  uerte  inpiof  et  non  erunt  inpil.  So 
\\  erdint  uiweriu  herzin  nivwe.  io  gebabent  iiv  ovch  den  nivwen  win. 
Fvndaraenta    eiiif   in    montibul"   ianctiC.    diiigit    dominuf  portaf  fyon. 

20  fiiper  omnia  tabcrnacula  iacob.  Div  gruntfefte.  vnde  div  Cundemunte. 
der  heiligen  crillinbeite  daz  fint  die  beillgen  wiffagen.  vndie  beiligen 
zvvelephpoten.  vnde  div  heilige  lere,  div  uone  in  choniin  ift.  Div 
burgetor  div  hvnlereme  berrin  liebere  llnt  denne  alliv  div  uorc 
(220  h)  bildvnge.    div  ^ilont  begangen  wart,  inder  altvn  .e.  daz  llnt 

25  dife  tugende  mit  gvoten  wercben.  Welche?  Div  heilige  gelovbe.  div 
heilige  zvovirllhit.  div  heilige  minne.  der  heilige  tovpb.  Die  nach 
deme  tovpbe  gelVndont  die  IS  In  zvodifen  burgetorn  inchomen.  Sie 
fvln  ban  Marcriuuc.  volletane  bibte.  ewige  inthebcde.  uonden  fvn- 
(lon.  vcber  dif  hvf  hiltin  din  almatigin  god  hiute.  Iwaz  dehein  men- 

30  nefge.  hie  gere  guter  dinge,  daz  er  del"  gew  ert  werde.  Angeli  ciuef 
uifitant  hie  fuol"  et  corpul"  liimitiir  ibelV.  Die  heiligin  gotef  cngele 
gcwilont  bivte  hie  ir  luilgenoze.  den  He  hie  beuore  erbolgin  warin. 
alfo  da  gefcribin  ftat.  Angeli  eorum  lemper  uident  faciem  patrif. 
Ilio    vareiit    die    beiligiii    cngele    bivte    bcidiv    nidcr.    vnde  vf.     Mit 

3  3  niicbelci-  mandvnge  cborncnt  Tic.  fo  div  l'cic  intriaj)licn  ilt.  an  allen 
den  dingen  rla  der  lili  ic  de  beinc  minne  zvo  gcwan.  vnde  llv  mit 
allen  ire  gcdanchin  rvowet.  uone  den  uzercn  arbeitin.  mit  wachen- 
deme  herzin.  inder  anelchovwcde  dcl'  almahtigcn  gotel"  lo  choment 
die  heiligen  engele  frolicbe.  Swenne  aber  del'  mcnuirgen  mvot  denne 

40  wirt  widerkeret  mit  der  l'uarin  mennellicher  brodi.  fo  tvnchelet  ez. 
vnde  incineme  gcw  Icbcnc.  daz  den  l'cbimin  def  vw  igin  lihtif  dannan 
uz  getribin  hat.  lo  ucllct  cz  aher  bcre  widere  nider.  tempore  temp- 
tationif  inline  alte  gedanche.  zvoden  erbarmeclihcn  vnzuhten  def 
libef.     So  flihent  vnfer  hvfgenozze  uone  unf.  fo  fcbament  lieh  vnfer 


15  Ps.  50,  42.         17  Proverb.  12,7.        18  vordint        19  Ps.  86, 1.  2.        21  daz] 
da        33  Matth.  18,  10.        39  cngo        AI  vid^'e 


XI  2T 

die  engele.  zvo  ire  genozfchcphte.  daze  himile.  Vil  b'ebin  nv  ftant  45 
ir  hie  indeme  hvf  def  himilefgen  chvnegef.  hie  wechit  er.  hie  ladot 
er.  fine  gemahelun.  ivwer  iegelichif  feie,  die  er  chovphte  mit  fineme 
blvote.  Nv  fprichit  er  iv  zvo.  Surge  amica  mea.  Stant  vf.  min  uil 
liebiv  frivndinne.  excutere  depuluere.  fcuhte  die  uon  den  alten  fvndon. 
da  (227  a)  dv  inne  intflaphen  Avare.  eiere  mir  cingotef  hvf.  indineme  50 
herzin.  da  Avil  ich  inne  hvwen.  obe  dv  die  der  fundon  gelovbeft. 
Poft  omnef  abhominationef  tuaf  reuertere  adme  et  ego  reuertar  adte. 
Nv  uil  lieben.  Recte  fefta  colunt  ecclefijB  qvi  fe  filiof  dei  cognofcunt. 
Div  hclige  criftinheit  ift  ivwer  mvoter.  fint  ovch  ir  nv  div  chint  der 
eriftinheite  fo  begant  ir  rehte  ein  iegeliche  chihvin.  Pro  inde  con-  55 
ftituite  diera  follennem  in  condenfif  ufqve  adcornv  altarif.  Vverdint 
hivte  def  innein.  vnde  fwa  ir  ivc  in  gotef  nanien  gefaminont.  daz  ir 
gewarliche  clioment  zvodeme  voblichin  tage,  der  fronvn  %Tftende. 
Ir  fulnt  def  nein  werdin  infreqventationibuf  mit  emezzegheite.  uone 
ftvnde  zeftvnde.  uontage  zetage.  ufqve  ad  cornv  altarif.  vnz  andie  60 
egge  def  altarif.  Der  alter  ift  got  felbe.  der  andeme  crvce  fin  blvot 
oppherote  fuir  vnf  alle,  cornua  in  manibuf  eiuf.  Daz  waren  die  nag- 
ele die  dvrch  fine  hende  geflagin  wrdin.  andeme  galgin  def  heiligen 
crvcif.  Mit  gebete.  mit  uaftenne.  mit  chvffin.  mit  allen  gvottaten  ftiln 
wir  alle  tage  vmbe  god  gedienon.  fwenne  vnf  der  tovt  begrife.  daz  65 
er  vnf  zeftunde  uinde.  obe  Avir  alzogef  nemvgin  andeme  crvce  net 
fin.  doch  an  etelicheme  nagele  def  heiligen  crvcif.  Vondeme  altare 
fprichit  god  felbe.  Altare  de  terra  facietif  mihi.  Der  alter  ift  uonder 
magede  fanctae  mariun,  ein  gvotelicher  mennefge.  vf  chomen.  vf 
geftandin.  exregali  ftirpe  dauid.  Cum  ergo  filentium  tenerent  omnia.  70 
et  nox  in  fuo  curfv  medium  iter  haberet.  omnipotenf  fernio  tuuf 
domine  aregalibuf  fedibuf  uenit.  Inder  Averlte  ift  ez  zewirent  alfo 
geftandin.  daz  minef  trehtinef  gelwiget  A\'af.  vnder  (227  b)  mennefgon! 
noch  chumit  ein  ftilli.  zvodeme  ewigin  übe.  daz  die  meunefgen 
gervowont  vone  Averltlicheme  krademe.  vnde  uone  aller  unrawe.  da  75 
hant  fie  gaudium  ineffabile.  vnder  den  lohezonden  fteinen.  def  grvonin 
paradifif.  Daz  ift  div  dritte  ftillin.  Div  erefte  ftilli  Avaf  uordcr  .e. 
driv  tvfint  iare.  vnde  cehincig  iare.  Div  ander  ftilli  Avaf  nachder  .e. 
def  CAvangelii.  daz  Avaf  div  mittel  ftillin.  Inder  ereftvn  ftillin.  er 
kandon  die  mennefgen  nieht.  nieAveder  die  fvnde.  die  fie  getan  haton.  80 


48  fprichie  Caw(.  2,  10. 13.  49  frivdinne  Isaiw  5-2,  2.         50.51  dv]  div 

53  ecclefie  55  Ps.  117,  27.  68  Exod.  20,  24.         09  ft"^      70  Sap.  18,  15. 

k           '  ' 

75  grademe  77  uond*  .e.  80  inewcd* 


28  XI .  xn 

noch  den  lag  ftalcn  tot.  der  uf  in  la^.  uoiiodiv  fwi^in  fiv.  Alfo  aliir 
div  .0.  do  gegebia  wart  pcrmoyfen.  viidc  in  div  1\  n«le  gezovgct  wart, 
do  bcgviidon  die  IVndigin  heil  Ccovwon.  lUptuin  efl  filentiuni.  jiro- 
phete  predicaucrunt  iialci  lahiatorem  de  iiirgine  inauia.  Do  fie  do 
85  nivnhvndert  iarc  gefcribt  liatoii.  iiacl»  der  gelmrte  ynleref  herren. 
daz  l'iv  chvome.  do  gelweig  aber  vnl'erel'  lierren.  allez  daz  andemc 
crtriche  wai".  daz  wül'  div  andere  Itillin.  Inder  llilliii  ^\art  got  gc- 
born.  do  rieph  allez  daz.  daz  falig  geborn  wal".  genade  herre.  gcnade. 
J)o  waf  div  mittele  Itillin  zerbrochen,  do  gab  god  fride.  vnde  genade. 
90  vnde  hiez  erbarmunge.  vnde  antlaz  der  rinubtn.  Daz  gotcl'  \\ort. 
cholot  noch  inder  A\erlte.  DiCcite  ame  qvia  niitil'  Tum.  et  humilil' 
corde.  Nac  der  rede.  Concidiiti  faccuni  meum,  et  circumdedifti  me 
leticia.  Inder  niittelon  flillin.  alle  A\ir  geredet  han.  oninipotenr  (errno 
tuuf  aregalibuf  ledibur  uenit.  Wer  cliom  da?  Wannan?  NN'are?  Daz 
95  gotef  wort.  Gotef  fun.  Ein  chvneng.  einel"  chvnigel"  fun.  AVannan? 
N  (»iie  der  fcefwvn  finef  vater.  Ware?  Zvodeme  galgin  def  crucif. 
vone  dcnie  chvnenglichen  Hvole.  zvo  eiiienie  Merrhgadime  nientatiger 
(22S  a)  IVndon.  uoiider  lielitin  del'  liinielel".  zvoder  uinlterin  der 
helle.    Etideo    aregalihul"   ledibut.    iioii    ab  uiia  Icde  regali.  ^\aM  alle 

100  die  mit  arbeiten  in  daz  himilriche  chomenl.  der  iegeliche  enphahet 
die  crone  def  c\\igen  libel".  vnde  llnt  alle  fundirbare  cronct.  vnde 
richol'ont  mit  ir  uater  in  finemc  ewigin  riebe,  daz  er  finen  kindin  ge 
macliot  hat  uone  anegenge  dirre  werelte.  Alfo  da  gefcribin  ftat. 
0(10(1  (|uod  autein  recepcrunt  euni  dedit  eif  j)oteftatem  filiof  dci  fieri 

105  hil'  ({ui  credvnt  in  noiniiie  eiuf.  Sint  fie  fine  fune.  fo  lint  He  ovch 
chvnege.  Sint  fie  alier  chvnige.  fo  nuoz  irc  iegeliche  einen  chviieg- 
ftvol.  eine  crone.  vnde  ein  riebe  han.  Ein  cbvneng  ander  erde  der 
nil  fune  hat.  der  ne  mag  niuwet  \\ an  einen  (bviieng  gemacben.  aber 
dirre  chvneng  def  riebe  über  alliv  riebe  ill.  alfo  manegen  fun  fo  der 

110  lud.  alfo  manegen  iVn  cronct  er  ovch.  infineme  riebe.  Der  geheiz 
ilX  vnler  nicht,  er  ift  unferef  hei-ren.  den  zvo  fineine  himelefgen  vater 
fpracb.  >'on  i)ro  bif  (andini  rogo  fed  etiani  pri»  eif.  qvi  credituri 
funt  jier  verbum  eoiiini  in  nie.  et  cetera  vlqve  ante  (j\am  nmnduf 
jieret. 

§eriiio  de  iiaTrlia.  (iö  !  I>) 

Ibeftif  cbriKuf  (radiüif  elt   propler  delirta  nofda  e(  refnrrexit  propfer 
iufUlicationem    noflram.     Liehin    ^\'u•   bigan    bivte    daz  iiölichc  vnde 

91  Mntth.  11,  29.         92  Ps.  29,  12.  9G  fcefvwn  fincf  ■nat^.        99  wan  aus  wand* 

gcbcfscrt.       iO\Ev.  Joh.i,  12.       iVlEv.  Juh.  17,  20—2*.  XII,  1  Rom.  /»,  25. 


Xn  29 

daz  groze  hohcit.  der  urftende  vnfirf  herrin  ihefv  chrifti.  den  tak 
uon  deme  der  heilige  Avifiage  daiiid  fprach.  Hsec  eft  dief  quam  fecit 
dominuf.  diz  wäre  der  tak  den  got  leibe  heti  gimachot.  wände  alfe  5 
fante  Gregoriuf  chit.  hec  eft  follennitaf  follennitatum.  ez  ift  ein  tult 
ubir  alle  tulte.  vnde  il't  daz  billich.  vnde  relit.  vt  exultemuf  et  lete- 
mur  inea.  daz  w  ir  unl'  liivte  frow^  ein.  vnde  inendein  indem  alraehtigin 
gote  uerro  danne  an  eim  andir  tage.  Diz  ift  der  liebe  tach.  von- 
deme  da  gifcribin  Ität.  In  mente  habete  diem  qua  educti  eftif  de  10 
terra  egypti.  daz  wir  iemir  in  vnfirme  gimvote  heigin  den  tak  daz 
unf  got  irlofte  uzzir  egipto  lande,  daz  ift  div  uinftiri  der  helle,  von 
der  got  fin  livt  irlöfte  andil'ime  hivtigin  tage,  do  er  die  helle  zir- 
bracli.  vnde  dariiz  nam  alle  die  linin  A^illin  heton  gitän.  vnde  fiv 
werte  interram  repromiffionif.  indaz  laut  deffridif.  vnde  der  gnädon.  15 
zeder  himilfchvn  hierufalem.  daz  ift  der  ewige  lib.  Def  tagif  irmanot 
unf  ovch  der  heilige  böte  i'ante  pauluf.  an  dien  A\'ortin  div  wir 
zemerft  fprachin.  div  chext  alfuf.  Der  giwihte  lialtare  unfir  herre 
ihefuf  chriftuf  der  wart  uirfelt.  vnde  hin  gigel)in  zer  martyr.  dvr 
unfir  fvnde.  vnde  irftvont  von  me  töde  dvr  vnfir  rehthaftunge  vt  20 
effeinuf  fancti  ficut  et  ipfe  l'anctuf  eft  dominuf  nofter.  daz  wir  heilich 
vnde  reht  a\  urdin  alfovch  er  heilich  vnde  reht  ift  vnfir  herre  dral- 
mahtigot.  vnde  daz  er  vnf  widirbrähti  zunfirm  erftin  rchte.  Difiu 
wort  def  heiligin  botin  dv  irmanont  vnf  der  martyr  vnde  der  vrftende 
vnfirf  herrin  ihefv  chrifti.  vnde  zweier  ding  div  unf  angerbit  fint.  25 
eiz  von  adäme.  vnfirm  altuordirn.  daz  heizit  mortalitaf.  div  todinii 
daz  wir  alle  fterbiu  mvozin  andeme  libe,  daz  andir  von  unfirme 
herrin  ihefv  chrifto.  (36  4  a)  daz  ift  inmortalitaf  div  untodimi.  daz 
wir  vntodimik  fchvln  Mcrdin.  vnde  alfer  an  difime  hivtigin  tage 
irftvont  vonme  tode.  giwäre  got.  vnde  giwäre  mennifche.  daz  ovch  30 
wir  zem  ivngiftin  tage  alfo  fuln  irftan  mit  deme  feibin  libe.  vnde 
mit  der  felbvn  feie  fo  Avir  ie  fchinein.  Diz  waf  unfir  erfte  reht  ftola 
inmortalitatif.  daz  giwant  der  vntodimi.  daz  uirlof  vnf  adam.  dvo  er 
vnfirf  herrin  gibot  vbirgie.  vnde  brahtunf  daz  andir  reht.  daz  ift 
der  tot  den  wir  alle  mvozin  lidin.  alfe  got  zinie  fprach.  dvo  er  35 
gifundote.  puluif  ef  et  in  puluerem  reuerterif  Dv  bift  ein  ftuppe. 
vnde  mvoft  ovch  zeime  ftuppe  werdin.  Vondeme  rehte  het  vnf  min 
trehtin  hivte  irlöft  vbe  Avir  felbe  wellein.  vnde  het  vnf  a\  iderbraht 
zvnfirm   erftin   rehte  #der  vnfchuldigi.    vnde  der  vntodimi.    daz  Avir 


4  Ps.  117,  24.       Hec        18  che^t  geändert,  undeutlich  woraus.        25  angsbiiit 
3Ü  Gen.  3,  19. 


30  xn 

40  nieniir  dol'  e\\  i^in  todif  irftcrbcin.  vbc  w  ir  in  iirae  gibote  mit  gvotcn 
Averkin.  viule  mit  relitir  glovbe  vnz  an  daz  ende  bilibein.  Wie  abir 
unfir  herrc  irftvondo  aide  wenne.  daz  uindein  wir  an  dem  heiltgin 
evangelio  daz  man  gel'tir  laf.  daz  fchribit  lantc  matheuf.  \Tide  an- 
deme   daz   man   hivte   lili  daz  Ichrihit  lantc  MaicuC    Sante   matheul" 

45  der  kit  alfc  hivte  wäre  uor  tage,  dvo  chäme  lante  Maria  magdalena 
von  der  min  trehtin  fibin  tivuil  uirtreib.  vnde  fantc  Maria  vnfirf 
lierrin  mvomc  nähter  mennifchcit  lante  iacobif.  vnde  fante  iohannif 
nivotir  euangelifte.  vnde  woltin  daz  heiligrab  gil'ehin.  dvo  waf  unlir 
herre  irftandin.  vnde  wal*  ein  michil  ertbibot  wordin.  vnde  waf  der 

50  heiligengil  uon  himil  chomin.  def  antlutto  waf  alfcin  blikize.  vnde 
fin  giwant  wiz  alle  der  Ine.  vnde  hete  den  ftein  abedeme  grabe 
ginomin  den  die  ivdin  drdf  heton  gileit.  vnde  faz  er  dar  üfe.  vnde 
non  finrc  northte  fo  irfchrachin  die  ritir  die  def  grabif  hvoton.  vnde 
lagin  alle  (364  b)  fiv  tot  wärin.  Dvo  div  funn,e  dvo  lif  giealle  fante 

55  marcuf  chit.  dvo  chämin  die  heiligin  vrovwe  mit  ir  bimiton,  vnde 
mit  ir  gifelbe.  vnde  wolton  unfirf  herrin  lichamin  falbon.  nah  deme 
fite  der  ivdon.  daz  er  niwit  uulcti.  dvo  fiv  do  indaz  grab  giengin. 
(lo  fahiii  fiv  den  ongil  zefiwonthalb  indeme  fizzin.  vnde  chämin  da 
uon  zc  michilre  uorhtc.  Dvo  trovfte  ilv  der  engil.  vnde  fprach.  daz 

<>0  fiv  in  niw  it  iiorhtin.  er  wiffi  wol  daz  fiv  ihcfvM  uon  nazareht  fvoch- 
tin.  der  wäre  irftandin.  vnde  new  äre  da  niwit.  vnde  hiez  er  fiv  dvo 
daz  fivz  feitin  finen  ivngiron  vnde  ovch  fante  petir.  der  fin  drieftunt 
hete  uirlovginot.  Nu  fuln  wir  tvon  alfc  dife  heiligin  vrovwe  tatin. 
Wir  fuln  vnfirf  herrin  hiute  wifon  mit  vnfirme  gvotin  gifelbe.  vnde 

65  mit  vnfiren  bimiton.  daz  ift  div  rehte  glovbe.  vnde  div  gvotin  werch. 
daz  A\ir  daz  wol  fuln  glovbin  alfer  irftvont  uon  fime  gotilichia 
giwalte.  daz  ovch  wir  alfo  fvln  irl'tan  uon  finen  gnadon.  vnde  fwaz 
wir  ovch  gvotif.  vnde  rehtif  glovbeiN  aide  wizzin.  daz  wir  daz  un- 
firm ebincriftänin  gerne  fagin.  vnde  chvndein  dur  bezzirunge.  alfovch 

'0  die  heiligin  urovwe  dem  ongil  glovbiton.  die  vrftende  unfirf  herrin. 
vnde  fi  ovch  dvo  chunton  finen  iungiron.  AVie  wir  abir  zeme  iung- 
iftin  vrtcilde  fulin  irftan  daz  feit  unf  fante  pauluf  vnde  chit  ez 
gifchehe  in  momento.  in  ictu  oculi.  in  eiNre  hantwile.  vnde  in  eime 
ovgo-v  bliche,    alfo    (chirc   fo  ein  ovge  uf  unde   zvo    ift   gitän.    vnde 

^5  irftandein  alle  in  mcnfura  ctatif  plenitudinif  chrifti.  indem  altir  fo 
ovch  unfir  herre    irftvont.    daz    ift  inder  wicliche  fo  der  mennifhe 


43  Matth.  28,  1  fgg.        4i  Marc.  IG,  1  fgtj.        48  cuglifle.        68},^lobeiN  aus 
globin  (jcbefscrt.         72  Cor.  1,  15,  52.         75  Ephcs.  4,  13. 


XII  .  XIII  31 

ift  anfime  drizigoftin  iäre.  fo  er  in  finrc  beftun  tuginde  ift.  Vnuf- 
qvifqve  autem  in  l'uo  ordine.  vnfir  ieliche  nah  linre  wirdigi.  alii  in 
uitani  eternam.  etiliche  zem  evvigin  Mbe.  vnde  zen  ewigen  gnadon. 
alii  in  obprobrium  ut  uideant  feniper.  etiliche  irftant  ovch  zeme  ewi-  80 
gin  (3 Co  a)  itwize  ir  fundon.  daz  l'iv  iemir  ewicliche  Inder  helle 
fehin.  vnde  hwrin  mvozin.  Dauon  bii'chirmunf  unfir  herre  ihefiif 
chriftul".  vnde  helfunf  daz  wir  ime  alio  gidienein  indifime  libe.  daz 
wir  noch  wennon  mit  ime  irftän  mvozin  inrefurrcctionem  uite.  zem 
ewigin  libe.  vnde  zen  ewigen  gnadon.  vbi  ipfe  cum  patre  et  fpiritu  85 
fancto.  vivit  et  regnat  infecula  feculorum.  awcN. 


Pernio  in  ferto  fancti  iniclialiclif. 

f  on  den  gnadon  vnferf  herrin.  fo  began  wir  über  iar  dicclio  die 
tulttage  fin  felbef,  vnde  ilner  liebun  mvotir.  vnfer  frovwn  fante 
MaRiun  vnde  ander  finer  heiligon.  die  mennefchcn  vvarin.  alfo  wir 
fin.  vnde  fich  doch  alfo  verro  wider  der  broidi  ir  fleilchef  fazton 
daz  fi  fint  gehört  in  himcle.  vndin  erda.  vnde  daz  fi  vnf  fint  vvrge-  5 
fezzit  zebilde.  daz  wir  mit  ir  helfe  mugin  chomin  ze  dien  felben 
gnadon.  fo  fi  hant  bezezzin.  Edoch  wan  der  himilfche  höf  uon 
anegenne  ie  waf  gecierit  mit  dien  faligen  geiftin.  der  heron  engelon. 
die  fich  nie  vonder  minna.  noch  uondeme  diencfte  ir  fchepferf  nie 
gefchiedin.  noch  niemir  gefcheident.  fo  ift  unf  hüte  dirre  heilige  tac.  10 
darzvo  gefezit.  daz  wir  fi  hüte  loben  vnde  heren  alfo  uerro  fo  wir 
mugin.  wände  fi  die  fint  die  vnf  uon  den  lagen,  vnde  von  dien 
liften  der  ubelon  geifton  indifime  libe  fuln  behvotin.  vnde  vnf  def 
fuln  helfen  daz  wir  hie  alfo  geleben  daz  wir  wirdic  werden  daz  wir 
zir  gnozfchefte  harnach  mugin  chomin.  Diz  fint  die  vnfer  gebet  15 
vnferme  herrin  tagilichef  fuln  bringin.  vnde  die  vnfer  fela  vvr  fino 
anficht  antwrtent.  übe  wir  fie  von  unf  mit  vnrechten  Mcrchin  niewet 
vertriben.  Ez  wäre  uil  def  man  machti  fragin.  vnde  fagin  von  dien 
heiligen  engein.  ubemef  cende  mochte  chomen.  w  enne.  vnde  wielich 
fi  wurdin  gefchafen !  wie  die  gvoten  wurden  geftatet.  Avie  die  ubeln  20 
wurdin  uerftozzen.  uon  ir  ordinon.  uon  ir  amtcn.  von  (3  6  5  b)  ir 
NamoN.  uon  ir  zala.  vnde  von  manigen  andern  dingen  dv  zinen  traf- 
fin.   Indifen   dingen   allen  fo  haben  wir  daz  inder  heiligun   frift  daz 

78  Cor.i,  15,  23.  XIII,  16  wr]  wir        17  anfich         20  wurden  aus  wurdin 

gebefsert.        22.23  trafGa  aus  trcffin  gcbefsert. 


32  XIII 

fi   fint  vnferf  lierrcn  erlta.    vnde  dv  herfta   sefchepliida.    doch    man 

25  lefe  daz  er  zeinoift  gelclnofc  hiniil  vikIo  hcrde.  V,  ie  11  aber  beidv 
iriu^Mii  war  ün  daz  nil't  iiiewet  churzzel'  eitel'  ze  recchenne.  noch 
cleinor  uernunlte.  ze  uerneniene.  Duz  füllen  wir  edoch  vil  wola 
merchen.  vnde  vil  eracigo  gedenchin  doch  li  in  aller  Ichoni  in  aller 
golichi.    in   aller  der  wizzentheite.  der  ii  dvo  bedorfton  wurdin  ge- 

30  Ichaflen.  vnde  fi  die  felbwala  haton.  daz  fi  fich  mochton  cheren 
ze  luedrenie  fo  fi  wolton.  zegote.  ald  uon  imo !  daz  die  ubeln  die 
fich  uon  ir  fchepfare  mit  hollart  fchiedin.  niewen  mochta  gehelfen, 
neiiein  dv  herfchaft  ir  gefchepfeda.  noch  dv  hoi  der  himelon.  fine 
wurdin  iefa  uerftozin  uon  allen  ir  eron.    vnde    von    allen  himelchen 

35  gnadon.  vnde  newrdcn  ir  ein  teil  vcrfenchet  indie  tulli  der  hella. 
ein  teil  har  indifen  luft  obder  erde,  die  unz  anden  iungiftin  tac.  die 
gvoten.  vnde  die  rechten  fulen  mit  ir  moi  gereinen,  vnde  uon  ir 
fundon  erlutirn.  vnde  die  ubelen.  vnde  die  vnfaligin  uirleitin.  vnde 
denne  zeiungeft  die  mit  inen  werdint  fundin  fand  inen  in  daz  ewige 

40  heIlev\T  werdent  uerfchalten.  vnde  fi  alfo  fint  uerhertet  inder  ubeli 
daz  fi  niewet  mugen  noch  gereut  wider  ze  chomenne.  noch  gotef 
gnade  ze  fvochenne.  Die  aber  do  ir  danchef.  vnde  umbe  twungen 
mit  gote  belibin.  vnde  an  finer  minne  ftate  warin.  die  wurden  alfo 
uerre   zalleme  gvote.    zalleu  gnadon  geftatit.    daz  fi  nicmer  ne  avcI- 

45  Icnt.  noch  nc  mugen  uon  ir  fchephare.  noch  uon  finer  minna  ge- 
fcheiden.  3Iit  difen  dingin  füllen  wir  def  werden  ermanot  daz  wir 
armen  mennefchen  alle  unfer  finna  vnde  unfer  girda.  zeder  minna 
unfcrf  hcrren  gerne  cheren.  (3  6  6  a)  der  unf  fol  bringin  zeder  hira- 
elfchun    gnada.    wan    unf   nehein    gewalt.    nehein    herfchaft.    nehein 

50  richten,  nehein  gvollichi.  dir  \\  elte  mac  befchirmin.  noc  gehelfen, 
übe  wir  unf  widir  imo  mit  holTart  fezzen.  wir  ne  niozzin  hin  zer 
lielle  zedem  tieuele.  ze  dem  A\ir  unf  hau  gemachot  übe  wirf  vil 
warlicho  wider  nine  chomen.  Gehabin  wir  unf  aber  uafto  zunferme 
hcrren  dem  almachtigen  gote.  vnde  zo  ilneme  dienefte.  fo  haben  Avir 

55  den  troft  von  finen  gnadon.  daz  wir  nu  in  difme  übe  haben  die 
hvola.  vnde  die  helfe  finer  heligon  engelon.  vnde  daz  wir  harnä 
mugen  chomin  zir  genozfchefte  indien  himelfchen  gnadon.  Daz  virlich 
unf  got.  Qvi  viuit  et  regnat. 


30  daz  Hell         47  all'  51  üb' 


XIV  .  XV  .  XVI  33 


Am  achten  Tage  nach  Weihnacht.       Tit.  3,  4-fgg. 

— en  alle  varen  hinze  helle  vnze  andie  Avlle.  vnd  hat  unf  daz  er- 
worven  mit  finer  martir.  Avelle  wir  felbe  daz  wir  niemer  der  in 
chomen.  vnd  hat  unf  uf  getan  die  himel  porte  vnd  daz  heilige  pa- 
radyfe  —  min   vil    liebe   wärmet   hiute  inder  minne  def  almahtigen 

gotef.   lat   iv ivch daz vnd    daz    buchen  5 

daz  er  durch  unf  getan  hat.  vnd  danchet  iraef.  wan  warlichen  indem 
a/mahtigen  got  fag  ich  ivh  fuuer  der  mennifch  ift  der  indirre  uuerlte 
niemer  \\  armet  inder  minne  def  almahtigen  gotef  daz  ift  un  mugelich 
das  der  iemer  erfte  von  dem  tode  der  feie  Nu  heuet  uf  iwer  heude 
vnd  i\\  er  herze  vnd  empfahet  in  ivch  die  uuirme  def  heiligen  gei-  10 
Jtef  vnd  ruffet  hiute  an  min  frowen  s.  iwARien  die  muter  def  frone« 
chindef  des  heiligen  chriftef  der  vns  ce  gnaden  geborn  ift 


Am  Tage  Epiphanice.       Ev.  Matth.  2,  1  fgg. 

(iL)  golt  wierouch  vnd  mirren  Mit  dem  golde  eret  man  die  chuni^fe. 
mit  dem  Avierovch  bezeichent  man  got.  mit  der  mirren  beftattef  man 
die  toten  die  man  lieplichen  gehalten  wil  fo  daz  fi  niene  —  Mit 
dem  golde  bediute  fi  daz  er  kunich  A^are  aller  chuni</e.  Mit  dem 
Avirovch  bediuten  fi  daz  er  got  wäre  ein  fchepfere  hime/ef  vnd  der  5 
erde  vnd  aller  der  dinge  die  dar  inne  beuangen  fint  Mit  der  mirren 
beduten  fi.  daz  ei-  durch  daz  indife  werlt  chomen  wäre  </az  er 
erfterben  wolde  ander  mennifcheit  durch  allez  manne  chunwe.  Daz 
ift  ein  dinch  damit  vnfer  herre  got  difen  tach  mit  geheiliget  hat  vnd 
allez  daz  uuir  hiute  lefen  vnd  fingen  daz  ift  almeift  von  den  einen  10 
dingen  daz  die  fteru  warte  cedem  almahtigen  gote  chomen.  mit  dem 
geleite  de{  niwen  fternef  hec  eft  uocatio  gentium  Daz  ander  dinch 
daz  an 

Am  Tage  S.  Johannes  des  Evangelisten. 

(2a)  —  den Die   gift  tranch   er   uz   daz   im  —  nnar  vnd  die 

felben  zuuene  die  dir  uon  tote  waren  die  —  er  uondem  tode  Er 
fant  finen  roch  bieinem  manne  hin  —  gen.  alfo  fehlere  fo  fi  geruret 
uurden.   mit  finem  rocche  fazehant  ftunten  fi  uf  cealler  lute  gefihte 


XV,  1  golt]  die  Handschrift  gol        3  fi]  fine 
Altd.  Predigten. 


34  XVI  .  X\TI 

5  Owi  min  vil  liebe  wie  uuol  er  einen  man  gelieben  chan.  vnd  uuie 
uuol  erz  getuon  mac  vnfer  herre  der  im  liep  ift  Nu  er  fin  dinch  io 
gehandelt  hat  der  gute  1"  johannef  daz  er  unferem  herren  liep  wal". 
vnd  daz  er]  im  hiute  liep  ift  lo  fcul  wir  finef  ratel"  gern  uolgen  daz 
wir  dar  umbe  tuon  daz  er  unf  etteuenne  niht  liep  geuuefen  ift.  waz 
10  ratet  er  vnf  Si  confiteamur  peccata  noftra  fidelil"  et  iuftuf  eft  vt 
dimittat  nobif  peccata  nullra  et  emundet  nof  ab  omni  percato  Er 
fprichet  welle  wir  vnferef  vnrehtel"  vnd  unl'er 


Nach  der  Gesammtbeichte. 


l 


äeben  nu  hant  ir  begigen  und  claget  dem  almechtigen  göte.  der 
fündon.  und  derT  miffetete.  an  die  unfanfto  leidor  dehein  menfcho 
mac  leben.  Nu  ift  och  billich  und  recht,  daz  ir  har  über  etlich  bioza 
inpfänt.  und  die  gerne  leiftent.  Alle  die  hiif  und  hof  hant.  alfo  daz 
5  fiz  vvol  geleiften  megen.  dien  geben  wir  ze  bioza  über  ir  fiinda.  fo 
fi  ez  erft  getuon  megen.  daz  11  herbirgen  ein  dürftigen,  daz  och  fi 
got  herberge  in  fineme  riebe.  Die  def  nievven  megen  getuon.  die 
geben  ir  almiofena  dur  unferf  herren  minna.  die  def  felben  niene 
han.    die   fprechen  ir  pater    nofter.    dur   die  felcheit  ir  libef.  und  ir 

iO  fela.  und  über  die  not  der  heiligen  criftenheit.  Die  def  nievven  chün- 
nen.  die  bitten  mit  dien  vvorten  fo  fi  chunnin.  daz  fi  got  begnade. 
nach  liner  gioti.  und  na  ir  nötdürften.  Der  aber  dirre  ielichef.  ez  fi 
div  herbirga.  old  diu  almiofena.  old  daz  gebet,  dur  unferf  herron 
minna.  und  dur  fin  felbef  felcheit  vvil  gemeron.  daz  raten  wir  inio. 

i5  und  gebenz  imo  ze  buoza  über  lin  fünda  §  Na  dirre  buoza.  fo  bitten 
wir.  und  tuon  allen  dien  die  ir  fünda  riuvvont  und  fi  gerno  mit 
gottef  helfa  har  nä  uermident.  antlaz  über  ir  fünda  uon  dem  almech- 
tigen gote.  uon  fant  petre.  uon  allen  gottef  heiligon  und  uon  priefter- 
lichem  ampte  fo  wir  haben  uon  göte.    Indulgonciam  et  remiffionem 

20  omnium  peccatorum  ueftrorum  fpacium  et  ueram  penitenciam  per 
graciam  fancti  fpirituf  tribuat  uobif  optimuf  &  mifericorf  dominuf 
amen,  erigite  uof.  Antlaz  und  gnäda  aller  uvver  fündon  und  frift 
rechte,  und  wuocherhaft  riuvva.  und  riuwigez  herza.  mit  der  gnada 
def  heiligen  geiftef  geb  iv  der  erbermherzer  got    Amen. 

5  min  vil  liebe]  mv.  1"        10  £p.  Joh.  1  ,  1,  9.       XVII,  1  am  Rande  mit  rotliev 
Schrift  erigile  uof.       22  erigite  uof.  roth;  ebenso  die  folgenden  V  eh  er  Schriften. 


XVm  35 

In  cena  domlnl. 

In    dem    heiligen    evvangelio    daz   man  huto  lifet  an  gottef  dienfte. 
werden    wir    ermanot    der    grozun    minna   die    unfer    lierro    ihefuf 
chriftuf  hata  ze  der  criftenheit.  Ez  faget  ünf  daz  unfer  herro  ihefuf. 
do  er  gemarterot  folte   werden,    uor  der  dult  der  oftron.   wan    er 
vvol  wiffa  die  ftunda.  wen  er  uon  dirre  vverlte  folte  uarn  ze  finem  5 
uatre.  do  vvolt  er  ougen  den  finen  d'e  in  der  vverlte  waren  alf  er 
fi  minnota    die    vvil   er  bi  inen  waf  daz  er  fi  och  minota  an  finem 
ende,  do  er  uon  inen  fcheiden  wolta  und  die  minna  gefteten  wolta. 
Do    er   dvo    gemerta   mit   finen    iungeron.    vnd  der  tieuel  iece  hata 
iuda  geraten  daz  er  in  uerraten  wolta.  wand  er  do  vvol  wiffa  daz  10 
div  ftunda  naheta   daz    er   uon  dirre  weite  uarn  folta  do  ftuond  er 
uf  uon  dem  merode  und  leita  nider  fin  gewant.  und  nam  ein  twellen 
und  begürte  fich  der  mitte,  vnd  nam  do  wazzer  in  ein  bechi  (l  b) 
vnd  begonda   finen   iungeron   cetwänne  ir  uiozze.    und  dar  nach  ze 
wiffenne.  mit  der  twellen  da  mit  er  waf  begürt.     Do  er  do  cham  15 
ce  fant  petre  und  er  demo  wolte  twän.  do  fprach  fant  peter.  herro 
folt  du  mir  min  uioze  twan?    Do  fprach  unfer  herro.    La  fin  peter. 
daz   ich   nu    tuon    def  neweiftv    niet  waz  ich  der  mitte  meine  du 
weift  ez  aber  har  na.   Do  fprach  fant  peter.  Du  netwaft  mir  niemer 
mine  uioze.     Def  antwurt   imo  unfer  herro  und  fprach.     Twän  ich  20 
dich   niewet   fo   nehaftu  mit  mir  niet  ze  fchaffenne    Do  daz  horta 
fant  peter.   do  erclüft  er  und  fprach.     Herro    twach    mir   niet  einic 
die  uioze.    twach  mir   zuo  dien  uiozen  min  hende  und  min  houbet. 
Do  fprach   unfer   herro    zimo.    der   alle  gewefchen  ift.    der  bedarf 
niewet  daz  er  vvefche  wan  die  uioze.    wand  er  ift  alle  reine.     Ir  25 
fint  och  reine,  iedoch  alle  niet.    Vvan  unfer  herro  vvol  wiffa  wer 
der    waf  der  in  uerraten    wolta    dar  umbe  fprach  er.   ir   fint  niet 
alle   reine.     Do    er   do    inen    die  uioze  getwioc  und  er  fin  gewant 
wider  an  fich  genäm.  und  er  fich   nider  zuo  zinen  fazta  do  fprach 
er   aber    zinen.    Vvizent  ir  nu  waz  ich  uch  hau  getan?     Ir  heizent  30 
mich  meifter  und  herro.  und  fagent  vvola  vvan  ich  bin  ez.  Von  div 
fit   ich  iuwer   herro  und   iuwer  meifter  bin.    und  ich  habe  iuwer 
uioze  getwagen  fo  fullent  och  ir  billicho  ein  andren  die  uioze  twän. 
Dar   umbe    fprach   er  han  ich  uch  diz  zeinem  bilde  gegeben  daz  ir 
alfo  ein  andren  tuoient.    alf  ich  iuch  han  getan.     Diz  fint  div  wort  35 

XVIII,  1  Et\  Joh.  13,  1—15.  35    am  Rande  roth   ewangelium 

3  * 


36  XVIIl  .  XIX  .  XX 

def  heiligen  evvangelii.  und  Hnt  iinf  liarlo  cenierchenne.  vvan  an  difein 
evvangelio  lo  hat  iinl"  geleit  unlor  lieiro  uolleclicho.  wie  wir  lullen 
wider  cheren  ze  gottef  riche.  dannan  uz  wir  waren  uerltözen  mit  def 
tieuelf  rate,  daz  füllen  wir  mit  der  minna.  und  mit  derdiemioti.  und  mit 

40  der  gehorfami.  Mit  der  minna  lullen  m  ir  def  almechtigen  gottef  riche 
gewinnen,  quia  fine  caritate  nemo  faluabitur.  An  die  minna  fo 
ne  mac  nieman  behalten  werden,  wand  minna  ift  rin  niuoler  aller 
tugendon.  Der  die  minne  hat.  der  hat  die  diemioti.  Der  die  die- 
mioti  hat.    der    hat  die  gehorfami.    und  werdent  uon  der  minna  die 

45  tugende  alle  erhörn,  alf  uon  einer  muoter  ein  tochter.  uon  der  tochter 
ein  andriu  tochter.  alfo  vvirt  uon  der  miima.  div  der  tugendon  ift 
aller  erftiu  muoter.  ein  tagend  geborn  uon  der  ein  andriv.  und  aber 
uon  dere  ein  andriu.  Der  aber  der  minna  niewet  nehat.  de  muoz 
der  ander  tugendon   aller  manglon.     Von   div    tet   unfer  herro  finen 

50  iungeron  do  er  uon  inen  fcheiden  folta.  alf  die  guoten  \riunda  tuont 
ein  andren,  fo  fi  uon  ein  andren  fcheiden  füllen  fo  manent  fi  ein 
andre  def  fi  wellent.  daz  ero  newedere  uergezze 

Am  dreizehnten  Sonntage  nach  Pfingsten. 
El).  Lucie  W,  23  fgg. 

(2  a)  der  uerfmeda  dirre  werlte.  der  neheinez  ift  gebotten.  vvan 
echt  geraten  daz  giltet  unfer  herro  mit  dem  cenzec  ualten  löne.  fo 
er  wider  chumet  an  dem  iungeftem  tage.  Daz  v\ir  imo  dirre  gnadon 
miozzin  vvirdeclicho  gedanchen.  und  daz  wir  in.  und  unfern  neften 
5  vverlicho  megin  minnon  und  daz  ünf  nach  imo.  und  finer  wunnec- 
licher  antficht.  und  nach  finer  feliclicher  mittewift  mioze  allezana 
ameron.  def  helf  er  ünf  dur  die  gioti  der  ünf  an  dem  heren  cruce 
choufti  mit  finem  tiuren  bluote.     Ihefuf  chriftuf  dominuf  nofter. 


c 


Dominica  xUU. 


um   iret   ihefuf  in  iherufalem  tranfiebat  per  mediam  samariam.    et 
galileam.     Vnf  feit    fant   lucaf  an    dem  Iieiligen  ewangelio  fo  wir 


46.  47  dv  d^  allor   tugendon   toclitcr   ifl  aller  orltii  iiioter.  durch  das  erste  aller 
ein  Strich,  tinter   loeliler  Punkte,  und  dann  noch  einmal  am  Rande  nachgetra- 

V 

gen  aller  ei  fle  iiiol''  47  Hinter  lugend  ein  uon  ausgeschabt.         XIX ,  7  der 

aus  lo  er  gebefsert. 


XX  37 

huto  lefen.  Do  unfer  herro  na  der  menfcheite  hie  nerthriche  gienc. 
und  warb,  da?:  er  zeinem  male  do  er  vvolta  uärn  ze  iherufalem.  dür 
zwo  gegen  uuor.  eina  diu  hiez  Samaria.  iia  einer  grozen  Ität.  div  5 
dar  inne  vvaf.  diu  andra  hiez  galilea.  Vnd  do  er  in  ein  chaftel 
gienc.  do  liußen  in  gegen  inio.  cen  man.  mifelluchtige.  die  ftuonden 
uerro  uon  imo.  und  huoben  uf  ir  ftimma.  und  ruofton  alfuf.  Iliefu 
gebietere.  erbarme  dich  unier.  Alf  er  li  gefach  do  iprach  er  zinen. 
Gent  ougent  iuch  dien  evvarton.  do  l'i  ieze  giengen.  fo  wurden  fi  10 
gereinet  Vnder  difen  cenen.  fo  vvaf  einer,  der  ein  samaritanuf  vvaf. 
nievvet  ein  iüdo.  Do  der  gefach.  daz  er  vvaf  gereinet,  fo  chert  er 
widere,  und  lobta  got  mit  nüchelr  ftimma.  vnd  viel  nider  an  fin 
antlüt.  uür  unferf  herren  vuoze.  luid  gnadet  imo  finer  guote.  die  er 
au  imo  hata  begangen  Do  fprach  unfer  herro.  Iro  waren  doch  15 
cene  die  der  fint  gereinet  wa  fint  die  niune.  Ero  nift  enheine 
vunden.  der  wider  cherte.  und  gote  die  giolichi  gebe,  vvan  dirre 
fromdelinc.  Sprach  och  duo  zenemo.  Stant  üf  und  ganc.  vvan  dine 
glüuba  het  dich  behalten,  diz  ift  daz  heilig  ewangelium.  An  demo 
merchen  zmerft.  daz  unfer  herro.  aller  der  fiechon  die  er  gefunt  20 
macheta  nie  nehein  ze  dien  evvarton  gefanta.  vvan  der  mifelfucht- 
igon.  Daz  tet  er  neinem  teile  dur  daz.  daz  die  luden  die  fin  uareton 
nievvet  nemechtin  gefprechen  daz  er  die  e  zerftörti  An  der  e  vvaf 
gebotten.  an  fvvemo  fich  diu  mifelfucbt  ougti.  daz  man  den  uür  die 
evvarten  uuorti.  vnd  er  einweder  na  ir  urteilde  wurde  behabt  uür  25 
fiech  und  uür  unreine,  chem  er  aber  dar  nä.  uon  deheinen  gotef 
gnädon.  daz  er  wurde  gefunt  fo  vvaf  daz  geboten,  daz  er  fich  aber 
ougti  dien  evvarton.  und  er  brehte  daz  Opfer  daz  imo  vvaf  gefezet. 
und  fi  in  chuntin  gefunt  und  reine  Dur  diz  gebot  der  e.  fo  hiez 
er  fi.  daz  fi  lieh  ougtin  dien  evvarton.  (2  b)  Tet  ez  noch  duo  30 
dur  die  bezeichenunga  def  grozen  und  def  unreinen  fiechtagen. 
Vvan  doch  vvirz  vvol  megen  cheren.  ze  der  beceichenunga  der 
unreinen  fündon.  mit  der  mifelfuchte  vvirt  edoch  na  der  heiligun 
fcrifte  namlicho  gemerchet  diu  miffeuarwi  dero  die  der  ünt  in  der 
linrechtun  glouba.  Vv^an  alf  an  dien  mifelfuchtigen  ift  bi  der  boifi  35 
und  der  viuli.  etwa  gemifchelot  diu  ganza  hüt.  und  diu  rechte 
uarvva.  alf  ift  an  der  irreron  reda  und  lera.  bi  der  lugi.  und  bi  der 
uerleitunga  da  mit  fi  fint  geunreinet.  und  och  andre  gerne  unreinent 
uil  giotu.    und    uil  rechtu  lera.     Noch  nilt  nehein  groz  reda  fo  lug- 


XX,  3  Ev.  Lhccb  17,  11—19. 


38  XX  .  XXI 

40  lieh  fi  nehabe  etvvaz  vvarheit  gemiflot  under  fich.  dur  daz.  daz  fi 
mit  der  vvarheit  ir  hoirere  uerliicche.  all"  mit  dem  honege.  und  dar 
na  mit  der  lügi  an  der  (cla  ertoiden.  alf  mit  dem  eitere.  Dife  IVva 
man  fi  rechte  irchennet  die  fol  man  noch  hartor  miden.  den  dehei- 
nen  mifligen.   und   all'o   l'ant  paulul'  ehit.  noch  felp  griozzen  iene  ze 

45  guote.  AU"  ene  wurden  gefunderot.  mit  der  evvarton  vrteilde.  alfo 
füllen  och  dife  werden  gefunderot  mit  der  evvarton.  und  mit  der 
pfafheit  urteilde.  und  uerftozen  uon  der  heiligun  criftenheit.  Svven 
aber  got  dirre  mit  finer  gnäda  alfo  uerro  gewifot.  daz  fi  ir  irretag 
erchcnnent.  und  ez  werlicho  riuwont.   fo   fint  fi  uon  gote  gereinet. 

50  noch  nefullen  doch  under  die  heiligun  criftenheit  niemer  chomen.  e 
daz  fi  ir  rechtun  glouba  gougent  uor  dien  evvarton.  und  uor  der 
pfafheite.  die  rechte  chunnin  inftan  üb  fi  die  mifelfucht  der  unrcclitun 
glouba  haben  rechte  uerlan.  Vvande  nu  daz  ewartom  der  altün  e. 
vür   beceichenota   daz  ewartom  der  niuvvun  e.    fo  hiez  unfer  hero 

55  die  mifelfuchtigen.  daz  fi  fich  dien  evvarton  ougtin.  daz  er  da  mit 
chunt  getete.  fvvenne  die  irrerra  fich  ir  unglouba  vvoltin  erlouben. 
daz  fi  fich  denne  dien  evvarton  und  dien  mciftern  der  heiligun 
criftenheite  foltin  ougen.  Dife  ftänt  uil  uero.  und  ruoffent  uil  liuto. 
wan  fi  vvol  wizen  daz  fi  gote  mit  ir  unglouba  uil  harto  fint  geuer- 

60  rit.  und  mit  grozenic  ruofte  ir  herren  füllen  fuochen.  daz  er  fich 
über  fi  erbarme.    Nement  in  och  rechto  gebietere.  wand  fi 


An  S.  Matthias  Tage.       Ed.  Matth.  H,  25. 

alfer  felbe  andem  euangelio  hat  gefprochen.  Ego  &  pater  unum 
fumus.  Er  fprah.  Confiteor  tibi  domine  pater  cali  &  terrae.  Er  lobet 
in  hiez  in  finen  uater.  unt  aincn  herren  himel  unt  erde,  daz  er  fo 
grozze  ere  finen  lungern  biet  uerlazzen.  die  er  uor  ftarchen  uurften 
5  die  def  wiftumef  dirre  werlte  phlaegen  uil  gare  biete  uerborgen. 
Nah  der  liebe  die  er  ze  der  l)ezzerunge  het  div  uon  finen  iungern 
werden  fcolt.    waf  lln  ura?ude.    div  waf  ovh  zedem  uollen  daz  er  fi 


\^i  vielmehr  Joh.  Ep.  2,  10.  njl.  Cor.  1,  .'),  H.  Thess.  2,  3,  6.  i%.  Timoth.  2,  3,  5. 
Tit.  3,  10.  61  noch  sieben  Linien  geiogctt,  aber  leer.  XXI,  1  Ev.Joh.  10,  30. 
2  cell  <fc   l*rc 


XXI    XXn  39 

mit  lobe  finem  himelifken  uater  niht  uerfwigen  wolt;  Zebezzerunge 
chom  er  felbe  indife  Averlt.  ze  bezzerunge  erweit  er  alle  fine  iunger 
zemiflicliem    cite.    do    fi  der  begunden.    mit   in    uon    finer   hilfe  wol  lo 
begunde  zehengen,  def  gvvan  er  niht  wenige  uraeude  er  gwan  fi  zeder 
maze  daz  er  l'inem  himelil'ken  uater  gab  daz  lob  unt  die  ere;   Zeder 
bezzerunge    Avart    ovh    erweit    der    herre  uon  dem  dirre  tach  hivte 
vvirt  geert.  niht  uon  got  felbeni.  iz  ergie  aue  uon  finer  uerhengede. 
unt   uon  fineni  m  illen.   do.  zedem  cite.  do  er  da  enant^rt  nien  waf.  15 
want  er  nah  finer  urftente  an  dem  xl  tage,  zeder  zefwen  finef  hime- 
lifken   uater   gefezzen   was.     Do  uon  finen  fculden   ludas   die  geno- 
fchaft   uerlof.    die  er  mit   den   zwelf  boten  haben  fcolte.    do  (i  b) 
giengen  fi  zerate  w  a  fi  ainen  man  namen  der  fin  ftat  wol  uerwefen 
mähte,    want  fi  uon    in    felben    daz    niht    wol  eruinden  mohten.    do  20 
ulegeten  fi  mit  ir  innechlichem  gebet  unfern  herren.  daz  er  in  geruht 
ze  chunden  wen  er  zedem  ampt  haben  wolt.     Inder  walunge  waren 
zwen   man.    der   ietwederre    fih    wol    erzaiget  het   mit    redilichem 
leben,    die  geantwrten   fi  zefinen    heiligen  gnaden,  daz  er  der  ainen 
nseme.    der   im  nah  finer   gewizzen  baz  denne  in  chunt  wäre.    Daz  25 
gebet   uernam    der    heilige    chrift   uil  fchiere  er  erzaiget  in  wen  er 
haben    fcolt    ze    finem   dienft    daz  loz  geuiel  über  fanctum   mathiam 
da  bi  uerftunten  fi  daz  er  die  genofchaft  unter  in  folt  haben;  Zeden 
eren  do  er  uon  rehter  walunge  chom.  unt  die  genofchaft  der  zwelf 
boten    uon    der  uerhenge  def  heiligen  chriftef  behabet,    do    graif  er  30 
zeden  urumechlichen  wcrchen  erzaiget   fih   felben.    zeallen    tugenten 
wol    alle   er  uon  andern  finen  hufgenozzen  het  daz  guote  bilde.  Im 
felbem    waf  er  uor   mit  den  guten  leben,    andern  luoten  waf  er  uor 
mit  der  guten  lere,    uerdient  damit  die  hulde  def  oberften  chunigef. 
iint  die  gnade   def  himelrichef.  die  er  geofFent  hat    allen  finen  hol-  35 
den.  die  im  tsegelichef  dienent  mit  willichlichem  gemuote.  Def  fi  er 
gelobet 

An  S.  Barnahas  Tage? 

(2  a)  wol  uberwinten.  Zedehainem  finem  wille/i  er  im  gehanchde.  hat 
in  felben  unt  alle  fine  lifte.  fo  befchrenchct.  alf  er  wol  mohte.  Zerehten 
dingen  gehabet  er  fih  zedem  uollen  daz  er  fin  gelobet  wort  uon  allen 
luten  die  in  erchanten.  alf  wol  uon  den  die  rehtef  gluben  waren,  fam  uon 


9  das  zweite  er  fehlt  in  der  HS. 


40  XXII .  xxm  .  XXIV 

5  den  die  rchtem  gluben  niht  gehellen  a\  olte«.  Grozze  enthabnufTe 
het  er  andern  libe.  dem  enzoh  er  fwa  er  mohte  daz  trinche«  unt 
die  fpile.  nehainef  andern  ^cnvAchef  er  nien  phlach.  daz  er  doh  mit 
maze  ane  i'unte  a\o1  mähte  haben  gehabet.  Sinef  i'tsptigen  gt^l'eteJ' 
an  llnen  paren  chnieweii  phlach  er  zeallen  citen.  da  enphalich  er  dem 

iOhimelifken  herren  fin  lellief  umwnlit  unt  ander  lute.  dar  unibe  wort 
er  uerre  geminnet.  uon  den  luten  die  ["m  lieilichlich  leben  moI  er- 
chanten.  want  er  ain  rehter  man  uon  allen  luten  wort  geahtet.  do 
baten  in  die  iuden  die  rehtel"  gluben  nien  waren  daz  er  in  zeir 
muohvillen  mit  linem  urchunde  geltunte.  fi  baten  in  gen  uf  ain  hohe. 

15  daz  er  da  wider  rete  def  er  uordiv  dem  heiligen  chrifte  urchunde 
gegeben  het.  Dar  gienge  er  nah  ir  bet.  lach  doh  mit  unuerborgewen 
Worten  dem  heiligen  chrifte  finer  gofheit  (2  b)  äff  er  wol  mohte 
nah  der  rehten  A\arheit.  dar  uuibe  begunden  fi  harte  zeunfiten 
^f^engen    dar   uf.    ftiezzen  in  hernider  uon  der  hohe,  polten  in  do  fo 

20  lange  mit  grozzen  //'ainen.  daz  er  mit  der  marter  den  lip  mui'e 
uerwandeln.  daz  chom  im  zc  ainem  wücheln  haile.  er  Mort  fin  wol 
geuraeut  an  der  feie,  want  er  hiute  uraude  hat  ze  dem  himclriche 
mit  den  choren  der  engel.  dar  helfe  er  unf  durch  fine  gute,  geruche 
den   himelifken   chunich    umbe   alle    funta»re  ze    ulegcn.     Quod  ipfe 

25  praftare  dignetur. 

De.  S.  Cruce. 

1  ROPTER  UGNVM  fcrui  facti  fumuf.  Mit  difen  worten  div  nu  hie 
gefprochen  lint.  werde  Avir  zwair  dinge  gemant  div  unf  fo  anigent. 
daz  Avirre  niht  uergezst'n  fculn.  Avant  daz  erfte  gezivhet  zedem 
eioigen  tode.    daz  ander  geziAhet  zedem  ^'(rigon  lehene.    A\ir  Averdeii 

6  gemant  der  /cÄalcheit  die  Avir  haben  uon  dem  licrreN  ^^/auien.  der 
fih  felben  zeainem  fchalche  gab  den  funten.  do  er  wider  dem  gebot 
unferf  herren  uon  der  ungehorfam  geuicl  in  die  funic.  mit  der  wir 
alle  in  den  eAvigen  tot  (}eu\e\cn\  aa  ir  a\  erden  ovh  gemant  der  uri- 
heit.  die  AA'ir  uon  dem  heiligen  chrifte  Äffben.    der  unf  mit  fin  felbes 

10  tode.  den  er  ?/«fculdiger  an  dem  cruce  leit.  uon  der 


Am  Tage  Marien  Himmelfahrt. 

(3  a)   die  hohe  der  himel.  unt  ir  div  ftat  gegeben  fi  über  die  chore 
der    eugel.    daz  fi  in   ain   urseude    der  fi  fttetichlichen  lob   unt    ere 

XXII,  24  in  ulegen  g  aus  h  gebcfsert. 


XXIV  .  XXV  41 

fagent  dem  almahtigen  got.  Ob  iz  in  ain  uraeude  ift.  fo  fcol  unfer 
uraeude  uil  micliel  grozzer  fin.  want  wir  daze  ir  haben  ein  hilfe  der 
dem  funtsere  niemer  gebrütet,  durcii  daz  ilt  li  ir  truot  lun  fo  naiien  5 
gefezzen.  daz  fi  unl"  unt  allen  luntaeren  tsegelichei"  antlazzef  unt  hilfe 
bite.  Daz  ift  unf  ain  genade.  der  got  fcol  werden  gelobet,  unt  geert. 
fculn  hiute  hince  im  fenten  fin  heilige  muoter.  div  unf  antlaz  unt 
hilfe  dazeim  werue.  daz  wir  hail  nah  finen  huolden  indirre  werlte 
haben  muozen.  unt  nah  difem  übe  fin  riche  befitzen  muozzen.  Quod  10 
ipfe  praeftare  dignetur  qui  viuit 

In  affumptlcne  ü.  ]?Iarise. 

J.MRAviT  iHESvs  in  quoddam  caftellum.  Ecce  tabernaculum  dei  cum 
hominibuf.  Dizze  chaftel  daz  bezaichent  min  frovwen  fancte  Manien 
Iz  wizzet  wol  mine  herren.  da  man  ain  chaftel  erzivgen  fol.  da  muret 
man  umbe  ain  uil  uefte  mure.  unt  tribet  da  innerhalbe  ufainen  uil  ueften 
tuorn.  die  mure  befetzet  man  mit  den  wahtsren.  den  tuorn  behsehet  5 
man  mit  den  fchilten.  unt  mit  gefchuotze.  unt  mit  ander  flaht  gewse- 
fen.  unt  daz  div  mure  unl  der  tuorn  defte  baz  bewart  fi.  fo  grebet 
man  darumbe  einen  uil  tiefen  graben.  Mit  der  mure  ift  gemerchet 
der  chufiie  lip  miner  frovwen  fancte  maRiCN.  der  uil  wol  bewart 
(3  b)  unt  befetzet  was.  mit  den  himelifken  wahtseren.  den  heiligen  engein.  10 
mit  dem  tuorn  ift  gemerchet.  ir  heiligiv  feie,  div  wol  behangen  waf 
mit  dem  fchilte  der  fterche  niinef  trehtinef.  unt  mit  andern  guoten 
tuogenten  die  uollechlichen  anir  Avaren.  mit  dem  graben  ift  gemerchet 
ir  divmvot.  div  fo  groz  unt  fo  chreftich  anir  Avaf  daz  fi  da  mit  gearnt 
daz  fi  def  muoter  wart,  der  himel  unt  erde  gefchaphen  hat.  unt  15 
allez  daz  dar  inne  beuangen  ift.  Indaz  chaftel  chom  gegangen  unfer 
herre  der  heilige  chrift.  do  in  fin  himelifker  uater  her  en  erde  fante. 
daz  er  anfih  na?me  unfer  mennifchait  indem  buoche  unfer  frovwen 
fanct*  MaRieN.  wie  uande  er  ez  do  ?  vande  er  iz  laere  ?  Nein  er 
waerlichen.  er  uant  dar  inne  zwo  fwefter.  mit  den  fint  gemerchet  20 
zwei  leben  die  der  fint  in  der  heiligen  chriftenheit.  actiua  fcilicet 
et  contemplatiua.  quarum  una  negotiofa.  altera  dicitur  ociofa.  Ein 
leben  heizzet  daz  muzzege  leben,  daz  ander  daz  unmuzzege  leben. 
Daz  fi  fih  def  muzzegen  lebenf  underwuonden  biete,  daz  mugen  wir 


XXIV,     7  werden  XXV    Am  Rande   roth    wie  (ho    Ueberfchriften     Ixxvi 

1  Ev.  Lucce  10, 38.  Apoc.  21,  3.      2  bezaichet     Tgreben      13  dem  fehlt.       19  fce" 


42  XXV  .  XXVI 

25  chiefen  ^vol  dar  an.  wie  fi  der  heilige  engel  uant.  do  er  die  urone 
botfchapht  hiu  ze  ir  warfe.  Wie  uant  er  fie  ?  Er  uant  fi  niht  an- 
der gazzen  unt  ander  ftrazze  Ipilent.  er  uant  fi  fitzende  ineiner  be- 
Ipaiten 

Am  fünften  Sonntage  nach  Ostern  ?      Jac.  i,  22. 

(4a)  laudis  honorificabit  me.  Ere  unde  lop  (int  im  michel  lieber, 
denne  dehain  ander  oppher.  Mit  weihen  gnoten  werben  lul  wir  unf 
erzaigen '?  Mit  der  behaltnuffe  finer  gebot,  div  io  miClich  lint.  biet 
er  unf  fi  (e/be  in  finen  genaden  nith  befhaiden.  daz  m  ir  fi  nith  wol 
5  uer  ften  cbunden.  unde  fi  ovch  dauon  nith  w  ol  behalten  m.Thten.  Ein 
11«  gebot  habe  wir.  daz  gebivt  vnf  daz  Mir  ze  chinden  werden,  ain 
ander  fin  gebot  uerbivt  unf  daz  wir  ieth  zechinden  werden,  hat  fi  doh 
mit  den  warten  befhaid?«  daz  wir  ietwederz  wol  uer  ften  chuonnen 
Iz  chom  ze  aineni  male  fo  daz  die  iunger  unter/  herren  ftriten  begun- 

10  den  wer  unter  in  der  oZ/erft  oder  der  herft  wa're.  der  ftrit  w  art  fo  groc 
daz  er  uuor  iinfcrn  herren  rhoni.  der  niiffe  nie/  im.  waf  im  nith  liep 
unter  finen  iungern.  er  nam  ain  wenige/  rhint  fazte  iz  mitten  unter 
fi.  fprah  ze  in.  fi  becherten  fih.  Avurden  alfain  wenigez  chint.  zedem 
himel  riebe  gewnnen  ii  niemer  dehain  genade.  Welle  wir  daz  uer- 

I5lten  uon  der  gewaefiide  def  chindef.  oder  uon  der  ainualte  rief  chin- 
def?  Sine  iunger  zeden  er  difiv  wart  fprach.  waren  der  gewa>fhde 
unde  def  alterf.  daz  in  unmuogelib  gewefen  waere.  ob  fi  andern 
libe  dem  chinde  gclih  worden  wasre«.  Nu  af  daz  nith  fin  mege. 
fo  uerfte  wir  iz  uon  der  (  1  b)  ainualte  def  chindef.  alf  iz  ovch  unfer 

20  herre  felbe  gemainet  hat.  wände  \\  ir  ovcb  ain  ander  gebot  haben 
daz  unf  uerbivtet  daz  wir  ieth  zechinden  werden.  Daz  gebot 
andem  er  unf  gebivtet  daz  wir  ze  chinden  werden,  hat  er  unf 
mit  den  warten  befhaiden  daz  er  chiut.  Malicia  paruuli  cftote. 
daz  ander   gebot   an   dem    er    unf  uerbivtet   daz   wir   ith  zechinden 

25  werden  hat  er  unf  mit  den  w  arten  l)efhaiden  daz  er  chivt.  Nolite 
pueri  effici  fenlibiif  Div  ainualte  def  chindef  ift  an  allen  luo- 
ten  wol  chunt.  daz  hat  der  finne  ::.e  ubelen  dingen  nith.  iz  hat 
ovch  der  finne  ze  Quoten  dingen  nith.  ift  alfo  in  dem  wedel.  daz  iz 
weder  übel  noh  guot  geurvomen  mah.   wir  haben  af  uon  den  gena- 


XXVI.  1  Sacrificiura  laudis  honoriücabit  me  Ps.  49,23.        5  Ev.  Matth.  18,  3. 
6  Cor.l,  14,20. 


XXVI  .  XXVU  43 

den  unferf  herren  manliche  yinne.  mit  den  wir  unrethiv  dinch  wol  30 
wizzen  zeuermiden.  rethiv  dinch  wol  wizzen  zeurvomen.  chere  wir 
die  nah  finem  Avillen.  fo  behalte  wir  zetvvederz  gebot,  fo  daz  wir 
den  chinden  gelich  Averden.  unde  ungelich.  ander  ainualte  gelich.  ob 
wir  die  funte  uermiden.  an  manlicheh  finnen  ungelich.  ob  wir  guotiv^ 
dinch  unde  rethiv  d'mcli  uuordern.  Swenne  Avir  unf  fo  handeln,  fo  35 
nie<7e  wir  unfern  herren  wol  loben  unde  eren.  fo  zft  im  unfer  lob 
liej)  unde  gen»me.  Wef  ful  wir  in  loben?  Aller  der  genaden.  die 
er  unf  erboten  hat.  div  fo  groz  ift.  daz  Avir  fi  nith  wol  wuor  brin- 
gen megen  mit  den  warten.  /  i^p- 


An  der  heil.  Apostel  Tage. 


Vi 


4 


Wie  Avir  die  hohzit  der  hailigen  fAvelich  uns  in  dem  iar  choment 
mit  grozzem  fliz  begavn.  And  eren  füllen.  Die  dem  almehtigen  got  fo 
gedient  haben.  Vnd  für  gotes  antlütz  chomen  fint.  ob  wir  die  in  ir 
hohzit  eren  füllent.  So  ift  daz  niichel  reht  daz  Avir  die  grozzen 
fürften  die  hailigen  zwelf  poten  die  von  dem  almehtigen  got  ze  5 
fürften  fint  gefetzet  über  alle  die  Avelt  Daz  Avir  die  vil  grcezlich  an 
ir  hohzit  eren  mit  chirchgang  mit  gebet  mit  dem  almuofen  mit  allem 
chiunfchen  leben.  Wan  fi  got  felb  uns  ze  genaden  a^z  aller  der  Avelt 
vor  derwelt  havt.  Als  er  felb  fprichet.  Ich  havn  ivch  er  weit,  daz 
ir  gangent  vnd  wuocher  bringent.  Wenne  er  fi  erAvelt.  Daz  haben  lo 
1!  uns  felber  gefait  Ez  fpricht  ainer  der  hailigen  zwelfpoten.  Uns 
hat  got  er  Avelt.  E.  er  die  Avelt  gefchuef.  An  difen  hailigen  worten 
mügen  Avir  merchen.  die  aII  hailigen  tugend  vnfers  hailandes.  e.  er 
den  menfchen  gefchueff.  E.  het  er  daz  gefchaffen.  Daz  fin  mit  gaift- 
licher  zuht.  Aoid  mit  weltlicher  guete  pflegen  folte.  AVa  AAart  ie  fo  15 
getaner  guete  gelich.  Er  gap  in  den  gewalt  daz  fi  den  himel  vf  vnd 
zuo  fchluzzen.  Vnd  daz  11  die  hailigen  diemvot  behielten  Petrus,  der. 
der  obrift  Ander  in  Avaz.  vnd  dar  vmb  petrus  gehaizzen  AAaz  Daz 
er  mit  ünferem  herren  ft*t  vnd  veft  Avaz.  Vnd  der  da  gefprochen 
het.  herr  ich  bin  berait   mit   dir   in  den   chärcher   ze   gavn.    vnd  in  20 

35  wir  fehlt.  XXVII,  4  die  Handschrift  dar  wir  9  vor  derwelt]  von  der 

y  _ 

weit;  hat  aus  daz  gebe  fsert.        10  er  fij   fi  er        il  Ephes.  1,  4.       14  den]  dea 

s  s 

20  herr]  hier  tmd  weiterhin  öfters  her  oder  her 


44  XXVII 

den  tot.  vnd  (ib)  fölt  ich  fterben  mit  dir  Ich  verlogenn  din 
nimmer  Den  liez  er  fin  drii'tunt  verlogenen  Sin  gelob  waz  fo  veft. 
Do  er  vfl"  dem  mcr  waz.  Do  Iprach  er  zno  ünCiM-ni  lierren.  herr  ob 
du  ez   llelt  l'o  haiz  mich  vf  dem  wazzer  zuo  dir  chomen  Do  er  lieh 

25  do  in  daz  mer  lie.  Vnd  er  den  Itarchen  wint.  vnd  daz  groz  vnge- 
uiter  erfah  do  er  vorht  er  fich.  Vnd  begund  fa  zeltund  finchen. 
Do  bot  im  ünl'er  herr  fin  hant.  vnd  verwaiz  im  finen  vngeloben. 
Daz  tet  vnfer  herr  alz  durch  üni".  Daz  er  der  weit  pflegen  lolt.  Sin 
zwen  trut    fant  lacob.   vnd  fant  lohannes.    Do   li  gerten  der  grozzen 

30  eren  in  l'inem  rieh.  Daz  ainer  zuo  der  zelwen  gotes  faize.  der  ander 
zuo  der  linggen.  Wie  lieb  fi  im  wteren.  wie  fi  nach  weltlicher 
geburt  finer  muomen  liin  waMen.  Iwie  er  den  vf  finer  brult  liez 
lainen.  wie  fi  baid  vf  dem  berg  finiv  götlichen  tovgen  Iahen,  vnd 
die   andern  nit   ledoch  fprach    er  zuo   in   ir  en  wilTent   nit    wes    ir 

35  gerent.  Die  marter  die  ich  liden  fol  mügend  ir  die  liden.  Die 
muoflend  ir  liden.  Daz  ir  aber  in  mim  rieh  zuo  minei-  zefwen  oder 
zuo  miner  linggen  iht  fitzzent.  Daz  en  ilt  nit  min  ze  geben.  Ez  ift 
deren  den  es  min  vatter  berait  havt.  mit  diCen  worten  lort  er  vnd 
warnot  fin  jvnger.  Wie  fi  mit  in    felb  vnd  och  mit  iren  vndertanen 

40  folten  gebaren.  Wie  er  zuo  in.  allen  fpra'che  gemainlichen.  Die  er 
der  Mclt  ze  maiftein  gefetzet  havt.  Er  fprach  zuo  in  (2  a)  Als  mich 
min  vatter  fante  Alfo  fend  ich  iv  in  die  weit  Sin  vatter  fant  in  do 
zuo  in  in  die  Avelt.  Daz  er  mit  finer  marter  div  armen  menlchen  erledi- 
gete.  Alfo  fante  er  fin  hailige  Ivnger  zuo  der  marter.  Er  fprach  ich 

45  fend  iv  als  div  fchaff.  vnder  die  wolf.  Der  w  (tlf  w  az  »ro  ainer. 
der  chriutzgot  fant  petern  Daz  hovpt  chert  er  im  nider.  die  fuezz 
vff.  Er  hoptet  fant  pauls.  Egeas  chriutzgot  fant  andream.  Der  chü- 
nig  Aftragies  fant  partholomeum  hiez  fchinden  alz  ain  riut.  \  nd 
anderr  vil  rwffer  wolff  \\aren   die.  die  hailigen  boten  ahten.    durch 

50  der  aller  vorht.  durch  der  aller  drov.  durch  ir  gehaiz.  durch  die 
fraifchlichen  charcher.  durch  daz  fivr.  durch  die  fraifchlichen  gallen. 
durch  die  yJiiinen  clirapfcn.  Duirh  div  hvngrigcn  tier.  durch  den 
hvnger.  durch  den  durf(.  Durch  den  froft.  Durch  daz  waffer.  da  man 
11  in  fanchte.    Durcii  alle  die    marler.  die  der  tieuel   vnd  finiv  chint 

55  mohten  erdenchen.  Durch  die  not  alle,  entw  ichen  11  nit  Si  frowten 
fich   daz  fi    des    wirdig    waren,  daz    fi    not    folten  liden  durch  den 

s         _ 

22vlogen  26  fa]  fo  29  lacoh /"c/i/f.  3(5  iiiiiii]  min  zwefwen  40  gemanlichen 
'ü  hAiV  hier  »nd  sonst  für  alle  Formen  dicsef  Wortes.       47  Er]  El       40  aiidr 


XXVII  45 

alraehtigen  got.  Si  enliezen  niht  des  des  in  ünfer  herre  geboten  het. 
durch   dehain   fraife   dirre   weit  Si  tauten   (ich  vnder   die  grimmen 
haidenfchaft  allenthalben  vntz  an  daz  end  dirre  weit.  Ez  en  ift  de- 
hain lant   über  alle   die   weit,   da  enfie   ir  lere  vnd   ir  predige  hin  eo 
chomen  Alfo  habend  fi  die  hailigen  chriftenhait  gelert.  Vnd  habend 
(i  ze  (2b)    erchantnüff  braht  des  hailigen   geloben   Da   von  ii't  daz 
michel  reht  daz  Avir  fi  eren  Wan  fi  fint  friund  des  almehtigen  gotes 
Er  fprach  ovch  zuo  in  fielig  fint   div  ovgen.   div  daz   fehend   das  ir 
da  fehend.  vnd  beerend  Wan  vil  menig  chünig  vnd  patriarchen  vnd  65 
wiffagen  die  des  gerten  vnd  wnfchten  Daz  fi  daz  gefaihen  daz  ir  da 
fehend.  vnd  enfahen  vnd  enhorten  fin  nit  Er  fprach  ovch  zuo  in  Ich 
haiz  iv  nit  min  chneht.    ich  haiz  iv  min  frivnd.    Wan    ich   havn  iv 
chvnt  getavn  minen  willen,  vnd  elliv  miniv  werch  Der  chneht  waiz 
fines  herren  willen  nit  Ich   han  aber  iv  cluint   getavn  alles  daz  ich  70 
vernomen  havn  von  miuem  vater  Er  havt  fi  och  von   andren   finen 
hailigen  da  mit  gefvndert  Daz  er.  in  den  gewalt  havt  gegeben.  Wen 
11  hie  in  difer  weit  gebindent.  daz  der  da  ze  himel  gebunden  ift  vor 
dem  almehtigen  got  Vnd  fwen  fi  hie  ovch  ledigent  daz  der  vor  got 
ledig  ift  Si  fint  och  die  zwelf  borten,  die  in  die  himelifchen  ierufa-  75 
lern  gand  wan  div  lere  des  hailigen  gelovben   die  fi  gelert  habent. 
Div  havt  uns  die  felben  porten  vf  getavn.  Vnd  hat  uns  der  hailigen 
genofamen  gemachet  da  ze  himel  Si  heten  durch  got   verchorn  dife 
weit  vnd  alle   weltlich  wnne.   Vnd   Agaren    durnähtig  an  der    minne 
des  almehtigen  gottes.  Vnd  an  aller  menfchen.    wan  fi  nieman  min-  so 
ten  denn  den  almehtigen  got  da  von  mohten  fi  der  bos-  (3a)  halt 
wider  ftavn  wol.  Vnd  der  weit   an  gefigen  Nv  füllen  wir  daz  bild 
behalten,  daz  fi  vns  vor  habent  getragen,  daz  wir  den   almehtigen 
got  vor  allen  dingen  minnen.  Vnd  unfern  eben  chriften  als  uns  felber 
Daz  wir  uns    ze   allen   ziten  vor   den  fünden  hueten  Daz  wir  den  85 
boefen  girden  wider  ftanden  Daz  wir  div  gebot  des  almehtigen  gotes 
erfüllen  Daz  wir  die  hohfart  fliehen  Daz  wir  ze  allen  ziten  zuo  dem 
ivngften  \Ttail  vorht  haben  Daz  wir  den  armen  ze  hilfe  chomen  fwa 
wir  mugen  Daz  wir  die  hailigen  minne  mit   allem  flizze    behalten. 
Div  alle  vnfer  fünde  bedechet  Wellen  Avir  difiv  dinch  alfo  behalten  90 
fo  Iren  wir  dem  almehtigen  got  liep  Nv. 

63  michi  64 /.ucce  10,  23.  24.  65  patrichan  66  daz  iv  zweimal.  67  Ev.  Joh. 
15,  15.  72  Wien  75  borten]  boten  vgl.  Apoc.  21,  12,  91  vgl.  den  Scldufs 
von  XXXII. 


46  xxvm 

De  martlribus 


D, 


He  grozzen  vnd  die  heren  hohzit  aller  martrer.  die  en  möht  de- 
hain  nienfch  fo  Avirdigclioh  ge  eren.  fo  11  dos  wert  fiiit.  Wan  fich 
der  himel  des  froewt.  Daz  fi  da  ze  liiniel  der  hailigen  engel  ge- 
nofchaft  habend  gewnnen  Sich  froewet  och  div  erde  des  Daz  fiv 
5  von  ir  hilfe  befchirmet  ift  Elliv  div  hailig  chriftenhait  froewt  lieh. 
Daz  11  von  der  llgnuft  der  hailigen  martrer  ift.  div  hailig  chriften- 
hait die  vnfer  herre  felber  mit  finer  heren  marter  zuo  fines  vater 
hulden  braht.  vnd  fi  lediget  von  des  tieuels  gewalt  mit  finera  heren 
bluot.    Die  havt  er   ovch  geueftent.   vnd   er  rainet    mit  der  fignvnft 

10  vnd  mit  dem  hailigen  bluot  der  hailigen  martrer  Si  fint  die.  die  de- 
hain  not  Von  got  gefchaiden  moht.  So  ir  ftrit  vnd  ir  marter  ie  merr. 
vnd  ie  vn  fenfter  (3b)  waz.  So  ir  Ion  vnd  ir  fra>\vd  ie  merer  Avaz 
Daz  angeng  der  hailigen  chriftenhait.  daz  er  rainiget  vnfer  herre 
mit  den  hailigen  martrern  Daz  bild  der  gedultichait.   vnd  der  ftaeti- 

15  chait.  Daz  havt  div  hailig  chriftenhait  bi  den  hailigen  martrern 
gelernet  Si  ftriten  vil  vöUenclich.  A\an  fi  des  vil  ge^ is  A\aren.  daz 
fi  die  geiiad  fa  ze  ftund  bef«ffen.  fo  fi  difen  lip  begaben,  die  in 
vnfer  herre  gehaizzen  het  zuo  der  fi  och  grozz  zuo  verfiht  heten 
Der  vefte  gelob,   vnd  div  minne  div  alle  tugend   über  triffet.  die  fi 

20  zuo  dem  almehtigen  got  heten.  div  machet  in  ring  all  widerwärti- 
chait  dirr  weit  Si  gerten  ze  allen  ziten  daz  fi  von  difem  Hb  ledig 
Avurden.  daz  fi  zuo  dem  hailigen  crift  chaemen.  Durch  fin  liebe  liten 
fi  vil  menig  vnfenfte.  Etlich  Avrden  erfchlagen  mit  den  fwertcn  Etlich 
wrden  verbrennet  Etlich  wrdcn  mit  den  gaiflen  au  gefclilagen  Etlich 

25  wrden  erhangen  Etlich  wrden  in  daz  wazzer  verfenchet  Etlich  wur- 
den alfo  lebendig  gefchvnden  Etlich  wrden  gefmidet  Etlichen  wart 
div  zvng  vz  gefniten  Etlich  wrden  verrvnt  mit  den  ftainen  Etlich 
wrden  vf  gefniten.  vnd  fchut  man  daz  chorn  in  fiv.  vnd  liez  div 
fchwin  vz  ir  buch  ezzen.  Etlich  lagen  in  den  charchern  menigiv  iar. 

30  vnd  liten  menigen  hunger.  vnd  dürft,  vnd  froft  Etlichen  w  rden  ir 
hend.  vnd  cndriv  iriv  gelider  ab  gefchniten  Etlichen  wrden  iriv 
bain  zuo  den  bomen  gebunden,  fo  man  die  bom  ab  lie  fo  zer  brach 
man  fi  von  ain  ander  Etlich  w  rdcMi  den  tieren  (l  a)  geworfen  Etlich 
wrden  den  fchlangen  für  gelcit  ze   hechend  Etlich   wrden   gerceftet 

35  vf  yfninen  Roefchen  Etlich  wrden  alfo  lebendig  in  die  erde  gegra- 

XXVIII,  6  vor  ift  fehlt  etwa  geveftent       27  Yerrvnt]  vwnt 


XXVm  47 

ben  daz  hopt  nider  die  fuezz  vf  Etlich  wrden  an  den  galgen  erhan- 
gen vnd  wart  in  daz  flaifcli  mit  yfninen  chrapfen  ab   gezerret.    Daz 
man  in    fiv   fach,    vnd  würfen   in   faltz   in  die  wnden.  daz  taten  des 
tieuels  chint.   vnd   riben   es    dar  in    mit  härinen    tuochen.  Die  fi  vf 
den  rcefchen  branten  die  betrovften  fi  mit  wallendigem  fnialtz.  Vnd  ^0 
w'Tfen  dar  vf  faltz  So  getaniv  marter.   vnd   noch   vil   niänigeriv  ha- 
bend 11  erlitten  durch  den  almehtigen  got  vil  frcelich.  Vnd  froewten 
fich  des.  daz  fi  got  fin  wirdig  havt  gemachet.  Der  in  den  willen  vnd 
die  fterche  het  gegeben  Nv  füllen  wir  doch  merchen  war  vnib  ünfer 
herre  fo  mänig  not  lie  liden  die  er  im  felben  het  erw  elt  Der  willen  45 
der  ftsetichait  vnd  der  rainichait  im  chvnt  waz.   mit  den  nceten  vnd 
fi  liten  Vnd  dennoch  ob  dehain  not  grcezzer  wser  Die  heten  11  gerne 
durch  in  erliten  Da  mit  havt  vns  der  almehtig  got  gemanet  vnd  ge- 
lert,  vnd  bild  gegeben  Er  het  uns  gelert  daz  wir  die  weit  nit  min- 
nen.  Div  ir  minner  zuo  dem  tod  laitet.   Er  havt  uns  gelert  daz  wir  50 
die  minne.  Vnd   die  ftaetichait   vnd   die   rainichait  die   wir    von  den 
hailigen    martrern    vernomen   haben,    daz    wir    die    ze    allen    ziten 
zuo  got  (4  b)  haben  vnd    och   zuo  den  liuten  Dez  havt  er  vns  bild 
an  im  felben  gegeben  Die  hailigen  martrer  waren  der  liuten  gefpöte. 
fi  Avaren  gehazzet  von  der  a\  elt  Alfam  taten  11  der  weit,  daz  11  die  55 
hazzeten  Wan  elliv  weltlichiv  dinch  div  waren  in  wider  zsem.   Die 
11  haffeten  vnd  in  lait  taten  Den  baten   11  antlazes  Dar  vmb  llnt  fi 
gezelt  vnder  div  chint  gotes.  Vnd  ift  daz  rieh  ir  erbe.  Si  llnt  nv  in 
der  himelifchen  ierufalem  huzgenoffen   des   almehtigen  gotes   Si  fint 
in    den   genaden   der   fielichait.  die   dehain    menfch  erdenchen  noch  60 
für  bringen  möht  mit  werten.  Da  ift  dehain  fer.  dehain  froft.  dehain 
vnfroewd.  Dehain  armuot.  Dehain  gitichait.  dehain  fiechtuom.  Dehain 
zorn.   Dehain  nit  Da  geret  nieman  nach  gewalt.   nach  grozzen  eren. 
Da  furhtet  niemen  den  tieuel  noch  fin  läge  Da  enfürht  nieman  die 
helle,  noch  den  tot  des  libes  oder  der  feie.  Wan  da  ift  div  wunne  65 
vn  toetlich  Da  en  wirt  nimmer  dehain   miffhellung   Da  ift  div  ewig 
eben  hellvng.  Da  ift  frid  vnd  frcewde  vnd  ruow  e.  Da  ift  daz  ewig 
lieht,  vnd  der  fchin  der  fibenftunt  liehter  ift  denne  div  funne.  fo  fi 
aller  liehteft  ift  Div  himelifch  ierufalem   bedarf  der  funnen  lichtes 
nit.  \Tifer  herre  der  erliuhtet  fi   felber  Ain  ieglich  faeliger  menfch  70 
der  dar  chvmet.    Der    ift  fibenftunt   alz  lieht   fam  div  funne.  fo  fiv 
aller  liehteft  ift.  Da  en  wirt  nimmer  (5  a)  vinfter.  Da  en  wirt  nim- 
mer dehain  \Tifenfte.  Von  froft  noch  von  hitz.  Da  ift  fo  getaniv  ge- 

47  not  grozzer  ;  über  not  ein  ausgestrichenes  e        49  Er  her        55  gehaizzen 


411  XXMII  .  XXIX 

nad  die  dehaines   menfchen   hertz  niöht   erdenchen  Wan   die   allain 
75  die  des  wirdig  fint.  daz  fi  die  genad  befezzen   habent.    die  vor  got 
fint.  vnd  im  dienent  naht  vnd  tag.  Da  en  altet  nieman.  Alle  die  dar 
chvment.  die  fint  in  der  ivgend.  vnd  der  nienfch  ift.    fo   er  volle  ze 
manne  gewahfet.    Über  alle  die  genad.  die   ir   m    vernomen  habend 
So  habend  H  ovch  die  genad.    vnd  die  w  nne.  daz    fi   genoffam   fint. 
80  der  bailigen  engel.  vnd  der  himelilchen  tugenden.  Daz  fi  die  franvd 
der  himelifchen  tugenden  fehend.  vnd  hoerend.  vnd  der  hailigen  Pa- 
triarchen, vnd  der  hailigen  wiffagen.    der  hailigen  poten.  der  haili- 
gen martrer.  vnd   der  hailigen  bihtiger.  \-nd   der  hailigen   mägeden. 
Die    den   himelilchen    chünig    vmb    Itavnd.    Vnd  die  hohzit  begavnd 
85  Div  nimmer  end  gewinnet.  Da  div  ewig  frcewd   vnd  div  ewig  Avnne 
avn  end  \nimer  mer  ilt  Nv. 


An  der  heil.  Bekenner  Tage. 


D. 


fle  fchopnen  lylien  dez  Paradyles.  vnd  daz  lieht  daz  vf  div  chertz- 
rtal  geCtechet  ift.  Daz  es  liuhte  allen  den  die  in  daz  hus  gavnt.  Vnd 
div  grozz  ftat.  div  vf  dem  berg  ftavt.  div  nit  verborgen  mag  wer- 
den. Daz  fint  die  hailigen  gotes  trut.  die  lieben  frivnd  des  hailigen 
5  chriftes  die  hailigen  Pihtiger.  fi  fint  zymber  linte.  die  an  der  erde 
die  ftaine.  die  (5b)  an  daz  templum  des  Avaren  Salomones  geleget 
füllen  werden.  Die  fi  gefueget  vnd  gefchlihtet  haben  in  difer  weit. 
Daz  niemraer  dehainer  fchlaht  liute  gehwret  werden  in  dem  hus.  da 
fi  an  die  mur  des  gezimbers    geleit   füllen  Averden.    Si   fint   och  die 

jozuo  den  vnfer  herre  gefprochen  havt.  Ir  fint  daz  faltz  der  erde.  Daz 
ir  dif  red  verftavn  mügend.  Die  lylien  des  Paradyles  fint  wiz.  vnd 
habend  fuezzen  fchmach  Da  von  fint  die  hailigen  lerer  zuo  den 
lylien  gelichet  Wan  ir  hailiges  leben  avn  alle  maufen  er  wahfen  ift. 
Daz  div  hailig  chriftenhait  völleclich  mit  in  getzieret  ift.    Daz  von 

15  dem  fuezzen  fmach  ir  lebenes  vnd  ir  lere  Daz  Paradyfe  daz  ilt  div 
hailig  chriftenhait  In  dem  hus  wonet  vnfer  herre.  Alle  die  ir  chri- 
Itenhait  behuetent.  die  fint  daz  hus  in  dem  ünfer  herre  A\onet  In 
dem  felben  hus  liuhtet  daz  lieht  daz  vf  die  chertzftal  geftechet  ift. 
Daz  lieht  ift  div  hailig  gotes  1er.    Von  der   alle  die  erliuht  fint  die 

80  vnd  tli'ii      86  v(jl.  den Schhifs  von  XWII.      XXIX,  1  Ilic       2  Lv.  Lucw  11,  33. 

c 

3  Ev.  Matth.  5,  14.       8  gehörte      10  Ev.  Maüh.  5,  13.       15  leben      16  fehlt  der 
Satzfchlufs. 


XXIX  49 

ir  chriftenhait  huetent.  Daz  felb  lielit  ii't  vf  daz  cherftal  geftechet  20 
AVie  daz  chertzltal  getavn  fi.  vnd  Avaz  es  betiute.  daz  füllen  wir  iv 
lagen  Daz  chertzftal  havt  dry  fuezze.  vnd  bezaichent  die  hailigen 
driualtichait.  den  vater.  vnd  den  fun.  vnd  den  hailigen  gaift  Ez  havt 
och  da  en  mitten  ainen  chnopf  der  hept  zefamen  div  zway  tail.  Der 
felh  chnopf  betiutet  den  hailigen  chriftus.  Der  div  zwai  liute  luden  25 
vnd  haidcn  gefamenet  havt  in  ainen  geloben.  Daz  fint  alle  die.  die 
von  den  zwain  liuten  den  hailigen  (6a)  tovf  enpfangen  habent  Daz 
lieht  daz  in  dem  hus  vf  daz  chertzftal  geftechet  ift.  daz  ift  div  lere 
der  hailigen  lerer  die  daz  hailig  gotes  wort  ze  allen  ziten  predi- 
gent.  Von  dem  feie  vnd  lip  erliuhtet  vnd  errainet  werdent.  Von  30 
dem  div  vinfter  der  fiinden  vertriben  wirt  Div  ftat  div  vf  dem  berg 
ftat  div  ift  gezynibert.  Div  mag  nit  verborgen  werden,  die  fiht  man 
verre.  vnd  nahen.  Div  havt  fo  getavn  gruntfefte.  daz  fi  nit  gewichen 
mag.  Die  irrer  der  chriftenhait.  vnd  die  achter  fwie  gewaltig  fi  lint. 
fi  enmugen  die  felben  ftat  nit  zer  ftoeren.  Wan  fi  ift  gezimbert  vf  ^^ 
die  gruntvefte.  der  nieman  mit  liften  noch  mit  gewalt  gefchaden  mag. 
Daz  ift  der  hailig  chrift.  Die  felben  fiht  man  verre.  vnd  och  nahen. 
Die  fi  nah  fehend  daz  fint  die  fseligen.  Die  die  chriftenhait  vf  ha- 
bent. vnd  ir  hueten  mit  flize.  Die  fi  verre  fehent  daz  fint  die.  die 
den  hailigen  geloben  vnd  den  hailigen  tovff  noch  nit  enpfangen  ha-  ^^ 
bent.  Vnd  ledoch  von  ir  lere  zuo  dem  hailigen  geloben  choment. 
Daz  vnfer  herre  fprichet  daz  fi  daz  laltz  der  erde  fint.  Da  mit  havt 
er  uns  gemanet.  daz  ^\\^  ir  lere  merchen  vnd  erfüllen  Behalten  wir 
ir  lere,  fo  werden  wir  dem  almehtigen  got  fuezz  vnd  gefmach.  fam 
daz  ezzen  wirt  von  dem  faltz  Si  fint  die  zimberliut.  die  da  ftain  ^^ 
fchlihtent.  vnd  fi  fuegend  daz  fi  berait  fien  an  ze  legen  an  die  mur 
der  himelifchen  ierufalem.  da  nimmer  hamer  fchlag  noch  dehain  lut 
gehceret  wirt.  Wan  von  ir  hailigen  lere  werdent  die  fseligen  in  difer 
weit  fo  gefchlihtet  vnd  von  allen  mafen  fo  völleclich  errainet  daz  11 
wirdig  fint  zeligen  an  dem  hus.  da  frid  vnd  ftille  (6  b)  vnd  eben-  50 
hellung  vnd  div  ewig  genad  ift.  Vnfer  herre  hat  fi  dar  zuo  erweit 
von  der  weit  daz  fi  wuocher  bringent.  Wie  fi  dar  an  mines  trähti- 
nes  willen  erfüllet  habent  Daz  ift  wol  fchin  an  der  hailigen  chri- 
ftenhait die  fi  och  mit  worten.  vnd  mit  dem  hailigen  bild  zuo  dem 
gotes  dienft  gewifet  habent  Daz  der  vil  waz  die.  die  weit  vil  harte  55 

25  xps          27  ioyffettlt.  30  Von  den  feie          34  Die  von  späterer  Hand  aus 

D*  gebefsert.            35  die]  den           38  fint  fehlt.           iO  vnd  den]  den  aus  dien 

gebefsert.       45  dai  ftain  47  livt        52  dar  an]  an  fehlt. 

Altd.  Predigten.  4 


so  XXK  .  XXX 

minten  man  vnd  wip.  Daz  dio.  die  weit  nv  fliehent.  Vnd  alz  11  mit 
den  liinden  waren  begriffen.  AHü  fint  fi  nv  mit  den  hailigen  lugen- 
den errainet.  Der  E.  hohfertig  waz  der  ift  nv  diemuetig  worden. 
Der  .e.  diep    vnd  rober   was  vnd  den  liuten  daz  ii'  iiam   der  git  nv 

60  w  ider  lo  er  niaiit  mag  Vnd  giltet  den  er  iht  genomen  havt  Alfo 
belTerent  lieh  A\ip  vnd  man.  von  ir  lere,  vnd  von  ir  bild  Daz  ilt 
der  wuocher  den  11  dem  almehtigen  got  brabt  babent  Er  bavt  li 
fin  frivnd  gehaizzen.  Wan  fi  bebielten  älliv  llniv  gebot  von  llnem 
dienft  moht   11   nieman    gelcbaiden    Swie    11  den  tot  mit  der  offenen 

65  marter  nit  enliten.  ledoch  liten  11  mänig  grozz  not.  von  den  liuten 
Si  wrden  diche  gelchlagen  11  wrden  verfendet  Ir  Ipotet  div  weit  Si 
ahten  fi  alz  fi  noch  luvt  tuont  Si  liten  hunger  vnd  frolt.  Vnd  vil 
menig  vngemach  mit  vaften.  mit  wachen,  von  den  irrern  die  den  bal- 
ligen geloben  an  vahtent  j\v  eret  fi    vnler   herre   in    dilem    lib    mit 

70  vil  menigem  zaichen.  Daz  fi  toten  hiezzen  vf  ftavn.  Die  aber  an  der 
feie  tot  Avaren  die  erchuchten  fi  vnd  brahten  11  \\ider  zuo  gotes 
hulde  Nv  manend. 

von  allen  mägden 

illle  die.  die  daz  vmb  den  almehtigen  got  verdient  habend  daz  fi 
von  den  nceten  (7a)  Vnd  von  der  frais  difer  vnftaetiger  m  elt  cho- 
men  llnt  hin  zuo  den  genaden  die  ymmer  fta?tig  fint  Die  fint  uns 
armen  l'ündern  ze  allen  ziten  vil  grcezlich  vnd  flizeclich  ze  loben 
5  Wan  durch  den  fi  arbait.  vnd  groz  not  in  difer  weit  liten.  Der  havt 
fi  ir  not  vil  völleclichen  er  getzet  Er  hceret  fi  och.  er  gewert  fi 
och  Iwenn  \'i  in  genaden  bitent  über  uns  armen  fiinder  Swie  ir  leben 
götlich  vnd  hailig  ^a're  als  nv  fchin  ift  wan  fi  von  got  vnd  von 
den  liuten  geminnet  vnd  ge  eret  fint  ledoch  füllen  wir  daz  merchen 

10  Daz  A\ ir  die  hailigon  mügd  1\  nderlichen  eren  füllen,  die  dis  weit, 
vnd  alle  gezierd.  vnd  wnne.  vnd  alle  girde  difer  w  elt  durch  die  liel). 
\Tid  durch  die  minne  ires  gemahels  des  hailigen  criftes  liezen  Si 
hctten  ainen  ftrit  mit  der  werlt  vnd  havnt  dem  tieuel  an  gefiget. 
mit  der  hilf  des  hailigen  chriftes  Vnd  ift   hivt   der  tag.   Daz  11  mit 

15  der  fignvnfte  von  den  hailigen  Engeln  fiir  den  ftuol.  vnd  für  daz 
antlütz  des  almehtigen  gotes  braht  fint  Da  fi  mit  ir  gemahel 
dem  hailigen  chrift  ymmer  avn  end  die  ewigen  froewd  habend  Die 
Mil  fi  in  difer  weit  waren.    Do  beraiten  11   lieh  fwenne   ir  gemahel 

12  man.  vgl.  den  Schlufs  von  XXXII.  \XX,  13  haynt  fehlt.       15  Engel 


XXX  51 

ch«me    Ob   er  vmb  mitte  naht  clmeme   Daz  il   mit  ir  lieht  vaz.  vnd 
mit  ir  öle  en  gegen  im  chaMuen.  Nv  lelen  wir  hivt  an  dem  hailigen  20 
Ewangelio  wie  vnfer  herre  fprach.   Er   fprach   daz   difiv  weit  wa?re 
gelich  zehen  mägden.   die  namen  ir  liehtvaz   vnd   giengen  vz  gegen 
ainem  hriutiguom  vnd  ainer  brut  Der  leiben  mägde.  w  aren  fünf  tvmpe. 
vnd  die  andern  fünf  wife  Die  tumben  namen  ir  liehtvaz.  fi  (7  b)  en 
namen  aber  des  Öles  niht  Die  wifen  die  namen  daz  öle   in  ir  lieht-  25 
vaz  Do  der  briutguom  entwalt  daz  er  nit  fehler  chom.  Do  entfchlief- 
fen  fi  alle  vmb  mitte  naht  w  art  ain  michel  ruoff  Do  chom  der  briu- 
tiguom    daz    fi  gegen  im   giengen   Do  ftuonden    die  magde  alle  vff. 
vnd  beraiten  ir  lieht  Die  tvmben  mägde   baten    die   wifen.  die  ficli 
dar  vff  geAvarnet  betten,   daz   fi  in  irs  Öles  gteben.    Daz   in  ir  lieht  ^^ 
iht  erlspfch  Do  fprachen  die  wifen.  tailen  w ir  ünfer  öle  fo  zerrinnet 
vns  allen  Gavnt  hin  zuo  den  die    ez  vail  haben  vnd  chovlfent  iv  es 
Do   fi   giengen  vnd    chovftcn   weiten    do    chom  der  briutiguom.   Die 
berait  waren  die  giengen  zuo  der  brutlovften.  vnd  fpart  man  die  tür 
Dar  nach  chomen  die  tummen  magde  vnd  baten  in  vf  tuon  Do  fprach  ^5 
der   briutiguom  ich   fag   iv    zwar,    ich   enwaiz   ivr  nit.    Da  von    fo 
wachent.  AVan  ir  enwiffent  den  tag  noch  die  wil.  Alz  wir  nv  mer- 
chen  füllen.  Ünfer  herre  fait  finen  hailigen  ivngern.  von  zehen  mäg- 
den die  wifen  die  daz  lieht  hetten.  die  mit  dem  briutiguom  zuo  der 
brintloff"  chomen  Daz   fint  die.  die   durch   die  liebe    des    almehtigen  ^^ 
gotes  chvnfchlich  vnd  rainclich  lebent.  vnd  alle  weltlich  AMine  ver- 
chiefent  Dar  vmb  fint  fünf  an  der  hailigen  gefchrift  gefetzet.   Wan 
ain  ieglich  menfch  der  vmb  daz  gotes  rieh  arbaitet.  Der  fol  lin  fünf 
finne  haben,  vnd  er   muoff  dennoch    älliv   finiv   werch   chiunfchlicli 
vnd   rainiclich   behalten.    Daz   er    dem   almehtigen  got  enpfenchlich  ^^ 
Merd.  Alle  die.  die  reht  vnd  chiunfchlicli  lebent.   vnd   den  hailigen 
geloben   behaltent   (sa)    Avider  ir   eben   chriften.   Daz  fint  die  fünf 
Avife  mägde   Weihes    die    tvinmen    magde   fien   Die   tummen  magde 
die    verfmahent    den    elichen   hyrat.     vnd   Avellent   hailiger   fin.  vnd 
ift  in  lieb,    daz    fi  die   liut   hailiger  haizzen.   vnd   fi   lobend  vmb  ir  ^^ 
magtuom.   Die   verliefent   da  mit   gotes  hulde  Si  Aerliefent  och  den 
Ion  den  fi  von  got  enpfahen   folten.    Daz  Aveltlich  lob  ift  ir  Ion    Ir 
ift  och  layder  genuog  der  geniuet.  vnd  aller  ir  gedanch  hin  zuo  den 
mannen  ftavt.  Vnd  möht  ez  fin  daz  fi  ez  mit  dem  lib  vollebraehten 

V 

21  Ev.  Matth.  25,  1  fgg.        24  namen  fehlt        32  Gan  47  wider]  vnd;   oder 

_  e 

fehlt  mianent  hinter  eben  chriften  ?      50  lobend,  vn      54  voilebraten 

4* 


52  XXX  .  XXXI 

55  gern,  dos  fi  mit  dem  hertzen  gereut.  Die  werdent  zuo  derfelben 
riuoiul  vordampnet.  vnd  lint  als  Ichuldig  vor  gof.  lam  ii  ez  mit  dem 
lil)  vollgetavn  heten.  Daz  lint  die  tummen  mägde  Der  fint  och  fünf 
an  der  liailigen  gefchrift  geletzet  Wan  li  mit  iren  fünf  finnen  pofch- 
lich  vnd  vnreht  gebarend.  Waz  div  liehtvaz  vnd  dnz  öle  fi.  Daz  die 

60  wil'en  mägde  gen  dem  briutiguom  tragent  Daz  w  eilen  wir  iv  fagen 
Div  lieht  vaz  fint  ünfriv  hertzen.  Daz  lieht  daz  in  den  vazzen  brin- 
net.  Daz  fint  div  rehten.  vnd  div  guoten  uerch.  Daz  öle  ilt  div  ewig 
genad.  die  der  almehtig  got  den  fa'ligen  ze  Ion  git.  So  er  fi  in  die 
hiraelifchen  ierufalem  zuo  der  ewigen  wirtfehaft   fueret.    Der  briut- 

65  guom  ift  vnfer  herr.  Die  briut.  daz  fint  alle  die.  die  in  difem  lib 
reht  vnd  chriftenlichen  gelept  habent  die  fueret  iinfer  herre  haim 
in  fin  hus  Der  briutguom  der  vml)  mitte  naht  chvmt.  daz  ift.  fo  wir 
uns  aller  mindereft  verfehen  So  wirt  div  ivngft  vrtail.  Der  ruoff  daz 
man  in  enpfah.  Der  wirt  von  den  hailigen  Engeln    Die  haizzend  die 

70  toten  vf  ftavn.  Dez  en  ift  dehain  menlch.  Alle  die.  die  ie  geborn 
wurden  die  muozzen  (8  b)  für  ir  fchöjjfer  0\\e  ^\ie  f«lig  denne  die 
wifen  mägd  fint.  vnd  Mie  fro.  die  daz  öl  behielten,  daz  fi  div  hai- 
ligen werch  in  ir  lieht  vaz.  Daz  ift  in  ir  hertzen  alfo  brinnent  ge- 
gen   dem    briutiguom  tragent    Die  tvmmen   magd   die    enhabend   des 

75  liehtes  noch  des  Öles  niht.  AVan  fi  fo  gelept  haben  indifer  weit,  daz 
fi  niht  rehter  Averch  für  den  alniehtigen  got  mögen  bringen.  Den  ift 
laider  div  tür  des  himelriches  verfperret.  Daz  «eltlich  lob  daz  in 
in  difer  weit  liep  waz.  daz  ift  ir  Ion  Swaz  wir  durch  Meltlichen 
ruom  vnd  durch  hohfart  getuon.  dar  vmb  wirt  vns  div  himelifch  tür 

80  vor  verfperret.  Wir  onpfahen  och  dehaincn  andern  Ion.  wan  daz  lop 
daz  wir  hie  von  den  liulen  enpfahen  Nv  manend. 


A 


An  de)'  lürchueihe. 

lle  die  liohzit  die  \\  ir  in  dem  iar  begangen  die  fint  von  got  geor- 
dent  der  chriftenhait  ze  troft.  vnd  ze  hilf  Aber  dis  hohzit  div  da 
haizzet  Chirwihe  die  fint  vol  frcewd.  vnd  genaden.  allen  den  die  fi 
fuochent.  vnd  gedingen  dar  zuo  habent  Iliut  ift  chirwihe  dizz  haili- 
6  gen  gotes  huses.  Daz  ift  go  ewet.  vnd  gcwihet  dar  zuo  daz  man  got 
dar  inne  dienen  iol.  hiut  ift  der  tag  daz  got  im  felber  ain  hus  ge- 


70 /»infer  menfch /"eAif  ettio  erlazen.      72  fi]  fint      "HG  uilü  fehll.      79. 80  wir  vns 

s  — 

die  biotelifchea  tür  Yor  \fperrcu.       83  mau.  vyl.  den  SchluJ's  von  XXX  I. 


XXXI  53 

machet  havt.  im  felber  ze  lob  vnd  ze  eren.  vnd  dem  menfclien  ze 
troft  vnd  ze  genaden  Den  die  genad  hie  fuochent  Hivt  ift  der  tag 
daz  die  hailigen  Engel  hie  vf  erde  choment.  her  in  ditz  hus  vnd  fich 
get'amnent  mit  dem  menfchen.  ziio  dem  lob  vnd  ze  dienfte  ires  fchö-  lo 
pfers.  Alfo  groz  iCt  div  genade  des  aimehtigen  gotes.  her  zuo  dem 
menichen  daz  (  <)  a )  er  lin  hertz  gemainveltiget  havt  her  zuo  im 
allo  verre  Daz  dehain  menfch  verlorn  mag  werden.  AVan  der  ain 
der  nit  genefen  wil.  Er  fuor  hin  ze  hiniel  mit  ünfer  menfchait.  Vnd 
liez  uns  vf  erde  fin  gothait  Vnd  mint  uns  alfo  verre.  Daz  er  avn  15 
uns  nit  da  ze  himel  fin  %a  olt.  Vnd  wir  uns  hie  vf  erd  finer  genaden 
vnd  finer  gotliait  nit  enberen  folten  Dar  vmb  wolt  er  och  hie  vf 
erde  iin  hus  haben  Daz  ez  alfo  wol  als  da  ze  himel  finer  barm- 
hertzchait  vol  \a  «re.  Daz  felb  hus  ünfers  herren  daz  ift  drier  fchlaht 
Aines  ift  da  ze  himel.  Daz  der  ewig  lip  haizzet  Da  er  felb  ift.  vnd  20 
alle  die  feien  die  in  difem  leben  linen  willen  taten.  Vnd  in  finem 
geloben  Vnd  in  finem  willen  erfvnden  wrden  So  ift  daz  ander  hus 
hie  vf  erde  Daz  haizzet  div  hailig  chriftenhait  Swer  in  difem  hus 
hie  vf  erd  nit  en  ift.  der  en  mag.  in  daz  hus  nit  chomen  da  ze  himel. 
Vnd  alz  ain  ieglich  guot  hus  mit  ainer  guoten  mvr  vmb  vangen  ift.  25 
Alfo  ift  diz  hus  der  hailigen  chriftenhait  mit  dem  hailigen  geloben 
vmb  mvret  Swer  vlferhalb  dez  geloben  ift.  der  mag  nit  genefen.  Alz 
div  hailig  gefchrift  fprichet.  Ez  ift  vnmüglichen  daz  iemen  got  wol 
müg  geuallen  avn  den  geloben  Daz  dritte  hus  vnfers  herren.  daz  ift 
ditz  gotes  hus.  vnd  endriv  gotes  hiufer.  div  gewihet  fint  daz  man  30 
got  dar  inne  lob.  Vnd  fin  genad  dar  inne  fuoch.  Da  füllen  wir  inne 
enpfahen  den  hailigen  geloben.  Vnd  den  hailigen  tovff.  Da  füllen  Avir 
ünfer  fiindo  inne  avn  werden.  Dar  inne  fol  vns  buozze  (ob)  wer- 
den allez  dez  uns  ge«  errcn  mag  an  dem  Hb  vnd  an  der  fei  Ob  wirs 
innerclichen  mit  rehten  riwen  got  clagen.  Da  füllen  wir  inne  erwer-  35 
ben  vmb  den  almähtigen  got  mit  vnferm  gebet,  vnd  mit  der  biht 
daz  wir  von  difen  zwain  hevfern  die  hie  vf  erd  fint  chomen  muef- 
fen  hin  zuo  dem  dritten  hufe  Daz  da  ze  himel  ift.  Daz  ift  der  ewig 
lip  Ez  fprichet  der  wiffag.  Herre  dinem  hus  gezimet  hailichait  Sam 
er  fprech  herre  dinem  hus  da  dv  inne  bift  da  ze  himel  dem  zimbt  40 
wol  hailichait  Wan  f\\  er  dar  chomen  loi  der  muoz.  e  geliutert  wer- 
den fam  daz  golt  in  dem  fivr  Vjid  muoz  avn  mafen  fin  Als  div 
hailig  gefchrift  fprichet.  Von  ainem  icglichen  mueffigen  Avort.  daz 
die  Hut  redent  Da  muozzen  fi  von  geHutert  werden  .E.  fi  chomen  in 


XXXI,  28  Hebr.  11,6.         ift  z^veiwal.         39  Ps.  92,  5. 


54  XXXI 

15  daz  rieh.  Daz  dritte  hus  da  zimet  nit  inne  ze  tuende  wan  hailigiv 
A\erch.  da  fol  man  got  inne  loben.  Da  lol  man  got  inne  an  beten. 
Da  fint  die  hailigen  en^el  inne  täglicli  in  gotes  dienlt  Jlio  wirdot 
der  hailig  gotlichnain  gomachet  In  oni»faliot  ovch  der  nicnlch  hie 
inne  im  felber  ze  trnlt  vnd  ze  genaden.  Hie  il't  liner  hailigen  friiinde 

50  gebain.  hie  ift  div  genad.  Allen  den  die  fi  fuochent  mit  verdahtem 
muot  vnd  hertzen.  Hie  Mirt  der  lünder  alle  lin  fünd  avn.  ob  ers 
vordert  zno  got.  Hie  wirt  er  avn  aller  der  not.  div  im  gewerren 
mag  an  lib  vnd  an  lel  Noch  ift  ain  hus  daz  dem  almehtigen  got 
vil  lieb  ilt.  (lO  a)    Da  er  vil  gern  fin  weien  inne  havt.  Da  er  groz 

55  liebe  zuo  havt  Daz  ilt  aines  ieglichen  ia^ligen  nienfchen  hertze.  Daz 
gerainet  vnd  gewäfchen  ilt  mit  den  zähern  der  rehten  riwe.  A  nd 
daz  er  rain  ift  von  ho\-])tfünden.  von  manfchlaht.  von  huore  vnd 
vber  huore.  von  zorn.  von  nide.  von  hazze.  von  aller  Ichlaht  vnchivnich. 
Da  havt  in  geherberget  chivnfch   vnd  diemuot.   vnd  gedult.  vnd  ge- 

60  horfame.  triuM  e  vnd  warhait  Swa  daz  iinfcr  herr  vindet.  Da  machet 
er  fin  wefen  Da  von  er  felber  fprichet.  Wa  ruoM  en  ich  bas.  denne 
da  ze  dem  diemuetigen.  vnd  ze  dem  fenften  Der  miniv  wort  fürhtet 
vnd  miniv  gebot  behaltet.  Daz  ift  im  ain  liebes  hus  Wan  fant  Pau- 
lus fprichet  an  ainer  ftat  Ir  fint  daz  war  gotes  hus.  Vnd  der  hailig 

65  gaift  ift  mit  iv  0\ve  wie  faelig  er  ift  der  fin  hertz  alfo  gerainet. 
Daz  got  geruochet.  daz  er  fin  gaft  dar  inne  ift  ||  Da  man  ain  gotes 
hus  wihet.  da  begat  man  fünf  nämlichiv  dinch.  Da  der  byfchof  ain 
chirchen  Avihet.  Da  fprenget  er  mit  dem  w  ilien  brunnen.  Da  zündet 
man  die  chertzen  alle,  man  falbet  fi  mit  dem  hailigen  (Me.  Kr  fchri- 

70  bet  mit  finem  ftab  an  den  eftrich.  vnde  an  die  mvr  vnd  fegnot  fi. 
Die  felben  wihe  begavt  man  an  ainem  ieclichen  nienfchen.  fo  ez  ge- 
tovft  wirt.  man  befprenget  ez.  So  man  ez  inden  tovf  ftozzet.  man 
bezünt  ez.  fo  man  die  tovfchertzen  ob  im  brennet  man  chrifniet 
ez.    als  man  wol  fihet  Man  fchribet  (lob)   im  an  Ini  ho\pt  vnd  an 

75  fin  bruft  vnd  an  fin  hert/,  daz  hailig  chriulz  3lan  fegeiit  ez  mit  dem 
hailigen  gotes  Mort  Mit  fus  getaner  wihe  ift  i\\er  iegiiches  hertz 
ge wihet  dem  almehtigen  got  ze  hufe  Gefah  in  got  der  die  wihe  an 
im  felben  behaltet  So  got  «irt  älliv  dinch  maldingen  Daz  ift  an  der 
ivngften   vrtaile    So   ain    ieglich   menfch   erfiavt   in   dem    felben  lib 

80  Da  er  hie  inne  gelebt  havt  Alle  die  denne  mit  got  erftavnd  Die  en 

e 
46  da]  daz      49  troft     57  er  zu  tilgen  ?  oder  crrainel  ?     61  bas  ans  bach  gcbefserl. 

64  Cor.  1,3,  16.        66  gaia       65»  fpribel       70  vnd''  an       72  wirt]  wir       74  aus 

fchribt  gcbefsert.      77  Gefan        78  dinch.  in  allen  digcn  79  vrlaile]  vrflcndc 


XXXI  .  xxxn  55 

werdent  nimmer  von  im  gefchaiden  Die  aber  avn  in  erftavnd.  Daz 
fint  die  die  immer  verlorn  fint  Dar  \inb  heben  wir  ünfer  hend  vf 
hin  zuo  got  Daz  er  uns  befchirme   vor  allem  übel  amen. 


von   der  vffart   ilnfer  frovtven 

fiVs  fait  der  guot  l'ant  Lucas.  An  dem  hailigen  Ewangelio  wie  vufer 
herre  in  ain  Chaftelle  gieng  Da  enjifieng  in  ain  frow  div  hiez  Martha 
vnd  dient  im  in  ir  hufe  Swa  man  ain  Chal'tel  zimpert  daz  vmb  muret 
man.  vnd  muret  dar  in  ainen  veften  turen.  vnd  bewaret  ez  mit  guoten 
wahtern.  mit  fchilten.  vnd  mit  aller  lay  gewsefen.  Dennoht  daz  div  5 
mur.  vnd  der  turn  defter  baz  behuet  f'ien.  So  grept  man  ainen 
tieffen  graben  dar  vmb.  Do  der  himelifch  vater  finen  fvn  vnfern 
herren  den  hailigen  chrift  in  die  weit  fant.  daz  er  von  der  heren  mägd 
ünfer  frowen  fant  Marien  menfchlich  bilde  an  fich  n»rae.  Vnd  div 
armen  menfchen  ledigete.  Do  gieng  er  in  daz  chaftel  da  vand  er  10 
inne  zwuo  frowen  Martham  vnd  mariani  ir  fchwefter.  Div  ain  martha 
div  dient  ünferm  herren.  mit  den  dingen  der.  der  lip  bedorft.  Div 
ander  div  faz  zuo  finen  fuozzen.  vnd  hört  finiv  wort.  Waz  ditz  allez 
betiut  daz  wellen  wir  iv  fagen  Div  mur  bezaichent  vnfer  frowen 
fant  marien.  Der  turen  bezaichent  ir  feie,  die  wahter  bezaichent  die  15 
hailigen  engel.  Die  fchilt  vnd  daz  gewaefen  bezaichent  die  tugend 
des  almehtigen  gotes  Alz  div  mur  mit  den  wahtern  behuetet  ift 
Alfo  waz  ir  hailiger  lip  mit  den  engein  behuetet  ze  allen  ziten.  Ir 
hailigiv  fei  div  waz  mit  fchilten  vnd  mit  den  tugenden  des  almeh- 
tigen gotes  behuetet.  Der  grab  bezaichent  die  die-  (23  b)  muot.  div  20 
ift  ain  fo  getaniv  tugend.  Div  aller  fchlaht  tugent  huetet.  Wan  fiv 
die  tugent  völleclichen  het.  So  wart  fiv  von  dem  almehtigen  got 
geeret.  Vnd  dar  zuo  er  weit.  Daz  fiv  fin  muoter  Avrde.  Vnd  doch 
magt  belib.  Die  zwuo  frowen  Maria  vnd  Martha  bezaichent  zwai 
leben  in  der  chriftenhait.  Avn  diu  dehain  menlch  genefen  mag.  Daz  25 
ift  der  guoten  layen  leben  die  vnferm  lierren  dienent  von  iren 
arbaiten.  vnd  behaltent  finiv  gebot,  vnd  lielfent  iren  ebenchriften. 
fwa  fi  mügen  Die  ditz  leben  behaltent  die  befitzeud  die  ewigen  ge- 
nad  Daz  ander  leben  daz  ift  alfo  getavn.  Daz  die  fieligen  menfchen 
alle    die   wnne.   vnd  alle    die   gird   difer  weit    durch    die  liebe  dez  30 

XXXII,  i  Ev.  Lucw  10,  38  fgg.         8  h*ien  JT  behuetet  fehlt.  21  fchlat 

26  leben  fehlt.      29  hinter  leben  fehlt  wohl  daz  ift  daz  gaiftlich  leben. 


56  xxxn 

himelifchen  chüniges  vil  girlich  lazend.  Vnd  fliehent  dife  weit.  Daz 
fi  in  dem  lob  dez  alniehtigen  gotes  ze  nllcn  ziten  lien  Alfo  find  li 
in  dem  lob  dez  alniehtigen  gotes.  vnd  in  den  ewigen  genaden.  Daz 
ift  daz  ander  leben.  Div  zwai  leben  div  ir  nv  vernomen  havnd.  Div 

35  vant  vnfer  herre  gar  vöileclich  an  vnler  frowen  fant  Marien.  Do  der 
hailig  engel  von  hiniel  zuo  ir  gefent  wart.  Daz  er  ir  chvnt  t«te. 
daz  fiv  den  gotes  fvn  geboren  fölt.  Do  vand  er  fi  in  aineni  gademe. 
Daz  fi  frilich  hin  ze  got  gedenchen  möht  Owe  \\ie  diemuetiglichen 
fiv   dem   hailigen    engel  antwrte.    Als   ir    der  engel    die  himelilchen 

4o  botfchaft  fait  Do  Avart  fiv  mit  dem  hailigen  gailt  erfiillet.  Vnd  fprach 
ich  bin  fin  ewigiv  dirne  (24a)  Dez  bolchaft  du  mir  haft  gefait  Sin 
Aville  der  werde  an  mir  erfüllet  AUo  A^az  fiv  ze  allen  ziten  in  dem 
dienft  des  almehtigen  gotes.  Vnd  behielt  daz  gaiftlich  leben  vil  vöi- 
leclich. Do  fiv  den  hailigen  gotes  IVn  gebar  Do  erfiilt  fiv  daz  ander 

45  leben.  Ir  licrren  den  fiv  geboren  hef.  Der  die  menfchait  von  ir 
enpfangen  het  dem  diente  fiv  Siv  avzet  Siv  tranchet  in  Siv  clait  in 
Siv  badet  in  Siv  dient  im  in  allen  den  dingen,  der  div  menfchait 
bedarf.  Do  in  herodes  fuohte.  vnd  in  er  fchlahen  Avolt.  Do  floh  fi 
mit  im  in  ain  ander  rieh.  Alfo  erfiilt  fiv  div  zwai  leben  vüUeclichen. 

50  Do  vnfer  froA\  e  von  difer  Avelt  fchied  Vnd  ze  himel  gefuert  Avart. 
über  alle  die  chffre  der  Engel.  V^an  fiv  muoter  ift  dez  lierren  Der 
der  Engel  vnd  aller  gefchepft  herre  ift.  So  il't  och  vi!  billich  daz 
fiv  über  alle  engelifche  chcere  erho»het  ift  Nv  füllen  Avir  uns  ge- 
mainlich  franven.   der   fich    dehainer   grozzen    fünde    fchuldig   Avaiz. 

55  Der  fol  A'il  grozz  zuoverfiht  haben.  Wan  fiv  ift  chüniginne  der  himel 
vnd  der  .erden.  Siv  ift  ain  zuo  verfiht  vnd  troft.  vnd  hilf  aller  fün- 
der.  die  zuo  ir.  fliehent.  Siv  ift  div  rain  erde  vz  der  gefprungen  ift 
der  brunno  der  hailigen  erbarmvngc  In  dem  felbcn  brunnen  mnozzen 
Avir  alle  genäfchen  Averden.    Daz  ift  vnfer  herre  ihefus  chriftus.  Daz 

60  ünfer  herre  den  hailigen  alt  A'ätern  gehaizzen  het  Abraham,  a  fach 
vnd.  lacob.  Daz  havt  er  uns  gegeben.  Er  gehiez  in  ain  erd  div 
fluzze  von  milich.  vnd  von  honige.  Div  erd  ift  ünfer  fro\\e  fant 
Maria.  Div  milich  ch\mel  von  dem  (24  b)  nailch.  Daz  honig  wirt 
ze  fämen  getragen.    a\  ii    allerfchlaht   flaifch.    Div    milich  bezaichent 

65  die  menfchait  Daz  lionig  bezaichent  die  gothait.  Div  baidiv  havt 
vnfer  froAve  braht.  Wan  fiv  uns  den  hailigen  chrift  geborn  havt. 
Der  Avarer  got  vnd  warr  menfch  ift  IVv  füllen  AA'ir  merchen  Avie  der 

87  fvn  fehlt.        54  Avaz 


XXXII  .  XXXni  57 

engel  zuo  ünfer  fro%\  en  fpracli  Er  fprach  fiv  wser  vol  aller  genaden. 
Waii  fiv  nv  aller  genauen  vol  ift  Vnd  wan  iiv  uns  den  brunnen  der 
genaden  vnd  der  erbarmunge  bravht  havt.  Da  ze  dem  wir  ünfer  70 
fünde  ab  wäfcben  füllen.  Uxer  fo  fselig  ift.  Daz  er  fin  miffetavt  be- 
wainet.  Die  zäher  chomend  von  dem  felben  brunnen  den  uns  vnfer 
frowe  fant  Maria  braht  liavt  Nv  manend  fi  hivt  irr  genad.  daz  fiv 
uns  helf  an  lib  vnd  an  feie. 


ain  ander  red  von  ünfer  fro^ven 


M. 


lAria  daz  fprichet  ain  mer  fteine  Siv  haizet  da  von  merfterne. 
Daz  ir  iren  hailigen  namen  fiilt  an  fehen.  Wan  alz  lieh  div  fcheff 
div  vf  dem  mer  varend.  nach  dem  fterne  f ihtent  vntz  daz  fi  vff  den 
fraifen  choment.  Alfo  füllen  wir  iren  hailigen  namen  an  rueffen.  vnd 
an  fehen.  vntz  daz  fiv  uns  vz  den  fraifen  helfe  vnd  bringe  dirre  5 
weit  Daz  fiv  uns  zuo  ftad  bringe.  Daz  fiv  nv  befezzen  havt.  Daz  ift 
daz  hailig  Paradyfe.  Paradyfus  daz  fprichet  ain  bomgarte  der  wirtfchaft. 
Den  gefchuof  ünfer  herre  got.  von  anegeng  der  weit.  Vnd  gefchuof  in 
dem  felben  boni  garten  ainen  vr  (25  a)  fprung.  Da  fliezzend  vier 
wazzer  vz  in  vier  enden  in  daz  Paradyfe.  Daz  fi  fiuht  geben  allem  io 
dem  bomgarten.  Bi  den  felben  vier  wazzern  ftuonden  alz  ez  got 
wolt  vil  menig  edliv  wrtz.  vnd  vil  menig  fchoener  bovm.  Vnd  ftuond 
och  all  enmitten  vnder  den  bovmen  ain  bovme  des  libes.  wan  er  het 
die  chraft  vnd  die  tugend.  Wer  finer  fruht  ze  ainem  mavl  genoz. 
der  lept  ymnier  mer  in  allen  finen  chreften  vnto^tlich.  Do  aber  adam  15 
vnd  Eua  ünfers  herren  gebot  über  giengen.  do  ftiezz  er  fi  vz  dem 
felben  Paradife.  vnd  fatzte.  ainen  engel  mit  ainem  fiurinen  fch\\ert 
für  daz  tor  dez  heren  paradifes  daz  er  huote  Waz  difiv  rede  be- 
zaichen.  daz  Avellen  wir  iv  fagen  Der  bovmgart  bezaichent  alle  die 
chriftenhait  So  bezaichent  der  vrfpring.  da  div  vier  aa  azzer  vz  rin-  20 
nent.  den  hailigen  chrift.  Div  vier  wazzer  lint.  div  vier  Ewangelia. 
div  er  felbe  mit  finem  mvnd  gefproehen  havt.  ze  hilf  vnd  ze  troft 
aller  der  chriftenhait.  Vnd  da  er  mit  geueftnöt  vnd  gefteetigot  havt. 
den  hailigen  geloben  Bi  den  felben  vier  wazzern.  da  bi  ift  gewahfen 
vil  menig  guotiv  wrtz.  vnd  vil  menig  edel  bovme.  Den  daz  felb  göt-  25 
lieh  wazzer  allen  fiuht  vnd  chraft  havt  gegeben.  Die  bovme  daz  fint 

XXXIII,  7  wirtfcharfl         10  fiuht]   fruht      11  wazzer        13  libes  18  hren 

19  die]  dife ;  dahinter  ausgestrichen  yrelt        23  geueftnöt 


58  XXXni  .  XXXIV 

die  liailigen  f^otes  hoten.  vnd  die  hailigen  niartrer.  vnd  ^ie  hailif^en 
bihtiger.  I)az  fint.  die.  dip  viifor  heirc  got  mit  der  liuhte  dez  hailigen 
gaiftez  alfo  geueftnot  havt.  Daz  H  von  reht  haizzcnd  (25b)  die  bovme 

30  der  hailigen  rhriCtenhait  Wan  fi  fiv  mit  ir  guota't  vf  habent  Vnder 
den  bovmen  allen  Itavt  ain  bovme.  Dem  nigent  fi  alle.  Dem  dienent  il 
alle.  Der  bovme  der  ift  Div  here  chüni^inne  Ir  obz  vnd  ir  fruht  ift 
der  hailig  chril't  Swer  dez  obez  ze  ainem  male  nivzzet  der  lept 
ymmer  mer  mit  \\nne  vnd  mit  fremden    in  allen  l'inen  chreften  vn- 

35  ta?tlich.  Daz  hailig  Paradife  daz  uns  von  der  alten  Euen  \nziihten 
vnd  über  muot  von  anegenge  der  \\elt  vor  befchlozzen  waz  daz  havt 
linier  fro\\  e  iant  Maria  mit  ir  milte  vnd  mit  ir  diomuot  entichlozzen. 
\  nd  vf  getavn  Wan  daz  fiurin  I\\  ert  da  daz  paradyle  mit  behuetet 
waz  Daz  havt  der  hailig  chrift  erlefchet  mit  dem  wazer  daz  vz  finer 

40  götlichen  fiten  floz.  Vnd  havt  vil  herlich  gefetzet  an  fin  zefwen.  vnd 
gechrcenet  ze  ainer  vil  heren  chüniginne  über  himel  rieh  vnd  über 
ertrich.  vnd  über  alle  die  weit. 


von  der  gebiirt  ünfer  fi'owen 

11  Ir  lefen  an  der  balligen  gefchrift  «ie  der  chünig  Salomon  im 
felber  ainen  ftuol  gemachet  het  vz  helfenbain.  vnd  het  in  gezierot 
mit  golt.  Hinden  waz  er  finwel  vnd  waren  zwuo  hende  dar  an  die 
den  lliiol  vnib  vangen    beten.    \  iid    bi    ictwederr   hant   waz   ain  leo 

5  geniachet  vnd  \\  aren  felis  grede  die  dar  vf  giengen.  ^  nd  vf  den 
felis  greden  ftuonden  zwelf  levn.  So  getanes  \\erclies  was  in  allen 
riehen  nit  Salomon  der  gewaltig  vnd  der  rieh  chünig  (26  a)  Der 
bczaichent  ünlern  herren  ihefiim  cbriftum  mit  dem  nainen.  vnd  mit 
den  wcrchen  Salomon  daz  fprichct  in  vnfer  zvngen   ain  frid  macher 

10  der  havt  ünf  fiid  geniachet.  vnd  havt  die  vintichaft  verfucnt.  Die 
der  aiiiie  menfch  gearnet  het.  der  gotes  hiildo  mit  finer  vngehorfame 
verlorn  het.  Des  felben  Saloinons  des  liailigon  cliriftus  werchen. 
den  ift  nit  gelich  Ir  liavnd  wol  \eriiomen  wa  von  der  ftuol  dez 
chüniges  falomones  gemachet  w art.  Der  waz  von  helfenbain  gemachet. 

15  Der  helfant  ilt  chaltcr  nadir  Deliain  ander  (ier  ift  fo  ehalter  natur. 
Da  von  ift  er  eben  ma'zig  der    chiunfch    ünfer    frowen    fant  iMarien. 

m  fehlen  }yortc.        .'fl  luen  XXX IV,  1  /{(•(/.  3,  10,  18  /•j/y.     Parulip.  2, 

9,17  ffjij.  5  machet  11  zwischen  der  und  f^olcs  ausgestrichen  havt  (ins  ze 
hiilden  braht.  vud        12  chiin'J 


XXXIV  59 

Div  waz  von  der  tugende   des   almehtigen   gotes    von  aller  fchlaht 
fünden  fo  errainet.  Vnd  von  dem  hailigen  gaift  m  az  11  vmb  fchetvvet. 
daz  nie  dehainer  fchlaht  vnchivnl'che.  zuo  ir  chomen  moht  Siv  Avaz 
div  erft  div  iien  magtuom  dem  almehtigen  got  verhiez   Swie  l'i  den  20 
fluoch  der  .E.  vorhte  Der  waz  aifo  getavn  Schwelich  wip  nit  wuochers 
bravht.    div  nit  chindes  truog  div  waz  verfluochet  vnder  den  liuten 
Swie  fiu  daz  voiht  Jedoch  enpfalh  fiv  fich  dem  almehtigen  got.  Der 
lol'te  Ii  von  dem  fluoch.  \ nd  gab    ir    fo    getanen  wuocher.  von  dem 
fiv  vnder  allen  liuten  gelopt  vnd  gefegenot   ift    (26b)    vnd  muoter  95 
vnd  ewigiv  magt  ift.  Den    felben   Ituol    ziert   er  mit  gold  Daz  golt 
betiutet  die  hailigen    minne    De"   ftuol  waz  finwel   an  dem  hindern 
tail.  an  dem  menfchen   fint   zway    tail.  Daz  vorder,    vnd  daz  hinder 
tail.  Daz  vorder  tail  ift  div   feie.    Daz  hinder   tail    ift   der   lip.  Div 
feie  ift  daz  bezzer  vnd  daz  herer   Daz   hinder    tail  daz  den  lip  be-  30 
zaichent.  Daz  betiutet   daz  ünfer   frowen  hailiger  lip.    chiunfch   vnd 
rain  vnd  diemuetig  waz  Die  zwuo  hend  die  den  ftuol  vmb  viengen. 
Daz  fint  zway  leben.   Der  rehten   layen  leben.    Vnd   der  gailtlichen 
liute  leben.    Die    noch   nieman    fo    volliclich    begie.   fo   ünfer  frowe 
fant  maria.  Die  zwen  lewen  die  bi  den  zwain  henden  ftuonden.  Die  35 
waren  zwen  hueter.   Der  ain  wnz  Der  hailig  engel  fant  Gabriel  der 
ir  die  fronen  botfchaft  von  himel  bräht.    Vnd   ir  pflag  vnd  ir  huot 
an  gaiftlichem  leben,    vnd  an  aller  hailichait   Der  ander  hueter  den 
fchuof  ir.  ir  hailiger  fvn.  do  er  durch  aller  menfchen  hail.   an    dem 
hailigen  chriutz  hieng.  Daz  Avaz  fant  Johannes   fin  trut.   Der  ir  hien  40 
erde  pflag.  vnd  ir  diente  vntz  zuo  der  hailigen  vffart  ünfers  herren 
ihefu  chrifti.  Die  fehs  grede  die  hin  zuo  dem  ftuol  giengen.  Daz  Iint 
div  fehs  werch  der  erbarmung.    Daz  ift  aines  daz  wir  den  eilenden 
guot  füllen  fin.  Daz  wir  den  hungrigen  ze   ezzen  füllen  geben.   Vnd 
den  dürftigen  trenchen.  Den  nachenden  claiden.    Daz  wir  die  (273)45 
armen  herbergen.    Den  fiechen  laben.    Daz  wir  die  gevangen  die  in 
dem  chärcher  fint.  ledigen.  Die  zw  elf  lewen  die  vf  den  grcden  ftuon- 
den. Die  betiutent.  die  hailigen  zwelf  hotten,  vnd  Hie  hailigen  väter 
die  alle  ünfer  frowen  lobend.  Vnd  genad  da  zuo  ir  fuochend.  Da  ze 
dem  felben  ftuol.    vf  dem  got  felber  geruoM  et  havt.    Daz    fol    ünfer  50 
zuo  verfiht  fin.    vnd    vnfer  geding.    Der  felbe    ftuol   ift  ünfer  frowe 
fant  maria.    Die  füllen   wir  vil  innerclichen    biten.    daz  wir  mit  irre 


21  vorhte]  vor  het      37  bräht      41  hie  vf  erde      46  hrbergen  Daz  die  gevan- 

gen 


60  XXXIV  .  XXXV 

hilfc  Avider  haim  vz  difem  eilend  zuo    den  ewigen  genaden  chomen 
mueffen.     Amen 


Am  Tage  aller  Heil? gen. 


T, 


euipus  ipargendi  lapidez  et  tempus  colliendi  §  Difm  wort  lindt 
gelchriben  in  ecciefiaftico  vnd  fprechent  die  ze  tiufche  all'o  Ez 
ift  ain  zit  daz  man  die  ftain  von  ain  ander  zertailet  vnd  ift  och 
ain    zit    daz    man    li    wider    zemen    ianinet    vnd    hoprent    aygenlich 

5  vf  daz  hoch  zit  daz  wir  hiut  begangint  von  allen  hailigen  (l85b) 
A\on  alz  die  hailig  man  von  ain  ander  zertailt  werdent  in  dem 
jaur  vnd  won  man  liiut  ainz  hailigen  tag  begaut  morn  ainz  an- 
derz  alfo  hat  man  llu  hiut  alle  wider  zemen  vnd  begavt  ir  hoch- 
zit  lamenthaft  in  aller  der  criftenhait  an  dem  hiutigen  tag  die  hailigen 

10  lind  bezaichent  bi  v  dingen  die  an  den  ftainen  lint  daz  erft  ift  hert 
daz  man  in  beniuli  l)iegen  kan  w  on  er  brichet  e.  daz  er  iich  biegen 
lauz  IIa  bi  ilt  vnl'  bezaichent  daz  die  hailigen  alliii  iriu  lid  liel'fent 
brechen  vnd  den  biteren  tot  littent  E  daz  U  ir  hertz  naigtint  von 
got  vnd  lieh  Ichiedint  von  criltam  geloben  Daz   ander  ilt  fwie  lang 

iö  der  edel  l'tain  in  dem  horwe  lit  er  gefniet  niumer  da  bi  ift  bezaichent 
daz  die  hailigen  fich  niumer  gehörw  etent  wie  vil  fi  bi  übelen  liuten 
warent  vnd  buMez  bild  fahont  (  isoa)  Daz  drit  ift  klaini  daz  der 
edel  ftain  klainer  ift  denn  die  ander  ftain  da  bi  ift  bezaichent  der 
hailigen  demuetkait   fi    warent    klaiii    vor    in    leib  vnd  warent  groff 

20  vor  got  daz  vierd  ift  tinre  daz  der  edel  ftain  tinrcr  ift  vnd  kofper 
alfo  ift  och  ain  hailig  tiurer  vnd  kofper  denn  himelrich  vnd  ertrich 
vnd  allez  daz  guot  daz  difiu  weit  gelallten  mag  Daz  v  ift  daz  der 
edel  ftain  groff  krallt  hett  alfo  band  och. die  hailigen  grozz  kraift 
von  vnfcrm  hercn   Ez   ilt   enkain    bailig   er    nmg   dir  erwerben  vmb 

25  got  allez  da/,  dn  iiotlurUtig  bilt  an  fei  vnd  an  lip  Nun  fönt  ir  w  iffen 
daz  daz  hiutig  hochzit  von  drin  faclian  vf  gclet  wart  diu  erft  ift 
ain  funderlichiu  w  iclii  ainz  (onpelz  ze  romc  w  ir  leffent  von  ra^mern 
do  fi  in  ir  herrefchatlt  warent  daz  (isöb)  fi  die   weit  gewalteklich 


XXXV,    2  m  iVr/csiüsfe  3,  5.  d  die  llaiulsrhrift -ntdciil  7ainhailigen 

e 
16   gefrowentent         19  vo  iii         25  allez  tlz       wiff        26  hachau       id  fehlt. 


XXXV  «1 

vnder  in  hettent  vnd  bettotent  die  apgöt  an  vnd  alz  fi  ainera  lant 
an  gefigtent  fo  namcn  il  fin  abgot  vnd  fuoiten  11  gen  rom  vnd  twngen  30 
daz  lant  da  mit  daz  ez  vnderta'nig  mueft  fin  ir  gew  alt  \'nd  waz  alz 
vil  abgot  da  daz  fi  die  liut  hettent  in  ir  hiufern  vnd  fi  an  bettotent 
vnd  do  daz  die  ewarten  fahent  die  zu  der  abgot  tenpel  hortent  do 
hettent  fi  gern  vil  guotez  gehept  vnd  fprachent  ez  wsur  ain  göttine 
azibyle  vnd  Avaer  aller  ab  göt  muoter  diu  hette  den  kayfer  gebetten  35 
Vnd  al  roeraer  daz  fi  ir  vnd  allen  iren  fün  ain  tempel  raachtint  vnd 
fi  ertint  vnd  won  fi  ainen  ieglicUen  abgot  nit  funderlichen  geeren 
niöchtint  daz  fi  denn  ainen  groffen  tenpel  machtint  vnd  fiu  da  mit 
ain  ander  ertint  famenthafft  (l87a)  vnd  fwie  fi  daz  nit  tettint  daz 
fi  denn  wiftint  daz  fi  denn  niumer  me  gefigen  foltint  an  enhainnem  40 
ftrit  vnd  daz  in  alliu  ir  herfchafl't  ab  giengi  Do  daz  rcemer  erhor- 
tent  do  hiezfent  fi  ainen  tenpel  machen  der  waz  az  herlich  daz  man 
ir  richait  da  bi  fchowen  folt  Avon  dez  tenpelz  witi  mocht  enkain 
gezinber  raichen  vnd  do  daz  rcemer  erfahent  do  nament  fi  erde  vnd 
fultent  daz  tenpel  alz  hoch  alz  daz  ain  man  geraichen  macht  vnd  45 
walptent  dem  gelich  daz  tenpel  vnd  fatent  denn  pfenning  vf  die  erde 
vnd  tatent  daz  alz  lang  vntz  fi  daz  tenpel  volbrauchtent  vnd  hiez- 
zend  do  die  liut  daz  fi  die  erd  vf  truegent  vnd  fwaz  fi  pfenning  dar 
in  fundent  daz  fi  die  hettent  do  waz  daz  tenpel  ze  haut  erlaeret  vnd 
fatztent  roemer  abgot  enmitten  di?r  waz  vil  (i87b)  groff  vnd  her- 50 
lieh  gemacht  vnd  ftuondent  die  ander  ab  göt  alle  vmb  in  vnd  het- 
tent die  hend  vf  vnd  warent  gegen  in  keret  vnd  machtent  do  mit 
zoberliften  alz  fich  ain  lant  wider  roemer  wolt  fetzen  fo  kert  fich 
dez  landz  abgot  vmb  vnd  kert  rcemer  abgot  den  ruggen  Vnd  do  daz 
roemer  fahent  do  fantent  fi  alz  vil  liut  dar  daz  fi  ez  mit  gewalt  55 
twngent  daz  ez  wider  vndertsenig  muoft  fin  ir  gewalt  Vnd  do  fich 
roemer  bekerten  zuo  criftam  geloben  dennocht  ftuondent  die  abgöt 
vntz  zu  .S.  Gregorien  ziten  der  hiez  in  do  allen  die  naff  ab  fchniden 
Vnd  der  fierd  bapft  nach  fant  gregorien  ziten  der  hiez  bonifacius 
der  gieng  zu  dem  kayfer  focani  der  Avaz  do  in  den  ziten  kayfer  vnd  60 
bat  in  daz  er  im  daz  tenpel  (l88a)  gsebi  daz  da  gewihet  waz  in 
aller  abgöt  ere  daz  Avelt  er  wichen  in  vnfer  frowen  vnd  aller  hai- 
ligen  ere  der  pet  der  weret  in  der  kayfer  vnd  vf  der  ftat  do  gie 
der  babft  felb  hin   zu  dem   tenpel  vnd  hiez   daz  tenpel  rumen  vnd 

29  vor  vnder         32  hüfer        33  erwarten         37  ainem  ieglichem         A3  ir  richait] 

e 

ewikait        45  geraigen        50  abgot        60  focam]  vocai'o       63  werel]  eret 


62  XXXV 

05  alle  die  ab^öt  die  von  f^elchmide  wserint  hiez  er  zerfmeltzen  vnd 
diu  üainninin  hiez  er  zerbrechen  do  waz  der  tenipel  nier  den  fünf 
hundert  jar  geftanden  vnd  wichet  ez  do  der  pabft  in  vnfer  frowen 
ere  vnd  aller  hailigen  ere  Vnd  da  man  E  vobt  die  menigi  der  apgöt 
da  lobet  man  nun  die  nieui^i  aller    hailigen    Diu   ander    fach    ift   da 

"'^*  von  diz  hochzit  vf  golail  a\  art.  daz  il't  daz  wir  lobent  all  hailigen 
won  der  hailigen  namen  ift  vil  die  wier  nit  >\  ilTent  wun  .  S.  Jeroni- 
mus  fprichet  daz  enkain  tag  ift  in  dem  jar  im  gefal  (1S8  b)  fünf 
tufent  hailig  die  nun  roemer  allain  gemarterot  band  der  namen  nit 
gefchriben  find  avn  alain  daz  ingendig  jar  daz  lavt  er  vf  da  havt  diu 

^^  criftenhait  geordnet  daz  wir  aller  hailigen  tag  hiut  begangent  won 
\\\r  ieglichen  funderlichen  nit  geeren  mngent  Nun  fprichet  ain  mai- 
fter  daz  wir  der  hailigen  hochzit  eren  fond  von  vj  dingen  daz  erft 
ift  alz  \\\r  die  hailigen  erent  fo  geben  wir  funderlich  lob  der  göt- 
lichen  Magenkrafft  Daz  ander  daz  ift  daz  wir  alz  krank  fint  daz  Avir 

8*^'  von  vnf  felber  enhain  gnaud  han  mugent  da  von  fond  wir  die  haili- 
gen Kren  vnd  fond  l'i  an  ruefVen  daz  fi  vnf  tugent  vnd  gnaud  erwer- 
bint Daz  drit  ift  diu  merung  vnfer  ficherhait  won  alz  m  ir  der  hailigen 
hnhzit  begangint  fo  wirt  vnfer  ficherhait  geraeret  fo  a\  ier  gedenkent 
daz  11  toetlichiu  menfchen  Avarent  alz  (  t89a)   wir  vnd  doch  von  ir 

85  »iioten  werken  vnd  w  orten  alz  groff  ere  vnd  alz  vngema'ffer  frted 
enpfangen  hand  Monn  volgen  wir  imi  guoten  lebene  nach  fo  figen 
\\  ir  ficher  daz  wir  mit  innen  befitzent  die  felben  froed  die  fi  befeffen 
hand  daz  vierd  ift  daz  wier  guotem  bild  nach  volgent  Mon  alz 
wir  der  hailigen  hochzit  begangint  fo  nemen  wir  bild  an  innen  daz 

^0  A\  ir  alliu  zer  genklichiu  ding  verfmahint  vnd  al  vnfer  begiert  ze 
hinmiifchen  dingen  richten  daz  fünft  ift  daz  wir  der  hailigen  hochzit 
begangint  andivchteklich  fo  hand  fiu  vnfer  gehügende  in  dem  himel- 
rich  da  von  ift  gefchriben  daz  fich  al  engel  vnd  al  hailigen  frcewend 
von    ainez    fünderz   bekert  §   Daz    vj    ift    fwenne    wir   der   hailigen 

95  hochzit  begangint  fo  ere  (l89b)  Avir  vnf  felber  §  Nam  cum  hono- 
ramus  fratres  noftros  honoramus  nos  metipfos  §  alz  wir  vnfer 
bruoder  erent  fo  erent  a\  ir  vnf  felber  won  diu  minn  macht  vnf  ge- 
main  alliu  ding  himelfchlichiu  vnd  ierdefchiu  vnd  eA\  igiu  diu  iij  fach 
ift  da  von  aller  hailigen  hochzit  gelait  ift  an  difen  hiutigen  tag  daz 
100  ift  daz  wir  erfetzen  fond  fwaz  wir  verfumet  habint  an  der  hailigen 


66  flainnüni  68  da  fehlt.         72  in  d^  wochcii  ald  in  dem  jar  73  nit  fehlt. 

75  becanuet       S2\(l  fehlt.       85  werken  warlenl        93  i«c.  15,  10.       98  fiibend 
99  zerlait     difem 


XXXV  .  XXXVI  63 

hochzit  der  hailigen  ift  lützel  der  hochzit  wir  funderlichen  begangint 
vnd  fument  vnf  doch  groefflich  daz  m  ir  fi  nit  az  andaechtiklich  vebent 
alz  Avir  von  recht  foltint  vnd  daz  fond  A\ir  hiut  allez  erfetzen  da- 
raafcenus  der  l'prichet  daz  wir  der  hailigen  lipe  eren  fond  von  vier 
dingen  daz  erl't  ii't  daz  fi  gotez  friund  findt  da  von  fprichet  der  felb  105 
Jam  non  dicam  voz  feruos  fed  amicos  Jch  haif  ivch  nit  knecht  fun- 
der friund  (l90a)  daz  ander  daz  fi  gotez  kint  find,  da  von  fpricht 
.S.  Johannez  in  fini  ewangelio  dedit  eis  poteftatem  filios  dei  fieri 
vnfer  her  het  vnf  den  gewalt  geben  daz  wir  gotez  kint  werdent 
Daz  drit  da  von  wir  die  hailigen  eren  fond  daz  ift  daz  fi  gotez  erben  HO 
findt  da  von  fprichet  .S.  Paulus  find  ir  gotez  kint  fo  find  ir  och  fin 
erben  §  daz  vierd  ift  daz  fi  vnfer  laiter  fint  da  von  fpricht  .  S.  pau- 
lus  ez  ift  billich  daz  Avir  der  hailigen  lip  erent  vnd  ir  hochzit  wier- 
deklich  begangint  won  fi  find  vnfer  la}  ter  vnd  tuont  vnf  vnfer  wort 
fo  wir  von  difer  weit  fchaident  Gegen  dem  ftrengen  richter  Nun  H5 
fond  wir  vnfern  herren  bitten  daz  er  vnf  gebi  daz  Avir  der  hailigen 
bild  alfo  nach  volgint  daz  wir  die  CAvigen  froed  mit  inan  befitzzint 
daz  vnf  daz  Avider  var  daz  ver  (  190  b)  lieh  mir  vnd  ivch  der  vat- 
ter  vnd  der  fun  vnd  der  hailige  gaift 


Dominica  v  fecundiim  Lucain. 

Ins  feit  fanctuf  Lucaf  hivte  an  dem  hailigen  eAvangelio.  Avie  unfir 
herre  ftuont  ze  ainen  ziten  bi  dem  mer.  do  gahte  zvo  im  ain  michil 
menige  daz  fi  uerna?men  daz  gotef  Avort.  Do  fach  er  bi  dem  ftade 
zAvai  fchef.  ftan.  (4b)  do  giench  er  an  daz  ain  vnde  lerte  daz  uolch 
dar  abe.  Alf  er  die  bredige  uerlie.  do  hiez  er  die  vifchsere  daz  fi  5 
daz  fchef  unt  daz  nezze  beraitin  uf  den  fe.  der  rede  antAAurte  ime 
fant  peter  unde  fprach.  herre  gebietsere  alle  die  naht  han  Avir  gear- 
baitet  vf  dem  fe.  vnt  han  niht  gCAangen.  Nu  a\ il  ich  herre  in  dinem 
namen  min  nezze  biraiten.  vf  die  vifchAvaide.  ze  haut  do  er  daz  getet. 
do  vieng  er  vifche.  vz  der  mazen  vil.  Avaz  div  rede  bitivte  daz  Avellin  10 
Avir  iv  lagen  alf  Avirz  an  der  fchrift  habin. 


101  hailig       106  Ev.  Johannisi5, 15.        iOSEv.  Joh.  1,  12.        111  Rom.  8,  17. 
115  ftengen        116  bittent  XXXVI,  1  Lucce  5, 1  fgg. 


«i  XXXM  .  XXXVII 

Daz  msM-  da  unfir  horre  l)i  ftuont.  liizaichint  dillv  weit.  Avan  ü  mit 
vallrhe  vnde  mit  untriwcn  AvuoteL  all'o  daz  mer  (i»)  tvot  von  den 
viiden.  div  zwai  fchef  div  da  ftvondcn   bi    dem   ftade  bizaichint  div 

15  zwai  volch.  iudin  vnde  criften.  Daz  ainc  IVhcf  da  vnfer  herre  ann;ie. 
daz  waC  fante  petirf.  da  er  daz  volch  ane  lerte.  daz  bizaichint  div 
hailigen  criftenhait.  da  Monte  unfer  herre  mite,  do  fi  den  hailic^en 
gelovben  enphie.  vnt  ovch  gefta'tiget  aa  art  mit  ilner  lere.  Die  vifcha^rc 
bizaichint  die  hailigen   zwelf  boten,   vnde  ander   lemer   der  criften- 

20  hait.  der  vilch  bitivtit  den  lunda're.  der  da  erwildet  ift  in  den  run- 
den. Daz  nezze  bizaichint  den  gelovben  unt  die  gotef  lere,  da  man 
den  fundaere  inne  vahin  fol.  Div  nalit  da  fant  petir  bi  vifchte.  vnde 
niht  viench  bitivtet  (4d)  die  brediger.  die  nixAan  bredigiint  durch 
ir  nuz  willen,    die  felben  wan  fi  lerent   bi   der  naht  def  irretuomef 

25  da  von  vahent  fi  der  vifche  niht.  Die  ir  nezze  biraitent  in  dem  namen 
def  alma'htigen  gotif  alf  fant  petir  tet.  die  vahint  vifche  ain  michel 
tail.  wan  manich  funda-r  gebezzirt  wirt  von  ir  lere.  Nu  bittint  luvte 
den  almaehtigen  got.  finer  genaden.  daz  wir  in  dirre  weite  alfo  geuol- 
gen  finer  lere,  daz  wir   da  mite   verdienen   fin   riebe.    Def  helf  vnf 

^^  fände  Maria  div  hailisre  chunisin. 


V, 


Dominica  vil  fecundunt  Marcuni. 


Ns  feit  fanctuf  Mareuf.  an  dem  hailigen  ewangelio.  wie  vnfirm 
herren  nach  volget  ain  michil  menige.  in  ainer  wuofte  ze  ainen  ziten. 
Do  giench  er  zvo  finen  iungern.  vnde  fprach  zvo  in.  Mich  erbarmet 
ditze  volch.  \\an  ü  min  dri  tage  hant  gibaitit.  vnde  laze  ich  fi  nu 
5  vaftende  von  mir.  So  gebriftin  vf  dem  wege.  wan  fvmliche  fint  verre 
here  chomen.  Er  vragete  fine  iunger  ob  fi  iht  broetif  heten.  Si 
fprachen  fi  heten  fiben  brot.  Do  hiez  er  daz  volch  fitzen,  vnde  fpifte 
vol-  (  G  a  )  lichliche  vier  tvofent  von  den  fiben  broten. 

Miricriuiu. 

10  Yvaz  div  rede  bitilte.  daz  wellen  wier  iv  fagen  alf  wirf  an  der 
fchrift  habin.  Div  menige  div  vnfirm  herren  nach  volgete  vngaz  dri 
tage,  daz  waren  m  ir.  e  daz  wir  gilpifit  wurdin.  von  der  gotef  lere. 
Die  dri  tage  die  div  menige  vniirm  herren  nach  volgete  vaftende 
die  bizaichint.   div   driv   zit.    dar  an   der   alnuvhtige  got  den   funder 

.    14  die.  Handschrift  fchaf  27  wan]  Swenne  XXXVII,  1  Marci  8,  1  fyg. 

14  dar  an]  daron 


XXXVII  .  XXXVIII  65 

ladet  zvo  finein  riclie.    Daz  erfte  cit  ift  def  menfchen   kinthait.    Div  a 
ander   zit    ift    div  ivgent.    Div    dritte  zit    ift   daz  alter.  Swer  in  den 
felben  drin  tagewaiden  niht  gefpifit  wirt  mit  dem  gotif  worte.  dem 
gibriftet  vf  dem  wege.    der   zvo    dem   himelriche  gat.    Die   fo  verre 
(Cb)    zvo  im  cliomen  daz    fint    die    ficli   givrömidint   von   gote  mit 
liovpthaftigen   funden.    vnde    fich   gehuldigent    widir   zvo    im    mit  ir  20 
bihte  vnde   mit   buoze.   vnde    mit   allen   guoten    werclien.    Div  fiben 
broet  da  er  daz  volcli  mit  fpifite  bizaichint  die  üben  gäbe  def  bal- 
ligen gaiftef  da  mite  wir  fuln  gifpifit  werdin  an  der  feie,  vnt  da  mite 
fulin  wir  verdienen    daz    liimelriclie    Nu   mant   den   ahna^htigen   got 
finer  genaden.  daz  er  unf  finen    gaift  alfo  mite  getailen  mvoze.    der  25 
unf   Avife   zvo    den  ewigen   genaden.    preftante   domino    noftro  ibefu 
chrifto. 


Dominica  xl  feciinduni  Lucain. 


E 


z  feit  vnf  fanctus  Lucas  hivte  an  dem  hailigen  ewangelio.  daz  vnfir 
herre  finen  lungern  feit  ain  bifpel.  vnde  fume-  (  8  c )  liehen  die  def 
dulite  daz  fi  rehte  warin.  Duo  hominef  afcendebant  in  temphnn  vt 
orarent  unuf  pharifeuf  et  alter  publicanuf  etc.  Ez  giengen  zwene 
man  in  daz  gotefhüs.  durch  gebetif  willen,  der  aine  dühte  fich  ain  5 
rehter  man.  der  ander  waf  ein  ofner  fundsere.  Der  ain  der  fich  da 
relitir  dvhte.  der  fprach  in  finem  gebete  alfo.  herre  ich  fage  dir 
genade.  daz  ich  niht  unrehtir  bin.  alfe  andir  lüte  fint.  rovb«r.  wuoch- 
raer.  vbirhvorar.  Ich  vafte  in  der  wochen  zwene  tage,  vnde  gibe 
zehindeu  allez  minef  guotef.  vnde  bin  niht  vnreht  alfe  dirre  funder  10 
ift.  der  bi  mir  ftat.  Der  fundige  man  der  ftuont  vil  verre  hin  dan 
vnde  getorfte  niht  (sd)  vf  gefehin  hinze  gote.  von  finer  grozzen 
miffetat.  nivwan  diernvotechliche  fprach  er  alfo.  herre  got  irbarmo 
dich  vbir  mich  armen  fundsere.  für  war  fage  ich  iv  daz  der  fündigo 
man  da  geftuont  aller  finer  funden  ane.  def  entet  der  andir  niht.  15 
\\  an  er  irwarp  da  guotif  niht. 

Die  zwene  man  die  in   den  teraplum  da   chomin  bizaichint  div  zwai 
volch  Ivdin  vnde  haidin.  wan  fiv  baidiv  got  gefchaffen  hat.  ze  finem 
dienfte.  der  fich  da  reht  duhte  bizaichint  die  ludin.  die  fich  dühten 
gar  volkomin.   dar  vmbe  daz  fi  beten  die  alten    .e.  Da  von  wanden  20 
fi.  daz  dihain  volch  fich  zvo  ir  rehtichait  molite  geliehen.    Mit  dem 

15  laladet     XXXVIII,  1/vucce  18,  9 />/(/.     3  afcendebat      8  de  niht       14ivdcirder 
Altd.  Predigten.  5 


66  XXXVni  .  XXXIX 

felbeii  rvomc  (9  a)  l'iiit  H  noch  liivte  Ijodogen.  Der  fundige  man  der 
bizaichint  die  haidinfehaft.  Div  gelorl'tc  hin  ze  gote  nilit  vf  fehin 
vor  ir  milfctat.  Do  fi  fich  do  bedierten  her  ze  gote  von  ir  abgotin 

25  vnde  criftenlichen  gclovbcn  an  fich  iiamcn.  do  crbarnide  Hell  got 
vber  fl.  do  11  geroü  ir  miffetat.  Da  von  fprichet  vnfir  herre  hivte  an 
dem  hailigen  ewangelio.  Swer  fich  in  dine  m elte  fvr  niniit  mit  hoch- 
verte  vnde  mit  vbirmvote.  der  ^^irt  genidirt  an  der  feie.  Swer  fich 
aber  nidirt  in  dirre  Avelte  durdi  got  der  m  irt  geliu'hit  in  dem  himel- 

30  riebe.  Nu  bittint  vnfirn  herren  daz  er  vnf  gebe  den  mvot.  daz  w  ir 
finen  a\  illen  alfo  getvon.  in  dirre  weite,  daz  wir  nach  difem  libe 
(9b)  belitzin  die  ewigen  f'rovde    Amen. 


>^ 


Doiiiiiiioa  xiii   feciindiiiii  Liioaiii. 


IJaz  wir  die  Mariin  minne  hin  ze  gote  vnde  ze  vnfirm  ebencriften 
lulin  han.  vnde  im  hetfin  fvn  vz  allen  nceten.  daz  ratit  vnf  vnfir 
herre  hivte  an  dim  hailigen  ewangelio.  Daz  vnf  fanctus  Lucaf  zibez- 
runge  gefchriben  hat.  vnde  fprichet  alfo.  Homo  quidani  defcendebat 
^  ab  ierufalem  in  iericho  et  incidit  in  latronef  etc.  Ez  giench  ain  man 
von  ierufalem  hin  ze  iericho.  vnde  chom  vndir  die  fachsere  die  be- 
rovbitin  in  vnde  rundeten  in.  daz  I'i  in  fvr  toet  liezin  ligen.  Daz 
chom  alfo.  daz  ain  ewarte  vz  der  alton  e  für  (  1 0  a  )  den  felben  wec 
gie.  vnde  fall  in  chvmberlichen  ligen.  der  fvor  vür  vnde  cham  haim. 

^0  vnde  half  im  niht.  Den  felben  wec  fvor  ain  ander  man.  der  waf 
buortich  von  famarya.  der  erbarmte  fich  vbr  den  wundin  man.  er 
bant  im  fine  wundin  vnde  falbeti  fi  im  mit  öle.  vnde  mit  Mine,  er 
fazt  in  vf  fin  pfaerit.  vnde  fvorte  in  in  ain  hils.  vnde  birvochte  in 
flizziclilichen.  Def  andrin  tagef  gab   er   dem    wirte  zwene  pfenninge 

*5  vnde  enphalch  im  den  fiechen  flizziclilichen.  vnde  fprach  zvo  im. 
La  dir  difon  fiechin  bivolhin  fin.  Swaz  dv  im  ze  liebe  tvoft.  daz 
vbirgilt  ich  dir.  fo  ich  her  Axidir  chume. 

Yvaz  div  rede  betüte.  daz  fagen  wir  iv.  alf  w  irf  an  der  fchrift  habin 
(lOb)    Der  man  der   von   ierufalem   fvor   hin   ze  Iericho  bizaichint 

20  adamen  vnde  alliz  menfchlich  geflachte!  der  von  finer  vngehoerfami 
verftozin  wart,  von  dem  paradyfe,  in  dife  zerganchliche  weit.  Die 
fächere  die  in  da  berovbetin.  daz  fint  die  tiwel.  von  der  rate  der 
menfche  in  die  funde.viel.   vnde  verftoezin  vnde  berovbit  wart,  der 


31  Hebe  XXXIX,  3  iwcce  10,  30  ^(/f/.         G  iiufalem        20  der] 'da 


XXXIX  .XL  6T 

hinielfchen  genadon.  Si  wunditen  in  mit  den  flegen  der  fvndin.  vnde 
liezint  in  lialp  totin  da  inne  ligcn.  Der  ewart  der  für  in  da  vuor.  25 
vnde  im  niht  ze  helfe  cliöni.  bizaicliint  die  alton  .e.  Avan  div  molite 
denienfchin  ze  dihainen  ftatin  giften.  Do  der  man  do  chöm  von 
famaria  daz  fpricliet  tüfchen  ein  hvo-  (  1 0  c )  t«re  vnde  bezaichint 
vnfirn  herren.  Avan  er  die  menfchait  durch  vnfirn  willen  an  fich  nam. 
der  erbarmete  fich  vber  den  man.  der  von  den  lünden  \a  af  vervvun-  30 
dit.  daz  Avaf  allez  menfchlich  künne.  er  bant  im  fine  wundin.  vnde 
falbte  fi  mit  dem  öle  def  hailigen  gaiftef  vnde  wuofch  fi  mit  dem 
Mine  finer  fvozin  lere.  Daz  pferit  da  er  dem  fiechen  vf  half  daz  ift 
def  flaizfchif  brwdichait.  die  er  in  dirre  weite  an  fich  nam.  da  mite 
er  irfterben  wolte.  an  dem  crüce  durch  vnfir  miffetat.  Daz  hilf  da  35 
er  den  fiechin  in  fvorte.  bizaichint  die  hailigen  criftenhait.  da  mane- 
gir  inne  wirt  gefönt  der  fiehc  ift  an  der  feie.  Der  ClOd)  wirt  dem 
er  den  fiechen  da  bevalch.  daz  ift  ein  ieglich  lera»r  der  criftenhait. 
wan  fi  phlegin  fvnt.  aller  der  die  fiech  fint  an  der  feie.  Die  zwene 
Pfenninge  die  er  im  gap.  dif  andren  tagef  daz  ift  div  zwivalte  minne.  40 
die  wir  hin  ze  gote  vnde  ze  vnfirm  ebencriften  han  fvn.  die  liez  er 
vnf  nach  finer  vrftende.  daz  wir  fie  bihielten  flizzichliche.  Daz  Ion 
daz  er  vnf  gihaizen  hat.  ob  Mdr  im  gedienen  wol.  daz  git  er  vnf 
fwenne  er  an  dem  iungeftin  tage  her  widir  kvmet.  zirtailin  vbir  alle 
die  weit.  avoI  im  daz  er  ie  giborn  wart,  der  wol  gidienet  hie.  dem  ^^ 
wirt  dort  gilonet  failichliche.  Nu  bitteut  vnfirn  herren  (  1 1  a  )  finer 
genadon.  daz  er  vnf  gebe  den  gaiit.  daz  Mir  in  dirre  Avelte  alfo 
gedienen  ime.  daz  wir  an  dem  ivngiftim  tage  vrcelichen  mit  im  inbiz- 
zen  in  fmem  riche.  Def  helfe  vns  got.    Amen. 


Dominica  xxil  fecunduiu  Marcnni. 


s 


iMiLE  eft  regnum  celorum  homini  regi  qui  uoluit  racionem  ponere 
cum  feruif  fuif  etc.  An  dem  hailigen  ewangelio  feit  vnf  hivte  s.  Mar- 
cuf  wie  vnfir  herre  finen  ivngern  feite  ain  bifpel.  von  ainie  kvnige. 
der  hete  ain  ta-idinc  mit  finen  lüten.  (i6a)  die  hiez  er  ime  rech- 
nen fin  gvot.  do  er  an  der  raitvnge  faz.  do  wart  ainer  vberraitet.  5 
daz  er  im  folte  zehin  tvöfent  pfunt.  do  der  fo  tivie  nihten  het.  daz 
er  dim  herren  vergvlte.  do  viel  er  im  für  vnde  bat  in  flizzichliche. 
vnde  fprach.  herre  wif  mir  ginaedic  vnde  gip    mir   frift.  ich  wil  dir 


26  chome       35  durch  fehlt.        49  ün         XL,  2  Matth.  18,  23  fgg.        7  dim]  aim 

5* 


68  XL 

gerne  gelten,  fwaz  ich  dir  fol.  do  erbarmite  fich  der  herre  vbir  in. 
10  vnde  liezen  ledic  finer  gvlte.  vndc  aller  llncr  Ichvlde.  do  er  ledich 
von  flnem  harren  Avart  do  widir  fvor  im  ain  lln  hüfgenoz.  der  folt 
im  gelten  hundirt  pfcnninge.  den  viel  er  vngezogeliche  ane.  vnde 
vordrit  an  in  fine  gvlte.  do  bat  er  in  gvotliche  daz  er  im  giebe  ainen 
frift.  er  wolte  inie  gerne  geltin.  (iGb)  def  enwolte  er  fürnamil"  niht 

15  tvon.  er  vieng  in  vnde  \\olte  in  gihalten.  vnz  daz  er  im  vergvlte. 
do  ir  baider  herre  daz  veinani.  daz  er  an  linem  hTilgenoze  allo  bete 
getan,  do  hiez  er  in  chomin  fvr  lieb  vnde  Ipracb  allo  zvo  im.  Ba?ler 
Aviht  ich  verlie  dir  alle  dine  Ichvlde.  do  dv  mich  flizzichliche  ba?te. 
war  vmbe  erbarmoftv  dich  niht  vber  dinen  hufgenozen.  alf  ich  mich 

20  tet  vbir  dich,  do  hiez  er   in  vahin   vnde    a\  erlin   in    ain    ch<firch»re. 
vnde  daz  er  im  gebe  alle  fine  gvlte.  Waz  div  rede  bitivte  daz  wellin 
wir  iv  kvrzliche  fagin.  all"  Avirz  an  der  Ichrift  habin. 
Def  kvnic  der  die  raitvnge  mit  linen  lüten  bete,  daz  bizaich- (  16  c  ) 
int  vnfrin  herren  den  alma?htigen  got.  der  an  dem  ivngilten  tage  im 

25  haizzit  widir  raiten.  fwaz  m  ir  habin  gitan.  ze  gvote  aide  ze  vble. 
der  man  der  da  vberraitit  -wart,  daz  er  im  folte  zehin  tilfent  pfunt. 
daz  ilt  ain  ieglich  IVndaer.  der  mit  hovphaftigen  fündin  ift  bevangen. 
In  fo  groeze  fchülde  A\arn  wir  allo  givallen  von  der  vngehorfame 
vnferf  vater    adamif.    do    wir   im    niht   vergelten  mohten    fo  grozze 

30  fchvlde.  vnde  gibvozin.  do  vergaber  vnf  die  raiffetat.  in  der  haili- 
gvn  tovfe  die  vnf  an  erbet  durch  fine  vseterliche  ginade.  Der  die 
hundirt  phenninge  folte  finem  hüfginoeze.  daz  ift  ain  ieglicher  vnfer 
(  <  C  d  )  ebencriften.  der  aine  chlaine  mifletat  wider  vnf  bigangen  hat. 
vnde  wellen    wir  im  die  niht   vergen   fo   haizzet   vnf  der  himelfche 

35  kvnlc.  M'erfin  fine  fchergin  daz  fint  die  tivuel  in  den  karcher  der 
helle,  von  dannen  mügen  A\ir  niht  comin  vnze  wir  giwizziget  wer- 
den vmbe  vnfir  miffetat.  Dar  vmbe  manent  got.  finer  ginadon.  daz 
%\  ir  mit  finer  helfe,  def  feibin  charcha;rf  vbir  werdin  def  helf  vnf 
got  amen. 


18  flizziche  20  dicli  fehlt.  27  bevangen]  givallin  29  vnfer  valerf 

32  phenniugen  34  hazzet        35  in  der        38  wir]  er 


XLI  69 

Dls   flnt   die  bezelchnung    der    heilignn   meffe   die    bruoder 

berclitolt   von   regenfpurg    der   barfuof  bat   gepredlet  da  et 

meiilg  tureiit  inenfch  bort  ze  Zürich  vor  der  ftat 


D 


af  erft  daf  fint  die  glogen  Die  bezeichent  inder  altun  e  die  bufu- 
nen  die  man  blief  fo  daf  volk  zefamen  folt  komen  So  man  ein  bufunen 
blief  oder  zwo  fo  bereiten  fich  die  liut  bald  uf  den  weg.  Und  fo 
man  aber  me  bufunen  blief  fo  fuoren  fiu  ieze  bald  uf  dem  weg.  Und 
fo  man  aber  die  bufunen  alle  blief  mit  einander  fo  waren  fi  denne  5 
alle  zefamen  komen  mit  einander  Alfo  fülen  wir  kriftan  liut  tuon  So 
man  ain  glogen  liutet  fo  fülen  Avir  ünf  (32b)  bald  bereiten  zekilchen 
So  man  aber  me  gloggen  liutet  fo  fülen  wir  bald  uf  dem  A\-eg  gan. 
Und  fo  man  die  glogen  alle  mit  einander  liutet  fo  fülen  wir  denne 
alle  mit  einander  inder  kilclien  fin.  Und  fo  wir  indie  kilchen  tretten  10 
da  wir  die  heiligen  meffe  fon  beeren  und  fehen  fo  fon  wir  hie  uffe 
vor  der  tür  lan  bliben  allef  ünfer  gefcheft  und  alle  ünfer  forg  und 
alle  ünfer  unmuof.  Wir  fon  da  niut  anders  tuon  wan  daf  wir  betten 
und  ünferm  herren  dienen  und  in  loben  mit  groffen  züchten  und  mit 
riuwigem  herzen  ünferr  fünden.  Wir  fon  euch  mit  nieman  reden  ef  15 
tueie  denne  ehaftigiu  not.  Und  daf  felb  fon  Avir  mit  kurzen  aa  orten 
reden.  Und  aber  denne  betten.  Wan  der  kor  und  diu  kilcli  und  allef 
daf  da  ift  daf  ift  aoI  def  heiligen  geiftef.  Und  ift  allef  aoI  engein. 
Und  heiligen  die  fon  Avir  gnaden  bitten.  Und  fon  unfern  herren  got 
von  himelrich  bitten.  Und  fin  heiligen  trut  muoter  fant  Marian  die' 20 
himelfchen  künginnen  diu  da  gegenAvürtig  ift  daf  fi  fich  erbarmen 
über  ünf  und  daf  fi  ünf  genedig  fien  §  Es  fol  euch  enkein  frouwe 
indem  kor  fin.  Und  ouch  enkein  man  die  Avil  man  die  heiligen  meffe 
finget  Wan  die  die  gottef  dienft  helfent  tuon.  Wan  diu  meffe  ift 
alfo  vol  def  heiligen  geiftef  alf  daf  mer  def  av affers  und  alf  diu  25 
funne  def  liehtef  und  alf  daf  ertrich  def  ftoubes.  Und  unmaffen  me 
denne  man  mag  gezellen  ein  grof  maf  aoI  fimel  melwef  noch  min- 
ner fo  mag  man  gezellen  die  groffen  und  die  manigvaltigen  gnade 
die  dem  menfchen  Avider  varent  inder  heiligen  meffe  der  mit  rechter 

XLI.  z18;    theilweis  abgekürzt  in  Oberlins  Bihtebuoch  75 — 89;     abgekürzt  und 
voll  von  Fehlern  Z  55;    ein  Auszug  mit  veränderter  Anordnung  A3.  Ucbcr- 

schrift    Dis  fint  die  bezeichenunge    der   hei4^ea   meffe    Z.   O.    Von  der   iiaikait 
vnd  bezaicbnvng  der  meffe.  A.  2  wölk  z.  13  wan  betteu  vnd  betten  Z. 

17  betten,  vnd  betten  Z.         22  und  fehlt  i.         26.  27  ichtme  danne— ichtme  0.  als 
kume— noch  kumer  Z. 


70  XLI 

30  riuw  c  und  mit  rophfom  gloubcn  da  ift  §  Fiul  enphahct  ouch  der 
iiioiiffli  zohon  fuiulcrlich  i-iiad  der  aiidchlklich  zuo  der  inelTe  ilt  Diu 
crlt  in  dal"  im  ünlcr  herre  lln  lünd  veigit  Diu  ander  dal'  er  den 
heiligen  geilt  enphahet  Diu  iij  daf  got  def  menfchen  gebet  deft  ger- 
ner crhoerct  Diu  iiij    daf  got  den  priefter  deft  gerncr  verniiuet  über 

35  in  Diu  v  daf  der  nienfch  ficher  Avirt  an  fincm  (33a)  ende  Diu  vj 
daf  fin  fegfiur  deft  niiner  wirt  Diu  vij  daf  die  engel  deft  gerner  bi 
dem  mentfchen  fint  Diu  viij  daf  der  menfch  an  tugenden  wahfet  Diu 
viiij  daf  der  menfch  geftetiget  A\irt  an  rechtem  glouben.  und  daf  in 
got  befchirmet  vor  freife  an  der  fei  und  an  dem  lib  Diu  x  daf  fich 

40  ünfer  herre  gegen  dem  menfchen  froewet  und  fich  der  menfch  gotte 
geheimlichet  §  Daf  genant  daf  der  priefter  an  Icit  fo  er  Inigen  m  iL 
und  fwaf  er  finget  lifet  uiul  anders  tuot  inder  meffe  daf  hat  allef 
bezeichnung  Def  erftcn  fo  er  fich  gerwet  ze  der  heiligen  meffe  fo 
bedecket  er  fin  houbt  mit  eim  lininen  tuoch  daf  ift  mit  erbeiten  dar 

45  zuo  komen.  Und  heiffet  ein  umbeler  daf  bezeichet  daf  ünfer  herre 
fni  heiligen  gothcit  bedacht  mit  ünfer  kraidven  nienfcheit  Diu  alb  ii't 
A\  it  und  lang.  Und  bezeichet  daf  rein  und  daf  luter  leben  daf  ünl'er 
heri'e  uf  ertrich  hatte  Der  güitel  der  fol  fidin  fin  oder  von  \\  iffem 
garn  linine  und    fol    zwivalt   fin    daf   ietw  ederenthalb    ein    ort  nider 

50  hange  der  l)ezeichet  daf  ünfer  herre  kiufch  w  af  an  im  leiben  und 
anfiner  heiligen  trut  muotcr  Der  haut  van  ander  lingeu  haut  der 
bezeichet  die  diemuetikcit  ünfcis  herren  Diu  ftol  diu  ift  lang  und 
hat  ebnen  ein  kriutz  und  bezcichent  die  langen  marter  und  die  lan- 
gen   arbeit    ünfers    herren    die    er    uf    ertrich    hat    Der    meffachel 

55  ift  michel  und  umb  und  und)  gantz  und  ift  gefchaffen  alf  ein  glog 
und  alf  der  himel.  Und  fo  in  der  priefter  uf  die  arme  geleit.  fo 
ift  er  gefchaffen  vor  und  liinen  alf  ein  Icliilt  und  l)ezeichet  die 
groffen  und  die  ganzen  minne  die  ünfer  heire  zuo  dem  menfchen 
liat    So    vahet   man    denne    an    die    heiligen    meffe    Die    iinget    man 

6u  mit  vierflacht  Iprach  Diu  eine  heiffet  latine  Diu  ander  (33  1)) 
heiffet  kriechfch  daf  ift.  kyiieleifon.  Diu  drit  heiffet  hel)reifch  daf 
ift  Amen  Diu  vierd  heiffet  himell'chiu  fprach  daf  ift  Alleluia  §  Und 
vahent  die  koiherren  die  meffe  an  zcm  elften  Introituf  daf  Iprichet 
ein  ingang  Innendel'  lo  Kumt  der  prieflei-  her  für  daf  l)ezeichet  inder 

65  alten  e  die  altvetter  leremiaf  und  yfayaf  die  da  ruoftcn  zuo  ünferm 


34.  35  Diu  iiij  — über  ia  fehlt  z.  37.  38  daf  —  viiij /"e/iit  O.  38  und]  I)v  nivndc 
genadc  ill  O.  39  Du  s.  47  lau  z.  lül*' :.  .54  Div  kafukcl  Z.  0.  61  hriechfch  z. 
C>'i  Inucndcf  —  her  für  fehlt  0.         G5  e  do  die  z. 


XLI  71 

herren  und  fprachen.  Herre  kum  von   himel  hernider.  Her   kum  und 
Avirt   geborn.  Herre   brich   den   himel  und  kum  her   ab  §   So    finget 
man  denne.    kyrieleilon   chrifteleifon   kyrieleifon    daf  fprichet  herre 
erbarme  dich   über   mich.    Und   dal'  man   ef  ze  ix   malen   finget  daf 
bezeichet  die  ix  koere  der  engel  inhimehich.  Und  fon  wir  ouch  unfern  70 
herren  bitten  daf  wir  komen  indie  gefelfchaft  der   ix  ka?r  inhimel- 
rich   §    So    ftat  denne    der   prielter    enmitten   gegen   dem   altar  daf 
bezeichet  daf  ünfer  lierre  dur  alle  die   menfcheit  glich  geborn  wart 
So    finget    der   priefter    zem   erften  Gloria   inexcelfif    Daf  bezeichet 
daf  ein  engel  dien  hirten  kunt  daf  ünfer  lierre  geborn  waf  und  fang  75 
Gloria  inexcelfif  So  fingent  li  denne   alle  mit    enander  Gloria    inex- 
celfif Daf  bezeichet  daf  vil  fcharen  der  engein  komen  die  fungen  do 
alle  mit  einander  Gloria  inexcelfis  §  Diu  zwei  liechter  diu  da  fülent 
fin  uf  dem  altar   diu  bezeichent   die   zwen  fternen  die  do  erluhten 
do  ünfer  herre  geborn  \a  art  Der  ein  erluht  ob  der  kriphe  den  luden  so 
Der  ander  erluht  den  beiden  daf  fint  die  drie  küng  die  ünferm  her- 
ren ir  opfer  brachten  §  So  fich  den  der   priefter    umb   kert   und  er 
fprichet  Dominuf  vobifchum  So  bittet  er  daf  got  mit  ünf  fi  So  fprechen 
wir  Et  cum  fpiritu  tuo.   Und  bitten   ouch  daf  got  mit  im  fi  So  lifet 
er  denne  die  collecte  nach  dem  fo  er  gefprichet  oremuf  Diu   (34a)  85 
bezeichent  daf  ünfer  herre  uf  crtrich  prediot  und  daf  gebet  daf  er  tet 
do  er  uf  ertrich  waf.  Und  ouch  den  dienft  den  er  finer  heiliger  trut 
muoter  tet  So  fölen  ouch  den  alle   Hut   vaft   betten    §  So   lifet  man 
denne  die  epiftel  daf  bezeichent   daf  Saut  lohannef  baptifta   unfern 
herren  prediot  und  kunt  daf  er  kerne.  Und  er  alle  fueffeklich  von  im  90 
rette  daf  fiu  fprachen  bift  du  felb  chriftuf  von  dem   du  ünf  da  pre- 
dioft  Do  fprach  er  Nein  ich  er  kumet  fehler  Ich  wer  def  nit  wirdig 
daf  ich  im  fin  fchuochriemen  entftrichti  Ich   bin  ein  ftimme  Daf  waf 
alf  vil  gefprochen  alf  er  fpreche  Alf  klein  ein  ftimme  ift  wider  aller 
der  weit  alf  klein  bin  ich  wider  dem  der  da  komen  fol.  Ir  werdent  95 
mich  laffend  und  im  nach  volgende  §  So  finget  man  denne  dal  Gra- 
dal.  Und  daf  Alleluia  Daf  bezeichent  allef  fament  daf  do  ünfer  herre 
felb    her  für  gie.    Und  fprach   do    Sant  lohannef  Er    ift   ietz  under 

67  vnd  kum  har  nider.  So  finget  man  denne  Gloria  patri.  das  bezeicliet  ein  lob 
das  man  vnferme  Herren  ze  lobe  finget  vnd  ze  huldcn.  So  gat  denne  der  priefter 
her  für.  das  bezeihent  das  vnfer  Herre  von  himele  vf  ertriche  kam.  So  O. 
71  indie]  indie  ix  s.  75  und  fehlt  2.  76.  77  et   in  terra  pax  hominibus  O. 

77  der]  mit  s.  83.  8i  fprechent  die  korherren  O.  85  JI3u  z.  89  die  leccien  0. 
Div  lecce  bezaichent  A.         91  xpo  z.  pdiot  z.         96  daf  fehlt  %. 


72  XLr 

iucli   lind  ir  erkennent  fin  niut.  Und  zeigte  mit  dem  vingor  uf  in  und 

100  fpiach  Dir  ift  daf  lamb  dal"  alr  der  ^velt  fünd  treit.  Und  den  felben 
vinger  da  mit  er  uf  unfein  lierren  zeiget  den  mohten  die  iuden  nie 
veibrennen  noch  vertilgen  §  So  lifet  man  denne  daf  ewangeliura 
Daf  bezeichent  daf  ünfer  lierre  felb  prediot  mit  fime  heiligen  güt- 
lichen mund  Denne  fol  man  ftan  mit  groffen   züchten.  Und  die  ftebe 

105  nffer  den  hcnden  werfen.  Und  die  mentel  ab  ziehen  und  die  huet 
ab  dem  hoiibt.  Die  fteb  bezeichent  (sib)  den  frid  den  der  menfch. 
fol  haben  indem  herzen  Die  mentel  bezeichent  fwaf  der  menfche 
überflüffigef  dingef  hab  von  der  Avelt  ef  fi  mit  guot  oder  mit  deheime 
ding  daf  fol  der  menfch  von  im  tuon  Die  huet  bezeichent  die  uppi- 

110  gen  und  die  unnützen  gedenk  die  der  menfch  laffen  fol.  Üufer  herre 
prediot  alf  fueffeklich  daf  nie  menfch  fo  fueffi  wort  gefprach  noch 
nicmer  mag  getuon.  l'nd  volget  ime  alfo  vil  liut  nach  zefiner  predie 
Die  riehen  küng  der  kam  dar  unmaffen  vil  und  die  liut  von  allen 
den  landen.  Und  alle  die  liut  von  den   groffen    ftetten    der  kam  dar 

H5  unmeffeklich  vil  alfo  gern  horten  fiu  finiu  fueffen  Avort  Den  entweich 
ünfer  herre  uf  daf  mer  uf  ein  infcl  und  brediot  da  allem  dem  volk 
§  Dar  nach  finget  man  Credo  inunum.  daf  bezeichent.  daf  die  liut 
glou])ig  A\  tirden  und  fich  bekerten  von  finen  fueffen  werten  §  Dar 
nach  finget  man  daf  offertorium  Daf  bezeichent  daf  ünfer  herre  die 

120  flehen  gefund  machet  und  die  blinden  gefehende  und  die  ftumraen 
fprechende  und  die  touben  gehörende.  Und  die  mifelfüditigen  reine 
und  die  lamen  gerecht.  Und  die  toten  erkicht  er.  von  dem  tot.  Und 
tet  fo  manig  groz  zeichen  daf  im  do  gar  vil  Muten  nach  volgete 
§  Denne  bereit   man    den  tifch  uf  dem  altar  Dar  nach  ophcront  die 

125  liut  daf  bezeichent  daf  die  liut  ünferm  herren  opheroton  iren  rech- 
ten gloubcn  §  Dar  nach  inder  ftilli  fo  der  ])riefter  ftille  lifet  daf 
bezeichent  daf  die  Übeln  iuden  zerat  giengen  do  ünfer  herre  fo  grof 
zeichen  tele  \\  ie  fi  im  geteten.  Und  fprachen  A\af  Ion  Avir  tuon  elliu 
diu  Melt  ift  ietze  an  ime    Do    fprach    einer    der  hief  ca^phaf    Wan 

\S0  fol  in  toeten.  ef  ift  beffer  daf  er  allein  fterbc  denne  elliu  diu  weit 
verderbe.  Und  bezeichent  euch  daf  ünfer  herre  in  die  vvuefti  (35a) 
gie.  Und  er  den  iuden  ein  «ile  entweich  §  Dar  nach  finget  der 
priefter  einen  gefang  der  vahet  an  ])cr(;mnia  fecula  feculorum  Daf 
bezeichent  do  ünfer  herre  \i\'  der  a\  uefti  gi'cng  her  uf  Do  gie  Maria 

i35  Magdalene  und  Martha  zeünferm  herren  und  Idagten  im  daf  ir  bruo- 

c  _ 

llfiwolkz.  121   gehöre*.  122gcrcch  O.  Z,  124  tifchj  kcilch  Z. 

J34  dol  de  z.Z. 


XLI  T3 

der  lazaruf  tot  waf  Do  fprach  ünfer  lierre  zuo  inen  fuerent  mich 
dar  fM'ie  wol  er  doch  wifte  wa  er  lag.  Und  do  ünfer  herre  dar  kam 
do  hief  er  daf  grab  uf  brechen  und  hief  den  ftein  ab  nemen  und 
fprach  ünfer  herre  Lazaruf  ftand  uf.  Und  er  fprang  zehant  uf  mit 
gel)unden  henden  und  fiieffen  und  mit  dem  über  tuoch.  Und  hief  er  i4o 
in  du  enbinden  und  af  und  trank  def  tagef  mit  im  Daf  gefchah  an 
dem  fiitag  vor  dem  balmtag  und  kam  allef  daf  volk  von  ierufalem. 
Und  volgete  im  unmarfen  vil  liuten  nach  §  So  finget  man  denne 
Sanctuf  Sanctuf  Sanctuf.  Und  der  gefang  aller  fament  hin  uf  der 
bezeichent  daf  ünfer  herre  ze  ierufalem  kan  geriten.  Und  wart  da  i45 
alfo  M  ol  enphangen  mit  lob  und  mit  gefang  daf  im  nie  fo  grof  ere 
A\art  erbotten  do  er  uf  ertrich  waf  Dar  nah  vahet  man  die  ftillen 
meffe  an.  Und  neiget  fich  der  priefter  für  den  altar  daf  bezeichent 
daf  gebette  daf  ünfer  herre  vor  finer  marter  tet  do  er  von  angften 
bluotigen  f^eif  fwifte  Daf  erft  gebet  waf  alfo  daf  er  fprach.  Vatter  150 
min  fi  ef  din  wille  fo  über  heb  mich  dirre  marter  doch  nit  alf  ich 
A\  il  din  wille  werde  volbracht  Daf  ander  daf  er  bat  für  fin  iungern 
Daf  dritte  daf  er  betet  gemeinlich  für  die  menfcheit  Dar  nach  waf 
der  priefter  tuot  er  lefe  er  bette  er  neig  fich  hin  oder  her  er  macheie 
kriutz  hin  oder  her  eins  kriuz  ob  dem  kelch  eins  ob  der  oftie.  Und  155 
diu  kriuz  elliu  die  er  machet  e  daf  er  unfern  herren  uf  hebe.  Und 
allef  daf  der  priefter  da  vor  tuot  daf  bezei  (35b)  chent  allef  die 
marter  die  ünfer  herre  leit  von  dem  dornftag  zeabende  nutz  an  den 
fritag  zemittemtag  Lenge  kriuz  bezeichent  lengiu  marter  kürziu 
kriuz  kürziu  marter  §  So  denne  der  priefter  unfern  herren  uf  hat  160 
daf  bezeichent  daf  ünfer  herre  iemerlich  uf  an  daf  kriuz  erhaben 
wart  und  daran  genegelt  und  geflagen  wart.  Und  bezeichent  oucb 
drill  ding  Daf  ein  alf  ob  der  priefter  fpreche  Alf  ir  in  nu  feheut  in 
rainen  henden.  Alfo  wart  er  gefichteklich  und  offenbar  gemartret 
vor  allem  dem  volk  Daf  ander  alf  ob  er  fprech.  Alf  ich  in  iuch  hiut  165 
zeig  alfo  zeiget  er  alle  tag  finera  vatter  fin  Avunden  und  fin  mafen 
für  iuch  Daf  drit  alf  der  priefter  fprech.  Alf  ich  in  iuch  hiut  zeige 
alfo  zeiget  er  iuch  an  dem  iungften  tag  fin  wunden  die  er  leit  dur 
iuch  §  Wir  fon  ouch  unfern  herren  bitten  drier  ding  fo  in  der  prie- 
fter uf  hat  Daf  erft  daf  er  ef  tueie  dur  finer  marter  ere  die  er  leit  170 
an  dem  kriuz  und  ünf  vergeh  alle  ünfer  fünd  Daf  ander  daf  er  ef 
tueie  dur  finer  marter  ere  die  er  leid  an  dem  heren  kriutz  und  ünf 


140  fuffe  z.        153  die]  fin  x.        165  wolk-alfo  ob  x.     in  fehlt  s.        169  vnf  z. 


Tl  XLI 

fich  felben  gel)  und  er  ünf  helfe  daf  wir  finen  heiligen  fron  lichanien 
und  fm  heilig  bluot  enphahen  an  ünrcnn  eiid  mit  rechter  riuvve  und 

i75  mit  rechtem  glouben  Daf  dritte  daf  wir  unfern  herren  bitten 
daf  er  ünf  geb  die  e^^  igen  frccde  die  er  ünf  hat  gekouffet  mit  finer 
heiligen  raarter  §  Darnach  (trecket  der  pricfter  die  arme  von  im 
Daf  bezeichent  daf  ünfer  herre  alf  vaft  wart  gctennet  an  daf  kriuz 
daf  man  allef  fin  gebcin  mörht  han  gezellet    diir    iln   hut.    Vnd  waf 

180  er  dar  nach  tuot  daf  bezeichent  allef  die  marter  die  er  leid  an  dem 
kriuz  §  Und  dar  nach  bi  einer  wile  fo  fprich  der  (36a)  priefter 
ein  A\  ort  daf  heiffet  ?sobif  quoque  daf  die  Hut  hcerent  fin  ftinime 
und  klüphct  da  mit  an  daf  herze.  Daf  l)ezeichent  daf  der  fchacher 
unfern  herren  an  rief  an  dem  kriuz  und  er  im  vergab  alle  fin  fünd. 

ibü  Und  denne  fon  wir  ouch  unfern  herren  an  rueffen  und  bitten  mit 
riuwigem  herzen  daf  er  ünf  vergeh  alle  ünfer  fünd.  Und  darnach 
waf  der  priefter  tuot  daf  bezeichent  allef  die  marter  die  ünfer  herre 
an  dem  kriutz  leid.  Und  ift  allef  vol  des  heiligen  geiftes  §  Und  dar 
nach  bi  einer  wile  fo  fprich  er  peromnia  fecula  feculorum.   Und  diu 

i90^\ort  diu  er  denne  finget  daf  bezeichent  daf  ünfer  herre  lut  fchrei 
an  dem  kriuz.  Und  dar  nach  finget  er  pater  nofter  daf  bezeichent 
daf  ünfer  herre  lang  fchrei.  Und  ouch  lang  an  dem  kriutz  hieiig.  Und 
daf  im  der  llinime  gcbraft.  Und  fo  er  denne  Iprich  Intemptacionem. 
Und  er  denne  fwiget    Daf  bezeichent    daf  ünfer  herre  verfchiet   an 

195  dem  kriutz  So  fj)rechent  denne  die  korheren  Sed  libera  nos  amalo 
daf  bezeichent  daf  alle  creatiuren  erfchraken  do  ünfer  herre  ver- 
fchiet an  dem  kriuz.  Und  den  iamer  den  fiu  hatten  mit  ir  fchöpher 
Diu  funne  wart  vinfter  Der  mane  verwandelt  finen  fchin  Daf  geftirne 
verwandelt    fich    Daf  ertrich   erbibent    die    ftcin  f])ielten.    Und  elliu 

200  creatur  erfchrak  do  ünier  herre  verfchicd  an  dem  kriuz  §  Und  dar- 
nach inder  ftille  fo  der  priefter  ftille  lifet  daf  bezeichent  daf  Lon- 
ginuf  unfern  herren  alfo  toten  ftach  dur  fin  fitun  infin  heiligef  herz 
Do  gie  ünfcrm  herren  walfer  und  bluot  von  finem  lierzen.  Und  In- 
der felben  ftilli  bezeichent  er  ouch  daf  ünfer  herre  w  art  geloefet  von 

205  dem  kriutz.  Und  daf  er  begraben  wart.  Und  inder  feU)en  ftilli  fo 
teilet  ouch  der  priefter  die  ovelaten  endriu.  Einen  teil  leit  er  in  den 
kclch  indaf  bluot  Daf  bezeichent  daf  fich  ünfer  herre  da  opfert  für 
diu  menfchen  diu  indem  bluot  noch  llnt  (3  üb)  daf  fint  die  lebenden 
Den  andern  teil  den  leit  er   an  die    trüchni  uf   die  batenun  daf  be- 

0  u  _  9 

179  hiil]  hu  z.         181  tpchd.  h.  fprach  s.         196crelüic  s.         201.  202Lougin  — 

fchach  s.  209.  211  palcnen  Z.       patcna  O. 


XLI  75 

zeichent  daf  fich  iinfer  herre  da  opfert  für  die  feien  die  indem  210 
fegfiur  fint  Den  driten  teil  leit  er  ouch  uf  die  batenun  daf  bezeichent 
daf  fich  ünfer  herre  da  opfert  zelob  finem  himelfchen  vatter  und 
allem  himelifchen  her  zefrooden  §  Dar  nach  finget  man  dril'lunt 
Agnuf  dei  daf  bezeiclicnt  daf  üiiier  herre  uf  erftuond  von  dem  tot 
an  dem  dritten  tag  gewerer  got  und  menfch.  Und  daf  er,  fin  heiligen  215 
trut  niuoter  zem  erften  erfronvet.  Und  ercpgete  fich  Marian  Magda- 
lenen.  Und  u'gete  fich  linen  iungern  alf  dik  fo  er  wolt.  Und  feit  ef 
ieklicher  dem  andern.  Und  wurden  do  alle  fro  mit  ein  ander  §  Dar 
nach  inder  ftilli  fo  niuffet  der  priefter  unfern  herren  Daf  bezeichent 
daf  ünfer  herre  af  und  trank  nach  finer  urftendi  mit  finen  jungern.  220 
Und  elliu  diu  menfchen  diu  den  inder  kilchen  fint  mit  rechter  riuw 
und  mit  rechtem  glouben  die  Averdent  alle  gefpifet  mit  ünferm  her- 
ren da  mit  daf  inder  priefter  niuffet.  recht  alf  ein  menfch  der  die 
fpif  iflet  mit  dem  mund  Der  mund  wirt  niut  allein  gefpifet  diu  ougen 
werdent  ouch  da  von  gefpifet  und  daf  houbt  und  die  hend  und  die  225 
fueffe  und  der  mag  und  die  leber  und  die  adren  und  daf  gebein  und 
daf  marg.  Und  alle  der  Hb  m  irt  da  von  gefpifet.  Und  wirt  grof  und 
wahfet  davon  Alfo  wirt  ouch  der  priefter  nit  allein  gefpifet  mit 
ünferm  herren  IMit  ime  werdent  elliu  diu  menfchen  gefpifet  und 
enphahent  all  unfern  herren  die  mit  rechter  riuwe  und  mit  rechtem  230 
glouben  da  fint  inder  kilch.  Und  ef  ift  ouch  an  dem  menfchen  ein 
lit  groeffer  denne  daf  ander  daf  enphahet  ouch  me  fpif  denne  daf  klein 
Alfo  ift  ef  ouch  umb  die  liut  die  inder  kilchen  fint.  Äff  (37a)  iek- 
lichef  menfchen  herze  ift  geftellet  gegen  ünferm  herren  alfo  enphahet 
ef  ouch  gnad  von  im.  Hat  der  menfch  grof  riuAv  umb  fin  fünd  und  235 
grof  minne  zuo  gotte  er  enphahet  deft  me  gnaden.  Hat  er  klein  er 
enphahet  ouch  deft  minre  §  Dem  priefter  gefchicht  alf  einem  man 
der  fpis  iffet  tuont  dem  die  zene  we.  Und  fint  im  die  bildern  fule 
fo  tuot  im  daf  effen  vil  we  Und  ift  im  vil  herte  und  vil  für.  Kumet 
aber  die  fpis  inden  Hb  fi  tuot  dem  Hb  vil  wol  und  wirt  da  von  grof  240 
und  ftark  und  gefunt.  Und  alfo  gefchicht  ouch  dem  priefter.  Ift  er 
mit  houbt  fünden  da  fo  tuont  im  die  zene  vil  we.  Und  ift  er  mit 
tätlichen  fünden  da  fo  fint  ime  die  bildern  vil  ful  So  nimct  er  unfern 
herren  ze  verdampnung  finer  fei  und  fins  Hbes  Aber  untz  daf  ime 
fin  ampt  unverbotten  ift  alle  die  liut  die  fin  meffe  hoerent  die  wer-  245 


216  trut«.         238  bild^x.    bildren  0.    bileracZ.         2i2  er  fehlt  x.         24.3iftim 
die  bilerne  Z. 


76  XLI 

(lont  alle  gefpifet  mit  iinferm  lierren  und  werdent  grof  und  ftark 
und  gelunt  an  ir  fei  §  Und  darnach  l'inget  man  den  Communionem 
Daf  bezeichet  dal"  ünler  herre  von  ertlich  zehimel  fuor  §  Und  dar 
nach  lifet  man  die  collecte  io  er  aber  i'prichet  Oremuf  Daf  bezeichent 

250  dal'  er  iemer  iid  llnen  vatter  bittet  für  ünf  Ilt  er  zehimelrich  fuor. 
Und  er  ouch  iemer  me  bittende  ift  für  ünf  untz  an  den  iungften  tag 
§  Und  dar  nach  kert  fich  der  priefter  umb  und  fprichet  Dominuf 
vobifcum  und  ouch  Ite  miffa  eft  Daf  bezeichent  daf  iinfer  herre  an 
dem  iungften  tag  her  wider  kumt  und  fich  u'get  aller  der  Mclt  und 

255  er  den  allen  den  danket  die  im  hant  gedienet.  Und  finen  willen  haut 
getan  §  Und  dar  nach  fo  git  der  priefter  den  fegen  Daf  bezeichent 
daf  iinfer  herre  finen  vetterlichen  legen  an  dem  iunglten  tag  finen 
lieben  kinden  geben  wirt  (37b)  So  er  fprich.  Koment  min  gefegne- 
ten  indaf  rieh  minef  vatter  daf  iu  bereit  ift  von  an  genge  der  weit. 

260  Und  Denne  gat  menlich  hein  Der  ef  denne  da  vor  wol  hat  gefchaf- 
fet  der  vindet  ef  ouch  denne  wol  §  Nu  ift  einer  flaht  liuter.  den 
wirt  der  meffe  vil  Mcnig  ald  niut  über  al  Daf  fmt  die  uf  der  kil- 
chen  gant  fo  daf  ewangelio  gelefen  wirt  die  fint  denne  da  niut  fo 
diu  wirfchaft  bereit  m  irt  und  der  priefter   unfern   herrcn  niuffet  Da 

265  mit  wirt  denne  diu  ^irtfchaft  geteilct  allen  den  menfchen  die  da 
gegenwürtig  fint  mit  rehter  riuu  e  und  mit  rechtem  glouben  Die  aber 
da  uf  giengen  dien  wirt  niut  §  Und  fint  noch  vicrhand  liut  den  w  irt 
der  meffe  ouch  niut  Die  erften  fint  die  da  runent  und  klaffent  indcr 
kilchen    und    ungezogen  fint  §    Die  andern    die    inder    kilchen    ftand 

270  und  zebanne  fint  und  inen  gottef  dienft  verbotten  ift  Die  dritten  fint 
die  ünfers  herren  fronlicham  unwirdiklich  enphahent  und  in  unwir- 
deklich  handient  Die  vierden  daf  fint  die  da  verfmahent  die  heili- 
gen meffe  daf  fi  dar  niut  koment  fo  fiu  ef  w  ol  möchtin  getuon.  Und 
fich  kleiniu  ding  laffent  irren 


247  geffvl  s.  248.  240  Dar  na.h  gat  div  Complcnde  A.  258  er  fehlt  z.  259  iu] 
275  dii  z.  265  nicfch  z.  27i  Hierauf  noch  in  z  (nicht  in  Z.  O.  Ä)  §  Sant  Icroni- 
nuif  fprirli  Swcl  menlchc  iudcr  niclTe  vnwirdcklich  Hat  der  ifl  der  iudcn  gpnos  die 
golles  fpollotcn  do  er  an  dem  kriuz  hangele.  Vnd  ifl  im  fo  vil  groefer  fiind  de  ers 
weifzemidenne  def  enwiflcn  die  iuden  niut  §  Eines  ieklichen  priefters  meffe  der 
niul  encredel  ifl.  oder  der  fiii  nnipl  hcl  diu  bcfclirmet  den  meiifclien  vor  übel.  Vnd 
280  flerkel  den  menfchen  an  guolcii  dingen.  Vnd  hciligcl  alle  die  alf  groeflich  die  zwo  der 
heiligen  meffe  fint,  Vnd  keuie  ein  (38  a)  engel  von  dem  himcl.    Vnd  fprech  zuo  der 


XLI  .  XLII  7T 


Von  i'lei'haiitl  rtiiktii  Ci'if'tans  slöbeii. 


s. 


ant  Lucas  fchribet  alfo.  alle  die  geordnet  fint  zuo  dem  ewigen 
lebenn.  die  hant  alle  Criftan  geloben.  Criftaner  gelobe  hat  vier  ftuki. 
§  Daz  erft  ift.  daz  er  fol  ungemifchet  Iln.  daz  ift  an  ungeloben.  wan 
du  folt  niht  geloben  an  zober.  noch  an  luppe.  noch  an  heff.  noch  an 
lachnye.  noch  an  (3d)  fürfehen.  noch  an  nieffen.  noch  an  die  naht- 5 
frowen.  noh  an  der  agelftrun  fchrien.  noh  an  die  brawen.  und  die 
Avangen  iuken.  noch  an  die  battsenien.  noch  an  kainer  band  ding, 
daz  ungelöb  fi.  wan  ünfer  herre  haffet  alfo  fer  den  gemiften  gelo- 
ben, als  ain  man  der  guot  trahte  vor  im  hat  mit  fueffer  fpife.  und 
der  denn  dar  uf  fliuga  fset.  als  unmsere  denn  dem  man  diu  trabt  10 
waere.  als  unmser  ift  och  ünfrem  herren  der  gemift  geloube.  Avon  er 
verdarbt  ze  ainer  zit  driffig  küngrich.  da  von  daz  fiu  hattent  gemiften 
geloben.  §  Daz  ander  ift.  daz  er  fol  guoter  werch  fin.  won  guetiu 
werch  hoerent  dar  zuo.  und  fwer  es  nit  tuot.  wie  reht  der  gelobet 
mit  den  Avorten.  fo  ift  er  doli  ungeloebig  vor  Got.  §  Daz  dritte  ift.  15 
daz   er   fol  gantz   fin.    an  ünfers  herren   Gothait.    und    och  an  finer 

menfch  eim  de  zuo  der  ineffe   wc  ich  •wil   dir  jreben  tufent  mark  goldef  de  du 
nit  teil  habeft  an  der   einigen  meffe    da    du    bi    gewefen    bifl   Die    tufent  mark 
vnd  noch  dar  zuo  alle  die  weit  die  fol  der  menfch  nit  nemen  für  die  gnad  diu 
im  von  der  einen  meffe  wirt.  Einem  menfchen  dem  werdent  fin  fünd  gemiuret  285 
der  zuo  der  heiligen  meffe  ift  vnd  wirt  fin  feie  da  gefroewet  der  priefter  bittet 
für  alle  die  da  gegenwürtig  fint  ald  da  vmb  ftand.  Vnd  wirt  der  menfch  gcfeg- 
net  wol  mit  xxx  fegen  in  der  ftillen  meffe.    Vnd  ftirbet  der   menfch  gehs  oder 
vngebs  totes  fo  vert  er  deft  ficherlicher  vnd  werdent  ovch  die  feien  da  geliu- 
lert  alf  de  gold  inder  effe.    Vnd  von  dem    gebet  def  prieflers   vnd  der  guoten  290 
liuten  die  da   fint  def  bein  anteil   alle   die  da  zegegen    fint    vnd    dar  zuo   die 
feien  dinef  vatter  vnd  dincr  muoter  §   Es    fprichet   Sant   Auguflinuf   Owel  ein 
wunderlichiu  gab    von  der  erbarmherzkeit  gottef  ift  difiu  de  niemer  die   heili- 
keit   gottes   inder    heiligen    meffe  begangen  oder  volbracht  wirt  da  befchehen 
zwei  tugenlichiu  oder  kreftigiu  werk  gottef  De  ein  ift  eines  fünders  bekerd  von  295 
finen  fünden  De  ander  ift  erloefung  einer  feie  zedem  miuften  von  dem   fegfiur 

XLII.  A1.%  19.         tJeberschrift  Dif  ift  von  den  fiben  heilikeiten  z.       1  Act.  13,  48. 
4  hefte  z.         5  lachenen  z.  6  agelfter  z.  6.  7  der  wangen  ;.       batcnien  s. 

dingef  z.  8  gemifchelten  s.         12  daz]  wan  s.         14  vnd  wer  ovch  der  nit  z. 

16  an  ünfers]  ain  vnfers  A. 


78  XLII 

mentfchait.  und  öcli  an  Criftanlichen  dingen  die  Got  hat  gefetzt  ufl' 
ert-  (ia)  licli.  Du  folt  allo  gelohen  an  fin  Gothait.  daz  er  ift  go- 
Axaltig  und   wii.  und  ewig.   Du    lolt    allo   geloben    an   fin  mentfchait. 

20  daz  er  lij)  hatte  als  ain  ander  mentfch.  und  im  we  und  wol  tet  als 
ainem  mentfchen.  und  in  hungert  und  dürft  alf  aincn  mentfchen.  und 
uff  ertrich  waz  als  ain  mentfch  A\on  daz  er  nie  fünd  begieng.  und 
daz  im  diu  marter  alfo  Ave  tet  alf  ainem  andern  mentfchen.  und  daz 
er  an  dem  Criutz  erftarb  an  der  mcntzhait.   nit  an  der  Gothait.  und 

25  reht  ze  gelicher  wis  als  ain  man  mit  ainer  axs  in  ainen  böm  howet 
da  diu  funne  an  fchinnet.  der  mag  die  funnen  nit  veiho\\  en.  fi  fchinne 
doch  an  den  bom.  daz  fi  fich  niemer  verwandelt  dar  umb.  Alfo  ift 
es  och  umb  die  Gothait  Svvie  vaft  und  Avie  vil  die  mentfchait  ver- 
howen  wart,  und  ftarb  an  dem  Criutzc.  doch  belaib  diu  Gothait  gantz 

30  und  fchopne.  und  ftark.  und  waz  und  ift  an  aiigeng.  und  ift  iemer 
(4  b)  an  ende.  Diu  Criftanlichiu  ding  diu  Got  hat  gefetzet  uf  ertrich 
daz  du  geloben  folt.  daz  fint  fiben  fiule  da  diu  Criftenhait  uff  ftät. 
§  Diu  erft  ful  ift  der  töf.  dar  an  folt  du  geloben,  daz  kain  mentfch 
fo  reht  möht  getuon  uff  ertrich  und  war  es  nit  getoft.  daz  es  Gottes 

35  antlüt  niemer  befchowet  obnen  in  himelrich.  Es  Avard  och  nie  mentfch 
fo  fündig.  Avenn  es  getoffet  A\irt.  in  dem  namen  dez  vatters.  und 
des  funes.  und  des  haiigen  gaiftes.  im  figent  all  fin  fünd  ab  gCAvä- 
fchen.  hat  er  fi  ioch  nie  gebihtet.  noch  gebuetzet.  fo  ift  er  doch 
luter  und  rain  Avorden.  in  dem  haiigen  töf.    und  fturbi  er  nach  dem 

40  töf  .e.  daz  er  in  fünd  vieli  fo  Avurdi  fin  fei  zehant  üf  gefueret  in 
daz  himelrich  da  er  Gottes  antlüt  iemer  fehen  fol  an  ende.  §  Diu 
andei'  ful  ift.  diu  virmung.  diu  ift  alfo  hailig.  daz  es  nieman  mag 
getuon  Avon  ain  Bi-  (4  c)  fchof  und  foltent  die  liut  verr  dar  nach 
gan  .e.    daz    fiu  ungevirmat    A\a'rent.    n\ on    es   htjoret    zuo   dem    töf. 

45  §  Diu  dritte  ful  ift  bihte.  riuw .  und  buoffe.  a\  on  es  a\  ard  nie  mentfch 
fo  fündig,  und  hetti  er  riuwe.  biht  und  buolTe  A'or  fim  end.  Got  A^er- 
gel)  im  all  fin  fünde.  und  Averde  behalten  in  dem  himelriche.  §  Diu 
vierdc  ful  ift  der  vil  hailig  Gottes  licham.  daz  folt  du  geloben  daz 
er  geAvajrer  Got  und  mentfch  ift.   und  daz  er   ift   in   ainer   ieglicher 

50  meffe.  da  in  der  priefter  fegnot  und  handelt,  und  ze  glicher  Avis  alfo 

18  ert-]  er-^.  19  Du  folt  ovih  alfo  z.  20  ander  fehlt  s.  22  einander 

mcnrcho  Avau  de  ein  de  er  nie  füiidolc  z.  25  ai^x  z.  20  fvniicn  doch  nit  Ä. 
28.  29  die  menfchcit  ünfcrs  licrrcii  waii  vcrhoA-n en  vnd  er  z.  29.  31  diu]  dv  Ä. 
32defduz.         33  vnd  de  dehoiii  i.         3'»^  niohl  ,1.  3.1  icuacrltefcliovweli  in  a. 

41  de  fi  —  folt  X.         Vi  es]  fi  X.        4T  Avurd  x. 


XLII  79 

da  ain  man  fprichet  Ihefiis.  und  daz  wort  mäni^-  mcntfcli  hoeiet.  und 
ift  doch  uit  won  ain  wort.  und  daz  ^^  ort  hat  ain  ieglich  mentfch 
enphangen  gar  und  gantzlich  in  fin  ore.  und  in  l'in  hertze.  und  treit 
es  mit  im  haime.  und  fprichet  der  man  noch  dannoht  ihefus.  Alfo 
ift  es  och  unb  ünfers  herren  lichamen.  Der  priefter  hat  in  hie  in  55 
der  kirchen  ( 4  d )  der  ander  hat  in  dort  in  der  kirchen  fo  wit  als 
diu  kriftenhait  ift.  fo  hat  in  ain  priefter  in  der  haut,  ainer  in  dem 
mund.  ainer  behaltet  in  uff  dem  altar.  ainer  treit  in  uff  dem  Aveg. 
zuo  den  fiechan.  ainer  git  in  den  fiochan.  in  den  munt.  da  hat  in 
der  fiech  in  dem  munt.  Alfo  git  ünfer  herr  finen  lichamen  fwem  er  60 
wil.  und  wa  er  wil.  und  wie  dik  er  wil.  und  ift  doch  ain  gantzer 
Got.  der  ie  waz.  und  iemer  ift  an  end.  §  Du  folt  och  geloben  fo 
der  priefter  die  oflaten  gefegnet  in  der  meffe.  fo  ift  ünfer  herr  in 
der  klainnen  oflaten  alfo  groff  und  alfo  gewaltig  als  er  ift  in  himel- 
rich.  Und  merk  ze  glicher  wis.  nime  ain  klaines  fpiegellin  in  die  65 
hand  und  geng  zuo  dem  aller  grceften  münfter  daz  in  der  weit  ift. 
und  nim  daz  klain  fpiegellin  und  hab  es  gegen  dem  münfter.  fo 
fiheft  du  daz  groff  münfter  in  dem  klainnen  fpiegellin.  alles  fament. 
(5  a)  wie  es  gefchaffen  ift.  Alfo  ift  es  och  umb  unfern  herren.  der 
ift  in  der  klainnen  oflaten  alfo  gar  als  in  dem  himelriche.  §  Du  folt  70 
och  daz  gelouben.  fo  der  priefter  die  oflaten  gefegnet  in  der  meffe. 
daz  diu  oflat  diu  e  waz  bröt.  diu  wirt  verwandelt  ze  ünfers  herren 
flaifch.  und  wirt  der  win  verwandelt  /,e  ünfers  herren  bluot.  Und 
merk  da  bi.  fwaz  der  mentfche  iffet  oder  trinket,  daz  machet  er  in 
im  felben  ze  flaifch  und  ze  bluote.  und  den  gewalt  hat  er  von  Got.  75 
Du  folt  waerlich  gelouben.  daz  der  almähtig  Got  der  alfo  mähtig  ift. 
daz  er  älliu  ding  wol  mag  tuen,  und  im  niut  unmuglich  ift  ze  tuend, 
der  machet  och  wol  brot  zuo  llnem  flaifch.  und  wiu  ze  finem  bluote. 
§  Du  lolt  och  daz  geloben,  weles  mentfch  an  finem  ende  ünfers 
herren  vron  lichamen  wirdeklich  enphahet.  mit  reliter  riuw  und  mit  so 
rehteni  geloben,  daz  der  niemer  von  Got  wirt  ge-  (5  b)  fchaiden. 
§  Diu  fünft  ful  ift.  daz  hailig  öl.  daz  ift  guot  dar  zuo.  daz  des  veg- 
fiures  defter  minder  wirt^  und  ift  och  guot  dem  fiehtagen  des  libes 

53  ganlz  z.        54  heim  z.    noch  danne  z.       55  ein  priefter  z.       56  indirie  kilchen. 

_  s 

ein  anderre  hat  in  \r  kilchen  einer  hat  in  dort  inder  kilchen  Der  hat  in  ienfit  ineins 

Dirre  hat  in  difhalb  iners  fo  wit  elliu  diu  s.  57  ein  priefter  hat  iiiden  henden 

einer  hat  in  indem  z.       58  gehallet  z.     de  weg  A.       59  de  fiechen—  dem  fiechen  x. 

63.  64  ofelalen  z.  64  alfo  gantz  gewaltig  A.  66  imd  geng— ift  fehlt  s. 

67  dem  grceften  (gr.  am  Rande  nachgetragen)  münfter  2.         83  zedem  s. 


80  XLII 

und  der  fei.  Sol  der  mentfch  nit  fterben  fo  ift  er  defter  e  geneleii 
85  fo  er  geölt  wirt.  mit  dem  haiigen  öl.  und  alfo  lang  fo  er  fiech  ilt. 
fo  ift  <la  mit  genuog  geölt,  und  genifet  er  aber  und  Avirt  er  dar 
nach  aber  fiech  fo  fol  man  in  aber  ölen.  §  Diu  fehft  ful  ift  diu  .e. 
daz  folt  du  geloben  daz  die  liule  die  ir  e.  reht  haltent  als  fi  Got  geord- 
net hat.  die  werdent  all  behalten  bi  ünferm  herren  in  himelrich.  §  Diu 
90  fibcnd  i'ul  ift  der  i)riefter  orden.  du  folt  daz  geloben  daz  an  dem 
jjriefter  z\\ai  ding  fint.  fin  anipt.  und  daz  ift  hailig.  daz  fönt  Avir 
\on  im  enphahen.  Sin  leben  bat  er  im  felben.  Swie  boef  und  wie 
fündig  er  11  an  lim  lebcMin.  untz  daz  im  fin  amt  unverbotten  ift. 
fo  mag  er  meffe  fingen,  und  biht  beeren,  und  (  5  c  )  aplaf  geben,  und 
95  enbinden  von  fünden.  und  fwie  vaft  der  priefter  mit  den  fünden  ift 
gebunden,  fin  ampt  ift  doch  ungebunden,  und  ift  hailig.  und  enbin- 
det  uns  wol  von  fünden.  Und  reht  ze  glicher  wis  alfo  da  ain  mentfche 
in  ain  lachun  vallct.  und  gar  unfuber  wirt.  und  ka'ini  denn  ain  mor 
und    M  uefchi    in    fchöne.  und    hulfi   im   us.  alfo    daz   er   gar  fchcene 

100  wurdi.  fo  wiere  der  mentfch  als  fchcen  worden  von  dem  moren.  als 
ob  in  ain  guoter  und  ain  fubcr  mentfch  ge\\äfchcn  hetti.  Alfo  ift  es 
och  umb  den  priefter.  Swie  unfuber  er  ift  mit  den  fünden  an  finem 
leben,  fo  ift  aber  fin  ampt  fchoMi  und  luter  und  raine.  und  hat  den 
gewalt  von  Got.  Swenn  ain  mentfch  im  gebihtet  fin  fünde  mit  riuwi- 

105  gem  hertzen.  vnd  denne  der  priefter  fin  band  üf  hat  über  den  ment- 
fchen  und  fprichet  Indulgenciam.  und  diu  m  ort  diu  er  denn  fprechen 
fol.  So  tuot  fich  der  hiniel  i'if.  und  als  der  priefter  apblas  git.  und 
in  enbindct  von  (od)  finen  fünden.  alfo  git  ünfer  herr  Got  dem 
mentfchen  applaz  und  enpindet  in  von  allen  finen  fünden.  Und  merk 

110  ze  glicher  m  is  alfo  da  ain  küng  finem  fun  fanti  zehen  mark  goldes 
bi  ainem  hotten  der  aincpg  wa're.  oder  hofroht.  und  diu  nas  krumb. 
und  gar  unfuber  waere.  fo  enphieng  doch  der  fun  die  zehen  mark 
goldez  von  dem  hotten,  und  fpra^ch.  hab  dir  din  krumb  nafen.  und 
dinen  unfubern  lip.    min  golt  ift  fchoen.  und  luter  und   rain.    daz  mir 

115  min  vatter  der  künig  hat  gefant.  Alfo  ift  es  ouch  umb  den  priefter. 
Swie  blind  fwie  hofroht.   und    fw  ic  krumb   er   fi  an  finem  lelien  mit 


86  ift  er  z.       aber  dannc  z,       er  fehlt  z.  88  haut  alf  cf  z.         90  ordcn  oder 

'wihi  z.  92  er  im]  er  von  iiu  .4.  z.  98  more  z.  99  fchcene  z.  102. 103  an  im 
felben  z.  105  deune]  den  6  A.  done  c  s.  106. 107  fprichet  vn  fprechen  fol  jl. 
107  ob  im  vf  z.  dem  nicnfchen  applaf*.  108  von  (5d)  von  finen  A.  111  ein 
ttfe'ge  oder  hoferecht  (w a.M e  fehlt',  z  113  Hab  du  dir  z.  115  Afo  A.  116  hof- 
recht X. 


xLn  .  xLni  81 

den  fünden.    fo  ift  docli   lln  anipt  fchcen.    und   luter.  und  raine.    daz 
lont  w  ir  von  im  enphahen.  daz  hat  uns  Got  ünlei"  vatter  von  himel- 
ricli  gefent.  aber  l'in  leben   liab  er  im  leiber.  Und  daz  wil'fe  ain  ieg- 
lich  mentlch.  daz  ain  prielter  bi  ainer  ge«  iliten  nuiinen  wser  gelegen.  120 
oder   ( 0  a  )    bi  liner  fu  elter.    oder  bi  l'iner  muoter.    der  mentlch  fol 
den  priefter  nit  bitten  ze  fingenn.  Singt  aber  der  prielter  des  tages 
meffe.  So  folt  du  daz  geloben  daz  er  riuw  habe,  und  folt  l'in  melTe 
als  gern  hoeren.  als  ob  i'ant  peter  da  lungi.  und  folt  geloben  daz  fin 
meff  als  hailig  fi.  und  dir  als  grcefliu  gnad    wider  vert    als    in    fant  125 
Peters  meffe.  §  Daz  vierd  ftuki  des  geloben  ift.    daz  er  veft  fi.   Ze 
glicher  Avis,    als  ain   ftain  der   niemer   gediehet,    won   gold  lat  fich 
biegen.  Ifen  lat  fich  biegen,  aber  ain  ftain  lat  fich  aller  zerbrechen, 
e.  er  fich  laffe  biegen.  Alfo  fol  och   der  Criftan    mentlch  tuon.    der 
fol  fich  e.  lallen  martren.  e.  daz  er  iemer  entwiche  von  Criftam  glo-  130 
ben.  mit  gedänken.  mit   worten.   oder  mit  werchen.   Die  liut  die  dis 
behaltent.    die   fint   all  geordnet   zuo    dem    hinielrich.    und  zuo   dem 
ewigen  leben,    obnan  uf  in  daz  himelrich.    für    den   alniähtigen  Got. 
Und  fwer  iemer    difen  globen   widerbre-    (6  b)   diget.    daz    fönt   ir 
wiffen  das  der  ungela'big  ift.  und  fönt  im  nit  geloben,  m  on  er  w  olt  135 
iuch   fchaiden    von    dem  almähtigen  Got.    Da    vor    behuete    uns    der 
vatter  und  der  fun.  und  der  hailig  gaift.    Amen. 

Ton  mänger  haiide  tilgend  gaifcliliches  lebens. 

Irovidentes  bona,  non  tantum  coram  ({3b)  deo.  etc.  Sant  Paulus 
fprichet  wir  füllent  erfam  iin  vor  den  Hüten,  und  avoI  geordnet  vor 
Got.  Salomon  fprichet  in  der  niinnen  buoch.  Ünfer  herre  hat  fin 
minne  in  mir  geordenet.  Hie  bi  git  er  uns  ze  merkenn  wie  diu  minne 
fol  geordnet  fin  in  ünferm  hertzen.  Reht  alz  daz  clofter  geordnet  ift.  5 
als  fol  och  diu  minne  geordnet  fin.  Nu  muoff  ain  ieklich  clofter  vier 
ding  han  daz  wol  geordnet  ift.  Daz  erft  ift  ain  galt  hüs.  des  phle- 
gent  dri  lungfrowe.  Daz  ift  guot  ^\ille.  vrtelichkait.  und  rainiu  minne. 
§  Diu  erft  iungfrowe  ift  guot  wille.  diu  lat  die  gefte  in.  Asan  fwer 
guoten  willen  hat  der  hat  erbärmde  über  alle  liute.  und  aller  maift  lo 
über  fiech  liut.  w  on  die  fiechen  bedurfent  bas  des  fiech  hufes  denne 

119  felbe:.         120  lege  z.         121  muoter  helle  gelegen  %.        122  ein  meffe  niht 
billen  fingen  z.         126  ift  fehlt  A.         128  allen  s.         129  lief  i.  133  obnan— 

himelrich  fehlt  z.  XLllI.  Ä6,         1  Cor.  2,  8,  21.         3  Cant.  2,  4. 

Altd.  Predigten.  g 


82  XLIII 

die  gefunden.  Ain  blinde  bedaif  bas  da/,  man  in  laite.  denn  ain  ge- 
fehender.  §  Ze  glicher  w  is  ift  es  unib  der  feien  fiechtagen.  m  an  die 
liute  die  an  der  feie  liech  fint.  die  bedurfent  bas  ((3r)  helfe,  denn 

15  die  in  Gottes  willen  fint  .  aa  on  die  hat  iinler  heire  erliuhtet  mit 
finen  gnaden,  daz  fi  in  feiber  und  andren  liuten  nü(z  mugent  fin  in 
ireni  gebet,  und  dar  umb  fönt  fiu  lieh  erbarmen  über  fündig  Hut. 
und  fönt  für  flu  bitten.  Doch  fol  der  nientfche  nieman  fin  hertz  uf 
tuen,  wen  Got  mit  guotem  willen,  und  la  dich  erbarmen  ftelger  nientfch. 

20  daz  der  guot  Got  fo  demuetklich  vor  dinem  hertzen  ftat.  und  dich 
bittet  daz  du  in  in  din  hertz  laffeft.  daz  er  mit  dir  ruowe.  Als  man 
lifet  in  der  minnc  buoch.  da  fpricht  unter  hcrre.  Tuo  mir  üf  min 
fwefter.  wan  ich  bin  din  bruoder.  tuo  mir  uf  min  friundin.  A\on  ich 
bin  din  gemahel.  Tuo  mir  uf  min  tube.  \\on  ich  dir  min  haiigen  gaift 

25  fante  in  diner  betruebde.  und  ze  ainem  laiter  in  dem  eilende.  §  Nu 
hcere  wie  guetlich  der  gruoffe  Gottes  dich  grueffet.  und  bittet  der 
herberg  die  er  gefchuof.  und  erlofte  mit  finem  tode.  §  Die  (i3d) 
ander  lungfrowc  ift  froelichkait.  diu  fol  unfern  herren  enphalien.  fo 
der  guot  wille  unfern  herren  in  lät.  fo  enphahet  in  vroolichkait.  wan 

30  fwa  ain  gaft  Avajre.  dem  tseti  bas  ain  vroelich  antlüt  von  dem  wirt. 
dann  diu  beft  trabt  die  er  ime  möhte  geben  mit  uuax  irdefchem  hertzen. 
Ze  glicher  A\is  ift  es  umb  unfern  herren  und  den  mentfchen.  Ünferni 
herren  ift  lieber  ain  klainer  dienft  mit  vroeden.  denn  ain  gröff  ar- 
bait  mit  murmelen.  Etlich  liut  haut  aber  nit  unfern  herren  in  gaftes 

35  w  ife.  wan  er  ift  alles  bi  in.  daz  er  da  wonung  hat.  und  ir  hertzo 
gebent  11  im.  aigenlich.  daz  er  da  herre  und  w  irt  ift.  und  hat  da  ain 
ftset  ruowe  mit  der  fei.  Alfo  fpricht  ünfer  herre.  Ich  und  diu  feie 
fönt  ain  fta't  Monung  han  mit  enander.  §  Diu  dritte  lungfrowe  ift 
diu  edel  minne.  diu  fetzet  unfern  herren    iiider.    und  fprichet.    herre 

40  wir  iont  fitzen,  wir  mugent  uns  g«hcs  von  enander  nit  fchaiden. 
wen  ( 1 4  a  )  du  A\  aift  m  ol  lieber  herre  min  daz  m  ir  vil  mit  enander 
hant  ze  redenne.  Sitz  herre.  la  mich  mit  dir  kofen.  §  0  lieber  herre 
fpricht  diu  minne.  w  ir  füllent  ain  wonung  entzw  üfchent  uns  machen, 
du  waift  doch  wol  daz  ich  diu  minne  bin.    mit   der  du  din  wonung 

45  haft.  Als  fant  lohannes  fpricht.  Deus  Caritas  oft.  0  herre.  Du  muoft 
bi  mir  bliben.  wan  ich  bin  diu  minne.  und  bift  och  du  diu  minne. 
So  fitzet  denn  ünfer  herre  und  ruowet  in  der  feie,  minne.  und  kofet 


22  Cant.  5,  2.        22—49  vgl.  LXIV,  1  fgg.        26  gruoffe]  die  Handschrift  groffc  ; 
oder  ist  Gottes  in  Got  ;u  ändern  ?        37  vgl.  Ps.  131,  14.        45  Ep.  Joh.  i,  4,  9. 


XLIII  83 

guetlicli    mit   ir.    und   fpriclit   mir  ift  vil  ianft.    tlaz   ich   bi  der  feie 
bin.  und  tiiot  mir  gar  wol.    daz    ich    bi  ir  rupwen  lol.  §   Daz  ander 
daz  an  dem  clofter  ift.  daz  ift  ain  Reventer.  da  diu  feie  unfern  herren  50 
fpifet.  mit  ir  tugenden.  Des  phlegent  och  dri  lungfrowen.  §  Diu  erfte 
rihtet  den  tifch  und  fetzet  unfern  herren  nider.  diu  haiffet  fro  milte- 
kait.  und  git  miltes  hertze.    und    miltiu    wort,   ir    fvveftren  fo  fi  be- 
truebet  fint.  oder  fo  fi  fiech  fint.  oder  fwaz   in   wirret.    (i4b)    daz 
benimet  fi  in  mit  ir  miltekait.  und  hilfet  in  alle  ir  arbait  tragen,  mit  55 
hertzen   und    mit    libe.    Da    von    fj)richt    ünfer    herre.    Swaz   ir  dem 
minften  tuont  in   mineni  namen  daz   haut  ir  mir  getan.  §   Diu  ander 
lungfrow   haiffet    Contemplieren.    diu   fetzet   trahta  für.    die   fi  cou- 
templieret  und  gedenket,    wie  fi  mit  den  tugenden  würken  wil.   und 
^\  ie  fi  ain  ieglich  tilgend  bringe  ze  tugentlichen  m  erchen.  Man  lifet  60 
von  her  lob   daz  er  zehen  kind  hatte,  die  täglich  hattent  ain  niuwe 
Mirtfchaft.    Si  warent  hiu  bi  aim.    morn  bi  dem  andern,    und  tatent 
daz  täglich,   und   alfo  hattent   fi    täglichen   A\irtfchaft.  §    Ze  glicher 
wis  fol  diu  fei  tuon.    fi  fol  täglich  m  irtfchaft  hau  mit  tugenden.  und 
fol  hiut  ain  tilgend  ueben.  morn  ain  ander.  \\  on  die  tugent  mag  nie-  65 
man  mit   enander   gewürken.    §   Diu   drit  lungfrowe   haiffet   andaht. 
diu  fchenket  die  fueffen  minn  trähen.    und  fchenket  (  1 4  c )  von  dem 
iaemerlichen  hertzen  den  minneklichen  win.  und  fprichet  zuo  ünferm 
herren.   Owe    fueffer  Got  von   hymelriche.   wenn   fol   ich    enpunden 
werden  von  difem  libe.  daz  ich  dich  mit  ficherhait  umb  vahen  muge.  70 
und  du  dich  denn  in  min  feie  gieffeft  mit  vroeden  und  mit  fueffekait. 
Von  der  andaht  entfpringet  ain  brunne   und  fliuffet  ze  den  ogen  us. 
§  Daz  dritte  daz  an  dem  clofter  ift.  daz  ift  ain  dormiter.   des  phle- 
gent  och  dri  lungfrowen.  Der  dormiter  ift  ain  Gütlich  hertze.  §  Diu 
erft  lungfrowe  ift   ain  lutriu  Confcienci.    diu  beraitet  daz  bette,    da  75 
ünfer  herre  und  diu  feie  an  ruowen  fönt,  won  fvva  der  mentfch  ift. 
den  fin  hertz  nit  bekrenket  umb  dehain  untugent,   der   hat  ain  luter 
confcienci.  und  ain   gebluometes  hertze.   Diu  feie  mag  wol  fprechen 
kum  her  lieber   gemahel  min.    ünfer  bette   ift   gebluomet.    kum   her 
fueffer  Got.  ruo«    uff  difen  bluomen.   Aber    der  mentfch  den   (l4d)80 
fin  confcienci  biffet  umb  Untugend,  und  fich  doch  der  vor  nit  huetet. 
des  betlin  ift  bedürnet.  waif  Got  da  laege  ünfer  herre  ungerne.  und 
wsere  im  och  harte  widerzseme.  §  Diu  ander  lungfrowe  haiffet  fride. 
mit  tugenden.  daz  fi  die  untugende  alle  überwunden   hat.   die  Avider 


48  gotlich        56  Matth.  25,  40.         73.  74  plegent        79  Cant.  1,  16. 

6* 


84  XLm 

85  den  tugenden  ftriteiif.  und  nit  allain  iiberw  iinden  die  Untugend,  fi  hat 
ir  och  gar  vergeffen.  Diu  feie  hat  IVid  mit  den  tilgenden,  und  diu 
phliget  ünfers  herren.  und  der  feie  fo  fi  ru()\\et.  §  Man  vindet  der 
liute  vil  die  vehtent  tugend  hant.  Die  ze  allen  ziten  mit  den  tugen- 
den vehtent.  aber  der  liut  vindet  man  Kitzel  die  mit  ruowe  lugent 
90  habent.  die  fint  reht  al.s  diu  tier  in  der  arch  die  hattent  frid  all 
mit  enander.  §  Diu  dritte  lungfrow  haiffet  Schiauf.  mit  dem  fchoen- 
nen  Got.  daz  fol  man  nit  verftan  an  den  flaf  des  libes.  es  ift  ain 
fchlauf  mit  Got.  daz  ift  fo  diu  feie  und  der  lip  ufwendiger  ding  gar 
ver-  (l5a)  gelTent.  und  fi  denne  inwendig  Got  fehent.  und  in  mit 
95  im  M  ol  ift.  daz  ift  fehlaf  der  feie,  daz  mag  iubiliercn  lln.  Als  fpricht 
diu  feie  in  Canticis.  0  herre  ich  fläf  und  min  hertz  Avachet  doch 
mit  dir.  Alfo  fpricht  ain  haiig.  Herr  Si  loch  daz  ich  fchlafe  mit  den 
ogen.  fo  gib  mir  doch  daz  min  hertze  wache  mit  dir.  §  Daz  vierde 
daz  an  dem  Clofter  ift.  daz  ift  ain  Capittel  hus.    daz  l)ezaichent  ain 

100  demuetig  hertz.  da  ift  ain  Priolin  inne  diu  haiffet  frow  mseffekait. 
da  fint  ander  lungfrowen  inne  die  ruegent  die  untugent  hant  in  dem 
capittel.  und  die  tugent  ruegent  enander.  Avon  die  Untugend  fol  man 
billich  ruegen.  Aber  daz  befchiht  dik.  daz  ain  bruoder  oder  ain 
fwöfter  an  ander  ruegent  daz  doch  vil  beffer    ift.    Ze   glicher    wife. 

105  ift  es  umb  die  tugend  da  laidet  ainiu  die  andrun.  die  doch  vil  hoeher 
ift  denn  fi.  Ain  tugend  ift  in  der  feie,  die  haiffet  erfamkait.  diu 
rueget  frow  demuetkait.  Ir  fint  alfo  (l5b)  gar  unfuber  mit  iuch 
felber.  und  iuwer  demuot  ift  alfo  vil.  daz  ir  unluftig  fint  an  ze 
fehenne.   So   fpricht  min    vrow  diu  priolin.    Swefter  demuot  ir  fönt 

llOmseffig  fin.  und  fönt  iuch  alfo  demuetigen.  daz  iuch  die  liut  erliden 
mugent.  §  So  rueget  denn  vrow  demuot.  vrow  erfamkait  und  fprichet. 
Ir  fprechent  ich  li  ze  unfuber.  wan  aber  ir  als  erfam  fint.  und  tra- 
gent  gern  guotes  gewand.  und  vliffent  iuch  daz  es  wol  ftande.  dunket 
es  iuch  ain  erbera  fin.  fo  dunket  es  aber  mich  ain  hofart.  So  fprichet 

li5  aber  mäffe.  Ir  fönt  beide  iuch  temperen  mit  mäffe.  §  Dar  nah  rue- 
get reht  und  erbärmde  enander.  Erbärmde  diu  fpricht.  Plus  eft.  Si 
rueget  die  fwöfter.  daz  ift  reht.  doch  möhti  fi  es  avoI  mit  miltren 
Worten  tuon.  Si  ftellet  ir  antlüt  als  übellich  daz  ef  gar  ze  vil  ift.  § 
So  rueget  denn  reht   erbärmde.    und    fpricht.    Plus  eft.    Ir  wend  als 

120  erbarmhcrtzig  fin.  daz  ir  ain  ieglich  ding  (  1 5  c  )  went  hin  lan  gän. 
daz  doch  wol  ze  ruegenn  Ma?re.   §  So  fprichet  aber  min  vro  maffe 


_      e 

96  Cant.  5,  2.         102  tvgent.  vn  rvgent 


XLm  .  XLIV  85 

diu  Priolin.   Ir  Iungfro\van  ir   fönt  iuch  mit  mäffe  zuo  enander  fue- 
gen.  daz  ir  mit  fride  ze   famen  gehelleiit.    und    doch    mit  der  gnade 
belibent.  §  Dar  nach  ruegent  befchaidenhait  und  minne  enander.  und 
fprichet  vro  befchaidenhait.  vro  minne  iuwer  minne  ift  alfo  vil.  daz  125 
ich  es  nit  erliden   mag.    So  ir  an  die    minne   koment.    fo    bettent   ir 
alfo  vil.  und  ^vainent  und  dienent.  und  arbaitent  alfo  vil.  daz  ir  dar 
nach  lang  muoffent  ligen.  und  mugent  denn  kain  guot  getuon.  Ir  fönt 
befchaidenlichen  varen.  und  fönt  nineft  werchen.  daz  ir  och  andreft 
mugent   werchen.    So    fpricht    denn    vro    minne.    vro    befchaidenhait  130 
iuwer  befchaidenhait    ift   alfo    vil.   daz   ir   als   trsege  fint.    an  ünfers 
herren  werchen.  daz  es  wider  Got  ift.  So  ir  betten  (i5d)    fönt,  fo 
wend   ir  fchläfen.    und   fprechent   alles,    wir  fönt   gefuoklich   varen. 
daz  wir  lang  Got  mugent  gedienen,   und  machent  iuwer  befchaiden- 
hait alfo  vil.  daz  mich  dunket  es  fi  ain  trakait.  §   So   fprichet  denn  135 
vro  mäffe  diu  Priolin.  Ey  lieben  iungfrowen  temperent  iuch  ze  famen. 
Ir  fint  als   unfridfam   mit   enander.    daz    es  übel    ftat.    vro  minne  ir 
fönt  nit  als  vngefuoklich  varen.  fint  mseffiger.  Aber  ir  vro  befchai- 
denhait.   arbaitent    iuch    me.    und   fuegent   iuch  baz   ze  fridbari   mit 
enander.  und  fint  maeffig.  doch  alfo.  daz  ir  die  gnade  mit  den  tugen-  l4o 
den  behaltent. 


Ton  dem  frdn  lichanien  iinfers  lierren. 


II 


nfer  herr  fprichet  in  dem  ewangelio.  Ich  bin  daz  lebend  brot  daz 
da  kam  von  hymelrich  uff  ertrich.  daz  waiffin  körn  dar  us  daz  brot 
gemachet  wart,  daz  kam  von  hymelriche.  von  der  guldinen  fchiure. 
und  wart  gefa?get  uf  daz  gefegnet  ertrich.  in  den  (  _M  b  )  rainen  lip 
miner  vrowen  fant  Marien,  daz  waz  getunget  mit  durnähtiger  de-  5 
muot.  wan  fi  waz  der  aller  demuetigeft  mentfch  der  ie  geboren 
wart  an  unfern  herren.  won  fwa  man  von  tugenden  redet  da  ift  Got 
ain  urfprung.  vnd  ain  übergülde  aller  tugent.  und  dar  umb  fol  man 
Got  zuo  kainem  haiigen  zellen.  wan  fin  tugend  fint  reht  als  daz 
mer.  wider  ain  trophen.  ünfer  vrone  N^az  volkomen  an  durnähtiger  10 
demuot.  und  als  der  mift  verworfen  ift  für  älliu  ding,  alfo  waz 
ünfriu  vrow  verworfen  und  verfniaeht  für  alle  liute.  und  won  fi 
mit  ir  demuetkait  der  nidroft  mentfche  waz.  da  von  fo  \\art  fi  er- 
hoehet  über  alle  mentfchen.  Man  lifet  daz  von  ir.    daz  fi  fich  alwe- 


126  mag.  fo  ir  an  fi  koment  fo  bellont  ir  alfo  vil.  daz  ich  es  nit  erliden  mag.  So 
XLIV.  Ä  10.         1  Ev.  Joh.  6,  35.         6  demvtig 


86  XLIV 

15  genf  nanite  ain  dirne  ünfers  Herren.  Zun  ainer  miioter  nam  li  da 
von  ünfcr  hcire.  und  ienier  alfo  vil  11  fich  nidert.  alfo  vil  erhöhte 
ii  ünler  herre.  Si  \\art  och  geeret  mit  dürnälitiger  liiiMifchkaif.  wan 
es  wart  iiie  montlche  (2\  c)  ane  (Jot  daz  ie  fo  volkonion  kiunfchi 
hetti  als  fi.  Si  waz  rain  an  lib.  und  an  hertzen.  und  hatte  die  tugend 

20  der  kiunichi  volkonienlicher  denn  ie  kain  nienfche.  Man  lifet  avoI 
von  niäiigeni  haiigen  der  kiunfche  waz  und  ain  luter  magt.  und  waz 
doch  fin  hertze  nit  volkomen  an  gedenken.  Aber  ünfer  vro\\e  \\az 
volkoinen  an  lihe  und  an  hertzen.  Alfus  Avaz  dis  ertrich  gebuwen 
mit  tugenden.    Der  A\a'ri  ain  tumher  man  der  finen   l\\men    wurfi  ulT 

25  ain  ungel)u\\  en  ertrich  ull"  Itain  oder  utf  dorn.  Alfo  iCt  etlicher  liute 
hertze  als  herte  und  als  hohvertig.  fwaz  guotes  ull'  ir  hertze  gewor- 
fen w  irt.  daz  daz  nit  fruhthar  werden  mag.  Aber  dis  ertrich  waz 
gebuwen  w ol  mit  allen  tugenden.  und  brahte  die  ewigen  fruht  unfern 
herren.    §  Nu  muoffent  aim  ieglichen  körn  fechs  ding  .e.  gefchchen. 

30  e.  es  ZUG  brot  werde.  §  Daz  erft  daz  man  es  fnidct.  Daz  ander  daz 
man  es  bindet.  Daz  ( 2 1  d )  dritte  daz  man  es  dröfchct.  Daz  vierd 
daz  man  es  melt.  Daz  fünfte  daz  man  es  knittet.  Daz  fehftc  daz  man 
es  bachet.  Diu  fehs  ding  befchahent  ünferm  herren.  §  Zuo  dem  erften 
wart  er  befchnitten.  an  dem  ahtenden  tag.  w  on  do  w  olt  er  fin  bluot 

35  durch  den  mentfchen  gieffen.  Und  fpricht  ain  hailig.  Sw  ie  ünfer  herre 
dar  umb  uff  ertrich  kam.  daz  er  die  alten  .e.  zerftoerren  wolte.  do 
wolt  er  ir  doch  nit  befen.  er  w  ölte  daz  ftrenge  leben  an  fich  nemen. 
und  alfo  erfüllen  fwie  er  fin  doch  nit  bedorfte.  Avon  er  waz  gar  An 
fünde.  und  daz  waz  gar  ain   grceffiu  minne.  daz   er   alfo  zitlich  und 

40  in  finen  kintlichen  tagen  arbait  und  not  für  ünfer  fünde  wolt  liden. 
§  Dar  nah  ze  dem  andern  mal  wart  er  gebunden  an  die  ful.  'Man 
lifet  daz  diu  gebende  als  fcharf  warent  da  mit  er  ge-  (22  a)  bunden 
wart.  Swa  im  diu  band  hin  giengent.  daz  da  fchnatte  wurdent.  und 
daz   er  reht  wart  als  ob  er  \  orwundet  w  a're.  mit  (werten.  AA^on  mit 

^.  im  fo  giengent  w  ol  die  unmiltoften  Hut  umbe  die  ie  ge!)oren  wur- 
dent. won  flu  bundent  im  hond  und  fueffe  ze  famen.  und  flriktent 
im  ain  fall  umb  die  kelen.  daz  er  kum  den  ateni  hatt.  und  bundent 
in  reht  als  ob  er  aller  dieb  maifter  wtere.  Dis  waz  ain  zaichen 
groffer  minne.  daz  der  ain  Got  himelriches  und  ertrichs  gewaltig 
50  waz.  daz  der  durch  uns  vil  armen  aller  finer  lider  ungewaltig  waz.  und 
wolt  werden,  und  daz  er  llnen  minneklichen  libe  w olt  laffen  binden 


19.  20  Ivgedc  kvnfchi         24  aiii]  an         37  ir  ft-hlt.         49  der  ain]  er 


XLIV  87 

dar  umbe  daz  er  uns  lofti  von  den  fünden.  §  Zuo  dem  dritten  mal 
wart  er  an  der  ful  gedröfchen  mit  niängeni  bitterlichen  fchlag.  Und 
fprichet  l'ant  Anfhelni.  daz  der  miiineldich  lip  der  e.  m  az  a\  iff.  Avart 
als  (22b)  ob  er  mifeifühtig  AAsere.  Swa  die  knöphe  der  gaiflen  hin  55 
giengent.  da  zuktent  ilii  im  daz  flaifch  von  dem  ruggen.  und  wate 
im  daz  bluot  nach  der  gaillen.  daz  fiii  minneklicher  lip  gar  mit  bluot 
begoffen  wart,  da  aber  diu  gaiiel  hin  kam.  und  im  nit  die  hut  brach, 
da  Avart  er  gel.  und  och  etl'wa  A\art  er  reht  tot  bluetig.  und  waz 
etfAva  fwartz.  und  reht  rot  von  bluot.  alfus  icemerlich  und  angflich  60 
wart  ünfer  herre  gehandelt.  In  dem  do  ünfer  herre  alfus  isemerlich 
an  der  ful  gebunden  waz.  und  fi  ietz  uff  in  fchluogcnt.  do  kam  ünfer 
vrowe.  und  do  fi  hin  zuo  im  kam.  do  A\az  fin  minnekliches  antlüt 
alfo  zerbluwen  und  zerkniftet  daz  fi  fin  nit  erkante.  Owe  den  fi  me 
denn  tufent  mal  guetlich  an  finen  mund  geküffet  hatte,  der  ift  alfo  65 
iamerlich  getan,  daz  fi  fin  nit  erkande  noch  erkennen  künde,  den  fi 
dik  guetlich  an  ir  hertze  und  an  ir  bruft  gedruket  hatte,  den  vand 
fi  (22c)  under  den  unmiltoften  liuten  die  ie  Avurdent.  Do  fi  in  lang 
an  gefach.  do  fprach  fi  zuo  im.  Oavo  bift  duz  rainer  ihefus.  und  do 
fi  in.  in  fo  groffer  not  fach,  do  Avart  ir  Aon  inneklichem  laid  alfo  70 
we.  daz  fi  lag  an  fprechen.  und  an  fchen.  §  Zuo  dem  A^ierden  mal. 
do  Avart  er  genialen  entzAvifchent  zAvain  mülftain.  daz  ^vaz  Pylatus 
und  Herodes.  die  zwen  rihter.  Avan  fi  Avarent  übel  mit  enander.  und 
Avolte  fich  Pylatus  fuenen  mit  Herodes.  und  fante  im  unfern  herren. 
Avan  in  hatte  lang  gelüftet  in  ze  fehenn.  und  do  er  do  zuo  im  kam.  75 
do  batt  er  in  daz  er  vor  im  zaichen  tieti.  do  Avifte  ünfer  herre  avoI 
daz  er  finer  zaichen  nit  AAirdig  ws&r  an  ze  fehenn.  und  wolt  kain 
zaichen  vor  im  tuon.  Do  fprach  er  Avaz  göches  hat  er  mir  gefant. 
und  hieff  im  ain  Aviffes  hemde  an  legen  in  fpottes  Avife.  und  fprach 
man  feit  mir  yü  a^ou  difem  Avie  Avis  er  Avsere  und  waz  er  künde.  80 
Nu  fih  ich  (22  d)  Avol  daz  er  ain  göch  ift.  und  fante  in  aber  Avider 
zuo  Pylato.  und  do  in  der  naht  wRvt  do  kam  der  tiufel  zuo  finer 
A'rowen  und  feite  daz  der  man  den  Pylatus  hetti  gevangen.  unfchul- 
dig  Avaere.  und  fante  fi  des  morgens  zuo  im  und  hieff  in  bitten  daz 
er  ünferm  herren  nit  entsete.  do  hetti  er  in  gerne  gelaffen.  und  hieffe  85 
in  fine  knechte  fchlahen  vil  übele.  und  bevalch  in  do  den  luden,  do 
fi  im  nit  volgen  Avoltent.  daz  fiu  in  geläffen  hettint.  Alfus  Avart  er 
genialen  mit  mängen  hertan  werten,  und  ftteffen.  §  Zuo  dem  fünften 
mal  Avart  er  geknetten.    mit  den  fpaicheln    der  unrainen  luden,    und 


52  er  fehlt.         53  bitterliche         64  fin  fehlt.         69  duz]  dv 


88  XLIV 

90  Icitent  imc  ainen  roten  pheller  an.  und  fatztent  im  ain  kröne  uf  mit 
dornen,  und  ^abent  im  ain  ror  in  iiu  hand  für  aines  liünges  zepter. 
und  knluwotent  für  in  und  fpuwent  in  an.  und  gruotztent  in.  in 
fputtes  Avis,  und  fpraehent.  (2.5  a)  Cot  halte  iuch  her  luden  küng. 
Si  namptent  den  der  luden  künig.   des  kneht    fi  nit  woltent  lin.  und 

95  zuktent  im  daz  ror  ufi"  der  haut,  und  fchluogent  im  uff  daz  hopt. 
und  uff  die  krön  als  übel  daz  im  die  dorne  w  ider  grifgetent  an  dem 
hübet,  und  daz  fin  minnekliches  antlüt  mit  bluofe  gar  hegoffen  waz. 
und  nament  do  ain  tuoch.  und  hiengent  im  es  für  fiiiiu  ougen.  und 
fchluogent    in   uff  fin    nak.  und  fpraciient.    Nu  rat  \\Qr  hat  dich  ge- 

100  fchlagen.  und  fpraehent  mänig  fnureh  a\  ort.  zuo  im.  daz  laid  er 
alles  tugentlich.  Da  von  fpricht  fant  Anfhelni.  daz  in  fin  höbet 
tufent  Icharpher  wunden  giengent.  Owe  dis  laid  er  alles  durch  uns. 
vil  armen,  ane  alle  fchulde.  und  fpricht  och  fant  Anfhelm.  Herre 
du  hatteft  nie  verfchuldet.  daz  du  fo  gröz  arbait  liden  folteft.    aber 

105  ich  bin  diu  fchulde  diner  arbait.  In  aller  der  not.  und  aller  der  mar- 
ter  fo  ünfer  herr  lait.  fo  vin-  (23b)  det  man  nit  gefchriben.  daz  er 
ie  ungedultig  a\  ort  gefpraeche.  oder  ungedultig  antlüt  erögti.  fw  ie  im 
doch  diu  arbait  wirs  tet.  denn  ie  kaiin  mentfchen.  §  Zuo  dem  iehften 
male  wart  er  gebachen  an  dem  Criutze.    do   in    die  Übeln  luden    vil 

HO  unguetlich  an  daz  Criutze  nageltent.  Do  fchluogent  fi  im  ain  nagel 
durch  ain  hand.  Nu  gedenkent  wie  we  aim  fwseren  manne  daz  ta-ti 
der  aller  fament  hiengi  an  ainer  hand.  als  er  tet.  won  er  hieng  och 
aller  an  ainer  hant.  da  ain  nagel  durch  gefchlagen  wart,  und  im  die 
haut  ietwederhalb  hin  zarte,    und    hieng  entzwüfchent  zwain  dieben. 

115  als  ob  er  aller  dich  ain  maifter  wa^re.  Man  fpulget  groffen  herren 
brot  ze  bachenn  in  zm  ivaltigem  (iure.  Alfo  Mart  ünfer  herre  öch 
gebachen  an  dem  (Vintze.  in  zwivaltiger  not.  und  mit  den  angften 
daz  er  wol  wifte  daz  fin  not  und  fin  arbait  an  mängem  mentfchen 
fo  unnütz  A\az.  und  och  (2.5  r)  mit  dem  iamer  fo  er  an  finer  muoter 

120  fach.  Und  fprichet  fant  Bernhart.  Herre  dir  tet  diu  not  und  diu  ar- 
bait vil  inneklichen  we.  aber  daz  lait  und  daz  iamer  daz  du  din 
muoter  fa^ht  han.  daz  tet  dir  an  dinem  herzen  vil  a\  irs.  wou  och  ir 
herze  betruebet  waz.  Won  fwa  ain  muoter  wa're.  diu  ir  kint  vor  ir 
ögen  fa;he   fo    ia-merlichen   t(Pten.    daz    muefti    ir    \\  e   tuon.    an  ireni 

125  herzen.  Ks  wart  aber  nie  muoter  diu  ie  ir  kiut  fo  fere  minneti  fo 
ünfer  liel)iu  vrowe.  ir  liebes  kint  minnet  in  ir  herzen,  von  (jlöllicher 
minne  me  denn  ie  fei  oder  herze.    O  aller  niiltoftiu  muoter    fag  uns 

105  bin  fehlt. 


XLIV  .  XLV  80 

wie  dinem  herzen  wsere  in  der  ftunde.  do  du  din  herz  hluot  vor 
dinen  ögen  Iaht  hangen,  als  reht  ijemerliche.  Daz  gegiht  innekliches 
laides.  daz  durch  gieng  ir  herze,  und  iren  IIb.  Si  mohte  wol  fprechen.  130 
mit  dem  wiffagen.  Min  hertz  ift  betruebet.  und  diu  kraft  mines  libes 
hat  mich  verlaffen.  wan  daz  lieht  miner  ogen  ift  von  mir  gefchaiden. 
Sant  (23  d)  Auguftinus  fprichet.  daz  fi  ain  gegiht  an  gie  von  hertz- 
laid.  daz  ir  älliu  iriu  lider  erkrachetent.  Do  ünfer  herre  von  ir  fchai- 
den  wolte.  do  bevalch  er  11  fant  lohanfen.  reht  als  er  fprseche.  135 
Muoter.  Ich  mag  nit  me  din  kint  gefin.  Nu  wil  ich  lohannefen  dir 
ze  ainem  kind  geben,  und  fprach.  Muoter.  fich  wa  din  kint.  ftat.  und 
fprach.  zuo  fant  lohanfen.  Sich  wa  din  muoter  ftät.  Owe.  wie  innek- 
lichen  ^\  c  dir  daz  fchaiden  tet.  §  Alfuff  wart  dis  lebend  brot  gc- 
machet  mit  mängen  arbaiten.  Won  der  als  daz  leben  ünfers  herren  140 
dur  gät.  fo  vindet  man  nit.  daz  er  ie  guoten  tag  gewunne.  von  finen 
kintlichen  tagen,  untz  an  daz  Criutz.  daz  laid  er  alles  durch  uns.  vil 
armen,  dar  umbe  daz  er  ünfer  feie  fpis  wolte  fin.  und  daz  ünfer  feie 
mit  dem  lebenden  brot  gefpifet  wurde.  Alf  ünfer  herre  zuo  fant 
Auguftinus  fprach.  Iffe  mich  alfo  daz  ich  nit  werde  in  dich  verwan-  145 
delt.  du  folt  in  mich  verwandelt  (24a)  werden.  Daz  ift  alfo.  daz 
wir  von  ünfreni  herren  dem  lebenden  brote  gefterket  werdent  an 
tugenden.  won  fwer  unfern  herren  mit  rehtem  globen  enphahet  zuo 
dem  altar  von  dem  priefter.  dem  werdent  fin  tugend  gemeret  und 
gefterket.  §  Sit  daz  nu  ünfer  herre  fo  mänig  arbait  und  not  dar  150 
umb  liden  wolte.  daz  er  ünfer  feie  fpis  und  tröft  w  aer.  So  ift  och  daz 
billich.  daz  wir  ünferm  herren  ünfer  fei  mit  allem  fliffe  gegen  finer 
gnad  beraitent.  durch  daz.  daz  ^^ir  finer  erbärmd  \\irdig  werdent. 


Ton  niaffe  und  von  andren  tugenden. 


s 


anctus  Paulus  fprichet.  iuwer  maffe  und  iuwer  tugend  fol  allen 
liuten  offen  lln.  Difiu  worte  lifet  man  an  dem  iungften  funnentag 
vor  winnähten.  und  beeret  wol  zuo  dem  tage,  w  on  fo  nahet  uns  ain 
hohzit.  daz  w  ir  unfern  herren  enphahen  fönt,  und  leret  uns  mit  difen 
w  orten  der  guot  herr  fant  Paulus,  w  ie  wir  uns  beraiten  mit  tugen-  5 
den  fönt  gegen  ünferm  herren.  daz  (34a)  wir  in  wirdeklich  enpha- 
hent.  Man  lifet  von  der  küngin  Hefter,  do  fi  zuo  dem  künig  Afwero 
folte.  do  berait   li   fich  ain  lar  da  vor.  Si  wuofch  fich   fehs    manod 


131  Ps.  37,  11.        153  erbarmd        XLV.  A  15.         1  Philipp.  4,  5.         4  wir  fehlt. 


«0  XLV 

mit  myrren.  und  falbet  ficli  fchs  manot  mit  öle.  und  hatte  fiben  lung- 

10  rro\\'cn  die  11  beraitont  daz  li  mit  eren  zun  dem  kiiuig  möhti  komen. 
§  Bi  dilcr  künginnen  ilt  bezaiclicnt  ain  ieglicliiu  fa'lgiu  i'el.  Hi  dem 
künig  Afwero  ift  bczaioh-'nt  üiilcr  hcne.  Alwerus  daz  fprichet  der 
fselig  Got  der  ilt  reht  üvlig.  und  liailTet  von  loht  Alwerus.  und  gegen 
liner  zuo  kunft  lol  lieh  ain  ieglich  Ik'lig  nienllcli  beraiten  daz  er  in 

15  wirdeklich  enphalien  mug.  §  Diu  erl't  lungfrowe  zoh  ir  diu  alten 
klaider  ab.  Diu  ander  lait  ir  Ichuohe  an.  Diu  dritte  lait  ir  ainen  langen 
rok  an.  Diu  vierde  lait  ir  ain  guldin  borten  umbe.  Diu  fünfte  lait  ir 
ainen  vehen  mantel  umb.  Diu  fehle  ftakte  ir  ain  guldin  vingerlin  an. 
und  ain  fpiegel   (34b)    für  lieh.    Diu   ilbend   fatzte  ir  uf  ain  kröne. 

20  ^'^o  Hefter  diu  Avuofch  fich  vor  hin  fechs  manode  mit  myrren.  Diu 
myrre  diu  ift  bitter,  und  bezaichent  die  riuwe  die  ain  mentl'ch  lol 
han  umb  fine  fünde.  und  falbet  lieh  die  andern  fehs  manot  mit  Öle. 
daz  öl  machet  die  hut  lind,  und  fenfte.  Der  in  ainen  kamph  \\\\  gan 
der  falbet  fich  und  fiu  geworfen  mit  öle  daz  in  fin  vigend  nit  begri- 

25  fen  mugent.  Ze  glicher  wis  lol  der  faelig  mentfche  tuon.  der  fol  fin 
hertze  linde  machen  mit  andwhtigem  gebette.  und  fol  fin  feie  mit 
ünfers  herren  gnaden  fallien.  daz  in  der  tiufel  fin  tcptlich  vigent  nit 
begrifen  muge.  v\  on  ir  fönt  daz  aa  iffen.  daz.  daz  andächtig  gebet  vil 
nütze  ift  für  die  bekorung  die  der  tiufel  etfwenn  git.  Won  fw  er  fich 

30  unmueffig  machet  mit  gebet  und  mit  guoten  gedänken.  den  mag  der 
tiufel  niemer  mit  alfo  mängem  ding  gcvahen.  als  den  mentfchen  der 
fine  zit  unnützeklich  vertribet.  Alfus  fol  der  mcntrch  fin  fei  vor  hin 
be-  (34c)  raiten.  Dar  nach  fönt  ir  denne  llben  lungfrowa  werden 
die  fi  klaident  und  beraitcnt.  daz  fint  fiben   tugent.  §  Diu  erft  lung- 

35  frowe  ift  riuwe.  diu  ziuhet  ir  diu  alten  klaider  abe.  und  lait  niuuiu 
an.  daz  fint  die  fünde  und  die  alten  gewonhait  der  Untugend,  die  fol 
der  mentfche  von  finer  feie  und  von  fineni  herzen  werfen.  M'ie  ge- 
zjeme  ainer  lungfrowen  daz  fi  gieiige  für  ainen  künig  mit  allen 
klaidern  boefen.  daz  fi  alfo  ka^me  mit  gevetzotem  gewand.  daz  zaMue 

'io  harte  übel  küngeniien  daz  li  alfo  boefchlich  knnic  für  iren  lierren. 
Noch  tufentftunt  A\irs  gcza^me  der  feie  diu  ünfers  herren  gemahel 
haifl'et.  daz  fi  für  den  groffen  Got  kajme  mit  alten  klaidern.  und  mit 
Untugenden.  §  Man  lifet  ain  msere  von  ainem  herren  der  hatte  ain 
hof.  gcfprochen.    und  hatte   vil    liute   dar  geladet,    do  diu  wirtfchaft 

45  berait  wart,  do  giong  der  künig  umlie  und  fach  m  ie  es  alles  beralt 
waere.  und  wie  die  Hut  beklaidet  Miercnt.    do  erl'ah  er  ain  der  wx/. 

13  m  fehlt.        35  ir  fehlt.        43  Ev.  Matth.  22,  2  fgg. 


XLV  91 

nit  Caid)  Avol  beklaidet.  zuo  dem  fprach  er.  waz  wolteft  du  her 
mit  dinon  boefen  klaidern.  und  hieff  fin  kneht  dar  gan.  und  hieff  im 
hcnd  und  fuefl"  zelanien  binden  und  Averfen  in  ain  fiur.  Ze  glicher 
A\  is  befchiht  der  feie  an  dem  iungften  tag.  diu  für  Got  kumet  ane  50 
lugend,  und  ane  guctiu  AAcrch.  dem  haiffet  ünfer  herre  hende  und 
fueff  zefamen  binden,  und  haiffet  fi  denne  in  ain  fiur  werfen,  der 
ewigen  verdampnung.  §  Diu  ander  iungfrowe  ift  demuetkait.  diu 
fchuohet  die  feie.  Swer  ain  herten  oder  ain  ftainigen  weg  fol  gan 
der  bedarf  w  ol  daz  er  gefchuehet  fi.  mit  der  demuetkait.  daz  er  55 
fich  behueten  muge  vor  den  Untugenden,  und  vor  der  widerwärti- 
kait  diu  den  raentfchen  uff  ertrich  ane  gät.  won  der  tiufel  leit  dem 
mentfchen  mänig  läge  da  mit  er  den  mentfchen  gevahen  muge.  Den 
langen  weg  mag  der  höffertig  mentfch  niemer  gan.  Man  lifet  in  der 
alt  vätter  buoch.  von  aim  guoten  (söa)  man  dem  wart  diu  weit  60 
gezaiget.  do  fall  er  11  volle  ftrik  ligen.  Do  fprach  er  zuo  ünferm 
herren.  wer  fol  fich  vor  difen  mänigvaltigen  ftriken  behueten.  Do 
antwürt  im  ain  ftimme.  und  fprach.  daz  fol  der  demuetig  mentfche. 
§  Diu  dritte  Iungfrowe  ift.  gehorfami.  die  der  f«lig  mentfch  fol  han. 
fi  fol  lang  fin  untz  an  den  tot.  Etlicher  Hut  gehorfami  ift  alfo  kurtz.  65 
daz  fi  nit  went  tuon.  won  daz  fi  gern  tuont.  Sint  fi  loch  gehorfam. 
daz  ift  als  kurtzliche  und  mit  als  üblem  willen,  daz  in  diu  gehor- 
fami nit  vil  ze  trofte  kumet.  und  die  Hut  nit  gebeffert  Averdent. 
Die  Hut  die  alfo  kurtzlich  gehorfam  fint.  die  klaident  nit  ir  feie  mit 
ainem  langen  roke.  Si  machent  ir  fei  klaid  alfo  kurtz  daz  fi  nit  mit  70 
eren  für  unfern  herren  komen  mugent.  Wie  gezsemi  ainer  lungfroAven. 
daz  fi  ainen  rok  an  hetti.  der  ir  untz  an  den  gürtel  fchluegi.  der 
Avaere  es  harte  unerberklich.  Alfo  (35  b)  kurtz  ift  etlicher  Hut  ge- 
horfami. Man  lifet  von  ainer  fchlahte  Hute  in  der  altun  .e.  den  Avolte 
man  lafter  bieten,  und  in  daz  klaide  bi  dem  gürtel  ab  fniden.  die  75 
giengent  hart  unerberklich.  Ich  Avil  fin  fprechen  nit.  gedenkent  felb 
Avie  fi  giengent.  Aber  der  f»lig  mentfch  der  fin  gehorfami  lang 
machet,  und  guetlichen  tuot  alles  daz  man  es  haiffet.  der  leit  finer 
feie  ain  langen  rok  an.  §  Diu  vierde  lungfroAv  ilt  kiunfchkait.  diu 
leit  ir  den  guldin  porten  umb.  Sant  lohans  fach  ainen  man.  der  waz  80 
begürtet  mit  zwain  gürtlen.  Bi  dem  ainen  gürtel  ift  bezaichent  kiunfch- 
kait des  Hbes.  Er  waz  och  begürtet  mit  ainem  guldin  raife  zuo  den 
brüften.  Da  bi  ift  bezaichent  kiunfchkait  des  hertzen.  Hübfche  iung- 


67  in]  im      70  nil  fehlt.        72  fchlvgi.  des         74  ßeflr.  2. 10, 4.        80  ApocalA,  13. 


92  XLV  .  XLVI 

frowcn   f])ulgent   ficli   ze  gürtenn   mit   zwain    gürtlen.    Alfo   fol    der 

85  livlig  nientlch  bo^ürtet  Ini  mit  zwain  ^ürtlen.  daz  ift  kiunfchkait 
des  libes.  und  kiunrcliUait  dos  liorzen.  (n.')()  §  Diu  fünfte  luni;- 
frowe  leit  ir  ain  vchen  nianloi  an.  daz  ift  erbärrade.  Bi  dem 
mantel  ift  bezaichent  erbärmde  die  man  fol  ban  über  ain  iei^licben. 
raentfehen.  Als  man  lifet  von  fant  Martin,  der  waz  als  erbärnibertzig. 

90  daz  er  finen  vehen  mantel  mit  Um  fwert  tailte.  und  in  aim  dürftigen 
gab  halben,  won  es  ^vaz  uff  ainem  velde.  da  er  nit  anders  hatte. 
Dis  Avaz  ain  groffiu  erbärmde.  do  lieff  in  ünfer  hene  in  den  hymel 
fehen.  und  fach  daz  ünfer  herre  den  halben  mantel  unib  iiatte.  und 
fprach.  Sehent  Avie  Mich  Martin  geklaidet  hat.  §  Diu  fehfte  lung- 
95  frowe  ift  fta^tkait.  diu  ftakt  ir  ain  guldin  vingerlin  an.  Daz  vingcr- 
lin  bezaichent  daz  der  mentfch  fta't  fol  fin  an  Um  guoten  lebenn. 
uutz  an  fin  tot.  Sant  lohans  mit  dem  guldin  munde  fprichet.  Man 
fol  den  ritter  loben  fo  er  kunt  von  dem  ftrit.  und  den  fchifman  fo 
er  an  daz  ftad  kumet.    Man  fol  den  mentfchen  loben  fo  er  von  dem 

100  ftrite  kumet.  und  fine  vi(35d)gind  überwindet,  und  fo  fi  an  daz 
ftad  koment  dirre  weite.  Swie  vil  der  mentfche  guoter  ding  an  vahet. 
volbringet  er  ir  nit  fo  ift  es  nit  loblich.  §  Diu  fibende  lungfrowe 
ift  diu  minne.  diu  kroennet  die  feie,  und  hilfet  ir  ain  lungfrowe  diu 
haiffet  befchaidenhait.   Diu  minne  ift  ain  gezierde  aller  tugend.    und 

105  fwaz  der  mentfch  tuot.  hat  er  der  minne  nit  fo  ift  alles  unnütz  Daz 
du  tuoft.  daz  folt  du  tuon  in  ünfers  herren  minne.  mit  befchaiden- 
hait. won  fwaz  der  mentfche  guoter  dinge  tuot.  ift  befchaidenhait 
der  bi  nit.  fo  ift  es  niut  ain  tugend.  Alfus  folt  du  diu  feie  zieren  mit 
tugenden.    und  folt  dich  beraiten    engegen   ünfers   herren    zuo  kunft. 

110  daz  du  in  wirdeklich  euphaheft. 


Von  itnfer  vroiven  und  ilnfei-ui  Herren. 


D< 


l()  ünfer  herre  uff  ertrich  wandlet  in  ment-  (rsb)  fchliclior  na- 
ture.  Do  fprach  er  zuo  finen  lungern  alfuff  und  Miffaget  inen  ain 
künftig  ding.  Er  fj)rach  es  fönt  zaichen  befchehen.  an  der  funnen 
und  an  dem  mane.  und  an  den  fternen.  Sant  lohans  fchribt  in  Appo- 
5  calypfi.  Daz  er  fach  vier  engel  fliegen  uff  aim  aUar.  und  üugent 
durch  daz  hymelriche.  und  der  erft  engel  blies  ain  hörn,  und  zo- 
hant  verlos,    diu    funno   und   der  mane   und  die  fternen  den  dritlon 

90  vehel  XLVI.  A3S.  Z  i  von  vnfermc  herren.  Überschr.   herren]  h*. 

3  Ev.  Lucas  21,  25.         4  Apoc.  8. 


XL  VI  93 

tail  ir  liehtes.  §  Dis  mugent  wir  merken  bezaichenlicli.    won  bi  der 
funnen    ift   bezaichent    ünCer   herre    der    diu    gewnere    und    diu  ewig 
funne  il't.  AHb  ift  von  im  gefchriben.  daz  er  il't  ain  funne  der  rebt-  10 
kait.  §   Nu  fönt  wir  merken  driu  ding,  an  der  funnen.    dar  an  ünfer 
herre  der  funnen  glich  ift.    §   Daz  erfte  ift  daz  diu  funne  fchoen  ift. 
und  ift  diu  fchoenft  creature  die  Got  dem  ertrich  ie  gefchuof.  §  Daz 
ander   (78c)    ift.    daz  enkain   fruht    des  ertriches   fruhtber  mag  fin 
an  der  funnen  hitze.    §    Daz  dritte  ift   daz   der  funnen  lieht  gemain  (5 
ift  aller  der  A\elte.  dem  armen  alz  dem  riehen,    dem  Übeln  als  dem 
guoten.  §   Alfo  ift  ünfer  herre  och  fchcene  als  diu  funne.    Von  finer 
fchceni  fpricht  fant  Auguftinus.  Und  folt  ain  mentfch  tufent  iar  leban 
in  allen  den  vroeden    fo    fin  herze    erdenken    künde,  die  folt    es    all 
verfmahen.    dar   umb  daz   er  Got  nit   won    ze    ainem    male  fsiehe  in  20 
finer   Götlichen    fchoenhait.    und  enfolt    er   in    loch    dar  nach  niemer 
me  gefehen.  Er  fpricht  och  me.  Und  wreri  es  muglich  daz  ain  mentfch 
als   lang  leben   mühte,    daz    ain    tube   des  meres    grieff  us  gefuorti. 
und   ie    ze    tufent   laren    nuwent   ain    grieffelin.    diu    Iar   folte    der 
mentfch  Avellen   in   arbaiten    leben    dar  umbe  daz  er  Got  gefaehe  in  2  5 
finer  fchoenhait.  §  Ain  mentfch  waz  befeffen  mit  dem  tiuvel.  und  ain 
guot    man  kam   zuo   ime.    und    (78d)    begunde   mit   im    reden,    und 
vragte   in   von   dem  hymelriche.   und    von   den    engein.    und    vragte 
in    wie    fchoen    Got    wiere.    do    fprach    der    tiuvel.     Oue    du    haft 
mich   ze  vil    gevraget.    wie    fchaMie  Got   fi   in   finer  Götlichen  her-  30 
fchaft.  daz  enmöhtint  alle  zungen  nit  %  oll  reken.    aber  dar  umb  daz 
ich  in  ze  ainem   male   möhti  gefehen.    alz  ich  in  etfwenn  fach,    dar 
umb  wölt  ich  all  die  arbait  liden.   die   all   die  erlitten  haut,   die   ie 
geboren  Avurdent.  und  iemer  geboren  werdent  untz  an  den  lungften 
tag.  Und  da  von  fo  dunket  mich  enkain  tier  fo  tumb  als  der  mentfche.  35 
daz  er  mit  kurtzer  vroede  verliuret  die  Götlichen  an  gefiht.  Da  von 
fprichet  fant  Auguftinus.   daz   er   gerner  wolte  in    der  helle  fin  und 
Got  fehen.  denn  in  dem  hymel.   und  fin  nit  fehen.    §  Daz  ander  ift. 
daz  enkain    fruht  berhaft  mag  fin    an    der   funnen  hitz.    Ze    (79a) 
glicher  wis   ift  es  umb  den  ewigen   funnen    Got  von  hymelriche    an  40 
des  gnade  mag  nieman  enkain  guot  getuon.  Wir  mugent  in  die  fünde 
wol  Valien  an  ünfers  herren  hilf,  wir  mugent   aber  niemer   ze  gna- 
den wider  komen  an   fin  helfe.    Nu  möhtint  ir  fprechen.    fo   endarf 
ünfer   herre  uns   nit  wiffen   daz   wir  nit   wol  tuegent.    Sid  wir  nit 

e 
i3ifX  fehlt.        2i  enfolt  fehlt.        23  folte  vnd  mohte        31voIIraichen        44  voll 

tvgent  fmt.  Sid 


94  XLVI 

45  guotcs  getuon  mugent  an  fin  gnade.  §  Nit  lieben.  Wir  mugent  uns 
des  nit  entRhuldigen  iinfer  herie  ilt  älliu  zit  berait  den  lünder  ze 
enphahoiin.  und  i'iu  gnade  im  ze  gebenn.  Allo  fpricht  lant  Gregorius. 
Diu  band  ünlers  berren  il't  alle  vart  berait  ze  gebenn  dem  mentfehen 
der  giioten  willen  ba(.  E-<  Ipricbt  ocb  der  \\  iffag.  Herre  du  fürvereft 

5ü  mit  diner  gnade  den  üblen  w  illen  an  dem  mcntlcben.  Über  daz  w  ort 
fpricht  fant  Auguftinus.  0  fueffer  Got.  du  fürvereft  (79b)  mit  diner 
gnade  den  Übeln  willen,  und  bringeft  in  ze  guoteni  willen  und  denn 
ze  guoten  Averchen.  §  Daz  dritte  il't.  daz  diu  funne  gemain  ift.  alfo 
ilt  och  ünlers  herren  gnade  gemaine  aller  der  weit,  den  fündern  und 

55  den  guoten.  Als  fprichet  fant  Auguftinus.  IJnfer  herre  il't  fo  gemaine 
mit  Inier  gnade,  und  ift  fo  erbarmliertzig  daz  er  baitet  mit  groffer 
gedultekait  des  fünders  bekerde.  0  herre  fprichet  er  du  baiteft  im 
niut  allaine.  Sunder  du  ruefleft  im  täglich,  und  maneft  in  täglich  daz 
er  wider   kome.  Du  biuteft  im  alle  zit  huldi  und  erbärmde.    daz  eht 

60  er  w ider  kere.  §  Nu  möhtint  ir  fprechen.  wie  rueflct  uns  ünfer  herre. 
Intriuwen  daz  tuet  er  mit  aller  creature.  daz  fol  und  mag  uns  wol 
ain  rueffen  fin.  das  enkain  creatur  ift  fi  tuegi  ir  reht.  won  allaine 
der  mentfch.  der  ift  Got  ungehorfam.  und  ift  im  doch  als  liep.  daz 
er  in  ze  allen  ziten  manet  daz  er  noch  widerkere.  und  fpricht  Sün- 

65  der  ker  wider,  und  gedenk  (:9  c)  daz  ich  din  fchepher  bin.  und  din 
erlopfer.  Ker  her  wider  lieber  mentfch.  und  fich  ze  ainem  male  mich 
an.  Ich  laff  dich  noch  ze  huldi  komen.  Alfo  fpricht  fant  Bernhart. 
So  der  mentfch  ie  bofchlicher  fündet.  fo  im  Got  ie  guetlicher  nach 
gat.  Er  fpricht  och.    0  herre  du  mäht  wol   fin  ain  guoter  Got.    daz 

'ö  du  den  fünder  enphaheft  fwenn  er  kämet,  und  vergibeit  im  alle  iin 
fünde.  alfo  gar.  daz  du  in  niemer  verdampneft.  und  im  es  niemer  uf 
gehebeft.  und  w  irft  als  luterlich  fin  friund  alz  ob  er  nie  fünd  getan 
hetti.  §  Nu  merkent  wie  der  lebend  funne  daz  dritte  tail  lins  lichtes 
verlor.    Do    ünfer    herre    ihefus    chriftus  Gottes  fun   ull    ertrich  kam 

75  durch  den  fünder.  do  w  art  er  ungetriulich  an  den  tod  geben,  und 
wart  an  ain  ful  gelninden.  und  wart  gefchlagen  daz  l'in  haiiger  lip 
von  bluote  über  vloff  Do  gabent  iiu  im  ain  Criutz  ulf  finen  ruggen. 
und  truog  es  an  die  ftatt  da  er  gemartrot  wart.  Do  nament  liu  in  do 
und  hiengent  (79  d)  in  dar  an.  und  do  verloz  diu  funne  den  dritten 

80  tail  ir  lichtes,  do  er  ia^raerlich   dar  an   erftarb.    §   Nu  merkent  wie 

e  ,  e 

49  verfurefl  51  dv  verfvrefl  52  briiigcfl— und /«;/(?(,  den  55  (o  fehlt. 

58   Svader        60  uns  fehlt. 


XLVI  95 

daz  dritte  tail  erlafch.  Diu  Gothait  und  der  hailig  gaift  die  Avurdent 
nie  verwert.  Diu  mentfchait  erltarb.  daz  waz  der  dritte  tail  des 
ewigen  funnen.  Da  von  fpricht  fant  Bernhart.  Diu  lebendiu  funne. 
hatte  wol  daz  dritte  tail  verlorn  finer  kraft,  do  fin  künigkliches 
höbet  verwundet  waz  zwaiger  und  fibenzig  wunden,  und  l'iniu  wun-  85 
neklicheu  ögen.  die  luter  warent  alz  diu  funne.  erfturbent  an  dem 
Criutze.  und  fin  durchliuhtig  antlütz  erblaichet  daz  alfo  fchcen  waz. 
wenne  es  die  lunger  fahent  an.  daz  fiu  enzündet  wurdent  in  herzen  und 
an  libe.  alfo  fchoenniu  clarhait  gie  von  im.  §  Die  haiigen  fprechent. 
daz  im  fin  lunger  nahvolgetant  me  durch  fin  fchoeni.  denn  durch  die  ^^ 
gnade  dez  haiigen  gaiftes.  (soa)  e.  daz  fiu  enzündet  wurdent.  Owi 
fpricht  fant  Bernhart.  Der  fueff  mund  der  alliu  zit  die  warhait  fprach 
und  lerte,  der  wart  init  gallen  getrenket.  und  die  hende  die  hymel- 
rich  und  ertrich  gefchuoffent  die  Avurdent  durch  fchlagen  mit  fcharphen 
nageln.  §  Nu  möhtint  ir  fprechen  wie  moht  daz  fin.  Got  waz  den-  *^ 
noch  do  nit  mentfch  Avorden.  do  er  hymelrich  und  ertrich  gefchuof. 
daz  wil  ich  iuch  befchaiden.  Ünfer  herr  Got  der  ewig  vatter.  hatt 
finen  fun  Ihefum  chriftum  gebildet  in  im  felben.  vor  an  genge  der 
Avelte.  des  wil  ich  iuch  urkünd  geben.  Do  ünfer  herre  die  engel 
gefchuof.  do  gelchuof  er  och  Lucifern.  und  gab  dem  me  fchcenhait  *^^ 
und  wirdekait  denn  kaim  andern  engele.  Won  alfo  fprechent  fümlich 
haiigen,  daz  im  die  andern  engel  alle  ze  gezierde  Avarent  geben, 
und  da  von  won  er  fchoener  waz  und  Avirdiger  denn  die  andern 
engel.  do  faff  er  (sob)  och  Got  naeher.  und  fach  in  luterlicher  denne 
die  andern  engel.  Do  fach  er  ain  mentfchlich  bilde  in  dem  Gütlichen  ^^^ 
fpiegel.  daz  Avaz  diu  mentfchait  ünfers  herren  Ihefu  chrifti.  Do  ge- 
daht  Lucifer.  dis  bilde  bin  ich.  Avon  nieman  fo  fclioen  und  och  fo 
Avirdig  ift  fo  ich.  da  von  hat  er  mich  in  im  felben  gebildet.  Nu  wil 
ich  minen  ftuol  nebent  in  fetzen,  fo  bin  ich  im  gelich.  und  do  er 
daz  gedahte.  do  viel  er.  §  Daz  ift  ain  Urkunde  daz  die  mentfchait  ^^0 
gebildet  Avaz  Aon  angeng  in  der  Gothait.  Und  alfo  fo  Avir  denn  die 
hende  fehent  die  hymelrich  und  ertrich  gefchuofTent  durch  fchlagen 
an  dem  Criuze  fpricht  fant  Bernhart.  Er  fpriht  och  me  und  klaget. 
Owi  das  fueffe  herze  daz  da  vol  Avaz  aller  Aviffhait.  daz  Avart  durch 
flochen  mit  dem  fper.  und  aller  fin  lip.  und  finiu  lider  wurdent  zer  HS 
tent.  und  iaeraerlich  gemartret.   und   verlos   diu  funne  daz  dritte  tail 

81  daz  fehlt.         83  Diu]  0  dv  85  vewundet  89  fprachent         90  im  fehlt. 

95.  96  dennoch  fehlt.         98  vor]  von         99  des  ich  vrkvnd  vch  wil  lO^  egel 

104. 105  in— er  fehlt.        107  fo  vor  fchoea  fehlt.        112  hym-melrich 


96  XLVI 

ir  fchceni.  §  An  dem  mAnen  bel'chalient  och  zaichcn.  daz  waz  an 
ünler  vrowen.  diu  lieh  dem  man  (sOc)  glichet  an  drin  dingen. 
§  Daz  erlt  il't  waz  er  liehtes  hat.  daz  hat  er  von  der  funnen.  §  Daz 

120  ander  ift  daz  er  liuhtet  in  der  nalit.  §  Das  dritte  daz  er  geniain  ift. 
§.  Ze  glicher  \\  is  il't  ünler  vrow  ain  man.  won  Maz  11  gnaden  und 
tagenden  und  üelden  hat.  da/,  hat  fi  von  der  lunnen.  und  da  von 
Iprichet  li.  Infer  herre  hat  mich  fin  dirnen  belehen.  Und  dar  über 
Iprechent  die  maifter.    Swen  ünler    iierre   Ijel'ilit.    den  befiht  er  all'o. 

125  Iwaz  an  im  gebreiten  ift  daz  erluUet  er  mit  linen  gnaden,  und  be- 
l'ta?tet  in  denne  an  tugenden.  alfo  tet  er  och  ir.  §  Daz  ander  ift.  daz 
fi  uns  ift  gegeben  ze  trotte,  und  ze  aim  lieht,  daz  uns  fünder  ent- 
liuhten  fol.  daz  11  uns  laiti  mit  ir  liebte  uff  difem  eilende,  mou  fi 
ift  ain  lieht  der  gnaden.    Alfo  fpricht  laut  Bernhart.    Vro^e  du  bift 

130  der  gewwr  mane  der  da  liuhtet  in  der  naht.  Vrowe  du  gift  den 
engein  und  den  haiigen  vrffide.  den  rehten  mentfchen  mereft  du  ir 
gnade,  den  fündern  erwirbeft  du  ap-  (sod)  plaz  aller  ir  fünden. 
Er  fpriht  och  me.  0  fünder  gang  vroelich  zuo.  du  mäht  wol  ficher- 
lich  ze  huldi  komen.    Won  du  halt  ain  harte  ficherlichen  zuo   gang 

^35  zuo  Gotte.  du  haft  die  muoter  vor  dem  fune.  den  fun  vor  dem  vat- 
ter.  Diu  muoter  zaiget  dem  fun  ir  brüft  die  er  füg.  und  die  fchöff 
da  er  inne  faff.  Der  fun  zaiget  fin  fitun  und  fin  wunden  lim  vatter 
und  bittet  für  dich.  Owe  fünder  nu  ruef  an  die  guoten  avou  fi  ift 
der  mane  der  den  fünder  laitet.  nu  ruef  fi  an.   won  es  ift  unmuglich 

1^0  daz  der  fun  der  muoter  iht  verzihe.  §  Daz  dritte  ift  daz  ir  gnade 
ift  gemain  allen  den  die  11  an  rueffent.  Alfo  fpriht  fant  lohannes. 
0  vrowe  du  bift  der  mane  der  da  gemainlich  liuhtet.  du  verfeift 
nieraan  din  lieht.  Wa  ift  der  mentfch  der  dich  ie  an  geruofte.  du 
tailtift  din  gnade  mit  im.  Sant  Bernhart  fpricht  och.   Vrowe  du  bift 

145  gefetzet  in  des  künges  hus  zuo  aim  fürfprechen.  (81  a)  Nu  rueff 
vro\\e  an  finen  namen.  daz  er  uns  gna,'dig  fi.  Si  tuot  es  und  tuot  es 
gern,  won  daz  fi  uns  wol  tuot.  daz  ift  ir  guot  und  nütze,  und  och 
uns.  won  fü  fi  ie  me  git.  fo  11  ie  me  hat.  und  ^\  irt  ir  vrcede  mit 
geha?hert  und  gebraitet  ir  ere  in  h}  nielriche  und  in  ertrich.  Entriu- 

150  wen  fi  tuot  es  von  rehte.  und  tivti  11  es  nit  11  t;eti  unreht.  §  Nu 
merkent  es  ift  gefchriben  reht.  waz  der  mentfch  verliufet  fwer  daz 
vindet.  der  fol  es  dem  wider  geben  dez  es  ift.  ze  glicher  wis  ift  es 

—  I 

119  daz  hat]  hat  fehlt.        123  Luc.  1,48.         124  Swen  aus  Swen  gebefsert;  Ynfer 

S      '         9 

herre  xweimal.  140  dz  d  fvnd 


XLVI  97 

umb  ius  und  ünfer  \  rowen.  Si  hat  funden  daz  wir  verlorn  hant.  waz 
ift  daz.  entriuwen  daz  il't  diu  gnade,  won  do  ünfer  muoter  eva  unge- 
horlain  wart.  (]o  verlor  fi  allem  mentfchlicheni  künne  die  gnade,  und  155 
die  hat  li  funden.   und  merkent  wie.    do  der  engel  zuo   ir   kam  und 
fi  gruofte  und  fprach.  Got  gruetze  dich  vol  der  gnaden.   ( 8 1  b )    do 
vant  fi  die  gnade,  do  an  der  felben  ftunt  enphieng  fi  Got.  und  raent- 
fchen.  von  dem  haiigen  gaifte.  do  vant    11  waerlich   die   gnade,    die 
Eva   verlorn  hatte.  Man  lifet   von  ir  daz    fi    erfchrac   do  der  engel  160 
zuo  ir  kam.  do  fprach  er  zuo  ir.  Niut  enfürhte  dir.  du  haft  die  gnade 
funden   die  Eva    verlor.  Sit    wir  fi  nu  beziuget  hant  daz  fi   funden 
hat  daz  ünfer  ift.  fo  ift  daz  ficherlich  rehk  daz  fi  es  uns  wider  geb. 
Alz  fpriht  ain  haiige.    Yrowe  du  haft  die  gnade   funden  die  wir  da 
verlorn    hant.  ^'rowe    nu    ift  es    reht    daz   du   11   uns   wider  gebeft.  165 
§  Der   man  ift  daz   aller    nsehfte  geftirne   dem  ertrich.  Alfo  ift   och 
ünfer  vro\Ae  diu  gnaidigoft  und  diu  nsehfte  mit  ir  gnaden   den  fün- 
dern.   Ich   fprich  es  mit  der    haiigen   urlob.    daz  fi  alle  fint  gnsedig 
und  guot  doch  ift  fi  gnsediger  und  gueter.  §    Dirre  man  verlor  den 
(Irittentail  finer  kraft,  an  der  ftunde   do  ir  liebes  kint  an  dem  Criutze  170 
hieng  won  do  w az  ir  alfo  we.  als  ir  (sie)  ain  fwert  durch  ir  herze 
gieng.   won  fi  minnete   ir  kint.    von    menfchlicher   nature    nie   denne 
ie  dehain  muoter  ir  kint.  So  minnote  in  och  ir  feie  nie  von  Gütlicher 
minne  denn  iekain  feie,    und    da   von  nioht  ir  wol  we  fin.    do  fi  in 
fo  ismerlich  fach  hangen  vor  iren  ogcu.    Es    fprechent    die  haiigen  175 
und  die  maifter.  daz  ir  reht  ^^■a?ri  als  aini  mentfchen  dem  ain  f\\'ert 
durch  fin   herze  gefteket  wsere.    und  daz  weder  fterben  noch  leban 
möhte.  Alfo  fprechent  fi  daz  ir  \v«ri  do  fi  fall  ir  liertzbluot  vor  ir 
alfo  iamerlichen  hangen.    Owe  vil  fueffiu  vrowe    fag  uns  wie  diner 
feie  wsere.  Owe.  mir  was  von  inneklichem  laide  fo  we.    daz  mir  fo  180 
gar  waz  gebroften.   daz  ich  niut  kan   gefagen  wie   herzeklichen   we 
mir  waz.   Ich  mohte  weder  fterben  noch  leben,   und  waz  min  quäle 
alfo  gröff  daz  älliu  herzen  nit  erdenken  kunnent   wie   we  mir   waz. 
An  der  ftunt   verlor   der  niane  daz  dritte   tail    finer  kraft,    do    fi  ir 
herzbluot  verlor.  §  Nu  bittent  die  gnsedigen  und  die  guoten  vrowen  185 
( 8 1  d  )  daz  fi  uns  gehelfi  dar.    da  tufent  iar  fint  alz  ain  tag  alz  der 
wiffag  fprichet.  daz  ift  in  dem  hymelrich.  Amex. 


152—154  Si  hat— hant.  ze  glicher  wis— vroweu.    wz  ift  dz.  172.  173    von 

menfchlicher- kint  fehlt.  180  was  fehlt.        186  Ps.  89,  4. 

Altd.  Predigten«  7 


98  XLVII 

Von  der  feie  beraltunge. 

jjor  Miffag  yfayas  fprichet.  Lieben  tohtra  von  fvon  enpfarh  dinen 
heiTcn  (98c)  und  dinen  künii?.  er  kuniet  dir  ze  tiofte  din  behalter 
und  din  Gut.  An  diCen  m  orten  Ibnt  wir  driu  dini^  merken.  §  Daz 
erft.  A\er  der  li  der  da  kuniet.  daz  ift  der  minneklich  Gottes  fun. 
5  von  hynielriche  der  ain  küni;  ift  über  alle  künii;.  und  ain  fürfte  aller 
liirften.  §  Daz  ander  ift  m  ie  er  kumet.  Er  kunt  fenfteklich.  und  luef- 
feklich.  und  tougentlich.  alz  daz  tow  des  maigen.  alfo  minneklich 
alz  daz  edel  tow  uff  den  bom  vallet  in  dem  ])luegenden  maigen. 
Alfo   vallet   ünfer   herre   mit    finer    gnade    in    die    folgen   feie,    und 

(0  machet  fi  an  allen  tagenden  bluegend.  und  fruhtend.  reht  alz  der 
edel  bom  blueget  und  fruhtet  ^•on  dem  towe  des  maigen.  §  Om  i 
rainniu  feie  cnphach  \\irdeklich  und  loblich  daz  edel  Gütlich  towe. 
berait  dich  mit  tagenden  daz  du  mit  niinnekliclier  andaht  Got  enpfaheft. 
in  dim  hainlichen  gebett  mit  finer  gnade,  und  fliff  (osd)    dich  daz 

15  du  an  allen  dingen  die  gnade  mit  tugenden  uebeft.  §  Daz  dritte  ift 
daz  du  merken  folt  wie  du  den  hymelfclien  künig  enphahen  folt. 
Du  folt  in  enphahen  als  er  ze  lerufalem  enphangen  wart,  an  dem 
palm  tage.  §  Im  wurdent  dri  eren  erbotten.  Sümlich  liute  zugent  diu 
klaider  ab.  und  ^vurfent  fi  an  den  weg.  da  ünfer  herr  hin  riten  folt. 

20  daz  er  dar  uf  ritti.  §  Sümlich  liut  nament  bluomen  und  gras,  lob  und 
efte.  und  wurfent  es  och  in  den  weg.  §  Sümlich  liute  fungent  im 
niuwiu  lob  engegen.  §  Ze  glicher  wis  fol  ain  ieglichiu  fa'Igiu  fei 
Got  enphahen.  §  Zem  erftcn  male  folt  du  diniu  ältiu  klaider  ab 
ziehen,  daz  fint  din  alten  fände  und  untugcnde.  und  fwaz  boefer  und 

25  füntlicher  fitten  an  dir  ift.  die  folt  du  abe  laffen.  und  folt  dich  klai- 

XLVII.  A  .i.3.  Z  10.  Ueberschrift  viis""  hre  Z.         1  Isaiw  62,  H.     Uiifer  ho  rre 

fprichit  dvrrli  des  wiffag^cn  mvnl  yfaias  Diiile  filie  fyon  ecre  rex  luus  iioiiict  tibi. 
Das  fprichil.  LieLiv  tolher  von  fyonZ.  3.  't  Nv  fvnt  ir  driv  dink  racrkiii  an  den 
Worten.  §  Das  erfte  das  dv  merkefl.  wer  der  ifl  Z.  6  fürflen.  Owe  der  künicliche 
got  kviiiit  dir.  §  Das  ander  ifl  de  dv  merkefl  wie  Z.  7  lufrentlich  A.  8  das 
Liuiclfclie  tov  vf  den  edelen  bovni  Z.         den]  dem  A.  9  finer  logenllicher 

gnade  in  dine  Z.  '.).  10  vnde  wirt  din  herce  vnd  din  feie,  vndealle  dine  tvfronde. 
frvhtbcrlichen  blvegende  von  dem  gotlichen  lovwc.  alfe  Z.  11  und  fruhtet /"f/i/tZ. 
Owe  Z.  12  edel  fehlt  Z.  13  dich  mit  Ivgentlichcm  vlize  Z.  15  allen  dine^ 
werken  Z.  vehefl.  die  dv  in  der  f;enadc  enphaheft /.  dritte]  and  A.  18  diu] 
ere  Z.  21  an  den  Z.         21.  22  Eleliclie  livte  fvnfjea  in  gegen  im  ein  ni^-wes 

lob.  Z.  22  ain  ieglich  melfch  vn  ain  A.  23.  24  Dv  follzemerft  dinv  alten 

cleider  nemcn.  vndc  folt  fi  abe  zichin.  Z.         24  din  fehlt,  alte  Z.        25  alle  abe  Z. 


