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Full text of "Alte Einblattdrucke. Hrsg. von Otto Clemen"

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Giemen,  Otto  Constantin 
Alte  Einblattdrucke 


CLEINE  TEXTE  FÜR   VORLESUNGEN   UND   ÜBUNGEN 

HERAUSGEGEBEN  VON  HAN?  LIETZMANN 
86 


ALTE  EINBLATTDRUCKE 


HERAUSGEGEBEN 


OTTO  CLEMEN 


Preis:   1.50  M. 


BONN 

A.  MARCUS  UND  E.  WEBER'S  VERLAG 

I9II 


A.  Marcus  und  E.  Weber's  Verlag  in  Bonn 


KLEINE  TEXTE  FÜR  VORLESUNGEN  UND  ÜBUNGEN 

HERAUSGEGEBEN    VON    HANS    LIETZMANN 

1  Das  Muratorische  Jragment  und  die  monarchianischen  prologe  zu 

den    evangelien,  herausgegeben   von  Prof.  Lic.  Hans  Lietzmann. 
2.  Aufl.     16  S.     0.30  M. 

2  Die  drei  ältesten  Martyrologien,  herausgegeben  von  Prof.  Lic. 

Hans  Lietzmann.     2.  Aufl.     18  S.     0.40  M. 

3  Apocrypha    i:    Reste   des   Petrusevangeliums,   der   Petrusapocalypse 

vmd    des  Kerygma   Petri,    herausgegeben   von  Prof.  Lic.  Dr.  Erich 
Klostermann.     2.  Aufl.     16  S.     0.30  M. 

4  Ausgewählte  Predigten  i  :  Origenes  homilie  X  über  den  propheten 

Jeremias,  herausgegeben  von  Prof.  Lic.  Dr.  Erich  Klosterma^nn. 
16  S.     0.30  M. 

5  Liturgische  Texte  i:  Zur  geschichte  der  orientalischen  taufe  und 

messe   im    2.    und  4.  Jahrhundert,    ausgewählt  von  Prof.  Lic.  Hans 
Lietzmann.     2.  Aufl.     16  S.     0.30  M. 

6  Die  Didache,    mit   kritischem  apparat  herausgegeben    von  Prof.   Lic. 

Hans  Lietzmann.     2.  Aufl.     16  S.     0.30  M. 

7  Babylonisch- assyrische    Texte  ,    übersetzt   von    Prof.   Dr.    C  a^^ 

Bezold.     L  Schöpfung  und  Sintflut.    Zweite  um  den  Sintflutberi( 
vermehrte  Auflage.     24  S.     0.40  M. 

8  Apocrypha     ii:     Evangelien,     herausgegeben     von    Prof.     Lic. 

Erich  Kloster  mann.     2.  Aufl.     21  S.     0.40  M. 

9  Ptolemaeus  Brief  an  die  Flora,  herausgegeben   von  Prof, 

Adolf  Harnack.     10  S.     0.30  M. 

10  Die   Himmelfahrt   des   Mose,  herausgegeben   von    Prof.    Lic. 

Carl  Giemen.     16  S.     0.30  M. 

1 1  Apocrypha  iii  :    Agrapha,   slavische  Josephusstücke,  Oxyrhynchus: 

191 1  hrsg.  von  Prof.  Dr.  Erich  Klostermann.     2.  Aufl.     26 »l 

0.50  M.  -  ■; 

12  Apocrypha  iv:  Die  apokrjrphen  briefe  des  Paulus  an  die  L^odiceäe 

und  Korinther,    hrsg.  von  Prof.  D.  Adolf  Harnack.     0.40  Mf? 

13  Ausgewählte   Predigten   ii:    Fünf  festpredigten  Augustins  in  g 

reimter  prosa,   herausgegeben    von   Prof.    Lic.  Hans  Lietzmaol 
16  S.     0.30  M.  < 

14  Griechische   Papyri,   ausgewählt   und    erklärt  von  Prof.  D.  H^ij 

Lietzmann.     2.  Aufl.     32  S.     0.80  M. 
15/16  Der   Prophet    Amos,    Hebräisch   und  Griechisch,   herausgeg 

von    D.  Johannes    Meinhold    und    Lic.    Hans   Lietzmaa 

32  S.     i.oo  M. 
17/18  Symbole  der  alten  Kirche,  ausgewählt  von  Prof.  Lic.  Haii 

Lietzmann.     32  S.     0.80  M. 

19  Liturgische  Texte  ii  :   Ordo  missae  secundum  missale  romani 

herausgegeben  von  Prof.  Lic.  Hans  Lietzmann.    32  S.    0.40 

20  Antike  Fluchtafeln,  ausgewählt  und  erklärt  von  Prof.  Dr.  R  i  c  ha'r 

Wünsch.     2.  Aufl.     31  S.     0.70  M. 

21  Die   Wittenberger  u.  Leisniger  Kastenordnung  1522,  i§; 

herausgegeben  von  Prof.  Lic.  Hans  Lietzmann.    24  S.    0.6<^;;; 
22/23  Die  jüdisch-aramäischen  Papyri  von  Assuan   sprachlich   " 

sachlich  erklärt  von  Lic.  Dr.  W.  Staerk.     39  S.     i.oo  M. 
24/25  Martin  Luthers  geistliche  Lieder,  herausgegeben  von  Prot. 

Albert  Leitzmann.     31  S.     0.60  M. 
26/28  Lateinische  christliche  Inschriften  mit  einem  anhang  ji 

Inschriften,   ausgewählt  und   erklärt  von    Prof.    Dr.  Ernst       ieKl 

48  S.     1.20. 
29/30  Res  gestae  Di\a  Avgvsti,  herausgegeben  und  erklärt  vc     Prot 

Dr.  Ernst  Diehl.     2.  Aufl.     40  S.     T.20  M. 


KLEINE  TEXTE   FÜR   VORLESUNGEN   UND   ÜBUNGEN 
HERAUSGEGEBEN  VON  HANS  LIETZMANN 

86    


ALTE  EINBLATTDRUCKE 


HERAUSGEGEBEN 


OTTO  CLEMEN 


BONN 

A.  MARCUS  UND  E.  WEBER'S  VERLAG 
I9II 


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3 

CS 


'■  ■^ 


Die  Ablässe  und  Privilegien  des  ordo  de 
hospitali  sancti  Spiritus  in  Saxia  de  urbe. 

In  der  Ztschr.  f.  Kirchengesch.  29  (1908)  s.  79  f.  durfte 
ich  einen  in  der  Zw.  R.  S.  B.  gefundenen  bruderschafts-  und 
ablassbrief  veröffentlichen,  den  'Petrus  de  Caesarinis,  sacrorum 
Canonum  professor  de  Roma,  CoUector  et  procurator  generalis 
per  Capitulum  sacri  et  apostolici  hospitalis  Sancti  spiritus  In 
Saxia  de  urbe  deputatus'  im  jähre  1485  vertrieben  hat.  Er 
ist  wie  der  gleich  unten  zu  behandelnde  bruderschaftsbrief 
von  1492  so  gedruckt,  dass  der  satz  zweimal  hergerichtet  und 
immer  zwei  formulare  zugleich  abgedruckt  worden  sind ;  in 
den  typen  stimmen  sie  überein.  Hinzugefunden  hat  sich  vor 
kurzem  ein  wohl  aus  den  letzten  jähren  des  Pontifikats  Six- 
tus'  IV  (147 1 — 1484)  stammender  prächtiger  folioeinblattdruck 
auf  extrastarkem  papier,  quer  bedruckt  in  herrlicher  missale- 
schrift  in  schwarz  und  rot,  enthaltend  eine  Zusammenstellung 
all  der  ablasse  und  Privilegien,  die  den  in  die  Heiliggeist- 
bruderschaft eintretenden  winkten. 

Nachdem  Sixtus  IV  das  einst  von  Innocenz  III  im  ur- 
alten Sachsenviertel  in  Rom  an  der  Tiber  gegründete  hospital 
renoviert  hatte  —  im  Jubiläumsjahr  1475  war  der  neubau 
im  wesentlichen  vollendet  —  erneuerte  er  im  frühling  1478 
die  zu  dem  hospital  gehörige  bruderschaft  und  trat  selbst 
bei.  „Alle  kardinale  und  der  ganze  hofstaat  folgten  seinem 
beispiele.  Von  da  wurde  es  immer  mehr  sitte,  der  frommen 
Vereinigung  beizutreten.  Nicht  bloss  die  mitglieder  der  hervor- 
ragendsten römischen  familien  taten  dies,  sondern  auch  fast 
alle  fürstlichen  Rompilger"  1.  Aber  auch  außerhalb  Roms  und 
jenseits  der  Alpen  wurde  offenbar  für  die  bruderschaft  Pro- 
paganda gemacht,  und  unsere  Zusammenstellung  der  über- 
reichen ablassgnaden,  die  den  mitgliedem  in  den  schoss  fallen 
sollten,  hat  gewiss  ihren  zweck  nicht  verfehlt.  Sie  ist  reich- 
haltiger und  somit  jünger  als  die  bulle  Sixtus'  IV  vom  2 1 .  märz 
1477,  die  gleichfalls  eine  aufzählung  der  ablasse  des  spitals 
enthält  2.     In    die  bulle  Leos  X  vom  9.  märz   1513^  ist  die 

i)  L.  Pastor,  Gesch.  d.  Päpste  II  3  u.  4,  Freiburg  i.  B.  1904, 
s.  683  f.  2)  Hain  ^14  809,  *i48io,  *i48ii,  alle  drei  römische  drucke 
und  in  der  Hof-  und  Staatsbibl.  zu  München  vorh.  Vgl.  Nik.  Paulus, 
Ztschr.  f.  kathol.  Theol.  24,  29         3)  Nicht  15 14,  wie  Paulus  a.  a.  O.  hat. 


A  ALTE   EINBLATTDRÜCKE 

Sixtus'  IV  wörtlich  aufgenommen,  darauf  folgt  eine  undatierte 
Innocenz'  VIII,  und  dann  schliessen  sich  die  in  unserem 
einblattdruck  zusammengestellten  Ablässe  an. 

Ob  freilich  diese  ablasse  alle  echt  sind,  ist  eine  andere 
frage.  Von  Innocenz  III  z.  b.,  dem  gründer  des  spitals, 
wissen  wir  glaublich  nur,  dass  er  den  mitgliedem  der  bruder- 
schaft  einen  im  erlass  des  siebenten  teils  der  büße  bestehen- 
den ablaß  verliehen  hat  ^. 

Hec  sunt  indulgentie  que  sunt  exerpte  . ex 
certis  bullis  et  priuilegijs  et  concesse  ordini  de  hospitali 
Sancti  spiritus  in  Saxia  de  vrbe  a  multis  summis  Ro- 
manis pontificibus  omnibus  Christifidelibus,  qui  manus 
porrexerint  adiutrices  pro  pauperibus  et  infantibus  pro- 
iectis  nutriendis :  videlicet  Innocencius  papa  tercius 
concessit  omnibus  benefactoribus  in  festo  natiuitatis  do- 
mini  nostri  Ihesu  Christi  singulis  diebus  ad  octauam 
eius  inclusiue  duo  milia  annorum  et  octingentos  annos 
de  Vera  indulgentia.  Idem  Innocencius  concessit 
singulis  festiuitatibus  apostolorum  duo  milia  annorum. 
Idem  concessit  singulis  diebus  tocius  anni  vnum  annum. 
Idem  concessit  in  festiuitatibus  natiuitatis  Christi  et 
purificacionis  beate  marie  virginis,  Resurrectionis  domini 
et  Penthecostes  per  omnes  octauas  earundem  septem 
annos  et  totidem  quadragenas  Et  in  singulis  diebus 
veneris  tocius  anni  vnum  annum  et  quadraginta  dies. 
Alexander  papa  quartus  concessit  hospitali  praedicto 
de  mense  lanuarij  videlicet  dominica  cum  cantatur  pro 
introitu  Omnis  terra  ^  singulis  diebus  vsque  ad  eius 
octauam  inclusiue  quatuor  milia  annorum  et  remissionem 
Septime  partis  omnium  peccatorum  de  vera  indulgencia. 
Idem  concessit  singulis  primis  dominicis  mensium  tocius 
anni  quadragintatria  milia  annorum  et  septuaginta  qua- 
dragenas cum  remissione  tercie  partis  omnium  peccatorum. 
Idem  concessit  in  festo  corporis  Christi  singulis  diebus 

I)  Nik.  Paulus,  Ztschr.  f.  kathol.  Theologie  32,  25  2)  2.  Sonn- 

tag nach  Epiphania 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


per  octauas  eiusdem  duo  milia  annorum  et  remissionem 
Septime  partis  omnium  peccatorum  de  vera  indulgentia. 
Clemens  papa  quintus  concessit  hospitali  praefato  in 
festo  Epiphanie  domini  et  per  octauas  eiusdem  singulis 
diebus  centum  milia  annorum  benefactoribus.  Idem 
concessit  hospitali  praefato  in  festo  resurrectionis  domini 
et  per  eius  octauas  singulis  diebus  duo  milia  annorum 
et  octingentos  annos  benefactoribus.  Celestinus  papa 
sextus  concessit  hospitali  praefato  in  festo  natiuitatis 
marie  et  per  eius  octauas  singulis  diebus  duo  milia  an- 
norum pro  benefactoribus.  Bonifacius  papa  octauus 
concessit  hospitali  praefato  in  festo  ascensionis  domini 
et  per  eius  octauas  singulis  diebus  duo  milia  annorum  et 
octingentos  annos  benefactoribus  praedicti  ordinis  sancti 
Spiritus  et  vnum  annum  et  quadraginta  dies.  Clemens 
papa  sextus  concessit  hospitali  praefato  in  festo  penthe- 
costes  per  eius  octauas  singulis  diebus  octo  milia  annorum 
et  quinque  milia  quadragenarum  in  remissionem  omnium 
peccatorum.  Innocencius  papa  sextus  concessit  ho- 
spitali praefato  in  festo  assumptionis  marie  et  per  eius 
octauas  duo  milia  annorum  et  duo  milia  quadragenarum. 
Idem  benefactoribus  praedicti  ordinis  in  festiuitatibus 
omnium  sanctorum  per  circulum  anni  vnum  annum  et 
quadraginta  dies  et  per  omnes  octauas  earundem  festi- 
uitatum.  Vrbanus  papa  xi  concessit  hospitali  praefato 
Omnibus  benefactoribus  praedicti  ordinis  de  vera  indul- 
gentia triginta  annos  et  triginta  quadragenas.  Jo- 
hannes papa  xxij  concessit  omnibus  benefactoribus  in 
festiuitatibus  Purificacionis  marie,  Resurrectionis,  Ascen- 
sionis domini  triginta  annos  et  totidem  quadragenas, 
Singulis  diebus  quadragesime  vnum  annum  et  quadra- 
ginta dies.  Vrbanus  papa  quintus  concessit  omnibus 
benefactoribus,  ut  possint  eligere  ydoneum  confessorem 
saecularem  uel  regulärem,  qui  semel  in  vita  et  in  mortis 
articulo,  tociens  quociens  fuerint  constituti,  Eciam  ab 
omnibus  casibus  sedi  apostolice  reseruatis  eos  absoluere 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


et  dispensare  valeant.  Si  quis  autem  hoc  contradicere 
[so  handschriftlich  korrigiert  statt  des  gedruckten  at- 
temptare]  praesumpserit  et  [et  hineinkorrigierf]  manifeste 
vobis  constiterit,  canonica  monicione  praemissa,  Si  layci 
fuerint,  publice  candelis  accensis  singuli  vestrum  in  dyo- 
cesis  et  ecclesijs  vestris  eos  sentencia  procellatis,  Si  vero 
clerici  uel  canonici  reguläres  seu  monachi  fuerint,  eos 
appellacione  remota  ab  officio  et  beneficio  suspendatis 
neutris  relaxaturi  sentenciam  donec  praedictis  fratribus 
plenarie  satisfaciant.  Et  tarn  layci  quam  clerici  seculares 
cum  dyocesani  litteris  Episcopi  a  sede  apostolica  veni- 
entes  ab  eodem  vinculo  mereantur  absolui.  Volumus  et 
concedimus  indulgeri  adhuc  in  participacione  stacionis, 
dedicacionis  sancte  romane  ecclesie  ^  et  in  peregrinacione 
terre  sancte,  omnes  benefactores  viuos  et  mortuos  facimus 
participes  et  consortes  ineternum.  Bonifacius  papa 
viij,  quod  de  vsuris,  rapinis,  incendijs,  homicidijs,  dam- 
pnis  datis,  de  oppressione  paruulorum,  de  male  acqui- 
sitis,  Si  nesciantur,  quibus  ecclesijs  uel  personis  debent 
restituere,  et  omnia  vota  commutare  possunt  et  ab  alijs 
votis  ligatis  absoluere,  Excepto  dumtaxat  voto  religionis, 
castitatis  et  iherosolomitani.  Sacerdotibus  vero  et  clericis 
tam  viris  religiosis  quam  mulieribus  dictum  negocium 
diligenter  tractantibus  et  de  suis  bonis  misericorditer  lar- 
gientibus,  quicquid  in  diuinis  officijs  et  horis  canonicis 
per  defectum  librorum  seu  per  impotenciam,  negligen- 
ciam  aut  debilitatem  corporis  dicere  omiserint,  in  domino 
misericorditer  relaxamus.  Summa  missarum  tocius  ordinis 
per  annum  triginta  duo  milia  et  totidem  psalteria  a  fra- 
tribus non  ordinatis. 

[^Darunter  noch  handschriftlich:  Et  sanctissimus  in 
Christo  pater  et  dominus  dominus  Innocencius  octauus 
diuina  prouidentia  papa  modernus  voluit,  ordinauit,  statuit 


i)  über    die    stations-   und    kirchweihablässe  der  römischen  kirchen 
vgl.  N.  Paulus,  Histor.  Jahrb.    1907,   i  ff. 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


et  decreuit,  quod  indulgentie  suprascripte  iuxta  formam 
et  tenorem  bullarum  desuper  confectarum  in  suo  robore 
ac  firmitate  persistant.] 


Bin  Bruderschaftsbrief  von  1492. 

Um  pfingsten  1492  fand  in  Zwickau  ein  provinzialkapitel 
der  Franziskaner  statt  1.  Dabei  wurden  bruderschaftsbriefe 
ausgegeben,  in  denen  den  neuen  mitgliedern  anteil  gewährt 
wurde  an  allen  messen,  hören,  vigilien,  gebeten,  fasten, 
kasteiungen  und  allen  anderen  guten  werken,  die  in  2186 
klöstern  des  Franziskaner-  und  Klarissenordens  geschehen. 
Stirbt  der  betreffende,  so  folgen  ihm  die  gebete  der  mönche 
und  nonnen  nach,  auch  den  verstorbenen  eitern,  kindern  und 
sonstigen  angehörigen  soll  die  fürbitte  der  beiden  orden  zuteil 
werden.  Exemplare  dieses  bruderschaftsbriefs  sind  sowohl  in 
der  Zw.  R.  S.  B.,  wie  in  der  Milichschen  bibliothek  zu  Gör- 
litz vorhanden.  Sie  sind  von  Konrad  Kachelofen  in  Leipzig  2 
gedruckt  und  zwar  wieder  so,  dass  immer  zwei  formulare  zu- 
gleich, das  eine  unter  dem  andern,  auf  ein  blatt  abgedruckt 
sind;  die  beiden  formulare  differieren  nicht  nur  im  satz, 
sondern  auch  in  den  typen -l  Unser  bruderschaftsbrief  ist 
schon  einmal  abgedruckt  worden,  bei  Tobias  Schmidt, 
Chronica  Cygnea  I,  Zwickau  1656,  s.  371  f.^  jedoch  nicht 
fehlerlos,  weshalb  ich  ihn  hier  wiederhole  ^. 

Ihesu  Christo   sibi  deuot Frater  ludouicus   de 

seghin  *',  sacre  theologie  professor  fratrumque  minorum 
prouincie  saxonie  minister  et  seruus,   Salutem  et  gracie 

I)  „1492  »mf>  pftnciflen  ift  ein  grofeö  ®eneraU=Sapitel  al^ie  ge= 
halten  roorben,  uni»  eö  feint   in  bie  etUid)  (junberf  francifcanevmund)  auf 

all  langen  alf)if  geweft"  (Peter  Schumanns  Annalen,  Hdschr.  der  Zw.  R. 
S.    B.)  2)    ADB     14,    781  f.,    Böcking,    Opera    Hutteni    VII,    402 

3)  K.  Häbler,  Zentralbl.  für  Bibliothekswesen  27,  555  4)  II  242  (vgl. 
auch  Herzog,  Chronik  der  Kreisstadt  Zwickau  II  155)  wird  das  kapital 
von  1492  erwähnt  5)  vgl.  auch  die  bruderschaftsbriefe,  die  Joh.  Petre- 
jus,  Superintendent  zu  Mühlhausen  i.  Th.,  im  anhang  seines  „Ablas  Buch- 
lein" (das  dedikationsex.  des  Verfassers  an  den  Zwickauer  rat  in  der 
Zw.  R.  S.  B.)  157 1  veröffentlicht  hat.  Dem  ersten,  ausgestellt  von  dem 
Dresdner  Franziskanerguardian  Joh.  Teich  (fehlt  in  dem  Verzeichnis  bei 
Gg.  Müller,  Beiträge  z.  Sachs.  Kg.  5,  98)  '1492  in  die  Circumcisionis 
Domini',  liegt  offenbar  dasselbe  formular  zu  gründe  6)  L.  Lemmens, 
Beiträge  zur  Gesch.  der  Sachs.  Franziskanerprovinz  v.  hl.  Kreuze,  II, 
Düsseldorf  19 10,  s.   12 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


incrementa  sempiterna.  Et  si  cunctis  fidelibus  mutue 
charitatis  beneficia  impendere  obligemur,  illis  tarnen  prae- 
cipue,  qui  sunt  ordinis  et  fratrum  nostrorum  benefactores 
assidui,  alumni  pij  et  fautores  peculiares  deuotaque 
mente  affectantes  ordinis  f rater nitatem  ac  suffragiorum 
participationem  salubrem.  Et  quia  multorum  fida  re- 
lacione  tales  vos  fore  et  talia  optare  agnoui,  Iccirco 
vestris  piis  precibus  condescendens  ad  nostri  ordinis  fra- 
ternitatem  pariter  et  suffragia  tarn  in  vita  quam  in  morte 
recipio  auctoritate  reuerendissimi  patris  nostri  generalis 
ministri  praesentium  tenore  participes  vos  faciens  om- 
nium  missarum,  canonicarum  horarum,  vigiliarum,  oratio- 
num,  ieiuniorum,  castigationum  et  omnium  aliorum  bo- 
norum operum,  que  per  fratres  nostros  et  sorores  ordinis 
sancte  Cläre  in  bis  Mille  centum  octoginta  sex  monasterijs 
domino  deo  digne  famulantes  operari  dignabitur  clemencia 
saluatoris.  Etiam  cum  obitus  vester  diu  secundum  di- 
uinum  beneplacitum  differendus  nostro  prouinciali  ca- 
pitulo  fuerit  nunciatus,  omnia  suffragia  pro  vobis  fieri 
debent,  que  pro  fratribus  nostri  ordinis  et  sororibus  or- 
dinis sancte  Cläre  hactenus  fieri  consueuerunt.  Ceterum 
cunctos  vestros  progenitores ,  signanter  animam  ..... 
vestrosque  filios  et  filias  nee  non  singulos  et  singulas 
vestra  de  parentela  iam  in  christo  feliciter  defunctos  et 
defunctas  ad  memorata  recipio  suffragia  defunctorum, 
in  quorum  robur  testimoniumque  premissorum  sigillum 
officij  mei  est  appensum.  tzuickauie  Anno  domini  Mille- 
simoquadringentesimononagesimosecundo,  tempore  nostri 
capituli  prouincialis. 


Zwei  Volkslieder. 

Ein  beispiel  für  diejenige  art  der  lateinisch-deutschen 
mischpoesie,  bei  der  ein  bekannter  liturgischer  text  in  ein 
recht  weltliches,  lustiges  lied  hineinvervvoben  ist,  ist  die  Um- 
wandlung des  94.  psalms  der  vulgata  in  einen  fröhlichen 
trinkspruch.      Dieser   psalm,    „der  noch  jetzt   in   der    Metten 


ALTE   EINBLATTDRUCKE  Q 

täglich  gesungen  wird  und  als  Anfang  des  Breviers  bekannter 
war  als  mancher  andere",  wurde  zunächst  in  einen  trink- 
spruch  verflochten,  der  mit  den  worten  beginnt:  ^ivt,  roiö 
munber  Unb  gip  un§  raunbev  ?lUe§  M^  man  t)abm  fol,  G'§  roirt 
Detgoiteu  lool  .  .  ."  ^.  Später  wurde  er  zu  einem  ähnlichen, 
hier  und  da  an  jenen  älteren  anklingenden  trinkspruch  be- 
nutzt, der  weitere  Verbreitung  gefunden  hat:  „35enite,  ün^ 
gefeden  boftoerent  forgen  ben  abent  unb  ben  morgen  .  .  ."  Hoff- 
mann V.  Fallersleben  hat  ihn  in  seinem  feinen  büchlein 
•'In  dulci  jubilo'-  aus  der  Wiener  hdschr.  4558  (15.  jhrh.) 
abgedruckt  und  im  Weimarischen  Jahrbuch^  eine  spätere 
fassung  aus  einem  druck  o.  j.  von  Georg  Wächter  in  Nürnberg'^ 
(kgl.  bibl.  zu  Berlin  Yd  948g)  hinzugefügt.  Einen  anderen 
druck  (o.  o.  u.  j.)  hat  Joh.  Bolte  nachgewiesen:  „(Sin 
l)ubic^c§  Siebe,  2ßo  joU  id)  mic^  f)in  feren,  ^d)  t^ummeö  brüebevlein. 
@in  anbev  Siebe,  Syenite  jr  lieben  gcfeücn  one  forgen  etc."  (Berlin 
Yd  9496).  Demselben  verdanken  wir  den  hinweis  auf  eine 
niederdeutsche  fassung  (in  einem  druck  o.  o.  u.  j. :  „58cv 
id)öne  lebe,  33am  (Btömer.  Dat  anber,  Syenite,  gi)  leucn  ©efellen  ane 
forgen  .  .  ."  —  Berlin  Yd  9509)  und  auf  eine  niederländische 
rezension  (in  einer  Antwerpen  1600  erschienenen  lieder- 
sammlung)'\ 

Die  älteste  hochdeutsche  druckvorlage  ist  nun  aber  ein 
quarteinblattdruck  von  c.  15 10,  der  sich  auf  der  Innenseite 
des  vorderdeckeis  des  quartsammelbandes  XXIV.  VII.  17 
der  Zw.  R.  S.  B.  eingeklebt  fand.  Er  ist  geziert  mit  einem 
rohen  holzschnitt,  auf  dem  sechs  um  einen  runden  tisch 
sitzende  zechkumpane  mit  langen  eselsohren  dargestellt  sind*'. 
Leider  ist  die  letzte  zeile  durch  wurmfraß  beschädigt.  Am 
nächsten  steht  dieser  fassung  die  in  dem  druck  von  Georg 
Wächter  in  Nürnberg  sich  findende.  Die  Varianten  dieser 
rezension  füge  ich  bei. 

i)  abgedruckt  bei  Hoff  mann  v.  Fallersleben,  In  dulci  jubilo,  Nu 
singet  und  seid  froh.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen  Poesie, 
Hannover  1854,  s.  78—80  2)  s.  81 — 82  3)  6,  51 — 53  4)  Schotten- 
loher,  Die  Entwickelung  der  Buchdruckerkunst  in  Franken  bis  1530,  Neu- 
jahrsblätter, herausgeg.  von  der  Gesellschaft  für  Fränkische  Geschichte  V, 
Würzburg  1910,  s.  41  f.  5)  Joh.  Bolte,  In  didci  jubilo.  Ein  Jubiläums- 
beitrag aus  der  Geschichte  der  lateinisch-deutschen  Mischpoesie,  Festgabe 
an  Karl  Weinhold,  Leipzig  189Ö,  s.  91  ff.  6)  vgl.  den  titelholzschnitt  zu 
De  generibus  ebriosorum  et  ebrietate  vitanda  [Erfurt]  1516,  beschrieben 
bei  Zarncke,  Die  deutschen  Universitäten  im  Mittelalter,  Leipzig  1857, 
s.  116  (vgl.  auch  s.  254),  und  Krause,  Helius  Eobanus  Hessus,  Gotha 
1879,  I  202  f.,  reproduziert  in  Katalog  12  von  Rudolf  Haupt  in  Halle 
a.  S.  (1906),  s.  76 


10  ALTE   EINBLATTDRUCKE 

Die  (Bd)Iemmer  onb  praffer 

SSenite^  üben  gefellen,  one  forgen,  ber  n^irt ^  mit  onö 
borgen,  ben  abent  alö  bcn  morgen,  ^alutavi  noftro, 
barumb  gefeüen  fer)t  nit  öerjai)t^,  ber  tvivt^  t)at  ein  fdhone 
mapbt^  tie  l)at  mir  geflern  ju  gefapbt^  3n  confeffione, 
önb  mog  irf)  fle  allein  nit  ^  beftan,  fo  fol  irf)  jwen  ober  brei) 
gu  mir  nemen  %  3  u  b  i  I  e  m  u  ö  e  i). 

Duoniam  »nnb  ab  mir'' crfuren,  baö  wir  bic  »urffel 
würben  rnren,  waö  l)ilflrt^^  önfer  flurf^en  t^nnb  fcfiwerenn 
©nper  omneö  beoö,  nja^  bilfft^*'  onfer  flnd^en  unb 
fd)elten,  ben  wein  muffen  wir  gelten  ^\  bar  an  gewin  wir 
feiten  Omne^  fine^  terre,  ber  wirt  nimbt  an  fein  mefffr 
nod)  fd)wert,  eö  fei)  ban  beö  gelteö  brepmal  wert,  3p fe 
confpic  it. 

Duoniam  ber  luirt  l)at  ffd)  gefd)icfet,  bie  tifcf)  t)at  er 
gerict)tet,  bar  aujf  l)at  er  gefeget  bie  gleger  wol  gemutet  ^-, 
^unbauerunt  manuö  ciui,  mit  freuben  wol  wir 
fcf)weben,  ber  wein  fpringt  aii^  ber^^  reben,  ben  önö  t)at 
gegeben  I^ominuö  beu^  nofter,  ber  wirt  tregt  auff  bie 
fannen^^  onb  flafdhen,  er  \x>ei^  wol  gelt  in  onfer  tafchen, 
Dueö  pafcue  eiu^. 

^  0  b  i  e,  oon  mir  folt  ir  l)cut  ^^  nit  wencfen,  gro^  hauten 
öol  wil  id)  end)  ein  fd)encfcn,  baö  ir  beflier  ba^  muget 
fcf)wencfen  ^'^  in  corba  oeftra,  id)  wci^  gut  wurj^  onb  ein 
fd)weinen  braten,  bar  aujf  mag  onö  ej)n  gutter  frifdier^' 
truncf  geraten,  alö  bpe  alten  tl)eten^^  patreö  oe|l:ri,  eö 
voa^  unter  in  feiner  allein,  er  brancf  bi^  auff  ben  brptten 
(lein  ^^  Opera  m  e  a. 

Ouabraginta,  wier  »nb  oir$ig  bawren-°,  faffen  in 
einer  5ecf)en,  bp  tl)etten  öil  gle^er  jerbrecf)en,  barumb  baö  icf) 

i)    +   ir  2)    +   der  3)  darumb    solt  ir    nit   sein    verzagt 

4)   +   der  5)  magt  6)  nechten   zugesagt  7)  sie  uns   nicht  al 

8)  sie  wöl  ein  gespilen  zu  ir  han  9)  wir  10)  hülf  11)  muß  wir 

vergelten  12)  gleser  und    krausen  [krüge,   vgl.  D.  Wb.   5,  2093  ^^'^ 

meine  Flugschriften  aus  den  ersten  Jahren  der  Reformation  IV  SSÖ"]  moI 
gebutzet  13)  den         14)  in  kanten  15)  fehlt         16)  hinunterspülen, 

vgl.  D.  Wb.  9,    2532  17)    ein    stolzer  18)    unsere    eitern    taten 

19)  bierkrug  von  Steingut,  vgl.  Schmeller  2,  763         20)   +  die 


ALTE    EINBLATTDRUCKE  j  j 

warbt ^  fpredicn:  ijx)  errant  corbe,  ba  t)et  tcf)  gelucf  önnb 
l)ct)U  omb  |Te  ocrfd)u(bt -,  fte  würben  mir  mein  griint  er* 
nitten^,  ba  n)iinfd)t^  iä)  in  ben  ritten^,  in  ira  mea,  bo 
mudipen  *^  fie  auf  mit  grolfem  f(i)al,  önnb  iagten  mid)  an^ 
ber  ftubcn  '  in*  ro^jl:aIl  in  requicm  meam. 

