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La-?. (\r
ALTPOLNISCHE
SPRACHDENKMÄLER.
SYSTEMATISCHE ÜBERSICHT,
WÜRDIGUNG UND TEXTE.
EIN BEITRAG ZUR SD AVISCHEN PHILOLOGIE
:
PROF. Dr. NEHKING.
513847
<b. II- So
BERLIN
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG
1886.
WEIMAR. - HQF-BUCHDRUCKERQI.
Vorwort.
Ich habe im Archiv für slavische Philologie I, 251, im
Jahre 1876 geschrieben, dass die früher von mehreren Seiten
veröffentlichten altpolnischen Sprachdenkmäler lange Zeit ein
todtes Capital geblieben sind. Das vorliegende Buch wird, so
hoffe ich, den Beweis liefern, dass seit jenem Jahre eine Wen-
dung: zum Besseren eingetreten ist, dass von mehreren Seiten
nicht nur das Material in dankenswerther Weise vermehrt
worden, sondern dass auch das Studium jener älteren und
dieser jüngeren Veröffentlichungen sich belebt und bedeutend
vertieft hat. Die Zahl der in bescheidenen Grenzen sich be-
wegenden pohlischen mittelalterlichen Sprach- und Litteratur-
denkmäler ist hier gewiss nicht erschöpft: man wird die Hoff-
nung nicht für ungerechtfertigt halten, dass noch manches aus
der Verborgenheit ans Licht treten wird, wie denn fortwährend
und auch hier Neues zum Vorschein kommt. Möge auch dieses
Buch, in dem das Bekannte gewissenhaft registrirt ist, zur Ver-
öffentlichung der bis jetzt unbeachtet gebliebenen kleineren und
grösseren Sprachdenkmäler anregen, welche in einer wieder-
holten Auflage gebührend berücksichtigt werden sollen, und
möge es allen Kennern, Freunden und Studirondcn der slavi-
schen Philologie eine nützliche Gabe sein.
B r e s 1 a u im November 1 886.
W. N.
Inhalt.
Seite
Einleitung 1—5
Zweck des Buches. Aufzählung der Werke, in denen alt-
polnische Sprachdenkmäler veröffentlicht sind.
Die älteste Zeit bis zum XIV. Jahrhundert . . 6—15
Polnische Wörter in lateinischen Texten. Orts- und Personen-
namen. Erklärung derselben nach Stamm und Lautform.
Aufzählung der Codices und Regesten, welche die ältesten
Orts- und Personennamen enthalten. Andere Sprachreste.
Die Epoche des XIV. und XV. Jahrhunderts.
Sprachdenkmäler in prosaischer Form . . . . 16—157
I. Einzelne Wörter und Fragmente in lateinischen Texten.
Polnische Glossen in Predigten 16 ff.; in Episteln 21 ff.; im
Isaiasfragment 27; in einer Leidensgeschichte Christi 27.
Namen für Pflanzen und Krankheiten 28 ft'. Monatsnamen 31 f.
Lateinisch-polnische Wörterverzeichnisse 32 ff. Rechtsübliche
Ausdrücke 35 ff. Polnische Glossen in polnischen Texten 37 f.
Werth der altpolnischen Glossen 38 f.
II. Gebete und Gebetbücher 39—58
Allgemeines über den Gebrauch der polnischen Sprache in
der Kirche und religiösen Praxis 39 ft'. — Gebete. Das Gebet
des Herrn, verschiedene Texte desselben 41 ff In lateinischen
Texten vorkommende polnische Gebete 44 ff. — Gebet-
bücher. Modlitwy uhogieijo Waclaim 47 ff. Das Hedwig-
büchlein 50 ft'. MoälitewmTc siostry Konstancyi 55 ff.
III. Predigten 58—96
Allgemeines über das Predigen in polnischer Sprache 58 ff.
Predigtformulare 61 ff. — Bestandteile der katechetischen
Predigt. Das Vorwort 64 ff. Das Glaubensbekenntniss 66 f.
Die Generalbeicht 67 ff. Der Decalog 70. Die Gebete bei
der Predigt 70. Eigentliche Predigten. Allgemeines über
polnisch gehaltene , lateinisch oder polnisch geschriebene
Predigten 70 ff. Vergleichende Blicke nach Deutschland und
Böhmen 72. Fragment einer polnischen Predigt aus dem
XIV. Jahrhundert 72 ff. Bemerkungen dazu 75 ff. Die Gne-
sener Predigten: Handschrift, Sichtung des Textes, Veröffent-
lichung, Sprachliches 76 ff. Beurtheilung des Inhalts 81 ff.
Kii.niiiii Jana : SzamoHU Paterka: Handschrift, Text, Ver-
öffentlichung: 89 ff. Bemerkungen über den Inhalt 93 f. Frag-
— VI —
Seite
ment lateinischer Predigten mit polnischen Glossen 95.
Bruchstück einer Predigt des Nie. von Blonie 96. Nachricht
von einer Predigt in polnischer Sprache in Prag 96.
IV. Uebersetzung der Psalmen 96—113
Nachricht von einem polnischen Psalter im XIII. Jahr-
hundert 96 f. Das Swidziriski'sche Blatt mit Psalm 50 97.
Das sog. Medyka- Blatt ein Falsificat 97 f. — Psalter von
Florian. Benennung und Geschichte desselben 100 f. Ver-
öffentlichung 101 f. Litteratur 102 f. Epoche des Psalters
103 f. Abschrift eines älteren 104 f. Oechischer Einfluss 105.
Sprache 105 ff. Abhandlungen darüber 107 f. — Psalter von
Pulawy. Aeltere Nachrichten und Veröffentlichung 108.
Handschrift 108 ff. Litteratur 110. Das muthmassliche Alter
und Sprache 110. Uebereinstimmung mit dem Florianer
Psalter, ohne dessen Copie zu sein 110. Werthschätzung 111 f.
Sprache und Abhandlungen darüber 112.
V. Die altpolnische Bibel 113—122
Nachricht von einer verloren gegangenen polnischen Bibel
113. Die Sophienbibel. Nachricht von der Handschrift in
Szarospatak 113 f. Litteratur 114 f. Entstehung, Umfang
und Schicksale der Bibel 115 ff. Vergleichung mit der
ältesten gedruckten Bibel 1561 117. Ausgabe und wissen-
schaftliche Werthschätzung des Textes 118 ff. — Uebersetzung
der Jura des Alten Testamentes aus der zweiten Hälfte des
XV. Jahrhunderts 121 f.
VI. Andachtsbücher und Bücher zum frommen Gebrauch . 122—128
Die vom Priester bei der heiligen Messe gesprochenen Gebete
in polnischer Uebersetzung. Mehrere Texte. Ihr Verhältniss
zu einander 122 ff. Eine Probe. Verhältniss zu dem latei-
nischen Text 124 f. Werthschätzung der polnischen Ueber-
setzung. — Wiffilie za nmarle ludzie 125 f. — Ksiazeczka dla
Irractica s. Frcmciszka 126 f. — Vorschrift über die Beichte
128. — Brief des heiligen Bernhard über das Gesinde.
VII. Legenden in Prosa 128—137
Christus auf dem Oelberge, ein Bruchstück 128 f. — Eine
Anna- und Marienlegende. Das vermuthliche Alter und Ver-
fasser derselben 129 f. — Das Leben des Mystikers Suso in
polnischer Sprache, aus dem lateinischen des Faber über-
setzt und Ersatz für dieses; Epoche der Uebersetzung und
der Handschrift 130. Ausgabe, zunächst eines Theiles. später
des ganzen Textes 130. Vergleichung desselben mit den
bekannten Biographien; textkritische und sprachliche Be-
merkungen 131 ff. Werth der Transscription 133. — Ge-
schichte vom Papst Urban. Inhalt, Text, Veröffentlichung,
Textkritische Bemerkungen 133 f. — Fragment einer Legende
VHin heiligen Blasius. Handschrift und Veröffentlichung des
Textes 134. Sprachliche Bemerkungen 135. — Eine Be-
schreibung Je8U in polnischer Sprache. Allgemeines über
ähnliche Erzeugnisse 135 f. Text der altpolnischen Beschrei-
bung 136. Sprachliche Bemerkungen 137.
VIII. Rechtsdenkmäler 137—157
Das Wislicer Sditut, übersetzt von Swietoslaw z Wocieszyna.
Handschrift und Inhalt. Ausgabe von"Lele\vel. benutzt von
— VII —
Seite
Helcel 137 f. Homographische Ausgabe im Verhältniss zur
früheren Ausgabe. Excerpte 138 ff. — Die Uebersetzung II
von 1460, homographisch herausgegeben, Werthschätzung des
Textes 145 ff. — Uebersetzung III. Werthschätzung derselben
und Ausgaben 147 f. — Andere Statute, Formeln und Re-
gister 149. Statut von Masovien. Handschrift, Ausgabe,
Litteratur, Inhalt 149 f. — Eidformeln in polnischer Sprache.
Bemerkungen 151 f. Zusatz s. Berichtigungen. — Schwur-
formel eines Schöffen 153. — Die Magdeburger Urtheile.
Allgemeines. Die poln. Uebersetzung der Urtheile. Handschrift
154. Sachliche und sprachliche Erklärungen 154 f. — Handbuch
des sächsischen Rechtes. Sprachliche Erläuterungen 156 f.
Poetische Sprachdenkmäler vor 1500.
A. Kirchenlieder und fromme Gedichte 158—208
Allgemeines über das Kirchenlied in nationaler Sprache vor
1500 in Deutschland, Böhmen und Polen 158 ff.
I. Mariengedichte und Marienlieder 160—180
Bogarodsica- Lied 160. Texte und Litteratur 161. Be-
standtheile und Erklärung des Liedes 162 ff. Bemerkungen
über die vermeintliche Autorschaft des heiligen Adalbert
und über die Epoche des Liedes 165 ff. — Ein Marien-
gruss von 1400 (?) 167 ff. — Ein Marienhymnus, angeblich
vom Jahre 1446 169 ; zwei andere ähnliche Begrüssungen
Mariae aus dem XV. Jahrhundert 170 f. — Ave maris
stella im Polnischen 171 f. — Ein Lobgesang auf Maria
aus dem Cancionale Przeworszczyk's 172 f. — Salve regina
in polnischen Vei-sen in mehi-eren Texten 173 ff. — Das
Lied Krölewno niebieska 175. Ein Bruchstück 176. —
Marienhymnen und Lieder der Kahlenberger Handschrift
176 ff. Allgemeines und formelhafte Strophen 177 f. Die
Gedichte selbst 178 f. — Salve Regina, Sieben Freuden
Mariae und drei Fragmente 179 f.
II. Weihnachtslieder 180 — 182
Ein Kirchenlied c. 1450; Stala si$ rzecz etc.; Chrystus siq
natu narodzii; kolemla; Erwähnung anderer Lieder 180 ff.
III. Passionslieder 182—185
Gloria laus et honor; ein Lied vom heiligen Kreuz; ein
Passionslied 182 ff. — Ein Lied aus dem Sendomirer
Liederbuch (s. unten).
IV. Osterlieder 185—187
Frühere und heutige zu Ostern gesungene Kirchenlieder,
darunter eins aus einer Prager Handschrift und eines aus
einem Cancionale von 1501.
V. Hymnen und Lieder an den heiligen Geist . . . 187 — 189
VI. Lieder zum Frohnleichnamsfeste 189—192
VII. Lieder an Heilige 192—194
VIII. Legenden 195—200
Die Legende vom heiligen Alexius in Bezug auf die ver-
muthliche Bezugsquelle und auf den sehr geschädigten
Text kritisch besprochen.
— VIII —
Seite
IX. Lehrhafte Gedichte 200-208
Allgemeines 200. Der Decalog und sein Grundtext 200 ff.
Andere wenig abweichende Redactionen 204 ff. Para-
phrase der Zehn Gebote 207. Andere lehrhafte Gedichte.
B. Weltliche Poesie 208—240
Allgemeines über die Dürftigkeit der Nachrichten. Entkräf-
tung unbegründeter Annahmen und Aufzählung positiver Zeug-
nisse 208 ff. — Erhaltene weltliche Gedichte und Lieder 221 ff.
Kleinere Verslein und Sprüche 221 ff. Die orthographischen
Memorirregeln des Parkosz 223 f. Andreas Galka und seine
„Cantilena de Wicleph" 224 ff. Ein Lied (?) von der Ermordung
Tenczynski's 229. Das Sendomirer Liederbuch 229 ff. Piesh o
pruskiej porazce 236 ff. Eine Satire auf die faulen Bauern 239 f.
Texte.
1. Die Generalbeicht 1375 243
2. Schwurformeln aus dem XIV. Jahrhundert 244 — 249
3. Aus dein Psalter von Florian 249—251
4. Aus den Gnesener Predigten 251—253
5. Fragment einer Legende vom heiligen Blasius 253—255
6. Aus der Bibel 255-261
7. Eine letztwillige Bestimmung über einen verborgenen Schatz . 261 — 262
8. Aus dem Statut von Wislica, übersetzt 1449 262—263
9. Aus dem Statut von Wislica, übersetzt 1460 264
10. Ein Gedicht auf die Ermordung des Andreas Tenczynski 1461
in Krakau 265 — 268
11. Gnesener Predigtordnung 268 — 271
12. Aus dem Psalter von Pulawy 271 — 273
13. Fragment eines Gebetes an Maria 273—274
14. Die Legende vom heiligen Alexius 275 — 281
15. Ein (unbekannter) Dialog zwischen dem Tod und dem Magister 281 — 293
16. Klage eines Sterbenden , 293—295
17. Spur eines Gedichtes zu Ehren Mariae 295 — 296
18. Cantilena a beato patre Ladislao Gielnovio composita a. D. 1488 296—301
19. Aus dem Magdeburger Recht in polnischer Uebersetzung . . 301 — 302
20. Paraphrase der Begrüssung Mariae 302 — 303
Berichtigungen und Nachträge 304—307
Sachregister 308—314
Namenregister 315 — 317
Wortregister 318—324
JJer Zweck dieser Schrift ist eine übersichtliche Anordnung
und Würdigung der bis jetzt bekannten altpolnischen Sprach-
denkmäler bis zum Anfang des XVI. Jahrhunderts. Neben der
Beschreibung der Sprach- und Literaturdenkmäler, der Kritik
und Berichtigung des Textes derselben, neben ihrer Beurtheilung
nach Entstehungszeit, Inhalt, Sprache u. s. \v. , unter Berück-
sichtigung der vorhandenen Litteratur, sollen allgemeinere sach-
liche oder sprachliche Fragen, wo sie sich bieten, erörtert, mit
einem Worte, es soll ein geordneter kritischer, literarhistorischer
und philologischer Apparat geboten werden , welcher wol um
so weniger in allen Theilen in gleicher Weise wird abgeschlossen
sein können, als hier der erste Versuch einer systematischen
Würdigung der altpolnischen Sprachdenkmäler vor der Periode
der polnischen Druckwerke unternommen wird. Auch sind die
einzelnen Denkmäler bei weitem nicht erschöpfend, manche über-
haupt bis jetzt nicht kritisch besprochen, so fällt nach Massgabe
der bis jetzt vorhandenen Litteratur die Behandlung der einzelnen
Gegenstände ausführlicher oder kürzer, auch ungleichmässig aus;
oft wird es genügen, durch ein Citat eine specielle Besprechung
überflüssig zu machen, in anderen Fällen freilich, wenn frühere
Arbeiten fehlen, eine solche Besprechung nothwendig sein; stellen-
weise wird es sich empfehlen, auf frühere Arbeiten und Ansichten
in zustimmendem, abwehrendem, oft nur das Verschiedene refe-
rirendem Sinne zurückzukommen.
Ein Corpus monumentorum linguae palaeopolonicae ist noch
nicht vorhanden und wol nicht so bald zu erhoffen. Die alt-
polnischen Sprach- und Litter aturdenkmäler sind, so weit sie
Nohring, Altpuln. Sprachdenkmäler. 1
veröffentlicht sind, theils besonders gedruckt, wie der Florianer
Psalter , die sogenannte Sophienbibel , das Hedwigbüchlein u. a.,
theils in grösserer oder kleinerer Anzahl zerstreut in litteratur-
geschichtlichen und philologischen Werken.
Es sei an dieser Stelle bemerkt, dass zusammenhängende
altpolnische Texte erst mit dem XIV. Jahrhundert beginnen,
frühere sind wenigstens bis jetzt nicht gefunden. Die einzelnen
polnischen Wörter vor 1300, meist Personen- und Ortsnamen,
seltener rechtsübliche, technische Ausdrücke, wie sie in lateinischen
Texten, Chroniken, Urkunden, Rechtsdenkmälern, auf Münzen
u. s. w. vorkommen, hat gesammelt, lexicalisch zusammengestellt
und sorgfältig erläutert Baudouin de Courtenay: 0 drevne-polbskomb
jagyke do XIV stolMija, Leipzig 1870. Das Register ist aus den
nach 1870 herausgegebenen lateinischen Urkundensammlungen,
aus Grünhagen s Regesten zur Schlesischen Geschichte und an-
deren leicht zu ergänzen (s. unten).
Die polnischen Texte des XIV. und XV. Jahrhunderts sind
ganz oder in Auszügen gedruckt in den folgenden Werken:
X. Juszynski, Dyhcyonarg poetow polskich, 2 Bde., Warschau
1820. Hier befinden sich Auszüge aus dem ältesten polnischen
Cantionale, von dem wir Kunde haben, nämlich „KancyoncU
Przeworszcgyto" vom Jahre 1435, welches Juszynski in Händen
gehabt, beschrieben und benutzt hat, welches dann später spurlos
verloren gegangen ist. Aus demselben Gesangbuche soll auch,
wie Juszynski (am Ende der Einleitung) versichert, Krairiski in
dem Cancionale von 1609 [KancionaZ abo piesni duchoivne z nau-
Tcami y r: modlitwami 1603, auch 1609) !) mehrere Kirchenlieder
wiederholt haben. Siehe unten über Kirchenlieder.
Rakowiecki, Prawda Ruska, 2 Bde in Q., Warschau 1822,
wo in der Abhandlung: Geschichte der slavischen und polnischen
Sprache (Bys historycmy stanu jqgyka slowianskiego i polshiego, im
zweiten Bande) mehrere altpolnische Texte, theils ganz, theils
in Auszügen als Proben, mitgetheilt werden.
Lelewel in Ksiqg Mbliograficmych dwoje, 2 Bde, Wilno 1823
und 1826, tlieill ans unbekannten lateinischen Manuscripten alt-
') b. Maciejowski Pi&nwmmctwo pohkie III, 568.
polnische Texte mit und giebt Nachricht von Handschriften,
welche solche kürzere oder längere Texte enthalten.
Wiszniewski hat in Ilistorya lit&ratury polshiej, 7 Bde.,
1840 — 1845 manchen unbekannten altpolnischen Text veröffent-
licht, wie z. B. im Y. Bande Ortyle Magdeburskie nach einer
Copie von 1501 (der Text selbst ist älter); ausserdem hat
Wiszniewski auch früher schon veröffentlichte altpolnische Texte
wiederabgedruckt.
Maciejowski, welcher durch Veröffentlichung sehr zahlreicher
altpolnischer Texte trotz den mangelhaften Mittheilungen über
die bezüglichen Handschriften und trotz Mangel an Zuverlässig-
keit sich grosse Verdienste um das ältere polnische Schriftthum
erworben hat, hat vornehmlich in zwei Werken altpolnische
meist unbekannte Sprach- und Literaturdenkmäler in grösserer
Anzahl publicirt: a) Pamictnili o dziejaclt, pismiennictivir % praivo-
dawstuHe Slowian 1839; die altpolnischen Texte aus dem Ende
des XIV. und dem XV. Jahrhundert (nicht XIII., wie irrthüm-
lich auf dem Titelblatte steht) befinden sich im II. Bde. S. 331 ff.;
b) noch reichhaltiger ist in dieser Beziehung der Supplementband
zu Maciejowski's Pimiiennictwo Pohhie in 3 Bänden, 1851 — 52,
unter dem Titel Dodatfri do Pihnimnictwa Polskicgo etc. Der
erste Theil dieser handschriftlichen Texte, S. 1 — 154, enthält
38 Nummern sehr wichtiger altpolnischer Texte aus der Zeit
bis 1530.
Rozpraivy i Sprmvozdania wydzhdu fdologlezwyo Ahademii Umie-
jtfnosci w Krakowie, Bd. I v. 1874, Bd. III 1875, Bd. IV 1876,
Bd. VII 1880 enthalten altpolnische Texte.
Sprawozdania Komisyi jrzykowrj Ahademii Kral;., Bd. I — III,
1880 — 1884 enthalten unbekannte grössere und kleinere altpol-
nische Sprachdenkmäler.
In Archiv für slav. Philologie von Jagic, Bd. III 1879 und
Bd. VI 1882 hat Dr. Kaiina bemerkenswerthe Wörter, Formen,
Ausdrücke aus unbekannten pol. Texten des XVI. .Jahrhunderts
veröffentlicht unter dem Titel Anecdota Palaeopolonica, auf die
insbesondere verwiesen wird. — Einzelne alte Texte befinden sich
in Helcers Stcvrodcwne pomniki polskiego prawa, Bd. I 1856, in
Wojcicki's Bdd'iotelm starozytnych pisarzöw polskich, 6 Bde., 1840,
zweite Ausg. 1854 und anderen. — In Noive Wytrisy Völskie Czeßc
1*
Drugct (von J. Poplinski), Lissa 1838, sind einige Auszüge
aus altpolnischen Sprachdenkmälern sehr sorgfältig abgedruckt,
indess aus dem XIV. und XV. Jahrhundert die allerwenigsten.
Mehr solcher Auszüge finden sich in Wypisy Polskie dla uzytku
Mets wykszych w c. 1c. szkolach (jhnnasyalnych, 3 Bde. Lemberg
1857 — 1862; die altpolnischen Texte, mit neupolnischer Trans-
scription, sind in dem I. Bande S. 1 — 38 aufgenommen. Der
Text ist nicht immer correct gedruckt, die Transscription in vielen
Fällen unrichtig oder zweifelhaft1).
Die altpolnischen Sprachdenkmäler, und zwar die wichtigsten
von ihnen, sind einmal in einem besonderen Buche ausführlich be-
sprochen worden, mit Anführung der Texte in ihrem ganzen Um-
fange oder in Auszügen: Przeglad najdawniejssych pomnikow jqsyJca
polsMego von K. Malkowski, Warschau 1872 in Q. Die unglaubwür-
digen, oft wunderlichen Ansichten über die Entstehung und die
Schicksale der einzelnen Sprach- und Literaturdenkmäler und die
unüberlegte Annahme zweier altpolnischer Schriftdialecte. eines
volksthümlichen und eines lechitischen, dessen Ursprung und dessen
Wanderungen der Verfasser eine lange Abhandlung gewidmet
und dessen Spuren er selbst in den Monumenta Frisingensia ge-
sucht hat, stellen die Vorzüge der fleissigen, 20jährigen Arbeit
sehr in Schatten; die Vorzüge sind in der Mittheilung unbe-
kannter oder wenig bekannter Sprachdenkmäler und in der Be-
leuchtung des Verhältnisses des polnischen Textes im Psalter
zu Florian zu dem lateinischen zu suchen. Dass in der „Ueber-
') Dem ersten Bande, welcher polnische Sprachproben aus dem XIV. bis
zum XVI. Jahrhundert, prosaische und poetische, enthält, ist als Einleitung (ano-
nviii) beigegeben: Frzeglqd form gramatycznych jqzyka daropoUkiegoÜ. I — CXIV,
welche man gewöhnlich Prof. Suchecki in Krakau zuschrieb; nach Mitthei-
lung Dr. Wislocki's in einer Anmerkung zu Glossa super epistolas per annum
dominicales, Krakau 1!S7<>, 8. 27, ist der Verfasser dieser Uebersicht der alt-
poln. Formen Prof. Dr. Eus. Czerkawski. „Wprawdzie Sucliecki wypracowdl byl
z polecenia homisyi, ktöra xiq ulozeniem Wypisöw zajmowala, Przeglqd form
granuxtycmy&jesykastaropotetyego, ale poettug teoryi wlasnego wtworu, na Klär«
komisi/a iddnym sposohem zyndiic nie nie mogla, ijej czlonek Dr. Euz. Czerkawski,
öwczemy Inspektor gwmazyalny, przerobü go s gruntu s \wacy Sucheckiego
pozostal tyXko materyal nagromadzony." Diese Uebersicht ist, abgesehen da-
von, dass sie jetzt als unvollständig gelten muss, weder in quantitativer, noch
qualitativer Einsicht befriedigend; vgl. Archiv für slav. Phil. I, 253.
— 5 —
sieht" die Sophienbibel 1455 nicht besprochen ist, scheint damit
zusammenzuhängen, dass der Verfasser nach dem Erscheinen
derselben im Druck die Vermuthung ausgesprochen hat, die-
selbe sei möglicherweise erst im XVII. Jahrhundert entstanden
(Bibliot. Warszawska 1872, I). — Einzelne altpolnische Sprach-
und Literaturdenkmäler sind in verschiedenen Werken und
Zeitschriften besprochen, vornehmlich in Archiv für slavische
Philologie, herausgegeben von Jagic, bis jetzt 8 Bde und drei
Hefte des IX., Berlin 1876 ff.
Die älteste Zeit bis zum XIV. Jahrhundert,
Wie oben bemerkt, haben sich aus dieser Zeit keine pol-
nischen schriftlichen Denkmäler erhalten. Die Annahme, dass
sehr viele in den inneren Wirrnissen nach dem Tode Mieszko's II,
unter Boleslaus dem Kühnen und in der Zeit der schrecklichen
Verwüstungen der Tataren und Litauer untergegangen seien,
ist kaum richtig, es ist vielmehr wahrscheinlich, dass bis zum
XIV. Jahrhundert die lateinische Sprache das Schriftthum in
Polen ganz beherrscht und die nationale Sprache niedergehalten
hat. Einige Aufzeichnungen in polnischer Sprache müssen vor-
handen gewesen sein: Abschwörungsformeln, das Glaubens-
bekenntniss und das Gebet des Herrn, Formeln bei Spendung
der heiligen Sacramente *), die Generalbeichte, Psalmen2) und
andere; von diesen hat sich allerdings nichts erhalten.
Erhalten sind nur einzelne polnische Wörter in lateinischen
Texten (Urkunden, Chroniken etc.), meist Personen- und Orts-
namen, seltener technische Ausdrücke. Diese .ältesten Brosamen
der polnischen Sprache hat gesammelt Prof. Baudouin de Cour-
tenay:* 0 dreme-polbskomb jasylce do XIV stoletija, Leipzig 1870
(s. oben); recens. von Joh. Schmidt, Beiträge zur vergleichen-
den Sprachforschung VII, 119; und Nehring, Göttingische Ge-
lehrten Anzeigen 1873, St. 37. — Herr Baudouin hat sich die
verdienstliche Mühe gegeben, aus lateinischen Texten vor 1300
oder deren späteren Copicn (die Urkundensammlung für Pommern
') .So heisst es in Constitutiones in Synodo Budensi a Philippo Epsco Fir-
mano 1279: Baptismum celebretur . . . in vulgari sub hac forma («lic Formel
findel sich in keiner Handschrift), Helcel Stcvrodawne Pomnifci I, 121.
-) Dass eine l'saliiienüliersi'l/.ung im Xlll. Jahrhundert vorhanden war,
b. unter Psalmen,
— 7 —
hätte reichliche Ausbeute geboten) die polnischen Namen aus-
zuziehen, lexicalisch zusammenzustellen und in eingehenderWeise
zu erklären. Der llauptwerth des Buches liegt in dem Lexicon,
welches nach dem zu Grunde gelegten Princip in zwei Thcile
zerfällt: der erste Theil enthält Wörter, deren echt slavische
(vorchristliche) Lautform unzweifelhaft ist; der zweite Theil um-
fasst Namen, welche erst in christlicher Epoche üblich wurden
(z. B. Taufnamen) oder deren Deutung zweifelhaft ist, auch
finden sich hier Hinweise auf den ersten Theil. Die an der
Spitze stehende altslovenische Form (in russischer Cursivschrift)
mit polnischer Transscription (z. B. Dragota, p. Drogota) in dem
ersten Theil dient als Erklärung der Wörter in verschiedener
Schreibart, welche unter dem betreffenden Artikel, mit Angabe
der Jahreszahl nach Original oder nach einer späteren Copie
(bei dieser ist die Jahreszahl eingeklammert), mit Angabc der
Quelle und mit anderen Bemerkungen, angeführt sind. In dem
zweiten Lexicon fehlt die altslovenische Grundform; an der Spitze
steht die erschlossene polnische Grundform in fetter Schrift,
worauf Citate folgen; die nicht wiederhergestellten Namen sind
mit Petit und die Hinweise auf das erste Lexicon sind cursiv
gedruckt. Dem Lexicon geht voran eine ausführliche Abhand-
lung über die Lautverhältnisse der polnischen Sprache überhaupt,
speciell über die Lauterscheinungen des Altpolnischen und über die
Stammbildung; über Wortformen ausführlicher zusprechen, dazu
lag keine Veranlassung vor, weil die geringfügigen ältesten polni-
schen Aufzeichnungen, mit verschwindenden Ausnahmen, die Form
des nom. sg. oder plur. der Nomina bieten; die wenigen Fälle der
Declinations- und Verbalformen sind S. 94 — 96 besprochen. In
den sehr eingehenden Ausführungen über die Lauterschcinungen
des Altpolnischen zeigt der Verfasser, dass die mittelbar er-
weichten Consonanten c, dz, s, z, und r (heute rz geschrieben)
erst gegen die Mitte des XIII. Jahrhunderts sich einbürgern an
Stelle der unmittelbar erweichten t' , d' , r u. s. w., die den russi-
schen zu vergleichen sind; dass neben den Nasalvocalen ^ und q
(hart und weich), wie sie die heutige polnische Sprache
kennt, auch der Vocal ä (an) zu erkennen ist; dass das Altpol-
nische noch Spuren und Reflexe der Ilalbvocale zeigt, z. B.
Mistiwoj, Benin etc.; dass die Lautgruppe n> zwischen Conso-
— 8 —
nanten. vornehmlich vor einem weichen Consonanten über-
wiegend ir (yr) zeigt, Dzwzikraj, Wirzbirta und andere. Im All-
gemeinen zeigt die älteste polnische Sprache nach Ausweis des
Materials die lautlichen Eigenschaften, welche sie in ihrem heu-
tigen Erscheinen zeigt, also io für £, ia für t vor harten d, t, l,
n, r, z, s, z.B. zona, sron; Biafa, Fiast, Laskouogi, Polanie etc.1);
die Lautfolge ro, lo nach einem Consonanten, z. B. Drögota gegen-
über asl. Dragota; Vertretung der ehemaligen Halbvocale durch
volles e, (i) e, und bei r, l durch ar, ier(z) el, ol, In, il, wie im heu-
tigen Polnisch. Wenige Bemerkungen und Ausführungen Baudouins,
abgesehen von der Art der Disponirung des Stoffes, wurden
später berichtigt, so z. B. brzoza erklärt aus brega statt aus breza;
der Abschnitt über Nasalvocale wurde mehrere Male nach dem
Erscheinen des Werkes von Baudouin anders als von ihm behan-
delt. Während dieser Gelehrte, auf die kaschubischen Nasalvocale
als unverändertes Erbgut aus alter Zeit' hinweisend, auch in der
polnischen Schriftsprache Spuren und Reste des ä -Lautes er-
blickt (S. 84), will Prof. Potebnja als Grundvocal aller Nasal-
laute und ihrer Vertreter ä gelten lassen (Arch. f. slav. Phil.
III, 614 sq.); Prof. Malinowski will zeitweilig auch nur einen
Nasalvocal in der Entwicklung der polnischen Sprache erblicken
(Oppelnsche Mundart S. 27) und findet im Anschluss an die
polnisch-schlesischen Mundarten in Modl'divy Wadaiva neben r, a
auch ä; andere noch anders, vgl. Matusiak 0 nieläorycJi zjawiskach
jrzylca polskiego 1885, S. 21 ff. — Das Vorkommen des ISasal-
vocals ä in dem polnischen (kleinpolnischen) Schriftdialect älterer
Zeit ist sicher zu vermuthen wegen der kleinpolnischen alten
') Baudouin sagt S. 77: Der Uebergang von e zu o nach weichen Con-
sonanten vor i, r, n, d, t, z, s babe sich im XI. — XIII. Jahrhundert vollzogen;
S. 7(1 (§ 84) scheint er anzunehmen, dass z. 13. sycno, kiryct, wyetrow im
XIV. Jahrhundert (im Flor. Ps.) noch ein Rest des alten e-Lautes sei. Ich
halte an der Ansicht fest, dass io und ia in den genannten Fällen zu den
ältesten Erscheinungen des Polnischen gehören, Arch. f sl. Phil. I, 79; 11,429;
vgl. Mikloaich Vgl. Lautlehre, S. 525. Die aus dem XIV., XV. Jahrhundert
und aus unserer Zeit von Pilat JBogarodzica 44 angeführten wymed ff. teymiot),
mietla, wieslo und von Anderen gesammelten Beispiele dafür, dass e (e) vor
>l. t etc. bleibt, sind 1) entweder archaisirende Formen oder 2) Cechismen,
BOfern sie in alten Sprachdenkmälern vorkommen, oder aber 3) analogisch
gebildete Formen: hwiet von hwiede, mietta von (toy)miesc, wieslo von ivicsc.
— 9 —
Namensformen Sandomirz, Sanderz, Kauft/, Prandota und andern,
und nach der Beschreibung des ^-Lautes durch alte Gramma-
tiker und Orthographen, von denen Statorius 1568 es aussprechen
lässt, wie in Angelo, Antonio; auch die Alleinherrschaft der
Schriftzeichen a, an und a in einigen Sprachdenkmälern des
XV. Jahrhunderts spricht dafür. Das Vorkommen des 3 -Lautes
in dem alten Schriftpolnisch ist sichergestellt durch mir, cie, sie
für wir, cir, sie und durch gen. sg. dusze, ivole für altes duszr,
ivolr u. s. w. (orthographisch durch e wurde es erst im XV. Jahr-
hundert bezeichnet); das Vorkommen von a, (= o) im ältesten
Polnisch ist allgemein zugestanden. Vgl. Kaiina, lieber die
Schreibung der Nasalvocale in den altpolnischen Denkmälern in
Arch. f. slav. Phil. IV, 29 ff. — Personen- und Ortsnamen sind
von Baudouin in einem besondern Abschnitt, Morphologie Cap. I,
nach Stamm, Bildungsweise mit Anführung der gebräuchlichsten
Suffixe, nach Bedeutung und Gebrauch, zum Theil im Anschluss
an die Arbeiten Miklosich's, zum Theil in Erweiterung derselben,
erklärt. Die knappe Form der Ausführungen lässt den mit der-
gleichen Namen nicht Vertrauten ohne die (unten) angeführten
Werke Miklosich's *) zu einem vollen Verständniss dieser Namen
um so weniger gelangen, als die zu Grunde liegenden Stämme
der Erklärung entbehren oder unerwähnt geblieben sind : wäh-
rend siviepietnicy mellificatores S. 89 erschöpfend erklärt ist
findet sich für Kujaivy, Ciazyn, Sividnica, Zdzislaw u. s. w. in
Bezug auf die Bedeutung des Stammwortes keine Erklärung.
Während Baudouin de Courtenay den gesammten schriftlich
überlieferten polnischen Wortschatz aus der Zeit bis 1300 in
sprachlicher Beziehung systematisch registrirte und erklärte,
suchte Wojciechowski in Chröbacya, Rozbiör Starozytnosci Slo-
wianskich I, Krakau 1873, einen Theil desselben Materials, die
ältesten Orts- und Flussnamen von Kleinpolen, in geschichtlicher
Hinsicht zu verwerthen ; vgl. Biblioteka Warszawska 1 873, IV, 1 56 ff.
und Casojjis ces. Musea 1874, 386 fg. — Der Verfasser hat sich
') Miklosich, Bildung der slavischen Personennamen, Denkschriften der
Wiener Akad. d. Wiss., phil.-hist. CL, Bd. X, 1SÜ0; Bildung der Ortsnamen
aus Personennamen, Denksehr., Bd. XIV, 1H64; später, nach dem Erscheinen
des Buches Baudouin's, sind erschienen: Die Slavischen Ortsnamen aus
Apellativen I, Denksehr., Bd. XXI, 1872; II in Denksehr., Bd. XXIII, 1874.
— 10 —
zur Aufgabe gemacht, die Alterthümer von Gross- (Weiss-)
Chrobatien zu erklären, ein Ausdruck, den Constantinus Por-
phyrogenetos gebraucht und den Wojeiechowski auf das spätere
Kleinpolen bezieht (§ t, S. 2—3). Bis jetzt ist ausser der sehr
ausführlichen Einleitung über die Zweckmässigkeit verschiedener
Methoden der Forschung der erste Theil (Etnografia) behandelt,
nämlich die ältesten Ortsnamen, welche nach ihren Stämmen,
Suffixen und ihrer Bedeutung erklärt werden. Dieser Gegen-
stand, zum Theil im Anschluss an die bis 1873 erchienenen Ab-
handlungen Miklosich's über slavische Personen- und Ortsnamen,
zum Theil selbständig bearbeitet, enthält viel Beachtenswerthes ;
im Einzelnen aber ist es nicht möglich, den Ausführungen des
Verfassers unbedingt zu folgen. [Seine Unterscheidung von
patronymischen Dorfnamen (auf -wice, -ice) von den anderen
(auf -oiv, -in u. s. w.), von denen die ersten von den Bauern
(Bauernansiedelungen) herrühren sollen, diese von dem ersten
besitzenden Edelmann (Edelhöfc, Gutswirthschaften) z. B. Unocho-
wice vom Bauern Unoch, Piroszowice von dem .,avus l'yroso" in
dem Liber fundationis claustri de Henrichoiv etc., dagegen Jaxo-
howo (nicht etwa Jaxice) vom Edelmann Jaxo (S. 233), — mit einem
Worte, die Unterscheidung von osady (Bauernansiedelungen) und
//•s/r (adelige Güter, Höfe), mag in den angeführten Fällen
richtig sein, aber kaum ist es gestattet, dies (abgesehen von den
S. 317 ff. betonten Beschränkungen, dass manche Gegenden von
Polen Dorfnamen auf -ice, -ovice in alter Zeit nicht haben) für
Kleinpolcn zu verallgemeinern und zu sagen, alle Namen auf -ice,
-owice bedeuten Bauerndörfer (älteste Ansiedelungen), alle auf
-ow, -in und ähnliche Edelhöfe, Vorwerke. In dem Buche des
Verfassers selbst finden sich Puncto, die in dieser Hinsicht zu
Bedenken Anlass geben: S. 251 wird aus einer Bestätigungs-
urkunde Kadlubek's von 1210 das (schon vom Bischof Gedko)
geschenkte Dorf ein Mal vitta Negoslai, das andere Mal Ncgo-
s/nrici genannt; in dem Vcrzeichniss der Stellen, in welchem
wirkliche Bauerndörfer genannt werden (S. 213 flg.), finden wir
zwar meist Namen auf -ici, -ovici, aber auch andere nur in Ver-
bindung mit ihnen, so mydentino servi c. villis corum; in der
Aufzeichnung der adeligen Besitzungen (S. 231 ff.), in welchem
i< h kein Gut auf -ici, -ovici findet, führt der Autor zum Beweis
— 11 —
seiner Behauptungen: 1 282 villam Ponmani (pomicmow) und vilhi
Cestconis (S. 233), welche der Verfasser durch Cursivschrift als
adeliges Gut bezeichnen will, in demselben Sinne (als adeliges
Gut) müssten wir das Gut Kadlubek's villa Negoslai deuten, wo-
gegen Ncgoslavici Widerspruch erhebt. Die Erklärung des Autors,
dass das Dorf anfänglich ein Vorwerk war, später mit Bauern
angesiedelt worden (S. 251 Hg.), hebt die Bedenken nicht, diese
werden noch durch das Citat aus Liber locationis clauslri Hen-
richow vermehrt, nach welchem Wisiutal (ehemals bestehend aus
Wadochwitz und Neteplaistba = wol Netepla istba) früher das
Eigenthum war militis satis farnosi laxae nomine etpropterea qui-
dam Poloni adhuc appellant ipsa/m villam jaxsitz, nomen praedicti
müitis mutantes; Liber fundationis S. 88. — Im Anschluss daran
sei ein anderes Bedenken erwähnt. S. 245 sagt der Verfasser:
As do poloivy XIII ivieku zaden szlachcic nie posiadal w swoim
majqtku ziemi majqcej nazwq patronymieznq (auf -ice, -owiee) t. j.
nie posiadal osady cldopskiej (cf. S. 236); S. 250 heisst es: Wi-
docznie osady (Bauerndörfer) byly od poczatkn wylqcznq wlasuoscia,
hsiqzqt, zas ivsie-szlachty ; dieser Befund wird aber abgeschwächt
durch die folgende Behauptung, dass dies schon für das XII. Jahr-
hundert nicht ausnahmslos die Regel war. — Ueber die Schen-
kungen der Fürsten äussert sich der Verfasser S. 237: Ksiqze,
dawal zwyczajnie tylko ziemie iv gruntach ornyeh — bez ludzi,
aber S. 215: Najdawniejsze daroivizny ivymienialy zwyczajnie
l>r;:y kazdej ivsi podaroivanej takzc i ludnosc osiadlq, jako
ze ludzie byli najwazniejszq, czqsciq daroivizny.] Fin-
den Historiker ist das Studium dieses Buches empfehlenswerth,
für die polnische Philologie enthält es neben vielem Ueber-
flüssigen ein wohlgeordnetes Material von Ortsnamen, mit be-
achtenswerthen Erklärungen, welche durch vergleichende Belege
und durch methodische Ausführungen gestützt sind. Eine Reihe
von Ortsnamen sind hier, nach dem Vorgang von Miklosich,
zum Theil auch zum ersten Mal richtig gedeutet : Kujawy aus-
gerodete Landpartien, bielawy sumpfartige Wiesen, auf denen
biele wächst, lomy arborum fractiones, lazy „miejsea wypalune z
zarosli przysposobionc na orne role", shipia piscatoria, guty ,,}mi<
nieuzyteu, brodla (Bradlee) Fels, Trzemeszno von trzemeha (cze-
remeha) benannt von Bärenlauch, gryz Kies, sividno von steid"
— 12 —
Steineiche, Tenczyn (tencino silvani vulgari sermone tencino
Duncupatam a. 1319), yivozd (Gwoidzisc etc.J „mocny las na
wjsgörm" u. s. w. Ebenso finden sich, zum Theil urkundliche
Erklärungen für Namen kleinerer Flüsse und Bäche: Zwodnica
alias torrens in Liber bcneficiorum von Dlugosz II, 481, Jawomik
ein aus Eichenwald entspringender Bach, Swidnlca ein aus Stein-
eichenwald rlicssender Strom, Bopczyca Säuerling, Sopot rauschen-
der Bach, Przemsza von mech abgeleitet. Nicht alle Deutungen
sind gelungen: Ben 292 Beniasx 167 und ähnliche sind wol auf
Benedicttts zurückzuführen, Melgiew 168 ist wol aus Mügeln ent-
standen, Syradz (Siradz) ist kaum Verdcrbniss aus Wszeradz, weil
nach Ausweis der Urkunden die älteste Form Siradz ist; Köbier,
Knhirrzyce etc. 287 hat mit leobieta und dieses Wort kaum etwas
mit hob' (augurium) zu thun, hohler ist wol "Weber, mit kobierzec
zusammenhängend; dass Wieliczka mit hol zusammenhängt, lässt
sich nur vermuthen; Ostach 149 ist höchst wahrscheinlich auf
Hhistachms zurückzuführen; über zary, zdzary Abbrand, s. Arch.
f. slav. Piniol. VI, 127 (das schlesische Sarau steht damit in
Verbindung).
Zur Vervollständigung des polnischen Wortschatzes vor 1300,
sofern er schriftlich aufgezeichnet wurde, sind folgende nach dem
Erscheinen der zwei soeben besprochenen Bücher veröffentlichten
l'rkundensammlungen und Werke zu nennen, in denen die pol-
nischen Namen und Wörter an der Hand der Register leicht
gefunden werden können:
Codex Diplomaticus Maioris Poloniae, 2. Ausgabe in 4 Bän-
den, Posen 1877 — 1881 (mit einer Karte von Grosspolen).
Monumenta Medii aevi historica, herausgegeben von der
Krakauer Akademie der Wissenschaften. Band I: Codex Diplo-
maticus Cathedralis Cracovicnsis, erster Theil (1166 — 1366),
Krakau 1874 mit zwei Registern: Band III : Codex Diplomaticus
Poloniae Minoris, erster Theil (1178 — 1386) 1876, mit zwei
Registern; Band V: Codex Diplomaticus Civitatis Cracovicnsis,
ereter Theil (1257—1506), enthält nur zwei Urkunden aus dem
XIII. Jahrhundert.
Codex Tinecensis ed. Kefrzynski und Smolka, Lcmberg 1875.
Perlbach, Preussische Regesten bis zum Anfang des XIII. Jahr-
hunderts, Königsberg 1876.
- 13 -
Perlbach, Pommerellisches Urkundenbuch, Bd. I, Danzig 188'2.
(Hasselbach, Kosegarten und von Medera, Codex Dipl.
Pomeraniae, Band I, Greifswald 1843.)
Regesten, Berichtigungen und Ergänzungen zum Codex
Diplom. Pomeraniae I, Stettin 1868.
Regesten zur Sehlesischen Geschichte von Grünhagen. Band I,
Breslau 1876, 2. Ausgabe (965—1250) mit einem Register: Theil IL
1875 (1250—1280) mit einem Index: Theil III, 1879.
Die Deutung von alten Ortsnamen in Preussen ist gefördert
worden von: Dr. Ketrzynski Nazwy miejscowc polskie Prus
Zachodnieh, Wschodmch i Pomarza . wras e prze&wiskami memieeMemi,
Lemberg 1879; alte polnische urkundliche Personen- und Orts-
namen in dem ehemaligen Ordenslande Preussen hat derselbe
Gelehrte in eingehender "Weise beleuchtet in dem Werke 0 Ju-
dnosci polskiej w Prusicch niegdys KrzyzacMcli, Lemberg 1882.
Vgl. J. Karlowicz, 0 imionach wlasnyeh pölskich inicjsc i nsöl> in
PamiftniJ; fi.zyograficzny Y, Warschau 1885. — Pommersche Orts-
namen aus alter polnischer Zeit hat erklärt : Dr. med. Beyers-
dorf in mehreren beachtenswerthen Abhandlungen unter dem
Titel: Slavische Streifen, in den Anlagen zu Baltische Studien:
IV. Ortsnamen von Wolin und Usedom (1881); Y. Flussnamen
in Pommern (ebenda): YI. Köln und Berlin (ebenda): VII. Der
Name Stettin (ebenda). In der Anlage zu Baltische Studien
1882 — 1883 finden sich VIII. Die slavischen Ortsnamen des
Kreises Franzburg; IX. Slavische Ortsnamen im Kreise Grimmen
(ebenda); X. Slavische Ortsnamen des Kreises Greifswalde;
XI. Ortsnamen des Eilandes Rügen (ebenda), zwei Abhandlungen.
Dr. Beyersdorf hat die Eintheilung der Ortsnamen von Wojcie-
chowski zu Grunde gelegt : a) Garde und Festen, b) Geschlechts-
sitze, c) Besitzdörfer praedia, d) Abbauorte partes adnexae.
Andere Abhandlungen des Verfassers sind mir nicht bekannt. —
Zur Yergleichung seien angeführt: die recht sorgfältige Abhand-
lung von Prof. Brückner, Die slavischen Ansiedelungen in der
Altmark und im Magdeburgischen, gekrönte Preisschrift, Leipzig
1879; P. Kühnel, Die Slavischen Ortsnamen in Meklenburg,
Neubrandenburg 1882; Dr. Grössler, Die slavischen Ansiede-
lungen im Ilassengau, Arch. f. slav. Phil. Y, 333 flg.: O. Kämmel,
Die slavischen Ortsnamen im nordöstlichen Theile Niederöster-
— 14 -
reichs, Arch. f. slav. Phil. VII, 256 ff.; ausserdem die älteren
(kaum brauchbaren) Arbeiten: V. Jacobi, Die Bedeutung der
böhmischen Dorfnamen, Leipzig 1856; Prof. AI. Buttmann, Die
deutschen Ortsnamen mit besonderer Berücksichtigung der urspr.
wendischen in der Mittelmark und Niederlausitz, Berlin 1856;
Cybulski , Slavische Ortsnamen der Insel Potsdam, Berlin 1859,
und andere.
Unter den vielen einzelnen schriftlich überlieferten polnischen
Wörtern aus der Zeit vor 1300 findet sich nur ein Mal ein zu-
sammenhängender Text, und zwar ein kurzer Satz, den der
zweite Bearbeiter des Liber fundationis claustri Heinrichow bei
Gelegenheit der Geschichte des Klostergutes Brulcaliz s. a. 1270
erzählt (Stenzel, Gründungsgeschichte des Klosters Heinrichau,
Breslau 1854, S. 60). Die Veranlassung zu der Benennung der
Besitzung sei der Name des ehemaligen Besitzers „Brucal";
dieser habe einst zu seiner Frau, da sie vom Drehen der Hand-
mühle müde gewesen, die Worte gesagt: day ut ia pobrtesa a ti
pogiwaii ,,sic iste Bohemus uicissim molebat cum uxore, ibi
vertebat quandoque lapidem sicut uxor cui vir suus, idem B.,
compassus dixit: sine ut ego etiam molam, hoc est in polonico :
day ut etc Quod videntes vicini, licet tunc pauci, appella-
bant eum Boywal Brucal, inde est quod sua posteritas tota
vocatur Bmcalis." Der Umstand, dass Boguphal Bohemus ge-
nannt wird und dass man in dem zweiten Worte ut einen Druck-
fehler für at (= at') vermuthen könnte — Heinrichau bei
Mi'msterberg liegt auch nicht weit von der böhmischen Grenze — ,
könnte darauf führen, dass jener Boguphal die angeführten Worte
böhmisch gesprochen habe. Indess sowohl der Zusatz : hoc est
in polonico, als auch die wenigen Worte selbst zeigen, dass hier
polnische Worte zu Pergament gebracht worden sind. Zunächst
lese ich für ut — ot\ was pöbrusa anbetrifft, so ist es von dem
Oiisnamen Brukaliz nicht zu trennen, so heisst der Ort 8. 14,
S. 59 — 67 mehrere Male, so auch im Register, und Brucal an der
angeführten Stelle S. 60 ist Brukat , nicht Bruscd zu lesen; so
bietet der Stamm einen Ä-Laut, und ich glaube in dem vierten
Worte nicht pobrusiti, sondern pdbruöeti zu finden (brucHl np.
buregee heisst brummen, summen). Die Stelle ist zu lesen: day
Ot in pobruea a li p&ewai, sinngemäss: day ot ia jtobrnrä a ty
- 15 -
pociway, lass, ich werde etwas Summs machen und Du ruhe aus.
Bei dieser Interpretation sind diese Worte polnisch gesprochen
worden, pobrusa d. h. pohrurä ist polnisch, cechisch musste es
pdbruciu oder pobrucim heissen.
Ausserdem sind noch zwei Fragmente von zusammenhängen-
den Wörtern anzutreffen : in der Chronik des Boguphal (Einlei-
tung, die aber möglicherweise erst in der zweiten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts geschrieben wurde) bei der Erklärung des
Namens Dalmatien: regnum Dalmacie daJa macz, quasi dedit
mater, Sommersberg Scriptores rr. Sil. II, 19. Ein anderes Frag-
ment, welches über das Jahr 1300 hinausgeht, befindet sich in
einer Urkunde des Klosters Bukow vom Jahre 1304 (in einem
fehlerhaften Copialbuch des XVII. Jahrhunderts überliefert), wo
als Aussteller genannt wird: Vengeke Prawi Curriwisin de Sol-
foowe, zu lesen Wircek prawy krhvi syn de Zolkowie (Ciolkowie?),
Wenzek legitimen Blutes Sohn der S. Eheleute. Dass prawy
gen. sg. femin. des adiect. prawy in nominaler Form ist, bedarf
keiner näheren Erklärung.