XLVn  99 

den  (99  a)  mit  niuwen  klaidern.  §  Drier  liand  klaid  folt  du  an  legen 
engegen  difem  künig.  Du  folt  dich  klaiden  mit  rotem  fämit.  daz  ift 
diu  Gütlich  minne.  an  die  niemer  kaia  mentfche  iut  guotes  oder  lob- 
liches getuon  mag.  und  dar  umb  ift  es  ^^o\  notdürftig,  fit  wir  nit 
guotes  ane  Götlich  minne  getuon  mugent.  §  Du  folt  dich  och  klai-  30 
den  mit  Aviffem  fämit.  daz  ift  rehtiu  kiunfchkait  an  lil)  und  an  hertzen. 
daz  ift  ain  klaid  daz  Got  fere  niinnet.  §  Daz  dritte  klaid  daz  ift  ain 
violvar  fämit.  daz  ift  rehtiu  demuetkait  an  allen  werchen.  won  daz 
ift  ain  tugent  die  Got  von  hymelrich  uff  ertrich  zoch.  uff  der  er 
ruouen  Avil,  und  da  von  fol  lieh  diu  feie  mit  demuetkait  klaiden.  35 
diu  da  wil  daz  Got  uff  ir  ruouen  fülle.  §  Zuo  dem  andern  male 
folt  du  bluomen  und  gras  und  öle  bomes  zwiger  engegen  dem  hymel- 
fchen  küng  f2)rai  (  99  b  )  ten.  Die  bluomen  daz  fint  tugetlich  gedänk 
und  tugentlichiu  uerch.  Daz  gras  ift  ft«te  und  fueffiu  girde 
nach  der  hymellchen  fueffekait.  Des  ölbomes  zwiger  ift  miltekait  ^^ 
und  fenftekait  die  du  dinen  bruodern  folt  ögen  fo  fi  betruebet  fint. 
daz  folt  du  in  mit  muten  mit  fenften.  und  mit  fueffen  uorten.  min- 
neklichen  benemen.  So  gift  du  ünfrem  herren  des  ölbomes  zwiger 
fwenn  du  im  fin  gemaheln  guetlichen  troefteft.  §  Zuo  dem  dritten 
male  folt  du  difen  küng  enpfahen.  mit  aim  niuwen  lob.  daz  ift  daz  ^^ 
du  in  folt  loben  mit  fingenn  und  mit  lefenn.  und  folt  daz  alz  frcelich 
tuen  alle  tag  daz  Got  da  von  gelobet  Merde.  und  fin  lob  fol  dir 
alfo  fueffe  fin.  daz  es  dim  hertzen  und  diner  feie  ain  vroede  und 
ain  Avunne  fi.  und  fol  dir  zo  allen  ziten  niuAV  fin.  §  Owe  iselgiu  fei 
iob  dinen  minneklichen  fchepher.  gedenk  an   die  mänigvalten  gnade 


•27  mit  rotime  femide.  vnde  mit  wizzeme.  vnde  mit  violvarweme.  Der  rote  femit  Z. 
28 — 30  uiht  jjvotis  noch  lobelichis  mac  getvon.  Darvmbe  ift  vnf  das  deit  wol  not- 
dvrflij^.  fit  wir  got  nimer  gefehin  mvgin.  wir  in  fin  denne  becleidet  mit  der  gotlichen 
minuc.  Z.  30.  31   Das  ander  cleit  das  ift  der  wizze  femit.  daz  ift  ganze  Z. 

32  das  gotte  wol  gewallit  vnde  das  got  Z.  33  allen  dinen  Z.  33.  34  vnde  ge- 
denke dar  an  das  diemvetikeit  ein  tvgende  ift  Z.  34 — 36  diemvetikeit  ift  div  got- 
liche  tüginde  vf  der  vnfer  herre  rvowen  wil.  alfo  fol  fich  div  feie  gerne  cleiden.  div 
wil  das  got  bi  ir  rvowe  Z.  36 — 38  Das  andir  das  dv  folt  tvon  in  gegin  des  grozen 

kvni-  zvokvnfte.  das  dv  blvomen  vnde  gras,  vnde  oleibovmis  zwiger  ingegin  im 
folt  fpreitin.  Z.  38  die  blvomen  die  dv  ime  folt  fpreiten  Z.  40. 41  zwiger.  das 
ift  de  dv  dinen  fwefteren  allen  miltekeit  vnde  fenflikeit  folt  Z.  42  mit  muten  fehlt  Z. 
fenftem  A.  42. 43  millecliche  benemen.  vnde  folt  ir  din  heze  vf  tvon  miltekeit.  fo 
giftZ.  giftdv^.  44.45Dvfoltovch  den  himeffchen  kvning  inphanZ.  45  lobe. 
alCe  er  ze  ierufalem  inphangen  wart  an  dem  balmetage.  de  nirwc  lob  das  ift  Z, 

46  alfe  hizzecliche  vnde  alfe  vroeliche  Z. 

17  * 


100  xLvn  .  XLvin 

die  er  dir  hat  getan,  und  noch  (99  r)  ^\'l\  tuon.  und  loben  ieiner 
mere.  Got  loben  und  Got  dienen,  daz  iU  daz  m  unnekliclioft  leben 
daz  ie  wart.  §  Nu  tugenthaftiu  fei  lob  den  wunneklichen  Got  mit 
hertzen  und  mit  munde,    lob  in  von  aller  diner  kraft,  da  dir  an  lob 

55  gebrefte.  daz  du  fin  lob  nach  llneni  m  erde  nit  volrecken  mugeft. 
und  nach  diner  fei  girde.  da  beviUh  lin  lob  für  dich  den  brinnen- 
den  feraphin  und  bitte  fi  und  alles  liyniolfcb  her  mit  herlzlirher 
girde.  daz  fiti  den  gegenwärtigen  Got  der  ir  hcrre  und  ir  künig  ift 
für  dich  lobent.  und  daz  11  in  für  «lieh  bitten!,    daz  du  ziio   der  ge- 

60  fellefchaft  komeft.  daz  du  in  denne  an  ende  a\  erdeft  lobend.    Amen. 


Ton  dem  irort  Oottcs. 


D, 


Jnfers  herren  wort  fol  in  iurem  hertzen  m  onen  fpricht  fant  Paulus. 
Zwaiger  band  Gottes  wort  fönt  ir  merken.  §  Ains  ift  Gottes  A\ort. 
und  ift  Got  felbe.  §  Daz  ander  ift  aines  Ct54d)  ieglichen  predigers 
wort,  daz  ift  von  Gotte.  und  ift  doch  nit  Got.  Daz  wort  fönt  ir  alfo 

5  enphahen.  daz  ez  wone  in  iuwrem  hertzen.  fwa  der  prediger  hin 
lofe.  daz  ir  mit  Gottes  worte  iuch  felber  lerint  und  manent.  Daz  dir 
der  prediger  in  gefchnide  und  geniale,  daz  folt  du  bachen.  Wilt  du 
iemer  us  loffen  bitten  brot.  nit  bachen  felbe  din  brot.  daz  dir  der  pre- 
diger fage  daz  gehalt   in   dini  hertzen.   und   lere  dich  felber  A\ie  du 

10  tugent  uebeft.  und  guetiu  werch.  Sterke  dich  felber.  fo  dich  dekain 
kumber  an  valle  mit  Gottes  worte.  Nim  Gottes  worte  ze  aim  fchilte 
in  dini  ftrite.  und  biut  in  für  zc  allen  orten,  fwa  dich  die  vigint 
wellent  verwunden,  da  a\  er  dich  ftärklich  mit  Gottes  worte.  §  Yehte 
dich  an  unkiunfchi.    daz  vertrib  mit  arbait    dins  libes.  §  Vehti  dich 

15  an  zorn.  daz  vertrib  mit  gueti.  §  Vehti  (t56a)  dich  an  ungedulte- 
kait.  daz  vertrip  mit  gedultekait.  §  Vehti  dich  an  hoffart.  daz  ver- 
trip  mit  demuot.  §  Vehti  dich  an  trakait.  daz  vertrip  mit  dankba^ri. 
§  Vehti  dich  an  gitkait.  daz  vertrip  mit  williger  armuot.  Kurtzlich 
fwaz  dich  an  vehti  von  Untugenden,  daz  vertrip  mit  tugenden.   Alfo 


51  lobe  in  Z.  53  Nu]  Owe  Z.  55  volle  gerechuen  A.  iiilil  vol  reckiu  inaht. 
nach  finem  werde.  Z.  59  das  erste  dich  fehlt  A.  dv  fehlere  zvo  Z.  60  komeft 
da  dv  in  iemer  habel't  vndc  in  lobefl  mit  allen  himelfchen  Ivgenden.  vnde  da  dv 

dich  wirft  vrovwende  mit  lliier  golUchen  an  geliht.    13ef  helfe  vns  gol  Amen  Z. 

e 

XLVIII.  A  56.  Z  23  Sante  Pauluf  fpricbit  1  Coloss.  3,  16.  13  ftateklich 

15  dich  au  fehlt. 


XLVin  101 

leret  uns  fant  pauliis.   in  der  felben  epiftel.    Avie  wir  uns  beklaident  20 
mit  tilgenden.    Ir    fönt    an    legen    ipiichet   er    daz    klait    der  tilgend. 
§  Lieben   kint    fliffent   iuch   miltekait.    erbarinhertzkait.    kiunfchkait. 
demuetkait.  gedultekait.  fenftekait.  won  dile  tugent  fint  alle  der  feien 
klait.  Und  über  diz  tugent  alle,    iont   ir  iuch  fliffen   der  minne.    diu 
ilt  ain  brutmantel    der   feien,    da   mit  11  aa  irt  Got  gefueget  ze  ainer  25 
brut.  won  an  die  tugent  der  minne  ift  kain  tugent  hymelriches  wert, 
und  aber  von  der  tugent  der  minne  (i56b)  fo  werdent  alle  tugent 
hymelriches  Avert.    An    die    minne    fprichet    er    gevallet  Got    enkain 
tugent.  Der  tugent  nit  minnet  durch  iren  nutz,  der  möhti   fi  minnen 
durch  ir  edelkait.  Man  lifet  von  aim  haiden.  der  hatte  alz  edel  ge-  30 
hügde.    daz    er   nit   guotes    mohte    vergeffen.    Swaz    im   aber  laides 
gefchach  dez  A^ergaff  er  zehant.    Alfo    folt  du  fselger  mentfch  haben 
ain  guot  gehügde.  fnaz  du  guotes  hoereft  von  Gotte  fagen.  und  von 
tugenden  daz  folt  du  gehalten  untz  es  dir  ze  ftatten  kome.    und  alz 
dich  denne  dehain  arbait  an  gat.  fo  nim  für  dich  die  guoten  werch  35 
die  du  gehceret  halt,    und  troefte  dich  da  mitte,    und  hilf  dir  felben 
din  arbait   tragen  mit   Gottes   worte.    Du   folt  dich  felben  leren  und 
predigen   tugent    und   guot    leben   nach    der   hymelfchen   vroede    dik 
gedenken,  troft  an  Got  fuochen.  Der  prediger  wxre  dir  dik  ze  verre. 
rat  und  trofte    (löftc)    an  im    zefuochenne    des   du  bedarft  ze  libe  40 
und  ze  feie.  Er  ift  vol  fueffes  troftes.    volkornenes  rates.  vol  milte- 
kait. erbarmehertzkait.  und  aller  tugent  hundert  tufentvaltig.  da  fuoch 
allez  daz  du  Avilt.  er  git  dir  fueffeklichen  troft.  Nu  fpricht  fant  Pau- 
lus.   Gottes  Avort  fol  Avonen  in  iuAvrem  hertzen.    daz   ift  daz  lebend 
Avort  Criftus.    ünfer  herre.    von  dem  fant  lohans  fchribct.    Daz  Avort  45 
in  dem  angenge,  daz  Avaz  daz  angenge,    daz  Avaz  diu  hailig  Gothait. 
diu  ift  ain  angenge  und  an  angenge,  und  ain  ende,  und  an  ende.  Dis 
Avort  daz  Avart  gefant  her  in  ertrich.  und  Avaz  doch  a\  onent  in  hymel- 
riche.    Er   Avaz    in    fins   vatter   hertze    wonent   und   in  finer  rauoter 


23.  24  fint  ein  kleit  der  feie  Z.  30  ir  fehlt.  31  guotes]  Golles  37  worte.  Dara««/' 
noch  ölfo  follv  lelbc  bacheu  diu  broetelin  dv  folt  niht  allezit  vz  lovfen  bitten  brot 
de  ift  gefprochin  alfo  dv  in  folt  iiihl  allewege  zauderen  livlen  lovfen  biUen  brol  de 
ift  alfo  dv  folt  niht  allezit  andirie  livlc  tioftis  bedürfen  vnd  irf  ralis.  dv  folt  dich 
felben  tra'flen  mit  gollis  worle.  de  dv  gehceril  hafl  von  den  heiligen  von  den  holten 
von  den  broderin  von  den  prediern.  von  dem  ewangelium  de  lege  in  din  herce.  ob 
dv  loch  niemir  predier  gefehift  in  einie  iare  oder  in  zwein  noch  in  gehoereft  de  dv 
doch  dich  felben  lereft  vnd  raaneft.  dv  in  folt  darvmbe  niht  zirgan  an  tvgcnden  ob 
dv  predier  niht  in  haft.  alfe  dicke  fo  dv  will.  Z.         40  des]  dz        42  alle 


102  XLVIII 

50  fchöz  filmend.  I)is  wort  ^\a^t  ze  flailche  an  der  l'tunde  do  er  onphangen 
wart,  in  der  rainnen  mägde  lij)  liner  nuiotcr.  von  der  nam  er  daz 
flailch.  und  daz  vil  rainne  bluot  daz  an  irem  \\l  rainnen  lip  Mas. 
und  Avart  ujendehe  (i50(!)  in  crfrich.  und  waz  liie  mit  uns  blibent. 
und  waz  doch  in  lins  vatters  ichoz.  wonend.  Man  fprichet.    Got  gc- 

55  fchuof  mit  aim  worte  hymel  und  erde.  Daz  wort  A\az  fin  lieber  fun.  i 
Ünfer  herre  waz  daz  lebend  wort,  daz  hie  waz  ufT  ertrich  und  dorh 
defter  minder  nit   inhymelriche.     Alz    ir   hoerent   daz  ains  mendchen 
Wort  die  kraft  hat.  daz  ez  älliu  mentfclien  enphahent  die  es  lurrent. 
und  doch  daz  Avort  nngetaillet  il't.    §  Nu  merkent  daz  hie  bi.  io  ain 

60  prediger  Gottes  a\  ort  l'prechen  a\  il.  fo  gedenket  er  a\  az  er  fjireclien 
wil.  l"o  Avirt  daz  A\ort  geboren  in  dem  herlzen.  und  kuniet  in  den 
munt.  Aon  dem  herlzen.  So  git  er  ez  denne  allen  den  die  in  hoerent. 
in  ir  oren.  fo  fiiulTet  ez  denne  von  den  oren  in  daz  hertze.  gantz 
und  ungetaillet.    Avirt  ez  ieglichem   geben,    und  blibet  ez    doch   dem 

65  priefter.  §  Sit  nu  dis  mentfchen  an  ort  (i57  a)  die  kraft  hat.  fo  ift 
Gottes  Avort.  daz  Got.  felb  ift.  tufentftunt  kreftiger.  daz  ez  fich  wol 
mag  taillen  ungelailten.  alfo  daz  er  lieh  her  inertrich  gap.  ze  fehenn 
und  ze  hu^renn  und  doch  in  lins  vatters  fchöz  Avaz  Avonent.  und  alz 
ir  och    fehent.    daz  w  ir  ünl'ers  herren    lichamen    enphahent   alz    daz 

70  fueffe  A\  ort.  Icglicb  mentfch  enidiahet  Got  volkomenlich  und  gantz- 
lich.  und  il't  er  doch  in  liner  kraft  nit  minder  denn  er  .e.  \\az.  Des 
merkent  ain  gliclii  an  der  creature.  Diu  funne  ftat  in  der  hoehi  dez 
hymels.  und  git  ir  fchonhait.  und  ir  lieht  aller  gelchephte.  har  in 
ertrich.  und  wirt  doch  der  fchin  und  diu  klarhält  der  funnen  nit 
75  gefundert  von  ir.  Alfo  fchain  daz  lieht,  ünfer  herre  ihefus  chriftus. 
har  inertrich.  und  wart  doch  nie  gefchaiden  Aon  Uns  vatter  hertzen. 
§  Diu  hymeli'ch  funne  diu  fchain  herab  durch  daz  venfter.  und  (l5  7  b) 
erliuhtct  daz  teini)ol.  Daz  \enlter  A\az  lin  fuelTiu  muoter.  durch  die 
fchain  er  in  dis  armen  weit,  und  erluhte  daz  tempel.  daz  A\az  diu 
80  Criftenhait.  diu  A\arl  erliuhlet  von  liner  mentichait.  Alfo  fprichct 
fant  lohannes.  daz  er  ift  ain  lieht,  daz  alle  die  Avelt  erliuhtct.  und 
von  dem  älliu  diu  Avelt  ir  leben  und  ir  Avefen  hat.  §  Nu  pruevent 
Avol  difiu  Avoit  fo  diu  funne  nimt  von  dem  glas  dez  glafes  var\\  fo 
verwertet  fich  der  fchin  dar  nach,  wiff  rot.  gel.  blaw.  gruene-  und 
85  fwaz  varwe  daz  glaz  hat  die  nimet  diu  funne  an  fich.  Alfo  tet  ünfer 


59  daz  vor  ■wort/'e/i/f.  62  er  fehlt.  75  yrifers    hVen    ih'v  xpi.  77  fvnne 

81  Ep.  Joh.  1,1,5.    .  dcgeluhle.  das  elliv  liehl  Z.  84.  88  verwert  Z.    ver- 

\aprwcl  A. 


XLVin  103 

herre  ihefus  chrütus.  Er  fchaiii  in  daz  luter  glas,  in  der  fueffen 
mägde  lip.  und  nam  die  rainnen  mentfchait  von  ir.  daz  ir  rainer 
magtuom  nie  wart  verwertet.  Waz  nimet  aber  daz  glas  von  der 
funnen.  daz  tuot  es  klarheit  und  luterkait.  und  allo  nam  och  ünfer 
herre  von  ünfer  vrowen  die  mentCchhait.  und  aber  fi  von  im  luter-  90 
kait.  (i5r  c)  und  klarhait.  Ez  ift  A\ar  daz  li  luter  und  klar  und  rain 
wi\7.  und  unverwertet  von  allen  l'ünden.  doch  waz  ii  allo  daz  11  wol 
niühti  han  gel'ündet.  aber  do  fi  der  hymelfch  lunne  durch  fchain.  do 
wart  li  fo  klar  und  lo  luter.  daz  fi  für  daz  nie  mohte  gefunden, 
hette  fi  loch  gern  gel'ündet.  fi  eamohte.  Was  aber  diu  funne  von  dem  95 
glas  neme  daz  merkent.  Ir  fehent  wol  die  funnen  fchinnen  durch  daz 
glas,  und  nimet  ir  fchin  dez  glafes  varwe  an  lieh,  und  blibet  doch 
daz  glas  gantz  und  unverwertet.  und  verliuret  och  diu  funne  ir  kraft 
und  ir  fchceni  niht.  §  Alfo  nam  och  diu  lebende  funne  des  glafes 
varwe  an  fich.  daz  was  finer  muoter  glichi.  munt.  ogen.  naien.  brau-  100 
wen.  hende.  und  älliu  finiu  gelid.  warent  reht  gedra;get  nach  ir  libe. 
und  nach  ir  gefchephde.  Er  waz  ir  gelicher  denn  ain  ander  kint 
finer  muoter.  won  ain  iegiich  mentfch  ift  zwaier  ment-  (  157  d)  fchen 
kint.  und  ift  an  dem  munde  finer  muoter  glich,  und  an  den  ogen 
dem  vatter.  und  ift  alfo  getaillet.  und  alfo  ift  ez  och  getaillet  an  105 
der  liebi.  Aber  diu  rain  Maria  hat  ainen  uugetailten  fun.  an  liebi 
und  an  gelidern.  §  Dis  waz  daz  wort  daz  von  hymelriche  in  ert- 
rich  kam.  und  dis  wort  fol  uns  leren  und  manen  alle  wifhait.  alle 
tugend.  alle  fielikait.  won  ez  ift  volkomen  an  wifhait.  an  gueti  an 
fuelfekait.  Sant  Paulus  fprichet.  Ir  fint  ain  tenipcl  Gottes,  und  ain  HO 
hus.  §  Nu  A\ilfent  ir  v.ol  fwa  aiuor  edelr  fürfte  wonen  wil  in  aim 
hus.  au  dem  liufe  muoffent  vier  ding  fin.  Es  muoff  fchoen  fin  und 
\\  it.  und  ftark.  und  wol  beraten.  a\  on  wa>r  ez  unflaetig  fo  gezsem  aim 
greifen  fürften  driiin  übel  ze  wonenn.  §  Wteri  ez  och  enge  fo  ge- 
zieme aim  groffen  füllten  aber  drinne  (lösa)  nit  ze  \\onende.  won  1*5 
er  mühte  mit  lim  lieben  gelinde  nit  drinne  bliben.  §  Wier  ez  nit 
ftark.  und  wajri  vellig.  daz  die  wend  figint.  fo  blibe  er  och  ungerne 
drinne.  §  War  ez  och  unberaten  und  wser  oede  fo  gezsem  im  aber 
übel  drinne    ze    finne.    Difiu    felben   vier  ding  muoffent   wir  an  uns 

s 
S9  tuot  fehlt.  92   vnvirworl  Z.     viiuvserwel  A.        doch  wz   fi   doch  allo 

S        0  _  s 

97  an  fich.  dz  -wz  fiu  mvter  glich,  vn  v(jL  99.  98  vnueiwretJ.   vavirwertZ. 

I 
99.  100  och  vnfcr  herre  finer  ravoter  glichi  an  fich.  mvnt.  vgl.  97.         105  beide- 
mal vnd  ift  alfo  getaillet  106  an  lib  HO  Cor.  2,  6,  16.  111  aim]  ain 
118  vngeralen 


104  XLVm 

120  felben  vertribeii  wellent  Mir  Gottes  terapcl  lin.  §  Zem  erften  muof- 
fciit  A\  ir  har»  rainkait.  Nu  fprichet  ain  liailge.  Sm  er  rain  m  il  fin.  der 
inuoz  ftriten  a\  ider  im  leiben,  nach  der  rede  nia^j  nieinan  ane  Itriten 
fin.  Swer  nu  fin  hus  lin  hertze  A\il  raine  halten,  der  niuoz  Itriten 
Avider  die  flailchlingen  bekorung.  und  wider  den  gaifchlichen  fiinden. 

125  daz  ift  fralThait.  und  unkiunfchi.  m  ider  der  fralfhait  iol  man  Itriten 
mit  vaftenn  und  fwach  Ipis  eilen.  §  Wider  die  unkiufchi  föl  man 
Itriten  mit  veniande.  bettend  (i58b)  diiciplin  nemend.  und  mit  ar- 
baitend  an  guoten  werchen.  lue  mit  überwindet  man  die  flaifchlich 
bekorung.  Nit  allain  vervahet  rainkait  dez  libes.  man  muoz  och  rainnes 

130  hertzen  und  rainnes  \\  illen  fm.  alle  die  wile  lo  daz  hertze  und  der 
MÜle  raine  fint.  fo  fchadet  nit  diu  krankait  dez  libes  von  der  nature. 
Noch  dan  muoz  man  Itriten  mit  den  gailchlichen  fiinden.  daz  ift 
hohfart.  zorn.  nid.  haff.  gitkait.  Dis  Untugend  und  ain  ieglich  Untu- 
gend Iol  man  überwinden  mit  tugenden.  AVider  die  hohfart  foI  man 

135  fich  demuetgen.  under  din  obren,  under  din  glichen,  und  under'din 
fwechern.  fo  überw  indeft  du  die  hohfart.  §  "NVider  den  zorn.  fol  man 
han  fenfti  und  lindiu  wort,  daz  ftillet  zorn.  M  ider  den  nid.  gunfte 
und  dienlt.  Widei"  den  hallo  minne  und  liebi.  Wider  gitekait  willek- 
lich  armuot.  und  gern  gebreften  han.  und  lal'feu  daz  man  wol  möhti 

140  han.  So  man  (i58c)  denn  die  Untugend  alle  überwunden  ha(.  fo 
fol  man  denn  in  Gotte  ruow en.  Ez  ift  och  denne  ruowens  zit.  §  Nu 
lieber  mentfch  behalt  dinen  lip  rain  durcl»    dez    fchatzes  willen  der 


122  im]  in  132  Noch  dciinc  foltv  niil  den  füirioii  flriton.    de  fint  {rciniiclie 

fände.  Darauf  noch  Man  lifit  de  hie  vor  in  den  alten  zilen  filte  was.  ze  rome. 
So  die  gebvien  widir  ir  henen  waren,  vnd  mit  inen  flrilen  über  wani  denne 
der  lierre  die  ^ebiiren.  fo  wart  er  mit  barle  irrozir  vroide  in|)ban;ren  ze  rome 
vnd  ertcn  in  harte  feie  vnd  fazlen  im  ein  IVhaiipel  vT  von  hivonien.  So  abir 
die  filrflen  von  dem  lande  wider  dem  riebe  waren  vnd  mit  dem  künin^^e  Itrit- 
len  vbir  figil  er  denne  die  füiTten.  fo  wart  er  noch  lobeliehir  vndc  vroliehir 
inphangen.  vnde  fazle  man  im  ain  guldin  crone  vf  fin  boubil.  vnd  orten  in  vor 
allen  den  livlen.  Ilie  hi  ift  liezeicbont  der  firit  den  ein  iegelirh  ntenfche  ftiilen 
mvoz  mit  inie  fclbon.  Hi  den  gebnren  fint  i)ezeirheMt  die  vleilVblicIien  fvnde. 
die  wir  an  vnf  felhen  vi)ir  figen  nivezen.  fo  wir  die  vbir  winden,  fo  wir!  vnf 
ze  gezicrdc  vnd  zeren.  ^^egehen  ein  fciiappel  von  bivoinen  Xocii  denne  ban  wir 
die  fiirften  niiit  vi)ir  wunden,  de  llnl  frcifiliebc  fiinde.  de  ift  Z.  i'^'^  ieglicliiv 
141  Es  ift  oveb  denne  rvowe  zit.  Darauf  noch  fo  dv  beide  die  filrflen  vnd  die 
geboren  vber  wunden  haft.  fo  wirt  an  dir  gcifllich  de  e.  waz  vlcifchlieb  vnd 
de  e  was  irdifeh.  de  wirt  denne  himelch.  vnde  de  e  wc  menflich  de  wirt  denne 
gotlicb.  Z. 


XLVra  105 

drinne  verborgen  ift.  daz  ift  diu  edel  feie,  die  folt  du  behueten  vor 
allen  Untugenden  durch  des  groffen  Gottes  willen  der  drinne  ruowen 
fol.  und  lolt  Got  eren  durch  dich  leiben.  §  Der  mentfch  der  alfuz  U5 
überwindet  an  im  felben  baidiu  flairchlich  und  gailchlich  liinde.  fo 
der  von  dirre  weite  fchaidet.  fo  wirt  fin  fei  enphangen  an  der  hymel 
porten.  mit  groffer  vroode.  mit  lob.  mit  fange,  und  wirt  geliroenet 
mit  ainer  guldinen  kröne,  und  wirt  gezieret  mit  ainem  fchappel  von 
bhiomen.  Denne  wirt  diu  fei  fich  vroewend  in  Gotte.  und  mit  Gotte.  1)0 
und  mit  allem  hjmelfchen  here  iemer  eweklich.  §  Daz  ander  ift. 
daz  daz  Gotzhufe  « it  fi.  daz  ift  aber  ünfer  hertz.  (löSd)  daz  fönt 
wir  witen  mit  der  miuiie.  alz  fere  daz  a\  ir  all  mentfchen  drinne 
bevahent.  Wir  fönt  den  friund  minnen  in  Gotte.  daz  wir  allez  daz 
an  Got  kerent  daz  Avir  an  im  minnent.  Wir  fönt  och  die  vigint  durch  155 
Got  minnen.  §  Zuo  dem  dritten  male,  fönt  wir  och  ftark  fin.  daz 
ift  alfo  ze  merkenn  daz  Avir  Got  fönt  ftarklich  getriu^^  en.  und  fwaz 
uns  arbait  an  gat.  fo  fönt  wir  im  dez  getriuwen.  daz  er  ez  durch 
ünfer  fei  hail  habe  über  uns  verhenget.  und  fönt  ez  nit  anders  ver- 
fehen  \\on  daz  er  ez  allez  durch  guot  über  uns  verhenget.  und  uns  16*^ 
den  Ion  da  mit  meret.  Swel  mentfch  alfuz  älliu  ding  diu  ez  an  gant 
enphahet.  daz  hat  wol  ain  ftarkes  hertze.  da  inne  Got  dem  groffen 
fürften  gezimet  wol  ze  fiune.  §  Zuo  dem  vierden  male  fönt  m  ir  fin 
beraten  mit  (l59a)  edelm  gefinde  die  guoter  zuht  figint.  und  die 
ünferni  herren  wol  geza'ment.  §  Daz  gefind  fint  die  haiigen  engel.  165 
Patriarchen.  Propheten.  Zw  elfbotten.  Matrer.  Bihter.  und  die  rainnen 
mägde.  die  folt  du  mcntfche  allweg  tragen  in  diner  gehügde.  In  difem 
hufe  gezimet  avoI  ain  erberiu  wirtinne  mit  a^  olgezognen  lungfroAven. 
die  Avol  zuht  und  ere  kunnent.  Daz  fol  fin  diu  hymelfche  und  die 
aller  erberoft  AAirtinn  ünfer  vrowe  fant  Maria,  mit  den  rainen  mag-  170 
den.  und  den  kiunfchen.  die  fönt  daz  hus  zieren,  und  die  füllent  Avir 
ze  allen  ziten  in  iufeim  hertzen  tragen,  und  fönt  gedenken  \\ie  fi 
daz  hymelrich  erftritten  und  gewunnen  haut,  und  fönt  och  Avir  nach 
den  felben  eren  ftriten.  und  fönt  uns  flilfen  rainkait  an  lib  und  ari 
hertzen.  und  fwaz  tugend  an  irem  lebenn  Avir  erkennent  und  guoter  175 
Averche.  dez  fönt  Avir  (io9b)  uns  allez  fliffen.  Daz  och  Avir  daz 
behaltent  an  ünferm  lebenn.  fo  haut  Avii-  ain  berraten  hus  in  dem 
Got  daz  lebend  wort  wonen  fol. 


157  wirt  Got        164  gvt'        168  zeaimet 


100  XLIX 


Ton  ilnfcr  vroivcn. 


11 


Inf'er  vrowe  gelirliet  fich  aiiior  rebun.  \iul  fpriclict.  Ich  l*iii  alz  ain 
rebc  frühtig.  Durch  dri  fache  gclichet  11  fich  ainor  rebun.  §  Diu  C'ift 
ilt  (laz  diu  rebe  blucgct.  und  fwenne  daz  ift  lo  fliuliet  daz  unge- 
\\  iirnie  der  von.  Ze  glicher  m  is.  ünfer  vro^^  e  bluole  an  allen  tugen- 
5  den  alz  volleklich.  daz  ir  dehain  bozhait  mohte  nahen.  §  Daz  ander 
ift  daz  diu  rebe  bliuget  mit  ir  fchatten  der  funnen  fchin.  Alfo  tuot 
och  ünferr  vro\^en  gebet,  daz  kuclet  ünfers  herren  zorn  wider  dem 
fünder.  §  Daz  dritte  ift  daz  diu  rebc  nnt;ere  ift  uffnan  an  der  rin- 
den, und  bringet  doch  vi!  edel  fruht.   Alfo    waz    diu  hymelfche  A\in 

lo(i.s4;i)  rebe  ünfer  liebiu  vrowe  deniuefig.  und  verworfen  ufw endig, 
und  brahte  den  hynielfchen  win.  l  f  dirre  reben  \\art  drier  band 
Avin  gepflanzet.  Wis  win.  Rot  w  in.  und  gewürzter  Min.  §  Der  a\  iz 
Min  waz  ir  mägtlichiu  kiunfchi.  Da  von  fi  ünfer  herrc  lobet,  daz  fi 
figi  ain  zwirent  befchloffen  garte.    Avon  fi    rain  ^\az  an  lib.    und    an 

15  hertzen.  Ir  kiufchi  über  Iriffet  fprlcht  ain  hailig.  aller  mentlchen 
kiulVhhait.  §  Der  rot  w  in  daz  ift  ir  nünneklichiu  minne.  Die  merkent 
in  dri  wis.  §  Du  mäht  Got  niinnen  dur  din  felbes  willen,  daz  ift 
alfo.  daz  du  in  niinneft  durch  alles  daz.  daz  er  durch  dinen  willen 
ie  getct.    der  minne    foll    du  im  Ionen.    §    Der  minne  Ion  ift  den  er 

20  dir  dar  umb  git.  diu  Götlicli  an  gefiht.  und  diu  h\  melfch  vrcede. 
won  daz  ift  der  pfenning  den  ünfer  herrc  allen  den  git.  die  in  fim 
Avingarten  ar-  ((841))  baitont.  §  Du  mäht  och  Got  minncn  durch 
fich  felben.  daz  ift  alfo.  daz  du  in  durch  fin  tugend  niinneft.  durch 
fin  fchonhait.    durch  fin  fuezkait.    dur  fin  miltekait.    und   aller   maift 

25  durch  fin  volkomncn  gueti.  Der  minne  Ion  ift  aber,  daz  din  feie  fol 
fin  da  (lot  ift.  Xu  fpricheft  du  vil  lihte.  Owi  wa  ift  er  denne.  fit 
daz  in  hymelriche  noch  ertlich  begrifen  mag.  Dez  antwürt  ich  dir. 
ci-  ift  in  im  felben.  So  fiageft  du  fürbaz.  und  fpiicheft.  Owe  fol  ich 
denn  mit  den)  Ion  genuog  han.    So  fprich  ich.    la   zwar,    fo  uns  Got 

30  gcfach.  w  on  da  w  irt  gefueget  daz  binlin  zuo  dem  honig.  diu  nahte- 
gal ZUG  der  harpfen.  der  >  fop  zuo  dem  balfam.  dej-  hyrtz  zuo  dem 
ewigen  brunnen.  der  fteiii  zuo  dem  lichten  funnen.  Da  vranve  dich 
fiolgiu  fei.  iemer  und  iemer  an  ende,  m  on  du  fin  folt  da  Got  ift.  und 
alfo  in  in  folt  gefueget  werden.  §   Du  mäht  (kh  dich  felben  minnen 


XLIX.  .1  63.  Z  30    Von  vnferrc  vrowcn  l  Eiclesiastic. -li, -21.  6  blvget 

13  Cant.  4, 12.  16  waz  vnd  iH        Die]  Hie         19  d^  folt        30—44  vgl.  LXIV. 


XLIX  107 

durch  Got.  won  er  dich  ge-  (  fsi  c)  fchaffen  hat.  und  dich  alfo  fere  35 
geminnet   hat.    daz  er  mentfch    dar    dich  wart.    Dich   fclben  folt  du 
alfo  minnen.  daz  du  dir  felben  kain  ding  ze  guote  tuegil't  durch  dez 
libes  gemach.    A\ün  allainc  durch  Got.  daz    du  im  defter  lenger  ge- 
dienen   mugel't.    Der  minne  Ion   ift.    daz    du  iolt  fingen  und  wueflen. 
fchrien  und  rueflen.    O  herre  du  bift  min.    und  ich  din.   Ich  bin  din  4o 
kint.  du  bift  min  vatter.  Ich  bin  din  gefchepfde.  du  bift  min  fchepfer. 
Ich  bin  din  iunger.  dv  bift  min  maifter.  Ich  bin  din  feie,  du  bift  min 
fielde.  du  biit  min  vroede.    du  bift  min  ere.    du  biit  mir  alles  daz  ie 
fselges    wart,    du    bift    min  tail  daz  hefte.    Diz   dri   minne    hat    ünfer 
vrowe.  dar    umb  hat   fi    och  dri  ioone  enpfangen.   und  dar  zuo  noch  45 
me  denn  alle  zungen  mugent  volbringen.  §    Der  gewürtzde   win  der 
US  dirre  reben  wuochs  daz    waz   ir  vil  liebes   kint.    Ihefus   chriftus. 
(is4(l)    an  dem  vil   mänig  tufent   edler  wurtzen    fint.    daz    fint   fin 
edlen   tugent.    Aber   z^^o   aller  edleften  a\ urtzen    fint  an  im.    daz  ift 
diu  Gothait.  und  diu  mentfchait.  Waz  würzen  hat  er  me.  Entriuwen  5ü 
do  ift  er  der  fchoen  Got  der   riche  Got.  der  ftark  Got.  der  wis  Got 
Got  der  ewig.  §  iVu  fuege  daz  zefamen.  fo  ift  er  diu  fchoene  richait. 
diu  riche  fchonhait.  diu  ftarke   \\iffhait.    diu  fa'Iig  cwikait.  diu  ewig 
fselikait.  §    Den  erften  win  fchenket   man    in   filbrinen  köppfen.    daz 
fint  diu    fchfennen    und   diu   fueffen   \\  ort   von   Gotte.  §    Den  andren  55 
win  fchenket  man  in  guldincn  köppfen.  daz  ift  diu  Gotlich   warhait. 
an  liner  minneklicher  gelübde.  alfo  daz  uns  mit  gegen«  ürtiger  war- 
hait Got  M  irt  gebend  allez  daz  er  uns  hat  verhaiffen.  und  noch  denn 
tufentftund  nie.    daz  enzündet  die  minne  in  dem   hert-  (l85a)    zen. 
und   raitzet    uff  den    dienft.    §    Den    dritten   win   fchenket   man    uff  bü 
faverinen  köppfen.  daz  ift  ain  rainnes  hertze  daz  Got  in  im  hat.  und 
mit  im  froplich  umb  gat.  und  mit  im  uf  und  nider  gat.  und  in  durch 
enhain  ding  lat.   und    dem   laid  ift   alliu  miffetat.    und    nit  entuot  an 
Gottes  rät.  Zuo  andren  tugenden  die  der  mentfch  hat.  fo  fol  er  fich 
fliffen  funderhar  fünf  tugend.    §    Diu  erft  ift  fwenn  du  an  din  gebet  65 
galt,    daz    du    diniu  ogen    und   din    uffren  finne   beflieffift.     und   ker 
denne  alle  din  gedenke,    und   din  girde  krefteklich  an  Gotte.    §  Diu 
ander  ift  fwaz  ünfer  herre  tuege.  daz  dich  daz  allez  guot  dunk.  und 
daz  ez  din  Mille  fi.  won  dez  fint  wir  fchvldig.  §  Diu  dritte  ift  daz 
du   dich   fliffift.    daz    du   alliu  diniu    ding    tuegift   in  rehter   demuot.  'ü 
§  Diu  vierde  ift  daz  du  dich  fliffift  daz  du  gedul-  (l85b)  tig  figift. 

_  > 

36  vn  alfo  daz         53  wilThait]  ewikait.         ewikait]  wiffhait.  57  daz  er  vns 

60  dieft 


108  XLIX  .  L 

in  diner  aibait.  §  Diu  fiinfto  ift  daz  du  alloz  daz  du  tuegoft.  daz  du 
daz  anvalieft  und  vollcndert  in  iinfors  horren  nanion.  §  Dar  nach  Iblt 
du  dich  fliffcn  drior  tugcnd  in  allen  dinen  weichen.    §    Diu    crft    ift 

75  Gottez  vorhte.  daz  du  gedeniielt.  daz  ünfer  lierre  mit  finen  Götlichen 
ogen  diu  lip  und  din  feie  luterlich  Ichowet.  §  Diu  ander  ilt  demuot 
w on  alz  vil  wil  dich  ünfer  herre  erhcehen.  alz  verre  du  dich  demue- 
tigcft.  §  Diu  dritte  ift  daz  du  an  allen  dinen  Averchen  fo  dv  tuegift. 
alw  egent  gedenkeft.  Avaz  Got  dar  an  aller  liebft  und  aller  loblicheft 

80  fi.  daz  du  daz  tueseft. 


Ton  dem  nutze  ünfers  Iierren  behilgde. 


D, 


'o  fant  Bernhart  an  fim  ende  lag.  Do  llez  er  finen  lungern  diz 
felgera?te.  und  fprach.  Lieben  minen  lunger.  Sit  daz  ich  ain  gaifch- 
lich  mentfch  wart,  fo  flaiffe  ich  mich,  daz  ich  mich  rainte  von  allen 
A\eltlichen  dingen,  und  nam  minen  fchepfer  in  min  hertze  mit  allen 
ö  finen  nd'ten.  und  gcdalUe  an  fin  kinthait.  w  ie  er  gew  unden  wart  in 
diu  tuechliii.  und  w  ie  er  geleit  wart  in  (  207  d  )  die  krippe.  w  ie  er 
fin  bluot  goz.  in  der  befchnidunge.  w  ie  er  mit  groffer  arbait  erzo- 
gen wart.  Ich  gedahte  och  an  fin  vaften.  und  an  fin  wachen,  und 
wie  er  vcifuochet  wart,    w  ie  dik  er  muede  von    bredienn  wart,   und 

10  von  mänger  anderre  arbait  muede  wart,  w  ie  dike  er  hungrig  und 
durltig  waz.  wie  er  über  die  fünder  \\  ainte.  wie  vil  er  itwizze 
vertruog.  von  den  bcefen  luden,  laftcrz  und  fchanden.  und  nara  in 
min  hertze  lin  Crone.  fin  Criutze.  die  nagel  und  daz  fper.  und  von 
föliclien    gediinken  kament    mir  fiben  nütze.    §    Der   erfte.    daz    waz. 

15  fweiine  ich  an  in  gedahte  fo  wart  ich  alz  durnähtig  und  raine.  rehle 
alz  ich  nie  fiinde  hetti  getan.  §  Der  ander  waz.  fwenne  ich  dar  an 
gedalite.  daz  ich  alfo  groffen  fchatz  gewan  von  tugenden  und  wart 
alz  rieh  alz  ob  ich  tufend  lar  nach  tugenden  hetti  geworben.  §  Der 
drit  nutz  Avaz.   do  ich  dar  an  gedahte.    daz  (208  a)    mir  der  hymel 

20  offen  w  art.  und  ich  dez  gew  ilfe  w  az.  wsere  ich  innen  dez  tot.  daz 
ich  an  underlaz  ze  hymel  komen  wa^re.  §  Der  vierde  waz.  fwenne 
ich  dar  an  gedahte.  daz  ich  denne  uf  gerihtet  wart  in  widerwärte- 
kait  und  in  arl)ait.  §  Der  fünfte  waz.  fo  ich  dar  an  gedahte.  daz  fi 
mich  denne  demiietegetent  in    franfclnnuetkait.    und  fo  mir  min  ding 

25  w  ol  gic.  §  J)er  fehfte  waz.  l'o  ich  dar  an  gedahte.  daz  fi  mir  denne 

L.  A  83. 


L  .  LI  109 

frid  mahtent  entzwüfchent  mir  und  minem  fchepfer.  §  Der  fibend 
nutz  Avaz.  fwenne  ich  dar  an  gedahte.  daz  fi  mich  denne  m  is  mache- 
tent.  ünlers  herren  m  illen  ze  erkennende  den  er  hat  gegen  mir.  und 
diz  gedenke  warent  alfo  ftnete  in  mim  hertzen.  daz  nie  dehain  ge- 
dank  da  herberg  gewan.  der  unrcht  a\  a^-e.  und  \\  iderza'me.  Dez  ift  30 
Got  felber  min  geziug.  und  min  brueder.  daz  icli  all  min  zit  von 
fuz  getaner  materie  rette.  §  Diz  Tel  gera'te  lie  der  guote  fant  Bern- 
hart  finen  lun  (20s  b)  gern,  daz  och  ilu  mit  i'ölicher  materie  umb 
giengent.  und  daz  bi  im  lernetind.  Und  alfo  fönt  och  Mir  bi  difen 
felben  Avorten  gemanet  fin.  daz  och  wir  mit  femlichen  dingen  ünfriu  35 
hertzen  bekümberrent.  dur  der  nüt?-  Avillcn  die  fant  Dernliart  der  von 
enphie.  alz  wir  gehoeret  hant.  Daz  och  wir  die  enpfahen  mueffint. 
dez  helfe  ünz  der   vatter  und  der   fun.    und  der  hailig  gaift.    Amen. 


Ton  der  ^ele  Clbfter. 

In  der  feie  Clofter  fol  Got  ünfer  herre  Prior  fin.  Befchaidenhait 
fubprior.  Armuot  fchaffner.  Yorhte  portner.  Demuetkait  gewant 
maifter.  Minne  diu  regel.  Warhait  der  lefmaifter.  Der  hymel  diu 
fchuole.  Togeni  dez  hertzen  diu  zelle.  Bifchaft  der  haiigen  fönt  diu 
buoch  fin.  Gnade  der  figrift.  Behaltnuft  dez  zites.  die  gloggan.  An-  5 
daht  der  kor.  Gottez  lob  der  fänger.  Dankberi  fol  daz  ampt  der  zit 
fin.  Riuwe  diu  kuchi.  Gütlicher  troft  der  koch.  Gehügde  guoter  dinge, 
der  keller.  Die  engel  fönt  die  pfleger  fin.  Bihte  das  w  äfch  hus.  Ge- 
hügde dez  tödes.  der  kilchof.  Maffe  der  Reventer.  (208  c)  Kiunfchi. 
der  Dormenter.  Ain  riuwigez  hertze  daz  bette.  Götlichiu  erkantnuft.  10 
daz  lieht.  Erbarmhertzkait  daz  fiech  huz.  Der  gedenke  erviflvng. 
der  galt  maifter.  Mit  Got  und  von  Gotte  reden,  daz  redehus.  Rehte- 
kait  daz  Capitel.  Gehügde  euiger  dinge,  der  bongarte.  Uebung  der 
tugend.  der  Criutzgang.  Dez  libez  gelider  fönt  die  undertau  fin.  §  Diz 
ift  ain  ordenung  der  feie  klofter.  nach  der  älliu  klcelter  geordnet  15 
fönt  fin.  won  fwelez  fuz  nit  ift  geordnet,  daz  fönt  ir  wiffen.  daz  daz 
ain  klofter  dez  libez  ift.  da  der  tiuvel  prior  ift.  Vor  dem  ünz  be- 
huete.  der  vatter.  und  der  fun.  und  der  hailig  gaifte.   Amen. 


29  warent  fehlt.        35  fin]  figit        fvmliche  LI.  Ä  84.         9  kilchof]  bifchof 


110  LH 

War  iinib  €iot  mentfch  wart. 

Ik  loul  (laz  wilTcn  daz  nah  der  hailgen  k'ie  verdirbet  kiiinlchi  in 
iugend.  Derauot  in  riclitucm.  Miltekait  in  gefchäfte.  Avarhait  in  vil 
rede.  Diu  haiiig  minne  in  dirrc  unlta'ten  weite.  §  Daz  diliu  weit 
unl'la't  l'i    daz    fehent  wir  wol    alle   tage,    wie   unminneklich    ii  iren 

'>  minncii»  urlop  git.  Und  luer  daz  relit  bedwliti.  dem  folte  ir  minnc 
wol  uiinuer  lin.  (208(1)  durch  die  minne  dez  minneklichen  Gottez. 
der  l'o  gar  minneklich  iinz  geminnet  hat.  §  Siner  minne  zaichen  tet 
er  ainz  malcz  kunl  aini  guoten  manne  do  er  lag  an  Iiner  andaht. 
und   allo  gedahte.    la  heire.    A\az  maindeft  du  da  mit.    daz  du  ainen 

<0  io  grimmen  tot  dur  ünz  litte,  daz  du  den  mentfchen  etfw  ie  anders 
nit  lofteft.  Do  antwurt  im  ünfer  herre  und  fprach.  Daz  tet  ich  durch 
fünf  fachen.  §  Diu  erft  ift.  Do  gefchuof  ich  den  mentfchen  ze  lob 
mir  felben.  Da  von  fo  engunde  ich  niemanne  der  in  lofti  w  on  mir 
felben.  §   Diu  ander   ift   daz   ich    in  gefchuof  nach    miner  Götlichen 

*^  M  izhait.  mit  minen  banden,  daz  getet  ich  nie  dehainer  flaht  creature 
me.  da  von  minnete  ich  in  fo  lere,  daz  ich  in  felbe  lofte.  §  Diu 
dritte  fache  ift.  daz  ich  in  gefchuof  nach  mir  felben.  in  miner  ge- 
lichnuft.  daz  getet  ich  och  nie  dekainer  fchlaht  creatur  nie.  Da  von 
twang   mich  diu  minne  daz    ich    (209.1)    felbe    min  felbez  glichnuft 

20  w  ölte  Icefen.  §  Diu  vierde  fache  ift.  daz  ich  in  gefchuof  über  älliu 
ding,  und  erhöhte  in  über  alle  creature.  und  m  az  niut  htehers  denn 
der  mentfche  won  ich  allaine.  l'nd^da  von  wolte  ich  nit.  daz  in  iut 
lozte  daz  niderre  waere  denn  ei'.  und  dar  umb  lozte  ich  in  felbe. 
§  Diu  liinfte  fach  ift.  daz  ich  dez  mentfchen  minne  fo  fere  begerte. 

^^  daz  ich  niut  m  ölte  daz  er  dehain  ding  für  mich  minneti.  won  ich 
M'ifte  daz  moI.  fwer  in  erlu'lt  iictti.  daz  er  ocii  den  für  mich  ge- 
minnet hetti.  Und  da  von  lofte  ich  in  felbe.  und  han  durch  line 
minne  alle  minne  übertrollen,  mit  mim  minnenden  tode.  durch  daz 
mich  niemer  mentfche   volle  geminnen  noch  volle   loben  künne.  Dar 

30  umbe  han  ich  fin  minne  fo  tiure  kolfet.  Daz  w  ir  in  alfu  geminnent. 
alz  er  uns  geminnet  hat.  Dez  helfe  ünz  der  vattcr.  und  der  fun. 
und  der  hailig  gaift.    Amcn. 


LH.  A  85.        8  malcz.  do  kvntc  er  aim         13. 14.  17  felbo  26  er  fehlt. 


un  111 


fante  loliannes 


l 


Idi  angelura  ftantcni.  in  lole  etc.  v.  m.  et  cetera.  Diliv  wort  fcribit 
fanctus  lohannes  in  apocalipfi.  Er  fach  einen  engil  ftan  in  der  fvn- 
nen  vnd  fcrei  mit  einer  grozen  i'tininie.  Koniint  allis  das  gcfügele 
daz  in  dem  liimil  ilivgit.  vnd  l'anienent  ivcli  ze  eime  grozen  ezzene 
gottis.  daz  Avort  ilt  ^\  ol  ze  vernemene  von  dem  grozen  tage,  fo  man  5 
aller  heiligen  tag  begat.  Nv  ift  vns  bi  dem  engil  bezeichent  ein 
iegelich  prediger.  bi  der  (48c)  fvnnen  ift  bezeichent  div  heilige 
fcrift.  da  er  inne  fol  ftan.  vnd  daz  er  fcrei  eine  groze  ftinime.  daz 
bezeichent  die  grozen  girde  die  der  predier  fol  han  ze  gottis  worte. 
vnd  alfe  der  engil  fv  latte.  alfo  fol  ovcli  der  predier  alle  liute  laden  10 
ze  dem  himelriclie  ^\  an  das  der  engil  fprach  koment  allis  das  gevö- 
gele, daz  in  dem  himel  flivgit.  da  bi  fint  vnf  bezeichent.  alle  die 
heiligen  feien  die  ze  himelriche  fint.  vnd  ovch  div  menfchen  div 
noch  vf  ertriche  fint.  vnd  abir  mit  ir  girde  vnd  mit  ir  gedanke 
zehimelrich  wonint.  alfe  vns.  Sant  Paulus  lerit.  Veftra  conuerfatio  15 
Nv  lifit  man  von  ezzinne.  einis  git  demenfche.  daz  ander  git  vnfer 
herre.  vnde  vnfer  herre  ladit  allewege  den  menfchen  ze  dem  ezzene. 
das  er  da  git.  vnd  kvmit  er  aber  allewege  vngelat  ze  des  menfchen 
ezzen.  Mid  da  von  lifit  man  in  apocalipfi.  das  vnfir  herre  allewege 
ftat  vnd  bozzet  ze  des  menfchen  her/c.  vnde  verzihet  im  doch  vil  20 
menik  menfche  finis  herzin.  vnd  in  wil  fin  niht  in  lazen.  Dar  an 
(48il)  merkin  wir  vnfirs  herren  erberniede.  vnd  line  gvete.  das  er 
allewege  der  beffir  ilt.  vnde  vnf  nach  gat.  vnd  das  er  abir  alle 
wege  den  menfchen  ladet,  dar  an  merken  wir  abir  fine  gvete  vnd 
des  menfchen  krancheit.  daz  wir  niht  gvotis  mügin  getvon  ane  fine  25 
gvete,  Nv  fvnt  ir  nierkin  vier  ding  an  den  erften  worten  §  Daz  erfte 
ift  daz  der  engil  fprach.  koment  jmit  dem  worte  fin  wir  geladit 
darvmbe  das  wir  ane  fchame  dar  komen.  Wan  fwer  ze  einer  hoch- 
zit  kerne  vngelat.  der  mvefe  avoI  fchamerot  werden,  vnd  darvmbe 
daz  wir  ane  fchame  dar  komen  fo  fin  a\ ir  gelat.  vnd  dannan  \on  lift  30 
man  von  einem  fürften  der  hat  ein  hohgezit.  vnd  latte  der  fürfte 
eine  vrowen  div  hiez  ivdit  vnd  fante  zvo  ir  einen  erberen  bottin. 
vnd  hiez  in  difv  wort  fprechen.   Ein  gvote  ivncvrowe  fol  komen  ze 


LIII.  Z 17.  A  50  Von  der  hymelfchen  wirtfchaft.  1  in  fehlt  inZ.  2  Apocal. 

19,  17.        15  Philipp.  3,  20.  19  apocalipfis,       Äpoc.  3,  20.  28.  29  hoczit 

33  Judith  12, 12. 


112  LIII 

miuie  herrin  ane  fchame.    vnd   lol  ezzen    mit  mime  herren.    vnd  fol 

35  mit  iine  trinken  m  in  mit  vrovden.  vnd  das  glollt  ein  heilig  man.  vnd 
fprichit.  Ez  in  ilt  in  licin  dink  gvot  Man  (  ioa)  des  alle  livte  gereut, 
vnd  daz  fich  lelbe  oÜenet.  vnd  lieh  fell)en  nieret.  vnde  alfo  fol  ein 
l)ro(l(M"  gvot  Ini.  daz  fin  alle  die  livlc  gern.  Intrvwen  r\\  el  brvoder 
lieh  vlizit  gvoter  zühte.  gvoter  litte,  vnd  fehoner  geberde  des  gerent 

40  alle  livte.  AViltu  dennc  allen  livten  ^\  ol  gevallen  lo  vlize  dich  daz 
dv  an  allen  dinen  m  erken  llft  rchter  vnd  gvoter  geberde.  Vnde  dan 
von  fprichit.  Sante  Peter.  Lieben  kint  ir  fvnt  ivch  vlizen  das  ir  fo 
gvote  fitten  vnd  geberde  habent.  fwer  ivch  fehe  des  er  got  anivch 
lobe,    daz  ivch   ivwer  zvht    vnd    ivwer    fitte   geeren.    vnd  die  ivch 

45  fcheltint.  vnd  ivch  verfpottint.  hinder  ivch  das  ivch  die  a\  erden 
lobende,  fo  ilv  ivch  gefchent.  vnd  daz  fi  ivwere  zühte.  vnd  ivwer 
felden  gerent.  Ein  gvot  broder  fol  ovch  fich  felben  offenen  in  der 
bilüe.  daz  er  in  hein  dink  vngeolfent  laze  dvr  fchame  noch  dvr 
forhte.  Ein  gvot   broder   fol  ovch  fich  felben  meren  mit  der  minne. 

50  Wan  div  minne  ift  bezeichint  bi  eimc  fteine  der  die  nature  hetti. 
fwas  der  men-  (49b)  fche  mit  bervorte  daz  das  fin  were.  ze  ge- 
licher  wis  ift  div  minne.  div  zivhit  an  fich  allis  daz  fi  berverit.  vnd 
fwas  fi  ovch  berverit  daz  ift  ire.  Man  fuaz  der  menfche  an  elme 
anderen    minnet    gvoter    dinge    div    fint   fin.    Swer  denne  vil  gvotis 

55  M  eile  gewinnen,  der  minne  allis  das  er  gvotis  an  eime  ieglichen 
menfchen  fiht.  aide  hoerit.  fo  ift  es  allis  fin.  Vnd  dan  von  ift  div 
minne  gelich  dem  fiure.  von  des  fiuris  nature  merkint.  das  fair  ift 
heiz  vnd  fwaz  in  das  fiur  komit  daz  zivhit  es  allis  in  finc  nature 
daz  es  im  gelich  Mirt.  ze  gelicher  Avis  ift  div  minne  ein  fiur.    AVan 

60  li  ift  heiz,  vnd  allis  daz  fi  minnet  daz  ziuhit  fi  in  ir  nature.  das  ez 
ir  gelich  m irt.  And  da  von  fvn  Mir  minnen  elliv  gvote  dink  fo  ziehen 
A\ir  ez  mit  der  minne  in  vns.  daz  ez  vnf  gelich  Avirt.  aber  der 
menfche  der  nidig  ift.  f\\  as  er  gvotis  an  anderen  Hüten  fihit.  da  von 
M  irt    inie   ze   liant    ein  ftvrni    wetir  imc  herzen.    Intrvwen  die  liute 

65  verlierent  beidiv  ir  gvotin  A\eik  von  dem  nide.  vnd  daz  andir 
liute  guotis  tvont.  Wan  (49r)  von  dem  nide.  das  fi  anderen  ir 
heilis  virbvnnen  da  mit  virlierent  fi  beident  halb,  vnd  da  von  fol 
ein  gvot  broder  minnen  allis  das  er  gvotis  an  iemanne  fihit.  aide 
hoerit  fagin.  fo  merent  11  fich.    Intrivwen  Iwel  broder  alfe  guot  ift. 

70  des  alle  liute  gerent   vnd  er    fich   felben   offenet   in  der  bihte.  vnd 


37.  38  ein  gvt  broder  gvt  42  Ep.  Petri  1,  2,  12.  44  zvht  51  bervte 

69  meret        70  de  er  aller  lüle  gert 


Uli  1 13 

l'icli  fclben  meret  mit  dci'  minne.  div  feie  niak  wol  ane  fchame  ze 
liove  komcn.  vnd  daz  er  li  nemmit  eine  ivno\ro\ve»i.  das  bezeiclient 
daz  fi  noch  vvahfen  fol.  Man  lilet  von  dem  wiffagen  Zachaiias  der 
was  vil  wunder  alt.  vnd  folte  zc  einem  male  ein  en^il  mit  im  reden, 
der  engil  aa  as  l'o  wife  das  er  iin  niht  luvte  verl'tanden.  vnd  fpracli  75 
der  engil  zo  eime  anderen  engele.  Rede  mit  dem  kinde.  Vber  das 
wort  fpricliit  fant  leronimus.  daz  in  der  engil  nemmit  ein  kint.  vnd 
er  fo  gar  alt  was.  dar  vber  l'prichit  er.  daz  wir  alle  kint  iln.  w  ande 
wir  walifin  IVn.  Xv  Iprieliit.  Sant  Paulus.  Wir  fvn  alle  walifen  in 
einen  volkomenen  man.  daz  ift.  Ihefus  criftus.  der  w  as  der  erlte  der  80 
ie  von  dem  ertriche  (igd)  gewuolis  in  daz  himelriche.  vnd  alle  die 
im  nach  wen  volgcn  die  l'\'n  wählen  von  dem  ertriche  in  das  himel- 
riche in  den  volle  wahCenen  ihefum  chriftum.  alfo  lol  div  feie  fin 
ein  gvot  ivncvrowe.  vnd  fol  ovch  wählen  von  ertriche  in  himel- 
riche. Intrvwen  fo  kvmit  fi  ane  fchame  ze  mime  herren.  vnd  fol  85 
ezzen  mit  mime  herren.  vnd  trinken  win  mit  vrovden.  Was  fol  div 
feie  ezzen  wan  daz  ^^ize  körn  vnd  win  mit  vrovden  trinken,  vnd 
da  von  l'prichit  der  wiffage  >faias.  was  ift  fin  gvete.  \m\  was  ift 
Im  fchoeni.  wan  das  irv\  elte  körn,  vnd  w  in  der  megede  bluet.  Bi  dem 
irwelten  körne  virnemen  wir  llne  gvete  vnd  bi  dem  wine  fine  fchceni.  90 
den  w  in  fol  div  feie  trinken  mit  vrovden.  daz  fi  fin  fchoenis  antlüze 
iemer  fol  ane  fehen  mit  vrovden.  das  ift  der  win  der  megede  bluet. 
alfe  fchiere  fo  a\  ir  des  wines  getrinken.  fo  werden  wir  alle  blue- 
gende  zemegiden  vnd  da  von  fvn  wir  ilen.  daz  Avir  des  wines  ge- 
trinken. Wan  fwer  des  wines  getrinket  es  (50  a)  fin  Avitwen.  aide.  95 
e  Hute  aide  fwie  wir  fin.  fo  werden  w  ir  alle  ze  megeden  blveginde 
§  Daz  ander  wort  das  wir  vernemin  fvn  daz  ift  daz  er  fpi'ichet 
faminent  ivch.  dar  an  fvnt  ir  merkin  daz  wir  mit  famenvnge  zehimel- 
rich  fvn  komen.  wan  fwer  befaminet  wirt.  der  vert  mit  vrovde 
licherliche.  vnd  da  von  l'prichit  der  wiffage.   yfaias.  Ir  fvnt  vz  varn  100 


73  Zuc/iar.  2,  4.         7d  Ephes.  i,  i'S.         SS  vielmehr  Zachar.  9,  AT.        88. 89  yfaias. 

e  e 

Bi  dem  erwellen   körne    viniemeii  wir  fiiie  gvle  was  ift  fin   fciioiii.  was   ift   das 

0  0 

irwelte  körn,    vnd  win  der  megede  l)lut.    Bi  dem  92  blut  88  -90  Nu 

fprieliet  sant  iohannes  waf  ift  sin  was  ift  fin  fcha'ni  wan  daf  erweite  koren  vnd  wine. 
der  megde  pluote  marien  kint  ihefus  I)idem  erweiten  koren  nenien  wir  fin 
gueti  vnt  bi  dem  wine  fin  luft  vnt  fin  fchoenin.  den  wine  sol  diu  sele  trinken  mit 
froeden  das  fi  fin  fchoenes  antlute  iemer  an  fehen  sol  das  ift  der  wine  der  megde 
pluote.  alfo  fchiere  wir  des  wines  getrinken  so  werden  wir  pluegen  cemegden  es 
si  Witwen  oder  eliute  so  plueien  wir  cemegden  B  203  c.  d.  100  Isaioe  55,  12. 
Altd.  Predigten.  8 


114  Uli 

mit  vro\  (Ion.  viul  l\nl  hin  konien  ini(  \  rido.  \ii(i  l\nt  inphangin  wer- 
den, mit  lobe  vnd  mit  liinijo.  \  tid  duz  er  Ipricliot  Ir  l'\nt  vs  varn 
mit  vrovden.    dar    an  IVnt    ir    merken,    daz    wir    mit  lamenvn^e  IVn 

»       varn.  I'wa  vil  Hute  mit  ein  ander  verl.  die  hant  vrovde  mit  ein  ;\n- 

105  der.  daz  er  denne  I'pricliit.  daz  wir  hin  IVn  komen  mit  \iide.  da/, 
virnemen  wir  abir  an  die  monigi.  fwer  helament  vert  der  in  t'ürhtit 
ime  niht.  l'wenne  wir  denne  allb  hin  komen.  lo  werden  wir  inplian- 
gin  mit  lobe  vnd  mit  lange.  \  iid  da  von  IVn  w  ir  gerne  in  dei*  menige 
varn.    lo  gelingit  vnl"  wol.  alfo  lil'et  man  von  eime  herren.  der   liiez 

HO  barach.  der  wolte  in  ein  vrluge  (50  1))  riten.  vnd  Ipracli  ze  liner 
vrowen  div  hiez  debora.  Ich  in  wil  niht  varn  dv  vareCt  mit  nur. 
vnd  vuor  div  vrowc  mit  im.  vnd  geHgiten  an  ir  vinden.  lntri\  w  en 
dar  an  merken  wir.  l\ver  inder  lamenvnge  vert  der  über  windet  alle 
I'ine  viendc.    vnd  do  der  herre    l'ine  viginde  hatte  vber  wunden,    do 

H5  fprach  div  vrowe.  Ich  bin  div.  ich  bin  div.  div  gotte  wol  fingit. 
vber  das  wort  Icribit  Heda.  Der  menlche  lingit  gotte  wol.  der  in 
hein  heiferi  het  von  l'iinden.  vnd  der  ein  gerihtig  zvongen  het.  vnd 
der  in  hein  temphi  het  in  der  brvl't.  nv  vernemen  die  lünde  an  hei- 
feri. vvan  alfe  div  heil'iri  irrit.  daz  der  menlche  nili  wol  lingit.  all'o 

120  irrit  diu  lünde  den  menl'chen  daz  er  gotte  niht  w  ol  lingit.  der  ovch 
ein  vngerihte  zvngen  het.  div  gerne  hinder  redit  vnd  verkert  finis 
ebin  crilten  werk,  vnd  abir  trege  ilt.  got  ze  lobene.  der  menfehe 
fingit  ovch  vbil  vor  gotte.  der  ovch  denne  de  hein  temphi  het.  in 
der  brvft.  der  fingit  ovch  übil.  bi  der  temphi  vernemen  w  ir  den  nit. 

125  vnd  fwel  menlche  l'inen  eben  menl'chen  nidet  (50c)  linis  heilis.  vnd 
finis  geluckis.  der  het  temphi  in  der  brvlt.  das  irrit  in  ovch  daz  er 
nit  A\  ol  fingit  vor  gotte.  vnd  dannan  von  l'prichot  er  daz  der  menlche 
wol  fingit.  vnd  IVezecliche  daz  in  got  gerne  hoerit  vnd  neigit  lin 
ore  ze  fime  lange,    der  ein  liuter  genivete  het.  vnd    in   hein    heileri 

130  het  von  fänden,  vnd  der  ein  gerihtige  zvngen  het.  div  nieman  hinder 
redit.  vnd  div  bereit  ilt  got  zelobenne.  der  einen  livtcren  geilt  het 
vnd  in  hein  temphi  het  von  nide.  daz  er  allis  daz  niinnit  das  er  an 
ieman  gvotis  fiht.  vnd  alfe  div  gvote  vrowe.  Debora  fprach.  Ich  bin 
di\.  die  gotte  a\o1  fingit.  alfo  fvn  wir  vnf  vlizen.  daz  \\ir  gotte  wol 

135  fingen,  das  wir   in  hein  heileri  haben  von  fünden.  vnd  daz   w  ir  eine 

V  t 

105  vrodc         107  wir  fn}iter  •ncrdpii  fehlt.  109  JuiUc.  4,  8.  111  dv  zwei- 

V 

mal.      delbora  i]2  und  spivterliin  \or  115  J*(t?jf.  5,  3.  llöworlj 

"wor  derj  den  120  der]  de  133  Delbora  Ipach 


LIII  115 

^erihtigen  zvngen  haben,  div  nieman  hiiider  rede,  vnd  allewege  ])ereit 
n  gof  zelobene.   viid  das  \\  ir  ovch  in  heine  teniphi  liaben  von  nide. 
das  wir  allis  daz  niinnen  daz  wir  an  alr  nienlichiin  gvotis  vnd  heili- 
gis  iehen  lo  fingen  wir  wol  vor  got.  \\'ir   IVn   ovch  vns  vlizen.    das 
wir   in  der  luenigi  varn.    alfe  div  gvotc  vrowe  befanient   vuor.    vnd  i40 
C.'iüil)  daz  11  alle  ir  viginde  vbir  want  alfo  vbir  windet  der  menfche 
alle   llne  viginde.  der  befament  vert.   aber  den   die  lieh   gerne  fvn- 
derent  den  niilYelingit  diekc.  vnd  dan  von  lifet  man  von  hern  lacobes 
tother  wände  fi  lieh  hndej-de  von  dem  gefinde,  do  gefach  fi  der  kvnig. 
vnd   nünte    fi.  vnd  zuhle    fi.  vnd  benam  ir.   ir   kivfehikeit.   Intrvwen  145 
alfo  gefehlt  noch  allen  den  die  fich  gerne  fvnderent  von  der  famenvnge. 
die  fiht  der  tievil  an.  vnd  nimit   war  ir  IVnderen  finnis.  vnd  geval- 
lent  im  alfe  wol.  daz  er  fiv  minnet.    vnd  da   nah  beginnet    er    inenz 
ze  liebinne  vnd  reizzet  fiv  vf  das  fvndir  dink.  daz  llv  lieh  allis  von 
der  famenvnge  ziehent.    vnd  fo  er  fi  alfo  vafte  drin  bringit    daz  £v  150 
nieman  wen  volgen.  llv  in  willen  allis  ir  fin  für   fich  haben,  fo  be- 
trivgit  er  fi  denne  mit  finen   boefen  litten    daz   fiv  i.>ne  volgent.   vnd 
w  irfit  11  denne  in  etliche  fände,  vnd  fint  denne  da  mit  virlorn.    Intrv- 
wen da  von  fvn  wir  vns  niht  fvnderen.  vnd  fvn  vns  hveten  vor  allen 
(r)la)  fvnderen  dingen.    Wan  es    ift  gar  vngevverlich.  der   tivvil   ift  155 
gar  liltik.  das  er  dicke  mit  gvotim  bilde  den  menfchen  verleitit.  dar. 
dannan    ime   nieman   gehelfin  mac.  vnd  dannan    von    fvn  wir  allis  in 
der    famenvnge    varn.    fo   \aren    wir   llcherliche.    wir  in   fvn    wedir 
vornan  für  varn.  noch  hindan  nach  komen.  wir  fvn  allewege  varn  in 
der  menigi.  >'v  wen  eteliche  livte    für  varn.    vnd    wen    .e.  lliegin  .e.  160 
11  gevederen.    daz  llnt.  die  feie,    die    fleh   fvndirre  dinge  vz  nemint. 
von  der  famenvnge.  die  wen  lüzil  ezzen.  vnd  noch  minre  flafin.  vnd 
wen  niemer   irwarmen   an    dem  bette,    vnd   ginemint  alfo   vil  venien 
vnd  difciplinen  daz    fi  allo  tovp  werdint.    daz   fiv    in  wizzen  was  fi 
fchafilnt.  Intrvwen.  fo  die  wenint   lliegin  fo  vallent  11.    vnd  werdent  165 
dicke  die  hinderften  die  die  vorderften  wen  fin.  vnd  dan  von  fprichit 
der    wiffage    daz    die    aller  llchirlichifte    varint    die    in    der    menigi 
varint.    Vnfer   herre  enw  ölte    niht  eme  zehimelriche    varn.    er    vuor 
mit  einer  (  5 1  b  )  grozen  fchar.  beidiv  engil  vnd  menfchin.  Intrvwen 
da  bi  gab  er  vnf  ze  merkene.  daz  ovch  wir  mit  famenvnge  dar  fvn  170 
varn.    fo   varen    wir   vroeliche.    vnd   alfo.    icribit   Sante  lohanncs  In 
apocalipfi.  daz  im  wart  irzeigit  zwelf  fchar.  von  den  zwelf  gefleh- 

138  wir  hinter  daz  fehlt.  138.  139  heilis  143  Gen.  34.  149  fvndir 

154.  155  vor  allen  fvnden  vnd  (51  a )  allen  fviidereu  165  wenit  171  Apoc. 

1,  ^  f(jg.         172  vor 

8* 


IIG  LIII 

ten.  viui  ieglichcr  l'char  \\;iien  zwolC  l\  lint.  \nd  lach  du  eine  fcliar 
(liv  Mas  io  groz  da/,    li  nieinari  i^ealUeii   k\  nde.    das    bezeichint.  daz 

175  ovcli  wir  mit  inenif'i  viid  in  der  ichar  zehinielriche  (Vn  varn.  lo 
varen  uir  vrceliche.  vnd  \\erden  wir  enplian,i;on  mit  lobe  vnd  nii( 
fange,  allb  iprichit  der  ^ilVage  abacuc.  Super  exrelia.  Der  vl)ir  \\  In- 
der l'ol  mirli  viiorin  \T  mine  hd'lii  mit  laniie.  der  v\nv  wiiidor  daz 
ilt  vnllr  lierre  ioüis  criltus.    der  het  alle  \ii^in(le   vliir   wnnden.    dei- 

480  wil  vns  \feren  vf  vnler  hd'hi  mit  lange.  Anllr  h<elii  daz  ilt  daz  liimel- 
riclie  dar  A\il  er  vjis  vnr>rin  mit  lobe  \n(l  mit  lange.  \'nd  da  \on 
fcribit  origenes  Wie  div  feie  ze  liimelriche  imjthangen  wiit.  wui 
fcribit  zwo  vnd  zwenzig  fletc.  da  (5  1  r)  der  feie  IVnderlirhe  eie 
irbottin  wirt.    vnd  wie  die  himiifchen  cngele.  vnd  die  heiligen  mar- 

185  tyrer  vnd  allis  himelfchis  her.  die  feien  grvezint  vnd  inphant  11  mit 
grozir  vrovde.  vnd  koment  die  heiligen  zwelf  hotten,  vnd  enphatit 
die  feie  vnd  grvezent  fi  vnd  gent  der  feie  alle  ir  vrovde  vnd  ii-  Ion. 
daz  ü  lieh  dar  an  vrowe  alfe  ovch  11.  Da  nah  grvezent  fi  die  hei- 
ligen niartyrer  vnd  gent  der  feie,  allin  den  Ion.  den  fi  mit  ir  martyr 

190  verdienit  hant  Da  nah  grvezent  fi  die  heiligen  bihtere.  vnd  die  hei- 
ligen predier.  vnd  gen  der  feie  allen  den  Ion  den  fi  mit  ir  bihto 
vnd  mit  ir  predige  vnd  mit  ir  lernvnge.  vnd  mit  vaften  vnd  mit 
wachene  vnd  mit  gehorfami.  vnd  mit  meniger  arbeit  hant  virdient. 
daz  fich  div  feie  an  dem  lone  vrowe   rehte  alfe  ovch  fiv.    Da  nach 

195  grvezint  fi  die  heiligen  megede.  vnd  gent  ir  allen  den  Ion.  den  11 
virdienit  hant  mit  ir  ki\  fchikeit.  vnd  daz  fiv  ir  reines  bluot  vz  guz- 
zin.  dvrch  vnfirs  herren  willen  vnd  dur  fine  minne.  So  grvezit  11  ov 
fvezecliche  vnd  vr(pliche  (.51  d  )  div  w  erde  mvoter  gottis  vnd  git 
der  feie  die  fvndorlichen  ere  vnd  die  wirdekeit   die  fi  het  für  elliv 

200  menfchin.  daz  fi  dar  an  fünderliche  vrovde  habe,  vnd  kvrzlich  allo 
wirt  ein  iegelich  feie  ze  himelrich  inphangin.  von  allem  himelfchen 
her.  vnd  grvez^int  die  feie,  die  engil  alle  befvnder  vnd  iegelich  hei- 
lige vnd  iegelich  feie  Hinderlich  vnd  git  ir.  ir  ere  vnd  ir  vrovde 
vnd  ir  Ion.  vnd  git  ovch  div  feie  iegelichim  engil  iegelichem  heili- 

205  gen  vnd  iegelicher  feie  fvnderlichen  ir  Ion.  vnd  ir  vrovde.  die  11 
het  verdienet,  vnd  alfe  dicke  alfe  ein  feie  zehimelriche  komit  fo  w  irt 
da  ein  nivwe  vrovde  vnd  da  von  Iprichit  lob.  Min  gloria  min  vrovde. 
vnd  min  ere  wirt  tegelich  irnivwit.   wan   alfe  menig  feie  ze  himel- 


173  fcharii  waren  177  i/rt6üc.  3,  19.        ex  cel.  178  vorin  180  daz  lor 

bimekiche  felilt.         182  wart         183  da  (51  c)  da  der        207  lob  29,  20. 


Lm  117 

riche  kvmit.  alfe  menig  nivwe  vrovde  wirt  da  vnd  von  ieglicher 
feie  fünderlich.  A\irt  allis  himelfchis  her  irvro\  wit  vnd  da  von  fprichit  210 
Sante  Auguftinus.  aller  der  nieiifchen  Ion  die  ze  himelriche  koment. 
der  ift  alle  einis  ieglichen  menfchen  fvnderlich.  vnd  einis  iegli 
(;)2a)chen  menfchen  Ion  füiulerlich  ift  aller  menfchen  gemeinlich, 
liitrvwen  dan  von  w  irt  w  ol  ir  s,loria  irnivwit  tegelich.  Wan  alfe 
menik  feie,  vnd  alfe  dicke  fo  dehein  feie  zehiraelriche  komit  fo  wirt  215 
ir  gloria  vnd  ir  vrovde  irnivwit  vnd  gemerit.  Wan  den  Ion  den  div 
feie  virdienit  hat  den  hringit  fiv  mit  ir  dar.  vnd  des  lonis  ift  denne 
da  nie  denne  e.  vnd  dan  von  nivv.it  fich  tegelich  ir  gloria.  AVan  fiv 
fint  elliv  fo  minnenclich  ze  faraine  gexcegit  vnd  in  einen  willen  alfe 
liiiterlich  geeinberit  daz  fich  ein  iegelich  feie  an  der  anderen  vroede.  220 
vnd  an  ir  wirdekeit  vrcewit  rehte  alfe  an  ir  felbir  vro\de  Ynd  div 
niderefle  feie,  div  in  himelrich  ift.  div  het  alfe  ganze  vrovde.  an 
des  obereften  menfchen  lone.  alfe  ob  fi  den  Ion  anir  felber  hette. 
\  nd  danvon  fvn  wir  vnf  vlizen.  daz  Avir  vnf  gemeinlich  in  der 
famenvnge  halten  daz  Avir  mit  menige  ze  himelriche  komen.  fo  wer-  225 
den  wir  mit  lobe  vnd  mit  lange  inphangen  vnd  mit  vrovden  inphan- 
gen  §  Das  dritte  Avort  dar  an  merken  Avir  daz  daz  ezzin  (52b) 
groz  ift.  vnd  dan  von  bedürfen  wir  wol.  das  wir  hAngeric  dar  komen. 
daz  wir  vil  miigen  gezzen.  vnd  dan  von  fprichit  vnfir  herre  in  dem 
ewangelio  Selig  fint  die  hvjigerlc  fint  die  fvn  gefattet  Averden.  Er  230 
fprichet  ovch  in  dem  wiffagen  Dilata  of  tuum  etc.  Mache  dinen  mvnt 
w  it.  vnd  den  Avil  ich  füllen  dis  fprichit  er  nivt  von  dem  mvnde  mit 
dem  ich  rede,  er  fprichit  es  von  der  feie  mvnde.  den  fvn  Avir  Avit 
machen.  IntrvM en  er  dvnkit  vnferen  herren  ze  enge.  Aiid  ift  er  doch 
von  natvre  alfe  wit.  daz  er  wol  himelrich  vnd  ertrich  vnd  hellerich  235 
vnd  tievele.  vnd  engele  vnd  allis  das  ie  wart,  vnd  Averin  loch  tvfint 
fünfzich  weite,  daz  vii-  flünde  allis  dirre  mvnt  daz  ift  der  feie  girde. 
Wie  fvn  Avir  difen  mvnt  geAviteren  Intr\  wen  daz  ivn  A\ir  mit  reiner 
girde.  daz  wir  elliv  zergancliche  dink  varen  lazen.  vnd  nihtis  geren 
wan  gottis  vnd  finer  genade.  vnd  fvn  alle  vni'er  girde  an  got  kerin.  2J0 
alfe  der  wiffage  Danid  fprichit.  Sicut  terra  fine  aqua  tibi.  Heri'e  min 
feie  ift  (52  c)  A'erdoret  vnd  verfchr\'nden  alfe  daz  ertriche  daz  lange 
ane  waffir  ift.  Intrivwen  er  machit  finen  mvnt  aa  it.  des  de  daz  er 
der  himilfchen  fpife  vil  möhte  gezfen.  vnd  da  von  fvn  Avir  vnfer 
girde    genzeliche    an    got    keren.    daz    Avir    der   himelfchen    fpife  vil  245 

213  fvnderlich.  vnd  ift  230  3Iatth.  5,  6.  gefallen  231  Ps.  80,  11. 

241  Ps.  142,  6.         244  vnfer  fehlt. 


118  Lm 

nuisi»  gezzin.  Intrivwen  vnfir  herre  bedarf  avoI  daz  das  ezzen  groz 
fi.  da  lo  niaiiis  ciii^il  lo  maiiig  heilige  lo  maiiic  tvfint  tvfint  lelen 
von  gel])il1t  M  ii(.  M»(l  der  iegelicliis  i-iiien  allo  a\  iten  mvnt  het  von 
nature.  viul  dennoch  \  il  witcr  wil   in  \nlii-    hcne    machen,    alie    loh 

250  fprichit.  Er  \\\l  dich  lidigen  \  on  dem  engin  mvnde.  in  die  hretilten 
A\iti.  vnd  denne  m  il  er  dich  iilüUen.  Nv  merkint  wie  groz  dis  ezzen 
ilt.  da  io  menik  tvlent  engil.  lo  menik  tvlint  iar  gezzen  hant.  vnilr 
vro\\e  het  menik  hvndert  Iar  gezzen.  da.  vnd  menik  tvfint  tvfint 
feien,  die  dife  fpife  gezzen  hant.  manik  Iar.  vnd  ie  mittvnt  an  czzent. 

255  vnd  ift  des  ezzini.s  noch  alfe  vil.  alle  do  fv  erft  hegvnden  ezzen. 
vnd  da  von  fprichit  der  wilfage.  (52(1)  Quam  magna  multitudo. 
AVie  groz  \\  ie  menicvalt  dv  vili  ift  diner  fvezekeit  die  dv  heft  vir- 
hoigin  den  die  dich  fürhtent  liitivw  en  er  hatte  daz  hohit  hin  gebot- 
tin.  vnd  ein  wenik  verfvochit.  der  himelfchen  fpife  Intrivwen  fit  dis 

260  ezen  fo  groz  ift.  lo  in  dürlin  \\'\r  in  vinden  ovch  ze  ezzinne.  fo  A%ir 
ze  himelrich  komen.  die  iemir  dar  fvn  komen.  vnd  vnfir  herre  ieg- 
lichir  feie  girde  irfüilit.  daz  fiv  mehtin  fprechin.  Ich  inmag  nivme. 
fo  ift  noch  denne  der  fpife  alfe  vil.  fo  ir  ie  meift  wart,  vnd  ezzcnt 
fiv  fiv  iemir  an  ende,  vnd  ift  doch  alfe  groz.    vnd  alfe  vber  fliizzic. 

265  alfe  do  fi  erft  begonden  ezzen.  vnd  dife  fpife  niezint  fiv  iemir  gir- 
lich  vnd  IVezccIirli  mit  e\\  igir  rvowe  vnd  dan  von  fprichit  lob.  Div 
rvowe  dinis  tilchis.  lol  fin  vollir  veizti.  dar  an  virnemen  wir  dife 
fpife  rvowidichin  niezen.  vnd  daz  er  fprichit.  li  fol  fin  in  vollir 
veizti.  dai-  an  virnemen   w  ir.  daz  die  trabten  ze  himelrich  alle  manic- 

270  valt  fint.  vnd  ilt  ir  alfe  vil.  daz  {'i  nieman  gar  gebrvchin  mak.  C'^^i:'  ) 
.Avan  fwie  vil  fiv  iemir  mit  ir  girde  begrilfin  mvgiu.  vrovido  wünne 
fvezekeit  da.s  hant  fiv  allis  tvfint  valt  §  Das  vierde  wort  das  dis 
ezzen  gottif  ilt.  dar  an  virnemen  wir  daz  er  lieh  felben  wil  gen 
zeloue    der  feiigen  feie,    vnd    wil   fi    rehte    mit  fins  fclbis  gveti.  dur 

275  iliezen.  vnd  da  von  fprichit.  lob.  Si  \\n  fich  neigen  vf  den  obereften. 
vnd  IVn  denne  zei\  liezcn  xoii  w  iiniie.  von  vrovde  vnd  von  fvezekoil. 
dar  an  \irnenien  wir.  das  fi  alle  ir  vrovde  an  gotte  fvochint.  vnd 
neigint  fich  ze  lijier  gvete.  vnd  vindent  an  im  alle  vber  nieizige 
fvezekeit.  das  fiv  rehtc  zer  vliezent  von  wiinnen  vnd  von  \rovden. 
280  vnd  vnfir  herre  got  dur  lliuzzit  die   feien,    daz    11    in   gotte  fwebint. 

2i8  won  2V.» /o/;  3(),  IG.  -ir.'i.  initliMit  iöC)  /*.?.  30.  20.  -KW  hinter 

in  (lürliii /^e/i/f  rffra  wil  iiilit  ZNvivclii         20ü.  2G7i\we  /o^  30,  16.         iü't  fehlt 

0 

etwas.         271  wunne  275  lob  16,  19.  20?     Joel  3,  23? 


Lm  .  UV  119 

vnd  da  von  fprichit  fant  Bernhart  Der  ein  brofmen  leit  in  win.  aide 
in  honic  fo  dur  tliuzzit  daz  honic  die  broremen  das  fl  lehte  vol 
wirt.  vnd  r\\cil)if  doch  daz  honic  vbir  die  hrofmen  allenthalben. 
Rehte  ze  gelicliir  w  is  Iprichit  er.  dur  fliuzit  viilir  henc  die  feie, 
daz  fi  rehte  vol  ilt.  der  gotüciien  fveze-  (53  b)  keit.  vnd  fwemit  285 
doch  in  allenthalben  vbcr  das  fi  rehte  in  gotte  fwebit.  alfo  gent 
ovch  die  raeiftir  ein  glichfami.  alle  fi  wol  mvgin.  da  ein  brvnne  in 
eime  velfe  int  fprvnge.  der  en  mac  lieh  niht  enthalden.  er  infu  eirae 
al  vbir  alfo  Iweimit  vnfer  herre  al  vbir  die  feie,  in  allenthalben, 
vnd  in  lin  doch  alfe  gar  vol.  daz  nüninie  in  fich  niak.  vnd  dan  von  290 
fprichit  der  w  ifiage  yfaias.  Vidiinus  ainabinnis.  afflu.  m.  Siv  fehen- 
den, vnd  niinnenden.  vnd  zerfliezent  denne  von  fvezekeit.  vnd  ^^er- 
dent  fich  denne  wunderende,  vnd  w  irt  gebreitit  ii'  herce.  Nv  merkint 
dis  w  ort.  Zemerift.  fo  fehent  fiv  got.  da  nah  minnent  fi  in.  Wan  des 
in  mvgin  fi  niht  vbir  werden,  fo  fiv  an  gote  fo  vil  fvezekeit.  vnd  295 
fchonheit  l'ehint.  fiv  in  mvezen  in  minnen.  da  nah  zer  fliezent  fi  von 
der  vbir  vlüzzigen  gveti.  div  von  gotte  flivzit  in  die  feie,  vnd  wer- 
dent  fich  denne  wunderende  der  Avunne  und  der  wunderlichen  gveti. 
div  an  gotte  ift.  vnd  von  der  gvete.  der  gvete  dv  an  gotte  ift.  von 
der  gveti  wirt  gebreitit  ir  herce  (53  c).  das  fi  alle  creature  minnent  300 
in  gotte.  vnd  got  in  aller  creature  vnd  wirt  div  feie  alfo  gebreitit 
daz  fiv  minnit  ellv  dinc  in  allen  dingen,  vnd  vnfer  herre  zirfliüzit 
alvmbe  fi.  daz  fi  rehte  mit  gotte  allv^mbe  vangen  ift. 


Dlfe  woi't  fprichit   fant  Paulus 


u 


£c  eft.  enini  voluntas  dei  lanctificatio  veftra.  Difiv  wort  fprichit 
Sant  Paulus  Gottis  wille  ift  ivwir  heilikeit.  das  gottis  av  ille.  daz  wir 
heilic  fin.  daz  merkent  an  drin  dingen  §  Das  erfte  ift  daz  er  vns 
gebiutit  daz  w  ir  heilig  fin.  das  daz  war  11  daz  lifet  man  in  der  alten 
e.  Do  vnfer  herie  die  .e  gab.  do  gab  er  in  div  zehen  gebot,  vnd  5 
gebot  inen  daz  fiv  fi  hielten,  vnd  f\\  er  div  behaltet  das  ift  ein  an- 


281  -  300  wenig  abweichend  auch  in  B  203  b.  c.  283  fweibil]  gal  B.         284.  vnfir 

zweimal  Z.         285  fwimiuel  B.  287  glichnus  B.         288.  289  fwiinme— fwim- 

met  B.         290  fichj  si  B.         29J  Tuiic  videbis  et  afflues,  et  mirabitur  et  dilalabiliir 

e 
cor  tuuiu  Isaim  60,  5.         29J .  292  mi  lehciil  iu  Mit  iniunont  in  B.         297  vbir  vlvz- 

e 
zigeii  Z.         299  300  nur  \ni  von  der  guli  A\irt  gebreiterct  ir  herce  B.         300  min- 

ten  Z.  LIV.  Z  19.  A  52  Von  des  raenlfcheu  hailikait.  1  Thcssal.  1,  4,  3. 


120  LIV 

vank  der  hcllikoit  viul  dar  an  fvnt  ir  merken  daz  gottis  wille  ift 
daz  wir  heilig  iin.  wan  Iwas  der  man  gebullt  daz  iCt  ein  zeichen 
fmis  willen  §  Das  andir  iCl   daz  valer  herre  ratet  daz  \\  ir  heilig  lln. 

lOlnIrivwen  des  heiii  a\  ir  vrkünde  an  nieniger  lere  die  er  line  ivnge- 
ren  lerte.  Wan  alle  Hn  rat  vnd  Iin  lere,  gie  dar  vf  daz  Hv  heilig 
MÜrden  mit  reinem  lebcnne  §  Das  dritte  ilt  daz  vns  vnlVr  herre 
hilfet.  daz  wir  heilik  (c.^a)  weiden.  \  nd  da  von  lifit  man  in  dem 
ewangeliü.  das  vnfer  herre  fprichit  ze  Iinen  ivngeren.    Ane   mich  in 

15  mvgint  ir  nit  guotis  getvon.  Intrvwen  fit  denne  nienian  niht  guotis 
mac  getvon  ane  fine  helfe,  l'o  ilt  das  ein  geweris  zeichen  Ilnes  w  il- 
len.  daz  w  ir  heilig  fin.  das  er  vns  leibe  liilfit  daz  w  ir  heilik  w  erden. 
Intrvwen  fit  es  denne  gottis  wille  ift  daz  wii'  heilig  fin.  vnd  ü\ch 
^vir  niemir  heilig  mügin  Averden.    ane    Hne  gnade,    fo    fvn  wir  viiler 

20  herce  bereiten  daz  w  ir  der  gnade  w  irdig  lln.  zenphahenc.  In  git 
vnfer  herre  die  gnade,  vnd  hilfet  vns  daz  wir  heilik  werden.  Sit 
■svir  nv  vrkünde  han  daz  gottis  wille  ift  vnfir  heilikeit.  fü  fvn  wir 
fehen  wa  mit  wir  heilig  fvn  wei'den.  Intrvwen  daz  fvn  wir  mit 
zwein  dingen,    daz    wir  das    übil  lazeii.    vnd   das   gnote  tvegen.   vnd 

25  da  von  lj)richit  der  ^iffage.  Dedina  anialo.  Ir  fvnt  ivch  neigen 
von  dem  vbele.  vnd  fvnt  tvon  daz  guote.  fo  werdent  ir  heilik.  nv 
merkent  zetn  erft  was  daz  vbil  11.  da  von  lieh  div  feie  iol  C();mO 
neigen  e.  11  heilik  niüge  werden  Da  von  Icribit  fante  Augufliniis  in 
dem  buochc  da  er  fcribit   von   der  feie    micheli.   da  Icribit    er    liünf 

30  vbil.  von  den  fich  div  feie  neigen  fol.  vnd  von  den  fi  nivoz  gereinet 
werden,  e.  11  heilig  möge  lln  §  Das  erfte  vbil  ift  div  fündc.  da  von 
Iprichit  fante  Petrus.  Ir  Ivnt  ivwer  hende  renen  von  dem  übele.  bi 
den  lienden  lliit  div  werk  bezeichent.  Kellte  alle  er  fpieche.  Ir  fvnt 
ivAvere    werk    reinen    von    Ixefen    werken,    vnd    fvnt    ivwere    hercen 

35  reinen  von  iibelen  gedenken,  nv  w  izzent  ir  aa  ol  das  elliv  reiiiekeit 
von  gotte  kvniit.  vnd  in  niac  nienian  iiili(  guotis  gedenken  noch  ge- 
finechen  noch  ge(\on  ane  lliie  genade.  Intrvwen  daz  ilt  war.  daz 
got  die  genade  vnd  die  reinekeit  nnoz  geben,  er  ingit  fie  abir  niene 
AAan  in  daz  bereite  herce.    Iwa    er  fihit  daz  das  herce  ift  bereit  da 

40  givzzit  er  fine  genade  in.  Swenne  der  menfche  tvot  daz  er  tvon  fol. 
fo  tvot  ovch  vnfir  herre  daz  er  tvon  fol.  Solonioii  Iprichit  es  ift  des 
meiifchen  reht.    daz   (63c)   es   fin    herce   bereite.    Intrvwen  fwenne 


ii  Jh.  Joli.  i7},  ö.  25  /'.y.  3(5,  27.  31  vieln.ehr  Jac.  i,  H.         33  ifl  vnd  Hiil 

40  gr\r7,i(  41  Prorerb.  10,  1, 


LFV  121 

daz  gefchihit.  fo  git  vnfer  lierre  die  genade.  Sante  lacobus  fprichit. 
Das  got  ift  ein  geber  allir  genade.  vnd  daniiaa  von  Iprichit  der  hei- 
lige geift  Ich  Avil  ein  A\azzer  vf  ivch  giezen  daz  Ibl  ivch  reinen  von  is 
allen  ivweren  liinden.  lo  denne  div  iele  gereinit  Mirt.  lo  het  fi  ein 
vbil  virtriben.  daz  l'i  iite  iv  lieilikeit  §  Das  ander  übil  ift  ein  vinftri 
des  irrodes.  Intrvwen  div  \  inliii  l'ol  irliuhtit  werden  mit  guoter  lere, 
vnde  mit  guotcni  rate,  das  il't  aU'o.  fwa  der  menfche  dehein  zwivel 
aide  dehein  irr\  nge  het.  da  er  fich  niht  avoI  kan  virrlhten.  des  ibl  50 
er  \\irer  Hute  vragen.  vnd  Ibl  ovch  denne  ir  lere  vnd  ir  rat  nach 
volgen  daz  er  in  der  vinftri  der  irrvnge  niht  verirre,  vnd  fuer  guotem 
rate  vnd  rehter  lere  niht  nach  volget.  vnd  allis  in  finis  herzen  ein 
rihtigi  \\  il  varn.  der  niak  m  ol  verirren.  Nv  fint  etliche  liute  alfe  ein 
rihtig.  daz  fiv  allis  nach  ir  finne  Avellent  leben,  vnde  dvnkit  fi  allis  55 
ir  Uli.  vnd  ir  ding  bezzer  den  (63  d)  ne  anderre  liute.  Intrvwen  die 
mügen  wol  vallen  in  die  vinftri  der  irrvnge.  Swer  abir  gereinet  w'd 
A\ erden  Aon  der  vinftri.  alfe  Sante  Auguftinus  fprichit.  daz  A\ir  da 
von  gereinet  mvezen  werden,  e.  wir  heilig  mügin  werden,  der  menfche 
fol  lieh  alfo  diemvoten  daz  er  eime  anderen  bas  gelobe  dem  er  ovch  6ü 
geloben  fol.  denne  ime  felben.  vnd  fwer  das  tvot  der  wirt  irliuhtit 
an  rehteni  geloben.  Sit  vns  nv  fante  Auguftinvs  feit,  das  wir  e.  niht 
heilig  mügen  werden,  e.  wir  vnf  gefcheiden  von  der  vinftri  der 
irrvnge.  fo  fvn  \\ir  vnferen  geloben  irliuhten.  vnde  fvn  den  bas  ge- 
loben, den  wir  geloben  fvn.  vnd  die  wifer  vnd  wizziger  fint.  beidiv  65 
von  nature  vnd  von  kvnft.  denne  vnf  felben  §  Das  dritte  übil  ift  da 
von  AAir  mvezen  gereinit  werden,  e.  wir  heilig  mügin  fin.  das  ift 
ein  glichi  der  bildvnge.  daz  ift  des  tievilf  velfche  bildvnge.  Intrvwen 
dar  an  mac  fich  der  menfche  vil  wunder  lihte  miffe  hveten.  Wan 
der  tievil  ift  vil  wunder  kündig  (64  a).  er  nimit  etwenne  einis  engilf  70 
bilde  an  fich.  vnd  irfchinet  etfwenne  dem  menfchen.  das  er  wenit 
das  er  gottis  engil  fi.  vnd  difv  irfchinvnge  gefchihit  beidiv  vzwendik 
vnd  innewendik.  Man  lifit  von  eime  dem  erfcheiu  er  alfe  u  unneclich 
alfe  ein  engil.  vnd  a\  ande  er  das  in  got  zvo  im  fante.  daz  er  in  wifte 
wie  er  folte  leben  nach  gottis  willen,  vnd  lerte  den  felben  man  daz  "5 
er  vil  wachte  vnd  vafte.  vnd  daz  er  niemer  gervowete  vnze  daz  er 
fich  felben  gar  verdarpte.  vnd  ze  ivngift  do  verriet  er  in  daz  er  im 
ze  teile  wart.  Intrvwen  daz  gefcheiht  noch  dicke,  daz  der  tievil 
mengem  menfchen  ratet  gvete  dink.  das  er  weinet  daz    es  gar  guot 


43  Jac.  4,  6.        45  Exech.  36,  25.         46  fvnden         73  vnd  innewendik  fehlt. 


122  LIV 

80  n.  vnd  alfe  er  im  gevolgit.  vnze  an  das  ende  des  dinges.  fo  beftricket 
er  den  nienfchen  mit  dem  übele  er  ift  l'o  kvndik  das  erz  alfo  guot 
machet,  das  der  menlche  iiiheinen  fchadeti  dar  an  kaii  furfehen.  mkI 
alfe  erz  an  daz  ende  bringit.  l'o  wirt  er  denne  erft  gewar  daz  er 
virraten  ilt.    vnd   allo    ir    l'cbinet   er   ovch  der  tele  inne\\endik.    mit 

85  (64b)  valfcher  giietc.  vnd  ratit  dem  nienfchen  daz  er  vil  bette,  vnd 
venie  vnd  difcij)line  neme.  vnd  liizil  flafe.  vnd  vil  wache,  vnd  vil 
gevafte.  vnd  fich  grozliche  arbeite  in  gottis  dienefte.  vnd  denkit 
der  menfche  denne.  A\eniftv.  alfus  gemehliche  ze  himclriche  komen. 
iNiiit  dv  folt  anderz  dir  zvo  fehen.    dv   in   folt  dinem  libe  niemer  in 

90  h eines  gemachis  geftatten.  Ynllr  herre  leit  doch  den  tot  durch  dich, 
vnd  foltiftv  denne  dehein  gemach  han.  daz  wer  dir  groze  fände.  Ois 
A\enit  der  menfche  daz  ez  rchte  von  dem  heiligen  geifte  kome.  vnd 
volgit  allis  nach  in  einir  einvaltikeit.  vnz  daz  er  ze  ivngeft  betro- 
gen AA  irt  Intrvwen  mit  fuf  getaner  guete  verleitit  er  mengen  men- 
95  fchen.  daz  er  das  gotliclie  lieht  niemir  befchowit.  vnd  da  von  bedürfen 
Mir  vil  wol.  das  wir  von  dem  übil  gereinet  werden  §  Daz  vierde 
übil  ift  ein  tiügelichv  ebin  maze  der  creature  ze  gotte.  alfo  lifit 
man  von  den  Mifen  beiden,  die  fahen  nit  Avan  an  finen  gewalt.  vnd 
wolten  daz  mit  (64  ()    lime  gewalt  beweren.   daz  got  niht  menfche 

100  mehte  werden.  Si  aliten  das  er  gewaltecliche  himelrich  vnd  ertriche 
gefchaflen  bette,  vnd  alle  creature.  vnde  f])rechent  alfo.  alfe  vnmü- 
gelich  daz  ift.  daz  ein  zimberman.  \\  erde  linf  elbes  werk,  alfe  vn- 
mügelich  ift.  ovch  daz  got  div  creature  Averde.  die  er  hat  gefchaflen. 
vnd  da  mit  gaben  11  ein  trügelich  ebinmaze.    der  creature   ze  gotte. 

105  vnd  Avolten  da  mitte  beweren  daz  got  niht  menfche  mehte  Averden. 
AVan  11  fahen  niht  waii  llnen  gewalt  an.  vnd  irkanden  niht  Hner 
guete.  div  in  twank  daz  er  menfche  ^^art.  durch  den  menfcheu.  In- 
trvwen fit  A\ir  nv  gcfehin  hein.  daz  die  lieidene  mit  trügelicher  mäze 
verirret  llnl.  fo  ISii  wir  vns  da  vor  hveten.   wir   in  fvn  niht  alleine 

(lolinen  gewalt  an  leben,  wir  fvn  ovch  irkennen  fine  wifheit.  vnd  finc 
guete.  div  in  des  betwank  daz  er  menfiiche  nature  an  lieh  nam 
durch  vnfir  irlofvnge.  daz  ift  war.  menfiiche  nature  ift  harte  Anedil. 
vnd  harte  Avider  zeime  gotlicher  nature.  aber  fin  guete  was  alfe 
groz  daz  fi  vn-  ( h  4  d )  geliche  ding  ze  famene  voegite  §  Das  fünfte 


8u  im]  in       bcflrichel  81  crzj  er         88  dcnnc  wc.  weiiiflv.         89  dinen  lip 

e 
104  der]  die  108  Irvgelicher        lli-123  richeit  auch  am  Schlufio  von  %  17. 


LI\^  123 

vbil  ift  daz  A\ir  lazen  fvn.  e.  Avir  heilic  mügen  werden,  daz  ift  girde  H5 
weltlicher  richcit.  \  nd  da  von  Iprichit  der  wilfage.  div  weit  ift  glich 
eime  valle.  ir  wizzeut  wol  lo  man  einen  bovin  wil  vellen.  lo  Icrient 
die  liutc  fliehent  flient.  daz  ivch  der  val  nit  begriffe.  Ze  gelicher 
w  is  ilt  div  Avelt  ein  val.  vnde  iu  fcriet  got  vnd  div  l'crift  elliv. 
vliehent  vliehent.  alle  balde  von  der  weite,  fi  ir  fleht  ivch  ze  dem  120 
ewigen  tode.  alle  die  in  difem  valle  verendent.  die  ravezen  ieraer 
l)v\\cn  das  hellifche  riche  mit  grozer  arbeit,  vnd  da  von  fvnt  ir 
i\ch  ziehen  vnd  reinen  von  der  girde  weltlicher  richeit.  alfe  vns 
Sante  Auguftinus  lerit.  Vnd  fit  wir  niemer  heilig  mügen  werden, 
e.  wir  von  dilen  fünf  übelen  dingen  gereinit  Averden.  fo  fvn  wir  (25 
allen  Miferen  vliz  da  zvo  keren  das  A>ir  gereinet  werden.  Zem  erft. 
von  den  fänden,  wan  ze  gelicher  wis  alfe  div  mvre  fcheidet  daz  der 
halp  vnde  (65  a)  dife  halp  ift.  alfo  fcheidet  div  fände  got  vnd  die 
feie.  AA  ir  fvn  vns  ovch  reinen  von  der  vinftri  der  irvnge.  div  ift 
bezeichent  bi  dem  aa  olkene.  wan  alle  daz  wölken  bedeckit  der  fvn-  130 
nen  lieht,  alfo  bedeckit  div  vinftri  des  irrodes  die  himilfchen  genade. 
daz  der  menfche  der  nit  gefehin  noch  inphan  mak.  Wir  fvn  vnf 
ovch  reinen  von  der  gelichi  der  bildvnge.  alfe  der  tieuil  den  men- 
fchen  verleitet,  daz  er  das  gütliche  lieht  niemir  befrhovwet  wir  fvn 
vnf  ovch  reinen  von  der  trügenlichen  eben  maze.  der  gefchephide.  135 
zvo  dem  fchepher  wir  fvn  vnf  ovch  leinen  von  der  girde  Aveltlicher 
richeit  So  wir  von  difen  fünf  vbelin  gereinet  Averden.  fo  fin  wir 
heilig,  vnd  fAn  dennoch  heiligir  werden.  Sante  lohannes  dem  erfchein 
ein  engil.  do  er  Avas  in  der  togeni.  vnd  fprach  der  engil  fcrib  lo- 
hannes. Die  da  heilig  llnt.  die  fvn  noch  heiliger  a\  erden.  ISv  fvnt  ir  140 
merken  drier  bände  gedank  die  machent  die  feie  heilik  §  Der  erfte 
ift  ein  gedank  (65b)  den  betivtit  vnf  ein  heiligir  lerer,  vnd  fprichit 
das  ein  iegelich  gedank  von  gotte  machit  die  feie  heilig.  In  trvwen 
dar  an  fA'nt  ir  merken,  alfe  vil  der  gedang  an  gotte  ift.  alfe  vil  \\  irt 
ovch  div  feie  heilig.  Leider  nv  ift  das  herce  fo  Avilde.  vnd  der  ge-  lis 


114—116  Der  menfch  der  gern  guo  wer  der  muof  e  lallen  die  begiid  weltlicher 
richeil   Da  von  fprich  der  wiffa<r  indem  faller  :.  117.  118  fchriel  man  :;. 

118  flicut /"e/iü  3.        ivt  begriffe  :.         119  glich  einem  val  :.  vnde  iu]  vnd  ein  Z. 

119.  120  Vnd  fprichet  got  vnd  elliu  diu  gefchrifl.  Vliehent  bald  von  derweil,  ald  :. 

V  t 

120  ivch]  och  Z.  121  verderbent  ;.         mvzen  Z.  123  vnd  reinen  fehlt  z. 

ö  _ 

127  mvre  Z.  128  vn  '65  a  ,  vnde  dile  131  der  fvnnen  fchin.  vn  ir  lieht. 

e 
der  irrodes  132  mit         135  trvgenliche  140  Apocal.  22,  11. 


124  LIV 

dank  fo  Avit  fweifte.  daz  vnfir  herce  feiten  mit  gotte  ift.  vnd  fo  der 
nienfch  ieze  wenit  daz  er  fiii  herce  lii  im  habe,  fo  het  ez  die  uelt 
vinbe  vangen.  nv  hin  vbir  nicr  vnd  her  w  ider.  vnd  ift  fo  wilde  daz 
es  niemir  kan  gervcwen.  So  man  die  metti  an  \ahit  vnd  der  menfche 

150  fin  herce  vf  hebit.  ze  gotte.  e.  es  iemir  einen  vers  ^efpreche.  fo  ift 
es  inweg.  vnd  fweibit  denne  allvmbe  die  weit,  vnd  ift  denne  gereite 
vnz  an  die  laus  metti  .e.  es  iemir  wider  an  got  gedenke,  vnd  fo  der 
menfche  an  fin  gebet,  kvmit.  vnd  er  fin  herce  an  got  gefetzit  e  er 
denne  iemir  gefpreche  Pater   nofter.    daz  eine  m  ort.    fo  ift  abir  daz 

155  herre  in  divnnen  in  die  m  iti.  Intrvwen  daz  gebet  machit  niht  die 
fei  felik  (65  c).  wan  alfe  vi!  der  gedank  an  gotte  ift.  Die  liute  die 
mit  ir  hercen  gotte  alfe  vnheinlich  fint.  die  mügen  des  wol  färbten 
daz  fi  der  himelfchen  heinliclii  mU  gotte  werden  virfchalten.  vnd 
enfol   doch    dar   vmbe    nieman    verzagen.    Sante  Paulus   fprichit    ein 

160  troftlich  Axort.  daz  div  fchoz  der  w  ilden  gedenke,  der  feie  niht  vil 
fchaden  tvont.  alle  die  w  ile  vnze  es  dem  menfchen  leit  ift  vnd  inen 
wider  ftat.  vnd  daz  herce.  von  der  Avitfwefi  an  got  wirfit.  Intrvwen 
fwic  kurz  der  gedank  an  got  ift.  fo  ift  er  doch  ein  anevanc  der 
fuezekeit.    Dan     von    fprichit.    Salomon.    von    cime  vogil    der    heizit. 

165  derbin.  der  het  einen  kurzen  fluk.  vnd  ift  doch  ein  anevanc  der 
fvezekeit.  Zc  gelichir  wis  ift  ovch  der  gedank  fwie  er  zem  erft 
vnftete  vnd  w  it  fweift  ift.  fo  ift  er  doch  ein  anevank  der  fvezekeit 
.§  Der  ander  gedank  der  die  feie  heilig  machet,  das  ift  der  vliz.  daz 
der  menfche  allewege  in  dem  vlize  fi.  alfe  dicke  fo  im  fin  herce  in 

170drinne  in  die  witfwefi  dirre  weite  mit  vliegendem  gedanke  daz  er 
denne  das  herce  wider  bringe  (  o.»  d  )  ze  gotte.  vnd  fol  an  got  be- 
trahten  finen  gewaJt.  daz  er  liimelrich  vnde  ertrich  vnd  alle  creature 
het  gefchaffen  vzzer  niüte.  vnd  fol  denne  betrahten  den  gewalt.  daz 
er  mit  finer  w  ifheit.  eliiv  ding  liet  gcordinet.    vnd   iegelichis    in   fin 

175  rehtcn  ordenvnge.  vnd  fol  denne  Itetraliten  an  im  fine  guete.  div  in 
tvvang  daz  er  indife  weit  kan  vnf  ze  eime  irlofer.  An  dife  betrah- 
tvnge  fol  der  menfche  allin  finen  vliz  keren.  daz  fin  herce  allew  ege 
an  got  betrahte.  Intrvwen  fwenne  der  menfche  in  dem  vlize  vlizec- 
liche  ftat  daz  mvoz  mit  grozer  arbeit  gefchehin.   vnd   mvoz  vil  fere 

180  vber  den  lip  gan.  fwer  in  dileiii  vlize  ze  allen  zilen  fine  betrahtvnge 
an  got  leit.  nach  dem  vlize  inphat    div   feie    die  gotlichen  fvezekeit 

146  wit  fcnne  152  .ie.  153  o]  ic  159  A>/ics.  6,  Ifi.  161  ienen 

0 

165  fluk        170  vliczzcndeoi  gedanke  de  CS        171. 172  berahtcn         115  im  fehlt. 
181  leit  vnd  nach 


LIV  126 

Dan  von  fprichit  der  wiffage.  Donec  intrem.  Icli  gedaht  an  got  vnd 
kan  des  vbir  ein  daz  ich  niernir  a\  il  irwindon  .e.  icli  kvme  in  I'ine 
ivngiften  heinlichi.  Intrvwcn  im  \\as  da  neiz  was.  widir  varen  da 
nacli  im  allo  not  wart  (ooa)  daz  er  e  niemir  wolte  er\\inden  e  er  185 
kerne  in  die  ivngilten  heilikeit  gottis.  er  fprichit  aber  daz  er  lieh 
vil  Avunder  fer  da  nah  mvcfe  arbeiten  .e.  er  ze  der  heilikeit  kerne, 
vnd  dar  vmbe  fol  fich  der  menfche  arbeiten  mit  dem  vlize  der 
betrahtvnge.  wan  nach  der  arbeite  wirt  div  feie  fvezecliche  getrce- 
ftit.  vnd  der  vliz  machit  die  feie  heilig  §  Der  dritte  gedank  daz  ift  190 
ein  vrige  durgefiht.  div  mit  wundervnge  wirt  gehenkit  in  den  fpie- 
gil  der  wifheit.  Nv  merkint  div  wort,  ein  vrigiv  dvrgeliht.  vri  dar 
an  fvnt  ir  merken,  daz  der  geift  rehte  vri  mvoz  fin.  von  allem  kvmber 
vnd  fol  alfo  vri  fin.  daz  er  niht  betrvebit  werde,  von  des  libis 
nature  rehte  tot  fi.  aide  das  der  geift  niemir  von  ime  werde  be-  195 
trvebit.  aide  daz  abir  der  geift  alfe  ftark  fi  daz  er  niht  ahte  vf  des 
libis  krancheit  Swenne  das  gefchihit.  fo  ift  der  geift  vri.  da  nah  gat 
div  dvrgefiht.  daz  ift  alfo  daz  denne  der  geift  in  der  girde  befcho- 
Avit  den  fpiegil  der  A\iflieit  daz  ift  ein  vrigiv  dvrgefiht  (66b)  fo 
der  lip  den  geift  niht  betrveben  niak.  fo  hebit  fich  der  gelt  vbir  200 
elliv  ding  div  vnder  gotte  fWit.  vnd  befchoAvit  denne  an  gotte  den 
geA\alt.  vnd  die  Avifheit.  vnd  gvete  vnd  fchonheit.  AroAde  vnd  eA\ ikeit. 
vnd  Avirt  mit  Avundervnge  gehenkit  in  den  fpiegil.  der  wifheit.  vnd 
Avundert  lieh  finis  grozen  gowaltis.  Siiier  tiefen  Avifheit  vnd  finer 
vnzallicher  guete.  vnd  Avundert  lieh,  das  11  fo  vil  guete  \nd  fveze-  205 
keit  an  im  het  begriffen,  vnd  des  noch  tA-fent  ftvnt  me  ift.  des  fi 
vor  vili  niht  begrifen  mak.  vnd  ir  der  brefte  niht  a\  e  tvot.  Mit  der 
Avnndervnge  Avirt  der  geift  ir  hangin  in  den  fpiegil  der  Avifheit.  Nv 
fcribit.  Sante  Bernhart,  von  vier  befchoweden  die  div  feie  an  gotte 
befchoAven  fol  §  Div  erfte  befchowede  ift  fin  gerihte.  daz  fvnt  ir2io 
an  dem  dinge  befchoAven.  das  er  eime  kindelin  himelrich  git.  fo  es 
erft  geborn  A\irt  vnd  getovlit  Avirt.  ane  dienift  vnd  ane  aller  flahte 
arbeit.  And  ein  andre  der  lihte  A'ierzg  iar  got  het  gedienit  mit  ar- 
beiten, der  (66  c)  vallit  an  finer  ivngiften  ftAnde  vnd  Avirt  verlorn. 
Ovch  gefchihit  des  vil.  daz  menige  alle  fine  tage  ein  groz  fünder2l5 
ift.  vnd  an  fime  ende  git  im  got  alfe  groze  rivwe.  das  er  behalten 
wirt.  Dis  ift  allis  vnfers  herren  togenlich  gerihte.   difv  befchovAA'ide 


182  Ps.  72,  17.       intren.  185  er  je  186  kome  187  mvze         191  wou- 

dermge        204  wunderte        211  er  fehlt. 


12C  Lrv 

w  irt  niie  s^oviin^iii  in  voihle.  viul  m  irt  _ü;ovobit  mit  lobe.  \  nci  w'wt 
vollol)riilit  inif   wil'heit.    vnd   wirt  liohalten  in   der  dcmvctikeK  §  Div 

220  ander  bolchov-w  ode  iCt  an  gotlis  giicle.  daz  der  nionfclie  lol  beicho- 
\\en.  allis  das  inie  got  ze  guote  het  getan.  l)iv  bclchowede  reizit 
in  zegotte.  A\an  in  hein  menfclie  ift  dein  got  Ib  lüzil  gnade  habe 
getan,  vnd  irkandc  es  fi  rehte  ez  nivezi  got  minnen  von  allem  tnne 
hcrcen.  Da  von  l'prichit  der  \\  iflage.  Herre  \\  ie  lol  ich  dir  gedanken 

225  der  genade  ieniir  die  dv  mir  halt  getan,  all'o  fprichit  Her  lob.  Herre 
ich  iiimak  dir  niomir  vergeltin  daz  dv  mir  gegeben  halt  \\  ider 
tvfinden  die  dv  mir  hell  getan,  l'o  in  han  ich  dir  niht  einis  ze  gebinne. 
Nv  fehent  der  was  ein  riche  man  vnd  hatte  groz  guot.  vnd  in  hat- 
(C6d)te   doch    wider    tvfinden   niht   einis   zegebenne    §  Div    dritte 

230  befchovwede  daz  ift  zvo  verfiht  des  lonis.  div  bringit  Itete  vebvnge 
der  tüginde.  Da  von  fprichit.  Santo  leronimus.  Div  za'o  verfiht  des 
lonis  machit  die  bitteren  arbeit  fiieze.  vnd  die  f\\  eren  bürde  lihte. 
Intrvwen  f\\er  denne  kvme  arbeitit  der  gange  in  dife  befchowede. 
da  wirt  er  gctro'ftit  von    dem    fvezen   lone   der  nach  der  arbeit  gat 

235  §  Div  vierde  befcho\\  ede.  daz  ilt  div  hohe  magencraft.  da  fol  div 
feie  betrahten  wie  alle  engelc  die  patriarchen  die  propheten.  die 
z\Aclf  hotten,  vnde  alle  martyrer.  vnd  Mio  reinen  megide.  vnd  allis 
himelfchis  her  iegeliches  finen  Ion  vnd  fine  lünderliche  vrovdc  het 
an  der  grozen  magincraft.  In  dirre  befcho\\  ede  fol  div  feie  gan.  von 

240  Cime  zvo  dem  anderen,  vnd  fol  bcichowen  wie  der  engil  ift  gefchei- 
den.  v(Mi  dem  mcnCchen.  der  menfrhe  von  dem  engil.  div  magit  von 
der  wittewen.  der  martyrei'  xon  dem  bihter.  vnd  ilt  iegeli(67a) 
chis  fvnderlich  gelVndert  mit  llme  liindcilichen  lone.  nach  finen 
werken,  vnd  han  doch  elliv  einen  gemeinen  Ion.    denne  fol  div  feie 

245  betrahten.  w  ie  vnfir  herre  eim  iegelichen  engil  iegelichir  feie  het 
gemazit  vnd  gefcheidin  Hinderlichen  Ion.  in  gemeinem  lone.  ander 
hohvn  magencraft.  vnd  daz  fvnt  ir  wizzen  daz  da  in  hein  IVndei'vnge 
noch  fcheidvnge  ift.  wan  an  dem  lone.  daz  da  ein  iegelich  menfche 
Ion  inphat  nach  finen  werken,  da  il'l   der  engil.  bi  dem  menfchin.  da 

250  gut  div  wittew  e  zvo  der  megede.  die  martyrer  zvo  den  bihteren. 
vnd  allis  himelfchis  her.  gant  alle  vndcr  ein  ander,  fwie  llv  wen. 
aide  fwie  fi  lüftit.  da  in  ift  enhein  fvndervnge.  wan  fver  got  aller 
krcfteclichifte  het  geminnit.  de  fihit  got  allir  httcrlichifte  Difv  be- 
fchowede   bringit   der   feie   girde  nach   der   himelfchen   vrovde.    Da 


224  P$.  51,  11  ?  85,  12.  13  /        225  lob  9,  2.  3.  2i9  de  itt  d*  der— menfchein. 


LIV  .  LV  127 

von  fprichit.  Anflielmvs.  Ovil  lieiligv  angofiht.  dv  bift  ein  volle  vrode  255 
vnd  ein  oljcrerte  wolluft.  vnd  bil't  ein   vollecomene  (orb)  girde.    0 
girlicliis  antlüte  vnd  vroliche  girde.  lntrv\>en  nv  inmac  dv  lele  niht 
allewege    in    dine  belcliouede   lin.    li  mvoz  ovch  her  nider  varn  in 
die  helle  vnde  mvoz  da  bei'chowen  vnlers   lieiron   ielitii<oit.    an  der 
kal  vnd  an  der  not.  der  armen  i'elen.  vnd  lol  der  menl'che  irbermide  260 
her  vber  han.  Denne  foltv  befchowen  alle  creature  vnde  folt  irken- 
nen  daz  elliv  ding  von  gotte  fint.    vnd   wie  got   in    allen  dingen  ift. 
vnd  wie  elliv   ding   von  gotte  gevlozzen  fint.    vnd    ovch    wider  zvo 
im  vliezent  vnd  in  dirre  befchowede  l'oltv  got  lobin  an  aller  crea- 
ture. vnd  folt  got  irkennen   an  allen   dingen,    daz   wir   daz  Ichowen  265 
Averden  dez  helfe  vnf  got  ameN. 


Dife  wort  fprichit  ein  wiffage 


D 


Ominus  narrabit  in  fcripturis  populorum.  Difiv  wort  fprichit  der 
wiffage.  dauid.  Got  fol  künden  an  den  fcriften  den  livten.  Dis  wort 
mügen  wir  in  zwei  wis  vernemen.  daz  vnf  got  künden  wil  an  der 
heiligen  fcrift.  den  reliten  wek  zehiraelrich.  vnd  daz  rehte  leben 
Wan  rehte  ze  gelichir  wis.  alfe  div  fvnne  intlivhtit  den  nebil.  alfo  5 
irlivhtit  div  heilige  fcrift  die  heiligen  criftenheit.  vnd  div  heilige 
lere  die  (93c)  vns  gottis  IVn  lerte.  felbe  mit  finem  mvnde.  vnd  die 
heiligen  propheten.  die  heiligen  zwelf  hotten,  vnd  andir  heiligen, 
den  der  heilige  geift  kvnte.  vnd  lerte.  wie  fi  die  heiligen  criften- 
heit leren  folten.  Ein  andir  fcrift  het  ovch  vnf  vnfir  herre  gegebin.  iO 
daz  ift  der  leien  fcrift.  wände  der  livte  ift  vil  die  der  fcrift  niht 
kvnnen.  div  an  den  buochen  ift  gefcriben.  Vnd  dar  vmbe  het  inen 
got  ein  andir  fcrift  gegeben,  da  fv  an  fvn  lernen,  wie  fiv  nach 
hiraelrich  fvn  werben  Div  fcrift  daz  ift  dv  gemelze  in  der  kilchen. 
daz  man  da  malet  von  den  heiligen,  wie  fi  lebten  vnd  waz  fi  durch  <5 
got  taten  vnd  waz  fi  durch  in  arbeiten,  vnd  wie  11  menger  martyr 
gemartirt  wurden,  vnd  tvot  man  daz  dvrch  etwie  manige  fache.  Ein 
fache  ift  daz  fiv  fvn  lernen  an  der  heiligen  lebenne.  wie  fi  nach 
dem  himelriche  fvn  ftriten  vnd  werben,  alfe  ovch  die  heiligen  hant 
geftritten.  Div  andir  fache  ift  daz  fi  an  rehtir  gelobe  fvn  gefterkit  20 
w  erden,  fo  fv  fehent  w  az  die  heiligen  hant  irlitten  durch  den  rehten 

e 
LV.  Z  24.  Ä  ij7  Von  manger  handc  fchrift  der  menlfchail.         1  Ps.  86,  6.         4  den] 

au  deu        7  die  ( 93  c )  die  vas         finen         16  ia  fehlt. 


128  LV 

geloben.  Div  dritte  (oijd)  fache  ift.  Wan  viilir  liorre  vnftoto  iCt. 
viul  leidir  bi  im  fclboii  Celten  il't  (larvmbe  ilt  ovch  daz  i!;einoIze 
geinat'bit.    daz   der   menrclie   fin  herre  \iiide.    lo  er  mit  den  vzzeren 

25  ovgen  an  l'iliit  daz  gemelze.  daz  er  deiine  die  inren  diniv  \  iiule.  des 
hercen  vnd  er  gedenke,  an  div  dink  div  vor  imc  iint  ^emalet.  vnd 
allo  vindit  der  menlche  iln  herce.  all'o  Iprichit  der  wilTagc  daiiid. 
Herrc  ich  iian  min  licrce  fvnden.  Nv  merkent  Iwas  der  menlche 
vindit.    daz   nnoz  er   e.    virlorn   han.    alfo   gelchihit   es   leidir    dicke 

30  daz  der  menlche  lin  herce  virliurit  mit  vppigen  gedankcn.  fo  fol  erz 
vinden  an  dem  gemelze  Div  vicrde  lache  il't.  daz  wir  IVn  lernen  an 
der  heiligen  lebene.  tvgende  vnd  reinekeit.  abii-  vbir  allis  gemelze. 
vnd  übir  elliv  bilde,  fvn  wir  ane  fehen  vnl'irs  lieben  heiTen  martyr 
bilde,    vnd  IVn  dar  an   lernen   ahte   leczen.    die   er  vns  vor  het  ge- 

35  Icriben.  an  l'ime  heiligen  libe  §  Div  erlte  ijt  w illecliche  aimvot.  daz 
merkint  da  bi.  daz  er  gar  nackint  l'tat.  dar  an  IVn  wir  ovch  lernen, 
daz  wir  w  illecliche  arn  Iln  dvrch  got.  der  (!j4a)  dvrch  vns  alfe 
arn  Avolte  fin  daz  er  aller  finer  herlchefte  vnd  allis  linis  richtvomis 
lo   \  il   nihl    inhatte   daz    er    line    Ichame   bedahte    wan    daz   er   gar 

40  nackit  llvnt  an  deme  ciivce.  AVir  IVn  gerne  arn  fin.  wan  vnfir  herre 
fprichit  in  dem  ewangelio.  I5eati  pauperes  Ipiritii.  Selik  Iint  die 
armen  himelrichc  ilt  ir.  der  menlche  der  willecliche  arm  ilt  der  il't 
Avol  feilik.  Sit  got  leibe  Iprichit.  daz  er  l'eilik  fi.  So  ilt  er  ovch 
feilik.    Wan  himelriche  ilt  fin.    himelrich  ilt  ein    lo   groz  fchaz.    daz 

45  er  wül  feilik  vnd  vil  feilig  ift.  des  daz  himelrich  ilt.  Er  ift  ovch 
dar  vmbe  feilik.  wan  er  het  me  denne  er  ger.  Wan  allis  des  er  het 
genvegit  in.  vnd  ift  im  alfe  wol  mit  armvot.  daz  in  niht  dvnkit  daz 
er  arn  fi.  A\'ande  zegelichir  wis  alfe  der  gitige  man  allewege  me 
gert.  vnd  fürhtit  daz  ime  gebrefte.  alfo  dvnkit  abir  den  willeclichen 

so  armen  menfchen  daz  er  zevil  hal)e.  da  von  heizit  er  11  feilik  die 
willecliche  armen.  Wände  fi  hant  des  fi  gerent.  wan  11  gerent  niht 
w  an  armvol.  vnd  breftcn.  -da  von  fint  11  feilik.  ovch  daz  fi  daz  w  il- 
lecliche hant  durch  got.  liitrvwen  fiv  hant  wol  gelernit  bi  ir  fcheppher 
(94b)  am  fin.  \  nd  han  wol  daz  bilde  finer  martyr.  vnd  finer  hei- 

55  ligen  menfheit  für  ire  ovgen  gemalit.  vnd  fin  armvot.  die  er  hatte 
in  allen  finen  tagen,  do  er  menfche  was  vf  ertriche.  Si  fint  ovch  da 
von  feilik  daz  fi  nieman  geroben  raac.  Wan  fwen  man  robit  der 
Avirt  vngedvltik.  vnd  vlvochint  11  ovch.  die  felde  han  11  ovch  daz 
fi  nieman  robit.    Avande  li  niht   hant.    da    von   in  nimit  man  in  ovch 

23  feilen  fehlt.        41  Matth.  5,  3.        45  dat  erste  ift  fehlt.        47  genvgit     kvnkit 


LV  129 

niht.  So  fint  fi  ovch  feilik.  Avan  fi  haut  ovch  ieze  ein  teil  der  himil-  co 
fchen  vriheit.  die  l'i  inlümeliiche  IVn  gar  inplian.  daz  ift  div  vriheit. 
daz  li  ine  hant  denne  ü  gei'ent.    vnd   genvcgit   l'i  ir   armvot.    daz  fi 
niht  nie  a\  oKen  han.  div  vriheit  gelichit  fich  ein  teil  der  himellchen 
vriheit.    da  von  fint  fiv  feilig  hie  in  ertriche.    vnd   fvn  her  nach  ze 
himelriche    inphangen    \\  erden    mit   der    ewigen    feilikeit.    Wan    daz  65 
f])richit  vnfir  herre  felbe.  daz  das  himelriche  ift  der  die  willecliche 
arm  fint  durch  got  §   Div  andir  lecze   ift   vollecomenne   minne.    daz 
nierkent  da   bi.    daz    er  weite   gehenkit  werden   inzwifchen   zwene 
fchacher.  rehte  alfe  (94  c)  er  ir  fchvlde  wolte  tragen.    Wie  mehte 
er  ieniir  grozir  vnd  vollecomener  minne  bas  irzeigen.    denne  daz  er  70 
finer  viende  fchulde  w  ölte  tragen,  vf  lime  rvcken  vnd  an  allen  finen 
liden  fiinderliche  wolte    er    gemartert  werden    vnd   hette    ers   loch 
gelitten  dvrch  fine  frivnt.    es  were  doch   ein  zeichen  grozer  minne. 
daz  er  ez  abir  Avolte  tvon  dvrch  fine  viende.    daz   was  noch  volle- 
comener  minne   .    alfus    het    er    ovch    vns  gelerit.    daz    wir   vnfir  75 
viende  minnen  fvn.  vnd  fvn  inen  zeftatten  komen.    vnd  ze    dienefte. 
fo .  fivs  bedvrfen.  wan  vnfir  herre  wolte  niht  gemartirt  werden  durch 
die  guoten.  er  wolte  not  vnd  den  tot  vnd  alle  bitterkeit  liden  dvrch 
fine  viende.  Sant  Paulus  fjirichit  Gedenkent  merkent  vnd  ahtent  wie 
groze  not  got  irlitten  hat  dvrch  fine  viende.   vnd  fit  er   dvrch  fine  80 
viende    fo   groze    not  leit   vnd   fo  grozer   minne    zeichen   gab.    was 
wenint  ir  nv  Avas  er  denne  grozir  vnd  A'bir  meziger  minne  nv  zeige 
finen    A^riAuden   Avan   daz  ift    ane  ZA\'iuil  war  daz  er   finen   vrivnden 
groze  minne    (94d)    Avil  zeigen.    Vnd  merkent  daz  fprichit   er.   daz 
es  mvoz  fin.   Wan  fwer  fine  viende  alfe  volleclich  minnit  der  min-  85 
nit  fine  vriAQde   vil  volleclichir.    Sante  lohannes   der  minre  fprichit 
A^on  der  minne   die  got  dem   menfchen   ovgete    do   wir   fine   viende 
Avaren.  Der  groze  got  der  heilige  vattir  vnd  div  heilige  gotheit.  der 
minnit  Anf  fo  lere  daz  er  finen  lieben  fvn.  finen  edelen  fvn  vnd  finen 
ein  born  fvn  in  den  tot  gab  für  vns.  do  Avir  fine  viende  Avaren.  vnd  90 
tet  daz  darvmbe  daz  Avir  fine  vrivnde  wurden  nv  merkint  Avie  rehte 
groze  miltekeit  er  vns  het  ir   zeigit  do  AA'ir  vir  Ivren  fine  Iwlde  do 
A\  ir  in  erzA'rnden.    aou    vnferen    vntvgenden.    do  was    daz  ein  groze 
miltekeit   daz   er   vns    ze   vrivnde   Avolte   geAvinnen   mit   finis  lieben 
fvnes  tode  §   Div  dritte  lecze  ilt.  fin  groze.  A^nd   fin  vbir  A'liezende  95 
irbermide.  vnd  merkent  daz    da   bi.    daz  er  fime   viende   der   bi  im 


67  -Wille  vnd  miuue         7.5  vollecomenc         77  fvs         78  guten         ^9 Rom.  5,  10. 
83  var        86  Ev.  Joli.  3,  16.        89  fo  fehlt.        93  de  was  de 

AJld.  Predigleu.  9 


130  LV 

han^^ete  von  fcliulden.    vnd  der  iln  hatte  f^efpottit.  vnd  in  hatte  ge- 
Icholtcn  do  der  felbe  an  in  genade  gerto  do    er  horte  er  in  zchant 
vnd  gab  im  nie  genade  denne  er  (95  a)  gerte.  Er  fprach.    Memento 
100  mei  domine.  Herre  gedenke  min.    fo  dv  komelt   in  din   rielie.   Do  er 
hört  er  in  zehant  vnd  i'prach.  Werlich  dv  folt  mit   mir  hivte  fin  in 
dem  vronen  paradile.    Do  gab  er   im   zehant  nie  genadcn.    denne  er 
in    bette.    A\an   er    in    bat   in    niht  Man  daz  er  fin  gedehte  fo  er  in 
fin  riche  kerne,    do  gab   er   im  verliehe    daz    ewige  paradis  ze  be- 
105  fchowene.  er  in  gedaht  fin  niht  alleine,  er  gab  im  felben  zefcho\\  enne 
daz  lebinde  paradis.  Diz  paradif  daz  \\  as  div  gotliche  an  gefiht  vnd 
daz  fvnt  ir  Avizzen.    daz  er  in  dehein  andir  paradis    vuor.    wan   hin 
zvo  der  helle,    da  alle  heiligen   feien   A\'aren.    die   finir  zvo   künfte 
bittin.  vnd  ze  allen  ftvnden  gerten   ir   fchcphirs  daz  er  fl  lofte  zvo 
110  den  vuor  oveh  er.  vnd  an  der  felben  ftvnde.  do  vnfir  herre  an  dem 
crivce  vir   fchiet.    do  vuor    lin   heilige    feie  vnd    fin    gotheit   in  die 
helle,  vnd  lofte  alle  die.  die  finis  vattir  Milien  heten   getan,  vnd  an 
der  felben  ftvnde  ftarb  ovch  der  fchacher  vnd    vuor  o\  ch  dar.   vnd 
fach  da   got  an  finer  gotheit.    da    von    fprichit  man    er  fuor  in  daz 
115  paradis.  Wan  (95b)  fin  gotlich  angefiht  ift  ein  paradyfe  aller  wolluft. 
vnd  daz  ift  ein  vrkünde  finer  vbir  vliezenden  crbermede.   daz  er  fo 
groze  irbermede  gab  finen  vienden.  da  bi  mvgent  ir  merken  daz  er 
finen  vriünden  vil  grozor  irbermede  git.  Ilie  bi  fvn  wir  abir  lernen, 
daz  Avir  niht  alleine    irbermide   fvn  han.    vbir  vnfir  vrivnt.    Mir  fvn 
120  vns  ovch  irbarmen  vbir  vnfir  viegende  §  Div  vierde  lercc  die   m  ir 
an  dem  crivce  fvn  lernen,  daz  ift  andehtige  gehorfami.   daz  merkent 
da  bi.  daz  er  fine  feie  liez  fcheiden    von    fime    libe    mit  geneigetem 
hovbete.    dar  an  mcrkint  zwei  ding,    andaht   vnd  gehorfami.    daz  er 
abir  fin  hovbit  neigete.   vnd   daz  er  fin  feie   liez   von  im  fcheiden. 
125  daz  Avas  ein  zeichen  ganzir  gehorfami.    daz   er  abir   fin  houbit  nei- 
gete. daz  was  ein  zeichen  grozer  andaht.   div  in  fime  reinen  hercen 
was.    Wan  er  neigit   fin   houbit  vnd   fprach.    Pater    In  manvs    tuas 
Herre    vattir   ich    bevilhe  dir  minnen  geilt.    Rehte  alfe    er    fpreche. 
Herre  vattir  min.  ich  bin  dir   gehorfam  gewefen   vnze    an    den    tot. 
130  vnd  habe    (95c)    allen   dinen  Milien   vollebraht.    nv  inphach  minen 
geift.    Confumatum   eft.    Icli  habe  ez  allis  volendit.    Do  neigit  er  iln 
houbit  vnd  virfchiet.   Hie   an  mügen  Mir  moI  lernen  andehtige  ge- 
horfami. Wirn  fvn  niht  alleine  gehorfam  fin.   Avir  fvn   andehtik  fin 

99  er  (95a)  er  gerle.  102  lue  fehlt.  HO  A'üor         H5  ift  in  dem  paradyfe 

116  vbir -vliezendc        118  grozc        130  dinon]  den        133  andehtik  fmt 


LV  181 

mit  der  gehorfami  alfe  vnfir  herre  was.  Svvas  man  den  guoten  men- 
fchen  heizit.  das  fol  er  inphalien  mit  geneigetem  hovbete.  daz  man  135 
da  bi  merke  daz  er  mit  andehti  gehorfam  11.  vnd  daz  fin  herce 
fenfte  iit  mit  der  geliorfami.  Wan  andalit  div  machet  allewege  linde 
vnd  fenfte  gemvete.  Nv  merke  wie  din  andaht  fol  lin  gegen  gehor- 
fami. Dv  folt  gedenken  dvrch  m  en  dv  gehorfam  bift.  vnd  dvrch  wen 
dv  dich  lieft  begeben  libis  vnd  guotis  vnd  dinis  eigenen  willen,  daz  140 
heftu  getan  durch  gottis  liebi.  fwas  man  dich  denne  heize,  fo  foltv 
gedenken,  herre  vatter  min  fcheppher  min  ir  loifer.  vnd  min  behaltir 
vnd  min  Ion.  dis  tvon  ich  dvrch  dich,  nv  inphach  minen  willen  vnd 
mine  gehorfami  ze  eime  (95  d)  opphir.  vnd  din  gebot  foltv  orden- 
liche voUebringen  vnd  andehticliche  vnze  an  den  tot.  Wan  vnfir  herre  145 
wart  dvrch  dich  gehorfam  vnze  an  den  tot.  alfo  fprichit  Sante  Pau- 
lus. Xpriftus  factus  eft  ob.  vnfir  herre  wart  willecliche  gehorfam 
vnze  an  den  tot  des  crivcis.  Nv  fprichit  Sant  Bernhart.  Gedenkent 
lieben  brvodir  vnd  fweftere.  vnd  prelaten.  daz  gottis  fvn  fine  feie 
von  im  liez  fcheiden  dvrch  gehorfami.  vnd  fehent  fprichit  er,  daz  ir  150 
der  gehorfami  iemir  virgeffent.  S^Aenne  ir  dar  au  gedenkent.  fo  fvnt 
ir  gereizit  werden,  daz  ir  gehorfami  vollebringent  vnze  an  den  tot. 
Wan  fwer  in  vngehorfami  wirt  fvnden  fprichit  er.  der  in  fol  niemir 
teilhaft  werden  finer  gehorfami  §  Div  fünfte  lecze  ift  ein  lecze  gvotir 
zvht.  daz  merkent  da  bi  daz  fin  liebe  mvotir  bi  ime  ftvnt  vnder  155 
dem  crvce  Nv  merkent  wie  groze  zvht  er  ir  bot  in  allen  finen  an- 
giften in  wolte  er  niht  lazen  er  in  meinde  fi  daz  fi  wol  wifte  daz 
er  ir  niht  virgezzen  hatte,  fwie  groz  fin  not  vnd  fin  bitterkeit  (96  a) 
was.  nit  vil  in  mehte  er  mit  ir  gereden.  alfe  groz  was  fin  martyr 
vnd  fin  angift.  Doch  gab  er  ir  mit  kvrzen  worten  zemerkene  manic-  160 
valtigen  fin.  der  grozen  liebi  vnd  zuht  die  er  ir  bot.  Er  fprach 
fvezecliche  zvo  ir.  alfe  er  do  befte  mehte.  wan  fin  kraft  was  gar 
befwichen.  er  was  vilbi  allir  tot.  do  er  zühtecliche  fprach.  Sich  liebe 
mvotir  min  wa  din  einigis  kint  ftat.  Rehte  alfe  er  fpreche.  Ach  min 
fveze  mvotir  wie  tvot  dir  min  fer  fo  Ave.  daz  dv  mich  din  einigis  165 
vnd  din  fvezis  kint  vor  dinen  ovgen  fiheft  hangen,  mit  blvote  gar 
bervnnen.  vnd  in  allir  finer  angift  mehte  er  niht  virlazen.  er  in  be- 
velhe  fi  fime  lieben  ivngeren.  Sante  Johannes  Hie  bi  fin  wir  abir 
gelerit  daz  wir  vnferen  vattir  vnd  vnfir  mvotir  eren  fvn.  vnd  nit 
alleine  vnfern  vleifchlichen  vattir.  vnd  mvotir.  Wir  fvn  ovch  vnfirn  170 

147  Philipp.  2,  8.  163  bcfwigen  164.  wa]  -nan  170  vnfern  lieben 

valtir.  Yüde  vufern  vleifchlichen  vallir.  vn  vud 

9  * 


132  LV 

geiftlichen  vattir  vnd  vnferc  ^eiftlichc  mvotir  eren.  der  vnfir  vattir 
ift  an  gottis  ftete.  Man  lilit  in  tobia.  daz  er  llnen  fvn  Icrlo.  daz  er 
vatter  vnd  nivoter  erte  fo  vol^ete  im  i,'eliicke.  allb  (ofib)  IVn  ^\ir 
ere  vnd  zvht  bieten  vnleren  geiltlichen    vederen.  vnde  mveteren  an 

l'5gottis  ftette.  fo  volgit  vnl"  gelückc  §  Div  feilte  ierzc  ilt  dvniehtige 
gedvltfami.  das  nierkent  da  bi.  daz  er  genegilt  wart  an  das  crivce. 
Rehte  alfe  er  fprcclie  nv  tvont  mir  fwas  ir  A\ellent.  daz  wil  ich 
allis  gedvltecliche  liden.  fwic  er  wol  A\iftc  daz  er  in  allem  fime 
lebennc  nie  inhein  dink  getet.  dar  vmbe  er  wirdik  were  den  tot  ze- 

iSOlidenne.  do  Avas  er  doch  alfe  gedvltik  daz  er  nie  dehein  vngedvl- 
ticlicli  Avort  gefprach.  vnde  infiner  grozen  bittirkeit  fprach  er.  Herre 
vattir  ver  gib  inen  die  mir  dife  martyir  an  tvont.  A\an  11  enA\izzen 
niht  was  fi  tvont.  Ilie  bi  fvn  ovch  wir  lernen  vnfchvide  gcd\ltec- 
liche  liden.  Der  menfchc  fol  gedenken  an  dile  Icczen.  a\  ie  gedvltec- 

185  liehe  lieh  vnfir  herre  liez  nagelen  an  daz  crivce.  vnd  fol  ovch  der 
nienfche  lieh  twingen  daz  er  gedvltecliche  lide  bei  fchulde  vnd 
vnfcliAlde.  vnde  allis  daz  in  ane  gat  §  Div  fibende  lecze  ift  ende- 
liafte  ftetikeit  daz  merkent  da  bi.  daz  er  dvrch  fine  heilige  voeze 
genagilt  Avart    (96c)   Rehte   alfe   er   fpreche.    Ich   aaII  ftete  fin  an 

190niiner  gehorfami  And  Avil  nieniir  Aon  dem  crivce  koniin.  e.  daz 
ich  dar  an  irfterbc.  Da  mit  leret  er  vns  ftetikeit  gA^otis  lebennis. 
daz  der  menfche  daz  criAce  finer  bvozze  fteteclicho  trage  A'nze 
an  fin  ende.  And  fol  relite  an  das  crivce  geiftlirhis  lebennis 
genagelt   fin    mit   henden    vnd  mit  vuözen.    alfe    vnfir   herre    an   fin 

195  cruce  genagelt  Avas  daz  er  niemir  geAvenke.  aa  an  daz  er  rehte  mit 
ftetikeit  geheftit  fi  A'nd  genagilt  mit  guoteni  a\ illen  Anze  an  den  tot. 
AVan  A\irt  der  menfche  an  dem  tode  Aunden  in  gvotem  lebenne  fo 
virgit  im  Aiifir  herre  dvrch  daz  gvotc  leben,  da  er  denne  inne  ift. 
fwas  er  ie  Abilf  getet.    AVer  ovch  der  menfche  hAndert  aide  tvfent 

200  iar  ein  gvoter  menfche  gewelen  in  gvotem  lebenne.  Ande  kerit  er 
einis  tagis  der  von  vor  fime  tode.  fo  in  hilflt  in  nilit  allis  daz  er 
ie  getet  zeguote.  er  in  nivezzc  iemir  A'irlorn  fin.  a\  irt  er  alfo  vundin. 
da  von  ift  Ans  not  daz  A\ir  mit  endehaftir  ftetikeit  genagilt  fin  an 
daz  crivce.   mit  vnferre  bvozze  (9Cd)    in  geiftlichem  lebenne.    Avan 

205  fwie  der  menfche  fvnden  Avirt  an  fime  ende,  alfo  wirt  ime  gelonit 
§  Div  ahtode  lecze  ift.  lanc  gebet,  daz  merkent  da  bi.  daz  er  in 
allir  finer  not  an  dem  crivce  bette.  Da  von  fcribit  Santa  leronimus. 


172  loh.  4,  3.         194  vuozcn  oder  vuozcn         197  A>unden         202  \\-undin 


LV  ^  133 

daz  er  an  dem  crivce  bette  fiünfzik  vnd  hvndert  verfe  rehte  alfe 
manik  fame  an  dem  faltir  ftat.  alfe  menigen  verf  las  er  an  fime  tode. 
Das  fprichlt  er.  daz  er  an  vie  an  deme  falmen.  Deus  deus  mens.  210 
refpice.  vnd  las  für  ficli  die  falmen  alle  vnze  an  den  vers.  In  ma- 
nus.  Vnd  do  er  den  gelaz  do  verfehlet  er.  Er  vie  fin  gebet  an  Deus 
deus  mens,  daz  fprichit  Herre  herre  got.  vatter  min  heftv  mich  ver- 
lazen.  Swer  daz  wort  rehte  merkit.  der  mak  wol  ir  fchrecken.  vnde 
vorhte  han  ze  fime  ende.  Sit  gotis  fvn  der  nie  fünde  getet.  fo  grozen  215 
angift  hatte,  vnd  er  finen  vatter  fo  innecliche  an  rvofte.  daz  er  fin 
niht  lieze.  Owe  Avas  mvozen  wir  armen  fünder  denne  fprechen.  Dis 
fol  vns  ein  lere  vnd  ein  reizvnge  fin.  daz  ovch  wir  gerne  vnd  vliz- 
zecliche  (97  a)  fvn  betten,  an  dem  tode.  alfe  vnfir  herre  der  bette, 
alfe  emizege.  vnd  alfe  innecliche  in  allen  finen  angiften  an  dem  220 
crivce.  alfe  er  alle  fine  tage  ein  lünder  Avere  geAvefen.  OAve  wir 
armen  menfchen.  Ail  armir  fünder  AAas  mahtv  denne  fprechen.  Vns 
ift  not  daz  Avir  Aiizzecliche  vnd  emizzige  got  an  rvefen  an  dem 
tode  dvrch  etAvie  menige  fache  abir  fünderliche  dArch  z\so  fache. 
Ein  fache  ift  daz  der  menfche  fin  feie  a  nd  fin  gemvete  rihte  in  225 
gegen  himelriche  mit  deme  gebette.  daz  er  mit  rehter  zvoverfiht 
fin  herze  bereite.  And  gote  gar  dvrnehtecliche  getriv^Ae.  daz  er  fin 
niht  laze.  Div  ander  fache  ift  daz  er  mit  dem  gebette  die  bofen  geifte 
vertribe.  die  den  menfchen  in  menige  Avis  denne  virfuochent.  daz  fi 
in  virleiten.  da  von  bedarf  der  menfche  avoI  daz  er  vlizecliche  230 
bette,  fwie  gAot  ioch  der  menfche  ift.  fo  mvegent  in  doch  die  vil 
bofen  geifte.  an  fime  ende.  AVan  vnfir  herre  ihefus  chriftus  der  got 
vnd  menfche  (97b)  AAas.  den  in  liezen  fi  niht  lidik.  ir  inAvere  ze 
fime  ende,  vnd  faz  ein  Af  dem  crivce  bime.  fw ie  er  im  niht  gefclia- 
den  molite.  Oa\  e  wes  niAgen  a\ ir  armen  fünder  denne  geAvis  fin.  da  235 
von  ift  vns  not  geA\  erliche  daz  wir  gar  innecliche  betten,  dar  vmbe 
daz  Avir  A-nfir  gemActe  rihten  in  gegen  dem  himelriche.  Vnd  daz  Avir 
ovch  die  boefen  geifte  von  Anf  Airtriben.  die  Ans  gerne  aa ölten  Air- 
leiten. 


210  Ps.  21,  1.  211  Ps.  30,  6.  227  be  bereite         getrvweu  231  mv- 

geut  233  ir]  ern  234  faz  ein]  fazen  235  fvnder 


134  LM 

Ton  dem  balnic  bovine   wie   mengen   aft    der  habe  vnd  be- 
zclchent  einen  iescUclien  siioten  menfchcn 


D. 


'Er  balm  bovm  liet  fiben  efte.  vnd  iegelich  aft  het  einen  blvomon. 
vnd  ein  vögilli.  vnd  Ilngit  iegelich  vögilli  einen  fünderlichcn  lank. 
vnd  iegelich  blvome  hct  finen  fünderlichen  fniak  vnd  fine  varwe 
vnd  fin  fchonhcit.  Dife  balm  bovm  daz  ift  ein  iegelich  feilik  menfche. 

5  der  vnfirs  herren  balm  bom  ift.  vnd  im  fvezen  fank  llngit.  vnd 
fchcene  blvomcn  bringit.  a\  an  fwer  ime  mit  fteten  tvgenden  dife  be- 
fchowedo  vnde  dife  bezeichinvnge  bringit  an  llnen  Averken.  vnd  an 
fime  lebenne.  Der  mak  wol  fprechen.  Dixi  afcendam  inpalmam.  Ich 
bin  geftigen  vf  den  balm  bovm.  da  ^vil  ich  rvowen.  \\an  fwenne  er 

10  den  fibenden  aft  vbir  ftigit  fo  gat  ez  an  die  fvezen  rvoN\  e.  daz  div 
feie  bi  gotte  rvo\\  en  fol  in  vbir  vliezzender  fvezikeit.  vnd  nach  der 
rvowc  kvmit  vil  (  i  o  1  c )  fehlere  div  ewige  rvowe.  von  der  da  gc- 
fprochen  ift.  Ilec  requies  mea.  Dis  ift  min  rvowe.  dis  ift  min  erbe. 
Hie  fol  ich  ewecliche  rvowen  mit  dem  lebenden  gotte  §  Div  \\  ürze 

15  von  der  dirre  bom  Avahfet  daz  ift  rehte  vnd  vefte  globe,  wan  von 
der  würze  wahfit  vorhtc  der  helle,  vnd  zvo  verfiht  der  ewigen 
vrovde.  vnd  der  ewigen  felikeit  vnd  frvlit  allir  giiotir  werke,  daz 
kvmit  allis  da  von  daz  der  menfche  gelobit  daz  im  gelonit  werde 
nach    llnen    werken,    beidiv   vbiler    vnd    guoür.    da    von    niidit    der 

20  menfche  die  fünde.  vnd  tvot  guotv  weik.  wände  er  den  geloben  het. 
daz  er  mit  gotte  ewige  vroide  fol  enphan  vnd  er  ein  kvnftige  weit 
gelobit  nach  dirre  weite.  Sante  Auguftinvs  fprichit.  Dis  ift  ein  lob 
des  geloben,  daz  wir  daz  geloben  daz  wir  niht  gefehen  mügen.  daz 
der  menfche    des   gelovbit  daz   er  fiht   daz    in    ift   niht  vil  lobelich 

25  daz  abir  der  menfche  des  geloubit  das  man  im  von  gotte  feit,  daz 
er  nie  gefach.  daz  ift  gar  l()l)elirh.  wan  daz  ift  cinis  iegelichen 
criftenen  men  (  1ü(  d)  icben  reht.  daz  ieniir  behalten  fol  werden,  daz 
mvoz  rehte  vefteclicbe  geloben  an  elliv  criftenne  dink.  vnd  daz  allis 
daz  man  ime    von    gottis    gewalte    vnd   von   finer  wiiheit  von  finer 

30  guete.  vnd  von  finer  ewikeit  vnd  von  finer  rehtikeit  feit,  daz  l'ol 
der  menfche  gelovben.  alfo  vefteclicbe  innie  hercen.  daz  er  ez  zeige 
an  finen  werken.   Wan    fwer   hovbit   fünde  tvot.   vnd  vnrehte    lebit 


LVI.  Z  26.    A  59     Von   des   IJalinboracs    bczaichiuing.     Marburger   Bruchslück 

V 

in  Haupts  Zeitschrift  2,  227—231  und  B.         8  Cant.  7,  8.         9  rowcn         13  Ps. 
131,  14.        19Tbil        2Zn\h\  fehlt. 


LVI  135 

wider  gottis  gebotte.  vnd  wider  firae  rate,  der  in  het  niht  rehte 
gelobe,  l'wer  denne  rehte  gelobe  het.  der  het  ovch  guot  leben,  wan 
div  würze  allir  guotir  werke,  div  het  rehte  gewurzet  vnd  het  ein  35 
grvnt  vel'te  in  dem  hercen  gefezzit.  vnd  von  der  edelen  würze  wahflt 
denne  der  bahn  bovn  vil  adelli':h.  §  Des  bovmis  ftam  daz  ift  wil- 
lecliche  armvot  daz  der  nienlche  nihtis  gert  wan  finer  notdvrfte. 
hab  er  loch  der  etwenne  breiten  den  fol  er  gerne  han  dvrch  got. 
der  ovch  dvrch  vnfirn  willen  alfe  arn  was.  daz  er  niht  hatte,  daz  4o 
in  fin  reine  mvoter  bewunde  do  er  geborn  wart  (102  a)  fin  hei- 
nivete  daz  was  ein  gemeine  l'traze.  da  wart  er  geborn  fin  bettelin 
daz  was  ein  krippe.  Ach  liebir  menfche  gedenke  wie  gar  arn  din 
l'che])pher  din  herre  vnd  din  behalter  was.  dvrch  dinen  willen,  vnd 
hab  ovch  dv  gerne  breften  vnd  armvot  dvrch  in.  Wan  er  fprichit.  45 
allo.  do  ich  erft  geboren  wart  do  viel  ich  in  armvot  vnd  in  der 
armvot  Mas  ich  vnze  an  minen  tot.  vnd  fprichit  er  da  von  fo  dicke, 
felik  fint  die  armen  ich  wil  fi  felbe  troften  fvezeclich.  der  balm  bon 
het  alle  fine  fchonheit.  vf  in  gegen  himele  bekerii.  Ze  glicher  wis 
fol  der  feilige  menfche  allen  finen  rieht  vom.  den  ez  vf  dirre  zer  50 
ganclichen  weite  mehte  han.  den  fol  ez  willecliche  lazen  dvrch  den 
CM  igen  richtvom  in  himelriche.  vnd  fol  ez  gerne  arn  fin.  Der  balm 
bom  der  ift  ovch  vndenan  vil  kleine,  alfo  folt  ovch  dv  gerne  kleine 
fin  vf  ertriche.  fo  wirft  dv  in  dem  himilriche  ir  hcehit.  alfo  fprichit 
vnfer  herre.  Scilik  fint  die  armen  himelriche  ift  ir  §  Der  erfte  (i02  b)  55 
alt.  daz  ift  daz  fich  der  menfche  erkennen  fol.  wannan  er  komen 
ift.  vnd  war  zvo  er  werden  fol  vil  fehlere,  ez  in  lebit  nv  nieman 
lange  tage,  alfe  vns  der  priefter  manit.  fo  er  vnf  die  eichen  vf  daz 
houbit  git  fo  fprichit  er.  Meniento  homo  quod  cinis  es  et  in  cinerem 
reuerteris.  Menfche  gedenke  daz  dv  efche  bift.  vnd  daz  dv  wider  60 
ze  efchen  werden  folt.  Swenne  fich  der  menfche  erkennit  daz  fin 
nature  fo  rehte  cranc  ift.  fo  nivoz  er  fich  virftan  daz  er  alle  die 
tvgende  die  an  im  fint.  vnd  f\\  as  rehtir  gvete  an  ime  ift.  daz  er  daz 
allis  von  gotte  het.  alfe  der  wifiage  fprichit.  allis  vnfir  heil  vnd 
vnilr  tugende.  vnd  fvvas  gvotis  an  vnf  ift.  daz  ift  allis  von  gottis  65 
genaden.  vnd  ift  in  fime  gewalte  beflozzen  §  Der  vogil  der  vf  dem 
alte  fizzit.  daz  ift  ein  phawe.  der  het  die  nature.  fo  er  ze  mittir 
naht  alre  vafteft  flafit.  fo  fcriet  er  vil  eigeliche  vnd  weckit  fich  fel- 


36  edele  47  tvt  Ev.  Matth.  5,  3.  11,  28.     Luc.  6,  21.  52  richtvm 

60  efchej  erde        64.  Ps.  36,  39.  68  vafte         eigenliche 


136  LVI 

ben  vndo  befchowit   fich    dcnne   ol)  er   den  f])iegil  vf  dorne  houbit 

70  liabe.  vnd  vindct  er  in  donno  ((02  c)  fo  Ilafit  er  ane  forgc.  Hie  bi 
ift  bezeichcnt  der  feilige  nienfchc.  der  fol  des  pbawen  naturo  ba- 
ben.  So  dv  feligcr  menfche  ze  mittir  nabt  allir  befte  llafilt.  fo  dv 
denne  ir  wacheft  fo  foltu  dine  tvgende  befchowen  ob  din  girde  vnd 
dinc  tagende  in  brennen    gegen    gotte.    aide    ob    dv   irkaldet  fift  an 

"5  der  brennenden  minne  gottis.  aide  ob  dv  gar  ir  lofcben  fioft  vnd 
vindeftu  abir  den  fchonen  fpiegil  vf  der  feie  houbit  Intru^^en  fo 
mahtv  Mol  fenftecliche  flafen  ingotte  ane  forge.  den  fpiegil  den  dv 
vinden  folt.  vf  der  kvniginne  boubete  diner  feie,  daz  ift  din  brin- 
nende  girde.  dv  fol  fin  in  ganzer  tugende  ze  gotte.  0  fvezir  menfche. 

80  fwenne  dv  den  fchonen  fpiegil  vindeft  in  diner  gehiigede.  vf  diner 
feie  houbit.  fo  niachtu  wol  fvezecliche  flafen  mit  gotte.  alfo  fprichit 
ein  heilig  man.  Ilerre  11  ioeh  daz  ich  flafe.  fo  gip  mir  die  genado 
daz  min  feie  a\  ache  mit  dir.  daz  ich  \vol  fi  behvot  an  tvgenden. 
Der  menfche  mvoz  zallen    ziten  (i02(l)    finer  tugende  hveten  tagis 

85  vnd  nabtis  \\  an  ze  gelichir  wif  alle  man  des  pha^ven  ze  allen  ziten 
varet  vmbe  fin  fchcene  gevidere.  alfo  varet  der  tievil  ze  allen  ziten 
des  feiigen  menfchen  feie,  wie  er  ir.  ir  tugende  beneme.  vnd  dar 
vmbe  mvoz  fich  der  menfche  vlizccliche  hveten.  vnd  alfo  dicke  fo 
er  irwachit.   fo  fol  er   befehen   ob   fin  girde  brenne  in  gegen  gotte. 

90  alfo  fprichit.  Santa  Auguftinvs.  Alfo  fehlere  fo  der  flaf  von  minen 
ovgen  kvmit.  fo  fol  min  herce  vnd  min  fin  Avachen  ingegen  gotte. 
vnd  fol  befchowen  ^ie  min  tugende  brenne  in  ftetikeit  §  Der  bivome 
der  vf  dem  afte  biveiet  daz  ift  ein  viol.  der  ift  kleine  vnd  ift  himel 
var.  Hie  bi  ift  bezeichent  des  feiigen  menfchen  diemvetikeit.  bi  des 

95  bivomen  varwe  ift  bezeichent  div  girde  die  der  menfche  ze  allen 
ziten  fol  han  vf  in  gegen  himelrich  hin  ze  gotte.  vnd  fol  elliv  fine 
■werk  keren  in  des  namen  vnd  in  des  ere  mit  dem  wir  gert  vnd 
gevorit  fvn  Averden  in  himelriche  (l03a).  daz  ift  vnfir  herre  ihefus 
chriftus.    der    feiligen    feie   brivtegome.    Bi    des   bivomen    kleine   ift 

100  bezeichent  des  feiigen  menfchen  diemvetikeit  Wan  des  diemvetigen 
menfchen  reht  ift.  daz  ez  fich  allewege  verwerfe,  vnd  fich  vnmazen 
kleine  mache,  vor  allen  den  livlen  fo  ift  ez  groz  vor  gölte,  alfo 
lifit  man  in  der  kvnige  bvoche.  aou  eime  kvnige  ze  dem  fprach 
vnfir  herre.  Wan  dv  kleine  Avero  vor  dinen  ovgen  darvinbe  A\il  ich 

105  dich  ze  eime  künige  fczzen  vbir  allis  ifrahcliiche  volk,  Alfo  fprichit 


SOfiuc        103  i?e(/.  1,  15,  17. 


LVl  137 

der   wiffage   Dauid.   Diemvetikeit    dv   Lricliit   dvrch   den  himel  vnd 
hohit  den  menfchen  zem  himelriche  §  Daz  andir  ift.    daz   dv  irber- 
mede  lolt  han  vbir  einen  ie^elichen  menfchen.    fvvaz  ime  Avirrit.    an 
libc  aide  an  der  feie  daz   foltv   mit   ime  tragen,    vnd  in  mahtv   ime 
niht  anders  getvon.  noch  gegeben,   fo  foltv  ime  dinen  gvoten  willen  HO 
tragen,   vnd  folt  dich  vbir  in  erbarmen,    vnd   in   mahtv  fin  niht  ge- 
trolten  mit  muten  werten  fo  foltu  doch  daz  inewendige  werk  veben. 
der  erbermide    (i03b)    mit  dime  guoten  willen.    Vnd  tvot  loch  ein 
menfche   ettifwas    daz    vbil  ift.    aide   daz  Avidir  got  ift.  daz  in  foltu 
ime  doch  nicht  ze  vil  verkeren.   vnd  in  folt  niht  ze  hant  din  herce  115 
vf  den  rehteftvol  fezzin  vbir  des  menfchen  vnreht.  dv  folt  gedenken 
e.  was  dir  liej)  were  daz  man  dir  tete  ob  dv  in   der  felben  fchvlde 
werift.  vnd  daz  felbe  tvo   ovch   dv   eime    iegelichen  menfchen.    vnd 
folt  ovch  got  für  in  bitten,    daz   er  fich  vbir   in   erbarme.    Der  abir 
meiftirfchaft  vnd  gewalt  het.  daz  er  daz  vnreht  richten  fol.   der  fol  120 
Avol  herteclichen  bereffen  fwaz  zebereffene  ift.  vnd  doch  fol  er  alle- 
Avege  erbermede  derbi  halten,    alfo   daz   erz   tvege  mit  lenftem  her- 
zen vnd  mit  milten  Avorten.  vnd  fi  loch  daz  vnreht  alfe  groz  daz  er 
da  rihten  fol.    daz  er  ez  fti^ankliche  vnd  hertecliche  mAOz  bereffen. 
fo    fol    er    doch   danach  gvetlich    vnd    milteclich   gebaren,    daz   der  125 
menfche  avoI  merke  daz    erz    von  rehte  tet  daz  ern  hertecliche  be- 
raffte vmbe  fin  Anreht.    vnd  niht  (lon  c)  von  iibele.    vnd  fezze  daz 
allewege   indin    herce.    ob    des    dehein  rat   fi    dv   in   mvezift   vmbe 
eintwedirz   gCAvizzenot   Averden  vmbe   hertikeit  aide  vmbe  miltikeit. 
daz  dv  vmbe  ze  vil  lindi.  aide  vmbe  ze  aII  gveti.   gewizzenot  Aver-  130 
deft  denne  vmbe  ze  vil  ftrengi  vnd  hertikeit.  Avan  dv  folt  daz  Aviz- 
zen    daz   die  A\ize  fenftir   fint   denne  vmbe   ze   vil  hertikeit.    Vnfir 
herre  fprichit  doch  felbe  Sehent  an  mich  vnd  lernent  fenftikeit  v)%d 
miltikeit   bi  mir    §    Daz    vögeli   daz  vf  dem   afte   fingit   daz  ift  ein 
Avithophe  der  het  die  nature  daz  er  A^bir  dA'  grebir  vliiigit  vnd  die  1^5 
toten  clagit.    alfo    fol    der  menfche    tvon   dv  folt  klagen  den  iemer- 
lichen   tot    den   div  edele  feie  enphie   von  den  houbit  fünden.    A'nd 
lolt  A'bir  die  toten  vliegen.    daz  lint  die    menig  valtige  hovbit  fünde 
die  dine  feie  hant  irflagen.  vnd  folt  gedenken  daz  dv  mit  einir  iege- 
lichir  houbit  fünde  bift  gefcheiden  von  gotte  vnd  von  allen  himmel-  140 
fchen  genaden  vnd  dv  mit  einer  iegelicher    houbit  fünde  nach  rehte 


107Der         116  rehlen  ftvl         122  dir  behalten         126. 127  beraffile        128obdc 
129  aide  vmbe  nillllkclt  fehlt.        133  Ev.  Matth.  11,  29. 


138  LVI 

virfchvldit  heft.  daz  dv  (l03  d)  iomir  ewige  not  in  der  helle  foltift 
han.  vnde  in  hetti  dir  got  mit  fincr  genade  vnd  mit  ilner  irbermede 
niht  wider  geholfen,   vnd  Iblt  denne  gedenken    daz    dv'   den  A\erden 

145  got  den  gvoten  got  interit  heCt  mit  den  landen,  vnd  folt  daz  von 
innenclichem  hercen  klagen  vnd  lolt  den  milten  got  bitten  daz  er 
den  toten  irkicke  mit  rehter  riv\\e  vnd  in  denne  gener  mit  fmer 
gotliclien  arzenie  von  allim  dem  fiechtagen  der  lünden.  daz  11  niemir 
nie   mit    willen    noch    mit    werken,    noch   mit   in  heiner  flahte  bofir 

150  gewonheit.  gehorfan  ^\  erde  niemir  deheiner  IVnde  §  Daz  blvemeli 
des  aftis.  daz  il't  ein  AvalTir  hlvome.  der  ill  vil  Ichone  vnd  ervalwet 
zehant  da  bi  ift  bezeichent  dv  vnftetikeit  dirre  weite,  ir  vroide  vnd 
ir  gezierde  ift  harte  fchone.  vnd  zergat  gar  fehlere  Des  foltu  feiiger 
menfclie  gedenken,    daz   allis   daz   zerganclich  ift  daz  vf  ertriche  ift 

155  vnd  nimit  iemerlichis  ende,  der  liivte  lebit  der  ift  morne  tot  Der 
liivte  gefvnt  ift.  der  ift  morne  (io4a)  fiech.  der  hivte  riche  ift  der 
ift  morne  arn.  Der  hivte  mit  vroiden  lebit.  der  ift  morne  allis  leidis 
vol.  vnd  alfo  zergat  ez  alliz  mit  leide,  vnd  der  alre  meift  vroide 
vnd  \\  unne  het  vnd  richtvomis    in    dirre  a\  elte.  der  het  alre  grozfte 

160  not  in  der  helle,  vnd  da  von  fprichit.  Sant  Bernhart,  alle  dine  fiinde 
A\  erdent  ze  wurmen  in  der  helle,  vnd  grabint  allezit  dvrch  daz  herce. 
vnd  A\irt  doch  niemir  verfueinit.  vnd  dar  vf  fprichit  vnfer  herre. 
We  we  den  riehen  livten  die  fülen  niemer  von  gotte  troft  inphan. 
fiv  hein  me  geminnit  gvot  vnd  ere.  vnd  zer  gancliche  vroude  denne 

105  mich,  darvmbe  fvlen  fi  iemir  ewige  trvrekeit  han.  Dis  foltv  leliger 
menfche  irkennen  daz  div  Avclt  zerganclich  ift  vnd  folt  din  herce 
vnd  alle  dine  girde  in  gegen  deme  keren  der  vnzerganklich  ift.  daz 
ift  got  §  Der  dritte  aft  ift.  des  libis  keftigvnge.  der  feiige  menfche 
lül  finen  lip  keftigen  mit  allen  den  arbeiten  fo  im  fin  ordin  vnd  Im 

170  regele  gebivtit.  vnd  fezzit.  vnd  fol  doch  ime  felben  die  notdvrfte 
geben,  vnd  fol  fich  allezit  (io4b)  vlizen.  daz  es  alle  fin  arbeit  vnd 
iine  A\  erk  mit  bcfcheidenbeit  tve.  weder  ze  vil  noch  ze  lüzil  vnd 
folt  dinen  lij)  in  der  tempei  vnge.  allewege  hallen  daz  dv  ime  niemir 
lo  vil  fines  a\  illcn  verlazcft.    daz    er  gote  vngehorfam  A\erde  §  Der 

175  vogil  der  vf  dem  afte  fizzct  daz  ift  ein  elbiz  de  a\  eiz  von  naturo 
finen  tot  vor.  vnd  fo  er  morne  fterben  fol.  fo  ilngit  er  hinte  einen 
vrolichen  fank.  Di  dem  vogil  ift  bezeichent  der  feiige  menfche.  der 
fol   gedenken    daz    es    fime    tode   allir   tegelichis  nahet,  vnd  daz  ez 


161  wurmen         163  Ev.  Lucas  6,  24.         172  tv         173  ime]  iemcr 


LVI  139 

tegelich  ein  tageweide  ze  dem  todc  gat.  vnd  fwenne  er  des  gedenkit. 
fo  fol  er  got  ie  vroliclier  dienen  mit  fingenne  vnd  mit  lefenne  vnd  180 
fol  gotte  alle  girliche  vnd  alfe  vrceliclie  dienen,  daz  man  wol  an 
ime  merken  mak,  daz  er  gerne  bi  gotte  vnferme  lierren  were  §  Der 
bivome  vf  dem  afte  daz  ift  ein  1}  lie  der  Avahfit  allewege  vf  gegen 
dem  liimelriche.  vnd  ift  alle  zit  grvene.  vnd  alfe  der  lylie  vf  wachfit 
in  gegen  dem  liimelriche.  alfo  fol  din  herce  vnd  (io4c)  din  girde  185 
allewege  fin  vf  gerihtet  in  gegen  gotte.  Bi  dem  lylien  ift  bezeichent 
div  ftcte  kivfchikeit  die  dv  han  folt.  an  willen  und  an  wercken.  vnd 
alfe  der  lylie  allezit  grvene  ift  an  linie  ftamme  vnd  an  finen  blet- 
tern.  alfo  foltv  feiiger  menfche  grvonen  an  dime  gelouben  vnd  an 
allen  tvgenden.  vnd  folt  allir  tegelich  vürnemin  an  guotim  lebenne  190 
rehte  alfe  der  bivome  alre  tegelich  vachfit.  vnze  er  voUekomen 
wirt.  alfe  foltv  alre  tegelich  Avahfen  vnd  für  nemen  vnze  dv  rehte 
vollecomen  wirft  an  tvgenden.  So  vnfir  herre  denne  fihit  daz  dv 
feligir  menfche  zitig  bift  fo  brichit  er  dich  abe  vnd  gehaltit  dich  in 
der  himelfchen  bvrk  iemir  ewecliche  mit  vroiden  vnd  mit  wunnen  195 
§  Der  vierde  aft  daz  ift  fveze  andaht.  fo  der  menfche  fvezecliche 
weinit  nah  vnferme  herren,  alfo  daz  er  vnfirs  herren  martyr  von 
hercen  clagit.  aide  daz  der  menfche  irkennit.  daz  ime  got  fo  groze 
genade  het  getan  vnd  er  in  des  mit  fvezen  trehennen  lobit.  daz  ift 
ein  vil  fveze  andaht.  daz  lop  vnd  div  andaht  ()04d)  merent  allis  200 
an  des  menfchen  tvgende.  vnd  twingit  got  daz  er  allezit  fine  genade 
in  die  feie  giuzit  vnd  giezen  mvoz  §  Der  vogil  der  vf  dem  afte  fitzit 
daz  ift  der  vogil.  mit  des  menfchen  antlüte  der  het  die  nature  fo 
er  zem  erft  vzzir  fime  nefte  vliiigit.  der  erfte  menfche  der  im  denne 
bekvmit  den  totit  er.  vnd  vlivgit  denne  vber  ein  wazzer.  vnd  ir  205 
fpvolit  denne  fin  antlüze  drinne.  vnd  fo  er  denne  gefihit  daz  er  vnd 
daz  menfche  ein  antlüze  hant.  vnd  fi  gelich  ein  ander  fint.  vnd  er 
finen  brvoder  irtoetit  het.  fo  in  wirt  er  niemir  vro  vnze  an  finen 
tot  Bi  dem  vogil  ift  bezeichent  ein  iegelich  menfche.  Wan  wir  han 
alle  vnferen  brodir  irtotit  ihefum  chriltum.  der  von  gotlichir  nature  210 
vnd  von  menflichir  natvre  vnflr  brodir  ift  wie  der  von  dinen 
fünden  tot  ift  an  dem  crivce.  daz  er  weder  hende  noch  fivezze  noch 
in  heinis  llnes  lides  gewaltik  was.  vnd  fwenne  dv  daz  für  dine 
ovgen  fezzift  fon  in  foltv  dich  niemir  me  gevrowen  in  heinis  dingis 
daz  ^^)pig  ift   (l05a)  vnd  in  folt  mit  der  weite  noch  mit  deheime  215 


183  afte  ift.  de  ift        186  Ijlie        190  wrnemin        196  aft  ift.  daz  ift 


140  LVI 

dinge  daz  ze  der  ^velle  triffet  niemir  deheine  vroide  me  gewinnen 
§  Der  blvome  der  vf  dem  afte  hlvegit.  daz  ift  der  rofe.  der  ift 
fchopne  vnd  niiniieclicli  anzefchenne  Da  l)i  ilt  bezcichent.  div  brin- 
nende  miniic  die  der   lelii^c    nieiirche  ze   gotte  iol  Jian.    Dv  folt  ge- 

220  denken  an  die  grozen  niinno  die  er  ze  vnf  hette.  do  er  den  ienier- 
lichen  tot  dvrch  vns  leit.  gedenke  rehte  in  ^\ie  reiner  niinne  er 
den  tot  dvrch  vnl"  leit.  vnd  von  der  reinen  minne  fol  din  herce  in- 
zvndet  werden,  vnd  din  feie,  daz  dv  got  alfo  kreftecliche  vnd  alfe 
fere    minneft   daz  dv   dich    e    ^^olti^t   lazen   toden.    e.   dv    in  ie  mir 

225  wizzentlich  woltiit  ir  zvrnen.  mit  deheiner  hoiibit  fünde  §  Der  fünfte 
alt  ift  div  begervnge.  daz  der  menfche  vnfirs  herren  gert  mit  allen 
finen  finnen.  von  allem  fime  hercen.  alfo  kreftecliche  daz  er  alle 
fine  girde  gcdonit  het.  andcn  girlichen  got  Div  feie  mak  wol  fprechen. 
alfe  div  feie  in  der  minne  bvoche  (loäb).  filie  ierufalem.  Ir  tohteren 

230  von  ierufalem  kündent  mime  liebe,  daz  ich  fiech  von  minnen  bin. 
Der  vogil  der  vf  dem  afte  fizzet  daz  ift  ein  nahtegal,  div  llngit 
allewege  gerne,  vnde  fo  fi  gewar  wirt  daz  fleh  dv  naht  verwan- 
delen  A\il  ze  dem  tage,  fo  hohirt  fi  ir  gefank  Hie  bi  ift  bezeichent 
der  feiige  menfche.  Do  dv  naht  der  fünden.  vnd  dv  naht  des  vppi- 

235  gen  lebenis.  an  ime  \  er^  andelct  wirt  in  hohe  tvgende  vnd  ez  fich 
begiiinit  bezzeren  an  fime  lebenne.  vnd  ez  got  an  allen  dingen 
irkennit  denne  fol  ez  Iinen  fank  höheren  fo  ift  div  naht  virwandelet 
ze  dem  tage,  fo  foltu  got  mit  allen  arbeiten  vroliche  loben,  vnd  folt 
im  denne  defte  gerner  vnd  defle  A\illecl icher  dienen,    vnd   folt  dich 

240  vrowen  vf  daz  himelfche  erbe,  daz  dir  vnfir  herre  got  Avil  geben 
nach  difem  kvrzen  zite  ie  mir  ewecliche,  vnd  dar  zvo  folt  dv  din 
herce  vnd  dine  feie  ze  allen  ziten  bereiten,  daz  dv  mit  eren  dar 
komeft.  Vnfer  herre  fprichit  in  dem  cwangelio.  Sehent  daz  ir  bereit 
fint  ze  allen  ziten  (i05c)  Wan  ir  in  wiffent  wenne  ich  kvme  §  Der 

245  blvome  der  vf  dem  afte  blveiet.  daz  ift  der  fide  blvome  der  inhet 
niht  voUedicher  vroide  noch  varwe  vnd  bezeichent  den  reinen 
raenfchen.  daz  fich  der  fo  fere  nach  gotte  veriamcrt  het  daz  er 
bleich  Avirt.  vnd  fin  fchoMic  varwe  verliurit.  vnd  allen  finen  vliz  vnd 
fine  finne  het  ez  inA\en(lik   bekert.    daz   fin  feie  vor  gotte  fchone  fi 


22.5  mit  deheiripihoubit  fviule.  iiiil  (k-liciner  liouliil  fviidc  2"29   Cant.  5,   8. 

232  gne  vnde.  vn  237  dciiiic  c  fol  243 /vü.i»/a«/i.  24,44.  248  finen 

fin  A'liz 


LVI  141 

vnd  fin  herce  Ivter  vnd  reine,  daz  got  gerne  dar  inne  wone.   an  die  250 
inren  fchone  hat  fi  fo  gar  ir  vliz  bekert.  daz  fi  die  vzwendigen  gar 
vcrfmahet  liet.  Der  menfche  mak  wol  fprechen.   Nigra  IVm.   daz  ich 
vzwendik  bleich  bin  des  in  A\underent  ivch  niht.  div  menlcheit  vnd 
div  hiraelfche  genade  het  niicli  verfelwit.  vnd  fw  ie  bleich  ich  vzwen- 
dik bin.  fo  bin  ich  doch  in  wendik  harte    Ichone.    ich  gevalle  gotte  255 
Avol  an  mime  antlüze   §    Der  fehte  alt  ift  div  ladvnge.    daz  dv  feie 
mit    rehtir  girde    got    zvir   ladet   fvezir   gemahele.    nv   kvm  her  dv 
vzzifAvelter  herrc  fvezir.   dv  bift  ihefus  der  liebe  gemahele  (i05d) 
min.  So  dv  feie  in  denne  alfe  gvethliche  ladit  mit  allir   ir  girde  fo 
kvmit  er  denne  vnd  berihtit  allis  daz  im  in  der  feie  miffevallit  vnd  260 
fchephit    den   menfchen   an   allen  dingen  nach  finem  willen,    alfe  er 
im  wol  gevallit  §  Das  vögilli  daz  vf  dem  fvezen  afte  fizzct.  daz  ift 
ein  fwalwe  div  nimit  in  heine  fpife  wan  in  dem  vluge    Ze  gelicher 
wis  tvot  der  feiige  menfche.    daz  in    nimit  Ilner  feie  in  heine  fpife. 
wan  in  dem  vlnge.  der  vluk  daz  ift   der  gedank  mit   deme   dv  feie  265 
vliugit  in  daz  himelfclie  lant.  in  dem  vluge  wirt  div  guote  feie  vnd 
div  feiige  feie  gefpifit.  div  fpife  daz  ift  das  fi  an  deheinie  dinge  vf 
ertrich  inheinen  troft  noch  inheine   vroide  het.    niht  wan  an  himel- 
fchen  dingen,   daran  fvochit   fi  troft.   vnd  wirt  ovcli  da  von  gefpifit 
vnd  gevuoret.   alfo  fprichit.  Sante  Auguftinvs   Ir  fvnt  allen  zerganc-  270 
liehen   troft    verfraahen.    vnd    fvnt    ivwer    herce    vf   rihten    in    den 
himelfchen  troft  §   Der  blvonie    der   \f  dem  afte  blveiet  daz  ift  ein 
wege  blvome  der  het   die   nature    daz   er    fich    alle    wege   nah    der 
fvnnen  kerit.    Ze  gelicher  wis  tvot  der  feiige  men(  i06  a)fche    der 
kert  fin  herce  vnd  fine  finne.  vnd  alle  fine  begervnge  in  gegen  dem  275 
lebenden  vnd  dem  ewigen  fvnnen.  Der  mit  finer  fchonheit  himelrich 
vnd  ertriche  intliuhtit   het.    vnd   der   da  ift  ein  vroide  vnd  ein  lieht 
vnd  ein  wunnin   fpil.    der   ewigen    felikeit   in  gegen   dem    lebenden 
fvnnen  kert   der    guote    menfche    fin   herze   vnd   finen    willen,    alfo 
luterliche»"  das   allis    daz    fin    Aville   ift  daz  got  tvot.    vnd  kert  finen  280 
willen  alfo  genzliche  in  den  fvnnin  daz  ez  inhein  dink  betrvebit  daz 
got  tvot.   daz   ift  im    allis    liep   dem  menfchen  daz  finen    willen    an 
allen  dingen  voegit  ingottis  willen   §  Der  llbende  alt  daz   ift  genze 
fvezekeit.  fo  der  menfche  des  bovmis  efte  alle  über  ftigit  mit  fteten 


251  geleit.  vnd  bekert.  252  CanM,  5.  6.  263  vlvcke  268  noch  noch 

*^  s 

270  gewret       Ir  tvni  fehlt.         274— 276  der  kert— fvnnen  kerit.  D  281  dink] 

dia        284  fo  der  menfche  zweimal. 


143  LVI 

285  Avillen  vnd  tvgendon.  vnde  ez  an  den  obereften  aft  kvmit.  fo  givzit 
vnlir  lierre  alfo  ^roze  IVezekeit  in  die  reinen  feie,  daz  fi  dem  libo 
vnvcrtragenlich  ift.  vnd  niak  fi  kvnie  in  im  inOiaben.  vnd  ift  fo  groz 
daz  im  div  kraft  gebriftit  vnd  inniak  die  IVezekeit  von  lipliclier 
kraft  niht  enthaben  (l06b).  AVan  daz  der  geift  den  lip  denne  mvoz 

290  tragen,  alfo  crank  ift  der  lip  m  orden  von  der  gotlichen  fvezikeit. 
vnd  ift  abir  der  geift  alfo  ftark.  daz  er  den  lip  treit  rehte  alfe  ir 
febent  daz  der  gefvnde  menfche  den  fiecben  treit.  alfo  treit  der 
geift  von  gotlicher  kraft,  des  libis  irfcrekvnge  §  Vf  dem  afte  fitzit 
ein  vögelin  daz  heizit  veni.x  der  wonit  allezit   vf  dem  berge.    Mons 

295  olineti.  vnd  der  l)erg  ift  alfc  edele  daz  alle  die  edelen  würzen  drvlfe 
wabfent.  vnd  ift  der  vogil  allezit  eine  vnd  in  >\irt  fin  nienier  nibt 
Man  eine,  vnd  fo  er  ficb  ernivwen  wil  fo  niniit  er  der  edelften 
würzen  vnd  niacbit  im  felben  ein  bvs  vnd  vlivgit  denne  vi"  die  hoben 
bvebele.   vnd  in  die  hoben  lüfte   vnd   vliugit   der   fvnnen  alfo  nahe. 

300  daz  er  rehte  erhizzet  vnd  vliugit  denne  her  nider  in  fin  bvs.  vnd 
fleht  die  vettechen  alfo  vafte  ze  famene  daz  er  enbrennit  vnd 
brinnint  die  wnrzen  alle  mit  im  vnd  verbrennint  in.  vnd  von  dem 
puluere  wirt  denne  ein  nivwe  venix  vnd  alfo  ernivuit  er  ficb.  Hie 
(l06c)    bi   iit   bezeicbent    der    feiige   menfche   der  allewege  gerne 

305  wonit  vf  dem  hoben  berge  daz  ift  geiftlicb  leben,  daz  ift  avoI  dem 
hohen  berge  gelich.  Wan  alfe  der  berk  erhob it  vnd  erhaben  ift  von 
dem  tal  alfo  ift  geiftlicb  leben  erhaben  von  der  A\elte.  vnd  bi  den 
edelen  würzen  die  vf  monte  oliueti  dem  berge  Mabfent.  Da  bi  ift 
bezeicbent  die  edelen  tvgcnde.   die    in  geiftlichem   lebenne   A\ahfent. 

810  Wan  der  alle  die  aa  elt  dvrch  fvere.  vnd  tvgende  fvochte.  der  in 
vönde  niene  in  aller  der  weite  fo  edele  noch  fo  hohe  tvgende.  fo 
in  geiftlichem  lebenne.  -wan  geiftlicb  leben  ift  rehte  ein  garte  der 
Avolluft.  vnd  ein  beik  der  tvgende  da  von  ift  geiftlicb  leben  wol 
gelich  dem  berge.  Monte  oliueti.  da  der  vogil  vf  a\  onit.  der  da  beizit 

315  venix.  vnd  fo  er  beginnit  alten  vnd  fu  eren  fo  erniv\\  it  er  lieh  alfe 
ich  da  vor  han  gefeit.  Zegelicher  wis  fol  der  feiige  menfche.  tvon 
fo  cz  beginnit  ab  nemen.  vnd  tregen  an  gottis  dienefte,  vnd  fin 
mugende  beginnint  flevwen.  an  der  vebunge  tvgende.  vnd  aller  guoter 
Averke.    (l06d)    Intrvwen    fo  foltv  dich  irniv\\en    vnd  lolt  allvmbe 

320  gan  in  dem  klofter  zvo  iegelicbem  brvoder  vnd  folt  ab  iegelichem 
broder  fünderliche  tvgende  lernen  vnd  folt  merken  Avic  Aiizzeclicho 


292  alfo  Ireit  fehlt.        302  brinnit        318  mugende]  lugende 


LVI  143 

fi  ir  tvgende  vebent.  mit  gvoten  werken,  mit  gehorfami  mit  diemve- 
tikeit  mit  miltekeit  mit  erbarmeherzikeit.  mit  mazikeit.  mit  allen 
guoten  zühten  vnd  mit  allen  tvgenden.  vebent  fi  ellv  guote  werk, 
daz  fint  die  edelen  Avürzen  die  dv  ze  famene  folt  tragen  in  dime  325 
hercen.  vnd  folt  denne  fehen  wie  dine  mvgende  fint  irlofchen.  vnd 
irflewet  an  vebvnge.  vnd  an  der  brinnenden  girde.  die  dv  ze  gotte 
foltift  han.  vnd  fo  dv  dinen  breften  irkennift  fo  foltv  vf  vliegen  in 
den  gütlichen  fvnnen  vnd  folt  dine  gedenke  alfe  creftekliche  an  den 
keren.  daz  dv  relite  von  dem  himelfchen  gelanze  irhizzeft.  vnd  folt  330 
im  alfo  nahe  vliegen.  daz  din  feie  rehte  ganeften  iiiphahe  von  dem 
lebenden  fvnnen.  vnd  mit  der  hitze  foltv  her  nider  vliegen  in  din 
hvs.  daz  ift  din  herce  vnd  folt  die  vettechen  ({07a)  zefamene 
flahen.  daz  fiv  rehte  inbrennen.  Bi  den  vettechen  fint  bezeichent 
der  feie  mvgende.  die  folt  dv  denne  ze  famene  flahen  mit  vebvnge  335 
gvoter  Averke.  vnd  folt  die  alfo  vlizzeclichen  vnd  alfo  girliche  veben 
mit  allen  tvgenden.  daz  die  würzen  inbrennen.  daz  fint  die  tvgende 
die  dv  indem  klofter  zefamene  haft  gelefen  ab  iegelichem  broder 
daz  die  alle  an  dir  enbrennen  alfo  girliche  foltv  dine  tvgende  veben 
mit  guoten  werken  vnd  in  der  hizze  wirftv  irnivwit.  vnd  verbrennit  340 
an  der  tracheit.  vnd  an  aller  lafvertikeit.  daz  dv  denne  rehte  wirft 
ein  nivwer  menfche.  alfo  fol  der  guote  menfche  fich  erniuwen  alfe 
venix  §  Der  blvome  der  vf  dem  afte  ftat  daz  ift  ein  velt  blvome. 
bi  dem  ift  bezeichent  vnfer  herre  ihefus  chriftus.  der  ift  ein  velt 
blvome.  wan  ze  gelicher  wis  alfe  der  velt  blvome  gemeine  ift  armen  345 
vnd  riehen,  allen  den  die  lln  gereut,  alfo  ift  vufir  herre  ihefus 
chriftus.  der  ift  gemeine  armen  vnd  riehen,  allen  den  die  fin  gerent. 
der  velt  blvome  ftat  vf  dem  plane  (l07b)  da  brichit  in  arme  vnd 
riebe  Ze  gelicher  wis  ift  vnfer  herre  ihefus  chriftus  ein  milter  velt 
blvome  der  fich  niemanne  verfagit.  noch  der  fich  vor  niemanne  verbirgit.  350 
er  ftat  offenbarliche  vf  dem  plane,  des  heiligen  vnde  des  fvezen  crivcis. 
da  wil  er  alle  inphahin  vnd  trollten  die  alle  die  zvo  im  kvment 
vnde  fin  von  inneclichem  hercen  gerent  vnd  mit  diemvetigem  hercen 
fvochint.  Ach  lieber  menfche  kere  hin  vf  den  plan  zvo  dime  fchepphere. 
Ynd  klage  im  mit  diemvetigem  hercen  allen  kvmber  vnd  dine  betrve-  355 
bede  er  troftit  dich  mit  finer  miltekeit.  Gedenke  daz  er  felbe  fprach 
Ich  bin  ein  velt  blvemelin  an  minen  kleidirn.  vnd  an  der  gemeinde. 

326. 335  tvgende      340  in  d*  tvgende  der  hizze      355  diemvligem      357  Cant.  2,  1. 

0 

velt  blymelin 


144  LVI 

Ich  bin  bekleidit  mit  roten  kleideren.  daz  ift  min  rofen  varwis  lilvot. 
da/  iili  dvrch  dich  vz  ^oz.  Liebir  menfche  nv  verzage  niht.  Idi  bin 

3G0  der  der  dinin  lip  vnd  dino  lole  gefcliaflTen  het.  Ich  bin  der  der  die 
edelkeit  diner  IVle  vndo  dincr  natvre  irkennit.  da  von  erbarnicteitv 
fere  mich  vnde  \üüv  von  hinielrich  her  nidcr  vf  (lOTc)  ertriche. 
vzzer  mines  vatter  fchoz  darvmbe  daz  ich  dich  fvochte.  Alfo  fprichit 
Sante  Auguftinvs.  Er  vuor  von  himelrichc  vzzer  fines  vater  bvofeme. 

365  vnd  vuor  her  in  ertriche  in  llner  mvoter  bvofin.  dar  vmbe  daz  er 
den  menCchcn  IVoclite  vnd  in  wider  l)re]ite  ze  l'iner  edilkeit.  ach 
IVezzer  menfche  Iprichit  er.  Icli  bin  din  valtir  da  von  miiine  icli 
dich  alfo  lere,  daz  ich  allis  min  blvot  vz  goz  dvrdi  dich  daz  ich 
dich  A\ider  fjewiinne  Nv  merke  lieber  menfche.  m  ie  micl»  din  minne 

S"!"©  bekleidit  hat.  da  von  bin  ich  a\  ol  ^ekleidit  gelicli  dem  velt  blvomen. 
vnd  bin  im  gel  ich  an  minen  cleideren.  Ich  bin  ovch  gemeine  allen  den  die 
min  gerent  alder  gervochent  min  tot  ift  gemeine,  min  genade  ift  gemeine, 
jnin  erberraede  ift  gemeine,  min  troft  ift  gemeine,  min  hinielrich  ift 
gemeine.  Ich  vnd  min  ^  atter  vnd  der  heilige  geift  fin  gemeine,  allen  den 

37o  (]jp  genade  vnd  troftis  gerent  von  rehtem  hercen.  den  a\  il  ich  mich 
felben  geben  mit  vollem  trofte.  vnd  nach  difem  eilende  \\  il  ich  felbe  ir 
Ion  iin.  vnd  ir  vroide  fin.  mir  in  ift  nieman  (  107  d)  ze  arn  noch  ze 
fiindik.  Ich  bin  ein  ehirere.  vnd  allis  daz  dem  tivvil  iniphallit.  daz 
lif  ich  vf  vnd  eheroiif.     Nv  hoerint  des  guoten  gottis   guete.    er  ge- 

380  lichit  fich  einem  ehirere.  alfc  ir  wol  fehent  da  die  riehen  livte  fni- 
dent.  da  gant  die  armen  livte  nach  vnd  eherent.  Zegelicher  wis 
tvot  vnfer  herre.  Der  tivvel  ift  der  riche  man.  der  fnidit  vbir  alle 
die  weit,  menige  edele  feie  leider,  die  got  kovfte  mit  fime  blvote. 
So  ift  vnfer  herre  der  arme  man.    vnd  gat  allis  hin  nach  eherende. 

385  vnd  fwa  im  iene  dehein  feie  mak  werden  die  zückit  er  an  fich  vnd 
des  manit  er  den  menfchen.  Owe  fprichit  er  gedenke  daz  ich  ein 
eherere  bin  worden  dvrch  din  heil.  Er  fprichit  ovch  lieber  men- 
fche gedenke  Mie  ich  dich  gefvochit  han.  Ich  liez  hinielrich  min 
rehtis  erbe  fprichit  er.  vnd  vuor  vf  ertriche  vnd  wart  menfche.  vnd 

390  gab  min  herce  von  mime  libe.  vnd  mine  feie  gab  ich  von  mir  ze- 
fcheidinne.  dar  vmbe  daz  ich  din  herce  fvochte.  vnd  dine  feie  lieber 
menfche  dar  an  gedenke  vnd  iibarnie  dich  übir  mich  (lOSa)  eilen- 
den. Wan  ich  han  dvrch  dine  liebe  mich  verellendet  nv  gib  mir  din 

359  verzage]  von  hier   an  das  Marburger  Bruchstück.  361  erbarmeflv 

V 

364  bofeme        369  gewinne        378.380ehilcre         384  So  ift  vnfer  licrrcziieimaL 


LVI  145 

herce  daz  ich  vf  ertricbc  han  gefvochit.  gedenke  noch  an  mich  vnd 
kere    dich   her   zvo   mir.    vnd   gib   mir   din   herce  ze   einer  rvoAve.  395 
vnd   dine    feie    ze    einer    niinncrin.    wan    dos    han    ich    gegert.    Nv 
kere   wider   lieber   menfche.    ze   dem  iVezen   velt   blvomen.    der  ift 
lo  vol  miltekcit  vnd  erbcrmide.  daz  er  dich  gvetliche  eniphahit.  Owo 
elliv  div  menfchin   div    lieh    ie    von    (lileme   lieben  blvomen  kerten. 
die  keren   hivte   wider    mit   rebtem    rivwen.    Ze    finer  genade.    vnd  400 
fvochen  trolt  an  finer   erbermede    mit  rebter    diemvetikeit.    ^an   er 
fprichit.    alle    die    mich    fvochent   mit   rebter    diemvetikeit.    die    fvn 
genade  vnd  troft  an  mir  vinden  §  JSv  fvnt  ir  ^\izzen  daz  vnfir  herre 
niht  alleine    ift   ein  velt  blvome.    alfe  er  fich  felben  nemmit.    Er  ift 
ovch  finen  heinlichen  vriünden  ein  lylie  in  dem  beflozzenen  garten.  405 
AVan  zegelicher  uis  alfe  man  den  lylien  ze   allen  ziten  fibt  in  dem 
beflozzenen  garten,    alfo  ift  got  ze  allen   ziten   in    dem    vridefamen 
bercen  Wan  der  menfche  der  fich  vlizzit  (losb)  daz  er  vride  be- 
halte mit  eime  iegelicben  menfchen.  beidiv  vz  wendik  vnd  in  wendik 
an  Worten  vnd  an   werken,    vnd   der  ovch  inwendik   het   ein    livter  410 
gemvete  ane  nit.    vnd   an    vbelen   willen,    der   ift  wol   ein  beflozzen 
garte,    der  fin  herce    alfo   beflivzzit.    daz  alle  archwan  vnd  alle  nit 
da  vor  ravoz  beliben.  vnd  ovch  finin  nivnt  alfo  beflivzit  daz  er  nie- 
manne niht  argis  fprichit  hinder  ime  noch  vor  ime.  vnd  allis  daz  ze 
gvote  vnd  ze  tvgenden  kert  daz  er  fibt.   vnd  hoerit.  der  menfche  ift  415 
wol  ein  beflozzene  garte,  in  dem  garten  wil  got  rvowen  fvezecliche 
vnd  vrivntliche  mit  dei"  lieben  feie.  Ze  der  feie  fprichit  vnfir  herre. 
Mich  het  fere   gelvftit   daz   ich   din   antlütze   fehe.   So    mak  div  feie 
wol  fprechen.  Defcendat  amicus   mens   in   ortum.    alfo    fprichit  fi  in 
der  minne  bvoche.  Kvm   her  nider  min  geminneter  in  dinen  garten.  420 
nv  kvm  her  fvezer  gemahele.   min  garte  ift  wol  geblvemit  mit  allir 
hande  tvgende  manikvalt  vnd  ift  vnder  mifchit  mit  deme  grafe  innec- 
licher  girde  nach  dime  bi  wefinne  (losc)    daz   die  feie  fattet.   mit 
hvnger  nv  kvm  her  minnei-.  der  minne  div  da  übir  triifet,  alle  fmne. 
kvm  in  dinen  garten,  der  alvmbe   mvrit    ift  mit  vorbte    dine  lieben  425 
liebe,   ze   verliefinne.   vnd    dar  zvo    mit   hvote   ze    allen    ziten   dine 
heinlichi  vnd  dine  vrivntfchaft  zebehabenne.    Nv  kvm  her  zvbt  vnd 


400  rvwe  401  fvche  troftan  fime  402  vgl.  Matth.  7,  7.  8.  405  Canl.  2, 1.  4, 12. 
419  Defccndit  vgl.  Cant.  5,  1.  419  bis  zum  Schlufse  inB  201b— 203b.  Diu 
'sele  fprichet  jB.  421  nv— 431  diemvelikeit  fehlt  B.  'v2-2  vnder  micfchil  Z. 

423  be  wefinne  Z. 

Altd.  Predigten.  10 


146  LVI 

fchame.  ftant  an  der  portc.  vnd  livetent.  daz  dv  vnd  din  minnerin 
mit  dcheincr  vnzvht  iht  wordeiit  irwcckit.  Nv  kviii  her  min  vmbe- 
430  vaher  vnd  min  niinner  diu  f^arte  ilt  harte  ^\  ol  heilozzen  mit  dem 
flozze  rehter  diemvetikeit.  So  Ipritiiit  deniie  vnllr  liebir  herre.  Ich 
Avil  nider  fti^en  in  minen  i,';ir(en.  vnd  A\il  Teilen  die  bivomen  vnd 
daz  gras,  vnd  m il  l'cho\\en  ob  die  leben  blvegen.  >v  vernement  die 
bivomen  in  dem  tal.  daz  fint  die  reinen  tvgende  in  der  Tele,  vnd  die 

435  fchonin  rebin.  daz  ilt  vradicheit  in  gottc.  Iwa-s  dich  ane  gange,  daz 
dir  daz  11  ein  vroide  in  gotte  vnd  inallen  dinen  arbeiten  folt  dv 
rehte  eine  fveze  \Toide  mit  girde  han.  daz  dv  alleuege  vroliche 
gereft  arbeiten  vnd  kvmbirs  vnd  not  (losd)  indcr  minne  dinis 
rainneris   daz   fint   die   reben  in   der   Tele,    die   blvegent    ichone    vnd 

440  minnecliche.  Iwenne  der  menfche  vro  ilt  in  m  iderw  erdikeit.  vnd  alle- 
wege gert.  daz  er  arbeit  dvrch  got  trage,  vnder  den  bivomen  vnd 
bi  den  reben.  rvowit  vnl'er  herre.  alte  er  leibe  fprach.  Icl»  han  ge- 
rvowit  vnder  miner  geniahelen  i'chatten.  vnd  div  frvht  ir  tvgende 
het  mich  gefpifit.  vnd   div   Ipile   ilt  mir   gar  fveze   in  mime  mvnde. 

445  vTid  inminer  kelen.  Nv  Ivnt  ir  a\  izzeu  daz  ein  iegelich  gvot  \verk 
vnferme  herren  vroide  vnd  ere  git.  In  difem  l)eflozzenen  garten  des 
reinen  hercen  Avirt  got  vnd  div  tele  rehte  ze  lamene  genichilt.  daz 
ift  ein  m  unneclicher  bongarte,  vnd  ilt  ein  paradys  himellcbir  w  ollvit 
da  div  feie  ze  gotte  Avirl  gefvegit.    Von  dine  reinen  gemehillVhefte 

450  fprichit  vnfir  herre  Dife  vrivndinne  han  ich  gar  lere  geminnit  vnd 
bin  menfche  dvrch  ir  liebe  worden,  vnd  han  arbeit  dvrch  fi  gelitten, 
alda  her  von  minen  kintlichen  tagen.  Ich  bin  ein  (i09a)  minnere 
Avorden  ir  antlützes  ir  IchaMii  vnd  ir  avoI  getane,  vnd  ir  minneclichiv 
gefcliepphede.  Ilet  mich  gemachet  ze  eime  minnere.  dar  vmbo  ftarb 

455  ich  an  dem  criAze.  daz  mir  difv  vrivndinne  Avurde  ze  einer  minnerin. 
And  daz  ich  vnd  fi  zcfamene  liebliche  gevcegit  A\urden.  Nv  ift  daz 
gefchehen  in  dem  bellozzenen  garten  da  rvowit  got  vnd  div  feiige 
feie  mit  ein  ander  da  nietit  lieh  div  feie  finer  fvezekeit.  alle  fi 
fprichit  in  der^minne  bvoche.    Ich   faz   vnder    fime  fchatten    des  ich 


428  mureri  Z.  432  hcrnidcr  komcn  B.         befehen  die  bounic  indem  (ale  B. 

433   Can[.  7,   12.  4.34  die  boume  B.  435  fwas-4-il    Irape  fehlt  B. 

4'fl  boumen  B.  442  iv//.  fant.  2.  3.  443  vnder  irem  fchalten  B.  ii"  daz— 449 
gefvegil  feliU  B.  453  aiilluUc  Z.       rainneclichir  Z.     ir  antlütcs  vul  ir  rchoeni 

vnt  ir  vorrumo  Ir  guolen  {fefclia?i)fdc  B.  454. 455  darvmb  bin  ich  für  fi  menfche 
worden  vnt  ü:el(clelan  dem  criure  B.  4.50.  457  Und  dis  befchichl  indem  beflossen 
garlcu  der  reinen  hercen  B.       -458  fueffikeit  ane  alles  verlrieffen  if.       459  Caitt.  2,  3. 


LVI  147 

ie  gerte.  vnd  fines   fvezen   wuochers   nietet   ich   mich    daz   wort  ift  460 
alfo  zevernemene.    alfe  11  fpreche.    Ich    hau  mich  rehte  gemveziget. 
vnd  gefezzit  zervowenne.  ich  mvodv  mich  ze  leininne  an  den  wifen 
ftam  finer  menfcheit  vnd  tiefe  vf  zewartinne  hvngerigv  an  den  edelen 
wuocliir    finer   gotheit.    vnd    eilende  zekvolenne  vndir  dem  fchatten 
des  heiligen  geiftis.  Owe  fveze  feie  wie  rehte  minneclich  dife  rvowe  465 
ift.  da  got  rvowit  in    dinie   paradife.    daz   ift   din   hlvegindis  herce 
in  allen  tvgenden.  vnde  din  feie  rvowit  vndir  fime  (l09b)  gotlichen 
fchatten.  gefach  got  die  feie,  div  mit  rehter  girde  rvowit.  vnder  dem 
fchatten    des    heiligen    geiftis.    div    feie   mak  avoI  genefen  vor  aller 
vreife.  Zvo  der  feie  f])richit  vnfer  hcne  in  der  minne  bvoche.  Owe  470 
wie  fchone    dv   bift   in   dime    zarten  zarte.   A\'inia  dv  min  liebift  dv 
Nv  merkent  m  eder  der  zart  gottis  fi  zvo  der  feie,  aide  von  der  feie 
ze  gotte.  vnd  welch  feie  des  zartis  wirdik  fi.  Intrvvven  daz  fint  die. 
die    dvrchnehtigis    vnd   diemvetigis    herzen    fint.    es    infint   nivt  die 
velfchen  geiftliche.  noch  fint  die  gelichferin  Ez  infint  ovch  niht  die  475 
hinderrede    fpvlgent   vnde    verkerde    ez    fint  die  diemvetiges  hercen 
fint.  vnd  die    fich    felben   verwerfent.   vnd  andir   livte  irhohint.    daz 
fint  die  den  got  zarten  wil  mit  finer  genade.    Nv  merkint   Avas  dife 
zart  fi.  wedir  got  her   nider    kome    zvo    der  feie,    aldir  dv  feie  hin 
vf   zegotte.    Nv  hoerent  aa  as   got  11.    des    antvA  ürte  ich.    Er   ift    der  480 
gewalt  div   Avifheit   A^nd   daz  obercfte  gvot.    Wie  fol  nA^  der  brivte 
A'on  ime  gezartit  (l09c)  Averden.    daz  gefchihit   in  dem  geiftlichem 
gebette.    da    allir   vleifchlichir   dinge    vergezzen   ift.    da  inphahit   er 
dich  mit  fvezer  minne  vnd  git  diner  gehügede  gewalt.  daz  dA^  dinea 
gemahelen  vindeft  in  den  hohiften  himelen.   mit  dinen  gedanken.    in  485 
der  hefchoAvede.  fo  git  er  dinir  vernvft  die  Avifheit.  daz  fi  got  Avider 
in  fich  ziA'hit  mit   der  heitren   Avider  bildvnge.    alfe  fich  got  in  der 


460  finer  fucffen  fruchl  B.  462  alfo  muedc  B.         463  tiefe]  lief  Z.  ich  liuffe  B. 

464  finor  gollichen  gotheit  Z.         ich  elleiidiu  B.         zekvlenne  Z.  465  O  B. 

468  gefeiiget  ift  diu  feie  B.  ruowel  vnt  fich  erkuelet  B.  469  dem  heiligen  fchat- 
ten Z.  4G9  div— 470  vreife  fehlt  B.  470  Cani.i,  1.  471  in  dinem  zarten  win- 
garlenduß.  472  zvo]  von  Z.  nv  merke  wie  der  zart— vnt  von  ß.  473. 474  die. 
die.  die  Z.        475  glichfner  ß.  dann  noch  das  sint  alle  die  die  eins  redent  vnt  ein 

c 
anders  tuont  5.         476  die  hinderreder  noch  verkererß.       die  demv  Schlufs  des 

Marburger  Bruchstückes.         477  verA>orffen  haut  vnt  fich  selbe  geben  hant  in  ein 

fnelle   dcmuetig  gehorüimi  vnt  ander   erhcehent  über  fich  in  gcAvarer  gantzheit 

0 

golicher  minne  B.       478  >i"v~481  gvot  fehlt  B.       480  fi  fehlt  Z.       481  der  blvte  Z. 

10* 


148  LVI 

feie  bildet,  vntl  alfo  Ivter  fo  diu  vernvft  denne  ift.  alfo  reine  ift 
ovch  diu  her/e.  vnd  allo  wol  niuclitu  ^ot  i^elehen.  vrul  erkennen  an 

490  der  1\  teren  w  ider  bildvni^e.  die  ii  \(in  iine  iiet  inphangeii.  So  brin- 
git  dir  denne  dv  oberelte  gvete.  ein  liizze  in  dine  feie,  vnd  div  hiz/e 
voegit  den  zart,  daz  div  feie  ir  gemalielen  trivlit.  vnd  vmbe  vahit 
in  mit  grozzlr  hizze  in  fvezzir  niinne.  vnd  nietit  fich  fin  mit  vollec- 
licher  vroide.  vnd  liet  an  inic  vollen  troft.  ganze  girde  ane  breften 

495  vnd  liet  vergczzen  aller  dinge  vnze  an  ein  ende  vnd  an  in  einin. 
doch  in  mak  der  flaf  niht  lenge.  im.  aber  die  \\i]o  daz  ez  ift.  fo 
(  109(1)  mvoz  fi  gefwigen.  allis  das  fterbinnes  an  der  nienfheit  ift. 
der  nivnt  der  inredit  niht.  noch  div  totliche  zvnge.  fvndcr  in  der 
ftvnde.  bcitcnt.  alle    die    krefte   des  vzeren  nienfchen.    ane  fer.    vnd 

500  ane  la-edime.  vnd  dv  infolt  niht  \\  enen  daz  dv  dich  die  wile  fvmeft. 
mit  dem  fA\  igenne.  an  dem  gebette.  für  dich  bettet  der  wife  wiftvom 
din  liebir  brvoder  ihefus  chriftus.  zc  dem  vatter  in  die  hohen  ma- 
genkraft.  vnd  din  vnd  fin  vattir  der  git  dime  geniahelen  dem  heili- 
gen geifte  zevvizzenne  alle  din  notdvrftte.  vnd  ir  ofienot  im  alles  des 

505  dv  bedarft.  def  dv  loch  niht  gebitten  kanl't.  noch  gegeren.  daz  orde- 
net  dir  allis  din  liebir  vattir  dvrch  den  heiligen  geilt,  doch  in  mak 
dv  ftvnde  niht  lenge  lln.  wan  div  vroide  vnd  div  fvezekeit  ift  vl)er 
menlliche  kraft,  vnd  bi  der  genade  ift  in  hein  velfch  noch  akvft. 
alle  vntugende  vnd  alle  valfcheit.   ift  da  von  gefcheiden.    fvnder  da 

510  Avonit  div  himelfche  tvgende.  des  menfchen  wort  vnd  werk  vnd  allis 
fin  leben  ift  reht  (llOa)  vnder  anderen  menfchen  alfe  ein  blvegin- 
dis  paradis.  Nv  fvnt  ir  lieben  ivncvrowen  die  gottis  brivtc  uelleiit 
fin.  die  fvn  fich  wol  bcwaren  vnd  behveten.  daz  der  rilTc  vnd  daz 
miltov.  in  daz  blveginde  paradis  iüwers  hercen  niht  kome.  wan  daz 

515  machit  türre  und  toj).  des  i'ofin  wvochirs  vnde  der  fvezzen  wuochir 
ivwerre  tvgende.  vnder  den  got  mit  der  feie  rvowen  wil.  vnd  von 
den  er  gcfpifit    wil  Averden.    Wan    dis    ift  der  beflozzene  garte    da 


491  ein  hcrce  Z.         495  vnd  hct  vergezzen  fehlt  Z.       vnzc  an  ein  ende  vnd  fehlt B. 

0  I 

496.  497  fo   (109  d)  fo  nivz  Z.         497nerbendes  B.         498  doch  dv  {jotlichc  Z. 
499  vzeren]  inren  Z.  499.  500  vnd  ane  krcdimc  fehlt  B.         504  alle]  alfe  Z. 

e 
505  niht  fehlt  Z.  507  dv  ftvnde  vnd  dv  fvzekcil  Z.         508  vnd— 512  paradis 

O  V 

fehlt  B.  509  ane  vnlugende  Z.         514  niillv  Z.         515  wochirs  vnde   den  Z. 

den  roefchj,  wuocher  vnt  die  fueffen  frucht  B.  516  vnde  der  den  got  Z. 

517  Wan— 518  werden  fehlt  B. 


LVI  149 

got  vnd  div  feie  zvo  ein  ander  gefoegit   vnd  gemahelt   fvn    werden. 
Nv  vernenient  ir  lieben  ivncvrowen  dv  da  wilt  fin  ein  vrivndin  vnd 
ein   gemahele    des    togenin   minners.    Ich  rate  dir  daz.    daz  dv  dich  520 
intladeft   vnd    irlidegeft    von    allem    vppigin    zarte    dirre   fterbenden 
vrivntfchefte    dv   hivte   ift  vnd    morne    niht.    Wiltv   komen    ze  dem 
obereften  zarte  dines  minners,  l'o  vlivch  allen  den   zart  der  vnfteti- 
keit.  vnd  ker  allen  dinen  vliz  dar  an.    %vie    dv    dinin    minner    dinen 
gemahelen  von  allem  dime  herzen,  von  allen  (  ( i  o  b  )  dinen  kreften.  525 
liep  gehabeft.    Da  nach  ker  dinen  vliz.    an    din  inres  paradys.    Wie 
dv  das  geziereft.  vnd  geblvemeft.  mit  allir  hande  tvgcnde.  So  wachfit 
in  dir  ein  bon  der  heizet  got.    der   Avifheit.    daz    ift  dv  m  ifheit  div 
in  der  heiligen  herzen  ift.  alfe  in  einim  vngefihtigem  paradyfe.    mit 
der  gelovbe  wirt  er  geborn.  Mit  der  vorhte  Avirt  er  gefegit.  mit  der  530 
genade   ^virt  er  gevivhtit.  mit  deme  fmerzen  ftirbit  er.   mit  der  an- 
daht  intrinnit  er.    mit   deme  trvrin  hohit  er.    mit  der    girde  Avachfit 
er.  mit  der  minne  fol  er    ftarken    mit    der    gedinge    grvonit  er.    mit 
der  befcheidenheit  lobit  er.  mit  der  diemuetikeit  fpreitit  er  fin  efte. 
mit  der  zuht  blvegit  er.    mit   der  tuginde    bringit  er  frvht.    mit  der  535 
gedvlt  riffit  er.    mit  deme  tode  brichit  man  in.  mit   der  befchowede 
fpilit  er 


518  vnd  geraachit  vnd  gemehilt  Z.  519  vciuemen  wir  Z.       die  do  wcnd  ß. 

520  rate  /"e/i/f  Z.  522  Hinter  nilit  iti  If  noch  folgendes  Tiio  nit  alf  das  Volke 
von  ilrahele  do  es  kam  von  cgiplen  lanl  vnt  es  wolt  in  das  goheifen  lanl  in 
das  lanl  der  woUulle  in  das  gclopl  lanl  das  in  got  gelopl  hei.  das  narae  mit 
ime  mele  us  egipten  lant  vnt  sich  selben  verfehen  vnt  wolt  fich  nit  cemale  noch 
genlzlichen  an  got  lan  vnd  darvmb  mvoft  es  die  wile  das  mele  werete  vnge- 
fpifet.  vnt  vngelroeft  von  got  fin  noch  das  ime  die  wile  nit  himelbrot  wart  Daf 
ift  alf  vil  gefprochen  alle  die  wile  vnt  das  der  (  203  a  )  menfche  nit  enlaffet 
curlzwilc  vnt  luft.  liep  vnt  zarte  vnt  allen  falfchen  vnt  üppigen  trofte  der  fter- 
benden weit,  so  cnwirt  ime  nit  das  himelbrot  das  da  ift  diu  gennde  vnt  der 
trofle  vnt  der  zarte  vnfers  herron  ihefu  chrifli  524  daran  fthlt  Z.  dar  inB. 
526  Da  nach— 527  Ivgende  fehlt  B.  527  geblvmcft  Z.  528  daz  ift-  530  ge- 
born fehlt  B.  529.  530  paradyfe.    wir  geborn.   Z.  frucht— gefetzet  B. 

e 
531  gewhtit  Z.  531.  532  ftirbet  er  mit  dem  gelouben  wnrizclot  er  mit  der  an- 

dacht  gat  er  vf  B.        532  mit  der  genade  vn  mit  der  girde  Z.        533  gedinge]  hof- 

fenung  B.  534  lobit  er.  vnd  fpreitit  fin  Z.  535  blvgit  Z.  536  rififet  er  mit 
der  vorchte  wirt  er  behuetet  B. 


150  LVII 


von  hcrii  ]»Ioyrcs. 


M 


iilan  lifit  in  cime  m! (Tagen  do  herre  Moyfes  das  volk  fvorte.  do 
fvortc  der  künik  balach  den  -wifTagen  balam.  vffin  einen  lierc  vnd 
liez  in  fehin  moyfes  livte.  vnd  fin  gezelt  vnd  fine  hüttan.  Do  fprach 
der  "vWffage  balaam.  Ouam  pulcra  tabernacula  tua  iacob.    et  tentoria 

5  tua  ifrael  ut  ualles  (i34a)  nemorofe.  Oiacob  A\ie  fchone  llnt  dine 
gezelt.  Avie  fchone  fint  dine  hvttan.  Oifrahel  fiv  fiiit  rehte  alfe 
ein  gezelt.  daz  got  felbe  vf  geflagen  het  vnd  fint  rehte  alfe  ein  tal 
vol  fchceinir  bome.  vnd  alfe  ein  AMirzegarte  bi  cimc  Avazzer.  vnd 
alfe  ein  vil  fchonir  zcder  bora.  bi  einie  w  azzere.    Nv  fvnt  ir  merken 

10  bi  iacobe  Nnd  bi  ifrahel.  z\^ eier  hande  livle  in  dem  cloftir,  die  ring- 
erin die  in  dem  cloftir  arbcitent  mit  ambahtin  oder  mit  arbeiten, 
vnd  die  ringerinan  die  hant  fünf  tohteren.  die  l'iv  reizcnt  zvo  der 
arbeit.  Div  erfte  tothir  das  ift  div  natnre.  div  fjirichit  Avir  fvn  ar- 
beiten, wan  Avir  Avurden  von  dem  paradyfe  verftozzen  dar  vmbe  daz 

15  Avir  arbeiten.  And  fprach  vnfir  herre  In  deme  fweizze  dinis  antliüzif. 
folt  dv  ezzen  din  brot.  daz  ift  div  natAre.  div  fprichit  mvotir  Avir 
fvn  arbeiten.  Div  andir  tohtir  daz  ift.  div  zit.  div  (ohtir  fprichit 
OA'ch  Avir  fvn  arbeiten.  diA-  zit  div  ift  ein  zit  der  arbeite  (i34b) 
lieh  an  die  fvnnen  an  den  nianen.    an    die   fternen.    fich  an  alle  die 

20  creature  div  ieze  vf  crtriche  ift.  div  arbeitiut  luh  in  difon  zilen. 
jMvotir  wir  fvn  ovch  arbeiten.  Div  dritte  tohtir.  das  ift  div  ftat. 
das  mügen  wir  merken  abir  bi  der  creature.  Avie  fere  fich  div  arbeit 


LVII.  Z  38.  ein  Auszug  .4  72.  Überschrift  Von    zwaigor  liaiul    Iiilc     in    den 

C  0 

Cloflcrii.  ,i.  1.2  do  fvorte /"t'/i/f  Z.  2  einem  Z.  3  hvttan  Z.  1—3  Do  die 
Ivden  hie  A'or  zaigelcnl  cngegen  dem  lande  daz  inen  gehaiffcn  was.  Do  bcfanle 
der  künic  Balac.  den  wiffagcn  Balaam.  vnd  fvorle  in  ain  borg;,  vnd  liez  in  dar 
Volk  fchen  vnd  div  gezelt.  vnd  irhiitlcii.  .1.  iNnmcr.  2i,  5.  6.  4  balaam — 
5  nemorofe  fehlt  A.         5  nemo  rol'a  Z.  6  gezelt  vnd  din  holten.  .1.         7  vud 

fint— 9  ■« azzere  fehlt  A.  10  irfrahel  Z.  9  —  17  merken  zwaigcr  band  livl  in 
dem  Cloftcr  die  bi  Iacob  vnd  bi  ifraiicl  bezaidient  l'int.  j^  Die  erl'ten  fint  die  amptlivtc 
die  mit  arbailen  vmb  gant.  \nd  fint  fünf  ding  die  fi  dar  zvo  railzenl.  §  Daz  ain  ifl  di> 
iialvrc.  div  dem  192  a;  menifihcn  daz  feit,  daz  arbait  11  an  bu^re.  rebt  fit 
dem  male  daz  ünfer  herre  fi  verftieff  von  dem  paradyfe.  A.  1.5  Gen.  3,  19. 
17— 25  §  Daz  ander  ifl  daz  zit.  daz  feil  in  ez  letz  finl  die  lag  daz  man  arbaiten 
fol.  §  Daz  dritte  ift  div  ftall  daz  ift  difiv  «-eil  in  der  uieman  enhain  creatvr. 
weder  mentfche  noch  tier.  noch  vifch.  noch  vogel.  rvowen  fol  noch  cnmag.  cz 
fülle  vnd  mveffc  arbaiten.  A. 


LVII  151 

in  dirre  eilenden  ftat.  alfo  mvezzen  ovch  wir  arbeiten.  Wan  wir 
fin  nv  in  der  eilenden  Itat.  daz  w  ir  arbeiten  IVn.  div  tothir  fpricbit 
ovch  mvotir  wir  IVn  arbeiten  Div  vierde  tohtir  das  il't  der  Ion.  der  25 
mag  ovch  a\  ol  ze  arbeiten  triben.  io  wir  gedenken,  daz  vnfir  herre 
got  dekeinis  dingis  vngcloiiit  la<.  div  tolitir  fprichit  ovch  mvotir  wir 
fvn  arbeiten.  Div  fünfte  tothir  daz  ift  der  itewiz.  den  div  befcheid- 
enheit  git.  fo  der  menfche  fin  leben  vnnvzzeclichen  virtribit.  fo 
fprichit  div  befcheidenheit.  Mvotir  wir  fvn  arbeiten.  Dife  fünf  toht-  30 
ren  reizent  den  menfchen  vf  die  arbeit,  vnd  fprechent  alle,  mvotir 
wir  fvn  arbeiten  wan  es  ift  vf  nütze  wir  in  (i34c)  mügen  das 
hiraelriche  niemir  befizzen  ane  arbeit,  gottif  fvn  der  in  mehte  daz 
himelriche  niht  befizzen  ane  arbeit,  wir  fvn  es  ovch  gewinnen  mit 
arbeiten.  Die  anderen  livte  fint  bezeichint  bi  ifrahel.  die  himel-  35 
fchowerin  in  deme  cloftir  die  ir  herce  vnd  ir  girde  vf  werfent  in 
daz  himelriche  für  gottis  ftuol.  vnd  got  fchowint  in  finer  gotlichen 
fchonheit  vnd  gant  denne  für  vnfer  vroMcn  vnd  dvrch  die  nivn 
kcere  der  engil.  vnd  dvrch  gant  das  himelriche  mit  ir  gedenken, 
die  himelfchowerina.  die  hant  drie  tohtercn.  Div  erfte  tohtir  das  ift  40 
betrahtvnge  was  gottis  w ille  fi.  vnd  fine  gebot,  vnd  wie  fi  fich  be- 
halten fol  an  ir  zühten.  vnd  an  ir  ordene  vnde  an  der  tovgentlichen 
betrahtvnge  mit  gotte.  Div  andir  tohtir.  daz  ift  livter  vnd  reine 
gebet,  fo  div  himelfchowerin  ir  kennit  ijottis  willin  vnd  fine  tugende. 


23  mvzzen  Z.  25—4.0  §  Daz  vienl  ift  der  Ion.  der  dem  arbelenden  geben 

■will,  nach  difem  libe.  daz  ii'l  daz  Inmelriche.  vnd  Got  felbe  der  ir  Ion  wefen 
wii.  §  Daz  fünfte  ift  der  itwiff  den  div  befchaidenhait  Ivot,  fo  der  nienlfcli  fin 
zit  vnnvlzlich  vertribet.  §  Die  andern  livte  in  den  Cloeftern  fint.  die  Contem- 
pliercnd.  der  hertze  allweg:en  ift  in  dem  hymelrieh  bi  Got.  A.  35.  36  himelfchen 
fchowerin  Z.  40  hinielfche  werina  Z.  4.0—43  Difo  livte  die  hoerent  an 

driv  ding  aigenlicii.  §  Daz  erft  ift  bctrahtvng.  waz  Gottez  wille  fi.  vnd  fin  ge- 
büll.  vnd  fich  dez  fliffen  ze  tuenne.  A.  42  tügentlichen  Z.  43—57  §  (192b) 
Daz  ander  ift  Ivters  vnd  rainez  gebelt.  won  nach  der  betrahtvnge  waz  Gottes 
■Wille  fi.  fo  gat  denn  daz  kofen  mit  Gölte,  daz  gcfchiht  in  dem  gebette.  §  Daz 
ift  daz  dril.  lervng.  daz  gefchiht  an  drier  hand  hvochen.  §  Daz  aine  ift  daz 
herize.  da  lifet  man  an  wizhait.  vnd  fvefkail.  vnd  daz  fchepfet  daz  hertze  von 
der  fchrift  vnd  behaltet  ez  in  ime.  felben.  fo  daz  i)VOch  vnd  div  fchrift  niena 
ift  ze  gegen,  daz  ez  doch  in  ime  felben  lifet.  vnd  erkennet  waz  Übels  vnd 
guotez  an  im  ift.  §  Daz  ander  ift  div  creatvre.  an  der  man  erkennet  vnd  mer- 
ket wie  gvot.  wie  gewallig.  vnd  wie  Mife  ünfer  herre  ift.  §  Daz  dritte  ift  daz 
lebend  bvoch  ünfer  herre  Ihefus  chriftus.  daz  bvoch  finer  hailgcn  mentfchait. 
daz  an  dem  karfritag  gefchriben  wart.  A. 


152  LVII 

45  fo  hehit  fi  ir  hercc  vf  in  dcnie  geljctle.  viid  ift  das  gebet  alfe  (i.ii  d) 
Ivtcr  das  es  vf  l'tigit  für  i^ottis  ftvol.  vnd  fcll0^vit  vnferen  herrcii 
in  deine  gcbette.  Div  dritte  tolitir  daz  ift  lernvnge.  div  tohtir  lernit 
dricr  haiide  bvoeh.  Daz  erfte  daz  ift.  11  fihit  in  ir  felbir  herze,  vnd 
lift  da  ir  tugende.  vnd  fihit  ^\  es  ir  dar  an  gebrefte  vnd  bezzert  lieh 

50  dar  an.  vnd  an  allen  iren  a\  erken.  vzm  endik  vnd  inne^  endik  vnd 
lilt  an  irnie  herzen  bvoche  von  dem  heiligen  geilte,  tvgende  vnd 
felik  lohen.  Das  ander  bvoch  das  ilt  div  fcrift.  da  fol  H  ane  lefen 
fvezekeit  vnd  ^ifheit.  in  kanftv  der  fcrift  niv  gelelln.  fo  folt  dv  es 
aber  gerne  hoprcn.    da  \on  Machfit  dir  felde.    Das  dritte  bvoch  daz 

55  ift  das  lebendige  bvoch.  daz  ift  vnllr  herre  ihefus  chriftus.  das 
bvoch  finer  heiligen  nienfcheit  das  Avart  gefcriben  an  dem  karvri- 
tage.  mit  den  nagiln  vnd  mit  dem  fper.  an  dem  bvoche  fint  fünf 
rofevarwen  bvochftaben.  von  den  div  feie  lebende  wirt.  an  deme 
bvoche  las  ovch  Sante  Tho-(  «35  a  )mas.    Wan  er  brach  dvrch  daz 

60  venftir  finer  wifheit  vnd  finei'  menfheit.  vnd  greif  die  heiligen  got- 
heit.  daz  >vas  do  er  im  in  line  fiten  greif,  do  irkande  er  avoI.  das 
er  A\az  ge\\ere  got  vnd  gew  ere  menlch.  ^^an  er  \\art  des  da  ge- 
lobinde.  do  ime  da  offin  Mart.  daz  ime  e  \  irhoigcn  Mas.  do  er  es 
do  gegreif.    vnd  gelacli  do  fpracli  er.    Dominus  mens  et  deus  mens. 

65  dv  bift  min  herre  vnd  min  got.  An  dem  bvoche  fol  dv  lernvnge. 
der  hiniel  fchowerinen  tothir  dicke  lefin.  An  den  roten  bvochftaben. 
fol  fi  lefin  von  gotlicher  minne.  vnd  merke  an  dem  mittelen  bvoch- 
ftaben. an  fime  herzen,  daz  ift  vf  getan  dar  vmbe  daz  dv  wol  feheft 
daz  lin  minne  ganz  were.  beidiv  innewendik  vnd  vz^vendik.  an  dem 

70  bvoche  mahtv  avoI  lefen  groze  gedvltikeit  diemvetikeit.  fenftikeit 
vnd  groze  reinckeit.  vnd  meinigir  bände  tvginde.  mahtu  lernen  an 
dem  bvoche  finer  edelen  menfcheit.  Si  fol  ovch  lelen  ander  hohen 
gotheit.  MÜheit  vnd  (i3jb)  fvezikeit.  Owc  wie  gar  vil  fvezikeit. 
in  dem  lebenden  bvoche  ift  beflozzen.    O  himel    fchowerin   brich  vf 

75  div  floz.  vnd  fvoche  die  gotlichen  fvezzekeit.  vnd  lis  vnd  lerne,  vnd 
brink  ovch  vnf  her  abe.  der  gotlichen  fvezzekeit  An  dem  lebenden 
bvoche  fol  div  himelfchowerin  dicke  lefin.  Nv  IVnt  ir  merken,  wie 
daz  cloftir  gelobit  ift.    alfe  ein  tal  vol  fchonir  bome.    da   bi    ift  be- 


5fi  finer  heiligen  wifheit  vnd  finer  heilifren  nienfchoil  Z.  57  mit  den  —  65 
got  fehlt  A.  58  wart  Z.  Gi/fu.  Joh.  20.  28.  05  folt  Z.  (50  .\n  dem  Z. 
65—72  .\n  dem  bvoch  lifet  man  gedvlt.  demvol.  fenfli.  minne.  rainkail.  vnd 
mänifr  ander  Ivfrcnd  die  da  pefchriben  finl.  mit  den  rofvarwen  bTochfiaben 
finez  rainnen  blvoter.    Alles  weitre  bit  xum  Schlufse  fehlt  A. 


LVn  153 

zeichent  ein  iegelich  brodir  in  dem  cloftir.    Ze  gelichir  m  is  alfe  div 
bovme   menger  handc   fruht   bringint.    alfo    hant   ovch   die   brodere  80 
nienger  bände  tvgende.    eine   treit  den  rofen  Avuocber  der  gotlicben 
niinne.    Div   andir    (reit   den    viol    der   diemvetikeit.    div   dritte  treit 
den  lylien  der  kivfcbikeit.    Div  vierde  treit.  den  zitelofen  der  vroe- 
likeit.    das    11    alle   ir   arbeit  vra>lich    treit   in    gotte.    Eine  treit  div 
f'rvbt  der  fenftikeit.    eine    treit  div   fruht  der  gedvltikeit.    Eine  treit  8.5 
die  fruht  der  gehorfami.    Eine  mak  wol  fwigeli  behaltin.  eine  bettet 
gerne.    Eine    niak  wol  mit  gotte   weinen   in   der   gotlicben  vrovide 
(l35c).     Vnde   meniger   bände   fruht  bringint  die   edelen   bovme  in 
dem  tal.    das   fint  die   tugenthaften   brvoder  in    dem   clofter.     Owe 
feiiger  brvodir.    m  ie    ift  dife   frubt   fo   gar  edcle  vnd  fo  fveze.    got  90 
von  dem  bohin  bimelricb.    der   aaü  gefpifit   Averden   mit  dirre  fruht 
vnd  wirt  gelobit  von  dirre  fruht  vnd  din  feiige   feie  wirt  ovch  ge- 
fpifit  mit  dirre  fruht  vnd  gevorit.  vnd  ge  ert  von  allem  himelfchen 
her.     Das    cloftir   wirt   ovch  gelobit   alfe   ein    wurzegarte.    bi    eime 
wazzer.    alCo    fol    das    clofter    fin.    gezierit    mit    allir    bände    edilme  95 
fmacke.  vnd  fol  rehte  lln  ein  a\  urzegarte.  da  vnfer  berre  fine  a\  unne 
vnd    line   kürzeA\ile   inne   wil   haben.     Oue   wie   fveze  der  fniak  ift 
des   wurzegarten.    von   dem   küneclicben  gotte.    daz  clofter  fol  ovch 
geordent  fin.  alfe  die  edelen  würzen,  in  dem  wurzegarten.    vnd  alfe 
die   fternen   an   dem   himele.    Da   von   fprichit.   Sante   Bernbart   Die  100 
fternen   fint  rehte    in   den  himei  gefteckit.    vnd  Avancte  de  heine  fo 
wurde  ein  (i35d)   reiz  an    dem  himele.    alfo  fvn  ovch  die  brodere 
geordent  fin   in   deme   cloftir.    vnd  fvn   veftecliche   in   got  gefteckit 
werden,    vnd  fvn  alfo  ficberlicbe  in  im  fin.    daz  fi  an  gotte   vnd  an 
irme  ordine  niemir  gewenken.    Avan   fwie  einiv  gewancte   fo    wurde  ins 
ein  reiz  in  deme  clofter  Daz  cloftir  ift  ovch  gelobit.  .alfe  vil  fchoinir. 
zeder   bovme.    bi   eime   wazzere.    der   zeder   boni  ift  fchcene  vnd  ift 
fin  fmak  alfe  edele  daz   er   die  flangen  toetit.    Bi  dem  edelen  ceder 
boume  fint  bezeichent  die  guoten  brvodir  in  deme  cloftir.  die  fchone 
an  tugenden  vnd  an  guoten  AAcrken  fint.    vnd   hoch   an   hohime  vnd  HO 
an  dvrchnehtigera  lebenne  alfe  der  ceder  bom  ift  gewabfen  vil  hoch, 
alfo  fint  ovch  die  guoten  brodir  Ir  tugende  fülen  alfe  luter  fin.  vnd 
ir  lop  alfe  fveze  daz  ir  fmac  die  flangen  toede  alle,    daz  ift   alfo  ir 

V 

81  rofen  fehlt.  82  drtte  86  beitet  88  bringit  89  broder 

V 

90.  109  brodir         97  wil]  vil         103  vnd  fvn  alfo  fvn        107  wazzere.  der  zeder 
bom  bi  eime  wazzere.  der  ceder  bom 


154  L\TI  .  LMn 

leben  vnd  ir  lop  daz  fol  (i,36a)  alfc  reine  fin.  daz  alle  die  livto 
115  ir  lop  mvezzcn  fprechen  vnd  h\as  in  ieman  -wiflewcndcs  Melle 
Iprechen  daz  das  mvezze  irfterben  in  ir  nivnde.  vnd  nieman  von 
inen  niht  müge  gefprechen  Avan  guotis  vnd  fcltlen.  alfo  fol  ir  fmak 
gewurzit  fin 


Über  Sap.  Sal.  5,  i. 


s. 


ftabunt  iufti  in  magna  conftantia  et  c.  Die  rehten  liute  werdent 
ftende  ze  der  iungiften  vrteilde.  in  driwiz.  Si  ftant  ficherliche  ane 
vorhte.  Nv  merke  wie  CicherHrhe  fi  ftant.  Si  enviirhtent  den  tiuvil 
noch  die  fünde.  noch  den  gewaltigen  rihtir.  noch  deheiner  flahte 
5  ding,  wan  11  fint  ficher  daz  mit  gotte  fi  fvn  beliben  vnd  behalten 
werden.  O^e  wie  ficherliche  11  ftant.  fo  fi  daz  wiffent.  daz  11  de- 
hein  dink  fürhtent.  Da  von  fprichit  der  wiffage  dauid.  Dominus 
michi  adiutor  non  timebo  et  c.  Ich  ftan  harte  ficherliche  wan  ich 
weiz  wol  daz  mir  der  milte  got  helfen  wil  mit  finer  gotlicher  craft 

10  Da  von  bin  ich  ficher.  Daz  ander  ift  daz  fi  ftant  vropliche  ane  alle 
betrvebede.  vnd  fehent  den  minnenclichen  got  in  finer  Avunne.  Da 
von  fprach  fante  lohannes  e\N angelifta.  Ich  (i43l))  fach  vnferen 
herren  alle  er  ze  gerihte  kvmet.  an  dem  ivngiften  tage.  Sin  antlüt 
ift  alfe  luter.   vnd  alfe  fchcene   alfe  div  fvnne.    in   dem  magene  vnd 

15  het  ein  fwert  in  dem  mvnde  daz  fnidit  ze  l)eiden  orten,  vnd  hie  bi 
fvnt  ir  merken  daz  in  die  rehten  fehent  in  finer  gotheit.  vnd  in  der 
menflichen  angefiht.  vnd  vliuzit  in  IVeze  vrovide  in  ir  feie.  Daz 
dritte  ift  fi  ftant  riliche  mit  ern.  fiv  ert  der  ge  erte  got.  11  ert  ovch 
ir  tugentlich   leben,    vnd   \\erdent   rihtendc   über  die   virlornen.   fiv 

2u  ftant  wol  riliche  mit  grozen  eren.  wan  fi  erent  die  engil  vnd  die 
heiligen  vnd  ir  felbis  tilgende.  Nv  fehent  wie  fiv  werdent  geert. 
Die  virlornen  ilant  ovch  in  drie  vif.  .Si  ftant  mit  grozir  vorhte.  fi 
fiirhtent  den  gewaltigen  rihtej*.  vnd  die  eA\  ige  not.  vnd  die  vrteilde 
des  BA^igen  todis.  11  füihtent  die  fiindc  vnd  den  beliehen  tiuvil  vnd 

25  daz  tiefe  ab  gründe.  Das  ander  ift  11  ftant  mit  grozzer  betr\  el)ede. 
WM\  11  fehent  in  alleiitliall)en.  iamer  vnd  not  vnd  den  ewigen  tot. 
fehent  fiv  obe  Ikh.  fo  felieiit  fi  <len  geMalti(i43  c)gen  rihtir  in  ilme 
zorne.     Sehen  11  vnder  llcli.    So  fehent  11  den  hellifchen  grvnt.   wie 

11'*  leben  viul  ir  Ion  vn  ir  lop  LVIII.  Z  45.  2  ze  dem  7  Ps.  117,6. 

12  fcc      Ajjocal.i,  16.         14  niagenej  mancn        2^dea  fehlt. 


LVra  156 

•er  brinnit.    da  11  ewige  not  inne  fvn  han.    ane  vnderlaz.     Sehent  fi 
nebent   lieh   da  felient  fi   alle  ir  fünde   die  li  e  getaten.    vnd  vir-  30 
dampnet  11   ir   lünde.    Sehent   11   ze   der  anderen  fiten,    da  fehent  ft 
die  tievele.  die  fv  kripphen  w  illent.    Nv  merke  ein  iegelich  menfche 
in   wie    grozzir  betruebede    die  virlorn   ftant.   daz  dritte  ift  fi  ftant 
lafterliche.    mit  grozzer  fchame.    wan  fi  fvn  gefchendet  werden  von 
allem   himelfchen   her.    da  fol  offenber  werden  elliv  dv  bofheit  die  35 
11  ie  getaten  mit  werten  vnd  mit  AAerken   mit  gedenken  mit  guoten 
willen,  vnd  wirt  fi  der  tievil  fchenden  vnd  ir  fände  die  Ichinent  da 
offenbarliclie  vor  aller  der  weite   Nv  merke  feligir  menfche  wie  gar 
fchemeliche  vnd  lafterliche  fi  ftant  vor  deme  hohen  gotte  vnd  vor 
den   claren   engelen.   vnd  vor   den  lobelichen  heiligen,   vnd  (i43d)4o 
vor   der  himelfchen  künigen   vnfir   vro^Aen   fante   Marien,    vnd   vor 
allem  bimelfchen  ingefinde.    Nv  merke  feligir  menfche  wie  die  greh- 
ten  geret  werdent  vnd  merke  wer  die  fint.  die  an  deme  tage  geret 
werdent.    Das  fint  alle,    die   die  zuhtmeiftrinan  behaltent.    Die  erfte 
zuhtmeifterin  ift  vro  gedvltikeit  div  fol  den  menfchen  in  zvhte  haben.  45 
So   dem   menfchen   vnmazen   leide   gefchihit.     So  fol  div  gedvltikeit 
den  menfchen   behalten  in  zühte.    alfo   daz   er  fin   leit  niht   ze  übil 
klage    Div   ander  zvhtmeifterin   das   ift  div  vorhte.    fo  der  menfche 
vber  mefige  vroide  het.  fo  fprichit  div  vorhte  fchone  ivncvrowe  wie 
varet  ir   fvs   vnmefekliche.   ir   fvnt  mit   zühten  vnd  mit  maze  beide  50 
vrovide   vnd   leit  tragen.     Div  dritte  zuhtraeilterin.    daz    ift  tvgent- 
liche  fchame.  div  ift  ein  hveterin  der  kivfchikeit.  daz  ift  allo.  fo  den 
menfchen   ane   vihtit   der   tiuvil  dv  Melt   \iid  llnis  felbis  vleifch.    fo 
fol  div  fchame  hveten  daz  der  menfche  an  (i44a)  deheinen  dingen 
virhenge  dem  kranken  vleifche  daz  widir  zeme  fi  finer  tiigentlicher  55 
fchame.  vnd  fwas  vntugentlicher  krancheit  den  menfchen  ane  vehte. 
fo  fol  diu  zuhtmeifterin  fprechen  tugentliche  fchame  ich  en  tvon  ez 
en  hein  wiz  niht  ez  ftuende  mir  gar  übil.  ich  getuon  ez  niemir.    ez 
were  gar  wider   minen   eren.     Phech   folte  ich    alfe   vntugentlichen 
tvon.   ich  enwil  alfe  vntugentliche  niemer  gedenken,    noch  enwil  ez  60 
niht  wizzen.  folte  ich  ez  denne  tvon.  nein  ich  ane  zwiuil.  ez  ftvende 
mir    gar    ane   maze   übil.      Die    dife    drie    zuht   meifterin   behaltent 
die  ftant  an  dem   iunffiften  tage  ficherliche  ane  vorhte  ane  betrve- 


32  Xv]  Vu         33  betrübe           43  fint.  an            44  zuhtmeiflriman           46  den— 

«                                        J  Ol 

folt         47  vbir          48  zvhtraeift  in  57  diu]  din          58  flunde  mir  gar  vbir. 
61  nein]  nem 


156  LVm  .  LEX 

bcde  ATÜiche  mit  grozcn  creii.  Santo  Bernhart  fprichit.  0  fvezer 
65  herre  minneclicher  got.  y\\c  l>iltu  fo  zart  daz  dv  iiiene  w ilt  fin  Man 
da  cn  hein  andir  liebe  il't  Man  din  vnd  fua  liebirs  ift  deniie  dv 
alleine  da  en  wiltu  niht  lin.  vnfir  herre  fprichit.  luochent  mich  vnz 
ich  ivch  fo  nahe  bi  fi.  \\an  (il4  b)  ez  kvmit  noch  der  tag.  daz  ich 
min  antlütze  vor  ivch  virbirge.  vnd  fwie  gerne  ir  mich  fvochtint  ir 
70  envindent  min  niht 


G. 


Tischrede  Meister  Eckards. 


Hot  gefchuof  die  riehen  dur  die  armen  und  die  armen  dur  die 
riehen  Lohnent  got  giltet  iuchs.  Etlirh  fagent  fi  glouben  an  got  und 
gloubent  niht  got.  Ef  ift  grcpffer  daf  man  an  got  gloubet  denne  daf 
man  got  gloubet  Man  gloubet  wol  einem  menfchen  ob  man  im  v 
5  fchilling  lihet  daf  er  Hu  gelte  und  gloubt  doch  nit  an  den  menfchen 
Gloubt  denn  ein  menfche  an  got.  AVar  umb  gloubt  er  denn  niht  got 
daf  er  im  gelte  Maf  er  im  lehnet  an  finen  armen.  Wer  elliu  ding 
lat  der  nimet  hundertvalt  darumb.  A\'er  aber  hundertvalt  meinet  dem 
Mirt   niht    Man   er   lat   nit   elliu    ding  er  m  il    hundertvalt  M'ider  han 

10  Aber  ünfer  herre  gelobet  dien  hundertvalt  die  elliu  ding  lant  Lat 
er  elliu  ding  fo  fol  er  hundertvalt  Mider  han  und  daf  ewig  leben. 
Viel  aber  in  den  menfchen  daf  nach  dem  laffen  volget.  Und  die 
umb  daf  felb  Mar  umb  lieffe  der  enliefll  nit  al  und  dem  m  urdi  nihtef 
nit    Die   icht  ingot    fuochent   ef  fi   Miffen    oder   beUentnöffe   andaht 

15  oder  Avaf  ef  fi.  Vindet  er  ef  noch  dann  vindet  er  got  niut.  "NVie  daf 
er  Miffen  vindet  oder  vorftan  oder  innikeit  daf  ich  doch  moI  lobe 
aber  es  blibet  im  niht  Aber  fuochet  er  niht  fo  vindet  er  got  und 
alle  ding  inime.  Und  die  blibent  im.  Ein  menfche  fol  niht  fuochen 
noch  vcrftan    noch  Miffen    noch  andaht    noch    inrekeit    noch  ruoMe. 

20  A\'an  allein  gottef  w  illen  Der  l'cle  der  recht  ift  alf  ir  zerecht  fin 
fol  die  engert  nit  daf  ir  got  alle  fin  gotheit  gebe  noch  fi  enwurdi 
da  (i(8l))  von  alf  Monig  getrtt'ftet  alf  ob  er  ir  ein  muggen  geb 
Gottef  bekantniffe  ufwendig  gottes  Milien  enilt  nit  Ingottes  Milien 
fint   elliu    ding  und   fint  etwaf  und  gevallent  got  und  fint  volkomen 

25  Aber   ufwendig  gottef  Milien   fint    elliu    ding   nit   und  gevallent  got 

V 

67 /iV.  Jo/i.  7,  33.34.  13,33.  LIX.  e50.        3  die  Handschr.  globenl    /got 

V  _ 

/niht        Gglobcr         10  JJv.  J/aft/i.  19,  29.         13  lieffe       i6  das  zweite  oder  fehlt. 


LIX  157 

nit.  Und  fint  unvolkomen.  Ein  menfche  folt  niemer  für  ein  vergenk- 
lich  ding  bitten  Aber  wenn  er  icht  bitten  wil  fo  fol  er  allein  bitten 
umb  gottes  willen  und  anders  niht  fo  wirt  im  al  Bittet  er  umb 
anders  icht  fo  wirt  im  nit  In  im  ift  nit  denn  ein  und  ein  ift  un- 
teillich.  Und  der  icht  meinet  denn  ein  daf  ift  teil  und  nit  ein  Got  30 
ift  ein.  Und  die  icht  me  fuochent  und  meinent  daf  ift  nit  got  und 
es  ift  teil.  Es  fi  ruowe  oder  bekennen  oder  \\af  es  fi  denn  gottes 
wille  allein  Daf  ift  dur  fich  felben  und  ift  nit.  Und  alf  er  allein 
fuochet  gottef  willen  waf  im  dar  uf  fliuffet  oder  geoffenbart  wirt 
daf  fol  er  enphahen  alf  gäbe  gottis  und  niemer  dar  uf  gefehen  noch  35 
gedenken  weder  es  ü  von  natur  oder  von  gnaden  oder  inwelher 
wif  es  fi  des  fol  er  gar  enruochen  Dem  ift  gar  recht.  Und  fol  ein 
gemein  kriftanliches  leben  haben.  Und  man  fol  nit  fehen  uf  ein  fun- 
derlich  tuon  denne  eines  fol  man  von  got  nemen.  Und  waf  uf  in 
valle  daf  neme  für  fin  beftes.  Und  fi  an  all  forcht  daf  er  indifem  4o 
iht  gehindert  werde  inwendig  oder  ufwendig  daf  er  tuon  fol  daf  er 
inime  vinde  die  minne  gottes  fo  ift  fin  gnuog  Alf  etlichen  uf  velt 
zelidenne  oder  zetuonne  fo  fagent  fi,  Wüfti  ich  daf  ef  gottes  wille 
were  ich  Avolt  ef  gern  liden  Gotes  fegen  daf  ift  ein  wunderlich  frag 
daf  ein  fiech  menfche  fraget  ob  ef  gottef  Aville  fi  daf  er  fiech  45 
fi.  Er  fol  gewiffe  fin  daf  es  gottes  wille  fi  wan  er  fieh  ift. 
Alfü  ift  ef  gar  au  andern  dingen  Daramb  fol  ein  menfche  ein  iek- 
lich  ding  daf  uf  in  vellet  luterlich  und  ein  valtklich  von  got  en- 
phahen. Etlich  fint  alf  ef  in  w  ol  get  innen  oder  uffnen  (  ( 1 9  .i )  fo 
loben.t  11  got.  Und  getriuwent  im  wol  Alf  etlich  fagent  Ich  han  50 
zehen  malter  komes.  Und  alf  vil  wines  zuo  difem  iar  ich  getriuwe 
got  wol  la  fage  ich  du  getriuweft  avoI  dem  körne  und  dem  win  Diu 
feie  ift  gemachet  zuo  einem  fo  groffen  und  hohen  guote  Dar  umb 
mag  fi  nit  ruowen  an  deheiner  wif.  Und  ift  alle  zit  iagende  Daf  fi 
kome  über  wif  zuo  dem  ewigen  guot  daf  got  ift  da  fi  zuo  gefchaffen  55 
ift.  Und  her  zuo  ift  zekomen  nit  mit  fturme  daf  fich  der  raenfch 
fetze  in  grof  ftetikeit  daf  zetuon  oder  zelaffen.  Wan  mit  fenftikeit 
in  rechter  demuot  In  verzihung  fin  felbes  in  einem  ieglichen  daf  da 
gevellet  Nit  daf  der  menfche  infich  fetze  Dif  wilt  du  iemer  tuon 
waf  daf  koft  Dem  ift  unrecht.  Wan  da  inne  behalt  er  fich  felber.  60 
Vellet  icht   in  in   daf  in  mueget  oder  betruebet  und  entfridet  dem 


30  meinet]  nimel  37  des  fo  er  44  Golet  47  gar]  gn  59  du  fehlt. 

60  Den 


158  LIX     LX 

il't  aber  unrecht.  Wan  hie  iiine  behaltet  er  fich  fclbe  daf  daf  im 
lere  vcrfmahct  da  folt  er  im  inne  gut  lazen  geraten.  Und  lieh  uiider 
in  demuetklichen  neigen,   l  nd  in  lenfter  getriuwung  en  ieklich  ding 

65  von  im  enphahen  dal"  ut  in  \  iele  dem  wei-  recht.  Her  vf  gat 
alles  daf  man  geraten  oder  gelern  mag  daf  im  ein  menfche  felbe 
raten  lat  und  uf  nit  fche  wan  allein  uf  got.  allein  man  daf  in  vil 
wifund  funderlichen  \\  orten  für  bringen  mag.  Zug  einer  geordenten 
confcienci  hilfet  da.s  man  der  ziio  vallender  ding  nit  aht.   Und  fo  der 

70  menl'ch  bi  im  felber  ift  daf  er  lluen  willen  got  gentzlich  geb.  Und 
ein  ieklich  ding  von  got  glich  enphahe  Gnade  und  waf  def  dinges 
ift  ufwendig  oder  inwendig  Der  icht  an  got  ficht  der  ficht  got  nit. 
Ein  recht  menfch  bedarf  gottes  nit  Daf  ich  han  def  bedarf  ich  nit 
er  dient  umb  nit  er  achtet  aller  ding  nit.    Er  hat  got  dar  umb  dient 

75  er  umb  nit  Alf  verre  got  ift  über  den  menfchen  all"  vil  ift  er  ge- 
reiter  ze  geben  denne  der  menfche  fi  ze  enphahenne  Dar  an  fol  ein 
menfche  nit  merken  ob  er  zuo  nerae  an  guotem  lebenne  ob  er  vil 
vafte  und  vil  guoter  m  erk  tuo  .Sunder  (il9  b)  ein  gewilTef  zeichen 
ift  daf  er  zuo  iieme  ob  im  lieljer  fi  zuo  ew  igen  und  leider  zuo  ver- 

80  genklichen  dingen.  Hctte  ein  meniche  hundert  mark  und  gebe  11  dur 
got  und  machte  ein  klofter  daf  wer  ein  grof  ding  fo  lag  ich  daf 
wer  vil  groeffer  und  beffer  daf  ein  menfche  in  im  alf  vil  verfmahte 
und  verniht  dur  got.  Ein  menfch  fol  in  allen  finen  werken  gottes 
willen   allein   meinen    und   gang   alfo    für    fich   hin    und  hab  dehein 

85  forcht  alfo  daf  er  niht  gedenke  ob  im  recht  fi  daf  er  icht  unrecht 
tuo.  Wan  Avölt  ein  maier  gedenken  andem  erften  ftrich  der  andern 
alle  dem  wer  unrecht.  Er  fol  an  den  erften  gedenken  und  ftrich  für 
fich  hin  dem  ift  reht  Alfo  folt  einer  gan  und  gedeht  alle  zit  wie  er 
den    erften   fuof  fatzte   im   wer    niht   recht    Dar   umb   fol   man   dem 

90  erften  volgen  und  gan  für  fich  hin  fo  kumet  man  da  man  wil.  Und 
dem  ift  reht  Dif  ift  ein  collacie  meifter  ekarts 


Briioder  Egliart 

r 


t 


nfer  herre  hat  vs  gefant  finc  hant  vnd  hat  gerueret  minen    mund 
vnd  hat  mir  zuo  gefprochcn  Swenuc  (112  b)  ich  predieu  fo  phlige 


6.J  dem]  den  GS  geordct  77  lugulc  86  andcii  87.  91  dem]  den 

88  fol  LX,  UtrcHi.  1,  ü. 


Lx  n0 

ich  ze  fprechende  von  ab  gefcheidenheit  vnd  das  der  menfche  lidig 
^verd  fin  felbes  vnd  aller  dinge  Zeni  ander  male  das  man  Avider  in 
gebildet  werde  in  das  ein  veitig  guot  das  got  ift  §  Zem  dritten  5 
male  das  man  gedenke  der  groffen  edelkeit  die  got  an  die  feie  hat 
gelet  das  der  menlche  da  mit  körn  in  ein  AAunder  ze  gotte  §  Zem 
vierden  mal  von  gütlicher  nature  luterkeit  was  ( 1 1 3  a  )  clarheit  an 
gütlicher  natur  fi  das  ift  vnfprechlich  Got  ift  ein  wort  ein  vnge- 
fprochen  Avort  Anguftinus  fprichet  elliu  diu  fchrift  ift  ital  Sprichet  lo 
man  das  got  ein  wort  fi  fo  ift  er  gefprochen  Sprichet  man  das  got 
vngefprochen  fi  fo  ift  er  vn  gefprechelich  So  ift  er  aber  etwas  wer 
kan  dis  wort  gefprechen  das  tuot  nieman  denne  der  das  wort  ift 
Got  ift  ein  Avort  das  fich  felber  fprichet  (i(3b)  Swa  got  ift  da 
fprich  er  dis  wort  Swa.  er  niut  en  ift  da  en  fpricht  er  nicht  Got  15 
ift  gefprochen  vnd  ift  vngefprochen  Der  vatter  ift  ein  fprechende 
werk  vnd  der  fun  ift  ein  fpruch  der  würkende  Swas  in  mir  ift  das 
geit  vs  mir  So  ich  es  loch  gedenke  So  offenbaret  es  min  wort  Vnd 
blibet  doch  inne  Alfo  fprichet  der  vatter  den  fun  vngefprochen  vnd 
blibet  doch  in  ime  Ich  hab  es  ( 1 1 4  a )  och  rae  gefprochen  Gottes  20 
vsgang  ift  fin  ingang  als  vil  als  ich  got  nach  bin  alfo  vil  fpricht 
fich  got  in  mich  Alle  vernüftige  creature  an  iren  Averchen  fo  11 
me  gent  vffer  inen  felber  fo  11  me  gent  infich  felber  Des  en  ift  an 
liplichen  dingen  niut  So  fi  me  A^  ürkent  fo  11  me  gent  vs  in  felber 
Alle  creature  Avolten  got  fprechen  in  allen  iren  Averken  Si  fprechent  25 
alle  fo  fi  naheft  (li  l  b)  mügen  Si  enmügen  in  doch  niut  gefprechen 
Si  A\ellen  oder  enAvellen  es  fi  in  liep  oder  leit  11  Avellent  alle  got 
fprechen  vnd  er  blibet  doch  vngefprochen  Dauid  fprichet  der  herre 
ift  fin  name  herre  fpricht  als  vil  als  ein  über  fetzunge  einer  her- 
fchaft  knet  ift  ein  A^nder  fetzunge  Etliche  namen  die  fint  got  eigen  so 
vnd  abgeloft  von  allen  anderen  dingen  als  got  Got  der  name  ift  der 
aller  eigenlichofte  na(ii5  a)me  gottes  als  menfche  menfchen  namen 
ift  ein  menfche  ift  ie  ein  menfche  er  fi  torechtig  oder  Avife  Senaca 
fprichet  das  ift  ein  fnoeder  menfche  der  über  den  menfchen  niut 
enkumet  Ein  ander  name  hat  ein  zuo  haftten  an  got  als  vatterfchaft  35 
Das  dritte  Taa  a  man  vatter  nemmet  da  verftet  man  einen  fun  Vatter 
mag  niut  gefin  er  hab  einen  fun  Si  tragent  doch  in  ein  über  zit  in 
CAvig  wefen  Der  ( 1 1 5  b )  tritte  hat    ein  vftragen  zuo  gotte  vnd  ein 


3  die  Bandschrift  ab  geifcheideheit        7  Zer        12  vn  gefprochelicb         18  oflfe- 
barecbt  25  allen]  alle  28  fprechet      Ps.  39,  5.  31  dinge 


160  LX 

keren  indie  zit  Man  nemniet  och  got  Inder  fchrif  mit  vil  namen  ich 

40  fpiiche  Swer  icht  bedenket  ingotte  vnd  inie  dekeincu  namen  an 
kleibet  das  ilt  got  nicht  Gut  ilt  über  namen  vnd  über  natur  Wir 
lefcn  von  einem  guotten  man  der  got  bat  inllnem  gebette  vnd  wolte 
im  namen  geben  Do  iprarh  ein  bruoder  Sw'is;  du  vnderelt  got  \\\r 
mögen  kein  namen  binden  den  ((IG  a)  \\  ir  got  mügen  geben    Doch 

45  fint  uns  die  namen  ürlovbet  da  mit  in  die  heiigen  genemmet  hant 
vnd  die  got  in  ir  hertzen  alfo  ge\\ihet  vnd  über  gölten  hat  mit 
gütlichem  liecht  Aiid  hie  bi  fon  \\  ir  lernen  A\ie  A\ir  got  bitten 
fön  Avir  fün  Iprechen  herre  In  den  felben  namen  die  du  alfo  ge- 
wihet  haft  in  dinem  heiligen  hertzen  vnd  über  goffen  mit  dim  liecht 

50  So  (licb)  bitten  Avir  dich  vnd  lobend  dich.  Das  ift  diu  ander 
lere  das  über  namen  vnd  vngelprechlich  ilt  Der  vatter  fpricht  den 
fun  vffer  aller  llner  mügentheit  vnd  alle  ding  in  ime  alle  creaturen 
llnt  ein  fprechen  gottes  Das  felbe  das  min  munt  got  fprichet  vnd 
ofl'enbaret   das    leib    tuot  des  Iteines  wefen  vnd  veriteit  man  me  an 

55  dem  werke  denne  an  den  worten  Das  ^erk  das  diu  oberlte  natur 
M(ii7a)ürket  von  irre  hochften  macht  Das  mag  diu  nature  diu  in 
ir  ift  nit  begriffen  Wurkte  fi  das  felbe  fo  Avere  fi  vnder  ir  nicht 
Mer  fi  were  das  felbe  Alle  creaturen  Avolten  gotte  nach  fprechen 
in   allen   iren   werken    Es   ift  do;;h    gar  kleine   das    fi  geoffenbaren 

60  mügen  loch  die  oberften  engel  in  dem  das  fi  vf  climment  vnd  got 
ruerent  das  ift  als  vnglich  A\ider  dem  das  in  got  ift  als  wis  vnd 
fwartz  Es  ift  gar  vngelich  (ii7  b)  das  alle  creaturen  habent  en- 
phangen  alleine  fi  alle  a\  ölten  fprechen  das  nechfte  das  fi  mügent  Der 
prophete  fpricht  herre  du  fpricheft  eines  vnd  ich  verftein  zwei    So 

65  got  indie  feie  zehant  fo  es  ab  vellet  fo  Avirt  es  geteilet  le  wir  mit 
ünferm  verftentniffe  me  vf  gen  fo  Mir  me  in  im  fin  Dar  vmb 
fprichet  der  vatter  den  fun  alliu  zit  Inder  CAvikeit  vnd  entgiuffet 
in  im  alle  crea(  1 18  a)turen  Die  hant  alle  ein  ruefen  wider  in  ze- 
komende  da   11  vs  gefloffen  fint  alles  ir  leben  vnd  ir  wefen  Das  ift 

70  alles  ein  ruofen  vnd  ein  ilen  wider  zuo  dem  indem  fi  vs  gangen 
fint  Der  projihet  fpricht  der  herre  hat  vs  gefant  fin  band  vnd 
meinet  den  heiligen  geilt  Nu  fprichet  er  Er  hat  gerueret  minen 
munt  vnd  fpricht  zehant  er  hat  mir  zuo  gefprochen  Der  munt  der 
feie  ift  der  ( IIS  b)  oberfte  teil  der  feie,  das  meinet  fi  vnd  fprichet 

75  Er  hat  fin   wort   in    minen  munt  geleit  das  ift  der  kus  der  feie  da 

40  de  kleine         42  hat         49  goffe        50  diu]  du         53  min]  in  in        5"  begriffe 

_     _  <>    _  ■■ 

60  clumet        61  ruret        64  P5.  61,  12.         65  fehlt  etwas.        75  das  kus 


LX  .  LXI  161 

ift  munt  zemunde  komen  Da  gebirt  der  vatter  finen  fun  in  die  feie 
vnd  da  ift  ir  zuo  gefprochcn  Nu  fprichet  er  Ich  han  dich  hiutte 
vffer  weit  vnd  habe  dich  gefetzet  über  volch.  Und  über  riche  in 
ein  hiutte  globet  uns  gott  zevf  e/welende  das  nicht  en  ift  Das  noch 
inder  ewikeit  ift  (119  a)  ein  hiutte  Vnd  ich  han  dich  gefetzet  über  80 
Volk  Das  ift  über  alle  die  weit  der  rauoft  du  lidig  fin  vnd  über 
riche  das  ift  fwas  me  ift  dan  ein  des  ift  zevil  wand  du  muoft  allen 
dingen  fterben  Vnd  fot  wider  ingebildet  werden  in  die  hoedi  da 
wir  wonen  indem  heiligen  geifte  Des  helf  uns  der  heiig  geift  Amen 


Bruoder  Esliart 


D 


0  petrus  von  der  gewalt  des  hohen  oberften  gottes  wart  vs  dem 
gebende  Do  fprach  er  Nu  weis  ich  gewerlich  das  mir  got  finen 
engel  hat  gefant  Vnd  hat  mich  erlovft  von  der  gewalt  herodes  vnd 
von  den  banden  der  (i84b)  vienden  Nu  keren  wir  das  wort  vmbe 
vnd  fprechen  wan  mir  got  hat  finen  engel  gefant  Da  von  bekennen  5 
ich  gewerlich  Petrus  fprichet  als  bekantniffe  Ich  hab  es  ovch  me 
gefprochen  Bekantniffe  vnd  vernüftikeit  die  eneinigent  die  feie  nicht 
ingot  Vernüftikeit  vellet  indas  luter  wefen  bekentniffe  die  lovffet 
vor  Si  für  lovffet  vnd  dur  brichet  das  da  geborn  wirt  gottes  ein- 
born  fun  Ünfer  herre  fprich(l85  a)et  In  matheo  Dasnieman  bekennet  10 
den  vatter  niuman  der  fun  Die  meifter  fprechent  Bekantniffe  lige 
an  glichniffe  Es  fprechent  etlich  meifter  Diu  feie  fi  gemachet  von 
allen  dingen  wand  fi  ein  müglicheit  hat  alliu  ding  zeverftande  Es 
liutet  dcorlich  vnd  ift  doch  war  Die  meifter  fprechent  Svvas  ich  be- 
kennen fol  das  muos  mir  zemale  gegenwärtig  fin  vnd  glich  minem  15 
bekantniffe  Die  heiligen  fprechent  (i85b)  Das  in  dem  vatter  fi 
mügenheit  vnd  glicheit  in  dem  fune  vnd  einung  in  dem  heiligen 
geifte  Dar  vrabe  want  der  vatter  dem  fun  zemale  gegenwirtig  ift 
Vnd  der  fvn  zemale  ime  glich  ift  Dar  vmbe  bekennet  nieman  den 
vatter  niuman  der  fun  Nu  fprichet  petrus  Nu  kenne  ich  gewerlich  20 
wa  von  bekennet  man  hie  werliche  Das  ift  da  von  das  ein  gütlich 
liecht  ift  das  nieman  triuget  Das  ander  wand  man  da  blos  vnd  luter 
bekennet  vnd  (186  a)  vnbedeket  mit  ichte  Da  von  fprichet  paulus 
Got  wonet  in  eime  liechte  da  nicht  zuo  ganges  enift  §  Die   meifter 

77  Jerem.  1,  10.              Ich  han]  Er  hat  79  da -Da                 80  dich]  vch 

LXI,  2  fehlt  ein  Participium.         2  Act.  12, 11.  10  Matth.  11,  27.          16  vatter 
fehlt.        24  Timoth.  1,  6,  16. 

Ältd.  Predigten.  11 


1«2  LXI 

25  fprcchent  Die  wiflieit  die  wir  hie  <?e\\  ünnen  vnd  lernen  Die  fiillen 
uns  dort  belilien  So  Iprichet  jjaulus  11  füllen  ab  gan  Ein  nieifter 
fpricht  luter  bekantnülfi  noch  denne  indifein  libe  Das  hab  fo  groffen 
luit  an  lieh  l'elber  das  alier  gefchadener  dinge  lult  11  recht  als  ein 
nicht  Wider  der  lult  der  luter  bekan((ise  b)nini  an  lieh  treit  noch 

30  denne  f\\  ie  edel  es  11  So  ift  es  doch  ein  zuoval  vnd  als  klein  als 
ein  wörtelin  ift  wider  aller  der  weite  als  klein  ift  al  diu  ^^  ifheit 
die  wir  hie  lernen  mügen  wider  der  blolTen  luleren  warheit  Da  von 
fprichet  paulus  es  fiilli  ab  gan  fwie  11  doch  belibet  fi  wirt  rechte 
ze  einer  torinne  Ynd  als  ob  fi  nicht  enfi  wider  der  luteren  warheit 

35  die  man  da  bekennen  fol  §  Das  dritte  war  vmbe  (is:a)  man  da 
w  erlich  bekennet  das  ift  da  von  diu  ding  die  man  hie  ficht  \\  andel- 
haftig  diu  bekennet  man  dort  vnwandelberc  vnd  man  minnet  11  da 
als  11  fint  zemale  vngeteilet  vnd  na  bi  einer  want  das  hie  verre  ift 
das  ift  da  nahe  Want  alle  ding  fint  da  gegenwirtig  §    Das  an  dem 

40  erften  vnd  an  dem  iungften  tage  befchehen  fol  das  ift  da  gegen- 
würtig  Nu  weis  ich  werlichen  das  mir  got  finen  engel  hat  gefant 
(  iS7  b)  Swenne  got  llnen  engel  fendet  zuo  der  feie  fo  wirt  fi  Aver- 
lich  bekennende  in  vnbederbe  hat  got  fant  Peter  den  fliiffel  niut 
bevoln    Want  petrus  fprichet   als  vil  als  bekentniffe  hat  den  flüffel 

45  Vnd  fliulfet  vf  vnd  dringet  durch  vnd  vindet  got  blos  Vnd  faget 
denne  ir  gefpilen  dem  A^illen  was  11  befeffen  habe  Swie  11  doch 
den  willen  e  gehabet  habe  Wan  fwas  ich  wil  das  fuoch  ich  §  kant- 
niffii  gat  vor  11  ift  ein  fürftin(  iss  a)ne  vnd  fuochet  herfchaft  indem 
hoechlten  vnd  in  dem  luterften   Vnd  teilet  es  fort  der  feie   Vnd  diu 

50  feie  fort  der  nature  Vnd  diu  nature  allen  liplichen  finnen  Diu  feie 
ift  als  edel  an  irme  htBchften  vnd  luterften  Das  ir  die  meifter  en- 
keinen  namen  künnen  geben  Si  fprechent  ir  feie  da  fi  dem  libe  das 
w  efen  git  Xu  fprechent  die  meifter  Das  nach  dem  erften  vf  bruche 
der  gotheit  da  der   fun  vs  brichet  von  dem  vatter  da  fT  der  engel 

55  aller  nabelt  gebildet  (issb)  nach  gotte  Es  ift  wol  war  Diu  feie 
ift  gebildet  nach  gotte  an  irme  oberften  teile  Aber  der  engel  ift  ein 
nacher  bilde  gottes  Alles  das  des  engeis  ilt  das  ift  gebildet  nach 
gotte  dar  vmbe  wirt  der  engel  gefant  an  die  feie  das  er  fi  wider 
bringe   an    das   felb  bilde   da    nach  er  gebildet  ift  A\ant  bekantniffe 

CO  komet  von  glicheit  AVan  denne  diu  fei  hat  ein  mügenlicheit  alle  ding 


26belibct  Cur.i,  i,  id  fyij.  38  ein  40  iiingfle — gewurtig  45  vnd 

Iringel  vu  brin^rel        40  gefi>i!eiii  (iO  gVuheil  aus  glichaidc  (jebefsert.     diu]  du 


LXI  .  LXII  163 

zebekennende   da   von   geruowet  fi  niemer  fi  enköme  (i89a)  indas 
erl'te  bilde  da  elliu  ding  ein  fint  Vnd  da  geruowet  fi  das  ift  ingotte 
In  göt  ift  kein  creatur  edeler  denne  die  ander  Die  meifter  fprechent 
Wefen  vnd  bekantniffe  li  allein  want  Iwas  nicht  en  ift  das  bekennet 
man  ovch  niut    Swas  aller  meift  wefen  hat  das  bekennet  man  ovch  65 
aller  meift    §   Want  denne  got  ein  über  fwenkende  wefen  hat    Dar 
vmbe  über  fwenket  er  alle  bekantniffe  als  ich  e.    gefter  fprach   in- 
dem iungeften  fernion    Das   (i89  b)  diu  feie  in  gebildet  wirt  in  die 
erften  luterkeit  in  den  in  druk  der  luteren  wefelicheit   Da  fi  gottes 
gefmekit  .e.  er  warheit  oder  bekantheit  an  fich  vahe  Da  alle  nerae-  70 
licheit  ab  geleget  ift  Da  bekennet  fi  aller  luterlicheft  Da  nimmet  fi 
das  wefen  in  eben  meffikeit   Da  von  fprichet  paulus  Got  Monet  in- 
eime  lichte  da  nit  zuo  ganges  ift    Er  ift   ein  inhangen  in  fin  felbes 
luter  welicheit  Da  nicht  zuo  hangendes  ift  §  (i90  a)  Swas  zuo  val 
hat  das   muos  abe  er  ift  ein  luter  inftan  Infich  felber    Da  noch  dis  75 
noch  das  en  ift  Want  fwas  in  got  ift  das  ift  got  Ein  heinden  meifter 
fprichet   Die  krefte    die  vnder  gotte  fwebent  die  hant  ein  inhangen 
in  got    Vnd  fwie  fi   hant  ein   luter  inftan  in  fich  felber    So  hant  fi 
doch   ein   inhangen   in  dem   der  weder  begin   noch   ende  hat  wand 
ingot  mag  nicht  frömdes  gevallen    Dis  habent  ein  bew  ifunge  andern  80 
(i90b)   himel   der   mag   nicht   enphan   keinen    fromden   indruk   in- 
frömder  wife    Alfo   gefchiht   es   fwas  zegotte   kumet   das  w  irt  ver- 
enderet   Swie  fncede    es    fi  bringen  Mir  es  zegotte  es  gat  fin  felbes 
abe  Des  habent  ein  glichniffe  Hab  ich  w  ifheit  diu  en  bin  ich  felber 
nicht    Ich    mag  wifheit  gewinnen   ich   mag   fi   ovch   verlieren  aber  85 
fwas  an  got  ift  das  ift  got  das  en  mag  im  nicht  enphallen   Es  wirt 
gefant  (i9i  a)   ingötlich  nature    Wan   gütlich   nature   ift  fo  kreftig 
fwas  dar  in  gebotten  wirt   Das  wirt  alzeraal  dar  in  gefatz  oder  es 
blibet   alzemal   vffen    Nu   merkent  wunder    Sit  got  fo  fchncede  ding 
infich  verendert  w  as  wenet  ir  denne  das  er  der  feie  tuo  die  er  mit  90 
fin  felbes  bilde  gewirdiget  hat  zeformende 


Der  von  fternen  gaffen  • :  •  — 


£ 


in  heilig  fprichet  das  fi  heilikeit  das  wir  bekennen  was  w ir  waren 
vor  der  zit  vnd  was  wir  fin  Inder  zit  Vnd  was  wir  (i46  b)  werden 
nach  der  zit  Nu  havt  der  von  fternengaffen  alze  fchcene  gefprochen 

•  _  e 

61.  62  geruwz  64  want]  -wz  67  ymbe]  Yb'      alle  89  fchonde 

11* 


i64  Lxn 

von  difen  drin  aihI  fpiichct  fornians  ino  Er  iiat  uns  ^efonnet  an 
5  ime  vnd  mit  ime  Er  hat  uns  gcfornict  an  itne  AN'ic  er  uns  geforniet 
habe  das  I'ult  ir  merken  wir  lin  ein  liecht  in  llner  luterkeit  Vnd 
ein  Avort  in  Iluer  verltcntikeit  Vnd  ein  leben  in  finer  innikeit  Alfus 
hat  er  (i  i:  a)  uns  geforraet  an  ime  vor  der  zit  Ze  dem  andren 
male    Was  wir  nu  fin  Inder  zit    In   uns   ift   ein   luterkeit  in  die  an 

iO  vnderlas  liuttendc  ift  Das  liecht  der  gotheit  In  uns  ift  ein  verften- 
tikeit  in  die  ane  vnder  las  fprechende  ift  das  wort  der  dri\altikeit 
Vnd  inüns  ift  ein  innekeit  in  der  ane  vnderlas  a\  ürkende  ift  das 
leben  der  e^ikeit  Zeni  dritten  male  A\as  Mir  ((47  b)  werden  nach 
der  zit    Wir   fun  in   got  vereiniget   Averden  A\efelich  vnd  eineklich 

15  vnd  gentzlich  wie  fun  wir  wefelich  ingot  vereiniget  werden  Es  fol 
gefchehen  an  der  fchowunge  vnd  nicht  an  der  wefunge  Sin  wefen 
mag  nicht  ünfer  Avefen  Averden  mer  es  fol  ünfer  leben  fin  da  Aon 
fprichet  ovch  chriftus  Der  dich  vatter  bekennet  vnd  dinen  fvn  Ihefum 
chriftura  Das   ift   das  eAvig    (l48  a)    leben    Er   fprach   nicht  das  es 

20  ewig  Avefen  Avere  Nu  möchten  ir  f])rechen  Ach  herre  fit  got  fuf- 
lichen  adel  vnd  fuflich  richeit  in  ünfer  feie  hat  geplantzet  Das  das 
liecht  finer  gotheit  inder  luterkeit  miner  feie  fchinende  ift  Vnd  das 
AVort  der  drivaltikeit  inmir  fprechende  ift  aiuI  das  leben  der  eAvikeit 
inminer   innikeit   Avürkende    ift   Was  meinet    denne    das    ich    fin    fo 

25  rechte  (l48b)  wenig  gewar  Avirde  Frageft  du  mich  des  Ich  han 
dich  des  zehant  bewifet  es  ift  zemal  des  fchuld  das  ir  ivch  fo  ab 
gefcheidcn  vnd  fo  luter  nicht  haltent  als  ivch  zuo  gehorte  Vnd  das 
ir  i\ch  felbcr  alfo  fiönide  fint  vnd  nicht  enachtent  der  in  velle 
creaturlicher  bilden    Was'  meinet    das   der  liuten  fo  vil  i(t  die  min 

30  nicht  verftant  das  fage  ich  ivch  Es  ift  zemal  des  fchult  das  fi 
(l49  a)  im  nicht  gelebet  hant  Swenne  ich  fpriche  von  einikeit  Avie 
folte  mich  der  menfche  verftan  des  hertze  zemal  inmenigA'altikeit 
zerfpreitet  ift  So  ich  fpriche  von  ewikeit  Avie  folte  mich  denne  der 
Acrftan  der  zemal  fin  genuegete  nimet  an  zit  A'nd  an  zitlichcn  dingen 

35  So  ich  fpriche  von  einem  lutcren  hertzen  Avie  folte  mich  denne  der 
menfche  verftan  dem  alle  ding  gemeffe  fint  infiner  (i49  b)  feie  in- 
nikeit zeherbergcnne  Want  es  ift  nicht  genuog  das  man  die  crea- 
turen  ab  fcheidet  an  der  habunge  Wan  muos  fi  ovch  fetzen  vs  der 


4-  Isaiw  49,  5.          5  vor  Er  noch  ciittnul  vn  inil  im  15  fun]  fin         18  Ev- 

—                                c    •         _  _ 

Joh.  3,  30.         23  da  lebe  ewikeit         29  catlicbe  31  gelebe         32  des]  dz 

inmenigvaltikeit]  iuall^  einvaltikeit         34  der]  dz  37  nicht  fehlt. 


LXn  165 

invallenden  bildunge  diu  alze  fwarliche  die  feie  vermittelet  Ach 
acli  vnd  wültend  ir  wes  ir  ivcli  felber  hinderent  vnd  was  ir  ewiger  4o 
warheit  niöchtin  verftan  ob  ir  fteten  vlis  vnd  hvote  hetten  ivwers 
inren  menfchen  Ivch  griufelete  ab  ivch  felber  Secht  ir  möchten  als 
vil  (l50  a)  wiffen  als  ich  weis  vnd  nie  was  meinet  aber  das  ich 
me  von  got  Aveis  denne  ir  Es  ift  niut  des  fchult  das  ich  der  buochen 
me  kan  der  künfte  helfe  ift  gar  kleine  Es  ift  des  fchult  das  ir  45 
ivch  niut  als  flifleklich  aller  dingen  lidig  blos  vnd  abgefcheiden 
haut  als  ich  han  Hetten  ir  ivch  aller  dingen  als  vnwiffcnde  vnd  von 
ivch  vergande  gehalten  als  ich  han  Jr  wüften  als  vil  als  ich  (i50  b) 
vnd  Hechte  me  Want  ich  mich  niut  alleine  der  gnade  zevolgenne  abge- 
fcheiden han  mer  ich  meinde  ovch  das  ich  kunft  erkriegen  möchte  50 
Secht  da  von  bin  ich  miner  kuufte  holt  wand  ich  das  w eis  vnd  er- 
kenne das  ich  diu  ding  verftan  Die  allen  den  verborgen  fint  die 
fich  mit  ftreinger  arbeit  nicht  entlidigot  haut  aller  dingen  Ynd  fich 
niut  gewunden  hant  vs  den  ftriken  ((51  a)  des  lieplichen  anfchines 
Der  ftrebenden  creaturen  want  als  vnmüglich  got  vnd  tiefe!  mit  ein  55 
ander  fin  als  vnmüglich  ift  das  fich  got  iemer  der  feie  vereinge  die 
wil  fi  von  zitlicher  bewegunge  Vnd  von  creatiurlicher  bildunge 
nicht  alzemale  gefriget  ift  Swenne  ovch  diu  feie  an  zit  vnd  an  zit- 
lichen  dingen  nicht  enhafteti  vnd  vf  genomen  Aver  fo  vermöchte  11 
alze  groffiu  ding  vnd  (i5l  b)  wiffent  das  fi  götlichen  werken  hart  60 
nach  zuo  trete  Was  meinet  das  fo  vil  noch  denne  gelerter  liuten 
ift  die  fo  küme  erliden  mögen  das  man  die  feie  fo  nach  in  götlich 
Avefen  fetzet  Vnd  das  man  ir  fo  vil  gütlicher  glicheit  zuo  eigent 
Wüffent  ez  ment  nicht  anders  denne  das  fi  den  adel  der  feie  nicht 
bekennent  vf  das  aller  hcechfte  §  Bekanten  fi  den  adel  der  feie  vf  65 
das  hcechfte  Siu  enwüften  an  (i52a)  etlichem  puncto  wa  fi  vnder- 
fcheit  vinden  folten  zwüfchent  ir  vnd  gotte  Secht  weiten  ir  mir 
vmbe  got  helfen  a\  erben  das  er  mich  in  einer  fach  behuete  Inder 
ich  vil  gearbeit  han  Vnd  wiflent  das  ich  minor  finne  vil  der  mitte 
verfliffen  han  vnd  noch  fo  vafte  bekümbert  bin  das  ich  ez  nieman  70 
gefagen  tar  Vnd  ich  getar  es  ovch  ivch  niut  wol  gefagen  Doch 
twinget  mich  die  minne  gegen  (<52  b)  ivch  Vnd  das  ich  ovch  ge- 
denke das  ich  ivwer  genieffe  Mich  Avndret  vnd  das  M^inder  hat 
mich  lange  bekümbert  Avas  das  meine  das  diu  feie  ein  fo  kreiftig 
Avort  niut  mag  gefprechen  als  der  himmelfche  vatter   Etlich  meifter  75 


39  de  fei  vmiUelet        49  raic        55  flrebede— went         59  erhafteli         62  kume 
64  feie]  fe  65  vs  dz 


1C6  Lxn  .  Lxni 

fprechent  es  fi  des  fchult  das  in  got  Aveflich  ift  das  fi  inder  feie 
nicht  M  and  biltlich  Vnd  da  von  vermach  fi  nich  das  der  vatter  ver- 
mag Mand  fi  es  A\efeiilich  (i.T.3a)  niiit  enhat  Andirre  bericlittungc 
benueget    mich    iiit  Ande'-   meifter    l'prechent    A\as  got  ift  Sin  wefen 

80  vnd  fin  fin  das  hat  er  alles  von  im  lelber  aber  die  feie  ift  von  gotte 
das  fi  ift  Da  von  mag  fi  fich  got  nit  geliehen  an  iren  A\erken  Dar 
an  genueget  mich  zemale  niut  Wand  der  fun  het  oveh  von  dem 
vater  enphangen  alles  das  er  ift  vnd  würket  doch  gelich  dem  vatter 
(l53  b)  Mer  ein  einiges  wörtelin  das  treit  einen  fin  in  ime    Das  ift 

85  das  der  fun  ift  geborn  vs  der  jterfon  des  vatters  vnd  ift  inne  beli- 
ben  an  dem  wefen  Da  von  vermag  er  indem  Axefende  alles  das  der 
vatter  vermag  pcrfienlich  vnd  Mefilch  aber  diu  feie  ift  gefloffen  ab 
der  perfonc  Vnd  ovch  ab  dem  wefende  Vnd  \\ant  fi  niut  inne  beli- 
ben  ift  an  dem  Avefende  da  von  vermag   fi    nicht  dem  vatter  gelich 

90  Avürken  Sech  an  difem  (  f  5  i  a )  finne  genueget  mich  en^enig  vnd 
doch  niut  gar  gcntzlich 


Der  von  fterncngaffen  hat  die  gepredict. 

jNnallen  dingen  han  ich  ruowe  (2  Üb)  gcfuochet  vnd  han  an  nichtc 
ruowe  funden  Nu  fprichet  fi  in  han  an  nichte  ruowe  funden  denne 
an  nichte  Das  nichte  an  dem  diu  feie  ruowe  findet  das  ift  bloffe  got- 
hcit  Siehe  liute  hant  maniger  lege  girde  vnd  funderlich  frovwen  die 

5  kint  bcre  fint-  Diu  feie  die  von  dem  götliiiien  worte  fwanger  vnd 
kintber  worden  ift  Diu  hat  manger  lege  gluft  Etwenne  (242a)gluft 
fi  die  creatur  zeverfmehennde  Etwenne  ir  fell)es  nature  zevertret- 
tende  Etwenne  lüftet  fi  an  der  driualtikeit  fich  zevebende  Vnd  en- 
kan  doch  niena  ruowe  vinden  denne  an   nichte  Da  von  fprichet  ünfer 

10  herre  Du  folt  woncn  in  lacob  lacob  fprichet  ein  ringer  vnd  meinet 
der  menfche  der  in  got  ruowen    fol   der    muos   .e.    ringen  vnd    über 

o 
82  gen II  LXIII   Vhersrhrift  Dis  hat  gcprcilict  brvodcr  lolianncs  von  flcriieu- 

I  I      _     _ 

gaffe.  E.  1  Ecclcsiaslic.  24,  11.         1  u.  s.  f.   ruwc  b.  2  funde  dene  6. 

1 — 4  vnd  han  doch  nier;:en  ruowe  fvndcn  den  in  dem  erbe  mines  heiren  vnd  inincs 
goUes.  Sieche  £.         4nianijjt.         7  zc  ver  finechendc  vnd  vngelroflet  ze  finde 

0 
von  allen  dingen.  E.         8zevbende  b.         '.).  10  an  nihto  das  ifl  blofeffo  irolhcit.  Da 

von  feit  mir  der  der  alle  dinu:  f,M'f(ha(Ten  hat  das  er  in  mir  ruov>o.  Da  von 
fprichl  fi  wie  fol  ich  in  dir  ruowen.  So  fpricht  er  div  foll  E.       iO  Ecclesiastic. 

24,13.         llruwefc. 


LXm  167 

winden  alle  ding  Hab  ich  mich  felher  über  (242b)  Munden  fo  han 
ich  alle  ding  über  wunden  Der  bat  fich  lelber  über  wunden  den  en- 
kein  ding  mag  über  m  inden  das  es  in  geneigen  müge  zuo  de  keinem 
gebreften  Swie  ein  icklich  ding  ift  an  finie  wefende  dar  nach  Avürket  15 
es  Min  feie  ift  got  formelich  an  ireni  wefende  Da  von  ift  fi  al  ver- 
mügende  vnd  ir  werk  ift  e^ig  alles  das  got  würken  mag  das  mag 
fi  liden  (243  a)  Er  mag  mer  noch  minre  Alle  ünfer  meifter  kün- 
nent  nit  vinden  weder  gottes  kraft  groffer  fi  oder  der  feie  vermü- 
gcn  Ilab  ich  denne  al  vermügen  fo  en  fol  ich  niemer  vf  gehoeren  20 
ich  gewinne  alle  ding  Swas  minre  ift  den  alle  ding  das  ift  minre 
denne  ich  Diu  feie  lidende  got  fchovwet  der  fint  alle  ding  ze  enge 
vnd  zekleine  da  von  A\undert  mich  das  ein  feie  der  alle  ding  ze 
kleine  fint  das  diu  vf  dekeiner  (243  b)  creatur  geruowen  mag  Da 
von  wan  ich  mir  felber  vnwert  bin  Da  von  fin  mir  kleiniu  ding  25 
wert  Wer  ich  mir  felber  gros  nichtes  nicht  wer  mir  gros  Seneca 
der  meifter  fprichet  Swer  got  fürchtet  den  fürchten  elliu  ding  Swer 
got  nit  fürchtet  der  fürchtet  elliu  ding  Swer  got  forchtig  ift  der  ift 
got  heimlich  Swer  got  heimlich  ift  der  ift  von  gottes  partie  Swer 
von  gottes  partie  (244  a)  ift  der  vermag  elliu  ding  Es  ruowent  30 
natiurlich  ding  fo  fi  koment  an  ir  ftat  Es  ruowent  vehelich  creatu- 
ren  fo  ir  gerunge  volbracht  werdent  leklicli  creatur  ruowet  an  ir 
ftat  Nim  den  ftein  A\irf  in  in  den  luft  er  geruowet  niemer  er  komc 
wider  zuo  der  erden  Wa  von  ift  das  Da  ift  erde  fin  vatter  land 
luft  ift  fin  eilende  Ein  jeklicb  ding  ruowet  inder  ftat  vs  der  es  ge-  35 
born  ift  (244  b)  Diu  ftat  vs  der  ich  geborn  bin  das  ift  diu  gotheit 
Diu  gotheit  ift  min  vatterlant  Hab  ich  vatter  inder  gotheit  Ich  hab 
nicht  alleine  vatter  da  Mer  ich  hab  mich  felber  da  .e.  ich  an  mir 
felber  würde  Do  was  ich  inder  gotheit  geborn  were  gottes  wort 
eineft  in  mir  gefprochen  al  diu  weit  behuebe  mich  nit  ich  klüme  vf4o 


13  das  ztccite  über  zweimal  b.         14  de  keine  b.  14.  15  ze  liebe  noch  ze  leide. 

Div  foK  och  ruowcn  in  ifrahel.  ifraiiol.  ift  ein  fchowun2:e  g^otlicher  fchowe.  vnd  in 
dem  befleli^ot  fint  in  fyon.  Svon  ift  ein  fpiegel.  Div  bift  gebildet  nach  der  gotheit 
div  Ireift  das  bilde  nach  dir  vnd  in  dir.  Swie  E.  16  al]  ab*  b.  18  liden 

got  mag  nicht  mere  wirken  den  fi  liden  der  magZJ.         22  goi  fehlt  b.         24  ge- 

ruwe  b.  25  fin  in  ir  b.  26  gros,  wer  ich  mir  felber  wert  elliv  ding  werin 
mir  unwert.  E.         28.  29  der  ift  gotlich.  Swer  gollich  ift  der  ift  gotle  heimlich.  E. 

30.  31  ruwent  b.  32  werdent  ans  wirdct  gebefsert  b.  32.  35  riiwet  b.  33  ein 
in  fehlt  b.  34—36  Wa-ellende  Ein— ift]  der  zweite  Satz  vor  dem  ersten  E. 

37.  38  Ich— vatter  da  fehlt.  Nein  E. 


168  LXm  .  LXIV 

bis  an  die  gotheit  Swenne  ein  jeklich  ding  (245  a)  lang  vs  finer 
ftat  il't  CS  vcrdirbct  "NVirf  den  vogcl  indas  walTer  er  ertrinket  wirf 
den  vifch  in  den  luft  er  verdirbet  Der  vifcli  ift  in  dem  waffer  ge- 
born  A\  affer  ift  fin  nature  Biftu  vffer  got  geborn  -wilt  du  leben  vffer 

45  gotte  AVerlich  du  ftirbeft  Ift  din  vobuiige  zergangklich  Ich  gelovbe 
niemer  das  du  fift  geiflich  Ift  din  leben  geiflich  din  vobunge  ift 
götlich  Schovwen  e\vig  friheit  ift  nicht  (245  b)  anders  dennc  von 
im  felber  gevriget  wefen  Diu  feie  hat  ein  got  fornielich  wefen  w  and 
fi  nach  im  gebildet  ift  Si  hat  ein   al   verniiigende   ^\efen   ^\aIlt  Uvas 

60  got  hat  inewikeit  ineiner  viigefchafTener  m  ife  das  hat  11  Inder  zit  in- 
einer  gefchaüener  wife  Nicht  en  mag  mich  fat  machen  Avant  das 
mich  vol  mag  machen  Dem  gothungerigen  menfchen  fmeket  nicht 
Avant  bloffe  gotheit  (246a)  Wil  ich  der  dingen  gern  fo  fin  fi  gir- 
lich  An  in  felber  llnt  fi  nit  girlich  Wer  ich  gottes  vol  nichtes  nicht 

55  achtet  ich  aller  der  weite  Swer  dirre  weite  achtet  das  ift  ein  zeichen 
das  er  fin  felbes  hat  verachtet  Swer  fin  felbes  achtet  der  hat  aller 
dingen  verachtet  Der  ruowet  der  aller  bewegunge  ift  berovbet  Wer 
dekein  creatur  zemal  vnbeweglich  diu  Mer  got  Got  ift  dar  vmbe  got 
das  er  vnbeweg  (24o  b)  lieh  ift  Want  alle  creaturen  beweglich  vnd 

60  vnruowig  fint  da  von  mag  ich  nienen  ruowen  denne  in  gotte  Ift 
dekein  crealur  din  ruowe  diu  ift  din  got  Es  ruowent  verftendigc 
creaturen  niergent  denne  an  irem  würkende  Was  il't  das  ende  mines 
Avürkendes  Das  ingot  ift  ein  würkcn  das  fol  inmir  fin  ein  liden  Das 
an  got  ift  ein  fprechen  das  fol   inmir  fin  ein   hceren    Das  an  got  ift 

65  ein  bilden  das  fol  in  (247  a)  mir  fin  ein  fchovwen 


l 


Über  Cant.  canf.  5,  2. 


nfer  herre  fprichet  inder    minne   buoche    tuo    mir    vf  min  fwefter 
wanne  ich  bin  din  bruoder    tuo    mir   uf  min    tuhc  Man  ich  dir  min 

44  nalvrlichcil  E.  45  gölte  diii  leben  ifl  fehler  verdorben.   Ifl  K.  iß  lebe 

t 
gcilich  b.       Yobuugc]  wirken  E.         48  Diu— wefen  fehlt  E.  49  ein  al  vcrrau- 

gen.  Want  £.  bO  \uier  z\\.  fehlt  E.  52  gothiingerine  fc.  61   dekein]  dz 

kein  h.         din  ruowe  diu  rnowc  ift  E.         62  an  iren  werchen.  div  lipbaftigc  ding 

« 
ncment  abe  in  iren  wehende  .  was  ift  E.         63  inmir]  mir  6.  6V  beidemal  in 

gölte  E.  66  ein  bilde  E.  LXIV,  1  -3  vgl.  XLUI .  22-25. 


LXIV  169 

heiligen  geift  fante  zuo  einem  trofte  tuo  mir  vf  min  friundine  wan 
ich  din  gemahele  bin  nii  tuo  mir  uf  din  lierce  mit  diner  minne  vnt 
laffe  mich  frcede  vnt  Avunne  hau  indinem  hercen  der  prophet  fprichet  5 
vnfer  herre  ^sil  fin  friundin  fueren  in  ein  einoedi  vnt  mü  do  reden 
zuo  ir  hercen.  Hie  fond  ir  merken  das  er  vns  leret  das  Avir  gerne 
fond  fin  an  der  eini  das  Avir  mügent  beeren  wenne  vnfer  herre  mit 
vns  rede 

IVu  fond  ir  Aviffen  das  vnfer  herre  intrierhant   wife   redet   mit   dem  iO 
menfchen  vfwendeclichen  so  boffett  er  vilherteclichen  vnt  inAvendec- 
lichen    so   redet    vnfer    herre   vil    fueffeclichen   vnt    Avenne   er    ime 
ficherheit  git  groffer  gnaden,  aa  ie  vnfer  herre  vs  Avendeclichen  clopfe 
A'nd    boffe    an    das    tore    das    tuot   er    mit   arbeit  des  libes  vnt  def 
hercen.  vnt  hie  (32b)  fond  ir  merken  AAenne  das  vnfer  herre  dem  15 
menfchen  arbeite  git  so  clopfet    er  A-fwendig  an    das    tore.    Ant  der 
das    clopfen   guetlichen    vnt   dancberlichen    enpfahet    Ant  guetlichen 
vertreit  alle  widerwertikeit   mit   dem  AAirt   vnfer  herre  vil  fueffec- 
lichen redenne  von   innen   infiner    sele.    Avanne    nach    der  betruepte 
A'nt  arbeit  so  kumet  gern    fölleclichen    vnfers   herren    troft    A^nt  sin  20 
gnade 

Dauid  fprichet  ich  Avil  beeren  AAas  got  in  mir  rede,  er  redet  fride 
mit  llnem  volke.  do  mit  das  er  fprichet  ich  aaü  hoeren  Avas  got  in 
mir  rede  do  mit  git  er  vnf  ceuerftanne  das  er  vil  fueffeclichen  redet 
inAA'endeclichen.  Avas  aber  diu  rede  sie  das  Aveis  diu  sele  aü  bas  25 
denne  si  es  gefagen  kunne.  ir  fond  merken  aa  ie  Anfer  herre  mit  der 
sele  rede,  finiu  Avort  die  er  mit  ir  redet  enift  nit  anders  denne  fin 
genade  vnd  einen  götlichen  friden  den  er  git  do  mit  erliucht  er  die 
feie  (32c)  Ant  machet  das  herce  lindmuetige  vnd  fmeltzende  als 
das  Avachfe  von  der  heiffen  funnen  fliuffet  alfo  aa  irt  diu  sele  flieffen  30 
von  dem  CAAigen  sunuen  Anferm  herren 

Sant  auguftinus  fprichet  dis  ift  ein  minnebant  das  bant  das  heiffet 
diu  minne.  das  bant  der  minne  bindet  Aiifern  herren  vnt  die  feien 
cefamen.  nu  fprichet  ein  heilig  vnfer  herre  en\Ail  nit  das  man  golt 
noch  Silber  oder  kein  ding  zuo  ime  binde  35 

Aber  fant  paulus  fprichet  nach  der  genaden  diu  mir  gegeben  ift  alf 
ein  AA'ifer  buman  han  ich  gefetzet  das  fundamente  vnt  ein  ander 
buA\et  darulTe  Aber  ieclicher  der  sehe  da  zuo  ime  selben  Avie  er 
daruffe  buwe.    wan    kein   anders   fundamente    mag    nieman  gefetzen 

5  Osee  2,  14.  17  die  Bandschrift  clopfet  22  Ps.  84,  9.       fpreche  vnt  rede 

36  Cor.  1,  3,  iO  fgg. 


ITO  Lxrv 

4o  denne  das  do  gefetzet  ift  ihefus  chriftus  Aber  Aver  vf  das  funda- 
nicnte  huwett  golt  oder  filbcr  oder  edcles  gefteine  oder  A\as  das 
ift  von  dil'en  oergangcliohcii  dingen  das  A\irt  verbrant  vnt  cerrtoprct 
dur  das  fiur  (.32  d)  vnt  Jidet  fchaden.  Er  wil  allein  mit  der  niinne 
zuo  der    minnerin    gebunden    werden,    triuwen    da    bindet  diu  minne 

45  die  minnerin  zuo  dem  minner 

Int  denne  fprichet  diu  minnende  sele.  oherre  Avir  fönt  fitzen  Avir 
mügen  vns  nit  so  fehiere  von  einander  gefcheiden.  Du  weift  doch 
■vvol  lieber  lierre  mine  das  Avir  vil  mit  einander  cekofenne  hahent. 
Nu  fprichet  diu  minnerin.  wir  fond  ein  Avonunge  zwifchent  vns  machen 

50  du  Aveift  doch  avoI  das  ich  diu  minne  bin  mit  der  du  a\  unne  haft 
A'nt  do  A'on  lifet  man  das  der  heiliggeKt  die  seien  nimet  vf  sin 
Acderen  Ant  f\\inget  si  vf  für  got  mit  der  fueffen  andacht  der  rei- 
nen sele.  vnd  ruOAvet  da  mit  ir  vnt  si  mit  ime  Nu  fprichet  vnfer 
herre  ich  vnt  diu  feie  fönt  ein  ftete  Avonunge  han  mit  einander 

55  Sant  iohannes  fprichet  got  ift  diu  minne  diu  sele  ift  ouch  minne. 
oherre  du  muoft  bi  mir  beliben  Avan  ich  bin  (33a)  och  diu  minne 
da  bift  ouch  diu  minne.  denne  fitzet  vnfer  herre  vnt  ruowet  inder 
sele  minne  vnt  kofet  vil  guetlichen  mit  ir  vnt  fprichet  mir  ift  avoI 
das  ich  bi  dir  bin  vnt  ift    mir  luftlichen    das  ich   in  der  feie  wone 

60  vnt  ruow  en  sol 

So  Ipridiet  denne  diu  feie  olieber  herre  du  ])ift  min  vnt  ich  bin 
din  ich  bin  din  kint  vnt  du  bift  min  A^atter  ich  bin  din  dirne  du  bift 
min  herre  ich  bin  din  gefchöpfte  du  bift  min  fchöpfer  ich  bin  din 
iunger  du  bift  min  meifter  ich  bin  din  sele  du  bilt  min  felde  du  bift 

65  min  frcpde  du  bift  min  ere  du  bift  mir  alles  das  guot  vnt  feiiges 
da.s  mir  ie  a\  art  du  bift  min  teile  das  befte  vnt  do  von  ift  mir  alliu 
difiu  A\ elt  cenicht  a\ orden  A\anne  du  haft  mich  dir  uferwelet  Ant  ich 
han  dich  uuch  vserwelet  zuo  einem  obroften  liep  vnt  zuo  einer 
Avunne  miner  feie   Alfo    Iprichet    vnfer    herre    ich    vnt  diu  sele  fönt 

70  ein  Avonunge  mit  einander  han.  vnt  denne  Iprichet  diu  sele  nu  han 
ich  in  begrill'en  ich  a\  il  in  nit  mere  A'on  mir  lan  vnt  ich  tragen  min 
userA\eIt  liep  vnder  min  (33b)  brüften.  da  ift  geeiniget  der  liep 
zuo  der  aller  liepflen  vnt  das  pinli  zuo  dem  honig  der  ifop  zuo  dem 
ballame  diu  nachLgalle  zuo  der  har])fen  der  hirtze   zuo  dem  ewigen 

75  brunnon    der   liechte   ftern    zuo  dem    funnen    do    A'on   erfroewe  dich 


42  diiificn  wir' verbrat        46— fiO  vgl.  XLUI,  39—49.        54.  69  vgl.  Ps.  131,  14. 
55  Ep.  Joh.  1,  4,  9.         58  Ps.  131,  13.  14?         61—77  vgl.  XLIX .  30—44. 