@(oria,  in  bem  (laJ  wart  ich  6efd)IojTen  üon  ben' 
truncfen  foflfcn^^  be^  fogla^te^^  id)  ^-  her}  ben  roffen  fpiritni 
fancto,  bo  fiebt  idt)  anff^^  an  bie  ^^  wcnb,  bo  oiel  id)  l)er? 
wpber^''  auff  meine  ^''  lenb,  ba^  fle  ber  teujfel  fd)enbt  nunc 
et  fernher,  ta^  iv  feiner  bei)  ben  eren  bkr)b,  baö  man  fte 
an^  bem  lanbt  öcrtrepb  mit  fin..  ünnb  ..  mit  ..epb^^  in 
fecu  (a  f  eculorum. 

Der  innenseite  des  rückdeckels  desselben  bandes  ist  ein 
anderer  volksliedereinblattdruck  aufgeklebt.  Das  lied  be- 
handelt die  beschiessung  und  einnähme  der  raubritterburg 
Hohenkrähen  im  Hegau  lo. — 13.  november  1512.  R.  v. 
Liliencron  hat  es  aus  der  Val.  Holischen  handschrift  mit- 
geteilt^*, unser  druck  war  bisher  unbekannt. 

@in   dlero    lieb    oon    ber   eroberung    beö   @cl)Io^ 

.^ol)enfree3u  lob  onb  ereÄet)ferIid)enS!)?aieiltat 

önb   bem    loblichen   punbt  ju  (Schwaben  3n  bem 

Schweizer  t()on. 

3m  ^egaw  Ipgt  ein  hot)eö  fd)!«?^/  barauff  trieb  man 
bie  ^(acferep  ^^  fo  gro^,  ifl  war  önb  »nerlogen,  ber  9l6mifch 
Äepfer  wurb  überepn  wol  mit  bem  (5d)Webifchen  puntl) 
gemapn,  bie  feinb  bar  für  gebogen. 

STuff  3ren  öbermut  fo  hoch,  barumb  ber  löblich  punth 
au^jod),   3r  öbelthat  wolten  fpe   rechen,  3m  ganzem  lanb 

I)  do    wart    ich   auf  die  letzt  2)  verschütt  3)  grint  [köpf] 

emiten  [?]  4)  wünschet  5)  =  das  fieber  vgl.  Schade,  Satiren  und 
Pasquille  aus  der  Reformationszeit  ^  I,  Hannover  1863,  s.  243  u.  ö. 
6)  wüschten  7)  stube  8)  +  den  9)  denselben  10)  =  Tauge- 
nichtsen 11)  collatzt  [=  coenare]  12)  +  die  nacht  13)  +  wol 
14)  der  15)  wider  16)  mein  17)  sie  und  ire  kint  und  weip. 
18)  Die  historischen  Volkslieder  der  Deutschen  vom  13.  bis  16.  Jahrh.  III, 
Leipzig  1867,  s.  75  f.          19)  =  Strassenraub  (D.  Wb.  7,   1875) 


12 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


t)6rt  man  fepnn  mann,  ber  beö  molt  ein  gelanben  t)ann, 
baö  man  c§  füntl)  jcrpredhen. 

X)aö  @d)fo^  rviü  icf)  cud)  nennen  frep,  fo  l^epft  man§ 
bed)  bie  t)ol)enfreen  auff  ein  l)ot)en  fel^  gepawen,  bar  für 
fam  manirf)  iKentter  gut,  and)  mi  ber  lanbt^fned)t  rvßi 
gemut,  baö  ®cf)tog  woUen  fpe  an[rf)an)en. 

Sie  iKomifcf)  Siepfertid)  maieflat  bar  ju  ba6  gefd)ü$ 
gelil)en  bat,  jm  felb  \)ab  id)^  gefeben,  fein  ^entein  er  bo 
fliegen  lie^  ben  becfen  ?Keuttern  ^u  roiberbriep,  baö  ifl  albo 
gefdbeen. 

Tiaxnad)  tarnen  n)ol  in  tai>  felbt  breper  ^ür|l:en  fenkin 
icf)  eucf)  melb,  Wlei)n^,  53a9rn  önb  ^Branbenburge,  barju 
and)  brep  oon  (gtetten  ^roar,  3SIm,  3^ürmbcrg,  3(ugfpurg 
fomen  bar,  3r  fenlein  fad)  man  aud)  fliegen. 

(iin  oberjler  .^amptman  irarbt  oom  Äepfer  gefanbt, 
ber  3org  oom  l'icd)ten|T:ein  genanbt,  berr  .^anö  öon  Ober* 
ni$  id)  nenne,  and)  ein  batt>ptnian  im  felb,  beö  Qltid)  b^rr 
3org  oon  ^raun^perg  fag  id)  end),  bie  bauptleut  id)  i)ic 
melbe. 

2(n  fant  SO?ertc^  abent  bvad)  man  auff,  ber  aller  «jarb 
ein  fd)6ner  bauffr  S«  ro^  »nb  and)  ju  fueffe,  man  rucfet 
palb  mit  bem  gefd)og  gen  ^obenfreen  für  baö  fd)toß,  wie 
palb  man  barepn  fd)uf|"e. 

9)?it  fd)arpffen  megen  onb  jTngerep  ber  nad)tigan,  ber 
waren  bre»),  fotd)  gefd^u^  mag  man  wot  fenne,  bar  aup  man 
cppne  fugel  fd)Oß  gen  v^obenfree  in  baö  fd)IoB,  bie  mawren 
muften  fid)  jutrenne. 

2:)er  SO?atern  oon  Strasburg  fampt  |Td)  nit  lang,  oon 
5m  bort  man  mand)en  pud)jyen  flang,  bie  anbern  ^üd)flren* 
mepßer  id)  nit  nenne,  3r  fomen  oilt  oon  ©tetten  bar,  al^ 
eg  mir  bo  gefaget  war,  ein  tei;!  id)  3r  wol  fenne. 

3(m  ^^reptag  nad)  fant  ?0?erte^  tag  ju  nad)t  waren  ber 
brep  ®tett  fenlein  auff  ber  road),  53encbict  oonn  ^ribingen 
ford)t  3m  fo  b^rte,  ©toffelbaufer  mad)t  jtd)  mit  3m  baruon, 

I)  Ueber  diese  Geschütze  vgl.  D.  \Vb.  7,   190 f. 


ALTE    EINBLATTDRUCKE 


13 


fie  gctrawtcn  bem  puntl}  nit  öorjuftann,  beö  fccjenö  »olten 
fie  nit  ernjarten. 

2ßoI  an  bcm  ©ambilag  fru  üor  tag  bie  auf  bem  fdifo^ 
rüfften  omb  gcnab,  ob  ijemanbt  ben  oberften  ^auptman 
n)t)|1e,  ba^  wa%  berr  @eorg  üon  ?ied)tenfiein,  baö  fcf)lo§ 
weiten  fie  5m  geben  ein,  baö  man  in  3r  leben  tbet  frifle. 

3(uflt  n^iberileUen  nam  man  |Te  an,  vool  für  bie  Ä'epfer? 
üdcie  fron  in  eom  monabt  für  5n  jufomen,  wie  er  eg  mit 
3n  l)arten  miü,  bar  öon  fan  id)  nit  fagen  ml,  id)  i)ab  eg 
nit  öernumen. 

Sßnb  ber  t>a^  lieb  gebid^tet  ijat  ju  lob  Äepferlid^er 
maie(tat,  ju  eer  bem  I6blicf)en  bunbe,  3r  becfen  reutter,  fept 
ermant,  baö  3r  bo  n»)emanb  önred)t  t^ünb,  baö  wir  nit 
wibcrfommen. 


In  aller  kürze  sei  noch  auf  einen  dritten  volkslieder- 
einblattdruck  (in  folio,  zweispaltig)  hingewiesen,  der  der  rück- 
seite  des  vorderdeckeis  des  bandes  I.  VII.  37  der  Zw.  R. 
S.  B.  aufgeklebt  ist:  ^ietiad)  nolcd  ber  DO'u-&'C|a  fvtog  rot^or/^cn 
S'onii]  poii  ^iMncfvcict)  /  Es  ist  das  bei  Liliencron  III  s.  33 
bis  35  abgedruckte  gedieht  von  Hans  Schneider  (vgl.  über 
ihn  ADB  32,  121 — 123).  Unser  druck  stimmt  mit  keiner 
der  bei  Weller,  Repertorium  typographicum  no.  491 — 494 
u.  suppl.  I  no.  45  verzeichneten  druckausgaben  überein,  auch 
nicht  mit  no.  494  (loiDcv  öon/!). 


Zwei  kurfürstlich-sächsische  Mandate. 

Das  Zwickauer  ratsarchiv  besitzt  eine  reiche  Sammlung 
von  mandaten  in  plakatform,  die  im  laufe  des  16.  Jahr- 
hunderts von  der  kurfürstlich-sächsischen  regierung  dem 
Zwickauer  rate  zugeschickt  wurden.  Eine  ganze  reihe  der- 
selben richtet  sich  gegen  bettler,  vagabunden,  zigeuner, 
strassenräuber  und  mordbrenner.  Ich  teile  hier  nur  das 
älteste  mandat  dieser  art  mit  (3.  alme  5.  schubkästlein  no.  3), 
das  unterm  4.  juli  151 7  von  kurfürst  Friedrich  und  herzog 
Johann  von  Sachsen  erlassen  worden  ist;  einer  bemerkung 
avif  der  rückseite  zufolge  ging  es  2a  post  Amolphi  d.  h.  am 
17.  august  beim  Zwickauer  rate  ein. 


14 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


2Son  gotö  gnaben  ^riberid)  ß()urfur|l:  jc.  ünb  5o()annö 
gebruber  l)er$ogen  ju  ®ad)fcn  :c. 

Sieben  getreten,  Üöir  fein  aui  ongejwepuelter  warf)aibt 
in  erfarung  fernen,  wie  aud)  offenbar  öor  äugen,  ta^  ünferö 
tieben  üebtern,  l)er$og  Sorgen  .^u  fad)ffen  jc.  önnb  »nfer 
ünbertt)anen  in  önferm  furjlentumb  önb  tanben  etlid)er  ma^ 
mit  SBranbt,  mort  »nnb  raub,  wieber  redit,  onbitlicfter  weifö, 
oen  lofen,  ?ei)d)tfertigen  ?ewtt)en,  weldbe  ftrf)  jum  tail  in 
folcften  unfern  (anben  entt)alten,  befd)tt)ert  önb  in  merglid)e 
fd)eben  gefurt  werben.  25iewei(  ban  gebadeter  önnfer  oetter 
onb  wir,  bie  öbelteter  ju  firaffen  onb  bie  önbertl}anen  für 
foId)em  önbittid)en  gewalt  önb  befd)ebigung  mit  ern(l:Ii(f)em 
öleiö  5ufd)U$en  »nb  l)anbtt)aben,  geneigt,  <Bo  i\i  bemnad) 
an  cüd)  »nfer  33eger,  jr  wollet  Slei^ige  erforfd^ung  ünnb 
auffet)ung  l)aben,  Qib  pemanbö  oorbed}tigö,  er  wer  t)au^Iidi 
befejfen  aber  nid)t,  |n  önfer  ftat  bei)  eud)  befunben,  oon 
bem  bie  onnfern  fd)aben^  mullen  gewarten,  aber  ber  ben 
obeltetern  ünnb  mißt)enbelern  l)aim(id)  ober  oflFenberrid) 
t)utff,  forberung  aber  ju  irem  bofen  furnemen  öorfd)ub  tt)et, 
X'en  ober  biefefbtigen  wollet  an  junemen  onb  jn  gefengfnuö 
juuerwaren  oerfd^affen,  »nb  onö,  wo  nit  wart)aflFtige  tat 
öort)anben,  bie  gelegenl)ait  prer  banblung  önb  öorbed)tigfait 
fd)rifftlid)en  önberrid)t  öberfenben,  barauff  önferö  beuelbö 
erwarten  önb  eud)  barnad)  \)aitcn.  5!Bu  aud)  Demante  jn 
önferö  öettern  aber  önfern  furflentbumb  befd)ebigt,  ber  tie 
öbelteter  jn  önnfer  jlat  betreten  wurb,  ben  felbgien  wollet 
an  weitern  beuelt)  fd)lewnigö  red)tenö  geflatten  önnb  öer* 
belffen,  ^Begebe  f[d)  aber,  baö  önnfer^  öettern  aber  önnfer 
önbertt)an  angegriflren  önnb  befd)ebigt,  önb  eud)  bie  felbtigen 
befd)eibigten  ju  ber  dii  anruffen  würben,  aber  aber,  fo  jr 
ben  felbtigen  fd)aben  öor  eud)  felbö  erfunben,  aber  eud)  bie 
befd)ebiger  angejaigt  würben,  @o  wollet  an  önbterfd)ibt, 
ber  fd)ab  fep  öuferö  öettern  ober  önfern  lewtt)en  gefd)een, 
getrewlid)  önb  mit  ölei^  nad)  eilen,  aud)  anber,  fouil  eud) 
moglid),  ju  ber  @il  bewegen,  ba  burd)  bie  öbelteter  erfolget 
önb   einbrad)t   werben,   auff  ba^   man   red)tenö   an   jn  be? 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


15 


fomeit  mog.  dlad)  bcm  üttö  aud)  angelangt,  ta^  bte  33etkr 
aber  öiUeirf)t  anber,  bie  jTdi  jn  ber  geflalt  flaibern  oerfteüen, 
jn  lanben  mit  ferner  »nnb  brant  l)etmlid)  fd}aben  erregen 
onb  bcn  ?en)tl)en  jufugen  foüen,  ®o  wollet  jn  fonberl)eit  jn 
onfer  j^att  beuelen  ünnb  oleipig  anffet)ung  i^abcn,  rvan  on# 
befant  aber  yerbed)tig  petler  bar  jnnen  betreten,  bie  wollet 
annl)enien  laffen  »nb  mit  üleiip  ücrwaren,  hi^  fo  lang  tai 
jt  onfd}uIbt  burd)  g[aublid)en  fd)ein  auffunbig  werbt,  aber, 
tt)u  |te  ^d)  ber  öerbed)tigfeit  nit  @ufl"ern  morf)ten,  auf  er? 
farnng  ber  redht  öerftenbigen  fegen  jn  mit  ber  fd)erff 
f)anbeln  önb  red)tenö  gebraud^en.  2ßoüet  aud)  jn  bem 
allen  bep  »ermeibung  »nfer  »ngenab  ünb  fd)tt>eren  (Iraff 
faincn  olei^  fparen,  baran  gefd)id)t  ünfer  mainung.  I^atum 
am  ©onabent  nad)  »ifitacioniö  marie,  3(nno  bomini 
3e35S.  Eöij. 

Noch  interessanter  ist  das  folgende  mandat  (3.  alme 
5.  schubkästlein  no.  20),  das  gleichfalls  bisher  unbekannt 
war  1.  Hier  ist  zum  Verständnis  eine  längere  einleitung  er- 
forderlich. 

Die  Antonier  -'  hatten  bis  zum  ausgang  des  mittelalters 
das  glück  gehabt,  mit  ihrem  almosensammeln  alleinzustehen. 
Dann  aber  machte  ihnen  die  konkurrenz  der  Stationarier 
anderer  gesellschaften  viel  zu  schaffen  ^.  In  den  beschwerden 
wider  die  geistlichkeit,  die  herzog  Georg  von  Sachsen  anfang 
februar  1521  für  die  ausarbeitung  der  beschwerden  deutscher 
nation  auf  dem  Wormser  reichstag  einreichte,  hiess  es  in 
artikel  9:  „(l§  ift  in  oorjeiten  nic^t  me^r  ban  ein  [tacion  «St. 
Slnt^oni  in  beutic^en  lanben  gerocft;  i^o  tumbt  beö  l^eiligen  geift§, 
6t.  C)uprecl)t5,  ®t.  (5oTneltu§  unb  ©t.  SSalentin  auf"  ^.  In  der  be- 
schwerdeschrift,  die  dann  im  märz  von  einem  ausschuss  von 
geistlichen  und  weltlichen  kurfürsten  und  fürsten  ausgearbeitet 
wurde,   kehrt   dieser    artikel   vmter   nr.    23    wieder:    „5(tad)bem 

i)  nur  bei  Tobias  Schmidt,  Chronica  Cygnea  I,  Zwickau  1656, 
s.  379    findet   sich    eine   andeutung  2)  vgl.    zuletzt   A.  Eekhof,  De 

questierders  van  den  aflaat  in  de  noordelijke  Nederlanden,  's-Graven- 
hage    1909,    blz.     55  3)    Braun,     Die    Antonier    und    ihr    Haus    in 

Memmingen,  Beitr.  z.  bayerischen  Kirchengesch.  9,  258  f.  4)  Deutsche 
Reichstagsakten  unter  Kaiser  Karl  V.  II,  Gotha  1896,  s.  663.  Fei. 
Gess,  Akten  u.  Briefe  zur  Kirchenpolitik  Herzog  Georgs  von  Sachsen 
I,  Leipzig  1905,  s.   151. 


j5  alte  einblattdrucke 

aud)  bie  ftationitet,  fo  butc^  ba§  lanb  l^in  unb  tolber  ix  jamlung 
iucd)en,  mit  ivem  einfditeibcn  unb  bettlerei  eil  gelt§  oon  ben  Icuten 
bringen  unb  gvofe  inbulgcn^  furgcben,  bebunft  un§  not  fein,  barin 
aud}  furfc^ung  ju  t^un  unb  ine  folid)§  bermaffen  nit  nier  ju  ge= 
ftatten.  Sann  etroan  ift  fand  ^ntfjoniug  bottfdiaft  aüain  unibgejogen, 
jelgo  fummen  barju  be§  ^eiligen  @aift§,  fanct  ^aupre^tS,  fand 
(Sornelius  unb  fand  SSelten  etc.  gefannten,  barburd^  ba§  gemain,  ain= 
feltig  Dolt  mit  be^enbigfait  umb  fein  barfc^aft  betöret  rourbt"^. 
Wir  sehen:  herzog  Georg  und  dann  auch  der  ausschuss  sind 
geneigt,  das  altehrwürdige  monopol  der  Antonier  unange- 
tastet zu  lassen,  nur  über  die  konkurrenzunternehmungen  und 
das  überhandnehmen  der  bettelei  wird  beschwerde  ge- 
führt. Gleichzeitig  hat  kurfürst  Friedrich  von  Sachsen  durch 
ein  mandat  vom  28.  februar  1521  die  Antonier  gegen  jene 
konkurrenzunternehmungen  zu  schützen  gesucht.  Gewiss  war 
das  eine  besondere  gefälligkeit  gegen  den  präzeptor  des 
klosters  Lichtenburg  Dr.  Wolfgang  Reissenbusch,  der  als 
rechtsbeistand  und  rat  dem  kurfürsten  unschätzbare  dienste 
geleistet  haf^.  Er  hatte  schon  einem  brief  an  den  kurfürst- 
lichen rat  Fabian  von  Feilitzsch  ^  vom  23.  Oktober  1520  die 
klage  eingefügt :  ,,^(1)  fage  eud)  auf  glauben  unb  treuen,  ba^  meine 
bürbcr  biefc  jeit  auf  ircn  ciev^en  [cursus]  unb  reifen  fd)ioerUcö  bie 
jerung  befonunen  unb  erlangen  mögen;  roic  eö  mit  mir  unb  anbern 
bettlern  ein  enb  nemen  mil,  ift  gott  befant  .  .  ."*. 

In  unserm  mandat  wendet  sich  kurfürst  Friedrich  gegen 
einen  unfug,  auf  den  ihn  neuerdings  „die  meister  der  häuser 
zu  Lichtenburg  und  Grünberg"  aufmerksam  gemacht  haben, 
dass  nämlich  „die  Stationarier  und  botschaften  des  heiligen 
geists  und  St.  Valentins  Schweinen,  so  ihnen  gegeben  werden, 
schellen  in  die  obren  hängen  und  sie  damit  laufen  lassen" 
und  der  öffentlichen  mildtätigkeit  empfehlen,  gleich  St. 
Antoniusordensschweinen  ^.      An  alle  obrigkeiten    ergeht    der 


i)  Reichstagsakten,  s.  678  f.  2)  vgl.  über  ihn  die  literatur,  die  ich 
im  Studium  Lipsiense,  Ehrengabe  für  K.  Lamprecht,  Berlin  1909,  s.  188  a.  i 
zusammengestellt  habe,  und  dazu  noch  Nik.  Müller,  Die  Wittenberger  Be- 
wegung 1521  u.  1522,  Leipzig  191 1,  s.  20  unten  u.  ö.  3)  vgl.  über  ihn  z.  b. 
Enders,  Luthers  Briefwechsel  III,  3^  4)  P.  Kalkoff,  Ztschr.  f.  Kirchen- 
gesch.  25,  603.  5)  dieses  Privilegium  wurde  den  Antoniem  längst  miss- 
gönnt. Auch  Privatleute  bedienten  sich  des  kniffs,  ihre  eigenen  borsten- 
träger mit  glocke  und  dem  T-zeichen  zu  versehen  und  als  imsers  hengotts 
kostgänger  umherlaufen  zu  lassen.  Vgl.  bes.  die  von  dem  rate  zu  Utrecht 
1387,  141 9,  1453,  145s  u.  1527  dagegen  erlassenen  verböte  bei  Eekhoff 
blz.  61.  Ueber  Antoniusschweine  im  allgemeinen  vgl.  Studium  Lipsiense 
s.   188  a.   I   u.  Flugschriften  IV  246'** 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


17 


befehl,  gegen  diesen  unfug  einzuschreiten  und  den  Antonius- 
orden bei  seinen  alten  privilegien  und  gerechtigkeiten  un- 
verkürzt und  unverhindert  bleiben  zu  lassen  1. 

3SDn  got^  gnaben  wir  %vitexid)  ^er$og  ju  (5arf)ffen, 
beö  l)ep(igen  Üiomifdicn  reid)ö  @r§inarf(i)a[t)  »nb  (ä\)uxfüx^, 
^anbtgraff  in  I^oringen  önb  S!)?arggraue  ju  9}?e9|fen,  (^nt^: 
pieten  allen  önb  i)glicl)cn  önfern  Pflegern,  3(mpt(euten, 
@d)ofTern,  ®lcptöleutl)en,  9lctl)cn  ber  Stete,  gemeinben,  önb 
anbern  ben  önfern,  fo  biefer  brieff  furfumbt  önb  gejepget 
Vöirbet,  önfer  gnab.  Sieben  getreten,  3Snö  t)aben  bie  @r? 
n)irbigen  önfer  liebe  3(nbed)tige  bie  59?ai|Ier  ber  l)en)fer 
fanb  3lntl)oni  orben  jn  ?ied)tenberg  in  <Ba&i^en  önb  ©rnn^ 
berg  in  Reffen  gelegen  anbrengen  lajfen,  töie  bie  ©tacionari 
önb  botfct)afften  beö  \)er}ÜQen  @ei)fteö  önb  fanb  SSalenteinö 
ein  nen)igfei)t,  bie  öor  nicf)t  geroeft,  furnemen  follen,  (Scf)tt)ei)n, 
fo  i)ne  gegeben  werben,  fd)eUen  in  tie  oren  5ul)engen  önb 
tiamit  laufen  laffen,  glepd)  fanb  3(ntt)oniuö  orben  @d)n)ej)nen, 
beö  bacf)  berfelb  orben  öon  ber  £)berl)anb  gnugfam  ^riui-- 
legirt  fe»),  ta^  fold)ö  fant  3(ntl)oni  orben  ju  nad)tei)l  önb 
fcf)aben  burd)  npman$  furgenomen  »erben  aber  gefd)el)n 
foll,  23nnö  baraujf  önbertt)eniglid)  gebetl)en,  berurt  furnemen 
fanb  3(nt()oni  orben  ju  fd)aben  bei)  ben  önnfern  niä)t  juge* 
flatten.  2ßan  wir  ban  nid)t  gerne  »oltcn,  baö  fanb 
3lntt)oniuö  orben,  ber  in  önfern  lanben  lange  if)ar  l)erfomen, 
mit  ber  aber  einiger  anber  nen)igfet)t  »ieber  ^riuilegia 
befci)n)ert  werben  folt,2)arumb  i(^  öon  wegen  beö  l)ocf)gebornen 
Kurilen,  öuferö  lieben  iDrubern  .^er^og  3ol)anfen  ju  @ad)ffen 
2C.  önb  önfer  an  eud)  alle  öufer  begere,  l)iemit  ernfilich 
beuelt)enb,  Sb  fold)  befcfjwerung  öon  beö  l)et)ligen  @e»)|l:ö 
önb  fanb  SSalcntin  botfdjajften  fanb  3(ntl)oni  orben  ju  nad)* 

l)  gefruchtet  hat  dieses  mandat  anscheinend  wenig.  Clemens  VII. 
musste  1523  dem  orden  aufs  neue  zu  hilfe  kommen;  in  der  betr.  bulle 
bemerkte  er  tadelnd:  'Nonnulli  aliorum  ordinuni  Ecclesiarum  et  Hospi- 
talium  quaestores  praetextu  quorundam  privilegiorum  .  .  .  quaestus  nolis 
et  campanellis  sonantibus  f aciebant  ac  sub  ficto  nomine ,  quod  eidem 
S.  Antonio  offerebant,  surripientes  nolas  seu  campanas  porcis  et  aliis  ani- 
mabus  appendebant'  (Braun  s.   261) 

C lernen,  Alte  Einblattdrucke.  2 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


teol  bei)  eud)  furgenomen  onnb  önberjlanben  wurbt,  «r  mottet 
j)nen  fold)^  nid)t  julaffen  nad)  gefiaten,  ®unber  fanb 
3(ntt)oniuö  erben  in  bem  bei)  fernen  altt)erfomen  ^riuitegien 
önb  gered)tigfei)ten  önuerfur^t  onb  önuerl)i)nbert  jubleDben 
bel)alten  önb  l)anbt)aben.  ^aran  tt)ut  i)r  »nfer  meDnung. 
ju  ürfunb  l)aben  wir  önfer  injTget  an  biefen  brieff  l)engen 
laffen,  ber  geben  ifl:  auf  bem  Äai)ferlirf)en  9leicf)ö  tag  ju 
2ßormbö  am  ©onnerflag  nad)  bem  ©ontag  9\eminifcere 
dlad)  (äljxi\ii  onferö  lieben  Ijevn  geburt  g^unff$el)enl)unbcrt 
önb  in  bem  (Jinunb^wen^igjlen  3l)arn. 


Evangelium  Pasquilli, 

In  der  berühmten  handschrift  aus  der  oberbayerischen 
abtei  Benediktbeuern,  in  der  sich  „von  zwei,  drei  und  mehr 
verschiedenen  bänden  des  13.  und  14.  Jahrhunderts,  größern- 
teils aber  von  einer  zierhchen  des  erstem"  die  'Carmina 
Burana'  aufgezeichnet  finden,  steht  auch  eine  aus  lauter  bibel- 
stellen zusammengesetzte  Spottschrift  auf  die  rücksichtslose 
geldgier  der  kurie,  anhebend :  'Initium  sancti  evangelii  secundum 
Marcas  argenti' '.  Der  Verfasser  war  offenbar  ein  pauper 
clericus,  in  ähnlicher  not  und  bedrängnis  wie  der,  der  hier 
um  eine  audienz  beim  papste  nachsucht,  aber  von  den  tür- 
hütern  des  päpstlichen  palastes  abgewiesen  wird,  weil  er 
ihnen  nichts  und  dann  nicht  genug  anbietet;  darauf  erscheint 
ein  clericus  dives  incrassatus,  impinguatus,  dilatatus  und  findet 
freundliche  aufnähme,  weil  er  den  türhütern,  kämmerern  und 
kardinalen  reiche  geschenke  macht. 

Zur  zeit  des  Konstanzer  konzils  tauchte  diese  satire 
unter  dem  titel  'Passio  in  Romana  curia  secimdum  aurum  et 
argentum'  wieder  auf,  etwas  verändert  und  um  einige  pointen 
vermehrt,  dafür  sind  jedoch  andere,  die  der  ursprünglichen 
fassung  angehören,  verloren  gegangen  -. 

i)  Carmina  Burana.  Lateinische  u.  deutsche  Lieder  u.  Gedichte 
einer  Handschrift  des  XIII.  Jahrhunderts  aus  Benedictbeuem  auf  der 
K.  Bibliothek  zu  München,  herausgeg.  v.  J.  A.  Schmeller,  4.  aufl., 
Breslau    1904,    s.  22  f.  2)  aus    dem   grossen    Quellenwerk    H.    v.  d. 

Hardts    neuerdings    abgedruckt    von    H.  Werner,    Deutsche    Geschichts- 
blätter 8,  211  f. 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


19 


Eine  zweite  auferstehung  feierte  die  satire  in  den 
frühlingstagen  der  reformation  ^.  Der  titel,  unter  dem  sie 
jetzt  ausgeht:  'Evangelium  Pasquilli  olim  Romani,  iam  pere- 
grini'  enthält  den  terminus  a  quo  für  die  entstehung  dieser 
zweiten  bearbeitung:  am  25.  april  1518  war  die  im  volks- 
munde  'Pasquino'  genannte  marmorstatue  vor  dem  palazzo 
Orsini  in  Rom  zum  'Pasquillus  peregrinus'  herausgeputzt 
worden:  Pasquino  kann  es  in  dem  lasterhaften  Rom  nicht 
mehr  aushalten  und  hat  sich  entschlossen,  als  Jakobspilger 
nach  Spanien  zu  reisen;  sehr  bald  darauf  trägt  einer  der  in 
Italien  studierenden  deutschen  humanisten  diese  künde  über  die 
alpen,  und  alsbald  begegnet  die  figur  des  Pasquillus  peregrinus 
oder  exul  in  lateinischen  und  deutschen  flugschriften  '■^. 

Das  'Evangelium  Pasquilli'  ist  zuletzt  aus  der  Sammlung 
'Pasquillorum  tomi  duo,  EleutheropoH  [=  Basel]  1544'^, 
von  O.  Schade,  Satiren  und  Pasquille  aus  der  Refor- 
mationszeit ■^  II,  Hannover  1863,  s.  310  ff.  abgedruckt  worden. 
Etwa  1520  erschien  auch  eine  deutsche  Übersetzung  des 
Stücks,  von  der  drei  druckausgaben  nachzuweisen  sind : 
Weller,  Repertorium  typographicum  no.  1366 — 1368;  nach 
Weller  1367  hat  Schade  II  s.  105  ff.  diese  Übersetzung  neu- 
gedruckt. Das  lateinische  original  erschien  zuerst  in  plakat- 
form. Das  vielleicht  einzige  exemplar  wurde  im  233.  kata- 
log  von  Karl  Theodor  Völckers  verlag  und  antiquariat 
in  Frankfurt  a.  M.:  Flugblätter  no.  1240  (s.  59)  angeboten. 
Ich  durfte  es  damals  abschreiben  und  gebe  unten  einen 
genauen  abdruck.  Um  aber  den  vergleich  mit  der  ersten 
bearbeitung  aus  dem  anfang  des  15.  und  dem  original  aus 
dem  13.  Jahrhundert  zu  erleichtern,  stelle  ich  diese  beiden 
fassungen  voran. 


Initium  sancti  evangelii  secundum  Marcas  argenti. 
In  illo  tempore  dixit  papa  Romanis:  Cum  venerit  filius 
hominis  ad  sedem  maiestatis  nostr^,  primum  dicite: 
Amice,  ad  quid  venisti?  At  ille  si  perseveraverit  pul- 
sans  nil  dans  vobis,   eiicite  eum  in  tenebras  exteriores. 

i)  dass  das  'Evangelium  Pasquilli'  nur  eine  bearbeitung  jener  parodie 
aus  dem  13.  Jahrhundert  ist,  hat  schon  Ad.  Franz,  Die  Messe  im  deutschen 
Mittelalter,  Freiburg  i.  Br.  1902,  s.  758  a.  7  bemerkt.  2)  vgl.  meine 
Beiträge    zur   Reformationsgeschichte  I,    Berlin   1 900,    s.   i  ff.  3)  vgl. 