Die Epoche des XIV. und XV. Jahrhunderts,
Sprachdenkmäler in prosaischer Form.
I. Einzelne Wörter und Fragmente. In den lateinischen Texten
des XIY. und XV. Jahrhunderts finden sich ziemlich häufig ein-
zelne polnische Wörter, Glossen1), die über dem Text oder an
den Rand geschrieben sind, als Erklärung der betreffenden
lateinischen Ausdrücke, zuweilen ganze Redewendungen oder
Sätze, als wörtliche oder sinngetreue Uebersetzung der latei-
nischen Stellen. Lexicalische Zusammenstellungen inhaltlich zu-
sammenhängender Wörter sind selten, häufiger lateinische alpha-
betische Wörterverzeichnisse, in denen manchen AVörtern die
polnische Bedeutung beigefügt ist2). Auch in polnischen Texten
finden sich Glossen, theils zwischen die Zeilen, theils in den
Text selbst hineingeschrieben.
Einzelne Wörter und Redensarten finden sich in lateinischen
Texten: 1) in Predigten und anderen zum kirchlichen Gebrauch
bestimmten Rüchern. In lateinisch geschriebenen (wol meist
abgeschriebenen) Predigten finden sich hin und wieder polnische
Ausdrücke und Redensarten, welche der Besitzer, Abschreiber
') Vgl. über altdeutsche Glossen und ihre Beurtheilnng Docen, Miscel-
lanea I, 1*0!); Hoffmann von Fallersleben , Althochdeutsche Glossen, Breslau
1826; B. Räumer, Einwirkung des Christenthuras auf die althochdeutsche
Sprache, Stuttgart 184;'», hier sind Glossare und Arbeiten über dieselben bis
184T> aufgezählt.
2) Auf Orts- und Personennamen in lateinischen Urkunden, Chroniken
und anderen Schriften geschichtlichen Inhalts wird hier nicht, Rücksicht ge-
nommen, weil diese für das XIY. und XV. Jahrhundert nicht systematisch
jeoi dnel sind.
— 17 —
der Predigten proprio Marte oder aus der Vorlage über den Text
oder an den Rand schrieb, um bei der polnischen Predigt davon
Gebrauch zu machen, oder um das Lesen der lateinischen Pre-
digten sich oder anderen zu erleichtern.
a) Solche polnische Glossen fand Maciejowski in einer
Sammlung lateinischer Predigten, die in einer Handschrift aus
dem XIV. Jahrhundert in der Raczynski'schen Bibliothek in
Posen enthalten sind, und über die er im Dod. 101 kurz be-
richtet. Die wenigen Glossen, welche Maciejowski anführt, sind
retro precs, arma sbroya, induratum cor meum tivarde sakamyale
syerese, filie Jersusalem ist wiedergegeben durch die Worte:
juiiri/e y pany (sie) myeszlcyc, bei omnes articuli vertebantur in
Christi corpore et cetere vene heisst es: trzescmhj ivsztjthlcy st<ur;i
y szyly. — In diesen Predigten sollen, was Maciejowski nicht
sagt, nach einer sicheren Mittheilung, sehr viele polnische Glossen
und mehrere polnische Gebete sich finden.
b) Polnische Glossen in den lateinischen ,,Gnesener
Predigten". In einer Handschrift der Kathedralbibliothek zu
Gnesen aus der Zeit c. 1420, 190 Blatt in Q. stark, mit dem
Titel: Antiquae conciones Polonicae et Latinac, befinden sich
lateinische Predigten mit interlinearen polnischen Glossen und
7 polnische Predigten, diese auf den ersten 14 und den letzten
13 Blättern, doch enthalten die vorderen Blätter zum Theil auch
lateinische Predigten, so Bl. 5—10, 13 und ein Theil des Bl. 11.
Die polnischen Predigten (zum Theil auch faesimilirt) und die
polnischen Glossen mit den betreffenden lateinischen Stellen, zu-
sammen mit einigen Beigaben, gab Graf Tit. Dzialyriski unter
dem Titel Zahytch daivnej moivy pölsMej, Posen 1857, in Q., heraus.
Herr L. Jagielski las und erklärte den polnischen Text; die Er-
klärung ist durch neupolnische Transscription gegeben. Genaue
Beschreibung der Handschrift s. Dr. Erzepki, Der Text der
Gnesener Predigten, Posen 1885. Obgleich die lateinischen Pre-
digten mit den Glossen, nach dieser Beschreibung S. 2, von
einer früheren Hand geschrieben sind, als die polnischen Pre-
digten, so kann der Abstand nicht gross sein : die Aufzeichnung
der polnischen Predigten wird nach einer ungefähren Schätzung
in die Zeit c. 1420 gesetzt: die glossirten lateinischen sind nach
dem Jahr 1404 geschrieben, weil das Papierzeichen aus diesem
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 2
— 18 —
Jahre ist; die Sprache der polnischen Glossen ist mit der der
polnischen Predigten ziemlich gleichzeitig, diese sind wol gegen
das Ende des XIV. Jahrhunderts enstanden, der auf uns gekom-
mene Text ist eine Copie (s. unt. Predigten). Die polnischen
Glossen, in der Ausgabe S. 37 — 49, über dem lateinischen Text
oder am Rande (von derselben Hand) eingeschrieben, etwa über
200 an der Zahl, bieten nicht blos einzelne Wörter, sondern auch
ganze Redewendungen; viele derselben sind durch iscy d. h. izci,
durch izc oder ähnliche eingeleitet, mit welcher Partikel der
Glossator wahrscheinlich das lateinische id est meinte. Da uns
über die lateinischen Predigten mit den polnischen Glossen, In-
halt jener und Verhältniss dieser dazu, genaue Nachrichten fehlen,
so sei im Allgemeinen über die polnischen Einzeichnungcn be-
merkt, dass sie nicht überall die wörtliche Uebersetzung der
lateinischen Stellen bieten, vorausgesetzt, dass der Herausgeber
bei der Anführung der lateinischen Stellen die nötige Sorgfalt
anwendete. Wenn also S. 46 neben drugy przcsetl gest steht:
deinde quidam in pontificali, so weiss man nicht, ob der Heraus-
geber das Verbum des lateinischen Textes ausliess oder ob es
im lateinischen Text überhaupt nicht steht, das polnische also
eine freie Interpretation des Lateinischen ist. — Auf S. 41 steht
neben dem polnischen Text: ysecz on saprafdfi to bogadstivo bil
gest dobrze rosgodzil ysecz on gest ge po mfidroscy traiiil im La-
teinischen: Iste bene dispensaverat de suis divitiis, in quo eius
sapientia demonstratur, so ist klar, dass die polnische Einzeich -
nung nicht eine Uebersetzung der lateinischen Stelle ist, sie sieht
vielmehr so aus, als ob der allgemeine Sinn der lateinischen
Stelle auf zweifache Weise ausgedrückt würde, ein Mal bogatstivo
dobrze rozgodzü, das andere Mal bog. po mqdrosci traivil. Wenn
der Glossator zu der lateinischen Stelle : quo castior homo in
hoc mundo die Worte einzeichnet: ysey gimey clouek na temtho
sveeze gest syvota, so wäre entweder czystszego zu suppliren, oder
zywota hätte keinen Sinn, vorausgesetzt, dass aus dem latei-
nischen Text vom Herausgeber nicht etwas ausgelassen ist. Dass
die Uebersetzung meist nur eine freie und sinngemässe ist, sieht
man aus mehreren Stellen , so steht S. 40 im lateinischen
Text: verba vestra et promissiones pluviae, terrores vero
Hamma etc., polnisch heisst die Stelle so: aliecz mona vasa
— 19 —
a dary vasc s0my (sq mi) gaho proch, grosa gako ogzen
na scenc napysani; dary, proch und ogzcü sind ganz freie
Uebersetzungsausdrücke, na scienic napisany aber ein Zusatz. —
An einigen Stellen hat man auch Bedenken, ob der Herausgeber
richtig gelesen hat , dies, bezieht sich nicht auf den eigentlichen
Text, der sich ohne die Handschrift nicht controliren lässt, son-
dern auf die vom Herausgeber hinzugefügte moderne Trans-
scription. S. 37 lesen wir: sinlcoivacz pice nebeske disaez on to pice
flal gest ftento s0d gy on sam byl ocyscil. Die lateinische dabei
angeführte Stelle zeigt zunächst, dass der Glossator wieder nicht
wörtlich übersetzte; ohne die Handschrift ist es unmöglich, für
das Wort disaez einen plausiblen Sinn zu finden, weil der Zu-
sammenhang fehlt, der Herausgeber las dyzac , was ein Räthsel
ist, man möchte dzisiac lesen. S. 39 steht pyszc s0 nam oueselu
svadzebnem ge s0 bylo, was der Herausgeber liest: pisze siq natu
o weselu sivadzicbnem je siq bylo. Dieses je sie. bylo ist unver-
ständlich oder willkürlich, der lateinische Text, so viel aus ihm
angeführt ist, „agitur de nuptiis sponsalibus, quae fuerunt inter
X. et sanetam Agatham", lässt vermuthen, dass in ges0 bylo
ein Fehler ist für gese bylo d. h. jeze bylo. — S. 39 steht a sa-
pmfdfi szczestna gest ta devieza cJws gest sdana za tego obhibcncza,
was der Herausgeber las szczesna und cos jest zdana, das letzte
ist sicher falsch für cöz, ebenso wie in der Glosse S. 47 clios ne
n0dz0 qui non affligunt, szczesna aber schliesst sich an das Ueber-
lieferte nicht an, welches szczestna zu lesen ist, szczestny leitete
der Glossator von czesc ab. Die polnische Einzeichnung ^r^msow
zu der lateinischen Stelle innixus scalae Jacob verbesserte der
Herausgeber in przyveson und las przywieszon, er kannte das
"Wort przyrzcszyb nicht, welches im Ps. Flor. 140, 7 steht; auch
kannte er wol das Wort smierny nicht, weil er S. 46 yse s0 bili
talco smerni las: ige sq byli tako zmierni. Ob das "Wort gatJca
S. 48 richtig jatJca und pireshost richtig przezhost gelesen ist, ist
vor der Hand nicht zu entscheiden, das erste ist nicht unwahr-
scheinlich, przezhost aber mag 30 viel heissen als bczlcost, ein
Adiectivum in nominaler Form, welches dem von Linde ange-
führten bczhosty entspricht, und welches allerdings eine freie
Ucbersetzung des lateinischen contractus ist, bczhosty erklärt
Linde durch die Worte: Jcruche hosci majqcy. topali S. 37 soll
2*
— 20 —
wol nicht topali , sondern topiali gelesen werden, von topiec,
Wurzelwort derselben Bedeutung wie tonac f. topnqc; ge etc. S. 39
ist ge richtig je gelesen für das heutige jej.
In Bezug auf die lautlichen Eigentümlichkeiten der Gne-,
sener Glossen bemerke ich zunächst, dass in ihnen fast aus-
nahmslos die Silbe ir zwischen Consonanten auftritt, wo das
heutige Polnisch ier kennt für einen ehemaligen weichen Halb-
vocal mit r, also utwirdzona 40, napirwe 44, cirpicli 45, cirpiano
46, utwirdyl 48 und andere, selbst rosirzil (rozszerzyl) und zyrotam
S. 44, doch findet sich einmal merszficzhy, d. h. mierziaczlä
afflictiones auf S. 47. Bemerkenswerth ist ferner, dass während
für alle Nasalvocale das Zeichen 0 gebraucht ist, das Wort swiety
einmal, S. 45, swanti geschrieben ist, das Wort swiety mag auch
zu den Wörtern gehört haben, die sich am längsten in der Form
swiqty erhalten haben (mit nasalirtem a). Ubogie heisst S. 46
vbodze (d. h. tibodzie), ogien aber ogzien S. 40. (Siehe über diese
Eigenthümlichkeiten unten bei dem Abschnitt über die polnischen
Predigten.) Die Gepresstheit der Vocale ist vielleicht einmal ausge-
drückt, nämlich in molare f. malarg S. 46; wenn S. 45 steht na
pomficzy mecz, so ist nicht anzunehmen, dass hier ein gepresstes
a zum Ausdruck gelangen sollte, da S. 46 na pamtfczy steht und
da die Partikel pa in pagorek, paznoglcc, pasierb etc. ein offenes
a hat. Beachtenswerth ist podcrsan, d. h. poderzan f. podejrzan
(Salomon podcrsan S. 47) , was an das Wort dordzialy f. dojrmhf
bei Samuel Twardowski (XVII. Jahrhundert) erinnert; beachtens-
werth sind auch : mistrzewie 38, poiviedac 38, na scienic 40, aber
giviazdzie 38. Aus dem Formenbestande : swantim dnem dat.
pl. 45, die Dualform dwa szczyta 43, cicsli n. pl. 41 ; die Adiectiva
und Pronomina endigen im fem. sg. gen. dat. loc. nicht auf e?,
sondern auf c: sv0te Agaty 39, mysl telo dcjhj, ot uari Icrescganshc
40 etc.; die sonstigen beachtenswerthen Formen, wie z.B. op-
czmvanym 37, siveselim 46, przicz, d. h. przyc f. p>rzyic heute przyjsc
und ähnliche sind in dem Anfange des XV. Jahrhunderts durch-
aus die Regel. — Das Wort hazdy heisst an zwei Stellen (S. 39
und 41) Jcalsdi d. h. Jcalzdy; das Wort wszystck heisst wszytclc oder
wszychi; das Wort mezobojea heisst S. 41 mfiszoboczcza, d.h. mezo-
bocca, abgeleitet von bodo, ich durchbohre; das heutige Wort
ikaraäny hässlich lautet szarcdny 44; einmal kommt das Wort
— 2t —
zdziac vor, nomen imponerc: sdzal 41; die Worte dzisiaj, luczoraj,
tutaj treten in der Form ohne das angeschobene,;' auf: dzisa 46,
f'czora 46, tuta 38, ebenso wiqce f. ivicccj. Das Wort smartf foetor
38 ist wol ein Fehler, S. 43 steht das richtige smrot f. smröd.
Der Glossator kennt nur miec habere, wol aber imienie S. 41. —
Sehr bcmerkenswerth ist das Vorkommen des Verb, ivlodzq: yse
sob0 fsicska neflodzfi 40, es ist das sonst nicht vorkommende
primäre Vcrbum zu dem iterat. ivladam. Ausserdem sind zu
notiren: scie (porfidne sczc venerabilis processioj, trzashaivica ful-
gur 45, czloivick zapieldy induratus 42, Jcrzyzyc 43, sonst nicht
vorkommend, welches wohl mit xQi<j(.ia, lat. chrisma, asl. hrizma,
mit c. Tifizmo, pol. chrzyzmo oder hrzyzmo zusammenhängt (die
Stelle lautet : przes ein bisJcupy, choscy criszfi, die lateinische Stelle
ist nicht angeführt). Wysepaivszy ist Glosse zu den Worten:
evulsis mamillis decollari eam iussit 49; vgl. siepaez. Bcmerkens-
werth ist die Stelle: Jcamcncm nc moson gest slomiez non potuit
frangi S. 38.
c) Glossen in lateinischen Predigten des XV. Jahrhunderts,
mitgetheilt von Przyborowski, s. unter Predigten.
d) Polnische Glossen in Quadragesimale super epistolas aus
einer Prager Handschrift von c. 1448, mitgetheilt von Professor
Malinowski in Sprawozdania I, 295 sq., mit einer Beschreibung
des Codex und der Sprache der Glossen. Die etwa 180 — 200
Glossen, mit wenig Ausnahmen einzelne Wörter, mitunter zwei
Synonyma, geschrieben von einem wenig geübten Schreiber oder
Abschreiber, der sich durch das Böhmische so sehr beeinflussen
Hess, dass er selbst Formen, wie sszem (d. h. sem ich bin),
proszim (d. h. prosim), szucö (d. h. souce seiend) gebrauchte (die
Synonyma sind mitunter durch neb verbunden), bieten wenig
Gewinn für die Kenntniss der polnischen Sprache in der Mitte
des XV. Jahrhunderts.
Der Text bietet zuweilen Anlass zu Zweifeln. Zunächst
gewinnt man aus einigen Glossen die Ansicht, dass dem Glossator
die Sprache wenig bekannt war: (mittitc) po zuzanq zenyc (sie),
(recordarentur) iudiciorum na sanda, Jcmrabetyc soll heissen
(ccchisch) h mrahotye und anderes. Vielleicht hat der Glossator
bloss abgeschrieben. Wenn wir unter ac lesen: iaez aez nyqscz
zu den lateinischen Worten : ecec morior cum nihil horuin feecrim,
— 22 —
so weiss man nicht, ob das räthsclhafte nyqscz bloss nie (etwa f.
mfce) bedeuten soll, wie Malinowski anzunehmen scheint, oder ob
es ni az heissen soll, wie derselbe Gelehrte im Lexicon vermuthet,
oder ob es etwa bloss den allgemeinen Sinn der lateinischen
Stelle andeuten soll, dann wäre es ny(<i)scz d. h. niszcz (pauper)
zu lesen. In der polnischen Glosse nadrobyl ivyeczczuszky intri-
verat pancs in alveolo vermuthet Malinowski nicciiszki, mit dem-
selben Recht könnte man, mehr an das buchstäblich Ueberlieferte
sich anlehnend, iv jcdcuszlä lesen und darin ein altes Wort ver-
muthen, niccJcl können auch weder zum Kochen noch zum Essen
gebraucht werden. In rzye/dyc Jcrzytvyc szwadcczthwo ist rzycJdyc
nicht plur. rzeläi, wie Malinowski transscribirt, sondern dualis
rzelde, wie aus der lateinischen Stelle erhellt: Daniel convicerat
eos falsum dixisse testimonium; scheradnoszczy ist nicht sJceradnosci,
sondern szeradnoscl zu lesen (s. oben Abschnitt über die Gne-
sener Glossen). — Bemerkcnswerth sind: die Silbe ir zwischen
Consonantcn: czirpqczy, scirpyala gest u. s. w. ; opecs d.h. opirc
(wieder), geschrieben mit q; ferner bociem enim, ciqza (gesetzt
als synonym zu zaMad) pignus, nqdzyczy (d. h. nedtiic) affligere,
ozeezcza (d. h. wol orzcczca) criminator, ivycyzrzmye (d. h.
tvejzrzenie mit eingeschaltetem j, — nicht iviejzrzenic , wie Mali-
nowski liest, das y hinter w hat keine Bedeutung, cf. dlugowyc-
cznye). — Scsnaivqncz ist wol ein Fehler für zeznawajqc; nyc-
masJcy hat Malinowski richtig als Fehler für nycmyasJcay (d. h. wie
miaszkaj ne moreris) erkannt.
c) Glossa super epistolas per annum dominicales.
Es sind zahlreiche polnische Eintragungen in lateinisch ge-
schriebenen Lectiones, wie sie an Sonn- und Festtagen gelesen
werden, mit lateinischen, zum Theil polnischen Erklärungen.
Diese Pericopen mit dem Commcntar finden sich in einer Hand-
schrift des Ossolinianum in Lemberg (N. 413) aus dem XV. Jahr-
hundert, geschrieben auf festem Papier in den Jahren 1462 bis
14G8, etwa 14G5. Die polnischen Glossen, einzelne Wörter,
Redensarten und auch ganze Sätze, zusammen mit den latei-
nischen Stellen, hat Dr. Wislocki herausgegeben in Spraivozd.
I, 1 — 141 mit einer eingehenden Würdigung dieses Sprachdenk-
mals und mit einem Lexicon; cf. Nehring in Arch. f. slav. Phil.
II, 309 ff. Es sind 53 Pericopen meist aus den Briefen des
— 23 —
heiligen Paulus, Petrus, Jacobus und Johannes mit Commentaren
(Glossen nannte man dies im Mittelalter); die polnischen Ein-
tragungen , welche sich sowohl auf den Text der Lectionen als
auch auf die Erklärungen derselben beziehen, sind entweder
einzelne Wörter, oft mit einem oder mit zwei Synonymen dabei
oder ganze Redewendungen; viele von ihnen bieten mehr, als die
betreffende lateinische Stelle und sind somit zu freien Erklä-
rungen geworden. — Die Handschrift gehörte dem Dominikaner-
Convent in Lemberg. Nach Wislocki ist der lateinische Text
zusammen mit den polnischen Beigaben aus einem 1447 entstan-
denen Original von einem weder mit dem Latein noch auch mit
dem Polnischen recht vertrauten Abschreiber, einem Ruthenen,
c. 1465 copirt, dessen Verlegenheit und Unbeholfenheit in zahl-
reichen Fehlern zu bemerken ist ; gegen das Ende des XV. Jahr-
hunderts hat ein unberufener „junger Theologe" die polnischen
Eintragungen durch Radirungen oder Aenderungen einzelner
Buchstaben oder Wörter zu corrigiren gesucht, dabei blieb manche
ausradirte Stelle (selbst für ganze Sätze) leer; neue Glossen
hat diese Hand nicht hinzugefügt.
Trotz der grossen Sorgfalt der Herausgabe geben der Text
und die Erläuterungen desselben in der Vorrede des Heraus-
gebers und in dem Lexicon zu manchen Bedenken Anlass. Zu-
nächst ist zu bemerken, dass der Text an manchen Stellen
trotz der Correcturen des „jungen Theologen" vom Ende des
XV. Jahrhunderts an einigen Stellen verdorben und unverständ-
lich ist. So ist die Stelle zu VI, 2: osclmadzyny bandze wasze
dusze albo szmyszloiv zwnatrznycli dunkel; die lateinische Stelle:
sed reformamini in nouitate sensus vestri giebt wenig Aufklä-
rung, sie zeigt nur, dass in nouitate ganz übergangen ist; das
albo in der polnischen Eintragung deutet darauf hin, dass die
polnische Deutung der lateinischen Stelle zwei Mal gegeben ist,
das zweite Mal freilich blos in Bezug auf sensus vestri. Man
möchte zunächst in bandze einen Fehler vermuthen für bandzeze
(d. h. badzeie), was osclmadzyny anbetrifft, so möchte man die Er-
klärung Wislockis im Lexicon durch osnadzin mit dem Hinweis
auf altsl. snadbm nur als den ersten Versuch einer Emcndirung
halten, die sich wenig an den Sinn des reformamini anschlicsst,
ich möchte oschuaezymy, d. h. osivläcimy lesen (part. praes.
— 21 —
pass). — Das unerklärliche yecz in der polnischen Glosse zu
qucrclam: sJcargq yecz, ist vielleicht für einen Fehler für meycz
deshalb zu erklären, weil dabei habet steht ohne polnische Inter-
pretation (ein Wort jee, wie Wislocki vermuthet, ist sonst
nicht bekannt); ebenso möchte ich zaclad zaez XI, 24 in zaclad
wzqcz corrigiren, wegen des bei braviura stehenden aeeipit, ob-
gleich zugegeben werden kann, dass zaez (für za co) verständlich
ist. — nyczszen XII, 5 ist wohl richtig erklärt worden für niezszem,
aber es ist niezsem, nicem zu lesen, nicht nie jesm, obgleich man
sich auf biteszm (= bit jesm) XII, 25, auf czyrpyalcszm ebenda be-
rufen könnte. Das unverständliche ivyelorzonych lasky (für lask)
multiformis gracie ist wol aus einem abgekürzten wyeloorzouych
mit überschriebenem b und a, d. h. ivycloobrazowych entstanden. —
Die übrigen Incorrectheiten des polnischen Textes lassen sich leicht
beseitigen : so können z. B. zlomyonye f. zlomyenye XII, 24 und
przeszladowenya f. prgeszIadowanyalLH., 30 einfache Unachtsamkeits-
fehler sein, es ist wol kaum gestattet, die im Text stehenden For-
men als „Eigentümlichkeiten" zu deuten, als solche mag aber
wohl erklärt werden die unbeholfene Uebersetzung des lateinischen
Wortes corruptibilis: przemynalo hu skaszcnyv oder podöbno (wol
auch mit dem hinzugedachten Im shazeniu) ; przemynalo ist przc-
minqlo zu lesen; ebenso uchwatnkmego XII, 2 von uchivatnqc (nicht
uchwacic) und pochwatnyon XII, 4 von pochiuatnqc (nicht von poch-
wacic); ebenso odlayowal XXII, 23 und odlayoivay<(cz XXXIII, 9
von odlajowac, welches sonst nicht anzutreffen ist.
Die Erklärung des y als ,,?/ duplex" ist nicht zu billigen.
Die Zeichen über y haben schon deshalb keinen speziellen Wcrth,
weil sie überall vorkommen, mag y den Vocal i, y, dass blosse
Weichungszeichen, ji oder j bedeuten; die Puncto darüber fehlen
auch, wie der Herausgeber selbst bemerkt hat (S. 40), und wenn
auch nichts dagegen eingewendet werden kann, dass bei Ver-
öffentlichung altpolnischer Texte auch y mit den zwei Puncten
darüber respectirt wird, so lässt sich auch kein Argument für
die Notwendigkeit dafür angeben, dass hier y so häufig gedruckt
ist, wie es in der Handschrift steht. — Ebenso ist die Erklä-
rung des w als „v duplex" und die Ansetzung desselben als
= vu (wu) nicht zu billigen, die Ausführungen des Heraus-
gebers ö. 35 müssen einem unbefangenen Leser der Einleitung
— 25 —
als ein Versuch erscheinen, in der polnischen Sprache des
XV. Jahrhunderts eine Ungcschliffenheit zu constatiren, welche
Görnicki im XVI. Jahrhundert in ihr wahrzunehmen glaubte im
Vergleich zum Latein und Griechisch, indem er meinte, der Pole
nehme, wenn er seine Sprache spreche, den Mund voll (gwaltem
möwi); eine dieser Ungeschliffenheiten will Dr. Wislocki in der
Silbe wu für u im Anlaut und im Inlaut nach Vocalen in einigen
Wörtern erblicken, wo iv steht: so liest er (s. Lex.) ucirzyc,
weil der Text bietet: vczazyWy XV, 6, ukazac wegen vlcaszalby
XIV, 4 etc., dagegen ivuczyneh, ivumiar etc., weil das letzte Wort
ivmar geschrieben ist. Das Lausitzische wird zur Exemplificirung
herangezogen, wobei die Consequenz des lausitzischen wu für u
im Anlaut und nach Vocal nicht beachtet wird, während die Glossa
super epistolas in dem polnischen Texte nur wenige Beispiele
bietet. Der Glossator hat keinesweges eine geregelte Ortho-
graphie, ein Blick in den polnischen Text genügt, um dies zu
sehen, der Herausgeber hat dies auch gebührend dargethan
(S. 35). So gilt auch dem Glossator v und ic als gleich (beide = u),
w gebraucht er dabei in dem lateinischen und polnischen Text
nur hin und wieder für vu (z. B. parwlus), poln. wu (gospodarstw) .
Im Anlaut gebraucht er in den polnischen Glossen w== ««, wo
Wislocki wu las: ivmyqrcm VI, 3; ivszyteh VII, 7; tvmyszlc
VII, 8; ivprzedzayqcz VII, 10, wstaivycznoscz XII, 28; ivpadayacz
XII, 29; ivclnvatnyonego XII, 2; lurqganyc XIV, 8; ivstawyczna
XXVI, 8; ivczynkocli XXXII, 22; ivmyemy XXXIII, 8 ; wstawymya
XXXIV, 3 ; ivlcrzyzoivan XXXIV, 6 ; ivrzadoch XXXVIII, 0 ; wpacU
XLIV, 1 ; einmal im Inlaut nach einem Vocal w imtvczc VII, 7.
In allen diesen Fällen wird iv = u ebenso gebraucht, wie in
yivsz (juz) III, 2; roszivmna VI, 6; szandw 111,5; dwclicm V, 4;
panw VII, 1 1 ; roszivmycy0cz VII, 1 0 ; rzivyacz (rmjqe) XXXI, 8 ;
iv szymv LH, 12. Man kann auch keinen Grund finden, warum
derselbe Glossator einmal naivlca, sonst aber nauezyc (navczycz)
schreibt; das Wort umierny ist einmal mit iv, das andere Mal mit
v geschrieben; man vergleiche noch im Lcxicon wupaic (sie),
wurzad (sie). — Einer ähnlichen Täuschung gab sich Dr. Wislocki
hin bei der Beurtheilung einiger Wörter mit u im Anlaut, dio
ebenfalls ein tu vor diesem Vocal zeigen sollen: Wislocki liest
wöbludny, tvoslaivlouy; indess ist w in diesen Wörtern Prä-
— 26 —
position, so 10 lasczc nielscziwey, nye 10 obludncy XIV, 6, ähnlich
wie w greesche w s&nerthnem XXX, 14 oder iv roboczech (sie)
iv wyrczszych XII, 23; woslaivyona wolnoscz XXXII, 21 ist zu lesen
w oslawionq wolnosc, weil der lateinische Text in libertatem bietet;
ähnlich ist es XJV, 4: iv oblapyenyv albo w vczaloivanya (für w
uezalowanyv). Demgcmäss werden wir wol w naiveze VII, 7
w nauce lesen und die zwei Worte ivhio L und divgem LH, 1 1
als fehlerhaft geschrieben (f. ivolno und dlwgcm) erklären können,
wir werden auch in gospodarstw XVII, 3; z gnycw XXXVII, 7
und balwanstiv XIII, 5 das auslautende 10 als = ivu ansetzen
können, ohne eine Theorie daran zu knüpfen. Es sind darin
viel weniger orthographische Eigenthümlichkeitcn zu sehen, als
Verlegenheiten, die sich auch sonst zeigen. Dagegen ist die
Bemerkung des Herausgebers von der Ausradirung des Zeichens
0 durch einen Unbekannten gegen das Ende des XV. Jahrhunderts
und Setzung von q oder q an dessen Stelle für die Geschichte der
Orthographie im Altpolnischen von Bedeutung, man kann annehmen,
dass das Zeichen 0 als Ausdruck der Nasalvocale ungefähr in der
Zeit zwischen 1465 und Ende des XV. Jahrhunderts ausser Gebrauch
gekommen ist. Ebenso von Wichtigkeit ist die Zusammenstellung
des geminirten aa, ce, oo oder anderer Mittel zum Ausdruck des
gepressten d, e, 6 auf S. 33 (booga XXIX, 9 wird mit Recht für
einen Fehler erklärt). Nur in Bezug auf zaJcryczym, zazszcnym,
szschyroJcoscz muss bemerkt werden, dass der Glossator nicht ge-
presstes e, sondern i (y) ausdrücken wollte, ebenso wie drpiec
und cirxncdlkvosc , welche Wislocki nicht erwähnte und welche
stets mit y (d. h. i) geschrieben sind. Daneben aber smicre,
smiertebiy, smiertny, stwierdzac, welche immer mit weichem c
geschrieben erscheinen. Die richtige Beobachtung Brückners
(Arch. f. slav. Phil. VIII, 542), dass die Silbe ir (yr) zwischen
Consonanten noch im XV. Jahrhundert mehr oder weniger regcl-
mässig anzutreffen ist, bedarf, wie sich das aus dem Studium
der einzelnen Sprachdenkmäler zeigt, einer Einschränkung, vgl.
Nehring 0 wyrazach wnjhi samogloskq öbok r, l, in Pracc füo-
/<>gi<::it<: I. 1 sq. In unserer Glosse z. B. tritt nur pirzwy, cirpicc
und damit verwandte Wörter mit der Silbe ir auf.
Folgende Wörter in der Glossa sind beachtenswerth: rgehqcy
XII, 32 in passiver Bedeutung (genannt), andere Beispiele ver-
27
gleiche in Prologomena zu der Ausgabe des Flor. Psalter p. XXII;
ferner ivyadacz (partic.) XXIV, 9; vmanoschy XXII, 24 ; unbekannt
sind die Wörter: zamies XX, 7 (cf. smies im Flor. Ps.); zumicc
siq mirari XXVII, 7; wzraz oder wzdraz imago I, 11; LI, 17
und 21; krcchkosc fragilitas XLIII, 1, welches mit dem c. krecli-
kost zu vergleichen ist; oblojstivo (nicht ohlujstwo) commessatio,
convivatio I, 13; XLII, 21; weniger gebräuchlich sind cliawala,
prgtftcffl („przydcza") ist das altslov. pritbca Ereigniss, Parabel,
mvlocüvo, natemiescle (wol f. nate(m)miescie , wozu odtychmiast,
dotyclmiiast den gen. pl. bietet), patoüe, (pahiya aczcsmy si
autem XXXIV, 8 und paknyasz- ly syn quodsi filius V, 7) und
andere. Bemerkenswerth ist auch ivdkolek (sie f. ivdlcolakl). Im
Uebrigen wird aufWislocki verwiesen.
f) Glossen im Isaiasfragment. Bielowski besass mehrere
Fragmente des altpolnischen Schriftthums, meist aus dem XV. Jahr-
hundert, darunter auch ein Fragment aus Isaias mit polnischen
Glossen, die er zusammenbinden Hess und der Ossoliniana zu-
rückliess (N. 2263, beschrieben von Kaluzniacki in „Kleinere
altpolnische Texte des XV. und Anfangs des XVI. Jahrhunderts"
in den Sitzungsberichten der W. Akad., phil.-hist. Cl., Bd. 101,
S. 207 und ff.). Das hier in Rede stehende Isaiasfragment ent-
hält auf einem Quartblatte den lateinischen Text der Cap. III,
V. 10 — 25 des Isaias mit polnischen Glossen etwa aus der Mitte
des XV. Jahrhunderts. Unter den wenigen polnischen Glossen
sind folgende hervorzuheben: odgaly von odyalic denudare, ein Wort,
welches nach aller Wahrscheinlichkeit mit goly zusammenhängt ;
hrumpoivam (gekrämpelte) crzeiviczky strzebnymy draezky zu der
lateinischen Stelle: ornamentum calceamentorum et lunulas ist
zum Theil unverständlich wegen draezky (obrqczki? s. Maczyriski
s. lunula) ; wenn erzewiezki wirklich so geschrieben ist, so mag
es wol eher einen Fehler enthalten für trzewkski als czrzeiviczki,
strzcbnymi steht für z strzcbnyml; tanezmantliky, welches in einer
weiteren Glosse vorkommt, ist ein deutsches Wort; die Glosse
loktidcy steht wahrscheinlich f. loktuszki (loktusza Lackentuch);
zawipicrsnyk ist in za napiersnik zu trennen, wobei die Silbe icr
zwischen Consonanten Beachtung verdient.
g) Zahlreicher sind polnische Glossen in einer Leidens-
geschichte Christi aus der Mitte des XV. Jahrhunderts, welche
— 28 —
sich in einer Przemysler Handschrift befinden und welche, mit
genauer Beschreibung der Handschrift, von Prof. Kaluzniacki in
der unter e) citirten Abhandlung mitgetheilt sind. Hier findet
sich auch, wie in der Glossa super cpistolas zumiec sin obstu-
pescere (zrniyal szya) ; neben spyhtan steht als Synonymon golota
garcio; sonst bieten diese etwa 70 bis 80 polnischen Glossen nach
der eingehenden Besprechung Kaluzniackis zu besonderen Be-
merkungen keinen Anlass, nur sei bemerkt, dass sich hier die
Silbe ir (yr) zwischen Consonanten nicht findet, so: mycrzyqczJcct
und rczenvyenyona; sonst mag noch notirt werden, dass das Wort
für si gestty, d. h. jestli heisst, aus welchem später jczli ge-
worden ist.
2. Sodann finden sich in lateinischen Texten des XV. (und
XVI.) Jahrhunderts einzelne polnische Namen für officinale
Pflanzen und Krankheiten.
a) In einer Handschrift der Jagiellonischen Bibliothek, welche
Wislocki unter Nr. 777 beschreibt, finden sich auf den letzten
Blättern und auf dem inneren hinteren Deckel des Einbandes
59 Pflanzennamen in lateinischer und polnischer Sprache, einge-
tragen in den Jahren 1490 und 1493 mit dem Zusatz des Auf-
zeichners: radices colligendae in mayo, luna existente in signo
terreo. Die polnischen Namen sind volksthümliche, die lateinischen
aber officinale, oft stehen die polnischen allein. Sic sind die uns
aus dem Register bei Sz. Lowicz Enchiridion medicinae 1537, aus
dem polnisch übersetzten Crcsccntius, aus Spiczyriski, Marcin zUrze,-
dowa bekannten. Die Namen in diesem und den folgenden Namens-
verzeichnissen unter b), c), d) und c) wiederholen sich zum Thcil,
zum Thcil finden sich in jedem derselben andere. Sie sind sich
nicht immer gleich, besonders bei den weniger bekannten Pflanzen
findet man in den verschiedenen Verzeichnissen verschiedene pol-
nische Namen. In unserem Verzeichniss findet man pleschyky, später
plesz; mieezkowie heisst später auch mieczyJcoivie ziele oder bloss mic-
ceyk; wiezyniec, welches hier draginthea heisst, wird später tviezyczhi
genannt ; über oman bemerkt Jundzill (bei Linde) : dziciviosil wies-
niaey zowiq oman pospolity; hosaciec iris scheint ein dem mieezyh
verwandtes Kraut zu sein, Linde verweist bei dem einen auf das
andere; das in unserem Würtervcrzeichniss stehende meto heisst
bei Simon Lowicz an zwei Stellen meu mit dem polnischen
— 29 —
Worte olesznyk (d. h. olesnik); in anderen Verzeichnissen ist
olesnik athamanta, bei Linde findet sich auch olesnik sivojski,
deutsch Oelsenich, mit dem Zusätze aus Siennik: Niemcy go z
polskicgo zoiuiq, bo go Polacy od olszy przezwali, kolo kton'j na rad .:<'■]
roscie. Pyencz parezieza pentafilon sclieint verschrieben zu sein
für pieepa/rstyca oder einen ähnlichen Namen, Crescentius hat
pieeperstowe ziele; pieeparcica wiederholt sich übrigens. Sczodki
(d. h. szezotki), c. stC-tka, heisst später szczec. Marzana hat hier die
Bedeutung matricaria, später rubea tinetorum, asperula tinetoria.
b) Ein anderes Pflanzenverzeiehniss findet sich in einer
Krakauer Handschrift aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts
(N. 778) mit folgenden einleitenden Worten : „Mundinus" de
herbis seeundum ordinem alphabeti et in margine cum nominibus
in lingua Polonica, mitgetheilt von Dr. Wislocki in Katalog S. 23 1 .
Es sind aber nur Namen, welche im Lateinischen mit a beginnen,
mit einigen Namen, welche nicht Pflanzen bezeichnen, wie aqua
lactis szirwatka, aranea pai0k, auch orzccli lascovi gehört nicht zu
den Pflanzen. In dem Verzeichniss, welches für den Buchstaben
A reichhaltiger ist, als das in Sim. Lowicz 1537, sind einige
polnische Namen unrichtig geschrieben, wie kokorak für kokornak
was Wislocki durch * angedeutet hat (auch lateinische Namen
sind falsch geschrieben, so amorosa f. ambrosia; altivorago f. alti-
frago). Die Fehler sind leicht zu corrigiren, nur ist schwer zu
sagen, was welika pogrzyech acaliphe = aytaXycpr) Nessel ist (po-
grzywa f. pokrzywa?). Die übrigen Namen geben zu besonderen
Bemerkungen keine Veranlassung (gambka ist mit am geschrieben,
im übrigen ist </> gebraucht : zay0czy, -0cza, -0cze, paißk, ocr0gli).
c) In einer Krakauer Handschrift vom Jahre 14G3 ,,Prae-
cepta medicinalia" finden sich einige polnische Pflanzennamen,
eingetragen im Anfang des XVI. Jahrhunderts, unter denen
podesrzon bemerkenswerth ist, zu affodillus wird nämlich gewöhn-
lich zlotogloiv beigefügt.
Leider hat Dr. Wislocki zu b) c) und wol auch ander-
wärts, wie man bei Beschreibung der Handschriften N. 830, S50,
1959 etc. — bei N. 1891 ist keine Glossa angeführt — sieht, mü-
den Anfang der polnischen Pflanzenregister mitgetheilt.
d) Ein Verzeichniss von Pflanzen- und Krankheitsnamen,
gefunden von II. Wierzbowski in einem Wiener Raptulare von
— 30 —
c. 1530 und veröffentlicht in Sprawoed. III, 67, ist in einer wenig
verliisslichen Weise mitgetheilt , mit Fehlern (z. B. cossorzqcz f.
kosasiccz, assodillus f. affodillus) und ohne Beifügung irgend einer
Bemerkung bei ungewöhnlichen Wörtern, so dass uns die Sicher-
heit fehlt, ob in diesen Notizen von 1530 wirklich czarwona nye-
mocz und smrct z ust steht, oder ob das Druckfehler sind; ebenso
ungewöhnlich erscheint uns aristologia rotunda sondnik, während
aristolochia rot. kokomak heisst; alcancenge szivondy ist uns un-
verständlich. Die Pflanzennamen sind hier viel zahlreicher, als
Namen von Krankheiten, jene finden sich an zwei Stellen in
alphabetischer Reihenfolge , an zweiter Stelle aber nur bis zu
lit. B. geführt ; die Namen von Krankheiten finden sich ebenfalls
an zwei Stellen, einmal nur wenige, wie pyegy, suchoti, blisni,
zusammen mit Notirungen, die nicht recht verständlich sind,
z. B. vnguentum gdy sya ogyen przyhjnyc (przyivinie?), das andere
Mal gegen das Ende, wo die Namen (gegen 30) mit geringen
Ausnahmen verständlich sind. — Man vermisst eine sorgfältige
Correctur.
o) Polnische Glossen aus dem XV. und XVI. Jahrhundert,
welche Herr Dr. Collitz aus zwei Trzemesznoer Handschriften
im Arch. f. slav. Phil. IV, 86 mitgetheilt hat, enthalten meist
Pflanzennamen und Namen für Krankheiten; ich habe an citirter
Stelle die dem Archiv übersandten Namen erklärt. Bei zwei
oder drei Namen für Pferdekrankheiten mag die Erklärung nicht
ganz befriedigen, bis jetzt hat Dr. Karlowicz einen von ihnen er-
klärt : kurdzicl oder gurdziä Zungengeschwür, während ich die Worte
od cnrdzcya nicht erklären konnte und mit dem Fragezeichen
versah; ein anderes Wort trat, wozu ich das Wort zatrat der
Erklärung wogen hinzugefügt habe, hat Dr. Karlowicz genauer
erklärt, als ich, indem er die Stelle aus Linde anführte, ausser-
dem noch Syrenius und das Wilnaer Wörterbuch citirtc (siehe
Prace fdologiczne I, 127). Ausserdem hat Kryriski den von
Dr. Collitz im Archiv IV, 88 mitgethciltcn Namen für Pferde-
krankheiten seine Aufmerksamkeit geschenkt (in einem Nach-
trage zu Dr. Karlowicz's Bemerkungen); er war so glücklich,
die erste Ausgabe eines Buches von 1532: Spraua a lekarstwa
/o/'/.s/vV zur Hand zu haben, aus welchem er manches mittheilt,
wodurch die in Arch. IV, 86 ff. gegebenen Erklärungen bestätigt
— 31 —
und näher beleuchtet werden, nur eine Correctur ist zu be-
merken, nämlich Jcrczyca oder krzczyca, welches ich in Linde
übersehen habe (Jcrczyca wird durch Linde und in Spraua a
lelcarstiva JconsJcic durch trad erklärt).
f) Ein umfassendes latcinisch-deutsch-polnisches Wörterbuch
vom Jahre 1472, betitelt Benedicti Parthi Antibolomenum , be-
findet sich in der Krakauer Capitel- Bibliothek und enthält in
sachlicher und alphabetischer Anordnung etwa 20000 technische
Ausdrücke, meist Pflanzennamen, mit etwa 800 deutschen und
ungefähr 2000 polnischen Glossen. H. Polkowski, welcher darüber
in Tcatalog rrJcoj>is6w etc. N. 225 berichtet, verspricht eine Ver-
öffentlichung dieses wichtigen Glossars.
3. Monatsnamen. Verzeichnisse der Monatsnamen, die
sich in lateinischen Handschriften des XIV. und XV. Jahrhun-
derts hin und wieder eingetragen finden, sind:
a) in einer Krakauer Handschrift (Nr. 2030) aus dem XIV. bis
XV. Jahrhundert, wo ein Deutscher unter „regimina sanitatis"
hineinschrieb: qualiter se homo regere debet in quolibet mense.
Ianuarius. Der erste mane (sie) heisit etc., auf dem Rande hat eine
andere Hand, offenbar eines Deutschen, die polnischen Monatsnamen
verzeichnet: stitscJien, Ivü, merschecz, quetschen, maya (mayus?),
echiruien, tippen, schirpen, stoiatsclien, listopad, peschtschcmic, grvg-
schen. Czyrivicn und lipien haben kleinrussische Form; dass
listopad den Monat October bedeuten soll, ist ungewöhnlich für
Polen, denn diese Bedeutung hat listopad im Serbischen, noch
auffallender ist, dass pazdziernik den November bezeichnen soll,
denn pazdziernik, kleinrussisch pazdcmyk, bedeutet sonst nur
October (doch siehe unter c); es ist also wahrscheinlich, dass
dem Autor des Verzeichnisses die Reihenfolge der slavischen
Monatsnamen nicht recht bekannt war; am meisten auffallend
ist stoiatsclien für September ; unter allen (95) slavischen Monats-
namen , welche Miklosich gesammelt und erklärt hat (Die Sla-
vischen Monatsnamen in Denkschriften der W. Akad. 1867),
findet sich ein ähnlicher Name nicht (ich möchte paiatschm,
pajeezen vermuthen).
b) Zu dieser Deutung giebt Veranlassung ein Verzeichniss
der Monatsnamen, das sich in einer Krakauer Handschrift aus
dem XIV. Jahrhundert, eingetragen am Ende des XV. Jahrhun-
— 32 —
derts, befindet: Ianuarius Uuthy; Februarius sticcn; Marcius;
Aprilis Jcvycczcn; Mayus; Iunius czyrvycn; Julius lypyen; Augustus
S0yrpyen; September payacznylc; October lystopad; Noucmber
wrzesym; December grudzen. Der Name payceznik ist Miklosich
nicht bekannt, ebenso styczen für Februar, auch luty kommt für
Januar nicht vor, wol aber leden bei den Böhmen.
c) Noch ein Verzeichniss von Monatsnamen führt Lelewel
in Ksiag l>ihliogmßcznych dwoje I, 1823, S. 46 aus einem Kalender
um 1450 an; auch hier findet sich payqcznik und auch hier ist
die Reihenfolge der Monatsnamen nicht die seit dem XVI. Jahr-
hundert übliche ; sie lauten (mit Weglassung der lateinischen
Namen) Styczen Luthy Marzecz Ksz .... vuat (sie) May Czyr-
wyen Lypyen Szyrpyen PaszdzyernyJc alias Wrzcszymu (sie) Lysto-
padl (sie) Payncznyk Grivdzen.
In einer Handschrift der Krakauer Capitel-Bibliothek N. 168
(Sermones per circulum anni), beschrieben bei Polkowski Kata-
log rtj.opisow etc. 1S84, S. 108 findet sich die Glosse September
paszdzycmya (sie).
4. Allgemeine lateinisch - poln ische Wörterver-
zeichnisse. Solche mehr oder weniger beschränkte Wörter-
verzeichnisse (zu Schulzwecken?) finden sich drei; das dem Um-
fang nach kleinste ist
a) in einer Krakauer Handschrift aus dem Jahre 1437
(N. 228) enthalten und ist in dem oft genannten Katalog von
Dr. Wislocki ganz mitgetheilt worden. Es beginnt: Lucianus.
Cum iuxta sapientis sane inter fratres Ercmitarum or-
dinis s. Augustini ego minimus .... Lucianus opusculum
(Dictionarius) hoc potest nominari". Die wenigen (etwa 30)
polnischen Glossen sind in den lateinischen Text an verschie-
denen Stellen (S. 2 — 248) hineingeschrieben, stellenweise fehler-
haft, wie yctl f. yeäla oder yodla. In lexicalischer Beziehung
verdienen genannt zu werden: posth (sie) cortina tabernaculorum,
zayda falcastrum ad similitudinem falcis, beides unverständlich,
ebenso conturnix wlgaritcr nudy huligowye, sycmyolurlia (sie),
soylca stogliwa onoeraculus, jdat thorax; zyrcz (heute zerdz) kommt
zwei Mal vor = falanga und pertica, sytoivyc kommt drei Mal vor
= iuneus, papyrus und scirpus*.
b) In derselben Handschrift befindet sich der Bertoldus
— 33 —
Isnacensis Vocabulista mit einem lateinisch -polnischen Wörter-
buch, geschrieben S. 265 — 308 auf dem Rande von derselben
Hand, wie der Vocabulista, etwa 800 lateinische Yocabeln mit
polnischer Uebersetzung, darunter auch Pflanzennamen, enthal-
tend. Die vielen Fehler sowohl in den lateinischen, wie in den
polnischen Namen lassen eine Sicherheit in Bezug auf die Be-
urtheilung vieler polnischer Worte nicht zu; folgende sind be-
achtenswerth : neszivicznoscz abusio, natemycscze actutim (f. actu-
tum), litkup almasum*, przasny azymus (cf. Prace filoloyiczne 131),
dqrssczosc (dnrskosc) audacitas, ricz* aspergus, momotluii balbutiens,
czwykla betonica, pyqsta (wol pyastka) cantus, ratay colonus,
sgem (sjem) conventio, panossa cliens, konaj continua, dingowanye
depactio, strzadzony (wol strzadzony) dispositus, jedny edax, pysmo
kamyone epitaphium, szosz (== szos) exactio, vaczek escarius quasi
portator ciborum, stradza aerumna (cf. stradza in Ps. v. Pul. 87, 9),
partacz fulgo (sie), ivicczny plat feodalia, Isczi sq fulget, przydqcze
futurum, yqtri und yatrew nurus, glos, nyeivyasta gama (sie)1),
nyebadayaczy inscrutabilis, camyona droga licostratus (sie), placzaczy
lugubris, nawoy (Weberbaum) kommt zwei Mal vor: lunatorium und
liccatorium, beides nicht verständlich, nyecz (sie) nepos, nyesezora
neptis, rküla (d. h. ryivula, welches später bei H. Morsztyn
Bozkosz swiatoiva vorkommt) neetar, ogriszek (ogryzek?) obesus,
zaiviti rog (= zaivity roh) terminus, craezey (= kraezej) passus,
ivycz (= ivic) restis, sponka spinter, swyecri soerus, potkomje
(= podkonie) subagazo, dzenye phantasia, yatri iecur, matras
Decke toral, ssyp (= szyn) telum. Viele sind schwer zu ent-
räthseln. In Bezug auf Lautverhältnisse findet sich die Silbe
{r (yr) -wohl in potpyrsznyk, podwirdziez , dzyrszaiva, pyrzswospy,
czwyrtna, selbst in pyrzyna, doch in myerszqczka findet sich in
gleicher Stellung ier. In Bezug auf die Formenbildung ver-
dienen genannt zu werden Wörter, wie zeivaya oscito, doswyatczaya
profiteor, d. h. ziewaJQ, doswiadczajp-.
*) Zu potivyka, d. h. podwika (= Schleier, übertr. Frauensperson) steht
lateinisch galama. Gdlama steht wol für das mittelalterliche galumrm,
griechisch xakvfifia Frauenkopfputz. Da podwika sowohl Kopfputz als auch
eine Frauensperson bezeichnen kann, so ist gama zu nycwyasta auch wol
verschrieben für galumma.
Nehring, Alt]ioln. Sprachdenkmäler. "
— 34 —
c) Ein anderes lateinisch -deutsches Wörterverzeichniss hat
Szujski aus einer Handschrift des XV. Jahrhunderts (der Auf-
bewahrungsort und der Inhalt werden nicht angegeben) in Boz-
praivy i Sprawozdania I, 43 mitgetheilt: denselben Codex v. 1450
(„Slownih lacinslio-polslä Piotra z Uscia) beschreibt Polkowski in
Katalog rqkopisöw Jcapittdnych hatcdry Kräh., Krakau 1884, S. 161.