LXIV  171 

feie  vnt  froewe  dich  immer  mere.   du   folt    sin    do   got   ift   vnt  folt 
ingot  gefueget  werden 

Der  prophet  Iprichet  du  feiig  feie  korae  zuo  der  hiraelfchen  ierufa- 
lem  denne  so  nimet  si  got  vnt  gottes  fune  an  lin  herce  vnd  zartet 
ir  vnd  trucket  si  an  sin  prüfte  vnt  kert  si  von  einer  bruft  zuo  der  80 
andern,  vnfer  lierre  hat  zwo  bruft  fin  menfcheit  vnt  fin  clariu  got- 
heit  da  kert  er  die  sele  von  einer  bruft  zuo  der  andern,  mü  si 
milich  so  kert  er  si  zuo  der  bruft  llner  menfcheit  wil  fi  honig  vnt 
kipper  Avine  so  kert  er  si  zuo  der  bruft  finer  fueffen  gotheit.  Do 
von  fprichet  der  heiliggeift  mache  din  munt  wit  so  machtv  vil  ge-  85 
fugen,  wie  fönt  A\ir  den  munt  ^vit  gemachen  das  fönt  wir  tuon  mit 
luft  vnt  (33c)  mit  begirde  guoter  werken.  Du  folt  dinen  lip  tenen 
vnd  arbeiten  ingottef  dienft  so  wirt  dir  der  munt  wit  das  du  vil 
macht  gefugen  von  der  gotheit 

Nu  fprichet  der  prophet  ir  fond  den  bach  trinken  der  von  der  got-  00 
heit  vnt  der  menfcheit  chrifti    lliuffet  vnt   er  sol  mit    ganzem   flüffe 
iniuch    flieffen.    Er    fprichet    nit  ir    fönt    von    dem   bach   trinken  er 
fprichet  ir  fond  den  mit  einander  trinken  do  von  fprichet  dauid  die 
do  noch  uf  dem  wege  fint  zuo    der   himelfchen   ierufalem   die   fond 
trinken  von  dem  bach  nu  fprichet   der    prophet    ir  fond  trinken  vnt  93 
fond  trunken  werden  in  vnfers  herren  hufe.    do    er  fprichet   ir  fönt 
trinken   vnt  trunken  werden,   do    git  er   vnf  ceerkennen  vier  froede 
die  diu    sele  enpfahet   so    si   trunken    wirt   von    der   hohen    gotheit 
chrifti   vnt   finer   fueffen  menfcheit    diu    erfte  ift   das   si    hohes    vnt 
fries  gemuetes  wirt  das  die  niinften  feie  dunket  diu  indem  himel  ift  100 
das  vnfer  herre  got  finer  wirdigen   muoter  (33  d)  marien  vnt  aller 
heiligen  habe  uergeffen  vntz  an  si  allein  diu  ander  froede  ift  das  si 
fchcen  wirt  das  fprechent  die  meifter  das  der  lip  nach  der  iungften 
uferftandunge  fiben  werbe  fchoener  werde  denne  diu  funne.    vnt  des 
libes  fchopni  wider  der   sele    fchceni    vnt    clarheit    das   fi   recht  alf  105 
ein  dein  fünclin  gegen  aller  der  weit  fant  auguftinus  fpricht  do  von 
ein  wort  das  die  fchceni  die  der  lip  enpfahet  nach  der  urftendi  das 
ift  nit  anders  denne  ein  überflüs  der  sele 

Diu  tritte  froede  ift  ein  ewigiv  froede    euch   ift  diu  froede  alfo  luter 
das  si  niemer  me  betruept  wirt  vnt  erfroewet  fich  ein  ieclichiu  feie  HO 
der  andern  froede  recht  alf  ir  felbef   froede   vnt  dunket  ein  iecliche 
feie  das  ir  froede  alfo  gros  fie  das  si  nit  wölt  fin  an  vnfer  frovwen 


85  Ps.  80,  11.  90  Isaice  12,  3.  93  vgl.  Ps.  109,  7.  95  Ezech.  39,  19. 

97  ceerkeone  vnf        99  chrifti  hinter  menfcheit 


IT«  LXIV  .  LXV 


ftat  vnt  wo  von  ift  das  Man  das  si  trunken  fint    Diu    vierde   fropde 
ift  das  11  ^^  irt  gar  miKes  geinuetes  Der  diler  fropde  befinden  sol  der 
lismuos  im  felbes  alceniale  us  gan  na  aller  der  A\ire  alf  es  (4Ga)got 
von  ime  gefeilig  ift  vnd  haben  wil.    Amen 


Am  Himmelfahrtstage. 

Indem  ift  uns  erceiget  vnt  erfchinen  gottes  minne  an  uns  wanne  got  hat 
gefant  sin  eingebornen  fune  indie  weit  das  wir  lel)en  mit  dem  fune  vnt 
indem  fune.  wo  nu  ein  richer  künige  were  der  do  hetti  ein  (2l9d) 
fchaMie  thochter  vnt  gebe  er  die  eines  armen  mannes  fune  alle  die  nu 

5  zuo  dem  geflehte  hortint  die  wurdint  do  von  erhoehet  vnt  gewirdiget 
INu  fprichet  ein  meifter.  Got  ift  menfche  A\orden  do  von  ift  erhahet 
vnt  gewirdiget  alles  mcnfchliches  kiinne  vnt  des  mügen  wir  vnf  moI 
fropM  en  das  chriitus  gottes  fune  viii'er  bruoder  ift  vnt  geuaren  ift 
von  eigener  crafte  über  alle  koere  der  engel  vnt  fitzet  zuo  der  rech- 

10  ten  hant  fines  vatters. 

Dirre  meifter  hat  a\  ol  gefprochen  Aber  werlichen  ich  gebe  nit  vil 
darumb  was  hülfe  mich  het  ich  einen  bruoder  der  do  were  ein  richer 
man  vnt  Avere  ich  do  bi  ein  armer  man  Avas  hülfe  mich  het  ich  ein 
bruoder  der  do  were  ein  Avifer  man  vnt  Avere  ich  do  bi  ein  tore.  ich 

15  fj)iiche  ein  anders  Got  ift  nit  allcine  menfche  Avorden  3Ier  er  hat 
menfchliche  nature  an  fich  genomen. 

Es  fprechent  die  meifter  gemeinlichen  das  alle  menfchen  fint  gelich 
edele.  (2.50a)  Inder  nature  vnt  ich  fprichen  Averlichen  alles  das  guot 
das  alle  heiligen  befeffen  hant  vnt  maria  gottes  muoter  vnt  chriftus 

20  na  finer  menfcheit  das  ift  min  eigen  indirre  nature.  Nu  möchti  der 
menfche  fragen,  fit  ich  in  diire  nature  hau  alles  das  chriftus  geleiftcn 
mag  nach  finer  menfcheit  a\  o  von  ift  denne  das  das  Avir  chriftum 
ha'hen  vnd  A\irdigen  alf  vnfern  herren  vnt  vnfern  got  das  ift  do 
von  Avanne  er  ift  gewefen  ein  hotte  von  gotte  her  zuo  vns  And  hat 

25  vns    zvo  getragen  vnfer  felikcit  Die   felikeit   die  er  vns  zuo   truoge 
diu  A^  as  vnfer.  Da  der  uater  gebirt  finen  fune  in  dem  inreften  gründe 
da  hat  ein  infwcbcii  dife   nature  Difiu  nature  ift  ein  vnt  einualtig 
^u  fj)richet  der  meifter  A\er  in  der  ])loj<heit  diire  nature   A\il  beftan 
ane    mittele  der   muos   aller  perfonen    us  gegangen   sin  alfo    das    er 


_a 
115  die  Handschrift  ist  verbunden.  LXV,  1  Ev.  Joh.  3,  16.        29  us  gegegen 


LXV  173 

den  menfchen  der  ennent  mcrs  ift  den  er  mit  ovgen  nie  gefach  das  30 
er  dem  alfo  wol  guotes  gan  alf  dem  menfchen  der  bi  ime  ift  vnt 
iln  heimlicher  (250  b)  friunt  ift  Alle  die  Avile  das  du  diner  perfone 
me  guotes  ganft  denne  den  menfchen  die  du  nie  gefeht  So  ift  dir 
werlichen  vnrecht  noch  du  geluogetaft  nie  indifen  einualtigen  grünt 
ein  ougenplike  35 

Der  meifter  fprichet  Do  diu  creature  endet  do  beginnet  got  cefinde. 
nu  begert  got  nit  me  denne  das  dr  din  felbes  in  creaturlicher  Avife 
US  gangeft  vnt  laffeft  got  ein  herren  indir  fin  Das  minft  creaturliche 
bilde  das  fich  iemer  in  dir  erbiklet  das  ift  alf  gros  alf  got  grof  ift 
warumb  do  hindert  es  dich  eines  gantzen  gottes.  recht  do  das  bilde  4o 
in  gat  do  mvos  got  wichen.  Aber  do  das  bilde  vs  gat  do  gat  got 
in  Got  begeret  des  alfo  sere  das  du  din  felbes  us  gangeft  in  creatur- 
licher wife  alf  ob  alle  fin  felikeit  dar  an  lige 

Eya  lieber  menfche  was  fchadet  dir  das  du  got  günneft  das  got  ein 
herre  in  dir  sie  gang  din  felbes  alcemale  vs  dur  got  so  gat  got  alce-  45 
male  des  sinen  us  dur  dich  (250c)  Da  dife  zwei  us  gant  Avas  da 
belibet  das  ift  ein  einualtig  ein  in  difera  ein  gebirt  der  himelfche 
uater  fin  fune  indem  inneroften  quelle  do  plueiet  us  der  heilig  geift 
Do  enfpringet  ingot  ein  wille  der  behoeret  der  sele  zuo  Die  wile 
der  ftat  %Tiberueret  von  allen  creaturen  von  aller  gefchaiFenheit  so  50 
ift  der  wille  frije 

Sant  auguftinus  fprichet  diu  feie  ift  gefchaffen  von  got  vnt  darumb 
mag  fi  nienen  rvowen  denne  ingot.  Der  Meifter  fprichet  nu  han  wir 
ein  funken  gefant  zuo  dem  himele  das  ift  diu  feie  vnfers  herren 
ihefv  chrifti  Diu  be\\  ifet  vnf  allen  das  aller  feien  ruowe  ftat  nienen  55 
ift  denne  in  dem  himele  vnt  dar  an  ift  unf  ouch  bewifet  das  diu 
sele  gentzeclichen  zuo  got  behceret.  aber  der  lichame  ift  gemachet 
von  der  erden  als  ouch  von  den  vier  elementen  vnt  des  ruowe  ftat 
ift  uon  nature  uf  der  erden 

Au  ift  diu  sele  alfo  gar  uereinet  mit  dem  lip  das  (250  d)  fi  ewec-  60 
liehen  mit  einander  fönt  pliben  vnt  doch  behceret  der  lip  zuo  der 
erden  vnt  diu  feie  zuo  dem  himele.  nu  hat  got  ein  wifen  rat  funden 
vnt  ift  felber  menfche  worden  vnt  ift  mit  eigener  craft  cehimele 
geuarn  vnt  do  von  han  wir  an  ime  einen  erden  closs  cehimele  ge- 
fant do  von  hoeret  ouch  alle  diu  erde  gentzeclichen  zuo  dem  himele  65 


30  gefchach        38  us  gangeft  fehlt.         41  do  got  got        48  inofte        49.  50  Die 
Wille  ftat 


174  LXV 

waii  vnfers  Herren  ihefu  chrifti   ruowe   ftat  ift  anders  nienen  denne 
an  der  uereinunge  fines  himelfchen  uatters 

A\an    alf  got   triiialtig    ift    an    den    porfonen  alfo  ift  einikeit  in  der 
nature  vnt  hant  ein  wefen  vnt  ein  leben   alfo    hat   vns    vnfer    herre 
70  ihefus  chriftus  bereitet  das  vnfer  ^\  efen  vnt  ouch  vnfer  leben  ewec- 
lidien  fin  fol  an  gütlicher  einungo. 

l)er  ander  nutz  den  vns  vnfer  herre  bewifet  hat  an  fincr  himelfart 
Das  ift  in  \vas  wife  wir  vnf  dar  zuo  bereiten  fond  das  wir  ouch  na 
ime  faren.  Vnd  (201  a)  das  ift  uns  gar  fchone  bewifet  inder  alten 
75  ee  an  hern  nioysen  der  trcip  fin  vehe  cefanien  in  ein  bofchen  in 
ein  heimliche  w  ueftin  vnt  do  fall  er  uf  dem  gottes  berg  ein  böfchen 
brinnen  vnt  wolt  doch  nit  uerbrinnen  vnt  nioyses  wolte  hinzuo  gan 
vnt  Molte  fehen  das  \\under  do  fprach  im  vnfer  herre  zuo  vs  dem 
büfchen  moyses  ziuch  vs  din  fchuoch.  An  difen  m  orten  llnt  vns  be- 
80  wifet  gar  guot  lere  Do  mit  wir  bereit  werden  zevarn  vnferm  hern 
nach  cehinielriche. 

Das  erft  ift  an  moifen  ^^anne  moifes  fprichet  alfo  vil  alf  der  von 
dem  waffer  gonomcn  ift  Alfo  fol  der  menfche  genomen  vnt  vs  ge- 
zogen fin  von  der  vnftetikeit  vnt  von  dem  wuetenden  ftürmigen 
85  niere  difer  weite  Das  ander  das  der  menfche  fin  vihlichen  finno 
cefamen  tribe  vnt  fin  tleifchlichen  begerung  zanie  vnd  binde.  Es  si 
denne  das  diu  feie  Averde  erhaben  vnt  uf  getragen  von  gefchaffenen 
dingen  fo  enniag  der  heilig  gcift  infi  nit  komen  Noch  (251  b)  inder 
feie  gewürken  wanne  alle  die  götlichen  Merc  diu  got  würket  diu 
90  muos  er  würken  über  cit  vnt  ftat  indem  geifte  wan  liplichiu  ding 
fint  ein  uerderpnus  gütliches  influffes.  wanne  AAenne  gütlich  Hecht 
fliuffet  uf  gelftliche  creaturen  fo  würket  es  leben  vnt  fo  es  uallet 
aber  uf  lipliche  ding  fo  erlifchet  vnt  uerdirbet  es 
l  nfcr  herre  fprichet  es  ift  iuch  nütze  das  ich  iuch  benomen  werde 
95  wanne  fin  lungern  hatten  in  liei)  alf  ein  menfchen  der  noch  tcetlichen 
was.  nu  das  an  zwiuel  Mar  ift  das  vnfer  herre  edeler  was.  denno 
alles  das  got  ie  gefchuolFe  Sit  er  denne  finen  lungern  ein  hindernüffe 
was  so  ift  das  ane  zuuiuel  Mar  das  andriu  ding  vil  me  hindert  die 
man  liep  hat  die  minre  fint  denne  got  Darumb  muos  diu  feie  erha- 
iOO  ben  fin  über  cit  ob  si  wil  das  got  fin  gütliches  werke  in  ir  Avürke 
oant  auguftinus  lert  atis  offenbare  das  man  ander  bekentnüffe  vnt  an 
minne  (251  c)  kumet  über  die  Avelte  vnt  an  bekentnüs  vnt  an  minne 


75  Exod.  3,  1  f(j(j.        79  l'uoch        94  Ev.  loh.  16,  7.       werde]  wer        96  ift  fe)dt. 


LXV  .  LXVI  175 

fo  enift  der  menfche  nit  inder  weite  Das  tritte  das  du  folt  die  fchuoch 
US  ziehen  alf  ouch  moyses   vnt   das    bewifet   uns    das  diu  begerung 
der  feien  fol  geloefet   fin   vnt  vs   gezogen   von   allen    toetlichen  vnt  105 
cergangclichen   dingen   vnt  fol   Itan   iuuerzihunge    ires  lebennes  vnt 
ane  uermengunge  des  geiftes 

Es  fprichet  ein  gefchrift  des  bapftes  wanne  vnfer  herre  finiu  ougen 
uf  huop  fo  meinte  er  etwas  groffes  Es  fprichet  der  wife  man  indem 
buoch  der  wifheit  das  diu  feie  wirt  getragen   mit  gütlicher  wifheit  HO 
ingott 

Sant  auguftinus  fprichet  das  alle  die  werc  vnt  die  lere  der  menfcheit 
gottes  si  ein  bilde  vnt  ein  war  figure  vnfers  heiligen  lebennef  Diu 
feie  muos  geliuterot  werden  vnt  cleinliche  gemachet  werden  indem 
Hechte  vnt  inder  genade  vnt  (251(1)  alles  abegefcheiden  werden  115 
vnt  gefchellet  das  frömdes  ift  an  der  sele  vnt  ouch  einteile  das  ü 
felber  ift 

Sant  bernhart  fprichet  min  ouge  ift  geliche  dem  himele  an  dem  das 
es  finwel  vnt  luter  ift  vnt  an   dem  obroften   des   libes   ftat   vnt  das 
es  enhein  frömden  indruke  erlidcn  nit  enmag  fol  min  ouge  das  bilde  120 
bekennen  das  an  ein   wände  gemalet  ift   so  muos  es  cleinlichen  in- 
dem lüfte   gebiutelt   werden  noch    vilcleinlicher    muos   es    getragen 
werden  inmin  bildenerin  inminem  bekentnus  wirt  es  ein  Dife  eigen- 
fchafte  muos  diu  feie  von  not  han  vnt  dife  gelichnüffe.  la  wie  dein 
es  ein  geftüplin  ein  fündelin  oder  ein  fipp    der   fünde   fi  das  enmag  125 
diu  feie  nit  erliden  wanne  es  der  feie    frömde   vnt  vngelich    ift  vnt 
frömdet   si    ouch    gottes   vnt   des   enmag   diu  feie  nit  moI  erlidenne 
(252  a)    Diu    feie    muos    alfo    genot   vnt   so    gar   enplceflet   werden 
alles    des   das   zuo    geuallen   ift   vnt   alfo    luter  uf  getragen  werden 
vnt  wider  inflieffen   inden   fune    alf  si   us   gefloffen    ift   in   ime  wan  130 
er  hat  die  feie  gefchaffen  indem  fune  Darumb  muos  si  alf  plos  wider 
in  ime  inflieffen  als  si  an  ime  vs  gefloffen  ift 


Über  Ed.  Joh.  13,  34. 


ü 


nfer  herre  fprach  zuo  finen  iungern   minnent  iuch  under  einander 
alf  ich  iuch  geminnet  han  wanne   do   bi   bekennent  die  liute  das  ir 


HO  Sap.  3,  1  ?  H2  lere  des  menfchen  der  menfcheit  119  er  finweler 

121  de  ein  an  ein  122  vilcleinliclicher  125  fi  fehlt.  129  luter  v  uf 


176  LXVI 

min  iungern  lint.  nv  vinden  a\  ir  von  driorleijc  minne  die  vnfer  herre 
hat  dar  an  Avir  ime  mucffent  geliche  sin.  Diu  erfte  minne  ift  natiur- 

5  liehen  Diu  ander  minne  Ift  genedeclichen  Diu  tritte  minne  ift  güt- 
lichen, wie  das  doch  ingot  nit  enift  (20ld)  es  si  euch  got  xVber 
■wir  mueffcn  es  nemen  als  es  invnf  uf  climmende  ift  von  einem  guoten 
in  ein  beffers  vnt  von  einem  beffern  in  ein  volkomeners.  aber  in 
got  ift  nit  minre  noch  nie  er  Ift   allein   ein   einualtigiu  luteriu  wef- 

10  lichiu  Avarheite. 

Diu  erfte  minne  die  got  hat  do  wir  an  lernen  fond.  Das  ift  wie  in 
fin  natiurlich  gueti  darzuo  betwang  das  er  all  creaturen  gefchuof 
der  er  eweclichen  fwanger  Avas  worden  in  dem  bilde  finer  fiirfich- 
tikeit  vmb  das  siu  fin  guetin  nüffint  mitt  ime.  vnt  vnder  allen  crea- 

15  turen  fo  minnete  er  ein  nit  me   denne   die  andern  wanne  als  verre 
ieclichiu  wit  ift  ce  enpfahenne  alfo  verre  ergiuffet  er  fich  infiu 
l  iit  were  min  feie  alf  wit  vnt  als  breit  als  der  engel  vnt  feraphin 
der  nit  ininie  enhat  got  güffe  es  in  mich  alfo  volkomenlichen  alf  in 
den  engele  vnt  seraphin.  rechte  alf  der  ein  finwellen  cirkelle  machet 

20  vnt  der  vmb  (262  a)  vnt  vmb  vol  pünctelin  were.  vnt  en  mitten 
inne  ein  puncte  dem  puncten  werent  die  andern  pünctelin  alliu  eben 
geliche  nach  vnt  verre  vnd  fölte  ime  ein  pünctelin  neher  werden 
das  mueft  vs  finer  ftat  rucken  Avanne  das  mittele  pünctelin  belibet 
geliche  enmitten  . 

25  Alfo  ift  es  vmb  das  götliche  wefen  es  enift  nit  uffern  ime  fuochende 
mcr  alles  in  ime  felbe  plibende.  fol  das  fin  das  diu  creature  von 
ime  enpfahe  so  muos  das  von  not  sin  das  si  us  ir  felber  gerucket 
werde  wenne  man  von  dem  menfchen  redet  so  redet  man  von  allen 
creaturen  wanne  chriftus  fprach  felben  zuo  den  iungern  gant  enwege 

30  vnt  fagent  allen  creaturen  Manne  alle  creaturen  fint  gefaninet  an 
den  menfchen.  aber  got  der  giuffet  fich  doch  weflichen  in  alle  crea- 
turen in  ieclich  alfo  vil  si  enpfahen  mag  Dis  ift  vns  ein  guot  lere 
DAs  wir  alle  creaturen  geliche  minnen  fond  mit  allem  dem  das 
wir  von  gotte  enpfangen   haut    ift  uns  ioch  einer  neher  von  friunt- 

35  fchaft  von  (202  b)  naturc  das  a\  ir  doch  von  gütlicher  minne  geliche 
gunft  habent  des  felben  guotes.  ich  fchinen  etwenne  alf  ich  ein 
menfchen  lieber  habe  denne  den  andern  aber  ich  han  den  felben 
gunfte  zuo  einem  andern  den  ich  nie  gefach  vnt  dirre  erbiuttet  fich 


LXVI,  3  drierlijc  17  cngel  von  feraphin  19  vnt]  von  22  puctelin 

27  rucket  29  Ev.  Marci  16,  15. 


LXVI  177 

mir  me.  vnt  darvmb  mag  ich  mich  me  in  in  ergieffen  vnt  alfus  min- 
nct  got  alle  creaturen  glich  vnt  erfüllet  si  mit  finem  wefenne  vnt  40 
alfus  fond  wir  mit  niinne  flieffen  uf  alle  creaturen.  dis  vindet  man 
vil  an  den  heidenen  das  si  zuo  difem  minne  friden  mit  natiurlichem 
hekentnüs  kamen  wanne  das  fprichet  ein  heiden  der  menfche  fi  ein 
tiere  das  fenftnmetige  ift 

Diu  ander  minne  gottes  diu  do  geiftlichen  ift  do  mit  er  flieffende  45 
ift  indie  sele  vnt  in  den  engele  alf  ouch  do  vor  gef])rochen  ift  wie 
diu  uernünftige  creature  muos  vs  ir  felben  grucket  werden  mit  einem 
liechte  das  über  alles  natiurliche  liecht  ift  wanne  alle  creaturen  in 
irem  natiurlichen  liechte  so  vil  luftes  haut  so  muos  das  groeffer  sin 
das  si  dar  us  ziuhet  ein  (2  62c  )  liecht  von  genaden  wanne  indem  50 
natiurlichen  liechte  hat  der  menfche  lüfte  in  fich  felben  aber  das 
genedecliche  liechte  das  vnfprechenlichen  groesser  ift  das  benimet 
dem  mcnfchen  eigen  lüfte  vnt  ziuhet  in  in  fich  felben  vnt  hervmb 
fprichet  diu  minnende  feie  ziuhe  mich  herre  na  dir  in  dem  fmake 
diner  götlichen  fueffikeit  55 

iVu  kan  man  got  nicht  geminnen  manmuos  in  e  bekennen  wanne  das 
wefliche  puncte  das  got  ift  das   do    enmitten   ftat  geliche   nach  vnt 
verre    allen   creaturen   sol  ich  dem  genehet   werden   so   muos    min 
natiurlichiu    uernunftc   uf  gerucket    werden    mit   einem  liechte    das 
enboben    ir   ift  alf  ob   das    min   ouge   ein  liecht  were  vnt  fo  ftarke  60 
were  das  es  das  liebte  der  funnen  in  finer  crafte   enpfienge   vnt  do 
mit  ein  \\rde  so  enfehe  es  nit  alleine  mit  finer  crafte  mer  mit  dem 
liechte  der  funnen  gefehe  es  als  si  in  ir  selber  ift 
Alfo  ift  es  vmb  min  Vernunft  diu  ein  liechte  (26  2  d)  ift  vnt  keren  ich 
die  von  allen  dingen  die  richti  gen  got  wanne  denne  got  an  vnderlas  65 
ift  flieffende  mit  genaden  so  w  irt  min  vernunfte  erliuchtet  vnt  vereinet 
mit  minnen  vnt  dar  inne  gotte  bekennen   vnt  minnen   alf  er  an  ime 
selber  ift 

Hie  mit  fin  wir  gelert    ^ie   das   got   us  fliuffet   in  die  vernünftigen 
creaturen  mit  dem  liechte  finer  genaden  vnt  wie  wir  mit  vnfer  ver-  70 
nunfte    nahen   fönt  difem   genedeclichen   liechte    vnt  vs    vns    felben 
gezogen  werden   vnt  vff"e  climmen  in  ein  liecht  das  got  felben  ift 
Diu  tritte  minne  gottes  dar  an    wir  lernen   fönt  wie  das  got  ewec- 
lichen    vs    geborn   hat  fin   ein   geboren   sun   vnt   gebirt  in   nv.   vnt 


43  wanne]  wc        50  zuhet       54  Cant.  1,4.       56  wanne]  wc        69  veiuuntigen 
70  finer  fehlt. 

Altd.  Predigten.  13 


178  LXVI 

75  ewccliclie.  vnt  alfus  lit  er  in  kindel  bette  ineiner  ieclicher  guoter 
vnt  US  brachter  vnt  inw  onender  feie  diliu  ^eburt  ift  fin  verftentnüffe 
das  eweclichen  gefpninüen  ilt  von  nncni  vetterlichen  hercen  indem 
er  alle  l'ine  ('20;]  aj  ^\unne  hat  vnt  alles  das  er  geleiiten  mag  das 
verceret  er  in  dem  verftentnüffe  das  fin  geburte  ift  vnt  er  enfuochet 
80  nit  US  ime.  alle  fine  Avunne  hat  er  infinem  fune  vnt  er  enminnet  nit 
denne  fin  fune  vnt  alles  das  er  inim  vindet  AAanne  der  sune  ift  ein 
liechte  das  do  eweclichen  geliuchtet  hat  in  dem  vetterlichen  hercen 
fond  A\  ir  dar  in  komen  So  mueffen  wir  clinimen  von  natiurlichem 
liechte  indas  genadenrich  liechte  vnt  dar  inne  \\  achfcn  indas  liechte 
85  das  der  sun  selben  ift  do  werden  a\  ir  geminnet  indem  fune  dur  den 
uatter  von  dem  vatter  mit  der  minne  die  der  heilig  geift  ift  diu  do 
eweclichen  entfj)rungen  ift  vnt  us  gej)lueiet  ift  zuo  finer  e\\igea 
geburt  das  diu  dritte  perfone  ift  vnt  vs  blueiende  ift  von  dem  fune 
zuo  dem  uatter  als  ir  beider  minne 
90  Der  meifter  fprichet  ich  gedenken  etwenne  an  das  Avort  das  der 
engele  zuo  vnfer  frouwen  fprach  gegrueffet  fieftv  genaden  vol.  was 
hülfe  mich  das  (263  1))  maria  genaden  vol  were.  ich  were  denne 
euch  genaden  vol  Avas  hülfe  mich  das  der  uatter  finen  fune  gebere 
ich  gebere  indenne  ouch.  Darvmb  gebirt  got  finen  fune  in  einer 
95  volkomenen  feie  vmb  das  si  in  vort  vs  gebere  in  allen  iren  werken 
dar  über  fprach  ein  heidenfchiu  iungfrouwe  von  herren  iofeph  des 
Patriarchen  fune.  ich  enfach  in  nit  an  alf  ein  menfchen  mer  alf  einen 
got  M  anne  got  der  liuclitct  us  finen  m  erken  vnt  alfus  fönt  wir  geei- 
niget werden  mit  der  minne  des  heiligengeiftes  indem  fune.  vnt  mit 

100  dem  sune  bekennen  den  vater  vnt  minnen  vns  in  ime  vnt  in  in  vns 
mit  ir  beider  minne. 

Ku  fprichet  er  Mer  volkomen  ift  an  der  dricrlei  minne  der  muos 
von  not  .V.  ftucke  han.  das  ein  ift  ein  Avare  abe  gefcheidenheit  von 
allen  creaturcn    das   ij.    ein   war    lediges   leben   das    da  beweget  si 

105  indem  gründe  der  sele  von  der  beruerunge  des  heiligen  geiftes. 
Das  iij.  ein  wares  (263  c)  fcha?weliches  lebenne.  Das  iiij  ein  uf 
climmender  geifte. 

Es  fragte  in  eim  gecite  ein  iunger  finen  meifter  von  der  ordenung 
der  engelen.  vnt  der  meifter  feit  zvo  ime.  gange  vnt  fuege  dich  zuo 

110  dir  felber  in  dich  felben  fo  lange  das  du  es  verftandes.  vnt  gip  dich 
denne  mit  wefenne  darin  vnt  fich  das  du  in  it  anders  Tieft  denne 
das  du  an  in  vindeft  So  ducket  dich  bi  dem  erften  das  du  die  engele 

100  dem  fehlt. 


LXVI  .  LXVII  179 

mit  in  fieft  vnt  alf  du   dich  in   ir   aller   wefen  gibeft    so  wirt  dich 
ducken  ^^ie  du  alle  engele  mit  allen  cngelcn  lieft 

Der  iunger  gieng  enweg  vnt  fuogte  sich  in  fich  felben  so  lange  vntz  115 
das  er  dis  alles  hi  A\arheit  beuant  Do  gieng  er  Avider  zuo  dem 
meifter  vnt  danckote  irae  vnt  fprach  mir  ift  befchehen  alf  ir  mir 
feiten  Do  ich  mich  gap  indas  Avefennc  der  engele  vnt  vf  clam  in  ir 
Avefenne  do  duchte  mich  zeiuncfte.  wie  ich  alle  engele  mit  (263  d) 
allen  engelen  were.  do  fprach  der  meifter.  Eya  kemeftv  ein  Avenig  120 
fürbas  indcn  vrfprung  so  sol  wunder  über  wunder  mit  diner  feie 
gewürket  werden,  wan  die  wile  der  menfche  vf  climmende  ift  vnt 
enpfahende  ift  mit  mittele  der  creaturen  fo  ift  er  nit  ceruowe  komen. 
wann  er  vf  climmende  ift  ingot  so  enpfahet  er  indem  fune  mit  dem 
sune   von  dem  uatter  allef  das  got  geleiften  maff  125 


Pater   iiofter 


u 


Atter  unfer  der  do  ift  inden  himelen  Das  er  vnfer  vater  ewiger 
Inder  Avarheit  si  das  mugent  Avir  merken  A^on  der  warheit  diu  chri- 
ftus  ift.  Avanne  er  fprach  zuo  fin  lungern  ir  enhant  wan  ein  uatter 
der  do  ilt  inden  himelen.  Das  er  ouch  allen  heiffe  vnt  sie  vnfer 
uatter  alf  er  ouch  hat  vns  geleret  das  mügen  Avir  dar  an  merken  5 
Avanne  er  hat  vns  dur  Aierwile  geLoren  darvmb  das  Avir  möchtin 
dur  in  (282  c)  Aviderbracht  Averden  indas  ewige  vatterlant  von  den- 
nen  Avir  ouch  komen  fint  Ant  er  hat  es  mit  offenen  Avorten  moifen 
A'nt  allen  Anfern  A^ettern  gelopt  do  er  fprach.  Inder.  A-ierden  geburt 
fond  ir  herwider  komen  zuo  mir,  das  Avort  haut  die  lerer  alfus  10 
betiutet  das  man  es  alfo  sol  uerftan.  Diu  erfte  geburte  ift  geheiffen 
das  er  vns  nach  ime  gebildet  hat  vnt  gefchaffen.  Diu  ander  geburt 
ift  A'on  der  heilikeit  des  heiligen  tovfes  genomen.  Avan  der  touffe 
heiffet  heilig  \nt  ift  kreftige  von  heiligkeit  des  Avaffers  vnt  des 
bluotes  ihefu  chrifti  das  Aon  finem  toten  lip  vnt  hercen  flösse  indem  15 
er  vns  zuo  dem  andern  male  hat  wider  geboren.  Diu  tritte  geburt 
ift  nit  anders  Avanne  das  er  aus  von  finer  genade  vnt  von  minnen 
vnt  mit  Anfer  riuwe  (282  d)  Avil  behalten  vnt  vnf  enpfahen  alf  do 
der  uatter  sinen  fune  het  ferloren  A'nt  in  der  riuAve  Avider  fant  Aut 
von  minnen  mit  dem  erften  cleit  aber  gelichet  im  selben.  Diu  vierde  20 
geburt  ift  Inder  Avir  Avider  komen  fönt  das  ift  das  CAvige  leben    in- 

LXVII ,  3  Ev.  Matth.  23,  9.  ror  wan  von  jüngerer  Hand  nachgetragen  nit 

9  Gen.  15,  IG.  11  gehei-beiffen  12  vns  von  jüngerer  Hand  nachgetragen, 

17  vns  fehlt.         21  wir  fehlt. 

13  * 


180  LXVII 

dem  er  vnf  mit  finen  uferw  eilen  ingucnlicher   m  ife  wil  tuon  l)ehal- 

ten  amen 

Nu  fond  ir  merken  diu  l'iben  gebette  die  vnl"  orirtuf  hat  geleit  indem 

25  pater  nol'ter  wie  das  wir  den  himelfchen  vatter  lond  bitten.  Diu  ein 
bette  fprichet  alfo.  Geheiliget  so  w  erde  din  nanie  Das  ift  an  \  nf  vnt 
invns.  wenne  das  Mir  nu  alfo  begerent  so  haben  Mir.  Drier  tugende 
gebetten  die  vnf  nu  vnt  eweclichen  zno  allem  guote  mügent  konien. 
Das  ein  ift  das  vnf  got  der  uatter  von  himelriche  die  gäbe  des  hei- 

30  ligen  geiftes  Avelle  geben.  (283  a)'  Diu  do  götlichiu  forcht  ift  ge- 
heilfen  diu  gäbe  Avirt  darvmb  gebetten  vnd  oucli  gegeben  das  der 
heiliggeift  von  finer  krafte  in  vns  welle  würken  das  ift  das  er 
hochuart  invnf  welle  vertriben  in  der  wir  gotte  mügent  miffeuallen. 
Das  anderift  das  er  vns    demuetikcit   Avell  geben   inder  Avir  mügent 

35  gotte  Avol  geuallen.   Das   tritte  ift   das  er  in  vnf  die  feligkeit  m  eile 
•würken  diu  do  ift  geheiffen  armuot  des  geiftes.  von  der  chriftus  hat 
gefprochen  das  feiig  fint  die.  Die  sich  in  armuot   des  geiftes  halten 
wan  das  himelriche  ift  ir 
Diu  ander  bette  fprichet  zuo  kome  vns  din  riche.     Das    ift   Mir  be- 

40  gerent  mit  gotte  das  alliu  menfchen  m  erdent  behalten.  M-enne  M'ir 
difer  bette  gebettent  So  han  Mir  trier  fachen  gebetten.  Diu  ein  ift 
das  got  der  uatter  vns  welle  geben  die  gäbe  des  heiligen  geiftes 
diu  do  heiffet  iniltikeit  des  (283  b)  hercen.  vnt  diu  gäbe  wirt  darvmb 
gegeben  das  si  invns  müge  uertriben.   nide   vnd  haffe  der   dir  mage 

45  gefchaden  vnt  euch  indir  m  eile  m  rken  die  Seligkeit  von  der  chriftus 
hat  gefprochen.    selig  fiut   die   do  sint  eines  milten  hercen.    Man  si 
fönt  das  lebende  lant  das  himelricli   ift  genant   das  fond  si  befitzen 
mit  frceden 
Diu  tritte  bette  heiffet  din    m  ille    Mcrde    voilebracht  inder  erde  alf 

50  indem  himele.  m enne  das  m ir  alfo  begerent  so  han  Mir  aber  trie 
bette  gebetten.  zuo  dem  crften  han  Mir  gebetten  das  vnf  diu  gäbe 
des  hciligengeiftes  Mcrde  gegeben  diu  do  kunft  ift  geheiffen  diu  das 
in  vns  Melle  vertriben  das  ift  zoren  der  dich  möcht  verirren  das 
du  gottes  M  illen  noch  sin  gcrechtikeit  nicht  möchteft  volbringen  Diu 

55  ander  ift  das  dir  ein  betruept  vmb  dich  vnt  vmb  dinef  ebenmenfchcn 
geprcften  (283c)  MCide  gegeben.  Diu  tritte  ift  das  diu  feligkeit 
indir  MCrde  gCM  ürket  von  der  chriftus  fprach.  Selig  sint  die  do 
eines  betrue])ten  hercen  fint  m  an  siu  fönt  eweclichen  getroeftet  m  erden 


34  er  iu  vns         21  (g(j.  AlatUub, 'i  ((jg.         53  welle  wurkeu  vu  vtribeu 


LXVII  181 

Diu  vierde  bette  fprichet  alfo  gip  vns  vnfer  teglich  brott  vnt  mit 
dem  so  wir  alfo  fprechent.  so  han  Avir  aber  vmb  drie  genade  ge-  60 
betten,  vnd  das  ift  das  wir  vnfern  hiraelfcheii  vatter  bittent  das  er 
vns  die  gäbe  des  heiligen  geiftes  gebe  diu  do  fterkin  ift  geheiffen, 
darvmb  das  si  vns  den  gebreften  müge  benemen  der  trakkeit  ift 
geheiffen  vnt  ouch  die  Seligkeit  in  vns  welle  würken  von  der  chri- 
ftus  feit.  Selig  fint  die  do  hungeret  vnt  türft  nach  der  gerechtikeit  65 
uf  ertriche  A^anne  siu  fond  gefaltet  werden  in  himelriche  mit  aller 
gnuegde 

Int  das  fünfte  bette  fpricht   ver^ip    vns  vnfer  fchulde    als   (283  d) 
wir  vergebent  vnfern  fchuldegern.   das  ift  nit  ceuerftanne  vmb  golt 
noch  vmb  silber  mer  vmb  alle  die  betruepte  leide  vnt  vngemach  so  70 
diu  menfchcn  Arider  vns  tuont.    Avanne    AAir   alfo    begerent  so  bitten 
Avir  aber  vmb  dri  genade.  Diu  ein  ift  vmb  die  gaben   des  heiligen- 
goiftes  diu  do  hseiffet  diu  gäbe  des  rattes  diu  Avirt  gegeben  dar  vmb 
das  hertikeit  des  hercen  Averde  Aon  vns  A^ertriben  vnt  vns  diu  Selig- 
keit Averde  gegeben  \on  der  chriftus  hat  gefeit  diu  do  erbarmherci-  75 
keit  ift  geheiffen.   Darnach  gat  das  Avir  den  lone    fond  befitzen  das 
ift  das  vns  erbarmhercikeit  fol  gegeben  Averden 
Diu  fechfde  gebette  diu  fprichet  alfo.  vnt  inleit  vnf  nit  inbekorunge. 
vnt  AA  enne  aa  ir  alfo  bittent  so  haben  Avir  vmb  drie  tugende  gebetten. 
das  ift  das  Ans  diu  gäbe  des  heiligen  geiftes  AAerde  gegeben  (284  a)  80 
diu  uernunft  ift  geheiffen.  diu  darA^mb  Avirt  gebetten  A^nt  ouch  gege- 
ben   das    der   geprefte    vnd  diu  Antugede   der  vnkiufchekeit  der  din 
uernunfte  mag  uerplenden.  das  der  von  der  craft  des  heiligengeiftes 
Averde  uertriben  vnt  dir  diu   feligkeit  werde  gegeben  diu  do  heiffet 
luterkeit  des  hercen.    von  der  chriftus  hat  gefprochen  das  feiig  fint  85 
alle  die  do  sint  eins   reinen   hercen  Avanne  fiu  sond  got  eAveclichen 
fchouw  en  Ant  fia  gebruchen  mit  foller  glorie. 

Das  fibende  gebette  fprichet  alfo.  Lcefe  A^nf  von  allem  übele  amen, 
vnt  hie  bitten  Avir  ouch  trier  bette  das  ein  ift  das  Avir  bittent  vmb 
den  geifte  der  Avifheit  der  Avirt  darvmb  gebetten  vnd  geben  das  A^ns  90 
A\  erde  benomen  Anfer  menfchlichiu  oder  natiurlichiu  kränkelt  Das 
ander  vmb  ein  befcheiden  luter  conciencie  vnt  fride  des  hercen.  Das 
tritt  ift  das  AAir  bitten  Aiiib  die  feligkeit  von  der  chriftus  hat  ge- 
fprochen. Selig  sint  si  die  (284  b)  do  fint  eines  fridfamcn  hercen 
A\an  siu  fond  den  lone  befitzen  von  dem  chriftus  hatte  gefeit  das  95 
die  fridfamen  gottes  kinder  Averdent  geheiffen  amen.    Fiat  fiat. 

80  du  genade  vnd  gäbe 


182  Lxvm 


£, 


Am  ersten  Sonntag  im  Adcent. 


iKunt  fii^na  in  fole  et  Juna  et  ftellis,  Difiu  v.ort  diu  fchriht  der 
lieilii?  ewaiigelift  fanctus  Lucas  in  dem  ewangelio  das  v,'\v  hiut  ge- 
lefcn  hein  zuo  dem  heiligen  anipt  der  mefz.  Und  difiu  a\  ort  hat  ge- 
fprochen  der  lieb  chriftus  do  er  uf  ertlich  gieng  zuo  finen  lieben 
5  iiingren.  Und  fi  fprech-(  105  a)ent  zc  tiutfche  alfo.  So  ir  fcchent 
das  zeichen  gefchechent  an  der  funnen  und  an  dem  man  und  an 
dien  fternen.  Levate  capita  veftra  ccce  appropinquabit  redempcio 
vcftra.  So  hebent  uf  iuA\ri  hoopter  und  fechent  iuch  nachret  iu\\ri 
erlcefunge.     Nu   fchribet   der  lieb   leronimus   das  fünfzechen  zeichen 

10  gefchechent  vor  dem  iungften  tage  fünfzechen  tage  alle  tag  eins. 
Und  dar  nach  ift  der  iungfte  tag  und  das  iungfte  gericht.  Nu  ift  ze 
Aviffcn  das  alle  tag  driu  und  dryffig  tufeng  mönfchen  fterbent  der 
iungfter  tag  es  ouch  dennc  ift.  Nu  ift  aber  ze  Miffen  das  vierer 
hand  liuten  gericht  m  erdent.  zweiierhand  guot  und  zweiierhand  boes. 

15  Do  nu  chriftus  fin  iungrcn  ufz  fante  nach  finer  urftendi  ze  brödicn 
Do  fprach  er  zuo  inen.  Euntes  in  mundum  predicate  ewangelium 
omni  creaturc  Gant  in  die  weit,  und  prödient  das  ewangelium  aller 
creature.  Und  die  es  geloubent  die  Avcrdcnt  behalten.  Und  die  es 
niut  geloubent  die  fiut  ietzant  vcrdampnot.    Dis  llnt  von  den  vierer 

20  hand  liuten  die  gerichtet  werdent  das  fint  die  aller  bceften  das  fint 
(i05l))  luden  und  beiden  die  das  ewangelium  niut  geloubent  die 
fint  ietz  verdampnot  als  chriftus  felber  fprach.  Die  andren  die  wer- 
dent gerichtet  an  dem  iungften  tag  und  dis  fint  ouch  boes  die  von 
difer  weit  fint  gefcheiden  in  totfünden  ane  riuwe  und  ane  bicht  die 

25  werdent  gerichtet  in  die  eu  igen  helle.  Nu  fint  ouch  z\\  eiler  bände 
guotcr  liuten.  die  ouch  gerichtet  werdent.  die  erften  das  fint  guoti 
mönfchen  die  luterlich  und  reinklich  gelebt  haut  von  kintlicher 
iugent  die  fint  ietz  gericht  zc  ewigem  leben.  Und  fi  fönd  fitzzen  uf 
dien  z\a  elf  Ituelen  und  fönd  richten  mit  dien  zwelfbotten  über  die  zwelf 

30  geflecht  von  yfrahel.  Die  andren  werdent  gericht  an  dem  iungften 
tage.  Und  dis  fint  ouch  guot  und  hatten  dike  fünde  getan  Und  die 
haut  fi  geriuwet  und  gebichtet  und  difiu  mönfchen  werdent  gerichtet 
ze  ewigem  leben.  Nu  ift  ze  wiffen  das  der  mönfchc  ift  diu  minder 
■\velt.    Und  alles  das  in  der  weit  gefchichet  das  muofz  alles  geiftlich 

LXVril ,  2  Lw.  21,  2.5.  16  Marc.  16,  15  fij.  In  der  Handsrhrifl  miiduiu 

cl  pdicate         17  cwaiiliu 


LXVm  183 

in  dem  mönfchen  gefchechen.  Und  das  merke  da  bi  das  du  geliclieit  35 
haft  mit  aller  crea-  (lOC  a)  ture.    Won  do  cliriftus  fprach  zuo  finen 
iungren   brödient   das   ewangeliura  aller  creature.     Do  mochtent  die 
iunger  chriftum  fragen,    fönd  wir  dien   fteinen  und  dien  tieren  oucli 
brödien.   Do  mocht  chriftus  fprechen.  nein  brödient  es  dem  mönfchen 
fo  haut   ir   es  gebrödiet  aller  creature.     Won  der  mönfche  hat  ge-  40 
licheit  mit  aller  creature.    Nu   ift  der   mönfche  gcfchaffen   von  dien 
vier  dementen.    Und  hat  ieklicher  element  natur  an  ime  als  fi  guot 
und  boefe  ift.    Von  dem  luft  ift  der  mönfche  fubtil  und  fnell  ze  Un- 
tugenden.   Von   dem   fiur   zornmuetig    Von  dem  waffer  unftet.    Von 
der    erde    tr»g   zuo    allen   guoten    dingen.     Wilt   du   nu   nemen   die  45 
tugende.    die  der  mönfche  hat  von  dien  vier  elementen.    fo   haft  du 
fubtilkeit  von  dem  luft  zuo  allen  götlichen  dingen.   Alfo  das  du  fnell 
und  fubtil  bift  zuo  verborgnen  götlichen  dingen  das   du    diu  behen- 
denklich  wirft  merkend.    Zuo  dem  andren  male  fo  haft  du  von  dem 
fiur  götlich  minn  alfo  das  du  got  und  dinen  nechften  wirft  minnend  50 
in  götlicher  minn.    Zuo  dem  drytten  fo  haft  du  von  dem  waffer  die 
abwefchunge  der  fchulde.    Zuo  dem  vierden  fo  haft  (i06  b)  du  von 
dem  ertrich  die  diemuetikeit  fo  du  licheft  das  du  von  erden  komen 
bift  und  du  a\  ider  ze  ertrich  werden  muoft  das  bringet  dir  gruntlich 
diemuot.  wilt  du  es  recht  an  fechen.   Nu  mucffent  in  dir  difiu  fünf-  55 
zechen  zeichen  geiftlich  gefchechen  die  leronimus  fchribt  das  fi  vor 
dem  iungften  tage  liplich  fönd  gefchechen.  won  wilt  du  über  A^erden 
des    iungften  gerichtes    fo  muoft  du  got  fins  gerichtes  in  zit  in  dir 
laffen  bekomen.    Nu  ift  an  dem  erften  tage  der  fünfzechen  tagen  als 
wirs  nu  mueffen  hinderfich  nemen.    An  difem  tag  den  wir   den   er-  60 
ften    nemmen    fo   ftützzet   fich    das   mer   uf  über   alle    berg    vierzig 
klafter.  Nu  möchteft  du  fprechen  Avar  umb  vierzig,  es  möchte  doch  als 
wol    fin   fünftzig    oder    hundert,    nein    min    kint    es   ift    gcnuog   mit 
viertzigen    won   der  mönfche  gefchaffen  ift  von  dien  vier  elementen 
dar  umb    ift   es  vierzig    So  man   denne    die   zal   in   vieri  teilet  das  65 
bezeichnet   die    gebreftlicheit    die   der   mönfche   hat   von    dien   vier 
elementen.    Und    die   zechniu   bezeichnet  das  fich  der  mönfche  ver- 
fchult     hat   und   gefumet   an    dien    zechen   gebotten.     Und  dis   alles 
fchriiet  (i07  a)  über  alle  berg  uf    Won  es  fprichet  der  wiffag  her 
david.  Diu  erbermde  herre  ift  über  alle  berge.    Und   dar  umbe  fönd  70 
wir  fi  an   ruefTen.    Nu   hat  fich  das  mer  uf  geleinnet  und  geftützzet 
über   alle   berg  das    ift  ein   erfchrokkenlich   ding  allen  dien  die  es 


51  Zu  dem  dryllc  male 


184  Lxvra 

fechent  Nu  hat  das  mcr  driii  ding  an  imc.  das  erft  es  ift  als  verfaltzen 
das  CS  recht  bitter  ift  das  fin  nienian  genieffcn  mag  weder  ze  effen 

75  noch  ze  trinken.  Zuo  dem  andren  male  fo  ift  es  vnftet.  Alfo  fo  es 
einen  tag  recht  ftille  ift.  fo  tiiot  es  den  andren  tag  als  es  alle  die 
weit  verduemen  welle.  Zuo  dem  drytten  male  fo  ift  das  mere  offen 
gegen  allen  binden  zuo  allen  vier  enden.  "NVa  die  \\inde  har  wegent 
da  ftoffent  11  behendcnklich  an  das  mere  Avon  das  mer  ift  inen  allen 

80  offen.  Nu  muofz  der  mönfche  dis  geiftlich  an  im  haben,  das  diu 
fünfzechen  zeichen  gentzlich  in  imc  volbracht  A\erden.  Zuo  dem 
erften  male  und  an  dem  erften  tage  fo  ftützzet  fich  das  mer  uf  in 
dem  mönfchen  und  das  ift  des  mönfchen  gemuete  das  ftützzet  und 
leinnet    fich   uf  über   alle   berge.    Und  dis  ift  ein  verwegen  gcmuot 

85  (<07  b)  alfo  das  der  mönfche  ein  gantz  verwegen  hat  fich  von  allen 
fünden  ze  keren  und  ze  einem  tugentlichen  leben.  Und  dillu  mön- 
fchen vachent  an.  an  nfz wendigen  dingen  abzebrechenn.  nu  hat  fich 
dis  mer  uf  geftützzet  über  alle  berg  vierzig  klafter  hoch.  Won 
der  wiffag  David  fprichet.    Diu    erbermde   gottes  ift  über  alle  berg 

90  dar  umb  hat  fich  des  mönfchen  gemuete  uf  erhaben  zuo  got  dar  urab 
das  im  diu  erbermde  gottes  ze  hilfe  kome.  Nu  möchteft  du  fprechen. 
V  ar  umb  wirt  der  mönfche  gelichet  dem  mer.  Und  dis  gefchicht  umb 
driu  ding  diu  das  mer  an  inie  hat.  diu  ouch  der  mönfche  an  ime  hat 
Zuo  dem  erften  male  fo  ift  das  mere  bitter  das  fin  nicnian  genieffen 

95  mag.  Alfo  ift  ouch  der  mönfche  wa  er  fich  zuo  der  creature  und  zuo 
zitlichen  dingen  keret  do  ift  er  zemale  bitter  das  fin  nieman  genief- 
fen mag  zuo  keinen  götlichen  dingen.  Zuo  dem  andren  male  fo  ift  der 
mönfche  unftet  als  das  mer  hiut  ift  er  guot.  morn  ift  er  bws.  Iliut  ift  er 
gefunt  morn  fiech.  Nu  hungert  in.  nu  türftct  in.  nu  friurt  in.  nu  wil 
iOO  er  dis  (  fOS  a)  denne  wil  er  das.  Und  ift  im  ein  ftund  niut  ze  muot 
als  die  andren,  eineft  ift  er  wolgemuot.  fo  balde  \\  irt  fo  ift  er  trurig. 
nu  lachet  er  fo  balde  wirt  fo  weinet  er.  Und  recht  flechtlich  gerct 
an  dem  mönftlicn  ift  niutzit  w  on  unftetikeit.  in  werten  in  a\  erken 
in  allem  finem  tuon  und  laffen.    Zuo    dem    drytten  male  fo  gelichet 

105  fich  aber  der  mönfche  dem  mere.  das  ift  gegen  allen  a\  inden  offen. 
Alfo  ift  ouch  der  inönl'che  gegen  allen  creaiuren  offen,  wa  fi  har 
koment  la  gegen  allen  Untugenden.  Wa  li  luir  konicnt  fo  vindent  fi 
alwegent  raft  und  ruowe  in  dir  recht  als  in  einem  winhus  und  in 
einer    tabern    alle    die   gelte    die    dar    koment  die  laffet  man  in  und 

110  vindent  herberg  do.    Alfo  tuot  ouch  der  mönfche  der  enphachet  alle 

75  viiflcft 


LX\Tn  185 

creaturen  guot  und  bcBS  Und  ift  in  allen  gemein  was  fi  fuochent  das 
vindent  fi   alles  an  inie    So  lieh  nu  das  nier  an  dem  erften  tage  uf 
geftützzet  hat  als  ir  gehoert   hant.  und   es   gar    ein   erfchrokkenlich 
ding  ift  an  ze  fechen.    So  denno  an  dem  andren  tage  wirt,  fo  laffet 
es  fich  gar  ftille  Avider  nider  alfo  (los  b)  das  es  nieman  ficht  noch  ii5 
gewar  wirt.    Und   alfo   tuot   der  mönfche.  der  laffet  fich  gar  ftillich 
nider   und  haltet   fich    gar   heimlich    das    es   nieman  gewar   werde. 
Was  in  ime  uf  geftanden  ift  guottr  Verwegenheit,  won  der  mönfche 
getar  im  felber  noch   niut   gar  wol  getriuwen.    Won  in  ime  ift  dik 
ein   gar  guot   Verwegenheit   uf  geftanden  fo  nach  dem  male  niutzit  120 
dar  ufz  wart.    Und  dar  umbe  haltet  er  lieh  gar  ftillich  das  es  nieman 
gewar  werde.    Dur   das  nieman   fpreche.    der  tantzet  gefter  hiut  ift 
er  heilig,  morn  ift  er  aber  der  tiuvel.    Und  dar  umbe  fwiget  er  gar 
ftille  und  feit  nieman  niutzzit.    Und    brichet  der  nature  abe  was  er 
mag.    nu    leit   er   gold  hin  denne  berlan  denne  vech  gewant.     Aber  125 
dis   ift   alles   noch   gar   klein   zuo   einem  gütlichen  leben.     Aber  ein 
wol   geordneter   mönfche   der  zuo  einem  götlichen  leben  komen  wil 
dem  ift  es  ein  anvang  eins  andren,  das  er  dar  nach  abfnidet.    Aber 
do  ein  geiftlicher  mönfche  ift  der  zuo  einem  götlichen  leben  komen 
Avil   der    brichet  finer  nature    (i09a)  abe  alles  das  ir  luft  bringen  130 
mag  an  effen  an  trinken.    la  fo  er  ob  dem  tifche  fitzzet  in  dem  re- 
ventor  fo  brichet  er  ab  heimlich   avo  er  mag.    einen   muntvol    einen 
trunk   und  an   flaffen    und   flechtlich   geret  alles  das  des  er  in  kein 
Avis  enbern  mag.  do  brichet  er  abe  eins  hiut.  das  ander  morn.  recht 
liftklich  gat  er  finer  nature  nach.  Won  es  tuot  der  nature  Avirs  das  135 
man  ir  liftklich  nach  gat.  denne  das  man  irs  alles  einer  ftunde  neme. 
fo  neme  fi  es  morn  her  Avider.    Won  Ava  ein  mönfche  ift  fo  man  den* 
er  zürnet  und  er  denne  fwiget  und  fich  niut  balde  richet.    vor  dem 
mönfchen  kau  man  fich  kumer  gehueten  denne  A^or  dem  der  fich  für 
fich  mit  Avorten  richet  da  AAcis  man  avoI.    das   man  fich   da  hueten  140 
fol.  und  man  in  für  einen  vigent  haben  fol.   Alfo  kan  fich  diu  natur 
niut  gehueten.    do    man   ir  alfo   liftklich  nach  gat.    das  man  ir  eins 
hiut  nimet  das  ander  morn.    Avon  avo  man    eins  tages  alliu  ding  mit 
einander  ab  brichet.  do  Avürget  man  der  natur  den  hals  abe  und  dis 
ift  niut  gar  nütz  ((09  b)    Won   fol  ir  eins  nemen  nach   dem  andren  145 
untz  das  fi  gentzlich  über  Avunden  Averde  und  fi  fich  laffe  dem  geift 


127  goliche  129  eine  gciflliche    lebe   götlichen  lebe  133  an]    ane 

142—145  vgl.  LXIX  ,  124  a. 


186  LXMH 

das  er  ungehindert  von  der  natiir  belibe.  So  nu  an  dem  drytten 
tage  Avirt  fo  gand  alliu  diu  mer  wunder  ufz  diu  in  dem  mere  fint 
und    fchrigent    Und    gant    zuo    den    liuten.    und    gehabent    fich    alfo 

150  herlzklich  übel  das  recht  die  liute  erfchrekken  niüclitcn.  Was  fint 
difiu  mer  aa  under  geil'tlich  ze  verften.  So  ilt  es  ein  klagberi  natur 
diu  gat  unientum  und  klaget  fich  gar  hertzlich  und  fchriget  gar 
klcglich  "NVon  11  liehet  avoI  das  11  gentzlich  undcr  getruket  ift 
worden  Nu  möchteft  du  fprechen    Avar  umbe  kamen  difiu  mer  wunder 

I55niut  an  dem  erften  tage  und  11  nu  erft  koment  an  dem  drytten  tage 
Nein  min  kint  11  gedachten  das  es  niut  won  ein  klein  wile  weren 
fölte.  fo  Helfen  fi  fich  a\  ol  Avon  diu  natur  lat  den  mönfchen  etfwenne 
Avol  einen  tage  oder  zwen  gar  heilig  fin  dur  das  der  mönfche  dar 
nach  froplich  fi.    la   min  kint  diu  natur  lieffe  dich  die  zuokumft  mit 

160  (  1 10  a)  enander  A-aften  das  du  denne  ze  fal'nacht  tantzift  und  froolich 
fiieft  und  ouch  ir  denne  geloubeft.  la  ficher  mönfche  ane  allen 
7A\\M.  fi  Helfe  dich  noch  die  houbvaften  mit  einander  Aaften  avöI- 
teft  du  loch  ze  Avaffer  und  ze  brot  dur  das  du  denne  ze  dem  meiien 
tantzift.   und  frcelich  lebeft  Aber  ficher  mönfche  wirt  diu  natur  ge- 

165  AA'ar  das  man  ir  niut  ouch  das  ir  aaü  lallen  ficher  fo  hilt  fi  fich 
niut  lange  11  Averde  klagber.  Won  E  das  fich  diu  natur  gentzlich 
liefll.  fi  hafti  fich  E  an  einen  roten  Öphel  oder  an  einen  bluomen 
und  neme  da  luft  oder  genuegde  als  a  il  ir  Averden  möchte.  Und  dis 
fint  diu  mer  AAunder  die  da  koment   an   dem    drAtten   tage   ufz  dem 

170  geiftlichen  mere.  Und  fchrigent  und  gebaut  fich  alfo  hertzklichen 
übel.  la  difiu  klagberi  natur  gat  umment  um  von  einem  bichter  zuo 
dem  andren.  Ilcrre  erloulxMit  mir  dis  oder  das  ia  11  dunket  fi  müge 
da  niut  gevaften.  denne  balde  fo  mag  fi  niut  ze  metti  gan.  nu  ift 
11  krank,    und    ift    dis   ze  hert.    das  ift  ze  fwer  fo  gat  fi  denne  zuo 

175  der  Meyftrin.  erloubent  mir  dis  (nob)  und  das  oder  iemer  etfwas 
gebriftet  ir  das  11  nienier  ruowe  gewünnen  kau.  fo  fi  aber  flehet 
das  der  mönfche  mit  einem  verA\  egnen  gemuete  fich  Avider  fi  fetzzet. 
und  ir  der  mönfche  niutzit  volgen  aa  il  fo  lat  11  den  mönfchen  balde 
ennot.    Uiid    difiu    klagberi  natur  das  fint  die  merwunder.    So  fi  nu 

180  lang  gant  fchriient  unient  um  und  fich  gar  üliel  gehabent  und  fi 
denne  fechent  das  es  11  niutzit  hilfet.  fo  gant  11  Avidcr  in  das  mer 
ufz  dem  fi  konien  fint.  Und  gant  recht  untz  an  den  grünt.  Und  ligent 
do.  Und  doch  fo  habent  fi  fich  etzwenne  uf  la  min  kint  aa  on  du 
din  natur  alfo  under  trukeft  und  du  fi  niut  laffeft  für  komen.    Was 

157  lieffe  159.  160  mit  (110  a)  mit  enander 


LXVm  18T 

tuot  fi  denne  dar  nach  fo  fliuchet  fi  in  das  mer  recht  an  den  grünt.  185 
la   11  verbirget   fich  alfo    das  du   ir   dike  kiim  gewar  kanft  werden 
Won   dike   und   dike   fo  rucret  fich  diu  natur  in  dem  mönfchen.    fo 
der  mönfche  wennet   das  es  got  fi  oder  es  von  dem  heiligen  geifte 
fi.  fo  es  niut  >von  blos  natur  ift.  Und  dar  umbe  miniu  kinder  fo  nement 
iuwer    felbers    war    und    huetent  iuch   vor   dem   heimlichen   fchalk  190 
iuwer  nature.  Won  ficher  (iii  a)    der  mönfche   kan    kum  iemer  fo 
genot  gehueten   diu   natur    erbiete  fich  noch  denne  gar  liftlich,    und 
gar  mänigvaltenklich  dar  an    An   dem    vierden   tage  fo  brünnet  das 
mer  Und  es  brünnent  niut  alliu  waffer.  niut  won  allein  das  mer.  Und 
dis  bezeichnet  die  gebreftlicheit  die  der  mönfche  hat  von  dem  mere  195 
das  brünnet.    la   wa   fich    der  mönfche  vor  zuo  dien  creaturen  kert 
hat   und   die    unftetikeit   des  mönfchen.    und  als  der  mönfche  bereit 
und    offen  Avas   gegen  allen  creaturen.    Und  enphengklich  was  aller 
gebreftlicheit   dis   alles   brünnet    das    der   mönfche  für  das  hin  niut 
als  geneigklich   wirt   zuo    füntlichen  gebreften   als   er   vor  mals  ift  200 
gewefen  An  dem  fünften  tage  fo  fwitzent  die  boume  und  alles  ert- 
rich  bluetigen  fweis    Und  alle  die  vogel  die  uf  dem  ertrich  fint  die 
fliegent  ze  famen  und  fechent  ein  ander  an.    recht   als  Avas  wil  hie 
werden.    Und  fürchtent  in  als  recht  hertzklichen  übel  das  fi  niutzit 
mer  fingent  noch   fich   froewent   als  fi  da  vor  hant  getan.     Dis  be-  205 
zeichnet  wenne  (U(  b)  der  Mönfche    an   fichet  alles  fin  leben  Avie 
recht  unluter   es  alles  gefin  ift.    Und  Avie  Avening  der  mönfche  alles 
fin   tuon   und   laffen   fo  recht  kleinen   got    dar  inne  hat  gemint  und 
gemeint.   Were  es  denne  muglich  oder  natiurlich  er  fwifte  bluetigen 
fweis   A'on   rechtem  gruntlichem  hertzleide   fo    er   denne  enphachet.  210 
da  von  gefAviget  fin   ftimme  und  gellgent  finiu  Avort    Und  wirt  alfo 
gediemuetiget  das  er  recht  gentzklich  gefwiget  und  niutzit  Aveis  aa^s 
er  mere  fagen  fol.   An  dem  fechften  tage  fo  vallet  alles  das  gebiuAv 
nider  das  von  ftein  Averk  gemachet  ift  niut  Aon  holtz  Averk.    Dis  ift 
alles  das   der  mönfche  uf  fin  avoI   gevallen   gebuAven  hat.    Und  das  215 
er    wil    getan   haben  alles    das    der  mönfche  getuot  oder  getan  hat 
guoter  Averken.    des  muofz  der  mönfche  als  unan  nemlich  fin  als  es 
ein   ander   mönfche   getan   hab.    Und   dar   umbe   fo   muofz  das  ftein 
Averk  alles   vallen.    Und    dis   ift   des  mönfchen  Avellen  lin  und  getan 
Avellen  haben.    Und  das  avoI  gevallen  das  er  im  felber  tuot.    Und  die  220 
begirde   die    er  hat  ze    Avolgevallen   dien    liuten   du  folt  allein  be- 
(112  a)  geren  got  avoI  gevallen  und  nieman  anders.   An  dem  fiben- 

200  funlliche  208  fehlt  etwas. 


188  Lxvm 

den  tage  fo  hrechent  die  fteine  ab  ein  ander  in  vier  ftuk.  Nu  möchteft 
du  fprechen  war  umb  in  vier  ftuk.  11  möchten  doch  als  wol  brechen 

225  in  fünf  oder  in  fechs  oder  in  zcclicn  ftuk  fo  in  vier  ftuk.  Nein  min 
kint  es  ift  genuog  fo  fi  brtchent  in  vier  ftuk  Won  denne  ift  gebrochen 
die  neiglicheit  die  der  niönfche  hat  von  dien  vier  elimenten  zuo 
rüntliclien  gebreften  das  a\  irt  zer  ftopret  fo  die  ftein  in  vieriu  brechent. 
Belibent  ioch  die  ftein  und  das  jihlafter  do  das  man  ein  ander  mure 

230  macliet.  fo  a\  irt  fi  docli  niemcr  mere  als  creftig  als  do  vor  die 
^\■l\e  die  fteine  gantz  fint.  Won  ein  kleiner  Mint  der  zer  ftceret  die 
mur.  Dis  ift  ein  kleiner  riuwe  hat  dis  mur  bchendenklich  zerbrochen 
An  dem  achtonden  tage  fo  erfchüttet  iich  alles  ertrich  alfo  veftenk- 
lich  und  alfo  hertklich  das  alliu  mönfchen    die  uf  dem   ertrich  fint 

235  die  vallent  nider  und  mngent  niut  gcftan.  Won  wenne  die  wint  in 
das  ertriche  koment  dur  die  hülinen  und  dur  die  löcher.  Und  11  fich 
denne  verfliefTent  das  fi  niut  kunnent  (li2  b)  ufz  komen  fo  erfchüt- 
tcnt  fi  das  ertrich  das  es  alles  erbybonot.  alfo  creftcnklich  das  die 
mönfchen   mueffcnt    vallen.    Und    fo    fi    alfo   hertzklich    erfchrckkent 

240  fo  louffent  fi  in  die  ^^  uefti  und  verbergent  fich  do.  Difer  erdbybon 
ift  niutzit  anders  denne  fo  der  a\  int  des  heiligen  geiftes  dur  weget 
die  hülinen  der  feie,  fo  \virt  der  mönfche  alfo  dur  goffen  mit  göt- 
licher  gnade  das  er  möchte  fprechen  mit  der  minnenden  feie.  Surge 
aquilo    et    veni    aufter  perfla    ortum  meum    et  fluent  aromata    illius. 

245  Stand  uf  du  kalter  Avint.  Und  kum  du  öfter  aa  int  und  dur  Avege  minen 
garten,  fo  A\irt  er  flieffent  von  pigment.  Hie  Averdent  die  hülinen 
der  feie  alfo  dur  Aveget  mit  dem  minnenklichen  öfter  A\int  das  ift 
diu  niinnenKlich  gnade  und  fueffikeit  des  heiligen  geiftes  das  difiu 
mönfchen  niut  uf  inen  felber  gcftan   miigent   AVon   das  fi  A'allent  uf 

250  das  ertriche.  das  ift  in  ir  klein.  Und  fi  verbergent  fich  in  die  hülinen 
und  in  die  berge  in  die  eincedi.  dis  fint  die  hülinen  der  minnerichen 
Avunden  irs  geminten.  in  die  A'erl)ergcnt  fi  fich  vor  dien  griulichen 
Avafwet-  (il3  a)  ren  dirre  zergangklichen  zit.  und  in  das  uf  getan 
minnerich    hcrtze    chiifti     verfliefrcnt    ii    fich    vor   difer    trughaftiger 

255  zergangklicher  w  elt.  An  dem  niunden  tage  fo  laffent  fich  nider  alle 
die  berge  und  bücliol  die  uf  dem  ertriche  fint  alfo  das  alles  das  uf 
dem  ertriche  ift.  das  das  alles  a\  irt  ein  ebeniier  ]ilan.  Alfo  das  man 
in  einem  ougen  blik  alle  die  weit  über  foch(Mi  m(')cht.  Dis  ift  das 
der   menfche    alfo    gefaft    und    alfo    geordnet  A\irt  das  im   alliu  ding 


228  ftinllichc         230  vallent        243  Cant.  4,  16.         254  vflicffet 


LXVIII  1 89 

gelich  werdent  als  dem  liimelfclilichen  ftudent  fancto  paulo.  der  do  260 
fprach.  Ich  bin  mit  dem  lieiden  ein  beiden,  mit  dem  iuden  ein  iude. 
Und  bin  doch  Paulus.  Das  was  das  er  under  dien  boefen  fich  alfo 
minnenklich  und  alfo  behuotlicli  Und  allo  fenftmuetklich  fich  hielt 
das  fi  fich  von  finem  minnenklichen  wandel  eintweder  bekeiten.  oder 
fi  wurden  von  ime  geftralTet  oder  iemer  etwas  guotes  namen  fi  da  265 
von.  Was  er  aber  bi  guoten  liuten  oder  bi  dien  friunden  gottes  I'o 
hielt  er  fich  ali'o  volkomenlich  das  fi  ouch  alle  von  ime  gebeffret 
wurden.  Alfo  folt  du  dich  alfo  minnenklich  hal-  (ii3  b)  ten  das  dir 
alliu  ding  eben  komen  guot  und  boes  Difiu  mönfchen  die  fich  ge- 
lichent  fancto  Paulo  in  dien  werdent  alliu  ding  flecht  und  eben  und  270 
horten  fi  den  oedeften  phaffen  der  in  der  zit  ie  wart  ein  gar  flecht 
brödie  tuon.  fi  könden  fi  zuo  dem  hcechften  keren  und  zuo  dem 
aller  heften  verftan.  Horten  fi  ouch  einen  hochen  meifter  von  Parys 
die  aller  vernünftigoften  brödii  tuon  die  kein  mönfche  ie  gehört  fi 
könden  fi  merken  zuo  dem  aller  minnenklichoften  und  zuo  dem  aller  275 
fubtilften  fo  man  in  der  zit  die  gefchrift  verftan  mag.  Und  alfo 
werdent  inen  alliu  ding  gelich.  Won  mit  den  guoten  fint  fi  guot  mit 
den  boefen  haltent  fi  fich  fenftmuetcnklich  und  gedultenklich.  dur 
das  li  in  bringen  zuo  der  minn  chrifti  Als  der  lieb  fanctus  Paulus 
fprach  Ich  bin  mit  allen  dingen  alles  das  fi  fint.  dur  das  ich  fi  280 
bringe  zuo  der  minn  chrifti.  Und  ich  bin  doch  Paulus,  das  was  das 
er  fich  in  allen  dingen  huot  das  er  fich  niut  ergrot.  Er  fprach  ouch 
wer  ift  fiech  und  bin  niut  mit  ime  fiech.  Das  Avas  das  er  mit  allen  mön- 
fchen mitliden  hat  guoten  und  boefen  (li4a)  .Mit  dem  trurigen 
was  er  trurig.  Mit  dem  froelichen  was  er  froelich.  Alfo  fint  ouch  285 
difiu  mönfchen  mit  allen  mönfchen  gelich  das  fi  ouch  fint.  Mit  dem 
fünder  hant  fi  riuwe  und  pin  umb  fin  fündelich  leben.  Mit  dem 
fiechen  trurent  fi.  Mit  den  guoten  und  mit  den  froelichen  fo  froewent 
fi  fich.  Und  alfo  werdent  fi  gelich  eben  gegen  allem  dem  das  in 
der  kriftenheit  ift.  An  dem  zechenden  tage  fo  koment  die  mönfchen  290 
die  an  dem  achtonden  tage  in  die  wuefti  giengen.  die  koment  nu 
har  ufz.  Aber  fi  koment  anders  denne  fi  in  giengent.  fi  giengen  in. 
in  etzwas  ftoltzer  wife  in  die  wuefti.  Nu  koment  fi  hertzlos.  War 
umbe  do  hat  das  blik  fchos  inen  das  hertze  genomen.  Os  habent 
et  non  loquentur.  occulos  habent  et  non  videbunt.  Si  hant  mund  und  295 


261  vgl.  Cor.  4,  9,  20  fg.  280  Cor.  1,  9,  22.  288  de  guole  294  Ps. 

113,  13.         295  Os  habet  er  ao~ 


190  Lxvm 

redcnt  niut.  Si  hant  ougen  und  i^efechent  niut.  War  umb  do  hant 
fi  den  viiiger  uf  den  miind  geleit  dar  umbe  das  fi  niut  reden.  Und 
gant  zuo  dien  liufen  und  f\\igent  und  redent  mit  nieman  niutzit. 
Vnd   lechent   fi    an    recht    als   Mas   \\i\    hie   werden.     Si   gant    aber 

300  ((Üb)  zuo  nieman  Avon  zuo  dien  mönfchen  die  ouch  ab  dem  ^af- 
Metter  erfchroi\ken  iint  als  ouch  fi  Aures  habent  et  non  andient, 
nares  habent  et  non  odorabunt.  Si  hant  oren  und  gehcerent  niut. 
Si  hant  nafen  und  fmekkent  niut.  Manus  habent  et  non  palpabunt 
Pedes  habent   et  non   arabulabunt.    Si    hant  hende  und  ruerent  niut. 

305  Si  hant  fuefie  und  gant  niut.  "War  umbe.  ,  got  ift  ir  fcchen.  und  ir 
fprechen  und  ir  beruerde  und  ir  finakken  und  ir  gan  und  ftan  und  alles 
ir  tuon  und  lallen  heimlich  und  olTenlich.  Got  ift  ir  hertze  und  ir  ge- 
muetc  Und  recht  flechtlich  geret  alles  ir  fin  alzemale  gentzklich.  An 
dem  einliften  tage  lo   erftant  die  toten  von  dien  grebren  uf.    Aber  fi 

310  enkoment  niut  von  dien  grebern.  fi  ftand  uf  iren  grebern  Und  fechent 
was  do  werden  Melle.  Dis  ift  geiftlich  ze  nemen  AVennc  der  heilig geift 
dur  ruefFet  der  toten  gebein.  fo  erftant  difer  mönfchen  gebein  und 
ftant  uf  ir  grebren  und  Martent  Mas  da  MCrden  Melle.  la  difiu 
mönfchen  ftand  uf  ir  eigenncr  kleinheit   und  vernichtikeit  und  Mar- 

315  tent  Mas  got  von  inen  (ll5a)  haben  Melle,  das  fi  dem  behendek- 
lich  genuog  fiien  und  es  volbringen.  Hie  ift  tot  in  tot  la  min  kint 
difiu  mönfchen  die  fint  vorgeftorben  aller  ufwendiger  dingen  und 
alles  des  do  diu  natur  troft  oder  luft  an  haben  möchte.  Aber  nu 
mueffen  fi  fterben  inMcndiges  gütliches  troftes.   la  fi  mueffent  fter- 

320  ben  der  andren  frucht  des  heiligen  geiftes  diu  da  ift  der  zMclf 
fruchten  einiu.  Und  dis  ift  fra?ide  in  dem  heiligen  geift  dero  mueffent 
fi  nu  lernen  fterben.  Und  dis  ift  tot  in  tot  Und  ift  ein  geiftlich 
fterben  dis  mugent  moI  die  fin  von  dien  chriftus  gefprochen  hat 
Beati  pauperes  fpiritu   quoniam    ipforum   eft  regnum  celorum.     Selig 

325  fint  die  armen  des  geiftes  MOn  das  rieh  der  himlen  ift  ir.  la  das 
rieh  der  himlen  ift  ir  und  fi  fint  fei  ben  ein  rieh  gottes.  Und  got 
ruOM^et  in  inen.  Und  hat  alliu  fin  Molluft  in  inen.  Nu  möchtent  ir 
fprechen  War  umbe  erftat  niut  Mon  das  toten  gebein  und  niut  das 
fleuch,  nein  min  kint  das  fleifch  bedarf  niut   das  es  erftandö.    Won 

330  difiu  mönfchen  die  hant  ir  fleifch  und  ir  bluot  verzert  und  verfweint 
(115  b)  in  dem  liden  und  leben  chrifti  dem  fi  alfo  adenlich  hant 
nach  gevolget  dur   alles    fin   leben  in  liden  in  miden  in  fwigen  in 


30t.  303  Ps.  113,  14.  15.  302  odorabcut  321  den         323  ir.  Maltli.  5,  3. 

325  ift  iweimal. 


LXVni  191 

gedultikeit  in  fenftmuetikeit.    Und  in  diemuetikeit  und  recht  alle  fin 
fuoftapfen.    Und    alfo   hant   ü   verfweint    ir   fleifch   und  ir  bluot  und 
alle  ir  craft.    Und    liar  umbe   bedarf  es   niut    erftan  niut  a\  on  allein  335 
das  gebein    der   toten   wirt   dur  ruefTet  von  dem  heiligen  geifte  das 
es  erftande.    3Iiniu  lieben   kindcr  war  Avenent   ir   das    got  mit  difen 
niinnenklichen  monlchen  Averden  fülle,  ficher  ficher  ane  allen  zwivel. 
got  wil   difen   mönfchen    in    zit   noch   in    ewikeit  nienant   ftat  noch 
ruowe    geben   denne   in   der  Verborgenheit  fines  minnenklichen  ant-  34o 
lütes  als  der  m  iffage  her  David   in   dem  falter  fprichet.    Abfcondes 
eos  in  abfcondito  faciei  tue.    Er  fol  fi   verbergen  in  die   Verborgen- 
heit fines   antlütes.    An    dem   zwelften   tage   fo   vallent  die  fternen. 
Dis  fol  man    niut   alfo   verftan  das  die  fternen  gantz  vallent.    Won 
ein  fterne  ift  alfo  grofz  als  alles  ertriche    Und  viele  ein  fterne  har  345 
nider  uf  das  ertriche  er  erfluege  alliu  diu  weit.    Aber  das  geliucht 
der   fterne   das  fi  gebent  (il6  a)  uf  das   ertriche  das  vallet  nider. 
Alfo  vallet  alles  das  geliucht   das   difiu  mönfchen  in  keiner  wife  uf 
das  ertriche   gebent   in  Morten    in  Merken,   in   wandel  in  geberden 
oder  in  keinen    dingen   wie   klein   das  uf   ertriche  iemer  gelln  mag  350 
das  muofz  gentzlich  abe  inwendig  und  ufzwendig   Won  iumme  denne 
die  fternen  kein  unluterkeit  erliden  mugent.    Won  wenne  die  wulken 
etzwas  unluterkeit  von  dem  ertriche  uf  ziechent  Und  die  fternen  da 
von  kein   unluterkeit   enphachent.    beiiendenklich  fo  reiftent  fi   fich 
und  werifent  von  inen  die  unluterkeit   das   fi    aber  fchoen  und  luter  355 
mugen  fin.  Alfo  tuond  difiu  mönfchen.  fi  werfent  von  inen  alles  das 
fi  des  ertriches  ie  oder  ie  gewunnen.    Und  dis  mugent  die  minnenk- 
lichen  mönfchen  fin   von   dien   der  lieb   chriftus    felber  gefprochen        , 
hat.    Beati  mundo  corde  quoniam  ipfi  deum  videbunt.    Selig  fint  die 
die  eins  reinen  hertzen  fint  won  fi  werdent  got  fechent.    Wie  ficht  360 
man    got    Difiu   mönfchen    Averdent   got   fechent    drivalteklich.     Zuo 
dem  erften  fechent  fi  got  in  aller  (iiG  b)  creature.    la    es   ift  kein 
creatur  in  der  zit  du  vindeft  dinen  got  und   dinen  herren  dar  inne. 
Sicheft  du  ein  gewaltig  creature  do  merkeft  du  ein  gewaltigen  got. 
Sicheft    du   ein  wife    creature.    fo   bedenke   den  wifen  got  von  dem  365 
alliu  wifheit  kumet.    Sicheft   du  die  gueti   der  creature  fo  bekenne 
das  guot  das    got  felber  ift  von  dem  und  ufz  dem  alles  guot  vol- 
komenlich  fliuffet.     Zuo   dem   andren  male   fo   fchoAvent   difiu  mön- 
fchen  got   als   er   mit    finer   gnade   tougenliche   in    der  feie  würket 

341  Ps.  30,  -21.  342  abfcondita  352  fehlt  die  zweite  Hälfte  des  Satzes. 

353  diea  Aernea  359  Ev.  Jilatth.  5,  8. 


192  LXVUI 

3T0  menig  niinnenklich  verborgen  ding,  das  nochdenne  der  felben  feie 
dike  verborgen  ift  untz  das  er  fich  von  ir  fcbeidet  und  underziucbet 
denne  bevindet  li  was  11  guotes  getan  hat.  das  das  alles  komen  ift 
von  der  gnade  gottes.  Zuo  dem  drytten  male  lo  fechent  fi  aber  got 
aber  dis  ift  ein  glorioflich  fchow  en  das  ift  beffer  ze  bevinden  denne 

375  da  von  ze  fprechcn  AN'on  es  ift  über  alles  das  man  in  zit  gedenken 
oder  gehörten  kan.  Ein  einiger  tropfe  des  gloriof liehen  fchowens 
das  man  in  ewikeit  fchowet.  über  triffet  alles  das  kein  lerer  in  zit 
da  von  ie  gefprach  An  dem  drizechenden  tage,  fo  fterbent  alle  ( 1 1  7  a) 
die  mönfchen  die  uf  dem  ertriche  fint.   Dis  ift  ein  feiig  niinnenklich 

380  fterben  das  difiu  mönfchen  getan  hant  fi  fint  al  ze  male  tot  aller 
creature.  AVon  fi  fint  unwiffent  aller  creature.  la  fi  haltent  fich 
alfo  diemuctcnklich  under  andren  mönfchen  das  fi  nieman  bekennen 
kan  es  were  denne  der  felben  mönfchen  eins  das  ouch  difen  weg 
gegangen  hat.  Won  der  lieb  chriftus  fprach  felber.  bi  ir  fruchten  fol 

335  man  fi  bekennen  Non  poteft  arbor  bona  fructus  nialos  facere.  ne- 
que  arbor  mala  fructus  bonos  facere.  Kein  guoter  boun  mag  bces 
frucht  bringen,  noch  kein  boefer  boun  mag  guot  frucht  bringen. 
Alfo  ift  es  umb  einen  guoten  mönfchen  der  mag  kein  boes  werk 
Avürken.  nein  ficher  mönfche  difiu  mönfchen  fint  ir  felbers  und  aller 

390  untugent  alfo  ze  gründe  erftorben.  das  fi  kein  untugent  mugent  m  ür- 
ken.  Dis  fint  die  feiigen  toten  von  dien  der  lieplich  minner  lohannes 
ewangelift  gefprochen  hat  Beati  mortui  qui  in  domirto  moriuntur 
Selig  fint  die  toten  die  in  dem  herren  fterbent.  Es  fint  ouch  die 
lieplichen  (ii7b)    mönfchen   von   dien   der  lieb  fanctus  Paulus  ge- 

395  fprochen  hat.  Mortui,  enim  eftis.  et  vita  veftra  abfcondita  eft  cum 
chiiflo  in  deo.  Ir  fint  tod  und  iuwer  leben  ift  verborgen  mit  chrifto 
in  got.  la  difiu  mönfchen  fint  wol  verborgen  in  got.  Won  kein 
creatur  kan  fi  vinden.  la  enkein  creatur  mag  fi  entzezen  in  lieb 
noch  in   leide  war  umbe  do  fint   11    tot   allem   dem   das  fi  entzezen 

400  mag  liplich  oder  geiftlich.  Hie  koment  die  licrlin  und  fchriigent  und 
gehabont  fich  alfo  hertzklichcn  übel,  es  fint  aber  niut  tier  als  die 
mer  wunder  die  da  an  dem  anevang  an  dem  drytten  tage  kament 
das  was  ein  klagberiu  natur.  Aber  difiu  tierlin  das  fint  des  mön- 
fchen nidren  crefte  der  feie  die  begerent  ouch  mit  dien  obren  kreften 

405  mit  chrifto  vereint  w  erden  Und  dis  mag  niut  gentzklich  gefchechen 
die  wile  die  fei  bi  dem  libe  ift.  Won  die  nidren  crefte  der  fei  hant 
alwegen  ein  nider  finken    Und  dar  umb    ichriient  fi   und  fprechent. 

371  vnlz        384  Matth.  7,  16.  18.        392  Apocal.  14,  13.        395  Coloss.  3,  3. 


LXVm  .  LXIX  193 

Cupio  (liffolvi  et  effe  cum  chril'to.   Ich  beger  entpunden  Averden  und 
fin  mit  chiifto.   An  dem  vierzechenden  tage  fo  brünnet  alle  die  weit 
ze  fa-(iisa)raen    in   einem   fiur  waffer  und  ertrich  und  recht  alles  410 
das   uf  dem    ertriche    il't   untz   das  es  al  ze  male  ze  efchen    wirdet. 
Alfo  w  erdent  difiu  mönfchen  gentzklich  in  dem  fiurc  götlicher  minne 
verbrönnet  untz  das  fi  ze  efchen  werdent    la  difiu  mönfchen  fint  ir 
felbers   als   gar    entworden   als   do    fi   in   got  waren,    und  ir  felbers 
noch  keiner  creature  niutzit  \a  üfton.    An  dem  fünfzechenden  tage  fo  415 
wirt    ein    niuwi   weit.     Dis   ift   diu   heilig  niuw  himelfchlich  ftat  ze 
Iherufalem  von  dero.  der  minnenklish  lohannes  ewangelift  gefprochen 
hat.    Si   ift   dur  liuchtet  als  ein  criftalle.    und  ift  dur  leit  mit  edlen 
margariten   und   ift   durflagen    und   dur   fmeltzet   mit  klarem    golde. 
Und  ich  fach  das  vor  dem  thron  gottes  alliu  ding  niuw  waren.    Difiu  420 
himelfchlich  Iherufalem    ift  wider   gebuwen   von    dien  lebenden  ge- 
pulinicrten  fteinen  die  under  dem  hamer  des  lidens  in  difer  zit  ge- 
ordinieret und  gepulinieret  fint.    Und  das  fint    die  mönfchen  in  dien 
difiu  fünfzechen  zeichen  geiftlich  volbracht  fint  als  ir  fi  nu  gehoeret 
haut    Difiu  mönfchen   die   fint  ficher    des   iungften  gerichtes  won  fi  425 
fint  ietz  gericht  in  (iis  b)  ewig  leben.    Miniu   kint   bitten   got  das 
wir  ewig  leben  mit  in  verdienen  und  ouch  befitzen,    des    helfe    mir 
und  iuch  der  vatter  und  der  fun.  und  der  heiig  seift    AmeN 


Am  zwanzigsten  Sonntage  nach  Pfingsten. 

"uia  heri  hora  feptima  reliquit  eum  febris.  Difiu  wort  fprichet  der 
gemint  lohannes  ewangelifta  in  dem  Ewangelio  das  man  hiut  ze  dem 
heiligen  ampt  der  meffe  gelefen  hat.  Und  fprechent  difiu  wort  ze 
tiutfche  alfo.  Geftren  zuo  der  fibenden  zit  des  tages  do  lies  in 
der  ritte.  In  der  zit  was  ein  künglin  des  fun  was  fiech  ze  ca-  5 
pharnaum.  Und  do  difer  erhört  das  Ihefus  kam  von  ludea  in  Galy- 
leam  do  gieng  er  in  zuo  zim  und  bat  in  das  er  ab  gienge  und  ge- 
funt  machote  finen  fun.  er  begond  ietzzo  fterben.  Und  Ihefus  fprach 
zuo  ime.  Nuwen  ir  fechent  zeichen  und  wunder  ir  geloubent  anders 
niut.  Und  das  künglin  fprach  zuo  ime  Herre  gang  abc  E  das  min  10 
fun  fterbe.  Und  Ihefus  fprach  zuo  ime.  Vade  filius  tuus  vivit.  Gang 
diu  fun  lebet  und  der  mönfche  geloubt  der  rede  die  Ihefus  mit  im 
hat  gefeit.   Und  er  gieng.  Und  do  er  ab  gie-(  1 1 9  a  )ng  do  liuffen  im 

408  Philipp,  i,  23.  418  Apocal.  21.  LXIX,  2  JEv.  Joh.  4,  46  fgg. 

Altd.  Predigten.  13 


194  LXIX 

die  knecht   engegen   und    kunten    ime   und   feiton   das    fin    fun  lebt. 

15  Und  er  fragt  der  zit  von  in  in  der  im  bas  m  orden  m  er.  Und  11 
feiten  im  quia  lieri  hora  feptima  rollquit  eum  febris.  Gefter  \\o\  zuo 
der  fibenden  ftunde  des  tages  do  lies  in  der  ritte,  do  erkant  der 
vatter  das  es  die  felbe  zit  A\as  in  der  Ihefus  gefprochcn  hat.  din 
fun  lebet.    Und  er  wart  gelou])ent   und   alles  fin  huf  gefinde    Nu  ift 

20  ze  Aviffen  das  der  ritte  den  mönichen  gern  an  gat  von  dem  das  er 
etzwas  ungefundes  geeffen  hat  und  das  in  dem  magen  lit  und  es  niut 
vertoewen  mag.  Und  der  difeni  mönfchen  helfen  wil  fo  nuiofz  man 
ime  den  magen  rumen  mit  guoter  artznie.  Und  ouch  mit  der  helfe 
gottps  ane  die  nieman  niutzit  vermag.    Wellen   Avir  nu  dis  geiftlich 

25  nemen  fo    haben    wir  alle   den   ritten.    Won   wir   haben  in  geerbet 

von  ünfcrm  erften  vatter  adam  do  der  das  verbotten  ops  as  in  dem 

paradyfe.    do  gewunnen   A\ir   alle    den  ritten.    Und  hein  in  von  ime 

geerbet.    Und  a\  ie  das  ift  das  wir  in  dem  touffe  von  der  erbfchulde 

-  gewefcben  a\ erden,    doch  belibet  (iiob)  uns  das  würtzlin  der  ge- 

30  neiglicheit  zuo  der  fchulde.  Und  zuo  dem  gebreften  alfo  das  wir 
niut  gentzklich  dis  ops  verdowet  haben  won  das  es  uns  in  dem 
magen  lit.  Wellen  wir  nu  gefunt  werden  von  dem  ritten  fo  be- 
durffen  Avir  wol  eins  guoten  artzatz  der  uns  den  magen  wol  rumen 
künne.    Und  von  dem  ritten  gehelfen   künne.    Und  dis   ift   der  min- 

35  nenklich  chriftus  Ihefus  der  himelfchlich  artzat  an  den  in  zit  noch 
in  ewikeit  nieman  niutz  vermag.  Dirre  artzat  der  heiffet  Celeftis 
medicus.  der  himelflich  artzat.  Wellen  wir  im  nu  volgon  er  machet 
uns  fnellenklich  gefunt.  Und  dis  muofz  ouch  gefchechen  an  der  fiben- 
den ftunde  des  tages.  Diu  erfte  ftunde  diu  ift  fo  der  mönfche  hcrret 

40  fagen  von  dien  manigvaltigen  frcifen  die  ietzant  fint  in  aller  der 
kriftenheit.  Und  wie  recht  forgklich  es  ietzant  ftat  umb  die  liut 
oder  fo  der  mönfche  fichet  wie  recht  unftet  alles  das  ift  das  in 
difer  weit  loch  etzwas  frcelich  fchinnet  wenne  man  es  beginnet  recht 
an  fechen.    fo    ficht  man   wol  das  es  gar  ein  unftet  ding  ift.    Miniu 

45  kinder,  ir  fechent  wol  der  hiut  gefunt  ift  (  120  a)  der  ift  morn  fiech. 
Der  hiut  fraglich  ift  der  ift  licht  morn  trurig.  Der  hiut  rieh  ift  der 
ift  morn  arn.  Min  kint  fich  an  Avar  ift  der  freilich  minnenklich  meile 
worden  mit  aller  finer  luftlicher  minnenklicher  blueft.  Min  kint  er 
ift  erdorret.    Und  diu  fclurne  bluoft  ift  verrifen.    War  ift   der  lieb 

50  fumcr  Avordcn  mit  aller  finer  fumerlicher  a\  unne  und  fra?de.  es  gat 
da   hin  recht  als  ob   er  nie  were   Avorden.    Min  kint  nu  nim  allen 

21  YDgefundes  23  atznie 


LXIX  195 

den  luft  und  fioeide  fo  ic  kein  münfche  in  difer  zit  gewan.  fo  muoft 
du  es  docli  lafl'en  du  weilt  niut  welcr  ftunde  oder  \\eles  tages.    nu 
Inege  dir  nienian  kein  leit  Und  luvb  an  einem  tage  alle  die  fra?ide  die 
din  liertze  lüftet  oder  begert.  Min  kint  nu  nim  din  felbers  war  und  55 
fich  ob  es  dir  zc  gantzer  frooide  und  ze  gantzem  liebe  muge  werden, 
nein   es   das  fage    ich    dir   für  ein  gantz  warheit.    Du  vindeft  ienier 
etzwas  das  dich  truket  oder  biffet  in  dinem  hcrtzen    Wie  dir   loch 
nieman   kein   leit  tuet,    fo   tuoft   du   es  aber  dir  felber.    Dis  ift  diu 
erft  ftunde.    fo   du  nu  dis  alles  an  iicheft.  fo  (i20b)  muoft  du  er- 60 
fehrekken   ab   dir   felber.     Und   fo   du  einem   toten  hrereft  liuten  fo 
gedenkeft  du  in  dir  felber.    Ach  du  armer  mönfche  was  lebens  haft 
du.  \\  ilt  du  ienier   alfo  kranklich  leben    du    weift    doch   niut   weler 
ftunde  du  ouch  ftirbeft.    oder  war  du  varn   muoft.    oder  wie  es  dir 
ergan   fof   du   fölteft   doch   billich   din   leben   belfern.     Wer  nu  der  65 
mönfche  ift  der  im  felber  ftund  oder  ftat  laffet  in  difer  gedenknuft 
als   ir   nu  gebeert  haut,    dem   wirt   behendenklich   die  ander  ftunde 
nach  gende.     Aber  Aver  fich  difer   ftunde   werrend  ift  und  dar  ufz 
louffet    dar   umb   das   finer  natur  niut  we  gefchech.    ficher  mönfche 
ufz  difem  mönfchen  wirt  niutzit  und  möchte  im  avoI  gefchechen  das  70 
er  in  der  fiinde  verdürbe.    Won  wer  alle  tffide  fparen  Avil  uf  einen 
tod   das    A\  irt   im   gar    ein  herter  bitter  tod    Und  Aver  linen  riuwen 
fparet  untz  uf  fin  ende  das  ift  ze  male  ein  forgklich  ding.    Won  Aver 
ift  der  mönfche  der  des  riuAven   ficher  fi   an  finem  ende  nieman  in 
der  zit.    Und   dar  umb    min   kint  fo   folt  du  difer  erften  ftunde  ftat  75 
und  ftunde  laffen  in  dir  fo  ku-  (121  a)  met  behendeklich    die  ander 
ftunde  difer  ftunde  nach.    Und  diu  ander  ftunde  das  ift  hertzklichiu 
Tinw.  Alfo  das  du  alfölich  bitterkeit  geA\  ünneft  umb  din  fiinde.  das  du 
niut  allein  an  ficheft  die  groffen  fiinde.  du  wirft  ouch  an  fechen  die 
aller  n)inften  fchulde  die  du  getan  haft.  der  du  hie  vor  kleini  niutzit  80 
fchaftoft  noch  ir  kein  acht  hattoft.   Du  Avirdeft  under  die  ftegen  der 
feie  gan    Und  har  ufz  Aviifchent  das  pulver  der  fchulde    Hie  ficheft 
du  aliicheit  der  fiinde  das  ift  vilheit.    Und  dir  Avirt  alfo  Ave  ze  muot 
das    du  mit   dem   Aviffagen  David    A\irft   fprechent.     Recogitabo    tibi 
omnes    annos  nieos  in    amaritudine  anime  mee.    Ich  Avider  denk  dir  85 
alliu  miniu   iar  in   bitterkeit   miner  feie.     la  min  kint   du  A\irft  an 
fechent  din  verlorn  zit  das  du  niemer  mer  her  Avider  bringen  macht. 
Und   du  ficheft  an   Avie  recht   dike  du  dinen  geminten  got  erzürnet 
haft.  der  dir  fo  gedultenklich  gebettet  hat.  und  dich  fo  minnenklich 

54  hab  eine  tage         84  vielmehr  Ezechias  bei  Isaias  38,  15.        tibi  fehlt. 

13* 


196  LXIX 

90  M  ider  zuo  inic  ^erueffet  hat  dis  wirt  dir  all'o  we  tuond  das  du  aller 
der  ])in  m  ol  vergiffeft  die  du  dar  uiiib  lideii  lölteft  ^\  ider  dem  allein 
das  du  dinen  (  1  21  b)  got  und  dinen  lierreii  erzürnet  halt,  llie  wir- 
deft  du  dich  Ichament  alib  liertzi<li(li  vor  dineni  got.  und  vor  dinem 
herren  das  du  mit  der  lieben  Marien  magdalenen  vallelt  zuo  dien 
95  fueffen  chriiti  und  du  im  aller  diner  liinden  vergicheft  mit  ir  mit 
rechter  l'chame  dines  hertzen.  Won  es  l'prichet  der  hoch  geloht 
■\virdig  fanctus  Gregorius  von  der  lieben  marien  Magdalcnen  das  11 
fich  alfo  hertzklichen  übel  fchamt  vor  dem  herren  in  irem  hertzen 
das   11    niut  wand  das  fich  ieman  ufzwcndig  fchamen  lölte    Und  do 

100  fi  erhörte,  das  ir  herre  was  in  fymons  hus.  do  kam  fi  Inelleklich 
louffend  recht  als  ein  löwin  der  ir  kint  genomen  fint  und  nam  nie- 
raans  war  MOn  des  herren  allein,  lud  was  ieman  von  ir  redde 
oder  feit  des  hört  11  ze  male  niutzit.  AH'o  grofz  ^Aas  ir  inwendiger 
ernft   und   fcham   die   II   zuo   got  hat.     Und  dar  umbe   fo  wurden  ir 

105  ouch  fo  behendenklich  ir  fünde  vergeben.  11  gieng  in  ein  fünderin 
und  viel  zuo  dien  fueffen  chrifti  ein  riuM  erin.  und  ftuond  uf  zuo 
dem  houpt  chrifti  als  ein  fchowerin.  Und  chriftus  hies  11  gan  in 
fride  (i22  a)  .Und  alfo  gieng  fi  ufz  von  dem  hus  in  einem  minnenk- 
lichcn  fride  in  dem  fi  chriftus  ir  geminter  herre  hies  gan.    Wer  nu 

HO  dis  andern  ftundc  alfo  minnenklich  in  riuwe  llnes  herzen  vertriben 
hat  dem  wirt  der  herre  nu  helfent  von  der  andren  ftunde  zuo  der 
dritten  ftunde  und  dis  ift  bichtc.  Ilie  folt  du  fechen  wie  du  bich- 
teft.  Zuo  dem  erften  male  folt  du  fechen.  Ilabelt  du  kein  tot  fünde 
getan    das   du   die    mit  funderheit  bichteft  Mie    du    He  getan  habeft 

115  wilklich  oder  unwilklich  mit  notdurft  oder  ane  notdurft  oder  ufz 
Avelcher  frevenheit.  oder  in  welher  meinunge.  Won  bicht  \\art  zuo 
dem  erften  uf  gefetzzet  durch  tot  fünden  A\illen.  W^as  du  aber  weift 
das  du  gebichtet  haft.  des  bift  du  für  bas  niut  mer  verfchult.  Aber 
■was  du  weift  das  du  niut  gebichtet  haft  das  folt  du  eigenlich  lagen 

120  als  verre  du  dich  fin  in  kein  wife  verfinnen  kauft.  Aber  teglich 
fünde  folt  du  ineiner  gemeinde  rueren.  Und  du  folt  din  felbers  vil 
eben  war  nenien  A\as  du  oder  wie  du  dich  verfchult  habeft  von 
einer  bichte  zuo  der  andren  das  du  mit  willen  niutzit  verfwigeft 
weder   durch    vorcht  noch  ((22b)  durch  fcham.    Und  du  ouch  vor 

125  der  bichte  dich  wol  verfinneft  was  du  lagen  folt  kurtzklich.  das  du 
dinem  bichter  niut  als  vil  zites  benemeft.  Du  folt  ouch  dinem  got 
und  dinem  herren  vor  und  nach  und  alle  ftunde  bichten  als  die  lieben 

96  gelobt 


LXIX  197 

appoftolen  taten  die  fprachen  alle  zit  Herre  vergib.  Herne  vergib 
■won  ü  erkanten  das  mönfchlich  krankheit  alfo  bloede  ift  das  fi  alle 
zit  fändet  Und  liar  unibe  lönd  Avir  alle  zit  bicbten  mit  dem  hertzen  130 
dem  milten  vergcber  chrifto  der  do  ah\'egen  bereit  il't  dem  fiinder  fin 
fünde  ze  vergeben  als  dike  er  an  dem  tage  kumet.  Won  do  in  der 
liebe  himelfiirfte  fanctus  Petrus  fragte.  Herre  a\  ie  dike  fol  icli  dem 
fiinder  an  dem  tage  fin  fünde  vergeben  ze  üben  malen,  do  fpracli 
der  minnenklich  chriftus.  Non  dico  tibi  petre  dimittendi  fepcies  fed  135 
ufque  feptuagies  fepcies.  Petre  ich  heis  dich  niut  ze  fibcn  malen 
vergeben,  fimder  ze  fiben  malen  fibentzig  mag  der  fiinder  alfo  dike 
an  dem  tage  komen  fo  foltu  ime  ouch  als  dike  fin  fünde  vergeben. 
Diu  vierde  ftande  das  ift  buofz  die  der  bichter  geben  fol.  Won  E. 
das  dich  der  bichter  von  ime  laffe  fo  fol  er  dir  buoffe  geben.  Won  i4o 
er  fol  dich  niut  ane  buof-(  (23  a)fe  von  ime  laffen.  Er  fölt  dir  E. 
ein  einig  Ave  Maria  geben.  E.  er  dich  ane  buoffe  liefli.  Aber  dar 
nach  als  du  bichleft  dar  nach  buoffet  man  dich.  Git  man  dir  nu  vil 
buoffe  dar  nach  m  irt  dir  die  buoffe  des  fegfiurcs  abe  genomen.  Won 
din  bichter  nimet  dich  der  helle  und  antwürt  dich  dem  fegfiure  als  145 
vil  du  niut  buoffeft  in  difer  zit  als  vil  muoft  du  es  in  dem  fegfiur 
ab  legen.  Won  din  bichter  die  buoffe  niut  eben  gevvegen  kan  en- 
gcgen  der  fünde  die  du  getan  haft.  Dar  umbe  muofz  er  dich  dem 
fegQure  antwürten.  Aber  Avenne  er  dir  buoffe  gibct  erkenneft  du 
denne  das  du  11  niut  geleiften  macht,  fo  folt  du  fürfich  an  der  felben  150 
ftat  dinen  bichter  bitten  das  er  es  dir  liechtri.  erkennet  denne  din 
bichter  fo  du  ime  die  fache  für  gcleift  das  es  notdürftig  ift  fo  mag 
er  dir  din  buoffe  \\o\  liechtren  ob  er  es  gerne  tuet.  Won  ficlier 
mönfche  niut  anders  macht  du  der  buoffe  ledig  fin.  und  alle  die 
Avile  fo  du  ouch  din  buoITc  niut  geleiftet  haft  und  du  es  von  hin-  155 
lefheit  laffeft  fo  bift  du  niut  in  gnaden.  Möchte  nu  der  bichter 
vvüffen  wie  grofz  des  menfchen  riu«e  Avere.  Und  das  (123  b)  ein 
mönfche  als  grofz  fünde  getan  hetti  das  es  unmuglich  wer  der  mön- 
fche möchte  alfölichen  riuwen  dar  umbe  haben  das  ime  der  bichter 
ein  Ave  Maria  geben  möcht  und  in  fchulde  und  buoffe  erlaffen  und  I6O 
abe  nemen.  Diu  fünfte  ftunde  ilt  einen  gantzen  vonker  tuen  von 
allem  dem  das  füntlich  und  gebreftlich  ift  mit  verwegnem  gemuete 
Und  niut  allein  von  dien  fänden  die  ich  tuen  möchte  mit  Avorten 
oder  mit  A\erken  oder  mit  gedenken  mere  ouch  alle  die  Avege  die 
mir   urfach    bringen  möchten  ze   fänden    die    fol   ich    ouch    fliechen.  les 

133  Ev.  Mutlh.  18,  21  fg.  135.  136  dimilteli  —  vfzqz  fepluagcs 


198  LXDC 

Won  Avenne  ich  gan  an  die  ftett  da  man  fünde  tuot  fo  han  ich  mir 
felber  urfach  der  lüiide  geben.  Won  ein  mönfche  mag  lieh  kum 
icmer  fo  gentzklich  gehueteii  er  vallo  ouch  in  gebreften  wenne  er 
flehet  gebrel'ten   neben   eintweder   mit  Avolgevallen  oder  mit  Porten 

170  oder  mit  werken  oder  aber  mit  milTevallen  und  mit  urteil  alfo  das 
er  den  möntlchen  in  finem  hertzen  ver  urteilt  umb  die  lünde  die  er 
an  ime  iicliet  oder  hoeret.  Und  liarumbc  l'ol  der  münlche  urlach  der 
fünde  fliechen  als  finen  eigenneu  gebreften.  Dar  umbe  das  er  von 
finer  urfach  niut  in  fache   der  fünde  valle  won  das  ift  urfach  das 

175  du  dir  ((2la)  felber  gift  zuo  dien  fänden,  l'nd  das  ift  fach  der 
fünde  da  man  die  fünde  tuot.  Und  har  umbe  folt  du  fliechen  gcfellc- 
fchaft  gef])ilfchaft  kleider  kleinceder.  Und  ficchtlich  geret  alles  das 
der  nature  luft  und  begirde  bringen  mag.  Und  do  fi  genuegde  in 
fuochct    do   folt   du  eins    hiut   ab    brecJien    das    ander   morn    ^^'on 

180  wölteft  du  es  alles  eins  tages  tuon.  fo  würgteft  der  natur  den  hals 
abe  das  were  niut  nütz,  du  folt  fechen.  und  din  felbers  gar  eben 
Avar  nemen.  war  zuo  du  aller  meift  geneiget  llgeft  das  du  das  zuo 
dem  erftcn  ab  brecheft  ift  das  holTart  das  brich  abe  und  lern  dic- 
muetig   lin    Won    diemuot  ift   ein   ])hunment  uf  das  alle  tugent  ge- 

185  buw  en  ilnt.  Won  der  lieb  chriftus  lert  fi  fin  iungren  und  uns  an  in 
do  er  fprach.  Difcite  ame  quia  mitis  fum  et  humilis  corde.  Lernent 
von  mir  won  ich  milt  bin.  Und  diemuetiges  hertzen.  Er  lert  fi  niut 
das  fi  wis  \\  eren.  er  lert  fi  miltikeit.  Und  diemuetikeit.  IJift  du  aber 
gcrede  alfo  das  du  gern  fageft  von  dien    dingen  die  dich  niutzit  an 

190  gant.  Min  kint  fo  folt  du  dinen  mund  gefw  eigen.  Ich  tuon  dich  des 
ücher  ane  allen  zwivel  gefweigeft  du  den  mund.  got  gefweiget  das 
hertzc.  Du  folt  (i24b)  tuoii  als  der  flange.  fo  der  alt  wirt  fo 
fliulTet  er  durch  z^\  en  enge  ftein  und  lat  fin  alten  hut  do  zwüfchent 
helib.en.    Und   inic  wachfet   denne   ein  niuwi  hut.    Alfo  folt  du  dich 

195  trengen  zwüfchent  dien  z^^  ein  engen  fteinen  durch.  Das  ift  das  ftrcngc 
gcrichte  des  herren  fo  er  ^\irt  habent  an  dem  iungften  tage  über  alle 
fünder.  Und  durch  fin  minnenklich  verdienen  das  er  allen  fündern 
hat  vor  getan.  Do  der  mönfche  avoI  nemen  mag  ablas  aller  fchulde. 
Alfo  folt  du  dinen  alten  fündigen  mönfchen  abe  ziechcn.    Und  einen 

200  niuwen  mönfchen  an  legen  A  on  difem  hat  der  lieb  fanctus  Paulus 
fo  minnenklich  gefprochen.  Henovamini  fpiritu  mentis  veftre.  Er- 
niuwrent  iuwer  gemuete.    Und  legent  an  einen  niuwen  mönfchen  der 


179—1«!   vgl.  LWIU.    14-2— li5.  182  geneigeft  fig:eft  18/*  phuinel 

iSQIHatth.  11,  29.  201  i>/ies.  4,  23  fg. 


LXIX  109 

nach  got  gefchaffen  fi  in  gerechtikeit  und  heilikeit  und  warheit.   Du 
folt  oucli  tuon   als  der  adler    lo  der  alt  Avirt    lo  wirt  im  iin  Inabel 
krumb  das  er  da  vor  niut  eilen  mag  fo  billet  er  in  au  einen  herten  205 
Itein.    Untz  er  vor  abe  brichet.    Und  wachlet  ime  denne  ein  niuwer. 
AH'o  folt  du  dinen  niund  billen  an  den  herten  Itein  der  gerechtikeit 
gottcs   diu  kein    unmuefiig   wort   ungerochen  lat  eintweder   (i25a) 
in  zit  oder  in  ewikeit.    Dis   leret  dich   fvvigen  von  allen  boefen  un- 
nützen >\  orten   und    allein  von   chrifto   fprechen.    Diu  fechfte  ftunde  210 
ift  das  du  von  tugeiit   ze   tilgende   gan  folt  untz  das  du  koraeft  von 
gewonheit  in  ein  a\  efen  alfo  das  du  von  gnaden  werdeft  das  chriftus 
was  von  nature.    Und  dis  muofz  gefchechen  von  flis  der  tugent  das 
du  der  minften  tugent  als  flifklich  Avar  nemeft  als  der  meiften.    Won 
ficher  mönfche  die  wile  du  der  minften  tugent   niut  war  nimeft  und 215 
fi  ouch  uebeft.    fo   macht   du   die  meiften   niemer  volbringen.    recht 
als  ouch   dem   mönfchen  gefchicht.    der   fich   vor  der   kleinen  fünde 
niut  huetet  der  mag  fich  vor  der  groffen  kum  iemer  gehueten.    Und 
alfo   folt   du    die   tugent   flifklich   neben   das   du  alle  tugent  weflich 
und  minnenklich  befitzeft.   Hie  wirt  dem  mönfchen  alfo  hertzklichen  220 
w  ol  mit  dien  lügenden  das  fi  im  alle  zit  gelich  luftlich  und  begirlich 
werdent.  Won  er  bevindet  das  er  finen  got  in  allen  tagenden  vindet 
Und  bevindet   in   dem    begirliclien   w  ürken    der  lügende  das  got  fin 
gantzer  friunt  v»orden  ift  AVon  das  i't   ein  war  zeichen  das  got  fin 
friunt   ift  und  bi  ime  ift  wenne  er  die  tugent  luftlich  und  begirlich  225 
uebet.  Nu  raö-(i25  b)chteft  du  fprechen    Wa  von  kumet  das  got  fo 
recht  w  ening  fiiunden   hat   in   difcr  zit  und  er  doch  fo  minnenklich 
und  fo  heimlich  und  fo  friuntlich  mit  inen  a\  andlot.    Das  kumet  von 
dryn   fachen    Zuo   dem   crften  male  das  uns  die  feie  als  recht  ver- 
borgen ift.    und   üas   aber    der    lib    als  gegenwärtig  ift  das  im  alliu  230 
ding  als  recht  we  tuond  und  er  nu  niut  bevindet  was  diu  feie  har  nach 
lidcn  muos  umb  das  er  nu  verdienet.  Nu  möchteft  du  aber  fprechen 
War  umb  muofz  nu  diu  feie  har  nach  bueffen  das  der  lib  verdienet 
hat.  Do  cntfpringot  es  in  dem  aller  edloften  der  feie  alle  die  fünde 
die  der  menfche   iemer   gctuon  mag  diu  entfpringet  zuo  dem  erften  235 
in  der   feie   Und  der  lib  mag  kein  fünde  niemer  volbringen  diu  feie 
gebe   das  edleft  dar   zuo  das  fi  hat  das  ift  der  fry  wille.    Und  dar 
umb  muofz  ouch  diu  feie  zuo  dem  erften  die  lünde  buoffen   .E.  der 
lib  nach  des  mönfchen  tod.     Zuo    dem  andren  male  fo  hat  der  lieb 
chriftus  den  mönfchen  fo  nienig  luftlich  ding  in  der  zit  gelaffen  und  240 
gegeben  da  mit  der  mönfche  zuo  chrifto  folt  gan.    do  mit  verret  er 
fich  von  ime  Won  alliu  luftlichiu  din^  die  in  der  weite  fint.  do  mit 


200  LXIX 

folt  der  mönfche  (126  a)  zuo  got  gan.  fo  gat  er  von  ime.  Nu  fprichet 
alliu  unvcriiünffij:^  crcature  gang  für  gang  für  Ich  bin  niut  diu  got.  Und 

245  do  ift  der  mönfche  als  tiinib  das  er  in  allen  dingen  luft  nimet.  Und 
do  belibet  da  er  folt  für  gan.  fo  der  mönfche  einen  rofen  in 
finer  haut  hat  oder  des  gelich  fo  folt  er  behendenklich  ein  durh- 
bruch  nemen  und  gedenken  bi  dem  fueffen  gefmak  Mie  fiiefz  und 
wie  recht  minnenklich  der  fchöpfer  ift  der  den  rofen  gemachet  hat. 

250  Und  alfo  Averin  dem  raönfchen  alle  creaturen  ein  ingang  in  den 
fchöpfer.  Das  drytte  ift  dar  umb  got  als  A\ening  friunden  hat  als 
balde  der  mönfche  in  die  friuntfchaft  gottes  getrittet.  fo  ift  das  erfte 
das  dem  mönfchen  begegnet  das  got  gewalt  gibet  allen  creaturen 
das  fi  den  mönfchen  pingen.    Und  fi  fchendent    den   mönfchen  A\a  fi 

255  mugent.  Und  dis  ift  als  hert  das  lieh  nieman  dar  in  gern  \\  aget. 
Und  tuot  doch  got  dis  alles  dem  mönfchen  von  rechter  liebi  das 
der  mönfche  ilch  felber  lerne  bekennen  fo  man  ime  finen  gebreften 
uf  hebet,  und  er  finen  got  lieb  habe  AVon  in  liden  und  in  be- 
truebde  fo  rueifet  der  mönfche  mer  got  an  denn  in  frantzmue-((  26  b) 

260  tikeit.  Die  fibende  ftunde  und  die  iungft  in  der  du  gentzklich  gefunt 
folt  werden  diu  ift  das  du  mit  grundloler  verzigenheit  din  folbers. 
und  mit  dicmuetikeit  alliu  diniu  guoten  m  erk  dinem  herren  uf  brin- 
geft  und  ime  allein  lob  und  ere  gebeft.  Und  du  bekenneft  was  du 
guotes  tuoft  oder  getan  haft  das  er  das  allein  würket.    Won  du  haft 

265  von  dir  felber  niutzit  won  fünde  und  gebreften.  Und  \\  as  du  guotes 
Avürkeft  in  geift  und  in  natur  das  ift  fin  und  niut  din  Als  er  felber 
fprichet.  Sine  me  nichil  poteftis  facere.  Ane  mich  fo  vermugent  ir 
niutzit.  Und  noch  denn  fo  ir  getuont  alle  iuwer  vermugent  noch 
denne  fo  fönd  ir  fprechen    Wir  fin  unnütze  knechte.    Wenne  du  nu 

270  alfo  erkenneft  alles  das  du  guotes  tuoft  das  das  des  herren  ift  und 
niut  din  und  ime  dankber  bift  ieklicher  gäbe  funderbar  alfo  das  du 
fpricheft  mit  fancto  Paulo.  Cracia  dei  fum  id  quod  fum.  Das  ich 
bin  das  bin  ich  von  der  gnade  gottes.  Und  got  guenlichi  und  ere 
gibeft  von  allem  dinem  tuon  und  laffen  fo  belibet  dir  der  nutz,  und 

275  got  hat  die  ere  des  fi  ouch  ift  aber  lieber  mönfche  wiltu  die  ere 
haben  got  behebt  den  nutz,  fo  fich  du  was  du  denne  habeft  an  der 
ere  die  vergat  behendenklich  die  ere  dirre  zit.  Min  kint  haft  du 
(127  a)  nu  dis  fiben  ftiinden  ordenlich  volbracht  als  du  hievorwol 
gebeert  haft.  fo  bift  du  von  dem  ritten  gefunt  worden.    Das  uns  dis 


267  Ev.  Joh.  15,  5.  272  Cor.  1,  15,  10. 


LXDC  .  LXX  201 

allen  wider  var   des   helfe   uns   der  vatter  und   der   fun  und   der  280 
heilig  geift    AmeN 


Am  dreizehnten  Sonntage  nach  Pfingsten. 


D 


um  irct  ihefus  in  ierufalem  tranfiebat  permediani  faraariam  et 
galileani,  Difi  \vort  hat  gefprochen  der  lieb  chriftus  dur  den  ewan- 
geliften.  fant  lucas  Und  fprechtnt  zetiutfch  alfo  in  der  zit  gieng 
ihefus  in  ierufalem  und  gieng  zwüfchent  dien  zwein  lendren  famariam 
(79a)  und  galileani,  et  cum  ingrederetur  quoddam  caftellum,  Und  5 
da  er  gieng  inein  caftel  do  be  gegnoten  im  x.  uffetzig  menfchen  und 
ftuonden  vernef  und  huobon  uf  ir  ftim  fprechend  ihefu  ein  gebieter 
erbarm  dich  über  ünf  Do  fach  er  fiu  und  fprach  gant  erzoegent  iuch 
den  priefteren  Und  ef  gefchach  das  fi  giengent  und  wurdent  gereint, 
einr  \  on  inen  do  der  fach  das  er  ift  gereint  der  ift  wider  gant  mit  10 
grofler  ftim  got  lobent  und  gniefzent  Und  er  viel  uf  fin  antlüt  für 
fin  fuefz  im  dankent  Und  difer  was  ein  famaritan  ihefus  antwürt 
und  fprach  waren  iuw  er  niut  zehen  die  gereint  fint  Und  wa  fint  die 
niun  ef  ift  niut  funden  denn  einr  von  in  der  got  guenlichi  geb  Und 
er  fprach  zuo  im  vade  in  pace.  gang  in  frid  Din  gloub  haut  dich  15 
behalten  ,  Dif  ift  das  ewangelium  nach  dem  texft  1 1  mini  kinder  nu 
nemen  A\ir  das  erft  svort  har  wider  ihefus  gieng  gegen  ierufalem 
und  gieng  zwüfchent  dien  zwein  ftctten  famarian  und  galilea,  fama- 
rian  ift  alf  vil  gefprochen  äff  ein  huot  der  gebott  gottes  ,  galilea 
betiut  alf  vil  äff  ein  volbringer  der  xij  reten..,  mini  kinder  nu  20 
muefzend  all  menfchen  dur  die  x.  gebott  in  gan  in  ew  ig  leben  aber 
äff  ein  Aveltlich  menfch  gebunden  ift  der  .x.  gebotten  alfo  ift  ein 
geiftlich  menfch  gebunden  der  xij  retten  won  diu  .x.  gebott  hant 
vil  urlobf  das  doch  einem  geiftlichen  menfchen  niut  erloubt  ift  Und 
das  merk  bi  dien  kinden  von  yfrahel  do  die  w  ölten  in  das  geheiffen  25 
laut  do  kam  einkeiner  nie  dar  dero  die  do  giengen  die  witen  und 
die  gemeinen  ftraufz  niut  m  on  die  do  giengen  und  uf  klummen  über 
die  hohen  velf  und  über  die  flueh  und  berg  und  das  waren  rifen 
und  held  Und  die  kamen  euch  in  das  geheiffen  laut  Und  darumb 
fprach  chriftus  intrate  per   anguftam  portam  ir  fond  in  gan  dur  die  30 

LXX,  2  lieb]  in  der  Ilandschriftleh        3  Luc.  17,  11  fgg.         6  im]  im  fich       26  in 
der  HS.  nie  oder  ine  d.  h.  iene?        29  hier  und  meist  daru        30  Matth.  7,  13, 


M3  LXX 

ODgen  port  der  weg,  der  verluft  der  ift  wit  Und  darumb  min  kint 
du  folt  dich  (79  b)  niut  allein  hueton  vor  dien  dingen  die  dir  ver- 
botten  fint  nier  ouch  vor  dien  die  dir  erloubt  fint  nu  ift  lamaria  alf 
vil  gefprochen  alf  huot  der  gebott  gottef  nu  laufz  ich  letz  diu  ge- 

35  bot  ligen  m  on  ich  geiriuw  das  ir  11  avoI  Aviffent  wen  all  menfchen 
fi  fint  weltlich  oder  geiftlich  die  fond  11  kunnen  nach  dem  texft  und 
volbringen  nach  dien  Merken  Avon  Aveler  menfch  diu  .x.  gebot  niut 
kan  der  zuo  llncn  tagen  konicn  ift  der  tuot  tot  fünd  und  alfo  dik 
er  fi  über  gat  fo  tuot  er  ahvogent  zwo  fünd ,  Won  das  ift  tot  fünd 

40  das  erf  niut  kan,  Und  das  ouch  tot  fünd  das  er  11  brichet  Aber  ein 
menfch  das  diu  gebot  a\  eif  und  kan  das  tuot  niut  Avon  ein  tot  fünd 
nu  fj)richt  galilea  alf  vil  alf  ein  volbringen  der  xij  nvt  Won  ein 
geiftlicher  menfch  dar  zuo  gebunden  ift  alf  zuo  dien  .x.  geholten  nu 
Averdent  dif  xij  ra;t    geleit  uf  driu  ftuk    Und  difi  driu  geloubent  all 

45  geiftlich  menfchen  funderlich ,  Und  die  andren  niuni  fint  denn  in 
difen  befchloffen  Nu  ift  eins  arinaot  und  gehorfami  und  luterkeit, 
Nu  werdcnt  dill  driu  ftuk  gelichet  einer  Avucfti  Diu  hat  ouch  driu 
ftuk  an  ir,  Das  erft  diu  Avucfti  ift  vinfter  und  eilend  an  dem  auA'ang 
fo  man  erft  dar  in  gaun  a\ il  fo  ift  der  Avcg   vinfter    und   eilend,    fo 

50  man  aber  ie  verrcr  gat  in,  in  die  a\  uefti  fo  do  ie  heitrer  und  liech- 
ter  A\  irt  Und  das  ift  ouch  ein  gehorfam  leben,  fo  man  das  erft  an 
vachet  fo  ift  ef  gar  vinfter  und  hert  und  eilend  Won  ef  ift  niut  ein 
klein  ding  einem  menfchen  das  gOAvonet  hat  finf  eigennen  Avillen 
das.   das  nu  muof  finen  eignen  Avillen  in  einf  andren  menfchen  haut 

55  laffen  und  nach  des  A\illen  leben  und  Uns  Avillen  gentzlich  fterben  und 
undergan  in  (uon  und  in  lafzcn  aber  \\enn  ein  menfch  verAvegenlich 
lieh  dar  in  git  er  kumt  in  kurtzcr  zit  dar  zuo  das  im  fins  oI)rcn 
A\illcn  baff  gevalt  und  awii  iorgcn  dar  uf  getar  fterben  und  leben 
(soa)  denn  uffer  fim  willen  Und  im  die  gcliorfami  lieber  und  liech- 

60  ter  A\  irt  denn  iutzit  das  er  im  felber  fetzet  oder  ordnet  Won  er 
enphindet  das,  das  liecht  gütlicher  gnad  in  der  gehorfami  aller 
bebeiitklicheft  uf  brichet  und  dif  bewart  chriftus  do  er  fprach  ego 
fiim  lux  mundi,  Ich  bin  ein  liecht  der  Avelt  Wer  mir  nach  volget  der 
Avandlot    niut  in   der    vinfternüft    Avon    er  hat  das  liecht  des  lebens 

65  Und  dif  nach  volgen  cluifti  mag  in  keiner  \\ if  baff  befchechen  denn 
in  der  gehorfami  won  chriftus  ift  ouch  gehorfam  gefin  untz  in  den 
tot,  Das  ander  ftuk  das  diu  a\  uefti  an  ir  hat  das  ift  das  fi  A\ild 
und  hert  und  ungeuebt   ift   und  muof  man  fi  ueben  mit  ftrengcr  ar- 

59.  60  lic-chcr  02  Kv.  Joh.  8,  12. 


LXX  203 

beit  mit  houwen  und  mit  riuten  ftein  und  ftök  uf  Und  dif  wirt  zuo 
geleit  raegtlicher  luterkeit  die  muof  man  mit  ftarkem  ftrit  gewinnen  70 
AVon  die  megt   die   niut   ftritent   was    wüffent  die  du  folt  der  weit 
angefigen  alf  die  lieben  iungfrouwen  fant  katherina  fant   margareta 
l'ant  agnef  dif  all  und  ouch  ander  vil  die,    die  weit  verfmacht  hant 
und  all  ir  valfchen  liebi  und  untriuw   Wie  luftlich  ü  fich  erbiut  fo 
ift  fi  doch  unftet  und  valfch   und   darumb  fo  huet    dich  vor  ir  won  75 
was  dir  niut  erloubt  ift  ze  begeren  noch  ze   tuend  das  ift  dir  ouch 
niut    erloubt   zcfchen   ein    magt  folt  alfo   blug  und  alfo  fchämig  fin 
das  fi  keinen  man  mit  vollen  ougen  niemer  folt  an  gefehen  Und  fun- 
dcrlich  ein  gewiloti  magt  diu  folt  iren  Avil  alwegent  vor  irem  antlüt 
haben  das   man   fi    ouch  kuni  möchti  angefehen.    Alfo    folt    du    din  80 
megtlichen  luterkeit  neben  mit  über  winden  aller  der  dingen  die  ir 
wider  wertig    fint.    das    ift  unbehuotheit  der    worten    und   geberden 
und  fitten  und  werken   und  gedenken,    Das  dritt  das  an  der  wuefti 
ift  das  ift  das  11  troftlof  ift  von  allen  menfchen  Won  die  liut  körnend 
gar  A\  ening  in   die   wuefti  Und  dif  betiutet  ein  arm   leben  won  das  85 
muof  alwe-(80  b)gent  ellent  und  arm  fin  Won  der  arm  menfch  muof 
vil   luftes    enbern    den  ein    richer   menfch   hat    an   cffen    an  trinken 
an  kleidren  und  vil  ander  dingen,    mini  kinder    nu  ftat  an  dem  an- 
vang  der  bredig  das  chrifto   begegneten   x.   uffetzig  menfchen.    Und 
dif  begegnont   got  ouch   in  geiftlicher  wif  in    eim  geiftlichen  orden  90 
won  fo  ein  menfch   in   gaut  in  ein  geiftlich  leben  fo  erbiut  fich  im 
gar  vil   gebreften   in    dien   der  menfch  wol   bedörfti   fin  felbs  war 
zenemen,    Der  erft  uffetzig  der  chrifto  hie  begegnot  das  ift  moyfef. 
chriftus   hief   moyfef  iin    hant    tuen     in    finen    buofen    und    er    tet 
es  er  hief  11  wider  uf  ziehen    do   Avas    fi   Aviff  Aon  uffatz  er  fprach  95 
tuo  fi  Avider    in   den   buofen    und  er  tet  ef  do  aa  as  fi  Avider  fchcen , 
Dif  betiut   das    almuofen    Avenn    man   das  git  mit  Avüffent  den  liuten 
das  man  darumb  gefehen  Averd  fo  begegnot  chrifto  der  erft  uffetzig 
Won   chriftus   fprach   felber    nefciat   finiftra   tua  quit  faeiat  dextera 
tua  din  linggi  hant  fol  niut  aa  üffen  was  din  rechti  hant  duot,   ia  ie  loo   » 
A-erborgenlicher  du  din  almuofen  gift   ie  mer  frucht  und  nutz  ef  dir 
bringt,    Der   ander  uffatz  der  chrifto  begegnot  das  Avas  diu  fwcfter        / 
moyfi  diu  murmlet  Avider  moyfef  iren   bruoder    das   im    got   äff  vil 
guotz  tet  Und  fi  murmlet   in  ir  felber  und  fprach  ift  difer  niut  din 

89.  90  x*^  (d.  h.  chriftus)  bcjjenoten  (aus  begenote,  dieses  mis  b(;g;cnotc  gebefsert) 
X.  uffetzig  (aus  uffetzigen  geb.)  .M.  VrTdif  be-gnot;  got /imfer  orden  93  moyfef 
hant.         9iExod.i,6fg.        98  x'^         9d  Matth.  6,  3.  i03  Num.  12,  l  fg. 


204  LXX 

105  bruoder.  ia  weff  zieht  dich  denn  got  daf  er  fo  vil  -wunderf  mit  im 
würket  und  niut  mit  dir  Alfo  tuond  geiftlich  liut  wider  ein  ander, 
tuot  got  eim  nie  gnaden,  hat  man  einC  ])as  dur  Uns  geiCtlichen  lebenf 
willen  oder  dur  iln  alter  oder  tugent  oder  kunTt  lo  niurmlont  die 
andren    oder    11    niurmlont   wider   das.    das    man   fi    heift  tuon  oder 

llOmiden  und  dunkt  11  alwegent  man  heil"  l'i  nie  denn  ein  anders,  min 
kint  bilT  aun  murmlon  won  ficher  ein  mentch  das  einvaltlich  tuot 
das  man  el"  heift  verhengt  got  über  (si  a)  ef  das  ef  ebtifchin  oder 
priolin  Avirt  elliu  fini  kinder  werdent  im  ouch  gehorfamer  denn 
einem  das  alwegent  murmlot  wider  iln  obren,  Der  murniel  tuot  driu 

115  ding,  Zuo  dem  erCten  der  murmlent  menfch  der  ift  ein  unfridlicher 
menlch  und  fchedlich  im  felber  und  allen  menfch en  die  bi  im  fintK 
Zuo  dem  andren  maul  fo  z(egt  der  murmlont  menlch  einen  grünt 
vollen  büfheit  ||  Zuo  dem  dritten  maul  fo  git  er  bcpf  bild  und  urfach 
allen  dien  die   bi  im  fint    das   felb    zetuenn,    Und  harunib    min   kint 

120  huet  dich  vor  murmlon  won  ef  ein  alfo  fchedlich  ding  ilt  fo  man  in 
geiftlichem  ordcn  geueben  mag  murmlon  und  hinder  redon ,  ia  noch- 
tenn  das  du  dines  eben  menfchen  gebreften  klageft  uf  fölicher  minn 
das  dir  die  trehen  über  die  wangen  nider  gant  nochtenn  ift  beffer 
du  fwigeft    dar   von  ,    ina   min    kint  was  fol  dir  der  unflaut  laufz  in 

125  ligen  und  bit  got  in  dineni  gebott  über  inn  ficher  got  wil  in  diner 
minn  laufzcn  geniefzen  und  \\il  im  riuwen  und  erkantnüft  geben 
fanctus  auguftinus  was  ein  groffer  lerer,  und  komen  vil  grofzer 
herren  zuo  im  und  enbiffen  dik  bi  im  fo  11  denn  ob  tifch  fallen  fo 
wolt  ieglicher  fagen  was  er  gebeert  und  gefehen  hat  und  wolten  die 

130  liut  hinder  redon  Und  auguftinus  hat  zwen  verf  gefchriben  ob  finem 
tifch  do  was  einer  wer  hie  wil  feien  effen  der  ift  miner  wirtfchaft 
niut  wirdig  Und  wenn  fi  hinder  redon  wolten  die  liut  fo  zcegt  er 
inen  mit  dem  vinger  die  verf  Und  fo  li,  fi  gelafen  fo  erfchraken  fi 
fo  vaft  das  11  denn  f\\  igen  aller  hinder  red.    Und  afo  er  wert  er  11 

135  allen  dien  die  zuozini  komen  ||  Der  dritt  uffatz.  der  x"  begegnet 
das  A\as  naanian  fyrus  der  was  in  der  alten  .e.  ein  befitzer  des 
guotes  Und  betiut  in  geiftlichem  orden  unordenlich  belltzung  def 
guotes  Won  hat  ein  geiftlicher  menfch  einf  helblingf  wert  fo  ift  er 
niut  einf  helblingf  wert,  ich  mein,  (si  b)  aun  urlop  oder  aun  noturft 

140  Du  folt  def  felben  das  du  haft  mit  urlop  und  gunft  diner  meifter- 
fchaft  äff  ledig  ftaun  fecheftu  fi  unbefchloffon  das  du  11  niut  hieffcft 
befcblieffen  ob  du  loch  vörchtift  das  man    dirf  nem   und  hiefchifcht 

110  man  hcif  11<.)  haiu  136  nemo  affiru         Reg.  4,  5.         137  ordern 


LXX  205 

fi  diner  meifterfchaft  und  ü  dirf  niut  geb  das  du  darumb  niemer 
zornig  wurdift  ||  Der  vierd  ufi'atz  der  ift  fo  man  def  vatters  erb  uf 
git  und  lidclich  und  luterlich  dur  got  in  einen  orden  komet  fo  145 
ftreipht  man  denn  andren  liuten  ir  guot  ab  mit  gilen  und  mit  glichfnen 
und  mit  mengerhant  liftcn,  Difen  A\eri  vil  weger  das  11  das  ir  hettin 
gehebt  denn  das  fif  andren  liuten  angewinnent  die  fm  baff  bedörf- 
ten  ,  Der  fünft  uffatz  der  chrifto  hie  begegnot  der  was  vcffi  famulus 
helifei.  Difer  hief  yel'fy  und  Avas  ein  knecht  helifeuf.  helifeuf  do  150 
der  naanian  geräint  und  gefunt  machet  von  finer  uffetzigi  do  \\olt 
im  naanian  guot  han  geben  Darunil)  won  er  was  gar  rieh  Und 
helifeus  wolt  fin  niut  Won  er  niut  wolt  geiftlich  gaben  geben  umb 
zitlich  Und  yeffi  fin  knecht  liuf  im  nach  und  enphieng  guot  von  im 
Und  er  ftarb  uf  der  ftunt  def  gechen  totz,  min  kint  nu  merk  dif  155 
gar  eben  das  du  kein  zitlich  guot  enphaheft  umb  geiftlich  Won  ef 
ift  fymonig  das  ein  affo  fchedlichi  fünd  ift  äff  man  fi  in  der  zit  ge- 
tuon  mag  Kern  einr  und  geb  dir  .xv.  fchilling  und  fprech  bett  mir 
XV  vigilig  im  ift  lieber  unrecht  Der  dir  geb  .v.  fchilling  und  fprech 
lif  mir  fünf  felter  ef  ift  valfch  geb  man  dir  iiij  phunt  .v.  oder  vj  leo 
oder  fchlechtlich  gerett  was  ef  ift  und  fprech  man  bett  mir  das 
grofz  gebett  oder  fo  vil  miferere  oder  diu  fiben  zit  im  ift  allem 
unrecht  Und  der  dir  all  dif  weit  für  eigen  geb  (s2a)  du  folteft 
niut  ein  ave  maria  darumb  geben  won  ef  genimmet  niemer  end  fo 
nimmet  allef  das  ein  end  das  difi  weit  geleiften  mag.  Wer  fin  geift-  165 
lieh  guot  git  um  liplich  das  ift  ein  roup  def  bluotz  chrifti  won  ir 
effent  feien  die  mit  dem  bluot  chrifti  kouft  fint  Das  aber  ein  menfch 
bettot  dien  felon  von  dien  im  almuofen  worden  ift  und  man  begerot 
das  man  inen  getriulich  tueg  4es  ift  der  menfch ,  verfchult ,  Aber 
nieman  fol  tuon  alf  ir  vor  hortent  das  man  mit  keinem  geding  oder  170 
fürfatz  füll  geiftlich  guot  geben  um  liplich  def  warnen  ich  iuch  in 
gantzen  triuwen.  äff  lieb  iuch  iuweri  fei  und  got  fi  won  wederf  im 
felber  fchedlicher  tueg  das  do  git  oder  das  do  enphahet  def  weif 
ich  niut  ||  Der  vj.  uffatz  der  chrifto  hie  begegnot  daf  A\as  ozyaf 
das  ift  alf  vil  gefprochen  alf  ein  fchouwer  der  dingen  Und  dif  meint  175 
das  der  menfch  Iini  werk  darumb  tuot  das  er  gefechen  und  gelobt 
werd  und  difem  ift  gar  unrecht.  Der  menfch  foll  elliu  fini  werk  tuon 
got  zelob  und  ze   eren    Avöltiftu    lieber   das    man  dich  fundi   in  der 


149.  150  fannill  hely.  151  uennianund  am  Rande  zwei  Punkte  als  Zeichen  eines 
Fehlers.  Reg.  4,  5.  152  neuman  167  die  fehlt.  169  dz  ift  170  maiu 
174  Paralip.  2,  26. 


306  LXX 

kilchen  denn   ob  einem  fpilbret  und  du  das  darumb  allein  tuoft  das 

180  man  dich  niut  für  Ixi-f  Ichatzti  fo  ift  ef  niut  gerecht  Aber  fechiftu 
ef  darunib  ungern  das  nieman  von  dir  gc  ergrot  Murd  noch  bcef 
bild  cn  neni  fo  il't  ef  niut  fchad  Won  all  ergrung  fol  der  menfch 
verhueten  a\  o  er  mag ,  Dif  .vj.  uiTatz  hterent  zefamen  und  dif  nach- 
genden  vier  ouch  zelamen  ,    Do   ift   nu    der    erft   ulfatz    der    chriito 

185  begegnot  tragheit  an  gottef  dienft  nu  ift  menigerhant  tragheit  ufwcn- 
dig  und  inwendig  ufwendigi  tragkeit  ift  das.  das  der  menfch  laff 
und  treg  ift  ze  l)etten  zc  vaften  ze  neben  an  venien  an  kniuwen 
an  tugenlichen  werken,  Aber  die  inwendig  trakcit  ift  vil  fchedlicher 
nnd  das  ift  in  dien  vermanungen  gottes   zuo    (82b)   riuw  oder  zuo 

190  andaechtigen  inwendigen  gedenken  ef  fi  das  liden  chrifti  oder  fin 
gotheit  oder  fin  nienigvaltigi  triuw  und  niinn  oder  das  der  menfch 
finf  felbf  war  nem  das  er  finer  finnen  huet  oder  lieh  felber  nider 
truk  in  zorn  in  nid  in  baff  in  hochfart  in  gitkeit  in  ungcordnoter 
zitlicher  liebi  Dif  Avarnenien  des  menfchen    fin  felbf  in  im  felber  .e. 

195  das  diu  untugent  harus  brech  das  denn  der  menfch  fich  felber  ftilti 
Das  weri  dem  menfchen  beffer  denn  innendes  zehen  münden  gebet 
und  er  aber  fin  untugent  niut  trukti  oder  toti  ef  ift  ein  gar  grofz 
ding  fo  man  ein  vigilia  kniuwent  an  einr  ftat  bettot  noch  vil  groefzer 
ift  das.    das    der   menfch    in  dem  kor  oder  an    andren    ftetten  finen 

200  fchlaf  brichet  und  fin  natur  afo  überwindet  ||  Der  ander  uffatz  der 
chrifto  hie  begegnot  ift  frafheit.  dem  menfchen  folt  iiiemer  imbis 
werden  er  fölti  im  felber  driftunt  finen  luft  an  fpif  ab  brechen  niut 
mein  ich  dry  trabten  mer  niut  won  dry  muntvol  die  er  gern  effe 
Won  fo  die  inenfchen  gar  für  fechent  fo   fi   üljer  tifch  gant  fo  man 

205  denn  ein  tracht  giffet  fo  begint  man  die  tuecher  oder  den  wil  von 
dien  ougen  tuon  fo  man  die  andien  giffet  fo  begint  man  lachen  ia 
diu  kint  von  yfrahel  fo  diu  auifen  und  etzwie  menig  tracht  gauffen 
fo  begondon  fi  f'pilon  und  tantzen  und  wurden  gar  geil  l  nd  darumb 
bedarf  man  gar  a\  ol  das  der  menfch  ob  dem  tifch  fin  felbs  war  nem, 

2ioman  folt  fich  vor  dem  maul  und  in  dem  mal  und  noch  dem  mal 
halten  äff  ob  man  den  heiligen  fronlicliamen  wüUi  enphachen  fo  würkti 
diu  Ipif  geiftlich  äff  der  fronlicham  Der  menlch  folt  ouch  das  liden 
chrifti  alwegent  vor  finen  ougen  han  äff  ob  man  in  ietz  gegen 
•würklich  toti  vor  finen  ougen  und  wenn  im  das  engieng  das  im  djis 


190  andachligera  197  er  fehlt;   am  Rande  zwei  Punkte.  198  kuuwet 

201  der  M.        205  begiül]  gebint  206  begintj  bint  208  gebondon 


LXX  207 

(83  a)  hertzclich  leit  weri  |I  Das  drit.  der  menfcli  folt  Ordnung  der  215 
heiligen  criftenheit  halten  Was  fi  gebiutet  ze  tuon  das  man  das  taeg 
Was    fi    verblutet   das   man  das    mide  Und   niut    das  minft  hröfemli 
underwegen  lafz  das  ift  das  wich  wafler  Wer  difi  ding  an  im  hetti 
dem  wurd  der  einfidel  und  klofterliuten  und  aller  der  Ion  den  man 
inzit  verdienen    mag    ||    Der   drit  uffatz  diler  vierer  der  chrifto  hie  220 
begegnot  das  ift  gitkeit  ia  ef  ift  vil  gciftlichcr  menfchenidie  wenent 
inen  well  hiraelrichf  und  ertrichf  gebreften  Und  louffent  mit  ir  fin- 
nen  und  forgen  har  und    dar    ia    fi    louffent   gen  bafel  gen  roni  und 
gen  ftrafburg    ina   min   kint   was  Aviltu  gen  ftralburg    umb  holtz  du 
vindeft    fin  doch  hie  genuog   nu   louf  min  kint  war  du  welleft  umb  225 
dif  oder  umb  das,   noch  muoftu  in  getrang  fin  wiltu  dich  niut  laun, 
Dif  ift  ein -torecht  ding  das  man  niutzit  fchicket  und  doch  alwegent 
forgen  das  ünf  gebreft  chriftus    fprach    primum  querite  regnum  dei, 
fuochent  zuo  dem  erften  das  rieh  gottes   und    alliu  andiiu  ding  funt 
iuch  zuogeworfen  werden  min  kint   getriuw    got   und   bif  an  zwivel  230 
kerftu  zuo  im  und  laft  dich  im  er  fol  dich  avoI  verfehen  ift  eff  niut 
dur    friund   ef  ift   aber    dur   frömd    er   lat    din    niut  .e.  das  got  fin 
friund  lieffi  die    im  getriuwotin  er  verfech  fi  .e.  von    eim    der  hun- 
dert mil  verr  von  in  weri  dar  an  hab  kein  zwivel  ||  Der  .x.  uffatz 
der   chrifto   hie   begegnot    das   ift   hochfart.    ia  ef  ift  vil  geiftlicher  235 
menfchen   die   muoffend  haben   fchoeni  meffer  befchlageni,   und  röeti 
und  agfteiniu  pater  nofter  und  guldini  fchlöffer  an  ir  buechrcn  mini 
kinder   iuweri   buecher   habent    niut    defter   minder   tütlen    dur    der 
fchlöffren  willen  iuweri  zit  werdent  niut  deft  andächtiger  din  pater- 
(S3  b)  nofter  ift  vor  got  niut  deftbeffer  dur  der  roten  karallen  willen  240 
fichcr  aun   zwivel   froewt   dich   ein  rceti  fchnuor  ein  gruener  bendel 
iutzit   bas    an    dinem  pater  nofter  denn  ein  riem  oder  ein  fwartzer 
bendel  das  ift  ein  zeichen  das  du  noch  nie  ein  geiftlich  menfch  m  ürd 
vor   got    Du  macht  ef  noch  wol  weiden  aber  dif  vinfelwerk  muof 
ab   ficher   aun   zwivel   wo    ein    geiftlicher  menfch  wer  dem  got  und  245 
götlichi  ding   fmaktin    dem  wer  diu  üppikeit  difer  zitlicher  ding  ein 
unluftlich  ding  aber  die  wil  wir  dem  luft  der  natur  und  dem  hcefchen 
ünfer  vichlichen  tierlichen  kreften  genuog   fyen  fo  hoefchent  fi  alliu 
zit   üppikeit  und   gnuegd   difer    dingen    Und  ie  mer  fi  im  nach  gant 
und    fin    gebruchent  ie  ungenueglicher  fi  werdent  min   kint  fichftu  250 
gern  das  dir  din  gewant  wol  ftat  und  glatt  und  eben  ift  noch  ift  ef 
alweg  fwartz  und  wit  und  ficher  nieman  ift  dir  darumb  defter  höl- 

228  Matth.  6,  33.  234  von  im  235  begg^iot 


208  LXX  .  LXXI 

der  All  din  friund  fehen  dich  gerner  diemuetig  denn  hochfertig  und 
got  Avidcr   ftat   dien   hoch    fertigen  und  entfetzet  fi  von  finr  euigen 

255  gloria  "NVon  hochfart  ift  zuo  einem  mal  uff  dem  himel  komen  und 
koniet  niemer  nier  darin,  min  kint  duo  ef  lulerlich  dur  got  und  fich 
an  den  diemuetigen  fehin  dinf  geiftlichen  lebenf  und  volbring  in,  in 
dien  ^verken  und  üuch  in  allem  dim  tuon  und  lan  A\'on  ef  nit  noch- 
tcnn  die  uienfchen  die  felbcn  hochfertig  fint.  die  fpottent  einf  andren 

2C0  umb  fin  hochfart  iit  das  under  dien  liuten  fo  fin  wir  hillich  ein 
fpott  gottes  und  aller  englen  und  heilgcn  won  fi  haut  ewig  leben 
mit  dienmot  und  mit  wider  ftriten  allen  Untugenden  fo  hant  fi  be- 
fcifen  ewig  leben  fanctus  (s  i  a)  auguftinus  fprichet  zuo  im  felber 
allen  geiftlichen  nienfchen    vor,    fölt  ef  mich  koften  min   leben    ich 

265  muof  A\  erden  das  ich  fchin  und  fchinen  äff  ich  bin  und  wer  daf  in 
geiftiicliem  leben  niut  entuot  der  lebet  im  felber  forgklich  darum 
mini  lieben  kinder  bittent  wir  got  das  er  ünf  behuet  vor  difen  x. 
uffatz  und  ünf  geb  ein  alfo  war  geiftlich  leben  in  dem  wir  wol  gc- 
türren  fterben  des  helf  ünf  der  vatter  und    der  fun  und  der  heilig 

2"0  geift   Amen. 


Am  ersten  Sonntage  nach  Ostern.         Ep.  Joh.  i,  5.  4 — iO. 

§  Die  ander  geburt  was  in  der  czeit  Alfo  fpricht  der  Salme 
Quicumque  von  der  fubftancien  des  vatirs  vor  der  czeit  geborn 
vnd  von  der  fubftancien  der  mutir  in  der  czeit  geborn  dorumme  mag 
man  fprechen  von  crifti  menfcheit.  das  er  aws  gotc  geborn  fey  vnd 

5  von  gotlicher  craft.  wen  er  obirwant  die  werlt  czuraole  Als  er  felbir 
fpricht  czu  feinen  iungern  Ilabit  zuuorficht.  ich  habe  die  werlt  öbir- 
Munden  Text  drey  ding  geben  geczewgniffe  das  criftus  gotis  fon 
was.  geyft  \\affir.  vnd  blut.  Das  ift  der  heilige  geift  der  uff  yni 
irfchein    in    eyner  to\\ben   gloichniffe,    §  Eyne  ander  glofe  fpricht, 

ju  feyn  eigen  geift.  wen  er  eine  gefchaffene  feie  hatte,  vnd  das  waflir 
und  das  blut  das  er  gos  an  dem  cre\\czc  das  be\\  eilet  das  er  got 
vnd  menfche  A\as.  wen  er  gab  dem  vatir  den  geift  vnd  gab  das 
waffir  vnd  das  blut  der  erdin.  drey  geben  geczewg  in  dem  hymele 
der    vatir.    vnd    das  wort   vnd    der   geift.    vnd   dife  drey  fint   eyns. 

15  Glofa.    wie  der  vatir  fey    in   dem  föne,    vnd  der  fon  in  dem    (ib) 

258  fehlt  ttvcas.         269  des]  dz  LXXI,  6  Ev.  Joh.  16,  33. 


LXXI  .  LXXII  209 

vatir.  viul  der  heilige  gcift  in  dem  vatir  vnd  in  dem  föne  vnd  der 
vatir  vnd  der  fon  feyn  in  dem  heiligen  geilte,  das  lal  man  vornemen 
wefelich  vnd  perfonlich.  §  Wefelich.  wen  l'ie  fein  eyn  wefen  vnd 
haben  eine  nature  §  Perfonlich.  wen  fie  eine  vornumfl't  vnd  eine 
liebe  haben,  vnd  alle  wirken  mitenander.  Alfo  fpricht  Auguftinus.  20 
die  werk  der  heiligen  dreiualdikeit  die  fint  vngeteilet  §  die  dritte 
geburt  il't  als  ein  kint  geborn  ^\irt  in  der  to\\ire  do  ym  gegebin 
Mirt  das  cleyt  der  vnlchult.  Text,  wer  do  glowbit  das  criftus  ift 
gotis  fon  der  öbirwindet  dy  werlt  donimme  fprechen  die  heiligen, 
das  eyn  criften  menfche  die  werlt  vil  bas  öbirwinden  mag.  vnd  den  25 
funden  vil  bas  widerfteen  mag.  denne  eyn  iude.  adir  eyn  heyde. 
vnd  dorumme  ift  das  eyn  gewis  czeichen.  das  der  menfche  prnelFe. 
das  er  eyn  gerecht  criften  menfche  ift.  das  er  leichteclichen  wedir- 
fteen  möge  allen  bekorungen.  vnd  das  in  ym  tot  fey  alle  leichtverte- 
keit.  Text,  dirre  hat  (2a)  geczewgniffe  gotis  in  ym  den  do  luftit  30 
ermuetes  vnd  kewfcheit  das  vns  das  allen  \Aerde.  des  helffe  vns 
eot     Amen. 


s 


feria   vj. 


ente  Paulus  der  leret  in  der  epifteln  hewte  die  reichen  lewte  wie 
fie  leben  füllen.    Text  Thymothee  lere  die  reichen  difer  werlde  das 
fie   nicht   hochfertig   gefeyn.    wen    öberig  gut   vnd   öberig   mut  vnd 
öberige  kunft  dy  blenden    den  menfchen  vnd  machen  yn  hochfertig. 
Text,  vnd  nymant  fal  hoffen  in  den  vngewiffen  reichtum.  das  meynt.  5 
das  er  mit  forgen  wirt  gewunnen  ||    das  ander  das  er  mit  fwerheit 
des  herczen  behalden  wirt   §   das    dritte  das  er  bey  nymande  blei- 
ben mag.  er  mus  yn  hie  loffen  §  Man  lift  von  eyme  reichen  kunige. 
der  do  fterben   folde.  do  lut  er  feyn  weip  vor  fich.    vnd  feine  kin- 
der  vnd  alle  feine  frunde  vnd  vrogete  fie ,    was  fal  mir  volgen  alle  10 
meines  kunigreichs.  vnd  alle  meines  grofen  gutis.  Sie  fj)rochen  ITerre 
nicht  mehe.    Aven  eyn   leylach   do  man  euch  yn  gevvinde.    do    gebot 
er  feynen  knechten  das  fi  is  hingen  (2  b)  an  eyne  ftange.  vnd  vur- 
ten  is  durch  alle  feyn  kunigreich  vnd  riefen  dem  volke  vnd  fprechen 
Nymrac   fal   dem   kunige   volgen    denne    dicz   leylach.    Text.    Sundir  15 
hoffit  in  vnfirn  herren.  ihefum  criftum  vnd  das  ir  wol  tut  vnd  reich 
werdit    in    allen   guten   werken,    Is    ift   ouch   felczne  rede  das  eyn 

LXXII,  1  am  Rande  Ad  Tymotheum.     Tim.  i,  6,  iT  fgg.  6  in  der  Hand- 

schrift das  auder  das  is  mil  8  am  Rande  exeiuplum. 

Altd.  Predigten.  14 


210  LXXII 

nienfche  gut  liabe  vnd  dorczu  nicht  holl'e.  AHo  fpricht  der  \\eifc 
man  Selig  ift    der  reiche  man  der   do  Avirt  vunden  ane  bevleckungc 

20  vnd  der  do  noch  filbcr  \m\  noch  golde  nicht  en  geet.  a\ o  ift  dirre. 
"vvir  Avellen  yn  lohen,  wen  er  hat  wundirliche  ding  getan  in  leinen 
tagen.  §  Ir  lullet  AxiClen  das  ir  me  gewelt  ilt  die  die  toten  halten 
loffin  vff fteen.  Aven  die  arm  ye  A\oren  in  dem  gute,  Doiunime  hahe 
ich  is  vor  eyn  gros  czeichen  das  eyn  meniche  gut  hat.  \  nd  is  nym- 

25  mer  gerueret  wen  das  er  eynen  toten  lielle  ull"  l'teen  a\  en  man  leret 
iczunt  drey  l'chedeliche  leren  vnd  vil  gleiche  dem  vnglowben  vnd 
des  endecrifts  lere  §  die  erfte 


19  Ecdesiustic.  31,  8  fg. 


SEGEN  VNn  GEBETE. 


14' 


73  213 


Vnder  ftlllen  meffe  fprfch  dlz  gebet 


N 


u  l'ten  ich  hie  herro  gagen^'T'irtich  daman  daz  opfer  fegenot  daz 
tir  hiinelefcer  fater  andenie  cruoce  gopferaet  wart  furallede  criften- 
heit  Inder  vvarheite  dinef  trut  fuiief.  unferf  herren  ihefu  chrifti. 
Nuone  bin  ih  def  nuoiiet  vvirdich  daz  ich  iemer  da  foltirfchinen 
da  fo  groz  genade  undeheilekheit  volbracht  vvirth.  vvandaz  ich  5 
mich  def  drofte  daz  tu  infonteft  indifevvelt  zeineme  waren  opfere 
fiir  alledine  crifteiiheit.  Hilfmir  herre  huote  daz  ich  under  dinen- 
kinden  bactet  muozevvordcn  furderfalikheit  dir  diz  gagenvvirtigopfer 
hiiote  folijract  vvirt  inder  vvarheit  .lef  heiligen  lichamen  dineftrut 
funef.  unferf  herren  ihefu  chrifti.  Hilf  mir  herre  daz  ich  der  einu  10 
(7  a)  liehe  Der  heiligen  diemuote  der  muz  ich  genizen  du  dir  daz 
geriet  daz  du  zefufgetanervvif  unfich  zedenhulden  dinef  fater  brach- 
toft.  Dune  fantoftengel  noch  enhein  andergcfcephede  nah  unf  dubift 
felbechomen  nach  dinerhantgetat.  Hich  gelovbe  hie  din  heiige  gagen- 
vvirtigi  hich  gere  unde  bitte  der  heiligengeraeinde  diffef  waren  15 
offerf  daz  iz  mir  huote  fi  en  antlaz  miner  funte  einfeftenunge  minef- 
gelovben.  ein  Hb  nare  minef  libef  unde  miner  feie  ein  ruove  miner 
funde  ein  bezerunge  minef  lebenef  ein  vvarnunge  undeinbefcirmvnge 
uvider  den  tuofcl  undalle  fine  rate  Ilerre  ihefu  chrifte  def  leben- 
digen gotef  fun.  du  der  mitten  willen  def  fater  mitter  gefruomede  20 
def  heiligen  geiftef  mittineme  tode  erlidiget  haft  die  kriften  heit 
lidege  mik  durch  dinenheiligeii  lichamen  durch  dinef  heiligen  bluotef 
willen  fon  funden  unde  fon  allem  uobele.  mache-(7  b)mich  gehorfam 
dinengeboten.  unden  laz  mich  niemer  fon  dir  ge  fceiden  werden. 
Qui  uiuif  et  regnaf  per  oninia  fecula  feculorum  amen.  25 


73,  4  defj   d  im  Schreiben  aus  t  gebcfsert.  7  in  der  Handschrift  ciiftenehit 


JU  74 


De  fancta  niarla  oratio 


E, 


h'vigu  maget  frovve  feite  maria  du  da  bift  ein  kungin  def  himelel" 
under  erde  du  da  bift  ein  troft  der  fundare  undeinvviderfuonarin 
der  fcvldigcn.  du  da  bift  ein  frovde  undein  ere  der  guoten.  du  da 
bift   ein   corona   und   ein    zirde  aller  heiliger  magede.    ker  die  dine 

5  genadigen  ovgen  ze  mir  filarnier  fundarin.  unde  ruoke  mich  zer- 
chennene  under  allen  den  die  dich  luterliche  minnen.  Heiligv  maget 
fente  marie  fogetin  undhelfarin  aller  dere  die  lieh  an  dich  lazent 
unde  dir  getruvent  hilf  mir  genaden  und  antlazef  aller  miner  funten 
umbe  dinen  fun  ihefum  chriltum  der  dir  nuvet  defen  ferfeith  def  du 

<0  inge  bitteft.  Ililfmir  frovve  durch  die  genadc  die  ir  ze  dir  hat  ge- 
tan duo  ir  fon  dime  reineme  libe  (8  a)  geruochte  geborn  werden 
waiTB  got  unde  vvarre  mennefce  dur  taz  heil  unde  dur  tier  lofunge 
aller  der  weide  daz  ir  mir  fergebe  allez  daz  übel  daz  ich  ie  ge- 
tede  fondef  angennef  minef  übel  unz  andife    ftunte.    Ileiligu   muoter 

15  du  eine  da  bift  ander  genade  und  ander  helfe  wir  unfich  allefer- 
fen.  du  nach  gote  unfer  einlichu  zuoferficht  unde  (roft  bift.  hilf  mir 
umbe  dinen  fun  daz  ir  dur  dine  uuirde  unde  dur  dine  under  cluinft 
minfele  unde  minen  licbamen  gerene  unde  gelutere  fon  aller  un- 
reinecheit    undefon    alen   bofheiten    fon    allen    mentaten.    e    daz    ich 

20  diffef  libef  fer  wandele  Kungin  dergenaden  bit  ihefum  din  fun  daz 
ir  minu  lafter  fon  mir  neme  unde  mich  er  fülle  mit  finen  heiligen 
lugenden,  daz  ir  nid  unde  haz  föne  mir  geferre  undallen  ubelen 
v\'illen.  daz  (sb)  er  mir  gebe  bruoderliche  minne  unde  guten 
willen,  daz  ir  alle  hofart  fonemir  gefromede  unde  mir  war  diemuot 

25  gebe,  daz  ir  alle  unreine  gedanke  und  übel  gelufte  und  unfufer  girde 
fon  mineme  geifte  fertribe.  unde  mir  reine  gedanke  unde  kuofche 
girde  gebe.  Warre  mer  ftcrne  fonder  unf  daz  ewige  liecht  er  fcliin 
ift  fon    der    unf  allu  genade  komenift  habemik  in  diner  geiicht  und 


74.  ohne  Überschrift  !\T.        1  fcä  (icie  auch  spater)  —  kunig:inne        2  uii  der  —  ün 
ein  widir  fotiare         3  du  da—sriiotcn. /"c/i/f.  'i.  5  •jizierde  — chcre  d«  dinv  dinv 

gnadigv  5  iiil   anuiin  fundariiimi.         0  livlirlirhe  7  uogitine  im  liclfcrinc 

8  dir  fehlt.     ^nOiAf^         9.  10  nid  dof  iiirffit.  di-f  du  hiltift.  12  wäre  — wäre 

14  uon  ancpcnee  —  an  die  Idmde.  1.').  10  iinf  iiirfchon  16  luido  Iroft  fehlt. 

19.20  un  iior  allir  boflicit.  im  iion  allir  mcinlat.  ic  daz  ich  difin  lil>  20kiiniir- 

inne  der  gnade         21  luiri  laflir  22  uon  mir  gicliore  23.  2'f  daz  er—  guloii 

•willen,  fehlt.  24  giwarin   mol  25  unfufer  girde]  ubilc  rede  27  rede 

V 

gebe,    wäre  —  irfchinin  28  geiirhl]  hole. 


74  215 

in  dineme  gebete  enalle  zit  for  gote  daz  ich  din  geniezen  muze  daz 
ich   alle    die   freife  undazubel  diffef  libcf  enfliehe.    unde  nak  difeme  30 
libe   den   ewigen    lib    befize.     Ich   begindir   frovve  miner  funte  ich 
fende   dich  an    dinen   einbornen   fun   daz  du  niik  umbin   enfculdigeft 
daz  du  mir  umbin  antlaz  ervverbeft.  daz  du  allen  fmen  zorn  fvva  fo 
ik  fin  vviidik  fi  föne  mir  ke(9  a)ref(  vndin  zerbarmekheit  über  mik 
geneigeft   Nu  kere  himelefchv  kunegin  din  heiterez  antluze  ane  mik  35 
luntarin.   undegeneige   din   mildez  undedingenadigez  gefune  zemir  fil 
unvvirdigun.  unde  ruocbe  mik  cer  kennene  under  allen  dien  die  din 
lob  emizegen    die    lik    diner    ere    frovven    die  dik  lutor  like  minnen. 
Min  herze  daz  ger  din  flafende  unde  vvakende.    min  feie  turfte  nak 
dir   fruo   unde    fpate   fvvenne   fo   ik   an  dik  gedenl<e  fo  fi  ik  fri  fon  4o 
allem  ubele.    Der   tufel   dernehabe  nekheinengevvalt  über  mik.  alle- 
bekorunge   fer   lazen    mik.    du   himelefche   genade    befchovve    mich. 
AIIu  minu  werk  die  werden  gefranfputiget.    in  allen  minen  wegen 
fomuozik    werden    berichtet,    undalle    minebegunfte    unde    flize    die 
bringe  got  zegutcme  ende  fvvenne  fo  ik  dingedenke.    Nu  hebik  min  45 
herze  undemin  hende  uf  frovve  (9  b)    zuodir  unde  bitte  dich  durch 
die   liebi   dineftnit  funef  daz    du   geruokeft  zuomir  zekomene  minze- 
guvifene    mittinen   heiligen  niageden  undemit   allen  heiligen  fuuenne 
fo    minfele    fon    difeme   libe    fceide.     Gefrowe   unde   getrofte   gotef 
muoter  denne  min  feie  mit  diner  heiliger  gagenvvirti  unde  lofe  mik  50 
fon   allerder   forkte    unde    der    egefode  fathane    unde    finer    engele. 
Enfak   mik   denne   under   dine   milden    hende  unde  vvif  min  leitarin 
unde  minbefchirmarin.  daz  der  hubele  hellewark  mir  weder  formir 
nok  nakmir  gefcaden  muge  olde  zuokomen.    Fon    der  guolliki   dinef 
luteren  antluzef  fo   flihen  unde  zerfaren  alleniine  fiende  alfder  mor-  55 
gen  welchen  fondeme  fchitneii  der  funnen  Du  vvif  mir  denne  frovve 
engetruver    und    eingewiffer   leitare.    daz    mir  uwet  gebrefte  daz  ik 
vwet   girre   dazik    vweterkome  ander  eifpariger  be(io  a)fchownge 


•29  ziallir  zit  30  imphlie  31  bij^ihe  dir  34  vmbe  mich  35kuiii^inne 
— aiilhilo       36fuiidariiiun         37.  38 allen  dich  lobin  mozen.   die  fich  39  gert 

—  (urllel  41   tieuil  nehabo  dichciii  giwalt         42  div  hiiuilfchu  43  in]  an 

44  bireil.  uq  alle  miue  chuufte  45  gol  fehlt.  habe  ich  4T  diiiif  funif 

47. 48miii(odermih^ziwifinne  48  heiligin— heiligon  49uonmime  öOgeginwrti 
51   uu  uon  deine  cgifode  52  denue  fehlt.      mille      .  52.  53  min  leterinc.  un 

min  bcfchirmerine  53  hcllewarte  54  odir  zo  chorae  5i.  55gonlichidiniflutiif 
anlhitef  55  yiande  57  ein  gitruwe  —  niet  gibrefte  57.  58  mich  niet  girre, 
daz  uwet  chome  an  die  egiberliche 


516  74  .  75  .  76 

der  freifliken  antluzo  die  ik  da  gefen  niuo?:  Die  porta  der  himelfchen 

60  ierulalem    die   nmozliik    ofen    finden    fondinen    genaden   nnde   muoze 

l)raclit  werden  fondir  Irovve  andefallerobereften  belchovvnge.  unde- 

muoze   diner   genadc   genizen    daz    ik   fin    forchfam  unde   fin   anklik 

urtelde  enflihe.    Genadigu  maget  fente  maiia  daz  ervvelte  gotef  huf 

def  hciligeiftel'  du   da   bift   ein    flukt   aller   diefich    fervvrchct   hant 

65  undein    vuider   ladunge   der   ferkerten   duda  biCt  geheizen  duo  himel 

porta.  vvifdenne  for  goto  min  fiiorlpreke  ergibtu  rede  für  mik.  undcr 

vvint  dudich  miner   fake    enlchuldege    mik    undentrede  mik    Hilfmir 

denne  heiligu  frouve    daz   ik    fondir   unde    fon   allen    heiligen  nuuet 

geiunderotvverde    vndazik    vvirdikerteltvverde    dergenofchefte    der- 

70  himelefchen  köre  fon  evven  unzeuuen.    Ame\. 


Oratio  eluf  qve  Incal'titate.  uel  iiirginitatc  ciipit  perinanere. 


H 


Diz  gebet  ift  uilgvot  tagilich  goleCin. 


erre  iefv  cril'te.  min  gebet,  irhore  dv.  durc  die  magitheit  dinre 
cliulir  mutir.  lande  MarivN.  vnde  behvote  die  chufci  minf  libil".  vnde 
minre  feie,  unz  andaz  ende  minf  lebnnif    amkn. 


Oratio  bona  ad  dcum. 

Herre  (l  l»)  alniehtige  got.  ich  bite  dieh  diu-  din  hciligir  hovbit. 
unde  dur  allv  dinu  heiligin  \\<'rfh.  unde  dur  all\  div  heiligin  wort, 
die  du  den  mcnifchon  zignailon  ie  gilpreche.  du  inphach  difv  lieht, 
unde  gibinl  unde  bitwinc  hiile  andil'inie  tage  alle  die  zungin  die 
5  ininin  Icadin  Iprechin  w  eilen,  aide  die  niicli  hu(e  anlchin  l'iiln.  odir 
diheinen    giwalt   ubir   mich    habin    fuln.    unde   chcre  ir  allir  zungin. 

.■39  der  ficiflichir  .uilliilL'  (ll  imdcr  ohiroflim  (ri  ^ri.uloii  —  forliirnniiz 

Uli   fin   anfririliclicz  iirlcildc  (ii  licilifjoiflcr    dariilirr  von  spcplrrpr  Iliiud  p^pii 

Engclb.JIS.\\v\\\!^'\i\\^v\{X\\M.       (WASö  n\\\\\c\m\{.  im  >\i(iirla(liiii^'i'  der  hichoiiiton. 
65.  66  div  himilfcliv  porla.  OT  viulirwinl    dicli  (>S  loiidii    unde  fddl. 

69  wirdccliche  irtcill  •werde   der  giiofcheflc 

76,  1.  Auf  der  ersten  Seite  der  Handschrift  nur  noch  das  rolh  (jc.icliriebene  les- 
bar: die   Überschrift,  ein  G,   ein  N,   und  der  Anfangsbuchstab  von  Hcrre 


76  .  77  217 

unde  ir  wgrt.  unde  ir  willin  an  minc  frovde.  iinde  an  mine  hulde. 
unde  an  mi(2  a)ne  niinne.  So  miz  den  ubir  din  herze  in  modum 
crucif.  unde  von  deme  bruft  leflTiIe  zvo  denie  nabile.  unde  miz  denne 
von  eime  rippe  unz  andaz  andiie.  unde  fprich  all'uf.  Ilerre  almeh-  10 
tige  got.  ich  bite  dich  herre  dur  din  heiligif  herze,  unde  dnr  die 
heiligin  gidanche.  der  du  do  gidahtoft.  do  dv  dife  weit  alle  gifcvofe. 
unde  do  du  den  nienifchin  nah  din  felbiz  bilde  gifcvofe.  vnde  dv 
gidahtoft  in  zir  lofinne  mit  din  felbif  libe.  unde  (2b)  gireindoft  mit 
dinie  heiligin  bivote.  do  er  dur  fin  felbif  fchulde.  uirlorn  hate  herre  15 
dine  hulde.  Nu  bite  ich  dich  herre.  dur  die  felbun  gnade,  unde  dur 
die  gidanche.  fo  bite  ich  dich  herre.  daz  du  bichereft  ir  allir  herze, 
unde  ir  mvot  unde  ir  wiflin  zvo  mir  mit  truwon.  unde  mit  Marheit. 
unde  mit  gnadon.  unde  mit  minnon.  die  mich  hüte  anfehin  fuln.  odir 
dicheine  rede  fam  mir  aide  uon  mir  fuln  habin.  So  miz  denne  die  20 
(3  a)  rehtun  hant.  uon  deme  lengiftin  uingire  unz  an  daz  refti.  unde 
miz  denne  uon  deme  dumin.  zvo  deme  minniftin  uingire.  unde  gib 
denne  diu  liet  ufin  den  altir.  unde  fprich  alfuf. 

Ilerre  ich  bite  dich  almehtigir  got.  du  den  himil  unde  die  herde  an 
diner  hant  haft.  herre  du  gifezze  hüte  in  mine  hant.  unde  inmine  25 
giwalt.  allu  div  menifchin.  diu  mir  fcadin  wellen,  daz  fiv  mir  undir- 
tan  unde  gihorfam  mvozin  fin.  (3b)  zi  allen  den  dingin  da  ich  ir 
zvo  bidurfe.  Tunc  cantetur  miffa  defancta  trinitate.  unde  brenne  div 
lieht  allv  zi  der  miffe.  Alfe  fanctuf  gifungin  Averde.  fo  val  nidir 
andinu  baru  chniu.  unde  finc  dife  falmin.  Pf.  Vfquequo.  Pf.  Deuf^o 
deuf  meuf.  refpice.  Pf.  Adte  domine  leuaui.  Pf.  Inte  domine  fperaui. 
Pf.  Inclina  domine.  Pf.  Deuf  auribuf. 


H 


De  fancto  Petro. 


erre  fancte  pctir  du  den  giwalt  heft  zigebindinne  unde  zin  bin- 
dinne.  dine  gnade  fvoch  ich  fundigv.  dinif  wegennif  geron  ich.  Ich 
bite  dich  unwirdigu.  umbe  alle  mine  funde.  unde  umbe  alle  mine 
not.  unde  mine  angifte,  da  mite  ich  (5  a)  biuangin  bin.  oft  unde  mir 
geginwartich  fint.  Ich  bite  dich  herre  fancte  petir  dur  die  gnade  5 
die  got  dir  täte  do  er  dich  uon  der  erde  zieinim  menifchin  gibildote 
alf  er  unf  alle  hat  gitan.  daz  du  mir  gnadeft  in  allen  novtin.  unde 
angiftin.    alfe    got   dir   täte,    do  er  dich    ime    feibin   ginande  fweftir 

15  in  der  Handschrift  hei(neMe  Zeilej^in        30  chnu      30-32  Ps.  12.  21.  24.  30. 
85.  43.  77,  1  oder  fante?  fente?  in  der  HS.  hier  und  immer  icc         8  Ev. 

Matth.  12,  50.     Joh.  15,  15. 


218  77  .  7S 

undo  nivotir.   frivnt   niet   ein  flialc.     Hilf  mir   licrre   fancte  petir  in 

10  allen  notin  unde  angiftin.  all"  unfir  tiehtin.  dir  den  giwalt  hat  (5  b) 
f^igebin.  Ich  bite  dich  herrc  fancte  jjctir.  dur  die  gnade  die  got 
ubir  dich  täte  do  du  lln  uirlovgenotof't.  ineinir  nalit  drieftunt.  unde 
din  heilich  herze  mit  fere  unde  mit  leide,  bivangin  a\  art.  umbe  den 
tivrin  tot.  unfirif  trehtinf.   unde  umbe  die  funde  die  du  hatoft  gitan. 

15  daz  unfir  trehtin  nir  hängte  unf  zitrofte  fo  Avir  uielin  indie  funde. 
Nu  irhuge  hcrre  fancte  petir  wie  unfir  trehtin  zidir  fprac.  do  du  in 
(6a)  fragetoft.  \\ie  diche  du  in  foltift  virlazin  die  indie  funde 
givielin  do  antwrte  er  dir  unde  chat.  Xon  dico  tibi  petre  dimittendi 
fcptief  fed  ufque  feptuagief  feptief.     Dur  die  gnade  fo  bite  ich  dich 

20  unde  manon  dich  dur  den  heiligin  naniin  def  heiligin  criftif.  dinif 
liebin  meiftirf.  unde  dur  die  figenufte  def  heiligin  crucif.  da  allv  div 
criftinheit  ane  Avart  irlofit  in  dien  gnadon  fo  irlofe  mich  uon  allen 
minen  fundon.  Gihuge  herre  fancte  (6  b)  petir.  der  mandunge  unde 
def  troftif.  da  din  heilich  herze  mite  gifrovAvit  Avart.  do  unfir  treh- 

25  tin  uon  deme  grabe  irftvont.  unde  dir  unde  anderen  finen  boton. 
daz  hiez  chundin.  daz  er  zigalilea  indaz  laut  fvore.  unde  fiv  in  da 
mit  mandunge  gifehin  mvofin.  llerre  fancte  petir  ich  bite  dich 
dur  die  mandunge  der  ich  dich  nu  gimanit  hau.  daz  du  mir  ziunfirme 
trehtine    arne    böte   fielt,    daz   min    fer   unde   min   not.    da   mite   ich 

30  biuangin  ( 7  a  )  bin  inmandunge  bicherit  werde.  Ovch  bite  ich  dich 
herre  fancte  petir  in  minif  trehtinif  namin.  unde  dur  minne  def  hei- 
ligin criftif.  daz  dv  gihugeft  der  gnadon  der  got  ul)ir  dich  tete.  do 
dich  herodef  gibant.  infiben  ftetin.  mit  ifinin  chetin.  Gihuge  herre 
fancte  petir  aa  ie  dich  got  irlofte.  von   der  fitnde  giAvalt.  unde  irbite 

35  mir  umbe  den  feibin  irlofere.  daz  er  mich  irlofe.  dur  fine  gnade, 
unde  dur  dine  minne.  uon  allir  der  not.  undo  uon  den  (7a)  angiftin 
da  mite  ich  biuangin  bin.  undo  die  ich  dir  giclagit  han.  unde  irlofe 
mich,  alfe  unfir  tiolitin  dich  irlofte.  uon  der  vinftri  def  karcharif. 
unde  uon  den  banden  herre  der  A\arin  fibin^•.  uon  den  banden  allen 

40  fo  lofte  dich  unfir  trehtin.  allo  tvo  ovch  dv  mich  nu  dur  fiue  gnade, 
unde  dur  fine  minne.  uon  allen  angiftin  unde  der  not  der  ich  dir 
nv  geclagit  han.  unde  uon  allen  ubilen  menifchin.  unde  A\ibin.  die  mir 
diheine  not  tvont  unde  mit  diheinir  (  8  a)  freife  mir  \n  eilen  zvo  chomin. 


D 


az    ewige    lieht    daz    chome    ziminin    ovgon.     Div   heilige   ftinmie 
chome  zimime  munde.    Der  heilige  geilt   chome  ziminir  brufte  unde 

18  Matth.  18,  22. 


78  .  79  .  80  219 

gebe  mir  got  die  globe.  die  fancte  petir  habete  do  er  indifeme  libe 

Avaf.  unde  helfe  mir  fancte  petir  der  gnadon.    daz   min  lib  unde  min 

feie  biwart  werden  zidifeme  libe.  unde  zideme  ewigin  libe.  5 


H 


erre  fancte  michahel  hüte  wiftv  .N.  fin  fliilt  unde  fin  fper.  min 
frov(9a)wa  fancta  maria  fi  fin  halfperge.  livte  mvoze  er  indeme 
heiligin  fride  fin.  da  got  inne  wäre,  do  er  indaz  paradife  chame. 
Herre  got  du  mvozift  in  befcirmin.  uor  wage,  unde  for  wafine.  uor 
fivre.  uor  allen  finen  fiandin  gifuniichen  unde  ungifunlichin.  er  mvoze  5 
alfe  wol  gifeginot  fin.  fo  daz  heilige  wizzot  wäre,  daz  min  herre 
fancte  iohannef  mime  herrin  diin  almehtin  gote  in  den  munt  flozte. 
do  ern  indeme  iordane  tovfte.    amesv.  (9  b) 


II 


lerre  got  an  dine  gnade  irgibe  ich  mich  dir  hüte,  mit  libe  unde 
mit  feie,  indine  gnade,  unde  indine  irbarmide.  unde  inminir  frovwn 
fancte  mariun.  unde  fj)riche  dir  einin  falmin.  hüte  indine  gnade  unde 
indine  irbarmide.  unde  indinir  heiligun  mvotir  inden  wortin.  daz  du 
niemir  uirhengeft.  daz  ich  iemir  gifcendet  werde,  uon  deheime  5 
irdifchin  menifchin.  unde  mir  def  gunnift.  mit  dinir  gnade,  daz  ich 
dife  weit  uirwandelon  mvoze.  ungifchendet.  unde  min  (  lOa)  wiblich 
ere  an  mir  niemir  ginideret  werde,  unde  rvochc  allen  minin  fienden 
ir  hör  ferti  widir  mich  zibicherinne.  Pf  Adte  domine  leuaui.  Tu 
gihuge  wol  fwert  unde  wafen  wef  dich  crift  bat.  do  er  alre  erft  10 
ufin  dich  trat.  Innomine  ihefu  chrifti  div  wort  fin  mir  war.  unde 
uefte.  unde  figehaft.  def  helfe  mir  dinu  heiligu  craft.  div  wort 
fin  mir  war.  unde  alfe  uefte.  fo  daz  pater  nofter  ander  miffe. 
Pater  nofter.  Daz  mich  hüte  infnide  nihein  wafin.  daz  fit  giflagin 
wrde.  fit  crift  giborn  (lOb)  wrde.  Innomine  patrif  et  filii  et  fpiri-  15 
tuf  fancti.  pater  nofter.  Innomine  domini.  daz  heilige  lignum  domini 
gifegine  mich  hüte,  undelian  unde  obinan.  min  buch  fi  mir  beinin. 
min  herze  fi  mir  ftahelin.  min  hovbit  fi  mir  fteinin.  der  gvote 
fancte  feuerin.  der  phlege  min.  der  gvote  fancte  petir.  unde  der 
gvote  fancte  ftephan  gifegineigen  mich  hüte  for  allir  minir  fiande  20 
givvafine.  Innomine  dei  patrif  et  filii.  et  fpirituf  fancti.  alfe  milte 
unde  alfe  linde  mvoziftu  hüte  fin  ufin   mime   libe.    fwert  unde   allir 


79,  6  fo  heilige  80,  9  Ps.  24.         21  Innomine]  I  vom  Miniator  vergefsen. 


J20  SO  .  81  .  S2  .  83 

flato  gifmide.   fo  ininir  IVovnmi  (ll  a)  lancto  Mariun  fweiz  A\are.  do 
25  fi  den  heiligin  crift  gibare.    Pater  nofter. 


F, 


Tovwa  fancta  mari\.  hciligu  magit  undc  nivotir.  niinil'  lierrin  def 
almchtin  gotif.  gidcnchc  daz  er  dich  iiwelte  uon  allir  dir  \\clte. 
got  uon  hiraile.  zitrol'te  unde  zigiiadon.  allen  menifchin.  dur  die 
gnade  fo  got  andir  täte,    wif  mir  gnadich.    vnde  hilf  mir  der  ruwe 

5  unde  der  bihte.  unde  der  bicherde  indirre  weite,  da  mite  ich  garne 
antlaz  niinir  fundon.  in  den  ewigin  lib.  (ll  b)  Frovwa  fancta  maria 
Avif  mir  gnadich.  ziallen  minen  dingin.  die  mich  ane  gangen,  minif 
liliif  unde  minir  feie,  frovwa  fancta  maria  m  if  mir  gnadich.  ziallen 
minen  not  durftin.    ziallen  minen  angiftin.   frovwa  fancta  maria  uirla 

10  mich  niemir  an  minir  hineuerte.  noh  andeme  tage  def  uorhtlichin 
urteildef.    amen. 


ricrre  du  da  bifchirndoft  trcf  puerof  decamino  ignif.  alfe  du  loftoft 
danielem  dclacu  Iconum.  alfe  lovfe  mich  herre  hüte,  uor  fper.  unde 
uor  fw  erte.  unde  uor  allir  flahte  A\afine.  unde  uor  allen  fhozzin. 
allir  minir  fiande  unde  giwafine  daz  fie  mir  hüte  alfe  gvot  fin.  fo 
5  fancte  marise  fweiz  AAaf.  do  fi  criftif  ginaf.  diu  fin  mir  war.    amex. 

Frovwa  fancta  maria  ich  bitc  dich  dur  die  frovde  (l2b)  unde  dur 
die  mandunge.  unde  diir  die  wnne  die  du  giwnne  uon  der  bote- 
fchefte  die  dir  brahte  fanctnf  Gabriel,  do  er  dir  chunte  die  urone 
giburt.     daz  du  nnotir  foltift   w  ofiii.     unfirl'  liorrin   ihefii  chrifti.    daz 

5  andir  irwilit  Avrdin  diu  oracula  et  preconia  proj)hctarum  et  bene- 
dictionef  et  promiffionef  patriarcharum.  unde  dur  die  rawe.  unde 
dur  die  gnado  die  du  hetoft.  fub  umbra  fancti  fpirituf.  et  plenilu- 
dine  gracie  eiuf  et  inpregnatione  dulciffimi  lilii  tui.  daz  du  uirwande 
(l3a)left    daz    fer   minif  herzin.    infrovde   unde    inmandunge.    illiuf 

louentrif  tui  fructuf  qui  eft  cluiftuf  dominuf  nofter  fit  femper  fit  bene- 
dictuf  et  gloriofuf  et  fu})erexaltatiif  infecula.  amen.  Ich  bite  dich 
fancta  maria  dur  die  mandunge  unde  dur  die  A\nne  die  du  hetof 
mit  unlirf  herrin  pueritio  mit  finir  infantia  cum  infinu  luo  collocando 
inter  ubera  tua  reclinando  brachiiftuif  euni  tiljiniet  ucndicando.  ofcu- 

15  lando    amplectendo  lactando    omnem  ei   follicitudinem  et  diligentiam 


82,  4  gvot]  got  5  inarie  fweiz  fehlt.  83,  15  folliciludine 


83  221 

iocan ( 1 3  b )  diffime  matrif  iure  inpendendo  et  exhibendo.  daz  du 
mich  irhoreft.  inallen  mincn  angiftin  unde  noten.  Ich  bite  dich  chu- 
ninginiie  def  himilf  unde  der  erde  daz  du  mich  irhoreft  indirre  an- 
gifte, unde  inallen  min  angiftin.  dur  den  heiligin  tovf  da  got  inne 
wvofc  allv  div  mein  dirre  weite,  et  perfanctum  iohannem  ewange-  20 
liftam  tuum  uirginalem  cuftodem.  dazdu  mich  gnadecliche  reineft.  uon 
allen  minen  fundon.  unde  achuftin.  Ich  mane  dich  gnadi(i4  a)giv  der 
martire  dinif  unfchuldigin  chindif.  daz  du  mich  fchuldigun  irhoreft. 
dur  finir  heiligin  gibende  willen,  irlofe  div  gibende  minir  feie  gna- 
decliche. Ich  mane  dich  liebu  frovwe  der  trahene  die  uon  dinen  ovgin  25 
fluzzin.  do  du  din  chint  an  deme  cruce  fahe.  daz  dich  irbarmen  mine 
trahene  die  ich  fende  andine  gnade,  umbe  mine  funde.  unde  umbe 
alle  mine  not.  unde  angifte.  Gihuge  gnadigu  frovwe  def  wegif  den 
du  ufin  den  ftein  zvo  ime  gien((4b)ge.  da  er  dich  biual  fancte 
iohanne  inder  iungiftun  not  finir  martire.  unde  la  dir  min  lib  unde  30 
mine  feie,  unde  alle  min  not.  unde  angifte  biuoln  fin.  unde  alle  die 
den  ich  gehetif  fchuldich  fi.  die  biuil  ich  dir  andine  truwe.  alf  er 
dir  fanctum  iohannem  biual.  daz  ir  mich  bihvotent  uor  funden.  unde 
uor  fchanden.  unde  unf  helfent  ziden  ewigin  wnnin.  Gihuge  liebu 
frovwe.  def  herze  ferif.  da  du  fehe  ginagilot.  din  vnfchuldige  chint.  35 
zideme  galgin  def  cru(i5a)cif.  Ich  hite  dich  dur  die  clagelichun 
ftimme  die  er  Ivtte  do  fin  heilich  geift  uon  finime  gibeine  fehlet, 
dur  den  antlaz  da  er  unf  finif  uatir  hulde  giwan.  daz  du  uirnemeft 
mine  ftimme  inallen  min  notin  unde  angiftin.  Ich  bite  dich  gnadigiv 
dur  den  tot  dinif  chindif  den  du  ane  fehe.  unde  dur  daz  blvot  finir  40 
fitun.  daz  du  gitrofteft  mich  inminir  ivngiftun  ftunde.  unde  inallen 
min  notin.  Heiligiv  troftei'in.  allir  trurigir  herzin.  ((5b)  dur  def 
grabif  ere  da  unfir  herre  alre  troft  inne  lac.  dur  fin  diemvoti  du 
cum  mir  zihelfe  liebu  frovwe.  unde  gihuge  wie  dime  herzin  wäre, 
do  du  uon  firae  grabe  fchiede.  unde  irbarme  dich  ubir  mich  fundigif  45 
menifche.  unde  cum  mir  zihelfe  anminir  ivngiftun  not.  dur  die  herun 
urftende.  da  din  herze  mitte  gilabit  wart,  unde  gitroftit.  do  du  in 
fahe  irftanden  dem  du  dauor  ebindoltoft  fereliche  infin  notin.  Nu 
fende  mir  dine  ( 1 6  a )  helfe,  unde  din  troft.  dur  die  frovde  der  herun 
urftende.  daz  ich  irftan  mvoze  uon  allen  minen  angiftin.  Herre  50 
fcephare  du  da  gifrotoft  alle  die  indeme  helle  fere  Marin,  do  du 
irftvode  uon  deme  grabe,  du  gitrofte  min  ferigif  hferze.  Herre  du 
irhuge  min.    dur  din  herun  uffart.    dur  daz  iamir  dinir  mvotir.    unde 

39  Ich]  I  vergefsen.  48  dem]  dn 


223  83  .  84 

dinir  ivnijiron.  daz  fie  lieton  poft  afcennonem  tuain.  unde  irlofe  mich 
55  iion  der  girdc  unde  uon  dorne  iamire  dirre  bovfun  weite,  unde  mache 
()0b)  mich  wirdich  def  ew  igin  libil".  unde  gib  mir  din  fride.  unde 
din  hciligit»  geilt.  Herre  ihcfu  clirifte  uif  in  mir  daz  du  mich  bihvo- 
teft.  MÜ"  uor  mir  daz  du  mich  gileiteft.  wif  obe  mir  daz  du  mich 
bifhirmelt.  wil"  umbe  mich  daz  du  micli  gifegineft.  Xu  gifegine  unde 
COblfchiiiiie  mich  der  vatir.  unde  der  lun.  unde  der  heilige  geift.  fie 
biluoten  min  lib.  bilialten  mine  lele.  unde  giriliten  mine  finne.  unde 
gileilen  mich  ziden  ewigen  ^\nnin.    amen.    (l7a) 


l, 


)he  dir  ie^^et  A^erre.  lo  mache  drie  cherza  unde  finc  an  baren 
cnien  den  lalmin.  Audite  coli,  unde  nah  fivnf  uerfin  fo  lif.  Pater 
nofter.  unde  eine  ueiiie.  unde  fprich  difgibet.  Jleiligu  Irovwa  fancte 
Iiil'anna.  irliore  micli  indem  namin  del'  almehtin  gotil".  unde  fih  an 
5  mine  not.  unde  an  alle  min  angil'te.  unde  gidenche  A\ie  gnadecliche 
dich  got  irlofte  uon  lukkin  urchundin.  unde  uon  denie  biterin  tode. 
dur  die  gnade  die  got  (l7b)  do  dur  dich  täte,  lo  bite  ich 
dich,  unde  bilVer  dich  fancta  ful'anna.  daz  du  mit  dime  emizigin 
gibete.   diuin    got    bittelt    daz    er  mich  gnadecliche  irlofe.    uon  allen 

10  minin  angiftin.  unde  uon  allen  minen  notin.  Vndo  uolfinc  den  falmin. 
alfo.  unde  lif  denne  ander  uenie  diz  gibet. 

Herre  got  vatir  almehtige.  ich  bite  dich  unde  bifwere  dich,  dur  die 
minne  fancte  fufannun.  daz  du  mich  loleft  uon  minen  üenden  unde 
minen    angiftin.  (isa)    Ego    figno    crucif  non    clipeo    protectuf  aut 

lögalea.  hoftium  cuneof  penetrabo  fecuruf  unde  fegine  din  hovbet  fivnf 
ftunt  mit  difime  zeichinc.  f  zanuel.  unde  fprich  den  verf  zvo  deme 
der  da  obinan  ftat.  Ego  figno.  Paruc.  domello.  aftac.  effranif.  prota- 
nif.  lezradif.  Herre  crift  gotif  fun  dur  der  angift  ere.  da  din  heilich 
herze  mite  biuangin  uaf.    do    du   herre  crift  din  heilic  gibeine,    zvo 

2Q  der  martire  gäbe.  (  1 8  b )  dur  die  minne  unde  dur  die  tru\ve.  die  du 
ziden  menifcin  hatoft.  fo  bite  ich  dich  daz  du  gitrofteft  daz  fer 
minif  herzin.  alle  du  gitroftoft  daz  fer  dinir  ivngiron  indeme  zite 
dinir  urftende.  Pater  nofter.  llerre  crift  unde  dur  der  angifte  ere  da 
din  heilich  herze  mite  biuangin  ^^  af.    do  fich  din  goteheit   unde  din 

25  ujenifcheit  andeme  cruce  fchiediu  fo  bite  ich  dich.  Pater  nofter. 
Uerre  crift  ich  bite  dich  dur  der  angifte  ere.    da   dinir   trut  mvotir 


84,  3  eine  ueniej  fehlt  t/aror  ein  Imperativ?  4  fufunna  10  minen  aus 

Tdimn  gehefiert.        12  almeltige        15  fecuruf  tn  fecura  ^eänderr.        22  ivugon 


84  .  85  223 

(l9  a)  herze  mite  biuangin  Maf.  do  fi  dich  ir  trut  fun  fah  tovwen. 
unde  irfteibin  andeme  cruce.  Pater  nofter.  Herre  crift  unde  dur  der 
angift  ere  da  der  heiligo?i  zwelfboton  herze  mite  biuangin  Avaf  do 
li  dich  lahin  iterbin.  lo  btte  ich  dich.  Pater  nofter.  Icii  bite  dich  30 
herre  fancte  moyfef  dur  die  gnade  die  unfir  trehtin  iibir  dich  gi- 
dahte.  unde  ubir  aaron  do  ir  vahtint  wider  pharaonem.  unde  ir 
ivwir  arma  ovf  hvobint.  (ob)  unde  in  mit  den  l'elbin  wortin 
grvoztont  dur  die  feibin  gnade,  bite  du  criftif  chemphe.  daz  er  mich 
lofe.  uon  der  crefte  minir  fiande.  alf  ivch  unfir  trehtin  lofte  uon  35 
pharaonif  giwalte.    amex. 


N 


i*v  tvo  dine  bihte  unde  uirgih  dinir  fundon.  fo  uirgit  dir  got  dine 
fculde.  unde  lif  die  ilbin  falmin.  Domine  ne  infurore.  Gloria  patri. 
Kirieleifon.  Chrifteleifon.  Kirieleifon.  Paternofter.  Ne  reminifcarif 
doraine  deuita  mea.  uel  parentum  meorum  neque  uindictam  fumaf  de 
peccatif  meif.  Dirre  falme  11  gifungin  deme  heiligin  geilte,  unde  5 
allen  den  tuginden  def  himilf.  cherubin.  feraphin.  (22b)  tronif  et 
dominationibuf  allini  himilfchim  here.  der  heiligun  botefchefte  def 
heiligin  wortif  patrif.  daz  fancte  gabriel  chunte  fancte  mariun.  def 
irhuge  herre  crift.  m  if  gidultich  ubir  mine  funde.  alfe  du  herre  wiz- 
zift  minin  willin  dine  hulde  ziwerbinne.  10 

Oratio. 

Defende  me  domine  ancillam  tuam  coram  omni  potentia  tua  proftra- 
tam  et  abhoftium  me  fortitudine  tuere.  nee  bona  tua  difFiculter 
inueniam.  fed  concede  fancte  fpirituf  ut  prome  fupplicent  fancti  tui 
et  an(23  a)gelice  poteftatef.  Per  Pf.  Beati  quorum.  Gloria  patri. 
Kirieleifon.  Chrifteleifon.  Kirieleifon.  Pater  nofter.  Ne  reminifcarif  15 
Domine  ne  meminerif  iniquitatum  noftrarum  antiquarum  cito  antici- 
pent  nof  miferie  tue  quia  pauperef  facti  fumuf  niniif.  Dirre  falme 
fi  gifungin.  indie  ere  dinir  heiligun  giburte.  herre  got.  unde  fancte 
mariun  magdalenun.  unde  fancte  afre.  unde  fancte  Avalpurge.  unde 
allen  den  die  ir  chufci  haut  dur  got  bihaltin.  dur  der  willin.  fo  20 
gihuge  du  daz  du  mit  deme  vingire  ander  erdun  fcribe.  da  mite  du 
herre  crilt  daz  wip  (23  b)  irloftoft.  uon  der  giwalt  die  fi  wolton 
fteinon.  alfe  irlofe  du  herre  mich  uon  allen  den  die  fich  vbir  mine 
funde  wellen  frovwin.    odir  ubir  mine  fchande.     Omnipotenf  miferi- 


30  fah  35  lofle]  loft  85,  2  Ps.  6.  14  Ps.  31.  20  der]  dn 


224  85 

25  corf  deul'  uniuerl'a  mihi  aduoi  fantia  propiciatuf  exclude.   ut  niente  et 
corpore  expedita.    «jue    tua  lint    liberil'  montibuf  cxequi    merear.    PI". 
Doinine    nc.    infurorc.    Gloria.    Kirieleifon.    Chrilteleifon.    Kirieleilon. 
Pater  nol'ter.    Ne  remiiülcarif.     Hcrre    drelitin    ich    lue    difen  lalmio 
indie  ere  dinir  martyre.    unde    allen   din    martireren    uiule  bitte  dich 
30  dur  faiicte  ftephanif  (24a)  undemlur  fancte  blafivn  Milliii.  vnde  dur 
fände  laurcntiun  ^^  iUin.  lancti  geor^!;!!.  ianctl  benigni.  unde  tlur  allir 
der  willin  die  ie  dihein  itiwiz  odir  diheine  niartiie    dur  dine  niinne 
irlitin.  daz  du  gnade  habeft.  luinir  brodi.   unde  mich  irlofeft  alfe  dv 
loitolt   rulannani    uon    dem    itiwizc   der   ubilon   livten    alfe   irlofe  du 
35  mich  uon  \\  eltlicliim  itiw  iz  daz  inheinif  minif  uiendif  m  ille  ieniir  an 
mir  irwllit  \\crde.     Ne  derelinquaf  nie  domine  fancte  pater  et  domi- 
nator   uite   mea?    nt   non    corruam    inconlpectu   aduer(24  b)fariorum 
raeorum    ne   gaudeat    deme   inimicuf  nieuf  Per    Pf.  ISIiferere.   Gloria. 
Kirieleifon.    Clirifleleifon.     Kirieleifon.    Pater.    Ne    reminifcarif.     Mit 
40  difime  falmin  fvoch  ich  dine  gnade,  herre  ich  habe  in  gifungin.  dinir 
uf  ferte  zieron.    unde    fanclo    iohanni    baptifte.    unde    fancto   iohanni 
ewangelifte  fancto  tloi"iano  fanclo  ])an(aleoni.    fancto  remigio.    fancto 
ivliano  fancte  marie  et   fancte   martlie.    dem  gvotin  lazaro.    der  vier 
tage  tot  waf.    vnde   du    in    lebinden  machotoft  dur    die  gnade  fo  gi- 
45  denche  unfirf  teilif  def  du  uon  dinir  nivotir  fancte  mariun  name  daz 
du  hine  zihimile  uvortoft.    def  (25  a)   uirgiz  anniir  niet.    irhuge  der 
gnadon    die    du    dauide   täte,    do  er    "vvidir    dich    fchuldich  waf.    der 
manflaht.  unde  def  hvorif.  unde  er  dine  gnade  irwarb  mit  den  wor- 
tin    miferere    mei    deuf  miferere    mei.    alfe   gnade  du  mir  herre    uil 
50  fundigere.     Tribue  quefo  omni])otenf  deuf  ut  perinterceffionem  fancte 
afcenfionif   tue    illuc    lendat    noftra    deuotio    quo    tecum    eft    noftra 
fubftantia.  Per  deuni.  Domine  exaiidi.  Gloria.  Kirieleifon.  Thrifteleifon. 
Kirieleifon.    Pater    nofter.    Nereminifcarif.    Virnim   hei're    crift    dii'in 
falmin    zieron  (25b)    deme    heiligin    geifte    den    du    fantoft    zitroftc 
55  dinen  ivngiron.  die  mit  vorhte  ^\arin  herre  rvoche  mich  zibefchate- 
Avenne  mit  dem  heiligin  geifte  der  mich  A\ife  unde  lere  dinen  Avillin 
zitvonne.    der   min    herze   intlivte.    daz   ich  dich  minne  unde  furhte. 
ich  bite  dich  dur  den   dienift   fancti  martini.    fancti    gregorii.    fancti 
iiicolai.    fancti    leonardi.    dur   alle   die  die  mit  bihte  ginefin  fmt  daz 
60  ich  ubir  winde  mine  funde   mine   angifte  mine  not.    (26  a)    alfe    div 
driv  chint  tatin.    Sidrac   mifach   et   abdenago.    indemc   eit  ouine  die 

26  expedial.    Ps.  37.         33  du  min  gnad'         37  raee         38^5.56.         42  florino 
47gnadou        30  quel'ü]  qs^      pcrlerceflion^e       52  7'a-.  101.       58  dieu('«e"eZei/eynift 


85  .  86  225 

(lannan  uon  gifunt  chamin.    der    Celbun    gnade   gitniwe    ich   dir.    nah 
gnade  hilf  du  mir. 

orntio. 

sjeul'  qui  contritonim  iion  dcfpicil'  gcmitiim  et  merentiuni  non  Ipernif 
affectum  adelXo  precibul'  iioltril"  qnaf  pietati  tue  protribulatione  65 
noftra  ofTerimiif  ut  eaf  dementer  fufcipiaf  et  l'olo  pietatif  tue  intuitu 
tribuaf.  ut  qnicquid  contra  me  diabolice  atque  humane  moliuntur 
aduerfilater.  ad  nichilum  redigaf  et  confilio  tue  pie(2()  a)tatif  alli- 
daf.  ut  nullir  aduerlitatibul"  lefa  i'ed  ab  omni  tribulatione  et  anguftia 
liberata.  graciaf  inecclelia  tua  reLram  tibi  leta.  Per.  Dej)rofundif.  70 
Kirieleilbn.  Chrifteleifon.  Kiiieleifon.  Pater  nofter.  Nereminilcarif. 
Gifprochin  fie  dirre  falnie  dinir  gotheit  herre  crift.  unde  bite  dich 
dur  die  liebi  die  du  lietolt  zvo  adamif  feie,  unde  eue.  abrahamif. 
yfaac.  unde  iacobil".  der  heiligon  >\  ilTagon.  unde  dur  alle  die.  die 
du  uon  helle  loftolt.  unde  fie  neme  indin  riebe,  dur  dier  feie  ^^illen  75 
die  dannan  here  mit  dinen  (27a)  gnadon.  gincfin  fint.  odir  nob 
ginefin  fun.  daz  du  minir  ainuin  feie  gnadef.  unde  mime  brovdeme 
übe.  daz  du  juir  die  weit  nob  gifemfteft  daz  ich  mit  A\arre  bibte 
bicbome  dich  zilobinne.  minir  armuu  feie  zignade.  Deuf  confolationif 
et  pacif  refpice  propitiuf  adprecef  meaf  et  concede  ut  anime  famu-  80 
lorum  famularumque  tuarum  que  abadam  ufque  inbodiernum  diem 
de  hac  luce  migrauerunt  quique  ba])tizati  et  confeffi  infide  catbolica 
perfeuerauerunt  (2:  b)  et  de  fuif  rebuf  secclefiaf  dei  ditauerunt  ut 
infinibuf  abrabe  yfaac.  et  iacob.  feliciter  requiefcant.  moxque  amorte 
fufcitati  tibi  placeant  inregione  uiuorum.    Per  Pf  Dominc  exaudi.       85 


leb  lobe  dich  uatir  got  almcbtigin.  unde  diu  fun.  unde  diu  heiligin 
geift.  unde  gilobe  die  drie  binemide  ein  warin  got.  Ich  lobe  dich 
herre  allir  der  gnadon  der  du  mir  ie  gitate  daz  du  (29  b)  mich  fo 
dicbe  irloft  baft  uon  uii  manigin  angiftin  notin  unde  fcbandin  unde 
bifcirmit  baft  uor  uil  manigen  fundin.  jNu  bite  ich  dich  herre  dur  5 
dine  vatirlicbe  gvoti.  daz  dv  fift  min  troft  inallim  minini  vntrofte. 
bidenche  din  ricbtvom  unde  min  armvot.  virlie  mir  w  iftvom.  binim 
mir  tumpheit.  bifchirme  mir  herre.  min  lip  unde  mine  feie,  unde 
mine   ere   uor   allen   minen   uienden  gifunlichen   unde   ungifunlichen. 


65  adt-ne-  pielaii  70  /'s.  129.  T.j  wille  83  pcclcfiaf  ul]& 

85  Ps.  142,  «6,   7  din]  rniii 

Altd.  Predigten.  15 


22C  SO  .  87  .  S8 

10  Ich  bite  (lieh  (so  a)  herro  dur  den  gnadeclichin  rat  den  du  täte  mit 
dimc  vatire  undo  mit  diine  lieili^in  i^oille  vmbe  iinie  heil  daz  du 
mich  bilchirmeft  vor  allen  ratin  die  iibil  l'iiit.  iior  liiiider  rede.  \ or 
fchelt  wortin.  uor  itiwiziii.  uiide  daz  iibil  daz  ich  widir  dir  i^itan 
han.  dur  mine  brodi.    vnde    dur    min    um  irw  izzin  heit.    daz    du    daz 

<5uirtilgeft  mit  der  menilcheit  die  du  an  dich  iii]ihieni,'e  uon  der  liei- 
ligun  magit  fanctc  mariun.  Ich  bite  dich  herre  (lioli)  dur  dinir 
heiligun  giburte  willin.  unde  dur  dinil"  tovITif  w  illin.  den  du  injjhienge 
unde  dur  der  martyr  Avillin.  die  du  lite  andemc  cruce.  mit  fpotte. 
mit    halHei^in    daz    du    mich    nieniir    lazeft    chomin    z\()    weltlichen 

20  hovndon  dur  dibeine  mine  (unde.  Ileiliii,ir  geilt  du  dir  ijüt  ein  troft 
allir  gifergotin  herzin.  unde  allir  not  haftigin  menilchin  dv  gib  mir 
daz  ich  dich  got  minne  in  allen  minen  (,!(  a)  luinin.  unde  gib  mir 
die  reinicheit  minif  herzin  unde  def  nnotif.  unde  die  chMCchi  def 
libif  unde  daz  ich  indileme  übe  garnen  mvoze.    daz  ich  gnacU'cliche 

25  zidem  e\\  igin  Übe  chomin  mvoze.    amfn. 


H< 


Defaiieto  erafino. 


lerre  fancte  erafme  du  mime  trehtine  andifeme  feibin  orftirlichin 
tage  giopherot  wrde.  zifrovde  der  heiligun  relurrectione.  Du  ini)ha 
hüte  diz  opphir  umbe  mine  Tele  unde  umbe  mine  weltliche  ere  (31  b) 
daz  min  trehtin  mich  giriere  unde  mich  giw  ere  mit  fin  gnadin.  unde 

5  mit  allen  din  dingin  die  der  Tele  lobilich  fin.  ich  bivil  an  dino 
gnade  min  rat  unde  mine  gitat.  unde  minu  wort  da  n)ite  mir  dihein 
menifche  fcadin  w  eile,  daz  er  mit  din  gnadin  virmerit  mvoze  werdin 
wände  min  trehtin  ielbe  Iprach  fwer  fo  din  namin  andifeme  oftir- 
lichen  tage  ginemmit  fwef  fo  er  gibitit  daz  er  giwert  werde,  (ri  a) 

*0  nu  inpha  mich  andine  trivwe  dife  giwihtin  tage,  unde  dife  giw  ihtin 
nahte,  daz  min  trehtin  mich  dur  fine  gnade  anallen  gvoten  dingin. 
Avonen  laze  unz  an  daz  ende,  minif  libif.  daz  inheinif  niinif  uiendef 
wille  anmir  werde  irvollot.  daz  chome  dir  zilobe.  unde  allen  zi- 
trofte  die  dinir  gnadon  biten.    amen. 


Ich  bivil  mich  .N.  dem  almehtigin  gote  indie  (42a)  felbun  gnade 
fo  er  fancto  iohanni  bival  fine  mvotir  do  er  andcm  cruce  ftvont. 
ich  bivil  mich  indie  felbun  ginade  fo  er  fin  geift  fime  vatir  bival. 
do  er  andem  cruce  folte  irfterbin.    indie  felbun  gnade,    unde  indie 


25  zomin  iil,  5  din]  dincn  11  nahte  in  nahten  ijeündert. 


88  .  89  227 

trovwe    l'o   er   fancte    iiiariun    iino    zieiiiir   invotir  ircliof.    unde  fi  in  5 
zieme    heiiigin   Cuiic    iiulie    felbiin    gnade,    lo    ime   der    gvote   fancte 
iacob.    fin   fun   bival    do    ern   fante  inegiptum   indie  felbun  gnade  fo 
ime  (-iib)   der   gvote    tobiat   li.iin    Tun   bival    do   er   in  fante  indaz 
lant  regionera  gentium.    Ich  bivil  mich  hüte  indie  heiligun  hant  den 
heiligin    livf  trahin    blvotigen.    den    heiligen    nagilin.     dem    heiiigin  lO 
cruce.    Icli  bivil  micli  dem  gitruwin  fancte  petir  indie  felbun  gnade 
fo   ime   der   heilige   crift   bival  finii   fcaf  unde  die  fluzil  def  himilf. 
ich  bivil   mich  hüte  unde  iemir  inden  heiligin    fegin    def  almehtigin 
gotif  noh   niemir   inhein   min  (43  a)  viant  mir  muge  gifchadin.    gi- 
fihtich  unde    ungifihtich.    Ich   bifwere   mich  ])ideme  uatire  unde  bi-  15 
deme  fune.    unde   bideme   heiligin   geilte   daz   div   ovgin  nien  haben 
da  mite  fti  fehen  daz  mir  fcade  fi.  noh  der  munt  da  mite  fu  fprechen 
daz  mir  gifcadin  muge.  noh  div  orin  noh  daz  herze  da  mite  fu  hören 
odir  gidenchen  daz  mir  fcade.    noh  die   fvoze  da  mite  fiv  gien  odir 
ftein    daz   mir    fcade   fi.    div  uil   heiligu  (43  I»)    zefue    def  almehtin  20 
gotif   der   biuil   ich    hüte   mich   unde   iemir  min  lib  unde  mine  feie, 
unde  mine  weltliche  ere.  daz  ich  mit  gnadon  lebin  mvoze  unde  mit 
fride  minif  libif  unde  minre  feie,    nu  gifegine    mich   daz   her  cruce. 
vor  mir  fi  der  gotif  fegin.  mit  deme  feibin  fegine  da  mite  dir  almehti 
got  ^^  af  gifeginot  do  er  uvor  zihimile.    fro   elifabet  mit  ir   heiligim  25 
fune.    gifegine  mich   fancta  cilina  (44  a)  mit  ir  fune.    gifegine  mich 
fancta  felicitaf  ir  fibin  fune  gifeginen  mich,    mit  deme  feibin  fegine 
fi    ich   gifeginot   da   mite    die    drie   kunige    Man    gifeginot.    die    der 
knnich  herodef  wolte  martyron  der  heilige  fun  fancte  mariun  der  fi  ■ 
hüte  min  halfpcrge.  minif  libif  unde  minir  feie,  unde  minir  ^^•eltlichun  30 
ere   der    gitrovwe    fancte   petir   fi   min    wegewife.    minif  libif  unde 
minir   feie   mit    dem    feibin   fe(44b)gine  fi  ich   gifeginot  fo  got  die 
drie  knappin   gifeginote  die  der  chunich  nabuchodonofor  wolte   vir- 
l)rennin.    Sidraac.  3Iifaac.    abdenago.   Kirieleifon.   Chrifteleifon.  Kiri- 
elcifon.    Pater,  nofter.  f  35 


Ich  bin  hüte  uf  giftandin.  indie  ginade  du'  almehtin  gotif  gangin 
(94  h)  hüte  fi  ich  inallir  der  weite  gimvote.  alfe  ir  herze  inir  plvote. 
alfo  wol  fie  ich  inallir  der  weite  lüfte  alfe  ir  herze  inir  brufte  daz 
ich  inen  allen  fi  alfe  lieb,  dar  ubir  manon  ich  dilln  namin.  den  adam 
ane  rvofte.  do  er  die  hant  fah  div  in  da  machote.  daz  dirre.  adonay.  5 


88,  1 '•■  fehlt  etwas.  25  hciligir 

15 


228  90  .  91 

Innomine  jjatrir  ot  (ilii.  et  Ijiirituf  fnnrti.  Ilene  fo  bivil  irh  dir  huto. 
min  lip.  undo  niiiie  lole.  zibilivotiiiiie.  uiido  /ihilcliirmiiinc  (  '»:.  a  ) 
alle  dv  bilcliinidort  danieiem  do  er  wal"  iiideiiie  hole  der  iovwdii. 
fufannam  uon  deme  liii!;ili(liiii  urcliiindc.  liuictiiiu  petnnii  iioii  den 
5  clietinnon.  lanclain  niariaiii  magdak'iiaiii.  uon  ir  i'undon.  allb  nivoziltu 
mich  hüte  bihvotin  uor  luadon  uor  Icliandon.  iinde  uor  uii^inde  andon. 
def  bitte  ich  dicli  herre  diir  dinir  mvotir  ere.  uon  der  dv  die  men- 
ifcheit  inphienge.  die  menil'cheit  an  daz  cruce  leitolt.  mich  (95b) 
uon  der  helle  irloCtoft.  zidenic  hiniile  du  mich  brahtoC.  dannan  bin 
<Oicli  giuallin.  eginil'  danchif  ei^inif  wiilin.  .Nu  bit  ich  dich  herre 
widirzicomlnne  dur  diu  heilii^iii  nainin  on.  dur  den  l'o  liiit  alliv  dinc 
zideme  ewigiu  übe.  d\  mich  bilVliiruiirt.   in  dirinic  i^cgin  \\ar(ii;in  /ite. 


Seliger  vnd  aller  gvotefter  lierre  got  gelobet  fiftv  iemer.  der  gena- 
uen der  dv  tete.  dien  hcligen  zevvelfboten.  vnd  dinen  ivngern.  dien 
dv  dinen  heiligen  geit  fantoft.  vnd  fi  fo  Aviz  kven  vnd  (tarch  mach- 
tolt.  dal"  I'i  getvrllelich  in  die  A\elt  giengen  diu  wort  künden  all'  von 
5  in  vor  gelchribcn  wal"  in  oinnem  terrain  exiuit  lonul'  eoruin.  vnd  dal" 
li  alle  zvngin  redent  wrdin.  vnd  aller  der  genaden  der  dv  diner 
criftenheit  mit  in  halt  getan  die  dv  mit  inen  ge])hlanzet  halt,  vnd 
fvnderlich  liltv  gelopet.  der  genaden  der  dv  vnf  haft  getan  an  dem 
rtvül  zerome.    vnd  an  dem    bablte.    den  wir  an  diner  Itat  da  vinden. 

10  vnd  an  dem  bilchollichem  gew  alte,  vnd  ])rierterlicher  w  ichte.  vnd  an- 
der ordenvng  der  heiigen  melTe.  da  man  dich  alle  tag  handelot.  vnd 
enphachet.  vnd  och  vnl"  armen  mit  teilet,  dien  dv  din  nit  ungvnftig 
bil't.  vnd  fich  och  nach  ir  ftaten  gegen  dir  bereiten  went.  tielobet 
lieft  och  lieber  herre.    der  gvele  der  dv  vnz  och  haft  erzeiget,   an- 

15  der  ordenvng  der  heiligen  bichte.  da  w  ir  w  erden  von  fiinden  eiloft. 
vnd  troft  enjthachen  daf  dv  vnf  weleft  din  rieh  gelien.  üIi  wir  vnf 
nach  der  bichtere  rate,  ricliten  und  halten  wein.  Aalmechtiger 
herre  got  gelopet  fiftv  fvnderlich  der  genaden.  der  dv  crzegteft  an 
diner  lieben  renen  mvoter.    der  feiigen   maget   marien.    die  dv  nach 


90,  9  irlolofl.  91,  1  in  der  Handschrift  Gclig'         2  die  heligc  zewefbole. 

s 

vn  (linc  iviiger.  ilio  3  vii  flarch  ö  /'*.  18,  '>.  8  IVdiich  9  dciij  daii 

14dvYuzjdvz        15  ordenvg  — werd  16  wlefl  17  bichlo  ralcl. 


91  22a 

ir  zit  uf  ze  dir  neme.  mit  lip  und  mit  feil  da  für  wir  ef  billich  haben  20 
(20a)  fvien  vnd  fi  für  dich  geiezet  halt,  vber  alle  die  koer  der 
engelon.  vnz  zc  einer  getrevwer  fürfprechcrinon.  da  aa  ir  fi  vni  din 
hvlde  vlechen  fvlen.  Gelopet  liftv  och  der.  gvete.  der  d\'  er  zeget- 
hal'l.  an  allen  dinen  heiigen  zewelf  boten,  die  dv  fürdich  gefidelt 
haft.  wan  fi  och  hie  din  fchilt  geverten  waren,  vnd  an  dien  feiigen  25 
ewangeliften.  die  vnz  din  leben  din  lere  din  marter.  lot.  vrftend. 
vnd  himelvart.  getrevlich  gefcriben  hant.  dar  vm  fi  billich  vor  dir 
fvnder  er  haben  fvlen.  vnd  fvnderlich  fiftv  gelobet,  der  liebi.  die 
dv  er  cegtoft.  dineni  fvnder  trvteii.  laut  lohanez  e«angelift.  wie  lang 
dv  in  leben  lieze.  daf  er  dir  vil  frvcht  brechle.  vnd  hochef  lonez  30 
von  dir  er\\ rbe.  vnd  wie  dv  in  do  an  bizvnder  totef  marter.  hin  vf 
ze  dir  vnd  ze  diner  lieben  nivoter  genomen  haft  mit  lip.  vnd  mit 
feie,  def  wir  dir  wol  getrvwen  fvn.  daf  die  renen  libe.  din  vnd 
diner  mvoter.  vnd  och  fin.  die  hie  mit  ein  ander  in  folichen  trevwen 
waren,  daf  och  die  von  dir  iiit  gefreraedet  fin.  Gelobet  fiftv  och  35 
aller  der  gvete.  der  dv  erzeiget  haft  allen  dinen  helligen  ivngern. 
die  dir  hie  vf  erde  nach  volgend  waren,  dar  vm  fi  och  nv  himelfche 
froede  habent.  Gelobet  fiftv  och  lieber  herre.  der  genaden  der  dv 
haft  getan,  allen  dien  feiigen  marteren,  die  dv  ftarchtoft  in  aller  ir 
wider  werdekeit.  daf  fi  dir  nach  ge%  olget  hant.  mit  rechter  reiner  40 
marter.  dar  vm  fi  och  nv  die  ewigen  rvowe  vnd  frcede  bidir  vnd 
jnit  dir  hant.  Gelopet  fieftv  och.  der  gvete  der  dv  vnz  haft  erzei- 
get, an  dien  heiligen  bichtern.  vnd  lerern.  die  vnz  din  getrevwen 
lere,  vnd  diner  boton  erlvchtct  hant,  div  vnfern  kranchen  finnen. 
ze  tief  vnd  och  ze  tvnkel  w  er  gew  ezen.  ob  fi  vnz  nit  von  in  er-  45 
levclitet  wer.  Gelobet  fiftv  och  der  hochen  genaden.  die  dv  haft 
getan  allen  reinen  megden.  die  der  weite  fvezekeit  dvr  dich  fer 
fmachtcn.  vnd  dir  mit  reiner  kvfchekeit  hant  nach  gevolget.  vnd  ir 
och  vil  ir  blvot  d\r  dich  ver  gozen  hant.  Gelobet  fiftv  och  der 
genaden  die  dv  allen  rein  w  itwen  erzeiget  haft.  die  dv  mit  rechter  50 
Itctckeit  gefterket  haft.  daf  fi  in  mangem  vngeniach.  in  diner  min 
\ol  herdet  hant.  biz  dv  fi  ze  dir  genomen  haft.  vnd  aller  der  ge- 
naden der  dv  iegcteto.  allen  (2üii)  dien  die  mit  ir  rechten  .e.  nach 
dinem  gebot  gelebet  hant.  daf  fi  da  mit  behalten  fint.  vnd  och  allen 
die    noch    in    dem    fegfivr  fint.    die    dv  gefiebert  haft.  daf  fi  fehler  55 

20  bilich  22  fvrfprecher  inoa.  2i  zewell  bolee.  25  fehlt  geverte 

26  cwangelift.  —  vrften.  39  dieu]    die  40  m  idV/dekeit.  41  fi]  fo 

42  fioflY  dv  och.         4  3  bicher.         44  fiiien         50  erziget 


230  91 

oder  llef^^en  zedir  konien    fvlen.     0    lieber   herre   gelopet   fiftv   och 
aller  der  gvete.    «ler    dv    erzeiget  liaft.    allen  dien  die  noch  vf  erde  ' 
lebent.  in  niiiinen  \  nd  ti'»lt.   \  iid  zvoierlicht.  dal"  dv  ir  genaue  habii't. 
vnd  fviiderlich  der  genaden    der  dv    vnl"  haft   getan,    mit    allen  dien 
60  reinen  tvgenden  garten,  die  dv  vf  der  erde  gephlanzet  hall,  an  allen 
reinen    ordenen.    vnd    leligen    clortcrn    da    dv   bizvnder    in  geminnet. 
vnd  getrevdet  «irrt,  ver  mer  den  in  aller  der  A\elte.  vnd  fvnderlirh 
an  dien  betel  orden.   mit  dien  dv   dine    kriftenheit.   geleret   vnd    er- 
helltet   haft.     (ielobet    Hltv    och    lieber   herre    der   genaden   der  dv 
65  haft  er  zeiget,    an  allen  dien  die  dv  mit  dem  crevce  gezecheiit  haft 
gegen  diiiez  geloben  lienden.   ^  nd  och  an  anderen  die  daf  crevce  in 
dincr  minnc  tragent.  vnd  och  allen  dien  die  in  weiden  vnd  in  klvzeii. 
dvr  dich  in  diner  minne  wonent.    vnd   anderen  armen  brvodern  vnd 
fwefteron.    die    dir   vnd    diner    renen    mvoter.    an  bizvnder  orden  in 
70  willekelicher   armvot.    renekelich    nach   volgent.    vnd  och  allen  dien 
die  mit  ir  rechten  .e.  in  dinen  Inlden   lebent.  vnd  och  an  allen  dien 
die  mit  getrev^er  arbeit  daf   erlrich    bvwent.    vnd    ander  anlwerch 
vebcnt.  ^iid  manger  leie  dienl't  tvont.  da  von  din  criftenhet  gef\  ore(. 
vnd  bekleidet  wirt.    def   fi    din  miltiv  gveti  iemer  gelobet,    vnd  oth 
75  der  genaden.    der  dv    erzeigeft  an  allen,   dien,    die    noh  in  ((etlicben 
fünden  lebent.  die  dv  vf  bezrvng  frifteft.   vnd  gedvltekelich  Mortefl. 
wen  fi  wider  kcren  wein,    daf  dv   fi    gvetlich  enphachift.     0  lieb(M' 
vnd  getrevwer  herre  vnd  vater  min.  ich  armer  vnwirdiger  menfche. 
loben  vnd  er  dicb.    vnd  danken  dir   fvnderlich   der  genaden    der  dv 
80  mir  armen    haft    getan,    daf  dn    mich    ie   din  creatvre  ^^  erden  lieze. 
vnd    dv    wer   holz    noch   krvt.    vf   mir    machtoft.    fvnder  daf  dv  din 
menfcheit   an  mich  haft  geleit.    die  dv  nach  dir  felbem  fch\efe.  vnd 
felb  an  dich  genomen   haft  vnd  mich  nach  dir  gebildet  haft.  \nd  d\ 
mich  vnder  vngelobigen   le\(en  nit  liaft  Verlan,    fvnder  in   diner  rein 
85  Griffen    heil.    mhI    (  l' i  a  )    dal"  dv    mich    an    allen  minen  geliden   vnd 
finnen    fo    genedekelich    verrichtet    haft.    vnd    daf   dv    mir   och   dinel" 
zerganchlichen  gvotcz  fo  vil  mit  (clteft.   daf  ich  dvr  miner  liplichen 
noltvrft  willen,  von  dinen  hvidcn  it  dvrf  gan.  \  nd  mir  gvoter  herre 
diz  allez  vergeben    getan   haft.    vngebeten  vnd  vnverdienet.    daf  ich 
90  mich  do  in  minen    kintlichen    tagen    von   dir  fchict  mit  fvnden.    vnd 

57  dien]  dio         58  halt  ift.  5'.)  vnf)    vf  (11  rloft'— j;oniinrt.  (Kl  mit  dio 

68minc     G8.  6Ü  hrvd^n  fwoloro.      75  orzicfr       77  wpI.— epachifl.      78  nuMifclic 
aus  miiifclic  ijebefsert.  79  fvdlirh  81   maclioll  82  inroclieil  —  foll>c 

83  dich  zweimal.  Si  viigelobi!:e  8G  fiimenj  fiiic  89  vii  ■robclc 


91  231 

fo  ich  von  dineri  genaden  mer  vf  gie  an  dem  lip  vnd  an  dem  finne. 
fo  ich  verer  von  dir  floch.  vnd  daf  ich  dich  aller  gvotefter  herre 
Ib  dich  er  z\  rnet  han.  mit  l\)  vil  grozen  vnd  kleinen  iVnden.  vnd  dv 
mir  daf  l'o  gvetlirh  vertragen  halt.  \nd  daf  dv  midi  mit  der  erften 
tot  f\  nde.  nit  liez  vallen  in  die  helle.  \  nd  w  ie  nianger  fvnden  dv  95 
mich  vl)erhal)en  liaft.  die  ich  ger  getan  hette.  vnd  wie  dik  dv  mir  diu 
genade  I)vte.  vnd  ze  minem  herzen  klophetolt.  l'o  ich  din  enkein 
war  nam.  alf  ich  folte.  vnd  w  ie  d\  getrcvw  er.  herre  mit  diner  gvete 
min  übel  vber  wunde,  vnd  mir  revuc  geh  vm  min  fände,  vnd  mir 
zebichte  hvlle.  vnd  ze  gevelliger  bvoze.  Ach  gvoter  herre  ich  lop  100 
dich  aber  fvnderlich.  daf  dv  mich  halt  vf  genomen.  für  mangef  dal 
cdeler.  w  ifer  fchcener.  vnd  tvgenthaftcr  Mal',  denne  ich  ie  wurde, 
vnd  daf  dv  mich  haft  bracht,  in  diner  tvge;.den  garten  einen,  vnd 
mir  haft  gehvlfen.  ze  einem  orden.  für  den  ich  enkeinen  andern 
weite  han.  vnd  aller  der  genaden  der  dv  mir  da  in  haft  getan,  an  105 
geflicher  verrichtvng.  an  fw  elterlicher  niinne.  an  gvoter  gefelle  fchaft. 
vnd  an  liplicher  notürft.  vnd  wie  kranchlich  vnd  vnüzelich  ich  mich 
dar  in  gehalten  han.  vnd  mit  wie  manger  vn  nvzer  vnmvoz  ich  mich 
diche  bekvnbert.  han.  vnd  waf  ich  gvotez  verfvniet  han.  daf  ich 
^^  ol  mecht  han  getan,  vnd  wie  wening  aber  dv  gvoter  herre  mich  110 
def  haft  lan  engelten.  vnd  wie  genedekelich  dv  mir  in  allen  rainen 
arbeiten,  vnd  in  allem  minem  kvnber  zehelfe  konien  bift.  def  fi  din 
miltiv  gveti  iemer  glopet.  vnd  aller  genaden  der  dv  mir  haft  getan 
der  ich  nit  betrachten  kan.  vnd  och  der  dv  mir  hetel't  getan,  üb 
ich  dir  fi  nit.  mit  minen  fvnden  vnd  f\mekeit.  vnd  vndankbcri  ver-  H5 
derbet  hette.  vnd  och  der  dv  mir  noch  \\ilt  tvon.  def  ich  diner 
gvete  getrevwen.  Gelobet  filtv  och  lieber  lieiro  aller  der  (2  1  b) 
genaden  die  dv  haft  getan,  allen  dien  die  dv  mir  ze  IVnder  frivnden 
geben  haft.  der  licbi  ich  nie  wirdig  wart,  vnd  def  dv  mir  mit  in 
zcgvot  haft  getan,  die  mich  dvr  dich  geminnet  haut,  vnd  minen  ge-  120 
breften  gvetlich  gellten  hant.  vnd  mich  gegen  dir  gefürdert  hant. 
mit  ir  getrevwen.  lere,  vnd  gvotem  bilde,  vnd  frivntlichem  gebette. 
0  lieber  gvoter  herre  wand  aber  ich  dich  niemir  vol  lopen  kan. 
noch  enmag.  der  mang  valten  gveti.  fo  dv  mir  armen  vnwirdigen 
menfchen  haft  erzeiget,  fo  bit  ich  die  lobz  riehen  himelfchen  kvngin.  125 
vnd  alle  heiigen  engel  vnd  feiigen  heiligen,    vnd   allef  daf  himelfch 

91  ^ciiad  97  klüpolofl.  99  vb  wudc  das  ziveite  \nd  zweimal.  102  wde. 
lOß  fwcflcrlicli  miiic".  107  lipllich^— kraclilich  117  der  (21b)  der  genade 
119  ich  ziceimal.  120  gemitiet  124  arme  vnwiidige  126  hiinelfech 


232  Ol 

in  gofinde.  daf  fi  dich  für  mich  lopen.  0  lieber  herre.  fo  aber  mir 
alle  die  gehvlfen  Io|ioii.  die  in  himel  vnd  vf  erde  fint  dan  noch 
lopt  ich  dicli   billich  vnd  f^crn   mer.    dal    ich    nv  vnd  elliv  menfchcn 

130  dich  nacli  dinem  liehlten  ^^  illen.  \iid  vnCeren  ^Moeften  leiden  f^elopin. 
vnd  geerin.  vnd  dir  ,i;;edanken  miigin.  def  hilf  vnf  herre  dvr  din 
milten  gveti  anie\.  Aller  gvotefter  herre  got.  \\and  aber  dv  mir 
vaterlicher  haft  getan  den  ie  vater  alil  mvoter  ir  kinde.  oder  kein 
frivnl  dem  andern  iegotete.  lo  klag  ich  dir  all"  ein  armez  vngetrevwe/- 

135  kint.  finem  getrevw  en  gvoten  vater.  allen  den  mangvalten  gebrcften 
der  noch  an  mir  ilt.  daf  ich  dich  nie  gemiiUe.  noch  geerte.  noch 
gelopte.  alf  ich  von  rechte  folte.  vm  alle  die  genade  vnd  daf  gvot 
daf  dv  mir  armen  vnwirdigen  haft  getan,  vnd  daf  ich  noch  nie  fo 
grof  iamer  noch  biterkeit   gewan.    \  in   din   grozen.    vnd  mangvalten 

140  arbeit,  vnd  biterlichen  martei-.  vnd  eilen  den  tot.  fo  dv  dvr  mich 
erliten  haft  alf  ich  billich  folte.  vnd  daf  ich  nie  fo  gro/,  rev\>e  ge- 
A\an  vm  alle  die  f\  nde.  die  ich  ie  geilet,  alf  mir  Jiot  \\  ere.  vnd  nie 
fo  groz  leit  gewan.  vm  min  mangvalten  gebreften  alf  billich  wer 
vnd  noch  an  gedenken  willen,  w orten  vnd  A\erchcn.  fo  gar  \nlvter. 

145  vnd  vndvrncclUig  bin.  vnd  och  fo  gar  vn  volkonien  bin.  daf  min 
zvng  fo  fnel  vnd  min  mvnt.  fo  bereit  ze  vniizen  Morien  if(.  vnd  io 
fvmig  zc  dincin  lobe,  vnd  min  lip  fo  halt  ze  der  lichtekeit.  vnd  fo 
treig  ze  dinem  dienfte.  vnd  daf  min  herze  noch  fo  verkvmert  ift. 
mit  fo  manger  vpekeit.    vnd  fo  gar  vngeordenot  ift.    ze  tvgenflichen 

150  gedenken,  vnd  daf  ich  noch  fo  vil  gebreften  han.  an  fenfter  gedvlt.  an 
(2?a)  Ivter  deinvete  keit.  an  brinnender  minne.  gegen  dir  vnd 
minem  eben  criften.  vnd  daf  ich  anhvote.  noch  an  zvclil.  nie  wart, 
noch  niender  bin.  alf  ich  von  rechte  folte.  vnd  wie  wenich  ich  ge- 
denke wie  \  iid   waf  ich  tveie.   vnd   wal"  ich  tvon   feite,   wie   ich   elliv 

155  ding  nach  dinem  liebften  w  illen  \-ol  bringe,  vnd  daf  ich  dich  w  ir- 
digen  got.  nit  ellivzit  an  ininer  gegenw  irtekeit  han.  an  def  gegen 
Avirtigi  ich  vn  w  irdiger  menfche  bin  von  angeng  gewezen.  vnd  noch 
elliv  zit  bin.  mit  allem  minem  tvonne.  A'iid  klag  dir  lieber  herre. 
daf  felbe  klein  gvot  daf  ich  tvon.    daf  daf  noch    fo   gar  \  nivter  ift. 

ICO  vnd  fo  Mmielig.  von  ifaler  er.  von  betrogener  hofart.  von  vrdrvze. 
vnd  von  flewekeit.  vnd  fo  vnbehend  bin  ze  allem  dem  daf  mich 
gegen  dir  gefvrderen  mechte.    vnd  fo  geneget  zeder  lichtekeit.    vnd 


i.30  vnd]  vn  i;{().  137  tjcorcl.   noch  i;i'l(t|)lo.  1 '••'(  wortc  1  U)  viiv/c  worl 

151  hriiioiul  158  Iviic.  Kil    vnbchcii 


91  233 

wie  klein   fliz   ich   hab.    daf  ich  Ivterlich   gerainne.    daf  dv  minneft. 
vnd   och   daf  haze.    daf  dv  hazeft.    an   mir  felber.    vnd  an  anderen 
livten.    vnd    wie   Ivzel  ich  minor  brcpkeit.    vod  minen  fleiflichen  ge-  i65 
Ivften.  vnd  vn  nottvrftigem  mvot  willen,  wider  ftanden  hab.  vnd  Avie 
bekvmbert   ich   noch   bin.    mit  italen  irdenfchen  vnd  zerganchlichen 
dingen,  vnd  \a  ie  gar  vnwirdig  ich  dinef  troftez  bin.    vnd  der  fveze- 
keit  fo  dv  ze  geben  phligeft.  dien  die  der  weite  fvezekeit  dvr  dich 
verfmachen  wellent.  vnd  fich  nach  ir  ftaten  gegen  dir  bereident.  vnd  170 
daf  fo  gar  von  minen  fchvlden  ift.   vnd  daf  ich  noch  fo  wening  ge- 
denke vnd  betrachte,  nach  dir  minnender  got.  vnd  nach  dir  geminter 
got.  vnd  dir  reniv  minne.  vnd  nach  dir  geminter  vater.  vnd  geminter 
fvn.  vnd  nach  dir  fveziv  reiniv  minne  heiliger  geft.  \>  ie  dv  in  diner 
heren  drivalter  einekcit.  lebeft  vnd  richfeft.  an  angeng.  vnd  an  ende.  175 
vnd   wie   dv   himeifcher   vater.    din   lieben   mvoter.    die   himeifchen 
kvnginon.  haft  erhoechet  vnd  gekroenet.  vber  allez  daf  vnder  dir  ift. 
vnd  wie  die  lieben  engel.  die  min  varwen  feraphin.  vnd  die  lichten 
kervbin.  vnd  die  hochen  troni.  vnd  die  herlichen  dominationes.   vnd 
die   tvgentlichen   virtvtez.    vnd   die   gewaltigen  poteflatez.    vnd   die  I8ü 
fiirftlichen  principatvf.  vnd  erzelichen  arkangeli.  vnd  angeli.  alle  die 
feiigen  (22  b)  engel  der  himel  vor  dir   geleftent.    vnd   vmbvliegent. 
vnd  in  weler  AAirdekeit  die  hohen  patriarken.    vnd   die   Avizen  pro- 
veten  vor  dir  wonent.  vnd  Avie  dv  die  feiigen  zwelfbotcn.  din  lieben 
fchilt  geverten  für  dich  gefidelt  halt,  vnd  A^ie  die  getrevwen  ewan-  185 
geliften.    die  man  hie  malot.    vm  din  maieftat.    da  vm  dich  gebildet 
llnt.   A'nd  waf  frceden  alle  die  feiigen  lA-nger   die   dir  hie  nach  vol- 
gend  Avaren  da  vor  dir  hant.  vnd  in  weler  vber  gvlter  roter  fchoeni. 
die  heiligen  marterer  vor  dir  levchtent  llnt.  And  in  Avie  hocher  ge- 
zierde.  die  feligea  bichter.  vnd  die  getrevwen  lerer  vor  dir  fchinent  190 
fint.    vnd  Avie  verre  vber  lilien  Avizer.    vnd  rofen  roter   fchoeni.    die 
renen  megde.    vor  dir  gezieret  fint.    vnd    in    Avie   AAnricher  ftetekeit 
die  gvoten  Avitwin  vor  dir  beftedet  fint.    vnd    Avaf  frceden  allez  daf 
lieb  gefinde  daf  dv  an  dich  gezogen  haft.  ewekelich  mit  dir.  vnd  vor 
dir  hat.  dien  dv  fo  vber  Avnflichcn  gewalt  gegeben  haft.    daf  fi  dich  195 
minnent  anemveie.  vnd  erent  an  forchte.    vnd    nizent   ane  gebreften. 
vnd  dich  lopent  an  Ardrvz.    dir    dienent  an   arbeit  vnd  dich  fechent 


163  geminc.  de  dv  mincfl.  170  borideiil.  172  minend^  173  min"e.  vn 

nach  dir  gemiter         174mine         178  fcrapin.         179  Ironiii.         181  principalef. 
182  geleftet.  190  bicher.  vn  die  hoche  (darüber  gctrvwen)  lerer        192  vo 

dir  geziercnl  finl.  195  die  dv  196  rainet 


231  91 

an  vndcrlaz.  vnd  wie  wunenkelich  fi  och  diu  götlich  liett  dvr  Ivchtot. 
vnd  diu  götlichiv  froede  dvr  flevzet.    vnd   wie  gar  dv  von  inen  ge- 

200  freniedet  haft.  waf  nicht  nach  ganzen  frceden  ift.  vnd  m ie  li  dich 
habcnt  niczent  vnd  trevtont  nach  ir  A\nrce.  vnd  nach  ir  willen,  alf 
ir  girdo  geit.  vnd  wie  gar  dv  li  gesichert,  vnd  belledet  halt,  in  fo 
wnricher  frnede.  die  hie  ovge  nie  gefach.  ore  nie  gehorte,  noch 
mcnlchen    finne    nie    }»egiifen    konde.    vnd    wie    niemer    nicht    an    in 

205  werden  mag.  dal"  dir  niile  valle.  Ach  gvoter  got  nv  gib  mir  die 
genade.  daf  ich  har  vber  befrachte  vnd  gedenke,  vnd  ich  troft  da 
in  an  dicli  fvoch.  vnd  och  vinde.  viid  ich  zieoh  vnd  trinke,  in  mich 
der  götlichcn  hiniellchen  fvezekeit.  fo  vil  dv  mir  von  diner  minne 
riehen  miltekeit  fchenken  w  eleft.  vnd  froew  e  vnd  truelte  mich  damit. 

210  fo  lang,  vnd  fo  vil.  alf  dv  mir  von  dinen  erbarmherzigen  genaden 
gvnnen  wclift.  vnd  fwa  mir  def  fvezcn  götlichen  himelfchen  troftez 
nit  werden  niiig.  dar  nach  alf  min  girde  gert.  ach  götlichiv  gveti 
fo  erzeig  din  vaterlichen  trevwe  an  mir.  vnd  gib  mir  fo  fenendez 
iamer  dar  nach,  daf  min  genivete  elliv  zit  dar  nach  hvgende  fi.  (23  a) 

215  0  herre  min  nv  gib  mir  och  genade  ze  bedenken  vnd  ze  betrachten 
waf  iamerf  vnd  gebreften  noch  hie  vf  erde  fi.  an  allen  vn  gelobigen 
levten.  die  din.  vnd  diner  götlichen  w arbeit  nit  erkennen  wcnt.  vnd 
in  der  blintheit  zeder  hello  gent.  daf  la  mir  in  diner  minne.  er- 
bermekelich   zeherzen    gan.    vnd   fvnderlich   vnd   aller  mcft  la  mich 

220  nit  ver  gefen.  diner  heiigen  criftenheit.  vnd  gib  mir  mit  trevwen 
zcbedenkcne.  waf  irretvomef  vnd  vnverrichtekcit  noch  in  mangen 
ende  in  der  weite  fi.  an  dem  llvol  zeronie.  an  dem  babfte.  an  allen 
riehtern  geflichen  vnd  weltlichen,  vnd  fvnderlich  wie  die  weltlichen 
richtere.  nit  wand  nach  ir  mvotwillen   herfcliont.    vnd  lazen   witwin 

225  vnd  wezen  vber  fi  fchrien.  oherre  ihefii  chrifte  la  mir  och  in  diner 
min  klaglich  zeherzen  gen.  daf  daf  heiig  lant  daf  du  mit  dinem 
blvote  gewichet  halt,  vnd  da  dv  vnz  mit  dinem  dot  erloefet  haft. 
vnd  vber  daf  heiig  grab,  vnd  ander  heiig  llete.  wie  die  nv  in  der 
vngelobigen   levten    henden    fint.    vnd    daf  fi  inen   enhein  er  bident. 

230  vnd  fo  vil  vnd  fo  dik  \ on  inen  enteret  werdent.  vnd  daf  ich  billich 
fürchten  fol.   daf  ef  von  minen  fvnden  11.   daf  lieh  nieman  dar  vber 


19S  an  lor  vndcrlaz  ^e/i/f.      wrifkelich         201  nozonl— wiife.        204  finnc  ih  fiii 
oder  kot\<ic  in  koi\iiüi\  zu  bef^ern.  20(>  vii  vii  godciike.  208  niine  riehen 

211  {,'vno        212';\li         213  eizi-:  din  valeiicn        21«  vn  ;renobige         217  erkeea 
218  niine.  221  noh  noch         223  richler         22'»  richte.  225  chriflcj  ypc 

230  bilich 


91  235 

erbarinet.  alf  billich  wer.  Ach  heri-e  milter  got  gib  mir  och  genade. 
in  diiier  inimie  div  werch  der  erbermede  zc  vebeii.  vnd  fvnderlich 
dar  an  daf  ich  betrachte,  den  mengvalten  gebreft.  den  armelivt  in 
dir  weite  lieint.  vnd  lidontr  in  elend  von  hvnger  von  froft.  vnd  235 
tvrfto.  vnd  fichtagen.  vnd  in  gefangnvft.  vnd  ferlmacht.  vnd  manger 
leie  trvebioli.  vnd  wider  mvet.  dif  la  mir  gvotcr  got.  alf  erbermeke- 
lich  zeherzen  gen.  daf  ich  min  almvzen.  bediv  gczlich  vnd  liplich. 
in  diner  minne.  nach  miner  mvgent.  volkomenlich  mit  inen  tele. 
0  eweger  fchepher  min  gib  mir  och  genade.  in  diner  minne.  dich  ze  240 
llechen  vnd  zobiten.  vber  alle  die  in  geflichem  fchine  fint.  daf  dv 
die  dar  in  beftetift.  vnd  fi  fterkift.  vnd  troeftift.  wand  leider  geflich 
leben  iez  alf  fer  ab  nimit.  daf  gar  not  ift  dich  dar  vm  zebiten. 
Aber  die  armen  fvnder  die  fich  ir  feien  nit  erbarmen  vvcnt.  die  fint 
aller  meft  zerbarmen,  ow  e  w  and  fi  dvr  fo  kvrze  froed.  vnd  kranchen  245 
gelvft.  fo  blintlich  gegen  der  helle  gent.  vnd  doch  mit  fo  grozer 
arbeite,  vnd  (23  b)  manger  leig  mveie.  von  armvot  vnd  von  vnrat. 
von  gebreften.  von  wider  mvet.  von  trvebfoli  vnd  herze  leide,  daf 
11  ledor  in  dez  tiefel  dienfte  lident.  daf  manger  himelrich  verlichter 
erwirbet  den  fi  die  helle,  ü  geminter  got  mer  gib  mir  zebedenken.  250 
vnd  zeklagen.  wer  der  ift  gegen  dem  die  fvnde  befchent  daf  biftv 
herre.  der  aller  eren  wirdig  ift.  vnl  och  nit  wand  allez  gvot  vm 
vnz  verfchvldet  hat.  owe  getrevwer  got  vnd  erbarmherziger  herre 
vnd  vater  min.  da  von  fo  bit  ich  dich  mit  ganzem  ernfte.  daf  dv  dvr 
din  götlichen  gvete.  elliv  finftriv  herzen  erlivchtift.  vnd  w  are  revwe  255 
dar  in  fendeft.  vnd  inen  vor  ir  dot  helfift  ze  rechter  Ivterer  bichte. 
vnd  volkomener  bvoze.  nach  dinen  erbarmherzigen  genaden.  vnd 
dien  dürften  ir  ewigen  helez.  die  armen  elenden  feien,  die  in  dien 
w'ifen  fint.  die  fint  och  wol  zerbarmen,  wand  fi  in  felben  nit  ge- 
helfen mvn.  vnd  w  ie  die  fin.  vlechen  vnd  biten  fvn.  ach  geminter  260 
got.  da  von  erhör  min  gebet,  vnd  kvm  inen  troftlich  zehelfe.  dvr 
din  grvndlozen  erbarmherzekeit.  vnd  dvr  miz  armen  gebetez.  vnd 
kranchen  dienftcz  willen.  Axen.  0  hoch  geloptv  drivaltekeit.  hilf 
mir  daf  ich  werd  alf  gewaltig,  alz  w if  vnd  alf  gvot.  daf  ich  müg 
kün  vnd  w  eile,    dich  hie  alfo  geminnen.    gelopen  vnd   ge  eren.    vnd  265 


233  in  dir  mine  dv  wer        238  gen  fehlt.         239.  240  mine         241  fchine  fintj 
fchinel  242  befloifl  244  oder  ir  felben?  ir  fehlt.  246  krancbe  ge 

gelvft.         2'i6.  247  groze  arbeile,   vnd  {23  b)  vri  inanger  lenger  leig  255  er- 

Ivcht  ifl.  258  beide  dien]  die  262  grrviidloze  erbarherzekit.  263  die 

dienAez  264  al  gvl  265  gemine. 


236  91  .  92 

dir  bedanken  der  mangvaUen  gveto  vnd  genaden.  der  dv  vnf  armen 
MI  w  irdigen  haft  getan,  vnd  iez  tvoft.  vnd  noch  tvon  wilt.  vnd  detift 
üb  wir  viil"  gegen  dir  hielten  alz  wir  feiten,  vnd  dich  och  gellech 
vnd  gebite.  in  diner  niinne.  vber.  alle  die  nienfchen.  die  dv  gefchafen 

270  haft,  nach  dir  felbeni.  vnd  mit  dinem  dot  erbezet  haft.  vnd  ze  dien 
ewigen  froeden  erwelet  haft.  mit  alfo  getrevwem  ernft.  daf  din  miltcMi 
gvete  begenveg.  von  niiner  armen  ivranchen  bra'dekeit.  vnd  daf  dich 
gelvften  müg  mir  dinez  fvezen  troftez  hie  fo  vil  zegeben.  daf  mir 
der   \\clte   fvezkeit.     vnd    alf  daf   mich    diner  genaden  geirren  müg 

lih  fo  fvr  vnd  biter  m  erde.  ih\['  mich  an  dinem  troft  begenveg.  vnd  mir 
alf  daf  fvz  Ivftelicb  vnd  begirlich  fi.  vnd  werde,  daf  mich  mit  dir 
verenberen  müg.  Daf  mir  vnd  allen  dien  menfchen.  die  ze  dien 
ewigen  froeden  erweit  fint  dif  wider  war.  def  helf  vnf  der  vater 
vnd  der  fvn.  viA   ,1er  heilig  geft.    AMcn.  amcN  .xMcn. 


IlErre  ich  bitte  dich  durch  des  fmerzen  ere  den  dv  enphienge  in 
diner  kintheite.  vnde  durch  das  heiige  bluot  das  dv  guffe.  das  dv 
mir  vergebeft  alles  das  ich  ie  \\  ider  dich  getet.  vnde  das  dvi  mine 
feie  reneft  von  allen  fanden  Ilerre  ich  bitte  dich  durch  der  be- 
^  trahtunge  ere.  vnde  durch  der  i;vmerlichen  gedenke  ere  die  dv  hateft 
da  die  zit  dines  todes  gegen^^er-(  is2  a )  tig  \\as  das  dv  mir  ver- 
gebeft was  ich  mit  füntlichor  bctrahtvnge  vnde  mit  gedenken  ie 
A\  ider  dich  geted  Liide  bitte  dich  durch  des  bivotes  ere  fo  dvi 
fwiftoft  das  dv  mit  mir  geruocheft  lin   in  allen  minen  engeften  vnde 

IC  inminer  iungeften  noit.  fo  min  feie  von  mime  übe  fcheidet  Ilerre 
ich  bitte  dich  durch  das  zitorn  vnde  durch  des  angeftes  ere  fo  dvi 
hatoft  da  dv  vor  gerihte  ftuinde  das  dv  mir  helfeft  das  ich  an  dem 
iungeften  tage  ane  zitorn  vnde  vnfchuldig  aller  miner  fiinde  ^^  erde 
ftan     Nv  gedenke  an  die  noit  das  din    fchöpher   an   die  IVle  gebun- 

l'>  den  «art.  wie  tot  bivotig  lin  heiiger  lij)  wart  (  isJb)  vnde  wie  fin 
hcilgc  hvit  brach  an  lime  libe  von  den  vnorbcrmeherzigen  flegen 
owe  vnde  die  noit  das  in  die  fw  ere  liege  ftrolten  an  den  fweronden 
fmerzen  ilnes  libes  llcrre  ich  bitte  dich  d\rch  der  bände  ere  da 
dv  mitte  gebunden  w  rde  vnde  durch  des  heiigen  bivotes  ere  das  dv 

20  inder  not  güffc  das  dv  mich  erhefeft  von  den  banden  der  vngetriu- 


266  gedanke  269  mfne.         270  felbe  274  geiren         275  fvr 

92.  Z  57.         7  in  der  Handschrift  bclrahvngc  17  flroffen 


92  237 

wen  weite  vnde  min  leben  rihteft  noch  dime  aller  willen    Herre  ich 
bitte  dich  durch  der  dvrninen  cronen  willen,   vnde  dvrch  der  wnden 
ere  dines  hobetes  vnde  durch  dos  heiigen  blvotes  ere  das  vbcr  din 
raenfliches  aiitltiz  ran.  das  dvi  dii.  gotlic-(i  S2  c )  hes  antliiz  gnedeii- 
liche   gegen   mir   kerelt     Herre  ich  bitte   dich    durch   der  verfmehte  25 
ere  die  dir  erboten  wart  do  din  lieliges    antlüz  angefpuen  Avart  das 
dv   mir   gebest    alles    das    zvo    vcrfinahende    das    mich    din  geirren 
niüge    Herre  ich  bitte  dich  durch  der  engefte  ere    die    dv  hateft  da 
dir  din  heiigen  ovgen  A\rdent  verbunden,    das    dv  dine  erbanneher- 
zigen  ovgen  gegen  mir  vf  tuegelt    vnde    mich   gnedickliche   anfehes  30 
in    allen    minen    erbeiten    vnde    mich    von   diner   gotlichen    angefith 
niemer  gefcheideft  ameN    Vnde  bitte  dich  durch  die  demuot  da  dvo 
dich  geruocheteft    zvo   neigen  vnder  das  criuze  vnde  durch   (i82(l) 
die  IVere  bürde  die  dv  trüge  für  aller  menfchen  lunde.  das  dv  mich 
entlades  des  fweren  vberlaltes  miner  funde  vnde  mir  gebeft  getulti-  35 
keit    zetragenne    alle    zit    durch    dich     Unde    bitte   dich   durch    des 
ganges  ere  den  dv  mit   grofl'er    armvot   vnde    mit  gewillegir  gehor- 
fam  gienge  inden  tot.    das  dvo  mir  helfeft  das  ich  dir  nach  gevolge 
mit  gewilliger    arniuot    vnde    mit  vollekomener  minne  vnz  an  minen 
tot    Unde   bitte   dich   durch   der  fuftephen   ere  die   dvo  andas  cruze  40 
gienge.    das   dvo    vnder   dine   fuize  treteft   allen    den   gewalt   miner 
viende.    das    mich   ith   verleitent    in  den  wec  der  fundcn    Herre  ich 
bitte  dich  durch  die  minne  (issa)  Inder  dvo  dine  arme  zerftractes 
an  dem  cruce  das  dv  mich  enphaheft   indinen  heiigen  vriden    Herre 
ich  bitte  dich  durch  der  nagel    ere   die   dir  durch  dine  hcnde  gien-  45 
gent  vnde  durch  den  Aus  der  dur  dine  wnde  flos  das  dv  dine  gnade 
laffeft  vliezen  inmine    feie    Herre  ich    bitte   dich    durch  der  a\  nden 
ere    diner   fuze    das    dv    mir   gebeft.    mit    rehter    ruwe   gnade    zvo 
fuchende    zv   dinen    fuzen    vnde  das    ich   von    diner   gviti   da   apIas 
enphahe  aller  miner  funde    Herre  ich  bitte  dich  durch  den  gebreften.  50 
das  dv  nacket  an  denie  cruze  ftunde  vnde  niut   hatoft  alles  das  dvi 
ie    gefchvife    das    dv   din   höbet  geneigeteft    das   dv  dich  crbarmeft 
vber    (183  b)    allen   den   gebreften    den  ich  han  an  aller  der  gnade 
vnde  tugende    da  mitte  ich  dich  minnen   vnde  loben   folte  vnde  zvo 
frunde  gewinnen   Herre  ich  bitte  dich  durch   der  trehen  ere  die  dv  55 
weindeft  da  in  der  pine  diner  groffen  noete  das  dvi  mir  gebeft  von 


21  hinter  aller  fehlt  ein  Superlativ.  27  veifmahende  alles  de  28  uuige 

36  fehlt  ein  Object  zu  Iragcnne?       bille  durch  44  inic  47  durch  fehlt. 

55  dv  fehlt.  56  in  fehlt. 


238  92  .  93 

ganzer  minne  die  tiehenne  ze^iefendc  nach  dir  die  dine  gviti  ze\  ber- 
\\indende.  das  dv  geruochel't  dich  mit  dincr  gnade  ze  neigende  in- 
niiti  lele    ITeire  ich    l)itte  dich   durch  die  turri  vnde  durch  die  itale 

60  diiier  nienlcheit  da  dv  liene  durch  jiiicli  hatolt  verzert  din  lieilges 
bluot  vnde  dine  nienlchliche  niath  als  gar  das  (is^c)  dich  dvrfti 
an  denie  criuce  das  dvo  anfehelt  die  turri  vnde  die  itali  mines  her- 
zen vnde  niiner  feie  das  dvo  geruochel't  mir  zel'endenne  din  lenltes 
tov  vnde  dinen    luizen    regen    das  min  herze  gelindet  vnde  gereinet 

65  werde  vnde  min  geilt  gel'uizet  vnde  gcfenftet  werde  das  dine 
wonange  möge  lln  inmiiier  feie  Herie  ich  bitte  dich  durch  das 
bittre  tranc  das  din  munt  vnde  din  heiige  zvnge  verfuhte  an  deme 
cruzc  das  dvi  mir  vergebeft  alles  das  ich  mit  miner  zvngen  ie  wider 
dich  getet    llerre  ich  bitte  dich  durch  des  ruofes  ere  den  dv  ruof- 

70  teft  zvo  dinem  vater  an  deme  cruce  das  dv  erha^reft  minen  ruof 
vnde  durch  die  vinfter-(  is;?  <l)niffe  die  über  alle  die  weit  gefchach 
das  dv  vertribeft  die  vinfterniffe  mines  herzen  vnde  mich  erlivhteft 
das  ich  erkenne  dich  vnde  mich  Herre  ich  bitte  dich  durch  dinen 
heiigen    tot   das   dv   an   mir   toteft   alle   vlefliche   girde  vnde  minne 

75  vnde  durch  din  geminnete  feie  das  dv  mir  gebeft  ein  minnende  feie 
Ilerre  ich  bitte  dich  durch  die  minne  die  vns  din  heilgef  herce  vf 
tet  an  dem  cruze  da  dv  vmbe  mich  gebe  den  turen  vnde  den  ver- 
borgenen fchaz  der  da  beflozen  was  indeme  heiigen  l'crine  dines 
fueffes  vnde   niinnekli(-hen   herzen    mit   deme   wir   gefjjifet  vnde  er- 

80  quieket  w crdent  von  deme  ewigen  tode.  das  (isia)  was  das  heiige 
waffer  vnde  das  rofevarwe  bluot  das  vns  von  dime  herzen  vloz. 
dvrch  des  ere  fo  bitte  ich  dich  herre  das  dv  den  kovf  bchefteft  an 
mir  vnde  mine  fruht  geruoheft  fin  vnde  eine  lieber  iuino  macheft 
zvifchent  mir  vnde  dir  das  dv  fclbe  fchirmeft  vnde  hvoter  Heft,  das 

85  fv  nienier  nie  zer  brochen  w  erde    AmeN 


iNmonte  oliueti  orauit  ad  patrem  patcr  11  (icri  poteft  tranfeat  ame 
calix  iftc  fpiritus  (juidem  ])romptus  eft  caro  autem  inlirma  hat  vo- 
luntas  tua  verumtamen  non  llcut  ego  volo  fed  iicut  tu  uis  hat 
voluntas  tua  Herre  himelfcher  vater  durch  (i84c)  das  gebet  das 
5  din  lieber  fun  zvo  dir  Iprach  anfiner  angeftlicher  noit  an  finer  ge- 
ftracketcr  venien  anfime  bibcndem  herzen  anfirae  bluotigem  fweizo 
vnde  fprach  alsus.    vater  ift  es  muglich  fo  la  dife  noit  ver  gan  von 


57  gegiefende         02.  63  licrzcn  fehlt.         75  durch  die  geminnete  U3.  Z  59. 


93  239 

mir  iedoch  noch  dinen  Avilleii  fo  erganc  es  mir  fo  bitte  ich  dich  mit 
gcftracketeme  libe.  vnde  lege  mich  mit  dim  füne  andine  veterliche 
fuize.  vnde  vcr  enige  min  ruwig  herze  mit  rmie  bidemenden  her-  iO 
zen.  vnde  miner  ovgen  trehen  vnde  mines  herzen  blut.  ver  enige 
ich  mit  llnie  blvotigem  fweilie.  vnde  fpriche  das  felbe  wort,  vater 
mag  es  iemer  fin.  fo  benim  mir  das  micli  liindert  an  (  i  s  i  d  )  niiner 
feie,  wan  das  ich  din  darbe  das  ift  über  ein  din  « ille  niut  Ilerre  hiniel- 
fcher  vater  durch  das  erhörte  gebet  das  din  liljer  fun  zvo  dir  fpiach  15 
andem  cruze  mit  fcriendem  herze  mit  bhotigem  libe  mit  ferigem 
mvnde  mit  weinenden  ogen  fo  er  hoere  min  vnde  fin  gebet  vnde 
Iceze  mich  von  miner  noit.  durch  finen  bitteren  lofenden  tot  Herre 
vater  mit  den  werte  mit  deme  dir  din  fun  finen  geift  bevalch  an- 
deme  cruze  fo  bevilche  ich  dir  min  herze  vor  aller  valfcher  liebe  20 
vnde  funden  vnd  der  vigenJe  anevehtunge  andine  gewaltige  hant 
vnde  fpriche  Pater  inmanus  tuas  conmendo  fpiritum  meum  quem 
re(  )85  a)demifti  domine  deus  ueritatis  0  herre  ihefu  clirifte 
durch  dinen  ferigen  muot  vmbe  mich  din  fchricnde  blvot  vmbe  mich, 
din  fcriende  wnden  vmbe  mich  fo  bevilhe  ich  dir  hivte  mine  noit  25 
div  mich  an  miner  feie  hindert  herre  durch  den  aneblic  diner  iemer- 
lichen  mvoter  die  dv  anme  cruze  anefehe  fo  fich  an  mine  not.  mit 
erbarmeherzigen  ovgen  herre  durch  din  herce  das  div  minne  vnde 
der  tot  andem  criuze  zerbrach  fo  brich  min  herze  von  tcetlicher 
minne  die  mine  feie  hindert  vmbe  die  dv  den  minnenden  tot  lite  fo  30 
bitte  ich  dich  das  dv  mich  toiten  welleft  in  allen  minen  vntugenden 
herre  vater  dinen  fun  (i85  b)  den  dv  mir  gegeben  halt  inminen  lip 
vnde  in  min  feie,  den  opher  ich  dir  \vider  zvo  einie  funer  aller 
miner  funde  da  ich  dich  mitte  erzürnet  habe  zvo  einer  erfullunge 
aller  miner  fumekeit  zv  einie  widergelte  aller  gnaden  die  ich  von  35 
dir  enphangen  han  Amen  Herre  himelfcher  vater  durch  die  ewige 
minne  die  dich  neigete  inmenfliche  nature  fo  neige  dich  inmich  vnde 
zivh  mich  indich.  herre  ihefv  chrifte  durch  die  minne  durch  die  dv 
dine  werc  an irketeft  dinen  vater  zv  eren  vnde  zv  lobe  fo  wirke  an- 
mir  dinef  vater  lop  indeme  hobelten  herre  ihefu  chrifte  durch  diner  40 
marter  (l85c)  ere  vnde  durch  dines  toides  craft  fo  tote  an  mir 
alle  vnglichniffe  vnde  voilemache  an  mir  din  gotlich  bilde  nach  din 
felbes  lobe   amen 


14  niul  fehlt.         18  finen]  fincr        19  dir  fehlt.        20  min]  rair        22  queiu  fehlt. 
24  durch  fehlt.         42  vnde  zweimal. 


240  94  .  95 

Dl«i  lerie  brvoder  ekkehart 


D< 


wr  menfche  der  dis  j)ater  iioltor  mit  aiulath  Iprichet.  der  w  irt  ge- 
^^el•t  das  im  viiler  herre  gotlichcr  beiiantnilTe  me  git  dcnne  .v. 
hundert  melTeii  die  alle  alfo  guot  lint  als  es.  das  eine  pater  noi'ter 
herre  ich  lobe  dich  an  dinre  hoch  gelobeter  gotlichcr  natiire  ich 
5  bitte  dich  zarter  vater  das  dv  midi  l'chiere  bringeft  zvo  der  alre 
Ivterllen  liekaiitnilTe  div  mir  diu  gveti  geordent  (i85  d)  vnde  behal- 
ten het.  Das  ander  j»ater  nofter  herre  ich  lobe  dich  vmbe  alle  die 
heiige  niiinie  vmbe  alle  die  heilgc  begoninge  vmbe  alle  die  heiige 
vebunge  die  dv  herre   ie    gewiine    z\o    dem  heile  meiilliches  kunnef 

m  ich  bitte  dich  zarter  vater  das  d\i  mich  Ichire  bringeft  zvo  der 
alre  hohefleii  minne  zvo  der  alre  hohelten  begerunge  zv  der  alre 
hohelten  vebvnge  die  mir  din  gveti  geordent  vnde  behalten  hat 
Das  drite  pater  nofter  herre  ich  lobe  dich  vmho  die  wandelungc 
die   dv   tete   da    dv  ein    menfche    wrde.    ich  bitte  dich  zarter  vater 

«5  das  dv  ver  wandeleft  miiie  vleifliche  tra(  isft  ;i)keit  in  eine  geift- 
liche  fnelheit  Das  vierde  pater  nofter  herre  ich  lobe  dich  vmbe 
alle  die  heiige  wandelunge  die  dv  zvo  allen  meffen  tuolt.  ver\\an- 
dele  herre  allen  minen  breften  ineinen  vollekomenen  vlis  der  ta- 
gende  Das  fünfte  pater  nofter  herre  ich  lol)e  dich  vmbe  die   heilgo 

20  wandelunge  die  an  dime  tode  gefchach  vnde  kvm  mir  zv  helfe  in- 
mines  todes  not  vnde  allen  menfchen   ameN 


Pater  iioTter 


H. 


lErro  lieber  herre  got  ich  bitte  dich  das  dv  mir  geheft  erneft  zv 
rehteme  lebenne.  dvrch  den  erneft  den  dv  heiteft  da  dv  zv  dinre 
heiigen  martyr  gien(i8Gb)ge  jiater  nofter  Herre  lieber  herre  got 
ich  bitte  dich  das  dv  mir  gebeft  hize  die  mir  biinge  die  andaht 
5  die  dv  hatoft  da  din  heilgcs  bliiot  von  allen  dime  libe  flos  Herre 
lieber  herre  got  ich  bitte  dich  das  dv  mir  gebeft  hize  die  mir  bringe 
die  andaht  die  alle  zit  gegenwertig  fi  vor  dinre  gotlichen  befcho\\ede 
vnde  mir  erwerbe   alles    des   ich   noturftig  fi  zvo  feie  vnde  zv  libe 

94.  Z  f)0.  In   der   t'bersclirift   ekkeli.it  13  ich    zweimal.  IG  flellieil 
17  alle  die]  die  am  Rande  nuchgetragen.                  19  dich  vmbe  dich  vmbe  die 

95.  Z  f.l.  3  paler  nofl  Herze  4  dv  fehlt. 


11 


96  .97  241 


nfer  herre  fprach  zuo  einie  guoten  menfchen  bitte  mich  das  ich 
dich  lere  bitten,  do  fprach  er.  oherre  so  nianen  ich  dich  aller  der  wif- 
heit  so  in  din  ere  ie  getragen  wart  das  du  ein  wifen  menfchen  vs 
mir  niacheft  der  fleh  vor  allen  fünden  künne  hueten  vnt  sich  ernft- 
lichcn  iif  ein  guot  lebenne  künne  gerichten  Darnach  herre  so  manen  5 
ich  dich  aller  der  minne  so  du  selber  bift  vnt  aller  der  minne  so 
dur  dich  ie  getragen  wart  das  du  macheft  vffer  ((44  c)  mir  ein 
geminten  menfchen  der  dich  ob  allen  dingen  minne.  vnt  alliu  ding 
minne  dur  dich  diu  da  ceminnen  fint 

Oherre  ich  manen  dich  aller  der  demuot   so   du   ie  getruege  vnt  so  *0 
dur   dich  ie  getragen   Mart   das   du  macheft  us  mir  ein  demuetigen 
menfchen   der  vor   dim    geminten  antlüt  müge  geheiffen  ein  demue- 
tiger  menfche  vnt  darnach  herre  fo  manen  ich  dich  aller  der  arbeit 
so  du  herre  ie  getruegte.    vnt   ouch   dur  dich  ie  getragen  wart  das 
du   mir   die  gebeft  cetragen  guetlichen  vntz  uf  min  ende  oherre  so  15 
manen   ich    dich   alles   des   pluotes   so    du  ie   uergüffe   vnt  in  diner 
ere   ie   uergoffen    wart   das    du    mir   hclfeft  das  ich  alle  min  crafte 
dur  dich  uerzere   alf  du  och  din  crafte  dur  min  willen  halt  uerceret 
alf  vil  mir  denne  müglichen  si.  vnt  darnach  so  erman  ich  dich  herre 
dinef  heiligen  endes  vnt  aller  der  heiliger  ende  fo  du  ie  guot  machoteft  20 
das  du  mir  helfeft  eines  guoten  endes  dur  din  ewigen  guetin.  (144  d) 
Oherre  so  manen  ich  dich  diner  heiligen  uferftandunge.    vnt   nu   nit 
nie   fterben   folt  noch   enmacht   das   du   mir   helfeft  das  ich  mit  dir 
erftande.    von   allen   tcetlichen   vnt  cergangclichen  dingen  oherre  so 
manen   ich    dich    der   ewigen    vnt   heiligen  wonunge  fo  du  haft  in-  25 
hiraelriche  mit  allen  dinen  us  erweltoften  friunden  das  du  mir  helfeft 
wanne    nv   du  ir   ewige   ruowe   bift  das  ich  ouch  niener  ruouueftat 
vinde  denne  an  dir.  herre  so  manen  ich  dich  dines  iuncften  gerichtes 
des   gerechten   vrteiles   das  du   mir  gebeft   das   ich   denne  erftande 
mit   dir  vnt   mit   dinen   aller  liopftcn    oherre    alles  des  so  ich  dich  30 
gebetten   han   über  mich  des   bitten   ich    dich  über  alle  die  die  in- 
dim«  heiligen  namen  lebent.  vnt  gemeinlichen  über  alle  die  heiligen 
criftenheit 


11 


erlihe  mir  barmherziger  got  das  dir  wol  geuallet  hitzeclichen  ce- 
begeren  wiflichen  cefuochen  geAvarlichen  cerkennen  vnt  volkomen- 
lichen  cefolbringen  zuo  einem  lobe  vnt  guenlichi  dines  namen  herre 


9«,  24  in  der  Handschrift  aller  25  liciliy;**  26  helfeft  27  iiiemer 

97,  2.  3  erkenne  —  cerfolbiiiigca  3  nauiaiu 

Altd.  Predigleu.  16 


242  97 

ordenne  niiii  Icbenne  das  du  von  mir  w  ilt  das  ich  tueie  das  ich  das 
5  A\ilTe  vnt  \n eile  vnt  gip  mir  es  ceuolbringeii  als  es  notürftig  ilt 
vnt  dir  geziinmet  vnt  mache  mir  min  uuege  ficher  gerechte  vnt 
volkomcn  das  (264  c)  ich  nit  geprerthafte  werde  ingelüke  nocli  in 
vngelüke  alfo  das  ich  micli  in  franfmuetikeit  nit  über  habe,  vnt  euch 
in   A\idermuctikcit    nit   enuallc.    vnt   das    ich    mich    cnheines    dinges 

10  froeuue.  wan  das  micb  zuo  dir  geciebeii  mag  nocli  von  dekeincn 
dingen  trurre  denne  von  den  dingen  die  mich  von  dir  gelcbeiden 
mügent  vnt  gip  mir  das  ich  nieman  nit  wolgeuallc  ulTerent  dir  vnt 
ouch  nit  enfürchte  iemans  milTeuallen  gib  mir  alliii  citiidiiu  ding 
dur  dinen  \\illen  ceuerlmabenne  vnt  alles  das  das  dich  anlueret  das 

15  ich  das  liep  habe  vnt  dich  über  alliu  ding  gip  mir  ein  vertrielTen 
in  aller  frcede  die  nicht  mit  dir  ift  vnt  das  ich  in  allen  arbeitten 
die  ich  dur  dinen  willen  tuon  ein  wolhirt  enpfahe  vnt  alle  die  ruowe 
die  in  dir  nit  enift  die  si  mir  ein  criuce  gip  mir  das  ich  min  herce 
hitzeclicben   zuo    dir  richte  vnt  das  ich  mine  (i'O^il)  gepreiten  mit 

20  fmertzen  betrachte  vnt  mit  ganzem  willen  ouch  belTeri  omin  got 
mache  mich  demuetige  avne  vallche  fru»licben  avn  verlalTenheit  be- 
true])te  avne  truren  ernfthaTte  avne  bel'w  erde  beringe  ane  lichver- 
tikeit  gewere  avne  zwiuele  das  ich  dich  fürchte  ane  verzwinelen 
das  icb  an  dir  gedinge  habe  ane  freuele  das  ich  min  ebenmenichcn 

25  lere  vnt  itraffe  ane  gelichfunge  vnt  in  belTeri  mit  worten  vnt  mit 
werken  ane  hochuart  das  ich  gehorfam  fi  ane  alle  wider  rede  ge- 
dultige  ane  murmelen  o  guoter  got  gip  mir  ein  wacbendes  herce 
das  kein  torlicher  gedanke  von  mir  valle  vnt  ein  diirhnechtikeit  das 
mich  enkein  üppige  liebi  nider    ziehi  machce  mich  ovch  l'tarcke  das 

30  mich  enhein  be  noch  vorcht  überu  indo  mache  mich  frie  das  mich 
(26  5  I))  kein  freueler  gclurt  über  ^indo  noch  letze,  vnt  gip  mir  ein 
gerecbtikeit  mines  hercen  das  mich  enhein  vnrechte  meinunge  von 
dir  wile  verlibe  mir  min  herre  got  Vernunft  dich  cerkennen  rainne 
dich  cefuocben  \\iibeit  dich  ceuindenne   ein  huotfamkeit  mit  vorchte 

35  cebehalten  ein  wonunge  diu  dir  geualle  ein  ftetikcit  das  ich  din 
mit  l'teter  zuouerficht  bcitte  gip  mir  das  ich  gefterket  w  erde  indinem 
lidenne  mit  rechter  bevintlichcr  mitlidung  diner  fmertzen  vnt  das 
ich  mich  uebe  inallen  lügenden  mit  begabunge  diner  gnade  vnt  das 
ich  indem  uaterland  din  fra'de  do  nieffende  werde  mit  glorie  diner 

40  cre.    amen 

12  urffercnt  J2.  1.3  v  nil  ouch  nit  16  allen  frojden  19  gpreflon 

26fieuea!le         30  be  am  i:u de  einer  Zeile;  i-H'/Ztic/it  bclnipple         32  luciiuungc 


98  243 


Ein  suot  scbetie 


0 


iiiinneldich  Avunneklicli  götlicli  Mcfen,  .  0    luter  dar  ewig  leben. 
0  vetterliche  trliiwe.  0  oberl'te  götlichi  wifheit.  0  hiuielfcher  tiüft. 
0  heilige  gebenedicte  driualtikeit.    0    einige    gotheit.    0   warer  got. 
0  rechter  herre.    0    almechtiger  fchöpher.    0   einiger   geborner  iun 
des  himelfchen  vatters.  0  ewiger  flieffender  brunne.  des  vetterlichen  5 
vrfprunges.    0  fpifer  der  feie.   0  recht  war,  e\\  ig  liecht  der  Hechten 
geifte.    0  liuchtender  g'.antz  des  v^tterlichen  Hechtes.   0  klarheit  aller 
heiligen.    0  fuefi'er  nani  Yhefiis.  (so  a)  0  lebendiger  heilant  Criftus. 
Du  bift  aUein  der  -weg  der  a\  arheit.    Du  bift  daz  c\\  ig  leben.  Ich  bitte 
dich   durch   diner   gütlichen  ?dinnc  a\  illen,   die   du   herre  himelfcher  10 
küng   hette,    Do   du  ftuende    an   dem    kriutze    allein   mit   minnender 
gotheit,    3Iit   i'enfter   feie,    mit  betruebten  finnen,    Mit  gewundotem 
hortzen,  mit  krachenden  gelidern.  Mit  gefpanncn  armen,  mit  gedenten 
adren,  Mit  verhoA\enem  übe,  mit  bluetigen  wunden,  Mit  ächzendem 
hertzen,    mit  fiufzender  kelcn,    Mit  rueffendem  munde,    mit  heiferer  15 
ftirame,    Mit  bleicliem  antlüt,    mit  tcetlicher  varwe.    Mit    meinenden 
ovgen,  mit  betruebten  geberden,  3Ht  brünnendem  ernft,   Mit  heiffer 
begerung,  mit  fwindlendem  hirnin,    3Ht  verfertem  geneigtem  hovbte 
zuo  dem  tode,    mit  totem  übe.    Mit  verfcheidenem  ende,    mit  ufge- 
taner  fiten  vnd  hertzen.  Mit  flieffenden  bedien  vff  dem  vrfprung  des  20 
lebenden  brunnen.  Mit  diner  lieben  Muoter  marien  fo  recht  iöemerlich 
betruebt.     Durch   die   minne   bitte  ich  dich  herre  die  dir  brach  din 
fueffes  hertze,    Daz    du   dich    erbarmeft    über   mich  dur   diner  göt- 
lichen   grundlofen    (sc  b)    erbermde  Avillen,    Ynd   Hielt   mir  gnedig 
durch  diner  überflüffigen  manigualtigen   gnaden   willen,    Vnd    durch  25 
die  kraft  dins  götlichen  namen.    Vergib  mir  min   füude,    Vnd  ftand 
mir  bi,    daz   ich    funden   ^^erde,    Vnd   belibe  in  dem  aller    Hepften 
willen  din,    Vnd  gib  mir  ein  guot  heiUg  ende,    vnd  ein  frcelich  vr- 
ftcnde,  AmcN. 

Benedictus  der  z^^  elfte  Babft  machte  dis  gebett,  vnd  gab  allen  den,  30 
die  es  mit  gantzer  andacht,  vnd  mit  riuwe  vnd  bichte  fprechent  da 
ünfers  herren  fronlicham  gegen würtig  ift  in  der  meffe,  alf  vil  tag 
Aplas,  als  ünfer  herre  Yhefus  Criftus  wunden  durch  ünfer  Avillen 
hat  gelitten.  Der  warent  fünf  Tufeng  zwei  hundert  vnd  zwo  vnd 
vierzig  wunden.  35 

21   die  Bandschrift  ieinerlich 

16* 


244  99 

DIs  noch  gondo  gebctt  niaclitii  an  dem  frltag  Ipreclien  vnd 
irenn  du  irllt.  die  fiben  wort  die.  jüefiis  an  dem  criutz 
fprach    find   dor   jnnen  (l^a)  Zuo    nonzit    ftarb   jhefus    an 

dem  criutz 


0 


Du  grundloffe  götliclie  wifheit.  vnd  E\\  igcs  Hecht  hoch  vf  erha- 
ben an  dem  ci'iutz  du  do  ferr  liuchtende  bilt  jn  die  ticlTen  tal  der 
verborgenen  demuettigen  begirlichen  minnrichen  hertzcn. 
Ich  bette  dich  an  mit  dem  hittzigen  ernft  aller  diiier  worer  anbetter 
5Jn  dem  aller  jeuierlicheften  bild  als  du  herre  jhel'u  chrifle  von  niin- 
nen  hiengt  jn  der  aller  grasten  todes  not  gclpannon  gencgelt  gc- 
tennet  durch  a\  iindct  durch  heml  vnd  durch  riiclT  verferet  pitterlich 
vnd  mit  bluot  berunnen  über  allen  dinen  (ilb)  got  ver  einten  lil) 
an  dem  A\erden  criutz  jn  volkomencr  geloifener  gedultikeit  zeugende 

10  din  Ew  ige  bannhertzikcit.  Alfo  bettende.  Vatter  vergib  jnen  wand 
fi  nit  wüffent  was  l'i  tuend. 

Wir  bettend  dich  an  herre  jhelu  chrifte.  flielTendcr  brunne  göttlicher 
miltikeit.  jn  der  riehen  minne  diner  vlerwelten  friund.  In  dem  bild 
als    du    erbarmhertziger   got   von  minnen    an  dem   criutz   hiengt.    jn 

15  angl'thaftcr  todes  not.  vlgielTende  das  riebe  lebende  marg  götlicher 
gnod  (loa)  allen  denen  die  dich  mit  rechtem  glouben.  vnd  mit 
einem  demuottigen  erkanten  riuM  ir  i'ünd  vnd  mit  einer  a\  orer  zuo 
verficht  an  rueff'end.  Das  du  vns  halt  be\\ert.  mit  den  milten  guet- 
tigen  \\  ortten.  do  du  iprccht  zuo  dem  Ichocher  der  dir  zuo  l'mocheit 

20  nebent  an  din  fiten  A\as  gehenckt  Für  wer  du  folt  noch  hiut  bi  mir 
fin  in  dem  paradis. 

Wir  bettent  dich  an  Ewige  wifheit  jn  dem  bild  als  du  wore  wor- 
heit  von  groffer  liebe  hiengt  an  dem  werden  criutz  jn  fterbender 
((5lO  todes  not  offenbarende  diu  ewige    triuw    allen  denen  die  ein 

25  A\  ores  noch  folgen  eines  getriuw  en  mididens  mit  dir  band  Vnd  dich 
anfeilend  jn  dem  bild  dines  pittercn  getriiiwen  lidens.  Eva  wie  min- 
neklichen  die  anblick  werdent  von  dir  Das  haftu  vns  .bewert  bi 
diner  zarten  muotter  der  din  liden  necher  vnd  getriuw  lieber  ze 
hertzen  gieng  denn  allen  njönfchen.  die  du  fo  getriuwlichen  vcrfecht 

30  jn   dem   minneklichen   blick   von   dem   criutz  har  ab  vf  fi.    jn  dinem 


99   Überschrift  an  di-m  fiitay:]  die  Handschrift  an  tlc  frilag  10  am  Rande 

rolh  das  crll  >voil  15  vfgienen  20  am  Hunde  roth  das  ander         24  nol] 

nos  28  Keliiiwliche 


99  245 

hinfclieiden  vntl   fi  bevelt  fant  Johannes   dinem  lieben  junger  do  du 
fprecht  Avib  fich  dinen  fun  Johannes  fich  din  muotter 
Wir  bettent  dich  an  herr  jhefu  chril'te  ( i  6  a )   jn   dem   bild   als   du 
Ewige  Avifheit  ein  troft  vnd  zuo  verficht  aller  weit  von  minnen  hiengt 
an    dem    criutz    in    gantzer   geloiieulieit   jnnerlichen   vnd  vl'ferlichen  35 
von  got  dem  vatter  vnd  von  allen  niönfchen  das  nieman  do  w  as  der 
fich  über  dich  erbarmte  der  dir  joch    ze  erlichterung  ein  band  ge- 
keffet  het  von  dem  criutz  das  din  ftrenger  tot  deft  fenfter  wer  ge- 
wefen  Als  arm  vnd  geloffen  das  du  nit  hatteft  do  du  din  verwundet 
houbt  mochteft  an  geleinen.  Als  gar  blos  vnd  geloffen  das  ein  ieck-  4o 
liches   glid   dines    heiligen   libes    des   finen   niut  behaben  mocht   Es 
were   alles  ( 1 6  b )   verwundet  verferet.   zer  flagen   zermuedet.  zer- 
fpannen    vnd    zertennet.    vnd   milteklichen    gewilleklichen   gedultek- 
lichen  von  minnen    alles   vfF  geben   vmb  ewiges  heil  des  niönfchen- 
Alfo  gar  jemerlichen  gelolfen  vnd   arm    das    die  götliche  nattur  die  45 
do  vereiniget  ift  mit  der  mönfchlichen  nattur  vnd  alle  ding  vermag 
dir  nie  ze  helf  kam.  jn  allem  dinem  liden.  wand  recht  als  bitter  es 
vffwendig  fchein  vnd  was.  Alfo  Avas  es  jn  der  worheit  jn  wendig  an 
dir.  Vnd  noch  tufent  molen  (i7  a)  me.  denn  jeman  gemercken  kond 
Das  haftu  vns  ge  offenbaret  mit  dem  klagberen  a\  ort  das  dich  zarter  50 
herr  der  angfthaft  bitter  tot  alfo  fere  zwang  das  du  mit  hinziechen- 
dem  lib  mit  einer  groffen  krefftigen  angftlichen  cleglichen  ftim  fprecht- 
Min  got.  Min  got  Avie  haftu   mich  geloffen    den  du  Anfchuldig  Aveift 
Wir  bettent  dich  an  herr   ihefu    chrifte  jn   dem    bild    als    du  A\orer 
brunn  aller  minnrichcn  turftigen  hertzen  A'on  minnen  hiengt  an  dem  55 
criutz    turftig   vnd    türre    (  1 7  b )    vnd  erfigen  dines  heiigen  bluottes 
Oherre   dich    turfte    liplichen   von    rechter   türre    dines   hertzen   vnd 
libes  von  dem  groffen   vergieffen    dines    bluottes.    Aber  du  meinteft 
nit  allein  dinen  liplichen  turft.  me  die  ewige  minne  die  do  vf  llam- 
met    A'on    dinen   henden    vnd    fueffen.    vnd    A'on    dinem   verwundeten  60 
houbt.    A'nd   \'on    dinem  durch   marterten  lib  der  an  dem  criutz  ge- 
Ipannen  zertennet  hieng.  Dich  turft  ouch  begirlich  noch  einem  danck- 
beren  Avider  minnen  von  allen  (i8a)   mönfchen   die   zwang  dich  jn 
der  todes  not  fprechende  das  aller  minnecklichefte  Avort.   Mich  tür- 
ftet  noch  des  mönfchen  heil.  65 

Wir  bettent  dich  an  volkomene  götliche  guettikeit.  In  dem  bild  Als 
du  herr  jhefu  chrifte  von  diner  götlichen  minne  hiengt  au  dem  criutz 

32  am  Rande  roth  das  dril         36  mofch¥        47  alle^  diiie         53  am  Rande  roth 
das  .iiij         64  noch  fprechende  dz  alle  niineckliche  Am  Rande  roth  das  fünft 


246  99 

rofon  rot  über  goffen  aller  din  f^ot  ver  einter  lih  mit  dinem  l<ofperen 
hluot  das  durch  die  keiiel  diner  leren  wunden  lo  niilteklich  fo  vol- 

ro  koraenlich  vergoHen  Avart.  jn  einem  minnrichen  (isb)  zug  rueffende 
vnd  kündende  die  Ewige  a\ iitfchaft  allen  denen  die  noch  dir  hungert 
vnd  türltet  als  ob  du  Iprecheft  koment  frtelichcn  es  ift  alles  vollen- 
brocht. 
0.  herr  jhefu  chriCte  a\  ir  bettent  dich  an  E\\iger  fchatz  Din  werdos 

75  vcrl'cheiden  Din  bitter  hertz  brechen  Vnd  dinen  tielTen  jungften 
fiufftzen  Din  t(Ptliches  bleichen.  Din  angft  varw.  Dinen  totfweis. 
Diner  geficht  vnd  gehcerd  toetliches  vergon  jn  dem  din  ftrengor  tot 
recht  von  dem  marg  vf  zoch  alles  das  gruonendes  (  1 9  a )  krefftiges. 
gefunt   vnd   lebende,  das   in    dinem  jungen   lib  vnd  hertzen.    vnd  in 

80  dinem   bluot  was.    In  dem   fcharpfen   hinziechen.    din    krancker  lip 
weinende  mit  einer  ftarcken  rueflenden    ftim    ftürbt   mit   tieffer  nei- 
gung  din  verwundetes  houbtnider  lieft  vallen  über  din  achClcn  vnd 
iprccht  alfo  vatter  in  diu  hend  bcvilich  miiien  geilt. 
Gelobet  fveftu  ewige  A\ife  getiiuwe  fürfichtikeit.  jn  dem  das  du  nit 

85  allein  dinen  geilt  meintelt.  3Ie  ouch  alle  die  do  ein  gewores  noch 
(l9b)  folgen  band  dines  bildes  vnd  diner  lere  die  Averdent  ze 
ftund  alle  gemeint  mit  dinem  geift.  vnd  beuolen  jn  die  almechtige 
band  des  himelfchen  vatters.  Do  du  fprecht  vatter  jn  din  hend  befil 
ich  minen  geift 

90  Ach  ich  arme  fündige  creatur  Ich  fchr\  en  \  nd  rueffen  mit  minem 
armen  gebet,  min  lieber  herr  jhefu  chrifte.  jn  din  ruelTen  vnd  bet- 
ten Als  du  ewige  Axifheit.  dinen  Aatter  an  luolfteft  vnd  in  an 
fchriuw  te  mit  der  gehorfanie  vnd  mit  der  ftercke  des  A'er  einigeten 
Avillen  mit  dem  du  dicii   iieigtelt  j'n  den    (ioa)    tot    des    criuces  mit 

95  der   pitteikoit    des   angllhartcn   (ödes    der    in    lieh  hat  genoinon  vnd 
gezogen    aller    creadiren     11  erbende    pilterkeit    mit    dem    minnrichen 
turft  vnd  lult  den  du  getriuw     ewige    wifiieit    haüelt    in    aller   diner 
lidung  noch  mönlchlichem  heil  vnd  felikeit 
0  herre  jhefu  chrifte  ich  verbirge    mich    angfthalteldich    vnd  begir- 

100  liehen  vnder  die  bluottgieffenden  A'ettichen  diner  heiigen  zer  tenneten 
vnd  zerfpannen  arme  an  dem  fron  criulz.  ^'nd  in  die  hüli  (20  b) 
vnd  in  die  tielTe  diner  ergrabenen  benden  And  fueffen.  Vnd  dines 
bluott  gieffenden  minnrichen  bertzen  ^"nd  beger  das  das  lebende 
marg  dines  got  vereinten  minnriclien  bertzen    veitiil»    \  iid  \  erl'w  eine 


7-2  am  liaiule  roth  das   fecliflc         7.")  diiion]  dines  78  alles  das]  das  hineinge- 

Icfsert.        82  dines  YcrwiTdelo        83  ohi /{ande  rof/i  das  fiben  wort        lOlzerfpane 


99  .  100  .  101  247 

alle  wunden  vnd  flecken   miner   feien   alfo   das   der  vatter  nit  rieht  105 
an  mir  noch  finer  gerechtikeit  funder  noch  finer  göttlichen  erbarin- 
hertzikeit.    Vnd   noch   entlihung   das    du  ewige  Avifheit  jhefu  chrifte 
alle    zit   fordereft   von    dinem   vatter    mit    dinem    bluott    gieffenden 
fchrven 


Ivb  habe,  wer  dich  irkennet  der  hot  dich  lib  vnd  vor  gizfit  fyn 
felbes.  vnd  hot  dich  lib  mer  den  fich  vnd  left  fich  vnd  kuramet  czv 
dir  daz  her  fich  dyn  vrauwe  du  weift  herre  daz  ich  dich  nicht  lyb 
habe  alfo  ich  folde,  daz  machet  das  ich  dich  vollenkomenlich  nicht 
irkenne  vnd  wen  ich  wenig  irkenne  fo  habe  ich  wenig  lyb  vnd  5 
frauwe  mich  AACnig  vnd  vrauwe  mich  leider  nicht  inwendig  wenne 
ich  von  dir  fchc}  de  vs  wendig,  vnd  dyn  enpere  vnd  myne  vroude 
vs  wendig  fuchc  vnde  alfo  felbeft  ich  vnfeliger  vor  czerte  myn 
hercze  daz  ich  dir  alleyne  mit  ganczer  libe  mit  ganczer  begerunge 
mit  ganczer  meynunge  haldcn  folde  vnd  vor  nichte  daz  in  eitelen  10 
dyngen  vnd  byn  eytel  a\  orden  wenne  ich  lib  habe  gehabet  dy  eytel- 
keit  do  von  ift  daz  komen  daz  ich  mich  dyn  (b)  nicht  vrawe 
wenne  ich  dir  nicht  an  hange  vnd  wenne  ich  byn  yn  vs  wendigen 
dyngen.  vnd  du  yn  ynnewenigen  vnd  ich  yn  czytlichen.  du  yn  geyÜ- 
lichen.  ich  vorgiffe  mich  mit  gedenken  vnd  vorwerre  mich  mit  der  15 
meynunge  Ich  bekumnier  mich  mit  der  rede  yn  czu  gonklichen 
dingen  vnd  du  herre  woneft  eewyclichen  yn  der  ewykeyt  du  herre 
Moneft  yn  den  hymmeln.  vnd  ich  yn  der  erden  du  hoft  lib  dy 
hende  vnd  ich  dy  uedir  du  hymmelifche  ding  vnd  ich  irdifche.  vnd 
wy  möchten  alle  ding  geglichet  werden  20 

von  des  menfchen  vnfalden  vnd  fyner  krankheyt. 

ich  dürftiger  wy  mag  meyn  vnrechtikeyt  fich  dyner  gerechtikeit 
geglichen,  du  hoft  lib  dy  eidkeyt  vnd  ich  dy  werelde.  dw  das  fwy- 
gen  ich  daz  gefchroy.  du  dy  worheyt.  ich  d}  ytelkeyt.  ( c )  Du  dy 
reynekeyt  vnd  ich  volge  der  vnreynekcyt ,  vnd  waz  nit  herre  du 
bift  Avorhafticlichen  gut  vnd  ich  bofe ,  du  fenfte ,  vnd  ich  vnfenfte,  5 
du  heylig,  vnd  ich  vnfelig  du  yn   der  ewikeyt  vnd  ich  yn  der  a\  ekle 


!0(i,  3  lyb  fehlt  in  der  Handschrift.         5  wen  aus  wenijr  j/e&e/lserf.         12  do  wo  ; 
komen  undeutlich.  19  hende]   hde  101,  2  vclde.  6  wilde 


248  101 

du  eyn  liclit  viul  ich  blinder,  du  daz  leben  vnd  ich  toter,  du  dy 
arcztye ,  vnd  ich  ficher,  du  dy  vrewde ,  vnd  ich  trubelal,  du  dy 
hochlte  Avorheyt,  vnd  ich  alle  ytelkeyt,  alzo  eyn  iczlicher  lebender 

10  nienfche  ilt  \\e  mir  Ichepher  waz  l'al  ich  i'prechen ,  hure  fchepher 
dyne  Ichephenunge  bin  icii ,  vnd  bin  iczczunt  vortorben ,  dyne 
fchephenunge  bin  ich  vnd  fterbe  iczczunt,  dyn  hantgetat  bin  ich  vnd 
Averde  czv  nichte  brocht  diu  gcniechtc  byn  ich  dyne  hende  herre 
haben   mich   gemachet,    vnd   haben   mich  gefchalTen  ,    dy   hende   dy 

15  durch  mich,  mit  neilen  durch  graben  l'ynt,  dyner  hende  werk  byn 
ich  herre  nicht  vorfme-(d)he  mich,  befchauMC  des  bete  ich  dich, 
dy  wunde  dyner  hende ,  vnd  wenne  du  yn  dyne  hende  mich  ge- 
fchreben  holt,  fo  lys  dy  felbe  fchrift,  vnd  heyle  mich,  czv  dyr  der 
fufcze  ich  dyne  fcheppfenunge,  der  fchepher  biftu  der  quicke  mich, 

20  czv  d\r  rufe  ich  dyne  getat,  daz  leben  biftu  fpyfe  mich,  vor  gib 
mir  herre,  wenne  myne  tage  nicht  fynt,  der  macher  biftu  \\eder 
brenge,  Mas  ift  der  menfche  das  her  gefprechen  muge  \\eder  got 
lynen  fchepfer ,  vor  gib  mir  der  mit  dir  redet ,  vber  fich  dynen 
knechte,  der  mit  dir  herre  reden  tar,  dy  notdorft  hot  nicht  gefeczes 

25  fmercze  der  twynget  mich  czv  reden  der  wetag  den  ich  lyde  der 
twynget  mich  czv  fchrien  fiche  byn  ich,  vnd  ruffe  czv  dem  arczete, 
blint  byn  ich,  vnd  eyle  czv  dem  lichte   tot  byn  ich,   vnd  der  fufcze 

14  von  anderer  Hand  am  Rande  iob  )0  IG  befchwe  22  im  Texte  fprechcn, 
ge  aus  bc  gebefsert  atn  Rande.         24  dir  aus  der  ijebefsert.  25  fmerczen 


ABHANDLUr<(GEN. 


▼  erstehende  LXXII  Predigten  und  29  Gebete  sind  insgcsammt  aus 
Handschriften  entnommen ;  fast  alle  erscheinen  hier  zum  erstenmale 
gedruckt:  nur  einige  sind  schon  früher  von  mir  oder  andern  ver- 
öffentlicht worden.  Von  den  meisten  sind  mir  noch  Avährend  des 
Druckes  die  Originale  selbst  zu  Händen  gewesen,  und  nur  bei  dem 
kleineren  Theilo  habe  ich  die  Correctur  nach  Abschriften ,  fremden 
oder  eigenen,    gemacht. 