RE^  4,  355. 


20  ALTE   EINBLATTDRUCKE 

Factum  est  autem,  ut  quidam  pauper  clericus  veniret  ad 
curiam  domini  Papq,  et  exclamavit  dicens:  Miseremini 
saltem  vos,  hostiarii  Papq,  quia  manus  paupertatis  tetigit 
me.  Ego  vero  egenus  et  pauper  sum,  ideo  peto,  ut  sub- 
veniatis  calamitati  et  miserie  meq.  Uli  autem  audientes 
indignati  sunt  valde  et  dixerunt:  Amice,  paupertas  tua 
tecum  sit  in  perditione  [!] ,  vade  r^tro,  Sathanas,  quia 
non  sapis  ea,  quq  sapiunt  nummi.  Amen,  amen,  dico 
tibi,  non  intrabis  in  gaudium  domini  tui,  donec  dederis 
novissimum  quadrantem,  Pauper  vero  abiit  et  vendidit 
pallium  et  tunicam  et  universa,  que  habuit,  et  dedit  car- 
dinalibus  et  hostiariis  et  camerariis.  At  illi  dixerunt:  Et 
hoc  quid  est  inter  tantos?  Et  eiecerunt  eum  ante  fores. 
et  egressus  foras  flevit  amare  et  non  habens  consolationem. 
Postea  venit  ad  curiam  quidam  clericus  dives  in- 
crassatus,  inpinguatus,  dilatatus,  qui  propter  seditionem 
fecerat  homicidium.  Hie  primo  dedit  hostiario,  secundo 
camerario,  tertio  cardinalibus.  At  illi  arbitrati  sunt  inter 
eos,  quod  essent  plus  accepturi,  Audiens  autem  dominus 
Papa  cardinales  et  ministros  plurima  dona  a  clerico  ac- 
cepisse  infirmatus  est  usque  ad  mortem.  Dives  vero 
-misit  sibi  electuarium  aureum  et  argenteum,  et  statim 
sanatus  est.  Tunc  dominus  Papa  ad  se  vocavit  cardinales 
et  ministros  et  dixit  eis:  Fratres,  videte,  ne  aliquis  vos 
deducat  inanibus  verbis.  Exemplum  enim  do  vobis,  ut^ 
quemadmodum  ego  capio,  ita  et  vos  capiatis. 

II. 

In  illo  turbine  dixit  Dominus  papa  cardinalibus  suis : 
quando  venit  filius  hominis  ad  sedem  maiestatis  vestrae, 
dicite  ei:  amice,  ad  quid  venisti?  At  ille  diu  morans  et 
nihil  dans:  eicite  eum  foras  ad  tenebras  exteriores.  Car- 
dinales vero  dixerunt:  domine,  quid  faciamus,  ut  pecu- 
niam  possideamus?  Dominus  papa  vero  dixit:  quomodo 
legitis  ?  Nonne  scriptum  est :  diliges  aurum  et  argentum 
ex   toto   corde   tuo  et  divitem   sicut  te  ipsum?     Et  hoc 


ALTE   EINBLATTDRUCKE  -21 

facite  in  meam  commemorationem  et  vivetis  in  aeternum. 
Et  tunc  venit  pauper  clericus  ad  curiam  Romanam, 
qui  oppressus  erat  ab  episcopo  suo,  et  clamavit  voce 
magna  dicens:  Miseremini  mei,  miseremini  saltem  vos, 
ostiarii  domini  papae,  quia  paupertatis  onus  tetigit  me, 
peto,  ut  subveniatis  paupertati  meae,  et  miseremini.  At 
illi  dixerunt:  Quid  ad  nos?  paupertas  tua  sit  tecum  in 
perditionem !  Tum  vero  pauper  clericus  ivit  ad  forum 
et  vendidit  tunicam ,  pellicium ,  gladium  et  capuceum. 
Primo  dedit  cardinalibus,  secundo  ministris,  tertio  vero 
ostiariis.  At  illi  dixerunt:  Et  quid  haec  inter  tantos? 
Et  eiecerunt  eum  foras.  Et  flevit  amare.  Dominus  papa 
dixit :  Non  introibis  gaudium  domini  tui,  donec  reddideris 
ultimum  quadrantem.  Post  multum  vero  temporis  venit 
dives  episcopus  impinguatus,  incrassatus,  dilatatus,  qui 
homicidium  fecerat,  et  cum  eo  turba  multa.  Cardinales 
autem  audientes,  quod  episcopus  venerat,  occurrerunt  ei 
dicentes  et  clamantes:  Advenisti,  desiderabilis,  quem  ex- 
spectabamus  in  bursis  nostris.  Tunc  episcopus  misit  eis 
copiam  auri  et  argenti.  At  illi  dixerunt:  Hie  homo 
iustus  et  sanctus  est,  non  sicut  ceteri,  qui  spem  non 
habent.  Dominus  papa  vero  dixit:  Amice,  ascende  su- 
perius,  et  erit  tibi  triplo  melius.  Et  sie  salvatus  est 
homo  in  illo  die.  Unde  erunt  divites  primi  et  pauperes 
novissimi.  Quia  quantum  habes,  tantum  vales.  Et  si 
nihil  habueris,  in  gaudium  huiusmodi  non  intrabis. 

III. 

EVANGELIVM  PASQVILLI  OLIM  ROMANI 

TAM  [iam  l]' PEREGRINI. 

DOLVS  VOBISCVM.    ET  COMITI  TVO. 

FREQVENTIA  FALSI  EVANGELII  secundum   Ar- 

cham  Auri  &  Argenti.    Gloria  tibi  Auro  &  Argento. 

In  illo  tempore  dixit  PAPA  rapax  Carpinalibus  suis: 

Cum  uenerit  filius  hominis  ad  sedem  maiestatis  nostrae  ^, 

I)  Mt.  19,  28 


22  ALTE    EINBLATTDRUCKE 

dicat  hostiarius  illi :  Amice ,  ad  quid  uenisti  ?  ^  Et  si 
pertransierit  pulsans,  nihil  dans,  ligatis  manibus  et  pedibus 
proijcite  eum  in  tenebras  exteriores^.  Carpinales  uero 
dixerimt  ei:  Magister,  quid  faciendo  possidebimus  pe- 
cuniam?^  Ille  uero  respondit:  In  lege  scriptum  est: 
Diligite  Aurum  et  Argentum  ex  toto  corde  uestro  et 
ex  tota  anima  uestra  et  pecuniam  sicut  uosmetipsos  ^. 
Hoc  facite,  ut  uiuatis.  Hoc  enim  mandatum  do  uobis, 
ut,  quemadmodum  ego  facio,  sie  et  uos  faciatis  ^  Tunc 
uenit  ad  curiam  quidam  Clericus  ualde  pauper,  qui  op- 
pressus  ab  Episcopo  suo,  uerus  Israelita,  in  quo  dolus 
inuentus  non  erat  ^  Non  poterat  intrare  ad  Papam,  quia 
pauperrimus  erat.  Tunc  hostiarij  pecusserunt  [!]  eum, 
dicentes :  A-^ade  retro,  Sathanas ,  quoniam  non  sapis ', 
quia  pauper  es;  non  licet  enim  in  conspectu  Dei  nostri 
Papae  quenquam  uacuum  apparere*^.  Pauper  ille  cla- 
mabat:  ]\Iiseremini  mei,  miseremini  mei  saltem  uos, 
hostiarij  Papae,  quia  manus  paupertatis  tetigit  me^.  At 
Uli  dixere :  Paupertas  tua  tecum  sit  in  perditionem !  ^^ 
non  intrabis,  donec  solueris  nouissimum  quadrantem  ^^ 
Pauper  autem  ille  abijt  et  uendidit  omnia  quae  habebat  ^-. 
Deinde  rediens  dedit  pecuniam  hostiarijs.  At  illi  dixere : 
Quid  haec  inter  tantos?^^  Et  eijciebant  eum  foras. 
Tunc  uenit  postmodum  ad  Curiam  quidam  Episcopus 
S3"moniacus,  impinguatus,  dilatatus,  incrassatus,  qui  per 
seditionem  homicidium  fecerat  ^^  et  erat  ualde  diues. 
Carpinales  autem  clamauerunt,  cum  uiderent  eum,  di- 
centes: Benedictus,  qui  uenit  in  nomine  auri  et  argenti!  ^^ 
Tunc  Episcopus  ille  apertis  thesauris  suis  primo  hostiarijs, 
secundo  Carpinalibus  munera  preciosa  et  uestes  preciosas 
obtulit,  et  Camerarijs  et  CanceUarijs,  et  arbitrati  sunt, 
quod  plus  essent   accepturi  ^'^.     At   ille  uolens  se  iustifi- 


i)  Mt.  26,  50         2)  22,  13         3)  Luk.  10,  25         4)  V.  27  5)  Job. 

13,   15            6)   I,  47            7)  Mt.   16,  23           8)  Ex.  23,   15  9)  Hiob 

19,  21          10)  Apg.  8,  20          II)  Mt.  5,  26         12)   13,  44  13)  Job. 
6,  9          14)   IvTark.    15,   7              15)  Mt.   21,  9          16)   20,    10 


ALTE    EIBN LATTDRUCKE 


care^  dedit  decem  talenta.  Audiens  hoc  papa,  qui  ad 
mortem  infirm  abatur  -,  laetatus  est  ualde.  Et  conuersus 
ad  Carpinales  ait  illis:  Amen,  amen,  dico  uobis,  non 
memini  [so  statt  inveni]  tantam  fidem  in  Israel '"^  et  omni 
ludaea.  Transijt  primam  et  secundam  custodiam,  uenit 
ad  portam,  quae  ultro  aperta  est  ei^.  Videns  autem 
Episcopus,  quod  Papa  infirmabatur  ad  mortem,  ad  lectum 
eius  aurum  et  argentum  misit,  et  statim  liberatus  est 
homo  et  surgens  dedit  gloriam  Auro  et  Argento.  Et 
osculatus  est  eum,  dicens :  Bene  huc  uenisti.  Carpinales 
uerö  unanimiter  et  concorditer  dixerunt:  Vere  hie  homo 
iustus  est  ^.  Et  Papa  respondit :  Si  quid  petierit  in  no- 
mine Auri  et  Argenti,  fiat  ei*^.  Tunc  Papa  sedens  pro 
tribunali  in  loco,  qui  dicitur  Philargiritha,  quod  est  inter- 
pretatum  auaricia  \  Dicebat  enim  Carpinalibus  suis : 
Beati  donantes  et  qui  possident  pecuniam,  quoniam  ipso- 
rum  est  Curia  Romana  ^.  Et  qui  non  habet,  id,  quod 
habet,  auferetur  ab  eo^;  induatur  sicut  diploide  con- 
fusione  ^^  et  sit  uobis  sicut  ethnicus  et  publicanus  ^^.  Ex- 
pedit enim  ei,  ut  mola  asinaria  suspendatur  ad  collum 
eius  et  proijciatur  ad  profundum  maris^^.  Et  iterum: 
Videte,  ne  quis  uos  seducat!^^  quicunque  uult  pecuniam 
dare,  ad  nos  eum  introducite,  et  qui  eam  habet,  obtinebit, 
quodcunque  petit,  et  qui  non  habet,  Anathema  sit.  Car- 
pinales autem  dixerunt:  Haec  omnia  seruabimus  tota  uir- 
tute  nostra^"^.  Audiens  hoc  Papa  miratus  est  ualde,  di- 
cens: Amen,  amen  dico  uobis,  non  memini  [inveni!]  tan- 
tam fidem  in  Jerusalem,  quantam  in  uobis.  hoc  enim 
facite  in  Auri  commemorationem  ^■■' !  Exemplum  enim  re- 
linquo  uobis,  ut,  quemadmodum  ego  facio,  sie  et  uos 
faciatis  et   capiatis, 

GLORIA  TIBI  AVRO  ET  ARGENTO. 

I)  Luk.  lo,  29  2)  Job.  4,  47  3)  Luk.  7,  9  4)  Apg.  12,  10 
5)  Luk.  23,  47  6)  Joh.  14,  13.  15,  7  7)  Joh.  19,  13  8)  Mt.  5,  3 
9)  25,  29  10)  Ps.  34,  26  vg.  II)  Mt.  18,  17  12)  V.  6  13)  24,4 
14)  Mark.  10,  20    15)  Luk.  22,  19 


2A  ALTE   EINBLATTDRUCKE 


Zu  Paul  Speratus. 

Nachdem  Paul  Speratus  wegen  einer  am  Sonntage  nach 
Epiphanias  (12.  Januar)  1522  im  Stephansdom  in  Wien  ge- 
haltenen reformatorischen  predigt  am  20.  januar  von  der 
Wiener  theologischen  fakultät  exlcommuniciert  worden  war, 
wollte  er  nach  Deutschland  zurückkehren,  wurde  aber  unter- 
wegs in  Iglau  festgehalten  und  als  Stadtprediger  angestellt  1. 
Bald  machte  er  sich  durch  ketzerische  predigten  von  neuem 
verdächtig.  Er  wurde  bei  dem  Olmützer  bischof  Stanislaus 
Thurzo  und  bei  könig  Ludwig  von  Ungarn  verklagt  und 
schliessHch  am  14.  mai  1523  eingekerkert.  Erst  nach  12 
Wochen  wurde  er  auf  fürsprache  Albrechts  von  Preussen  und 
„etlicher  Landtherrn"  entlassen  und  eilte  nun  über  Prag  nach 
Wittenberg,  wo  er  noch  vor  Martini  (11.  nov.)  1523  eintraf. 
Im  Januar  1524  schickte  er  von  hier  aus  den  Iglauern  seine 
berühmte  Schrift:  „Wie  man  trotzen  soll  aufs  Kreuz  wider 
alle  Welt  zu  stehen  beim  Evangelio"  2.  Er  wirft  darin  zu- 
nächst einen  rückblick  auf  die  leiden  und  Verfolgungen,  die 
er  erduldet  hat,  und  berichtet  u.  a.  auch  folgendes  [bl.  B 
iij  ^'] :  „Ja,  dass  man  doch  sehe,  wie  recht  sie  mit  mir  ge- 
handelt hätten,  machten  sie  am  nächsten  Tag  darnach,  als 
ich  gefangen  ward,  ein  Freudenfeuer,  beraubten  die  Buch- 
krämer und  die  frommen  Bürger,  wer  lutherische  Bücher 
hätt,  und  verbrannten  die  daselbst  auf  dem  Markte  beim 
Pranger.  Das  müssen  ja  fein  Gesellen  sein !  Ja,  sie  ver- 
brannten auch  das  neu  Testament  von  Martino  Luther  ver- 
dolmetschet, darum,  dass  allein  der  Nam  Wittenberg  darauf 
geschrieben  stand." 

Von  diesem  autodafe  handelt  ein  lateinisches  gedieht 
von  einem  gewissen  J.  S.  ^,  das  Speratus  ins  gefängnis  ge- 
schickt wurde.  Es  hat  sich  nebst  der  responsio  des  Speratus 
erhalten   in    einem  einblattdruck  (folio,   zu  zwei  quartblättern 

i)  Hierzu  und  zum  folgenden  vgl.  neuestens  Ferd.  Schenner, 
Beiträge  zur  Gesch.  der  Reformation  in  Iglau,  Zeitschr.  des  Deutschen 
Vereines  für  die  Gesch.  Mährens  u.  Schlesiens   15  (Brunn  19 n),  s.  222 ff. 

2)  Panzer,  Annalen  II  no.  2469.  Zu  den  von  Schenner  s.  232  a.  3 
erwähnten  drei  exemplaren  kommt  noch  ein  viertes  auf  der  Zwickauer 
Ratsschulbibliothek  (XVI.  XI.  8,),  ein  fünftes  in  Rotlienburg  o.  T, 
Druck  von  Joseph  Klug   in  "Wittenberg  (titeleinfassung  Luther  TI  no.  43) 

3)  Vielleicht  identisch  mit  dem  bei  Schenner  s.  237  a.  2  erwähnten 
„Johann  Scholcz,  gewesener  deutscher  Schulmeister  zum  heil.  Kreuz,  aus 
Freustad  in  Schlesien". 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


25 


gebrochen,  die  beiden  inneren  Seiten  bedruckt),  der  dem  quart- 
sammelbande  XVI.  XL   13  der  Zw.  R.  S.  B.   eingeheftet  ist. 

De   incendio  librorum    M.  Lutheri    postri- 
die  dum   in    carcerem   missus   esset   Speratus 
Olomucij    apud  Morauos   habito  res  ut   gesta 
est    lusus    cuiusdam    J.   S.    contrarius    ei,    qui 
dixerat   Deorum    benefitio    tunc   pluisse,    ad 
eundem  Speratum  in   carcerem   missus. 
Nuper,  ut  arceret  diuini  scripta  Lutheri, 
Struxerat  indignos  impia  turba  rogos, 
Scilicet  haec  longo  solatia  vana  dolori 
Commenta.  innocuus  si  luat  ista  cinis. 
lusserat  hoc  magni  Legatus  ab  Yrbe  profectus 
Pontificis  vel  Rex  Pontificumque  manus. 
Neu  tarnen  exultes  nimium,  quae  conscia  facti, 
Turba,  manes,  iam   nunc  omine  moesta  malo: 
Carnifici  insuetus  fluxit  de  nare  soluta 
Vsque  cruor,  iussas  dum  ciet  ille  faces, 
Siue  quod  insontem  damnabant  crimine  Christum, 
Debita  siue  isthaec  sanguine  poena  venit. 
Atque  vtinam  spreti  non  sint  ea  praemia  verbi, 
Turca  quod  infesto  saeuiat  ense  nocens! 
Desuper  ut  diros  pertesus  lupiter  ausus 
Obducit  clara  nubila  densa  die 
Et  medijs  largum  demittens  ignibus  imbrem 
Vltrices  flamm  am  tollere  iussit  aquas. 

Quae  sint  choretici^  gregis  maledicta  studia, 
responsio  Sperati. 
Seu  paphiae,  aut  Bromio,  Plutonia  siue  celebrat, 
Vel  Sacra  Vulcano  Pontificale  Chaos, 
Ne  pereant  census,  neu  non  superextet  abunde, 
Vulcano  melius  consuluisse  iuuat, 
Vt  pompas  taceam,  quas  si  non  Persica  iactet 

I)  xop-^T-Toc  ? 


20  ALTE    EINBLATTDRUCKE 

Gloria,  iam  toto  sufficit  orbe  nihil. 

Testatur  facinus,  Sperato  quam  bene  vellent, 

Naeuos  quod  soleat  carpere  Mysta  pius. 

Squalleat  et  merito  desperet  carcere  clusus, 

Hinc  discat,  nobis  quq  placuere  loqui. 

Non  possum,  intentes  si  mille  pericula  vitae 

Vulcano  facias  et  mea  membra  tuo, 

Nempe  theatra  mihi  carcer,  mihi  flamma  choruscet, 

Auroram  citius  quam  tua  iura  sequar. 

Desine  blandiri,  minari  desine,  serpens, 

Hie  nihil  efficies.     Desine,  liuor  edax. 

Sotadica  Eiusdem  conuertenda. 
Pauperiem  pia  lex  Christi  docet  esse,  Papalis 
Accumulasse  docet  lex  mala  diuitias. 
Gratuito  sua  dat,  non  vendit,  quisquis  amator 
Gregis,  non  lactis  est  magis  afficiens. 
Frons  tua,  non    tua  mens,   Christum,    non   querere 

fiscum. 
Cuccule,  te  nobis,  non  tibi  significat. 


Zu  Caspar  Brusch^ 


Dem  foliobande  XX.  III.  9  der  Zw.  R.  S.  B.  ist  hinten 
ein  einblattdruck  eingeklebt,  der  einige,  soviel  ich  weiss, 
bisher  unbekannte  verse  Caspar  Bruschs  enthält,  die  dieser 
als  prediger  in  Pettendorf,  „einem  jetzt  verschollenen  Ort  in 
der  Oberpfalz",  in  seinen  letzten  lebensjahren  gedichtet  hat "-. 
Ausser  der  gedruckten  dedikation  am  schluss  weist  unser 
exemplar  eine  widmung  von  Bruschs  eigener  hand  auf,  die 
sich  leider  nicht  mehr  genau  entziffern  lässt:  'Optimo  \iro 
D.  Jacobo  E  .  .  .  nero  Ecclesiae  Dei  in  Nabipyrgo  ministro : 
Domino    et    amico  suo  dedit  Bruschius'^.     Auf  der  rückseite 

i)  vgl.  Mitteilungen  des  Vereines  für  Gesch.  der  Deutschen  in 
Biihmen  42    (1903),    s.   103  ff.  2)  Horawitz,    Caspar  Bruschius,    Prag 

und  AVien  1874,  ^^5  3)  l^^rr  stadtpfarrer  Franz  J.  Müllhofer  in  Nabburg 
teilte  mir  freundlichst  mit,  dass  die  dortigen  pfarrmatrikeln  erst  mit  1638 
beginnen. 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


27 


des  nur  zum  teile  festgeklebten  blattes  stehen  von  anderer 
gleichzeitiger  hand  noch  einige  andere  inhaltlich  verwandte 
verse,  die  ich,  obgleich  sie  wohl  z.  t.,  uie  die  Wahlsprüche 
Bugenhagens  und  Justus  Jonas',  bekannt  sind,  der  Voll- 
ständigkeit halber  mitabdrucke. 

De  Theologorum   humili   et  contempta   sorte 
humilis  et  ridiculus  versiculus. 
Pontificat  Moses  cum  sacco  per  ciuitatem. 

De     ]Medicis     et     lurisconsultis:     Thrasonic^ 
a  m  p  u  11  e. 
Dat  Galenus  opes  et  sanctio  lustiniana. 
De  reliquis  paleas,  de  nobis  collige  grana. 

Alii  de  omnibus  disciplinis  ac  professionibus 
V  e  r  s  i  c  u  1  i. 
Dat  Galenus  opes,  dat  lustinianus  honores^ 
Sed  vacuos  loculos  sanctus  Homerus  habet, 
lus,  Medicina  dabunt  magnos  equitare  caballos, 
Sed  genus  et  species  cogitur  ire  pedes. 

A 1  i  u  s. 
Esurit  Ars,  Decreta  tument,  Lex  lucra  ministrat. 

P s a  1  m o    ig-. 
Hi  in  curribus,  et  hi  in  equis,  nos  autem  in  nomine 
Domini  Dei  nostri. 

De     Theologis,     lurisconsultis     ac     Medicis, 
B  r  u  s  c  h  i  u  s. 
Ridetur  vulgo  Mosis  cum  dogmate  Christus 
Et  mundo  tantum  est  fabula  relligio. 

I)  dieser  vers  ist  ja  allbekannt,  aber  wo  stammt  er  her?  G. 
Bossert  machte  mich  gütigst  aufmerksam  auf  eine  stelle  in  des  Mathesius' 
brief  an  Michael  Cellarius  in  Augsburg  vom  8.  april  1543  iLoesche, 
Joh.  Mathesius  II  240,  vgl.  I  22) :  'Det  sane  Galenus  opes  et  lustinianus 
(honores),  At  spretus  donat  coelestia  munera  Christus,  Aetemam  vitam, 
panem  quoque  quotidianum'.  Vgl.  auch  noch  Wander,  Deutsches 
Sprichwörterlexikon  I  (1867),  s.  12 16:  'Galenus  macht  die  Seinen  reich' 
2)  vg.  V.  8 


28  ALTE   EINBLATTDRUCKE 

In  nullo  pietas  precio  est,  at  H3'^pocrisis  omni 

Grata  placet  populo,  spesque  fidesque  iacent. 

Sic  subsannantur  Doctores  atque  Prophetae, 

Serui  immortalis  veridicique  Dei. 

Verum  alibi  patria  est,  florere  videbimus  in  qua 

Doctores  verbi,  maxime  Christe,  tui. 

At  non  Doctores  tantum,  sed  et  insuper  horum 

Discipulos,  verum  qui  coluere  Deum. 

Horum  hac  in  vita  precium   tantummodo  crux  est, 

Portanda  in  qua  tu  nos,  bone  Christe,  iuua. 

Interea  florent,  et  si  sua  munera  recte 

Perficiunt,  florent  non  etiam  immerito, 

Oui  vel  iura  docent  iustumque  aequumque  tuentur, 

Vel  dant  aegrotis  pharmaca  laeta  viris, 

Hippocratis  socij,   Galieni  et  Tustiniani, 

Turba  hodie  nimium  magna,  at  iusta  parum, 

Rixarum  authores  luristae  auidique  Dracones 

Aduersus  Domini  dogmata  dona  Dei, 

Veri  oppressores,  pacem  turbare  potentes, 

Qui  Regum  incendunt  pectora  mille  modis. 

Nunc  huc  nunc  illuc  flectentes  vincula  legum 

Pro  ratione  fori  proque  fauore  viri. 

Primi  in  consilijs  Regum  nihilominus,  vnde 

Esse  omnino  etiam  turba  superba  solent. 

Qui  de  sublimi  norunt  ridere  ministros, 

Quos  humili  sacer  in  munere  Christus  habet. 

Pontifices  vero,  coelorum  principis  hostes, 

Certatim  omnigena  relHgione  iuuant. 

His  et  adulari  et  praeclare  applaudere  norunt, 

Horum  omnes  technas  et  mala  facta  probant. 

Artes  ingenuas  omnes  ridentque  premuntque, 

Se  solos  aliquid  scire  et  habere  volunt. 

Blandiloqui  foris  et  frontem  simulare  scientes, 

Intus  nigricie  pectora  plena  gerunt. 

Hos,  nisi  poeniteant,  nisi  Christi  verba  sequuti 

Piacent  veridica  relligione  Deum, 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


29 


Ni  fastum  ponant,  iustum  tueantur  et  aequum, 

Inprimis  Domini  lucida  verba  Dei, 

Etsi  magnorum  hie  Regumque  Ducumque  per  aulas 

Primi  inter  primos  sint  niteantque  viros 

Atque  catenati  incedant  auroque  corusci 

Et  tumidi,  horribilis  Styx  tamen  excipiet 

Vermis  edetque  malus,  qui  nee  morietur  in  aeuum  ^ 

Xee  requiem  monstris  talibus  esse  sinet. 

At  qui  lustitiam,  qui  Christum  et  vera  tuentur 

Dogmata,  qui  recte  phasque  piumque  iuuant, 

Quales,  sed  paueos,  etiam  Germania  duleis 

Nostra  fouet,  elaros  eximiosque  viros, 

His  erit  in  coelis  suus  et  loeus,  vt  Medieorum 

Turbae  etiam,  fuerit  si  pietatis  amans, 

Sobria  si  miseris  integre  consulet  aegris, 

Non  tantum  studio  speque  sitique  stipis. 

Namque  suo  quieumque  loeo  Christum  audiet  aut  huie 

Parebit  verbo,  quod  iubet  esse  pios, 

nie  suum  vita  panem  est  habiturus  in  ista 

Et  tandem  Christi  regna  tenebit  ouans. 

Personarum  etenim  non  hie  respeetus^  opumue, 

Sed  Christi  Domini  solius  huius  erit, 

Qui  vitam  nobis  mereatus  morte  redemit 

Humanum  e  stygijs  faueibus  omne  genus. 

Reuerendo  Viro  D.  loanni  Kötnieo  artium  philo- 

sophiae  Magistro,  Parroeho  in  Nabipyrgo, 

literis  et  virtute  claro:  domino  et 

amieo  suo  dd.  Gaspar 

BrusAius  Poeta  Lau- 

rearüs  et  Comes 

Palatinus.  Peetendorphi. 


Vehitur  Galenus  Equo,  eurru  lustinianus, 
Plato  pedes  peditem  dueit  Aristotelem. 

i)  Jes.  66,  24  2)  Deut.   10,  17 


30 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 

Gloria  Philosopho,  sed  christi  discipulo  crux, 

Viuit  dimenso  sie  bene  quisque  suo. 

Dat  Galenus  opes,  dat  lustinianus  honores, 

Sed  tibi  dant  uerum  Biblia  sacra  decus. 

Biblia  uolue  manu  nocturna,  uolue  diurna 

Et  consuesce  loqui,  dum  potes,  ore  Dei. 

Nil  melius  quam  scire  Deum,  licet  omnia  novit. 

Qui  nescit  Christum,  Bellua  totus  homo  est. 

Pomeranus. 
Hoc  est  nescire  sine  Christo  plurima  scire. 
Qui  Christum  bene  seit,   satis  est,  si  caetera  nescit. 

lustus  lonas. 

2;er  meiö  gar  nicl)tj  önb  i\t  elenbt, 

Xier  3efum  (St)rifl:um  nid)t  erfent 

©er  ©otteö  @on  meip  »nb  erfent, 

2)er  \)at  aUjeit  ein  feftgö  enbt. 
Si  Christum  nescis,  nihil  est,  si  caetera  diseis. 
Si  Christum  bene  scis,   satis  est,   si  caetera  nescis.  ^ 

Ser  wäre  ©tamb  an  Sefutn  (5l)riil 

Tiie  I)6d)(le  ^iex  önb  2ugent  ifl. 


L/eipziger  Vorlesungs-  u.  Bücheranzeigen. 

Im  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen  27  (1910),  s.  555  f. 
hat  K.  Häbler  einen  einblattdruck  reproduciert,  den  er  in 
einem  bände  der  herzoglichen  bibHothek  in  Dessau  gefunden 
hat,  enthaltend  eine  kollegankündigung  von  dem  Leipziger 
Professor  Andreas  Propst  (Praepositus,  Epistates)  aus  Delitzsch 
(Delicianus)  -,  verbunden  mit  einer  anzeige  des  Leipziger 
druckers  und  buchhändlers  Jakob  Thanner  '•.  Mit  guten 
gründen    setzt   er  den  druck  ins  jähr   1498  imd  glaubt  dem- 

r)  Bugenhagens  Wahlspruch,  den  sich  das  1856  gestiftete  Bugen- 
h^ensche  gymnasium  zu  Treptow  a.  R.  angeeignet  hat  (RE^  3,  532) 
2)  vgl.  über  ihn  G.  Bauch,  Geschichte  des  Leipziger  Frühhumanismus, 
Leipzig   1899,  s.  29  u.  ö.  3)  w.    148 1   immatrikuliert 


ALTE    EINBLATTDRUCKE 


31 


entsprechend,  „die  älteste  gedruckte  anzeige  von  akademischen 
Vorlesungen,  die  sich  auf  die  gegenwart  gerettet  hat",  dar- 
zubieten. 

Mehrere  ganz  ähnliche  Leipziger  einblattdrucke  aus 
wenig  späterer  zeit  verwahrt  die  Zw.  R.  S.  B.,  und  dazu 
kommt  noch  einer  auf  der  Freiberger  gymnasialbibliothek. 
Leider  lassen  sie  sich  nur  z.  t.  einigermassen  sicher  datiren. 
Ich  veröffentliche  sie  im  folgenden  in  der  wahrscheinlichen 
zeitlichen  reihenfolge  und  stelle  nur  noch  ein  paar  orientierende 
bemerkungen  voran. 

L  Mag.  Joh.  Honorius  Crispus  Cubitensis  (eigentlich 
Joh.  Erhardi  oder  Pannificis  aus  Elbogen)  ^  kündigt  zwei 
kollegs,  eins  über  Valerius  Maximus  und  eins  über  metrik,  an, 
und  Martin  Landsberg  -  benutzt  die  gelegenheit,  die  Studenten 
darauf  hinzuweisen,  dass  die  zu  den  beiden  kollegs  nötigen 
bücher  in  seinem  laden  vorrätig  sind.  Das  werk  des  Valerius 
Maximus  erschien  bei  Landsberg  zweimal,  1501  und  1506. 
Bei  der  zweiten  Vorlesung  sollte  wahrscheinlich  als  leitfaden 
dienen  das  von  Joh.  Malus  (May)  aus  Römhilt '"  verfasste 
und  nach  dessen  weggang  aus  Leipzig  erstmalig  1488  heraus- 
gegebene Opusculum  de  componendis  versibus  hexametro 
et  pentametro  et  de  quibusdam  Lyricis  carminibus  que  maiori 
in  usu  habentur  quam  cetera.  1500  erschien  es  in  2.  aufläge. 
So  werden  wir  die  beiden  kollegs  und  unseren  einblattdruck 
ins  jähr  1501   zu  setzen  haben  ^. 