Der Verfasser dieses Wörterverzeichnisses nennt sich Peter
Swiatkowic de Uscie: Hunc libellura, so heisst es am Ende des
Lexicons, scripsit Petrus Svyantkonis (bei Polkowski Svyanskonis)
de Uscze in schola Leopolis, quem vendidit Ambrosio de eadem
Uscze et postea mansionario in Wognicz, qui ibidem defunctus
est a. 1483. Er erklärt, weil mehrere gangbare Vocabularien
zu umfangreich oder nicht zweckentsprechend seien, oder weil
arme Scholaren sich diese alle nicht verschaffen könnten, — ut
tarnen eo facilius sacram scripturam literaliter et partim mystice
et spiritualiter intelligere possint, ideo pro utilitate et necessitate
collectus est praesens vocabularius secundum ordinem alphabeti-
cura conscriptus, ita quod latinum praecedat et vulgare subse-
quatur .... Indessen versichert Szujski , dass bei den wenigsten
Wörtern die polnische Uebersetzung steht, — es sind ihrer viel-
leicht etwas über 100. — Die Datirung ist wichtig und wichtig
der Umstand, dass der Verfasser auch seine Heimath nennt, ob
er von seinem grosspolnischen Dialect sich hat sehr beeinflussen
lassen? Diese Frage kann nicht ohne weiteres bejaht werden;
vielleicht findet man diabetische Eigenthümlichkeiten in: oezosae
ryby exquamare ; ferner in smiotana (szmyothana pinguedo lactis),
wofür in der Schriftsprache smietana im Gebrauch ist; auch mietus
(myentus) allota, ein Fisch, vielleicht auch jcbUcznik (gcblecznyk),
ist dialectisch. In Bezug auf die Lautverhältnisse der polnischen
Sprache gewinnt man aus dem Vocabularius wenig Belehrung,
die etwa ungewöhnlichen Fälle fallen mehr in das Gebiet der
Orthographie: das Zeichen jzf ist nicht mehr gebraucht, so dzqsla,
szayaczy sezaw, blyznyqtlia, zapraivdq; dabroiva, Jcakol; szyeba
(zirba), myentus, also nur je einmal e und en für q, sonst a, oder «,
von denen das erste auch in oeszq securis (oJcsza) und in partaez
pittaciarius findet. Sonst sind noch hervorzuheben: JcozJci (cos:/,//.
wofür Szujski kozuch vermuthet, was nur der Bedeutung nach
richtig ist) ; xenyecz enteraDarm; tul (tlnul) pharetra, das Frage-
- 35 —
zeichen des Herausgebers kann nur bedeuten, dass tul unge-
wöhnlich ist, wol tula oder tule; graboluszka ascalaphus avis
(bei Polkowski garbolusk piäk) und iviercimak (ivercymak) tribulum,
welches Beispiel Peter von Uscie aus Parkosz haben mag;
modsei callus durities manuum. Nicht recht verständlich ist clilo-
dnicza esula (anders bei Szujski). Moscz od kerstrag zu dem un-
verständlichen achasia ist wol: moszcz od kirsztrank (s. Linde
sub kirsztrank); dyabyanka galla steht wol f. dnbyanka, d. h. dq-
bianka Gallapfel.
5. Rechtsübliche Ausdrücke. Agesehen von einzelnen
auf Rechtsbegriffe bezüglichen Ausdrücken in den oben erwähnten
Vocabularien finden sich solche:
a) in dem von Dr. Volckmann etwa 1869 oder 1870 heraus-
gegebenen polnischen Gewohnheitsrecht in Preussen unter dem
Titel: Das älteste geschriebene polnische Rechtsdenkmal1), zum
zweiten Mal herausgegeben von Helcel in Starodaivne praiva
polskiego pomniki II. Die Handschrift, der „Codex Neuman-
nianus" in Elbing, aus dem XV. Jahrhundert, enthält neben dem
Lübeck'schen Recht , die Iura Prutenorum mit einem deutsch-
preussischen Vocabular, zuletzt das polnische Gewohnheitsrecht,
wie es sich in Preussen nach der Eroberung des Landes Preussen
durch die Kreuzritter erhalten hat und von den Komthuren an-
gewandt wurde. Die Handschrift ist zwar aus dem XV. Jahr-
hundert, aber die Sprache, somit der Text, soll aus dem XIII.
Jahrhundert sein, jedenfalls ist das hier zu Papier gebrachte
Gewohnheitsrecht sehr alt, denn es kommen hier Ordalien als
Rechtsmittel vor, von denen das Wislicer Statut nichts weiss.
Einzelne polnische Ausdrücke, welche hier vorkommen, haben
eine deutsche Form erhalten, z. B. us syner tobolizen daz ist
syne tasche (S. 13). An einer Stelle wird eine Gerichtsstrafe so
beschrieben: wo von dy buse, dy dry hundirt ist genannt, den
Namen habe, daz sy wissende, hy beuor pflag man zcu polen
stuckelin zalczes zcu machin, der hiz eines eyn krusch, der buste
') Der Titel ist nicht richtig, denn unter geschriebenem Recht versteht
man dasjenige Recht, welches schriftlich aufgezeichnet und als solches
sanctionirt und verbindlich ist, im Gegensatz zum Gewohnheitsrecht, welches
auch verbindlich ist, ohne von Staatswegen aufgezeichnet zu sein.
3*
— 36 —
man do dry hundirt. nu abir des salczes verpflogen ist, nu
heiset dy busze dry hundirt.
b) In den lateinisch niedergeschriebenen richterlichen Auf-
zeichnungen der Grodakten finden sich ebenfalls einzelne pol-
nische technische Ausdrücke, z. B. in den Krakauer Gerichts-
akten, aus welchen Helcel eine grosse Anzahl von Rechts-
sprüchen in den ersten zwei Bänden der Starodawne pomniki
prawa polsldego veröffentlichte. Leider fehlen in diesen Bänden
die Register. Maciejowski hat bei dem Studium des IL Bandes
die Mühe nicht gescheut, die polnischen Ausdrücke in Hozprawy %
Spraiv. VI, 217 zu excerpiren und zu erklären. Im Einzelnen
wäre viel zu bemerken: wenn man in diesem alphabetischen
Yerzeichniss jazy liest mit dem Citat 794, so wäre zur Erklärung
die Andeutung des Zusammenhanges erwünscht, in welchem dieses
Wort vorkommt; crangy albo rubly ist zu lesen Icrqgi (nicht farqgle)
i rubli ; duo centa vasza ist zu lesen 200 warn und nicht ivagi etc.
c) Ein kleines juristisches Wörterbuch, zusammengestellt
zum Gebrauch eines polnischen Juristen, befindet sich in einem
Codex der St. -Florianer Bibliothek in Oesterreich, welches aus
dem XV. Jahrhundert stammt und Polnisches, Kaiserliches und
Magdeburger Recht u. s. w. enthält. Dr. Celichowski hat von
den Excerpten, welche ihm zur Benutzung überlassen wurden,
einen entsprechenden Gebrauch gemacht in einer kleinen homo-
graphischen Publication mit Erklärungen: Shtvniczck lacinsko-
polslii ivyrazow prawa Magdcburshiego z wieku XV, przedruh homo-
graficzny z kodexu Kornickiego, Poznan 1875; damit ist ein wich-
tiges polnisches Sprachdenkmal mit bloss lexicalischem Material
zu Tage getreten. In einem schon von Helcel beschriebenen
Codex der Komiker Bibliothek (sig. D. I) befindet sich unter
anderem das Statut von Wislica in polnischer Uebersetzung v.
14G0 und ein Verzeichniss von meist technischen im Magde-
burger Recht vorkommenden Worten. Folgende sind hervorzu-
heben: cliocholaty elevatus ; ciaza pignus, vadium; czcclüy lazidme
sudaria; dobrodruzstivo mezkie impetus; iscicc oder doivicrca cre-
ditor, godlo clamor; grabia v. ivoyt ivyszschego prawa; givar satis-
datio, cautio (aus Gewähr); lycze v. yawni uezynck manifestum fac-
tum; lynskye praivo ius feodale; lug palus, stagnum; momottiwy titu-
biins ; naroczyty solennis, pysc0kotvye alba gygrczy, Jcvglaree ioculatores :
— 37 —
pobycdzycz vincere ; podrostek iuvenis ; poradzenye vel ivyecze collo-
quium ; prsqslica albo kqdziel ; mbl talentum ; sqdy spuszczadlnc
vasa destillatoria ; sloivyefishj slavicus ; szczebrzuchy graty domowe ;
szerzedni pessimus ; ivlodza possessio ; wlodzyczy (z Jcorzenya wlo-
dziczego ex stirpe militari) ; ivoyska militia.
d) Ein Wörterverzeichniss von geringem Umfang findet sich
in einer Krakauer Handschrift aus dem XY. Jahrhundert (N. 1961),
wo unter Abschriften von Briefen, Privilegien etc. sich finden
Vocabula latino-polonica: filiaster synoiviecz, sororinus syestrze-
nyecz , levir dzyeivierz, atavus pradyad (sie), pronepos przeivnuk
(sie) vitricus oezczym.
e) Von einem Juristen stammt auch ein Wörterverzeichniss,
welches in einem das Wislicer Statut enthaltenden Codex von
1444 sich findet und über welches Maciejowski Dod. 98 be-
richtet. Bandtke hat auch die Wörter hineingeschrieben : leguntur
quoque in ultimis binis pagellis quaedam regulae iuris et expli-
catio nonnullarum vocum. Vocabularium haud dubie vetustissimum.
Leider wird aus diesem Yerzeichniss nichts angeführt l).
Polnische Glossen in polnischen Texten.
a) Einzelne Glossen befinden sich in einem Pergamentblatt
aus dem XIV. Jahrhundert, welches von Swidzinski auf dem
Deckel eines alten Buches gefunden und davon abgelöst wurde
und welches den 50. Psalm in polnischer Uebersetzung enthält.
Siehe unten bei Psalmenübersetzungen. Das Blatt (welches das
Swidzinski'sche genannt werden mag), anfänglich in der Swi-
dzinski'schen Bibliothek befindlich, ist jetzt in der Krasinski'schen
Bibliothek in Warschau, wo es sich befinden müsste, nach der
Versicherung des Bibliothekars nicht vorhanden ; ein Facsimile,
welches sich Bandtke machen Hess , befindet sich in der Jagiel-
lonischen Bibliothek (N. 4145), nach diesem Facsimile ist das
in Maciejowski Pism. I befindliche gemacht.
J) Polnische Glossen finden sich in einigen lateinischen Handschriften
in Prag: a) in der Capitel - Bibliothek Hdschr. D. XIX; E. LVI; E. XXII;
B. V2; b) in der Universitäts - Bibliothek Hdschr. XIV. G. 4. Diese Glossen
sollen von Prof. Malinowski veröffentlicht werden; s. Patera, JRukopisne pa-
mi'iiky polskeho jazyka etc. in Cas. c. Mus. 1878 und 1880, S. 534. Siehe auch
in Polkowski, Kat. S. 106 Glossen aus zwei Hdschr. der Krakauer Capitel-
Bibliothek.
— 38 —
b) In dem Florianer Psalter (s. unten) befinden sich im
Text, und zwar in dem IL und III. Theil desselben ziemlich
häufig Synonyma, verbunden durch albo, z. B. oplecenie albo
data preyjqcie. Es ist offenbar , dass der Schreiber des Flor.
Psalters eine Vorlage hatte, in welcher über dem Text oder am
Rande, möglicher Weise auch im Text zu bestimmten "Wörtern
andere gleichbedeutende Ausdrücke eingeschrieben waren, gleich-
sam zur Auswahl; solche Glossen nahm der Schreiber des Flo-
rianer Psalters in den Text auf. In dem ersten Theil finden
sich nur zwei Glossen, ohne den Zusatz albo. Siehe Psalt. Flor,
ed. Nehring, Vorrede XIX.
c) Solche Doppelausdrücke (ohne albo) kommen in dem
Psalter von Pulawy nur an zwei Stellen vor und zwar an solchen,
wo der Flor. Psalter sie nicht hat: ryclilo vstaly zagynejy 72, 19
und y Jcochal yesm szye y skuszyl yesm szye exercitatus sum 76, 3.
d) In den ModUtwy Wadmva (s. unten) finden sich in dem
aus einem älteren polnischen Psalter in die Gebete aufgenom-
menen Psalmentexte ziemlich zahlreich solche Doublette, theils
mit albo verbunden, theils ohne diese Coniunction. Siehe L. Mali-
nowski, Moälitivy Wadaiva 1875, S. 7 und 8.
e) In dem Gebetbuch Hedwigs (Ksiqzeczha Jadwigi) ist eine
Reihe von Glossen, in den Text der Gebete aufgenommen, con-
statirt. Siehe Danysz, Das Gebetbuch der heiligen Hedwig,
Archiv f. slav. Phil. V, 412.
f) Glossen in den Gnesener polnischen Predigten finden sich
an einzelnen Stellen, es sind Doppelausdrücke durch albo ver-
bunden oder neben einander gestellt: hroleuy albo %0sz0czu 1,4;
gospodfi albo Jcomor0 7, 1; dzeczy0ko velebne-sladiethne 5, 12;
svano-dzano 34, 15; vcsdrovy-veszely 36,14. An einer Stelle sind
zwei synonyme Worte durch y verbunden : ne uele dzeczy y plodn
dage 13, 4. Auch zwischen den Linien befinden sich Glossen;
siehe Erzepki, Der Text der Gnesener Predigten, 1885, 27.
g) Glossen in den polnischen Gebeten des Canon missac
s. Abschnitt VI.
Der Werth der altpolnischen Glossen, deren Aufzeichnung
wir aufgezählt haben, liegt auf der lexicalischen Seite, weniger
in der besseren Erkcnntniss des Lautstandes und der Lautgesetze.
Der Gewinn wäre ein grösserer, wenn die Eintragungen correcter
— 39 —
wären. Indess sind die Glossen von meist wenig geübten Schrei-
bern geschrieben, mitunter solchen, die des Polnischen nicht ge-
nügend mächtig waren. So geht ein Theil der Glossen verloren,
weil es nicht möglich ist, sie richtig zu lesen, das Uebel wird
dadurch grösser, dass mitunter der Abschreiber, auch des Latei-
nischen nicht mächtig, die lateinischen Worte bis zur Unkennt-
lichkeit verunstaltet hat.
II. Gebete and Gebetbücher.
Der Gebrauch der polnischen Sprache in der Kirche
und der religiösen Praxis.
Die Anwendung der Landessprache in der Kirche war in
der älteren Zeit eine minimale, sie wurde neben der lateinischen
nur geduldet. Es wird in dieser Beziehung in Polen nicht an-
ders gewesen sein, wie in Deutschland; hier sollte selbst das
Symbolum und das Gebet des Herrn (in der Schule) lateinisch
gelernt werden: et qui aliter non potuerit, vel in sua lingua
discat, hiess es im Mainzer Concil 813. Dass das Evangelium,
wenn auch nicht in der allerältesten Zeit, in nationaler Sprache
vorgelesen, dass das Vater Unser und das Credo in der Volks-
sprache vor- und nachgesprochen wurden und dass die heiligen
Sacramente in gemeinverständlicher Sprache gespendet wurden,
bedarf keines Beweises. Der päpstliche Legat Jacob Archidiacon
von Lüttich, nachheriger Papst Urban III., verpflichtete auf der
Synode zu Breslau 1248 die Priester: singulis diebus dominicis
et festivis post Evangelium dicant publice in vulgari suo ora-
cionem dominicam et Symbolum, die Constitution (Codex Dipl.
Mai. Pol. 1877, I, 240) setzt dann hinzu: vel ad minus orationem
dominicam in latino et Symbolum in vulgari. Das letzte erschien
wichtiger: vidi enim, erzählt der päpstliche Legat, in vestris
diocesibus aliquos centenarios homines, qui nesciebant omnino
dicere quid credebant. Dass dem Vortragen des letzteren oder
beider Erläuterungen des Priesters folgten, wie in Deutschland
schon in alter Zeit (Wackernagel, Deutsche Predigten und Ge-
bete 1876, S. 293 flg.), wird nicht erwähnt, obgleich es an sich
wahrscheinlich ist. — Die Predigt oder die einfache Erklärung
des Evangeliums mag erst im XIII. Jahrhundert mehr zur Pflicht
und Regel geworden sein; in den ersten Jahrhunderten des
— 40 —
Christcnthums wird Belehrung des Volkes in den Glaubenssachen
auf das Hersagen des Gebetes und des Symbolum, und auf die
Aufzählung der Hauptsünden sich beschränkt haben; auch „Glau-
bens- und Paternosterreden", d. h. Erläuterungen der Formeln
(Wackernagel 299) mögen hin und wieder üblich gewesen sein.
Ob die Bischöfe polnisch predigten, ist unmöglich zu sagen: wenn
das Concil von Tours 813 festsetzte, dass die Homilien, die der
Bischof verpflichtet war zu halten, in die romanische Bauern-
sprache oder in das Deutsche übersetzt werden sollten (in rusticam
romanam linguam aut theodiscam), so kann es auch in Polen ähn-
lich gewesen sein; auch hier mag lange Zeit das Predigen, wie in
Deutschland, ein Recht der Bischöfe gewesen sein (Wackernagcl
311), obgleich (ausser der Katechese) eine Belehrung des Volkes
von Seiten der Priester an sich wahrscheinlich ist. Eine Constitu-
tion des für das kirchliche Leben sehr vorsorglichen und verdienten
Erzbischofs von Gnesen Jacob Swinka vom Jahre 1285 verord-
nete : ut omnes presbyteri singulis diebus dominicis, intra missa-
rum sollemnia, Symbolum et orationem et salutationem Virginis
gloriosae , decantato symbolo, loco sermonis exponere populo
debeant in polonico et festa indicare. Si qui adeo periti fuerint,
exponant evangelium. Die Worte: loco sermonis scheinen darauf
hinzudeuten, dass das Predigen (wol das Ablesen einer latei-
nischen Homilie mit gemeinverständlichen Erläuterungen) schon
früher auch von weniger geübten Priestern hin und wieder
im Gebrauch war; die Belehrung des Volkes sollte jetzt in prak-
tischer Weise geregelt und an die Grundsätze des Katechismus,
im günstigen Fall an das vorgelesene Evangelium sich an-
schliessen. Diese praktische Tendenz spricht sich auch in der
weiteren Vorschrift, dass nach der Belehrung das Volk für die
Seelen der Wohlthäter der Kirche beten und (nach dem Vor-
gange des Priesters) die allgemeine Beichte hersagen soll mit
den Worten „Kayesse JBogu etc.". Das Erklären des Evangeliums
scheint von einer Gutheissung der oberen Behörde abhängig ge-
wesen zu sein: Si quibuspiam concessum fuerit evangelium
vulgariter exponere, studeant diligentcr, heisst es in einer Con-
stitution des Krakauer Bischofs Nanker v. 1320. Eine Probe
der Art und Weise , wie im XIV. Jahrhundert gepredigt wurde,
besitzen wir in den ,,Gncsencr Predigten", die, obgleich im
— 41 —
XV. Jahrhunderfc niedergeschrieben, der Sprache nach auf das
XIV. hinweisen. Allgemein war aber das Predigen auch noch im
Anfange des XV. Jahrhunderts nicht, denn die Constitution des
Bischofs von Krakau Albert Jastrzejbiec vom Jahre 1423 eifert
mit starken Worten gegen solche Pfarrer, welche die Predigt
vernachlässigen. In den weiteren Worten des Bischofs werden
hohe Anforderungen an die Prediger gestellt: studeant esse po-
tentes in opere et sermone (Starodaivne prawa polsk. pomn. IV, 77).
— Im XV. Jahrhundert war die Belehrung des Volkes, wie aus
vier eingehefteten Blättern im Codex der Gnesener Predigten zu
urtheilen (s. unten S. 61, b.), in eine bestimmte Ordnung gebracht
und bestand aus einer Erklärung des Evangeliums, dem eine
Einleitung voranging, aus dem Gebet, dem Bekenntniss, der
Beichte und dem Decalog; einige Ermahnungen und Mittheilungen
schlössen das Ganze. — Dem nationalen kirchlichen Lied war
ein beschränkter Gebrauch eingeräumt (s. unten).
Was Gebete und Gebetbücher anbetrifft, ist Folgendes zu
berichten.
A. Gebete. Das Gebet des Herrn wird aus äusseren
Gründen an dieser Stelle besprochen, obgleich es zu den kate-
chetischen Hauptstücken gehörte. Den hauptsächlichen Inhalt
der dogmatisch -moralischen Katechese bildete die Mittheilung
und Erklärung des Symbolum und des Vater Unser1).
a) Das älteste Gebet des Herrn in polnischer Sprache,
zusammen mit dem Ave Maria und Credo, geschrieben im Jahre
1375, befindet sich in einer Handschrift der Jagiellonischen
Bibliothek Nr. 1681 unter dem Titel Compendium theoloyce
veritatis b. Thomae de Aquino. Deutsche Gebete (Precationes
Germanicae) und eine polnische Confessio generalis, auf die wir
unten zurückkommen werden, gehen voran (mitgctheilt in Arch.
f. slav. Phil. IV, 190). Der Text der Gebete und des Credo ist,
ebenso wie der Confessio, durch viele Fehler verunstaltet, die
dadurch sich erklären, dass der polnische Text von einem des
Polnischen wenig kundigen Deutschen geschrieben wurde; wenn
es also im Anfang des Vater unser heisst: Otcse nas, gensech na
nebesech, so ist wahrscheinlich , dass gensech weder jenses noch
jensec zu lesen und dass im zweiten Falle jes weggelassen ist;
!) Probst, Geschichte der katholischen Katechese 1886, S. 70.
— 42 —
es ist vielmehr möglich, dass gensech für gense steht, ch aus Ver-
sehen angefügt ist, weil das folgende Wort nebesech auf ch endigt,
jcs aber ist weggelassen. Wenn dieser Umstand auf ein Ab-
schreiben hinweist, so ist das noch mehr der Fall bei dem
folgenden Satz: oswantcz se ivtueme; das letzte Wort steht für
hve yme, wobei c für q auffallend ist. Bemerkenswert!! ist, dass
neben dem Zeichen <f> für Nasallaute auch a (s toba) und an
(wstanpil, slcandze, sandiez, sivanth) vorkommt; bemerkenswerth
ist ferner, dass im Credo die 3. sg. des sog. Pcrfectum stets
ohne jest auftritt: poezfil sze, narodzil ssc etc. Alte Formen sind
/vinowatezem und rosdrzessene, mit eingeschobenem d.
b) In einer Krakauer Handschrift medicinischen Inhalts aus
dem Jahre 1407 (X. 825) befindet sich das Pater Noster polnisch,
wahrscheinlich von einem Deutschen, jedenfalls von einem ungeübten
Schreiber aufgezeichnet: Otcze nas, yenze yes na nebesich, osswin
sehe jthe ymi, bwncz thua thwa (so, zwei Mal) ivola yaJco na zemi
talco na nebe (durchstrichen, dann hingeschrieben) na nebe iako na
zemi, sclüib (sie) nasch s po ff seydni day nam czys, a odjnvschy nam
nasche vini, yaleo mi odpuscami naschschim vinovaezschom, ne voczy
nas na pokwssenc, alle sbawy nas ode slego, Amen. Ungewöhnlich
ist der i-Laut in nebesich, ymi, schlib und selbst osswin f. ossivincz,
was der Schreiber schreiben wollte. Das letzte Wort zeigt, dass
er es oswiec las.
c) Das Gebet des Herrn, Ave und Credo finden sich in
einem Predigtenformular aus dem XV. Jahrhundert, mitgetheilt
von Wl. Chom^towski in Sprawozdania I, 148 seq. Die Hand-
schrift war einst im Besitz von Prot Lelewcl, jetzt befindet sie
sich in der Krasiriski'schen Bibliothek in Warschau. Das Fehlen
des Zeichens 0, der häufige Gebrauch des y als Weichungs-
mittel des vorhergehenden Consonanten, die Form pyeklov und
andere zeigen, dass der Text wohl schon aus dem Ende des
XV. Jahrhunderts stammt.
d) In Lelewels Ksiarj bibliograßcznych dwoje I, 1823, S. 23
findet sich das Gebet, Ave und Credo polnisch angeführt aus
einer Handschrift von 1400: „z rejcopisu Jana Sylwana Polaka
pisanego r. 1400 folio na oMadce spodniej".
e) J. S. Bandtke hat anonym herausgegeben „Oycze nasz
ModMtwa z rozmaitych rcjcopismoiv i druhoiv starozytnych w jezyku
— 43 —
polshim i innych dyaleliach sloivianslcich", Breslau 1826. Das
Büchlein (in 12°) ist jetzt selten geworden. Es umfasst 16 Mal
den altpolnischen Text, 7 Mal andere slavische Texte des Ge-
betes. Der älteste polnische Text dieser Sammlung ist aus einer
Breslauer Handschrift genommen, geschrieben 1460, welche
Synodalverordnungen des Bischofs "Wenceslaus vom Jahre 1412
enthält, darin das Gebet des Herrn, Ave und Credo polnisch
und deutsch. Dann folgt unter N. II und III das Gebet des
Herrn aus dem ältesten Breslauer Druck v. 1475 und nach den
Synodalconstitutionen des Breslauer Bischof Konrad v. 1446,
wiederholt später in einer Nürnberger Ausgabe dieser Synodal-
beschlüsse vom Jahre 1512. — Maciejowski hat auch über diesen
anscheinend geringfügigen Gegenstand gehandelt (Dod. 44, 47
und Facsimile), aber ohne Genauigkeit, und deshalb ist noch
einmal der Text aus zwei Breslauer Manuscripten. mit Varianten
aus dem -ersten Breslauer Drucke, mitgetheilt in Arch. f. slav.
Phil. I, 71. Es sei hier bemerkt, dass die genannten Ge-
bete, ausser dem ersten Breslauer Druck von 1475, sich in
vier Breslauer Handschriften (II. fol. 63 v. 1460, I. Q. 83;
I. Q. 69; I. fol. 91) befinden. Den Text von 1460 hat Bandtke
unter N. I gedruckt, sodann unter TS. II und III den ersten
Breslauer gedruckten Text wiederholt und einen hand-
schriftlichen Text mitgetheilt, mit Varianten aus anderen Hand-
schriften ; im Archiv aber sind a. a. O. nur zwei handschriftliche
Texte aus I. Q. 69 und I. Q. 83 mitgetheilt, die unter einander
und mit dem ältesten Druck genau übereinstimmen, so dass in
ihnen, sowie in I. fol. 91 die Bitte: przydz hrolestivo Tivoic fehlt.
Da somit auf den Text von 1460, bei Bandtke N. I, gar nicht
Rücksicht genommen ist, und da das Büchlein von Bandtke jetzt
selten geworden, so soll dieser Text hier angeführt und kurz
besprochen werden : Otcze nasch, gewisse gesch iv niebiesifich,
osiventsze gmie twe, przycz twe Irvlcstwo, bfidz twa wola yalco na
nyebe tako na szemy, chleb nasch wschedny day n0m dzyschfi, ot-
puscz nfim nasche wijny, yako my otpustzamc nassim ivynowaczom,
a ne ivodzy nasch na jwkuschenie , ayle sbaiv nasch ote szlego,
Amen. Wir finden hier einen Cechismus , otimstzamc, und auch
in ymie wird wol ebenfalls ein Cechismus enthalten sein: die
alteech. Form heisst gmye, und so erklärt sich, dass in I. Q. 83
— 44 —
(auch im Druck 1475) gmye stellt, und auch in der unter a) an-
geführten Oratio dominica findet sich wtueme f. twe yme. Die
Wörter sanctificetur und quotidianum sind auch hier durch oswiec
sie und wszedniego übersetzt. Oswiec (mit en) sie ist in den
ältesten Texten häufiger, als oswianc siq; sonst kommt 0 vor in
bqdi, ausserdem in nftm (2 Mal) und dzysch0, als Vertreter von ä;
auffallend ist w nicbiesifah. Die alten Imperativformen sind in dem
Text v. 1375 besser erhalten: przidzi, otpusczi, wodzi; hier przycz,
otpuscz, nur bei ivodzy ist die alte Form noch erhalten ; aber die
kürzeren Formen badz und zbaw finden sich in allen Texten.
So wie das Gebet des Herrn in den ältesten Aufzeichnungen
auf ein cechisches Vorbild hinweist (I. Q. 83 hat durchaus
cechische Physiognomie), so weist auch Ave Maria durch die
Worte milosezi pelna auf cechischen Ursprung; dagegen kann
in dem altpolnischen Credo nichts gefunden werden, was diesen
Ursprung bewiese {tworzyciel, dziewica, umeezon, obeowanie stehen
den alteech. Ausdrücken stvorytyel, dyevka, tyrpyel, obec gegenüber).
Es mögen einzelne kleinere in lateinischen Texten vorkom-
mende Gebete folgen. Einige bei der katechetischen Belehrung
des Volkes übliche Gebete sollen später erwähnt werden, in
dem Abschnitt: Predigten.
a) In einer Handschrift mit stellenweise polnisch glossirten
lateinischen Predigten aus dem XV., welche sich in der Raczyri-
ski' sehen Bibliothek in Posen befindet (s. I, 1 a), fand Maciejowski
(Dod. 102) Gebete in polnischer Sprache, von denen er leider nur
eines anführt: Povytay svyati hrzyszv gyedyna nadzyeyo nasa, wten
dzyen umaczenya pana naszego Jesu Christa pomosz (für ponmosz,
s. unten sub f.) dobrym spravyedlyvoscz agrzcschnym day laszka
szivya (sie f. szwa). Czyebe, navyszy bosze, ivtroyczy gyedyny, ivszclkyc
s/h/corzenye wszyva, raezysz nasz rzadzycz navyeki, Mhorysz odhupyl
nasz wi krzyszv; panye Jesu Clirisczye, stliworzyczyelv nasz, amen.
ß) Modlitiva JamoUa. In einem Krakauer Codex von 1454
enthaltend : Petri Comestoris Summa super V libros Decretalium,
Summa fratris Petri etc. {Kat, 385) hat der Abschreiber folgendes
Gebet zum heiligen Arnoldus eingetragen: Myli sivanthi Jamolcze,
dostoyny doctorze y byskupye, bancz mylosczyw thivemu drusbye, day
yemu, boschze (das zuerst geschriebene boze ist ausgestrichen),
potem (sie) swe vsznane a ktemu rosumu oswyeezcnye, ysz by tako
— 45 —
yego pozywal, yalco by thivey sivanthcy navJcy y szyvota nasladoival.
0 day tho yemu, vycllnj panye, na proszba y msktga thwego müego
spovycdmßa Jarnoltha, byskupa y vydmoszncgo doctora. Druzba
ist hier sicher in der Bedeutung Namensvetter gebraucht, darum
nannte ich das Gebet Modlitwa Jarnolta. Dass dem Verfasser
Verse vorschwebten, ist unschwer zu erkennen. Ob aber der
Schreiber selbst der Arnold war, ist fraglich: die Vernichtung
des boze und des Anfanges zu zywota, welches er anfangs schy-
vota schreiben wollte, diese rein orthographischen Scrupeln be-
weisen, dass der Aufzeichner des Gebetes entweder abschrieb
oder nach dem Dictat schrieb, das letztere ist fast wahrschein-
licher wegen des überflüssigen potem vor swe vsznane , welches
ihm wol gesagt, aber nicht in die Feder dictirt wurde. Das
Wort pozywac scheint in der Bedeutung nachleben gebraucht zu
sein; spoiciednik ist confessor, heute icyznaivca.
y) Orationes Passionales I. Polnische Gebete in einer
Passio aus dem Ende des XV. Jahrhunderts. Prof. Kaluzniacki
hat aus einer Przemysler Handschrift mehrere Gebete mitge-
theilt, die an verschiedenen Stellen in einer Passio Jesu Christi
per figuras et prophecias enthalten sind (Kleinere altpolnische
Texte in den Sitzungsberichten der Wiener Akad. der Wiss.,
phil.-hist. Classe, Bd. 101 v. 1882). Das erste dieser aus älteren
Vorlagen niedergeschrienenen Gebete (a) 0 hrzyzv szwyethy er-
innert im allgemeinen an das von Maciejowski aus einer Posener
Handschrift mitgetheilte (s. oben unter a) und hilft einen Fehler
darin corrigiren. Das zweite kurze Gebet (ß) an den gepeitschten
Christus enthält das Wort zaszyJcowan, welches in den sonst sehr
sorgfältigen Erklärungen nicht erklärt ist, es scheint für zaszyjko-
wan zu stehen, cf. die Worte : dla wasz yestem .... zaszyJcowan in
dem Gebetbuch der Schwester Constantia ed. Wislocki S. 88. Das
dritte Gebet (y), an den vor Herodes verläumdeten Christus,
welches, wie auch andere, mit den Worten beginnt: 0 panye
Jezv Kryscze (d. h. Kryscie, Vocat. von Kryst), ist verderbt, der
Herausgeber suchte durch kleine Ergänzungen einen Sinn hinein-
zubringen; ich möchte glauben, dass die Ergänzung y grzechu
überflüssig ist, dabei ist auch anders zu interpungircn und, mit
Benutzung der anderen, richtigen Ergänzung (szye), so zu lesen :
prosze czye, raczy my dacz maßrosczy szwycczlye, Mhore szq prsed
— 46 —
thdbq za glvposcz, rostropnye (szye) vyaroivacz etc. Das vierte
Gebet (d) ist an den zum Tode verurtheilten Christus gerichtet;
das fünfte (e), bei weitem das längste, an den gekreuzigten
Heiland, enthält zwei Stellen, die der Erklärung bedürfen: das
dem Herausgeber unverständliche ayethe vybawyayqczego ist zu
lesen: a jtfe wybaiviajqcego (bezieht sich auf die Höllenfahrt
Christi) ; in der anderen Stelle : vybav mye od anyola byvczego,
welches durch biwczego erklärt ist, ist bijucego, d. h. bijqcego zu
lesen. In dem Epilog (£) kommt der Ausdruck vor: poszyky
bycz, was in Uebereinstimmung mit dem obigen zaszykoivan zu
lesen ist poszyjki (= poszyjkami). In dem neunten Gebete —
das siebente und achte sind nur Yariationen früherer — kommt
wieder poszykoivacz vor, auch hier poszyjkoivac zu lesen (in dem
Gebetbuche der Constantia ed. Wislocki S. 138 lesen wir: szyq
ycgo napokornycysza possykoivano ; S. 118: possykowan, pdlyczho-
ican etc. ; S. 1 24 : szyyo czosz przymoivala zaszyky). Im Uebrigen
siehe die Erklärungen Kaluzniacki's und zwei Gebete aus Cod.
LXV. A. 16.
d) Orationes Passionales II, mitgetheilt von Professor
Kaluzniacki aus Fragmenten Bielowski's, die unter Glossen f) ge-
nannt sind. Hier kommt nur das erste Gebet, aus dem Anfang des
XVI. Jahrhunderts in Betracht. Es ist ein kurzes, mit den "Worten:
0 panye Yezv Krysczye beginnendes Gebet an den im Olivengarten
betenden Christus, in dem die Form yesthess sye oblyal bemerkens-
werth ist, offenbar nach dem Vorbild der 3. sg. , die noch im
XVI. Jahrhundert oblal jest hiess. Aehnliche Formen der 2. sg.
mit jestes (f. älteres jes) finden sich sonst nicht.
e) In einem Texte, welchen Maciejowski in Sieniawa fand,
in einer Copie aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts, der aber
nach dem Dafürhalten Maciejowski's aus der ersten Hälfte des
XV. Jahrhunderts stammen soll, und den er betitelt: Szczegöly
o zyciu Naßiv. Fanny, sw. Anny i Joachima (Pismien. I, 345 und
JDod. 106), findet sich ein Gebet Joachim's, welches von dem
Verfasser selbst bezeichnet ist : Pyenye Joachimowo Jäorcsch pyal
przy poroäzenyv svego dzyqczyqtka.
l) In einer Handschrift des Ossolinski'schen Instituts in
Lemberg, aus dem Nachlass Dzierzgowski's, enthaltend latei-
nische Predigten, findet sich auch der Hymnus Magnificat
— 47 —
in polnischer Uebersetzung, angeblich aus dem XIV. Jahr-
hundert.
rj) Die ganz kurzen Gebete, niedergeschrieben von Ab-
schreibern bei Beendigung einer Arbeit, sind bis jetzt nicht ver-
öffentlicht. So finden sich in einer Krakauer Handschrift aus
dem XV. Jahrhundert, enthaltend Varia philosophica (N. 2084
bei Wislocki) kurze Gebete in polnischer Sprache, von denen
Wislocki in Katalog rrjcojnsöw etc. nur den Anfang eines der-
selben anführt : 0 Maria, panno myla, szpomoszy mye etc.
&) Bei einem polnischen Decalog in Prosa (bei Maciejowski
Dod. 91, s. unten) befindet sich als Einleitung ein kurzes Gebet,
das sich in den ersten Worten an Jesus, weiter an die heilige
Maria und zuletzt an die heilige Dreieinigkeit wendet. Die
Handschrift, und zwar die von einem Deckel eines (gedruckten?)
Buches abgelösten Pergamentblätter sind leider nicht genau be-
schrieben. Dasselbe Gebet findet sich vollständiger in Spraivozd.
I, 150, am Ende von Nr. 4.
i) Gebete beim Empfang des heiligen Sacraments, aus einer
Handschrift „nach 1428" bei Maciejowski Dod. 86 („Nabozenskvo
Jcoscielne"), s. unter Predigten e).
B. Polnische Gebetbücher. Nur wenige Gebetbücher
in polnischer Sprache sind erhalten: das Gebetbuch Waclaw's,
der Liber precarius Hedvigis, das Gebetbuch der Schwester
Constantia und Wigilie za dusze umarle.
a) Graf AI. Przezdziecki fand in Pesth in der Universitäts-
Bibliothek 1870 ein kleines Büchlein, geschrieben von einer
Hand auf Pergament im XV. Jahrhundert, dessen Inhalt am
Ende durch die Worte angegeben war: Dolconaly sie godziny o
ivlosznym angele przes pyszarza waczlaiva vbogego ivaczlawa, die
zwei letzten Worte sind durch eine andere Hand hinzugeschrieben.
Diese Gebete (Hören), zum Theil von Przezdziecki selbst, zum
Theil auf seine Veranlassung von anderen abgeschrieben, wurden
Prof. Suchecki in Krakau überlassen und nach dessen Tode von
Prof. Malinowski herausgegeben unter dem Titel Modlitwy Wac-
laiva in PamirtniJc ivydzialu fdologiczno-historyczncgo Ahademii w
Kmhowie II im Jahre 1875. Die sorgfältige Ausgabe ist mit
einer Einleitung, einem Commentar und einem Lexicon versehen.
— Das Büchlein enthält: 1. Hören aus dem Brevier; 2. Gebete
— 48 —
an die heilige Anna; 3. Gebete an den Schutzengel1). Die
Gebete sind aus dem Brevier und dem Messbuche genommen,
eine Reihe von Psalmen, eigentlich Paraphrasen derselben, ist
in dem ersten Text enthalten ; einzelne Psalmen oder Yerse
daraus kommen auch in den anderen Theilen vor. Der An-
schluss an lateinische Texte und Gebete ist in dem ersten und
dritten Theil viel enger, sklavischer, als in dem zweiten Theil,
in dem die Sprache freier sich bewegt ; auch in orthographischer
Beziehung kommen in Theil I und III solche archaische Mittel,
wie aa, ee, oo für gepresste (ursprünglich lange) Yocale und 0
für Nasale häufiger vor, als in dem zweiten Theile. Das Ganze
ist eine Copie älterer Gebete, mit Beibehaltung der Verschieden-
heiten in den einzelnen Theilen: Theil II ist für eine männliche,
Theil Iund III für eine weibliche Person geschrieben; die Sprache
der einzelnen Theile ist verschieden, mehr alterthümlich in Theil
I und III, weniger in Theil II; selbst der Text desselben
Psalmes oder derselben Psalmenverse zeigt in den verschiedenen
Theilen Abweichungen2); auch gewisse Fehler und die Auf-
nahme von Glossen in den zusammenhängenden Text beweist
das Abschreiben.
Ueber die Sprache hat der Herausgeber eingehend ge-
handelt. Ueber die Lautgruppe ir (yr) zwischen Consonanten
siehe Brückner, Arch. f. slav. Phil. VII, 534, und Nehring
in Pracc filologiczne I, 1 ff. Dass in § 42 genannte Wort syrota
ist mit den Worten wie wirgeh, pinvy etc. nicht zusammen-
zustellen, neben diesen kommt auch micrziaczka und twierdzic
(neben twirdzic) vor (§ 42). — In Bezug auf wlosny (o wlosznym
angele f. 106 und 146; z vezinkow wlosznych 114) ist auf das
primäre verbum tvlodze in den Glossen zu den lateinischen Gne-
sener Predigten S. 40 der Ausgabe zu verweisen (s. oben Glossen
1,6); wlodarz, Wlodzimicz und das altpolnische Wlodzislaw ( Wla-
dyslaw scheint sich seit Ludwig dem Ungar in Polen einge-
bürgert zu haben) hängen mit dem Wurzelworte zusammen,
*) Der erste Theil umfasst fol. 1 — 44 und 109 — 116, die zweite Lage
von 8 Blättern ist wahrscheinlich beim Einbinden an eine unrichtige Stelle
gerathenj Theil IT geht von f. 44-103; der III. bis zu Ende.
2) Der Herausgeber zeigt dies bei ps. 3, der in Theil II und Theil III
vorkommt.
— 49 —
ivlasc, ivladza, ivlasny scheinen nach dem von wlodzc abgeleiteten
Iterativum wladac gebildet zu sein. — Die wichtigste Bemerkung
des Herausgebers bezieht sich auf die Nasalvocale: Prof. Mali-
nowski legt für die Beurtheilung derselben im Gebetbuch Wac-
laws einen polnisch -schlesischen Dialect zu Grunde, den er in
der Abhandlung „Ueber die Oppeln'sche Mundart", Leipzig 1870,
dargestellt hat. Von den diesem Dialect eigenthümlichen Nasal-
vocalen (r, q und q) zeigt sich q im Inlaute nach harten Con-
sonanten, ausserdem im Auslaute: in acc. sg. der fem. subst. u.
pron. (tä nogä) ; in 1 sg. praes. (mogä ich kann) und in subst.
wie cielq, cielccia; e tritt auf: im Inlaut in weichen Silben, d.h.
nach weichen Consonanten und im Auslaut bei miq, ciq, siq (ge-
sprochen mie, cie, sie); q kommt in geschlossener Schlusssilbe
vor, wie dqb gen. dqba, sivqd g. swqdu, so auch swiqt gen. pl.
von swicto; 3 plur. praes. (mogq, dajq sie können, geben, banq f.
bado sie werden sein), in beiden Fällen ,, wegen Ersatzdelmung";
in contrahirten Silben: acc. sg. Jcuzniq f. Imznijq, starq f. starqjq;
instr. sg. fem. zonq f. zonojq, mnq, tobq f. tobojq. Diese allge-
meinen Regeln erklären nicht alle Erscheinungen der Oppeln'schen
Mundart im Bereich der Nasalvocale', wie denn z. B. Jcsiozä der
Fürst, tysiqcoma § 106, posqdzic § 114 ein q zeigen, wo wir
hsießä, tysiecoma, posädzic erwarten würden. Die in § 57 und § 58
aufgezählten Worte, welche q (gegen die gegebene Regel) zeigen,
wo man ä oder weiches g erwartet (mqdry, przysiqga) lassen sich
durch die allgemeinen Gesetze vervollständigen und beleuchten,
welche in Miklosich's Abhandlung : „Die langen Vocale in den
slavischen Sprachen", 1879, in Bezug auf die Nasalvocale im
Stamme gegeben sind (vgl. ivqs ivqsa gegenüber von wqz weßa,
mqdry gegenüber von gcsty; rclta, Iqka gegenüber von asl. Iqka,
rqka). — Wenn aber auch das Bild der Nasalvocale und ihres
Verhältnisses zu einander im Oppeln'schen dadurch hinsicht-
lich der Stammsilben vervollständigt wird (in harten und
weichen Stammsilben o, wo dieser Vocal im Neupolnischen im
Stamme o hat und ferner in consonantisch geschlossenen End-
silben; q in harten Stammsilben, wo das Neupolnische r- hat; in
weichen Stammsilben 3, wo das Neupolnische ie hat), so fehlt der
Nachweis dafür, dass die Vertheilung der Zeichen für Nasal-
vocale im Gebetbuche Waclaw's (a, an, q, 0, wofür auch 0, c, r,
Nehring, Ältpoln. Sprachdenkmäler. 4
— 50 —
0n) der Vertheilung der Nasallaute in dem Oppeln'schen Dialect
entspricht. In den meisten Fällen steht in Waclaws Gebetbuch
an, q oder a (selbst odsiampiance S. 38 für odstäpience, maczannica
S. 94 für vorausgesetztes mäczcnnica) ; diesen Umstand erkennt
auch der Herausgeber an, indem er betont, dass im Inlaut,
gleichviel ob die Silbe hart oder weich ist, a, an, auftritt; nur
weil in einigen Fällen, es werden drei angeführt, auch en, in
steht, wird S. 23 gesagt, dass neben dem weichen iä im Inlaut
auch Spuren eines weichen e vorhanden sind. Was den Aus-
laut anbetrifft , so ist das Vorkommen von an, q, a so häufig,
dass andere nur ausnahmsweise anzutreifen sind, und so sieht
sich der Herausgeber zu dem Ausspruch veranlasst, dass in den
Endungen „der ältere Laut q anfing, dem e zu weichen", somit
ist <[ nur in seltenen Fällen anzutreffen. Man kann in dem
häufigen Vorkommen der Zeichen an, q, a für Nasalvocale in
dem Gebetbuch Waclaws nur ein häufiges Vorkommen des
ä-Vocals in dem Dialect vermuthen, der hier in diesem Sprach-
denkmal gebraucht wurde.
b) Das Hedwigbüchlein. Ein recht sauber auf Perga-
ment geschriebenes und mit einfachen Floskeln verziertes Ge-
betbüchlein aus dem Ende des XV. Jahrhunderts, im kleinsten
Format, welches bei der Familie Gozimirski aufbewahrt wurde,
erhielt Prof. Motty in Posen zur Ansicht und gab den Text mit
einem Theil des Facsimile heraus, unter dem Titel: Ksiqfiecsika
do nabozcnshva , na ktorrj sie modlila siv. Jadw'iga, Posen 1823,
in dem Format des Originals und nach Möglichkeit nach dem
Muster desselben äusserlich ausgestattet1). Den Anlass zu diesem
Titel gab eine Inschrift auf dem silbernen Futteral: Libellus
precarius quo utebatur S. Hedvigis Ducissa etc. Der an meh-
reren Stellen im Gebetbuch selbst vorkommende Name Nawojhi
war für Maciejowski und Andere Veranlassung, das Büchlein
Ksiqzeczhz Nawojhi zu nennen, ein Name, der von einer Seite
als gleichbedeutend mit Nathalia erklärt wird. Ueber die In-
J) Zwischen dem Text und dem Facsimile zeigen sich einige Abwei-
chungen, es sind ihrer nicht weniger als 20, nicht immer Druckfehler, einige
von ihnen sind sicher dem Stemdructer v.wv Last zu legen, z. B. bardeo, im
Text richtig lun-.n.
— 51 —
schrift und Benennung des Gebetbüchleins s. Nehring, Arch. f.
slav. Phil. I, 463, und Dr. Danysz, Ueber das Gebetbuch der
heiligen Hedwig, Arch. V, 412.
Die erste Ausgabe ist mehrere Male wiederholt worden:
Krakau 1839, Wilna 1856, beide Male wenig sorgfältig, dann
1876 in Posen; diese Ausgabe ist besorgt durch H. Stan. Motty,
Sohn des ersten Herausgebers, durchaus im Anschluss an die
editio princeps, ohne sie doch in Bezug auf Genauigkeit zu er-
reichen und zu ersetzen, s. Arch. f. slav. Phil. I, 259; V, 409.
Die Handschrift selbst ist verloren gegangen. Die Nachricht in
Dziennik Poznanski 1875, N. 195 (Feuilleton), mitgetheilt von
J. L., dass die Handschrift zusammen mit dem ersten Abdruck in
einem silbernen Futteral sich auf Schloss Fischbach befinde, er-
wies sich als nicht richtig; in Fischbach befindet sich nur das
silberne Futteral mit der ersten Ausgabe in nicht originalem
Einbände (Arch. V, 407). Ob das Futteral das ursprüngliche
Original ist, kann bezweifelt werden, es wird dem Original nach-
geahmt und das Ganze nur ein Prachtexemplar der ersten Aus-
gabe sein. Ueber die auf das Hedwigbüchlein bezügliche Litte-
ratur hat Dr. Danysz berichtet in Archiv V, 405. Nachdem
"Wiszniewski in Hist. lit. pol. Bd. I über dasselbe kurz sich ge-
äussert und Auszüge mitgetheilt hatte, handelte über diesen
Gegenstaud ziemlich ausführlich Maciejowski Pism. I, 363, welcher
unter anderem in den Gebeten Anklänge an kirchliche Lieder
(z. B. die des sog. Andr. von Shipia) erkannte, Maciejowski war
auch der erste, der den Namen Nmvqjka an fünf Stellen be-
merkte und aus diesem Grunde die Benennung KsiqzeczJca Nawojhi
einführte. Noch ausführlicher spricht sich Malkowski aus in
Przcglqd naj<laicni<jszycli pomnilcoiv jqzyka polslciego, 1872. Das
Brauchbare und Beachtenswerte der Ausführungen Malkowski' s
besteht darin, dass er richtig vier Theile erkannt hat, die sich
nicht so sehr durch die Sprache als viel mehr durch den Inhalt
von einander unterscheiden: I, 24—75; II, 75—94; III, 94—129;
IV bis zu Ende; möglich ist, dass sie aus vier verschiedenen
Quellen abgeschrieben sind. Andererseits entdeckte Malkowski,
dass einige Gebete eine Uebersetzung oder Paraphrase latei-
nischer Gebete sind: so ist eine Stelle in Theil I nach dem Vor-
bilde eines bekannten Gebetes des heiligen Franciscus aufge-
4*
— 52 —
setzt; im dritten Theil befindet sich ein Gebet des heiligen Am-
brosius ins Polnische übertragen (vgl. dazu ein alteech. Gebet
in Rozbor starocesJce literatury 133, N. 14); ausserdem erinnert ein
Gebet in Theil II an ein altcechisches, und ein Gebet in Theil IV
an ein von Muczkowski früher gefundenes altpolnisches (bei
Maciejowski Dod. 89). Was aber sonst in den Ausführungen
Malkowski's zu lesen ist, ist durchaus romanhaft angelegt, er
construirt sich nämlich die Entstehung des Gebetbüchleins aus den
folgenden willkürlichen Annahmen. Naivojka, aus dem Geschlechte
der Topory, hat durch irgend ein Vergehen sich die Strafe ihres
Geschlechtes zugezogen und musste ins Kloster wandern; sie
wurde Nonne eines Dominikaner Frauenklosters und in der
Klosterzelle verfasste sie das Gebetbuch, zu dem sie ältere Vor-
lagen benutzte ; Theil I und III sollen Spuren eines unterge-
gangenen lechitischen Dialects enthalten. Die Annahme eines
Fehltrittes der Nawojka, die einzige Stütze der ganzen Erdich-
tung, begründet Malkowski durch die Worte eines Gebetes S. 103 :
boczyem zgrzeszyla stohrocz vyaczey niz Magdalena, und S. 102:
yzhycli szye vyaczey nyeczysthym grzechem nyeivzdaivala. Indess
ist Maria Magdalena genannt in dem generellen Sinne als Sün-
derin , genau in demselben Sinne , wie in dem Zusatz zu der
Beichtformel : Surgite sicut Magdalena surrexit, cum etc. (Wstancie
jriko Magdalena wstala, gdy grzechow ostala), z. B. in Sprawozdaniä
I, 150 (so sprach der Priester die Gemeinde an, die knieend
ihm die confessio generalis nachsprach); an der anderen Stelle
aber, S. 102, steht: nyeczystym grzechom, nicht grzechem, tvzdac
sie, sich hingeben erfordert auch den Dativ und da hier der Plur.
steht, so ist offenbar, dass alle Sünden als unreine bezeichnet
werden. Ein Grund also zu der Annahme, dass Nawojka gerade
eine büssende Magdalena war, ist nicht vorhanden. — Malkowski
findet in dem regelmässigen Vorkommen der Formen 2. sg. jestes
oder jes in den einzelnen Theilen des Gebetbüchleins Spuren
eines volkstümlichen und eines „lechitischen" Dialects (jes sei
lechitisch gewesen), diesen verfolgt Malkowski selbst bis in die
Monumenta Frisingensia des X. Jahrhunderts zurück (in Kopitars
Glagolita Clozianus 1836). Thatsache ist, dass die Form jestes",
gebildet unter Zugrundelegung der 3. sg. jest als Stamm (wie
z. B. tvldziales), im XV. Jahrhundert die alte, im XIV. Jahr-
— 53 —
hundert noch allein herrschende Form jes allmählig verdrängt, so
dass sich eine Zeitlang beide Formen neben einander finden. —
Der Annahme oder vielmehr der alten Tradition, dass das Gebet-
büchlein sich im Besitz einer Princessin Hedwig befunden habe,
wird Malkowski auch gerecht: er hält das S in der Inschrift
auf dem silbernen Futteral für Serenissima und hält dafür, dass
diese Hedwig Tochter Wladislaws Jagiello gewesen sei (f 1431).