An  der  urkundlichen  Form  ist  um  keine  gebührende  Grenze  zu 
überschreiten  nur  so  viel  geändert  worden,  als  wirklich  von  Noethen 
A\  ar :  die  Abkürzungen  also ,  überall  häufiger  und  stärker  bei  latei- 
nischen als  bei  deutschen  Worten,  sind  aufgebest ;  in  einigen  Stücken 
r  gegen  w,  die  kurzlautigen  v  gegen  ü,  in  andern  wo  dieser  Buch- 
stab gar  zu  häufig  kam  (XLI— LH.  LIX.  LXVHI— LXX)  nun  über- 
haupt alle  vocalischen  v  gegen  u  und  folgerecht  alle  consonantischen 
w  gegen  v  vertauscht;  falsche  Lesarten  aber  im  Texte  selbst  durch- 
weg gebefsert  und  hinunter  in  die  Anmerkung  gerückt.  Weiter  zu 
gehen  habe  ich  für  unerlaubt  gehalten:  Interpunction  mit  modernen 
Zeichen  wird  ein  irgend  kundiger  Leser  kaum  vermissen,  und  was 
man  berichtigte  Schreibung  nennt  war  zumal  hier  ohne  Gewalt  und 
Unrecht  nicht  durchzuführen. 

Bei  der  Auswahl  der  Stücke  ist  auf  den  Sachgehalt  derselben 
und  demna^chst  auf  den  Gewinn  welcher  daraus  für  Grammatik  und 
Lexicographie  zu  schöpfen,  vorzüglich  aber  darauf  geachtet  worden, 
dafs  sie  neben  dem  von  Grieshaber  Hoffma^n  Kling  Leyser  Mass- 
mann MoNE  Pfeiffer  Rotu  u.  a.  schon  gelieferten  Stoffe  als  ein  Ur- 
kundenbuch  zur  Geschichte  der  Altdeutschen  Predigt  und  des  Alt- 
deutschen Gebetes  dienen  möchten.  Darum  hier  Predigten  mehr  als 
eines  Verfafsers,  aus  mehr  als  einer  Handschrift,  von  characteristi- 
scher  Beschaffenheit   und  in   geschichtlicher  Anordnung   durch   eine 


252 

Reihe  von  vier  Jahrhunderten  hindurch ;  und  ebenso  Gebete  aus 
Zeiträumen  und  Richtungen  wo  die  Litteraturgeschichte  ihrer  bisher 
nocli  kaum  gedacht  hat. 

Die  folgenden  Abhandlungen  sollen  das  Zweckdienliche  über 
die  benützten  Ilandschril'ten ,  dann  Einiges  über  die  Geschichte  der 
Altdeutschen  Predigt  und  des  Altdeutschen  Gebetes,  sowie  zuletzt 
über  die  Sprache  unsrcr  Denkmäler  beizubringen  suchen. 


I. 

DIE   HAIVDSCHRIFTEIV. 

ller  benützten  Handschriften  oder  Fragmente  solcher  sind  im  Gan- 
zen einundzwanzig;  ich  bespreche  sie  nach  der  Folge  der  oben 
daraus  abgedruckten  Stücke. 

I— XIII.  75. 

Handschrift  der  Wafserkirche  in  Zürich  0^^275)  Pergament, 
Folio ,  185  Blätter ,  die  Seite  von  je  zwei  Spalten ;  vielleicht  zu 
Schaffhausen,  noch  im  zwölften  Jahrhundert,  aber  erst  nach  1172 
(Haupts  Zeitschr.  f.  Deutsches  Alterth.  5,  293)  und  von  zweierlei  Hän- 
den geschrieben  :  die  zweite,  welche  auch  die  Blätterlagen  gezählt 
hat,  füllt  jedoch  nur  deren  letzte,  die  dreifsigste,  von  S.  361  bis 
370.  Die  vier  ersten  Lagen  fehlen,  wie  auch  innerhalb  hie  und  da 
einzelne  Blätter  ausgeschnitten  sind.  Von  einer  dritten  Hand  nur 
der  Schlufsvers  auf  S.  370  c. 

Hmiril  aquam  cribro  quiciinque  findet  fine  l'tbro. 
Der  Inhalt  ist  auf  das  bunteste  gemischt,  dem  Mehrtheile  nach 
lateinisch,  Poesie  und  Prosa  beinah  jeglicher  Art,  des  classischen 
Alterthumes  wie  des  Mittelalters:  so  von  S.  85  a  bis  87  b  Aemilius 
Macer  (der  Anfang  ausgeschnitten)  ,  128  a — 142  b  Periegeßs  Prifciani, 
145  Excerpte  aus  Persius,  307  ex  libro  trifiium,  367  b — 370  b  die 
leoninische  Legende  De  Pilatho,  an  verschiedenen  Stellen  Gedichte 
des  Archipoeta  Waltherus  (gedruckt  bei  Haupt  a.  a.  0.) ,  geistliche 
und  weltliche  Sequenzen  und  auch  Predigten;  S.  72  b  der  Mischvers 

Hie  dabilur  gotewez  cunctif  uenientibuf  afchez. 
Ein  geringerer  Theil  gebeert  der  Deutschen  Litteratur.    S.  4  a.  87  b. 
94  a   bis  102  b    Glossen   zu    Thier-   und  Pflanzeunamen :    letzterer 
Abschnitt    unvollständig  in    Grafts    Diutisca  2,  273 — 277.     Von  88  a 
bis  93  b  Liber  de  naturali  facuUale,    theilweis  gleich   dieser  Über- 


254  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEX   I— XIII. 

Schrift  lateinisch:  m  iodcruin  Einzelnes  daraus  bei  GralT  a.  a.  0.  269 
bis  273,  und  ein  Pferdesegen  in  Haupts  Zeitschrift  3,  41;  noch  einige 
Stücke,  die  \on  Belang  sind  für  die  deutsche  Culturgeschichte  und 
mit  ähnlichen  unsrer  Sammlung  zu  vergleichen  ,  moegen  hier  nach- 
geholt werden. 

(93  a)  Ad  fanguinem  de  naribitf  proßuentem.  —  llem.  In  chrifli 
nomine  fcribe  in  fronte  ipfius.  nomen  eiuf.  et  nomen  emorroyf(V.  ipfa 
dixit.  Si  tetigero  ßnibriam  ueßimenti  ein/  tuntum  falua  ero. 

(93  b)    Ad  fcroplirlaf.    Vbi  dedicatio  in  doniinica  etienerit.    cnrbonef 
5  unde  altare  incenfatur  referuenlu?'.    et  aruina  mifceantur.   et  fic  pentn- 
gantur. 

Ad  pecora.    In  natale  .f.  lohannif  bnptißie.   Svme  aucam  mafcuJain. 
et  prcecide  ei  capiit.  ßime  fanguinem  eiuf  in  iiaje  mundo,  poßea  capnt  cum 
fanguine  et  pugillo  falif  in  noua  olla   conbure.  et  puluerem  ipßt  die  da 
10  aniniolibuf  lingere.  optima  ref  eß. 

Item  ad  equof  ßtnandof  raehin.  Inaurem  equi  dicaf.  et  per  omnef 
pedef.  m.  rßjre  a.  p.  Vnion.  geniphron.  inditol  cathaloli.  genepif  ita  non 
ita.   aran  ipitara.  k.  x.  k.  Pater  noßer. 

Si  uermef  equittn  nwrdent.  die.  Ignitif  quijßtij.  minnilare  nare.  the- 
15  bal.  gutgutenal. 

Ad  fraßn.   Sputo  circumlinito  minimo  digifo.    et  die.  Adiuro  te  mala 
maJanna.  perpatrem  et  filium.   et  ßjiritum  ßincfum.   ut  non  creßaf.  ßd 
euaneßaf.  in  nomine  patriß  et  fHii.  et  ßürituj'ßincti.  k.  x.  k.  Pater  noßer. 
ter.  et  pater  noßer. 
20  Par  vitce  nrit.  leo  in  nomine  domini.  moritur  rrrrf.  in   homine  ißo 

.N.  agof  agoß  agoß  chrißuf  uincit.  chrißuj  regnat.  chrißiif  imperat. 

Ferner   S.  146  a  drei  lleimsprüche   in   unabgesetzten   Zeilen,    deren 
erster  und  dritter  im  Altd.  Lesebuche  213  fg. ,   der  mittlere 

Tif  fürt  trrbe. 

trade  ßhonc  iviphurre. 

ßreme  dar  wirf  ze  gack. 

den  geruil  iz  fa. 
S.  155  a  das   Gebet  75;    endlich   210  a — 228  a  und  von  der  zweiten 
Hand  363  b— 366  a    die  Predig(en  I— XI,    XII  und  XIII.      ^'on  der 
ersten   sind    die  Anfangsworte   und   die    zweite    fast  ganz   schon   in 

2  emorroyfm]  statt  ob    hat  die  Handschrift  hier  und  in  den  folrrciidcn  Zeilen   e. 

3  Ev.Mallh.  9,  21.         43.18  k.  x.  k.  d.  h.  hyrieleifon  chrifteleifon  kyrieleifon; 
aber  m.  vfqve  a.  p.  ?  18  stall  des  crsleu  nofter  die  HS.  nri. 


HANDSCHRIFTEN  DER  PREDIGTEN   I— XXXV.  255 

Graffs  Diutisca  gedruckt,  2,  277 — 279;  die  dritte  im  Altd.  Leseb. 
191 — 196.  Beide  Schreiber,  zumal  der  vordere,  waren  sichtlich 
mehr  auf  Lateinisch  als  auf  Deutsch  geübt :  welche  Mühe  z.  B. 
macht  es  jenem,  die  Sylbe  fchaft  in  Buchstaben  zu  fafsen:  gefellefchat 
gienofchpat  chcnnefchat  tritfcaph  hcrfcaph  wirtjcapht  III,  34  fg.  Be- 
merkenswerthe  Abkürzungen  sind  v  oder  v.  für  vnde,  d.  für  daz\  o 
gilt  für  ou  und  für  uo]  w  ist  von  vv  nur  noch  wenig  unterschieden, 
und  z  ähnlich  dem  h:  daher  der  Schreibfehler /es-e^  X,32. 

XIV-  XVI. 

Drei  auch  am  äufsern  Rande  beschnittene  Querstreifen  z\\eier 
zusammenhangender  Pergamentblätter  des  zwölften  Jahrhunderts ,  die 
der  verstorbene  Graft'  besafs.  Auf  der  Rückseite  des  zweiten  Blat- 
tes Lateinisches  von  spaeterer  Hand.  Die  beim  Abdrucke  versuchten 
Ergänzungen  des  Fortgeschnittnen  sind  durch  Cursivschrift  unter- 
schieden. 

XVII— XX. 

Zwei  Pergamentblätter  in  kleinerem  Quartformat  vom  Ende  des 
zwölften  oder  Anfang  des  dreizehnten  Jahrhunderts,  die  innen  auf 
den  Deckel  der  Baslerischen  Handschrift  0  III.  14  (Leben  Diocle- 
tians  von  Hans  von  Bühel)  geklebt  \Aaren.  Auch  hier  sind  beide, 
ou  und  uo .  mit  o  und  ebenso  die  eigenthümlichen  Diphthongen  oi 
und  io  beide  mit  o  geschrieben;  der  Circuniflex  ist  das  Tonzeichen 
auch  für  kurze  Vocale ,  wie  umgekehrt  der  Schreiber  von  XII  und 
Xni  den  Acutus  als  Längenzeichen  gebraucht.  Ein  früherer  Abdruck 
dieser  Bruchstücke  im  Altd.  Leseb.  297 — 304. 

XXI— XXVI. 

Wiederum  Bruchstücke  des  zwölften  oder  dreizehnten  Jahrhun- 
derts, z^^eimal  zwei  zusammenhangende  Pergamentblätter  in  klei- 
nerem Quartformat;  das  dritte  Blatt  vielleicht,  das  vierte  gewiss 
von  anderer  Hand  als  die  beiden   ersten:    die  Buchstaben  sind  dort 

0 

eckichter,  u  wird  auch  für  blofses  u  gesetzt,  und  de  gern  mit 
Anhängung  des  e  oben  ans  d  geschrieben.  Die  Ergänzungen  des 
vom  zweiten  und  vierten  Blatte  weggeschnittenen  sind  mit  Cursiv- 
schrift gedruckt.  Besitzer  dieser  Fragmente  ist  Hr  v.  d.  Hagen;  ich 
habe  die  Abschrift  vor  etwa  fünfzehen  Jahren  nehmen  dürfen. 

XXVII— XXXV. 

G2  IL  58  der  Basler  Universitaetsbibliothek:  eigentlich  zwei  ge- 
trennte,   nur   durch  den  Einband  zusammengebrachte  Handschriften. 


25C         HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XXVII— XXXV. 

Beide  auf  Papier,  in  Quart,  aus  dem  vierzehnten  Jahrhundert:  am 
Schlulse  der  ersten  Got  fi  (jelobt  diz  tagez  dz  diz  gefchri/fl  volbvach 
iß  in  dem  Ixxxij  jauv]  \\  ohl  die  ältesten  unsrer  Papierhandschriften, 
und  die  zweite  mit  einer  Sorgfalt  und  zierlichen  Sauberkeit  ge- 
schrieben die  bei  solchem  Stolle  selten  ist.  Die  zw  eite  enthält  auf 
28  Blättern  aufser  den  acht  Predigten  XXVIl— XXXIV  noch  eilf  Le- 
genden, namentlich  von  der  heil.  Jungfrau,  und  10  b  — 15  a  eine 
■wohl  auch  als  Predigt  gemeinte  Darstellung  des  jüngsten  Gerichtes: 
ein  Abdruck  dieser  in  meinem  Programm  über  die  Altd.  HSS.  d. 
Basler  Iniv.  Bibl.  22—25.  Die  vordere  Handschrift  hat  249  Blätter, 
die  von  alter  Hand  bis  c/.zt- gezählt  sind:  das  erste  fehlt.  Ihr  Inhalt 
sieben  Predigten:  eine  davon  unsere  XXXVste;  und  vor  und  nach 
denselben  siebzehn  Heiligenleben  grcefseren  Umfanges ,  auch  diese 
meist  mit  rednerischer  Schlufswendung,  z.  B.  63  a  nun  gcb  rnz  got 
durch  den  icierdigen  fchenhen  ind  (lies  in  der')  ere  finez  lieben  marlrez 
s.  logini  (so  immer  loginus  statt  longinns)  der  inf  da  vf  tedt  den 
lebenden  brunnen  dz  wir  alzo  vjfer  dem  minnenden  hertzen  jefu  chrijü 
getrenket  werden  dz  in  vnf  vf  wallend  werd  der  lebend  brunn  der  inj 
wider  laitent  fi  den  (in  den)  rrfprung  dannen  wir  geflozzen  find  Amen; 
151  b  (Cryfantius  und  Darya)  Nun  geb  vnf  gof  dz  wier  ir  rainkait  rnd 
ir  marfer  tailhafft  werdenl  bi  jnnen  in  dem  ewigen  rieh  da  ir  felan  mit 
fra'den  ruoirenf  in  got  jr  tag  ift  mornend  nach  .s.  ändrez  tag;  IGt  b 
Nun  heiß'  vnf  der  hailig  Minofilus  vnd  vnf  er  lieber  her  jefus  dz  wir 
komint  in  dz  land  da  allez  laid  ift  vnerkanf  Endlich  zwischen  den 
Predigten  noch  folgender  Bericht  über  das  Land  des  Priesters  Jo- 
hannes und  den  Gottesdienst  bei  S.  Thomas  Leichnam. 

^in  her  dez  londez  yndia  der  waz  ain  ertzbifchoff  vnd  hiez  Johannes 
Vnd  do  er  erweit  wart  zuo  der  wirdikait  dez  bgftums  do  kam  er  dar  nach 
über  ain  jar  ze  der  flat  bizanziam  rmb  den  mantel  den  er  zuo  dem 
hiftum  haben  muoft  da  vant  er  wirdig  hotten   dez  bapftez  kalixti  die  rmb 

5  ramer  fach  dar  komen  warent  mit  den  fuor  er  gen  rome  daz  er  die  ge- 
fechi  do  enpfieng  in  der  bapft  wirdiklich  vnd  hat  in  daz  er  bredigiti  in 
dem  münfter  ze  latren  diz  tet  er  wie  er  doch  der  fprache  nil  künde  won 
daz  er  ainen  betiuter  hette  der  die  lant  fprach  vnd  och  die  finen  wol 
künde  vnd  der  felb  fail  och  daz  hie  nach  gefchriben  ftat  daz  in  dem  lant 

iO  Metrepelim  lit  ain  ftat  diu  haiffet  Militia  diu  ift  alz  tritt  daz  man  iiij 
tag  ritten  muoz  e  man  fi  vmb  (201  a)  ritte  vnd  diu  hwchi  der  ringmur 


1  In  der  Handschrift  M  für  A  gemalt. 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XXVII— XXXV.        257 

iß  alz  ain  liochez  turrez  hoch  vnd  iß  zwaiger  toagen  laißri  dik  vnd  der 
iiij  wafß'r  fo   lyffer  dem  paradys  gaunt  der  gaut  ainez   da  durch  daz 
haiß'ef  phyfoti  vnd  daz  bringet  alz  vil  dez  aller  beßun  goldez  vnd  edelz 
geßainez  daz  ez  allez  daz  lant  tjndia  richet  vnd  ivaz  dar  in  kumet  in  die 
ßat  daz  nit  crißan  vnd  geloebig  iß  daz  miiof  ze  hant  crißan  werden  ald  5 
aber  ßerben  diu  Mich  da  der  wirdig  fant  fhoman  der  xij  bott  in  lit  diu 
iß  vor   der  ßat  vf  ainem  hochen  berg  vnd  iß  der  berg  vm  geben  mit 
tie/fen  iva[fern  vnd  an  dem  ßad  der  loaffer  da  find  xij  kilchen  gcßifftet 
in  der  er  der  xij  botten  in  dem  find  die  aller  hailigoßen  ainfidel  vnd  in 
daz  münßer  dez  haii'ioi  h}ligen  .s.  thomaz  daz  vf  dem  berg  da  lit  da  10 
mag   nieman   in  komen  den  zuo  ainer  zit  in  dem  jar  ze  finer  dult  vor 
der  tult  viij  tag  rnd  dar  nach  och  vüj  tag  vnd  an  dem  tag  ßner  hochzit 
fo  gaut  der  ertzhifchoff  vnd  fin  helffer  vnd  allez  daz  volk  dar  in  ivon  diu 
waß'er  l and  f ich  denne  von  ain  ander  vnd  wirt  da  truken  ertrich  viij  tag 
vor  der  tult  vnd  dar  nach  viij  tag  daz  zyborium  in  dem  münßer  iß  gar  15 
koßlich  gemacht  von  gold  vnd  von  filber  vnd  von   edelm  geßain  vnd  ob 
dem    alter  hanget  ain  filbrin  bekin   an   ainer  filbrinen   kettenen  in  dem 
bekin  ßat  .s.  thoman  vf  recht  vnd  gantz  alz  er  lebt  mit  dem  geivand  daz 
er  truog  do  er  lebt  ez  hanget  ain  brinndiu  amppel  vor  im  von  der  ßand 
gefchriben  driu  ding  diu  ivonderlich  vnd  begierlich  findt  ze  hoerent  fi  iß  20 
guldin  (202  a)  vnd  hanget  an  filbrinen  keltennen  vnd  iß  vol  balj'men  vnd 
haut  gar  ain  edeln  fmak   dirr  balfame  verßoindet  niumer  vnd  erleßhet 
och  daz  Hecht  niumer  vnd  an  finem  hochzillichen  tag  nimt  man  den  bal- 
finen  dar  vf  vnd  füllet  ez  mit  aim  ander  jn  vnd  zündet  fi  danne  aber 
vnd  ß)  ze  iar  vm  wirt  fo  iß  fi  vol  dez  balfem  vnd  brinnet  alz  fi  erfi  25 
enzündet  fig  den  baJfinen  den  man  dar  vf  nimt  vnd  def  hand  die  Hut  gar 
groff  bett  vnd  wem  er  wirt  waz  fiechtagen  der  haut  ob  er  da  mit  berueret 
wirt  er  wirt  gefunt  An  dem   hochzillichen  tag  .s.   thomanz  fo  gaut  der 
Patriarch  vnd  fin  helffer  vnd  legent  fich  an  mit  bifchofflichem  klaid  vnd 
nement  den  hailigen  Hcham  her  ab  vnd  fetzent  in  mit  erwirkait  zuo  dem.  30 
(202b)  altar  vf  ainen  guldinen  ftuol  Sin  haur  ift  im  rot  vnd  gat  im  vil 
biz  vf  die  achfel  Sin  hart  ift  raid  vnd  kurtz  Sin    antlüt  iß  mineklich  vnd 
liuchfet  alz  ain  ßern  Sin  claider  find  hert  an  ze  griffent  So  er  in  den 
ftuol  gefetzt  xcirt  fo  vachet  man  die  meff  an  fo  man  fi  gefinget  vntz  daz 
man  kumet  dar  an  daz  man  daz  volk  bewaren  fol  fo  nimt  der  patriarch  35 
die  hoftia  vf  die  patenen  vnd  kniuwet  für  .s.  thoman  denne  gefchehent 
iiij  ding  hart  wunderlich  Daz  erft  ift  daz  .s.  thoman  die  patennen  mit  den 

1  wagen  ynfen  2  gaunt'\  gat  6  flerber  13  der  fehlt.  19  brinnu 

di  amppel  vor  im  vor  den  ftun      23.  24  balnfmen      26  vnd  den  hand      30  niement 
Altd.  Predigten.  17 


258         HANDSCHRIFTEN  DER  PREDIGTEN  XXVII— XL. 

hoßien  enpfahet  mit  der  rechten  hand  alz  fürheßchteklich  alz  oh  er  leb 
Daz  ander  daz  er  die  Hut  bcicavel  man  vnd  fruivan  die  ztio  gand  orden- 
lich ainez  nach  dem  ander  Daz  drit  iß  xcenn  ain  mwirdiger  menfch  zuo 
gat  fo  ziuchet  er  die  hand  an  ßch-  vnd  git  im  noch  enchainem  (203a) 
5  ander  vnßrn  herren  die  iril  der  mcjißh  gegenuirtig  iß  Daz  rierd  iß  daz 
dir  menfch  ze  hand  muof  behert  werden  ald  er  ß/rbet  aber  al  ze  hant 
Darnach  fo  difer  Commnnio  vf  nirl  rnd  diz  hochzit  rolbrachl  nirl  dar 
nach  über  acht  tag  fo  nimet  der  pafriarch  rnd  ßn  hel/fer  den  bailigen  ..s. 
thoman  vnd  fetzent  in  ivider  an  ßn  ßat  rnd  nigerit  dem  tieff  mit  groffer 

10  erwirkait  vnd  fchaident  von  dannan  Vnd  fo  ßu  vnd  allez  daz  volk  von 
dannan  homent  fo  gand  diu  waffer  wider  rm  den  berg  atz  vor  vntz  an 
daz  ander  jaur  Do  imfer  her  den  hailigen  ßtngern  den  hailigen  gaiß 
fandt  vnd  ß  vf  in  die  weit  giengent  Do  fant  rnfer  her  den  gunfen  .s. 
thoman  jn  daz  land  Indiam  daz  er  daz  bekerti    Vnd  do  er  dar  kam  do 

i5  vand  er  die  dri  küng  den  (203  b)  tet  er  da  bekant  daz  leben  vnferz 
herren  vnd  ßn  hailigen  Marter  vnd  ßn  vrßendi  vnd  toufte  ßu  vnd  lert 
fi  fölklich  criftan  geloben 

Die  zweite  Handschrift  bezeichnet  alle  Umlaute,  auch  den  des 
kurzen   ?/,    häufig    sogar   den    des   langen   mit  übergeschriebenem  e, 

e 

den  des  langen  ^^  ie  des  kurzen  a  abwechselnd  mit  a  und  (ß ;  av  wird 
stets  mit  ö ,  in  der  ersten  bald  so,  bald  mit  au  gegeben.  Eigen- 
thümlich  der  ersten  ist  der  Gebrauch  im  Beginn  der  Worte  stivts  nur 
grosses  L  und  R  zu  setzen,  und  die  Barbarei  womit  beim  Übergang 
von  Zeile  zu  Zeile  mitten  in  einer  Sylbe,  vielleicht  schon  nach  dem 
ersten  Buchstab  abgebrochen  -wird,  z.  B.  fu\ndent  fpr\ach  M\armel  D\o. 

XXXVI— XL. 

„Eine  Pcrg.  Hs.  des  14.  Jahrhunderts  in  Quart  aus  dem  Kloster 
Weingarten  (F,  55.)  in  der  königl.  Privatbibliothek  zu  Stuttgart  ent- 
hält teutsche  Predigten ,  welche  mit  dem  Pfingstsonntag  anfangen 
und  durch  27  Sonntage  fortgehen.  Darauf  folgt  eine  teutsche  Er- 
klärung der  Messgebräuche ,  ein  kleines  .Stück  de  tribus  impedimentis 
und  dann  eine  gereimte  teutsche  Erkla^rung  über  die  sieben  Todsün- 
den ,  ^\  orin  die  lateinischen  Ausdrücke  teutsch  glossirt  sind.  Das 
gereimte  Stück  ist  aus  dem  12.  Jahrhundert  und  gleiches  Alter  hat- 
ten ursprünglich  auch  die  Predigten."  Mone,  Anzeiger  f.  Kunde  d. 
tcutschen  Vorzeit  7,  393  fg.  Sodann  als  Probe  die  zwei  ersten  Pre- 
digten, nur  gleich  im  Anfang  mit  einer  fehlerhaften  Überschrift: 
Sermo  in  pentecoste.  Der  Codex  hat  dieselbe  nicht ,  wie  denn  auch 
dieses  erste  Stück  keine  Predigt  am  Pfingstsonntage ,   sondern  eine 


HANDSCHRIFTEN  DER  PREDIGTEN  XXXVI— XLI.        259 

für  den  ersten  Sonntag  nach  Pfingsten  ist.  Die  weiteren  fünf  die 
meine  Sammlung  giebt  sind  aus  einer  freundlich  mitgetheilten  Ab- 
schrift Pfeiffers  entnommen.  Dasoe,  welches  die  Mundart  des  alten 
Schreibers  gerne  für  langes  o  gebraucht,  bezeichnet  derselbe  gleich 
dem  Umlaute  mit  o;  sein  v  oder  ii  habe  ich  mit  vu  uö  wiederge- 
geben, da  er  bei  unabgekürzten  Diphthongen  den  Circumflex  über 
den  zweiten  Buchstab  setzt. 

XLI.  LIX. 

Handschrift  der  Wafserkirche  in  Zürich  B  22 V-g^^  Papier,  Quart, 
179  Blätter;  auf  der  Rückseite  des  letzten  Dif  buoch  wart  gefchriben 
m  dem  iij  vn  nunzigßen  .  iar  vn  drizehen  hunderdeß  iar  in  dem  hoiu 
manel  do  ich  wc  xxx  jar  alt  vn  felis  iar  in  geißlichem  frhin  geßn 
Wohl  in  Zürich ,  etwa  im  Kloster  Oetenbach :  vgl.  die  Überschrift 
von  XLI.  Das  übrige  hinten  und  vorn  noch  freie  Papier  ist  von  an- 
dern noch  ungeschickteren  Frauenhänden  vollgeschrieben.  Den  Inhalt 
machen  siebenzig  rubricierte  Stücke  bald  vom  geringsten ,  bald  von 
groefserem  Umfange ,  und  alle  von  geistlicher  Art ,  Erbauliches  und 
Beschauliches.  Nsechst  den  für  unsre  Sammlung  theils  daraus  ent- 
nommenen, theils  damit  nur  verglichenen  Predigten  XLI.  LIX  und 
XLII  (5  das  Zeichen  eben  dieser  Handschrift)  ist  noch  folgendes 
hervorzuheben.  Verstreut  durch  das  ganze  Buch  einzelne  Sprüche 
benannter  und  unbenannter  Mystiker  :  vier  davon  (45  a.  53  a.  62  a. 
und  77  b)  bereits  im  Altd.  Leseb.  889 ,  ii  und  iii.  692 ,  viii  und  ix  ; 
andre  nachher  in  der  zweiten  und  der  dritten  Abhandlung.  Ferner 
122  b — 124  b  der  Wettstreit  der  z^^ölf  Meister  von  Paris,  gedruckt 
in  Haupts  Zeitschr.  4,  497  fgg.  Die  Erzählungen  von  der  weit  valfcheit 
89  a — 90  a  und  von  einer  Heidinn  120,  gedruckt  im  Altd.  Leseb. 
945  —  948.  Sodann  140  a — 144  b  ein  sicherlich  aus  dem  Lateinischen 
übersetzter  Tractat  gegen  Aberglauben  und  Zauberei,  betitelt  J)iJ 
ßuk  ßit  von  den  loffern  vnd  von  den  valfchen  propheten :  alle  wichti- 
gen .Stellen  daraus  im  Anhange  zu  Jac.  Grimms  Mythologie  xli — 
xLiv.  Gleichen  Uisprunges  ein  sonst  auch  ähnlicher  Tractat  von  den 
manigvalfigen  ßhadcn  def  tanz  96  a  —  99  b;  er  stimmt  dem  Sinn  und  In- 
halte nach,  sonst  jedoch  nicht  zu  jenem  der  aus  einer  Wiener  HS.  des 
15  Jh.  in  den  Altd.  Blättern  steht  1,  52  fgg.    Zur  Probe  einige  Sätze. 

Tenz  die  ßnt  der  tiuuel  genge  De  fol  man  da  bi  merken  de  die  tenzerr 
ziehent  vnd  tennent  den  tanz  zeder  lingen  hanf.  Wan  de  bewert  der  wif 
man  der  ßrrichet  Die   weg  die  zerrechten  hant  ßnt  die  ßnt  bekant  got 


3  Proverb.  4,  26. 


260  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGT  XLI. 

ünfcrm  Herren  Aber  widerwertig  rnd  verliert  fmt  die  zerlingen  hant  Die 
tenz  fint  orch  den  linueh  iarmerg.  Wan  er  gewinnet  da  mit  menig  feien 
Er  lieft  an  dem  inerg  ßiwn  korfman  rnd  korfmeninen.  IJ'c  de  ß  De  iß 
holt  fort.  Vnkiufchkeit.  Bcef  begerung  der  orgen.  Er  hett  ovch  da  die  frovxcen 
5  diu  da  heifßt.  Vppikeit.  Vnd  ovch  ir  hiifgefmd  des  nint  wenig  iß  De  iß 
verladen  lachen.  Vnmßßger  ßhimph.  Vngeordinatiu  tcegung  des  libs 
(97b)  Übergebung.  Hohfart.  Erhebung  übermuetlich  der  orgen  Diu  er- 
haben halfader.  Ein  hohfertiger  gang.  Vnd  vnzühtiger.  Vnd  menger  hant 
anreizimg  zebwßm  biß  des  fleifrhes. 

10  C^^b^  Efiß  daran  gnuog  de  zuo  rechten   elichen  hohziten  tanzen 

erlorbl  iß.  Vnd  die  ßtlen  dennoch  mit  mefßkeit  geßhehen  vnd  mit  zulit 
der  ßtten  vnd  in  guilicher  vorht  Mut  mit  keinr  verlaßenheil  oder  vnfuor. 
Vmb  de  wan  ünfer  herre  felb  diu  e  gerret  hett  mit  ßn  ßlbes  gegen- 
würtkeit  vnd  ßner   lieben  muoter  vnd  ßner  iunger.    Vnd  de  er  ovch  ßn 

15  erßef  zeihen  ander  hohzit  würketi  weit 

Ferner  153  a  Dis  buechli  heifßt  ein  fpiegel  der  kloßer  Hüten;  bis 
165  a.  Endlich  auch  noch  zm  ei  Gedichte ,  sparte  und  kunstlose 
Klosterpoesie.  Das  eine  S.  83  a  bis  SG  a  vom  Sturze  Lucifers ,  von 
der  Schöpfung  des  Menschen ,  vom  Sündenfalle ,  vom  staunenden 
Zorne  des  Hcesen  bei  Christi  Geburt :  damit  bricht  es  unvollendet 
ab.  Hier  der  xVnfang;  in  der  Handschrift  sind  die  Verse  nicht  ab- 
gesetzt. 

Wie   adani  verftoflen  ivart  Gegen  dem  fchwnen  aquilone. 

vff  «lern  paradif  3(1  Eben  höh  der  klaren  funnen. 

fjot  fprach  ich  fcha/fe.  Wer  möeht  mir  def  nint  günnen. 

Vff  miner  gütlichen  magenkraft.  Dem  hoschften  bin  ich  glich. 

Ein  lieht  zeßhinen.  Vnd  ovch  de  himelrich 

Viider  den  engten  ininen.  Sol  mir  wefen  vndertane. 

20  Zedienend  alle  glich.  35  Wer  de  mit  mir  welle  beftan. 

Einem  herren  indem  himelrich  Dem  teil  ich  glich. 

Do  wurden  die  enget  gefchepfet.  Elliu  miniu  rieh. 

Vnd  ovch  lucifer  gemahet  Do  fprachen  die  betorten. 

Der  aller  fchwneß  vnder  in.  Die  zehimel  nint  gehorten. 

25  Vnd  der  fprach  ich  bin.  40  Ilerre  de  hein  wir  wol  gefchen. 

Ein  enget  alfo  her.  Wir  muoffendirvonfchuldeniehen. 

Vnd  bin  genant  lucifer.  De  du  biß  gewaltiger  herre. 

Vnd  ßetze  vf  minem  tron  Da  von  v eilen  wir  keren. 

i  in  der  Handschrift  vnfn         3  hettc—kofmenin.    )»'c  de  De  ift        G  Ynmcffciijcr 
12  golich'         19  in  der  Jlaiidscbril't  Vn  20  h're 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGT  XLI. 


261 


Mit  gemein  an  din  gebot. 

Wir  ßilen  dich  für  got. 

Eren  vnd  dich  loben  alle 

Mit  gemeinem  jchalle. 
5  ^yit  vnd  verren. 

Zehimel  einen  herren. 

Do  fprach  aber  der  herre 

Der  da  genant  iß  lucifer. 

Heint  dank  ir  engel  min. 
10  Ir  fand  in  ininem  rieh  ßn. 

lemer  eiveklich. 

De  niiß'end  ßcherlich 

Do  kam  fant  michahel. 

Ein  treeßer  der  armen  ßl. 
15  Wol  dan  ß)rach  er  ir  engel  rein. 

Vnd  varend  alle  gemein. 

Zug  ünßrm  lieben  ßhepfer. 

Der  iß  allein  rein  vnd  gewer. 

Do  ß)rachen  die  zioifeler. 
20  Die  da  waren  got  vnmer. 

War  wellen  wir  fumlich. 

Ünf  b einlebend  die  rieh. 

Swer  daf  befßr  gewinne. 

Bi  dem  bliben  wir  hie  inne. 
25  Do  kan  ünfer  lieber  herre. 

Zuo  dißn  groß'en  gewerre. 

Er  ßjrach  lucifer  zart. 

Wie  haß  du  dich  bewart. 

Wes  haß  du  dich  vermefßn. 
30  De  du  haß  vergefßn. 

Großr  eren  die  ich  dir  maß 

Du  werd  der  engel  lieht  vaß'e. 

Du  werd  der  engel  krön. 

Nv  fpricheß  du  ßeß  der  fron. 
35  Vndfüle  dir  (8  3  b)  iceßn  vndertan 

Alles  de  ich  geßhaffen  han. 

Da  von  ßll  dich  kerren. 


Von  engelfchlichen  eren 

Michahel  ein  engel  her. 
40  Nim  hein  de  himel  fpere 

Niut  lenger  ße  gefpart 

Lucifer  genieße  ßner  hoffart. 

Er  ßol  rumen  de  himelrieh. 

Vnd  ovch  alle  die  im  ßnt  gelich. 
45  Er  muof  zuo  der  helle  Valien. 

Mit  den  ßnen  allen. 

Da  ßl  er  ßn  gebunden. 

Ze  inreß  indem  ah  gründe. 

Zehant  do  vielen  ß  alle 
50  In  de  ewig  bechtcalle. 

Do  ßrach  aber  der  wife. 

Zuo  fant  michahel  vil  linß 

Michahel  nv  blaf  ein  hörn. 

Ich  han  dich  ißrtvelt  vnd  vßrkorn. 
55  Wir  ßilend  ein  paradys  mähen. 

Von  minneklichen  fachen. 

Dar  in  fo  fetzen  wir  einen  man 

Den  ich  von  leim  ivol  machen  kan 

Der  fol  es  buwen  vnd  ßn  phlegen. 
60  De  er  behalt  unfern  fegen. 

Da  folt  du  wefen  wif 

Bis  probft  in  dem  paradgf. 

Zetroft  vil  maniger  fei 

Der  pßig  du  michahel 

65  (s5  a)  Köndi  ich  mit  kluogen  Wor- 
ten daf. 

Zefiutfch  bringen  alf  ich  laf 

In  latine  fo  wolt  ich. 

Vil  gern  dar  zuo  erbeiten  mich. 

Wie  ich  in  tiutfch  tele  bekant 
70  Alf  ich  an  einem  buechlin  vant 

De  der  lerer  Maximuf. 

Von  wort  ze  wort  fchreib  alfuf 


5  Wir  23  daf]  es 

65  da/*  fehlt.  71  D'  d' 


35  fule 
Ir  72  alf 


38  engelfchelich 


48  id  ab g rüde 


262  HANDSCHRIFTEN  DER  PREDIGTEN  XLI— LH. 

Das  andre  Gedicht  S.  150  a. 

Dir  Ift   de   gebet   §alnc   mnndl   Taliictarc  zc  tliitToh  de  fant 
•  bcrnliart  fpraeh  do  In  de  krIiiziAx  viubvleng 

ijiut  gruef  dich  aller  weit  heil 

Du  flieg  mir  dines  kriuzef  teil 

Ich  grucf  dich  lieber  herre  min 

Du  ftieg  mich  an  de  de  krinz  din 
Und  so  fort  in  unal)gesctzten  Versen  bis  153  a.  Von  noch  an- 
deren Stücken  im  weitern  Verlaufe  des  Ilandschriftenverzeichnis- 
ses  und  der  geschichtlichen  Erörterungen.  Eigen  dem  Schreiber 
oder  der  Schreiberinn  dieses  Codex  ist  die  Vorliebe  für  langes  /  am 
Scbhifse  der  Worte,  das  sonst  in  dieser  Zeit  nicht  melir  gilt.  Die 
Abkürzung  des  AVortes  me/ifche  in  M'',  characteristisch  für  die  asce- 
tisclie  und  mystische  Litteratur  des  vierzehnten  Jahrliunderts,  in 
Deutschland  und  den  Niederlanden  (vgl.  z.  B.  die  ninl.  Predigt  in 
Ilauj)ts  Zschr.  2,  350  fgg.)  begegnet  auch  hier,  jedoch  nicht  so  un- 
abänderlich durchgeführt  als  anderswo. 

XLII— LH. 

Der  bei  diesen  Predigten  als  Quelle  und  bei  andern  CXLI.  LHI — 
LVII)  nur  zur  Vergleichung  genannte  Codex  A  ist  schon  früher  (vgl. 
die  Verdienste  d.  Sch^\  eizer  um  d.  Deutsche  Litt.  16.  39)  von  mir  be- 
nützt, nun  aber  von  Franz  Pfeiffer,  seinem  jezigen  Eigenthümer,  mir 
zu  neuer  Bcrathung  anvertraut  \M)rden.  Eine  Handschrift  die  an- 
ziehend ist  durch  den  Reichtlium  ilii-es  Inhaltes,  die  Eigenthümlich- 
keit  der  Sprache  und  besonders  auch  durcii  die  liebende  Sorgfalt 
w  eiche  sichtlich  auf  die  Anfertigung  ver\\  endet  w  orden.  Pergament, 
Ouart,  26  Lagen,  209  Blätter,  beide  schon  von  dem  alten  Schreiber 
selbst,  jene  mit  rcemisclien,  diese  mit  arabischen  Ziffern  gezählt. 
Je  die  Seite  zu  zwei  Spalten;  auf  der  zweiten  des  letzten  Blattes 
Finita  lihro  fit  laus  et  gloria  chrißo.  dann  mit  rother  Schrift  Es  fönt 
uijjen  alle  die  dis  felient  oder  lefenl.  dz  ich  plia/f  Alloeht  genant  der  holhe 
kirchherre  ze  Sygaris  *)  hau  diz  brock  gefcliriben  mit  groffen  vnßalten 
rnd  dvrch   ain   fpieqel.  **)    do    ich   fechs  nid  fechsziq  lar   alt  wz.    vnd 

"  o  ". 

han  ez  vollebruht  an  ßmt  Jacobs  abent.    Anno  domini.    M.  ccc.   Lxxxrij. 
der   erjamen   rrowen   Johanfen  ßoklins  des  ßalt  ammans  ze  velkirchen 

')  -wohl  das  heiilige  GoeOs  bei  Feldkiich. 

*')  einelirilic:  y^l.  Augenspiegel  Schindler  IJair.  Wörlerb.  3,  558.  leldspiegel 
hier  zu  Lande  s.   v.  a.    Fernrohr. 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XLII— LH.  263 

elichen  vrowen.  Div  ez  Gotte  ze  lob  vnd  finer  lieben  irwoter  Marien  vnd 
allem  hymelfdw  her  ze  eren.  vnd  ir  fei  vnd  allen  globen  feien  ze  troft 
vnd  ze  hilf  gefrhnet  hat  von  mir  obgenanfe  prießer.  Da  von  bitte  ich 
alle  die.  die  in  Gottes  namen  iemer  me  lefent.  diz-  bvoch.  dz  fi  Got  fvr 
mich  armen  fvndigen  prießer  bittent  dz  er  fich  vber  mich  erbarme,  tron 
ich  fvrht  dz  ich  iemer  me  (niemals  mehr)  bvoch  gefchribe.  Hie  mit  hat 
diz  bvoch  ain  ende.  In  Goftez  namen.  AmeN.  Die  Fiau  des  Stadtam- 
maniis  zu  Feldkirch  hat  das  Buch  von  Albrecht  dem  Kolben  gefrümet 
d.  h.  von  ihm  schreiben,  anderswoher  abschreiben  lafsen,  ^vas  sonst 
mit  dem  Verbum  zingen  ausgedrückt  Avird  (Pfeiffers  Mystiker  1,  472). 
Der  so  von  ihm  gesammelten,  theils  in  vollständiger  Abschrift,  theils 
blofs  in  Auszügen  an  einander  gereihten  Predigten  Tischreden  und 
Tractate  sind  fünfundachtzig;  Autoren  nennt  er  nirgend:  doch  ist' 
sein  erstes  Stück  Von  den  zehen  gebotten  vnfers  herren  aus  einer 
Predigt  Bertholds  (Kling  57 — 96)  hervorgegangen,  so  auch  das  dritte 
Von  der  haikait  vnd  bezaichnvng  der  meffe  (unsre  XLIste  Predigt), 
und  ebenso  wohl  flas  zweite  Von  vierhand  ßvkin  Criflans  glöbeti  (un- 
sre XLH):  z  weist  für  dieses  auf  den  gleichen  Verfafser  hin,  indem 
die  Messpredigt  mit  Bertholds  Namen  da  vorangeht,  und  ein  Ge- 
sprsech  zwischen  Berthold  und  Bischof  Albrecht  nachfolgt.  Für 
einen  beträchtlichen  Theil  seines  Werkes  aber  hat  Albrecht  der 
Kolbe  offenbar  eine  schon  vor  ihm  veranstaltete  Sammlung  benützt, 
eine  Sammlung  die  Aveit  verbreitet  gewesen  sein  raufs,  da  aus  eben 
derselben  noch  viele  andre  Schreiber  in  verschiedenen  Gegenden 
Deutschlands,  ja  selbst  in  den  Niederlanden  geschöpft  haben.  Nicht 
weniger  nsemlich  als  39  von  seinen  85  Stücken  enthält  auch,  Schritt 
für  Schritt  in  der  gleichen  Reihenfolge  (nur  ein  einziges  Mal  ist  sie 
verletzt)  die  Handschrift  Z,  über  a\ eiche  nachher  noch  zu  sprechen; 
26  und  25  derselben  finden  sich,  theilweis  umgestellt,  in  zwei  Hand- 
schriften zu  Wien  und  zu  Kloster-Neuburg  (Hoffinanns  Altd.  HSS. 
zu  Wien  303 — 305  u.  Altd.  Blätter  2,  173.  174),  6  auszugsweise  in  z, 
3  andre  ebenso  in  der  Handschrift  B  (oben  XLIX,  30.  LIII,  88.  281. 
LVI,  419);  wieder  von  einer  giebt  es  ein  Bruchstück  auf  der  Biblio- 
thek zu  Marburg  (Haupts  Zschr.  2,  227 — 231),  von  einer  andern  auf 
der  zu  Karlsruhe  (Mones  Anzeiger  3,  183);  und  endlich  von  den 
Predigten  aus  S.  Georgen  im  Schwarzwalde  und  den  47  niederlän- 
dischen im  Haag  wird  nicht  blofs  das  wenige  das  aus  beiden  schon 
gedruckt  ist  (Mone  a.  a.  0.  3,  184  fg.  4,  366—368  u.  Haupts  Zschr. 
2,  350 — 357)  mit  A  und  Z  übereinstimmen:  halten  doch  die  ersteren 
sichtlich  dieselbe  Ordnung  inne  wie  A  und  Z,  und  die  letzteren  fast  eben 


264 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XLII— LH. 


dieselbe  ^\ie  die  Kloster-Neulnirgcr  und  die  Wiener  Handschrift.    Ich 
will  den   verzweigten  Zusammenhang  tabellarisch   übersichtlich   und 


A.  Z. 

35  Der  wifTag:  fprichet  alfvff.     Mivl  ift  der 

frid  her  nider  koineii.  i, 

3G  Sani  Paulus  fpiicliet.    Ir   fonl    flark    fin 

in  Gollcs   diLMift.  2. 

37  In  fon(  ^Micli  fin  dorn  meiitfclicn  fprichot 

iiiifor  hcrre.  3. 

38  Do  iiiifur  hcrre  vfT  crtrich  \vandlcl  foben 

XLVI)  4. 

^39  Slo[ihanus   -nz   vol    gnaden,    vnd    flerki. 

Spricht  fant  Lucas.  5. 

40  Gol  hat  fi  erwpllet.    vnd  für  weit.  6. 

41  Ich  waiff  aiiien  nienlfthen    fjuicht    faat 

Paulus.  7.  8. 

42  Rehliu   hiht  fol  hau  fiinfzehen  ding  9. 

43  Der  wiffag  vfayas  fprichet.  Lieben  tohlra 

von  fyon  (oben  XLVII)  10. 

44  Div  minne  ift  fprichet  Profper  alz  mich 

dvnkel  gvoter  wille.  H. 

45  Ünfer  herre  gefchvof  den  mentfchen  dar 

zvo  12. 

46  Ich  diene  vor  Gotte  in  der  haiigen  wo- 

nvng  hailigcs  lebeus  13. 

47  Alle  die.    die   min    gereut  fiul.   die  fönt 

zvo  mir  koincn  14. 

48  Got  hat  gepflanzet  ein  paradyf  der  wolin  ft  15. 

49  Das  ift  min  gebot  fpricht  ünfer  herre.  dz 

ir  cnander  alle  minnenl.  16. 

50  Ich  fach  ainen  cngel  fprichet  fant  lohans 

in  Apocalypfi.  17(ob.LIII). 

51  ünfer  herre  lailet  den  rehtcn  mentfchen 

dvrch  den  rehten  weg.  18. 

52  Gottes  Wille  ift  iuwer  hailikait.    fpricht 

fant  Paulus.  19  (ob.  LIV). 

53  Iberufaleni  div  da  obnan  Hl.  20. 

54  Sant  Lucas  lobet  ünfer  vrowen  an  fibcn 

fvnderlichen  tvgcnden.  21. 


SGeorger  HS. 


Mono  4,  3G6,  1. 

Mone  4,  366,  2—4. 

Mono  4,  366,  5—7. 

Mone  4,  367,   8.  9. 
Mone4,367, 10—12, 

Mone  4,  367,  13. 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XLII— LH. 


265 


anschaulich  zu  machen  suchen;  die  diilte  und  die  sechste  Columne  wh'd 
sich  ein  Leser  in  Karlsruhe   und  im  Haag'  ieichllich  heiser  ausfüllen, 
\Meiier  HS.         KL.  Neuh.  HS.  Hanger  HS.         s.         B.  Bruclistücke. 


7. 


1.        - 


13. 


13. 


4.  5' 


4.  5? 


6. 


24. 


24. 


—  —  .'203  b.  cd.       — 


17. 


Altd.  Predigten. 


18 


266  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XLU— LH. 

^-  l-  SGeorger  HS. 

55  Sunt  LiicuB  Iprichel  in  der  ^vveltbutten 

bvoch  vun  üiilers  lierren  vinirl.  22.  Mone  4, 367, 14.  365. 

56  Unfers  lierren  wort  lol  in  \\  rem  horlzen 

wüncn.  (oben  XI.YIII)  23.  — 

57  liol  lol  künden  an  der  Iclnitt  den  livlen.         24  (ol>.  \\).  — 

58  Peter    minnelt   dv  iniili    Iprach    üiilfr 

herre  zvo  fant  Peter.  25.  Mone  3,  184. 

59  Der  balmbOm  hat  fiben  efte.  26(ob.  LVI).     Mone  4,  367,  15. 

60  Benyaiain  ilt  Gol  aller  liebft.  27.  Mone  4,  367,  16. 

61  Man  vint  in  allen  landen  vnder  vrosven 
dehaintcboenifohernlobstobtrenwarent.        28.  .\Iune  4,  368,  17. 

62  Do  ünfer  herre  xe  hynnl  wollt'  \aren.         29. 

63  l'nler  vrowe  gelicbet  lieh  aincr  reb\n. 

(oben  XLIX)  30.  — 

64  Unter  herre    hat    niiengen    namcn  die 

bezaichenlich  fint.  31.  — 

65  Herre  wer  sei  wonen  in  diner  iifallentz.         32.  — 

66  Nivn  l'vnderlich  l'cliaden  enipfahet  div 

feie  von  täglichen  l'ünden.  49.  — 

67  Belibent   in  mir.  lo  blib  ieh  in  ivch.  33.  Mone  4,  368;  18. 

68  (Jnler  vrowe  -feliehet  iich  ainer  frvht- 

baren  rebvu.  34.  — 

69  Min    lip   ill  wider   gebiveget    Ipriehet 

üni'cr  herre.  35.  — 

70  lervfaleni  fprichel  ylayas  der  wifiage. 

vroBwe  dich.  36.  _ 

71  Svüchent    iiiifer    herreii    l'prichet    der 

willage.  37.  - 

72  Do  die  Ivden  hie  vor  zaigetenl  eiigegen 

dem  lande.  38  (ob.  LVHj.  — 

73  Die    gaÜehlichen    livt    lunt    glich    lin 

aineni  bivoinen  an   vier  dingen.  39.  — 

74  Lieben  l'prichet  l'ant  lohannes.  .M  innen! 

Got.  40.  - 

Ein  Verralticr  dieser  Predigten  (all»'  »iu'gen  sehr  wold  einen 
einzigen  gehabt  habenj  tritt  mit  genanntem  Namen  nirgend  herv|Ltt': 
es  ist  eine  um  so  gru'lsere  Übereilung  Holfmanns,  den  Schreiber  der 
Kloster-Neuburger  Handsihritl   vuii   1372,    Peter   wiw  Trebensee,    Ca 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XÜI— LH.  267 

Wiener  US.         Kl.  Neub.  HS.  Haager  HS.  ;.         li.  Bruchsliidve. 

10.  10.  -  -         - 

11.  11.  -  _         _ 


—  Karlsruher. 

201  b.  Ma»  burger. 


15. 

15 

12. 

12 

26. 

— 

IR 

16 

17 

17 

IS.  18.  --  -         33  a 

19.  19.  -  _         - 

20.  20.  -  3.         - 


4 


U.  14.  - 

21.  21.  - 

22  22.  21. 

9.  9.  - 

23.  23.  - 


8.         - 


pellaa  zu  Zelking,  für  den  Prediger  selbst  zu  hallen,  als  die  um  zehn 
Jahr  ältre  Wienerische  von  dieser«  Namen  nicht.s  weils,  sondern  da 
wieder  nur  ein  anderer  Sammler,  Bruder  Peter  im  Gamingerhof  zu 
Wien,  und  ein   andrer  Schreiber,    Johannes  Haller,    unterÄeichnet  ist ; 


268  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XLH— LH. 

die  Wiener  Handschrift  scheint  sof»jir  ilns  Original  der  Klosler-Neu- 
bufoischen  zu  sein:  in  l)eiden  ist  die  fünfte  Predigl  beim  Zahlen 
übersprungen  oder  mit  der  vierten  in  eins  gesehrieben;  am  Sehluls 
hat  die  erstere  noch  eine  Predigt,  die  26ste,  mehr.  Aber  die  Zeit 
der  Abfafsung  wird  uns  angedeutet:  in  Z  22  heilst  es  und  ebenso 
in  der  HS.  von  S.  Georgen  (Mone  4,  3G5)  Die  engil  feheiit  in  ze 
allen  ziten  gcluftecUch  vh  girlichc  an.  Dar  an  mrgen  loir  icol 
merken,  de  das  ein  wiinneclichis  lieht  mvoz  [in.  de  man  ze  allen 
ziten  girlich  ane  fiht.  mit  i'roiden  ane  rrdrrz.  i:nd  haut  fi  doch  wol 
drivzehen  hrndirt  iar  [in  fchone  menfrhcil  an  gefehcn.  rnd  fehenf 
in  noch  alfc  girlich  an.  alfe  der  erften  ftrnde  da  er  ein  gaff  da 
was.  Also  um  1300.  Mit  noch  genauerer  Bestimmung  A  55  7ne 
deYi  drrzehen  hindert  jar  rh  drt  jar.  Mone  wird  eben  irren  wenn 
er  seine  Handschrift  und  sein  Fragment  ins  dreizehnte  Jahrhundert 
rückt.  So  beruht  von  35 — 74  die  Übereinstimmung  zwischen  A  Z  z  B 
auf  dem  Grunde  einer  und  derselben  älteren  Sauunliing;  wenn  .1  aufser- 
dem  noch  mit  der  einen  oder  andern  der  genannten  Haudsclniften  zu- 
sammentrifft CA  2  =  XLII  mit  üs  19;  ^  3  mit  Z  55.  s  18  =  XLI; 
^  6  =  XLllI  mit  J5  32  a  =  LXIV;  A  24  Von  den  ht/mclfchen  froiden 
mit  Z  42;  A  81  Von  dez  gaifchichen  menlfchen  ordnvnge  mit  z  G: 
A  82  Von  der  volhonienhait  dez  lehens  mit  z  5^  und  die  vierte  Predigt 
Von  mwnger  hande  Regel  unvollständig  auch  in  einer  Schlettstädtcr 
Handschrift  steht  (Haupts  Zeitschrift  5.  421 — 423),  so  sind  das  ver- 
einzelte Fälle,  die  auch  sonst  schon  (2  und  3  rühren  ja  von  Berlhold 
her,  und  Z  55  ist  von  andrer  epa'lerer  Hand)  aufserhalb  jenes  Be- 
reiches liegen.  Die  Übereinstimmung  aber  von  A  und  Z,  welcher 
Codex  hier  zunfechst  in  Betracht  kommt,  iai  meistens  der  Art,  dafs 
A  die  Predigten  und  Reden  ins  Kürzere  zu  redigitnc.n  sucht,  oft  mit 
Glück,  nu'tunter  auch  eben  nicht  zum  Vorlheile  des  Originals ;  immer 
jedoch  hat  A  vor  Z  dio  gra^ssere  F'ehlerlosigkeil  und  eine  mehr  an- 
ziehende Sprache  voraus.  Ich  glaube  durch  mein  VerfahrcMi  bt;i  Be- 
nutzung beider  Handschriften  beiden  ihr  Recht  gethan  zu  haben :  voll- 
ständige Vergleichung  des  andern  Textes  gebe  ich  Jiur  bei  XI-Vll  und 
I.VII,  bei  den  übrigen  nur  vereinzelte  und  blols  für  Erhebliches. 
Schliefslich  noch  den  Tlieil  von  A  4,  der  zur  Vervollständigung  jener 
Schlettstädtcr  Predigt  und  ihres  Abdruckes  dient, 

iSi  gunnenl  iren  pigenden  iihch  an  hdbtfiindc.  alles  daz  inen 
'Widervaren  mag.  Si  rerfagenl  inen  iren  miind.  und  erzaigent  inen 
'unwerilich  gebcerd.  Bekoment  fi  inen  undcrwi/ent  fi  werdent  blaivh 
von  zorne.  irs  hertzen.    und   als  fi  fich  huetcnt    vor    hobt    fünden. 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  XLII— LH.  269 

(lifo  huetent  fia  [ich  daz  fi  [ich  och  niemer  uebctit  in  tilgenden, 
ipoti  flu  [ich  in  ain  leben  gefetzt  haut,  daz  ift  in  ain  gnuegen  zuo 
dem  hymelrich.  und  lihter  locerc  ain  fünder  ze  bekeren.  denn  dis 
fiirbas  ze  bringenn.  Swas  fi  tuont  daz  tnont  fi  mit  murmeln  und 
mit  trcegi.  wan  inen  ift  fwcer  älliu  arbait.  loie  fi  doch  gefunden  5 
und  vrifchen  lip  habent.  Dife  die  gant  in  den  wagen  (9  c)  weg. 
und  muoffent  lang  umb  gan.  und  manglent  in  diefem  Übe  des  göt- 
lichcn  troftes.  den  die  durnähtigen  hanf.  Nach  difem  libe  fo  lident 
fi  die  langen  und  die  ftrengen  wiffe.  doch  koment  fi  ze  iungst  zuo 
dem  himelriche.  und  cnphahent  kleinen  Ion.  Si  fitzent  in  den  loin-  10 
kelern  und  enbiffent  doch  niemer  des  wities.  daz  fprichet.  fi  fint 
in  dem  gaifchlichen  leben  und  gefmekent  doch  niemer  gaiftliches 
troftes  iht.  §  Es  fint  och  fumlich  die  gant  den  engen  ioeg.  ir  ift 
aber  der  minft  tail.  Daz  fint  die  durnähtigen  die  fleh  fere  huetent 
vor  allen  fünden.  und  mit  fliffe  dar  nach  ftant  wie  fi  koment  ze  15 
volkomenhait  der  tugent.  §  Die  vliehent  lob  und  ere.  und  allen 
üppigen  ruom.  Si  verfmahent  fich  felber.  und  gerent  daz  man  fi 
verfmahe.  Si  huetent  fich  vor  zorne.  und  vliffent  fich  fenftmuetkait- 
widervert  es  aber  inen  etwenn.  fo  illent  fi  daz  fi  fin  ab  koment  mit 
bihte  und  mit  gebet.  (9  d)  Die  in  übel  tuont  jtmd  fi  befwcerent.  20 
den  tuont  fi  wol.  und  erzaigent  in  mit  loorlen  und  loerchen.  daz  fi 
mit  den  ivcrchen  der  minne  überwindent  die  untugent  des  haffes. 
Si  vliehent  guot  effen.  und  trinken,  und  alles  liplich  gemach  alfo 
verre  fo  fin  ir  krankait  enberen  mag.  ican  nieman  fich  felber  ver- 
derben fol.  Doch  bedurfent  wir  dirr  manung  in  difen  ziten  nit.  25 
won  wir  fint  alle  gnuog  befchaiden.  §  Dirr  weg  ist  fchleht  und 
kiirtz.  won  die  in  mit  fliffe  gant.  die  koment  Got  in  ainemjär  nceher. 
denn  die  in  dem  witen  weg  gant  in  fünfzehen  jaren.  Och  enphahet 
ir  ainer  me  lönes  denn  iener  fünfhundert.  Und  dis  ift  uns  beioceri 
in  der  künig  buoch  bi  kuzi  und  achymas  die  da  liuffent  zuo  David.  30 
§  Nu  fint  driu  ding,  diu  ierrent  uns  des  engen  weges.  S  Daz  erft 
ift  gebreft  an  der  begerung.  daz  kumet  von  zwain  dingen.  Wir 
dunkent  uns  felben  gnuo  guot.  (10  a)  und  habent  lützel  aht  umb 
gaifchlig  gäbe.  Sant  Gregorius  fpricht.  Diu  funne  fchinnet  uff  den 
blinden,  und  entliuhtet  fin  doch  nit.  alfo  icerdent  och  dife  Hut  ent-  35 


1    in    der    Handschrift    hvlent    fv    fich   och   nierh   vbent  3    UM  wäre   in 

fcnd        14  fich  fehlt.        23.  24  vn  alles   liplich   ken.  vn  alles  liplich  —   fo  fi 

30  Reg.  2,  17.    35  enUvlct  —  enüvlel.   das  zweitemal  mit  nachgelragenem  A 


270  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  MJI  -LH. 

liukfpf.  itit  roll  den  yaifchlicfien  diiiycn.  die  fi  die  t/iio/pu  fehent 
hon.  Iran  es  ifl  ir  [pol-  .^  Paz-  ander  daz  iins  da  ierref.  da:>  iff 
daZ'  wir  uns  bekinnbevrenl  mit  uffren  dinijen.  und  nieinev  i/nfrr  liertze 
irellent  befelioiren.  Da  ron  hefr/iihl  ins  als  den  fpil  Hufen,  die  alheeij 
5  ///.  fvömder  herbei  <j  fint.  und  feiten  da  haim.  Da  ron  ift  fehad  daz> 
man  niuw  lint  fo  fchier  wider  fettet  ze  uffren  dingen.  Da  ron  fi 
körnen  fint.  Sint  fi  bcez  fi  irerdenl  norh  bmfer.  Man  fall  fi  iorh 
län  ain  jar  ir  fünde  wainen.  daz  fi  doch  hefnndent  den  frhaden 
der  an  den  fänden  lit.  und  irie  iciderz(pme  fi  der  feie,   und  (!oi  fint. 

10,y  Daz  dritte  daz  Uns  ierrei.  daz  iff.  daz  wir  Unfern  lip  :,r  lieb 
hanf.  und  wir  in  z-uo  kainen  dingen  wellent  twingen.  daz  im  wider 
iff.  Als  uns  nu  difiu  (\0  h)  drin  ding  ierrcnt.  als  fint  öch  driu 
ding  die  Uns  fürderrent.  $  Daz  erft  ift  daz  wir  begerung  fönt  han. 
Mäht  du  aber  begerung  nit  hau.  fo  beger   doch,   daz   du    begerend 

15  werde ft.  aber  zwai  ding  fint  die  Uns  die  begerung  enziindent.  daz 
ift  gottes  wort,  daz  füget  die  begerung.  daz  gebet  fterket  fi.  an 
gebet  frhaffel  nieman  niut.  oder  lützel.  §  Daz  ander  ift  daz  der 
mentfrh  alweg  ftrite.  alfo  daz  er  alweg  gefige.  an  dem  tiufrl.  unrt 
an  fim  riaifeh.  und  daz  er  allweg  under  gelige  an  der  durlKplitung 

20  der  mentfchen.  S  Daz  dritte  ift  daz  du  din  minne  zieheft  von  allem 
dem  daz  under  Got  ift.  wan  du  folt  enkain  ding  minnen  won  fo 
verre  es  zuo  Got  geziehen  mag.  wan  diu  feie  ift  alfo  grsehaffen. 
daz  fi  nit  mag  fin  an  minne.  Swer  nu  fin  minne  an  Got  gefamnen 
fol.    der  fol  tuon  als  man  ainem  böm  tuol  den  man  wil  dnz-  er  uf 

2b  warhfp.  der  böm  wir  fei  uf  daz  fa/fe  (10  c)  ///.  die  frlioffling  der 
denne  den  böm  über  triben  wil.  der  muoff  daz  faff  in  den  böm 
twingen.  alfo  daz  er  die  efte  alle  umbe  ab  fchlahe.  §  Daz  faff  in 
dem  böme  ift  diu  minne  diu  in  der  fei  iff.  diu  giuffef  fich  auo  den 
ögen  uf.  alfo  daz  fi  minnen  wil  fwaz  frhcen  ift  ze  fehenn.   zuo  den 

30  oren  us.  daz  fi  minnen  wil  waz  luftig  ift  ze  lirrrenn.  zuo  dem  munde 
US.  daz  fi  nieffen  wil.  fwaz  fue/f  iff  ze  effenn  oder  ze  trinkenn  zuo 
der  Zungen  us.  weltlirhiu  mrere.  und  üppig  kofe  ze  fribenn.  zuo  der 
nafen  us.  fueffiu  ding  ze  fmekenn.  zuo  den  hrnden  us.  hndiu  und 
fenftiu  ding  ze  grifenn.   zuo  den  fueffen  us.  üppig  weg  ze  gcende. 

35  .f  Swer  dife  efte  mit  vliffe  ab  fchlehl  und  fich  ziuhet  von  allen  den 
dingen  die  under  Got    fint.    der  twinget  fin  minne  in  fich.    daz  fi 


8  W»  Fehll.  15  z\r(n  (ih\g\  fwir  dir  19  dvrntrfflvg;  diu  fehlt.  21.22  H'ö 
fo  vil  fo  verre  ex  dkh  :r  (iol  (jrfvrdcricrt  mag.  ndrr  zirlini.  36  Hudcr\  inid'; 
fin  fehlt. 


HANDSCHRIFTEN  DER  PREDIGTEN  XLH— LVIII.  271 

muoff  uf  wachfen  in  Gut.  da  wcrdetit  fi  fehend  Got  mit  eren.  da 
wevdent  fin  bevindent  Gottes  fueffikait.  da  werdent  fiu  erkennent 
Gottes  wifhait.  (10  d)  fi  werdent  innen  braht  aller  der  vrop.de  fo 
ron  Got  in  die  fei  fliuffet.  fo  fi  und  er  mit  rehter  haimlichi  ain 
diny  mit  enander  werdent.  und  fi  in  ime  ruowef.  Dis  ahtent  nit  5 
tnl  ainen  enget  ze  fehenn.  Balames  efel  fach  och  ain  enget,  und 
waz  dar  nach  doch  ain  efel.  Dis  erdriufet  denn  des  lebens.  und 
totere  in  denn  aller  nützeft  ze  lebenne  wan  fo  fi  Got  hie  ie  hoeher 
minnent  und  bekennent.  fo  fi  in  och  her  nach  in  den  etoigen  vroeden 
ie  me  minnend  und  bekennend  werdent.  .y  Nu  fprichet  fant  Bern-  10 
hart  daz  den  unvolkomnen  lugenden .  gefperret  wirt  diu  vroede  des 
hymelriches.  aber  den  volkomnen  lugenden,  wirt  voUeklich  gefchenket 
die  trced  des  hymelriches.  $  Dar  nach  wirt  gefprochen  von  fant 
Stephan,  obdormivit  in  domino.  daz  fprichet.  Er  entfchlief  in  Got. 
In  Got  entfchldfen.  daz  ift  an  wiffe  ze  hymelrich  varen.  daz  fint.  15 
die  alle  ir  minne  von  allen  dingen  gezogen  hant.  Die  (H  8)  «6ß'' 
minnent  zerganklich  ding  me  denn  Got  liep  fi.  die  varent  fchleht- 
klich  in  die  wiffe.  Die  aber  minnent  diu  ding,  diu  wider  Gottes 
gebot  fint.  die  varent  fchlehtes  in  die  helle.  Da  vor  uns  Got  6e- 
hueten  mueffi.     Amen.  20 

LIII-  LVIII.  92—95. 
Handschrift  der  Wafserkirche  in  Zürich  C  ''^jim,  bei  uns  mit  Z 
bezftichnet;  Pergament,  Kleinfolio  oder  Hochquart,  194  Blatter  ?r)it  je 
zwei  Spalten  auf  der  Seite.  Drei  Hände  des  vierzehnten  Jahrhunderts. 
Eine  bis  165  d,  wohinter  ein  Blatt  ausgerifsen,  so  dafs  die  letzte 
Nummer  54  unvollständig:  von  dieser  Hand  unsre  Predigten  XL  VI  — 
XLIX  und  LIII — LVIII,  so  wie  das  alterthtimliche  Lehrgedicht  in  Haupts 
und  Hoffmanns  Altd.  Bl.  1,  343—347,  in  der  HS.  Nr.  51.  Bl.  147  d 
—  148  c*),  das  Stück  von  den  neun  Herzen  Nr.  52.  Bl.  149  a.  b  in 
Haupts  Zeitöchr.  2,541  und  die  Beschreibung  der  Gestalt  Christi  Nr. 
53.  Bl.  160  c—  161  a**)  gleichfalls  be?  Haupt  4,  574  fg.  Dann  die 
zwf^itf  Hand  166  a  bis  187  d,  Nr.  55  bis  62;  das  letzte  Stück  wiederum 
nicht  ganz,  da  hier  zwei  Blätter  weggeschnitten :  in  diesem  Theile  der 


1  (h.  fi  tidetH  feilend        3  crodcn        8  tvnn  fi  Got 

'■')  Altd.  B!.  344,  4  v.  n.  libe  ist,  ein  Driu-Itverselien  statt  liebe:  ebenso  dort  und 
weiterhin    nietirniats   das  itlcine  V  vor   eingel<lannnertein  so:    es  ist  überall    zu 
streichen. 
■  ■)  nach    dem    untergeschobnen   Briete    des  Publius    Lentnlus.     Anfser    der   Hand- 
schrill  B  287  a.  b  hat  diese  Beschreibung  auch  z  48.  Bl.  115  b.  116  a. 


272  HANDSCHRIFTEN  DER  TREDKiTEN  Llll— LXIII. 

Jlaiulschiifl  unsie  Pietligl  XLl  und  die  Gebete  92 — 95.  Die  drille 
Hiind  endlich,  die  auch  ersl  dem  15.  Jahrh.  angehören  könnte,  hal 
nur  von  Bl.  188  a  bis  194  b  die  letzte  Nummer,  den  Traclat  Von  Itcin 
fclphartcs  reget  p-eschrieben ,  woraus  ein  Absclinitt  im  Altd.  Lescb. 
901  -  906.  Von  eben  dieser  dritten  Hand  auf  Bl.  194  b  die  Inschrift 
Dif  hüch  ift  fwcfter  eilz-cn  tröfchin  ze  adeinhufen.  rh  fol  niemer 
hinnan  kamen.  Von  einer  andern  auf  dem  ersten  leeren  Vorsatzblatte 
diß  b fielt  ift  des  Clofters  adlenhtifen,  und  viederum  von  andrer  auf 
dem  zweiten  §  Difz>  hfich  ift  des  clofters  ze  adlcnhiifen.  Addiiausen. 
auch  ^zu  l'nsrer  Lieben  Frauen  auf  der  Pfütze"  genannt,  war  ein 
Frauenkloster  Benedictinerordens  bei  Pi'eiburg  im  Breisgau ;  jezt  liegen 
seine  Gebäulichkciten  in  den  Mauern  der  Stadt.  Wie  die  Besprechung 
der  vorigen  Handschrift  zeigt,  hal  Z  mit  derselben  den  Mehrtheil  ihrer 
Stücke  gemein;  die  übrigen  alle  sind  gleicher  oder  ahnlicher  Art, 
Predigten,  Gebete,  Tractate,  erbauliche  Notizen  und,  wie  bereits  be- 
merkt, ein  kleineres  geistliches  Lehrgedicht.  Der  in  den  Gebeten  vor- 
kommende Diphthong  tii  oder  ri  für  w  oder  iie  wird  vom  Schreiber 
mit  ü  V  ausgedrückt;  ebenso  oi  für  ö  oder  oe  mit  6. 

LIX. 

Die  oben  S.  259  fgg.  schon  besprochene  Zürcher  Papierhandschrifl. 

LX— LXin. 

Pergnmenlhandschrift  von  381  Blättern  und  32  schon  vom  alten 
Miniator  gezählten  Lagen  in  kleinem  Formal,  friiherhin  der  Carthüfer 
zfi  Bafel  und  von  ihnen  mit  C.  xxvj.  Berirhtung  z-iim  weg  der  rol- 
komenheAt,  jezt  der  Basler  Universita^tsbibliotlnU  und  hier  nut  R  XT. 
10,  von  uns  in  der  Vergleichung  mit  b  bezeichnet.  Bis  376  a  von 
einer  und  derselben  Hand  des  vierzehnten  Jahrhunderts.  Bl.  1  a  die 
Überschrift  Hie  r alten t  an  die  geminten  predien  der  hohen  lerer  der 
kriftenheit  und  gleichsam  als  Einleitung  dazu  Folgendes. 

Die  meifter  fprechent  von  dem  ewigen  icortc  Gol  gefprach  nie  kein 
icort  nie  danne  eins  Vnd  das  felbe  das  ift  noch  vngefprochcn  das 
fol  man  affo  rerftan  Das  eioige  wort  ift  das  ivort  des  vatter  vnd 
ift  fin  eingebor n  ftm  linfer  herre  ihefus  ehriftus  In  dem  hart  er 
5  gefprochen  alle  crealnren  avne  anevang  vnd  ane  ende  Da  irirt  hc- 
weret  das  das  wort  noch  vngeborn  ift  ivand  es  vs  dem  vatter  nie 
bekan  Das  wort  (1  b)  fön  irir  rerftan  invierhande  wife  §  Das 
crfte  ift  vff  dem  allar  zwifchent  des  priefters  henden    Da  fönt  wir 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  LX— LXIII.  273 

das  ewig  loort  bekennen  vnd  minnen  Als  wir  indem  ewigen  worte 
dez  himelfchen  vatter  erfchinen  fönt  Zno  dem  ander  male  fönt  icir 
bekennen  das  ewige  war  das  da  fliufet  von  dem  meifter  rff  dem 
fluole  Wir  fönt  ez  nemen  infiner  eigenfchaft  Als  das  waffer  ßiufet 
dar  den  kener  alfo  fUnfet  das  (2  a)  ewig  wort  dur  den  meifter  wir  5 
fonl  nicht  anfehen  ob  der  meifter  ftat  inkeinen  gebreften  wir  fönt 
das  ewig  wort  anfehen  infime  wefende  als  es  ewekliche  geßoffen  ift 
rff  dem  gründe  fin  felbes  ^'  Zuo  dem  dritte  male  fön  wir  das  ewig 
wort  verftan  an  allen  den  friunden  ünfcrs  herren  die  dem  ewigen 
wort  gefolget  habent  vnd  das  bewwrt  ift  indem  ewigen  lebende  10 
§  Vnd  och  die  die  im  nach  volgant  Inder  zit  (2  b)  das  finl  alle  die 
da  ftent  mit  lebenne  in  ünferem  herren  ihefu  chriflo  S  ■^wo  dem 
vierden  male  fön  wir  verftan  das  ewig  icort  das  da  wirt  gefprochen 
in  die  bioffen  feie  von  der  bioffen  gotheit  das  ift  vnwortlich  ivan 
diu  feie  enkan  fin  nit  geworten  Ir  fönt  wüffen  das  das  ewig  wort  15 
fich  felber  gebirt  indie  feie  fich  felb  felber  vnd  niul  minrc  funder 
vnderlas  Wüffenl  das  diu  feie  das  ewig  wort  bas  bekennet  denn 
alle  (3  a)  meifter  geworten  künnen  S  Was  man  geioorten  mag  das 
ift  al  ze  kleine  da  von  hat  fi  das  ewig  wort  bi  einer  ftunde  ver- 
richtet S  Hie  fprechent  die  meifter  das  wir  billich  fönt  ilen  zuo  20 
der  fchuole  da  der  heiig  geift  meifter  ift  Wiffent  loa  er  fchiiol- 
meifter  fin  fol  da  toil  er  die  ftudenten  wol  bereitet  vinden  das  fi 
fin  edel  ler  icol  verftan  miigent  diu  vff  des  vatters  hertzen  ßiufet 
Nu  haut  diu  feie  üb  fi  icil  den  vatter  vnd  den  fun  vnd  den  (3  b) 
heiigen  geift  da  ßiuffet  fi  indie  enikeit  da  wirt  ir  geoffenbaret  blas  25 
inblos  das  fprichet  ünfer  meifter  Das  nieman  hie  zuo  kumcn  mag 
die  will  er  von  nideren  dingen  als  vil  anhaftunge  hat  als  ain  nadelen 
fpitz  getragen  mag  In  die  bioffen  gotheit  mag  nieman  kamen  er  en 
fi  denne  niuman  als  blos  als  er  ivas  do  er  vß'er  gotte  geßoefit  ward 
Hie  fprechent  die  meifter  vnd  gent  uns  einen  ivifen  rat  Das  loir  ^0 
got  fin  ere  (4  a)  laffen  vnd  enphahen  von  im  alliu  ding  funder 
mittel  vnd  niut  von  den  creaturen  alfo  laffen  wir  got  fin  ere  vnd 
laffent  in  würken  fwie  er  toil  vnd   fwenne  er  wil  vnd  fön  wir  fin 


7  die  Handschrift  tfinnc  14.  15  wan  feie  cnhani,  h  in  k  g^cbcfsert.  Ir  fönt] 
von    hier    an    auch   in    B    (s.  zu    LXIV)    256  1>  16  fich    feil)    felber    fehlt    B, 

19  fich  h,  19.  20  berichlet  B.  21  meifter]  lefmcifler  B.  fin  fol]  ifl  vTi 
fin  fei.  h.  25  da  —  enikeU  fehlt  B.  26  Hcrzuo  fprechent  die  meifter  B. 
27  naledelen  b.  29  niuman  felili  B.  vs  got  flösse  B.  30  fprachenl  b. 
31  von]   wir  b.        32  mitter  b.     von  crealure  B. 


274  HAxN[)S(."HKlFT  DER  PREHIGTEN  LX  -  LXIII. 

tidifj  nifl  blas  §  irand  wir  fön  das  hrkennen  Pns  (jnl  fttot  nlUn 
ding  rmh  das  hr/'fr  Hie  fon  trir  doch  f/otle  helfen  fin  ere  hehallen 
als  verre  es  an  lins  ift  .$"  Ein  nirif/rr  fprichef  das  ein  kting  nivl 
vil  achtet  rf  die  knechte  die  im  irärkent  nidriv  (4  h)  fcerch  mer 
5  er  achtet  der  die  da  fint  infiuer  heimlicher  kameren  Vnd  fünf  den 
alzemale  iren  willen  §  Alfns  tnol  gol  mit  finen  rfferwelten  frinnden 
die  da  fint  infiner  rcrhonjenen  heimliheit  den  rcrfct  {/nf  enhciner 
belle  Die  nieifler  fprcchenf  das  ril  Unten  zehimelrich  körnen  die 
f/ötlicher  hemlicheit  nicht  nie  enbruchent  rf  erfrich  denne  als  einer 
10  der  Hechten  funnen  in  einem  vinfleren  walde  her  mibe  fön  wir 
bereen  rf  das  aller  hrehcfte  vnd  (5  n)  das  roibringen  mit  lebende 
vnd  mit  groffem  willen 

Ditraiif  vier  Piedisjli'ii  von  Brfider  Egharf.  Bl.  44  a  Hie  valient 
an  die  ewangelien  die  man  lifel  von  dem  heiligen  abenf  zewich- 
nechten  rntz  ze  öfteren;  bis  112  a.  Von  ebenda  an  liis  BI.  191  a 
eine  nene  Predigtreihe,  vier  von  Briider  Eghart  (daraus  nnsre  LXste 
und  LXIsle),  eine  ttbersehrieben  Der  von  Egwin,  zwei  Der  von  f lernen 
gaffen  (LXII),  eine  Briider  franke  von  kolne ;  dazwisehen  anrh  Aus- 
zujje  Von  der  minnendc  Sele,  Wz  du  feie  haben  fol,  und  nnüber- 
sehriebne.  Bl.  191  a  bis  230  b  nur  Auszüge  und  kleinere  Tractate, 
meist  rubrieiert  Ein  frage  oder  Es  ist  ein  frage.  Danii  wieder 
Predigten:  Der  kraft  ron  Boyberg,  Der  von  fternengaffen  hat  die*) 
geprediet  (LXIll),  noch  eine  dessell)en  Verfalsers  und  eine  von  Brnoder 
Eghart;  bis  264  b.  Nun  wieder  Auszüge  und  Traetate;  darunter 
aiuh  folgender 

Von  den  »wein  lplM»n  ninrlh^n  vnd   Ularlen 

JLjTlich  prnofent  alfo  rf;.  märten  leben  beffer  fi  vnd  nutzer  fi  denne 
marien  leben  Dz-  iß  aller  beft  dz  fich  aller  meift  gemeinet  dz  ift 
15  war  Nu  mcrkent  alle  ding  fin  rfdkomener  in  iren  erflen  fachen  als 
da  vor  bewifet  ift  Da  ron  ift  alles  gnot  gevicnlich  rnd  alirmal 
inder  (342  a)  erftcn  fa<hc  die  gol  fclbcr  ift  Der  fich  dcnnr  zun 
got  aller  meift  fiinder  mittel  fnoget  der  gemeint  fich  aller  meift 
Dz  werch  ift  ovch  aller   edeleft    des   obiecht    oder    des    gegenivurf 

1    tnd    blns    t.-hll    IV        hfknnir„\    viflm    B.  2  fin]    fi   h.  'i  ifl]    fiel  B. 

4  irrrrhl  ding  H.      5  laiel  i».     flif]  dir  U.  kamrr   i»    fim  hrimlirhfn  raHr  l^. 

6  gol  finen  Hiplien  ftiunden  R.   fn'imlr  li.       8  hrllr]  bis  hioher  B.        11  »f  ri' nW 

'■)  napinlich  predie:  vgl.  Hie  Ausliilsunji  von  rhnnxnn  Alifi.  l.ieder  S.   191. 
15  iniren]    die    llHiuisclirifl  i  ren 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  LX— LXIII.  275 

aller  edeleft  iß  vncl  vnnennittelt  Muvlcii  wcrc/i  fint  all  vermittelt 
Der  würket  ovck  aller  beft  der  golies  willen  wartet  aller  meift  Vnd 
dem  ift  gehorfam  nnd  vndertenig  ineime  lidenne  des  gbtlirheu  Werkes 
Swie  der  menfche  cf  der  (342  b)  zit  fi  ane  alles  wiirken  Doch  wirf 
da  me  goties  lob  fürbracht  denne  in  allen  den  werken  diu  all  die  5 
hriftanheit  mag  gewürken  fo  tnl  got  hoher  ift  und  edeler  denne  die 
creaturc  fo  ril  ift  dz,  götiich  werch  edeler  deune  der  crealure  Diu 
warheit  hat  felber  aller  meift  gelobt  cnd  bewifet  der  fchorwenden 
leben  Er  fprach  zno  Märten  da  fi  klagte  ron  irre  fwefter  marien 
dz  fi  fi  lies  allein  dienen  (343  a)  Maria  marta  du  bift  forgrnltig  10 
imd  betruebet  in  manigraltikeit  mer  eins  ift  not  Maria  hell  erkorn 
den  aller  heften  teil  Er  bewifet  es  ovch  do  er  fprach  Veri  adora- 
fores  adorahunt  patrem  infpiritn  et  reritate  Die  waren  an  bclfer 
die  fuln  den  ratter  an  betten  im  geifte  rnd  in  der  warheit  Da  ron 
muos  gefcheiden  fin  elliu  manigraltikeit  indie  einikeit  bloffer  war-  15 
heit  Die  menfcheit  ünfers  herren  diu  (343  b)  wart  na  funderlicher 
warheit  von  gegenwirlikeit  ab  gefcheiden  Dz-  bewifet  occh  dz  ewan- 
gelium  Do  iinfer  herre  fprach  zno  finen  lungeren  Expedit  vobis  vt 
ego  cadam  nifi  enim  ab  iero  paraclitus  non  reniet  fpiritus  veritatis 
S  Es  ift  irch  nütze  das  ich  ron  ivch  ge  Ift  dz  ich  nit  von  irch  20 
ge  entriuwen  fo  kumet  niut  der  gölHch  trrefter  der  geifl  der  war- 
heit den  der  vatter  in  minem  namen  fendef  Swer  den  fun  dz  ewig 
wort  (344  a)  rinden  wil  der  muos  in  vinden  indem  ratter  in  eini- 
keit der  gotheil  Ihefns  dz  ewig  icort  fprach  Ego  et  pater  vnnm 
fumus  Ich  vnd  der  vater  fin  ein  Er  fprach  orch  zuo  philippo  Non  25 
credis  quia  ego  in  patre  et  pater  in  me  eft  §  Gelovbft  du  niut 
Wan  ich  in  dem  vater  bin  vnd  der  vater  ift  in  mir  Er  fprach  Uns 
ovch  ein  trceftlich  wort  zuo  finem  vater  von  finen  iungeren  Vater 
als  du  mich  fantoft  indie  ivelt  fo  fend  ich  fi  indic  weit  Vnd  (344  b) 
ich  machen  mich  heilig  rmbe  fin  dz  ovch  fi  geheiligot  werden  inder  30 
warheit  Mer  niut  vmbe  fi  bitte  ich  alleine  mer  vmbe  die  wele  ge- 
lovbig  fin  an  mich  dur  ir  wort  dz  fi  alle  ein  fin  als  du  vater  in 
mir  vnd  ich  in  dir  dz  ovch  fi  in  uns  ein  fin  Do  ihefus  imfer  herre 
gienge  zuo  Marien  magdalenen  do  bekan  ime  engegen  ir  fwefter 
martha  Do  fragte  ünfer  herre   zehant    tva  maria   were   tvan  fi  ivz  35 


2    der]    des          5  lob          7    der\   die          8  gelobt          10   Luc.  10,   41.  42. 

12  och,  doch  do           Ev.   Joh.  4,  23.         16  u'irl         17  ron]  vn  18  Ev.  Job. 

16,  7.         19  ceiat—mU  ze        24.  25   Ev.  Joh.  10,   30.  14,  11.  28   Ev.  Joh. 

17,  18-22.        35  Ev.  Joh.  11,  28. 


276  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  LX— LXlIl. 

fiu  gefpunl(ßA5  »)ze  er  kau  nit  mit  Marlhen  fponzicrcu  noch  denne 
fo  diente  fi  inie  /lifzeklicfi  rnd  mit  (/rof/'cm  ernftc  orrh  wz-  es  ime 
geneme  doch  wz-  ir  dicnft  aller  vermittelt  vnd  rfferlich  inmanigvalti- 
keit  Dz  aller  minfte  gei flieh  rnd  innerlich  wcrch  ift  vor  got  grof/'er 
5  denne  das  aller  grcsfte  loerch  dz  gotles  marlerer  ton  rffen  ie  ge- 
litten Do  ihefiis  zuo  Marien  kam  do  fas  fi  zehant  zuo  finen  fueffen 
rnd  horte  da  diu  wort  (345  b)  des  ewigen  Wortes  Do  kam  Martha 
rnd  klagte  über  marien  ir  fwcfter  Dis  wz  bi  den  zitten  iinfers 
horren  und  gefchit  noch  dike  dz  die  die    tnarten    leben    hant    dike 

10  klagent  und  redent  von  dien  die  da  ftent  nach  marien  leben  Wz 
lel  Maria  fi  fweig  wan  fi  tcz  fo  eil  mit  der  minne  bekümhert  dz 
fi  niut  enachte  do  fi  fweig  do  antwürt  ir  gefpiuitze  ihefus  für  fi 
Swer  noch  behalten  teil  dz  fchorwende  leben  der  (346  a)  mtios 
fwigen  behalten  So  ift  ihefus  der  fürfpreche  alle  zit   Vnd  an  allen 

Ib  ftetlen. 

So  bis  376  a,  wo  die  Schlufsimterschrift  Swer  niut  fcriben  kan  der 
enwent  nit  dz  es  kein  arbeit  fi  Drie  ringer  fcribent  aber  doch  der 
lip  arbeil  mit  an  ander. '"')  Auf  tlen  jezt  iiodi  iibiiffon  BUitti-rii  von 
anderer  Hand  allerlei  Kleinigkeiten  durch  einander.     So  377  a 

dis  rillt  die  «vü»  heiüKeit 

torß'e.   firmrng.    rivive  bihte  vnd  bvoffe.    der    heilig   fron    lichamen 

ünfers  hcrren.  priefterlich  ambacht.  die  heilige  .e.  der  icngfte  torf. 

di»)  lliit  die  .vii.  tot  ftiiid 

20  Hoffart.  gittikeit.  vnkivfchikeit.  zorn.  frafheit.  nid  rnd  haffc.  trakeit 
an  gottes  dienfl 

(377  b)  dis  Hut  die  .viiii.  Tröindeii   rüiid 
der  do  hcifct.  ratet,  gehillet.  teilhaftig  ift.  bcfchirmet.  lobet,  fwigct. 
verhenget.    vnd  der  onch   belivmdet  den  andern,    die  begand  fi'ömd 

25  fünde. 

clis  fiiit  die  »v.  fiiiiie 

geficht,  gehoerde.  gefniak.   vcrfcochcn  in  dem  mvndc.  vnd  berverde. 

iUs  flnf  .vii.  galten  des  lieili(>eii  sieiftes 

gotlich  furcht,    göltich  miltekeit.    götlich  krnft.    gütlich  rat.    gütlich 
'SO  flerki.  götlich  wifheit.  götlich  verftentniffe. 

2  diene        6  fi'iffen        VI  fnr        14  fürfpreche 

*)  Erneuerung  nntl  Vcrdcnlsclmnfj  einer  laleinisclien,  die  aiidcrweitiff  nnd  schon 
sehr  friili  l)e};e|?nci :  (>H(  nescil  scrihcre  »nn  putal  r.fsf  lahnrnn.  trcs  enim 
di(fili  sriilmni,  tnlnm  corinis  lahoral  SGiillisrlie  IIS.  der  Kiirolinft-rzoit,  Arx 
Gesch.  V.  .SGiillen  1,  187.  vgl.  die  Wicncri.H-hcn  des  15  Jahrh.  in  Iloirmanns 
Verzeichniss  151.  268. 


HANDSCHRIFTEN  DER  PREDIGTEN  LXIII— LXVII.         277 

dis  rillt  (§78  a)  die  »vi.  werk  der  erbarinlierzkeit 

Spifen  t  renken,  kleiden  die  armen,    her  bergen  die  eilenden,  gefehen 
die  fiechen.  trceflen  die  gegangenen,  vnd  begraben  die  toten 

•dis  finf  die  .viii.  Telikeit 
armvot  des  geifies.  fenf'tmretkeit.  iceinen,  erbarmherzkeit.  [in  Iwngrig  5 
vnd  tcrfiig  nach  gerechtikeit.    eins   reines  herzen  fin.    fridfam  fin. 
liden  vmb  gerechtikeit.  0.  iefcs  lieber  herre  min.  diu  eigen  wil  ich 
iemer  fin.  vnd  rellet  anders  ict  dar  in.  das  iß  nict  des  willen  min. 
bit  got  für  mich 

Ein  auf  der  nfechsteu  Seite  folgendes  Excerpt  hat  die  Überschrift 
dis  ift  von  dem  von  Wifenbfrg.  Beide  Schreiber  üben  aucli  die 
Barbarei  solcher  Worttheiliiugen  wie  oben  auf  S.  258  ervvidnit  worden, 
z.  B.  ande\rs  wi\rt  manigcaltikei\t  fr\agte. 

LXIII. 

Die  verglichene  Handschrill  E  ist  Nr.  278  des  Klosters  Einsiedeln, 
Pergament,  Quart,  14.  Jahrb.,  woraus  mir  Pfeiffer  eine  Abschrift  dieser 
und  aucli  der  vorangehenden  Predigt  Er.  Johanns  von  Slerngafsen 
mitgetheilt  hat.  LXIII  steht  da  von  S.  188  a  bis  190  b,  LXII  293  a 
—  297  b  und  noch  einmal  305  b  — 310  a. 

LXIV— LXVH.  96.  97. 
Unsre  Handschrift  B,  vormals  der  Karthäuser  zu  Basel  (auf  dem 
Vorsatzblatte  über  Carthufz  bafz  Ti.  das  buch  der  götlichen  troftung 
C  .xiiij^),  jezt  B  IX.  15  der  Universilaetsbibliothek;  Pergament,  klein 
Oiiart,  287  Blatter  zu  vier  Spalten,  bis  auf  die  letzten  anderthalb 
Spalten  von  derfelben  Hand  des  vierzehnten  Jahrhunderts  und  mit 
Zierlichkeit,  ja  mit  Aufwände  geschrieben:  selbst  die  gehäuften  und 
oft  etwas  willkih-lichen  Abkürzungen '")  machen,  wie  sie  gehandhabt 
sind,  einen  kalligraphischen  Eindruck;  s  für  f  im  Beginn  der  Worte 
und  der  Silben  gebeert  wirklich  der  Schoenschrift  an. """")  Die  Be- 
nutzung des  reichen  Inhaltes  wird  jedoch  dadurch  erschAvert,  dafs  die 
Handschrift  verbunden  ist.  Den  Anfang  macht,  wie  die  Karthäuser 
aus  Irrlhum  oder  um  der  Kürze  willen  die  ganze  Sammlung  betitelt 
haben,  ein  Buch  der  göttlichen  Troeslung. 

•■)  z.  B.  mich  dich  [ich  iu  m  U  s,  mir  dir  in  m  lä,   mit  nil  in  in  n,   fprichel 

.  j"  ./JP2,  hat  in  /iz,  friheil  udgl.  in  frihz^^vnt,  in  v;  inenfche   wird    auch  hier 

(s.. oben  S.  262)   in  M  oder  m  algekiirzt,    der  Umlaut   langer   nnd    icurzer  o 

meist  ce,  statt  w  nicht  selten  ganz  alterthüiiilich  noch  uu  gescinieben. 

■"")  wie  auch  unser  Schlufs-s  ursprünglich  nur  eine   ausschmückende  Vertauschung 

ist  gleich  der  des  n  am  Schlul'se  gegen  n. 


278  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  LXIV— L.WII. 

KfiicdU'liis  «l(>U8  et  i»al<'i*  doiiiiiii   iioflri   Ihiis  (so) 
erirti.    \'.    ca. 

Der.  edel.  LEBEH.  SÄNCTVS.  PÄVLVS.  der  spricht  Dlfia 
wort  alfo  itifiiier  cpiffel  Ge/'egenet  si  gol  nid  der  ratler  rnfers  herren 
ihefit  rhrifti  ein  uatter  der  barmhercikeit  vnt  yot  alles  troftes  der 
ms  Irceftel  iiiallem  rnferin  betrueptnuffe.  Nu  ift  drierleije  hetrueptuü» 
5  de  den  nienfchen  anuallet  vnt  trenget  in  difem  eilende.  Eines  ift  an 
dem  fchaden  ufferliches  gitotes.  De  ander  ift  anfinen  liebften 
frianden.  De  tritt e  ift  an  im  felben  an  fmac/ieil  an  vngemach  rnt 
an  fmerren  des  Ups  rnt  an  leit  des  hercen 
tlervmb  so  han  ich  willen  an  difem  buovh  celeren  etliche  lere  inder 

\0 /ich  der  menfche  trosften  mag  inallem  finem  vngemach  Betrueptnüs 
rnd  leide.  Vnt  (1  b)  hat  man  etliche  toarheit  dar  rs  rnd  du  von 
genomen  wirf  de  den  menfrhen  billivhen  rnt  gentz-eclirhen  getrieften 
mag  inallcni  finem  leide.  Dar  nach  rindet  man  bi  .xxx.  fachen 
vnt  lere  inder  ieclicher  alleine  fich  der  menfche  nv>l  gelru'flen  mag.  rnd 

15  darnach  rindet  man  indem  tritt  teile  des  bnoches  bilde  rnt  lere  anworten 
rnt  werken  die  wife  Hute  hant  getan  vnt  gefprochen  Alf  sin  warent  inleide 
In»  besten  und  gewandleslen  Stile  der  altdeutschen  Mystik  und  Aücetik; 
auf  den  Verfalsor  luhreii  vielleicht  die  Worte  ouch  han  ich  etwenne 
ein  offen  gelichnüs  gefprochen.  So  ein  meifter  bilde  machet  von  holtz 
(26  a)  ifder  von  fteine  er  treit  de  bilde  nit  in  de  holtze  mer  er 
fchnidet  abe  die  fpene  die  de  bilde  uer borgen  vnt  bedecket  hatten, 
er  git  dem  holtze  nit  er  benimet  ime  vnt  grebet  us  die  dicke  vnt 
nimet  abe  den  roft  rnt  denne  so  glentzet  de  dar  vnder  uerborgen 
WC.  Dis  ift  der  fchatze  der  uerborgen  lil  indem  acker  alf  rnfer 
herre  fpridiel  indem  eirangelio.  Bl.  29  a  Eexplicit  liber  benedictns 
wie  der  MiiiiiiUtr  mit  Uiukl)«*zieluini;  auf  siMue  L'hersthrirt  sich  uusdrückl. 
K(»l^t  eine  Reihe  erbaulicher  Sentenzen  und  Anecdolen,  Pn'iliotauszüye 
und  Pn-diüleu:  (huunlcr  unsre  LXIN  sie.  \\elche  \sie  ölten  S.  263.268 
öchuu  criuiierl   worden   sli'llcnweis  luil  XLIU  ;Und  XLiX  sich  beridnt.  ^-j 

2 'Cor.  2,    1,  y.  4.  11    yii    \()m   iMiniiilor  Am  In  geJjelÄthff, 

')  LXIV.  69-75  kommen  iiiuh  (es  sind  helielile  Worte  gewesen)  iim  Sehlufse 
von  Z  28.  Ä  61  vor;  so  in  Z :  alfo  fptichil  cnlir  licne.  Ich  inde  div  feie 
Jen  eilte  u'onmye  inil  ein  undir  tiau.  Denni'  fpricliit  dir  feli'.  Nt'  luib  ivit 
in  eryiilfen.  icti  eniril  in  nionir  me  verlazen  fo  liel  fi  in  ergriffen,  alfe  fi 
Ipiictiil  in  Cime  tttioch^  Ich  han  min  tiep  ihefum  sprißum  gecmigen  cnd 
hun  in  geleil  in  mine  feie  nid  ich  triige  min  czzer  tceltis  liep  de  obcrefle 
yiiot  ender  iiiinen  biüftcn  ulfe  ein  iitivre  bürdeli  {yebündelin  A).  da  ift 
yecuegit  dr  biyc  ze  dem  honiyv.  dir  yfopit  zro  dem  bulfimnii.  die  iialdeyül  zco 
Uri  liUi pUen.  dir  hir;  .e  dem  eiecycn  brennen,  dei   jlerne  ze  dein  liehlni  leimen 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  LXIV—LXVH.  279 

Bl.  51  c  Hie  beginnet  von  der  hieligen  (so)  altuelter  lere:  Sprüche 
der  s.  g.  Allvater  und  kurze  Erzählungen  von  ihnen,  beide  ausgezogen 
aus  den  Vitis  patrum  oder  einer  Verdeutschung-  derselben  (vgl.  die 
Alld.  HSS.  d.  Basler  Univ.  Bibl.  S.  57.  58  und  Karl  Roths  Dichtungen 
d.  deutschen  Mittelalters  S.  39.  58);  Bl.  142  d  Ein  ende  der  ueter 
lere.  Nun  wieder  eine  bunt  gemischte  Reihe  gleich  jener  ersten,  unter- 
brochen von  einem  groprseren  Werke  lelnhafler  Art,  dessen  Anfang 
beim  Binden  auf  Bl.  197  b  .geralhen  ist:  Hie  nahet  an  ein  buechlin 
de  heiffet  ein  fumma  der  lugenden  vnt  man  vindet  in  ime  gefchriban 
volkomenheit  aller  tilgenden  in  den  man  fich  gote  nehel  vnt  den 
nitugenden  verret  vnt  wanne  diu  miune  iß  ein  übergülle  rolkomenheit 
aller  tugenden  da  von  so  si  de  beginne  von  der  minne  vnt  dar  na 
non  den  andern  allen  als  (197  c)  hie  underscheiden  iß  u.  s.  f.  Ein 
vielgeleeeues  vielgebrauchtes  Buch :  Stücke  daraus  sind  auch  in  der 
Seele  Spiegel  übergegangen  (Mones  Anzeiger  4,  370,  41.  42);  andere 
fmden  sich  in  s  (36.  Bl.  80  a  —  81a),  besonders  zahlreich  aber  in 
der  Basler  Papierhandschritl  0.  I.  19,  einer  Sannnlung,  die  mit  B 
gleichzeitig  und  ihr  überhaupt  ganz  ahnlich,  nur  weniger  umfafsend 
ist,  und  in  allem  (jleuuiinsamen  so  bis  auf  den  Buchstaben  zu  ihr  stimmt, 
dafs  wo  nicht  0  aus  B,  dann  beide  aus  der  gleichen  Urschrift  müfsen 
geschöpft  sein;  das  Buch  dtr  göttlichen  Trcestung  fehlt  in  0.  Aus  der 
Sununa  der  Tugenden  zur  Probe  ein  Abschnitt  der  theilweis  auch  in 
0  enthalten. 

Von  friheit 

rriheit  uuar  vnt  uolkomen  ift  de  man  vngebvnden  si  von  fanden 
wanne  ß  werlichen  die  sele  bindenl  alf  künig  salomon  ßhribet  vnt 
machent  den  menfchen  eigen  alf  vnfer  herre  ihefus  chrißus  fprichet 
wer  fünde  tuot  der  ift  der  fünden  eigen  alf  ein  wifer  meißer 
anfhelnms  fprichet.  Sünde  tuon  ift  kein  friheit  noch  ein  ßükke  der  5 
friheit  funder  es  ift  ein  fncede  eigenfchaft.  Von  dirre  (148  a) 
eigenschaft  enmag  nieman  frie  werden  alf  er  felben  fprach  er  tief  et 
iuch  der  sunc  so  werdent  ir  iverlichen  fri 

(jeuuar  friheif  hat  der  iiienfche  der  nit  begriffen  ift  mit  begirden 
uueltlicher  habe  noch  mit  lobe  noch  mit  gunfte  der  Hüten  noch  mit  IQ 
eigener  ere  noch  mit    liplicher   f rinnt fchaft    noch    mit    knechtlicher 
vorchte  noch  mit  uuollvft  nueltlicher  oder  zergangclicher  froeden 


2  ProverL,  5    L^2.       Il  macliU  d.  h.  machet  B.       4  Ev.  Joli.  8,  34,       7  Ev.  Joli 
8,  36. 


280  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  LXIV-  LXVH. 

£j\n)  der  minne  nuarer  frihcil  sol  nns  bringen  (jötlichc  ordenunge  div 
dem  menfvlien  zun  eint  7irkünde  der  friheit  rjeijrhen  hat  frien  iiuillen 
vnt  den  menfchen  daran  im  felhen  aller  gehcheß  gemachel  hat  de  in 
nieman  hetwingen  mag  alf  auch  got  nieman  hetu-ingen  mag.  von  dirre 
5  friheit  fprichet  got  felhen.  nh  fetzen  dir  für  icaffer  rnt  /iur  griffe  in 
welkes  du  uuelles.  vor  dem  menfchen  fo  ftet  übel  inl  guot  tot  vnt  leben 
vnt  uuelhes  er  hegert  de  icirt  im 

J±.her  ZUG  uuarer  friheit  kumet  der  menfche  ane  zuuivel  der  mit  den 
gütlichen  geholten  vnt  mit  ratt  vnt  mit  finen  gelüpten  die  er  (148  b) 

10  got  gelobt  hat  ane  vnderlas  sin  herce  vnt  sin  gemuete  bindet  zuo  gotte. 
de  er  alfo  niemer  von  got  kere.  der  fin  finne  vnt  fin  herze  entziuhet 
von  luftlichen  dingen  der  fin  lidmaffe  mit  keiner  itelkeit  noch  mit 
vnnützen  dingen  vnt  nuerken  hekümpert  der  de  ioch  der  gehorfamkeit 
von  herzen  minnet  der  mit  allem  flis  darnach   ftet    wie  er  got  alleine 

15  uuolbehage  vnt  einer  ieclicher  tilgende  nach  gat  tif  de  aller  hcechfte 
vnt  zuo  dem  aller  meiften  zelobe  vnt  zeeren  dem  geminnoten  rnferm 
lieben  herti  ihefu  chrifto.  vnt  ie  me  der  menfche  an  difen  tagenden  lept 
ie  frier  er  uirt  vnt  so  dem  menfchen  ie  lieber  ift  zuo  difen  dingen  so 
er  ie  fchierer  geuuar  friheit  geuuinnet  vnt  ie  me  er  dar   an  uuachfet 

20  vnt  würtzelet  ie  gelichcr  er  finem  erften  adel  lebet,  wer  aber  frilichen 
lebet  in  dirre  uuelt  nach  finem  uuillen  so  er  meift  mag  der  uuirt 
gevangen  7nit  mangen  ftricken  dez  tiuuels.  vnt  so  er  aller  frieft  fchinet 
so  ift  er  aller  meift  eigen  (148  c) 

Urkunde  der  friheit  hat  der  menfche  der  nit  der  dingen  hegeret  die 
25  in  gentzeclichen  von  got  vnt  von  finer  heimlicheit  funderent  vnt  uerrent 
alf  diu  meifterfchafl  in  bekü)nbert  vnt  forge  V7nb  uueltliche  habe  groffen 
jliffe  vmb  uueltlich  vnt  lipliche  gemach  vnt  itelkeit  des  hercen  vnt  der 
fitte  ift  bekümerniis  an  mangerlei  gefchefte  der  Hüten  wiffentheit  ent- 
fchuldigunge  vnt  minren  eigen  gepreftcn  Offenbarung  vnt  bewifunge 
30  ander  Unten  gepreften 

lidin  ander  Urkunde  uuarer  friheit  hat  der  menfche  der  ficherh^it  hat 
an  dem  hercen  de  im  golt  alle  sin  fände  habe  ucrgeben  vnt  die  pine 
der  fcliulde.  Die  ficherheit  kämet  von  innilieit  dez  hercen.  wami^  diu 
hitze  gütlicher  minne  gat  vmb  in  dem  liercen  alf  de  fiure  iii  dem  uuindc. 

35  vnt  machet  in  der  innikeit  vnt  in  der  hitze  des  gebettes  dem  rnenfchcn 
uuare  friheit  vnt  trofte  der  do  vor  wc  kalte  vnt  bleiche.     Dir  (148  d) 

"''  hitze  uerdilget  beidiu  hitz  der  begirde  füntlicher  flecken  vnt  buoffe  an 
dem  hercen  alf  de  fiur  ucrhrennet  den  roft  von  dem  ysen 
Urkündfi  der  eigenfchaft  rnt  gevanchniis  hat  der  menfche  der  do  haffet 

40  de  ioch  der  gehorfamkeit  der  do  nit  ucrguot   hat  die  minnclich   bere- 


5  Ecdesi.-islic.  15,  17.       25  in\  im  li.       20  in\  ifl  15.       39  von  hier  an  0  25b.  c. 


HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  LXlV-LXVil.  2S1 

fjmnge  cnt  die  lieplicke  wanmnge  fines  ebcnmenfchen  der  do  ßeteclichen 
gnfyranunel  vnl  trachtet  vmb  räche  fines   widermuetes    Der  uuoUufte 
enpfahct  von  lohe  von  meifterlirher  kunfl  vnl  ividerntuot  von  hetrurpiiüs. 
Dem  do  ivol  ift  ziio  den  dingen  de  ivider  got  ifl   vnt  wider  sin    eigen 
uuiffen  vnd  ivider  sin  nieifterfchaft.  den  do  lüftet  renemen  oder  cegebenne  5 
cleinceder.  vnt  zefehenne  oder  zehaeren  der  niinne  hriefe    vnt    die  liep- 
liehen  mit  luft  enpfahen.     Der  aller  engfte   ftriche   des   tiuuels    de   ift 
rleinoede  tut  minne  hriefe  gern  fenden  vnt  enpfahen    Aber  st  heiffent 
nit  minne  hriefe  si  heiffent  vil  nie  des  tiimeJs'  holten,   loanne   hie    von 
fprichet  ein  wifer  man  cleina'der  (149  a)  nemen  ift  friheif   uerkouffen  10 
rnd  der  guot  iob  fprichet  de  für  fol  freffen  der  Unten  uuommge  die 
do  geren  cleina'der  nement  de  ift  de  [iure  der  falfehen  minne  vnt' der 
minne  volget  eigen fehaft  vnt  de  bant  der  geuancnliffe.   aber   von  dem 
der  do  gern  cteinna'der  git  fprichet   kiinig   salomon   in  fineni    buoche 
Der  do  gaben  git  der  eruuirbet  itel  ere  ml  nuirdekeit  do  von  vnt  nimel  15 
den  ir  feie  die  die  gäbe  enpfahent.     Ein  iectiches  äirre.fachen  benimet 
dem  menfchen  fin  friheit  von  dem  herzen  vnt  bringet  in  in  iemerliche 
eigenschaft  der  geuancnüffe.   wanne  welher  menfchc   mit    keiner   dirre 
fachen  begriffe?!  ift  der  mag  fin  herce  nit  gemueffigen  zuo  goites  be- 
kanlnüt  noch  gebrachen  der  heimUcheit  noch  der  einunge   mit  friheit  20 
fines  hercen.  leantie  teer  si  begriffen  fol  vnt  fielt  gentzeclichen  uereinen 
mit  dem  frien  vnt  vngeuangenen  vnt  vnferbundenen  gölte   der   bedarf 
wol  eins  frien    vngebundenen    herzen    wanne   gol    wil    Iian    ein    fries 
(149  b)  vngebunden  vnt  vngeuangen  herce 

Unter  dio  A\ie(leruiH  folgenden  kleineren  Stücke,  meist  Sentenzen  von 
Kirehenva?leni,  von  Theologen  des  Mittelalters  (daran;»  im  Altd.  Lese- 
bneli  8S9--892  die  Sprüclie  i  -  vii,  nnd  das  Gespraecli  zwiselieu  Br. 
Bertliold  und  Albert  dem  Groisen  in  Haupts  Zeitsclir.  4,  575  [^~)  '■•) 
und  von  Philosophen  des  heidnischen  Alterlhvnnes,  sind  auch  einife  ,-_ 
von  groefserem  l^mfang  und  andrer  Art  eingeschaltet :  so  die  Predigten 
oder  Predigtauszüge  LXV— LXVIL  die  Gebete  96  vm(\  97  (ersiere^ 
auch  in  0  38  c.  d).  ein  Gedicht  Bl.  191  d— 192  c  Gol  ift  ein  wefen 
de  ie  WC  ein  Hechle  des  fchine  noch  nie  erlafch  u.  s.  f.  Den  Schlul's 
der  Sammlung  aber  macht  nach  einer  Aufzähluno;  der  Wunder  die  in 


11  tot)  15,  34.         13  dem]  den  B.  0.         14  Prov.  22,  9. 

'■)  Exccrptb  (lieser  Art  in  denen  B  mit  b  znsiinnncntrifrt  finden  sicli  aul'ser  licni 
oben  S.  273  verglichenen  Slüclie  nocii  luif  Bl.  256  d.  2571).  260  a:  das  erste 
aus  einer  Predigt  Br.  Ecliards  b  25  b,  das  zweite  aus  einer  Predigt  dts  von 
Slernengafseii  b  177  a,  das  dritte  aus  einer  Abhandlung  Von  dem  bekanl- 
nUffe  b  226  a.  Ji  nennt  auch  die  beiden  ersSen  Male  den  Autor  des  Sprnclies 
nicht :  sie  sagt  nur  Dev  meifter.  Wir  koninien  in  der  naechsten  A!)handl!iiig 
auf  die^e  Spruchexcerpte  zurück. 
Altd.  Predigten.  19 


282  HANDSCHRIFT  DER  PREDIGTEN  LXIV-LXVII. 

dt*r  Gebiirlsiuichl  C'lirisli  üeHclu'hiMi  die  Si-hihlcnmu'  von  Christi  Ge- 
stalt 1111(1  Sitte  wcIcIm'  iuirli  in  Z  imd  z  cntliiillf'n  ist:  s.  ohon 'S.  271. 
In  0  slohn  beide  Stücke  oleiclifidls  so  iiiii  Seliliils.  Hl.  57  n  —  58* a". 
Jenes  vorletzte  hmtet  in   H  folgender  Mafsen. 

L/ifiu  wunder  hefrltahcn  ander  naihl  da  nifer  hi-rrc  (jiliorin  wart 
Das  frftc  die  winyarlen  zuo  ierufaleni  die  brachten  frucht  wie  ef  doch 
Winter  was  Das  ander  diu  funne  erfcheine  ceniilter  nacht  über  alles 
ierufalem  rnd  erluchte  alle  die  nacht   Das  tritte  diu  renfler  des  tentpls 

5  entfchluffenl  [ich  rnt  tatent  [ich  uf  das  si  enpftengen  das  (285  d>.  wäre 
Hechte  Das  rierde  ift  alliu  diu  tore  diu  cebetleem  traren  vnt  auch  diu 
cenfter  diu  wrden  an  difer  nacht  offen  fanden  Das  fünfte  cebethleeut 
do  enifjjrungen  brunnen  von  ale  von  der  erden  Das  vi. ,  der  hehaller 
machote  yefunt  der  nacht    alle    die    bettrifcn   rnd    blinden    rnt    andej- 

10  fiechen  die  do  cebethleeni  waren  Das  vii.  ein  lebender  brunne  def;  ent- 
fprange  andern  wege  do  die  Hute  hin  giengen  Das  riij.  ander  naht 
eraachotan  alliu  menfchen  in  einer  ftunde  rnt  ftundent  rffe  Das  .ix. 
ander  nacht  do  hatten  sich  der  nacht  cebethleetn^  rcrfantnet  alle  die 
wifen  meifler  die  inaller  der^  weit  waren  wan  diu  gewar  wifheit    wart 

15  der  nacht  geboren  Das  .x.  vil  kindlin  diu  erfte  geboren  warml  rnt 
auch  diu  alfo  dein  warent  das  siu  noch  fugen  diu  lopten  got  an  difer 
nacht.  Das  .oci.  inder  nacht  do  erluchten  die  fternen  alfo  fhone  das 
die  Hute  dachte  das  ntan  (28(;  a)  wol  ein  kerccn  dar  an  hetti  enziindet 
Das  xij.  indem  lande  iuda  do  wart  ein  hrut  indifer  nacht  fanden  das 

20  was  fueffe  alf  das  honig  lad  das  jiij.  ein  flerne  erfcheine  q,ndifer  nacht 
den  trien  künigen  rnt  fchript  fant  lohannes  crifoftinius  das  die  trie 
künig  vf  einem  berge  warent.  rnt  beitut  an  rnt  erfcheine  in  ein  fterne 
der  hatte  eine  rönne  def  aller  fcha-nften  kindes  rnt  erfcheine  dem  kinde 
ein  criuce  an  dem  houpt  vnt  das  kint  reite  mit  in  vnt  hiesse  das  siu 

25  fueren  indas  land  iudeam  do  were  das  kint  geboren  ein  behalter  der 
weit  vnt  ein  fürftlichen  kiinig  der  iuden.  vnt  do  so  fanden  si  das  kint 

Jlber  das  xiiij.  man  fach  zuo  dem  uf  gange  der  funnen  drie  sunnen 
mueffeclichen.  do  yecingotant  fich  die  dri  fvnnen  vnt  wart  ein  funne  das 
beceichenet  das  sin  heiliger  Hp  rnt  fin  sele  vnt  sin  gotheit  vereinet  sint. 

30  (286  b)     Lnt  das  .rv.  die   wingärten    von    eugadia    die    den    balfante 
bringent  die  bluotent  der  nacht  vnt  brachtent  frucht 
Der  prophet  ieremiaf  der  gab  den   von  egipten  ein  reichen  wenne  ein 
mayde  ein  ki7it  gebere  fo  würden  ir  apgötte  alle  niderfallen   vnl  do  von 
nament  die  ewarten  rnt  machotant  ein  magde  vnl  fatzten  der  ein  kint 

35  an  ir  fchos  vnd  das  fatzlent  si  inden  tempele  in  ein  winkele  vnd 
bettotant  das  an 


24 


das  vor  liinl  lelill  in  ß  und  0.        27  xüj.  B.        31,  bülmt  ^.        35  fiment  B 


HANÖSCMlFTEN  DER  PKKDiG'ITiN  I.XIV— LXIX.         283 

i^jibilla  diu  hatte  ouch  gßwiffuget  wenne  ein  hpmne  von  oele  mtfprimgp 
fi)  würde  der  behalter  geboren 

Uas,  ..ii'ij.  man  lij'et  con  trien  künigcn.  l)cr  eine  halt  ein  cederbocni^ 
dein  w noch fe  in  dem  idqld'eh  ein  pfaller.Oo  gebot   der  künig  bi  finen 
huJden  das  die  pJalren  nieinan  breche,  r/it  man  war  ne)ne  (286  c)  was  5 
da  werden  wwlt 

Jiander;kacht  vrid  ander  ftundc.  do  gol  met\fche  geborgen  wa^rl  do  brach 
diu  blatler  dlfo'luie  das  der  künig  erwachte  vnt  auch  diu  küniginne 
cnt  alles  ingefinde  cnt  an  der  ftunde  hies  der  küng  zuo  der  plalteron 
fehkn.  do  ivas  darrs  geßogcn  der  aller  fcha'nfte  cogele  der  ie  gefehen  10 
wart  vnt  er  fang  mit  einer  fueffen  menfchlicher  ftinime  difia  wort  an 
der  ftunde  do  ich  rs  der  platteren  flog  so  ift  gehören  coii  einer  mag  de 
ein  behaltet  aller  der  weit         Das  .xviij. 

sJ er  ander  künig  hatte  ein  ftruffe  der  bruote  'PS  \zwei  -t^jer  der  felben 
nacht  rnt  vs  einem  eg.    fchtocfc   ein  leowe   'zi/o'  einer   Krkünde    gotteflb 
menfcheit  uf  erftan  an  dem  tritten  tage,  vs  dem  andern  ey  fchlorfe  ein 
lemblin  :u  einem  erkunde  rnfers  (286  d)  herren  vnf(,-huMligen  )ncnfchcil 
Das  .xix 

fl 

tJer  tritte  künig.  def  elichiu  Irouwe  gebar  der  selben  nacht   ein   kinf 

do  dct.^  erfte  geboren  wart  do  ftaont  es  rf  für   ntuoter  rnt  natter  cnt  20 

fprach  ander  ftunde  do  ich  geboren  wart  do  wart  geboren    von   einer 

magde  der  behalter  aller  der    uwlte   cnt    wirt   xxxiij.   iare   leben,    ml 

denne  andern  criuce  erfterben  für  mich  cnt  für  alliu  menfvhen  cnt  alf 

war  das  ift  das  ich  nit  wanne  .xxxiij  tage  leben  alfo  war  ift  ouch  das 

das  ich   coli  ime  gefeil  han   cnd  das  befchach  ouch  alfo         Das  xx.     25 

Unt  man  lifet  das  inder  hunen  lant  das  warenf  gar  übeltelig  Hute  do 
ciele  ein  gros  hagele  inder  naclil  Aber  ander  andern fleinen  desselben 
hageles  ciel  ein  ftein  der  was  gecormct  nach  einer  fchu;nen  iuncfrouwen 
ml  diu  hatte  ein  kinf  (^n  ii'  fcJios  Den  hagelfteine  leident  die  hunen 
zuo  dem  /iure  ml  andie  funnen  cnt  wolf  nie  verfmeltzen.  mt  do  siu  30 
(287  a)  in  nit  uerfmeltzen  mochten  do  falzten  siin  inden  tempele  in 
ein  winkele  Vnt  an  der  ftunde  do  diu  menfcheit  ihefu  chrifti  an  fim 
lip  erftarp  andem  criuce  do  cerfmaltz  er  aller  erfte  cnt  fiel  nider 

LXVIH.  LXIX. 

PapiiMlinmlschril'l  in  {)\\;w\  und  ans  dem  vierzehnten  Jalirlinnderl. 
dem  ''Vaiienklosler  Benedielinei'ordens.  das  im  .Jahre  1254  zu  Kno(d- 
berg  uebliitet  und  im  Jahre  1015  von  da  nacli  Sarnen  veiieg-i  worden, 

1  du  hz  {).  du  hz  du  halle  ß.  13  üax  .xcüj.  lutli  B.  felill  Ü.  17  vnfchul- 
dig  B.  18  Das  .xix  n.lh  B.  lelill  0.  25  Das  xx.  luSli  B.  leiill  0.  30  dem 
fehlt  B.  0.         31  faulzlen  \i. 


284       HANDSCHR.  DER  FREI).  UNI)  GEBETE  LXVIII— 74. 

iinei'lKprii;  und  liehst  anilercn  Iliiiulschrinen  des  oIcmcIumi  Besitzes  mir 
(liirc'li  zuvorkommende  Vennitteluno:  des  ehrw.  P.  Konrad  F"runz, 
Grolskellners  im  Kloster  Eno-elborü,  zur  Bennlzuno-  überlarsen.  Es 
haben  an  diesem  Codex,  den  ieli  spa'ferhin  Sa  zu  nennen  denke, 
niclii  Aveniui'r  als  IVinf  H.inde  i>-escIiriGl)en :  die  erste  vier  Prediolen 
von  Bl.  1  a  l)is  40  a:  die  zweite,  die  (jrilte.  die  vierte  nur  je  eine 
40  b  — 51  b.  52  b— 56  b.  57  a— 01a:  die  fünfte  zehen  62  a— 144  b. 
rrspriinüb'i  li  \ielleichl  noch  mehr  als  fünf:  denn  wohl  die  Hiilfle  der 
Hajidschrill  ist  verloren  gegangen,  so  dafs  auch  von  der  letzten  Pre- 
digt nicht  viel  mehr  als  nur  der  Anfang  noch  vorhanden  ist.  Von 
den  übrig  gebliebnen  zehen  des  l'ünfleii  Schreibers  sind  die  zwei 
ersten  (idier  lob  28,  10.  11)  am  Feste  S.  Benedicts  acsprociien;  die 
dritte  und  die  vierte  behandeln  Ev.  Luc.  11.  24:  die  achte  und  die 
neunte  Ps.  96,  3:  jedwede  in  andrer  Art  und  Weis«'  der  Ausführung. 
Unsre  LXVlllste  und  LXlXste  sind  die  sechste  und  siebente  dieses 
letzten  Schreibers.  Neben  monfche  oder  iiionfch  setzt  auch  er  für 
dieses  Wort  ein  blofses  .V.  vgl.  oben  S.  262.  277  Anni. 

LXX. 

Auch  eine  Sarnerische  Papierhandschrift  in  ^n\\v[  und  der  vorigen 
gleichzeitig:  sie  rührt  zum  groesten  Theile  (Bl.  1  a  bis  62  b.  93  a 
bis  203  a)  von  der  fünften  Hand  derselben  her;  daneben  noch  drei 
andre  64  a  bis  92  a.  201  a  bis  203  a  und  204  a  bis  212  b.  dem 
Schlufse:  diese  letzte  spaltet  die  Seiten.  Von  1  bis  02  sechs  Predig- 
ten, die  vierte  und  die  fünfte  über  Ev.  Luc.  14,  17;  von  64  bis  92 
fünf;  von  93  bis  203  neun;  von  204  endlich  bis  212  zwei,  wiederum 
beide  über  den  gleichen  Text,  Canl.  1,3.  Unsre  LXXste  Predigt  von 
der  zweiten  Hand,  einer  ebenso  widerwärtii>en,  als  die  erste  durch 
saubere  Sorgfalt  angenehm  ist ;  menfch  fast  überall  in  .M.  abgekürzt : 
am  Wortschlufs  lange  f  wie  im  cod.  :; :  vgl.  obi'u  S.  202;  zuweilen 
auch  eben  solche  Wortbrechungen:  z.  B.  iro^lli  krüjz(/i  rcrhtü.  Ich 
bezeichne    diese  Handschrift  spmler  mit  Sb. 

LXXI.  LXXll. 

Pergamentblatt  des  fiinfzelinten  Jahrluinderts.  Eolioformat.  die  Seite 
von  zwei  Spalten ;  im  Besitze  Holfmaiiiis.  Ein  früherer  Abiiruck  die»es 
Bruchstückes  in  den  Spivital.   Theotixris  11-15. 

73.   74. 
Handschrift  des  Klosters  Engelberg  l'^/2i,  Pergament,  128  Blätter 
in  kleinerem  Octav.  von  Füncr  nur   etwas    iinjileich    arbeitenden  Hand 


HANDSCHRIFTEN  DER  GEBETE  73—90.  285 

des  zwölflen  Jahrhunderts,  deren  Unge\Aohiitheil  deutsch  zu  schreiben 
sich  in  dem  sinnlosen  Zusammenhängen  getrennter  Wörter  verrfeth. 
Aufser  den  zwei  gedruckten  Stücken,  die  schon  früher  von  GrafT  sind 
herausgegeben  worden  (Diut.  2,  288 — 291),  alles  tfbrige  lateinisch, 
und  alles  kirchliche  Gebete  verschiedener  Form  und  Beziehung.  Bi. 
14  a  Incipit  curfuf  fce  marie  virginif.  davor  13  b  ein  in  Farben 
^Yohlausgeführtes  Bild  der  Jungfrau  mit  dem  Kinde;  Bl.  69  a  Incipit 
hymnariiif  s.  Ambro fii,  87  b  Expiicit  ymnariiif  s.  Ambro fii ;  Bl. 
127  b  Jftaf  orationcf  obtimaf  que  fecuntur.  debef  dicere  qiiando 
aliquif  caroriim  Inorum  obieril  prima  die.  itel  quol  diebuf  uoluerif. 
et  fine  dubio  refrigerabif  animam  eiuf.  Rogo  ut  mihi  eaf  per  xxx 
dief  dicaf.  fi  me  priorem.  te  contigerit  tranfire  ad  deinn.  vt  hec 
fit  mercef  mea  quod  fcripfi  eaf.  Für  die  3Iittheihing  auch  dieser  wie 
einer  bald  zu  erwidinenden  zweiten  Handschrift  von  Engelberg  habe 
ich  Herrn  Konr.  Frunz,  Grofskellner  des  Stiftes,  zu  danken.  Über 
den  cod.  M  mit  welchem  74  verglichen  s.  bei   den  Gebeten  76     90. 

75. 
Die  oben  S.  253  ig.  schon  besprochene  Zürcher  Handschrift  C  ^^/275. 

76-90. 
Ein  Pergamentcodex  vom  kleinsten  Format,  sehnen  und  reinlich 
von  Einer  Hand  des  ZAvölften  Jahrhunderts  geschrieben,  einst  der 
Überlieferung  nach  das  Eigenthum  der  Koeniginn  Agnes,  dann  des 
Klosters  Muri  bis  zu  dessen  Stoerung  und  Plünderung  im  Jahr  1841, 
seitdem  verschwunden.  Ich  habe  meine  Auszüge  im  Jahr  1833  mitten 
unter  dem  letzten  WafPenlarm  der  Baslerischen  Wirren  und  selbst 
unter  den  Waffen  gemacht,  hoffe  jedoch  trotz  dem  nichts  versehen 
zu  haben.  Folgendes  ist  der  Inhalt  Stück  für  Stück.  Bl.  1  a  bis  3  b 
das  76ste  Gebet,  zuerst  gedruckt  in  GrafFs  Diutisca  2,  292.  293.' 
Dann  (Diut.  293) 

Uiz  ift  der  vane  dif  almehtin  gotif.  icieme  den  lefin  fol.  der  fiiln 
niune  fi.  die  den  lefin  fuln.  vnde  nivn  funnuntage.  fo  ez  morginet.  Div 
erfte  fol  lefin.  Pater  (4  a)  nofter.  div  andire.  Aue  maria.  dir  dritte. 
Gloria  inexcelfif  div  uierde.  die  fibin  fahnin.  div  fivnfte  die  fivnfzehin 
falmin.  div  fehfte  die  letanie.  div  fihinde.  Quicimque  uult.  div  ahtode  5 
Pf  Te  deum  laudamuf  div  nivnde.  Pf  Domini  eft  terra,  den  fol  fi 
lefin  daz  ir  Hb  niet  rvore  die  erde,  ican  die  ellehogin  imde  div  chnie. 
die  andire  fuln  atle  ftan.  unz  daz  lieht  uirbrinne.  Pf  Expectanf  foltu 


6  Ps.  23.        8  Ps.  39. 


2R6  HANDSCHRIFT  PER  (iERETE  76—30. 

lefrji.  indip.  cre  def  uildn.  uiidc  def  rotif  den  yol  hole  »nt  fin  fplhif 
Hhe.  daz  er  dich  gnadeclithr  ir  (4  b)  lofe  von  (dien  den.  die  dichpin 
rbiln  uillin.  nlde  dichein  rat  ufnr  dich  haben. 

Oratio. 

i3anr(i  fpirittis  domine  rorda  noftra  niundrt  infufiu.  pt  fni  mrif  itihnm 
5  afperßone  fecitndet.  Per  deuni.  . 

ßl.  4^  h'm  8  a  unser  yVsies  Geljef,  zuerst  gudnickt  im  AllcT  liesoh. 
275^278;  ßl.  8  a,  b  oin  Inleinischcs  in  tlcxÄmcU'rw  Irg.'ter  iumentif 
muH  pie  paffor  i.'  s.  f.:  8  b.  0  n  Hns  TSsIc  und  70sk'  (Dinl.  29^: 
9  b— il  a'das  80slc  (die  zweite  [hiine  Diiit  293.  204);  11  a.  b  ih> 
Sl'^le.     Dann 

iJwenneJo  du  horeft  die  Ifczun  uon  fancte  /kiuIo  in  der  niiffc  fo  man 
lifit.  lectio  epiftole  beati  panli  apofloli.  So  foltu  uf  ftnn.  nndr  foli 
(12  a)  driv  pater  nufler  lefin  indic  ere  daz  nn)i  (rehlin  dm  rjrntxn 
fancte  pauium  bicherle. 

Bl.  12  a  bis  16  b  die  Gebete  82  und  83:  17  ;i— 19  1»  das  84slc,  dessen 
Anlanffsworte  Diut.   294.      liieranC  (Diut.   294) 

10  Jyii  irif  glvif  fuar  du  iirrft.  uhr  du  difr  ahnrnfin  f)ibif(.  da:,  dr 
gvot  fjivertr  haft.  Ein  almrofin  inere  def  hriligin  negif  den  gol  zihi- 
mile  nror  daz  alle  dine  uege  gerihlet  tcrrden.  fridelieh.  zwei  (^20  a) 
nlwrofin  inere  def  nbiroftin  hirlif.  daz  er  aber  dieh  wache,  mit  it^ag- 
lichin  forgin.  ubir  dich  unde  uhir  din  lirte.     Andern  drir  den  hriligrn 

15  hirtin.  unde  bile  fie  daz  fie  dich  bihalten.  )nil  hirtlichir  rntche.  Ahir 
den  vieren  ewangeliftin  nieru.  daz  du  alle  die  du  hinder  dir  laft  hi- 
haltin  uindeft.  Gib  orc  driv  den  drin  chinigin.  daz  fie  dich  anden 
wec  leiten,  unde  gvot  giverte  machon.  Einiz  indie  ere  def  ewigin  fridef 
den  got-  finen  (20  b)  ivngiron  gab.  do  er  chal.    min  fride  gib  ich  iv. 

20  daz  fie  dir  machen  fridefamc  ziden  du  uarin  f<dl. 
Hieranl"  (abo-ekiirzt  aucii  Dinl.  294) 

*3m  v/-  finif  frirndif  feie  welle  helfui  uzir  not.  der  fol  nrinin  ein  hrot. 
unde  fol  daz.  teilin  indriv.  unde  fol  nemin  ein  teil,  unde  fol  fprrchin 
diz  gibet.  Sufcipe  domine  hanc  elemofinam  Innoniine  palrif  et  ßlii  et , 
fpirituf  fancli.  et  fancte  crucif  et  fände  niarie  et  fancti  michahelif. 
25  ei  omniuni  fupernoruni  ciuium.  et  celeftium  uirlutum.  et  fancti  iohannif 
haptifte  et  (21  a)  omni)im  patriarcharum  et  prophetarvm.  Du  folt 
ovc  nemin  den  andirn  teil,  unde  folt  fprechin  diz  gibet.  Inhonore 
fancti  petri.  ,et  omniu^nyf^^^  apoftolorum  et  feptuaginta  duttrum 

difcipulorvm.  ei  inKofipre  fancti  flephani.  et  fancti  laurentii.  et  omnium 

1  fin  in  der  llandschrirt  zweimal.       6  Senne         18  fidf        , 


HANDSCHRIFT  DER  GEBETE  76—90.  287 

fanctonim  martirum.  inhonore  fancti  nycolay.  et  omnium  fanctorum 
rnnfefforum  et  inhonore  fancte  cecilie  et  fancte  agatc  et  omnium  fanc-^, 
larum  nirginuni.  et  in  honorc  fancte  felicitatif  et  omnium  uiduarum 
fiue  continentitun.  Du  folt  orc  nemin  den  drittin  teil,  rinde  folt  fpre 
(21  h)  chin  diz  gibet.  Inhonore  faneti  benedicti  et  omnium  fanctorum  5 
monüchorum  et  inhonore  fancti  pauli.  et  omnium  heremitarum.  inhonore 
omnium  facerdotum.  diaconorum.  fubdiaconorum.  acolitorum  hoftia- 
riorum.  ceroferariorum  lectorum  orphanorum  et  omnium  fanctorum 
fpiriluum.  inhonore  o)nnium  fidelium  defunctorum.  amen,  vnde  folt 
fprechin.  Pf.  Miferere.  Pf.  Domine  probafti.  Pf.  Quicunque  uult.  10 
Swer  diz  dlnwofin  unde  diz  gibet  ein  tär  tvöt  umbe  alle  meintage  umbe 
ßnif  frivndif  feie,  der  fol  daz  (22  a)  wizzin.  daz  fi  giwifliche  irlofit 
ift  uzir  not. 

Folgt  Bl.  22  a  l)is  27  b  das  Beicht-  und  Bufsgebet  85 ;  Bl.  27  b  bis 
29  a  der  Aidals  des  Vt  re  mi  der  alteji  Mu-ik.  Paul  Warnefrieds  Ode 
De  s.  Johanne  baptifia.  Vt  gueant  laxif.  refo'nare  fibrif  mira  gef- 
lornm  famuU  tuorum  u,  a,,.f,;>.  29  a — 32  a  die  Gebete  86  und  87; 
32  a — 33  b  lateinische.  Bl.  33  b  bis  36  a  der  älteste  lyrische,  inj. 
Reim  genaue,  iuL  Versbau  kunstvollere  Leich  der  deutschen  Poesie, 
die  Seqnentia  de  S.  MARIA  (ohne  diese  Überschrift  Diut.  294— 296. 
vgl.  Lachmann  über  die  Leiche  der  deutschen  Dichter  9 — 1 1 ;  berich- 
tigt schon  im  Alld.  Leseb.  273—276).  Bl.  36  a  bis  41b  das  Geber 
Ewigu  mag  f.  fronra  fancla  maria  das  unter  74  aus  einer  Engel- 
berg-er  Handschrift  mitgetheilt  und  dort  mit  M.  dieser  von  Muri,  nur 
vero-lii-hen  ist*):  41  h— 44  b  das  Gebet  88:  dahinter,  das  Intrige  der 
Seite  füllend,  Maria  hi  schnarz  und  rolher  Federzeichnung;  ebenso 
a^egeuiiher  auf  Bl.  45  a  Christus  am  Kreuz  mit  Maria  und  Johannes. 
Bl.  45  I)  l/icipif  Passio  S.  Margarete,  Leben  und  Leiden  der  heil. 
Margareta:  als  Verfafser  nennt  sich  mehrmals  Theotimus;  reicht  bis 
77  a.  Von  da  bis  94  a  eine  buntg-emischle  Reihe  lateinischer  Segen 
und  Gebete ;  darunter  folgende  zwei  (Diut.  296  Anm.)  zur  Ausübung 
\o\)  Liebeszauher. 

'■nnomiiio  patrif.  el  ßlii.  et  fpirituf  fancti.  deuf  abraham.  deuf  yfaac. 
deuf  iacob.  deus  qui  decofta  primi  hominif  euam  coniugem  creafti  eam  15 
fihi  inadiutorium  inftituifti.  ui  effent  cor  vnum.  et  anima  una  et  ifti 
duo  incar  .92  b)  ne  una.  ita  ut  homo  relinqueret  patrem  et  matrem 
et  adhereret  uxori  fuc  ueriffime.  Deuf  qui  precepifti  me  defancta 
trinitate  deuf  uercck.  et  ipfa  ueritaf.  Adiuro  te  per  nomina  tua  fanctoi» 

10  Ps.  50.        Ps.  138. 

■■)  Auch  die  Sequentia  de  S.  Maria  hat  sich  t'riiherhin    handschriftlich  zu  Engel- 
berg befunden :  Diut.  2,  294  Anm. 


2W^  IIAMDSCMHIFTKN  DER  (iEBKTH  7(3—91. 

qup  fiint  i/if/fnhilin  nnntinn.  alfa  et  o).  tHrfif/ratnmaton.  nrjla.  fnlcrh. 
ihfifun.  on.  finit  ntrihiif  fnioiif  /hninrunii  if/nif  rrmotirnf  e.rtin.rifti. 
Sidräc  miffiar.  e(  ahdenagn.  irain  ri.raui.  difcordinni  iotcr  mr  rl  ninri- 
(fim  mcuw  .N.  ealiiigucre  (93  a)  fnciaf.  nof  concorrhf  yoddaf  et  inn- 
5  wo/p  }i}eff  ilhtin  rmij'iftere  ufque  infincm  uilc  mca'  concodaf.  ut  nrc  \(ir 
ti^'))i>ffier  mihi  inamoro  fuo  noceat  fed  potüif  ritr  fnlam  dUifjat.  rl 
uH-o  diiectione  ieneat.  quanta  fnif  intcr  adäm  et  euam.  et  itUcr  ahra- 
ham  >/  faram.  et  inter  infeph  et  fanetam  tnariatn.  Nunc  amorem 
c^ncedftt  deKS'V^\  marilo  mco.     AMEN. 

7'  '     r  ■■    ■      ■      V" 
i(  (jut  ef  alja  f't  10.  coniuratwnein  facio  per  magof.  Cafpar.  iiielchior. 

Bai  (93  b)  Ihofar.  Leuiatqn.  protinc.   et  crinile.  fidrac.   tniffiac.   ab- 

deiKKjn.   chrifluf  un.    rli/on.    telKKjianunaton.    elely.    euunaiiuel.   abia. 

nhraa.  abrcuhum.  abtacala.  abruchalauf.  i:a.  ra.  ha.  fara.  faza  ziuelctiel. 

uof  creaturaf  dei  coniuro  per  deum  itiuuin.  per  deum.  tierum.  per  devm 

15  fanctuw.  coniuro  uof  per  fanctam  mariam  niatrem  domini.  coniuro  uof 
perffinrluni  niichahclem.  et  per  onutef  angelof  et  archanrjelof  dei.  coniuro 
uof  perffinclum  io  (94  a)  hannem  bapliftani  et  per  umnef  patriarchaf 
et  prophetaf  dei.  coniuro  uof  perfanctum  petruni.  et  per  Oinnef  fanclof 
fipoftolof  dei.  coniuro  uof  perfanctum  ftephanuni  et  per  oninef  nuirliref 

20  dei.  coniuro  uof  per  fanctum  filurftruni.  et  per  onuief  confefforef  dri. 
cxyniuro  uof  perfanclam  ayneni.  et  per  oninef  uirqincf  dei.  ul  feriatif 
et  incendatif  cor  et  meutern  .N.  iuamorem  nieum. 
Den  SrhUiirf  (Midlich  luachon  Bi.  94  a  bis  95  1)  die  zwei  tsenen  89 
und  90,  bei  Grad  Diul.  2.  297.  Von  Eiyenheilen  in  der  Sehreibunff 
dieses  Cudc\  linde  icb  nur  zu  benieikeii.  dals  die  Diphthongen  nu 
und  uo  beide  mit  6  ausuedrücKt  werden,  dafs  h  und  z-  auch  liier 
einander  idmlieh  sehn,  dals  de  last  id)erall  mit  Anhinjirung  des  e  oben 
ans  (/,  Ff  mit  Anhangung  des  .s  oben  ans  F  (beinahe  wie  unser  §), 
und  für  diis  lateinisehe  et  bah!  ^*.  bald  7  ijescljrieben  \\ird.  letzteres 
nie  in  dei;  ,Uaudi?chriri  der  Predigten  I — XUI. 
•ii(\  (  (11(1/ 

91. 

EngellxM'ger  Handschrifl  I  ^/20.  Perganiejil,  in  Kleinoclav.  Zuerst 
BI  1  b  bis  Sb  von  einer  Hand  d(\s  dreizehnten  oder  vierzehnten  .lahrhmiderts 
eine  Abhandlnnir  id)er  das  ^^'ort    Trnitc  nie  poft  te  Cant.  1.  4:  Anfang 

UE'<  ahnrhiif/en  (jottes  frid  si  yetrirlich  mit  allen  dien  die  (/k<  gegen- 
uürtig  brrc/ilin  mit  andaht  lefcnt  vnd  mit   zühlen    hwrcnd    lefrn.    >nd 
25  geb  in  eweclich  fin  genad  an  sei  rnd  an  lip.  amen. 


5  die  Ilandsclirift  cfiftercl         vier         10  Capfdr 


HANDSCHRIFT  DES  GEBETES  91.  289 

rr  an  der  menj'ch  in  dis  eilend  als  der  gedillig  fop  gef prochen  hat  ze 
arbeiten  f/ehorn  ifl  ind  ovch  dar  inne  lüzel  zites  lebt.  Ach  da  von  fo 
ermanot  uns  sanctvs  parlrs  das  es  nr  iß  ein  zit  der  erbarmherzigen 
gcnad  goltes.  Ynd  wan  dis  gezit  fteteclich  hinflivzet  vnd  doch  nit 
gewiffes  end  hdt.  da  von  sol  der  menfch  alle  ßund  jlis  haben  wie  er  5 
es  nach  finer  sei  ewigen  heil  mit  volkomnen  tagenden  in  gottes  liebften 
willen  loblich  rertrib. 

Der  Schluls  fehlt.  Von  Bl.  9  a  Ins  23  b  das  grofse  Gebet,  dessen 
letztes  Drittel  unter  91  abgednickt  ^vorden;.  die  Hand  eine  andre, 
aber  aus  g-leieher  Zeit.     Anfang- 

jflbnechtiger  ieicefender  vnd  ewiger  got.  ich  armer  krancher  rnwir- 
diger  menfchc.  lopen  vnd  eren  dich,  vnd  danken  dir  aller  der  genaden 
vnd  gveti.  vnd  fellekeit.  der  dv  von  angen  der  weite  erzeig  hafl.  on  lo 
allen  creatvren.  de  dv  himelrich  vnd  ertrich  vnd  allef  de  dar  oben  vnd 
dar  vnder  oder  da  enzewifchen  iß.  alf  ordentlich  vnd  nvzelich  gefchaffen 
haß.  de  diner  wifheit  einef  pvnchtrn  grof  nit  gebrißet.  dv  wißß  ir 
aller  achte,  wie  vnd  war  vm  ir  iekclichef  alfo  wefen  folte.  dar  nach 
[ollen  wir  och  nit  vil  trachten,  noch  vnf  da  mit  bekvnberen.  wie  vnd  15 
war  vm  dv  ein  iekelich  ding  getan  haß.  oder  noch  tvoß.  oder  ver- 
hengeß.  ef  wer  ein  armer  herre.  der  nicht  dete.  wan  de  finer  minßen 
knechten  einer  wifen  folte.  aber  de  ef  ift.  de  füllen  wir  geloben,  alf 
ef  vnf  criflen  gelovp  helfet  gelovhen. 

Folgen  Lob  und  Dank  für  die  Sehöpfuno-  der  Engel,  der  Well,  der 
Menschen,  für  die  Gnade,  die  auch  Gefallenen,  die  sodsmn  dem  gDolen 
noe,  dem  gitoten  abraham  erwiesen  worden;  und  so  fort  durch  die 
ganze  biblische  Geschichte  bis  auf  Leben  und  Tod  Christi,  wo  sieb 
ehennifpfbig  fortfahrend  die  oben  niitgetheilteii  weiteren  Lobpreisungen 
und  Klagen  und  Bitten  anschliefsen.  Die  Hand  ist  eine  äufserst  un- 
geübte, und  es  kommen,  gleich  von  ihr  selbst  gesehrieben,  viele  Ver- 
befserungen  und  Nachtraege  vor.  Auch  hier  (vgl.  S.  262  und  284) 
am  Schlufse  der  Worte  staets  nur  langes  /';  die  Abkürzung  6  gilt  dem 
Schreiber  oder  der  Schreiberinn  zugleich  für  iie  und  für  eu.  Von 
eben  derselben  noch  auf  dem  naechsten  Blatt  24  drei  kleinert; 
Stücke,  vielleicht  Auszüge  von  Tischreden,  td)er  die  Worte  plorans 
plorauit  in  nocte  Thren.  1,  2,  über  Simon  iohannif  diligif  nie  Ev. ' 
Joh.  21,  15  und  Von  megllicher  wirdekeit.  Das  übrige  der  Hand- 
schrift enthält,  wieder  von  einem  andern  Schreiber,  eine  lateinische 
Anweisung  für  Beichtioer. 


1  lob  5,  7.       3  Cor.  2,  6,  2.         6  in  der  {'and^chrirt  ewige       10  angen  (f  d.  h. 
äugender  oder  angeng  der      14  allo 


290  HAiyf)SCHRIFTb:N  DER  GEBETE  92—101. 

"u,  92—95.  ■  ...^  V.. 

^Ms  (\rr  AdelnhansTi-  Hnndsrhrifl  in  Zürich:   >.   oh'rVi'  *>.'  271. 
•fi\i   Nie  .    vv,\\   ;:\' 

•'     '  96.  07.       W,    V, 

-      .Ans  der  Basier  Hiiiidselirilt   B  IX.    15:s:  -obpn  S.  277   fo-a. 

■"■■'W. 

rtMiriiiiiiMilliaudschi-ilV  d(.'.s  Frau('nkl(,)slurs  iu^  Sar,iy^i,  Wciiifliiarj. 
)S  vom  allen  Selu'ciljei-  seihsl  nnl  arabiselicn  Ziffern  geziiliKe  Blalter. 
wohinter  noeli  eiiie  Laoe  verloren  trcn-anffep.  Dcji  Inhalt ,  inaclien,  in 
vier  Bücher  al)oelhei!t.  allerlei  Ideinere  Stücke  erbaidicher  Art,  ähnli^cli 
(Ion  Handschrirtoii  zB  und  0.  Tnser  CJehet  heschliefst  erade  daii  dritt" 
Buch:  Exp/irif  tercius  über.  Deo  gracins.  Gedenimil  auch  ze  G'of 
Johanfes  frikdrs  tle^  alfen  SlatfcJiribers  ton  Lncern,  der  ifch  dis 
bnoch  in  finem  haften  Hiirch^  ^otths  willm  geben,' vM'  in  iüwew^^^ 
ndmen'mif  fiii  felbs  han(  gefchr'beh  hat  äff  cf  uffer  cler  heilige » 
fclirifl  geiioinen  rnd  ze  Tiiitfch  gemacht  ift.  Anno  dumini.  IJSO.^. 
Im  \ieiien  Buche' Ein^Predige  von  dem  heiligen  geift  Bl.  42  a  bi^  48  '!>. 

99. 
ranierbandschrift    des    riinfzehnlen  .lahrlinnderls,    iezt    noch    «vou 
20   Blnttern.   in   kleinerem  Format,  mir  selb.st   oehoeriff.     Bl.    1  a' 

Dis  il't  ein  giio(j(e  Liirtzp  \vfri  ;  ,, 

yy  Ennp.  ein  niönfch  muof  wefen  mrf  fin.  dö  vil  vninuos.  rmtioui' 
inftHlickeit  ift  ind  »lant/nleji  zuorelle  lunnent  do  durch  der  mönfch 
zuo  hetruehniffe  wirf  hnveyet  cnrl  gcirrct  an  andacht  rnd  an  ernft  zum 
gnf.  vnd  er  dz  ni(  geivenden  mag.  rnd  nach  dar  In  muos  fin.  So  )nag 
5  er  dife  noch  gefchriben^  ler.e  für  fick  nemmen.  rnd  fi<h  dar  jnn^n 
rehen  fo  nirt  es  jm  nit  (l  b)  fchaden  fnndrr  es  icirl  jm  ril  guoffes 
und  nultzes  bringen     Bis  Bl.    131);  darauf  das  Gebet   99. 

100.  101. 
,^  ^  Pergamuntblatl  des  fünfzehnten  .bdirhnuderls.  in  Fuliu.  die  Seite 
zu  zwei  Spallen  ;■  Eigcnibnm  IIolTniiinns.  Ein  früherer  Abdruck  in  den 
Sjjirifal.  TheoLiscis  6^—10.  Die  Anoi'ülluj]g  einiger  Liicken,  die  diirc|i 
Beiiehaedi^.ung  de^  Pergamentes  entstanden  rsirid,  habe  ich  auch  hier,, 
durch   fursivschrin  bezeichnet. 


HlJÖtU) 


Bf.  :-f        •' 

DIE  Ai.TOi^:rTsriii-:  PR^oicäii^. 

Die  Geschichte  der  deufschen,  genaner  l)en,annt  der  hochdeutschen 
Predigt  besinnt  mit  eben  derselben  Zeit,  mit  welcher  die  Geschichle 
des  Chrislonlhiimes  in  Deutschland  beg-iiint.  Zwar  was  die  ältesten 
Glanbensboten  betrilH,  z.  B.  die  imposante  Gestalt  des  heil.  Severintii;' 
der  gleich  nach  der  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  südlich  der  Donau 
in  Noricum  seine  Tha^tigkeit  begann  und  sie  segensreich  ein  Menschen- 
alter lang  fortsetzte,  was  ihn  und  andre  jener  früheren  Zeit  und  Art 
betrifft,  so  wird  nirgend  ausdrücklich  Meldung  darüber  gethan.  ob  Siö 
das  bekehrende  Wort  auf  Deutsch  gesprochen,  oder  ihnen,  da  sie  eben 
wie  Sevcrinus  sich  mehr  nur  am  Grenzsaum  zwischen  Roemern  und 
Barbaren  hielten,  das  Lateinische  noch  genü^-t  habe.  Beides  ist  denkbar: 
Severinus  z.  B.  war  zwar  von  röemischer  Herkunft,  vielleicht  aus 
Africa,  konnte  aber  wohl  die  Sprachen  der  Alamannen  und  andrer 
Germanen  bald  erlernen  und  sich  deren  im  Missionswerke  bedienen  : 
abei"  ebenso  vvohl  waren  die  germanischen  Gren?beWohner  mehr  oder 
weniger  vertraut  mit  der  Sprache  ihrer  roemischen  Nachbarn  jenseits 
der  Grenze*).  öVach  solchen  Anfangs-  und  Vorbereiturigsze'ten  und 
den  schwankenden  und  beschränkten  Erfolgen,  wrlche  die  Bekehrun^s-* 
arbeit  während  der  beständigen  Ungewilshcit  über  den  eigentlich'^Vi 
Herrn  und  Bewohner  des  Landes  allein  erringen  konnte,  kam  mit  dem 
Ausgange  des  fünften  Jahrhunderts  die  Gründung  des  pjänkischen 
Reii-hes.  d.  h.  die  Germanisieriing  Galliens  und  die  Ch'ristiarrisierung 
'irr  Franken.  Damit  war  eine  neue  und  die  entscheidend«!  Wendung 
;uich  für  die 'Christianisierung  der  übrigen  Völker  gegeben :  Hand  in 
Hand  mit  di-r  Ausdehnung  der  fränkischen  Herrschaff,  wie  sie  r.och 
Jahrhimderti'  forlschritt,  s»  hritt  au<-h  Jahrhunderte  lang  die  Ausbreitung 
des  Chrislenthums  fort,  und  die  Glanbensboten  drangen  unter  dem 
Schutze  der  fränkischen  Herren  über  die  Grenzen    hinaus   bis  in  den 


"*)  Vita  S,  ,Se,veri«i  ;V^  feiiieni  Sjchüier,Eugipj)iiis:  \viedertxolendlic;ih  gedrucla;  am 
zngänglubsten  bei  Pez,  Scrip!.,  P.er.  Aiislr.  Dd.  1. 


292  BEKEIIRUXGSPREDIGT. 

Kern  des  Landes  unri  bis  in  weiter  entlegene  LandersI riebe  vor.  in 
Gegenden,  uo  das  Wort  nicht  anders  denn  auf  Deutsch  konnte  ver- 
kündet werden,  zu  Völkern,  die  der  roemischen  Bildung  fern  und 
frcnid  waren,  lu  der  Tliat  auch  ^vi^sen  wir.  und  wüfsten  wir  es 
nicht  aus  bestinnnten  Zeugnissen,  so  dürften  wir  es  annehmen  ohne 
doch  zu  irren,  dafs  nun  und  hier  zu  den  Deuts ihen  auf  Deutsch  ge- 
predigt ward.  Wir  wifsen  es  z.  B  ,  um  nur  einige  Hauplnamen  her- 
vorzuheben, vom  heil.  Gallus,  vom  iieil.  Pirniinius  und  vom  heiligen 
Bonifacius.  Es  war  das  schwer  nanienllich  fiu'  Gallus,  den  Irlander. 
Welche  Mühe  sich  dieser  zwar  gegeben  die  Sprache  seiner  Glaubens- 
schüler zu  erlernen  zeigt  uns  am  deutlichsten  ein  lateinisch-deutsches 
Vücabular  zu  S  Gallen,  das  oifenbar  berechnet  war,  auch  für  die 
naechsten  und  alltäglichen  Dinge  die  deutschen,  die  alamannischcn 
Worte  kennen  zu  lernen :  nach  aUer  t'berlieferung  heifst  es  Vocabu- 
larius  S.  (lalli,  und  wirklich  mag  es  auch  von  ihm  herrühren,  nur 
nicht  unmittelbar  von  seiner  eignen  Hand  ^•■).  Trotz  solcher  Bemühung 
war  Gallus  im  Jahr  615,  als  er  zu  Constanz  die  Einsegnung  eines 
nt'uen  Bischofs  vollzog,  doch  gena'thigt  durch  diesen  die  Predigt  zu 
halten,  indem  Bischof  Johannes  dem  versammelten  Volke  auf  Deutsch 
vortrug,  was  Gallus  ihm  zuerst  auf  Lateinisch  gesagt**);  h\ 
dieser  letzteren  Sprache  ist  die  Predigt  noch  vorhanden  (Bibliolheca 
Patrnm  ed.  Lugd.  1677.  11,  1046—1051).  Die  Bekehrungsprediglen 
jedoch  hat  er  selbst  und  auf  Deutsch  gesprochen:  so  zu  Bregenz, 
bevor  er  die  von  den  Alamannen  dort  verehrten  drei  Götterbilder  in 
den  See  stürzte;  wenn  jedoch  seine  Lebensbeschreilier  bei  dieser  Ge- 
legenheil sogar  rühmen,  wie  bewandert  Gallus  in  der  Landessprache 
gewesen  sei,  so  dürfen  wir  das  nur  für  eine  Übertreibung  der  Liebe 
und  des  Lobes  halten:  denn  sie  sagen  in  Betreff  seiner  Kcnntniss  der 
lateinischen  Sprache  dasselbe  ***) ;  von  der  aber  verstand ,  jenem 
^Vörlerbuche  nach  zu  urtheilen,  Gallus  noch  \iel  weniger  als  \on  der 
deutschen.     Pirminius    und   Bonifacius    hatten    es    begreiflicher  Weise 

iH    /M!i,W ,J4-i,'iii;-|  \     i  .. 

■)  S(i»llisclic  IliiiKlsilirirt  91o;  zuletzt  iiikI  am  besten  pedri'dvt  in  den  Denk iirilen 
fies  Midclaltors  von  IhiUeiiier  1,  11 — 14. 
*'^')  anliflUe  preceploris  fui  vcrba  inlerpre(cinle:  \'\\-d  S.  üalli  l)ci  Periz,  31oDiini. 
(jenii.  liist.  2,  14;  ul  ipfe  qaidem  (fdipcationis  inflrunienla  colligcrel, 
epifcopus  vero  titilitnlcm  baiiximmm  bciie  protata  inlerprelandn  Irnns- 
funderel:  Wiilafrid,  Vitn  5,  Galli  1,  24. 
*"**)  Columbamis  juffil  Gallo  ad  popalum  rccilare  fcnnoncm,  quia  ille  inlcr 
alias  emincbal  lepore  lalinilatis  nee  nnn  et  idioma  illius  grnlis:  Viia 
S.  Galli,  l'erlz  2,  7;  danach  Wainfrid  1,  6. 


BEKEHRUNGSPREDIGT.  293 

minder  schwer:  der  erstere  war  walirscheinlicli  (die  Biographen  lafsen 
uns  über  diesen  Punkt  im  Stich),  der  letztere  gewiss  ein  Angelsachse : 
sie  konnl(!n  die  Landessprachen,  weil  sie  verwandt  Avaren.  leichter 
crlertien,  und  wenn  auch  hie  und  da  angelsächsische  Worte  und  Laute 
nnt  urjterliefen,  wie  in  der  That  aus  mehr  als  einer  hocluleutschen 
Aufzeichnung  jener  Zeit,  auch  gerade  aus  Aufzeichnungen  dieses  kirch- 
iiihen  und  Missionsgebietes  das  Angelsächsische  herausklinot  (Holtz- 
mann  in  Pfeiffers  Germania  8.  470  fgg.);  so  sta?rte  das  die  Zuhoerer- 
schall  nur  wenig  und  that  dein  Eindrucke  und  der  Einwirkung  des 
Ganzen  kaum  Abbruch.  Von  Pirminius  berichtet  die  dem  neunten 
Jaiirhundert  angehoerende  Vita  (bei  Mone,  Ont^Hensammlung  der  Badi- 
schen Landesgeschichte  1-31)  Prcesul  healiis  ad  ilUiin  renieiis  lociim, 
iibi  populo  folebal  fanctre  prcßdicalionis  exhibere  rerbvni  iiträque 
Uugtia,  Bomana  '"'J  frilicef  Fraiiconimque  '^*J,  magnopere  decentia 
mo/iita  difinis  ofßciis  proferebaf,  quin  utramque  linguam  adprime 
f'riebat.  Auch  Bonifacius  konnte  den  Hessen  und  Thüringern  und 
gar  den  Friesen  alsobald  in  heimatlichen  Worten  predigen  (vgl.  WiJli- 
baldi  Vila  S.  Bonif.  cp.  6  u.  7  bei  Pertz  2,  341  sqq.).  Und  aU 
solchen  Fidn'ern  der  deutschen  Mission  traten  gleich  von  Beginn  ihres 
Wirkens  an  Gehilfen  aud  dem  Lande  selbst  zur  Seite,  viele  freilich 
nicht :  und  es  blieb  allerdings  ncethig  für  die  Pr(Mligt  innnerfort  neue 
Fremdlinge,  Iren  (Schotten)  und  Angelsachsen,  herbeizuholen, 
geschah  das  namentlich,  indem  man  Klopster  mit  ihnen  gründete  und 
fort  und  fort  bevölkerte.  Diese  waren  die  natürlichen  Centralstälten 
der  Mission,  so  S.  Gallen  für  Gallus,  Fulda  für  Bonifacius ;  vorzüo-lich 
aber  war  in  solcher  Art  Pirminius  tlurtig,  der  vom  Eisais  durch 
Alamannien,  Franken  und  Baiern  bis  nach  Oesterreich  einen  ganzen 
Gürtel  von  Kloestern  schlang. 

Welchen  Inhalt  nun  und  welche  Form  der  Behandlung  halten 
diese  ersten  Predigten  in  deutscher  Zunge,  die  Bekekrungspredigten  ? 
Überblicken  wir  die  geschichtlichen  Zeugnisse  sammt  den  Denkmaelern 
selbst  die  sich  vom  siebenten  Jahrhundert  an  und  aus  den  naechst- 
folgenden  erhalten  haben,  und  erwaegen  wir  zugleicli  die  politischen 
und  die  kirchlichen  Zustände  der  Zeit  und  die  Bildung  und  Gesittung, 
die  der  neu  herzugebrachte  Glaube  in  Deutschland  vorfand  :  so  erweist 


-)  romand  d.  h.  Romaniscti,  nicht  Lateiniscli;  im  Elsafs,  der  ersten  Haupl.>tHtie 
seines  Wirkens,  brachte  die  Nachbarschaft  einer  romani-ch  redenden  Bevol- 
Iceriin^  ihn  in  den  Fall  auch  diiser  Sprache  sich  zu  bedienen. 

")  Fianci  im  neun'cn  Jahrhiinderi   der  Name  der  Deutschen. 


294  BEKEHRinVGSPREDIGT. 

sich  lins  (lals  im  Bciriiiiic  iiml  noch  liiiifrcn?  Zeit  hindiirrli  eiiicnllicht» 
rri'diol  -wodtT  stallgciuntlcn  lra!)i'  noth  habe  stalHiiKlcn  krmnen,  sondern 
stall  doren  mehr  nur  ein  Catechismus-Unlerrieht  und  zwar  von  zienilieli 
dürftiger  BeschafffMihcil.  Bischa^fe  und  Priester  beg-nüglen  sich,  nelieii 
etwaniffor  Verlesnnüf  hileinischer  Honiih'en,  die  sie  sell'sl  vcrfafst  hallen, 
oder  älteren  Verfiilsern,  den  Kirchenva^tern.  entnahmen  und  die  jedes- 
falls  nur  den  Gelehrten,  den  Mitoreisllirhen  unter  ihrer  ZuhoererschaH 
xerständJich  waren  und  zu  Gute  kamen.  heoTniirlen  sich  daneben, 
was  das  Laienvolk  betraf,  der  Glaubi<rkeil  imd  der  Sittlichkeit 
deiJselben  durch  Mittheiluno:  blofs  einiger  deutsch  abgefafsten 
Formulare  eine  feste  Richl schnür  zu  geben.  Sie  trno-en  also  an! 
Deutsch  das  (Jlaubensbekennlni.-s  und  das  Gebet  des  Herrn  und  etwa 
auch  eine  Fonnel  di'r  Geneialbeichte  vor  und  beglcitctcii  vielleicht 
die  beiden  ersleren  noch  not  N'drwoit  und  Erläuterungen  und  die 
It'tztere  mit  einer  kuizen  Vor-  und  SchlulVansprache :  aber  Reden, 
die  in  wahrhaft  rednerischer  Haltung,  belehrend  und  erbauend,  auf  den 
christlichen  Glauben  und  die  christliche  Sitte  zugleich  gezielt  hallen, 
wirkliche  Predigten  oder  Homilicn  wurden,  wenn  id)erhaui»t.  dann  jedes- 
Mh  nur  zu  seltenster  Ausnahme  auf  Deutsch  gehallen.  So  stand  es 
mit  diesem  wichlio-on  Tlieile  des  Gottesdienstes,  der  für  die  evange- 
lische Kirche  nnsrer  .Zeit  beinahe  canz  und  alleiii  den  Gottesdienst 
(!er  Gemeinde  ausmacht,  selbst  noch  wiihrend  und  nach  der  Herrschafl 
Karls  des  Grofsen,  zu  einer  Zeit  also,  wo  doch  unter  dem  Volke  der 
christliche  Glaube  und  Gottesdienst  schon  allgiimein  und  fest  begründet 
imd  die  Gei.sllichkeit  durch  die  Stifts-  und  Klo.sterschulen  auf  eine 
t\icht  ffrade  uiedrioe  Stufe  wifsenschaniicher  Bildung  gehoben  war: 
so  noch  im  zehnten  .bahi hundert,  und  erst  im  elften  sollte  es  sieh 
damit  zu  .Viidcreiu  und  B('i'.sM"em  wenden :  da  wahrlich  konnte  der 
Standpunkt  der  Kirclieni-ede  kein  lueherei'  sein  in  den  .lahrhunderteu 
der  t.rsten  Bekehrung,  die  wohl  immer  durch  fromme,  nicht  abiM*  stfpts 
durch  gelehrte  Männer  betrieben  ward,  die  meist  mit  einer  gewissen 
Hasliffkeit  vor  sich  gieng,  bald  weil  die  Bekehrer  auf  der  Flucht  voi- 
VerfolL'^orn.  bald  weil  sie  die  Sicijfer  und  Herren  waren  und  gewaltsam 
ilränoten.  Wenn  trotz  dem  das  Bekelu  unnswerk  so  schnell  und  si» 
voll  gelang,  geschah  das.  weil  das  H-  idenlhum  auch  auf  germaüischeni. 
wie  auf  üriechisch-rcemiscjiem  Boden  in  sich  verfallen  war.  Mcil  auch 
in  diesen  Heiden  und  in  ihueu  vorzüglicii  eine  ahnungsvolle  Sehnsuclit 
nach  etwas  Htjehereni,  Heiserem  wachte,  weil  das  Werk  gefördert  wani 
durch  die  Kraft  welche  dem  AVorte  Gottes  auch  in  dem  irdensten 
Gefai'se  innewohnt,    nicht   aber  weil   sich   das  Menschenwort    irgendwie 


CATECHISMUSSTÜCKE.  295 

<;'nUpi('c]u;n(l  iliia  beigcüeiU  halle  ,mü.iJtühreichür.  Ülierrediing-  und  mit 
iiberzDugungskrafl.  nnlxtU    \'.'.nhr\tt'^\i    '»il..    ii'ij'ii!  n. 

Wir.>vollen  den  anoedculcteii  Charakter,  dx?r  also  Ix'iiiah  eirt  ludli 
JahrtaiLsond  liiii(hirch  die  Kirrheuredo  Doiitschhinds  behcrsciü  hat.  (hcseii 
langen  langsamen,  last  regungslos!  verharrenden  Anfang  unserer  Predigl- 
kunst,  noch  nieiir  in. seineu;, Einzelzügen  aiiszuführen  suchen :  es  betrifft 
<lieser  erste  Theil  unserer  Dai-stellmig  denselben  Zeilraum,  den  die 
Sprach-  und  Litteralurgeschiohte  sonst  den  Althochdeutschen  nennt. 

Aus  jener  Zeil  sind  mehrere  deutsch  verlalste  kalechetischc  Hand- 
inicher  auf  uns  gelangt;  so  eines  noch  aus  dem  neunten  Jahrhmulert 
y.u  WolfenbiUtel,  fridierhin  zu  Weifsenburg  im  Elsafs  *),  ein  zweites 
von  S.  (jallischein  Ursprung,  aufgesetzt  von  Notker  Labeo  und  seinei- 
Psalmenübersetzung  angehängt,  in  zwei  Handschriften.  \A'ovon  sich  die 
eine,  aus  dem  elften  Jahrhundert,  zu  S.  Gallen  '"''■^),  die  andre,  eine 
Abschrift  vielleicht  erst  des  zwölften  Jahihunderls,  zu  Wien  belindel^'*"'-'). 
Nach  älterem  Kirchenbrauche  zeigen  sich  diese  Handbücher  beschränkt 
auf  wenige  und  nur  die  hauptsachlichsten  Stücke.!  '.Die  Weifsenburger 
Handschrift  enihidl  das  Vaterunser,  dann  statt  eines  Wirklii'lien  Beicht- 
lornudars  l)loss  ein  Verzeichuiss  der  Hauptsünden,  der  criminalia  peccata 
(wörtlich  aus  dem  Brief  an  die  Galateiijöi^iiiliQ— 21),  das  apostolische 
iMul  das  Athanasische  Symbolum  und  das  Gloria  in  excelsis.  Notkers 
Arbeit  ist  iheihveise  reicher:  da  finden  wir  das  Vaterunser,  das  apo- 
st:olische  Glaubensbekenntniss,,  den»  Hyninus  Zacharifp  (Benedictus),  aus 
Ev.  Lup.  1,.  «las  Canticum  Mariae  (Magnificat.  ebenda),  das  Athana- 
sische Glaubensbekenntniss ;  die  Beichte  fehlt  zwar  in  der  S.  Gallischen 
Handschrift,  aber  die  Wiener  Handschrift  enthalt  die  Teufelsentsagung 
inid  ein  Beichlformuiar.  Das  Benedictus  und  das  Magnificat  waren 
also  um  diese  Zeit,  im  zehnten  und  elften  .lahrhumlert,  zu  S.  Gallen 
wenigstens  Catechisnuisstiicke.  Dagegen  finden  sich  in  keiner  dieser 
Sammlungen  die  zehn  Gebote :  diese  und  den  englisclien  Gruss  (Ave 
gratia  plena,  aus  Ev.  Luc.  1)  hat  man  erst  spaeter  allgemein  aufge- 
nonnuen;  von  der  Aufnahme  der  zehn  Gebote  schon  im  achten  Jahr- 
hundert wird  uns  spaeter  ein  vereinzeltes  Beispiel  begegnen.  Häufiger 
als  solche  Zusaunnenstellungen.  die  sicherlich  als  kalechetische  Hand- 
bücher gemeint  waren,  sind  Aufzeichnungen  blofs  einzelner  Stücke, 
blofs  des  Glaubens  oder  blofs  tics   Vatei'unser  oder  blofs  eines  Beicht- 


■•■)  .Mit    nnveräiKlerler    Folge    des    Inlialles    bei  llotfinaiin,    Allliociuleiilsciies    aus 
VVoIfcnl).   Handschriften  IX— X\I. 
'-')   Bei  Haltemer  a.  a.  0.  2,  522—531. 
■  •*)  S.   Hoü'maiins  Verzeiclmlss  der  altd.    Haiidscliriflen  n\   Wien  82. 


296  CATECniSMlJSSTiTKE. 

fonmilars.  3Iarsiuaiiii  hat  im  Jalir  1839  t'iiie  Sammlune-  dicsn-  kleinen 
Srlirillcn  lirraiisyi'irt'ljeii  (die  deiitscluiii  Abschwieninos-.  (ilaid>ens-. 
Beieht-  und  Bellbniieln  vom  8.  Ins  zinn  12.  Jalnli.) :  seitdem  isl  ndtli 
diel's   und  jenes  uleieher  Art  nen   l)ekannt  aeworden*). 

Also  Bekennlniss,  (Jebel.  ßeiehle.  diese  drei  sind  die  allgemein 
unerKTlslichen  Hauptstücke.  Denn  wie  es  in  einer  Caleeliismnsabseln'ifl 
aus  dem  zwölften  Jahrhundert  heilst  (Münehner  Bruehstüek  bei  Mais- 
mann  S.  146).  Sine  /icle  iiiipoffihile  est  placere  den.  Ins  faget  diu 
heilige  fchrift  daz  daz  nnmugelich  fie  daz  iemen  dem  almahligen 
gut  icol  muge  gefallen  ane  den  rehten  gelovben  nnde  ane  die  heiligen 
pihte  unde  ane  den  heiligen  paler  nofter.  Bekemdniss  und  (Jehet 
dienen  dem  Glauben,  die  Beichte  der  Siltenzuelit.  die  erst  ans  dem 
Glauben  lolttt :  tien  Bekehrern  nnilste  es,  liii'r  in  Deutseldaiid  wie 
anderswo  und  jetzt  wie  schon  in  früheren  Zeiten,  hauptsächlich  und 
zuntpchst  um  di(!  Gründung  des  Glaubens,  also  znn.Tclist  um  >litlhei- 
luntr  der  beiden  ersten  zu  Ihun  sein,  des  Credo  und  nicht  nnnder  des 
Paternoster,  des  christlichen  Gel)etes.  da  um  das  Ileidenthum  zu  über- 
winden auch  heidnische  (Jebelformeln  zu  beseitigen  waren.  Glaubens- 
bekenntinss  und  Gebet  des  Herrn  Averden  desshalb  von  Auliuig  au 
slfets  ziisannnen  und  mannigfach  nur  dies(>  zwei  ocnannt  und  uejordert : 
eine  Angelsächsische  Predigt  de  Fide  catholiea  beginnt  mit  den  Worten 
(Mafsmann  S.  108)  yElc  cristen  man  fceal  äfter  rihte  cnnnan  wg- 
dhev  ge  his  Pater  nofter  ge  his  eredan.  Mid  thani  Pater  noslre  he 
fceal  hine  gebiddan ;  mid  iham  eredan  he  fceal  his  geleafan  ge- 
trymman.  Für  Aen  Glauben  hatte  die  Kirche  zwei  Bekenulnisslbr- 
mulare  im  Gebranch,  das  s.  g.  apostolische,  welches  kin'zer.  und  das 
s.  0-.  Alhanasische,  welches  im  Gegensatze  zu  mannigfachen  Ketzereien 
absichtlich  und  sorolich  viel  weiter  ansocjnhrt  war.  Die  Kirche  halle 
v(»n  jeher  Acw  Takt  Bekainitschafi  nnl  dem  letzteren,  das  mehr  der 
wirsenscliaftlichen  Doüniatik  diente,  nur  von  den  Geistlichen  zu  fordern, 
für  die  Laien  genüyle  der  Ueücl  nach  das  apostolische,  und  IVu"  die 
iS'eubekehrten  ward  auch  diel's  noch  auf  die  eigentlichen  Schlauworle 
abgekürzt.  Zwar  jene  Handbücher  von  Weifsenburtr  und  S.  (Jallen 
enthalten  aulser  dem  SyMd)olum  apo.stolicum  aucli  das  Athanasische : 
die  ander ehr  vereiiizcllen  Aufzeichnunncu  abei"  und  sonstige  Denk- 


'■*)  [Alles  (liefs  findet  sich  jetzt  vereinif^t  mui  mit  reiclii-ni  ("oinmciiliir  vcrscIicn 
in  den  Deiilvuiiiieni  deulsclier  Poesie  vind  Prosa  aus  dem  Vlll — MI.  Jalir- 
liundert  herausgegeben  von  Müilenhotl'  und  Scherer.  Berlin  1864.  Zueile 
Aulla-a-   1873.1 


GLAUBEN  UND  GEBET.  297 

maeler  und  Zeugnisse  beweisen,  dals  für  den  allgemeinen  Gebrauch 
das  erstere  vorwaltete.  In  das  Glaubensbekennlniss  aber  war  oft  als 
üblicher  Eingang  eine  Abschwcerung  des  Heidenthunis.  ..der  Unholden", 
(I.  Ii.  der  Götter,  und  .^des  Teufels'^  niileiiibeoriffen :  es  war  das  nolh- 
wendio-  wo  es  Neubekehrte  waren,  di«'  das  Bekenntniss  ablegten.  So 
enthalt  sie  z.  B.  von  einer  Hand  des  neunten  Jahrhunderts  ein  Merse- 
burger  Codex  (Jac.  Grinun  id)er  zwei  entdeckte  Gedichte  aus  der  Zeit 
des  tleutschen  Heidenthums,  1842.  S.  25)*.  in  eben  demselben  stehn 
von  noch  spfpterer  Hand  zwei  heidnische  Zauberlieder. 

Interrogatio  facerdotis. 
Forfahhiftu  nnhoUhin?    ih  furfahku. 

Forfahhiftn  unhohhm   uuerc  i/i(li  uuillon?  ^J     ih  furfahhii. 
Forfahhiftu  allem  them  blnoftrum  indi  den    gelton    i/idi    den    gotum 

thie    im    heidene    man    zi   geldom    enti    z-i  gnium    habent  ?     ih 

furfahhn. 
Gilanbiftu  in  got  fater  abnahtigan?     ih  gilaubn. 
Güanbiftit  in  Chrift  gotes  fun  nerienton?     ih  gilaubu. 
(iilaabiflu  in  heilagan  geift?     ih  gilaubu. 
Gilaubifttt    einan    got  almahtigan    in    thriniffe    inti    in  einiffe?     ih 

gilaubu. 
Gilaubiftn  Jieilaga  gotes  chirichun'/     ih  gilaubn. 
Gilanbiftu  thuruh  taufunga  funteono  fovlazneffi?     ih  gilaubu. 
Gilaubifiu  Hb  after  tode?     ih  gilaubu. 

Wir  haben  eine  Anzahl  von  ko^niglichen  Befehlen  und  von  Be- 
ft;hlen  der  Kirchenobern,  dafs  die  Geistlichen  das  Volk  seinen  Glauben 
und  sein  Gebet  auf  Deutsch  lehren  und  es  dieselben  sollen  auswendig 
lernen  lafsen.  ""*)     Man  sollte  meinen,  dieser  Befehl  sei  darum  immer 

*)  Hienacti  ist  die  entsprechende  Stelle  von  Mafsmanns  Nr.  2  {Forfacfiifu  in- 
diumllnn)  durch  Ergänzung  der  Worte  unholüun  uuerc  zu  belsern,  und  es 
wird  unnnnhig  mit  J.  Grimm  (iVIafsm.  S.  33)  ein  Subst.  indiuvil  (Inteulel 
d.  i.  Hausgotl)  zu  vermnihen.  Das  Merseburger  Stück  war  1839  nocli  un- 
kannt. 
*")  Z.  B.  Statuta  Bonifacii  27:  J\ullus  ßl  prefbyler,  qui  in  ipsa  Lingua,  qua 
nali  funi  huptizandi,  abrenutUialiones  oH  confeffiones  apeiie  inlerroqare 
nou  llud('(i(,  ul  inh'llignnt,  qnibus  abreimuctiant  vel  qme  cnnftlenlur:  et 
qui  laliU'f  ugeie  dedignanlui\  recedant  e  pnrocliia  (Dachery,  Spiciieg.  1, 
507  fggO-  Haito,  Bischof  von  Basel,  verordnete  dafs  Alle  das  Vaterunser 
nnd  das  apostolische  Glaubensbekenntniss  sowohl  lateinisch  als  deutsch  aus- 
wendig lernen  sollten  (ebd.  1,  584).  Das  Mainzer  Concii  vom  Jahre  813, 
("an.  45,  bestimmte,  man  solle  das  (ilaubensbekennlnis.'*  und  das  Vaterunser 
in  den  Schulen  lernen,  rl  qui  aliler  iton  polucril,  vel  in  fun  Uiiyua  hoc 
dijcal  (Hartzheiin  Concii.  germ.  1,  412):  u.  a. 
Altd.  Predigten.  20 


298  CxLAl'BENS-  vm  (iHBKTSKKDEN. 

>viederholl  wordoii.  weil  er  iiiclil  ffchaTii»  beachtet  und  befolgt  wurde. 
Indessen  die  uehiiunen  Aufzeichnung«'!!  sohhei'  Stucke  in  der  deutschen 
Sprache,  liir  welche  ich  auf  Mafsnianns  angeführte  Samnihing  und  das 
gehalti'eiche  Werk  Rudolf  von  liauiners  über  die  Einwirkung  des 
Christenlhunis  auf  die  althochdeutsche  Sprache  (1845)  verweisen  kann, 
beweisen  eher  das  Gegentlieil,  und  Olfried  in  seinem  Evangelienbuche 
1,  1,  107  fgg.  rühmt  an  den  Deutschen  na'chst  vielem  andrem  auch 
den  Eifer  mit  dem  sie  lernten :  Sie  ßnl  (jotes  nuorto  fliz-ig  ßln  harto. 
thaz  fle  Ihaz  gilernen,  thaz-  in  Ihia  buah  z-elien,  thaz  jie  thes  higin- 
nen,  iz>  uzana  gisingen,  joh  fie  iz  ourli  irfuUen  mit  michilemo  uuillen  '^) 
Hin  und  wieder  begegnen  uns  Symbol  und  Paternoster  in  solcher 
Weise  verdeutscht,  dals  sie  von  Satz  zu  Satz  mit  einer  bald  mehr, 
bald  weniger  kurzen  Erläuterung  und  Nutzanwendung  des  Inhaltes 
begleitet  sind:  s.  bei  Mafsmann  Nr.  18  und  Nr.  55 — 59:  in  dem 
Calechismus  Notkers  sind  alle  Stücke  so  behandelt.  Notker  zwar  will 
damit  nicht  den  Laien  dienen :  darum  ist  auch  mancher  Satz  halb 
lateinisch,  halb  deutsch,  und  es  fmden  sich  auch  solche  Erklärungen 
wie  die.  was  Symbolum  bedeute.  Nicht  so  in  den  andren  Beispielen. 
Da  vernimmt  man  keinen  solchen  khüslerlich  gelehrten  Ton,  da  werden 
mit  deutlichster  Beziehung  die  Lebensverhaltnisse  der  Erwachsenen. 
es  werden  ausdrücklich  tmd  mit  wiederholtem  Gebrauch  des  Wortes 
die  Männer  berücksichtigt.  Also  Auslegung  des  Glaubens  und  des 
Gebetes  zum  Nutzen  der  Gemeinde.  Und  dergleichen  galt  schon  für 
eine  Predigt;  maimigfach  wiederkehrende  Verordnungen  legen  den 
Bischad'en,  namentlich  aber  den  Prieslern  nur  eben  dieses  auf,  wo  sie 
das  Predigtamt  denselben  in  Erinnerung  bringen.  So  das  Capitulare 
ecclesiaslicum  von  Achen  789  cp.  00  Primo  omnium  ut  jides  cathotiva 
ab  epifcopis  et  prefbt/teris  diligenler  legalur  el  omni  popiih  prcedi- 


'')  Singen  bezeichnet  hier  ein  geliallenereä  Hersagen:  auch  in  der  VVolt'enbiitller 
KrItlii'riiDg  des  Vaterunser  (JlalVm.  Nr.  55)  Oi  Ihiu  fcal  man  daijo  (jihuue- 
liches  Ihiz  gibel  singen  —  /o  huuer  fo  undhremo  avholgun  iß  endi  thii 
ytpel  Ihanne  fingil  —  fo  Iniuer  fo  lliiz  yibd  lUullru  mKiHu  fingil,  in 
tineni  I'hysiologn.s  des  12.  Jahrh.  der  gnädige  Irehlin  leite  uns  ein  nimvez 
fanc  unde  liiez  unfich  fus  pelcn :  l'aler  noßer  qui  es  in  cclis  Hodinaims 
l''und<rr.  1,  27,  24  und  nocli  im  Uolandsiiede  der  fcol  in  der  waren  gotet 
ininne  aia  palcr  noßer  finge  zelielue  nänvm  Herren  310,  17.  Canlare 
und  decanlare  wurden  im  Latein  des  Mittelalters  ebenso  gebraucht:  su  vtr- 
ordnele  ein  I'ariser  Coiicil  11  nemo  ii  facrn  foule  (iliqnvni  fuscipiat.  nisi 
itndioniin  dontinicani  el  fgntboluni  JuxUi  iinguuni  fuatn  el  inteUcctunt 
teneal  el  coram  preföylero  decanlel:  titatnia  canon.  di'  oKiciu  clericoriim 
in  Canisii  Thes.  iVloiiuin.  cd.   Basnage   ö,   1,  40Ü. 


GLAUBENS-  VM)  GEBETSREDEN.  299 

cetnv  (Perlz,  Mommi.  Genn.  Iiist.  3,  63):  cp.  09  Uf  epifcopi  dili- 
yeiiter  disrutiani  per  fuas  purrochias  prcefbiferos  —  ut  —  domin i- 
ram  orationem  ipsi  intellegant ,  ei  omnibus  prcpdicent  inlellegendam, 
Hl  quisque  fciaf  quid  petat  a  deo  (Perlz  64.  vgl.  das  29ste  tlei" 
('apiti)la  excerpla  ebda  S.  100);  cp.  81  Sed  et  ceftrum  mdenduni 
eft,  dilectifßmi  et  renerabiles  paftores  et  rectores  ceclefiarum  dei, 
ut  prefbiteros  quos  mittitis  per  parrochias  veftras  ad  regendum  et 
ad  prfedicandum  per  (eclefias  popuhtm  deo  femientem,  ut  rede  et 
honefte  prcedicent  —  Sed  et  rosmetipß  utilia  honefta  et  recta  et 
quae  ad  vitam  ducunt  aeternam  prcedicate,  aliosqne  inftruile  vt 
haec  eadem  prcedicent.  Primo  omnium  prcedicatidum  eft  omnibvs 
generali ter,  ut  credant  patrem  u.  s.  vv.  Item  prcedicandmn  eft 
quomodo  dei  füins  incarnatus  eft  ii.  s.  w.  Item  diligenter  prcedi- 
candum  eft  de  refurrectione  mortuorum  u.  s.  w.  (Pertz  66)'"-');  das 
Capilnlare  von  Frankfurt  794  cp.  33  Ut  ßdes  catholica  fanctae  trini- 
fatis  et  oratio  dominica  afqiie  fymbolnm  fidei  omnibus  prfedicetvr 
et  tradatur  (Pertz  74) ;  der  Brief  Karls  des  Grofsen  an  Bischof  Gari- 
bald  von  Liillich  804  fwpius  in  conrenlu  et  concilio  noftro  monui- 
ntus  de  prcedicatione  in  fancta  dei  ecclefia,  ut  imusquisque  reflruiii 
fecundum  fanctorum  canonum  autoritatem  et  prcedicare  et  docere 
deberet,  primo  omnium  de  fide  catholica,  ut  et  qui  amplius  capere 
non  taluiffet  tantummodo  orationem  dominicam  et  fymbotum  fidei 
catholicce,  ficut  apoftoli  docuerunt,  teuere  et  memorifer  recitare 
potuiffet  (Perlz  128);  und  noch  hundert  Jahre  spa^ter  verlangt  Reginu 
von  den  Pfarrern  nichts  Weiteres  als  solche  Glaubens-  und  Pater- 
nosterreden (de  Synodalibus  causis  ed.  Wafserschleben  pg.  25).  So 
um  800,  um  900:  wir  dürfen  zuversichtlich  zurückschliefsen,  dafs 
auch  um  600  und  700,  in  den  Zeiten  der  erst  anfangenden  Bekeh- 
rung. Glauben  und  Gebet  in  eben  solcher  Weise  empfohlen  worden, 
und  die  ersten  Predigten  meist  auch  nur  Bevorwortungen  und  Er- 
läuterungen der  frisch  überlieferten  Formeln  jener  beiden  gewesen 
seien.  Ja  wir  brauchen  das  nicht  einmal  so  blofs  rückschiiefsend 
imzuuehmen :  mehrere  derartige  Reden  liegen  noch  vor  uns.  Erstlich, 
zwar  nur  auf  lateinisch  erhalten,  ursprünglich  aber  zweifelsohne  auf 
Deutsch  vorgetragen,  eine  Predigt  des  heil.  Bonifacius  selbst"""*),  sein 
fünfzehnter   Sermo,    gesprochen   in   der  Adventszeit   (natalis  Domini 


*)  [Eine    lateinische  Muslerpredigt    genau    nach  Anweisung   dieses  Edictes    hat 
Scheier  mitgelheilt  und  besprochen  Zschr.   f.  d.  Alterthum  12,  436  i'gg.] 
* ')  L^'gl-   i'bt'"   die  Unechlheit    und    den    spseteren  Ursprung    der  SeruKinen    des 
Bonifacius  .MülienhulT  u.  Scherer  444  fg.  2.  Autt.  504  ^g.^ 


300  BONIFACiUS  TNO   PIRMINIUS. 

immitiet),  aber  keine  Adventspredigt,  Sündern  wesentlich  nur  eine 
Umschreibung  und  Auslegung  dessen,  was  seine  Zulirerer  bei  der 
Taufe  Iheils  abgeschworen,  Iheiis  gelobt  haben.  Sodann  eben  des- 
selben erster  Sernio,  gleichfalls  und  wohl  ursprünglich  schon  lateinisch. 
Dieser  ist  nicht  an  eben  erst  getaufte  l^aien.  sondern  an  (jeistliclie 
gerichtet,  an  s(dclie,  die  unter  Heiden  und  Neubekehrten  predigen 
sollten  (Valde  neceffariinn  csl  omni  homini  vt  diligeuler  difcat  fidtni 
catholicam  et  apoftolicam,  maxime  populi  prcedicaloriüus  chrifliani 
u.  s.  w):  dennocli  giebl  er  nur  in  Kürze  den  Inhalt  des  Glaubens- 
bekenntnisses wieder  und  einige  Worte  über  Beichte,  Reue  und  Bufse: 
das  heifst,  die  Prediger  werden  nur  auf  diese  zwei  Punkte  als  den 
Gegenstand  und  das  Ziel  ihres  ^^irkens  angewiesen  und  werden  an- 
geleitet wie  in  solcher  Richtung  zu  wirken  sei.  Ferner  des  Bonifacius 
im  Süden  Deulscldands  lluetiger  Zeitgenofse  Pirininius.  Auch  von 
ihm  besitzen  wir  eine  lateinisch  aufgezeichnete  Predigt,  aber  auch  hier 
lißfst  der  Inhalt  darauf  schliefsen,  dafs  es  eine  Übersetzung  sei,  und 
zwar  aus  dem  Deutschen  oder  auch  aus  dem  Romanischen  (folebal 
fanctae  prcedicalionis  exhibere  rerbum  utraquc  lingiia,  Romana 
l'cilicet  FrancoritmqneJ  "'•")  Der  Titel  lautet  Libellns  abbatis  Pirminii 
de  fingulis  libris  canonicis  fcarapsns.  Durch  das  Wort  fcarapsns, 
d.  h.  excerplus,  auszugsweise  abgekürzt,  wird  die  Schrift  als  ein 
Auszug  bezeichnet;  aber  auch  so  ist  sie  noch  lang  genug:  darum 
wird  sie  libellus,  nicht  fevmo  genannt.  Es  ist  eben  eine  vollständige 
rednerische  Belehrung  der  neubekehrlen  Christen  über  alles  was  sie 
glauben,  was  sie  thun  und  meiden  sollen.  Demgcm.Tl's  falst  sie  in 
sich  die  zehn  Gebote  (diese  sonst  jezt  noch  kein  Catechismusslück). 
eine  AufzaMilung  der  Hauptsünden  zum  Behuf  der  Beichte,  das  Vater- 
unser und  (las  apostolische  Symbolum;  die  Christen  werden  ermahnl 
l'ymboluni  et  oralionem  donünicani  et  ipsi  tenele  et  jiUos  et  /iliaa 
veftras  docete  ut  et  ipsi  teneant  ^''').     Endlich  die  s.  g.  Exhorlalio  ad 

■    '!//■   .:       ■        ■     ■■!      ■\  ':>•<;      u\  ■■■sV.  ;i     1     ÜMj  T,, .:-K.V\\      ■',  th I.'.'    ■■■>i'"i 

■•|  Ge.lriukt  l)ei  M;.l)ill.)n,  Neieni  aiuilecla  (1723)  S.  65  fgj,'. 
'  ' )  Als  anitieiieiid  iiiul  lelirreicli  ist  tiocli  hervorzuheben  eine  Slelle,  die  uns  den 
Hergang  i>ei  der  Taufe  eines  Nenbelielirten  mit  der  Beilegung  eines  clirisl- 
liehen  Namens,  mit  der  Altsehvvd'riuif;  des  Teufels,  d.  h.  des  lleidenihums, 
und  dem  I5eiienntniss  des  clirislliciien  Glaubens  veranschaulicht  /(/co,  fiutres. 
ad  memoriam  veßram  leducimus,  quäle  puclum  in  ipfo  bapUflerio  ciint 
deo  fecimus.  Cum  intevroyali  fiiigvli  iwmen  noßrum  a  facerdole  fuimits, 
quoinodi)  diccreniiir,  refpondij'li  aulem  lu,  .si  juiii  poleras  rclpundeir, 
aal  cerle  qai  pro  tv  /idciii  fccil,  qui  Ic  de  foule  safcepil  el  dixil  »Jotiannes 
dtcitui  (^  aal  aliad  nomen.     Kl  iulen nyaril  fticerdos  ujoltaniien.  abrviiun- 


EXHORT  ATIO.  301 

pleberri  chrirtiaiiain.  lateinisch  und  deutsch,  in  einer  aus  Fulda  stam- 
menden Casseler  Handschrift  des  achten  und  einer  Münchener  des 
neunten  .Jahrhunderts ;  bei  Malsmann  Nr.  42  und  43.  Es  ist  das  eine 
va^lerlich  liebreiche  Ansprache  Qcliindo  liupoßvn  sagt  der  Redner  und 
rhindili  miniiO,  die  der  Verlesung  des  Glaubensbekenntnisses  voran- 
gehen sollte ;  indem  sie  dieses  und  das  Gebet  des  Herrn  wohl  aus- 
\\endig  lernen  heifst.  nimmt  sie  besonders  Rücksicht  auf  die  Verpflich- 
lung  der  Taufzeugen  beide  wieder  ihren  Täufling  zu  lehren,  eine 
Pflicht,  die  auf  ältester  Kirchenordnung  beruhte  *),  und  da  sie  dem 
Zeugen  eine  halbpriesterliche  Stellung  gab,  der  Anlafs  gewesen  sein 
mag  den  heidnischen  Namen  eines  Priesters  nun  auf  ihn  zu  über- 
tragen ;  denn  unser  mundartliches  Götti,  d.  h.  der  Pathe,  kann  nur 
das  althochdeutsche  cotinc  sein,  und  cotinc  ist  eigentlich  s.  v.  a. 
Priester  ^'*).  Es  scheint  aber  die  Exhortatio  nur  noch  erwachsene 
Täuflinge  im  Auge  zu  haben :  sie  befiehlt  mit  deren  Unterricht  alleru 
zilungu  (omni  festinatione)  zu  eilen,  während  man  doch  Kinder  erst 
vom  siebenten  .Jahr  an  lehrte*^"'""):    und   ebenso    klingt    es   nach    der 


das  diabulo  et  omnibtts  operibus  ejus  el  omnibus  pompis  eiusa  ?  Refpon- 
dißi  y)Äbrcmmtio  h.  e.  defpicio  el  derelinquo  omnia  opera  mala  et 
diabolica.  Pofl  Iftam  abretmncüttionem  diabulo  el  omnibus  operibus  eins 
inlerrogalus  es  a  facerdole  ^^Credis  in  deum?a  ii.  s.  w.  (Mabill.  S.  67). 
'")  Bonilacius  in  seinem  fünften  Sermon  eis,  qiios  in  baptifmo  fuscepiflis,  hanc 
ipfam  fidem  Iradile,  quia  ideo  pro  ipfis  ßdcjuffores  exslilißis,  ul  fic  cre- 
dere  vobis  docenlibus  deherenl  und  im  fünfzelmfen  Orationem  dominicam 
et  fymbolum  Iradile  el  fiUolis  veflris,  quoruni  in  baptifmo  ßdejuffore.-: 
exfliiiflis.  Eben  desslialb  ward  aucli  von  Bonifacius  (Statut.  26)  und  nacii 
ihm  wiederliolendlich  einwesctiärft  als  Taufzeugen  niemand  zuzulafsen  der 
niclit  den  Glinibcn  und  das  Vaterunser  auswendig  wifse  (vgl.  S.  300  Anm.). 
und  in  den  Beicht  formularen  Ivommt  öfters  das  Beiienntniss  der  Sünde  vor. 
jene  Pflicht  gegen  die  funtivillola  (fonlis  ßliolosj  versäumt  zu  liaben: 
Mafsni.  S.  7  Anm. 

'•  )  Wie  goth.  gudja,  allnord.  godi:  vgl.  Jac.  Grimms  Rechtsalterth.  751.  Uie 
Traditiones  Wi^enburgenses  haben  neben  cotinc  auch  diese  einfachere  Bildung: 
Godio  als  Eigenname  213.  cotta  mons,  monle  coltane  39.  cntinco  (statt 
coUnea)  marca  230.  culiga  marca  253.  rilla  cuttingas  220.  Gleichfalls 
in  kürztrer  Form  heifst  die  laufzeuginn  Gölte,  althochd.  gola.  Pathe  (vgl. 
Reinhart  CX)  geht  auf  das  lat.  pater  zuriicls,  wie  auch  das  mundartliche 
Tolt,  althochd,  Mo,  eigentlich  Vater  bedeutet,  und  Gevaller  nur  eine  Über- 
setzung von  compater  ist :  denn  das  Taufzeugniss  ward  als  eine  geistliche 
Adoption  verstanden;  s.  du  Gange  v.  adoplari  und  die  naechstfolgende  An- 
merltung. 

•""")  Im  13.  Jahrb.  wenigstens  hielt  man  sich  an  diese  Grenze:  Ez  folten  des 
Irindes  loten  duz  kinl  den  glouben  unde  daz  palernoßer  leren,  so  ez  fiben 


302  EXHORTATIO. 

ßekehrungs/iril,  wenn  /um  Scliliil'sc  iiiflit  blols  aiil  rolei<  rapol  iiiid 
unfer  heil,  sondern  auch  aul"  iin/ares  herriii  vapot,  dominationis 
noftrae  mandatufn,  das  Gebol  also  der  weltlichen  Obrigkeit  hinge- 
wiesen wird.  Das  erinnert  an  eine  Stelle  im  zwölften  Brief  des  heil. 
Bonifacius :  Sine  pafrorinio  pvinripis  Fvanrovtim  nee  popuUtm  regere 
iiec  prefbyierns  vel  diaeonos,  monachos  oeJ  aneillas  dei  defenderr 
poffnm,  rel  ipfos  payanorum  rilvs  el  farri/eg/'a  idolorum  in  Ger- 
mania fine  ilHiis  mandato  et  limore  pruliibcre  raleo ;  auch  mag  wohl 
in  Betracht  gezogen  werden,  dafs  die  ältere  Handschrift  der  Exhortalio 
aus  Fulda  stammt,  ans  Bonifacius  Stiftung  also  und  dem  bedeul-ndsten 
Ausgangspunkte  für  seine  und  söiner  Gehilfen  Thjrligkcil.  P'reilich 
wurden  noch  im  Jahre  804  von  Karl  dem  Grofsen  sogar  Leibesstrafeu 
über  die  verhüngl.  welche  den  (ilauben.  das  Vaterunser  luid  das 
Kreuzeszeichen  (fignacvlumj  nicht  leinen  win'den :  Pirlz  3.  130. 
Dafs  aber  die  Exhortatio  noch  einmal  in  jüngerem  deutschem  und  auch 
in  lateinischem  Texte  vorhanden  ist,  zeigt  uns  wie  die  Bevorwortung 
der  überlieferten  Glaubens-  und  Gebetsformeln  selbst  auch  zu  blofser 
Überlieferung  und  Formel  ward,  wie  schwach  also  der  Trieb  war  auch 
luir  in  so  bescheidener  Weise,  wie  hier  gefordert  ward,  einigermafsen 
mit  Neuheit  und  Freiheil  und  Eigenheil  zu   wirken")- 

Sodann  die  Beichte  *""")     Bekenutniss  der  Sünden  und  der  Reue. 
Auferlegung  einer  Bufse,  Ertheilung  des  Ablafses.   alles    das    gehoerle 


järe  all  würde:  wan  ß  ßtils  im  fchuldiv:  iraii  p  [int  }in  geiltliche  votcv 
unde  mnoler  Bcitholcl  230  [Ausg.  v.  Kliiijil:  mikI  wohl  sclum  friilicr,  dii 
sie  von  allreclillidier  Becieiitiincr  i.sl :  Heclitsallerth.  411. 
'■■)  [15ei  Müllcnti.  und  Scli.  443  fg.  2.  Anfl.  502  fg.  wird  die  exliorlnlio  au\'  iUi- 
Synode  vom  November  801  zuriifkgelidirl.| 
■"■■ )  MiUeliioctid.  bihl  und  b'Mc,  allhochd.  hijihl  von  bijehan  l)ekeMiicn :  eine 
Predigt  des  12.  Jal)rli.  in  (iriesliaber.s  deutschen  Spraclidoidinialen  34  brauciii 
fkh  bekennen  im  Sinne  von  peccala  con/Heri.  liijihl  übersetzt  confefßo. 
bedenle  dieis  laleinisclie  Wort  nun  was  es  wolle;  die  Einschiänkniio  de- 
fientftchcn  auf  den  ji-lzigen  IJegriff  iängt  nacliweislieli  erst  mit  dem  12.  .'ti 
an,  wo  in  den  Windbcrgcr  Psalmen  die  bilde  von  der  iiryihl  unlersihieden 
wird.  Prwoccupcmus  ßiciem  eius  in  conß'fßone,  el  in  pßdmis  jubilemm 
ei.  Furevahe  wir  anüuzec  ßne  in  dere  urgilüe.  unde  in  den  ßilnien  jiiwe 
wir  imc.  ('(mfejßo  quil  bilde  unde  unjihl  in  zuein  en(e,  beidiu  dere 
l'nnlen  jouh  des  Inbes.  So  der  mennißie  erfurldel  unde  erchennel  [in  un- 
reld  unde  fine  funte,  unde  ire  ze  bilde  ehumil  unde  ire  einem  euarle 
vergihit,  daz  heizzU  conf'efßo  peccalorum.  So  der  mennifke  enzunlet 
wirdil  vone  der  gnade  des  heiligen  geißes  in  dere  minne  des  alnuddigen 
gutes  unde  des  nrigen  libes,  undi'  diu  liehe,  diu  ßoude  beginnil  u:  bre$len 
durh  dei  worl,   daz   heizzil   confessio  luudis  Ps.  94.  2.     Auch    nacii    dem 


BEICHTE.  '  303 

zwar  gleich    der  Teiifelsabschwoerung-   utiil    dein  Glaubensbekenntnisse 
ueKentlich  schon  zu  den  vorbereitenden  Bedingungen  der  Heidentaufe : 
Boiiifacius  Statut.   27    nennt    mit    einander    die    abremmciationes    und 
ionfeffiones    der    baptizaiidi  ■*•") :    indess  zu  der  wahrhaft    kirchlichen 
Bedeutung-  eines  beständig  arbeitenden  Mittels   der  Sittenzucht    konnte 
die  Beichte    doch    erst    dann    gelangen,    wenn  die  Bekehrung    bereits 
ijeschehen  und  um  einen    kirchlichen  Mittelpunkt    her   ein    festes  Ge- 
nieindeleben  gebildet  war:    dann   aber  erhielt   auch   diese  Einrichtung 
ihre  vollste  Wirksamkeit.     Hier  nun.  wo  der  Priester  in  den  engsten 
Wrkehr  mit  den  Laien  trat  und   eine    prüfende    und    zurechtweisende 
Aufsicht  üi)er  die  Belhpeligung  ihres  Glaubens  im  Werktagsleben  übte. 
hier  war  der  Gebrauch  der  Landessprache  noch  um  vieles  nothwendiger 
und  unumgänglicher  als  schon  bei  dem  Bekennlniss  des  Glaubens  und 
beim  Gebet.     Ob  Glauben  und  Gebet  immer  auf  Deutsch  seien  erlernt 
und  aufgesagt  worden,  hat  Rettberg  noch  bezweifeln  dürfen  (Kirchen- 
gesch.  Deutschlands  1,  455):    die  deutsche  Beichte  ist  so  unzweifel- 
haft als  die  Abschwoerung  auf  Deutsch.     Da  jedoch  die  Abschwoerung 
(lern  Glaubensbekennlniss.    da    beide  zusammen    der  Beichte    voranzu- 
gehen   pilegten,    da   Glaubensbekenntniss    und  Gebet   des  Herrn    staets 
in  ungetrennter  Verbindung  genommen  wurden,  so  möchte  daraus  für 
all  diese  Stücke  auf  Abfafsung  m  deutscher  Sprache  als  den  beständigen 
Gebrauch  zu  schliefsen    sein;    man    Avird  es   damit    schon    im    achten 
Jahrhundert  gehalten  haben  wie  nachher  im  dreizehnten:    Die    unge- 
Icrlen  Hute  die  füln  den  gloubeii  in  tiutfche    lernen,    unde    die  ge- 
lerten  in  buochifchem"''''')  Berlhold  230  (bei  Kling).     Deutsche  Beichte 


12.  Jahrh.  Hndel  sich  noch  zuweilen  die  weiter  umfus.sende  Bedeutung : 
z.  B.  confefjor.  ein  lleihgev.  der  die  Seligkeit  und  Heiiiglieit  durch  ein  ge- 
treues Bekenntniss  des  Glauben?  trotz  allen  Verlockungen  oder  Noelhen  er- 
worben hat,  ein  solcher  heifst  noch  im  spasteren  Mhd.  bihler,  Be!<enner, 
während  damit  zugleich  ein  Geistlicher,  der  das  Siindenbekenntniss  abn.-'.hMi, 
ein  Beichtvater,  bezeichnet  wurde. 

•■)  Ein  Gedicht  des  12.  Jiihrh.  in  Haupts  Zeitschr.  für  Deutsches  Al'erth.  3.  522 
Do  der  hcdine  man  fn  verrc  tvarth  gehorfam  mil  glaube  unde  mit  pi- 
gihle  ;  eine  Predigt  derselben  Zeit  Di  [ich  dn  bekanten  unde  geloubic  ivur- 
den  Griesh.   Sprachdcnkin.  34. 

■■ )  I).    h.    auf    Lateinisch:    ebenso     am    Schluls   einer     Sarner    Handschrift    des 

13.  Jahrb.,  welche  die  Benedictinerregel  lateinisch  und  deutsch  enthält 
(Engelberg  im  \\\.  und  XIII.  Jahrh.  S.  96)  Sil  diz  hvoch  in  felchir  friß, 
in  bvocfchvn  vnde  inlcfchvn  iß.  nach  meißcrlicliir  chvnß  gejcribin  u.  s.  w. 
und  Alfd.  Blätter  1,  364  die  fünde  die  in  liufclien  heizenl  boublalig,  die 
heizenl  in  bmhcfcen  morlalia. 


304  MKICHTREPE. 

schrieb  Boiiiliiciiis  jicllisl  aiisdnicklich  vor.  schon  liir  die  Nculickt-hrlcn. 
Statut.  27  iSiilliis  sil  prefhilcr  qni  in  ipfa  lingua  qmi  nali  fiint 
hnplizandos  ahrr/nnicidtio/tes  rel  ronfeffioncs  (iperlc  i/ilerrogarc 
iion  ftudeat,  vt  iulelUyant  (jitibus  abreniincianf  rel  ijvac  coiifilentur ; 
/um  übertliirsigen  Beweist*,  ilal's  man  auch  luuh  der  IJckehrunßf  dabei 
jfi'blieben,  dienen  zahUeich  erhaltene  deutsche  Beichtroniiularc.  Es 
ward  aber  auch  die  Beichte,  obschon  sie  an  sich  nur  eine  BesprechunL"^ 
zwischen  dem  Prii^ster  und  je  einem  einzigen  Laien  war,  zu  einer 
ffottesdienstiichen  HandUrriii  \\\v  die  ganze  Gemeinde,  zum  Anlals  einer 
Art  von  Prediyt  i>('maclil.  Es  ward  allo  nicht  blois  neben  dem 
(ilaubensbekenntniss  und  dem  (iebet  des  Herrn  auch  noch  id)er  die 
Beichte  jjepreiUgt,  wie  bei  Pirminius  a.  a.  0.,  sondern  einziir  und 
allein  über  diese,  in  Bezug  blol's  auf  sie  und  zum  Behuf  ihrer  Ab- 
Icgung.  Auf  solche  Beichlreden  bezieht  sich  das  Achner  Capitular 
von  789,  wenn  es  cp.  81  nach  Anbefehlung  der  Glaubensreden  weiter 
verordnet  Item  cum  omni  diligentia  cunctis  prcedicandum  eft  pro 
(piibus  criminibus  deputenttir  cum  diabnlo  in  (etermim  fupplicium. 
(Folgen  die  Worte  des  Apostels  Gal.  5,  19—21,  welche  die  Grund- 
lage geworden  sind  für  die  liblichcn  Siuidenverzeichnisse  der  Beicht- 
formeln ;  die  ältesten,  in  der  Predigt  des  hoil.  Pirminius  und  in  dem 
Weifsenburger  Catechisnnis.  Mafsm.  Nr.  20,  sind  Wort  für  Wort  daher 
entlehnt.)  Scd  omni  instantia  ammonete  eos  de  dilectione  dei  et 
proximi,  de  fide  et  fpe  in  deo,  de  hnmilitale  et  patientia,  de  cafti- 
latc  et  continentia,  de  benignilale  et  mifericordia.  de  elimofinis  et 
confessione  peccatorum  fuorum,  et  ut  debitoribus  fiiis  fecundum 
dominicam  oraiionem  fua  debita  dimiltant,  fcientes  certif'fime  quod 
qui  taiia  agunt  regnum  dei  poffidebunt  (Pertz,  3.  66  fg.):  und 
schon  vorher  cp.  65  Item  prcedicari  neceffe  est  quantum  tnalnm 
sil  odiitm  vel  invidia  u.  s.  f.  (Pertz  64).  Diese  ßeichlgollesdiensic 
pflegten  jedoch  nur  einmal  jährlich  vorzukonmien.  am  Aschermittwoch. 
der  die  grofsen  Faslen  schicklich  eröduete  im'l  einem  Sinidenbckcnul- 
in'ss  Aller,  spater  am  hohen  Donnerstag  {antläz-lac)  als  N'orbereitung 
•  li-r  feierlichen  Abendmalsspende,  wodurch  dieser  Tag  ausgezeichnet 
war.  Der  Hergang  war  etwa  folgender  *).  Nachdem  die  Einzelnen 
(r<'beiclilet  halten,  hielt  der  Priester,  zur  Gemeinde  gewendet,  eine 
Ansprache,  die  zur  Reue,  zur  Bufse,  zur  Al)legung  der  Sünden 
ermahnh'.  und  nn't  vorgesagter  Abschwoerungs-  und  Glaubensformel 
bald  begann,  bald  schlofs.     Dann  gesprochen  von  der  Gemeinde  oder 

)  [^'e'g'-  J'e  abweitliende  Darslelliing  hei  Miilleiili.  ii.  ScIi.  511  l'jii^.  2.  Aull.  592  igp.J 


PREDIGT.  305 

Einem,  viellek'lil  aurh  wiodoriim  vom  Priosler  selhsl.  so  dals  jene  nur 
(las  Amen  wiederholte,  ein  lunfalsendes  Beichtformnlar.  Endlich  Siinden- 
frlals  nnd  Segen.  Bereits  sechs  von  den  lateinisch  niedergeschriebenen 
Sermonen  des  Bonifacins  (der  3.  6.  8.  11.  12.  nnd  ISte),  sodaini 
die  unübersetzten  Anfzeichnnngen  in  Mafsmanns  Sammhnig  Nr.  21  fgg. 
/eigen  nns  den  geschilderten  Verlanf  hier  in  groefserer,  dort  in  ge- 
ringerer Vollständigkeit  nnd  die  Beichlreden  bald  mehr,  bald  minder 
jMisgefiihrl;  es  hat  dabei  sichtlich  keine  so  bis  znr  Erstarrnng  gehendr 
Sla^tigkeit  der  Überlieferung  gewaltet:  aber  die  Beichtreden  waren 
auch  andern  Ursprunges  als  die  Reden  zum  Glaubensbekenntniss  nnd 
zum  Vaterunser:  sie  waren  mehr  aus  einem  schon  bestehenden  Leben 
der  christlichen  Gemeinde  herausgewachsen.  '♦d  ^  <"-i' 

Also  Glaube.  Gebet  und  Beichte,  diese  drei  in  deutscher  Sprache, 
imd  alle  drei  der  Gegenstand  einer  so  zu  sagen  homiletischen  Be- 
handlung. Fal'sen  wir  das  schon  einmal  angeführte  69ste  Capitel  jenes 
.\chner  Capitulars  von  789  jezt  noch  einmal  seinem  ganzen  Zusammen- 
hange  nach  ins  Auge.  Ut  cpifcopi  ililigenter  discnUant  per  fuas 
parrochias  prcefbiteros,  eorum  ftdem  baptifma  et  miffavum  cele- 
hrationes,  ut  et  fidein  rectam  teneant,  et  baptifma  cathoUcmn  ob- 
fervent,  et  miffanim  prceces  bene  intellegant,  et  ut  pfalmi  dignr 
fecundmn  dhrifiones  rerfuum  modufentur,  et  dominicatn  orafionem 
ipfi  intellegant  et  omnibus  pivedicent  inlellegendam,  nt  quisqnv 
friat  quid  petat  a  deo,  et  ut  Gloria  Palri  cum  omni  honore  apud 
omnes  cantetur,  et  ipfe  facerdos  cum  fanctis  angelis  et  populo  dei 
communi  voce  Sanctus  Sanctus  Sanctits  decantet  (Pertz,  3,  64). 
Otfeidiar  soll,  während  die  übrigen  auch  hervorgehobenen  Stellen  innner 
nur  auf  Einzelnes  gehn,  in  dieser  hier  der  gesammte  InbegriH'  des 
Priesteramtes  umrilsen  werden,  und  da  richten  sich,  was  die  Predig! 
betrifft,  Voraussetzung  und  Forderung  nicht  hoeher  als  gar  allein  auf 
Vaterunserreden.  Diefs  also,  diel's  wenige  werden  wir  als  die  gewohnte 
Stufe  betrachten  müfsen,  zu  welcher  sich  damals  wenigstens  die  priester- 
liehe Homiletik  erschwungen  habe. 

Indessen  so  ganz  und  gar  ohne  Predigt,  wenn  wir  auch 
das  Wort  im  engeren  strengeren  Sinne  nehmen,  war  der  alllioch- 
deutsche  Zeitraum  doch  nicht:  er  begann  sogar  mit  Predigt  sol- 
cliei"  hoeherer  Art,  sie  ward  nur,  nachdem  die  Kirche  fester  ge- 
gründet war.  wieder  seltener  und  mnl'ste  dann,  langsam  und  eist 
allmählich,  im  Verlauf  der  Jahrhunderte,  welche  diesen  Zeitraum 
bilden,  sich  erst  aufs  neue  entwickeln.  Zwar  die  Worte  Predigt 
predigen   Prediger    oder    althochd.    brediga    bredigön    bredigäri   er- 


306  PREDIGT. 

.scheinen  niialihrlsja  in  den  Sprachdenbma^lern  *) :  chi.s  bcwt-isl  jedoch 
nichts  für  eine  beständig  fortdauernde  Übunfr  der  jezt  von  uns  so 
benainüen  reihierischen  Darslellunsfsart ;  nicht  einmal  die  Bekanntschnfl 
mit  ihr  niinle  es  beweisen :  denn  jenes  bredigöii  hat  den  ffleichen 
weit  ausgedehnten  Sinn,  den  sein  l  rwort  das  iat.  prcedicare  besitzt : 
jegHche  ]\Iittheilunof  über  Gott  und  göttliche  Dinge,  die  sich  mündlich 
an  eine  groefserc  Menge  richtet,  lieifsl  eine  brediga,  und  auch  die 
kürzeste  Beicht-  und  Glanl)ens-  und  Vaterunserrede  wird  so  geheifseu 
haben,  da  das  lal.  |)ra»dicare  amli  von  diesen  gilt.  Erst  seitdem  es 
wieder  im  festen  allgillligen  Kircbengcliraucb  eicreniliche  Predigten  ffab. 
begann  sich  dieses  Wort  auf  sie  zu  beschranken :  das  geschah  abei- 
erst  mit  dem  Übergange  vom  althochdeutschen  Zeiträume  zum  mittel- 
hochdeutschen. Bis  dahin  verhielt  es  sich  mit  der  deutschen  Predigt 
oder  befser  mit  der  Predigt  in  Deutschland  in  folgender  Weise. 

Die  Predigt,  auf  Lateinisch  fermo,  zuweilen  auch  tractatus  oder 
mit  Beibehaltung  des  griechischen  Namens  homilia  homelia  omelia 
«genannt  (einen  Unterschied  zwischen  Predigt  und  Homilie  hat  im  o-anzen 
Mittelalter  weder  die  Theorie  noch  die  Praxis  gemacht)  war  zwar 
nicht  mehr  wie  in  der  älteren  Zeit  der  wichtigste  Theil  des  Gottes- 
dienstes, aber  mitten  in  all  der  sonstigen  reichen  Ausbildung  desselben 
immer  noch    ein    wichtioer    und    hauptsächliche]-  Theil :    Gregors    des 


*)  Althoctid.  brediga^  milteilid.  bredige  wie  ital.  predica,  franz.  preche.  Diefs 
Bredig  ohne  I  dauert  nocti  jelzf  ninndartlicli  fort:  die  Zürcher  inactien,  wenn 
sie  tiüclideiitscber  sprectien  wollen,  gelegentlicii  eine  Beredung  daraus. 
Predigt  mit  (  mag  zunaeclist  auf  dem  seltneren  nihd.  predigäfe  oder  predigdi 
liernlien :  prcdigüle  S.  Ulrich  374.  745.  747.  Hermann  v.  Frizlar  4,  16.  18, 
28.  predinic  63,  24.  95,  3.  predigül  S.  l'lr.  342.  }yir  luin  des  dicke 
irol  enifabeii  Dnz  mmiiger  zun  der  liirclicn  gaf  Vnd  hofrel  fchvene  pre- 
digal  Da:  im  dock  ze  nicMe  crumet  Passional,  Wiener  HS.  2694.  Nach- 
rede 42.  t)ie  Biidungsari  scheint  eine  nndeulscbe,  predigdte  aus  prcBdi- 
calio  oder  noch  lieber  rineni  romanisclien  predicala  entstanden :  auch  von 
den  andern  ebenso  alij^elcilelen  Worten  {fUläta  fdUile  oder  villäl  Üiuf.  3, 
263.  Knndgr.  1,  63,  6.  folüte  Gottfr.  Tristan  8078.  Kemenate,  clutteräl 
Hahns  Passitinal  351.  30.  maudätc  Fnndgr.  2,  31,  45.  Grieshabers  Fred.  2- 
X\\.  marteräl  Pass.  305,  43.  mundät  Oberlin  1076.  murmelät  Mafsini 
Alexins  109  a.  pärät  bnrül  Oltoc.  741b  n.  a  reinnte  \M.  Leseb.  769,5. 
runddle  Trist.  8077.  19215.  leiläte  Erfurter  Slaluten  19.  urlifilät  Grinniis 
(ir.  2,  252.  U'undätc  Justinger  287,  wozu  noch  die  durchweg  männlichen 
Zeugnanien  piiäl  röfi'it  fcliarlät  fchindt  ciclät  cindäl  Uoinuien)  ist  die 
Mehrzahl  schon  dem  Siamme  nach  fremd.  Oder  soll  man  ilas  golb.  fahclhs, 
das  mhd.  klcindt  (Gr.  2,  257j  neben  kirinöl,  das  ncubd.  Heimal  Monat 
neben  hriniuot  mänöt  vergleichen? 


TISCHREDE.  307 

Grofsen  Liber  pastoralis.  für  die  Geistlichkeit  des  früheren  Mittelalters 
(in  Geselzbueh,  machte  sie  zu  einer  ernsten  nnd  heiligen  Pflicht. 
Stotr  nnd  Thema  ijewahrlen  die  Evangelien  nnd  die  Episteln  nebst  den 
Psalmen  u.  s.  f..  nnd  seitdem  die  Verehrnng  der  Heiligen  innner  all- 
gemeiner geworden,  anch  die  Erzählungen  von  deren  Leben  und 
Sterben :  für  Texte  der  ersleren  Art  stellte  sich  schon  frühzeitig  in 
den  s.  g.  Lectionarien  eine  gewisse  Wahl  und  Reihenfolge  fest;  die 
Heiligenleben  konnte  man  aus  den  Martyrologien  schöpfen,  deren  seil 
Hiei'onymus  erstem  Vorgange  noch  immer  mehr  und  von  slaets  groefserer 
Uisführlichkeil  entstanden ;  eines  der  gebrauchtesten  mag  das  von 
Beda  gewesen  sein.  Ein  kurz  unterscheidender  Name  beider  Predigt - 
arten  ist  fermones  de  tempore  und  de  fanclis :  de  tempore,  weil  das 
.Jahr  durch  die  hohen  Feste  der  Christenheit  in  Abschnitte  getheiii 
und  diesen  die  biblischen  Lectionen  in  bestimmter  Reihenfolge  zuge- 
wiesen waren,  so  dass  jede  ihre  Zeil,  wenn  auch,  bei  der  Beweglich- 
keit des  Osterfestes,  nicht  ihren  bestimmten  Tag  hatte. 

Die  Predigt  war  Sache  der  Priester,  nicht  der  Mönche:  Mönche 
isredigten  nur,  wenn  sie  auch  zu  Prieslern  geweiht  waren,  mochten 
die  Zuhoerer  Klostergeistliche  odei'  Laien  sein.  Die  Klostergeistlichen. 
Mönche  wie  Nonnen,  hatten  aufserdem  innerhalb  ihres  engern  Lebens- 
kreises noch  einen  zweiten  Anlals  zu  predigtartiger  Ansprache,  in  den 
>ogenannten  CoUationen,  den  Vorlesungen  eines  Klostergenofsen,  die 
sich  alltaeglich  nach  der  gemeinsamen  Malzeit  wiederholten.  Durch  die 
Benedictincrregel  cp.  42  war  festgesetzt :  Mox  ut  furrexerinf  a  coena. 
fedeant  omnes  in  uno  loco,  et  legat  nmis  CoUationes  vel  Vitas  patrum^-') 
mit  certe  aliud  quod  wdificet  audientes;  hieraus  entnommen,  die  gleiche 
N'erordnung  in  Chrodegangs  Regula  canonica  cp.  21.  Also  aut  aliud 
(jiiod  fedißcet  audientes:  damit  war  neben  dem  Lesen  älterer  Werk«' 
auch  für  eigene  neue  Vorträge  der  Raum  eröffnet,  und  solche  wurden 
nnd  waren  denn  auch  Klostersitte.  Collatio,  mittelhochd.  colhUje 
(LIX,  91)  blieb  dafür  der  Kunstausdruck. 

Unter  solchem  gesetzmäfsigen  Kirchen-  und  Klosterbrauch  waren 
die  erwachsen  und  gebildet,  die  aus  dem  romanischen  Süden  und 
Westen,  aus  Irland,  aus  England    als   Boten    des  Christenthums    nach 


■)  Danacli  sind  wohl  fiie  CoUationes  palrnm  des  Cassianns  der  erste  Gegen- 
slaiid  dieser  Voriesuiioen  und  die  Ursache  ihrer  Benennung  gewesen.  Mit 
noch  weiter  gegangener  Überiragniig  bezeichnen  collatio  und  Collalion  dann 
auch  überhaupt  eine  Malzeit,  ein  Frühstüclt  oder  Al)endefsen,  sogar  nn'er 
Laien,  auch  ohne  Vortrag  dabei,  und  in  Mnndarien  des  Itatiiolischen  Deutsch- 
lands ist  hollazen  das  Zeitworl  dazu. 


308  GALLUS  UND  PONiFACllS. 

Deutschland  kamen.  Aber  eben  dieser  ihr  Ursprung  und  die  Verhält- 
nisse unter  denen  sie  auftraten  und  wirkten  erschwerten  es  ihnen, 
diesen  Brauch  seinen»  f/anzen  Umfange  nach  und  auf  Deutsch  zu  üben 
S.  Gallus  hat  es  allerdings  wenigstens  einjuai  vorsucht,  zu  Constanz. 
als  er  den  Bischof  Johannes  weihte  und  er  durch  dessen  Mund  wie 
einst  Moses  durch  Aarons  sprach  (oben  S.  295  fg.):  da  führte  er  in 
einer  weit  ausholenden  und  weit  sich  erstreckenden  Darstellung,  der 
sich  die  erbauliche  Lehre  blol's  ein-  und  unterordnet.  Schritt  für  Schrill 
all  die  Hauptmoniente  der  Weltgeschichte  vor.  in  denen  die  Macht  und 
Liebe  und  Weisheit  Gottes  zur  Otfenbarung  schon  gekommen  sei  oder 
noch  kommen  werde :  denn  er  beginnt  mit  der  Schöpfung  der  Weit 
und  dos  Menschen  und  endigt  mit  dem  Jüngsten  Tage.  Das  war  nun 
wohl  eine  deutsche,  aber  es  war  keine  Bekehrungspredigt :  den  Red- 
ner umgab  eine  schon  von  älteren  Zeiten  her  bestehende  Christen- 
gemeinde; und  auch  so  steht  dieses  Beispiel  ganz  vereinzelt  da. 
Wie  Gallus  selbst  bei  der  Bekehrung  und  sonst  im  Predigen  sich  ver- 
halten hal)e.  wifsen  wir  nicht.  Sodann  Bonifacius.  Diesem  schickte 
sein  Freund  in  England,  Daniel  Bischof  von  Winchester,  eine  hinrei- 
chend weitläuHige  Anweisung  zu  (Bonif.  Epist,  14)  wie  er  versuchen 
solle  auf  die  Heiden  Germaniens  homiletisch  einzuwirken:  liebreich, 
-anftnuithig:.  ffemäisifft.  mit  eiiu'ju  langsamen  Fortschritt  dialeclischer 
Erörleiungen,  so  dal's  den  Götzendienern,  wenn  auch  nur  allmählich, 
(loch  um  so  sicherer  der  Grund  und  Boden  ihres  Irrlhums  abgewon- 
nen würde.  Ob  jedoch  dieser  Ralh  in  allen  Sllick(Mi  sei  befolgt 
worden,  hat  schon  Rettberg  I)ezweifelt  ( Kirchengeschichle  Deutsch- 
lands 1,408),  und  ich  denke,  mit  Recht:  Bonifacius  erscheint  in  der 
Geschichte  seiner  Bekehrungsarbeilen  nicht  grade  als  ein  Mann  von 
vielen  Worten,  überall  mehr  als  ein  Mann  der  That.  eines  kurz  und 
schnell  entscheidenden  Handelns,  der  lieber,  wie  er  es  ganz  eigentlich 
zu  Geismar  gethan  (Pertz  2.343).  dem  Baume  die  Axt  an  die  Wurzel 
legte.  Zudem  auch  zeigen  die  Reden  und  Predigten,  die  wir  noch 
von  ihm  haben,  einen  ganz  andern  Character.  als  welchen  Daniel 
forderte.  Es  sind  deren  fünfzehn,  alle  in  lateinischer  Sprache  über- 
liefert (Martene  et  Durand.  Vet.  Script,  t'ollect.  9.  187  —  218).  ob- 
gleich wohl  nur  eine  wirklich  so  ist  gehalten  worden,  die  erste,  die 
sich  ganz  deutlich  anZuhierer  aus  der  Geistlichkeit  richtet  (oben  S. 302): 
bei  all  den  übrigen,  in  denen  zu  wiederholten  Malen  auf  die  Ver- 
hältnisse von  Mann  und  A^'eib,  von  Ellern  und  Kindein,  von  Hei  reu 
und  Knechten,  Neugetauften  und  Taufzeugen  Bezug  genommen,  mit- 
hin eine  Laiengemeinde    angeredel   wird,    kann    die    lateinische    Form 


BONIFACIUS  UND  PIRMINIUS.  B09 

nur  Übersetzung  sein :  Reltherg  hat  sich  versehen,  weini  er  sie  für 
die  Urform  häh,  und  nun  weiter  l»ehauptet,  alle  fünfzehn  Sermon»^ 
seien  vor  Klerikern  und  Mönchen,  nicht  vor  der  Gemeinde  gesprochen 
worden  C^ircheng-eschichte  Deutschlands  1.457).  Die  l  bersetzung 
nun  nvdg  zwar  inaucherlei  davon  und  dazu  gelhan  haben:  indessen  auch 
so  gewähren  diese  Denkmale  uns  immer  lioch  ein  genügendes  Bild 
von  Bonifacius  rednerischer  Tliäligkeil.  Eigentlidie  Bekehrungsprediglen 
finden  bich  darunter  nicht,  und  doch  wahren  gerade  solche  der  Auf- 
zeichnung besonders  werth  und  fa^hig  und  bedürftig  gewesen,  falls 
sich  Bonifacius  wirklich  in  jene  dialeclischen  Erörterungen  eingelalscn 
hätte,  welche  sein  Freund  ihm  angerathen ;  vielmehr  setzen  alle  Reden 
das  neue  Bt^tenntniss  als  bereits  abgelegt  und  durch  die  Taufe  be- 
sla^ligt  voraus.  Beziehungen  aber  auf  das  Bekehrungswerk  kommen 
nalüj-lich  mehrfach  vor:  der  eine  Sermo  soll  dazu  den  Predigern  eine 
Art  Anleitung  und  Musler  geben  (der  erste;  vgl.  oben  S.  302):  ein 
andrer  knüpft  sich  an  eine  eben  >ollzogene  Taufe  an  (der  15.:  oben 
S.  301);  wieder  in  andern  wird  das  Festhalten  an  Gebräuchen  des 
abgeJegten  Heidenlhums  verboten,  ja  verdammt  (im  6..  8.,  15.),  mit 
rücksichtsloser  Strenge,  die  eben  auch  nicht  im  Sinne  Daniels  lag. 
In  Gehalt  und  Ausführung  herscht  grosse  Verschiedenheit:  acht  dieser 
fünfzehn  Sermone,  wo  nicht  mehr,  siiid  blofse  Glaubens-  oder  Beichl- 
reden  der  früher  (S.  300.  306)  besprochenen  Art.  und  nur  die  noch 
übrigen  können  wirklich  etwa  Predigten  genannt  werden.  Es  sind 
aber  Predigten  von  der  allergr<Esten  Einfachheit:  der  zweite  Sernio. 
zur  Weihnachtsfeier,  giebt  der  Hauptsache  nach  nur  Geschichtserzählung, 
eben  wie  der  fünfte,  der  von  der  BethaHigung  des  Glaubens  durch  ein 
frommes  Leben  und  durch  Liebeswerke  handelt,  sich  besonders  bei 
der  Schilderung  des  Jüngsten  Gerichts  und  des  Paradieses  verweilt : 
der  vierte,  über  die  Seligsprechungen  der  Bergpredigt  (Ev.  Matlh. 
5,  8 — 10),  folgt  den  acht  Gliedern  derselben  ganz  nur  als  Homilie 
mit  erbaulicher  Paraphrase.  Entsprechend  solcher  Einfachheit  des  In- 
haltes ist  auch  der  äufsere  Umfang  überall  ein  sehr  geringer.  Endlich 
der  heil.  Pirminius.  Seine  eine  Predigt  ist  zwar  zu  einem  kleinen 
Buch  ausgearbeitet  und  mag  von  Haus  aus  länger  als  die  des  Boni- 
facius gewesen  sein,  aber  dem  Hauptinhalte  nach  Iheilt  auch  sie  den 
neul)elvehrten  Christen  zum  Behiife  der  Glaubensbelehrung  und  der 
Anweisung  zum  christlichen  Wan  lel  nichts  weiter  mit  als  eine  Um- 
schreibung der  bezüglichen  Formulare.  Also  bei  S.  Gallus.  bei  Boni- 
facius, bei  Pii'minius  bald  nur  Erzählung  statt  der  Lehre,  bald  wohl 
Lehre,  aber  in  der  schmucklosen  Form  der  Homilie,  häuliger  aber  als 


310  LATEINISCHE  PREDIGT. 

die  Homilie  nur  liie  Mittheilmio  ujul  Erliuileruno-  der  Catechismiis- 
stücke:  diel's  also  der  Inbegriff  und  diels  der  Characler  ihrer  kirch- 
lichen Beredsamkeit,  und  bicherlich  ehenüd  hei  den  iilnioen.  minder 
namhaften  oder  nntjenannt  «rehlieheneii  GUmbeubboten. 

Aber  auch  diel's  AN'euioo  \errinoerie  sich  noch  und  verschwainl 
beinahe  wieder,  als  die  Arbeit  gethan  schien,  als.  wenn  auch  nicht 
der  Glaube,  doch  die  Kirche  fest  gegrimdet  war.  Sehen  wir  jezl 
noch  von  andren  Hindernissen  ab,  die  einer  Behauptung  und  Weiter- 
bildung der  deutschen  Predigt  entgegentraten.  Schon  iinierhalb  der 
kirche  selbst  gab  es  deren  mehr  als  eines  und  Iheilweise  sehr  ge- 
wichtige. EinniHl  die  grolse  Zahl  der  Fremden,  welche  die  ersten 
•Jahrhunderte  hindurch  unter  der  deutschen  Geistlichkeit  sich  befand, 
die  vielen  englischen,  irischen,  romanischen  Priester  und  Mönche, 
lienen  die  Sprache  des  Volkes  mehr  oder  weniger  unverständlich  und 
schwer  zu  erlernen,  nicht  selten  sogar  in  ihrer  vermeintlichen  Bar- 
barei zuwider  war.  In  S.  Gallen  z.  B.  sind,  den  Handschriften  nadi 
zu  urtheilen.  zeitweise  mehr  Iren  imd  Angelsachsen  gewesen  als  etwa 
Alamannen;  romanische  Geistliche  wanderten  schon  vor  Karl  dem 
Grolsen  häufig  zu:  von  einem  solchen  her  hat  sich  noch  zu  Cassel 
eine  ehemals  Fuldische  Handschrift  des  achten  Jahrhunderts  erhalten, 
ein  romanisch-deutsche»  Vocabular  ganz  in  der  Weise  unsrer  Ge- 
spra^chbüclier  für  Reisemle  (Eckhart,  Franc,  Orient.  1,853 — 855. 
(iraff.  Diutisca  3,211  fg.):  ein  kleineres  Stück  der  Art  aus  deni 
neunten  Jahrhundert  zu  Rom  (Greith,  Spicileg.  Vatic.  31 — 33):  beide 
machen  uns  di(^  ganze  Mühseligkeil  des  Verkehrs  zwischen  Welschen 
und  Deutschen  bis  zum  Ergötzen  anschaulich.  Wie  nun  hätten  der- 
gleichen Fremdlinge,  wenn  sie  auch  die  Bekehrungsarbeit  noch  einiger- 
mai'sen  erledigen  mochten,  doch  mit  der  geha^igen  Fülle  und  Flül- 
sigkeit  der  Rede  auch  deutsch  predigen  sollen?  Vielmehr  trug  ihre 
.^prachunkunde  nur  dazu  bei,  dals  eui  zweites  Hemmniss  der  deul  - 
sehen  Predigt  sich  noch  mehr  befestigte,  die  Erhebung  nämlich  des 
Lateinischen  zur  Kirchensprache  auch  unter  deutsch  redender  Be- 
völkerung. Zwar  die  Gotlien  und  die  N'andalen  hatten  bereits  ilie 
heilige  Schrift,  hatten  Messe  und  Predigt  auf  Golhisch  gehabt  (Papen- 
cordt,  Gesch.  der  vandal.  Herrschaft  in  Africa  295).  aber  sie  waren 
Arianer :  um  so  weniger  mochte  Rom,  da  unter  seiner  Leitung  nun 
auch  die  übrigen  germanischen  Völker  bekehrt  wurden,  deren  Sprache 
ebenfalls  iu  der  Kirche  dulden:  halten  doch  selbst  die  Apostel  der 
(estlich  abgelegenen  Slaven.  Cyrillns  und  Methodius.  im  neunten  Jahr- 
huu<lort  die  grcesle  Mühe  in  Rom  es  durchzusetzen,  dals  man  in  ihren 


PUEDIGT  EIN  BISCHOFSRECHT.  311 

Kirchen  die  ylavische  Sprache  duldete  (Neanders  Gesch.  der  ehrisll. 
Keligiou  und  Kirche  4,63  fg.)-  Dazu  kam  nun  jene  Unkunde  des 
Deutschen  auf  Seite  der  Bekehrer,  während  Lateinisch  alle  konnten. 
So  denn  ward  nun  auch  in  Ländern,  aus  denen  vor  Jahrhunderten  schon 
die  Kriegsiheere  Roms  halten  zurückweichen  mülsen.  die  Kirche  r(P- 
misch,  Bibel  und  Messe  lateinisch  und  lateinisch  alsbald  auch  die  Prv.- 
(ligt,  die  ja  ihren  Stotf  aus  der  Bibel  schöpfte  luid  sich  in  die  Messe 
nur  als  ein  Glied  derselben  einreihte.  Sobald  di-r  Glaube  sicher,  die 
Kirche  festgestellt  war,  auch  die  Predigt:  Glauben  und  Vaterunser 
wurden  zwar  immer  noch  auf  Deutsch  vorgetragen  und  erklärt  und 
ebenso  die  Beichte  mit  einer  Ansprache  auf  Deutsch  begleitet :  war 
aber  kein  Anlafs  zu  solch  einem  Vortrage,  so  sprach  der  Priestf  r 
eine  lateinische  Predigt:  es  bestand  mithin  kein  wesentlicher  Unter- 
si'hied  mehr  zwischen  dem  Gottesdienste  den  man  in  Klcestern  und 
dem  welchen  man  in  Pfarrkirchen  begieng,  und  doch  hiefsen  de 
letztem  in  der  Sprache  jener  Zeit  Leutkirchen,  d.  i.  Volkskirchen,  wie 
die  Pfarrgeistlichen  Leutpriester,  d.  i.  Volkspriester.")  Ja  genau  und 
streng  genommen,  kann  man  nicht  einmal  sagen,  es  seien  von  den 
Priestern  lateinische  Predigten  gesprochen  worden,  was  immer  noch 
■  als  eine  gute  Vorübung  auf  etwanige  deutsche  und  auf  die  Beicht-  unil 
Catechismusreden  hätte  dienen  können:  sondern  fund  hiemit  kommen 
wir  auf  einen  ferneren  und  wohl  den  erheblichsten  ('beistand)  kraft 
eines  Missbrauches  der  durch  die  Anmafsung  der  Bischoefe  und  die 
Tra?gheit  der  niedern  Geistlichen  eingerii'sen  war,  durften  die  letzteren 
überhaupt  nicht  eigentlich  und  nicht  selber  predigen;  indem  man  eine 
kkpslerliche  Übung*""")  auch  in  die  Leutkirchen  übertrug,  war  ihnen 
nur  gestattet  fremde  ältere  lateinische  Homiiien  lateinisch  vorzulesen 
oder  herzusagen,  und  somit  der  gra'fsere  und  grade  derjenige  Theil 
der  Geistlichkeit,  der  dem  Volke  ta'glich  und  am  unmittelbarsten  nahe 
trat,  einer  der  wichtigsten  Mühwaltungen  seines  Amtes  überhoben  und 
beraubt:  die  Befugniss  eigener  selbständiger  Predigt  hatten  sich  die 
Bischipfe  vorbehalten,  deren  es  doch  in  jedem  Gaue  nur  Einen  gab, 
und  die  mehr  nur  in  Beziehungen  zu  der  ihnen  untergebenen  niede- 
ren Geistlichkeit  standen  als  zu  den  Gemeinden  der  Laien.     Und  wie 


^';  Uiit  s.  V.  a.  Volli:  Hulprief(er  im  MiUellioctid.  wie  laf.  plebanus;  mit  liul- 
chilchu  giebt  NoUier  Ps.  34, 18  das  tat.  eccleßa  wieder,  und  noch  ist  Leiil- 
kirch  oder  Leutkirchen  ein  öfters  vorkommender  Ortsname. 
)  Codices  aalem  leganlur  in  vigiliis  lam  veteris  teßamenti  quam  luici  dicina- 
aiiciorilatis,  fed  el  f.ipofitinnea  corum  (fuce  ti  nominatis  ddrlnnitn  mllin- 
do.ii.1  culhnlivis  pulribns  facke  fiittl .  Beiied.  Regel  9. 


B12  KARL  DER  GROSSE. 

machten  bald  auch  die  Bischnpfe  sich  das  Predigen  bequem !  Nach  Ab- 
lesung des  dem  Tage  zufallenden  Bibelabschnittes  aus  dem  Lectiona- 
lium  lasen  auch  sie  nur  eine  ältere  lateinische  Homilie  darüber  und 
lügten  etwa  hie  und  da  eine  umschreibende  Erklärung  bei:  das  hieis 
daini  prtpdicare.  So  gieng  noch  vor  Ablauf  des  achten  Jahrhunderts 
der  ganze  Gottesdienst  in  lodtes  Lateinisch  auf,  insofern  auch  ein 
lodles,  als  nur  die  Wenigsten  der  einheimischen  Geistlichen  selber  es 
vrrslanden  und  sich  diejenige  Bildung  anzueignen  suchten,  zu  welcher 
ihnen  damit  der  Zugang  eröffnet  war.  Denn,  um  endlich  noch  auf 
einen  Umstand  hinzuweisen,  w^elcher  die  deutsche  und  überhaupt  alle 
Predigt  wiederum  aurücksinken  liefs,  die  gesammte  Weltgeistlichkeil 
mit  seltensten  Ausnahmen  und  in  ihrer  Mehrheit  selbst  die  Mönche 
blieben  den  Wissenschaften  fern,  ja  entbehrten  oft  ihrer  ersten  An- 
funge.  Mufste  doch  (ich  darf  bei  einer  so  bekannten  Thatsache  mich 
auf  Ein  treffendes  Zeugniss  beschranken  das  hier  nahe  liegt)  noch  im 
Jahre  802  Karl  der  Grolse  eine  allgemeine  Prüfung  anbefehlen,  ob  die 
Priester  es  auch  verstünden  in  dem  Formular  dei-  Seelmessen  »lie 
männliche  und  die  singularische  Form  der  Worte  je  nach  Erforderniss 
gegen  die  weibliche  oder  pluralische  umzutauschen  (Perlz.  Mon 
Germ.  bist.  3,  106).  Was  mögen  da  diese  Leute  gelegentlich  auch 
aus  den  fremden  Houiilien  gemacht  haben,  deren  Verlesung  die  Kirchen- 
ordnung ihnen  auferlegte! 

Wie  diesen  einen  bezeichnenden  Zug,  so  lernen  wir  all  die  so 
eben  Norgeführten  Tbelstände  hauptsächlich  aus  den  Verfügungen 
kennen  welche  Karl  der  Grolse  dagegen  traf.  Man  weifs,  wie  viel 
dieser  Ka-nig  auch  für  das  Christenlhum  und  die  Kirche  seines  Reiches 
gethan,  din-ch  die  h(eliere  Würde  und  Weihe  die  er  dem  Gottesdienste 
verlieh,  durch  die  sircngerc  Sitlcnzucht  die  er  auch  unter  den  Geist- 
lichen herstellte,  durch  die  gelehrte  Bildung  die  er  von  denselben 
forderte  und  zugleich  durch  geeignete  Einrichtungen  ihnen  ma'glich 
machte.  Und  so  nahm  er  sich  denn  nach  dem  bisherigen  Prediglun- 
wesen  auch  des  Predigtwesens  an  und  zwar  so.  dafs  man  deutlich 
sieht,  er  ei  kannte  in  der  Predigt  und  selbst  in  der  blolscn  dürftigen 
Catechisnmsrede  doch  den  eigentlichen  Mittelpunkt  eines  fruchtbaren 
Gemeiudegottesdienstes.  Freilich  Alles  auf  einmal  konnte  selbst  der 
gewallige  und  gewallig  durchgreifende  Karl  nicht  befsern.  Wir  haben 
einen  Brief  Alcnins,  worin  dieser  dem  befreundeten  Koenige  sehie  Be- 
denken vorlra^gt  gegen  die  Aussclilielsung  der  Priester  von  dem  Recht 
und  der  Pllichl  iWs  Predigens:  E|i.  124  Audio  per  erclefias  Citri fti 
quatnliiin  ri>tijiieliidiin'iii  iiini  j'ttlis  ItnidahUem,,  quam  reftra  auttorilus 


KARL  DER  GROSSE.  B13 

facile  emendare  poteft,  fi  tarnen  vera  eft  opinio  et  non  magis  falfa 
excufatio,  vt  qvod  farere  non  volunt  prefbyteri  fuis  injiciant  epi- 
fcopis.  iS'am  dirunt  ah  epifcopis  interdictum  effe  prefbyferis  ei 
(liaconis  prtedicare  in  ecclefüs.  —  Dicnnt  enim  in  quibns  canonibus 
interdicttim  fit  prefbyteris  prcedicare?  —  Quare  in  ecclefüs  üb  ique 
ab  omni  ordine  clericorvm  homilicB  legunlur?  Quid  eft  homilia  nifi 
prcedicatio?  Mirum  eft  quod  legere  licet,  et  interpretari  non  licet, 
ut  ab  Omnibus  intelligantur.  Dennoch  ist  in  diesem  Sinne  kaum 
Eine  WM-orcinnng  des  Kffnio-s  erfolgt :  solche  genug,  wie  wir  gesehen 
haben  (S.  299),  die  den  Priestern  hlofs  die  Catechismusreden  anem- 
plehlen.  Auf  Vortr^pge  der  Priester,  wie  jene  den  Bischcefen  vorbe- 
halfenen.  auf  Verdeutschung  und  Erkla?rung  also  der  verlesenen  latei- 
nischen Homilien.  laefsl  sich  nur  ein  einziges  königliches  Gebot  vom 
Jahre  802  beziehen,  das  in  dreifacher  Fafsung  vorliegt :  Prceceptvm 
eft  —  nnnmqueinque  examinare  —  orationem  dominicain  qttomodo 
intellegant,  et  ipfam  orationem  rel  fymboli  fenfnm  pleniter  difcant, 
et  fihimetipfis  fciant  et  aliis  itifinuarc  prceimleant.  Uf  cannnes  et 
librum  paff  oralem  (vgl.  S.  307  u.  318) //^rwo/i  et  homclias  ad  erudi- 
(ionem  popidi  diebus  fingulis  fefticitatum  congruentes  difcant  (Capi- 
Inlare  generale  cp.  10.  11.  Pertz  3,  106);  Homelias  orthodoxorum 
patrum  quomodo  intcllegitis  cel  alias  inftrucre  fcitis  (Capitula  exa- 
minationis  generalis  cp.  6.  Pertz  107);  Omelias  dominicis  diebus  et 
folemnitatibus  dierum  ad  prcedicandum  (Capitula  de  doclrina  cleri- 
cornm  cp.  12.  Pertz  108);  nfpchstdeni  ein  Beschlufs  der  Mainzer 
Ivirchenversamndung  von  813  dafs  wenn  ein  Bischof  an  Sonn-  oder 
Festtagen  verhindert  sei.  doch  für  die  Predigt  jemand  anderer  d.  h. 
ein  Priester  ihn  vertreten  solle :  can.  25  Si  forte  epifcopus  non  fuerit 
in  domo  fna,  anl  inftrmus  eft,  aut  alia  aliqna  causa  exigente  non 
caluerit,  nunqiiam  tarnen  de  fit  diebus  dominicis  aut  feftivitatibus 
qui  verbum  dei  prcedicare  juxta  quod  intclligere  mdgus  poffil 
(Harlzheim,  Concil.  German.  1,  410).  Da  braucht  man  sich  auch 
nicht  zu  wundern  dafs  es  im  Frankenreicli  Geistliche  gab  denen 
nicht  einmal  die  Bibel  bekannt  war :  wirklich  konnte  Theodulf  Bischof 
von  Orleans  die  Pfarrer  seines  Sjjrengels  in,  solcher  Art  zum  Unter- 
richte der  Gemeinden  anmahnen,  dafs  die  von  ihnen,  welche  die  heil. 
Schrift  verstünden,  diese  erkla^ren,  welche  sie  aber  nicht  kennten, 
sonst  den  Laien  vortragen  sollten  was  sie  das  Gute  thun  und  das 
B(jese  meiden  lehre  (Capitulare  ad  sacerdotes  cp.  28  bei  Harduin, 
Concil.  3,  918).  Mit  den  Priestern  also  liefs  es  Karl  im  (Ganzen  noch 
beim  Bisherigen  bewenden,  und  wenn  sie  gleichwohl  mit  dem  weiteren 
Altd.  Predigten.  21 


314  HOMILIARIEN. 

Verlaulc  der  Zeil  in  ilir  ursprüngliches  Recht  wieder  einyelrelcn  iiinl 
wiederum  iuuli  die  Prediger  ihrer  Gemeinden  geworden  sind.  si>  l'dlgleii 
sie  damit  nur,  willig  oder  unwillig,  dem  allgemeineren  Vm-  und  Auf- 
schwuiiiTO  den  überhaupt  die  Folgezeit  bringen  sollte.  Dagegen  mit 
den  Bischoefen  liefs  es  Karl  nicht  so  bei  der  bisherigen  Anden  Übung : 
von  ihnen  durfte  der  Koenig  mehr  verlangen,  und  zugleich  wohl  er- 
wartete er.  dals  so  wie  sie  sidber  Herberes  leisteten,  sie  nach  und 
na(;h  auch  die  IMarrgeistliclien  nach  sich  ziehen  und  gerne  die  Hand 
zu  deren  Hebung  bieten  würden.  Mochten  sie  nun  auch  die  Art  M)n 
Predigten  die  sie  sich  vorbehielten  nicht  grade  mit  Eifer  id)en.  oder 
mochte  es  ihnen  wirklich  zuweilen  an  Stofl"  für  diefs  Predigtlesen  ge- 
brechen, genug,  Karl  der  Grofse  liefs  schon  im  Jahr  782  durch  den 
gelehrten  Langobarden  Paulus  Diaconus  eine  Sammlung  von  lateinischen 
Predigten  (traclahis  atqiie  fcrmones)  auf  alle  Sonn-  und  Festtage 
fertigen  ■••')  und  stellte  sie  dann  mit  einen»  empfehlenden  l{undschreib<'ii 
den  Bischoefen  des  Reiches  zum  Gebrauche  zu  (Pertz  3,  44  fg.).  W'w 
haben  diefs  Homiliarium  noch,  handschriftlich  und  auch  mehrfach  ge- 
druckt; nur  wird  da  fehlerhalter  Weise  als  Samnüer  desselben  Alcuin 
genannt  (vgl.  Baehrs  Gesch.  derRoen».  Lit.,  Supplem.  1,  158.  3,  335  fg.). 
Es  enthalt  an  200  Predigten  all  der  berühmtesten  Vseter  beider  Kir- 
chen, die  griechischen  natürlich  in  Latein  übersetzt :  ähnliche  ältere 
Sannnlungen,  wie  jene  die  dem  heil.  Burkhard,  Bischöfe  von  ^^'ürz- 
burg,  zugeschrieben  wird  (Eckharl,  Franc.  Orient.  1,  837 — 846),  waren 
um  vieles  ärmer  und  von  nicht  so  mannigfachem  und  so  oedidiuMem 
Inhalte  gewesen;  andre  von  Rhabauus  Maurus  und  Haimo  von  llalber- 
sladt  folgten  nun  alsbald  nach.  Das  Honnliarium  von  782  und  Karls 
Einführungschreiben  dazu  liefsen  noch  die  bisherige  Prediglart  der 
Bischoefe  gelten  und  wiesen  nur  auf  eine  treuere  Pflichterfidlung  inner- 
halb der  damit  gezogenen  Schranke  hin :  den  grofsen  Schritt,  der 
über  diese  Schranke  hinausführen  sollte,  der  nur  leider  dem  KdMiige 
nicht  g(!bidn-eml  nachgethan  ward,  wagte  Karl  erst  am  Hlnde  seines 
Lebens:  da,  im  Jahre  818.  ward  durch  ihn  selbst  und  durch  die 
Kirchenversammlungen  von  Rheiuis  inul  i\lainz  den  Bisclioefen  auferlegt 
die  Homilien  die  sie  bisjier  nur  lateinisch  vorgelesen  in  der  Sprache 
des  Volkes  vorzutragen  oder  vortragen  zu  lafsen :  De  officio  prwdi- 
vationis,  ut  juxta  quod  intellegere  riilgiis  pussit  assidue  ftal  (("apit. 
Aquisgran.  14.  Perlz  3,  190);  ut  epifcopi  fcrmones  et  homilias 
fanctormnpatrum,  prout  omnes  intelligerc  poffint,  feciindum  proprir- 
tatem  linguce  prcedicare  studeant  (Conc.  Rem.  can.  15.  Labbei  Concil. 


'')  (S.  hieriil.er  Uaiiiv.-,  Tluol.   .SHi.l.   ii.   ivril.   1855,  382-39G.J 


GEBOT  VERDEUTSCHTER  PREDIGT.  315 

7,  1256);  nunquam  de  fit  diebus  dominicis  auf  feflinitatibus  qiii 
verbnm  dei  prwdicare  juxta  qvod  int  elligere  culgiis  poffit  (Conc. 
Moofunt.  can.  25.  Hartzhciin.  Concil.  Germ.  1.  410):  und  im  gleichen 
.Iniire  oab  eine  drille  Synode,  die  zu  Tours,  dem  Gebole  noch  die 
bestimmtere  Fiifsung-,  die  Homilien  s(dlten  je  nach  UnivStänden  entweder 
in  die  romanische  oder  in  die  deutsche  Sprache  übersetzt  werden :  ul 
easdem  homilias  quisque  (e|)irco|)us)  aperte  transferre  ftudeat  in 
rufiicam  romanam  linguam  aut  iheodifcum,  quo  facilius  cuncti 
poffint  int  elligere  quce  dicantur  (can.  17.  Labbeus  7.  1263).  Diese 
letzte  Verordiinnor,  welche  ausdrücklich  auch  die  beiden  Volkssprachen 
nennt,  ward  um  ein  Mensclienaller  spater,  im  Jahre  847.  w«n'llich 
wiederholt  von  der  Kirchenversammlung  zu  xMainz.  welcher  Rhabanus 
Maurus  vorsals  (can.  2.  Hartzheim  2,  154).  Deutsche  Übersetzung-, 
deutsche  Erkhrrung  der  Homilien :  demselben  Krenige  also,  der  die 
erste  deutsche  Grammatik  verfalsl.  der  schon  die  alten  Heldenlieder 
des  Volkes  gesannnelt  hat  (Einhardi  Vita  Karoli  29),  und  demselben 
obersten  Bischöfe  der  Deutschen,  der  zugleich  recht  eigentlich  der 
erste  deutsche  Theologe  war  (er  connnentierte  seinen  Schülern  die 
heilige  Schrift  ni  der  Sprache  der  Heimat :  vgl.  Holfmanns  Althochd. 
Glossen  IV  tgg.  Rud.  v.  Raumer  a.  a.  0.  82  fgii.'),  Karl  dem  Grofsen 
und  mit  ihm  dem  Bischöfe  Hraban  sollten  wir  auch  eine  neue,  zweite 
(Grundlegung  der  deutschen  Predigt  verdanken. 

Aber  die  Grannnalik  und  das  Liederbuch  Karls  des  Grofsen  sind 
verloren  gegangen  und  ebenso  bis  auf  einzelne  verwehte  Spuren  der 
Bibelconunenlar  des  Rhabanus  Maurus :  auch  von  den  deutschen  Pre- 
digten die  sie  eingeführt  oder  verlangt  haben  besitzen  wir  keine 
mehr,  und  doch  inülslen  sie,  falls  man  sie  der  Aufzeichnung  wert!« 
gehallen  hätte,  zahlreich  und  an  vielen  Orten  vorhanden  sein.  Man 
würdigle  sie  also  nicht  der  schriftlichen  Aufbewahrung,  oder  vielmehr, 
es  war  nicht  viel  zum  Aufbewahren  da ;  man  befolgte  das  Gebot  nicht 
so,  wie  Karl  es  erwartete:  sonst  hatte  sich  Rhabanus  Maurus  niclil 
veranlafst  gefunden  im  Jahr  847  ganz  dasselbe  noch  einmal  zu  ver- 
ordnen was  schon  im  Jahr  813  verordnet  war.  Die  Lässigkeit  der 
Bischoefe  dauerte  wenig  oder  gar  nicht  gebefserl  auch  im  neunten,  sie 
dauerte  auch  noch  im  zehnten  Jahrhundert  fort ;  an  Handschriften 
lateinischer  Predigten  ist  aus  dieser  Zeit  kein  Mangel,  und  auch  an 
deutschen  Calechismusreden  fehlt  es  aus  derselben  nicht,  an  deutschen 
Predigten  aber  fehlt  es  so  gut  als  gänzlich.  *) 

■-")  [Eine  Spur  von  solchen  findet  sich  in  einem  Biichcrverzeichniss  des  zehn- 
ten Jiihrhunderl."*  aus  S.  Enimerani  zu  Kegensburg,  das  fermones  ad  pn- 
piduin  li'iiliinire  erwälnd,     S.  Naumunns  Seiii|)euni   1841,  S.  261. J 


316  SACHSEN.     BERNOLD. 

So  jedoch  mir.  wenn  wir  den  Ausdruck  Deutsch  in  seinem  eniicren 
Sinne  nehmen,  wo  es  wie  jetzt  so  viel  als  Hochdeutsch  ist.  Oeini 
bei  den  Sachsen,  wie  deren  Littt'ratnr  schon  IVidizeitig  und  der  hoch- 
deutschen Aveit  Noraneilend  in  (Jelialt  und  Form  (he  prosaische  Hich- 
lung  eingeschlagen,  wie  man  da  schon  uiri  die  Jahre  900  und  lOOO 
die  Einkünfte  o-eistlicher  Stille  frei  in  der  Prosasjirache  der  Heimal 
verzeichnet  hat  *").  bei  den  Sachsen  linden  wir.  damit  ganz  zusammen- 
stimmend, schon  im  neunten  und  um  den  Beginn  des  zehnten  Jaln- 
hunderts  einige  Beweise  dals  sie  geneigter,  sie  bcfser  bcf'aehigt  ge- 
wesen seien,  in  eben  dieser  Spraclie  auch  zu  predigen.  Je  gewalt- 
samer dieses  Volk  war  bekehrt  worden,  desto  tiefer  in  sein  Mark 
(das  zeigt  uns  seine  ganze  Geschichte  im  neunten  und  zehnten  Jahr- 
hundert) gieng  die  religioese  Erschütterung,  desto  gro'fser  und  leben- 
diger war  nun  sein  Eifer  für  den  neuen  Glauben.  Jener  Bernold,  bis 
zum  Jahre  840  Bischof  von  Strafsburg,  (h'ii  ein  gleichzeitiger  Dichter 
ausdrücklich  deshalb  rühmt,  dafs  er  seinem  Volke  die  heilige  SchriH 
in  der  harbara  lingua  predigend  deute*^').  war  von  Herkunft  ein  Sachse, 
und  es  ist  eine  Handschrift  des  westftelischen  Krauenstiftes  Essen,  in 
welcher  um  das  Jahr  900  die  Homilien  Gregors  des  Grofsen  sichtlich 
zu  dem  Zwecke  mit  sächsischen  Glossen  sind  begleitet  worden,  dals 
damit  dem  übersetzenden  Vortrag  auf  der  Kanzel  sollte  nachgeholfen 
sein  (Lacond)lels  Archiv  für  die  Geschichte  Ai'i^  Niederrheins  1.  1,  9). 
Noch  mehr :  die  gleiche  Handschrift  gewählt  eine  ganz  in  der  Sprache 
des  Landes  abgefafste  Predigt  für  das  Allerheiligenfest.  Sie  ist  das 
älteste  Denkmal  der  Art  welches  Deutschland  keimt,  und  so  wird  es 
nicht  unangemefsen  sein  dasselbe  hier  auch  mitzutheilen  (Lacomblel  a. 
a.  0.  11  fg.  Mülleiih.  u.  Scherer  Nr.  LXX.  Heyne  Nr.  V).  ■■  •'" 

'")  Die    Hlssencr   HeI)eroiIe   in    I.iicomblcls   Archiv    f.  d.  (ieschiclite   des  Nieder- 
rlieins  1,  1,  12  fg.  und  die  von  Freclientiorst  in  Dorows  DenliniaMern    idler 
Sprache  und  Kunst  1,  2.     [Jetzt  bei  Heyne,  Itleinere  «nttniederd.  Denitm.  Nr. 
IV  u.  VI.] 
"")  Barbara  Ungua  fibi  fcripliirw  ncicia  lacrtp, 

IS'i  find  ayUcüds  infiniiofiix  ri. 
Hie  populo  nnln  fcripluras  fraiigere  ccrbo 

Cerlat  el  affiduo  vomcrc  corda  lerit. 
Ernioldus  Nigeilus  in  Pertzens  Monuin.  Germ.  hisl.  2,  519.  An  eine  Bibel- 
übersetzung «iiirf  diil)ei  niclit  gedaclit  werden  :  das  Brolbreclien  ist  aucli  ander- 
weitig ein  Bild  für  die  blolsc  Erlilii-rung,  nicht  die  Übersetzung  der  Scliril'l 
(z.  B.  Oll'r.  3,  7,  50  fgg.J,  und  die  biblische  Vergleichung  der  Predigt  mit 
dem  Werke  des  Ackermannes  war  so  geläufig,  dafs  ein  Prediger  auf  Lateinisch 
fpcrmologus  oder  feminiverbius  hiefs  (s.  du  Cange),  ohne  den  tadelnden 
Sinn  den  <lie  leiden   Worte   ursprünglich  (.Act.  Aposl.  17,  18j  haben. 


PREDIGT  VOM  PANTHEON.  317 

Vui  lefcd  tho  fanchts  bonifacins  pauos  an  roma  uuas.  Ihat  he 
bedi  thena  kiefur  aduocalum.  that  he  imo  an  romo  en  hns  gefi.  that 
tkia  liiidi  uuiton  pantheon  heton.  wan  thar  nnorthon  alla  afgoda 
inna  begangana.  So  he  it  imo  tho  iegiuan  hadda.  fo  fvteda  he  il 
an  ufes  drohlines  era.  ende  vfero  fruon  sancte  marinn.  endi  allero  5 
criftes  martiro.  le  thiu  alfo  thar  er  inna  begangan  miarth  thiu 
inenigi  fhero  diuuilo.  that  thar  nu  inna  begangan  mtertha  thiu 
gehugd  allero  godes  heUgono.  He  gibod  tho  that  al  that  folk  thes 
dages  alfo  the  kalend  nouember  an  ftendit  te  kerikön  quami.  endi 
alfo  that  gödlika  thianuft  thar  al  gedon  was.  fo  loither  gewarf  \0 
nianno  geioilik  fra  endi  blithi  te  hns.  Endi  thanana  fo  timrth  ge- 
woHohed  that  man  hödigo  ahter  allero  thero  waroldi  beged  thia 
gehugd  allero  godes  heligono.  te  thiu  fo  miat  fo  vui  an  allemo 
themo  gera  uergomelofon  that  loi  it  al  hödigo  gefullon.  endi  that 
vui  thur  thero  heligono  gethingi  bekuman  te  themo  ewigon  liua.  15 
helpandemo  ufemo  drohtine. 

Die  Erzählung  wie  der  heilige  Pabst  Bonifacins  von  Kaiser  Phocas 
(aus  (lein  hier  durch  Mitehmiischuno-  eines  bekannten  Titels  der  spgp- 
leren  Kaiser  ein  Kaiser  Aduocatus  wird)  das  Pantheon  erbeten  und 
diesen  Tempel  aller  Götter  nun  allen  Heiligen  geweiht  habe,  war  seit 
Beda.  in  dessen  Martyrologium  sie  zuerst  und  zweimal  vorkommt 
(Opp.  ed.  Basil.  1561.  3,  415.  464),  das  ganze  Mittelalter  hindurch 
eine  der  beliebtesten  und  häufigst  vorgetragenen  (Massmanns  Eraclius 
S.  475  fg.):  der  Sachse  des  zehnten  Jahrhunderts  mochte  sie  aus 
der  Vorrede  zu  Reginos  Chronicon  (Pertz,  Mon.  Germ.  hist.  1,550) 
schöpfen.*)  Als  Legende  des  Allerheiligentages  kehrt  sie  öfters  auch 
in  Predigten  wieder :  eine  mittelhochdeutsche,  deren  Bericht  sich  naeher 
an  die  Mirabilia  Romse  oder  ein  dem  ahnliches  Werk  anschliefst,  in 
unsrer  Sannnlung  Nr.  XXXV.*'")  Und  auch  obiges  Stück  ist,  wie  der 
Schlufs  ganz  deutlich  zeigt*"**),  eben  nichts  als  eine  Predigt  d.  h. 
ein  Vortrag  vor  der  versammelten  Kirchgemeinde.  Allerdings  nur 
erzählend  und  von  sfcrino-em  Umfang-e,  ofleich  den  Predifflen  des  heil. 
Bonifacins  (oben  S.  309)  und  noch  manchen  spseteren.     So  ward  der 

2  romoj  o  i)ezeicliiiet  liier  und  nacliiiei'  lieinen  Diplilhongen,   sondern    nur   die  Un- 
enfscliiedenlieit  des  Schreibers  zwisclien  den  Lauten  o  und  w. 

■-)  [Er  tiat  sie  aus  Bedas  Homilie  auf  Atlerheiligen  übersetzt:    s.  dessen  Werke 
Basil.  1561.  7,  211.] 
"""")  Mit  der  azibyle  XXXV,  35  ist  Cybele  gemeint. 

••"■")  Z.    16     helpandemo     ufemo    drolUine    wie    preslanle     domino    noflrn 
XXXVII,  26. 


318  HINDERNISSE  DEUTStHEK  rREDUJT. 

Gollrsdinist  nirhl  ühtM-iiia^fsiir  aiisfrcMlchnt.  iiiul  man  rrwics  sich  iiacli- 
ffiehiii  gcüfeii  die  BiMlürfiiissi'  und  Gcwohiihcilen  des  Laieiivolkes : 
solch  eine  PrcdiiTt  war  nfleichsaiii  nur  die  Prosaüberselznno  eines 
episrhen  Volksgesanges.  Letzlere  [dlegen  damit  zu  beirinnen,  dals 
sie  auf  die  Autorilspt  der  Ueberlieferung  sieh  berufen,  z.  B.  das  Hilde- 
brandslied Ik  (jiharta  dhat  ser/gen,  der  Leich  von  Christus  und  der 
Samarilerinn  Lesen  tn7\-  chvn  so  nun  auch  der  sächsische  Prediger 
Viti  lesed. 

Für  die  Sachsen  also  des  neunten  und  des  zehnten  .lahrhunderls 
Beweise  und  sogar  ein  noch  erhaltenes  Beispiel  von  Prediul  in  der 
Landessj)rache.  Indessen  sind  das  nur  vereinzelte  Ausnahmen,  und 
jedesfalls  liegen  sie  ausserhalb  des  Gebietes  das  unsre  Darstellung 
hier  beschbvgt,  aulsorhalb  des  Entwickelungsganges  der  hochdeutschen 
Lilleralur  und  Predigt.  In  diesem  aber  woher  nun  solch  ein  Zoegern 
und  Versäumen  und  solcher  Mangel?  Man  hatte  doch  bereits  im  achten 
Jahrhundert  angefangen  die  deutsche  Sprache  in  den  Dienst  der  Kirche, 
des  Christenlhuuis,  der  Gelehrsamkeit  zu  geben,  und  das  neunte  schritt 
auf  den  erölfneten  Wegen  geschäftig  fort;*)  man  glossierte  aulser 
den  beliebten  Classikern  mit  besondrem  Fleifse  die  heilige  Schrift  uiul 
andre  Schriflcn  dci-  Kirche,  auch  Prediglsanunlungen  wie  namentlich 
die  Gregorianische  (Raumer  111).  und  ebenso  jenes  Lehrbuch  der 
Predigt  uiul  der  Seelsorge,  den  Liber  pastitralis  des  Gregorius  (oben 
S.  307  u.  313):  Räumer  109  fg.  verzeichnet  davon  nicht  weniger  als 
17  solcher  Handschriften;  ja  man  unternahm  neben  mancherlei  anderen 
Ueberselzungswerken  wiederholendlich  auch  die  Verdeutschung  biblischer 
Bücher,  des  Evangelium  Matlh<Ti  im  achten,  der  Evangelienharmonie 
des  Aunnonius  im  neunten  Jahrhundert,  l'bersehcn  wir  aber  nicht 
für  wen  und  für  welche  Zwecke  zunaechst  man  all  dergleichen  Ar- 
beiten bestimmte.  Für  die  Geistlichen,  um  diese,  wenn  sie  aus  der 
Fremde  hergekonuncn  waren,  dii^  deutsche  Sprache,  wenn  sie  aber 
aus  Deutschland  selbst  gebürtig,  die  lateinische  verstehn  zu  lehren  ■."■'•■) 

*)  Icli  verweise  auf  die  reiclitialti(ie  und  wohlgeordnete  Übersiclit  der  LiUeraUir- 
deniuuH'icr  in  dein  Werke  Rud.  v.  Hauniers  über  den  Einflnfs  des  Ctiriülcn- 
tlunns  au!  diu  Aldiuclid.  Sprache. 
"  '**)  Auch  die  carmma  diverfa  ad  docenünm  llieolifcain  Unguavi,  die  sicli 
nacli  der  lirUanntcn  Stelle  eines  Keichenaiier  Calalogs  (Neugarl,  Epistopat. 
("onstanl.  1.  550)  eejren  die  Mitle  des  nennten  Jahrhumierl«  in  der  Horlisren 
niiilioliwk  befanden,  können  nur  liir  den  riitcrricbl  Fremder  l>estirninl  j;o- 
wesen  sein :  Deutsche  ihre  eigene  Sprache  zu  lehren,  daran  (lachte  man  um  h 
damals  nicht,  und  auch  die  (»ramnialik  Karls  des  (iroCsen  (S.  315;  h;it  diesci; 
Zweck  siclicrlich  nicht   «ehalj!. 


POESIE  DER  DEUTSCHEN.  319 

l.rtztcrtM-  Zweck  lag  iialiii-lioh  häufiger  vor:  ihm  dienten  besonders  die 
Glossen  und  die  Interliuearversioneu.  wie  der  Benedictinerregel  und 
der  Anihrosianischcn  Hymnen.  Selbst  die  Verdeutschungen  von  Isidors 
Tractat  de  Gentium  Vocatione,  der  76.  Predigt  des  heil.  Augustinus 
und  noch  einer  andern  Predigt,  welche  sich,  die  letztere  bis  auf  den 
Schlufs  verkürzt,  in  Monseeischen  Bruchstücken  zu  Wien  erhalten 
halxMi,  siiul  schwerlich  zu  Yortrfegen  in  der  Laiengemeinde  gebraucht 
woi-dcn :  dafür  wahren  sie  viel  zu  lang  gewesen ;  zudem  gehceren  sie 
dem  achten  Jahrhundert  an.  wo  die  verdeutschte  Homilie  noch  nicht 
geboten  war.  Sie  sollten  nur  die  Geistlichen  selbst  unterrichten,  der 
Tractat  de  Gentium  Vocatione  über  das  Verhältniss  zwischen  Chrislen- 
!hnm  und  Heidenthum.  die  Augustinische  Predigt  über  den  Vorrang 
des  Apostels  Petrus  und  somit  die  Obergewalt  der  spaeteren  Bischosfe 
Roms :  jener  folgt  zum  Behuf  der  noch  schwebenden  Bekehrungs- 
arbeit derselben  Richtung,  in  welcher  der  gleichzeitig  verdeutschte 
und  in  der  gleichen  Handschrift  mit  enthaltene  Isidorus  de  Nativitate 
Christi  liegt*);  diese  schliefst  sich  dem  Streben  des  heil.  Bonifacius 
an.  die  neubegründete  Kirche  Deutschlands  abhängig  zu  machen  von 
der  R(emischen  Mutterkirche. 

Deutsche  Übersetzungen  und  Glossare  für  die  Geistlichkeit  brachten 
aber  noch  nicht  mit  sich  dafs  diese  nun  auch  dem  Volke  mit  ver- 
deutschten Homilien  oder  gar  fnit  ursprünglich  deutschen  nseher  trat. 
Denn  hier  ist  wiederum  das  nicht  zu  übersehn,  und  jene  Geistlichen 
werden  es  selbst  am  besten  wahrgenommen  haben :  das  ganze  Geistes- 
leben und  die  ganze  Sprachgew öhinuig  des  Volkes  der  oberen  Lande 
waren  damals  noch  nicht  der  Boden  in  den  auf  solche  Weise  das 
Wort  Gottes  hätte  können  geptlanzt  werden :  die  Oberdeutschen  wenig- 
stens waren  jetzt  noch  uueingerichtet  für  Prosa  und  Didaxis :  von 
poetischem  Sinne  jezt  und  jederzeit  tiefer  als  die  Sachsen  erfüllt, 
standen  sie  noch  so  fest  mit  beiden  Füfsen  in  dem  Zeilalter  des  epi- 
schen Gesanges,  dafs  dieser  einstweilen  die  einzig  mögliche  Form 
einer  wirksamen  Mitlheilung  Avar.  Und  ihrer  sich  zu  bedienen  haben 
auch  die  Geistlichen  nicht  verschnifeht:  hochdeutsche  Predigten  sind 
aus  all  den  Jahrhunderten  bis  zum  Beginne  des  eilten  nicht  auf  uns 
gelangt,  wohl  aber  mehr    als    eine   hochdeutsche    Dichtung  geistlichen 


-)  Die  in  dem  Buch  de  Nativitate  eiUhaitene  Beweisfülirung  gegen  die  Ein- 
wendungen der  Juden  war  meist  aucti  gegenüber  den  tieidnisclien  Einwen- 
dungen zu  gebrauchen ;  beide  Isidorischen  Wcrlte  konnten  besonders  solchen 
Geistlichen  dienen,  die  narh  dem  R-.ilbe  Daniels  von  Winchester  (oben  S  308) 
sich  mit  den  Heiden  auf  dialectische  Erörterungen  einlai'sen  mochten. 


820  OTFKIKI).     ALFRED. 

Inhaltes  und  epischer  Fonii.  Die  hedeuleiulste  iiiul  iiiiirtirsendsle  der- 
selben, das  grolse  Evang-elienhiuii  Olfrieds  von  ^\'eil'senbllI•ü[.  hat  wenig 
volksmaefsiges,  es  ist  gelehrt  inui  mönchisch  durch  und  durch,  es  kann 
in  seiiuT  moralischen  Anwendung  und  allegorischen  Ausleginig  i\vs 
Stülles  eben  recht  deutlich  machen  wie  cnllremdet  dem  einfach  ge- 
sunden Sinn  des  Volkes  die  Anschauungs-  und  Darstellungsweisc  der 
Kirche  war,  und  doch  gab  Otfried  ihm  die  Liederform :  denn  er  wollte 
auf  das  Yolk  einwirken:  er  hatte  die  allegorische  Behandlung,  die 
zuerst  Origenes  aufgebracht,  grade  aus  älteren  Homileten  gelernt,  aus 
Augustinus  und  Gregorius  (5,  14.  25  fg.).  als  Presbyter  hat  er  wohl 
auch  selber  oft  gepredigt,  die  Gewöhiunig  daran  klingt  ganz  ver- 
nehudich  hervor,  wenn  er  einmal  einen  Abschnitt  (1.  7),  ebenwie  das 
in  Predigten  üblich  war,  mit  der  AuIForderung  zum  Gebete  schliefst, 
und  doch  gab  er  seinen  Lehren  und  Erzählungen  nicht  die  Predifrt- 
foriu,  sondern  die  des  ejjischen  Liedes :  deim  er  wollte  auf  das  Volk 
einwirken.  Schon  ein  und  zwei  Jahrhunderte  früher  hatten  Bonifacius 
und  Galhis  Predigten  von  durchaus  epischem  Inhalte  vorgetragen  (oben 
S.  308  fg.),  aber  nicht  in  dieser  e|»ischen  Form,  und  darum  nicht  so 
ganz  im  Sinne  des  Volkes,  als  vielleicht  ihre  Absicht   war. 

Die  Bemühungen  Karls  des  Grofsen  und  die  Erfolglosigkeit  der- 
selben die  bisher  geschildert  worden  finden  ihr  Gegenbild  an  dem. 
was  im  gleichen  Jahrhundert  ein  Geistesverwandter  Karls,  Alfred  der 
Grolse.  für  die  Kirche  und  die  Sprache  seines  Volkes  zu  thun  ver- 
suchte (Neanders  Gesch.  der  christl.  Religion  und  Kirche  4,  279-281). 
Auch  er  erkannte  die  Nothwendigkeit  den  chrisilichen  Glauben  und 
die  damit  verbundene  Bildung  den  Laien  naduT  zu  rücken  indem  die 
Sprache  der  Laien  zu  kirchlichem  umi  wifsenschaftlichem  Gebrauch 
erhoben  würde ;  unterstützt  von  Gelehrten  die  er  berief,  von  Schulen 
die  er  grimdete,  legte  er  noch  selber  Hand  aus  Werk  und  übersetzte 
irnt  Geist  und  Gewandtheit  manches  zweckdienliche  Buch  in  das  Angel- 
sächsische, z.  B.  auch  den  Liber  pastoralis.  Die  Deutschen  waren 
immer  nur  bis  zu  Glossieruiifjen  desselben  oehmgt  (oben  S.  318).  und 
so  macht  überhaupt  alles  was  Kcenig  Alfred  in  dieser  Richtung  unter- 
nomnum  viel  mehr  den  Eindruck  einer  ganzen  vollen  Schöpfung  als 
die  Bestrebungen  Karls.  Aber  nach  seinem  Tode  kam  auch  hier 
wiederum  der  Rückfall  thcils  in  die  Latinit.Tt.  tlieils  in  die  Barbarei, 
und  erst  einem  Ethelwold  von  WiiU'hester.  in  der  zweiten  Hälfte  des 
zehnten  Jahrhunderts,  ward  es  nupglich  die  verlorenen  Wege  neu 
anzubahnen ;  ihm  folgte  seil  dem  Beginn  des  clflen  mit  rüstigem  und 
segensreichem  Wirken  der  Minuh  Alfric,   ausgezeichnet  als  Gelehrter, 


ALDHELM.  321 

als  Scluiltiiaiin  imil  als  Predijacr  in  der  Sprache  des  Volkes.  Zwar 
jene  Nationalität  der  Kirche,  nach  welcher  AH'red  gestrebt  halte,  war 
einmal  verscher/J,  und  es  stellte  sich  der  angelsächsischen  Predii>l 
nach  nie  vor  dasselbe  HindtM-niss  entoeoen,  das  wir  zuletzt  in  Deutsch- 
larul  haben  kennen  lernen,  der  überniachtioe  Trieb  des  Volkes  zu 
epischem  Gesänge.  Aber  das  Hinderniss  war  hier  doch  geringer,  weil 
sich  die  Geistlichkeit  der  Angelsachsen  von  Anfang  an  weniger  schroll 
auch  gegen  das  weltliche  Volkslied  verhalten  hatte  als  die  der  Deutscheu, 
und  die  kluge  Milde  mit  der  sie  Nachsicht  und  Nachgiebigkeit  iil)le 
den  Gegensatz  immer  mehr  vermitteln  half.  Wir  haben  eine  angel- 
sächsische Predigt  zum  Gcdächtniss  des  heiligen  Bischofs  Cudhberht 
(Leo,  Ältsächs.  u.  Angelsächs.  Sprachjtroben  23-39),  welche  durch- 
weg erzählend  und  mit  gehäuften  AUitterationen  ausgeschmückt  isl. 
in  welcher  sogar  die  j)rosaische  Rede  wiederholendlich  vertauscht  wird 
gegen  ganze  lange  Reihen  regelmaefsig  gebauter  Verse.  Noch  zu- 
IrelFeuder  ist  ein  Zeugniss  schon  aus  dem  zweiten  Jahrhundert  vor 
Koenig  Alfred:  von  dem  heil,  Aldhelm  wird  berichtet  Nativce  quoque 
lingiiw  non  negligebat  carmina,  adeo  ut  tefte  libro  Elfredi  mala 
unquam  cetate  par  ei  fueril  qnisqvain  poefim  Anglicani  poffe  facere, 
cantum  componere,  eadem  appofite  vel  canere  vel  dicere.  Denique 
rommemorat  Elfredns  carmen  trioiale,  qund  adhuc  (d.  i.  1 1 25) 
vulgo  cantatur,  Äldhebmim  feciffe,  adjiciens  canfam  qua  probet 
ralionahililer  tantum  ^Hrum  his,  quce  indeantur  frivola,  inflituiffe 
populum  €0  tempore  feint  bar  bar  um,  parmn  divinis  fermonibus  inten- 
tiim,  [tat im  cantatis  miffis  dontum  curfitare  folitum.  Ideo  fanctnm 
rirum  fuper  ponteni  qni  rura  et  urbem  conti nuat  abeuntibus  fc 
oppofuiffe  obicem,  quafi  artem  cantandi  profeffum,  eo  plus  quam 
l'emel  facto  plebis  favorem.  et  concnrfum  emeritnm.  Hoc  commento 
fenfim  inter  ludicra  verbis  fcripturarum  infertis  cives  ad  fanitatem 
reduxiffe ;  qui  fi  fevere  et  cum  excomnmnicatione  agendmn  putaffet, 
profecto  lufiffet  operam,  profeciffet  nihil  (Mone  im  Anzeiger  für 
Kunde  der  leutschen  Vorzeit  6,  170  fg.  ans  der  Vita  S.  Aldhelmi 
cp.  2  bei  Mabillon,  Acta  Sanct.  Bened.  4,  1,  684).  Bei  solchem 
Verfahren  wird  es  begreiflich  wie  die  Litteratur  der  Angelsachsen 
nicht  arm  ist  an  homiletischer  Prosa,  ja  verglichen  mit  der  hoch- 
deutschen Litteratur  derselben  Zeit  sogar  einen  gewissen  Reichthum 
daran  besitzt. 

Kehren  wir  nach  Deutschland  zurück.  Die  deutsche  Predigt,  die 
gleich  nach  den  Zeiten  der  Bekehrung  wieder  veisiummt,  die  trotz 
den  hilfreichen  Anstrengungen  Karls  vor  der  lateinischen  Homilie  und 


322  ELFTES  .1  AHKHl'iNDEKT. 

flciii  Gcsanif  des  Volkes  zmiick(rc\viclieri  war,  und  fast  mir  auf  der 
niederen  Stufe  diM*  Calc^cliisMiiisrede  noeli  ein  ferneres  Dasein  fristete. 
in  deinselhen  .lahrhunderl.  wo  die  angelsäehsische  Predigt  zu  neuem 
Leben  erwaelile.  schwaiio  aucli  sie  mit  frischen  Kräften  sieh  empor 
mn  von  nun  an  niimnermehr  zu  sinken,  um  wenn  auch  hmgsam,  (h)eh 
\(>n  nun  an  ohne  Stoeken  einer  stacts  hoeheren  VollenduuLr  entgegen 
zu  gehn.  hn  elften  Jahrhundert,  also  erst  in  dem.  welches  das  halbe 
Jahrtausejid  der  althochdeutschen  Litteralur  beschliefst :  recht  zum 
Zeichen  dafs  diese  LitteralurpericMle  selbst  für  die  Predigt  noch  nicht 
berufen  war.  dafs  sie  nur  noch  den  Anfang  machen,  die  Weiterführung 
und  Ausbildung  aber  das  eigenthiunliche  Werk  der  na^chstfolgenden. 
der  mittelhochdeutschen,   sein  sollte. 

Es  wirkte  im  Verlauf  des  elften  Jahrhunderts  mancherlei  zusam- 
men nas  solch  eine  Wendung  zum  Befsern  nurglich.  ja  unausbleib- 
lich machte.  Der  Characler  der  ganzen  Litteratur  war  jezt  ein  andrer 
und  zwar  ^^esentlich  prosaischer  geworden:  eine  Äiulrung  die  vor- 
züglich an  das  Kloster  S.  Gallen  und  hier  au  den  Namen  Nolkers  1)1. 
des  Hauptes  einer  IhaMigen  und  fruchtbaren  Übersetzerschule,  geknüpft 
ersehehit.  Die  Form  der  Rede,  der  Predigt  war  somit  n?rher  gestellt. 
auch  der  entsprechende  Geist  und  (iehalt  bereitete  sich.  Der  ge- 
waltige Aufschwung  im  Gebiete  der  hoechsten  Wii'senschaflen  welcher 
das  zwölfte  Jahrhundert  welthistorisch  auszeichnet  beaann.  nicht  eben 
unscheinbar,  schon  widn'end  dv:^  elften  luid  l)erührte  da  schon  Deutsch- 
land. Es  bezeugt  das  Williram.  ein  Fuldischer  Mönch  .  in  dem  latei- 
nisch geschriebenen  Vorwort  seiner  Verdeutschung  und  Paraphras(; 
des  Hohen  Lietles :  Vmim  in  Franria  comperi  Lantfrancnin  nomine, 
antea  maximc  valentem  in  dialeclica,  nunc  ad  ecclefiaftira  fe  von- 
luliffe  ftudia  et  in  epißolis  Pauli  et  Pfalterio  multorum  fua  fublUi- 
fafc  r.raruiffe  inc/enid.  Ad  quem  audiendum  cum  multi  noftralum 
cnnfhiant,  fpero  quod  eins  exemplo  etiam.  in  noffris  prorinriis  ad 
midlnrum  ulilitatem  inänftrire  fnce  fructum  producant.  Hiezu  noch 
die  Aufreiiung  und  Erhebung  der  Gemiitlier  die  \on  den  vernu'hrteu 
Pilgerfahrten  nach  Jerusalem,  dami  von  der  Aullordernng  und  deji 
Rüstungen  zum  Krenzzuge  kam.  Damit  waren  der  Poesie*),  ztigleich 
aber  auch  der  rednerischen  Prosa  neue  lebensvolle  Stoffe  zugeführt : 
es  begannen  jezl  die  Kreuzpredigten. 


*)  £::o  Ichohiflicus,  rir  omni  ptpicnlid  cl  cloqucnlin  pra'dilus,  qui  hi  rnrlrm 
idiicir  (nadi  .ItTiisalcin  im  Jnhr  l()()5j  raiilüruain  de  inirnrnlix  Chrijli 
palria  liyigua  nnbilHer  cn>nptif}iil :  I,cl)en  Biscliof  Altniaiins  von  Pafsiiii  tiei 
l'ez, Script,  ri-r.  Anstr.  1,117.  j  Dii.'!  (Jcdiilil  sell)sl  Lei  Miillenli.  ii.  Sei).  Nr  X\XI.| 


IVOTKERS  PSAF.iMEN.  32H 

In  S.  GhIIcm  selbst  und  an  (Irr  (jivnzc  des  zelnilcn  nnd  rlfliu 
.lahrhiniderls.  auf  welche  Notkers  ThaMigkeil  fällt,  konnte  sieh  die 
vollere  Wirkung  all  dieser  Umstände  freilich  noch  nicht  zeigen.  Wir 
haben  sogar  in  einer  S.  (jallisclien  Handschvifl  dieser  Zeit  noch  ein 
recht  schlagendes  Beispiel  von  der  kirchlichen  Missachtnng  der  Laien  : 
nach  einer  deutschen  Beichtrede,  die  auch  nur  ans  dem  Lateinischen 
übersetzt  ist,  eine  nnid)ersetzte  lateinische  Predigt  (Hattenier  1,  328). 
Aber  gleich  daneben  stellt  sich  zu  einer  fast  noch  mehr  als  billigen 
Vergütung  das  Hauptwerk  Notkers,  die  Übersetzung  und  Erkla^-ung 
der  Psalmen.  Denn  diese  war  nicht  gleich  anderen  Büchern  nur  l'tn- 
das  stille  Lesen  bestimmt,  sondern  wie  S.  Augustinus  über  die  Psal- 
men gepredigt  hat  (vgl.  noch  bei  Notker  den  Eingang  des  llSten). 
so  hat  auch  Notker  seine  Verdeutschungen  theils  vielleicht  als  Tisch- 
reden, Iheils  und  gewiss  beim  Gottesdienst  in  der  IClosterkirche  vor- 
getragen. Nach  Beendigung  des  88.  Psalmes  heisst  es  Explicit  fermn 
fernndus  hahitns  per  nirgilias  Sancti  Cypriani.  Hier  ist  ende  difes 
pfatmi,  der  ze  zeuuein  mattinon  Sancti  Cypriani  gebredigot  uuard, 
und  der  38ste  schliefst  mit  einem  Zuruf  an  gegenwärtige  Heerer:  Hie 
laudale  donmimn,  qvoniam  homis  pfahmis.  Die  verloren  gegangene 
Bearbeitung  des  Hiob  wird  ebenso  gemeint  gewesen  sein,  um  so 
mehr  als  ein  zweites,  mitverdeulschtes  und  mitverlorenes  Werk,  des 
heil.  Gregorius  Moralia  in  Job,  schon  in  seiner  Urschrift  gleichfalls 
zu  kirchlichen  Vorlesungen  gedient  hat  (Greg.  Epist.  12,  24).  Red- 
nerische Kunst  ist  nun  zwar  in  jenen  Psalmenvortr<egen  nicht  vor- 
handen :  sie  begleiten  den  Text  nur  mit  geistlicher,  oft  sogar  mit 
philologisch-antiquarischer  Auslegung,  und  bleiben  mithin  bei  derselben 
Behandlungsweise  stehn,  deren  man  vom  Vaterunser  und  den  Glau- 
Ifenssymbolen  her  gewohnt  war,  wie  denn  anhangsweise  diese  Stücke 
oieichfalls  verdeutscht  und  erkla^rt  sind  (die  Wiener  Handschrift,  die 
auch  ein  Beichtformular  enthält,  macht  damit  den  Catechismus  voll- 
ständig: vgl.  oben  S.  295),  aber  es  verdient  Beachtung  als  ein  unlei' 
den  Umständen  die  bisher  gewaltet  heechst  bedeutender  Fortschritt, 
<iafs  die  deutsche  Rede,  der  man  noch  kaum  einen  Platz  in  der  Laien- 
gemeinde hatte  gönnen  wollen,  hier  sogar  in  Kirche  und  Refectorium 
eines  Klosters  eingeführt  ist.  Damit  war  endlich  und  am  sichersten 
die  Bahn  gebrochen:  von  nun  an  mufste  auch  in  den  Leulkirchen 
iWc    deutsche   Predigt  immer  häufiger  werden. 

Wirklich  auch  tritt  alsobald  mehr  als  ein  Beispiel  uns  entgegen, 
und  schon  im  elHen  Jahrhundert  treffen  wir  da  auf  jenen  hoeheren 
Schwung  der  Gedanken    und    der    Worte,    welcher   der  rednerischen 


324  BAMBERGKR  BEICHTREDE. 

Dar.stclhiinj;  eigen  isl,  und  da  stliun,  wenn  wir  es  auch  mit  der  Be- 
iieiinung  strenger  nehmen,  auf  eigentliche  Predigten.  In  einer  Hand- 
jjcluift  dieser  Zeil,  die  ehemals  den  Dominicanern  zu  Bamberg  gehccrt 
hat,  findet  sich  eine  Schihlerung  des  Himmels  und  der  Hölle  (Haupts 
Zeitschr.  für  Deutsches  Allerth.  3,443-445),  deren  Aufzeichnung  nur 
erklärlich  whd.  wenn  sie  et\\a  als  Hauptstück  einer  ßeichtrede  hat 
dienen  sollen :  es  geht  iiir  auch  ein  (Jlaubens-  und  ein  Beichtfornudar 
voran  (Haupts  Zeitschr.  5,  453-461  j.  Sie  ist  in  Prosa  abgefal'st : -j 
aber  wenn  bereits  dieses  Formular  eine  Ausführung  in  mehr  redne- 
rischer Weise  zeigt,  so  nun  gar  sie  den  lebendigsten  sinnlich  an- 
schaulichsten Stil,  eine  so  reich  und  gUinzciid  ausgeschmückte,  so 
durchaus  poetisch  gehobene  Darstcilungsart,  wie  nirgend  zuvor,  selbst 
ijn  SGallischen  Boethius  nicht  erreicht  worden.  Aus  Willirams 
Hohem  Liede  dürfte  man  wohl  schliefsen,  dafs  auch  mancher  Prediger 
des  elften  Jahrhunderts  so  überaus  arm  Avie  er  an  Geist  und  Geschmack 
gewesen  sei :  dieses  Bamberger  Denkmal  giebt  uns  ein  gewisses  Zeugniss 
von  hoeherer  Befa?higung,  schoeneren  Leistungen.  Selbst  was  an  an- 
deren Orten  meist  auch  nur  den  Eindruck  der  Geschmacklosigkeit  macht, 
die  Eiulleciitung  von  Reimen  in  die  sonst  uiirhylhmische  i'rosa,  er- 
scheint hier,  bei  solchem  Gehall  und  solcher  Haltung  der  Rede,  kaum 
mehr  als  etwas  ungehcErigcs.  Der  Verfalser  folgte  damit,  nur  in 
angemefsiu'rer  Weise  als  andre,  einer  Liebhaberei  die  sich  das  ganze 
Mittelalter  hindurchzieht,  und  der  gerade  im  elften  Jahrhundert  auch 
die  bedeutendsten  lateinischen  Historiker  nachhiengen-"^");  einer  angel- 
sachsischen Predigt  die  ebenso  die  Allitleralion  einmischt  isl  schon 
vorher  gedacht  \Aorden. 


■)  [Niieh  Haupt  in  viermal  gelioljeneii  Versen :  s.  Müllenli.  n.  Sdi.  Nr.  XXX.] 
■)  Vi\-Ileiclit  flie  friilicstcn  Beispiele  iiitciiiisclier  lUimprosa  des  Mittelalters  sind 
die  Predigten  des  lldefons  von  Toledo  (f  667)  in  der  Biblioth.  Tatr.  8,  277 
.s(|(|.  und  die  Vita  S.  Galli  im  zweiten  Bande  der  Monumenta  von  Perlz :  die 
j;|jap(ern  und  l)edculendcrn  gehuren  meist  dem  elften  Jalirhunderl  an,  Wippo, 
Ben/,0.  Cosmas  von  Prag  ii.  u.  (vgl.  Sienzel,  Gesch.  Deutsclilands  unter  den 
l'^ränk.  Kaisern  2,  47 — 49);  auch  die  Dcnkspriichc  Wippus  (zulelzt  wieder 
gcdriickl  in  Mones  Anzeiger  4,  863.  5.  392  und  in  Haupts  und  Hoirmanns 
Alld.  Blältern  1,  12  —  14.  2,  136  fg.)  sind  wesentlich  nichts  als  reimende 
Prosasälze,  eben  wie  im  12.  Jalirh.  die  Strafsburgischen  Proverbia  Salomonis 
(Haupts  Zeitschr.  3,  128  —  130).  Gleichfalls  im  12.  Jahrb.  schmüclUe  Wernher 
\oii  Tegernsce  stellen  weis  (Kugicr  de  Werinhcro  38),  im  13tcn  der  Auclor 
de  Beneficiis  Salz  iiir  Satz  seine  laleinis:;he  Prosa  mit  Beimen,  und  noch  im 
löten  bringt  Gabriel  Biet,  ein  Prediger,  besonders  gereimte  Parlitionen  an. 
Für  die  F-il!eratiir  der  Volkssprachen  belegt  dieses  Spiel  als  ältestes  fran- 
zu'.sisciies  Zeugniss  die  (  bcrsel/ung    der  Bücher  der  Ka-nige,    die    auch   ans 


ZEUGNISS  WILLIRAMS.  H25 

Und  dieses  Denkmal,  so  l)edeulsani  es  schon  für  sich  aHein  sein 
würde,  steht  niclit  aliein  da :  man  liat  (hunals  andi  wieder  und  mit 
Eifer  anf  Deutsch  im  eisenfliclien  Sinne  dieses  Wortes  oepredigt. 
Das  l)ezenol  einmal  Willirams  Ausl.  des  h.  L..  wo  zu  Cap.  IV.,  1-4 
\()n  der  prcedicatin,  von  den  dortnrcs  und  auditores  in  einer  soh^hen 
Weise  gesprochen  wird,  dais  man  nur  eine  dem  Volk  verständlich 
oeniachte.  also  deutsche  Auslegung  der  h.  Schrift  verstehen  kann: 
tin  bist  oiich  fcone  an  dinen  vuorten,  itvante  du  in  diner  prcedi- 
ratione  niene  meineft  ane  min  era  nnle  fratcrnam  ulililatem  .... 
//*  dinen  cotwenticulis  fkinent    beide  dnctores   ioh  auditores.     Diu 


dem  11.  Jalirh.  sein  soll  (Barba/an  et  Meon,  Kabliaiix  3,  IV  — VI):   naiuenl- 
licli  aber  liebten  und  üblen  es  naecbst   den  .Vrabern,   deren  Makamen    eben- 
solche Prosa  zeigen,  die  Dentschen,  und  diese   vom  10.  oder  11.  Jahrh    an 
fort    und  l'ort  bis  ins  14le,    zumeist   natürlich  in  Predigten    und    sonst    geist- 
lichen Schriften.     Da  aber  sind  zwei  Arten  des  Prosareimes  zu  unlerscheidcn. 
Bei  der  einen  werden,  wie  das  auch  der  Gebranch  jener  lateinischen  Autoren 
ist,  ganze  Sätze  oder   gru'l'sere  Satzglieder    durch    den  Reim   verbunden,    so 
dal's  man  sie  den  Salzreim  nennen    mag:   sie  schliefst  sich  deutlich  als   eine 
unrhylhmische  Vcrwilderur:g  an  die    früheren  Beimstrophen  an,    \ind  wieder 
aus  ihr  scheint    durch  Herstellung  festerer  Mafse  die  uostrophische  Form  der 
mittelhochdeutschen    Epik    und    Didactik    hervorgegangen.      Von    dieser   Art 
giebl  es  die  altern  und  zugleich    die  hr^uligern  Belege:  schon  der  SGallische 
Boethius  iiat  dergleichen  (Graffs  Ausg.  170),    dann  jenes  Bamberger  Bruch- 
stück und  aus  demselben  Jahrhundert  die  Predigten  in  IIolFnuuins  Fundgruben 
1,  61,  6.  62,  24.  65,  35  und  der  ganze  s.  g.  Merigarlo  ebd.  2,  3  fgg. ;  im 
zwölften  Jh.  das  Schwabenverloebniss  im  Altd. Lesebuch  189  [jezt  365].derPhysio- 
logus  Fundgr.  1,   23,    19.  27.  32.   24,  21.   32,  22.  24.    33,    17.    der   ver- 
deutschte Nortpertus  de  Virtulibus  in  Gralls  Diutisca  1,  283—291.    die  Pre- 
digten   unsrer    Sammlung  Y,  56.    VII,    65.    XX,    52.  56.    die    ungedruclUen 
Blaubeurcr,  die  Benedi clbeurer  in   Haupts  Zeilschr.  1.   286.  288.  291.  die  in 
Grieshabers  Sprachdenkmalen   14.   19.  21.  23.  32  und  die  von  jezt  an  immer 
zahlreicheren  Segens-  und   Beschwd^rungsformeln ;  im  dreizehnten  unsre  Pre- 
digten XXVIII,  84.  XXXVI,  11.  XXXVII,  10.  XL,  10.  22;  die  ungedrncklen 
Weingarlner    und    die  in  den  Altd.  ßi.  2,  382;    im  vierzehnten    endlich    die 
Passion  einer  minuenden  Seele  (Mones  Schauspiele  des  Mittelalters  1,  129  — 
131),  der  Seele  Spiegel  in  Mones  Anz.  4,  368  (=  z  6.  Bl.  6  a),    Suso  im 
Altd.    Leseb.  871    und    Heinrich    v.    Nördiingen    in    Ueumanns    Opusc.    363. 
Nachweisungen  aus  der  Litteratur  des  Rechts,  denen  noch  die  Judeneide  bei- 
zufügen, in  Jac.  Grinmis  Rechtsalterlh.  33.     Die  zweite  Art,    der  Wortreim, 
bindet   gleich    ihrem  Vorbilde,    den    sprichwörtlichen  Redensarten    (schon  im 
Wefsobrunner    Gebete    neben    der    Ailitteration    enlcö  iii  nuenicn;    vgl.  Jac. 
Grinwn,  Andr.  u.  Elene  XLIII)  in  unmittelbarer  Folge  Wort  mit  Wort.    Ilie- 
von  sind  die  Beispiele  minder  zahlreich :  ich  habe  mir  nur  bemerkt  die  all- 
hochd.  Predigt  Fundgr,  1,  61,  13.  24.  den  Physiologus  ebda  23,  27.  unsre 
mhd.  Predigt  XIII,  24  und  in  Grieshabers  Sanuulung  1,  69  fg.  73.  165. 