I)  vgl.  über  ihn  Neues  Archiv  f.  Sachs.  Gesch.  25,  2975.  Er 
starb  wohl  im  juli  1504.  Am  7.  august  1504  verHess  nämlich  folgender 
druck  die  presse:  Quinti  Horatij  Flacci  Venusini  Poete  vaferrimi 
Sermonum  siue  Satyrarum  opus  spectatissimum  et  vitiorum  feditatem 
acerrime  damnans.  66  ff.  4".  i^  und  66b  weiss.  65b:  Impressum 
Liptzk  per  lacobum  Tanner  Herbipolensem  Anno  1504  septimo  ydus 
Augusti.  An  das  Impressum  schließt  sich  eine  nachschrift  an,  über- 
schrieben :  Master  Gregorius  Laticephalus  Venerabili  viro  domino 
Magistro  Thome  Spiss  de  Weyda  S.  D.  Diese  nachschrift  enthält  einen 
lobpreis  des  eben  verstorbenen  und  'In  cenobio  sancti  Pauli  Liptzk'  be- 
grabenen Joh.  Honorius.  Es  folgt  noch  ein  von  Breitkopf  gedichtetes 
epitaphium  auf  diesen.  (Ueber  Breitkopf  vgl.  ADB  3,  303.  Spiess 
wurde  als  Thomas  Pentzelt  de  Weyda  w.  1490  immatrikuliert,  s.  1494 
bacc,  w.  1503  mag.  artium,  15 18  Cursor.  Später  war  er  prediger  in 
Cronschwitz,  und  am  16.  sept.  1533  wurde  er  als  erster  evangelischer 
Superintendent  in  Schleiz  eingesetzt  [Enders  6,  58";  6. — 10.  Jahresber. 
des  Vereins  f.  Greizer  Gesch.  1904,  s.  22  u.  26].  Er  starb  1544  [Frdl. 
Mitteilung    von    P.    Flemming    aus    dem    Weimarer    Archiv])  2)  w. 

1472  immatrikuliert,   s.    1475    bacc.    artium  3)  Bauch,    s.    28    u.    ö. 

4)  vgl.  zum  vorstehenden  schon  Neues  Archiv  f.  Sachs.  Gesch.  28, 
123  f. 


^2  ALTE   EINBLATTDRUCKE 

II.  Mag.  Benedikt  Teyl  (Teil,  Tilo,  Theile,  Thiele)  aus 
Zeitz  1  will  Juvenal  interpretieren,  den  er  für  einen  eminent 
moralischen  Schriftsteller  hält,  und  Martin  Landsberg  empfiehlt 
seine  'exemplaria  evidenter  castigata'.     Etwa  1506  anzusetzen. 

III.  Joh.  Pistoris  aus  Leipzig  -  zeigt  eine  Vorlesung  über 
das  2.  buch  des  Diomedes '^  an.     Etwa   15 10  anzusetzen. 

IV.  Christoph  Türk,  damals  baccalaureus  artium,  später 
kanzler  Albrechts  von  Mainz  und  nach  dessen  tode  des 
herzogs  Moritz  von  Sachsen  ^,  will  über  Virgils  Bucolica 
lesen,  und  Jakob  Thanner  bringt  sich  den  kommilitonen  in 
empfehlende  erinnerung.     c.   1514. 

V.  Andreas  Frank  aus  Kamenz  ^  lädt  als  famulus  des 
Joh.  Lange  aus  Löwenberg  "^  zu  einem  kolleg  seines  meisters 
über  Ciceros  Orator  ad  Brutum  ein.  Dieses  kolleg  und 
somit  auch  unser  druck  fällt  ins  jähr  151 5.  In  diesem  jähre 
nämlich  erschien  der  druck,  den  die  Studenten  in  dieser 
Vorlesung  glossieren  sollten :  Marci  Tullij  Ciceronis  Orator 
ad  Marcum  Brutum.  Darunter  ein  epigramm  von  dem 
korrektor  der  Lotterschen  druckerei  Hermann  Tulichius  (s.  u.). 
26  ff.  fol.  26''  weiss.  26^:  Finis  Lipsi  in  edibus  Lottherianis 
Anno  a  natali  Dominico.  etc.  XV.  Darunter  noch  ein  epi- 
gramm, überschrieben :  Her.  Tulichus  Ni.  Buxthudio  [=  Nicolaus 
Bockstehuden  ex  Lübeca,  s.   1 5 1 3  immatrikuliert]  ^. 

VI.  Mag.  Franz  Richter  aus  Hainichen  kündigt  seine 
Vorlesung  über  die  ethik  des  Aristoteles  an,  und  Martin 
Landsberg  zeigt  an,  dass  er  die  dazu  nötigen  bücher  vor- 
rätig halte.     Wohl   1519'^. 

Dieser   letzte    einblattdruck  ist  dadurch  besonders  inter- 


i)  s.  1493  immatrikuliert:  Benedictus  TQo  de  Zceitz,  s.  1494  bacc., 
w.  1505  mag.  artium,  1507  Cursor.  1497  — 1499  ^var  er  Schulmeister  in 
Grimma  (Lorenz,  Die  Stadt  Grimma  historisch  beschrieben,  Grimma 
1871,  s.   1395J  2)  s.  1507  immatrikuhert :  Joannes  Pistoris  de  Lipcz, 

s.   1509  bacc,  w.   15 18  mag.  artium  3)  vgl.  Böcking,  Opera  Hutteni, 

V,  II  357  4)  s.   1503   immatrikuliert :    Christophorus  Krusswitz   alias 

Tflrck  de  Leyptzk,  w.  15  13  bacc.  artium,  am  30.  sept.  1521  als  utriusque 
iuris  doctor  Ferrarie  promotus  in  die  Juristenfakultät  aufgenommen.  Vgl. 
über  ihn  Seidemann  de  Wette  VI  457^,  ders.,  M.  Anton  Lauterbachs 
Tagebuch,  Dresden  1872,  s.  93.  176.  221,  Knod,  Deutsche  Studenten  in 
Bologna  (1289 — 1562),  Berlin  1899,  s.  587,  und  Brandenburg,  Moritz  von 
Sachsen    I,    Leipzig  1898,    s.  226  5)   vgl.    über  ihn  Neues  Archiv  f. 

Sachs.    Gesch.   19,  95  ff.;  24,   168  ff.  6)  vgl.    über  ihn  am  besten  G. 

Bauch,  Ztschr.  des  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altertum  Schlesiens  39,  168  ff. 
7)  zu  II — V  vgl.  schon  Neues  Archiv  f.  Sachs.  Gesch.  19,  io8ff.  8)  vgl. 
schon  Neue  Jahrbücher  für  das  klassische  Altertum ,  Geschichte  und 
deutsche  Literatur  und  für  Pädagogik  20,  s.   123  f. 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


33 


essant,  dass  er  auf  der  rückseite  einen  grossen  Christophorus- 
holzschnitt  aufweist.  Daraus  folgt,  dass  diese  zettel  nicht, 
wie  man  zunächst  vermuten  möchte,  dazu  bestimmt  waren, 
ans  schwarze  brett  angeschlagen  zu  werden  —  für  diesen 
zweck  hätten  sie  wohl  auch  mit  grösseren  und  kräftigeren 
typen  gedruckt  werden  müssen  —  sondern  vielmehr  vorüber- 
gehenden Studenten  in  die  hand  gedrückt  oder  auf  andere 
weise  verteilt  wurden. 


Magnas  merito  gratias  historiographis  homines  de- 
bent,  qui  suo  labore  plurimum  vite  mortalium  profuere. 
Osten dunt  enim  legentibus  preteritorum  exemplis,  quid 
nobis  appetendum  sit  quidue  fugiendum.  Etenim  si  ea, 
que  de  inferis  et  quidem  fabulose  feruntur,  multum  con- 
ferunt  hominibus  ad  pietatem  ac  iusticiam  seruandam, 
quanto  magis  putandum  est  historiam  veritatis  assertricem 
tanquam  totius  philosophie  parentem  mores  nostros  effin- 
gere  ad  virtutem  ?  Propterea  legendi  sunt  historici  omnes, 
sed  in  primis,  qui  res  gestas  carptim  et  sub  compendio 
coUegerunt.  Quo  in  genere  valerius  maximus  se  offert, 
qui  et  externam  et  romanam  historiam  curiose  pariter 
ac  eleganter  nouem  voluminibus  comprehendit.  Reliquos 
deinde  rerum  scriptores  ordine  perlegemus.  Hinc  varia- 
rum  gentium  mores,  instituta,  leges,  hinc  varias  hominum 
fortunas,  ingeniorum  et  vitia  et  virtutes  excerpere  pote- 
rimus.  que  res  maxime  in  quotidiano  sermone  facundiam 
et  in  varijs  rebus  Cognitionen!  creabit.  Itaque  magister 
loannes  Cubitensis  summa  diligentia  libros  valerij  maximi 
interpretabitur.  Cras  hora  secunda  incipiet  secundum 
librum  eiusdem.  in  quo  hec  omnia  egregie  continentur: 
instituta  maiorum,  disciplina  militaris,  ius  triumphandi, 
censoria  nota  et  virorum  maiestas.  In  habitatione  sua 
Collegij  principis. 

Valerij  maximi  Liber  secundus  venditur  per  Bacca- 
larium  Martinum  Herbipolensem. 

Idem    cras    hora    octaua    incipiet    artem   carminum" 

Giemen,  Alte  Einblattdrucke.  1 


34 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


pulcherrimam  et  perutilem  inprimisque  necessariam  non 
solum  ad  versuum  structuram,  sed  cum  ad  cognitionem 
accentuum,  tum  etiam  ad  vniuersam  prope  litteraturam. 
in  stuba  communitatis  Collegij  principis. 

Exemplaria  accuratissime  impressa  in  domo  Bacca- 
larij  Martini  Herbipolensis  venduntur  stipe  exigua. 

Vera  sit  ars,  nee  enim  satis  est  fore  carmina  pulchra, 
Si  credas  Flacco:  dulcia  sunto  mage. 

II. 

Cum  veteris  pudicitie  institutores  Poete  Satirici  vide- 
rent  iuuentutem  omnium  libidinum  genere  irretiri,  occa- 
sionem  scribendi  acceperunt  ac  graui  quodam  dicendi 
stilo  sceleratorum  hominum  vicia  libere  mordebant,  Non 
certe  istac  ratione  ducti  (vt  quidam  falso  autumant),  quo 
fandi  lasciuiam  procacem  et  ineffrenatam  exercerent, 
Sed  ut  iuuentuti  vtcunque  consulerent  ac  scelera  e  medio 
fugarent.  Horum  omnium  principem  luuenalem,  Qui 
non  secus  ac  diuini  verbi  ecclesiastes  feditatem  pecca- 
torum  atque  flagiciorum  spurciciem  disuadet  et  detestatur, 
M.  B.  Teyl  Citensis  per  tempus  instans  Brumalem  inter- 
pretabitur,  post  nundinas  auspicaturus. 

Epigramma  ^  eiusdem  ad  lectorem : 

Scire  volens  quantum  fastus  nunc  ledere  possit 
Ac  homines  rodat  auri  rerumque  cupido 
Hie  Satiras  videat  poterit  perdiscere  tan  dem 
Trudat  vt  in  facinus  iuuenum  Venus  impia  corda 
Mergit  in  hanc  Scyllam  Bachus  sie  almaque  Ceres 
Confert  huic  animos  retinet  si  pigra  Bootes 
Ad  Venerem  propere  mordax  audacia  tendit 
Post  hanc  inuidia  crescit  marcens  quoque  liuor 
Vt  onus  est  onere   atque  nephas  sie  crimine  maius 
Quodlibet   hinc  pellit  preceps   iuuenesque  senesque 

i)  da  mir  der  sinn  des  epigramms  an  einigen  stellen  dunkel  ge- 
blieben ist,  gebe  ich  es,  wie  im  original,  ohne  Interpunktion 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


35 


Si  nolis  labi  crebro  repetes  luuenalem. 

Nam  poppeanum  dat  Baxtis  ^  pharmacopola  hie 

Oxiporum  paticis  Sed  Strigibus  hos  quibus  vncte 

Persuasere  olim  puppe  triscurria  ^  fari 

Et  masturbari  cupit  hie  sanare  petulcos 

Et  lieet  appareant  Sibaritiea  verba  poete 

Nil  tarnen  offendes  Cinieus  quin  dieeret  idem, 

Hora  septima  mane  In  bursa  Henriei. 
Exemplaria  euidenter  eastigata  Baeealaureus  Mar- 
tinus  Herbipolensis  habet  venalia. 

III. 

Joannes  Pistoriensis  Lipsieus  iuuentuti  stu- 
diose.  S.  D. 
Obtenta  venia  publiee  hisee  eanicul^  diebus  legendi, 
Comilitones  Optimi,  Cogitanti  mihi  diu  multumque  animo 
versanti  primum  taeite,  deinde  eonsulenti  homines  et 
dignitate  et  seientia  prestantes,  quidnam  potissimum 
enarrandum  aggrederer,  Seeundus  Diomedis  de  litteris 
Volumen  est  oblatum.  Quod  ipsum  vt  breuissimum  est, 
ita  profeeto  etiam  vtilissimum  huieque  tempori  peraceo- 
modatum.  Nam  eum  alias  magna  tedio  affieere  leetorem 
auditoremque  soleant  fere  semper,  plerumque  et  in- 
eomodo,  Nune,  quando  iucundissima  queque  vix  sine 
tedio  leguntur,  quandoque  mortalium  corpora  maxime 
languent,  eauendum  mihi  esse  videbatur  praeeipue,  ne 
prolixi  aliquid  et  subobseuri,  diffieilis  atque  abstrusi  af- 
ferendo  vobis  aut  molestie  aut  damno  essem.  Elegi  itaque 
pluribus  suadentibus  Diomedis  librum  seeundum,  Nempe 
quod  breuis  sit  et  plane  talis,  qui  eum  ob  auetoris  apud 
eruditos  nomen  legi  meretur  ab  omnibus,  tum  quod  ea 
taliaque  continet,  sine  quibus  non  grammaticus  esse  vel 
minimus  potest  quisquam  nedum  ad  altiora  exeellentio- 

i)  offenbar  druckfehler  für  Baptis  (Baptae,  geschniegelte  lustbuben, 
luv.  sat.  2,  91)         2)  kraftspässe,  luv.  sat.  8,   190 


36 


ALTE    EINBLATTDRUCKE 


raque  artium  genera  aspirare.  Que  omnia,  vt  non  in 
Volumen  crescat  epistola  mea,  consulto  pretermitto.  malo 
enim  re  ipsa  quasi '^  meo  relatu  experiamini.  Quare,  vt 
rem  vtilitatem  cum  voluptate  habentem  me  duce  Die 
Lune  hora  matutina  sexta  felici  omine  auspicemini,  vos 
etiam  atque  etiam  hortor  admoneoque.  Exemplaria  quibus 
sunt  secum  afferant,  quibus  minime,  pap3^ro,  calamis  et 
atramento  instructi  transcripturi  accurrant.  Dictandi 
namque  labore  et  opera,  dum  vobis  placere  intelligam, 
non  grauabor.     Valete. 

Omnibus  Gratis. 
In  vaporario  communi  contubernij  misnensium. 

IV. 

Christophorus  Turcus.  A.  B.  germanis.  S.  D. 

A  maioribus,   me  hercule,   nostris,   Germani   huma- 

nissimi,    quam    optime   studio    nostro   consultum    putatis, 

vt  in  ijs  ipsis  puluerulentis  Julij  caloribus,  quibus  a  gra- 

uioribus   studijs  prohibemur,   qui  litteris   vacamus,   cum 

vsus  atque  exercitationis,  quibus   queque  maxima  etiam 

laude  digna   acquiri,  venari   atque   superari  solent,   tum 

demulcendarum  aurium  studio,  quibus  nonnihil  indulgen- 

dum  puto,  in  ijs  humanioribus  studijs  aliquid  (pro  Delo 

caulariam  -  pendentes)    vel  audiamus   vel    interpretemur 

mutuo.     quorum  alterum  praeceptoris,    alterum  discipuli 

personam  exigit.    Ea  nunquam  satis  laudata  consuetudine 

excitatus,  quamuis  auditoris  vice  multo  consultius  fungerer, 

ne  tamen  vt  puteus  ab  omnibus  suo  loco  desertus,  Thea- 

genis  Hecatheum   consulens,  in   angulis  latitare  videar, 

panico  semper  detentus  metu  '^  post  diutina  annorum  cur- 

ricula   senio   prope    confectus,  tanquam  vrsa  pariens,    in 

medium  progrederer,   tibi,   germane   ornatissime  floren- 

tibus    annis,    florenti    adhuc    studio    meo,    Andini    vatis 

pastorale   Carmen    fideliter  omni  cura    adhibita  nullaque 

i)  quam?  2)  drackfehler  für  Calauriam  3)  nun  scheint  'ne' 

zu  fehlen 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


37 


pretermissa  diligentia  pro  virili  sum  interpretaturus  (me 
enim  a  primis  stemmatibus  rusticum  paternas  excedere 
methas  et  preter  meram  ac  simplicem  rusticitatem,  quin 
praestantioribus  minerua  mea  pinguescat  studijs,  profiteri 
nee  quicquam  ^  licet)  functus  archetipo  Aubano  meo  '^), 
hominis  ^  litteris  (permittatur  mihi  sie  dicere)  litteratissimis 
deditissimo.  quem  arma  huius  nostri  ac  viros  *  fidelissime 
tibi  impartiri  tuum  (quin  forsan  et  aliquod  habeas)  non 
preterit  iuditium.  et  vt  ad  rem,  quam  suscepi,  redeam : 
die  lune  ad  horam  decimam  in  auditorio  maximo  col- 
legij  maioris  primam  manum  impositurus.  Tu  vide,  tibi 
ipse  ne  desis  ac  frequens  adsis,  ne  pretermisse  lectionis 
clades  in  tuum  conijciatur  caput.  Vale  ex  meo  Turcano. 
Exemplaria  vendit  Jacobus  Thanner. 
Omnibus  gratis. 

V. 
Andreas  Franck  Camiczianus,  Joannis 
Langij  discipulus. 
Non   potest   fieri,   studiosa   pubes,  vt,   quicquid   ad 
eloquentiq  phrasim  conferre  videtur,  id  Langius  ille  tuus 
pretereat.       Quottidianis     itaque     studiosorum    precibus 
fatigatus,   tandem   librum    Ciceronis  ad    M.    Brutum,    in 
quo    ille    absolutum    oratorem    deliniat,    interpretari    in 
huius  reip[ublicae]  litterarie  decus  et  emolumentum  con- 
stituit.  Vale  et  nostrum  epigramma  benigno  animo  suscipe. 
Eloquentia  lectorem  affatur : 
Sparsa  per  vmbriferas  syluas  gens  prima  solebat 
Chaonia  duram  soluere  glande  famem, 

i)  nequaquam  ?  2)  s.  1503  immatrikuliert:  Georgias  K611  de  Aw. 
9.  febr.  1 5 10  bacc.  Georgius  Käl  Awensis  Heydelberge  promotus  ad  gremium 
facultatis  arcium  receptus  est,  w.  1512  mag.  artium.  Vgl.  über  ihn  Decla- 
matio  in  laudem  Gregorii  Coelii  Aubani  habita  a  Philippo  Noveniano. 
Subiunctis  adnotationibus  denuo  edidit  loa.  Frid.  Koehler,  Lipsiae  1812; 
Krause,  Helius  Eobanus  Hessus  I  118;  Günther,  Plautuserneuerungen 
in  der  deutschen  Literatur  des  XV. — XVII.  Jahrh.  imd  ihre  Verfasser, 
Leipzig  1886,  s.  72;  Michel,  Petrus  Mosellanus  Paedologia,  Berlin  1906, 
s.  XXIV         3)  homine  ?         4)  vires  ? 


38 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


Nectar  erat  curuis  Acheloum  sumere  palmis, 

Et  thorus,  in  nudo  membra  fouere  solo. 
Legibus  assumptis  mox  d^dala  tecta  subiuit 

Inque  toga  squum,  me  duce,  vulgus  erat. 
Me  resonante  pius  comites  illexerat  Orpheus, 

Et  steriles  ornos  Caspiacasque  Tygres, 
Struxit  Echionias  vates,  me  preside,  Thebas, 

Doctus  Dircea  flectere  saxa  cheli, 
Belligeri  postes  fregit  plebs  Martia  Jani, 

Suscepit  placidam  meque  monente  togam. 
Marce,  mee  vires,  torrentis  gloria  linguq, 

Eloquij  viuax  fons  et  origo  mei, 
Quicquid  erat  Nestor,  Menelaus,  ductor  Vlysses, 

Hoc  fuit  in  culto  pectore,  Marce,  tuo. 
Hoc  Ciceronis  opes  tibi,  lector,  collige  libro, 

Quae  prqstant  cunctis  nobilitate  bonis, 
Quas  vel  seuus  Iber,  vel  diues  Delmata  quaerit, 

Quas  vel  in  eoo  littore  nauta  legit. 
Culmina  Coryciq  cupiens  conscendere  rupis, 

Reddere  clamoso  verba  diserta  foro, 
Hinc  pete  facundum  plectrum  cytharamque  sonantem. 

Hinc  capies  linguae  cuncta  decora  tuae. 

Auspicaturus  ad  proximum  diem  solis  in  coUegio 
Bernardi. 

VI. 

Magister  Franciscus  Richter  de  Henchen 
Lectori. 
Non  ignoras,  candide  Lector,  eam  esse  Oratoris  vim 
preclaram  illam,  propter  quam  admirabilis  est,  vt  omnium 
rerum,  virtutum,  officiorum  omnisque  Nature,  que  mores 
hominum,  que  animos,  que  vitam  continet,  originem,  vim 
mutacionesque  teneat.  hec  unde  sit  Oratori  petenda  nisi 
ex  Academia  vel  ex  Aristotele,  non  video.  Porro  cum 
ad   Iura,    leges,    Sanctiones,    instituta  populorum    gen- 


ALTE    EINBLATTDRUCKE 


39 


ciumque  intelligenda  nihil  sit  tarn  vtile  quam  virtutes 
Morales,  ex  quibus  hec  omnia  quasi  fluxerunt,  perdiscere, 
ex  laudatissimo  nostri  Gymnasij  instituto  consulturus  et 
Eloquencie  et  iurium[!]  legumque  candidatis  Ethicorum 
libros  hoc  anno  vobis  magnam  [!]  fide  diUgenciaque  pre- 
legam  ab  Argyropilo  ^  ex  Aristotele  greco  commode  et 
latinissime  translatos.  Vale  et  doctrine  mores  coniunge ! 
Post  Nundinas  significaturus  horam. 
Omnibus  Gratis. 
Exemplaria  Vendit  Baccalaureus  Martinus  Herbipolensis. 

Eine  besondere  betrachtung  erheischt  der  einblattdruck, 
mit  dem  wir  diese  reihe  beschliessen  wollen.  Er  ist  in 
splendiderer  ausstattung,  in  folio,  nicht  in  quart  erschienen. 
Der  drucker  hat  sich's  was  kosten  lassen.  Mehrere  schüler 
von  dem  uns  schon  bekannten  Joh.  Lange  haben  sich  zu- 
sammengetan, die  reklametrommel  für  ein  kolleg  ihres  meisters 
über  Cicero,  De  partitione  oratoria  zu  rühren.  Mit  ver- 
gnügen wird  man  diese  gedichte  von  Valentin  Ketzler  aus 
Nürnberg  -,  Hieronymus  Ruprecht  aus  Bautzen  ^,  Matthias 
Haren  aus  Aachen  ^  und  Hermann  Tulichius  aus  Steinheim  ^ 
lesen.  Gleich  das  erste  ist  höchst  amüsant.  Weil  Cicero 
seinen  rhetorischen  katechismus  in  form  eines  scheindialogs 
zwischen  ihm  und  seinem  söhne  abgefasst  hat,  preist  ihn 
der  dichter  als  menschlichen  Vertreter  der  affenliebe ! 

Langes  kolleg  und  somit  auch  unseren  einblattdruck 
können  wir  sicher  und  genau  datieren.  Wir  werden  ins  jähr 
1 5 1 7  versetzt.  In  diesem  jähr  erschien  nämlich  bei  Melchior 
Lotter  in  Leipzig  der  druck,  den  die  Studenten  in  den  Vor- 
lesungen benutzen  sollten:  M.  T.  Ciceronis  de  partitione 
oratoria  Dialogus.  M.  T.  Ciceronis  de  optimo  genere  ora- 
torum    Ac    Cthesiphontis    et    Eschinis    caussa    libellus.     20  ff. 

I)  über  diesen  aus  Konstantinopel  nach  Italien  übergesiedelten 
Humanisten  vgl.  Pastor,  Gesch.  der  Päpste  11^  "■  *,  s.  662  f.  2)  s.  15 12 
immatrikuliert:     Valentinus    Keczler    de    Nurenberga  3)  s.    15 13    im- 

matrikuliert: Jeronimus  Rupricht  de  Budissin,  s.  1516  bacc,  w.  15 18 
mag.  artium.  Vgl.  noch  Euricius  Cordus,  Epigrammata,  herausgeg.  v.  K. 
Krause,  Berlin  1892,  s.  XXVI  a.  i;  Neues  Archiv  f.  Sachs.  Gesch. 
19,  99^';  Bantzener  Geschichtsblätter  i  (1909),  s.  5  u.  bes.  3  (191 1),  s.  21 
4)  s.  1514  immatrikuliert:  Mathias  Haren  de  Aquisgrano  5)  s.  15 12 
immatrikuliert :  Hermannus  Tulike  de  Steynheym.  Vgl.  femer  ADB 
38,  777-781 


40 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


fol.  20^:  Lipsiae  ex  aedibus  Lottherianis  Anno  a  virgineo 
partu  supra  Millesimum  quingentesimum  decimo  septimo. 
Auf  dem  titel  und  auf  der  rückseite  des  titelblattes  stehen 
epigramme  von  Job.  Lange,  Tulicbius  und  Ruprecht. 

Valentin  US  Ketzler  Nurenbergen. 
Lipsiacae  luuentuti. 
Cum  diuinus  ille  Plato  nostris  mentibus  virtutum 
quasdam  ideas  coelitus  illapsas  haud  obscure  asserat  et 
Crassus  apud  Ciceronem  eloquentiam  vnam  de  summis 
virtutibus  esse  af  firm  et  virtutesque  propter  se  appeti 
quempiam  vel  ignauissimum  non  lateat,  neminem  medius- 
fidius  vnquam  extitisse  certissima  auguror  coniectura,  qui 
hanc  ipsam  rerum  moderatricem  eloquentiam  non  alacri 
studio  (si  per  inopiam  licuisset)  discere  voluisset,  summo- 
que  voto  expetiuisset.  Hinc,  iuuentus  deuinctissima,  fa- 
cUe  adducor  longis  verborum  ambagibus  tuas  detinere 
aures  fore  superuacuum  teque  ad  Dialogum  Ciceronis 
de  Oratoria  partitione  audiendum  longa  cohortari  oratione 
supersedere  longe  Optimum  esse  plane  mihi  persuadeo. 
Tu  quisquis  is  es,  si  Langij  tui  in  interpretando  fideli- 
tatem  vberrimamque  Ciceronis  dicendi  supellectilem 
aequa  lance  perpenderis,  quid  hac  in  re  facto  opus  sit, 
facillime  deprqhendes.     Vale. 

Epigramma  ad  Lectorem  paternum  in  liberos 

amoris    affectum,    quem    Cicero    erga    filium 

scribendo  Oratorias  partitiones  praesetulit, 

ostenden  s. 

Bruta  suos,  Lector,  peramant  animalia  foetus, 

Membra  calore  fouent  suppeditantque  cibos. 
Simia  cum  grauida  catulos  eiecit  ab  aluo, 

Mox  nimio  foetus  flagrat  amore  sui. 
Excolit  haec  graciles  omni  conamine  natos, 

Omnibus  infertur  Simia  parua  locis. 
Humanis  similes  cupit  ostentare  catellos, 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


41 


MoUia  complexu  corpora  saepe  necat. 
Cum  partu  reddit  foetus  Hircanica  Tigris, 

Materno  affectu  non  minus  illa  furit. 
Sensit  vt  Armenicis  orbata  cubilia  natis, 

Feruida  mox  totis  viribus  ira  subit. 
Raptoremque  sagax  trepidum  vestigat  odore, 

Pernici  sequitur  per  fuga  terga  gradu. 
An  dubitas,  Lector,  paruum  Ciceronis  alumnum 

Ardorem  patri  congeminasse  suo? 
Nil  tantum  votis  petijt  per  tempora  vitae 

Quam  teneri  nati  pectora  docta  sui. 
Quicquid  sollerti  peperit  per  cuncta  Minerua 

Otia,  Rlietorica  quicquid  ab  arte  tulit, 
Et  quae  flexanimi  fastigia  contigit  oris, 

Festiuo  quicquid  praestitit  ingenio, 
Quicquid  Isocraticis  potuit  facundia  ludis, 

Quicquid  et  Aeschinis  lingua  diserta  dedit, 
Quodque  Pericleo  fulmen  diffudit  ab  ore, 

Iliades  scriptis  quod  docuere  viri, 
Omnia  complexus  paruo  haec  praecepta  libello 

Imbuit  his  nati  pectora  fida  sui. 
Ergo  age,  quo  videas,  Lector,   quo  dogmate  natum 

Tullius  instituit,  perlege,  quaeso,  librum. 
Langius  interpres  qui  sit,  tu  saepe  notasti, 

Accurras,  doctus  nempe  Magister  erit. 

Hieronymus   Rupertus  Budisensis  Palladiae 
luuentuti. 
Si  iuuat,  eloquij  studijs  exculta  iuuentus, 

Nunc  latium  linguae  perdidicisse  decus, 
Huc,  iuuenis,  propera  Cyrrhataque  conflue  turba, 

Rhetorices  vigili  mente  capesse  librum. 
Paruus  hie  est,  sed  doctrinae  grauitate  refertus. 

Qua  magnum  paruus  supprimat  ille  librum. 
At  tu,  qui  fuluo  cupias  ditarier  auro, 

Hunc  fuge,  nil  loculis  conferet  ille  tuis. 


A9  ALTE   EINBLATTDRUCKE 

/' 

Sed  terrae  venas  et  rubri  littora  ponti, 
Et  celer  Aeoas  appete,  lector,  opes. 

Si  magis  armiger^  placeant  tibi  dona  Mineruae, 
Hunc  iubeo  voluas  nocte  dieque  librum. 

Matthias  Haren  ad  Lectorem. 
Auricomus  stellis  sol  quantum  lumine  praestat, 

Et  pernox  quantum  luna  nitore  micat, 
Tullius  eloquio  tantum  praecelluit  omnes 

Doctos,  quos  tenuit  Romula  terra,  viros. 
Floruit  ac  iamiam  Ciceronis  gloria  floret. 

Quem  lege,  si  latio  dicere  more  cupis. 
Munera  quisquis  amas  contingere  Quintiliani, 

Hunc  lege  perpetua  sedulitate  librum. 
Hie  ea,  quae  scribunt  verborum  ambage  vaganti, 

Offendes  paruo  conglomerata  libro. 
Huc  properes,  iuuenis,  docta  comitante  caterua, 

Langius  ostendet,  quae  latuere  diu. 

Hermannus     Tulichius     bonarum     literarum 
C  o  n  d  i  s  c  i  p  u  1  o. 
Ergo  quid  expectas?    quid  te  studiumque  moraris? 

Quin  ades  et  linguae  Numina  prima  colis? 
Quis  negat  Andino  primas  in  carmine  Vati, 

Quo  canitur  virtus,  gloria,  fama  Ducum? 
Quis  negat  eloquij  Marcum  Cicerona  parentem. 

Quo  superat  pecudes  et  sibi  praestat  homo? 
Nemo  quidem  sano  constans  sibi  pectore,  nemo, 

Qui  non  Anticyrae  fertilitatis  eget. 
Vergilio  cedunt  pro  maiestate  poetae, 

In  vacuo  regnat  Marcus  et  ipse  foro. 
nie  canit  Musis  plaudentibus  arma  virumque, 

Praeditus  hie  Suada  bella  togamque  regit. 
Quos  (velut  humanos  conatur  Simia  mores) 

Assiduo  a  teneris  disce  referre  stilo. 
Langius  hoc  agitat,  quo  non  tibi  copia  desit, 

Dum  te  Virgilium  cum  Cicerone  docet. 