— Der Herausgeber der vierten Ausgabe sprach sich zwar ab-
lehnend und zweifelnd gegen die bisherigen Ansichten, war aber
geneigt, als Besitzerin des Büchleins die Tochter des Königs
Casimir Jagiello, Hedwig, zu halten, welche 1474 an Georg von
Bayern verheirathet wurde. Dankenswerth sind die Notizen über
„Nawojka alias Nathalia de Konyeczpöle," , Gemahlin des Woje-
woden von Posen, Matthias von Bnin, c. 1470. — Ausführlich
handelte sodann über den über precarius Hedvigis Prof. Dr.
Rymarkicwicz in Ateneum I, 253 in einem Aufsatz: Ksiaßeczha
Jadwigl albo Naivojki z XV luiekii; vgl. Behring in Archiv I, 462.
Auch in diesem Aufsatz ist die wichtigste Frage die nach dem
Ursprung und den Schicksalen des Gebetbuches. Die von
Szajnocha aus den Aufzeichnungen eines "Wiener Abtes Martin
in Pez, Scriptores rerum Austriacarum II, 623 genommene Notiz
von einer Krakauer Studentin, welche aus Wissensdrang Manns-
kleider sich anlegte, studirte und später entdeckt, in ein Kloster
ging, benutzt Prof. Rymarkiewicz und meint, diese Studentin sei
die Nawojka, welche ein Gebetbuch verfasst habe, dieses wurde
nach seiner Annahme später abgeschrieben und zurechtgelegt
für Hedwig, Tochter Wlad. Jagiello's und Anna von Cilly (diese
Hedwig starb 1431). Was Prof. Rymarkiewicz über die Sprache
des Gebetbuches sagt, ist nicht haltbar, dagegen dankenswerth
der Nachweis, dass das Ende des Gebetbuches eine Paraphrase
eines bekannten, noch jetzt gebrauchten lateinischen Gebetes an
das heilige Kreuz ist. — Der letzte, der über das Gebetbuch
handelte, war Dr. Danysz (s. Archiv V, 402 ff.). Auch hier steht
die Frage nach dem Entstehen und den Schicksalen des Gebet-
buches im Vordergründe, indess ist der Verfasser auch auf den
Text sorgfältig eingegangen: zunächst verglich er in der ersten
Ausgabe Text und Facsimile und zeigte 20 Abweichungen ;
sodann verglich er die vierte Ausgabe mit der ersten und zeigte,
— 54 —
dass sie an 32 Stellen von einander abweichen; noch wichtiger
ist der Nachweis, dass der Text der Gebete Glossen enthalte,
z. B. az do mego shonanya y skonczenya, icznacz albo ivspamqthacz
und ähnliche, welche zeigen, dass in der Vorlage Glossen über
den Text geschrieben waren; ebenso wichtig ist der Nachweis
von ziemlich zahlreichen Fehlern und die Richtigstellung des
Textes. Damit ist das Gebetbuch als eine Copie in das richtige
Licht gestellt. — Bei der kritischen Sichtung des Textes unter-
suchte der Verfasser auch das "Wort podrostivo, welches in einem
Gebete in dem Zusammenhange vorkommt, dass die Betende
dieses (podrostwo) mit anderen Sachen Gott empfiehlt [panye
Jesu Criste, proscha yszby tha szivyathoscz czyala y Jcrivye tivey
byla my oczyszczenye grzechow .... szthivyerdzenye laszhy, lye-
harsthwo zywotlia, pamyatlika thivey szivyatey mqky, poharm moyego
podrosztliiva etc. [S. 153]). Podrostivo wird von podrosteh abgeleitet,
mit „erwachsene Nachkommenschaft1' übersetzt und der Schluss
gezogen, dass das Büchlein nicht für eine Nonne, sondern für
eine polnische Matrone bestimmt war. Diese Deutung ist nicht
richtig : ich lese podrözstiva, bringe das Wort in Verbindung mit
podröz und übersetze es mit Lebenswandel ; damit stimmt der
weitere Text: idqcq mnie wiedzi, blqdzqcq odivodzi, przywracajqcq
(wol nur ivracajqcq) przyjmi, upadajqcq podnaszaj etc. Da in den
Gebeten um Gehorsam gegen die Vorgesetzten, posluszenstwo sta-
rzeyszym, gebeten wird, so bleibt für die Annahme Raum, dass
die Gebete in dem liber precarius Hedvigis, wenn auch zum
Theil, aus einem Gebetbuche einer Nonne abgeschrieben sind. —
Auf die Sprache selbst ist der Verfasser nicht näher eingegangen,
die Bemerkungen darüber sind zwar recht treffend, so über die
Interpunction, über die eingestreuten Glossen und anderes, aber
nicht erschöpfend; wenn aber gesagt wird, die Nasallaute stän-
den in ihrer Geltung den heutigen nahe, so ist zu bemerken,
dass alle Nasalvocale hier ausgedrückt sind durch cm, q oder a,
in keinem Falle durch o oder e; dieses könnte die Vermuthung
unterstützen, dass dem Urheber der Gebete oder deren Ab-
schreiber der Nasalvocal ä vorschwebte, wobei nicht in Abrede
gestellt wird, dass er durch an, q oder a auch q oder e aus-
drücken wollte. — Die Bezugsquellen der Gebete haben theil-
weise gezeigt Maciejowski, Malkowski, Rymarkicwicz, Danysz.
— 55 —
Manche der Gebete befinden sich im Brevier und im Messbuch,
wie das Gebet: Summe sacerdos et vere Pontifex, welches ent-
halten ist in den Orationes ante celebrationem et communionem
dicendae (Missale Romanum, Tournay 1879, in 12°, S. XC fl.),
welches sich im Gebetbuch Hedvigs S. 103 ff. befindet; ferner
das Gebet S. 145: 0 dzyqlivya? tliobye, S. 183: SzwyqtJiy Myclialyc
und andere (Mittheilung des Herrn Dr. L. Marikowski, welcher
diesen Gegenstand ausführlich behandeln wird).
c) Modlitewnik siostry Konstancyi. Unter diesem
Titel gab Dr. Wislocki ein Gebetbuch aus einer Handschrift
v. 1527 in Spraivozdania Jcomisyi jczykoivej III in Krakau heraus.
Das Gebetbuch wurde unter dem Namen einer Schwester Con-
stantia herausgegeben, weil dieser Name an zwei Stellen der
Handschrift sich findet; dass Constantia eine Nonne gewesen,
erhellt aus vielen Stellen, wo von der mustergiltigen Kloster-
schwester die Rede ist. Das Büchlein, 310 Bl. stark, in sehr
kleinem Format, in dem ersten Theil sehr schadhaft geworden,
so dass die ersten 50 Blätter nur zum Theil lesbar sind, enthält
eine Leidensgeschichte Christi nach den vier Evangelisten, so-
dann fromme Meditationen, Belehrungen, Verhaltungsmassregeln
bei der Andacht und Gebete. Die Quelle der Meditationen und
der ersten Gebete ist in den bezüglichen Ueberschriften ange-
geben : es ist das Melogranatum s. dialogus inter patrem et
filium, geschrieben c. 1370 von dem böhmischen Cistercienser
Gallus und die Revelatio s. Brigittae et s. Mechtildis, ausserdem
wird Jacobus de Valencia (f 1491) genannt; ferner für die Zahl
der Wunden Christi und der Tropfen des vergossenen heiligen
Blutes wird doctor Ludolfus und mystrz Jordan genannt (S. 137);
die meisten Gebete sind ohne Quellenangabe, sind aber ursprüng-
lich wohl lateinisch verfasst worden, so hat Wislocki bei einem
Gebete S. 157 notirt: z dziela Liber gratiae spirittialis visionum
et revelationum s. Mechtildis. Bei einigen Stellen bemerkt Wi-
slocki, was schon Juszyriski, der frühere Besitzer des Gebet-
buches, an einer Stelle notirt hat, dass sie mit erhaltenen Frag-
menten in Krakau gedruckter Bücher theilweise übereinstimmen,
so heisst es bei dem Dialog der sündhaften Seele mit Christus
S. 97: na marginesie rejca Juszynshlcgo: „NB. to samo mam xo
uloniku z Wietora dnikami" ; bei einem wunderthätigen Gebet
— 56 —
S. 123 in der Note: Wyjqtki z dzielka „Pozdraivianie czlonlcöw
pana Jczusoivych" u Unglera c. 1530; eine Zusammenstellung
der corrcspondirenden Stellen wäre sehr erwünscht gewesen. Da
das Gebetbuch der Constantia sicher spätestens 1527 entstan-
den ist, so kann die eine Stelle nicht aus dem Druck v. 1530
genommen sein.
Der sehr sorgfältig herausgegebene Text giebt stellenweise
zu Bedenken Anlass; so muss S. 134 statt mynacz sicher nyrmcz
gelesen werden (a nynacz yedno na thwe rany mogla patrzycz);
so wird S. 143 die Stelle nyemam go oddacz verständlich, wenn
man go in czo (co) corrigirt; S. 131 heisst es za yedna szye mo-
dlyla, was dem Herausgeber unklar war, so dass er yedna* setzte,
es soll heissen za yedna (za jedne für eine andere) ; dann heisst
es nyechay szye ma yaJco obhibycnycza , htora nye dla bogaczthwa
any dla czudnoszczy byiva doivyedzona (dowiedziona , wol nach
dem lateinischen ducta): taJco öblubycnycza ivyaczey wdzyecznayssa
y ivycmyey y ivyaczey myluyqcza bywa nalezona sprawa, yestlyby
öblubycnycza albo dla nyego sczyrpyecz mussyla (sie) etc. Für
talco ist wol taka zu lesen, sodann ist zwischen nalezona und
sprawa kein Zusammenhang zu finden, oder man wird, um in
den Text irgend einen Sinn hineinzubringen, lesen: yaleo (nicht
tako) öblubycnycza (d. h. oblubienca) wdzyeczneysza .... bywa
sprawa, yestlyby oblubyenycza albo dla niego (vel pro eo) czyrpyccz
mussyla . . . ., thakycsz y ona thyezey (für teze?) ma ivspomynacz etc.
Auch in dem Weiteren ist der Text gestört: in dem Satze bo
ivyemy oczyecz nye* takyey szynowy nye dawa (S. 132) ist das
erste nye überflüssig, was der Herausgeber angedeutet hat, so-
dann ist tahyey eine ungenaue Transscription des cechischen tahe
(auch), mit angehängtem y (j), wie in thyezey (= tezej), wie
thweymy f. tivemi 132; ferner muss in dem Satze yzyc przeezy-
wnosczyq szq odzyenym pana Krystussoivym (S. 132) przeczywnosczy
gelesen werden, q ist angehängt wegen des folgenden szq; so-
dann sind die Worte (S. 132) albo dopusczyl szye roznycmocz
Glosse zu den vorhergehenden Worten tahye nyemoczy dopuszczyal.
— Die Worte (S. 110) Haclil nye stoyczye zyivoth czycleszny,
hrzyda (sie) bogu yest müssen anders interpungirt werden: Hach!
nyestoyczyel zywot czyeleszny hrzy(w)da bogu yest; niestojeie be-
deutet eheu! S. 113 wezdani muss ivszdam, d.h. wzdam gelesen
— 57 —
werden. S. 137 ist wol für Oy asz tlio thwoya dostoynoscz
czlowyeczc zu lesen Owasz (oivaz) tho thtvoya etc.; wenige Zeilen
weiter sind die Worte bo nygdy ye nye naydzyesz ivycnszego vczye-
szenye yedno tarn zu corrigiren bo nygdzye nye etc. S. 139 ist für
ysz szyc sponycdal zu lesen ych (nämlich grzechow) sye spovycdal;
S. 140 ist die verderbte Stelle yzye my* gey yeden nye mozye
ivymowycz wol zu lesen yzye gey ny yeden nye mozye etc. (oder
yzye ny gey yeden etc.?). In der langen Verherrlichung der
pamirc (S. 140, 141) finden sich folgende unklare Stellen: pamyecz
szmyerczy szkazenyq soll heissen pamyecz szmyerczy szkazenye ; die
räthselhafte Stelle pamyecz panuyaczy pelna y pamijeczy dostoyna
soll wol heissen pamyecz pamyqczy pelna y pamyeczy dostoyna,
d. h. pamiec Chrystusa pelna pamicci i pamicci (naszej) dostojna ;
pamyecz o ihym yqnzye nade tvszyczlco soll heissen pamyecz o thym,
yenzye nade wszyczko u. s. w. Eine vollständige Richtigstellung
und Erklärung des Textes ist hier nicht beabsichtigt.
Dass die Sprache des Gebetbuches mit Cechismen versetzt
ist, hat Dr. Wislocki richtig bemerkt, Folgendes ist nachzu-
tragen: S. 113 kommen Formen des acc. sg. sJcnichu, laszktt vor;
S. 107 kommt die Form 3. pl. praes. yszq vor (nye yszq iv moijm
oblapyenyu, ähnlich S. 150); das Wort zadayaczy S. 119 erinnert
an das cechische zadouci desiderabilis; der Empfindungsausdruck
nye stoyczye S. 106 und 110 erinnert an cechisch nastojte wehe!
vgl. Linde und Niestety.
In Bezug auf das Lexicon möge der sorgfältigen Zusammen-
stellung Dr. Wislocki's hinzugefügt werden : zglqd neben ivzglaxl
kommt vor S. 128; napraszczac S. 152 von naproscic; bemerkens-
werth sind siepac (szepany chrzyepczye S. 125, cf. siepacz); soczyc
verläumden von dem cechischen soJc (soczyly S. 93); Tcrzesic fir-
mare S. 140; nyezly S. 129 ist wol sin autem; obiedziny S. 107
mag wol Wirthshaus bedeuten; zadlywy S. 114 ist zadliwy ver-
abscheuungswürdig zu lesen ; das Wort iv nozny S. 89 ist iv nozny
zu lesen und zu dem nom. pl. nozny zu stellen (vgl. russ. nozny
Scheide), die Ansetzung des nom. sg. noznia ist nicht richtig;
in dem Worte przeczyive (czyrpyalcm przcczywc slowam moym
S. 100) ist vielleicht der acc. sg. von dem allerdings ungebräuch-
lichen przeeiwa Widerspruch zu erblicken. Das Wort payga,
welches bei Linde einen wunden Fleck bedeutet, erscheint hier
— 58 -
in einer anderen Bedeutung: zywotli ijego okrutlmymy pqgamy y
myotlamy ycst szycczon (S. 138). In Bezug auf die Lautverhält-
nisse zeigt das Gebetbuch die Sprache, welche die ersten pol-
nischen Druckwerke bieten ; die Nasalvocale werden verschieden
ausgedrückt, so dass die sehr ungeregelte Orthographie keine
sicheren Schlüsse zulässt, wie gewisse Wörter gelesen werden
sollen, ob z.B. der Schreiber die Worte szczeßliwy und szczqscie
aussprach: sczasluvy und sczescie , wie es fast den Anschein hat,
da in ihnen gewöhnlich der reine Vocal a beziehungweise e in
der Wurzelsilbe steht, nicht q oder an. Die Wurzelsilbe ir (yr)
zwischen Consonanten erscheint stets mit dem Vocal * (ij), nur
slerce ist gewöhnlich szyercze geschrieben, ebenso findet sich ge-
wöhnlich das Wort piersi geschrieben pyerszy.
Für die Geschichte der Wortformen bietet das Sprachdenk-
mal einiges Material: lahiyeyq S. 116, przemyenyuye 149, poszivya-
czuyqcz 148 sind incorrect; zu notiren sind ycscz (= * jcstb
S. 172, cf. gescz in Flor. Ps. 103,26) und przyyaye 115; in
Moryzes wydal und htorezesz ty myal S. 126 ist vielleicht einer
der ersten Versuche zu sehen, die Form des sog. Praeteritum
1. und 2. sg. pl. durch Anfügung des Hilfsverbums an das durch
zc (z) verstärkte Participium zu bilden; vgl. Archiv VIII, 514.
d) Wigilie za dusze umarte. So lautet der Titel
eines auf starkem Papier geschriebenen Büchleins aus dem Jahre
c. 1520, früher im Besitz des Herrn Senator Hube, jetzt in der
Krasinski'schen Bibliothek in Warschau, enthaltend 16 Psalmen
mit Antiphonen, Responsorien etc. in polnischer Sprache. Die
Gebete sind abgedruckt in Arch. f. slav. Phil. VII, 291 ff., siehe
unten bei Psalmenübersetzungen.
III. Predigten. Darunter sei alles zusammengefasst, was
vom Priester zur Belehrung des Volkes und zur Erbauung der
Gebildeteren während der Andacht in polnischer Sprache ge-
redet wurde. Eigentliche Homilien und Predigten in polnischer
Sprache wurden erst, wie es scheint, im XIII. Jahrhundert,
wenn auch wol mehr in den grösseren Kirchen gehalten; die
Synodalverordnungen aus dem XIII. Jahrhundert (frühere sind
nicht vorhanden) sprechen zwar meist nur von Gebeten und
katechetischen Belehrungen, indess findet sich in den Constitu-
tionen des Erzbischofs Swinka 1285 eine Erwähnung von homi-
— 59 —
letischen Erklärungen des Evangeliums, welche aber nur Geübteren
gestattet wurden, eine Beschränkung, welche noch von dem
Krakauer Bischöfe Nanker 1320 wiederholt ward. Ueber eine
Beschränkung, welche in der Synode zu Buda-Ofen 1274 für die
Geistlichkeit in Ungarn und Polen eingeschärft wurde (Helcel,
Starodaime praiva pol. pomn. I, 370), dass kein Priester zur
Predigt zugelassen werde, der nicht persönlich bekannt und nicht
vom Papst oder vom Bischof dazu ermächtigt sei l), wissen wir
nichts Bestimmtes im Einzelnen. Die Einschärfung des Erz-
bischofs Swinka 1285, wie die Bischöfe den Priestern die Reihen-
folge und Bedeutung der heiligen Sacramente und die Haupt-
punete des Glaubensbekenntnisses klar machen sollten 2) , weist
darauf hin, das der Bildungsgrad der meisten Priester ein nie-
driger war und sie nicht befähigte, sich über Glaubenssätze und
christliche Moral in freier Rede zum Volke zu äussern3). In
Kathedral- und Klosterkirchen mögen schon in früher Zeit latei-
nische Predigten gehalten worden sein (s. oben).
Man findet auch aus der Zeit des XIII. Jahrhunderts keine
polnischen Homilien, selbst lateinische mit polnischen Glossen
fehlen4). Auch das XIV. Jahrhundert bietet in dieser Hinsicht
zu geringe Anhaltspuncte, um darauf die Behauptung einer all-
1) nullus reeipiatur ad praedicandum , nisi fuerit authentica persona,
vel alias per sedem apostolicam privilegiata aut ad hoc per episcopum de-
stinata.
2) Quotiescuncpie episcopi .... synodos celebraverint, presbyteris et
clericis .... sacramenta et artieulos fidei in Symbolo apostolico exponere et
distinguere debent sigillatim etc.
3) Ueber den Bildungsgrad des Landclerus im Mittelalter s. Probst,
Geschichte der kathol. Katechese 1886, S. 68.
*) In einer Handschrift der Capitel-Bibliothek in Krakau aus dem An-
fang des XII. Jahrhunderts (Bielowski Monum. Pol. hist. I, 377) befindet sich
ein Verzeichniss der damals in jener Bibliothek vorhandenen Bücher, darunter:
Sermones ab adventu Domini usque ad Quadragesimam und Omeliae (Ho-
miliae); nach dem Zeugniss einer späteren Handschrift c. 1300 (Bielowski
I, 378) befanden sich in der Krakauer Capitel-Bibliothek in jener Zeit unter
anderen Sermones magistri Petri (Peter de Blois) ; alii sermones cum repa-
racione lapse (de reparatione lapsi hominis des heiligen Johann Chrysosto-
mus); sermones vocati Speculum Ecclesiae; keine Spur von polnischen Pre-
digten oder von polnischen Glossen in den lateinischen Predigten. Doch
kann zugegeben werden, dass die lateinisch uns erhaltenen Predigten hin
und wieder in nationaler Sprache vorgetragen wurden.
— 60 —
gemeinen Sitte der polnischen Predigt zu stützen: in den Syno-
nadbestimmungen des Bischof Nanker 1320 ist von der Erklärung
des Evangelium in gemeinverständlicher Weise die Rede (evan-
gelium vulgariter exponatur, s. oben), sodann ist eine Formel
für die Einleitung einer solchen homiletischen Belehrung in
polnischer Sprache aus dem XIV. Jahrhundert erhalten, ein
Pergamentblatt, das im Besitz Bielowski's sich befand (Dod. 35) ;
ausserdem ist in den Constitutiones des Bischof Nanker 1320 von
den praedicationes der Mönche die Rede, diese sollten nicht blos
den Zehnten unter irgend welcher Form für sich nicht usurpiren,
sondern auch „die Gläubigen in Predigten und in der Beichte be-
lehren, den Zehnten der zuständigen Kirche zu entrichten" l). Dass
unter den praedicationes in diesem Falle mehr als einfache Be-
lehrungen zu verstehen sind, zeigt das weitere Monitum, die
Mönche sollten besonders die Adeligen eindringlich über ihre
Zehntpflicht belehren: ut praedictas exortaciones et per-
suasiones erga milites tanto studiosius exequantur, quanto in
solucionibus decimarum magis ceteris sunt remissi2). — Erst im
XV. Jahrhundert fliessen die Nachrichten über die Predigt in
nationaler Sprache reichlicher und erst aus diesem Jahrhundert
sind lateinisch geschriebene und polnisch glossirtc Predigten und
selbst polnische Predigten erhalten. Die Constitutionen des
Bischof Adalbert Jastrzebiec 1423 (s. oben) zeigen, dass sich
die polnischen Prediger mit grosser Freiheit, oft mit Uebereifer,
des gesprochenen Wortes bedienten, um die Sünde — selbst
durch Satire — auszurotten, diese regellose Redefertigkeit
der Prediger wird in gemessene Schranken gewiesen.
Neben der fortgeschrittenen Ausübung des Predigtamtes er-
hält sich im XIV. und noch im XV. Jahrhundert die Praxis der
einfachen katechetischen Belehrung des Volkes , ja sie scheint
') In praedicationibus et confessionibus suis fideles Christi informent
Gideliter et indueant Ulis consciencias faciendo, quod deeimas ecclesiis ....
integraliter solvant etc.
2) Dies ist eine der wenigen Nachrichten über die Predigerthätigkeit
d<'i Mönche, wol der Dominikaner. So wie unter den Franciskanern sich
viele Deutsche befanden (s. Brief Ottokars von Böhmen in Palacky's Gesch.
Böhm. II, 294), so war es wol auch unter den Dominikanern, s. Joh.
Ostrorog'a Monumentum § 5, de monachis. Doch die Belehrung des Volkes
und Adels musste in polnischer Sprache geschehen.
— Gl —
ziemlich allgemein in Uebung gewesen zu sein, wie aus den
zahlreich erhaltenen diesbezüglichen Denkmälern des XY. Jahr-
hunderts zu schliessen ist. Diese bieten entweder nur die Haupt-
stücke der Glaubens- und Sittenlehre: Pater noster, Credo, mit
oder ohne die Confessio, oder auch ein Formular, in welchem
sich neben diesen auch eine Einleitung zur Erklärung des Evan-
geliums und der Decalog befindet l).
a) In dem oben unter II genannten Sprachdenkmal von
1375 aus der Krakauer Handschrift N. 1681 befindet sich neben
dem Gebet des Herrn, dem Ave Maria auch das apostolische
Glaubensbekenntniss und die Generalbeichte (s. Archiv IV, 190).
b) Ein sehr reichhaltiges Formular einer solchen „Predigt"*
ist dasjenige, welches sich bei den Gnesener Predigten befindet,
auf vier besonders eingehefteten Quartblättern: es besteht 1) aus
dem praeambulum, das mit den Worten: In nomine Domini,
!) In einer Handschrift der Krasiriski1schen Bibliothek, früher im Be-
sitz Joachim's Lelewel (Rubricella aus dem Jahre 1409), findet sich eine Art
von Klosterkatechismus , welcher wol Mönchen vorgelesen wurde , welcher
aber auch Priestern als Grundlage zur Belehrung des Volkes dienen
mochte; freilich ist die Anordnung der einzelnen Theile die denkbar will-
kürlichste. Das Stück, aus einem grösseren Ganzen genommen, beginnt
mit den Worten: Sz reguli sicyathego benedicta, ktore sza navky o dobrych
ticzynkach po iwlskv eapitulum czwarthe. Napyeru-ey boga mylovacz ze ivszyst-
hyego szyercza, ze icscliystkyey ävsche; toschystka cznotha pothem nyezabyacz, nye
czudolozycz, nie krascz, nye poszqdzacz (sie), nye falschyrego sicyadeczstwq movycz;
myecz w poczlyvosczy wsehystky Ivdzye etc. Die Bestimmung des Schriftstückes
erhellt aus den folgenden Worten: volya lolasna icszgardzycz , przykazanya
opaßwvego (= opatoicego) we ivszystkych (sie) bycz poslvszen, thesz ysby on gynaezey
czego throcz (vielleicht bron) czynilby, piimyatliay onego bozego przykazanxa etc.
Der Text ist aus dem Lateinischen übersetzt, wie die folgende Stelle zeigt:
nye bycz pyschnym, nye pygyanego, nye vyele yedzaczego, nye spyqczego, nye
lyenyrego, nye schemrzaezego , nye naszmyesczq; der Accusativ pijanego, jed:a-
cego etc. erklärt sich nur aus dem lateinischen non ebrium, non voracem etc.
Einige Fehler, welche zum Theil auf eine Abschrift hinweisen, lassen sich
leicht verbessern, Schwierigkeiten macht aber die folgende Stelle: Nyemov
bycz xicyalhym, nyzhj bqdzye, ale pyrvey bycz czo by praicdzyicycy movyono.
jyrzykazanye böse uezynky vstaryczne vypelnayacz; vielleicht kommt man der
Intention des Autors näher, wenn man liest: nie möw byc mnetym, nizli tydzie
(d(y]K>ki nie bedzie), ale piricej byc (bqdi?), co Inj prawdziwicj, »löu-iono: przy-
kti.unie boze uezynki (= toczynkami instrum.) icypelniajqc (d. h. nie nazywaj
nikogo przedicczesnie sioietym, ale pvzykazania iryiivliiuijacym).
— 62 —
amen. Mocz boga oycza wszcchmoganczego etc. anhebt; 2) sodann
steht das Gebet an die heilige Maria um die Gabe des heiligen
Geistes , worauf wol die Homilie folgte ; 3) verschiedene Für-
bitten; 4) die Generalbeichte; 5) die Ankündigung, dass auf die
bevorstehende Woche keine Festtage fallen; 6) der Decalog mit
den zwei Geboten der Liebe; 7) der Priester empfiehlt sich
selbst der Fürbitte seiner Pfarrkinder. — Die Reichhaltigkeit
und Vollständigkeit des Programms (denn auch das Gebet des
Herrn, Ave und Credo sollte auf die Weisung des Priesters still
gesprochen werden), sowie äussere, vornehmlich in der Sprache
liegende Anzeichen deuten darauf hin, dass das Gnesener For-
mular uns ein Bild der polnischen „Predigt" aus späterer Zeit
bietet.
c) Weniger reichhaltig, mit dem obigen theilweise überein-
stimmend, ist das Formular, welches aus dem Nachlasse Joachim
Lelewel's die Krasiriski'sche Bibliothek in Warschau besitzt, eben-
falls aus dem XV. Jahrhundert1), es enthält: 1) das praeambu-
lum; 2) praemonita und Fürbitten, beschlossen durch das laut
herzusagende Gebet des Herrn; 3) die confessio generalis, auf
welche noch das Vater Unser, Ave und Credo in extenso folgen;
4) Oratio (Spraivozdania I, 147).
d) Das von Maciejowski in Dod. 86 ff. als Nabozenstiuo hoscielnc
bezeichnete Sprachdenkmal, zusammen mit der folgenden Nummer,
beide nach Muczkowski's Schätzung „nach 1428", enthält 1) eine
einleitende Formel; 2) die Generalbeichte; 3) Gebete; 4) den
Decalog. Das Sprachdenkmal stimmt in den Hauptsachen mit
dem vorhergehenden unter c) auffallend überein; in der General-
beichte kommt in beiden das räthselhafte naprzecyvo powyetrzv
vor; doch sind auch Unterschiede vorhanden. Leider besitzen
wir über die Handschriften, aus denen sie genommen sind, keine
genügende Nachricht.
e) Ein Formular, enthalten in einer Krakauer Handschrift
i) In einer Nota hat der Abschreiber dieses Formulars folgende Worte
hinzugefügt: Rogetur Dominum pro pace in Christianitate , ut Deus omni-
potens compescat istos paganos, a claez (sie) ycnuiu sryey<isycz, qui comburunt
vi I las, civitates, homines eapiunt wyevolq et hoc propter nostra peccata.
Diese Worte weisen auf das Ende des XV. Jahrhunderts, nämlich auf die
häufigen Einfalle der Tartaren in dieser Zeit.
— 03 —
aus dem Ende des XIV. und Anfang des XV. Jahrhunderts
(Wislocki N. 1299) enthält: 1) Salve Regina in prosaischer
Uebersetzung; 2) Credo; 3) den Decalog; 4) die confessio
generalis.
f) Eine Handschrift aus dem XIV. und eine andere aus der
Mitte des XV. Jahrhunderts enthalten nur die Einleitung in die
Predigt {T)od. 35 und 120).
g) Eine Krakauer Handschrift aus dem Anfang des XVI. Jahr-
hunderts (N. 3258) enthält nur das allgemeine Glaubensbekenntniss.
Einzelne Theilo finden sich auch sonst vereinzelt aufge-
zeichnet, wie z. B. das Vorwort, das Gebet etc. Die Aufnahme
der Confessio in die genannten Formulare veranlasst zu der
Frage, ob die allgemeine Beichtformel zu der gewöhnlichen
sonntäglichen Predigtordnung gehörte oder nicht : in dem Kra-
sinski'schen Formular (c) ist die Confessio von solchen Worten
begleitet, welche gewöhnlich bei der Spendung des heiligen
Abendmahls vom Priester gesprochen werden : Misereatur vestrum
omnipotens Deus etc., und auch die Worte: Surgite sicut Maria
Magdalena surrexit etc. *), deuten darauf hin, dass sich der Ab-
schreiber die Beichtformel gesprochen dachte vor dem Empfang
des heiligen Sacraments, auch das versificirte Gebet „Panye
myly boze moczny" etc. leitet darauf hin. Es mag sein, dass das
Formular c) eine lose Zusammenstellung von auseinanderliegen-
den Stücken ist, die übrigen Formulare aber scheinen für den
Gebrauch der Beichtformel und ihre Erklärung an jedem Sonn-
tag zu sprechen. Zur Vergleichung sei die folgende Stelle aus
Wackernagers Predigten etc. hier angeführt (S. 333) : „Zunächst
dauerte die homiletische Verwendung und Behandlung der Kate-
chismusstücke und der Beichte dem Herkommen und der Kirchen-
ordnung gemäss fort, daher auch die Aufzeichnung der Formu-
lare und der sie begleitenden Ansprachen ; und zwar der ersteren
theils einzeln und für sich, theils so, dass sie mit in die Samm-
lungen eigentlicher Predigten aufgenommen , an deren Spitze
oder Ende gestellt oder irgendwo eingeschaltet sind In-
l) Bei Maciejowski in Dodatck S. 91 befindet sich ein Decalog in Prosa
mit einem kurzen Gebete und mit den einleitenden Worten : Wstanczye, yalco
swyaiha Maria Magdalena wstala, gdi grzechow ostala, bom myloscz otwxftnala.
— 64 —
dessen schon jetzt und gar späterhin wird dergleichen immer
seltener: das Erheblichste gehört erst wieder dem XIV. Jahr-
hundert an" etc. Bei den Formeln finden sich keine Erläute-
rungen, die den Stoff zu Predigten bieten könnten, doch sind
solche Bevorwortungen und Erläuterungen der vorgetragenen
Formeln mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen.
Bemerkenswerth ist die Anwendung der poetischen Form
für die Belehrung des Volkes: nicht nur der Decalog ist ge-
wöhnlich in ein poetisches Kleid gehüllt, sondern auch Gebete,
wie in dem katechetischen Formular c). Man wird darin sowohl
deutsche als cechische Einflüsse sehen können.
Es mögen die einzelnen Theile der Predigtordnung besprochen
werden.
Das Vorwort. Das älteste uns überlieferte ist bei Macie-
jowski Dod. 35 angeführt, es stammt aus einer ehemals Bielowski
gehörigen Handschrift in fol. aus dem XIV. Jahrhundert. Der
von Maciejowski nach einer Abschrift mitgetheilte Text lautet,
wenn man unrichtige Stellen verbessert, in moderner Trans-
scription folgendermassen: Moc boga occa, mqdrosc syna, milosc
ducha sivictego, racz byc z nami ze ivszystkimi. Ty slowa, com
jimi zalozyl hazanie, sei slowa swietej (das Wort ist hier überall
swianty geschrieben) ewangelii, More pisze (quocunque capitulo
sit id evangelium), ktöra slowa ivyläadajq sie. prostym ivyMadcm
wylozona (vielleicht zu lesen: wylöz ona); na More slowa clicial-
bym warn nieco poiviedziec, coby bylo warn uzyteczno, die tego sam
od siebie miec nie mogq (eigentlich mogq part. praes.) przcz dam
ducha swietego, ueieezmy siei do Boga wszeclimocnego , izby ji nam
raczyl zeslac iv sierca nasza, mnie na dobre wymöwicnie, a warn
na pilne sluchanie, a przeto pozdröwmy dzieivicq panne, Maryq,
rzelcnqc : Zdrowas Marya . . . az do honca. A potem Jcazdy przezna-
mionuj sie znamieniem swictego hrzyza, aby nieprsyjaciel duszny
nie przchizal („nycprzekaszal") slowa JBozcgo. — Die lateinische
Bemerkung: quocunque capitulo, zeigt, dass diese Bevorwortung
eine allgemeine, für jede Predigt passende Formel ist (cf. Wacker-
nagel, Predigten 339). Gegen die Datirung lässt sich der Um-
stand anführen, dass hier das Wort Idöry als pronomen relat.
zwei Mal vorkommt, was für das XIV. Jahrhundert ungewöhn-
lich ist.
— G5 —
Dieser Formel am nächsten steht diejenige, welche sich in
der Krasiriski'schen Handschrift c) befindet. Sie beginnt, wie
gewöhnlich, mit den "Worten: Moc Boga Ojca etc.; dann folgt
eine verderbte Stelle : Ewangelyv maczyc dzysyeyszey nyedzelyc
Jctory ya svyat Macyey popyssal szostliym polozenyv albo capitide
svoych hsyak, lüora sya taJco ma prostym vycladem; das "Wort
xuylozona findet sich hier nicht, dann folgt: Onego czassu etc. Die
Emendirung macht zwar keine Schwierigkeiten : Jctora (= Jctörq)
svyaty Macyey popyssal vszosthym polozenyv etc., nur ist schwer
zu sagen, wie das störende ya in den Text hineingekommen ist,
vorausgesetzt, dass es dort genau so steht (und nicht etwa
ktorya, d. h. Jctorq); vielleicht las der Abschreiber: czo ya (ja)
svyaty Macyey und setzte Jctory für czo. Darauf folgt eine allge-
meine Formel für alle Fälle: Macye Ewangelyv dzysycyszey myc-
äzyele (wol blos ein Druckfehler); na tlia Ewangelyv acz bycli vom
nycczo, und dann folgen die uns schon bekannten Worte, mit wenigen
Abweichungen, z. B. an Stelle des letzten Passus : a potem kasdy
przesznamyonwjsya etc. steht hier eine kurze Bitte: Panye iesu
Chryste . . . racz dacz myr a pokoy y dvsne sbavycnye, amen.
Sodann stimmen zwei andere kurze Einleitungen: bei Macie-
jowski Dod. 120, aus der Mitte des XV. Jahrhunderts, und bei
Kaluzniacki 24 (aus den Handschriften Bielowski's); die Ab-
weichungen sind sehr geringe: so hat Maciejowski abyszmy mogly
ivsznacz y ivbaczycz, während bei Kaluzniacki nur vbaczycz steht:
bei M. findet sich die bessere Lesart preszaivady, während bei K.
przes zaivadq, dagegen K. besser dostathczycz gegen M. dostaczycz.
Diese zwei Praeambula stimmen so sehr mit einander überein,
dass auch noch drei andere Formeln (Gebete) in gleicher Weise
und Reihenfolge in beiden stehen, deshalb lassen sich die ver-
derbten Stellen bei Maciejowski in einfacher "Weise emendiren,
nur bleibt die Stelle ahomodoyecz bei Maciejowski ein Räthsel
(amen mocz oycza?). — Die einfachste Formel findet sich in der
Handschrift, welche die Gnesener Predigten enthält: Mocz boga
oycza etc. Tu powstawszy ivszyczy poslucliayczy (sie) szivyanthy
Ewangely kthora szya thak vyJdada prostym vyJdadem. Thcn czy
yest prosty vyJdath Ewangely szivanthy; poläcnlcnawszy na holanq
posdroivmy fha namylowczywszq (sie) panna etc. Hier liegt in
den Worten poivstaivszy . . . p>osluchayczy(e) sziv. Eiv. der deut-
Nohring, Altpoln. Spracluloivkmälor. <J
— 66 —
liebste Hinweis auf das Ablesen des betreffenden Evangeliums,
während er in den andern praeambulis nur angedeutet ist.
Das Glaubensbekenntniss. Zu den (neben dem Gebete
des Herrn) allerältesten Hauptstücken der Belehrung des Volkes
in Glaubenssachen gehörig, findet es sich selten aufgezeichnet:
zunächst im Jahre 1375 (Krakauer Handschrift 1681, Formel a);
in einem Krakauer Codex aus dem XIY. — XV. Jahrhundert
(N. 1299); in einer Krasinski'schen Handschrift aus dem XV. Jahr-
hundert (Sprawozdania I, 150; Formel c); in den Breslauer
Synodalbeschlüssen (s. oben II, a); in dem ältesten Breslauer
Druck 1475. Alle diese Aufzeichnungen, ohne nennenswerthe
Erklärungen und Zusätze, bieten zu Bemerkungen um so weniger
Anlass, als der Text mit dem heutigen Wortlaut des Credo im
allgemeinen übereinstimmt. Hier folgen doch die zwei ältesten
Texte, wo es nöthig ist, mit Hervorhebung einiger Stellen durch
gesperrten Druck oder mit kurzen Bemerkungen.
a) Das Credo von 1375 lautet: Werz0 iv bog (sie) otcza
wsemogfiezego , üvorziczela neba y zeme, y ive (sie) Jim Crista, w
ygo (sie) syna yedinego, yen sze pocz<fi duclia (gewiss ein Fehler
für z duclia) zivantego, naradzil sse z dzeuice Marie, mfiezfin (vom
Abschreiber verbessert in mfinezon) pot Pontzhim Pilatem, erzizo-
wan, vmarl, pogrzebon, sedl do pecla (die Auferstehung über-
gangen), wstanjnl na nebossa, sedzi v boga otcza na prauiezi,
skandze przidzc sandziez ziwe y marüve; vcz<ß (sie) w swantego
duclia, w swant0 czirkew y iv szwanth (kaum als nominale Form,
sondern wol als Fehler für szwantli'icli aufzufassen) opezouane,
grzechow (mich) *) rosdrzessene , czala (mego) l) s martivicli wstane,
a potem w oni tvehigi (= ivielcuji) zkvot, Amen.
b) Das Glaubensbekenntniss aus dem Ende des XIV. oder
Anfang des XV. Jahrhunderts, nach der Krakauer Handschrift
N. 1299): Wcrz0 w boga w oezcza tvszeclimogficzcgo , tluvorziczela
neba y zeme, y w Jim Xrista, szyna yego yedinego, pana naszego,
yen pocz$l sz0 yestli sz duclia szivanthcgo , narodzil sz0 sz Mar ige
(sie) dzeivicze, ivmficzon pod Ponszlcim Pylatliem, wcrzizoivan, vmarl
y pjogrzebfin (sie), sztfipil (zu lesen zstqpil) do peläa, trzeezego dna
') mego, mich sind eingeklammert, weil diese Wörter als Erklärungen
anzusehen sind.
— 67 —
vszthal sz marthivich y ivst0pil w ncbosza, szcdzi na praivicze (sie)
boga oezcza ivszechmog0czego , y othy0dze przidze sz0dzicz zyivicli
y martivich. Werz0 w szw0thego ducha, szw0th0 czirkeiv chrze-
szczyanszk0, szivanthich poszpolstwo, otlipwszczcnye grzechow,
czala zmartwichwszthane y ziwoth iveczni, Amen. — Othy0dze steht
für othy0d (== odjad) unde , es ist durch Unachtsamkeit wegen
des folgenden przidze auch mit dze geschrieben ; es kann aber
auch odjqdze heissen. Ungewöhnlich ist der Ausdruck szivanthich
poszpolstwo. — Zwei Texte des Credo aus Breslauer Hand-
schriften s. Arch. f. slav. Phil. I, 72; in dem einen ist der
Passus, der die Auferstehung betrifft, wie oben bei a), über-
gangen, beide zeigen Spuren des cechischen Einflusses, be-
sonders der Text aus der Handschrift I, Q. 83.
Die Generalbeichte. Der Formel, welche der Erzbischof
Swinka 1285 erwähnt und die mit den AVorten kayesse Bogu an-
hob, kommt am nächsten diejenige, die unter a) genannt ist,
hier stehen nämlich gleich im Anfang die Worte kajr, sie< etc.,
während die anderen Formeln an dieser Stelle das Wort spoivia-
dam siq haben. Zuerst sind genannt die Sünden der fünf Sinne:
m0 p0cz0 rozumu, was durch Weglassung von einigen Worten
verdorben ist, auch sind die fünf Sinne unrichtig (oder unvoll-
ständig?) genannt: ivezrzenym, slissenym, vkussenym, pomislcnym
(mag wol für pomissenym stehen, andere haben smycchcm), prze-
moivcnym (für powonenym'i) ; sodann folgen: sequntur (sie) VII
(so ist vy zu lesen) monita (sedm smertnich grzechoiv), wobei
w zarze (iv zivarze, szivarem hat die Formel e) eine Glosse zu
gneive, nenauisezi Glosse zu zauisezi ist; darauf sind genannt:
sequntur (sie) opera misericordiac, unter welchen vbogego lacznego
ne nakarmil any napogil als zwei, dagegen pustego ne oblozil (oblo-
czil?), nagego ne prziodzal als eine Sünde gelten soll, auf zweierlei
Weise ausgedrückt; das darauf folgende i0tcgo ne ivczessil soll
wol heissen: jetego nie ucieszyl (möglich ist, dass zwischen i0tego
und ne ivczessil die Worte fehlen ne otkupyl, sm0tncgo; darauf
führt der Text der Confessio im Formular f) in der Krakauer
Handschrift 1299, nur muss die Interpunction bei Wislocki
S. 238 geändert werden); alsdann sequntur decem praeeepta :
kai0 sse teze, izesm przest0pil dzcss0nczor0 boz0 kazn (dzicsirciorq
bozq kaznl) doch werden die zehn Gebote nicht genannt, son-
— 68 —
dern einzelne Unterlassungssünden, darunter auch mego otcza
y me maczerze ne czil (sie); bemerkenswerth ist noch darunter
das Bekenntniss : cz0sto»i si ne gneual mich grzechow, was auf
die Vermuthung führt, dass der Urheber dieser Confessio einen
uns ungewöhnlichen Ausdruck gniewac si (sobie) grzechow für
abominari gebrauchen wollte. Die Beichte schliesst mit den
Worten: Tego mi zal y tego sse lcai0 y prossfi tworcza tvssemo-
ganezego tv troci (sie) iedinego, y mili mathi boze, y ivsech sivantich,
y czebe oeeze duchowni, bi me raezil rosdrzessiez mich ivsech grzechow
wadomich y neuadomich, Amen. Das Wort rozdrzeszyc f. rozrzeszyc
lösen ist das Vorbild für das durch Volksetymologie (mit An-
lehnung an grzech) gebildete rozgrzeszyc.
Dieses Sprachdenkmal, begleitet von dem Pater noster, Ave
und Credo, fehlerhaft geschrieben von einer ungeübten Hand
(s. oben Gebete a), das älteste uns bekannte datirte polnische
Schriftstück, stimmt in Bezug auf den Inhalt mit keinem der
bei Müllenhof und Scherer, Denkmäler S. 187 ff. abgedruckten
altdeutschen Beichtformeln, unter den polnischen nur mehr mit
der folgenden in Formular e) ; hinsichtlich der Sprache verdient
bemerkt zu werden, dass die Anfügung des Verb, subst. (und
zwar der Endung desselben) an eine Praeposition (oder Pro-
nomen) hier öfter schon gebraucht ist : iacosm, izesm, czosm
(neben teze yesm . . . . ne popelnil ya); sogar czom, izem, auch
czfistom si (sie) ne gneual. Im Uebrigen zeigt die Sprache den
aus dem Florianer Psalter (s. unten) bekannten Charakter, in
Bezug auf mie und sie (nicht miq, sie) finden wir auch hier ein
gleiches, wie sonst im XIV. Jahrhundert; die Nasalvocale sind
neben i> schon sehr häufig durch an, durch </>n (einmal: dzess0n-
czorfi, und einmal im Credo m<j>cz</>n, verbessert in mfinezon), durch
a nur einmal ausgedrückt, nämlich in dem Ave Maria: stoba.
Dieser ältesten Formel steht am nächsten die Generalbeichte
in dem Formular e), leider unvollständig und ebenso verwahrlost
überliefert, wie die vorhergehende Formel. Obgleich theilweise
mit ihr übereinstimmend, selbst in der Zahl der opera miseri-
cordiae (ne pelnili szeszezora miloseirdza [sie] bozego), zeigt es stellen-
weise andere Ausdrücke und anderen Inhalt, so zuletzt: . . . sgrge-
//i ue d/wnaezeze czloncoiv chrzcszczyanshcy wary, wo der Text
abbricht, wogegen die zehn Gebote nicht erwähnt sind. Unter
— 69 —
den abweichenden Ausdrücken ist der beachtenswerteste ob-
loyszthwem, das Wort obfojstwo haben wir schon aus der Glossa
super epistolas dominicales kennen gelernt. In dem Passus von
den sechs (sie) Werken der Barmherzigkeit ist eine unrichtige
Interpunction zu vermuthen, man lese : yszeszmi lacznego ne na-
karmili, ne napoyli, leedismi thego .... mehj, nemocznego ne na-
wedzüi (das Komma nach nemocznego stört den Sinn), szmffthnego
ne ivczesziU (die Interpunction nach szmfithnego ist sinnwidrig),
ytfthego sz yficzszthwa . . . ., das Wort, welches die Lücke in dem
Abdruck von Wislocki ergänzen soll, gehört zu jrezstwa und ist
wol (nach späteren Formeln zu urtheilen) ne otkupyly. Be-
merkenswerth ist die letzte Stelle: wniarlego do grobu ne ... iva-
dzili, zadayficz sz0 tkahim sthiv&'zenim (zadajac sie. tdJcim shvo-
rzenim 1).
Die Beichtformeln bei Maciejowski Dod. 87 und in Sprawo-
zdanial, 149, welche wörtlich übereinstimmen (s. oben), schliessen
sich dem Inhalt nach der ebenerwähnten Formel an, nur schiebt
der anscheinend wenig katechismusfeste Urheber beim Anfange
die Worte ein: Davam sya rynyen bogv tvszechmogocemv (sie)
szdzycsyaczorga przykazanya bozogo (Mac. bozego) a navyaczey
dvoyga, yssem boga wszechmogoeego (Mac. ivszeclimogvcego) nyemy-
lowäl etc.; sodann finden wir hier einige andere Ausdrücke, so
obszarstwo für oblojstwo, so dothiyenym albo szmyeeham (Mac.
szmyechem), was an moechari und das altpolnische smies mixtum
im Flor. Ps. erinnert; endlich zeigt uns diese Formel die Fort-
setzung und den Schluss. Die Worte cudze grzechy rpravyayvcz
sollen heissen: c. grz. oprawiajqc (v. denom. zu prawy; die Gne-
sener Formel hat omawyay([cz)\ die weiteren Worte: svych y
mortnjch vylaczayvcz sind zu emendiren: szyvych y martvych
(vyhjczayvczl). Ferner ist in den Sünden gegen die zwölf
Glaubensartikel (Credo) auffallend die Stelle: naprzecyvo povyetrzv,
sollte es eine unbeholfene Uebersetzung der Stelle vom Spiritus
sanetus sein ? — Da die Glaubensartikel nicht alle genannt sind
und da auch sonst in den Beichtformeln manches übergangen
ist, so mag wol diese, wie auch andere Generalbcichtformeln,
mehr nur die Hauptsünden berücksichtigen. — Die Beichtformel
aus dem Anfang des XVI. Jahrhunderts (Formel g) zählt eben-
falls nur Hauptsünden auf, auch ohne gehörige Genauigkeit, so
— 70 —
wie die opera misericordiae bloss auf fünf sich belaufen und
dabei die leiblichen und die geistigen Werke der Barmherzigkeit
unter einander gemengt sind1).
Die zehn Gebote. Sämmtliche uns bekannte Decaloge,
die im XIV. und XV. Jahrhundert in polnischer Sprache zu
Pergament oder Papier gebracht worden sind (der Decalog ist
erst im XIII. Jahrhundert zu einem Hauptstück der Katechese
geworden), sind in kurzen Reimpaaren versificirte Memorirstücke
(s. poetischen Theil, über den Decalog), in dieser Form wurden
sie sicher in der Schule dem Gedächtniss eingeprägt und auch
wol in der Kirche vorgetragen, wie das Gnesener Formular be-
weist. Nur drei Mal findet sich der Decalog in Prosa, mit einem
kurzen Gebet: a) bei Maciejowski Dod. 91; b) auf dem Deckel
einer Handschrift von 1469, mitgetheilt als N. 1 von Polkowski
in Dawn. Zab. 1885, S. 32; c) in einer Handschrift aus dem An-
fang des XVI. Jahrhunderts und mitgetheilt zusammen mit Picsn
Bernard. von Wislocki, Rozp.HL, 134.