32G  ÄLTESTE  PREDIGTSAMMLUNG. 

>unii(/e  l'ideliuin  audHurmit  isl  gclili  detiio  geizcortare,  uuantc  fic 
fih  percntdvt's  bechennent :  capra  eiiim  sacrißcium  eft  pro  peccalu. 
nute  doli  fie  /'In  conftihili  in  feculari  actione,  diu  ane  finita  uuefan 
nemag  .  .  .  Abo  dine  doctores,  die  per  dentes  pyurantiir,  uininle 
fie  cibos  facrü'  frriptitra'.  exponendo  romniiniiunt,  nt  poffint  glutiri 
(i  populis  .  .  .  Dine  doctores,  qui  per  labia  fignrantur,  die  knndenl 
denio  luite  die  rote  tnines  hluotes,  da  mite  ih  sie  irlofta .  .  .  In* 
gekofe  ift  ouch  fuozze,  vuante  fie  die  fuo<za  des  euuegen  libcs 
denio  luite  kundent  .  .  .  ante  fie  kundent  iro  auditoribus,  uuelich 
randor  lucis  cBternw  in  cuman  ift  uone  dero  rote  mines  bluotes . . . 
Dine  doctores,  qui  per  colhnn  fignrantur,  unante  fie  mediatores 
fint  inter  nie  et  populum,  alfe  der  hals  zefamene  uoiget  daz  hoibet 
iinte  den  liclianten,  unte  fie  ouch  demo  luite  ambehtent  cibos 
(eternce  vitce  unte  in  offenent  die  toigene  dero  facrce  fcripturip. 
alfe  der  hals  daz  ezzan  in  t reget  unte  abo  die  ftimnia  uz  t reget. 
Aller  iiiclil  blols  dieses  Zeiigniss,  wir  haben  auch  deutsche  Preuigloii 
jener  Zeit,  ja,  was  noch  erheblicher  von  Gewicht,  es  ist  schon  el)en 
damals,  im  11.  Jahrhnndert,  gleich  »'ine  ganze  Sannnlung  eigentlicher 
Predigten  in  dcntscher  Sj)rachc  zusammengestellt  worden,  eine  Sannn- 
lung, wie  es  sodann  vom  12.  Jahrb.  an  deren  noch  viele  geben  sollte: 
diels  die  älteste,  l)is  dahin  hatte  die  Kirche  nur  ihre  lateinischen  Ho- 
iniliarien  gehabt.  Und  diese  älteste  deutsche  Predigtsammlung  ha! 
sofort  Verbreitung  gefunden  und  Ansehen  genofsen:  es  sind  einst- 
weilen bereits  drei  Haiulschririen  derselben  nachzuweisen.  Leider 
jedoch  keiiu'  voilsländio,  jede  nur  in  brnchstiicklichen  (l)erresten :  von 
zweien  nui'  einige  Blätter  oder  Streifen  zu  München  (Schmeller  in 
Haupts  Zschr.  8,  106 — 108);  einige  nmfangreichere  Bruchstiu"ke  in 
der  Wiener  HS.  von  Notkers  Psalmen  (HolTm.  Fundgr.  1,  59  — 6Ö)*). 
Aber  auch  hier  keine  Predigt  ganz,  und  überhaupt,  alles  znsanuueu. 
lieg(>n  nur  die  kleinen  Reste  von  etwa  sechs  oder  sieben  vor.  Wie 
aber  di(;  eine  diesen,  die  andre  jenen  evangelischen  Text  behandell, 
darf  man  ainiehmen,  dals  das  Werk  ursi)rüno;lich  Predigten  über  alle 
Sonn-  und  Festtagsevangelien  enthielt. 

Es  konnte  diese  Samnünno-  (nnd  es  gilt  das  auch  von  all  (h'U 
s|»aMeren)  für  mehrere  Zwecke  zugleich  bestinnut  sein :  für  die  stille 
Erbauung  durch  das  Lesen,  so  dafs  sie  auch  Laien,  namentlich  etwa 
frommen  Frauen,  lesend  zu  Gute  kam;   für  Prediger,   indem  sie  den- 

*)  [Nacli  Miiliciiliofr  11.  Scliercr  zu  I.XWVI  A  gehcrrcii  die  von  Scliiiieller  iiiil 
1.  lind  2.  liezeichiiclcii  Müncliiier  Briulislüike  zu  derselben  Hiiiidsclirirt  ;nis 
(k-r  wir  dir  Wiener  Briiclislücive  kennen.  | 


ÄLTESTE  PREDIGTSAMMLUNG.  P.27 

selben  Vorbild  und  Anleitung-  gab.  und  abermals  iür  Prediger,  indem 
(b'ese,  >veim  Nolh  oder  Bescheidcnlieil  odei-  TrcTglieit  sie  dazu  trieb, 
einfach  hieraus  ihre  Vorlra^ge  enllelmen  mochten.  Von  wem  die  Samm- 
inng-  lierrühri'.  darübei'  ist  nich!  einmal  eine  XCnnuthnnu-  g-es(altel. 
An  Notker  darf  man  nicht  denken:  denn  die  ^^'iener  HandschriH,  in 
der  neben  seinen  Psalmen,  wie  oben  erwähnt,  Stücke  unsres  Prediol- 
buclies  erhalten  sind,  ist  Jünger  als  Notker,  stannnt  vielleiclit  nicht 
einmal  ans  S.  Gallen,  und  jedeidalis  hat  Notker  ein  ganz  anderes 
Deutsch  geschrieben;  noch  weniger  kann  von  Otlried,  auf  den  man 
in  früheren  nnkritisciien  Zeiten  gerathen  hat,  die  Rede  sein.  Zudem 
weichen  die  Predigten  so  beträchtlich  in  der  Darstellungswei.se  nnter 
einander  ab,  dafs  sie  von  verschiedenen  Autoren  herzm-ühren  scheinen. 
Sie  verrathen  uns,  obschon  nur  Bruchstücke,  demnach  genug  von 
der  Predigtweise  ihrer  Zeit  und  von  dem  Sinne,  mit  dem  man  jetzo 
predigte.  Es  sei  das  ein  heiliges,  von  Christo  selber  eingesetztes 
Amt,  das  aber  von  vielen  Geistlichen  Nernachla'lsigt  werde,  zuweilen 
vielleicht  ohne  ihre  Schuld,  stfpts  aber  zum  Schaden  der  Gemeinde : 
Tat' et  iz  ettesuenne  demo  hirte,  iz  taret  ave  ieiitie  demo  quartire. 
uuante  ni  mac  der  bredigare  nielh  sprechen,  er  cliau  iedoh  daz 
reih  iDurchen,  ante  doh  iz  der  Hut  iiuelte  warchen,  er  ni  chan,  iz 
ni  uuerde  imo  kichundit  (64,  10).  Wie  diese  Stelle  der  vierten 
Predigt,  so  zeigt  auch  eine  der  fünften,  dafs  es  Laien  sind,  an  die 
das  Wort  hier  ergeht,  nicht  geistliche  Brüder :  Ohe  unfer  chena  odar 
unferiu  chint  odar  nnfer  charal  fterbenf,  fo  klagun  nuir  fiu  vile 
harlo  Wide  bim  lango  in  manigere  furiburti  (64,  22).  Bei  zweien, 
der  5.  und  6ten,  ergiebt  sich  in  Folge  ihrer  Lückenhaftigkeit  nicht  mehr 
welchen  Text  sie  behandeln ;  eine  derselben,  die  6te.  eine  Lobpreisung 
des  Witwenstandes,  klingt  wie  aus  dem  Lateinischen  übersetzt:  die  andern 
sind  was  man  Homilien  nennt  über  Geschichten  und  Parabeln  des  Evange- 
liums, und  diese  ganz  ohne  Zweifel  ursprünglich  deutsch.  [ol)wohl  dem  (ie- 
dankengehalte  nach  aus  Gregors  d.  Gr.  Homilien  hervorgegangen]  "■). 
In  gema^fsigt  einHicher  Haltung  der  Rede  (nur  hin  und  wieder  und 
jedesmal  vielleicht  nur  zufällig  bricht  ein  Reim  hervor:  oben  S.  325 
Anm.)  begleiten  sie  die  Texte  von  Schritt  zu  Schritt  mit  erbaulicher 
Auslegung:  man  war  dieser  Behandlungsweise  schon  von  den  Kate- 
elnsmusreden  her  gewohnt,  und  eben  sie  ist  gemeint,  wenn  Williram 
XXIX,  25  und  der  alte  Umdichter  der  Biu^her  Mose  (Fnndgr.  2,  79,  8) 
die  Prediger    mit   den  Zähnen    vergleichen    uuante   fie    cibos    facrce 


■•■)  [Siehe  den  Niicliweis  l)ei  Miillenliofl'  u.   Schorcr  2.  Aufl.  .S.  587.  590. 


328  ALLEGORISCHE  MF.THOnE. 

frriptiird'  exponcnilo  commi/niinil,  i/l  poffiiit  (//iitiri  a  popnlis.  Es 
oilt  aber  hier  Ix'i  der  Aiislco;uiio-  und  Aiiweiuliini»-  der  ciiizcliien  ffc- 
sv'hichtlirlicn  Ziiijc  dassolbc  Verl'ahrcii,  das  zultsI  von  oriochischcn 
Tlieoloocn  wit'  On'ovncs  aul'gobraolit,  dann  auch  von  denen  des  Abend- 
landes mil  Eifer  war  erofrilfen  worden,  jene  Metliode.  die  alles  was  in 
der  Bibel  berichtet  wird  aulser  dem  buchsUiblichen  und  deni  histo- 
rischcMi  noch  in  einem  symbolischen  Verstände  faist  und  es  nii/f/irr 
oder  fpirllaliler,  wie  dei'  lateinische,  oder  biz-eichanlUhho,  ^\ie  der 
deutsche  Ausdnick  war""),  bald  auf  diesen,  bald  auf  jenen  Punkt  im 
Leben  der  Menschheil  und  in  der  Lehre  des  C'hristenthnms  deutet. 
Die  lateinische  Prediot  hatte  sich  diese  Erkl^rnngsart  auch  in  Deulsch- 
and  schon  fridie  zu  eigen  gemacht :  Karl  der  Gr.  unterstützte  sie 
(hu-ch  seine  empfehlende  Anerkennung""'*):  in  die  deutsche  Poesie 
ward  sie  durch  Otl'ried  eimrefidu'l :  sie  herscht  in  Notkers  uiul  Willi- 
lams  Auslegungf  der  Psalmen  uml  des  hohen  Liedes:  in  der  deutschen 
Predigt  bezeugen  sie  gleich  diese  ältesten  aller  noch  erhaltenen  Denk- 
mjpler.  Da  ist  (63.  13)  die  Stadt  Jericho,  deren  Name  so  viel  als  Mond 
bedeute,  ein  Sinnbild  der  ^'erg;inglichkeit  unseres  Lebens,  und  der 
am  Wege  bettelnde  Blinde  welchen  .Jesus  dort  heilt  (Luc.  18.  35) 
ein  Sinnbild  des  Menschengeschlechtes  das  blind  aus  dein  Paradiese 
\ crstofsen  ward,  bis  Jesus  ihm  die  Augen  wieder  (drnete  ""'"'*).  Ferner 
Die  ziuueni  inngenin  die  er  faule  in  dera  hrediga  (Luc.   7,  1)  die 


"")  \'^\.  (Jratrs  Aillioclul.  Sprciiscli.  5,  597—99;  Hiiiiplslcllen  für  uns  giel)t  Nol- 
lier  Ps.  103,  3  Aber  mufUcc  (bczekläiilUcho):  nnbes  (uuolchin)  finl  prcB- 
dicatorcs  (preOiarc' :  per  pn('dic(i(orcs  ,nii(  prrdiarin)  pringep  du  in- 
finnos  ad  hdrllrcluni  fcriplurdnmi  idie  uupichcn  ze  drro  fcnunufte  dero 
Icrißo)  und  4  (Jui  facis  (nu/clos  lao.s  fpiriUis,  Du  diuc  gvifla  niacholl 
polrn,  fo  du  fir  uz  fcndejt  ad  Jobiatn,  ad  Zachariam,  ad  Mariam.  Aber 
inyßice  (bezcichiiüiciwy :  du  in  dincro  ccclefia  (gcfamenunga)  fpirilales 
riros  (kciflliche  man)  luoß  uueß'n  nuncios  vrrbi  lui  (polin  dinis  arindis} 
unde  fie  ad  carnalrs  (zc  fleifcincn)  scndeß  quaß  de  arlo  ad  Icrrani 
(famo  oba  hinicle  ze  crdo).  Von  dem  inlid.  hezeichcucn  u.  s.  1'.  an  einer 
."ipuMern   Siclle. 

•'")  In  der  Encyclita  de  lilteris  colendis  von  787,  Perlz  3,  53  (um  aulem  in 
facris  puginis  ßhemala,  Iropi,  ei  avlcra  his  fimilia  invenianlur,  nulli 
dubium  eß  quod  va  unusquisque  legem  lanlo  eilius  fpirilwiliter  iutelligil, 
qiitttilo  prius  in  lillerarum  maqißnio  ptenius  iußrudus  fueril.  Von  l,ud- 
\vi<r  dem  l-roniiiion  Ixiielilcl  sein  l.cbenslicsclireiber  Tlu^aii  eap.  19  Sen/um 
in  Omnibus  ßripluris  Ipirilalcm  el  moraUm  nee  non  el  anagogen  oplime 
noveral. 

"■")  Aus  derselben  (Jnelle,  der  belrcITindcn  lloniilie  Grejjors  d.  (Jr.  hat  diese  Aus- 
lejjmig  auch  der  Diihler  der  allsiiciis.  lilvangelienharinonie  gescliöpll :  Sthinel- 
lers  lleljand   HO  Ig- 


ALLEGORISCHE  METHODE.  329 

pizeichinent  di  :jiuuei  hibot  dere  minne,  die  niemir  irfullet  ni  Diagen 
uuerden,  niuuari  iedoh  zi  minnifte  unter  ziuuaiu  63,  24.  Und  niil 
H(!ri'iiizieliuno-  cinor  iin  MilU'lalli'r  besonders  beliebten  nnd  hiuin»- 
wiederkehrenden  Gerfchichlsanschauung-  Bie  .v.  uuile  in.  den  dir  der 
hnsherro  ladole  die  uuerhliuti  in  finan  uuinkarten  (Matth.  20)  die 
piz-eichinent  die  .v.  mierlti  die  dir  uore  Chriftes  kiburte  iniaren. 
Ära  die  uuerhliute  pizeichinent  die,  die  dir  der  ahnahtige  got  in 
den  uinf  uuerlten  kidite  zi  demo  eiiuigen  libe.  Daz  uuas  in  dere 
eriften  Adam  unde  [in  kiflahte,  in  dere  anderen  Noe  unde  [in  ki- 
[Iahte,  in  der  dritten  Abraham  unde  fin  kiflahte,  in  dere  inerden 
Moyfes  unde  [in  kiflahte;  die  fünfte  gieng  bis  auf  S.  Johann  (h^n 
Tiiiifer;  mit  Christo  endlich  ])egann  die  sechste,  das  ist  diu  heihga 
chriftinheit,  diu  dir  ftet  unzi    an  den  enti   dere  uuerlte    60,  23  -). 

•  j  Der  Prediger  weiciit  jedoch  auf  Grund  Gregors  d.  Gr.  eben  wie  spaelerliin 
Kiidolf  von  Ems  (s.  Vilmar  über  dessen  Weltclironik  S.  27.  Gl  fg.  66)  von 
der  sonstigen  Überlieferung  ab.  Bei  Isidor  und  Beda  wird  iolgenderniafspi. 
eingetheilt :  die  erste  (Blas  geht  von  Adam  bis  Noah,  die  zweite  bis  Abra- 
ham, die  dritte  bis  David,  die  vierte  bis  zur  babylonischen  GeFangenscha!'!, 
die  fünfte  bis  zu  Ciiristi  Geburt,  von  da  an  und  so  lange  die  Well  noch 
steht  die  sechste:  Isid.  Origg.  5,  38;  5,  Beda  de  Temporum  ratione  64  S(|. 
und  de  Sex  aetatibus  mundi,  Opp.  ed.  Basil.  1563.  2,  169  sq.  und  174. 
Ebenso  im  Saclisenspiegel  Landr.  1,  3,  1.  im  Schwabenspiegel  Landr.  5  und 
bei  Ruprecht  von  Freisingen  1,  63 ;  nur  wird  hier  stcerender  Weise  zugleich 
nach  Jahrtausenden  gerechnet  und  so  noch  eine  gegenwärtig  fortbestehende 
siebente  Weh  herausgebracht :  die  Jahrtausende  sind  aus  Hieronymus  (die 
Stelle  bei  Schilter  zu  Noik.  Ps.  6,  1,  bei  diesem  aber  ans  2  Petr.  3,  8) ; 
auch  eine  Predigt  des  14.  Jahrh.  (Lcyser  118)  hat  sieben  Welten,  jedosh 
nur  weil  sie  die  dritte  bis  Moses,  die  vierte  bis  David  und  so  weiter  zählt. 
Die  blol'se  Sechszahl  ohne  bestimmtere  Abgränzung  hat  Hieronymus  a.  a.  0. 
und  die  allsächs.  Evangelienharmonie  2,  9:  auch  Beda  in  einer  Weihnachis- 
predigt  (ed.  Basil.  7,  444)  nnd  zwar  so,  dafs  als  siebentes  Alter  die  Zeil 
bis  zur  Auferstehung,  als  achtes  die  nachfolgende  Seligkeit  bezeichnet  wird : 
vgl.  bei  Notker  Ps.  147,  1  daz  zil  dcro  ufuuerligun  bürg,  diu  danne 
chumflig  if(,  fo  difc  gefibenzalolen  zile  hina  imerdenl.  Den  Grund  gerade 
dieser  Zahlen  erweisen  Hieronymus,  Noiker  Ps.  92,  1  und  namentlich  die 
mehr  ausgeführte  Fafsung  von  Bedas  Worten  de  Temp.  rat.,  die  Eckhart  in 
der  Francia  Orient.  1,  827  Si\.  beibringt:  wie  vor  dem  Sabbath  der  Schöpfung 
\uid  der  measchlichcn  Woche  sechs  Arbeitstage  liegen,  in  ebenso  viel  Ali- 
schnitle  soll  nun  auch  die  Zeil  zerfallen,  welche  der  einstigen  Ewigkeit  vor- 
angeht: darum  nennt  auch  Beda  mit  Anschlufs  an  die  requies  dei  und  den 
fabbalifmus  des  Hebra;erbriefes  Cap.  4  diefs  letzte  Alter  die  fcptima  vel 
nclaca  quielis.  Im  gleichen  Sinne  verstehn  und  brauchen  das  Wort  oclavd 
Notker  Ps.  6,  1.  11,  1,  unsre  vierte  Predigt  und  die  vierte  bei  Roth  [auch 
eine  der  Benediclb.  Sammlung  bei  Kelle  S.  19]. 

Altd.  Prediirten.  22 


330  ALLEGORISCHE  METHODE. 

Oder  aber  Die  .v.  uiiihi  die  mögen  ouh  iii/ole  kigagenmazzit  uuer- 
ihin  zi  demo  mennifkinen  altere.  Diu  frvoi  diu  pizeirhiuel  die 
chindifka,  der  mittimorqen  die  iugent,  der  milletar  die  lugenl,  duz- 
isf  diu  metilfcaft  des  menuißineu  alleris  in  demo  er  aller  starrhift 
iß,  alfo  diu  funna  ze  niiftenio  Inga  allerlieizz-iff  ift  fo  fi  rhurnet 
in  die  metiifca/l  des  himilif.  So  pizeichinet  diu  nona  daz  alfir, 
der  abanl  daz  bibint  allir*):  auf  jeder  dieser  Altersstureii  koiiiie 
lind  solle  der  Mensch  für  sein  Heil  soroen :  der  l.olni  im  lliinnuM  ;dier 
sei  allemal  der  oleiclie  (Ol.  3). 

-)  Anderswo  werden  der  Lebensalter  sechs  »inlerschiedcii :  Isid.  Orig^.  11,  2. 
(iloss.  Jim.  356:  auch  diefs  niil  Kücksichf  iuiC  die  Zahl  der  Wochenlaije 
(Otfr.  1,  1,  49  tjf.)  iitid  zugleich  als  Gegenhild  zu  jener  der  Wellalter :  Beda 
an  den  vorher  angei'ührloii  Stellen  giebt  auch  letzteren  die  Namen  der  ui/ojj/itf. 
puerilio,  adnlescenliu,  Jufenilis  a-tas,  senilis  «las,  cetas  di'crepita.  Die- 
selbe Verbindung  in  zwei  aui"  Beda  /.uriickgehenden  Aufzeichnungen,  welche 
die  oben  S.  253  besprochene  Züricher  Handschrift  enthält.  282  b  Primit 
elaf  ab  adam  nfquc  ad  noe !  Conlinfnl'avnnf  mille.  j'cxvmloj.  (ftiiuqua- 
yinlafcv  (hii  r  w.  nacliher  die  Zaldeii  iniuier  noch  mit  den  Buciistabenzilicrn 
ilarülier  geschrieben).  c/»e  lola  periit  diluiiio'.  Secunda  annc  itlqiir  utl 
aürahum !  ditcenlof.  nonnginla.  fe.r  aminf  habenf  iu.rla  hebreof  Tftcia 
ab  abraham  ufque  ad  dauid!  habenf  annof  nongenlof.  qiiadragiuln. 
Quarta  adaaid  ufque  ad  lranfinigra(i(ynem  bubijlonlf:  quadrinqenUtf. 
oeloyinta.  Iref  annof  habenf.  Quinta  a  lidiifmiyralinne  babglonif  ufque 
ad  adue]dum  domin i !  habenf  annof  quingenlof.  ocloginla.  noucm.  Sexla 
etfif.  que  nunc  agiiiir  nulla  annorum  feric  certa  fed  ut  elaf  decrepila 
ipfa  mnrie  toliuf  fecuti  confumenda.  Haf  erunmaf  plenafque  laboribuf 
aiuudi  elatef  (/ui  cnin  feliri  morte  uicerunl.  feplimant  ium  Sabbali  per- 
hemiif  elaleni  in  qua  cum  doniino  pcrhenniter  regnabunt  e.ifpeclanl. 
Vml  3G0  a  (i'llADVS  Elalif.  fe.r  fnnt.  i.  infanlia.  pueritia.  adolefcenlia. 
iuuenluf  giauilaf.  fenerluf  Infanlia  tandeni  ufque  ad  feplimum  annum : 
puerilia.  ad  .riiii  (danilier  r) .'  adolefcenlia  ad.  .r.r.  riii!  iuuenluf  ad.  11 
grauilnf  ad  l.XX!  Senerluf  cß  que  n)iUn  annorum  Umpore  fmilur! 
fcilicel  pnfl  illaf  quinque  etalef.  quunlumrunque  ejl  uile  fenecluli  depu- 
lalur.  Seiiium  efl  parf  ullima  feneclulif.  dicla  quod  sil  terminuf  feste 
elalif  (360  b)  Quinque  feeula  funl  preterila.  fe.rlum  prefenf.  Abadam 
ufque  ad  noe.  a  noe  ufque  ad  abrahiiii.  ab  abraham  ufque  ad  7Hoyfen. 
a  mogfe  ufque  ad  dauid.  a  dauid  ufque  ad  chriflum.  Sex  elalef  funl. 
infanlia.  puerieia.  adolefcenlia.  iuuenluf  fenecluf.  decrepila  elaf  Dci- 
althochdcut.-che  rreiligcr  verringert  aber  scineui  Bedürfnisse  genueis  dir 
Sechszahl  auf  üinf,  wie  das  bei  dem  gleichen  Texte  ein  mitlelhochdeulscher 
ihut  {kintheil.  jugenl,  die  nu  ze  rollern  alter  komen  finl,  daz  bibenle  aller 
luid  die  cor  aller  niht  lenger  geleben  wagen:  Mones  Anzeiger  8,  421")): 
ein  andrer  dieser  spa^teren  Zeit  gar  nur  auf  drei,  kinlheU  ivgetU  aller 
WWII,  15:  doch  hat  dic.-icn  einCaclieren  Stufengang  auch  der  Dichter  des 
Kolaudsliedes   1,  26  fg. 


MITTELHOCHDEUTSCHE  PREDIGT.  381 

Man  mag  dieses  symbolisierende  Verfahren,  mafslos  wie  das 
.Millelalter  es  angewendet  hat.  wohl  auch  geschmacklos  finden;  doch 
übersehe  man  bei  der  Benrtheilnng  nicht,  dals  die  evangelischen  Pa- 
rabeln selbst,  vorzüglich  aber  der  Brief  an  die  Hebra^er.  Anlal's  inid 
Anleitung  dazu  gaben;  dafs  es  mit  einer  allgemeinen  Geistesricbtung. 
der  auch  die  übrige  Litteratur  und  selbst  die  bildenden  Künste  folgten, 
auf  das  innigste  zusaunnenbieng;  dafs  endlich  durch  die  schöpferische 
ThaMigkeit  der  Phantasie,  welche  an  all  solchen  Combinationen  des 
>\'itzes  den  wesentlichsten  Anlheil  hat .  jedesfalls  die  Predigten  in  einer 
gewissen  Hoehe  id)er  den  Ebenen  der  gewöhnlichen  Prosa  erhalten 
wurden. 

Mit  den  eben  besprochenen  Denkma^lern  endigt  der  erste,  der 
althochdeutsche  Zeitraum  unserer  Predigt,  zugleich  beginnt  hier  auch, 
wenn  man  will,  der  mittelhochdeutsche :  denn  es  schliei'st  sich  ihnen 
in  unmittelbarer,  von  nun  an  ununterbrochener  Folge  die  ganze  lange 
gedrängte  Reihe  der  mittelhochdeutschen  DenkmaMer  an,  und  derselbe 
Charakter,  der  im  elften  Jahrhundert  jene  ersten  und  letzten  allhocli- 
ileutsclien  Predigten  bezeichnet,  bleibt  fortan  und  bis  nach  der  Mittt^ 
des  dreizehnten  der  allgemein  herschende.  "■'■) 

■")  [Bis  znr  Mitte  des  13.  Jalirlutnderts  siiiti,  aufser  dem  was  die  vorhergehende 
Aliliaiidlung  verzeichnet  und  erwähnt,  folgende  deutsche  Predigtsaiiimlungeii 
ganz  oder  theilweise  beluuint  geworden:  1)  Die  Benedictheurer  Predigt- 
handschrift zu  München,  12-  Jahrh.,  als  „Speculuni  ecclesis  altdeutsch"  her- 
aufgeg.  von  Kelle  1858.  2)  Reste  einer  Handschr.  zu  Wien,  dem  Inhalt 
nach  wohl  noch  dem  12.  Jh.  angehcrrig,  hg.  v.  Holfniann  Fundgr.  1,  70— 
126.  3)  Reste  einer  lis.  aus  Regensburg,  12.  Jh.,  mit  Ergänzungen  aus 
einer  Jüngern  Oberuitacher  11s.  derselben  Sammlung  und  aus  2-,  als  „Deutsche 
Predigten  des  Xll.  u.  XIIl.  Jh."  hg.  v.  K.  Roth  1839.  4)  Reste  einer  11s. 
des  12.  Jh.  zu  Douaueschingen  hg.  v.  Barack  Germ.  10,  465—473.  5)  Reste 
einer  Hs.  des  12.  Jh.  zu  München  hg.  v.  Keinz  Sitzungsb.  d.  baier.  Ak.  1869. 
2,  290—295.  6)  3  Predigten  von  einer  Hand  des  12.  Jahrh.  zu  Kloster 
Neuburg  herausg.  v.  Wagner,  Zeitschrift  f.  d.  A.  15,  439-442.  7)  Reste 
einer  oberhessischen  Hs.  wol  noch  des  12.  Jh.  abgedruckt  in  Griesiiabers 
Altern  d.  Sprachdenkm.  rel.  Inh.  1842,  S.  10-36.  8)  Von  66  Predigten 
einer  Hs.  bei  Kuppitscli  in  Wien,  um  1200,  20  abgedr.  in  Mones  Anz.  f.  K. 
der  d.  Vorz.  8,  411-433.  509-530.  9)  Blaubeurer  Hs.  zu  Stuttgart,  13. 
Jh.,  lateinische  Predigten  mit  deutschen  untermischt;  2  der  letztern  in  Mones 
Anz.  7,  396—399.  Vgl.  Mones  Quellen  u.  Forschungen  1,  184.  10)  Reste 
einer  Hs.,  1.  Hälfte  des  13.  Jh.,  herausg.  v.  Grieshaber  Germ.  1,  445—454. 
11)  Hs.  zu  St.  Paul  (in  Kärnten),  320  SS.,  13.  Jh.;  eine  Probe  in  Haupt.s 
u.  ilolfmanns  Altd.  Bl.  2,  159.  12)  Reste  einer  Hs.  aus  Prag,  Mitte  des 
13.  Jh.,  hg.  v.  Diemer  Germ.  3,  360-366.  13)  9  Predigten  aus  einer 
Leipziger  Hs.,  die  übrigens  lateinische  enthält,  13.  Jh.,  in  Leysers  Deutschen 


832  GEISTLICHE  PROSA. 

Das  neue  Zeitalter,  das  mit  dem  12.  Jaiirhiindert  über  den  Staat, 
die  Kirche,  die  Wilsenschaft.  die  Kunst,  die  Litteialur,  das  ganze 
lieben  der  i!uropa?ischen  Völker  hereinbrach,  mufste  eine  seiner  haupt- 
siichliehsten  ^^'irkuno•en  ßcrade  in  dnn  Prediolwesen  aiilsern,  als  dem- 
jeniyen  Punkte  wo  (ieislliolikeil  und  Laien.  Wilsenschan  und  Kunst, 
kirchliche  und  nationale  Sprachübung-  sich  zusammentrefiend  vereinigten. 
So  lang  der  neue  Tag  noch  leuchtete  (er  sollte  aber  erst  nach  drei 
Jahrhunderten  wieder  vergehn)  ward  auch  der  Predigt  nut  inuner  zu- 
nehmendem Eifer,  immer  anwachsender  Fruchtbarkeil  gepdegl. 

Schon  vor  Ablauf  des  allhochdeutschen  Zeitraumes  hatte  die 
Geistlichkeit  ihre  St(Mhu>g  gegen  die  Nationalliteralur  verändert:  sie 
lutte  schon  da  sich  von  der  Poesie  wieder  ab  und.  ihr  angemefsener. 
der  Prosa  zugewandt.  Der  mittelhochdeutsche  vollendete  diefs  Ver- 
hältniss.  Zwar  ^^ährend  der  ersten  drei  Viertel  des  zwölften  Jahr- 
hunderts lag  die  Geistlichkeit  noch  mit  allem  Fleifsc  dem  Dichten  ob. 
und  was  wir  aus  denselben  von  Gedichten  haben  ist  beinahe  alles 
geistlich  und  gelehrt :  zugleich  aber  kam  mit  erneuten  Kratten  die 
geistliche  und  gelehrte  Prosa  auf,  die  ihr  Gegenbild,  die  Poesie, 
etwa  nur  noch  in  Reimeinschallungen  wiederspiegelle  oder  in  ver- 
einzelten Verscitaten  ^^),  widn-end  auf  der  anderen  Seite  Gedich- 
ten hin  und  wieder  eine  Kafsung  nach  Predigtweise  gegeben 
ward  *■*).  l'ud  mit  dem  vierten  Viertel  des  Jahrhunderts  gieng  die 
Poesie  gänzlich  an  die  Laien  über,  ward  wesentlich  und  so  sehr  ein 
Werk    dieser    letzteren,    dafs   von  da  au  selbst    geistliche  Dichtungen 


Predigten  d.  Xlll.— \IV.  Jh.  1838.  14)  37  Predigten  aus  einer  mehr  als 
150  enihalteiideii  mittcl'leiilsclicn  Leipziger  H.s.  des  14.  Jh.,  die  aber  anl 
inindeslens  zwei  verschiedenen  SamniUnigen  ans  der  ersten  Hälfte  des  13. 
Jh.  beruhi,  in  deniseihen  Buche  von  Leyser.  15)  Reste  einer  thüringischen 
IIs.  des   13.  Jh..  hff.  V.  Jeiticics  Germ.   17,  340— 354.J 

■ )  in  einente  gelpraiduch  iiioufi'!  ein  l'ivr  facti  X,  26  sind  Verse  des  Meiiter 
Marienliedes  AltJ.  i.eseh.  195,  22  |5.  Aufl.  341,  lOJ. 

■■),VgI.  die  deutsche  Genesis  Fnndgr.  2,  80,  28.  Duz  ivelle  Chrill  (jotes  fun, 
daz  wir  alle  miwzzcn  twm,  üaz  irir  cliomcn  ze  gnaden,  des  cliodel  alle 
amen;  ebenso  predigtm;ei'sigc  >A'endungen  zum  BeginJi  oder  Scidnis  (^^•^ 
Ganzen  inul  einzelner  .Absätze  haben  die  Gorlilzer  Evangelienharmonie  Kumlgi. 
1,  146  ig.  204  und  Wernhers  Maria  ebda  2,  162.  176,  31.  211  fg.  Ob  die 
gereimten  altfranzoesischen  Sermons  des  13  Jh.  (K.  Schmidt  über  das  Pre- 
digen in  den  l.andesspraclien  während  d.  Mittelalters,  Sind.  u.  Kril.  1846. 
S.  277)  auch  nur  Gedichte  in  Predigiform  oder  wirklich  Predigten  in  \  ersen 
und  Strophen  seien,  wage  ich  mir  selbst  nicht  zu  entscheiden,  da  ich  nur 
einen  derselben,  den  von  Jubinal  herausgegebenen,  lienue. 


DEUTSCHE  HOMILIARIEN.  333 

(»flrr  aus  Laienmmule  als  aus  der  Feder  gelehrter  Geistlichen  flofsen. 
Diesen  verblieb  luu-  noch  die  Prosa:  der  aber  widmeten  sie  fortan 
einen  desto  treueren  Fleil's.  iS'atürlich  war  der  Jidiall  ihrer  Schöpfungen 
lind  somit  unserer  ganzen  alten  I'rosalilleralur  meistens  eben  auch  ein 
geistlicher:  selbst  einem  Denkmal  hochdeutscher  Rechtsprosa,  dem 
Schvvabeuspiegel,  durfte  der  geistliche  Bezug  und  Grund  nicht  fehlen; 
{\k)  historische  Prosa  fand  ihre  rechte  Moeglichkeit  und  Nothwendig- 
keit  erst  da,  als  sie  an  die  Stelle  der  erloschenen  Epik  riicken  konnten  *) 

Meistens  also  geistliche  Prosa :  diese  aber  meist  eine  homiletische, 
als  Predigt,  als  Tischrede.  Auch  in  deren  Entwickelungsgange  zeigt 
sich  augenfällig  genug  das  Wechselverhällniss  zwischen  poetischer  und 
prosaischer  Form,  das  wir  soeben  bei  der  Geschichtschreibung  wahr- 
genonunen  haben.  So  lange  die  mittelhochdeutsche  Poesie  noch  ihre 
Blütezeit  feierte,  war  die  Predigt  kaum  hinausgelangt  über  den  Stand- 
punkt den  sie  bereits  im  elften  Jahrhundert  eingenommen :  sowie  aber 
jene  zu  verfallen  begann  schwang  sie  sich  empor,  und  nun  erst,  erst 
nach  der  Mitte  des  dreizehnten  Jahrhunderts,  kam  der  deutschen  Predigt 
die  doch  viel  ältere  Scholastik  zu  gute  und  die  Stiftung  der  Bettel- 
orden dia  schon  vor  einem  Menschenalter  geschehen  war.  Und  als 
mit  dem  ersten  Viertel  des  vierzehnten  Jahrhunderts  der  Verfall  der 
Poesie  seinen  Abschlufs  erreicht  hatte,  folgte  dem  wieder  eine  neue 
Wendung  in  den  Fortschritten  der  Predigt:  gleichsam  zu  prosaischer 
Wiedergeburt  der  abgestorbenen  Liederdichtung  nahm  sie  die  3Iystik 
in  sich  auf,  obschon  diese  selbst  nicht  erst  ein  Kind  des  vierzehnten 
Jahrhunderts  war. 

In  solchem  frisch  erweckten  und  so  sch(pn  anhaltenden  Fleifse 
predigten  aber  die  Priester  und  die  Mönche  nicht  blofs  häufiger  und 
gehallvoller  und  umfangreicher  als  vordem :  ihr  Fleil's  und  diese  Fülle 
brachten  es  auch  mit  sich,  dafs  jezt  die  Predigten  öfter  aufgezeichnet 
und  wiederholendlich  ganze  Sannnlungen  solcher,  deutsche  Homiliarien 
also  nach  Art  jener  älteren  lateinischen  (oben  S.  314)  angelegt  wurden. 
Zuna:>chst  dauerte  die  homiletische  Verwendung  und  Behandlung  der 
Katechismusstücke  und  der  Beichte  dem  Herkommen  und  der  Kirchen- 
ordnuno-  gemfefs  fort,  daher  auch  die  Aufzeichnung  der  betreffenden 
Kormulare  und  der  sie  begleitenden  Ansprachen :  und  zwar  der  erstem 
theils  einzeln  und  für  sich,    theils  so  dafs  sie  mit  in  die  Sammlungen 


■"■)  Die  gescliiclitliche  u.  rechtliche  Prosa  des  niedeni  Deutschlands  hat  sich  früher 
als  die  des  obern  gebildet:  denn  dort  war  auch  das  Absterben  der  Poesie 
schon  um  vieles  früher  eingetreten. 


334  KATECHISMUSLEHRE. 

riiffiillicIuM  rrcditihii  aiirtrciitiiimieii.  ;iii  (Icicii  Spitze  oder  Endo  ffc- 
stellt  odfT  irireiidwtt  in  sie  eiiigcscIiHÜet  sind:  viil.  das  xMiinelnier 
ReicIilluiinMlHr  in  Malsrninins  Sannnlunt:  unter  Nr.  3d.  11  und  ;^4 
|l)ci  Midlcidi.  n.  Seil.  Nr.  XCVIIJ,  das  Brnidictbeurer  bei  Mal'smann 
unter  Nr.  10,  38,  22  u.  44  [bei  Kelle  Spec.  ecel.  S.  8—8,  bei 
Miillenh.  u.  Seh.  Nr.  XCVIl,  das  in  Hoffinanns  Fdgr.  1.  111  l'jj. 
enthaltene;  und  in  unserer  Samndung  die  Sehlnlsrede  zur  Beichte 
Nr.  XVII.  ■"')  indessen  schon  jezl  .nnd  gar  späterhin  wird  der- 
gleichen innner  seltener:  das  Erheblichste  gehoBrt  erst  wieder  dem 
vierzehnieu  Jahrhundert  an  ""'""')•  ein  weitlauftig  ausgeführtes  cateehe- 
lisches  Lehrbueli  und  das  Formular  einer  Beiehtrede  mit  allen  ihr 
zum  Grunde  liegenden  Calechismusstücken.  ersteres  von  Oberliu 
1784  unter  dem  Titel  Bihtebuoch  herausgegeben,  letzteres  noeli 
ungedruekl  auf  den  Anfangsblattern  der  bekannten  Würzburger  xMis- 
eellanhandsehrift  zu  München.  *""=^)  Diese  Veränderung  kam  von 
mehr  als    einem  Umstand    her.     Nicht    dal's   jezo    die  Geistlichen    ge- 


*)  Die  Worte  des  Rolandliedes  Er  fagele  in  von  dem  goles  riche  206^  1 
htfscn  sicli  auf  eine  Valerunserredo  deuten:  der  Arme  Harlinann  vcrsificicrl 
im  ZiisanimenliaiiifC  seiner  Dicliliintj  aneli  das  Be-ichtFonmdar,  Glaiibf-ii  22  1)  itC- 
"■■)  Auch  die  Abliandlung  von  den  sieben  Todsünden  und  das  Beicliirormuiir  in 
Mones  Scliauspielen  d.  Miticiailers  1,  326  Ig?,  u.  2,  111  fjjg.  sind  sclnver- 
iich  älter,  obsrhon  der  Herausgeber  sie  noch  in  das  dreizehnte  JaiirhiindcJt 
set/.t. 
**^*)  Ich  iheile  daraus  die  Catccliismnsstücke  mit: 

Bl.  2  c.  Dazfutfchepalernofier.  Pairr  d  nnf(cr  o  l'ater  o  »»/tr  o 
der  o  du  o  bifl  in  di-n  o  liiimln  Gcheilgt  o  werde  o  div  o  namc  Zv  o 
kuni  o  VHS  0  din  o  riche  Diu  o  wiUe  o  werde  o  hie  o  uf  o  der  o  erden  o 
als  0  in  dem  o  himel.  Unfer  o  (egelich  o  brol  o  gib  o  vns  o  herre  o 
hü'e  Und  o  vergib  o  rns  o  vnfer  o  fchul  o  de  o  als  o  ir/r  o  tun  o  r»- 
l'ern  o  felmldern.  (d)  Und  o  verteile  o  vns  o  niht  o  in  o  dehein  o  übel  o 
bekorunge.  o  Svnder  o  derlofe  o  vns  o  vor  o  allem  o  übel  o  Amen,  o  o  o 
Die  zwischengemalten  Ringlein  bezeichnen  rlie  Paternoslerliugeln. 
Bl.  2  d.  Der  englische  (ünfs,  der  dem  iilleren  Catechisnms  (oben  S.  295) 
noch  fremd  war.  Der  felbe  fjriioz  suo  ttttfchen  Ave  maria 
gegruzel  fifl  du  waria  l'ol  aller  gnaden.  Gol  iß  mit  dir.  fin  heiUje 
gnade  fie  mit  mir  Du  biß  gefegenl  ob  allen  frauu-en.  Gefegent  iß  di 
fruhl  dines  libes.     Iheßis  crißus  Amen. 

Bl.  3  a  Hl/«  ip  der  f/latihe  %u  tülfehe  den  tlle  heilf/eu 
xtvelfboten  gemacht  haben.  (Die  Namen  sieben  rolh  am  Rande). 
Petrus  Ich  gelaube  an  einen  gel.  valir  almechdg.  der  ßliepfer  iß 
himels  vud  erdin  vnd  allcv  geßheppheil.  .4ndreas  Ich  gelaube  an 
ßnen  einborn  ßin.  vnßi  n  herren  iheßim  crißum.  vnd  daz  di  dri  ge- 
nanten, der  valer.  der  fun.  vnd  der  heilige  geiß  ein  ivarir  gnlhcil  iß 
die  ie  was  an  angenge,  vnd  immer  iß  an  en  ende    tiaeobus  malor 


KATECHISMUSLEHRE.  335 

linqerc  Kenntnis;^  von  den  Hauptstücken  ihrer  Lehi-c  oder  neben  dem 
Eifer  l'tir  die  Predigt  keinen  mehr  fiir  den  sonstigen  Unterricht  und 
(nr  die  Seelsorge  beselsen  liiillen :    Freidanks  Worte  Daz  dorfliut  iß 


Ich  ffpi.aubc  daz-  dir  felhr  f/oles  fttii  (lekundel  inni  von  dem  piiqel  gabricl. 
cnphangen  irarl  vnti  dem  heüigen  (jvijl.  grhorn  irarl  rou  niinrr  frnmve» 
fallt  Diarien  der  ewigen  magrl  -Johannes  Ich  gehiube  daz  er  ver- 
raten wart,  geuangen  icart.  gemarlerl  irarl.  vnd  an  daz  heilige  rniee 
genagelt  vart.  dar  an  erflarp  an  der  menj'cheit  vnd  nicht  an  der  gol- 
heil.  vnd  daz  er  ab  dem  eruce  genuinen  wart,  der  erden  enpholhen  wart, 
in  der  er  lag  biz  an  den  dritten  tag.  Thonuis  Ich  gclaube  daz  fin 
heüigiv  feie  zu  der  helle  für  di  brach,  dar  cz  nam  alle  di  finen  willen 
betten  getan  vnd  daz  er  an  dem  dritten  tage  erftnnd  warer  got  vnd 
wäre  menfche  tfacobtis  minor  Ich  gelaabe  daz  er  nach  r-)-ftend  hie 
uf  erden  tvonl  vierzig  tage,  vnd  daz  er  an  dem  vierzigeßen  tage  ze  himel 
für  ze  (b)  angefleht  finer  Jungern.  vnd  die  des  wiredig  waren  daz  fi  fin 
vffart  fehen.  vnd  daz  er  da  zu  der  rechten  hant  fines  valers  im  eben 
herre  vnd  eben  gea-aUig  fitzet.  Phllippus  Ich  gelaube  daz  er  von 
danne  künftig  ift  ze  richten  und  ze  vricilen  einem  iegeliclie  menfchcn 
nach  finen  tverken.  Bartholotnens  Ich  gelaube  an  den  heiligen  geift 
jllatheus  Ich  gelaube  an  die  heiligen  criflenheit  Sytnon  Ich  gelaube 
gemeinfchafi  aller  heiligen,  vnd  aplaz  miner  fanden,  t/udas  Thadeus 
Ich  gelaube  vrftend  mines  libes.  3iatltias  Ich  gelaube  nach  difem 
leben  daz  ewige  leben  Amen.  Über  diese  Willieilung  unter  die  zwölf 
Apostel  an  einer  spaptern  Stelle. 

Rl.  6  b  Ich  bekenne  dem  almechUgen  got.  miner  frauwen  fant  Marien, 
allen  gotes  heiligen,  vnd  uch  prifler.  aller  der  funden  die  ich  ie  begieng. 
mit  gedenken,  teilten,  warten,  vnde  werken,  an  den  zehen  geboten,  vnfers 
herren.  an  den  fiben  tot  funden.  mit  minen  fünf  finnen.  an  den  fehs  werken 
der  barmherzekeil.  an  den  fiben  heilikeit  an  fiben  gaben  des  heiligen 
geifles.  wa.  oder  wie.  ich  die  funde  hau  getan,  mit  wem.  oder  wie  dicke 
ich  fie  begangen  han.  willeclich  oder  vnwilleclich.  totlich  oder  tegelich, 
wizzenllich.  oder  vnwizzentlich  daz  n'iwet  mich  von  gantzem  herzen,  vnd 
bite  mine  frauwen  fenle  marien.  alle  golz  heiligen,  vnd  uch  priefter.  daz 
ir  vnfcrn  hern  für  mich  pit.  daz  (c)  er  mich  frifle.  biz  ich  min  funde 
gebuze.  vnd  fin  hulde  verdiene.  Neiget  uch  zu  dem  fegen.  Abfolucio. 
151.  6  d  Sprechet  mir  noch.  Ich  glaube  in  got.  vater  almcchtigen.  ich 
glaube  an  fin  einborn  fun.  vnfer  herren  Ihefum  criflum.  Ich  glaube 
in  den  heiligen  geift.  Ich  glaube  daz  die  dri  namcn  ein  warer  ewiger  golfinl. 
§  Sit  ich  daz  glaube,  fn  wider  fage  ich  dem  Infel.  Vnde  bekenne  inferm 
hern  got.  mincr  frauwen  fenle  Marien  allen  heiligen.  Und  uch  priefler 
aller  der  funden  die  ich  ie  begieng  mit  gednnken.  mit  willen,  mit  wortev. 
oder  werken,  willeclich  oder  vnwilleclich.  wizzcntUch  oder  vnwizzentUch. 
totlich  oder  tegelich.  die  rüivent  mich,  vnd  finl  mir  leit.  vnd  bit  min. 
frauwen  fenle  Marien,  alle  golz  heiligen  vnd  üch  priefter.  daz  ir  vnfern 
herren  für  mich  bit.  daz  er  mich  frift.  biz  ich  min  funde  gebiize.  vnd 
fin  liuldc  enverbe. 


336  KATECHISI^IUSI-EHRE. 

niht  irol  hcrilit,  lidii  der  pfafe  des  (//oithe/i  niltf,  70,  20  "")  sind 
norli  kein  Gniiul  für  solch  ciiu'  Aniialiiuc.  und  BlichtT  wie  die  Siiiiiiiiii 
Confessonmi  des  Leseineislers  Joliunii  von  Fioii)Mri>  und  deren  Ver- 
(lenlsehuno;  dureh  Berlliold  Ilnenlen  \on  lim  (vol.  die  Alld.  lland- 
sohrirten  d.  Basler  Tniv.  Bibl.  61  fo-.)  bezenoen  hinreichend  dnls  die 
ßeichliger  auch  im  vierzehnten  Jahrhundert  vvahrlidi  nicht  minder 
pflichttreu  uaren  als  jemals  in  der  althochdeutschen  Zeit.  Sondern 
was  erstlich  jene  Stücke  an  und  für  sich  betrifft,  so  blieb  eben  im 
Allgemeinen  dieselbe  deutsche  Fal'suno-  fort  bestehn,  die  sie  schon 
rriiliei"  erhalten  und  in  der  sie  schriftlich  oder  mündlicli  sich  vererb! 
ballen  ■""""):  das  td)eriiob  natürlich  eines  öfteren  neuen  Xiederschreibens. 
Dann  aber,  so  heilio-  auch  alle  Weit  die  Formeln  des  Glaubens  und 
des  Gebetes  hielt,  sie  in  der  Kirche  sprach  •"'•"•■")  und  daheim  jegliches 
Tagewerk  mit  ihnen  begann  und  endigte  -{-),  sie  waren  jezt  docli  nui 
ein  Gegenstand  des  Jugendunterriclits,  nicht  melir  eines  mit  der  ganzen 
Gemeinde  gehaltenen  Gottesdienstes,  wie  das  früherhin  durch  Noth- 
wendigkeit  oder  tra^ge  Überlieferung  Sitte  gewesen  (oben  S.  294). 
und  zwar  eines  Unterrichtes  hauptsächlich  und  zunanlist  durch  die 
Pathen  des  Kindes  -i-f) :  so  fiel  die  homiletische  Behandlungsweise  von 


■ )  Der  geloube  das  Credo,  das  Glauhensbekeniitniss.  wie  im  Alllioclul.  und  wie 
das  lal.  /ides.  Vgl,  die  vorige  und  die  gleicli  folgenden  Annierlunigen  niid 
Reinliart  Fiiclis  S.  307  So  man  mir  den  (flouben  vor  fprach,  von  dem 
Übeln  Weibe  482  doch  traf  mich  dex  roken  ort  ulfo  jvrc  (in  den  girl,  daz 
mir  der  gloube  gar  enphiel. 

■■■"•■)  z.  B.  in  Konrads  Silvester  1772  enisagl  Kaiser  Cunstantiii,  da  er  getauft  wird, 
dem  lleidonthiime  beinahe  wörtlich  ebenso,  wie  es  schon  ein  halb  Jahrlansetid 
zuvor  die  ersten  deutschen  Christen  gellian :  ich  ivil  gerne  in  mincn  lagen 
dem  argen  liufcl  icidcrfagen  vnd  aller  der  gczicrdc  fin. 

■■■■•)  XXXI,  36.  46.  den  glouben  alle  funnentage  fingent  gu-i/le  di  jui/len  zo 
der  iniffe  durch  di  golis  enße  llarlm.  (Glauben  14. 
1)  Ein  ieglich  nienfclie  fol  den  glouben  zwircnl  in  dem  läge  fprerhen,  rfcv 
morgens  fö  du  uf  flcß  und  des  nahles  fö  du  nider  geft,  hiz  an  dincn 
töl;  l'd  du  danne  an  dem  ende  gelip,  unde  dir  der  tiuccl  dincn  kriflen 
glouben  gerne  an  gewunne,  daz  er  dir  nihl  guot  ze  nemene  iß  Berthold 
230  fg.  [bei  Kling;  bei  rfeiffcr  44].  Im  Rolandsliedc  121,  14.  122,  11.  12 
bereiten  sich  die  chrislliciien  Helden  mit  Glanbcii,  Gebei  und  Beichte  zum  Tode  vor. 

■J-J-)  Da  folt  du  von  kinllicher  fugende  den  glouben  krißcnliches  tebencs  gar 
unde  gar  wol  bcveßen  unde  beßwlen  in  dinem  herzen.  Du  folt  in  üzen 
lernen  zc  liulfche.  Die  ungelerlen  Hute  die  füln  den  glouben  in  tiutfche 
lernen,  unde  die  gelerlen  in  tmochifchem  (vgl.  oben  S.  303)  Ez  foUen  des 
kindes  toten  duz  Idnt  den  glouben  unde  daz  palernoßcr  leren,  fö  ez  fiben 
jure  all  würde  :  wan  ß  ßnts  im  ßhuldic:  van  fi  ßnl  fin  geiftliche  rnler 
unde  muoler.    Si  füln  fprechen  ze  finem  vnlcr  oder  muoler  »Geratere,  ir 


KATErHlSMrSDICHTUNG.  337 

seihst  fori.  Und  wo  man  daniil  noch  üher  die  Jugend  hinaus  wirken 
wollle,  wo  CS  die  l^lillheilung  an  Erwachsene  und  gar  eine  Erläuteruno 
fin*  diese  galt,  da  brauchte  das  dreizehnte  und  selbst  schon  das  ZAVölfte 
Jahrhundert  statt  der  prosaischen  lieber  die  nun  wülkonunnere  und 
darum  mehr  eindringliche  Form  der  Poesie :  Reinmar  von  Zweter 
ii hertrug  das  Vaterunser  in  einen  lyrischen  Spruch  (vd.  Hagens  Minne- 
singer 2,  179  b);  Heinricli  von.  Krolewitz  *)  paraphrasierte  es  in  aller 
^Yeitlänfligkeit  bis  auf  beinahe  5000  Verse  des  episch-didactischen 
Maises,  ob  in  der  werkle  ieman  ril  lihte  hat  alfö  getan,  der  wol 
d'tfe  felben  wort  vor  mamgen  jären  hat  gehört  (naMulich  als  Kind) 
und  daz  er  doch  enmerkte  niht  die  meinnnge  dirre  gefchihl,  daz 
fie  der  mi  merke  baz  (4589);  ebenso  gegen  Ablauf  des  zwölften 
Jahrhunderts  der  Arme  Hartmann  den  Glauben  in  3800  Versen,  sc 
lere  den  tmnben  (den  Ungelehrten)  wände  manige  rede  darane  haf~ 
lent  dar  fi  luzil  iimbe  ahtent  (22).  Auch  die  Bei<-htrede  trat  in  die 
geschriebene  Dichtung  über :  schon  im  -zwölften  Jahrhundert  in  einem 
Reimwerke  der  Vorauer  Handschrift  (Diemer  Ged.  des  11.  u.  12.  Jh. 
305 — 309):  ein  halb  poetischer,  halb  noch  prosaischer  Versuch  der 
Art  aus  dem  dreizehnten  Jahrhundert,  der  nun  auch  die  zehn  Gebote 
unter  die  Catechismusstücke  aufgenommen  zeigt  **),  in  Haupts  und 
Hoffmanns  Altd.  Blättern  1,  362— 370  *=**):  Hec  fcribimns,   sagt  die 


füll  mir  mincn  toton  daz  palernofier  unde  den  glouben  leren,  oder  ir 
läl  in  zuo  mir  gen:  jö  lere  ich  ez.«  Eiinnen  ß  daz  Ave  Maria  dar 
zuo,  daz  iß  vil  wunderguot.  Iß  aber  daz  daz  kinl  fin  toten  nilit  lerenl, 
fi)  foll  du  ez  fclbe  leren.  Wati  ficelicli  menfilie  vierzefien  järe  all  wirl^ 
iiudc  lian  ez  des  palernoßers  nilil,  man  fol  ez  an  ein  reit  legen  (von  Haus 
und  Heimat  verstofsen)  Bertlinlc!  230  [bei  Pl'eiil'er  43  fg.]. 
*)  lleinriclis  v.  Kr.  Vaterunser,  lieraiisg.  v.  IJscIi  1839;  ein  von  [j'sch  unljenulzt 
gei)liebenes  Bruclislücli  (1355—1406  m.  1512—1563)  gaben  schon  1827 
meine  Spiritalia  Ttieotisca  16 — 22. 

■""■"")  Während  des  allhd.  Zeitraumes  waren  sie  es  noch  nicht:  oben  S.  295  fg. 
Jezt  aber  spricht  die  Beichte  von  Sünden  gegen  die  zehn  Gebole  unsers  üerrn 
(Mona,  Schausp.  d.  }.IA.  2,  111  u.  oben  S.  335)  nnd  Heinrich  v.  Krolewitz 
betrachtet  sie  als  initbegriffen  in  das  Vaterunser  (102  ".  s.  w.  3494  fgg.  )•  "" 
Armen  Heinrich,  Altd.  Lesebuch  337,  28  [5.  Aufl.  519,  26]  ermahnt  die  Jlnllcr 
ihr  elfjähriges  Kind  wan  gedenkefl  du  an  fin  gcbol?  ja  geböl  er  unde 
bat  er  daz  man  munter  unde  valer  minne  und  ere  biete;  VValiher  \-,  d. 
Vw.  22,  3  [bei  Lachni.]  Sa-er  äne  corhle,  fierre  gnt,  wil  fprecfien  diniu 
zelten  gebot,  und  bricliel  diu,  daz  iß  nilil  rehliu  minne;  in  Freidanlis 
Bescheidenheit  174  eine  Versificierung  derselben,  eine  andere  jüngere  in 
Schilters  Thesaurus  Tb.  1,  S.  77—80  der  Monumenta  cateciielica. 

•"""")  Später  noch  einmal  ans  einer  andern  Handschrift,  der  oben  S.  258  bespro- 
chenen Weingartnerlschen,  in  llones  Anzeiger  8,  58  fg.,  aber  unvollständig 
und  mit  Überschätzung  des  Alters. 


338  FASTENPREDIGT. 

Riihrili.  propler  [iinplirrs  et  mituis  intcUigetites.  Wo  sie  jedocli 
innerhall)  der  Prosa  zur  Anwendung  in  der  Kirclie  seihst  verblieh,  d;i 
erhöh  sie  sich  mit  dein  freieren  Schwünge,  der  sie  hereils  im  all- 
hoehdeulschen  Zeitraum  vor  den  Glaubens-  und  Vaterunserieden  aus- 
gezeichnet hatte  (oben  S.  305).  bis  zu  der  eigentlichen  Prediatform, 
und  an  die  Stelle  der  Beiehlrede  kamen  seil  Ende  des  zwölilen  Jahr- 
hunderts wohl  ausgeführle  Fasten-  und  Aschermiltwoehspredigten. 
fennones  quotidiaiii  und  iii.  capite  jejiinii,  wie  das  Latein  der  Kirche 
sie  betitelte.  Dergleichen  fcrmones  quotidiani,  d.  h.  die  man  all- 
tflpglich  wührend  der  grol'sen  Fastenzeit  halten  konnte,  sind  hei  un- 
Xr.  VI  u.  \\\ ;  ein  fermu  in  capite  jejunii  das  Bruchstück  in  HolT- 
manns  Fundgr.  1,  69:  den  Bulsprediglen  bei  Leyser  30  u.  125  fehlt 
die  naphere  Bezeichnung;  für  die  zwei  in  Grieshabers  Sanunlung  2. 
66  u.  74  lafsen  die  Überschriften  selbst  die  Wahl  zwischen  dem  und 
jenem  Gehrauch :  In  capite  jejunii  et  per  tutam  quadrage/'iviaiif 
quandocunque  volueris  und  Ifte  fermo  Convertimini  (die  Ascher- 
nn'ttwochsepistel  Cnnrertimini  ad  nie  u.  s.  w.  Joel  2.  12.  13)  eliani 
eft  communis  quandocunque  volueris. 

Catechismusstücke  also  und  Catechismusreden  sind  jezo  seilen, 
die  letzteren  seilen  schon  im  lebendigen  Gehrauch,  noch  seltener  beidt 
in  der  Schrift :  um  so  zahlreicher  sind  uns,  namentlich  aus  dem  drei- 
zehnten und  dem  vierzehnten  Jahrhundert,  deutsche  Predigten  über- 
liefert. Denn  jezt  erst  war  es  mcpglich  und  der  Mühe  werth,  das 
nüchtisre  Wort  mit  dem  Buchstaben  zu  befestigen  und  es  für  alle 
Zeiten  dauerhall  nutzbar  zu  machen ;  wie  der  Dichter  ik^  Passional> 
in  Z.  220  fgg.  der  Nachrede  sagt  (Wiener  HS.  2694.  vgl.  Diut.  2,  08.) 

Swaz  ich  Mute  predigen  pflege, 

Daz  verget  tnit  dem  gähne: 

Swaz  aber  ich  mit  dem  halnie, 

Mit  der  vederen  maine  ich,  fchribe, 

DaZ'  hoffe  ich  ie  ez  blibe 

Nütze  über  manigen  tac. 
Er  meint   das   geschriehne  Gedicht    im  Gegensatze    zu    der    blofs  giv 
sprochenen  Predigt:    wir    moegen    aber,    und    bleiben    damit  ganz  im 
Sinne  der  Zeit,  sein  Wort    auch   von  der    geschriebenen  Predigt   ver- 
stehen. 

Vom  Zwecke  der  jezt  entstehenden  Prediglsaiiiiulunoen  gilt  das- 
selbe, was  oben  bezüglich  der  in  Bruchslücken  vorliegenden  Sanun- 
lung aus  dem  11.  Jahrhundert  lieiiierkt  wurde.  Sie  waren  zu- 
nfechst  Handbücher  fin-  Priester,    die    ihnen    Muster    aehcn.  und   unter 


ZWECK  DER  PREDIGTSAMI\1LUNGEN.  339 

linstandeii  geradezu  als  FiindfJ^ruberi  der  Eiitlehiumg  und  als  Foi- 
inidare  dienen  sollten;  schwerlich  eine  einzige  enthält  Predigten,  iUv 
wirklich  alle  das  Jahr  hindurch  nach  einander  waM-en  gehallen  und 
dann  erst  zur  Erinnerung  und  ni;r  dazu  auFgeschrieben  worden.  Den 
Beweis  l'tn"  jene  Bestimmung  erblicken  wir,  wenn  z.  B.  die  Benedict- 
•Ix'urer  Sannnlung  hie  und  da  Vorschrilten  giebf,  dals  und  wie  eine 
Credigl  auch  bei  andern  Anlapl'sen  als  den  gerade  in  der  ÜberschriH 
bezeichneten  könne  verwendet  werden :  Fred,  de  S.  Laurentio,  Kelle 
S.  100  Nomina  quemcutnque  marlirem  celis:  in  iiniascuiusque  marti- 
ris  f'efto  hec  predicare  poteris ;  iiariae  Geburt,  S.  108  Hec  predices 
in  quocunque  fefto  beate  Marie  velis.  Oder  wenn  die  Predigt  am  Tag 
exaltationis  crucis  bis  gegen  das  Ende  über  das  Kreuz  und  Christi 
Erluehung  an  demselben  handelt  und  dann  S.  116  ein  doppelter  Schlafs 
kommt :  Hec  dicas  in  inventione  fände  crucis,  Hec  diras  in  exal- 
tatione*^.  Oder  wenn  in  der  Wiener  Sammlung  Fdgr.  1,  112  aul 
die  Glaubensformel  die  An\veisung  folgt  Hanc  katliolicam  fidein  fie- 
pius  in  fefticilatibus  dicere  debes,  et  si  sit  fefticitas,  quod  ad 
corpus  domini  aliquis  accedere  velit,  confeffionem  fubjiinge  ita  di- 
cens  Min  vil  lieben  u.  s.  w.  (Ansprache,  Beichtformel  und  Indulgenz) : 
oder  wenn  anderswo  mehrere  Heilige  genannt  und  zur  Verehrung 
empfohlen  werden,  bei  St.  Nicolaus  aber  hinzugefügt  wird  (ebd.  S.  119j 
Si  de  miraculis  eius  aliqua  dicere  volueris,  habes  fupra  ante  nati- 
citateni  Christi.  Daher,  \\enn  in  dem  Formular  für  eine  Ansprache 
am  Feste  Aller  Seelen  S.  114  ermahnt  wird:  Gedenchet  unser  hüs- 
(jenözen,  die  ninlichen  verfcheiden  sint,  rneifter  Gumperhtes  undc 
meifler  Wizeperh  unde  anderre  unfer  hüsgenözen,  so  weist  hiis- 
yenuz-en  zwar  auf  eine  Gemeinde  hoeriger  Landleute  hin,  aber  die 
Namen  sind  nur  beispielsweise  als  Ausfüllung  des  Formulars  gemeint, 
und  könnten  ebenso  gut  andere  genannt  sein.  Und  ähnlich  steht  bei 
dem  unmittelbar  vorhergehenden  Satze  Pittet  utnbe  alle  die  üzer  dirre 
famenunge  i'erfcheiden  finl,  herren  olde  pruoder  oder  fwester  zwar 
fest,  dafs  der  Redner  in  einer  Klosterkirche  spricht,  aber  es  ist  offen 
gelafsen,  ob  in  einem  Männer-  oder  Frauenklosfer  ""''')• 

Ebensolclie  Bedeutung  und  Anwendbarkeit  halten  die  lateinischen 
Homiliarien    vor  der  Karolingerzeit    und    aus    ihr    besefsen;    jezt    traf 

*")  Das  eine  Fest  begeht   die  WiederfiiHluiig   des  Kreuzes   durch   die  h.  Heleny, 
das   andere   seine    Wiedererhcehung,    nachdem    die    Perser    614   es    geraubl, 
durch  Kaiser  Heraclius  629  oder  630. 
■'■")  Herrc  ist  Pfarrer,  hier  denn  ein   hioslerbruder.    der  als  Priester   eine  Pfarre 
versieht. 


340  AUTORIT^.TRN  ORR  PRKDI(7r. 

iioili  ein  miilrcs  Boispicl  ii.rhci-  iiiul  Nvirktc  noch  unnnttclltaii'r.  In 
(las  erste  Vierlei  des  12.  Jahrhumlerls  fallt  die  aurserordentlich  fruclil- 
bare  und  manniijfach  eiTMJoreichc  Thfrliirkeit  des  Honorins  Aiiffiislo- 
dunensis,  dessen  Lebensumstände  \vir  s(»  o-ul  als  irar  nicht,  dessen 
Schriften  wir  desto  befser  kennen*):  darunter  mehrere,  deren  Wir- 
kung das  ganze  Mittelalter  hindurchgeht.  Eine  davon  ist  eine  latei- 
nische Prediotsaininlunsr,  Spi'culum  ecdesiae  genamit.  ausdrüi'klich  be- 
rechnet für  die  Anleitung  zum  Predigen  und  zur  A^ushilfe  dabei,  in 
ihr  gewahren  wir  den  nsechsten  Anstofs,  eben  dergleichen  auf  Deutsch 
zu  verfafsen,  um  so  zweifelloser,  als  sich  z.  B.  in  jener  Benediclbeurer 
Sanunlunir  wiederholendlich  bald  wortliche,  bald  freiere  Anlehnungen 
an  die  lateinischen  Muslerstücke  des  Honorius  linden  (virl.  Kelle  S.  VII. 
[Müllenh.  u.  Seh.  zu  XCVl]).  Natürlich  bildete  er  nicht  die  einzige 
Ouelle  und  uiclil  die  Quelle  fiu"  alle :  auch  wo  die  Verfafser  dieser 
honuletischeu  Musterbücher  nicht  aus  sich  selber  schöpften,  standen 
ihnen  noch  genug  andere  noch  angesehenere  und  ältere  Autoritaeten 
zu  Gebote.  Und  meist  werden  sie  in  dieser  unselbstiindigen  Weise 
verfahren  sein,  schon  aus  loeblicher  Demulh,  um  doch  nicht  Dinge  al> 
Cluster  aufzustellen,  die  von  ihnen  selbst  herrührten,  sondern  eher 
solche,  deren  Wertb  der  Ursprung  von  irgend  einem  heiligen  Vater 
der  Kirche  verbiu'gte.  In  so  fern  haben  all  diese  Sammlungen  eigent- 
lich keine  Verfafser,  und  wirklich  wird  auch  nirgend  der  Name  eines 
Verfafsers  angegeben. 

Diefs  Rückgehn  der  deutschen  Predigt  des  zwölften  Jahrhunderts 
auf  altere  Autorita^ten  ist  auch  die  na^chste  Ursache,  warum  ihre  ganze 
Fafsung  und  Hallung  im  Wesentlichen  noch  als  dieselbe  erscheint  wie 
schon  im  elften  Jahrhundert.  Wälirend  uns  aber  die  Predigt  dieser 
früheren  Zeit  nur  in  Bruchstücken  erhallen  ist,  und  so  von  ihrer  All 
uiul  Weise  doch  kein  vollständiges  Bild  kann  entworfen  werden,  haben 
A\ir  luui.  im  zw(dften  Jahrhundert,  eine  Fülle  von  Denkmadern,  die  es 
m()glich  macht  eine  Characteristik  der  danuiligen  Predigt  weise  zu  ver- 
suchen. In  allen  Haui)tzüffen  wird  dieselbe  auch  rückwärts  für  die 
Predigt  des  11.  Jahrhunderts  giltig  und  der  einzige  Unterschied  etwa 
nur  ehi  quaulitativer  sein:  das  12.  Jahrhundert  zeigt  gelegentlich  eine 
vollere  breitere  Ausführung,  wie  der  allgemeine  Fortschritt  der  litte- 
rarischen Übung  sie  ermteglichte  und  wie  auch  noch  andere  Umstände 
den  Anlafs  dazu  gaben.  So  entfaltet  sich  uamenllicli  die  Verehrung 
der  Junoffrau  Maria  nicht  selten    nun    in    einem   reicheren   Mafse    von 


■')  [Sielie  über  beides  Scherer  in  der  Zschr.  für  ceslerr.  Gyiiiii.  XIX,  567  fgg.J 


ANLAGE  DER  PREDIGT.  H41 

Worlon  und  Bildern,  als  n\ olil  je  in  Prediglen  der  alleren  Zeil :  aber 
die  Kirche  selbst  war  darin  jezt  weiter  vorgesclirilten,  hatte  die  heil, 
.lungfraii  noch  mehr  von  den  übrigen  Heiligen  fort  und  noch  na^her 
riiristo  selbst  an  die  Seite  gerückt,  und  auch  die  Poesie  nicht  blofs 
der  Geistlichen,  auch  die  der  Laien  gefiel  sich  in  diesen  Uberschwäng- 
üchkeiten.  Sie  waren  der  religi(ps  verklärte  Wiederschein  des  irdi- 
schen Minnedienstes,  der  jezt  ein  Hauptgegenstand  der  Dichtung  wurde. 
Abgesehen  von  solcher  volleren  wärmeren  Ausführung  in  Einzelheiten 
war  also  und  blieb  die  ganze  Anlage  der  Predigten,  die  Art  und 
Weise  den  kirchlichen  und  in  der  h.  Schrift  gegebenen  Stoff  zu  be- 
handeln dieselbe  die  sie  schon  vorher  gewesen. 

Die  Predigten  sind  entweder  sermones  de  tempore  oder  de  sauclis 
(s.  oben  307).  Letztere  pflegen  aus  kurzer  Erzählung  mit  angehängter 
erbaulicher  Vermahnung  zu  bestehn,  und  sie  gehn  nicht  uothwendig 
von  einem  Bibeltexte  aus.  Die  Wiener  Saunnlung  zeigt  ein  eigenes 
Mittel  um  das  geringere  Mafs  von  Erbauung,  das  sie  somit  gewähren 
konnten,  zu  vergüten,  indem  wiederholendlich  am  Schlufs  eines  Vor- 
trages die  Gemtinde  zur  Anslimmung  eines  Bittgesanges  aufgefordert 
wird  (Fdgr.  1,  80.  115);  was  denn  auch  aufser  den  sermones  de 
sanctis  bei  anderen  VortrjFgen  geschieht,  die  nicht  von  Bibelstellen 
ausgehn,  bei  den  Ermahnungen  zum  Gebet  für  Lebende  und  Abge- 
schiedene (Fdgr.  113.  114).-^)  Den  Predigten  auf  Sonntage  und  auf 
solche  Festtage,  die  ihre  Bedeutung  aus  der  evangelischen  Geschichte 
her  besitzen,  den  Sermones  de  tempore  konide  der  biblische 
Text  nicht  fehlen.  Hier  stellt  in  der  Regel  an  der  Spitze  die  von 
Alters  her  vorgeschriebene  Pericope,  zuerst  lateinisch,  dann  in  deut- 
scher Umschreibung-.  Doch  kann  auch  diese  letztere  vorausgehn  und 
der  lateinische  Text  folgen  (oben  S.  ä5),  oder  auf  die  bereits  in  der 
Messe  verlesene  Pericope  wird  in  der  Predigt  nur  Bezug  genonuneu, 
ohne  dafs  sie  derselben  in  ihrem  Wortlaut  eingefügt  würde  (oben  S.  10). 
Und  nun  wird  denn,  nach  der  besonderen  Weise  der  Homilie,  kein 
einheitliches  Thema  aus  dem  Text  abgeleitet  und  ausgeführt,  sondern 
er  selbst  wird  unmittelbar  und  Glied  für  Glied  belehrend  und  erbau- 
lich ausgelegt  und  angewendet,  etwa  so,  dafs  noch  diese  und  jene 
andere  pafsjiche  oder   pafslich    erscheinende  Schriftstelle    mit    herein- 


■)  [Genn.  1,  449  zu  Allerheiligen  (vgl.  Spec.  ecci.  128-  28)  iiiid  Allerseelfii. 
Bei  Honorins  niiuen  in  einer  Adventspredigt  Spec.  ecrl.  ed.  Co].  1531  l'nl. 
250  a:  Iden  nunc  gloria  in  e.rcelsis  introniitiinuai.  Anironlcning  zmn  Cm- 
sang  am  Sctilufs  einer  deutschen  Adventspredigt  Genn.  10,  467.]  ; 


342  ANLAGE  DF.H  PREDIGT. 

gpzoffen  nnd  orobraiicht  \M'rd  um  die  Aiisleoiincr  der  Ein7A'lheiltMi  zu 
unh^rsliil/en  oder  den  Ihrrüan^  von  der  ciiicn  zur  andorn  l)ild(Mi  zu 
hcUcii.  Xiclil  sollen  niicli  wcrdiMi  nicliicrc  Anslcounofeii  und  Aiiwrii- 
diinocn  (Miies  und  dcssclhcn  Ttixlolünlcs  als  .oloirhbeiochtiul  liiiiU-r 
einander  vdrocfidirl.  wovon  jene  Honn'lie  von  den  finiferlei  Arbeitern 
im  \Yeinberfr  niit  deren  Beziehung  znersl  auf  die  fünf  Weltaller,  dann 
anf  die  fünf  Altersstufen  ein  älteres  Beispiel  friebl.  Den  Schlufs  bildet 
eine  alloemein  g-ehaltene  Ermahnung,  wie  sie  entweder  an  das  zulelzl 
besprorhene  sich  ansehliefst  oder  auch  auf  den  Gesannntinhalt  der 
jranzen  Homilie  sich  begründet:  in  diesem  Falle  wird  wenigstens  liier 
und  wenigstens  implicile  eine  Art  Thema  aufgestellt;  und  das  letzte 
Wort  besteht  gern  in  einem  kurzen  Gebeisruf  um  den  Segen  Gottes. 
Der  Umfatig  wächst  bei  diesei"  Behandlungsart  wohl  über  den  des 
Sermo  de  sanclis  hinaus,  aber  er  bleibt  geringer  als  der  einer  Predigt 
im  engeren  o-enaueren  Sinne  des  Wortes  ausgefallen  wff're.  I'iid  er 
bleibt  auch  da  ycring,  wo.  was  nun  allerdings  mitunl(M-  ireschiidil,  \on 
(lie.-em  schlichten  Gange  der  Homilie  abgewichen  nnd  schon  mehr  in 
die   Art  der  eigentlichen   Predigt  eingetreten  ^^ird. 

Diese  Ausnahme  geschieht  in  zwiefacher  Weise.  Enl\N'eder  es 
wird  dem  Evangelienlext  und  dem  was  sich  unmittelbar  an  diesen 
knüpft  noch  eine  einleitende  Betrachtung,  wie  die  Homiletik  es  nennt, 
»m'u  Exordium  vorausgeschickt,  die  jedoch  ihren  Ausgang  auch  von 
kirchlich  autorisierten  Worten  nimmt,  z.  B.  Fdgr.  1,  123.  125  von 
der  fiM"  denselben  Tag  vorgeschriebenen  Epistel-  oder  Prophetenstelle : 
fd)pn  S.  9  beginnt,  eifi  noch  vollerer  Beleo-.  die  Predigt  mit  Worten 
Augustins,  nimmt  dann  Bezuo-  auf  den  Episleltext  und  gelangt  niui  erst 
zum  Weihiiachtsevangelium  und  dessen  besonderer  Besprechung.  Oder 
die  Pericope  ist  so  kurz  luid  einfach,  dafs  eine  Theilung  nnd  Zer- 
gliederung nicht  wohl  möglich,  und  so  wird  sie  von  vornherein  im 
Zusammeidiange  des  Ganzen  und  desshalb  mit  mehr  einheitlichem 
Fhifse  der  Gedanken  be.'^prochen.  wie  in  der  Predigt  in  octaua  Domiiu' 
bei  Kelle  S.  17.  [Für  diese  beiden  als  Ausnahme  erscheinenden 
B(diandluugsweisen  fand  man  bei  Honorius  von  Antun  die  N'or- 
Itiider.] 

Gleichviel  aber.  ob.  wie  oewöhnlich.  yanz  als  Homilie.  ob  ausnahms- 
wei.se  mehr  einer  Predigt  ähidich.  all  diese  Kanzclreden  haben,  was  das  Dog- 
malische darin  betrifft,  durchweg  eine  und  dieselbe  bezeichnende  Eigen- 
thümlichkeit:  die  eigentlichen  Sätze  der  Dogmatik  und  ebenso  alles,  was  ans 
dem  Leben  und  der  perscrnlichen  Erscheinuno-  Christi  nnd  der  h.  Jungfran 
dogmatisch  zu  verwenden  ist.  wird  mit  Vorliebe  sofort  sviidtoliscii  ein- 


TYPOLOGISCHE  METHODE.  843 

g-cklcidef,  verbildlicht  und  vcrsinnliclil  diirrli  Dinge,  dio  der  Natur, 
oder  durch  Ereignisse  und  Personen,  die  der  Gescliirhte  des  alten 
Tesltuiiontos  angchtpren.  Ein  Verfahren,  das  man  wohl  unterscheiden 
Minis  von  jener  Art  zu  symbolisieren  imd  zu  alleoorisioren.  die  wir 
<ib(Mi  l)oi  der  Prediot  des  11.  Jahrhunderts  besprochen  haben  und 
\\obei  (b"e  Thatsaclien  der  evangelischen  Gescliiclile  sfli>sl  syndioliscli 
geuendet  werden  um  sie  auf  Glaubens-  und  Siileniehren  auszuleoen, 
wie  etwa  die  zwei  zusanunen  ausgesendeten  Jünger  auf  das  (iebol  der 
zwiefachen  Liebe.  Jezt  bleiben  vielmehr  die  evangelischen  Thalsachen 
oder  die  Glaubenslehren  gerade  in  ihrer  ersten  und  eigentlichen  Be- 
deutung bestehen  und  es  wird  ihnen  etwas  anderes  als  sie  abspieo-eln- 
des  Symbol  an  die  Seite  gestellt.  Nicht  zwar  als  ob  damit  etwas 
völlig  Neues  in  dieser  Zeit  erst  aufgekommen  waere :  aber  jezt  sieht 
dies(^  andere  Art  von  Symbolik  in  vollerem  Flor  als  fridier.  und  nauuMit- 
licli  diefs  ist  einer  der  Umstände,  wodurch  jezt  die  Ausfidiruno-  {J(m 
Homilien  eine  reicher  belebte  waid,  als  sie  vordem  gewesen. 

Die  gebrauchten  Sinnbilder  waren  nicht  seilen  wirklich  sinnreich, 
nicht  seifen  wahrhaft  dichterisch,  wie  denn  auch  die  Dichtkunst  ebenso 
gern  als  die  Predigt  sich  ihrer  bedient  hat:  man  sehe  das  Melker 
Marienlied  Leseb.  P,  341.  Sie  waren  natürlich  ansprechender  für  die 
znho'rende  Laiengemeinde,  als  eine  in  kalter  und  trockener  Begrifflich- 
keil gehaltene  Dogmatik  ihr  hätte  sein  können.  Dennoch  waren  sie 
nicht  gerade  um  der  Laien  willen,  und  keineswegs  blols  als  dichte- 
rischer Schmuck,  sondern  in  ganz  ernsthaft  realem,  in  durchaus  wifsen- 
schaftlich  theologischem  Sinne  gemeint.  Bereits  manch  einzelnes  Wort 
des  Herren  selbst  und  manches  der  Apostel,  dann  in  einer  fast  syste- 
matischen Ausführung  der  Brief  an  die  Hebraeer  hatte  dazu  angeleitet, 
das  Verhällnifs  des  alten  Testamentes  zum  neuen  als  den  des  Typus 
zum  Antilypus  anfzufafsen,  überall  im  alten  Testament  Vorbilder  und 
Vorahnungen  dessen  zu  gewahren,  was  dann  in  Christo  und  seiin^r 
Kirche  die  letzte  eigentiiclie  Verwirklichung  und  seine  Erfüllung  ge- 
i'unden  habe.  Mochte  nun  auch  das  meiste  was  in  der  Art  erst  das 
Mittelalter  aufstellte  hoechst  subjeetive  Willkür  sein,  es  Iral  doch  nul 
Ansprüchen  auf  allgemeine  kirchliche  Berechtigung  auf  uiul  schien 
einen  wifscnschaHlich  objecliven  Werlh  zu  besitzen.  Und  wie  man 
die  Geschichte  des  alten  Bundes  als  das  Spiegelbild  der  evangelischen 
Geschichte  betrachtete,  ebenso  erkannte  man  überall  in  der  Naiur  einoi 
Wiederschein  von  der  Wesenheit  Gottes  und  von  seiner  irdischen 
Erscheinung:  das  alte  Testament  beginnt  ja  mit  der  Schöpfung  der 
Welt  und  die  Welt  ist  von  Gott  durch  das  Wort,  d.  h.  durch  seinen 


344  GESETZLICHER  GEIST  DER  PREDIGT. 

Sühn  gescliall'en,  warum  al.su  iiiclil  auch  die  Natur  in  ähnlich  lypo- 
logischer  Weise  betrachten  und  ausdeuten. 

Diese  Geschichts-  tnid  Natursyniholik  des  Mittelalters  liat  sich 
alloemach  zu  einer  fast  unübersehbaren  Fidle  und  iIainiijTfalti<fkeit  ent- 
wickelt. Was  der  Arl  die  früheren  Jahrhunderte  erfunden  hielten  die 
spaeteren  in  Glauben  und  Andacht  fest,  erachteten  sich  aber  durch  das 
ältere  Beispiel  um  so  mehr  befugt  üleichartig  weilei-  zu  arbeiten,  ^^'ir 
beg-egnen  diesen  Symbolen,  den  allgemein  angenommenen  wie  den 
seltneren,  mehr  nur  gelegentlichen  und  vereinzelt  gebliebenen,  in  rein 
wifsenschaftlichen  Werken  und  in  Gedichten  und  mitten  inne  zwischen 
beiden  in  der  rednerischen  Prosa  der  Predigten.  Eine  ziemlich  er- 
schöpfende Zusammenstellung  von  ihnen  giebt  W.  Grinnn  in  seiner 
Einleitung  zur  Goldnen  Schmiede  Konrads  von  Würzburg,  einem  Ge- 
dichte das  schon  selbst  ghnchsam  dit^  Schatzkaunner  füi-  alles  bildet, 
was  von  dieser  Arl  gegen  Ende  des  13.  Jahrhunderts  in  Deutschland 
gäng  und  gaebe  war.  Der  Dichter  legte  sie  an,  ein  Laie  für  Laien, 
aber  auch  er  nicht  blofs  des  poetischen  Reizes  wegen,  er  so  wenig 
als  die  Prediger:  der  Zweck  war  überall  nicht  die  Lehrsätze  des 
Glaubens  nur  sinnlich  zu  veranschaulichen,  die  Parallelen  und  Typen 
sollten  vielmehr  als  Beweise  für  dieselben  gelten. 

Noch  eine  zweite  Eigenheit  unserer  allen  Predigt  verstärkte  ihre 
Einwirkung  auf  die  Laiengemeinde,  wiederum  ohne  dal's  solch  eine 
Wirkung  eigentlich  beabsichtigt  war.  Fast  überall  wird  noih  viel 
mehr  als  die  dogmatische  Seite  die  andere,  die  zur  Vollkonnnenheit 
des  christlichen  Lebens  wesentlich  gehoert,  herausge wendet.  Es  wird 
fort  und  fort  auf  die  Bellueligung  des  Glaubens  durch  den  Wandel 
und  die  ^V'erke  gedrungen,  es  wird  dem  Text  den  der  Prediger  er- 
läutert und  den  (Jlaubeussätzeu  die  ei-  vortra^gt  wo  irgend  möglich 
die  Anwendbarkeit  auf  das  pi'aktische  Leben  abgewonnen;  gewils  da- 
dui'ch  wiederum  eingänglicher  für  die  Menschen  des  IhaHigen  Alltags- 
lebens. Aber,  und  das  ist  nicht  zu  übersehen,  die  ethischen  Forde- 
rungen werden  seltner  von  dem  Geist  «ler  Liebe  gelragen,  als  sie  mit 
alttestamentlicher  Gesetzesstrenge  auftreten.  Die  Prieslerschalt  des 
Mittelalters  trat  mit  Bewufstsein  an  die  Stelle  der  alttestamentlichen, 
und  wenn  ihre  Predigt  i'rmahnl  den  (jlauben  durch  ^^'eJke  zu  be- 
tluetigen,  so  ha'rl  man  den  Spruch  des  Jacobus,  dal's  der  Glaube  ohne 
die  Werke  todt  sei,  fast  überall  nut  einseitiger  Betonung  heraus- 
klingen. 

Endlich  eini;  dritte  Eigenheil  scheinl  erst  jezt,  im  12.  Jahr- 
huntlerl,  aufgekommen  zu  sein;  auch  sie  geluerl  mit  zu  der  grtefseren 


ERZÄHLUNGEN  IN  DER  PREDIGT.  345 

ren  Fülh?  der  Ausfiihriiiiij,  die  man  sich  jezt  im  Vergleich  zu  der 
strengen  Kürze  des  11.  Jahrhunderts  gestattete.  Es  ist  das  die  ge- 
legentliche Einschaltung  kurzer,  nicht  aus  der  heil.  Schrift  entlehnter 
Geschichten,  wodurch  der  eigentlich  rednerische  Gang  allerdings  unter- 
brochen ward,  aber  so,  dafs  dergleichen  zur  Verdeutlichung  eines 
gerade  behandelten  Satzes  der  Glaubens-  oder  Sittenlehre  diente  oder 
ilienen  sollte.  Es  waren  entweder,  wo  nicht  wirkliche  von  der  Kirche 
anerkannte  Legenden,  doch  legendenartige  Erzählungen,  oder  Anec- 
doten  aus  der  Profangeschichte,  namentlich  des  vorchristlichen  Alter- 
thumes.  In  der  Verwendung  auch  dieser  letzteren  innerhalb  einer 
christlichen  Predigt  lag  nichts  Anstoßfsiges :  man  war  gewohnt  die 
ganze  Geschichte  vor  Christo,  auch  diejenigen  Theile  derselben,  von 
denen  das  Alte  Testament  nichts  berichtet,  gleichwohl  mit  in  die 
(ilte  e  hineinzurechnen :  es  war  eben  auch  Geschichte,  die  der  ninwen 
e  vorangieng  (s.  Berthold  v.  Regensb.  ed.  Pfeiffer  398.  18  fgg.).  Der 
Gebrauch  solcher  eingeschalteten  Erzählungen,  den  wir  spaeter  noch 
in  weiterer  Ausbildung,  auch  als  Missbrauch  und  in  Missbildungen 
wieder  treffen  werden,  geht  wie  es  scheint  auf  jenen  Honorius  von 
Autun  zurück,  dessen  Speculum  ecclesiae  fo  maisgebend  für  die  kirch- 
liche Beredsamkeit  des  12.  Jahrhunderts  war.  Er  hat  dergleichen 
öfter  in  dieser  seiner  Mustersammlung  *),  und  aus  ihr  hat  eine  Predigt 
der  Benedictbeurer  Samudung  mit  wörtlicher  Entlehnung  vier  solcher 
Geschichten  geschöpft  (Kelle  S.  168—171;  vgl.  ebd.  VII).  Andere 
Beispiele  gewährt  die  Wiener  Sammlung  an  zwei  verschiedenen  Stel- 
len, einmal  die  Legende  von  S.  Laurentius,  ein  andermal  die  Geschichte 
von  Theophilus  und  seinem  Bund  mit  dem  Teufel  (Fdgr.  1,  99.  120  fg.); 
[und  andere  wieder  die  zweite  der  von  Leyser  bekannt  gemachten 
Sammlungen  S.  60.  67.  69.  72.  76].  Von  diesem  zu  heiserer  Ver- 
deutlichung und  groefserer  Belebung  gebrauchten  Mittel  könnte  man 
nun  wenigstens  meinen,  es  sei  zum  Besten  der  Laiengemeinde  und 
aus  Rücksicht  auf  die  dichterischen,  die  epischen  Bedürfnisse  und 
Neigungen  des  Volkes  aufgebracht  worden.  Indessen  auch  hier  ist 
eine  Rücksichtnahme  der  Art,  insoweit  sie  das  einzig  oder  zuvörderst 
bestimmende  gewesen  waere,  abzulehnen.  Die  Wiener  Sammlung 
wenigstens  war,  wie  wir  gesehen  (oben  S.  339).  zuuff'chst  fin-  ^Xi^n 
Gt^brauch  in  einer  Klosterkirche  berechnet ;  und  die  Erzählungen,  wie 
man  sie  jezt  allein    noch  brachte,  haben  durchaus   nichts  Laienhaftes; 


*)  [Z.  B.  Fol.  43  eine  Jlarienlegende  und   gleich  in  der   naeclislen  Predigt    loi. 

46''  fg    die  (iesciuchle  von  Ulysses  und  den  Sirenen.] 
Altd.  Predigten.  23 


346  KETZEREI. 

die  legendarischen  sclilofsen  sich  bei  dem  Glauben  dessen  sie  ge- 
nolsen  wn  d;is  Evangelium  an,  und  Anecdolen  aus  der  I*rüiangesehirhle 
des  Allerlliunis  traten  mit  in  das  Verliallniss  von  Typus  und  Anti- 
typus  ein,  in  welchem  man  gewohnt  wiw  alles  und  neues  Testament 
aulzufalsen  *). 

In  einer  Fri'diglsannulung  deren  abgebrocheiu^  Überreste  den 
Schriftzügen  nach  dem  llbergange  des  12.  zum  13.  Jahrliundert  an- 
gehceren  findet  sich  bereits,  aus  Anlals  des  Evangeliums  vitn  den 
zehn  Aussätzigen,  eine  Beziehung  auf  die  rrrcere,  d.  i.  Ketzer  (oben 
S.  37),  Hiemil  tritt  ein  neues  für  die  weitere  Entwickcluni»  folgen- 
reiches jMotiv  in  die  deulsciie  l'redigtiibung  ein,  bei  dem  wir  an  der 
Schwelle  des  13.  Jahrhunderts  mit  einer  einleitenden  Betrachtung  ver- 
weilen müfsen. 

Eben  damals,  in  Verbindung  mit  den  scharf  (jrneuten  Streitig- 
keilen zwischen  Kaiserlhum  und  Pabsttiium.  unter  denen  viele  an  der 
Kirche  und  den»  (ilauben  selber  irre  wurden,  brach  die  manniu falligste 
Ketzerei,  wirkliche  und  nur  so  geheilsene,  wie  sie  von  jeher  gleich 
unterirdisch  drohendem  (j'e Walser  unter  dem  Boden  der  rcemischen 
Kirche  sich  dahin  gezogen  hatte,  an  den  verschiedensten  Orten  und 
in  der  verschiedensten  Art  aufs  neue  hervor,  um  von  da  an  bald 
geräuschiger,  bald  stiller,  bald  trüber,  bald  heller  die  Jahrhun:ierle 
hindurch  zu  slru^men,  bis  sie  endlich  in  der  Reformation  ihre  Be- 
friedigung und  ihre  Läuterung  fand.  Der  eigentliche  Ouellboden  war 
damals  im  südlichen  Fraidireich  uiul  im  nördlichen  Italien,  aus  beiden 
IS'achbarlandern  gieng  der  Erguls  nach  Ueuischland.  Es  wucherten 
groefsere  uml  kleinere  einander  wechselseilig  verwerfende  Gemein- 
schaften mit  den  niauuigfaltigsteu  Reiu'nnungen^'").  Die  einzelnen  Lehr- 
begriÜe    durch  die  sie  von  der  Kirche  und    unter   einander    abwichen 


*')  |Eiii»;  bewiisste  Kückbithliialuiic  aiil'  die  Bedürruiüst;  der  Laieii{remeiiule  wini 
wenigstens  Ijci  lloiiuriiis  iiiclil  ul>^uleliiien  .sein.  Oder  was  ist  es  iinderes, 
wenn  nacii  einer  üigression  iiljer  die  syinlinli.-ielie  Bezieliung  der  70  Tajje, 
wiünend  welelier  in  der  Kirelie  das  Alleliiia  scliweigl,  zu  den  7Ü  Jahren 
des  l)al)ylonisclien  Exils  die  l'rediul  in  seplna-^esinia  durcli  die  Anweisung 
initeritroetie»  wird  Uwe  swpius  intermisce  senitonibus  /»(.s,  tnoii  liiiiu:i- 
cetnudi  verbis  eis  faslidium  lollis  (lol.  46'').| 
*')  lAul-^er  llalins  (ieseliichle  der  heller  im  Milleluller  (8  Bde.  1845-50)  selie 
man  liieriiber  J.  (irinnn  Wiener  .lalirbl).  d.  Lill.  32,  211  Igg. ;  Selmiidl  Die 
Seelen  zn  Straisimrg  im  Millelaller,  Zsehr.  f.  iiist.  Tlieol.  X  (1840);  FleiliVr, 
Zselir.  r.  d.  All.  i),  57 — 65.  Zu  den  von  PfeiHer  znsammengelragenen 
Steilen  üerlliolds  v.  Kegensburg  Inge  mau  noeli  die  v«n  I.eyser  S.  XXXI 
uns  einer  seiner  lateinisehen  i'rediglen  niilgelluille.J 


KETZEREI.  347 

lafsen  sidi  nicht  mehr  genauer  bestininieii :  denn  man  ist  fast  ganz 
auf  das  angeAviesen,  uas  dit'  kirchlicli  ghinbigen  GegiuM"  berichten, 
denen  man  nur  zu  oft  weder  den  Willen  noch  auch  die  Fa^higkeit 
zutrauen  darl",  die  Wahrheit  hier  voll  zu  erkennen  nnd  zu  sagen. 
Vnd  die  Ketzer  selbst,  meist  niederen  Standes  und  gelehrter  Bildung 
entbehrend,  waren  gewiss  vieliach  nur  in  der  iiegalivcMi  Seile  ihrer 
Hieresic,  dem  Widerwillen  gegen  die  hcrschende  Kirche,  sich  selber 
klar,  ürei  Hauplrichtungen  lalsen  sich  indess  inil  zwcirellüst^r  Be- 
slinuntheit  erkeimen  und  benennen,  zu  Axelchen  alles  andre  sich  niu- 
als  Mischart  und  Spielart  verhält.  Einmal  die  Richtung  der  Waldenser 
auf  Riickführung  der  Lehre  und  des  Lebens  zur  INorm  des  Evanoe- 
liums:  sodann  die  manichfeische  Irrlehre  der  Albigenser.  die  einen 
Dualismus  in  der  Gottheit,  ein  gutes  und  ein  ba>ses  Princip  schon  bei 
Erschallung  der  Welt  und  der  Menschen  anuiunnt :  enillich  die  my- 
stische Richtung,  die  sich,  wie  es  anderwärts  leicht  und  oft  geschaii, 
in  Pantheismus  verlor   oder  barer  Pantheismus  von  Hause  aus  war. 

Von  diesen  drei  Hauptarten  der  Ketzerei  fand  zuerst  und,  wie 
es  scheint,  audi  ihr  die  Folgezeit  zumeist  die  evangelische  der  Wal- 
denser  in  Deutschland  Eingang-.  Ganz  im  Beginn  des  13.  Jahrhunderts 
lindel  sich  hier  eines  der  vorzüglichsten  Merkniale  des  Waldenser- 
Ihums.  Vei-irauthcit  mit  der  h.  Schrift  durch  vei'breitete  (Übersetzungen 
in  die  V(dkssprache,  und  giebt  den  kirchliclien  Obern  Ärgerniss.  Schon 
um  1202  mufste  Guido  von  Paleslrina,  paebstlicher  Bevollmächtigter  zu 
Lültich,  verordn<'n  (Mira'i  Opp.  hisl.  et  diploinat.  1,  564)  Onmes  libri 
vomane  vel  iheulonice  fcripti  de  du'inis  fcripturis  in  maiius  trci- 
dauttir  epifcopi,  et  ipse,  quos  reddendos  viderit,  reddat.  Ein  Be- 
riclit  über  die  Trierer  Synode  von  1231  sagt  sodann  von  den  Ketzern 
dieser  Stadt  MuUi  eoniiii  injivucti  erant  fcriplirn's  fanct'ts,  quas 
habebant  in  Iheulohicumtranslalas  (Harlzheim  Coiicil.  German.  3.  319); 
uml  weiterhin  Br.  DaNid  von  Augsburg  (Haupts  Zschr.  9,  64)  von 
(h'U  ketzei'ischen  Lehrern  Piiellas  parindas  docent  etangclia  et  epi- 
j'tolas  —  düciles  inier  aliquos  coinplices  et  facundus  docent  verba 
erangelii  et  dicta  apoftolorum  et  fanctorum  aliorum  in  vulgari  lingua 
curde  firmare  (vgl.  auch  Bertliold  ed.  PfeilTer  406,  5),  Dagegen 
scheinen  die  Verirrnngen  der  Albigenser  in  Deutschland  erst  gegen 
die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  tingedrungen  zu  sein:  erst  da  treten 
bestimmtere,  ausführlichere  Zeugnisse  auf  (wie  das  Bertliolds  404,  12). 
Lediglich  ein  dculsclies  Wort  könnte  einen  Schlufs  auf  frühere  Jahr- 
zehnle  hier  nahe  legen.  Jene  neuen  Manichieer  nannten  sich  Cathari 
=  xaitaoüi,  die  Reinen  im  Gegensatze  zu  der  vom  Teufel  behersch- 


848  KETZEREI. 

ten  Well  mid  Kirche.  Hieraus  nun  enislainl,  iiiiifieileulschl  in  die 
Verwandtschiiil  von  katze  (s.  Berthold  402,  21)*),  die  Bezeichnuntf 
kelzer,  zuerst  itn  ersten  Viertel  des  13.  Jahihimdcris  für  das  idlere 
irrwre  (z.  B.  oben  XX,  37.  56)  oder  zwicelterc  gebraucht.  Doch 
wapre  der  Schlul's  übereilt,  dals  mit  diesem  Namen  auch  die  Sache 
selbst,  die  Irrlehre  der  eigentlichen  Katharer  bereits  bezeugt  sei :  sie 
brauclile  nur  anderswoher  bekannt  zu  sein,  um  Anlals  zu  geben,  dals 
die  Kechtgläubigen,  deren  Eifer  weil  entferni  war  es  mit  der  gegne- 
rischen Sache  genau  zu  nehmen,  die  Benennung  der  ärgsten  Art  von 
Irrglaubigkeit  auf  alles,  was  irgend  Irrglaube  war  oder  schien,  als 
Sehimpfnamen  übertrugen  **^").  Umgekehrt  wurde  die  wifsenschafllithe 
und  kirchliche  Bezeichnung  hieretici  schlechtweg  auf  die  Kalharer 
insbesondere  angewendet. 

Wie  tief  wellliche  und  kirchlich!»  Gewalt  zerfallen  sein   [uochten. 
im   Kampfe    gegen    diese    neuen  Ausbrüche    der  Ketzerei    durfte    die 

")  Und  zwiir  luich  roinaniscliein  Vorgunge,  wo  die  Bezieiiiing  auf  calus  nocli 
iia'her  \:\'^.  Alciiiiis  al)  Insulis  (Lille),  -f  1202  oder  1203,  sii^l  in  M'ineni 
I.  Buch  iulvcrsiis  ha'rolicos  el  VVnldenscs :  Calavi  dicunlur  a  calo,  iiiiia 
oscttlanlur  pos(cnnra  caii,  in  cuius  specie,  ul  dicuni,  apparef  eis  Liicifcr. 
IVgl.  übrigens  Grimm  VV.  Jahrbb.  32,  217.J 
*'■)  |Ans  einer  Prcdi^l  der  gra'fseren  Leipziger  Sammlung,  die  noch  dem  ersten 
Viertel  des  13.  Jahrh.  angelia-reii  nuils,  Iheilt  l.eyser  (S.  XWi)  die  Sielle 
mit:  Gol  der  heizzel  den  luvel  ein  cioflen.  nicht  dnrumine  duz  er  die 
werll  habe  (jeschaffen.  als  eüeliche  ketzere  f'preehen.  Daraus  gehl  aller- 
dings nur  die  Üblirhkeit  des  Wortes  und  eine  Kunde  von  der  manichäischen 
Irrlehre  der  Katharer,  nicht  aber  ihr  Vorl<ommen  in  Deutscliland  hervor. 
Aber  die  Kelzer,  die  Heinrich  IH.  1052  zu  Goslar  anl'hiingen  lieiV,  verwarl'en 
bereits  nach  manichajischer  Weise  die  tliierische  INaiining  und  werden  aus- 
drücklich dieser  Seele  zugewiesen  (Hahn,  1,  46  fg.) ;  diejein'gen,  die  zur  Zeil 
des  !».  Bernhard  in  und  um  Köln  auftraten,  verwarfen  mit  Fleisch  und  Jlilch 
(quidquid  eje  coilti  procrealur)  auch  die  Ehe  und  gel)en  sieh  dadurch  un- 
zweideutig als  Manicha'er  kund  (das.  59  fg.) ;  und  die  Kioster-JNeuburger 
Chronik  berichtet  zu  1210:  pestilens  hwresis  i'alerinorum  —  prodita  est 
el  cariis  lornientis  multi  eorum  necati.  l'atareni,  im  deutschen  ,V!uiid 
Palrine,  war  nur  eine  andre  Bezeichnung  für  Katharer  oder  ilanicha^er, 
und  solche  waren  also  doch  wohl  die  Kelzer  von  denen  Innocenz  HI.  (Episl. 
X,  52  ed.  Baluzius)  an  den  Bischof  von  Pafsau  schreibt  und  die  Leupold  VH. 
von  üesterreich  zu  grofser  Befriedigung  Tiiomasins  von  Zirclar  (12683  ff-'g), 
also  vor  1215  sieden  und  braleu  liels.  Waldcnser  wurden  allerdings  1212 
zu  Strai'sbnrg  entdeckt,  verfolgt  und  gerichtet:  aber  mit  ihnen  zugieicli  auch 
schon  die  panlheistisch-mystischen  und  zur  Emancipation  des  Fleisches  nei- 
genden Ortlieber  (Schmidt  a.  a.  0.  S.  45  fgg).  Nach  allein  dem  dürfte 
die  im  Text  behauptete  Friorila't  der  waldensischen  Ketzerei  in  Deul.sehland 
kaum   hailbar  erscheinen.] 


NEUE  ORDEN.  349 

kirtlii!  auf  den  wellliclinu  Ann  rerhiieii.  Die  politischen  Beweg^riinde 
kamer»  ihr,  aiuh  wo  es  an  kirchlichen  ganz  fehlte,  aufs  nachdrück- 
lichsle  zu  Hilfe,  und  auch  ein  Gegner  und  eir«  Freia;eist  wie  Kaiser 
Friedrich  II.  verfolgte  die  Ketzer,  um  mit  dem  Irrglauben  in  den 
Städten  Oberitalien.'^  zugltMch  deren  übrige  Freiheitsgelüste  tcrdtlich  zu 
Irelfen.  Es  griff  aber  die  Kirche,  Schlag  auf  Schlag  und  beinahe 
gleiclizfilij^.  zu  den  verschiedensten  Mitteln  der  Gegenwehr:  zur 
WafTcngcwalt  im  Alhigenserkriege  1209 — 1227;  zur  gerichtlichen 
Untersuchung  und  Bestrafung  an  Leib  und  Leben  durch  die  von  In- 
nocenz  111.  anfänglich  den  Cisterzienscrn  aufgetragene  Inquisition  :  zur 
Belehrung  des  Volkes,  einer  nachdrücklicheren,  als  man  den  gewöhn- 
lichen Leutpriestern  zutraute,  durch  die  Stiftung  der  beiden  mit  dem 
Rechte  der  Predigt  ausgestalteten  ordines  mendicantium,  der  fratres 
minores  des  h.  Franciscus  in  Italien  1208  und  1212,  und  der  prspdi- 
catores  des  h.  Dominicus  in  Spanien  1215,  welche  letzteren  durch 
Gregor  IX.  überdiefs  Traeger  der  Inquisition  wurden. 

Beide  Orden  hatten  also  ursprünglich  die  gleiche  Bestimmung : 
beide  waren  zu  Apologeten  der  Kirchenlehre  gegen  die  Ketzer,  zu 
Missionaeren  innerhalb  der  Christenheit  berufen;  wie  Friedrich  II.  in 
seiner  Constitulio  contra  haereticos  1224  es  ausdrückte  Notnm  fieri 
rohnmis  fratres  prwdicatores  et  mincres  pro  ßdei  negotio  in  parti- 
hns  hnpcrii  nostri  contra  hceretiros  depnlatos.  Sehr  bald  aber 
schlugen  sie  ungleiche  Wege  zum  Ziele  ein.  Die  Dominicaner,  vor- 
nehmlich aus  den  hoeheren  Standen  hervorgehend  und  gelehrten  Studien 
hingegeben,  schlolsen  sich  in  zwiefachem  Stolze  von  der  iVlenge  ab 
oder  traten  ihr  nur  als  Ketzerrichter  nahe ;  so  wurden  sie  dem  ge- 
nieinen Manne  zuerst  entfremdet  und  dann  verbalst.  Die  Franciscaner, 
die  CS  mit  dem  Gelübde  der  Armuth  strenger  nahmen,  ihren  Unter- 
halt wirklich  erbettelten,  blieben  schon  dadurch  in  beständiger  Be- 
rührung auch  mit  den  Geringsten  im  Volke,  dem  sie  auch  durch  ihren 
Ursprung  durchschnittlich  nff>her  stan'ien.  Obschon  auch  aus  ihrem 
Orden  bedeutende  Gelehrte,  wie  Bonaventura  und  Duns  Scolus,  her- 
vorgiengen.  war  die  gelehrte  Art  für  sie  kein  bezeichnendes  Merkmal. 
Obwohl  such  sie  eifrige  Prediger  gegen  die  Ketzer,  wirkten  sie  nicht 
als  deren  Verfolger  und  Richter;  ja,  wie  sie  im  Leben  des  Volkes 
sich  lebendig  mit  Umtrieben,  wurden  sie  gelegentlich  selbst  von  Ketzerei 
angeflogen :  hatte  doch  schon  S.  Franciscus  selbst  in  einem  nicht  un- 
bedenklichen  Verhältniss  zu  den  Armen  von  Lyon  gestanden.  Ob- 
wohl grundsätzlich  auch  sie  dem  Pabste  zu  Gehorsam  verpflichtet, 
üblen  sie  ihn  nicht  so  unbedingt  und  blind  wie  die  Dominicaner  aus, 


350  NEUE  PREOKJTWEISE. 

und  zu  wicdcrliollcii  .Malen  haben,  wenn  der  l'ahsl  über  eine  dein 
Kaiser  getreue  Stadt  den  Bann  verhängte,  die  mindern  Brüder  ihre 
Kirrhen  nicht  gesrhlofsen,  sondern  nnbeirrl  die  Gnadenmittel  gespendet. 

Kauin  waren  beide  Orden  rrcsliffet,  so  traten  die  neuen  (ilanbens- 
bnten  auch  schon  in  Dentschland  auf.  Ihre  Lage  wie  ihre  Aufgabe 
war  von  der  ihrer  allen  irischeii  und  angelsächsischen  Vorgänger  sehr 
verschieden.  Die  Elemente  des  (Jlaubens  imd  die  Form  des  kirch- 
lichen Lebens,  ja  eine  mehrhtniderl jährige  Gewöhnung  an  die  Priesler- 
predigt fanden  sie  vor :  es  galt  aber  nun  eine  neue  Predigtweise  zu 
finden,  die  eingänglicher,  erwecklicher,  die  mehr  geeignet  wsere  Alle, 
auch  die  Niedrigsten  im  Volke  und  gerade  diese  zuvorderst  zu  er- 
fafsen,  eine  Weise,  die  je  nach  Lmstiinden  mit  ihrer  lebendigen  Be- 
züglichk(M't  wechselte,  die  uiclil  mehr  Jahr  für  Jahr  nach  idierlieferlen 
Formularen  gienoe,  die  nicht  |)iMrs!('i-licli  slarr,  nicht  klösterlich  ge- 
lehrt, die  mit  einem  Wort  volksmaMsig  wa^re.  Diese  neue  \\'eisc 
ward  gefunden,  und  die  deutsche  Predigt  nahm  aus  dem  Munde  der 
neuen  Glaubensboten  einen  weil  hadieren  Aufschwung,  als  sie  ihn  im 
11.  und  wieder  im  12.  Jahrhundert  genommen.  Dafs  eine  neue  und 
in  Wahi'heit  eine  Hauptepoche  nunujehr  eintritt,  giebt  sich  schon  durch 
ein  äufserliches  Merkmal  kund,  das  unter  iihnlichen  Umständen  öfti-rs 
in  der  Litteraturgeschichte  wiederkehrt,  durch  das  Auftauchen  von 
Autorennamen.  [Wohl  erfahren  wir  auch  in  der  früheren  Zeit  von 
manchem  bedeutenden  Manne,  dafs  er  sich  unter  anderm  durch  eifrige 
Predigt  in  der  Volkssprache  hervorgethan  habe :  aber  dann  sind,  wie 
bei  den  Bischcrfen  Godehard  von  Hildesheim  und  Otto  von  Bamberg, 
wie  bei  dem  h.  (Jimlher  und  dem  h.  Norbert,  die  Denkmff'ler  die 
eine  sohhe  Tha^tigkeit  belegen  könnten  der  Aufliewahrung-  nicht  werlh 
gehallen  worden :  umgekehrt  sind  die  Prediger  deren  Werke  sich 
erhalten  haben  verschollen. |  Bei  der  ganzen  bisherigen  Weise  der 
Predigt  kam  eben  die  Individualität  wenig  oder  gar  nicht  in  den  Fall, 
sich  geltend  zu  machen.  Das  ward  nun  anders :  in  dem  frei  hervor- 
gebrachten Inhalte  der  Predigt  prangte  sich  die  Persomlichkeil  des 
Redners  aus,  sein  Name  gieng  mit  Huhm  durch  den  Mund  der  Zeit- 
genofsen  und  gelangte  nn't  seinem  schriftlich  befestigten  Worte  zur 
Nachwelt. 

Dieser  epochemachende  Aufschwung  geschah  aber,  wie  nach  dem 
oben  gesagten  leicht  zu  erwarten,  mehr  durch  die  Franciscaner  als 
durch  die  Dominicaner,  obgleich  gerade  sie  den  Namen  Prediger 
trugen;    denn  es  ist    schwerlich    ein  Zufall,    dafs    wenigstens    im    13. 


KONRAO  VON  MARBURG.     ALBERTUS  MAGNUS.         351 

.luhrhiiiKiorl  nur  für  die  crslcm  eine  Wirkiinir  dnrch  die  Predigt  voll- 
ständig- belegt  werden  kann. 

Zwar  die  ersten  Narhrichlen,  die  wir  von  der  Art  nnd  den  Er- 
loljii^n  der  deutschen  Predigt  beider  Orden  haben,  betreifen  nur  die 
Doniinioaner,  indem  sie  von  jenem  Konrad  von  Marburg  handeln,  der 
gleich  nach  dem  Eintritt  siMnes  Ordens  in  Deutschland  sich  als  Ketzer- 
spürer  und  Ketzerrichter  einen  furchtbaren  Namen  erworben  iiat. 
Freilich,  so  lange  und  so  oft  dieser  düstere  Fanatiker  auf  siu'nen  In- 
quisitionszügen durch  Deutschland  predigte,  drang  ihm  das  Volk  in 
Haufen  zu,  so  dafs  er  oft  statt  der  Kirche  einen  Platz  unter  freiem 
Himmel  wählen  nuifste  (s.  ,1.  Grinnn  Wiener  Jahrbb.  d.  ]>ill.  32,  202). 
Aber  zuletzt  überwog  doch  die  Wirkung  seines  Thuns  die  seines 
Redens  so  weit,  dafs  ihn  eben  dasselbe  Volk  1234  erschlug,  und  gleich- 
sam mit  ihm  sind  auch  seine  Predigten  erschlagen  worden :  keine 
einzige  ist  durch  Aufzeichnung  bis  auf  inis  gelangt.  Sein  gleich- 
zeitiger Ordensbruder  Albertus  Magnus,  der  berühmte  Erkiferer  des 
Aristoteles  (f  1280).  hat  allerdings  auf  die  weitere  Entwickelung  der 
deutschen  Predigt  insofern  eingewirkt,  als  er  zuerst  in  Deutschland 
die  mystische  Richtung  einschlug,  die  weiterhin  von  so  grofser  Be- 
deutung gerade  für  die  Predigt  werden  sollte :  aber  er  hat  nichts  der 
Art  auf  Deutsch  geschrieben,  seine  mystischen  Tractale  sind  wie  seine 
sämmllichen  Schriften  lateinisch,  und  erst  im  14.  Jahrhun<lert  fieng  man 
an  ihn  zu  id)ersetzen ;  auch  ist  von  deutscheu  Predigten,  die  er  etwa 
in  solchem  Sinne  gehalten,  nichts  berichtet  ■""). 

Von  der  deutschen  Prculigt  der  Franciscaner  im  13.  Jahrhundert 
hebt   unsre  Kunde  um  etwas  spa^ter  an,    uiul  es  ist  auch    da    nur    ein 


■J  [Sjirfiihe  Albrccfils  ^^'llr(l^Il  in  fieutscher  Fiifsun^  ü'oerliefcrl  und  finden  sicdi 
n.  ;i.  Zschr.  f.  d.  A.  8,  215  —  219  ans  zwei  liiindscliriflen  des  14.  Jalirh. 
milgetlieilt,  Daninfer  sind  einige  von  der  (Jelegenlieit  hcrvorgemren  ntiH  als 
Sprüche  nrsj)riinglich  ausgegangen;  einmal  aber  wird  ganz  ausdriicUlicl«  der 
Inhalt  einer  Fredigl  (von  dem  ewigen  Leben,  das  wir  in  nns  selber  besilzefi 
sollen)  angegeben  nnd  dann  eine  Keihe  I'iraflsleilen  ans  ihr  aiisgehoben. 
Niehls  dentet  anch  darauf,  dafs  diese  I'redigt  ursi)riinglich  laleinisrh  gewesen 
und  erst  übersetzt  worden  sei.  Mystisch  allerdings  im  Grundgedanken  kommt 
sie  doch,  wie  ilbcrhanpt  diese  Sprüche  Albrechts,  ganz  mit  der  gesunden 
kraftvollen  Richtung  anfs  Ethische  übercin,  die  wir  bei  Berthold  wahrnehmen, 
l'ntcr  Btuder  Albrechl  dein  Lesemeisler,  von  dem  a.  a.  0.  23t  ein  kurzer 
Traclat  oder  ein  Prediglauszng  mitgetheilt  wiril,  Kann  der  sonst  inuner  als 
Bischnf  Albrchl  bezeichnete  Albertus  Magnus  nicht  zu  verstehen  sein.  Wegen 
andrer  Sprüche  des  letzteren  vgl.  Litt.  (Jesch.  §  90,  17  und  Germ.  8, 
105.] 


352   DAVID  VON  AUGSBl'RG.    BERTHOl.D  VON  RECENSBURG. 

Nanu-,  hoechstens  ein  Paai'  von  Namen  zu  m  iinen ;  aber  (Ilt  eine  sieht 
so  in  jedem  Belrachl  ausgezeichnet  da.  dafs  er  allein  ich  weifs  nicht 
wie  viele  andere  aufwiegt.  Es  ist  Berthold  von  Rcüensburg^;  nehen 
ihm  und  der  Zeit  nach  schon  um  einiges  vor  ihm  steht  David  von 
Augsburg. 

hii  Minoritenkloster  zu  Regensburg  fs.  Pfeiffers  Beweis  hiefiir  D. 
Myst.  1,  XWIIIJ  war  dieser  David  Bertholds  LehnT  und  älterer  Freund; 
spazier  und  längere  Zeil  lebte  er  in  dem  Ordenshaiise  zu  Augsburg, 
wo  er  1271  starb.  Er  soll  deutsch  gepredigt  haben,  wie  allerdings 
die  Ordensregel  ihm  das  eigentlich  zur  Ptlicht  machte,  und  er  soll 
diese  Pflicht  mit  Auszeichnung  erfülll  haben :  aber  es  ist  kein  befserer 
Gewährsmaiui,  dem  wir  die  Nachricht  vordanken,  als  der  spaete,  ge- 
lehrte aber  utizuverlaefsige  Abt  Trilheim  (-}- 1516 ).  Er  sagt  Annal.  Hirsaug. 
1,  588  von  David  quia  sermonwn  popularium  declamatnr  fiüf  cgrc 
gius,  de  tempore  si?nul  et  de  sanctis  devolione  congruos  sennones 
composiiit,  und  erwähnt  noch  anderswo  diese  sermones.  Erhalten  hat 
sich  wenigstens  davon  nichts :  aul'ser  zahlreichen  lateinischen  Schriften 
(s.  D.  Myst.  1,  XXX  fg.  Haupts  Zschr.  9,  55  fg.)  besitzen  wir  \on 
David  auf  Deutsch  nur  geistliche  Abhandlungen,  Betrachtungen  und 
Gebete  (D.  Myst.  I,  309—375  und  375—386.  Haupts  Zschr.  9,  8 
bis  55).  diese  aber  in  einem  Deutsch,  das  in  der  Wahl  der  Worte, 
in  dem  Bau  der  Sätze  id)erall  die  ihn  beherschende  lateinische  An- 
gewöhnung verr<Fth.  Wohl  findet  sich  hie  und  da  rednerischer 
Schwung,  noch  öfter  gemüthreiche  Tiefe,  aber  es  ist  keine  schlichte 
Frömmigkeit,  die  hier  spricht,  und  kein  schlichter  Ausdruck,  den  sie 
findet:  denn  der  Verfafser  zeigt  sich  als  Mystiker  in  der  Weise  des 
Albertus  (der  1260 — 1262  Bischof  zu  Regensburg  war)  und  handhabt 
sein  mystisches  Denken  und  Emj)finden  noch  in  etwas  steif  gelehrter, 
wenig  beholfener  Weise.  Er  war  eben  der  erste  Mystiker  in  deutscher 
Sprache,  Bahnbrecher  auf  neuem  und  schwierigem  Wege,  den  ihm  in 
seiner  Zeit  nicht  einmal  sein  Ztegling  Berthold  nachgehen  mochte. 
Hat  David  wirklich  auch  auf  Deutsch  gepredigt,  und  hat  er  daiui  so 
gepredigt  wie  er  in  den  erhaltenen  Schriften  betet  und  abhandelt,  so 
hat  das  Volk  nicht  viel  von  seiner  Rede  gehabt. 

Davids  QTCBfserer  Schüler  ist  eine  der  anziehendsten  Erscheiinni- 
gen  nicht  nur  in  dei'  Geschichte  des  Pi-edigtwesens,  sondern  auf  dem 
Gebiete  der  deutschen  Litteratur  überhaupt.  Diefs  beweist  schon  die 
frühe  Ausgabe,  die  ihm.  nnt  unzureichenden  Kräften  freilich,  zu  Theil 
geworden  ist :  Kling,  Berlhold  ik^^  Franciscaners  Deutsche  Predigten, 
mit    einem    Vorwort    von    Neander    1824.     Diese    etwas    fahrlsefsige 


BERTHOLD  VON  REf.ENSBURG.  35H 

Arbeit  giebt  jedoch  nur  dcii  kleineren  Theil  der  in  der  Heidelberger 
Handschrift  von  1370  enthaltenen  Predigten  vollständig,  den  viel 
grnpfseren  blols  anszugsweise.  Sie  hat  übrigens  das  Verdienst,  die 
erste  des  Gegenstandes  würdige  Besprechung  durch  .).  Grinnn  im  32. 
Bande  der  Wiener  Jahrbücher  der  Lilteralui'  veranlalst  zu  haben.  Von 
der  neuen  und  auf  Vollslandigkeit  angelegten  Ausgabe  Franz  Pfeiffers 
ist  nur  der  erste  Theil  1862  erschienen  [der  jedoch  samuiüiche  36 
Predigten  jener  wichtigsten  Heidelberger  Urkunde  nebst  einer  AI»- 
handlung  über  Bertholds  Leben  und  einer  Ziisainmenslellung  der 
historischen  Zeugnisse  über  ihn  enthält]. 

Ob  mit  dem  Zusätze  zum  Namen  Bertholds  Heimath  oder  sein 
letzter  und  längster  Aufenthalt  bezeichnet  werden  soll,  bleibt  zweifel- 
haft wie  bei  David  von  Augsburg.  Man  hat  zwar  einige  Zeit  hindurch, 
auf  Grund  missdeuteter  Urkunden,  gemeint,  er  sei  aus  einem  Regens- 
burger Geschlechte  Lech  hervorgegangen  (s.  Wiener  Jbb.  32,  199. 
Roth  D.  Pred.  80  fgg.);  aber  es  ist  von  PfeifFm*  widerlegt  worden. 
Wir  wilsen  nur,  dafs  BerthoM  dem  Ordenshause  der  Franci scaner  zu 
Regensburg  angehoerte,  einem  der  ältesten  auf  deutschem  Boden,  das 
schon  1221  gegründet  wurde.  Er  erscheint  zuerst  1246  als  Bruder 
daselbst,  und  da  bereits  als  eine  Person  von  Ansehen  und  in  Gemein- 
schaft mit  David.  Er  starb  1272.  ein  Jahr  nach  David,  zu  Regens- 
burg und  ward  dort  im  Kloster  begraben.  Das  Wirken,  das  seinen 
Namen  fast  durch  ganz  Deutschland  hin  und  über  Deutschland  hinaus*) 
und  auf  eine  lange  Frist  hinaus  berühmt  gemacht  hat,  fällt  in  die 
anderthalb  Jahrzehende  von  1250  an.  Diese  Zeit  hindurch  erscheint 
er  nach  und  nach  in  den  verschiedensten  Theilen  des  Reiches,  ja  auch 
aufserhalb  seiner  Grenzen  als  Landprediger,  wie  mau  damals  sagte 
(Pf.  XXUI.  Haupts  Zschr.  4,  575):  d.  h.  er  band  sich  mit  seiner 
Predigt  nicht  an  eine  Kanzel  oder  einen  Ort,  sondern  durchzog  pre- 
digend das  Land;  und  in  der  That  konnte  er  nicht  befser  als  so  der 
Bestimmung  nachleben,  um  derentwillen  sein  Orden  gestiftet  war.  Und 
jezt  noch  können  wir  die  einzelnen  Richtungen  und  Gebiete  seiner 
Wanderschaft  Schritt  für  Schritt  verfolgen :  Baiern,  Mittelrhein,  Elsals. 
nördliche  und  östliche  Schweiz,  Oesterreich,  Boehmen,  Mähren,  Schlesien, 
Ungarn,  Thüringen,  und  zuletzt  und  allein  noch  Baiern  und  Regens- 
burg.    Den  Slaven  und  Ungarn  freilich  hat  er  nicht  in  ihrer  Sprache 


)  [S.  die  von  llofinann  beigebrachten  nierliwürdigen  Zeugnisse  des  ilaliaDnisclien 
Minoriten  Salimbene  und  des  englischen  Scholastiiiers  Hoger  Bacon  Sitznngs- 
ber.  der  bayer.  Ak.  1867,  H,  374  Igg.J 


354  BERTHOLl)  VON  REdENSBURC. 

troprcdin-i :  hior  >liiii(l  iliiii  ein  Dolmetsch  zur  .Seile.  \vie  dem  h.  (Jalliis 
dort  zu  Conslanz  (Tf.  XXVII).  Innerhalb  des  Deutsehen  jedoch 
verlieh  ihm  sein  Sprachsinn,  den  mnndarllich  anseinander«jehenden 
Sprochweisen  trerechl  zu  werden.  Er  selber  sprach  keine  bestimmte 
Mundart,  weder  bairisch  noch  schw.Tbisch,  sondern  eine  Art  hoch- 
deutseher  Gesammtsprache.  wie  ihm  dieselbe  anl"  sein(>n  Wanderunsr«^! 
aus  den  verschiedeiKMi  Mundarten  zusammencredorsen  war,  in  der 
Hauptsache  nnbcwusst.  aber  im  Einzelnen  auch  mit  bewusstem  Dazu- 
Ihun ;  das  zeiixen  z.  H.  die  sich  wiederholenden  Stellen,  wo  er  davon 
spricht,  wie  der  Beofrill'  sprs  hier  mit  gcdingr,  dort  nn'l  -•uoversiht, 
d(u*t  mit  dem  damals  nur  norddeutschen  hofj'enunqp.  iHisi»-edrückt  werde 
(Pf.   165.   180.  546)-"). 

Als  Berlholds  Beofleitcr  auf  diesen  Reisen  wird  einiffc  Mal  Bruder 
David  «>(Mnunit.  snriifs  fralris  BcrlhoJdi  de  Bnthpoiia  (Pf.  XXVII). 
der  mit  hnioder  Ferchffwlt  gieng  (Myst.  I.  XX.XV) :  aber  es  sind 
Iheils  spnpte.  th(Mls  sonst  unzuverlfrlsiife  Nachrichten;  jedesfalls  diirrie 
di(!ser  Beirleiter  nicht  neben  Berthold  o(>pre(ligt  haben.  Eher  als  ein 
Landpr(!diorer  war  David  das,  was  man  damals  Meisterprediorr  nannte 
(Boppe  in  vdHagens  Minnes.  2,  385  a),  ein  o-elehrler  Prediaer  oder 
predigender  Professor.  Tm  so  befser  war  zu  jenem  Berufe  Berlhold 
angeleg-t.  Wohin  er  kounnt,  sehen  wir  Tausende  sich  um  ihn  dran- 
gen ;  oft  freilich  ist  in  den  Nachrichten  dieser  Zulauf  in  das  Märchen- 
hafte übertrieben.  Noch  ganz  glaublich  sagt  die  Überschrift  einer 
seiner  Predigten  in  einer  Züricher  Handschrifl  (oben  S.  09)  da  ef 
menig  tufent  mcnfrh  hart,  z-e  z-ürirh  rar  der  [tat;  in  andern  Nach- 
richten aber  id)er  Predigten  an  andern  Orten  ist  die  Rede  von  40.000. 
von  60,000  und  100,000,  ja  von  200,000  Zuhcrrcrn  (Pf.  XXX  fg. 
XXVII).  Dals  indess  die  Zeitgenofsen  und  die  ufrchsle  Folirezcit 
dergleichen  glaubte  und  (irziihlte,  bezeugt  wie  aufserordentlich  der 
Ruf  dieses  Predigers  war.  Das  schlichte  Wort  „vor  der  sfaC'  saijt 
uns  hier  schon  genug:  für  die  Zuhcercrschaft,  die  um  ihn  sich  sam- 
melte, war  eben  jede  Kirche  und  auch  jeder  Platz  innerhalb  einer 
damaligen  Stadt  zu  eng :  und  so  versteht  es  sich  auch  wenn  er  anderswo 
l.rj:  ^.ii-,i!)o  -  - 

'■*')  [Frwiiliniinp  vorflirnt  iiiuii  die  Stelle,  wo  or  den  Nnnirn  As,s;ir  durch  ein 
fnrsl  interprolietl  und  dann  fiirllälirt :  Verstel  ir  nii»  linlsche!  ez  isl  als 
vil  gesprochen  der  uamc  Assnr  als  ein  ualt  oder  ein  forsl  (Pf.  204). 
Atiiiliches  lindct  sieh  auch  in  der  zweiten  I.eipzi^er  Snnniilunj;  (s.  Lojser 
S.  XXIY),  wird  aber  vom  Ileransgeber  wol  mit  Recht  iuif  den  Samndcr  und 
Mberarbeiter  7.nnickj;eriihrt,  der  den  AVnnsch  halte,  sein  >Yerl\  in  möglichst 
weitem  Ivrcise  mnndgerechl  zu  machen.] 


HERTHOLD  VON  BEGRNSBURG.  355 

iiiif  freiem  Felde  oder  im  ^^';dde  oder  von  Mauerlluinnen  heniuter 
prodisren  miissto  (Litt.  Geseh.  325.  Pf.  XXVII).  Onr  Begierde, 
mit  der  er  geiinerl  wurde,  entsprach  denn  anch  die  Wirkiiiio  .seiner 
Predijjt.  von  der  Johannes  von  AA'interlhnr  in  seiner  Chronik  zum 
Jahre  1255  die  Worte  braucht  Peccatores  innnmeros  rerbo  ei  exemplo 
pariler  ad  dominum  com^ertebat.  Es  werden  uns  dafür  einzehie 
B(>ispiele  überliefert.  Als  Berlhohl  1256  iroendwo  in  Granl)ün(Ien 
über  Uno-erechligkeit  nn<i  nng-ereclites  Gut  predigte,  gab  der  Rittei- 
Albrecht  von  Sax  dem  Kloster  Pfa^fers  das  Schlofs  Wartenstein,  das 
er  ihm  wider  Recht  entzogen,  alsbald  zurück  (Pf.  XIII.  XXV): 
lauf  der  Reise  gefangen  und  in  ein  Raubschlofs  geschleppt  mufste  er 
nachdem  er  erkannt  worden  dem  Burgherren  und  seinem  Gesinde 
predigen,  bekehrte  alle,  bestimmte  sie  Bufse  zu  thnn  und  nahm  den 
Burcrherren  auf  sein  Verlangen  in  den  Orden  auf  (Hofmann  a.  a.  0. 
aus  Salimbene)]:  und  in  Ungarn  wurden  Viele,  die  sich  von  den  lieid- 
m'schen  Rumänen  zum  Abfall  vom  Christenthum  halten  verlocken  lafsen, 
durch  sein  Wort  aufs  neue  bekehrt  (Pf.  XXI.  XXVII).  Die  Verehrung. 
di(^  (T  durch  solch  ein  Wirken  sich  erwarb,  blieb  begreillicher  Weise 
bei  jenen  Zahlübertreibungen  nicht  stehn,  sie  erzählte  noch  von  Berthold 
selber  mancherlei  Wnnderbares.  Wir  lesen  wiederum  bei  Johannes 
von  Winterthur  Afferifttr  habitiffe  fpiri'um  propheficp:  nam  muUa  et 
direrfa  pvo'dixernt  —  noftris  tempon'biis  (1340)  adimpleta  (Pf.  XXIII) ; 
und  anderswo  bestimmte  Einzelheiten  der  Art  (Pf.  XXIV.  XXVII.  vgl. 
XXX  ^^.^.  Ein  Beispiel  fällt  noch  in  sein  vorletztes  Lebensjahr:  als 
1271  Bruder  David  in  Augsburg  starb,  ward  das  gleichzeitig  dem 
Bruder  Berthold,  da  er  gerade  zu  Regensburg  predigte,  im  Geiste 
olTenbart  und  von  ihm  sofort  dem  Volke  verkündigt.  Auch  Wunder 
soll  Gott  an  ihm  und  durch  ihn  haben  geschehen  lafsen.  Als  er  in 
Thiu'ingen  predigte,  wurden  einmal  über  seinem  Haupte  mehrere 
glänzende  Kronen  schwebend  ge.sehen  (Pf.  XXI.  XXVIII).  Ein  ander  Mal 
ergreift  eine  seiner  Predigten  eine  Buhlerinn  so  mächtig,  dafs  si(« 
ihrem  sündlichen  Leben  entsagen  will;  Berthold  fragt  wer  von  den 
Znh<prern  diese  seine  reuige  Tochter  zum  Weibe  nehmen  wolle?  er 
werde  sie  mit  einer  Mitgift  ausstatten.  Ein  Mann  meldet  sich;  Berthold 
verspricht  10  Pfund  Mitgift  und  schickt  einige  Männer  durch  die  ge- 
drängte Menge  um  sie  einzusammeln ;  während  dieses  Geschäft  im 
Gange  ist,  ruft  er  plötzlich  ^,Sufßcit:  nos  habemvs  pecuniam  quam 
optamiis^,  und  siehe,  gerade  10  Pfund,  kein  Pfennig  mehr  noch  min- 
der war  gesammelt  (Pf.  XXIV).  Ja  einer  andern  Sünderinn,  die  unter  dem 
Eindrucke  seiner  gewaltigen  Predigt  todt  umsank,   gab  er  durch  sein 


356  BERTHt^LD  VON  KFJJENSBURG. 

(iehfl  iinil  (las  Gebet  di;.s  mit  (hy.u  aulffelorderlen  Volkes  das  Leben 
wieder  (PI.  XXI).  Wir  staunen  idier  die  Menge  und  Mannigfaltifjkcit  der 
NaeJirirhten  über  die.scn  Prediger:  aller  Orten  er/.nhien  die  Chroniken 
Deutschlands,  warm  der  Bruder  Berlh(dd  hierhin  und  dorthin  gekommen, 
von  wii;  vielen  seine  Predigt  angeh(T?rl  worden,  was  sonst  dabei  ge- 
schehen sei;  und  so  ward  aueh  endlich  sein  Tod  1272  von  nicht 
wenigen  für  ein  chronikwilrdiges  Ereigniss  angesehen  (Pf.  XX VII  Tg.). 
Das  dankbar  riihmende  An  lenken  aber  hat  ihn  lange  iiberleld.  Johannes 
von  Winlerlhur  schrieb  1340  cnius  memoria  in  henedictionc  est 
et  ndhur  recentisaima  meo  tempore  persererat  in  homtnihus.  Hein- 
rich Frauenlob  sieht  alles,  was  Berlhold  vor  manchem  Jahr  gesprochen, 
in  seiner  Zeit  erfüllt:  er  giebt  solche  Aussprüche  in  seinen  Versen 
wieder  und  leitet  sie  mit  dem  Worte  ein  durch  sinen  munt  rett  gol 
von  himelrichc  (Frauenlob  ed.  EtlmüUer  S.  42  fg.).  Ein  Autor  des 
15.  Jahrhunderts  über  den  Franciscanerorden  stellt  ihn.  den  der  Pabst 
selber  eine  archam  leslamenti  genannt  habe,  als  grofsen  Prediffor  mit 
dem  h.  Antonius  von  Padua  zusammen  (Pf.  XXXI);  noch  im  sechzehnten 
Jahrhundert  liefsen  sich  nach  Aventin  wallfahrtende  Ungarn  scnn  Grab 
\i\  der  Minoritenkirche  zu  Hegcnsburo  zeigen  (Pf.  XXI)  und  nahm  ein 
protestantischer  Prediger  zu  Frankfurt.  Melchior  Ambach,  in  eine 
Sammlung  Prophetien  ...  Vom  Ende  der  Welt  und  z-uhunfft  des  Endt- 
christs"  (Franke.  1544)  eine  Weifsagung  unter  dem  Xamen  Briidei' 
Bertholds  auf  (Leyser  D.  Pred.  XVll). 

Die  bedeutsamste  Wii'kung  und  auch  wieder  rückwirkeiule  Ursache 
.'■olches  dauerhaften  Andenkens  war  die  Fortpflanzung  der  Predigten 
Berlhol  is,  die  uns  bald  einzeln,  bald  zu  mehreren  Stücken,  bald  in 
umfangreichen  Sammlungen  vielfach  handschriftlich  erhalten  sind.  Frag- 
wiirdij,'  bleibt  hiebei,  wer  sie  zuerst  niedergeschrieben.  Man  winl 
zuerst  an  Berthold  selbst  denken  und  dachte  so  vor  Alters :  denn 
Johanm^s  von  Winterthur  spricht  von  dioersis  voluminihus  ab  eo 
compilatis  sermonum,  (juos  rustiranos  appeUari  roluil  *)  und  ein 
andrer  sagt  dafs  er  rolumen  sermonum  dominicalium  et  de  sanctis 
per  annum  compilacit  (Pf.  XXXI).  Aber  vor  dem  Vortrage  kön- 
nen Predigten  dieser  Art  nicht  aufgezeichnet  sein,  ib?e  frische  Lebenilii;- 
keit,  die  ganz  als  Eingebung  des  Augenblickes  erscheint,  müfsle  dann 
für  das  Erzeugniss  theatralisch  geschulter  Relle.xion  gellen,  undenkbar 
für  jede,  wie  viel  mehr  für  jene  Zeil;    und  auch  nach   dem  Vortrage 

'■■)  Vgl.   ülier   nuslicnmts    aU  Be/.eiclinniifj    für    cinr    dcul^clic  Predigl.-iHinmliuiir 
LG.  325,  Anm.  23.   [Hofinann  a.  a.  0.  385  fgg.j 


BERTHOLD  VON  REGET^SBURG.  357 

würden  sie  iinler  der  o-ewissenhaflen  Feile  des  Redners  selbst  den 
Stempel  der  Redexion  und  einen  iiiehr  schriftstellerischen  Charakter 
«Thalien  hab<;n.  Wir  wirdi-n  daher,  wie  spa^ter  bei  Geiler  von  Kaisers- 
berg, in  diesen  Aufzeichnungen  das  Werk  feinsinniger  und  gedächtniss- 
starker Jünger  erkennen  niülsen. 

Zweck  der  Sammlung  war,  wie  früher,  anderen  Predigern  zu 
eignem  Gebrauch  auf  der  Kanzel  und  daneben  Geistlichen  wie.  Laien 
zur  Erbauung  durch  IMivatleclüre  zu  dienen.  Die  Heidelberger  Per<'a- 
nu^nthandschrift,  die  unsre  reichste  und  wichtigste  Quelle  bildet,  wurde 
100  Jahre  nach  Berthold  für  Frau  Elisabeth,  Pliilzoiipfinu  am  Rhein 
imd  Herzüginn  in  Baiern  hergestellt;  aber  die  Spuren  jenes  andern 
rein  clericalen  Gebrauches  treten  auch  in  ihr  unversvischt  zu  Ta<j-e. 
Anweisungen  UcTmlich,  anderwärts  gesagtes,  dessen  Wiederholung  der 
Schreiber  sich  ersparen  will,  an  ähnlicher  Stelle  einzuschalten.  So 
hebt  z.  B.  die  Predigt  üun  dem  wage)i  (Pf.  157)  mit  demselben  Ge- 
danken an  wie  die  von  den  fihen  pJanelen,  dafs  Gott  den  PfalFen  zwei 
Bücher  gegeben  habe,  woraus  alles  für  Leib  und  Seele  n(ethicre  zu 
lernen,  das  alte  und  das  neue  Testament,  statt  des  Fortganges  aber, 
dafs  auch  den  Laien  zwei  solche  Bücher  zum  Lesen  offen  stehen. 
lUiMulich  der  Himmel  und  die  Erde,  findet  sich  die  Anweisung:  reht 
als  /'ich  der  fermo  an  hebet  ton  den  f'lben  phmeten,  diu  felbeu  wort 
fol  man  hie  fprechen  alle  j'ami,  und  dann  gehl  die  Predigt  erst  von 
da  an  weiter,  wo  sie  von  der  edierten  früheren  abweicht.  Oder,  noch 
sprechender,  S.  107  in  der  Predigt  ron  den  engein  unterbricht  der 
Schreiber  den  Text  nach  dem  Satze  Unde  dannoch  fö  hat  diu  ßbende 
nntugent  manigerleie  fchaden  danne  die  andern  alle  famt  um  die 
Anweisung  zu  geben  Unde  fioie  maniger  leie  fchaden  diu  felbe  nn- 
tugent habe,  diu  da  heizet  gilikeit,  daz  mndet  man  in  dem  ferniöne 
von  den  drin  lägen;  unde  fwie  maniger  leie  gitikeit  fi,  die  fol  man 
alle  hie  rüegen,  wuocherer,  fürköufer  u.  s,  w.  Vgl.  die  iihnlichen 
Fälle  S.  82  fgg.  86  fg.  130.  138.  163.  168.  249.  542  u.  a.  m.  Noch  ent^ 
schiedener  und  bezeichnender,  zuüleich  aber  auch  sehr  verkehrter 
Weise  tritt  diese  Bestimmung  für  den  Gebrauch  der  Geistlichen  darin 
hervor,  dafs  Berthold  auch  ins  Lateinische  übersetzt  wurde.  Zwei 
Handschriften  des  14.  Jahrhunderts  zu  Leipzig  enthalten  Sermones 
fralris  Bertholdi,  theilweise  mit  eingestreuten  deutschen  Ausdrücken 
(Leyser  D.  Pr.  S.  XXVII).  Bedenken  erregt  es  nur,  dafs  imter  dem 
was  man  von  Berlhold  auf  Deutsch  hat  und  kennt  zu  keiner  dieser 
lateinischen  Predigten  sich  das  Original  findet;  und  doch,  wenn  mau 
im  14.  Jahrhundert  so  kurzweg  frater  Bertholdus  sagte,  kann  niemand 


358  BERTHOLl)  VON  REGENSBURG. 

anders  als  dt'r  Regensburij;er  geiiuMiil  sein.  [Auch  sind  die  wenioen 
Proben  die  Leyser  S.  XXX  %g.  aus  dem  lateinischen  Beilhold  niil- 
Iheilt  der  Weise  des  deuischen  oauz  oeiiia'!!; :  und  am  Ende  isl  es 
niclil  undenkbar,  dals  er  selbst  in  kla'stern  auch  lateinisch  gepredigt 
hat  und  dals  solche  Predigten  so  gut  wie  die  deuischen  der  Auf- 
zeichnung werlli  gehalten  worden  sind.  Wirklich  neiint  eine  Sannnlung 
Sei'mones  ad  religiosos  in  einer  Handschrift  zu  Erlangen  den  Bruder 
Berlhold  als  Autor  (.Hobnaun  a.  a.  U.  887  fg.).  Bei  ursprünglich 
dt'utschim  Predigten,  als  welche  die  Seruu)nes  rusticani  zu  München, 
wenn  sie  wirklich  vtm  Beithold  sind,  sich  durch  den  Tilcl  neben, 
braucht  man  am  Eiule  auch  nicht  au  formliclu'  (  bcrselzung  aus  dcul- 
scher  Urschrift  zu  denken:  sie  können  vom  Munde  des  Redners  weg 
gleich  lateinisch  aufgezeichnet  worden  sein.]  '") 

Wir  niüfsen  uns,  um  den  stauuenswerthen  Erfolg  dieses  Predigers 
zu  begreifen,  vor  allem  nochmals  die  ganze  Bedeutung  der  neuen 
Epoche  vor  Augen  halten,  die  durch  die  Mönchspredigl  des  13.  Jahr- 
hunderts heraufgeführl  wurde  und  in  Berlhold  für  Deutschlarul  ge- 
gipfelt hat.  Die  Predigt  der  Leulpriesler,  auch  in  der  vollei-eu  Aus- 
führung, die  ihr  das  12.  Jahrhundert  g(;geben,  blieb  ihrem  eigent- 
lichen Inhalte  nach  das  Merk  einer  lodlen  Gelehrsamkeit,  wie  sie  der 
Form  nach  auf  einem  todten  Schencalismus  beruhte.  Auch  wo  der 
Prediger  sich  nicht  darauf  beschranken  nu»chte.  eine  gangbare  Äluster- 
sainmlung,  wie  sie  ihm  gerade  in  die  Hände  kam.  ein  Kirchenjahr  um 
das  andere  herunlerzupredigen,  faiul  er  doch  in  seinen  Mustern  weder 
\oibild  noch  Antrieb  zu  zeit-  und  ortsgema'fsen  Bezüglichkeiten,  zu 
einem  lieferen  Eingehn  in  concreto  Lebensfragen,  wodurch  es  allein 
mo'glich  gewesen  waMe,  die  Gemeinde  mit  starker  voller  Slrc^mung 
zu  erfalsen  und  fortzureilscn.  So  bewegte  sich  denn  die  Predigt 
[ahnlich  wie  wie«ler  in  unserer  Zeit]  auf  der  Oberfläche  einer  gleich- 
giltigen  Allgemeinheil  hin,  auch  wo  sie  etwas  heiseres  war  als  ein 
Geschalt,  das  uian  Sonnlaü  für  Sduntaü'  mit  Ira^üer  Gewtdmheit  ablhat 
und  an  sich  ablhun  liels.     Solcher    l'bung    gegenüber    Irill    nun    der 

*J  [Eine  vollsläiidige  ialeinisclie  Predigt  Berlholils  hal  aus  riner  Hiiixischr.  des 
Klosters  Kreiiisinüiister  J.  Sclimidt  in  der  Scluil'l  über  Berllidld  von  Ki'gens- 
biirg.  Wien  1871  von  S.  15  bis  2ü  niii|itllu'ill.  Ihr  l'e.vl  ist  das  Ave  Maria 
un<l  sie  bewegt  sich  oline  prakliseh-elhisihe  liiiiitiiny,  aber  ntil  eelit  scho- 
lastiselior  Methode  g«n^  um  die  N  erheriiehnng  der  heil.  Jungfrau,  llbiigens 
kommt  sie  an  rednerisclier  (Jew  alt  und  Fülle  den  deutschen  Predigten  gleieh : 
oh  wir  hier  den  Jugendlieben,  nueli  in  der  Schnllriiditinn  befangenen  Bertholil 
kennen  lernen Yl 


BERTHOLDS  METHODE.  359 

Minorit.  von  Gelehrsamkeit  wenig  beschwert,  aber  voll  Begeisterung- 
l'iir  seinen  Beriil',  voll  inniger  KeligiositaH,  ein  Mann  aus  dem  Volke 
mit  ocsiindem  Volksversland  und  heifscr  Liebe  zum  ^'olke,  eifülll  von 
dichterischer  Ansclhinungskralt,  nnt  naturwüchsiger  Beredsamkeit  be- 
gabt. Er  fragt  nicht  nach  Autorila^len  und  wirft  die  Formulare  bei 
Seile;  aus  sich  selber  schöpfend  giebt  er  dem  Strom  seiner  Rede  je 
nach  rmständen  bald  diese,  bald  jene  neue  Richtung:  und  welch  ein 
breit  und  lang  und  voll  dahin  fliefsender  Strom !  und  das  Ziel,  das  er 
sicher  zu  treffen  und  zu  erschüttern  weils,  jedesmal  das  Gewissen 
jedes  einzelnen  seiner  H(prer.  Die  andern  hatten  den  Namen,  das 
war  nun  der  wirkliche  Leutpriester  ■>""). 

Machen  wir  uns  die  Art,  wie  Berthold  seinen  R(Mlestoff  zu  hand- 
haben und  zu  gestalten  pflegt,  nunmehr  im  Einzelnen  anschaulich. 
Erst  so  werden  wir  erkennen,  wie  die  Epoche,  die  er  für  das  deutsche 
Predigtwesen  bezeichnet,  zugleich  eine  für  immer  entscheidende  war: 
denn  dii^enige  umfangreiche  und    gegliederte  Ausführung,    deren    die 


"■■)  [Der  Veifalser  würde  !)ci  eigner  Aiit;arbeitiiiij^  seines  llcfles  für  den  Dmeli 
gewiss  nicht  iiljersclien  liaben,  dal's  uns  in  der  zweiten  der  von  Leyser  be- 
Ivannt  geniadilen  Lei|>ziger  Predigtsaninilnngen  bedeiilsame  iVIiUelgliedcr  beider 
hier  schroff  gegenüber  geslelllcii  Epoclien  der  deulsclien  Predigt  vorliegen. 
Da  zu    drei  Predigten    dieser    Sanunlnng    andeivveitige    Aufzeichnungen    des 

12.  oder  13.  .JahrliiMiderls  vorliegen,  da  nirgend  in  ihr,  weder  rühmend  noch 
tadelnd,  der  neuen  Orden  gedacht  wird  und  kein  Wort  des  Preises  für  deren 
Stifter  sich  findet,  schliefst  Leyser  (XXXll)  mit  tiechl,  dafs  die  meisten  der 
liier  gesammelten  Predigten,  obgleich  nur  in  einer  (und  zwar  thüringischen) 
Handschrift  des  14.  .lahrhunderts  überliefert,  nicht  über  das  erste  Drittel  des 

13.  Jahrh.  hinabzurücken  seien;  und  wenn  ferner  nur  einmal  des  lietzer- 
wesens  und  zwar  einer  manichieischen  Lehre  gedacht  wird,  doch  so,  dafs 
das  anget'ührle  dem  Prediger  niu-glicher  Weise  nur  aus  Büchern,  nicht  aus 
Erfahrung  bekannt  war,  so  werden  wir  dadurch  noch  eulschiedener  an  den 
Anfang  des  Jahrbundeils  gewiesen.  Diese  Predigten  nun,  sichtlich  von  ver- 
schiedenen Verlafsern  herrührend  und  daher  von  ungleichen»  Werth,  sind 
bereits  nicht  arm  an  concreleu  Beziehungen.  Der  Leulpriesler  oder  Pfarrer 
spricht  von  den  besondern  Pflichten  und  Schwierigkeiten  seines  eignen  Amtes, 
von  den  Versäumnissen,  deren  er  sich  mit  seines  gleichen  selbst  anklageiis 
mufs  (124,  7  u.  Anm.  zu  Z.  7);  der  Klosterprediger  apjiliciert  seinen  Text, 
auf  (las  besondere  Lebcnsverhältnifs  seiner  klceslerlichcn  Zuhurer  (59,  9. 
130,  40.  134,  28)  und  spricht  ausdrücklich  als  Benedictiner  zu  Benedic- 
linern  (59,  14.  Vgl.  35,  20.  136,  32).  b»  Kaslenpredigten  wird  die  Noth 
einer  wilden  gesetzlosen  Zeit  geschildert,  wo  rumilcli  riclie  und  rüinilcft 
eie  zullorel  ist,  also  doch  wohl  der  Zeit  vom  Tode  Heiiniehs  VI.  bis  zur 
Befestigung  Philipps  (125,  11   u.   Aum.  zu  Z.   12),    und    wenn  es  in    diesem 


360  BERTHOLDS  >1ETH0I>E. 

rieuero  Zeit  in  ihrer  „Freiiiol"  orewohnt  ist.  ist  weseiitlidi  hm-  bereits 
Yorhantlen,  ist  Iner  zuerst  tlieils  wirlvlitli  yelt;islel,  tlieils  tiüeh  erstrebt 
imtl  versucht  worden  ''0 


I  KU     1. 

Ziisninmenhangc  heil'sl  hifrliolue  rnd  pfujIwH  Italni  der  icurheil  geficiegett. 
ind  liubn  daz  yntis  reiht  Uinderuerl  rnrivorfen,  so  drücivt  der  l'iediger 
üiigi-ii.scheiiiiith  sein  staulisches  l'iirleihewiisstsein  im.-;.  Anderswo  hu'ren  wir 
Worte  Walthers  v.  d.  Vogelvveide  (30,  18  l)ei  Wackern.  ii.  K.)  wiederlilin- 
uen :  die  vürßen.  pebiße.  cardinale.  bifcholue.  aple.  probifte.  erzpriftere. 
pherrere.  rnd  aller  hande  prelalen.  (leißlich  rnd  irerlliich.  di  die  rbrifleu- 
lii'it  foldeu  beirarn  vnd  hirlen  foldin  [in  ober  die  fcliaf  rn/ers  herrin 
ihefa  crißi.  die  {in  ivolue  (109,  18) ;  Worte,  die  i^ein  l'redigerniöneh  nocli 
^linorit  wenigstens  der  früheren  Zeit  in  den  Mund  hätte  nehmen  düri'en. 
zumal  die  Anrede  lieben  lule  (Z.  22)  beweist,  dal's  sie  nicht  im  engen  und 
vertrauten  Kiostcrkreise,  sondern  vor  der  I.aiengcnieinde  gesproclien  sind. 
Gegenstand  einer  ausfülirliehen  Hüge,  woliei  jedoch  der  t^rediger  für  gut 
lindel,  seine  eignen  Vorgeselzlen  ausdrücklicli  auszunehmen,  ist  der  Nepotis- 
mus der  Prielaten  (XXIX  fg.);  desgleichen  ihr  Wohllelien  und  ihre  vvellliehen 
(«ewohnheiten  (XXX).  Aber  auch  dem  Laienstande  wird  ebenso  direct  und 
derb  zu  Leibe  gegangen ;  es  wird  den  Weibern  ihre  Kleiderpracht  und  Ge- 
lailsueiil,  den  Eltern  und  Ehemännern  ihre  Schwachheit  gegen  Töchter  und 
Krauen  vorgerückt,  Schweigen  Tanzen  und  Turnieren  als  Sünde  bezeichnet 
(XXX  fg.) ;  es  wird  das  unehrerbietige  Betragen  in  der  Kirche  und  das  un- 
geislliche  Begehen  der  Jürmesse  gestraft  (45,  20.  119,  4).  Leyser  hat  von 
etwa  150  Stücken  dieser  Sammlung  nur  37  und  aus  den  übrigen  nur  einige 
Stellen  milgetheilt;  es  ist  also  anzunehmen,  dai's  sich  noch  gar  viel  in  diesem 
Sinui'  charakteristisches  würde  ausheben   lafsen.J 

*)  |L)afs  eine  solche  Ausführung  und  ein  eiidieitlicher  Aufi)au  auf  Grund  eines 
einfachen  Te.vtworte»  auch  der  früheren  Fredigt  nicht  ganz  fremd  war,  ist 
schon  S.  342  angegeben  worden.  In  dieser  Hinsicht  zeigt  die  erste  Leyse- 
rische  Sauunlung.  in  cesterreichischer  iMundart  des  13.  Jahrb.  aufgezeichnet, 
eine  i)emcrkenswerthe  Leistung  und  nimmt  die  unniitttell)are  Vorstufe  zu 
Berlliold  ein.  Die  9  Predigten  dieser  Sauuulung  haben  aus  den  epistolischen 
Perikopen  herausgenommene  Texte,  und  der  Prediger  benutzt  dieselben  nur 
als  Ausgangspunkte  einer  freien  Ausführung,  die  er  mittelst  einer  mehr  oder 
weniger  complicierlen  Parlition  zu  Wege  bringt.  Die  Ausführung  seihst 
freilich  ist  hart  und  iroeKen  und  sucht  durch  häufige  Citate  zu  ersetzen,  was 
au  Phantasie,  Weltkennlniss  und  rednerischer  Fülle  abgeht.  Dasselbe  \  er- 
fahren findet  sich  denn  auch,  verbunden  mit  einer  weit  lebendigeren  Aus- 
führung, in  der  jüngeren  zweiten  .Sattimlung  Leysers,  z.  B.  in  der  trefflii;hen 
Adventspredigt  S.  39,  die  die  Worte  Ecce  venil  reu',  uccurramus  salralori 
nostro  zum  Texte  hat,  während  andere  Stücke,  wie  de  Epipimnia  S.  54, 
sicli  an  die  alte  Weise  der  llomilie  halten  und  nur  in  der  Behandlung    ein- 

.    zebier    Thelle    des    Textes    das  Yermugeu  zu    freier    Conceplion    verrathen. 


BERTHOLD  VON  RECENSBURG.  361 

Am  seltensten  finden  sich  bei  Berthold  Sennones  de  Sanctis.  Ei- 
nlochte sie,  und  mit  Recht,  für  seine  Behandlungsvveise  minder  frucht- 
l)ar  eiachteii.  Wo  er  ^^icii  der  Riicksiihlnahme  auf  den  Heiligen,  an 
dessen  Tag-  er  gerade  predigt,  nicht  entziehen  kann,  widmet  er  ihm 
(h)cli  nicht,  wie  die  Früheren,  eine  ganze  und  aussciilielslicli  erzahhmde 
Predigt :  er  weifs  sich  vielmehr  in  aller  Kürze  mit  dem  Tagesheiligen 
abzufinden.  Er  giebt  z.  B.  (in  Nr.  II  v.  d.  5  pfiindcm)  gleich  im 
Anfang  kurz  die  Geschichte  des  h.  Alexius,  des  tac  man  h'mte  an 
etellcher  siat  beget  in  der  kristenheit ;  er  schliefst  mit  den  Worten 
Unde  sin  marter  hat  nü  ende,  aber  sin  freude  hat  niemer  mir  kein 
ende:  unser  herre  sprichet  nü  zito  im  „nü  wis  frö,  geiriuwer  kneht, 
nü  gang  in  die  freude  dines  herren^',  also  man  Mute  liset  in  dem 
h.  evangeliö.  Und  nun  wird  die  Perikope  Matth.  25,  14  -  30  ganz 
ohne  fernere  Beziehung  auf  den  Heiligen  abgehandelt.  Mit  der  selben 
Formel,  mit  der  zu  Anfang  dieser  Predigt  S.  Alexius  eingeführt  war: 
wer  ist  der  tcise  kneht,  der  getriuwe  kneht,  dem  sin  herre  sin  guot 
bevilhet  —  den  dürfen  wir  niht  verre  suochen,  wird  in  einer  andern 
Predigt  (Vlll.  v.  d.  üzselzekeit),  die  an  S.  Ulrichs  Tage  in  dessen 
Stadt  Augsburg  gehalten  ist,  auch  dieser  Tagesheilige  eingeführt  und 
ebenso  schnell  verlafsen :  und  mehr  Umstände  werden  in  Nr.  V  von 
zwein  icegen  sogar  mit  S.  Franciscns,  dem  hochgepriesenen  Stifter 
dös  Ordens,  nicht  gemacht.  Am  weitesten  in  dieser  Enthaltung  geht 
Nr.  XXV  über  Matth.  5,  8  fgg.,  die  Perikope  für  den  Tag  Aller- 
heiligen :  hier  ist  des  Festes  an  dem  die  Predigt  gehalten  w  orden 
und  seiiiJ'S  Gegenstandes  mit  keinem  Worte  gedacht.  Nur  Nr.  XXXIV, 
am  Tage  der  h.  Maria  Magdalena  gehalten,  zeigt  mehr  die  Art  der 
Sermones  de  sanctis.  Hier  gilt  es  freilich  einer  Heiligen,  die  über 
alle  andern  mit  Ausnahme  der  h.  Jungfrau,  aber  doch  dieser  zunax-hst 
gestellt  werden  konnte,  wie  der  Mond  zur  Sonne.  Allgemach  »ber 
lenkt  er  nach  dieser  Ausführung  auch  hier  von  der  Heiligen  ab :  dal's 
Christus  ihr  nach  seiner  Auferstehung  erschien  führt,  auf  die  einstige 
Auferstehung  alles  Fleisches  und  Christi  Erscheinen  zum  Gericht, 
und  das  Kreuz  des  Herren  das  dann  werde  gezeigt  werden  auf  das 
Kreuz,  das  auch  jeder  hier  zu  tragen  und  dort  zu  zeigen  habe :  und 
nun  werden  die  vier  Enden  des  Kreuzes  ausgelegt  auf  die  vier  Tu- 
genden Glaube,  Liebe.  Hoffnung  und  Beständigkeit. 

Handelt  es  sich  um  Sermones  de  tempore,  so  wählt  Berlhold 
wie  es  scheint  mit  Vorliebe  nicht  das  Evangehum  des  Tages,  sondern 
dessen  Lection,  die  Epistel-  oder  Prophetenstelle.  Wiederum  wohl 
um  sich  freier  bewegen  zu  können;  vielleicht  auch  und  vielleicht  noch 

Altd.  Predigten.  24 


362  BEUTHOLl)  VON  REGENSBURG. 

mehr,  weil  er  Anstand  nahm  iiber  einen  Text  von  h(Pchstor  HtMliokeit 
im  Freien,  ohne  am  gleichen  Orte  voratigeo-angene  Messe,  zn  reden. 
Einem  blofsen  Apostel-  oder  Propheteoworte  gegenüber  durfte  er  diese 
Sehen  weniger  emplniden. 

Berthold  hat,  wie  wir  wilsen,  t  ben  meist  im  Fieien,  er  hat  aber 
auch,  wie  sich  von  selbst  versteht,  je  nachdem  es  sich  auf  seinen 
Wanderungen  fügte,  oft  genng  an  Wochentagen  gepredigt,  und  aucli 
an  solchen,  für  welche  die  Kirche  keine  Lection  vorschrieb.  Da  hatte 
er  denn  Freiheit,  sich  eine  Stelle  der  Bibel  zum  Texte  selbst  zu  wäh- 
lt n;  zuweilen  aber  sucht  er  sich  auch  den  Text  in  einem  ganz  anderen 
Buche.  Ihm  sprach  es  zu  Herzen  und  Sinne,  wenn  sein  Predigtslnhl 
unter  offnem  Himmel  stand,  wo  die  Sonne  schien  und  die  Luft  frisch 
über  das  grüne  Land  hin  strich  und  Bäume  und  Gewäfser  in  das  Wort 
des  Predigers  rauschten,  und  gern  lenkte  er  Herz  und  Sinn  der  Heisrer 
auf  diese  lebendige,  sta^ts  gegenwärtige  Offenbarung  Gottes.  Wieder- 
holendlich  führt  er  es  aus,  wie  nebi'n  der  h.  Schrift  alten  i.nd  neuen 
Testamentes,  die  den  gelehrten  Geistlichen  gegeben  sei,  auch  die  Laien 
ihre  Bibel  hätten,  na^mlich  die  zwei  Bücher  Himmels  und  der  Erde 
(S.  19.  48  fg.  157  fgg.  168.  505  fg.)*).  Demgemapfs  nimmt  er  denn 
gelegentlich  auch  aus  diesen  Büchern  eine  lelze  oder  Leciion  zum 
Predigttexte,  also  nicht  Worte,  sondern  Schöpfungen  Gottes,  in  IV  die 
sieben  Planeten,  in  XI  das  Sternbild  <\ei  Wagens:  und  er  legt  jene 
aus  auf  sieben,  die  Rinder  des  Wagens  wiederum  auf  vier  Tugenden, 
durch  welche  das  Himmelreich  erworben  werde,  das  Sternbild  der 
Krone  aber  auf  die  himmlische  Krone  der  Seligen,  und  den  benach- 
barten Riesen  mit  dem  Kolben  auf  den  Teufel,  der  uns  die  Krone 
wehren  will  (168  fg.). 

Aus  dem  so  gewählten  oder  dem  vorgeschriebinen  Texte  nun 
ergiebt  sich  entweder,  wenn  er  kurz  genug  und  selber  einfach  uiul 
einheitlich  ist,  von  selbst  ein  einzigt>r  Hauptgedanke  als  Thema  der 
Predigt:  so  gleich  in  I  aus  dem  Texte  Epfi.  5,  15  ..Ir  sult  wise  sin, 
daz  in  iht  geschehe  alse  unwisen  liuten''  das  Thema :  die  obersl(! 
Weisheit,  „diu  wisheit,  da  mite  man  die  sele  behüetel  vor  houbet- 
sünden".  Oder  aber  der  Text  ist  umfafsender,  in  sich  mannigfaltiger : 
da  hat  denn  Berthold  freitich  nicht  die  exegetischi;  und  homiletische 
Kunst  diese  Mannigfaltigkeit  dennoch  in  einen  Hauptgedanken  zusammiMi 
zu  fai'sen,  vielleicht  auch  fürchtet  er,  die  Fafsungskraft  seincir  Zii- 
hoerer  möchte  dafür  nicht  reif  genug  sein;  er  schlangt  auch  nicht  den 


"*)  \y%^-  '^'•^  Predigt  von  di^n  drei  Büchern  bei  F.eyser  S.  4  fgg.] 


BERTHOLD  VON  REGENSBURG.  363 

alten  Weg  der  Homilie  ein,  welche  die  Einzelheiten  alle  Schritt  für 
Schritt  behandelt,  denn  für  diesen  Weg  würde  hei  der  eingänglichen 
Ausführlichkeit  die  ihm  einmal  eigen  ist  die  Zeit  nicht  ausreichen : 
sondern  er  nimmt  aus  der  ganzen  Fülle  nur  ein  Stück  heraus  um  nur 
diei>es  zu  behandeln,  all'-s  Übrige  aber  laMst  er  für  dicrsmal  auf  sich 
beruhen.  So  wenn  er  in  XXV  über  Malth.  5,  8  fgg.  sieben  von  (l(!n 
acht  Scligpreisungen  hei  Seite  setzt  um  mir  die  eine  abzuhandeln 
-Selig  sind  die  reines  Herzens  sind,  denn  sie  werden  Gott  schauen'-*. 
Gleichviel  aber,  ob  er  den  Redestolf  in  solcher  Art  abkürzt  oder  nicht, 
gern  wendet  auch  er,  wie  die  Früheren,  den  Text  um  ihm  ein  ergie- 
biges Thema  abzugewinnen  symbolisch  und  allegorisch,  zieht  auch  er 
ihn  in  die  beliebte  Bildlichkeit  und  Gegenbildlichkeit  hinein  :  nur  bindet 
er  sich  dabei  nicht  so  wie  die  Früheren  an  fesi  stehende  Überliefe- 
rnngen.  sondern  schöpft  unbefangen  aus  dem  Reichthuin  eigener  Ader, 
so  unbefangen,  dafs  er  auch  die  von  Hause  aus  bildlich  gemeinten 
Texte,  wie  die  Gleichnisse  des  Herrn,  ganz  absonderlichen  eignen 
Deutungen  unterwirft.  Da  bedeutet  (S.  140)  in  dem  Gleichnisse 
Matlh.  13.  44  der  Acker  die  Christenheit,  die  der  Herr  mit  seiner 
Marter  erkauft  habe,  und  der  in  dem  Acker  verborgene  Schatz  die 
Menschenscele :  und  das  Himmelreich^  das  in  den  Worten  der  Schrift 
jtmem  Acker  gleich  gesetzt  wird,  ist  nach  Bertholds  Meinung  damit 
der  Christenheit  gelichet,  als  aus  welcher  der  einzige  Zugang  zum 
Himmelreiche  führt.  Gewifs  ein  bedenkliches  Stück  exegetischer 
Taschenspielerei ;  aber  es  eröffnet  den  Weg  vom  Texte  zu  dem  Thema, 
das  der  Prediger  gern  behandeln  möchte,  den  einzelnen  Standes-  und 
Berufssünden  der  Menschen,  indem  er  nun  die  Gleichung  zwischen 
Hinunelreich  und  Christenheit  dahin  weiter  führt,  dafs  er  den  zehen 
Engelcha*ren  ebenso  viele  Arten  Leute  als  Choere  der  Christenheit 
zum  Gegenbilde  aufstellt.  In  diesen  Verbildlichungen  findet  denn  auch 
sein  Natursinn  ein  dankbares  Feld  sich  geltend  zu  machen,  und  er 
schöpft  sie  gern  wieder  aus  den  beiden  Büchern  Himmel  und  Erde. 
So  i.st  ihm  (S.  390  fg.)  Gott  die  oberste  Sonne,  von  deren  Anblick 
alle  Engel  und  Heiligen  ihre  Schoenheit  und  Freude  haben,  wie  Mond 
und  Sierno  ihren  Schein  von  dem  Lichte  der  niederen  Sonne,  und  auf 
Grund  dieses  Bildes  geht  dann  die  Predigt  weiter  und  handelt  von 
drei  Haui»tsünden,  die  uns  vom  Anschauen  Gottes  trennen,  Habsucht 
Hochmuth  und  Unglaube,  im  Anschlufs  an  die  drei  Hindernisse,  die 
uns  den  Anblick  der  Sonne  entziehen,  Erde  Nebel  und  Mond;  und  so 
veranlafst  (S.  158)  die  Erwähnung  eines  Wortes  des  h.  Bernhard, 
der  seine  Weisheit  an  den  Bäumen  zu  lernen   behauptete,    eine  Yer- 


364  BERTHOLl)  VON  REGENSBURG. 

gleichung  zwischen  Mensclieii  iiiid  Biiumen,  die  durchge führt  wird  bis 
auf  das  ewig  raschelnde  Espenhiub  als  Bild  der  unnülzlich  khiöendeii 
Zunge. 

In  der  Behandlung  des  in  solcher  Weise  gewonnenen  und  ge- 
stalteten Themas  bedient  sich  Berthold,  wie  dicis  schon  einige  der  an- 
geführten Beispiele  gezeigt  haben,  wo  er  nur  irgend  kann  der  l'arli- 
tion :  er  zerlegt  das  Thema  in  eine  Reihe  einzelner  Theile.  die  dann 
einer  nach  dem  andern  zur  Sprache  konunen.  Diese  Partilion  wird 
entweder  erst  vorgenommen,,  nachdem  zuvor  das  Thema  einfach  und 
einheitlich  aufgestellt  worden,  wie  in  1,  wo  auf  die  Ankündigung  des 
Themas  Diu  oberste  wisheit  ist  der  sine  sele  befielt  (ß.  1)  zuerst 
eine  längere  Abhamllung  und  erst  S.  5  die  Partition  in  drier  leie  wis- 
heit folgt,  na?mlich  1.  kein  endehaft  dinc  tnon  dan  tnit  rate;  2.  kein 
dinc  üf  schieben ;  3.  vor  gar  wol  betrahten,  icelich  ende  ez  neme. 
Oder  aber  das  Thema  ist  von  selbst  schon  ein  getheiites,  oder  es 
wird  doch  gleich  in  solcher  Eintheikmg  aufgestellt,  dafs  Exposition 
und  Partition  in  eins  zusammenfallen :  so  in  V,  wo  aus  dem  Texte 
Den  rehten  menschen  wiset  gut  die  rehtcn  icege  gleich  von  vorn 
herein  der  doppelte  Weg  der  unschulde  und  der  buoze  als  Thema 
hervortritt;  in  II,  wo  die  Auslegung  der  fünf  Pfunde  des  Textes  von 
vornherein  eine  Fünfzahl  von  Gaben,  die  wir  Gott  zwiefach  erstatten 
müfsen,  herausstellt :  unsre  eigne  Person,  der  Beruf  den  Gott  uns  an- 
weist, die  Zeit  des  Lebens,  das  irdische  Gut.  die  Liebe  des  NtPchsten. 
Aus  diesem  letzten  Beispiele  ersieht  man  zugleich,  welchen  logischen 
und  rednerischen  Werlh  diese  Parlitionen  Berlholds  haben.  Eine  alle 
Forderung  der  hoeher  ausgebildeten  Redekunst,  sowohl  der  des  grie- 
chischen und  roemischen  AUerthumes  als  der  neueren  Kanzelberedsain- 
keit,  ist  es  dafs  der  Redestoff  eingetheilt  werde  :  aber  die  Tlieüe  mülVen 
von  Rechts  wegen  einen  logischen  Zusammenhang  haben,  nicht  zu- 
fällig an  einander  gereiht  sein;  es  mufs  einer  aus  dem  andern  heraus- 
wachsen, einer  den  andern  ergänzen  oder  begründen,  es  müf>en  or- 
ganisch verbundene  Glieder,  nicht  lose  Stücke  sein.  Davon  weils 
Berlhold  nichts :  ohne  Fortschriltt,  oft  auch  ohne  Ordnung  stehn  die 
Theile  neben  einander,  und  eigentlich  nicht  einmal  das,  wenn  sie  wie 
in  jenem  Beispiel  logisch  ungleichartig  sind,  wenn  die  Liebe  des 
Nächsten,  die  der  Mensch  nur  haben  soll,  ohne  Weiteres  Dingen  bei- 
geordnet wird,  die  jeder  Mensch  von  Natur  hat.  Rein  äufserlich  sucht 
unser  Redner  die  Masse  von  Dingen  die  er  zu  sagen  hat  nur  in  ein- 
zelne getrennte  Fächer  zu  verllieilen,  um  sich  die  Bespreciumg,  den 
Zuhoerern  das  Zuhoeren  und  Folgen  zu  erleichtern.     Er  hült   aber  so 


BERTHOLD  VON  REGENSBURG.  365 

vit'l  auf  diesen  HimdfrriH',  dal's  er  iiiclil  selten  den  einzelnen  Tlieilen 
noch  fernere  Partilionen  unterordnet.  Jene  Predigt  von  der  obersten 
Weisheit  (I)  zerfallt  zunächst  in  die  oben  angeg-ebenen  drei  Theile, 
dann  jeder  derselben  abermals  in  drei :  im  ersten  Ilaupttheile  werden 
dreierlei  Rathsreber  unterschieden,  das  eigene  Herz,  andere  Leute, 
Gott:  im  zweiten  drei  Beweggründe  dafür,  dafs  man  nichts  aufschiebe, 
lUTMilich  dafs  es  Gott  das  liebste,  dem  Menschen  selbst  das  beste  sei 
und  dafs  Herz  und  Seele  dadurch  erfreut  werde;  im  dritten  dreierlei 
Bufse,  davon  wir  eine  zu  wählen  haben,  Hölle  oder  Fegfeuer  oder 
Fnglück  bei  Leibes  Leben.  Ähnliche  Beispiele  vergleiche  man  S.  12 
fgg.  81.   114  fq:g.  128.  554  fgg. 

Der  rhetorische  Gegensatz  der  Partition  ist  die  Recapitulation, 
die  kurze  einiofende  Zusammenfafsung  aller  Einzelheiten  am  Schlufs 
der  ganzen  Rede.  Sie  ist  unserm  Prediger  zwar  nicht  fremd;  er  hat 
sie  einmal  (S.  28)  ganz  hübsch  in  das  Schlufsgc^bet  eingeflochten, 
ein  ander  Mal  (401)  erscheint  sie  beim  Übergange  zu  dem  letzten 
Theile  *).  Das  sind  jedoch  Ausnahmen :  herschend  ist  nach  vollendeter 
Abhandlung  die  altüblich  formelhalte  Weise  des  Schlufses,  ein  kurzes 
Gebet  um  den  Beistand  Gottes,  damit  Prediger  und  Gemeinde  in  sein 
Himmelreich  gelangen  moegen,  leicht  angeknüpft  an  den  letzt  voran- 
gegangenen Gedanken,  etwa  auch  mit  einem  Wiederhalle  der  Worte 
und  Gedanken,  mit  denen  der  Prediger  den  Anfang  gemacht,  wie  in 
der  Predigt  an  S.  Ulrichs  Tage  S.   123. 

Schon  der  Gebrauch  so  complicierter  Partilionen,  wie  er  oben 
Ix^egt  wurde,  IcPfst  schliefsen,  dafs  der  Umfang  der  Predigt  bei  Berlhold 
viel  großfser  war  als  bei  den  früheren,  oft  auch  groefser  als  ihn 
jetzige  Predigten  zu  haben  pdegen.  Diese  Anschwel'ung  wird  noth- 
wendig  erscheinen  und  begreiflich  werden,  wenn  wir  noch  einen 
Blick  auf  die  Art  und  Weise  werfen,  wie  er  den  Rahmen  seiner  Partitions- 
schemata  ausgefüllt  oder  das  Gerippe  derselben  mit  lebendigem  Fleisch 
umkleidet  hat. 

Eine  grofse  Verwandtschaft  zeigt  sich  hier  sowohl  mit  Geiler 
von  Kaisersberg  als  mit  Abraham  a  S.  Clara.  Aber  wenn  er 
diesem  an  bunter  Belesenheit,  jenem  an  Umfang  und  Sicherheit  der 
gelehrten  Bildung,  auch  am  Mafsstabe  seiner  Zeit  gemefsen,  weit  nach- 
steht, vor  Abraham  hat  Berthold  den  Ernst  und  die  Tiefe  voraus,  und 
den    Strafsburger   Prediger    übertrifft    er    an    dichterischer    Kraft,    au 


"')  [Der  Prediger  der  ersten  Leyserisctien  Sammlung  schliefst  keine  Predigt  otine 
Recapitulation.] 


36(5  BERTHOLD  VON  REGENSBURG. 

Reiihlhum  des  Gemüthes  und  der  Phantasie.  Johannes  Vitoduianiis 
neinit  ihn  einen  Mann  magncB  lüleraturce:  das  gehoertc  eben  zur 
Vollständijrkeil  der  Charakteristik  des  ausoezcichnelen  Predijjers. 
Der  rmfanj^:  dieser  Belescnhcil  mochte  den  AnTorderung-en  des  Berufes 
allenfalls  fr^uüfj^en,  zu  wenig  aber  genügte  deren  QualilaH.  Er  weüs 
nicht  einniid  in  der  Bibel  rechten  Bescheid.  Die  oft  citierte  XXV.  Predigt, 
giebt  allein  dafür  eine  ganze  R(Mhe  von  Belegen.  [S.  390  wird  daselbst 
Jüh.  21,  25  mit  irrthümlicher  Beziehung  auf  die  OiTenbarung  desselben 
Apostels  und  Anfügung  eines  dem  entsprechenden  vom  Prediger  sell)st 
erdachten  Schlufssatzes  ciliert.]  S.  391  werden  Worte  des  Paulus  cilieit. 
die  sich  weder  irgendwo  in  seinen  Briefen  finden,  noch  ihm  gleichen: 
aber  derselbe  Gedanke,  obwohl  in  stark  abweichendem  Ausdrucke, 
findet  sich  S.  224  noch  einmal  als  Cilal  aus  Paulus.  S.  398  fg. 
[auch  89,  20]  spricht  er  vom  König  Alexander,  übertrfegt  aber  Dinge 
auf  ihn,  die  2.  Maccab.  5,  21  und  9.  8 — 10  von  Antiochus  berichtet 
werden;  S.  401  fg.  ahnt  er  nicht,  dafs  sein  Spott  über  die  Juden 
keinegeringerenalsJesaiauud  Jesus  selber  trifft  (Jes.  66,  l.Matth.  5.24 fg.). 
und  S.  406  ebenso  wenig,  welche  gewichtige  biblische  Autori'cTteii 
die  Ketzer  für  gewisse  excentrische  Lehren  haben.  Das  slürkstc 
dieser  Art  ist  wohl  die  Vermengung  der  Maria  von  Bethanien,  nicht 
mit  Maria  Magdalena,  denn  dieses  Fehlers  macht  sich  die  kirchliche 
Auslegung  selber  schuldig,  sondern  mit  Maria  der  Mutter  des  Herrn 
im  Eingange  der  XXXV.  Predigt.  Dieser  Mangel  ist  eben  die  Kehr- 
seite seiner  natürlichen  volksmtpfsigen  Beredsaujkeit  und  seines  dich- 
terischen Sinnes,  zweier  Gaben,  die  neben  einem  wifsenschaftlichen 
Sinne  und  unter  der  Last  gründlicher  Gelehrsamkeit  nur  zu  leicht 
Schaden  leiden. 

Als  eine  Kundgebung  dieses  Dichlersinnes  haben  wir  bereits 
seine  Freude  an  der  Natur  kennen  lernen,  die  sich  in  bald  grofs- 
arligen,  bald  lieblichen  Schilderungen  von  deren  maüuigfacher  Her- 
iichkeit  ergeht :  man  mag  darin  einen  Nachklang  von  der  lyrischen 
Poesie  seines  Jahrhundirls  finden.  Anderswo  i.^t  es  ein  episches 
Element,  das  uns  aus  seiner  Predigt  entgegentritt,  wenn  er  Jertu 
Verlauf  hie  und  da  durch  eingeflochu  ne  Erzählungen  zu  belebt  n 
versteht.  Hie  und  da:  derm  er  beobachtet  darin,  andeis  als  Abraham 
a  S.  Clara,  ein  tactvolles  Mafs.  Er  unterscheidet  sich  auch  darin  zu 
seinem  Vorlheil  von  Abraham,  dafs  seine  Erzählungen  nie  ans  dtMi 
schicklichen  Tone  ftdlen,  nie  blofs  das  Gelächter  herausfordern.  Berlhold 
meint  und  treibt  es  mit  grol^em  Ernste,  und  ir  nimmt  deshalb 
auch  seine  tna'rliii,  wie  er  selbst  sie  nannte,  entweder  aus  dem  allen 


BRRTHOLD  VON  REGENSBURG.  367 

Testament  und  sonst  uns  der  Geschichte  der  allen  e:  denn  diese  sei 
dazu  ffH^eben.  dal's  der  Mensch  für  das  Leben  in  der  neuen  daraus 
lerne  (66,  35.  203,  32.  398,  19  u.  s.  w.);  oder  es  sind  Erzählungen 
aus  der  christlichen  Welt,  denen  irgend  eine  sittliche  oder  religioese 
Bedeutsamkeit  innewohnt.  So  erzählt  er  in  der  III.  Predigt  aus 
Jud.  7  die  Geschichte  von  d(>n  dreihundert  Streitern,  die  Gideon  durch 
die  Probe  des  Wafsertrinkens  aus  seint^m  Heere  aussonderte,  in  aller 
epischen  ßriile,  ja  niil  Hinzufügung  eines  der  Quelle  fremden  Zuges 
(S.  37,  27  —  36);  die  Auslegung  geht  natürlich  auf  den  Streit  der 
Christenleule  gegen  ihre  Feinde,  die  Teufel.  Eine  Erzählung  der 
zweiten  Art  findet  sich  S.  572  fg.  und  wird  mit  einer  Äufserung 
eingeführt,  die  beweist,  mit  wie  wohl  bewufster  Absicht  Berthold 
hiebei  verfuhr :  und  da  von  wil  ich  iu  ein  tncerlin  sagen,  daz  behallet 
ir  vil  lihte  baz  danne  die  predige  alle  samt.  Noch  mehr  aber  als  das 
lyrische  und  epische  springt  das  dramatische  Element  bei  seiner  Redekunst 
in  die  Augen.  Die  Theorie  dieser  Kunst  hat  es  darzuthun,  tfafs  jegliche  gut 
angelegte  und  ausgeführte  Rede  einen  wesentlich  dramatischen  Character 
habe,  dafs  sie  ganz  in  demselben  Gange  sich  zu  entwickeln  habe  wie  ein 
Drama,  und  dafs  sie  fort  und  fort  ein  freilich  verdecktes  Z\viegespr<pch  sein 
müfse  zwischen  ilen  Gedanken  dessen  der  spricht  und  derer  die  ihm 
zuhoeren.  Berlhold  aber  ist  bis  zu  einem  solchen  Grade  dramatisch, 
dafs  er  diese  Zwiegesprseche  in  unverdeckter  Wirklichkeit  vorführt, 
dafs  er  sich  selbst  allaugenblicklich  unterbricht  mit  Fragen,  mit  Ein- 
würfen, mit  Bitten  um  Auskunft  die  er  seinen  Zuhoerern  in  den 
Mund  legt  um  dieselben  sofort  zurückzuweisen  oder  sonstwie  Ant- 
wort darauf  zu  geben. 

Predigten  sind  aber  einmal  vor  Allem  aus  auf  Belehrung  berechnet, 
und  sind  einmal  immer  Darstellungen  in  prosaischer  Form :  so  klingt 
und  scheint  denn  auch  aus  Bertholds  Predigten  zumal  diejenige  Art 
der  Dichtung  wieder,  welche  selbst  zuufechst  an  die  Prosa  grenzt 
und  selbst  auch  lehrt,  die  didactisclie  Dichtung.  Berthold  folgte  aller- 
dings nur  einem  schon  alterthümlichen  Gebrauche,  indem  er  weniger 
auf  die  Glaubenslehre  als  auf  die  sittliche  Beth<T?tigung  des  Glaubens 
eingieng.  Offenbar  aber  hat  ihn  die  moralisierende  lehrhafte  Richtung 
die  in  der  Litteratur  seiner  Zeit  herschend  geworden  war  auf  diesem 
Wege  noch  bestärkt;  und  unverkennbar  zumal  ist  dieser  Einflufs, 
^^enn  wir  sehen  wie  nun  auch  er  die  Lehre  noch  lieber  und  öfter 
und  gewöhnlicher  in  das  Gewand  der  Satire  kleidet,  lieber  schilt  und 
spottet  als  gradaus  lehrt,  lieber  als  von  den  Tugenden  von  den  Lastern 
s|)richt  die  denselben   entgegenstehn.     So  war  es  für  ihn  auch   prac- 


368  BERT  HOLD  VON  REGENSBITRG. 

lisclicr :   denn  so  nur  koniilo  er  seiner  Lehn«  eine  lebensvolle  Beziig- 
lichkcil   ffebcn.  konnte  dieselbe  Schrill  für  Schrill  an  die  Wirküchkcil 
anknüpfen,  konnte  erreichen  woranf  es  ihm  ankam,   dafs  er  ffleichsaiii 
einem    seiner    ZuhcBrer   nach    dem    andern    persönlich    ins    Gewissen 
redete.     Persoenlich  einem  nach  dem  andern :  denn  er  vermag  in  alle 
Einzelheiten    iles  Lebens   seiner  Zeit  nnd  seiner  Heimalh  einziitreten ; 
fiir  jedes  Geschlecht,    für  jedes  Aller,   jeden  Stand    nnd  Beruf  hat  er 
die  Lehre  und  die  Strafe   di(!  ihm    o-ebührl.     Wenn  er  auch  einzelne 
Unarten,    wie  die  UmsUinde    das  verlangten,    mit    einer    oewisscn  Be- 
vorzugung behandelt,    z.  B.  die   Kleiderhoffart  auch  der  geringen  nnd 
armen   Leute    und   die    buhlerische  Eitelkeit    der  Weiber,    so    bleiben 
darum    die   noch    schwereren    Sunden   Anderer    nicht   verschont,    und 
£?ern   wählt   er    ein    solches  Thema    und    (riebt   demselben  eine  solche 
Parlilion,  die  es  ihm  nKPglich  macht  Allen  nach    einander,    dem  Mann 
wie  dem  Weibe,  dem  Greise  wie  dem  Jüngling,    dem  Geistlichen  wie 
dem  Laien,  dem  edlen  Herrn  wie  dem  Handwerks-  und  dem  Bauers- 
mann, jedem  das  Seinige  zu  sagen.    Und  er  thut  das  mit  so  genauer 
Kenntniss  bis  in  die  Kleiingkeit  hinab,  dafs  man  die  Schärfe  nnd  Acht- 
samkeit seines  Blickes  bewundern  mnfs,  nnd  dafs  seine  Predigten  da- 
durch zu  ein<M-  Fundgrube  fin  dit;  Cultur-  und  Sitteuffeschichte  Dculsch- 
lands  in  jenem  Zeitalter  werden,    wie  wir   kein»;    sonst    besitzen,    wi(; 
auch  der  Renner  Hugos  von  Trimberg,  der  sonst  hier  am  nfpchsten  in 
Betracht    kommt,    bei   der  verworrenen  \rl  seiner  Abfafsung  es  nicht 
ist.     Diese  Satire  aber,   von  so  frisch  gesunder  Laune  sie  auch  meist 
J)egleitet  ist,  steht  immer  unter  der  Hut  wenn  nicht  eines  klaren  Be- 
wufstseins   vom  Ernste  des  Predigtamtes,   doch  (nnes   richtigen  Tactes 
und  eines  angeborenen  Gemüthsernstes.    Nicht  einer  finstern  Priesler- 
härte:   denn  Berthold  war   ein  Mann  voll  Gennithes.    nnd  das  Gemülh 
schliefst  wesentlich   die  Liebe    ein.     So    liegt  wohl    hinler    der  Laune; 
stfets  die  Schärfe  des  Ernstes,    und    oft    genug   liegt   nur    die    blanke 
Schärfe    da,    ohne    dafs  Laune    sie    umhüllte:    aber  wenn    er   noch   so 
Einschneidendes  über  diese  oder  jene  Sünde  sagt,  er  laefst  den  Sünder 
nicht  trostlos,    er  weist  sofort   auf  die   nie   versagenden  Gnad<Mnniltel 
der  reuigen  Beichte  und  Bufse  hin.     [Freilich  triU   Heiden  Juden  und 
Ketzern   und  zumal  den  letzteren  gegenüber  die  Prieslerhärle  in  einer 
das  moderne  Gefühl  erschreckenden  Weise  hervor:    abei"    doch    niclil 
die  des  Predigers    selbst,    sondern  die  der  Kirche    die    ihn    aussandle 
und  des  kirchlichen  Systems  wie  es  sich  mit   historischer  Nothwendig- 
keit  einmal  festgestellt   hatte,    ja    es    ist   am  Ende    nur   die  Härte  des 
Gemeindebewufstseins   selbst    die  hier  wiederhallt.     Gleichwohl  isl  der 


ANDRE  MINORITEN.  369 

Kainpf  i>eo;en  die  KotzcMfi,  so  sehr  er  in  Bortholds  Bonifc  lao-  und  so 
sehr  seine  eiirene  Obcrzeiiginig  mit  diesem  Beruf  übereinstimmte, 
nielit  einmal  diejenige  Seite  seiner  WirksanduMi,  die  am  meisten  in 
die  Augen  springt.  Weit  häufiger  noch,  eindringh'cher  und  an  Wen- 
dungen reicher  als  den  Ketzer  und  als  jede  andere  Art  von  Sündern 
verfolgt  er  mit  seinen  Invcctiven  den  giligen,  den  er  durch  seine 
Erfahrung  im  Beichtstuhl  als  den  härtesten,  unzugänglichsten  und 
holfniingslosesten  aller  Sünder  erkannt  haben  nuifs.  Und  während 
wir  ihn  in  aller  Härte  der  kirchlichen  Theorie  den  Feinden  der  Kirche 
gegenüber  gläubig  befangen  finden,  dürfen  wir  nicht  übersehen  welchen 
Erns(  er  mit  dieser  Theorie  auch  da  macht,  wo  es  sich  um  praktische 
Verirrungen  der  Kirche  selbst  handelt :  denn  schonungsloser  geht  er 
Keinem  zu  Leibe  als  dem  pfenningprediger,  d.  i.  dem  Ablafskrspmer. 
Kein  Ausdruck  ist  ihm  hier  zu  scharf:  er  nennt  ihn  Mörder  der 
rechten  Bufse  und  der  Seelen,  denen  die  Bufse  zur  Rettung  gesetzt 
ist  (117,  2.  132,  18.  393  fg.);  dem  tiucel  ein  der  liebesle  knehf 
84,  3.  208,  20.  251,  18.  393,  35:  des  tiurels  noch  haz  danne 
ein  schcechcere  in  einem  wähle  543,  13.  Und  doch  trieb  ja  der  Un- 
glückliche sein  Gewerbe  nicht  auf  eigne  Faust,  sondern  im  Auftrag 
grofser  Prfelaten.  deren  Ansehen  ihn  vor  den  Angriffen  eines  andern 
Mannes,  als  Berthold  war,  gedeckt  haben  würde.] 

Wir  sind  durch  Alles  befugt,  in  den  uns  erhaltenen  Predigten 
Bertholds  die  hnecliste  und  beste  Veranschaulichimg  der  neuen  Predigt- 
weise  zu  erkennen,  welche  die  Beitelmönche  in  das  XIU.  Jahrhundert 
und  nach  Deutschland  gebracht  hatten.  [Wir  wifsen  von  den  ürdens- 
genofsen  die  neben  und  nach  Berthold  deutsche  Predigt  trieben  nicht 
viel;  nur  in  einer  dem  folgenden  Jahrhundert  entstammenden  Spruch- 
sammlung aus  vier  und  dreifsig  verschiedenen  Predigern  (Germ.  3, 
226 — 241)  tritt  uns  neben  vielem  entschieden  mystischem  eine  Anzahl 
Sprüche  entgegen,  die  sieben  meist  namhaft  gemachten  Barfüfscrn  zu- 
geschrieben werden  und  durchaus  nichts  mystisches,  wohl  aber  Anklänge 
an  Bertholds  volksmaefsig  derbe  Manier  enthalten.  Dafs  aber  Viele 
neben  ihm  an  der  neuen  Kraft  und  Fülle  der  geistlichen  Rede  Theil 
hatten,  dafür  finden  wir  auch  wieder  bei  ihm  das  Zeugniss :  ein  Zeug- 
niss  freilich,  das  zunaechst  nur  lehrt,  wie  jene  Güter,  kaum  gewonnen, 
l)ereils  dem  Boesen  dienstbar  gemacht  wurden.  Das  Gewerbe  der 
Pfenningprediger  Avar,  wie  wir  an  zwei  Stellen  (132,  32.  208,  L7) 
von  Berthold  erfahren,  in  dessen  Kinderjahren  noch  unbekannt,  während 
es  jezt,  da  er  ihm  predigend  entgegenwirkt,  schon  sehr  fühlbaren 
Schaden    anrichtete.     Da    nun    Berthold    noch    der    ersten   Minoriten- 


370  PFENNINGPREDIGER. 

generalioii  in  Deutschland  angehoerle,  so  fällt  das  Aufkommen  jenes 
Gewerbes  ohngeffrhr  mit  der  Ausbreitung  der  neuen  Orden  über  Deutsch 
land  ziisnniinen.  und  man  kann  der  Annahme  nicht  ausweichen,  dafs 
sie  das  Personal  dazu  <>elierert  haben  werden.  >\'oher  halle  dasselbe 
auch  anders  kommen  können,  da  vorher  keine  Classe  von  Clerikern 
mit  dem  Vorrecht  an  jedem  Ort  zu  predigen  ausgestattet  war?  Es 
ist  nicht  zu  ver\Mnidern,  wenn  die  weniger  gewissenhaften  Brüder 
die  neue  Kunst  die  unter  ihnen  erblühte  bald  zum  Dienste  der  Hab- 
sucht oder  doch  der  kirchlichen  Baulust  hergaben,  und  wenn  andrer- 
seits das  nunmehrige  Angebot  passender  Werkzeuge  die  Nachfrage 
herausforderte.  Nun  zeichnet  uns  aber  Berlhold  in  dem  ihm  so  ver- 
hafsten  Seelenmörder  ganz  das  Bild  des  geübten,  berechnenden  ElFect- 
predigers :  wan  der  rcrt  vz  under  die  einveltigen  Ihite  und  prediget 
und  ruofet,  daz  allez  daz  wirf  weinen  daz  vor  im  ist  208,  21  ; 
wan  er  seit  dir  von  vnsers  herren  marter  alse  vil  und  alse  manigen 
enden,  daz  sie  wanienl,  er  si  ein  rehfer  gofes  böte,  ican  er  loeinet 
dar  zuo  u.  s.  w.  394,  13;  und  als  die  pfennincprediger  und  die 
den  Unten  gar  vil  von  dem  almehtigen  gote  sagent  und  von  sinen  heiligen 
und  von  siner  muoter  und  von  siner  marlel  und  von  der  heiligen  tnartel 
—  und  er  seit  dir  so  vil  da  von,  daz  der  da  von  weinen  mac,  und  er 
fuot  reht  etewenne  als  er  weine  251,  10:  als  die  pfennincprediger, 
die  da  fo  wol  von  gote  redent  vor  den  Unten  543,  7.  Es  ist  der 
schärfste  Gegensatz  gegen  Berlholds  Methode,  der  uns  hier  entworfen 
wird:  statt  der  vorwiegend  ethischen  Richtimg,  die  wir  bei  ihm  Hnden. 
statt  des  weltkundigen,  aber  unbestechlich  ernsten,  gewaltig  strafenden 
Eingehens  in  alle  Einzelheiten  des  Volkslebens,  hier  Aufregung  der 
Phantasie,  des  ungelauterten  religioesen  Gefühles  durch  ausmalende  Er- 
zählung*), unter  Anwendung  nicht  allein  rhetorischer,  sondern  geradezu 

*)  Man  vergleiche  hier  die  iinschriftniaefsigen  gruf^en  Züge,  mit  welchen  der 
ßarfiifser  Scbölzclin  das  Leiden  Christi  ausstaflieri  Germ.  3,  230.  Im 
gleichen  Stile  behi\i;del!  den  Gegenstand  das  folgende  BruchstiioU,  das  den 
Anfang  unserer  llamischrif!  z  (S.  259)  bildet:  den  vnd  für  die  brufl  mit 
uilder  vnzuchl.  mit  lobender  geberde  mit  Harken  fclüegen.  iva  fi  in  (reifen 
mochten  an  allem  fim  libe  mit  folichem  grimme,  alx  ob  ein  ieklich  fchlag 
in  foll  han  getxvdel  Siv  rnvften  im  das  har  vs  dem  hovbel  daz  die  löhc 
fines  hures  an  der  erden  lagen  geflrwirel,  Einr  zocli  hin  bi  dein  bare, 
der  ander  zoch  bi  dem  barte  har  rvidcr  Einr  zoch  in  bi  den  oren  als 
ob  er  ein  govch  oder  ein  tor  ireri.  Si  leurfen  im  feil  an  fin  kelen  vnd 
bunden  im  fin  licnde  mit  eim  feil  ober  ein  ander.  Einr  zitht  in  bi  dorn 
feil,  vnd  flingol  in  dort  hin  mohl  in  han 
ziehen.     Ein    ander    zucht    in    bi   dem    har   her    leider.      Ein    ander 


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PFENNINGPREÜIGER.  371 

Ihealralischer  HilfsmiUel.  Eine  falsche,  verwerfliche  Hiinilelik,  alx  r 
eine  in  ihrer  Art  enlwickelle  und  so  wirksame  wie  die  Berlholds  selbst : 
heide  gekennzeichiicl  durch  die  Einfidiruiia;  eines  der  früheren  Zeit 
fremden,  suhjecliv  leidenschafUichen  Momentes,  das  ganz  neue  Kräfte 
wach  ruft  und  ohne  Zweifel  als  Gemeingut  des  Jugendalters  der 
neuen  Orden  betrachtet  werden  darf. 


zuchl  in  bi  dem  harte,  vnd  gebaret  mit  im  als  der  ein  huon  ivürgen 
teil.  Ellich  giengen  hinder  fich  vnd  namen  den  lovf  für  fich  vnd  an 
dem  Inv/fe  fiicifcn  ß  in  mit  den  fueffen  an  ßniu  bein  vnd  an  ßnen 
rnggen  das  er  vf  die  erden  ßrulile  vnd  ee  er  jol  jiir  [ich  geviel  /"o  züchten 
in  die  andren  liar  wider  das  er  hinder  ßch  viel,  vnd  e  das  er  ml  hinder 
ßch  gc  (1'')  viel  fo  zuchlon  in  ander  icider  ze  ietweder  ßlen.  Einer 
bi  dem  har.  der  amter  bi  dem  bart.  alfo  fchleißen  ß  in  den  berg  ab. 
Einer  znch  in  bi  dem  har.  der  ander  zock  in  bi  den  hendcn  der  ander 
bi  den  feilen.  Si  würfen  in  dik  vnder  fich  vnd  fprungcn  rf  in  mit  ivilder 
tobender  geberde,  vnd  vngefluemen  vnfilen.  vnd  rnoficn  vnd  tobten  als 
ob  fi  ein  ivolf  vnder  handen  hclten  alfo  brachten  fiv  in  zvo  der  porlen 
der  ftat  daz  er  einen  rehlen  tril  mil  finen  fließen  nie  geirat,  nowan 
fchliffende.  vnd  kefchgenl  vnd  zukent.  vntz  das  fi  in  braclüen  in  an- 
nas  hus 

vmb  ein  marmelßeinin  große  ful.  vnd  vleklen  in  an  die  ful  fo  vaftc. 
das  man  entzirifchenl  fim  lichamen  vnd  der  fiul  ein  hatn  nivl  mahl  han 
geftoffen.  Die  ftrik  an  den  henden  die  drungen  daz  bluot  vnd  daz  ßcifch 
alfo  fer  das  man  daz  ßeifch  vnd  das  bluot  fach  vf  [wellen  vber  die  ftrike. 
vnd  daz  das  bluot  wolt  zvo  den  nageln  der  vinger  vs  fin  gedrungen  vnd 
uxirden  die  liende  vnd  die  vinger  [warlz  von  dem  bluot  (1 " )  als  fiv 
zer  mült  werin.  Siv  giengen  von  im  vnd  äffen  vtid  Irvnken.  riid  lieffen 
chriftum  allein  an  der  fal  gebunden  als  ein  eilenden  vngetrwjten  mar- 
terer. Nv  kam  ie  einr  nach  dem  andern  vnd  pinigotten  in.  Ellich  brach- 
ten brinnenl  eier  fchalen  vnd  druchlen  im  die  an  meng  ftat  fines  libes 
vnd  fines  antlütz  vnd  als  fehler  fi  div  eyer  von  der  hivt  taten  fo  hat 
fich  div  hut  erhebt  mit  großen  blalern.  Etlich  fprungcn  vf  mit  ivilder 
vnzuht.  vnd  fpawen  im  vnder  [in  anllil.  alfo  vertriben  fi  alle  die  nacht 
mit  wilder  lobender  vnzuht.  vnd  mil  grimmer  vnfiltiger  geberde,  vnd  mit 
fchamlicher  vnzuht  was  ir  liufelfches  hertz  gedalit  das  volbrachtcn  fiv 
an  im  mil  wis  vnd  mit  ivorlen  vnd  mit  werken  Siv  handloten  in  alfo 
fchantiich  vnd  alfo  fchamlich  das  es  niemer  ze  gründe  geoffenbaret  ivirt 
vntz  an  den  ivngflcn  tag  fo  wirl  von  den  hcefen  geoffenbaret  ir  boBfiu 
Meinung  vnd  ir  ubeliu  werk  die  fiv  an  chriflo  begicngen.  vnd  das  uHrt 
den  guolen  ein  ere.  vnd  dem  vater  ein  lob  das  cliriftus  dar  fi  als  vil 
gelitten  hat  von  den  bafen.  Edas  der  tag  vf  Irang  do  7ia{l'^)men  fiv 
m  von  der  ful.  vnd  taten  im  fin  gewant  wider  an.  vnd  fuorlen  in  mit 
mengen  grimmen  fchlegen  vnd  fla'ffen.  vnd  ruoßent  im  mit  wilder  toben- 
der geberd  kayphas  mit  menger  valfcher  Ivgi.  Siv  fprachen  er  wer  ein 
verkerer  der  weite,  vnd  wer  ein  lugener  vnd  ein  abfprecher  des  guotes. 
vnd  wer  ein  vnelich  kint.  vnd  wer  ein  vnkiufcher.  vnd  ein  vras  vnd  wer 


372  GRIESHABERS  PREDIGER. 

Es  IfrCst  sich  denken,  dals  neben  dieser  neuen  Predijjtweise  \\ut\ 
besonders  neben  einem  Vorbilde,  wie  es  Berlhj)ld  p;ab.  aueh  die  Predifrl 
der  allen  Orden  und  (bc  der  Leulpriesler  nicht  ruhiflf  in  den  aus- 
jjefahrenen  Geleisen  weiter  g^elien  konnte,  zumal  wir  sie  l)ereits  in 
den  beiden  Leipziger  Sammlungen  und  in  einigen  andern  Denkmaelern. 
die  doch  von  Bertholds  Einflulse  noch  nicht  berührt  scheinen,  unver- 
kennbar in  der  Entwicklung  zu  neuen,  höheren  Formen  begrifTen 
linden.]  Die  Einwirkung  Bei'lbolds  auf  mit-  und  nachlebende 
Berufsgenolsen  konnten  wir  schon  früher  (S.  357)  darin  erken- 
nen, wie  die  Sammlungen  seiner  Predigten  voll  sind  von  Merk- 
malen, dafs  man  sie  zum  Behuf  des  Gebrauches  durch  andre 
Prediger  angelegt  habe.  Und  diese  andern  werden  nicht  wieder 
Landprediger  wie  Berthold  gewesen  sein,  sondern  Leute,  die  mehr 
als  jene  wandernden  Mönche  Zeit,  Neigung  und  Bedürfniss  zum  Lesen 
und  Schreiben,  zum  Ausziehen  und  Vergleichen  fremder  Predigten 
und  zum  Auswendiglernen  derselben  hatten.  Aber  mehr  als  das : 
auf  Bertholds  Scbidiern  steht  als  geistesverwandte  neue  Schöpfunu 
eine  Sammlung  Predigten  de  tempore,  nach  der  Reihenfolge  den 
Kirchenjahres,  die  Wirkung  und  Verbreitung  gefunden  haben  mufs, 
da  sie  sich  mehrfach  in  Handschriften  des  13.  und  14.  Jahrhunderts 
erhalten  hat  *).  [Über  den  Verfafser  —  denn  wir  haben  hier  zweifellos 
das  Werk  eines  Mannes  vor  uns  —  fehlt  jede  Andeutung;  dafs  auch 
dieser  Prediger  ein  Ordensmann  war,  dürfte  seine  wiederholte  Em- 
pfehlung des  Lebens  im  Orden  (Griesh.  1.  46.  2.  50)  noch  nicht  er- 
weisen; nur  dafs  er  um  den  Oberrhein  zu  Hause  war  wird  durch 
die  Sprachformen  der  ältesten  Handschrift  wahrscheinlich,  deren  Cor- 
recturen  nach  Grieshabers  Meinung  (1,  XX)  nur  vom  Verfafser  selbst 
herrühren    können].      Diese    Handschrift,    die    Grieshaber    besafs,    ist 

ein  (linker,  vud  loer  ein  rerderber  des  volchex.  vnd  ein  zer  jUrrer  der 
(jefelz  vnd  der  e  inid  er  nwm  ficli  an  er  wer  (jol  vnd  alle  die  vnliujenl 
die  />■('  vf  in  yereden  mochlen  das  taten  fiv  im.  Do  fpracli  hot/phas  zvn 
im.  Bifl  dv  ffoUes  fvn.  do  fprach  er.  dv  fpricheß  es.  vnd  aljo  dv  fprerhe 
alfo  iß  es.  Do  kcrl  fich  kayphas  zvo  dem  vnlk.  vnd  fprach  was  bedürfen 
wir  mer  gczivgnüfl  er  hat  felber  verjehen.  vnd  li<i(  qnt  an  fin  er  geret. 
er  iff  iverlich  fehuldig  des  Indes,  vnd  zerle  fin  (jeicanl.  vnd  mil  dem 
brach  er  von  int  alle  die  ijnadc  die  er  von  chrißo  vnd  von  fim  hiniel- 
fehen  vatcr  iemer  foll  enphahen  alfo  namen  fir  in  vnd  fuorlen  in  hin 
zvo  pylalen  das  fi  als  das  zirifellklich  rf  in  hnreren  imlien  als  fi  vor 
gerel  hallen.  Das 
'■')  I Es  sind  vier  lliuulsclirirtcn  lickaiinf  g:c\v(ir(l(Mi :  s.  /sehr.  f.  d.  A.  (>.  393  \'il'^ 
7,  139  Jg.J 


GRIESHABERS  PREDIGER.  373 

vollständig  von  ihm  hcransgegeben  nnter  dem  Titel  „Deutsche  Predigten 
des  XIII.  Jalnh."  Stuttg.  1844;  aus  der  Stial'sburger  Handsc Inilt  habe 
ich  eine  Auswahl  veiOnenllichl  Zschr.  f.  d.  A.  7,  140 — 159.  Auch 
diese  Sainuilung  ein  IJand-  und  Hüfsbuch  für  Prediger :  die  Anvveisiuigen, 
es  könne  dieser  oder  jener  Theil  mit  Hilfe  der  und  der  andeiii  Pi-edigt 
oder  nur  aus  dem  Kopfe  noch  weiter  ausgefidul  werden,  fmden  sich 
auch  hier  in  Menge  eingestreut  [s.  Grieshaber  1,  XXVI]. 

Wenn  Manches,  was  sich  zuerst  bei  Berthold  als  eigentliches 
Merkmal  seiner  Predigtweise  findet,  von  da  an  bis  zu  Ende  des  Mittel- 
alters in  Gebrauch  geblieben  ist,  so  mag  dazu  ganz  besonders  dieser 
sich  ihm  so  eng  anschliefsende  Nachfolger  beigetragen  haben.  Er  hat 
den  bei  Berthold  breit  und  voll  und  in  genialer  Freiheil  sich  crgiefsen- 
den  Strom  der  Rede,  dem  Mafse  seiner  Begabung  entsprechend,  in 
engere  und  in  regelimefsige  Ufer  eingeschlofsen ;  und  die  feste  Methode, 
in  die  er  die  neue  Predigtweise  brachte,  liefs  sich  dann  abUrnen, 
widnend  Bertholds  übermächtige  OriginalitaH  als  unmittelbares  Vorbild 
kaum  empfehlenswert  giiwesen  wa're.  Auch  forderte  die  regelmässige 
Sonntagspredigt  der  Leutpriester  über  das  Evangelium  doch  eine  andre 
Behandlung  des  Textes  als  Berthold  sie  sich  in  seinen  Wochenpredig- 
ten gestatten  konnte,  theds  durch  die  Natur  der  längeren  und  meist 
historischen  Perikope,  theils  durch  die  alte  und  noch  immer  fortbe- 
stehende Gewohnheit,  diese  Perikopen  in  der  Weise  der  Homilie  Salz 
für  Satz  durchzunehmen.  Es  galt  hier  der  Perikope  irgend  wie  ihre 
Ehre  anzuthun  und  doch  in  der  neuen  Weise  ein  selbstgestelltes  meist 
nur  auf  wenigen  Textworten  beruhendes  Thema  auszuführen.  So  be- 
ginnt denn  unser  Prediger  nicht  mit  Verlesung  der  ganzen  Perikope, 
um  darauf  einen  Theil  derselben  herauszuheben  und  zum  einzigen 
Gegenstand  der  weiteren  Besprechung  zu  erwählen,  sondern  er  sleiit 
diesen  einen  Hauptgedanken  gleich  zuvörderst  an  die  Spitze  und  laufst 
darauf  in  einer  zergliedernden  Umschreibung  das  ganze  Evangelium 
selber  folgen '").  Indem  er  hiemit  die  Umstände  vorführt,  unter  denen 
z.  B.  das  an  die  Spitze  gestellte  Wort  gesprochen,  dient  das  Evan- 
gelium um  dieses  Wort  zuerst  auf  rein  geschichtliche  Wei.se  zu  er- 
kla^ren.  Von  da  an  aber  geht  es  weiter  wie  bei  Berthold.  Es  wird 
jenes  Bibehvorl  nun  noch  einmal  aufgestellt  und  entweder  buchslieblich 
wie  es  lautet  zum  Thema  gemacht,  oder  durch  bildliche  Wendung  in 

*)  fSo  jedoch  niclit  ausnahmslos:  man  sehe  die  Palmsonntagspredigt  2,  S.  127, 
welche  die  ganze  l'eriiiopc  voranstellt,  um  dann  aus  der  ganzen  das  Thema 
zu  entnehmen.] 


374  GRIESHABERS  PREDIGER. 

einen  anik'rn  Gedanken  iiber^espielt,  worauf  dann  dieser  das  Thema 
ist.  Und  sofort  koinml  nun  die  Partilion  desselben,  und  zwar  in  der 
Regel  eine  ebenso  iiurserlich.,  willkürliche,  mitunter  auch  urdogische  *). 
wie  wir  das  bei  ßerlhold  wahrgenonmien  haben.  [Diese  Fartition  kann 
sich  in  den  einzelnen  Theilen  wiederholen,  ja  sogar  die  ThtMle  der 
Theile  können  noch  einmal  getheilt  werden,  und  eine  virtuose  Sicher- 
heit zum  mindesten  ist  dem  Prediger  in  dieser  Kunst  nicht  abzuspn  - 
chen.  Man  betrachte  z.  B.  die  Pfingslpredigt  1,  S.  30.  Bei  der  Sen- 
dung des  h.  Geistes  sind  sieben  Dinge  zu  merken :  I.  ton  wem  er 
gesendet  wart ;  11.  wie  mangerleye  icise ;  III.  ze  weler  zit ;  IV  wie 
dicke;  V.  wie;  VI.  in  wiu;  VII.  warumbe.  Die  erste  Frage  dieser 
Parlition  wird  rasch  erledigt,  aber  auf  die  zweite  lautet  die  Antwort: 
in  mnif  layge  bilde,  und  zwar  1.  in  ainer  tuben  bilde,  bei  der 
Taufe  im  Jordan:  2.  in  ainem  Hellten  wolchen,  bei  der  Verkla^rung ; 
3.  in  ainem  aten,  bei  der  Erscheinung  des  Auferstandenen  unter  den 
Zwölfen;  4.  in  ainem  fiur  und  5.  in  ainer  z-ungen  auf  Pfingsten.  In 
dieser  viumf  bilde  aigenfchaf't  will  er  in  den  Herzen  wirken.  Nun 
hat  erstlich  die  Taube  sieben  Eigenschaften :  a.  sie  weint  statt  zu 
singen;  b.  sie  ist  ohne  Galle;  c.  sia  nistet  in  einer  Felshöhle ;  d.  sie 
fliegt  gern  über  das  Wafser  um  den  Schatten  des  Habichts  darin  zu 
sehen;  e.  sie  kratzt  und  beiist  nicht;  f.  sie  beschädigt  nicht  die  Feld- 
früchte, süiidern  lebt  von  wertlosen  Samen:  g.  sie  erzieht  und  fütlf^rt 
oft  fremde  Kinder.  Ferner  hat  die  Wolke  drei  Eigenschaften  u.  s.  w.] 
Die  Ausführung  sodann,  welche  auf  Grund  und  nach  Mafsgabe  solcher 
Theilung  des  Themas  geschieht,  verra?lh  ebenfalls  durch  Umfang  und 
Reichthum,  dafs  nicht  die  ältere  Prediglweise  der  Leutpriester,  sondern 
die  Berlholds  ihr  Vorbild  ist:  aber  sie  erreicht  dieses  Vorbild  nicht. 
Die  aus  der  allen  0  entnonnnenen  Typen,  die  aus  der  Natur  entlehn- 
ten Sinnbill !er  kouunen  viel  gehäufter  als  bei  BertholJ  vor  und  werden 
deshalb  kürzer,  abgerifsener,  unanschaulicher  abgethan :  denn  es  fehlt 
dem  Prediger,  einem  Manrio  von  Bildung  und  einem  methodischen 
Küpfe,  der  warme  dichterische  Sinn,  der  seinem  grofsen  Vorgänger 
zu  Stalten  kam.  Und  allerdings  wird  auch  hier  darnach  gestrebt,  dafs 
alles  Gesagte  seine  lebendige  Bezüglichkeit  für  die  ZuhaM-er  habe : 
aber  der  Predißer  ist  dem  Leben    draufsen  in  der  Laienwelt   sichtlich 


•=)  [Mail  selie  z.  ß.  2,  S.  46  mif  Grund  des  Textes  He  el  von  in  vineam  meam 
ei  quod  Justum  fueril  dabo  vobis  folgende  Anlage  der  Predigt:  es  ist 
viererlei  Wintert,  in  dem  wir  arbeilen  sollen:  1)  dich.  Christenheit;  2)  ein 
lauleres  (lewissen  «der  ein  \\  ohl<^eürdneles  Lel)en ;  3)  eine  biUere  Reue  oder 
ein  geistlicher  Orden;   4j  der  Wingert  der  Weisheit  oder  der  h.  Schrilt.J 


ANDRE  VOLKSPREDIGER.  375 

freindor  und  ferner  und  bleibt,  wo  er  awf  den  Lebenswandel  zielt, 
doch  gewöhnlich  l-ei  den  Allgemeinheiten  stehn ;  fast  noch  lieber  jedoch 
verlieft  er  sich  mit  seiniMi  L(;hi"en  untl  Bildern  in  das  Dogmatische, 
dl  m  Berlhold  beinahe  grundsätzlich  und  nicht  unzwecRmfeftig  ausweicht. 
Weder  ist  sein  Auge  wacker  um  recht  in  das  Leben  des  Volkes  zu 
schauen,  noch  sein  Sinn  frisch,  seine  Zunge  geübt  um  zum  Volke  in 
•hassen  eigner  Art  zu  sprechen :  so  ist  denn  hier  keine  Spur  von  jenen 
dramatischen  Wendungen,  mit  denen  Berthold  seine  Rede  belebt,  und 
nichts  von  der  launigen  Bitterkeit  seiner  Satire.  Dafür  schaut  der 
Gelehrte  in  der  Weise  jener  Zeil  überall  hervor.  Nicht  blol's  dal's  er 
all  die  vielen  Bibelcitate  [nach  Art  der  älteren  Prediger]  immer  zuerst 
in  der  lateinischen  Fafsung  bringt,  auch  von  anderswoher,  aus  den 
KirchenvfTtern  und  sonst  (Griesh.  1,  XXIV.  2,  XXIX),  häufen  sich 
dergleichen  Anführungen,  für  uns  erwünscht,  weil  wir  daraus  die 
wü'senschafiliche  Bildung  des  Mannes  in  ihrem  Umfang  und  ihren 
Ouellen  erkennen,  aber  für  die  Erbauung  der  damaligen  Gemeinde 
gar  viel  weniger  erspriefslich  als  die  ungeiehrte  Predigt  Berlholds'"'). 
[Zur  Vervollständigung  des  Bildes  der  Volkspredigt,  wie  sie  sich 
neben  und  nach  Berthold  bis  zu  Ende  des  Jahrhunderts  entwickelt 
hatte,  genüge  es,  auf  drei  bekannt  gemachte  Denkmteler  noch  hinzu- 
weisen. Es  sind  die  in  ostfränkischer  Mundart  (wohl  schon  des  14. 
Jahrh.)  geschriebenen  Bruchstücke  einer  dem  Kirchenjahr  folgenden 
Sammlung  zu  Leipzig,  abgedruckt  in  den  Altd.  Bl.  2,  376 — 382; 
sodann  ebenda  32 — 40  das  Bruchstück  einer  sehr  umfangreichen  Pre- 
digt über  die  sieben  Bitten  mit  Einflechlung  dt-r  sieben  Seligkeiten, 
der  sieben  Gaben  des  h.  Geistes  und  der  sieben  Todsünden,  dessen 
Sprache  und  Schreibung  nicht  nur,  dessen  bei  aller  Breite  der  Anlage 
alterthümlich  starre  Vortragsweise  es  etwa  zur  Mitte  des  Jahrhunderts 
emporrücken  dürfte;  endlich  die  in  Mones  Anzeiger  7,  510 — 513 
mitgethcilte  erste  von  vierundvierzig  Predigten  zu  Kloster  Neuburg, 
deren  vorletzte  die  Zeit  und  Stellung  der  Sammlung  dadurch  ergiebl, 
dafs  sie  die  siebente  Predigt  Bruder  Berlholds,  also  dessen  schriftlich 
verbreitete  Predigten  citiert.  Das  letztgenannte  Stück  verdient  zugleich 
darum  Beachtung,  dafs  es  sich  als  Predigt  eines  Leutpriesters  zu  er- 
kf  nnen   gicbt,    dem  zwar  die  Kunst  der  Partition    unbekannt    scheint, 


*)  Es  ist  Ivanni  lUBtiiig  zu  bemerlcen,  dafs  die  lateini-sctien  Parlitionsscheniata, 
die  an  der  Spitze  jeder  Predigt  auf  die  Texlworte  folgen,  nicht  zu  den 
Aeufserungen  der  Gelelirsamlieit  unseres  Predigers  dürfen  gereclincl  werden, 
da  sie  nur  dem  Gebraucli  seiner  Arbeiten  durch  seines  Gleichen  zu  dienen 
bestimmt  waren. 


376  XIV.  JAHRHUNDERT.     MYSTIK. 

dem  es  aber  iiiclil  an  (iewandlheil  und  Lebondigkeit  des    volksmcPfsio 
praklisiiieii  V<)ilrai»es  l'ehll.] 

Indem  wir  jezl  aus  dem  lireizehnlen  Jahrhundert  in  das  vier- 
zehente  hiniiberlrelen,  haben  wir  vor  allem  zu  erinnern,  dals  die  Pre- 
digt in  der  /Adelzt  besprochenen  sowohl  wie  aueli  in  der  älteren,  noch 
vorberlholdischen  Art  auch  in  diesem  Jahrhundert  herkiunmlich  foit 
gelrieben  worden  ist,  wie  uns  ja  Sanunlungen  beiderlei  Art  in  Hand- 
schriften gerade  dieses  Jahrhunderts  tlieils  allein  erhalten,  Iheils  neben 
älteren  Urkunden  bezeugt  sind :  [Beweises  genug,  dals  man  auch  jezt 
noch  sich  ihrer  als  homiletischer  Handbücher  bediente,  und  genug  um 
zu  vermulhen,  dals  schlichte,  von  der  Bewegung  der  Geister  unl)c- 
rührte  Männer  Predigten  im  Sinne  der  vergangenen  Epochen  auch 
jezt  noch  hervorbrachten ""').]  Zugleich  aber  gelangen  wir  nun  zu 
(jiner  ganz  neuen  Wendung  [des  deutschen  Prediglwesens,  welche  durch 
das  Eindringen  der  Mystik  in  die  Predigt  bewirkt  wurde. 

Lange  schon  war  in  der  Theologie  des  Mittelalters  die  mystische 
Richtung  neben  der  scholastischen  hergegangen :  es  war  neben  den 
von  der  Kirche  aufgestellten  Gegenständen  des  Glaubens  auch  der 
reli^ioese  Process  in  der  gläubigen  Seele,  ihr  Einswerden  mit  Gott 
und  die  Stadien,  die  sie  zu  diesem  Ziele  zu  durchlaulen  hat,  erörtert 
worden.  So  nothwendig  alle  entwickeltere  Religiosilael  zur  Mystik 
hinlenkt,  alle  Mystik  enthält  doch  ihrer  Natur  nach  ein  dem  Pantheis- 
nnis  verwandtes  Element.  Indem  der  Mensch,  der  von  Gott  ausge- 
gangen, aber  durch  die  Materie,  durch  sein  uatih'liches  und  creatiu- 
liches  Dasein  von  Gott  getrennt  ist,  diese  Schranken  wieder  aulzu- 
lieben  und  frei  und  ledig  schon  hier  auf  Erden  in  Gott  zurückzukehren 
und  eins  mit  ihm  zu  werden  trachtet  oder  vermeint,  so  dals  er  nicht 
mehr  aus  Gott  und  durch  Gott  und  für  Gott  lebt,  sondern  in  Gott  und 
Gott  in  ihm;  indem  er  lernt,  sich  in  den  göttlichen  Urgrund  aller 
Ding(!  zu  versenken,  um  sein  eigentliches  Wesen  da  zu  linden,  und 
hinwie(l«'rum  sich  tiefer  und  tiefer  in  sich  selber  zu  versenken,  um 
auf  dem  stillen  Grunde  der  eignen  Persönlichkeit  Gott  zu  linden :  so 
bedarf  er  am  Ende  keines  gottmenschlichen  Mittlers  mehr,  so  verliert 

"')  Himdschrirteii  des  14.  Jalirli.  nelicn  iiltercn  liaben  wir  von  Rotlis  u.  Gries- 
iialiers  l'rediyltM)  und  voii  tcyser.s  zweiter  Sammlung.  Nur  aus  dein  14. 
jaluli.  bezeugt  sind  die  Weingarlcr  Predigten,  von  welchen  liinle  olien  unter 
XXWI— XL  sicli  inilgellieill  finden,  und  die  oben  erwähnten  44  IVediglen 
zu  iviosler  iSeuburg;  leriier  aelit  Homilien  in  thüringischer  Mundart  zu  Slult- 
guit  und  ein  homiletisches  Handbuch  mit  Agende  und  Katechismus  zu  t.inz  (s. 
Moncs  Anzeiger  7,  513.  517);  endlich  Berthold  seihst. 


MYSTIK.  377 

die  geschichtliche  Offenbarung  Gottes  für  ihn  ihren  Zweck  und  die 
göllhche  Persoenlichkeit  zerrinnt  ihm  mit  seiner  eignen  in  ein  seiiges 
iViciils,  das  er  nur  noch  beschaulidi  zu  genielseu  braucht,  ohne  seine 
sittlichen  Krärte  mehr  in  guten  Werken,  im  Kampf  mit  der  Sünde 
üben  zu  dürfen.  An  die  gefahrliche  Grenze,  hinter  der  solche  Ver- 
irrungen  liegen,  war  bereits  im  neunten  Jahrhundert  Johamu's  Scotus 
Erigena  gelangt,  der  das  im  Gnosticismus  und  jNeoplatonismus  gewur- 
zelte, aber  kirchlich  und  hierarchiscn  ausgebaute  System  des  ältesten 
christlichen  Mystikers,  des  sogenannten  Dionysius  Areopagita,  zuerst 
in  die  Theologie  des  Abendlandes  einführte.  Praktisch  gesunder  Sinn, 
Achtung  vor  dem  Überlieferten  und  kirchliche  Discipliu  hennuten  jedoch 
die  Mystik  auf  ihrer  abschüfsigen  Bahn  und  begründeten  den  Unter- 
schied zwischen  jener  mystischen  Richtung,  die  schon  zu  Anfang 
des  dreizehnten  Jahrhunderts  in  der  Ketzerei  der  Ortlieber  und  unter 
andern  Namen  wieder  und  wieder  von  der  Kirche  verfolgt  wurde, 
und  der  kirchlich  vorwurfslosen  Mystik  eines  Bernhard  von  Clairvaux, 
Hugo  von  St.  Victor  und  Albertus  Magnus,  die  mit  der  scholastischen 
Denkart  in  derselben  Kirche  nicht  nur,  sondern  in  demselben  Kopfe 
sehr  wohl  zusammen  wohnen  mochte. 

Wenn  David  von  Augsburg  und  Albertus  Magnus  wirklich,  wie 
es  von  jenem  eine  unverbürgte  Nachricht,  von  diesem  ein  spseterer 
Predigtauszug  (vgl.  S.  351  fg.)  zu  glauben  Anlafs  giebt,  deutsche  Pre- 
digten gehalten,  und  wenn  sie  dieselben,  wie  man  vermuthen  mufs, 
in  mystischem  Sinne  gehalten  haben,  so  haben  sie  damit  in  der  ersten 
Zeit  weder  Wirkung  noch  Folge  gehabt.  Denn  ihre  Predigten  sind 
verschollen,  und  der  gi'ofse,  tonangebende  Prediger  der  Zeit,  obwohl 
Davids  Jünger,    zeigt  keine  mystische  Ader.     Wohl  aber  ist  David  "■''') 


')  Nach  Greüh  Deutsche  Mystik  im  Predigeronleii  (1861)  S.  58  hätte  iiodi 
früher  bereits  Bruder  Heinrich,  erster  Prior  der  Dominicaner  in  Cöin,  deutsche 
fiebete  u.  Betrachtungen  verfafst,  die  in  einer  Handschrift  zu  Zürich  vor- 
liegen. Eine  (deutsche?)  Predigt  von  ihm  in  einer  Hschr.  zu  München: 
Bach  M.  Eckharl  (Wien  1864)  S.  47.  Dafs  Predigten  von  ihm  in  einer 
llschr.  zu  Heidelberg  enthahen  seien,  giebt  Wilkens  Catalog  S.  505  ohne 
rechten  Grund  an :  denn  auf  eine  Reihe  namenloser  Predigten  im  Geiste  der 
älteren  Mystik  folgt  hier  zuerst  eine  von  Bruder  Berthold  und  dann  erst,  den 
Schlufs  nicht  der  Handschrift,  aber  der  Predigten  bildend,  ein  Stück  mit 
folgender  legendenhaften  Überschrift:  Difiv  icnrl  prediget  vnfer  liebu  fraw 
in  brüder  Heinrichs  perfon  auf  dem  hoffe  zc  Kölen  zu  den  brediger. 
Der  Heinrich  an  den  sich  eine  solche  Sage  heftete  wird  eher  Suso  als  der 
minder  berühmte  Kölner  Prior  gewesen  sein.  Das  Stück  enthält  übrigens 
Aitd.  Predigten.  25 


378  DOMINICANER. 

Begründer  einer  reichen  myslischenTraclatlilteralur  in  deutscher  Sprache 
geworden,  die  sich  in  der  Folge  auch  aus  Albrechls  nur  lateinischen 
Schriflcm  durch  Übersetzuni»-  zu  hcreichern  wusste'");  und  hiennl 
war  eine  wichtige,  uneri<elsliche  Voriirlteil  für  die  uiyslische  l'redi^l 
geschehen.  Der  Vorrath  neuer  Ausdrücke  und  AN'endungen,  dessen 
sie  bedurfte,  wurde  ihr  vom  Schriftsteller  geschmiedet  und  gleichwie 
in  einer  Rüstkammer  bereit  gelegt. 

Schon  diese  Bedingtheil  durch  eine  nebenher  laufende  und  dem- 
selben Zwecke  dienende  geschriebene  Prosa  laufst  erwarten,  dafs  die 
neue  Predigtweise  an  Volksuurfsiükeit  hinter  der  altern  weit  zurück- 
geblieben sein  werde;  weini  man  auch  nicht  wüssle,  dafs  mystische 
oder  mystisch  gefärbte  Religiosita^l  iuuner  nur  die  Sache  weniger  war 
und  sein  kann.  So  ist  denn  auch  bezeichnend,  dafs  diese  Predigt- 
weise von  den  im  13.  Jahrhundert  durch  den  Ruhm  des  Minoriten 
ßerthüld  verdunkelten  Dominicanern,  dem  auf  gelehrtes  Treiben  von 
vorn  herein  angelegten  Orden  vorzugsweise  geübt  wurde,  während  der 
Antheil  der  Franciscaner  an  ihr  wenigstens  für  uns  nicht  sichtbar 
hervortritt  ■'"""J;  uml  bezeichnend  nicht  minder,  dafs  nicht  auf  der  Kanzi;!, 
sondern  auf  dem  Lehrstuhl  des  Lectors  oder  Lesemeisters  die  Mystik 
zuna^chst  und  eigentlich  sich  entwickelte.  Das  Studium  generale  des 
Predigerordens  zu  Cöln  und  das  Studium  senlentiarum,  das  er  zu 
Strafsburg  besafs,  wurden  Brennpuiüvte  mystischer  Theologie,  von  wel- 
chen gleichgesinnte  Schriftsteilerei  und  Predigt  in  das  Land  ausgiengen. 
Am  erstem  Orte,  wo  der  grofse  Albrecht  1280  als  Lesemeisler  sein«^ 
Tage  beschlofsen  hatte,  wirkten  die  Anregungen  die  er  gegeben  fort ; 
in  Strafsburg  bestand  seit  hundert  Jahren  ein  nie  ganz  erloschener 
Herd  häretischer  oder  halbhaeretischer  Mystik,  dessen  Glulh  sich  einer 
Niederlafsung  der  Dominicaner  nothwendig  millheilen,  aber  auch  in 
ihr  sich  läutern  musste.  Noch  entschiedener  war  durcii  den  Zuh(Prer- 
ki'eis  auf  dcMi  sie  allein  rechnen  durfte  der  Charakter  eigentliclier 
Volksma^fsigkeit  von  der  mystischen  l*redigl  ausgeschlofsen.     Die  ältere 


Tlieile  jenes  gcistliclien  a  I)  c,  das  Tauler  vcm  <lem  oberläiulischen  (Jotles- 
l'reunde  zu  lernen  l)ekiiiii,  niui  diu  liandbclniri  ist  ein  schiccliles  Maciiwerk 
des  15.  Jalirti. 

••)  S.  Bacli  a.  a.  0. 

")  Die  \on  IM'eill'cr  (ierin.  ?>,  22G— 243  niilgeliieillen  Sprüclie  dentsetuT  My- 
sliiter  nennen  allerding.s  nelien  siebenzelien  Predigern  ancli  sielieiiinal  Bar- 
l'iiiser  als  Autoren :  al)er  gerade  die  ilinen  zugescliriebenen  Spriitlie  entliallen 
durchaus  niclits  Myslisclies.  sondern  erinnern  weit  el)er  an  Berlholds  Predigl- 
weise. 


KLOSTERPREDIGT.     COLLAZIE.  379 

objectiv  kiroliliclic  oder  doch  vorwioo-end  geselzlicho,  wenn  man  will 
itielir  alllestaineiilliche  Prediot  halte  sich  an  alle  Getaufte  gewendet, 
Berlhold  sich  mit  allen  orobcn  Sünden  und  Lastern,  wie  sie  unter  dem 
orolsen  Haufen  im  Schwang-e  gehn,  herumgeschlagen;  der  Mystiker 
iiiusste  einen  ausgewählten  Kreis  verlangen,  mit  dem  über  solche  Dinge 
zu  s[>rechen  kein  Änlafs,  der  über  den  Standpunkt  einer  gesetzlichen 
Krömnugkeil  hinaus  und  auf  den  Wegen  der  goltsuchenden  Seele, 
\veim  nicht  gar  auf  denen  des  speculativen  Denkens  bewandert  waere. 
Diesen  Kreis  holen  natürlich  zuna?chst  die  Klo?ster,  die  des  Prediger- 
ordens selbst  sowie  andre  seinem  Einflul'se  sich  öffnende,  und  so  ist 
denn  die  mystische  Predigt  des  14.  Jahrliunderts  durcliw(!g  Kloster- 
prcdigl,  nachdem  wir  im  dreizehnten  die  Volkspredigt  sehr  entschieden 
haben  vorwallen  sehen.  Wiederum  waren  es  unter  den  Kloeslern  die 
Frauenkl(Bslc4',  in  denen  die  myslisclie  Predigt  vornehmlich  ergieng. 
hl  Männerklceslern  mochte,  wenn  wir  aus  drei  von  Pfeiffer  (Germ. 
7,  331 — 350)  bekannt  gemachten  Klosterprediglen  wohl  noch  des 
13.  Jahrhunderts  schliel'sen  dürfen,  auch  jezt  noch  leicht  in  mehr 
scholastischem  Tone  gepredigt  werden;  und  hier  war  auch  jezt  noch 
lateinische  Predigt  anwendbar.  In  Frauenkloestern  dagegen  bestand 
ein  unbedingtes  Bediirfniss  nach  deutscher  Predigt,  da  die  Nonnen  nur 
ausnahmsweise  Latein  verstanden;  und  hier  fand  das  bräulliche  Ver- 
hältniss  der  Seele  zu  ihrem  himmlischen  Freunde,  wie  es  die  Mystik 
seit  S.  Bernhard  auf  Grund  des  Hohen  Liedes  auszumalen  liebte,  das 
bereiteste,  eigentlichste  Verständniss.  Hier  war  denn  auch  der  dank- 
barste Boden  für  eine  Miltelgaltung  zwischen  Predigt  und  Tractat,  die 
jezt  ausgebildet  wurde,  die  coUäzie.  Was  man  in  der  regula  s. 
Benedicli  hierüber  best  (S.  8Ö7)  commentiert  Smaragdus  folgender 
Mafsen :  CoUatio  dicta  quasi  collocutio  vel  confabulalio,  quod  de  scrip- 
luris  divinis  aliis  conferentibus  interrogationes  conferunt  alii  congruas 
resfiousioiies.  Die  Collalio.war  also  eigentlich  freier  Dialog,  der  aber 
aufgezeichnet  nachmals  als  Lesestück  dienen  konnte,  wie  das  auch 
Honorius  von  Aultih  für  seine  Zeit  bestaetigt:  Qnod  religiosi  ad  colla- 
lionem  conveniut,  hoc  a  sanctis  patribus  acceperunt,  qui  in  vesperis 
solebanl  convenire  et  de  scripturis  simul  conferre,  et  quod  ipsi  tunc 
inviceui  contulerint,  coUationes  dicebantur,  et  haec  his  sinülia  ad  colla- 
lionem  leguntur  (s.  Ducange  unter  coUalio).  Die  dialogische  Form 
brauchte  natürlich  bei  der  Aufzeichnung  nicht  gewahrt  zu  werden, 
und  wenn  dann  noch  eine  Bibelstelle  an  der  Spitze  der  geschriebenen 
Collazie  stand,  unterschied  sie  sich  kaum  oder  nur  durch  die 
mangelnde  Systematik  im  Aufbau  von  einer  Predigt;    sie  konnte   aber 


380  FRAUEN. 

auch  Aussprüche  der  Vaeler,  Erlebnisse  heiliger  Menschen,  Erzählunffen 
und  Purai)eln  erl)aulich  behandeln  (s.  z.  B.  die  Stücke  L — LH)  nnd 
so  o^erade  der  weiblichen  Fal'snno-skraft  und  Eigenart  Rechmniff  traoen -. 
sie  konnte  endlich  auch,  und  nicht  nur  unter  Männern,  über  den  Zweck 
der  Erbauung  hinausg^ehn  und  der  Erörterung  theologischer  Fragen 
yewidmet  sein,  und  dann  erwuchs  aus  ihr  der  Tractat.  der  oft  genug 
in  Wendungen,  die  sich  nur  fin*  die  gesprochene  Rede  eignen,  die 
Eierschale  dieses  seines  Ursprunges  an  sich  tra^gt,  oder  auch,  weil 
zum  Vorlesen  bei  der  Collatio  bestimmt,  solche  Wendungen  absicht- 
lich in  sich  auf-  sowie  einen  Text  und  prediglmfelsigen  Schlufs  an- 
nimmt *). 

Nicht  nur  empfangend,  auch  gebend  betheiligteu  sich  die  zahl- 
reichen Frauen,  die  der  Regel  des  h.  Dominicus  anhiengen,  unter  der 
Pflege  eitriger  Beichtvfeter  an  dem  mystischen  Treibe».  Ecstatischc 
Nonnen,  wie  die  h.  Hildegard,  hatte  es  wohl  auch  früher  gegeben ; 
jezt  gab  es  KloBster,  in  welchen  die  Schwestern  die  keine  Gesichte 
und  Offenbarungen  hatten  die  Ausnahme  bildeten,  und  in  welchen 
solche  Zustände  sich  von  einer  GiMieratiou  zur  andern  Ibripllanzten. 
Einzelne  dieser  Seherinnen  fühlten  sich  berufen,  eigne  und  fremde 
Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete  aufzuzeichnen  ^^^'),  und  ihre  Schriften, 
zu  deren  Redaction  und  Verbreitung  die  Beichtväter  eine  fordernde 
Hand  liehen,  wurden  von  ernsten  Denkern  mit  Ehrfurcht  aufgenommen, 
mit  Andacht  gelesen:  welch  heifse  Empfänglichkeit  müfsen  hinwiederum 
die  Schriften  und  das  gesprochene  Wort  der  Mystiker  in  diesen  Frauen- 

')  Ein  bezeichnendes  Beispiel  dieser  ZwiUergaUung  zwischen  Predigt  und  Trac- 
tat ist  das  unter  dem  Kamen  Bruder  Franlie  von  Kölne  überlieferte  Stück 
bei  Iliuipt  8,  243 — 251 :  es  beginnt  giinz  wie  eine  Predigt  und  nennt  sich 
zum  Schlufs  ein  Buch.  Von  der  gleichen  Art  die  ebenda  423 — 464  init- 
gelheilten  Tractate. 
*^)  Vgl.  Offenbarungen  der  Schwester  Mechthild  hsgeg.  v.  P.  Galt  Morel  1869 
nebst  der  Besprechung  von  Preger  Sit/,ungsber.  der  bayer.  Akad.  1869. 
2,  S.  151  igg.  u.  Bd'hiners  Aufsalz  „Matelda"  Jahrb.  der  d.  Dantegesell- 
schaft 3,  101  fgg.  Schriften  der  Margareta  Eimerin  zu  Medingcn  im  Bisth. 
Augsburg,  der  Freundin  u.  Correspondentin  Heinrichs  v.  Nördlingen  und 
Taulers,  und  ihrer  Schwester  Chrislina  zu  Engelthal  in  Franken:  lleumanni 
opusc.  Norinib.  1747,  331  sqq.;  Heinrichs  Briefe  an  Margarela  ebda 
351  sqq.,  ergiinzt  und  chronologisch  geordnet  v.  Preger  Zschr.  f.  hislor. 
Theo!.  39,  7'J  fgg.  Der  Nonne  v.  Eiigelthal  Büchlein  Von  der  gnaden 
überlast  hrsgeg.  v.  Schru'der  1871  (Bibl.  des  liU.  Ver.  CVIII).  Über  die 
Kloester  Untcrlinden  zu  Kolmar,  Adelnhausen  bei  Freiburg,  Katharinenthai  im 
Thurgau,  Ta'fs  bei  Winlerthur  u.  insbes.  über  Elisabeth  Slaglin  zu  Tu'fs,  die 
geistliche  Tochter  Suso.< :  (Jieith  d.   Ulyslik   im   i'red.  Orden  289  fgg. 


CONVERSEN.  381 

kreisen  gefunden  haben  ^').  Briefwechsel,  Sendung  von  Büchern, 
Reisen  stellten  dabei  über  weite  Entfernungen  einen  regeren  Verkehr 
her.  als  wir  ihn  jener  Zeit  geneigt  sind  zuzutrauen. 

Doch  war  jene  Empfänglichkeit  weit  entfernt  von  den  Mauern 
der  Ki(L\ster  eingeschlofsen  zu  werden.  Das  Schiff  der  Klosterkirche, 
in  ilercix  Chor  die  Ordensleute  der  Predigt  beiwohnten,  hatte  Raum 
für  eine  beträchtliche  ZuhaM-erschaft  gleichgestimmter  Laien;  und  es 
gieng  auch  durch  die  Laienwelt  ein  Suchen  und  Sehnen  nach  einer 
tiefern  religioesen  Befriedigung,  als  die  Kirche  mit  ihren  äufserlichen 
Ordnungen  sie  gewahren  konnte.  Den  Kreis  des  eigentlichen  Ordens- 
lebens umgab  der  viel  weitere  der  Beginen  und  Begharden,  Frauen 
und  Männer,  die  ohne  Gelübde  und  ohne  eine  andre  Regel  als  die 
sie  sich  selber  auflegten  der  Welt  entsagt  und  sich,  sei  es  allein,  sei 
es  zu  mehreren  zusammenwohnend,  einem  geistlichen  Leben  gewidmet 
hatten.  Es  war  das  ein  der  Kirche  nicht  ohne  Grund  verdächtiges 
Element,  dem  der  Anschlufs  an  einen  mystisch  gestimmten  Orden 
gegen  die  Einflüfse  der  in  Secten  verwildernden  Mystik  den  besten 
Hall  gewährte.  Wurde  doch,  mitten  im  besten  Aufstreben  mystischer 
Theologie  an  den  Schulen  der  Prediger,  1317  wieder  einmal  zu  Strafs- 
burg eine  Ketzerverfolguug  eingeleitet,  da  man  entdeckt  hatte,  dafs 
die  ganze  Ditpcese  von  Brüdern  und  Schwestern  des  freien  Geistes, 
einem  schlimmen  Nachwüchse  der  alten  Ortlieber,  erfüllt  war  **).  Und 
doch  wurden  auch  wieder  die  Mystiker  des  Predigerordens  durch  ihre 
Beziehungen  zu  den  religices  erregten  Laien  auf  einen  Standpunkt 
geführt,  der  mit  den  Grundsätzen  der  Kirche  in  der  That  nicht  mehr 
zu  vereinigen  war.  In  dem  Begriffe  der  Gottesfreunde  —  einer  aus 
.loh.   15,   15  entnommenen    bereits    den  altern  Waldensern    geläufigen 


■")  Alis  Fraiienliioeslern  zu  Züricfi,  Adeintiausen  bei  Freiburg  im  Breisgau,  Engel- 
berg und  Samen  stammen  die  oben  S.  259.  271-  283.  290  beschriebenen 
Handschriften ;  aus  einem  solchen  —  Hernietschvvil  im  Aargau  —  auch  be- 
reits die  vorbin  erwähnten  ül^rigens  an  Mönche  gerichteten  Predigten  des 
13.  Jahrb.;  ans  dem  Tertiarierinnenkloster  Campe  gegenüber  Boppard  der 
Tractat  von  den  XV  Graden  (Germ.  6,  144  fgg.)",  und  für  Nonnen  schreibt 
der  Mönch  von  lleilsbronn  seinen  Tractat  über  die  VI  Namen  des  Fronleich- 
nams, wie  der  Schlnfs  der  Nachrede  (Alld.  Bl.  2,  354.  Ausg.  v.  Merzdorf  67) 
zu  verstehn  giebt.  Beispiele  mystischer  Predigt,  die  an  Nonnen  gerichtet 
wurde,  weiter  unten. 
■"-')  Schmidt  in  der  Zsclir.  f.  bist.  Tiieol.  1840,  S.  60  fg.  Derselbe  handelt  über 
Beginen  und  Begharden  mit  besonderm  Bezug  auf  Strafsburg  in  der  Zschr. 
Alsatia  1858-61,  S.  149  fgg. 


382  GOTTESFREMNDE. 

Bezeichnung*)  —  wnv  der  rnlerschied  zwischen  Laien  und  Priestern 
grundsätzlich  ausgeglichen  inid  gieng  seiner  thatsächlichen  Ausgleichung 
entgegen.  Die  Nolh  der  Zeil  war  gewaltig  dazu  angelhan  diesen 
Vorgang-  zu  Hirdern.  Der  Streit  des  in  Avignon  der  Iraiizd'sischen 
Politik  dienenden  Pahsllhums  gegen  I^ndwig  den  Baier  fVdu'te  1324 
zu  dessen  Excommunication,  und  demna?chst  ward  alles  was  ihm  im 
Reiche  anhieng  mit  dem  Inlerdicte  belegt.  Bis  zum  Tode  des  ivaisers 
1347  und  zum  Theil  noch  länger  blieb  der  groeste  Thcil  Deutsch- 
lands mit  seinen  volkreichsten  Stiidten  der  Messe,  der  Sacramente  und 
der  Predigt  beraubt,  nur  weil  der  Statthalter  Christi  einen  Druck  auf 
die  politischen  Entschlüfse  des  Reichsoberhauptes  zu  üben  l'iir  gut  fand. 
Dieser  ruchlose  Widersinn  bewirkte  noch  nicht  die  Abwerfung  des 
hierarchischen  Joches,  aber  die  innerliche  Befreiung  vieler  Gemüther. 
Vor  die  Geistlichen  trat  die  gewichtige  Wahl,  ihrem  himmlischen  Ohei- 
haupte,  das  seine  Lämmer  zu  weiden  gebot,  oder  dessen  Statthalter 
Gehorsam  zu  leisten,  und  eine  Minderzahl  auch  im  Predigerorden,  aber 
mit  einem  Tauler  an  der  Spitze,  wählte  unerschrocken  das  erslere. 
Den  Laien  entstand,  wenn  sie  nicht  geistlich  verkommen  wollten,  die 
Aufgabe  sich  in  geistlichen  Dingen  selbst  zu  helfen  **).  und  die,  Laien 
unter  den  Gotlesfrcunden  unlerwandten  sich  dieser  Aufüabe,  ohne  dafs 
gottesfreundliche  Priester  ihnen  die  selbstgeschaffenen  Andachlsidjunsjen 
wehren  konnten  oder  wollten.  Der  Grad  von  kirchlicher  Emancipalion, 
den  wir  dann  auch  nach  dem  Inlerdicte  bei  dem  sogenannten  Nicolaus 
von  Basel  und  seinem  Anhang  treffen,  war  hievon  die  Folge;  geradezu 
einen  Verzicht  auf  die  Priesterrechte  schliefst  es  andrerseits  ein,  wenn 
Tauler  1350  sich  einem  Laien  aus  dem  Oberlande  und  wenn  nach- 
mals der  Priester  und  Benedictiner  Marlin  von  Mainz  sich  dem  Laien 
Nicolaus  von  Basel  „an  Gottes  Stall  zu  Grunde  lafsen"',  d.  h.  uni)e- 
dingten  Gehorsam  in  geistlichen  Dingen  geloben;  und  wohlbegründet 
erscheint  vom  Standpiuikl  der  Kirche  der  Urlheilsspruch  zu  Cöln,  der 
1393  mit  andern  Irrthümern  Martins  auch  diesen  verdammte  ***). 
Nicht  minder   verdammlich  würde    der  Kirche,    wenn    das   Geheinmiss 


*)  Nach  dem  Zeugnisse  Davids  v.  Aiiffsl)nrg-  Zschr.  1".  d.  A.  9,  50.  Nocli 
gleichzoitiff  mit  Diivid,  zwi.^clicii  1250  und  1265,  i)raiiclit  aber  Sclnvcstor 
Mechthild  den  Ausdruck  auch  von  rechtgliinbigen  Frommen :  (In  milc  rifUeslu 
uf  got  und  sine  userwellen  vrunde,  bei  IVlorel  S.  198. 

*■)  Eine  Aiifscrung  solclicr  Selb-slbilfc,  in  der  sich  rrciiich  deren  ganze  (lorahr- 
lichkeil  alsbald  ollcnbarle,  war  die  bekannte  IJruderschai'l  der  Geislcr  zur 
Zeit  des  grofsen  Sterbens  1349. 

*)  S.  Schmidt  Joh.  Taulei  S.  237  fgg. 


GOTTESFREUNDE.  383 

iniiider  orni  bewahrt  pfeblieben  wfpic,  die  weitverzweigte,  Priester  wie 
Laien  nmfarsende,  aus  der  Verborgenheil  geübte  Thaetigkeit  des  Gottes- 
friMindivs,  der  über  Taider  eine  solche  Macht  gewann,  und  seiner  Ge- 
nol'sfMi  erschienen  sein,  deren  Zweck  kein  anderer  war,  als  des  von 
ihren  Häuptern  aufser  Acht  gelalsenen  Wohles  der  Christenheit  nach 
MdPgiichkeit  wahrzunehmen :  und  wenn  Tanler,  übereinstinuTiend  mit  der 
Meinung  dieser  gehciinuissvolleu  Gesellschaft,  in  seinen  Predigten  die 
(n)erz(Migung  ausspricht,  dals  die  GottesIVeuiule  die  Säulen  der  Kirche 
seien  luui  dafs  nur  ihr  Gebet  und  Weinen  die  Gerichlc  Gottes  liber 
die  ('hrist(Miheit  noch  aufhalte  ■"'),  so  gelten  ihm  offenbar  die  Gottes- 
freunde und  nicht  mein'  die  von  der  Kirche  geweihten  für  das  wahre 
Priesterthum  ""'"")• 

Bei  solchen  Anschauungen  darf  es  nicht  Wunder  nehmen,  wenn 
einzelne  unter  den  gottesfreundlichen  Laien  auch  ohne  Kennlniss  des 
Lateins  und  ohne  all  das  Wifsen  zu  dem  es  der  unentbehrliche 
Schlüfscl  sich  zu  mystischer  Schriftstellerei  berufen  fühlten.  Eine 
glückliche  Fügung  hat  uns  in  den  Schriften  des  sogenannten  Nicolaus 
von  Basel  und  des  Strafsburgers  Uulinau  Merswin  die  bedeutungs- 
vollsten Gegenstücke  zu  jenen  vorhin  erwähnten  Aufzeichnungen 
schwärmender  Klosterfrauen  gerettet.  Wir  diu"fen  aus  solchen  Er- 
scheinungen wiederum  auf  die  Begierde  zurückschliefsen,  womit  die 
deutschen  Schriften  der  Mystiker  selbst  unter  den  Gottesfreunden  auf- 
genommen, ihre  Predigt  gehoert  und  deren  Aufzeichnung  von  solchen 
die  sie  gehoert  und  die  sie  nicht  gebeert  zum  stillen  Lesen  wie  zum 
Vorl(\sen  im  vertrauten  Kreise  verlangt  wurde '■'''■'"')■ 

Dieser  Zweck  ist  in  der  That  jezt  der  einzige,  der  bei  Anlage 
und  Fortpflanzung    der   Prediglsammlungen    waltet.     Die    Bestimmung 


■■■)  Das.  167.  Weiler  gelicnci  hatte  sclion  vor  ihm  Eclvart  gelehrt,  diifs  (jott  siiicn 
ussenrcUen  friundev,  die  da  sint  in  siner  verborgenen  lifimlicheit,  Iteine 
BiUe  versage:  oben  273,  29  %?• ;  .ja  bei  Nieoians  von  Strafsburg  findet  sich 
der  luihne  Satz  .sin  friunt  der  lunnget  in  wol:  D.  Myst.  1,  276,  3L 
■■■'J  Über  die  GoUesfrciuule  s.  Cart  Schmidt  im  Anhange  zu  seinem  Tauier ;  von 
demselben:  die  (lOtlcsfrennde  im  14.  Jahrb.  bei  IJeufs  ii.  Cnnitz  Bcitr.  z. 
d.  theol.  Wisscnsch.  (,Iena  18.54);  Nie.  v.  B.  n.  d.  Gotlesfreunde  in:  Basel 
im  14.  Jahrh.  (I^asel  1856):  Nie.  v.  Basel  (seine  Schriften),  Wien  1866. 
Sodann  Preger  Zschr.  f.  bist.  Theol.  39,  137  fgg.,  der  die  von  Schmidt 
behauptete  Identitaet  des  von  Tauler  und  Merswin  verehrten  Gotlesfrenndes 
mit  Nicolaus  von  Basel  bestreitet. 
■••^•■")  Zwei  Handschriften  des  Klosters  Einsiedeln,  Predigten  Eckarts  und  seiner 
Junger  enthaltend,  wurden  einst  von  der  zum  goltcsfreundlichen  Kreis  in 
Basel  gehcerigen  Begine  Margarela  zum  goldnen  Ring  den  Waldschwestern 
bei  Einsiedeln  geschenkt:  s.  Morel  Offenb.  d.  Schw.  Mechthild  VI  fg. 


384  PREDIGTBÜCHER. 

zum  Ersätze  der  eignen  Predigt  bequemer  oder  minder  begabter 
Priester,  wie  sie  die  Snmmhmgen  der  frühern  Jahrhundeiie  noeh  bis 
zu  den  Grieshaberischen  Predigten  herab  so  deutlich  kund  gel)en,  ver- 
rfetli  sieb  jezt  in'rgends  mehr;  sie  \\(Cve  bei  der  jezigen  Prediglweise, 
die  den  Gemeindestandpunkt  verlafsen  und  den  ol)jeetiv  kirebbeben 
Charakter  aufgegeben  hatte,  geradezu  >vidersinnig  gewesen,  ^^'ir  finden 
darum  auch  jezt  Samndungen,  (be  sich  nicht  mehr  der  Perikopenreihe 
des  Kirchenjahres  anschbefsen,  sondern  deren  Anordnung  vom  Zufall 
eingegeben  ist.  Pezeichnend  ist  es  ferner,  dafs  die  Predigten  in  den 
Erbauungsbüchern  vermischten  Inhaltes,  wie  sie  jezt  für  den  Gebrauch 
der  Kleester  oder  frommer  Privatpersonen  angelegt  werden  *),  zw  isclien 
Tractaten,  Sprüchen,  Erzählungen  und  dergleichen  einzeln  oder  gruppen- 
weise eingestreut  vorkommen,  also  für  das  Gefühl  der  Schreiber  und 
Leser  mit  andern  Lesestücken  sichtlich  auf  derselben  Linie  stehen ; 
und  eben  damit  hängt  es  zusammen,  dafs  man  nicht  mehr,  wie  vor- 
mals, beflifsen  ist,  nur  ganze  Predigten  und  diese  meistens  in  voller 
rednerischer  Ausführung  und  Abrundung  aufzuzeichnen,  sondern  sich 
bald  mit  einzelnen  Kernsprüchen  der  Prediger,  die  man  gern  in 
grtBfserer  Anzahl  zur  Blumenlese  vereinigt,  bald  mit  Auszügen  be- 
gnügt, in  welchen  wohl  der  wichtigste  Gedankengehalt  des  betreffen- 
den Stückes  niedergelegt,  aber  die  Verbindung  und  Ausführung  der 
Gedanken,  die  eine  wirkliche  Predigt  erst  ausmacht,  mehr  oder  nn'n- 
der  gespart  wird. 

Wir  haben  nun  von  den  bedeutenderen  Zeugnissen  der  mystischen 
Predigtweise  im  Einzelnen  zu  handeln,  und  wir  müfsen  da  zuerst  der 
vielveibreilefen  und  vielbezeugten  Sammlung  gedenken,  zu  der  unsere 
Stücke  XLVI— XLIX  und  LIII— LVII  gebeert  haben.  Man  vergleiche 
hier  die  erste  Abhandlung  S.  263—268.  Der  Verfafser  kannte,  als 
er  sie  schrieb,  die  Haager  und  die  S.  Georger  Handschrift  nur  aus 
dem  Wenigen,  das  sich  in  Haupts  Zeitschrift  und  in  31ones  Anzeiger 
daraus  und  darid)er  mitgetbeilt  findet.  Aber  er  erhielt  nachmals  durch 
Jonckbloet  nadiere  Kunde  über  den  bdialt  der  Haager  Handschrift, 
welche  die  Vermuthung,  dafs  auch  hier  die  Sanunlung  als  Ganzes  vor- 
liege, besta^tigte,  und  dieselbe  Besta^tigung  schöj)fle  der  Fortsetzer 
dieser  zweiten  Abhandlung   bezüglich   der  in  Karlsruhe    aufbewahrten 


")  Von  dieser  Art  die  in  der  ersten  Abh.  beschriebenen  llss.  ans  l'"raneni<ifestern 
zu  Zürich,  Adehihansen  n.  Sarnen,  ferner  zwei  aus  dein  Carlhänserkloster 
zu  Basel  (S.  272.  277)  und  eine  aus  der  Benedictinerablei  Engeiberg  (S.  288), 
eine  drille  Rasier  Hs.  (S.  279),  endlich  die  von  dem  Leutpriesicr  Albrecht 
dem  Kolben  für  die  Frau  des  Sladlamuianns  zu  Feldkirch  angefertigte  (S.  262). 


ANONYME  SAMMLUNG.  385 

S.  Georger  Handschrift.  Wir  besitzen  also  diese  Sammlung,  wenn 
auch  nicht  in  überall  gleicher  Vollständigkeit,  in  nicht  weniger  als 
sechs  Urkunden,  abgesehen  von  den  einzelnen  Stücken  aus  ihr,  die 
in  sonstige  Sammelhandschriften  ünergegangen  sind.  Diese  Urkunden 
verlheilen  sich  unter  drei  einander  weit  entlegene  Mundarten:  denn 
drei  derselben  wurzeln  in  allemannischer  Erde,  zwei  in  oesterreichischer, 
eine  stammt  aus  einem  Kloster  bei  Maastricht.  Ihre  Zahl  und  noch 
mehr  ihre  Verbreitung  beweist,  dafs  wir  es  hier  mit  einem  im  14. 
Jahrhundert  w^^ithin  beliebten  und  schon  darum  unserer  Beachtung 
werthen  Handbuche  für  klösterliche  Erbauung  zu  Ihun  haben.  Für 
kloDsterliche  Erbauung:  denn  der  Gesichtskreis  des  Klosters  ist  fast  in 
allen  diesen  Predigten  deutlich  erkennbar,  während  keine  Spur  über 
ihn  hinausführt.  Und  zwar  ist  es  ein  Frauenklostcr  gewesen,  in  wel- 
chem sie  zuerst  gehalten  wurden,  was  aber  ihre  Benutzung  in  Männer- 
klcßatern  nicht  gehindert  hat.  Denn  in  der  Handschrift  Albrechts  des 
Kolben  (A)  und  in  der  Zürcherischen  (Z),  aus  welchen  die  oben  mit- 
gelheilten  Stücke  entnommen  sind,  finden  sich  die  Bezüge  auf  eine 
weibliche  Zuhoererschaft  meistens  getilgt:  XLVI,  45  steht  z.  B.  Heben, 
wo  die  S.  Georger  Handschrift  liehen  kint  hat,  und  an  mehreren 
Stellen  liest  man  von  Brüdern,  wo  dort  von  Schwestern  oder  von 
Jungfrauen  die  Rede  ist:  in  zwei  Predigten  aber  (LVI,  LVll),  damit 
uns  ja  kein  Zweifel  bliebe,  war  der  Schreiber  sorglos  genug,  das  eine 
Mal  die  Schwestern  in  Brüder  zu  verwandeln  und  das  andre  Mal  sie 
zu  übersehen,  ja  sogar,  wo  er  die  Verwandlung  vornahm,  das  gram- 
matische Geschlecht  der  Zahlwörter  oder  Pronomina  bcstehn  zu  lal'sen. 
In  der  S.  Georger  Handschrift  werden  niemals  männliche  Zuhoerer 
vorausgesetzt,  und  nicht  wenige  Predigten  bewegen  sich  auch  so  ge- 
llifsentlich  in  den  bräutlichen  Vorstellungskreisen  des  Hohen  Liedes 
und  des  Buches  Esther,  dafs  es  einem  seltsam  vorkonnnen  müsste,  sie 
vor  Männern  gehalten  zu  denken. 

Die  S.  Georger  Handschrift,  obwohl  nicht  frei  von  Fehlern,  nimmt 
unter  den  Quellen  dieser  Sammlung  den  ersten  Rang  ein;  -ie  kündigt 
das  schon  durch  die  Alterthümlichkeit  ihrer  Sprachformen  und  die 
Reinheit  ihrer  Schreibung  an.  Lesarten  und  Proben  aus  ihr  findet  man 
nebst  ihrem  Inhaltsverzeichnisse  im  Anhang.  Sie  ist  leider  am  Ende 
verstümmelt,  indem  sie  gleich  nach  Anfang  des  XXXVl.  Stückes  mit 
Blatt  108  abbricht;  da  sie  bis  dahin  dieselben  Stücke  in  derselben 
Reihenfolge  wie  Z  enthält,  wird  sie  wohl  auch  die  vier  in  Z  noch 
folgenden  enthalten  haben,  welche  die  Vergleichung  mit  den  andern 
Handschriften  als  zu  der  Sammlung  gehcerig  erweist.    Auch  im  Texte 


386  ANONYME  SAMMLUNG. 

steht  Z  der  S.  Geortfer  Handselirifl  verhältnissm?pfsig-  nahe,  indess  die 
zu  Wien  (VV)  und  Kloster  Neuburjr  (N)  schon  weiter  abweichen  nnd 
A  so^\(>hl  wie  die  Haatrer  Handschrift  (H)  sich  orrolse  Anslal'sunjTen, 
Kiirzniio^iMi  und  Freiheiten  jeder  Art  gestatten.  Die  Reihenfolge  der 
36  Stücke  in  SG  und  der  40  in  Z  findet  sich  dagegen  bis  auf  eine 
Auslafsung  und  eine  Einschaltung  OvAdi  Nr.  7  und  32),  in  A  wieder, 
wahrend  sie  in  WNH  gründlich  gestoprt  isl,  so  jedoch,  dafs  sie  bald 
in  ^yN,  bald  in  H  eine  Strecke  weit  doch  wieder  hervortritt  und  so 
auch  hier  ihre  ursprüngliche  Richtigkeit  bewährt.  Daraus  folgt  aber 
nicht,  dafs  SG  und  Z  den  ursprünglichen  Bestand  der  Sammlung  wirk- 
lich darstellen.  Sechs  der  ihnen  gemeinsamen  Stücke  (1.  8.  9.  11. 
12.  31)  sind  keine  Predigten,  sondern  erbauliche  Aufzeichnungen  ver- 
schiedener Art:  da  ist  es  doch  wohl  kein  Zufall,  dafs  diese  bis  auf 
eines  nicht  nur  unter  den  26  und  25  Stücken  von  WN.  sondern  auch 
unter  den  47  von  H  fehlen.  Aiulrerseils  kann  man  nichl  sacren.  wie 
viele  der  Predigten  in  A  und  H,  die  sich  in  SG  und  Z  nichl  wieder 
fmden,  wenn  sie  bckaunl  wahren,  sich  diu'ch  völlige  Gleichartigkeit 
als  ursprüngliche  Bestandlheile  der  Sanuulung  verrathen  würden  *). 
Findet  sich  doch  das  zweite  Stück  derselben  in  H  als  Nummer  46  vor, 
getrennt  von  den  andern  durch  eine  langt;  Reihe  von  Predigten,  die 
wenigstens  den  Handschriften,  über  deren  Inhalt  eine  vollständige  Ver- 
zeichnung vorliegt,  fremd  sind  ""'*•"). 

Über  Entstehungszeit  und  Heiuiath  der  Sammlung  laefst  sich  etwas 
genauer  Bestinunles  nicht  ermitteln.  Der  Schlufs,  der  S.  268  aus 
einer  dort  mitgetheillen  Stelle  auf  die  Entsteluingszeit  gezogen  wird, 
scheint  mir  trügerisch.  Die  Engel  haben  Christi  schoene  Menschheit 
wohl  1300  Jahre  angesehen  und  sehen  sie  noch  ebenso  gern  an.  wie 
in  der  ersten  Stunde  do  er  ain  gaft  da  waf:  mit  diesem  da  kat)n 
nicht  die  Erde,  sondern  nur  der  Hinunel  gemeint  sein,  wo  die  M(;nsch- 
heit  des  Herrn  nach  seiner  Himmelfahrt  ein  Ankönunliuo  aus  der 
Fremde  war.  Damit  kfpmen  wir  denn  nicht  auf  1300,  sondern  auf 
1333.  Aber  wenn  in  A  diese  Z(!itbestinimung  gema^fs  der  Gegen- 
wart nicht  des  Schreibers  selbst,  sondern  eines  seiner  Vorganger  be- 
richtigt erscheint,  so  bürgt  uns  nichts  dafiu',  dafs  sie  nicht  schon  in 
SG  und  Z  auf  einer  solchen  Berichtigung  ruht;  und  dafs  dem  wirklich 


*)  Dies  Unit  meines  Kraclilciis  Nr.  XIJV   dieses  Buciies;    auch  \I>III  nnH  XLV 
Itönnlcn  selir  wollt  dazn  gehauen. 
■■■■-)  Das  Inhaltsvor/.eicfiniss  der  llaa^er  Ilandsclirifl  nacli  Jonclvlijoels  Anfzeictinnnp 
findet  man  im  Anhanirc. 


ANONYME  SAMMLUNG.  387 

so  ist,  darüber  ifeslallcl  die  BeschafFenheit  des  sogenannten  Bruch- 
stückes, das  Mone  Anz.  3,  183  bekannt  orernacht  hat,  kaum  einen 
Zweifel.  Dieses  Stück  nimmt  die  erste  Spalte  eines  rergamenlhlaltes 
ein,  das  anf  die  limenseile  des  Deckels  der  S.  Georger  Handschiill, 
ihrer  ersten  Seite  gegenüber,  autgeklel)l  ist;  auf  der  zweiten  Spalte 
hat  eine  jüngere  Hand  noch  vier  Zeilen  hinzugefügt,  der  Rest  der 
Spalte  sowie  die  Uiickseile  des  Blattes,  soweit  man  sehen  kaini,  ist 
leer.  Man  sieht  dafs  hier  iiiilit  ein  Überbleibsel  (!iner  Handschrift, 
sondern  lediglicii  eine  Sehreibübuiig  sich  erhalten  hat.  Dieser  kann 
aber  nicht  die  Handschrift,  mit  ile.  das  Blatt  \ereinigt  ist,  als  Vorlage 
gedient  haben,  «lenii  Sprachformen  sowohl  als  Schriftzüge  sind  ailer- 
thümUcher,  die  letzteren  von  der  Art,  wie  man  sie  im  dreizehnten 
Jahrhundert  zu  finden  gewohnt  ist.  Damit  wird  also  eine  entsprechend 
alte  Handschrift  unserer  Samndung  als  Vorlage  vorausgesetzt  und  das 
Werk  selbst  mit  Wahrscheinlichkeit  noch  dem  dreizehnten  Jahrhundert 
zugewiesen.  Bezüglich  seiner  Heiinath  könnte  die  Schreil)erbemerkung 
am  Ende  der  Wiener  Handschrift  irre  führen:  finitus  eft  Über  illc 
per  mantis  Johannis  dicti  haller  Conpilatus  aulem  per  fratrem 
Petrum  Magiftrnm  Curie  in  Wienna  venerabiliiim  domnoritm  De 
Gaminco  (Hoffmann,  Altd.  Handschr.  zu  Wien  S.  805).  Denn  wenn 
das  Buch  wirklich  von  einem  Oesterreicher  compiliert,  d.  h.  aus  ver- 
schiedenen Einzelaufzeichnungen  zusammengestellt  worden  ist,  so  sind 
die  Predigten,  die  seinen  Inhalt  bilden,  morgen  sie  nun  von  Einem 
oder  Mehreren  herrühren,  doch  wohl  auch  in  Oesterreich  entstanden. 
Aber  es  waere  wunderlich,  wenn  der  Name  des  Sammlers  so  lange 
nach  Herstellung  des  Buches,  im  Jahre  1363  noch  wsere  genannt 
word(3n,  wahrend  kein  Name  eines  Verfafsors  aus  der  Vergefsenheit 
em[»ortaucht.  Compilatns  wird  in  einem  Beispiele  bei  Ducange  vom 
Herstellen  einer  Gufswölbung  gebraucht,  und  Diefenbach  giebt  für 
compilare  neben  fammeln  auch  die  Bedeutung  rolhringcn :  Bruder 
Peler  \var  daher  sicherlich  nur  der  Schreiber,  der  das  Buch  dem 
groesten  Theile  nach  anfertigte,  während  Johannes  Haller  es  zu  Ende 
brachte.  Einen  nnverwerüichen  Fingerzeig  über  die  Heimath  des 
Werkes  giebt  dagegen  das  achtzehnte  Stück  in  SG  und  Z  durch  fol- 
gendes Citat  eines  Bibelspruches :  Sivenne  ir  den  minneften  gebot fe- 
ront.  der  an  mich  geloubit.  fo  wer  ir  bezzir.  daz  iv  ain  muliflain. 
an  den  rik  were  gehenkit.  un  in  den  rin  icere  gefenkit.  Diese  naive 
Verlauschung  des  Meeres  mit  dem  Rhein  war  eben  nur  in  seiner  Nfehe 
denkbar.  Um  aber  den  Mittel-  und  Niederrhein  auszuschliefsen  tritt 
in  Nr.  6  die  Erwähnung    des   nur  im  Oberlande  unter  diesem  Namen 


388  ANONYME  SAMMLUNG. 

bekannten  Föhnwindes  hinzn :  Deits  ab  auftrn  iicnict  —  Er  kumit 
von  phönnvn  —  Bi  der  phönmin  ift  bezaichint  daz  kerce  daz  der 
minne  eil  hct.  I)ü  fönne  ift  warn,  vh  briiu/it  den  regen.  Am 
Obcrrhoin  also,  nnd  zwar  im  Ang-csicht  eines  Ministers,  naeh  der  Stelle 
in  18  Gienge  ick  nf  enz  münftir.  und  fpninge  har  abe,  hat  unser 
Prediger  gesprochen:  dort  sind,  in  ziemlicher  Nachbarschaft,  unsere 
beiden  wiclifigslen  Handschriften  zn  Hanse,  von  dort  ist  die  Verbrei- 
tung des  Buches  nach  Osten  und  Westen  ausgegangen.  Ich  sage 
unser  Prediger :  denn  es  noethigt  in  der  That  nichts  an  eine  Mehrzahl 
zu  denken ;  die  Predigten  haben  unter  einander  die  grneste  Familien- 
iduilichkeit  und  sind  schwerlich  in  etwas  aiulerem  verschieden  als  in 
der  Länge  und  in  dem  was  durch  die  verschiedenen  Mafse  der  Aus- 
führung bedingt  ist.  Andrerseits  könnte  es  freilich  eine  so  wenig 
ausgebildete  Individualittet  der  Behandlung,  wie  sie  uns  hier  entgegen- 
tritt, bewirkt  haben,  dal's  die  Erzeugnisse  von  Nachtretern  mit  denen 
eines  Vorgängers  für  unser  Auge  in  eine  unscheidbare  Mnsse  zusam- 
men rinnen. 

Im  Äufseren  der  Anlage  schliefsen  sich  diese  Predigten  sehr  nahe 
an  die  Manier  des  ihnen  heimathverwandten  Grieshaberischen  Predigers 
an.  Wie  bei  diesem  wird  fast  immer  *)  aus  der  Perikope  nur  ein 
Satz  als  Text  entnommen;  aber  wieder  aufgegeben  ist  die  Verwerthung 
des  Restes  der  Perikope :  aus  ihr  wird  nicht  mehr  wie  dort  die  histo- 
rische Veranlafsung  des  Textwortes  entwickelt,  sondern  gleich  zur 
Abhandlung  des  ihm  entnommenen  getheilten  Themas  übero-egangen, 
wenn  nicht  etwa  vorher  ein  in  den  Rahmen  der  Abhandlung  nicht 
passender  Gedanke  zu  kurzer  Ausführung  als  Exordium  sich  aufdrängt. 
So  z.  B.  im  dritten  Stücke  der  Sammlung.  Hier  ist  der  Text  Luc. 
12,  26  Et  vos  similes  hominibns  expectanlibns  dominum  suum, 
quando  revertalur  a  nupiiis,  ut  cum  venerit  et  pulsaverit,  statim 
aperiant  ei;  nach  der  Verdeutschung  nnd  einer  kurzen  Auslegung 
des  Gleichnisses  iührl  der  Prediger  noch  an  was  an  denie  ende  de/' 
eicangelien  steht:  Sehini  daz  ir  berait  fint,  wan  ir  enwifzent  wenne 
aide  welez  lagef  dez  menfrhin  kint  kumil  (Luc.  12,  40).  Dies  giebt 
denn  Anlafs  ausznfidu-en,  warum  Christus  des  Menschen  Sohn  heifst: 
wir  alle  sind  zweier,  er  nur  eines  Menschen  Kind ;  und  in  die  mensch- 
liche Natur  zwang    ihn    die  Minne,    die  uns  hinwiederum    zu  Göttern 


-)  Die  einzige  Aiisniihinc  iiildcl  die  AinmDcialidnspredijil  Nr.  21,  die  iliren 
Inhalt,  die  sieben  infreiiden  der  Maria,  aus  der  ganzen  l'eriliope  l.uc.  1,  26 
bis  38  zusammen  liest. 


ANONYME  SAMMLUNG.  389 

macht  (Jüh.  10,  34).  Dann  erst  wird  aus  dem  Texte  das  Thema 
ofeliolt :  die  also  ihres  Herren  Avarlen.  sollen  drei  Ding-e  haben,  wollen 
sie  sein  warten  wie  es  recht  ist.  Und  hier  zeig-t  sich  sofort  an  dem- 
selben Beisinel  noch  eine  weitere  Abweichung  von  der  Weise  des 
Grieshaberischen  Predigers :  denn  die  drei  Dinge  werden  nicht  vor 
Beginn  der  Abhandlung  alle  genannt,  sondern  diese  beginnt  gleich  mit 
dem  ersten  und  das  zweite  und  dritte  erfahren  wir  erst,  nachdem  das 
erste  und  zweite  abgehandelt  ist.  Doch  hat  darin,  wie  er  sich  über- 
haupt fi-eier  bewegt,  der  Prediger  keine  feste  Regel  und  folgt  gleich 
in  der  vorhergehenden  Predigt  auch  der  andern  Weise:  Conf'orlamhii 
in  domino  et  in  potent ia  iiirtutis  eins  (E])h.  6,  10).  Difii  wart 
fprichit  f.  Paulus.  Er  fprichit  ir  fult  ftarc  fin  in  goltes  tiigent. 
In  difen  icorten  manot  er  uns  vier  dinge.  Daz  erfte  ift  daz  wir 
ftriten  fun.  Daz-  ander  ift  daz  wir  vns  ze  ftrite  wcefmen  fun.  Daz 
dritte  daz  wir  viende  hain  (befser  im  Verlauf  der  Abhandlung  irer 
unfir  viende  fint).  Daz  vierde  warnmbe  wir  ftriten  fun.  Und  wie- 
der ebenso  zu  Beginn  der  Abhandlung  des  drillen  Theiles:  Wir  han 
drigir  handc  viende.  Ain  rient  ift  der  tieiiil.  der  andir  daz  vlaifch. 
der  dritte  du  weit.  Man  sieht,  unser  Prediger  giebt  dem  Grieshabe- 
rischen in  der  Kunst  der  Parlition  und  in  deren  ausgiebiger  Anwen- 
dung nichts  heraus;  und  der  Leser  kann  aus  den  in  diesem  Buche 
vorgelegten  Stücken  Proben  einer  weit  complicierteren  Anlage  ent- 
nehmen, als  die  eben  angezogene  Predigt  sie  bietet.  Innig  verbunden 
mit  dieser  Kunst  und  in  der  That  eine  Bedingung  für  ihre  Wirksam- 
keit ist  die  andere,  an  Gegenstände,  Eigenschaften  und  Vorgänge  des 
Natur-  und  Menschenlebens  die  Lehre  anzulehnen  und  somit  durch 
die  Partilion  nicht  den  tra^gen  Verstand,  sondern  die  innner  bereit- 
willige Phantasie  anzusprechen.  Lautet  z.  B.  der  Text  Justum  de- 
duxit  dominus  per  vias  reclas,  so  werden  die  Eigenschaften  aufge- 
zählt, die  zu  einem  guten  Wege  gehoeren,  naMnlich  hell,  eben,  rein- 
lich und  gerade:  der  rechte  Weg  wird  sodann  auf  das  geistliche  Leben 
und  die  vier  Eigenschaften  auf  vier  begrilfsverwandle  Tugenden  dieses 
Lebens  gedeutet.  Meist  sind  es  einzelne  Theile,  die  in  dieser  Weise 
angelegt  werden,  aber  auch  ganze  Predigten '^) ;  und  der  dichterische 
Glanz,  der  über  dieser  Prediglweise  liegt,   hat  hier   naschst    dem  Ge- 


*)  Das  anspruclivollsle,  nidil  das  gliicklicliste  Beispiel  ist  der  Paimbaum  (oben 
XI>VI),  weil  zwisclien  Bild  und  Sache  oft  nur  eine  vvillluiriiche  Beziehung 
statt  findet  und  das  (Jan^e  zu  wenig  logisch  beinerstert  ist.  Wie  viel  glück- 
licher die  nur  in  A  vorlindliche,  aber  völlig  geistesverwandte  Predigt  von 
der  Seele  als  Kloster  (oben  XMII). 


390  ANONYME  SAMMLUNG. 

hraiuli  der  Typen  seine  llau|»t(|uelle.  Die  Partilion  wird  übriifens 
nicht  iininer.  wie  bei  Griesliahers  Preilioer.  aus  dem  Texte  logisch  ab- 
geleitet. Sie  kiiiiii  bereits  in  dem  Texte  selbst  liegen,  so  dals  die 
Abhandlung,  allcüdrisch  gewendet  oder  nieht.  sich  ihm  unmittelbar  an- 
scldielst.  Entweder  sind  daini  im  Texte  mehrere  «•leichartiiii'  Diny»' 
o(h'r  Thalsacheii  erwiiinit.  wie  oben  XLVl  und  LVII,  und  wie  in 
Nr.  28  der  Sammlung  die  drei  schoMien  Tochter  Hiobs  (Job  42,  14. 
15):  da  bedeutet  der  geplagte  Hiob  den  gemarterten  Heiland  und 
die  Töchter  dreierlei  Kinder,  die  unser  Herr  im  Kloster  hat,  deren 
Eigenschaften  zu  den  Namen  der  Töchter  in  Beziehung  gebracht  und 
der  Reihe  nach  abgehandelt  werden.  Oder  die  Salztheile  des  Textes 
geben  die  Themen  für  die  einzelnen  Theile  der  Abliandlnug,  wie  oben 
XLVIl  \\\u[  liill  und  wie  z.  B.  in  Nr.  20  der  Sannnlung  idjer  den 
T(!xt  lila  antem  que  fiirfvm  eft,  iherufaleiu  libera  ef't,  ijue  ej'l  inaler 
nofha,  der  folgende'  Parlition  ergiebt :  1  j  sie  liegt  hoch  und  ist  daher 
siclun',  2j  sie  ist  vridebaere  (wegen  des  im  Namen  Jerusalem  hegen- 
den Wortsinnes*),  3)  frei,  4)  unsre  Mutter;  und  alle  diese  Aussagen 
werden  dann  zuerst  auf  die  Christenheit  und  ihre  Blülhe.  das  o-eislliche 
Leben,  demnächst  auf  das  Himmelreich  angewandt. 

Groefsere  Freiheit  also,  groefserer  Fonnenreichthum  in  Behandlung 
des  Textes  erscheint  auf  Seiten  des  jüngeren  Predigers  im  Vergleich 
mit  der  strengen  Methodilv  des  alteren.  Dahin  gebeert  auch  der  ein 
paar  Mal  angewendete  subsidiarische  Text,  von  dem  man  ein  Beispiel 
oben  in  XLVl  hat :  es  wird  eine  dem  Text  verwandle,  ihn  erläuternde 
und  für  die  Behandlung  ausgiebigere  Schriflstelle  trloich  von  vornherein 
augezootüi  inid  aid'  dies»;  daini.  nicht  auf  die  der  Perikope  entnom- 
menen Worte  die  Partilion  begriuidet.  Dals  aber  dw.  Predigt  vom 
Palmbauu)  (oben  LVi),  wie  so  manche  bei  Berthold,  di'^  Textes  ganz 
entbehil  ist  wohl  nur  Schein :  denn  die  NVorte  Dui  afcendam  in 
palmam  (Cant.  7,  8),  die  irleich  v(n*nen  in  der  Einleitung  vorkommen, 
iWerden  an  der  Spitze  des  Ganzen  nur  durch  Zufall  fehlen.  Die  Stücke 
d(;r  Sammlung,  die  wirklich  keini-n  Text  haben,  sind  in  d<M-  That  keine 
Predigten,  sondern  kleine  Tractate. 

Gruifsere  Freiheit  ^ili  denn  auch  in  Anwendung  der  Exhortatio, 
die  nach  vollendeter  Abhandlnriü   der  Theile    dn\  Schlufs    des  Ganzen 


')  Über  diese  Manier,  aus  dem  Worlsinne  der  Eigeiinainen  Allegorien  zu  ent- 
nehmen, die  hier  eine  weil  gra-lsere  Holle  als  bei  dem  Grieshaberischt-n 
Prediger  spielt  und  bei  meliriiiclu'iii  Worlsiiin  sogiir  l'urlilionen  ergiebt,  siehe 
Grieslibber  2,  XXV. 


ANOiNYME  SAMMLUNG.  391 

bildet.  Sic  fehlt  bei  dem  Griesbaberischen  Prediger,  wenn  sie  auch 
meist  nur  sein*  kurz  ist,  äulsersl  selten,  sie  beginnt  bei  ihm  mit  der 
stehenden  Formel  Nu  hillent  hiute  den  zarten  (oder  süezen')  got  und 
sieht  meistens  zu  dem  Gesannntinlialte  der  Predigt  in  einem  logischen 
Verhältnisse;  bei  unserem  Klosterprediger  iehll  sie  olmgefahr  so  oft 
als  sie  sich  findet,  ist  durch  keine  siehende  Anfangsformel  bemerklich 
gemacht  und  wächst  lediglich  aus  dem  lelzten  Theile  der  Abhandluuir 
hervor.  Merkwürdiger  Weise  scheint  ihm  die  altherkömmliche  gebet- 
arlige  Schlulsformel,  in  welche  bei  dem  Grieshaberischen  Prediger  bis 
auf  verschvvindeiule  Ausnahmen  die  Exhorlatio  immer  verlauft,  sogar 
ganz  fremd  zu  sein:  denn  sie  findet  sich  niemals  in  der  Sanct  Georger 
Handschrift,  auch  nicht  in  der  Predigt  Hec  eft  volunlas  dei,  an  deren 
Schlufse  wir  oben  LIV,  265  nach  Z  die  Worte  lesen :  daz  wir  duz 
l'clwwen  werden  dez  helfe  vnf  yot  ameN. 

Mit  dem  allem  steht  es  in  Übereinstimmung,  dafs  ganz  besonders 
in  der  rednerischen  Ausführung  der  Theile  selbst  ein  ForlschriU  zu 
freierer  Bewegung  ersichllich  ist.  Sie  hat  bei  dem  Grieshaberischen 
Prediger  etwas  ganz  Schablonenhalles :  zu  jedem  Theile  bringt  er  regel- 
maefsig  mindestens  eine  Erzählung,  sei  es  aus  der  Naturgeschichte, 
aus  der  alten  oder -aus  der  neuen  e,  sei  es  Typus,  Beispiel  oder  Be- 
weis; ist  es  ein  Typus,  so  folgt  regelmsefsig,  durch  eine  rhetorisclu! 
Frage  eingeleitet,  die  Ausdeutung  der  bezeichenunge.  Da  diese  so 
zahlreichen  Erzählungen  in  weit  überwiegender  Mehrzahl  aus  der  h. 
Schrift  genonnnen  sind,  so  gewinnt  dadurch  die  Predigt  dieses  Mannes 
geradezu  den  Charakter  eines  Unterrichtes  in  dem  was  wir  biblische 
Geschichte  nennen,  und  man  darf  nicht  zweifeln  dals  es  bei  ihm  be- 
wusstes  System  war,  mögUchst  viel  vom  historischen  Inhalte  beider 
Teslamenle,  durch  die  allegorische  Auslegmig  für  das  Leben  nutzbar 
gemacht,  unter  die  Gemeinde  zu  bringen.  Unser  Klosterprediger  weifs 
von  solcher  schablonenhaflen  Regelma-fsigkeil  nichts :  es  verschlangt  ihm 
nichts,  seine  Theile  ganz  ungleichmjefsig  auszuführen,  ja  es  ist  eine 
beliebte  Methode  bei  ihm,  einen  oder  mehrere  nnt  wenigen  Worten 
abzuthun  und  erst  den  letzten  durch  eine  neue  Partition,  und  in  dieser 
wieder  den  letzten  durch  eine  neue,  zum  eigentlichen  Gegenstand  der 
Abhandlung  zu  machen;  wovon  sich  oben  eine  Reihe  Beispiele  findet. 
Sorglos  verliert  er  sich  anderswo  in  lange  Excurse.  Auch  er  ist  mit 
biblischen  Erzählungen,  die  bald  als  Beispiel,  bald  als  Typus  ange- 
wendet werden,  nicht  sparsam,  und  er  macht  daneben  mehr  als  sein 
Vorgänger  Gebrauch  von  der  Geschichte  der  Heiligen  nnd  von  anderen 
erbaulichen  Erzählungen  sowie  von  Gleichnissen  aus  dem   Natur-  und 


392  ANONYME  SAMMLUNG. 

Mensrhcnloboii  "'•■) ;  nl'cr  alles  dies  in  zwanglosester  Weiso.  Und  alles 
(lies  tritt  zurück  hinter  einem  Elemente,  das  sich  l)ei  den  Früheren 
und  auch  bei  dem  (irieshaherisciien  Prediger  nur  in  bescheidenem 
Mafse  gellend  machte,  hier  aber  nur  in  den  kleinen  Predigten  am 
Schlulse  der  Samndung  gespart  wird,  hinter  dem  biblischen  und  patri- 
stischen  Uitat.  Also  neben  den  Erzählungen  aus  di'r  Bibel  ein  vor- 
wallendes Beibringen  von  Gedanken  aus  ihr,  also  auch  eine  ausoicbigere 
Berücksichtigung  (hu*  Proiiheteu,  Psalmen  uiul  apostolischen  Briefe  als 
der  historischen  Bücher:  um  des  Hohen  Liedes,  dieser  Fundgrube 
erbaulicher  Liebestandelei,  nicht  zu  gedenken.  Mehr  Raum  aber  als 
die  Bibel  ninunt  die  Anführung  der  Kirchenlehrer  ein.  Da  begegnen 
uns  Origenes  und  Dionysius  und  Joliannes  Damascenus.  Hieronynuis 
und  Gregorius,  Hilarius,  Isidorus,  B(Hla  und  Anshelmus,  aber  vor  allen 
hihifig  und  umfänglich  Augustin  uml  Bernhard:  oll  auch  namenlos  ain 
hailige,  ain  lerer,  ain  icise  man.  Von  heidnischen  >h'istern  kennt 
und  ehrt  der  Prediger  den  Seneca,  der  wohl  auch  gemeint  ist,  wenn 
nur  ain  haiden  citierl  wird.  Hier  wird  also  eine  wesentlich  theo- 
logische Unterweisung  statt  der  schlicht  biblischen  bezweckt,  und  sie 
ist  dem  Prediger  so  sehr  Hauptsaclu»,  dafs  im  Eifer  der  Quellenaus- 
beulung  seine  eigne  Rede,  obgleich  ihr  eine  schöne  Fülle  und  ein 
bewegter  Ton  zu  Gebote  steht,  oft  trocken  und  dürHig  wird.  Denn 
was  er  selbst  zu  sagen  hat  ist  freilich  gerade  in  theologischer  Be- 
ziehung wenig  genug:  er  ist  weder  ein  productiver  noch  auch  nur 
eni  scharfer  Denker.  Er  setzt  sich  wohl  mit  seinen  Zuluprern  dialek- 
tisch auseinander,  indem  er  ihnen  mit  solchen  Wendungen  wie  nu 
merkint,  ir  fprcchint  wie  dem,  wcere,  oder  mi  mehtint  ir  fprechin, 
nu  mehtift  du  fprechin  wahrscheinliche  Einwürfe  oder  Missverständ- 
nisse in  den  Muml  legt,  um  dieselben  dann  zu  widerlegen  od(>r  auf- 
zukliPren :  aber  er  hefst  sich  kaum  jemals  auf  Widerlegung  oder  Ab- 
waegung  theoretischer  Ansichten  ein :  die  greisen  Lehrer,  die  er  citierl, 
geben  ihm  nur  Belege  für  seine  eignen  Sätze  und  ersetzen  ihm  deren 
eigne  Ausführung,  (ierade  diese  Entfallung  einer  reichen  Belesenheil 
bei  grofser  eigner  Zurückhaltung  des  Verfafsers  wird  das  Buch  em- 
pfohlen und  seine  weile  Verbreitung  veranlafst  haben,  indem  es  Kh>ster- 
leulen  und  Conversen  als  eine  Chrestomathie   aus  den  für   das   geist- 


■■)  Man  sehe  z.  B.  die  Gleictiiiisse  von  der  Sonne  und  dem  bewegten  Wafser 
und  das  vom  Fischtang  in  den  beiden  ersten  im  Anluing  niitgetlieiltcn  Pre- 
digten :  die  drille  bewegt  sich  fast  ganz  in  Gleicluiissen  und  in'innil  sogar 
ihre   l'artilion  datier. 


MCOLAUS  VON  STRASSßURG.  393 

liclie  Leben  wichtig.slen  Schriftslellern  dienen  konnte.  Und  da  ist  es 
denn  bezeichnend,  dafs  nnler  diesen  der  mystische  Angiistin  und  der- 
jenige, der  vor  allen  neueren  Kirchenlehrern  das  mystische  Gebiet 
Truchtbar  angebaut  halte,  S.  Bernhard  die  bevorzugten  sind,  wahrend 
bei  dem  Grieshaberischen  Prediger  der  nüchterne  Räumen'  Gregorius 
weitaus  die  Hauptrolle  spielt.  Ohne  den  mystischen  Gedankenvorrath 
aus  eignem  Vermopgen  writer  zu  entwickehi,  ohne  gar  von  der  asce- 
lischen  Mystik,  wie  sie  Bruder  DaAid  in  der  deutschen  Lilteratur  ein- 
gebürgert hatte,  einen  Schritt  zu  der  speculativen  zu  thun,  zeigt  sich 
unser  Verüifser  gleichwohl  durch  und  durch  mystisch  angeregt,  und 
die  Ausführung  der  seligen  Empfindung  mit  Gott  eins  zu  sein  ist  es 
immer,  was  seine  Beredsamkeit  am  ergiebigsten  entfefselt,  was  ihm 
(wie  in  der  Predigt  Elegit  eam  deus  im  Anhang)  den  Kothurn  der 
Prosopopa^ie  leiht,  wenn  er  in  seiner  eignen  Person  nicht  reich,  nicht 
innig,  nicht  glühend  genug  zu  sprechen  wüsste. 

Was  die  ethische  Seite  seiner  Predigt  anlangt,  so  ist  sie  natür- 
lich ganz  und  ausschliel'slich  nach  dem  geistlichen  Leben  hin  gerichtet. 
011  genug  bildet  dieses  Leben  im  Allgemeinen  ihren  Gegenstand,  und 
die  einzelnen  practischen  Lebensfragen  auf  die  sie  eingeht  liegen 
alle  auf  diesem  Gebiete.  So  findet  sich  wiederholt  (auch  oben  LIM, 
145  fgg.  LIV,  78  fggO  fJ'e  Warnung  vor  Absonderung  von  der 
sainenunge  durch  eigenmächtige  über  die  Regel  hinausgehende  Schär- 
fung der  Disciplin ;  andere  Predigten  eifern  geg^n  übertriebene  Schätzung 
des  Contemplierens  (Z  und  SG  20),  der  Gesichte  und  Offenbarungen 
(21),  gegen  die  falsche  Demuth,  die  sich  glaubt  Ehrenämtern  ent- 
ziehen zu  müfsen  (13.  21);  wiederum  anderwärts  finden  sich  An- 
weisungen wie  Ärgerniss  bei  den  Mitschwestern  zu  meiden  sei  (18) 
und  wann  Übertretungen  derselben  zu  rügen  seien,  wann  nicht  (18. 
20):  alles  in  einem  gesunden,  mafsvollen  und  practischen  Geiste,  wie 
er  geeignet  war,  die  damalige  Blülhe  des  Klosterlebens  vor  Entartung 
zu  bewahren. 

Gleich  hinter  diesem  Werk  eines  Unbekannten  treten  uns  nunmehr 
um  i\e\\  Beginn  des  vierzehenten  Jahrhunderts  zwei  gefeierte  Namen 
entgegen,  zwei  Richtungen  bezeichnend,  in  welchen  sich  die  mystische 
Predigt  der  Natur  der  Sache  nach  weiter  entwickeln  konnte:  eine  in 
kirchlich  conservativem  Sinn  zur  Scholastik  ablenkende  und  eine  in 
die  letzten  Consequenzen  des  mystischen  Princips  weiter  führende. 
Es  sind  die  Dominicaner  Nicolaus  von  Slrafsburg  und  Eckard. 

Wii-  wifsen  nicht  welcher  von  beiden  der  ältere  war,  und  wir  wifsen 
auch  sonst  vom  Bruder  Nicolaus  nicht  viel:  dafs  er  aus  Strafsburg  stammte, 
Altd.  Predigten.  26 


394  iMCOLAUS  VON  STRASSBURG. 

dafs  er  Lector  in  Köln  war,  aber  am  Oberrlicin  predigte,  sagen  die 
Handschriften  aus  denen  wir  ihn  kennen.  jSiir  an  einem  Punkte  fallt 
ein  Licht  auf  seine  Laufbahn,  da  wo  sie  sich  mit  der  seines  groefseren 
Genofsen  betU'utuugsvoU  kreuzt.  Im  Jalir  1326  war  Nicolaus  pa^bst- 
licher  Nuncius  zur  ßeaufsiciitigung  der  deutschen  Provinz  des  Prediger- 
onlens  und  in  dieser  Eigenschaft  mit  der  Untersuchung  gegen  den 
der  Ketzerei  bezichtigten  Eckard  beauftragt :  und  wir  wifsen  aucli, 
dafs  er  keine  Schuld  an  ihm  fand,  vielmehr  in  dem  vom  Kölner  Erz- 
bischof 1327  wieder  aufgenommenen  Processe  ihm  als  Yertheidiger 
zur  Seite  trat  und  selber  nur  durch  Appellation  an  den  Pabst  dem 
gerichtlichen  Verfahren  entgieng,  das  die  In{|uisitoren  des  Erz- 
bischofes  auch  gegen  ihn  eröffneten  (s.  Preger  Meister  Eckharl  und 
die  Inquisition,  München   1869;   und  Germ.  14,  377). 

Wir  besitzen  von  ihm  aus  sechs  Handschriften  im  Ganzen  dreizehen 
Predigten  (bei  Pfeiffer  D.  Myst.  1,  261—305).  Zu  Sachsen  derselben 
giebl  die  S.  Galler  Handschrift  Ort  und  Zeit  an :  es  waren  Fasten- 
predigten zu  Freiburg  im  Breisgau  gehalten,  eine  im  Predigerkloster, 
die  andern  in  Frauenkloestern  daselbst.  Leider  ergiebt  eine  genauere 
Betrachtung,  dafs  wohl  keine  einzige  getreu  so  vorliegt  wie  sie  ge- 
halten war :  nicht  nur  dafs  sie  vielfältig  gekürzt  oder  zusammengedrängt 
sein  müfsen,  wie  schon  der  geringe  Umfang  des  dritten  und  der  feh- 
lende Anfang  des  vierten  Stückes  erkennen  Isefst,  es  zeigt  sich  auch 
dafs  Stellen  aus  anderm  Zusammenhange  da  eingeschoben  sind,  wo  der 
Aufzeichner  gerade  darauf  geführt  wurde  sich  ihrer  zu  erinnern  *). 
Beiderlei  Verfahren,  die  Auslafsung  wie  die  Einschiebuug.  kann  sich 
in  den  so  vielfach  zu  bemerkenden  Mängeln  der  Gedankenverbindung 
sowohl  wie  in  dem  er  sprach  ouch,  er  seile  ouch,  womit  der  Auf- 
zeichner seinen  Prediger  mehrmals  unterbricht,  verrathen;  und  wenn 
der  letztere  selbst,  wie  278,  12.  27.  305,  12,  etwas  Neues  mit  der 
trockenen  Formel  ich  spriche  ouch  anzuknüpfen  scheint,  so  ninunt 
darin  vielleicht  nur  der  Aufzeichner  die  erste  Person    als  Maske    vor. 