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43 


Ne  mentem  subeat  sero  Metania  dolore, 
Nunc  memorem  studij  te  decet  esse  tui. 

Ergo  quid  expectas  Latialis  discere  linguas, 
Rhetoricam,  quam  dedit  ipse  Deus? 


Ein  Leipziger  Osterprogramm 
von  1557  oder  1558. 

Während  von  den  Scripta  publice  proposita  der  Witten- 
berger Universität  eine  reiche  Sammlung  auf  uns  gekommen 
ist,  scheinen  die  Leipziger  akademischen  anschlage  nur 
geringe  beachtung  gefunden  zu  haben  und  bis  auf  wenige, 
deren  erhaltung  einem  glücklichen  zufall  zu  verdanken  ist  i, 
der  Vernichtung  anheimgefallen  zu  sein.  Der  folgende 
plakatdruck  zeigt  uns,  dass  es  um  die  mitte  des  i6.  Jahr- 
hunderts auch  an  der  Leipziger  hochschule  sitte  war,  vor 
ostern  durch  einen  öffentlichen  anschlag  auf  die  bedeutung 
des  festes  hinzuweisen  und  zur  andächtigen  feier  desselben 
aufzufordern.  Dem  Stile  nach  könnte  das  programm  recht 
wohl  von  Joachim  Camerarius  herrühren.  Die  datierung 
der  scheda  macht  Schwierigkeiten.  Es  heisst  am  Schlüsse: 
im  3066.  jähre  nach  dem  ersten  passah  (beim  auszug  der 
kinder  israel  aus  ägypten),  im  1524.  jähre  nach  dem  tode 
und  der  auferstehung  des  wahren  passahlammes.  Legt  man 
die  in  Wittenberg  übliche  Zeitrechnung  zugrunde,  so 
führt  die  erste  angäbe  auf  das  jähr  1557  -,  die  zweite  auf 
1558^.  Im  Sommersemester  1558  war  Camerarius  zum 
dritten  male  rektor  der  Universität. 


i)  so  ist  z.  B.  in  einer  gleichzeitigen  abschrift  erhalten  die  kund- 
gebung  der  Leipziger  Universität  beim  tode  und  begräbnis  des  kurfürsten 
Moritz  vom  15.  juli  1553,  die  übrigens  höchst  vi^ahrscheinlich  ebenso  wie 
unser  osterprogramm  von  Joachim  Camerarius  verfasst  ist:  Ztschr.  f. 
Kirchengesch.  26,   135  f.  2)  CR  IX   141:  Datum   1557.     In  Pascate, 

quod  est  ab  exitu  Israelitarum  ex  Aegypto  Pasca  3066.  Dement- 
sprechend 519:  10.  April  1558:  Die  Paschatos,  quod  est  ab  exitu  ex 
Aegypto  Pascha  3067-,  791:  Data  anno  1559  in  Pascate,  quod  est  ab 
exitu    IsraeUtarum    pasca  3068  3)  CR  IX   121  :  Datae  anno  1557 

die  25.  Martii,  quo  die  ante  annos  1523  filius  Dei  in  cruce  victima 
factus  est;  508:  24.  Martii  [1558],  quo  die  filius  Dei  ante  annos  1524 
coenam  instituit.     Vgl.  ferner  CR  V  712  und  VI  446. 


44 


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Rector  academiae  Lips. 
Tria  opera  admirabilia  uel  omnem  potius  admira- 
tionem  superantia  effectionis  diuinae  sacrae  literae  cele- 
brant.  Vnum  est  uniuersitatis  rerum  de  nihilo  productio 
atque  conformatio,  Alterum  labefactionis  instauratio,  Ter- 
tium  de  morte  et  interitu  in  uitam  restitutio.  Ex  his 
omnipotentia  diuina  creando  et  faciendo,  quae  non  erant, 
principium  et  originem  mundi  et  omnium,  quae  hoc  com- 
praehenduntur,  constituit  et  misericordia  ac  dementia 
alienationem  a  se  obliterauit.  Quae  ingentes  et  cogi- 
tationem  intelligentiamque  omnem  hebetantes  res  pietate 
fidei  et  religiosa  assensione  percipi  sola  possunt.  Sed 
tertium  opus,  ut  non  minas  arduum,  sie  certissimis  ar- 
gumentis  demonstratum  est.  Nam  resurrexisse  de  se- 
pulcro  uiuentem  eum  lesum,  quem  in  cruce  mortuum  et 
in  monumentum  depositum  constabat,  multis  euidentibus 
testimonijs  est  declaratum.  Resuscitatus  autem  hie  pri- 
mus  omnium  est  ad  uitam  aeternam,  et  ideo  Apostolus 
a7tap)^7jv  ait  eum  esse  twv  xsxociiyjfxsvwv  ^  Et  quemad- 
modum  peccati  alieni  poenam  sua  sponte  sustinuit  mo- 
riendo,  ita  propriam  iusticiam  Resurgendo  nobiscum 
communicauit.  In  hanc  lesu  Christi  uere  mortui  ueram 
de  morte  Resurrectionem  in  uitam  nonnullorum  callida 
magis  quam  pia  consideratio  non  sine  perniciosa  offen- 
sione  incurrit,  discedens  a  fidei  religione  et  animi  sui 
cogitationibus  %aX  StaXoYto[ioi<;  indulgens.  Notarunt  aliqui 
Origenica  hac  in  parte  aXXr]Yopfj[j.aTa.  Et  S3mesium 
uirum  eruditum  et  doctum  constat  quasdam  oTTOvoia? 
Platonicas  in  praecipuam  rem  rerum  in  Christianismo 
omnium  aliquando  implicuisse -.  Nos  igitur,  quae  plane 
et  perspicue  Apostolica  doctrina  tradidit,  ea  simpliciter 
et  aSiaxpiTox;  uera  esse  credamus  et  in  hac  fide  exulta- 
tione  pia  animorum  celebremus  Deum  aeternum,  Patrem 
Domini  nostri   %ai  awT^po?   lesu  Christi,  qui  hunc,   cum 

i)    I.   Kor.    15,   20  2)  RE''   19,  238,   24  ff. 


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45 


oboedientiam  praestitisset  usque  ad  mortem  \  excitauit 
de  morte  et  collocatum  ad  dexteram  suam  occupare 
uoluit  sedem  coelestem  usque  ad  tempora  instaurationis 
rerum  uniuersarum  (quemadmodum  concionatur  Petrus 
Apostolus^)  cunque  hoc  iacentes  in  peccatorum  morte 
simul  reuocauit  in  uitam  gratia  facta  peccatorum  per 
fidem,  ut  dicitur  in  Epistola  ad  Corinthios^.  Hos  esse 
eos  oportet,  qui  sentiant  se  et  mortuos  esse  et  uiuere 
cum  Christo,  et  illi  iam,  ut  idem  Apostolus  Paulus  aif^, 
suscitati  cum  Christo  quaerent  sublimia,  ubi  Christus  sedet 
ad  dexteram  Dei,  sublimia,  non  terrena  capient  consil[i]a. 
Maximae  res  istae  sunt,  de  quibus  cum  alia  -avTiYoptxöJc 
Gregorius  timi  haec  praedicat^:  ios'/jO-r^jxsv  ij'soö  oapy.oo- 
{iivoo  zal  v£xpoD{jivoD,  i'va  Cr^GOi\Lev,  aDvsvsy.pw^Yjjj-sv ,  iva 
y.aO'apdöjtJ.EV,  aDvaveaTTj{J-sv,  stts'.St]  auvevsxpw'ö-rjjisv,  oovsSoia- 
'3'9tj[iev,  IttsiSy]  aovavsGrr][isv.  Itaque  et  Paulus  Apostolus 
imiuersam  lusticiam  fidei  huc  deducit,  ut  illa,  que  ex 
Deo  est  in  fide,  cognoscat  Christum  xal  tt^v  SovajAiv  r^? 
avaataaswc  aotoö  ^.  Haec  non  pertinent  ad  oscitantes 
aut  somniculosos,  multo  minus  in  petulantum  et  impro- 
borum  animos  penetrant.  Inter  caeteros  mandatos  ritus, 
quos  custodirent  ludaei,  cum  primum  agnum  Paschalem 
iussi  sunt  comedere,  Etiam  hoc  uox  diuina  praecepit,  ut 
succincti  et  lumbis  zona  astrictis  ita  epularentur  cum 
festinatione '.  Ad  se  enim  suos  facta  copia  properare 
uult  Deus  et  pergere  celeriter,  non  cunctari  neque  hae- 
rere  in  ijs,  quae  odit  et  quorum  uiolentia  infesta  est  po- 
pulo  ipsius.  Sed  et  hoc  nimirum  recte  inteUigi  potest 
significari  isto  cingulo:  Omnes  in  studio  et  cura  religionis 
compescendas  esse  cupiditates.  lumentorum  non  lumbi 
quidem  deuinciuntur,  sed  astringuntur  tamen  ora  et  as- 
perioribus  .quoque  frenis  interdum.  Xam  in  illis,  quod 
regat  impetum  animalem,  nihil  inest.  In  homine  uero 
praestantissima    natura   mentis    gubernatrix    appetitionis 

i)  Phil.  2,  8  2)  Apg.  3,  21  3)    2.  Kor.  4,   ii  4)  Kol. 

3,  I  f.       5)  Or.  45,  28  p.  867b  Bened.       6)  Phil.  3,  10       7)  2.  Mos.  12,  11 


46 


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collocata  est.  Quam  in  ijs,  qui  noua  iam  creatura  sunt 
in  Christo  ^,  quorum  deprauata  peccato  caro  interfecta 
est  -,  quorum  spiritus  Christi  ductor  est,  denique  oi  Tcavta 
layöoDatv  sv  Tcp  sv§Dva{j.oövT'.  autoo?  ypiazCo  ^,  efficacem  pro- 
fecto  et  praeclaram,  multo  minus  inertem  neque  ipsis 
etiam  beluis  deteriorem  esse  oportet,  in  quibus  suae  cuius- 
que  naturae  modo  incitatio  bruta  terminatur.  Excurrant 
iumenta  et  expedita  agitentur  ad  arbitrium  humanum, 
sunt  enim  aXo'^a.  Homines  cingantur,  ornentur,  instru- 
antur  et  ultro  pareant  rectae  rationi,  cum  sint  Cwov 
XoYixöv.  Uli  uero,  in  quibus  etiam  habitat  aiSioo  ^soö 
Xo^oQ  %aX  voö  Toö  {JLEYaXoo  YsvvYj|Aa  xat  op[J.y][ia  %ai  sxa^pd- 
YtojJLa,  ut  ait  Gregorius  ^,  oc.  St'  Tjjjlöci;  sysvsto  aap6  xal  iaxTj- 
vwaev  Iv  "i^^Ev  ^,  Quales  esse  necesse  sit,  non  indicabimus 
ueterum  quorundam  magnifica  oratione  et  eximijs  sen- 
tentijs.  Sed  hoc  certe  perspicuum  est  Non  esse  Christi- 
anum  eum,  qui  non  sequitur  Ducem  Spiritum  Christi, 
Qui  non  uiuit  Spiritu  neque  huius  iter  ingreditur.  Qui 
sunt  hi?  OD  TTjV  aapxa  saxaupwaav  aov  xolc,  Tra-ö-Tjjiaat  xal 
zaXz  k'Ki%'Vi\yXct.ic,  ^.  Uli  ferunt  iam  fructus  Spiritus  l  Haec 
considerantes  ab  omnibus  non  modo  impijs  et  sceleratis 
atque  flagitiosis  facinoribus  abhorrebunt,  sed  non  habe- 
bunt etiam  tempus  ac  ocium,  ut  superuacaneas  et  inutiles 
xai  ;reptspYODC  curas  laboresque  suscipiant.  lidem,  quem- 
admodum  sunt  vsov  ^6pa[xa  xal  aCo[iov^,  ita  omnem  ad- 
haerescere  et  quasi  agglutinari  uolentis  impuritatis  re- 
mouendae  et  depellendae  occasionem  captabunt  et  ar- 
ripient  facultatem.  Hos  poenitebit  delictorum,  his  sua 
ante  oculos  uersabitur  miseria.  hi  sensu  admoniti  morti- 
ferae  aegritudinis  quaerent  medicum.  hi  in  sua  mendicitate 
implorabunt  opem  diuitis  et  munifici  Dei.  Hi  inuocabunt 
ardenter  Deum  in  fide  lesu  Christi,  ut  perficiat  id,  quod 
incoarit^.     Hi  in  cursu   huius   uitae  contendent  ad  ßpa- 


I 

)  2.  Ko. 

5,   17 

2)    Rom.   8, 

10 

3) 

Phil, 

•  4. 

.  13 

4) 

Or. 

45. 

1  30 

p.  868b  Bened. 

5)  Job.   I, 

14 

6) 

Gal. 

5i 

24 

7) 

Gal. 

5. 

22 

8)   I. 

Kor.   5,   ; 

■         9)  Phil. 

I,  6 

ALTE   EINBLATTDRUCKE 


47 


ßeiov  Tfj?  avü)  xXy^oswc  toö  x^soö  sv  y^picxG)  lri(^oü  ^  alacri  studio 
et  conando  experiundoque  comperient,  quantum  defi- 
ciantur  uiribus  suis  ad  satisfaciendum  uoluntati  diuinae, 
et  ita  confugient  ad  Liberatorem,  Intercessorem,  Recon- 
ciliatorem,  Patronum  %al  [leacxYjv  unicum  ^  Dominum 
nostrum  lesum  Christum.  Qui  in  hoc  numero  suorum 
ut  et  nos  esse  et  semper  manere  uelit,  precemur  assidua 
ueneratione,  inuocantes  religiöse  eternum  Deum,  Patrem 
unigeniti  fihj  Domini  nostri  lesu  Christi,  una  cum  Spiritu 
sancto,  cuius  est  omnis  laus,  honor,  gloria,  potentia,  re- 
gnum,  saeculis  infinitis.  Prop.  Festo  die  Paschatos  a 
prima  tütcixoö  slxövoc  obseruatione  ter  milesimo  sexage- 
simo  VI.  A  ueri  agni  Dei  nece  et  resurrectione  in 
uitam  usitato  calculo  Milesimo.    D.  XXIIII. 


Melanchthoniana. 

Wir  beginnen  mit  den  berühmten  thesen,  die  Melan- 
chthon  zur  erlangung  des  grades  eines  baccalaureus  theologiae 
biblicus  am  g.  September  15 19  aufgestellt  hat.  Zum  ersten 
male  hat  sie  Seidemann,  Thomas  Münzer,  Dresden  1842, 
s.  124  veröffentlicht,  doch  nicht  als  thesen  Melanchthons, 
sondern  Thomas  Münzers.  Er  gibt  sie  nämlich  wieder  nach 
einer  eigenhändigen  niederschrift  Münzers  im  Dresdener 
hauptstaatsarchiv,  wo  sie  die  Überschrift  tragen  :  'Questio  M. 
Tome  Munczer  disputanda'.  Dann  druckte  sie  Krafft,  Briefe 
und  Dokumente  aus  der  Zeit  der  Reformation  im  16.  Jahr- 
hundert, Elberfeld  [1875],  s.  6  ab,  und  dieser  hat  nun  den 
Verfasser,  den  zweck  und  die  bedeutung  der  thesen  richtig 
erkannt.  Er  fand  nämlich  auf  der  kgl.  bibliothek  zu  Berlin 
eine  abschritt  des  Originaldruckes,  die  Joh.  Haner  in  Nürn- 
berg für  Joh.  Hess  in  Breslau  angefertigt  und  mit  anderen 
gedruckten  und  abgeschriebenen  Wittenberger  thesen  aus  den 
Jahren  15 16 — 1522  diesem  zugeschickt  hat.  Die  thesen 
haben  in  dieser  Berliner  handschrift  die  richtige  Überschrift, 
so  dass  Krafft  nicht  irregehen  konnte.  Wahrscheinlich  ist  die 
Überschrift  in  der  Dresdener  abschrift  so  zu  verstehen,  dass 
Münzer   später    ein    zweites    mal    über    die  thesen  disputiert 

i)  Phil.  3,  14         2)   I.  Tim.  2,  5 


48 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


hat^.  Der  fall,  dass  dieselben  thesen  mehrmals  als  unterläge 
für  eine  disputation  dienen  mussten,  steht  ja  in  der  refor- 
mationsgeschichte  nicht  vereinzelt  da  (vgl.  W.  A.  i8,  215  f.*). 
Zum  dritten  male  abgedruckt  wurden  unsere  thesen  von 
Kolde,  Die  loci  communes  Philipp  Melanchthons  in  ihrer 
Urgestalt  nach  G.  L.  Plitt  ^,  Leipzig  1900,  s.  250 — 252,  und 
zwar  nach  derselben  Berliner  abschrift.  Dass  die  thesen 
ursprünglich  als  einblattdruck  ausgegangen  sind,  beweist  eine 
stelle  aus  Ecks  briefe  an  kurfürst  Friedrich  von  Sachsen  vom 
8.  november  15 19:  „thu  ich  euch  kund,  das  mir  kurzlich  ein 
Disputation-Zedel  von  Wittenberg  kommen  ist,  gedruckt;  unter 
den  andern  ist  auch  das  ein  Position :  [folgt  these  18]"  (Enders  2, 
244).  Dass  die  Zw.  R.  S.  B.  ein  exemplar  dieses  einblatt- 
drucks besitzt  —  er  stammt  aus  der  presse  des  Joh.  Grunen- 
berg  in  Wittenberg  — ,  erwähnte  ich  bereits  Studien  und 
Kritiken  1897,  s.  819  f.  Ich  gebe  ihn  hier  genau  wieder 
mit  den  textabweichungen  bei  Seidemann  (S.\  Krafft  (Kr.) 
und  Kolde  (Ko.) ;  im  allgemeinen  steht  Münzers  abschrift 
dem  original  näher  als  die  Haners.  Ueber  den  damaligen 
dekan  der  Wittenberger  theologischen  fakultät,  den  letzten 
guardian  des  franziskanerklosters  Petrus  Fontanus  oder  Fontinus 
vgl.  Enders  2,  iSy^^;  Neues  Archiv  f.  Sachs.  Gesch.  21,  266; 
Zentralblatt  f.  Bibliothekswesen  24,  598 f.;  Ztschr.  f.  Gesch. 
u.  Altertum  Schlesiens  29,  136  ff.,  Ztschr.  f.  Kg.  32,  283^ 
und  Lemmens,  Beiträge  zur  Gesch.  der  Sachs.  Franziskaner- 
provinz V.  hl.  Kreuze  II,   12. 

R.  P.  PETRVS  FONT.  FACVL.  THEOLO. 

DECANVS  DISSERET  DE  SVBIECTIS 

PROPOSITIONIBVS,  RESPON- 

DENTE  PHILIPPO  MEL. 

1 .  Natura  humana  diiigit  sese  propter  seipsam  ^  maxime. 

2.  Deum  propter  seipsum  diligere  nequit. 

3.  Cum^  diuina,  tum  naturalis  lex  statuit  deum  propter 
sese  diligendum  esse. 

4.  Quod  cum  non  possimus,  lex  in  causa  est,  vt  serui- 
liter  metuamus  deum. 

i)  vielleicht  bei  seiner  promotion  zum  baccalaureus  der  theologie. 
Aber  wir  wissen  nicht,  wann  und  wo  er  sich  diesen  grad  erwarb,  auch 
nicht,  wann  und  wo  er  magister  geworden  ist  (RE^  13,  556)  2)  seipsum 
Kr.         3)  Tum  Kr.-Ko. 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


49 


5.  Odisse^  necesse  est,  quod  timetur. 

6.  Lex  igitiir  facit,  vt  et  -  odio  nobis  sit  deus. 

7.  Vt  odium  amoris  initium  non  est,  ita  nee  metus  ser- 
uilis  initium   est  filialis. 

8.  Consectaneum  est  poenitentiae  initium  non  esse  me- 
tum  seruilem. 

g.  Ergo  Christi  beneficium  est  iustitia. 

10.  Omnis  iustitia  nostra  est  gratuita  dei  imputatio. 

1 1 .  Ergo  et  bona  opera  peccata  esse  non  est  absimile  vero. 

12.  Intellectus   nulli    propositioni   assentiri^    potest    citra 
rationem  aut  experientiam. 

13.  Xec  voluntas  per  sese  intellectum  eicotibus^  cogere 
potest  vt  assentiatur. 

14.  Voluntas  per  charitatem  rapta  ad  obiectum  credibUe 
imperat  intellectui,  vt  assentiatur^. 

15.  Hie  assensus  fides  est  seu  sapientia. 

1 6.  Catholicum  praeter  articulos,  quorum  testis  est  scrip- 
tura,  non  est  necesse  alios  credere. 

17.  Conciliorum   auctoritas   est   infra  scripturae   auctori- 
tatem. 

18.  Ergo   citra  haeresis  crimen   est   non    credere  carac- 
terem,  transsubstantiationem  et  similia^. 

19.  Eides  acquisita  est  opinio. 

20.  Qui  delinquit  in  vno,  reus  est  omnium. 

2 1 .  Praecepti  ^  sunt    diligere    inimicum ,    non    vindicare, 
non  iurare,  communio^  rerum. 

i)  Odiisse  S.  2)  et  fehlt  Kr.         3)  assentire  Kr.         4)  ecconi- 

bus  S.  (dazu  bemerkt  derselbe  Sachs.  Kirchen-  u.  Schulbl.  1874,  no.  19 
sp.  148,  dass  bei  Dungersheim  von  Ochsenfurt  econem  für  iconem,  icona 
vorkommt),  sine  motibus  Kr.  sine  eicotibus  Ko.  (dazu  vgl.  Kawerau,  Re- 
formation und  Gegenreformation^,  Tübingen  1907,  s.  22  a.  i :  =  avsu 
öIv.ötojv,  u.  W.  Köhler,  Theol.  Literaturzeilung  26,  17:  entspricht  dem 
citra  rationem  in  these  12)  5)  these  14  fehlt  S.  6)  etc.  S.  —  Wie 
übrigens  zum  Verständnis  von  Luthers  95  thesen  dessen  Resolutiones  un- 
entbehrlich sind,  so  muss  zu  obigen  thesen  16 — 18  Melanchthons  brief 
an  Joh.  Hess  vom  febr.  1520  CR  I  no.  62  herangezogen  werden 
7)  Kr.-Ko.  korrigieren  mit  recht :  praecepta.  Sinn :  Feindesliebe,  sich 
nicht  rächen,  nicht  schwören ,  gütergemeinschaft  sind  praecepta ,  nicht 
consilia.     Vgl.    Luther,    Opera   varii    argumenti  4,    450  8)  communia 

Kr.-Ko. 

Giemen,  Alte  Einblattdrucke.  a 


ZQ  ALTE   EIXBLATTDEUCKE 

2  2.  Leges  naturae  habitus  sunt  concreati  animae. 

23.  Natura   magis   affectat  bene  esse  quam  esse  simpli- 
citer. 

24.  Deus  est  vnus,  in  categorijs  diuinis,  omnium  summa 
est.  M.  D.  XIX. 

Femer  sei  es  gestattet,  auf  einen  einblattdruck  besonders 
hinzuweisen,  dessen  von  Melanchthon  verfasster  text  zwar 
bekannt  ist  —  wenn  er  auch  nicht  die  gebührende  beachtung 
gefunden  hat  — ,  von  dem  aber  kein  originalexemplar  mehr 
zu  existieren  scheint.  Auch  das  BerUner  auskunftsbureau 
hat  keins  auftreiben  können. 

Am  3.  Oktober  1520  übersandte  Eck  die  gegen  Luther 
gerichtete  bannandrohungsbulle  der  Wittenberger  Universität. 
Der  damaHge  rektor  aber  verweigerte  die  Veröffentlichung  der 
bulle,  da  die  Übersendung  nicht  in  ordentlicher  form  erfolgt 
sei.  Gleichzeitig  wollte  Eck  die  bulle  im  bistum  Naumburg 
durch  den  damals  in  Zeitz  residierenden  offizial  und  Statt- 
halter des  bischofs  von  Freising,  Dr.  Schmidberg,  publicieren. 
Schmidberg  aber,  ein  eifriger  Verehrer  Luthers,  erbat  sich 
erst  Instruktion  von  der  kursächsischen  regierung,  und  diese 
legte  die  anfrage  der  Wittenberger  Universität  und  speziell 
Melanchthon  zur  begutachtung  vor.  Kurz  vorher  hatte 
Melanchthon  einen  kurzen  aufruf  an  die  deutsche  nation  in 
plakatdruck  ergehen  lassen,  in  dem  er  die  volle  schale  seines 
zoiTis  Über  Eck  ausgiesst  und  die  Deutschen  ermahnt,  sich 
durch  die  „eitle"  bulle  nicht  einschüchtern  zu  lassen.  Auch 
in  Leipzig  wurde  dieser  zettel  verbreitet.  Hier  weilte  Eck 
vom  29.  September  bis  zum  3.  Oktober,  stiess  aber  allent- 
halben auf  so  feindseligen  widerstand,  dass  er  sich  kaum  auf 
der  Strasse  blicken  lassen  durfte  -.  Ein  Leipziger  berichtet 
über  diese  dinge  an  einen  freund  in  Luzem,  und  Oswald 
Myconius  gab  unterm  8.  november  diese  nachrichten  schleunigst 
an  Zwingli  weiter.  Eine  abschrift  jenes  Melanchthonschen 
plakatdrucks  fügte  er  seinem  briefe  ein  ^.  Er  hatte  demnach 
folgenden  Wortlaut : 

i)  Köstlin-Kawerau,  Martin  Luther  I  365  ff.  2)  ebenda  s.  369. 

Enders,  Luthers  Briefwechsel  2,  491.  511.  CR  I  268.  Wiedemann, 
Dr.  Joh.  Eck,  Regensburg  1865,  s.  153  f.  Kalkoff,  Die  Miltitziade, 
Leipzig,  191 1,  s.  37  f.  3)  Huldreich  Zwingiis  sämtl.  AVerke,  herausgeg. 
V.  Egli,  Finsler  u.  Köhler,  VII,  Leipzig   191 1,  s.  368 f. 


ALTE    EINBLATTDRUCKE 


51 


Germaniae  suae  libertas.  Quae  nunc  igitur  reliqua 
salutis  tuae]  spes  est,  Germania?  Terruerat  Alpes  et 
Harcinium  iugum,  Rhenum,  Danubium  et  Albim  nuper 
horrificis  clamoribus  ille  Oto,  Encelado  et  Typhoeo  ^  im- 
manior  Eccius.  Nunc  autem  et  fulmina  tibi  et  trisulcos 
Romani  lovis  ignes  adeoque  excidium  minatur,  Sueviae 
tuae  -  infamis  partus,  bellua  Harpyis  rapacior,  hirco  libi- 
dinosior,  otho^  versutior,  chamaeleonte  mutabilior,  dipsade 
venenatior,  leaena  audacior,  crocodeilo  timidior,  breviter 
monstrum,  quo  nihil  magis  varium  ullo  unquam  saeculo 
vidit  hie  sol  noster,  quem  ait  omnia  cernere  sapientissimus 
poeta  ^,  consutum  ex  mendaciis,  vanitate,  sycophantiis,  in- 
sana  gloriae  fame  et  conspurcatum  libidinibus  omnis 
generis.  Foelicem  Germaniam,  gentium  victricem  et  do- 
minam,  si  non  Eccium  tulisset  Suevia.  Porro  autem, 
nisi  prorsus  iratos  habemus  superos,  et  hanc  pestem  non 
Typhoia  tela,  non  Stygos  filia,  sed  veritas  internitioni 
dabit,  non  illa  quidem  Saturnia,  sed  quae  e  sinu  Optimi 
Maximi  Patris  egressa  orbi  se  quondam  ostendit.  Con- 
fide igitur,  Germania.  Fabulae  sunt  Romani  loves  et 
fulmina,  bullae,  quas  et  ipse  bulla,  Eccius,  vanas  vanus 
iactitat.     Vale. 

Später  wurden  besonders  gedichte  Melanchthons  in  ein- 
blattdrucken verbreitet. 

Wir  gehen  aus  von  der  Epistola  dedicatoria  ad  Albertum 
Fridericum  Marchionem  Brandenburg,  vom  25.  märz  1563, 
die  Petrus  Vincentius,  seit  april  1557  professor  an  der  Witten- 
berger Universität  ^,  der  von  ihm  veranstalteten  Sammlung : 
'Epigrammatum  Reverend!  Viri  Phil.  Melanthonis  libri  sex' 
voranstellte.  Er  bemerkt  hier  über  die  art  und  weise,  in  der 
sich  Melanchthons  gedichte  erhalten  hätten :  'Quod  autem 
ad  epigrammata  (sie  enim  sane  nominemus  poemata  hoc  a 
nobis    volumine    collecta  et  editaj  attinet,  ea  vero  magna  ex 

i)  Giganten.  Den  Otus  hat  Melanchthon  wohl  aus  Hyginus 
2)  Eck  i486  zu  Eck  an  der  Günz  in  Schwaben  geboren  3)  otus  die 
Bergeule   PL    10,    23    (33),    68  4)  Hom.    II.    3,    277.     Od.   11,    109, 

12,    323  5)  Nik.    Müller,    Philipp    Melanchthons    letzte    Lebenstage, 

Heimgang  und  Bestattung,  Leipzig   1910,  s.   143,  anm.   155. 


52 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


parte  etsi  ingenium,  eruditionem,  quotidianarum  cogitationum 
pietatem  et  humanitatem  autoris  perspicue  ostendant,  ab  ipso 
tarnen,  ut  qui  nihil  unquam  aut  scriberet  aut  faceret  ad 
ostentationem,  neque  collecta  neque  asservata  sunt,  sed  a 
scholasticis  sparsim  pleraque  descripta,  nonnulla  etiam 
cartis  incompositis  excusa  circumferebantur'^. 
Vincentius  bezeugt  also,  Melanchthons  gedichte  seien  teils  in 
abschriften  von  schülem  von  ihm,  teils  in  einblattdrucken 
verbreitet  worden.  Dass  ersteres  der  fall  war,  beweist  z.  b. 
die  auf  Sammlungen  des  Konrad  Cordatus  zurückgehende 
Berliner  handschrift  des  Sebastian  Redlich  aus  Bernau,  aus 
der  jüngst  Wrampelmeyer  ^  zahlreiche  poetische  und  prosa- 
ische Melanchthoniana  ediert  hat. 

Für  die  Verbreitung  von  gedichten  Melanchthons  in  ein- 
blattdrucken ist  das  erste  beispiel  der  von  C.  Wendel  in  der 
Marienbibliothek  zu  Halle  aufgefundene  einblattdruck  mit  der 
Überschrift :  'Image  Ecclesiae.  Moses  stans  in  caverna  rupis 
ac  videns  tergum  Dei  praetereuntis,  Exodi  33.  Philippus 
Melanthon'  und  dem  gedichte  CR  X  580  no.  199  vom 
23.  april   1543^- 

Verschollen  ist  leider  der  einblattdruck,  zu  dem  das 
gedieht  CR  X  590  no.  218  gehört.  Es  war  das  ein  grosser 
holzschnitt,  der  die  Stadt  Wittenberg  darstellte.  Am  10.  august 
1545  schickte  Melanchthon  ihn  an  Veit  Dietrich,  am  13.  an 
Joachim  Camerarius  und  Bernhard  Ziegler  —  an  ersteren 
mit  der  bitte,  dafür  sorgen  zu  wollen,  dass  er  nicht  von 
Nürnberger  meistern  nachgeschnitten  würde  *  — ;  in  der  ersten 
hälfte  des  august  schickte  auch  der  damals  in  Wittenberg 
studierende  Georg  Finckel  aus  Zwickau  ein  exemplar  an 
seinen  gönner  Stephan  Roth  5.  Gezeichnet  (und  vielleicht 
auch  —    oder    nur  ?  —  geschnitten  ?  ^)    war    dieses  Stadtbild 

i)  CR  X  465/466  2)  Ungednickte  Schriften  Philipp  Melanthons. 
Beilage  zum  Jahresberichte  des  Kgl.  Gymnasiums  zu  Clausthal,  Ostern 
1910  und  191 1.  Mehrere  der  dort  mitgeteilten  stücke  sind  freilich  schon 
bekannt  Von  den  im  ersten  hefte  veröffentlichten  poetischen  stücken  ist 
no.  2  =  CR  X  649,  4  =  628,  7  =  483,  9  =  589,  1 1  =  649,  24  =  654, 
26  =  604,  27  =  652,  29  ==  557,  30  =  669.  Zu  no.  19  vgl.  Lösche,  Ana- 
lecta  Lutherana  et  Melanthoniana,  Gotha  1892,  s.  189,  no.  284  3)  Neue 
Mitteilungen  aus  dem  Gebiet  historisch-antiquarischer  Forschungen  23, 
391  f.  4)   CR  Y  830.   832.  5)   Buchwald,  Zur  Wittenberger  Stadt- 

und  Universitätsgeschichte,  Leipzig   1893,  s.    180.  6)  Schuchardt,  Lucas 

Cranach  des  Aelteren  Leben  und  Werke  I  (Leipzig  185 1),  s.  163  anm.  2, 
n  s.  334  erwähnt  kostümfiguren,  bei  denen  sich  der  holzschneider  mit 
S  1541  bezeichnet  hat.  Dieses  monogramm  köimte  sich  auf  unseren 
Sebastianus  pictor  beziehen. 