Die Gebete, welche bei der „Predigt" gesprochen wurden,
sind, abgesehen von dem Gebet des Herrn und dem Engelsgruss,
der vor jeder Predigt gesprochen wurde, und abgesehen von den
Gebeten von den Leiden Christi und um einen würdigen Em-
pfang des heiligen Abendmahls, wie sie bei der wol am häufigsten
am Aschermittwoch und in der grossen Fastenwoche hergesagten
Generalbeichte gesprochen wurden, kurze Fürbitten um das Ge-
deihen der Kirche, das Wohl des heiligen Vaters, des regierenden
Königs, um Wohlergehen der Wohlthäter der Kirche oder um
das Heil ihrer Seelen, um Gottes Gnade für schwangere Frauen,
für die Angehörigen der Pfarrkinder u. s. w. Ein Muster dafür
bietet uns das Gnesener und das in der Krasinski'schcn Biblio-
thek befindliche Formular (c) ; beide stimmen in einigen Puncten
überein, gehen aber im Uebrigen auseinander. Die Gebete
mögen von dem Priester vorgesprochen worden sein.
Eigentliche Predigten. Ob die zahlreichen in den Hand-
schriften des XIV. und XV. Jahrhunderts befindlichen lateinischen
Predigten (sermoncs de tempore und de sanetis) lateinische
') Eine Confessio generalis, welche Maciejowski Dodalelc S. 100 anführt,
ist in cechischer Sprache (c. 1450) geschrieben, was Maciejowski nicht be-
merkt hat.
— 71 —
Uebersetzungen polnisch gehaltener Predigten sind, wie
dies für das deutsche Schriftthum in Bezug auf manche fest-
steht, ist ohne eine eingehende Untersuchung unmöglich zu
sagen, wahrscheinlich ist es hinsichtlich mancher Sermone, be-
sonders der vom heiligen Adalbert, vom heiligen Stanislaus und
anderen. Polnisch geschriebene Predigten sind, nach den uns
erhaltenen Handschriften zu urtheilen, durchaus selten, selbst
aus dem XV. und den ersten Jahrzehnten des XYI. Jahrhunderts.
Jene Vermuthung wird bestätigt durch eine Aeusserung eines
polnischen Priesters um das Jahr 1430. Derselbe, Nicol. Lucas
von Kozmin , Capellan des Posener Bischofs Adalbert , schrieb
und sammelte Predigten in lateinischer Sprache , Sermones de
tempore , unter denen sich seine (und vielleicht des Bischofs
Predigten) befanden, welche er in früheren Jahren in polnischer
Sprache gehalten hatte. Diese Aeusserung lautet in der er-
wähnten Sammlung c. 1430, von der die Prager Capitel- Hand-
schrift eine spätere Copie besitzt (E. XXII), folgendermassen :
Reverendo in Christo Patri . . . Alberto . . . Episcopo Posnaniensi
Nicolaus Lucas de Magna Cosmin, rector parochialis ecclesie in
Bansowa (?), suus clericus et capellanus, sermones per modum
postille wlgariter ad fidelem Christi populum per me prolatos
ad unum volumen redigerem .... nam sermones wlgares,
dum constituebamini in Lubnicze, loco nativitatis vestre .... et
hoc in Bansova, que a prefata villa Lubnicze distat in aliquali
distancia ... et dominum Vladislaum Dei gracia regem Polonie . . .
et eadem gracia penes Sigismundum regem Ungarie .... et nunc
de A. D. 1412 etc. S. Patera RuJwpisne pamdtky polsMho jasyTca
v Praze in Cas. c. Mus. 1880, S. 536. — Die wenigen erhaltenen
Predigten sind 1. Fragmente von Predigten aus dem XIV. Jahrhun-
dert, welche Herr Gloger gefunden hat (Bibl. Warss. 1873); 2. die
Gnesener Predigten aus der Zeit c. 1420; 3. die Predigten des
Paterek; 4. ein Fragment zweier lateinischer Predigten mit pol-
nischen Glossen aus dem XV. Jahrhundert; 5. ausserdem ist eine
Nachricht von polnischen Predigten des Nicolaus von Blonie
(Maciejowski Dod. 104) und 6. von einer polnischen Predigt in
einer Prager Handschrift erhalten. — Ihre Zahl ist nicht gross und
die Epoche ihrer Entstehung ist verhältnissmässig als eine späte
zu bezeichnen, wenn man sich erinnert, dass in Deutschland im
— 72 —
XIII. Jahrhundert umfassende Predigtensammlungen entstanden
sind (s. Wackernagel, Predigten 338 flg.)? abgesehen von den
bruchstückartig erhaltenen Predigten aus dem XI. und XII.
Jahrhundert (Wackernagel 326; Müllenhof und Scherer, Denk-
mäler aus .dem VIII.— XII. Jahrhundert, LXXXVI mit Anmerk.);
auch in Böhmen scheint die Predigt in nationaler Sprache schon
im XIV. Jahrhundert zu einer gedeihlichen Entwickelung gelangt
zu sein: zwar sind aus der Zeit vor 1400 keine schriftlich auf-
gezeichneten Predigten vorhanden, dass aber in cechischer
Sprache gepredigt wurde, unterliegt keinem Zweifel. Schon das
Beispiel Thomas' von Stitne, eines Laien, der Predigten in der
nationalen Sprache schrieb: Reci nedelni a svdtecni, beweist,
dass ein Bedürfniss dazu im XIV. Jahrhundert vorhanden war.
J. Jirecek hat in der Bibliothek zu Olmütz eine Handschrift mit
ccchischen Predigten gefunden, welche zwar zu Anfang des
XV. Jahrhunderts geschrieben, aber sicher um die Mitte des
XIV. Jahrhunderts entstanden sind. Die in diesen Predigten
vorkommenden Worte : „nyneßich casov mnoheni vice divöv sc
stavä skrze dobre a svate Mzatele a jicli svate Mzanie" bezieht
Jirecek auf Waldhauser und Milic (1360 — 1374), von denen
wenigstens der letztere auch wol cechisch gepredigt hat (Casopis
Musea hralovstvi ceskeho 1861, 271). Auch die cechischen Pre-
digten, welche zusammen mit lateinischen in einem Manuscript
von c. 1420 in der Bibliothek zu Dzikowo sich finden (mit
einer Bemerkung, welche von einer Hand des XIX. Jahrhunderts
geschrieben ist: hazania kaznodziei WislicJciego v. 1420 etc.) und
welche Dr. Wislocki in Band III der JRozpraivy l Sprawozdania
ivydz. füolog. herausgegeben hat, sind wol sicher im XIV. Jahr-
hundert entstanden (s. Wislocki S. 283).
1. Fragment einer polnischen Predigt (?) aus dem
XIV. Jahrhundert. Herr Zygmunt Gloger hat auf dem Ein-
bände einer in seiner Privatbibliothek befindlichen Incunabcl
einen altpolnischen Text bemerkt, das zum Einbände ver-
wandte, von unten abgeschnittene, grosse Folioblatt abgelöst,
in dem nicht ohne Mühe entzifferten Text das Fragment
einer altpolnischen Predigt erkannt und denselben nebst einer
sachgernä8sen kurzen Erklärung herausgegeben in Bibliotelca
Warszaivslm 1873, III. S. 51 flg. unter dem Titel: Urywelc sta-
— 73 —
rozytnryo kuzania o malzchstivie; ein sorgfältiges Facsimile des
Denkmals ist beigefügt. Das Blatt ist auf jeder Seite in zwei
Spalten beschrieben auf einer älteren vernichteten Schrift.
Ich führe den Text nach dem Facsimile an, mit getreuer
Beobachtung der Eigentümlichkeiten (nur ein Zeichen, etwa $.,
stellenweise über y oder i, ist nicht beachtet), indem ich mir
erlaube, eine sinngemässe Interpunction anzuwenden und etwaige
Bemerkungen unten zu verzeichnen:
fol. 1. a. Kto szdradzil adaama nyewynnego, adauida1) sw0ego,
asalomona m00drego, asamsona mocznego, absolonaa kraszneego?
zaprawda, nykt yedno nyeewiasta. praiva dobra zensezynaa ta iest
sldaad ivszego dobregoo, iest syostra ezistoeze, ykl00twaa wszemv
zlemv, iest stroza mysli, aiest ivielebnoscz przyrodzcnya , astolecz
czsnoty , iest ohrasa zywotaa. yeden vczennyk moiui tako2).
Troiak0 rzecz0 b0dze czistota schowana: Pyrzwa iest richle vczeczenye
odzlich mysly slow y (vczynkow?)*) y obyczaayow; Drvga iest vdr0-
csenye czala; Trzecza iest ostrzeszenye smysla y kwapieenye od Ivdzy,
iako matka boza, taa gdy przesz vlicz0 sla, wszdi sye pospieszala do
domv, a ivdomv ....
I. b a. yedno pismoo nwivy: Teen iest odl0cz(on) 4) , Jcto
sie gospodnv offervie, iviegoo ivszcech vczynkoch, y opusezany,
czyrpeecz; tako iv00cz naydzce gospodna nakaszdy czasz. Yeden
vczennyk mowy tako: Odl0czenye przesz rozvmv to lest sleepota
czlowyecza. yeden vczenyk (so mit einem n wegen Raummangel)
moivi tako: Kto bogv dosycz iest, ho samemv bozeemv kaazanyv
ynapomynawyv ivroozvmye odtyczcnya, temv b0dze odplaczono ro-
ivnoscz0 yszczyn05) boz00. yeden vczennyk mowy: kto sivego
*) Im Original soll damda stehen.
2) Die gesperrt gedruckten Worte sind roth geschrieben.
3) Herr Gloger liest: sloicy rezynki (?) y olnjczaayow , was kaum einen
Sinn giebt; da anzunehmen ist, dass öbyczaa/yow richtig gelesen ist, so wäre,
wenn man die obige Herstellung des Textes nicht für richtig hält, nur ein
Fehler für ubyczaayem (?) anzunehmen.
4) Das Wort ist am Ende nicht deutlich zu lesen, deshalb ist, was' im
Facsimile durch dünnere Striche gezeichnet ist, hier in Klammern gesetzt.
8) iscina, im späteren Polnisch iseizna bedeutet Capital; s. Arch. f. slav.
Phil. IV, 180; roicnoscz0 ist entweder ein Fehler, oder soll vielleicht adver-
biell gebraucht sein für das heutige röionicz.
— 74 —
wszcgo po(kv) szenya l) y czyrzpyenya moczen lest, tego ya ymaam 2)
za naylepsßcgo czloivieka. ycden mystrz movi: Sw0te pismo to
ivszeem ukazvie nato (einige Worte unleserlich) ....
II. a. angelsczy byly z 3) ogneem b0dze vczynyono,
aogneem teesz b0dze skazono, TaaJcesz malzenstivo rodzy dzeivycze,
ateesz malzenstivo skazy dzeivicze. Jeden vczennyk moivi tako:
To lest malszenstivo , kto trzima p . . . t . . bienye 4) malzenskvaa.
Bernhardus: Mila bracza, poiviadaam ivaam, zapraivd0, yzee
vr0pnosczh) czyny cz0sto zm0sczyny nyewiesczee serczee. Sw0ty
dvch (sie) moivi: Odzenye czelnee6) asmyanye vstnee vkazvi0,
czso wsierczv iest, yako wesMcnyczy ivszistko ividzeecz. Augustinus:
Nayd . . . 0sto 7) w ndboszneem vJcazanyv skritego angyala nyeczy-
stoty ; ya w0czey doivierzaam pokomey grzesznyczy , nyz pysznecy
dzewcze. Senekaa: Kto ma czisty zywot, ten sie ivaruy . . .
IL b. ( ) y0 syostr00, aclicz0 przed gemy8) vezekaez,
iako przed nyeprzyyaczeelem; kto czistot0 mylvie, ten sie trzyma kv
ivszelkccy nyeczistoczee, iako owcza przeczyivko wilkowi. Jeronimus:
Chczesz nyeewiasty widzecz przekrasz0 9) , tegdi pamy0tay, yze
tanifa10) odswego brata czystot0 szgvbila. Nyeivjesczy (sie) obraasz
iest iako ognyoivi mieez. Przeto baaez sye ivilmy11). Pomny, yze
nyewiasta wip0dzila adama sraya; bo yaad nygdy nycb0dze richley
daan, iednoo ivslodkey strdzy. yeden vczennyk mowi tako:
Micdzi wszemy grzesznymy skvtky nyczs nycoslepy richley, iako
>) vgl. Nota 4 S. 73.
2) So, ymaam, ist die Stolle wol zu lesen, obgleich, im Facsimile y und
maam getrennt erscheinen.
3) Mehrere Worte sind nicht zu lesen.
4) Ich möchte lesen: p(os)t(ro)bienye d. h. firmiter; ef. postrobic firmare
im Psalter von Florian.
5) d.h. ur^pnosc pulchritudo; et'. vr0prvy speciosus im Flor. Ps., wrejpwy
im Psalter von Palaicy 44,3; vgl. lausitz. huriipuy schön; vgl. auch russ.
rupithya sich bemühen.
6) Ich lese deine (nicht czelne).
7) Wahrscheinlich Nayä0 cz0sto.
s) gemy, so glaubte Herr Glogcr lesen zu müssen.
°) Ich möchte lesen prze kras$0, d. h. prze krasq propter pulchritudinnn.
10) Herr Gloger liest tamta, doch mit einem Fragezeichen, ich möchte
in dem räthselhaften Worte den Namen einer Frau vermuthen.
11) Im Original ist über wilmy ein e geschrieben.
— 75 —
nyeczystota cdbo nyeczista sloiva; aczby teesz Jcromye grzecha syc
stalo, yalco ivmalszenstwie, prawym öbrzfi ....
Ob diese Sentenzen einer Predigtensammlung gehörten, ist
eine Frage, die nicht unbedingt zu bejahen ist. Der Gesammt-
charakter des Sprachdenkmals, welches ein Fragment eines
grösseren Werkes zu sein scheint, wofür das grosse Format des
erhaltenen Blattes spricht, hat wol Makusev veranlasst (in dem
Aufsatz : Sledy nisskago vlijanija im staropofoskuju pisbmennoste, Sla-
vjanslci) Sbornikb Bd. III, 1876) Spuren des russischen Einflusses
darin zu suchen, zunächst in einzelnen Wörtern, z. B. zenszczyna,
welches in dieser Form (cf. S. 94) allerdings wol ein aVra£ elgr^arov
in den altpolnischen Sprachdenkmälern ist. und an das russische
zenstina stark erinnert; doch ist es möglich, dass ein ähnliches Wort
im Altpolnischen existirt hat, ehe das anfänglich anstössige kobida
in den Gebrauch kam; sodann suchte er auch Spuren des russischen
Einflusses in dem Inhalt: in den Sentenzen und Rathschlägen
dieses Bruchstückes erblickte er Anklänge an ähnliche Sprüche
in den russischen Erbauungsbüchern, welche „Bienen" (pcdy)
genannt werden; wenn es also z. B. in unserem Fragment heisst:
Augustinus: Nayd0 cz0sto ivndbozneem vkazanyu shritego angyala
nycczystoty , ya iu0czey dowierzaam polcorney grzesznyczy , nyz py-
seney dzeivcze, so findet Makusev einen ähnlichen Ausspruch in
einer russischen Pcelu, wo dem Manne der Rathschlag gegeben
wird, eine übermüthige Frau nicht zu heirathen, denn sie würde
sich zur Herrin machen. Indess beweist dies nichts, selbst ab-
gesehen davon, dass nirgends eine wörtliche Uebereinstimmung
nachgewiesen ist, denn die russischen „Bienen" sind schliesslich
eine Uebersetzung griechischer Bücher unter dem Titel /.itXiooai,
welche ihren Stoff aus der heiligen Schrift und den Aussprüchen
von Kirchenschriftstellern nahmen; ähnliche Sentenzen, Urtheile,
Sprüche und Rathschläge in Hinsicht der Frauen äussern in
ihren Werken auch die lateinisch schreibenden Kirchenväter,
welche den bezüglichen Stoff ebenfalls aus der heiligen Schrift
entlehnten. Wer kennt z. B. nicht die Aussprüche Salomons
über die Frauen, dass ein Jüngling, welcher verliebt einem Weibe
folgt, einem Ochsen gleicht, welcher zum Schlachthofe geführt
wird (Sprüche VII); eine zänkische Frau sei wie ein durch-
löchertes Dach, so wie durch Löcher der Wind, so komme durch
— 76 —
die streitsüchtige und böse Frau Sturm ins Haus (XXVII); oder
das Lob der guten Frau im Ecclesiast. XXYI, dass der Lieb-
reiz einer guten Frau die Knochen des Mannes fett machen wird,
sie sei die Gnade Gottes etc. — Diese und ähnliche altbekannte
Gedanken konnten ebenso in einer lateinischen Schrift, wie in einer
russischen Biene nachgelesen werden; nun kommt noch hinzu,
dass in dem altpolnischen Fragment die Namen des heiligen Au-
gustinus, Bernhardus und Hieronymus genannt sind und dass sich
die angeführten Sprüche, Warnungen und Rathschläge in ihren
Werken wirklich finden, wie z. B. zu dem Anfange des Frag-
ments die Parallelstelle in Hieronymus sich findet: Ut ipse
Salomon sapientissimus virorum, ut Samson fortissimus, ut David
mansuetissimus a muliebri decipula .... errat u. s. w.; s. Krynski,
Z dziejöw j^zyJca polskiego 1879; vgl. Arch. f. slav. Phil. IV, 154.
Herr Ptaszycki hat in einem Aufsatz über Makusev's Abhand-
lung im Journal des Ministeriums der Aufklärung 1877 mehrere
mittelalterliche lateinische Quellen angeführt, in denen auch
über die Frauen übel gesprochen wird , so führt er z. B. aus
Wattenbach's „Lateinische Reime des Mittelalters" folgendes
Verslein an:
Femina vas daemonum, foeteus rosa, dulce venenum etc.
Die Sprache zeigt Unbeholfenheit, welche dadurch noch mehr
sich fühlbar macht, dass der Zusammenhang des Textes gestört
ist und dass stellenweise Fehler des Verfassers oder des Ab-
schreibers zu vermuthen sind; so entbehrt der Satz (I, b): Ten
lest odl0czon etc. eines rechten inneren Zusammenhanges, man
möchte für opvsczany czyrzpeecz vermuthen opvsczcnye czyrzpeecz;
so möchte man zwei Sätze weiter lesen: Kto bogo dosycz iest,
lev sameemv bozeemv haazanyv y napomynanyv wroozvmye (uro-
ziimie?) odltfczenye (für odltfczenya). — Die Bemerkung des
Herausgebers, dass die Sprache in ihrem äusseren Erscheinen
und ihrem inneren Charakter Alterthümlichkeit zeigt, ist gewiss
richtig: auffallend ist das Wort zapraivda (im Anfang), während
weiter unten zapraudtf steht.
Die Gnesener Predigten. In der Cathedralbibliothek
zu Gnesen befindet sich eine Handschrift auf Papier in Q., ent-
haltend lateinische und polnische Predigten aus der Zeit zwischen
1404 (darauf weisen die Wasserzeichen im Papier hin) und 1430,
— 77 —
in welchem Jahre eine Notiz auf Blatt 95 v. eingetragen
wurde, aus diesem Grunde wurde die Epoche der Gnesener
Predigten seit jeher auf c. 1420 angesetzt. Die Handschrift
enthält auf Blatt 15 — 170 (jetzt 173) lateinische Predigten mit
polnischen Glossen (s. oben Glossen); von einer etwas späteren
Hand sind geschrieben polnische und abwechselnd lateinische
Predigten oder Fragmente von solchen auf den ersten 14 Blättern
und auf Blatt 174 — 187; die letzten 2 Blätter enthalten lateinische
Predigten, wol von einer noch späteren Hand; eingeheftet sind
später 4 kleinere Blätter, ein polnisches Predigtformular ent-
haltend (s. oben). — Von den polnischen Predigten sind nur 2 voll-
ständige: die erste von der Geburt Christi (fol. 1 — 5 incl.) und die
letzte von dem heiligen Johann dem Evangelisten (f. 180 — 187
incl.); ferner ist darunter ein grösseres Fragment einer Predigt
auf die Geburt Christi (f. 175 — 177 incl.); diese 3 sind mit vielen
Glossen und Texterweiterungen versehen, meist über die Zeile
eingetragen, am häufigsten Zusätze wie c, ci, jest, hyl und ähnliche;
die übrigen polnischen Texte sind Fragmente von Predigten oder
Einleitungen zu solchen: vom heiligen Johann dem Täufer, von
der heiligen Maria Magdalena, von dem heiligen Laurentius und
vom Apostel Bartholomaeus ; diese 4 letzten ohne Glossen. — Das
Sprachdenkmal wurde zusammen mit den Glossen in den latei-
nischen Predigten von dem Grafen T. Dzialyriski herausgegeben,
unter dem Titel Zabytek clawnej mowy x>olslüej, Posen, in Q. (als
Beigabe sind andere altpolnische und slavische Texte in Facsimiles
hinzugefügt) ; den Text (in treuer Reproduction und Transcription,
theilweise mit Facsimiles) besorgte L. Jagielski. Trotz der Sorg-
falt, mit der der Text behandelt wurde, sind in letzterer Zeit
Bedenken gegen die Richtigkeit mancher Stelle laut geworden,
so von H. Semenovitsch in Kritische Bemerkungen zu altpol-
nischen Texten im Arch. f. slav. Phil. VII, 419. Den Text hat
auf Grund eines eingehenden Studiums der Handschrift Dr. Erzepki
festgestellt in der Abhandlung: Der Text der Gnesener Pre-
digten etc., Posen 1885, mit Hinweisen auf die lateinische Be-
zugsquelle; vgl. Brückner in Arch. IX, 175.
Aber der recht sorgfältig festgestellte und durch Aufzählung
einer Reihe von Fehlern emendirte Text, welche beim Abschreiben
entstanden sind (Erzepki S. 25 — 25), bietet doch noch manche
— 78 —
verdorbene oder durch falsches Abschreiben oder durch Aus-
lassungen unverständliche Stelle, und es wäre zu wünschen, dass
der Text noch einmal und zwar mit einem begleitenden Com-
mentar herausgegeben würde, um so mehr, als die Ausgabe von
1857 nicht leicht zugänglich ist. Die Worte gaJco dzysza (= jako
dzisiaj S. 2 V. 23 sind als Erklärung des Predigers aufzufassen
und zwischen Kommata zu setzen. S. 3 steht fpirue ncdzele,
was der Herausgeber w pirwq niedzielq transscribirte, wol mit
Unrecht, da die Nasalvocale sonst nur durch 0 ausgedrückt sind
(nur ein Mal na prong0 d. h. na präge, an den Pranger S. 18);
da wenige Zeilen weiter steht veßliore nedzely, so möchte man
in fpirwe nedzele einen Fehler vermuthen für fpinve nedzely (oder
Ipirwcy nedzcley lesen); freilich steht wieder bald ftrzecze nedzel0,
was abermals ein Fehler ist, entstanden durch die Vermengung
des acc. und loc. bei ■?«?. Die Form domama, S. 17, ist Fehler für
domoma, so wie vynydz0, S.8, für vynyd0 (der Copist schreibt hin und
wieder d für dz und umgekehrt, ferner vbodzy für ubogi S. 10,
bodzcm für bogiem S. 1 2, worüber Hanusz, Appel, Semenovitsch ge-
handelt haben, s. unten). Swe Jcroleue, S. 10, steht für swej Jcroleivej,
eine Eigentümlichkeit, welche öfter wiederkehrt. S. 10 Y. 16
fehlt wol die Negation nie, die Stelle dürfte so lauten : a snathey
sznam0 tego nye gest, ysczy sz0 döbrzy Jcroleue .... Allecz Jcaszno-
dzege sz0 sly etc. — S. 12 für malo . . . takesz kasznodzegecz sollte
wol stehen malo . . . Jcasznodzegoiv ; für luczetnerniczy wol lice-
merniezy; für naboszcgstive S. 14 vielleicht naboszenstwe , obgleich
das darauf folgende naboszestive vermuthen lässt, dass möglicher-
weise iv nabozejstwic stehen soll. — S. 15 steht alle an unrichtiger
Stelle, besser: ale ise gdisby sli ducli etc.; raszmagiüch ist ein
Fehler für roszmagiticli. — S. 16 stehen als Erläuterung der
Worte: Qui facit voluntatem patris dieselben Gedanken und
Worte zweimal: Aprestho chemily (so für chcemyli) czyniez vol0
.... tedy v0cz napyrszue mamy dzcrszecz var0 JcrcsczygansJc0 Affto-
reez mamy clwivacz dary sodann: Anapirzccz (sie) tutlia
movy: ysze Jäory clouek che (sie) czyniez vol0 otheza .... ma mecz
var0 JcresczygansJc0 .... Afftor ecz gego dary mamy chouaez ....
Bei der wenig sorgfältigen Darstellung des Inhalts mag das
Zufall, kaum ein Zeichen des Copirens sein. — Bei der näheren
Beleuchtung des esteren Gebots hat wieder, wie es scheint,
- 79 -
eine Unachtsamkeit den Sinn verdunkelt ; es steht : .... tenczy
ma vnecz varfi Jcresczygansk0 netelko skuikem, alle tesze y szerczem;
vielleicht sollte hier stehen netelko serczem alle y skutkem, darauf
führt das Folgende : Apresto verzisly ftho, ysze sz0 xt gest s czysthe
dzeuicze marie narodzyl a trzeczego dna gest on smarthfyfstal (hier
scheint etwas zu fehlen) a tho , chocz gest on przykazal byl slovy,
aby tho skuthkem napelnil (ut opere expleas). — S. 17 thamesz
steht für thamosz (tamo-z); S. 18 okrzyl für okrzczyl; der Aus-
druck star0 skor0 szeme (der Herausgeber erklärt zenie) soll wol
heissen sze(y)me, d. h. zeymie (Arch. VII, 422) oder szime, d. h.
zjimie. — S. 21 naneysze stopy hat Jagielski namncgsze stopy ge-
lesen, vielleicht richtig, wenn man stopa mit Spur übersetzt. —
S. 21 svathlem oblocze steht wol für v svathlem oblocze, es ist
kaum anzunehmen, dass der Autor den locat. ohne Praeposition
setzen wollte. — S. 22 ist lychefnikem wol in lychfnikem zu ver-
bessern. — S. 28 tesz0 steht für tesze (teze); in V. 23 ist vor
yeszcze noch y zu setzen , V. 25 ist statt xt doch wol gabriel zu
lesen. — S. 30 ist nach ysze (ize) noch iscy (izci) wiederholt. —
S. 32 in rosprzedaly möchte ich einen Fehler für rosdaly ver-
muthen. — S. 34 ma/ry fskrycz steht wol für mary ssJcrycz; dzasza
S. 36 für dzisza, so wie S. 3, nicht dnia sia, wie vermuthet
wurde. — Das Wort nachczal, S. 20 u. 30 und nachczalczy, S. 27,
ist wol absichtlich so geschrieben, so ungewöhnlich auch nia
chcial klingt, auch nachcz0, S. 17, kommt vor. — Die Stelle
neczysthe odzene nasz barszo ge (d. h. je) S. 19 u. 20, ist nicht
ohne Bedenken, aber nicht ohne Sinn; das Wort pogrzecJm (leider)
erinnert an das cechische polirichu. — Die Worte yze, yszecz,
ysczy (izci) u. s. w. und prsto (d. h. przesto), auch presto und
przesto(cz) S. 23, geschrieben, sind oft in ungewöhnlicher Weise
gebraucht: ize wird hin und wieder in dem Sinne scilicet, id est
gebraucht, z. B. S. 16: Qui facit voluntatem patris mei ysze (dann
folgt die polnische Erklärung), ähnlich S. 2 bei dem Citat: puer
(natus est), worüber unten; sodann in der Bedeutung ecce:
Dzatliky mile, ysze tentho papesz innocenty S. 13; Dzathhy mite,
ysze pysze sz<ß S. 21 ; sodann weist es auf das Nächstfolgende
hin, bei Verbis des Sagens, Verstehcns etc. : mouil ysze neboycze
szfi S. 23; maeze rosumecz yse: Jctorisz gest poezfitek, myloserdza . . .;
maeze vedeez ysze: Ktorasz .... snamona S. 29; als einleitende
— 80 —
Partikel steht izec, izci u. ähnl. ohne erkennbaren Zusammen-
hang S. 6 V. 22, ähnlich S. 8 ; mitunter wird es nur anaphorisch
gebraucht, auf das Nächstvorhergehende hinweisend, so S. 14
V. 7 v. unten. — Der Gebrauch des unzählige Male vorkommen-
den presto, przesto (gewöhnlich Aprzesto) scheint in den Gnesener
Predigten ebenso ungeregelt zu sein, wie ize; zunächst wird es
in den meisten Fällen in der Bedeutung von ergo gebraucht, so
S. 16 zwei Mal ; sehr oft aber bei der Einleitung eines neuen
Gedankens, eines neuen Arguments, eines neuen Abschnitts, so
S. 12, S. 13 (vier Mal) u. s. w., ebenso S. 15, wo es heisst: von den
Leiden und Martern der Heiligen will ich nicht sprechen, apstocz
ive fezorayszem eiue (evangelium) etc.; auch in beschränkendem
Sinne wird es gebraucht, z. B. S. 14.
Die öfter besprochene Frage, ob die Worte ubodzy, bodzem
und ähnl. (s. oben) ubodzi bodziem gelesen werden sollen, als
dialectische Eigenthümlichkeit, lässt sich nach der Zusammen-
stellung von J. Hanusz und Semenowitsch *) dahin beantworten,
dass der Copist allerdings ubodzi, bodziem u. s. w. gesprochen zu
haben scheint, denn die Schreibung dzy, dze (neupolnisch dzi,
<i:ic) für die Silben gi und gie ist consequent; drugy kommt nur
einmal und zwar in den Glossen zu den lateinischen Predigten
vor (S. 45), welche von einer anderen Hand geschrieben sind
als die polnischen; was ogzen (ogzenl) anbetrifft, welches in der
Handschrift in der That S. 22 steht, so kommt Aehnliches sonst
nicht vor. dzano (jedne bylo tho gmfi Gebal dzano — jedne(j)
bylo to jmie. Jebal dziano S. 6; gemusezy bedza dzeg</> = jemuzei
Bed(z)a dziejq S. 13 und öfter) ist dziano zu lesen, von dem
Verbum dziac, welches neben anderen Bedeutungen z. B. setzen,
thun u. s. w. auch die von nennen, sprechen hat, so z. B. mnye
Jacob dzeyfi S. 29; von demselben Yerbum ist abzuleiten dze,
d. h. dzie (inquit), welches in unserem Sprachdenkmal öfter vor-
kommt und dem alteechischen die, neucechisch dl entspricht,
') Hanusz Slady niektorych odeieni dyjalcktycmych w Kazaniach Gnie-
iniehdäcli in IM. VIII der Bozprawy i Sprcwozd. wydz. filol von 1880; cf. Jagic
in Archiv V, 171. — A.ppel Norcjsie trudy o polbskontt jasyke, Warschau 1880,
S.-A. aus Rusfilcij Filol Vestnifo. — Semenovitsch, Kritische Bemerkungen zu
altpolnischen Texten, Archiv VII, 423.
— 81 —
deshalb aber nicht als Cechismus anzusehen ist. Andere Fälle,
wie dzana S. 25, dzarze S. 16 und ähnl. sind Fehler für dana,
darzc ; ebenso vodzy S. 20 für ivody. — Ueber andere Eigentüm-
lichkeiten siehe die (auch unten) citirten Abhandlungen. Jego, jej,
jego, wird häufig für swöj gebraucht, so S. 2; Jcalsdi ist nicht
durch kalzdij (etwa MUdy), sondern durch Jcal(i)zdy zu erklären.
Von den sieben Gnesener Predigten sind nur zwei vollständig
erhalten: die erste, von der Geburt Christi, und die letzte, auf
den heiligen Johannes den Evangelisten, diese ist gegen das
Ende abgebrochen, mitten im Schlussgebet, ein Zeichen, dass
nicht viel fehlen kann (cf. Wackernagel, Predigten 342). In der
Anlage unterscheiden sich die beiden Predigten nicht bedeutend.
Die Predigt von der Geburt Christi, beginnend mit den Worten:
puer natus est, geht von der frohen durch Engel verkündeten
Botschaft von der Geburt Christi aus, die volksthümlich mit
einer ähnlichen Verkündigung der Geburt eines jungen Prinzen
verglichen wird; bei der Anführung der Worte des Evangelium
wird auf die Freude des Himmels hingewiesen, der auf die Erde
sich herabzuneigen scheine, was durch das Herabsteigen der Engel-
schaaren erklärt wird. Durch izci (s. oben) wird dann weiter
darauf hingewiesen, dass Christus am Ende des alten und beim
Beginn des neuen Jahres geboren werde, in der Zeit, wo die
Nacht kürzer, der Tag länger wird, was symbolisch erklärt und
für die moralische Nutzanwendung verwerthet wird, der Mensch
solle dem göttlichen Licht sich zuwenden ; damit wird ein Ge-
bet um göttliche Erleuchtung verbunden, unter Vermittelung der
heiligen Maria ; Schluss : Sdrmva Maria etc. Bog ftroyczy yediny
oczeczecz (sie), sziin, auch. Die eigentliche Predigt, beginnend
wieder mit den Worten: Puer natus est nobis, spricht über die
Festfreude des Tages, auf welche schon die Adventevangelien
hingewiesen hätten, und die Bedeutung der Festfreude wird nach
vier Richtungen hin in kurzer Belehrung besprochen: in Hin-
sicht der Höhe, der Tiefe (das Wort wird nicht genannt, offen-
bar aber deutet darauf pfciel die Hölle hin) , in Rücksicht der
Länge und Breite. Nachdem auf die Bedeutung des Textes
noch einmal mit wenigen Worten aufmerksam gemacht worden,
wird unter Anführung des Wortes Puer (weitere Worte werden
nicht angeführt) mit der Erklärung: yze dzecz^tliho gestcy sz<f> nam
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. '->
— ga -
naroäzyh, ausführlich darüber gesprochen, was das für ein wun-
derbares Kindlein war. Wunderbar war es an sich, auf Erden,
unter Thieren, in dem Himmel, unter der Sonne und in jedwedem
Wesen. Wunderbar war es an sich, — und hier folgt eine
längere, mit biblischen und profanen Ezählungen ausgestattete
Belehrung, wie wunderbar das Christkindlein war: dass der Hohe
sich niedrig, der Ewige jung, der Mächtige sich klein und der
Reiche sich arm gemacht hat. Diese vier Punkte, welche zu-
nächst zusammen genannt werden, bilden dann in der ange-
gebenen Reihenfolge die Hauptbestandtheilc der Predigt (sechs
Columnen, 3/s des Ganzen), welche nach einer kurzen Paraenesis
mit den Worten Bog ftroczy yediny, oezeez, ssiin beschlossen
wird. — Die Predigt auf den heiligen Johann den Evangelisten
hebt an mit den Worten: Exit sermo inter fratres (Joh. XXII, 23),
worauf der Redner auseinandersetzt, warum der heilige Petrus
den Märtyrertod sterben sollte, der heilige Johannes aber nicht ;
dieser habe schon bei Lebzeiten Christi gelitten ; der einleitende
Theil schliesst mit einer kurzen Ermahnung , sich den Leiden
und Mühen nicht zu entziehen, und mit der Begrüssung Mariae.
In der eigentlichen Predigt, an deren Spitze die Worte aus dem
Hohen Liede stehen: Dilectus meus mihi et ego illi, welche un-
genau angegeben sind, wird zunächst Bezug genommen auf den
Anfang des (hier nicht genannten) Evangelium Lucae, besonders
I, 15 ff. , wo Gabriel von den Vorzügen Johann's (des Evange-
listen?) spricht, von den Wundern vor der Geburt und im Leben,
sowie von seinen Werken; diese, so wird erweiternd gesagt,
habe Johannes durch die Liebe seines Herrn vollbracht. Dies
wird zum Vorwurf der Predigt gemacht. Erstens solle über den
Grund der Liebe des Herrn zu Johannes und dann über die
Zeichen dieser Liebe gesprochen werden. Darauf wird der erste
Punkt sehr ausführlich behandelt, Christus habe fünffachen Grund
gehabt, den heiligen Johannes besonders zu lieben; der zweite
Punkt wird ferner nicht erwähnt, doch ist es möglich, dass dieser
an den fünften Grund sich anschliesst, da hier ausführlich von
den Wundern des Heiligen die Rede ist, jedenfalls geschieht
diese Anordnung nicht in deutlicher Weise (Potenz [=piqtec], nOSß
xt mily sv^tego gema yest gy taho barszo niil<m<il byl, iscy onpreesen
liest hil ba/rszo uelika czuda strogyl etc.). Ein (abgebrochenes)
Gebet an den Heiligen beschliesst das Ganze. Der hervortretende
Charakter dieser Predigt ist die Erzählung; nicht blos von dem
Heiligen wird viel erzählt, so dass verschiedene Lebensmomente
desselben die Liebe und Gnade Gottes darthun sollen, sondern
wir lesen auch die bekannte mittelalterliche Erzählung von der
List, mit welcher man das Einhorn einfange, welche der That-
sache zur Seite gestellt wird, dass Gott sich auch den Schooss
einer reinen Jungfrau auserkoren hat.
Die beiden vollständig erhaltenen Predigten, die eine zu der
Art de tempore, die andere zu der de sanctis gehörig, ent-
sprechen mehr oder weniger den deutschen Predigten der älteren
Zeit (XII. und XIII. Jahrhundert), wie sie Wackernagel, Pre-
digten 341 flg., charakier isirt, nur sind jene umfangreicher, als
diese; in beiden tritt die Erzählung in den Vordergrund; in
beiden wird auf Bethätigung der göttlichen Lehren im Leben
gedrungen ; in beiden ist das Symbolische enthalten, in der ersten
mehr, in der letzten in weit geringerem Masse. Ein einheitlicher
Aufbau auf Grund eines Textwortes, mit angemessener Partition,
ist in beiden Predigten zu sehen 1). Ohne poetische Wärme,
sind beide mehr nüchtern gehalten ; in der ersten ist der innigen
Liebe zu Christus durch zärtliche Worte Ausdruck gegeben, in
der zweiten ist dem Uebernatürlichen viel Spielraum gelassen ;
keine ist eine Homilie zu nennen, obgleich die erste sich der
Homilie nähert; in der letzten wird das Evangelium berück-
sichtigt, aber ein Spruch des Hohen Liedes ist zum Thema ge-
macht.
Von den Fragmenten, eigentlich Einleitungen (Vorworten)
zu Predigten ist das längste (3 Blätter) dasjenige, welches einer
Predigt zu Weihnachten galt (Nota thema de nativitate Domini).
Zum Ausgangspunkte ist genommen: Exit edictum a Caesare
Augusto , womit der Anfang des Evangelium Lucae 11,1 be-
zeichnet ist. Eine ausführliche Erzählung aus dem Alten Testa-
ment über die gewaltige Erscheinung Gottes (Christi) auf Sinai,
welche den Juden Furcht einflösste, bildet den Hintergrund zu
der Wendung, dass der Gott des Alten Testaments zornig war,
') In dieser Beziehung lässt sich — abgesehen von dem Umfange —
einiges der Anlage der Grieshaber'schen Predigten vergleichen (Wacker-
nagel, Predigten 373).
— 84 —
der neugeborene Christus aber gnädig und mild sei; dieser
, .junge" Gott sei ärmlich und bescheiden geboren, was durch
eine längere Erzählung dargethan wird. Mit einem kurzen Ge-
bet, dass das heutige Evangelium allen zum Heil gereiche,
schliesst der erste Abschnitt, worauf unter Anführung der Worte :
Exit edictum a Caesare Augusto eine kurze Auseinandersetzung
folgt, warum der Tag ein Tag der Freude sei ; wo dann der Autor
auf das eigentliche Thema übergehen soll (ize wyszlo gest przy-
Tcazane od ccsarza . . . tego dla etc.), bricht das Fragment ab.
Die Einleitung zu der Predigt auf den heiligen Johannes
den Täufer besteht aus drei Theilen: a) ohne Hinweis auf das
Evangelium wird gegenüber den vielen Menschen, geistlichen
und weltlichen Standes, welche nur nach irdischen Ehren streben,
die Pflicht betont, Gott zu ehren und die Vergebung der Sünden
zu erlangen ; ohne erkennbaren Zusammenhang (trotz des iwzesto)
werden b) einzelne Momente aus der Geschichte des heiligen
Johannes erwähnt; sodann c) sagt der Redner (nach Beda), Gott
gebe den Gottgefälligen und Gerechten wenige Kinder, der hei-
lige Johannes sei das einzige Kind gewesen, deshalb habe Gott
ihn im Himmel erhöht; um dasselbe zu erlangen, sollen wir
Gottes Gnade erbeten.
Das Praeambulum zu der Predigt auf die heilige Maria
Magdalena geht unter Anführung der Worte: Missa sunt ei
peccata multa, Luc. "VII, 47, von einer Aeusserung des Papstes
Innocenz aus: diem hodiernum debemus consumere in gaudio;
die polnische Uebersetzung setzt für gaudio : vcszdu ifnahoszegstive
(sie), was der Redner durch den Hinweis auf die Verachtung der
irdischen Ehren, auf Sündenbeicht und Busse interpretirt; als
Beispiele von bekehrten Sündern wird der Schacher am Kreuze,
der heilige Paulus und die heilige Magdalena angeführt. Bei
Zeiten sollen wir unsere Sünden beichten, ebenso demüthig wie
Magdalena, die wir nur in der Bussfertigkeit nachahmen sollen.
Auch hier bildet eine Ermahnung und eine (abgebrochene) Auf-
forderung zu dem Engelsgruss das Ende.
In dem Fragment einer Predigt auf den heiligen Laurentius
(ebenfalls einer Einleitung, welche^mit dem Engelsgruss schliesst)
will der Redner von dem Martyrium des Heiligen nicht sprechen ;
indem er an die Worte des Evangelisten Johannes XII ('() knüpft:
— 85 —
Qui facit voluntatem patria *), leitet er daraus zwei Gegenstände
der Belehrung: den Glauben und den Gebrauch der göttlichen
Gaben und Lebenswege, die zum ewigen Heil führen, will sich aber
nur auf die Taufe beschränken. Die durch die Sünde verlorene
Gnade, die der Mensch in der heiligen Taufe empfangen, solle
er durch Beicht, Reue und Busse wieder zu erlangen suchen;
er solle nach Heiligkeit streben, diese zu erlangen, sei trotz
Bedenken möglich, wenn man Sünde meidet und gute Werke
thut; damit wird auf das Beispiel des heiligen Laurentius hin-
gewiesen.
Die Einleitung zur Predigt vom heiligen Bartholomäus
(Evang. Luc. XXII?, eigentlich Matth. X, 16) knüpft an die
Worte: Estote prudentes sicut serpentes, und zeigt, wie die
Apostel und insbesondere der heilige Bartholomäus diese Mah-
nung des Herrn bethätigt haben ; dabei werden die Eigenschaften
der Schlange nach mittelalterlichen Bestiarien aufgezählt von
der alleinigen Schonung des Kopfes bei Lebensgefahr, von der
Abschälung der alten Haut und von dem Verhalten bei den
Zaubersprüchen; diese Aeusserungen der Klugheit werden in
einzelnen Momenten aus der Lebensgeschichte des Heiligen mit
moralischer Nutzanwendung für die Zuhörer gezeigt.
Die fünf Fragmente zeigen, so weit es möglich ist zu be-
urtheilen, denselben Charakter, wie die zwei vollständigen Pre-
digten; wenn man das Fragment der Predigt von der Geburt
Christi ausnimmt, wo die Milde Christi dem Zorne Gottes des
alten Testaments in bezeichnender Weise entgegengestellt wird
und wo das Thema nicht (wenigstens nicht deutlich) genannt
ist, lassen alle übrigen Fragmente, es sind sermones de sanetis,
ein Thema und die Anlage der intendirten Predigt erkennen,
weisen stets wieder auf die Pflicht der Busse, lassen die Erzäh-
lung mit moralischer Nutzanwendung in den Vordergrund treten
und machen hin und wieder, besonders in der Predigt vom hei-
ligen Bartholomäus, von der symbolischen Deutung Gebrauch.
Allen Predigten gemeinsam ist der durch populäre und fass-
liche Darstellung der Gedanken (so das Uebermass von Partikeln,
J) Die Worte sind aus Matth. VII, 21 genommen; Joh. XII bezieht sich
auf das Evangelium im Missale.
— 86 —
welche dem Zuhörer oder Leser den Inhalt eindringlich nahe
bringen sollen) durchbrechende gelehrte Anstrich, der sich äussert
in Citaten, unter denen der aus Beda der bezeichnendste ist ; in der
Gründlichkeit der Darstellung und Argumentation (so z. B. in der
ersten Predigt der Jubel über die Geburt Christi : hoch , tief,
lang und breit) ; in Geschichten des Alterthums und des Mittel-
alters, von der Sybilla, von dem Einhorn, von den Gewohnheiten
der Schlange, was aus einem mittelalterlichen Physiologus ge-
nommen ist (cf. Archiv für Kunde österr. Geschichtsqucllen
1850, 550; JRada Zvifät; altcechische Alexandreis ed. Hattala und
Patera 219 flg.). Auch die Erklärung, warum Gott den Menschen
nicht aus Luft, Feuer, Wasser, sondern aus Erde geschaffen
hat (S. 20), weist auf mittelalterliche Schulweisheit hin. Un-
mittelbar sind aber diese Stellen, sowie überhaupt der Inhalt
im wesentlichen lateinischen Predigten entnommen x) , wie denn
an manchen Stellen auf einen nichtbiblischen, wie ich glauben
möchte, lateinischen Predigtentext Bezug genommen wird. Wenn
der Verfasser der polnischen Predigten in dem Fragment vom
heiligen Johannes dem Evangelisten sagt: wiqc napirzivec tuta
möwi, izei kryst swietego Jana prze trojakq rsecs milowal (S. 29),
so kann sich das nur auf einen nichtbiblischen Text beziehen;
das Gleiche kann gesagt werden von der Stelle, wo der Ver-
fasser auf die Frage, warum Christus gewollt habe, dass der
heilige Petrus den Märtyrertod erleide, der heilige Johannes aber
nicht, antwortet: A na toc tuta tobie tako odpoiükda, izcl sw.
Piotr mial byc po Bodze plrzwym prelatem (S. 26) ; in der Fort-
setzung wird io der Beantwortung der Frage, warum der heilige
Johannes nicht gelitten, gesagt: A na toc tuta nam divojako od-
powieda (S. 27); diese zwei Antworten sind sicher nicht aus dem
Evangelium, nicht aus einem biblischen Text genommen, somit
ist die dritte Person vielleicht der Verfasser der lateinischen
Predigten, jedenfalls ein früherer Interprctator der angeführten
Stellen; die Worte: A napirzwec tuta möwi (S. 16) beziehen
sich nicht auf die Worte des Evangelium: Qui facit voluntatem
!) Die Behauptung Makusev's, dass in den Gnesener Predigten sich
russischer Einfluss erkennen lasse, die sich auf den Inhalt allerdings nicht
bezieht, hat Kryiiski entkräftet: Z dziejöw jqzyka polskiego, Warschau 1879;
vgl. oben Fragment einer polnischen Predigt.
— 87 —
patris etc., sondern auf die erste der zwei daraus hergeleiteten
Pflichten : mamy dßieräec wiarq hr0eseijahshq, a ivtöre mamy chowac
dary; dieses tuta (= tidaj) weist also auch auf einen nicht-
biblischen, interpretirenden Text, wie ich glauben möchte, auf
die lateinische Vorlage hin ; ähnlich lässt sich auch die Stelle
verstehen, welche auf die Andacht „nabozenstivo" S. 14 Bezug
hat (s. oben die Analyse der Einleitung zu der Predigt von der
heiligen Magdalena). — Auch die zwei Stellen in dem Fragment
von der Geburt Christi: jazei sloiva w teto dzisiejsze ewangelie
sae una pisana , jazei siq ona polskimi slowy tdko wyJdada etc.
(S. 23), und die andere gegen das Ende: A toc jest shonane
poälug prostego pisma teto dzisiejsze sw. ewangelie (S. 25), scheinen
auf einen lateinischen Text hinzuweisen; wenn man shonane auf
die Arbeit des Verfassers beziehen wollte (sie können auch auf
die vorhergehende Erzählung sich beziehen), so müsste wenigstens
dieses Fragment als eine blosse Uebung im Uebertragen und
Paraphrasiren einer lateinischen Predigt ins Polnische angesehen
werden.
Indess weisen viele Umstände darauf hin, dass die „Gnesener
Predigten" nicht bloss „zur Uebung" aufgesetzt wurden, sondern
in der Absicht, sie zu halten; die zwei vollständigen Predigten
zeigen durch ihre zahlreichen erläuternden Glossen, dass sie von
einem späteren Prediger zu diesem Zweck benutzt wurden.
Zunächst weisen auf die praktische Verwendung solche Stellen
hin, welche unmittelbare Beziehung zum Leben und zur Er-
fahrung haben, wie im Anfang der ersten Predigt der Hinweis
darauf, dass bei der Geburt eines Prinzen Boten mit der fröh-
lichen Kunde durch das ganze Königreich ziehen; der Hinweis
in derselben Predigt darauf, dass bei besonderen Anlässen die
Geistlichkeit mit heiligen Reliquien, Fahnen in Procession zieht
(S. 8); die volksthümliche Aeusserung, der sündhafte Mensch
solle sich vor der Sünde ebenso hüten, wie der Barfüssige vor
der Schlange S. 17; die Exemplificirung auf das schmutzige
Kleid und das Ungeziefer S. 19; die Rücksicht auf empfindliche
Zuhörer bei der Stelle, dass nach dem Ausspruche Beda's Gott
den Gerechten wenige Kinder giebt, wo weiter hinzugefügt wird:
alec ja naprseciw temu nie nie möwie^ ze Jdöry czlowiek ma tvicle
dzieci a na sliizbe je tvyrzadzi S. 13; am einleuchtendsten weist
die Stelle S. 19 auf eine praktische Bestimmung der Predigten
hin : ah wy ß (nämlich den heiligen Bartholomaeus) bartodziejem
nazywacie, a iv tem ivy barzo milego Chrysta gniewacie (bartodziej
scheint eine verächtliche Bedeutung gehabt zu haben)1). Auch
die Stelle: rycerze stare odzienie slugam dajq S. 20 scheint auf
Gemeinverständlichkeit berechnet zu sein. Aus einigen Stellen
möchte man schliessen, dass der Urheber der polnischen Gnescner
Predigten dem Bettelmönchsorden angehörte : er hebt nicht bloss
die ärmliche Geburt Christi hervor, auch in dem Fragment, wo
dieser Umstand in keinem erkennbaren Zusammenhang steht
mit dem Vorhergehenden, sondern er tadelt auch die Sucht nach
irdischen Ehren (vgl. Analyse des Fragments von der heiligen
Magdalena) ; preist diejenigen, die sich der Reichthümer für die
Armen entäussern und nur die göttliche Ehre erstreben, so der
heilige Bartholomaeus. Besonders ist dieser Gesichtspunkt hervor-
gekehrt in der Erzählung von den zwei Brüdern, die ihre Reich-
thümer den Armen wieder abgenommen haben, um durch ein
Wunder des heiligen Johannes belehrt zu werden, dass die frei-
willige Armuth zu Gunsten der Armen die grösste Gnade vor
Gott finde (S. 33); in dem Predigtfragment vom heiligen Johann
dem Täufer constatirt der Redner die Connivenz der höheren
Geistlichen, die die Fürsten wegen ihrer Sünden nicht rügen,
um sich nicht Bisthümer, Pfründen und Capellen (kaply, cf.
cechisch kaj)la) entgehen zu lassen (S. 12).