Aus  einer  so  mangelhaften  ('berlieferung  können  wir  gleichwohl  die 
Züge  zusammenlesen,  aus  denen  sich  ein  bedeutendcjs  und  anziehendes 
Bild  der  Predigtweise  dieses  Mannes  ergiebt.     Zeigt  sich  in  den  Pre- 


")  Nr.  I  ist,  wie  die  S.  Galler  Übersclirifl  angiebt,  bei  den  Predigern  zu  Frei- 
burg getiallen  und  die  Stelle  262,  5  were  ich  aber  priol  iit  discni 
kloster  wa?re  in  einem  Frauenkloster  nicht  am  Platze  gewesen :  dennorli 
begegnen  wir  263,  5  derselben  Gebetsfonnel,  die  der  Hedner  in  zwei  andern 
Predigten  272,  16  und  283,  29  seinen  Zuho-ierinnen  in  den  Mund  legt: 
ich  bi»  ein  leiviu  stniderin,  mache  mich  ein  hitzige  minnerin. 


NICOLAUS  VON  STRASSBURC.  395 

digten  der  vorhin  besprochenen  Sammlung  der  gelehrte  Ascetiker,  der 
eine  Fidle  erbaulicher  Citate  aus  reicher  Belesenheit  vor  seinen  Hoßrern 
auszuschütten  weil's,  ja  auch  der  Kenner  wifsenschafllicher  Theorien, 
wie  sie  in  der  Predigt  Slephanus  autem  plenus  mehrfach  angerührt 
werden,  so  sehen  wir  hier  den  theologischen  Denker,  der  seinen  Stoff 
wifsenschafllich  beherscht  und  sich  berufen  fühlt,  die  Einfältigen  nach 
Mcpglichkeil  und  Bedürfniss  in  die  Fragen  seiner  Wifsenschafl  einzu- 
führen, deren  Ergebnisse  für  ihr  Bewusstsein  fruchtbar  zu  machen. 
Nicht  als  ob  durch  ein  rein  theoretisches  Element  die  practisch  er- 
bauliche Hauptaufgabe  der  Predigt  zurückgedrängt  würde ;  wie  herz- 
lich weifs  er  z.  B.  in  der  dritten  die  Gewifsensnoth  der  angefochtenen 
Seele  zur  Ruhe  zu  sprechen.  Indem  Nicolaus  zu  dem  Verstände  der 
Hcercr  spricht,  indem  er  die  theologischen  Hauptfragen,  wie  man 
Schuld  ablegt  und  wie  man  Lohn  erwirbt,  zertheilt  und  casuistisch 
ausführt,  ist  er  sich  bewiisst,  mit  seiner  scholastischen  Weisheit  dem 
religioes-sittlichen  Leben,  und  auch  dem  der  milzuhoerenden  weltlichen 
Leute  (s.  274,  11  fgg.)  ganz  unmittelbar  zu  dienen.  Neben  diesen 
wesentlich  practischen  sind  es  dann  allerdings  auch  psychologische 
und  sonst  speculative  Fragen,  auf  die  er  sich  durch  seinen  Text 
führen  laefst.  In  der  zweiten  Predigt  besteht  dieser  z.  B.  in  der  Bitte, 
die  der  reiche  Mann  der  Parabel  aus  der  Hölle  an  den  Vater  Abraham 
richtet,  und  die  Auslegung  besagt  dafs  er  darum  von  Lazarus  nur  mit 
der  Spitze  seines  Fingers  erquickt  zu  werden  bat,  weil  er  wusste,  dafs 
schon  davon  seine  Bitterkeit  in  Süfse  des  ewigen  Lebens  verwandelt 
werden  wlirde,  dafs  er  aber  die  Labung  für  seine  Zunge  erbat,  weil 
er  mit  der  Zunge  gesündigt  hatte;  dies  führt  nun  zu  der  Frage,  wie 
denn  Lazarus  einen  Finger  und  der  reiche  Mann  eine  Zunge  haben 
könne,  so  sie  doch  Geister  seien,  und  demnaechst  zu  einer  Ausführung 
über  die  geistliche  kraft  in  dem  Menschen,  die  allen  Sinnen  ir  icerc 
giebt  und  die  Sinnesorgane  überdauert.  Bei  solchen  Erörterungen 
erscheinen  denn  auch  bereits  einzelne  jener  philosophischen  Kunstaus- 
drücke, welche  die  deutschredende  Mystik  zum  Theil  zu  dauerndem 
Gewinn  in  unserer  Sprache  geprägt  hat,  wie  gegenwurf  für  Object, 
weselich  und  zuovallende  für  substantiell  und  accidentell.  Gedanken 
der  eigentlich  mystischen  Speculation  schlagen  indessen  nur  hie  und 
da  durch,  genug  um  zu  beweisen,  dafs  Nicolaus  mit  ihnen  vertraut  ist-*^): 

•■)  Z.  B.  in  der  Ausführung  286,  28  fg^. :  ewiges  Leben  liegt  nicht  daran,  dafs 
wir  Gott  sehen,  als  er  an  ime  selber  bildecUche  ist,  sondern  als  er  mit 
uns  vereinelisl und  ivir  milime;  wan  ein  geisllichiu  kraß  ist  gegeben  mime 
yemüele^  in  der  kraß  ist  gol  als  ein,  daz  er  sich  selben  drinne  sihel;  da 


396  NICOLAUS  VON  STKASSBl'RG. 

aber  es  scheint  als  hielte  er  die  Kanzel  nicht  für  den  Ort  um  sie  aus- 
zuführen oder  in  ihre  liieurelische  Conse(|uenz  zu  veriolüvn.  Daiiegen 
kehrt  mehrmals  und  mit  oiorenlhündichem  Nachdruck  der  Gedanke  wieder, 
der  zweihundert  Jahre  spa'tcr  das  trcibendi'  ^lunienl  der  Rtdornialion 
werden  sollte,  die  Rechll'erliiiung  allein  durch  den  Glauben.  Nicht  in 
der  Weise,  dafs  die  von  der  Kirche  und  von  der  Scholastik  empfoli- 
leneu  Wege  neben  diesem  Weg  verv\orfen  Würden:  aber  wer  ihn  zu 
iinden  wifse,  der  bedürfe  keines  andern  und  komme  auf  ihm  weiter 
als  auf  jenen  allen  (s-  275.  15.  282.  10.  283, -2ä.  287,   17). 

Bruder  Nicolaus  hat  das  mit  den  Predigern  seit  Berthold  gemeiii, 
dafs  er  nicht  die  ganze  Perikojjc,  sondern,  wie  er  sich  ausdrückt, 
ein  Wörtelia  aus  derselben  seiner  Predigt  als  Text  zu  Grunde  legt. 
Aber  er  predigt  gleichwohl  mitunter  über  die  ganze  Perikope  und  er 
macht  darin,  wenn  man  will,  einen  Kiickschrilt.  dafs  er  dem  Texte 
nicht,  wie  seine  ufechsten  Vorgäntjer.  ein  einheitliches  Thema  ent- 
nimmt und  dieses  in  Tlicile  zerlegt,  dafs  er  auch  nicht  den  Inhalt  d(\s 
Textes  mittelst  einer  schon  in  ihm  aegebenen  Partition  systematisch 
ausschöpfl,  sondern  wieder  wie  die  Früheren  in  der  Weise  der  Ho- 
milie  Satz  für  Satz  oder  Wort  für  Wort  des  Textes  auslegend  be- 
gleitet. Diese  Auslegung,  bei  der  natürlich  die  willkürlichste  Allegorie*) 
ihre  herkömmliche  Rolle  spielt,  giebt  aber  dem  Prediger  Gelegenheit, 
die  scholastischen  Fragen  aufzuwerfen.  deren  Er()rterung  sein  Haupl- 
zweck ist,  und  eiunud  dabei  angelangt,  schreitet  er  dann  von  Frage 
zu  Frage  dialeclisch  fort,  in  freier,  nur  für  uns  oll  Ncrdunkeltc^r  Ge- 
dankenverbindung.    Ja  es  kommt  sogai*  vor,  dafs  er  ohne  dem  Texte 


ist  daz  da  siliel  duz  selbe  daz  da  gesehen  uir(.  liier  is-l  der  Unterschied 
von  Ecluirds  Leluweisc  doch  nur  fein.  Ein  ander  Mal  (300,  24)  lirl'st  er 
sicli  durch  eine  Zwischenrede  die  Ansiciit  entgegen  bringen,  dafs  Gotl  die 
Welt  niclit  in  sechs  Tagen,  sondern  in  einem  AngenMick  geschalTen  habe ; 
er  sliinint  ihr  hei  und  verslärkt  sie  dahin,  dafs  er  iiherhanpt  keiner  Zeil 
dazu  bedurft  liabe,  womit  impiicite  die  Eckardische  Schöpfung  der  Welt  von 
Ewigkeil  her  gelehrt  ist:  aber  er  ra;lli  immerhin  zu  glauben,  da l's  es  in  sechs 
Tagen  geschehen  sei  und  giebt  einen  Weg  an,  wie  man  dieser  Überlieferung 
einen  Sinn  aligewinncn  Kiiiine.  Man  vergleiche  damit  wie  viel  rücksichtsloser 
Eckard  bei  Pfeiffer  7,  33  die  sechs  Tage  behandelt. 
*)  Die  Witwe  4  Heg.  4,  1  z.  B.  bedeulef,  im  Anschlufs  an  die  psychologische 
Theorie  Augustins,  die  niderslc  kraß  der  tele,  die  in  Folge  einer  Todsünde 
von  deren  oberster  kraft  verlafsen  ist;  ihre  Söhne  sind  Wille  und  Vernunft 
und  die  Gliiuhiger  von  welchen  die  Söhne  gefangen  werden  die  fünf  Sinne 
(X).  Vgl.  biezu  Eckard  100,  30.  XXXl.  127,  22.  187,  6.  199,  23.  0er 
Pharisajer  der  den  Heiland  zu  Tische  bittet  ist  die  oberste  kraß  der  sele. 
die  sieb   mit  unserm   Herrn  beschaulich  \ergniigen  will  (Vlil)  n.  s.   w. 


NICOLAUS  VON  STRASSBURG.  897 

nur  ein  VVorl  der  Auslegung  zn  schenken  sofort  die  Erörterung  meh- 
rerer zu  dem  Text  in  Beziehung  stehender  Fragen  ankündigt  und  der 
Reihe  nach  vornimmt.  Das  kann  denii  wohl  den  Schein  einer  Partition 
geben  (wie  in  X),  aber  nur  den  Schein:  denn  es  sind  nicht  logisch 
verbundene  Theile  eines  Ganzen,  die  er  abhandelt,  sondern  eine  Reihe 
willkürlich  verbundener  Einzelheilen.  Man  sieht,  die  von  Berthold  zum 
Behuf  einer  freieren  Bewegung  der  Rede  ausgebildete  Form  erwies  sich 
für  die  wifsenschaftlich  speculative  Predigt  der  Mystiker  wiederum  zu  en^. 
In  anderer  Hinsicht  erinnert  indess  Nicolaus  bei  so  grofser  Ver- 
schiedenheit der  Richtung  doch  auffallend  an  die  Art  des  berühmten 
Franciscauers.  Er  ist  mit  all  seiner  Schulweisheit  ein  kindliches  Ge- 
müth,  das  sich  in  das  Denken  und  FiUilen  der  Einfaltigen  leicht  ver- 
setzt und  so  sicher  das  Herz  zu  treffen  wie  das  Verständniss  zu  öffnen 
weifs.  Seine  Rede  hat  nichts  vom  Ton  der  Schule,  nichts  von  ge- 
lehrter Zierlichkeit,  aber  Mutterwitz  und  poetische  Kraft;  sie  ergeht 
sich  in  derber  volksnifpfsiger  Frische  des  Ausdruckes,  mir  freilich 
nicht,  wie  die  Bertholds,  in  launiger  Satire,  die  vor  einem  auserlesnen 
Kreise  religioes  geweckter  Menschen  nicht  am  Platze  war.  Aber  wie 
Berthold  liebt  er  es  die  Rede  durch  Fragen  und  Einwürfe  zu  beleben, 
die  er  in  directer,  lebendig  individualisierter  Rede  den  Zuhosrern  in 
den  Mund  legt;  er  laufst  auch  anders  gern  die  Gedanken  sich  dialogisch 
entwickeln ,  sei  es  dafs  er  berichtet  wie  die  Leute  im  Beichtstuhl  zu 
ihm  zu  sprechen  pflegen  (270,  9),  oder  wie  er  selbst  in  einem  gesetzten 
Falle  mit  einem  Dritten  sich  unterreden  würde  (287,  24).  Beispiele  (262, 
2.  281,  23)  und  erbauliche  Erzählungen  (265,  26.  305,  12)  stehn 
ihm  zu  Gebote,  aber  vor  allem  ein  Reichthum  von  Gleichnissen,  die 
in  dramatisch  lebendiger  Ausführung  den  eigenthümlichsten  Reiz  seiner 
Predigt  bilden :  Gleichnisse  grofsentheils,  die  nicht,  wie  bei  den  Frü- 
heren wohl  geschah,  mittelst  eines  sich  gesetzmaefsig  wiederholenden 
Vorganges  aus  dem  Natur-  oder  Menschenleben  einen  geistigen  erläu- 
tern, sondern  zu  diesem  Behuf  ein  ganz  individuelles  Ereigniss  setzen 
(s.  besonders  287,  40  fggO',  aber  neben  diesem  Selbsterfundenen  und 
dem  Naturhistorischen  (300,  13)  kommt  auch  ein  kecker  Griff  in  die 
weltliche  Lehrdichtung  vor,  indem  eine  Fabel  von  Fuchs  und  Katze 
mit  unbefangenstem  Humor  auf  die  Lage  der  klugen  Weltleute  und 
der  gläubigen  Christen  im  Angesichte  des  Todes  angewandt  wird 
(293,  19).  Dafs  ein  solcher  Prediger  gern  gebeert,  dafs  sein  Ruf 
\on  Mund  zu  Mund  getragen  und  sein  Nanie  von  den  Hoerern  ins 
Herz  geschlüfsen  wurde,  ist  nicht  anders  denkbar;  nur  die  Verdunke- 
lung durch  einen  Zeitgenofsen  wie  Eckard  und  einen  Nachfolger  wie 


398  ECKARP. 

Taiiler  erklfert  es.  dafs  so  ^Yeniire  seiner  Prefligteii  sich  erhalten  hahen. 
Ein  redendes  Denkmal  seiner  Volksheliebtheit  ist  der  Kosename  Cleusli. 
welchen  eine  Handschrift  «lenselhen  voransetzt. 

Wir  kommen  zu  dem  philosophisch  schöplerisf jien  Genius  der 
deutschen  Mystik.  Bruder  Eckard  stammle  zufoljre  der  neuesten  und 
eindringendsten  Erforschunsf  seiner  Lebensumstände  (durch  Preger 
Zschr.  f.  hist.  Theol.  39,  49—79)  aus  Thüringen:  er  Avar  Prior 
des  Predigerkloslers  zu  Erfurt  längstens  bis  1298,  zugleich  und  wahr- 
scheinlich langer  auch  Generalvicar  für  dieses  Land.  Im  Herbst  1300 
mul's  er  seine  Laufliahn  als  Lehrer  zu  Paris  begonnen  haben:  1303 
ward  dieselbe  dadurch  unterbrochen,  dafs  ihn  das  ('apitel  der  neu 
abgezweigten  Ordenspro^inz  Sachsen  zum  Provinzialprior  wählte,  in 
dieser  hohen  und  verantwortlichen  Stellung  blieb  er  zwei  vierjährige 
Amtsperioden  hindurch  und  erfüllte  1307  noch  einen  Nebenauftrag  als 
Generalvicar  für  Boehmen.  Erst  1311  ward  er  vom  Provincialat  ab- 
solviert und  nach  Paris  geschickt,  um  seine  unterbrochenen  Vorlesun- 
gen wieder  aufzunehmen,  im  folgenden  Jahr  kehrte  er  dann,  nachdem  er  die 
Magisterwürde  erlangt,  nach  Deutschland  zurück.  Es  folgt  nun  eine 
mehrjährige  Wirksamkeit  zu  Strafsburg,  wo  der  neue  Meisler  wahr- 
scheinlich als  Leclor  dem  Studium  sententiarum  zugewiesen  war.  Nach 
den  Beziehungen  zu  urlheilen,  welche  in  der  merkwürdigen  Schrift 
Daz  ist  swester  Kafrei,  meister  Eckarles  tohter  ron  Sfrazbi(rc 
(Nr.  VI  der  Tractate  bei  Pfeilfer)  auf  eine  Verfolgung  der  Beginen 
und  Begharden '0  vorkommen,  intisste  Eckard  1317  noch  dort  gelebt 
haben.  Aber  1320  beauftragte  der  Ordensmeisler  die  Prioren  von 
Worms  und  Mainz  mit  einer  Untersuchung  gogvn  Bruder  Eckard  den 
Prior  zu  Frankfurt  und  gegen  Bruder  Dietrich  von  S.  Marlin,  welche 
de  malis  familiaritatibns  et  snspcctis,  d.  i.  der  Gemeinschafl  mit 
Ketzern  bezichtigt  worden  waren.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich  dafs 
Eckard  in  Folge  dieser  Untersuchung  von  seinem  Prioial  absolviert 
und  als  professor  der  dortigen  hohen  Schule  nach  Köln  versetzt  wurde. 
Der  lesemeister  von  Kälten  heifst  er  in  der  ('berschrift  eines  Trac- 
tales.  den  Preger  als  sein  Eigcnlhum  nachgewiesen  hat  (Zschr.  f.  bist. 
Theol.  36,  515);  dort  im  Aller  widinhaft  zeigt  ihn  der  Dialog 
Meister  Eckartes  Wirtschaft  (bei  Pfeiffer  S.  625),  und  dort  traf  ihn 
eine  zweite,  nunmehr  vom  Pabste  selbst  verhängte  Untersuchung  wegen 


*)  Sie  wurden,  auch  die  mit  den  Dominicanern  und  Franciscanern  verbundenen, 
anfanplich  mit  den  Brüdern  des  freien  Geistes  zuf^leich  verfolgt:  s.  Sclimidt 
Alsaiia  1858-61,  S.  212. 


ECKARP.  399 

Ketzerei,  im  Jahre  1325  war  auf  dem  Generalcapitel  der  Prediger  zu 
Venedig  die  Klage  laut  geworden,  dafs  in  Deutschland  von  Brüdern 
des  Ordens  in  der  Landessprache  Dinge  gepredigt  würden,  welche 
dem  uuwifsenden  Volke  zur  Irrung  gereichten.  Hierauf  ernannte 
Johann  XXII  den  Lector  zu  Köln,  Bruder  Nicolaus  von  Strafsburg, 
zu  seinem  Specialiiu[uisilor,  um  den  Grund  solcher  Klagen  zu  ermit- 
teln ;  und  im  folgenden  Jahre  unterwarf  derselbe  Eckards  Lehre  einer 
Untersuchung,  aus  der  sie  jedoch  vorwurfsfrei  hervorgieng.  Von  die- 
sem Ergebnisse  faiul  sich  der  Erzbischof  Heinrich  von  Köln,  vielleicht 
der  Urheber  der  zu  Venedig  vorgebrachten  Klage,  nicht  befriedigt. 
Er  zog  im  Januar  1327  die  Sache  Eckards  vor  sein  eignes  Inquisitions- 
gericht und  verwickelte  auch  den  Bruder  Nicolaus  in  diesen  Process. 
Beide  bestritten  die  Zuständigkeit  des  Gerichtes  und  appellierten  an  den 
Pabst.  Um  für  die  demna^chstige  Behandlung  der  Sache  zu  Avignon 
eine  günstige  Stimmung  zu  schaffen  verstand  sich  Eckard  zu  einem 
Schritte,  der  ihm  lange  als  Widerruf  ausgelegt  worden  ist.  Er  verlas 
am  13.  Februar  in  der  Predigerkirche  zu  Köln  aus  eignem  freiem  Ent- 
schlufs  eine  Erklferung,  worin  er  sich  gegen  Missdeutung  seiner  Lehre 
verwahrte  und  seine  Bereitwilligkeit  versicherte,  Alles  zu  widerrufen, 
das  ihm  als  Irrthum  win'de  nachgewiesen  werden.  Vom  weiteren 
Verlaufe  der  Sache  wifsen  wir  nichts  mehr,  als  dafs  Eckard  noch  im 
Jahre  1327  starb  und  dafs  erst  am  27.  März  1329  eine  pgebstliche 
Bulle  erschien,  welche  achtundzwanzig  Lehrpunkte  des  Verstorbenen 
theils  als  ketzerisch,  theils  als  übelklingend  und  der  Ketzerei  ver- 
dächtig bezeichnete  '"")• 

Wie  Scotus  Erigena,  den  er  doch  kaum  gekannt  zu  haben  scheint, 
war  Eckard  durch  die  Verfolgung  der  pseudodionysianischen  Specula- 
tion  zum  Zerwürfniss  mit  der  Kirche  geführt  worden.  Und  wir  haben 
gesehen,  dafs  er  damit  nicht  allein  stand.  Nicolaus  von  Strafsburg, 
der  sein  Richter  sein  sollte,  aber  seinem  Standpunkt  selbst  offenbar 
zu  nahe  stand,  ward  in  sein  Schicksal  verwickelt,  wie  vorher  zu  Frank- 
furt jener  Theodoricus  a  S.  Martine,  nach  Pregers  ansprechender 
Vermuthung  eine  Person  mit  dem  als  Lehrer  hochgefeierten  Meister 
Dietrich    von  Freiburg,    der   von    1293  bis  1297    der  Ordensprovinz 


'")  Vgl.  aufser  der  ol)en  angefiitirlen  AlitianJInng  Pregers  dessen  Schrift  Meister 
Eclttiart  und  die  Inquisition,  München  1869,  in  welcher  die  hezüglichen 
Aclenstücite  abgedruclu  sind ;  ferner  Pregers  Recension  des  M.  Eclihart  von 
Lasson  uerni.  14,  373—380.  Den  Inhalt  der  verdammten  Sätze  tlieilt  Bach 
mit:  M.  Eciihart  S.  57  fg. 


400  ECKARO. 

Germanien  voiycsel/J  war  (s.  Zschr.  f.  hisl.  Throl.  31).  S.  46  igg.)- 
Der  Predigerorilen,  vor  hundert  Jahren  zur  Verlheiditrnng  der  reinen 
Kirehenlehi'ü  gestiftet,  drohte  nunmehr  in  Deutschland  zu  einem  Herde 
paniheisierender  Ketzerei  zu  werden,  für  weichen  der  Zündailoir  weil 
und  bieit  in  den  Kreisen  der  Gottesfrounde  gelegen  war.  Sie  sind 
es  hinwiederum,  die  in  Eekards  Anschauung  all  die  Wiirde  auf  sich 
ziehen,  die  sonst  den  Organen  der  sichlharen  Kirche  zukam.  Das 
schon  oben  erwähnte  Buch  Schwester  Katrei,  sei  es  nun  von  Eckard 
selbst,  oder  nach  seinen  Mittheilungen  von  einem  Jünger  al)gefalst  *), 
zeigt  uns  den  Meister  ün  Verkehr  mit  einer  stralsburgiscben  Begine. 
die  allmfehlich  zu  einer  solchen  H(phe  mystischer  Einigung  mit  Golt 
gelangt,  dals  sie  ihm  in  der  Weise  einer  Prophetin  gegenüber  tritt 
und  er  vor  ihr  zum  Jünger  wird.  Die  Freunde  Gottes  werden  hier 
den  heiligen  Miulyrern  geradezu  ebenbürtig  zur  Seite  gtislellt  (462, 
19  {]r.  40  fgg-)^  j'^  wer  neben  Gott  sie  ehre,  erwerbe  dadurch  das 
Erbarmen  Gottes  (470,  27  (ggO-  Man  vergleiche  damit  was  in 
gleichem  Sinne  die  oben  in  der  ersten  Abhandlung  milgetheille  Predigt 
Eekards  (bei  Pf.  XVII)  sagt:  -ein  Koeuig  achtet  nicht  viel  auf  die 
Knechte,  die  ihm  niedere  Dienste  thun,  sondern  er  achtet  derer,  die 
in  seiner  heindichen  Kammer  sind,  und  Ihut  ihnen  allzumal  ihren 
Willen:  so  thut  Gott  mit  seinen  auserwidillen  Freunden-  u.  s.  w.  (S.  274). 
lind  in  einer  zu  Stral'sburg  gehaltenen  Predigt  (.Nr.  XXX VII  b.  Pf.  von 
128,  8  an)  schärft  er  den  zuha'renden  Nonnen  mit  den  stärksten  Aus- 
drücken ein,  wie  diese  vollkommenen  Menschen  vor  andern  zu  ehren 
und  leiblich  zu  unterstülzen  seien;  die  Xoth  der  Verfolgung,  die  hiemit 
vorausgesetzt  wird,  tritt  uns,  wie  oben  bemerkt,  auch  aus  der  Schwester 
Kalrei  entgegen.  „Diese  Leute  sind  nicht  leicht  zu  erkennen:  weil 
sie  keiner  äufserlichen  (bunir  mehr  bedürfen,  so  verra^h  sie  ihre 
Lebensweise  nicht;  aber  sie  treiben  die  allernützeste  t'bung,  indem 
sie  sich  in  ihrer  Seele  Gölte  öfl'nen,  und  das  Keenigreich  ist  selig,  da 
dieser  Menschen  einer  inne  ist.'*  Eine  so  brahraaiieuhafle  Über- 
schätzung dieser  Art  geistlichen  Adels,  mit  dem  sich  Eckard  verbun- 
den zeigt  uiul  in  dem  er  nach   dem  Urtheil  Anderer    natürlich    selbst 

li. — Li ,•  -U  l — -i^ — '  j   '  L  i t^J— ' i — ' ■ '• 

*)  Die  Composilion  des  Buclies  ist  seltsam  genug.  Zwisciicn  drei  Predigten 
oder  Collazien  von  sclir  iingleicliciii  Umfange  (die  erste  nmlafst  448,  2G  — 
452,  4.  452,  34-455,  40.  458,  36—460,  34;  die  zweite  462,  19-463, 
14;  die  dritte  465,  19—467,  26)  sind  Dialoge  der  Tociiter  mit  ihrem  Beicli- 
liger  einireflnchten,  die  mit  dem  jedesmnl  voraiigeiiciiden  rrediglstürlie  in 
einem  inneren  ZusnniineniiimL^e  .-«telin  und  seinem  Iiihaiie  jicwisscrmiirsen  zur 
Ausfülirnng  dienen. 


ECKARD.  401 

einen  hohen  Rang  einnahm,  hezengt  ohne  Zweifel  eine  gewisse  Un- 
gesundheit  .des  gotti^sfrenndischen  Wesens,  die  dem  Ordensineister 
wohl  ein  Recht  geben  mochte,  von  üheleni  nnd  verdächtigem  Verkehr 
zu  sprechen.  Auch  zeigt  sich  hei  Eckard  selbst  an  anderer  Stelle 
eiine  unverkennbare  Ernüchterung.  In  dem  Tractale  mii  den  XU 
nutzen  unsers  herren  Hchames  tritt  er  374,  40  fgg.  jener  Gleich- 
stellung mit  den  Märtyrern  entgegen;  und  in  einer  «einer  schoensten 
und  darum  auch  reic^hlichst  überlieferten  Predigten  (LVII  bei  Pf.),  iu 
der  er  offenbar  aus  eigner  Irischer  Erfahrung  von  den  Leiden  der 
Verfolgung  spricht,  sagt  er,  das  (/ötliche  leben  liege  nicht  an  süfsen 
Worten  und  heiligen  Geberden  nnd  dafs  unser  Nanie  fernhin  getragen 
werde,  und  dafs  wir  groefslich  gdminneliwerden  von  Gottes  Freunden,' 
und  dafs  wir  von  Golt  so  verwöhnt  und  verzärtelt  werden,  dafs  uns 
dünke,  Gott  habe  aller  C'reaturen  bis  auf  uns  allein  vergefsen  und 
was  wir  von  ihm  begehren,  geschehe  alles  alsobald.  Hier  also  ein 
deutlicher  Gegensalz  zu  jenen!  Worte,  dafs  Gott  seinen  Freunden  nichts 
versage,  und  ein  Ton  kaum  verhohlener  Geringschätzimg  seines  bis- 
herigen Ansehens  unter  den  Gottcsireunden. 

Es  kami  hier  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  mehr  als  einen  flüchti- 
gen Blick  in  die  Gedankenwelt  dieses  mächtigen  Geistes  zu  werfen. 
Wir  haben  uns  mit  seinen  Predigten  nicht  wegen  ihres  Lehrinhaltes, 
sondern  wegen  ihrer  Stellung  und  Bedeutung  in  der  Geschichte  der 
deutschen  Predigt  zu  beschäftigenj //    .ii3di;)i(i    r 

Die  älteren  Mystikel-  und  insbesbndere  diejenigen,  die  bisher  zu 
dem  Volk  in  seiner  Sprache  geredet,  hatten  das  Einswerden  der  Seele 
mit  Golt,  um  das  sich  alles  mystische  Denken  dreht,  in  den  Willen 
gesetzt.  Eckard  setzte  es  in  das  Wesen.  Wenn  die  Betrachtung  der 
Früheren  daher  ein  rehi  ascelisches  Geprsege  trug,  musste  die  seinige 
ein  speculatives  annehmen.  In  der  Behauptung  einer  Wesenseinheit 
der  Seele  mit  Gott  war  das  erste  Glied  zu  einer  Kette  gegeben,  welche 
nur  mit  der  letzten  metaphysischen  Frage  ihren  Abschluf»  erreichte. 
Da  in  dieser  Wesenseinheit  von  Gott  sowohl  als  von  der  Seele  die 
Vorstellung  der  Perseenlichkeit  nothwendig  ausgeschlofsen  war.  so  nuisste 
hilller  beiden  der  Gedanke  eines  unpersoenlichen  Absoluten  oder  reinen 
Seins  aufsteigen,  in  welchem  beide  ihren  Grund  und  daher  auch  ihre 
Einheit  fanden.  Das  reine  Sein  aber  konnte  nur  durch  ein  ins  End- 
lose fortgesetztes  Abstreifen  all  und  jeder  Bestinnntheit  gedacht  Aver- 
den  und  ward  so  alsbald  dem  Nichts  gleich,  hn  Nichts  daher  sich 
selbst  und  Gott  zu  finden,  im  Nichts  ihm  gleich  zu  werden  erschien 
als  hoechste  Aufgabe  der  Seele    und  als  Inbegriff  der  Seligkeit,   nach 


402  KCKÄRD. 

welclier  sie  sich  sehnt.  Erst  wenn  sie  auf  diese  Weise  in  ihren  Ur- 
sprung zurückgekehrt  und  wieder  Gotl  geworden  ist,  kann  der  Vater 
in  ihr  das  Wort  sprechen  oder  den  Sohn  geba^ren.  für  den  eine  jede 
Seele  Maria  zu  werden  lieslinnnt  ist. 

Damit  dal's  die  Sc^Iigkeit  im  Erkennen  (loltes  liege,  schliefst  sieh 
Eckards  Denken  an  das  seiner  na^chsten  V^)rgänger  Thomas  von  Aquino 
und  Albrechls  (h's  Grofsen  an  und  tritt  in  den  schärfsten  Gegensalz 
zu  der  unter  seinen  Augen  emporgekounnenen  Richtung  der  Scolisten. 
Gleichzeitig  aber  war  in  seinem  Princip  ein  tiefgreifender  Unterschied 
von  jenen  Vollendern  der  Scholastik  gegeben.  Erkannten  sie  in  der 
auf  göttlicher  Offenbarung  beruhenden  Kiichenlehre  einen  der  Vernunft 
unerreichbaren  Rest  an,  so  musste  Eckard  im  Grund  für  jede  Seele, 
die  zur  Einheit  mit  Gotl  gelangt  und  daher  von  Gott  erleuchtet  w<ere, 
eine  neue  vollgiltige  Oirenbarung  Gottes  in  Anspruch  nehmen.  Zwi- 
schen dieser  und  der  im  Christenthum  geschichtlich  befestitrten  Offen- 
barung war  freilich  ein  Widerspruch  nicht  denkbar;  wohl  aber  wurde 
damit  die  von  Gott  erleuchtete  Vernunft  zur  Richterinn  über  das  richtige 
Verständniss  der  geschichtlichen  Offenbarung  eingesetzt.  Und  so 
fiihlte  sich  denn  Eckard  vollkonunen  befugt,  alle  Glaubenslehren  so 
umzudenken,  dafs  sie  als  Glieder  in  sein  System  sich  einfügen  liefsen. 
Denn  es  koiuite  freilich  in  diesem  System  weder  die  Dreieiniffkeil 
noch  die  VVeltschöpfung  noch  die  ?>l(Esung  noch  Himmel,  Holle  und 
Purgatorium  ganz  das  bleiben,  was  sie  in  der  Kirchenlehre  waren. 
Die  heilige  Schrill  mit  ihrer  durchgeführten  Bildersprache  musste  neben 
der  Vernunfl  als  die  untergeordnete  Erkennfniss(|uelle  erscheinen,  sobald 
diese  über  alle  Bilder  emporgehoben,  von  Gott  berührt  und  der  reinen 
Erkenntniss  geöffnet  war.  Auch  das  Gebiet  der  Ethik  konnte  von 
Eckards  Standpunkt  aus  der  tiefsten  Umgestaltung  nicht  entgehn.  Für 
den  Willen  ward  dieselbe  grenzenlose  Absiraclion  zur  Pflicht  wie  für 
das  Erkemien ;  die  ganze  reiche  Welt  des  tha^ligen  Lebens  wie  nicht 
minder  die  Asccse  des  beschaulichen  ward  zu  einem  der  sittlichen 
BethtPtigung  unwindigen  G(>genstand.  oder  erschien  doch  nur  als 
Durchgang  zu  einer  weit  hneheren  Volleiulung.  Nichts,  so  schuldlos 
es  sei,  auch  kein  geistiges  Gut  soll  man  begehren  aufser  dem  einen, 
dass  Gott  selbst  und  das  doch  für  unser  Denken  identisch  mit  dem 
Nichts  ist.  Wenn  Jesus  seine  Jimger  sieben  Bitten  an  den  himm- 
lischen Vater  lehrte,  Eckard  laufst  nur  eine  zu:  dafs  Gott  sich  uns 
selber  gebe.  Natürlich  verliert  in  dieser  Anschauung  die  in  der  Kirche 
ausgebildete  Theorie  von  der  Rechtfertigung  und  vom  Verdienen  des 
ewigen  Lohnes,  um  die  sich  Bruder  Nicolaus  so  viel  zu  schaffen  macht, 


ECKARD.  403 

ihren  Boden,  und  insbesondere  konnte  auch  die  Rechtfertigung  durch 
das  im  Glauben  angeeignete  Verdienst  Christi,  die  Nicolaus  als  den 
vorzüglichsten  Heilsweg  preist,  keine  Bedeutung  mehr  haben,  wenn 
es  nur  auf  die  rechte  Abgeschiedenheit  ankam,  damit  Gott  alsbald  in 
der  Seele  sein  Wort  spreche  oder  seinen  Sohn  geba?re.  Die  Heils- 
anslalt  in  der  Kirche  endlich  mit  ihrem  gesammten  Zubehoer  von  Ge- 
setzlichkeiten ward  für  den  vollkommenen  Menschen  entbehrlich,  wenn 
nicht  hinderlich;  und  die  Vollkommenheit  sollte  alles  Ernstes  schon 
auf  Erden  erreicht  werden,  ja  sie  galt  in  vielen  Fallen  für  wirklich 
erreicht. 

Dabei  war  indess  Eckard  von  aller  Polemik  gegen  das  herschende 
kirchliche  System  weit  entfernt.  Es  fehlte  ihm  an  allem  reformato- 
rischem Eifer.  Er  war  eine  tief  friedliche,  zum  Handeln,  ja  zum 
Herschen,  wie  sein  Lebensgang  zeigt,  beffehigte,  aber  nur  zum  Leiden 
geneigte  Natur.  Für  all  sein  Sinnen  bildete  nicht  der  Gesanuntzustand 
der  Welt,  sondern  nur  die  einzelne  Seele  den  Gegenstand;  und  dafs 
es  nur  wenigen  Seelen  gegeben  sein  konnte,  ihm  auf  seinem  Wege 
zu  folgen,  war  ihm  wohl  bewusst.  Zugleich  übte  über  ihn  selbst  das 
historisch  gegebene  eine  unbewusste  Macht.  So  sehr  er  in  seinem 
Denken  den  historisch-practischen  Realismus  des  Christenthums  in 
theoretischen  Idealismus  aufloeste,  so  fest  war  doch  sein  Gemüth  in 
christlicher  Frömmigkeit  und  kirchlicher  Pietset  gewurzelt.  Dafs  sein 
Denken  mit  der  Schrift,  mit  der  Offenbarung,  ja  mit  der  Kirchenlehre 
anfs  beste  zusammenstimme  stand  ihm  in  voller  Unbefangenheit  fest. 
Um  diefs  zu  verstehen  mufs  man  sich  der  alten  niemals  angefochtenen 
Gewohnheit  erinnern,  wonach  man  erst  durch  allegorische  Auslegung 
den  tiefsten  Sinn  der  Schrift  zu  entlocken  glaubte.  Hatte  die  Subjec- 
tivitapt  der  Ausleger  in  dieser  Weise  lange  geschaltet  ohne  die  Grenze 
der  kirchlichen  Satzung  zu  überschreiten  und  war  die  Methode  daher 
kirchlich  anerkannt,  so  konnte  nichts  leichter  geschehen,  als  dafs  ein 
productiver  Kopf,  indem  er  sich  ihr  guten  Glaubens  überliefs,  unver- 
merkt über  die  Grenze  hinausg-eführt  wurde.  Vielleicht  wa^re  nicht 
einmal  die  Kirche  selbst  der  Ausschreitung  inne  geworden,  wenn 
einestheils  nicht  Eckard  sich  in  der  Volkssprache  an  die  ungelehrten 
Laien  gewandt  hatte  und  wenn  anderestheils  nicht  eine  kühne  Paradoxie 
des  Ausdruckes  ihm  andere  Natur  gewesen  wfere,  welche  die  Miss- 
deulung  geradezu  herausforderte.  Wenn  er  z.  B.  im  Eifer,  die  Idee 
des  Absoluten  auf  dem  Wege  der  Absiraction  zu  gewinnen,  sich  zu 
dem  Ausspruche  verstieg  (Pf.  269,  19  fg.)  wer  sprichet  daz  got 
guot  were,  der  tele  im  als  unrehte,  als  der  die  svnnen  swarz  hieze, 


iOi  ECK ARD. 

so  war  üb  in  der  Tliat  scinvcr,  solches  Material  fiir  eine  Vcidaiiiniimgs- 
bulle  nicht  zu  bemilzen. 

M!  ''Man  darf  übrifi^tMis  nicht  erwarttün.  die  Richlunir  seines  Denkens, 
die  wir  anzudeuten  versucht  haben,  in  allen  Aulseiimiren.  die  uns 
von  ihm  vorliei>en.  iileichniaMsiir  und  rolgeiechl  durchgelülnt  zu  linden. 
In  soinenr  Denkeu  hat  eine  laniere  Entwickelunn  stattgefunden,  deren 
einzelne  Stufen  nueglichst  oenau  zu  erkennen  und  auseinander  zu 
halten  eine  noch  unoel(rste  Aufgabe  ist.  Den  Ausgangspinikt  bildete 
die  Kirchliche  Scholastik  und  Ascelik,  deren  hcechste  Blütlie  in  sein 
Jugendalter  fiel  und  von  der  sich  seine  philosophische  Mystik  nicht 
plötzlich  und  fertig  kann  losiroril'sen  haben.  Erst  auf  Grund  einer 
Geschichte  seines  Denkens  konnte  füglich  dessen  letzte  Ausoet^laltung 
die  abschliefsende  sysleniatisehe  Darstellung  finden. 
(,.,1;  Eckards  Schriften  hülsten  beoreiilicher  Weise  die  kirchliche  Censnr, 
die  seine  Lehre  traf.  Aus  dem  Verzeichnisse  das  Trithemius  (de 
scriptor.  ecclesiasl.)  von  ihnen  giebt  sieht  man  dafs  uns  nur  das 
^Venigste  und  wohl  kaum  das  philosophisch  Bedeutsamste  erhalten  ist. 
Diels  Erhaltene  mussle  sich  theihveise  unter  fremden  Namen  wie  Tau- 
lers und  Rusl)rüeks  liergen,  andei'es  wenigstens  den  iSanuMi  des  i\Ieislers 
ablegen,  so  dafs  es  Aufgabe  unserer  Kritik  ist,  sein  Eigenthum  an  den 
Kennzeichen  seiner  Eioenlliümlicheit  herauszufinden.  Nachdem  lange 
nur  diejenigen  Predigten  und  Tractate.  die  in  die  Basler  Ausgabe  der 
Tanlerischeji  anhangsweise  aulgenummen  waren,  der  allgenuMnen  Kennt- 
niss  vorgelegen  hatten,  brachle  Franz  Pfeiifer  aus  vielen  und  grofsen- 
Iheils  alten  Handsciu'illen  im  zweiten  Bande  seiner  deutschen  Mystiker 
(Leipzig  1857)  eine  belrachtliche  Sannnluug  von  Predigten,  Traclalen 
und  Sprüchen  Eckards  zu  Stande,  der  leider  die  V(!rheifsene  zweite 
Abtheilung  mit  Einleitung,  Anmerkuiiircn  u.  s.  w.  nicht  gefolgt  ist. 
Die  neue  so  viel  breilere  (iruniUage  hat  indess  dem  Studium  des 
ältesten  deutschen  Philosophen  einen  neuen  Aufschwung  gegeben  und 
eim;  Reihe  schätzbarer  Arbeiten  liervoroerufen  *).     Auch    ist    seitdem 


'"'  '*)  IN'öcIi  aiii^  Grund  des  fniliereii  hL-schranlUcri  M;iloriiilcs  handelten  über  Ecltard 
K.  Sclimidt  Thcol.  SUid.  u.  Krit.  1839,  S.  663  füj;.  und  Marlenscn,  Meister  Kckard, 
liandjurs;  1842.  Nach  rfcill'rrs  Ausgabe:  Stetreosen  Prulest.  Jlonatsbl.  1858, 
11,  V.  Bacti,  Äleister  EcUliart,  \>'ien  1864.  I^asson,  Kleister  Kckhait,  Berlin 
1868.  Recension  der  lelztgcn.  Schrill  von  Prcger  Zschr.  f.  Uilh.  Theol. 
1870,  S.  59  —  74.  Mehrere  unter  andern  Namen  schon  bekannte  Stücke  hat 
Preger  für  E.  vindicieii :  Zschr.  f.  histor.  Theol.  34,  S.  165—204  (ver- 
bunden mit  einer  Abhmdlung  liber  die  (irundziige  der  Eckliartischen  Theo- 
sophie).    36,    S.    453—517.     Andrerseits    dürften   die  einer   Melker    Hand- 


ECKARD.  405 

Avieder  das  Material  um  eine  Anzahl  Predig^ten  vermehrt  worden,  die 
aus  Handschriften  zu  Oxford  und  Cassel  Sievers  in  Haupts  Zsclir.  15, 
378— 485  veröffentlicht  hat. 

Indem  wir  uns  zur  Belrachtung-  der  Eigenthündichkeit  Eckarts  als 
Predig'er  Avenden,  niüfsen  wir  darauf  gefafsl  sein,  dafs  uns  auch  hier, 
wie  in  früheren  Fällen,  nur  Aufzeichnung-en  von  dritter  Hand  entgegen 
treten  werden.  Es  fehlt  denn  auch  nicht  an  den  schon  bei  Bruder 
Nicolaus  bemerkten  Anzeichen  der  fremden  Aufzeichnung-.  Man  sehe 
oben  LXV,  36.  53.  LXVl,  90.  102.  S.  273,  17=')  die  epischen  For- 
meln, nu't  welchen  der  Aufzeichner  seinen  Text  unterbricht  oder  gar 
einen  Satz  in  indirecter  Rede  einleitet:  der  meifter  sprichet,  mi 
sprichet  er,  daz  sprichet  unser  meist  er ;  nur  lehrt  freilich  ein  Fall 
wie  LXV,  28  nu  fprichet  der  meister  verglichen  mit  derselben  Stelle 
bei  Pfeiffer  65,  8,  wo  es  statt  dessen  heifst  ich  spriche  ein  anderz 
und  spriche  ein  swererz,  dafs  dergleichen  auch  dem  auf  Kürzung 
bedachten  Abschreiber  zur  Last  fallen  kann  (vgl.  auch  Pf.  245.  32 
mit  235,  31).  Aber  man  halte  daneben  die  epische  Einleitung  gerad(! 
bei  einer  so  gut  und  vollständig  überlieferten  Predigt  wie  XV  b.  Pf.: 
meister  Eckehart  fprach  ze  einem  male,  do  er  stnont  nnde  prediete. 
Bei  weitem  die  meislen"Predigten  tragen  auch  ohne  dieses  äufsere 
Anzeichen  oder  neben  ihm  irgendwie  den  Stempel  sei  es  der  fremden 
Aufzeichnung  oder  der  willkürlichen  Behandlung  in  der  Abschrift.  Das 
stärkste  der  letztern  Art  zeigt  sich  in  unserer  Nummer  LXV,  die  aus 
zwei    von  Pfeiffer    aus    andern    Handschriften    milgelheilten  Predigten 

sclirift  eiitnommenen  Nummern  LXXVl^.  CV — CX  bei  Pfeiffer  aus  der  Zahl 
von  Ediards  WerIi(Mi  zu  sireichen  sein :  LXXVl^  ist  von  Anfang  bis  245,20 
das  Werk  eines  Unbekannten,  dessen  Eigenthümh'chkeit  man  in  CV — CX 
wieder  erkennt,  von  245,20  bis  247,21  Auszug  aus  LXXV  und  wieder  von 
da  bis  249,22  Auszug  aus  LXXVIi;  der  Schluis  bis  Z.  33  dürfte  gleichfalls 
noch  zu  der  letztgenannten  Predigt  gehoeren,  die  uns  gegen  Ende  offenbar 
in  abgekürzter  Gestalt  vorliegt.  Diese  Entlehnung  ist  in  keiner  Weise  kennt- 
lich gemacht,  so  dafs  sie  als  reines  Plagiat  erscheint.  Hieraus  wird  es  er- 
klferlicli,  wenn  auch  in  den  übrigen  Predigten  der  Melker  Handschrift  Stellen 
vorkommen,  die  :in  Eckard  genuilineu  (wie  z.  B.  349,40 — 350,7  eine  Nach- 
ahmung von  267,36—268,10  ist),  und  wenn  besonders  in  CVII  an  mehreren 
merkwürdigen  Stellen  (352,  27-33.  353,  26-33.  354,  10-12.  17—19) 
sichtlich  er  der  Redende  ist. 
')  Aufser  den  drei  mit  Eckards  Namen  bezeichneten  Predigten  enthält  unsere 
Sanunlung  noch  drei  oder  wenn  man  will  vier  andere,  die  ohne  Zweifel  sein 
Eigenlhum  sind:  LXV  ist  aus  den  zwei  Himmelfahrtspredigten  XHI  und  LXXV 
bei  Pfeiffer  zusammengi>arlieilef ;  LXVl  ist  =  LXXXV  und  das  auf  S.  272  fgg. 
mitjietheilte  Stück  =  XVU  daselbst. 


406  FXKARD. 

unter  starken  Auslafsungen  zusammen  geschrieben  ist:  nicht  derselbe 
Fall,  sondern  ein  eigentliches  Plagiat  liegt  vor,  wenn  bei  Pfeifier  in 
LXXVI^  die  beiden  uinniltelbar  vcnausgehenden  Predigten  wiederholt 
werden.  Zahlreiche  andre  Stiu^ke,  so  die  siimmtlichen  Stral'sburger 
Autzeichmingt'ii  der  Handschrift  A,  geben  sich  durch  geringen  Um- 
fang, durch  verdunkelte  Zusammenhänge,  durch  trockne  aphoristische 
Darstellung,  din-ch  Mangel  des  rednerischen  Verkehrs  mit  den  Zu- 
ha'rern.  durch  Überschriften  statt  der  Übergangswendungen,  durch 
ungleichmaclsige  Ausführung  der  einzelnen  Theile  als  Auszüge  zu 
erkennen.  Von  den  hier  milgetheilten  Predigten  treften  diese  Merk- 
male am  meisten  auf  S.  272  fgg..  in  andrer  Weise  wieder  auf  LX 
zu :  in  diesem  Stücke  reicht  die  ausführlich  milgelheilte  Einleitung 
bis  Z.  71,  wahrend  in  dem  kurzen  Reste  bis  Z.  84  die  ganze  Aus- 
legung des  Textes,  also  der  eigentliche  Inhalt  der  Predigt,  zusammen- 
gedrängt ist.  Ähnlich  verra'th  sich  in  CII  bei  Pfeiffer  der  Auszug 
durch  die  Incongruenz  zwischen  der  vorausgeschickten  Partition  und 
ihrer  Ausführung.  Anderswo  sagt  es  der  Aufzeichner  ausdrücklich, 
dafs  er  den  letzten  Theil  underwegen  lafse  (Pf.  104,  21);  und  doch 
war  es  ihm  unmittelbar  vorher  der  Mühe  werth.  eine  j)lastische  Ein/td- 
heit,  die  aber  für  einen  Auszug  entbehrlich  war,  mit  Sorgfalt  wieder- 
zugeben. Das  ist  überhaupt  nichts  seltnes,  und  man  begreift  es,  dafs 
der  arme  Jünger  auf  seinem  Ikarusfluge  gerne  verweilt,  wo  er  einmal 
grünen  Boden  unter  sich  fühlt.  Auch  wo  er  auf  Vollständiokeit  aus 
ist  und  sich  ein  Stück  Weges  Mühe  gegeben  hat,  dem  Meister  genau 
zu  folgen,  geht  ihm  wohl  gegen  Ende  die  Geduld  aus,  er  wird  flüchtig 
und  der  Zusammenhang  trübt  sich:  so  in  XX.  XXI.  XXXI;  ja  sogar 
der  Schlufs  so  trefflich  aufgezeichneter  Predigten  wie  I  oder  LXXVI  * 
Irelsl  zu  wünschen  übrig,  während  in  LXVll  nach  der  schaMisten  Aus- 
führlichkeit im  ersten  Theil  der  zweite  und  dritte  214.  9 — 215,  2 
kurz  und  ungenügend  abgethan  wird  und  erst  zum  Schlufse  die  Sorg- 
falt der  Aufzeichnung  wiederkehrt  *).  Auch  wo  er  bis  zu  Ende  sich 
redlich  bestrebt  hat,  seine  Aufgabe  zu  erfüllen,  konnte  er  Ungenügen- 
des liefern,  wenn  eben  die  Aufgabe  seine  Kräfte  id)erstieg;  ein  solches 
Beispiel  ist  die  ihrem  Inhalt  nach  wichtige  Nummer  XIX,  wo  abgesehen 
von  der  Verwiscliung  des  rednerischen  Gepra'ges  und  dem  aphdristisch 
zeriiackten  Stil  eine  Dunkelheil  in  der  (jedankenentwickelung  herschl, 
die  mit  der  anderwärts  so  lichtvollen  Art  Eckards  in  scharfem  Gegen- 


■  )  Die  Überschrift  nach  dem  ersten  Theil  liHile  Pteiüer   nicht   verführen  solIeD, 
<lii9  folgende  als  eine  hesondt-re  Predigt  LXMl'^  zu  geben. 


FXKARD.  407 

salze  steht.  Täuschen  können  auf  den  ersten  Blick  Predigten  wie 
LVl,  in  welchen  gerade  die  Apostrophen  an  die  Zuhoerer  mit  Vorliebe 
und  Treue  wieder  gegeben  sind;  aber  bald  lehrt  die  Dürftigkeit  der 
Ausführung  eines  reichen  Inhaltes,  dafs  doch  auch  hier  ein  Auszug, 
nur  ein  anders  gearteter  vorliegt.  Seine  Natur  stuft  sich  von  der 
säubern  Inhaltsangabe  in  LXX  oder  dem  eingeschrumpflen  Restchen  in 
LXXP  an  aufs  mannigfaltigste  bis  zu  einer  Linie  ab,  wo  sie  nicht  mehr 
erkennbar  ist. 

Hält  man  zu  einer  so  ungleichmaefsigen  und  vielfach  so  unge- 
nügenden Aufzeichnung  dieser  Predigten  die  Masse  sinnzersUprender 
aus  blofser  Gedankenlosigkeit  herrührender  Fehler,  von  welchen  Hand- 
schriften wie  Drucke  entstellt  sind  und  um  deren  Befserung  Lasson 
(S.  VII — XVI  seines  Buches)  sich  dankenswerth,  aber  noch  nicht  er- 
schöpfend bemüht  hat,  so  erscheint  es  nicht  ganz  leicht,  von  Eckards 
Eigenthümlichkeit  als  Prediger  ein  klares  und  zutreffendes  Bild  zu 
gewinnen.  Wer  dies  auf  Grund  einiger  zufallig  herausgegriffenen 
Stücke,  und  wa^'ren  es  die  in  diesem  Buche  mitgetheilten,  unternähme, 
der  könnte  leicht  nicht  nur  ein  unzulängliches,  sondern  geradezu  ein 
verzerrtes  Bild  davon  tragen.  Man  wird  seine  Zuflucht  zu  Eckards 
Tractaten  nehmen,  um  hier  das  eigenste  Gepraige  seiner  Rede, 
wenn  auch  nur  der  geschriebenen,  kennen  zu  lernen.  Aber  auch 
hier  bedarf  es  einer  sorgfältigen  Sonderung,  um  einen  wirklichen  Grund 
des  Urtheils  zu  gewinnen.  Unter  dem  Titel  Tractate  finden  sich  bei 
Pfeiffer  einmal  Predigten  und  Predigtauszüge,  die  auf  ihres  Gleichen 
kein  Licht  werfen  können,  sodann  eine  Reihe  von  Stücken,  die  auf 
Grund  von  Predigten  oder  Collazien  bearbeitet  sind  und  die  redne- 
rische Form  mehr  oder  minder  durchblicken  lafsen :  bei  diesen  ent- 
steht denn  sofort  die  Frage,  ob  sie  nicht  ebenso  wohl  wie  die  Pre- 
digten von  dritter  Hand  aufgezeichnet  und  bearbeitet  seien.  In  zwei 
Tractaten  wenigstens  tritt  uns  der  Meister  deutlich  nicht  nur  als  Ur- 
heber der  mitgetheilten  Rede,  sondern  als  der  iintlheilende  selbst,  als 
wirklicher  Schriftsteller  entgegen.  Es  ist  das  Buch  göttlicher  Trcestung, 
in  dessen  Vorrede  (oben  S.  277  fg.  abgedruckt)  er  sagt  her  nmb  so 
hau  ich  willen  an  disem  bunch  celeren  etliche  lere  u.  s.  w.  und  in 
dessen  Schlufs  er  abermals  persoenlich  hervortritt:  der  minnecHche 
milte  got  —  der  gebe  mir  und  allen  den,  die  diz  bvoch  süllent 
lesen  u.  s.  w.  (Pf.  448,  20);  und  die  rede  der  underscheidunge,  einer 
als  Buch  bearbeiteten  Reihe  von  Collazien,  in  welcher  an  zwei  Stellen 
(Pf.  547,  14.  573,  16)  der  Bearbeiter  sich  als  eine  Person  mit  dem 
Redner  kund  giebt.     So  besitzen  wir  in  diesen  beiden  Schriften  nicht 


408  ECK ARD. 

nur  ein  Millel  um  Eckards  wahren  und  eionen  Stil  im  Allgemeinen 
wieder  zu  erkennen,  sondern  die  zweite  giebl  wns,  da  die  Form  dei* 
Collazie  nur  im  ÄnIVerlichsten  und  dn  nicht  durchorciiend  (man  sehe 
die  bei])ehaltnen  Schlulslormeln  568.  11.  578,  18)  getilgt  ist,  dieses 
Millel  insbesondere  lur  seinen  rednerischen  Stil  an  die  Hand. 
Hier  erkennen  wir  denn  Eckard,  dessen  Unhm  bisher  weit  mehr  die 
tiescliichle  der  Philosophie  als  die  der  I.illeratur  verkündet  hat.  als 
Meisler  einer  Prosa,  die  alles  angeeignete  mit  dem  eigensten  Geist 
der  Sprache  durchdringend,  frei  von  jedem  Angeschmark  der  latei- 
nischen Schule,  unbekinnmerl  um  die  rhetorischen  Zierlichkeiten  eines 
David  von  Auffsburg.  mit  quellender  Schöpferkraft  die  Fülle  und  Feinheit 
der  Gedanken  bewältigt,  die  sein  mäditiger  Geist  hcr\<)rliringt.  Wir 
erkennen  ihn  als  einen  Redner,  der  wie  Berthold  ohne  Kunst  und 
Berechnung,  aber  auch,  anders  als  er.  ohne  die  Farbenpracht  und  den 
Gestaltenreichthum  einer  dichterischen  Phantasie,  ohne  die  zündende 
Kraft  und  den  Schwung  einer  dem  Volk  verwandten  Gefühls-  UFid 
Denkweise,  in  strenger  Schlichtheit  und  wiederum  in  ^^^lder  Kühnheit 
des  Ausdruckes  den  Hnerer  wohl  nicht  zu  erschüttern,  aber  tief  zu 
ergreifen  und  mit  dem  trunknen  Enthusiasmus,  der  ihn  selbst  erfiillt, 
anzustecken  weifs.  Die  Krafl  des  Gedankens,  der  nur  die  steilste 
Bahn  sucht,  ist  in  eine  wogende  Gluth  des  Gemüllics  getaucht,  die 
nut  jedem  Hauch  um  die  ganze  Seele  wirbt,  schroff  und  (Tschreckend 
durch  die  Hoehe  und  die  Un])edingtheit  dessen,  was  sie  fordert,  und 
doch  wieder  voll  iimiger  Liebe,  voll  herablafsender  Milde  und  Herz- 
lichkeil. Ein  Redner  von  so  wunderbarer  Originaüta^l,  wie  sie  nicht 
vor  und  schwerlich  nachher  in  dentschtM'  Zunge  aufgetreten  ist. 

Wenden  wir  uns  von  jenen  selbstbeglaubigten  Aufzeichnungen  zn 
den  Predigten  zurück,  so  erkennen  wir  den  Avirklichen  Redeton  des 
Meisters  stellenweise  fast  in  allen :  aber  deren  sind  nicht  allzu  viele, 
die  denselben  in  ihrer  Ganzheit  ungeschmälert  wiederzugeben  scheinen. 
Wir  nennen  beispielsweise  die  Nunnnern  H — IV.  VI.  VIII.  IX.  XV. 
LVIH.  LXVIII.  LXXXVII.  Gl.  Hier  herrscht  eine  gleichma^fsig  licht- 
volle Ausführung,  die  dem  Hu'rer  wohl  angespanntes  Denken,  aber 
kein(!  Gedaukensprünge  zumuthet,  und  eine  lebenswarme  Berührung 
zwischen  seinem  Geiste  und  dem  des  Redners,  die  auch  bei  der  ab- 
slracteslen  Natur  des  Sloll'es  den  Charakter  trockener  Ruchma^l'sigkeit 
nicht  aufkonunen  laefst.  Im  Allgemeinen  wird  eine  Predigt,  was  Form 
und  Fafsung  angeht,  jedesmal  soweit  für  Eckards  Eigenthum  gelten 
dürfen,  als  sie  an  den  Vorzügen  dessen,  was  er  selbst  niedergeschrie- 
ben,   Theil    hat.     So  viel  wir  Trockenes,  Sprunghaftes.    Verworrenes 


ECKARD.  409 

und  Unbeholfenes  antreffen,  ihm  darf  es  nicht  zur  Last  o;eIegt  werden. 
I>aiiken  wir  den  Aufzeichne  rn,  deren  Aufgabe  wahrlich  nicht  leWUl 
war.  dal's  ihre  Treue  und  ihr  Feinninn  imtnerhin  so  viel  oerettet  hal. 
was  des  Meislers  Stempel  auch  i,\  der  Foi'in  id)ereinstimmend  an  sich 
tra^gl.  Natürlich  aber  wird,  wenn  auch  dieser  Siempel  seiner  Persten- 
lichkeit,  doch  nicht  seine  ganze  Weise  zu  allen  Zeiten  und  an  jedem  Orte 
sich  in  der  Predigt  gleich  geblieben  sein.  Und  auch  in  dieser  Hin- 
sicht haben  wir  einen  bedeutungsvollen  Anhaltspunkt  des  Urtheiles  in 
jenen  Reden  der  underscheidunge.  Ihre  t'berschrift,  in  welchei- 
Eckard  als  Prior  zu  Erfurt  und  Vicarius  für  Thüringen  auftritt,  beweist 
dafs  sie  noch  dem  dreizehnten  Jahrhundert  angehct'ren,  noch  vor 
Eckards  ersten  Aufenthalt  zu  Paris,  werm  auch  schon  in  sein  gereiftes 
Mannesalter  fallen.  Da  ist  es  denn  lehrreich  zu  sehen,  wie  hier  die 
speculative  Mystik,  deren  Vorstellung  wir  mit  seinem  Namen  verbinden, 
noch  ganz  im  Keime  liegt  und  jene  wesentlich  ascetische  Mystik  herscht, 
die  seit  David  von  Augsburg  gelernt  hatte,  sich  der  deutschen  Sprache 
zu  bedienen.  Von  diesem  Punkte  aus  müfste  der  Versuch  gemacht 
weiden,  ob  sich  eine  Kntwickeiung  in  Eckards  philosophischem  Denken 
und  eine  zeitlichü  Aufeinanderfolge  seiner  Erzeugnisse  nachweisen 
lal'se.  Mau  wird  z.  B.  geneigt  sein,  in  Cl,  wo  im  ersten  Theile  die 
Ideenlehre  des  Thomas  von  A(iuino  und  im  zweiten  un't  Anlidnmng 
an  Gregor  und  Auguslin  aus  neun  Ursachen  der  Vorzug  des  beschau- 
lichen vor  dem  thirtigen  Leben  entwickelt  wird,  das  Werk  eines  Lebens- 
alters zu  erkemien,  wo  Eckard  noch  mehr  mit  Verarbeitung  des  vor 
ihm  angehäuften  Lehrstoffes  als  mit  eignem  speculativem  Neubau  be- 
schäftigt war.  Man  wird  nicht  anders  von  CIV  denken,  einer  sicher- 
lich echten  CoUazie  über  den  Werth  des  Leidens,  wo  der  Prediger 
ganz  in  der  Weise  eines  Nicolaus  von  Strafsburg  wiedi-r  und  wieder 
auf  das  Verdienen  des  ewigen  Lohnes  zurückkommt,  das  doch  in  seiner 
ausgebildeten  Denkweise  keine  Stelle  besitzt.  Eine  solche  Forschung 
fände  besonders  in  den  zahlreichen  Verweisungen  auf  früher  Gesagtes 
ein  vielversprechendes  Material.  Auf  diesem  V(ege  würde  vielleicht 
in  ilas  vielfache  Schwanken  der  Begriffe  wie  der  Bezeichnungen,  zumal 
der  psychologischen,  Licht  und  Ordnung  kommen  und  eine  sichere 
Erkenuluiss  des  Sysiemes,  in  welchem  Eckard  sich  schliefslich  mufs 
h.festiol  haben,  meher  gerückt  werden. 

N'oreilig  aber  wsere  es,  wenn  man  solche  Predigten  wie  LV  (oben 

LIXj.  LXVUi.  LXXV,  in  welchen  die  rein  ascetische  Mystik  oder  ein 

mehr  kirchlich  theologisches  Denken    zum  Ausdrucke    kommt,    darum 

jedesmal  jener  früheren  Zeit   zuweisen    wollte.     Denn    man    wird    er- 

Altd.  Prefligleii.  27 


410  ECKARD. 

warlen  dürfen,  dafs  EckanI  nach  Maf>yal)e  ilos  Orle«  wo  er  predigte 
und  des  HoBrerkreises  den  er  um  s  eh  shIi  werde  verslaiideii  haben 
zu  jenem  frühem  Tone  zurückzufrreilen.  Ein  Beispiel  hieven  gieM 
uns  die  LVIII.  Predigt.  In  ihr  herschl  eine  Mystik  ven  heiterer 
Popularita^l.  die  es  niclil  ver.sohnja  ht,  die  Erzählung  von  der  Sama- 
rit.  riini  in  einer  an  Berlhold  gemahnenden  Weise  episch  auszuführen, 
und  die  keine  der  schweren  theoretischen  Fragen  anrührt,  mit  welchen 
sich  die  meisten  andern  beschäftigen;  und  sie  sagt  uns  auch  ausdrück- 
lich, dafs  sie  nicht  vor  einem  abgeschlofsenen  Kreise,  sondern  in  dir 
Kirche  (186,  5.  187.  33),  also  vor  einer  grofsen  gemischten  iVIeni.;e 
gehalten  wird.  Dennoch  zum  Schlulse  kann  der  Prediger  nicht  undiin 
von  der  Freude  des  Herren,  in  die  der  getreue  Knecht  eingehn  soll, 
auf  die  Gefahr  von  Niemand  verstanden  zu  werden,  doch  elwaz  zu 
reden,  das  zur  Genüge  beweist,  dafs  er  von  der  sterilsten  Hoehe  mysli- 
sch(M"  Speculation  sich  zum  Verständniss  der  Menge  eben  nur  lierab- 
gclafsen  hat. 

Im  AllgtMueinen  laufst    sich    sagen,    dafs  Eckard    noch    weil    ent- 
schlofsener  und   umfafsender   als  Nicolaus   von  Stiafsburg    darauf   aus 
ist,  die  in  der  Schule  heimische  Weisheit  in  deutschem  Gewände   vor 
die  Leute  zu  ziehen,    welche    ohne    gelehrte  Bildung    durch    geistige 
Gewecktheit    und   religi(ese  Erreoung    für    sie    emi)fänglich    schienen. 
Unermüdlich  ist  er  in  Mittheilung  der  Meinungen  und  Aussprüche  alter  und 
neuer  Meisler.  vor  allen  des  Augustiu  und  Dionysius;  auch  die  heid- 
nischen, wie  Aristoteles    und  Plalo,    der  gröze  pfaffe  (261.   21),    die 
Uffimer  TuUius  und  Seneca  und  der  Saracene  Avicenna  haben  Eintritt 
in  den  Sprechsaal  seiner  Dialektik.     Bald    führt    er    seine    Vorgänger 
namentlich  ein,    bald    heifsl  es  nur    eii.  meifter  spricket :    sei  e>  mit 
Rücksicht  auf  Zuha-rer,  denen  die  Namen  gleichaillig  waren,  oder  nur 
in  Folge    einer  Gleichgiltigkeit,    welche    die   .Xurzeichuer    für    sie   em- 
pfanden.    In  alle  Fragen  der  Schule  weiht  er  seine  Zuluerer  ein,   und 
oft  genug  giebt  er  ausdrücklichen   Beiicht,  wie;  diese  oder  jene  Frage 
in  der  Schule  sei  aufgeworfen,    dieser  oder  jener  Salz  von  ihm  oder 
andern  sei  behauptet  worden    (223.   17.    270,  26.    286,  21.    287.  5. 
306,  4.  308,  32.  352,  27.    354,   17).     Er    ist    kein    Pcdemiker    aus 
Neigung,  und  die  Hitze  eines   Gegners  zu   Paris,    unlt;r  dem  man  sich 
den  Duns  Scolus  vorstellen  darf,    fordert  .-einen   Huuu)r  heraus    (138. 
15):    aber  es  fehlt    ualürlicli    nicht    an   Aidielsen.     uo  er  der  Poleuük 
nicht    ausweichen    kann.      Dann    fidul  er  sie  mit   enlschiinlenen.    aber 
ruhigen  und   ernsten  Worten    (z.  B.  9,  27.  31,  21.  236,    1.  263.  3. 
268.   13);    kaum  dafs  (wie   238.  ?8.  234,  37.   261,    13)    el\\a.s    \ou 


ECKARD.  411 

gerino^-chälzigcm  Bedauern  derer  durchscheint,  die  l)ei  grofser  Meinung' 
vüti  sich  ihm  nicht  nachzuih^nken  vermoejfen.  hii  Vollfiefi'ihh;  seiner 
Geistesmachl  glaubt  er  keim-r  Autorita't  weichen  zu  niülsen,  und  aucli 
die  Ijffich.slen  Meister,  die  er  sonst  lieber  zur  Erhärtung  seiner  eignen 
Lehre  anzieht,  niüfsen  sich  andre  Male  von  ihm  zurückweisen,  be- 
srhränken  oder  überbieten  lafsen.  Oft  genug  sind  es  die  Meinungen 
der  meisler  überhaupt,  denen  er  seine  eigne  entgegen  setzt :  Lehr- 
sätzen also,  die  der  gesanunlen  Scliolaslik  für  feststehend  galten;  s. 
z.  B.  64,  31.  65.  20.  100,  8.  282,28.  Ja  er  bekennt  und  wieder- 
holt es  mit  einer  Art  wilder  Freude,  dafs  er  in  dem  was  er  jezt 
sage  alle  Meister  gegen  sich  habe  {J\.  16.  34.  73,  23).  Ein  Schwel- 
gen in  genialer  Sicherhril  der  Überzeugung  gehrort  zu  seinen  cha- 
rakteristischen Zügen.  Ihm  entspringt  die  verwegene  Steigerung  des 
Ausdruckes,  die  herausfordernde  Paradoxie,  die  sich  als  etwas  ganz 
bewusstes  und  gewolltes  kund  giebl,  wenn  er  etwa  anhebt  ich  wil 
sprechen  ein  groz  toorf,  daz  loenic  liule  verstani  478.  30,  oder  nu 
merkent,  ich  wil  nu  sprechen  daz  ich  nie  me  gesprach.  Do  got 
hiviel  erde  und  alle  creainren  geschuof,  da  worhle  got  nicht  u.  s.  w. 
(179,  23.  vgl.  180,  7.  14);  oder  wenn  er  den  unersättlichen  Hunger 
nach  dem  Absoluten,  der  dem  göttlichen  Fünklein  in  der  Seele  ein- 
wohnt, in  einer  Ivlimax  schildert :  es  verschmäht  alle  Crealur,  ihm 
genügt  nicht  an  den  drei  Personen  der  Dreifaltigkeit ;  ich  spriche 
werliche,  ihm  genügt  auch  nicht  an  der  göttlichen  Natur,  sofern  sie 
fruchtbar  sich  ergiefst;  ich  iml  noch  nie  sprechen,  daz  noch  wunder- 
licher lutet,  es  genügt  ihm  auch  nicht  an  dem  einfältigen  stUle- 
stehendt'n  göttlichen  Wesen :  es  will  wifsen  von  wannen  diefs  \Yesen 
luirkomnie,  es  strebt  in  den  einfältigen  Grund,  in  die  stille  Wüste,  da 
nie  l^nterschied  hinein  lugte  u.  s.  w.  (193,  33  fgg.). 

In  Eckard  lebte  eine  echt  wifsenscliaftliche  Begeisterung  für  die 
Wahrheit,  die  er  in  seiner  Weise  verwegen  ausspricht :  warheit  ist 
als  edel,  were  daz  sich  got  gekeren  möhte  von  der  warheit,  ich 
wolle  mich  an  die  warheit  heften  und  got  lazen  57,  31.  Er  wai' 
iddrss  weit  entf(;rnt.  die  Wifsenschaft  um  ihrer  selbst  wdlen  auf  die 
Kauz»  1  zu  bringen,  oder  rein  belehrend,  erleuchtend  wirken  zu  wollen. 
Er  gieng  ganz  und  gar  von  der  Absicht  der  Erbauung  aus,  nur  dafs 
er  sie  in  einem  neuen  Sinn  erfafste  und  «lurch  das  Bedtufniss,  diesen  Sinn 
zu  erhiuieni  und  z,u  begründen,  inniier  wieder  in  metaphysische  Theorie 
hinein  gizogen  wurde.  Die  Erbauung,  wie  er  sie  verstehn  inusste. 
lag  in  <ler  Verkimdigung  eines  Princips  füi*  das  religioes-sittlichc  Ver- 
halten,   das  der  herkönmdichen  Disciplin    stracks   zuwider   lief.     Alles 


412  ECKARD. 

was  die  Kirche  hierüber  so  lange  gelehrt  und  gorathen  halte,  knüpfte 
an  den  allgemein  menschlichen  Glückseligkeitslriel)  an.  Die  sinnlichen 
Güter  gewähren  kein  wahres,  kein  dauerndes  Glück:  weil  die  Seele 
den  Leib  überdauert,  handelt  es  sich  darum  ihr  Heil  vor  allem  zu 
sichern;  hiezu  ist  erforderlich,  dafs  die  angeerble  wie  die  selbst- 
geschaffene Schuld  gebül'st  und  ewiger  Lohn  verdient  werde.  Für 
beides  gab  die  Kirchenlehre  und  die  sie  ausbildende  Scholastik  die 
Methode  an.  Dem  Unterricht  in  dieser  3Iethode  war  die  Predigt  des 
Bruders  Nicolaus  wesentlich  gewidmet ;  wenn  er  sie  tiefer  griff  als 
die  herschende  Ansicht,  wenn  er  die  Aneignung  des  Verdienstes  Christi 
im  Glauben  als  den  nff'chsten  und  besten  Weg  der  Rechlfertio-ung 
pries,  es  war  doch  immer  nur  das  wohlverstandene  eigne  Interesse 
der  Seele,  wovon  er  ausgieng  und  das  er  zu  verfolgen  lehrte.  Diefs 
aber  war  ein  Standpunkt,  auf  den  Eckard  tief  herabsah.  Er  wollte, 
dafs  es  uns  überhaupt  nicht  um  unsre  Seligkeit,  sondern  nur  um  Gott 
zu  thun  sei,  und  um  Gott  nicht  aus  irgend  einem  Grunde,  nicht  ein- 
mal um  irgend  einer  Eigenschaft  willen,  sondern  so.  wie  die  wahre 
Freundschaft  am  Fre^mde  mit  völliger  selbstloser  Hingebuno-  ganz  nur 
die  Person  liebt.  Der  Besitz  Gottes,  das  Eiuswerdeu  mit  ihm  nm- 
schliefst  und  giebt  ja  freilich  die  vollkommene  Seligkeit,  aber  wer 
um  dieses  Lohnes  willen  dient,  wessen  Liebe  nur  nach  ihm  schielt, 
hat  ihn  schon  verwirkt.  Wie  Gott  sich  der  Seele  schenken  mufs,  die 
sich  alles  eignen  Wollens,  auch  des  edelsten  und  reinsten  entäufsert 
und  sich  ihm  dadurch  öffnet,  ebenso  wenig  kann  er  in  die  Seele  ein- 
gehn  und  ihr  damit  die  Seligkeit  schenken,  die  noch  das  ihre  sucht. 
Diese  neue  Wahrheit,  die  er  mit  brennendem  Herzen  erfai'sl  hatte,  zu 
verkünden  war  die  Gewissenssache,  die  ihn  auf  die  Kanzel  trieb,  und 
an  diesem  Punkte  hieng  alles,  was  er  der  Gemeinde  nutzutheilen  halte. 
Man  sehe,  wie  er  oben  LX,  2 — 8  den  durchgängigen  Inhalt  seiner 
Predigten  in  vier  Stücken  systemalisch  angiebl :  das  erste  und  zweite, 
wie  der  Mensch  ledig  werde  sein  selbst  und  aller  Dinge  uiul  wie  er 
wieder  eingebildet  werde  in  das  einfältige  Gut,  das  Gott  ist.  beidir 
sind  praktisch-ascetischer  Natur,  und  an  sie  reihen  sich  erst  die  theo- 
retischen vom  Adel  der  Seele  und  von  der  Lauterkeit  göttlicher  Natur. 
Je  nach  dem  Mafse  von  Kal'sungskraft,  das  er  wahrzunehmen 
glaubte,  liefs  er  sich  weilei-  in  dit;  Theorie  hinein  führen  oder  be- 
schrankte er  sich  auf  Ntrchstliegcndes.  Das  Bi'wusstsein  eine  eigne, 
besondere  Lehre  mitzutheilen  spricht  sich  in  zahlreichen  Beziehungen 
des  Predigers  auf  sich  selbst  aus,  die  den  Zweck  haben,  das  eben  iu 
Hede    stehende  aus  einem   oft  gesagten  (108,   11.   135.   7.    193.    17). 


ECKARD.  413 

aus  einer  hestimmlen  früheren  Predigt  (63.  11.  135,  20.  29.  136, 
27.  206.  1.  277.  37.  286,  16  u.  s.  w.).  aus  der  Antwort,  die  er  einst 
Hilf  eine  Fraoe  gegeben  (137.  12.  229.  31.  276.  31  u.  s.  w.),  zu 
belc'uclileii.  Man  sieht,  überall  spricht  er  aus  dem  Ganzen  der  Per- 
sipulichkeil  heraus,  aus  dem  Zusammenhange  seiner  ganzen  llberzeu- 
oung.  Und  in  der  enthusiastischen  Gevvissheit  dieser  Überzeugung 
fordert  er  Glauben  wie  ein  Prophe',  Glauben  auf  sein  Wort:  disen 
sin  sprechettt  küenlichen  iif  mitten  lip  225.  3.  Er  überbietet  sich 
in  den  feierlichsten  Betheuerungen :  bi  iiilrer  loarheif  113.23,  bi  der 
ewigen  warheif  277.  14.  ich  sage  in  in  der  eicigen  warheit  280, 
17.  ich  spriche  bi  gute,  es  isl  war  alse  gol  lebet  295,  18.  werlich, 
werlich,  bigoie,  bigote,  unde  sint  des  als  gewisse  als  da^  got  lebet 
299,  21.  Im  Bewusstsein  der  Wichtigkeit  seiner  Lehre  für  das  Heil 
der  Seele  beschwoert  er  die  Zuhoerer,  ihn  zu  verstehn:  nu  bite  ich 
iuch,  daz  ir  eernement,  bi  der  ewigen  warheit  unde  bi  iemer  weren- 
der  warheit  unde  bi  niiner  sele  180.  13;  und  eben  darum  soll  auch 
der  Nichtverstehende  wenigstens  glauben:  diz,  ist  groben  Unten  ze 
glonbenne,  aber  den  erliahten  ist  ex>  ze  wizzenne  189,  14.  190,  39. 
Vielleicht  bahnt  ihnen  ja  der  Glaube  den  Weg  zum  Verstehn;  denn 
die  Wahrheit,  die  Eckard  verkündet,  kann  freilich  nicht  verstanden 
werden,  ehe  sie  erfahren  ist,  da  sie  nicht  durch  Operationen  des  Ver- 
standes gefunden  wird,  sondern  aus  dem  geheimnissvollen  Grunde 
kommt,  wo  die  Seele  eins  mit  Gott  ist:  wer  dise  rede  niht  verstat, 
der  bekümber  sin  herze  niht  da  mite:  wan  als  lange  der  mensche 
niht  gelich  ist  dirre  warheit,  alse  lange  icirt  er  dise  rede  niht  ver- 
sten,  wan  ez  ist  ein  unbedahtiu  warheit,  diu  da  komen  ist  uz  dem 
herzen  gotes  ane  mittel  284,  28.  Einfältiger  und  rührender  sagt  er 
dasselbe  anderswo :  möhtent  ir  gemerken  mit  minem  herzen,  ir  ver- 
siüendent  wol  waz  ich  spriche,  wan  ez  ist  war  und  diu  warheit 
sprichet  ez  selbe  6,  20.  Natürlich  war  ihm  die  Erfahrung  nicht 
verstanden  zu  werden  geläufig  genug :  ez  sint  vil  Hute,  die  diz  niht 
begrifent,  unde  bedunket  mich  niht  wunderlich:  loan  der  mensche, 
der  diz  begrifen  sol,  der  tnuoz  sere  abe  gescheiden  sin  und  erhaben 
über  alliu  disiu  dinc  209,  29.  Auch  über  Missverstand  hat  er  be- 
greiflicher Weise  zu  klagen:  man  will  es  mit  menschlichen  Sinnen 
begreifen,  das  über  aller  Engel  Verständniss  ist;  man  verbreitet  das 
Gehoerte  mit  groben  Sinnen  weiter,  und  die  es  dann  gröblich  ver- 
nehmen, sagen  es  sei  unecht  und  bestehe  nicht  mit  christlichem  Glau- 
ben (242,  35).  Man  vergleiche  hiemit  die  bezeichnende  Aposiopese 
199,  6  und  die  Verwahrung,    dafs    die  Rede    nur    auf   vollkommene. 


414  ECKARD. 

riichl  Hill'  iiitliiilichc  iiiiiifüMe  MenschtMi  zu  beziehon  sei  li.  11.  (>.  HS. 
Aller  er  nml's  prcdit^nMi  \vas  ihm  als  WalulKMt  aiir<i('i)<uii>cii  isl.  iiik! 
wiMui  ihn  \i(MiKui(l  vcrstiiiHle :  sircr  (//.vc  predie  hat  crrstandoi,  dem 
ff  (tu  irhs  wol ;  trrre  hie  iiirman  geireseii,  ich  mifcsle  si  disem  stocke 
(joprcdict  hau  181,  19.  Wer  zw  der  mystischen  Vereinigniiy;  mit 
göttliehcr  Natur,  die  er  als  Ziel  iuilstellt.  zu  der  er  so  dringend  ein- 
ladet und  die  Wege  lehrt,  ein  liir  allemal  nicht  gelangen  kann,  den 
weist  er  auf  den  Ileilsweg  gemeiner  Christenheit :  er  mopge  an  Christus 
glauben,  seinem  heiligen  Leben  folgen  und  so  seine  Seele  netten 
(498,   18). 

Solchen  hat  er  eben  nichts  zu  sagen,  und  offenliail  l'reilicli  mit 
diesiM'  A]d<ehr  von  den  Geringen  und  Eiiiraltiucu  eine  Muiiehme 
Ausschliefslichkeil,  die  in  seiner  Denk-  und  Prediglvveise  tief  Ixigründet 
isl.  Genug  dafs  er  auch  diesen,  die  seinen  Weg  nicht  zu  gehn  wif- 
sen,  den  Zugang  zum  ewioen  Leben  m'cht  abspricht :  sie  sind  wie 
Leute,  sagt  er  anderswo  (310,  18).  die  mit  halbem  Win  !e  über  See 
fahren  und  doch  iibeikommen  Es  fehlt  auch  nichl  ganz  an  bewussteri 
Vei'suchen  sich  zu  ihnen  hiirabzulafsen,  den  steilen  Weg  ihnen  lischt 
zu  machen.  Wir  hatten  schon  Gelegenheit,  die  scli(rne  LVIII.  l^riMÜtrl 
zu  erwähnen :  hier  sagt  der  Meister,  es  sei  keiner  so  groI)  noch  so 
klein  an  Verständniss  noch  so  ferne,  dafs  er  nichl  die  Freud(^  des 
Herrn,  die  dem  getreuen  Knechte  verheifsen  ist,  in  sich  finden  könne, 
und  leitet  «las,  bezeichnend  genug,  mit  der  Mahnunn-  ..erschreckt  nicht-* 
ein  (186,  1).  So  be^iiml  auch  XCI  mit  di-r  ermiithigenden  Ver- 
sicherung, dafs  id)er  das  mindeste  gute  Werk,  id)er  d(!ii  mindesten 
guten  Willen  oder  die  mindeste  gute  Begehrung  der  ganze  Himmel 
sich  unaussprechlich  freue  (299,  22);  wie  denn  auch  die  ganze  Pre- 
digt sich  darin  bewegt,  von  Gott,  dem  religiees  erfafsbaren,  persoenlirh 
gedachten,  ohngefahr  das  auszusagen,  was  LXXXVH  und  IC  in  ver- 
stiegenster Abstraclion  nur  dem  überperscrnlicheu  reinen  Sein  bei- 
legen. In  solchen  Fidlen  schleift  des  Meislers  lieltev(dles  Gemiilh  die 
Spitzen  seines  Denkens  ab :  aber  die  Fälle  sind  selten  gegen  die.  wo 
ihn  sein  Gedankenfliig  imwidersliddich  hinreifst.  War  es  nichl  am 
Ende  doch  eini;  grofsartige  Verinuug,  einen  solclieii  Gedaiikcninhall 
in  die  Form  der  Predigt  zu  kleiden  und  vor  eine  kirchliche  Vei- 
sanmiluntr  '/w  bringen? 

GeiiK!  wiirden  wir  hierauf  die  Antwort  finden,  dafs  Eck.üd  elx  n 
nur  ausnahmsweise  in  d«>r  Kirche,  wo  Jedermann  Zutritt  halte  und 
eingeladen   \\',w.    gepredigt  habe.     Aber    sie  Krlst  si<'li   in  solcher  Be- 


ECKARD.  415 

stimmtlieit  nicht  (rchni.  Wohl  gestattete  die  Collatio  bei  grol'ser  Frei- 
heit der  Form  auch  eine  ganz  predigtartige,  wie  denn  das  Wort  predige 
lind  (las  Zeitwort  predigen  als  den  weitern  Begriff  bezeichnend  un- 
bedenldich  von  Vortra^gen  gebraucht  wird,  die  ganz  gewiss  Collazien 
sind:  so  71.  10  und  oft  bei  Hermann  von  Fritsiar.  Wenn  daher 
Eekard  sich  dieser  Ausdrücke  häufig  bedient,  schliefst  diefs  die  Natur 
der  Coilazie  von  den  Stücken,  die  er  so  bezeichnet,  keineswegs  aus. 
In  d(M-  That  verr;rlh  er  uns  wenigstens  einmal,  dals  es  Iveine  Kirche 
ist,  in  der  er  predigt,  in  den  Worten  als  ob  ich  gierige  in  disem 
huse  r>on  einem  ende  an  das  ander  18,  28.  Unter  diesem  huse 
kann  man  sich  nur  ein  Refectorium  oder  den  Saal  in  einem  Beginen- 
hause  vorstellen.  Da  nun  die  dritte  Predigt,  in  welcher  jene  Worte 
stehn,  sich  19,  18  sehr  deutlich  auf  die  erste  bezieht  und  auch  die 
zweite  und  vierte  durch  die  Folge  der  Texte  und  der  Gedanken  so- 
wohl als  in  der  Überlieferung  mit  der  ersten  und  dritten  sich  zu  einer 
Reihe  zusammenschliefsen,  so  niiifsen  wir  uns  diese  ganze  Reihe  in 
jenem  luise  vorgetragen  denken.  Dafs  in  Strafsburg  Eckard  in  den 
Begin(;nhänserM  Innenheim,  Offenburg  und  zum  Turn  gepredigt  habe 
sagt  uns  Schmidt  (Alsatia  1858 — 61,  S.  191).  Die  selten  vorkom- 
menden Anreden  brüeder  40,  20.  kinder  31,  15.  lieben  kint  128,  3 
lehren  nur,  dafs  die  betreffenden  Predigten  in  einem  Mönchs-  oder 
Nonnenkloster,  nicht  aber  ob  sie  in  der  Kirche  oder  im  Refectorium 
gehalten  sind.  Dagegen  ergiebt  sich  aus  dem  vor  Augen  des  Predi- 
gers stehenden  Opferstock  in  der  schon  vorhin  angeführten  Stelle  181, 
19  und  aus  der  Unterstellung,  dafs  die  Zuhoerer  beim  Gange  zur 
Predigt  könnten  nafs  geworden  sein  287,  26,  dafs  die  LVI.  Predigt, 
welche  die  ebenso  schwierige  als  der  Erbauung  fremde  Materie  vom 
Unterscliiede  zwischen  Gott  und  Gottheit  behandelt,  i.nd  die  nicht 
minder  subtile  achlundachzigste  dennoch,  so  gut  wie  die  verhaltniss- 
maefsig  populaere  achtundfünfzigste,  in  der  Kirche  gehalten  worden  sind. 
Und  denselben  Schlufs  legen  solche  Unterscheidungen  der  Zuhoerer 
nahe  wie  sie  in  den  folgenden  Stellen  gemacht  werden :  etliche  Hute 
die  horten  gerne  non  unser  vroinoen  zeichen  sagen;  gelerte  Hute 
und  guote  vollekomen  Hute  die  hcerent  lieber  von  irre  heilekeit  und 
rolh'komenheit  149,  31.  Nu  gebürt  uns  fort  ze  sprechende  von 
götlichen  dingen,  von  personen  unde  von  wesenne,  daz  man  mit 
grozem  vHze  muoz  verstau;  die  aber  dise  rede  niht  tool  verstent, 
die  keren  wider  uf  den  gelovben,  den  ich  da  vor  geioiset  han  (jm 
Eingange  derselben  Predigt)   174,  35. 


416  ECK ARD. 

In  (U'r  l'licrlielenmi»-  als  Collazii-  Iiezciclincl  isl.  wie  es  schcijit. 
•Uli"  iiiisre  iXiiinmcr  LIX  (LV  bei  PI'.):  durch  .lulsiTe  (beroinslimmuui; 
mit  ihr.  in  (J»'r  Abwesenheit  des  eigeiillichen  Schrifllexles,  mi  dessen 
Stelle  ein  W  o\[  eines  Lehrers  oder  aueli  ein  Schrill  wort  zum  Aus- 
gangspunkte dienen  kaini,  und  im  freien  Ergnl's  {\ov  Rede  ergeben 
sich  XV.  LYII.  LX.  LXXl^.  LXXII.  LXXXVIII.  XCIV.  CIV  als  Vor- 
trfPge  der  gleichen  Art.  Die  Collatio  im  eiirentlichen  und  ursprüng- 
lichen Simie  des  Wortes  lernt  man  jedoch  aus  den  Tiactaten  kennen, 
wie  das  schon  oben  in  anderem  Znsannnenhanne  anuedeutet  worden 
isl.  Bei  Nr.  XVII  der  Tractate  erhallen  wir  Ineriilier  urkundliche 
Auskunft  in  der  Überschrift :  daz-  sint  die  rede  der  iifiderschcidiuufc, 
die  bruoder  Eckehuri  mit  solichen  liinden  fiele,  diu  in  dirre  rede 
j'rageten  ml  dinges,  do  sie  sazen  in  collationibus  mit  einander. 
Der  Inhalt  des  Buches  war  also  aus  Fragen  der  Jüngerinnen  und 
Antworten  des  Meisters  hervorgegangen :  die  letzter(Mi  gieuffen  natür- 
lich nach  Belieben  in  längere  Vortra'ge  über,  wie  auch  solche  Vor- 
traege  die  Einleitung  der  Collatio  gebildet  und  die  Fragen  selbst  erst 
hervorgerufen  haben  mül'sen.  Nun  hat  freilich  Eckard.  der  hier  selbst 
der  Aufzeichner  ist,  ilie  dialogische  Form  getilgt,  doch  sagt  er  uns 
wenigstens  einmal,  wo  Frage  und  Antwort  stattgefunden  ha])e :  ich 
wart  ye fraget  —  do  sprach  ich  547,  14.  16.  In  andern,  offenbar 
von  Zuh(Hrern  heriiihrendcn  Aufzeichnungen  werden  dagegen  die 
Fragen  zum  Theil  in  ihrem  Wortlaut  eingeschaltet  und  entstehn  durch 
die  Wiederholung  von  Frage  und  Antwort  ganze  dialogische  Partien. 
So  S.  388  fg.  in  dem  Traclat  von  der  edelkeit  der  sele,  wo.  wie  die 
Anrede  bruoder  unde  swester  387,  15  zeigt,  Mönche  und  Nonnen 
zur  Collatio  vereinigt  waren  und  der  Meister  auch  die  erstem  allein 
mit  herzenfriunde  383,  34.  386,  4.  die  letzteren  mit  lieben  kinder 
393,  9  anredet,  worauf  ihm  in  der  Frage  von  jenen  ebenfalls  herze- 
friunt  und  du,  von  diesen  herre  und  />  gegeben  \viid.  Keine  aus- 
geführten Fragen  enthalten  die  Tractate  twn  der  ilbervart  der  gotheil 
und  vom  anerluzze  des  caler,  doch  genug  Spuicn  der  Entstehung 
aus  mündlichem  Vortrage:  auch  hier  die  Anreden  bruoder  und  sicesler 
498,  18  und  herzelieben  kinl  522.  29.  Eine  Frage  konnnt  dagegen 
wieder  528,  9  in  dem  unbenamiten  Traclal  XIV  vor,  und  in  der 
glose  über  daz  ewanyeliuni  s.  Johannis  wird  einuial  der  fragende 
sogar  namentlich  eingeführt :  ich  bruoder  Johannes  frage  zweier 
frage  590,  18;  am  reichsten  endlich  ist  der  von  PfeiiFer  so  genannte 
über  positionum  an  Fragen  nicht  nur,  sonderji  an  ganzen  Dialogen, 
mit  den  Anreden    herre,    guote  herre,    seliger   hcrre,    herzefriuni  S. 


ECKARP.  417 

688.  689  fgg.  672,  so  dals  die  Aufzcichiiiiiiü  nach  Collationen  sich 
nicht  klarer  kund  irchei!  k()nnte.  Es  ist  nicht  zu  verwundern,  dafs 
nun  auch  Eckai'd  selbbt  solche  P'raffen,  die  er  glaubt  erwarten  zu 
dürfen,  zuvorkommend  in  seinem  Vorti'ao-e  fingiert  (z.  B.  892.  80. 
588.  29)  und  dals  er  diese  Manier  von  der  Collalio  auch  auf  die 
Predigt  übertrfpgt.  ^Vir  lernen  aus  diesen  Fragen,  und  sogar  aus  den 
fingierten,  die  Art  von  Zuh(preiii.  die  Eckard  auch  bei  seinen  Pre- 
dig Icn  halle  und  für  die  er  sie  allein  hielt.  cinii>ernialsen  kennen. 
Eine  Kraft  und  Geübtheit  des  Denkens  wird  hiebei  theils  von  den 
Fraireudeu  oll'eJibart.  Iheils  von  dein  Lehrer  vorauso-esetzt,  die  wenig- 
stens bei  den  niitbelheiligten  Xonnen  und  ßeginen  unser  Staunen  i  r- 
regf.  Die  starke  Concenlration  des  geistigen  Lebens  auf  seine  Injöchste 
Angelegenheit,  deren  Wirkung  wir  hierin  erkennen  müfsen,  ist  freilich 
ein  unserm  Zeitalter  allzu  fremd  gewordenes  Gut. 

Nach  dieser  Art  der  Zuhcerer  beniifst  sich  die  Art  der  seel- 
sorgerischen  Einwirkung,  welche  Eckard  in  seinen  Yortreegen  erstrebt. 
Den  offenbaren  Sündern  hat  er  nichts  zu  sagen.  In  LXXVP  finden 
sie  eben  nur  eine  Stelle  in  der  Disposition;  der  Prediger  wendet  sich 
augenblicklich  von  ihnen  ab :  von  diseii  Unten  wil  ich  tiiht  me  sprechen, 
loan  »ie  volgent  ir  vihelichen  sinnen,  da  von  so  werdent  sie  von 
gote  gescheiden  (238,  33).  V'on  den  Gefahren,  welche  das  an  sich 
nicht  sündliche  Leben  in  und  mit  der  Well  für  die  Seele  hat,  lesen 
wir  kein  Wort:  desto  mehr  von  den  Verirrungen,  welchen  das  geist- 
liche Leben,  das  Leben  der  Gollesfreunde  ausgesetzt  ist.  Hier  weifs 
Eckard  den  genauesten  Bescheid  und  hat,  so  oft  er  die  Methodik  des 
Einswerdens  mit  Gott  behandelt,  Gelegenheit  eine  Fülle  gesundester 
Pasloralweisheit  zu  entwickeln.  Ein  in  dieser  Beziehung  besonders 
reichhaltiges  Stück  findet  sich  oben  unter  LIX  niitgetheilt :  es  berührt 
die  meisten  der  Punkte,  die  hier  in  Betracht  kommen  und  sonst  in 
vielen  Predigten  zerstreut  verhandelt  werden.  Vor  allem  die  Lohn- 
sucht, diesen  gröbsten  Schaden,  der  sich  dem  ascetischen  Leben  am 
leichtesten  anheftet,  und  den  die  kirchliche  Praxis,  ja  im  tiefsten 
Grunde  auch  die  kirchliche  Theorie  nur  zu  sehr  begünstigte.  Von 
ihm  finden  sich  anderwärts  die  derbsten  /ausdrücke :  etliche  wollen 
Gott  minnen  wie  eine  melkende  Kuh,  sei  es  um  auswendigen  Reicji- 
thum  oder  inwendigen  Trost  70,  18;  solche  verkaufen  Gott  wie  Judas 
147.  18:  sie  situl  die  Kaufleute,  die  Jesus  aus  dem  Tempel  wirft 
34,  10;  sie  thun  als  ob  einer  aus  Gott  eine  Kerze  machte  etwas  zu 
suchen,  und  so  man  das  Ding  findet,  wirft  man  die  Kerze  weg  (136. 
17).     Man  soll  seine  Werke  aus  dem  innersten  Grunde  wirken  sunder 


418  FXKARD. 

irnrnntbc:  wirkt  man  sie  ans  irjrciuJ  eiiiciii  iiiifserii  Grunde,  waere  es 
Hiiniiielrtich,  Golt.  ewijie  Seligkeit,  so  ist  es  gefehlt:  man  mac  dich 
aber  wol  lidcn,  doch  isf  cz,  daz-  beste  nihl,  so  liigt  er  6G.  5  milder 
;ils  sonst  hinzu  (vijl.  70,  5).  Eine  hesondere  Tnlerart  Ava  g^eisl- 
liehen  Eiaennulzes  und  der  Gegenstand  hesonderer  AncrllTe  ist  die 
IVomme  Geluhlsschwelgcrei.  Einzig  Gottes  Willen  soll  man  suchen, 
nicht  Genufs  der  Andacht  oder  Ruhe  in  Gott:  man  soll  nicht  klagen, 
wenn  man  daran  darbt  70,  2;  wer  so  vi-'l  eif/iws  nutzes  nnde  ge- 
niezinige  unde  süezekeit  des  herzen  begehrt,  ist  kein  Nachfolger 
Christi,  der  sprach  „meine  Seele  ist  betrübt  bis  auf  den  Tod"  242.  9. 
Wer  Gottes  mehr  wiihnt  zu  bekonmien  in  inncrkeit,  in  andaht,  in 
silez-ekeit  und  in  stitider/icher  z-iiofiiegunge  als  bei  grobf-r  Arbeit. 
beim  Feuer  oder  im  Stalle,  der  thut  nicht  anders  als  ob  er  Gott  nähme 
und  ihm  einen  Mantel  ums  Haupt  wunde  und  ihn  unter  v\ne  Bank 
steckte;  denn  wer  Gott  in  wise  sucht,  der  nimmt  die  loise  und  laufst 
Gott,  der  in  der  wise  veritorgen  ist  66,  10.  Das  thfPtige  Leben  — 
freilich  nur  das  in  geistlichem  Sinn  tha?tiae  —  hindert  an  sich  nicht. 
zu  der  Stille  und  Gelafsenheit  des  Gennilhes  zu  konnncn.  die  zur 
Geburt  des  Sohnes  in  der  Seele  erlorderlicli  ist.  und  über  Marthens 
sowohl  als  Mariens  Leben  sieht  Eckard  nut  S.  Thomas  ein  vollkomm- 
neres  drittes,  in  welchem  sich  der  Gegensatz  beider  anlloesl :  di<^fs  ist 
es  das  Paulus  und  das  Christus  selbst  lebte  uml  lehrte :  für  die  Leute 
aber,  die  allein  auf  Beschaulichkeit  aus  sind  und  nicht  auf  Tugend- 
übung, und  die  da  sprechen,  sie  bedürfen  deren  nicht,  /ic  seien  darü- 
ber hinausgekonnnen,  fiir  die:  gilt  das  Wort  ..ilen  Raum,  der  nicht 
Frucht  bringet,  soll  man  abhauen"  18,  8 — 10.  18.  Zu  solcher  Herb- 
heil  IVdirt  unsern  Meister  der  gesunde  Sinn,  der  sich  in  ihm  emp(Prte, 
wo  man  dii'.  Consecjuenzen  seiriei"  in  Onietismus  ausmündend(Mi  Theorie 
praktisch  zu  ziehen  sich  aul!(!fs.  Ganz  im  selben  Simie.  im  Wider- 
spruch mit  allem  llerkonimeu  und  mit  seiner  eignen  frühern  Lehre 
f328,  37  —  331.  L'),  erhebt  er  in  der  n<Muilen  Predigt  das  Leben 
Marthens  über  das  der  Maria,  indem  er.  freilich  ohne  Stiüze  im  Te.\l, 
der  Martha  jene  (iemüthsverfafsun^  des  vollkonujienen  Menschen  bei- 
legt, wo  die  Ruhe  der  in  Gott  versenkliMi  Seele  durch  alle  änfser«; 
G(^schiifligkeil  sich  erhalt.  \\m\  er  hält  diese  Predigt  ausdrücklich  den 
lieben  friunden  gotes  zu  Gehoer  (47,  29):  unter  ihnen  waren  di*i 
Leute  zu  suclien,  die  dazu  kommen  wollen  daz-  sie  icerhc  lidig  sin 
53,  23.  Gesichte  un  I  jeder  Aii  Olfeiibarungen.  die  dem  Menschen 
in  ekstatischen»  Znslande  zn  Tlieil  werden,  wurden  in  den  mystisch 
gestimmten  Kreisen  hojchlich  geschützt  und  erstrebt,  und  Eckard  dachte 


ECK ARD.  419 

Harin  iiidit  anders:  haarte  doch  offenbar  in  der  Ekstase  all''s  Mitwirken 
des  Menselien  am  völligsten  :uif,  war  doch  hier  dem  Wirken  (iottes 
in  der  Seel<'  iler  denkbar  freiesle  Ranm  gegeben.  Dennoch,  weil  er 
sielil.  wie  aneh  auf  diesem  Weg-e  die  Eißenliebc  des  Menschen  sieh 
selbst  zn  schmeicheln  weii's,  erklaM-t  er  es  in  LXXVP  für  ein  HiiultM- 
niss  rechter  Vollkommenheit,  dal's  gute  geistliche  Leute  sich  zn  viel 
anf  Visionen  verlafsen  nnd  der  anspräche  glanben.  die  sie  im  Geisten 
hoprcn.  etwa  dafs  sie  die  liebsten  seien,  oder  von  eines  andern  Ge- 
brechen oder  Tngenden,  oder  dafs  Gott  etwas  nm  ihretwillen  Ihnn 
w(dle  240,  19.  Und  nicht  minder  als  der  nnrechten  geistlichen  Passivitjel 
tritt  Eckard  jener  verkehrten  Aclivitfet  entgegen,  durch  welche  man 
das  handiste  Ziel  zn  erkämpfen  meinte.  Die  geistlichen  Ülunigm, 
wie  Beten.  Lesen,  Sino-en.  Wachen,  Fasten.  Poenilenz  thun,  haben 
freilich  ihren  Wcrth,  aber  nnr  einen  vorbereitenden.  Sie  sind 
dazu  gesetzt,  dafs  der  Mensch  von  den  änfsern  Dingen  zu  Gott  ge- 
richtet nnd  zu  geistlichem  Leben  geordnet  werde,  anf  dafs  ihn  Goll 
nahe  finde,  wenn  er  sein  Werk  in  der  Seele  wirken  will:  ist  abei- 
der  Mensch  zn  wahrer  innerkeite  gelangt,  so  lafse  er,  so  lange  die- 
selbe währt,  kidiidich  ab  von  der  änfsern  Übinig,  und  selbst  ein  Ge- 
lidide  soll  ihn  nicht  mehr  binden,  wenn  er  findet,  dafs  es  ihn  hindere 
Gott  nfpher  zn  kommen  (22,  18—24,  4:  vgl.  29,  12—30,  22). 
Die  Leute  die  in  Pojnitenz  nnd  auswendige  Übung  die  geisllichi; 
Armuth  setzen  und  damit  dem  Eigenwillen  zu  entsagen  glauben, 
dafs  sie  der  Natur  so  viel  als  mocglich  versagen,  die  sind  Esel  und 
viu'stehn  nichts  von  göttlicher  Waiirheit:  sie  sind  grofs  geachtet  vor 
den  Leuten,  arme  Menschen  sind  sie  nicht,  und  wenn  sie  Gott  an- 
nimmt, so  ist  es  nnr  um  der  guten  Meinung  willen,  in  der  sie  irren 
(280,  27).  Die  aber  viel  fasten  und  wachen  und  grofse  Werke  thun 
und  ihren  Gebresten  nicht  befsern,  woran  doch  das  wahre  Zunehmen 
liegt,  die  betriegen  sich  selbst  und  sind  des  Teufels  Spott  171,  15. 
Und  die  ihre  Werke  lauterlich  um  Gottes  Willen  thun,  aber  mit  eigen- 
schaft,  mit  z-it  und  mit  zai,  mit  t^or  und  mit  nach,  also  mit  pein- 
licher Berechnung  statt  aus  freiem  Drange  des  Gemüthes.  sie  sind 
doch  nur  wie  die  Taubenkraemer,  zu  denen  Christus  sagte  ..thut  diefs 
hinweg"  35,  20.  Darum  ra^th  die  Collazie,  von  der  wir  ausgiengen 
(oben  LIX),  geradezu  ein  gemeines  christliches  Leben  zu  führen  ohne 
sonderliches  Thun,  freilich  \n  welchem  Gegensatze  zu  dem  Standpunkt, 
auf  dem  wir  den  Meister  in  dem  Tractate  Swester  Katrei  finden ! 
Ein  Standpunkt,  der  sich  so  schroff  wie  mo3giich  auch  in  den  Schlufs- 
worten  der  LVI.  Predigt  zu  erkennen  giebt.     Aber  indess  Eckard  von 


420  ECKARD. 

(Irr  Wcrliix'hjilzmii:  des  ..^oiidcrliclu-n  Tlutiis"  zurück  ka?ii,  legte  er 
um  so  uiohr  ^^'el•lh  auf  die  Gelarsenlieil.  Tiisre  Sprache  vei'dankt  das 
Wort  der  Mystik:  es  i.sl  der  Zuslaud.  wo  der  Mensch  sich  Gölte  zu 
f/i'unde,  d.  i.  von  (Jruud  aus  «lehil'sen  oder  hinffegeben  hat  (vgl.  21, 
26.  192.  24).  Obwohl  die  Seele  nicht  ruhen  kann  und  alle  Zeil  nach 
dem  ewigen  Gute  jagen  muls.  kann  sie  dazu  doch  nicht  im  Slurme 
und  mit  Vorsätzen  eignes  Thuns  um!  Lalsens  konunen.  sondern  nui- 
mit  se7iffikeit  in  rechter  demiiot,  in  rerz-ifnmy  sin  selbes  in  einem 
ieglichen,  das  da  gecellet  (oben  LIX.  57).  Darum  klagt  er  bald 
über  die  Leute,  die  gar  heilig  und  vollkommen  sein  Avolien  und  sich 
grofser  Dinge  und  Worte  annehmen  und  doch  nicht  ein  Wort  ver- 
tragen können :  sint  des  f/ewis  werUche,  daz-  sie  gotte  rerre  sint 
und  uzer  diser  eiminge  (148,  27):  bald  über  jene,  die  sich  gar 
hoch  dünken  und  gar  eins  mit  Gott  und  sind  doch  zumal  gar  unge- 
laden, denn  sie  halten  sich  noch  zu  so  kleinen  Dingen  in  Lieb  und 
in  Leid  (298,  16).  Durch  die  rechte  Gelafsenheit.  der  die  Geburt 
des  Sohnes  in  der  Seele  nothwendig  folgt,  mufs  sie  ja  für  Lieb  und 
Leid  unbeweglich,  sie  mufs  vielmehr  in  eine  stjete,  unbta?rbare  Freude 
versetzt  werden :  sjehe  ich  dann  meinen  Vater  und  alle  meine  Freunde 
vor  meinen  Augen  todl.  mein  Herz  wjere  darum  nicht  bewegt  (41,  32). 
Doch  weifs  Eckard  auch  diese  Schroffheit  der  Theorie,  sobald  sie 
unter  den  Gottesfreunden  in  eine  fratzeidiafte  Praxis  übergeführt  wer- 
den soll,  menschlich  zu  mildern;  nur  das  mag  dem  Heiligen  in  diesem 
Leben  w«!rden.  daz  in  nihtes  niht  her  übe  von  gote  gewegen  mac 
(52.  22),  Nur  dann  in  der  Tliat,  wenn  der  Mensdi  wirklich  leidet, 
ist  jene  das  geistliche  Leben  kroenende  Kunst  des  Leidens,  von  der  in  der 
ffanzen  hundertundvierten,  aber  nirgend  schoener  als  in  der  LVli.  Predigt 
gehandelt  wird,  etwas  Wirkliches.  Ihre  Schwierigkeit  giebt  endlich 
zu  manchem  strafiMidi-n  Worte  Anlafs.  Die  Miigde  (Apoc.  14.  4) 
folgen  dem  Lamme  nach  wohin  es  gehl:  manche  jedoch  folgen  ihm 
wohl,  so  ez  gal  in  süezikeil  vnd  in  gemache,  so  ez  aber  in  liden, 
in  iingemach  und  in  erbeil  gat,  so  kerent  sie  ivider ;  die  sint  niht 
megde,  sioaz  sie  joch  schinen  (298,  39).  Etliche  Leute,  wenn  sie 
Leiden  angeht,  fragen  „was  habe  ich  Gott  gethan,  dafs  er  mir  so 
grofses  Unglück  giebt?"-  Ihnen  wird  das  Leiden  nicht  nütze,  weil 
sie  es  nicht  recht  aufnehuien:  sie  verschma'lien  Gottes  Gabe  (33P,  25). 
Etliche  thun  die  wunderliche  Rede  ..wüsste  i(h  dai's  es  Gottes  Wille 
waere,  ich  wollte  es  gerne  leiden-'  (oben  LIX,  43),  als  ob  Gott  ihnen 
etwas  anderes  als  seinen  Willen  auferlegen  könnte;  vgl.  134,  21. 
Wir  rufen  alle  Tage  im  Paternoster    „Herr,    dein  Wille    werde",    und 


FXKÄRD.  421 

wenn  sein  Wille  wird,  zürnen  wir;  aber  so  lange  dn  sprechen  kannst 
..ach  WcVre  es  anders  gekommen,  so  waere  es  befser^,  so  gewinnest 
du  nimmer  Frieden  (185.  8). 

Eckard  predigte,  wenn  er  nicht  etwa  bei  CoUazien  sich  <ies  Textes 
ganz  entschlug,  über  die  Perikopen,  welche  für  die  Sonn-,  Fest-  und 
Heiligentage  wie  auch  für  die  gewöhnlichen  Werktage  vorgeschrieben 
waren.  Denn  er  predigte,  wie  Nicolaus  von  Stral'sburg,  viel  in  der 
Woche,  und  zwar  in  Zwischenräumen  von  zwei  Tagen,  wie  sich  aus 
mehrfachen  Rückbeziehungen  auf  die  vorgestrige  Predigt  ergiebt :  als 
ich  egester  sprach  114,  32.  119,  27.  als  ich  egcster  sprach  in  dem 
Jungesten  sermone  oben  LXI,  67;  einmal  auch  ich  sprach  gester 
207,  37.  ob  nur  durch  Schreibfehler  für  egester? 

Einen  Unterschied  der  Behandlung  zwischen  Predigten  de  .sanctis 
und  de  tempore,  der  schon  bei  Berthold  von  Regensburg  kaum  statt- 
lindet,  insbesondre  ein  episches  Eingehn  auf  das  Leben  der  Heiligen 
wird  man  hier  nicht  erwarten.  Den  Geschmack  an  legendarischen 
Wundergeschichten  überlfpfst  Eckard  der  grofsen  3[enge  (149,  31). 
Er  giebt  den  Heiligen  ihre  Ehre,  aber  ihr  Anrufen  als  Mittelspersonen 
zwischen  Mensch  und  Gott,  obgleich  es  328,  30  in  einer  frühen  Pre- 
digt noch  zugestanden  wird,  hat  in  seiner  ausgebildeten  Lehre,  wo 
alles  Mittel  abgethan  sein  soll,  keinen  Platz.  Alle  Geschöpfe  hindern 
die  göttliche  Einung,  und  darum,  weil  die  Seele  eine  Creatur  ist,  soll 
sie  sich  aus  ihr  selber  werfen  und  soll  alle  Heiligen  und  unsere  Frau 
aus  ihr  werfen,  weil  sie  alle  Creaturen  sind  (241,  34).  Niemals 
schliefst  darum  die  Predigt  mit  der  altherkömmlichen  Aulforderung, 
den  Heiligen  anzurufen.  Kommt  sie,  wie  LH  und  LXXXVI,  nach  der 
Erwähnung  im  Eingang  noch  öfter  auf  ihn  zurück,  so  geschieht  es 
nur  um  ihn  als  Muster  der  Seite  des  geistlichen  Lebens,  die  gerade 
entwickelt  wird,  aufzustellen.  Übrigens  wird  der  Text  abgehandelt 
Nvie  in  einer  Predigt  de  tempore. 

Von  der  Weise  dieser  Abhandlung  ist  schon  die  Rede  gewesen. 
Gesetz  und  Grenze  für  die  allegorische  Auslegung  gab  es  nicht,  und 
so  ist  es  nur  natürlich,  wenn  sie  bei  einem  so  reichen  Geiste  wie 
Eckard  an  Wildheil  das  Äufserste  leistete.  Dafs  der  Sparren  im  Auge 
die  Creatur  bedeutet,  die  uns  hindert  Gott  zu  sehen  (241,  30),  dafs 
der  reiche  Mann  in  der  Erzählung  von  Lazarus  in  zweierlei  Weise. 
Kfin  der  gruntlosen  gotheit  und  r>on  einer  ieglichen  zarten  se/e, 
verstanden  werden  kann  (318,  1),  das  sind  nur  ganz  zufällig  heraus- 
gegriffene Beispiele.  Eine  besondere  Weise  ist  die  grammatische  Aus- 
legung, die  einige  Mal  in  ganztMi  Predigten    durchgeführt,    öfter    ver- 


422  ECKAIU). 

(Muzell  ani>ebi-ailit  wird.  Sie  enllockl  diMii  iMiizcliieii  Worte,  und  \Niere 
es  eine  Partikel,  eine  Welt  von  Ideen.  So  Nverden  in  XX  die  Texles- 
uorle  et  ccre  lioiin)  erat  in  /Ät';-M.s'a/ewMliirol)ofenoniiii.Mi :  et  hedeutet 
itii  Latein  ein  vinunqe,  ein  zuobinilen  und  ein  insfiez-en,  hier  also, 
dals  der  Mensch  zesaineiie  i/ebunüen  und  in  yeslozzen  und  yeeiniyel 
ze  gute  si,  u.  s.  \v. ;  und  in  XLIX  wird  eine  ganze  Reihe  liefüler  He- 
(hnitungen  darin  oefundeu,  dals  der  Evangelisl  in  den  Worten  ecce 
niitto  unyeluni  nieiDii  das  ich  verschweigt.  Das  wunderbarste  bei 
der  Sache  ist  der  voUkonnnene  Ernst  und  die  ehrliche  Selbstläuschuno-, 
womit  der  Meister  seine  Kunst  treibt,  ohne  zu  merken,  wie  völlii»- 
bedeutungslos  der  Text  iib(Mhan()l  dadurch  wird,  dals  sich  ludiedingl 
aus  jedem  Texte  die?  Grundgedanken  seiner  eignen  Mystik  herauslesen 
lafsen.  Merkwürdiger  als  die  theoretische  Auslal'sung  382,  3  ist  die 
Stelle  der  ersten  Pi'edigt.  worin  er  einleitend  sagt  ..ich  will  euch  diese 
Rede  handgreillich  beweisen,  obgleich  ich  doch  der  Schrift  mehr  glaube 
als  mir  selber"  (4,  17).  Für  ihn  also  würde  die  Schril'tslelle,  aus 
der  er  selbst  die  rede  nach  seiner  Weise  herauserkla^t  iiat,  statt  des 
Beweises  gelten !  Und  doch  ist  er  im  Stande,  sogar  den  Text  in  der 
i  berselzung  zu  lidschen,  wenn  er  die  Auslegung,  die  er  im  Sinne 
hat,  m'cht  anders  anbringen  kann:  die  Textesworte  et  nialier  iju(edant 
excepit  illum  giebl  er  in  der  achten  Predigt  kühnlich  wieder  unde 
loart  enpfanyen  ton  einer  jancfruuioen,  diu  ein  loip  loas,  um  dan.n 
ausführen  zu  können,  dals  die  Seele  in  ihrein  reciilen  Verhaltnisse  zu 
Gott  in  einer  Hinsicht  Jungfrau,  in  einer  andern  Weib  sein  miifse. 
Und  ein  ander  Mal,  oben  in  der  LXI.  Predigt,  erlaubt  er  sich  ganz 
otfen  die  Worte  des  Textes  zum  Behufe  seiner  Auslegung  umzukeh- 
ren:  nu  weis  ich  gewerlicli,  das  mir  yot  sinen  enyel  hat  gesaut 
sagt  Petrus  bei  Lucas;  Eckard  setzt  dalVu"  trau  mir  yot  hat  sinen 
enget  gesant,  daran  bekennen  ich  gewerlicli,  deim  er  will  enlw ickelu. 
wie  der  Mensch  zur  Erkeiuitniss  Gottes  gelange. 

Der  Text  besteht,  nach  der  langst  üblich  gewcndenen  Weise, 
ni("ht  in  der  ganz(Mi  Perikopc;,  sondern  in  einem  wörtclin  aus  der- 
selben. Di'i'  Predige)"  giebt  ihn  zuerst  laleinisch,  gleich  darauf  oder 
nach  dem  Exordinm  in  deutscher  Umschreibung  (235,  31).  Doch 
genügt  ihm  niclil  inuner  an  einen»  Schrill \\(nte.  um  seine  Gedanken 
daran  auiuspinneu.  Die  zwtdfte  Predigt  z.  B.  eriilfnen  drei  wörtclin 
ans  dem  Evangelium  des  Tages;  in  XLlll.  LXIII.  XCL  t"  wird  je 
eines  aus  der  Epistel  und  ans  dem  Evangelium  zn  Grunde  gelegt;  ja 
in  LXXXIX  zwei  und  in  Cll  vier  aus  ganz  anderen  Stellen  dei'  h. 
Schrift  zu  dem  eiuenllichen  Text  hinzuui'nommcn.     Uli  auch  lenkt  ei 


ECKARD.  423 

im  Verlaufe  der  Predig-l  von  dtMii  aufgoslellten  Texte  zur  Aiish^g-ung- 
einer  an. lern  Scliritlslelle  ab.  die  ihm  gerade  als  passende  (irundlage 
des  ferner  noch  zu  sagenden  in  den  Weg  kommt ;  so  in  LXW  (oben 
LXV,  74)  die  Geschichte  von  Mo^e  und  dem  brennenden  Busch;  mitten 
hinein  in  LXXXVI  eine  Stelle  des  XLV.  Psalmen;  am  Schlnfse  von 
XXl  eine  des   hohen  Liedes. 

T>^«-' P^im  rednerischen  Aufbau  der  Predigt  verfügt  er  in  reichem 
Wunsch  über  mancherlei  Weise.  Die  Partition  kann  entweder  der 
Abhandlung  ausdrücklich  vorausgchn  oder  in  ihr  selbst  mn-  that- 
sächlich  enthalten  sein.  Selten  gohl  er  im  letztem  Falle  so  weil, 
wie  es  Manche  vor  ihm  gethan  hatten  und  wie  er  selbst  es  in 
dem  Tractate  von  den  XII  nutzen  vnsers  herren  licham.es  nicht 
zum  Vortheil  der  Logik  thut,  dafs  eine  sehr  grofse  Anzahl  Theile  unter 
eine  und  dieselbe  Kategorie  etwa  der  Ursache,  des  Mittels  gefafst 
nach  einander  aufgezählt  und  die  einzelnen  wieder  in  mehr  oder 
weniger  zahlreiche  Theile  zerlegt  werden.  Das  Hauptbeispiel  dieser 
Art  ist  die  von  Pfeiffer  als  Nr.  VIll  der  Tractate  eingereihte  Advents- 
predigl;  msefsig  tritt  schon  die  Methode  im  zweiten  Theile  der  Gl. 
Predigt  auf,  wo  der  Vorzug  der  beschaulichen  Ruhe  des  innern  Men- 
schen vor  allen  Werken  des  äufseren  aus  neun  Ursachen  gezeigt  wird; 
ma^fsiger  noch  z.  B.  in  LXIII,  und  in  vielen  andern  Fallen.  Wo  aus 
dem  Text  eine  Anzahl  Sätze,  sinne,  wie  Eckard  sagt,  zur  Abhandlung 
(iestelll  werden,  hat  ein  haarspaltender  Scharfsinn  Gelegenheil  zu 
erscheinen.  So  in  der  leider  schlecht  überliefertem  fünfleii  Predigt 
auf  Grund  des  Textes  Dens  Caritas  est  et  qui  manel  in  caritate,  in 
deo  nianet  et  Dens  in  eo  folgende  Partition:  1.  Gotl  jagt  alles,  was 
minnen  mag,  mil  seiner  Minne,  ihn  zu  miunen;  2.  alles  was  minnen 
mag,  jagt  Gott,  von  seiner  Minne  wegen  es  zu  minjum;  3.  Gott  jagt 
mit  seiner  Minne  alles,  das  minnen  mag,  aus  aller  MaunigfaUigkeil: 
4.  und  aus  sich  selber  '■').  Oder  wenn  in  der  neunzehnten  dem 
wörtelin  Snrrexit  autem  Saulus  de  terra  apertisque  ocv/is  nihil 
pidebat  folgende  vier  sinne  eutnonnnen  werden:  1.  ersah  nich's  und 
das  Nichts  war  Gotl:  2.  er  sah  nichts  als  Gott;  3.  in  allen  Dingen 
sah  er  nichts  anfser  Gott;  4.  da  er  Gott  sah,  sah  er  alle  Dinge  als 
ein  Nichts.  Ein  Beispiel  wohl  durchgeführter  Unterabt heilung  sehe 
man  im  ersten  Theile  von  LXVII.  Neben  dieser  kunstvolleren  Weise 
bedient  er  sich  dann  auch  der  schlichteren  und  alterthümlicheren,  den 


'•)  Slalt  dieses  letzleii  Salzes  liat  der  nachltelsige  Aurzcicliiier  einen  garu  andern 
gesetzt,  aljer  man  ivann  da.^  richtige  au.s  der  Alihandlung  ziiversiclillirli  wie- 
der lierslellen. 


424  ECKARD. 

Worten  iltT  Srlirifl  auslesend  zn  folsron,  nur  mit  zu  viel  Freiheil  und 
Keichlhuni  der  (iedankeneiilwickelung  gegenüber  der  Kurze  des  Textes. 
als  dals  liier  die  Hezeicluiuuü  als  Honiilic!  gereclil  wa're.  Hieher  tre- 
hferen  die  schon  erwahnlen  Liraunnalisch  aiisleoenden  Predigten :  hieher 
unsere  sechziosl(«,  bis  auf  das  Exurdinm  Ireilirli  nur  in  kuapijeui  Auszug 
überlieferte  Predigt ;  hieher  bei  Pt'eilVer,  um  nur  zufallig  hinein  zu 
greifen,  XXVll.  XXVIIl.  XXXI.  XL  und  viele  andre.  Endlich  sind 
al'er  auch  der  Predigten  nicht  \venige.  die  an  keinerlei  (ieselz  des 
Aufbaues  gebunden  sich  frei  ergehn  wohin  die  Dialektik  des  Redners 
sie  lenkt,  und  zwar  sind  dies  nicht  nur  lextlose  Coliazien  wie  oben 
LIX,  sondern  auch  Predigten  de  tempore,  wie  Vll  bei  Pfeiffer.  Schon 
bei  Nicolaus  von  Strafsbui'g  halten  wir  zu  bemerken,  dals  er  mitunter 
gleich  vom  Texte  weg  zur  Erörterung  einer  Reihe  von  Fiagen  über- 
aeht,  so  dafs  der  Text  nur  des  Herkommens  wegen  überhaupl  bei- 
behallen  ist.  So  auch  Eckard :  gleich  in  der  zusammenhanoenden  Vier- 
zahl von  Predigten,  mit  welchen  PfeilFers  Sauunlung  beginnnl.  foljjen 
auf  die  mit  kurzem  Exordiuui  und  drei  Theilen  kunslmadsig  gegliederte 
erste  drei  weitere  über  das  Thema  der  ersten,  in  welchen  dariuil 
bezügliche  Fragen  an  einem  dialektischen  Faden  aufgereiht  und  eriirlert 
werden.  Und  nicht  selten  ist  es  schwer,  eine  Predigt  mit  Bestimmt  heil 
der  zweiten  oder  dieser  dritten  Classe  beizuzahlen :  wenn,  wie  z.  B. 
in  XI,  die  Bes])rechung  des  Texlwortes  bald  abgelhan  ist  und  von  da 
an  die  Rede  in  voller  Freiheit  sich  noch  lange  weiter  ergeht. 

Für  jede  der  beiden  ersten  Classen  ist  sowohl  ein  Exordium  an- 
wendbar wie  eine  Nachrede,  welche  letztere  sich  besonders  dazu  eignet. 
nach  einer  Abhandlung  von  mehr  theoretischem  Inhalte  der  Predigt 
zum  Schlufs  noch  eine  praktisch  erbauliche  Wendung  zu  geben.  Ein 
solches  Beispiel  gewährt  die  schon  genannte  fünfte  Predigt :  nach  dem 
was  in  der  Abhandlung  von  Golt  gesagt  war,  knüpft  der  Epilog  pass- 
lich  einen  dem  Rednei'  auch  sonst  geläufigen  Gedanken  an.  dafs  mir 
das  ein  rechtes  (iebel  sei,  in  welchem  um  (ioll  selber  gebeten  werde. 
Ein  anderes  Beispiel  giebl  unsere  LXVI.  Predigt  Chci  Pf.  LXXXV) 
über  den  Text  Mandafum  novuin  do  rohis :  nachdem  hier  die  dreierlei 
Liebe  Golles.  daran  wir  ihm  gleich  werden  sollen,  die  nalürliche, 
geistliche  und  göttliche,  entwickelt  ist,  folgen  im  Epilog  vier  Stücke, 
die  jeder  haben  nuils,  der  an  derlei  Minne  vollkommen  sein  will,  und 
zum  Schlufs  ein  tnferc  zur  Erläuterung  des  in  der  Abhandlung  ge- 
forderten Aufklimmens  von  einer  ]\Iinne  zur  andern.  Ein  Exordium 
lindel  sich  z.  B.  oben  in  der  LX.  Predigt;  es  ist  dort  zu  einer  aus- 
führlichen Enülerung  über  yollirher  iiature  Interkeit  benutzt,  die  nur 


ECKARD.  425 

dtiiiiin  unverhiiltnissmapfsig  lang  erscheint,  weil  alles  Folgende  nur 
Auszug-  ist.  Die  Hiiviinolfahrlspredigl  LXXV  beginnt  damit  wie  Jesus 
-seine  Jünger  vor  seinem  Abschied  Irtesiele,  weil  seine  Liebe  keine 
Furo'it  noch  Pein  leiden  könne,  obgleich  auch  die  Furcht  ihren  erziehe- 
rischen \>'erlh  habe  :  dann  tu'sl  wendet  sich  die  Rede  dem  Texte  Vado 
parare  rohis  lorum  7a\:  und  in  idnilicher  Weise-  wird  die  siebente 
Predigt  eingeleitet.  In  der  neunzehnten  wendet  sich  der  Hedner  nach 
der  Parlition  znna>chi>t  zur  Auslegung  der  dem  Texte  voraufgehenden 
Worte  ..ein  Licht  vom  Himmel  umschien  ihn'^,  und  er  erstreckt  die 
Auslegung  sogar  noch  über  eine  Stelle  des  hohen  Liedes,  ehe  er  zur 
Abhandlung  der  durch  die  Parlition  gewonnenen  Theile  schreitet.  Die 
Kecapilulation  der  Theile  zum  Schlufse  der  Abhandlung  kommt  wohl 
kaum  vor :  doch  wiederholt  er  mitunter,  etwa  mit  der  Formel  <laz- 
ist  hie  brwiselj  das  abgehandelte  Thema:  so  330,  39.  495,  24:  vgl. 
ähnliches  in  der  Collalio  383,  32.  384.  3.  385,  14.  391.  40  u.  s.  w. 
Oder  w(t  der  Text  rein  auslegend  behandelt  war  wird  eben  nur  der 
Text  wiederholt,  wie   137.  38.  278,  25. 

Die  Gedankenentwickelung  bei  Eckard  besieht  weil  mehr  in  der 
Aullopsung  von  Widersprüchen  als  in  der  Verkettung  von  Schlüfsen. 
Seine  dialektische  Meisterschaft  tritt  natürlich  um  so  glänzender  hervor, 
je  mehr  der  Vortrag  sich  in  der  Theorie  bewegt  und  einen  akademisch 
lehrhaften  Charakter  hat.  Ein  Musterstück  der  letzleren  Art,  von 
feinster  Dialektik  in  der  Gesammtanlao-e  wie  in  der  Ausführuno-,  isl 
die  Collazie  über  den  ^Verth  der  guten  Werke,  die  der  Mensch  in 
Todsünden  thut  (XV).  Aber  man  sehe  wie  er  auch  eine  vorzugs- 
weise erbauliche  Predigt  184,  25  damit  anfangt,  zwei  scheinbar  nicht 
zu  vereinende  Aussprüche  des  Herren  gegenüber  zu  stellen  und  aus- 
zugleichen. In  dieser  dialektischen  Art  besitzt  Eckards  Rede  eine 
dramatische  Anlage,  die  durch  die  Gewöhnung  bei  der  klcesterlichen 
Collatio  Einwürfe  zu  bwren  und  Rede  zu  stehn  noch  mehr  hervor- 
getrieben wurde.  Daher  also  und  auch  hierin  wiedei-  enge  Ver- 
wandtschaft mit  Nicolaus  von  Strafsburg  —  die  häutigen  Fragen,  die 
er  mit  der  Formel  »u  mähtest  du,  mähtet  h\  mähte  man  sprechen 
oder  auch  ohne  eine  solche  Einführung  seinen  Zuhterern  in  den  Mund 
legt  und  die,  oft  lebhaft  und  mit,  einem  leisen  Humor  ausgeführt  (s.  9, 
23.  14.  40.  18,  8  u.  s.  w.),  das  wichtigste  Element  der  Belebung 
für  seine  Rede  abgeben,  l'ud  wie  Nicolaus  erweitert  er  auch  Frage 
und  Ant\vort  zum  Dialog  zwischen  sich  und  den  Zukerern  (25,  37 
bis  26,  6),  führt  er  auch  Draufsenstehende  redend  ein  (232,  27.  233, 
4),  führt  er  mit  Draufsenstehenden  Gespra^che  (58,  14);  er  Isefst  Gott 
Allel.  Predigten.  28 


426  ECKARD. 

in  eigner  Person  den  Fragern  Antwort  geben  (301,  8)  nntl  er  erörtert 
die  Streitfrage  über  den  \ Orzng  von  rersfaiilnisse  oder  iniune  in 
einem  Dialog  zwischen  beiden  (12(3.  20). 

Schwächer    verhiillnilsnurlsig    kommt    das    epische    Element    zur 

Geltung.    Die  sch<pn  ausgeliihrle  Erzählung  \on  der  Samarilerinn  in  der 

LVIII.  Predigt  beweis;!,  dals  auch  diese  Ader  in  Eckards  reichem  Geiste 

hitr.  und  zur  BeslaMiijung  dient  die  achlumlsechziiisle.  \\\  welcher  dei' 

Erlcrsungsrathschlurs  und  die  Bciheiligung  der  drei  göllliclien  Personen 

an  ihm  in  aller  Breite  ganz  mythisch  und  episch  dargestellt  wird :  aber 

diels  sind  vereinzelte  Beispiele.     Er  erzählt  im  Ganzen  wenig  und  wo 

er  es  thut,  fast  immer  in  grol'ser  Kürze,  ohne  episches  Behauen,  rasch 

der  bedeutungsvollen  Spitze  auf  die  es   ihm   ankommt  zustrebend;  mag 

es  nun  eine  Mittheilung  aus  seiner   eignen   seelsorgerlichen  Erfahrung 

sein  (260.  4 )  oder  wie  ein  alter  Meister  seinen  Jünger  au(  die  rechte 

Spur  brachte  (oben  LXVI,  108)  oder  was  ein  Heiliger  bei    gewissem 

Anlafs  sagte  (Pf.  275,  34)    oder    eine    geschichtliche   Anekdote    wie 

vom  Tode    des  Archimedes  (13,  25)  oder  etwas  Novellenlialies  (KiB. 

12.  285,  24).     Seine  eignen  Gedanken  führt  er  mitunter   episch  ein, 

indem  er  ihre  Entstehung  berichtet :    ich  gedahte  in  dirre  naht  332, 

17.  333,  8.  334,  12.  ich  gedahle  eines  nf  dem  wege  163,  29.    do 

ich  hinte  har  gieng,  do  gedahte   ich    wie    ich    alse    rernnnftec/iche 

gehredieti,  daz  ir  mich  wol  cersliiendenf,   und  gedahte  ein   glichnis 

192,  30.     Diefs  Gleichniss  nun  aber  und  fast  alle  die  zahllosen,    die 

er  gebraucht  —  und  sie  bilden  bei  ihm  ein  sichtlich  mit  Bevvusstsein 

gepflegtes  Lehrmittel  —  sie  ermangeln  des   epischen  Charakters,    den 

sie  bei  Nicolaus    so    gerne    annehmen.     Die    rein    epische    Form    der 

Parabel,  die  bei  Eckard   einmal  171,    17    vorkonnnt,    bildet    auch    bei 

Nicolans  die  Ausnahme;    aber    wenn    dieser    hypothetisch    anhebt    mit 

rehte  als  ob,  so  entwickelt  er  doch  alsbald  den  vorausgesetzten  \o\'- 

gang  so  lebhaft  und  ausführlich,    dals  er  eine    selbständige    poetische 

Wirkung  gewinnt.     Bei  Eckard    fehlt    tiiefs  Behagen    der  AuslVihrung 

beim  Gleichniss  noch  durchüängiger  als  bei  der  Erzählung.     Cbrigens 

bildet  den  Gegenstand  der  Vergleichung  nur  selten  (wie  136,  17.  220. 

35.  259,  30)    ein   als    einmal    geschehend  vorausgesetztes  Mivgliches 

oder  Unmopgliches,  gt'wohnlich  ein  im  Menschenlebeu  oder  in  der  Natur 

habituell    odcv    gesetzma-i'sig    Vorkommendes.      Da    mul's    einmal    das 

Handwerk  des  Fischers    (29,  32),    ein    ander  Mal   das    des   Schusters 

(235,  26),    (Mn   drittes   Mal    das  Verfahren    des  Zauberers    (104,   14) 

herhalten.      Mit    besonderer   Liebe    wird  69,  34    das   Gleichniss    vom 

treuen    Hun»l    entworfen:    aber    weitaus    am    häufigsten    wird    für    die 


RCKARD.  427 

o-eistig-en  Vorgänge  die  zu  erläutern  sinJ  die  Analogie  auf  dem  physi- 
kalischen Gebiete  gesuchl,  wo  denn  allerdings  die  \atur  des  Stolles 
eine  binuiig  Iruckene  Belumdlung  uiil  sich  bringt.  Wichtig  ist  fferadc 
diese  Art  Gleichnisse  iu\m  sehe  z.  B.  21,  33.  28,  34.  (55.22.  112. 
37.  114.  17.  165,  15.  180,  34.  271,  15.  25.  297,  1:  \o\.  ;,iuii 
219,  27)  zur  Bß'urtheilnng  Eckards:  sie  zeigen  uns,  welchen  olleneu 
Blick  und  welch  wüsensclusflliches  Interesse  ^)  IVu'  die  Natur  der  Rlaüii 
besal's,  der  nicht  dringend  genut/  dazu  mahnen  konnte,  dal's  die  Seele 
von  aller  Crealur  los  würde.  Hai  er  uns  doch  sogar  eine  ganze 
astronomische  Predigt  (LXVII)  hiulerlarsen.  in  welcher  der  Hinnne! 
des  ptolema^ischen  Systems  bis  ins  Einzelne  als  Vorbild  der  Seele  be- 
handelt wird.  Der  niht  denne  die  creature  bekante,  der  bedürfte 
niemer  gedenken  uf  dekeine  bredie ;  ein  iegelichiu  creature  ist  col 
r/ofes  und  ist  ein  bnoch :  so  lautet  sein  eigner  Ausspruch  über  diesen 
l'iuikt  271,  33.  Es  ist  nicht  schwer  zu  sehen,  in  welchem  Sinn«» 
sich  diese  Hochschätzung  und  jene  Versclnnjehung  der  Creatur  sehr 
wohl  mit  einander  vereinigen. 

Wenn  Eckard  sparsam  ist  in  Anwendung  epischer  Reize,  so  lehn 
es  darum  seiner  Darstellung  nicht  überhaupt  au  poetischem  Leben. 
Nicht  weil  dasselbe  zu  selten  hervortritt,  weit  eher  weil  es  zu  eben- 
madsig  verbreitet  ist.  w?ere  es  schwer,  durch  eine  Blumenlese  den 
Beleg  zu  bringen.  Könnte  man,  um  nur  ein  bezeichnendes  Beispiel 
zu  geben,  eine  Predigt  mit  pr,Tgnanterer  Schoenheit  schliefsen  als  es 
131,  13  mit  den  Worten  geschieht  Jacob  ruowefe  an  dem  abende. 
Nu  baten  wir  e  uinbe  ein  nn  :  nu  biten  wir  nmbe  ein  kleine  dinc, 
eilt  umb  einen  abent.  Daz  uns  der  gegeben  werde,  des  helfe  uns 
got.  Auch  darauf  noch  sei  hingewiesen,  wie  feierlich  prächtig  er  288, 
10  ein  erotisches  Bild  aus  dem  hohen  Liede  auszuführen  weifs :  um 
so  mancher  Stelle  zu  geschweigen,  wo  er  mit  immer  feinem  Takt  in 
diese  vielbenutzte  poetische  Schatzkammer  greift.  Seine  frischgepr.'ßgle 
Ausdrucksweise  für  metaphysische  Dinge  hat  überhaupt  (m'uo  durch- 
gehen<le  schimmernde  Bikllichkeit,  die  allein  schon  hinreicht  einen 
dichterischen  Hauch  über  die  Rede  zu  verbreiten.  Barock  will  uns 
freilich  das  so  unendlich  oft  wiederholte  Bild  des  Geba^rens  in  mancher 
seiner  Variationen  amnuthen :  so  die  im  Kindelbette  Hegende  Gottheit 
oben  LXVI,  75,    oder    der  Mensch,    der    in    wachem    Traume    glaubt 

■•i'!l 


')  Ecliard    Itennt  ii.  a.  aucli    den    plastischen  Einilnf^   der  Seele    auf   den  Leil» 
lind  ist  150.  8  drauf  und  drar.    hieiauf   eine    nalurwifs-nschaf'liche  Theorie 

(le.s   \\  iiiiilcr.s  zu   lieüriiiKicti. 


428  ECK ARD. 

sthwangor  von  Nicht:?  zu  werde»  und  von  dem  Nichts  (Jotl  gebiert 
83,  1 ;  aber  wie  giückhch  wirken  hinwieder  solche  mythisierencU* 
Wendungen  wie  29,  19.  102,  15.  136,  84.  Aus  dem  zweiten  dieser 
letzloenannten  Beispiele  ersieht  man  zuffleich,  dals  es  diesen  liefsinnijien 
Predigten  soßar  an  den  (ilaiizlichtern  eines  oemüthlichen  Humors  nicht 
ganz  fehll;  man  vergleiche  noch  06.  12.  78.  29.  233.  5.  331,  29. 
Auch  an  Derbheiten  fehlt  es  nicht  ganz :  ich  habe  zu  bemerken  ver- 
säumt, wo  z.  B.  die  Seele,  d(.'r  es  bei  der  Crealur  Avohl  ist,  mit  dem 
roskecer  im  rosdrec  verglichen  ^^ird.  Einmal  hat  Eckard  bei  Regen- 
wetter in  die  Kirche  gehen  mülsen,  wo  er  predigen  sollte ;  »las  giebl 
dann  zu  folgendem  Spiisschen  Aiilafs:  AUez  Zeit  und  liep  kiiinf  ron 
ttihine.  Ich  yedahle  ander  iregen^  do  ich  her  solte  gan,  ich  icollc 
niht  her,  ich  trnrde  doch  naz  von  minne.  Swenne  ir  naz-  sit  wur- 
den, daz  lazen  trir  sin  (287.  23). 

Insofern  bei  einem  der  Menge  unverständlichen,  von  ihrem  Denken 
und  Thun  abgewandten  Inhalte  von  volksma^fsiger  Behandlung  die  Rede 
sein  kann,  hat  Eckard  auf  diesen  Ridim  kaum  weniger  Anspruch  als 
Nicolaus  oder  selbst  Berthold.  Er  trat  ja.  beladen  mit  Schulweisheit, 
aus  der  Schule  vor  die  Gemeinde,  und  er  machte  die  Kanzel  weit  mehr 
zum  Katheder,  als  es  ihr  eigentlicher  Zweck  erlaubt:  aber  indem  er 
die  -Muttersprache  zu  seinem  Orffau  wählte,  fühlte  er  sich  alsbald  auch 
ganz  als  Sohn  seines  Volkes.  Er  hat.  wo  er  will,  eine  schwunovolle. 
eine  eindringliche  Beredsamkeit,  aber  er  hat  keine«  Rhetorik.  Di«' 
Figuren  und  Manieren,  die  Anaphern  und  Antithesen  und  was  all  das 
Mittelalter  von  der  spfTtrcpmischen  Redekunst  gelernt  und  was  auch 
in  der  altern  deutschen  Prieslerpredigl  hie  und  da  Anwendung  ge- 
funden hatte,  Eckard  verschmaeht  es  so  gut  wie  die  übrigen  Prediger 
der  neuen  Orden.  So  grofs  seine  Verehrung  für  Autrnstin.  so  etijj 
vielfach  sein  Anschlufs  an  ihn.  in  der  Form  ^^ahlt  er  ilm  nie  zum 
Vorbild:  wie  sehr  stechen  die  zahlreichen  übersetzten  CihxU'.  überall 
von  Eckards  eigner  Sju-ache,  von  deren  an  NachlaMsiükeil  streifender 
Ungezwungenh<'it  ab.  Und  diefs  gilt  für  seinen  eigentlichen  Lehrton 
jucht  nunder  als  für  den  bewegteren  Ton  der  mystischen  Schauun^ 
und  der  vvarmat'fühllen  Partenese.  Die  wifsenschaflliche  Prosa,  dir 
er  wenn  nicht  zu»;rsl  schuf,  doch  am  fruchtbarsten  entwickelte,  die 
er  das  Tiefste  und  Absiracteste  |diantasie>oll  zwar,  aber  klar  imd 
treffend  auf  Deutsch  zu  sagen  lehrte,  ist  so  frisch  und  unbefangen 
aus  dem  Oii«^«'kbrunnen  der  Sprache  geschopH,  dals  sie  uns  gar  \^ohl 
an  die  seines  Geistesverwandten  Plalo  gemahnen  darf.  Nicht  dals  der 
fremde  Knuslau.-^dnick.  wo  er  sich  schon  eiuzuliürgeru  begannen,   ver- 


TAULER.  429 

scbnifpht  würde:  forme  und  materie  sind  beide  willkümnien.  aber  für 
unser  formell  und  materiell  wird  förmlich  nnd  materielich  au^  ihnen 
trebildet.  Mancher  Gewinn  im  Einzelnen  list  der  Sprache  von  daher 
geblieben,  manches  wieder  verloren  gegangen:  das  Wichtigste  war 
(loch  der  Voroan'j.  die  Anleitung  im  Allgemeinen,  aus  welcher  letzt- 
lich unserm  Zeitaller  das  vielmissbraachte  Gemeingut  einer  wifsen- 
schalllichen  Ausdriicksweise  herrührt. 

In  Hinsicht  des  sneculativen  Gehaltes  halte  sich  die  deutsche 
Vlyslik  in  Eckard  zuna^chst  so  erschöpfend  ausgesprochen,  dafs  das 
nachfolgende  Geschlecht  wesentlicn  von  seinem  Tische  zehrte.  Als 
Prediger  dagegen  wurde  er  von  dem  Ruhm  eines  Jüngers,  des  Strafs- 
burgers  Johannes  Tauler  *).  ohne  dafs  dieser  in  der  homiletischen 
Methode  Besondeies  geneuert  hätte,  überstrahlt.  Tauler  halle  von 
1325  an  zu  Köln  Eckards  Lehre  genolsen  und  begegnet  uns  in  den 
folgenden  Jahrzehenten  als  Leseineister,  Prediger  und  angesehene 
Person  unter  den  Gottesfreunden  zu  Basel  und  Strafsburg,  an  welchem 
letzteren  Orte  er  dem  Inlerdicte  Trotz  bot  und  darüber  der  kirch- 
lichen Censur  verfiel.  Aber  erst  in  der  Mitte  seines  Lebens  und  des 
Jahrhunderts  trat  der  Wendepunkt  ein.  der  ihn,  wie  es  scheint,  zu 
dem  machte,  was  er  für  uns  ist:  es  war  die  Berührung  mit  dem 
damals  noch  jungen  Gottesfreund  aus  dem  Oberlande,  den  Schmidt 
Xicolaus  von  Basel  genannt  hat.  und  die  geistliche  Zucht,  in  die  er 
sich  von  diesem  merkwürdigen  Menschen  nehmen  liefs.  Die  in  Hand- 
schriften und  Drucken  den  Predigten  Taulers  vorausgehende  Historia, 
aus  der  wir  dieses  Verhällniss  kennen.  Isefst  ihn  selber  sagen,  dafs 
er  bisher  in  seinen  Predigten  viel  Latein  eingemischt  und  viel  Stücke 
gemacht  habe.  Die  Predigt,  diu  zur  Bezeichnung  dieser  früheren 
Richtung  der  Historia  einverleibt  ist,  laefsl  zwar  das  Latein  geflifsenl- 
lich  weür,  enthält  aber  in  der  That  nicht  weniger  als  24  Stücke,  indem 
sie  so  viele  Kennzeichen  des  geistlich  vollkonunenen  Menschen  auf- 
zählt.    Tauler  huldigte  also  jener  mehr  erwähnten  älteren  Manier,  die 


*)  Über  sein  Leben  und  seine  Letire  s.  das  verdieusivolle  Bucti  vun  Carl  Schmidl : 
■loliannes  Tault-r.  riamb.  1841,  soJann,  dessen  Ergelmis^e  iheiiv%eise  l)ericb- 
ligend,  Pre^ers  Vorarbeiten  zu  einer  Geseb.  der  d.  Mystik  im  39.  Bande 
der  Zschr.  1".  bist.  Theo).  Für  seinen  Text  sind  wir  leider  noch  immer  auf 
die  allen  Druclte  angewiesen,  vorzüglich  den  lerten  und  reichsten  derselben 
Basel  1521,  wiederholt  1522,  der  bei  guter  Überlieferung  doch  die  Sprach« 
seiner  Zeit  nicht  nur  in  Lauten  und  Formen,  sondern  auch  lexikalisch  iu- 
gleicht.  Im  LB.  finden  sich  zwei  Predigten  Taulers  nach  der  1870  ver- 
brannten ältesten  Stratsburger  Handschrift,  eine  dritte  nach  einer  llclschr.  des 
14.  .labrh,  im  Anhaiitr. 


430  TAULER. 

geeigwei  wai".  dem  lld-iei'  diirih  eine  scheinbare  Fülle  zu  iin|)oiiieren, 
diefs  aber  mir  aiii'  K<isl('ii  der  logischen  Durchbildmiff  imd  daher  auch 
diT  \\irklicheii  geistiuen  Anreguii«:  vermochte.  i'l)erluuipt  aber  iial 
die  Predigt,  so  viel  man  auch  der  verkürzenden  L  berlieleriing  auf- 
rechnen mag  und  so  mystisch  in  der  Denkweise  sie  ist,  etwas  leblos 
trockenes,  das  sich  von  dem,  was  wir  sonst  als  Taulers  Eigenthüm- 
lichkeit  k(mn(>n,  sehr  fühlbar  abhebt ;  und  wir  haben  also  bei  diesem 
Manne  das  merkwin-dioe  Beis|)iel  einer  erst  aid"  der  Neige  des  Lebens 
aufspringenden  reichen  Ader,  zu  deren  Er>\eckung  ein  tielgreit'ender 
psychologischer  Process  erforderlich  war.  Acht  Jahre  des  ..\ollkom- 
menen  Lebens"  ^^aren  ihm  hierauf  noch  geschenkt,  um  die  neue  Kraft, 
die  es  in  ihm  entband,  in  der  Predigt  zu  verwerlhen :  unil  die  edle 
Einfall,  den  irchlichten  klaren  Aufbau,  die  ungezwungene  Gedanken- 
enlwickelung  und  vornehmlich  die  innere  Wärme  seiner  besten  Pre- 
digten werden  wir  als  Früchte  jener  Krise  betrachten  dürfen. 

An  die  Stelle  der  vornehmen  Sproedigkeit,  die  den  Meister  auch  da 
nicht  verlaust,  wo  er  recht  eigeidlich  zum  Herzen  und  ins  (Jewissen  reden 
möchte,  tritt  nun  in  Taulers  Rede  wiederum  die  Eigenschaft,  die  den 
Volksprediger  macht,  die  bequeme,  sorglose,  gemüthliche  Fülle  des 
Ausdruckes,  die  sich  den  Hoerern  leicht  herablfefst  und  immer  wieder 
Fühlung  mit  ihnen  sucht,  und  die  dem  Menschenleben  bis  in  die  Einzel- 
heit seiner  ethischen  Erscheinungen  mahnend  und  strafend  nachzugehen 
weifs:  dem  Menschenleben  natürlich,  wie  es  sich  in  den  geistlich  ge- 
weckten und  zumal  den  khesterlich  abgeschiedenen  Kreisen  entwickelte: 
denn  so  volksmiel'sig  Tauler  zu  reden  wusste,  seine  Rede  gieng,  wie 
die  Eckards  und  aller  mystischen  Prediger  «lieser  Zeit,  an  die  Nonnen 
in  deren  Kirche  sie  erscholl,  und  den  Wellleuten  die  sich  zu  ihr 
drängten  blieb  idierlafsen,  daraus  für  sich  mitzunehmen,  was  sie 
mochten.  Bei  einem  so  angelegten  Prediger  tritt  d«>nn  naliü'lich  die 
Iheorelische  Erörterung,  so  wenig  er  sie  grundsätzlich  verschmäht 
und  so  geläulig  er  nut  den  Regrifl'en  der  Schule  operiert,  weit  zurück 
hinter  die  eigentlich  erbaidiche  Einwirkung,  oder  sie  bewegt  sich  doch, 
wo  sie  zur  Geltung  konnnt,  viel  eigentlicher  in  der  Methodik  des  Eins- 
werdens nnl  Gott,  als  in  den  psychologischen  und  metaphysischen  Fra- 
gen, die  damit  zusammenhängen  und  bei  Eckard  einen  so  grofsen 
Raum  einnehmen.  Seiner  Mystik  fehlt  daher,  zi'mal  er  auch  Eckards 
gefährliche  Neigung  zur  Paradoxie  nicht  theill,  jem-r  Geruch  des 
Pantheismus,  der  die  schlichte  christliche  Frömmigkeit  bei  dem  gnti'sen 
Mi.ister  erschreckt;  vielmehr  ist  er  eifrig  darauf  aus.  gefährliche  Spitzen 
des  mystischen  Denkens,  wie  etwa  die  ^^'esentlichkeit  der  Vereinigung 


SUSO.  431 

mit  Coli  oder  (i;is  (,)iiiolistische  in  der  Ethik  imiziibiogen,  oliiie  viel 
zu  (rasjon.  Avic  sich  das  mit  der  systematischen  (ji^schlolsenheil  der  Lehre 
verltajje.  Er  ist,  obirleich  er  meistens  in  sehr  ausführlicher  Iberlieferung 
zu  uns  spricht  *),  in  keiner  Hinsicht  was  man  einen  glänzenden  Pre- 
diger nennen  kann:  gerade  dadurch  kounnl  vielleicht,  was  seine  Stärke 
ist,  die  aus  bewegtem  Inneren  hervorgehende  herzenswarme  Eiiidrino- 
lichkeit  zu  desto  reinerer  \>'irkung.  Und  so  genieisl  er  den  Vorzug 
vor  den  Genolsen  seiner  Zeil  und  seiner  Richtung,  dal's  die  gesunde 
Krall  seiner  Rede,  sprachlich  Jeweilen  erneuert  ■"■"')-  auch  in  die  neuere 
Zeil  hinein  und,  niil  dem  Placet  Luthers  versehen,  auch  im  Protestantis- 
mus erbauend  fortwirken  konnte. 

Um  auf  Taulers  Weise  und  Kunst  so  genau  wie  bei  Eckard  auf  seine 
einzuffehn  müsste  zu  Vieles,  worin  er  sich  jenem  anschliefst,  auch  in 
Hinsicht  der  seelsorgerischen  Tendenz  und  der  rednerischen  Behand- 
lung lediglich  wiederholt  werden. 

Nachdem  wir  wenigstens  den  Platz  bezeichnet  haben,  der  dieser 
ehrwürdigen  Gestalt  in  der  Geschichte  der  deutschen  Predigt  gebührt, 
st  i  zur  Ergänzung  des  grofsen  Dreigestirnes  altdeutscher  Mystik  hier 
gleich  auch  Heinrich  Siuse  (lat.  Suso)  genannt,  der,  wenig  älter  als 
Tauler.  aus  dem  Hegau  gebürtig,  im  Dominikanerkloster  zu  Constanz 
und  spa'ter  in  dem  zu  Uhn  bis  1365  sein  Leben  führte:  vom  acht- 
zehnten bis  zum  vierzigsten  Jahre  malsloser  Selbstpeinigung  hin- 
gegeben, dann  tha^tig  als  Prediger  und  als  Seelsorger  geistlicher 
Frauen,  namentlich  der  im  Kloster  Toefs  bei  Winterthur,  wo  eine  seiner 
geistlichen  Töchter,  Elsbeth  Staglin,  seine  Mittheilungen  über  sein 
Leben  aufgezeichnet  hat.  Er  hatte  mit  Tauler  in  Köln  zu  Eckards 
l^üfsen  gesefsen  und  erfuhr  nachmals  in  der  Verdanunung  seines 
Buches  von  der  ewigen  Wahrheit  dal'selbe  Loofs,  das  dem  von  ihm 
hochverehrten  Meister  gefallen  war.  Wie  Eckard  die  Mystik  vor- 
wiegend von  der  Seite  der  Erkenntniss,  Tauler  sie  von  der  Seite  des 
Willens  fafste,  so  war  es  ihm  gegeben,  sie  mit  reichem  dichterischem 
Sinne  von  der  Seite  des  Gefühls  zu  erfafsen;  aber  er  erlangte  seine 
Redeutun.g,  wie  der  gleichzeitige  brabantische  Mystiker  Rusbroek,  nicht 
als  Prediger,   sondern  als  vielgelesener  SchriHsteller.     Von    der  Buls- 


")  Sehr  verschieden  von  seiner  rednerischen  Ausdruclvsweise,  rein  schriri^lelic- 
risch  ist  der  Ton  in  seinem  Bnche    von  der  Nuchfolgiing   des   armen  Lehens 
Christi,  das  in  einer  Ausgal)e   von  1621    und    deren    genauer  Wiederholung 
Kranlifurt  1833  vorliegt. 
-"•)  Zuletzt  Franlifurl  a.  M.   1826  und  von  Biesenlhal  Berlin   1842. 


432        FXKART)  DER  .U  XGK.     HEKM.WN   VON  FRITSLAB. 

predifft,  die  er  eine  Zeit  hmg  iii  Schwaben  imi  der  Schweiz  und  den 
Fiheiii  ciillanL"^  getrieben  hat,  bi;t.itzeii  wir  kein  Denkmal :  sechs  Kh)sler- 
piediglen  v(in  ihm.  die  nii.s  die  Kölner  Ausy^abe  Tanlers  von  154:> 
überliefert,  lalsen  noch  viel  weniger  als  Tanler  \on  Eckardiscbcr 
Specnlation  durchblicken,  athmen  aber  in  dei"  Trcesllichkeil  ilires  In- 
halier und  in  der  milden  Scluertheil  ihrer  Dar.slelliuiir  den  liebens- 
würdifien  Geist  ihre»  Verl'afsers  -). 

^'eben  Snsos  Prediulen  hat  dieselbe  Kölutr  Ausgabe  /.v.ei  Eckards 
des  jungen  aiif"üt:nonimen,  dessen  Namen  freilich,  wie  den  Susos,  aber 
gewiss  mit  ebenso  gutem  Grund,  erst  der  lateinische  Übersetzer  Surius 
beigefügt  hat.  Er  geho'rle  der  Ordensprovinz  Sachsen  an  und  starb 
1337:  ein  hervorragender  Jünger  des  grolseii  gleichnamigen  Meisters 
uiul  allem  Anschein  nach  identisch  mit  Eckard  von  Grinidia^.  dem  Ver- 
fafser  des  wichtigen  Traclates  von  der  wirkenden  und  möglichen  Ver- 
nunft (s.  Preger  Sitzungsber.  derb.  Akad.  1871.  I,  S.  170).  Andere 
werthvüUe  Stücke  von  ihm  kt^nit  Preger  zu  Wien.  Aber  aufser  einer 
von  Husbroek  enthält  die  Kolner  Ausgabe  unter  Taulers  Namen  noch 
15  Predigten,  von  denen  Schmidt  (^Tauler  S.  71)  ihm  nur  fünfe  zuschrei- 
ben möchte:  und  ebenso  birgt  sich  in  dem  reichen  Material  des  zweiten 
Thciles  der  Basler  Ausgabe  wohl  mehr  als  ein  der  Beachtung  nicht 
unwerther  Prediger  iniler  dein  Namen  Taulers. 

,\uch  Heinrich  von  Nördlingen.  jener  mit  Tauler  wie  mit  Suso 
verbundene  Gottesfreund,  dessen  Persoenlichkeit  uns  aus  seinen  Briefen 
an  Margarelha  Ebnerin  so  lebemlig  entoegentrilt,  hat  im  Laufe  seines 
Wanderlebens  viel  und  mit  Wirkung  gepredigt,  aber  seine  Hede  ist 
tVu-  uns  verschollen,  ^^'elche  Menge  namhafter  Prediger  neben  den 
greisen  die  wunderbare  religio.»se  Erregung  jener  Zeil  hervorti'ieb. 
die  unscier  Keimlniss  ganz  oder  bis  auf  geringfügige  Proben  enlgelin. 
lehrt  ein  Blick  auf  die  von  Pfeiifer  Germ.  3,  225  \'gg.  milcretheilten 
Sprüche  der  Mystiker.  Eine  andere  Oi'elle.  aus  der  ^^ir  von  jener 
homiletischen  Fruchtbarkeit  einen  Gesclimack  gewinnen,  ist  das  im 
I.  Bande  von  Pfeilfers  Mystikern  enthaltene  Heiligenleben  Heiinanns 
\on  Fritzlar.  Der  Verfafser.  wedur  Meister  noch  Bruder  aenannl. 
sondern  oil'eidiar  ein  gottesfreundlicher  Laie  wie  Bulman  Merswin  zu 
Strafsburg  und  Nicolaus  von  Basel,  hat  das  Buch  zwischen  i;t43  und 
1349,    wie    es    scheint,    zu   Erfurt    (s.  218,  33)    zum  Gebrauche   bei 

*)  Susos  Leben  ii.  Sctiritten  in  jetziger  Sctirit'ispraclie  tirsgep.  v.  Diepenttrocli 
Regetisli.  1829.  Über  sein  I.el>cn  Sclimid!  Theol.  Swidieii  u.  K'rililtt*n  184B, 
835  fgg.  freier  Zschr.  I.  Iiisl.  Tlieol.  1869-  119  f^l.  Kine  .«einer  Pre- 
digten .s.  im   .\nhniig. 


ANDRE  MYSTIKER.  433 

erbauUoher  Vorlesung  Ausammengeslellt.  Es  enthält  Lesestücke  für 
alle  Fest-  und  Heiligeutage,  die  zwar  von  keinem  biblischen  Text 
ausgehn,  aber  sich  im  Übrigen  formell  als  Predigten  oeben.  auch  sich 
selbst  bald  als  predige,  bald  als  coUazie  bezeichnen.  Obwohl  nun 
so  der  laienhafte  Verfaiser  —  und  da»  ist  eine  merkwürdige  That- 
sache  —  förmlich  als  Prediger  aullritf.  zeig!  er  freilich  keine  Ahnung 
der  Kunsterfordernisse,  die  dazu  gehceren.  Er  hat  die  gute  Meinung, 
mit  der  zu  dem  Tage  gehoerigen  Geschichtserzählung  zu  heiserer  Er- 
bauung häufig  auch  ein  mystisch  betrachtendes  Element  verbinden  zu 
wollen :  aber  es  konnnt  ihm  nicht  bei,  dafs  dasselbe  in  einer  inneren 
Verbindung  mit  dem  erzählenden  Thcile  d -r  Predigt  stehn  müfse.  er 
besinnt  sich  keinen  Augenblick,  eine  ganz  fremdartige  Gedankenreihe 
seiner  Erzählung  iiufscrlich  anzuschweifsen  Diefs  betrachtende  Element 
nimmt  er  dafür  auch  nicht  ans  sich  selbst,  sondern  aus  guten  Out'Uen. 
Hzze  mle  anderen  buchereu  uud  uz-ze  vile  predigaleu  und  uzze  eile 
lereren  4,  15:  anderswo  (63.  22).  nachdem  er  am  Schlufse  einer 
Predigt  angegeben  von  wem  sie  ursprünglich  gehalten  worden,  knüpft 
er  daran  mit  Bezug  auf  die  eben  angeführte  Stelle  des  Prologs  die 
Bemerkung :  waz  dirre  lerer  rar  gcschriben  isl  in  diseme  buche,  daz- 
smf  antweder  meist erpfujfeu  oder  siut  lesemeistere,  und  ir  ist  kein, 
her  habe  ganze  prediate  in  disem  buche,  di  her  gesprochen  hat. 
Also  nicht  nur  einzelne  Stellen  sind  diesen  Gewährsmännern  entnom- 
men, sondern  jedem  auch  ganze  Predigten,  und  allerdings  zeigen  manche 
der  aus  Erzählung  und  Betrachtung  gemischten  Stücke  einen  einheit- 
lichen Aufbau:  anderswo  sind  ganze  Predigten,  freilich  in  dürftigem 
Auszuge,  der  Erzählung  angehängt.  Schade  dafs  Hermann  nur  zwei- 
mal (63,  32  u.  129,  40)  Namen  nennt.  Die  Hauptmaterien,  welche  Eckard 
und  seine  Schule  beschäftigten,  kommen  auch  hier  voi',  uud  eine  genaue 
Untersuchung  und  Vergleichung  wird  vielleicht  noch  Manches  heim  weisen. 
Wie  viele  der  zahlreichen  Prediger,  von  denen  die  Sprüche  Germ. 
3.  225  fgg.  herrühren,  aus  Eckards  Schule  hervorgegangen  sind,  hefst 
sich  bei  der  Kürze  dieser  Redeproben  nicht  erkennen.  Anders  ist  es 
bei  den  umfänglicheren  Mittheilungen  Pfeiffeis  in  Haupts  Zeitschr.  8. 
209  fgg.  Hier  begegnen  wir  vor  allen  dem  Meister  selbst,  wenn  anders 
Preger  (Zschr.  f.  bist.  The(d.  34.  164  fgg.  36,  454)  ihm  mit  Recht 
die  mit  den  Namen  Krall  von  Boyberg  und  Franke  von  Köln  bezeichneten 
Stücke  überwiesen  hat:  die  andern,  von  Bischof  Albrecht  natürlich  und 
von  Albrecht  dem  Lesemeister,  der  mit  jenem  schwerlich  eine  Person 
ist,  aber  sein  Zeitgenofse  scheint,  abgesehen,  bewegen  sich,  melir  oder 
minder  augenfällig,  in  Eckards  Gedankenkreise;  so  zwar,  dafs  Bruder 


434  I)i:i5   V()\  STKRX(i ASSEN. 

Arniild  der  HdIIic  und  der  von  Kronenhero- ")  d.is  eigentlich  aseetisclie 
Gebiet  nicht  verhU'sen,  der  Giseler  dagegen,  Heinrich  von  Eirwiiit  und 
{\er  von  Siernoafsen  die  nsyslischc  Specuhition  t>elhst  auf  die  Kanzel 
bringen  und  so  sich  an  Eckard  in  dessi'u  ingenslcni  AN  irken  anschlielsen. 
Alle  drei  thun  es  mit  einer  den  Stofl"  beherschenden  Freiheit  und 
erscheinen  als  des  Meisters  würdige  Jünger:  am  reinsten  theoretisch 
und  vielleicht  mehr  scholastisch  als  mysliscli  angelegt  der  Giseler: 
schwungvoll  und  eindringlich,  aber  von  einer  Neigung  die  Kunstans- 
drücke  schwülstig  zu  liiiiiren  beherscht  Heinrich  von  Egwinl :  der 
bedeutendste  unter  ihnen  ohne  Zweifel  ilcr  \ou  Sterngal'sen,  von  dem 
die  vorliegende  Sammlung  zwei  von  Pfeiffer  seiner  Zeit  (11.  Zsclir.  8, 
251  Amn.)  in  Aussicht  gestellte  Stücke  bringt**). 

Der  von  Sterngalsen,  so  wird  er  ohne  Angabe  des  Tanlnamens 
in  den  Handschriften  meistens  bezeichnet:  nur  bei  unsrer  Nunnner 
LMll  nennt  ihn  die  Einsiedeier  Handschrift  brnder  Johannes  ron 
Sternengassp,  und  ebenso  eine  Basler  Handschrift  (s.  oben  278),  wo 
sie  einen  Spruch  von  ihm  miltheilt  (abgedruckt  LB.  P,  891).  Dageiren 
spricht  Hermann  von  Fritslar  von  einem  briider  Ger/iarl  ron  Sterren- 
gazzen,  der  die  von  ihm  mitgetbeilte  Predigt  auf  S.  Antonius  Tag  zu 
Kitin  in  dem  Kloster  zu  S.  Antonius  soll  gehalten  haben.  Es  ist  mir 
nicht  wahrscheinlich,  dafs  hier  auf  einer  von  beiden  Seiten  ein  Irrthum 
bezüglich  des  Namens  vorlieg»;  und  beide  Mal  dieselbe  Person  gemeint 
sei :  denn  die  Predigt  bei  Hermann  enthalt  nichts  als  die  Legende, 
ohne  auch  nur  den  Anflug  eines  mystischen  Gedankens.  NN'ir  werden 
Brüder  oder  Verwandte  vor  uns  haben,  Glieiler  einer  Familie,  die  sich 
nach  dem  Stammsitz  in  der  Slernengafse  zu  Köln  (s.  Ennen  Gesch. 
V.  Köln  1,  669)  nannte.  Einen  Beitrag  aber  zu  den  Lebensumständen 
unseres  Mystikers  giebt  noch  eine  Stuttgarter  Handschrift  mit  den 
Worten  der  ron  Sterngaz-zen  der  brediger  lesetne'tster  run  Slraz- 
burg  (Pfeiffer  Myst.   1,  423). 

W'ii"  hab<Mi  zwar  \on  diesem  Manne  so  ucniir  wie  von  dem  anderen 
voiliin  mit  ihm  genannten  auch  nur  eine  vollständig  überlicfeile  Predigt; 

")  ücr  auch  in  dem  Well.sireil  der  zwölf  Meisler  zu  l'aris  ir-Ihm  Allireclit  und 
Eckard  genannt  wird  1,1?.  1'',  Uli. 
'^^')  Wie  es  selieinl  liat  weder  rieiffer  nocli  \\aekernnpel  di'ranl'  crf'"^'''«^''!  i'**'* 
diese  lieiden  l'redißtcn  »icli  aiieli  in  der  Ba-ler  Aiisgai)c  i\*!&  Tanler  linden, 
iii)gieieh  Sclunidl  (Tauler  S.  24)  darauf  aulnierKsain  gennchl  Ir.il.  Ich  iheilc 
im  Anhang  die  erheblichen  Ergänzungen  und  Abweichungen  uiil,  die  sich 
aus  diesem  Drucke  für  den  Text  ergeben.  ICbeiida  findet  sich  auch  f.  205  h 
in  einer  voiisländigeren  (iberliefcrung  die  erste  l'redigl  Heinrichs  von  Egwint. 


DER  VON  STERNGASSEN.  435 

wo  es  nicht  fferade  nur  einzelne  aufgehobene  Stellen  sind,  tritt  übei'iill 
an  der  l'ngleichiieit  der  Ausführunff  und  an  den  Mänö[eln  des  Zusamnien- 
hanoes  der  Charakter  <les  Anszuü^es  deutlich  zu  Tage.  Doch  haben 
wir  genuff  um  eine  bedeutende  Eigi'nlhümliclikeit  zu  erketmen.  Dals 
sein  Denken  sich  so  überstürzen  kann  wie  in  der  Predigt  von  dem 
einen  das  Noth  thut  (H.  Zschr.  8.  251)"'),  das  geht  im  Grund  aus 
einer  besonders  nahen  Geistesverwandtschaft  mit  dein  Meister  hervor: 
wie  bei  diesem  ist  bei  Sterngalsen  die  Mystik  ein  ungestüm  wallender 
und  wogender  Drang  des  Gemüthes,  der  sich  nur  im  kühnsten  und 
steilsten  Fhio-e  der  Speculation  befriedigt  fühlt.  Mehr  aber  als  bei  der 
gehaltueren  Art  des  Kleisters  scheint  diesem  Drange  bei  ihm  das  Bedürfniss 
beizuwohnen,  sich  mit  den  Zuhoerern  in  Wechselwirkung  zu  setzen, 
so  dals  was  er  ihnen  giebt  die  Fcu'm  annehmen  kann,  als  suche  er 
von  ihnen  zu  empfangen.  Von  der  zündenden  Belebung,  die  dadurch  in 
die  Rede  kommt,  finden  wir  in  der  Predigt  Nr.  LXII  ein  Beis])iel. 
Noch  in  anderm  Betrachte  merkwürdig  ist  das  dritte  Stück  bei  Pfeiller, 
worin  der  Redner  beschreibt,  wie  er  in  der  Einkehr  in  sich  selber 
Gott  erkannte  und  mit  Gott  vereinigt  ward.  Es  ist  nur  eine  ausge- 
hobene Stelle  einer  Predigt,  aber  wir  vernehmen  hier  einmal  die  un- 
gekürzte Rede  des  Mannes  in  einigem  Umfang,  und  welche  strömende 
Fülli'  der  Beredsamkeit  bricht  da  hervor.  Wir  nupgen  uns  hienach 
eine  Vorstellung  bilden,  wie  etwa  die  Predigt  über  die  Ruhe  der  Seele 
In  Gott  (oben  LXRI),  die  auch  in  den  Einzelheiten  des  Auszuges 
noch  dieselbe  reiche  Gabe  bezeugt,  als  Ganzes  aus  Sterngafsens  Munde 
sich  dargestellt  habe.  Mau  darf  es  als  wahrscheinlich  betrachten, 
dafs,  wenn  wir  mehr  von  ihm  besfefsen,  er  zwar  als  Denker  dem 
Meisler  nachstehu,  aber  als  Redner  eine  vorgeschrittene  Kunst,  ehi 
freieres  Schalten  der  Subjectivila^t  und  eine  reichere,  blühendere  Aus- 
führung des  Gedankens,  also  eine  eigenthümliche  Weiteren! Wickelung 
der  mystischen  Predigt  neben  Tauler  kund  geben  würde. 


"")  Zur  Seligkeit  geliört  nur  eins,  GoU  sciiauen,  geniefsen,  leiden.  Dazu  miU:<eii 
1.  alle  Crealuren  in  mir  schweigen :  2.  das  Icli  nuil's  sciiweigen;  3.  das 
ewige  Wort  nnils  in  iiiin  selber  schweigen.  Denn  inneheü  (irr  selike'tl 
liegt  nur  im  Schauen  der  hlozen  godieit',  die  Dreifaltigkeit  muls  daher  in 
ihr  selbst  schweigen :  in  dem  ewigen  Wort  ist  nicht  der  Vater  sprechend, 
sondern  das  blolVe  Wesen.  Also  erst  wenn  das  ewige  Wort  in  der  Drei- 
l'altigkeit  schweigt,  kann  das  eigentliche  ewige  Wort  vom  blol'sen  Wesen 
gesprochen  werden.  Hier  iiat  sich  der  mystische  Culfus  des  reinen  Seins 
in  den  Widerspruch  verstrickt,  dals  gerade  das  UnolFenharo,  hinter  allem 
Sichoffenbaren  oder  Sichaussprechen  Liegende  das  sein  soll,  das  in  der  still- 
gewordencn  Seele  spricht:  ein  unglücklicher  Versuch,  Eckard  zu  überbieten 


436  DER  ENGELBERGER  PREDIGER 

\\'n'  SttTiiyalscM»  n\\  Eckard.  so  srliliofsl  sioli  an  Tauler  oin  dem 
Xameii  iiarli  iinbcKiiiiiilcr  rrcdiircr.  \oii  di'iii  sich  im  Ganzen  39  Pre- 
digten in  zwei  Ilaiidsclirillen  /n  Sarnen  erhallen  haben  fvirl.  oben 
S.  283  lirj.  Das  Frauenklosler  Benediciiner-Ordcns.  dem  dieselben 
sehoeren,  befand  sich  vor  (i<'m  17.  Jahrhnnderl  in  Enirelljerg.  o-eleitel 
natiu'lich  \on  dem  bekannten  Männerkloster  aus.  das  jener  Orden  noch 
heute  dort  besitzt.  Dort  also  werden  die  Prediaten.  die  ja  an  eine 
\seibliche  Kloslerireineindi'  irerichlet  sind,  nou  nicht  wenioer  als  sieben 
Händen  aul^fezeichnel.  dort  auch  ütdiallen  wcu'den  sein,  und  den  Pre- 
diger —  es  kann  bei  der  Einheil  der  sehr  auirenfälhoen  Manier  inn"  an 
f'int'fi  \  erlälser  gedacht  werden  —  wird  man  unter  den  Engelberger 
Mönchen  zu  suchen  haben.  Oder  soll  man  daraus,  dafs  unter  den  39 
Nummern  iünl"  mal  zwei  den  orieichen  Text  behandeln,  vielmehr  sohliefsen. 
dals  die  Prediarten  von  einem  Auswärtigen  herrühren,  der  das  Kloster 
nur  zuweilen,  aber  gerade  zu  gewissen  Jahreszeilen  zu  besuchen 
pflegte  und  dadurch  öfter  in  den  Fall  kam,  eine  Perikope  zum  zweiten 
Male  zu  behandeln.  Ein  abgelegenes  Hochland  wird  als  Örtlichkeit  der 
Predigt  in  folgender  Stelle  (Sa.  91  b)  ausdrücklich  bezeichnet:  wir 
fechen  das  wol.  die  mönfchen  die  vf  difen  bergen  erzogen  sini. 
rnd  fi  das  gotz  trorl  nie  gehorten  das  die  eil  unzüchtiger  fini. 
denne  die  mönfchen  die  in  den  kheftern  rnd  in  dien  fletten  fint 
da  man  das  wort  gottes  emfhlich  ho'rel.  Einen  Aidialtspunkt  zur 
Zeilbestinnmnig  giebt  die  Erwähnung  des  Jubeljahres  Sb.  199":  gienge/'l 
aber  du  in  dich  felber  —  da  f'undeft  du  Auiun  rnd  Rom  rnd  ablas 
aller  frhulde  rnd  das  Jubil  iar  u.  s.  w.  *)  So  konnte  mau  doch  nur 
predigen,  wenn  gerade  ein  Jubeljahr  ausgeschrieben  oder  wenn  ein 
kürzlich  gefeiertes  in  frischer  Erinnerung  war:  man  kann  aber  dabei 
füglich  weder  au  1300  (schon  wegen  Avignon  nicht)  noch  an  1400. 
sondern  u't  an  1350  denken.  Auf  die  Zeit  um  die  Mille  (\vs  Jahr- 
hunderts weist  auch  die  Erwähnung  der  manigraltigen  [reifen,  die 
ielzant  fint  In   aller  der  criffenlieil  LMX,  40. 

Die  Denkweise  dieses  Predigers  zeigt,  so  weil  ihn  Tauler  an 
Weile  und  Tiefe  des  Gedankenvorrathes  übertreffen  mag,  mit  ihm  die 
groefte  Verwandtschaft.  Er  Iheill  mit  ihm  die  aus  Eckards  Schule 
stammende  metaphysische  (jirundlage  sowie  den  Aun)au  ascelischer 
Methodik  nn'l  sammt  den  Knnstausdrücken.  In  die  wiiefti  finer  got- 
heif  da  fand  wir  ingan  dar  den  fmi   in  den  ratter    -  da  rinden  wir 


*)  S.  hier  und  bei  den  folgenden  Aiifüiirungen  aus  den  HandschriUen  die  Siellcn 
derselben,  die  aus  Wackernapels  MiiUrialicii  im  Anliang  niitgt-lheill    werdeii. 


DER  ENGELBERGEK  PREDIGER.  437 

weide  nach  iinfer  hegirde.  Wau  in  der  sdUen  wüeßi  der  gotheit 
dn  ift  iinfer  vefen  ein  ewig  iftikeit  mit  finer  ungewordnen  gntheii 
Sb.  124a:  onlsprechend  Tauler  fol.  164  b  der  Basler  Ausgabe  Dife 
wiiftnng  iß  fein  ftill  iriift  der  gotheit,  darin  fiirt  er  ade  die  difes 
ynfprechens  gottes  fallen  enpfengklirh  werden,  und  140  b  das  felhs 
das  der  menfrh  in  im  ift  in  feyner  gefcUaffenheyl,  das  felb  ift  er 
ewiglich  gewefen  in  gott  in  feiner  rngefchaffenheif.  ein  ifiig  wefeii 
mit  gott.  Es  begeguet  die  Lehre  von  der  Synteresis.  dein  uuver- 
löschbaren  götth'chen  Funken  in  der  Mensclienseele  (s.  Anh.  unter 
Funke),  und  \o\\  der  Geburl  des  ewigen  Wortes  in  der  stillgewor- 
denen Seele  Sb.  138  a;  das  fin  felhes  entwerden  LXVIIl.  414  und 
das  ufbringen  LXIX,  262  (bei  Tauler  uftragen)  oder  Zurückführen 
aller  guten  Werke  auf  Gott  ohne  alle  angenomenheit  Sb.  124  b,  d.  i. 
eignen  Ansj)ruch  auf  das  Verdienst :  das  sich  gütlicher  warheit  (Tauler 
dem  götlichen  willen  23  c.  25  d  u.  s.  w.)  zu  grvnde  laffen  Sb.  124  a 
und  das  von  genaden  werden  das  Christus  was  von  nalitre  LXIX. 
212  (Tauler  eins  werden  mit  mir  von  gnaden  als  ich  bin  von  natur 
25  d) :  lauter  Gedanken  und  Redeweisen,  in  denen  sich  fieilich  die 
Mystiker  überhaupt  mit  mehr  oder  minder  Vorliebe  bewegen :  und 
deren  würden  sich  noch  mehrere  auffinden  lafsen.  Es  herscht  dieselbe 
freie  Ansicht  wie  bei  Tauler  über  den  Werth  äul'serlicher  Übungen 
und  Leistungen  (s.  Anh.  u.  Pilgerfahrten)  und  über  die  kirchliche 
Amtsgewalt  Sb.  143  b:  endlich,  damit  eng  zusammenhängend,  derselbe 
hohe  Begriff  von  der  Würde  der  vollkonnnenen  Menschen  oder  Gottes- 
freunde, die  so  oll  und  so  verehruugsvoll  wie  bei  Tauler  erwähnt  und 
in  ihrem  Wesen  geschildert  werden.  Und  hier  ergeben  sich  wörtliche 
Berührungen  der  Art  mit  ihm,  dafs  man  der  Annahme  kaum  aus- 
weichen kann,  es  sei  auf  seine  Worte,  gehrerfe  oder  gelesene,  wirk- 
lich Bezug  genommen.  Es  ist  ein  bei  Tauler  mehrfach  wiederkehren- 
der Gedanke,  dafs  die  Gottesfreunde  die  eigentlichen  Säulen  der  Kirche, 
ja  .sogar  der  Welt  (121))  seien,  da  nur  um  ihretwillen  die  Gerichte  Gottes 
noch  verschoben  bleiben:  S(t  in  einer  Stelle  der!.  Predigt  auf  Johannes 
Geburt,  die  Schmidt  (S.  167)  aus  der  besten  Handschrift  —  denn  die 
Drucke  lesen  anders  —  so  citiert :  Dis  fint  die  uf  den  die  heilige 
kilche  ftot,  und  werent  dife  nut  in  der  criffenheit,  die  rriftenheit 
mohle  ein  ftunde  nit  gefton.  Ahnlich  sagt  der  Engelberger  Prediger 
Sb.  141  b  f^.  Di  flu  mönfchen  find  ein  fundament  der  h.  kriftenheil 
-—  Won  fiu  fint  ain  vfenthalt  der  kriftenheit.  Won  ane  difin  min- 
nenklichen  mönfchen  fo  möchte  diu  kilche  ein  ftund  nint  geftan. 
Einem  Gottesfreunde    soll  man  sich  an  Gottes  Statt  zu  Grunde    lafsen 


438  KNCELBERGER  PREDIGTEN. 

und  .seiner  Weisiin»-  zum  treislliclieu  Lc'l)eu  rülji^eii :  daher  Taulcr  in 
der  I.  Predigt  auf  Marien  (ieburl  (nacli  Schmidts  Cilat  S.  38,  aus  dem 
Basier  Texte  berichtisil)  Die  mettfvhen  (h/lcnl  einen  gelebelen  golz- 
fniiit  i'tbev  himderf  miicn  füc/ien,  der  den  relden  weg  bekante  rnd 
fii  rihlele:  und  wiederum  unser  Enuejhiirocr  Sb.  135  a  dar  rntb  foll 
eins  einen  geleltten  frinnd  (jottes  fuorhen  rnd  rferwel/en  dem  er 
nach  volgli. 

Chrisens  Irin  bei  ilnn  noch  melir  als  bei  Tauler  das  Iheorelische 
Moment  zurück  und  enUallel  sich  nocli  breiler  ins  Einzelne  das  prak- 
lische  der  kloesterlichen  (ieistes-  und  Sillenzuchl.  Sein  Blick  ist  noch 
geschärfter  für  die  concrele  Lebenserscbeinung  und  sein  Aufdruck 
daher  realistisch  gesälligUr:  man  sehe  solche  Auslührungen  wie  die 
über  die  klagbare  Natur  LXVlll.  150  IW.  und  solche  trefflicii  beob- 
achtete Schilderunocn  wie  die  von  der  zunelHuenden  Heiterkeil  bei 
Tische  LXX,  204,  von  der  weiblichen  Liebhaberei  an.  schallen  Sachel- 
chen LXX,'  235,  von  den  Federleserinnen  Sb.  13  a  (im  Anh.  u.  Nonnen- 
leben). Das  künstlerische  Verm<vgen,  das  sich  hier  ausspricht,  beruht 
auf  einer  über  den  ganzen  Vortrag  verbreiteten  Gabe  des  plastischen 
Denkens,  die  ihm,  mit  einer  gullaunigen  Milde  des  Sinnes  gepaart. 
einen  eigcnthümlichen  Reiz  verleiht.  Diese  Gabe  musste  dem  Prediger 
bei  der  Älethode  allegorischer  Textauslegung,  auf  die  er  durch  das 
ältere  Herkommen  mehr  als  durch  Taulers  jüngsten,  bedeutenden  Vor- 
gang sich  hinweisen  liefs,  ganz  besonders  zu  Statten  kommen.  Man 
(Mitnimmt  dem  Text  oder  einer  ihm  verwandten  beigezogencMi  Stelle 
irgend  eine  Bddlichkeit,  die  wo  mneglich  schon  eine  gewisse  Zahl  von 
Stücken  mit  sich  bringt,  unter  welche  eine  abzuhandelnde  Materie;  eiu- 
getheill  werden  kann:  die  fünfzehn  Vorzeichen  des  jüngsten  Ge- 
richtes, die  sieben  Stunden,  innerhalb  deren  den  Kranken  das  Fieber 
verlgpfst,  die  zehen  Aussätzigen,  die  dem  Heiland  begegnen,  sechs 
Weisen  des  Komnums  Christi  Sb.  194  a,  sieben  Mägde,  von  denen 
Esther  geschmückt  wird  Sb.  103  b.  Die  drei  oben  mit«rclheilten  Pre- 
digten zeigen,  wie  ihr  Verfafser  diese  Aufgabe  mehr  oder  minder 
barock  zwar,  alter  phanlasievoll  unti  mit  keck  zugreifendem  Geschick 
zur  Spaujunig  des  Hoerers  zu  lo'scu  weils:  insbesondere  ist  LXIX  ein 
so  o-eisticiches.  glücklich  wirkendes  Beispiel  der  alleüorischcn  Behand- 
lung, wie  man  es  irgeutl  linden  kann. 

Die  Rlüthe  der  mystischen  Predigt  wie  der  mystischen  Schrill- 
steilerei,  welche  letztere  nach  Tauler  ihren  classiscIuMi  Abschlufs  in 
der  sogenannten  deutschen  Theologie  des  Frankfurters  fand,  nucht 
nicht  über  das  \ierzehnle  .lahrbuudert  hinaus.     Es  ist  bezeichnend,  dafs 


FinVFZEHNTES  JAHRHUNDERT.  439 

Thomas  von  Kempen,  ein  geisliger  Abkömmlino  Rusbroeks,  liir  sein 
nnsterbliflies  ascetisches  Werk,  diese  reife  Frncht  so  lantieii  Tii'ibens 
und  Blüliens,  wieder*  die  lalcinisolie  Sprache  wähüe.  Es  \vnrd(?  jczl 
Abend  für  das  deutsche  Mitlelalter  id)erhaiipt,  in  Sprache  inid  Litle- 
ratnr,  in  Poesie  und  Prosa.  Es  wurde  auch  Abend  für  die  Kirclie 
des  Mittelalters,  als  ihre  o-esetzliche  Reformation  auf  den  grofsen  Con- 
cihen  misslang.  Abend  für  ihre  Theologie,  für  iin*e  gottesfreundliche 
Religiositcpt  und  für  die  Orden,  die  deren  Pfleger  und  des  Predigl- 
amles  Traeger  waren.  Die  Fteden  einer  neuen  Zeil,  in  der  die  bis- 
herige Welt  auf  den  Kopf  oestellt  werden  sollte,  Knüpften  sich  alhniili- 
lich  an.] 

Zwar  wurde  noch  immer,  obgleich  spa?rlicher,  auch  in  deutscher 
S])rache  abgehandelt  und  gej)redigt,  und  die  Formen,  welche  die  Mystik 
ausgebildet  hatte,  dafür  ferner  angewendet.  Aber  die  »n'erble  Weise 
wurde  in  den  Händen  dieses  Geschlechtes  zum  Zerrbild.  Die  Kunst 
der  Allegorie  hat  bei  den  Früheren  oft  eine  poetische  Wirkmig,  immer 
einen  naiven  Reiz ;  die  vcm  Berthold  ausgebildete  Kunst  der  Parlition 
gewahrte  bei  ihnen  einen  so  weiten  freien  Rahmen,  dafs  man  sich  inner- 
halb desselben  breit  und  leicht  bewegen  konnte.  Jezt  ward  daraus 
ein  blofser  Mechanismus,  und  die  Allegorien  dieser  Zeit  mit  ihren  endlos 
immer  weiter  schreitenden  Zerstückelungen  machen  nur  noch  den  Ein- 
druck eines  todten  Fach-  oder  Gitterwerkes.  Als  Vertreter  dieses 
Geschmackes  ist  Johannes  Nider  zu  nennen,  von  1481  an  Prior  der 
Dominicaner  zu  Basel,  von  dem  aufser  seinem  Tractate  von  AXIV 
goldnen  Harfen  und  seinen  lateinischen  Sermonen  de  temjKire  und  de 
sanclis  auch  deutsche  Predigten  wenigstens  durch  Ausschreibung  be- 
zeugt sind"""j;  neben  ihm  Meister  Ingold  desselben  Ordens,  und,  wie 
Nider,  Prediger  sowohl  als  Tractatschreiber  *'"').     Ein  andres  Element 

"")  Eine  Papierliandsclirift  von  1424  im  Besitze  Sclmudls  enlliült  auf  389  B!;il- 
lern  eine  Sammlung  Ftsipredigteii,  an  dcien  Sctilul's  es  lieifsl :  IHfc  vor- 
yefchvibno  ding  find  yennmen  vff  dem  Inaicli  (jenanij)!  da:  liochzillicli 
huorh.  da:  da  jnn  hat  ijar  kofilicite  diny  von  allen  fcjlen  vnd  :ilcn.  die 
die  hailig  criHenhail  beyaul  äher  daz  gancz  iar.  Da  elliich  hoelizil  luml 
.lij  bredigen.  eltlich  x.riiij  vnd  elliich  ccviij.  dar  cf:  daz  hnnch  gefcliriben 
iß.  Hier  wird  f.  357  rw.  Nider  citierl:  alz  doctor  nider  gebredigel  liaid, 
und  335  VW.  sieht  am  Rande:  Allez  deznyders;  357  rw.  wieder  am  Rande, 
miüen  in  einer  Predigt:  Aydcr,  und  Jerseil)e  iName  als  Ül)ersilirift  eines 
Abscluiittes  derselben  Predigt  360  rw. 
•■••)  Über  ihn  s.  Litt,  gesch.  340,  Anm.  74.  Dieselbe  Slraisburger  llandsthrift, 
welche  die  dort  angeführte  Nonnenpredigt  von  ihm  enthielt  —  von  Strais- 
bnrgischen    lland.schriritii   kann   man.   [)aiik   den   rlentstlnii  tJrunaten,   iiekaiiiil- 


440  PHEDIGTM^.RLEIN. 

der  alten  Predio-tweise.  dHS  jezl  in  Wiiehenniff  gerielh.  uar  das  Maerlein. 
Vom  12.  .lahrlinnderf.  wo  es  zuersi  aiifKain.  bis  zu  Tauler  lieral) 
war  \oii  diesem  Miltel  die  [.elire  zu  veransrliaulioheu  ein  inals- 
\(»ller  niid  ernster  Gehrauch  jjemacld  worden,  so  dai's  das  Erzählte  in 
den  Ton.  der  der  Prediirl  oehidu'l,  jeder/eil  mit  hinein  klang.  Jezl 
rif's  es  ein  die  Prediüt  damit  zu  überhäufen  und  nicht  bhd's  liegenden 
und  legendmlialt  ernste  Stolle,  wie  sie  namentlich  die  beliebte  Xo\ellen- 
sammlung  (Jesta  Komanorum  darbot,  sondern  ebenso  oH,  ja  (ifler  und 
lieber  possenhafte  Schwanke  zu  verwenden,  die  keinen  andern  Zweck 
noch  Erfolg  haben  konnten  als  das  Gelächter  der  Zuha^rerschafl.  L'nd 
wie  man  früher  zum  Besten  tra^ger  oder  unfa'higer  l'rediger  Predigt- 
sammlungen augelegt,  so  jezt  Sanunlungen  solcher  Prediglmarlein. 
Es  giebl  deren  in  lateinischer  und  deutscher  Sprache  handschriftliche 
und  gedruckte.  So  auf  lateinisch  von  einem  Basler  Dominicaner 
Johannes  Herolt,  als  Beilag^e  zu  seinen  Sermonen  de  tempore  et  de 
sanctis.  zuerst  um  1480;  aber  bei  ihm  tritt  noch  das  Legendarische 
mehr  hervor :  cum  exemplorum  promptuario  ac  miraculis  b.  virginis  *). 
\icht  so  bei  andern,  z.  B.  nicht  in  der  Suuuna  pra^dicanlium.  einer 
Encyclopu'die  für  Prediger  von  einem  Engelländer  und  heHigen  Gegner 
VViclefs  Johannes  Bromiardus  (gest.  1419),  die  eine  Masse  oft  sehr 
profaner  Geschichten  beibringt  und  auch  auf  deutschem  Boden 
vviederholendlich  gedruckt  worden  ist ;  und  nicht  in  einer  Samm- 
lung deutscher  PredigtmaM'lein,  aus  der  eine  reiche  Auswahl  von 
Pfeiffer  Germ.  3,  412  fgg.  mitgetheilt  ist:  hier  geht  beides,  Ernst 
und  Scherz,  bunt  durch  einander.  Besonders  ausersehen  für 
den  Vortrag  lustiger  (ieschichten  und  überhaupt  fiir  die  Belustigung 
der  versammelten  Gemeinde    war  der  Ostermontag:    aus    den  \>  orten 


iif  li  nur  in  der  veix'^nniitMie)!  Zeil  siireclien  —  liiilte  uns  rioi-li  inil  einem 
andern  Prediger  beliannt  niathen  können :  f.  49  wv.  iJife  breiiiye  hat  gclon 
er  peler  von  gengenbadi  brediger  orden  nn  zißog  noch  fanl  matheustay 
In  dem  ccxxvj  jor  da  man   vnfer   elfe  in  fegnete  zuo  fanl  gallen    (eine 

/Klause  bei  Künigsliofen) ;  sie  war  über  MaUh.  9,  2  an  die  Novize  selbst 
gerichtet,  und  gicng  bis  f.  57  rw,  [Ein  viet  reicheres  Materjyl  liefern  zwei 
iiandschriften  des  XV.  .lalirh.  zu  Rertin :  die  eine  vom  .1.  1445  ^»3  Trediglen 
des  Bruders  Peter  von  Breslau,  biMviillrv  der  sircsdrn  des  rlngteis  zu  Sie. 
yicolan4  an  den  enden  zu  sirafsburg;  die  andere  eine  Sammlung  Predigten 
von  Bechlold  Filinger  Pfriindner  zu  Allerlieiligen,  Oswald  Priester  zu  dem 
Münster,  Meisler  Ingolt,  Mei.«ter  Hugo  von  Ehenheim  Prediger  Ordens,  Hein- 
rich von  Ollenliiirg  Prior  zu  den  Augustinern  (j\ild.  Bl.  2.  178).  Ändert  .s 
noch  nicht  nfcher  untersuchtes  in  anderen  Bihliothelscn.J 

•)  Vgl.  I.iU.  (;e^eh.  339,  Anm.  G6. 


441 

seines  Textes  Luc.  24,  15  Et  factuin  est,  dum  fabnlarentur  zog  man 
die  Berechtigung,  auch  auf  der  Kanzel  zu  fabulieren. 

Und  doch  nahm  auch  aus  solcher  Erstarrung  und  solcher  Ver- 
wilderung die  deutsche  Predigt  noch  vor  dem  grofsen  Wendepunkte, 
den  die  Reformation  bezeichnet,  einen  neuen  letzten  Aufschwung.  Sie 
nahm  ihn  unter  der  befruchtenden  Einwirkung  zweier  Momente,  die 
(himals  in  die  Etit Wickelung  des  deutschen  Geistes  eintraten,  der  hu- 
manistischen Bildung  und  des  am  bedeutsamsten  in  der  bildenden  Kunst 
ersichtlichen,  aber  auch  in  der  Litteratur  vordringenden  realistischen 
Geschmackes.  Dieser  Aufschwung  zeigt  sich  uns  in  einer  für  unser 
Auge  vereinzelten  Erscheinung,  die  doch  in  ihrer  Zeit  nicht  so  ganz 
wunderbar  allein  gestanden  haben  kann,  sondern  nur  das  minder  be- 
deutende Gleichartige  verdunkelt  haben  mufs:  in  Geiler  von  Kaisers- 
berg. 

Johannes  Geiler,  1445  zu  Schaff  hausen  geboren,  aber  in  der 
elsaefsischen  Reichsstadt  Kaisersberg  erzogen,  Priester,  aber  nicht 
Mönch,  Doctor  der  Theologie,  Lehrer  an  den  hohen  Schulen  zu  Basel 
und  zu  Freiburg  im  Breis^au,  pdegte  zuletzt  32  Jahre  lang  bis  an 
seinen  Tod  1510  mit  unermüdlichem  Eifer  und  seltner  Fruchtbarkeit 
des  Predigtamtes  in  Sirafsburg,  eigentlich  am  Münster,  daneben  auch 
in  andern  Kirchen,  zwischen  der  Verrichtung  des  Gerneindepredigers, 
die  den  Mystikern  fremd  war,  und  der  des  Kloslerpredigers  wechselnd. 
Die  Gesinnung  aus  welcher  er  predigte  und  die  Weise  und  Kunst 
seines  Predigens,  beides  bekundet  den  Geist  des  Humanismus,  der  ihn 
bereits  durchdrang.  Wohl  war  er  in  der  Art  seiner  Religiositjpt  und 
seines  religioesen  Denkens  den  grofsen  Predigern  des  XIV.  Jahrhunderts 
eng  verwandt  und  wie  diese  der  Kirche  ehrfurchtsvoll  und  zweifellos 
ergeben,  und  wenn  er  mit  beflifsener  Unverhohlenheil  und  Schärfe 
gegen  die  Erscheinungen  kirchlicher  Enlarlung,  gegen  Missbräuche  wie 
den  Ablafshandcl  sprach,  so  that  er  damit  nur  was  der  gestiegene 
Nothsland  dringend  erforderte,  und  nichts,  was  den  Befseren  der 
früheren  Zeit  grundsätzlich  zuwider  gewesen  waere.  Aber  was  durch 
den  humanistischen  Geist  bei  ihm  ausgeschlofsen  wurde,  das  war  so 
manches  Abcrgläidjische.  das  auch  mit  der  mystisch  geläuterten  Frömmig- 
keit der  Goitesfreunde  ruhig  Hand  in  Hnnd  gegangen  war,  das  aber 
in  der  handwerksmaefsigen  Predigt  gewöhnlichen  Schlages  sich  jezt 
wohl  ungebührlicher  als  je  vordrängle;  hier  übte  er  wenigstens  die 
INegation  des  Stillschweigens,  wenn  es  ihm  auch  an  der  reformatori- 
schen Leidenschaft,  die  zum  Kampfe  drängt,  fehlte.  Was  sodann  die 
formelle  Seite  anbelangt,  so  liebte  er  seine  Predigten  nicht  so  ver- 
Altd.  Predigten.  29 


442 

einzelt  zu  halten,  dafs  jede  für  sich  ihre  abgeachlorsene  Geltuiiür  hätte. 
Er  hiU  Ireilich  auch  in  dicscr  aitherk()iiunlich(.'u  Ari  gepredigt,  Zeuge 
seine  Poslille  auf  alle  S^iui-  und  Feiertage  des  Jahres  nach  deren 
Reiheidolge  geordnet.  Danehen  jedoch  pllegte  er  eine  groelsere  oder 
kleinere  Reihe  von  Predigten,  die  er  in  derselben  Kirche  nach  ein- 
ander vortrug,  in  solch  einen  organischen  Zusammenhang  zu  bringen, 
dafs  sie  in  ihrem  Ganzen  ein  Lehrbuch  darstellten.  Diels  war  nun 
allein  moeglich  durch  die  vvifsenschafllichere  Bildung,  die  ihm  einen 
h(pheren  t  berblick  und  die  Fa,'higkeit  gab,  die  Stoü'e  zu  gliedern  und 
Schritt  für  Schritt  zu  beherschen. 

Die  neue  Erlindung.  die  Geiler  hiemit  machte,  führte  ihn  zu  einer 
weiteren  Neuerung.  Die  sich  zum  Ganzen  v«!rbin(lende  Predigtreihe 
verlangte  auch  einen  Zusammenhang  und  eine  Einheit  im  Thema.  Nun 
hatte  mau  langst  schon  ein  Mittel  entdeckt,  um  sich  innerhalb  des 
kirchlichen  Perikopensystemes  freier  zu  bewegen,  als  dasselbe  eigent- 
lich tjcslattcte:  es  bestand  darin,  dafs  man  das  Thema  nichl  der  Peri- 
kope,  von  der  man  ausgieng,  sondern  einer  andern  mit  ihr  verwandten 
Bibelstelle,  zu  der  man  sich  den  (l)ergang  gebahnt  halte.  enlnHhm; 
und  stall  der  ßibelstelle  konnte  dazu  wohl  aucii,  wie  oben  in  LXVIll. 
dienen  was  ein  angesehener  Lehrer  der  Kirche  geschrieben  hatte. 
Da  war  es  denn  ganz  folgerichtig,  wenn  Geiler  für  eine  Reihe  Pre- 
digten, die  «Mu  systematisches  Ganzes  bilden  sollten,  ein  ganzes  Werk 
eines  solchen  Lehrers  zum  Thema  nahm,  wie  1503  für  die  Predigten, 
die  unter  dem  Namen  der  Seelen  Paradies  vereinigt  sind,  das  Buch 
des  Albertus  Magnus  de  virlulihus.  Kühner  und,  wie  man  aus  seiner 
umständlichen  Entschuldigung  sieht,  auch  für  seine  Zeilgenofsen  be- 
fremdlicher war  es,  dafs  er  in  derselben  Weise  sogar  ein  ungeist- 
liches und  deutsches  Schrillwerk  benntzle.  Es  war  das  Werk,  in 
welchem  sich  der  satirisch-realistische  Zug  des  seiner  Aufloesung  ent- 
uegenreifenden  uiul  sich  dessen  Ijewussten  Zeitalters,  der  auch  unsern 
Prediger  durchdrang,  am  vollständigsten  ausgesprochen  iiatle.  das 
NarrenschifF  des  ihm  nahe  befreundeten  Strafsburgers  Sebastian  Braut : 
1498  und  99  hielt  er  ül»er  es  seine  Fastenprediglen,  von  dem  einen 
Texte  dabei  ausgehend  Slullorum  hijinitus  est  namerus  EccI.  1. 

So  breit  sich  bei  ihm  sielfach  die  scholastische  sowohl  als  die 
humanistische  Gelehrsamkeil  ergehl,  die  ^^'ahl  solch  eines  Themas  und 
die  Inechst  eingängliclie  Art.  in  welcher  er  den  danül  gebotenen  Stoff 
behandelte,  war  doch  nur  möglich,  weil  Geiler  nicht  blofs  gelehrt,  \\eil 
er  zugleich  erfüllt  und  erwärmt  war  von  volksmaMsigem  Sinne:  weil 
er  einen  Iheilnehmenden  Blick  auch  fin*  die  äufsere  Lebensfiduung  der 


443 

Meiiticheii  mid  Kenntniss  von  dein  Thiiii  und  Treiben  in  allen  Schich- 
ten und  Verhältnissen  der  Gesellschaft  halte.  Diefs  befaehigte  ihn  erst, 
sich  jenem  saUrisch-realistischcn  Zuge  der  Zeit  schöpfciisch  hinzu- 
geben nnd  die  Wirklichkeil  in  seiner  Rede  lebensvoll,  farbig,  gcslalten- 
leich  abzuspiegeln.  Er  konnte  das  aber  auch  nui'  desshalb,  weil  seine 
Predigt  weniger  den  religiops  erbaulichen,  als  den  sittlich  zurecht- 
weisenden Charakter  hat.  weil  weniocr  d<T  Glaube,  als  die  Belhfetioruno 
des  Glaubens  im  Wandel  ihr  Gegenstand  ist.  Und  so  erinnert  denn 
Geiler,  was  Richtimg  und  Ausfühnnig  seiner  Predigt  betriffl,  auf  das 
beslimmteste  an  Berthold ;  er  ist  gleichsam  eine  Wiederholung  des- 
selben unter  den  veränderten  Bedingungen  eines  vorgeschrittenen  Zeit- 
alters. Die  gelehrte  Bildung,  die  er  vor  Berthold  voraus  hat,  ist  ihm 
dabei  ein  Vortheii  sowohl  als  ein  Schade :  er  weifs  nun  die  Predigt 
mit  geiiblereni  Verstände  zu  disponieren  und  laufst  sich  bei  der  Parti- 
lion  nicht  so  leicht  Fehler  gegen  die  Logik  zu  Schulden  kommen ; 
aber  es  versagt  ihm  die  naturwüchsige  Poesie  Berlholds.  Die  alle- 
gorische Anknüpfung  und  Begründung  der  Predigt,  die  Berthold  in 
seinem  regen  Nalursinn  so  grofsaitig  oder  so  anmuthig  zu  gestalten 
weifs,  geraeth  bei  Geiler  ins  Nüchterne,  ja  ins  Geschmacklose,  gleich- 
wohl ist  es  seine  eigentlichste  Liebhaberei,  das  Thema  für  seine  Predigt- 
reihen in  einer  Allegorie  zu  gewinnen,  die  dann  durch  sämmtliche 
Predigten  der  Reihe  bis  ins  Einzelste  aus-  und  durchgeführt  wird. 
Man  mag  sich  die  Ameise  oder  das  Kinderspiel  Herr  der  künig  ich 
diente  gern  oder  selbst  die  geistliche  Kunkel  als  Gegenstände  solcher 
Allegorie  gefallen  lafsen ;  aber  einer  Gemeinde  von  Nonnen  die  Unter- 
weisung zum  geistlichen  Leben  als  einen  allegorischen  Hasenpfeffer 
aufzutischen,  dazu  waere  Berthold  nicht  faehig  gewesen.  Dergleichen 
Verirrungen  waren  nur  noch  bei  dem  Dritten  moeglich,  der  schon  früher 
mit  diesen  beiden  zusammengestellt  ^n^•de,  bei  Abraham  a  Sancta  Clara. 
Eine  ziemliche  Anzahl  von  Predigireihen  Geilers  sind  Iheils  nach 
seinem  Tode,  iheils  schon  bei  seinen  Lebzeiten,  aber  keine  einzige 
von  ihm  selbst  im  Druck  herausgegeben  worden.  Er  schrieb  nur 
Entwürfe,  und  zwar  lateinische;  er  überliefs,  wie  die  grofsen  Prediger 
vor  ihm,  die  Ausführung  dem  Moment  und  die  Überlieferung  der  ein- 
mal gehaltenen  Preiligl  Anderen.  Freunde  und  Verehrer  schrieben 
nach  und  noch  eher  ersl  nachher  auf,  zum  Theil  iu  dem  jezt  wieder 
privilegierten  Latein,  so  dafs  z.  B.  die  Predigten  über  das  Narrenschiff 
erst  wieder  zurück  mussten  übersetzt  werden.  So  liegt  denn  fi-eilich 
die  eigenechte  Art  Geilers  sehr  getrübt  und  vielfach  verwischt  vor. 
und  namentlich  ist  sie,    worüber   wir  bei  den  alten  Predigern  niemals 


444 

zu  klagen  haben,  unter  den  schreibferticfercn  Händen  dieser  Zeit  sehr 
in  das  Lange  und  Breite  gt-rathen.  Nur  wenige  der  auf  deutsch  ge- 
druckten Predigten  Geileis  möchten  in  einer  Stunde  zu  lesen  sein; 
er  selbst  aber  hat  nie  mehr  als  eine  Stunde  verwendet,  und  das 
Kanzehvorl  braucht  mehr  Zeit  als  das  Lesen  des  Gedruckten.  Diel's 
von  ihm  grundsätzlich  beobachtete  Zeitmafs  bezeugt  uns  ein  Zeil- 
genofse  Geilers.  der  Aufzeichner  und  Herausgeber  einiger  seiner 
Predigtreihen,  Johannes  Pauli  von  Thann  in  seinem  Schimpf  und  Ernst 
(460.  Stück)  hinsichtlich  der  K'arfreitagspredigl,  die  nach  damaliger  Un- 
sitte ganz  besonders  gedehnt  zu  werden  pflegte,  wesshalb  der  Schluls 
gerechtfertigt  ist,  das  er  auch  an  andern  Tagen  nicht  länger  werde 
gepredigt  haben. 

Zwei  der  namhaftesten  Humanisten  jener  Tage  beeiferten  sich 
nach  dem  Tode  des  gefeierten  Redners  sein  Andenken  durch  latei- 
nische Lebensbeschreibungen  in  Ehren  zu  erhalten,  Jacob  Wimpheling 
1510  und  Beatus  Rhenanus  1511.  Aus  neuerer  Zeil  ist  eine  lobens- 
werlhe  Arbeit  G.  v.  Kaisersbergs  Leben  Lehren  und  Predigen  von 
Ammon,  Erlangen  1826. 

Mit  diesem  bedeutenden  Manne,  der  auf  der  Schwelle  der  neueren 
Zeit  stehend  die  deutsche  Predigt  des  Mittelalters  würdiger  abschliefst, 
als  es  wohl  irgend  einem  Zweige  der  altdeutschen  Litteratur  zu  Theil 
geworden  ist,  hat  diese  Abhandlung  ihre  Grenze  erreicht. 


\  a  ch  t  r  (e  g  e, 

Vax  S.  331  Anmerltnng.  Vergcfsen  sind  die  Wiener  Bructistücke  und  die  ßruclislüclie 
Hoffmanns,  die  zuerst  —  aber  die  ersteren  nictit  vollständig  —  Wackernagel  in 
seinen  Spiritalia  theotisca,  dann  HolTmann  in  den  Fundgruben  1,  66 — 70  heraus- 
gegeben iiat.  Ich  finde  hier  Gelegenheit  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dafs 
die  beiden  Handschriften,  deren  Reste  in  diesen  Bruchstücken  vorliegen,  in  den 
Sprachformcn  und  der  Schreibung  eine  Verwandtschaft  zeigen,  die  nur  durch 
die  Herkunft  von  demselben  Orte  erklärt  werden  kann,  nnd  dafs  die  Fredigten 
der  einen  wie  der  andern  Handschrift  in  dem  gleichen  leicht  erkennbaren, 
lateinisch  geschulten  Stil  abgefafsl  sind.  Den  Beweis  kann  jeder  sich  mit  ge- 
ringer Mühe  selber  schaffen,  man  merke  hinsichtlich  des  Stiles  auf  die  Neigung 
zum  Asyndeton,  zur  Anapher  und  zum  antithetischen  Parallclismus  der  Sätze; 
mir  ist  es  nicht  zweifelhaft,  dafs  uns  aus  beiden  Ilandschriflen  Resic  einer  und 
derselben  Predigtsanimlung  erhalten  sind. 

Ich  verweise  übrigens  auf  die  fleifsige  Zusammenstellung,  Beschreibung  und 
Charakteristik  der  Denkma-ler  aus  d«Mn  XII.  und  XHI.  Jahrhundert  in  Marhachs 
Geschichte  der  deutschen  Predigt  vor  Luther  S,  110  fgg.  Der  Verfafser  hat 
bemerkt,  dafs  die  Donaueschinger  Predigten  Germ.  10,  465  fgg.  ein  losgetrennter 


445 

Bestandtlieil  der  niinrlschrin  l)ci  Kiippitsch  sind  und  diifs  die  Hcindschrirten,  deren 
Reste  in  Grieshabers  Sprachdenknia;lern  rei.  Inh.  und  im  XVII.  Jahrgang  der 
Germania  niitgelheilt  werden,  eine  und  dieselbe  Sammlung  von  Predigten  de 
sanclis  enthalten  haben :  vergl.  Germ.  17,  352  fg.  mit  Griesh,  36  fg. 

Den  neuesten  Zuwachs  dieses  Jlateriales  bilden  mitteldeutsche  (thüringische) 
Bnichsliicke  einer  Sammlung  Festpredigten  des  XIII.  Jahrhunderts,  in  einer 
Handschrift  zu  FVankfurt  a.  M.  aufgefunden  und  herausgegeben  von  Diefenbach 
Germ.  19,  305  fgg. 

Zu  S.  375.  Ein  bezeichnendes  Denkmal  der  Volkspredigt  nach  Berthold  sind  vor 
allem  die  von  Birlinger  in  seiner  Alemannia  (Bonn  1873)  herausgegebenen 
elsa'fsisthen  Predigten  aus  einer  von  1362  datierten  Handschrift  zu  München. 
Eine  derbe  und  sorglose  Popularitaet  giebt  sich  in  ihnen  kund,  die  es  überall 
nicht  mit  dem  Ringen  nach  christlicher  Vollkommenheit,  sondern  mit  der  Ab- 
legung der  houbetsünden  zu  thun  hat;  die  plastische  Züge  aus  dem  Leben 
aufzugreifen  weifs,  ohne  doch  sonderlich  darauf  auszugehen  hauptsächlich 
aber  durch  eingeflochtene  Erzählungen  wirkt.  Der  Prediger  greift  zu  diesem 
Ende  oft  in  die  Schrift,  aber  mit  dem  eigentlichsten  Behagen  ergeht  er  sich  in 
zahlreichen  Maerlein,  die  mitunter  schon  ans  Burleske  streifen  oder  doch  zum 
unlerüallenden  Beiwerk  werden. 

Die  sprechendste  Ähnlichkeit  mit  Berlholds  Manier  findet  sich  in  dem  auch 
seines  Inhaltes  wegen  bedaulsamen  Citate  Konrads  von  Biegenberg  aus  einer 
pjaljcnprcdig  eines  damals  (1349)  schon  verstorbenen  Dominicaners  Meister 
Jordan,  für  das  ich,  da  mir  Pfeiffers  Ausgabe  nicht  zur  Hand  ist,  auf  Hoff- 
ntanni  Gesch.  des  d.  Kirchenl.  (2.  Ausg.)  S.  75  verweise. 

Zn  S.  404  Anm.  Zu  den  Schriften  über  Eckards  Lehre  ist  hinzugekommen :  F.  X. 
Linsenmann,  der  ethische  Charakter  der  Lehre  Meister  Eckharts,  Tübingen  1873. 

Zu  S.  433.  Durch  J.  Haupts  Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker,  Wien 
1874,  ist  Hermann  von  Fritslar  zum  Veranstalter  einer  Chrestomathie  aus  einer 
Sannnlung  herabgesetzt  worden,  deren  Beslandtheile  vor  ihm  ein  unbekannter 
Laie  aus  den  Werken  der  Mystiker  entnommen  und  in  anticlericalem  Sinn  über- 
arbeitet hat.  In  einer  Handschrift  zu  Wien  und  in  einer  zu  Kcenigsberg  ist 
eine  andere  Auswahl  aus  eben  diesem  Sammelwerke  erkannt  worden,  deren 
Vergleichung  mit  Hermanns  Buch  einen  Begriff  von  der  gemeinsamen  Quelle  giebt: 

Zu  S.  434.  In  der  aus  Mains  stammenden  bodleianischen  Handschrift,  aus  welcher 
Sievers  im  XV.  Bande  der  Zschr.  f.  d.  A.  20  Predigten  Eckards  niitgelheilt  hat, 
finden  sich  auch  33  Predigten  von  12  Verfafsesn  aus  seiner  Schule,  unter  ihren 
Johann  Franke  5  mal,  Gisilher  von  Slatheim  lector  5  mal,  Albrecht  von  Driforte 
der  lesemeister  2  mal:  s.  a.  a.  0.  S.  437. 

Ueber  zwei  Bände  Predigten  eines  Nicolaus  von  Landau,  1341  geschrieben, 
in  der  Bibliothek  zu  Cassel,  die  Grimm  bei  seiner  Besprechung  Bertholds  in  den 
Wiener  Jahrbb.  32,  p.  255  erwähnt  hat  und  die  nach  seiner  Meinung  von 
minderem  Werihe  sind,  ist  noch  nichts  Näheres  bekannt  geworden. 

Zu  S.  440.  Eine  aus  Fritslar  herrührende  auf  der  Bibliothek  zu  Cassel  bewahrte 
„umfängliche  Sammlung  deutscher  Predigten  ohne  besonderen  Werth  und  erst 
spaeterer  Zeit  entstammend"  erwähnt  Sievers  Zschr.  f.  d.  A.  15,  438.  Als  ihren 
Verfafser  oder  wohl  eher  Schreiber  nennt  sich  am  Ende  ein  Philipp  Babinhusen. 


III. 

Die    Sprache   in    den    ai<(ieiiti§eiieii    Prociig^ten    und 

Gebeten. 

Von   Karl   Wein  hold. 

Die  von  Willu'lin  Wackcrnaocl  ffesainnielten  uiul  zum  Druck  be- 
arbeiteten Predigten  Tischreden  Segen  und  Gebete  sind  nicht  von 
einem  einzigen  Schreilter  in  einer  Handschritl  anfgezeichnel.  sondern 
stanmien  aus  einundzwanzig  Handschriften,  weiche  vom  zwölllen  Ijis 
fünfzehnten  Jahrhundert  aus  verschiedenartisfen  Oii«^"fn  eiilslauden  sind. 
Dil  sprachliche  P^)rm  kann  dah(M"  schon  zeitlicli  nicht  dieselbe  in  ihnen 
sein;  sie  ist  es  aber  auch  nicht  landschaftlich.  Zwar  gehört  der  über- 
wiegende Thcil  dem  alemannischen,  im  besondern  dem  Schweizer- 
gebiete an:  allein  zwei  Handschriften,  die  der  Predifften  XIV — XVi 
und  XXI-  XXVi  tragen  gemein  oberdeutschen  Charakter,  die  zweite 
mit  bairischer  Farbe:  und  zwei  andere,  die  der  Predigten  LXXl.  LXXII 
und  der  Gebete   100.    101    gehören   nach  Milleldeutschland. 

So  bleiben  doch  siebzehn  Handschriften  übrig,  welche  von  ale- 
mannischen Schreibern  herrühren,  wenn  dieselben  auch  nicht  aus  ur- 
sprünglich alemannischen  Quellen  id)erall  schöpften.  Die  sprachliche 
Untersuchung  dieser  Samndung  wird  daher  um  so  mehr  der  aleman- 
nischen Grammatik  zu  gute  konunen.  als  sich  die  nichtalemannischen 
Stücke  an  Umfang  und  Ergebnissen  jenen  nicht  vergleichen  können. 
Wie  gern  hiilte  ich  nuji  durch  Wilhelm  Wackernagel  selbst  in  der 
trelflichen  Art,  wie  er  in  seinen  Sechs  Hnichslücken  einer  Nibeltingcn- 
handschrift  (Basel  1866)  gethan,  eine  Ergänzung  meiner  alemannischen 
Grammatik  erhalten !  Grade  von  ihm.  der  fest  und  reichgerüstel 
wie  keiner  der  lebenden  Fachgenossen  dastund,  empfieng  man  gern 
Belehrung  und  Nachtrüge  und  freute  sit-h  der  feinen  Art,  womit  er 
gab.  Nun  ihn  der  Tod  hinweggeführl.  bleibt  i.ir  luu-  der  Wun.sch, 
dafs  diese  Darstellung,  welche  ich  zu  idiernehtuen  für  Pflicht  hidl. 
seinem  eigenen  Sinne  gema^fs  sei. 

Ich  gebe  zuerst  eine  gedrängte  Übersicht  idier  die  Eigenthümlich- 
keiten  der  einzelnen  Handschriften,  entwerfe  sodann  das  zusammen- 
hangende sprachliche  Bild  dieser  alemannischen  DenknicTler,  und  schliesse 
mit  Vorführung  dessen,  was  mir  für  das  Wörterbuch  bemerkenswert 
erschien. 


447 

1. 
Von  den  Eigenheiten  der  Handschriften. 

Die  Handschriften  sind  von  W.  Wackernagel  oben  S.  253 — 270 
beschrieben. 

DenknuTler  !— XIII.  95. 

Zwei  verschiedene  Schreiber  des  zwölften  Jahrhunderts  haben 
dieselben  geschrieben,  denn  die  Pret!ig-Ien  XII.  XIII.  rühren  von  anderer 
Hand  als  I — XI  her.  Beide  waren  ungeübt  im  deutschen  schreiben,  wie 
sich  aus  den  wunderlichen  WortÜieilungen,  aus  der  Mühe,  welche 
Zusammensetzungen,  wie  mit  Ichaft  (herfchat  2,  8.  gefellefchat  2,  34. 
gienofchpat  2,  34.  botefcpahat  3,  58.  botefchpaht  1,  79.    gnozfchepte 

1,  86.    genofephte  6.  27)    und    -isclich   (himilfclich  1,  79.    himelfgiz 

2,  5.  hiniilcho  2,  9)  machen  und  aus  den  starken  Verschmelzungen 
z.  B.  almathigot  1.  37.  heiligrab  12,  48.  armenefgen  3,  86.  zimele  3,  106. 
ubenies  (übe  man  es)  18,  19  am  schlagendsten  ergiebt.  Auch  die  Noth, 
welche  die  palatale  Fricativa  macht,  die  aufser  mit  ch  im  Inlaute  mit 
che  (vettachce  2,  52)  chh  und  h  gegeben  wird;  das  schwanken  zwi- 
schen tonloser  Fricativa  und  Explosiva  der  Gaumenlaute,  zwischen  ch, 
c.  cch,  che :  ferner  die  Vorliebe,  die  labiale  Fricativa  f  durch  ph  (auch 
hp  verschrieben)  zu  bezeichnen  (geschaphen,  riephin,  botefchephtont, 
fcriphit,  chouphte,  geantphristot,  gefcbohp  (1,  37),  zwelph,  chumphtig, 
bedarph),  ebenso  der  unechte  Vorstofs  von  h  (heia  2,  42.  hoftir  2, 
14.  herbe  3,  HO.  hiuwete  2.  41.  herde  9,  2.  hunser  11,  23)  und 
die  ungehörige  Einschiebung  von  h  (gerbte  ^,  11)  beweisen  die  Un- 
gewanlheit  in  überschwenglichem  Mafse.  Aus  Unsicherheit  über  den 
richtigen  Laut  entsprang  das  ie  des  ersten  Schreibers  in  den  Präfixen 
ge  und  be  (gievarn,  gienotfchapht.  giefchaphin,  giefchehin,  biefuchit), 
in  der  Präpos.  ze  (zie  2,  40),  selbst  in  der  Flexion  (der  gistulie  1, 
121).  Auch  das  i  fin*  ie,  u  für  uo  und  iu.  vereinzeltes  io  für  i  gehn 
auf  diesen  Grund  zurück,  wenn  auch  der  Schreiber  in  diesen  Fällen 
viele  gewantere  Genofsen  hat. 

Der  Zeit  entsprechend  ist  der  vocalische  Umlaut  keineswegs  durch- 
gedrungen. Neben  vielen  e  begegnet  noch  ungetrübtes  a.  Das  lange 
a  und  0,  der  Diphthong  uo  bleiben  rein.  Der  Schreiber  von  XIII  zeigt 
einzelne  alte  6  für  uo  (moi  37.  richten  50.  golichi  29.  niozzin  51). 
Dagegen  werden  wofti  5,  18.  wocher  3,  ^»^i.  5,  22,  zumal  das  w 
hier  vv  geschrieben  wird,  wol  in  wuofti  wuocher  aufzulösen  sein, 
wenn  auch  dieser  Schreiber  einzeln  das  alte  ö  hat  (motis  2,  26.  hoben 
5,  67),  sowie  sich  auch  sonst  tont  7,  83  findet. 


448 

Vereinzelt  finden  sich  c   für  ei  nnd   liir  ie.  und  ei  für  e. 

Aus  dem  Consonanlensjebrauch  sind  zu  rr\v;dnien  vtrstreul  n  fiir 
in-  nnd  auslautendes  m.  einzelnes  l  fin-  gemeines  d,  II  für  Ich  und  chf : 
ferner  regelnuTfsiijes  ch  für  g-enieines  anlautendes  k,  Versclnveigung 
von  rh  (h)  vor  t  (almattio-.  gewort),  in-  und  auslautend  nicht  selten 
k  oder  c  für  ch  und  h. 

In  Suffixen  und  in  Flexionen  namentlich  der  Verba  ist  i  sehr 
beliebt. 

a  zeigt  sicii  darin  weit  seltener,  doch  koniml  es  xor  in  Sprofssilben 
vor  -n  (innan,  darana.  A\annan  —  felan  |ri.  pl.]  3.  3l))-  Frei  im 
Auslaut  findet  es  sich  in  wola  (13,  27)  und  in  Nominalfiexionen  bei 
dem  Schreiber  von  XIII,  der  es  auch  einzeln  in  Verbalendung  setzt 
(mochte  18,  32). 

0  tritt  häufig  vor  n  auf  in  den  schwachen  Nominalflexionen,  so 
wie  in  dem  Plural  der  schwachen  Priiterita.  Auch  im  Nom.  Sing,  der 
schw.  Masc.  ist  es  mitunter  beibehalten  sowi«;  in  der  Adverbialendung. 
Schwache  Verba  in  ö  sind  häufig;:  dnijegen  iT.-;cheint  die  Steigerung 
mit  Ost  nur  bei  einer  Ordinalzahl  (drizzigotl   12.  77). 

u  findet  sich  in  den  Endungen  der  schwachen  Feminina. 

Eigenthümlich  der  Predigt  XII  ist  die  Flexion  der  1.  3.  Plur. 
Conj.  Präs.  in  -ein.  Die  Endung  a  im  Nom.  Acc.  Dat.  Sg.,  Nom. 
Acc.  Gen.  Plur.,  welche  der  Schreiber  von  XIII  liebt,  ist  schon  er- 
wähnt. 

Bemerkenswert  ist  endlich  der  Accut  als  Längenzeichen  in  XII. 
In  XIII  erscheint  er  nur  einmal,  daneben  selten  der  Circumflex. 

XIV.  XV.  XVI. 

Der  sprachliche  Charakter  dieser  kleinen  Bruchstücke  ist  genuMu 
oberdeutsch,  ohne  entscheidende  landschaftliche  Merkmale,  da  i  für  e 
(wirme  14,  10)  und  inlautendes  v  für  gemeines  b  (hc^vet  14,  9.  er- 
worven  2)  ebenso  wol  alemamiisch  als  bairisch  sind:  AI.  Gr.  §§  21. 
161.  Bair.  Gr.  §§  18.  134.  lis  begegnen  noch  einige  unumgelautete 
a  (almalitig,  warnuit),  auch  ununiL^elauteles  ä :  wäre  15,  4.  5.  Sonst 
sind  ie  für  i  und  u  für  uo  zu  bemerken. 

XVII— XX. 

Diese  nu'ist  fragmentarischen  Stücke  zeichnen  sich  (liiitli  sUnke 
Dialectfarbe  aus,  weicht;  zumal  in  (icn  Flexionen  blüht.  Nach  ihrem 
sprachlichen  Charakter  setze  ich  sie  später  als  Wackernagel. 

Bemerkenswert  ist  die  Deciinalioii  der  Feminina  durch  den  ganzen 
Singular  in  a.     Amh  im  Nom.   PI.  Fem.    zeigt    sich  a  gleich   wie    im 


449 

Nom.  PI.  Masc.  (fuiida  17.  16.  vriiinda  18,  50.  irrem  20,  56).  wäh- 
reiiil  Gen.  und  Dat.  PI.  in  -on  flectioren. 

Jenes  a  fiirbt  auch  die  Endung  von  Sg^.  1.  3.  der  schwachen 
Prälerita,  während  Phir.  1.  3.  in  -ton  ausgehn.  Die  entsprechenden 
Conjunetivflexionen  der  schw.  Prät.  sind  im  Sg.  ti,  im  Plur.  lin.  Von 
Adverbien  geht  nur  wola  in  a  aus. 

Dagegen  sind  die  Adverbia  in  -o  häufig.  Auch  in  den  Prono- 
minal flexionen  (imo,  iro,  demo,  dero,  memo,  fwemo)  tritt  dies  o  auf. 
In  der  Nominaldeklinalion  zeigt  es  sich  im  Nom.  Sg.  schw.  Mask. 
(herro,  iudo)  und  im  Gen.  Pat.  Plur.     Die  schw.  Verba  in  -o  leben  fort. 

Aus  dem  Vocalslande  ist  zu  erwähnen  der  Umlaut  ü,  ferner  das 
Diphthongzoichen  6,  das  ähnlich  wie  o  zwei  veischiedene  Laute  vertritt 
1)  üi  =  ob:  boisi,  ertoiden,  hoirere  2)  io  =  uo :  giolu,  gioti,  diemioti, 
miozzin,  griozzen,  vioze,  bioza,  almiosena,  getwioc.  Der  Umlaut  von 
ä  wird  mit  e  bezeichnet.     Alles  6  kommt  nur  in  ew^artom  (20,  54)  vor. 

Der  Schreiber  liebt  den  Circumflex  anzubringen,  und  zwar  nicht 
blofs,  aber  ohne  Regelmäfsigkeit,  über  einfachen  Längen,  sondern  auch 
bei  Diphthongen  (z.  B.  meine,  geistes,  unreinet,  verleitunge,  seit,  niet, 
iedoch,  dienste)  und  über  Kürzen  (genäm  18,  29.  tage  19,  3.  wen 
18,  5.  herberge  17,  7.  werden  18,  2.  werlte  19,  1.  gegeben  34. 
twellen  15.  gebet  17,  13.  bin  18,  32.  inen  7.  liset  18,  1.  erborn 
18,  45.  iüngeron  18,  50.  beffurt  18,  15). 

Die  Verschmelzungen,  die  er  sich  erlaubt,  sind  zum  Theil  sehr 
stark:  iieinem  teile  20,  22.  zmerst  20.  gougent  51. 

XXI— XXVL 

Br-jchstücke  derselben  Handschrift,  von  verschiedenen  Händen. 
Die  Durchführung  des  Umlauts  ;r  verweist  sie  in  das  dreizehnte  Jahr- 
hundert. Sie  sind  nicht  alemannisch,  sondern  können  dem  bairischen 
Gebiet  zugewiesen  werden.  Vgl.  biete  biet  21,  4.  5.  25,  24.  AI. 
Gr.  §  374.  Bair.  Gr.  §  321.  Formtm  w^ie  warten  =z  worten  26,  23. 
39.  wort  =  wart  22,  12.  21  sind  nach  AI.  Gr.  §  11.  25.  Bair.  Gr. 
§  6.  22  dafür  nicht  entscheidend.  Eher  kann  af  26,  18  das  neben 
ob  26.  17  entschlüpft,  und  warfe  =  warb  25,  26  als  bairisches  Zeug- 
nifs  gellen,  und  auch  der  Umlaut  äu  (vrfpude  21.  7.  11.  22.  22. 
gevraeul  22,  22)  weist  iU)er  den  Lech.  —  Der  Umlauf  von  u  wird 
nicht  l)ezeichnet,  ebenso  wenig  erscheint  Undaul  von  uo,  welclu's  theil,-; 
u  theils  u  geschrieben  wird,  während  auch  für  u  un!  u  das  Zeichen 
II,  für  u  besonders  in  XXIV — XXVI  gesetzt  ist.  Da  nun  auch  ou  durch 
u  ausgedrückt  ist,  entschlüpft  selbst  ein  u  für  ou:  gluben  22,  4.  5.  13. 


150 

Beide  Schreiber  brauchen  ai  fiir  oi.  neben  ei.  Apocopierle  For- 
men sind  nicht  seilen,  während  auch  umgekehrt  bei  der  3.  PI.  Ind. 
vande  25.  19.  warfe  (=r  warb)  25,  20  ein  unechter  Antritt  von  e  sich 
darstellt. 

Aus  den  Consonanten  verdient  Erwalniunif  t  für  d  nach  liquida : 
fchilte  25.  12.  url'tente  21,  16.  uberwinlen  22,  1.  luntfpre  22,  24. 
verftunlen  21.  28.     Dagegen  verhanchde  22.   1. 

Vereinzelt  steht  p  im  Anlaute  fin-  gemeines  b:  paren  22.  9.  pol- 
ten  19. 

Zu  erwähnen  bleibt   die  Verschmelzung   wirre  =  wir  ire  23.  .3. 

XXVIl— XXXIV.  XXXV. 

Aus  zwei  Papierhandschriflen  des  vierzehnten  Jahrhunderts,  die 
im  selben  Bande  vereinigt  sind.  Obglei(!h  also  unsere  Predigt  XXXV 
von  anderem  Schreiber  herrührt,  so  ist  ihre  Aufzeichnung  doch  sprach- 
lich übereinstimmend  mit  XXVII— XXXIV:  einige  Schreibunterschiede 
bemerkte  Wackeruagel  S.  258.     Unsere  Denknispler  sind  alemannisch. 

Zahlreich  erscheint  au  fin*  a.  ebenso  n  für  ou.  Ebenso  darf 
chiunsch  27,  8.  34,  IG.  chiunschlich  30,  46  als  Dialectzeichen  gelten. 
AI.  Gr.  §  201. 

Die  Umlaute  sind  der  Zeit  gcinfrl's  stark  entwickelt :  a  als  Umlaut 
von  a  und  a.  o  von  o  und  o  (ou :  frowet).  u  von  u  und  u,  und  auch 
für  in  wird  o  häufig  gesezt.  vgl.  Wackernagel  S.  258.  Das  31,  37 
gedruckte  hevsern  haben  wir  daher  als  keinen  Beweis  von  aleman- 
nischem eu  zu  nehmen. 

ai  wird  von  beiden  Schreibern  für  ei  gesetzt. 

Die  Apocope  ist  ziendich  stark  entwickelt.  Einen  Gegensalz  macht 
N.  Sg.  bounie  33.  31. 

Vereinzelt  lindel  sich  o  hiv  a  (won  .XX.W)  und  u  iwondcrlich 
S.  257,  10)  und  fi  für  u. 

Consonantisch  zeugen  für  die  Zeil  der  Handschriften  die  ff  für 
z  im  In-  und  Auslaut  und  die  Vertauschung  von  z  mit  s.  auch  von 
s  mit  z  im   Auslaut. 

s  in  Verbindung  mit  I.  wcniirer  mit  m.  n.  w  wird  der  sich  fest- 
selzenden  Aussprache  geniff'fs  diuch  seh  verdrimgt :  fchlauffen  28.  34. 
erfchlagen  23.  fchlaht  20,  8.  32,  64.  gefchlihtet  20,  7.  fchluzzen 
27,  17.  fchmach  29,  12.  fchniden  35,  58.  gefchnilen  28,  31.  fchwelich 
34.  21.  fchwin  28,  29. 

Verdoppi^lung  der  Consonanz  ist  ohne  Rücksicht  der  vorausgehn- 
den  OuantilaDl  beliebt:    vatter  27,  42.    triffel  28,  27.    littent  35,  13. 


451 

gottes  27,  80.  wolff  27,  49.  nottiirfftig  35,  28.  fchaff  27,  35.  briiit- 
loff  30.  40.  ruoff  27.  ftainnin  35.  67. 

Der  Schreiber  von  XXXV  liebt  die  Anfügung  von  t  an  die 
Flexion  -en  und  ten  des  Plur.  der  Präterita. 

Sonst  ist  zu  erwähnen  p  für  b  (auch  inlautend  frei  sowie  nach 
liquida  und  vor  t:  lipe  35,  104.  zimpert  32,  2.  tumpe  30,  23.  grepl 
32,  6.  walpten  35.  46.  gelept  30,  66);  ch  durchaus  für  c  im  Anlaut. 
Vor  p,  b  zeigt  m  auffallend  Neigung  zum  Übergang  in  n :  tenpel  35, 

38,  ff.  gezinber  35,  44. 

Aus  den  Flexionen  fordert  nur  Hervorhebung  der  Dativ  PI.  auf 
an:  inan  35,  117.  fachan  35,  26.  und  der  Dativ  des  Infinitivs  in  -ende; 
ze  tuende  31,  45.  ze  hechend  28,  34. 

XXXVI— XL. 

Die  landschaftliche  Herkunft  dieser  im  vierzehnten  Jahrhundert 
geschriebenen  oberdeutschen  Pergamenthandschrift,  aus  der  inzwischen 
Franz  Pfeiffer  in  seinem  Altdeutschen  Uebungsbuche  S.  182 — 190 
zwölf  Predigten  veröffentlichte  (darunter  Wackern.  XXXV.  XXXVH. 
XXXVIll),  scheint  beim  ersten  Blick  nicht  bestimmt.  Die  sehr  häufigen 
i  in  den  Endungen  namentlich  des  Verbums,  selbst  im  Indicativ  des 
schwachen  Prät.,  ebenso  die  i  in  den  Präfixen  gi,  bi  geben  so  wenig 
eine  Entscheidung,  als  der  Beilaut  oe,  der  sich  alemannisch  wie  bairisch 
Calem.  Gr.  §  45.  bair.  Gr.  §  57)  nachweisen  lässt. 

Als  dialectliche  Färbungen  des  Flexioiisvocals  zeigen  sich  aufser 
i  noch  o  und  u,   aber   nur   selten    (die    allon  e  39,  26.    der  alton  e 

39,  8.  genädon  39.  24.  sundon  (g.  pl.)  Pfeiffer  189,  21.  (dat.  pl.) 
184,  11.  reden  (inf.)  190,  37.  —  die  wäriin  minne  Wack.  39,  1. 
die  vollun  —  gewizenun  maze  Pf.  185,  12.  dienuni  186,  15.  nidruni 
183,  10.  184,  8.  bredigunt  Wack.  36,  23),  woraus  kein  sicherer 
Schlufs  folgt.  Indessen  lassen  die  Formen  fun  (1.  pl.  ind.)  39,  2.  41. 
Pfeiff.  185,  5.  8.  190,  36.  funt  (3.  pl.)  Wack.  39,  39.  sun  (inf.) 
Pfeiff.  186,  28.  sowie  vergen  {=:  vergeben)  Wack.  40,  34  den  Schrei- 
ber doch  für  einen  Alemannen  im  weiteren  Sirme  des  Wortes  erkennen. 
Grade   wegen    ihrer  Vereinzelung  werden  sich    nun    auch   erbarniostu 

40,  19  infurton  Pfeiff.  183,  2  und  die  2.  PI.  bittent  36,  27.  38,  30. 
39,  44.  Pfeiff.  184,  14.  186,  32.  gedienent  186,  7.  besitzent  186,  9. 
mözint  183,  14.  fendint  185,  14  als  alemannische  Kennzeichen  an- 
sehen lassen. 

Im  übrigen  sind  zur  Kennlnifs  der  schriftlichen  Bezeiclinungs- 
weise    dieser  Weingartner   Predigten    zu    erwähnen    ai  statt  ei,    ä  als 


452 

Um. laut  des  a,  ü  f'iir  u  und  u  (bfirlich  ;U),  11.  tuft'iit  37,  8.  40,  6) 
und  dio  ohne  alle  Rücksiohl  der  OH'»n'i'fP'-  Üieihvrise  ganz  gfeschniack- 
los  an'jebraolilen  Cirruniflexe,  z.  B.   v,  u. 

Eine   VVncherverbindiing  ist  zsch  in  flaizfchiv  39,  34. 

XLI.  LIX. 

Predifflen  ans  einer  Züreher  Paj)ierliandschrift.  die  im  Jidi  1393 
vollendel  ist  nnd  viflleichl  von  einer  kloslerlichen  Schreiberin  heniihrt. 
Für  die  alemannische  Heimat  zeuji^en  beslinmit  dns  Wort  kilche,  l'cvury 
mit  Rücksicht  auf  die  Zeil  die  Verbalformen  prediost  41.  92.  predioto 
41,  86.  70.  und  die  2.  Plur.  in  -ent;  auch  der  Conjunctiv  tueie  41, 
16.  170,  der  Dat.  Plur.  des  Artikels  dien  und  die  Feminina  in  -i 
(trüchni  41,  209.  stilli  219).  Im  übrigen  trilt  das  irrationale  i  in 
den  Endungeti  wenig  hervor  und  demgema'fs  zeigt  sich  die  Apocope 
ziemlich  entwickelt.  Auch  sonst  fehlen,  ausgenonunen  einige  feminine 
Endungen  in  -un,  die  dialectiichen  Flexionen. 

Der  Vocalismus  zeisit  durchaus  die  alten  Verhältnisse,  wodurch 
bairische  Herkunft  der  Handschrift  schon  an  sich  abgewiesen  ist.  Im 
besondern  zu  erwähnen  ist  oe  =  öu  in  frcrwen,  fnede,  erztegen ;  ferner 
iu  im  Zw.  triuwen  trauen,  getriuwung  59,  64;  und  der  sehr  ent- 
wickelte Umlaut  ü  in  XLI. 

Auslautend  ist  s  für  z,  inlautend  ff  für  z  Regel. 

In  XLI  findet  sich  mehrmals  ch  für  gemeines  k:  entftrichti  93. 
erkicht  122.  Irüchni  209;  ferner  g  für  i^:  gloge -7.  u.  o.  linge  51. 

Doppeltes  t  erscheint  nur  nach  Kürzen:  ff  dagegen  auch  nach 
Diphthongen:  gekouffet  41,  176.  rueffen  145. 

XLll— LH. 

Aus  einer  Sammelhandschrifl,  von  dem  Pfarrer  Albre<  ht  Kolbe 
von  Sygävis  (Goefis)  für  die  Ehefrau  des  Stadtammann  Joh.  Stockliii 
von  Feldkirch  geschrieben  und   1387   volleiulet. 

Die  Mundart  verrälh  sich  vielfach:  in  dem  o  für  ou,  er  für  on ; 
in  den  schwachen  Verben  in  A  und  den  Superlativen  in  est,  ferner 
in  diT  2.  Plur.  in  -ent,  in  dem  Dat.  Inf.  in  -ende,  in  der  1.  3.  PI. 
Ibnt  (zu  foln),  in  dein  Phir.  des  Deminulivs  luechliu  50,  6.  sodann 
in  den  Flexionen  in  a  und  u.  Die  Iclzleren  beschränken  sich  auf  die 
schwachen  Feminina;  das  a  dagegen  erscheint  sowohl  am  Nouumi  (lliuga 
42,  10.  tohira  47,  1.  jungfrowa  45.  33.  Irahla  43,  58.  sänuntl.  Nom.  Acc. 
Plur.  erl)era(h<mos)43, 114.  N.  PI.  gloggan  51,  5.  —  Dat.  Plur.  Adj. 
herlan  44,  88.  fiechan  42,  60)  als  im  Verbum  (leban  46,  18.  volge- 


453 

lant  46,  90.  ungevinnat  42,  44).  Zu  bemerken  ist  ferner  zahlreiches 
i  in  den  conjunclivisehen  Flexionen  starker  und  schwacher  Perfecta 
(u.  a.  kaemi  42,  98.  vva^ri.  wurfi  44,  24.  fungi  42,  124.  I'chluegi  45, 
72.  hiengi  44,  112.  taeti  43,  30.  fanti  42,  110.  ritti  47,  20.  min- 
neli  44,  125.  gefuorti  46,  23.  hetti  42,  101.  52,  26.  bedaehti  52,  5. 
niuofti  44,  124.  möliti  46,  32.  miihtint  46,  31.  lernetind  50,  34). 
Auch  in  den  übrigen  Verbal-  und  Nominalflexionen  fehlt  das  i  nicht. 
Daneben  ist  jedoch  auch  die  Apocope,  die  auf  der  völligen  Ton-  und 
Farblosigkeil  der  Endvocale  beruht,  stark  vorhanden,  nicht  minder  die 
Syncope  z.  B.  hymelsch  47,  57.  demuetkait  47,  35.  gitkait  48,  133. 
rainkait  48,  121. 

Das  alemannische  au  (ä)  für  a  entschlüpft  dem  Schreiber  nur  ein- 
mal: fchlaf  43,  91.  Er  liebt  ai  für  ei,  den  Umlaut  ü  in  ausgedehnter 
Art,  die  Umlaute  ä  (e),  a^,  oe  sind  stark  durchgeführt,  vgl.  z.  B.  ältiu 

47,  23.  sämit  47,  27.  mänigvalt  47,  50.  gedänk  (pl.)  47,  38.  ftärk- 
lich  48,  13 ;  dagegen  erscheint  neben  ue  (u)  auch  unumgelautetes 
uo.  Ob  43,  26  grofle  blofser  Schreibfehler  ist  oder  hier  altes  o  für 
uo  sich  offenbart,  mag  zweifelhaft  bleiben. 

Aus  dem  Consonantismus  geben  das  1  in  priolin  43,  100 :  der 
Nasal  in  kiunsch,  flaischling  48,  124;  der  Ausfall  des  Nasals  in  üser 

48,  72;  auch  das  seh  in  gaifchlich  48,  124.  50,  2.  böschlich  46,  68. 
das  tz  in  gebuetzet  42,  38.  gruetze  46,  157.  gruotzten  44,  92. 
Heimatszeugnisse. 

Der  Schreiber  liebt  die  Doppelung  (11,  nn,  rr,  pp,  ff,  tt)  selbst 
in  solcher  Anwendung  wie  berraten  48,  177.  lesenn.  fingenn  47,  46. 
rainnen  48,  51.  applaz  42,  109.  apblas  42,  107.  Den  Circumfiex 
setzt  er  auch  über  Kürzen:  verr  42,  43.  mer  44,  10.  Gewöhnlich 
steht  s  für  z,  auslautend  z  für  s,  ff  für  inlautend  z.  In  der  anlau- 
tenden Verbindung  II  ist  die  Vergröberung  fehl  häufig;  seltener  ist 
fchn  für  fn.     Aus  dem  Inlaut  ist  boRschlich  45,  40  zu  erwähnen. 

An  die  Flexion  -ten    der   1.  3.  PI.  Priit.  wird  gern  t  angehängt. 

Thematisches  und  bildendes  j  ist  durch  g  bezeichnet:  vigent  45, 
27.  gefa?get  44,  4.  gedraeget  48,  101.  bluegel  49,  3.  maige  47,  7. 
zwiger  47,  37.  zwaiger  46,  85. 

LIII— LVIII.     92—95. 

Aus  einer  Züricher  Pei-gamenlhandschrift  des  vierzehnten  Jahr- 
hunderts, früher  im  Besitz  des  Frauenkloslers  Adelhausen  bei  Frei- 
burg i.  Br.  Die  Gebete  92—95  sind  von  anderer  Hand  als  die  Pre- 
digten, nämlich  von  derselben  die  XLI  schrieb. 


454 

Der  alemaniiisrhe  Typus  ist  der  Sprache  enlschieden  eigen. 

Aus  dem  Voealismus  heben  wir  hervor  o  für  ou,  oe  für  öu  neben 
diesem  und  unumgelaulelen  ou.  Das  alte  o  der  A-klasse  ist  fast  durchaus 
durch  uo  (auch  u  und  u  geschrieben)  verdriingt.  häutiger  ist  o)  für 
gemeines  üe.     Audi  o  für  ü  venhenl  Erwiihuuug:   vondo  56,   311. 

Der  Diphthong  ei  wird  zuweilen  in  ö  verengt  (renen  54,  32.  witfweli 
170.  gesl  200.  vleflich  92.  24);  anderseits  findet  sich  ei  für  den 
häutig  e  geschriebenen  Umlaut  a?   (ieilik  55,  43,  feilikeit  55,  65.  weinet 

54,  79.  meizig  53,  298)  ebenso  fiir  e  (meiniger  57,  71.  heilest  95,2. 
eigeliche  56.  68)  und  vereinzelt  für  i  (gefcheiht  54,  78).  —  Der  Um- 
laut des  a  ist  sehr  stark  entfaltet,  vergleiche  velsche  (falsa)  54,  68.  menik 
53,  252.  menicvall  257.  efcht;  56,  60.  kredim  500.  genegilt  55,  176. 
hl  genze  56,  283  (tola)  könnte  mau  d(!n  Umlaut  allenfalls  auf  das  frühere 
|u  der  Eudunsf  bringen. 

Für  iu  tritt  zuNveilen  u  auf;  einzeln  wiederum  iu  [u)  fnr  v :  hül 
92,  16;  sowie  sich  auch  der  Beilaut  oe  in  nut  92,  10.  93,  5  darstellt. 
Der  Umlaut  ü  ist  auch  in  diesen  Denkmalern  sehr  stark  eniwickelt. 
Auch  hier  finden  wir  ft  für  kurzes  und  langes  u  nicht  selten  geschrie- 
ben;  iu  miltv  56.  514  ist  es  in  ou  aufzulösen. 

Von  Schriftzeichen  verdient  o  Erwähnung  als  Bezeichnung  des 
Umlauts  von  6:  vröde  56,  21.  toten  93,  31.  irlofer  55,  142,  trollen 
56,  352.  Eerner  i'i  v,  welches  iu,  ü  und  auch  üe  (gefchüfe  92,  52. 
Itünde   12,  güti  57,  fiize  41.  IVizen  64)  ausdrückt. 

a  konmit  zuweilen  in  Flexionen  vor  n  vor,  auch  in  dem  Lokal- 
sutTi.x  -an  (hütlan  57,  3,  6.  ringerinan  57.  12.  himelfchowerina  57. 
40  (=  an  en);  dannan  53,  157.  vornan,  hnidan  53,  159).  o  erscheint 
hier  in  Nominaltlexionen  (>benso  wenig  wie  u ;  dagegen  sind  einige 
Verbalfoiinen  in  -u  erhallen :  elieroii  56,  379.  oflinot  504.  gewizzenot 
129:  ferner  die  Flexion  der  2.  l'rl.  i'g.:  hatost  92,  51.  fwislost  9. 
Vereinzelt  zeigt  sich  o  im  Suffix  in  zitorn  92,  13.  Die  herschende 
Vocalfarbe  von  den  Suffixen  inid  Flexionen  ist  i. 

Aus  dem  Consonanlisnnis  ist  wenig  zu  bemerken,  etwa  n  für  m 
in  heinlich  56,  405.  arn  55,  37.  gehorfan  56.  150,  bufin  365;  die 
Verschweigung  des  n  in  vernust  56.  486  ff. :   das  r  für  s  in  virliuril 

55.  30.  verlierent  53,  65. 

Im  Auslaut  findet  sich  ofl  s  für  z,  wiihreiid  inlautend  im  ganzen 
z,  zz  beibehidlen  ist.  Doppelung,  namenllicli  tt,  ist  nicht  selten  :  ver- 
zeichnet sei  vogilli  56,  2.  ailinnbe  53,  303. 

Sonst  l)emerke  ich  noch  lli  für  ht. 

Aus  den  Verben  sind  die  alemamiischen  Zeugnisse  gen  genl  (geben 
gebeut),  fou  fönt,  wenl  zu  nennen. 


455 

LX-LXIII. 

Aus  einer  Peroamenthandschrift  des  vierzehnten  Jahrhunderts, 
früher  den  KarthiUisern  von  Basel  gehörig,  mit  alemannischer  Farbe 
in  der  sprachlichen  Haltung. 

In  der  auf  S.  272—274  niitgetheillen  Einleitung  zu  den  Predigten 
der  Meister  entschlüpfen  dem  Schreiber  einzehie  au  =  a  (hat  272,  4. 
äne  5),  auch  ein  ö  =  u:  öfteren  274.  Hier  und  in  den  Texten  seihst 
begegnet  e  für  ei  und  einzeln  ei  für  c :  ftreinge  62,  54.  Zu  erwähnen  ist 
der  Contraclionsvocal  e  in  gelet  60,  7.  verfet  S.  273,  31.  genl  273,  21. 

Der  Umlaut  ü  ist  übermafsig;  sogar  ürloubet  60,  45  ist  geschrie- 
ben. Als  Schreibfehler  stellt  sich  wohl  kantniffü  61,  48  dar,  vgl. 
bekantnüffi  61,  27.  bekantniffi  29. 

Aus  den  Consonanten  heben  wir  heraus  m  für  w  in  niunian  61, 
11.  S.  273,  20.  Verschweigung  des  m  in  vernuftikeit  61,  7.  Auf 
Unsicherheit  ob  tenuis  ob  media  beruhn  Schreibungen  wie  doerlich 
61,  14.  tritte  60,  38.  genuegete  (fem.)  62.  34.  z  wird  in-  und  aus- 
lautend durch  s,  ff  ersetzt.     Doppelung  namentlich  des  t  ist  beliebt. 

Eine  Spur  der  Verba  in  ö  giebt  entlidigot  62,  53.  Die  ver- 
kürzten Formen  von  foln  (fon  fönt,  fön  fönt)  sind  beliebt.  Die  2.  PI. 
Prs.  in  -ent  herscht;  in  der  2.  PI.  Prl.  findet  sich  -en:  hetten  62, 
47.  möchten  42.  wüften  48.  weiten  67.  Vereinzelt  stöfst  die  3.  Sg.  Cj.  Pt. 
in  ti  auf:  hafteti  62,  59.  Den  Dat.  Inf.  in  -ende  belegen:  ze  erwelende 
60.  79.  herschende  60,  3.  komende  60.  69.  in  dem  lebende  S.  273,  3. 

Ein  Superlativ  in  öst :  eigenlichost  60,  32. 

LXIV— LXVil.     96.  97. 

Eine  schöne  Pergamenthandschrifl  des  vierzehnten  Jahrhunderts, 
ebenfalls  früher  den  Baslern  Karthäusern  geh()rig,  enthält  diese  Stücke. 

Der  Vocalismus  in  den  Stammsilben  hält  sich  im  ganzen  dialect- 
frei.  au  für  ä  begegnet  nur  97,  21.  f.  äne  an,  ce  für  öu  nur  in 
fröde  und  befchöwelich,  andres  fehlt  ganz.  Doch  ist  zu  erwähnen  die 
Schreibung  e  für  den  Umlaut  von  a,  und  ö  für  ä  in  do  65,  23.  66, 
2.  45.  wo  64,  113.  65,  3. 

Die  Umlaute  e,  ö,  ü  siiui  völlig  entwickelt :  der  Umlaut  von  uo 
ist  durch  ü  bezeichnet. 

o  fin-  gemeines  u  zeiol  sich  in  bofche  65.  75  und  mit  Beilaut 
im  Accus,  böfchen  65,  76. 

In  den  Suffixen  und  Flexionen  tritt  i  sehr  häufig  auf.  a  zeigt 
sich  in  den  Endungen  des  schwachen  Präteritum :  geluogetast  65,  34. 
bettolant  S.  282,  26.  geeingotant   19.  machotant  25.     o  kann  ich  nur 


456 

einmal  und  nicht  im  Text  der  Predioton  selbst  im  Dat.  platteron  S. 
282,  36  nachweisen. 

Apocope  erseheinl  nicht  selten;  daoegen  auch  wucherndes  e  am 
Verbum  (3.  Prt.  truoge  65,  25.  floffe  67,  15)  und  namentlich  im 
Substantiv.  Nom.  und  .\cc.  Sg.:  crafte  96,  17.  lundamente  64,  39. 
geiste  67,  90.    gunsle  66,  38.    lebenne  96,   5.    lieclite  66,  64.    lone 

67.  95.   lüuffe   13.  wachfe  64,  3U.  wände  65,   121.  warheite  (}().   10. 

Aus  den  Consonarden  ist  zu  erwidmen :  p  IVu"  o-emcMnes  anlauten- 
des b  namentlich  in  den  Verbindungen  pl,  pr,  z.  B.  verplenden  67, 
83.  pliben  65,  61.  plos  131.  plueiet  48.  geprcste  67,  82.  pruste  64, 
80.  pinli  64,  73.  Ebenso  auch  t,  zumal  in  der  Verbindung  tr:  trier 
64,  10.  67,  41.  trivaltig  65,  68.  trilte  64,  109.  vertrieflen  97,  15. 
Ausserdem  teneu  64,  87.  lurll  67,  65.  Auch  in  dem  SulTix  -ede  er- 
scheint bei  Syncope  des  e  dieses  t:  belrueple   64.   19.   oelchctplli*  63. 

th  lür  t  in  thochter  65.  4.  Für  z  sind  an-  und  inlautend  c  im 
Brauche.     Das  weiche  in-  und  auslautende  z,  zz  ist  durch  s,  fs  ersetzt. 

Doppelconsonanz  ist  hiiulig. 

Im  übrigen  heben  wir  heraus :  schwache  Verba  in  -o :  machotest 
96,  20.  danckote  (i(j,  117.  geeingotant  S.  282,  19.  bettotanl  26. 
macholant  25.  geliuterot  65,   114. 

Superlativa  in  öst:  erweltoft  96,  26.  inneroft  65,  48.  obroft  64,  68. 

Die  erste  Person  Sg.  Prs.  in  -en:  ich  tragen  64,  71.  i'chinen 
66,  36.  fprichen  65,  18.  keren  ich  66,  64.  manen  ich  96,  2.  13.  28. 

Die  2.  Sg.  Prs.  in  te:  getruegte  96,   14.  gefeilt  65,  33. 

Dit;  zusammengezogenen  Formen  fon,  fönt,  fond. 

Der  Dat.  Inf.  in  -nde :  ce  finde  65,  36. 

Die  schwachen  Feminina  in  -in:  l'lerkiu  67.  62.  wueflin  65,  76. 

LXVIII.  LXIX. 

Ans  einer  Engelberger  Papierhandschrilt  des  vierzehnten  Jahr- 
hunderts, die  von  wenigslens  fünf  Schreibern  zusammengetragen  ward. 
Unsere  Denkma^ler  sind  von  der  (iüiflen  Hand. 

Der  Vocalstand  der  Stannnsilben  giebt  wenig  zu  bemerken :  a  für 
e  in  har;    o  für  a  in  wou;    Widerstand    gegen    den   Undaut  in  haltet 

68.  117.  lallet  116;  die  Neiginig  e  in  ö,  i  in  ü  zu  verliefen 
(miüd'che  verbroimet  68,  413.  brodien  68,  15.  öphel  167.  —  brinniet 
68,  193.  gewünnen  176).     Für  a^  wird  e  gesetzt. 

Apocope  ist  in  den  N'tM'bal-  und  Xominalformen  häufig;  auch 
Synkope  ist  beliebt,  namentlich  in  den  Adjecliven  auf  -eclich,  z.  B. 
ilisklich  69,  214.  gentzklich  68,  308.  hertzklich  150.  wilklich  69,  115. 


457 

Die  Färbung  der  Endungen  mit  i  ist  weniger  ausgeführt,  als  in 
andern  glei<*hzeitigen  alemannischen  Denkmselern.  8ÜS  nslij-I 

a  erscheint  einige  Mal  vor  n:  herlan  68,  125.  ietzant  68.  19. 
ni^nant  339.  Ebenso  o:  erdby!  on  68,  240.  wüfston  415  und  in  der 
2.'  Sg^.  Prt. :  hattest  fchastost  69,  81.     Dagegen  kommt  u  gar  nicht  vor. 

Zur  Verzeichnung  aus  dem  Consonantismiis  geben  Anlafs: 

n  aus  m:  boun  68,  386.  arn  69,  47;  für  I:  adenlich  68,  331. 
frevenheit  69,  116:  ferner  Nasalirung  in  wening  und  den  Adjectiven  in 
-eclich :  gedultenklich  69.  89.  behendenklich  68,  354  u.  s.  w.  —  ng 
für  nd:  tufeng  68.   12. 

r  für  s:  friurt  68,99.  Umstellung  von  r:  nachiet  68,8.  geftrm 
69,  4.  grebren  68,  309.  iungren  68,  ö.  ••!,!..! 

Die  Sibilation  von  s  vor  t:  fchasto.st  69,  81.  Iwiste  68,  209. 
Aufserdem  ist  s  für  z,  ff  für  z  im  Inlaut  gewöhnlich  geschrieben.  Aus- 
lautend kommt  auch  fz  für  altes  z  vor,  z.  B.  ufz  69,  108.  grofz  103. 

ch  für  inlautendes  h  ist  beliebt,  z.  B.  vachenl  68.  87.  nachret 
8.  gefchechent  6.  zechende  290.  fichest  53.  gefchichet  34.  fliuchet 
185. 

Das  inlautende  j  wird  durch  i  (meiie  69,  47.  zweiier  68,  14) 
und  g  (weget  68,  247.  fchriigent  400)  gegeben. 

Doppelkon-onanz  kommt  vor,  besonders  nn,  kk.  Hieher  gehört 
auch  Izz  und  "k.    dd  aus  Zusammenziehung  in  redde  (dixit)  69,   102. 

Aufserdem  sind  zu  erwähnen :  hein  (habemus)  68,  3.  69,  27  — 
Reste  der  schwachen  Zeitworte  in  o :  bezeichnet  68,  67.  wandlot  69, 
228.  machote  69,  8.  ergrot  68,  282.  verdampnot  (ptc.)  68,  19.  —  die 
umschreibende  Verbindung  von  werden  c.  partic.  praes.  z.  B.  das  du 
got  wirft  minnend  68,  50.  hie  wirdest  du  dich  fchament  69,  93.  — 
der  Gen.  Plur.  in  -en:  liuten  68.  14.  26.  himlen  325.  friunden 
69,  227.  —  der  Dat.  Plur.  hülinen  68,  236.  251.  —  der  Dat.  PI. 
Pron.  dien  -  die  Superlative  in  -est :  edlosl  69,  234.  minnenklichost 
68,  275.  Vernünftigost  274 

LXX. 

Aus  einer  Sarnerischen  Papierhandschrift  des  14.  Jahrhunderts. 
Unsere  Predigt  ist  von  dem  zweiten   der  drei  Schreiber   geschrieben. 

au  für  ä  ist  ziemlich  häufig. 

Die  Umlaute  sind  durchgeführt;  für  ae  wird  e  geschrieben;  für 
gemeines  öu  begegnet  oe  in  erzoegen. 

i  ist  in  Wulfen,  zwüfchenl  zu  ü  verdumpft;  o  für  a  ist  in  won 
durchgeführt.  •  »  ^»»  x  «selißdoa  i«'1 

Altd.  Predigten.  30 


458 

Umstellung  von  1  und  r  in  den  Endungen  treffen  wir  auch  hier: 
tütlen  238.  buechren  237.  lendren  4.  Auslaulende.s  m  ist  in  n  über- 
gegangen in  buolen  94.     Nasalirung  tritt  ein  in  wening. 

d  für  anlautend  t  wird  in  Formen  von  tuon  gesetzt,  dagegen  t 
für  d  in  getrang  22G.  An  -n  der  Flexionen  schliefst  sieh  gewohnlieh 
wucherndes  t  an. 

In  der  Verbindung  fl  wird  f  zu  ich :  fihlaf  200.  befchlagen  236. 
fchlechtlich  161.  befchloffen  46.  141.  fchh^ffer  237.  Ebenso  in  aus- 
lautend st:  hieschischt  142.  Ich  für  fs :  ebtilchin  112.  IT  für  Is  ist 
in  afs  durchgeführt.  Das  s  für  auslautendes  z.  k  für  inlautendes  ist 
gewöhnlich. 

Inlautendes  h  ist  zu  ch  gewandelt. 
Die  Apocope  ist  stark  anffewant. 

In  den  Verbal-  und  Nominalendungen  ist  i  nicht  selten  ;  o  findet 
sich  nur  in  begondon  208  und  felon  (Dat.  PI.)  168;  a  und  u  treten 
hierin  nicht  auf. 

Zeitw^orte  in  6  sind  nicht  selten:  wandlol  64.  begegnot  93.  be- 
gerot.  bettot  168.  murniulot  103.  begegnont  90.  murmlont  108.  hin- 
derredon  121.  fpilon  208.  begegnoten  6.  getriuwotin  233.  geergrol 
181.  geordnot  193.  gewilot  79. 

Das  nominale  Suffix  -ie  ist  in  ig  vergröbert:  fymonig  157.  vigilig 
159.  —  Gen.  PI.  in  -en  erscheinen  öfter:  reten  20;  gebotten  22. 
dingen  81.  249.  fchlöffren  239.  Zu  erwähnen  ist  noch  etwa:  dero 
(G.  PI.)  26.  dien  oH. 

LXXI.  LXXII. 

Zwei  Predigten  von  einem  Pergamentblatte  einer  Handschrift,  die 
im  fünfzehnten  Jahrhundert  in  Mitteldeutschland,  vielleicht  in  Schlesien, 
geschrieben  waril. 

Die  neuen  Diphthonge  sind  durchgeführt :  für  altes  i  steht  ei  oder 
ey,  für  ü  steht  aw  oder  einzeln  ow  (towbe  71,  9),  für  iu  steht  ew. 
Das  alte  ou  ist  durch  ow,  öu  durch  öw  gc^geben.  Für  uo  steht  fast 
durchaus  u,  für  üe  findet  si«h   ue;  für  ie  steht  i. 

Das  mitteldeutsche  e  für  i  (wedirfteen  71,  28).  o  für  u  (obir) 
ist  vorhanden:  in  obir  zugleich  die  Neigung  zum  Tudaut:  öberig  72, 
3.  öbirwinden  71,  25.  a  für  o  in  adir  71,  26.  Die  Verdumpfung 
von  ä  in  6  ist  durchgeführt.  —  Schwächung  von  a  erscheint  in  wen, 
und  in  ermuet  (armuot)  71,  31.  Das  Präfix  ver  ist  in  vor  verfärbt:  71. 
6.  17.  19.  Der  Consonantismus  ist  der  gemein  mittelhochdeutsche. 
Für  scharfes  z  wird  cz  geschrieben,  für  weiches  z  aber  i'^  oder  s. 


459 

Aus  einer  Engelberger  Handschrift  des  zwölften  Jahrhunderts, 
von  einem  Schreiber,  der  in  den  sinnlosen  Zusanunenlügungen  ge- 
trennter Wörter  und  in  Trennung  zusammengehörender  seine  Ungfeübtheit 
im  Deutschschreiben  verrat.  Auf  diesen  Grund  wird  auch  zurück- 
gehn  das  et  für  ht :  bactet  73,  8.  folbracl  9.  forkte  74,  51.  tlukt  64, 
vielleicht  auch  das  k  für  auslautendes  h :  entfak  74.  52.  nak  74,  80. 
39.  54.  nok  74.  54  und  fiir  in-  und  auslautende.^  ch :  wakende  74. 
39.  ruoke  74,  5.  freislike  74,  59.  guolliki  54.  ik  34.  40.  dik  40. 
mik  73,  22.  74,  28.  vgl.  jedoch  AI.  Gramm.  §  208.  Das  unecht 
vorgestol'sene  h  (hich  73,  14.  hie  14.  hubel  74,  53)  ist  lateinische 
Schreiberunart.  Schreibungen  wie  getede  74,  14.  daztir  73,  2.  daztu  6. 
durtaz  74.   12.  mittineme  73,  21   flielsen  auch  aus  Ungeschick. 

Der  Umlaut  von  a  ist  nicht  völlig  durchgedrungen :  die  andern 
Umlaute  mangeln  ganz. 

Für  ie  begegnet  i.  für  in  und  uo  findet  sich  neben  den  alten 
Zeichen  einf3abes,,u.     Dagegen   erscheint  a|4ph  u  füi-  u.^ii^d  ü    (=.  ü 

und  iu).       K   .>■>>  ■^illortl     •>th'"'?     r^    M^   ■•J'^rfoBni 

In  74  stehn  manche  e  für  ei.  ^ 

Aus  dem  Consonantismus  kann  aufser  dem  oben  erwähnten  hervor- 
gehoben werden  anlautendes  und  inlautendes  f:  ler-,  lil  74,  5.  fon 
11.  fogetin  7.  for  29.  —  tufel  73,  19.  74,41.  fufer  74,25.  Fer- 
ner ffr=  pf:  offer  73,   16. 

th  für  t:  ferfeith  74,  9.  wirth  73,  5. 
Von  Zeitworten  in  ö  begegnet  nur  gefunderot  74,  69. 
Endlich  ist  zu  bemerken  die  2.  Sg.  Pt.  in  ost :  brachlost,  fantost 
73,  13. 

76—90. 

Aus  einer  schönen  Pergamenthandschrifl  des  zwölften  Jahrhunderts 
von  dem  Kloster  Muri. 

Von  den  Umlauten  ist  nur  e  entwickelt,  ohne  jedoch  durchgeführt 
zu  sein,  u  und  o,  ebenso  ä,  ö,  uo  widerstehn  noch  jener  Trübung. 
Für  die  Steigerung  iu  erscheint  häufig  die  Verengung  u,  welche  auch 
für  das  flexive  iu  oft  geschrieben  ist.  Der  Schreiber  giebt  die  Diph- 
thonge ou  und  uo  durch  ö.  Es  findet  sich  dieses  Zeichen  aber  auch 
für  6:  höndon  86,  20.  nötin  77,  7.  brödeme  85,  77.  löfe  82,  2  und 
Jmvü:  öf84,  33.  Vgl.  S.  471.  Einzeln  begegnet  e  für  ei:  egin  90,  10. 
<:ni  oA-PS  den  Consonanteu  ist  wenig  zu  bemerken.  Neben  fc,  fch 
kommt  auch  fh  vor:  Ihilt  78,  1.  fhozzin  82,  3. 


h  fallt  nach  Liquida  und  bei  Vocal  gern  ab:  inpha  87.  10.  bival 
88,  2.  bivil  87,  5.  dur,  wie  auch  in  den  übrigen  Denkmfplern,  ge- 
wöhnlich.   Auch  vor  l  wird  h  zuweilen  von  dem  Schreiber  unterdrückt. 

In  den  Verbal-  und  Nominalendungen  ist  i  sehr  häufig.  Das- 
selbe färbt  auch  die  Präfixe  und  das  vorgelehnte  negative  en. 

a  zeigt  sich  hier  selten:  frouwa  (N.  Voc.  Sg.)  78,  2.  81,  1.  arma 
(A.  PI.)  84.  33.  Dagegen  ist  o  in  dem  schwachen  Plural  sehr  häufig; 
auch  im  schw.  Acc.  Masc.  Sg.  kommt  es  vor,  wahrend  die  schwachen 
Feminina  im  Sg.  un  haben. 

Sehr  vertreten  ist  die  2.  Sg.  der  schwachen  Perfecta  in  tos,  tost : 
hetos  83,  12.  brahtos  90,  9.  gidahtost  76,  12.  ebindoltost  83,  48. 
fragetost  77,  17.  vuortost  85,  46.  hatost  77,  14.  leitost  90,  8.  vir- 
lougenotosl  77,  12.  machotost  85.  44.  bifchirndost  82,  1.  getrostost 
84.^  22. 

Die  2.  Flur,  in  -tont:  grvoztonl  84,  34. 

Die  schwachen  ZeitAvorte  in  o  sind  nicht  selten:  1.  Sg.  Prs.  geron 
•77,  2.  manon  89,  4.  Inf  martyron  88,  29.  virwandelon  80.  7.  Perf 
machote  89,  5.  Partie,  irvollot  87,  13.  ffinagilol  83.  35.  gileginot 
78,  6.  gifergot  86,  21. 

Zu  bemerken  ist  der  Plur.  Conj.  gisegineigen  80.  20. 

91. 

Aus  einer  Engelberger  Handschrift  des   13/14.  Jahrhunderts. 

Die  Umlaute  sind  entwckelt,  neben  ü  kommt  jedoch  noch  häufig 
u  vor.     e  wird  statt  a*  geschrieben. 

Für  ou  und  Ou  begegnen  einzeln  o  und  op.  Ebenso  erscheint 
für  iu  zuweilen  u.  Bemerkenswert  ist  v  für  iu,  das  Wackernagel 
nach  meiner  Ansicht  nicht  glücklich  in  ev  aufgelöst  hat:  revwe  99. 
getrevlich  27.  Irevwen  34.  gctrevwer  22.  78.  gelrevdet  62.  trevlent 
201.  levten  84.  crevze  65.  flevzet  199.  levchtent  189.  Das  >*  drückt 
zugleich  üe  aus.   —  Für  ei  findet  sich  häufig  e. 

Aus  den  Consonanten  erwähne  ich  d  für  t :  aidautend  in  döt 
227  und  zuweilen  in  dete  detisl,  inlauteiul :  bereident  170.  beltedet 
193.  getrevdet  62.  In  dem  Zw.  loben  ist  p  für  b  die.sem  sehr  un- 
geübten Schreiber  Regel,  w  für  anlautendes  b  setzt  er  in  wichle  10. 
Für  inlautendes  h  steht  gewöhnlich  eh.  Weiches  z  ist  meist  durch 
8  vertreten,  und  so  findet  sich  auch  Z  für  s  geschrieben,  nicht  blofs 
im  Auslaut  (in  den  Genitiven  z.  B.  gebetez  262.  dienstez  263.  lonez 
30.  dinez  66),  sondern  auch  im  Iniaul :  gewezen  45.  grundlozen  262. 
kluzen  67. 


461 

Der  Schreiber  oder  die  Schreiberin  war  doppelter  Consonanz  ab- 
geneigt:  es  steht  sogar  vnnzen  146.  ver  den  (verre  denne)  62.  min 
(minne)  178.  iipekeit   149. 

Die  i-Färbuiig  der  Endungen  fehlt  diesem  Denkmal. 

a  zeigt  sich  in  ital  160.  167,  o  in  der  schwachen  Nominalflexion 
on  (boton  Gen.  PI.  44.  furfprecherinctn  Dal.  Sg.  22.  kunginon  Acc. 
Sg.  177)  und  im  Dat.  PI.  swosteron  69.  Ferner  in  der  2.  Sg.  Prl. 
klophelosl  97.  machtost  4.  fantost  3.  flarchtost  39.  ercegtost  29  und 
in  truebfoli  237.  248.  ledor  249. 

Die  schwachen  Verba  in  -ö  zeigen  sich  durch  handelot  1 1 .  malot 
186. 

Die  2.  Plur.  Prs.  in  -ent  ist  wie  in  allen  diesen  alemannischen 
Denkmälern  Regel.  Das  Part.  Präs.  tritt  verkürzt  auf,  z.  B.  niezent. 
trevtent  201. 

Der  Dat.  PI.  dien  des  Demonstrativs  und  Artikels  ist  auch  hier 
Regel. 

98. 

Aus  einer  Pergamenthandschrift,  die  Johann  Fricker,  alt  Stadt- 
schreiber von  Luzern  1380  schrieb. 

Der  alte  Vocalismus  ist  bewahrt,  die  Umlaute  sind  stark  durch- 
geführt. 

Neigung  zur  Verdumpfung  heller  Vocale  bricht  durch  in  fchöpher 
4,  brünnend  17. 

Beliebt  ist  die  Doppelung  tt.  ferner  tz;  für  zz  steht  ff. 

Zu  erwähnen  sind  die  2.  Sg.  Pt.  hette  11.  und  das  Particip  ge- 
wundpt  12. 

99. 

Aus  einer  Papierhand!?chrifl  des  fünfzehnten  Jahrhunderts. 

Als  alemannisches  Denkmal  bezeugt  durch  Bewahrung  des  alten 
Vocalismus.  Langes  ä  ist  zu  o  verdumpfl;  für  e  und  i  begegnen 
einzeln  ö  und  ü. 

Anlautendes  d  ist  mehrfach  durch  t  gegeben:  zertennet  43.  lürre. 
lurftig  55.  Inlautendes  h  wird  zu  ch  verschärft.  An  flexives  n 
schliefst  sich  wuchernd  d  und  t  an. 

Die  Doppelungen  IT.  tt,  auch  ff  für  f  sind  beliebt. 

Die  Flexionen  sind  farblos.     Apocope  tritt  häufig  auf. 

Zu  bemerken  ist  die  2.  Sg.  Perfecli  in  -t :  hiengt  14.  lieft  82. 
verfecht  29.  bevell  31.  fprecht   19.  52.  ftürbt  81.  fchriuwte  93. 


462 

100.    101. 

Von  einoin  Perg-amenlblatt  des  fünfzehnten  .lahrhunHerls,  das  einer 
mitteldeutschen  Handschrift  angehörte. 

Die  neuen  Diphthonge  sind  noch  nicht  angenommen ;  fin*  ou.  das 
dem  Umlaut  ebenso  wie  6  widersteht,  wird  ou  und  au  geschrieben, 
doch  findet  sich  auch  en  (vrewde  101,  8).  Die  Verdumpfung  des  a 
zu  0  herscht :  e  und  o  für  gemeines  i  und  u  treten  auf.  Statt  der 
Diphthonge  ie  und  uo  werden  i  und  u  gesetzt.  Für  i  und  ic  zieht  der 
Schreiber  y  vor,  denniach  auch  öfter  ey  für  ei. 

Zu  bemerken  ist  ei  durch  Zusammenziehung  in  neihn  (negelen) 
101,   15. 

Beliebt  ist  cz  für  z;  sogar  doppeltes  findet  sich  in  iczczunf  101, 
11.  Das  Präfix  ver  lautet  vor:  vorgiffe.  vorwerre  100,15.  vortorben 
101,  11.  vornichte  100,  10.  vorczerte  8.  Das  Präfix  zer  lautet  zu: 
czugenWich  100,  16.  Das  Präfix  der-  tritt  auf  in  dersufcze,  der- 
quicke  101,   18.  19*). 


'.   '♦ib    .!• 
2. 
Üip    alefnarini sehen  Predigten    und  Gebete   grammatisch    befrachtet. 

Obwohl  nach  der  vorausgegangenen  Übersicht  über  den  sprach- 
lichen Charakter  der  einzelnen  HandschriHen,  welche  zu  ^yackernagels 
Sammlung  beitrugen,  die  als  alemannisch  erkannten  Denknifpler  I — XIII. 
XVil— XX.  XXVII— XXXV.  XXXVI— XL.  XLI.  XLII— LH.  LIII— LVIII. 
LIX.  LX— LXIIL  LXIV— LXVII.  LXVIII,  LXIX.  LXX.  73.  74.  75. 
76—90.  91.  02—95.  96.  97.  98.  99.  nicht  gleich  stark  in  der  mund- 
artlichen Färbung  ihrer  Sprache  sind,  so  giebt  doch  ein  jedes  von 
ihnen  Züge  zu  einem  Bilde  des  Dialects  im  zwölften  l)is  fünfzehnten 
Jahrhundert.  Ich  suche  dasselbe  zu  entwerfen,  indem  ich  dabei  meine 
Alemannische  Grammatik  (Berlin  1863)  überall  voraussetze. 
Vocalismns. 

Die  Oniihtät  der  Stannnsilben  wird  durch  die  Trübung  mannigfach 
angegrilTen ;  die  Quantität  bleibt  wesentlich  die  alte.     In  den  Endungen 


*)  Die  in  dem  Antiang  von  Dr.  Rieper  niitgetiieiiten  Stücke  haben  mir,  nachdem 
der  Satz  ineinerAI)hHndlung  schon  begonnen,  auf  einige  Tage  vorgelegen.  Iclt 
licfniigc  mich  datier  mit  der  Bemerliung,  dafs  die  St.  Georger  und  Sarncr 
Srhrillen,  welche  ich  noch  am  meisten  benutzen  lionnte  (Georg,  und  Sa, 
Sb.  Sc.   bezeichnet)  streng  alennnnischcn   Dialecl   haben. 

Kiel,  20.  XI.  74.  h.  W. 


4^ 

sind  die  Vocale,  was  ihr  Gewicht  betrifft,  durchaus  geschwächt;  ihre 
Art  schillert  neben  dem  irrationalen  e  in  allen  Farben,  wobei  die  alte 
Grundlage  zuweilen  sich  noch  erkennen  lässt. 

a  wehrt  sich  namenilich  in  unsern  ältesten  Denkmaelern  noch 
stark  gegen  den  Umlaut,  der  jedoch  als  Regel  zu  bezeichnen  ist. 
Beispiele  von  erhalleuem  a  geben  u.  a.  vallet  5,  27.  sorgvaltig  S.  274, 
20.  mandiinge  3,  54.  bekantnifse  60,  16.  61,  29.  erbarinede  3,  48. 
gagenwartigiii  1,  90.  niagede  74,  4.  tagilich  75,  1.  getragede  7,  50. 
nagel  (Plur.)  92,  45.  almahtig  11,  38.  allmattigin  3,  47.  nahte  (Plur.)  87, 
11.  geslahte  8,  7.  geflahtie  10,  8.  —  Beispiele  von  übermässigem 
Umlaut  geben  endriu  28,  31.  31,  30.  ältiu  47,  13  —  von  Beilaut 
zesämen  32,  64.  velsch  56,  508.  genze  56,  283.  gewaschen  (Ptc.) 
31,  56.  32,  59.  —  Neben  e  und  ä  erscheint  als  Umlaut  von  a  auch 
ei:  neimit  1,  86.  meiniger  57.  71.  streinge  62,53.  kreiftich  62,  74. 
beweigen  Sc.   15  a.  eigeliche  56,  68.     Vgl.  Alem.  Gr.  §  58. 

Verdampfung  von  a  zu  o  zeigt  sich  bei  won  in  XXXV.  XLII — 
Lll.  LXVIH— LXX.  Sb.,  sowie  bei  olde  in  XVII  und  74 ;  auch  in  trueb- 
soli  91.  237.  —  Das  alemannische  a  für  e  in  har  findet  sich  auch 
hier,  z.  B.  in  XIU.  XVII.  XLVIII.  LXVIII.  Georg.  Fred,  und  Sb. 

Die  Änderungen  der  Quantität  des  a  lassen  sich  schwerlich  be- 
sthnmen. 

Der  Circumflex  in  XVH — XX  ist  kaum  ein  Beweis,  er  scheint 
mehr  Tonzeichen  als  Owanlitätszeichen.  Ebenso  kann  ich  in  der  Con- 
sonantendoppelung  nicht  wie  Wackernagel  (Sechs  Bruchstücke  einer 
Nibelungenhandschrifi  S.  38)  in  Bezug  auf  tt  thut,  eine  Verlängerung 
des  vorausgehnden  Vocals  durch  Position  anerkennen ,  glaube  im 
Gegcntheil.  dafs  sie  nach  alten  Kürzen  für  die  erhaltene  Quantitäts- 
stufe zeugt,  während  sie  nach  Längen  und  Diphthongen  auf  der  Neigung 
der  Zeit  zu  wuchernder  Schreibung  beruht.  Wenn  der  Schlufs  Wacker- 
nagels aus  der  heuligen  Schweizer  Mundart,  dafs  wo  das  alte  ä  zu  6 
ward,  die  alle  Kürze  gedehnt  ist  (Sechs  Bruchstücke  S.  38)  für  unsere 
Denkmseler  gelten  darf,  dann  müssen  wir  eine  Störung  der  alten  Quanti- 
täten für  LXIV— LXVII  und  99  annehmen. 

Aus  der  Apocope  der  Endvocale,  die  sich  vielfach,  namentlich  in 
den  jüngeren  Handschriften  bemerkbar  macht,  folgt  auch  kein  sicherer 
Schlufs  auf  eine  durch  Tonübertragung  geschehende  Verstärkung  (Deh- 
nung) des  Vocals  der  Stanunsilbe,  wie  die  Beobachtung  heutiger  ober- 
deutscher Quantität  lehrt. 

In  der  Übersicht  über  die  Eigenthümlichkeiten  der  einzelnen  Hand- 
schriften ergab  sich,  dafs  die  meisten  in  den  Nominalflexionen,  ebenso 


4$i 

bei  Suffixen  in  -n.  einzelne  auch  in  Verhalendungen  ein  a  aufweisen, 
das  wr  als  keinen  R<'st  von  altem  eehtem  a.  sondern  als  einen  un- 
bestinnnten  oder  irrationalen  Voeal  der  Sprofssilbcn  ansehen  müssen. 
Es  ist  nieht  so  hinififf  wie  die  iirationalen  verwanlen  i  und  o.  aber 
häufiger  als  n.  Eine  besondere  Neijruni:  zu  diesem  a  haben  XVII 
bis  XX. 

Langes  a.  Die  Handschriflen  aus  dem  12.  Jahrhundert  zeioren 
a  noeh  ffegen  den  Umlaut  meist  geschützt:  genamist  7.  44.  bare  4, 
2^.  mare  2,  41.  wäre  15,  4.  5.  fwarez  7,  20.  haltare  3,  46.  fche- 
phare  1,  18.  volgare  1,  31.  gäbe  7.  11.  genadig  74.  5.  rate  73.  19. 
wahe  1,  55.  nahest  7.  44.  brahti  2,  28.  Im  13.  Jahrhundert  haben 
ihn  die  Schreiber  schon  angenommen  und  bezeichnen  ihn  mit  ae,  ä: 
di('  Bezeichnnnff  durch  e  findet  sich  in  XVH— XX.  LIII— LVIll.  LX— 
LIX.  91 — 97.  Indessen  kommt  auch  noch  im  14.  Jahrh.  a  unum- 
gelautet   vor,    z.  B.  swarliche  62,    39.    mazikeit    56,   323.    Schacher 

'  Als  aWdere  Weise  der  Anffleichunir  zwischen  ä  des  Stammes  und 
i  des  Suffixes  findet  sich  entsprechend  dem  ei,  als  Umlaut  von  a.  in 
den  Predigten  53 — 55  auch  ei:  feilik  55,  43  ff.  feilikeit  55,  65. 
widerzeime  54,  113.  weinet  54,  79.  meizig  53,  278.  Ebenso  keime 
(Cj.  Pt.)  Georg.  Pr.  V.  17  a  und  zaihe  Georg.  XXXIII.  Dieses  ei  ist  kein 
blofses  Schriftzeichen,  sondern  ein  lebendiger  Diphthong.  AI.  Gr.  §  58. 

Die  Neigung  ä  zu  ö  zu  verdumpfen,  tritt  in  LXIV — LXVII  und 
99  hervor:  in  den  Predigten  übrigens  nur  in  den  Worten  do  (65.  23. 
66.  2)  wo  (64,  118.  65,  3).  aber  in  dem  erst  im  15.  Jahrhundert 
geschriebenen  Gebet  99  auch  sonst,  z.  B.  worer  17.  gnod  16.  ge- 
lofsen  9.  noch  25.  fchocher.  fmocheit   19.     Vgl.  AI.  Gr.  §  44. 

Die  andere  alemannische  Verdumpfungsfonn  von  A  ist  au,  das 
sich  auch  als  ein  Ueberganarslaut  von  a  zu  u  darstellt,  der  aber  nicht  zu 
einer  ruhigen  Form,  wie  6  ist,  gelangte,  sondern  diphthongisch  blieb. 
Dieses  a»«  für  ä  erscheint  zahlreich  in  XXVII — XXXV.  LXX  und  einzeln 
in  XLIII.  97  und  in  der  Handschrift,  der  LX — LXIII  entnommen  sind. 
Beispiele:  mal  33,  14.  70.  210  äne  29,  13.  70,  58.  97.  21.  S.  272. 
5.  lan  70,  226.  han  27,  9.  gan  2,  20.  getan  29.  21.  xeriihu  29.  11. 
hSnl  30,  1.3.  begänd.  Oänd  28,  84.  crfland  31,  80.  fchlaf  43,  Ol. 
begat  35.  8.  hat'  27,  9.  läz  35,  12.  70,  34.  gaffen  70,  206.  fträfz 
70,  27.  mäfeu  29.  13.  bräht  32,  70.  volbrächtent  35,  47.  Vgl.  AI. 
Gr.  S  52. 

J..fc;y^  bezeichnet  den  Umlaut  von  a  und  ä.  wo  nicht  e  dafür  gesezt 
ist,  vgl.  a.  a.     Auch  für  das  c  der  Flexion  finden  wir  es  in  geopferät. 


465 

73,  2.  —  ae  für  e  zeigt  sich  in  faele,  faere  ^valde)  Georg.  Pr.  V. 
Vgl.  Alein.   Gr.  §  35. 

ai  ist  für  den  Diphthong  ei,  der  im  übrigen  so  bezeiihnet  wird, 
geschrieben  einzeln  in  i— XI.  hänlig  in  XXVII— XXXV.  XXXVI— XL. 
XLII — LH.  Georg.  Pred.  —  Zuweilen  findet  sich  äi,  das  zwischen  ai 
und  ei  vei  mittelt :  taidinc  40,  4.  und  öfter  in  den  von  Pfeiffer  heraus- 
gegebenen Weingarter  Predigten ;  häiffet  Wack.  67,  73.  geräint 
70,  151. 

au  kommt  nicht  als  Zeichen  der  Steigerung  des  u  vor,  die  stets 
durch  ou  gegeben  wird,  sondern  nur  für  die  Verdumpfüng  des  ä,  w.  z.  vgl. 

e  drückt  sowohl  den  Umlaut  von  a  und  ä  (vgl.  a.  ä,  ä,  ei)  als 
die  Brechung  aus.  Ueber  den  gewöhnlichen  Umfang  ergeben  unsere 
Denkmäler  gebrochenes  e  nur  in  ero  (eorum)  18,  52.  20,  16.  vehe 
65,  75.  Georg.  Pr.  V.  Ueber  i  für  gemeines  e  vgl.  i.  —  e  giebt  nach 
gemeinem  Gebrauch  auch  den  geschwächten  Vocal  der  Sprofssilben 
wieder,  in  welcher  Eigenschaft  es,  besonders  in  den  Handschriften  des 
14.  und  15.  Jahrh.  oft  aus-  und  abgeworfen  wird.  Als  Endungsvocal 
hat  es  mundartliche  Nebenbuhler  an  i  vor  allem,  ferner  an  o  und  a, 
in  bestimmten  Nominalflexionen  auch  an  u. 

Ueber  ö  für  e  vgl.  ö. 

Langes  e  ist  im  allgemeinen  aus  älterem  ei  durch  Einflufs  gewifser 
folgender  Consonanten  entstanden.  Es  ist  im  alemannischen  über  den 
gemeindeutschen  Stand  entwickelt,  AI.  Gr.  §  36,  wozu  unsere  Denk- 
maeler  eine  Anzahl  Belege   geben,    z.  B.  manigerlege    63,  4.    urtelde 

74,  63.  ertelt  69.  heiig  60,  45.  84.  91,  2.  fvemit  53,  285. 
hemlicheit  S.  274,  1.  enen  2,  37.  verenige  93,  11.  nientat  74,  19. 
renen  54,  32.  91,  19.  gerene  74,  18.  renekelich  91,  70.  ment  62, 
64.  wenen  7,  69.  witfwefi  54,  162.  ledor  91,  249.  bretiste  53,  250. 
criftenhet  91,  73.  gihezzin  1,  70.  nefwen  91,  56.  geft  91,  3.  ^es- 
lich  91,  238.  meft  219.  vlefliche  92,  24.  egin  90,  10.  geneget  91, 
162.  ercegtost  91,  29.  gezechent  91,  65. 

Ueber  e  für  ae  vgl.  oben  unter  ä. 

e  für  ie  (AI.  Gr.  §  37)  zeigt  sich  einzeln  in  I— XIII:  lebin  1, 
63.  6,  2  —  edoch  13,  7.  27.  neman  11,  7.  demuot  5,  40.  49.  54. 

Wir  finden  ferner  e  in  zusammengezogenen  Silben  (AI.  Gr.  §  38) 
nämlich  aus  ebe:  vergen  40,  34.  genl  S.  273,  21.  Georg.  Pr.  VI, 
15  d.  —  aus  ebe  in  hete,  vgl.  Conjugation.  ~  aus  ede:  chent  12, 
18.  wer  91,  81.  —  aus  ege.-  gelet  60,  7.  ufgelet  35,  26.  verfet 
S.  273,  31.  —  aus  ehe:  ferfen  74,  15.  befchent  91,  251.  Die 
Ouantilät    dieses    e    ist    verschieden    anzusetzen,    wie   es    scheint:    in 


m 

den  meisten  Fällen  ist  wol  kurzes  e  anzunehmen,  vgl.  AI.  Gr.  §  38. 
Jänicke  in  Haupt  Zschr.  XVII.  506. 

Ueber  die  Ouantitätsveränderunff  von  e  zu  e  (Dehnung)  gilt  das 
unter  a  bemerkte. 

ei  der  Steigerungsdiphlhonir  des  i  wird  in  unsern  Denkmaelem 
meist  ei  geschrieben:  über  die  Schreibung  ai  vgl.  S.  465.  sowie  über 
die  Verenorung  in  e  ebendaselbst. 

Das  neue  aus  i  entslehnd«;  ei  Iritt  in  diesen  alemannischen  Pre- 
digten und  Gebeten  ebensowenig  auf  als  au  für  u. 

Unter  a  und  a  erwähnten  wir  ein  ei,  das  statt  e  und  a>,  dem 
Umlaut  jener  Vocale,  auftritt.  Ebenso  findet  sich  ei  für  e  in  ftein 
60,  64.  88,  20.  geit  60,  18.  Verwant  ist  ei  für  i:  aefcheiht  54. 
78.  Wir  haben  hierin  einen  Uebergangslaut  von  i  zu  e  zu  erkennen. 
Dagegen  wird  ei  in  belviele  1.  27  auf  Unsicherheit  über  e  oder  i 
im  Präfix  beruhen. 

eil  ist  kein  alemannischer  Diphthono  der  älteren  Zeit,  ebenso 
wenig  wie  das  junge  ei  (aus  i)  und  au  (aus  ü).  Wo  es  unsere  Denk- 
maeler  haben,  erregt  es  daher  sofort  Verdacht.  Vgl.  die  Bemerkungen 
S.  460  zu  No.  91.  —  In  flevwen  56.  318  hat  v  gar  keine  vocalische 
Bedeutung,  sondern  verstärkt  nur  das  w. 

Anders  könnte  es  um  das  ev  stehen,  welches  Wackernagel  31. 
37  und  in  dem  Gebet  91  für  iu,  die  Steigerung  sowohl  als  den  Um- 
laut, hat  drucken  lassen.  In  den  Handschriften  steht  aber  nicht  ev, 
sondern  v.  und  da  wir  dieses  Schriflzeichen  aus  alemannischen  Ur- 
kunden und  Handschriften  des  13.  14.  Jahrhunderts  als  Vertreter  von 
iu,  d.  i.  einem  langen  tiefen  ü  nach  seiner  Aussprache,  kennen,  so 
haben  wir  auch  in  unsern  Denkmälern  jenes  v  nicht  in  das  unaleman- 
nische ev  aufzulösen,  sondern  gleichbedeutend  nn'l  v.  iv  anzusetzen. 
Wir  geben  einige  Beweise  dieses  Gebrauches  von  ü  v :  vberzvgot 
Schreiber  Urk.  1,  76.  Ivte  71.  hisern  Basl.  Rechtsqu.  1.  13.  düchte 
Kopp  Urkunden  1,  58.  Ifit  125.  hvre  M.  S.  A.  130,  20.  benfzet 
verdrvzet  189,  22.  kvse  130,  18.  Ifite  Archiv  f.  Kunde  österr.  Ge- 
schichtqu.  I.  3,  74  (1336  Graubünden).  Man  vergleiche  sodann  die 
in  Lassbergs  Liedersal  gedruckten  Gedichte,  in  denen  überall  fl.  doch 
wol  nach  der  Handschrift,  in  vertritt. 

i  hat  in  den  Stammsilben  seinen  gemeindeutschen  Umfang. 

Einzeln  finden  wir  es,  wo  gemeinlich  e  steht :  willen  (velint)  53, 
151.  willent  58,  32.  herbirgeii  17,  6.  begigen  (Partie,  bejehen)  17,  1. 
Vgl.  ausserdem  e.  Als  Seitenstück  dazu  begegnen  auch  einzelne  i 
für  den  Umlaut  e:    ellinde  7,  20.    wirme  14,  10.     In  LXX    und    99 


467 

zeigt  sich  die  Neigung  i  vor  s  zu  verdumpfen:  wüffen  70,  100. 
vvnffent  70,  71.  99,  11.  zwiifchenl  70,  4.  Vor  n  finden  wir  ü  für 
i  in  gewünnen  61,  25.  68,   176.  brünnet  193.  bninnend  98,   17. 

Wie  häufig  i  zur  Bezeichnung  des  unbestimmten  geschwächten 
Vocals  der  Flexionen  und  SuiTixe  in  den  Handschriflen  dieser  aleman- 
nischen Predigten  erscheint  (namentlich  in  I— XIII.  XXXVl— XL.  XLU 
—LH.  Llll— LVill.  LXIV— LXVII.  76—90.  96.  97),  haben  wir  bei 
den  einzelnen  Gruppen  angegeben.  Ebenso  tritt  es  in  den  Präfixen 
be  und  ge  auf  (in  I — XI  bi,  gi),  in  dem  negativen  in  =  cn  =  ne,  und 
in  der  Schwächung  dir  von  der  --=:  dar. 

Als  Zwischenlaut  zwischen  zwei  Consonanten  (AI.  Gr.  §  20.  23. 
Brücke  Physiologie  der  Sprachlaute  81)  treffen  wir  es  in  fcriphit  1, 
22.  34.  creffite  5,  7.  enphalich  22,  9. 

Das  lange  i  behauptet  durchaus  die  ihm  geschichtlich  zukommende 
Stelle  und  geht  nirgends  in  ei  über:  AI.  Gr.  §  40.  Ein  paar  Mal 
lesen  wir  i  durch  ie  bezeichnet:  wiele  2,  82.  liechtri  69,  151.  Andere 
Beispiele  giebt  AI.  Gr.  §  65,  wozu  nachzutragen  ist,  dafs  nach  Schweizer- 
Sidlers  Angabe  bei  Kuhn  Z.  13,  380  dieses  ie  für  i  wirklich  noch  zu 
hören  ist. 

Mehrere  unserer  Predigten  und  Gebete,  vorzüglich  die  ältesten 
I — XIII.  73.  74  setzen  für  den  Diphthong  ie  einfaches  i.  Aus  AI.  Gr. 
§  40.  Bair.  Gr.  §  52  ist  bekannt,  wie  alt  diese  schriftliche  Aufhebung 
des  diphthongischen  Lautes  in  der  alten  Brechnung  von  iu  ist,  und 
wie  sie  im  ganzen  Mittelalter  anhält,  im  Gegensatz  zu  der  wirklichen 
oberdeutschen  Aussprache,  während  i  für  ie  in  Mitteldeutschland  durch 
die  dialectliche  Aufhebung  der  Doppelvocale  gestützt  wird. 

ie,  die  Brechung  von  iu,  wird  durch  ie  und  i  gegeben,  lieber 
einfaches  i  für  ie  ist  soeben  gehandelt,  ebenso  ward  unter  e  bemerkt,  dass 
einzeln  auch  dieser  alte  Vertreter  von  ie  in  unsern  Denkmaelern  erscheint. 