ALTE   EINBLATTDRTJCKE 


53 


von  dem  auch  in  Luthers,  lonas',  Georg  Helts  usw.  brief- 
wechseln  vorkommenden  Sebastianus  pictor  ^,  der  wohl  in 
der  ersten  hälfte  des  dezembers   1546  gestorben  ist  2. 

Nun  würde  einzureihen  sein  der  im  auktionskatalog 
N.  F.  4  von  Oswald  Weigel  in  Leipzig:  Bibliothek  I.  K.  F. 
Knaake  II  s.  94  reproduzierte  einblattdruck,  der  unter  der 
Überschrift :  'Epigramma  de  monarchiis'  einen  schönen  holz- 
schnitt,  darstellend  den  träum  Nebukadnezars  Dan.  2,  3 1  ff., 
und  dann  das  gedieht  CR  X  635  no.  301  mit  der  Unter- 
schrift 'Philip.  Melanth.  Witebergae  Anno  M.D.LVI'  aufweist 3. 

Demselben  jähre  endlich  gehört  der  einblattdruck  mit 
dem  gedieht  CR  X  631  no.  294  an,  den  ich  vor  einigen  jähren 
in  der  Zerbster  gymnasialbibliothek,  wo  er  dem  bände  A  3 
vorn  eingeklebt  ist,  entdeckt  habe.  Zuletzt  findet  man 
ihn  erwähnt  in  Rotermunds  Verzeichnis  (Bremen  1814)^. 
Die  Überschrift  lautet:  GIGANTES  CLAMORE  ASI-/NI 
DISSIPATI  /  Darunter  befindet  sich  derselbe  holzschnitt, 
der  in  Luthers  „Neuer  Fabel  Aesopi  vom  Löwen  und  Esel" 
von  1528  begegnet  ^  und  dann  kommt  das  gedieht  mit  der 
Unterschrift:  PHILIPPVS  MELANTHON  ANNO   1556. 

Dieser  einblattdruck  ist  insofern  noch  von  besonderem 
Interesse,  als  durch  sein  erscheinen  die  einigungsverhand- 
lungen  zwischen  den  Magdeburger  und  Witienberger  theologen, 
die  damals  im  gange  waren,  gestört  wurden.  Erstere  witterten 
nämlich,  misstrauisch  wie  man  damals  war,  einen  heim- 
tückischen angriff  dahinter;  mit  Silens  esel,  der  in  dem  ge- 
dieht durch  sein  geschrei  die  himmelstürmenden  giganten 
verscheucht  ^,  habe  Melanchthon  auf  Flacius  gezielt.  Melan- 
chthon  erwiderte  ihm  am  4.  September  1556,  die  verse  seien 
wider    seinen    willen    und     ohne    sein     wissen     veröffentlicht 

i)  de  Wette  V  432  f.,  Kawerau,  Der  Briefwedisel  des  Justus 
Jonas  I  230,  II  359,  Georg  Helts  Briefwechsel,  herausgeg.  v.  O.  Giemen, 
s.  88,  ZKG  II  359;  vgl.  besonders  über  ihn  Seidemann,  Ztschr.  f.  d. 
histor.  Theologie  1860,  s.  490  anm.  26  und  Anzeiger  für  Kunde  der 
deutschen  Vorzeit   1874,  sp.    179 — 181  2)  GR  VI  346;  der  brief  ist 

nach  Ghristmann,  Melanchthons  Haltimg  im  Schmalkaldischen  Kriege, 
Berlin    1902,  s.   23  f.  zu  datieren:   21.  dezember   1546  3)  vielleicht  ge- 

hört auch  der  im  233.  katalog  von  K.  Th.  Völcker's  verlag  und  anti- 
quariat  in  Frankfurt  a.  M.  s.  78  no.  1645  angebotene  einblattdruck: 
'Typus  verae  ecclesiae  sub  imagine  Halcyonum  eleg.  carmine  expressus' 
hierher  =  GR  X  626  no.  285  ?  4)  Hartfelder,  Philipp  Melanchthon 

als  Praeceptor  Germaniae,  Berlin  1889,  s.  613  n.  598  5)  reproduziert 
W.  A.  26,  551  6)  vgl.  Röscher,  Lexikon  der  griech.  u.  röm.  Mytho- 

logie I  2,  1646.  Melanchthon  schöpft  offenbar  wieder  aus  Hyginus 
(s.  oben  s.  51) 


54 


ALTE   EINBLATTDKUCKE 


worden,  und  die  deutung,  die  Flacius  ihnen  gegeben,  sei  ein 
hirngespinst.     Dieser  blieb  indes  bei  seiner  auffassung  ^. 

"Wir  schliessen  einige  einblattdrucke  an,  die  bekannt- 
raachungen  der  Wittenberger  Universitätsbehörde  an  die 
kommilitonen  enthalten  und  bei  denen  die  abfassung  durch 
Melanchthon  zwar  nicht  absolut  sicher,  aber  doch  sehr  wahr- 
scheinlich ist.  Es  gibt  bekanntlich  eine  sehr  reichhaltige, 
kultur-  und  sittengeschichtlich  sehr  ergiebige,  aber  noch  gar 
nicht  ausgeschöpfte  Sammlung,  die  in  zweiter  vervollständigter 
ausgäbe  den  titel  führt :  Scriptorum  publice  propositorum  a 
professoribus  in  academia  Witebergensi  t.  I — IV ;  die  bände 
umfassen  den  Zeitraum  1540—  1561  und  sind  1560,  1562, 
1568  und  1571  erschienen-.  Bretschneider  hat  von  diesen 
'schedae'  nur  diejenigen  ins  Corpus  reformatorum  aufge- 
nommen, die  seiner  meinung  nach  zweifellos  von  Melan- 
chthon verfasst  sind,  und  dazu  einige  wenige,  'quae  historiam 
huius  academiae  externam  simulque  vitam  Melanthonis 
illustrant',  obgleich  er  es  für  sehr  wahrscheinlich  hält,  dass 
Melanchthon  noch  bei  vielen  anderen  als  der  Verfasser  an- 
zusprechen sei.  Die  Zw.  R.  S.  B.  besitzt  nun  eine  ganze 
anzahl  dieser  anschlage  in  einblattdrucken.  An  erster  stelle 
sei  ein  plakatdruck  erwähnt,  der  durch  eine  eigenhändige 
dedikation  Melanchthons  besonders  wertvoll  ist.  Er  enthält 
das  gedieht  über  die  mondfinsternis  am  22.  april  1548,  das 
Scriptorum  publ.  propos.  I  205^ — 206^  abgedruckt  ist  unter 
der  offenbar  dem  plakatdruck  entnommenen  Überschrift :  'De 
eclipsi  lunae,  quae  erit  die  XXII.  Aprilis,  Caspar  Cruciger 
iunior'  ^.  Dass  aber  Melanchthon  der  Verfasser  ist,  könnte 
man  schon  daraus  schliessen,  dass  dieser  bei  dem  ganz  ähn- 
lichen, gleichfalls  unter  dem  namen  des  jüngeren  Kaspar 
Cruciger  gehenden  gedichte  über  die  Sonnenfinsternis  vom 
12.  november  1547  (Script,  publ.  propos.  I  196^ — ^97^)  sich 
dadurch  als  den  autor  zu  erkennen  gibt,  dass  er  es  kurz  vor 
dem  ereignis  einem  freunde  in  einem  einzeldruck  zuschickte  *. 
Unser  plakatdruck  trägt  nun  aber  die  dedikation  von  Melan- 
chthons hand :  Clarissimo  viro  d.  lohanni  Stigelio,  und  damit 
ist  der  Melanchthonsche  Ursprung  des  gedichtes  erwiesen. 

I)  Preger,  Matthias  Flacius  lUyricus  und  seine  Zeit  11,  Erlangen  1861, 
s.  12  f.  2)  CR  I,  col.  LXXVI.  Vgl.  besonders  auch  schon  Strobel, 
Beytriige  zur  Litteratur  besonders  des  16.  Jahrh.,  I  2  (1791),  s.  81  ff. 
3)  über  ihn  vgl.  RE-^  4,  344  4)  an  Georg  Fabricius   10.  nov.   154": 

'mitto  pagellas  de  eclipsi  post  biduum  futura'  (CR  VI  723) 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


55 


De  eclipsi  lunae,  quae  erit  die  XXII.  Aprilis 

Anno  XLVIII. 

Vt  Solymi  quondam  flammantia  in  aere  castra 

Videre,  et  medio  prelia  facta  die  ^, 
Terribilesque  tubae  coelo  sonuere,  priusquam 

Illata  in  Templum  sunt  simulacra  Dei, 
Agmina  sie  inter  rutilas  equitantia  nubes 

Vidimis  hoc  anno  conseruisse  manus  -, 
Vidimus  infestis  acies  concurrere  telis, 

Saepe  faces,  liquidum  qua  per  inane  volant, 
Vidimus  et  Phoebi  iubar  eluctantis  ab  Arcto, 

Dum  uigil  excubias  nocte  satelles  agit, 
In  speciem  teretis  conuerti  protinus  hastae, 

Imbuta  Hectoreo  sanguine  qualis  erat. 
Xunc  alio  signo  Deus  impia  pectora  terret, 

Pectora  prodigijs  non  habitura  fidem. 
Tot  Veneris  reliquas  noctes  ubi  mensis  habebit, 

Cnossia  quot  stellis  cincta  Corona-'  micat, 
Et  decimam  noctis  quando  numerabimus  horam, 

Sirius  et  sitiens  pene  subibit  aquas, 
Quae  fulgere  solet  radijs  argentea  puris, 

In  ferrugineis  Luna  rubebit  equis, 
Scorpius  implicitam  piceis  hanc  efferet  umbris, 

Qua  patet  undecimae  splendida  ualua  domus. 


l)  Contexta  populi  ludaici  historia  a  reditu  ex  Babylonico  exilio 
usque  ad  ultimum  excidium  Hierosolymae  Paulo  Ebero  Kytingensi  autore. 
Anno  M.  D.  XLVIII.  Witebergae,  Vitus  Creutzer.  fol.  Cij^:  'Sub  id 
tempus  quadraginta  continuos  dies  in  aere  mirae  species  conspectae  simt 
armatorum  equitum  et  pedestrium  copiarura  confligentium,  quae  prodigia 
ingentium  calamitatum,  quae  paulo  post  secutae  sunt,  praenuncia  fuerunt'. 
—  Gerade  in  diesen  tagen  beschäftigte  sich  Melanchthon  viel  mit  diesem 
geschichtswerk  (CR  VI,  8i8.  820.  823.  825.  829.  833);  am  17.  april 
schrieb  er  die  vorrede  (CR  VI,  862  sqq.).  Vgl.  noch  Hartfelder,  Melan- 
chthon als  Praeceptor  Germaniae  s.  296  u.  RE^  5,  119  2)  Mel.  an 
Antonius  Lauterbach  in  Pirna,  die  aequinoctii  vemi  [c.  21.  märz]  1548: 
'Conspecta  sunt  prodigia  in  aere  sereno  die  species  duorum  exercituum 
inter  se  dimicantium  prope  Quedelburg;  et  non  procul  a  Salinis  urbis 
species  in  aere  tanquam  magno  incendio  conflagrantis  .  .  .'  (CR  VI,  826) 
3)  Krone  der  Ariadne  (Gnosus  Residenz  des  Minos,  des  Vaters  der  A.) 


56 


ALTE  EINBLATTDRÜCKE 


Falciger  at  primo  Saturnus  cardine  surgens 

Et  toruum  stimulis  aegocerota  ciens 
Gentibus  arctois  denunciat  horrida  bella, 

Quarum  foecundos  irrigat  Albis  agros, 
Aspicit  oppressi  louis  ora  minaciter  idem, 

Sede  iacens  ima  luppiter  ora  regit. 
Te  memorant  ueteres  ^  astris,  Capricorne,  receptum, 

Impositum  postquam  Pelion  Ossa  tulit. 
Scilicet  extructis  ad  sidera  montibus  ausos 

Vim  serpentipedes  Disque  parare  necem, 
Pana  sed  in  falso  tunc  aegocerote  latentem 

Vertisse  in  trepidam  grandia  monstra  fugam, 
Implicitum  laqueis  dirumque  hesisse  Typhona. 

Coelum  pro  meritis  hinc  Capricornus  habet. 
Praelia  nunc  etiam  metuo  uentura  gigantum, 

luppiter  oppressus  terga  dabitque  fugae, 
Atque  aliquis,  cui  nascenti  sua  spicula  uibrat 

Scorpius  in  coelo  culmina  summa  tenens, 
Quamuis  est  Ithaco  sapientior,  haud  tamen  huius 

Effugiet  noctis  damna  futura  breui. 
Sed  tu,  gnate  Dei,  uindex  custosque  fidelis 

Agminis  exigui  ^,  quod  tua  dicta  colit, 
Fata  leues  studijsque  tuis  seruato  dicatos, 

Ex  ore  infantum  ut  laus  tua  uera  sonet  ^. 

Caspar  Cruciger 

lunior. 

Dass  auch  das  folgende  gedieht,  mit  dem  der  damalige 
Universitätsrektor,  Melanchthons  Schwiegersohn  Kaspar  Peucer  ^, 
zur    andächtigen   feier    des  weihnachtsfestes  des  Jahres   1553 

i)  vgl.  Röscher  a.  a.  o.  Auch  hier  wieder  (s.  oben  s.  51  u.  53) 
ist  Hyginus  Melanchthons .  quelle.  Er  benutzte  gewiss  die  ausgäbe  des 
Jakob  Micyllus  (vgl.  Classen,  J.  M.,  Frankfurt  a.  M.  1859,  s.  119. 
242  ff.) :  C.  lulii  Hygini  Augusti  liberti  fabulanim  liber  .  .  .  Eiusdem 
poeticon  astronomicon  libri  quatuor  .  .  .  Basileae  apud  loan.  Hervagium 
1535  mense  Martio.  Hier  vgl.  poeticon  astr.  üb.  II  Capricornus  (p.  85). 
2)  Luc.   12,  32  3)  Matth.   21,   16  4)  über    ihn  vgl.  Nik.  Müller, 

Philipp    Melanchthons    letzte    Lebenstage,     Heimgang    und    Bestattung, 
Leipzig  19 10,  s.  89  ff.  anm.  7 


ALTE  EINBLATTDRÜCKE 


57 


aufforderte  (Script,  publ.  propos.  II  F 4^ — F  6^),  von  Melan- 
chthon  stammt,  beweist  die  Verwandtschaft  im  grundgedanken 
(Siloh  =  5(öpiov)  ^  und  in  einzelnen  ausdrücken  mit  dem 
Melanchthonschen  gedichte  CR  X  609  no.  255. 


Rector  academiae  Witebergensis. 

Isacides  nato  iam  iam  moriturus  ludae 

Fatidico  tales  prodidit  ore  sonos^: 
'Non  mea  posteritas  legem  sceptrumque  docentis 

Amittet  natos  stirpe  ducesque  sua, 
Atherea  donec  missus  de  sede  Redemtor 

Nascetur  Siloh  sanguine,  luda,  tuo. 
Reddet  hie  in  toto  credentibus  orbe  salutem, 

Auferet  et  mortis  tristia  regna  pijs,' 
Dixerat,  extemplo  plus  intellexit  ludas, 

Quem  ueUet  tecta  uoce  notare  pater, 
Scilicet,  aeterno,  Christum,  qui  cum  sit  ab  aeuo, 

Virgine  erat  quondam  matre  futurus  homo. 
Est  etenim  Graijs  ^opiov,  quod  dicere  Siloh 

Lingua  Palaestinae  gentis  Ebraea  solet, 
Inuolucrum  teneri  materno  in  corpore  foetus, 

Quo  cinctus  cotylis  lac  sibi  dulce  trahit. 
Ac  ita  uirgineum  foetum  gens  iUa  uetusta 

Absque  uiri  genitum  semine  uoce  notat. 
Cur  autem  tali  Messiam  signat  lacob 

Nomine,  quae  ratio  quaeue  figura  subest? 
Talis  erit  miserum  quondam  uenturus  in  orbem, 

Talis  in  humano  sanguine  Christus  erit. 
Squalidus  infirmis  gestabitur  ossibus  infans, 

Machina  quo  rerum  tota  loquente  stetit. 
Imo  flagellatus  lignoque  expansus  in  alto 

Totus  pelliculae  more  cruentus  erit. 
Haec  docuisse  suos  grandaeuum  aetate  nepotes 

Isaciden  uocis  significata  monent. 

i)  vgl.  auch  CR  Vm  72         2)  Gen.  49,   10 


58 


ALTE   EINBLATTDEUCKE 


At  quia  praecepit  Deus,  hanc  Ecclesia  uocem 

Vt  sonet,  est  noster  discere  tanta  labor. 
Nos  immersa  malis  gens  et  caligine  mortis 

Pressaque  peccati  pondere  turba  sumus. 
Nam  meriti  nusquam  ratio  uenit  obuia  cuiquam, 

Exequitur  Legis  cum  Deus  ipse  minas. 
Qui  tarnen  humanam  miseratus  pectore  sortem  : 

Haec  te  restituent  Pharmaca,  dixit,  Adam. 
Splendor  et  illustris  summi  genitoris  imago 

Assumet  massam  de  muliere  tuam, 
Ipsaque  Satanicos,  letalia  uulnera,  morsus 

Diuina  fuso  sanguine  tollet  ope. 
Xec  non  offensi  placabit  numinis  iram  — 

Sic  ait  atque  ratam  uerba  habuere  fidem. 
Indult  humanam  reuoluto  tempore  massam 

Filius  excelsi,  uera  propago,  patris. 
Fascia  fit  yopiip  similis,  sie  excipit  ictus, 

lllita  uipereo  spicula  feile,  graues. 
Vincit  et  imposito  uictos  pede  content  hostes, 

Parta  triumphantis  more  trophaea  locans. 
Non  etenim  est  fragilis  tantum  caro  Filius  ille 

Atque  fluens  tabo  fascia  cruda  putri. 
Non  est  panniculus  tantum  uermisque  cruentus 

Pollutusque  atro  sanguine  factus  homo, 
Viuit  in  assumpto  non  enarrabile  Verbum 

Corpore,  sustentat  membra  caduca  Xö^o?. 
Foedere  mirando  nostris  se  filius  oris 

Conceptum  salua  uirginitate  dedit. 
Sic  uult  in  nobis  amissam  accendere  uitam 

Atque  novae  lucis  dona  reperta  dare. 
Non  potuisset  enim  nostrum  durare  uel  horam 

Te  nisi,  nate  Dei,  uiuificante  genus. 
Tu  nisi,  natiirae  nouus  instaurator  ut  esses, 

Consilio  patris  missus  ab  axe  fores, 
Tu  nisi  uulneribus  nostris  medicina  fuisses, 

Spes  expectandae  nulla  salutis  erat. 


ALTE    EINBLATTDKUCKE 


59 


Hic  Xö^o?,  ut  nobis  sese  communicet,  affert 

Accepta  e  patris  nuncia  laeta  sinu, 
Ac  Euangelij  patefacta  oracula  coelo 

Amplecti  docili  pectore  quenque  iubet, 
Et  semper  praesens  discentum  protegit  agmen, 

Adiungit  studijs  quod  pia  uota  suis. 
lusticiaque  sua  Christus  nos  uestit  et  intus 

Adsimilat  uerbo  pectora  nostra  suo, 
Cum  mouet  in  nobis  incendia  talia  flatu, 

Optimus  est  qualis  fons  Deus  ipse  boni, 
Et  patre  placato  celestia  gaudia  nobis 

lustifica  reddit  non  moritura  fide. 
Haec  repetit  nobis  hodierno  Ecclesia  festo, 

Qui  casti  partus  dicitur  esse  dies, 
Cum  Deus,  astrorum  fabricator  et  ordinis  autor, 

In  cunis  tenero  uagijt  ore  puer. 
Mens  igitur  quae  grata  Deo  studet  esse,  subinde 

Cogitet  ardenti  talia  mente  bona, 
Et  celebrans  pura  uenientem  e  uirgine  Christum 

Defensam  curae  se  petat  esse  Deo, 
Oret  et,  ut  placida  Germania  pace  fruatur 

Xec  noceant  studijs  impia  bella  bonis. 
lam  quia  per  uerbum  uehitur  sub  pectora  Christus, 

Debita  doctori  quisque  didactra  ^  ferat. 
Ac  uolumus  castam  Studiosos  munus  ad  Aram 

Votaque  ad  aethereum  ferre  modesta  patrem, 
Vt  noster  coetus  grati  det  signa  favoris 

Exemplo  rehquos  erudiatque  pio. 
Anno   1554. 

Auch  bei  dem  gedichte,  mit  dem  der  damalige  dekan 
der  philosophischen  fakultät,  Matthäus  Blochinger^,  zum 
magisterexamen    am    6.    Januar     1554    einlud^    (Script,    publ. 

I)  Schulgeld  2)    über    ihn    vgl.    Seidemann,  Dr.  Jacob  Schenk, 

Leipzig  1875,  s.  90,    O.  Giemen,    Beiträge    zur  Sachs.    Kirchengesch.   14 
{1899),  s.   226  u.  Müller  a.  a.  o.  s.  143   anm.  154  3)  zweimal  jährlich 

erfolgten  'promociones  magistrorum',  am  I5.juni  und  am  6.  Januar  (Hart- 
felder s.  462) 


5o  ALTE   EINBLATTDRUCKE 

propos.  II  F  7^ — G^),  scheint  mir  die  autorschaft  Melan- 
chthons  festzustehen.  Es  ist  die  schmerzloseste  und  Uebhchste 
einladung  zu  einem  examen,  die  mir  je  vorgekommen  ist. 
Es  fehlt  nicht  an  geschmacklosigkeiten ;  unerträglich  ist  z.  b. 
der  Wortreichtum,  mit  dem  die  jungfräuliche  geburt  behandelt 
ist.  Andererseits  aber  trägt  die  behagliche  breite  bei  der 
Schilderung  des  geschäftigen  treibens  der  engel  um  maria  und 
das  Christkind  sehr  zur  veranschaulichung  bei.  Man  kann 
sich  des  gedankens  nicht  erwehren,  dass  hier  der  holzschnitt 
aus  Dürers  marienleben  nachwirkt,  der  die  geburt  des  Christ- 
kinds in  einer  engen,  baufälligen  hütte  darstellt  (B.  85). 
Wie  vertraut  aber  gerade  Melanchthon  mit  Dürer  und  dessen 
kunst  war,  dafür  haben  wir  genug  Zeugnisse  ^. 

Decanus    collegii   philosophici    in    Academia 
Witebergensi  Mattheus  Plochinger  omnibus 
studiosis  S.  D. 
Christus  Ephrataea  cum  nascitur  hospes  in  urbe 

Virgine,  cuius  bonos  non  temeratus  erat, 
Non  habet  hospitium,  quod  late  splendeat  auro, 

Nee  subit  Attalicis  tecta  superba  bonis, 
Non  in  presepi  recubans  in  frigore  brumae 

E  stipulis  factum  despicit  ipse  thorum. 
Insuper  auxilijs  deserta  puerpera  uirgo 

Omnibus  e  solo  pendet  amore  Dei 
Maturumque  utero  non  ullis  usa  ministris 

Deponit  casti  nobile  uentris  onus. 
Editus  ergo  teuer  genitricis  molHter  aluo 

Rebus  eget  iustis  praesidijsque  puer. 
Aduolat  angelicae  sed  sedula  turba  cateruae 

Atque  ministerium  gaudet  obire  pium 
Officijsque  suis,  cum,  casta  Maria,  recenti 

Lassa  fores  partu,  te  recreare  studet. 

i)  Strobel,  Miscellaneen  literarischen  Inhalts  VI  (1782),  s.  209  ff. 
Zu  den  dort  gesammelten  stellen  (die  briefstelien  sind  CR  VI  322, 
VIII  855,  III  539,  I  974)  kommen  besonders  noch  folgende  zwei : 
Lösche,  Analecta  Lutherana  et  Melanthoniana,  Gotha  1892,  s.  163  no.  217, 
und  Wrampelmeyer,  Ungedruckte  Schriften  Philipp  Melanthons,  Beilage 
zum  Jahresbericht  des  Kgl.  Gymnasiums  zu  Clausthal,  Ostern  191 1,  s.  8  f. 
no.  62  ('Pictura  melancholiae') 


ALTE   EIXBLATTDRUCKE  5l 

Hic  lapidum  ex  uenis  carbones  decutit,  unde 

Attritu  chalybis  mox  noua  flamma  micat. 
At  torres  alius  raptim  sarmentaque  parua 

CoUigit  accenso  dans  alimenta  rogo. 
Porrigit  hic  liquida  fragilem  cum  pulte  patellam 

Et:  'cape,  quam  calidus  percoquat  ignis',  ait. 
nie  uolans  labrum  flammis  apponit  ahenum 

Plenaque  spumantis  pocula  miscet  aquae. 
Tum  quoque  fasciolas  alios  super  igne  uideres, 

Lintea  cum  pannis  alba,  fouere,  suis. 
nie  bipenne  secat  frondes  finditque  minutis 

Partibus,  hic  haustis  balnea  curat  aquis. 
Pars  apte  puero  lectum  componere  certat, 

Vt  recubent  molli  membra  tenella  thoro. 
Plurima  pars  pueri  rapit  oscula  dulcia  Christi 

Illius  et  cunas  officiosa  mouet, 
Dum  capit  exiguum  mater  defessa  soporem 

Siccaque  iucunda  membra  quiete  rigat. 
Talia  perficiunt  intus  sua  munera  laeto 

Pectore  coelestes,  agmina  pura,  Chori, 
Xec  labor  est  ullus,  quem  se  subijsse  grauentur, 

Qua  possunt  puero  gratificantiir  ope. 
At  foris  inuigilat  uacuis  pars  altera  tectis, 

Excubias  Christo  non  simulanter  agens 
Praesidiumque  locat,  custodibus  omnia  cingit, 

Ne  qua  timenda  graui  fraus  sit  ab  hoste  grauis, 
Xeue  uel  absumat  Vulcani  insana  potestas 

Tegmen,  ut  iniecto  corruat  igne  domus, 
Vel  subitus  torto  delapsus  ab  aere  turbo 

Exiguos  laceret  disijciatque  lares. 
Credibile   est   etiam  fremuisse   per   aethera  Martern 

Angelico  furias  ui  superante  choro. 
Interea  reliquus  candenti  in  lumine  coetus 

Grata  Deo  melica  carmina  uoce  canit  ^ : 

I)  Luk.  2,   14 


52  ALTE   EINBLATTDRÜCKE 

'Gloria,  summe  Deus,  tibi  sit,  pax  aurea  terris, 

Humanum  recreent  gaudia  uera  genus.' 
lam  nunc  tempvis  adest,  celebris  cum  gloria  fiet, 

Temporibus  nullis  emoritura,  Dei. 
Crescat  bonos  meliorque  focis  cadat  hostia  sacris, 

Nempe  Dei  agnitio  uera  piaeque  preces. 
Nunc  etiam  terris  pietatis  alumna  redibit, 

Quae  nomen  placidae  nobile  pacis  habet, 
Cordaque  laeticiam  mortalia  rursus  habebunt, 

Anxia  quae  uarijs  ante  fuere  modis, 
Vt,  quodcunque  uigens  alitur  uitalibus  auris, 

Aeternis  celebret  laudibus  oro.ne  Deum. 
Sic  ipsi  uerum  diuino  carmine  cultum 

Et,  quis  honor  deceat  numina  casta,  docent. 
Nos  quoque  mortales  illorum  exempla  secuti 

Edamus  simili  pectore  dulce  melos. 
Si  studeamus  enim  recte  proponere  plebi 

Et  fidis  animis  uerba  docere  Dei, 
Gloria  uera  Deo  dabitur,  tum  nota  per  orbem 

Vox  erit  ac  humiles  audiet  ille  preces. 
Sed  pax  terrenis  iterum  regnabit  in  oris, 

Consensus  quoties  relligionis  erit, 
Communem  quoties  seruabit  aletque  quietem 

Quilibet  officij  pro  ratione  sui. 
Gaudia  spirabunt  mortalia  pectora,  quando 

Admissis  ueniam  lapsibus  esse  scient. 
Quod  fit,  ubi  uerbum  solatia  nunciat  aegris 

Mentibus  ac  intus  gaudia  uera  mouet. 
Tunc  turbata  nouo  recreantur  pectora  motu, 

Vt  iusto  aethereum  numen  honore  colant. 
Talia  quo  fiant,  doctrinam  haurire  necesse  est, 

Ac  Xö^OQ  his  studijs  ipse  fauere  solet. 
Quapropter  fieri  studiorum  examina  prodest, 

Vtilitas  illis  non  mediocris  inest. 
Dent  igitur  nobis  solito  sua  nomina  more, 

Censuram  nostram  qui  subijsse  uolent. 


ALTE    EINBLATTDKUCKE  5^ 

Non  his  officium  nostrum  seu  iusta  uoluntas 
Deerit,  ingenijs  semper  aperta  bonis. 

At  tu,  gnate  Dei,  patriae  concedito  pacem 
Et  studijs  castis,  quod  facis,  usque  faue. 

Tempora  represso  foelicia  Marte  reducas, 
Germinet  ut  sanctum  semen  ^  in  orbe  tibi. 
Anno  1554. 

Wir  reihen  ein  paar  in  prosa  abgefasste  'schedae 
publice  affixae'  an.  In  dem  zunächst  folgenden  lädt  der 
rektor  zur  anhörung  der  Universitätsgesetze  ein,  und  zwar, 
wie  wir  das  in  den  von  Melanchthon  redigierten  bekannt- 
machungen  so  oft  finden,  auf  einem  weiten  umwege :  zur 
immer  klareren  herausstellung  des  trinitätsdogmas  -,  in  dem 
gott  der  menschheit  den  tiefsten  einblick  in  sein  wesen  ge- 
währt hat,  ist  die  Wissenschaft,  zur  pflege  der  Wissenschaft 
die  schule,  zum  gedeihen  der  schule  zucht  und  Ordnung  nötig. 
Die  gesetze,  die  vorgelesen  werden  sollen,  sind  natürlich  die  im 
anfang  1546  bei  Joseph  Klug  in  Wittenberg  erschienenen^. 
Wenn  es  nun  zum  schluss  heisst,  auch  die  'nunc  recens 
addita  capita  de  sumtuum  moderatione,  de  frugalitate  et 
modestia'  sollten  zur  Vorlesung  kommen,  so  bezieht  sich  das 
höchst  wahrscheinlich  auf  die  von  Georg  Rhaw  gedruckte 
Universitätsordnung  „Von  Kleidung,  Geschmuck,  Beköstigung 
der  Hochzeiten,  Gastereien"  vom  20.  juni  1546,  auf  die  ich 
zurückzukommen  hoffe  ^. 