Ueber die Zeit der Abfassung der Gnesener Predigten lässt
sich nichts Bestimmtes sagen: wollte man aus der Stelle in dem
Predigtfragment vom heiligen Johannes dem Evangelisten, S. 27,
dass nach dem Beispiel des heiligen Petrus jeder Prälat den
Glauben und die Kirche mit Selbstaufopferung schützen und den
heiligen Petrus in allen Handlungen nachahmen solle , einen
Schluss ziehen, so würde uns das auf eine durch den Hussitismus
angeregte geistige Bewegung leiten, was nicht wahrscheinlich
ist; die Worte können schon in der lateinischen Vorlage ge-
standen haben und können auch so beurtheilt werden, wie die
obigen missbilligenden Aeusserungen über die Rücksicht auf
gute Pfründen. Andere Stellen, welche für Bestimmung der
') Bartodziej galt den Polen als Schimpfwort: Taugenichts, Tölpel,
Säufer; wörtlich würde das Wort Bienenkorbmacher bedeuten.
— 89 —
Entstehungszeit herangezogen werden könnten, erweisen sich
gegenstandslos. In der ersten Predigt heisst es S. 3 : tve ivczorajsze
ewatigelie (wczora) .... Alec dzisia etc., dies zeigt, dass diese
Predigt in einem Jahre abgefasst war, wo das Weihnachtsfest auf
den Montag fiel. Bei dem Fehlen aller entscheidenden chrono-
logischen Andeutungen führt diese Stelle auf kein bestimmtes Jahr,
da solche Jahre öfter wiederkehrten und da eine solche Stelle
in dem lateinischen Original gestanden haben kann, woraus sich
ergeben würde, dass der Verfasser der polnischen Predigten für
seinen Gebrauch und für Andere eine Mustersammlung anlegte,
die richtige Anwendung jeder einzelnen Stelle den jeweiligen
Umständen überlassend. In dieser Ansicht wird man durch eine
andere ähnliche Stelle bestärkt, in dem Predigtfragment vom
heiligen Laurentius, S. 16, wo ebenfalls steht: tve ivczorajsze
ewangelie, ein Beweis, dass diese Predigt ursprünglich für einen
Montag bestimmt war. Nun lassen sich beide Stellen nicht aus-
gleichen, da der Laurentiustag auf einen Donnerstag fällt, wenn
Weihnachten Montag ist, auf einen Montag aber, wenn Weih-
nachten Freitag gefeiert wird. Man wird also nicht irren, wenn
man annimmt, dass beide Predigten aus verschiedenen Samm-
lungen, ohne Aenderungen und Ausgleichungen, als Muster-
predigten genommen sind. Darin sehe ich auch einen Beweis
mehr für die Annahme, dass die Gnesener Predigten nicht
original sind.
Die Zeit der Entstehung der Gnesener Predigten lässt sich
aus inneren, besonders sprachlichen Gründen nur annäherungs-
weise und nur allgemein auf das Ende des XIV. oder spätestens
auf den Anfang des folgenden Jahrhunderts bestimmen (vergl.
Erzepki, Der Text der Gnesener Predigten, S. 30).
Der Aufbewahrungsort der Sammlung in Gnesen weist darauf
hin, dass die Predigten in Grosspolen, vielleicht in Gnesen, ent-
standen sind. Vielleicht würde ein eingehenderes Studium der
in demselben Codex enthaltenen zahlreichen lateinischen Pre-
digten, welches um so mehr zu wünschen, als darüber und über
das Verhältniss zu den polnischen niemand genauer berichtet
hat, über die Heimath der letzteren Aufschluss geben.
Kazania magistra Jana z Szamotul czyli Paterka.
In Thorn befindet sich eine Handschrift in polnischer Sprache,
— 90 —
156 fol. in Q. stark, mit drei langen Tractaten, nach einer Stelle
im Manuscript selbst als Predigten bezeichnet, deren Verfasser
sich selbst am Ende des ersten Tractats magister Paterek nennt.
Unter diesem Namen hat Dr. Kejrzyriski von diesen „Predigten"
Nachricht gegeben in Rozprawy i Spraw. ivydz. filol. I. Professor
Malinowski, welcher die Handschrift in Krakau studirt und den
Text in Spraivozd. Icom. jqsykoweQ I, 160 ff. herausgegeben hat,
versetzt die Handschrift in die Zeit c. 1523; als ihren Autor con-
statirt er Johann v. Szamotuly, genannt Paterek, der in Krakau
studirt, 1504 zum magister promovirt, 1506 doctor doeretalium
geworden, kurze Zeit docirt hat, darauf in den Bernardiner-
orden ein-, dann wieder daraus getreten und 1519 durch
einen Edelmann Rusocki erschlagen worden ist. Die Epoche
der in Rede stehenden Schrift wird c. 1506 — 1519 angesetzt.
Die Handschrift besteht aus drei Theilen: der erste Theil,
welcher die ersten 18 Blätter ausfüllt, hat keine Ueberschrift ;
der zweite (19 — 86) hat die Ueberschrift: Poczyna syq Jcazanye
o poczaezyu przenaczysthszey dzyewycze pamiy maryey; der dritte
Theil (87 — 156) führt den Titel: O narodzenyu maryey panny. —
Dass der Text eine Copie ist, beweist der Umstand, dass er
nach dem Tode Johann's von Szamotuly geschrieben wurde
(f 1519, die Wasserzeichen des Papiers weisen erst auf das
Jahr 1521, spätestens 1531 hin), ferner die zahlreichen Fehler,
die nur ein ungeübter Copist hat machen können, und von denen
der Herausgeber einige S. 167 nachweist; eine andere, wol
gleichzeitige Hand eines älteren Mannes hat an vielen Stellen
den Text corrigirt nach Laut, "Wort und Sinn; diese Corrccturcn
sind unter dem Text notirt. Der Text ist mit aller Treue wieder-
gegeben, mit Einklammerung der Stellen, welche der Corrector
gestrichen hat, mit Strichen, wo die Zeile endigt und mit Hervor-
hebung der Stellen, die roth geschrieben sind; die Corrccturcn
der zweiten Hand sind auch unter den Text gesetzt. Wie der
Copist es mit der Thcilung der Worte und mit der Interpunction
gehalten hat, darüber spricht sich der Herausgeber nicht aus;
es möchte scheinen, dass darin Gleichmässigkeit in der Hand-
schrift nicht herrscht, indem z. B. in dem ersten Theil (S. 17 1
der Ausgabe) einmal adama yeva, das andere Mal adama y ewq
steht; während S. 176 <jdy by als zwei Worte geschrieben sind,
- 9t -
erscheint gdyby sonst als ein Wort; S. 221 steht stal sya, und
S. 194 stalysya puste für stall/ sya, puste; S. 221 finden wir ofpo-
czqtku und poboäze (ebenso pomorzu S. 172), auf S. 222 aber
oth grzechu und po szwyqczonq. Ausserdem findet sich eine Reihe
von Fehlern im Druck, die sicher schon in der Handschrift sich
finden, ohne durch (sie) oder * immer als solche bezeichnet zu
sein; ich notire hier, ohne auf Vollständigkeit Anspruch zumachen,
folgende: Jctory yey czystego poezqczyu szwyatlia czczycz a szwyqczycz
nye cheze, Blatt 1 v., im Druck S. 171, ist zu verbessern in:
Irfory yey czystego poczqczya szivyqtlia . . . szwyqczycz nye cheze;
für szliiby a obyeczuy S. 172 ist wol zu lesen szliiby (=*= slubi) a
obyeczay; yq S. 172 ist überflüssig, oder für ivyticzl; szalonrm
S. 173 wol für szalozenem phylosophow; od tego zachowaez S. 173
ist mit bog tego maryq mogl zu verbinden und nach grzcsznych
zu setzen; stworzenye nasz S. 174, richtig stw. nasze; omyecze
S. 175 lies omyeze; S. 176 soll poczata für poczala stehen, dagegen
S. 177 umgekehrt poczqla für poczqta, nyeshalany für nyeskarany;
S. 177 ist w tym zyuoczye zu verbessern: w twym zyuocze; tvzdycz
rzecznyczky a ist in rzecznyczhya (= rzeczniczha) zu verbessern;
S. 177 przyrodzenya ist in sprzyrodzenya zu verbessern oder als
przyrodzena zu lesen; sthworzylo ist richtig stworzyl zu lesen;
S. 178 steht nyelko für nyetclko; Alexander deales 179 steht für
Alexander de Haies; slozyl für slozycz (slozyc); S. 180 czyczego
ist ein Fehler für czystszego; y szya, szczebe narodzyl S. 186 für
ys sya, szczebe nar.; czysta sya, stala nysz anyely S. 187 lies czystsza
sya, stala etc.; troycza raczyl steht für raezyla; Ktho pyeha, pan bog
skaral S. 188 für Otho pyeha, etc. (vgl. Otho S. 189, 190). w zam-
hiyenycz S. 188 steht fehlerhaft für w zamhiyenyu; motlika, S. 193
für mathka,; das in der Note 9 S. 193 stehende uana mit dem
Zusatz (sie) ist die von dem Corrector hinzugeschriebene Er-
gänzung zu dem abgebrochenen Wort im Texte goto; der Aus-
druck gotoimna od ivyekow kommt auch Blatt 36 f., im Druck
S. 197 vor; der Corrector hat zu gotouana S. 193 die Glosse
wybrana hinzugefügt, slalysya puste S. 194 ist ein Fehler für
staly sya, puste. Die Stelle anye yna etc. (S. 195, Zeile 4 von unten)
ist offenbar Verderbniss des Textes, sollte meines Dafürhaltens
gestrichen werden statt der geschriebenen Worte y od wyekow
wyecznych: wenn man diese Worte wiederherstellt und jene
— 92 —
streicht, so giebt der Text keinen Anstoss: a ona im to z wye-
cznoszczy obranq y od uyekow uyecznych o nyey w bostJiwye rada
hi/ln. s pdköleya S. 201 ist ein Fehler für s pokolenya u. s. w.
Ich unterbreche hier die Emendirung des Textes mit dem Be-
merken, dass die Fehler in der zweiten Hälfte immer seltener
werden und wegen der oft wiederholten Gedanken und Aus-
drücke leicht beseitigt werden können; so war es dem Corrector
und dem Herausgeber leicht, Fehler zu verbessern, wie das
fehlerhafte yszwyqta, fol. 76 r., im Druck S. 228, zu verbessern
in ysz ivyatha (= iz ivyjqta), da ein solcher Ausdruck sonst noch
vorkommt (z. B. wyata szpospolytego prawa S. 177; wzyqtha od
grsechu pyerivorodnego S. 193 hat der Corrector verbessert in
wyyaßui) ; poszlasz ta in poszlazta (d. h. poszlastd) Blatt 64 v.,
im Druck S. 219; ona nayuysszy urzqd uybrana nyszly anyely
Bl. 81 v., im Druck S. 233, ist zu verbessern in: na uyszszy
urzqd; das widersinnige rzeczy in der Stelle : nye oglqda ivscho-
dztrczey rzeczy Blatt 7 v., im Druck S. 176, verbesserte schon
der Copist in wschodzqczcy zorzy; vgl. S. 176. — sna in der
Stelle: sna by rzeJd, Blatt 140 v., im Druck S. 269, sehe ich
als einen Fehler an für snadz (snadz); das sinnwidrige: hto
tobye sluzy, boga chlodzy, hat der Copist schon gefühlt und
chlodzy gestrichen; vielleicht stand in dem Original chluby; der
Corrector setzte chivaly. Was die Interpunction anbetrifft, so
ist der Copist damit sehr sparsam, ich glaube nämlich, dass der
Herausgeber auch in dieser Hinsicht den Text ganz getreu
wiedergegeben hat; das einzige Zeichen, das Komma, kommt
selten vor, mitunter an unrichtiger Stelle. An wenigen Stellen
ist der Text ohne die richtige Interpunction schwer verständlich,
so der Abschnitt auf S. 173, beginnend mit den Worten: Czego
doivodza.. Dieser Abschnitt ist wol so zu lesen: Czego douodza,
troydhym (zu ergänzen wywodem): pysmem szwyqtcm pyerwey,
pra/w duchownych y czesarshych lütore, a szalo(zc)nem phylozofoiu
trzecye; auf S. 177 ist zu lesen: Thesz koscyol szpyeua: szwyqthe a
nycpokalone dzyewyczthivo , Idorymi czyq clnvalamy mam chwalycz!
bo, htorego nyeba nosycz nye mogl/y, w twym zywoczye yegosz zam-
l.nithi, (i, dla tcgo etc.; sodann weiter: ale cristus slugi swe: anioly,
Adama i Eivq tak umdowal, iz je iv nlewinnosci stivo-
rzyl, etc.
- 93 —
Die Aufsätze des Magister Johann von Szamotuly sind keine
eigentlichen Predigten. Es sind Tractate , die nur stellenweise
an Collationen erinnern, freilich mit verdecktem Dialog; der
Verfasser stellt aber wiederholt Fragen und giebt Antworten
darauf. Der Charakter von gelehrten Tractaten überwiegt sehr:
die Gedanken sind fast nur aus der heil. Schrift, den Werken
der Kirchenväter, der Kirchenschriftsteller, selten profanen
Werken geschöpft, die auch stets citirt werden; aus der citirten
Quelle wird die betreffende Stelle meist nur in polnischer Sprache,
sehr selten mit Voranstellung der lateinischen Originalworte,
angeführt; was der Verfasser selbst bietet, ist nur Paraphrase
oder Erweiterung des Citats ; die Anlage und Gliederung des
Ganzen, sowie die Auswahl und Gruppirung der Argumente ist
sein Eigenthum. Ungeübtheit und Schwerfälligkeit in der Durch-
führung der stets durchsichtigen Disposition lässt sich nicht
verkennen; sie zeigt sich vornehmlich in der Weitschichtigkeit
und Weitschweifigkeit der Darstellung, die Wiederholungen der
Argumente, oft in denselben Ausdrücken, nicht scheut. — Den
gelehrten Stoff sucht der Verfasser nur selten durch gemein-
verständliche, populäre Form, durch erhebende, meist rhetorische
Erwägungen , durch Erzählungen oder vielmehr durch Hinweise
auf gewisse Vorkommnisse zu beleben; ausser den gedrängten
Erzählungen aus der heiligen Schrift sind es Hinweise auf einen
ungarischen König S. 171, auf die Sybillen (zu Ethika setzte
der Corrector ein eher hinzu, um heretyka zu bilden S. 213), auf
die Visionen der heiligen Brigitta und anderer auserkorener
Jungfrauen, meist Nonnen, und ähnliches. Die Seltenheit und
Kürze solcher Erzählungen beweist aber, dass er durch sie
einen unmittelbaren Eindruck auf die Gemüther von Zuhörern
nicht beabsichtigte.
Es ist kaum anzunehmen, dass die Aufsätze als Predigten
gesprochen oder etwa vorgelesen wurden: dafür sind sie meist
zu lang und entbehren der Wärme. Streng genommen würde
nur der zweite Tractat, bei angemessener Kürzung, sich zum
Vortrage eignen, er allein ist auch als Predigt (kazanie) be-
zeichnet, und hier kommen Ansprachen an die Zuhörer vor, wie
namyleyschy S. 186, pathrzmysz tu namyleyszy S. 217, was in den
anderen Tractaten nicht der Fall ist. Indes» ist er in der uns
- 94 -
vorliegenden Fassung viel zu lang und ebenso, wie die beiden
anderen, mit gelehrtem Stoff überladen. In allen drei Tractaten
aber heftet sich der Verfasser an das geschriebene, nicht ge-
sprochene Wort, er schreibt: pisac brdr S. 180 (dass beße. von
dem Corrector gestrichen wurde, ist gleichgiltig) ; com napisal
S. 181; i tu pisac i ukazac eher. S. 183; eher pisac. S. 219; tvysszrj
w tyeli ksinzkaeh pisano S. 235 u. s. w. Dabei ist der erste
Tractat ganz gelehrt gehalten, dem dritten zwar eine Beigabe
hinzugefügt, von der äusseren Erscheinung der heil. Jungfrau,
die sehr innig, gläubig und fromm gehalten ist, die aber kaum
für eine Predigt bestimmt war.
Ich möchte meinen, dass die drei Tractate des Magister
Johann von Szamotuly Uebungen sind, eine Vorschule zum Pre-
digtamt, vielleicht als Fundgrube der Entlehnung für andere.
Die Sprache zeigt eine gewisse Entwicklung, freie Be-
wegung und ungezwungenen Fluss, wie sie für den Anfang des
XYI. Jahrhunderts nicht ganz gewöhnlich ist; umgesetzt in die
heutige äussere Form, würde sie den archaistischen Anstrich
zum grossen Theil verlieren. Die weniger gebräuchlichen Aus-
drücke hat der Herausgeber in ausgiebiger Weise im Lexicon
notirt, hier mag nur auf einiges aufmerksam gemacht werden.
Wien heisst Winden, wie bei dem ersten polnischen Krakauer
Druck Wietors (Tiozmowy MarchoUa, Vorrede^); das Wort zen-
ezyzna Weib ist ein Pendant zu dem ähnlichen zenszczyna in
Kazania, herausgegeben von Z. Gloger; das öfter wiederkehrende
ezusz S. 189, 221, 233 und andere ist cuz (nicht cöz) zu lesen
und dem cechischen t/z, totiz mit der Bedeutung id est zu ver-
gleichen (s. Arch. YI, 179; VII, 433) ; das sehr häufig vorkom-
mende bociem S. 193, aboeiem S. 190, 191, 192, owaciem S. 210,
a tedyciem S. 222 (siehe auch das Lexicon) ist in Bezug auf
eicht, der alten Form des instr. sg. von dem pronom. neutrum
io oder = ei -\- tviem gleich zu setzen; siehe darüber Semeno-
vitsch Arch. f. slav. Phil. YI, 30 und Nehring, Psalt. Flor. 238.
J;<>il:ncy S. 225, in passivem Sinne, ist, wenn nicht ein Fehler,
sehr bemerkenswcith. Von alterthümlichen Formen sind her-
vorzuheben: jeä (du bist) S. 185 und nye (für nie je) non est
S. 170. Neben rzeld, mögl kommen Formen rzeh, mog, doch nur
im Anfange vor. S. 173 ff.
— 95 -
Ein Fragment mit zwei lateinischen Predigten,
begleitet von polnischen Glossen im Texte, aus dem
XV. Jahrhundert. Professor Przyborowski theilt in Pracc
filologicznc I, 1885, S. 199 flg. den Text zweier lateinischer Pre-
digten mit, geschrieben im XY. Jahrhundert auf vier Blättern,
welche ein glücklicher Bücherfreund auf dem Deckel eines Buches
entdeckt hat; nach dem Umfang des erhaltenen Textes und aus
dem Fehlen einer Mittheilung über das Schreibmaterial ist zu
vermuthen , dass es vier kleinere Papierblätter sind. Der Text
beginnt mit den Worten: In die Sancti Michaelis, mit dem Thema
aus Matthaeus XVIII, 1: accesserunt ad Jesum discipuli eius
dicentes: quis putas Irfhory niaior est in regno coelorum? worauf
eine kurze Belehrung über den Schutzengel folgt; etwas länger
ist die zweite „Predigt-', welche mit den Worten Vel sie ein-
geleitet ist und auf die Worte Matthaeus XVIII, 3 sich bezieht :
Amen zaprawda dico vobis. nisi (id est si non) conversi fueritis
et efficiamini sicut parvuli etc. — Die wenigen polnischen Glossen
sind in den Text aufgenommen, da aber ein ungewöhnlicher
Fehler in dem ersten Stück auf eine Copie schliessen lässt, so
mögen in der Vorlage die polnischen Glossen zwischen den Zeilen
gestanden haben. Die Worte: Vel sie mit Worten desselben
Evangelium, Matthaeus XVIII, 1 — 11, lassen vermuthen, dass
wir es hier mit Musterproben zu thun haben, zu denen der
frühere Besitzer sich polnische Glossen notirt hat. Der merk-
würdige Fehler, im Eingang des ersten Stückes, kommt in der
Stelle vor: Xon enim fecit vulgariter ho nye vczynyl podluk czlo-
wyeczcgo oltyczayu, ahy masto stroszey vstaivyl yerczy sluga nie s
toyelkyego vraczenya servo hoc est homini cuilibet magnum prin-
cipem coelestem, quia angelum delegavit vstaivyl. yerczy ist nach
richtiger Coniectur des Herausgebers durch Unkenntniss ver-
schrieben für nierey (= nicrey, imperat. von rzcJcc, cf. Ps. Flor.
123, 1; Pul. 34,3) in der Bedeutung nedum; man kann sich den
Fehler leicht erklären, wenn man annimmt, dass in einer älteren
Vorlage nerezy stand , was der Copist aus irgend welchem zu-
fälligen Grunde yerczy las. — Die wenigen polnischen Glossen
geben zu besonderen Bemerkungen wenig Veranlassung: bei
obczowaly l>» yastwrzkyem albo S0eb(ra)c0athom ist Verderbnis» beim
Abschreiben mit unterlaufen; wenn stradza, Glosse zu carent,
— 96 —
richtig geschrieben ist, wie es allen Anschein hat, so ist die
Praesensform zu stradac stradzQ, slradziesz bemerkenswerth.
Bruchstück einer Predigt des Nicolaus von Blonie,
bei Maciejowski, Dodatki S. 102 flg. Die mangelhaften Notizen
über die Handschrift und darüber, ob sich die Notizen derselben
von Nicolaus von Blonie auf das polnische Fragment oder auf
den lateinischen Theil des Codex beziehen, lässt uns nichts Be-
stimmtes über den polnischen Text sagen, der im Grunde eine
Erzählung von Christus auf dem Oelberge ist, ohne Anfang und
Ende, mit vielen unleserlichen Stellen. Der Anfang des Textes:
Wszakoz, by nie bylo we mnie prawe skryte bostwo, nie moglo by
byc przez moje smierc grzesznycli wykupienie, lässt uns nicht ver-
muthen , wie das Vorhergehende beschaffen gewesen sein mag,
und lässt uns darüber Zweifel erheben , ob das von Maciejowski
mitgetheilte Fragment einer Predigt angehörte.
In einer Prager Handschrift der Capitel - Bibliothek sig.
D. LH: Liber Richardi archiepiscopi contra quendam Athana-
sium etc., befindet sich das Evangelium auf das Allerheiligen-
fest aus Matth. V (W on czas vzrzaw ihus gromadi wstqpil na
gora etc.) und eine Predigt dazu in polnischer Sprache, beide
etwa in der Mitte des XV. Jahrhunderts eingetragen. Diese
beginnt Bl. 218 v. mit den Worten: (N)ascli pan ihus xpus tvye-
dzqcz eze hidze ginako blogoscz alba blogoslawnoscz myenyq nysze
gest, a ginako knye chczq przycz nysze sluscha, und endigt auf
Bl. 224 v. : oivo ma blogoslawyez bo nqdza, a blogo stoyq przecziw
schobye yako gorzkye a slotkye, proszmisch pana boga. S. Patera
Rukopisne pamdtky polskelio jazyka v Praze in Gas. e. Mus. 1 880,
S. 534.
IV. rsalniHiiiliiTsi'lziiiijr.
Die erhaltenen handschriftlichen Psalmen und Psalterbücher,
von denen das früheste aus dem XIV. Jahrhundert ist, weisen
auf ältere Vorlagen hin, im Grunde zeigen sie einen gleichen
Grundtext, der desto mehr Alterthümliches hat, je älter er
ist. Für das XIII. Jahrhundert ist nur eine Nachricht von
einem polnischen Psalter vorhanden, nämlich in einer wahr-
scheinlich 1319 — 1329 geschriebenen Vita der heiligen Kunigunde,
der Stifterin dos Clarissinenklosters in Sandecz (f 1292), wo
die folgenden Worte stehen: „Consuetudo sibi (beatae Kingae)
— 97 -
inerat, quod decem psalmos in vulgär \ , antequam ecclesia
exiret, Deo persolvebat addens oracionem: Omnipotens Deus,
qui vivorum dominaris et mortuorum, et sie totum psaltcrium
per ordinem complebat pro bono statu ecclesie" (s. Arch. f. slav.
Phil. VII, 645).
Erhalten sind folgende handschriftliche Psalmenübersetzungen :
1. ein einzelnes Blatt, das sog. Swidziriski'sche, ent-
haltend den Psalm 50;
2. der Florianer Psalter aus dem XIV. Jahrhundert;
3. einzelne Psalmen, Verse oder fromme Erinnerungen aus
einem altpolnischen Psalter in den Modlitwy Wadaiva
des XV. Jahrhunderts ;
4. der Psalter von Pufawy aus dem Ende des XV. Jahr-
hunderts.
Verloren gegangen ist ein Psalter auf Pergament in 12°,
dessen Schrift als alterthümlich bezeichnet wird, von dem Janozki
in den Kritischen Briefen an vertraute Freunde, Dresden 1745,
meldet, dass er in der Bibliothek des Klosters Cz^stochowa sich
befunden hat (s. Estreicher in Bocznik Toivarzystiva Nauh Kra-
hmvsliiego Bd. XV, 365).
1. Das Swidziriski'sche Blatt. Maciejowski erzählt in
Dodatek S. 4 u. flg. unter dem Titel PomniM jq&yka polskiego naj-
daivniejsze Folgendes. In Medyka bei Przemysl habe er in der
Privatbibliothek des Herrn Pawlikowski ein Pergamentblatt ge-
funden, mit dem 50. Psalm in polnischer Sprache, in welchem
sich einzelne Worte über dem Text eingeschrieben fanden. Dieses
Blatt, welches Herr Pawlikowski von einem Wiener Antiquar-
buchhändler Kupisch, bei dem Kauf einer ganzen Privatbibliothek,
als Beigabe mit noch anderen Papieren erhalten hatte, schätzte
Maciejowski als ein Sprach- und Schriftdenkmal des XIII. Jahr-
hunderts oder noch früher „albo wczeüniejszy" '. Später sah er in
Krakau ein ganz ähnliches Blatt, wie es scheint nur in Facsimile,
denn er gebraucht im Laufe der Erzählung die Worte „przynajmni<j
w medyckim rqkopisie, Jäöry mialem iv rrkach. Auf dem Facsimile,
welches sich J. S. Bandtke selbst gemacht hat, standen die Worte
von der Hand Bandtke's: „Scriptum docet: psalmum hunc for-
tassis ineunte sec. XIV. s. exeunte sec. XIII. scriptum fuisse
Nehring, Altpoln. Sprach denkmäler. 7
— 98 —
1390 — 1430". Er erfuhr, was auch in Wiszniewski's Bist. Vit.
pol. I, 397 steht, dass der Graf Constantin Swidzinski dieses Blatt
auf dem Einbände eines alten Buches gefunden und davon los-
gelöst hat. Auf dem Facsimile Bandtke's standen noch die
Worte (offenbar Bandtke's) „Hunc psalmum L communicavit
nobiscum illustriss. Dn. Comes Constant. Swidzinski." — Diese
beiden Blätter Hess Maciejowski in Steindruck facsimiliren und
fügte die beiden Facsimiles dem Dodatek bei. Maciejowski hielt
sich nun in der Datirung dieses zweiten Blattes mit Recht an
die Zahlen 1390 — 1430, nicht an die Worte ineunte saec. XIV. s.
exeunte s. XIII., aber darin täuschte er sich, dass er das Psalmen-
blatt von Medyka in das 13. Jahrhundert versetzte, denn es ist
sehr jungen Ursprungs. Um sich davon zu überzeugen, genügt
die Prüfung der beiden Facsimiles in Maciejowski und alles
dessen , was dieser Gelehrte selbst berichtet. Wenn man die
beiden Facsimiles vergleicht, so bemerkt man, dass sie durchaus
mit einander übereinstimmen in dem Wortlaute selbst, fast Wort
für Wort; in den Glossen, welche in beiden dieselben sind, mit
ein paar Ausnahmen; in der äusseren Disposition, so dass die
Zahl der Zeilen dieselbe ist, jede Zeile mit dem nämlichen Worte
anhebt und mit demselben schliesst; sodann in der Schrift, so dass
in der Zeichnung der Buchstaben derselbe Charakter zu er-
kennen ist1); in der Orthographie mit wenigen Ausnahmen, und
zulezt darin, dass beide Texte dieselben lateinischen Zusätze
haben: (oben) Miserere nobis Domine sie in polonico habetur,
(unten) Iste liber canticis nostris adnumeratur.
Diese Aehnlichkeit ist Maciejowski nicht entgangen, und
wenn er doch von Verschiedenheiten spricht, so scheint darin
entweder ein Druckfehler zu stecken, rozny für rowny , oder es
sind eben unhaltbare Ansichten. Die grosse Aehnlichkeit, welche
Maciejowski mit Recht als „nicht zufällig" bezeichnet, will er mit
der Behauptung erklären, dass das Swidzinski1sche Blatt (also
c. 1400) aus dem von Medyka abgeschrieben wurde. In AVirk-
lichkeit ist das Blatt von Medyka aus dem Swidzinski' sehen
abgeschrieben und zwar in unserem Jahrhundert. Dafür sprechen
*) Vierte Zeile von unten in beiden y rsmernego, also mit einem darüber
geschriebenen „zo".
- 99 —
folgende Momente: 1. ist das Swidziriski' sehe Blatt als authentisch
genügend beglaubigt, denn obgleich es, wie versichert wird, ver-
loren gegangen ist, so hat es doch zunächst Swidzinski, der es
selbst vom Deckel eines alten Buches abgelöst, sodann Bandtke
geprüft, zwei in alten Handschriften sehr bewährte Männer; das
andere Blatt ist von niemand beglaubigt, man weiss nicht, woher
es gekommen; Kupisch, der es von einer für polnische Alter-
thümer sich interessirenden Person erhalten haben will, scheint
keinen Werth darauf gelegt zu haben, da er es mit anderen
Papieren dem Herrn Pawlikowski geschenkt hat; 2. die "Worte:
Hie liber nostris canticis adnumeratur, haben einen guten Sinn
auf dem Swidzinski'schen Blatte, sie beziehen sich nämlich auf
das Buch, auf dessen Einbände das Blatt klebte, nicht auf das
Blatt selbst, — auf dem Blatt von Medyka haben sie keinen Sinn;
3. in dem Swidzinski'schen Blatte war in der Mitte das Wort
czrzeivech so geschrieben, dass es einem ungeübten und uner-
fahrenen Leser vorkommen konnte, wie zwei Worte iveczrze vech.
So machte es der Abschreiber des Blattes von Medyka, er machte
wirklich zwei Worte daraus, die durch ein weites Spatium von
einander abstehen. Ein Schreiber des XIII. Jahrhunderts konnte
einen solchen Fehler nicht begehen.
Der einzige grössere Unterschied zwischen den zwei Blättern
besteht darin, dass in dem Blatt von Medyka einige Glossen
fehlen, dafür ist aber auch keine neue hineingekommen 1). Das
Wenige, welches in dem Swidzinski'schen Blatte in sprach-
licher Hinsicht bemerkenswerth ist, mag hier erwähnt werden.
In dem dritten Yerse steht (natürlich auch in dem Blatte
von Med.) Szrzey m0 omyij ot lychoty etc. Da in dem latei-
nischen Text der Vulgata steht: Amplius lava me ab iniquitate
mea , so ist augenscheinlich, dass der Uebersetzer schreiben
wollte Szerzej, es mag also ein e oder i fehlen, oder es ist auch
nicht nöthig, an einen Fehler zu denken, da das Wort, wie es
') Ich halte das Blatt von Medyka als eine Copie des Swidzinski'schen
Blattes, gemacht von einem Alterthumsfreund , der das Original in allen
Puncten genau nachahmen wollte, und aus Liebhaberei zu seiner Copie ein
altes Pergamentblatt benutzte. Die Entdeckung Swidzhiskis schien ihm sehr
wichtig und veranlasste ihn zum Copiren — ob er von der Art antiquarischer
Speculanten und Selbstfabricanten war, will ich nicht entscheiden.
7*
— 100 —
geschrieben steht, ohne einen Hilfsvocal nicht gelesen werden
kann. — Das Wort ocziscion 100 ist „oczyscion" zu lesen. Im
vorletzten Verse ist auspravifi muri zu lesen a wsprawiq muri/
et aedificentur muri Jerusalem.
2. Der Florian er Psalter. Man nannte ihn früher den
Margarethen-Psalter, weil der erste Herausgeber (1834) Graf Stan.
Borkowski, der Ansicht war, dass der Psalter für Margarethe,
eine Tochter KaiTs IV. von Böhmen, Gemahlin Ludwig's von
Ungarn und Polen bestimmt war. Der richtige Name ist Psalter
von Florian , genommen von dem Aufbewahrungsort in der
Bibliothek der Abtei zu St. Florian bei Linz in Ober-Oesterreich.
Diese Pergamenthandschrift in grossem Folioformat enthält den
ganzen Psalter, zwei Prologe des heiligen Augustinus als Ein-
leitung und einige Cantica am Ende als Beigabe, in lateinischer,
polnischer und deutscher Sprache, in zwei Colonnen sauber ge-
schrieben (von drei Schreibern des XIV. Jahrhunderts), partien-
weise auch sorgfältig illustrirt. Gebunden ist er in dauerhafter
Weise in Schweinsleder im Jahre 1564, mit dem mehrfach ein-
gravirten Namen Heinrich Yegem. Hinten fehlen einige Blätter,
vorn fehlt nur ein Blatt, wie man aus der Prüfung der ersten
Lage sehen kann. Das erste Blatt ist erhalten, es ist jetzt vom
Deckel abgelöst und enthält auf der Vorderseite die Worte:
Bartholomaeus Siess nie possidet Anno 1557. Emptus a nego-
tiatore Italico septem solidis 1557, — ein interessanter Beitrag
zur Geschichte des Codex. Dass zweite Blatt ist ausgeschnitten,
wahrscheinlich wegen prachtvoller Verzierungen im Titel und in
dem ersten Initial.
Wann und wie dieser Codex nach St. Florian gekommen,
ist nicht zu ermitteln; am Orte findet sich keine Tradition
darüber, nur ist bemerkenswerth, dass in derselben Bibliothek
sich ein schon erwähntes juristisches Buch (s. oben I, 5) befindet,
welches die Worte oben auf dem ersten Blatte enthält: Ex
bibliotheca Tineciana. — Man hat vermuthet, dass die dritte
Gemahlin Sig. Augusts, Katharina, die bekanntlich von ihrem
königlichen Gemahl separirt, Polen verliess, in Linz wohnte, und
in St. Florian begraben liegt, diesen Psalter aus Polen mitge-
bracht, der Florianer Abtei geschenkt und hinterlassen hat, wie
man denn überhaupt meinte, dass bis zu jener Zeit (1572) dieses
— 101 —
Psalmenbuch sich stets im Besitz der polnischen königlichen
Familie befunden habe; indess ist diese Meinung durch nichts
zu stützen, und die Worte auf dem ersten Blatte: Barthol.
Siess me possidet Anno 1557, sprechen dagegen, ebenso wie ein
anderer Umstand, dass nämlich auf dem ersten Blatte verso sich
ein Name rindet , etwa gotfr. de .... alys oder .... ylys , und
der Umstand, dass der Einband vom Jahre 1564 keine Spur
davon zeigt, dass Katharina das Buch damals besessen hätte. —
Ueber den ersten Besitzer oder die erste Besitzerin, für den,
bez. für die das stattliche Psalmenbuch in drei Sprachen ange-
fertigt worden ist, lässt sich nichts sagen; das Wappen des Greifs
mit Lilien und der Engel mit dem Buchstaben 2H auf einem
Blatte als farbenreiche Verzierung sind noch nicht endgiltig er-
klärt worden ').
Von der Existenz dieses Sprachdenkmals gab der Biblio-
thekar der Florianer Bibliothek, Herr Chmel, zuerst Kunde dem
bekannten Slavisten Kopitar, er schrieb, ohne etwas von Polnisch
zu verstehen, einige polnische Psalmen aus dem genannten Codex
ab und schickte sie nach Wien an Kopitar. Dieser übersandte
die Proben an J. S. Bandtke nach Krakau und dieser Gelehrte
publicirte bald darauf das kleine Büchlein; Wiadomosc o najstar-
szym moze psaltersu polshim iv bibliotece Masztoru s. Floryana
1827, auch unter dem lateinischen Titel De psalterii trilinguis
.... codice manuscripto, in welchem die zwei Prologe und die
Psalmen IV und VI in allen drei Texten, mit Concordanzen aus
späteren (gedruckten) Psaltern und Bibeln mitgetheilt, der Codex
beschrieben und einige Vermuthungen über die Geschichte und
Sprache desselben ausgesprochen wurden. — Dies war die erste
Kunde von dem ältesten polnischen Sprachdenkmal; gleichzeitig
schrieb Kopitar einen Aufsatz von dem Florianer Psalter in dem
Bande 38 der Wiener Jahrbücher der Litteratur, wo er den
Psalm II und III in allen drei Texten mittheilte. Dann ist in
öffentlichen Blättern und Zeitschriften (mit Ausnahme von Slavin
] 834, 386) keine Erwähnung von dem Psalter von Florian durch
mehrere Jahre bis zum Erscheinen der Ausgabe von 1834; die
J) Siehe die begründeten Vermuthungen über die anfängliche Bestim-
mung des Psalters und über das Gelangen desselben nach St. Florian in den
Prolegomena zu der Ausgabe des Psalters von Nehring, 1883,
— 1 02 —
Notiz in Wolffs Catalog 1854, 166, dass im Jahre 1832 heraus-
kamen Zamecatchnyja slova isb psaltyrja Margarity, ist unrichtig,
dieser Aufsatz von Dubrovskij befindet sich in Materialy dlja
sravnitelbnayo slovarja. herausgegeben 1854, in welchem Dubrovskij
damals erklärte, er wolle den Text noch einmal mit einem Lexicon
herausgeben.
Erwähnt ist schon die Ausgabe des Psalters von Graf Stan.
Borkowski. Dieser bekannte Litterat gab, nachdem die Gesell-
schaft der Freunde der "Wissenschaften in Warschau den Be-
mühungen Kopitars, den Psalter ganz zu drucken, nicht ent-
sprochen hatte, den Wunsch kund, die Kosten des Drucks über-
nehmen zu wollen, und Chmel übergab in Gegenwart Kopitars
den abgeschriebenen polnischen und deutschen Text, sowie die
Abweichungen des lateinischen von der Vulgata dem Grafen
Borkowski. Aber der Druck musste der polnischen Ereignisse
und sonstiger Hindernisse wegen hinausgeschoben werden, bis
denn erst im Jahre 1834 der Druck des polnischen Textes allein
vollendet wurde; Kopitar führte die Correctur, nachdem er sich
den Codex zu diesem Zweck nach Wien hatte schicken lassen.
Ueber die beizuzufügende Yorrede konnten sich Kopitar und Bor-
kowski nicht einigen: jener schrieb in lateinischer Sprache eine
Einleitung, Praemonita, in welcher er sich über den Codex, über
die Epoche' des Psalters, über die Sprache u. s. w. aussprach,
Borkowski aber schrieb seinerseits eine kurze Vorrede mit einem
sehr unvollständigen Lexicon und gab diese und Text, jedoch
ohne die Praemonita Kopitar's , unter seinem Namen heraus:
Psalterz krolowcj Malgorzaty, pierwszej sony Ludwika 1,
Icrola polskiego i ivrgiersJciego etc., wyäany staraniem hr.
St. Dunin-Borkoivskiego, Wien bei Strauss, 1834 in Q.
Kopitar berichtete nun über diese Ausgabe in unfreundlicher
Weise gegen Borkowski und druckte seine Praemonita in dem
Bande 67 der Wiener Jahrbücher der Litteratur 1834 ab,
worauf sich ein Streit zwischen den beiden Herausgebern ent-
spann, denn Borkowski schrieb: Zur Geschichte des ältesten
polnischen Psalters 1835 und Kopitar schrieb anonym seinen
„Anti-Tartar, Herstellung des Thatbestandes etc.", wahrschein-
lich 1836, und dann einen Aufsatz in seiner Sammclschrift:
Hesychii Glossographi Discipulus ltussus 1840. Dann ruhte die
— 103 —
Angelegenheit lange Jahre ; abgesehen von kurzen Berichten in
polnischen Literaturgeschichten ging nur Dubrovskij in dem
(oben erwähnten) Wörterverzeichniss 1854 näher auf die pol-
nische Sprache des Psalters ein. — Im Jahre 1868 reiste Dr.
Paplonski aus Warschau nach St. Florian, sah die ersten
1 5 Psalmen genau durch und berichtete in BiblioteJca Warszawska
1869 über den Befund1). Im Herbst 1869 hat Behring in St.
Florian der Handschrift ein eingehendes Studium gewidmet; der
Ertrag desselben war: Iter Florianense, o psalterzti Floryansläm
lacinsko-polsko-nlemicddm, Posen 1871 2); der Aufsatz: Der Flo-
rianer Psalter im Arch. f. slav. Phil. II, 409 ff. ; und die Aus-
gabe: Psalterii Florianensis partem Polonicam ad fidem codicis
recensuit etc. Nehring (mit Vorrede, Commentar und Lexicon),
Posen 1883 3). — Herr K. Malkowski schrieb in Przeglad naj-
äawnicjssych pomnikow j^zyka polshiego, "Warschau 1872, eine Ab-
handlung über das Verhältniss des lateinischen Textes zu dem
polnischen in dem Florianer Psalter.
Die Fragen, welche bei der Beurtheilung des Florianer
Psalters in Betracht kommen, sind folgende : zunächst, in welcher
Zeit der Codex geschrieben wurde? Sowol Schrift als auch die
gemalten Verzierungen der Initialen, der leergebliebenen Stellen
am Schluss der einzelnen Verse, zwischen den Colonnen und
anderwärts führen auf die Zeit des XIV. Jahrhunderts. Kopitar
hatte darüber eine andere Ansicht gehabt: er meinte (in den
Praemonita, Wiener Jahrbücher der Litteratur 1834, Bd. 67,
S. 153), der dritte Theil des Codex, ps. 106 bis zu Ende, sei
aus dem XIII. Jahrhundert; der erste, Prologe und ps. 1 — 101,
aus der Zeit etwa 1370 — 1380, nach dieser Zeit habe ein dritter
Schreiber („diaa/.evaoTrlgu) den bis dahin abgeschriebenen ersten
Theil mit dem alten Original (dritten Theil), weil die Zeit
J) Ueber die Litteratur s. ausführlich in der Vorrede zu Nehring's Aus-
gabe des Psalters vom Jahre 1883.
2) Vgl. die Recension von J. Jirecek in Casopis ceskeho Musea 1872,
S. 298 ff. und Joh. Schmidt in Beiträge zur vergl. Sprachf. VII, 473 ff.; ausser-
dem siehe den Bericht in Libelt's Psalterz Floryahski i Biblia krölmcej Zußi,
Boczn. Toiv. Przyj. N. Pozn. 1872, VII, S. 34 ff.
3) Vgl. die Anzeige von Jagic in Arch. f. slav. Phil. VII, 153 flg. und
von Brückner in Deutsche Litteratur-Zeitung 1883, N. 33.
— 104 —
drängte, zu einem Buche vereinigt, indem er noch die Psalmen
101 — 106 abschrieb1). Die Sache verhält sich anders: zwar
sind drei Handschriften sicher zu erkennen, aber der dritte
Theil beginnt nicht mit einer neuen Lage, sondern erst in der
sechsten Zeile der 27. Lage, ein Beweis, dass der dritte Schreiber
später schrieb als der zweite; da aber der zweite, welcher in
der Mitte des Blattes 2, in Lage XXV zu schreiben beginnt,
später schrieb als der erste, so folgen die drei Handschriften
in der gewöhnlichen chronologischen Reihenfolge auf einander
und an ein höheres Alter des dritten Theils ist nicht zu denken.
Kopitar wTurde durch das Aussehen dieses dritten Theiles irre-
geführt, welcher mit schlechter Tinte geschrieben ist; diese giebt
jetzt beim absichtlichen oder unabsichtlichen Reiben nach, und
während die beiden ersten Theile sauber aussehen, sieht der
dritte staubig und anscheinend alt aus. Der Psalter ist wahr-
scheinlich in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts, der
erste Theil möglicherweise um das Jahr 1 370 2), der dritte viel-
leicht erst gegen das Ende des Jahrhunderts entstanden.
Eine andere Frage, ob der polnische Text vollständig oder
eine Abschrift aus einem früheren Psalter ist, lässt sich auf
Grund eines eingehenden Studiums des Codex dahin beantworten,
dass der polnische Text Copie eines älteren Psalmentextes ist;
das Gleiche lässt sich auch in Bezug auf den polnischen Text
behaupten. Da nämlich die drei Texte stellenweise nicht über-
einstimmen, so sind sie ursprünglich nicht für den Florianer
Psalter angefertigt; wenn z.B. 104,27 steht:
Misit tenebras et obscuravit et non exaeerbavit sermones siws
Postal tezmy y zachmvrzyl rzeczy
Her sante dy vinsternisse Wide es ward tunket
so bemerkt man, dass weder die polnische noch die deutsche
Ucbersetzung genau ist; dazu kommt, dass stellenweise der pol-
nische Text richtig ist, der deutsche aber nicht, und umgekehrt;
ferner, dass manchmal der polnische Text richtig ist, der latei-
nische aber von der Vulgata abweicht und eine verfehlte Lesart
J) Das Nähere s. Iter Florianense, S. 17 tf.
2) Darauf fährl das Wappen der Ungarischen Königsfamilie Anjou (Hl. 5
in der siebenten Lage, hei ps. 32); der Buchstabe ITC daselbst mag Maria
bedeuten, Tochter Ludwig's I., die für den polnischen Thron bestimmt war.
— 105 —
hat. l) Auch viele Fehler" des polnischen Textes , z. B. lescz für
bolescz, vsncszyle für vspesgyle, poJctischcnc für poruschene u. ähnl.
zeigen, dass der Abschreiber nicht richtig gelesen hat; der
deutsche Text ist correcter. So wie der deutsche Text, der
stellenweise mit dem Patschkauer Psalter von 1340 unzweifel-
haft übereinstimmt2), nach einer älteren Yorlage aufgesetzt ist,
so ist es auch mit dem polnischen Text gewesen: der Zurecht-
leger des polnischen Theils des Florianer Psalters suchte den
älteren Text in zeitgemässer Weise zu revidiren, aber es blieben
noch viele alte Ausdrücke und Formen zurück, wie denn die
alte Orthographie anfänglich unverändert beibehalten wurde.
Vom cechischen Einfmss findet man in dem polnischen Theil
des Florianer Psalters nicht viel: ein älterer cechischer Psalter
(dem der Wittenberger am nächsten stand) wurde zu Rathe ge-
zogen, dabei machten sich cechische Einflüsse geltend in ortho-
graphischer, lautlicher und lexicalischer, weniger in grammatischer
Beziehung. Diese Cechismen sind in dem Aufsatz über den
Florianer Psalter in Arch. f. slav. Phil. II, 409 ff. zusammen-
gestellt. Was dort im Speziellen ausgeführt ist, ist so zu ver-
stehen, dass der erste Uebersetzer des polnischen Psalters einen
cechischen Psalter zu Rathe zog und dass alle späteren Ab-
schreiber, so auch die Schreiber des Florianer Psalters diese
Cechismen nachschrieben, der überlieferte Text musste ja als
etwas Geheiligtes gelten; eine andere Meinung über die cechischen
Anklänge im Florianer Psalter hat Herr K. Malkowski geäussert 3).
Was die Sprache des Florianer Psalters anbetrifft, so ist
zunächst nach der stilistischen Seite hin zu bemerken, dass die
Uebersetzung im Ganzen noch eine sehr unbeholfene ist; ängstlich
schliesst sie sich wörtlich dem lateinischen Text an, so dass man
meinen könnte, es sei anfänglich eine zwischen den Zeilen ge-
schriebene Uebersetzung gewesen, in welcher der Uebersetzer
mehr an das Wort, als an den Sinn sich gebunden fühlte:
magnificus iviclikoczyniasj, maledicentes zle mowiaey , benedicite
:) S. Psalterium Floriancnse ed. Nehring, Einleitung XI ff.
2) S. Prooemium zu Nehring's Ausgabe des Flor. Ps. S. XXXVIII ff.
3) Prseglqd najdawni&jszych pomniköiv etc. S. 49, wo die Vermuthung auf-
gestellt wird, dass ein polnischer Psalter schon 1039 von den Böhmen aus
Polen mitgenommen worden sein mag.
— 106 —
dobrzc möivcie, a contradictionc linguarum od przeciwomowiqcych
jcpjliöw, superexaltatus nadpowyszony, supersperavi nadpfal jesm,
circumstantiae oholo stoj<[ce; selbst solche Missverständnisse des
lateinischen Textes kommen vor, wie in terra deserta et invia
w zicmi pustej i na drodze; abominabiles geschrieben adhomina-
biles nieludzcy, reptilia als raptilia verstanden und lapajqce über-
setzt, solche Wendungen, wie Itako przyjemnie mieszkac braciq w
jcdno quam iucundum habitare fratres in unum, und ähnliche
Latinismen kommen vor. Der enge Anschluss an den lateinischen
Text brachte es mit sich, dass, wo im lateinischen Text an zwei
oder mehreren Stellen dieselben Worte vorkommen, das Näm-
liche auch im polnischen der Fall ist, wo bei Wiederholung des-
selben Verses dieselben Worte sich finden; wo aber bei der
Wiederholung im lateinischen Text eine kleine Abweichung zu
bemerken ist, findet sie sich auch in dem wiederholten Text des
Polnischen. Das lateinische Wort virtus wurde in Th. I 45 Mal
mit czesc übersetzt, sonst 19 Mal moc und 8 Mal süa; das letzte
Wort kommt in Th. II allein vor; das Wort confiteri findet sich
in Th. I als kajac sie, spowiadai siq und poznac, in Th. II aber
dafür chivalic; das Wort gospodzin gospodnia kommt in Th. I
allein vor ; in Th. II findet sich neben gospodzin gospodnia oder
gospodzina auch pan; gospodzin ist gewiss älter l). — Im Ganzen
zeigt die Sprache des Florianer Psalters einen gleichen Charakter,
nur kann so viel gesagt werden, dass der erste Theil, der früheste
und sorgfältigste, von alterthümlichen Formen mehr bewahrt hat,
als die beiden anderen Theile: niemieczski, czso (lies cz'so) und
anderes. Das Alterthümliche der Sprache des Florianer Psalters
zeigt sich zunächst überhaupt in der noch sehr unbeweglichen,
hochernsten Feierlichkeit der Sprache, die beinahe typisch ist,
sodann in Sprachformen, wie z. B. in dem Vorherrschen der En-
dung a des gen. sg. bei den masc. (od wschoda slonca do zapada) ;
der Endung e des gen. sg. der ja- Stämme der feminina (ivole,
daszc, wofür auch ivoley, duszey, zqdzey, iv r0kv p$ney swoycy);
in der Endung am dat. plur. bei feminina der ja Stämme
(duszam); in Locativformen na stoley, w serey, iv zlamani, w
grzesze, w hodze etc.; in nom. pl. skutkoivie , jozykoivic, ostat-
*) S. Pilat Boyarodzka 1879, S. 88 ff.