Nur  zweimal,  falls  ich  nichts  übersah,  kommt  ie  für  kurzes  i  vor, 
und  zwar  vor  dem  gefährlichen  r:  wier  37,   1.  38,   10. 

Auf  die  Unsicherheit  des  Schreibers  fällt  ie  in  zie  2,  40.  ge- 
viellit  2,  73  und  in  den  Präfixen  be  (b?)  und  ge  (gi)  in  I — XI,  sowie 
in  der  Endung  bei  geftulie  1,  121.  geslahtie  10,  8.  Er  wüste  nicht, 
ob  er  i  oder  e  schreiben  solte. 

10  löste  Wackernagel  das  in  den  Predigten  XVII — XX  vor- 
kommende o  z=.  gemeinem  uo,  üe  auf.  Er  las  gioli  17,  12.  19,  7. 
giotu  20,  39.  giolichi  20,  17.  diemioti  18,  39.  43.  bioza  17,  5. 
griozzen  20,  44.  mioze  19,  6.  raiozzin  4.  vioze  18,  14.  25.  almio- 
sena  17,  8.  getwioc  18,  28. 


468 

Man  könnte  zwar.  Ha  in  denselbon  Basier  Bruchstücken  o  auch 
den  Umlaut  op  bezeichnet,  in  diesen  ö  ebenfalls  ob  und  zwar  =  ue 
sehen,  indessen  miisle  dann  altes  A  sich  häufiger  als  in  dem  einen 
ewartom  20.  54  ergeben,  und  für  bioza.  ahniofena,  getwioc  wäre  ein 
auferordenllicher  Umlaut  anzunehmen.  Da  nun  Schweizer-Sidler  bei 
Kuhn  Z.  13.  380  aus  der  heuligen  Basler  Mundart  ie  =  altem  no  nach- 
ffewiesen  hat,  so  erkennen  wir  in  unserm  n  =  io  eine  ältere  Vorstufe 
dieses  mundartlichen  Diphthongs,  der  zunächst  auf  üo  zurückgehl. 

iu  die  ungebrochene  Länge  ik'^  xi  und  der  Umlaut  von  ü,  sind 
in  diesen  alcmainnschen  Handschriften,  da  unser<>  Bedenken  geg-en  v  = 
ev  wol  begründet  sind,  noch  nicht  von  der  jimgeren  von  Baiern  aus- 
gehnden  Form  eu  beeinträchtigt.  Sehr  häufig  ist  statt  iv  geschrieben 
V  =  ui,  was  man  vergleichen  wolle,  iü  steht  in  LH! — LVIII. 

Die  Verbindung  iuw  (iw)  findet  sich  nicht  blofs  inlautend  (z.  B. 
riuwa  17.  23.  riuwigez  24.  niuwun  20.  54.  kniuwen  70,  187),  son- 
dern im  14.  Jahrhundert  auch  auslautend:  daz  gebiuw  68.  13.  ich 
getriuw  70,  35. 

Auch  in  den  Zusammensetzungen  von  ie  und  nie  mit  wiht.  wan, 
mei  findet  sich  neben  dem  richtigen  ie,  wahrscheinlich  durch  Einfluss 
des  folgenden  w  und  dann  durch  Analogie  iu :  iuwel  2,  41.  int  2, 
39.  intzit  70,  60.  uwet  74,  57.  niuvvil  3,  113.  niuwet  4.  5.  niwet  5. 
30.  niut  45.  108.  68,  304.  69.  21.  niutzit  69,  103.  nuwet  3,  47. 
nuuet  74,  9.  niuman  (=  niuwan)  61.  11.  20.  S.  273,  20.  niwan  36. 
23.  niumer  35,  15.  niume  53,  262.  nümme  53,  290. 

In  diesen  Worlen  -  nnl  Ausnahme  von  niumer  —  erscheint  als 
iXebtnformel  uw:  uwet  74,  57.  nuwet  3.  47.  5,  29.  nuvet  74,  9. 
68.  nöuet  73,  2.  nuwen  69,  9.  Denn  u  tritt  überhaupt  als  Verengung 
von  iu  wie  im  alemannischen  im  allüemeinen.  so  auch  in  unsern  Denk- 
maelern  l  -XIII,  LIII— LVIII.  74.  76—90.  91.  92—95  auf,  zwar  nicht 
in  gröfserem  Umfange,  aber  doch  völlig  entwickelt  sowol  im  Stamme 
als  in  der  Flexion  in.  Für  dieses  ü  =  iu  konnnt  nun  auch  das  weiter 
unten  zu  erwähnende  Schriflzeichen  fi  vor,  z.  B.  küfche  74,  26.  nüvet 
73,  2,  worin  durchaus  kein  Tausch  zwischen  iu  und  uo  zu  sehen  ist. 
fhi.  Als  ein  Gegenspiel  gegen  dieses  u  aus  iu  ist  iu  für  ü  zu  be- 
njerben  in  liuto  20,  59. 

Ein  paar  Mal  ist  iu  auch  zum  Ausdruck  von  üe  verwanl,  ein 
Beweis  der  sehr  ähnlichen  Aussprache  beider  Di|)hthonge :  fivrile  10. 
42.  fi\^zze  56,  212,  wozu  sich,  nur  mit  anderem  Zeichen,  auch  ü  im 
Gebet  92  stellt.  Nachweise  gbucher  oder  ähnlicher  Zeichen  für  üe 
giebt  AI.  Gr.  §  75. 


469 

o  zeigt  sich  als  Brechung  von  allem  u  in  diesen  Predigten  nur 
m  den  gewöhnlichen  schriftmäfsigen  Grenzen,  vgl.  AI.  Gr.  §  24.  Eine 
geringe  Ueberschreitung  derselben  sind  boi'che  65,  75  (beilautend 
böiche  65,  76)  und  wonJeilich  S.  257,  20.  Unsicherheit  ob  o  oder 
u  zu  wählen  sei,  veranlal'st  die  Schreiber  zuweilen  ö  zu  setzen,  z.  B. 
könde  Sb.  141  b.  Der  Umlaut  des  o  in  ü  (6)  giebt  zu  keinen  be- 
sondern Bemerkungen  Anlafs,  nur  werde  der  PI.  abgöt  (idola)  35,  35 
verzeichnet.  .kh 

Die  sehr  beschrankte  Neigung  a  vor  Liquida  in  o  zu  verdumplen, 
ward  unter  a  belegt.  Ebenso  zeigt  sich  vereinzelt  o  für  e  in  ge- 
fchopfer  1,  5  wo  die  Zeil  der  Handschrift  die  Annahme,  o  sei  für  ö 
verschrieben,  ausschliefsl.    Vgl.  auch  froindelinc  20,  18  und  AI.  Gr.  §  25. 

In  Suffixen  erscheint  o  als  unechter  Vocal  nicht  häufig:  Iruebfoli 
91,  237.  248.  ledor  91,  249.  zitorn  92,   13. 

Dagegen  blüht  es  als  Flexionsvocal  und  auch  in  der  Adverbialendung 
in  I— XIII.  XVII— XX.  76—90;  seltener  erscheint  es  in  XXX\  I—XL. 
LXIV— LXVII.  LXVIII.  LXIX.  LXX.  96.  97.  Vergleiche  über  dieses 
alemannische  irrationale  o  AI.  Gr.  §  26. 

In  voUochomin  2,   1  sehe  ich  nur  Schreiberungeschick. 

Langes  o  als  Steigerung  der  A- Klasse  ist  in  unsern  Denkmaelern 
in  der  Regel  ihrer  Zeit  gem.iss  durch  uo  ersetzt.  Nur  einzeln  be- 
gegnet es:  nioi  13,  37.  ewartom  20,  54.  richlon  13,50.  tont  7,  83. 
gevorit  57,  93.  hoben  5,  67.  broder  53,47.  56,  210.  57,  79.  golichi 
13,  29.  motis  2,  26.  mozzin  13,  51.  grolle  43.  26.  Zweifelhaft  ist 
es  in  vvofti  5,  18.  vvocher  3,  36.  5,  22.  Der  Umlaut  dieses  ö  be- 
gegnet ebenfalls  nur  selten:  er  tritt  sogai'  nur  in  der  Handschrift 
von  LIII— LVIII  hervor:  voeren  53,  180.  voeze  55,  188.  voegite  54, 
114.  gefögit  56,  518. 

Das  gemeine  mittel-  und  neuhochdeutsche  ö,  das  aus  ou  unter 
konsonantischer  Einwirkung  entstund,  hat  in  unserm  Dialect  (AI.  Gr. 
§  42)  die  Grenzen  seiner  gewöhnlichen  Ausdehnung  erweitert.  Dem- 
nach zeigen  auch  diese  Predigten  und  Gebete  manche  0  an  Stelle  des 
gemeinen  ou ;  doch  beschränkt  es  sich  wesentlich  auf  XXVII— XXXV. 
XLII— LH.  LHI— LVIII.  91.  92.  Beispiele:  bom  42.  25.  56,  15. 
bomen  28,  32.  bongarte  51,  13.  gelob  27.  22.  geloben  42,  2.  55, 
22.  geroben  55,  57.  rober  29,  59.  zober  35,  53.  42,  4.  top  56, 
515.  hopl  28,  36.  tof  42,  33.  briutloff  30,  40.  lofe  48,  6.  loffen  8. 
koffet  52,  30.  getoft  42,  34.  ftroften  92.  17.  ogen  47,  41.  verlogenen 
27,  22.  logen  56,  520.  togeni  51,  4.  erogti  44,  107.  och  30,  6. 
42,   17.   129.  91  immer.  .u: 


470 

Weil  wenig-er  ist  oe.  der  Umlaut  jenes  zweiten  ö,  über  sein 
sonstiges  Maass  gestiegen.  Wir  finden  dieses  dialectliche  oe  =  üü 
im  Grunde  auf  die  Stelle  vor  altem  bildenden  w  beschrankt :  froewe 
91,  209.  frffiwet  28,  4.  erfroewel  41,  215.  Ichoewelich  6(3,  106. 
vertoewen  69,  22.  vroede  41,  213.  46,  131.  91,  41.  Ferner:  un- 
geloebig  42,15.  ainoeg  42,  111.  eroegele  41,  215.  erzoegent  70,  8. 
Gleichbedeutend  ist  oei :  froeide  LXVIll.  LXIX..  öi :  zöigende 
99,  9. 

Einen  starken  Beweis  der  Neigung  zur  Umlautung  von  d  giebt 
lone  (PI.)  49.  45.  groefsiu  44.  39.  Geradezu  Beilaut  haben  wir  an- 
zusetzen in  folgenden,  den  Predigten  XXXVll — XL  angehorigen  Fällen: 
ungehorfami  39,  20.  tot  39.  7.  brÖt  37,  22.  brötis  37,  6.  gröze  40, 
28.  husginöze  (Dat.  Sg.)  40,  32.  verftözin  (Partie.)  39,  23.  Vgl. 
AI.  Gr.  §  45. 

Ueber  ö  aus  ä  vgl.  dieses  S.  464. 

ö  Umlaut  des  o,  wo  man  nachsehen  wolle.  Da  sich  o  fin-  ge- 
meinhochdeulsches  u  lindel,  zeigt  sich  auch  ö  für  gemeines  ü.  In 
unsern  DenkmaMern  treffen  wir  jedoch  nur  vönde  (Conj.  Ft.)  56,  311. 
vörhtenl  58,  3. 

;j  mI-  Durch  Verdumpfung  ergiebl  sich  ö  für  e  in  mönl'che  LXVIII.  LXIX. 
99.  verbrönnet  68,  413.  l'chöpher  98,  4.  öphel  68.  167.  brödien  68, 
15.  gebrödiot  Sb.  123  a.  Eine  besondere  Bezeichnung  dieses  ö  ist 
öi  in  höischent  Sb.  13  a.  Dagegen  liegt  dem  givrömidint  37,  19  ein 
fromede  (AI.  Gr.  §  25,  83.  116)  zu  Grunde,  das  auf  eine  Nebenform 
fruni  neben  fram  zurückgehl. 

(B  Unilaul  von  ö,  was  zu  vergleichen  ist. 

Dem  ü  =1  e  entspricht  «i?  =1  e  in  hoefchen  (=  hefchen  =z  heifchen) 
70.  247.  f.  Vgl.  AI.  Gr.  §  46.  92.   125. 

oi,  in  den  Handschriften  ö,  bezeichnet  hier  und  da  in  unsern 
Ouellen  den  Umlaut  von  o.  drückt  also  denselben  langen  Vocal  wie  6, 
oe  aus.  Wir  linden  es  belegt  durch  vroiliche  Georg.  Pr.  VI.  18  c. 
hoirere  Wack.  20,  41.  IVhoinir  57,  106.  broide  13.  4.  erloiden  20, 
42.  vroide  56,  21.  Georg.  Pr.  VI.  18  c.  loilen  93,  31.  boisi  20,35. 
irloiser  55,  142.  Iroiflen  56,  352.  gelroillin  Georg.  Pr.  VI.   18  c. 

Für  den  Beilaul  a- :  noit  92,  10.  11".  93,  5. 

Ein  zusammengesetzteres  Zeichen  ist  cei :  fchoeinir  57,  8.  worin 
der  Schreil)er  zwischen  ö  und  6  schwankte. 

Ueber  das  in  io  aufzulösende  o  vergleiche  io  S.  468. 

ou,  die  höchste  Steigerung  des  u,  und  stets  mit  diesen  Buch- 
staben in  unsern  Denknuelerii  ausgedrückt,  erfährt  Beschränkung  durch 


471 

die  Verengung  in  ö,  was  zu  vergleichen,  und  Trübung  durch  den 
Umlaut  in  Oü.  Widerstand  dagegen  finden  wir  in  mehrern  unseren 
Handschriften  in  der  Formel  owi:  vrouide  53,  271.  58,,  17.  ./froude 
2,  34.  38,  32.  53,  86.  irvrouwil  53,  210.  •.:  ;.  ;, 

Diese  Formel  wird  durch  die  Schreiber  verschieden  ausgedrückt : 
fcovon  3,  71.  bcfchowede  3,  93.  fchouwenne  3.  91.  Der  Wert 
ist  stets  derselbe. 

Bezeichnungen  unsers  Diphthongs  in  diesen  Handschriften  sind 
ou.  ö  und,  wie  miltv  5ö,  514  zeigt,  auch  v.     Vgl.  AI.  Gr.  §  70. 

Bei  der  ablautenden  Verschiebung  der  Formel  uw  iuw  ouw  be- 
gegnen wir  neben  dem  gewöhnlichen  triuwe  auch  trouwe  (tides)  88, 
5.  gelrouwe  88,  31. 

Mundartlich  ist  louwe  (leo)  90,  3.  Georg.  VI.  17,  6  das  uns 
schon  durch  die  notkersche  Nebenform  louuuo  (Graff  2,  31)  für  Ale- 
mannien  bezeugt  ist,  und  mit  Umlaut  sich  u.  a.  darstellt  in  löuwen 
(:  dröuwen)  Eckenl.  29.  tr.  Kr.  14335.  löuw  (:  zerftröuw)  Etter  H. 
1038. 

Der  alemannische  Dialecl  kennt  bekanntlich  das  jüngere  aus  ü 
entstandene  ou,  au  nicht.  Dennoch  bieten  alemannische  Handschriften 
des  13.  14.  Jahrhunderts  einzelne  ou  für  ü,  AI.  Gr.  §  71.  und  so 
begegnet  auch  hier  84,  33  6f  für  üf. 

Oefter  linden  wir  die  Diphthongisirung  von  ö  zu  ou,  vgl.  AI. 
Gr.  a.  a.  0. 

frönehoph  10,  51.  schöni  Georg.  Pr.  VI.  XXXIII.  höndon  86,  20. 
brödeme  85,  77.  l5t  11,  65.  notin  77,  7.  böse  83,  55.  löse  82,  2. 
erlöset  61,  4.  irlöser  Georg.  Pr.  XXXIII.  öfteren  S.  274.  tröste  12,  59. 

QU  Umlaut  von  ou.  was  ebenso  zu  vergleichen  ist  als  oe  wegen 
der  dialecllichen  Verengung  des  öu. 

u  wird  theils  durch  die  Brechung  (vergleiche  o)  tlieils  durch  diu 
Umlaut  in  ü  beschränkt.  Wir  finden  den  letzteren  sehr  stark  ent- 
wickelt in  XVll-XX.  XXVli— XXXV.  XLl.  XLII— LH.  LIII— LVIU. 
LX— LXIll.  92  —  95.  Es  steht  hier  selbst  uns  (Dal.  Acc;  unser 
(Pofsefs.)  regelmässig,  und  60.  45  sogar  ürloubel.  Wären  die  Pre- 
digten XV  U — XX  wirklich  mit  Wackernagel  auf  die  Grenze  des  12. 
13.  Jahrhunderts  zu  setzen,  so  würden  ihre  Undaulbeispiele  mit  zu 
den  ältesten  gehören.  Geschriebon  wird  der  Undaut  n  (i  ü.  selbst 
iü  (antliüze  57.   15). 

Jenes  ü,  v,  das  im  deutschen  Mittelalter  sich  überall  ohne  Unter- 
schied der  Landschaft  für  kurzes  und  langes  u  zeigt  und  auf  den« 
schwanken   z\>isclien  u  und  o  beruhen  mag,  erscheint  auch  in  unsern 


47g 

DenkHi^lern,  namentlich  in  XXXVI-XL.  LIII— LVIIl.  73.  74.  92— 
95.  Es  wird  sogar  ö  V  geschrieben,  vgl.  S.  259. 
'-■■''■■■  Ausser  in  den  Stammen  gewähren  diese  Predigten  und  Gebete 
das  n  auch  in  den  Flexionen,  zwar  nicht  so  hiuifig  wie  a.  noch  weniger 
so  hijufig  als  0  und  gar  als  i.  allein  doch  oft  uenug  it>  I — Xlli.  XXXVI 
—XL.  XLl.  XLII-  LH.  76—90.  In  Georg.  Pr.  ist  u  die  überwiegende 
Flexionsräibung.  Es  sind  fast  (l'ü-thaiis  Calus  drs  schwachen  Femini- 
nums, in  denen  u  geschichtlich  berechtigt  steht. 

'    Nicht  zu  übergehn  ist.  dafs  in  den  St.  Georger  Predigten,  nament- 
lich in  VI.  öfter  Vntriuwon.  VntriuM'an  fiir  e/itriuwen  g<'schrieben  ist. 

Langes  u  nnlerliegt.  wie  unter  ou  erwähnt  ward,  der  jüngeren 
Üiphthongisirung  au  nicht.  Ueber  den  gewöhnlichen  Stand  zeigen 
unsere  Quellen  aus  in  entstandenes  ü,  sieh  S.  468. 

Soeben  ist  bei  u  des  Schriftzeichens  fi  für  kurzes  und  langes  u 
gedacht.  In  den  Predigten  l — XIII  und  sonst  einzeln  kommt  da- 
gegen n  Air  den  wirklichen  Diphthong  uo  vor.  Es  vergleicht  sich  dem 
i  für  ie,  das  wir  eben  so  wenig  aus  dem  lebendigen  Dialect  erklären  können. 

Der  Umlaut  in  von  ü  ist  oben  behandelt  worden. 

ii  Umlant  von  u.  welches  man  vergleiche.  Ueber  einzelne  ü 
für  i  sieh  S.  467. 

ue.  meist  u  v  geschrieben,  bezeichnet  1)  eine  geschwächte  Form 
dt^ö  Steigerungdiphthongs  uo,  AI.  Gr.  §  74.  Wir  finden  es  neben  uo 
in  XXVII— XXXIV.  LIII -LVIIl.  2)  den  Umlaut  von  uo.  der  ge- 
wöhnlich ue  geschrieben  wird.  So  erscheint  es  in  XXVII — XXXIV. 
XLH— LH    LIX.  LXIV— LXVII. 

««,  ö  V  geschrieben,  ist  kein  selbständiger  Diphthong,  sondern 
nur  Schriftzeichen  verschiedenen  Wertes.  Aufser  dem  Umlaut  ü  ver- 
tritt es  nicht  selten  1)  iu  d.  i.  di"  Steigerung  und  den  Umlaut  von  ü. 
in  solcher  Verwendung  bezeichnet  es  auch  den  Beilaut:  di'i  92,  8.  51. 
hüt  92,  16.  2)  erscheint  es  auch  für  üe.  den  Umlant  des*  uo:  föne 
92.  83.  ftiinde  92.  12.  gefchiife  52.  güti  57.  füze  41.  füzen  64. 
gefüzit  65. 

HO,  gewöhnlich  ä.  ^  geschrieben,  widersteht  noch  in  den  ältesten 
unserer  Denkma^ler  dem  Umlant  in  üe.  Ueber  diesen  sowie  über  die 
Nebenform  »u;  vgl.  dieses,  ebenso  u  wegen  dieser  einfachen  Bezeich- 
nung unsers  Diphthongs. 

Dass  für  u  und  ü  häufig  ö  geschrieben  ist,  ward  an  betreffender 
Stelle  erw.dnit.  ^    '• 

Spuren  der  Fortdauer  von  altem  reinem  ö  statt  uo  sihd  bei  ö 
verzeichnet.     Die  Nebenform  io  statt  uo  sieh  unter  io. 


47S 

Confonantisimis. 

Der  Consonantenstand,  welcher  in  den  von  uns  als  alemannisch 
anerkannten  Predigten  und  Gebelen  olTen  liegt,  ist  im  allgemiMnen 
der  millelhocluleutsche.  Die  Schreiber  hal)cn  jedoch  ihrem  Dialecl 
die  Einwirkung  auf  sich  nicht  verwehrt,  ebensowenig  als  bei  den 
Vocalen.  Wir  geben  in  alphabetischer  Folge,  was  im  einzelnen  be- 
merkenswert schien. 

b  ist  an-  und  inlautend  von  dem  älteren  p  begleitet  in  XXVII.  IT. 
LXIV.  ff.  91 ;  man  sehe  p.  Das  im  alemannischen  sonst  nachweisliclie 
inlautende  V  (bh)  für  jüngeres  b  zeigt  sich  nicht,  wol  aber  dafür  die  ton- 
lose Friraliva  f :  unCufer  74.  25.  In  dem  fremden  oflate  42,  70  gieng 
f  ans  b  hervor;  es  ist  wol  das  labiale  f  hier  anzusetzen,  r—  ünecktes 
b  an  m:  umbeler  (humerale)  41,  45.  —  Aus  w  entstandenes  b  in 
garbe  Georg.  Pred.  V.  —  Auslautend  i^tb  .biespiiider^  nach.  Liquida  nicht 
selten  statt  der  fortis  p  geschrieben,   i-.;    .;,}.;•..,. .i,.,,-.-....,    j  .,.!;r 

c  die  gutturale  fortis  wird  in  der  Schrift  stark  von  k  begleite!. 
Ueber  ch  für  gemeines  anlautendes  c  sieh  unten.  In-  und  auslautend 
haben  unsere  ältesten  Predigten  und  Gebete,  I — XIII.  73.  74.  c,  k 
hier  und  da  für  gemeines  oberdeutsches  ch :  fürfprecke  74,  66.  bicei- 
kinot  3,34.  wakende  74,  39.  freislike  74,  59.  guolliki  74,  54.  folHch- 
like  6,  54.  citlice  8,42.  sundichlikin  3,  19.  gefprocin  7,  16.  ruoke 
74,  5.  ruke,5,  73  —  fprac  1,  48.  2,  38.  5,  69.  ik  74,  34.  40. 
dik  74,  40.  mik  73,  22.  74,  28.  fic  1,  112.  ricluom  8,  81.  lue  11, 
57.  Auch  die  S.  Georger  Predigten  weisen  dieses  k  für  ch  oft  auf, 
in  Pred.  V.  z,  B,  mackit,  gesweckit,  entwickin,  ertricke,  zaickin,  sieckin. 
virsuckin,  auslautend  sprac;  in  Pr.  VI.  brickit,  swelk. 

Ebenso  findet  sich  dieses  c  für  das  gutturale  h  im  Auslaut  und 
vor  t:  enfac  74,  52.  nac  3,  74.  74,  30.  54.  wacheit  9,  12.  doc  5, 
71.  nok  74,  54.  durc  75,  1.  —  bactet  73,  8.  folbract  73,  9.  fiukt 
7.4.  64.  forkt  74,,  51.  -    Vgl.  AI.  Gr.  §  208.  ;....■::;*! 

In  dem  Adjectivsuffix  -ec,  ic  erscheint  einige  Mal  die  Verbindung 
^c.  gk  für  c:  wirdigclich,  28,  2.  cergangclich  64,  42.  lorgklich  69, 
73.  zergangklich  68^,.  253.  enphengklich  68,   198. 

Nach  alter  Weise  wird  z  an-  und  inlautend  vor  e  und  i  durch 
0  gegeben;  Beispiele  gewähren  I — XIII.  LXIV^— LXVII. 
.,.,  cÄ  erscheint  nach  dem  geschichtlichen  Stande  des  altalemannischen 
Dialects  (AI.  Gr.  §  218)  im  Anlaute  noch  häufig,  wo  die  mittelhoch- 
deutsche Schriftsprache  die  tenuis  sezt.  Wir  begegnen  besoi.ders  in 
]— XIII.  XXVII — XXXV  diesem  ch,  wie  einige  Beispiele  zeigen  mögen: 
ehalt  34,  15.  champh  2,  68.  chan  43.  charchare  7,  9.  chaemen  28,  22. 
Altd.  Predigten.  31 


474 

«ichennen   1.  89.  cheisir  2.  69.  clienl   12,   18.  chtMtze  31,  69.  chint 

6,  37.  28,  58.  rhirchgang  26,  7.  chiesin  2,  37.  chit  12,  72.  chiunsch 
34.   16.    bechorte  2,  42.  chomen  5,  64.    erchuchleii  29,  71.    chunie 

7,  73.  ohumphtiiT  5,  26.  chiine^e  2.  69.  5.  20.  chiiniginne  32,  55. 
chunt  28,  40.  clirapfcMi  28,  37.  chraH  33,  14.  chnopf  29,  24.  Ebenso 
hat  es  in  der  Verbindunof  cliw  seine  gehörige  Stelle  und  behauptet 
dieselbe  auch  bei  Verschweigung  des  w,  wie  die  (tbigen  Beispiele 
chent  (chwedenl).  chit  Cchwidet).  chomen.  erchuchlen  (erchwichlen) 
bezeugen.  Auch  im  Inlaut  hat  das  alemannische  in  ältester  Zeil  oh, 
wo  die  Dialecte  der  zweiten  Lautstufe  k  (oder  c)  aufweisen.  Es  tritt 
aber  allgemach  die  Neigung  vor.  die  Fricativa  in  dje  lenuis  zu  wan- 
deln und  so  scheiden  sich  auch  alemannisch  die  inlautenden  ch  in  ch 
und  k.  Die  ersteren  überwiegen  jedoch  bedeutend,  AI.  Gr.  §§  220. 
221.  Ich  gebe  aus  unsern  DenkmfPlem  Belege  für  ch.  wo  es  ge- 
meinem k  gegenübersteht :    bachet  44.  33.    bedechet  27,  90.    fmecbit 

2,  48.  geilechet  29.  2.  diche  29.  66.  erkicht  41.  122.  erchuchten 
29.  71.  entflrichti  41,  93.  Irüchni  41.  209.  —  gehanchde  22.  1. 
gedenchin  13.  28.  beIVhrenchet  22,  2.  vcrfenchet  28,  25.  trinchen 
22,  6.  tuncheli  4,  46.  merchen  29.  43.  Iterchi  5.  5.  werchen  21. 
31.  virwrchen  5,  60. 

Aufser  ch  kommen  verschiedene  zusammengesetzte  Zeichen,  ge- 
rade nicht  häufig,  vor:  chh :  michhel  3,  48.  che:  vetachce  2,  52. 
cch:  recchenne  13,  26.  drucchinte  13.  17.  verlücche  20.  41.  Auch 
hc  zeigt  sich  wenigstens  im  Auslaut :  ihc  2,  43.  —  Blofses  h  ist  da- 
gegen geschrieben  in  charhar  3.  56.  beceihenot  3.  43.  Vgl.  AI.  Gr.  §  235. 

Auslautend  begegnen  wir  ebenfalls  dem  ch  an  seiner  echten  ge- 
schichtlichen Stelle,  AI.  Gr.  §  223.  auch  in  Fällen,  wo  gemeindeutsch 
c  dafür  eintrat,  d.  i.  nach  Liquiden,  z.  B.  danch.  ftarch.  werch.  volch. 

Aufser  diesem  echten  ch,  der  tonlosen  Fricativa.  weisen  unsere 
Denkmapler  wie  alle  oberdeutschen  auch  die  uiiechlen  auf  1 )  ch  für 
c  und  2)  ch  für  h.  Das  (nste  zeigt  sich  auslautend  nicht  selten,  z.  B. 
lach  4,  35.  giench  36.  4.  ferner  in  den  Adjectiven  auf  ec,  ic,  selbst 
wenn  dieselben  noch  mit  lieh  zusaaniiongeselzl  werden,  vgl.  diemuo- 
techliche  38,   13.  flizzichliche  39.   15.  faelichliche  39.  46. 

Das  zweite  begegnet  inlautend  häufig,  namentlich  in  LXVIII— LXA. 
91.  99  und  ebenso  ist  es  auslautend  in  den  jüngeren  Haiidschrinen 
nachzuweisen.     Die  verkehrte  Schreibung  hc  zeigt  sich  in  verhcwmil 

3,  56.  —  Vgl.  über  diese  ch  AI.  Gr.  §§  222.  224.  225. 

Abgefallen  vom  ersten  Theil  einer  Zusammensetzung  ist  «h  in 
d  iiwi   11.  55.   iliirwihe  31.   3. 


475 

d  zeigt  un  Einklang;  mit  dem  sonst  in  alemannischen  Hantlschriften 
beobachteten  (AI.  Gr.  §§  179 — 183)  ausser  der  Uebereinstinuniuig 
mit  dem  schrittmassigen  einige  Abweichungen.  Zu  dem  ücnieinen  d 
hat  sich  im  Anlaut  noch  hier  und  da  ein  aus  l  erweichtos  d  gesellt : 
duot  70,  100.  duo  70,  256.  duont  Sc.  15  a.  detisl  91,  2t;7.  doerlich 
61.  14.  verduemen  QS,  77.  Dazu  stellen  sich  inlautende  d  für  l: 
beltedel  91.  193.  bereidenl  170.  getreudet  62,  ganz  abgesehen  von 
dem  gewöhnlichen  d  für  t  in  Verbindung  mit  Liquida,  wovon  sich  übrigens 
auch  nach  1  und  n  Ausnahmen  finden,  z.  B.  gedulteclich  69,  89. 
scheidinte  3,  24.  funte  73,  16.  Unsere  jüngeren  Handschriften  setzen 
auch  end  in  der  3.  Plur.  fin*  ent  neben  diesem,  so  z.  B.  32.  32 
lazend  neben  fliehent,  28  behaltent  neben  befitzend. 

Dagegen  kommen  vereinzelte  t  für  echtes  d  (niederdeutsch  Ih) 
vor:  temphi  53,  118.  tenen  64,  87.  zerlennel  99,  43.  vertoewen  69, 
22.  gelrang  70,  226.  trengen  69,  195.  Irier  67,  41.  trivallig  65,  68. 
trltte  60,  38  B.  189  c.  vertrieffen  97,  15.  Iruket  69,  58.  geluit  B. 
189  c.  turri  92,  59.  türre  56,  515.  Sb.  lurftinde  3,  41.  türft  67,65. 
turftig  99,  55.  betiulen  39,  18.  tufchen  39,  28.  In  drofte  73,  6 
zeigt  sich,  freilich  wohl  ohne  Bewufstsein,  das  echte  d  erhalten. 

Anreihen  lässt  sich  das  t  im  Inlaute  (lotesmarter  91,  31)  und 
im  Suftix:  genuegele  62,  34.  gefchöofle  64,  63.  belruepte  64,  19., 

dd  für  tt:  redde  (3.  Prt.)  69,   102.  .17 

Eingeschoben  ist  d  unecht  in  bildern  41,  243. 

/",  die  labiale  Fricativa,  wird  auch  in  unsern  Denkma3lern  im  An- 
laut von  dem  an  dieser  Stelle  gleichbedeutenden  v  begleitet.  In  73, 
74  ist  f  über  seine  gewohnlichen  Grenzen  dem  v  gegenüber  ange- 
wendet:  fater  73,  2.  fergebe  74,  13.  ferfeith  74,  9.  fil  74,  5.  fogetin 
74,  7.  fol  73.  9.  fou  73,  23.  74,  11. 

Inlautend  begegnen  wir  rein  labialem  f  in  unlufer  74,  25.  oflale 
42,  70  (vgl.  ovelale  41.  206.)  tufel  73,  19.  Für  pf  steht  f  in  ercluü 
18,  22  :  ff  in  oller  73,  16.  Dagegen  liebt  der  Schreiber  von  I — XI 
in  und  auslautend  ph  für  f  zu  setzen,  worin  keine  phonetische  Aende- 
rung  zu  erblicken  ist.  -uiiimw  dürr;    Ig 7 

Beachtung  verdient  f  r=  b  in  af  (ob)  26.  18.  warfe  (warb)  25. 
26.     Vgl.  bair.  Gr.  §   132. 

Die  Doppelung  ff  ist  in  allen  unsern  Handschriften  vorhanden  um! 
wird  ohne  Unterschied  der  vorangehnden  Vocalquantität   gesezt. 

y  stellt  in  unsern  U»tdlen  anlautend  m\v  an  d(M-  ge,vvphi;ilichen 
miltenn»chdeutschen  Stelle.  'i.*;.,  '..,!;,. 


476 

Inlautend  bezeichnet  es  hiiulTg  den  Bildungskonsonanten  =  j  ; 
gedr.Tget  48,  101.  gefaegel  44,  4.  wegenl  68,  78.  durwege  245. 
maige  47,  7.  zwaiger  46,  85.  48.  2.  vigent  45,  27.  vrigin  54,  192. 
anei'pigin  8,  62.  fchriigent  68,  400.  zwiger  47,  87.  blugon  56.  433. 
bluginde  53,  96.  blfiget  49,  3.  muegel  59.  61.  vruge  Georg.  Pr.  VI. 
tögent  7,  42.  tflge  Georg.  Pred.  V.  Auch  gifegineigen  80,  20  ge- 
hört hierher,  so  wie  l'ymonig  70.  157.  vigilig  70.  159.  Vgl.  AI.  Gr. 
§  215.  An  Stelle  von  h  steht  dieses  j-artige  g  in  den  Particip.  be- 
gigen  (=  bejehen)  17,  1.  ersigen  99,  56. 

Auslautend  wird  die  lenis  g  nach  oberdeutschem  Gesetz  zur  forlis. 
Indessen  lässt  sich  auch  die  Neigung  g  zu  afpiriren  verfolgen,  die  nach 
e  und  i  und  r  bemerkbar  wird,  AI.  Gr.  §  213.  .'o  erklärt  sich  die 
Schreibung  g  für  ch  in  folig  3,  4. 

Vereinzelt  findet  sich  g  statt  gg  =  gemeinem  ck :  gloge  41,  7.  IT. 
Die  Schreibung  linge  41,  51  für  das  häufigere  lingge  27,  31.  70. 
100  scheint  wie  gloge  41,  7.  gefmagte  8,  85.  fmag  9,  18  Ungeschick 
oder  Versehen.  —  ng  für  nd  erscheint  in  dem  mundartlichen  tuseng 
68,  12.  98.  34. 

h  finden  wir  in  unsern  ältesten  Handschriften  mehrfach  unecht 
vorgeslossen :  heia  2,  42.  herbe  3,  110.  herde  13,  25.  gehört  13.  5. 
hich  73,  14.  Iiiuwet  2,  41.  hoftirlamp  2.  14.  hoftertage  10,  36.  hübet 
74,  53.  hunser  11,  23.     Vgl.  AI.  Gr.  §  230. 

Ausgefallen  ist  es  in  virlie  86,  7  und  öfter  vor  t:  forbrat  9,  12. 
iuwet  2,  41.  uwet  74,  57.  iut  2,  39.  niuwet  4,  5.  niuwit  3,  113. 
niet  8,  47.  knet  60,  30.  77,  9.  gefehlt  53.  146.  virfit  7.  4.  inlliule 
85,  57.  liel  76,  23.  lielunge  10.  43.  wuos  9,  17  —  bevoln  61.  44. 
vorllich  7.  7.  gewort  3,  4. 

In  almattig  3,  47  scheint  Afsimilation  des  ht  in  It  anzusetzen, 
ebenso  wie  in  gewaffen  8,  28  und  helTc  42.  4  aus  lis. 
'•'  Ueber  et  für  ht  und  über  c  für  auslautendes  h  vgl.  c.  —  Abslofs 
des  h  im  Auslaut  begegnet  nicht  seilen,  z.  B.  inpha  87.  10.  bival  83, 
33.  bivil  88.  1.  wel,  fwel  oft,  dur  oll.  u.  a  in  XLl.  LlX.  76—90. 
Vgl.  auch  winnähten  45,  3. 

th  für  ht  umgestellt  ist  nicht  unhäufig,  z.  B.  almathig  1.  37. 
matb  92.  61.  andalh  94,  1.  rethin  26.  31.  ieth  26,  7.  21.  ilh  26. 
24.  nith  26,  4.  angelith  92,  31.  lothir  57.  Gd.  —  Ith:  gellalllicn 
10,  34.  Es  vergleicht  sich  sh  für  hs:  gewa^fhde  26,  15. 
"  "  k  vergleiche  c.  —  Hier  sei  erwähnt,  dais  sich  statt  kk.  ck  zu- 
weilen einfaches  k  findet:  dike  68.  IST.  Iiiiki  42.  126.  gelüke  97,7. 
link  70.  67.  llok  70.  69. 


41S 

l  erscheint  nach  alemannischem  Brauch  (AI.  Gr.  §  194)  für  r 
in  chilche:  kilche  41,  7.  10.  chilwi  11,  55  und  in  priolin  43,  100. 
70,  113.  Für  I  tritt  dagegen  n  auf  in  Suffixen:  adenlich  68,  331. 
Sb.  frevenheit  69,   116. 

In  Formen  wie  himlen  68,  325.  tütlen  70,  238  ist  wol  nicht 
Umstellung  des  1,  sondern  Syncope  des  Suffixvocals  anzunehmen. 

Ausfall  des  1  mit  folgender  Verstärkung  des  s  zeigt  sich  in  afs 
70,  19.  Sb.  71  b.,  affo  S.  272,  3.  fx'»!    'iO 

Durch  Afsimilation  ist  II  entstanden  aus  Ih  in  virfwellin  8,  9. 

m  geht  im  Auslaut  nach  einer  im  alemannischen  und  auch  im 
bairischeii  stark  wirkenden  Neigung  im  Auslaut  gern  in  n  über  (AI. 
Gr.  §  203.  Bair.  Gr.  §  169).  In  unsern  Quellen  zeugen  dafür:  kau 
41,  145.  chon  3,  2.  heinmuote  3,  111.  hainlich  47,  14.  richton  13f 
50.  furftintuon  1,  121.  boun  68,  386.  hon  56,  528.  balmbon  56,  48. 
bongarte  51,  13.  arn  69,  47.  Georg.  Pr.  V.  warn  VI.  —  gadin  3, 
20.  buofen  56,  365.  70,  94.  Inlautend  finden  wir  sant  2,  24.  fir- 
sundin  3,  75.  kunt  47,  6. 

Auffallend   ist  n  für  m  vor  b  und  p:    gezinber    35,    44.    kunber 
99,  112.  bekunberen  S.  289,  13.  lenpel  35,  33.     Auch  dieser  Ueber- 
gang  des  Labialnasal  in  den  dentalen  wird  aus    andern    alemannischen 
Ouellen  belegt,  AI.  Gr.  a.  a.  0. 
!■•     m  für  w  ergiebt  niuman  61,  11.  20.     Vgl.  AI.  Gr.  §  168. 

n  schiebt  sich  im  Dialect  in  Stämme  wie  in  Sprofssilben  ein  und 
schwindet  ebenso  leicht,  AI.  Gr.  §§  200.  201.  Einschiebung  tritt  hervor 
in  verdunsten  Sb.  129,  6.  chiunsch  27,  8.  34,  16.  kiun^chkeit  45, 
79.  guenlich  67,  22.  wening  68,  207.  69,  227.  70,  85.  flaischling 
48,  124.  minnenklich  68.  370.  behendenklich  68,  354.  gedultenklich 
69,  89.  In  heinmuot  1,  69  liegt  dagegen  wol  ein  Fehler  des  un- 
geschickten Schreibers  vor. 

Ausfall  des  n  zeigt  sich  in  üfer  (noster)  48,  172.  vernusl  56, 
486  ff.  vernüftikeit  61,  7.  eiz  12,  26. 

Ueber  n  für  1  und  m  sieh  oben. 

Doppeltes  n  ist  in  manchen  unserer  Predigten  übermäfsig  ge- 
schrieben: vergleiche  z.  B.  rainnen  48,  51.  fchinnen  48,  56.  fingenu 
lefenn  47,  46.  verfmehennde  63,7. 

ng  für  nd  in  tüseng  Sb.  Sc. 

;)  begegnet  in  unsern  Denkma'lern  zuweilen  für  gemeines  b. 
Aulautende  Beispiele  geben  pet  35.  63.  pihtiger  29,  5.  pinli  64,  73. 
pitter  99,26.  verplenden  67,83.  pliben  65.  61.  plos  65,  131.  plos- 
hcit  65,  28.  plueiet  65,  48.  potcn  28,  82.  pofchlich  30,  48.  gepreste 


176 

67,  82.  97,  19.  pruste  64,  80.  —  In  fremden  Worlen  ^elit  an- 
lautendes p  gern  in  b  über,  z.  B.  balmtac,  bimile  12,  55. 

Inlautend  finden  wir  dieses  p  im  Gebet  91  in  dem  Zeitwort  lopen 
fast  durchgeführt.,  z.  B.  99,  8.  18.  42.  123.  128.  Ausserdem  treffen 
wir  es  in  lipe  35,  104  und  nach  und  vor  Consonanten  öfter :  walpteu 
35,  46.  zimpert  32,  2.  tumpe  30,  23.  verderpnus  65,  91  —  ffrept 
32,  6.  hept  29.  24.  ffelept  30,  66.  betruept  67,  55.  liepsten  64.  73. 
Die  lezten  Fälle  sind  bekanntlich  sehr  allgenu'in.  Vgl.  AI.  Gr.  §  149. 
Diesem  p  entspricht  auch  das  nach  m  unecht  auftretende,  z.  B.  in 
verdampnest  46,  71.  namplent  44,  94  —  pp  in  luppe  42,  4.  rippe 
76,   10  geht  auf  bb  =  bj  zurück. 

Bekanntlich  findet  sich  in  alemannischen  Schriften  zuweilen  ein 
p  =  oberdeutschem  pf,  AI.  Gr.  §  151.  Unsere  Denkma^ler  geben 
wenige  Beispiele:  im  Anlaut  geplantzet  62,  21.  plegent  43,  73  und 
im  Inlaut  gcrepsil  7,  68. 

Die  Schreibung  pb  in  apblas  42.  107  entstund  durch  das  schwanken, 
ob  p  oder  b  zu  .setzen  sei. 

ph  bezeichnet  in  den  Handschriften  dieser  Predigten  und  Gcbott; 
zwar  auch  die  labiale  Affricala ,  allein  in  I — XIII  und  ausserdem 
einzeln  vertritt  ph  auch  die  Fricalive  f.  Anlautend  weifs  ich  hierfür 
nur  die  entlehnten  Worte  phunment  (fundamentum)  69,  184,  sowie 
aus  Georg.  Pr.  VI.  16  d.  phounne  =  favonius  anzufidiren;  in-  und 
auslautend  sind  die  Beispiele  aber  häufig,  z.  B.  gefchaphin  1,  24. 
gefchaphot  2.  40.  fcäph  2,  45.  gewaphenet  10,  5.  herfcaph  trutfcaph 
2.  35.  herfchephte  1,  64.  botefchephtont  1,  83.  intflaphen  11,  35. 
fchlaphin  Georg.  Pr.  VI.  streiphcst  Sb.  12  b.  rieph  10.  18.  tiephin  1, 
15.  chouphte  1,  41.  touph  11,  26.  helphe  10,  21.  champh  2.  68. 
geworphin  5,  11.  In  diesen  Fällen,  in  denen  ph  sächsischem  p  gegeii- 
überslelil.  mag  es  zweifelhaft  sein,  ob  das  ph  nicht  als  Affrications- 
diphthoiig  zu  nehmen  ist,  worauf  die  Schreibung  pph  z.  B.  in  fchep- 
phare  1,  98.  gefchepphede  1,  5.  56.  454  neben  fcephare  ^efcaphin 
hinweisen  kann,  sowie  die  sonstigen  Fälle,  in  denen  ph  inhniteiid 
Sachs,  p  nhd.  pf  zur  Seite  steht.  In  anderen  Fällen  vertritt  i)h  aber 
ganz  entschieden  f  nach  der  Vergleichung  mit  dem  niederdeutschen, 
wobei  gleichgültig  ist.  dafs  in  der  Verbindung  ft  das  f  aus  p,  b  sibilirt 
ward:  hoph  10,  52.  zwelph  5,  13.  10,  8.  chunphtig  5,  19.  bedarpli 
1,  87.  bedorphte  5.  30.  wighapht  10,  32.  uncrephte  8,  51.  fcripht 
1.  44. 

fju  wird  durch  chw.  kw  bezeichnet  und  bei  Ausfall  des  w  findet 
sich  einfach  ch  oder  k. 


479 

r  enlstanden  aus  s  über  den  gewöhnlichen  Umfang  jener  Zeiten 
erscheint  in  verliuret  48,  98.  55,  30.  vidiuret  Georg.  Pr.  VI.  15  c. 
verlierent  Wark.  53,  65.  verlor  46,  74.  friurl  68,  99. 

Umstellung:  dornstag  41,  158.  nachrel  68,  8.  geflren  69,  4. 
buechren  70,  237.  grebren  68,  309.  iungren  68,  5.  leridren  70,  4. 
schloffren  70,  239.  —  den  reschein  4,  38. 

Ausfall  in  wan  4,  39. 

s.  Hierbei  ist  vorzüglich  der  Tausch  zwischen  auslautendem  z 
mit  s  zu  erwähnen,  der  sich  sehr  häufig  in  unsern  Handschriften  dar- 
stellt. Wir  fmdin  s  für  z  namentlich  in  XU.  XLII— LH.  LIIl— LVIU. 
LX— LXIII.  LXIV— LXVIl.  LXVIII.  LXIX.  LXX.  91.  92—95.  96.  97. 
Sb.  Umgekehrt  steht  z  für  s  ebenfalls  oft,  besonders  in  XXVII — XXXV. 
XLII — LH.  91.  Es  beruht  dies  natürlich  darauf,  dafs  der  Affrications- 
diphthong  z  in  dieser  Stelle  in  die  Fricativa  s  übergieng.  —  Nach  n 
neigt  sich  s  zum  Uebergang  in  z  (AI.  Gr.  §  189):  fponzieren  S.  275, 
23.  gespuntze  22.  33.  Inlauten!  treffen  wir  s  für  z  durch  Sibilation 
in  fwiste  68,  209.  fwistosl  92,  9.  fchastost  69,  81.  gefast  68,  259. 
Sodann  ff  für  inlautendes  z  Q)  in  allen  Jüngern  Handschriften,  von 
XXVII — XXXV  ab.  daneben  konmit  aber  mit  Ausnahme  der  jüngsten 
überall  zz  oder  z  daneben  vor.    fz  ist  selten. 

ff  aus  hs,  Is  ist  früher  erwähnt.  Seilen  erscheint  es  für  s: 
grunlloffe  99.   1.  lefsent  35,  27. 

Zwischen  s  und  seh  erscheint  ein  idmliches  Taus;ch\erhidlnifs  wie 
zwischen  s  und  z. 

Die  anlautenden  Verbindungen  sl,  sm,  sn  neigen  nach  voraus- 
gehnden  einzelnen  Zuckungen  (AI.  Gr.  §  190)  seil  dem  14.  Jahr- 
hundert stark  zu  den  vergröbernden  diphlhongischen  P^ormeln  schl, 
schm.  sehn.  Aus  luiseru  0"^*llt?»  belegen  solches:  fchlaf  43.  95.  70. 
200.  fchlafe  43.  07.  frhlaphin  Georg.  Pr.  VI.  fchlag  Wack.  44,  53. 
erfchlageu  28,  23.  gefchlagen  44,  113.  fchlahl  29,  8.  32.  64.  fchlangen 
28,  34.  fchlechtlich  70.  161.  gefchlihtet  29,  7.  befchloffen  70,  46. 
fchloffer  70,  237.  fchlügent  44.  62.  fchluzzen  27,  17.  fchmach  29, 
12.  fchnalle  44,  43.  fchniden  35.  58.  befchnidunge  50.  7.  fchwelich 
34,  21.  fchwin  28,  29. 

Inlautend  erscheint  schl  für  sl  in  l)()eschlicli  45.  40.  poschlich 
30,  58.  46,  78  und  in  geischlich  48,  124.  50,  2  vgl.  geislich  63, 
46  für  geistlich. 

Wir  linden  nun  aber  auch  blofses  s  für  seh.  worin  in  der  That 
i'in  wirklicher  wenn  auch  unberechtigter  Laulübergang  sich  zu  ver- 
raten scheint  (AI.  Gr.  §  190).     Anlautend:    sachapre  37,  22.    39,  6. 


^86 

srift  13,  23.  —  Inlautend:  vleislich  91.  165.  94.  15.  chiisir  75,  2. 
g-cmislot  20,  40.  geniisten  42,  8.'12;' mennillieit  2,  7.  mcnslich  94,  9. 
uberwunslich    91,    195.     Ebenso  fs  für  fch :    fleisfe  2.  47.    inzwifscn 

1,  103.    mcnfsin  2,  53. 

Was  (las  wirkliche  fch  belrilTl,  so  wird  dasselbe  in  unsern  älteren 
Handschriften  zwar  noch  durch  l'c  bezeichnet,  aber  iiberwiesremi  der 
Aussprache  g-emäss  fch  geschrieben.    Ih  konunt  aiitnnter  vor:  bel'houwole 

2,  20.  fhalk  77,  9.  fhilt  78,  1.  Iliozzin  82,  3.  In  unsh  2,  15  hat 
sich  h  ganz  ungehörig  angehängt,  fg  begegnet  öfter:  wesge  5,  54. 
fleifgc  2,  13.  himiifge  1,  86.  hiinilefge  2,  13.  bifgof  1,  76.  niennifg- 
heite  2,   17.  gemifgel  8,  66. 

Häufung  erscheint  in  flaizfchis  39,  34.  Schärfung  in  mcntscho 
wie  in  XLII  -LH  oft  geschrieben  ist. 

t  im  Verhältnifs  zu  d  nach  unsern  O'iellen  ist  unter  d  schon 
berührt.  Unechte  Anfügung  an  n  konunt  allenthalben  vor,  namentlich 
in  XXXV.  XLII -LH.  LXVIII;  ebenso  wird  t  in  zusammengesetzten 
Worten  den»  ersten  Theile  angeschlossen,  z.  B.  wizzintheit  1,  19. 
betrueplnüsse  S.  277.  4.  Ausfall  belegen  geislich  63,  46  und  kosper 
99,  68.  Ablall  erscheint  seilen,  z.  B.  fchrif  60,  39.  behiel  Georg. 
Pr.  VI.  15  c. 

Das  unhochdeutsche  th  brauchen  die  Schreiber  dieser  Predigten 
seilen:  thochter  65,  4  —  ferseith  74,  9.  wirlh  73,  5.    erthriche  20, 

3,  guothlichc  56,  259."''"»""'''  •''•  ''*•'** 

Ueber  th  =  ht  sieh  h. 

V  im  Aidaut  für  die  labiale  Fricativa  f  geschrieben,  ist  unter  f 
bt'i'eits  vorgeführt.  Irdaulend  ZAviscHen  Vocalen  und  nach  Liquida  be- 
zeichnet V  die  weiche  Fricativa:  hevet  14,  9.  erworven  14,  2.  auch 
in  ovelate  41,  206.  Ausnahmsweises  f  für  inlautendes  v  ist  unter 
f  nachgewiesen,  sowie  in  proveten  (prophetae)  91,  184  schlechte  Aus- 
sprache des  fremden  f  die  Schreibung  veranlassen  wird.  Der  Laul 
dieser  weichen  Fricativa  ist  w,  wefshalb  v  auch  zuweilen  für  w  ver- 
schrieben ist,  z.  B.  nfivel  73,  4. 

w  veranlafst  zu  keinen  besonderen  Bemerkungen.  Erwähnens- 
wert ist  mir  anlautend  w  für  m  in  wan  62,  38  und  Georg.  Pred.  vgl.  AI. 
Gr.  §  166.  Ferner  der  Uebergang  von  w  in  b:  wichte  91,  10.  gaibe 
Georg.  Pr.  V.  In  dem  w  fiu-  wu,  dem  v  für  w  (vgl.  oben),  in  (bin 
in  den  jinig(>ren  Handschriften  begegnenden  auslautenden  w  zeigen 
sich  keinem  Dialectrigenheilen. 

r-  im  An-  uiul  Inlaut  oft  e  gesclirie!)cn,  im  Inlaut  durch  fs,  selten 
fz,  nn  Auslaut  (buch  h,  öfter  s  seit  dem  vierzehnten  Jahrhundert  zumal 


^81 

oft  vertreten,  ward  bei  c  und  s  bereits  berülirt.  Im  Inlaut  wird  das 
scharfe  z  zuweilen  als  cz,  öHer  tz,  auch  tzz  gegeben,  das  weiche  in 
den  älteren  Handschriften  meist  durch  zz,  das  indessen  auch  fijr  das 
scharfe  steht,  vgl.  churzzes  13,  26.  Das  alemannische  tz  für  ge- 
meines z  erscheint  in  gebuetzet  42,  38.  gruotzten  44,  92.  gruetze 
46,  157.  Vielleicht  ist  in  facz  neben  faz  8,  82  das  scharfe  z  ange- 
deutet; über  die  Erhaltung  desselben  im  Dialect  AI.  Gr.  §  185, 
z  für  seh  (vgl.  s  für  seh)  findet  sich  in  fleiz  2,  48.  >M."0'>  t»ni'i  ((»ij;») 
Ätts  Conjvgation  und  Deklination. 

Wir  beschränken  uns  auch  hier  unter  Hinweis  auf  das  dritte 
Buch  der  Alemannischen  Grammatik  auf  das  einzelne  bemerkenswerte. 

Die  starken  Zeittoorle  bilden  ihre  Tempora  durchaus  in  alter 
Art,  die  ablautenden  noch  ohne  Störung  der  Steigerungsvocale. 

Zu  bemerken  ist  nur:  Das  Partie.  Prät.  begigen  17,  1  statt 
bejehen.  In  ganz  gleicher  Art  findet  sich  vergigen  neben  verjechen 
m  einem  Ursener  Hcxenprotokoll  von  1459  im  Geschichtsfreund  6, 
244  ff.  —  In  den  ablautenden  Verben  der  I-Klasse  auf  thematisches 
w  ergibt  sich  Tausch  mit  gleichwerten  Vocalen  der  U-Reihe,  z.  B. 
2:  Sg.  Prt.  Ind.  schriuwte  99,  93.  Partie.  Prt.  angespuen  92,  26; 
Das  Zw.  flän,  ften  hat  Nebenformen :  aus  ftan  nach  dem  unter  ä  oben 
bemerkten  ftaun,  aus  ften  findet  sich  ftein  für  1.  Sg.  Ind.  60,  64  und 
für  3.  PI.  Cölij.  88,  20.  Die  erweitert«  nasaUrle  Form  staut  begegnet 
öfter:  1.  PI.  Ind.  Prs.  ftanden  4,  40.  1.  Sg.  Conj.  erstände  96,  24. 
2.  Sg.  Verstandes  66.  110.  instandes  Georg.  Pr.  VI.  16  c.  3.  Sg. 
widirftande  Georg.  Pr.  V.  1.  PI.  erftanden  Wack.  4,  53  und  irftandein 
12,  75.  Imp.  2.  Sg.  ftant  11,  48.  20,  18.  56,  428.  Partie.  Prt. 
geslandiu  1,  25.  Im  Perfect  die  unnasalirte  Form  der  2.  Sg.  Ind. 
irsluode  83,  52. 

In  gän  gen  stehn  beide  vocalische  Stammfarben  neben  einander, 
Avie  u.  a.  sichtlich  zeigt  die  Stelle  4,  43  nie  furgentin  noch  nach- 
gantin  tach.  Auch  hier  steht  gaun  neben  gän  und  vereinzelt  wenigstcms 
auch  ei  für  e:  geit  60,  18.  vielleicht  auch  gien  88,  19  da  dieses 
ftir  gein  verschrieben  scheint.  Die  erweiterte  nasalirte  Form  ist  ziem- 
lich häufig:  1.  PI.  Ind.  begangen  31,  1.  2.  Sg.  Conj.  gangest  65, 
38.  3.  Sg.  gange  54,  233.  2.  PI.  Conj.  gangent  27,  10.  Impar. 
2.  Sg.  ganc  20,  18.  gang  70,  15.  gange  66,  109.  geng  42,  66. 
Partie.  Prt.  u.  a.  begangen  20,  15.  gangin  89,  1. 

Das  ursprünglich  reduplicierende  Perfect  von  loufcn  lautet  in  uu- 
sern  Predigten  liuf,  vgl.  Huf  Georg.  Pr.  VI.  15  c.  liuflen  Wack.  20, 
7.  69,  13.     Vgl.  AI.  Gr.  §  337. 


482 

Aus  den  Flexionen  der  starken  Verla  onvahncn  wr  folgendes: 
Die  1.  Sg.  PrcBs.  Ind.  gehl  mehrmals  in  -en  aus:  bitten  96,  31. 
fprichen  65,  18.  begin  (ronfitoor)  74,  31.  fchinen  66,  36.  fchryen 
99,  90.  tragen  64,  71.  V^l.  AI.  Gr.  §  339.  —  Die  Flexion  -es  der 
2.  Sg.  ist  wenig-^lens  im  Conjuncliv,  anlehes  92,  30  belegt.  —  In  der 
1.  PI.  begegnet  die  Endung  ein  in  vindein  12,  42  und  in  den  Con- 
junciiven  irsterbein  12,  40.  bilibein  41.  irslandein  75.  Da  diese«  ein 
(ejin)  eine  conjunctivische  Endung  ist,  wird  man  auch  vindein  als  Con- 
juncliv zu  fassen  haben.  —  Die  2.  PI.  geht  durchaus  in  -ent  oder 
int  aus.  —  Die  3.  PI.  Ind.  hat  ihre  echte  Form  -nt  (nd)  bewahrt. 
Sie  wirkt,  zusammen  mit  der  Neigung  t  an  n  anzuschliessen  auch 
darauf,  dafs  die  1.  3.  PI.  Conj.  Prt.  statt  -en  zuweilen  -ent  (int)  auf- 
weisen, z.  B.  1.  PI.  enphahent  45,  6.,  lesent  35,  27.  3.  PI.  sigint 
48,   117. 

Die  Neigung,  die  1.  3.  Sg.  Per  facti  Ind.  mit  einem  unechten 
Flexions-e  zu  versehen,  ist  für  die  3.  aus  unsern  Ouellen  zu  belegen: 
gefchuophe  9,  2.  vande  25,  19.  warfe  25,  26.  truoge  65,  25.  nofse 
67.  15.  —  Die  2.  Sg.  ist  zwar  in  der  Regel  noch  in  der  oberdeutsch 
herkömmlichen  Art  gebildet,  wobei  nur  Fälle  starker  Apocope  zu  er- 
wähnen sind:  geb  91,  99.  liez  91,  95.  würd  70,  243.  Daneben  belegt 
aber  vorzüglich  das  Gebet  99  stark  die  junge  Bildung  in  -t:  faeht  44,  122. 
gefeht  65,  33.  verfecht  99,  29.  fprecht  99,  19.  52.  bevelt  99,  31. 
ftürbt  81.  hiengt  14.  liest  82.  —  gelruegte  96,  14.  fchriuwte  99, 
93.  Vgl.  AI.  Gr.  §  345.  —  Im  Plur.  geht  die  2.  durchaus  in  ent 
(int)  aus,  und  an  die  Endung  der  1.  und  namentlich  der  3.  schliesst 
sich  besonders  in  den  Handschriften  des  14.  15.  Jahrhunderts  ge- 
wöhnlich das  unechte  t  (d)  an;  vgl.  u.  a.  XXXV.  Die  conj.  Endung 
ein  belegt  irschinein  12,  32. 

Aus  dem  Conj.  Perf.  ist  anzumerken,  dafs  namentlich  in  3.  Sg. 
und  im  Plur.  die  i-Färbung  der  Endungen  besonders  in  einzelnen 
Denkm?rlern  sehr  stark  ist,  vgl,  oben  i.  Der  1.  und  3.  PI.  schliesst 
sich  t  ebenfalls  an,  vgl.  z.  B.  1.  PI.  gebeltent  67,  41.  —  Die  2.  Sg. 
Imperaf.  zeigt  zuweilen  den  unechlcn  Ausgang  in  -e :  nime  42,  65. 
kome  64,  78.  iffe  44,  145.  verlihe  97,   1.  ziuhe  66,  54. 

In  den  fleclirten  Formen  des  Inßnitirs  erscheint  milunler  die 
Einschiebung  eines  d:  ze  fprechende  60,  3.  vertrellende  63,  8.  komende 
60,  69.  vberwindende  92,  58.  giesende  92,  57. 

Aus  dem  Verhmn  fubstantiiyum  (AI.  Gi'.  §§  353)  heben  wir 
hervor:  2.  PI.  Prs.  Ind.  fint  6,  41.  7,  31.  43,  107.  62,  28.  66,  3. 
w.  0.  —  Conj.  Prs.  Sg.  2.  fist  56,  74.  fiest  56,  75.  66,  111.   fiiest 


488 

68,  161.  98,  24.  figesl  69,  182.  figisl  49,  71.  3.  Sg.  fie  6,  66. 
64,  112.  figi  49,  14.  1.  PI.  sigen  35,  86.  3.  PI.  fiien  68,  316. 
figint  48,  164. 

Aus  dem  Perfect  bedarf  nur  die  4,  39  einmal  auftretende  Form 
des  3.  PI.  Ind.  wan  besondere  Erwähnung. 

hnper.  2.  Sg.  biff  70,  111  —  wis  40,  8.  78,  1.  85,  9.  —  Als 
Inf.  ist  sin  (Dat.  ze  finde  65,  36),  als  Partie.  Prt.  gefin  im  Brauch. 
Da»  Partie.  Präs.  finde  erscheint  in  der  Umschreibung  des  Futurs: 
da  von  (wirt)  er  got  aller  nsphist  sindc.  Georg.  Pred.  V.  i- 

Von  tuon  (AI.  Gr.  §  354)  giebt  uns  das  Präsens  zu  Anführun- 
gen Anlafs.  Das  alte  o  stellt  sich  noch  dar  in  tont  2.  PI.  Imp.  7, 
83.  —  die  1.  Sg.  Ind.  hat  das  flexive  n  bewahrt,  z.  B.  tuon  18,  15. 
55,  143.  91,  159.  Die  2.  PI.  tuont  belegt  u.  a.  43,  57.  69,  268. 
Im  Conj.  sind  die  erweiterten  Formen  beliebt:  Sg.  1.  tueie  91,  154. 
97,  4.  2.  Sg.  tuegest  49,  73.  92,  30.  tuegist  49,  37.  70.  3.  Sg. 
tueie  41,  16.  170.  tuege  49,  68.  56,  122.  69,  54.  Georg.  Pr.  V. 
tuegi  46,  62.  tueg  70,  173.     1.  PI.  tuegent  46,    44.     2.  PI.  tuoient 

18,  35.  tuogent  7,  42.  3.  PI.  tugin  Sb.  71  b.  Auch  für  1.  PI.  Ind. 
erscheint  in  Georg.  Pr.  V.  tilgen. 

Dal.  des  Inf.  ze  tuende  31,  45.  tuend  42.  77.  70.  76. 

Dafs  hier  und  da  statt  t  die  lenJs  d  im  Anlaut  geschrieben  ist, 
ward  schon  unter  d  bemerkt. 

Bei  den  schioachen  Zeitworten  tritt  zunächst  die  dem  dialect- 
lichen  Charakter  entsprechende  Bewahrung  des  thematischen  o  hervor 
(AI.  Gr.  §  357).  Wir  stellen  die  von  unsern  Denkmaelern  belegten 
Verba  in  o  zusammen:  baiton  63,  17.  erbarmon  40,  19.  betton  70, 
168.  bildon  2,  16.  5,  36.  botefchephton  1.  83.  brächen  9,  17.  vir- 
damnon  7,  6.  dankon  66,  117.  dienon  Georg  V.  gedienon  11,  65. 
geeingon  S.  282,  19.  eheron  56,  379.  virendon  4,  8.  ergron  70,  181. 
feflinon  4,  37.  vetzon  45,  39.  gevischon  Georg.  V.  irvollon  87,  13. 
antfriston  5,  5.  gähon  2.  26.  begeguou  70,  6.  angengon  4,  44.  geron 
77,  2.  glolTon  Georg.  V.  handelon  91,  11.  heiligon  6.  62.  geherbergoii 
8,  47.  herschon  91,  224.  hungeron  2,  46.  8,  50.  kniewon  2,  96. 
44,  92.  miltechofon  8,  52.  labon  3,  36.  liuleron  65,  114.  lohezon 
11,  76.  verlougenon  77.  12.  urlougon  4,  13.  niachon  3,  108.  69,  8. 
89,  5.  malou  91,  186.  manon  6,  12,  mavieron  18,  4.  88,  29.  ebinmäzon  8, 

19.  minnon  1,  3.  nunmlon  70,  103.  gnädon  20,  14.  nagelon  8,  65. 
83,  35.  nidon  1,.30.  nieton  Georg.  VI.  offinon  56,  504.  iroffinon  2, 
15.  56,  504.  opheron  41,  125.  ordnon  70,  193.  predion  41,  86. 
brödion  Sb.  123  b.  rechnen  40,  5.  hinderredon  70,  121.   richifon  2, 


484 

89.  gefaminon  11.  57.  satloii  Georg.  VI.  fchadon  V.  fcbaphon  2.  40. 
fchouwon  9,  20.  befchouwon  4,  20.  fegnon  42,  50.  78,  6.  (t^gon 
86,  21.  fpilon  70,  208.  fnndon  1,  16.  7.  62.  fundfiün  7,  71.  tage- 
dingön  6,  8.  tichton  3,  31.  triiiwon  70,  233.  wandlon  69,  228.  vir- 
wandelon  4,  44.  80,  7.  werchon  3,  33.  wainon  Georg.  VI.  wifon  8, 
51.  wizzenon  56,  129.  wunderon  5,  64.  hiceichinon  4,  6.  68,  67. 
zaigon  Georg.  V.  cimberon  9,  7. 

Den  Bemerkungen  über  die  Flexionen  der  schwachen  Verba  sen- 
den wir  voraus,  dafs  die  vocalische  Farbe  derselben  sich  bunt  zeigt, 
denn  neben  dem  gemeinen  e,  dem  häufigen  i  namentlich  der  Präsens- 
form und  des  Conjunctiv  Perfecti,  neben  dem  o  im  Präsens  der  eben 
aufgeführten  Verba,  begegnen  wir  auch  a,  ferner  u,  und  in  gewifsen 
Formen  des  Perfects  Indic.  ein  vom  Ihematischen  ö  verschiedenes  o. 
Vgl.  im  allgemeinen  AI.  Gr.  §§  360—372. 

Präsens.  Indicat.  Sg.  1  geht  für  gewöhnlich  in  e  aus.  das  der 
Apocope  unterliegt.  Vereinzelt  findet  sich -e» :  ruowen  31,  61.  keren 
66,  64.  manen  96,  2.  13.  predien  60,  2.  rueffen  99,  90.  leben  Georg. 
V.  gedenkin  VI.  15.  d.  gedenken,  reden  B.  98.  d.  schouven  98.  c. 
und  on:  eheron  56,  379.  geron  77,  2.  kestigon  Georg.  V.  manon 
77,  20.  89,  4.  —  2.  Belege  für  ost:  erbarmost  40,  19.  predio«sl  41, 
92.  —  3.  Belege  für  ot :  iroffinol  56,  504.  richifot  2.  89.  tihtot  3, 
31.  wandlot  69,  228.  werchot  3,  33.  biceichinot  3.  34. 
-'•'  In  der  1.  PI.  tritt  t  (d)  nicht  selten  in  den  jüngeren  Handschrif- 
ten ah,  z.  B.  begerent  67,  27.  —  Die  2.  PI.  geht  in  -ent  (int)  aus. 
—  Für  die  3.  PI.  belegen  oiit:  geront  3,  ()8.  bokTchepIitont  1,  83. 
anefchouwout  9,  20.  geruowonl  11,  75.  irmanont  12,  24.  begegnont 
70,  90.  murmlont  70,  108.  herfchont  91,  224.  unf :  bredigunl  36, 
23.     ant:  volganl  S.  273,  3. 

Aus  dem  Conj.  Präs.  sind  die  erweiterten  Endungen  herauszu- 
heben:  3.  Sg.  macheie  41,  154.  —  1.  Plur.  chundein  12,  69.  gedienein 
83.  frouwein,  mendein  8.  gloubein  68.   —  3.  Plur.  gifegineigen  80,  20. 

Perfect.    Die  dialectlichen  Endungen  des  Indicativs.  wie  sie  neben 
den  gemeinen  sich  aus  unsern  Denkma'lern  noch  belegen  lassen,  waren 
Sg.   1.  -ta  2.  -tos  3.  -ta 

PI.   1.    -ton  2.  -tont  3.  -ton. 

Belege:  2.  Sg.  brahtos  90,  9.  hetos  83,  12.  —  gidahtost  76,  12. 
Georg.  VI.  18.  b.  brahtosl  73,  12.  doltost  83,  48.  gefrolost  83,  51. 
fragetost  77,  17.  vuortost  85,  46.  leitosl  90.  8.  virbuigenolosl  77,  12. 
üeminnotosl  Georg.  VI.  18  c.  gerotost  19  c.  fchastost  69,  81.  be- 
Ichirmdost  82,  1.  ercegtost  91,  29.  sählost  Georg.  VI.  18  c.  fwistost 


92,  9.    getroslost  84,   22.  —  3.  Sg.    macheta,   gefanla  20,  21.   leita 

18,  12.  m6rla  18,  9.  lobta  20,  13.  lazla  18,  29.  minnota  18,  7. 
beceichenota  20,  54.  ^—  1.  PI.  gefrumeton  4,  22.  habelon  3,  59. 
86.  —  2.  PI.  gruoztont  84,  34.  —  3.  PI.  gevolgeton  1,  108.  vare- 
ton  20,  22.  frouton  3,  80.  Imoton  12,  53.  riiofton  20,8.  bralüoii  5, 
22.  begiindon  3,  71.  11,  83.  begondon  70,  208.  worhton  3,  8.  be- 
dorfton  13,  29.   virfwicton  3,  94.    opheroton  41,  125.    fchaphoton  8, 

56.  ftainolon  Georg.  Pr.  V. 

Nahe  diesen  Flexionen  verwandt  sind  die  seltenern  -tas  -tan: 
2.  Sg.  geluogetast  65,  34.  —  3.  PI.  erwacliotan  S.  282,  3.  nach- 
volgetant  46,  90.  geeingotant  S.  282,  19.  machotant  25.  beltolant  26. 

Gegenüber  diesen  volltönigen  Endungen,  zu  denen  sich  noch  das 
im  Indicativ  freilich    seltene   -ti   -tin    (z.  B.    salbeli    39,    12.    choufti 

19,  8.  lugeti  Georg.  VI.  17  a.  beroubetin  39,  22.)  gesellt,  steht  die 
Kürzung  der  Perfectform   durch  Abstofs  der  vocalischen  Ausgangs  in 

1.  3.  Sg.  Wir  belegen  sie  durch:  machet  41,  120.  wandlet  46,  1. 
vordrit  40,  13.  ergrot  68,  282.  begegnot  70.  93.  gnadot  20,  14. 
murmlot  70,  103.  prediot  41,  90.  Für  sehr  starke  Kürzung  durch 
Abwurf  der  ganzen  Endung:  huot  68,  282.  kunt  41,  90.  fchut  28,  28. 

Der  Conjunctiv    der   schwachen  Perfecta   geht    dialectlich   aus   in 
Sg.  ti  -tis  -li.     Plur.  tin  -tint  -tin. 

2.  Sg.  vörchlist  70,  142.  —  3.  Sg.  gruoneti  loubeti  4,  28.  vuleti  12, 

57.  gehateti  2,  29.  minneti  44,  125.  belteti  Sc.  14  b.  vasteti  15  a. 
staineti  Georg.  Pr.  V.  gedienoti  8,  55.  —  2.  PI.  fuochtint  58,  69. 
B.  PI.  getriuwotin  70,  233.  vorhtin.  luochlin  12,  60.  feitin  12.  62. 
chuntin  29.  ougtin  30.  ertinl  35,  37.  machtint  36.  hortint  65,  5. 
lernetind  50,  34. 

Daneben  kommen  natürlich  die  Endungen  te  test  ten  tent  als  die 
eigentlich  regelmäfsigen  vor. 

Für  die  grade  nicht  häufige  Endung  der  2.  PI.  in  -en  sind  hier 
zusammenzustellen  betten  62,  47.  möchten  62,  42.  wüften  62,  48. 
weilen  62,  67.     Vgl.  über  dieses  -en  im  allgemeinen  AI.  Gr.  §  342. 

Ans  dem  Imperativ  haben  wir  nichts  besonders  unsern  Quellen 
zu  entnehmen;  dafs  in  niachee  97,  29  das  doppelte  e  ohne  Bedeutung 
ist,  ward  schon  AI.  Gr.  S.  376  bemerkt.  Die  2.  PI.  Imp.  in  ent  ist 
häufig. 

In  den  flectirten  Cafus  des  Infinitivs  zeigt  sich  mitunter  Ein- 
schiebung  des  d:  ze  wonende  48,  115.  fprechende  60.3.  erwelende 
60,  79.  lebende  S.  273.  3.  ze  verlmehende  63,  7.  uebende  63,  8. 
ze  neidende  92.  58.  ze  hechend  28,  34.     Zum  Belege  für  die  reinere 


486 

Form  mögen  liieiien  ze  liebinne  53.  149.  ruochinne  6,  25.  ze  \viin- 
lieronne  5,  64.  Für  die  Apocope  ze  merkenn  43.  4.  zuo  dem 
lebenn  42,  2.  ze  bellen  vaflen  neben  70,   187. 

Für  das  Farticip.  Präs.  führen  wir  nur  die  dialeclliciien  Formen 
anf:  turllinde  8,  41.  nrlougonle  4.  13.  lohezonde  1.  58.  11.  76. 
Ebenso  für  das  Partie.  Pvät.:  geangengot  4.  44.  geanlphrislosl  5,  5. 
gebildol  2,  16.  ungebrachot  9.  17.  gebailol  63.  17.  verdampnot  68. 
19.  geergrul  70,  181.  gevelzol  45,  39.  irvoUot  87,  13.  gelabol  3. 
36.  geliuterot  65,  114.  ginagilol  83.  35.  geordnol  70,  193.  gefchaphol 

2,  40.  gefchouwol  9,  21.  gifeginol  78.  6.  gifergol  86,  21.  gewilol 
70.  79.  vollewunderol  9,  22. 

Nebenform  liiezu  ist  at :  ungevirmal  42.  44. 

Aus  den  gekürzten  Formen  führen  wir  auf  gefalz  61.  88  vgl. 
ähnliches  AI.  Gr.  S.  381. 

Von  dem  Zeitwort  haben  (AI.  Gr.  §§  373.  374)  zichn  auch 
unsere  Predigten  und  Gebote  die  zusammengezogenen  Formen  den 
vollen  vor.  Von  jenen  finden  wir  han,  haun.  hen,  hein  vertreten. 
Zeugnisse  für  die  drei  lezlen:  1.  Sg.  han  27.  9.  3.  Sg.  hat  27,  9. 
32,  70.  34,  10.  70.  15.  2.  Tl.  band  32,  34.  34.  13.  3.  PI.  hänl 
30,  13.  —  2.  Sg.  best  53,  257.  77.  1.  3.  Sg.  het  6,  3.  53,  117. 
56,  1.  —  PI.  1.  hein  54.  10.  108.  68,  3.  69,  27.  3.  PI.  heint  91, 
235.  hein  56,   164.  hain  Georg.  V.     1.  PI.   Conj.  heigin,   12,  11. 

Im  Perfect  überwiegen  die  zusammengezogenen  ebenfalls.  Wir 
belegen  folgende : 

2.  Sg.  Ind.    halosl    77,    14.    92,    51.    60.   95,  5.    batest  92,  5. 

3.  Sg.  hate  5,  35.  hata  18,  3.  9.  20,  15.  3.  PI.  haton  6,  26.  11, 
80.  13,  30.  -  2.  Sg.  hattest  69,  81.  3.  Sg.  hatte  43.  61.  3.  PI. 
hatten  68,  31.  haltent  42,  12.  43,  61. 

2.  Sg.  Ind.  helos  83.  12.  helosl  83,  7.  85,  73.  3.  Sg.  het  55, 
10.  3.  PI.  beton  4,  37.  12,  14.  52.  83,  54.  beten  28,  18.  1.  Sg. 
Conj.  het  65,  12.  2.  Sg.  Conj.  betest  91.  114.  3.  Sg.  heti  12,  5- 
8.  PI.  Conj.  heten  37,  6.  —  2.  Sg.  Ind.  belli  98,  11.  3.  Sg.  helle 
56,  220.  1.  Sg.  Conj.  bette  91,  116.  3.  Sg.  hetti  42,  101.  44, 
19.  65,  3.  2.  PI.  Conj.  hetten  62,  41.  3.  PI.  betlint  44.  87.  heltin  70,  147. 

2.  Sg.  Ind.   heilest  95,  2. 

Die  angefrdirte  auflalletulc  Form  der  2.  Sg.  Ind.  helle  98,  11  — 
zu  der  sich  het  Iwein  B.  E.  1385.  braehte  Lobges.  41,  9.  Martina  115. 
88.  furbraehle  (:  a^hte)  Eracl.  Vorr.  42.  gedachte  (:  brfphle)  ebd.  41. 
gedehle  Alyst.  1,  274.  stellen,  ist  durcii  falsche  Analogie  nach  der 
2.  Sg.  Ind.  .starker  Perfecta  gebiUbU. 


4Ö* 

Zeitworle  mit  verschobenem  Präterilum.  Wir  verweisen  bezüg-- 
lich  des  ganzen  auf  Alem.  Gramm.  §§  378—  388  und  erwähnen  nur 
düs  aus  diesen  Denkmaplorn  bemerkenswerte. 

Von  mugen  kommt  im  Priis.  Ind.  neben  der  rcffehnälsigen  3.  Sg. 
mac  auch  mage  67,  44  vor.  Im  Plur.  Ind.  und  im  Conj,  tritt  die 
Stammform  meg-  fast  ganz  zurück:  etwa  nur  1.  PI.  Conj.  niegin  19,5, 
3.  PI.  megen  17,  5.  6.  Gewöhnlich  ist  die  Stammform  mug-  mit 
Umlaut  müg-.  Selten  sind  die  in  mog-.  mög-  z.  B.  3.  Conj.  möge 
92,  66.     1.  PI.  Ind.  mögen  60,  44. 

Im  Perfect  Ind.  erscheinen  die  Formen  mahle,  mehle,  mohte  (Conj. 
möhte). 

3.  Sg.  Ind.  mähte  2.  37.  6,  31.  1.  PI.  mahton  Georg.  V. 
3.  Conj.  mahti  1.  6.  94.  3.  66.   13.   18.  Georg.  V. 

3.  Sg.  Ind.  mehte  55.  159.  2.  Conj.  mehtist  Georg.  VI.  3.  Conj. 
mehti  Georg.  VI.  mehte  54.  100.  56,  51.  2.  PI.  mehtint  Georg. 
XXXIII.     3.  PI.  Conj.  mechtin  20,  23.  53,  262.  -i 

Von  moht-  führe  ich  nur  auf  3.  Sg.  Ind.  mochta  13,  32.  3.  PI. 
mochton  13,  30.  3.  Conj.  Sg.  mohti  1.  97.  1.  PI.  Conj.  mochtin 
67,  6.  2.  PI.  Conj.  möchtin  62,  41.  möhtint  46.  43.  3.  PI.  Conj. 
möhtint  46,  31.  möchtint  35,  38. 

Bei  fnln  (AI.  Gr.  §  379)  ist  zunächst  zu  erwähnen,  dafs  der 
Anlaut  sc  oder  seh  nur  selten  erscheint.  Das  regelmäfsige  besonders 
in  den  jüngeren  Handschriften  ist  s  mit  o  im  Sg.  Prs.  und  im  Perfect, 
mit  II  oder  ii.  o  oder  ö,  im  PI.  Ind.  Prs.  und  im  Conj.  Prs.  im  Stamme. 
Der  Stammauslaut  wird  sowohl  einfach  als  doppelt  gesezt  z.  B.  1.  PI. 
Ind.  lülen  41,  6.  füllent  43,  2.  2.  PI.  Ind.  füll  33,  7.  fulnt  6,  47. 
11,  59.  fullent  18,  33.  3.  Sg.  Conj.  liiili  61.  33.  1.  PI.  Conj. 
fulin  12,  72.  3.  PI.  Conj.  füllen  61,  26.  —  Sehr  häufig  wird  aber 
nach  alemannischer  Neigung  das  1  besonders  vor  n  im  Indicativ  Prs. 
verschwiegen:  2.  Sg.  Prs.  Ind.  fut  60,  83.  1.  PI.  fun  39.  2.  53, 
79.  55,  133.  91,  33.  Georg.  V.  fün  60,  48.  fon  60,  47.  fön  60, 
48.  S.  273,  5.  fönt  S.  272,  8.  fönd  Sb.  2.  PI.  funt  53,  26.  54,  7. 
fönt  42,  134.  S.  273.  7.  fond  64,  7.  70.  30.  3.  PI.  fun  53,  82. 
55,  13.  Georg.  V.  fun!  39.  39.  70.  229.  fönt  43.  17.  67.  58.  fond 
70,  36.  fönd  68.  28.  —  Im  Perfect.  Ind.  bildet  folt  den  Stamm;  wir 
führen  nur  an  3.  Sg.  folla  18,  11.  3.  PI.  folton  1.  33.  10,  46. 
sollun  Georg.  V.  Im  Conj.  stehn  folt.  fölt.  feit  besonders  das  erste 
im  Stamm.     Die  lezle  Form  belegen  wir  mit  1.  Sg.  feite  91,  154. 

Bei  gunnen  und  kiinnen  (AI.  Gr.  §§  380.  381)  ist  nichts  beson- 
deres zu  bemerken.     Im  Conj.  gehl   der  Umlaut  neben  den«  reinen  u 


488 

nebenher.  Im  Coiij.  Pcif.  zeigt  sich  nulunter  aiil^er  u  luul  ü  aiicl» 
ö:  könden  68,  272.  Ebenso  bei  turrett  und  dürfen  AhMnan.  Cr. 
§§  382.  383.  Für  erh8llene.s  reines  u  zeugen  hier  u.  a.  1.  PI.  hid. 
bedurffen  69,  33.  3.  PI.  bedürfen!  43.  11.  1.  Sg.  Conj.  durf  91. 
88.  Im  Conj.  Perf.  i«t  bei  dürfen  der  Umlaut  ö  in  den  jüngeren 
Handschriften  nicht  selten.        ,;//!•.  :  J'mum.v  >:mi;«  l-t;! -o-jm  i(n<>!Mtiii.  !- 

In  müezeii  (AI.  Gr.  §384)  ist  das  alte  6  des  Stammes  noch  nach- 
weisbar in  1.  PI.  Prs.  mozzin  13,  51.  Ueber  io  für  uo  in  diesem 
Zw.  vgl.  oben  io.  Im  PI.  Ind.  und  im  Conj.  Prs.  erscheint  noch  oft 
uo  neben  dem  Undaul  z.  B.  1.  PI.  Ind.  müzziii  2,  83.  muzzen  7,  29. 
55.  217.  muzzin  5,  57.  3.  PI.  muzzen  31.  44.  Conj.  Sg.  1.  müze 
73,  8.  3.  Sg.  muze  2,  83.  37.  25.  muzze  10,  52.  1.  PI.  mflzzin 
9,  26.  mözin  10,  54.   12,  27.     2.  PI.  nmzint   1,  122. 

Im  Perfecl  erscheint  selbst  in  den  jüngeren  Handschriften  noch 
muose  neben  nuioste :  Conj.  Pf.  3.  Sg.  mfife  53,  27.  3.  PI.  nnllin 
27.  77.  mului  3.  72.  Aus  diesen  Beispielen  ergiebt  sich  zugleich, 
dafs  auch  im  Conj.  Perf.  der  Umlaut  keineswegs    durchgedrungen  ist. 

In  wizzen  ist  auch  im  Perfecl  i  der  feste  Stammvocal,  der  sich 
nur  hier  und  da  in  ü  verdumpfl.  z.  B.:  Inf.  wüffen  70,  100.  3.  PI. 
Ind.  wülfent  70,  71.  Imp.  2.  PI.  wülTent  62,  64.  Perf.  3.  PI.  Ind. 
wüflon  68.  415  1.  Sg.  Conj.  wiifti  59,  43.  2.  PI.  Conj.  wüftend 
62,  40.  wüflen  62,  48. 

Das  Perfecl  ist  meist  wifte ;  nur  einzeln  kommt  wiffe  daneben 
vor:  3.  Sg.  Ind.  wilTa  18,  5.   10.  26.     3.  Conj.  wilfi  12.  60. 

wellen  behauptet  in  unsern  Denknifelern  das  e  im  Präs.  Ind.  und 
Conj.,  zweimal  zeigt  sich  i  daneben:  3.  PI.  Ind.  willent  58,32.  3.  PI. 
Conj.  willen  53,  151.  Beliebt  ist  nach  alemannischer  Neigung  die 
Verkürzung  der  indicativen  Präsensformen  durch  Ausslofs  des  1:  1.  PI. 
Ind.  wen  Georg.  V.  2.  PI.  Ind.  went  43.  120.  3.  PI.  wen  1,  106. 
53,  82.  151.  160.  went  91.  217.  went.  wend.  Sb.  —  Im  Perf.  Ind. 
herscht  o  im  Stamme.  Wir  führen  zugleich  wegen  der  Fle.xion  auf: 
3.  Sg.  wolta  18,  8.  10.  3.  PI.  wollon  13,  31.  85.  22.  Im  Conj. 
erscheint  neben  dem  gewöhnlichen  wolle  auch  welle  1.  Sg.  91,  105. 
2.  PI.  wellen  62,  67  und  auch  wöll  1.  Sg.  46,  33.  2.  Sg.  w()ltist 
70.  178.     3.  Sg.  wölli  70.  211. 

Die  Declinalion  betrelfeud,  so  ist  bei  den  starken  Subslnntiven 
der  charakteristische  Unterschied  der  Themavocah;  nicht  mehr  da.  Sie 
scheiden  sich  also  nur  nach  den  Geschlechtern. 

Im  Masrulinum  (AI.  Gr.  §  391.)  tritt  zuweilen  an  den  Nom.  Acc. 
Sg,  ein  unechtes  c  au:    graolie    43,    26.    gaisle  51,    18.    baffe   138. 


m 

touffe  67,  13.  Acc.  geiste  67,  90.  lorte  6T,  Ö5.  —  Im  Nöm.  Acc.  Plm. 
ist  hier  und  da  die  Endung  a  statt  gemeinem  e :  friunda  TlS.  50.  irrera 
20,  56.  arma  84,  33.  finna  13,  47.  —  Der  Gen.  PI.  Zeigt  Neigung 
zur  schwachen  Flexion:  friunden  39,  227.  himlen  68,  325.  Sli.  142  a. 
reten  70.  20.  tagen  68,  59.  vienden  61,  4.  engein  B.  98  d.  slüfflen 
142  b.  und  mit  der  o-Färbung:  geistou  13,  13.  engilon  1,  119.  13.  8. 
himelon  13,  33.  Auch  im  Dat.  PI.  zeigt  sich  einzeln  on :  fuozzon 
8,  82,  worin  kein  Nachschiuuner  des  alten  -urn  erkannt  werden' 
darf.  '   *■ 

Dafs  neben  dem  gewöhnlicKeh  e  ^f  Endungen  häufig  i  zumal 
vor  Consonant  auftritt,  ergiebt  sich  aus  dem  bei  den  Vocalen  bemerk- 
ten. Als  mundartlich!!  Flexion  des  Masc.  werden  wir  für  12— 14.  Jh. 
nach  unsern  Predigten  aufstellen  dürfen: 

Sg.  tag(e)         tagis         tage  «ag(e) 

PI.    taga  tagon        lagin(-on)   taga 

Für  das  st.  Femininum  tritt  die  dialectliche  Flexion  noch  be- 
stimmter hervor.  Besonders  die  Predigten  XIII.  XVII — XXI.  geben 
Belege.  Wir  gewinnen  daraus  neben  den  gewöhnlichen  Formen  a  als 
Endung  sämmllicher  Casus  des  Sing,  und  im  Plur.  -a  -on  -on  -a. 

Sg.  Nom.  gnada  17,  22.  almiosena  herbirga  17,  8.  riuwa  23. 
ftunda  18,  11.  farwa  20,  37.  gefchepfula  13.  24.  —  Gen.  hella  13, 
35.  gefchepfeda  33.  minna  18,  2.  verfmeda  19,  1.  glouba  20,  56. 
—  Dat.  erda  13,  5.  minna  13,  9.  47.  zala  22.  gnäda  13,  49.  17,  23. 
bioza  17,  5.  15.  helfa  17,  17.  reda  lera  20,  37.  glouba  59.  ver- 
leitunga  38.  Als  Nebenfärbung  der  Endung  zeigt  sich  einmal  o : 
müro  8,  17.  —  Acc.  föla  13,  16.  wala  30.  huota  56.  miima  17,  8. 
ftunda  18,  5.  bezeichenunga  20,  31. 

Plur.  N.  müra  1,  5.  lünda  17.  16.  —  Gbh.  fündon  7,  62.  17.  1. 
herfchephton  2.  121.  tugendon  18.  43.  —  Dat.  g^nädon  3,  7.  76,  3. 
lägen  13,  12.  Irüwon  76,  18.  minnon  19.  fundon  77,  23.  fwesteron 
91,  64.  —  Acc.  girda  13,  47.  fünda  17.  5.  fliuga  42,  10.  trahta 
43,  58.  cherza  84,  1.  —  Voc.  tohtra  47,  1.  •      i,io'*t>  nmmm 

Ucbertritt  aus  starker  zur  schwachen  Dedination  zeigt  z.  B.  Gen. 
Sg.  seien  99.  105.  N.  PI.  felan  3,  36.  Acc.  PI.  feien  70.  167.  In 
dem  oben  ajigefuhrten  Gen.  PI.  in  -on  waltet  derselbe  Zug.  wofür  auch 
G.  PI.  henden  99,   102.  creften  Sb.   153  b.  zeugt. 

Im  Acc.  Sg.  der  zur  I-Dcciination  ursprünglich    gehörenden  Fe- 
minina tritt  zuweilen  unechtes  -c  an:  crafte  96,  17.  wände  65,  121. 
warheite  66,   10.     Das  eigentlich  herechörige    gunste  66,  38  ist  dort 
als  Masc.  gebraucht.   —  Flexionslos  ist  der  Acc.  PI.  brüst  64,  81^;' ' 
Altd.  Predigten.  82 


•  r-;  Im  Neutrum  erscheint  Antritt  de«  unechten  e  ebenfalls  zuweilen 
im  N.  Acc.  Sg.  rklaidc  45,  75.  li«chte  66,  64;.  lebenne  96,  o.  wachse 
64,  .32.  —  Reste  des  Thema  -ja  sind  vielU  icht  anzimrhnien  in  den 
riuralen    geflahtie    10,   8.   geftuolie    1,    V4\,  Der  Gen.  Plur.  -cn 

zeijft  sich  in  dingen  70,  81.  bilden  62,201..  huoohtjjn  62,  44.  geholten 
70.  22.  hlöffren  70,  239.  , ;,    i  ,     ;  ,h  jim  mmu     '  •- 1  f 

Mit  Ausnahme  von  i  treten  vocalisch?  Nebenfarben  äa  den  f*{ftMU'(^ 
Endungen  in  iinsern  Denkinaplern  nicht  hervor.  ,|    no'^rr    .*.v    .k 

Die  schwachen  Subslantira  und  Ädjectit'a,  deren  Declination 
zusamincnfalll  (AI.  Gr.  $$  402—  40S)  zeigen  neben  den  gewuhnhchcii 
Endungen  der  Zeil  folgende  Besoiiderlieiten  nach  iinsciii  DcnknicPlrrn. 
,11  Der  N,  Sg.  der  schwachen  MascuUfia  endet,  zuweilen  noch  in  o; 
namo  1.  71.  fcito  3.  32.  men.scho  17,  1.  herro  18,  2.  17.  juJo  20, 
12.  —  Im  Gen.  PI.  wird  -on  neben  gemeinem  -en  und  -in  bezeugt 
durch  mennisgon  1,  37.  bolon  91,  44.  iiingiron  84,  16.  der  heiligon 
cngile  1,  43.  <ler  heihgon  zwelfboton  84,29.  der  hereston  engihm  I. 
119.  der  nbilon  liuten  85,  o4.  irreron  20,  37.  der  armon  Georg.  .W 
—  Dat.  PI.  iungiron  18,  14.  So,  55.  Georg.  XXXIU,  .mennjschon  76,io;j 
namon  13.  22.  botton  Georg.  hY-  13  d.  lötQn,.7,t  Mfl  .Ww4ejroii:i4,l,3'i 
Nebenfarbung  -an :  den  fiechan  42,  59. 

Bei  den  schwachen  Feminiuis  sind  liii;.  (iqr  iknji^idjCjler.V-Klassö 
noch  auseinanderzuhalten.  r   fnun^     :-.':  ch^ln 3'!'^  »i 

In  den  weibliehen  schw.  Subsl.  der  A-Klasse   treten  .neben ..(dein 

-e  und  dem  auch  häufigen  i  der  Endung  a,  ii.  o  stark  hervor.     iMan 

kann  aus  diesen  alemannischen  geistlichen  Denkmalern  folgende  Ple.\i,o|ien 

aufstellen,  wiewohl  einzelne  Casus  in  mehreren  Farben  spielen.}^  ouik 

Sg.     a     —     un     —     un     —     un  i  «hnnO 

PI.    an     —     on     —     on     --     an 

Belege:  Sg.  Nom.  frouwa  79,  2.  81.  1.  erfta  um)  ilu  hersta 
gefchephida  13,  24.  cina.  diu  andra  20,  5.  6.  diu  ganza  hüt  20,  36. 
—  Voc.  winja  56,  471.  —  Gen.  dirnun  5.  54.  agelftrun  42.  6. 
sunnun  Georg.  XXXllI.  Evuun  V,  der  himillchim  heinmuote  1,  69. 
der  fronun  urfiende  11,  58.  der  grozun  minna  18,  2.  —  Dai.  Iiar- 
phun  3,  10.  wigun  8.  50.  rcbun  49,  1.  phounnun  Ge(ng.  VI.  in 
der  ereftun  (lillin  11,  79.  in  finer  beltnn  luvende  12.  77,  in  der 
heiligun  frift  13,  23.  hi  diner  heiligun  nniotir  80.  4.  in  der  iungistuii 
not  83,  30.  zainir  andirun  flat.  von  der  erslun  sünde.  an  der  dritlun 
regile.  der  bosun  girde  Georg.  V.  zu  der  ganznii  selikeit  VI.  —  gallon 
8,  66.  lürfpiecherinon  91,  22.  in  der  heiligon  fcripht  8.  2.  an  der 
wngebrachoton   erde  9,   17.    von  der  inneglichston  vvifnnge   11,  3.    in 


i9t 

der-initteloii  ftillin  IL  93.  der  altone  ^BQ^^S'"^-^  Acc.  mäfun*4,  23. 
gemahelim  11,  47.  fltun  41,  202.'  batenu«  41,  209.  geniah11iiii.,Georg-. 
VI.  mich  srliuldigun  83,  23.  die  vvärlin  wi/zinlHeit  1/  19.  diir  d^n 
hörun  uffart  83,  53.  aiiie  guldiiwui  regile.  die  andiiiin-obiriHi-'  girde 
(5eorg.*V.  dinewinslruH.  die  saBliguii  •siele  VI.  —  kiingirron"91',i  177.'<"5« 
Ph/r.  Nom.  gioggan  51,  5.  huttan  57,  G.  Östeiaii  10.  '44.  ringcrinari 
12.  ädiran  Georg.  VI.  tohtran,  jiincfrowan  VI.  zungan  V.  und  mil 
geschwundenem  h  :  hiitielfchowerina  57;  40!.  tvunda  Gfeorgi  V!>5^.«fflei'dii 
10,  2'.  4^'-Ge».f  Öftron' 18,  4.'  gnadon  Georgi  V,' !  dei"  himlisclichön 
tüginde  1,  120^;  der  inireinon  iimdon  20,  23:  -^-  r>af.' nfteroi»  2,  85. 
geiselon  8,' 61.  felon  70.  168.  den  oliunphtigiii  genädon  5,  19.  eroh 
girdon!  Georg.  VL  entriiiwon''iVJ  entmiWßn  VI. ' -^'^<fc.  »öftbran' 'Ky, 
44.  47.  hiittan  57.  3.  ziichlmeisterinan  58.  44.  berlan  68,  125.  tfahlan 
Georg.  VI.  mit  geschwundenem  n :  zühga' Georg.  V.— zungon  3,33. 

Die  schw.  Feminina  der  4>~Klasse"haben'  die  doppelte  ihnen  eigen« 
Dechnationsart  auch  nach  unsern  Qwellen,  lunrdich  entweder  i  durcli 
alk  Casus  mit  Ausnahme  von  G^n.  Uat.  PI.  oder  in  durch  alle  Casus, 
mit'  ine ><  als  pluraler  Nebenform.  Wir -belegen  nur  die  letzter^':  N. 
PI.  iiülinien  68,  246.  Acc.  PI.  68,  250.         >  .tJfenoHKid  skI>   loi 

•  Zu  erwähnen  ist  bei  den  schw.  Fem.  der'Nöfn!  Voö.  PJ.'  tfchtran 
Geoig.  Pr;  VI.  tohteren  56,  229.  57.  30.  swestren  Sb.  13a..>  VgK 
AI.  Grt  § '409: '.  In'^^rbera  43.  114  lindet  sich  wohl  a  nicht  an  Stelle 
von  r,  sondern  es  ist  die fs  eine  Nebenform!  zb  et baeri,  wie  mütanebeÄ 
niilti,     minna  neben  minni.  '        '    •  v'  •  ':       ■  ^ 

Pur  das  schw.  Neutrum  ergeberi  'fln«ere'  QiJellefi  sehr  wertig 
dialectliches.  Wir  haben  nur  für  den  Dal.  PI.  die  färbigen  Endungen 
on  und  ati  zu  belegen:  ougon  -78,  »i."  mit  mängen'«'hertsin' Si'orten 
44,  88.  '■         ^'-'  " '^  "i   •"'■.j-'^   .♦-•>  :':<■  u\  :.-r>.'fn 

Pronomina.  In  dem  ersten  Personaiprdiio>n(Bm  fallt  der  Umlaut 
auf,  den  fast  alle  unsere  Denkmaeler  in  uns  (Dat.  fi.  Acc.)  haberf. 
Es  mag  Einwirkung  des  i  aus  dem  Accusat.  unsich  (7,  30.  70,  12.  74, 
15)  i-a'm,  die  dann  in  den  Daliv  uns  hinübeigrilT.  Der  Nom.  wir  ist 
zweimal  wir  geschrieben:  37,  1.  38.  10.  —  Dhs  2.  Personalpronomen 
hat  im  Sing,  als  öftere  Nebenformen  du  füi  du  und  dik  für  dich 
(vgl.  cj.  Im  Pli^r.  bemerken  wir  im  Nom.  ire  6,  56.  7.  34.  11,  15. 
nn  Dat.  häufig  iuch  statt  iu:  18,  35.  il,  154.  53,  4Ö.  65,  94.  uch 
18,  .30;  im  Acc.  noch  die  volle  Form  inwith   11,   15.    uiwich  2,  87. 

Aus  dem  geschlechtigen  o.  Pej-sonulpronomen  »üvi  zu  erwähnen 
der  Dat..  Sg;  M.  infio'  l,  4:7.'<?,  (7.9..  I3b§'l..-KS,  20.  20,  14.  —  'icr 
G.  Fl.  iro  20,  15.  ero  1B,"^ö2.s.ia0v«»16.         der  Düt.  PI.  inen   18.  28. 


49fi 

53,  148.  68,  327.  inan  35,  117.  Fiir  fie  kommt  fiii,  fu  Äipmliih  oft 
vor,  vgl.  Acc.  Sg.  Fem.  fiu  66,  16.  —  Nom.  PI.  M.  fiu  2.  75.  fu 
88,  17.  —  Acc.  M.  fiu  53,  149.  fu  53,  150.  58.  32. 

Aus  den  Personalpronominibtis  ist  iuser  48,  172,  welches  mitten 
unter  dem  gewöhnlichen  unser  steht,  als  altes  Beispiel  für  diese  noch 
heute  in  der  Schweiz  gebrauchte  Form  von  unser  hervorzuheben. 

Von  der  diu  daz  erwähnen  wir  den  Dal.  Sg.  M.  demo  18.  16. 
Dat.  N.  20,  19.  D.  Sg.  Fem.  dero  68,  321.  Gen.  PI.  dero  20,  34. 
70,  26.  —  Der  Dat.  PI.  dien  ist  in  unsern  Denkmaelern  sehr  häufig. 
Wir  finden  femer  die  Neigung  das  e  in  i  zu  erhöhen :  (»en.  Sg.  M. 
dis,  öfter.  Fem.  dir  3,  27.  —  Dal.  Sg.  M.  dim  6,  36.  40,  7.  78,  7. 
Neutr.  dime  4,  33.  dieme  4,  36.  Fem.  dir  3.  27.  —  Gen.  PI.  dir 
7,  62. 

In  Bezug  auf  das  zweite  Denionstralivum  verweise  ich  auf  AI.  Gr. 
%  420  und  begnüge  mich  besonders  hinzudeuten  auf  den  Nom.  Sg. 
M.  dise  56,  4.  den  Gen.  Sg.  N.  dizz  31,  4.  den  Dat.  M.  disime 
1,  2.  10.  53.  den  verkürzten  Acc.  Sg.  F.  dis  30.  10.  Nom.  M.  Fl 
dis  Sb.     Die  Endung  e  ist  hier  und  da  in  i  und   selbst  in  u  gefärbt. 

Für  das  Demonstr.  euer  zeuge  der  D.  Sg.  M.  enemo  20.   18. 

Ueber  das  Ädjectiv  sieh  AI.  Gr.  §§  423—425.  wo  aus  unscrn 
Predigten  Belege  für  die  verschiedenen  Flexionsvocale  gegeben  sind. 
Ich  erwähne  hier  nur  das  dort  aus  ihnen  nicht  belegte  u  im  Acc.  Sg. 
F.:  vil  gotu  und  vil  rechlu  lera  20,  39.  —  Advcrbia  in  -o:   billicho 

18.  33.  diccho  13,  1.    emcigo  13,  28.  gerne  17,  16.    namlicho   20. 
34.  rechte  20,  61.    unsanfte  17,  2.    verro  13,  4.    warlicho  13.    53. 

19,  5.  wirdeclicho  19,  4. 

Die  St.  Georger  Predigten  geben  mehrere  Beispiele  der  Com- 
paration  in  or.  öst,  welche  in  den  übrigen  Denkmaplerti  dieses  Buches 
nicht  erseheint:  gcrnor  Georg.  VI.  —  cdelosle  Georg.  V,  VI.  oberoste 
V.  allir  s6rost  V. 


3. 

Av8  dem  Worfsckatze  sämmtlicher  Denkmaler. 

Abindluncheli  schw.  F.  Abenddunkelheit,  Abenddämmerung:  der  ne 
wart  nie  morginliche  intluhtil  noch  mit  äbindetunchelin  virselwit  4,  46. 

abgreifen  schw.  Zw.  technischer  Ausdruck  für  das  Geldabnehmen 
durch  Bettel  oder  Betrug:    so  streipht  man  den  andren  liulen  ir  guot 


4Ö3 

ab  mit  gilen  und  mit  glichsnen  70,  146.  denne  daz  ti  nu  andren 
liuten  daz  ir  abstreiphent  mit  vnrecht  vnd  mit  gilen  Sb.  13  a. 

adir  oder  71,  26. 

agelstra  schw.  F.  Elster:  du  solt  niht  geloben  an  der  agelstrun 
lohnen  42,  6. 

agstHmn  Adj.  von  Bernstein :  roeti  und  agfteinin  paternofter 
70,  237. 

aide,  ald  oder:  himel  aide  herde  9,  2.  siht  aide  hoerit  53,  56. 
daz  ubil  ist  aide  daz  widir  got  ist  56,  114.  den  ie  vater  ald  muuter 
ir  kinde  oder  kein  friunt  dem  andern  ie  getete  91,    133.     Vgl.  olde. 

all'uheit  st.  F.  Allgemeinheit :  hie  siebest  du  allicheit  der  sünde 
ist  vilheit  69,  83. 

alsnlivh  Adv.  ganz  so:  alsolich  geschuoph  unsir  herre  got  alle 
engele   1,   13. 

ahoges  Adv.  ganz  und  gar:  obe  wir  alzoges  ne  mugin  an  deme 
cruce  nel  gelm.  doch  an  eteücheme  nagele  des  heiligen  crücis  11, 
66.  disiu  naliurliche  bAsheil  ist  uns  s<'i  vaste  angeborn,  daz  si  niemaii 
*alzogis  virdruokin  mac  Georg.  Pr.  V.    13  d. 

aiabahle  sl.  N.  Dienst:  die  ringerin  die  in  dem  ch^stir  arbeitent 
mit  ambahtin  oder  mit  arbeiten  57,  11.  —  priesterlich  ambaeht  S.  276. 

ämeron  schw.  Zw.  schmerzlich  verlangen :  daz  uns  nach  inio 
m^ze  allezana  «uiieron  19,  7. 

angengön  schw.  Zw.  anfangen:  der  (lach)  ne  wart  nie  mit 
morgene  geangengot  noch  mit  iU>inde  befl«>zzin  4,  44. 

anglich  Adj.  gefahrlich :  daz  ik  vin  forchfam  und  sin  anklik  urtehle 
entlihe  74,  62. 

anhuftunge  sl.  F.  Anhang:  die  wil  er  von  nideren  dingen  aU 
vil  anhaftnnge  hat  als  ein  ns^delenspitz  «elragen  mag  S.  273,   19. 

aufchhi  sl.  M.  Erscheinung,  Bildung:  die  sich  niul  gewunden 
hänl  US  den  l'triken  des  lipHchen  anfchines  der  strebenden  creatüren 
62,  54  der  lipliche  (Hs.  liepliche)  anschin  steht  gleich  der  creatiur- 
lichen  bildunge  62,  57. 

anefchouwede  st.  F.  Anblick:  in  der  anefchouwede  des  almahtigin 
goles  11,  38. 

aaefiht  st.  F.  Anblick:  1,  68.  4,  12.  daz  uns  nach  s?ner  wünnec- 
lichir  antliht  moze  ämerön  19,  6, 

anftän  st.  Zw.  antreten,  bevorstehn :  er  ne  löse  den  IIb  von 
deme  anftändime  ungemache  7,  10. 

antf'ristön  schw.  Zw.  übersetzen,  dolmetschen :  Galtriel  wirt  ge- 
antphristut  gotes  fterchi  5,  5.  '    ' 


^^^^t,,al•neboti;'  srhw^.M.  BoI|i^j:  da«  flu  lair  ,zi  unsirnn!  Ireh^ine  arne- 
böte  siest  77.  ,29.,,  Vgl.  ern(h%  eivnilt*.  arant,  .  Bol-sthatl :  ifot,,  mus, 
Bote. 

ilUllelHUK    l'jtt    UM    n*»ii«»l*i;'    liiiii    iUk    i\\>        l'tJ'i.'l       i    .//lii  ■:\-^\.\. 

bafena  schw.  F.  Patene :  den  andern  teil  den  lelt  er  an  difi  t^'üCilt?ü 

41,  208.  211.        "  ;t:*:  .o- 

;i,-.   ^tff/^«K,isqh}i.  ,p„  B«toi^e;.j,tJM,ilVijf,|jnUi,.,gHloUfiO.  ^'».^i*'  l<a»,gpnien 

^|,l„6qcM'«%:=!'-  i^:-*  #(i«in<le;f  I^Wi'j^,,  H,vlle: -.^ehaiir  dO  YM^^fn  ,!^^.,all«? 
iil.^d^z  li,sjk:it>;e.,bf;pliwii^e.  1>61,.,  D.Q,^    :  )i  „Idi-.n.-.-ll/.     i    i-  \»'>A-.v\W 

behf^reu  sdiw.  Zw.  sich  b.  sich  überheben:  do  .iji4lftt^ief;.irtirMi<^r 
herlcU(^phl/v,J^i?iiVi  .kM^'^rM^ .)'H'4.  ^?f'-M<?rd|iinö .  undjrtan  >v-^  ^ > .  3.C>,„ 

behugen  schw.  Zw.  crodenken.  erinnern  :  obe  uns  die  xwfnqt^e^r- 
tachq,  v;vr,,alh;fji  dingiii  .behug-ii  Init  fin.der  Eriiint',vung,^jid)*,.diii  niinne 
g9^^s,,unde  eiive/», //fgcUcheii  nienlchin  ,2,  52. :.     ,1.,,,  , 

mohtigin  und  diu  fiin  unde,dhi  h^iligip  ^ßi^^j  ujijde  ,,giU">l>e  .die .  dile 
tjjnepidL'  e^y  ,>yarwj,gOil  86j,  2, ..      ,,   ..;,    ; )  ,,  ,,u    ..- 

,1^    6ß/e/Äefl,,^c|^w^  ,Zw^  i^trafen,.  scl^fteii;  (Jer,  ge,waU,ihet,,riaz  «jr  daz 

ijni;eht  rihteu  ^ol,,.f}er  ^pl,„\y(ql,,her\^,Qljqhen   berefsen.svvaz  ./.e  ..feeref- 

sene  ist   56,   121.  1,,    ,-,,..     :;..  ..v...!! 

i„„    b  er  haß ,  Ad'},  frucb^l|ar:  da/.  enli^n;;/rubj  berhaA-mac  sin,  46.  39. 

öe/cÄowßrfe.^t.  p.  ijB^eJlr9cbluiigf;,|UU;,,fpr/l)it  S.  Beinhart  von  vier 
befchoweden  dje  diu  sfde  an  g^tte  beschowen  sol  54,  209.    ,  , 

befoufen  schw.  Zw.  ertränken,  versenken:  icli  bin.igar,  duyfßhr 
flozzin  ,und  bp(up|b(l,V'  ift,4*iJ;  £!PU*^J»u»  suezekait.  Qeoi'gv  Pi:.*V.I.al9  c. 

heir^el^edey.s,i,^^^.  Betrübnifs:  Ircebplie,  m^  alle  ,betr.itebtjdfj>  5§, 
11.  wanne  nach  (^r  bctru«'ple  und  arbeit  IVi  kuniet  ifjern  lr«.^st  unt  Ini 
genade  ()4,  li|^,,  vgl.  .auch  ü7,.(j|ir!,TyT^aijj  ^ly^ehtunge  oder  ;iin  belrübidtii 
GeQrg^^re(l,,,X^:^mi.   i,^.,,,   „„f.^ii;  cjriailq'ii!  :<W\  -niMbiil   ifd.  1-0  Am 

belrüebsale  schw.  F.  Betrübnifs:  belrilpfali  unde  widinnflli  G«iOj"g,: 

betiiiter  st.  M.  Dohnetscher :  won  daz  er  einen  betiuter  bette  der 
djq.  laiiUVrach  nppl»,  d/^'  IJppn  »wol;  kaade  ;S.  ^^4:/    .»  ,\,  \A»\»»^») 

beralh'/i  st.  Zw.  fallen:  \on  diu  Jiivil  ouch  er   U22.  .Vfgi.  K'25. 

1,^^^  bezfnjLe^i  seh.  Z,yy.  umzäunen,  in  Clausur  legen:    au  allen    reinen 

ordenen  und  seligen  cbUtern  da  du  ilijzundei!  in.gfiiuinnet  und  getrüdel 

wirst  91,  61.  die  (^ir^taj^  liizündei^".,<)^-d«n,iin  \>i)Jekalicher  arniupt  rene- 

kelich  nächvülgent  91,  69.  ,1   1  ;       .lu^.  i.w...ii.j-ii^ 


«95 

\iK,i  biUen  sch^.  .Zw.  hauen,  hacken:  der  «dierfö  der  alt  wirt  16 
wirt  im  lin  liiabel  krumb  — r  fö  billet  er  in  an  einen  heilen  (tein 
69,.-20&.'.  -    ^; 

'  '  Hiiern,  bildern  (Plural  zu  bilern  st.  M.)  Zahnfleisch:  i'ö  fint  im 
<it4^  bildern  fiil  41,  243. 

i  i  bimite  schvv.  F.  Pigment.  Specrerei :  dö  chämin  die  heilij^in  vrou- 
wen  mit  ii'  biitiiton  unde  mit  ir  gilelbe  12,  55.  mit  unsiren  bimiton 
12.  65.  ildliiid  .^.  ,ii  .j|(lil'»iM<l   .'I  .ic  u\. 

.'  ■'■  hifrhaft  sl.  F.  Beispiel.  Gleichnifs:  bifchaft  der  häilgen  sont  diu 
bnooh  sin  51,  4. 

biufeln  sehw.  Zw.  beuteln,  schütteln :  <lo  muos  es  cleinlichen  in 
(lern  lulle  oebiulell  werden  65.   122.         "il   .y/^X 

blatte  soliw.  F.  Felsplalle.  Fets :  du  bist  Petrus  und  üf  dis  blatten 
wil  ich  büwen  miu  kilchen  Sb.   141  b. 

t-  Ä/iio/V'Arts  st.  N.  Blitzstrahl :    do  hat    daz    blicl'choz  in  daz    herze 
of'nomen  68.  294.'^l'i<  ■ »»' 

blhuieri  scluv.  Zw.  mildern:  daz  ander  ist  daz  diu  rebe  bliu^et 
liiit   ii-  leliatteu  der  suimen  sehin  49,  6. 

bhost  sS.  F.  Blüte  6^j! 49.  bluest.  69,  48. 

b/iu)t(/iez-eii  srhw.  Zw.  bluten:  ich  verbirjje  mich  under  die  bluot- 
ixielienden  velfiiheu  diuer  arme  99.  100.  mit  diueni  bluotsfielYenden 
lihryen   108. 

l»o/ew  scirw.  Zw.  werfen:  polten  in  do  fd  lang^e  mit  grozzen 
ftainen  22.   19. 

bole/rhephten  schw.  Zw.  als  Bote  etwas  ausrichten:  al  nach  ire 
aminile  werdiul  üe  genenmiit  angeli,  l'o  fie  maziichin  gewerb  in  dise 
well  botefchephlont   1,  83: 

bntstiejj'el  st.  M.  Herzgrube:  fA  miz  den  ubir  din  herze  in  modum 
crMcis  nnd»!Vori  deme  brustleffde  zuo  deme  nabile  76,  9. 

brütinaniel  st.  M.  Brautmantel  (vgl.  Meine  deutschen  Frauen  im 
Mittelalter  S.  252)  diu  minne  ist  ain  brütmantel  der  selen^  damit  si 
wirt  got  gefjiegel  ze  ainer  brüt  48,  25.  '■■■  liioijni  imIs  J»).\Kiiuiidt«iv 
't '•  buterich  st.  M.  Schlauch:  nieman  sol  ninwen  wiii  giezen  in  die 
alten  buteriche  11,  8. 

dempfe  schw.  F.  Asthma:  der  inhein  temphi  het  in  der  brüst 
53,  118. 

dormiter,  dormenter  st.  M.  «lormitorium :  daz  dritte  daz  an  dem 
clftstiftV' ist.' daz  ist  ain  dormiter  -—  der  dormiter  ist  ain  götlich  hertze 
43,  73.  m-äfle  («ol'^n)  der  reventer,  kiunschi  der  dormenter  51,  10. 


ärf scheu  st.  Zw.  dit^sclu'n,  achlai^eo :  zuo  dem  drittiMi  iriäl  wart 
er  an  der  öiil  gedröschon  mit  müiioxMii  hillerlichen  schlag  44,  53. '  : 

durhbruch  st.  M.  Durchbruoh  der  Ueberzeuguug,  Gnadendurch- 
briich.  Erweßkung:  so  dßr  mitnlclie  einen  rAseii  in  rfiner  hant  hat 
oder  des  gelich.  so  solt  er  belicndciiklicli  ein  dunlibrue.h  nenten  und 
gedtiHken  bi  d«ni  i'uiHlen  gelniak  wW  luell  und  wie  recht  niinuenklieh 
der  scht'ipler  ist.  der  den  rtiscii  ofiiiaehfl  hat  ü9.   247. 

ilufhijefiUt  st.  V.  Diuchblick,  S<harlbliek :  daz  ist  t'in  \rige  dur- 
gellht,  din  inil  wuuderungtj  wirt  gehüiikit  i»  ilon  spiegil  der  wisheit, 
dänah  gät  diu  tlurgeilhl,  daz  ist  also  daz  denne  der  geist  in  der  girde 
beschowit  den  spiegil  der  M'Jsheit,  daz  isl  ein  vriiriu  diugeriht  54, 191.  199. 

durhltyeu  srhw.  Zw.  btvsclzen:  si  ist  dnrieil  mit  edlen  niartfariten 
68,  419. 

ditniahtiii  sc'hw.  F.   VoUkoininenheil  S,  iS8. 

durlij'luUen  ut..  Zw.  \  uetallisch  mischen,  iegiren :  si  ist  dur- 

durhfmehen  schw.  Zw.  *  riagt-n  und  durlinelzet  mit  klären»  golde 
68,  419. 

ebendoln  schw.  Zw.  mitleiden :  do  du  in  Idhe  erstanden  dem  du 
davor  ebindoUost  83,  48. 

ebenkeUic  .\dj.  einstimmig:   tüid  hant  lie  gelobet  mit  «'benhelliger 
chure,  nnl  wunderlicher  einmuoliii  zuo  einer  chunnenginne  9,  23. 
iis\  ebenhellunc  st.  F-  Uebereiiteliiumung-,    Gegensatz    zu  mifshellung, 
28,  67.  29,  50. 

ebenchriften  st.  M.  Mitkrist:  daz  wir  minnen  ünsern  ebenchristen 
ab»  Uns  selber  27,  84.  uns  inn  «'bineristanin   12,  69. 

ebenher  Adj.  gleich  hoch :  daz  er  wolti  weid«Mi  ebinhere  dem 
allerhöhillime  sime  herrin  1,  21. 

ebeniHü'be  st.  F.  Vergleichung  :  daz  vierde  übil  isl  ♦^iu  Irügelichu 
ebinmAze  der  urealure  ze  gölte  54,  97. 

ebeninäzen  schw.  Zw.  vergleichen :  so  get^^nenfte  caslille  wirl 
geebinmäzol  diu  nmolir  unsirs  herrin  Ihesu  8,  19. 

eyeUcli  Ad),  fürchterlich:  so  scrirl  er  eigeliche  und  weckil  sich 
selben  56,  68.  lud  »eiJl*. 

eyesol  st.  F.  Schrecken:  löse  mik  fon  aller  der  forkte  unde  der 
egesude  tJalhane  74,  51. 

egespäric  Adj.  furchtbar:  daz  ik  moel  erkome  an  der  eispüviyei' 
befchowunge  der  Ireisliken  anllulze   74,  58. 

eheren  schw.  Zw.  Aehren  saujmeln,  —  eherwre  st.  M.  Aehren- 
leser:    ich  bin  ein  ehircA'e    uud   allit»  daz  dem  üuvil  inphaliit,    daz  li:i 


4d7 

ich  flf  und  eherons  56,878.  da  gftnt  die  annen  Hute  nach  und  eht^rent 
381.  Vgl.  384. 

eigenfchaft  st.  F.  Eig^enlhiun :  ez  ist  ain  gröz  dinch  daz  der 
mensche  Ane  aiginschatt  lebet,  ez  ist  abir  noh  grftzir  daz  der  mensche 
kiijsche  li  Georcf.  Pr.  V. 

eiurihtic  Adj.  eigensimiiu  :  im  l'int  etliche  liute  allö  einrihtig  daz 
11  allis  nach  ir  linne  wellent  leben  54,  55. 

einrihtigi  scliw .  F.  Eigensinn :  Iwer  allis  in  finis  herzen  einrihtigi 
wii  varn,  der  inac  wol  verirren  54,  53. 

elbiz  st.  M.  Schwan:  der  vogil  ist  ein  eM)iz,  de  weiz  von  nature 
Inien  tot  vor  und  lY»  er  morne  Herben  lol,  16  finget  er  hiute  einen 
vrAiichen  ianc  56,  175. 

ememc  Adj.  häufig:  emezzig  märe  mit  lobe,  IVequens  tama  cum 
laude  3,  64. 

enboben  Adv.  ober :  mit  einem  Hechte  das  enboben  ir  ist  66,  60. 

enthabnufft  st.  F.  Enthaltsamkeit:  groze  enthabnulTe  het  er  an 
dem  Übe  22,  5. 

enthebede  st.  F.  Enthaltung:  ewig  inthebede  von  den  sundon  6, 
51.   11,  28. 

entlibunge  st.  F.  Enlleibung,  Tod:  nAch  entlibung  99,   107. 

entstän  st.  Zw,  verstehn :  daz  du  «bir  inltandes  Georg.  Pr.  VI.  16  c. 

entwerden  st.  Zw.  c.  Dat.  rell.  vergehen :  ie  n»Are  er  sich  göt- 
licher  minne  zuotuoget  ie  mere  er  im  selber  entwirdet.  Sb.  4  a.  dis 
fiinkli  ist  idllamment  in  got  und  versmiltzet  und  entwirdet  ime  selber  4  b. 

erber  inherze  Adj.  barmherzig :  geh  in  der  erbermherzer  got  17,  24. 

erbibenen  schw.  Z.  erbeben :  so  erschüttent  sich  das  ertrich  das 
es  alles  erbybonet  68,  238. 

erblecken  schw.  Z.  bloss,  nackt  werden :  li  lach  in  erblechen 
under  den  hurwinen  li;tnden  8,  63. 

erklupfeu  schw.  Zw.  erschrecken:  ilo  daz  hArta  S.  Peter,  do 
erclutt  er  und  sprach  18,  22. 

ersihen  st.  Zw.  ausseihen,  entleren:  lurstig  und  lürre  und  ersigen 
dines  heiigen  bluotes  99,  56.      '->  »^'h  füft^  iiii 

erfcreckunge  st.  F.  Erschreckung,  Erstarrung :  allo  treit  der  geiüt 
von  gütlicher  kraft  des  libis  irfcrekunge  56,  293. 

erslewen  schw.  Zw.  stumpf  werden,  ermatten :  wie  dine  mugende 
sint  irloschen  und  irslewet  an  fthunge  und  an  der  brinuenden  girde  56, 327. 

ertbibön,  ertbiböt  st.  M.  diser  erdbybon  ist  niutzit  anders  deiine 
so  der  wint  des  heiligen  geistes  durwßget  die  hülinen  der  sele  68, 
240.   unt  was  ein  michil  ertbiböt  worden  12,  49. 


4M 

r  .:  ei'fislunge  st.  F.  der  jfeilenke  ervislunsf  (sol)  <ler  «jastiiieisler  (sin) 

51.   11. 

erwlich  Adj.   «(»/«xot.:  4iie.  erzelicheii  arkang:eli  91,  181«y)k<> 
twen  srhw.  Zw.  yeselzlich  bcsliinmen :    daz  isl  geewet   uud  g«»T^ 

wlhet  darzuu  da/  mau  gol  darinne  tlicneu  sol.Bl,  :5.   ...  ..,   ..     ii,.iii.: 

irf.    u(hir!!»r<  i't\t,    -ihiil    -nl  >iHi    Itiil    (Hl    ■  <jUUÜ-»^M'f     iliA    •«k\^»«u«» 

yastgebe  scliw.  F.  Ga.stwirtin:    «laz    cUliche    lebin    eedienole  ui^ 
9n  lU'heiuer  gaälg^ebcMi  so  wol«»  w  an  dei:  iiiayide  S.  Mariun  Ö,  4*2. 

yastmeister    st.    M.    der    Convenlual,    dem    die     BtnNiituutf    dfX 
Fremden  obliegt  51.   12.    ,iii  Iki  liyi)/   r»!»  :iiKv/d»''.  A\-> 

n  n^.  yebrahte  st.   N>    tJesclirei.   Länn:    do  hiiob  fio   ein   oebrahte, nJ,^ 
112.  ....  ,;,.,. 

geürfistUcheit  st.  F.  Gebrei'Jdichkeit :    tiaz    bezeichnet    die  ,,".  die 
der  mönfrhe  häl  68,  6G.   195.   198.  ..i  ,\  .,i„j«i 

gexlultsame  sit.  F.  Geduld:  diu  feJb^teii.lpczp,  wt  (JHFii«to%ft\^dult- 
bami  55.   17t>.  ..-.,=  Miiiiul    '■'     '■.■    oV\.,>\      ,.» . 

yegenwurf  st.  M.  Oltjecl :  da/   werch  isl  allei-  edelest  des  obie»;ht 
odei'i  des  gegeuwurl  aller  edelrsl   isit  S.  274,   11. 

yeyihte  sl.   ,\.  Gicht:    daz  gegihl  inuekliches    laides    daz    duich- 
gieng  ir  hear»e.44^(ü29.,i  ,..u     U,v  .tjftMdi-dJoH    -i    l>  huwwA 

yehebede  sl.  F.  Habe:  so  laz  alle;  dipp  gehrebide  nnde  volge  nur 
nach.     Georg.  Pr.  V.         ,  >    >     .  .^  ■  > 

yeheUunye  st.  F.  Uebeiieinsliniinung.  Einigung.     Georg.  Pfv  X^l  >.! 

yehuliliyt/i  S(h\,\.  Zw,  hpld  machen,  veissühnen  :  und  lieh  gehul- 
dii(enl  widir  zuo  im  mit   ir  blhle   87.  20.        ,  ,* 

,.  geleisi/tic  adj.  lolg-sain,;  daz  uieulche  wjrt  alsegfeleisinig  >ud  alse 
gehorsam,  daz  man  mit  iine  tut  swaz  diu  gehor.sami  wil.  Georg  Pi:ed. 
XXXIli.  il  )i:l    i!     :ir<iir»//     l/joji     .ür.ul»! 

yelhihte    st.  N.    Licht,    Glanz:  ,';|ljaz^.  gjeiiucht  id^iy  jSlpr«e,i,d<»a„w 
gebenl  jU' «laz  ertrieh  08.  340,,  ,j  ;- !,| ,  j,        \     ,.x\,     >,  \^\\'M\r, 

gemalen  schw.  Zw.   malen :  daz  dir  <ler  prediger  in  gesoul^.  .ynd 
gemale.  daz  soll  du  bachen  48,  7.  ,,  ,   .    / 

yemaehe  st.  N.  diu  scrill  diu  ist  daZ),geinelze,iJn;>|ert  lüh-fe^i  <i«Ä 
man  da  mälel  von  den  heiligen  .55j,;M-nl'»^j?!   4  .)>:  ^v""'^'>*»'»»V"^ 

yemahehrhafl  st  ,F.   Vtniuahlung,  Ehe:  von  dirrp.rei^Pfl  g<^n»*?hil- 
S4;h(^>le  yprichil  unser  herre  50,  449.  ,.,.,, 

,'  gern  eijHi  eil  igen  schw.  Zw,  gemeins^im  iiiacju'n: -iit^Zn^F.uSin  nb^liZ 
gemaiuvejtiget  ,hal  ,her  zuo  im, «^l-  12,.    \r  .j<  U.^»«J\\<>  .mCiöV^JV»«» 

geneivUcheil  bt,  F.  JVeigung:    (loi-h.i't>J!ibftt,.,}|nt)!  das};  >NHr?ll|i  i der 
geneiglicheit  zuo  der  schulde  09,  ÜU.     »„n,,  i,,!  ,u4i   ;  -  i» 


499 

geniiegede  st.  F.    Fäll«M-  btV  lioe<it-heiFit''Ä*'aUfti^  zit' lippekeit    und 
gnuegd  diser  <lintrrii   70,  249!  ■■    ^s  .ih.! /.Ii^  liui  \mm\   uAii-  Jim   ;it.  Juih; 
genhtec  Adj.  richtijar,  gesund :  der  ein  o-erihtige  zöngen  het  und 
der  inheiii  toinphi  hei  in  der  bnisl  53.   117.  v^l.  53.   130.   136. 

geselbc  >[.  N.   Sallt*'nw«>rk :  mit  imsinne  yuoten  ois»'lbe  unde  niit 
unseren  biniiton   12.  64. 

i        gefihteelir.he  Adj.  !<ichll»ar:  als A  wart  er  gefichtekli«^h  und  offen- 
bar gemartn't  41,   1(54.  '  ''  ''^ 
lu,:  gesmden  st.  Zw.  sehneiden:  Wlaz  Mr  der^'predisfer  in  gesnide  und 
ffemale,   daz  l'olt  du  bachen  48,  7.                                                 .ii.uil  »s. 
gefpifjichaff  st.  F.  Spirlg-enosrJensrhatt :  haruinbe   soll  du    lliechen 
^■etellesehafl    oerpilschHll    kleider  kleinoeder  OH,   177.  die  zun  vil  \Tf-- 
oeordneler    h'ebi  ziu»  inen  selben  hnb('iit  in  kleidren,    in  kleimpde,    \\r 
spis;  m  trank,  in  gelpilsrhaft  und  in  ungeordneter  gelelleschaft  Sb.  28  b. 
gef'poiise  sehw.  M.  F.   Iponsus,  Ipouba,  Birintioain.  Braut :  do  fragte 
unser  herre  zehant.  wa  Maria  were,  wan  si  was  sin  o-efpuntze  S.  275, 
22    do  antwurt  ir  gefpuntze  Ihesus  für  si,  33.                           •  ■""     ''' 
.    .  gefpreklach'  St.  X.  Gesiräifch'J'Älä'' (lüeh    in    eineme    ^efpt*iii(lach 
Moyses  ein  tiur  fach   10,  26.       '  '    '  "^  ^"" 
i  .'gester  Adv.  gestern!  69,'"1'6;  g^strön  69, "4. 

geswäsliche    Adv     heimlieh :    vone   din   hiez  er  die  magit  gesw. 
üfstan  7.  57.  der  ist  geswash'che  erstorbin,  der  ist  g.  irstandin   7,  64. 
^«'erferew  schtv.  Zw.    Federn  bekommen :    nu  wen  eteliche  liute 
fürvarn  und  wen  e  fliegin,  6  si' g*w<dereTi"53,  16r.   "''    '^'"'»^'^  '"*-^ 
,<  genifchen  schw.  Zw.   lisehen :  so  dili  belruopfali  ie '^ro'zir'iyt,  'so 
der  tievel  ie  mv  gevifchot  Georg.  Pr.  Yl.    16  d.  "  '' 

i\m\  gewähste  st.  F.  Wachsthum :  welle  wir  daz  verftPh  Vbii' der  ge- 
wfehfde  des  ehindi^s  26,  15.  sine  iunger  waren  der  gttW^Xhdt  üHde 
ftes  alters  1.6.         tiw    :;Jv.-u,.i-.:r    .  -lu^      U     i-     •■  -• -.y 

gewette  st.  F.  Verpfandung,  Strafe:  diu  ge wette 'w«?riitfefurift'ft^t 
järe  undmere  daz  wir  araiennesgen  newedir  habeton  gotes  hulde  noch 
der  engile  minne  .3,  85. 

gewisön  schw.  Zw.  besuchefr:  diö'heili^Wri  göies  eri^ele  ge^isönt 
hiute  hie  ir  hüsgenoze  11.  32.  '    i-*^*"'  ''''"^ 

:   u.gewiteren    schw.  ZW. "'erweitern:    wie    sun    wir   disen  hiüni  ge- 

witeren  53,  238. 

i''i<  ^^M'o/7en  schw.  Zw.  in  Wortfe  fassen:  eiö  ist  übif^r  alles  das»  man 

in  zit  gedenken  oder  gevvorten  kan  68,  376.  Wüfsent  das  diu  s61e  däz 

ewig  wrtrt  basHekeiiriet  denn  alle*  meister  geworten  künnen  S.  273,  10. 

gewülken  öt.  N.  Ge wölke :  in  eineme  gewulchene  11,  4T! 


500 

ffilen  schw.  Zw.  hellein :  tö  ftreiphi  man  d«'n  aiulren  liiiteii  ir 
guol  ab  iiiil  gilcn  und  mit  glichsMcn  7(1,  14t».  viid  älieiphtMil  es  aber 
den  andern  liuten  ab  mit  güen  und  mit  menger  hande  listen  Sb.  18  h. 

gldriösUrh  Adj,  glorios :  dis  ist  ein  fflorioslieh  fchowen  68,  374. 
ein  einiger  tropfe  des  glorioslichcn  schowenu  376. 

ylösen  schw.  Zw.  glossiren,  auslegen:  das  gU^üit  ein  heilig niaii  53, 36. 
.^  yothunyeric  Adj.  dem  gothungerigen  menschen  smecket  niht  wan 
bloffe  golheil  63,  52. 

yutlichiiam  schw.  M.  corpus  Christi:  hie  wirdel  der  hailig  got- 
li<-hnam  gemachet  31,  48. 

grisgen  schw.  Zw.  knirschen :  und  l'chluogenl  im  oft'  daz  höpt 
und  üir  die  kr^ui  als  übel  daz  int  die  dorne  wider  grisgetent  an  dem 
hdbet  44,  96. 

griuseln  schw.  Zw.  gruseln,  grauen:  iuch  griuselle  ab  iuch  selber 
62,  42. 

grünt  st.  M.  Abgrund,  abyl'sus:  sA  sehenl  si  den  hellischen  grünt 
58,   28. 

yuulUch  guollich  guenlicb  Adj.  ruhmvoll,  herrlich:  das  er  uns 
mit  sinen  userwellen  in  guenlichei  vvise  wil  tuou  behalten  67,  22.  — 
yutuüihi  schw.  F.  Herrlichkeil:  /au)  einem  lobe  und  guenllchi  dines 
namen  97,  3.  und  got  guenllchi  und  en*  gibesl  69,  273. 

hayestoU  st.  M.  erbloser  Hagbesitzer,  der  ausgeschlossen  von 
dem  Erbtudi*  der  Kamilit^  uur  seinen  'l'heil  an  Wald  und  Weide  hat: 
lehs  und  iehzeg  lüsenile  wighapliler  manne  ;iue  wih  inide  chint  unde 
une  hageslolle   10,  33. 

halsflegelön  schw.  Zw.  an  den  Hals  schlagen,  ohrfeigen :  liu  fach 
in  halsflegelön  8,  62. 

haltdre  st.  M.  Erhiser:  diu  mennesgheit  unsers  hallilres  des 
a^jii^a,lligin  goles  3.  46. 

.  haiitmle  sl.  F.  in  eiure  hanlwili.'  in  iclu  oimli  12,  73.  wuz  waK 
diu  slille?  ein  so  lang  liaulwile  daz  die  niun  chöre  gestnomlin  1.  101. 
vgl.  im  Handumdrehn,  schle.s.  über  Handsweile. 

heia  Interj.  2.  42. 

heiltrank  sl.  M.  Arznei :  mit  deme  heillranche  wart  gereinit  f. 
Maria  6,  64. 

heisere  schw.  F.  Heis«;rkeil:  der  mensche  singjt  gölte  wol,  der 
inhein  heiseri  het  vo«  Sünden  53,  117.  i^hu  n-' 

herben  schw.  Zw.  siechen:  etlich  wurden  den  fchlangen  fürgeleil 
ze  buchend  28.  34.,  ,  ,    ,      ,,       ,  ,i 


501 

hefhhnc  st.  M.  halber  Pfennig:  hat  ein  geistlicher  mensch  eins 
hflblings  wert,  so  ist  er  niut  eins  helblings  wert  70,  138. 

hcl/ewarc  st.  M.  höllisches  Ungethüm.  Teufel:  daz  der  ubele  helle- 
wark  mir  weder  for  mir  noc  nac  mir  gescaden  muge  olde  zuokomen  74,  53. 

heiifien  schw.  Zw.  do  in  von  siner  hilfe  wiii  begunde  ze  hengen 
21,  11  aU  ei^  ihnen  durch  seine  Hilfe  glückte,  guten  Verlauf  mit  ihnen 
nahm;  nachgeben,  einwilligen:  ze  dehainem  sincm  willen  er  im  ge- 
hanchde  22,   1. 

kcntsche  st.  M.  Handschuh:  ein  klösterfrouw  diu  sizt  nider  und 
sizt  einen  ganzen  tag  ob  einem  sekel  oder  fiurgeziug  oder  hentschen 
Sb.  69  a. 

kescken  sehw.  Zw.  schlu<  hzen :  won  si  hoiseheitt  und  klagent 
sich  nu  niut  als  dis  tuond  Sb.   13  a. 

hefs,  hehsc  st.  F.  Hexe:  du  solt  niht  geloben  an  zober  noch  an 
luppe  noch  an  hess  noch  an  lächnye  41.  4.  ''' 

hinltezheit  st.  F.  Unterlassung  Fahrlässigkeit :  so  du  oucb  die  buoffe 
niut  geleistet  hast  und  du  es  von  hinlesheit  läfsest  69,   155. 

hofroht  Adj.  hökeri<;ht,  bucklicht :  der  ainoeg  wacro  oder  hofroht 
und  die  nas  krunib  42,  111.  swic  blhit  swie  hofroht  und  swie  krumb 
er  si  an  sinem  leben  42,   116. 

höhen  schw.  Zw.  hoch  werden :  mit  dcnic  Irurin  höhet  der  bon 
56,  532.  -^'-*'    """'>"^ 

fwh  est.  N.  Holz :  und  louffenl  mit  ir  sinnen  utit  sorgen  har  unt 
dar,  ja  si  louffent  gen  Basel,  gen  Rom  und  gen  Strasburg,  ina  mtn 
kint,  was  wiltu  gen  Strasburg  umb  holtz.  du  vindest  sin  doch  hie 
genuog  70,  224. 

hör  st.  N.  Kot,  Schmutz :  swie  lang  der  edel  stain  in  dem  horwe 
m  35,  15. 

hörtven  sehw.  Zw.  beschTruilzcn,  beflecken:  daz  die  haihgen  sich 
niumer  gehörwetcnt  wie  vil  si  bi  übelen  liuten  warent  35.  16.  — 
hurvoin  Adj.  schmutzig:  si  saeh  in  irbleichen  under  den  hurwinen 
handen  8,  64. 

hoeschen  =:  keschen  heischen  st.  Zw.  heischen :  die  wil  wir  dem 
lusl  der  natur  und  dem  hoeschen  unser  vichlichen  lierlichen  kreften 
genuog  syen,  so  hcefchent  si  alliu  zit  iippikeit  und  gnuegd  diser  dingen 
70,  247. 

houpthaflic  Adj.  Haupt  und  Leben  fassend :  mit  himpthaftigen 
Sunden  mit  Capitalsündet«  37,  20. 

houbtvaste  sehw.  F.  die  vierzigtagige  Fastenzeit  vor  Ostern :  si 
lieffe  dich  noch  die  houbvasten  mit  einander  vaslen  68,   162. 


^P2 

Jwotsamkeit^  st.  F.  Vorsicht :  verlihe  mir  e^l  Jiuoli^inkeit  mit  voichte 
ce  hehallcn   97,  ^4.   ,  y,  ,,|  „^  j.^v/  ^anflrll^H 

jär  St.  ]S'.  ubeI:.j^•,,([)^^.,4^  ,üb|?«,:  ,SQ  begän  wir  über  järdi^xho 
die  tulttage  13,  1.    >   ,      .;,  j    ,  .,      ,,,  ,  .,,  , 

'egeweder  Pronuni.  diu  dui nahtin  iegvvederes  lebeimes  8,  88.  l. 

iegewelich  Piononi.  ein  icgvvelich  yclava  4,  ö.      .  .-.  d  ..  ^    .  uirli;«! 

;>//rÄ  Pronom.   der  aber  dirre   ieliches   wii  gcmeroi  JJ4  ISU  nibd 

ieme  immer:  iiunme  68,  351.  ,,1  ,^.i»M8H   .W   .»»  nA>».\«%A 

tnA.^^^^f  Sl,  1.  iuwel:  ic  ze  hiiiwete.Ü,  -^'l-  mvet  74,  67.  ieth  26, 
7.  21.    iut  2,  39.   Georg.  Fr.  V.   lutzit   Wack.    70,   60.    Sb.  124  a. 

it)l^26^    24..      i.ruf  ..i.irl     1-      ,(<';/      .  ir.vtl  ;n|fl  ,.         •  \.       r    '  ^       ,.-,.\-xf>^^ 

tezfi  6,  3.  ietzzö  69,  8.  icze  30,  10.  ietzanl  68.  19.  69.-40. 
\<^V{i\\  72,  26.  iczczunl   101,  12.      .,;        .  .  ,'     ;  .<       -.• 

inä  Interj.  inä  min  kint,  was,  .syl  dir  der  .unflal  70.  ,124.' inä»'|niii 
kin«,  uas  willu  gen  Strasburg  70,  224w  ,i    !  .' :t»^ihA 

iuhangcn  •^\.  7a\.  einhantrcn,  einwohnen:  die  krefte  die  tmder 
gote  hwebenl,  die  hänl  ein  Inhangeit  in.goti  "nd  tiwie  si  höht  eni 
lixier  in^län  in  sich  belber,  so  bant  si  doebein  inhangen  iu  dem,  der 
weder  begin  noeh  ende  hat  61.   7;>.  ijt    w}th\  wfMila  hk  i*  t» 

,i.,fj    i'fslän  ü\.  Zw.  einslühn,  irt  sieb  sein  61,*  73.  vjjl,' Inhangeli. 

irrelar  sl.  M.  Iirthum:  daz  si  ir  irrelag  er(  hcnncnt  und  ez  wer- 
)jebo,j'Jiv\völil  20,   18.  t,,M  iM'."«iM.|  hm. 

irröl  s,l,  )I.  Irrthum ;  .Ui<>  vinstri  des  irrödet»  54^  »iüdi.  ivgi.  von 
(^^  vinslri  der  irrunge  54,   129.  ni  ■ 

jucken  sehw.  Zw.  du  Toll  niht  geloben  an  die  bräwyn  und  die 
Wangen  iuken  42,  7.  \Uuuth6  .h^  ' 

karßllf  sehw.  M.  Koralle:  diu  palernostei 'Ost  vor  gol  mul  desl 
beffei[duv,«lei"  rolen  karallen  willen  70,  240.  pater .noster  die  kavallin 
ßint-  Sb,  20  a.  .,-i\&r,  n 

kenel  sl.  i\l.  Kanal,  Kinne:  mit  dinein  kos|ieren  bluot.  das  duKch 
die  kenel  diner  seroti  wunden  so  volkomenlicli  vergolsen  wart  99. 
69.  kener  ^\    M.    t;bd.    M-,  das    waL^er    fliu.iel    dnr  den  kener  ^•. 

272,   12. 

kenfninye   st.  F.   Krkenntniss :    zaincr    ehennnnge    des  aitin   ßolifi 

5,,,JiJ,.-f<ifr'Mf|    iM' 

kiudelbette  sl.  X.  Kindbell:  alsus  lil  er  in  ein  kindelbeüe  66,  75. 

kleiben  üvhw.  Zw.  kleben,  leimen  i.fdazs  diu.  üüikie  skli  •  klaibil 
an  die  sele.  Geortr.  Fred.  XXXlIi.  .i-H/.Iuod    )il.  d  ;<mi  d'd»  '•*'<'! 


I 


I 


503 

/»ljMl^»p(f«'etfhZw.;knelen:  daz  ftinfte  daz  man  es  knlttet  44;  32.  zft  dem 
fiinnen  \m]  wart  er  ^^eknettcn  mit  dm  rpaichelii  der  imi-aiiien  Juden  89. 

krapfc  schw.  M.  linken  :\dur.c)i  dip  yf^ninin  chrapleii  27,52.  mit 
ysniiien  chrapleii  ab  gezerrcf  28,>  37.\     „ 

kripfen  schw.  Zw.  ergreifen,  packen :  da  schcnl  si  die  tievele 
die  SU  kripphen  willenl  58,  .'32., ,,,,;,  fi,,    ,,     ,.< 

,    knmc  Adv.  mit  Mühe,  schwer ;_ vor  dein  mönschen  kan  man  sich 
küiner  gehüeten  denne  vor  dem  68,  139. 

küner  st.  M.  König:  ein  chuneng  an  der  erde,  der  vil  sunc  hat, 
dpr  uenüüg  niuwet  wan  einen  ehnn'.ng  gemachen   IL  107.  -    kt/neg 
ÄlWo/,rSt.JL  .Xh^'fln^  siut  sie  aber  chiniige,  so  muoz  ire.iegelichc  einen 
chunegstnol,  eine  cr6ne  und  ein  riche  hän  11,   106.  ,,. 

(,j^4';.     -1  ■■    .■■■■     ■•  n    'V  ■'■    ■  ■  '"■      - 

(j'ij;' /4f/*w'c,  ;jJ„,F,  Heihnitfcl, .  be.sonders  .Bebpreuhung:    du   soll   nihl 
geloben  an  zöber  noch  an  luppe  noch  ari  hefs  noch  an  läcl^nye  42,  5. 

hfclientiiom  sl.  M.  Heilmitlel:  diu  bihte  ist  daz  jungij'te  und  daz 
h^reste  igv'h.enluom  der  ^undon  6,  63. 

hnf   lß^ßry,^\,  ]K..i  Schande :    den  wolte  man  lasier   jtietcn    und  in  daz 
klaide  bi  dem  giirtel  absniden  45,  75,     ,  , 

lätverlikeit  sl.  F.  Las.shtit,  Lässigkeit:  iVpf,bienn,et ji^.d^r.UucheiJ 
und  an  aller  läsvertikeit  56,  341.  t  ;  ;  „ir»!,«  v  r.r.    \i"'.    /fv?- 

fl  ,.,,5  ^ÄÄC/«,  schw.  Zw.  leihen :    lejjmenl,    gut    giltets    iueh  59,  2.    daz 
er  im  gelte  waz  er  im  lehnet  an  sinen  armen  59,  7, 

liehlunge  sl.  F,  Uchlung..  Helle:  daz  un*  god  fuor.ile  lizir  deme 
abgrunde  des,  cwigin,,,^odis  in  die  liclunge  unde  in  die  wihtum  der 
himelesgun  Jerusalem  10,  43. 

lilach  sl.  N.  ßellueh,  Laken:  |ljf|fre,,ijin^lU  IM.ulie,  >v^n  eynduyjlad' 
do  man  euch  yngewinde  72,   12.      •  •        ■  ,,^   vi  .,(,       »i  i^,:         ;.i 

liiuhnüetic  \6j.  weichmiithig :  uut  niachet  daz  heree  lindmuetige 
und  smeltzende  64.  29. 

lohezcn  schw.  Zw.  flammen :  wundirliehe  ge.cirit  mit  allen  den 
lohezonden  steinin  des  gruonen  paradisis  1,  58.  under  den  lohezonden 
steinen  des  gruonin  paradisis  11,   76. 

lop  sl.  N.  Lob,  Loblied :  iȟmlich  Hute  siingenl  im  niu.wiu  ,iol) 
engegen  47,  22.  .,\  ,,\, .,,  .  „. 

louwe  schw.  M.  Löwe :  da  bekam  im  ain  löwc  —  bi  deme  lewin. 
Georg.  Pr.  Vi.  17  b.  in  deme  hole  der  louwon  Wack.  90,  3. 

lubetsch  st.  M.  Läpp,  einfalliger  Mensch :  dö  sprachen  die  meisler 
zuo  einander :  \va  hat  diser  lubel.sch  diz  gelernet,  daz  er  weiz  daz 
got  ist  luigetailet?  er  kam  doch  nie  in  kein  gröz  fchuol.  Sb.  4  a. 


504 

Jucke  Adj.  lügnerisch,  falsch:  wie  gnftdecllche  dich  got  irioste 
von  hikkin  urchundin  84,  6.  '"' 

hippe  sl.  N.  Gin,  gingcmisrhles  ZauluTmittel :  du  soll  niht  ge- 
loben an  znber  noch  an  luppe  42,  4. 

mäWingen  sohw.  Zw.  in  öffentlicher  Versammlung  verhandeln ;  so 
got  wirf  allin  dinch  mäldingen.  daz  ist  an  der  iungsten  urtaile  31,  78. 

manduugc  st.  F.  Freude.  Wonne:  froude  unde  mandunge  2,80. 
michil  m.  3,  54.  ""' '  '"'•     '""'    '^ 

mer  coinpal.  Adv.  ie  me-s6  nie  60.  65.  so  ine-s6  vnt  60.  23.  24. 

mi^r,  me  Conj.  vielmehr,  sondern:  ez  ist  nit  ')ffeni  ime  suochende. 
mer  alles  in  inie  plibendc  66,  26.  du  meintest  nit  allein  dinen  lip- 
lichen  turst,  nie  die  ewige  minne  99,  59.  in  dem  das  du  nit  allein 
dinen  geist  meintest,  me  ouch  alle  die  dö  ein  gewöres  nochvolgen 
hand  85.  er  treit  daz  bilde  nit  in  daz  hollze  mer  er  fehnidct  abe  die 
spen^  S.  278.  l-^itMuii-.H    i 

mefsarhel  st.  M.  casulum,  das  mantelartige  Me^-gewand  (mefsachel 
wol  entstellt  aus  mcfscasel):  der  meffacliel  ist  michel  und  umb  und 
umb  gantz  und  ist  geschaffen  als  ein  glog  und  als  der  himel  41,  54. 
dieselbe  Form  des  Worte«  erscheint  in  dem  letzten  Willen  Joh.  Sne- 
welis  1347,  in  Schreibers  Urkund.    1.  866. 

mezzen  st.  Zw.  messen:  du  Sült  niht  geloben  —  an  fiirsehen  noch 
an  mefsen  42,  5.  '"*'  ""•'■   "'    '""*'''  '"'   ''*  '''•"  ^"''-  ""  ''" 

mUtekdsnn  schw.  Zw.  liebkosen :  si  miltechosiMe  ime  8.  52. 

imune  st.  F.  in  der  minne  bnoch  64,   1.  im  Hohenliede. 

mischclön  schw.  Zw.  mischen :  als  an  den  miselsuhtigen  ist  etwfi 
gemisrhelöl  diu  ganza  hfit  und  diu  rechia  varwa  20,  36.  sine  habe 
etwaz   wärlioit   gcniislüt   nnder  sich   'JO.    10. 

fniffrlnirtrn  sc  hw.  Zw.  verwarloseii :  daran  mar  sich  der  mensche 
vil   wunderlihle  miriehüeten  54.  69. 

tnifseicende  Adj.  ladelhaH :  swaz  in  ieman  inifsewende»  welle 
sprechen  57,   1 15. 

moryenir  Adj.  morgend:  der  ne  gcwan  nie  gestrigen  tach  noch 
morgenigen  4.  44. 

morgenfirhe  Adv.  am  Mnigrn :  der  ne  wi'rl  me  in  inlühtet 
4,  45. 

miujvtil  >\.  F.  Vermögen.  KimII  :   (in  iniigciMlo  heginnint  slevwen  56. 
')18.  wie  dine  imigcnde  sint  irloschen  56,  326.  der  stMe  mugende  R'^ö. 
mnos  st.  N.   Mus.  Brei:   si  q^\\\  lifber  da  mnn  in  vische  uml  lli-isch 
git  denne  da  man  inuos  und  ander  sieht  trachten  izt  Sa.  13  a. 


505 

murmel  st.  M.  Murrkopf:  der  murmel  tiiot  driu  ding  70,  114. 
vgl.  70,  115  der  murmlent  mensch  der  ist  ein   unfridlicher   mensch. 

murmeln  schw.  Zw.  murren :  unserm  herren  ist  lieber  ain  klainer 
dienst  mit  vroeden  denn  ain  grolT  arbeit  mit  murmelen  43,  34.  diu 
murmlot  wider  Moyfes  70,  103.  fo  man  in  geistlichem  orden  geueben 
mag  murmlon  und  hinderredon  70,  121. 

nähern  schw.  Zw.  nahen ,  nähern :  sechent  iuch  nachret  iuwri 
erloesunge  68,  8. 

nahtfrouwe  schw.  F.  domina  nocturna,  Eibin,  Hexe:  du  folt  niht 
geloben  an  die  nahtfrowen  42,  6. 

nämel'ich,  nemelich  Adj.  namentlich,  bestimmt:  da  man  ein  gotes 
hiis  wihet,  da  begät  man  ftinf  nämlichiu  dinch  31,  67. 

nemelfcheit  st.  F.  Wesenheit :  da  alle  nemelicheit  ab  geleget  ist 
61,  70. 

nehein  Pron.  kein,  umgeftellt  inhein  53,  48.    118. 

neigllchelt  st.  F.  Neigung:  denne  ist  gebrochen  diu  neiglicheit 
<lie  der  mönsche  hat  von  den  vier  dementen  zuo  süntlichen  gebresten 
68.  227. 

neizwenne  kAs.  ich  weiss  nicht  wann,  irgendwann:  das  si  schier 
oder  nefwen  ze  dir  komen  sulen  91,  56. 

nie  Adv.  nie.  correlativ  nie — nie,  nee  nee  4,  42.  43.  nie—  noch 
4,  43.  44. 

niemer  Adv.  nimmer  26.  14.  niemir  1.  103.  niumer  35.  15. 
niume  53,  262.   nümme  53.  290. 

niene  zsgez.  aus  nicht  ne,  nichts:  die  des  felben  niene  han  17,  8 
—  ältere  Form  niewen:  die  de!"  niewen  megen  getuon  17.  7  aus 
nieweht  ne  verschmolzen. 

nienen  Adv.  nirgend:  darumb  mag  si  nienen  ruowen  denne  in  gut 
65,  53.  got  wil  disen  menschen  nienant  ftat  noch  ruowe  geben  68. 
339.  und  enkan  doch  niena  ruowe  vinden  63,  9.  —  Entstellungen  aus  niener. 

niewen  vgl.  niene. 

nimme  =  niht  me,  nichts  mehr:  nymme  fal  dem  kunige  volgen 
denne  dicz  leylach   72,   15. 

niwan  1)  Adv.  nichts  als,  nur:  36,  23.  nimnan  S.  273.  20. 
nuwent  46,  24.  —  ausser  niuman  61,  11.  2)  Conj.  ausser,  wenn 
nicht:  nuwen  ir  sechent  zeichen  und  wunder,  ir  geloubent  anders 
niut  69,  9. 

niwiht  nichts,  nicht,  in  sehr  verschiedenen  Formen  in  unsern 
Denkmälern  nachweisbar:  niwet  5,  30,  68.  niewet  18,  21.  13,  17. 
Alld.  Predigten.  38 


506 

niuwit  3.  113.  niuwet  4,  5.  nuiwet  1,  70.  nuwet  3,  47.  5,  29.  niivet 
74,  9.  68.  nöuel  73,  2.  —  niehel  5,  70.  6,  37.  iiielil  3,  97.  5.  40 
11,  IS.  nihl  3.  96.  36,  8.  nilh  26,  4.  niel  8,  47.  18,  18.  77,  9. 
85,  46.  —  iiiiit  6,  31.  45,  108.  60,  15.  68,  304.  69,  21.  70,  13. 
u.  0.  beniuli  35,  11.  uzzer  niule  54.173.  nuit  1,  20.  2.  74.  —  niiitzil 
68,  288.  69,  103.  123.  —  nit  42,  14.  44,  64.  99,  39.  nel  11,  66. 
nochdenne  wesentlich  milleldeulsche  Unislellung  von  dannoch,  da 
noch :  meniff  niinnenklich  verborgen  ding  das  nochdenne  derselben 
sele  dicke  verborgen  ist  68,  370.  überdiess  —  dennoch:  ia  nochlenn 
das  du  dines  ebennienschen  gebreslen  klagest  uf  sölicher  nn'nn  das  dir 
die  trehen  über  die  wangen  nider  gant,  nochtenn  ist  besser  du  fwigesl 
darvon.   70,   121-124. 

objecht  st.  N.  Object:  daz  werch  ist  onch  aller  edelest  des 
obiecht  oder  des  gegenwurf  aller  edelest  ist  S.  274,   11. 

oede  Adj.  1er,  albern:  und  h(klen  si  den  oedesten  phalTen,  der 
in  der  zit  ie  wart,  ein  gar  siecht  brödie  tuon  68,  271. 

olde  =z  aide  Conj.  oder:  ez  st  diu  herbirga  old  diu  alinösena 
old  daz  gebet  17,   13.  mir  gescaden  niuge  olde  zuokomen  74,  54. 

österwiut  st.  M.  Ostwind:  kum  du  österwint  und  durwege  minen 
garten,  so  wirt  er  flieffent  von  pigment  68,  245.  durweget  mit  dem 
minnenklichen  oslerwint  68,  247. 

phalenze  st.  F.  Pfalz,  Konigsburg:  nu  garwin  wir  die  herberge 
solichime  chunige,  daz  er  uns  geruoche  zenphanne  in  die  phallinze  da 
niemir  niuwit  unschönis  inchumit.  der  phallinze  geflate  uns  nach  disime 
übe  unsir  herre  Jesus  Christus  3,  113.  in  die  schone  phalnze  7,  32. 

phecli  Interj.  des  Absehens:  phech  solte  ich  alse  utitugenllichen 
tuon  58,  59. 

phounne.  founne  schw.  F.  (aus  favonins  enistanden)  Südwest, 
Südwind :  deus  ab  austro  v(>niet  —  er  kumit  von  der  (diunnun.  —  bi 
der  phonnun  ist  bezaicliinl  dnz  herce  daz  der  niinne  vil  bei.  Diu 
fonne  ist  warn  vnde  bringit  den  regin  Georg.  Pr.  VI.   16  d.   17  a. 

puUnieren  schw.  Zw.  polieren :  von  dien  lebenden  gepulinierlcri 
steinen  die  under  dem  hamer  des  lidens  in  diser  zit  geordinierel  und 
gepulinieret  sint  68,  422  f. 

/>w/üerst.N.  Staub:  undharulz  wülchent  das  pulver  der  schulde  69, 82. 

räzkopf  st.  M.  Hitzkopf  (zu  ra^ze):  vnd  so  si  (die  Pilger)  her- 
wider  koment,  so  sint  si  zemäle  unsinnig  und  rälzkopf  Hb.   199  a. 


507 

recke  schw.  M.  Krieger:  einis  solichin  herrin  soldäl  mugin  sine 
ellendin  rechin  gerne  inphähin  2,  67. 

redehüs  st.  N.  Redehaus,  Sprechstube :  Raum  in  den  Klöstern,  wo 
gesprochen  werden  darf  51,   12. 

refsen  schw.  Zw.  züchtigen,  schelten:  der  man,  der  in  den  sunden 
viraltet  ist,  der  sol  gerepsit  werdin  7,  68. 

rehthaftvnge  sl.  F.  Rechtfertigung:  unde  irsluonl  vonme  tude 
dur  unsir  rehthaftunge  ut  efseraus  sancti  12,  20. 

rehtestuol  st.  M.  Richtstuhl:  und  insolt  niht  zehant  din  herce  üf 
den  rehtestuol  setzin  ubir  des  menschen  unreht  56,   116. 

reisten  schw.  Zw.  schnauzen :  behendenklich  so  reisfent  (die 
Sternen)  sich  und  werfent  von  inen  die  unlüterkeil  68,  354. 

ringerin  schw.  F.  Arbeiterin:  die  ringerin  die  in  dem  clöstir 
arbeitent  mit  ambahtin  oder  mit  arbeiten,  und  die  ringerinan  die  haut 
fünf  tohteren,  die  siv  reizent  zuo  der  arbeit  57,  10  f. 

rösch  st.  M.  Rost:  etlich  wurden  geroestet  uf  ysninen  roeschen 
28,  35.  die  fi  uf  den  roeschen  brauten  40. 

ruoche  st.  F.  Beachtung,  Sorgfalt :  daz  si  dich  behalten  mit  hirt- 
lichir  ruoche  S.  286,  10. 

sacken  schw.  Zw.  schaffen,  erzeugen:  diu  helle  diu  sich  dö  Sachet 
uz  dem  gründe  der  bosheit  Sb.   142  a.     y/X   >/.•!•»>,  .^i^,  .,\/«v(m\- 

schepfenunge  st.  F.  Schöpfung,  Geschöpf  101,  11.   12,   19. 

schiltgeverte  schw.  M.  Kampfgenosse:  wan  si  (die  h.  zweifboten) 
och  hie  din  schiltgeverten  wären  91,  25. 

schime  schw.  M.  Strahl:  der  schime  intliuhtit  3,  13.  als  der  schim 
des  sunnen  in  daz  gadin  schinit  3,  19. 

schin  st.  M.  Schein,  Ausseht  n,  Wesen :  do  ich  was  sehs  jär  in 
geistlichem  schin  gesin  S.  259. 

schöz  st.  N.  Geschoss :  daz  diu  fchöz  der  wilden  gedenke  der 
sele  niht  vil  schaden  tuonl  54,   160. 

schouicellchAö'].  beschaulich:  ein  wäresschoeweliches leben 66, 106. 

schütten  schw.  Zw.  ausschütten,  entkleiden :  scuhte  dich  von  den 
alten  sundon  11,  49. 

seil  st.  N.  Seil  als  Theilungs-  und  Messwerkzeug :  die  gebruodere 
teilent  ir  erbe  hie  in  dirre  werlte  ettewenne  mit  seilen,  da  denne  daz 
seil  hine  gevellit,  ez  si  übel  oder  guot,  da  muoz  ez  der  nemen,  der 
denne  wellin  sol  2,  72. 

selbkür  st.  F.  freie  Wahl :  und  gab  in  selbchure  unde  friheit  ze 
luonne  wedir  si  woltin  1,  10. 


508 

selbwal  st.  F.  Selbstwahl,  eigene  Wahl:  unde  si  die  selbwala  haton 
13,  30. 

senunge  st.  F.  Sehnsucht:  daz  du  rehte  ain  senunge  nach  ime 
habest  Georg.  Pr.  VI.  18  c. 

sette  st.  F.  Sättigung,  Befriedigung:  ain  brunne  der  setti  daz  ist 
ain  iegelich  gaistlich  lebin.  Georg.  Pr.  VI.   15  d. 

sidebluome,  schw.  M.  der  bluome  der  üf  dem  aste  blueiet,  daz  ist 
der  sidebluome,  der  inhet  niht  volleclicher  vroide  noch  varwe  56,  245. 

slewen  schw.  Zw.  ermatten:  sin  mugende  beginnint  slevwen  an 
der  vbunge  lügende  56,  318.  wie  din  mugende  sint  irloschen  und 
irelewet  an  fibunge  327. 

slewekeit  st.  F.  Ermattung:  von  urdruzze  und  von  slewekeit 
91,  161. 

smacken  schw.  Zw.  schmecken :  got  ist  ir  sechen  und  ir  sprechen 
und  ir  beruerde  und  ir  smacken  68,  306. 

smelunge  st.  F.  Schwachheit,  Unbedeutendheit;  persönlich:  ich  bin 
ein  dierne  und  ein  smelenge  des  almahtigen  gotes  8,  33. 

snate  st.  F.  Strieme :  swä  im  diu  band  hingiengent,  daz  da  fchnatte 
wurdent  44,  43. 

Soldat  st.  M.  Sold,  Lohn:  eines  solchin  herrin  soldät  mugin  sine 
ellinde  rechin  gerne  inphähin  2,  66. 

sponsieren,  schw.  Zw.  liebeln :  er  kann  nit  mit  Marlhen  sponzieren 
S.  275,  23. 

spulgen  schw.  Zw.  pflegen:  man  spulgl  grossen  herren  brot  ze 
bachen  in  zwivaltigem  fiure  44,  115.  ez  insint  ouch  niht  die  hinder- 
rede spulgent  56,  476. 

Stege  schw.  F.  Stiege,  Treppe :  du  wirdest  under  die  Stegen  der 
Sünde  gän  und  harufz  wflschent  das  pulver  der  schulde  69,  81. 

sternwart  st.  M.  Sternseher :  daz  die  Sternwarte  ce  dem  almahtigen 
gote  chomen  15,  11. 

stroufen  schw.  Zw.  streifen,  schädigen:  das  in  die  swere  siege 
ströften  an  den  swerenden  smerzen  sines  libes  92,  17. 

studente  schw.  M.  Schüler:  wä  er  schuolmeister  sin  sol,  da  wil 
er  die  Studenten  wol  bereitet  vinden  das  si  sin  edel  1er  wol  verstau 
mügent  S.  273,  14.  dem  himelschlichen  Student  sancto  Paulo  68,  260. 

stützen  schw.  Zw.  üfstützen,  aufstossen,  aufsteigen :  an  disem  tag 
so  stützzet  sich  daz  mer  üf  über  alle  berg  vierzig  klafler  68,  61. 
daz  stützzet  und  leinnet  sich  üf  über  alle  berge  83. 

sundertrüte  schw.  M.  Liebling:  dinem  sundertrülen  S.  Johannes 
6wangelist  91,  29. 


509 

sweiben  schw.  Zw.  schweben,  schwimmen :  und  sweibit  doch  daz 
honic  ubir  die  brosmen  allenlhalben  53,  284.  so  ist  ez  inweg  und 
sweibit  denne  alumbe  die  weit  54,  151. 

swtgeli  st.  N.  Schweigen :  eine  treit  die  fruht  der  gehorsami,  eine 
mac  wol  swigeli  behaltin,  eine  bettet  gerne  57,  86. 

tageiceide  st.  F.  Tagereise :  swer  in  denselben  drin  tagewaiden 
niht  gespisit  wirt  37,  17. 

tiuvehlich  Adj.  teuflisch:  nu  werdent  diu  tiuvelslichen  fantasma 
vertriben  mit  der  türri  der  creflen  Sb.  153  b. 

tödimi  schw.  F.  Sterblichkeit :  daz  heizit  morlalitas  diu  tödimi  — 
daz  ist  inmortalitas  diu  untodimi,  daz  wir  untödimik  schuln  werdin 
12,  26  f. 

törehtic  Adj.  thörichl:  es  si  torechlig  oder  wlse  60,  38. 

touwen  schw.  Zw.  sterben:  d6  si  dich  ir  trütsun  sah  touwen 
unde  irsterbin  an  deme  crüce  84,  27. 

trägen  schw.  Zw.  träge  werden :  so  der  menfche  beginnet  traegen 
an  gottes  dienste,  so  ist  er  siech.  Georg.  Pr.  V.  15  a, 

trahte  st.  F.  Betrachtung :  diu  setzet  trahla  für,  die  si  contemplieret 
und  gedenket  43,  58. 

truckene  schw.  F.  Trockentuch:  den  andern  teil  den  leit  er  an 
die  trüchni  üf  die  batenun  41,  208. 

trülmuoter  st.  F.  geliebte  Mutter,  Herzmutter:  und  ouch  den 
dienst  den  er  siner  heiliger  trütmuoter  tet  41,  87.  —  trütsun  st.  M. 
lieber  Sohn:  84,  27. 

tult  St.  F.  Fest :  hec  est  soUemnitas  soUemnitatum,  ez  ist  ein  tult 
ubir  alle  tulte  12,  6.  vor  der  dult  der  Östron  18,  4.  so  begän  wir 
über  jär  diccho  die  tulttage  sin  selbes  13,  2. 

tütel  schw.  M.  Punkt:  iuweri  buocher  habent  niut  dester  minder 
tütlen  dur  der  (guldinen)  schloeffren  willen  70,  238. 

übe  Conj.  ob,  XIII.  Pred.  durchaus;  1,  33.  84,  1.  üb  91,  16.  114, 

übergelten  st.  Zw.  übcrzalen :  swaz  du  im  ze  liebe  tuost,  daz 
ubirgilt  ich  dir  so  ich  herwdir  chiime  39,  17. 

überic  Adj.  mehr  als  genug  habend,  reich:  Bester  daz  sprichit 
ain  übrigiu  vrouwe,  diu  wol  geziert  ist  Georg.  Pr.  VI.  19  a. 

überraiten  schw.  Zw.  tiberrechnen,  durch  Rechnung  überführen: 
dö  wart  ainer  uberraitet  daz  er  im  solte  zehinlüsent  pfunt  40,  5. 

übersetznnge  st.  F.  Steigerung:  herre  fpricht  als  vil  als  ein  über- 
setzunge  einer  herschaft,  kneht  ist  ein  undersetzunge  60, 29.  (Myst.ll.  62, 9). 


510 

ubersweiiken  srhw.  Zw.  über  elwns  hinaus  schwanken,  über  das 
Maass  {jehn :  want  deniie  gol  ein  übtTswenluMido  wesen  hat.  dariimbe 
überswenket  er  alle  bekantnifse  61.  66. 

über  werden  st.  Zw.  c- g.  worüber  hinauskommen,  frei  werden: 
daz  wir  mit  siner  helfe  des  seibin  charchArs  ubir  werden  40.  38. 

iiberwiuisrhllrh  Adj.  den  Wunsch  übersteigend:  dien  du  so  uber- 
wunsHchen  gewalt  gegeben  hast  91,   195. 

iiehen  schw.  Zw.  bearbeiten,  cultivieren :  das  ander  stuk  das  diu 
wuesti  an  ir  hat  das  ist  das  si  wild  und  herf  und  ungeuebt  ist,  und 
muos  man  si  neben  mit  strenger  arbeit,  mit  houwen  und  mit  riuten 
stein  und  stök  i1s  70.  67—69.  - 

umheler  st.  N.  humerale:  ^  er  sich  gerwet  ze  der  heiligen 
mefse  so  bedecket  er  sin  houbt  mit  einem  lininen  tuoche  das  ist  mit 
erbeiten  darzuo  komen  und  heifset  ein  umbeler  41,  45. 

nmbeschnvwunge  st.  F.  Umschau  :  daz  erste  ist  ain  vmbeschöwnge 
daz  du  dich  umbesehest  wie  du  diu  herce  vindest  Georg.  Pr.  VI.  16  c. 

vmundum  Präp.  Adv.  ringsum :  so  ist  es  ein  klagberi  natür  diu 
gät  umentum  68,   152. 

nnbederbe  Adv.  unnütz,  umsonst :  unbederbe  hat  gol  Sant  Peter 
den  slüffel  niut  bevoln  61,  43. 

nndcere  Adj.  unansehnlich :  das  dritte  ist  das  diu  rebe  nntaere 
ist  üffnan  an  der  rinden  49,  8. 

undern  schw.  Zw.  erniedrigen :  swig,  du  underest  got !  wir 
mügen  kein  namen  vinden  den  wir  got  mügen  geben  60,  43. 

ungäz  Adj.  ungegessen,  nüchtern:  diu  menige,  diu  unsirm  herren 
nächvolgete  nng^z  37,  12. 

nngesprrchelich  Adj.  unaussprechlich :  sprichet  man.  daz  got  nn- 
gesprochen  si,  so  ist  er  ungesprechelich  60,  12. 

vngezogelirhe  Adv.  ohne  Zögern,  ungesäumt :  den  viel  er  uii- 
gezogeliche  an  unde  vordrit  an  in  sine  gidte  40,  12. 

tmsprechelich  Adj.  unsagbar :  waz  clärheit  an  götlicher  natüre  si, 
daz  ist  unsprechlich  60,  9. 

unverlragenlich  Adj.  unerträglich,  unverzeihlich :  waz  was  diu 
sunde  so  unfirlraginlichu   1,  17. 

unverwizzenheit  st.  F.  Unverständigkeit,  Blödigkeit:  daz  wir  si 
dabi  erchennen  in  der  unvirwizzentheit  difsis  gagenwarligin  libis  1.  90. 

nnvlcetec  Adj.  unschön:  fwa  ein  edelr  fürste  wonen  wil  in  aim 
hus,  an  dem  hrtse  muoffent  vier  ding  sin,  es  muofs  schoen  sin  und 
wil  und  stark  und  wol  beraten,  won  w<pr  ez  unfifptig  sft  gezfem  aim 
grofsen  fürsten  fibel  drinn  ze  wonen  48,  113. 


511 

unwirclisck  Adj.  unwirsch:  mit  unwirdeschem  hertzen  43,  31. 

nnwortUch  Adj.  nicht  im  Wort  ausdrückbar:  das  ewig-  wort  das 
da  vvirt  gesprochen  in  die  blüfsen  sele  von  der  blölsen  gotheit  das 
ist  unwortlich,  wan  diu  sele  enkan  sin  niht  geworten  S.  273,  7. 

urdnttze  st.  F.  Ueberdruss,  Verdruss :  von  betrogener  höfart,  von 
urdruze  und  von  siewekeit  91,   160. 

urlouge  st.  N.  Krieg  1,   105.  urInge  1,   110.  53,   110. 

urlougen  schw.  Zw.  kämpfen :  in  dirre  werlte  sint  iemir  samint 
urloiigonte  lib  unde  sele  4,   13. 

urteilde  st.  N.  Urteil,  Gericht:  unz  an  daz  jungist  urteilde  1,  104. 

üzbrechen  st.  Zw.  entspringen,  hervorgohn:  nach  dem  ersten 
üfbruche  der  golheit,  da  der  sun  usbrichet  von  dem  vatler,  da  si  der 
engel  alier  nähest  gebildet  nach  gotte  61,  53. 

üzbruch  st.  M.  Ursprung,  vgl.  üzbrechen. 

üzfetzigi  schw.  F.  Aussätzigkeit,  Aussatz :  do  der  Naaman  ge- 
räint  und  gesunt  machet  von  siner  iisfetzigi  70,   151. 

cederleserin  st.  F.  Bettlerin  durch  schmeichelnde  Dienstleistung: 
als  die  voderleserin  tuond  in  dien  stetten,  das  sint  die  swestern  die 
dien  groffen  frowcn  nach  gant,  vnd  inen  ir  mentel  vmbelegent  vnd  ir 
tuocher   üf  vnd   si  streichent  daz  si  glat  und  eben  werdent  Sb.  13  a. 

veizle  st.  F.  Fettigkeit,  Feistheit :  si  sol  sin  in  vollir  veizti  53,  269. 

üellic  Adj.  baufällig:  wsere  daz  hiis  nit  stark  und  waeri  vellig 
daz  die  wende  sigint  48,   117. 

veltbluome  schw.  M.  Wiesenblume :  der  veltbluome  stät  iif  dem 
plane,  da  brichit  in  arme  unde  riche  56,  348. 

vereinbceren  schw.  Zw.  vereinbaren,  vereinigen :  das  mich  mit 
dir  verenberen  müg  91,  277. 

rerellenden  schw.  Zw.  in  die  Fremde  verbannen:  wan  ich  han 
durch  dine  liebe  mich  verellendet  56,  393. 

vergoten  schw.  Zw.  golllich  machen :  in  dem  spiegele  des  ver- 
gotteten lebenes  .Jesu  Christi  B.  230  d. 

verhengede  st.  F.  Einwilligung,  Erlaubniss:  iz  ergie  ave  von  siner 
verhengede  unl  von  sinem  willen  21,  14.  —  von  der  verhenge  des 
heiligen  Christcs  21,  30. 

cerhouicen  st.  Zw.  verletzen,  beschädigen:  der  mag  die  sunnon 
niht  verhowen  42,  26.  swie  vast  und  swie  vil  diu  mentschheit  ver- 
howen  wart  42,  29. 

vernes  Adv.  von  ferne:  und  stuonden  vernes  und  huoben  Af  ir 
stein  70,  7. 


512 

vernichtikeit  st.  F.  Nichtigheit:  üf  ir  eigener  kleinheit  und  ver- 
nichtikeit  68,  314. 

verrisen  st.  Zw.  abfallen,  zerfallen :  diu  schoene  bluost  ist  ver- 
risen  69,  49. 

verrvnen  schw.  Zw.  mit  Ronen  (Baumstämmen)  verdecken,  über- 
haupt überdecken:  etlich  wurden  vernmt  mit  den  stainen  28,  27. 

verschalten  st.  Zw.  Verstössen :  die  in  daz  ewige  hellevür  werdent 
verschalten  13,  40.  daz  fi  der  hinielschen  heinlichi  mit  gotte  werden 
virschalten  54,   158. 

verscheidunge  st.  F.  Weggang:  Galilea  daz  quid  transmigracio 
verscheidunge  5,  34. 

verschrinden  st.  Zw.  spalten,  bersten:  mtn  sele  ist  verdorret  und 
verschrundon  alse  daz  ertrlche  daz  lange  äne  waffir  ist  53,  242. 

verschuphen  schw.  Zw.  schleudern,  verstofsen:  daz  iuch  der 
tiuvel  ieht  virschuphe  in  den  unschonin  charchäre  des  ewigin  tödis 
7.  33. 

rerselwen  schw.  Zw.  verdunkeln :  der  newart  nie  morginliche 
intlühtit  noch  mit  äbindetunchelin  virselwit  4,  46. 

nersmcehede  st.  F.  Geringschätzung:  diu  tritte  tugent  versmöchte 
dirre  weit  B.   189  c. 

versuochen  schw.  Zw.  dis  fint  die  V  sinne :  gesiebt,  gehoerde, 
gesmak,  versuochen  in  dem  munde  und  beruerde  S.  276,  11. 

verswecken  schw.  Zw.  verschlechtern,  verderben:  der  erst  will 
ist  boes  oder  verswekt  Sb.  86  a. 

versweinen  schw.  Zw.  verschwinden  machen,  verrichten :  und 
grabint  allezit  durch  daz  herze  und  wirt  doch  niemir  versweinit  56.  162. 

verfuemen  schw  Zw.  verurteilen,  verderben :  so  tuot  daz  mer 
den  andren  tag  als  es  alle  die  weit  verduemen  welle  68,  77. 

verwerten  schw.  Zw.  verderben,  verletzen :  so  diu  sunne  nimt 
von  dem  glas  des  glases  varw,  so  verwertet  sich  der  schtn  darnach  48, 
84.  und  blibet  doch  daz  glas  ganz  und  unverwerlet  92. 

verwili  st.  N.  Demiiuit.  zu  varwe.  Schminke:  diu  uppichait  diu  in 
der  weite  ist,  daz  ist  niht  andirs  wan  ain  verwili  daz  hiute  ist  und 
morne  niht  Georg.  Pr.  VI.   15  c. 

verzerlen  schw.  Zw.  verweichlichen :  die  zartin  liutc  die  ir  lip 
virzertint  Georg.  Pr.  V.  15. 

reizen  schw.  Zw.  zerfetzen :  mit  gevetzotcm  gewant   45.  39. 

rihfich,  vehelich  Adj.  viehisch:  die  wtl  wir  dem  lust  der  natür  und 
dem  hoeschen  (mser  vichlichen  tierlichen  kreflcn  genuog  fyen  70.  248. 
ez  ruowent  vehelich  creatüren,  so  ir  gerunge  volbrächt  werdent  63.  31 


513 

vil-bi  beinahe:  er  was  vilbi  allir  tot  55,  163. 

tnnsehoerk  st.  N.  Spielwerk,  Tand:  dis  vinselwerk  muos  ab  70, 
244. 

mschweide  st.  F.  Fischfang:  nu  wil  ich  min  nezze  biraiten  uf 
die  vischwaide  36,  9. 

viurgeziuc  st.  M.  Feuerzeug:  ein  kloslerfrouw  diu  sizt  einen 
gantzen  tag  ob  einem  sekel  oder  fiurgeziug  oder  hentschen  Sb.  69  a. 

viel:  5,  54  steht:  ein  iegelich  ubermuotiu  vlelwesge,  wo  Wacker- 
nagel schreibt  ubelwesge.  Mir  scheint  diess  unzulässig,  ich  glaube 
dass  in  viel  eine  Bildung  aus  vläw  liegt  (vgl.  vlawjan,  vlsBJen :  schweifen, 
spülen)  vielleicht  vläwili  =  asweif,  purgamenlum. 

vlucken  schw.  Zw.  fliegen,  flattern:  wir  han  daz  fnelle  gevidire, 
dämite  wir  schiere  dar  geflucchit  sin  2,  51. 

vluo  st.  F.  steiler  Fels:  die  do  giengen  und  üfklummen  über  die 
höhen  vels  und  über  die  flueh  und  berg  70,  28. 

volherten  schw.  Zw.  ganz  ausdauern :  daz  si  in  mangem  unge- 
mach  in  diner  minn  volherdet  haut  91,  52. 

voilemachen  schw.  Zw.  vollenden :  voUemache  an  mir  din  gotlich 
bilde  93,  42. 

vollewundern  schw.  Zw.  die  Verwunderung  enden :  unde  ne 
habent  sich  noch  nich  voUewunderot,  daz  siu  nach  geburte  maget  ist 
9,  22. 

volsingen  st.  Zw.  aussingen:  volsinc  den  salmin  84,   10. 

vonker  st.  M.  Abwendung:  einen  gantzen  volker  tuon  von  allem 
dem  das  süntlich  und  gebrestlich  ist  69,  161. 

vorbefmackunge  st.  F.  Vorgeschmack,  Georg.  Pr,  VI.   17  a. 

vorbildimge  st.  F.  Vorbedeutung,  Vorzeichen:  alliu  diu  vorbil- 
dunge  diu  wilont  bigangen  wart  in  der  altun  e   11,  23. 

vramspuotigen  schw.  Zw.  vorwärts  bringen,  fördern :  allu  minu 
werk  du  werden  gefranspütiget  74,  43. 

vransmuetekeit  st.  F.  Wolleben,  Glück :  so  ich  daran  gedächte 
daz  si  mich  denne  demuetegetent  in  franschmuetkeit  50,  24.  in 
liden  und  in  betruebde  so  rueffet  der  mönsche  mer  got  an  denn  in 
frantzmuetikeit  69,  259.  also  das  ich  mich  in  fransmuetikeit  nil  über- 
habe 97,  8.  Verderbt  aus  frastmundikeit,  vgl.  Grimm  d.  Wörterb. 
IV,  1,  64. 

vreise  st.  F.  Gefahr:  diu  schefl"  nutz  daz  si  vff  den  fraisen  choment. 
vntz  daz  siu  uns  üz  den  fraisen  helfe  33,  4.  5. 

nrön  Adj.  herrschaftlich,  heilig:  zuo  fronen  höchziten  horit  schöne 
gewäte  2,  81. 


514 

vriihten  scinv.  Zw.  Frucht  tragen :  er  machet  si  an  allen  tngenden 
blüegend  und  friihtend  rchl  als  der  edel  b(\m  blüeget  und  fruhtel  von 
dem  towe  des  maigen  47,   10. 

fiindamunte  st.  F.  Fundament :  diu  pruntfesle  und  diu  (undamuutc 
11,  20. 

vürerwelunge  st.  F.  prfpelectio:  daz  ander  ist  ain  fiirirwelunge, 
daz  ist  als(^  vil  als  ain  bestaelinnnge  der  ir\V('lunu(^  Georg.  Pr.  VI.  16  c. 

vürsehcti  st.  Zw.  vorhersehen,  die  Zukunft  im  Gesicht  schauen : 
du  soll  niht  geloben  an  fürsehen  noch  an  mefsen  42,  5. 

vtirsich  Adv.  vorwärts,  sogleich :  so  soitu  fürfich  an  derselben 
stat  dinen  bichttr  bitten  das  er  es  dir  lichtri  69,   150. 

vürwizze  Adj.  neugierig:  die  habent  si  nu  lange  angeschouwot 
mit  virwizzer  anesihte  9,  21. 

wäc  st.  M.  wogendes  Wasser :  du  muozist  in  bescirmin  vor  wäge 
und  vor  wafine  78,  4. 

icaeke  Adj.  schön,  fein:  unde  irgruob  die  siben  sule  noh  wAher 
unde  deiner  9,  8.  —  wceheif,  SchcRuheil:  unde  ist  noch  diu  vvacheil 
niet  furbräl  diu  darane  irsnitin  ist  9,  12. 

wcpjen  schw.  Zw.  wehen,  hervorpringen :  und  wate  im  daz  bluot 
nach  d(T  gaislen  44,  57. 

wallendic  Adj.  wallend,  siedend:  die  belrouften  sie  mit  wallen- 
digem  smaltz  28,  40. 

wahnige  st.  F.  Wahl:  in  der  walunge  wären  zw^n  man,  der 
ietwederre  sich  wol  erzaigel  hat  21,  22.  dö  er  von  rehter  walunge 
rhom  21,  29. 

toasweter  st.  N.  Regenwetter :  in  die  (hülinen)  verbergent  si  sich 
vor  dien  griultchen  waswetren  dirre  zergangklichen  zit  68,  253. 
Vgl,  wasal  im  Mufpilli. 

wazzerbluome  schw.  M.  Wasserpflanze :  daz  bluemeli  des  astis  daz 
ist  ein  waffirbluome,  der  ist  vil  schöne  und  ervalwet  zehant  56,  151. 

Wedel  st.  M.  Mondphase,  libertr.  Zustand:  ist  also  in  dem  wedel 
daz  iz  Weder  übel  ni»h  guot  gevrämen  mah  26,  28. 

wegebluome  schw.  M.  Sonnenblume.-  ein  wegebluome,  der  hat 
die  natüre,  daz  er  sich  allewege  nach  der  suunin  kerit  56,  273. 

iceluheil  st.   F.  OiiHÜtiit:  sin  selbes  iüter  welicheit  61,   74. 

loerl  St.  M.  Wert,  Preis :  den  chouphte  got  widire  zi  sinen  gnä- 
don  mit  inheineme  anderen  werde  wan  mit  sin  selbes  bluote   1,  42. 

wesche  schw.  F.  Wäscherin:  ein  iegelich  nbermuotin  vlehvesge 
5,  54  vffl.  viel. 


515 

weselick  Adj,  wesentlich,  wirklich :  wir  sun  in  got  vereiniget 
werden  weselich  und  eineklich  62,  14.  ein  einvaltigiii  lüteriu  weslichiii 
wärheit  66,  9.  das  du  alle  lugent  weslich  und  niinnenklich  besitzest 
69,  219. 

weselicheit  st.  F.  Wesenheit:  in  den  indruk  der  lüteren  wese- 
Itcheit  61,  69. 

ivesunge  st.  F.  Wesen,  Wirklichkeit:  ez  sol  geschehen  an  der 
schowunge  und  nicht  an  der  wesuiige  62,  16. 

widerbüdunge  st.  F.  Wiederbildung:  so  gil  er  dinir  vernust  die 
wisheit,  daz  si  got  wider  in  sich  ziuhet  mit  der  heitren  widerbüdunge, 
also  sich  got  in  der  sele  bildet  56,  487. 

widerladnnge  st.  F.  Zurückladung,  revocatio :  du  bist  ein  wider- 
ladunge  der  ferkerten  74,  65. 

widermüete  st.  F.  Verstimmung,  Schwermut:  betrüepsali  und 
widirmüti  Georg.  Pr.  VI.  16  c. 

widermüetekeit  ft.  F.  =  widermüete:  das  ich  mich  in  fransmuetikeit 
nit  überhabe  und  ouch  in  widermüetekeit  nit  envalle  97,  9. 

imdersiienerin  st.  F.  Versöhnerin:   ein  w.  der  fculdigen  74,  2. 

wieltche  schw.  F.  qualitas:  daz  ist  in  der  wieliche  so  der  men- 
nishe  ist  an  sime  drizigostin  järe  12,  76.  vgl.  welicheit. 

wichaft  Adj.  streithaft :  lehzeg  tiisende  wighaphter  manne  10,  32. 

wU  st.  M.  velum,  Schleier.  wUön  schw.  Zw.  verschleiern,  den 
Schleier  nehmen:  ein  gewiloti  maget  diu  solt  iren  wil  ahvegent  vor 
irem  antlüt  haben  70,  79.  so  begint  man  diu  tuecher  oder  den  wil 
von  dien  ougen  tuon  70,  205. 

winje  st.  F.  Geliebte:  winia  du  min  liebist  du  56,  471. 

iclsimge  st.  F.  Besuch,  Heimsuchung:  iuwer  aller  herzin  muozzin 
wuocherhapht  werden  von  der  inneglichiston  wisunge  des  heiligin 
geistes  11,  3. 

loithophe  schw.  M.  Widehopf:  daz  ist  ein  withophe  der  het  die 
natüre  daz  er  übir  die  greber  vliugit  und  die  toten  clagit  56,   135. 

icitsweifi  schw.  F.  Weite :  in  die  witswefi  dirre  weite  54,  170. 

wttsweift  Adj.  herumschweifend:  wie  er  zem  erst  unsI6te  und 
wilswcift  ist  54,  167. 

wizzöt  st.N.  Eucharistie:  so  daz  heilige  wizzot  wäre  daz  min  herre 
S.  Johannes  mime  herrin  in  den  munt  flözte  78,  6. 

wolgetäne  st.  F.  Schönheit:  in  aller  der  wolgitäni  1,  52. 

Wollüste  st.  F.  Wollust,  Genuss :  woUüsti  der  ougen  Georg  Pred.  V. 

tcunderkimdec  Adj.  wunderbar  schlau:  der  tievil  ist  vil  wunder- 
kündig 54,  70. 


516 

wunderlihte  Adv.  sehr  leicht :  daran  niac  sich  der  mensche  vil 
wunderlihte  miffehüeten  54.   69. 

wundernnge  st.  F.  Verwunderung:  so  wundert  sich  der  geist 
sinis  grozen  gewaltis.  siner  tiefen  wisheit  und  siner  unzalücher  güete 
—  mit  der  wunderunge  wirl  der  geist  irhangin  in  den  spiegil  der 
wisheit  54,  207. 

wunnenspil  st.  N.  Freudenspiel:  der  da  ist  ein  vroide  und  ein 
lieht  und  ein  wunninspil  der  ewigen  selikeit  56,  278. 

wuocherhaft  Adj.  fruchtbar:  wuocherhapht  werden  von  der  wlsunge 
des  heiligin  geistes  11,  3. 

zart  Adj.  weichlich :  die  zartin  Hute  die  ir  lip  virzertint ,  dien 
geschiht  alse  dem  gebüren  so  er  beginnet  ruowen  Georg  Pred.  V,  15  a. 

zart  st.  M.  1)  Wolwollen,  Liebesbezeigung:  wie  schöne  du  bist  in 
dinem  zarten  zarte  56,  471.  welch  sele  des  zartes  wirdik  si  473. 
2)  Wolleben :  daz  du  läzest  allin  zart  Georg.  Pr.  VI.  15  b. 

zarten  schw.  Zw.  liebkosen :  wie  sol  nu  der  briute  von  ime 
gezartit  werden?  daz  geschihit  in  dem  geistlichem  gebette.  dA  allir 
vleifchlichir  dinge  vergezzen  ist  56,  482.  daz  fint  die,  den  got  zarten 
wil  mit  siner  genäde  478. 

zarfnuffe  st.  N.  Lieblichkeit,  Wollust:  in  aller  der  wolgetäni 
unde  in  allen  den  zartnufsen  des  paradisis  1,  53. 

zehenzecfalt  Num.  hundertfalt :  mit  dem  zencecfalten  lone  19,  2. 

zerknisteii  schw.  Zw.  zerdrücken,  zerquetschen:  d6  was  fin 
minnekliches  antlüt  also  zerbluwen  und  zerknistet  daz  fi  fin  nit  er- 
kante  44,  64. 

zeswenhalp  Adv.  rechterhand :  dö  sähin  si  den  engil  zesiwont- 
halb  fizzin  12,  58. 

zoehen  schw.  Zw.  ziehen,  führen :  warumb  Christus  daz  volk 
alwegent  zochti  in  die  wuesti  Sb.  123  a.  wenne  Christus  dem  volk 
kein  sunderlich  gnade  wolt  tuon,  fö  zocht  er  fi  vfz  der  ftat  in  die 
wuesti  recht  als  der  hirt  dem  fchSfli  daz  gruene  zwij  vorlreit  vnd  fi 
iemer  mer  zoecht  123  b. 

zwigebel  Adj.  zweigablig:  des  nemint  bilde  an  einem  zwigebeln 
holze  3,   10. 

Geschrieben  Kiel,  im  Okiober  1871. 


IV. 

^  ]V  H  it  m  Q. 


=  A  35. 

=  A  36. 

H  46 

im  fiiuni 

=  A  37. 

H  1. 

=  A  38. 

H  2. 

=  A  39. 

il  3. 

=  A  40. 

H  4. 

=  A  41. 

11  5. 

ich    mir 

darauf 

=  A  42. 

Inhalt  der  S.  Georger  Handschrift^) 

▼erglichen  mit  A  und  der  Haager  Handschrift. 

I.    la  Der   wiffage    fprichit   alfuf  von   vnfirs  herren    fjebiirte 
hüte  ift  der  viide   her  nirtir  komin  :  Zusammenstellung 
von  Sprüchen  der  Schrift  und  der  Väter 
II.   2c  Confortamini  in  doniino  et  in  po(tentia) 

III.  4c  Et  uof  fimiies   honiinibus   expectantibns   dominum  fuuni 

IV.  7c  Erunt  figna  in  foie  et  liina  et  fteliis 
V.  10b  Stephanuf  autem  plenus  gralia  et  forlitudine 

VI.  15b  Elegit  eani  deuf  et  preelegit  eam 
--   VII.  19c  SciO  hominem  in  chrifto 

VIII.  23b    Sanctus   Anfhelnius    fprichit.     0    herre    han 
benomin    min   küfchehait :     Einleitung    zu   der 
folgenden  Beichtbelehrung 
^    IX.  23c  Rechtiu  bihte  du  i'ol  vünfzehin  dinc  han 

X.  24b  Vnfir  herre  fprichit  diirh  def  wiflagen    nmnt  efayani. 

Dicite  filie  Syon.  ecce  rex  tuuf  ueniel  tibi  =  A  43, 

XI.  25b  Profper  fpricliif.  Du  minne  ift  aife  micli  dunkit.  giitir 

Wille:  Tractut  =  A  44. 

XII,  26c  Vnfir  herre  gefchuphe  den  nientfchin  dar  zu  :  Fredigt 
ohne  Text,  am  Ende  unvollständig  mit  einem  Anhang 
von  Citaten 

XIII.  28a  Ut  in  habitatione    fancta  coram  ipfo  miniftraui 

XIV.  30c  Tranfite  ad  me  oninef  qui  concupifcitis  me 
XV.  31d  Plantauerat  auleni  deuf  paradyfum 

XVI.  35c  Hoc  eft  preceptum  meum  ut  diligatis  inuiceni 
XVII.  41b  Vidi  angelum  ftanlem  foIe 
XVIII.  45c  Juftum  deduxit  doniinuf  per  uias  rectas 
XIX.  53b  Hec  eft  voluntas  dei  farictificatio  ueftra 
XX.  57b  In  iihi  autem  que  furfiun  eft  iherufaleni 
XXI.  64d  Miffuf  eft  angeiuf  gabriel  ad  mariam  uirginem 

»)  Vgl.   S.  3Ö4  fg. 


=  A  45. 

=  A  46. 

H  6. 

=  A  47. 

=  A  48. 

H  7. 

=  A  49. 

H  8. 

=  A  50. 

H  9. 

=  A  51. 

H  10. 

=  A  52. 

H  11. 

=  A  53. 

H  12. 

=  A  54. 

H  13. 

518 

XXU.  69^  Vi.ii-iililuis  illif  elevatiis  eil  =  A  55.   II  14. 

Will.  75'l   Vcrbuni  ehrifii  hnbilel  in   iiohif  huhuiulanler  =  A  56.   11  15. 

XXIY.  79*1   Dominiif  narrabit  in   fcripluriT  pnpulonim  =  .\  57.   II  16. 

XXV.  83b  Pelre  a.i.af  inc  =  A  58.   II  17. 

XXVI.  86(1   Der  iKilmlionn   hat   liLcii  eile  =  A  59.   11  30. 

X.XMI.  94c  Beiiiaiiiiii  amaiitiffiinuf  duiiiiiii  =  A  60.    H  18. 
XXVIII.  97c    VVaii    vant    in    allen    landen    nndir    wibon    dekaine 

vröwn  so  fchöne  fo  liern  Johis  tolitira  waren  drie  =  .\  61.  U  19. 

XXIX.  100c  Viri  Rulylci  =  A  62.  H  27. 

XXX.   103c   Ego  quafi  uitis  fniclificani  =  A  63.   H  20. 

XX.XI.   I05a   Der  erlte  name  iinfirr  herren   der  haizil    Einamiel  =   A  64.   H  29. 

XXMl.  105'1   Der  willage  sprichil  Doinine  qiiH  haliitabit  in  taher- 

naculo  Ino  =  A  65.   H  28. 

XXXIII.  106a  Unfir    licrre    fpricliil    in    (ienie    evvangelio  ze  llneii 

iungiron   M;iiie(e  in   n)e   et  ego  in   nohif  =  A  67.   II   26. 

XXXIV.  107a   Vnfir  \rö«c  fpricliil  alfus  uon   ir  felbun.    Ego  quafi 

vilif  fruclificani  =  A  68. 

XXXV.   Iü8a  Unfir    hc.rre    sprichil    alfus    dur    dez    wilTagin   niunl 

dauid.  Reflurnit  caro  mea  =  A  69.  H  21. 

XXXVI.   lOSd    Der    wiffage    yfaias    l'prichit.    Lclare    iernfalein    et 

conuentum  l'acilc  =  A  70- 

Der  Rest  fehlt. 


Lesearten  der  S,  Georg  er  Hcuidschrift, 
Zu  XLVl. 

Eruiit  figna  in  fole  et  luna  et  flellis  2  ziio  finen  Jungern.  airuffj 
difü  wort  z.  f.  i.  3  er  Iprach  fehlt  5  Daz  er]  Der  6  und  vor 
der  fehlt  7.  S  der  mane  vnd  du  funne  ilaz  drilail  ir  liehtif.  vfi  daz 
geftirne  virloz  och  daz  dritail  fins  liehtis  8.  9  bezaichenlich  —  ge- 
wa?re]  an  vnfirn  lierren  der  di'i  gewa3re  10  ift]  fi  12  glich]  wol 
gelich  Iß  dem  iibeln  al.s  dem  gnoten]  dem  allen  alfe  deme  iiingen.  den 
fündern  alfe  den  guoten  17.  18  allb  —  fchawiej  hie  an  ift  linl'ir 
herre  der  funnen  gelich.  Vaz  i'infir  herre  fchone  ift  daz  fprichit.  s. 
pelruf  In  quem  defideranl  angeli  perfpicere.  Er  ift  alfo  fchone  daz  in 
die  engil  luzliche  vn  vnvirdrozinliche  zallen  ziten  an  sehint.  Alfo  18 
tufent]  tufint  tufint  tufint  19  so]  die  es]  der  nienfche  20  ze  ainem] 
zaime  ainigoften  20.  21  fa'he  —  fchaMihait]  anfjehe  in  finer  gotlichi 
21  loch]  jedoch  22  Er  —  nie]  vii  fprichit  ioh  noh  ine  es]  daz  23 
daz]  vnz  daz  24  und  -  grieflelin  fehlt  25  wellen  fehlt  25.  26  in 
liner  fchoenhail]  undir  finen  ogen  26  befeffen]  befetzil  tiuvel]  bofin 
gaifte  27  reden]  /eredinne  28  in  felilt  29  in  fehlt  got]  unsir  herre 
32  möhti  gefchen]  folti  fehin  etfwenn]  aineft  34  und]  aldir  35  fo 
duiiket]  geduhte       enkain]  nie  enhain     als]  fo     36  er  —  verliuret]  sü 


519 

virlierent     36 — 38    Da    von    —    fehen]    Sanctus  Auguflinus    fprichit. 
gerner   wolle    ich    in   der   helle    lin    daz    ich   gottes   anllüle  an  fsehe. 
dcnne  ich  in  deme   hiinilriche  wfpre  vn  ich  fin  niht  enfehe     39  mach 
berhafl  fin     42   mugent]   enmugen     42.  43   widir   zegnadon     43  ane 
ünfirs  Herren  göti       cndarf]  endar  foch     44  wol  tuegent]  vol  tuginde 
fin     45  mugin  gelun     lieben]  lebin  kinl     wir  enmugen     46  des  fehlt 
älliu  zit]  allizan    47  im  fehlt    48  ift  —  berait]  gnadon  allizan  ift  berail 
49  Es    fpricht   och]    vii    fprichit      Herre]    Domine   prevenifli.  0  herre 
51  0]  Ac     51.  52  du  —  willen]    mit  diner  gnade    fiVuerst    du   den 
übilen     54  och  fehlt     55  guten  lüten        herre  got     56  fo  gar  irbfer- 
mich     57    funders]    menfchin     58   Sünder   fehlt     59  du  —  hiddi]  0 
herre    du    bülefl    ime    allizane    dine  hulde     59.  60  daz  —  kere]  daz 
du  in  ze  hulden  lazefl  komen    60  Nu  möhtint  ir  fprechen]  Nu  merkint. 
ir   fprechint     61    fol    und    mag]    mach     63   im   doch]  doh  gotte     64 
ze  allen  ziten]  alliz  an       noch  fehlt     66  irlöfer  bin       sich  mich  zainem 
male  an     67  fprichit  abir     68  Got]  ünfir  herre     69  vfi   fprichit  abir. 
s.  Bernhart        ain  gülir  got  fin     70  also  gar]  vii  virgift  imez  alfo  gar 
71  und]  vfi  du     72.    73  getan    haelti]    geteete     73   dritail    74  Gottes 
fun]  der  g.  f.     76  gebundin  an  die  ful     77  mit  bluote  gar  begozfen 
waz       ain  fin     78  es]  erz     79  hancton  in  vf  an  daz  crüce       und  — 
diu]   da   uirloz  do  der     79.  80   daz    dritail    finer   kraft     80  an  deme 
crüce     81    der   dritail     81.  82   Diu  —  erftarb]  Du  gothait   wart  nie 
virwert,  der  hailige  gaift  irftarp  nie.  diu  menfchait  ihefu  chrifti  der  ftarp 
an    deme    crüce    82   daz    dritail    83  Bernhardus    84  wol  uirlorn  daz 
dritail   ir   kraft     85    waz]    wart     86  ei'fiurbent]    du   fiurbin     87     90 
und  —  me]  vn  alfo  lifet    man  von  ünfirmo   herren   ihefu  chrifto.  daz 
ime  finü  ögen  alfo  fchone  vii  alfo  minniclich  waren,    daz  fine  iungirn 
rehte    enzündet  wrden    an  libe  vnde  an  herein,  fo  er  fü  ane  fah.  vn 
daz  rehte  ain  zain  von  finen  ögen  gie.  vfi  fprechint  die  hailigen.  daz 
fü  ime  me  uolgeton     92  Berhardus.  Du  minniclichin  ogen  du  fturben 
an  deme  crüce.  vn         alliu  zit]  allizan     93  der  —  gehenket]  der  wart 
gefpifet  mit  der  gallnn.  vFi  getrenchit  mit  dein  ezziche.      die  feibin  hende 
94  fcharphen]  den    95  Nu  merchint  ir  fprechint    96  do  vor  nit  fehlt 
97  Got  fehlt      halt]  der  hate    98  fun]  fun  ünfirn  herren    100  dem  me] 
deme     101  vvirdi       andern  fehlt     102  andern  fehlt     103  fchöner  vnde 
wirdigir  waz     104  engel  fehlt      waz  er  got  ()ch     107  bilde  daz  bin 
107.  108   alfo    fchöne    vn  alfo    wirdich    ift  alf  ich     110  dez  gedahle 
1 1 1  von  anegenge  gebildet  waz        Und  alfo  fo  wir  denn]  0  we  fprichit. 
s.  Bernhart,  vn  clagel  in     1 1 2  fehent /"e/*//    gefchaffen  hain.  die  wrdin 
HS  fehlt     114:  (in  fehlt        wifhait]  wizhail.  vn  von  deme  ellü   wizhait 


520 

vloz  116  ifemerlich  gemartret]  gemarlyrot.  vnwirdicliche  116.  117 
und  verlos  —  fchoeni]  da  i'prichil  er  daz  der  funne  virloz  daz 
dritlail  finer  fchöni.  vn  finer  kralt.  da  er  irftarp  117  Tun  och  zaichin 
crefchehin  117.  118  daz  —  dingen]  daz  ift  vnfir  vnnve.  An  drin 
dingen  ift  fi  dem  manen  gelich  120  daz  er  liuhtetj  er  ift  ain  lieht 
daz  —  ist]  ift  er  ifl  121  won  fehlt  122  tuginde  hat.  vn  fjpldon 
von  deine  lebindin  funneii  und  da  von]  alfo  123  mich  befehin  llne 
dirnun  123.  124  Vbir  daz  wort  fprerhinl  die  hailigen  125  gebrefton] 
breflin  126  alfo  tet  er  och  ir]  vn  fi  wart  rehte  erfüllil  mit  deme 
oberoften  göte  127  ift]  wart  zaime  trofle  128  uff]  vzfir  129  ain 
lieht  dir]  daz  lieht  daz  ünf  fündere  entli'ihten  fol  mit  ir  130  der 
gewcTr]  ain  gewsere  nach  132  vn  mit  diner  gnade  geueftinoft  du  fü 
an  gütime  lebinne  133  me  fehlt  vroelich]  vnvorhlliche  134.  135 
sicherlichen  —  Gotte]  zuvirlihtlichin  fürganch  137  inne]  vffe  lim  vatter 
fehlt  138  nu  fehlt  139  nach  laitet]  vn  fi  ift  ünf  fimdern  zaime 
trofte  gegebin  140  der  fun]  daz  kint  verzihe]  virfage  141  gemaine 
ift  fi  fehlt  142  0  fehlt  144  lailtift]  entaileft  nach  im]  wa  ift  der 
meni'che  der  dich  ie  bezügen  mohte  daz  du  ime  niht  geibift  dine  gnade 
fo  er  dich  anrufte  och]  Owe  145.  146  vröwe  nu  riif  147  guol 
und  fehlt  149  ir  ere  gebrailerot  149.  150  vn  entrüwen  fi  tut  ez 
och  zerehte  150  fi  tffte]  fo  tppte  fi  151  ez  ift]  wie  daz  ift  153 
und]  vil  umbe  verlorn  hant]  virinrn  154  ift]  ift  abir  daz  ift]  ez  ift 
evaj  vro  eua  155  menfchin  künne  155.  156  und  die]  die  gnade 
156.  157  und  fi]  do  er  fi  157  nach  fprach]  Aue  maria  gratia  plena 
159  gewaprliche  160  virlor  Man  lifel]  da  wart  virwandilot  eua  in 
aue  vn  lifet  man  161  zuo  ir]  i\e  timeaf  maria  162  fi  nu]  nu 
163  es  uns]  ünf  daz  164  haiige]  hailich  man  da  fehlt  165  haiton 
es  fehlt  fi  uns]  M  die  gnade  166  aller  fehlt  166.  167  Alfo  — 
diu]  alfo  fprich  ich.  vnfir  vröwe  ift  di"i  168  daz  —  sint]  die  hailigen 
fint  alle  169  und  gueter]  denne  dehaiu  ballige  169.  170  daz  dritail 
171  das  zweite  ir  fehlt  173  do  minnote  och  in  173.  174  me  vor 
denne  174  moht]  mufe  175  fo  fehlt  Es]  Vnde  178  möhte]  mach, 
vnde  alfo  k(ple  178.  179  do  —  hangen]  an  der  zil  do  fi  ir  herce- 
blöt  vor  ir  fah  hangen,  alfo  iamirliche  179  wie  dime  hercen  vn  diner. 
180  waz  mir  nach  laide  181  waz  gebroften]  nahe  waz  183  daz 
ez  ki'nidiu  wie  —  waz  fehlt  184  dritail  185  nach  verlor]  vii  fi 
von  deme  laide  ir  kraft  virloz  biltent]  fun  wir  bitten  186  helfe  zu 
der  vrode  186  fg.  tag  —  Amen]  der  zirgangen  ist.  Alfo  fprichit  der 
wiffage.  in  deme  himilfchin  lande  ift  du  vrode  alfo  groz.  daz  da  tüfint 
iar  fint  alfe  der  tach  der  zirgangen  ift. 


521 


Zu  LVI*). 

14  lebenden]  liebin  49  uf  in  gegin]  uf  gegin  deme,  öfter.  68  eige- 
liche]  egiberliche  98  gevorit]  gevröwet  103  in  der  kunige  buche] 
in  libro  regum  107  daz  andir]  Der  andir  afl  daz  daz  du  erberaiede] 
div  irberinide  die  du  116  rehte  ftul]  rehlin  ftöl  137  div]  din 
hüubetfunden]  lollichen  funden  139  nach  irflagen]  vnde  folt  fehin 
wie  din  tele  in  dien  fundon  lit  irflagen  145  den]  dinen  155  nach 
niniel]  aiu  206  fpület]  fpiegilt  212  nach  cruce]  vnde  wie  er  ge- 
bundin  wart  an  denie  cruce  237  irkennit  denne]  baz  irchennet  denne 
e.  fo  246  vroide  noch  fehlt  247  der  fehlt.  249  ez  fehlt  257  fg. 
svezir  —  svezir]  kun  her  liebir  herre.  kun  her  zö  mir  260  allis 
daz]  er  denne  fwaz  264  finer  feie  inheine  fpife]  fine  fpife  finer  feie 
niene  285  willen  vnd  fehlt  291  ftark]  gefterchit  308  ift]  finl 
318  mugende]  tuginde  331  ganeften]  gnaiften  335  mvgende]  tuginde 
338  iegelicheuj  broder]  iegelichir  fweftir  340  nach  hizze]  der  tuginde 
341  lafvertikeit]  flewirchait  346  fin  gerent]  in  wenl  brechin  348  bri- 
chit]  brechinl  352  die  alle  die]  die  355  nach  allen]  dinen  377  fin 
nach  vroide  fehlt  417  feie  cor  fprichit  fehlt  418  vor  mich]  Sele 
431  rehter]  der  minne.  vnde  der  432  nach  bivomen]  in  deme  lal. 
vnde  wil  fehin  die  blftmen  464  eilende]  ich  ellendiv  467  fime]  dime 
468  vnder  dem]  vnde  irkület  wirt.  undir  deme  hailigin  471  zarten 
fehlt  475  gelichferin]  gelichfenden  476  verkerde]  uirk^rer  495  vnd 
het  vergezzen  fehlt  ein  ende  vnd  an  fehlt  496  daz  ez]  unz  daz 
497  fi]  fin  fterbinnes]  fterbindes  499  beitent]  bittent  vzeren]  inren 
515  wvochirs]  wcker  der]  den  516  vnder  den]  vnde  denne  519  ver- 
nement  ir  lieben  ivncvrowen]  virnim  liebiu  iuncvrowe  524  dar 
an  fehlt  525  nach  herzen]  von  allen  dinen  finnen  529  fg.  mit  der 
gelovbe  wirt  er  geborn]  wirt  geborn  531  nach  ftirbet  er]  mit  der 
gelobe  wrzet  er     534  mit  der  diemuetikeit  fpraitet  er]    vnde  fpraitet. 


••)  Ein  Bruchstück  dieser  Predigt  findet  sich  auch  auf  dem  einen  von  zwei 
zusainmengehtj'rigen  Perganientblättern  des  XIV.  Jahrhunderts  in  der  miltelailerlichen 
Sammlung  zu  Basel ,  herausgegeben  und  besprochen  von  Wackcriiagel  Über  die 
inittelalterl.  Samml.  z.  B.  S.  10  Ig.  «.  15  fg.;  auch  das  andere  dieser  Blätter  enthält 
Stücke,  die  in  A  vorkommen,  in  baierisch-cesterreicbischer  Mundart.  Endlich  zeugt 
von  unserm  Palmbaum  auch  ein  stark  beschnittenes  Perganient-DoppelblaU  schvvae- 
bischer  Jlundart,  wohl  schon  aus  dem  \V.  Jahrb.,  das  die  Univ.  Bibliothek  zu  Basel 
bewahrt. 

Altd.  Predigten.  34 


522 

Drei   Predigten   ans   der  S.    Georger   Handschrift. 

V. 

Stephnni)!   aiilciii   {»leMiil'  gratis  et  fortitudint'   fiuii'btil   ligna  magna 

et  prudigia  in  populo.     Dilii   worl  Ipricliit  .s.  I.ucal"  in  der  opiflel.   vii 

drt   wort  fprcchiul  alluz.     Slpphannl'  wia   vol  onadon  vnde  ntTcki.  m 

let  grozin   zaifhin  an  deme  vcdckc.    Hie  an  lim  wir  vier  dinrh  nierckin. 

ö  Stephannl   daz  Iprichit  ain  regila^.  ain  dinch  da  bi  man  ain  andir  dincli 

Cchepphil.    vn  nah   maikil.    daz    ist    ain    regila^.      Nn     IlOc]    ifl    zwair 

hande  regile.     Aine  die  hanl  gaiflli(  he  h'ite.  die  andirun  hant  weltliche 

li'ile.  Ar\\  dinch  fint  an  der  regile  da  mitte  ifl  elli'i  di'i  weit   begriffen. 

Daz  ift  unkiifchi  dez  libef.    vn  wollul'ti   der  ogen.    vn  dile    regile  be- 

10  zaiehinl  ain  regile  von  der  lifet  man  in  der  altun  .e.  Do  herre  rnnyles 
irltarp.  do  wart  daz  ilrahelichi  \oUh  bevoln  hern  i«)l"ne.  daz  li'i  der 
vollefnrti  in  daz  hailige  lanl.  daz  inen  gut  gehaizin  honte,  vi»  do  In 
uf  der  nerle  do  waren,  do  gebot  inen  nnfir  herre  daz  fii  aine  Hai 
nirdarptin.   vnde  do  l'ü  dritlunt  darnnibe  gegiengen.  do  liez   Anl'ir  herre 

15  die  mnre  vallen  ane  ftrit.  vn  giengen  lYi  in.  Nn  hatte  i'infir  herre 
gebotten  daz  In  niht  vffen  fich  na»inin  dez  lYi  ftinden.  vh  hver  iht 
robiz  na^me  daz  man  den  ftaineli.  nn  waz  ain  IVhaleh  nii  ain  b^'tle 
wihl  under  in.  der  virftal  aine  gnidinnn  regde.  vn  da  nah  kamen  IVi 
zainir    andirnn    i'tal.    die    folt  frt  och  nirderbin.  vii  da   wrden    IVi  flnh- 

20  lieh,  nn  gie  der  wilTage  zu  nnfirme  herren  vnde  fprach.  herre  wie 
hafl  dn  unl"  lo  getan,  do  Iprach  linlir  herre.  liwir  aine  hat  nrh  nir- 
wirkil.  Do  vtrfen  In  daz  loz.  vii  fiinden  fi\  den  Ichnldigen.  hern  achnr. 
Do  Iprach  der  vvilTage.  läge  an  vnl'a^lich  man  waz  halt  du  getan,  er 
laile  er  hfPte  aine  guldine  regile  uirfloln.  Do   Iprach  er  unl'a^lich  man 

25  du  haft  iin.><  bei  10  dltrAbit.  »"  betrübet  dich  got.  vii  namin  in  vnde 
flainoton  in.  Bi  der  regil  ift  bezaichint  welllieh  lebin.  wan  alle  daz 
golt  den  IVhin  von  ime  lat.  ze  gelichir  wiz  tfil  dii  well,  fi  zaigit 
fchonif  lebin.  vii  dez  libef  wolUiH.  Alfo  fprichit  .s.  iohannes.  Alliz 
daz  in  der  welle  ifl  daz  ift  begriffen    mil    vlaifehlichir   girde.    vii   mit 

HO  der  ogen  wollnll.  \n  mil  hohvart.  Alle  die  in  der  regil  lebenl  die 
wirl  imlir  herre  flainente.  an  deme  inngillen  tage,  dilu  regile  ha^l  ein 
lamirlich  ende.  Alfo  fprichit  .s.  iohannes.  Elli'i  di'i  well  vii  ir  gir- 
lichii  wolluft  zirgat  iamirliche  mit  bitlirchait.  Du  andir  regile  daz  ifl 
ain  regile  gailllichif  lebinnes.  dar  an   fint   zwei  dinch.  ainf  daz   llnl  du 

iiö  gebot  ünfirf  herren.  alle  du  zehin  gebot,  der  ifl  ain  jegelich  meniche 

■;    U.  Ulli;»;-.'!    v.  ,..!■. 

1    An.  6,  8.  9    nacli  (t^tn  eryünze  \m  Imlivan  HS  diM  10    nin]  HS 

an        23  J»s.  7,  21.        28  1.  Joh.  2,  16.        32  1.  Joli.  2,  17. 


523 

frhuldich.  ze  behaltinne.  er  fi  gaüllich  nlde  weltlich,  fwer  der  niht 
behaltet',  dez  wirt  niemir  rat.  Di'i  andir  regile  ilt  ain  T(^t,nle  dez  rales. 
der  vndirw Indent  fich  gailtliche  We.  die  in  vollekoininz  lebin  wellint 
koiiien.  Nil  ift  manioir  hande  regile.  vndir  gaiftlichiine  lebinne.  der 
it!gelichiz  line  latzunge  imde  linc  regilf  liet.  Abir  daz  uz  genoininii  40 
dinch  fint  in  iegelichime  gaiftlicheme  lebinne*.'  da(;i  iVt  armiit.  knlchichait. 
vii  gehorlaiiii.  daz  iH  ain  regile  dez  ralef.  äne  die  mahton  wir  w(d 
behalten  werden,  diz  ift  abir  [IIa]  fichirlich.  Wan  lifet  in  deme 
ewangelio.  von  aiirie  der  giench  zu  unlnnie  harren,  vn  l'prach. 
mailter  Avie  l'ol  ich  d6n  ewigen  lip  gewinnen,  do  Iprach  ünfir  herre  45 
du  folt  du  zehin  gebot  behalten,  du  in  der  e  gebotten  lint.  do  fprach 
er  di'i  hau  ich  von  miiier  kinthail  behalten  vnz  her.  do  l'prach  unfir 
htrre.  wilt  du  denne  dnrnehlich  fin.  fo  laz  alle  dine  geha^bide.  vnde 
Nolge  mir  nah.  daz  waz  ain  regil  dez  rates.  die  liain  och  gaillliche 
lule.  die  lieh  alliz  zirganclichen  gütel"  uirzihint.  vnde  vnfirme  Herren  50 
naTi  nolgent.  daz  ift  ain  durnehtich  lebin  Iprichit  \\nfh  herre.  Nu 
tugen  wir  daz  uil  ki'nne.  \V'ah  wir  lin  lo  lere  aii  der  nati'ire  gefweckit. 
von  der  erftun  liinde  i'infiire  mötir.  ewn.  daz  wir  da  von  gerne  an 
i'inf  ziehen,  vnde  Wterin  beliben  alle  wir  in  dtnic  paradyfe  AVrden 
gefchaffeh.  fo  AVSE'ren  t^lUV  dincli  gfemäinei.  Nil  iTt  der  h'ite  harte  vii  55 
iWe  arn  rint.'fü  fint  abir  alfo  arn.  daz  fü  gflt  gerne  ha^ttin.  die  fint 
nihl  rehte  arii.  Vni'ir  herre  Iprichit  in  deuie  ewangelio.  Sa'iich  fiiü 
die  die  willicliche  atn  fint.  dnr  got  alfo  daz  fü  niitef  engeront.  wan 
der  hotdrüfte.  Du  andir  regile  die  gaiftliche  lute  haut,  daz  ifl  kufchi- 
rhait.  daz  ift  \il  fwferir  denne  daz  ich  ane  aiginfchafl  leben,  nn  iner-  60 
ckinl  wie.  Daz  gut  ift  uzfiront  mime  [11  b]  libe.  I'waz  denne  uzirhalp 
illiiiiiEf  libe  ift.  daz  ift  mir  lihter  zelazinne.  denne  daz  innir  ift.  daz  ich 
denne  kiifche  lebin  lian.  daz  ift  widir  der  nature.  vii  fprichit  ain  hailige. 
küfchlich  lebin  in  deme  libe.  daz  en  ift  niht  menfchlich  lebin.  ez  ift  himilf 
lebin.  Daz  fpriche  ich  denne  daz  ich  götte  du  dinch  gebe,  du  in  mime  libe  65 
fint.  vnde  daz  widir  der  nature  ift.  daz  ift  grozir  demie  daz  ich 
gölte  daz  gut  lau.  wan  daz  ift  uzirthalp.  daz  abir  ich  vnde  fwer 
ez  tfil  minen  lip  allewa^ge  keftigon  mit  arbaiten  dar  umbe  daz  ich 
m'ihe  nature  uirdrncke  vnde  daz  ich  mich  ki'ifchliche  gotte  behalte, 
daz  ift  ain  vii  lobilichir  dinch  denne  daz  ich  vi!  gütef  laze.  wan  70 
du  kufchait  ift  fo  wirdich.  daz  der  menfche  enhain  dinch  gotte  mohti 
gegebin.  daz  ime  fo  liep  wa^re  fo  du  ki'ifchichait.  vnde  mugent  ir  daz 
dar  an  merckin.     Ez  ift  enhaiii  mfenfche  daz  ez  dehain  dinch  gelobet 

44  Maul..  19,  16.  *  i. 


5^4 

wan    en    nenie  ez    iiiu^  wol    abe.    vh    enletze    iine   aiii    andirl    datür. 

75  wall  der  kiilVliiiliail.  Iwer  diz  gelobil  deine  enmacli  ez  wedir  babell. 
noch  bilihof  abe  tJ^eiieinin.  davon  ill  di'i  kiifchichail  lobilichir  ze  me- 
rckinne  deiiiie  ain  andir  diiich.  vii  dar  ninbe  daz  dii  kiilchichail  h»bi- 
licliir  ill.  da  von  ilt  l'i  och  gölte  amphanclichir  denne  ain  andir  opphir.  vnde 
dar   umbe  fol  der  inenfche    ünen  lip  arbeiten.    [H^'J    vnde    keflegon. 

80  daz  er  küfche  belibe.  vnde  hver  daz  tut  daz  iil  grozir  lugint.  wan 
ez  ilt  ain  vil  fwaerc  dinch  ze  tfjnne.  AH'o  Iprichit  ain  wile  man.  Ez 
ilt  vil  inülich  daz  der  inenIVhe  finer  nalure  vvidirnande.  vnde  line 
nalure  übir  windet  dar  uffe  lit  groz  Ion.  Iprichit  er.  Du  drite  regile 
die  gaiftliche  liite  hain  daz  ilt  gehorlami.  du  ill  vil   wndir   Iwa^re.  ez 

85  ill  ain  groz  dinch  daz  der  menfche  ane  aiginlchaft  lebet,  ez  ill  abir 
noh  grozir  daz  der  inenfche  küfche  l'i.  ez  ifl  abir  allir  gröft  daz  der 
menfchi  gehorfam  fi.  deme  enniach  lieh  enhain  dinch  geliehen,  wan 
der  wille  daz  ifl  daz  edilolte.  vii  daz  oberofte  daz  in  der  feie  ifl.  vn 
enniach  der  menfche  mit  nute  himilrich  gewinnen,    noh   virileren  wan 

90  mit  deme  willen,  vnde  da  von  ifl  ez  och  du  grofle  luginl.  der  den 
aiginen  willen  vf  gil,  Swenne  ich  gölte  minen  willen  gibe.  fo  hau 
ich  ime  daz  edilfle  gegebin  daz  an  mir  ist.  vnde  da  von  ifl  ez  allir 
groftef  lones  wert,  wan  deme  menlchin  widirflal  enhain  dinch  fo  faere. 
fo  daz  er  finen  willen  in  aines    andirn    willen    gebe,    vnde    fin    felbis 

95  virl^ginne.  vn  niht  tilge  wan  daz  ain  andirf  welle.  Der  gaifUiche 
menfche  fol  fich  alfo  garbe  gebin.  daz  er  finen  willen  an  allen  dingen 
laze.  vnde  fines  obiren  willen  lüge.  Er  enfol  och  [11  d]  niht  allaine 
den  willen  lazen.  er  fol  och  den  fin  dez  willen  lazen.  alfo.  daz  dich 
allizan  diner  maifterfchefle  fin  bezfir  duncke  denne  din  fin.  unde  fo 
100  du  ainen  fin  aide  ainen  willen  hell  etfwaz  gutes  zetfinne.  vnde  fprapche 
din  priorin.  aide  din  bihter.  du  folt  dih  lan.  vnde  foll  ain  andirf  tön. 
daz  dunckil  mich  bezfir.  daz  follu  lülirliche  gelobin.  daz  dir  daz  bezfir 
fi.  denne  ob  du  ain  bezfir  werck  la*lifl  nah  dime  finne.  vn  daz  grozir 
Ion  druffe  Ion  drufFe  Iil.  Entrnwon  ez  ifl  aber  vil  mAlich  zetunne.  wan 
105  lifel  daz  die  wnda  allir  wirft  Iflnl  andeine  drillen  tage,  da  bi  ifl  be- 
zaichinl  du  gehorlami.  wan  du  ifl  daz  dritail  an  gaifllichime  lebinde. 
vnde  zegelichir  wiz  alfe  die  wnda  allir  fiMofl  fwerii  an  deine  driten 
tage,  alfo  fwirt  den  menlchin  du  gehorlami  allir  feroft.  vn  der  lioil 
inachot  deme  menlchin  niht  fo  fw;ere.  vn  enift  och  von  nalure  dehain 
IIU  dinch  fi)  fw;ere.  fo  tlii  gihorfami.  von  der  giliorfaini  fprichil  .s.  Augu- 
ftinuü.     Daz  ifl  rehlü    gihorlami  titi  niht  ir   willen  het.    dii  aber  ivl  ir 


97  KrJ  US  Ich  104   entrüwon 


525 

willen  hei.  da  lit  lüizü  loni?;  an.  wan  fwaz  der  nienfche  gerne  tot. 
dez  ift  er  lihte  gehorfani.  daz  abir  der  menfche  der  dinge  gehorfam 
ift  du  er  vngerne  tflt  vndo  er  doh  finen  willen  da  zti  fflgit.  daz  erz 
tfit  dnr  got.  vri  [12  aj  dur  gehoifaiui.  da  lit  grozir  Ion  uffe.  du  ge-  115 
horfami  ifl  ainigü  gölte  liep.  Wan  lifel  in  der  altun  e.  unfir  herre 
gebol  denie  kniiige  saul  daz  er  ain  lanl  virdarpti.  \nde  f^vaz  man  da 
fluide,  daz  nietnan  dez  ivl  nseme.  do  l'flr  daz  volck  zu  vnde  nam 
Schöniz  vehe.  vnde  behielt  daz.  vn  wart  dez  raniuel  gewar.  vnde 
giench  er  zö  deine  künige.  vnde  Iprach.  Heftu  gelan  daz  dir  got  120 
gebot,  ia  fprac  er.  waz  l'ol  denne  diz  iiehe  fprach  famuel.  do  fprach 
lanl.  wir  wen  ez  zaiine  opphir  bringen  vnfinne  herreii.  do  fprach 
famuel.  faul  weift  du  nihl  daz  vnfinne  herreii  dii  gehorfami  liebir 
ifl.  denne  daz  opphir.  daz  ifl  iinf  ain  Urkunde,  daz  du  gehorfami 
gölte  allir  liebifl  ill.  Sanctus  paulus  der  fprichit.  Vnfir  herre  der  waz  12.^ 
gehorfam  vnz  an  den  tot.  vnde  wolle  gernir  Herbin.  denne  er  ungehor- 
fam  wapre.  vnde  noh  hüte  diz  tages  minnot  er  gehorfami  alfo  faere. 
daz  er  fich  niemanne  git.  wan  der  gehorfam  ift.  Alfo  fprichit  .s.  Bernharl. 
Daz  aiidir  wort  fprichit.  plenus  gralia.  Slephanus  der  waz  vol  gnadon. 
daz  ifl  alfo  zeuirflainne.  alfo  fprichit  vnfir  herre  in  deme  ewangelio.  IBO 
Swer  alle  dife  weit  dur  mich  lat.  deme  wil  ich  an  dirre  weite  gebin. 
hun  [12  b]  dirtvaUigen  Ion.  vnde  zenre  weite  himilriche.  Nu  merkinl. 
ir  fprechint  wie  deme  Avaere.  wan  die  lüte  die  gölte  dieiiont.  dien  gil 
er  wedir  ere  noch  gut.  in  dirre  welle,  er  engit  inen  niht  wan  ün- 
fjplde.  nu  mfiz  der  ainwcdirs  fm.  daz  unfir  herre  hat  war  gefprochin  135 
(»dir  mit.  Her  vf  difputieren  die  hailigen.  vn  die  maifter.  vnde  fpre- 
chint. daz  got  w?prre  haige  gefprochin.  wan  fin  wort  geualfcht  er. 
nie.  Nu  merckhit  wie  daz  ift.  die  hailigen  vnde  die  maiftir  fprechint. 
daz  i'inlir  herre  dem  menfchin  tuginde  gil.  die  finl  liirre  vnde  höhir 
denne  alliz  daz  golt  daz  ie  wart,  da  uon  Init  fi'i  höhir.  vnde  grozir  Ho 
denne  ellü  du  weit,  vnde  merckint  daz  daran,  waere  ain  menfche  alfo 
gewallich.  daz  ez  allir  der  welle  gewaltich  wapre.  mit  deme  allime 
moht  er  himilriche  niht  kofen.  vnde  die  tuginde  die  got  deme  men- 
fchin git.  da  mitte  köfel  ez  himilriche.  vii  da  mitte  bewaerent  fü.  daz 
der  menfche  richir  ift  der  tuginde  hat.  denne  ob  er  allir  der  weite  145 
gewaltich  waere.  vri  da  mitte  bezugon  die  hailigen.  daz  vnfir  herre 
engit  daz  himilriche  umbe  cnhain  dinch  wan  ainigun  umbe  tuginde. 
fwer  denne  tuginde  het.  der  ift.  plenuf  gratia.    Da«  drite  wort  daz  ift 


123     1  Reg.  15,  22.       125  Phil.  2,  8.       130  MaUh.  19,  29.       135    HS  ainwedirs 
war  J'in.  Haz  Änfir  herre  tiaf  gefprochin. 


526 

foiiitudine.  daz  1 1 2  c]  fprichit  Hercki.  alfo  .s.  liicaf  fcribel.     Stepliarml' 

150  der  waz  vol  Iterki  vnde  ynadon.  rohle  alf  ob  im*  Ipreclii.  fwvv  die 
drio  rngilon  bchallcl.  deine  g'ü  iinlir  borre  lugiiule.  vii  da  nach  wiii 
er  mit  dien  tu<,niideii  gefterckil.  an  dien  drin  regilen.  daz  ifl  an  kniVbi- 
cliait.  da  von  bfel  man  in  libro  fapienlie.  da  l'tal  alfo.  Swer  (hC  kii- 
rchichail   behallet,    der    wirl   gölte   allir    na'hilt    linde,    vnde  reble  daz 

155  himillche  lebin.  vnde  daz  engilfche  lebin.  bei  der  nienlehe  uffen  erl- 
riche.  der  knfche  iit.  vnde  dauon.  wand  ei-  geinainiz  lebin  bat  deme 
liimilfcbin  lebinnc.  da  uon  wirt  er  gölte  allir  njrbifl  finde.  Der  nienfche 
wirl  ocb  gelk-rekil.  an  willicliebir  armftl.  daz  er  die  vroliche  Irait.  wen 
Iprichil    ain    fpricbworl   in  der  IVrift.     Vor  ilal  i'ibir    daz  nelt  gat.  der 

160  gat  finginde.  alfo  tfd  der  willioUcbe  arn  nienlcbe.  der  gat  vrolielie 
vnde  vnvorbtliebe.  wen  er  bei  nivl  zeuirlierne.  vnde  der  Avillielicbc 
arn  ift.  denie  cninaeb  der  lievil  enbainen  weck  lo  nahe  konien.  alle 
deme  riehen,  wan  ^n^r  berre  wil  der  armoii  heller  fin.  Alfo  fpriehil 
der   AvilTage.     Herre  du  bifl    ain  ualir  vn    ain  helfer.    der    willicliehir 

165  armftu.  Der  menfcbe  wird  öch  gefterekit  an  der  drilun  regile.  daz 
ift  gell2dj  borfann'.  wie  nia^bli  der  nienIVbi  grozlichir  gefterkil  wer- 
din.  ikmue  daz  er  alfo  demüticb  wirl.  daz  er  finen  willen  virwirfel. 
vh  er  ainf  andirn  willen  tfit.  \n  lieb  alfo  nndir  den  naiget.  vn  de- 
mutet.  daz  er  reble  tut.  alf  er  nie  willen  gewnne.  deme  menfehin  gil 

170  iinfir  herre.  me  U)i  me.  tnginde  un  gnadon.  alfo  fprichit  .s.  iacobuf. 
Vnfir  herre  vvil  deme  demütigen  menfehin  fine  gnade  gebin.  vn  wil 
lieh  kreftielicbe  Jelzin  widir  die  bobuertigen  li'ile.  alfo  fprichit  .s.  pau- 
luf.  Vnfir  berre  fterckil  mit  finer  gnade  daz  demütige  berce.  vn  vir- 
wirfel die  hohuertigen  lüte.     Daz  vierde  wort  feribcl  er.  daz  er  grozü 

175  zaichin  tot  an  dem  volcke.  Nu  merckini  wie  difii  zaichin  fun  fin. 
wan  lifel  in  deme  ewangelio.  daz  vnfir  berre  zu  finen  iungirn  fprach. 
In  nomine  ineo  deino.  In  mime  narnen  fnnl  ir  den  lievil  vz  tribeit 
ir  fiml  ni'iwe  zungen  reden,  vn  die  flangen  funi  ir  vf  hebin.  vn  Irine- 
kil  ir  \irgifl.   daz  enibl  in  mit   fcbadon.    vn  i'iwir  bende   fuid   ir  vf  die 

180  fieckin  legin.  vn  funl  gefimi  werdin.  Difii  zaickin  i'iml  ir  gaülliehe 
uirftan.  vn  funt  fü  och  gaiflliebe  tun.  waii  fii  lint  vil  nutzir  demn* 
du  liplichin  zaichin.  Ain  ballige  fprichit.  So  du  zaichin  ie  gaiftlichir 
finl.  fo  [13  a]  fii  ie  bezir  Hnl.  Man  lifel  von  manigeme  der  grozu 
zaickin  tel  vn  doch  virlorn  wart,  vnde  dauon  gefchibl.  daz  du  olTmen 

185  zaichin.  vil  khedilich  finl.  Daz  unfir  berre  hie  vor  in  der  iungeren 
zilen  grözü  zaichin  tel.  daz  tel  er  dar  umbe.  daz  du  criflenhait  mitte 


■  >■. 
152    an  vor  liufcliiiliiiii  fehll  HS.  170    Jhc.  4,  6.  176    Mioc.  16,  17. 


527 

wrde  gemerel.  rlo  waren  zaichin  nütze,  nu  enift  der  zaichin  niht  not. 
VII  ifl  vil  niitzir  daz  fii  der  uienfche  araillliche  an  ime  felbin  töge. 
Daz  erste  zaichin  daz  ifl.  daz  wir  den  tievii  vz  lun  triben.  nu 
iiierckinl  wie.  Ir  vvizl'enl  wol  l'waz  du  ög-en  g^el'ehint.  daz  bringent  fü  190 
zehanl  der  feie,  vh  zaigont  irz.  daz  li  daz  an  fehe.  vn  fwaz  du  oren 
gehöreiil.  vn  kurzliche  die  finne  alle,  fwaz  die  uz  wendich  enphahint. 
daz  bietinl  fü  zehaiil  hin  in  der  faele,  daz  öch  fi  daz  uirlTicke.  Vnde 
fü  du  feie  denne  enphindet  der  enphindunge  der  finne.  vn  der  bewegunge 
(lez  libez.  fo  wirt  öch  zehant  du  feie  bewegit.  nah  dez  libef  bewe-  195 
gunge.  wan  du  feie  vü  der  lip  fiul  alfe  wol  nnt  ainandii".  daz  fü 
zehanl  geuolgent.  vn  fo  du  gehellunge  gefchihl.  fo  ifl  der  tievii  in 
dem  menfchin.  vn  ffigit  denne  mit  llnen  holen  raetin.  daz  der  menfche 
bekorl  wirt.  fo  fol  der  menfche  tugintliche  ftriten.  vii  fol  gol  an  rflfen. 
[I3b]  Sanclus  Gregoriuf  fprichit.  Daz  unfir  horre  etwenne  virhengit.  200 
daz  der  menfche  in  not  vnde  in  arbaite  kiunil.  dar  uuibe  fprichit  er. 
daz  er  lieh  felbin  werde  irckeiniinde.  wie  rehte  kranch  er  ift  ane 
gottetj  helfe,  vn  daz  er  denne  got  an  rufe,  vn  daz  er  in  denne  irhore. 
vn  ime  zehelfe  kome.  vn  gil  ime  denne  zeiungift  himilrich.  vii  fich 
felbin.  wan  lifet  in  der  fchrift.  daz  der  lievil  den  menfchin  in  mange  205 
wiz  nirfuckit.  etwenne  uert  er  in  den  lip  zwifchent  hüte  vii  vlaifche. 
Ml  machit  den  lip  haiz.  vii  Iribet  ime  denne  nmbe  daz  herce.  vnde 
wirl  denne  der  rnenfche  zürnich.  fo  er  denne  beginnet  zürnen,  fo 
Iribet  er  daz  blut  undir  du  ögen.  daz  er  rot  wirl.  alfo  raizit  der  zorn- 
Etwenne  vert  er  öch  in  den  lip.  vn  machot  fich  alfo  l\va»re.  daz  der  210 
inenfcho  du  lil  kume  vf  irhebit.  vnde  Iruckit  in  alliz  nider.  uFi  wirl 
denne  urdrüzich  gölte  ze  dienenne.  vnde  gebetlis.  vn  allir  tnginde.  vn 
ailir  gillen  wercke.  vii  alfo  raizil  er  trachait.  Vnde  fo  der  menfche 
alfuf  ift  belezfin  mit  deine  lieuil.  fo  werdint  denne  alle  die  luginde.  vn 
alle  die  krefte  der  feie  werdinl  ital  fla^nde.  vn  allir  gfltir  werke  fint  216 
fü  müzich.  alfo  fprichit  der  wiffage.  Jieremiaf.  Quo  modo  fedet.  wie 
knmit  daz  fo.  daz  du  ftal  vol  lüton  ifl.  vnde  doch  ital  ift.  Nu  merckint 
[13  c]  ir  fprechinl  wie  mach  daz  fin.  daz  ain  Iflat  vol  lüten  fi  vn  fi 
(loch  ilal  ftal.  da  befcheide  ich  iv.  Swenne  der  menfche  alfuf  befezfiu 
ift  mit  deine  lieuil.  fo  werdint  alle  die  lugint  vn  die  krefle  der  feie  220 
die  werdinl  muzich  fljpnde.  daz  fü  niht  werckiiit.  vn  fint  doch  in  der 
feie,  vil  wikint  doh  niht  gfilef.  vn  daz  ifl  daz  voick  in  der  ftal.  die 
tuginde  in  der  feie,  die  fint  da.  vri  fint  ital  gfttir  wercke.  vn  ftat  du 
befchaidinheil  allaine.    vn  ifl  ir  ir  gefinde   gar   enlwickin.    da    fint  die 

191  1!S  fehe         195  HS  bcwegunne  205  HS  niagewü.         216  Lanient.  1,1. 


528 

225  tuginde  ir  entwichen,  alfo  daz  fi'i  iiiht  fiir  raickint.  mi  lofchent  alfo 
in  der  feie.  d(Minc  lim  wir  daz  zaickin  heaaii.  alfe  iinnr  lierre  fine 
iiinffir  hiez.  vn  fun  den  tieiiil  vz  Iriben.  der  unf  bel'ezlm  hat.  vm  alle 
rin«i  bekonmge  luil  guten  werckin.  vn  fun  die  luginde  alle  nf  weckin. 
mit  gaifllichir  arbeit,  vn  fun  wainon    vn    betton.    vn    difcipline    nemin. 

230  vri  fun  die  tuginde  übin.  So  vlühit  der  tieuil  von  dir  alfo  fprichit 
.s.  iacobus.  Wirf  vz  den  tieuil  fo  vh'ihil  er  von  dir.  Daz  andir  zaichin 
ift.  daz  fi'i  nüwc  zunga  fun  redoii,  daz  gefchiht  in  der  regil  dez  ralif. 
fo  redit  der  menfche  küfchu  worl.  vn  fenftü.  vh  deniüligu.  vn  kerit 
ellü  finü    wort,  zebezllrunge  inie   feibin.   vii  andiren  liiten.   vn  vnfirnie 

235  herren  ze  lobe,  daz  fint  nuwe  zungan.  flH  d]  Wan  lifil  von  dien 
botton  daz  In  manige  zungen  wrdin  redinte,  do  der  hailige  gaifl  vflin 
fi'i  kam.  do  fpraclün  die  iudin  fu  wjerin  trunckin.  do  fprach  .s.  petir. 
Ez  enift  mit  alfo  geuarn.  wir  wizfen  wol  waz  wir  fagen.  ez  ift  noh 
tercie  zit.     Alfo  f|)riche  ich.  gefchiht  daz  zaickin  an  vnf.  fo  wir  alfuf 

240  alle  imfir  rede  ernüwen.  daz  wir  denne  goltef  lop  fprechen.  vri  die 
Inte  bezfiren.  Daz  drite  zaichin  daz  ift  daz  wir  die  Hangen  vf  fun 
hebin.  wie  daz  11  daz  befchaidil  vnf.  .s,  Auguilinus  vn  glofet  die  rede. 
In  deme  paradyfe  da  d\\  erfte  fünde  befchach.  da  waren  dri'i  dinch. 
du  öch  gaiflliche  an  deme  menfchin  fint.     Daz   waz    der   flange.    wie 

245  der  an  vnf  fi  daz  merckint.  Vns  ift  ain  nature  angeborn.  daz  haizit. 
fomes  peccati.  vn  enift  dez  nieinan  »Tnicli.  wan  der  rohte.  von  deine 
hailigen  gaifte.  dir  von  ift  gerainet,  alfe  vnfir  vröwe.  Difii  natürliche 
bozhait.  ift  vnf  fo  uafte  von  nal'ure  an  geborn.  daz  fi  nienian  alzogif 
virdrukin  niack.  vri  der  menfche  hol  fi  alfo  gar  mit  dien  l'undon  uir- 

250  fchelkit  vn  uirböfit.  daz  fi  gerot  bofir  dinge,  vri  dez  iibef  wollufl.  vn 
gerol  der  dicke  von  natürlichir  kranchait.  ane  dez  tievilf  rat.  Sweime 
ez  abir  fi  von  dez  tievilf  rate,  daz  läge  [14  a]  ich  dir.  Der  tieuil 
enmach  enliainem  menfchin  bofc  godanche  gegebin.  Er  formieret  ain 
bilde  in  der  gehugide  der  feie,  fwie  er  die  feie  uirfuckin  wil.  vri  daz 

255  bilde  fetzil  er  der  feie  IVir.  daz  fiz  ane  fehe.  fo  fiht  fi  ez  an.  vn 
fiht  ez  abir  an.  vnde  gedcnchit  deime  dar  nah.  Enlruwen  ü  mach 
alfo  lange  mitte  umbegan.  vnz  daz  ü  kumit  in  böfe  begirde.  der  bofun 
girde  mach  fi  alfo  lange  nah  hengin  daz  ez  zedeme  willen  knmil.  vil 
fchiore   mach  ez  denne    zen    werchin    komin.     Abir   dii    bidirbe    feie. 

260  zehanl  alfe  du  fihl  daz  der  tieuil  daz  bilde  formieret,  fo  widirftat  fi 
ime  vnde  gedenchit  an  got,  vri  virtribet  den  tievil.  Nu  gefchiht  ez 
öch  daz  du  feie  manige  forme  enphal.    die  ir  der  tieuil  für  fetzil.  vn 

231    Jac.  4,  7.         237    Act.  2,  15.         255    HS  fehe         256    H  VnIrAwen 


529 

enhet  doch   enhainen   willen,    daz  fi  dur  alle  die    weit    icmir    dehiine 
fnnrie  welle  gelün.  vn  gat  doch  mit  dien  g-edanchin  ninbe.  vnz  ez  ze 
hofir  ffirde  kuniit.     So  der  tiouil  der  Tele    die    forme  für  gefolzit.    da  265 
er  fi  mitte   wi!  virfuckin.    wedir  die  feie    daz    enphat.    oder  niht.    daz 
enwaiz  er  niht.  er  enwaiz  och  der  gedancke  nihl.  fwenne  abir  di'i  feie 
alfo  ffeuolget.  daz  fi  an  daz  diiuh    alfo    lanpfe    gedenckit.    daz  ir  der 
tieiiil  vor  entwirfet.   in  der  be[14  bjfcliaidinhait.  daz   fi  daz  alfo  lange 
an  fihl.  daz   fi  da  iion  bekorl  wirt.   vii  der  lip  die  bewegunge  enphat.  270 
fo  naiz  ez  denne  der  tienil.   viT  fo  er  denne   der    bewegunge    gewar 
wirt.  fo  raizit  er  fi  denne  ie  me  vn  me.     An  ain   andir   wiz    wirt    och 
der  menfche  bekort,  von  fin  felbiz  bozhait.  daz  befchiht  von  der  natüre. 
du  da  haizit.  fomes  peccati.    die  nature    gelichit    .s.  Auguflinuf   deme 
flangen.  der  daz  wip  virriet  in  deme  paradife.    Nu   fint  zwo  girde   in  275 
der  feie,  der  ainir    ift  gekerit    ze  deme    erlricke.    du    gerot    irdifchir 
dinge,  du  andir  ift  vf  gekerit.  daz  fi  got  fchöwe.     Nu  raizit  der  flange 
die  undiruu   girde.    daz  fi  die    fünde    tuge.    vn    fo  dii    girde    den    rat 
enphat.  uon  deme  flangen.  fo  ift  eua  da  von  worden,  du  och  in  deme 
paradyfe  den  rat  enphie.  von  deme  flangen.    vn   wirt  denne  du  girde.  280 
dit  da  euam  bezaichint.  von  deme  rate,  vii  fo  fi  alfo  bewegit  wirt.  fo 
bütel  fi  zehant  die  begirde.  die  fi  ha^t  der  übirun  girde.  daz  ift  adam. 
vn  ftindet  er  denne    mit  ir.  vn  fo  die   zwo    girde    alfo    ain   andir  gi- 
hellint.  fo  gefchiht  du  fünde.     Alfu.s    glofot    .s.   Auguftinuf  dife   rede, 
vii  gelichit    die    nalürlichun    kranchait    deme    flangen.    vri  die   undirun  285 
girde  gelichit  er  vron  ewn.  vh  die  obirun  girde   [14  c]    hern    adame. 
Nu  hat  er  gefait.  wie  eua  den  rat  enphat.  von  deme  flangen.  vii  biUet 
denne  den  rat  adame.  daz  ift  du  obir  girde  unde  fundont  denne.    Nu 
funl  ir  wiffen  alle  die  wile  daz  du  undir  girde  ftille  ftat.   alfo  daz  fi 
niht  bewegit  wirt.  von  deme  flangin.   fo  enwirrit  vnf  der  rat  niht  der  290 
angibornon  fünde.  fwenne  abir  du  undir  girde  Avirt  bewegit.  fo  enmach 
ez  niemir  werdin.  du  obir  iiaige  fich  her  nidir.    vii  gehellint    ain  an- 
dircn.     Nu  merckint  wie.  fo  du  funne  fchinet  in  daz  wazfir.   alle  die 
wile  fo  daz  wazfir  ftille  ftat.  fo  ftat  och  der  funnen    fchin  ftille.    der 
uffen  daz  wazfir  fchinet.    alfo  fehlere    fo  abir  der   undir    tail   bewegit  295 
wirt.  daz  ift  daz  wazfir.  fo  bewegit  daz  wazfir  den  fchin  zehant.  der 
funnen.  Rehte  zegelichir  wiz  gefchiht  dien  zwain  girdon.  alle  die  wile 
daz  du  undir  girde  ftille  ftat.  fo  ftat  och  du  obir  girde  ftille.  wan  die 
undirun  girde  gelichit  er  deme  wazfire.  \\u\e  die  obirun  girde  der  fun- 
nen fchine.     Unde  alfe  der  funnun  fchin  bewegunge  enphat  von  deme  300 

276     ainu  ift  fehU  HS.  294     wilej  HS  wille 


530 

wazfir.  hHu  wir!  du  obiir  girtio  <i:tM-aizit  \ii  hewt'üil  \on  der  iiiKlriiii. 
Dii  iijitiirliche  kraiichail  di'i  dileii  rat  oit.  vii  alli/aii  doii  meni'ohiii 
laizit  Nfliii  die  fi'iiido.  daz  ifl  der  llaiiife  den  wir  liiri  <!  Iiebin.  alfe 
iiiilir  lierre   rj»neliil.    daz   wir  zaeliiii   l'un   liin.    daz   wir  in   |14d|    fiiiie 

305  iiamiii  die  flangiii  fmi  W  hebiii.  daz  zaicliiii  liin  wir  bej^aii  an  uiif 
lelbiii.  I'u  wir  gewar  werden,  daz  iinl"  dii  natiir»'  ze  fundoii  raizit.  >n 
Hill  unfir  i'irde  bewegiii  wil.  lo  Tun  wir  vafle  Hau  widir  der  jrirde.  \  ii 
Tun  daz  lierce  vii  die  girde  vi'  liebiii  ze  golle.  vii  luii  viil'  bekuiiibirii 
mit  göleii  werckin  vii  mit  gülir  andaht.    allb    fun   wir    die    riangin  <f 

310  Iiebin.  Daz  vierde  zaichin  ift.  Irinkint  ir  nirgift.  daz  eiifol  iv  niht 
febadon.  Viilir  herre  l'prichit  in  deine  ewaiigebo.  Siinile  eil  regimni 
(•eloruni  lageiie.  Daz  hiinilrich  ifl  gelich  ainir  fegi.  die  man  in  daz 
nier  fenckil.  Ir  wizfint  wol  l'o  aiii  vifcher  lin  netze  in  daz  mar  wirfei. 
lo  ziihil  er  böfe  nn  giil  vii  alliz   daz    ime    drin    kurnil.    vn  fu  er  ilz- 

315  gezühil  an  daz  Hat,  fo  lifet  er  daz  bofe  von  deine  guten,  vn  gehaltet 
daz  gfile.  ze  gelichir  wiz  fol  der  iiienfche  lön.  lo  er  lin  lieire  ge- 
wirfet  in  die  weit,  da  vahil  er  i'ibil  \u  gftt.  \ii  gedcnekil  an  dii-  uppi- 
rjiait.  der  welle,  vn  benahil  mit  fime  gedanehe.  inanige  iinl'felichail 
dii   in  der  welle  ifl.    lo  fol  denne  der  menfche  ftz  ziehin  an  daz  fUil. 

320  daz  ift  an  lin  hailich  gebet.  \nde  lo!  da  fchaideii  daz  gfiic  von  deine 
vbile.  vn  fol  die  well  vnde  alle  ir  uj)picliail  nz  werlin.  vn  fol  ge- 
denckin  daz  ez  alliz  ifl  ain  tot  der  feie.  Vnde  alf  unfir  herre  [15  a] 
fpriehit.  Trinkint  ir  virgiH.  daz  enfol  iv  niht  fchadon.  Der  feie  uir- 
gift  ift   niht  andirf  wan  dii   weit,    vn  alliz    daz  du  well    begrillen    hei. 

325  daz  Irinckil  dii   feie,   vn   ift   du   uirgift  alfo.  daz   Ii  draii  gedeiiekil.  daz 

enfol  ir  niht   vverrin.    wan   Ii  fol  zehani  uzfchaidin  daz  i'ibele  von  deine 

gfilen.   vn   fol   ir  niht  lau   wi-rrin.    fo   wirl  och  daz    zaichin    \ollehraht. 

.„Daz  fünfte  zaichin  ift  daz  fu  ir  hende  ulTen  die   fieckiii  fini  legin.  daz 

fi'i  gefüllt  werden      So  der  menfche  beginnet  liwgeii  an  gotles  dientte. 

330  fo  ift  er  fiech.  fo  fol  diz  zaichin  an  ime  gefchehin.  fo  fun  wir  die 
hende  uffin  fii  legin.  daz  ift  alfo  daz  wir  gfiü'i  werck  fun  flbin.  \n 
Tun  da  mitte  die  bofmi  Irachail  w eckin.  Sancte  Bernharl  iprichil.  Wir 
wizfent  wol  dar,  der  gebfire  herle  andir  art  hei.  vh  von  der  gevvoii- 
hail  (Ihz  er  mit  arbaiten   ift   irzogin.  da   uon  mach  <!r  vvn.lir  arbait   ir- 

335  liden.  laut   in  abir  geruvven  daz  er  fin  felbiz  enphinde.    fo  wirl  er  allo 

Irfpgc  all  ain  ambV  menfche.  zegelichir  wiz  ifl  ez  nmbe  den  menfchin 

der  lieh  felbiii  giilir  arbeil  vn  gfilis  lebinnef  wenil.    der   mach    wndir 

:      geai'baitin.     Abir  die  /artin  bite  die  ir  lip  uirzerlint.  dien  gefchiht  alfe 


311     MaUh.   13,  47.  335     er  nach  <la/.  fehll  HS. 


531 

(leine  gt'l)iireii.  lo  er  beginnel  rinven.  fo  vvirt  er  ie  Ira^gir.  vii  ic 
Irasgir.  So  Tun  wir  deniie  diz  zaiLlö  l)]ckin  an  iiiif  lelbin  began.  vii  340 
fun  unC  twiiigen  ze  gülen  weickin.  da  nah  gat  du  (bunge.  daz  der 
ineiilVIie  vlizicliehe  gulii  werck  libin  fol.  vii  i»ah  der  rd)niige  gal  der 
wille  daz  der  mealche  inil  willen  güli'i  werk  lüt.  fo  ift  daz  zaichin 
volleluaht.  vn  ilt  der  fieche  geliml  \^ordin.  daz  ill  der  wille.  den 
Avillen  hei  deiine  der  inenlche  irweckit  mit  ubimire  gutir  vverehe.  fo  345 
ilt  daz  zaiehin  gelehehin. 

VI. 
(Bei  Einsegnung  einer  Nonne.) 

olegil  eani  deus  et  preelegit  eani  el  in  labernaeulo  luo  hahilare  ean« 
facit 

Difi'i   worl  finl  gefprochin  zainie  iegeliehin  l'feligin  menIVhin.  Dri'i 
dinch  fint  dran  zemerchinnc.    daz   erste  du  bilt  invelt.    daz    andir    du 
hift  fiir  irw'elf.  daz    drite    du    folt  fin  in  deme    gotlichin    gezelte.     Nu  5 
liebü    iuncfröwe    nu  niejitift  du   fprechin.  war  an  lol  ich  daz  uierrhin. 
daz  ich  irwelt  bin.    dez  wil  ich  dir    Urkunde    gebin    an    drin    dingen. 
Daz  erlte  ift  daz  du  lazeft  alliu  zart,  vn  kintliche  filte.  unde  alliz  daz 
gemach    dez  libef.  vii  der    weite  yröde.    wan  dii  weit  ift  gelich    ainir 
vrown.  uon  der  lifet  man   in  libro  reginn.  du  hiez  iefabel.  vn  enhaete  lo 
niht  naturlichir  fchöni.  vn  zierte  li  lieh  mit  farwe.  unde  zuch  die  lute 
an  lieh.    IUI    filgite  ez  fich   alfo.    daz    wiffage   helyaf  ir  hulde    uirloz. 
vnde  [15  c]  wolle  fi  ime  den  lip  haizin    nemin.    vil  vloh  er  gar  fere, 
daz  er  vii  müde  wart,    vn  enlran  an  aine    ftat  du    hiez    berfabee.    vn' 
liez  finen  kneht   da.    vn  lüf  er  in  die  VvTti.    vfi   behielt  lieh   da    ainen  15 
lach.     Hie  hi  ift  du  weit  bezaichinot.    zegelichir  wiz  alfe  du  kunegin 
iefaKel  die  lute  an  fich  zoh  mit    gemachotir    fchöni.    alfo  tut  dii    weit, 
du  het  nihi  naturlichir  Ichoni.  fi  ftrichil  abir  valfche  fchöni  vf.  daz  ift 
zirganclichü  fchorii  vn  vröde.  vnde  hohuart.  dez  libef  gemach  gftt  vnde 
ere.  vn  ellu  du  uppichait  du  in  der  weite  ift.  daz  ift  nihi  andirs  wan  20 
aiii  verwili.  daz  hüte  ift  vn  morne  niht.   vii  mit  dien    dingen    zuhit  fi 
alle  die  weit  an  fich.  viii  fwer  ir  niht  na  uolgel  der  iiirliiret  ir  hulde. 
widir  deme  fetzit  fi  fich.  vn  envliihit  er  fi  niht.  fi  nimet  ime  daz  ewige 
lebin.   fo  lol  der  menfche  tfin  alf  helyaf  tet.  vn   fol   fi  \liehiii  ze  Ber-' 
siabee.     Helyaf   daz    fprichit    minef   gottef   helfa^re.       Alfo    fprichit     s.  'J5 
pauluf.     Wir  fun  alle  unfirs  herren  belfere  fin.  vn  fun  ime  mit  vnfirme 
lebinne  alle  helfin.  vollebringen  daz  higintliche   lebin.    daz  er  vnf  vor 


1     Die  Stelle  (indel  sich  so  nicht  in  der  Bibel.  10    3  Reg.  19,  3  t'g. 


532 

gelraoreii  hfl.  waz  Icl  abir  helyal.  er  vloh  /.c  B«'rfabrr.  berraboe  da/, 
fprichit  der  bnin(15d]ne  fetti.     Air»  briinnc  der  fjMti.  da/ ift  ain  iege- 

30  lieh  gajfilich  Icbin.  dar  lol  der  mciilchc  vlit'hin.  vn  l'ol  firh  da  l'atton 
mit  lufiindfii  vii  mit  gftteii  >verchiu.  wan  lilel  von  ainre  hande  bern 
di'i  fint  (Ilm-  nalurc  Co  man  fi^i  zem  erften  druckit.  i'o  gcnt  fi'i  füren  tranch. 
vn  dar  nah  ffizin.  ze  deme  drillen  male  getempirt  Iraneh.  Mit  den 
bern  fol  lieh  der  menfche  trenchin.  fo  er  ze  gailth'ehime  lebinne  kumit. 

^ö  Er  fol  zem  erften  gedenchin  an  die  bitternn  funde.  wie  dicke  er  gut 
grözliche  irziirnet  hat.  vn  fol  ime  daz  innieliche  lait  fin.  vn  fol  aine 
bittirehait  dar  umbe  han  inme  herein.  Sanctuf  pauhif  fprichit.  Alfo 
fo  ich  gedenchin  an  min  altiz  lebin.  fo  ifl  ez  mir  fo  bittir  daz  ich 
ez  ze  rucken  wirfe.  vh  kere  ich  mich  ze  deme  geginwertigen  lebinne. 

iO  alfo  fol  der  menfche  trinckin  daz  biltir  tranch.  Ze  deme  andirn  male 
foll  dn  gedenchin  an  vnfirf  herrin  gnli.  mi  an  fino  tuginde.  vii  an  fine 
fnzichail.  vn  fol  mit  gute  fiizieliche  gelrenkit  werdin.  Ze  deme  driten 
male  fol  ez  lieh  neflicliche  vii  lugintliehe  habin  zn  der  regile.  vn  zfi 
der  lalzuiiffe.   vn   fol   finen  ordin   vlizicliche  vn   ftaMicliche  behallin.   mit 

•15  befchaidinhail.  daz  ifl  daz  gelernpirle  tranch.  daz  der  menfche  weder 
zeliizil  noh  zenil  lüge,  waz  [16  a]  tet  helyaf  me.  Enlnivvan  er  lie 
fmen  knehl  da  ze  B»;rfabee.  vn  für  er  in  die  Vifli  \n  behielt  fich  da 
ainen  lach.  Bi  der  wfli  ifl  bezaichinol.  daz  himilriche.  dar  fol  der 
menfche    varn    von    deme    gaifllichin    lebinne.    \u  fol  Ilnen  knehl   den 

50  lip  da  lazin.  Bi  deme  ainen  tage  ifl  bezaichinol  der  ewige  lach,  der 
genimel  niemir  ende.  Alfo  fol  d«;r  menfche  zem  erften  lazin  alle  kinl- 
liche  fille.  ze  deme  andirn  male  fol  er  ze  gaifllichime  lebiime  varn. 
daz  finl  zvvai  urknnde  daz  du  ir^Aell  bifl.  Daz  drille  ifl  daz  du  imfirf 
herrin  gebot    vlizicliche    behalleft.    wan    dez  ill    ain    iegelich    menfche 

5.>  fehuldich.  Wan  lifcl  von  aime  iungelinge  der  kam  zi^  ünfirmc  herren. 
vn  vraffile  in  wie  er  himilrieh  folli  gewinnen,  do  fah  in  unfir  herre 
an.  vn  fah  daz  ime  fo  erml'l  waz  daz  alle  fine  adiran  brunnen.  yn 
do  minnole  in  vnfir  herre.  \n  fpracli  zime.  du  foll  du  gebot  behalten 
du  in  der  e  gebollin  finl.  da  bi  merckin  wir.  daz  ain  iegelich  menfche 

60  der  gebolle  fehuldich  ifl  ze  behaltinne.  vn  der  gaifiliche  menfche  Fol 
nihl  allaine  du  gebot  behallin.  er  fol  öch  fine  regile  vn  fine  fatzunge 
behallin.  vn  elli'i  du  dinch  du  ime  fin  ordin.  vn  fin  maiflirfchafl  ge- 
hulet.  vn  enfol  och  nul  der  [IGd]  dinge  gehorfam  fin  du  man  in 
haizil.  du  folt  dicli  öch  vlizen  allir  der  dinge    du    diner  maiflirfchefte 

65  liep  fin.  Sande  Bernharl  fprichit  ain  worl  übir  .s.  pauluf  wert.   Sancte 

32.  35.  51    zcni  erften]  HS.  zcinerft         37    Phil.  3,  13.         55    Mallh.  19,  16. 


533 

pauluf.  vnfir  herre  waz  gehoiram  vnz  an  den  toi.  dez  cnkes.  vii  wolle 
gernor  den  tot  liden.  denne  er  uiigelioil'am  waere,  dar  umbe  fprichit 
.s.  Bernhart.  Vnlir  herre  waz  gehorfam  unz  an  den  tot.  vn  iwer 
inje  nihl  nah  volgel  mit  rehter  gehorfanii.  der  l'ol  niemir  lailhaft  wer- 
den liner  gehorlann".  Alfo  lol  der  nienfche  iniiirme  herren  nah  uolgen.  70 
vh  lol  vröge  vn  ipate  berait  fin  ze  gehorfanii.  Der  wiliage  Iprichit 
mane  altabo.  Ich  wil  ftan  vriige  vh  wil  warten  waz  dinü  gebol  iin. 
daz  ich  dinen  willen  behalte,  allo  fol  der  menlche  Iprechin.  ich  wil 
vröge  VII  fpa?te  ftan  vii  wil  warten  waz  miner  niairtirlchefle  wille  li. 
daz  ich  daz  behalte,  dnr  die  ininne  die  ich  ze  gölte  han.  Vnlir  herre  75 
fprichit  in  deme  ewangelio.  Alle  die  mich  minnonl  die  wil  ich  vrüge 
ffichin.  ob  ich  fü  vinde  an  gälen  werckin.  an  deme  gebette.  aide  an 
der  gehorfanii.  vh  an  andiren  guten  werckin.  vn  die  ich  denne  vinde. 
mit  dien  wil  ich  fin.  vn  wil  fi'i  troften.  Svvelck  menfche  du  drü 
dinch  an  ime  vindet.  daz  fol  iine  ain  [16  cj  Urkunde  fin  daz  ez  irwelt  80 
n.  Daz  andir  ift  ain  für  irwelunge.  daz  ift  alfo  vll  alf  ain  beftielinunge. 
der  irwelunge.  Daz  du  abir  inftandef  ob  du  für  irwelt  bift.  dez  gibe 
ich  dir  ain  Urkunde  an  drin  dingen.  Daz  erfte  ift  ain  vinbefchöwnge, 
daz  du  dich  umbe  feheil.  wie  du  din  herce  unde  ellü  dinü  werch 
vindeft.  vnde  nim  war  waz  goltes  gaift  in  dir  rede.  Der  wiffage  85 
fprichit.  Audiain  quid  loqualur.  Ich  wil  mich  umbe  fehin  vn  wil  hörin 
waz  gol  rede  ze  miner  feie,  vh  wil  warten  wannan  mir  goltef  gaift 
kome.  Sanclus  pauluf  fprichit.  alle  die  die  goltef  gaift  nihl  hanl  die 
fint  von  ime  gefchaiden.  alfo  fol  der  menfche  war  nemin.  wa  der 
gute  gol  her  kome.  Nu  fprichit  der  wiffage.  nül  ab  Oriente  neque  90 
ab  occidenle  neque  a  deferlif  monlibus.  Unfir  herre  kumel  nül  uon 
deine  urfprunge  der  funnun.  Bi  deme  urfprunge  der  funnun  ift  be- 
zaichinl  vranzpiitichail.  deme  alliz  fin  dinch  nah  finen  willen  gal.  vn 
nah  wnfche  deme  kumit  vnfir  herre  niht.  ez  waere  ain  vii  tuginthaft 
herce.  daz  got  da  inne  irkandi.  fo  ime  alliz  fin  dinch  nah  willen  gienge.  95 
Bi  der  funnen  vndirgange  ift  bezaichinot.  belrüpfali  vh  widirinöti.  da 
fl6d]  küinil  vnfir  hercr  nihl.  wan  daz  trübe  herce  ift  gehch  deme 
trübin  wazfir  daz  irgozlln  ift.  dar  in  wirfei  der  vifcher  fin  netze, 
vnde  vahit  vii  groze  vifche  vh  fo  daz  weltir  ie  fterckir  ift.  fo  ez  ime 
ie  baz  gat.  Ze  gelichir  wiz  tut  der  tienil.  alf  er  fiht  daz  der  menfche  lOO 
belrübit.  ift.  fo  wirfei  er  fin  netze,  daz  ift  fin  rat.  vh  fin  raizunge. 
vii   vahit   uil   manigen   grozin    vifch.    daz    ift.   daz  er  deme    menfchin 


70   Phil.  2,  8.         72    Ps.  5,  4.  76    Marc.  13,  35  fg.  82    HS  daz  und  Dez 

86    Ps.  84,  8.         88   Rom.  8,  9.         90   Ps.  74,  6.         96   der  luime.i  iltl  HS  dez 
t)runiien  ilt 


534 

henliiit!  niänige  andöhl.  g^tt*.  vfi  pitfipr  iioHer.  vii  manich  tiig^inllich 
werrh.  «Iii  der  mciirrhc  IfPl«'.   <ib  er  niu'  bolrrtplali   \vaM"t'.    viule  It»  du 

^^'*  betpfipltili  U'  oro/ir  llt.  it»  dtT  liovil  iV  nie  gevifchdl.  Der  willaa^t* 
l'prichit.  da/,  unlir  hcire  ocli  nilit  kiiinil  deine  beirfibileii  /uenfcfn'n. 
Er  enkuinit  öch  nihl  uon  dien  \\  Iteji  bergin.  da  bi  Ihil  bezaiehinot  du 
u  rien  herein,  ez  finl  etliche  lüte  die  hant  alle  \Vfln  Herren,  vnde  lo 
krumbi'i  hereen.   da/,  fü  fich  nihl  kunnen  gefiloin  zfl  der  gnade.   di«Mi 

110  kiunit  Mch  i'innr  licrre  niht.  Ipriehit  der  wilTage.  wannan  kiimil  i'infir 
lierre.  Er  kuinit  von  deme  warniin  lande.  Dens  al»  aultro  neniet. 
Daz  llfet  man  in  deutroiionno.  Er  knmit  \on  phonnvn  vnde  kninil 
von  deine  hailigen  berge,  der  da  getailil  ill.  Bi  der  jihönnnn  ifl  be- 
zaichiiil  daz  hcrce  daz  der  [IIa]  niinne  vil  het.     Dr'i  fonne  ilt  warn. 

IIT)  vil  bringit  den  regln,  ze  gellchir  >viz  ill  och  daz  herce  warn,  daz  der 
ininne  vol  ift.  vii  di'i  minne  bringet  gerne  den  lYizin  regln,  daz  ifl  dii 
lilze  andaht  vii  die  friihtbflpren  trehine.  ze  denie  knmit  unllr  herre 
daz  von  der  minne  warn  ilt.  daz  ilt  daz  warme  lanl.  Er  kuinil  och 
ze  deine  hailigen  berge,  der  getailit  ilt.  da  bi  ill  bezaichinot  daz  raine 

T3()  herce.  daz  l'ine  knrzewile  ITickit  vf  deine  hiniiHVliin  berge.  Mide  daz 
lieh  het  jjelailil  von  allen  irdilchen  dingen,  dien  kumil  och  vnür  herre. 
Daz  andh"  ill  ain  wartnnge  wan  h'fet  in  tobia.  von  ainir  vrown  th'i 
hiez  aima.  dil  faz  vT  aiine  höhin  berge  vn  li'igeli  wenne  ir  fnn  keime. 
Bi  \ron  annnn  ilt  bezaichint  ain  iegelich    fjplich   menfche.    daz    iinllrn 

125  Herren  gebirl.  daz  f(d  lltzen  vf  aime  höhin  berge,  daz  ift  daz  nn'i.e 
herce  daz  lieh  irhohit  het.  von  allir  der  weite,  da  l'ol  der  meidche 
fitzen,  vffin  l'in  herce  mit  gedanchin.  vnde  Ibl  l'ehin  wa  ii-  kini  her 
kome.  ihefns  chriltns.  daz  Iprichit  ain  wife  man  an  nnllrs  lierren  ItaMle. 
Sa^liger  menfche  ich  bin  din  kint.  wan  du   gebirll    mich    galllliche    in 

130  «liner  feie.  Daz  dritte  ift  ain  voi  befmakunge.  da  von  fprichit  der 
wiffage.  Gnitate  fl7  b]  et  nidele.  virftant  vii  fniekint  \u  enphindent 
denne  wie  ITize  vnllr  herre  ifl.  Sanctus  Augnflinus  Ich  l)in  geuar 
wordin  ainir  wndirlichnn  lüzichait.  vh  wa^re  ich  ivl  langir  da  inne 
beliben.  daz  wa're  mir  ain  himilriche.      Alfo  fol  der  menfche  gedenchiii 

V\ü  an  vnfirs  Herren  fuzichait.  daz  er  inwendich  ITizichail  \on  gölte  en- 
phahit.  wan  lifet  in  libro  indicum.  von  Hern  fandone  der  gie  zainem 
male  an  aine  ftat.  da  bekam  ime  ain  löwe.  vnde  brach  er  ime  »hm 
inunl  vi.  vn  vant  ime  honich  in  deme  mnnde.  Bi  hern  fainfone  ift 
bezaichint   vnllr  herre  ihefns    chriltus.     Bi  deme    lewin  ift   bezaichinol 

' ...!i    >'li — Wi .     ;.■'. — i':i     ./i.".i( 'rH- i i.    ..■'1 — hfi ■ ^: ^- ^^r- 

lOB  ^file]  nW/riV/i/ j.fiip  jr<'<li'"l^e  112  Vichnt-hr  Miu:  %'ii.  122  Tob.  11.  ß. 
VM    Ps.  3;^,  8  im   Jiid.   19,  5  fgg. 


535 

d<^r  faßliVe  mcnlclie.    der   allo    llavcli  ill  \m  allo  iieflc.    daz  ez  iiihaiu  UO 
dincli    von    goito    gofchaidin    mach,    vii    daz    ab    enhainir    bekonmge 
irlchrichil    wan  daz   In  reht(^  nefle  iinde   ria^liclichc  ooHe   dienonl.  die 
ünl  gt'Iirh   dt'iii    lewin.     Waz    liit    tlenne    unfir    lierre.     Untri'iwin  er 
kiimil  dar  iinde  gtlchovvet  die  Tele,   vnde  daz  herce.  vnde  brickit  daz 
herce  deine  vf.  vn  nimet  daz  honich  daz  il't  dez  hercen  luzichail,  da  Ufi 
mitte  wirl  denne  unfir  herre  ffefpifet.  allb  fprichit  ain  wife   man.    daz 
raine  herce  vn  daz   ruz(^    herce    daz  ifl    ain    fpile    vnfirf   herren.     Ei- 
wil  von  dez  menl'chin  rözichait    gel'pifet    [17  cj    vverdin.    Ivver  du  dni 
dinch  an  ime  uindet.    daz  ift  ain    urkiinde    daz  er  für  irwell  fi.     Daz 
dritte  ift  ain  wonunge  in  der  himiifchun  phallinze.    vnde  in  deme  got-  150 
lichin  gezelte.  waz  ifl  unfirs  herren  gezell.  daz  l'prichit  ain  wife  man. 
daz  ift  fin  zefewe  vnde  fin  winftin'i.    fo  er  die  leio   genimet    in    fine 
arme,  vnde  li  nnibe  vahit.   fo  ift  fi  in    daz   golliche   gezelt    genifphilt. 
Wan  lifet  von  deme    kimige  Affuero.    do  der    fine    vrown   nam    vi'on 
Iwjfter.    daz  fin  gezelt  alliz    waz  von    golde.    vi»    waren    dti    fail    fidin  155 
da  mitte  man  ez  vf  fpien.  vii  die  nagile  waren  guldin.  vnde  die  ringe 
heltinbainin.    vnde  alle  die  ze  deme    hone    waren    die    Irnnckin    vnde  "* 
azfen    vzfir   filbirinen    kopphin.     ßi  deme   hohgezite   mugen    wir   wbl 
merkin.  daz  daz  hohgezit  uil  rilich   vnde  vii   herlich  ift.  da  got   unfir 
heire  fine  gemahilun  ze  hone  ffiret.     Sit  daz  ellü   du    fchonhait    vnde  160 
dii  herfchcifl.  dii  uffin  ertriche  ift.  ain  vnfübirchait  ift  widir  der  fchon- 
hait dez  himilrichis.     ßi  deme  kiinige  affuero  ift  bezaichinot  unfir  herre 
ihefns  chriftus.    der  name    affveruf    het    drie   betiitiinge.    die    man    an 
nnlirme  herren   bezaichinen  mach,   daz  erfte  ift  hoftium.    daz  ift  unfir 
herre  haizit  ain  U'ir.  dar  an  merchint.    daz    unfir   herre   ain   tiirwertir  lfi5 
J17d]  wil  fin.  da  Im  gemahile  ze  houe  vert.   Alfo  fprichit  unfir  herre. 
A  liebü  iuncurowe  vnde  min  fchönii  geinahile.  ich  wil  felbe  torwerlii- 
fin.  vnd.e  wil  dir  die  himiifchun  porte  uf  tön.  vnde  wil  dich   vröliche. 
vnde  minnecliche  enphan.  mit  der  engil  fange  vnde  mit  alleme   himil- 
fchin  her  fo  wil  ich  dich  hiite  enphan.    mit    vröden.    da   wirt  dii   feie  170 
enphangen  in  daz  gotliche  gezelt.    vnde    unfir   herre    wirl    fprechinle. 
0  du  vii  minniciichü    feie,    hüte  folt  du  dich  vröwen    mit    mir.    vnde 
alle  vrode  dez  himilrichil  wil  ich  dir  evvieliche  gebin.  vnde  mich  feibin 
gip  ich  dir.  alfo  daz  du  uon  mir.  vnde  ich  von  dir  niemir  me  gefchaide. 
da  nimet  ain    ende   ellü    trüricliait.    ellü    befwfprde.    ellü    arbail.    libef  175 
unde  hercen  gerfiret  dich  niemir  me.  da  enphahi.st  du  me  vröde  denne 
din  begirde  begrifen  muge.  vnde  me  denne  diu  feie  umbe  vahin  muge. 

154     Kslh.  1,  6  fgg.  175     ellü   Inu-ichait]  HS  allir  tnirechail 


636 

da  fwebtH  vnde  i'wimmel  diu  feie  in  deme  honich  brunnen.  daz  ilt  du 
hailige    driuaitichait.     Daz    aiidir    iil    alria.    daz  iii  aiii  IVitliot'.    dar  an 

180  uierchiiU  daz  iinfir  herre  die  l'a'ligun  feie,  wirl  vrient»!  von  allir 
niairtirichefle.  von  allen  bandin.  daz  du  ienur  me  Coli  vrigd  nifllel. 
uriges  willen,  vnde  alliz  daz  du  will,  vnde  alliz  dez  dich  lullet,  daz 
loll  [18  aj  du  vrieliclien  tön.  an  alle  uorhte.  da  wirl  unfir  herre  zu 
der  Tele  Iprechlnde.     Suzü  unde    Ichonii    gemahil.    ich  wil    dich    hille 

185  vri  niachon  nun  allir  uorhte.  uon  allir  niailtirl'chefle.  uon  allen  banden, 
ich  wil  dich  hüte  enbindin.  uon  gehoriami.  non  belwnginrcheth*.  wer 
du  durh  mich  befchlozzin.  unde  geuangin.  dar  unibe  ful  dir  alliz  liimil- 
riche  olfin  Im.  daz  du  vrielich  gängelt  und  riell  Iwa  du  will.  So 
Iprichit   denne  du  Tele.    A  nun  vil  wnnedicher    got.    halt   du    nur  nu 

190  gwalt  gegebin.  vbir  alliz  hiniilriche.  Tone  wil  ich  nihlif  nihl  haben  ane 
dich,  ich  wil  dich  haben  und  alle  himilfche  vroude.  mit  dir  liebir  min 
gol.  nu  lege  mir  dine  winftrun  uf  minen  nak.  »md  trucke  mich  an 
dich  mit  dinir  celuen.  da  umbe  uahil  unfir  herre  die  feie,  mit  llnir 
golhait.  und  mit  finir  menlfchait.  und  fetzit  fie  an  lln  fchoz.  und  zartel 

195  ir  da  nietet  fie  fich  fin.  nah  ir  willin.  iemir  me  ewekliche.  und  alle 
uil  ir  girde  begrifm  mac.  vnd  me  denne  fi  goltis  müge  begeron.  aide 
ir  girde  müge  begrifm.  noh  me  flüzil  er  in  fie.  mit  llnir  gotlichun 
fözekail.  Daz  dritte  ift  beatitudo.  daz  Iprichit  ain  ganzi'i  felkait.  da 
het  du  feie  denne  begriffm  daz  oberoft  gut.   und    die    ganzun    felkait. 

200  fo  Iprichit  du  feie.  Hec  requiei  mea.  Diz  ilt  min  ruwe.  min  vroude.  und 
min  erbe,  daz  ich  bin  komin  zö  dem  obiroften  gut.  und  ich  [18  b] 
bin  geugit  zö  der  ganzun  felkait.  denne  lezzil  iinfir  herre  die  feie 
nidir.  und  wirl  felbe  fchenke  unde  Iruhfa^ze.  Alfo  Iprichit  üullr  herre 
indem  ewangelio.     Denne  wil  ich  minü  kint  nidir  fezzin.  und  wil  felbe 

205  die  trabten  vur  tragin.  da  wirl  dii  feie  gefpilit  mit  dem  gollichin  anl- 
lüte.  Vnde  Iprichit  ünnr  herre.  Comedite  et  bibile  ainici  mei  et  c. 
Ezzint  und  Irinkinl.  und  werdint  Irunkin.  uon  minem  gollichen  fpiegil. 
und  fehent  iuwer  feie  in  mir,  und  wil  in  iv  uliezin.  0  we  feligii 
feie,  wie  groze  denne  diu   uroude.  diu  wnne.  diu  fuzekail  ili.   lo  dich 

210  gut  allumbe  uahil.  und  dich  befchlüzil  infin  gotliche  anne.  und  du 
gefaltot  wirft,  mit  iinir  oberoftun  gnade,  un  er  dich  durh  llüzil  mil 
der  ganzun  felkait.  die  uroude  enmac  wedir  herze  gedenkin.  noch 
muul  gefprechin.  0  we  und  mebli  denne  du  feie,  her  widir  gedenkin. 
aide  mehti  fie  dehain  vnuroude  han.  lo  wer  ir  der  minnelle  gedanke. 

188  Mil  18  a  hpginvl  die  zweite  Hand.  192  Cant.  2,6.  8.4.  200  Ps.  IHl, 
15.         201    IIS  obirolle         20«   Cant.  5,  1. 


537 

(laz  miniiefto  wnrt.  da  mit  fie  »ot  ie  irziirnde.  daz  were  ir  ain  iamir.  215 
daz  fit'  ie  clain  aide    jiroz.    widir    den    gitel.    indef    arme  fi'i  fich  hat 
oewiidiu.     0  we  waz  lie   denne  beo^rifferi  het.    an   dem   ellü    uroude. 
ellti  fi'lilc.  ellii  fuzekait.  und  ellu  wnne  ift.    0  we  feie  daz  du  ie  ivt 
oedalilol'l.    wan    an    die    ganzun    felkait.    daz    du   ie    ivt  geminnotüri. 
wan  daz  überolle  gut.   daz  du  ie  ivt  gefpreche.    wan  fin  lop.    daz  du  ie  220 
dchaiii  [18  (']  werke  getelo  wan  in  finer  miiine.  mehti  dir  daz  lail  fin. 
ez  were  dir  ain  biUirkait.  daz  du  alle   dine    girde.    alle    diiu^    nroude. 
alle  dine  ITizekail.  an  dem  nilil  ffditoft.    nnd  daz  du  in  niht  minnolofl. 
uon  aller  diuer  krall,    der  dir  nn  Co  gar  lufteliche  und    luzeclielK^  il'l. 
0   we  leligu  feie,  im  foll  du  dich  lin  nieton   nach    dinem    wHlin.    und  225 
nach   dinir    hegerunge    i'wie    du    will.     Seligir    nientfclie.    will    du    uu 
ludiirlirhe  und  fcliiere  komen  zii  der    uroude.    fo  folt    du    dich    ulizin 
drier  dinge.     Daz    erfte  ift  daz  du  ganze   minne  ze  got   haheit.    uon 
allim  dinini  heizin.   nnd  uon  allir  dinir  krafte.    und    daz    du    alle    dine 
girde  an  got  fezcel't.   und  daz  du  rehle  ain  fenunge  nah  im  haheft.  daz  '^-^'^ 
ilich  alliz  daz  niht  gelroii'liu  miige.  daz  uffiu  ertriche  ill.    und  daz  du 
alfo  grozin  iamir    nach    got    habelt.    daz    dich    ellu   du  vvnne.    ellü  dii 
kurzewil   du  uffiu    erlriche    ift.    daz    dir    daz    ain    bitterkalt  fi  an  dem 
herein.  uH  dir  all? ine  got  uroiliche    und  fuze  lie.     Denne    fprichit  du 
feie.     Owe  fuzir  got.    owe  minneclichir  got.    owe    uroilichir    got.    ich  23-» 
bin  nach  dir  fiecli.    und  hau  fo  groziti  iamir  nach  dir.  daz  mich  alliz 
<!az  niht  getroltin   mac.  daz  uflin  ertriche  ift.     So  fprichit    du    feie    iu 
der    minne    buche,    filie    ierufalem.     0  ^\e    ir    tohtran    uon    ierufalem. 
uudc  ir  iüucfrowau  von  der  himiifchun  hierufalem  kimdint  mime  liebe, 
daz  [l>Sd]  ich  fiech  uon  minnen  bin.  und  mich  ellü  erzeni(;  niht  ge-  240 
hailne  mac.  wan  fin  uunneclichis  umbeuahin.     0  we  fprichit  fie  denne. 
als  der  gut  fant  paulus  fprach.     0  we  minneclichir  got  loife  uuch  uon 
dirre  welle,  daz  ich  dich  gefehe  in  dinen  eron.  we  liep    du  bift    allir 
uiiuir  troll,  elliv  min  uroide.  ellv  min  zuverfiht.    und  ellü  miu    felkait. 
ü  we  Uli  Irofte  mich  herre  ez  il'l  an  der  zit.  mich  enmach  ellv  du  weit  245 
niht  getroftin.     Wixn  lifit   uon    fant    /Vgatun.    du  hat   ainen    miunenden 
fiechtagin.  du  fprach   alluf.     Alle   lipliche    erzenie    han   ich    uirfmahil. 
fundir  allain  minif  liebin  herrin  wort  mugin  mich  gefunt  machon.     0  we 
geminneter  got.  ich  bin  gar  uz  der  maze  vunt.   uon  dinir   minne.    nu 
hail  mich  geblümter  got.  ane  dich  mac  ich  niemir  werdin  gelinil.    Alfo  250 
fprichit  der  wiffage  dauid.     A  fuzir  got  mir  ift  gebroftin  daz  ich  uir- 

238   Canl.  5,  8.  239    mime]  HS  miiie  

Altd.  Predigten.  35 


53S 

derbin  niiiz.  du  ciilroirioll  inicli.  Allo  Ipritliit  du  feie.  Mir  Ml  daz 
hcTZo.  min  iiirl'oril.  d.iz  t'Z  nicmir  wir!  i^rl'iint.  nach  ilicl'u  iniine  liebe. 
der  inaeliot  niine  Tele  wnrd.    allo   lolt  du  bau    ain    ininnende    lenunge. 

2r)5  Daz  ander  ill  daz  (Ui  yanzin  vnd  l'tetin  uride  babel't.  inil  go\.  mit  dir 
feibin.  vncb'  mit  allen  dinijen.  nnde  Inlt  fprecbiii.  alle  der  wiffage  dauid. 
In  pace  in  id  ipsum.  Ich  wil  IVblapbin  in  dem  uride.  unde  wil  ewee- 
lirbe  rihven.  mit  ünfirme  benin.  unde  mime  herreti.  vnde  [19  a]  mime 
got.  unde  wil  rthve  unde  iiride  ban.  mit  allen   dingin.     Daz    dvWo  il't. 

■'''•f  daz  du  l'olt  zierin  dine  feie,  nul  tugintlicbim  vlize.  wan  lilit  uon  der 
utiueoin  bester,  do  li  zft  dem  kiinioe  ai'wcM'o  folt  g-an.  (b>  clait  l'i'i  fieb 
mit  (b'm  edelol'tim  gwande.  uon  allir  welle,  unde  gebaret  lieb  do  lo 
zartelicbe.  unde  lo  herlicbe.  daz  ez  aiie  maz  waz.  und  fürte  fie  denne 
ain  iuncfrowe.  uffin  die  lainde  fie  lieb,  du  andir  hübe  ir  dii  claidir  uf. 

205  Bi  d(M"  ki'inegin  hefter  ift  bezaichiut  ain  ielieb(>  feligi'i  fela.  Hefter  daz 
fpricbit  ain  vberigü  vrouwe.  du  wol  geziert  ill.  daz  ift  du  feie,  du 
ilt  nu  uirborgin.  du  fol  wcd  gezierte  lin.  vnde  geclaidit  mit  cdilen 
tuginden.  fwenne  der  biuuifibe  kunic  naii  ir  fende.  daz  fie  mit  eron 
zehoue  uar.  vür  den  grozin  got  uoii  biiinlrichc  und  \ur  alliz  ingefinde. 

270  0  we  feliffü  feie,  nu  folt  du  wizzin.  daz  dich  da  zehoue  niht  zierit 
wan  tuginde.  fo  dii  feie  ie  me  tugintlichir  werke  zehoue  bringit.  fo 
ir  gczierde.  unde  ir  ere  grozir  ift.  Vntrihvon  du  feie  mßz  ouch  ain(» 
iuncfroweu  haben,  uffin  die  fu  lieb  laine.  daz  ift  du  miime.  ufliii  di»? 
lege  alle  diu  arbait.   unde  diuin   kumliir.    lo  liillit  fie  dir  ez  allif  liblee- 

275  liebe  tragin.  fie  muz  ()U(;b  ain  bähen,  du  ir  diu  claidir  uf  habe,  daz 
ift  du  ftetekait.  daz  du  diu  giitif  lebin  an  diu  ende  bringell.  |19  b] 
Vntrüwan  fo  denne  der  tot  kumit.  fo  fpricbit  der  mentfche.  Ich  lobe 
dich  blugendir  gof  diffis  tagif.  daz  ich  irloefit  fol  werdin  uon  difun 
kerchcr.  gel'ahe  mich  gol.  daz  ich  diz   zit.    unde    difiii  tac  ie  gelebte. 

280  daz  ich  den  blüginde  got  fol  gefebin.  in  allir  finir  bcrfcbefle.  diz  ift 
der  lac.  des  ich  ie  wnfchte.  (\e\'  ich  ie  gerte.  dez  mich  ie  gclulle. 
uffen  difin  tac  uroite  ich  mich  ie.  wan  ez  ill  ain  tac  hiile  allir  minir 
uroude.  und  ich  uirgezzin  allir  minir  arbait.  uii  fol  nn'l  linem  gotlichiu 
anllute.    getroiftit   werdin    allif  minif  laidi.s.     A  du    nunnedichir    got. 

285  lebindir  got.  fchoenir  got.  bluegindir  got.  enpfalie  hiile  miiie  Icle.  in 
diu  gollichez  gezell.  und  madie  mich  uri  allir  arbait.  undteiiahe  uu'ch 
mit  dinir  gotlicbun  luezekait.  Da  enpfahil  er  fie  mit  allim  hiinilfcbin 
her.  und  fpricbit.  auele.   Gol  halt   dir  Au  allir  liebelte,  du  enpfahe  bi'ile 


252    Mir    ist   usw.]   lies    Mirsl    usw.:    zicei  Verse  aus  einer   Mbelunginslrophc. 
257   Ps.  4,  9.        2G0  sott  fehlt  US.        2C1    Esili.  15,  4.        288  M.-.iiii.  28,  9. 


539 

den  lobinde  grüz.    iion    ininoni   mundo.     Ich   wil  dir  hüte  uf  tön    alh; 
himilCrhe  nroide.  und  mich  feibin  ane    fchaidin.     Wan    lifit   uon   hern  290 
ßcniamin.  dem  wart  der  gflt  fegin  gegebin.     Benyamin.  Benyamin  der 
ift  gol  gar  liep.  uii  got  wandelot  mit  im.     Den  fegin  git  ünfir    herre 
der  feie  ze  himilriche.  unde  fprichit.     A  liebü  ivncfi'owe.    ich  wil  dir 
hilte  den  gutin.  uii  den  lebendin  fegin  gebin.     üaz    du   mir   gar   liep 
bift.  und  di'i  liobi  fol  niemir  me    [19  c]    dehain    ende    gewinnen,    ich  295 
wil  ewecliche  mit  (b'r  fin.  und  mit  dir  wandelon.  fwie  din  girde  gerle. 
denne  umbeuahit  er  fie.  und  fprichit  zfl  der  feie.     Ich  gibe  mich  dir. 
und  ffige  mich  in  dinen  willin.  füziu    irweUiu    gemahil   min.    du    habe 
mich  nach  dinem  willin.  fwie  du  wilt.   der   blugendir   got.    def  du  ie 
crerotoff.   nah  dem    du   dich    fenetoft.    nu   halt  du   mich   begriffin    ane  300 
fchaideii.  nu  habe  mich  nah   wnfche.    und  nah    dinem   willen    fwie  du 
wilt.    und  fwaz  din  oirde  gert.    daz  habe  an  mir.    fwaz  du    wilt    daz 
wil  euch  ich.    du  bilt  nu'n  geminueliv.    und  ich    din    geminueter.     So 
fprichit  deuue  du   feie.    Nu  hau  ich  giifcshin  mit  minen  ougin.  daz  ich 
geloubte  in  minem  liorzin.    nu  hau    ich    den    umbeuangin.    mit    n)iiien  n05 
armen,  den  ich  uerre  gruzle.  nul  dem  munde,  und  ich  bin  gar  durhe- 
flozzin.  und  befc^phte.  in  der  gotlichun  fuzekait. 


XXXllI. 

Unfir  herre  fprichit  in  deme  ewangelio  ze  finen  iungiron  Manete 
in  nie  et  eyo  in  vobif.  Belibent  in  mir.  fo  belibe  ich  in  iv.  Nu  funt 
ir  merchin  daz  wir  in  gölte  nivt  mugin  beliben.  alf  er  in  unf.  wir 
mugen  nivt  g(!fliefin  iiifine  nature.  allir  creature  ift  daz  reht.  vil  ift 
alfo  gordinot.  daz  enhain  creature  indie  andirun  gevliezin  mach,  wan  5 
daz  ainiv  vil  hohire  edili  nu'iz  hau.  Vnde  div  andir  fwechire.  alfo  fint 
alle  creature  gefnget.  Vndir  allir  der  creature  div  ie  gefchaffen  wart, 
fo  enifl  dehain  creature  fo  hohir  edili  fo  div  feie,  vfi  da  uon  mach 
in  die  feie  nivt  gevliezin.  Wan  fi  ift  ob  allir  creature  gefchaffen  vn 
enmach  div  feie  mit  nivte  werdin  irfüllet.  wan  mit  gotlichir  nature.  10 
Nu  mehtint  ir  fprechin.  wie  mach  fich  daz  gefügin.  daz  div  hobilfünle 
der  feie  fo  grozin  fchadin  tut  vn  fi  alfo  fwaere  machit.  daz  fi  in  die 
tieffun  helle  uallet.  vn  div  fünde  doch  nivt  vlüzet  in  die  feie,  daz  funt 
ir  wizen.  daz  div  fünde  fich  klaibit  an  die  feie,  daz  fi  uon  der  fünde 
ir  fchoni  uirlivret.  die  fünde  henchint  fich  in  allenlhalbin  an  die  feie.  15 
daz  div  lihte  feie  alfo  fwere  wirt.    daz  fi  uon   der  fwferi  uellil  indaz 

291    Deut.  33,  12.         2   Joli.  15,  4.         9   HS  div  feie  in  nivt 


540 

tiofr»!  npjTnindo.  Nu  fiinl  ir  nuM-cliiii  nii  ilion  t'rrit'ii  wdilcn.  daz  nnlir 
lierre  (prirliil.  Beliliint  in  mir  In  htlihf  ich  in  i\.  nn  mutcImiiI  wie 
wir  inodltc  ningen  Iiclilien  wir  mnoin  andirl   nivt    in  inic  bclibtMi.  wan 

20  in  linen  gcliolten.  vudi)  in  fincn  hiildiMi.  Er  rpricliil  allo  in  denie 
«nvangelio.  daz  ilt  min  gebot  daz  ir  ain  amiir  niinntMit.  all  ich  i\ch 
geminnel  han.  daz  vnde  andir  (in  gebol  Inn  wir  vlizich'cho  liallen.  lo 
bt'libon  wir  in  Inien  huldin.  vn  !e  in  liner  ininne.  bchben  wir  allo  in 
inie.   l'o  belibit  er  ücb  in   vnl.      \\u'    I)olibel    unlor  herrc  in   vnf.    alle 

2j  div  l'unno  in  dcMue  lufle.  div  lunne  bilibcl  in  domo  lüfte,  vnz  fi  div 
naht  uirlribet.  alfo  belibet  uniir  herrc  in  der  Itde.  unz  in  div  naht  der 
liübillnnden  uirtribet.  Ez  gelchihl  ocb  dicht'  allo.  daz  div  lunne  in 
d(  ini!  lulle  ilt.  unde  engit  doch  iiiht  liehlil".  ul  daz  ertriche.  daz  ift  lo 
ain  wolchin  drundir  gat.   lo  cidial    div    lunne    niht    delte    ininre    kraH. 

^  '  vn  engit  doch  niht  liehlil'.  Allo  gelchihl  dem  menlchin  diche.  daz  ain 
iitibil  wolchin  iibir  lin  herce  gat.  ain  anuehtinigc  odir  ain  betrübide. 
odir  uon  ta^gilichir  l'unde  ain  wolchin  übir  gat.  daz  div  lunne  der 
gnade  niht  fchinen  mach,  vn  enilt  dtuli  ni\l  unfir  herre  dainian  geuarn. 
er  ift  alliz  an  in  der  feie,  unz  in   (ii\    hobitfünde    dannan    tribel.     Ez 

3.5  gefchilil  abir  diche  daz  ain  wolchin  ubir  dez  menlchin  herce  gat.  daz 
div  funne  der  gnade  nihl  krefticliche  gefchinen  mach.  Er  belibet  och 
in  vnf.  alle  div  lunne  in  deme  ylafe.  div  l'unui'  fchinet  in  daz  glaz. 
unde  wirt  daz  glaz  uon  der  fininen  fchine  fchone.  \n  wirl  och  dez 
glanzef  uol.  vii   lihl  man  denne  <lio   funnvn  <iur  daz   L'laz.  alfo   fchinet 

40  unfir  herre  in  die  feie.  Aiide  alle  div  lunne  cirvlivzet  indcnu'  glale. 
\n  ir  glänz  da  inne  zirlüt.  alfo  zirvlivzil  iiufii"  lu'i're  gol  in  der  Idc 
Vnde  alfe  man  der  furnivri  glänz  fiht  dur  daz  glaf.  allo  übt  man  vz- 
wendich  an  def  menlchin  werchin.  daz  uidirf  hcrren  gnade  in  der  l'cle 
inwendich  ift  zirvlozin.     Unfir    herre    belibet    t»ch   in   vnf  alfo    ilaz   für 

45  indeme  ifine.  fo  daz  fiir  zitviivzel  indenu;  ylino.  fo  wirl  daz  ylen 
fchone  uon  dem  furo,  inido  will  reble  goldo  gelicli.  a  fo  wirt  ez  dur- 
livhlel  uon  deme  füre,  ez  wirt  och  alfe  linde  daz  man  druz  mach 
machon  fwaz  man  wil.  Ez  wirt  och  alfo  linde  daz  man  wol  ain  in- 
gefigil  drin  druchit.  ez  wirl  ocb  alfo  zaihe.  daz  man  ez  vil  kume  zir- 

50  brechin  mach,  ez  wirl  ocli  allo  uorhtlich.  daz  man  ez  nivl  an  ge^rillon 
mach  mit  blozen  handin.  Div  feibin  üvid"  dincb  di\  finl  bezai<hinlich 
an  der  feie,  fo  unfir  herre  in  fi  \livzit.  So  wirl  fi  fchone  ano  maze. 
von  deme  nn'nniclichen  invluze.  wirt  fi  gerainel.  uon  dien  liuidon.  div 
feie  wirt  och  alfo  linde,  vii  alfo  lenfte.    daz    man    uun  dem  menlchin 


29    itach  krall I  IIS  in  ir  luall  47    man  nach  daz  fclill  IIS. 