Rector  academiae   VVitebergensis. 
Hodie  in  Ecclesia  Dei  publice  explicatur  admiranda 
doctrina  de  tribus  personis  diuinitatis,  de  qua  cogitantes 

i)  Jes.  6,  13  2)  auch  die  hier  sich  findende  erklärung  des  Ver- 

hältnisses des  Vaters  zum  söhne  und  geist  passt  in  Melanchthons  System 
(Herrlinger,  Die  Theologie  Melanchthons  in  ihrer  geschichtlichen  Ent- 
wicklung, Gotha  1879,  s.  180)  3)  der  originaldruck  ist  folgender: 
Academiae  Witebergensis  leges  quae  bis  quotannis  publice  recitantur. 
Additae  sunt  et  collagij  [!]  Theologie!  &  Collegij  Philosophici  leges. 
Witebergae.  Anno  M.  D.  XLVI.  28 ff.  4".  i^  weiss.  28b:  Witebergae  per 
losephum  Klug,  typographum.  Anno.  M.  D.  XLVI.  Ex.  Zw.  R.  S.  B. 
XX,  VIII.  7,j.  Vgl.  CR  V  911  sq.  CR  X  992  no.  43  sind  die  ge- 
setze nach  dem  gleichfalls  sehr  seltenen  oktavdruck  (Ex.  Zw.  R.  S.  B. 
XXX.  II.  57j)  abgedruckt;  es  fehlt  daher  der  anschlag  des  dekans  der 
philosophischen  fakultät:  'Utinam  saepe  et  attente  cogitent  Scholastici, 
quanta  res  sit  literaria  militia',  fol.  Giij  ^ — 28b  der  quartausgabe  4)  Ex. 
Zw.  R.  S.  B.  VIII.  VII.   2j-,  vgl.  CR  VI   177 


64 


AX,TE   EINBLATTDRTJCKE 


precipue  miremur  et  predicemus  immensam  bonitatem 
Dei,  quod  se  certis  et  illustribus  testimonijs  generi  hu- 
mano  patefecerit.  Et  cum  hae  patefactiones  sine  uUa 
dubitatione  testentur  nos  curae  esse  Deo  et  doctrinam 
traditam  Prophetis  et  Apostolis  ueram  esse,  gratias  ei 
pro  patefactione  agamus  et  intuentes  in  illa  testimonia 
fidem  in  nobis  confirmemus.  Vult  autem  Deus  doctrinam 
de  rebus  tantis  in  Ecclesia  sonare  eamque  mirandis 
modis  seruat.  Et  haec  sine  literis  et  sine  scholis  pro- 
pagari  non  potest.  Gerte  si  quis  volet  haec  vocabula 
utcumque  declarare,  quae  Pllium  discernunt  a  Patre: 
XÖYO?  xal  slxwv  aiStoD  Traxpög,  et  hoc  vocabulum,  quod 
Spiritum  sanctum  a  Patre  et  Filio  discernit,  huic  Hteris 
et  multiplici  doctrina  opus  est.  Vsus  est  Deus  vocabulis 
ex  nostra  consuetudine  sumptis,  quae  ut  intelligantur 
etiam  hominis  natura  aspicienda  est.  In  homine  mens 
cogitando  gignit  imagines,  voluntas  vero  ciet  adpetitiones, 
et  cor  Spiritus  efflat.  Cum  igitur  Filius  dicatur  imago 
et  Xö^OQ,  significatur  cogitatione  genitus.  At  Spiritus 
sanctus  est  amor,  quo  Pater  filium  et  Fihus  patrem  et 
quo  Pater  et  Filius  Ecclesiam  complectuntur.  Quanta 
autem  bonitas  est,  quanta  uis  amoris  erga  nos,  quod 
Deus  in  illo  complexu  suum  spiritum  in  nos  transfundit ! 
Haec  cogitanda  sunt  et  statuendum  tantum  munus  uere 
dari  petentibus.  Cum  autem  hae  tantae  res  et  reliquae 
partes  doctrinae  coelestis  sine  literis  non  possint  pro- 
pagari,  scholae  tuendae  et  amandae  sunt. 

Cumque  in  qualibet  societate  opus  sit  ordine  et  le- 
gibus, Scitis  et  hanc  Academiam  legibus  certis  regi. 
Has  hodie  ut  consuetudo  est  publice  recitari  curabo. 
Et  ad  has  adiungam  recitationem  eorum  capitum,  quae 
nunc  recens  addita  sunt  de  Sumtuum  moderatione,  de 
frugalitate  et  modestia,  quae  duae  uirtutes  nutrices  sunt 
multarum  uirtutum.  Mandamus  igitur  omnibus  Magistris 
et  auditoribus  in  hae  Academia,  ut  hodie  hora  duodecima 
ad  nostrarum  Legum  recitationem  conueniant. 


ALTE   EINBLATTDEUCKE 


65 


Dem  oben  S.  44  ff.  wiedergegebenen  Leipziger  oster- 
programm  von  1557  oder  1558  tritt  ein  Wittenberger  von 
1553  (Script,  publ.  propos.  II  B  7^ — C^)  zur  seite.  Erlassen 
ist  es  von  dem  damaligen  rektor  Lorenz  Lindemann  ^.  Bret- 
schneider  hat  es  nicht  ins  Corpus  reformatorum  aufgenommen, 
wohl  aber  das  von  1554  (VIII  258  no.  5574;.  Aber  schon 
ein  flüchtiger  \'ergleich  zeigt,  dass  Melanchthon  es  damals 
sich  recht  leicht  gemacht  und  einfach  das  programm  vom 
Vorjahre  partienweise  verbotenus  übernommen  hat.  Am 
3.  april  1553  versandte  er  ein  exemplar^.  Auch  das  programm 
von  1554  ist  übrigens  in  der  Zw.  R.  S.  B.  als  plakatdruck 
\'orhanden.  Es  trägt  die  Überschrift:  'Rector  academiae 
Witebergensis  Comes  in  Reinstein  Caspar  Vlricus'  ^. 

Rector  academiae  Witebergensis  Lauren- 
tius  Lindenman,  Juris  Doctor. 
Annus  hie  est  a  primo  Pascate,  quod  Israelitae  exi- 
turi  ex  AegA^pto  celebrarunt,  3062.  Tot  annos  continua 
Serie  et  seruauit  filius  Dei  Ecclesiam  suam  et  agnoscere 
ac  celebrare  eam  sua  beneficia  voluit.  Seruabit  etiam 
deinceps  hanc  ipsam  ob  causam,  ne  in  genere  humane 
extinguatur  uera  ipsius  Noticia  et  inuocatio  Dei.  Sed 
proh  dolor,  ut  Sol  medio  die  lucem  amisit*  et  contra 
naturae  ordinem  subitae  tenebrae  fuerunt,  cum  in  cruce 
filius  Dei  penderet,  ita  in  hac  mundi  senecta  tristes  tene- 
brae erunt  in  magna  parte  generis  humani.  Quis  non 
cohorrescat  cogitans,  cum  filius  Dei  tam  iUustribus  testi- 
monijs  reuiuiscens  ipse  ex  motte  et  resuscitato  magno 
agmine    mortuorum   ostenderit   suam    doctrinam    ueram 

'^  I)  vgl.  über  ihn  Haussleiter,  Melanchthon-Korapendium,  Greifswald 
1902,  s.  42  und  Nik.  Müller,  Melanchthons  letzte  Lebenstage,  s.  142  f. 
anm.  146.  Am  7.  aug.  1549  starb  ihm  ein  söhn  (Script,  publ.  propos. 
I  271b),  am  8.  april  1556  wurde  ein  töchterchen  von  ihm  begraben 
(II  Z").  W.  1532  war  er  immatrikuliert  worden,  zusammen  mit  seinem 
vater,  dem  kurf.  sächs.  leibarzt  Kaspar  Lindemann.  Dieser  starb  übrigens 
(vgl.  meinen  brief Wechsel  Georg  Helts,  s.  106)  wohl  anfang  September 
1536;  Melanchthons  Epitaphium  CR  X  557  no.  154  ist  dementsprechend 
umzudatieren  2)  CR  VIII  65  3)  über  Kaspar  Ulrich  Graf  von 

Regenstein  vgl.  CR  IX  920  und  Ed.  Jacobs,  Ulrich  XL  Graf  von 
Regenstein,  sonderabzug  aus  dem  34.  jahrg.  der  Zeitschr.  des  Harzvereins 
für  Gesch.  u.  Altertumsk.,  s.  4  f.         4)  Luk.  23,  44  f. 

Giemen,  Alte  Einblattdrucke.  C 


55  ALTE   EINBLATTDRXTCKE 

esse  Cumque  Apostolorum  voce  propagata  sit  fere  in 
toto  orbe,  nunc  rursus  in  Asia,  Syria,  Chaldea,  Persia, 
Aegypto  et  maxima  parte  Africae  pene  funditus  deletas 
esse  Ecclesias  et  derideri  sacrificium  filij  Dei  et  Resur- 
rectionem  ?  Et  in  Europa  Pontif ices  et  Reges  obscurant 
doctrinam  de  beneficijs  filij  Dei  et  de  uera  inuocatione. 
Reliqua  est  exigua  multitudo  in  hac  horrida  Boreae  ora, 
quae  pulsam  ex  Asia,  Africa  et  magna  Europae  parte 
vocem  Euangelij  sonat.  In  his  reliquijs,  quanquam  et 
hae  uarie  lacerantur,  tarnen  regnat  filius  Dei  resuscitatus, 
et,  ut  semper  in  nobis  regnet,  assiduis  votis  eum  oremus, 
sicut  orabant  discipuli,  qui  dixerunt:  'Mane  nobiscum, 
domine,  quia  aduesperascit'  ^ 

Etsi  autem  quotidie  necesse  est  cogitare  pios  in  in- 
uocatione, quare  filius  Dei  mortuus  sit,  quare  reuixerit, 
vbi  et  quomodo  regnet,  tamen  iam  in  Pascate  maiore 
intentione  haec  cogitanda  sunt,  agendae  gratiae  Deo, 
quod  hoc  modo  Ecclesiam  aeternam  coUigi  voluit,  et 
petendum,  ut  uere  in  nobis  regnet,  id  est  seruet  inter  nos 
ministerium  Euangelij ,  et  ipse  sit  efficax  voce  Euan- 
gelij in  nobis,  flectat  ad  se  nostra  pectora,  seruet  et 
protegat  aliquos  coetus  inter  has  mundi  ruinas,  sancti- 
ficet  nos  Spiritu  suo  sancto,  sit  deprecator  apud  aeternum 
Patrem  pro  nobis,  sit  Emmanuel,  Defensor  et  seruator 
noster.  Id  esse  ipsius  regnum  in  hac  uita  certum  sit  nobis 
nee  de  eo  cogitemus,  ut  Homerus  -  pingit  deos  ociosos 
conuiuia  agitantes. 

Cum  Paulus  ait^  traditurum  esse  Regnum  Deo 
Patri,  significat  coUectionem  Ecclesiae  in  hac  uita  pro- 
prie  filij  Regnum  esse,  in  quo  uidelicet  voce  Euangelij 
est  efficax,  est  deprecator,  defensor  et  seruator.  Postea 
tradet  Regnum  aeterno  Patri,  id  est,  adducet  uniuersam 
Ecclesiam  in  conspectum  eius,  ut  ipsa  diuinitas  iam  sine 
ministerio  Euangelij,  sine  intercessione,  sine  certaminibus 

i)  Luk.  24,  29         2)  Od.  V   122         3)   I.  Kor.  15,  24 


ALTE   EINBLATTDKUCKE 


67 


coram  in  manifesta  luce  conspiciatur  et  sit  omnia  in 
Omnibus,  sese  nobis  communicans  et  suae  sapientiae  et 
iusticiae  radijs  nos  complens  et  donans  aeternam  uitam 
et  laeticiam. 

His  cogitationibus  iam  fidem,  precationem  et  gratia- 
rum  actionem  accendite  et  subinde  ingeminate  in  pecto- 
ribus  uestris  hanc  vocem.  Iam  in  hac  uita  regnat  inter 
nos  filius  Dei  et  in  nobis  efficax  est  ipsius  diuinitas 
voce  Euangelij.  Non  existimes  nunc  ociosum  esse  et 
tantum  post  hanc  uitam  suis  quibusdam  sodalibus  bene- 
facturum  esse.  Imo  nunc  stat  in  conspectu  aeterni 
Patris  ubique  Ecclesiam  complexus  et  protegens  et  in 
manibus  suis  nos  gestans  et  hac  promissione  nos  con- 
solans :  'Nemo  rapiet  oues  meas  ex  manibus  meis'  ^. 
Haec  uerissima  sunt  et  congruunt  cum  dulcissima  pro- 
missione: 'Ecce  ego  vobiscum  sum  omnibus  diebus  us- 
que  ad  consummationem  seculi'  ^.  Sic  adfuit  Abrahae, 
Isaac,  lacob  et  Ecclesiae  omnibus  temporibus.  Et  Moisi 
promittit  se  praeiturum  esse  populo  ^.  Sic  et  in  Psalmo 
dicitur*:  'Soli  posuit  tabernaculum  in  eis',  videlicet 
Christo  in  Ecclesia,  'Et  ipse  tanquam  Sponsus  procedens 
de  thalamo  suo  exultat  ut  gigas  ad  currendam  uiam 
suam'.  Regnat  in  his,  qui  eum  uera  fide  inuocant,  et 
restituit  in  eis  uitam  et  iusticiam  et  seruat  eos  ac  ut 
gigas  depellit  frementes  diabolos. 

Hac  confirmati  fiducia  filij  Dei  petamus  et  expecte- 
mus  ab  ipso  tanquam  a  Rege  praesenti  auxilium.  Et 
hoc  officio  eum  uelle  coh  sciamus,  sicut  ipse  inquit  '•' :  ' Ve- 
nite  ad  me  omnes,  qui  laboratis  et  onerati  estis,  et  ego 
reficiam  vos'.  Nee  uero  aliter  in  hac  uita  ad  agnitionem 
huius  Regis  perueniri  potest  nisi  ministerio  Euangelij, 
in  quo  ipse  est  summus  Sacerdos.  Vt  igitur  extet 
significatio  reuerentiae  in  nobis  erga  ministerium  Euan- 
gelij, hortamur  omnes  auditores  omnium  doctrinarum  in 

i)  Joh.  10,  28  2)  Matth.  28,  20  3)  Ex.  13,  21  4)  Ps. 

19,  5f.         5)  Matth.   II,  28 


58  ALTE   EINBLATTDRÜCKE 

Academia,  iit  et  munus  ad  Aram  offerant  et  gratias  filio 
Dei  agant  seruanti  Ecclesiam  inter  tantos  diabolorum  et 
mundi  furores  et  petant,  ut  nos  semper  doceat,  gubernet 
et  protegat. 

Die  Pascatos,  Anno  1553. 

Drei  gleichfalls  in  prosa  abgefasste,  kolleganzeigen  ent- 
haltende anschlage  sollen  den  schluss  machen.  Zunächst 
eine  einladung  zu  einem  kolleg  über  Livius  und  eine  zu 
einem  kolleg  über  Herodot.  Die  erstere  (in  den  Scripta  publ. 
propos.  fehlende)  hat  Bartholomäus  Lasan  ausgehen  lassen, 
der  älteste  söhn  des  trefflichen  Zwickauer  bürgermeisters 
Oswald  Lasan  ^.  Er  wurde  im  Wintersemester  1539/40  in 
WitteTiberg  immatrikuliert,  wurde  am  11.  febr.  1550  magister, 
am  19.  juU  in  die  artistenfakultät  aufgenommen,  lud  am  i.  sept. 
1553  zu  einer  erklärung  des  Computus  ecclesiasticus  ein  und 
war  im  sommer  1556  dekan  der  philosophischen  fakultät 
(Script,  publ.  propos.  II  E^,  Dd^,  Dd  7^,  Ee  2=^).  Die  andere 
anzeige  (ib.  Q  7^ — Q  8^)  stammt  von  Ernst  Rhegius,  dem 
jüngsten  söhne  des  Urbanus  Rhegius  '^,  und  gehört  ins  jähr 
1555.  Die  beiden  anschlage  sind  inhaltlich  eng  mit  einander 
verbunden.  Ganz  im  geiste  Melanchthons  ^  wird  der  viel- 
fache nutzen  der  geschichte  betont:  sie  beweist  die  richtig- 
keit  der  alttestamentlichen  Weissagungen,  sie  macht  moralisch 
besser,  kenntnisreicher,  weltklüger  und  —  last,  not  least  — 
sie  fördert  die  eloquentia,  die  sprachliche  bildung. 

De  lectione  Livii. 

Semper  in  Lectione  historiarum  consilium  et  uolun- 

tatem  Dei  consideremus,  quare  ab  initio  mundi  ad  haec 

nostra  usque  tempora   et  maximanim  rerum  memoriam 

et  continuam  mundi  historiam  conseruauerit.     Sunt  enim 

i)  Melanchthon  an  Petrus  Vincentius  25.  märz  1554  (CR  VIII 
258):  'honesti  viri  filius'.  Vgl.  Kioker,  Neuj.ihrsblätter  der  Bibliothek 
und  des  Archivs  der  Stadt  Leipzig  IV,  Leipzig  1908,  s.  29,  Flade,  Bei- 
träge zur  Sachs.  Kg.  24,  191 1,  s.  91,  auch  Buchwald,  Zeitschr.  f.  kirchl. 
Wissensch.  und  kirchl.  Leben,  1884,  s.  51  f.  und  Freytag,  Mitteilungen 
des  Westpreuss.    Geschichtsvereins  8,  4  2)  Uhlhorn,    U.  Rh.,  Elber- 

feld  1861,  s.  337,  Sillem,  Briefsammlung  des  Hamburgischen  Super- 
intendentenjoachim Westphal,  II,  Hamburg  1903,  s.  430.  439  3)  Hart- 
felder, Philipp  Melanchthon  als  Praeceptor  Germaniae,  Berlin  1889, 
s.   198  ff. 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


69 


huius  diuini  consilij  multae  magnae  et  grauissimae  causae, 
quarum  cogitatio  fidem  nostram  confirmat  et  ardentiorem 
inuocationem  in  pijs  mentibus  accendit.  Deinde  quoque 
discrimen  inter  historias  sacrarum  literarum  et  gentium 
tenendum  est.  Nam  historiae  sacrarum  literarum  non 
solum  ut  Ethnicae  insignes  imperiorum  mutationes,  prae- 
cipuas  in  negotijs  deliberationes ,  exempla  uirtutum  et 
uitiorum,  poenas  Tyrannorum  et  de  multis  alijs  uitae  par- 
tibus  lectorem  admonent,  Verum  etiam  commonefaciunt 
nos  de  uoluntate  Dei,  tradunt  doctrinam  de  promissionibus 
et  patefactionibus  ac  ostendunt  Ecclesiae  conseruationem, 
coelestis  doctrinae  propagationem,  miraculosas  piorum 
liberationes  et  certas  regnorum  periodos  uere  Dei  opera 
esse  nee  ulla  humana  Sapientia  regi  aut  gubernari.  Vt 
autem  series  Monarchiarum,  tempora  promissionum  ac 
patefactionum  aliarumque  rerum,  quarum  in  sacris  Bib- 
lijs  mentio  fit,  intelligi  et  certitudo  earum  deprehendi 
possit,  miscenda  est  lectio  Ethnicae  historiae  cum  sacris. 
Nam  ex  gentium  monumentis  multa  testimonia  colH- 
guntur,  quibus  scripta  Prophetica  et  ApostoHca  illustran- 
tur  et  confirmantur.  Nee  tamen  sine  discrimine  inci- 
pientes  cuiuslibet  scribentis  historiam  legere  debent, 
uerum  memores  esse  praecepti  Quintihani,  qui  optimos 
quidem  et  statim  et  semper,  sed  tamen  eorum  candi- 
dissimum  quemque  et  maxime  expoHtum  legendum  ab 
incipientibus  esse  admonet.  Inter  hos  Princeps  in  latina 
Hngua  est  Liuius,  cuius  historia,  ut  Thucydides  ^  de  sua 
inquit,  uere  zxr^fjia,  id  est  perpetuus  thesaurus  posteritatis 
est.  Nee  profecto  amplior  thesaurus  de  origine  et  statu 
rerum  Romanarum  nunc  extat,  quam  sunt  ipsius  monu- 
menta,  in  quibus  continua  historia  septingentorum  fere 
annorum  a  condita  Roma  ad  ultimae  Monarchiae  initium 
usque  continetur,  sub  quo  Daniel  -  ante  multa  secula  uen- 
turum  Messiam  praedixit.     Narrat  autem  magna  cura  et 


i)  I  22,  4       2)  2,  44 


/ 


ALTE   EIXBLATTDRUCKE 


fide  maximorum  consiliorum  in  hello  et  pace  delibera- 
tiones,  demonstrat  formam  Reipublicae  Romanae,  ostendit 
sacerdotij  ac  politiarum  ordinationem ,  indicat  insignes 
in  gubernatione  mutationes  earumque  causas,  recenset 
multos  uiros  et  ingenio  et  uirtute  nobiles,  proponit  per- 
sonarum  descriptiones  et  comparationes,  recitat  Tyranno- 
rum  et  malorum  hominum  poenas,  distinguit  seriem 
temponim,  denique  de  multis  alijs  magnis  rebus  admonet, 
quarum  enumeratio  hie  nimis  longa  esset.  Tanta  est 
autem  eloquentia,  ut  splendore  orationis  sine  uUa  dubi- 
tatione  antecellat  omnibus  Latinis  scriptoribus  nee  uUius 
lectio  studiosis  eloquentiae  ad  alendam  copiam  et  imita- 
tionem  figurarum  sit  utilior.  Proderit  igitur  eins  lectio 
et  ad  rerum  Cognitionen!  et  ad  orationis  latinae  copiam 
parandam.  Quare  decreui  ordine  libros  historiae  Liui- 
anae  incipiens  a  primordio  conditae  urbis  enarrare,  ad 
quam  enarrationem  scolasticos  adhortor.  Spero  autem 
bonis  ingenijs  hunc  nostrum  laborem,  quem  in  enarrando 
sumimus,  gratum  fore,  uel  ob  hoc  ipsum,  quod  ad  cogni- 
tionem  huius  optimi  autoris  inuitantur  et  inter  enarran- 
dum  de  multis  grauissimis  rebus  commonefiunt. 

Bartolemeus  Lasan. 
[Darunter  noch  handschriftlich :  Inchoabo  proxima 
die  Mercurij  hora  septima  mane  in  collegio  Medicorum.] 

De  interpretatione  Herodoti. 
Multae  grauissimae  causae  sunt,  propter  quas  Deus 
uult  notam  esse  seriem  temporum  mundi.  Vult  enim 
sciri  initia  generis  humani  et  cognosci,  quae  sit  prima 
doctrina,  quando,  ubi,  quo  ordine  patefactiones  diuinae 
factae  sint  et  edita  a  Deo  ülustria  testimonia  de  doctrina. 
Ad  harum  maximarum  rerum  considerationem  opus  est 
etiam  nosse  gentium  discrimina  et  Regnorum.  Ac  in 
Daniele  ^  Deus  ipse  Monarchiarum  seriem  praedixit,  Cum- 

I)     2,    36  ff. 


ALTE   EINBLATTDRÜCKE 


71 


que  euentus  ostendat  praedictiones  illas  diuinas  esse, 
confirmamur  hoc  testimonio,  ut  certo  statuamus  totam 
Danielis  doctrinam,  quae  summam  Euangelij  complec- 
titur,  diuinitus  traditam  esse.  Et  perspicua  ibi  uaticinia 
traduntur:  Regnum  ludaicum  destructum  in  monarchia 
Chaldca  restituendum  esse  a  Regibus  Persicis,  deinde 
Graecos  dominaturos  esse,  Postea  secuturam  esse  quartam 
Monarchiam,  in  qua  filius  Dei  futurus  sit  uictima  et  iusti- 
ciam  sempiteram  nobis  exhibiturus.  Haec  dulcissima 
,  uaticinia  tenebrae  sunt  his,  qui  temporum  et  Monarchia- 
rum  seriem  non  norunt.  quae  ut  nota  esset,  Deus  histo- 
riam  omnium  temporum  mirabiliter  conseruauit.  Initia 
mundi  et  duae  Monarchiae  sunt  in  libris  Propheticis, 
Chaldea  et  Persica.  Esaias  ^  Cyrum  nominatim  celebrat, 
antequam  natus  est  plus  centum  annis.  Macedonas  Tyro 
potituros  esse  praedicit  -  ante  natum  Alexandrum  plus 
trecentis  annis.  Sed  propemodum  ubi  finis  est  historiae 
leremiae^  inde  initium  est  historiae  Herodoti,  uidelicet 
ab  Apr}' e  Rege  Aeg}' ptis,  qui  interfecto  leremia  *  postea 
strangulatus  est  ab  Amasi  ^.  Praecipuam  uero  partem 
Persici  regni  Herodotus  recitat,  deinde  graecae  Monar- 
chiae historiam  collegit  Diodorus  Siculus,  Romanam  de- 
scribunt  Liuius  et  qui  eum  secuti  sunt.  Ita  praecipuas 
Imperiorvim  in  mundo  mutationes  Deus  luüt  nobis  notas 
esse.  Legendi  sunt  igitur  praecipui  Scriptores,  Primum, 
Vit  Prophetica  scripta  melius  intelligantur,  Deinde,  quia 
in  tota  uita  humana  historias  et  exempla  consiliorum 
et  euentuum  nosse  utile  est,  Tertio,  quia  historia  recte 
scripta  praecipue  copiam  sermonis  alit  et  ostendit  opti- 
mam  orationis  formam.  Ad  haec  omnia  utilissima  est 
Herodoti  lectio.  Multa  narrat,  quae  illustrant  Prophe- 
ticos  libros  et  testantur  historiam  Ecclesiae  Propheticae 
priorem  esse  et  cum  ea  congruunt.  Narrat  Ion  um  literas 
a  Phoenicibus  sumptas  esse  ^',  unde  intelligi  potest  Phoeni- 

I)   44,  28.  45,   I  2)    23,  I  3)  44,  30  4)    vgl.  RES  8, 

649,  z.  52  ff.         5)  Herod.  II  169         6)  V  58 


72 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


cum  gentem  antiquiorem  esse.  Deinde  abundat  mirandis 
exemplis  mutationum  in  Imperijs  in  AegA'ptio,  Medice, 
Persico,  Lydio  et  lonico.  Et  cum  causas  narrat,  Saepe 
repetit  Regulam,  quae  monet  atrocia  scelera  atrocibus 
poenis  in  hac  uita  puniri,  ut  cum  ait^:  [isyocXwv  äSarjjjLdtcüv 
[JLEYaXat  elai  %aX  Tt[jLcopi7.t.  Item:  ooSelc  äv^pwvrwv  aStxwv 
Tiatv  oox  aitoxtasi.  Denique  de  pluribus  uitae  partibus 
insignes  commonefactiones  tradit. 

Postremo  eloquentia  tanta  est,  prorsus  nullius  ut  sit 
omnium  Scriptorum  oratio  dulcior.  Haec  vox  est  sa- 
pientissimae  antiquitatis  lonicae  natiua  et  incorrupta  sine 
ineptijs,  sine  accersito  cultu,  sine  fucosis  ornamentis, 
purissima  et  lenissima.  Quare  eius  lectio  plurimum  con- 
ducit  Omnibus,  qui  Studium  habent  recte  et  non  horride 
loquendi.  Vt  igitur  a  pluribus  legatur  Herodotus,  de- 
creui  cum  Latine  interpretari  et  spero  studiosis  meum 
laborem  profuturum  esse.  Id  publice  significo,  quia 
optarim  Herodotum  familiarissime  notum  esse  quam 
plurimis.  Nee  dubito  ingeniöses,  ubi  aliquam  eius  partem 
gustarint,  cupidissimos  fore  cognoscendi  integram  histo- 
riam,  Praesertim  cum  postrema  pars,  quae  narrat  me- 
morabile   et   uarium  bellum   Xerxis,   sit   splendidissima. 

Ernestus  Regius,  Vrbani  Regij  filius. 
M.  D.  LV. 

Von  Melanchthon  inspiriert  ist  auch  die  scheda,  mit  der 
Martin  Chemnitz  aus  Treuenbrietzen  im  jähre  1554  sein 
kolleg  über  die  Loci  communes  ankündigte  2.  Geht  er  doch 
gleich  von  demselben  zitat  aus  Epiphanius  ^  aus,  das  Melan- 
chthon in  den  jähren  1553 — 1555  gern  mit  einem  kurzen 
kommentar  in  bücher,  die  er  verschenkte,  wohl  auch  in  solche, 
die    ihm   von   autographenjägern  vorgelegt  wurden,    eintrug*. 


I)  vgl.  etwa  I   13  2)  vgl.  RE^  3,   797  3)  Adv.  haer.  üb.  II 

haer.  LXI  (Migne,   Patrologia  Series    Graeca  41,   1048)  4)   CR  VIII 

59  no.  5361  und  Bindseil,  Philippi  Melanchthonis  epistolae ,  iudicia, 
consilia,  testimonia  .  .  .,  Halle  1874,  p.  368  no.  5710b  Vgl.  auch 
den  anschlag  'De  repetitione  locorum  theologiconim'  von  M.  Cunradus 
Becker  (vgl.  über  ihn  Haussleiter,  Aus  der  Schule  Melanchthons,  Greifs- 


ALTE  EINBLATTDRÜCKE 


73 


In  praelectionem  Locorum  Communium. 

Dulcissime  dixit  vetustas  etiam  melle  immodico  bilem 
augeri  seu,  ut  rectius  graece  dicitur,  xal  yocp  xoö  {jiX'.tog 
TÖ  rtXsov  sott  yoXri  ^.  Quanquam  igitur  dulces  sunt  alle- 
goriae,  tarnen  modum  earum  esse  oportet.  Quare  Epi- 
phanias reprehendens  ludos  intempestiuos  Origenis  omnia 
transformantis  in  allegorias  inquit  Trdvxa  ta  ■ö-sta  pT^jiaTa 
obv.  aXXrjYoptac  Ssirat,  aXXä  mq  s)(si.  iJ'ewptai;  §e  Ssixat  xa.i 
a'.oO'7JCc(0(;  si?  tö  slSsvai  ixdaTTji;  OTtoö-soewc  r?jv  ÖDva^iv.  In 
hac  erudita  commonefactione  uere  dictum  est  In  pleris- 
que  retinendam  esse  unicam  sententiam,  quam  gignit 
Grammatica  seu  uerborum  natura  et  phrasis.  Sed  tamen 
ait  opus  esse  ö-swpta  et  sensu  ad  discemendas  materias. 
O-swptav  nominari  existimo  considerationem  ordinis  et 
distinctionem  membrorum  in  toto  corpore  doctrinae,  sicut 
Dialectica  tradit  definitiones  et  diuisiones  et  discernit 
fallaces  connexiones  a  ueris.  Sensus  uero  est  experientia 
piorum  in  usu  doctrinae,  in  poenitentia,  timore,  fide,  in- 
uocatione,  consolationibus  proprijs.  Haec  pars  in  exer- 
citijs  pietatis  intelligitur.  Sed  O-scopta,  id  est  Dialectica 
consideratio,  uoce  docentium  indiget.  Semper  igitur 
fuerunt  in  Ecclesia  eruditi,  qui  doctrinae  corpus  com- 
plexi  sunt  et  ordinem  ostenderunt  membrorum  in  scriptis 
Propheticis  et  Apostolicis.  Et  quidem  Symbola  hoc  con- 
silio  condita  sunt,  ut  summa  doctrinae  in  mentes  includi 
posset.  Et  multi  scripserunt  longiores  summas  tanquam 
methodos  seu  artem,  ut  olim  Methodius  et  postea  Da- 
mascenus.  Nam  omnium  renim,  quas  discimus,  monstrari 
oportet  initia,  progressiones  et  metas.  Et  fieri  hoc  debet 
non  nimis  exiliter,  sed,  ut  vetustas  dixit,  naybxzpov  xal 
oafpsatspov.  Hoc  consilio  scriptus  est  über  locorum  Theo- 
logicorum   in   hac  Academia.     Et   quamquam   materiae 

wald    1897,    reg.    s.    v.)    aus    dem   jähre    1555    (Script,    publ.    propos.  II 
T  8a — Vb)  und  Haussleiter  a.  a.  o.  s.   153  f.  i)  Anthol.  Pal.   16,   16 


"4 


ALTE   EINBLATTDEUCKE 


quaedam  nunc  in  enarrationc  Symboli  Niceni  ^  copiosius 
recitatae  sunt,  tarnen  interea,  dum  haec  enarratio  absol- 
uitur,  utilis  est  lectio  Locorum.  Nee  easdem  res  in  di- 
uersis  libris  repeti  inutile  est,  ut  scitis  Socratem  apud 
Xenophontem  fateri  se  de  rebus  ijsdem  eadem  inculcare 
nee  ambicione  gignere  noua  doctrinae  genera.  Nee  in 
Locis  alia  doctrina  est,  quam  quae  tradita  est  in  scriptis 
Propheticis  et  Apostolicis  et  Symbolis.  Sed  uocabula 
quaedam  ibi  enarrantur,  quae  corruperunt  Monachi  et 
alij  indocti  aut  impij  homines.  Monstratur  ibi  et  distin- 
ctio  membrorum,  quae  sunt  in  libris  Propheticis,  ubi 
Lex  recitetur,  ubi  promissiones  propositae  sint,  quod  sit 
discrimen  promissionis  aeternae  et  temporalium,  item 
Euangelij  et  Politicae  sapientiae,  denique  multa  membra 
ibi  quasi  euoluuntur.  Ideo  decreui  librum  illum  Locorum 
publice  die  Mercurij  et  Saturni  hora  quarta  Deo  iuuante 
praelegere.  Hoc  ideo  publice  significo,  ut,  siqui  me 
audire  volent,  eo  tempore  in  auditorio  ueteris  collegij 
conueniant. 