— 107 —
ko/rie etc.; im loc. pl. iv skutcech, w öblocech, w stanieeli, dzielecli,
wobei die Form auf -och sich auch eingebürgert hat; in Dual-
formen, wie rrce, nodze, skrzydle und ähnl.; in dem Gebrauch der
Adiectiva in nominaler Form, besonders der Adiectiva possessiva,
die noch fast ausnahmslos nach der nominalen Declination decli-
nirt werden : w domu gospodnowie etc. Sodann ist das Alter-
tümliche noch erhalten auf dem Gebiete der Conjugationsformen:
im Imperativ, wo das charakteristische i noch oft erhalten ist:
l»::ydzi , odknpi, slawicie etc. (siehe Vorrede zur Ausgabe XXI);
der alte Imperativ rcy von rzeke kommt noch zwei Mal vor:
123,1 und 128,1; sodann sind noch Aoristformen erhalten, z.B.
mohrkh 119,6; häufiger ist das alte Imperfectum gebraucht:
mohviasze, hlogoslaiviacliq, poklinaclm etc.; sodann treten Parti -
cipialformen des Activs in alter Form auf: ivstanfi, Mad0, wy-
ioodz0l) etc., ivyjaw, obrociw, wszeduw. Die verhältnissmässig
grössere Alterthümlichkeit ist auch in dem häufigen Vorkommen
der nicht contrahirten Perfectformen zu sehen: ivolal jesm, koclial
jes etc.; dass bei der dritten Person jest, sq, (jesta) oft weg-
gelassen ist , ist natürlich , da das Subjekt im Satze als dritte
Person genug gekennzeichnet ist. Neben diesen Formen treten
aber auch schon contrahirte auf, mitunter in demselben Satze :
wstali jesmy i ivzklonilismy sie, rece uczynilesta i stworzyly jesta
(wo man iiczynilescie i stworzyle jescie erwarten würde ; auch
in der ersten Person kommt schon wolalem vor, einmal eine
Uebergangsform milczalesm. Ausserdem sind auf dem Gebiete
der Pronomina manche alterthümliche Eigenthümlichkeiten er-
halten: jaz ich (108,3), alte Formen von ten ta to: cie dual,
eiern dat. pl. z eimi instr. pl. ; sodann tritt stets jenz, jenze (auch
ize) jaze jeze als pron. relat. , dagegen ist Jctöry im Florianer
Psalter ausnahmslos pron. interrog. Ausserdem finden sich hier
nur oder häufiger Wörter und Formen, wie Tcaki, kaJco, tamo für
tarn; przez stets in der Bedeutung sine, przes in der Bedeutung
per etc. Die grammatischen Formen des Florianer Psalters
haben übersichtlich zusammengestellt und erklärt: Dr. Hanusz
J) S. Vorrede zur Ausgabe XXII. Wie 0 in diesen Formen zu lesen
sei, s. Iter Flor. 30; Miklosich, Beiträge zur altslov. Grammatik in Sitzungs-
berichte Bd. 81, S. 96 und 136. kladzq hätte aber im Florianer Psalter kladzfi
geschrieben werden müssen.
— 108 —
in Materyjaly do historyi form delä'macyjnych iv jezyku staropolslrim
in Sprmcozdania homisyi jrzykourj Äkad. Krale. Bd. II, 1881 x)
(auch in der Abhandlung Zur Statistik der Declinationsformen
im Altpolnischen in Arch. f. slav. Phil., Bd. VI, 1 ff.) und Dr.
Leciejewski: Die Sprache des polnischen Theils des Florianer
Psalters II (Conjugationsformen) in Arch. f. slav. Phil. VIII, 74 ff.
und 256 ff. ; der letzte hat auch in der Abhandlung: Die Sprache
des Florianer Psalters I in Arch. f. slav. Phil. VI, 495 ff. die
Lauterscheinungen der Sprache dieses Sprachdenkmals behandelt.
3. Der Psalter von Pulawy. Von der Existenz dieses
Psalters hatte Czacki die erste Kunde gebracht, er schreibt in
dem Werke 0 prawach liteivskich i polsliicli2): Miechoivita moivi
Hb. IV, c. 41, ze Jadwiga hroloiva Jcazola przethimaczyc po polshu
bibliit. Ta praca miala byc dopelniona r. 1390 przez Andrzeja de
Jassowietz wedle Friesego Beiträge . . . Czeßc tej biblii mam u
siebte. Da Czacki an einer anderen Stelle (0 prawie rzymshiem,
ed. Posn. III, 107) von einem Hedwigpsalter spricht, so sprach
man vom Anfang dieses Jahrhunderts von der Eübel Hedwig's und
von einem Psalter Hedwig's ; Rakowiecki, welcher zwei Psalmen
aus diesem Psalter Czacki's mittheilt in Praivda Muska II, spricht
von einem Psalter der Königin Hedwig. Die erste genauere
Kunde von diesem Psalter wurde mitgetheilt in Iter Florianense
S. 38, nach den Mittheilungen und Auszügen des Herrn Dr.
K^trzynski, diese wurden auch mitgetheilt. Der Psalter wurde
hier Pariser Psalter genannt, weil er sich damals in der Biblio-
thek des Fürsten Wl. Czartoryski befand. Im Jahre 1880 wurde,
nachdem diese Bibliothek zeitweilig nach Kornik übergeführt wor-
den war, auf Kosten des Grafen J. Dzialynski in homographischem
Druck in treuster Wiedergabe des Originals herausgegeben : es
ist eine Pergamenthandschrift des XV. Jahrhunderts, 38 Lagen
stark in Sedezformat, die Lage zu 8 Blättern, ausserdem ist
noch am Ende eine kleine Lage von 4 — 5 Blättern nöthig ge-
wesen; eine Pagination fehlt, die Lagen sind unten gezeichnet
mit den Ziffern 1 — 20 in der Weise, dass je zwei aufeinander-
') Siehe die Anzeige von Brückner in Arch. f. slav. Phil. VI, 110.
'-) In der ersten Ausgabe 1800, S. 48 nota 264, in der Posener Aus-
gabe I, 66,
— 109 —
folgende Lagen mit derselben Ziffer bezeichnet sind. Der An-
fangsbuchstabe des ersten Psalm ist verziert, ausserdem findet
sich am Ende ein illuminirtes Bild der heiligen Trinität l). Bei
der Ausgabe fehlt leider eine Yorrede; man erfährt über den
Codex und dessen Geschichte einiges aus einem Feuilletonartikel
des Herrn Dr. C(elichowski) in Dzimnik Poznanshi, 1880 Nr. 160.
Nach diesen Mittheilungen des Bibliothekars der Komiker Biblio-
thek stehen auf der ersten Seite des Bl. 1 der Handschrift die
Worte: Generosus Dominus Joannes Comorowski frater aman-
tissimus in symbolum amoris mihi dono dedit a. 1533; man darf
als sicher vermuthen , dass dieser Komorowski derselbe ist,
welcher nach Zeissberg, Archiv für Kunde österreichischer Ge-
schichtsquellen, Bd. 49, S. 301, im Jahre 1521 zum zweiten Mal
Provinzialminister der Minoriten in Polen geworden und bekannt-
lich auch litterarisch thätig gewesen ist ; Przyborowski vermuthet,
dass dieser Komorowski der Yerfasser des Psalters ist. Aus den
Mittheilungen Celichowski's ist weiter ersichtlich, dass auf dem
Titelblatte der Handschrift sich die Notiz befand, der Psalter
habe sich im XVII. Jahrhundert im Besitz eines Herrn Rembie-
liriski befunden; ferner steht auf dem ersten Blatt die folgende
interessante Notiz : Ex dono Adami de Klewan et Zukow Ducis
Czartoryski. Hie liber fuit quondam ablatus ex bibliotheca
Czartorysciana, nunc casu agnitus a legitimo possessore liberaliter
transmittitur Ex. Dno Thaddaeo Czacki capitaneo Novogrodensi.
Im Besitz Czacki's ist also dieser Psalter nur vorübergehend
gewesen, vor und nach befand er sich in Pulawy im Besitz des
Fürsten Czartoryski, — und daher der Name Psalter von Pulawy
(zeitweilig befand er sich mit einem Theil der Czartoryski'schen
Bibliothek in Paris, später in Komik, jetzt befindet er sich in
Krakau). Diese anscheinend geringfügigen Notizen sollen zeigen,
dass der von Verschiedenen verschieden benannte Psalter (Psalter
der Hedwig, Pariser Psalter. Czartoryski'sche Psalter, Pulawer
Psalter) der hier besprochene Psalter ist. Die Handschrift muss
sich auch in Russland in der Hand eines russischen Schriftge-
lehrten befunden haben, wie die bei vielen der Psalmen von
') Siehe eine genauere Beschreibung Archiv für slavische Philologie
V, 216 ff.
— 110 —
11 bis 39 beigegebenen laufenden Nummern in cyrillischen Zahlen-
zeichen beweisen.
Ueber den Psalter von Pulawy haben geschrieben: Prof.
Jagic im Arch. f. slav. Phil. IY, 642 ff. ; Prof. Przyborowski in
einer Anzeige der Ausgabe in Biblioteka Warszawska, 1 880, Bd. III,
S. 141 ff.; Nehring, Der Psalter von Pulawy (als dritter Theil
der Abhandlung Einfluss des Cechischen auf das Polnische etc.)
Archiv Y, S. 216 ff.; im Anschluss an diese Abhandlung Krynski
in der Warschauer Zeitschrift Ateneum 1881, im Juliheft.
Die in Iter Florian. 30 ausgesprochene, auf beschränktes
Material sich stützende Ansicht, dass der Text des Pulawer
Psalters mit dem des Florianer übereinstimmt, bestätigt sich bei
der eingehenden Yergleichung durchaus. Es ist so sehr derselbe
Text , dass selbst die aus einer unbeholfenen oder verfehlten
Uebersetzung hervorgegangenen Ausdrücke und Wendungen,
sowie seltene Sprachformen in beiden Psaltern sich finden, z. B.
zlozyl oblascie sicrca sigillatim 32,15; molwiq mi na häkle quo-
tidie 41, 3; jiz sie buczq qui exasperant 65, 6; ty paniasg mocy
morza ruszanie lelcjania jego 88, 10 (im Pulawer steht statt ruszanie
— dzwiyanie) ; w trqbach giqcych in tubis ductilibus 97, 7 ; przeszla
w wodq niecierpiqcq 123,4; daivanim twoyim zbierac beßq dante
te colligent 103,29; latka nadzieji, upelzmenic, pobicszczynic pro-
fanare (so im Pulawer 4 Mal, oder ein Fehler für pobezczynic ?)
und andere stets an denselben Stellen. Der Zurechtleger des
Pulawer Psalters suchte nur mehr die Archaismen zu entfernen
und die Sprache dem Bewusstsein seiner Zeitgenossen näher zu
bringen: es fehlt also jaz, jize ist durch ktory ersetzt, die Aorist-
formen sind verschwunden, von den Imperfectformen sind nur
zwei erhalten : tvycliadzasze na dwör i molwlasze lez 40, 7, welche
sich im Florianer Psalter nicht finden; Participialformen auf q
sind selten, sie sind vertreten durch solche auf qc; die Praeterita
kommen viel häufiger in zusammengezogener Form vor, so mehren
sich Formen auf -csm: wstalesm, rohotowalesm, wolalesm, uezynio-
nesm factus sum (Formen auf -cm 1. sg. kommen zwei Mal vor:
wspomnialcm 76, 3 und modtilem sie 141, 1); noch häufiger kommen
die zusammengezogenen Formen in 1. pl. und in den anderen
Personen vor. Im Ucbrigen s. Arch. f. slav. Phil. V, 223 ff.
Die grosse Uebereinstimmung zwischen dem Psalt. Flor.
— Hl —
nncl dem Pulawer bestimmte Prof. Malecki zu dem Ausspruch
(Prolegomena zur Sophienbibel 44), dass der Pulawer Psalter eine
modernisirte Abschrift aus dem Florianer sei. Diese auf eine
beschränkte Kenntniss des damals noch nicht herausgegebenen
Pulawer Psalters gestützte Ansicht bestätigt sich bei einer ein-
gehenden Yergleichung nicht. Schon äusserlich sind die beiden
Psalterien verschieden: der Pulawer hat vor jedem Psalm eine
Inhaltsangabe, der Florianer nicht; dann ist die Zählung der
Psalmen eine verschiedene, denn obgleich die Zahlen bei den
einzelnen Psalmen später hineingeschrieben worden sind, so ist
doch eine andere Zählung an den Initialen zu sehen, abgesehen
von dem Umstände, dass das Symbolum Athanasii im Florianer
Psalter mitten im Psalm 118 steht, im Pulawer aber am Ende.
Im Florianer Psalter stehen ferner am Ende des ps. 9 die
Worte der Doxologie: Chivala Ojcu etc., im Pulawer nicht, dieser
hat wiederum diese "Worte in ps. 79, während sie dort fehlen
(vgl. Archiv V, 223). Was aber das wichtigste ist, der Pulawer
Psalter hat alterthümliche Formen oder Ausdrücke, wo der
Florianer schon modernisirte hat, wir lesen also im Pulawer
Psalter : pwal w bog, pokolmie przydqcc, nad wielim woä, Jcie jest
csekanie moje, wychadzasze i molwiasse u. s. w.
Es ist zwar ersichtlich, dass der Pulawer Psalter denselben
Text bietet, wie der Florianer, und dieses, sowie zahlreiche
Fehler (Archiv 219), zeigen, dass der Pulawer Psalter eine Gopie
ist, — aber er ist nicht aus dem Florianer Exemplar abge-
schrieben, sondern aus einem älteren polnischen Psalmentext. —
Durch eine specielle Vergleichung aller altpolnischen Psalmen-
texte bestätigt sich die in Iter Flor, ausgesprochene Ansicht,
dass alle polnischen Psalmentexte vor den gedruckten auf einem
Grundtext beruhen, denn nicht nur die beiden ganzen Psalter
zeigen dieselbe Uebersetzung, nur hier und da zeitgemäss ge-
ändert, sondern dieselbe Redaction zeigen auch das Swidzin-
ski'sche Blatt (s. oben) und die Psalmen oder Theile derselben
in dem Gebetbuche Waclaw's und in Wigilie m duszc umarle
(s. unten).
Der grosse Werth des Psalters von Pulawy für die Ge-
schichte der polnischen Sprache liegt also nicht etwa darin, dass
er eine neue Uebersetzung böte, sondern dass er eine neue zeit-
— 112 —
gemässe Revision eines alten Psalmentextes ist, welche unter
Benutzung der Vulgata und unter weitgehender Schonung der
althergebrachten Sprache hergestellt wurde und in der That be-
achtenswerth ist. Er ist ein vortreffliches Correctiv für die Be-
urtheilung und Feststellung des Florianer Textes, hebt manchen
Zweifel und lässt es erkennen, von welcher Beschaffenheit die
ursprüngliche polnische Uebersetzung war, aus welcher sowol
der Florianer Psalter, als auch der Pulawer, sowie die Reste
anderer polnischer Psalmenbücher im Swidzinski'schen Blatt, in
Modi. "Wacl. und anderen geflossen sind. Jener älteste Text
muss 1. Glossen gehabt haben, 2. er war eine genaue Ueber-
setzung der Vulgata Gallica, doch unter Benutzung eines cechi-
schen Psalters angefertigt, denn Cechismen zeigen sich auch im
Pulawer Psalter, obgleich in einem sehr geringen Masse.
In Bezug auf die Lautverhältnisse der Sprache des Pulawer
Psalters sei bemerkt, dass im ganzen Codex mit wenigen Aus-
nahmen der Unterschied zwischen ^ und q mit Bewusstsein durch-
geführt ist, wobei sich zeigt, dass das Wort swirty stets mit p< ge-
schrieben ist, das Wort für sanctitas stets siviqtosc heisst; ssqd
plur. ssrdy heisst vas, sqd s<idy iudicium, aber statt sqdzic findet
man stets srdzic; man liest plesac, blrdzic, trobic und andere, wo
heute q gehört wird. Im Gebiete der Declination findet man
z. B. die Endung u gen. sg. bei Sub. masc. schon häufiger als
im Florianer (Fl. 69 «, 18 u; Pul. 68: 25), jedoch lässt sich ein
Streben nach einer gewissen Gleichmässigkeit noch nicht er-
kennen; gen. sg. der weibliche /«-Stamm ist an einer Stelle
noch r: Jayanya czakalo syereze y nqdzq 68, 24, sonst e oder ey,
aber auch i, doch nur nach cz, c, rz: nrdzy, prawicy etc. auch
nadziei; die adiectiva pavtöw un(l gospodnöw haben nominale
Declination, andere adiect. relat. verlieren sie: statt zbmviona
mie nczyn stellt hier gewöhnlich zbaivionym mie ticzyn; im Ge-
biet der Conjugation ist der Imperativ mit i noch ziemlich reich-
lich vertreten. Im Uebrigen hat die Sprache schon einen dem
XVI. Jahrhundert nahe kommenden Charakter. - - Vergleiche
die Charakteristik der Sprache im Allgemeinen in Arch. f. slav.
Phil. V, 237 ff. und in Bezug auf die Declinationsformen Dr.
llanusz, MateryjaZy <l<> historyi form dehlinacyjnych w jrz. staro-
2)ols]eim, tipmivozd. II.
— 113 —
4. Psalmen im Gebetbuch Waclaw's. Dieses Gebet-
buch (s. oben) enthält auch einzelne Psalmen, Psalmenverse oder
Reminiscenzen aus Psalmen. Die Zusammenstellung aller dieser
Stellen mit den entsprechenden des Florianer Psalters in Mali-
nowski's Abhandlung über dieses Gebetbuch S. 78 — 98 zeigt,
wie sehr, abgesehen von den im Laufe der Zeit eingetretenen
zeitgemässen oder auch für den privaten Gebrauch nöthigen
Aenderungen, die beiden Texte sich nahe stehen. Der Verfasser
der Gebete scheint manchen Vers aus dem Gedächtniss nieder-
geschrieben zu haben.
5. Wigilie za umarle luäzic. So ist betitelt ein früher
dem Herrn Senator Hube, jetzt der Gräflich Krasinski'schen
Bibliothek gehöriges Büchlein, geschrieben auf Papier c. 1520
für eine Frau, welche zu den Tertiariern des Franciscanerordens
gehörte, enthaltend Psalmen, Responsorien, Antiphonen, Gebete,
wie sie als Fürbitte für Todte gesprochen werden, ein officium
defunetorum in polnischer Sprache.
Die Psalmen, 13 an der Zahl, getreu abgedruckt in der
Ausgabe des Psalters von Florian vom Jahre 1883, zeigen schon
einen bedeutend modernisirten Text und einen merklichen Fluss
der Sprache, stimmen aber im Grunde mit den älteren Psalmen-
texten überein. Die erste Nachricht von diesem Sprachdenkmal
gab K. M(alkowski) in Biblioteka Warszqwska 1846, II, später
in Przeglad pomniköiv etc. S. 133; siehe Einleitung zu Nehring's
Ausgabe des Florianer Psalters S. XXXIII ff., und Arch. f. slav.
Phil. VII, 291 ff. (s. unten).
Y. Die polnische Bibel.
Während die Cechen mehrere handschriftliche Bibeln aus dem
Anfang des XV. Jahrhunderts und aus dem XVI. Jahrhundert haben,
besitzen die Polen, abgesehen von dem Psalter, nur ein Fragment
einer polnischen Bibel aus der Mitte des XV. Jahrhunderts, die
sog. Sophienbibel, Biblia forolowej Zofd, früher Szarospataker Bibel
genannt. Die grosse polnische Pergamentbibel in 7 Foliobänden
„das alte und neue Testament", noch im vorigen Jahrhundert in
der Klosterbibliothek zu Czejtochoiva befindlich (Janozki, Briefe an
vertr. Freunde, vgl. Archiv II, 410) ist verloren gegangen. — In
Szarospatak befindet sich, man weiss jetzt nicht mehr auf welche
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. ö
— 114 —
Weise dorthin verschlagen, ein Folioband auf Pergament ge-
schrieben, welcher einen Theil der Bibel in polnischer Ueber-
setzung enthält: die 5 Bücher Mosis, die weiteren geschicht-
lichen Bücher, dann Paralipomenon und einige Propheten. So
viel ist von der altpolnischen Bibel übrig geblieben, noch dazu
mit ausgerissenen Blättern, in etwas vernachlässigtem Zustande,
wie überhaupt diese Bibel vom Schicksal ziemlich hart heimge-
sucht worden ist. — Man hatte von der Existenz dieser pol-
nischen Bibel schon seit langer Zeit, wenn auch keine genaue
Kunde. Schon Tnrnowski, Superintendent in Grosspolen, meldete
in einer polemischen Schrift von 1604, dass er eine im Besitze
der Krotowscy befindliche polnische Bibel (den alttestamentlichen
Theil) in Händen gehabt, die er dann in kurzen Worten be-
schreibt. Wengierski, Tscheppe, Friese schreiben darüber wenig
zuverlässig. Eine weitere Notiz gab Niemcewicz in Bd. II der
Pamicjtnihi o dawnej Polsce, nachdem er durch die Gräfin Rze-
wuska eine kurze Beschreibung und ein schlechtes Facsimile
erhalten hatte. Später erhielt Hanka aus Breslau von Hoffmann
v. Fallersleben zwei Blätter der Bibel, die dahin verschlagen
worden waren , und nachdem er sich einige Kunde von der
Szarospataker Handschrift verschafft hatte, gab er eine Be-
schreibung mit Text und Facsimile in Slavin 1834 2, S. 391 ff.
Immer aber waren noch ungenaue Vorstellungen von der pol-
nischen Bibel im Umlauf. Erst den Bemühungen des früh ver-
storbenen Fürsten Lubomirski ist es zu danken, dass Herr Pie-
kosinski aus Krakau nach Szarospatak reiste und dort die Bibel
abschrieb, welche Professor Malecki auf Kosten des Fürsten
G. Lubomirski mit etwa 50 Seiten langen Prolegomena heraus-
gab, Lemberg 1870 in Q. In dem sorgfältig abgedruckten Text
sind die Fehler oder überhaupt Bedenken erregenden Worte und
Wortformen mit einem Sternchen, die beachtenswerthen aber
gesperrt gedruckt; cursiv gedruckte Worte sind Ergänzungen
oder Erklärungen des Textes, jene in Klammern [], diese in
Parenthesen () gesetzt; ein Lexicon ist beigegeben, leider ohne
Belege und Citate. Die Publikation wurde mit grosser Befrie-
digung aufgenommen, vgl. umfangreiche Anzeigen in Biblioteka
Warszawsha 1871 und Göttinger Gelehrte Anzeigen 1873, St. 37;
ausserdem Libclt in Bocsmh Pom. 1872 (Bd. VII), wo der Ge-
— 115 —
winn der über den Florianer Psalter und die Bibel gemachten
Studien in übersichtlicher Weise verwerthet wird. Nur von einer
Seite Hess sich eine zweifelnde Stimme vernehmen. In Biblio-
tchi Warsmwska 1872, Bd. I, erschien ein von K. M. M(alkowski)
unterzeichneter Aufsatz, in welchem die Sophienbibel als ein
Falsificat verdächtigt wurde, weil „die Schrift gar sehr an die
Schrift des Florianer Psalters erinnere"; der fromme Fälscher
sei derselbe Superintendent Turnowski, welcher die erste Nach-
richt von dieser Bibel gebracht habe, deshalb sei die Sprache
so sehr cechisirt (Turnowski stammte aus Böhmen). Der Ver-
fasser dieses Aufsatzes hat die Handschriften selbst nicht ge-
sehen und über die Schrift und die vermeintliche Aehnlichkeit,
sein einziges Argument, nur nach den Facsimiles geurtheilt;
aber selbst eine ähnliche Schrift würde nichts beweisen. Und
doch scheint H. Malkowski seine Zweifel ernst gemeint zu haben,
denn in seinem Werke Przeglad najdawnirjszycli pomniMw etc.
herrscht über die Sophienbibel ein tiefes Schweigen.
Ueber die Entstehung, den Umfang und die Schicksale der
Bibel lässt sich folgendes sagen. Der Superintendent Turnowski
meldet in Zivicrciadh 1604 (das vollständige Citat in Zabytelc
daivnfj mowy polski&j S. 63), er habe die Bibel gesehen und
darin die Worte gelesen: Dohonahj sie Jcsiegi zakonu na grodzie
w nowym micscie Corezin . . . Jett prziJcazaniu . . . Zofiy . . . hroloivey
Polshiey . . . wyMadaly siq przez Andrzeia Tcaplana . . . . z Jaszowic
. . . a pisane przez Piotra z Badoszyc dnia wtorJcowcgo sw. Jana
geszsloivie1) Ante portam Latinam pod latem bosym 1455. Diese
Notiz wiederholte Wengierski in Systema ecclesiarum Slavoni-
carum c. 1644, wie es scheint, aus der Handschrift selbst, er
sagt auch, dass die Notiz am Ende der Handschrift stand (ad
exemplaris calcem). So ist auch vielleicht die orientirende Be-
merkung aus dem XVI. Jahrhundert auf der inneren Seite des
oberen Deckels des Codex zu verstehen (der Einband ist vom
Jahre 1562): Ex libris (....) kij, links steht der Name Lasiczki;
dann stehen die Worte: „Przelozonc sa, thy lixiejgi na zaßanie
') So: geszsloivie steht in dem Citat Jagielski's ; da Matecki citirt zeszloioie,
was ihm allerdings unverständlich war (er erklärte zeslanie), so ist es mög-
lich, dass Jagielski den Fehler zeszlowie in geszlowie (hesser gesz slowie, jez
slmoie, qui nominatur) verbessert hat.
8*
— 116 —
matlilä Kazimicrza Zophiey h'ohivcy polskiey c. 1455 przez ....
Jrndrzeia z Jaszowic Jcaplana tey krolowey, a pissane w noivym
miescie 20 mil od Krakowa. Patrz co pissano na Iconcu Ioba."
Malecki hat vermuthet, dass diese Notiz von Lasicki selbst her-
rührt, weil sein Name dabei steht, vielleicht ist sie nur aus
Lasicki's handschriftlicher Geschichte der böhmischen Brüder
genommen; Lasicki mochte diese Einzelheiten aus der Hand-
schrift selbst erfahren und schrieb: vide in fine lib' (libri), was
zu dem Missverständniss : in fine Job Anlass geben mochte. —
Die Frage ist aber damit nicht entschieden, ob diese Notiz über
die Königin Sophie und den Uebersetzer etc. am Ende des
ganzen Werkes oder am Ende des ersten Bandes stand. Prof.
Malecki hat bewiesen, dass der in Szaroszpatak aufbewahrte Codex
das alte Testament bis zum Ende der Psalmen enthielt; da aber
in dem heutigen Exemplar vieles, darunter auch das Buch Job
und die Psalmen fehlen, so lässt sich nicht sagen, ob die ge-
nannte Notiz am Ende des jetzt verstümmelten Codex stand, ob
Turnowski das ganze Werk oder nur den ersten^Band in Händen
gehabt hat x). Zu seiner Zeit befand sich das Exemplar im
Besitz der protestantischen Familie Krotowski, später gehörte es
den protestantischen Ostrorog und Leszczynski's an; die Worte
in einem handschriftlichen Katalog2) der Leszczyriski'schen Biblio-
thek zu Baranowo vom Jahre 1624: Vetus testamentum polonice
usque ad psalmos , mögen sich auf die Sophienbibel beziehen.
Von Grosspolen, vielleicht aus der Bibliothek zu Lissa, wurde
das Exemplar nach Ssaroszpatak in Siebenbürgen gebracht, wahr-
scheinlich durch Arnos Comenius, der bekanntlich aus Lissa als
Rector an die Schule von Ssaroszpatak berufen wurde. Viel-
leicht von jener Zeit datirt sich die Verstümmelung und Schädi-
gung der Handschrift: ganze Blätter, Lagen und Partien wurden
ausgeschnitten oder ausgerissen ; zwei Blätter haben sich in
Königsberg gefunden, zwei im Besitz Maciejowski's. — Die zwei
*) Der Umstand, dass in der Notiz auf der Kehrseite des oberen Deckels,
mit dem beigefügten „Lasiczki" die Worte hinzugefügt sind : A nie masz tu
Nowego Test., Przypowiesci, Piesni etc. und das Zeichen NB mit einer zweiten
Notiz von der Hand Turnowski's scheinen darauf hinzuweisen, dass Turnowski
nur den ersten Band gesehen hat.
2) Befindet sich in der Stadtbibliothek zu Breslau.
— 117 —
in Breslau gefundenen Blätter, aus Daniel II, 37 flg., jetzt wol
in Prag befindlich, gehörten aber dem II. Bande an. Nach der
Annahme des Prof. Malecki hat die Königin Bona die im Be-
sitz der königlichen Familie befindliche Bibel verkauft und der
Krakauer Buchhändler Scharffenberg sie erworben: Poröwny-
loalem, schreibt Malecki Prol. XXX, tcn nasz przeklad pisma sw.
.; ws&ystkwii inszymi, jakie tylko w jezyku polskim mamy. Okazalo
sie, ze zadcn z wich wie ma wie wspölnego z texte m tego pomnika,
ojiröcz jednego, ktöry tez za to tak dziwnie jest znowu do wiego
zblizony, ze na zadcn sposöb zgodzicby sie nie mozna, ze to podo-
bienstwo z przypadku. 31owiei o najdawniejszym t. j. o najpierwcj
drukiem wydanym przekladzie calej biblii w jezyku naszym, o t. w.
Biblii Szarfenbergcroivskiej z r. 1561. Dann citirt Prof. Malecki
die Stelle aus der Vorrede des Buchdruckers in dieser Bibel, wo
es heisst, eine polnische Bibel sei in seinen Besitz gelangt, deren
Verfasser sich nicht genannt habe; er habe diese Bibel dem
Leopolita zur Durchsicht überlassen , und nachdem die Revision
erfolgt, gebe er sie heraus. Malecki deutet die Worte: tak mwie
gdg do rqJc przyszla biblia etc. auf die Sophienbibel. Ohne eine
eingehende Vergleichung der Sophienbibel mit der Bibel von
1561, die selten und nicht leicht zu erlangen ist, lässt sich der
Ausspruch Malecki's von der auffallenden Uebereinstimmung
nicht bestätigen. Dieser Gelehrte schwächt aber auch seine
Aussage ab durch seine weiteren Bemerkungen, dass die Bibel
von 1561 nicht etwa eine glatte Modernisirung der Sophienbibel
sei: Wpraivdzie nie mozna powiedziec, zeby biblia Leopolity byla
tylko ogladzonem zmodernizoivaniem , poprawnem powtörzeniem sty-
lizacyi biblii kröloivej Zofii .... kierowal sie Szarffenberg ivul-
gata, etc. Was aber den Autor anbetrifft, so kann Szarffenberger
nicht von der Sophienbibel gesprochen haben, da in dieser am
Ende des Buches Job, oder wie Wengierski später sagte: ad
calcem, der Name des Verfassers Jedrzej z Jaszoivic zu lesen
war. Wenn also die Biblia Leopolity von 1561 mit dem Texte
der Sophienbibel in einigen Puncten auffallend übereinstimmt,
in welchen sie von den andern polnischen Bibeln abweicht, so
lässt sich dies auch anders erklären. Siehe Prolegomena zur
Sophienbibel von Prof. Malecki an den betreffenden Stellen.
Der Codex zählt jetzt, nachdem am Ende das Buch Esther,
— 118 —
Job und die Psalmen , sowie viele Blätter aus dem Innern des
schon gebundenen Exemplars herausgeschnitten worden sind,
von 430 nur noch 185 Blätter in grösstem Folioformat. Das
was übrig geblieben ist , ist von fünf Schreibern geschrieben :
Theil I geht bis zur S. 40 der gedruckten Ausgabe ; Theil II von
S. 40— 78; der kleinste Theil ist der III.: S. 78—83, der längste
der V.: S. 171 — 337. Malecki charakterisirt diese fünf Theile
in Hinsicht der Orthographie und der Sprache in allgemeiner
Weise ; näher ist auf die Sprache eingegangen Prof. Dr. Ogo-
nowski in Arch. f. slav. Phil. IV, 243 ff. und 353 ff., indem
er stellenweise den Text emendirt und bemerkenswerthe Wort-
formen und Ausdrücke bespricht (,, Einige Bemerkungen über
die Sprache etc."); er will auch, trotz der Ausführungen des
H. Kryriski, in der Sophienbibel kleinrussischen Einfluss bemerkt
haben. In dem Nachtrage zu dem Aufsatz Ogonowski's von
Nehring, Archiv IV, 382 ff., ist diese Ansicht widerlegt: ducha
Regenbogen kann auch cechisch sein; skiba ist kaum aus dem
Kleinrussischen genommen, es ist das deutsche Scheibe ; robyoneh
kann cechisch oder auch polnisch sein ; zemla ist nicht mit dem
kleinrussischen mim, sondern mit dem mittellateinischen simila,
simella in Verbindung zubringen, in der Vulg. steht auch simila:
przesiihowac, niesromiezliwy, ukuszac sind altpolnische Wörter. Es
bleibt nur przistaw Aufseher und das dunkle zeMtano bqdzie
devorabitur, welches an liovtati anklingen soll, dann ist es aber
nicht entlehnt, denn es müsste zekowtano lauten; ploszczyca,
welches Dr. Ogonowski ein Mal aus dem Kleinrussischen, das
andere Mal (S. 364) aus dem Cechischen entlehnt sein lässt,
kommt auch im Florianer Psalter vor und ist wol ein gut pol-
nisches Wort.
Prof. Ogonowski will, wie es scheint, das in Arch. I, 257
beiläufig geäusserte Urtheil über den Werth der Uebersetzung
in der Sophienbibel nicht gelten lassen, dass nämlich diese Bibel
nach einer cechischen Vorlage gemacht wurde, und äussert sich
IV, 243 folgendermassen darüber: „Freilich lässt sich gegen
den Werth der genannten Uebersetzung so manches einwenden,
demzufolge Prof. Nehring bemerkt hat, dass die Sophienbibel
im Grunde genommen eine polnische Transscription einer alt-
cechichen Bibel ist (I, 257). — Dennoch kann man nicht in
— HO —
Abrede stellen, dass die genannte Bibel, abgesehen von der
etwaigen Fahrlässigkeit in der Uebcrsetzung, viele sprach-
liche Vorzüge und mitunter solche Archaismen aufweist, welche
sonst nicht vorkommen Es ist zu gestehen, dass in der
Sophienbibel eine nicht unbedeutende Menge eechischer V\rorte,
Formen und Redewendungen sind .... gleichwol muss zu-
gestanden werden, dass die Uebersetzer (es sind ihrer mindestens
drei) zur Grundlage ihrer Arbeit die lateinische Vulgata
gewählt haben. Ja, bei der genaueren Prüfung der polnischen
Version gewinnt man die Ueberzeugung, dass die Uebersetzer
bei ihrer Vorliebe für die Vulgata sich nicht einmal die
Mühe gaben, solche Stellen, die sie nicht verstanden, durch Ver-
gleichung mit dem Texte der altcechischen oder altslovenischen
Bibel zu berichtigen." .... Dann folgen Beispiele dafür, dass
die Sophienbibel Fehler hat, wie boyaszni nach einem lateinischen
Texte timorem st. tumorem, pot nach sudor st. sudis Pfahl, ivyel-
Jconoczni cyelecz nach dem lateinischen paschalis statt pascualis und
einigen anderen, was schon zum Theil Malecki Prol. zu Sophien-
bibel XLII gezeigt hat. Ich habe den Text der Sophienbibel
wol zur Hälfte auch an der Hand der Vulgata gelesen, habe
aber einen solchen engen Anschluss an dieselbe nicht gefunden,
habe vielmehr das gefunden, was schon Malecki an vielen Stellen
aufgefallen ist, dass nämlich der Text der Sophienbibel oft mit
dem lateinischen Vulgatatext gar nicht übereinstimmt, indem un-
verzeihliche Umstellungen oder Auslassungen darin vorkommen,
die nur beim unachtsamen Abschreiben haben entstehen können.
Die Missverständnisse des lateinischen Textes können auch schon
der altcechischen Vorlage zur Last fallen.
Die Abhängigkeit der Sophienbibel von einem altcechischen
Bibeltexte ist seit jeher aufgefallen. Der erste, welcher dies
bemerkt hat, war Dobrowsky: er schrieb 1823 an Kopitar, als
er Niemcewicz's Pamiejtniki II erhalten und den dort angeführten
Text gelesen hatte, an Kopitar: ,,Ich sehe daraus, dass die Polen
unsere böhmische Bibel nur ins Polnische umgesetzt haben."
Briefwechsel zwischen Dobrowsky und Kopitar ed. Jagic 1885,
S. 490. Dies ist auch Hanka nicht entgangen. Nachdem er ein
von Hoffmann v. Fallersleben in Breslau von dem Deckel eines
Buches abgelöstes Blatt aus Daniel erhalten hatte, welches, wie
— 120 —
sich nachträglich zeigte, zur Sophienbibel gehört hatte, und zwar
zu dem II. Bande, der ganz verloren gegangen ist, hat er sich
aus Szrospatak ein Facsimile des Anfangs der Sophienbibel
kommen lassen, machte auch correspondirende Excerpte aus der
Leskowiecki'schen Bibel in Dresden, und theilte den Text dieses
Anfangs, und dann Excerpte aus Daniel mit, in Slavin S. 390,
und sagt folgendermassen: Dass die polnische Uebersetzung ohne
Zuhandnehmung der Vulgata unmittelbar aus dem Böhmischen ge-
macht worden, wird sich jeder bei der Vergleichung überzeugen.
In der That, die Uebereinstimmung ist eine auffallende,
wie man sich im Slavin S. 393 — 395 überzeugen kann. —
Sodann erklärt Professor Malecki in den Prolegomena zur Sophien-
bibel, nachdem er von der Entdeckung Hanka's gesprochen
hatte, S. XXYII (Prol.) : „Nie ma zatem ivqtpliwosei , ze dzial
pierwssy biblii naszcj przckladany byl jak najwiemiej z tego textu
czeskiego (Leskoiv.). — Nie mniej pewnq jest rzeczq, ze i dalsze
dzialy, a nawet dzial ostatni, t. j.piqtego pisarza, jest Uumaczeniem
rzeczonej wersyi czeskiej". In gleichem Sinne äussert sich Malecki
S. XLI, obgleich er hier an dieser Stelle an der Hand der
Yulgata einige Fehler aufweist, und von dem Zurechtleger des
Textes sich ausdrückt: „i tym sposobem zdradza sie-, ze z laciny
przcläadal". Diese Aeusserung des Herausgebers ist wichtig, denn
obgleich er eine Vergleichung mit der Leskowiecki'schen Bibel,
mit Ausnahme des Anfangscapitels, nicht vorgenommen hat, so
war er doch an jeder Stelle genöthigt, über die sonderbaren Ver-
unstaltungen des Textes nachzudenken, die sich nur als Cechismen
erklären lassen. — Sodann hat Jireeek in der Anzeige der Aus-
gabe der Sophienbibel in Cas. c. Mus. 1872, S. 302 flg. , sich
folgendermassen geäussert: „Nam se liodil ten postup , abyehom
vybrali a naznaeili mista, Jede slioda s ccsJcym textem, hlavnö z
Olomouche bible vzatyn/ , poshuzi Je objasiieni zädrhlüv polskych.
Tim zdroven nejlepe vynihne velikd, ba druhdy az v nedbalost
zabihajici zdvislost osnovy polske od origindl/u ceskeho". Sodann
folgt ein Register von fast fünfzig Fehlern der Sophienbibel, welche
sich zum Theil nur als Cechismen erklären lassen, so Genes. I, 2
na swiecie für das cechische nassiesse; Gen. I, 6 stworzenie für
stvrzenie; Gen. 6, 16 A koncie udzialasz für okence; Numeri 4, 7
A robota tvasza für robata vasa etc. Nicht alle Correcturen oder
— 121 —
Bemerkungen Jireceks müssen aus dem Cechischen erläutert
werden, wie z. B. Gen. 3, 22 „Nie uczosl owoca", worin Malecki
einen Fehler für „idrzqsl" (?) vermuthet, denn die "Wörter ivyczosac
durchhecheln, odezosnae abhauen, woraus auch odczochnqc (Linde),
oezos (bei Linde), sind alte polnische Wörter, obgleich allerdings
an der betreffenden Stelle in der Olmützer Bibel steht „Neuczesl
owocc". — Etwa gleichzeitig, nämlich im Jahre 1872, erschien
ein Aufsatz in der Bihl. Warsz. I. von K. M(alk.) , in welchem
Zweifel ausgesprochen wurden gegen die Echtheit der Sophien-
bibel, sodann ein anderer {Bihl. Warsz. III, 133) von Sobieszczanski,
welcher den Text der Sophienbibel mit einer in Warschau im
Privatbesitz des Prof. Muchliiiski befindlichen cechischen Bibel
vom Jahre 1478 verglich und zu dem Schluss gelangte, dass der
Text der im Jahre 1455 beendigten polnischen Bibel in auf-
fallender Weise mit dem cechischen Text von 1478 überein-
stimmt. Diese cechische Bibel hat ein polnischer Edelmann, der
mit Wladislaw Jagiello zur Krönung nach Prag ging 1477,
in Böhmen für sich oder für andere abgeschrieben. Diese Hand-
schrift befindet sich jetzt im Besitz des Herrn Canonicus Polkowski
in Krakau, und stimmt, wie auch er versichert, mit der Sophien-
bibel überein. Der Grund liegt darin, dass alle handschriftlichen
cechischen Bibeln denselben Text zeigen; ein Schluss der Art,
dass aus dieser cechischen Bibel von 1478 die Sophienbibel (also
lange nach 1455) transscribirt sei, ist nicht zulässig, wie dies
von einer Seite angedeutet wurde.
Ueber die Abhängigkeit der Sophienbibel von einem alt-
cechischen Bibeltexte s. Nehring, Einfluss des Altcechischen auf
das Altpolnische IV, Arch. f. slav. Phil. VI, 159 ff.
Eine von der altpolnischen Bibelübersetzung in der Sophien-
bibel unabhängige Uebersetzung der Jura des Alten Testaments
aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts ist in einer Hand-
schrift des Lemberger Ossoliriski'schen Instituts N. 50 enthalten,
beschrieben von K^trzynski Katalog mawuskrwptow Bihl. Ossol. I, 37.
Es ist ein Foliant von 157 Blättern, enthaltend verschiedene
Gesetzesvorschriften und Satzungen, darunter auch Magdeburger
ortelcgia; an zwei Stellen finden sich: iura quae solus deus
populo Israhclitico dedit per Moysen. Die Datirung Wiszniewski's
in Hist. lit. pöl.Y, 1(35 ff., welche den Codex in die Zeit c. 1450
— 122 —
versetzt, hat Prof. Kaluzniacki berichtigt in dem Aufsatz: Kleinere
altpolnische Texte des XV. und Anfangs XVI. Jahrhunderts in
Band 101 der Sitzungsberichte der phil.-hist. Cl. der Wiener
Akad. d. Wiss. v. 1882, wo auch gezeigt wird, dass die Jura
eine auszugsweise Zusammenstellung der Vorschriften sind, welche
Moses in Exodus, c. 21 — 23 und Leviticus, c. 26 bietet, mit einem
vom Uebersetzer hinzugefügten Epilog. Nach vorausgeschickter
Beschreibung und Bcurtheilung der Handschrift wird von Prof.
Kaluzniacki, 8. 282 ff. der Text mit einigen erklärenden Bemer-
kungen abgedruckt. Der Text, welcher nach einer Bemerkung des
Herausgebers eine neue „ad hoc" gemachte Uebersetzung sein mag,
ist von dem Schreiber des Lcmberger Codex Nr. 50 stellenweise
mit Auslassungen, mit Verstellung der Worte oder Fehlern ab-
geschrieben: Exodus 22, 5 steht 10 wyny und szgoda für w ivynnycy
und szkodq: ex. 21, 36 steht marthq offenbar für marchq; ex. 22, 10
chramye vielleicht für ochramye; ex. 21, 10 weszma wol für wessme;
ex. 21, 12 hat der Herausgeber wzdzyerszy verbessert in uderzy;
levit. 26, 16 steht ivystawy oczy waszc, wo man etwa zaslonio.
oczy w. erwartet; ex. 21, 35 folgen die Worte des Textes in sinn-
loser Weise auf einander, u. a. in.
VI. Andaclitsbiicher und Bücher zum frommen Gebrauch.
1. Canon Missae. Maciejowski theilt in Pismimnictwo
I, 328 und in Dodatek 48 den polnischen Text der bei der Messe
gelesenen Gebete aus drei Handschriften mit. Die eine, aus dem
Jahre 1424 l), gehörte dem verstorbenen Historiker A. Bielowski
und enthielt auf 48 Folioblättern in lateinischer Sprache den
Canon missae unter dem Titel: De sacrificio missae, mit polnisch
übersetzten Gebeten, welche in der ganzen Handschrift zerstreut
an entsprechenden Stellen sich fanden; eine zweite Handschrift
hat h. Golebiowski in der öffentlichen Bibliothek zu Warschau
untersucht und den polnischen Text daraus excerpirt, diese
Handschrift theologischen Inhalts , mit dem Titel Explicatio
canonis missae, welche sich jetzt in der öffentlichen Bibliothek
in Petersburg befinden soll, von h. Golebiowski sehr ungenau
beschrieben , enthielt neben dem lateinischen Text auch den
l) Die richtige Datirung ist Dod. 67 angegeben.
— 123 —
polnischen Text der Messgebetc , ausserdem Glossen über dem
polnischen Text ; überdies fand h. Gol^biowski noch eine dritte
Handschrift gleichen Inhalts (Warschauer II), aus der er aber
nur Varianten abschrieb. Sowol die Lemberger (Bielowski'sche)
als auch die erste Warschauer Handschrift wurden zusammen
mit den Varianten der Warschauer II handschriftlich Maciejowski
zur Verfügung gestellt. Maciejowski datirt die zwei ersten Hand-
schriften aus der ersten Hälfte, die dritte (Warschauer II) setzt
er in die Mitte des XV. Jahrhunderts l). — Nach den umständ-
lichen, stellenweise wenig verständlichen Bemerkungen Macie-
jowski's sind die in drei verschiedenen Handschriften aus dem
XV. Jahrhundert enthaltenen, in dem Canon missae vom Priester
bei der heiligen Messe nach Sanctus still gesprochenen Gebete an
den betreffenden Stellen auch in polnischer Uebersetzung enthalten
und von diesem Gelehrten in Dod. S. 50 ff. so herausgegeben,
dass zunächst unter A. die in allen drei Handschriften vorkom-
menden Gebete mitgetheilt sind, unter Zugrundelegung des Lem-
berger Textes von 1424, was aus mehreren Andeutungen zu er-
sehen ist (aus der Paginirung der Blätter des Codex, aus Nota
189 u. a.), jedoch stellenweise mit Correcturen (so Nota 44, 78);
diesen Lemberger Text begleiten Varianten aus Warsch. I und
Warsch. II , bei Warsch. I sind auch die Glossen berück-
sichtigt (so Nota 44). Dann folgen unter B. einige Gebete, von
dem zweiten Memento an (Nobis quoque peccatoribus etc.) bis
zu Agnus Dei, welche in den drei Handschriften etwas ab-
weichend übersetzt sind, und welche Maciejowski „ Waryanty" nennt :
a) (Lemberger Handschrift), b) (Warsch. I), c) (Warsch. II);
freilich gehört das Gebet auf S. 64: Domine Jesu Christe, qui
') Die erste Handschrift endigt mit den Worten: Explicit hoc opus die
. . . . anno 1424; in der zweiten (Warsch. I) befinden sich in dem Gebete:
Te igitur, clementissime Pater, in dem polnischen Text bei der Fürbitte für
den Papst der Name Nicolaus, bei der Erwähnung des Bischofs aber Martin,
wol eine Verwechselung des Papstes Martin (f 1430) und des Erzbischof Nico-
lais Kurowski (f 1422); in der dritten Handschrift finden sich an dieser
Stelle die Namen des Papstes Nicolaus (f 1455), des (Erz)bischofs Nicolaus
(f 1450) und des Königs Casimir. Indess können die Namen in Handschrift
Warsch. I und Warsch. II beim Fehlen einer genauen Beschreibung dieser
Codices für die Datirung derselben nicht massgebend sein, da sie in einer
späteren Zeit ohne Aenderung abgeschrieben sein können.
— 124 —
dixisti, nicht zu den „Varianten", es hätte müssen unter d) stehen,
wo Gebete angeführt sind, die sich allein in der Lemberger
Handschrift rinden. Dann folgt unter C. und D. die moderne
polnische Transscription der Texte. Diese ist ohne Vergleichung
mit dem lateinischen kirchlichen Texte gemacht und deshalb
unrichtig.
Die Uebersetzung der polnischen Messgebete ist durchaus
wörtlich, so dass sie stellenweise erst durch den lateinischen
Text verständlich wird, so sind die Worte: et in electorum
Tuorum iubeas grege numerari in Lemb. f. 11 v. übersetzt:
y wybranych twych przyhaszy szawszhj (f. szawszgy) iv czrzeedze
udarowacz (Warsch. II hat wlyczycz); dies zeigt sich besonders
in der folgenden Stelle:
Domine Jesu Christe, fili Dei Lemb. 44. Panye iesu criste,
vivi, qui ex voluntato Patris syna (sie) boga szywego, yensze
cooperante Spiritu Sancto, per z woley oezcza y z moczy ducha
mortem Tuam mundum vivi- sw0tegoprzeszszmcrcztwoiqswqth
ficasti, libera me per hoc sacro- (sie) ivszywyl yesz, zbaw mye
sanetum Corpus et Sanguinem przesz tJio nayszivy0nthsze czyalo
Tuum ac omnibus iniquitatibus y kretv tivq od wszech zlosczy y
meis et universis malis , et fac od ivszykych (sie) szhsczy moych
me Tuis semper inhaerere man- (sie), a uezyn m0 zawszky (für
datis et a Tenunquam separari zawszgy) twemu posluszenu (für
permittas. poslusznu) przyhazanv (bei Mac.
przykazMv) y od czebye nygdy
na iveky bycz odl0czonu prze-
pusezy.
Diese Probe zeigt auch, dass die polnische Uebersetzung
nicht frei ist von Ungenauigkeiten; zlosc bedeutet hier iniquitas
und malum ; stellenweise kommen auch Missverständnisse vor,
wie Lemb. 45 v. yesz przyyqnczc, wo jez auf cialo sich beziehen
muss, przyjqcie aber überflüssig ist; die meiste Schwierigkeit be-
reitete den Uebersetzern und Abschreibern die folgende Stelle:
intra quorum (Sanctorum) nos consortium, non aestirnator meriti,
sed veniae quaesumus largitor, admitte; die wörtlichste Ueber-
setzung hat der Lemb. Text: w gychsze nas towarziszstwo, nye
donymaez (domnymaez?) zaslugi, ah odpuszczenya proszimi roz-
— 125 —
daivaza (für rozdawcza, d. h. rozdawca), pridpusegy; Warsch. I
hat: w gyclize nas thoivarzysthwo nye domnymayqnczy shizenija,
ale odpnszczenya proszymy rosdawcza, przypuszczy, in Warsch. II
ist die Stelle ganz entstellt. — Der ziemlich correcte Text lässt
sich mit Hilfe der lateinischen Gebete leicht richtig stellen,
so ist fol. 8 wol zu lesen: gycliszc zaslnszenym y tesz proszbami
usziczy, äby we wszelkycli (in omnibus) zaszczyczenya twego
usczyczeny (d. h. uszczyceni) bychom byli pomoczq, protecüonis
Tuae muniamur auxilio. Der Lemberger Text zeigt Glossen im
Texte (Warschau I hat auch Glossen, über und unter dem
Text). Die Glossen des Lemberger Textes hat Maciejowski in
Klammern gesetzt, stellenweise fehlen die Klammern, woraus
eben zu vermuthen, dass sich in der Handschrift selbst in den
polnischen Gebeten Glossen befinden: falebney (albo slaivrjnry);
stworzeni albo nczyneny szmemi rzecz albo mowycz formati audemus
dicere (fol. 39); hin und wieder fehlt das verbindende albo:
naboszny pokomy (fol. 33), obyatfi nepolcalanfi nysmazanfi (fol. 30 v.),
Die folgenden Worte: albo ktorzysz tobye obyatuya t0 obyatfi hat
Maciejowski unnöthig eingeklammert, sie sind nicht eine Glosse
zu: za ktoresz tobye obatnyemi, sondern Uebersetzung der Worte:
vel qui Tibi offerunt hoc sacrificium. Unter den Glossen ver-
dient wegen der Zusammenstellung und Uebersetzung des latei-
nischen Wortes angeführt zu werden : miszJcane (micszkanie) nasze
albo czasy diesque nostros. — Den eigenartigen Charakter der
Uebersetzung zeigt die folgende Probe (Lemb. fol. 4) : Napyrzwey
yeesz my tobye obyetuyemy (imprimis quae tibi offerimus) za po-
spolstivo tivych ivyernych krzescyyanoiv (pro ecclesia Tua sancta
catholica), yesz pospolstwo (quam ecclesiam) upokoyez. ostrzeedz,
zyednacz y spraivyacz raczysz tvszym okrflgcm (toto orbe terrarum)
pospolu sshig0 tivym papyrzem naszym y z yarczybiskupem naszym
y wszystkym tvernym prawym (sie) ytcsz krzesczyianskey wya/rjt
slugami. Ecclesia ist an einer anderen Stelle durch ccrekieiu
übersetzt (Lemb. fol. 44).