541 

niachot  wo!  fwaz  iiiaii   wil.     Daz    mcnfchc    wiit    alfe    gelaifiuii?.    imdc  55 
alfe  gehoifaiii.  daz  man  mit  imc  tut  fwaz  div  gehoifami  wil.     Div  felo 
wirt  och  alfe  linde,  von  dcmc  frotlichin  invliizc.  daz  iinfir  hcnc  zvvai 
iüfijLjil  drin  druchit.  er  drucliit  iin  inügil  in  die  Tele,  daz  er  ir  fclieppher 
ift.  daz  er  l'i  fchüf  nah  l'ime    gotlichin    bilde,    vnde    git    der  feie  zir- 
kenninne  ir  groznn  wirdichail.     Er  druchit  öoli  iin  ingel'igil  in  l'i.  daz  60 
er  ir  irlöfer  ift.   vnde  git  ir  dar  an  zirkenniinie.  daz  fi  inie    alfe    liep 
waz,  daz  er  fi  mit   nivte    wolle   iöfin.    wan   mit   fime  tode.    er  wolle 
flerbin  dur  daz  fi  lebindich  wrde.     Div   feie  wirt  och  alfo    ftarch.    fo 
unfir  herre  in  fi  genlivzet.  daz  i'i  der  tieuil  niht  mach  überwinden  an 
dehainir  bechorunge.  Si  wirt  och  alle  edile.  nri  alfo  vorhtfan.  daz  fi  alfo  65 
durlivchlet.  daz  machet  daz  fi  der  tienil  niemir  getar  an  gegriffen,  mit  l)lozir 
hanl.  daz  ifl  vlaifchlich  girde.   vii  vlaifchlich  anvehtunge  da  mitte  gelar 
er  fi  niemir  an  gegrilFen.    er  bewindit    abir  die  haut,    vn  griffet  fi  vil 
wol  an.    daz  ifl  alfo.    er  griffet  fi  an    mit    gaiftliehir    bechorunge.    vri 
mit  i^aiftlichen  dingen  daz  ifl  an  der  gelobe,  vnde  an  züvirfilit.  vn  mit  W 
andiren  gaiftlichen    dingen,    daz  ift  alfo.    da  mitle    bewindit    der    tieuil 
die  hanl.  vii  griffet  fi  an  mit  gaiftliehir  anvehtunge. 


Inhalt  der  Haager  Handschrift,  soioeit  er  sich  in  Ä  und  der 
S.  Georger  Handschrift  nicht  wieder  findet. 
iVflf/)  einer  MUlheUung  Junckölocls. 
XXII.  111  a     Det   sprect   van    vier    vroiidcn   der   giider  seien.    Inebrial)untnr.    üese 
wort  sprect  der  propliete  ende  spreiten  die  worl  aldus.     Gi  sult  dreniien  ende 
dronitcn    werden  in  ons  lieren  luis.     Hir   niede   geft  hi  ons  te  verstane   vier 
vrouden    die   die    selc   ontfaet   alse     dronlien    wert    van    der    edelrc    gotheit. 
Schlufs:    Bidwi   onsen   here    dat   lii   ons   geve  te  derre  bliscap  kortelilie   tc 
coniene,    ende  wi  dronken    muten    werden    nietlen    sciegen    die    dar  ewelike 
drcnlven  ende  drenken  fulen.     Amen. 

XXXI.  136  b  Dits  van  .viij.  saken  dar  got  nienfche  onibe  wart.  Verbum  caro 
lactum  est.  Dese  wort  scrivet  s.  Jo.  ewangeliste.  ende  verconget  ons  der 
mide  die  betfte  mere  die  je  gebort  wart.  Dese  worl  spreken  en  ditsclien. 
Dwort  CS  viesch  worden.  In  defen  worden  verkonigct  lii  ons.  dat  die  pro- 
pbecicn  ende  die  begeringen  der  propbctcn  ervult  fin.  Schlufs:  Aldus  es 
got  menfch  worden  dor  die  lifde  des  menfchen  ende  melier  selfder  lifdcn 
r.uile  hi  ons  brengen  ter  eweliker  lifdcu  dar  hi  selver  es.     Amen. 

XXXII.  141  a  Dit  sprect  van  .V.  saken  dar  nii  onibe  te  crutc  sal  gacii.  Senle 
Gregorius  sprecl.  dat  god  mensch   wart   enhadde  ons  nit  gehoipen  eii  had  bi 

66   daz  machet  fehlt  HS. 


542 

ons  nil  vcriocsl  mcl  liiirc  gclicnedidcr  iiiarlelcn.  P-iioiiibe  est  giiet  ilat  mi 
II  sccRC  van  finrc  inanelcn.  Schlufs:  Occ  lest  iiii  van  s.  Taulus  cii  van 
anderen  licilgen  dafsc  baden  (iinbe  vcriedcgcl  Ic  wordene.  Bid  onsen  licrtn 
dal  hi  ons  sine  genadc  verlenc  ende  helpe  ons  dacr  lii  selver  es.  Amen. 
.\.\X11I.  143  h  Dils  van  .v,  saken  dar  Ihesus  .xps.  on  be  geinariclt  wart.  Niiiian 
en  nenit  van  ini  niine  sele.  sonder  ic  nemse  van  nii  endo  wederiienile.  Dcfc 
wort  sprac  onfe  here  selver.  Hegte  als  hi  sprake.  ini  en  mag  uiman  cii- 
genen  anderen  doet  geven  dan  also  gedanen  aific  selver  wille.  Schlufs:  lli- 
rombe  fiilwi  defcn  oustere  bidden  dat  hi  ons  wille  leggcn  in  sine  wide  rchmc 
dats  in  sin  hemelrike.  alse  bit  selver  heit  in  der  ewangelien.  die  hi  ons  weder 
gecogt  heft  met  sinen  duren  binde.  Ihesus  chrislus  die,  dar  level  ende  reg- 
nen nief  gode  den  vader  in  der  ewecheil  des  heileges  geefJes  in  enen  ge- 
waregen  gode.     Amen. 

XXXIV.  151  d  Det  sprect  van  der  vresfeliker  marlellcn  ons  heren.  Quem  queritis. 
Wem  sucdi.  dese  wort  bescril'l  ons  s.  Jo.  twangelisle  in  sinre  ewangelien. 
en  spracse  onse  here  Ihesus  christus  in  der  nabi  due  hi  wart  gevaen.  Duc 
Judas  en  die  Juden  (|uamen  ende  dim-  snglen  due  ginc  hi  jhegen  hcn  cn 
\ragede  ben  wem  sukedi.  Schlufs:  .Mar  een  igelic  lale  beme  gedentken  wa! 
bis  gebort  heft  ende  veft  in  fin  berte  ende  dragl  in  sinen  wereken  ende 
dancken  onsen  here  sinre  pinon  ende  finre  martelen.  ende  bidden  beme  dat 
hire  ons  delachtech  inake  alfo  dal  wi  inel  beme  besillcn  dcwelike  Icven. 
Amen. 

XXXV.  157  b  [)els  van  der  groeter  minnen  die  ons  Ihesus  xps  loende  an  den  iriue. 
Si  bonum  efl.  Üil'c  wort  sprac  got  selver  dor  Zacbarias  mont  cciis  prophele. 
ende  toent  ons  der  mide  die  grole  ininne  dicre  niet  ons  begini  op  ertrike. 
Nan  derre  selver  minnen  sprac  bi  oec  in  eenre  andere  slal  in  der  ewangelien 
ende  segl  aldus.  (»roter  minne  en  heft  iiiinan  dan  die  es.  da',  cen  vrini  vor 
den  anderen  sinen  lighame  geil.  Schlufs:  Darumbe  efl  orbcriikc  dat  mi  do- 
gcde  ulFent  ende  quaet  lal.  oec  bedi  wale  gebort  dal  got  sinen  locii  heisclil 
ende  will  dat  wi  gelden  dal  wi  seien  sin.  ende  oec  recbl  es  dal  wi  gelden. 
Got  sire  ons  hulpen  tue  ende  lal  onser  noet.     Amen. 

XXXVI.  161  c  Dels  van  der  groeter  pincn  die  Ihesus  Crislns  docgcde.  Ilciy  llely. 
Dcfc  Wort  sprac  onse  here  Ihesus  cbrifiiis  an  den  cnice  en  guden  vrildage. 
(ii  siill  dat  welen  dal  boven  allen  menfcbeliken  fin  es  le  begripene  wal  pinen 
ende  jainers  ane  Ibü  xpö  was.  Duc  linc  edele  feie  van  sinen  kuscben  ligliame 
Beeiden  foude  van  alte  groter  marlelen.  Schlufs:  Nu  sulwi  lieiue  bidden  d-u 
sin  menechfoldecb  doegen  dat  bi  op  erlricke  docgede  dal  bi  ons  gcve  onfe 
docgen  also  tendene  dal  sin  loef  ende  sini-  ere  sie  ende  onse  saiccheit. 
Amen. 

XXXVII.  167  b  Dils  van  der  gruekr  itiarleleii  die  llis  Icil  an  ficn  cnue.  0  \os 
omnes.  Defc  vvorl  sprac  onse  here  Ibc  xpc  ende  geven  ons  defc  worl  le 
verflaen  die  grote  pinc  die  hi  doegde.  Oec  möge  wis  beme  Ic  bal  gclocven 
dat  hi  in  pinen  was  wani  hi  s|iracfe  in  gnden  vrildage  ane  den  crucc. 
Schlufs:  Wi  sulen  bidden  diu  bore  die  dese  pine  Icel  ende  alle  pinc  ver- 
wonnen  befl.  Dal  hi  ons  geve  le  lidonr  endo  Ir  vcrwennc  dal  sin  ere  ende 
onse  selecheit  blive.     Amen. 

XXXVIII.  172  c  Dils  dbucc  van  dm  boegarde.  Uol  bi  mulc  ons  allen  trrulen  mcllen 
engle   gabriele.     Dar   Marie    mede   gcgrut  wart.     Duc  se  ervult  wart   incitin 


S43 

heilifcn  gccsic.  Je  nianc  in  allen  goilcs  livtn.  Dat  gi  ii  licric  (iiitsliil  ende 
ontpluc  u  oegcii  van  binnen.  Ende  kecrln  an  die  rcnc  niinne.  Lccrl  Kinnen 
wal  got  si  cinle  wie  hi  u  gcniinl  hell,  ccr  gi  wart  ende  sent  dal  gi  warl. 
Schlufs:  Bcd  onscn  here  dat  iii  vaderliitc  hiide  dcdcliioit  van  xwVen  heilen 
dar  defc  vcrwcnt  boegart  in  geplant  sal  vs'esen.  Dat  dar  in  engeiie  bekc 
cn  mute  vioieii  sin  eome  uten  levenlgen  borne.  dar  a!  gnel  ut  vloyt. 
Amen. 

XXXIX.  177  b  Dets  dbuec  van  den  twcl!'  Iroglen.  Mi  lest  in  apocalipsi  dat  sint 
Johan  saeh  cne  vluel.  Ende  ntin  rueren  van  dir  vluet  spranc  een  hont  dies 
levonts.  Dat  hont  bragte  Iwelf  vrngle.  Die  Jovere  van  din  honte  gevci 
dien  silen  gesontheit.  Schlufs :  ende  ontfaen  geslclike  dit  gerichte  also  dal 
hi  ons  hir  vnde  met  sinre  futer  gracien  ende  in  hinieirike  niet  sinrc  sconrc 
gloricn.  Dis  mule  ons  onnen  die  heiige  driveldecheit.  pater  et  filius  et  tps 
sanctns.  Amen. 
XL.  183  a  Dit  leert  ons  negenrehande  niinnc.  Die  hogcr  ende  vrier  niinnen 
plfgen  will  hi  sal  gode  ende  elken  nienfche  ombe  gode  ende  onib  nalurlikc 
doget  ende  onib  geniene  regt  puerlike  ende  oetmndelike  minnen  ende  gelruwe 
wcsen.  sonder  ansien  van  wederminnen.  Schlufs:  Aldus  senden  duen  alde- 
gene  di  in  ruren  waren  van  minnen.  si  fonden  alloes  har  gratie  mccreri  met 
minnen  met  begerden  en  met  wifheide  ende  sorlagleglike  idl'en  har  velt  ulro- 
dcnde  die  senden  ende  inzayende  dogde  ende  niaken  een  hus  van  snvcrre 
eil  van  reinre  conscientien  dar  se  in  ontfingen  waerdelike  baren  brudogom. 
Dat  got  volmaken  mute  in  al  dengenen  dars  gebrech.  Amen. 
XU.  190  c  Der  sin  seven  maniren  vnn  minnen.  Seven  maniren  sin  van  minnen 
die  comen  uten  hoegsten  ende  keren  weder  ten  ovcrsten.  Dirfle  manirc  es 
enc  begerde  die  compt  werkende  uler  niinnen  ende  mut  lange  rengncren  int 
hertc.  ccrfe  al  die  wedersaken  verwinnen  mach.  Schlufs:  ende  die  heme 
gnTent  hel't  in  den  tide  der  gratien.  hi  sal  sins  gebrukcn  in  eweliker  glorien. 
Dar  mi  nit  anders  en  fal  plegen  dan  loycn  ende  minnen.  Dar  ons  allen  got 
haftelic  tu  bringe.     Amen. 

XLII.  197  a  Dets  dbuec  van  den  gesteleken  winkelre.  Ay  siite  joncfrouwen  van 
Ihrlih.  Der  coninc  leitde  mi  in  finen  winkelre  ende  ordinerde  in  mi  die 
caritate  dats  die  sule  minne.  Wildi  weten  warombe  hi  coninc  gebeten  es. 
His  gebeten  coninc  dor  fes  denc.  Schlufs:  Here  nu  laet  dinen  knecht  in 
defcn  vrede  rasten  na  dinre  geloCden.  Wanlic  heb  din  fnten  vrede  behelst. 
dals  die  sute  Ihc.     Bit  onsen  here  dat  hi  ons   desen   vrede   verlene.     Amen. 

XLllI.  207  a  Dets  dbuec  van  heren  selfarls  regelen.  Geloft  sie  die  gude  got  in  al 
sincn  dogden  dir  hi  vele  hel't.  Dat  menfcheliken  herte  onmogelic  wäre  dat 
wific  die  volkomenheit  sinre  dogde.  Doch  fie  hi  geloft  sonderlike  an  drin 
dogden.  an  geduldecheit  an  octniudecheit  ende  an  minnc.  Schlufs:  Ilir  ombe 
es  guet  wiser  ende  gnder  liden  ract  volgen.  Nu  geve  ons  got  derre  leringen 
en  desen  rade  alfo  te  volgen.  ende  heren  selfarls  regel  te  fcnwen  foc  dal 
fin  ere  fie  ende  ons  beheldenisfe.     Amen. 

XLIV.  217  a  Dits  van  der  heiiger  seien  ende  es  een  guet  serinoen.  Anima  mea 
est  liquefacla  ut  dilcctus  locntus  c.  Dcfc  worl  .'•prac  de  brul  in  der  minnen 
büke  ende  sprekcn  die  wort  aldns.  Min  sile  es  onloit  sent  min  vrint  te  mi 
sprac.  Ic  snglen  ende  en  vanlf  (?  lies  vant  fin)  nit.  Ic  ripen  ende  hin 
antwerde  mi  nit.  si  vonden  mi  de  linden  van  der  slat.  si  slugen  mi.    Schlufs : 


544 

dnl  gl  heiii  clagcii  mögt  u  noci.  WHiit  fo  giri  llarliilikcr  mini  lo  gi  hcm  luiii- 
likcr  bidden  mögt.  Ihm  xpni  onscn  hcrc  die  Icl'l  cimIu  rcngncrl  mctlcn  va- 
Hcrc  ende  den  licilgcn  gesfc  sonder  ende.  Amen. 
XLV.  222  c  Dels  wie  oiifc  ^'rouwc  ccn  hcslolen  Ijoejjarl  es.  Orlns  cnniliilus  est. 
Dcsc  anlliypliene  sinct  die  lieilgc  kcrke.  im  erc  der  lioücr  vrmiwcn.  dir  hoeg- 
hcit  dengle  luven  ende  wondercn  sich  liare  waerdeihcit.  Wanl  mcl  haic 
wart  geboren  der  sierre  .lacobs.  die  ter  wereldc  bragte  de  sonne  der  gc- 
rcgtocheil  vnfen  here  Ihm  xpm.  Schlufs:  Jlar  iii  sal  ewclio  dorren  pii 
dvvafen.  Bid  onsen  here  dat  hi  ons  snige  dogcdc  vericne  dal  win  binnen 
soekcn  ende  vnden  (lies  vindcn)  alfe  dat  lii  ons  cwelic  vndc  in  im  licmtlrike. 
Amen. 
XLVII.  231  b.  Laudate  dnm  in  sanclis  ejus.  Der  tillel  van  desen  scimc  es  alieliiya. 
Dals  in  latin  laudale  universalem,  ende  in  dit.-<chei)  lolt  den  genen  di  al  be- 
gripl  dats  godc.  Ende  es  der  liltel  walc  *  (zwei  worlc  in  der  Abschrift 
undeutlich)  te  welene.  wanl  der  scimc,  cnsprcil  nit  dan  van  l(i\e  endo  van 
gesteliker  bliseap.  ende  bedien  es  hi  gesät  an  drndo.  Bricht  vor  dem  Schltifsr 
mit  Bl.  2.i2d  ab:  der  Rc.sl  der  Hnndschri/(  [rhll. 


Lesarten  zu  LXII  und  LXIII  aus  der  Basier  Ausgabe  der 
Predigte»  Taulers. 

Zu  LXII. 

(Bl.  277  a)  Ucberschriß  und  InliaU  sau  gäbe :  UIT  Juliiuiiiis  Bh|)- 
Ufte  gelnut,  Die  ander  predig,  Wie  wir  gcfoniiel  rcyenl  an  yot  vor 
der  zeit,  vnd  niitl  im  in  der  zeyl,  vnd  in  im  nach  der  zeyt.  Hein, 
wie  es  komm  das  wir  des  ijrolTen  adeis  (den  i>()ii  in  die  Id  ß-cpllanlzt 
hat)  so  wenig  gewar  werden!,  vnd  das  etlieh  gelert  leiit  fo  liarl  er- 
leiden mögen,  das  man  die  feel  lo  nacli  in  g('»lli(li  welV-n  Pelze,  vn 
ir  fovil  g()llieher  gleicheit  zu  eigne.  Item  ein  frag,  waiiiml)  (ii(;  Tel 
nit  als  ein  IvrefUig  worl  gelprechen  mog,  als  der  himcIlVIi  valter. 
Item  das  lautterkeit  des  hertzen  ley  edler  dann  lieh  vnd  xcrilentnirs, 
Vnd  was  ein  lantter  herlz  ley,  mit  eygenfchafTlen  eins  göttlichen  nieii- 
hhemi.  Geriell  anfenglich  vfl"  die  wort  Efaie.  XLIX.  Et  nunc  her  dicit 
<iominiis  h)rmans  nie  ez  vtero  l'erntim  l'ihi,  als  man  im  ampt  der  mef.-? 
lifst. 

1.  fi]  il't.  y  r.  Nn  havl  —  fprichet]  Es  Ipricht  der  Prophet  El'aias 
in  der  perlon  .s.  Johans  haptiften  4  f.  Er  hat  uns  geformet  an  iine 
vnd  mit  inie  Er  hat  uns  gefurme!  an  iine]  Er  hat  mich  gehihlet  an 
im  Mid  mit  im  vnd  in  im.  Er  hat  mich  geforin(!l  an  im  vor  der  zeit 
vnd  mit  im  in  der  zeit  vnd  in  im  nach    der  zeit  9   nti  fehll. 

13  werden]  leind         14  f.  Wir  fiin  —  gentzlichj    Wir  füllen  in  got 


545 

vereinet  werden  vvefentlich,  wir  füllen  in  go\  vereinet  werden  eyniich. 
Wir   rollen  in  (jot   vereinet    werden    geidzlieh  18  f.  vnd  dinen  -^ 

eliriHuni  fch/t  19  f.  das  es  —  were]  das  ift  ewiir  vvefen.  Mer  er 
fpracli,  Es  iii  ewig^  leben  20  Ach  herrc  fehlt  20  f.  furiichen 
adel  vnd  iiiflich  richeil  in  ünl'er  Tele]  folchc  reicheit  in  dem  adel 
vnfer  fei  23  inmir]  in  meiner  verltentnifs  23  f.  vnd  das  — 
wnrkende  ilt]  vnd  das  in  meiner  innikeit  on  vnderlals  würckend  ift 
dz  leben  der  ewigkeit  24  nach  meinet]  es  oder  woher  kompt  es 

iih  i'in]  wir  davon  25  wirde]  werden  25  f.  Frageft  —  be- 
wifet]  Ich  fprich  26  zemal  feh/f         29  Was  meinet]  Woher  kompt 

es  30  verftant]  verfteen  konnent,  vnd  fprcchent,  fy  wilfent  nit  was 
ich  fag  31  nach  hant]  noch  leben  wollen  32  nach  nnch)  denne 
in]  in  aller  35  nach  ich]  denn  36  feie  fehlt  38  Wan]  mer, 
man  vsder]  vffer  der  begernng.  Ja  man  mfd's  fy  auch  aufsireiben, 
aufs  der  39  bildunge]  inbildung  alze]  als  43  weis  fehlt 
45  nach  kan]  oder  gelefen  hab  46  blos  vnd]  vnd  blofs  48  ver- 
gande]  veriagende  hau]  on  nun  zu  reden  50  nach  erkriegen] 
vnd  erlangen  51  wand]  das  vnd  erkenne  fehlt  52  nach  vcr- 
flan]  vnd  bekenn  54  entwunden  vs  den  ftriken]  vffer  dem  flrick 
55  flrebenden]  fterbenden  nach    vnmüglich]    ift    das      tiefel] 

der  feind         57  bewegunge]   begerung-         60  alzej  als         61  noch 
detnie   fehlt         63  das    man   fehlt         65    cor   Bekanlen]    wand 
66    cor   hoechfte]    aller         67    weiten]    vnd    wöilent         68    werben] 
erwerben       mich  —  behiilcl  nur  —  behfdffe  69  der  mitte  fehlt 

71  tar]  darff        ich  fehlt  72    minne]   liebe  73  nach  iuvver] 

gegen  got  hierin  75  Ellich]  Die  76  f.  das  in  got  —  biltlichj 
Was  in  got  ift,  das  ift  wefslich  in  im,  Vnd  f|)reclient,  es  fei  in  der 
fei  bildig  77  f.  Vnd  da  von  —  niut  enhat]  Vnd  wann  auch  fy  es 
wefslich  nit  hab,  davon  miig  lieh  die  feie  nit  gleichen  golt  an  iren 
wercken  78  f.  An  dirre   —   mich  niut]    Dife   red    hall   ich  nit    fiir 

war,  Wan  leget  man  ab  alles  das  der  fei  zugelegt  ift,  fo  ift  fy  wefs- 
lich nach  gott  gebildet  79  Ander]  Die  ander  80  f.  aber  —  das 
fi  ift]  aber  was  die  fei  hat,  das  hat  fy  empfangen  81  f.  Dar  an  — 
niut]  Difs  widerfprich  allziimal,  das  auch  das  alfo  nitl  ift  83  nach 
valter]  Wann  er  vnd  der  vatler  gieffent  aufs  den  heiligen  geift,  mit 
gleicher  kraffl  vnd  volkomenheit,  Vnd  davon  mag  difs  die  feie  nil  ge- 
hindern 84  einiges  fehlt  nach  ime]  das  die  fei  hindert,  (an  dem 
mir  ein  wenig  genügt,  doch  nit  gar)  85  geborn]  gellol'fen  irme 
beliben]  in  im  bleybend  87 — 90  gefloffen  —  würken]  aulsgefloffen 
von  den  perfonen,  vnd  ift  nit  innbleiben  an  dem  wefen.     Mer,  fy  hat 


546 

einpfaiifien  ein  fremd  ueleii,  das  da  ill  licuilpningcl  von  giMlichnii 
wcleii  90  dilom  InitieJ  difcr  berithluiiir  91  genlzlirh  fehlt. 
Nun  folgen  noch  die  Zsvhr.  f.  <l.  Alterlh.  S,  2i)-i  aus  Hamlschriftcn 
mit(/clheillen  Slüclce  Nun  horeiil.  Ich  Ipiich  laiiterkcit  des  hertzeiis 
usu-.,  Man  Tragt  niieli,  vvals  ich  nieyne,  das  ich  luleikeil  usw.,  Ein 
gotlicher  menfch  fol  lein  nUeni  äugen  befchlielTen  usic.  und  Was  ift 
ein  gollfornilich  nienlVh  usw.  als  Rcstandlhcilc  dieser  Prcdii/f,  mit 
dem  Schlufse   Das  wir  zu  dii'er  warheil  kommen,  des  helf  uns  gol.    Amen. 

Zu  LXIII. 

(Bl.  292  c)  Vff  j\hirie  himelfart  die  ander  predig.  Was  da  fcy 
das  nicht,  in  dem  die  feie  aUeyn  rüw  findet,  \i\  die  meinuiig  (hifs  der 
menlch  billich  allen  lein  mut  vnd  hegird  dahin  richten  folt  da  leyn 
ewige  rüwl'tatt  vnd  dz  war  vatterlandt  ilt.  Sitenmal  doch  alle  creatnreii 
vnd  natürliche  ding  nitt  rfiwen  nnigen.  bifs  dals  ly  kommen  an  ir  eygen 
riiw  ftatt,  mit  vil  fchönen  vernunfTtigen  Iprüchen.  Vff  die  wort  In 
onmibus  requiem  (juefiui.  Hccl.  24. 

2  narh  fundenj  Dils  lil'st  man  von  vnler  lieben  Frauwen  der  werden 
miifer  gottes,  die  nie  in  dheiner  crealur  rüw  (alle  tag  ires  lebeiis, 
dieweil  ly  vir  dilem  erdtreich  gewandert  hat)  gelTicht  hat,  i'onder  allein 
in  gott,  der  alle  ding  ill.  Als  ein  heylig  fpracht  vnd  ball  zö  gol. 
Mein  gol  vnd  alle  ding,  mein  gol  vnd  alle  ding.  Als  ob  er  fagte, 
du  bin  allein  mein  got,  in  dem  ich  alle  ding  hab,  die  ich  lüch  oder 
beger.  So  mögen  nill  di'fter  minder  dile  wort  \on  einer  yeglichen 
feie  ffelprochen  wei'den,  die  alle  irc  genügde  Mid  rüw  in  gott  liichl 
vnd  lindel.        in  hau  an  nichte|  Sy  hab  niencl  inn        denn]  denn  alleyn 

5  kinlberel   fehwanger          0  lege]  haut  7  Elweinie|  etwa 

zevcrtrellendel  zft  verl'chmehen,   etwan  ir  lelbs  naliir    zu  kienckende, 
oder  zu  fehwechende,  oder  zerbrechende         8  der]   der  heyligen 
9  f.  ünfer  herre]    golt  zu  ir         10  ein]    als    ein       meinelj    bedeutet 
dafs  11    lolj  wil       e]  vorhyn  12  felber /"eÄ/^  14  de.keinemj 

dheiner  Icy  l(j  irem  fehlt         22  narh  feie]  die       got  fehlt 

20  werlj  fo  werd.  \>  ere  ich  mir  Icllier  wert,  alle  ding  weren  mir 
vnwert  27    der    meil'ler    fehlt       den    fürchlenj    der    liirchlel 

28  nach   fürchtelj    nit  ^3    wirf  in    fehlt         M    valter    fehlt 

87  valier]  ein  valer       kh]  Ja,  ich  oS  valier]  ein  vater         41  Ins 

aii|  in  53  wil]  Die  weil  57  aller  |    aller    ding         (30  f.  Ist   — 

gol  fehlt  65  nach  l'chouwen]  Das  wir  dils  endl  ergrciffcn,  des 
hc\lY  VHS  goll,  Amen. 


547 


Aus  einer  Handschrift  zu  Basel. 

Per  <>ururknnnnenden  (iefalligkeif  des  Herrn  Dr.  Sicher, 
Bibliothekars  der  Basler  Unirersitwt,  verdanke  ich  die  Bekannt- 
schaft mit  einem  kleinen  Miscellancodex ,  den  er  nach  Uebernahmc 
seines  Amtes  unter  einem  Vorrath  unsignicrler  Drucke  vnd  Hand- 
schriften tyyrgefnnden  hat.  Es  ist  eine  Pergamenthandschrift  klein- 
sten Formates  im  Originaleinband,  jezt  B.  XI,  2o  bezeichnet,  226 
Blätter,  bis  S.  38S  von  einer  und  derselben  Hand  des  XIV.  Jahr- 
hunderts schcen  nnd  sorgfältig  geschrieben;  von  S.  385 — 448  reicht 
eine  andere  eticas  ßilchtigere  und  nicht  ganz  gletchma'fsige,  und 
eine  dritte  sehr  rohe,  icohl  schon  dem  XV.  Jahrhundert  angehoerige 
hat  sich  die  letzten  Seilen  449 — 451  zu  Nutze  gemacht.  Der  alte 
Einband  hat  die  vom  ersten  Schreiber  bezeithnete  Reihenfolge  der 
Lagen  auf  den  Kopf  gestellt:  er  beginnt  mifLagetU-xm  \S:  1-240) 
undlcefst  dann  Lage  i—m  {S:  241— B8S)' folgen.'  Wie  und  kdoher  die 
Handschrift  der  Bibliothek  zugekommeii.,  ist '  vnermittelt ;  zu  '  dem 
alten  ans  dortigen  Kloestern  stammenden  Bestände  gehoert  sie  jedes- 
falls  nicht,  wie  sie  denn  auch  nicht  im  Cataloge  steht.  '  Alt  feMtin 
der  Innenseite  des  einen  Deckels  aufgeklebten  Pergameniblatte  ist 
von  Wackernagels  Hand  der  Inhalt  .'summarisch  verzeichnet.  Der- 
selbe besteht  aus  folgenden  Stucken:  S.  1^9S 'eiW  erbanlicher 
Tractat,  dem  der  Anfang  fehlt;  er  beginnt  Ift  nii  die  feie  iii  ir 
lelber  abc  gefcheiden  von  allen  zitlichen  (iingeu  Vnd  daz  felbc  g-it  fü 
deine  übe.  Alib  ein  herre  der  in  einen  Itrit  vcrt  So  müs  fin  gefinde 
mit  iine  varn.  Vnd  miis  ime  helffen  l'lriten.  Vnd  vc^liten  wider  ire  viende. 
VikI  der  lip  mfls  ir  helffen.  Vnd  onc  den  lip  mag  su  nvt  gefigen 
usw.;  Schlufs:  Do  von  ift  der  menfche  wol  torehti;  der  ieniir  [p.  93] 
in  keinre  tot  funden  floffen  got.  Wenne  er  weis  nvt  ob  er  in  deji 
mit  dem  tode  begriffen  wnrt  daz  er  ewecliche  verlorn  ift.  S.  'J3 — 
144  Dis  ift  von  dem  lacramente:  Taulers  Frohnleichnamspredigt  über 
den  Text  Oni  manducat  carnem  meani  et  bibit  meum  fanguinem  J(di. 
f),  54  (Basler  Ausgabe  1522  Bl.  f)3  nw.^,  in  schlechter  verkürzender 
Überlieferung.  S.  144—172  die  unten  mitgetheUlc  Predigt  Taulcrs. 
S.  172 — 240  und  S.  241—314  die  beiden  unten  mitgelheillcn 
Gebetbücher.  Da  der  Schreiber  in  der  Rubrik  der  unten  mit- 
getheilten  Predigt  Susos  S.  314—360,  die  jezt  folgt,  fortfährt 
Dife  bredie  tet  er  usw.  so  hat  er  die  Gebete  vor  der  Com- 
mmiion  als  Susos  Werk  betrachtet.  S,  369 — 383  unvollständige 
Predigt   über   Matth.   13,  44    Simile   est  regnum    coelorum   thesauro 


548 

abscoiidito  in  agro.  .S.  3S3 — 44S  Diz  ift  von  (lt;r  lictutunpe  der  hei- 
ligen iiiefzen  vnd  bereitfehaft  der  hohen  wrIVhaft.  N.  ii'J  —151  un- 
rnl/sta lidiges  Gehet. 

Die  Überlieferung  der  folgenden  Sliicke  fordert  nicht  selten 
Ergänzungen,  die  ich  in  den  Text  aufnehme,  aber  durch  Cursir- 
schriff  kenntlich  mache,  statt  sie  am  Rande  anzugeben. 

I.   Eine  Predigt  Taulcrs.  •^) 

Von     der    ecloleii    •Juiiefroiiwcii     faiicli'    Corclclni. 

iVlaii  begat  hüte  den  [145]  lag  der  edelen  Juncfröwen  laute  Curdelen 
die  was  zä  ir  felber  gelalTen  in  ire  eigene  krangheit.  Vnd  do  ging 
IVi  an  den  aller  niderften  grat  vor  allen  den  anderen  in  nienl'chlicher 
vorhlen.  Vnd  wolle  lin  geflohen.    Vnd  ilt  doch  wol  zii  bigrifende  da/ 

5  fü  vber  nntz.  Daz  ilt  zii  glühende  daz  l'ii  in  dein  leiben  kam  in  den 
aller  oberften  grat  in  honen  l'i  alle  wan  alle  die  t(ide  der  blut  ftürzunge 
[146J  Die  kliippfele  Die  kolben  Die  wiuiden.  Die  vientliehe  antlitz  der 
lute  holen.  Dis  alles  ging  ir  durch  ir  hertze.  Vnd  durch  ir  fanlalien. 
Vnd  ftarb  mit  aime  iegelichen  eins  fonderlichen  todes  in  irme  gemüte. 

10  Vnd  in  den  ftriten  l'tarb  fü  maniges  todes.  Der  die  anderen  geliehen 
eins  fterben.*  Nach  alle  dilemc  fo  leite  fü  Ikh  do  willeklichen  vnder 
die  1147]  ganze  gewall  irre  viende.  Vnd  vnder  daz  Iwert  deti  todes. 
Kinder  kindcr  hie  ilt  vns  lere  zii  merkende  die  vber  wunderliche  Iruwe 
golz.  Vnd  die  verborgene  wege.  Wie  gol  den  menfchen  zu  imo  zühel. 

15  Vnd  in  wunderlichen  wilet.  Vnd  zu  den  höhelteu  dingen.  Durch  vn- 
gcprüfete  wilen.  Vnd  wc^ge.  got  lal  dicke  den  menlchen  ime  felber 
in  grolle  [148]  mordige  bekorungen  in  grolle  not.  Vnd  getrenge  in 
nienlchlicher    krancheil.    Wolle  nv  der    mcnl'che   goUe    in   dem    wege 


■•)  Verglichen  mit  ricm  Text  des  Hiislcr  I)nickp,s  von  1522  Bl.  121  r\v.    l'm  f\ns 
VcrliäMniss    der    llandsclirill   zu   dem    DnicKc   dciitliili   zu  nuichcn,   gel)e  ich 
bis  zu  Ende  von  S.   151    der  erstem   alle  nicht  nur  grammatischen  i.esatlen 
des  letztem. 
1    D  (=  Druck)  Cordule         3    anj  in    für  all  ander         4  f(J.   Vnd  ift  —  {jh'ihendel 
Vnd  ift  auch  wol  zu  merken :    lies   Und  ift  doch    wol  zu  hijjril'cnde.   daz  fÄ  in  dem 
fclben  6    in  honen  |   iiher      die  loede  frhll      hlül   verj;icrfnng       7  kniiltelen      Hie 

rnr  kolhen  ui>d  wmidcn  fehK  vieniliche  fchU  8  hdcicn  mcnrchcn  ir  vor  durch 
frhll  durch  ir  ror  fantaficn  fehlt  10  Vnd  —  ftriten j  (Uvs  ftreileiis,  in  dem  dcrj 
i'<i      10  f?.  nelichen    -     fterhcn]  jjleich  eines    ficrhcns  fturhen  11   do  willeclichcn 

fehlt  13    kindcr  kindcr  fehlt     vher|  grofs  14   Wic|  durch  <lic  15  ff.  vn- 

gepruerclel  vnbckant  16  wifcnj  wcfcn  dicke j  dlFi  iiiii|  zu  im  17  in  —  be- 
korungen fehlt        18   in  dem  weg  got 


649 

volgen.  Vnd  fin  <la  inno  ^^ar  nomon  an  allon  zwifel.  Er  fürt  in  in 
tufent  gretc!  höhere  vber  nutz  den  ftrit.  Vnd  die  krangheit  wolte  er  20 
ilis  Vnd  erneft  haben  So  er  es  eht  war  nenie  in  dem  daz  er  an  fehe. 
Vnd  war  [149]  nenie  der  gotlelirhen  helfe.  Vnd  gelte  gelruwele  Vnd 
an  iine  niht  verzwifelte.  Vnd  ouch  nvt  in  vnrehte  friheit  enviele  So 
enmohte  die  hekorunge  niemer  fo  bofe.  Ib  (wer.  Noch  fo  gros  gefin. 
daz  inie  vt  werren  mohte.  Nu  lifet  man  in  dem  degelichen  evangelio  25 
Wie  daz  ein  lirutloft  gemachet  wart  von  einie  künige  fime  fune.  Vnd 
wie  vil  li'ile  daran  gela[150]den  wurdent  zu  der  wurllVhaft.  Difer 
lierre  das  ift  der  himellche  vatter.  Der  brütegom  daz  ifl  unfer  iierre 
ihefus  chriftus  Die  brut  daz  fin  wir  din.  Vnd  min  feie.  Wir  alle  fint 
geruffet.  Vnd  geladen.  Vnd  alle  ding  fint  bereit.  Zu  male  in  der  ver-  30 
einnnge  gottes  mit  der  minnender  feien  mit  finre  brut.  Daz  ift  fo 
vnfprechenliehe.  Vnd  ifl  die  minne  [151]  fo  nohe  fo  inreliche.  So 
heimeliche.  fo  früntliche  So  minnencliche.  dz  dz  zii  male  vberlrit  alle 
verftentniffe.  Vnd  alle  künfle  riebe  meifler  zu  paris  mit  aller  irre  be- 
ht;ndek(Ml  enkundeiit  nvt  her  bi  komen.  Vnd  wollen  fü  hin  abe  fpre-  r>5 
chen.  fiu  müftent  zfi  male  verflummen.  Vnd  ie  fi  hin  abe  me  woltent 
fprechen.  ie  füs  mime  verflünden.  Vnd  minre  künden  [152]  Nüt  alleine 
natürlichen,  fonder  alle  gnoden  richeit.  Enmag  dz  nvt  gegeben  vs  zu 
fpreehende.  Noch  alle  engele.  Noch  alle  heiligen.  Sunder  ein  einvaltig 
menfche  daz  fich  an  got  gelaffen  hat.  Vnd  demütig  ifl.  daz  bevindel.  40 
Vnd  gefület  dis  etwaz  an  fime  indewendigen  gründe.  Vnd  enmag  es 
doch  nvt  begriffen  Noch  es  en  mohles  [153]  mit  nihte  niht  zuo  wer- 
ten keine  wife  nvt  bringen.  Wanne  es  ift  verre  vber  begrifteu  aller 
creaturen  Nu  dife  brul  die  fol  man  bereiten.  Alfo  njan  die  erflen 
brüte  bereite  Man  fol  fü  wefchen.  Vnd  mit  nuwen  cleideren  cleiden.  45 
Vnd  fü  zieren  mit  aller  Zierden.  Vnd  die  alten  cleidern  hin  werffen. 
Noch  denne  daz  fü  oüt  fint.  Das  wefchen  weliches  daz  fi  dz  verftant 
[154]  ir  wol.  daz  ift  ein  reinigunge  von  fünden.  Vnd  gebreften.  Vnd 
das  vs  tun  in  eime  groben  finne  daz  ift  der  alte  menfche.  Alle  die 
vntügende.  Vnd  fitten  vnd  die  gewonheit.   Vnd  diele  nuwen    cleidere.  50 

20   vt)er    nulz]   diircli      vnd    durcli  Hie  21    Vnd  erneft    fehll      es  —  er  fehlt 

24    liekoriinge]  anfehlung  25    ivt  werren]  nichts  gewerden  26    HS    lirunloft, 

D  liochzeit     lime]  vnd  feinem       27  menfchen  darzii       28   das  nach  Iierre  fehU 
Der  —  <hvi]       Die  liochzeit         29  daz  —  min]  feynd  mein  vnd  dein         29  fg.  Wir 
feynd  alle  beruefft         30   zfi  male]  gantz         31    liebhabenden  32   die  lieb 

33   So  minnencliche  fehlt       übertrifft         34    HS  aller    kunl'ten  35    D  hierzu 

HS  wolte       35  fg.  U  hie  von  reden         36  yemer  fy  hieuon         37  ye  mynder   fy 
künden  vnd  vil  minder  es  verftünden 


(las  linl  nvwo  liiunMKl«'-  Vnd  ein  liiiiK^lfrh  ootu^ürh  lohen.  Viul  doii 
nuvvpn  mfsnfchen  dt'r  ikuIi  rliiilU)  <r('l)il(li't  ift.  Mcr  nv  in  i'iitn'  nohcrn 
[155]  linne.  Obe  ni»n  öch  dio  oiiien  elfideiv  vmbe  daz  IVi  all  linl 
(l(M-  hrut  vs  dül.  Obe  man  öcli  dil'er  oollelicher  brüte  dile  alten  klei- 

55  (lere,  die  minre  ti'iii-iMi(i(\  Vnd  wil'en.  Vnd)e  daz  Tu  all  linl  vt  \s  IVdle 
tun  Vnd  l'nlle  ir  anderen  an  lini  in  einre  In'iheren  wilen  Vnd  obe  man 
CS  Ipreehe  Mer  ich  aber  nilil.  man  lidle  von  ti^ig-endcMi  entkleit  werden. 
Vnd  vber  [150|  die  liloende  kommen  UK'thle  man  deme  vt  (rehelllen 
dae 'ßz  nvt  vnrehl  (Miwore  g-elproehen.  kummen  vher  tilgende,  ya  vnd 

60  (jch  neini'Nieman  enfol.  noch  enmag  vber  die  Ingende  knmmen.  daz 
or  \\'  ililit  oiilVille  mimien.  noeh  vben  noch  haben.  Aber  nv  ill  es  doch 
war.  daz  ein  nuMilehe  von  gotle  enlzncket  wnrde.  AI  die  wile  enibet 
i'v  l'ich  1157]  nvt  an  werken  der  li'io-ende  Noeh  an  gednil  noeh  an 
barmeherzikoit.    Vnd  vil  der  otdieli    Mer    alz    er    wider    keme  zi'i   ime 

fi5  l'idher.  lo  hat  er  alle  tiiotmde  alz  ir  zil  kinnmel  zii  wirkende  Noeh  in 
eimi^  anderen  linni!  von  tiioenden  enlleit  \\(M'den.  Der  menrehe.  wolle 
dis.*^  Vnd  da«:  von  goUe  haben,  l^^r  wtdte  oerne  allo  arm  lln.  daz  er 
nvt  eine  nahl  le^-e  [158j  da  ei-  die  ander  lege.  Vnd  wolle  ij(M*ne  alle 
worheit  bekenn(Mi.  Vnd  ffrollen  Iroft  von  gölte  han.  Vnd  gefiilen.  Vnd 

70  heimelioheit  haben.  Vnd  daz  imt;  wer(;  allo  deme.  Vnd  deme  ift.  Von 
deme  allen  l'ol  man  enkleit  werden.  Vnd  in  dem  alre  wol  gev(Mlichel"ten 
liebeften  willen  gottes.  In  rehler  vvarer  gelalTenheit.  Wie  es  got  welle. 
[159]  lieh  lalTen.  Vnd  entkleiden  von  allen  deme  wie  gut  es  vor  dir 
l'ebine.'  Oder  li.    Vnd  enllineken  in  den  g('ittelichen    willen.    Wan    wie 

75  gftt  es  ifl.  io  hat  der  menl'ehe    ein(Mi    verborgenen    vnart  in  ime.    der 

alle  gnt(!  in  inu;  verderbet   vnd  vernvt.  rehte  allo  der  alzii  edele  gilte 

*  Kpifä'itteleiwn  eine    vnreine    rehMlTeh!    Oder    gnteii    win   in  ein    vnreine 

vas.  l>is  bekeimel  der   g(Mrn\\e    minnen]  l(M)|eliehe    got.    Vnd    lat  den 

menfohen  daz   vbcMvallen.  daz  ev  noch  enmeinl   Noeh  enwil.   Vndte  daz 

80  en  fichi  |fa*e  ilalTon.   Vnd  den  b/ilen  vnarl  all'o  vberwinde.  Vnd  il't  ime 

die cntWeidnnge  dieke    bc^lVer.  danne    daz  er  mit   vil    groffen    dingen 

>    gekleil  wunde.  Oneh  kinder  der  Ims  grundes  war  neme.  Waz  in  ime 

were.  Vnd  fins   vnarles.    Vnd    lielle    lieh.    [101]    \\u\    volgcte    gölte. 

Wie    vnd   in  welieher    wÜ'en    Vnd    diireh    vveliehe    wege  er  in    zieh(ni 

85  wolle  der  keme  baUU^  dar  dnreh  Vnd  neme  von  gölte  alles  daz  vf  in 
viele.  Indewendig.  Vnd  vllewendig.  Vnd  neme  die  verborgene  vrleil. 
Vn(!l  yerhengnifle  gotles  mil  danenemekeit.  Oiicli  fchinet  daz  fromede. 

. — , '■ — — ntn r^-^ ""  '  .    '    '    ■    .1.    lii.mi    ■ — 

55  IIS  f(illfiU  561'nlient  71  aUni  lol  m:ni  PjrS  alle.«!  73  A'flr/j  welle]  HS 
Vnd  in  dem         76   deij  IIS  die       verderben!         81    dingen  D,  feItU  HS     ' 


551 

Vnd  fillewenne  vno-elich.  Vnd  in  deme  wiirftu  [162]  bas  gekloit.  dann«! 
mit  dcMi  aller  hohel'ten  Avil'en.   Do  du  zfi  male  mitte  wenol't  oros  dino- 
fohaUcu.    So  Ipreclient  lii  och   herre  ich  wer   gerne    mins    felber  ge-  90 
wfMlig.  Vnd  helle  gerne,  daz  ich  indewendig  zufriden    were.    Vnd  dz 
mir  were  alfo   deine    vnd    dem  ill.    Nein  kinl.    es  lol  ein    anders    fin. 
Du  mfift  entkleit  werden.  Du  mfill  vf  [163]  diu  niht    gewifel    werden 
Vnd  leliiMi  waz  in  dir  verborgen.  Vnd  bedecket  lit  Blip  bi  dir  felber. 
Ich  frogete  einen  hohen  (;delen  menichen.  einen  alfo  heiligen  menfchen  95 
waz  fin  hohefte  fi'irwuif  wei'e.  Do  fprach  er  fiinde.  Vnd  alfo  kum  ich 
in  minen  got.  Vnd  ime  waz  vil  reJite.  Alfo  la  dich  got.  Vnd  alle  crea- 
turen  dich  Avifen  vfdine  fiinde.  Vnd  vrteile  [164]  dich  felbe.  fo  enwurftu 
von  gölte  nvt  geurteilt,  noch  fanc   paulus    werten.    Dis  fol  fin  in  der 
worheil  in  dir  an  alle  glofe.    Es  enfol  nvt  fin  eine  gemachte  demfdi-  ino 
ktM't.  Wanne  die  ift  ein  fwefler  der  hoffart.  Es  fol  fin  in  dem  gründe. 
Vnd  daz  nvt    mit    eime    geflürme.    Alfo    man    die    kopple    zerbrechen 
welle.  Sunder  mit  einre  ftille  gefalter  [165]  geloffener   vnderworffen- 
heit  in  demütiger  vorhten  gotz.  Leg  ime  dinen  holen  befeffenen  grünt 
lür.  in  hertzeclichem  gebette.  Vnd  dz  in  dem  geifte  fo  fache  an  ime  105 
war  du  anders  lolFefi  es  enhilffel  dich  nit  Niht  enrihte  dich  noch  difeme. 
Noch  nach  dem  daz  ift  zfi  male    ein    blintheit.    Als   vngelich    die  lüte 
fint.  Alfo  fint  ouch  ir  wege  zu  [166]  gölte.   Das  eins  menfchen  leben 
were.  Daz  were  des  andern  tot.    Vnd    alfo  alz  der   lüte    compleccion 
finl.  Vnd  naturen  Der  nach  rihlet  fich  dicke  ir  gnader.  Vnd  dar  vmbe  110 
enfich  nvt  vf  die  wifen  der  lüte  Dannc;  vf  ir  lügende  mahlu  wol  fehen 
die  fü  habent.  Es  fi  demvtikeit.  Senftmvtikeit   Vnd    der   gelich  an  die 
wife  der  hallunge.  [167]  Die  min  alfo  als  din  ruf  ift.  des  nim  für  allen 
dingen  war.    Weliches  din  ruf  fi  in  dem  daz  dir  got   gerüfiel   hat  in 
dem  volge  Nemeftu  es  alleine  mit  fliffe  war.  Du  folt  es  alfo  blos  vin-  115 
den.  Vnd  bekennen  alz  din   hant.    Aber  nv  enblibent  ir  bi  vch  felber 
nvt.  Vnd  enfuchent  es  ouch  niht  gelruwelichen  von  enbirmen  an  gölte. 
Dan  fehenl  alles  vfwert.    [168]    Vnd  dar  vmbe  blibet    vch  got  in  der 
worheil    Vnd  ir  vch  felber  vmbekanl.   Vnd  loffent  alfo  in  eime  lölTele 
vber  .XX.  Oder  vber  .xxx  iar.  als  ir  in  eime  geifllichem   lebende  ge-  120 
fchinen  haut.  So  ifl  fii  rehte  alfo  nach.  Vnd  ifl  rehle  alfo  \ene  komen. 
Alfo  dez  erflen  tages.  Das  ifl  doch  ein  iamer  ficherlichen.  Alfo  nemen 


96  D  liest  wohl  mit  Recht  meine  lünd  99  fol  fehlt  HS  105  narh  lür]  S'iid 
105  fo|  I)  das;  ich  verinulhe  lo  fiiehe  äne  in,  war  113  HS  tiallnngen  119  D 
in  einem  laiiffen.  ^yas  heißt  in  einem  Löffel  lau feh?  der  Siu)}  verlungl:  im  Kreis 
herum,  wie  ein  Pferd  in  der  Mühle. 


552 

iiwere  zeckon  war.  [1G9]  Vnd  tutent  dio.    Vml    nvt    die    nntiiro.    Dar 
vmlu^  <liiz  ir  iliiz  nvt  (*iili"nit.   l);iz   ir  cllcweniK'  ein  iar  mit  ailifitfi  o«>- 

125  lannift  liant.  ilaz  verli<M«'nl  ir  vf  eine  llmulc.  Daz  ir  lilitc  in  worlen. 
Oller  in  \verk(?n.  die  vs  ueni  holen  zeeken  lier  vs  >\ahirent.  der  in 
(lerne  gründe  lit.  Die  wile  dife  numiof^ellig't;  vfi'etze.  Vnd  wilen  nach 
nwertiie  willen  veh  |170]  helitzent.  Vnd  vrh  da  mitte  bekleidet  hat. 
So  enmag    der  hn'itetjnni    nvt   vcli  noch    Hnen    willen    oekleiden.    Vnd 

130  nement  enkeinre  wilen  noch  \\i'rKe  war.  Dan  lins  ^ottelichen  willen 
hi'tle  ich  gevoliret  ich  were  lano^e  tot.  Meinent  Vnd  minnenl  ffot  von 
Hiinidc.  Vnd  Ini  ere.  Vnd  nvt  des  nweren  in  keinen  dintron.  Noch 
lull  noch  nutz.  \\u\  «fenl  [171]  vcli  in  daz  uevengniHe  d»!s  (roitelichen 
vinfternilTes.    in  daz  vnihekentnilTe    dez  vi^rborg-enen    aboründes.    Vnd 

135  lalTent  v(  h  deme  in  weliclwr  wilen  er  vch  furl.  So  WA  er  vch  wunnen- 
clichen  mit  iine  felher  in  wnnnenclit'her  wilen  kleiden.  Allo  daz  oge 
nie  enirelach  noch  ore  ni(^  emjehorte.  Noch  nie  in  inenfchen  hertze  vf 
in  yvüiiiu-.  Daz  vns  daz  allen  i/erchrlir.  Das  [172|  helUe  \ns  der 
nii)nien(  liehe   »rdt   ijnrch   lieh   lelliei'    Amen. 

//.  Eiiir  PrediQl  Sitxo.'i.  -) 

Difc^  hredio  iei  vv  (fliireli    cicKT  liaiido    lideii    diireli 
Aon  ■iieiifeliCMi  wilSoii. 

Lectuln.-  nolter  floridiis.  Dife  worleliii  llant  gefchrilien  an  (h-r  inin- 
nenden  l'ele  buch  Vii  lint  gefproi  hen  zu  eiine  lobe  einre  Intern  oe- 
wiffen.  Vn  fprecheiil  zu  liifche  alfo.  \'iirer  bellelin  il't  üebbnnet  alfo 
vngelich  ill  ein  wunnencliches  bette,  dz  fchone  [31ö]  mit  rofeu.  Vn 
~i  lylien.  Vnd  luaniiirr  leige  bhnnen  urhliunet  ift.  do  man  ane  fniTecliche 
rüwet.  Vnd  riallti.  Kiiiem  vno«'ruteten  acker  der  vol  flocke  vnd  vn- 
krnl(\s  ftal.   Alle   vngeli<'h   ift  es   \nil)(>  (;ins   ftdiiieii   iiienlVhen   feie.    Vn 


if.    :;:    ■•'■1     i.  _  :  ;;  aiMi.it 

123  HS  naliiren  124    nach  eiUunl]  dar  ir         125  <la.<  ir  auch  D;  offenbar  zu 

lilgcn         128  Ix-nt/it       li:tl  ü<l  2.  ix'is.  pL:  I)  h;il„ii  129  ftf?.  Vn.l   —  tot  fehlt 

I).  Hier  icenigslens  ift  der  Salz  uichl  am  Plulzi'.  Vnd  —  willen  ki'iuulr  tiach 
aiipriinde«?  Z.  134  kommen,  so  üiifs  das  folgende  ilpme  Rieh  auf  willen  stall 
auf  altpriinile  hezoege;  aber  ums  soll  die  Bemerkung  helle  ich  gcNolget  ich  were 
hinge  ti»i?  Ist  sie  ein  Glossem  eines  anders  gesinnten  Schreibers/  135  er 
nach  U  fehlt  HS 

''j  Vcrglielieii,  da  mir  die  Cölner  Atisfrabe  de.«  Tauler  nicht  zng:in<;lich  war,  mit 
dem  .sprachlich  erneuerten  Drucke  hei  l)ie|ieiihrück,  Siiscis  l.ehen  und  Schrif- 
ten, S.  593  r^g.  der  I.  Ausg.  und  mhi  Z.  225  hi.':  293  mit  dem  Bruchstück 
in  z  (s.  uhen  259j  nach  WacUernagels  Ah^chrill,  Aus  z  iheile  ich  alle  nicht 
nuc  grammatischen  Varianten  mit. 


553 

eins  vngeordenten  nieiifchen  vngewiffeii.  Wan  es  ift  gotles  hertzen 
liift  in  der  geblumeten  ftal  zu  riiwende.  Vn  dez  fröwele  fich  die  inin- 
iiriule  [316]  feie  zii  einer  zit  do  fn  belangete  naih  dem  niinntinclichen  10 
vinbenange  irs  geinahels.  Vn  fpracb  zu  ireni  geminneten.  Lectulu.s 
nofler  floridus.  Ynfer  beltelin  ift  gebiüniet.  Rchte  alz  obe  fü  fpreche 
daz  gedemelin  vnferre  heinielicheit  daz  ift  befloffen.  Daz  bettelin 
vnferre  niinne  das  ift  gebiüniet,  kum  niinnenkliches  liep.  Do  hört  mit 
ine  zft  demie  daz  [317]  du  mieh  vnder  den  armen  diner  grundelofen  15 
minne  füffecliche  entflaffen  Ingeft.  Hv  fint  etteliche  menfchen  der 
gevviflene  ift  nvt  mit  bliimen  beflecket.  Mer  ir  herze  ift  mit  mifte 
bezettet.  Wan  es  fiut  etteliche  menfchen  der  gebreften  fint  vs  wert 
geflagen.  So  fint  elleiiche  menfchen  der  gebrefte  ift  hin  inwert  ge- 
raten. Und  den  ift  gar  ane  alle  maffe  mfdiche  zfl  helflfende.  Zu  20 
glicher  [318]  wife  Alfo  den  lüten  der  liplich  wunden  hin  inwert  ge- 
raten!.  Der  felben  inren  gebreften  ift  gar  vil.  Aber  fünderlich  fint 
ir  drie  die  alfo  gar  fwer  fint.  dz  man  in  kume  dekeinen  andern  ge- 
breften geliehen  mag.  Wan  fü  alfo  rehte  vafte  engent.  Der  eine  ift 
vid)efcheidene  trurekeit.  Der  ander  vngeordente  fwermutikeit.  Der  25 
dritte  vngeftume  zwifelkeit.  Von  dem  erften  follent  [319]  ir  wiffen 
daz  do  heiffet  vnibefcheiden  trurikeit.  Daz  ein  menfche  alfo  rehte 
trnrig  ift.  daz  er  nvt  gutes  mag  getün.  Vnd  doch  nvt  weis  waz  ime 
briftet.  Vn  fragele  er  fich  felber  dar  vmbe  er  enwulle  waz  ime  were- 
Difer  trurekeit  enpfant  der  mimencliche  dauid  do  er  fprach  Ouare  30 
Iriftis  es  anima  mea.  Sele  mine  war  vmbe  biflu  trurig.  Vii  was  be~ 
trübeftu  mich.  Reht  als  [320]  obe  er  fpreche  dir  ift  neif  waz,  du 
enweift  aber  nvt  waz.  Hab  ein  getruwen  in  got  es  wirt  weger.  Du 
wurft  noch  dicke  in  fime  lobe  erfröwet.  Dife  trurekeit  ift  der  nature 
daz  fü  tufent  menfchen  von  irem  guten  aneuange  wider  fich  hat  ge-  35 
Iriben.  Wanne  vnder  allen  menfchen  die  in  zit  fint.  bedarf  nieman 
alfo  wol  gutes  gemfltes  alfo  der  menfche  der  ritterliche  durch  brechen 
fol  die  [321]  herten  ftrite  finre  eigenen  gebreften.  Was  mag  einem 
menfchen  vf  ertriche.  fwer  fin  liplicher  ftrangheit  der  indewendig  einen 
hohen  müt  hat.  Oder  waz  mag  dem  vffewendig  lüftliche  fin.  Der  40 
zu  allen  ziten  unt  bofen  mute  vberladen  ift.  Dar  vmbe  fo  fol  fich  ein 
meid'che  dis  gebreften  weren.  So  vil  er  mag  Aber  wie  man  dis  ge- 
breften lidig  werde,  daz  merkent  vnder  andern  fachen  [322]  do  bi. 
Wie  zä  einem  male  eime  bredier  gefchach  der  difen  gebreften  gar 
lange  vnlideliche  hette.  Vn  got  fo  dicke  dar  vber  helte  gebetten.  4b 
Wie  zu  ime  in  der  vberwundenheit  do  er  in  der  zelle  fas  gefprochen 
wart,  wes  fitzeftu  hie.  Stant  vf  vnd  vergang  dich  in  min  liden.  fo 
Altd.  Predigten.  36 


554 

verlnreffii  alles  riin  liden.  Vnd  daz  gefchaoh.  Vii  enginjj  yino  do 
alles  fin  liden.  Der  ander  inre  gebrefle  daz  [323]  ifl  vncreordonle 
50  fwennulikeit.  Vh  ifl  vndcrfcheiden  von  dem  erflen.  Wanne  der  dilen 
gebreften  hat.  der  hat  wol  fo  vil  befeheidenheit  Daz  er  weis  was  ime 
ift  Aber  er  het  es  nvt  reht  nach  grottes  willen  «j^eordenl.  Vn  dar 
vinbe  heiffet  es  och  vngeordenle  fwermutikeil.  Vnd  kumniet  daz  do 
von  daz  antweder  der  menfche  iine  felben  git  zu  lidende.     Dar  an  dz 

55  er  wiget.  daz  nvt  zö  wegende  [324]  ifl.  Oder  aber  von  denn;  lidende 
daz  ffot  dem  menfchen  git.  Vn  fvnderliche  vf  irrekeit  Iriffet.  Nu 
vindel  man  vs  gefcheidenliche  vier  liden.  Die  die  aller  fwereflen  liden 
fint.  die  menfchlich  hertze  vf  erden  getragen  mag.  So  vil  daz  den 
eilenden  hertzen  nienian  wol  geloben  mohte.  denne  der  felber  het  en- 

60  pfimden.  Oder  dem  es  von  gotte  gegeben  were  wanne  ir  liden  ent- 
wichet in  niemer.  Vii  dar  inne  [325]  ir  liden  gelihterl  folte  werden. 
Daz  ift  fo  fi'i  fich  zu  o-otte  kerenl  do  haut  fu  daz  pinliehefle  liden. 
Vn  die  fweri.  Difer  liden  foi  man  alfo  verftan  nut  wan  an  dem  ein- 
zigen we  daz  fu  bringent  nüt   von   keinem    fchaden   den    fü  der   feie 

65  bringent.  Vn  die  liden  dz  fint  dife  viere  zwifel  an  dem  globen  Zwifcl 
an  gottes  erbarmherzikeit.  In  fchieffende  gedenken  wider  got.  Vn 
fine  heiligen.  Vn  anevehtunge  ymc  felben  daz  leben  zu  [326]  nemende. 
Nu  nimme  ich  daz  andi'r  liden  des  erften  fünderliche  herfur.  Vnd 
danne  fii  alle  gemeinliche  Vnd  von  dem  lidemle.  dz  ifl  daz  ein  menfche 

70  beginnet  zwifeln  an  gottes  erbermede.  Vn  obe  fin  iemer  rat  werde. 
Daz  kummet  fünderliche  von  drien  fachen  vnder  andern.  Vn  daz  fint 
daz  fü  nvt  künnent  wegen  waz  got  ift.  Was  fünde  ift.  Vn  waz  riiwe 
ift.  Sehent  got  ift  ein  [327]  alfo  vnerfchöppfeler  bruinie  grundelofer 
erbarmherzikeit.  Vn  natürlicher  gute  Daz  niekein  gelruwe  mflter  irme 

75  einigen  kindo  daz  fü  an  irme  herzen  trog.  So  gerne  die  haut  gebot 
obe  fü  es  fehe  in  eime  groffen  füre.  Alfo  got  tut  einem  ruwigen 
menfchen.  vii  were  ioch  mügelich.  daz  er  aller  menfchen  fünde  vf  ymc 
hette  alleine.  Vn  er  die  alle  tage  tufent  ftunt  tele.  Ach  minnenclicher 
[32S]  herre.     War  vmbe  biftu  manigem  herzen  alfo  rehte  miinienclich. 

80  War  vmbe  hügel  manige  feie  abe  dir.  War  vmbe  geftet  fich  diu 
maniger  mflt.  Ift  daz  alleine  von  irem  vnfchuldigem  lebende.  Nein  es 
gewerlich.  Es  ift  dar  vmbe  fo  fü  gedenkent  wer  fü  fint.  wie  rehte 
fündig,  wie  gebrefthaft.  Wie  rehte  vnwirdig  fü  diu  fint.  Ach  vn  du 
milles  herze  du  frier  herre.  dich  [329]  inen  fo  friliche  trbüleft.    Herre 

85  daz  machet  dich  in  dem  herzen  fo  gros.    dar.   du    menfchliches   güica 


63  difer]  HS  dife  66  infchieffenden 


555 

alles  vnnotdiirflig  bift.  Dir  fiiil  doch  liifenl  wmvg  alz  ein  pfciining 
zu  laffende.  vn  tiifenl  tot  fi'inden  als  eine  zu  verg^ebeiide.  Herre  daz 
ift  ein  wirdikeit  obe  aller  wirdikeit.  Herre  foliche  nicnfchen  künnent 
dir  nienier  volle  g-edanken  Ir  herze  flüffet  hin  von  diine  lobe.  Wanne 
nach  der  [330]  gefchrift  lo  ift  es  dir  vil  lobelicher.  denne  obe  fü  in  90 
nie  keine  finide  werent  geuallen.  Vn  in  lewekeit  lebetent.  Vh  och 
nvt  Co  vil  miniie  zö  dir  hetlent.  wan  nach  fanto  Bernhartz  lere  So 
lihftii  nvt  an  waz  ein  nienfchc  ift  gewefen.  Du  fihft  an.  wer  er  fin 
uellc  nach  hcgirde  fins  herzen.  Vü  dar  vmbe.  wer  dir  abe  wil  fprechen 
funde  vergeben  loch  alfo  dicke  alfo  manigen  ögenblik.  der  wil  [331]  95 
dich  groffer  eren  betöben.  Die  füiule  het  dich  doch  vf  ertrich  brah* 
von  hiniel.  Selig  fi  die  l'ünde.  Alfo  fantus  Giegorius  fprichet.  die  vns 
einen  fo  geminneten  erlöfer  brahle.  dei-  vns  fo  minnencliche  alle  ftundo 
wil  enpfahen.  \y\  alfo  wer  gewegen  kan.  Waz  gol  ift.  Alfo  dauid 
fprichet.  der  enniag  bi  nvte  gotte  miffe  trnwen.  Daz  ander  ilt  daz  fii  lOü 
nvt  künnent  gewegen  waz  fünde  ift.  Rehte  [332]  fvnde  lit  alleine  dar 
an.  daz  ein  menfche  mit  eime  verdahten  befcheiden  mute,  vn  willen- 
wiffenlliche.  vn  gerne  ane  widerfprechen  der  befcheidenheit  fich  von 
gotte  vf  dftz  gebrefthafte  ding  kert.  Wanne  wie  daz  ein  menfche 
alfo  manigen  infal  hette.  Alfo  manigen  ögen  blig.  Vn  die  alfo  rehl  105 
vngefchaffen  vii  alfo  hole  werent.  aifo  es  mi'igelich  ift  keinem  hertzen 
zu  gedenkende.  [333]  Oder  keinre  zungen  zu  fprechende.  vh  von 
wem  fi'i  ioch  werent.  Es  were  loch  got.  oder  creature.  Vü  daz  den- 
noch der  menfche  in  deme  ftunde  ein  gantz  iar.  Oder  wie  lange  es 
were  nach  dem  zit.  Ehte  die  befcheidenheit  alleine  ein  ringen  da  HO 
willer  hat.  vh  ein  miffefallen.  Alfo  von  naturen  folichen  lachen  ift. 
Alfo  daz  fü  nüt  gentzlich  mit  fürdahtem  mute,  vir  gantzem  willen  dar 
vf  [334]  vellet.  fo  enifl  keine  tot  fünde  do  gefchehen.  Vn  dis  ift 
alfo  gewerlich  wor  nach  der  heiigen  gefchrift  vh  nach  der  heiligen 
lerer  gef'chvift  vs  den  der  heilige  geift  redet,  Alfo  daz  got  in  dem  115 
himel  ift.  Nu  ift  ein  verborgens  dringen  hie  befloffen.  Vnd  daz  ift  dz 
aller  kleinfngest.  Vü  fcharpfefte  baut,  daz  in  difer  materie  ifl.  Vn  daz 
ift  alfo.  So  der  vngefchaffen  böfe  inval  gefchiht.  vn  ein  [335]  menfche 
gefwinde  mit  ettewas  Inftes  vil  lihte  dar  vf  geuellet.  Vn  fin  felbes 
vermiffet  daz  er  nvt  hat  gefwinde  do  von  gekeret.  So  wenenl  fü.  120 
fn  fint  mit  willen.  Vn  befcheidenheit  dar  vf  genallcn.  Vü  habent  alfo 
ii  felbes  vermiffet.  Vn  tot  fünde  getan.  Vnd  daz  ift  nvt  alfo.  Wanne 
nach  der  heiligen  lere,    fo  wnrt  die    befcheidenheit    dicke    fürkunnnen 

108   gotj  lies  tüfel ;  doch  sieht  auch  bei  Diepenbrock  got. 


556 

beide  mit  fo  getanen  invellen.     Vil  mit  li'iflon  [B36]    rine    gflle    wilr. 

125  Vnd  ein  lange  zit  .e.  die  belcheidenlieil  ir  felhes  jrewar  werde  Vnd  fo  fii 
denne  ir  felbes  reht  innan  wml  mit  ijüter  bedehlikeit.  So  ma^j  lii 
denne  enpfalien.  Vn  lallen.  Vn  l'iinden.  Vn  nvt  fiinden.  Vnd  dar  vudi 
l'o  follent  die  menIVhen  keinen  fchrecken  haben  in  den  faehen.  voii 
keinen  tot  fiinden.  übe  lii  criftenre  lere    wellent    globen.     Es  Iprirhet 

130  fanctus  [337]  Auguflinus  daz  die  fünde  müs  alfo  rehte  willeclieh  {»e- 
frhehen.  Wanne  gefeliiht  fu  nvt  mit  gantzem  willen  fo  ifl  IVi  keine 
tot  fünde.  Es  wellent  die  lerer.  Vnd  hette  eua  alleine  die  frnlit  in  dem 
paradyfe  geffen.  Vii  adam  nvt.  es  hette  nvt  gel'chadet.  Zu  gelirher 
wile.  wa«  infpreehendes  die  finnelicheit  hat.  one  gantzen  luft  der  be- 

135  fcheidenheit.  die  entriffet  nvt  vf  keine  tot  lunde.  Daz  dritte  [338] 
das  den  Ichaden  tut.  dz  ift  daz  i\\  nvt  künnent  wegen  waz  ruwe  ift. 
Ruwe  ift  eine  tugent.  die  einem  menfchen  llne  fiinde  abe  nymet.  fo 
fii  mit  befcheidenheit  ifl.  Sant  Bernhart  fprichet  daz  vmbeIVheiden  ruwe 
gotte  miffeuellel.     Der  böfe  kaym  der  ruwete    och.    Aber    ane    wife. 

140  Wanne  er  fprach  mine  bofheit  ifl  merre.  wanne  gottes  erbarmeherzi- 
keit.  Judaz  ruwete  och.  Aber  dez  leit  [339]  Avaz  zu  vnordenlich.  Alfo 
kumment  fo  getane  menfchen  ettewenne  in  vngeordentes  leit.  Daz  fü 
in  lelber  fprechent.  es  ift  ein  vbel  mere  daz  ich  lebe.  Herre  war  zu 
wart  ich  ie  geborn.    Ach  herre    wanne    ftiirbe    ich.    Vnd    des    gelich 

145  maniger  hande.  Vnd  erzürnent  got  dicke  me  har  an  danne  an  der 
fiinden  Obe  ioch  keine  fünde  an  den  vorgenanten  lachen  were.  Aber 
nach  der  [340], heiligen  gefchrifl  fo  ift  do  keine  fünde.  Vn  dar  vmb 
der  rehte  ruwen  wil.  der  fol  haben  demutikeit  in  yme  leiben.  Vnd  ein 
miffeuallen   der   fünden.    Vnd    ein    gantzes    ruwen    gegen    gotte.     Es 

150  fprichet  die  ewige.  Vnd  die  minnencliche  wifheit.  Kint  mines  in  dime 
liden  foltu  dich  felber  nvt  verfmahen  Kiim  fin  an  got  der  hilffet  dir 
es  vberwinden.  Er  ifl  ein  rehter  lor  der  [341]  an  eime  ögen  nvt 
gefiht  Vnd  yme  felber  dar  vmbe  daz  ander  öge  vs  wil  brechen.  Von 
difen  gebreflen  allen  fol  man    wiffen    dife   fehs    ding.     Eins  ifl  dz  fo 

155  getane  menfchen  gar  vnvsrihlig  fint.  daz  fü  wenig  ieman  her  inne 
globen  wellent.  Den  fü  doch  glouben  follent.  Vii  fünderliche  der  in 
vt  trofiliches  feit.  Vii  minre  denne  der  in  viitroflliche  ding  feite.  Vnd 
daz  kummet  von  dem  einzigen  [342]  herzeclichem  we  in  dem  fü  ge- 
meinliche one  allen  vnderlas    flaut ,    Vnd    liani    d/  daz   fü  ir  gebreften 

160  gerne  vii  lütes  klagent.  Dar  vmbe  ob  in  ieman  künde  zu  liellfe  kum- 
men.    Vn  daz    follent   fü  n^t   alfo   wilbreht   tun.     Wanne  ir  ift  wenig 


135    drille]  HS  ander 


557 

die  hie  zu  geraten  künnent.  Vii  fo  fü  ie  nie  do  von  geredent.  fo  ir 
gebrefte  ie  mer  wurt.  Si'i  f(*)llent  vskiefen  einen  lerer,  der  es  wol 
habe  von  der  [343]  heiligen  geschrift.  Vnd  dem  follent  lü  glauben  ane 
allen  zwifel.  Wanne  got  wil  es  an  dem  iungeflen  tage  an  in  vordem.  165 
Vnd  nvt  an  fi'i.  Wenne  IVi  daz  ire  getünt.  Daz  ander  ift.  daz  fü  hant 
vil  vin*ehter  vorhte.  fü  dnncket  nvt  daz  fü  iemer  reht  getönt.  Wie 
llilTig.  Vnd  wie  wol  gelert  der  bihter  ift.  Oder  wie  gentzlich  fü  ir 
verniügen  hant  getan.  Vnd  gewinnen!  do  von  niemer  [344]  gerfiwig 
hertze.  Vnd  das  kummet  do  von  Sü  enwiffent  nvt  waz  fü  fchuldig  170 
fint  vs  gefoheidenliche  zfl  bihtendc.  Vnd  wz  nvt  nach  der  gefchrift. 
So  ift  ein  menfche  alleine  fchuldig  die  totfünden  vs  gefoheidenliche 
zö  bihtende.  obe  er  es  kan  getan  Vnd  die  tegeliche  fünde  alleine  nach 
einre  gemeinen  vslegunge.  Vnd  wanne  nv  die  menfchen  in  den  vor- 
dem fachen  keinre  [345]  tot  fünden  fchuldig  fint  So  endürffent  fü  175 
noch  enföUent  nvt  die  invelle  alfo  vsgefcheidenliche  alle  fagen« 
Denne  nach  einer  gemeinen  vslegunge  nach  eins  gotlelichen  befcheiden 
bihters  rate.  Der  tüfel  verwirret  alleine  hie  mitte  herzen  riiwe  Vnd 
dar  vmbe  fo  fol  man  yme  hie  wider  ftan.  Wanne  fo  man  yme  ie 
me  henget  fo  die  gewiffene  ie  me  verirret  wurt.  Daz  dritte  [346]  180 
ift  fü  fuchent  ein  wiffen  in  den  fachen  do  man  nvt  wiffens  mag  haben. 
Sü  gant  deme  nach  daz  fü  wiffent  daz  fü  ane  tot  fünde  ftandent.  Es 
enift  kein  menfche  vf  ertriche  fo  gut.  Noch  fo  feiig.  Noch  fo  wol 
gelert.  nach  der  heiligen  lere  der  wiffen  müge  haben,  obe  er  in  der 
gnaden  fi  oder  nvt.  Denne  von  gottes  fvnderlichen  Offenbarungen.  Es  185 
ift  hier  inne  genüg  fo  [347]  fich  ein  menfche  wol  erföchet.  Daz  er 
denne  ein  nvt  wiffen  dar  inne  habe  Vnd  alfus  fo  kummet  das  wellen 
wiffen  von  vmbekantheit.  Alfo  ob  ein  kint  nn'itele  zu  wiffende.  Waz 
ein  keifer  in  fime  heitzen  hat  verborgen.  Vnd  darvmbe.  Alfo  der  lip- 
liche  fieche  fime  arzatte  hat  zfl  glöbende  der  die  nature  dez  fiech-  190 
tagen  bas  erkennet  denne  er  felber.  Alfo  hat  ein  menfche  [348]  einem 
befcheiden  geiftlichen  arzate  zu  gloubende.  Daz  vierde  ift  fü  fint  zö 
vngeftume  gegen  gotte  Vnd  daz  kummet  euch  von  dem  einzigen 
bitterlichen  lidende,  in  dem  fü  zu  allen  ziten  ftant.  Sü  enfint  nvt  vil 
geubet  in  anderem  lidende  gemeinlich.  Inen  gefchiht  alfo.  der  einen  195 
jungen  volen  in  einen  karrich  fpannet.  fo  fich  der  vermudet.  Vnd  ver- 
vihtet.  daz  er  mager  [349]  wurt.  So  er  fiht  zö  jungeft  daz  es  an- 
ders nvt  mag  fin.  fo  lat  er  finen  möt  nider.  Vnd  beginnet  zemme- 
liche  gebaren.     Alfo  gefchiht  difen  menfchen  allen,   die    wile  fü  noch 

193   vngeltüeme]  HS  vngeftündig         199   difem  , 


558 

200  »MTi  wider  vehten  haut  do  wider  Vnd  luli  iivl  üt'ritzliclien  hant  ffe- 
heget  vnder  golles  willen,  daz  li'i  es  wellen!  durch  in  liden.  Su  ge- 
IVhilil  inen  gar  we.  Vnd  nn^MTenl  (is  doeli  liden.  Vnlze  dz  der  erliarnie- 
herzige  [35ÜJ  gut  wuri  ane  (Vliende  ir  arbeil.  Vnd  ire  gelullikeil. 
Vnd  er  weis  wenne  es  in  ni'ilze  ilt.  Daz  er  l'ii   do  von  entbinde.   \'nd 

2{)b  »lar  vnibe  lo  horl  nvl  dar  zu  danne  daz  lii  luli  deniiilekliolie  in  daz 
liden  ergeben  wie  lang  es  gol  wil.  vnd  getultekliclie  liellle  von  ynie 
vordem.  Vnd  gebet  von  guten  lüten.  Daz  l'ünne  ilt.  die  leiben  nien- 
l'chen  irret  nvt  alfo  valte  vf  ertriclie  AH'o  daz  In  deme  [351]  vnge- 
Ichaffen  gernne   went  gelol'en.   Vnd   yine  wenl  antwuilen.  Vnd  inil  der 

210  belcheidenheil  ynie  wellenl  widerl'tan  vnd  da  wider  dilpilieren.  \x\d  do 
vor  fullent  fü  lieh  hiilen  all'o  vor  dein  lode.  wanne  von  dein  wider- 
Itonde  lo  linkent  IVi  dar  in  one  alle  hellfe.  Vnd  dar  vinbe  all'o  balde 
es  den  geil'tlichen  oren  wnrt  in  gerunet.  So  liillenl  lu  rehte  gel'winde 
ane  alles  wider  kriegen  [352j    lieh   der  von  keren  vf  dz  nebelte  daz 

215  In  horent.  Sehen!.  Oder  wilTenl  Rehte  alz  obe  In  zii  eiine  fprechent. 
hab  diu  gerune  dir  leiben,  es  engal  mieh  nvl  an.  Du  bil'l  ioeh  zu 
hole  dar  zii.  daz  ich  dir  hie  zi"i  welle  anUviirlen.  Sehcnl.  Vnd  daz 
geichiht  eigentliche.  I'o  IVi  lin  ie  minre  ahtenl.  So  In  ie  rchiei-er  do 
von  kummenl.    Vnd  dz  tiigenl    aber    Vnd    aber.    Vnlze    [353|    daz   In 

220  einen  gewonlichen  abeker  gewinnenl.  Vnd  dife  rede  kan  nieinan  \v(d 
verl'tan.  denne  die  leiben  menlchen.  Daz  lehrte  ilt  lo  das  zit  ic;  hei- 
liger ilt.  Vnd  lieh  der  nienfche  ie  gerner  zö  gölte  rihlele.  Vnd  kerle. 
lo  daz  leibe  liden  ie  iner  il'l.  Vnd  lo  IVi  ein  einig  paler  noi'ter.  noch 
t;in  aue  inaria  lidekliche    invgent    gelprechen    one    daz    veige    gernne. 

225  So  kunnnent  In  ctte wenne  in  einen  [354]  vnmiH.  Vnd  werlFent  daz 
gebet  hin.  Vn<l  Ipreclient  zö  in  lelber  waz  wenel'ln  daz  dich  daz  gebet 
hellte,  daz  fo  vervnreinet  wurt.  Vnd  tiint  hie  mille  gar  vnreht.  Wanne 
wenne  l'ü  daz  tünt.  fo  mötwillenl  fü  deine  ti'ifel  gcMitzlich«'.  \>'aniie 
er  fachet  nvl  anders  wanne  daz  er  den  rnenfchen  verwern«  geilllicher 

230  \bnnge.  Sn  envviffenl  nvl  daz  ir  gebet  mit  allen  den  invellen  die  in 
leil  [355]  finl.  fo  rehte  wol  fmackel  vor  golles  ögen.  Wan  es  fprichel. 
Sanclus  Gregorins  daz  inenfchlich  gemüte  dicke  kninniet  in  fo  getan 
timberheil.  Daz  es  yine  lelber  nvl  gehelHen  kan    Danne  daz  es  ifl   in 


21X)   liinj;!  iiiii  über  der  Zeile  narhuel ragen;  das  a  undeutlich.         222  HS  lilile- 
tent   villi  Ki-rlen;    z  lierli  223 /'</.  i;«i  li    e'ii|  z  oder  224    H«</MiKiriii|    iii^l 

227  tiier  inne       228  inül  fehlt         228  fg.  wai.   .ler      229  (l(i.|   elin        i- rwere 
231    Inieivcnt  vcir    gölte.«;    ögen|    vii<l    lo    rrlil    ..^entni    Int  2H1     fg-    witii     — 

ftncuis  fehlt         232  kmiif         233   US  tiiti»>erl..  r 


559 

gegonwertikeil  leides  Vnd  lidens.  Vnd  die  felbe    widerweilikeit    röffet 
vor  gotle  innencliche  für  fü.    Vnd  die  bitterkeil   irs  lidens    vvurt    vor  235 
ilnen  ogen  verkeret  in  liifllicherf  gebet.  Vnd  [356]  tringet  nehcr  denne 
ane  die  wife.  Vnd  neiget  in  gefwinder.    Vnd  dar  vmbe  I'ü  (ol  enkein 
nienfche  enkein  gftt  werk.  Noch  kein  gebet  Noch  kilch  gang,  der  dem 
felben  böfen  geifte   IVnderliche   wider  ift  niemer  geloflen.     Wan    waz 
dem  menfchen  an  h'itri  des  gebetles  abe  gal.  daz  gat  iuie  vf  an  wider-  240 
wertikeil  des  lidendes.    Von  des  wegen  es  gar  geneme  il't  vor  oottes 
ogen    Als  einen    fiechen    der  knme    [357]    reden    mag    den    erhöret 
man  dick  e.  Einen  geliinden  starken  menfchen.  Vnd  fo  man  ieme  von 
gebette  lieffe.    fo  man  dem   felben  böfen  geift    ieme  weget.    Sider  nv 
alfo   bewert  ift  von    der    heiligen    gefchrift.    daz   an  difen   fachen  nvt  245 
fi'mde  lit.  So  ift  ein  frage.   War  vmbe  der  erbarmeherzige    got.    Alfo 
rehte  fvver  liden  verhenge    vber  fo  getane    liUe.    VTanne    gemeinliche 
zu    nemende.    Man    mohte  [358]    in    kein    lipliches    liden  genemmen. 
IVi  nement  es  zn  lidende  fi'ir  dis  liden.  Die  felben  menfchen.  Vnd  ette- 
liche  einvaltige  menfchen  die  es  nvt  habent  an  künften.  Noch  an  lebende.  250 
die  fint  in  dem  wane  daz  es  alleiae    kumme   von    fchulden.    Vnd   daz 
enifl  nvl  war.    Wanne  manig    heilig    menfche    der  wnrt    berliche  dar 
inne    verlachet,    daz  wir  alle  tage  fehent.    Vnd  in  der  heiligen  [359] 
gtjfchrift  vindent.  Vnd  dicke  böfe  vnlutre  menfchen  ftanl  ir  lidig.  Ouch 
ettelichen    begegent   es  in  irre    kintheit.    fo    er    dennoch    ane    groffe  255 
fchnlde  ftet.  Do  aber  dis  liden.    Vnd    ftrenge    böffe    einem    menfchen 
were  knmmen  nach  finem  wane.  Oder  nach  der  warheit  von  fchulden. 
Der  menfche  folte  got  innencliche  dar  vmbe  loben.  Wanne  vnder  allen 
andern    dingen    nach    der    fchrift  ift  daz  ein  alfo    [360]    gros    minne 
zeichen  fo  er  fo  gefwinde  die  fi'mde  hie  mit  zu  gefanten  liden  büffet  260 
Aber  war  vmbe  fü  got  fürbas  mit  dem  liden  zwinget     denne  mit  an- 
dern Daz  ift  verborgen  in  goltes  tögene.    Wanne   daz    foUent  fii  von 
gotte  alfo  vf  nemen.  Wainie  got  aller  menfchen  herze.  Vnd  möt.  Vnd 
wife.  Innan.  Vnd  vfnan  aller  baft  erkennet.  So  löt  er  och  alz  ein  wifer 


237  nach   gefwinder]  z  in  gnedikeit  ein  menfclie         238  kilchen  jfan         239  bSsen 
fehlt       niemer    fehlt      wanj    HS    Vnd         240  z    in    vf    ein         241    des]  der 
242  fg.  fiechen      ej    HS  nienfctien  der  kunie   redet  den  höret  man  dicke         243  z 
uiuti  fich  ieme  244  deni|   HS  den     ieme  z,    fehlt  HS     nv]  z  es  nv         245  fchrift 

247  fg.   vi>cr  fo  gelanv  nienfclien  verhenge  248  wan  onmochli  in   (ieUein   liplich 

liden  <i;enemnien;  HS  mohlent  fiii  und  ßenemen  250  z  kvnll  252  Wanne 
fehlt  254  fchrift  HS  vindet:  z  vinde  255  irre]  z  finer  255  ane]  ane  al'e 
256  Vnd]  vnd  difu  258  menfche]  menfche  der  259  alfo]  als  gar  rehl  260 
nach  zeichen]  von  got  fo  vor  gefwinde  fehll  261  zwinge  263  aller  — 
mut]  alle  ir  liege  vnd  weg         264  fg.   So         arzat  fehlt 


560 

265  arzat.  Vnd  alfo  ein  getruwer  valter  [361]  einem  iegelichen  zö  fuget. 
Daz  er  allcine  erkennet  daz  ir  aller  bel'tes  ift  Nu  molile  ein  menfche 
vil  lihte  fragen.  Waz  gutes  einem  nieiifchen  hier  inne  molite  geligen. 
Dez  anhvurle  ich  nach  dtr  fchrift.  Vnd  i'priche  das  groffes  vnfage- 
liches  gut  einem  inenfchen  hier  an  mag  geligen.  Daz  eine  ift.  es  fint 

C?70  t'lleliche  menlchen  von  nalure  i'ins  liochnn'ilioen  finnes.  ^  iid  [362]  tlii- 
mnhlenl  nieiuer  bas  noch  verbörgcnlicher  gebeget  werden  in  d(Mnnlikeil. 
Die  du  ift  aller  tilgende  ein  anevang.  Wanne  fü  wenent.  daz  nach  vngefchaf- 
fenheit  <ler  invelle  fi  och  vngefchaffenheit  der  IVmde.  Vnd  des  enift  nvt.  Ein 
menfche  in  eimc  wol  genallen  fin  felbes.  mohte  fi'mlliche  vngefchafTener 

275  werden  vor  gölte.  Danne  obe  der  aller  boflen  in  [363]  velle  tident  wcrcnl 
gewefen.  Vnd  daz  ill  kunt  an  dem  hobelten  enget  der  do  viel.  Vnd 
doch  nvt  fo  getaner  invtdle  bette  Vnd  alfo  gefcbihi  hie.  dz  der  menfche 
der  lieh  leiben  nvt  wolle  erkennen  in  eime  hochuerligen  gedanke. 
der  wurt  lieh  felber  denne  erkennende  in  demc  lidende.  Vnd  der  vor 

280  ander  li'ite  verfmahete.  den  dnhte  denne  billich.  daz  in  aller  nienge- 
lich  verfmahete  [364|  ^^  az  mag  nv  einem  meidchen  nutzer  gefin.  Oder 
me  weges  machen  zft  gotle  denne  dis.  Es  ift  doch  vnmi'igelich  daz 
kein  demfdiger  menfche  verlorn  werde.  Vnd  dar  vnd)e  gewerlicbt^  nach 
der  fchrift   N'nd  nach  der  warheit    So  follenl    fogtane    menlchen   \\'  ire 

285  knu  vallen.  Vnd  foltent  die  vngefchaifenen  liden  vber  gülden  do  mitte 
daz  IVi  gölte  innenkliche  danketent  [365]  der  liden  die  fi'i  zu  einre 
fogtanen  tugent  mi'igent  bringen.  Wan  daz  felbe  liden  bringet  fü  von 
der  hellen  Vnd  fetzet  fü  in  daz  himelrich.  So  fint  fü  dar  zu  gut.  daz 
fü  die  menlchen    beln'ilent    vor    liiilicben    vellen.    Vnd    vor  vil   IVnulen 

290  Wann(;  fü  gewinnent  alfo  vil  do  mitte  zu  fchalFende  dar  fü  aller  vppi- 
keit  nach  vergeffent.  Vnd  daz  ift  eiji  edel  nutz.  So  fint  fü  öch  fürder- 
lich  zii  allen  lügenden  [366]  Wanne  den  menlchen  ift  alfo  relile  we 
do  mitte,  dz  fü  alle  wege  fuchent.  Vnd  in  alle  ding  mügelich  fint  zii 
tünde.    Nv'l  wan  daz  fü  dis  alleine  nn'igen  abe  kum?nen.  Vnd  wie  er- 

1'95  neft  in  ift.  fo  lat  fü  doch  gol  alfo  ftan.  Vntze  das  nach  famenimge 
vil  güler  werke  der  menfche  ein  volles  vas  wurl  aller  tügend(^  \  nd 
gnaden  Nu  merkent  lieben  kint.  Wie  rehte  minncii[867Jklich  die 
ewig*;  wifheil  alle  ding  kan  geordenen  daz  die  inenfchen   wenent  daz 


265    Viid]  das  er  ficli  267    hieriniio    einem    inenfclien  269  liier]  der   eniiiiiij 

liden         272  ein]  ein  reliler         278    MS    inveilen       liinden  274  in  einiej    z    ein 

eini^  275  der]  er  278    eimej    ein  280    niengelicli|     nienlelien:     corhei 

Lücke  von  denne  an         282  niaclie;  SM'»«f/i<'H  gelin  u/i(/ weges  Lücke         286  die] 
iü         287    WanJ    HS  Vnd        Ininget]  z  nimel     296  IIS  menlchen 


561 

fi'i  alfo  groffen  verluft  dar  an  habent.  Vnd  es  gol  inon  zti  alfo  g-roffeui 
nutze  kerot.   Es  minrel   och  ir  vegel'iir.    Vnd    hrinoet  in  groffen    Ion,  300 
Sil  wenent  fi'i  fient    bofe.    Vnd  finl  gut  fi'i    wenenl    fi'i    fint   dar   vmbe 
groffe  fnnder.  fo  finl  fü  vor  gottes  ögen   groffe   niarleler.    Wanne  es 
liil  Idfent  ftunt  wurs  [368]  alle  fUinde  alfo  gemartelt    werden,    dann»? 
mit  eime  fla^e  daz  höbet  verlieren.  Vnd  daz  ich  kurze  nach  der  heii- 
gen fchrift.  Vnd  nach  der  warheit  fo  ift  es    ein    gewer    niinnezeichen  HOC» 
\nmeffiger  gnaden.   Vnd  groffer  heiinelicheit  die  ime  der  nach  kunfiiy- 
wnrl.    Vnd    dar    vmbe  lo  föllenl  fi'i  es  frolich.    Vnd    willeclich    liden. 
Wanne  in  get  ficherliciie  nach  der  bitterkeil  die  ewige   felikeil.    Alfo 
[369]  gefchach  es  eineft.   Ks  waz  ein  fröwe  in  eime  klofter.  Vnd  die 
hat  oiich  difer  liden  eins  Do  dii  erftarp.    do  kam  fü  her   wider.    Vnd  310 
feite  daz  es  ir  vegefür  hie  were  gewefen.  Vnd  daz   fü  on  alles  mittel 
von  gölte  in  ewikeit  enpfangen  were.  Des  helü'e  vns  ouch  vnfer  min- 
nenclicher  heire  Ihefns  criftus.  Amen. 


///.    Gebele  zu  den  TagzeUen. 
Zii  inettiiB  zii  aln  i  iilipi'  li«>i'i'<'  gevaiigoii  wart. 

Ach  ITiffer  herre  ihcdu  chrifte.  ich  fage  dir  ouch  gnade.  Vnd  dang 
Daz  (hl  von  reliter  lulerre  minne  zu  Meltin  zil  dich  felber  gebe  in 
den  tot  durch  minen  willen.  Vnd  fo  rehto  gfitliche  gegen  «len  Juden 
gienge  die  dich  viengen  [173]  Vnd  dich  fingent.  Vnd  ftieffenl.  Vnd  5 
«lieh  verfpigetent.  Vnd  fchnitent.  Vnd  fo  manige  bofe  lefterlich  worl 
zu  dir  fprachent  Vnd  dir  alle  die  pin.  Vnd  alle  die  marter  anlalent 
Vnd  alles  das  vngemach  daz  fü  erdenken  künden.  Alfo  daz  du  die 
lange  naht  nie  gerüweteft  eine  ftunde.  Vnd  dis  litte  du  alleffamenl 
alfo  rehle  gütliche.  Vnd  gelultecliche.  Daz  du  nie  kein  [174]  vnge-  ]0 
tullig  wort  gefpreche.  Ach  liebes  liep  ihefu  chrifte.  Nu  ermane  ich 
dich  hüte  aller  diner  arbeite.  Vnd  aller  diner  biltern  iemerlichen  marter 
Vnd  alles  des  vngemaches  fo  du  von  luterre  minne  die  lange  nalit 
erlitte  durch  minen  willen.  Vnd  bitte  dich  daz  du  mir  helffeft.  dz  ich 
vnze  an  minen  tot  alles  daz  vngempch.  Vnd  arbeit.  Vnd  befweide  15 
[175]  die  mir  iemer  befchiht  Daz  ich  daz  alles  in  warer  minne  durch 
dinen  willen  gerne  lide.  O  himelfcher  vatter  ich  fage  dir  gnade  vnd 
dang  aller  diner  gnaden.  Vnd  bitte  alle  engele.  Vnd  alle  heiigen  das 
fü  nur  helffent  loben.  Vnd  eren.  Vnd  minne  dich.  Vnd  dancke  dir  der 
erwelunge.  daz  du  die  reine  maget  marien  zu  einer  niüter  heft  erwell.  20 

303  wuisl         6  HS  leilterlich 


562 

(Jime  einbornoii  lunc  viil^rmc  [176]  liorren  ihefu  chrillo.  Vnd  aller 
der  tiiliulen.  Viid  Iclikcit.  VikI  ilt  t  eren  die  fi'i  ie  enpfienff.  Vnd  ewec- 
litlie  von  dir  haben  lol.  Des  niülTert  du  lieber  vatler  min  geminnel. 
Vnd  gelobet  fi  ane  ende.  Vnd  ane  malTe.  Amen. 

2b  N|)i'ic|i  clrü  pator  ii4»iter  viicl  clrii  a\v  niaria.  zii  lol»c^ 
%iifl  zu  eron  vnibc'  allo«  daz  f^üi  «Ix  viif't^r  frowc* 
t^iiphaii^oii  iK't.  O  Marin  [177|  liebe  müter.  Vnd  liebe  IVöwe 
min.  Ich  ermane  dich  der  gnaden.  Vnd  der  freuden  die  du  von  goUe 
enphienge.  Do  dir  der  ewige  vatler  finen  einbornen    Tun    Tante  in  die 

'^0  IVle.  Vnd  in  dinen  heiigen  lip.  Vnd  er  menlchliche  nature  an  lieh  nam 
von  dinie  reinen  übe.  Vnd  bit  dich  daz  du  mir  erwerbefl  vmbe  dinen 
minnenclichen  Tun.  daz  ich  in  enpfahe  an  mime  lode.  In  [178]  ganzer 
lulerkeit.  Vnd  in  vollekomener  minne.  Vnd  in  grundelofer  demutekeit- 
Amen. 

^^  O  Maria  liebe  IVöwe  Vnd  mfit(>r  nun  Ich  ermane  dich  der  herzen 
beiwerde.  Vnd  de.s  iamers  in  dem  du  were  do  du  bekantelt.  dz  din 
eiuL'^ebornes  kinl.  Vnd  din  herze  liebes  kinl.  An  dem  aller  din  trid'i 
Vnd  alle  dine  ziiverllhl  lag  gevangen  vvaz.  Vnd  lo  [179]  vnfchuldec- 
liche.  lo  vnlideliche  bitter  marter  leit.   <lie  lange  naht    daz  er  nie  ge- 

40  i'öwete  eine  ftunde.  Der  not  vnd  der  angelt  dines  müterlichen  herzen 
ermane  ich  dich.  Vnd  bitte  dich  daz  du  mir  mit  aller  <ler  erbermede 
din.  Vnd  dines  lieben  kindes  zu  trotte.  Vnd  zu  hellTe  komeft  an  miner 
jungellen  not  So  min  Tele  von  mime  übe  Icheidet.  Daz  du  mir  denne 
hellfert  in  de.s  himels  [180]  weide,  der  ewigen  t'r^de.     Amen. 

45  Du  lol  zfl  lege  lieber   zit  fprechen  ein   pater  n  oft  er- 

Vnd  ein  aue  maria.  Vnd  ein  Gloria  patri.  Vnd  ein  per 
dominum  nol'trum  ihefu  m  ehr  ilt  um  tili  um  tuum.  qui  le- 
(;  u  m  v  i u  i  t  et  r  e g n a t  in  v n  i t a t  e  fp i r i  t  u s  1" a n  l i  d e u  s  per 
oninia  l'ecula  l'eculorum     Amen. 

50  'äjü  pi'iino  vAi  alz  viifer  licrrt»  vor  sc»rih<o  riiiiit. 
0   herre  ihelu   chrilte   |181]  blügeudes  liep  mines    Ich  Tage  dir  gnade. 
Vnd  dang  alles  des   vngemaches.    Vnd    der    |»ine  die  du  zu  prime    zit 
durch  minen  willen    litte.    Do  du  zö  gerihte  gelurt  würde.    Vnd  ver- 
urteilet würde  zu  dem  tode.   Vnd  dir  dine  gottelichen  ogen  verbunden 

55  wurdeut  alz  eime  diebe  Vnd  din  gel'chimphet.  Vnd  gel'pottet  wart. 
Vnd  din  fchoiu's  antlitz  gellagen  wart.  Vnd  dine  hende  1182]  gebun- 
den wurdeut  alz  eime  diebe.  Vnd  fo  manig  hole  wort  vnder  in  ge- 
rproclit'u  wart.  Liebe  miiine  ihcCii  cliririe.  ties  ermane  ich  dich  daz  du 
dine  grolle  «-rbcil  Vnd  dint-  billci'  niailii'  au  mir  belialteri.  Vnd  aller 
der  criitenheil.    Amen. 


563 

Ach  lilfig^ende  minne  ihefii  clirifto.  Ich  fag-e  dir  oimde  Vnd  dang,  diiier 
Mfigendcn  vrrtcnde.  Das  du  von  dem  lode  [183]  crriandcn  bill  Warer 
got  Vnd  warer  menlVhe.  In  diner  vnniefliclien  goUelicht  n  craR.  Wan 
in  der  craft  diner  gottelichcn  vrl'leiide  lo  IVdlen  wir  alle  erl'tan  an  deme 
inngeften  tage  00 

(J   liel)i;  ininne  ihefu  dnifie  Ich  bitte    dich,    durch  diner    heiligen  vr- 
ilcndc   willen.  Vnd  durch  allt  r  der  wunne.  Vnd  freuden  willen  <lie  du 
helteft  Miit  allen  dinen  fninden.   Vnd  alle  dine  fruni   hattent  [184]  mit 
dir.   Do  fü  dich  ir  einiges  liep  ane  fahen.    Vnd  erkantenl  daz  du  war 
gol.  Vnd  warer  menlche  erftan<len  were.  Allb  daz  du  niemer  me  er-  fiö 
flerben  foltefl.  Vnd  durch  der  freuden  willen  die  die  heiigen  altvettere 
hcttent   die  in  der  \or  helle  warent.   Die  dich  iren  löfer.  Vnd  behaller. 
Vnd   ir  ewiges  leben  l'ahent  kummen  in  zii  trofle.  Vnd  ze  helfe.  [185] 
von  allem  irem  vngemache  Vnd  fu   filrteft   in  alle  freude.    Durch  aller 
dirre  freuden    willen  fo  bitte  ich  dich    herre    himelfcher    künig    ihefu  70 
chrifte.  Daz  du  mir  helffeft.    Daz  ich  an  dem  Jungeften  tage    mit    dir 
erftande.  Vnd  mit  allen  dinen    heiligen  in  aller   diner   wunne.    Vnd  in 
aller  diner    gollelichen    frevde.    Alfo  dz  ich  von   dime  fchonen  gotte- 
lichen  N\unneclichen  atitlitze  niemer  gefchei[186]den  werde     Amen. 
Ach  liel)es  liep  mities  ihefu  chrifte.  Alfo  du  fände  marien  magdalenen  75 
erfchine  nach  diner  feiigen    \rftende     Vnd  ir  vergelx'    alle  ire    funde. 
Alfo  erfchine  hüte  mir  armen  ("ündigen  menfchen  mit  diner  göttelichen 
gnade.  Alfo  daz  du  mir  waren  ruwen  gebefl    vmbe    alle    mine    fvnde. 
Vnd  mich  dar  an  ftete  behalteft  vnze  in  nu"n   ende    [187]    Herre    ich 
bit  dich  ouch  durch  dine  grundelofe  barnitiherzikeit  das    du   alle  iün-  80 
digen   liertzen  hiite  befchirmcft  mit  diner  göttelichen  gnaden   Alfo  daz 
du  waren  ruwen  gebeft  vmbe  alle  ire  funde.  Vnd  fü  dar  inne  bcfteteft 
\nze  an  ir  ende.     Amen. 

(J  Maria  liebe  fröwe  min.  Ich  erman»;  dich  der  pine  die  du  litte  do 
diu  liebes  kint  gebunden.  Vnd  geuaugen  [188]  wart.  Vnd  zii  gerihte  85 
gefürt  wart.  Vnd  verteilet  wart  zu  dem  tode.  Vnd  bitte  dich  daz  du 
mir  helffefl  daz  ich  an  dem  Jungeften  tage  ze  gerihte  bi  dime  lieben 
fune  fte  in  aller  wunne  Vnd  in  aller  frede.  Durch  der  freden  willen 
die  du  bettelt  von  der  blügenden  vrftende  dines  lieben  kindes  Amen. 
I>a<ei*  iiofier.  avo  inaria.  Grfluria  pairi.  per  doniiiiuiii.  90 
[189]  zik  Tei'cie  zit  alz  viifc^i*  liori'c^  initf  i'iileii.  1  iid 
mit  geifeliclii  gefelilageii  wart. 

08  zweimal  lü         80  allen 


564 

U  wirdigcr  herre  iiiiii  ilicln  chrirte.  0  lufent  werbe  liebes  liep  niines. 
Ich  rag"e  dir  gnade.  Vnd  dang  aller  diiKM-  biltern  niarlcr.  die  du  zu 
95  Tcrrie  y.il  lillc  durch  mich.  Do  die  iuden  diuen  rchc'ineu  lip  nackord 
v.s  zugcnt  Vnd  dicli  an  die  fi'dc  bundent.  Vnd  <lirh  fo  iemcr  [190] 
liehe  lere  dar  an  riiigenl  vmbe  diu  heiliges  höbet.  Vnd  an  diu  fchAnes 
anthlz.  Vnd  an  allen  dineri  l'eligen  lip.  Alfo  daz  von  diner  IVheitelen 
Ipilze  an  die  verfene  niht  ganzes  bleip.  es  were  alles  vol  wunden. 
KX)  Vnd  vol  tot  blute.  Vnd  gar  durch  goffen  mit  dime  heiligen  minnenrli- 
chen  blute. 

öü  fatzeten  dir  och  vf  eine  dürnine  [191]  kröne.  Vnd  druhlen  dir 
die  in  diu  goltelioh  höbet  alfo  lere,  daz  diu  heiliges  minnencliches 
höbet  alzfl  fere  uerwundel  wart.  Vnd  daz  fich  die  nagele  wider  leiten 

105  in  diner  hirnefchal.    Vnd  das  minnencliche   blöt  flos  vber  diu  Ichönes 
antlilze.   Sü  tatent  dir  öcli  an  ein  rot   gevvant    daz    waz    von    purper. 
Vnd  knuwetent  für  dich.  Vnd  fpottetent.  1192]    Vnd  fchimphetent  din. 
Vnd  fpuwetent  dich  an  Vnd  flögent  dich  vf  dinen  nak. 
Ach  lieber  blugender  herre  ihefu  chrifle.  Ich  ermane  dich  der  nu'nnen 

110  die  allen  dinen  lip  verwundet  het  durch  mich  Vnd  dich  geiagel  hei 
zii  fo  gar  vil  grollen  fnuM-zen.  Vnd  bitte  dich  daz  du  min  herze.  Vnd 
min  feie.  Vnd  alles  min  gemiite  verwundeft  in  warer  göttelicher  minne. 
1193]  gegen  dir.  Alfo  daz  ich  din  in  mime  hertzen  niemer  me  ver- 
geffe.    O  wunnencliches  liep.    Vnd  herre  ihefu  chrifte.    Ich    fage  dir 

115  genade.  Vnd  dang.  Vnd  beger  diner  minne  ane  maffe  Vnd  dines  lobes 
Vnd  eren  ane  ende  Vmbe  die  vnmefliche  göttelicho  gäbe  Die  du  vns 
gegeben  hafl  an  der  wai'eii  minne  dines  heiligen  geiftes.  Wan  in  der 
gäbe  halt  du  vns  alles  daz  gut  gegeben  [194]  daz  din  liimeifcher 
valier  in  finer  ffiffen  göttelicher  nalure.  Vnd  in  fime  Intern  göttelicher 

120  wefende  mag  geleiften.  Herre  durch  dirre  edelen  gäbe  willen.  So  bit 
ich  dich,  dz  du  min  herze.  Vnd  alles  min  geniute.  Vnd  aller  der  men- 
fchen.  Vnd  ire  gemute  für  die  man  bitten  fol.  Vnd  mag.  Daz  du  die 
enzündel'l  mit  der  waren  minne  dines  heiligen  geiltes.  In  der  fü  niemer 
[1951  me  von    dir    gefcheiden    werdent.    Alfo   du  zu  tercien  zit  aller 

125  diner  iungern  hertze  enzniitell  in  der  waren  minne  dines  heiligen 
geifles  Amen. 

U  Maria  reine  goltes  möter.  Vnd  doch  niagel.  Ich  erman  dich  dez 
herze  leides  daz  du  halteft.  Do  din  liebes  kint  fo  rehle  iemerlich  ge- 


104    iiapi'lf    voji   xpwferer   liand    in    «litnic,   soll   heissen   'loiiu'    umyfhessert. 
121    .lles|  allen 


565 

flagen  var[  au  der  fi'ile.  dz  aller  fiii  heiliger  iip  verwundet  wart.  Vnd 
durch  [196]  goffeii  mit  finie  heilgeii  l)lfite.  Vnd  gekronel  uiil  dornen.  1^0 
Vnd  bit  dich  daz  du  iemer  mit  mir  l'ift  in  allein  mime  vngemache. 
Vnd  mir  helffeft  tragen  nach  dem  aller  liebelten  willen  gottes.  Jrh 
mane  dich  ouch  hochgelobete  kiinigin  in  himelriche.  Der  freuden  die 
du  hetteft  do  du  zu  Tercien  zit  den  heiligen  geilt  enpüenge.  Vnd 
bitte  dich,  das  [197]  du  mir  helfleft.  Daz  ich  den  heiligen  geifl  en-  135 
(dahe  daz  ich  diu  liebes  kinl  alfo  voUekomenliche.  Vnd  alfo  gölteliche. 
Vnd  alfo  herzeklichen  minne.  Vnd  liep  habe  alfe  ich  von  rehte  haben 
fol  Amen. 

pater  iiofioi'.  ytvc  maria.  Glloria  patri  Per  c1<»niiiii9in. 
lAi  roxftc»  zit  alz  viBfer  herre  fiii  Cri'ize  zw  des*  mar-  140 
ter  triig-. 

U  lieber  herre  ihefu  chrifte.  Min  lofer  [198]  Min  wider  bringer. 
Vnd  min  behalter.  Ich  Tage  dir  gnade.  Vnd  dang  aller  der  pine.  Vnd 
marter  die  du  zu  fexte  zit  litte  durch  minen  willen.  Do  du  gegeben 
wurde  von  pylato  in  den  gewall  der  luden.  Vnd  von  dem  manigualtec-  145 
liehe.  Vnd  bitterliche  gepiniget  würde,  do  du  daz  fwere  Crüze  vffe 
dinje  heiligen  rücken  trüge.  Vnd  von  rehter  fwacheit  [199]  dines  libes 
kume  gegan  möhtelt  von  der  vnlidelichen  marter.  Vnd  von  dem  bittern 
fmertzen  da  aller  din  Iip  müde  vvz  alle  die  naht  Vnd  allen  den  tag. 
Vnd  fü  dich  nacket  an  daz  Crüze  fpannetenl  Vnd  flögent  dir  die  150 
ftumphen  nagele  durch  dine  gefegenten  hende  Vnd  füffe. 

U  lieber  herre  geminneter  ihelii  chrifte  der  minne.  Vnd  der  marler 
[200]  ermane  ich  dich.  In  der  du  daz  fwere  Crüze  vf  dime  heiligen 
rücken  trüge.  Vnd  der  minne  die  dir  die  nagele  durch  hende.  Vnd 
füffe  treip.  Vnd  bitte  dich  daz  du  mir  helffeft.  daz  ich  alles  daz  vn-  155 
gemach.  Vnd  alle  die  arbeit  die  mir  iemer  gefchiht  zu  lidende.  Daz 
ich  die  in  warer  göttelicher  minne  durch  dinen  willen  lide.  O  Maria 
ein  [201]  frowe.  Vnd  ein  künigin  aller  engele.  Vnd  aller  heiligen  in 
himelriche.  Ich  ermane  dich  des  iamers.  Vnd  des  fmerzen.  den  du 
hatteft.  do  du  fehe.  Daz  din  liebes  kint  daz  grolle  fwere  Crüze  vf  160 
fime  heiligen  verferten.  Vnd  vermüdeten  rücken  trug.  Vnd  daz  er  von 
groffer  krangheit  gar  kume  gan  mohte.  Vnd  mane  dich  dez  groffen 
fmerzen  [202]  den  du  hatteft  in  dime  herzen,  do  du  horteft.  Vnd 
fehe.  daz  ime  die  ftumphen  nagele  durch  fine  hende.  Vnd  füffe  ge- 
flagen  wurden.  Vnd  bitte  dich  durch  aller  diner  müterlichen  liebe  Vnd  165 
truwe  willen.  Das  du  mir.  Vnd  aller  der  criflenheit  zu  trofte.  Vnd  zu 
helffe  kunnneft  in  allen  wegen    Alfo  wir  diner  helffe  not  dürftig   fint. 


566 

Viul  \ri.s  [203]  (M'wtM'hcll   vinhc  diu  kiiit   ».Miado.   Viid  ijpplas  nller  vnfor 
IViikIimi    Amen. 

!70  \f  iierro  iliL'fii  chrillr  ewiges  fiilTcs  leben  iniiier  feien.  0  i.'wi^e  wunne. 
VikI  fioude  aller  entrele.  Ynd  aller  heilioen  in  hinielriehe  0  fchön«;. 
\u{\  liiltlieh  ögen>veidc  dines  hinieUehen  valleivs.  Vnd  alles  liinieHehoii 
lieies.  (iolteliehe  ITilTe  lebende  Ipile  aller  enijele.  Vnd  aller  |204] 
heiliiren.   O  alltn*  liorl.   Vnd  g"()ltelieher  lelKil/,  nn'n.   Vnd  alles  liiniellVhen 

175  heres  in  dem  alles  gut  beflolTen  il't  daz  in  hiniel  vnd  erden  ii't  0  vn- 
inefrijres  ewiges  lieht  aller  herzen.  Du  hift  die  ewige  wifheil  dines 
hiniellchen  vatlers.  Du  Iiill  daz  gftt  daz  allo  engele.  \'n(l  alle  heiligen 
niht  verlprechen  Noch  vs  gelprerhen  enmogrnt.  Vnd  ane  dz  [205] 
gfll  in  hiinelriche  niht  götes  cnift.  Noch  vf  erden.  Vnd  in  allen  erea- 

18Ü  hiren  Dis  hift  du  fufle  ininne  ane  maffe.  Minnenkliches  liep  min  iheln 
chrilte.  ein  heil  aller  der  welle.  Ach  hliitrende  wunne.  Vnd  minne  min 
ihefu  chrilte.  Du  blugeft  alle  zil  in  dem  hinv^lfchen  binde.  In  diner 
blngenden  gotheit  vor  dime  vatter  Vnd  vor  allen  finen  engelen  Vnd 
lieilgen.   Ach  lebender  burne  ihefu  chrilte.   Von  (b-in  1200]  alle  gnade 

185  flüffel  in  himel  vnd  vf  erden.  Ach  wäre  uiiiwu!  ihefu  chrille.  In  diner 
golfelichen  krafl  fo  lebent  alle  creaturen  in  himel.  Vnd  vf  erden.  0 
liebe  minnt^  ihefu  chrille  0  luffer  vnd  vfferwelter  gemalu^l  miner  feien. 
O  einiges  ftiffes  liep  mines  herzen  Ich  erinane  dich  das  du  min  valier. 
Vnd  min  brflder.   Vnd  min  zftverfiht.    Vnd  min  bifer.    Vnd  [207]  min 

19Ü  zftfluhl.  Vnd  min  ti  öfter.  Vnd  min  helffer  Vnd  min  behalter  bifl.  Vnd 
bitte  dich  durch  dins  hini(?lfcheii  valters  willen.  Viul  durch  dei-  er- 
kanlniffe  wi'len.  do  inille  er  dich  ewecliche  bekant  het.  Vnd  durch 
der  minne  willen  nu't  der.  der  vattei'  dich  ü'eminnet  het  ewckliche. 
Daz  du   min  heize  Vnd  min  feie.  Vnd  alles  min  gemiile    erluhlefl   mit 

195  dime  ewigen  liebte.  [208]  Vnd  es  enzündeft  mit  der  waren  minne 
dines  heiigen  geiftes.  Alfo  daz  ich  dich  vil  zartcM-  herre  ihefu  chrifle. 
min  einiges  liep  in  rehter  warheit  (>rketine  Vnd  in  ganzer  vollekonuMi- 
heit  dich  minne.  Alfo  daz  du  mir  helffeft.  dz  ich  in  dirre  erkantniffe. 
Vnd  in  tlirre  minne  lebende  werde,   nach  dime  aller   liebeften    willen. 

200  Vnd  nach  dime  aller  hoheflen.  Vnd  dar  an   fl(!te  blibe  [209]  bilze  an 
min  ende.   Des  hilf  mir  liebte    minne    ihefu    chrille.     Durch    aller    der 
Winnie    Vnd    freden    willen,     die    diu    himelfcher    vatter    het  an    dime 
ewigen  gottelichen   angefihte    Amen. 
|»aior  ii<»noi*.     tvo  iiiaria.    C>il4»ria  palfi.    I*c>r  fl<»mi- 

205  iiiiin.  '£ü  iioiio  wAi  al%  viift^i'  liorrf  rtiiiitf  an  dem 
eriize. 


567 

0    lirher  heric  ihefu  chrifte.   Ich  fa(;e  dir  q^naHe.  Vnd  daiiff  der  bit~ 

lern  marlcr.  die  du  zft  [210]    none   zil   litte    durch    ininen    ^villen  an 

ileiii  heilffeu    cruze.    Von  dem  fmertzen  aller  diner    heilig^en    wunden. 

(-910 

Vnd  von  der  fwacheil  dines  gefegenlen  libe.s.  Da  dir  alles  diu  gotte-  '^ 
lieh  heiliges  kofper  blöt  engieng.  Vnd  von  den»  ianier  den  du  fehe 
an  diner  lieben  inüter  Vnd  an  dinen  lieben  fründen.  Vnd  von  denie 
fchimphe.  Vnd  fpolte  den  du  litte  v.)n  den  b5fen  [211]  Vtid  von  der 
herze  befvverde  die  du  hatlel't.  do  du  bekanteft  daz  din  heiliger  vn- 
fchuldiger  tot.  An  all'o  nianigen  n«enl'chen  lolte  verlorn  werden.  Vnd  215 
von  der  not  die  du  litte,  do  dine  heilige  feiige  feie  von  dime  ge- 
fegenten  libe  fehlet. 

0   liebe  ininne  ihefu  chrifte   Ich  bitte  dich  durch   aller   diner   bittern 
niarter  willen.  Vnd  durch  dines  heiligen  todes  willen.  Daz  du  mir  einen 
ruwigen.  Vnd  [212]  einen  heiligen  tot  gebeft  Vnd  daz  du  dine  heilige  220 
marter.  Vnd  din  heiliges  blüt  an  mir  behuteft.  Vnd  an  aller  der  criften- 
heit    Amen. 

U   blugendes  leben  ihefu  chrifte.  Ich  ermane  dich  hüte,  daz  du  ftürbe 
an  dem  cri'ize  von  luterre  minne.    Vnd   bitte  dich  daz  du  mir    helffeft 
daz  ich  von  warer  göttelicher   minne  allem    deme    fterbe    daz  du  mht  225 
enbift.  Vnd  dir  ewiges  [213]  füffes  leben  alleine  werliche  lebe  in  mime 
herzen  Vnd  in  miner  feie. 

U  liebes  liep  ihefu  chrifte  Ich  ermane  dich  der  erbermede  die  du 
dem  fchacher  zeugeleft  afi  dem  crüze.  Vnd  bit  dich  daz  du  die  felbe 
erbermde  noch  hüte  erzevgeft  mir  armen  fündigen  menfchen.  Vnd  230 
allen  fündern  Vnd  fünderin.  für  die  du  vvilt  gebetten  fin.  Alfo  dz  du 
vns  hüte  alle  vnfer  [214]  fünde  vergebefl.  Vnd  bevilhe  dir  hüte  niine 
feie  an  mime  tode.  In  die  bevelhunge.  fo  du  dinen  geilt  dime  vatter 
befülhe.  Vnd  dine  müter  marien  die  reine  maget  fante  Johans  befülhe 
0  Maria  liebe  müt<r.  Vnd  liebe  frowe  min.  Ich  ermane  dich  hüte  235 
der  iemerlichen  ögen  weide.  Vnd  des  groffen  vnfageberlichen  bittern 
herze  leides  [215]  da  din  müterliches  herze  inne  waz.  Da  du  din 
einiges  herze  liebes  kint  in  fo  iemerlichen  pinen  Vnd  nölen  fehe  vor 
dinen  ögen  hangen.  In  der  aller  bitterften  marter  fo  ein  menfche  ic 
geleit  vf  erden  Vnd  bitte  dich  durch  dins  liebe  n  kindes  tode.  Daz  du  240 
mir  mit  diner  mfiterlichen  helffe.  Vnd  mit  aller  diner  mnterlichen  er- 
bermede. Vnd  miltekeit  zu  helffe  komeft  an  mime  [216]  tode.  Vnd  mir 
daz  ewisfe  leben  erwerbeft  vmbe  din  liebes  kint. 


215  nach  toi]  fchemeliclier  tot 


568 

ff   Milt«!r    l'iirfcr    ilKilu    cliriCtr.    Ich   \)a^c  div   iriuKlc.    Vnd    (lani;    diiier 

'J45  hriligcn  vfTarl.  diis  du  wnror  ijol.  Vnd  waror  incnlVhc  jii  diuer  vn- 
incfliclK'r  ijolli'liclicr  iiiinriMikritfl  zu  hiiucle  hil'l  nevani  mit  allen  diiieri 
heiligen  leligvii  fclcii  die  in  der  vorhclloii  warciit  der  cltclichi'  [217] 
diner  zii  kiiiiric.  Fiiiilhiront  iar  gebeilet.  Vnd  irewartel  hallen.  Die 
lArenl  alle  mil  dir  vf  in  ganzen  freden. 

'J'iO  Ach  wnnnencliches  IchcMies  liep  mines  ihelu  ehrille.  Alle  hiinelfche 
her  hanl  an  dir  nmniguallige  frede  Vnd  alh*  die  wnnne.  Vnd  felikeit 
die  ire  herzen  erdenken  Vnd  beg^eren  niögenl.  V'nd  hundert  lul'ent 
werbe  me.  Wanne  du  bifl  ir  ewiges  leben.  Vnd  och  fo  die  fr^de 
alfo  nianig   tu  Cent  iar  gewerl.    Alfo    [218]  nianig  troppfe  in  dem  iner 

255  ifl.  Vnd  alfo  manig  löp.  \m\  gras,  Vnd  grieffes  vf  erlriche  ie  wart. 
Vnd  alfo  nianige  zal  in  himel.  Vnd  vf  erden  ifl.  fo  vahet  die  freude 
alrerfl  an.  Vnd  blil)el  ieiner  eweeliehe  ane  ende.  Durch  dirre  ewigen 
frcvden  willen  fo  mag  ein  nuMifche  gerne  ein  wollufi  enbern.  Vnd  och 
aller  nieifl  von  Interre  minne  ffottes  der  vns  alle  die  wunne.  Vnd  alle 

260  die  frede  git  von  finer  ewigen  [219]  eiginen  gute  ane  alles  verdie- 
nen. Wan  alle  heiligen  Vnd  alle  engele  die  in  hinielriche  fint.  Die  en 
mohtent  nihl  verdienen  mit  allem  irme  dienefte.  Vnd  iint  aller  irre 
minne.  Vnd  mil  allem  irme  lobe  vnibe  gol.  die  frC'de.  die  ein  menfche 
hat  in  hinielriche.  Es  ifl  alles  famenl    alzemale    von    der    Intern  gute. 

265  Vnd  miime  gottes. 

Ach  fiiffe  minne.  Vnd  bliigendes  liep  mins  ihefu  chrifle.  Ich  bit  dich 
durch  diner  heiigen  viferle  [220]  willen.  Vnd  durch  aller  der  frevden 
willen  die  alles  himelfches  her  hat  eweclich  von  diner  werden  gegen- 
wertikeit.    Das  du   von    diner   gute   zfi  mir  komell  au  mime    lode    mit 

270  diner    grundtMofcn    barmeherzikeit.    Vnd    mich    mil    diuc^'    aoilelicheu 
magenkrafl  mit  dir  fiirefl  in  die  ewige  frede    Amen 
pater    iiofioi*.    \\'i}    inaHa.    pt^r    (l<»iiiiaiiiiii.    C«<l4»ria 
pa^ri.  'lAi  vefper  zit  als  \  iiIob*  lat'M'o  abt»  dem  crnze 
g^i*ii<»iiieii  wart. 

275  |221]  0  lieber  herre  ihefu  chrifle.  Ich  läge  dir  gnade.  Ynd  dang 
der  heilfamen  nunuc  wunden  die  du  cuplienge.  Do  dir  zii  vefper  zit. 
din  minnenriche  fite  wart  vf  getan  mit  eime  fcharppfeu  fpere  do  du 
tot  were.  Vnd  dar  vs  (los  waffer  vnd  blfil.  Vnd  fage  dir  gnade  Vnd 
dang  diner  heiigen  minnenclicheu  erlofunge  daz  du   zii  vefper  zii   er- 

'280  lofet  wollell  werden   von  dem   Cnize.    Vnd  bil   dich    herre    durch  der 


2'17  vor  ist  hinchiconigiil.         253  Icbes         256  vahcfl 


*  569 

gnaden  [222]  willen  die  du  tele  Longinusder  ein  vngeleubiger  beiden  waz. 
Vnd  dich  von  herlikeit.  Vnd  von  vinbekantheit  finez  herzen  durch  dine  fite 
Itach.  Vnd  doch  da  tele  du  ime  vf  die  ögen  finer  feie.  Vnd  fines  libes 
Mil  dem  heilfainen  bifite  daz  da  flos  von  der  wunden  dines  göttelichen 
herzen  daz  fper  her  abe.  Mit  dem  er  dir  diu  herze  vf  tet.  Do  er  daz  285 
an  fin  ögen  ftreich  do  wart  er  gefehende.  Lipliche.  Vnd  geiftliche. 
[223]  Daz  du  die  ögen  miner  feie  Vnd  mines  libes  vf  tögeft  Vnd 
mir  gebefl  dich.  Vnd  mich  in  rehter  warheil  zö  bekennende  hene 
Vnd  bitte  dich  öch  durch  diner  heiligen  erlöfunge  willen,  daz  <iu  mich 
armen  fundigen  menfchen.  Vnd  alle  die  menfchen  für  die  du  will  ge-  290 
betten  im  hüte  erlofefl  von  allen  fimden.  Vnd  daz  du  mine  feie,  Vnd 
minen  lip.  Vnd  alles  min  leben  erlöfeft  von  allem  dem.  daz  dir  miffe- 
ualle  an  mir.  Vnd  daz  du  [224]  mit  diner  minne  mich  an  mime  tode 
erlöfeft.  von  aller  pin.  Vnd  von  aller  erbeit.  Vnd  mich  leiteft  in  die 
ewige  frevde.  die  du     dinen  vfferwelten  geben  wilt.  295 

U  liebe  minne  ihefu  chrifte  gelobet  fiftu  ane  maffe  diner  gruudelofen 
demütikeit.  Daz  du  ein  geborner  fun  des  himelfchen  vatters  gewarer 
got.  Vnd  gewarer  menfche.  Vnd  ein  künig.  himels.  Vnd  erden.  In  fo 
groffer  demfitikeil  [225]  knuweleft  vor  liinen  Jungern.  Vnd  in  ire 
füffe  wüfche  mit  dinen  göttelichen  henden  Vnd  fo  manig  ffiffe  min-  300 
nenclich  wort  zö  in  fpreche.  Vnd  fü  fo  rehte  gutliche.  Vnd  fo  ge- 
truvveliche  lerteft  alles  das  in  wol  kam  an  feie.  Vnd  an  Übe.  Wan  du 
bift  alleine  der  wäre  frünt  in  dem  alle  Iruwe  befloffen  ift.  Vnd  wer 
iergent  anderfwa  röwe.  Vnd  truwe  föchet  dan  an  dir  liebes  lieb  alleine 
der  enfindet  ir  nvt.  Vnd  ift  betrogen.  305 

[226]  (J  wäre  minne  ihefu  chrifte  Ich  bitte  dich  durch  din  wäre 
vollekomene  demütikeit.  daz  du  mir  gebeft  wäre.  Vnd  vollekomene 
demütikeit.  Vnd  alle  hochuerlige  herzen  verwandelft  in  wäre  demüti- 
keit. O  üebes  liep  ihefu  Chrifte.  wan  mir  nv  Vnd  allen  engein.  Vnd 
heiigen  in  himelriche.  Vnd  vf  ertriche  gebrütet  lop.  Vnd  ere  dir  zö  3iu 
fprechende.  Doch  fo  bit  ich  alle  creaturen  in  himel.  Vnd  vf  erden  daz 
fü  mir  heltfen  [227]  loben.  Vnd  minnen.  Vnd  ere  dich.  Vnd  dancke 
dir  der  wirdikeil.  Vnd  der  edeln  fpife  dins  heiigen  fronlichamen  von 
diner  lutern  gotheit.  Hie  mitte  fo  fpifeftu  vnfer  feien  vf  difem  eilenden 
wege  Vnd  trenkeft  fü  mit  dime  rofeuarwen  blöte.  Des  muffeflu  ane  315 
maffe.  Vnd  an  ende  geminnet,  Vnd  geeret.  Vnd  gelobet  fin.  Wan  dis 
ift  ein  fpife  aller  engele.  Vnd  aller  heiigen  in  himelriche.  Von  der  fü 

303  wer]  were         3G6  din]  die 

Altd.  Predigten.  37 


570 

Rwecliche  lebent  in  [228]  iillcr  rr«''do.  Vnd  iin  der  li'i  alle  iie  IVlikcit 
habent. 

320  (J  getrmver.  Vnd  \vai*'r  Iriint  ilu'l'ii  clirilti'  Ich  rnnani'  diili  der 
triivvt'n  Vnd  der  niiinuMi.  in  der  du  vns  dile  edele  hohe  jiahe  hall 
«(eoehen.  Vnd  «nnane  dich  der  niiinien.  die  kein  vtdhdionien  wider 
niiiniende  zeichen  vinden  mag.  Vnd  bille  dich  daz  du  mir  lielireli  daz 
ich  dir  mine  lele.  Vml  minen  lip.   \'iul  min  gemfile.  Vnd  alles  nn'n    leben 

32;')  [229]  In  der  aller  hoheflen  lulerl'len  minne  oebe.  I'o  licli  dir  ein 
menrclie  vf  erlriche  ifejrej)en  maii.  Vnd  bitte  dich  och  durch  daz  \n- 
meffigc  gut  daz  du  felber  bil'l  Daz  du  uiii'  an  iniuu^  lodci  (^elidl  diiirn 
heilgcn  IVitnlichamen.  N'nd  dine  gelegenle  feie.  Vnd  dini;  hohe  golheil 
iiiiner  feien  zö  einer   Ipile  Vnd  diu  heiliges  bliil  zfl  eime  tränke    N  nd 

'AM  daz  oley  zu  einer  abe  vvefchunge  aller  miner  l'i'mdeu.  AH'o  L2;iO|  duz 
du  mich  in  der  krall  diner  göllelichen  Ipife  leilel't  in  die  ewige  löwe 
da   ich  lebe  in  aller  vvunne.   Vnd  in  aller  freude  ewecliche  amen 

()  Maria  ein  mflli  r  aller  gnaden.  0  maria  ein  vas  dei'  Intern  gotheif. 
Ein    l'chrin   der  heiligen   driuallikeit.   0   niaria  ein  blönie  aller    rnegeile. 

:*,:^r>  0  maria  ein  kröne  aller  vvirdikeit.  Vnd  aller  eren.  0  niaria  ein  Winnie. 
Vnd  ein  freude  aller  engele.  Vnd  [23 IJ  alles  himelfchen  heres.  0 
maria  ein  mille  nol  helllerin  aller  der  weite.  0  maria  ein  loliter  iles 
ewigen  valiers  in  himelrich  Vn«i  ein  mfiler  des  eingebornen  funes 
vnl'ers  lieben  iierren  ihefu  chrifti,    Vnd  eine  gemiimele  gemahele    dez 

340  heibg'ii  geiftes.  Ich  bille  dich  vl'ferwelle  reine  magel.  Vnd  mfller 
miiies  lieiren.  Viul  miiies  gotles.  durch  der  erlofunge  willen  diiie.> 
lieben  kiudes  Daz  von  dem  cn'ize  genomen  [232j  wart.  Daz  du  mich 
arm(Mi  fündigen  menfchen.  Vnd  alle  die  criflenheil  erlofefl  \'on  allem 
dem  daz  iin'me  herren  >'nd  mime  golle  milTevalle  an   vns    Amen. 

•y-  |»a<oi'  iiofior.  .lue  itiaria.  CMl<»i*ia  pati'i.  |»c'i*  (loiiiiiiiiiii. 
/iii  o4>ii|)ici€'ii  zit  als  viif(>r  lieri'O  in  dz  gvi^p  {»elc^ii 

(}  li(,'ber  herre  ihefu  chrille.  Ich  läge  dir  gnade.  Vnd  dang  iliner 
heiigen  begrebede  Daz  du  zfl  c(tnplelen  zil  begraben   würde.  Vnd  ein 

350  g»*os  [233  j  flein  warl  geleil  vf  das  grap.  Vnd  wart  dz  grap  gezcichent. 
Vnd  wart  vmbegeben  mit  hfite.  Vnd  läge  dir  gnade.  Vnd  dang  der 
nol.  Vnd  der  angefl  die  du  zö  conplelen  zil  an  dime  goUelichen  herzen 
litle.  da  du  knnwelelt  an  dem  berge  Vnd  dinen  toi  an  fehe.  Vnd  alle 
dine  pine.    Vnd  alle   dine    marler.    N  nd    alle    dine    fchande    Vnd    alle 

355  fmacheil.  die  du  von  lulerre  minne  liden  W(dtefl  durch  mich.  Vnd 
durch    aller    menfchen    willen.    L-34J    Vnd  du  von    rehter    nol.    Vnd 


571 

angeft  mi  dime   IVlioneii  «iillitze  gefielltt    wurde   alz  ein  inonfclic    daz 
da  hin  zi'ihet.   \m\  aller  (iiii   lieilijer  lip  hlütigen  fweis  Iwitzele. 
y)   lieher  lierre  ihelu  ehrille  der  not.  Vud  der  ajigell  erinarie  ich  dich 
lulle.   Viid  bdle  dich  daz  du  alle  zil  uul  mir  lill  in  all«  n  iru'nen  nuten.  ^'^^^^ 
Viid  arbeilen.   AM'o  daz  du   luii-  hellfert.    daz  ich  alles  vn|i;<'nuuh.    Viui 
pine  die   nu'r  |235j   ieiner   brgeiieul  mit  dir  vbervvinde.    Vnd    von    dir 
(Miphahi;   in  der  mii.ne.   Ynd   in   der  truwe  alle  du  nur  es  oehell.  Vnd 
vlier  mich  verhengel'l  ze  lidende.   Wan  alle  vnler  pin.    Vnd  vnler  vn- 
ocmacli   oift  du  vns  in   reliler  truwe.   Vnd  von  luterre  nn'tnie.  Aifo  du  3^5 
dich   r»  Iher  vns    o«>ü{;l)t'n    hal't.    So  mimieft  du  vns  aifo    gelrnweliche. 
daz  du  inemer  kein  leit.  Oder  vbel  verhengeft  vber  vns  Es  enkomc!  vnz  alles 
w(d.   Vnd  fi  vnfer  aller  [236]    beftes.    olx!    wir  es  rehte    allo    nemen 
von  dir.  Vnd  alfe   vngerne  alz  ein  getruwer  valier  fime  einigen  liebm 
Inne   keine  pin  an  tele  es  enw(  re  ime  denne  gul  Noch  hundert  werbe  370 
noter  verhengeft  du  gelruvver  valier  vnfer.    Kein    liden    vber  vns.    es 
keine  vns  denne  wol.  Vnd   fi  vnfer    alltu-  befles  dez  füllen  wir  ganzen 
glöben    hau.    Wan  es  ift   ein    rehle    ganze    warheit.     0  nnnnenclicher 
[237]  lieber  valier  min.  des  nn^ilTeft  du  iemer  gelobet.  Vnd  geerel  fin 
ane  niaffe.  Vnd  ane  ende.     Ich  bil  dich  herre    durch    alles    daz    gul.  375 
Daz  du  felber  bifl.   Daz  du  mir  heltfeft.  Daz  ich  alles  nn'n  vnuemach. 
Vnd  pine  die  nur  iemer  gefchiht   \nzo  an  niinen  lol.  Daz  ich  daz  alles 
fament  lide  nach  dinn;  aller  hoheflen  lobe  Vnd  aller  liebelten  willen. 

U   lieber  herre  ihefu  chrifte  Ich  bil  dich  daz  du  inir  armen  fündigc-n 
[238]   menfchen.  alle  <lin  not.  Vnd  alle  din  angelt  die  du  zfl  conplelen  :'.8(t 
zil  litte.   Zu  Irofle.  Vnd  zö  hellfe    fendeft    an  miner    iungeften    not  ib 
tiiiii  feie  von  nnme  libe  fcheidel.    Ach  zarte  minne  min  ihefu    chrifte. 
ich  ennane  dich  och  des  gollelichen  gebeltes.  daz  du  fpreche  zu  dime 
himelfchen  vatler  vf  dem  berge.    Vnd  in  aller  diner  not.    allen    dinen 
willen  oppferteft  in  den  willen  dines  himelfchen  vatlers  [239]  vnd  ime  385 
gehorfam  were  bitze    an  dinen  tot.    Vnd  daz  bezc'^geteflu  mil  worlen. 
do  du  ffireche  vatter  din  wille  weide.  Vnd  nvt  der  mine.    Durch  des 
heiigen  gollelichen  gebeltes  willen    So  erhöre  herre  hüte  mich  armen 
vnvvirdigen  fündigen  menfchen.    der    vnwirdig    ift  alltM-    diner    gnaden. 
Wan  ich  enbin  nilil  wirdig  mine    ogen    gegen  dir  zu  kerendiv    Herre  390 
erhöre  von  diner  muten  gute  min   gebet.    Vnd    erfülle    alle    mine  be- 
girde  nach  dem  [240]  aller  liebeflen  willen    dins    himelfchen    valiers. 
Vinl  nach  fime  aller  höheften  lobe  Vnd  veieine  allen  minen  willen  ,„ 


360  (iicli  nach  hille]  dich  dicli         078  (ümo]  siiiie  380  :illeii  diu  iingelt. 


572 

den  göttelichen  willen    dines    hinielTchen    valters.    AHo    dns  ich    dinie 
395  lieben  vatter  gehoriani  fi  bitz  an  niinen  tot  Amen. 

Ach  blögendes  leben.  Vtid  gebendes  leben  ihcfii  ehrilte.  Nu  gip  nur 
ein  leben  nach  dem  aller  liebelten  willen  dins  himelfchen  ralfers  \n\ 
nach  dime  aller  höheflen  wirdigeften  lobe.     Amen 


Gebete  cor  der  Communion. 

Uberrter  priefter  e^viger  got  fchoppher  himels.  V^nd  erden.  Du  halt 
in  dime  ewigen  worte  der  wifheil  die  abgri'inde  aller  tögenheit  In 
dinem  worle  ift  gebildet.  Was  befloffen  ill  in  diner  almehtikeit.  Durch 
din  wort  ift  gefloffen  wax  löbelichez  ift  diner  vnmeffigen  gfltikeit.  In 
5  dinem  worle  wurt  vollel)raht  wz  zö  gefüget  wiirt  crcaturlicher  heili- 
keit.  Durch  din  einiges  wort  [242]  wurt  in  gefiirt  waz  dir  vereinet 
wurt  in  ewiger  felikeit.  O  ewige  wifheit  ihefu  chrifte.  Ein  ewiges 
wort  dez  vetterlichon  herlzen.  Ein  fpiegel  aller  l)ilde.  Ein  brunne  aller 
gute.  Du  heft  dine  röwe  erweit  in  mime    hertzen.    Du  haft  gebuwen 

10  in  mir.  dir  einen  tempel  in  der  vereirmnge  der  menfcheit.  Du  heft 
mich  gewihet  in  dem  blöte  der  erlofunge.  Du  heft  mich  gecronet. 
Vnd  gezieret  in  [243]  zö  verfihl  diner  gelübede.  Dar  vmbe  fo  kum 
hiHe  herre  in  din  hus.  Vnd  vollebring  hüte.  Vnd  vollebuwe  dinen 
tempel  Alfo  es  mi'igelich  ift  dem  worle  diner  almehtikeit.  Vnd  lAbelich 

15  ift  dir  vb-rflieffenden  brunncn  aller  gilte.  O  ihefu  chrifte  rihte  vf  in 
mir  die  fiben  columpnen.  dar  vf  die  wii'heit  buwet  ir  hus  Enzünde 
in  mir  die  fiben  lucernen  (1(!Z  lempels.  Uihte  in  mir  den  tifch  dines 
crüzes  Staut  fi'ir  nn'ch  mit  dinem  [244]  gebett;,  Vereine  mich  mit  dir 
in  gemeinsamkeit  diner  minne.   Lo  mich  diner  heimelicheit    verföchen. 

20  V^id  lo  mir  zu  letze  dinen  vetterlichen  fegen. 

(J  ewige  Avifheit  ihefu  chrifte.  Rihte  vf  in  miner  confciencie  einen 
gerehlen  willen,  der  daz  bildt;  wider  bringe,  daz  von  der  lYinde  ent- 
fchickel  ilt  daz  nach  gottes  bilde  gebildet  waz.  Vnd  ift  geuelfchet. 
Wanne  es  dime  bilde  ift  vngelich  worden.   Mache  herre  ininen  willen 

25  [245]  in  allen  dingen  undertenig  dinem  willen.  Wanne  din  wille  ift 
«lie  erfto  regele  der  gerehtikeit.    Dar    vmbe   wurt    min    wille  in  dinen 


398    Am    Fufs    der  Seile   slehl,    vo7i    spälerer    ffand,    auf   eine   folgende   Seile 
übcrleilend    0  iiiiiria.     Es    folgte  also,  ehe  die  Handschrift  in  der  jetzigen  M'eise 
gebunden  war,    das  Gebet  an  Ularia,   das   man    bei  der  Complete  lermisst. 
2  fg.  in  diiieii  wollen  l'inl         24  diinej  dem 


573 

willen  gerihtet  So  wurde  ich  ein  wores  bilde  des  Wortes  diner  wif- 
heit.  Ach  gerehter  wille  wie  biftn  ein  fo  lulers  bilde  göttelicher  gftle- 
keil.  keine  kraft  mag  dich  benemnien  deme  der  dich  wil.  Ni<  man  ift 
diu  arm  denne  der  din  nvl  enwil.  Rihte  vf  eine  lebende  gehügniffe  30 
(iirier  [246]  gegenwertikeit.  Daz  daz  oge  miner  feie  ftetecliche  fehe 
an  dich.  Alio  du  alle  zit  mit  diner  gnaden  vfliebefl  mich.  Bin  ich 
in  fänden  fo  verlat  mich  nit  dine  genade  fü  ftraffe  mich  vetterlich. 
Wirke  ich  vt  nach  dinein  willen,  fo  zühet  mich  dine  gnade  fiiffec- 
lich  Ach  minnendicher  herre.  gip  daz  ich  g<^denkc  an  dich  emfeclich  35 
in  kintlichem  iamer.  Wanne  dine  vetterliche  truwe  mich  beriirt  [247] 
in  allen  ziten.  Wirke  herre  in  mir  die  füle  der  lu'erkeit  Gip  mir  daz 
ich  min  herze  gereine  mit  der  minne  tralien.  Daz  ich  beweine  daz 
göt  daz  ich  verfumet  han  von  miner  vndankberkeit.  Vnd  gebuffe  die 
fchnlde  die  ich  han  von  deme  vnfliffe  mines  herzen.  Vnd  minor  finne.  40 
Ach  wie  feiig  biftn  herzen  hiterkeit  Wanne  du  daz  lieht  der  ewigen 
funnen  alleine  mäht  fehen.  Vnd  begriffen.  [248]  Rihte  vf  herre  in  mir 
min  gemüte  in  friheit.  Brich  die  flos.  Vnd  lofe  die  baut  adams.  mit 
den  nn"n  kraft  betwungen  ift.  Vnd  gebogen  zu  den  fänden.  Daz  ich 
nvt  mag  vollehringen  daz  gut  daz  ich  wil.  Ich  vbe  die  gebrcften  die  45 
ich  haffe.  Gip  minnendicher  herre  fride.  Vnd  rüwe  mime  geifte.  Daz 
ich  in  allen  dingen  mi'ige  erhören  din  gebot.  Vnd  voilebringen  dinen 
willen.  Ach  [249]  lobcliche  friheit  dez  geiftcs  wie  ficherliche  er  rüwet 
Vnd  flaffel  der  zfi  dir  hat  gehufet.  den  kein  böfer  rat  geneigen  mag. 
Noch  kein  widerwertikeit  dirre  zit  mag  bewegen  noch  erfchrecken.  50 
Bihte  vf  herre  in  gerehtikeit  minen  geift.  Ker  min  lierze  von  dem 
daz  mir  nvt  gefchaffen  ift.  Vnd  ker  alle  mine  begirde  darzü  zfl  dem 
ich  gefchalTen  bin.  Ach  min  feie.  Himel.  Vjid  [250]  erde.  Vnd  waz 
der  himel  bedecket  het  ift  dir  zi'i  dienolte.  Dar  vmbe  verkere  nvt  daz 
r(.'ht  daz  du  den  herren  vndertenig  macheft  fime  knehte.  Du  folt  allein  55 
zö  dienefte  rton  dem  fchoppher  himel.  Vnd  erde,  der  dich  yme  zö 
lobe  gefchaffen  het.  Vnd  nach  ime  gebildet.  Vnd  zö  ime  vereinet  in 
minnen.  Vnd  vertruwet.  Kere  min  begirde  minnencliches  liep  alleine 
zu  dir.  Wan  ich  einig  [251]  zfl  dienefte  dir  bin  gefchaffen.  Gip  dz 
ich  dich  füche  vff  der  ftraffe.  Vnd  in  den  gaffen  der  hymelifcht-n  fyon  60 
Lo  mich  dich  vinden  in  der  eiigel  lop.  Schrip  mich  viider  daz  zeichen 
der  fiiüuilTe  des  verwumleten  lembelins  Fflre  mich  für  den  tron.  Vnd 
fchiip  an  mich  dinen  namen.  Vnd  fpife  mich  mit  dem  brote  der  engel. 
Rihte  vf  herre  in  mir  andaht  miner  confciencie.  Gip  daz   ich  fliffecliche 

57  vereine. 


574 

(>.')  kcrc  in  niincs  [252]  lui/cii  itKlc^cndikcit.  Wniinr  (In/,  opfc  fihi  vppic • 
liehe  vf  /u  trolli'.  i)ji/.  die  luMinelicheil  fiiics  <r<  ifh'-  nie  liel  liefcliowet. 
SitJi  min  {vir.  in  diiie  eon!.  ieiicie.  Nim  eben  war  dine  werk.  War  vf 
lieh  dine  ofcdenke  kcrenl.  weihe  liifte.  Vrid  vorlite  di<Ii  noch  hvi'ni- 
ireiit.     Weiich    ineinnntre    dieh    noch    ordent.     Vnd    rihlet.    Sich    waz 

70  nnuiunge  dich  hernret.  Merke  waz  üYltez  [253]  willen  in  dir  dorret. 
Vnd  verdirl)el.  Sich  waz  dn  nvt  bifi.  \m\  Ins  clao-e  dime  ruinnen-- 
cliclien  herren  dinen  geireflen  dt'r  ich  vol  hin.  Ach  wifer  arzol.  Vnd 
lAITer  tröiler  mine  clage  höre  wie  mine  arme  confciencie  rfiffel  in 
miner  ^olingniffe  han  ich  treilaht  do  \on  min  Tele  in  fchamme  dorret 

75  Da  bifl  gereht.  Vnd  din  vrteil  gewor  die  mich  gebeut  in  den  tot  dines 
Zornes.  Ach  fAITer  [254]  tröfler  atilwnrle  der  clage  nn"t  dem  worle. 
Das  gerehlikeit.  Vnd  erbermede  hat  in  menfchlich  fleif' li  gekleidet- 
Sprich  der  valier  lin!  daz  woit  gel'ant  daz  fii  von  alliMi  wnndeii  hat 
geheilel.  Rihlc;    vf   herre    dz    liejjl    daz    mi-ire    bckanlnilTe    gebe    den 

80  viiderfcheit.  Wie  Inter.  Vnd  wie  »ros  die  minne  l'ol  billich  fin.  Die 
mit  der  woren  miune  fleifch  vnd  blöt  gefpifet  [255  {  Vnd  getrenket 
ift.  So!  ich  dich  l)illich  minnen  mimiencliches  iiep.  Vmbi;  dz  du  mich 
mir  haft  gegeben  do  ich  nvt  waz.  Vnd  mich  mir  wider  gegeben  do 
k'h  verloren  way,.  Wie  billich  Ibl    ich    dich    denne    minnen.    Vmb    daz 

85  (\^i  dich  inii-  halt  gegel.en.  .Mio  vil  du  herre  belTer  bift  denne  ich. 
Allo  vil  lol  die  minne  grolTer  vmbe  dich  l'in  danne  vnib  mich.  Ich  bin 
dir  herre  fchuldig  alle  minne  die  [256J  min  herze  j^eleiflen  mag. 
Vmbe  daz.  daz  ich  bin.  Wo  Fol  ich  danne  minne  geleiften.  Vdibe  daz. 
dz  du  bifl  min.  Ach  riclier  IVhalz.  Vnd  aller  Felden    hört.    Dar    vmbe 

ilU  hafln  dich  mir  zö  fpife  gegeben.  Daz  ich  dich  gel)e  dinem  vatler  für 
die  nn'nne  der  ich  nvt  han.  Vnd  der  ich  doch  fchuldig  bin.  Dar  vmbe 
dn  ewige  Nellerliclie  wiflieil  ich  arme  vinviirdige  [257]  creature  enpfahe 
dich  hüte  alz  eine  woie  regel  eins  gnlen  willen.  Alfo  ein  lebende 
ermanunge  in  llafTekeil.    Alfo    eine  luter    klarheil    mins    hertzen.    Allb 

»05  eine  friheil  minre  geuengniffe  Zfi  eime  zil  Vnd  ende  minre  begirde. 
Zfi  eime  IroHe  minre  verferlen  confciencie.  Vnd  zu  eime  wider  gelle 
miner  fchulde. 

U  lieht.  Vnd  ylanlz    der  ewiiien    funnen    ihtfn    chiifU'.    Du    bifl    daz 
lieht  der  [258]  weite.  Alfo  lange  du  in  der  welle  bifl.  Alfo  du  felber 

iOu  haft  gefprochen.  Erlühle  hi'ite  die  vinflernilTe  miner  indewendikeit. 
Enznnde  die  lutiSerne  der  tüijende  in  mir.  Dz  ich  die  wunder  Averk 
diner  minne    ane  gefehe    in    dancberkeil.    Vnd    mich    gegen    dir    nach 


71   hi  clage  flimc]  fi\  clagc  diin  nie.   100  ErlÄte. 


575 

kleiner  inüijelirluMl  bereite.  EiiziiiKh;  lierre  in  mir  dz  lielil  diiis  worcu 
yloi)en.  Dir/,  ich  inil  fnlTerti  herlzen  ane  gesehe  |259|  Wie  du  (htie 
allen  wunder  in  (hfeiii  lacramente  ernu^vet  haft.  Wie  der  alle  val  in  10) 
dir  ift  Avider  braH.  Vnd  wie  din  gerehter  zorn  in  gerehle  erher- 
inede  ill  \erkerel.  \n(\  verwandelt.  AUb  die  röte  njoyfes  mit  golz 
kraft  wart  verwandelt  in  einen  Flangeri.  AUb  ift  in  dir  0  ihefii  chrifle 
iliii  röte  der  herlen  almt^htikeit  gewandelt  in  (hMnfltikeil  menfclilicher 
erbermede.  Vnd  alfo  die  frowe  wart  verwandelt  in  ein  [260]  laltz  Hü 
l)ilde.  Wanne  lYi  vffe  die  plage  der  limder  hinder  lieh  fach.  Alfo  ift 
daz  ewige  wort  gekerl  vnder  crealürlich  bilde.  Wanne  du  die  plage 
vnferre  IVmde  haft  an  gefehen  mit  den  ogen  dinre  erbermde  Vnd  alles 
daz  himeiloii  wart  verwandelt  in  die  fpife  in  der  wufte.  Alfo  biftu 
ewiger  brnnne  der  felikeil  ein  Iroft  worden  in  der  ziiverfihl  den  115 
eilenden  die  noch  wonerit  in  [261j  dirre  weite  bitterkeil  Enzünde  herre. 
Vnd  fterke  mine  krefte  mit  worer  zflverfiht  diner  geli'ibede.  Du  haft 
gefprochen.  Ich  bin  daz  lebende  brot.  daz  von  liimel  ift  gegeben. 
Wer  mich  ilTet  der  wurt  lebende  ewi diche.  Ach  lebendes  brot.  du 
bifl  daz  pfant  der  ficherheit.  Du  bil't  der  weg  der  warheit.  Du  bift  120 
daz  llos  der  felikeit.  mache  löffende  alle  mine  begirde  fnellekliehe  zu 
der  gelubde  [262]  offener  ewiger  A^arheit  die  noch  in  dirre  zit  ift 
v«;rb()rgen  vnder  dem  bilde  dirre  heilikeil.  Enzinnle  och  in  mir  die 
lulzerne  der  iiitiine.  Daz  ift  daz  hoehzitliche  kleit  daz  ich  iht  werde 
Von  des  knniges  tif(;he  verworlftn.  Vnd  verftolTen.  .U'h  miniienclieher  125 
herre  zege  dich  mir  du  Interre  Ipiegrl  der  goltelicht-n  clarhcit.  Büt 
mir  den  kus  diiies  mundes  nach  küfcher  minne  einikeit.  [263]  »So 
wirt  min  her^e  enzundet  von  gelufle  diner  füffekeit.  O  riche  wore 
minne  goltes.  Wie  gros  wie  wit  ift  din  gewalt.  Dich  drucket  kein 
arnu"if.  Dich  l)eriiret  dekein  Avidernifil.  Der  weite  dro  ift  dir  ein  fpot.  t30 
Des  todes  not  ift  din  gewir).  Er  enpfindel  nvl  dirre  welle  pin.  den 
der  firal  der  minne  het  uerwuiidel.  Ach  min  feie  war  vmb  finl  dine 
begirde  alfo  trege.  War  vmbe  ifl  din  minne  [264]  alfo  lewe  gegen 
dime  minnenklichen  liebe  iefu  chrifto.  Er  ift  doch  von  diner  minm; 
vvuiit.  Er  het  dich  von  hymel  hie  ^efuchel.  Er  hat  fidi  zu  male  an  135 
dich  ergeben.  Er  fuchet  gnade  in  dinre  herlzen.  Vnd  lat  lieh  in  diner 
fchoffe  virid(;n.  Enzi'inde  üch  herre  in  mir  die  lugende  der  wifheit- 
daz  ich  künne  war  nemen  wenne  min  liertze  werde  beweget  von 
dem  ingange  diner  gnaden.  [265]    Ib    din  vorhte  min  herze  beweüct. 


124  nach  der    minne   mufs   nnch  mehr  fehlen.,  wodurch  das  folgende   vermillelt 
wurde. 


576 

' '0  So  zeireriii  herrt'  dino  geücinvt'rlikeit.  Wcfiiio  du  ougefl  din  [bgew 
miner  confciencie  fo  merke  ich  dine  wifheil.  Wenne  du  gifl  frede  in 
zftuerfiht.  So  merke  ich  den  adel  diner  ^ü\e.  Sihe  ich  die,  wunder 
alle  an.  Waz  du  in  mime  herlzen  wirkefl.  So  erfchricke  ich  vor  diner 
almehlikeit.  die  mit  fo  richem  vberfluffe    alles    ding    erfüllet.    Gip    mir 

145  h'^rre  die  [26G]  lugent  der  meffikeit.  Dz  ich  in  allen  werken  nvl 
minre  noch  nie  vbe  Denne  vf  daz  gerehle  zil.  Vnd  vf  die  maffe  daz 
wife  befcheidenheit  nach  der  regel  ewiger  warheil  milfet.  Vnd  fetzet. 
O  nteffekeil  du  bift  daz  falz  daz  alle  opphi;r  machet  wol  gefmag  one 
dich  fint  alle  lügende  argwenig.  Wanne    minne  one  maffe    fich    dicke 

150  erfellet.  Vnd  erfloffel.  Gip  mir  herre  die  lugent  [267]  der  fterke. 
Daz  ich  alles  daz  gelürre  ane  vahen  mit  frieden.  Vnd  mit  künheit. 
Vnd  vollebringen  in  ftetikeit  dar  zfl  mich  dine  gnade  beweget.  Er- 
lühte  ouch  herre  mine  feie  mit  der  begirde  der  gerehtikeit.  dz  ich 
finne.  Vnd  müt.  Lip  Vnd  alles  geleile.    Alfo   es  mir  gegeben  ifl.  Daz 

155  du  lieber  herre  gelobet  werdefl  in  dem  dinen.  Vnd  min  tiehefler  nvt 
werde  beröbet  dez  finen.  Ich  bin  dir  herre  [268]  fchuldiff.  waz  ich 
zu  dinem  lobe  vermag.  Vnd  zu  dinen  eren.  Ich  bin  niinen  eillern  fchul- 
dig  demütige  gehorfamkeit.  Ich  bin  den  minren  fchuldig  erbermede  Vnd 
fanfimülikeit.    Ich  bin  minen  genoffen    fchuldig    Iruwe.    Vnd    worheit. 

1^0  jflir  felber  bin  ich  fchuldig  flraffe  lere.  Vnd  fürfihlikeit.  Ach  gerehter 
richler.  Wenne  du  dine  gnade  vs  meffen  will,  mit  der  maffe.  der  wir 
vns  [269]  melfenl.  Vnd  teilent  dine  gäbe.  *  So  gip  mir  hoüte  die 
maffe.  Vnd  die  wage  der  gerehtikeit.  Dar  vmb  daz  du  ewiges  lieht. 
Vnd  fpiegel  tügenllicher  vollekomenheit  iefu  chrifte.      *       Ich  din  arme 

165  vnwirdige  creature  enpfahe  dich  hüte  in  nun  vinfler  vmbekant  hertze. 
Alfo  ein  wor  lieht  des  glöbeii.  Alfo  ein  lebende  züuerfiht  in  ewikeil 
Alfo  einen  glügenden  koln  der  minne.  Alz  ein  buch  der  [270]  wifheil. 
Alfo  ein  mittel  der  meffikeit.  Alfo  ein  kraft  der  künheit.  Alfo  ein  wage 
der  gerehtikeit.  O  richer   wurt.    Vnd    milier    vatler    iefu   chrifte    rihle 

170  in  mir  den  lifch  künigllcher  wurtfchaft.  Vf  dem  du  worcs  öfter  lamp 
würde  für  gefelzet  den  armen  Vnd  riehen. 

U  iefu  chrifte  Der  lip  fol  daz  gclide  nvt  tragen,  daz  mit  finem 
hobele  nvt  lidet.  Der  zwig  fol  billiche  dorren  [271]  der  fich  von  dem 
böme  fcheidet.  Dar  vmbe  fo  gip  herre    din  crüze    minem   herlzen    zfl 

175  tragende.  Daz  ich  nvt  blibe  ein  totes  gelide.  daz  mit  dem  h6bete 
nvt  Irurel.  Du  heft  gefprochen.  wurde  ich  erhöhet    an  das    crüze.    fo 


151  gelüre         172  Die  HS  hat  hier  nur  einen  Initial  zweiler  Groeffe  und  keinen 
Abfalz. 


577 

züho  ich  alle  ding  zö  mir.  wanne  nienian  kumniel  zö  dir.  Wanne  der 
von  dir  wurt  gezogen.  Ziich  herre  mich  zö  dir.  daz  dine  wunden 
n)in  herze  berurent  Vnd  die  minne  dines  geifies  [272]  die  min  hertze 
hat  vf  getan  daz  ich  gewinne  eine  offen  porte  dins  himelfchen  para-  IBO 
dyfes.  Vnd  einen  frien  ingang,  die  muffe  min  feie  hüte  alfo  verwunden 
daz  du  in  mir  vindeft  einen  gerumeten  weg.  Daz  du  din  crüze  mit 
filier  fruhl  in  mir  gezwigeft.  Daz  dich  mir.  Vnd  mich  dir  zö  liebe  het 
geeigent.  Vnd  gebunden.  O  Criize  din  hohe  il't  min  züuerfiht  in  ewi- 
keit.  Dine  wite.  Vnd  dine  breite  ifl  [273]  die  getult.  Vnd  gehorfam-  185 
keil  mines  herzen.  Dine  tieffe  ift  die  vmbegriffen  wife  der  wunder 
finer  gute.  0  we  wer  git  mir  armen  daz  ich  dich  eineft  möhte  mit 
minen  armen  vmbeuahen.  Vnd  mit  allen  creften  in  min  herze  getrucken. 
Du  bift  der  keyferliche  vane.  mit  dem  die  hochfertigen  fint  vber 
wunden.  Du  bift  der  flüffel  der  den  hymel  entfloffen  hat.  Du  bift  ein  190 
tot  der  hellen.  Du  [274]  bift  der  gerehlen  leben.  Du  bift  ein  troft 
der  marteler.  Du  bift  ein  lieht  der  lerer.  Du  bift  ein  weg  der  ruwer. 
Du  bift  ein  flap  der  kranken.  Du  bift  ein  voller  lifch  der  hungerigen. 
Du  bift  ein  wores  erbe  der  armen.  Ach  minnenclicher  herre  iefu 
chrifte.  rihte  den  tifch  dines  crüzes  in  mine  feie  Vnd  tö.  daz  die  vier  195 
ort  dez  Crüzes  min  hertze  berurent.  La  mich  dine  minne  verwunden 
die  dich  gecriizi[275]get  het.  Daz  ift  die  höhe  dines  crüzes.  La 
mich  die  gnade  berfiren.  die  dich  fo  tieffe  in  demöt  hat  verfenket. 
daz  ift  die  tieffe  dez  crüzes.  Strecke  gegen  mir  den  rehten  arm  des 
crüces.  daz  mich  vf  trage  din  getult.  die  der  fünder  fo  lange  het  200 
gewartet.  Gip  herre  dine  vorhte  minem  herzen,  daz  ift  der  lirke  arm 
dines  Crüzes  der  dz  fleifch  crüziget  in  vntügenden  Vnd  in  gelüften. 
O  ihefu  chrifte  [276]  fchrip  in  mir  driualtiklich  dinen  heiigen  namen 
ihefum  nazarenum  der  mich  bilde  nach  dir  in  armöt.  Vnd  dirre  weite 
gelaffenheit.  Twing  mich  nach  dir  in  fneller  gehorfame  die  mich  lofe  205 
von  dem  freuel  eigens  willen.  Behalt  mich  in  dir  in  luterre  küfchekeit. 
Wanne  du  haft  daz  mirren  bühfelin  Daz  alleine  den  fmag  der  bosheit 
vertribet  von  herzen.  Vnd  von  finnen.  Ach  ewiger  got.  Wie  ifl  der 
weite  fchin  [277]  fo  gewallig.  Vnd  fo  manigvaltig  der  menfchen  fin. 
Vnd  herzen  zö  ziehen  in  gelufte  der  ^ppikeit.  Den  die  wort  armöt  CIO 
dins  crüzes  nvt  hat  rieh  gemachet.  Ach  fuffes  baut  dez  crüzes.  Wie 
wandelber  die  vnftete  wufte  ift  der  wille  der  von  dem  bände  der 
gehorfam  nvt  wurt  betwungen.  Daz  dich  o  iefu  chrifte    an  daz  crüze 


188  minen]  allen 


578 

hat    ^rflMitidcii.    Die    knrchcki'il    ift     wcrliclic   viiliilcr.     ^'n(l   vnri(>lr    dii' 

215  nvl  flülTcl  von  dein  Cn'izc.  |278]  Vnd  die  n\t  wiiil  Ih'UcIcI  noii  des 
(Ti'iZL's  aiu'hliiT.  WniMif  dcf  crncri  dcz  criizes  difcn  horl.  \ih\  M'rw 
fcliHlz  vor  roll.  Vnd  \ov  flop.  \ov  dicprial.  Vnd  vor  rop  nia<r  alk-ine 
hcln'den.  Dar  vnibe  min  hiM'ro.  \'nil  nnii  croi.  ich  (hno  arnii'  orealure 
begcr  din  Idfil  zu  enpfahendc.    in  nn'n  herze.    Vnd    in    min    hus.    Alfo 

220  der  minnt*  Hral  (h;r  nn'eh  in  dir  verwunde.  Alz  einen  fweren  laft  der 
mich  trucke.  Vnd  [279]  neige  in  demill.  Als  ein  kraft  die  mich  behalte 
in  geiult.  Als  ein  gcrte  die  mirh  mene.  Vnd  tribc  in  kinlliche  vorhte. 
Als  ein  fdialz  der  mirh  riche  mache  in  dimc  crüze.  Alz  ein  baut  daz 
mich  l>vinoe  zn  dir  in  gihoifamekeit.   Vnd  alfo  einen  getnnvcn  huUn'. 

225  Vnd  wahtcr  miner  küfchekeil. 

(/  wifer  fnrfpreche  iefu  chrilte.  Ilanl  vor  dime  ewigen  valter  für 
mine  vnwirdikeil.  Wan  ich  dir  gegeben  [280 1  bin  vnd)e  die  erlol'unge 
diner  gerehtikeit.  Daz  du  minnenclicher  herre  bitteft  für  die  dinen 
Daz  ift   gcmaffe    diner    demutikeit.    Daz    ich    aber    dich    gelnr    heiffen 

230  bitten  für  mich,  dz  ift  wunder  diner  gfite,  Wanne  du  bil't  ein  rihter 
der  lebenden.  Vnd  der  toten.  Vnd  och  fürfpreche.  Wer  getar  clager 
fin.  Biftu  rihter.  Vnd  bitter.  Wer  vvil  denue  verdampnen  den  fchuldigen. 
Biitu  rihter  [281]  Vnd  lofer.  Wer  vvil  den  armen  do  binden.  Vnd 
vahen.  Du  bift  vil  lihte  rihter.  Vnd  bitter  worden.  Daz  die  clager  von 

235  minen  fünden  nu-ilTent  gefwigen.  Daz  ich  vmbe  mine  fchubie  nvt  werdt; 
verdampnet.  Vnd  daz  ich  arme  in  des  todes  banden  nvt  werde  ge- 
bunden noch  geuangen.  Ift  es  alfo  min  hertze  lieber  herre.  Waz  vn- 
meffiger  freden.  Vnd  zuuerfiht  fol  nun  feie  dennc  haben  in  dir.  Herri; 
verfprich  mich  [282J  gegen  dir.  Du  bift  der   rihter  der    allen    gewalt 

240  hat  vber  mich  in  dem  tode.  Vnd  in  dem  leben.  Du  bift  der  fürfpreche. 
Vnd  der  rihter  der  von  dem  vatter  wart  erhöhet  an  dem  crüze  vmbc 
dine  würdikeit.  Ich  bin  diu  von  der  fignilTe  des  Cruzes.  Dar  vmbe  fo 
getar  ich  dich  gebilleu.  daz  du  mich  verflandeft  gegen  mir.  Vnd  für- 
fprechefl.  Ach  froliche    volle    znverfiht    miues    hertzen.    [283]    0    iefu 

215  chrifte  verfprich.  Vnd  verllant  mich  hüte  gegen  dir  Daz  ich  in  fo 
groffen  gebreiten  getar  dich  enpfahen  Mine  vndancberkeit.  Vnd  mine 
fünde  klagent  vber  mich.  Inline  confciencie  git  gezüffniffe  vber  mich 
vor  dime  gerihte.  Die  warheil  rug^'t.  daz  dich  niemnn  felien  fol.  denne 
mit  Intern  ogen.  noch  miure  ein  vnlutcr  herze    fol    dich    beriiren.  Ich 

250  vinde  nVl  wz  Ich  fprechen  fol.  [284]  Denne  daz  ich  wol  weis  dz  mir 


226  die  HS  wie  oben  172.         241  erhSrel 


579 

(li)7,  ^rcrilitc  mit  \hc\  crgnl.  do  i\\v  niiniic  clnj.MM-  il'l.  Do  (Irr  riliter 
IViiTprccIio  ifl.  Vnd  do  daz  «rcrililo  lolet  Lm  lierre  mich  iniiic  fchuldc 
entfchuldigen.  daz  icli  hüle  klimme  zfi  dir.  Wan  ich  gutes  nvt  enhabc 
daz  ich  dar  mi'ige  bringen  Wanne  mich  mine  Ichnlde  beclaget.  Dar 
vmbe  fliehe  ich  dich  rihter.  Vnd  furfprechcn  (hiz  du  die  clage  minor  255 
fchulde  für  [285]  iprecheft.  Vnd  gefweigeft  Wanne  mine  fchuhle 
lieifchet  ewige  verdampniffe  Dar  rmbe  föche  ich  didi  rihter.  Vnd 
bitter,  daz  diu  bitten  die  gerehtikeil  in  gnade  verkere.  Wanne  die 
fchuhle  mich  in  todi^s  banden  het  geuangen.  Vnd  gebunden.  Dar  vmbe 
kere  ich  hüte  zu  dir  rihter.  Vnd  löfer.  Daz  du  mich  von  aHen  banden  2fi0 
(U'z  todes  lidigeft.  Vnd  erh'")feft.  Wanne  D/ich  mine  fchuhle  verret.  Vnd 
fromedet  [286]  von  dir.  Dar  vnd)e  ker  ich  mit  fchuhJen  hüte  zfl  dir 
daz  fü  mich  iht  zft  verre  trage  von  dir.  wanne  mine  fchulde  fich 
birget  vor  dem  anegefiht  diner  gnaden  Dar  vmbe  trage  ich  /nine 
fchulde  hüte  für  dich.  Daz  die  ogen  dinre  erberinod(!  min  in  fchulden  2ß5 
vt  vergeffent.  Alib  la  fchulde  mich  entfchuldigen.  Daz  ich  in  fünden 
din  begere.  Wanne  nieman  wurt  von  fünden  entfchuldiget.  danne  den 
[287]  dine  erbermede  vor  diner  gerehlikeit  im'i  der  kraft  dines  ge- 
beltes  verftat.  Vnd  verfjtrichet.  Ach  herzeclicher  troft.  Vnd  zöverfiht 
ihefu  chrifte.  Ich  arme  creature  enpfahe  dich  hüte  Alfo  einen  rihter  270 
der  mich  ane  fiht.  alfo  fin  eigen  Als  einen  wifen  fürfprechen.  Der  die 
clage  miner  viende  mag  gefweigen.  Als  einen  bitter  der  daz  reht  ver- 
wandelt in  gnade,  alz  einen  [288]  erlöfer  der  mich  von  allen  banden 
lofet.  Alz  einen  tröfter  der  vorhte  von  miner  confciencie  tribet.  Alz 
ein  zeichen  daz  mich  nvt  irren  lat  in  dem  eilende.  Vnd  alfo  eine  275 
rüffende  flimme  die  mich  nvt  lat  verflaffen  in  der  wuftc. 

O  minnencliches  liep.  Herre.  Vnd  gemahel  minre  feie  ihefu  chrifte. 
Ich  waz  ein  kint  diner  almehtikeit.  do  ich  von  nvt  von  diner  gute 
wart  gefchaffen.  Nu  |289]  heftu  mich  noch  füffer  an  gcfchen.  Wan 
du  hafl  mich  zö  herze  liep  vs  erweit.  Vnd  gemahcdl  in  dem  blute  280 
dii.er  minne  Des  kindes  minne  het  fehen  vf  daz  erbe.  Sü  voihtet. 
Vnd  eret  den  valter  Wanne  fü  gutes.  Vnd  erbes  von  yme  gert.  Die 
minne  herzeliebes  fliehet  nüt  denne  ir  liep.  Wanne  fü  nvt  anders 
liebes  begert.  Dar  vmbe  min  herre  Vnd  min  gemahel.  gip  daz  [290] 
ich  kein  liep  fflche  denne  dich,  kein  liebe  fetze  für  dich.  Kein  liep  285 
befitze  one  dich.  Alles  liep  lolTe  one  dich.  So  du  durch  mich 
alles  liep  dirre  weite  heft  gelaffen.  Ach  minnenclicher   lierre  gip  dich 


277  Die  HS.  wie  oben  172. 


580 

miner  armen  feien  hüte,  daz  ilti  mir  werdeft  alle  ding.  Nim  mich  mir. 
Vnd  gip  mich    dir    nach    külcher    minne    eigenfchafl    Daz    dine    gute 

290  werde  fchin  an  mir.  Vnd  niine  vngezeme  armflt  in  dir  [291]  werde 
gerichel.  Vnd  erhöhet.  Töte  herre  daz  (leifch  mines  libes  in  dir.  Vnd 
ffip  mir  jTemeinfaiiikeil  dines  Ironlicliames  der  mich  erhebe  vher  den 
fluch  alfo  nach  des  fündigen  lihe.s  reht  erde.  Vnd  efche  uz  mir  wurl. 
Züch  herre  die  gelüHe  mines  blötes    in    dich.    Vnd    welche    mich    mit 

295  dem  lofTe  dines  blflles.  Enlfetze  mich  herre  {\es  geilles  mines  willen 
Vnd  gi'is  den  heiigen  geift  dines  willen  in  mich,  dz  [292]  ich  nut 
IVirba?  lebe,  alfo  ich  wi/.  In  mir  fol  leben  min  herre.  Vnd  min  gemahel 
ihefus  chriftus.  Herre  Irip  wn  mir  die  töllicheit  libes  Vnd  feien  in 
ewikeit  diner  golheit.  Gip  dich  herre  allen  minen    finnen    in   eine  be- 

300  wegeniffe  diner  vermanunge  alfo  daz  houbet  den  gelideren  tut.  Wis 
eine  fpife  allen  minen  kreflen.  Daz  fü  fwanger  werdent  in  lügenden 
nach  dem  rate  der  wifheit.  Alfo  das  faf  den  [293]  zwig  machet  broffen 
grünen.  Vnd  blflgen.  Zwige  hertze  liep  iefus  min  gemute.  Vnd  alles 
daz  ich  bin.  Daz  ich  die  fruht  ;in    nur    müge    geberen.    der    ich    von 

305  diner  minne  bin  fo  liepliche  fwanger  worden.  Du  heft  gefprochen  ich 
bin  die  rebe.  Vnd  ir  die  fchos.  Wer  blibet  in  mir.  Vnd  ich  in  yme 
der  gebirt  vil  fri"ihte  in  felikeit.  Dar  vmbe  min  herre.  Vnd  min  gol. 
Ich  dine  arme  creature.  [294]  enpfahe  dich  hüte.  Vnd  begere  diu 
Als  eines  einigen  liebes  aller  miner  minne.    Ich    heifche    dinen   reinen 

310  lip.  daz  mines  libes  blodekeit  in  dir  werde  gefterket.  Ich  heifche  din 
küfches  blöt.  daz  die  geliifte  mines  blötes  werdent  getemphet.  Ich 
beger  dines  geifles.  dz  ich  in  dir  enpfahe  leben.  Ich  beger  diner 
golheit.  die  der  creaturen  tötlicheit  in  mir  getötet.  Ich  beger  [295] 
diner  berurde  die  mich  wecke  in  diner  minne.  Ich  beger  diner  miim»' 

315  vmbevang  die    mich  fwanger  mache.    Ich  beger  zö  rflwende   in  diner 
fchoffe  in  der  ich  geber  die  fruht  des  ewigen  lebens. 
U  fuffe  fpife  der  engel.    Du    wores    hymelbrot    der   elb'uden    in    der 
wufte.  ihefu  chrifte.  Wie  ift  din   fiiffekeit    mir    fo    gar    vmbekant.    die 


288  mich  dir  289  mich  mir.  297  ich.  In  lel)eM  min]  leben.  Min  299  allen]  allei 
311  gclemphelj  getrenket.  Oder  hirfs  es  ertretikei '.''  311  Die  US  irie  oben  172 
liier  scheinen  Verfe  durch,  die  man  sich  etwa  so  vorstellen  kann:  ü  füeze  fpij^e 
der  engel,  du  «arcz  hinielbrol  Der  eilenden  in  der  wiieste,  daz  in  da  wert  den  lAti 
Wie  ist  diner  fiiezekeite  so  lülzel  mir  bekant,  Die  do  git  lust  den  künigen,  die  rihsent 
in  der  engel  lant.  Du  bist  der  wisheit  briinne,  wort  der  almehtikeit,  Daz  paradis  der 
wunne  nnd  aller  löstliclieit. 


581 

(lo  git  luft.  Vnd  frede  den  königen.  die  rihfent  in  der  [296]    engele 
lant.  Du  bift  daz  worl  der  almehtikeit.  Du  bift  der  brunne  der  vvifheil.  320 
Du  bift  daz  paradys  der  wunne.  Vnd  aller  liiftlichheit.  Züch  mich  nach 
dir  in  dem  ffiffen  fmacke  d  ncr  heimelichen  fflifekeit.  Daz  min  begirde 
werde  ioiiffende  in    die    verföchunge    der    fpife    ewiger    feiikeit.    Ach 
herre  Lieber  herre  bin    ich  diu.    Vnd   du  min    nach   getruwer   gema- 
[297]  helfchaft.  So  gip  mir  öch  dine  heimelicheit.  dz  ich  die  gezierde  325 
fehe  diner  clarheil.  Von  der  min  oren  hant  gehöret.  Vnd  vernummen. 
Daz  ich  die  wunder  merke  diner  wifheit  die   min  ögen   hant  gefehen. 
Gib    mir    diner   truwen    Vnd    miriiien    einen    fuffen    gei'mag.    Den   min 
feie  dicke  hat  enphunden.  0  we  min  feie.  Wenne  kummet  die  zit.  daz 
du  fprechen  mäht  in  waiheit  waz  mine  [298]    oren  gehört    hant   von  330 
mime  liebe,  daz  hant  die  ougen  gefehen.    Die  wunder   die    min    ögen 
hant  gefehen.    die    hat  min    feie    verftanden.    Vnd   die    fpife    die    min 
munt  berurl.  die  hat    mime   hertzen   mit   ganzer    fiiffekeit   gefmecket. 
Du  bift  daz  wort.  Vnd  der  fpiegel  nach  dem  alle    bilde    gebildet    fint 
Vnd  bift  doch  in  kleiner  forme    der    creature    befloffen.  Du  bift   daz  335 
ge  [299]  breche.  Vnd  die  figure  der  gotheit.    Vnd  bift  hie  mit  blöder 
varwe  vmbe  geben.  Du   bift   der   brunne    von   dem    daz   leben  flAffet 
geiftlicher  bekantlicheit.  Vnd  bift  doch  mit  dem  fchetten  bedecket,  dz 
ich  dz  lieht  mag  gefehen.  Ich  fihe  den  vs  flus  diner    göte.    Vnd  kan 
doch  zu  dem  vrfprunge  kumen  nvt.  Wanne  wenne  du  gut  den  guten  34Ü 
töft.  daz  dunket  mügelich  mine  befchei  [300]  denheit.  Wenne  aber  du 
den  böfen  fendeft  dine  gnade,  daz  ift  wunder    vor   diner   gerehtikeit. 
Dine  gute  het  mich  in  fünden  filr  kummen  mit  dinen  gnaden.  Do  inne 
fihe  ich  den  flus  der  von  dem  lebenden  brunnen  flüffet.    Do    kan  ich 
zfl  dem  brunnen  nvt  kummen.  do  vs  die  gnade  fliiffel.    Wan    wie    es  345 
fi  mügelich.  Vnd  gewönlich    diner    gute.    Doch    ift   es    wunder    [301] 
wie  es  dine  gerehtikeit  müge  erliden.  Von  dir  lebender  brnnne  fliiffet 
vngelichcil  in  nature.  Vnd  in  gnaden.  Daz  ift  mügeliche  diner  almeh- 
tikeit.    Doch    ift  mir   der   vrfprung    vmbekant.    wanne    es    ift   wunder 
wie  es  die  einikeit  diner  gute    nai  h    vngelicheit   maffe   mag   geteilen.  350 
Du  bift  daz  paradis  der  felikeil.  Vs  deme  die  winde  wegent.  Vnd  be- 
rfirent  [302|  7nuh  in  eime  gelufte  der  ffiffekeit.  Doch  hat  min  herze 
des  gefinackes  keinen  volleift.  Wanne  daz  zu  der   feiikeit  gehört.  Daz 
ift  mir  leider  vngefmag.  An  dir  edelem   paradyfe.    Iffe    ich    die    fruht 
dez  lebenden  holtzes.  die   mich    fpifet    in    felikeil.   Vnd    mich   behaltet  355 


342  vor]  von.         353  keinen]  einen         354  nach  vngelinag  fehlt  Punct. 


582 

in  ewikeit.  D(kIi  inaiifiel  ich  in  dirrc  Ipise  ganzer  geriinllu'il.  W.uuu' 
mich  nach  (iiire  l'ri'ihlf  dicke  ianieil.  [303]  nach  der  liiile  der  vppi- 
keil.  Aeh  aller  liehelter  herre.  Dar  vnibe  gip  dich  mir  nach  indewen- 
diger  riiinkcil.   Vnd   nach   nn'micnclicher  heimelicheil  zfl  niel'fende  Vnd 

3<»()  /d  t-nprahemlc.  Als  einen  l'pieiicl  niinen  ougen  In  dem  all»;  mer  wnn- 
dcr  crcalnriicher  hilde  gegenvvcriig  lieh  ( rzegc-nl  als  einen  glaril/. 
durch  den  dz  IVir  der  üotheit  llannnet.  Vnd  wirket  in  aligrnnde  aller 
crealnre.  AHo  ein  |30i|  walTcr  daz  alle  ('ide  menlVhcn  criydlet  «"ciri- 
lieher  un'igelieheil.     Als  ein   iiilTes  hm.   Vnd  ein   zil   n^gen    der  do   he- 

?,{]U  io\vel  die   uüliii   N'iid   die   bol'en.  Ein  mas.  Vnd  ein  gezierdc  in  vnge- 
licheil  rehler  onhunnige  Als    einen    gefmag.    der    den    hnnger    reiffi  I. 
\r  alles  daz  nach  dem   i'magkc;  ri'ichel.  Vnii  alz  ein  lebende  Iruhl.  die 
in   irmc  ginn«!  allen  ghifl.  \'nd  hiniiicr  tötet. 
i)   n'cher  gelrnwer  [305 1   galt  ihelii  chriflc».  Waz  gelnckes    Vnd  waz 

370  leiden  deme  belagel.  der  dich  hi'rbergel  Vnd  wirdecliche  hnlet.  Wz 
rales.  Vnd  truwen  du  in  deme  hnle  wirludt.  Daz  dinen  velierliehen 
tfuwen  gar  Vnd  gentzlich  enplolhen  wnrt.  Aeh  waz  ITilTer  ininnc  IVidili' 
din  licp.  Vnd  diu  ocmahcl  bel'ilzent.  dii;  dich  mit  kiifcher  minne  in 
hrrtze.   \\n\   in   Tele  trnckent.   Dar  vinbe  o   icln    chril'te    kinn   mit   heil. 

'M^i  Vnd  (3UG|  niil  leiden  in  min  hus.  als  du  dich  l'elber  Ifide  zu  dem 
kleinen  zacheo  der  dich  begerle  zn  fehende.  Vnd  dich  nvt  gelorlle 
geladen.  Vmb  dine  grolle  wilde.  Vnd  wanne  du  von  diner  gute  küm- 
melt zu  mir.  Ach  minnenclicher  luMre  fo  Ibltu  wnrt  fin  vnd  nvt 
galt.  Du  IdH  ein  gelrnwer  hns  herre  lin.    Vnd    ein    vatter.     Vnd    l'oll 

380  alles  nn'n  ing' InKh!  keren.  \\)d  i'ibten  nach  dime  vetti-rlichen  willen. 
0  demiiliger  \ aller  [307]  Vnd  herre  Ifl  nach  gewonheit  diner  demn- 
tikeit.  Gang  vnd)e  in  dime  bnl'e.  Trai>  l'nr.  Vnd  diene  dime  Inis  ge- 
linde. La  In  alle  nnven  Vnd  Hair»  n  in  diner  hfüe  Wamie  IVi  one  din 
pflegen  kein  gflt  ki'mnenl    ane    genahen    noch    gelfln.    0    ITilTer    cyper 

385  Irubel.  Wenne  denne  gedencke.  Wille.  Wort.  Vnd  werk  in  riiwen 
linl  enlflafFen.  fo  knm  zn  ndncr  feien  indewendikeil  Vnd  la  dich 
nn'ch  Ninbeurinen  13()8|  \  iid  vnd)e\ahen.  Alfo  dz  lieht.  Vnd  wuiii.e 
miries  globen  All'o  die  huhel'te  frede  Vnd  Infi  niincM*  zi'i  \(!rfihl.  Vnd 
allo  daz   liebefle   liip  aller  miner  minne    Ach    ITilTer   linbel.   ,\ch   \ oller 

490  winkelre.  Ach  vberllielfender  brunne  der  felikeil.  ^^'enne  ich  dich 
denne  vmbe  vahe.  \'nd  vf  min  herze  gelrncke.  So  tu  vf  die  flos  der 
himele.   Vnd  la  von  dir  lowen.    Vml    llieffen    die   fulTep    zncker  lli'ille. 


369  IMe   liS.   wir  oIhmi    172.  388  miiifs  glc^henj  miricr  ögen 


583 

[309]  Vnd  beche.  die  von  dem  fegen  diner  minnenclichen  gegenvver- 
likeit  niiner  feien  in  fluffen  r'en  honig  vber  natürlicher  fuffekeit.    Vnd 
niieh  vberlieben  zitlieher  wifheit  Erhitze  mich.  Durch    dring    mich  mit  395 
dime  fiire.  Dz  (hr  froft  aller  vo.hte  gar  von  mir  entwiche.  Zei-fmolze 
mich  in  din<  r  uiiime   fiilfekeit.  Daz  nnn  nnime  den  kreis  j-igener  natur 
vberflielfe.   (Jip  IVnenden   fmertzen  in  vrdruzekeil.   [310]  Die  wile  min 
minne  in  daz  gebreche  des  rehten  bildes  nvl   il'l  gegoffen.    Gi'is    mich 
in  daz  volle  mer  diner  vnmeffikeit.   Vnd  gip  ihir  nuwes  leben  in  almehli-  4U0 
keit.   Vs  der  ich  bin  gefloffeii.  Uip  funderiieit  der  minne  der  warheit. 
Von  der  minne  der  eigener  tugenl  daz  iü  bluge.  Vnd  gröiie  von  deme 
lovve  der  warheit.   Vnd  nvl  von  der  tngent  eigens  nnlzes.   La  fchiiien 
[311]   Vnd  liihten  daz  bilde  in  mir  götlelicher  warheit.    Gfilikeit.   Vnd 
ewikeit  daz  vinftri  vertribe  aller  creaturlicher    millel.    Erfrowe  herze-  40;") 
cliches    liep    niine  feie    in  diner   minne    fpil    Daz    ich    oue    alle    mi'idi. 
Vnd  one  verdrieffen  löll'c.  Vnd   vf  dz    zil    kumme.    daz    der    tropphe 
miner  fredc  werde  waliffende   zu    eime    groffen    fewe.    Vnd    zu    eime 
lielTen  wage.  Dar  vinbe  min  wcrder  galt.  Min  herre.  Vnd  min  hertze 
liep.  Ich  dine  [312]  arme  creature  beger  hüte    des    in  druckes   diner  4U) 
zfiknnfl.  Vnd  diner  lieplichen  gegenwertikeit.  Daz    du    mir    gebeft    /ö 
hns  zinfe  dinen  vellerlichen  fegen.   Gip  mir  das  für  daz  ich  mich  des 
frofles  erwer.  Gip  mir  dz  waffer  der   luffekeit.    daz   die    dürre  mines 
herlzen  werde  getrenket.  Gip  nur  den  ftap.  Vnd  die  ftüre  daz  iciunt 
benahte  in  dem  eilende  Gip  mir  ein  ernuwunge  [313]  mines  lebendes.  415 
dz  mich  der  tot  des    allers  nvt    begriffe.    Gip    mir   lulere    minne    der 
warheit.  dz  ich  in  eigener  minne  vt  werde  gebunden.  Vnd  geuangen. 
(iip  mir   daz  lieht  der  wifheit.  daz  mich  die  bilde  der  weite  vi  ergerenl 
Vnd  \erfurenl.    Vnd  gip  zii  fpife  mir  die    frede    diner    minne.    dz    nur 
nvt  gebrefte  in  dirre  wufti.   \i\i.g  daz  ich  kunune  in    dz    gelobte  laut  420 
do  du  ewige  wifheit.  Vnd  ewiges  [314]  worl  der  wilheil  wduende  bift. 


Aks  den  beiden  Sanier  Prediglhandfchriften  Sa  und  Sb. 

GoUesfreunde. 

I Sa.  90a.]  Aber  uu  foll  du  hcEreu  von  der  drytten  gäbe,  die  oot 
einem  giiftlichen  möufchen  git.  Vnd  dife  ift  das  minnenclich  worl  goltes. 
Nu  macht  du  niiit  gefprcchen    das    du    Hu  niul    habeft.     Vnd    du    im 

394  flSlfeii  ilen|   tlölltMule        iKttiirlicIie       395  vberlit-ltfiil   vl)e 


384 

iiiut  miiffert  nach  gelovffen.  fo  wirl  es  dir  aber  nach  getrag'en 
5  lublilklichtT  viid  minnenclicher  deniie  dien  die  ze  llrafburg  in  der 
llal  lint  vnd  eninitten  dar  vnder  llnt.  Es  wirt  dir  nach  getragen  von 
dien  lieben  friunden  ijotles.  Vnd  wirl  dir  nienig  lieplich  buoch  g-el"en(Jel. 
Vnd  dil'eni  allem  loll  du  dankber  lin.  Vnd  du  ioll  das  wort  gottes 
begirlichen  hoerren  \\a  man  dir  es  tuot.  oder  von  wem  du  es  hoerefl. 

10    l'i  liien  gelert  oder  vngelert  lo  kuniet  es  doch  von  dem  heiligen  geifl. 

139  a.  Zuo  dem  drillen  male  do    fweig    li    (Maria    auf  Marias 

klage)  dar  vmbe  das  fi  ir  minner  Chrillns  voranlwiirli.   Vnd  dis  luond 

noch  die  lieben  friiuide  ooUes  die  lallent  lieh  ir  lieben  minner  Chriftus 

veranlwürlen. 

15  [Sb.  8  a.]  aü'o  vil  du  gotles  in  einem  nunifchen  mere  vindeft  denne 

in  einem  andren,  alfo  vil  mere  briioderlicher  minne  loll  du  zuo 
ime  haben.  Wüllelt  du  einen  waren  Iriund  gotles  Vnd  der  hungers 
Herben  miielle.  Vnd  helteft  du  niut.  Won  das  du  dich  ovch  des  lodes 
kume  erwerleft.  Hall   du    recht    g()tlich    und    bruoderlieh    minne.    Du 

20  gibell  den  gewaren  friunden  gotles  das  du  foltefl  efleii.  dar  vmb 
das  du  got  lluen  friuud  das  leben  vt'  enthaltelt.  Vnd  Üirbell  du  von 
hunger  du  wirft  der  martrer  Ion  befitzzenl.  Ane  zwiuel  vnd  du  niuffeft 
die  tugenl  ewanklich  ane  ende. 

[Sb.  86  a]   Diu  ander    kraft  daf  ilt  volunlas  dal    ift    der    will    difi 

25  krall  hat  vier  willen  ia  die  man  nemmet,  aber  fölt  man  nemmen  all 
die  willen  def  menfchen  fo  hat  der  menfch  alf  mengen  willen  alf  menig 
gelitt  der  fint  vierdhalb  hundert  Vnd  dif  willen  würkent  fich  vf  in 
vierer  ley  willen  ||  der  erft  ift  bQ?f  oder  verfwekt  ||  der  atuler  ift 
ein     mueffiger     will      ||     Der    drill    ift    guol      ||     Der    vierd     ift    ein 

30  (jlorioflicher  will  ||  Der  erft  ifl  ein  verfwekler  will  der  ift  do  ein  menfch 
finen  eignen  willen  befelfen  halt  daf  er  fich  nieman  lafzet  wifen  noch 
leren  weder  in  gotlidien  noch  in  zitlicheu  dingen  Dil  uuMifchen  wend 
leben  uff  irem  houbl  vnd  waf  fi  erkiefetil  daf  haud  fi  für  daf  bell 
fi  fetzenl  in  felber  recht  einen  niuwen  got  ef  11  vaften  betten  wachen 

35  [86  b|  venien  kniuwen  flaun  zc  welen  ziteii  ef  inen  in  irem  houbl 
ill  füllen  fi  loch  verfumen  ir  gehorfami  oder  fich  fellur  vnordiulich 
krenken  dii'  went  ii  tuon  ef  fi  ieiuan  lieb  oder  leit  du  loll  aber  tlaf 
wiiffen  uf  mich  wenn  du  dir  felber  kein  duj;^  letzefl  daf  dir  ein  aue 
maria    ab    brichel  daf  du  von    orden    oder   von   gebot   diner    meifler- 


30  in   der   llamlM  lirill   j//(t//iV//<'f 


585 

fchaft  tuon  foltefl  dich  hilfet  daf  niutzit  vnd  wer  dir  alf  nütze  ein  aue    40 
maria  von  gehorfami  oder  in  gehorfami  denn  lufeng  die  du  dir  felber 
fetzeft    vnd    dir  wer   in    eim    teil  weger  daf   du    in    der    zit    muefig 
wereft  denn  daf  du  dich  felber  in  got  förmlichen  dingen  alfo  befilzefl 
vnd  du    dich    nieman  laun    will  weder  dien  friunden  gottes  noch  diner 
meifterfchaft  do    der    menfch    finen   willen   befitzet   in    muefikeit    oder    45 
in    füntiichen   werken    do    vint    doch    der   menfch    etwenn    fu']\    felber 
vnd   bekent  daf  ef  gebrefl  vnd  fimd  ift,  aber  in  gotformlichen  dingen 
do    wil  der  menfch    recht  haben    aber    ficher    im    ift    niut    recht    ein 
menfch    folt    fich    alwegent    geben    einem    friund    gottes    in    def    an 
wifung  vnd    nach    def  1er  er   lebti  vnd    daruf  er   baf  getörfii  flerben    50 
denn    uffer   im    felber 

Sb.  118  b.  Die  andren  koment  dar  vmb  in  ein  klofter  das  fi 
niut  mueffin  werken  vnd  arbeit  haben  vmb  ir  not  phruendli.  Vnd 
das  man  inen  das  almuofen  gebe  ane  ir  arbeit.  Vnd  es  gefchicht  dik 
das  difen  mönfchen  ir  notdurft  bas  wirt  denne  dien  aller  liepften  55 
friunden  imfers  herren.  Won  es  git  menger  mönfche  hundert  mön- 
fchen ze  effen  dar  vmb  ob  ein  guoter  friund  gottes  vnder  inen  fi  das 
der  ovch  gefpifet  werd.  Vnd  da  mite  fo  gefchicht  aber  difen  genuog 
das  ir  moinunge  erfüll  wirt  vnd  fi  niut  gebreften  habent.  Vnd  fi  fint 
fm  doch  vndankber  got  vnd  dien  von  dien  fi  es  habent.  (119  a.)  60 
Die  dritten  koment  dar  vmb  in  ein  klofter  daf  fi  den  minnenklichen 
Wandel  chrifti  gefechen  Vnd  fi  fmiu  minnrichen  fuelTen  wort  gehoBren 
als  er  felber  gefprochen  hat.  Juguni  enim  meum  fuaue,  efl.  et  onus 
meuni  leue.  Min  ioh  ift  fueff.  min  burdi  ift  liecht.  Dis  fechent  vnd 
hoerent  difiu  mönfchen  gern  vnd  koment  dar  vmbe  in  das  klofter  das  65 
fi  fiien  in  einem  götlichen  leben.  Won  in  difer  zit  nieman  wol  ift 
Won  dem  der  fich  ze  got  keret  Es  fprechent  nochdenne  die.  die 
friunde  gottes  haffent  vnd  inen  herlzklich  viient  fint  das  niemftn  wol  fi 
in  dirre  zit  won  dem  der  fich  zuo  got  keret.  Difen  mönfchen  be- 
fchicht  ovch  genuog  Won  fi  fint  bi  Ihefu  Vnd  dis  finl  anuachendiu  "^0 
mönfchen.  Die  vierden  koment  dar  vmbe  allein  in  ein  klofter  das  fi  dem 
leben  vnd  dem  liden  Chrifti  nach  volgen  ane  alles  war  vmbe  als  die 
lieben  apoftolen  vnd  ander  friunde  Chrifti  die  ime  niuwen  allein  dar 
vmbe  noch  giengen  das  fi  von  ime  gelert  wurden  Wie  fi  ime  fölten 
nach  volgen.  Difiu  mönfchen  meinent  noch  begerent  niutzit  won  der  75 
ere  gottes.  Vnd  were  weder  helle  noch  himelrich  fi  wollen  doch  got 
dienen  vmb  den  adel  fo  fi  an  ime  erkennenl  Vnd  dar  vmb  das  das 
fünkli  der  feie  das  do  (119  b)  komen  ift  vfz  dem  wefen  gottes 
das  das  ein  wider  neigen  habe  Vnd  einen  wider  giafi  in  den  ftat 
Altd.  Predigten.  38 


586 

80  uolley.  Viid  (las  jjol  ein  wol  o;LMiiillen  li.il)  in  (lileni  mönfohen  als  er 
lial  in  liiR'in  einbornen  l'mi  llicrii  Chrillo  do  er  Iprach  Hii-  vW  lilius 
mens  (lileetus  Dis  ift  min  üeiiiiiiler  lim  in  dem  ich  mir  uol  ireualle 
Ja  licher  monlche  zvviuel  dar  an  niiil  CJut  hat  ein  als  lulllieh 
wol  geuallen  in  dil'em  münfcheii  als  in  linen  einbornen  Tun  Ihelu  Chriflo 

85  Nvon  fi  meinenl  doch  niutzit  won  das  er  meinet  das  was  das  die 
er  vnd  das  lob  des  valters  Difiu  nKinlVhen  das  fint  volkomen 
mönfehen.  V^nd  difen  mönfchen  berchicht  ovch  genuoij  vnd  billich. 
won  fi  fint  die  allein  die  in  rechter  warheit  Hut  bi  Ihelu. 

Sb.  1?3  a.  Nu  ift  ein  frage  war    vmb  chriftns   das   volk  alwegent 

90  zocliti  in  die  wuelii.  das  ift  gefchechen  vmb  vil  fachen  won  in  der 
wuefti  ift  dien  friunden  goltes  als  recht  vil  guotes  grfchechen.  do 
Moyfes  finiu  fchefii  treib  in  die  wuefti  do  fach  er  den  Herren  in  dem 
brimnt  nden  rofpöfchen.  Die  zechen  gebott  wurden  von  erfl  in  der 
wuefti  Moyfes   gegeben.    Die    acht    felikeit    zuo    dem  erfien  male  von 

95  Chrifto  in  der  wuefti  gebrödiot.  Maria  magdalena  wart  in  der  wuefli 
gefpifet  von  got  mit  dem  himelbrot  vnd  alle  tage  von  dien  heiligen 
engten  ze  fiben  malen  in  die  lüfte  vf  erhaben  alfo  nach  das  fi  vor 
dem  küngklichen  thron  gottes  hört  fingen.  Sanctus.  fanctus.  fanctus. 
Ja  ficher   mönfche    gelovb    mir    das  für  ein  gantz    warheit.     ie    ferrer 

100  du  bift  in  der  wuefli  ie  heimlicher  dir  got  wirt.  ie  me  du  wuefi 
bifl  Vnd  quit  aller  ereature  ie  fueffren  troft  vnd  meren  iubel  du  von 
got  enpfacheft.  \Va  wart  der  hoch  gelopt  patriarch  Johannes  Bapfifia 
von  der  lit;plichen  perfon  Chrifli  fo  (123  b)  dik  friuntlich  gefechen 
das  gefchach  nienent  mer    denne    in   der  wuefti.    Wo    wart   Johannes 

105  ewangelifta  das  buoch  der  verborgnen  tovgni  gottes  das  gefchach  in  der 
Infula  do  er  von  allen  mönfchen  geloffen  was  do  wart  er  gezukt 
in  dem  geilt  vnd  wurden  im  fceliche  wunder  geoHienbaret  die  er  niul 
gentzkliche  gt^torll  vf  fprechen  vnd  dar  vmb  ift  er  geheilfen  filius 
lonitrui  ein  fun    des   tonren    Won    als    ein  kranker  monfche    erzillrol 

110  von  dem  tonrflag.  Alfo  erfchrekent  alle  lerer  ab  finer  lioehen  lere 
vnd  ab  dien  verborgnen  wundren  die  im  offenbar  fint  worden  Wannan 
ift  die  aller  fueffeli  lere  komen  der  heiligen  kriftenheit  vfz  der  wuefli 
hant  fi  die  lieben  friunde  gottes  bracht.  Wo  wart  helyas  gefpifet 
von  dem  rappen  der  im  das  himelbrot  bracht  das  gefchach  in  der 
115  wuefti.  Wo  wurden  die  kint  von  yfrahel  gefpifet  das  gefchach  ovch  in 
der  wuefti.  Weime  ChrifUis  dem  volk  kein  finiderlich  gnade  wolt 
tuon  fo  zocht  er  ü  vfz  der  flat  in  die  wuefli  recht  als  der  hirl  dem 
fchefli  das  gruene  zwi  vor  Ireil  Vnd  fi  iemer  mer  za?eht.  Vnd 
ii    ime    nach    ganl    in    die    wuelii    \iu\    ie    ferrer    li    komenl    in    die 


587 

wiuMli  ie  gruoiier   de»    ift  vnd    io  beffor  vvoidc  fi    do    viiidenl  (124  a)  120 
rtH'lit  all'o  hat  der  liiincIlVIilicIi  valier  das  griien  zwili  rinen  t'inbornrn 
fuii  Ihefuin  Chrifliim  liiis  vor  getragen  mit  dem  vnd  diir  den  wir  gan 
fond  in  die  wuefii  finer  gotheil  do  fönd  wir  ingan  dur  den  fnn  in  den 
valter  da  vinden  wir  weide    nach  ünfer    hegirde.    Won    in    der    ftillen 
wnelti  der  golheit  do  ift  ünfer  welen  ein  ewig  il'tikeil  mit  liner  vnge-  125 
wordiieri  goth(!it.  Hie  wiM'dcnit  die  vinen  edlen  lehetli   gt^l'pilet   das   inen 
ab  vellet  aller  zitlicher  hunger  Nu   fiiit  dry   meinnnge  dar    vnd)   Chri- 
rins  din  kint  von  yfrahel  fnert  in    die  wnefti.    Diu    erfte    ifi    dar  vmb 
das  er  fi  fpifti  mit  dem    himelbrot.    Nu    hatten    diu    kint    von    YlVafiel 
brot  mit  inen  getragen    in    die  wnefti    eins    vil    das  aiuler    jniur    Vnd  130 
alle    die    wil  fi    des    brottes  ivtzil  halten  das    fi  vfz  egyplen   brachten 
do    wart    inen    niiil    das  hymelbrot    Vnd    do    fi  erfl  niunune  hatten  do 
gab  inen    got  das    himelbrot.    Das    ander  dar  vmb    fi   Chriftus    in    die 
wuefti  fuorte  d-is  tel   er   dar   vnd»   wenn  fi    von    .dlem    zillichen   troft 
kemen  fo  wolt  er  fi  troeften  nn't  finem  götHchen  trofl.  Won  ie  lediger  135 
zitliches    troftes   ie  mer  giWliches    troftes.  Zuo  dem  drillen  male  fuorl 
er    fi   dar    vmb    in    die  wuefti    das  fi    fich   ze  gründe  mochten  laffen 
götli<  her  (124  b)  warheit  Vnd  dis  mag   niemer  hefchechen  vnder  der 
manigualtikeit.    Wir    lefen    das    von    dien    kinden    von    yfrahel    das  fi 
vierzig    iar  woneten  in  der  wnefU  das  fi  nie  hus    gebnwten  won  das  140 
fi  hüten  machten    vnd    dar    vnder  woneten    fi   Vnd    dis    taten    fi    dar 
vmbe  wenne  der  herre  wolt  fi  vi'zfueren   das  fi    denne    fnelklich  liereil 
weren  im  nach  ze  uolgen  das   fi    weder    hus    noch    guol    noch   eigen 
wonunge  noch  kein  ding  hindroti  Vnd  dis  bezeichnet  die  lieben  friund 
gottes  die  inen  felben  kein  angenomheit    fetzent    won    das    fi  fletklich  145 
war  nement   war   zuo    fi    von    innan    von    dem    herren    g(Mnanl    oder 
getriben  werd(Mi  das  fi  dar  zuo  fnelklich  bereit  fiien  das  ze  tuen 

Sb.  134  b.  Difiu  leihen  drin  ding  die  der  enge\  Uiot.  die  tuot 
ovch  ein  volkomner  miinfche.  Zuo  dem  erften  fo  reinel  er  dm  fiinder 
mit  gebet.  Zuo  dem  andren  fo  erliuchtet  er  in  mit  finem  ndnnenkli-  i5l) 
chen  wandel  Vnd  mit  finer  fueffen  lere,  die  miinfchen  die  echt  niut 
iren  ewigen  fchaden  niut  wend  nemen  an  gotlichen  vnd  an  giioten 
dingen.  Won  etlichiu  m()nfchen  fint  alfo  verherlot  in  fimtlichem 
leben  das  fi  iren  ewigen  fchaden  nement  do  ein  anders  ewig  leben 
nimet.  Zuo  dem  dritten  male  fo  enznndent  difiu  mönfchen  andriii  mon-  155 
fchen  vnd  ouch  die  fiinder  nu't  der  brünnenden  mirin  fo  fi  zuo  got 
hanl.  Won  1\)  ein  fündiger  miuifche  ficht  eins  andren  mihifchen 
inhitzigiu  minn  die  er  zuo  got  hat  fo  wirt  (135  a)  vr  aHo  enzinidet 
das  er  fich  von  allem  finem  füntlichem  leben  kerl  vnd  ein  minnenklicher 


588 

160  friund  goltes  wirt.  Vnd  dar  vmb  folt  eins  einen  gelebten  friund  gottes 
l'uochen  vnd  vferwelkn  dem  er  nach  volgli  Vnd  vfz  des  leben  er 
bas  getörfl  Herben  dennc  vl'z  finem  leben  Vnd  difein  nuinfchen  folt 
man  fich  genlzklich  laden  alfo  das  man  frilich  llerbe  vnd  das  ewig 
leben    in    difer    gehorfami    verdieni    Das    uns   dis  allen  geschech    des 

165  helfe  lins  der  vatter  vnd  der  fnn  vnd  der  heilig  geift  AMEN 

Predigt  am  Fefle  S.  Peiri   über  Matth.   Itl,  Ifi. 

Sb.  Nu  gat   vf  das    bekennen  (141  b)  Petri  das  chriflus    zuo  ime 

fprach.  Et  ego  dico    tibi    Quia    tu    es    pelrus    et    i'uper    Ikuic    petram 

edilicabo  eccbdiam  meam  et  porte  inferi   non  prcualebunl  aduerfus  eam. 

Vnd  ich  fage  dir  du  bift  pelrus    vnd    vf  dis    biallen    wil    ich    bnwen 

170  min  kilchen  vnd  die  port  der  helle  mugent  niut  wider  dich  fin.  Nu 
möchteft  du  fprechen.  Wolt  chriftus  lin  kilchen  fetzen  oder  buwen 
vf  petro  er  was  doch  ein  t(Btlicher  niönfche  Vnd  verlovgnet  chriftuin 
erft  dar  nach  vnd  viel.  Chriftus  wolt  niut  fin  kilchen  buwen  vf  petro 
als  er    was  vellig.    er    buwel   fin  kilchen  vf  das    bekennen    das    petrus 

175  gelogen  vnd  genomen  hat  vfz  dem  himeUchen  valier.  Vnd  dar  vmb 
fprach  chriflus  die  porl  der  helle  mugent  niut  wider  dich  fin  Ja  fin 
eigener  grund  der  bofheit  der  doch  in  allen  mönfchen  ift  der  mocht 
niut  fin  wider  petro  Won  er  was  ein  fundament  der  heiligen  kilchen. 
diu   vf  in  gebuwcn  was  Vnd  dar    vmb    mochlen    die    porten    der    helle 

180  niut  wider  in  fin.  Won  das  bekennen  i\Gs  vatlers  was  alfo  volkomen 
in  ime  das  er  ficli  an  allen  enden  mit  dem  bekennen  adeidic^lien  konde 
behuetcn  V^nd  alfo  gefchichl  noch  geifilich  in  allen  dien  mönfchen  in  dien 
fich  veriechen  hat  diu  hoch  driuallikeil  vfz  d«m  bekennen  des  vatters. 
Difiu    mönichen     fint    ein     fundament    der    heiligefi    krifienheit    won 

185  gol  hat  gebuwen  vnd  gefalzt  fin  kilchen  (142  a)  vf  difiu  volkomen 
mönfchen.  Won  fiu  fint  ein  vf  enlliall  der  kriflenheil.  Won  ane  difiu 
minnenklichen  mönfchen  fo  möchte  diu  kikhe  ein  fluni  niut  geHan. 
Vnd  wider  difiu  mönfchen  mugent  die  port  der  helle  niut  gefin. 
War   vmb    do    haut     ii    ein    alfo    minnenklich    bekennen    gefogen  vfz 

190  dem  valter  das  fi  fich  allenthalben  wol  kunnent  behueten  wo  fich 
der  grünt  der  bofheit  har  neiget,  do  kunnen  li  fich  wider  fetzen  vfz 
dem  nunnenkiichen  bekennen  das  fi  vfz  dem  valier  haut  genomen. 
Vnd  das  merk  do  bi.  das  chriflus  felber  hui  aefp>*>chen  zuo  finen  lieben 
iungren.     Wer  in  imch   gelovbel.  der    wirl    diu    zeichen   luond  diu   ich 

195  tuon  vnd  noch  gnefriu  Ja  ficher  ficher  ane  allen  zwivel  der  findle 
lerer  Gregorius  vnd  auüuftinus  am''rofius.  \\u\  der  erwirdig  beda. 
Dis  alle  haut   meri  zeichen  Vnd  mer  1er    oetim    der  heüi;  en  kriftenheit 


589 

denne  chriflus  felb  Mber.  Vnd  dis  hanl  fi  gelogen  vfz    der    fueffikeit 
vnd  vfz  dem  minnenklichen  bekennen  des  vatlers  Vnd  wider  dis  all  vnd 
wider  alle  die    mönfchen  die  do  beke!n\ent.   Vnd  fich  in  inen  veriechen  200 
hat    din    hoch   dryuallikeit.  wider  dis   inn^ent  die  port    der    helle  niut 
irefin.  das  ift  diu  hellt?  diu  in  dem   mönfchen    ill.    din    fich    do   fachet 
vfz  dem  gründe  der  b'fheit.  Nn  fprach  chriftns    zuo    Petro.    Ich  gib^ 
dir    die    flu  fiel  des  riihs  der  himlen  wen  «In  bindeft  vf   dem    erlriche 
das  der    fi  gebunden   in  dem  (142  b)  himel.   Vnd  wen  du   enpin<left  vf  205 
dem  erlriche  das  der    ovch   fi  enpiinden  in  dem  himelrich.  Nu  fint  difer 
flüffien  zw*  II.    Das  ift   kuiift   vnd  gewalt.    Vnd    dis  flüffcl  werdent  gv- 
geben  dem  babfi   vnd  dien  Byfchofen.    Vnd    ovch  allen    dien,  die     fich 
felber   gern  wollen  berichten  das  fi  minnenklich  friunde  gotteis  wurden!. 
Der  erft  flüffel    ift  knnft.    Vn.l    difen    flüffel    fol  haben  ein  Babft.  alfo  2iO 
das    er    küime   diu    zwey    gerichte    geiftlich    vnd    weltlich    das    er    fi 
beidiu    künne  richten  nach    recht  vnd  der   warheil.    Vnd    die    byfchot 
fönd  kunft  haben,  das    fi    kunnen    die  allen  e.  Vnd  die    ninwen.    Vnd 
dar   vmb  fo    hat  diu  ynfel  des  byfchofs  zwey  hörn,  eins  vor  an  dem 
hovpte.   das  ander  hindnan  Das  hindenan  betiutet.  die  alten  E.  Das  vor  215 
an    dem  hovpte    die  ninwi-n  E.  Dis  beid  fond   fi  kunnen  richten    nach 
recht  vnd  nach   der  Avarheit.    Ein    prelat  fol    kunnen    fin    herren    vnd 
fin  frowen  richten  nach  geifilicher  Ordnung  als  es   gewonlich  ift.  Vnd 
inen  ir  regel  gebiuttet.  Ein  liutpriefler  fol  kunnen    bekennen   an  finen 
vndertanen  was  er  richten  fol.  oder    was    er   an    den    babft    oder    an  220 
den  byfchof  fenden  fol  Ein  gemeiner  priefter.    oder  ein  orden  her  dien 
niulzit  beuolhen  ift  die  fönd  kunnen    ir  meffe  venichtklich  fingen  oder 
fprechen  alfo    (!as    fi    willen    was   die    wort    betiutent    Ein    kriftenner 
mönfche    fol  ktmnen    vnd    wif(14B  a)fen  die    gebot  \nd  die    Ordnung 
der    kriftenheit    Vnd    ein    geifilicher   mönfche  fol    können    vnd   wiffen  225 
was  er  von    regel   ode  von  orden  tuon    oder   laffen  fol.  Vnd  weis  er 
es  niut    Dar  vmb    er  ifi  fin  niut  enpunden  fo  fol  er  aber  fragen  die. 
die  es  wüffent.    Won  ficher  mönfche  one  allen  zwivrl  Was  du  gelobt 
haft    das    wirt  bi  dem  minften  piinctlin  von  dir  geuordret.    Wo   du   es 
vor  rechtem  fiechtagen  getuon  macht,  oder  aber  von  offenem  vrlob  diner  230 
meifterfchaft.     Vnd  das   felbe  von    redlicher    fache  das  man  wüffe  das 
es  noturfi  fi  noch  niut  hinlefkeit  noch    tragkeil    noch  fiechtklich  geret 
niulzit  Vnd  niut  kein  muolwille.    Nu  ift  der  ander  flüffel  gewalt   Vnd 
der  erfl  flüffel  kunfi  were  niut  nütz   wen  habe  denne  den  andren.  Alfo 
das  man  gewalt  habe  diu  ding  ze  richten,  das  der  erfte  flüffel  zeiget  235 
das  man  richten  fülle.    Der  babft   vnd  der    byfchof.    Vnd    die    andren 
alle,  die  ir   vor  gebeert   hanl   die    fönd  mit  gewalle    diu    ding  richten 


590 

(li(j    incii  bL'ijollicn    fiiil    alfo    als    fi  (icni  licneii    wellen  anUviirten    an 
dem    imigften  taije.    Won    do  iiuiolTen  fi  antwürl  p^eheii  für  alles  das 

240  inen  beiiolchen  ift  von  dem  li«  rreii.  recht  als  für  ir  eiL'ennen  feie 
Won  fi  fond  hirleii  fm  der  IclielTliii  vnd  fond  fecheii  das  keins  ver- 
lorn werdi>.  Nn  linl  d'-r  Babll  Hlfoeliehen  geweit.  Vnd  hetle  ein  monfelie 
(143  b)  aller  njoiilVheii  fünde  getan  der  babft  möchl  im  ein  Ane 
Maria  geben  Vnd  in  i'npinden  von  allen  finen  fiimlen  aber  das  mnofz 

245  gefehechen  mit  recliter  rinw.  alfo  das  got  die  riiiw  des  monfehen  erkenne 
das  der  mönfehe  voi-  von  got  enpunden  werde.  Won  alfo  fj)rechent 
alle  biehter  zuo  dem  mimfchen.  Der  almechlig  got  fy  dir  erbarmhertzig. 
Abfoliiierl  dieh  got  Co  abfolnier  ich  dich  ovch.  Ja  ficher  kein  babft  noch 
kein    byfchof   noch    kein    biehter  mag  den  niönfchen    abfoluieren   noch 

250  ledigen  von  den  fiinden  er  fi  denne  von  got  vor  enpunden  Vnd  das 
gefchicht  niemer  dem  monfehen  fin  denn  fin  fünde  hertzklich  leid 
vnd  habe  gantzen  willen  lieh  ze  beflVen  vnd  vor  fünden  fich  ze 
hueten  als  ferro  er  kain  weg  mag.  Ter  mönfehe  fol  ovch  difen  flüffel 
haben   das    ift    das    er    gewalteklich    fich    felber   überwind(!    an    allen 

255  vnlngenden. 

Sb.  151  b.  Difin  mcüifchen  hant  zwei  ding  an  inen  die  in  difer 
volkomner  minne  ftanl.  Das  erfte  ift  das  fi  vi!  minnenklicher  inwendiger 
fneffikeil  habcnt.  Vnd  vil  inwendiger  wifheit  vnd  knnnenl  als  recht 
vil  mit  dem    herren    Vnd    zvviuel    dar    an    nintzit.  das    vil  inwendiger 

260  finnen  in  diefen  monfehen  fich  offnent.  die  fi  knm  tretörften  vfz  ge- 
fprechcn.  Vnd  fint  doch  nint  wider  die  ordniinge  d(M"  kriflenheif. 
Vnd  fint  foelich  finn.  dit;  fancins  Gregoriiis  vnd  fanctns  Angnftinus 
vnd  bernhardus  vnd  andern  friunden  gottes  geoffenbarel  fint  Won  wer 
fich  noch  zuo   got  kerti    als  fi    taten,   got    were    nu    als    nniglich    Im 

265  götlich  gnade  ze  geben  als  do.  weren  wir  ir  als  begirig  als  fi  do 
waren.  Difiu  mönfch''n  knnnent  von  rechter  minn  lo  fi  zuo  got  hant 
vnd  von  folli  inwendiger  richeit  weninij  ivtzit  vfz  gefprechen  Vml 
das  nu'rk  do  by.  do  ein  nnnifche  den  andren  lieb  hat.  Vnd  fich  yar 
wol  verwegen    hat.   knmet  er  zuo  dem  monfehen   den   er    lieb  hat.  er 

270  well  vil  mit  ime  fagen.  Vnd  kumet  er  zuo  ime.  von  rechter  fropide 
oder  von  fcham  fo  kan  er  recht  nintzit  gcfagen.  Vnd  alfo  gefchicht 
ovch  dien  friunden  gottes  fo  fi  fo  hertzklich  begerenl  das  der  herre 
zuo  inen  kome.  fo  er  dennc  kimiet  mit  finer  gegenwürtigen  gnade, 
fo  werdenl  fi  hertzklich  fro  das  fi    (152    a)   von    rechtem    Jubil    vnd 

275  von  froeide  recht  nintzit  kunnen  Won  das  fi  fpreehenl  Dilectus  mens 
michi  et  ego  illi.  Min  ffi'niinler  mir  vnd  ich  ime  Nu  mochteft  du 
fpreciien.  was    weis    fi  des  Ina  min   kint  do  hat  [i   es  enphunden  mit 


591 

iiieiigem    rueiTcu  Irolt    fo  fi  von  iiiie  hiit  enphangen  von  finer  gcgen- 
wiirlikeit.  Nu  finl  difin  \Yort  gar    einvallig    nach    vfzwendigein    finno. 
Alter   inwendig  vnd  nach  geiCtlicheni   finne   fo  hant    fi  gar  vil  in    inen  280 
fell)er   verhorgen.  Min  genrnter    mir  vnd   ich    inie.   Dis    bewert    fi    in 
allem    ir  tnon  vnd  laffen,  begeret  fi  wifheil    fi  fuochel    es  an  im   vnd 
viiidel  es.  begeret   fi  gewalt  oder  fchoeni  oder  was  fi  kan  bcgeren  das 
vindet  fi  al  ze  male  an  ime.  Vnd  was  er  begert  von  ir   das    vindel   er 
ovch.  Won  fi  hat  alle  ir   wifheif.    ir  fchoeni   ir   kunft.    Vnd   alles    das  285 
fi  ifl  von  vfnan  oder  von  innan  al  ze  male  im  allein  geben.  Vnd  das 
merk  an  der  lieben  Jnngfrowen  faul  Katharinen  diu  was  diu  fchoenfte 
vnd  diu  wifeft  vnd  diu  edlefl  vnd  richeft    die    man    do    vant   vnd    das 
alles  leit    fi  vii    gab    es    dem    herren    vnd    verfmachl    alle    die    wifheit 
vnd    gezierde  aller    der    well.    Vnd    alfo  luond    ovch  difin    mönfchcn.  290 
Nu    han!    fi  meruguallklich    enphiin(152  b)  den  das  fi  dem  herren  lieb 
fint  gewefcn.    Vnd  dis  alles  hanl  fi    mit  rechter  liebi    vnd    minn   ime 
wider  geben.  Hat  er  vierdhalb  vnd  xxx.  iar  eilend  vnd  verfmecht  vnd 
ein  herl  leben  dui'  fi  gehept.  fi  lebent  ime  ovch  wider   vmb  in    liden 
vnd  verfmecht  in  Worten  in  werken  in  tuon    vnd  in  laffen  ift  er  inen  295 
tot.    fo    flerbcnt    fi    ime  ovch    alle    tage   mit    mengem    behende   tode 
dur  willen  brechen.  Vnd  dis  bewert  David  in  dem  falter.  do  er  fprichet. 
Quoriiam    propter    te    morlificamur    Iota    die.    Wir    flerbent    alle    tage 
dnr  dich  Nu  halt  du  wol    gehoert.    War   vmbe    diu   minnerin  fprichet. 
Dilectus  meus  michi  et  cgo    illi.    Min    geminter   mir  vnd    ich    ime.    Ja  300 
wol  mir  vnd  ich    ime     Won  hat   fi    luft    vnd    froßide  an  ime.  werlich 
fo  hat  ers  ovch  an   ir.  Vnd    dar    vmb  fo  mag    fi    wol    fprechcn.  Min 
geminter  mir  vnd  ich  ime  Won  er  bewert  es  felber  dur  den  propheten 
Salomon.  der  do  fprichet.    Mir  ift  Infllich    ze  wonen  l)i  der  inönfchen 
kinderi.  Dis  het  er  niut  gefprochen  worin  wir  ime   niut    herlzklich    lieb  3Q5 
gewefen.    Nu  kumel  noch   ein    ander  ding  vfz    der    volkomnen    liebi. 
Vnd  dis  ift  türri  der  crefte.  beidiu  vfzwendig  vnd  (153  a)  inwendig. 
Vnd  das    merk  do  bi    do  ein  mönfche  den  andren  recht  lieb  hat.  oder 
ander  ding  des  er  begert,  vnd  im ;  das  niut  werden  mag  der  veriamerl 
vnd    verfenct  fich  nach  dem  dinge  das  er  liep  hat.  Won   es  ime  niut  3^0 
mag  werden  als  volkomenlich  als  er   gern    hetti.    Vnd   difer   mönfche 
wirt  türre  an  den    lidren    des    libs.    Dis    ift    das     (;r    mager    vnd  arm 
wirt     Vnd    fin    ovgen    werdent    ime    tieff    Vnd    recht   alfo    gefchicht. 
difen  monfchen  fi  verfenent  fich  nach  irem  geminten    herren  das  alle 
ir  crefte  vnd  ir  gelider  vfzwendig  türre  werdent.   Vnd    inen    ir   ovgen  315 
tiefi"  werdent.   Won   fi   ziechent   die    vfzwendigen  ovgen  in  nach  dien 
inwendigen  ovgen.  Won   fi  verfenent  fich    alfo  h(!rlzklich   das   alle   ir 


592 

finne  vnd  ir  b<  girde  gezogen  werdent  ziiu  dem  nach  dem  fi  begirde 
band.  Vnd    fecbent   das    worl    an  das  er   felber    gerel   hat.     Suochent 

320  das  ri(  h  goltes  das  ifl  in  ivch.  Vnd  dar  vmbe  fo  ziechenl  fi  alle  ir 
finne  in  inwendig  in  fich  felber.  das  fi  vfzwendig  dik  kein  merkiuige 
habent  was  man  feit  oder  was  man  tuot.  Vnd  won  hnt  li  dik  fiir 
vnfinnige  liule.  Aber  fi  bant  beffer  finne  denne  tufeng  andriu  mönfehen 
die    ir    fiiine    an    vfzwendigiu    (158    b)    ding    legenl.    Difiu    mnnfchen 

325  werdent  alfo  liirre  das  alliu  fiiichlikeit  zitlicher  dingen  in  inen  erdurret 
vnd  erlöfchet  Vnd  billirh  billich  Won  fi  werdent  gederret  von  dem 
flammenden  winde  ff(tlli(her  minn.  Difen  mönfchen  werdent  verdroffen 
alliu  zergangklirhiu  ding.  Vnd  diu  ding  die  fi  felber  vor  taten  oder 
gern  fachen  oder  horten  das  ift   inen  nu  ein  bitterkeit  an  andren  liulen 

330  ze  fechen  oder  ze  hoeren.  Vnd  diu  ding  diu  inen  vor  dienoten  ze 
vntugenden.  die  dienent  inen  nu  ze  lügenden  Vnd  tribent  fi  in  got 
als  fingen  oder  orgellen  oder  feite  fpil.  Vnd  ich  wcil'.i  raten  das  man 
vil  foelicher  dingen  teti  vor. difen  mönfchen  Won  fi  gant  dur  alliu 
ding    in    got.    Vnd    nement  einen    gantzen    got    in    allen    dingen    do 

335  echt  der  fchalk  der  nature  nrut  verborgen  lit.  dar  zuo  fechen  fi 
das  fi  niut  betrogen  werdent  Nu  werdent  die  tiefelflichen  fanlafma 
vertriben  mit  der  türri  der  creflen.  Won  fi  fint  gern  an  fiuchten 
ftelten.  Das  fint  die  mönfchen  die  vil  fiuchlikeit  zilliches  lufles  in  in 
hanl  Vnd  i'o  bi  vindent  fi  ruowe  vnd  niut  an  dien  türreii  fietten.  Das 

340  fint  die  mönfchen  die  do  geterret  fint  von  dem  fiurin  flammenden  winde 
götlicher  gnade  vnd  minn  vor  aller  fiuchlikeit  zilliches  (154  a) 
luftes.  Hie  nmeffent  flechtlich  die  ticfeinichen  inbildunge  fliechen  die 
fi  de  mönfchen  in  fendent  wider  die   ere  gottes. 


ßfonnenleben. 

Sb.  13  b.  Das  ander  das  zuo  einem  armen  leben  hoert  das  ifl  das 
du  vf  gebeft  nutz  des  guoles.  alfo  das  du  nieman  das  fin  ab  fireiphefl. 
es  ift  vil  (13  a)  mönfchen  die  ir  vatterlich  vnd  muoterlich  erb  vf 
pebent.  Vnd  flreiphent  es  aber  den  andren  liuten  ab  mit  giten.  vnd  mit 
5  menger  hande  lifien  als  dis  vederleferin  tiiond  in  dien  fietten  das 
fint  die  fwefiren  die  dien  groffen  frowen  nach  gant.  Vnd  inen  ir 
Fuentel  vmbe  legenl  vnd  ir  tuocher  vf.  Vnd  fi  flreichent  das  fi  glat 
vnd  eben  werden.  Vnd  die  fwefiren  oder  bruoder  die  man  vor  do  fi  in 
welllichem  fchin  waren  kum  bekant  loch  loch  ir  nechften  friunden.  Die 
10    fprechent  nu.    ia  min  frowe   diu  fchullheiff  oder  min  herre  der  amman 


593 

bekent  mich  vvol  oder  fi  fint  min  guoten  friunde.  üifiii  fint  niiil  arm 
noch  diemiietig  mönfchen.  das  hoert  man  wol.  fi  ganl  lieber  do  man 
inen  vifche  vnd  fleifch  git.  denne  do  man  muofz  vnd  ander  flecht 
trachten  ift.  Vnd  inen  wirt  dike  ein  halbe  malle  wins.  fo  man  die 
rechten  gewaren  armen  friunde  gotles  lat  grofl'en  gebreften  haben.  15 
Won  fi  höifchent  vnd  klngenl  fleh  nii  niul  als  dis  tuond.  Vnd  dar  vmbe 
fint  fi  niut  arme  mönfchen.  Vnd  inen  were  vil  weger  daf  fi  ir  vät- 
terlich  erbe  hetlen  behebt,  denne  das  fi  nu  andren  liuten  das  ir  ab 
flreiphent  mit  vnrecht  vnd  niut  gilen 

Sb.  28  b.  Der  dritte  fprach.  Ich    han    ein    frowen    genomcn    vnd    20 
mag  niut  komen.  Difer  mönfche    betiiitet    vnluterkeit    Als   es    fpiickct 
fanctiis  Paulus  das  man  vnder  geiftlichen  liuten  niul  allein  vnlulttrkeit 
niut    fülle    tuon    noch    ge(29  a)denk<'n    mer    won     fol    ovch    da    von 
niut  reden.  Vnd  dar  vmbe    fo  leit  man  hie  einen   andren    fin  der  gar 
vvol  dar  zuo  hcerel.  das  ift  das  du  dich  felber  haft  zer  E  genomen  vnd    25 
dar  vmb  macht  du  niut  komen.  Dis  fint  alle  die  mönfchen    die    ze    vil 
vngeordneter  liebi    zuo    inen  folben  habent  in  kleidren  in  kleinoede  in 
fpis  in  trank  in  gefpilfchaft  vnd    in    vngrordnnter  geftdiefchaft.    Vnd  in 
vil    vngeordnetem    gelnfte  den  fi  nement  in   den  creaturen  do    fi    tfot 
inne    weder    minnent   noch    meinent    als    niut  won    eigen    wol    fin   ir    30 
nature.      Dife  mönfchen  habent  fich  felber    alfus  zer  E  genomen    vnd 
vergeffent  ir  gemacheis  ünfers    lieben  herren    Ihefii    chrifti.    Min   kint 
vach    an  mir  an  von  dem    das    ich   mich  felber  zer  E  genomen    habe 
vnd  mich  felber  oder  du  dich  felber  vnordonlich  befeffen  habe  in  lufi 
vnd  in  minnen  der  creaturen.  Von  difem  koment   die   linden   betti  die    35 
greifen    ktifii    kannen    vnd    fchoen    köphe    Pater    nofler    die    karrallin 
fint.  befchlagen  köphe  Vnd  befchlagen  meffer  Vnd  filber  gefchirre.  Vnd 
lind  gewant  Vnd  das  es  wol  vnd  minnenklich  fi  gefchafl'en  Dife  üppikeit 
vnd  vnnotdürflikeit  kuonei   alles    da    von  das    ich   oder  du  uns  felber 
zer  E  haben  genomen  Vnd  uns  felber  als  zart  vnd  als  recht  (29  b)  lieb    40 
fin  das  wir  difen  zitlichen  luft  uns  felber  fetzzen  für  einen  abjfot. 

Sb.  69  a.  Hcerftu  nu  min  k'nt  wie  loufiich  fich  der  fchalk  der 
natur  verwindet  in  göllichi  geifilichi  ding  ia  dik  ziucht  man  gol  in  diu 
ding  daf  niut  won  ital  natur  vnd  naturlich  ilt  Vnd  daf  gefchiht  darum 
daf  man  den  mönfchen  niul  begriff  noch  bekenn  daf  fin  natur  niut  45 
in  won  ital  valfch  Vnd  das  man  niut  maint  won  daf  wol  fin  der 
natur  Won  .e.  daf  fich  natur  geiitzclich  lieff  fi  hankli  fich  .e.  an  einen 
roten  öphel  Vnd  daf  ficht  man  wol  in  geiftlichen  örden  do  er  denkt 
man  afo  menger  hant  do  der  meufch  finen  luft  vnd  vffenthalt  fuocht 
nu  kleider  denn  kleinoeter  denn  gefpilfchaft  vnd  troll  an  friunden  oder    50 


594 

an  fruindi'ii  ia  ein  kldllrr  IVoinv  diu  Cilz  iiidcr  vtid  filz  einen  franlzen 
tag  ob  einem  fekel  oder  fiurgeziiior  oder  henllclien.  vnd  verlrilit  ir  edi-l 
wunnenolich  zil  daffi  gut  vnd  reliler  gehorfaini  foll  irebeti  Vnd  daf  gil 
fi  einem  ir  frinrid  oder  fromden  Vnd  dal"  zil  j/eninl  fi  ewclich  niemer 
55  me  Vnd  wirt  ir  niemer  gedankel  Vnd  muoC  lin  an  ir  iungflen  finnfzen 
gol  anlwirten 


Strafsburger  Meffe. 

Sb.  25  a.  Nn  der  erfte  fprach.  Ich  han  ein  dorf  kovfl  das  mnofz 
ich  gefechen.  ich  bitte  dich  enlCchuldigo  mich  dis  fint  gilig  jinte  die 
den  Infi  vnd  den  richtnoin  difer  welle  kovfTent  Vnd  fi  gant  vfz  in 
die  weil  Vnd  gefcchenl  dife  ding.  Vnd  ie  nier  \'i  vfganl  ie  minr  fi 
5  gefaüol  werdenl.  Vnd  fi  mueffent  dife  ziliichen  zergangklichen  ding 
kovfTen  die  inen  doch  niul  beliben  mngcnl.  Hoerefl  du  nn  min  kinl 
muoflu  fi  kovffen  ia  wa  mitte  kovffeft  du  fi  mit  dinem  herlzen  das 
muuftn  dar  vmbe  geben.  Vnd  ie  mo  du  vfz  loufTefl  vnd  das  dorf 
geficlieA.  ie  me  du  zerzerl    vnd    zerftroewt  wirft.  Vnd  ie  nie  du  zer- 

10  gangb'chen  dingen  nach  gaft  ie  me  du  dins  herlzen  frid  ^erlinrefl 
Vnd  (b'eh  got  eniphromdi'fl.  Vnd  von  ime  fcheidelt.  Won  ehriftiis  Iprach 
felher  in  di'in  heiligen  ewangelio.  Nemo  polei't  duobiis  dominis  fervire. 
Nieman  mag  zwein  herren  gedienen  das  ift  got  vnd  dem  richluom. 
Min  kinl  nu  muoftn  doch  difiu  zerganukUehen  vnniilzen  ding  gar  tiure 

15  kovffen.  das  du  dinen  got  dar  vmbe  verliurefl.  Vnd  dinen  fridt;  zer- 
ftoßrefl  vnd  din  hertze  (25  b)  verwirrefl.  Vnd  din  inwendikeil  ziTltrcrweft 
Vnd  du  recht  ftran)urg  wirdefl  das  alles  das.  das  dife  zil  ge- 
leiflen  mag  guol  vnd  b(PS  das  das  alles  ftat  in  dir  vindet.  Ker  dich  da 
von  min    liebes    kinl.    Vnd    gang    zuo    dem    an    dem    du    allein    ewig 

20    leben  vnd  froede  vnd  fride  vindeft  ane  alles  kovffen 


Pilgerfahrten. 

Sb.   199  a.  Es  ift  vil  mönfchen.  fo  fi  gelriben  werdent  oder  ge- 

lanl    von   got    fo    wend    fi    aliiu    ding    vfz    wiirken  uiit   vfzvvendiger 

vebunge  vnd  gand  ze  Romc  vnd  zc;  Aninn  oder  gegen  Yherufalem  Vnd 

die  felben  gnade  die    inen    got    geben    hat    die   verzellent    fi    vmb    die 

5    zinnc.  Vnd  das  felbe  liplich   <ruot  das   fi    hand    das    vertuond    fi    ovch. 

Vnd  die  liplichen  craft  die  fi  hand   die  verzerrent    fi.    Vnd    fo    11  her 


nn 


595 

wider  koment  lo  fiiil  fi  ze  male  vnfiniiig  viul  rafzköpf  Will  du  aber 
diferii  weffleiler  volgen.  fo  wifet  er  dich  indich  felber.  Dis  Iprich 
ich  niiit  dar  vmbe  das  ich  dir  die  Ronivart  weri'e  vvon  es  ift 
verbotlen  von  dien  heiligen  bebften.  Giengeft  aber  du  in  dich  felber  do  1'^ 
das  rieh  polles  in  der  warhcit  ifl  do  fundeft  dn  Auiun  vnd  Rom 
vnd  ablas  aller  fehidde  vnd  das  Jubil  iar  froelicher  denne  es  alliu  diu 
heilici  kril'tenheit  von  ane  vang  der  weit  vntz  an  das  ende  der  welle 
ienier  vinden  muge  in  vfzwemiigen  werken. 


Funke. 

Sb.  4  a.  Recht  als  der  nimel  ein  groiz  hollz.  Vnd  Avirffet  es  in 
einen  glucienden  eitoueii.  das  wirl  fnellenklich  verzert  Vnd  verbrönt. 
Vnd  dem  fiur  gelichet  vnd  ime  felbe  vngelich.  Alfo  gefchichl  dem 
möiifchen  in  götlich(M"  minne.  ie  mer  er  fich  götlicher  minne  zuo  flieget, 
ie  mere  er  fin  felber  entwirdet  vnd  fich  zuo  gölte  gelichet.  won  in  5 
difein  wirt  entzündet  der  (b)  gneifte  in  fyon  vfz  dem  eitouen  von 
Iherufaleni.  Der  gninTle  in  fyon  das  ift  das  fünkli  der  feie,  der  eil- 
ofen  von  Iherufalem  das  ift  got  felber  diu  weflich  minne  vfz  dero 
alliu  minne  entfpringet.  von  difer  minne  wirt  entzün<lel  das  fimkli  der 
feie.  Vnd  das  ift  das  aller  invvendigoft  das  in  dem  mönfchen  ifl  in  10 
dem  got  wefet  vnd  lebet.  Vnd  dar  vmbe  fprichet  er  felber.  fnochcnt 
das  rieh  gottes  ilas  ift  in  ivch.  Dis  fünkli  ift  vf  flainmenl  in  got  vnd 
verfmiltzet  vnd  entwirdet  ime  felber.  Vnd  wirt  ein  einig  ein  mit  dem 
das  es  da  minnet. 

Predigt  über  Act.  12,  (i  am  Feste  S.  Pefri.  Sb.   129  b.    Petrus    15 
was    flafTent  zwüfchent  zwein    rittren.     gebunden  mit    zwein    kelinen 
Wend  wir  nu  dis  geiftlich  nenien.   fo  ifl  Petrus  als   vil  gefproohen  als 
ein  bekennen  gottes  vnd  dis  iR  gefangen  in  dem  kerker  ünfcrs  libs  von 
dem  kimg  herodes  das  ift  der  fchalk  der  nalure   der  hat  das  bekennen 
gottes  vertunkert  in  uns  Nu  ift  ze    wüffen  das    der  gneift    oder    das    20 
fünkli  der  feie  niemer  in  uns  erlöfchet  won  das  fynderifis  hat  alwegent 
finen  wider  glafl  vnd  fin  buchten  in  got  vnd  in  den   ftat  gottes.  "Vnd 
es    erlöfchet   niemer   ioch    ovch    in  dien  die    in    der    helle    fint   Vnd 
dis   ift    ir   meifti    pin.     Aber    dis  fünkli  wirt  wol  verdünflert    mit    der 
fünde  das     es    dem    mönfchen    vnbekant  ift  Vnd  dis  nim    ein  bild    an    25 
der   liplichen    funnen  der  fcliin  noch  ir  glaft  vergat  niemer  fi  wirt  wol 
verdunlierl  mit  den  wulken  das  man  iren  glanlz    niut    gefechen    mag. 


596 


Bnchslabc  und  Geiß. 

Sa.  132  1).  Was  ift  dis  das  (1  (Cant.  5,7)  durch  die  Hai  gat. 
das  ifl  das  fi  lovfTpt  dem  worl  or()ll(>s  nacli  \\()  fi  tuag.  Vnd  die  liiicltT 
der  flat  das  fint  die  lerer  die  ir  das  Avort  gollt's  brödieiil.  die  l'lachend 
fi  vnd  wundent  fi.  Vnd  nenient  ir.  ir  niantel.  dis  ifl  das  fi  ir  nonienl 
5  alle  die  gloleii  do  mit  fi  fich  behilfel  invvendicr  oder  vfzwendig.  Vnd  11 
lerent  [i  ovch  durch  den  texlt  der  glos  trinken.  Won  der  buochflabe 
loedet.  Der  geifl  goltes  macht  lebendig.  Vnd  dar  vmbe  fo  lerent  11.  fy 
den  buochfiaben  laffen  nach  dem  als  er  bittet.  Vnd  ^\  muelTent  in 
nemen  nach  dem  als   er  in  got  zöiget.  Won  das  du  ie  mer  das  wort 

10  des  brödiers  in  das  vfi'er  or  enphacheft  vnd  niiit  in  das  inwendig, 
fo  gefchicht  dir  recht  als  ob  ich  dis  nacht  arbeit  hette  gebebt  das 
ich  ein  brödie  hette  gefludiret  Vnd  ich  nu  feffe  vnd  dir  vor  luge  als 
wenig  dir  das  nütz  were  als  wenig  vernarbt  dis  das  du  das  worl 
niul    wen  nemell  als    es    hillet    vnd    nint    das    dar    inne    verborgen  lit 

15  Won  wil  (133  a)  tu  der  fueffikeit  d(>s  kernen  cnphiiiden  fo  muofl  ihx 
die  fchale  zuo  dem  erlten  brechen  Alfo  muofl  du  dur  das  woit  gotles 
tringen  fol  dir  gel  werden. 

Quellen  der  geif (liehen  Lehre. 

Sb.  Ja  diu  buecher  vnd  elliu  (73  b)  diu  heilig  gefchrifl  diu  von 
dem  heiligen  geifl  gedichtet  ifl  vnd  die  hochen  lerer  gregoiiuf  iero- 
nimuf  augultinuf  ambrofiuf  leo  vnil  ander  vil  Benedictuf  Bernharduf 
dif  hanl  all  groff  arbeit  gehebt  das  fi  diu  heilig  gefchrifl  crlnchtin 
5  vnd  betutin  vnd  glofiertin  vnd  machetin  nach  dem  alf  ef  der  heiligen 
kilchen  nütz  vnd  guot  wer  Vnd  fi  haut  dif  alles  alfo  miimeclich 
zeneld  bracht  das  mi  die  lerer  ninlzit  bedürfen  won  daf  fi  äff  vil 
tnegin  daf  fif  ftudieren  vnd  bloefclich  ab  dien  buechren  nemen  do  W 
pf  allef  vindent  niut  won  wie  fi  went  vnd  recht  äff  es  ieclichen  zuo 
10    gehöferl  nach  finer  felkeit. 

Dasfelbe  in  einer  andern  Predigt  148  a.  b. 


6  in  der  Handschrift  den  lexft  die  ieIos 


597 


S.  Bernhard. 

Sb.  3  1).  Sanctus  bernhardbs  kam  in  ein  grofz  fchuol  zuo  hochen 
wifen  meiftren.  Vnd  11  fragten  inn  vnd  fprachen.  Dens  que  pars,  wo 
teilt  man  got.  Vnd  er  antwürt  vnd  fprach.  Dens  non  eft  pars,  deus 
elt  totuni.  Got  ift  Yng^eteilel.  er  ifl  es  alles.  Dis  nim  ein  bild  an  dem 
wirdigen  fronlichamen  Chrifli  den  confecrierl  man  difent  dem  mere  5 
vnd  enent  mers  alle  tage  in  einer  ieklichen  meffe.  Vnd  ieklicher  priefter 
hat  iim  gantz  vnd  vngeteilet.  Vud  wie  vil  mönlVhen  in  enphachent. 
fo  nimet  inn  ieklicher  gantz  vnd  vngeteilet.  Als  wir  lefen  in  einer 
fequencia.  fumit  vnus  fumunt  niille.  In  enphachel  einer.  Vnd  en- 
phachent in  tufeng  Vnd  das  er  einem  ift  das  ilt  er  ovch  de  andren  10 
Vnd  er  wirt  niiit  geminret  von  der  nieffunge.  recht  als  oh  man  fpreche. 
Er  wirt  ieklichem  als  ganlz.  Vnd  als  volkomen  als  er  erftuond  an 
deir!  öfter  tage.  Har  vmbe  fpricliet  fanclus  Auguftinus.  Got  ift  alliu 
ding  in  allen  dingen,  vnd  recht  als  vil  got  ift  in  allen  dingen,  alfo 
vil  fint  fi  guot.  Vnd  niut  nie.  Über  dis  anlwurl  Sanctus  Bernhartz.  Do  15 
fprachen  die  meifler  zuo  ein  ander  (4  a)  Wa  hat  difer  hibetfch  dis 
gelernet  das  er  weis  das  got  ifl  vngeteilet.  er  kam  doch  nie  in  kein 
grofz  fchuol.  Ja  difer  friund  goltes  hat  es  enphunden  in  finer  inwen- 
dikeit  in  mengem  fueffen  iubil  den  er  hat  mit  got  Das  er  felber 
fprichet.  Wenne  got  ift  bi  miner  feie,  fo  ift  mir  als  ob  er  mit  keiner  20 
andren  feie  niut  ze  tuonne  habe.  Vnd  er  fich  alleine  mit  mir 
bekümer.  Vnd  alfo  ift  er  gantz  bi  mir.  gantz  bi  einer  andren  Vnd 
doch  gantz  in  ime  felber,  vnd  ovch  in  allen  dingen  als  vil  ein  ieklii  h 
ding  fin  enphenklich  ift.  vnd  inn  in  finer  minne  mag  begriffen. 


Typologifches. 

Sa.  79  b.  Du  folt  tuon  als  der  ber.  fo  der  in  dem  winter  niut 
kris  vindet  das  er  ze  effen  habe,  fo  fetzzet  er  fich  nider.  Vnd  nimt 
der  hindren  fueffen  ein  har  für.  Vnd  nimt  die  minften  zechen  in  den 
mund  Vnd  fuget  die.  Vnd  da  von  kunt  im  neifwas  fueffikeit  das  er  fin 
leben  alfo  vf  enthaltet  vntz  das  er  aber  kris  vindet.  Alfo  folt  du 
dich  fetzen  vf  din  kleinheit  Vnd  nim  die  in  den  mund  Vnd  fug  fi. 
das  ift  das  du  folt  betrachten  das  du  das  liden  wol  verfchuldet  habelt. 
—  Vnd  vfz  difer  betrachtunge  diner  kleinheit  do  wirdeft  du  gefpifet 
das    dir   das    liden   Hecht  wirt  vntz  das  dich  der  herre  da  von  loßfet. 


598 

10  Sb.    157    b.  Der  liirlz  lint   dii'    naiiir   uciiiu*  im    dir  i;ii;liiiiiil  n;ii}i- 

lovITent  das  11  recht  miicd  \\('r(l('iil  lo  kcrl  luli  Aci  liiilz  \u\U  mkI  IüI 
ciiit'ii  fiiflTiMi  ucrmak  von  irnc  \nil  da  Vdii  ^\('^d('llt  die  .latjliiiiuiL'  yc- 
kroflif^ul  viid  lovllbrit  aber  bcgirb'c  lur  tlciiiic  vor  \iid  l'i  zicchenl  den 
iiiutid  vt"  dem  ertlich   vnd  ziechent  den    liielieii   gei'inak  in  lieh  vrul  das 

15  rint  ovch  die  gnoten  iaghunde  die  den  mund  vi  das  ertriche  liand. 
Vnd  recht  alfo  tiiond  difiu  mcuilVhen  als  der  iagliund  allb  bivffent  11 
dem  hirlzen  Ihel'u  chrillo  nacli.  Won  ib  er  Hell  ioch  dem  möniVhen 
vnder  ziuchet  mit  llner  «;egen\viirtikeit  lo  lal  it  doch  dem  nioiircheii  einen 
fnelTen  gclniak  zt-  letzi  das  der  nuhilehe  iemer  tut;  h>\ll'et  das  inie  das  weide 

20  das  er  vor  hat  vnd  des  er  begert  ^'nd  lovilerit  dilem  hirlzen  »ach  nPiIz  in  die; 
ha'chi  des  gebirges  vnd  die  wuefti.  recht  als  din  knngklich  nnioler  Maria 
diu  da  in  der  wueiti  der  gotheil  vnd  in  dem  lielFen  abgriinde  des 
vätlerlichen  hertzen  vnd  in  der  Ichos  der  golheit  gevieng  II  den  wilden 
einhürn  (158  a)  vnd    vieng  in.    in  ir  Ichos  vnd  beflos  in  in   ir  hertze 

25  recht  alfo  luond  dillu  niinnenklichiu  niönfchen  mit  hitziger  begirde  lo 
lovfient  11  dem  w'iblen  iiirlzen  nach  vf  die  lurchi  des  gebirges  do  llti 
wonunge  il'i.  Difer  hirtz  betiutet  IhelVnn  chril'tnm  den  einbornen  lim 
des  vatler  den  erlovlFent  difiu  mönlchen  in  der  hau-hi  der  gotlnil  vnd 
nement  in.   in  des  vatters  fchos.  do    er  ewkiich    gewefen    ift     vnd  eii- 

30  phachent  vnd  geberent  das  ewig  wort  als  din  knngklich  muoter  goltes 
in  enphieng  vnd  gt;bar  liplich  allb  geberent  vnd  enjih-.ichent  11  in  geill- 
lich.  Vnd  hie  wirt  got  vnd  mönfche  lieplich  vereint  in  einer  perlbn. 
Won  als  inen  got  ift  monlche  worden.  Allb  werdeid   11  ime  gel 

Sb,     1G9     b.      Diu    figiöiber     diu     fint    gefchaffen    als    zunyen 

35  Vnd  das  betiiitel  das  ünl'er  vatter  Adam  do  er  das  ops  hat  gellen 
in  dem  paradyl'e  vnd  in  do  der  herre  l'trafl  do  eidlchulgot  er  fich  vnd 
leit  es  balde  vf  die  frowen  Won  diu  hat  im  das  ops  geben  Vnd  dis 
muofz  ovch  abe  (170  a)  das  der  mönfcht;  fin  fchulde  vt  nieman  leye 
Vnd  das  er  ein  vnlchedlicli   znngen  habe    gegen  vigenden    vnd  oeacn 

40    friunden. 


Vermischte  Milllicilu/igen   aus  verschiedenen  Ucuidschriften. 

iiinf  l.csi'tiui.slrr  zu  Strasshurg.  * 
z  Hl.   7(1  (i.   tuilrr  der   .V.V.V  Huürik  Wm   liiltiino. 

His  waren  fünf  lefmeift(»r    zefirafburg    bieinander    und  r-  tten  von  der 
heiligen  gcfchrifl  und  funderlich  von    liden  Der  erft  fpraeh.    Wer    iut 

'  Eine  eltt'us  ubirrichondc  Fassung    iliefcs  Slüclits    cndiiell  die   Strasibxirgcr 
Papier hand sehr.  B   NO.   IJ  Jh.  (38  a)    Knull   kfc  iiioilu-r    folfcn   liy  ein  ai.der  Do 


599 

b(>nVr  iiihimolrich  denn  liden  Got  helle  es    fim    eingebornen    (iin    ge- 
geben inul  wan  ninl  befl'ers  ill  denn  bden  da  von   gab    gol    Inu    ein- 
oebernen  fun  nie  lidens   denn  ie  deheim  menfchen  Der  ij  Ipraeh.  Wer    5 
ein  nienH  h  in  der  luterkeil  alf  er  waf  do  er    uf  dem  louf   kam.    Und 
den    gol    indie    gnad    lalzle    dal'  er    xxx    iar   müht   leben   an   bph'ch 
Ipis.   Und   er  l'iniu  zil  leglieb   ipneli  niil    den    engelen    indem    Infi    alf 
Sani  Maria    magdalena    mil    der  liilerkeil    nnd    Inder    gnad    m()hl    ein 
menloh  alf  vil  gnaden  und  ewiges  Ions  nil  verdienen  alf  in  eim  liden  10 
daf  der  menfche  gedullklich  lidet  der  iij    fprach    belle    gotles    mnoter 
lind  alle  heiligen  für  den    menfclH'n    mil    folichem    ernli    daf    miiglich 
wer  daf  li  biuelig  Irehen  wenelin  die    möhlen    dem   menfehen   alf  vil 
gnaden  nnd  ewiger  felikeil  vmb  got  ninl  erwerben  alf  daf  miiill  liden 
daf  er  mil  rechler  gedullkeit  ie  erlid  Der    iiij  fpraeh.     Wir   eren  das  15 
heilig  criuce  dar  vmb  wan  gol  einen  halben  lag  dar  an  leid  Ib  Jollen 
wir  liden    vil   billicher  eren    won    er    xxxiij    iar   leid   Da   von    Iprich 
ich  daf  wir  liden  und  alle  lidetid  liul  billicher  eren  fon  denn  daf  heilig 
kriuz  Der  v  fprach  E  daf  goltes  muoler  ald  dehein  heilig  inhimelrich 
def  Ions  wollen  enbern  den  fi  von  dem  minften  liden  hein  enphangen  -^' 
daf  fi  dur  got  ie  gelillen  uf  erlrich.     E  wollen   fiu    der  götlichen    an 
gefichl  nutz  an  den  iungflen  lag  enbern  und    in  dem    fegfiur   fin    alf 
guenlich  ift  liden  in  der  ewikeit 


f|.r:ieh  fler  »ine  nieifler  wellen  wiir  reden  von  liden  Do  Iproehenl  die  nnderen  io 
Oi)  rprach  der  erl't  nieifter  Helle  got  iiil  liel)ers  vnd  iiil  tiiirers  gelieliet  in  dem 
liininiel  den  liden   Das  letle  er  fineni  ein  gcbornen    fiion  vfT    d;is   erllericli    geben  § 

Do  fprach  der  ander  nieifler  ftlölil  es  fin  das  ein  menfche  wer  hegnodel  von 
gütlicher  gnoden  alfo  fanl  niaria  magdalena  die  ir  zil  mit  den  engein  indem  walde 
fprach  XXX  ior  vnd  ir  fpife  von  jn  nam  Die  gnode  niöht  einen  menfehen  gol  nüt 
alfo  (38  h)  Hohe  geliieren  aifz  in  das  minfl  liden  fnertl  tliis  er  durch  got  lidet  nlf 
dem  erierich  § 

Do  fpraeh  der  dirle  meifier  möht  es  fin  das  alle  enget  vnd  alles  himmelfehe 
her  blueligc  Irehen  weinleit  für  einen  menfehen  das  möhle  den  (Hs,  dem)  menfehen 
got  niemcr  alfo  nohe  gtfneren  alfo  in  das  nn'nfle  liden  fnerel  das  er  lidet  durch  got 
nif  dem   erierich  § 

Do  fprach  der  vierde  nieifler  Wiir  fiillcnt  das  heilige  eriucz  billieh  eren  do  got 
den  dot  an  leil  noch  billiehtr  füllenl  wiir  liden  eren  §  Got  fluni  nnwenl  einen  halben 
lag  an  dem  erinlz  (39  a)  do  leit  er  iiij  ior  und  xxx  ior  do  von  füllenl  wiir  liden 
billicher  eren  denne  das  heilige  criulz  § 

Do  fprach  der  fünfte  nieifler  E  das  maria  golle:<  nmoler  vn-l  alles  bimelfche 
Iier  des  minneflen  lones  wollent  enberen  der  in  son  lid(  n  an  gebürt  in  dem  himmel 
E  wollent  fiu  fin  vnlz  an  das  iungfie  genhl  in  dem  fege  iiur  vnd  wolteiit  gotz 
enberen  die  wile.        2  gefehrii'let         20  niift 


600 


Sieben  LesemeUler. 

Aus  Sc.  (S.  290,  Nr.  9S). 

EiS  raflenl  fibon  wife  wolredenl  Lefmeifler  bi  ein  andern  vnd 
fprachenl  wir  sullenl  von  Gottes  ere,  Vnd  nutz  des  men lohen  reden. 
Der  erfte  Meifter  fprach,  Der  nienfche  der  da  gedenket  ar«  sin  ver- 
lornen zit  vnd  an  sin  sünde,  Vnd  dar  vnib  von  lierlzen  erfiiiftzet  vnd 
5  im  leid  ift  daz  ilt  gol  lieber,  vnd  ifi  dem  nienfchen  nützer,  denne  ob 
er  Tul'eng  Danides  Salier  betteti  mit  andacht.  Der  ander  Meifter 
fprach  Der  menfche,  der  gern  beffer  were  denne  er  nn  ifl  got  ze 
einem  lob,  dem  wil  got  driffig  iar  Fegfinres  ab  nenien.  Der  dritte 
Meilter  (15  a)  fpraoh.    Der  menfche  der  got  lobet  vmb  daz  guot  daz 

10  er  im  hat  getan,  vnd  noch  tuon  vvil,  den  erhoechet  got  in  dem  ewigen 
lebenne,  über  alle  die  meitfchen  die  es  niut  enduonl  als  der  Babsl 
hie  uff  ertrich  ist  erhaben  über  alle  menichen.  Der  vierde  Meifter 
fprach,  Der  menfche  der  ein  vnnütz  wort  lat  dur  got  daz  ifl  got  lieber 
vnd    ift    dem    nienfchen   nutzer,    denne    ob  er    fiben    Jar  vasteti    ze 

15  waffer  vnd  ze  brol  Vnd  er  daz  vnnütz  worl  niul  laffen  wolle  durch 
gut.  Der  ftinfte  Meifter  fprach.  Der  menfche,  der  einen  ovgen  hlik 
lat  dur  gol  daz  ifl  got  loblicher  vnd  ift  dem  menfchen  nützer,  denne 
ob,  er,  Tufent  mark  dur  gol  gebe  vnd  ein  armer  menfch  wnrdi,  vnd 
er    den     ovgenblik    niul  lieffi    dur   got.     Der    lechfie  Meifter    fprach, 

20  Der  Menfche  der  ein  widevwertig  worl  lidet  von  Minnen  dur  gol  den 
menfchen  den  erhoßhel  got  in  dem  Himel  alf  faul  Paulus  erhöhet  wail  in 
den  dritten  Himel.  Der  fibendfj  Meilter  fprach.  Den  menfchen  den 
ein  worl  beweigen  mag  ze  zorne,  oder  ze  frceiden,  (15  b)  Das  ill 
ein  zeichen  daz  er  daz  ewig  worl  nie  recht  erkande. 


Zwölf  Anachorelen. 
Aus  B  (S.  277). 

Anocherelhe  warent  geillliclien  liutc  \ut  wife  heilige  menfchm  vnt  der 
waren  xij  miteinander  die  feiten  ein  and(M-  wie  ieclicher  in  finer  celle 
buofti  vnd  wie  ir  gedenken  were  an  gole.  Do  fprach  der  eltfte 
lieber  bruoder  sit  das  iah  begonde  niuwen  in  der  alten  so  hau  ich 
5    mich  felber  gemertel  mit  dingen  die  mit  dem  uffern  gefcheft  find  un«l 


eoi 

g-edahtc  das  alfo  ffelchriben  ifl  zerrent  ir  bant  verwerfent  ir  ioch 
al)(i  von  vnf.  ich  machote  zwifchent  ininer  feie  und  minen  liplichen 
getelen  all"  ein  miire  (98  b)  vnl  gedacht  in  minen  finnen  der  hinder 
(Mner  niuren  l'tat  der  mag  nit  gefehen  was  iilTerhalben  ill  ailb  Colt 
ouch  du  niemans  ding  anfehen  fchouwe  dich  felben  an  vnt  habe  be-  10 
oirde  nach  gotle  habe  Ixüs  gelüfte  vnd  bnes  gedenke  all"  des  Hangen 
kinl  bi  dir  si  wachlel  in  dinem  herzen  darüber  ivt  vnrcnnes  so  zürnen 
ich  mit  minem  lip  vnd  tnißvve  minen  gedenken  das  nit  boefer  werc 
<la  gefchehen  mag 

Der  ander    rjjrach  lil    ich    erfl    der    weit    widerfeit   do   gedachte  15 
ich  alle  tage  hiut  bilt  du  aber    geborn    hiut  uaheftv   an    gel  cedienen 
hiut  biflu  herkomen.  bis    alle    tage    alf   ein    bilgrin    der  morndez  sol 
werden  erlosfet  vnl  alfo  riell  ich  mir  felben  alle  tage 

Kia  der  trilte  fprach  ich  gan  fruo  an  dem  morgen  mit  minem 
gebeile  uf  cegolle  vnt  bicht  gote  min  l'iinde  darnach  bitten  ich  die  20 
heiligen  engele  vnt  ouch  die  heiligen  das  l'i  got  bitten  über  mich  vnt 
über  alle  creaturen  so  gedenken  ich  denne  in  die  helle  (98  c)  vnt 
alle  die  luden  ze  ierafalem  fleh  zarten  vnt  weinotant  ir  vorderen  tot 
alfo  gan  ich  umb  vnl  weinen  mich  felben  mit  in  die  da  welnent 

Der  vierde  fprach.  ich  bin  alf  ob  ich  fitze  bi  vnferm  herren  vnt  25 
unt  fin  lungern  an  dem  ölberge  vnl  gedenken  alfo.  du  foll  nlemer 
mere  heimlichi  gewinnen  iemans  weltliches  bis  mit  difen  heiligen 
alle  zlt  ein  nahuolger  hlmelfches  lebens.  alf  diu  guole  maria  vor  vnfers 
herren  fueffen  las  vnd  horte  das  er  fprach  werdent  heilig  vnt  vol- 
komen  alf  luwer  uatter  der  inhimelen  Ift  vnt  lernenl  von  mir  wanne  30 
ich  bhi  milt  vnt  demuetig  von  hercen 

.%ber  der  .v.  fprach.  ich  fchouwen  wie  die  enget  uf  vnl  abe 
varent  do  slu  die  sele  nement  vnt  belle  minef  endes  alfo  fprechende 
lierre  got  min  herze  Ift  bereit 

Der  .vi.  fprach  ich  gedacht  alle  tage  das  ich  horte  von  gölte  35 
diu  Worte,  arbeitent  durch  minen  willen  ich  gip  iuch  ruowe  vnl  flritlent 
noch  ein  lützel  ir  gefehent  min  helfe  vnl  min  (98  d)  gucmlichi  finl 
ir  min  bruoder  fo  haut  leide  vmb  mich  ich  hau  vil  vmb  iuch  erlitten 
sint  ir  min  fchaffe  so  hoerent  luwers  hlrlen  flimme  sint  ir  min  knehle 
so  uolgent  iuwers  herren  marter  40 


1  Ps.  2,  3.  ir   bant]    in    der    Handschriß    inver    bant         26    diil    do 

27  hcilichen         29  Ev.  MalUi.  5,  -iü.        30  Malth.  II,  29. 

Altd.  Predigten.  39 


602 

Uni  der  .vij.   Iprach  ich    gedenken  vnl    reden    alle    eil    niil    mir 

40  l'elber  den  glouben  die  ziiouerlicht  vnt  die  nnnne.  Von  dei-  /.iiouerfichl 
ban  ich  franuiede  von  der  niinne  machen  ich  nieman  trurriye  mit  dem 
glonben  llerken  ich  die  liiile 

Oer  .viij.  fprach  ich  warten  des  Uuvelf  der  luocht  wen  er  freffe 
tieni  lieh  ich  nach  mit  minef  herzen  ougen  war  er  gat  vnl  ruelle  gol 

45  an  wider  in  das  l'in  wille  nit  volkome  an  mir  vnt  nieman  angelloe 
der  got  iiirchtet. 

Der  .ix.  fprach  ich  fchonwen  alle  tage  famnung  der  heiligen  vnl 
ir  aller  herren  enmilten  vnder  in  fchinende  über  alliu  ding  vnt  gedenke 
an  die  IchaMii  der  engein  wie  siu  alle  Hunden  gölte  llngent   den  l'ueiren 

50  gelang  von  der  fuenikeit  ir  Worten  vnl   ir   wife    so    chum    ich    denne 

wider  an  die  rchrilt  diu  da  Iprichet  (99  a)    Die    himele    fiigent    gottel" 

ere  vnt  die  himeluefti  kündenl  diu  wcrc  liner  hcnden  vnt  von  frceden 

achten  ich  denne  uf  aller  der  well  wollui'l  nit    ein  bar  noch    ein   niut 

Unt  der  \.  iprach  ich  gedenken  alle  eil    das    min    engel    bi    mir 

55  il't  vnt  behnelten  mich  leiben  all'  diu  geicbrin  fprichet  ich  lürrach  gel 
cealler  eil  in  minor  ItelclKLUiuede.  wan  er  ili  mir  zuo  der  zefwen  das 
ich  nit  beweget  werde  ich  fürchte  in  wan  er  huetlel  miner  wege  vnl 
Verl  alle  tage  uf  fürgot  vnt  kündet  miniv  worle  vnt  miniu    werke 

Der  xi  fprach  ich  lege  in  min  herze  iediche  tngende  menfchli- 

60  eher  krafl.  mefllkeil.  kiufchikeit  vnl  die  minne.  vnl  inil  difen  lugenden 
han  icli  mich  leiben  angevochten  die  nimen  icii  vnt  Ipricli  zuo  mir 
fclber  wo  fint  din  geuerten  verzage  nit  du  halt  si  bi  dir  rede  von 
lügenden  das  dich  gelüftet  11  mueffenl  dir  \or  gol  Urkunde  geben 
nach  dinem  tot  das  siu  bi  dir  ruowc  vinden 

65  Aber  der  xij  fprach.    lieben  vetter  ir   haut  himelfches  leben  vnd 

himelfche  wifheit  ich  sich  das  ir  mit  (99  b)  gnoten  werken  uf  fint 
ei  halten  vnl  dem  obrolten  nachuolgenl  was  lagen  ich  inuuer  lugende 
haut  inch  erhöhet  über  das  ertriche.  ir  fint  iler  well  froemde.  ich 
l'prich  ir  llnt  irdenfche  engele  vnt  himelfche  menfchen.  solicher  gnaden 

70  gip  ich  mich  vnwirdige.  war  ich  gan  do  ganl  min  IVuide  vor  nur 
vnl  beidenlbalben  nebenl  mir  darvmb  erteilen  ich  mir  die  hell  vnl 
fprich  du  belibelt  bi  den  der  du  werl  biH.  bi  difen  zelel  man  dich  in 
knrtzer  eil  da  lieh  ich  gelidi  lluflzen  vnt  iemerwernde  weinen  von 
den  nieman  volleclicben  gefagen  kau.  da  lieh  ich  die  do  grifgrammenl 

75  mit  iren  zenen  vnl  mit  allem  lip  bidment  von    dem  honpl   bis   an    die 


41   ich  nach  lian  filill.         51    l's.  IS,  2         55  /'«.   /J,  ^ 


603 

fueffe  denne  iiallen  ich  uf  die  erde  vnt  vberuaeh  den  floup  vnt  bitten 
^ot  das  er  mich  der  inarter  überhebe  vnt  aber  fich  ich  ein  fiuriri 
niere  das  wallet  vnt  ilt  ane  ende  des  ünden  die  flahent  vinb  vnt 
werferU  als  mich  dunket  in  das  mere  fint  ane  zale  Hute  geworfen  da 
fich  ich  fchrien  vnt  weinen  alle  mit  (99  c)  einer  ftimme  das  foge-  80 
tanef  uffen  dem  ertriche  nie  wart  jrehoert  vnt  die  brinnent  als  türre 
gerten  vnt  fich  das  fich  gottef  erbermde  von  in  fcheidet  vnib  ir 
vnrechte.  ich  getarre  nit  gedenken  noch  gereden  mit  ieman  wie  vil 
der  weit  Übels  ift  behalten,  in  difen  dingen  halten  ich  min  muote  zuo 
gölte  vnt  clagen  menfchliches  künne  vnl  achten  mich  vnwirdige  himel-  85 
riclios  vnl  crdriches.  denne  kumen  ich  an  die  fchrifl  diu  da  fpricht 
min  threhen  warenl  mir  brot  tages  vnt  ouch  nachtes 

Ein  Lescmeisler. 
z  46  a  unter  xxj. 

JCiin  hoher  wifer  lefmeifter  der  fach  ein  vil  guotef  armef  fwefterlin 
vor  im  gan  Do  fprach  er  fol  mir  nit  we  luon  daf  ich  fo  rehl  grof 
Avifheit  und  etkautnünb  hau.  Und  ob  dif  arme  menfche  mer  minne 
hat  zegol  denn  ich  han  daf  ef  denne  got  indem  himelrich  me  wirt 
erkennende  denn  ich  mit  aller  miuer  wifheit  5 

von  gebet 
z  xxxjx. 

Jciin  heilig  f[)richet  Der  menfch  der  ein  Rund  verlribet  in  ünfers 
hencu  dienft  nuwan  alf  laug  alf  man  ein  paler  nofler  gefprechen  mag 
IVagl  ich  denn  alle  die  nieifl(;r  die  ie  buoch  gelafeu  wie  grof  und  wie 
kofther  daf  guol  fi  Ai\[  got  umb  die  ftuud  geben  wil  fo  fprechen  Hu. 
Wir  kunnen  fin  nit  gefagen.  Fragt  ich  alle  engel  fo  fprechen  fiu  wir  5 
kiMuien  fin  nit  (88  b)  gefagen  Ich  wil  noch  me  fprechen.  Vragle  ich 
üufer  frouweu  fo  fprech  [[  ich  kau  dirs  nit  gefagen.  Wer  daf  müg- 
lich  daf  alf  ertrich  zermalen  weri  alf  ein  mel.  Und  daf  der  ftüppliu 
ieklichs  zuo  neme  an  wifheit  und  an  erkantniffe  daf  es  wurde  alf  die- 
engel  in  dem  himelrich.  Und  triben    daf  untz   an    den  iunflen   taff    fo    10 


86  Ps.   il,  i.         3  trag         5  Krag 


604 

köiiden  (in  mir  liocli  dennuch  nit  gelHgeii  wie  greif  und  wie  wirdig 
daf  gu(»l  n  dal'  got  dem  menfchen  vmb  die  einen  Hund  geben  wil 
Swem  difunmugliih  zegloul'en  11  der  merk  dueli  ein  ding  daf  ieli  und 
ein  ieklieh  menfcli   giouben  muof  daf  icmer  behalten  wil  werden.  Wer 

15  daf  mn^bch  daf  ich  von  minem  Übeln  lurzen  erdehti  alle  die  fiind 
die  elliu  menfchen  ie  gelaten  ald  iemer  geluon  mugen  unlz  an  den 
innoften  tag.  Und  ich  ouch  die  (und  hetti  getan.  Und  begriffe  mich 
der  lüt  inden  fimden  allen  fament  an  riuwe  und  an  biht.  Und  wurdi 
mir  niut  me  zites  wan  daf  ich  gefprech.     Herre    mir    ift    von    herzen 

20  leid  alles  daf  ich  ie  wider  dinen  willen  gelet.  Und  brechti  mich  ioch 
nuwan  ze  der  riuwe  vorht  der  helle  und  def  todes  not  Diu  kurlz 
riuwe  breht  mir  vier  ding  Daf  ein  fi  benimet  mir  den  ewigen  tot  Daf 
ander  fi  brehti  mir  daf  ich  daf  gütlich  antlit  iemer  me  fchouwen  folti 
Daf  iij    fi    brechti  mir  gemeinfami  aller  engein  und  aller  heiligen  Daf 

25  vierd  fi  brechti  mir  ficherheit  daf  ich  daf  niemer  verlieren  mag  Da 
merkenl  daf  diu  kurz  riuwe  diu  da  nuwan  gieng  von  vorht  der  helle 
und  von  def  todes  not  alfo  kreftig  waf.  Wie  grof  kraft  wenet  ir  denn 
daf  daf  werk  hal)  daf  inder  gfölHchen  minne  befchihet 


Drei  Nutzen  des  Gedenkens  an  unseres  Herren  Marter. 
Aus  Sc. 

Wer  an  imfers  Herren  marter  gedenket  von  rechtem  hertzen,  der 
emphahet  dry  nütze.  Der  ein.  daz  er  gereint  wird  von  allen  (Inen 
fünden.  Der  ander,  ift  fm  leben  als  durnechtig,  das  es  des  nit  be- 
darf, fo  ift  ünferm  Herren  ein  klein    ding    dem    menfchen    ze    dienit. 

5  Hundert  feien  vffer  dem  Fegfiur  ze  brfenne,  die  vntz  an  den  iungften 
(21  b)  tag  folten  brennen.  Der  dritte  ift,  als  dik  des  menfchen  älcn 
vs  vnd  in  gat,  alf  dik  enphat  der  menfche  funderlicHe  genade.  Wer  aber 
an  inifers  Herren  Marter  gedenket,  vul  fo  vil  bewege  da  von  hal. 
das  im  der  Iran,  in  fin  ovge  kunit.  der  nnlz  der  im  da  von  knmt,  der 

10  ift  alfo  gros,  das  er  allen  Inmen  vnzallich  ift  als  das  grien  an  dem 
mere. 

Sani  Bern  hart  fprichet.  Wer  an  ünfers  Herren  marter  von  rechtem 
herlzen  gedenket.  Der  fol  wiffen,  daz  er  unfern  Herren  alf  gewerlicH 
empHaHet  alf  von  dem  Priefler. 


21  Du         25  vier         26  flaf]  da:     oder  so? 


605 


.vr/   ytilzcn  des  Gedenkens  an  unseres  Herren  Marler. 
Ans  B. 

l\u  merkent  was  nutzes  vnt  lelikeil  tieiii  feligen    menlVIien    wirl    vnl 
(Miphahet  der  gern  mit  vnlers  herren  marter  vmbgal  vnt  der  menfche 
enphahet  .xvi.  nütze  do  von.  vnt  der  erft  nutze  iTt  das  im  vnler  lierre 
gil  ein  durnechtig  lebenne       Der  ander  nutz  ift  das  sich  ein  hört  der 
lügende  iamnet  infiner  seien  [226  c]  alf  ob  er  .M.  iare  nach  lugenden    5 
geworben  hetti.     Der  .iij.  nutz  ii't  das  ein  luter  fuone  wirl  zwifchenl 
got  vnt  dem  menfchen  alfob    er  nie    funde   liet  getan    Der  .iiij.  nutz 
ift  das  ime  der  himele  wirt  vf  getan     Der  .v.  nutz  ift    das    iine  alle 
sin  arbeit  des  lichter  werdent  vnt  das  er  vf  gerichtet  wirt  Inbetruebde 
Der  .vi.  nutz  ifl  das  im  vnfer  herre  geben  wil  finen  willen  cerkcnnende  10 
vnt  cetuone  Der  vij.    nutz    ift    das   vnfer   herre    lin    gebett    erhoeren 
wil    inden  gedenken  der  marter  vnlers  herren    Der  .viij.    nutz  ift  das 
er  in  demuetig  machet  indem  richtuome  der  lugenden     Der  .ix.  nutz 
ift  vnt  het  der  menfche  got  nie  keinen  dienfl  getan  vntz  an  die  fturide 
das  er  mit  gollef  marler   beginnet    vmb    gan    so   wil    im   vnfer   herre  15 
alfo  vil  lones  geben  alf  ob  er  fine  läge   infinem    lienlle    verzeret   hat 
Der  .X.  nutz  ift  so  dei*  menfche  gedenket    an    vnfers    herren   marter 
das  im  das  nützer  ifl  denne   ob    alle    diu  criftenheit    für    in    bell    vnt 
maria  golles    muoter    vnt   alle    heiligen    Der    xij    ifl    das    er    vnfern 
herren  enpfahet  alf  gewer  [226  d]  liehen  alf   ob  er  in  von  des  priefters  20 
hant  bi  den  aller  enpfangen  hetti  Der  xiij   ift  das  in  vnfer  herre  wil 
fchriben  infin  hende  mit  finem  heiligen  pluot   das  er    Im    niemer  ver- 
geffen  müge    Der    .xiiij.    nutz    ift    so  er   gedenket    an    vnfers  herren 
marter  vnt  begriffet  in  der  tot  in  dem  ernfte  so    wil    in    vnfer    herre 
an  fegfiur  fueren  Der  .xv.  nutz  ift  das  er  in  flark   machet  in  den  tot  25 
dur  got  ceganne    Der    xvj.    nutz    ifl  der  mit    vnferz    herren    marter 
vmb  gat  der  mag  aller    fchieroft   lugende    vnl    genade    erwerben    vnt 
hohen  lone  in  hinielrich 


2  vmbgatj     in  der    Handschrift    betrachtet         7   ineni'ch'm         10  herre  fehlt 
15  vmb  zweimal        16  er  fehlt.        19  Der  eilfte  Nutzen  fehlt. 


606 


Sechs  titiddcn  ront   ICmplniuj  des  FiDiilcichnnins. 

\]  rllim/rr  IIS.  auf  (Irr  Aarg.  raiiloiiaUil. :  MS.  Hihi.    Med.   16.  2,  Tg.    /"  /J  .//i.. 

Illtliuhnll  (las  liihiiil  der  Cislercicnscr  lal.     Auf  einem    der   lelzicn   BUiKer  rnii 

einer  Hand  rielleichl  erst  des  Ih  ,1h. 

Owtr  hüte  enphahet  vnfirn  Herren  zc  rehte  als  er  Fol  der  gewinnil 
lehr  jxinade  dv  erde  jrinade  dv  brinffit  dem  menfhin  nie  deniu"  vbcf 
zwenzic  iare  heti  H-evaftil  ze  wazzir  vnde  ze  l)r(»te.  Dv  ander  i>na(le 
dv  bringit    dem    menfhin    allo    vil    vnde    Tolle    dv    feie  x.\    iare    aide 

5  -\xx.  iare  indem  vege  füre  lln  flirbet  der  menfhe  andern  felben  läge, 
aide  dem  andirn.  aide  an  dem  drillen,  aide  an  dem  vierdin  läge  dar 
nah  dv  feie  dv  wirt  der  drizic  iare  def  vege  furef  vber.  Dv  drille 
gnade  ifl  daz  die  engil  koment  ze  dem  menfhin  vnde  kvmit  der  vater 
vnde  der  fvn  vnde  der  heilige  gcifl  vnde  fterchit  den    menfhin  wider 

10  die  Ivfele  vnde  wider  alle  die  biehorunge.  Dv  vierde  genade  der 
menfhe  der  e  was  deine  alf  ein  flerne  der  wirl  denne  groz  als  dv 
fonne  vnde  wirl  fln'nende  gegen  dem  valer  gegen  dem  fvn  vnde  gegen 
dem  heiligen  geifle.  Dv  fvnfte  gnade  ifl  ez  gewiimil  hohe  vrovde 
vnde  grovze  zvoezichcit.     Dv  fehle  gnade    ifl    ez    wirt    hohe    erhohil 

15  an  Ivginden. 

XV  Gnaden  von  Ave  Maria. 
Cod.  Bas.  B  XI.  S. 

Swer  alle  vritagc;  fprichet  vnferre  vrowen  ein  Infent  Ane  Maria  ze 
lobe  der  bezw erden  die  fv  do  helle  deme  gefehehenl  fünfcehen  gnaden 
vor  fime  lode.  Die  erfte  ifl  das  alle  finc  were  nach  gottes  willen 
werdenl  gerihlel.  Die  ander  ift  das  in  vnfer  herre  vnd  vnfer  vrowe 
5  behvelenl  vor  aller  becorunge  Die  drille  ifl  das  fi  in  befchirmenl  vor 
deme  gehen  lode  Die  vierde  ift  das  er  niemer  von  dirre  welle  ge- 
fcheidet  ane  goltes  lichame  Die  filnfle  ift  hat  ein  menlVhe  wil  [135  b] 
len  hovbet  funde  zetvone  fiv  befchirmenl  in  do  vor  Die  fehlte  ifl  das 
er  von  tage  zetage  ie  beffer  vnd  ie  befler  wrt  Die  fibende  ift  das  er 
10  von  gölte  erhöret  wirt  alles  des  er  in  bitet  mvgelicher  dinge  De  ahtte 
ift  das  imme  drific  tage  werdenl  gegeben  zvo   finen  tagen,  fine  fnnde 


2    Ml  der  nandschriß    bringit         5  aiulcmj     ade  6  adini     an    den         9  das 

drille  vnde  fehll.        2  deme         11  drilU 


607 

zeweinende  vnd  zo  bihlende.  Die  nvnde  das  er  von  gölte  ervvirbet 
linen  vorderen  ISvas  er  wil.  Die  zehende  ilt  das  llne  fvnde  alfo  gar 
werden!  vertilget  alfo  ober  nie  funde  bette  geton.  Die  elfte  das  imme 
vnler  vrovwe  fcliepfel  von  dem  brvnnen  der  gotheit  alles  des  lin  herze  If) 
(136  a)  gert  miigelicher  dinge.  Die  zweifle  fo  der  menfche  dis  gebet 
fprichet  das  er  wirt  alfo  bereit  gegen  den  lode  als  obe  man  in  ze- 
rtvnt  fülle  legen  in  das  grab  Die  drizchende  ifl  das  vnler  vrovwe  wil 
zvo  fime  ende  sin.  Die  vierzehende  ifl  das  vnfer  vrovwe  inhat  inirre 
livote  Die  fvnfzehende  ifl  das  er  lieber  ifl  indenie  obc  rflen  Irone  20 
ii'mer  nie  ze  llne  Amen 

Üil  ill  ein  guot  a  b  c  "■ 
z  Iv. 

A.  Anvang  eins  rechten  gölliehen  lebens  ß  boefes  miden  und  guoles 
<ler  für  tnon  C  Cimelieh  und  meffeklich  daf  mittel  hallen  D  Demuol 
in  wendig  und  uf  wendig  in  allen  dingen  hallen  E  Eigen  willen  ze 
mal  laffen  in  allen  diuj^en  F  feiten  fielen  ernft  an  gol  han  und  in 
im  fiel  beliben  G  Gehorfam  und  oewiHig  fin  zeallen  ffuoten  dinoen  ~i 
11  Minder  fich  in  die  well  und  in  natur  niht  fich  wider  kern  1  In- 
wendig inherzen  lernen  betrachten  und  gedenken  guoler  und  göllicher 
dingen  K  kuene  und  ftark  fin  zewider  fteinie  dem  fleifch  [132  b] 
und  dem  tiuvel  und  der  weit  bekorung  L  Lewekeil  mit  kraft  über- 
winden M  Minne  zegot  und  zuo  dem  eben  menfchen  fol  man  hau  lo 
N  Niemans  guoles  fol  man  begern  ef  fi  waf  ef  fi  grof  oder  klein 
in  wel  wif  es  fi  0  Ordniereu  und  kern  elliu  ding  zuo  dem  heften 
P  Penitencie  fi  komen  von  got  oder  von  der  creatur.  fol  man  Aville- 
klich  enphan  0  Ouit  fol  man  alle  die  fagen  die  iuch  ie  leit  getalen 
K  Reinikeit  gemuetes  und  libef  lernen  haben  S  Senftmuetikeit  in  15 
allen  guoten  dingen  fol  man  haben  T  triuwe  und  warheil  zuo  allen 
menfchen  haben  V  ülier  maffe  in  vvelen  weg  ef  fi  daf  fol  man 
lernen  ab  tuen  und  ablaffen  X  xpo  lim  leben  und  fiiier  lere  alle 
zit  andenken  und  dar  nach  lernen  leben  Y  ynfer  frouwen  mariam 
die  reinen  magl  bitten  daf  mau  dif  buochftaben  wol  lerne  Z  zemen  20 
tlie  natur  daf  fi  lerne  in  allen  dingen  frid  haben  die  got  tuot 


12    bij'iende        14  vertigelt         *   Die    Lcclion    des  GoUesfreundes  aus    Tanlcrs 
Hisdtria.         4  vn  an  in  im        10  el)en  niefchen 


608 


rHuf  Wt'ishrilvn  des  Gehries. 
-lus  //. 

J^iiiU  [iclcr  Ipriclicl  siiit  wile  vul  wacker  iiulom  gcbeite  Wiriicit  des 
tr(l»(Ules  iTl  ein  lulcr  von  köre  vnl  ahlelieiden  von  allen  den  dingen 
das  eil  inne  beriolfen  hat  vnl  t'in  fries  geledigel  geniuele  von  allem 
den»  hafte  so  crealnre  in  dich  ge|)licken  kan  vnl  rnag  vnl  darvndt 
5  rprcchenl  die  meifter  das  minlle  creatinrliche  bilde  das  Mit  luft  in  dicli 
treplicken  kan  vnl  mag  ob  dn  es  befitzzcli  mil  luft  das  irrel  dich  eine!" 
ganzen  gollef  warnnd)  do  wil  gol  das  herce  vnl  Tele  alleine  befilzen 
vnt  wil  mit  niemane  gemein  lian  vnl  das  bewilte  er  in  dem  vftriben 
in  dem  Irmpele     Div    ander    wil'heit    des    gebeltes    ift    ein   gelriuwes 

10  war  nemen  din  felbes  in  aller  wile  vnl  dich  zuo  dir  felben  keren  wo 
din  noch  ceuil  vnt  zeclein  li  in  tuonne  vnl  in  lalTenne  vnl  wei"  dir 
noch  geprefte  darinne  [230  d]  lolt  du  dich  fliffeclichen  durl'ehonwen 
in  dem  fpiegele  des  nergcrltelen  lebennes  Ihefu  chrifti  vnl  darinne 
foll  du  dich  neben  von  nITenen  vnl  von  innen  vnlz  das  es  din  wefen 

15    werde 

Diu  drille  wilheil  des  gebettef  ift  Du  folt  dich  vf  erhaben  in  dir 
felben  über  dich  felben  mit  dinen  gemucte  vnl  mil  diner  iele  Vernunft 
mil  diner  begirde  indie  ewikeil  zuo  dinem  himelfchen  uatler  zuo  dem 
fpender  aller  gueti  von  ime  ceheifchen  demueteclichen  ernftlichen    vnt 

20  emzeclichen  vmb  das  des  dir  noch  gepriftel  zuo  diner  volkonienheil 
Diu  vierde  willieit  des  gebcltes  ift  das  du  anfehelt  warund)  vnl  vmb 
was  dn  bitleft  vnl  wen  du  anbetteil  das  ift  der  alwaltige  got  den 
himelfchen  uatler  das  du  den  nil  vmb  deine  gaben  bitleft  das  du  nit 
beflralfel  werdefl  von  ime  Alf  er  ouch  Ipracli  zuo  finen    inngern  das 

25  sin  nit  wiftin  waruud)  sin  beltinl.  vnl  will  dn  bitten  so  erdoll  du  nil 
[231  a]  bitten  denne  alleine  vmb  die  ere  gotles  vnl  foll  ouch  bitten 
als  kinn'g  dauid  ball  der  wunfchde  vnd  ball  zuo  dem  erften  vmb  ein 
reines  herce  vnl  ein  lulerfi  Iele  vnt  erfte  darnach  vmb  den  heiligen 
geifte.  wan  gol  der  engit  lieh  nil  wan  in  ein  Intern  geifte 


1  Peir.  I,  4,  7.         5  in  der   Ilandschriß  die  niinfle         G   mil  Inl't]       in    Infi  mit 
7  ganzen  zweimal-  22  l)illert)  bii'i  l)iUe         23  bitten         25  Ev.  Math.  20^  22 

27  PS.  50,  12. 


609 

I>as  fünft  Hucke  das  ifl  ein  hiler  vnueiTchuIter  «jelovbe  mit  einer  30 
ganlzen  zuouerfichl  vnl  darin    Rette    belibcn    vnl    alfo    fprichet    vnl'er 
herre  gol  ihefus  chriflus  bittent  vnl    geloubent   vnt    ir   fond   enpfahen 
vnl  bittent  in  mim  namen 

Ruhcslatt  GoUes  im  Herzen. 
Aus  B. 

Jciin  tochter  des  ahiiechtigen  goUes  diu  fol  ein  feffele  vnt  ein  ruowe 
itat  got  in  ir  herce  bereiten,  vnt  fol  ein  teppich  dar  vnder  fpreiten. 
Der  fol  von  vier  tugenden  fin.  diu  erfte  ein  reht  erkennen  der  fünden 
diu  ander  volkomeniu  riuwe  diu  tritte  luter  bicht  der  miffetat  diu  vierde 
ifl  ein  volbringen  der  buos  in  ganzer  gehorfami.  nu  iol  der  feffel  vier  5 
fiollen  han.  von  vier  tugenden  diu  erft  kiufchkeit  dez  libes  vnd  liuler- 
keit  dez  hercen  diu  ander  rechtiu  demuetikeit  diu  tritte  geware  gött- 
liche minne  diu  vierde  goetlichiu  vorchte  Nu  fol  er  vier  wende  han 
von  [189  c]  vier  tugenden.  diu  erft  ein  recht  demuetig  gehorfami 
vnt  diu  ander  ein  goellicher  fride  diu  tritt  ein  gantze  gelult  diu  vierde  10 
rechtiu  barmherzikeit  Nu  beeret  ein  pfeller  über  den  feffel  der  sol  uon 
vier  tugenden  fin.  diu  ein.  ein  andechliges  gebette.  diu  ander  guotiu 
betrachtunge  diu  iij.  ein  groffer  iamer  vnt  belangen  nach  vnferm  herren 
diu  vierde  ein  ftele  zuouerficht  zuo  got  Nu  fol  ein  fchamel  vor  dem 
feffel  flau  das  ift  willigiu  armuot.  nu  fol  ein  vvifiu  iungfrouwe  den  15 
ftnol  vnb  gan  vnt  fin  wol  pflegen  vnt  .sehen  das  er  uaft  ftande.  das 
ifl  ein  ernfihafter  ganzer  fliffe  ceallen  tugenden.  si  fol  vnder  ieclichen 
fiollen  ein  lugende  fetzen,  diu  erft  recht  befcheidenheit  diu  ander 
geilllich  Zucht  diu  tritte  verfmechte  dirre  well  vnt  aller  ir  gezierde 
diu  uierde  froede  ingot  das  nit  fehler  beweget  werde.  20 

Herz  ein  Kloster. 
S(rafsb.  HS.  B  Uß.  15  Jh.  Pap. 

[36  VW.]  Hein  fridefani  hercze  ift  ein  klofter  da  ift  gol  ein  apt 
inne  §  Befcheidenheit  ift  die  eptiffen  §  üemuot  ift  ein  prioriu  § 
Gedult  ift  die  cufterin  §  Göttlich  forhle  ift  (Vw  portenerin  §  Mil- 
tekeit  ift  die  fiech  meifterin     §     Die  heiige  triualtikeit   ift  die  fchuol- 

30   lluncke         31  Math.   21,  22.       82  gelouben        33  Joh.  14,  U  fg.  16,  23  fg. 
10  die  Handschrift  vier       20  hinler  das  fehlt  der  ftiiol  oder  er 


610 

5  meifteriii  §  Gixulo  ift  der  prieder  §  Danckbarkeit  ifl  die  feng-erin 
§  Annuot  il't  die  Ichairenerin  §  Gehorlainkeil  ift  die  klofterfrowe 
§  Andaht  ill  der  kor  §  Minne  ift  der  allar  §  Die  engel  finl  die 
duener  §  Bokentniffe  ifl  das  criulz  §  Vebung  ifl  der  cruczgang 
§     Bedehtniffe  des  todes  ift  der  kirch  hoff     §     [rw.]    Barmherczikeit 

10  das  fiech  hiifz  §  Meflikeit  ift  der  reuentor  §  Zuhlikeil  der  tüfch 
§  Gütlicher  troft  ift  die  köcherin  §  Gütlich  fiiefikeit  ift  die  fpife 
§  Kiiifchkeit  ift  das  floffliufz  §  EinaMe  die  zelle  §  Ein  geriegick 
hercz  ift  der  ftrofack  §  Fride  ift  der  bonigarte  §  Swigen  ift  der 
weg     §     Vndergon  fint  die    böiin     §     Volherlunge  in  lugenden  vnlz 

15  an  das  ende  ift  die  frnht  die  wür  eweklichen    nueffen    werden    Amen 

Ein  Gebet. 

Ebendaher. 

Dis  gebet  fol  man  fprechen  vf  die  Non  zil  fo  man  iemer  ebenfte 

kan  wer  es  aber  vf  die  [234  vw.]  Non  zil    nüt  geliion    mag   daz    er 

gefumet  würl  Der  mag  es  tuon  vor  oder  nach  alfo  es  ime  aller  bafl  fuegel 

§  Ich  beuilhe  mich  in  den  gewalt    des  vatters    Ich    beuilhe   mich 

5  in  die  wifheit  des  fünes  Icli  benilhe  mich    in  diu    guete    des    heiligen 

geiftes  4"  Ich  beuilhe  mich  noch  hiute  Vnd  bitte  dich   herre    daz   du 

mich  verbergen  hinder  den    fchilt    dines    heiligen    Criuces    Vor    allen 

minen  vienden  liplich  vnd  geiftlich  gefihtlich  vnd  vngefihtlich  Daz  mir 

nieman  kein  fchade  fi  an  Übe  an    feie    an    guote    an    eren   Hcrre    ich 

10  j)ittc  dich  daz  du  mich  verbergcft  hinder  [234  rw.]  den  rücken  dinre 
heiligen  menfcheit  vor  allen  minen  vienden  liplich  vnd  geiftlich  -f- 
Herre  ich  bitte  dich  daz  du  mich  verbergeft  hinder  den  fchilt  dinre 
heiligen  marler  vor  allen  minen  vienden  liplich  vnd  geiftlich  -|-  Herre 
ich  bitte  dich   daz    du    mich    verbergeft    in    die    tieffe    dinre    heiligen 

15  fünf  wunden  vor  allen  minen  vienden  lijtlich  vnd  geiftlich  +  Herre 
ich  biUe  dich  «laz  du  mich  behueleft  vor  aller  fünllicher  hertekeit 
gegen  minen  eben  menfchen  Min  milter  got  ich  bitte  dich  ovch  daz 
du  in  welleft  vergeben  alle  ir  fchuldc;  vnd  niiffetat  Herre  ich  bitte 
dich  vnd  beuilhe  dir  alle  min  zil  mines  eilenden  lebendes  vnd  [235  vw.] 

20  die  ftunde  mines  todes  Vnd  bitte  dich  lieber  herre  daz  du  mir  gebeft 
gancze  bihle  Buolze  Vnd  ganczen  veften  ftetlen  ruwen  bitterlich  vmb 
alle  mine  fünde  §  Herre  Ich  bitte  dich  ovch  daz  du  mir  gebeft 
dinen  heiligen  fronen  licham  zuo  einre  gewiflieit  mines  eilenden  lebendes 
Vnd  zuo  einn'  ficherheit  dines  ewigen  lones  Vnd  mir  h(>lfeft    daz  ich 

25  von  dir  niemer  gefcheiden  werde  in  nomine  domini  Amen 

8  d.  i.  diener  9  lies    Gedehtniffe         12  d,  i.  gerüewic 


611 

Zwei  Segen. 
Ebendaher. 

I. 

Bl.  235  VW.  §  Der  Graue  Philippus  von  tlamiern  der  heis  einen 
Ritter  enihovbten  vmb  ime  miffetat  Do  enmöhte  in  nionian  verwunden 
Do  wart  er  gefraget  war  vmb  daz  were  Do  fprach  er  ob  er  [235  rw.] 
ime  geloben  wolle  daz  er  in  nit  erfluege  Er  feyte  ime  war  vmb 
daz  were  Vnd  do  er  ime  daz  gelobte  Do  zoegete  er  ime  dis  brief'elin  5 
-f  lehus  chriftus  +  deus  fortis  +  Protege  -|-  Salua  -f-  Benedic 
Santifica  +  Perfignum  fancte  crucis  de  inimicis  noftris  Amen  -|- 
Kafpar  -|-  Balthafar  -f-  Melchior  -f-  Ihus  autem  tranfiens  permedium 
illorum  ibat  -\-  Vade  inpace  Amen 

II. 

§  Hec  fancta  verba  dei  dicas 
Primum  verbum  Pater  ignofce  illis  quia  nefciunt  quid  faciunl  §  Secun- 
dum  verbum  §  Ecce  mulier  filius  tuus  Et  ad  difcipulum  Ecce  maier 
lua  §  Tertium  hodie  mecum  eris  inparadiCo  §  Quartum  Sitio  § 
Ouintum  Con[236  vw-jlnmatum  eft  §  Sextum  Deus  deus  mens  refpice  5 
me  Vi  quid  me  dereliquifti  §  Seplimum  In  manus  -|-  luas  domine 
connnendo  fpiritum  meum  redemifti  me  domine  deus  veritatis  §  Protege 
-f-  §     Salua  -j"  Benedic  -\-  Sanctifica  famulum  tuum  N  Amen 

-f-  Ihefus    autem  tranfiens   permedium   illorum   jbat    Si    ergo    mo 
queritis  finita  hos  abire  10 

Mache  ein  Criutze  über  die  ftirne  für  den  munt  Vnd  über  daz 
hertze  Vnd  fprich  Ich  beuilhe  mich  hiute  in  die  vier  örter  de«  lebenden 
Criuces  das  got  vs  ime  felber  machte  Vnd  in  die  erfchreckunge  als 
vnfer  herre  Ihefus  chriftus  erfchrak  do  er  finen  gegenwertigen  tot  an 
fach  §  Vnd  in  den  vmbehang  der  göllichen  erbermde  §  Vnd  in  15 
die  [236  vw.]  Demuot  der  menfcheit  vnfers  herren  Ihefu  chrifti  Vnd 
in  fine  heiligen  wunden  Vnd  vnder  den  vanen  fines  heiligen  bluotes 
Amen  Dicas  quinque  pater  nofler  et  Aue  maria  Inhonore  wlneribus 
eiufdem  domini  noftri  Ihefu  chrifti  Et  in  honore  beate  marie  virginis 
ffloriofe  etc. 


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