Martinus  Kemnicius 
Pricensis. 

Excurs  I.  Die  kleine  oktavhandschrift  no.  13845  der 
Wiener  hofbibliothek  enthält,  von  einem  Zeitgenossen  aufge- 
zeichnet, einige  anschlage  und  briefe  mit  einer  einzigen  aus- 
nähme von  Melanchthon,  aus  dem  Zeitraum  1534 — 1547- 
Es  sind  fast  alles  bekannte  stücke.  Ich  zähle  sie  in  der 
reihenfolge,  in  der  sie  die  hs.  darbietet,  auf:  CR  VI  388  no. 
3731-  379  no.  3727.  234  no.  3557.  Scriptorum  publ.  propos. 
I  65^ — 66^2  und  59=^—60^=^.  CR  IV  770  no.  2441.  CR 
VI  387  no.  3730*.  Enders  12,  42  no.  2657^  Scriptorum 
publ.    propos.    I    71^ — ^2^.      CR  X    736    no.    22    und    740 

i)  Melanchthon  las  1552  über  das  Nicaenum  (Hartfelder  s.  565, 
CR  XXIII,  193  sqq.)  2)  in  der  Wiener  hs.  mit  der  richtigen  Über- 
schrift :  'Rector  Academiae  Vitt.  D.  Casp.  Cru.'  und  dem  datuin : 
'Pridie    Cal.  Decemb.   1542'  3)    in  der  Wiener  hs.  mit  der  richtigen 

Überschrift:  'Rector  Academiae  D.  C.  C  Auch  ist  hier  der  name  des 
adolescens  genannt:  'Daniel  Ludmericensis'         4)  in  der  Wiener  hs.  o.  j. 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


75 


no.    24.     CR    II    733    no.    1196.      CR  VI    461    no.  3809^. 
446  no.   3792.   269  no.   3605.  61   no.   3394. 

Nur  zwei  anschlage  hat  die  durchmusterung  der  hs.  als 
in  keine  Sammlung  aufgenommen  ergeben :  in  dem  einen  vom 
I.  april  1543  wird  eine  ehrsame  witwe,  die  bei  der  gestrigen 
feuersbrunst  schwer  heimgesucht  worden  ist,  der  mildtätig- 
keit  der  Universitätsangehörigen  empfohlen,  in  dem  anderen 
dem  pfingstfeste  des  jahres    1543   die  bahn  gemacht. 

Vere  et  ex  animo  ita  sentimus  Deum  postulare,  vt 
viduarum  et  pupilloriim  calamitatibus  adficiamur  et  eis, 
sicuti  possumus,  opitiüemur.  Et  cum  his  accidunt  tristes 
casus,  reliqui  sciant  se  commonefieri  de  iudicio  Dei,  sci- 
ant  et  offerri  sibi  occasionem  declarandae  pietatis,  qua 
neglecta  durities  ipsorum  testimonium  contra  ipsos  dicit 
et  accerset  grauiores  poenas.  Idee  saepe  citatur  inter 
causas  publicarum  calamitatum  neglectio  viduarum  et 
pupillorum.  Hortamur  igitur  omnes,  vt  conferant  ali- 
quid ad  Elemosinam  dandam  honestae  viduae,  quae 
hesterno  incendio  magno  detrimento  adfecta  est,  cum 
alioqui  sit  aerumnosa  et  suo  magno  labore  educauerit 
filios  et  filias.  Seimus  etiam  Athenienses  saepe  de  publico 
viduas  et  pupillos  aluisse,  quos  mouit  commune  foedus 
humani  generis  inter  se.  Nos  moueamur  mandato  Dei, 
praemijs  et  poenis.  Huic  piae  matronae  accidit  haec 
calamitas,  quia  iudicium  a  Domo  dei  incipit  -.  Sed  in- 
terim  nobis  hoc  exemplum  concionatur,  nos  vocat  ad 
poenitentiam  et  ad  pietatis  officia,  quae  si  praestabimus, 
custodiet  nobis  Deus  et  nostra  hospitia  et  Rem  pub[licam] 
et  res  priuatas.     Galen.    April.   1543. 

Rector  Academiae. 
Admonet  nos  Ecdesia  in  his  lectionibus  Pentecostes 
de  ingenti   munere  Dei,  uidelicet   de  donatione  Spiritus 


i)  in  der  Wiener  hs.  mit  der  Überschrift:  'Intimatio  a  D.  philip. 
proposita  Wittemberg.  27.  feb.  anno  1547'-  In  der  tat  ist  Lorenz  Zoch 
am  27.  febr.    1547  gestorben  (Enders  9,   119  f.  ^)  2)   i.  Pt.  4,   17 


76 


ALTE   EIXBLATTDRUCKE 


Sancti,  quod  nouam  lucem  et  vitam  aeternam  in  men- 
tibus  piorum  inchoat.  Quid  potuit  Dens  largiri  maius 
quam  quod  filium  pro  nobis  victimam  esse  voluit?  Postea 
efficit  nos  diuinae  naturae  participes  effuso  in  corda 
nostra  Spiritu  Sancto.  Haec  munera  grati  agnoscamus, 
quae  profecto  magnifaceremus,  si  intelligeremus  miserias 
nostras  et  pericula  nostra.  Recte  hodie  canit  Ecclesia 
de  Spiritu  Sancto :  Sine  tuo  numine  nihil  est  in  homine  \ 
Nisi  adsit  Spiritus  Sanctus  Paracletus,  animi  hominum  im- 
pulsi  a  Diabolo  varijs  modis  ruunt  in  exitium  suum, 
Quare  de  periculis  nostris  cogitemus  et  petamus  g'uber- 
natorem  S.  Sanctum.  Nam  et  gratum  Deo  officium  est 
petere  hoc  munus  et  certum  est  dari  petentibus.  Me- 
minerimus  et  hoc  EuangeHj  lucem  a  Spiritu  Sancto  in 
Ecclesia  accendi  et  conseruari  eumque  postulare,  vt  mi- 
nistros  Euangelij  honore  adficiamus.  Ideo  vt  significatio 
extet  gratitudinis,  mandamus,  vt  singuli  studiosi  munvis 
suum  cras  ad  Aram  adferant.  Hortamur  etiam,  vt  ar- 
dentibus  votis  Deo  commendetis  Ecclesiam  et  patriam 
varijs  procellis  fluctuantem.  Et  ad  preces  adiungite 
modestiam  et  studiuin  bonorum  morum,  quod  cum  abest, 
reclamat  mens  ipse  precibus  et  fugiens  Deum  eique  ira- 
scens  Vota  retractat.  Nunc  annus  est  2958  ^  cum  in 
Pentecoste  post  exitum  ex  Aegipto  lex  diuina  de  caelo 
sonuit  in  monte  Sina. 

Accessit  postea  alterius  Pentecostes  multo  maius 
beneficium,  in  qua  palam  Deus  accendit  linguas  et 
pectora  Apostolorum  flammis  Spiritus  sancti,  vt  testa- 
retur  se  nobis  omnibus   daturum   esse  hunc  TrapäxXrjiov. 

Audiamus  igitur  \'ocem  primae  Pentecostes  et  pe- 
tamus munus  secundae,  vt  celebrare  Deum  et  obedire 
ei  possimus.  Adiungamus  etiam  nos  animis  ad  omnes 
illos  coetus,  qui  tribus   fere  milibus   annorum    in  pente- 

i)  Wackemagel,  Kirchenlied  i,  no.  i6o,  4  2)  nach  der  sonst  an 
der  Wittenberger  Universität  üblichen  rechnung  wären  1543  3052  jähre 
nach   dem   auszug  der  Israeliten  aus  Aegypten  vergangen  (s.  oben  s.  43) 


ALTE   EINBLATTDRUCKE 


77 


coste  Haec  dei  beneficia  celebrauerunt,  et  eorum  pieta- 
tam  imitemur.     1543. 

Excurs  IL  Obgleich  kein  einblattdruck  im  eigent- 
lichen sinne,  weil  zweiseitig  bedruckt,  so  soll  doch  hier  noch 
kurz  erwähnt  werden  ein  von  Melanchthon  ausgestelltes 
ordinationszeugnis  v.  j.  1558,  dessen  original  dem  folioband 
XXX.  I.  7  der  Zw.  R.  S.  B.  eingeheftet  ist  ^.  Es  ist  dasselbe 
formular,  das  uns  CR  VIII  310.  754.  IX  997  begegnet  (ein 
anderes  formular  ist  1553  benutzt  worden,  CR  VIII  81). 
Die  lücken  sind  von  Melanchthon  eigenhändig  ausgefüllt.  Er 
bezeugt  'Erhardum  Plawensem  vocatum  esse  ad  ministerium 
Euangelii  in  Konigswald  prope  Cygneam'.  Ausgestellt  ist 
das  Zeugnis  'Anno  1558,  die  25  Martii,  quo  die  filius  Dei 
ante  Annos  1524  in  cruce  victima  factus  est,  quo  die  et 
Adam  et  Heuam  creatos  esse  scribitur  ante  Annos  5520'-. 
Unterschrieben  ist  es  ausser  von  Melanchthon  von  Georg 
Major,  Sebastian  Fröschel,  Paul  Eber  und  Joh.  Stöhr  (Sturio)  ■^. 
Hierzu  stimmt  der  eintrag  im  Wittenberger  ordiniertenbuch : 
'Erhardus  Ziegengeist  Plauensis  vocirt  gehn  Konigswaldt  den 
6.  julij   Anno  58' '^. 

1)  vgl.  schon  Buchwald,  Mitteilungen  des  Zwickauer  Altertums- 
vereins 3,  32  f.  2)  vgl.  oben  s.  43  a.  3  3)  vgl.  über  die  drei  letzt- 
genannten Nik.  Müller,  Melanchthons  letzte  Lebenstage  s.  126  ff.,  119  ff., 
103  f.  4)  Wittenberger  Ordiniertenbuch  1537  — 1560,  veröff.  v.  Buch- 
wald, Leipzig  1894,  s.  III.  Dazu  Kreyssig,  Album  der  Ev. -luth. 
Geistlichen  im  Königreiche  Sachsen^,  Crimmitschau  1898,  s.  295;  Neue 
Sachs.  Kirchengalerie,  Ephorie  Werdau,  Leipzig  o.  j.  s.  217. 


Nachwort.  Die  in  diesem  hefte  vereinigten  einblattdrucke  haben 
sich  im  laufe  der  jähre  zufällig  zusammengefunden.  Die  Sammlung  ist 
also  nicht  irgendwie  systematisch  und  erschöpfend.  Doch  hat  es  sich 
gefügt ,  dass  verschiedene  arten  von  einblattdrucken  durch  ein  oder 
mehrere  beispiele  belegt  sind.  So  darf  ich  hoffen,  dass  das  heft  zum 
weitersuchen  und  -forschen  einige  winke  und  anregungen  gibt. 


Frommannsche  Hofbuchdruckerei  (Hermann  Pohle;    in  Jena.  —  4005 


A.  Marcus  u.  E.  Weber's  Verlag,  Sonn 


TABVLAE 
IN  VSVM  SCHOLiRVH 

EDITAE  SVB  CVRA 

lOEANNIS  LIETZMAM 


Wie  die  Sammlung  der  „KleiDen  Texte  für  theologische 
und  philologische  Vorlesungen  und  Uebungen"  es  sich  zur 
Aufgabe  stellt,  Quellenschriften  von  geringem  Umfang  in 
einer  Form  und  Ausstattung  vorzulegen,  die  sie  zur  Grund- 
lage des  wissenschaftlichen  Unterrichts  geeignet  erscheinen 
läßt,  so  sind  diese  Tafelwerke  dazu  bestimmt,  das  für  die 
historisch-philologischen  Fächer  wichtigste  Anschauungs- 
material in  einer  Gestalt  zu  bieten,  welche  technisch  allen 
Anforderungen  der  Wissenschaft  entspricht  und  dabei 
doch  einen  für  den  Studenten  erschwinglichen  Preis  an- 
zusetzen gestattet.  Denn  es  ist  allerdings  für  den  akade- 
mischen Unterricht  von  höchster  Bedeutung,  daß  der 
Lernende  auch  die  für  die  Schulung  seines  Auges  be- 
deutsamen Lehrmittel  selbst  besitzt  und  sie  nicht  nur 
gelegentlich  auf  den  Bibliotheken  oder  in  den  Museen 
zu  Gesichte  bekommt.  Der  Preis  von  ca.  6  Mark  für 
das  gebundene  Exemplar  wird  deshalb  möglichst  bei- 
behalten werden. 

Erschienen  sind: 

I.  SPECIMINA  CODICVM  GRAECORVM  VATI- 
CANORVM  collegerunt  PIVS  FRANCHI  DE' 
CAVALIERI  et  lOHANNES  LIETZMANN.  1910. 
XVI  S.  50  Tafeln  in  Lichtdruck.  Geb.  in  Leinen- 
band 6  M.  Auf  Karton  gedruckt  in  Ganzpergament 
12    M. 

Die  Sammlung  bietet  Material  zum  Studium  der 
griechischen  Handschriften-Paläographie  aus  den  reichen  für 
diesen  Zweck  bisher  noch  nicht  benutzten  Schätzen  der 
Vaticana.  7  Tafeln  zeigen  die  wichtigsten  Uncialtypen  vom 
IV.  bis  X.  Jahrhundert.     Auf  eine  Probe  der  Minuskelkursive 


A.  Marcus  und  E.  Weber's  Verlag,  Bonn 

saec.  VIII./IX.  folgt  dann  die  Entwickelung  der  Minuskelschrift 
vom  IX.  bis  XVI.  Jahrhundert  fast  durchweg  an  datierten, 
vielfach  auch  lokalisierten  Handschriften  gezeigt.  Das  IX.  Jahr- 
hundert ist  durch  4,  das  X.  durch  6,  XL  durch  9,  XII. 
durch  5,  XIII.  durch  7,  XIV.  durch  4,  XV.  und  XVI.  durch 
je  3  Tafeln  vertreten.  Darunter  befinden  sich  5  Proben  der 
unteritalischen  Schrift  vom  X. — XIII.  Jahrhundert. 


PAPYRI  GRAECAE  BEROLINENSES  collegit 
WILHELM  SCHVBART.  XXXVI  S.  50  Tafeln  in 
Lichtdruck.  Geb.  in  Leinenband  6  M.,  in  Ganz- 
pergament 12  M. 

Auf  50  Lichtdrucktafeln  werden  nahezu  80  Papjrustexte 
vollständig  oder  in  Proben  wiedergegeben  und  damit  die 
Hauptzüge  der  Schriftentwicklung  vom  Ende  des  4.  Jahrh. 
V.  Chr.  bis  zum  Beginn  des  8.  Jahrh.  n.  Chr.  vor  Augen  ge- 
führt. Urkunden,  Briefe  und  literarische  Stücke  sind  ohne 
Sonderung  nach  Sachgruppen  lediglich  nach  der  Zeitfolge  ge- 
ordnet, wobei  den  literarischen  Texten  freilich  nur  durch 
Schätzung  ihr  Platz  angewiesen  werden  kann.  Den  Haupt- 
zweck, Material  zur  Einarbeitung  in  die  Paläographie  zu 
bieten,  unterstützen  die  den  Tafeln  vorausgehenden  Textbogen, 
die  für  jeden  Papyrus  Herkunft,  Zeit,  Inhalt  und  eventuell 
die  erfolgte  Publikation  notieren  und  in  beträchtlichem  Um- 
fange auch  Abschriften  der  griechischen  Texte  beifügen,  um 
dem  Anfänger  die  unentbehrliche  Hilfe,  dem  Vorgeschrittenen 
die  Nachprüfung  an  die  Hand  zu  geben.  Eine  Gruppierung 
der  Papyri  nach  der  Schwierigkeit  für  die  Entzifferung  wird 
vorangeschickt,  um  den  Lernenden  auf  den  rechten  Weg  zu 
führen.  Neben  dem  pädagogischen  Gesichtspunkte  wird  das 
Werk  als  ein  bequemes  paläographisches  Nachschlagebuch 
dienen  können.  Soweit  die  maßgebenden  paläographischen 
Ziele  es  zulassen,  wird  darauf  Bedacht  genommen,  auch 
inhaltlich  wertvolle  Stücke  abzubilden,  so  daß  die  bekanntesten 
Papyri  der  Berliner  Sammlung  fast  ausnahmslos  vertreten  sind. 


Im  Herbst  1911  erscheint  neu: 
3.  SPECIMINA  CODICVM  LATINORVM  VATI- 
CANORVM  collegerunt  FR  AN  CISC  VS  EHRLE 
S.  J.  et  PAVLVS  LIEBAERT.  1911.  c.  XXXV  S. 
50  Tafeln  in  Lichtdruck.  In  Leinenband  6  M..  Vor- 
zugsexemplare in  Pergament  12  M. 

Der  Praefekt  der  vatikanischen  Bibliothek  P.  F.  EHRLE 
S.  J.  hat  in  Gemeinschaft  mit  Abbe  LIEBAERT  aus  den 
reichen  ihm  unterstellten  Schätzen  zum  Zweck  des  akade- 
mischen Unterrichts  eine  Reihe  von  womöglich  datierten  Co- 
dices ausgewählt,  welche  die  Entwickelung  der  lateinischen 
Buchschrift  vom  IV.  Jahrhundert  bis  in  die  Humanistenzeit 


A.  Marcus  und  E.  Weber's  Verlag,  Bonn 

darstellen.  Auf  50  Liehtdrucktafeln  (18X24  cm)  sind  60 
Schriftproben  in  der  Größe  der  Originale  wiedergegeben :  die 
einzelnen  Tafeln  sind  mit  Zeilenzählern  und  erläuternder 
Unterschrift  versehen.  Als  Text  ist  beigegeben  eine  kurze 
Skizze  der  Entwickelung  der  lateinischen  Schrift,  sodann  Be- 
schreibung der  einzelnen  Handschriften  mit  reichhaltigen 
Literaturverweisen  und  Umschrift  aller  irgendwie  schwierigen 
Tafeln.  Es  werden  Proben  von  folgenden  Schriftarten  ge- 
boten: Majuskel:  Capitalis  (Taf.  1 — 3),  üncialis  (4 — 5), 
Semiuncialis  (5 — 7);  Nationalschriften:  Italische  Halb- 
cursive  (8—9),  Norditalische  Minuskel  (10),  Mittelitalische 
(Beneventaner)  Minuskel  saec.  IX — XIII  (11 — 17).  Gallische 
Schrift  saec.  VIII— IX  (18—20).  Insulare  Schrift  saec. 
VIII— XII  (21—24),  Spanische  (Westgotische)  Schrift  saec. 
IX— XI  (25—26),  Deutsche  Schrift  saec.  VIII  (27—28).  Ka- 
rolingische Minuskel  saec.  IX — XI  aus  Deutschland,  Frank- 
reich, Italien,  England  (29  —  35).  Gothische  Schrift  saec. 
XII — XIV  aus  denselben  Ländern  (36 — 46)  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  die  Fachschriften  (theologische,  juristische, 
philosophische).  Humanistische  Schrift  saec.  XV  aus 
Deutschland,  Frankreich,  Italien  (47 — 50). 


Aus  den  Besprechungen  von  Nr.  1 : 

Eine  hochwillkommene  Gabe  in  meisterhafter  Ausführung, 
von  der  eine  Belebung  des  Interesses  und  des  Verständnisses  für 
Handschriftenforschung  in  den  Kreisen  der  Studierenden  sicher 
ausgehen  wird. 

THEOLOGISCHE  LITERATURZEITUNG  1911,  Nr.  6. 

Ein  ausgezeichnetes  und  außerordentlich  billiges  Hilfs- 
mittel zum  Studium  der  griechischen  Paläographie. 

BIBL.  ZEITSCHRIFT  1911,  Heft  1. 
Die  gut  ausgeführten  Schrifttafeln  beginnen  mit  Proben  des 
4.  bis  6.  Jahrhunderts  n.  Chr.,  zeigen  die  verschiedenartigen 
Schrifttypen  bis  zum  Jahre  1565  und  gewähren  somit  ein  will- 
kommenes Hilfsmittel  für  philologische  und  theologische  Seminare 
auf  dem  Gebiete  der  griechischen  Paläographie. 

„LITERARISCHES  ZENTRALBLATT"  1911,  Nr.  11. 
Das  Buch  ist  allen  Freunden  griechischer  Handschriftenkunde 
angelegentlichst    zu    empfehlen.      Wer    es    sorgsam    durchstudiert, 
wird  sich  große  Leichtigkeit  im  Lesen  der  Kodizes  erwerben. 

„STIMMEN  AUS  MARIA-LAACH"  1911,  Heft  2. 
Jeder,  der  sich  mit  griechischer  Paläographie  befassen  muß, 
Lehrer  sowohl  wie  Schüler,  wird  den  beiden  Gelehrten  Dank 
wissen,  daß  sie  in  den  „SPECIMINA"  ein  so  billiges  und  bequemes 
Hilfsmittel  zum  praktischen  Studium  geschaffen  haben.  Weiterer 
Empfehlung  bedarf  das  Werk  nicht.     Es  empfiehlt  sich  selber. 

„LITERARISCHER  HANDWEISER"  1911,  Nr.  4. 

L'album,    d'une    ex^cution    materielle   parfaite,    d'un    format 

commode,   est  destinö  ä  Tenseignement  de  la  paleographie  grecque. 

„REVUE  DES  ETUDES  ANCIENNES". 

Le  prix  de  ce  beau  volume  est  modique  et  le  met  ä  la  port^e 

de  tous.  LE  MÜSEE  BELGE  1910,  Nov. 


A.  Marcus  und  E.  Weber's  Verlag  in  Bonn 

31   Zwei  neue  Evangelienfragmente  herausgegeben  und  erklärt  von 

H.  B.  Swete.     15  S.     0.40  M. 
32  AramJvische  Urkunden    zur   geschichtc  des  Judentums    im  VI  und 

V  Jahrhundert   vor   Chr.    sprachlich   und   sachlich   erklärt   von   Prof. 

Lic.   Dr.  W.  Staerk.     16  S.     0.60  M. 
33/34  Supplementum  Lyricum,    neue  brachstücke  von  Archilochus  Al- 

caeus    Sappho    Corinna   Pindar    ausgewählt    und    erklärt    von   Prof. 

Dr.  Ernst  Diehl.     2.  Aufl.     44  S.      1.20  M. 

35  Liturgische  Texte  iii:  Die  konstantinopolitanische  messliturgie  vor 

dem    IX   Jahrhundert :    übersichtliche    Zusammenstellung    des    wich- 
tigsten quellenmaterials   von  Dr.  A.  Baumstark.     16  S.     0.40  M. 

36  Liturgische  Texte  IV:  Martin  Luthers  Von  Ordnung  gottesdiensts, 

Taufbüchlein,  Formula   missae    et   communionis   1523    herausgegeben 
von  Prof.  D.  Hans  Lietzmann.     24  S.     0.60  M. 

37  Liturgische  Texte  V:  Martin  Luthers  Deutsche  Messe  1526    her- 

ausgegeben von  Prof.  D.  Lietzmann.     ib  S.     0.40  M. 
38/40  Altlateinische    Inschriften    von    Prof.    Dr.    Ernst    Diehl. 

64  S.     1.80  M. 
41/43  Fasti  Consulares  Imperii  Romani   von  30  v.  Chr.    bis  565  n. 

Chr.    mit  Kaiserliste  und  Anhang    bearbeitet    von    W.  Li  eben  am. 

128  S.     3  M.,  gbd.  3.40  M. 
.44/46  Menandri  reliquiae  nuper  repertae  herausgegeben  von  Dr.  Sieg- 
fried Sudhaus.     65  S.     1.80  M.,  gbd.  2.20  M. 
.47/49  Lateinische   altkirchliche  Poesie    ausgewählt   von  Prof.  D. 

Hans  Lietzmann.     64  S.     1.50  M. 
50/51  Urkunden    zur    Geschichte   des    Bauernkrieges    und    der 

Wiedertäufer  hrsg.  von  Prof.  Dr.  H.  Böhmer.     36  S.     0.80  M. 
52/53  Frühbyzantinische   Kirchenpoesie    i:  Anonyme   hymnen   des 

V — VI  Jahrhunderts    ediert  von  Dr.  Paul,  Maas.     32  S.     0.80  M. 

54  Kleinere  geistliche  Gedichte   des  xii  Jahrhunderts    herausg. 

von  Albert  Leitzmann.     30  S.     0.80  M. 

55  Meister  Eckharts   Buch   der  göttlichen  Tröstung   und  von 

dem    edlen    Menschen    (Liber   Benedictus)    herausgegeben   von 
Philipp  S  trau  eh.     51  S.     I.20  M. 

56  Pompeianische  Wandinschriften   und  verwandtes   ausgewählt 

von  Prof.  Dr.  Ernst  Diehl.     60  S.     1.80  M. 

57  Altitalische  Inschriften  herausgeg.  von  W.  Jacobsohn.    32  S 

0.80  M. 

58  Altjüdische  liturgische  Gebete  herausgegeben  von  Prof.  D.  'Wi 

Staerk.'   32    S.     i.oo  M. 

59  Des  MiSnatraktat  Berakhoth  in  vokalisiertem  Text  herausg.' 

von  Prof.  D.  W.  Staerk.     16  S-     0.60  M. 

60  Edward  Youngs  Gedanken  über  die  Originalwerke  in  eLiiem 

Schreiben   an    Samuel    Richardson   übersetzt   von  H.  E.  v.  Teubern 

herausgegeben  von  Kurt  Jahn.     46  S.     1.20  M. 
■61  Liturgische  Texte  vi:  Die  Klementinische   liturgie   aus   den  Con- 

stitutiones  apostolorum  viii   mit  anhängen    herausgegeben   von  Prof. 

D.  Hans  Lietzmann.     32  S.     0.80  M. 
■62  Vulgärlateinische  Inschriften  herausgeg.  von  Prof.  Dr.  Ernst 

Diehl.     180  S.     4.50  M.,  gbd.  5  M. 

63  Goethes  erste  Weimarer  Gedichtsammlung  mit  Varianten  hrsg. 

von  Albert  Leitzmann.     35  S.     0.80  M.,  gbd.  1.20  M. 

64  Die  Oden  Salomos   aus  dem  syrischen    übersetzt   mit   anmerkungen 

von  A.  Ungnad  und  W.  Staerk,     40  S.     0.80  M. 

65  Aus  der   antiken  Schule.     Sammlimg  griechischer   texte   auf  pa- 

pyrus    holztafeln    ostraka    ausgewählt    und    erklärt    von    Dr.    Erich 
Ziebarth.     23  S.     0.60  M. 


A.  Marcus  und  E.  V7eber's  Verlag  in  Bonn. 


66  Akistoph^nes  Frösche  mit  ausgewählten  antiken  schohen  herausgeg. 

von  Dr.  Wilhelm  Süss.     90  S.     Brosch.   2  M.,  geb.  2.40  ÄL 

67  Dietrich  Schernbergs  Spiel  von  Frau  Jutten  heraxisgeg.  von  Prof. 

Dr.  Edward  Schröder.     56  S.     1.20  M. 

68  Lateinische     Sacralinschriften    ausgewählt     von     Dr.     Franz 

Richter.     45  S.     0.90  M.  ,     •       t-  . 

69  PoETARVM    VETERVM    RoMANORVM     reliquiae     selegit     Ernestus- 

Diehl.     165  S.     Brosch.  2.50  M.,  geb.  3.—  M. 
-o  Liturgische  Texte  vii  :  Die  Preussische  Agende  im  auszug  hrsgeg. 

von  Hans  Lietzmann.     42  S.     Brosch.  0.80,  geb.   i.—  M. 
-I   Cicero  pro  Milone   mit   dem   commentar   des   Asconivs   und   dea 

Scholia  Bobiensia  herausgeg.  von  Dr.  Paul  Wessner.    Brosch. 

1.60  M.,  geb.  2. —  M. 
72  Die  Vitae  Vergilianae    und    ihre   antiken  quellen   herausgeg.  von. 

Prof.  Dr.  Ernst  Diehl.     60  S.     1.50  M. 
-  T.  Die  Quellen  von  Schillers  und  Goethes  Balladen  zusammen- 

gestellt  von  Albert  Lei tzmann.    51  S.    3  Abbildungen.    Brosch. 

1.20  M.,  geb.   1.50  M.  ,     ,       1 

-4  Andreas  Karlstadt   von  abtuhung   der  bilder   und   das   keyn> 

bedtler  vnther  den  Christen  seyn  sollen    1522   und  die  Wittenberger 

beutelordnung  herausgeg.  von  Hans  Lietzmann.     32  S.    0.80  M. 
-c  Liturgische  Texte  viu :  Die  Sächsische  Agende  im  auszug  herausg, 

von    Hans    Lietzmann.     36   S.     Brosch.    0.80   M.,    geb.    ^-J  }^- 

76  Auswahl  aus  Abraham  a.  S.  Clara  herausgegeben  von  Prof.  Dr. 

Karl  Bertsche.     47  S.      i.—  M. 

77  HiPPOCRATls  de  aere  aquis  locis  mit  der  alten  lateinischen  Übersetzung 

herausgeg.  von  G.  Gundermann.     50  S.     1.20  M. 
-8  Rabbinische  Wundergeschichten  des  neutestamenthchen  Zeitalters. 
'        in  vokalisiertem    text   mit   sprachlichen  und  sachlichen   bemerkungea 

von  Lic.  Paul  Fiebig.     28  S.     i.-  M.  ,       j      xt 

-9  Antike  Wundergeschichten  zum  Studium  der  wunder  des  JN euere 

Testaments  zusammengest.  von  Lic.  Paul  Fiebig.     27  S.    0.80  M. 
80  Vergil  Aeneis  II   mit   dem  commentar  des  Servius   herausgeg.  von, 

Ernst  Diehl.      131   S.     Brosch.  2.—  M.,  geb.  2.50  M. 
Si  Anti-Xenien  in  auswahl  hrsgeg.  von  Dr.  Wolf  gang  Stammler. 

68  S.     Brosch.   1.40  M.,  geb.   1.80  M.  j.j-     r» 

S2  Apollonius  Dvscolus    De   pronominibus   pars   generalis   edidit   Dr. 

Paulus  Maas.     44  S.      i.—  M.  _ 

83  Origenes,  Eustathius  v.  Antiochien,  Gregor  v.  Nyssa  über  die 

Hexe  von  Endor  herausgeg.  von  E  r  i  c  h  K 1  o  s  t  e  r  m  a  n  n. 

84  Aus   einem  griechischen  Zauberpapyrus   herausgeg.   und   erklart 

von  Richard  Wünsch.     31  S.     0.70  M.  c-    •    ^    •    1 

85  Die  geltenden  Papstwahlgesetze  herausgegeben  von  Friedricli 

Giese.     56  S.  /-i  t  «i 

86  Alte  Einblattdrucke   herausgegeben  von  Otto  Giemen.     77  ^- 

1.50  M.  f..    »     ♦ 

87  Unterricht  der  Visitatoren   an  die  pfarrherm  im  kurfurstenturo  ^ 

zu  Sachsen  herausgeg.  von  H  ans  Lietzmann. 

88  Bugenhagens  Braunschweiger  Kirchknordnung  herausgeg.  von 
Hans  Lietzmann.  t^v.1 

Euripides  Medea  mit  scholien  herausg.  von  Ernst  Diehl. 


Frominannsche  Hofbuchdruckerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena. 


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DD 

3 

C5 

Giemen,  Otto  Constantin 
Alte  Einblattdrucke