2. Wigilie za amarlc ludzie. Ein Büchlein unter dem
angegebenen Titel auf Papier in Octavformat, geschrieben um
1520, welches in der Bibliothek der Grafen Krasinski in Warschau
aufbewahrt wird, enthält Psalmen und Gebete, wie sie nach dem
römischen Brevier für Todte gesprochen werden, es ist ein
— 126 —
officium defunctorum in polnischer Sprache. Die Gebete siehe
in Arch. f. slav. Phil. TU, 291 ff., wo auch eine genauere Nach-
richt von der Handschrift und der Sprache der darin enthaltenen
Gebete sich findet (vgl. IV, 5).
3. Ksiqzeczka dla bractwa sw. Franciszka. Macie-
jowski theilt in Dod. S. 77 Auszüge aus einer altpolnischen
Komiker Papierhandschrift mit, die er als die älteste polnische
Handschrift bezeichnet, welche die Gräflich Dzialynski'sche Biblio-
thek besitze (najstarszy rckopis polski, jaki biblioteka Komicka
posiada). Das Büchlein ist richtig benannt: „Podrecma ksiazka
dla bractwa sw. Franciszka", aber die Zeitbestimmung : „prged
r. 1422" mit der dabei eingeklammerten Jahreszahl 1515 giebt
zu Bedenken Anlass ; die Einfügung der aus dieser Handschrift
mitgetheilten Auszüge in die Zeit vor 1422 könnte zu der irrigen
Meinung führen, als sei der Text wirklich so alt, und eine Stelle
in der Einleitung könnte so verstanden werden, als seien die
mitgetheilten Auszüge Sprachproben aus dem Ende des
XIV. Jahrhunderts. Maciejowski sagt nämlich, die Hand-
schrift sei von zwei Händen geschrieben : die zweite habe
nach 1422 geschrieben, doch vor 1515, die erste aber vor 1422
(ze pismo rclri drugq skreslone najwczesniej r. 1422 a najpozn'nj
r. 1515, i ze pismo rehi pierivszej przed r. 1422 lub w km'icu XIV
niezaivodnie poivstalo wieku, na co wskazuje paleografia tcmu lub
XV tvickoivi wlasciwa). Nach der Versicherung des Herrn Dr. Celi-
chowski in Kornik aber ist die ganze Handschrift von einer Hand
geschrieben; der Schreiber, der gegen 1523 schrieb, mochte
minder wichtige Sachen in kleiner Kursivschrift, wichtigere da-
gegen sorgfältiger schreiben, mit nachgeahmter gothischer Schrift
des XV. Jahrhunderts. "Was nun die Jahreszahlen anbetrifft,
nach welchen Maciejowski die Handschrift datirte, so beziehen
sich diese auf citirte Documcnte und können nur in bedingter
Weise die Entstehungszeit der Handschrift bestimmen helfen;
was die wichtigste Jahreszahl 1422 anbetrifft, so steht an der be-
treffenden Stelle 1522. Das Zeichen für 5 sieht nämlich etwa einer
geneigten 7 ähnlich, Maciejowski las es s*., d. h. 4, obgleich er
aus einem zwischen dem Blatte 3 und 4 eingeklebten Zettel die
richtigen Zahlenwerthe hätte ersehen können, wo mit Numeri -
rung steht: 1522. Im Texte werden dann angeführt Bullen selbst
— 127 —
des Papstes Alexander VI. (f 1503) und Leo (1513 — 1521), das
stimmt zu der Datirung 1522 und nicht 1422. Auf dem Ein-
bände befindet sich in Golddruck die Jahreszahl 1523. Somit
muss die Handschrift zwischen 1513 und 1523 entstanden sein.
Das Büchlein enthält Vorschriften für die Anhänger des
Franciscaner-Ordens, die sich auf ihr Verhalten bei der Andacht
und im Leben beziehen. Maciejowski war so glücklich, in Kornik
noch ein anderes Buch ähnlichen Inhalts zu finden, wie es scheint
aus dem XVI. Jahrhundert, welches er in einer ungenügenden
Weise beschreibt, so dass nichts genaues darüber gesagt werden
kann. Von den Vorschriften des im Titel genannten Buches
sind zwei interessant, die hier folgen mögen: Bracya i syostri tego
Bracztva maiq myecz odzy&nye pokorne, nye d/rogye, nye byale any
czarne, die szare . . . Plascze i kozuclii maiq myecz nye marsczone,
nye otworziste, ale zavarte; takyes i suknye i rqkyvi (sie) podlug
ueztivosci. Syostri tesz suknye i plascze maiq myecz proste. A na
suknyei kitliczq kromye zbyeranya (ohne Falten) Inyanq albo
conopnq, byalq albo czarna,, przez wsiikyei dvornosci podlug obiezaia
zemyc a z dopuszczenya i sfolgowanya ministrow. A myeszhi i
taszki maiq myecz skorzane. Die deutschen Lehnwörter zeigen,
dass die Tracht, auch die Taschen, nach deutscher Sitte war. —
Bemerkenswerth ist eine andere Vorschrift: Ma gim biez moczno
sapovyedzan vselki przistqmp na neucztiwe godd l ginsse prozne
zgromadzenie. Nye maiq tesz nycz davaez kuglarzom i rilam. Any
gich czelyadz tego ma tesz dzyalaez. Das Wort kuglarz ist aus
dem deutschen Gukeler (Gaukler) entlehnt und geht auf das
mittellateinische ioculator, französische Jongleur zurück; was
wila anbetrifft, so ist zu bemerken, dass es auch in der anderen
Komiker Handschrift an derselben Stelle vorkommt : ,>Nye maya
tess nycz davaez kvglarzom albo tess gynssym vylam, any tess maya
przepusczycz, aby Ido z gych czeladzy czo gym etaval". Da es hier
heisst: kuglarzom albo tez mszym /rilam, so scheint wila etwas
allgemeineres, kuglarz etwas spezielleres zu bedeuten. Dass
das Wort in Parkosz"s Orthographie vorkommt, beweist, dass es
in Polen allgemein bekannt war. In Linde' s Wörterbuch ist
aus den Beispielen zu entnehmen, dass es soviel als Narr be-
deutete, insbesondere kommt es in dieser Bedeutung in dem
polnischen Aesop vor.
— 12Ö —
4. In diesem Abschnitt mag auch die Instruction über die
Beichte erwähnt werden. Sie findet sich in einem Codex der
Capitel-Bibliothek in Krakau. Nr. 123, betitelt Theologia moralis,
aus dem Jahre 1428 (bei Polkowski, Katalog rekopisöw kapi-
tulnych etc. 1884, S. 90); ferner in einer Handschrift der Jagel-
lonischen Bibliothek Nr. 2503, ebenfalls vom Jahre 1428 (bei
Wislocki, Katalog S. 597) ; in einem Lemberger Codex Nr. 43, mit-
getheilt von Kaluzniacki, Kleinere altpolnische Texte, Sitzungsber.
der phil.-hist. Cl. der Wiener Akad. Band 101, S. 18, nota 2, und
anderwärts. Die Formel ist in der Krakauer Jagelionischen und in
der Komiker Handschrift gleichlautend: Prosta, pokorna spowiedz
ma byc czysta i wiema, czcsta, odkryta, roztropna i döbrowolma,
sromiezlhva , cala, tajcmna, rychla, placzqca, mocna, posluszna i
tez zasiq zalujqca. In dem Komiker Text steht überall: prostq,
pokornq etc. In der Krakauer Capitel - Handschrift hat der
Schreiber am Rande notirt (nach der Mittheilung Polkowski's):
festina richla dobroivolna , amara gorzka, premeditata rozmislona,
discreta roztropna, humilis pokorna, verecunda sromesliwa, propria
ivloszeza (wol wloszna, d. h. ivlosnal), vera werna, nuda odhritha,
integra czala, indivisa ncrozdzelona, obediens poslusna.
VII. Legenden in Prosa.
Es sind deren bis jetzt wenige bekannt: 1. eine Leidens-
geschichte Christi, angeblich von Nicolaus von Blonie(Maciejowski,
T)od.M)1)\ 2. Legende von der heiligen Maria (T)od. 106); 3. Lebens-
beschreibung des heiligen Amandus; 4. Geschichte vom Papste
Urban; 5. Leben des heiligen Blasius. Vieles mag noch im
Verborgenen liegen, wie denn z. B. eine handschriftliche Legende
von der heiligen Thekla aus dem XV. Jahrhundert sich im
Privatbesitz befindet.
1. Lelewel, Ksiqg bibliograficznycli dwoje II, 90, nota, erzählt,
dass im Nachlasse des Referendar Val. Chl^dowski sich reich-
haltige Excerpte befunden haben aus einem Manuscript mit dem
Titel: Nicolai de Blonic Sacramentale, welches Johann von Plock,
Sohn des Nicolaus, abgeschrieben hat im Jahre 1451. In jener
Handschrift des Nicolaus von Blonic befand sich auch ein pol-
nischer Text, dessen Umfang und Beschaffenheit leider nicht
angegeben wird. Der Text in Maciejowski's Dodatelc ist ohne
— 129 —
Anfang und Ende und ist ein zwei Seiten langes Bruchstück
der Erzählung von der Nacht auf dem Oelberge, in welcher
Christus gefangen genommen wurde. Das kleine Bruchstück der
polnischen Sprache aus dem Jahre 1451 ist bemerkenswerth genug
wegen der Participia szebraw, szediv, szmow , padtv, westch(n)0w,
roszkrzyzowaw, przychylyw, omdlaw; wegen der Form w tJiobyeszm
ymal nadzey0; wegen des Wortes spiac oder spiac für spieivac:
ii spyal ty wszsthky (sie) psalmy .... tego psalmu spyal na poly\
wegen des Wortes przemetgae, welches Maciejowski mit slabniec
erklärt; wegen des Wortes hropya und anderer; w dom0 , gem0
für w domu, jemu sind nicht auffallend, aber auffallend sind
wsznoszl swogy sw0czy oczy und roszkrzyzowaw swogy sw0czy r0cze,
beide Male swieci, während die Dualform swiecie sein müsste,
indess wird das nur ein Schreibfehler sein für sw0thy, d. h. switty.
2. Maciejowski fand in der Bibliothek in Sieniawa ein, wie
es scheint, kleines Manuscript, welches er als Copie eines aus
dem XV. Jahrhundert stammenden Originals ansah und welches
er betitelt Szczegöly o zyciu najswidszej panny, sivi^tej Anny
i Joachima; dass der Text nur eine Copie einer viel älteren
Vorlage war, ist wol anzunehmen wegen der vielen Fehler, wenn
diese nicht erst beim Copiren entstanden sind oder im Satz sich
eingeschlichen haben; ob aber dieses Original so sehr alt war,
ist nicht ohne weiteres zuzugeben. An sich wäre es nichts
Auffallendes. Unser Bruchstück erzählt von der unbefleckten
Empfängniss Mariae im Leibe ihrer Mutter Anna, wo sie schon
durch den heiligen Geist gereinigt und geheiligt wäre ; eine solche
Lehrmeinung ist in der Kirche alt. Schon 1140 feierten ein
solches Fest in Lyon die Canonici und ungeachtet der Ab-
mahnung des heiligen Bernhard wurde das Fest der unbefleckten
Empfängniss Mariae durch die Franciscanerklöster weiter ver-
breitet und Vorliebe bei dem Volke dafür geweckt. Thomas von
Aquino und nach ihm der ganze Dominikanerorden griff aber
die zu Grunde liegende dogmatische Lehrmeinung an, wodurch
in der Folge stürmische Bewegungen und das Einschreiten der
Päpste veranlasst wurde. Wir haben es wahrscheinlich mit
einem Büchlein zu thun, welches von einem Franciskanermönch
für die Laien geschrieben und in das Polnische übertragen wurde;
— aber die Sprache ist nicht so sehr alterthümlich, dass sie nicht
Nehring, AJtpoln. Sprachdenkmäler. W 9
— 1 30
auch erst aus dem XVI. Jahrhundert sein könnte. Jedenfalls
ist die Erzählung auch sprachlich von Interesse, selbst abgesehen
von dem verderbten Zustande, in dem sie uns überliefert ist.
3. Herr Canonicus Polkowski in Krakau erwarb ein Manu-
script auf Papier, welches das Leben des bekannten Mystikers
Pater Amandus (Heinrich Suso) von dem Dominikanerorden,
seine ascetische Lebensweise, seine Entzückungen, Visionen,
Revelationen, aus dem Lateinischen ins Polnische übertragen,
enthält. Heinrich Berger, geb. c. 1300, in Köln vorgebildet, war
Mönch und zuletzt Abt des Dominikanerklosters in Ulm , wo er
den Namen Amandus annahm, Suso wird er nach seiner Mutter
genannt, die aus dem Geschlechte der Seuss war; er war einer
der bedeutendsten Mystiker des XIV. Jahrhunderts; starb 1365.
Ein Zeitgenosse und Confrater Suso's, Felix Fabry, oder Faber,
schrieb nach einer Autobiographie desselben in schwäbischer
Mundart (w yego thayemnych obyaivyenyach) und auch wol nach
Aufzeichnungen einer geistlichen Schwester, eine lateinische
Biographie des gefeierten Mystikers: sloszywszy wszystky xkqszky
zywota yego y naug wespolek czudnye sloszyl laczynskq moivq,
heisst es in der polnischen Uebersetzung. Diese Uebersetzung
soll nach der Ansicht Polkowski's im XV. Jahrhundert angefertigt
und im Anfang des XVI. Jahrhunderts abgeschrieben worden
sein. Einen Theil dieser Abschrift, welche Herr Polkowski im
Posenschen entdeckt hat, veröffentlichte er mit einer ausführlichen
Beschreibung der Handschrift und der Orthographie des pol-
nischen Textes unter dem Titel Dawny Zabytek jczyka polskiego
iv zyivocie Ojca Amandusa, opisal ks. Ignacy Polkowski, Gniezno
1875; später gab er den ganzen Text heraus mit einer Ein-
leitung in Spraivozdania komisyi jezykowej etc. Band III, S. 198 ff.,
auch in einem Separatabdruck 1884. — Bei der ersten theil-
weisen Publication wusste der Herausgeber nicht, dass Pater
Amandus der Mystiker Heinrich Suso sei , so war ihm auch die
Kenntniss der Werke Susos und die darauf bezügliche Litteratur
entgangen. In der Einleitung zu der Veröffentlichung des ganzen
Textes wird zu zeigen gesucht, dass die polnische Uebersetzung,
ein Ersatz für die verloren gegangene lateinische Biographie
von Faber (sie war dem ersten Herausgeber der Schriften Suso's,
Anton Sorgen in Augsburg 1482 nicht bekannt), weder mit der
— 131 —
deutschon Autobiographie (od. Dicpenbrock, Suso's Leben und
Schriften, Augsburg 1854) noch auch der älteren bekannten
lateinischen Uebersetzung (Henrici Susonis Opera, ed. Surius,
Köln 1555 und 1588) ganz übereinstimmt; dass die polnische
Uebersetzung stellenweise mehr und zwar Wichtiges bietet, als
die anderen Texte; und dass sie im XV. Jahrhundert angefertigt
sein mag; die Abschrift soll aus dem Anfang des XVI. Jahr-
hunderts sein, das Papier habe Wasserzeichen, wie sie zwischen
1490 bis 1550 üblich waren.
Zu diesen Ausführungen sei Folgendes bemerkt. Zunächst
macht die Schrift der Facsimiles, welche beiden Publicationen
beigegeben sind, nicht den Eindruck einer sehr alten Schrift,
sie ist sicher erst aus der Zeit um die Mitte des XVI. Jahr-
hunderts. Sodann mag auf eine gewisse Nachlässigkeit und
Incorrectheit der Sprache, bei grosser Geübtheit der Schrift, auf-
merksam gemacht werden; nicht selten kommen Fehler vor, wie
wsgadl für ivsglad (d. h. ivzglqd), hes für tei, bezosezy für baeznosezi,
poszynayq przyrodzenya für poszynayq, ostrzy zywot für ostry zyivot,
przeczywyqsze pokusqm für przeczywyay sze, tv osöblywym smetho für
iv osöblywym smetkv (smethu), namylossza slothhosez für namylsza oder
namyleysza slothhosez, nycadlem alyes zaszlo slonye für nyeyadlem
(dys (aliz donec) zaszlo sloneze, omawyana für omawyano, hu
lygoanyv für hu lyganyv (?) u. s. w. Es ist kaum anzunehmen, dass
der Herausgeber unrichtig gelesen hat, denn die Schrift ist
deutlich. Auch in dem Facsimile zu Dawny Zabyteh 1875 kommen
Fehler vor, z. B. vmyls für umysl, maluhye proshy für maluthije
proszhi; an einer Stelle hat sich der Schreiber verbessert, in
powsali, was er durch ein überschriebenes t in powsiqth corrigirte;
auch sonst ist das Facsimile an einer Stelle nicht recht ver-
ständlich. Es fehlt auch nicht an incorrecten Wortformen: wenn
man z. B. einmal czczycz (czeie), ein anderes Mal eztaez (eztae)
und an dritter Stelle czezono (czeiono) liest, so ist nur die letzte
Form richtig, part. praet. pass. zu dem jetzt ausser Gebrauch
gekommenen praesens czte ich lese; der Infinitiv ist czyse, nicht
czeie, dieses ist falsch nach czeiony gebildet, eztae scheint
wiederum aus cztr, gebildet zu sein.
Andererseits ist anzuerkennen, dass in der polnischen Be-
arbeitung des Lebens von Suso sich manches findet, was
9*
— 132 —
sprachlich eigenthümlich ist. So finden sich solche Wörter, wie
nam, czytam, Irfamliwie geschrieben na, sq, czytq, lüqlhvie. Da
dies ziemlich häufig sich findet, so ist sicher, dass der Schreiber
nicht Fehler damit machte, sondern dass er einen nasalen Klang
mit diesen Wörtern verband. Ebenso ist zu vermuthen, dass er
das Wort lencuch so schrieb, wie er es gelernt hatte, für das
heutige lancuch, aus dem deutschen Lehnzug entlehnt. Weil
czecz, lubocz, bolecz und ähnl. für czesc, lubosc, bolesc etc. häufig
vorkommen, so ist wahrcheinlich, dass er solche Worte czec, lnboc,
bolec sprach.
Die Ausgabe und die Erklärung giebt zu vielen Bedenken
und Ausstellungen Anlass : auf das Unzusammenhängende und
auf die Wiederholungen der Erzählung ist nicht aufmerksam ge-
macht worden, eine Yergleichung mit den in der Vorrede S. 3 er-
wähnten, dem Herausgeber wol bekannten lateinischen Fassungen
der Lebensbeschreibung Suso's, so weit sie gedruckt sind, hätte
dies ermöglicht; die sehr vielen sinnstörenden Fehler des Textes
sind als solche nicht bezeichnet; die Zuverlässigkeit des mitge-
theilten Textes ist nicht ganz zweifellos1); unverständliche Worte
sind nicht erklärt, denn das angefügte Lexicon entspricht den
Erwartungen und Anforderungen nicht, so hätte z. B. zu der
Stelle: yechal do chech (im Facsimile zu cap. 49) aus den latei-
nischen Texten eine Erklärung gegeben werden sollen; naici,
ein Empfindungswort f. 108, wird durch znajdziesz erklärt, lubeh
findet keine Erklärung: u. a. m. — Der Herausgeber hat bei
') Wenn man die gleichen Pai-tien des Textes in Dawny Zabytek 1875
und in den Sprawozdania III von 1884 vergleicht, so zeigen sich sehr häufig
Unterschiede, die sich nicht immer blos auf die Orthographie beziehen und
die Laut- oder Wortform unberührt lassen (wie y oder j, l oder l, u oder r).
Von den 30 bis 40 Abweichungen in dem ersten Capitel mögen wichtigere
hervorgehoben werden , wobei die erste der verglichenen Formen und Les-
arten aus Dawmj Zabytek 1875, die zweite aus Sp-awozd. III von 1884 ge-
nommen ist: tko ymye amandus: the yvtye am.; krzeszczyanskye : kreszczyanska ;
nyeslonliyey : mjedynycye; tvyelye . . . zywoifw: zywotha; samknyono: samknyone;
oczekavatw: oczekovano; nyerath szye htdzam opyavyal: oprrijal; napyeru-ye:
vutpyerwe; nvystrzeioy : mystrzoiyy (zwei Mal); nadewszyckiemy klasztory: na
devsczickymy klusUmny; jwzeczcyl: przetczyl (las durch); poczzclui y rozpomo-
szenyem: wsjiomoszenym. Nicht immer scheint die bessere, authentische Les-
art im Text von 1884 sich zu finden.
— 133 —
einigen Partien in Daumy Zabytek 1875 auch eine Transscription
im modernen Polnisch gegeben. Dabei ist der engste Anschluss
an die Eigenthümlichkeiten des Originals erforderlich: wenn es
im Original heisst: J szeby pewnye y lepye hylo, so ist die Trans-
scription pcwnifj i lepiej willkürlich; sa the yme dal mu Amandus
soll wol heissen sam tho imie dal mu A.
4. Die Geschichte vom Papst Urban, wie sie Maciejowski
Dod. 120 mittheilt, ist sehr kurz, weil das Manuscript, angeblich
von 1468, beschädigt sein soll; was Maciejowski darüber erzählt,
ist nicht recht verständlich. Der Text selbst enthält offenbar
nur einen Theil einer Erzählung vom Tode des sündhaften Papstes
Gregor, dem ein Priester am Sterbebette gesagt hatte, er könne
Gottes Gnade durch sein, des Priesters, Gebet erlangen. Das Ge-
bet fehlt. Der Text ist vielfach verdorben: für potepyn ist zu lesen
potcpyon (d.li. pot<ipion), weiter steht potepyen für potepyon; bedzys
ist ein Fehler für brdzycsz; für poMeknan solle wol stehen poklek-
nau, d. h. pokleknqw, ungewöhnlich klingt im Anfang ivmnozyl: ysz
sye byl ivmnozyl w grzech cyelesny, später im Druck unorzyl. Kein
Fehler ist boze gegen das Ende : mam nadzyeye iv mylym boze. —
Herr Kryiiski hat denselben Text ganz, in seinen drei Theilen,
mit Gebeten und mit der Erscheinung Gregor's nach dem Tode,
in einem der wenigen Exemplare der Agenda Haller's von
1514 gefunden, in Prace fdologiczne I sorgfältig abgedruckt und
mit einem Commentar versehen. Auf den Text und auf die
Notiz Maciejowski's, der schon aus Jocher's Obraz bibliograficzny
III, 197 von dem Druck 1514 Kenntniss hatte, dass nämlich
nach einer Mittheilung K. Swidzinski's diese Powiesc o papiezu
Urbanie 1514 bei Haller auch als besonderes Büchlein erschienen
ist, wird zu wenig Rücksicht genommen, obgleich die beiden
Texte nicht bloss in orthographischer Beziehung (der Druck von
1514 kennt nur a), sondern auch in Bezug auf den Text aus-
einandergehen. So hat gleich im Anfang Maciejowski baezaez
(d. h. bacz(tp), der Druck aber vsznawayqcz; Mac. vezval Jcsobye
wsytky byskupy, im Druck ivsclrysztky Cardinali, Biskupi etc.;
Mac. moy myly, im Druck mogy namyleschy; Mac. gdysz ya they
godziny müsse umrzecz aboye sye ysz dla grzechow moych bedr pote-
pyn, im Druck gdisch ya yvsch motu thako prathko vmrzecz ktorym
grzech y mogymy czqszkymy zaslazyl ivyeczne poUi/pyenye. Auch in
— 134 —
der Orthographie zeigt es sich, dass das nicht derselbe Text ist,
indem der Druck für e und q nur einen Buchstaben kennt, näm-
lich q, während bei Maciejowski neben q auch e und e auftritt.
In der Agende von 1514 ist nach dem polnischen Text das
Nämliche auch in deutscher Sprache gedruckt: Es ist gewest czu
Rom ein Bobst Urbanus u. s. w., was Herr Kryriski unter dem
polnischen Text ebenfalls mitgetheilt hat. Der polnische Text
stimmt mit dem deutschen im allgemeinen überein. Die gram-
matischen Erklärungen des polnischen Textes sind ausreichend,
nicht erklärt ist folgende Stelle: A zadny gycnm natho nycz
nyeodpowyedzyal yaczy gyeden sz duehownych etc. ; wenigstens
hätte hier die Parallelstelle aus Maciejowski angeführt werden
sollen: a zadny mu slova na to nyeotpoivyedzyal yeduo ycden
kaplan etc. Da der Text von 1514 auch sonst voller Fehler ist,
so darf auch hier ein Fehler (für yako'i) nicht auffallen.
5. Fragment zywotu s. Blazeja. Das so benannte Bruch-
stück einer altpolnischen Legende ist von einem Schüler des
geistlichen Seminars in Przemysl gefunden und der Bibliothek
des Ossolinski'schen Instituts geschenkt worden; es waren zwei zu-
sammengehörige, unten abgeschnittene Pergamentstreifen, welche
zusammen ein Blatt ausmachten. Bielowski untersuchte diese
zwei Pergamentstreifen und gelangte zu der Ueberzeugung, dass
das Blatt zu einem polnischen Legendenbuche gehörte, indem
er sich auf die Meldung Dlugoszs X. S. 161 beruft, dass unter
anderem schon früh Vitae sanctorum ins Polnische übersetzt
worden sind: ,, Vitas patrum, sermones et passiones de Sanctis
de latino in polonicum translatos" ....
Bielowski gab dieses Fragment, welches er auf den Anfang
des XV. Jahrhunderts schätzt, mit erklärenden Noten von Malecki
und Wagilewicz in der Zeitschrift Bibliotcka Ossolinskich von
1864 heraus, er selbst schrieb eine Einleitung über die altpol-
nische Sprache und Litteratur.
Das Fragment beginnt : uzrzewszy to cy yscy loivcy gely (d. h.
jeü , heute jechali) od nych y powyedzyely swemu starzeyszemu,
genzc prziczinyw tvi0cey panostwa y poslal ye hu sivyfitema blaszeyu,
kasz0 swyfitego blaszeya przed sy0 prziwyescz. tey istey nocy Cristus
sw^temu sye Blaszeyu pokazal arzkficz gcmu: szyive ofyeruy ofyery
mnye etc.
— 135 —
Die Orthographie und die Sprache sind alterthümlich. Das
Zeichen 0 ist hier durchgehends gebraucht, wie in dem ersten
Theil des Florianer Psalters , wol auch aus einer alten Vorlage
herübergenommen; hier sind aber die weichen Consonanten schon
überall mit y bezeichnet, während in Theil I des Flor. Psalters
dies nur mehr ausnahmsweise geschieht. Ferner ist im Fragment
der Legende vom heiligen Blasius der auf älterem Gebrauch be-
ruhende Unterschied zwischen mye, czye, szye (d. h. mie, cie, sie)
in Verbindung mit dem Verbum und my0, czy0, szy0 (d. h. mie^, ciq,
sie) in Verbindung mit einer Praeposition ebenso durchgeführt, wie
im Florianer Psalter ; sodann findet man hier czso und czsoz, wie
im Florianer Psalter ; ferner auch Doppelbuchstaben für gedehnte
Neigungsvocale : poon (pön), zopomnyaal, zaczynaal, przikazaan
(przykazäh), daal, saam, 10 serey meem, wobei die alte Form
iv serey beachtet werden mag, ebenso wie die Form czyrzpyecz,
d. h. cirzpiec, welche zwei Mal vorkommt. — Alt sind ferner die
Formen do cyemnyce, slugam, w mich bogoch, przyiciedziony („a gdysz
sz0 przywyedzony"); alt sind auch die Formen kaz0 (d. h. wol
kazä part. praes. act.), przyczyniw, wslyszew und uslyszewszy,
uirzew und uzrzewszy, also noch mit e. Die Form arzJcqc (für
a rzckqc) hat die Coniunction a im Anlaute. Beachtenswerth ist
die Form jeli für jechali, mit dem Stamm ja, infin. jachac. —
Lexicalisch sind zu notiren folgende Worte: doskonac, heute do-
Jconac, (nie) przestajac, wofür jetzt przestawac ebenso gebraucht
wird wie napaivac für napajac; poivolic, wofür jetzt pozwolic nach
zwolic; ferner mac (geschrieben maez) für matha und das Adiectiv
drbzny, welches, weil nicht verstanden, durch druzny vertreten
wurde: bfidzcye drusznego syereza. Dmzny ist nach altsl. dn>^
audax, fortis gebildet; vgl. zbaivyonym mye vczynyl od nyedar-
znyenya duchu a pusillanimitate animi in Psalt. von Pul.; aus
dnzb ist später abgeleitet darski, jetzt dziarshi. Druzny im Texte
ist von dnih Gefährte abgeleitet. Schliesslich ist zu bemerken,
dass hier auch das "Wort ivila (anscheinend in der Bedeutung-
Thor, Narr) vorkommt : sivfity hlaszey gemu rzc/cl: ivylo mnyemasz,
by twey (für twe) m0ly mogly ody0cz myloscz boz0?
6. Hier mag noch eine Beschreibung Jesu in altpolnischer
Sprache mitgetheilt werden, eine polnische Uebersetzung eines
erweiterten Berichtes, welchen angeblich Lentulus aus Asien
— 136 —
nach Rom schickte und welcher nach einer Untersuchung von
Gabler von 1819 aus dem XII. Jahrhundert stammen, aber
einzelne Züge aus früheren Schriftstellern enthalten soll. Wir
wissen bekanntlich weder über Christus noch auch über die
ersten Christen etwas Sicheres von Gleichzeitigen, abgesehen
von den heiligen Büchern. Wie schlecht die gleichzeitigen
Schriftsteller unterrichtet waren, zeigt Suetonius im Leben des
Claudius XXI., besser unterrichtet war Tacitus, Annal. XV, 44. —
Was Bilder Christi anbetrifft, so sagt Augustinus, De Trinitate,
VII, 18: Qua fuerit ille facie, nos penitus ignoramus, .... ob-
gleich er an einer anderen Stelle sagt: Nam et ipsius dominicae
facies carnis innumerabilium cogitationum diversitate variatur et
fingitur (VIII, 4). Und in der That sind Bildnisse Christi schon
in früher Zeit entstanden, wie z. B. im lararium des Kaisers
Severus, oder alte Traditionen von solchen Bildnissen, so erzählt
z. B. Eusebius (IV. Jahrhundert), dass Abgar, ein Fürst von
Edessa, mit Jesus correspondirt und dass ihm dieser im Briefe
sein Bild geschickt haben soll. Jetzt streiten Rom und Genua,
welche Stadt von beiden das wahre Abgar'sche Bild Christi be-
sitze. So ist ferner die Tradition von dem Schweisstuche der
heiligen Veronica , auf dem sich das Gesicht Christi abgedrückt
haben soll, schon eine sehr alte.
Die altpolnische Uebersetzung des angeblichen Berichtes
des Lentulus befindet sich in einer Handschrift der Jagelionischen
Bibliothek in Krakau vom Jahre 1417/18 l). Sie lautet; Llen-
tulus, rodem Rzymyanin, pisarz Pilatow, Osweczonemu scnatovi
posdrovyenye. NaschycJi czasow ivsczedl yest czloivyek w zemy
zydoivshey, w myeszcze w Yeruzalem, gemv yman Ihus Xpus, gen
yest rzeczon ot poganstva proroh praivdi. Wzrostu nye wyelmi
visoJcyego a zandncgo, oblycze mayanci vyclebne, ktorego bi szan
nany wzglandayancz mogly boyecz a boyancz mylowacz. Wlosi
mayanci yahobi barva lyeznego orzecha, dobrze vzrzalego, blyz do
vschv, a ot vscJw do ramyon yaJeo varJcocze vysayanczc kandzerzave,
a nyehoko (nyelcdkol) zolte, mayancz przedzal zrzod glovl, podlug
obiczaya Nazarenow. Czolo mayanczi naswetlsche, z oblyczym bez
J) Der deutsche Text des Berichtes von Lentulus in Hagenhach, Kirchen-
geschichte I, 57. Die Beschreibung der Krakauer Handschrift von 1417 — 1K
s. Wislocki Katalog S. 518.
— 137 —
wschego ssniarschczenya , a bez wschey zawadi, yesth (wol yesch}
d. h. jcz) rumyonoszcz vmyerna przebyyala. Nos yego y vsta bez
wschey ganibi, brodan mayanei dostateeznan a dliigan, yego wlosom
podobnan, a ivspod rozdzelonan. Vzrzenya prostego a vaschnego,
oezv zoltv a czystv, v karanyv yest grozni a w vpomynanyv lagodni
a mylozczyvi, vyczoli alye w wyeszelyv vaschnaszcz (sie) chovayanci.
Nyedi (sie) placze, alye szan nydi nye zmeye. Vrostu hstaltoivnego
a prostego, rance a ramyona yego oczyma nany glandayaneima
wschey pelni luboszcy. W mowye vazni a rostropi a rzatky y
vmyerni. A przeto rzekl Dauid o nyem: Nadobneyschi w postavye
nad sini ludzskye. To czeze szan w Itzangach kroyh (sie) rzym-
skych, <i pysano iv kzangach szywota Gristoivcgo.
In lautlicher Beziehung sind bemerkenswerth : ganba (so ist
ganiba zu lesen), iviesioly, iviesiele, rumionosc, uirzaly reif, ivzrzenie
Blick (oder uzrzenie?) ; von den Stämmen und Wörtern folgende:
bojec sie, zwisac (heute ist nur zivisac bekannt), umiemy, wspöd
nach unten (heute nur wzgöre und ivznak im Gebrauch) ; wzrost
soll Wuchs, vrost (wol urost zu lesen) Körperbildung, vgl. uroda.
Von den Formen sind bemerkenswerth : wszczedl jest (ist erstan-
den, aufgetreten), es ist, ebenso wie wzszedl und ivcszczdla im
Florianer Psalter 17, 10; 84,12; 96,12, aus wzszedl entstanden,
s. Linde wszczedl. czeie sie. (czeze szan) ist regelmässig gebildet,
der infin. ist czysc lesen. Die Genitivformen wzrosta und obyczaja
sind nicht auffallend, nasivietlszy ist gebildet, wie prostszy von
prosty; nadobniejszy ist ungewöhnlich, wahrscheinlich ein Fehler
für nanadobniejszy.
VIII. Rechtsdenkmäler.
1. Das Statut vonWislica (und das grosspolnische Recht)
in polnischer Sprache. Das Statut von Wislica und das gross-
polnischc Recht l) sind ins Polnische zuerst übersetzt worden
von Swietoslaw z Wocieszyna im Jahre 1449; die Pergament-
a) Ueber die Entstehung und Geschichte des Statuts von Wislica und
des grosspolnischen Statuts siehe vornehmlich Helcel, Stcvrodawne prawa pol-
skiego pomniki 185G, Vorrede, und R. Hube, Prawo polslcic XIV wieku (Usta-
tvoduwstwa Kazimirza Widkiego) Warschau 1881, S. 27—98; von diesen Ge-
lehrten stammt der Ausdruck Digesta als Bezeichnung der üblichen Fassung
und Anordnung der Bestimmungen des Wislicer Statuts; „Krakauer -Gross-
polnische Digesten" (Hube) bietet der Text der meisten Handschriften. Ueber
— 138 —
hand schritt, ehemals der Bibliothek von Pulawy, jetzt der Fürstl.
Czartoryski'schen Bibliothek gehörig, enthält das sog. arbitrium
Jaroslai de decimis ; Vorreden zu dem grosspolnischen und
Wislicer Statut; sodann das Statut von Wislica mit rechtsgiltigen
grosspolnischen Paragraphen in der Fassung und Anordnung der
üblichen zweiten Digesta, nnd zwar zunächst in abgekürzter,
gedrängter Fassung (Summa), sodann (aber nicht ganz in der-
selben Reihenfolge der Paragraphen) in extenso; darauf folgt
das grosspolnische Statut, mit stellenweise abgekürzten Para-
graphen und Hinweisen auf die Digesta, in welchen sie ent-
halten sind. Die Inhaltsangaben der einzelnen Gesetzesbestim-
mungen sind roth geschrieben (dieselben in dem ganzen Statut
weichen von denjenigen der Summa in unwesentlichen Punkten
mitunter ab) ; von dem lateinischen Text der einzelnen Be-
stimmungen sind der polnischen Uebersetzung die Anfangsworte,
mitunter blos das Anfangswort, vorangestellt. In derselben Hand-
schrift befindet sich auch das Statut von Masovien (s. unten). —
Dieses Sprachdenkmal ist zuerst von Lelewel herausgegeben
worden in Ksirgi tistaw polskicli i masowiecläch, Wilno 1824 in Q.
in wenig befriedigender Weise x) ; den Text hat dann Helcel in
seiner Ausgabe des Statuts (ßtarodawne S. 1 ff.) neben dem lateini-
schen zu beiderseitiger Yergleichung in moderner Transscription
und sinngemässer Interpunction mitgetheilt, mit Hervorhebung
der erweiternden und erläuternden Zusätze (Glossen) in der
polnischen Uebersetzung durch Cursivschrift; zuletzt ist das ganze
Sprachdenkmal (Arbitrium Jaroslai, Statut von Wislica zwei Mal,
das grosspolnische Statut und ein Statut Wladyslaw's 1420) in
homographischem Druck herausgegeben auf Kosten der Gräflich
Dzialyiiski'schen Bibliothek nach der oben erwähnten Czartoryski-
schen Handschrift, mit einer sehr kurzen Vorrede von Dr. Celi-
chowski, 1877 in kl. fol.
den juristischen Charakter des Statuts von Wislica in der Uebersetzung
Swictoslaw's siehe Hube 1. 1. S. 65 und 66, 86, 92, ferner Helcel Starodmvnc
ccxLniff.
') Siehe Malecki Vorrede zu Biblia kröloivej Zofii, cf. Helcel Starodavme
XXII, nota 3. Da mir Lelewel's Ksiqrja nstaw etc. nicht zugänglich war, so
kann ich nur aus Helcel urtheilen, dass Lelewel nicht überall richtig ge-
lesen hat.
— 139 —
Nach dem Arbitrium Jaroslai folgt in der Mitte der S. 3
die Einleitung zum Statut, zunächst (roth überschrieben): Pr&istamß
kvpratcom sweczskym krolya kazymyrowym mycdzi layki alho o rseczi
layczskye wstawyonym, sodann (mit schwarzer Tinte, bei hinzu-
gefügten Interpunctionszeichen und mit richtiger Trennung der
Wörter) Przelozywszi dvchownego rzcczi prawa, geszs podlug Jako
szat laykow dothiczq, kako myedzl gymy spolv maya bycz dzirzanl
(in dem Facsimile nicht deutlich: dzivzamt), xandz Jaroslaw
Arclblskup Gneznenski Jako ivqnczszi myedzl duchown'tmy Sz kro-
lem kuzlmirem chwalebnym krolycm polskym Jako z glowa, slyachti
y tuszego laykowstva zgodnye a vphallscze (a ufaliscic9.) ycst wstawyl,
popysal y lystl vczwlrdzyl, Jvsch prawa, ycsz przerzeczonl krol kazy-
myrz mycdzi swymi poddanymi w krolewstwye polskem y w zcmyach
yemo poddanich vstavll y pod wynaml dzlrzecz przikazal, rzandnye
szq popyszana, Gychze zgriimadnl (so für zgromadni ?) rozvm [sum-
marischer Inbegriff, Inhalt] krothkymi a dostatccznimy tvschey
rzcczi slowl po polskv, tylko plrve kasdego ivstavyenya lyvbo prawa
laczlnske przeloziwschi (vorangestellt) sloivo , przc sgodnoscz z
lacziunykl y prze lacznyesze praiv thichto myanotoani (sie) , albu
gdze kthora stoyy popysana vkazanye, thv stoy popyszan; poczanthek
gych a przlstamp x) k nym oszobnyc spehm wylozywschl, thak poczl-
nayanez.
Darauf folgt die Vorrede zu dem grosspolnischen Statut,
doch erst von deren Mitte, mit den Worten Kazymyrus dei
gracia etc. Kazymyrz z bozey mylosezi (bei Helcel 45, wo die
Stelle : de consilio venerabilis Patris domini Jaroslai übersetzt
ist, wol nach der Lesung Lelewel's, z rady czezonego iv Bodze
oca xledza Jaroslawa, während die Handschrift deutlich hat: vezo-
nego; auch hat Helcel richtig tuiszego gnlewu, das Facsimile aber
gityevol). An die eine Vorrede reiht sich die Vorrede II zum
Statut von Wislica an: Non debet unter folgenden einführenden
Worten : Prologus s. introduetio ad instar prologi in librum iurium
regis Kazimiri (darauf polnisch mit schwarzer Tinte) pyrwc
czczenye albo przywod ko xangham praw krolya kazimyrza na
podobyenstwo wgynschich (so, Helcel 46, nota, liest ujluszych) xank
czczenya gest thakye (bei Helcel 4b' , wo bei jakokole die Inter-
*) Damit scheinen die zwei folgenden Vorreden gemeint zu sein.
— 140 —
punction verbessert werden muss; dieses "Wort gehört offenbar
zu o jeden i tenze isty uceynek; ausserdem weicht Helcel und
Facsimile an drei Stellen ab: Helcel liest: gdyz hazdemu z meßow
nie dose jest uszczec sie moenosciq, die Stelle lässt sich im Facsi-
mile so lesen: nie dose jest usezee für ustrzedz1), vgl. einige Zeilen
weiter rosezeghnoni für roztrzygniony ; in der Fortsetzung jener
citirten Stelle heisst es weiter bei Helcel: albo hamasza (Harnisch)
byc ubrany cadnoseiq, während das Facsimile bietet : vbranv, was
richtiger zu sein scheint, es ist nämlich Praedicat zu hazdemu und
steht in dem folgenden Zusammenhange : gdyz hazdemu z mezoiv
nie dosyc jest .... byc ubranu cudnosciq hamasza; ausserdem
findet man bei Helcel: wszyscy a hazdzi srßzie, während im Facsi-
mile steht: wszystezi a haszdi sqndze).
Dann folgen die Worte: Casus summarii iurium Kazymiri
(und polnisch mit Zinnober) Przigodnich rzeezi zgromadne ivypra-
wyenyc praw (wohl für pravi d. h. praivy instr. pl.) hrolya hazy-
myrovimy tliv stogy popysane, poczqwszy otJithqnth: hthorq mocz ma
myccz, albo yna (so, wol für yma d. h. ima, so las Lelewel und nach
ihm Helcel 1) vstavyenye nowe, et infra tho gest y dalyey; zu über-
setzen etwa: summarische Ausführung (Erläuterung?) der Rechts-
casus durch die Gesetze Casimirs steht hier geschrieben u. s. w.
Der Sinn dieser Stelle wird dann auch noch erläutert, nach der
Aufzeichnung der Summa iurium auf sieben Folioblättern, in der
folgenden Bemerkung (mit Zinnober geschrieben) Dohonaly szq
przthczee zgromadnee praw hrolya hazymyrza , Jusz lyepak spelna
wyklaaä gyeh polshy nasladwye, Jaho szq iv szobye slowo od sloiva
od poezqnthkv asz do koneza iv hapytidycch przerzeczonyeh /><>py-
sana „Poezynayq szq tvstaivyenyaa, praw hrolya hazyniyra po polshv,
yaho stoyq sloivo hod slowa spelna wylozzona, gyehze zgrvmadni
(sie) rozvvm pirzivyey wszysthych hrothho a dostaczyye (sie) yvvsz
gest przelozoon y popysaan. Przytczc2) zgromadne heisst summa-
rische Rechtsfälle, zgrvmadny (sie) rozum = summarische Inhalts-
angabe; die Worte Poczynajq siq ustawienia praiv etc. bis zu Ende,
die zum Theil eine Wiederholung des Vorhergesagten enthalten,
1) Vielleicht auch wsnaez szq, <1. h. uznac siq, cf. die Parallelstelle in
der Uebcrsetzung 1460: mqztwo ma byc zeznano.
2) pritca heisst überhaupt Vorfall, Vorkonimniss und dessen Erzählung.
— 14! —
scheinen abgeschrieben zu sein, die vorhergehenden von dem
Uebersetzer herzurühren, vor jenen stellen auch Anführungs-
zeichen.
Auf 21 Folioblättern folgt das Statut mit eingefügten rechts-
giltigen Bestimmungen aus dem grosspolnischen Recht (nach
Hubes Bezeichnung Digesta zweiter Ordnung); am Ende folgen
Bemerkungen über die Rechtsgiltigkeit des Vorangegangenen
und über den Zweck der weiter folgenden grosspolnischen Rechte,
diese sollen dem Andenken erhalten werden. Thv yvsz konyecz
gest praw krola hazymyrowych sz öbogych Jcszag sbranych, a czso
tryaczey szbywa nath tho capitul abo praw, thy szq alybo w thych
yvsze sgarnyona alybo przes thy opraivyona (berichtigt). A ääley nye
mayq hycz przeczyivho ihym dzyrzana. Ale by nycz dawnose:>/ nye-
bylo mpamyqtkano alybo nye ivyedzyano, y thy take vstawyenya
thv podpyszq. A potym po nych krola ivlvdzyslawowy , ysze o
przemyncdych krola hazymyrowych pamyacz czynyq, alye poczwyr-
dzayacz napelnyaya (Helcel CCXLIV nota erklärt: dopelniajq),
thesz thv hv Jconyczv popyszcmi szq, yako sloivo oth sloiva w szobye
wznyq. Die zwei Bücher (z oboich lisiag), welche hier im An-
fange erwähnt sind, sind das kleinpolnische Statut von Wislica
und das grosspolnische Statut; die weiteren Worte besagen, dass
in dem vorhergegangenen Statutentext rechtsgültige Bestimmungen
aus dem grosspolnischen Recht schon enthalten sind, das gross-
polnische Recht, welches nun folgen solle, solle der Vergessen-
heit nicht anheimfallen (nichts vom Vergangenen solle vergessen
werden)1); das Statut Wladyslaw's solle deshalb hinzugefügt
werden, weil es die früheren Statuten Kasimir's (o prznninolyah)
bestätige, wznia = lauten steht für zivnia; mit zwniec, Stamm
zvhn, ist dzwicli für zwiek und dzwon für zwon gleichen Stammes;
cf. Arch. II, 435.
Darauf wird das Versprochene durch folgende Worte noch-
mals eingeleitet: Sequitur liber secundus pro magna polonia
continens statuta regis kazymyry residua. Sbythna Capytula alybo
vstawyenya praw Icroh, hazyntyrovich ze wthorych Icssoyng alybo
polsczanon (so, für polsczanom) oszobnye w polszhey zemy popy-
') Die Erklärung dieser Worte Swietostaw's siHie Helcel Einleitung
S. CCXL1IT.
— 142 —
szanyeli, mymo tha, czso yvsz spirzwymy szlqczona a popysana
moczno dzyrzecz stoya1), tJw prze gycli wyedzenyc, aby dawnosczy
nycz nye zapamyqthano, yaJco przerzcczono gest, polski popysana, thy
opvsczywszy, czso sznych przebrawszy myedzy dzyrszanihnymy sza
polozona, y spyrwymy yanako moeznye maya Itycz dzyrzana. Be-
merkenswerth ist auch hier die wiederholte Versicherung, dass
gewisse grosspolnische Bestimmungen in das rechtskräftige Statut
aufgenommen sind: das erste Mal: mimo ta, co jnz 0 pierwszymi
ist nur mehr Erklärung und Ergänzung zu zbytnia (residua),
wobei dzirzec im passiven Sinne gebraucht ist; das zweite Mal:
ty opiischvszy u. s. w. ist ein Hinweis darauf, dass in dem nun
folgenden grosspolnischen Statut diese grosspolnischen rechts-
kräftigen (dzirzejna) Rechtsbestimmungen weggelassen (abgekürzt)
werden sollen. Selten ist die Adverbialform polski (popisana)
für po polsku; vgl. zajeczski im Arch. f. slav. Philol. III, 525.
Nochmals wird das versprochene grosspolnische Statut durch
die Worte eingeleitet: In nomine Domine amen. Prsystap kv
prawom a vstawyenyv gycli polsczanom alybo iv ivyelkyey polscze
badqczym panom, przeXozywszy vstaivyenye ymyenya bozego, a ivy-
klada szq thako, yako na poczqthkv tych kszqng stoy, po polskv
wylozono. Die "Worte przelozyivszy ustawienie imienia Bozego
bedeuten etwa: vorangestellt die Satzung (ustawienie) In nomine
Domini, aber dies ustaivienic, wofür freier Raum gelassen ist,
fehlt, es hat am Anfange „na p>oczatku tych ksüig" gestanden;
von dieser Vorrede hat aber Swi^toslaw nur die zweite Hälfte
dort angeführt.
Es folgt auf fünf Folioblättern das grosspolnische Statut,
mit den angekündigten Kürzungen, und schliesst so: Tlw konyecz
wthorieh kvang (so, für hxang) praw krolya. kazymyroivych a
szbythnich vstawyaan, przebrawszy godzanthne kv drvgym w pyrwych
kxqngaeh przylqezone, yesz yanako sz nymy moczne maya bycz
dzirzany , ah nye tili sbithne; bo vstaivyenye gest, ysz w yaneent
hrolewstwe yano praivo y gena ma byez monetha, aczkole przy nych,
alye nye przeczyw gym moga byez gyne obyczaye.
Dann folgt noch eine Ankündigung des Statuts von 1420
und das Statut selbst. Am Schluss stehen roth geschrieben die
') Eine andere Interpunction bei Helcel LX.
- 143 -
folgenden Worte: Cristr, fobye phdla. yv$ä pmwa polska szq
dokonana, yasz wykbtdana przes mystrm y doetora Swanthoslawa
Swoceyeshyna (sie), Cvstosscha kosczola Warschewskyego ßwanthego
Jana, na proszbq nmczeya sz Bozana, pyszarza ksqdza Boleslawa
Cyrzskego plebana, pyszana przes mykolaya (sie) Svleda , pysza/rm
y Bvrgmystrza wareezskego, myesezanyna. latlia narodzcnya Bozego
Th/yszqcz cztir Szeth y cztirdzesczy dzewyqthego, Amen.
Zwischen dem Facsimile und dem Text Lelewel's, der bei
Helcel normirt ist, finden sich nicht unerhebliche Unterschiede,
welche selbst an der Richtigkeit des Facsimile zweifeln lassen.
Fol. 3 r. lesen wir w rzecye oneem, bei Helcel nach Lelewel
v yezerze oneem; fol. 3 r. steht im Facsimile ncz ho wqnczq, bei
Helcel nach Lelewel aez o tvieczszq rzecz ; Bedenken erregt in § 4
dzqcza für czqdza (?) d. h. ciaßza oder eieclza (ci.qdza oder ciaja ist
pignus) ; ebenda lyvoo für lyvbo ; ebenda zivyerza sgubyonec, Helcel
zivierza zgtibionego szatunlc, was dem lateinischen Wortlaut: valorem
animalis deperditi entspricht; ebenso zahne für zbaumc salubre;
fol. 3 v. im Facsimile przes hrolewskq wyelmosznosczq , und bald
darauf vischstkego, bei Helcel richtig przed Icroleivska ivielmoznosciq
und ivyzszego (offenbar las Lelewel vischschego) ; fol. 4 v. heisst
es im Facsimile in einer LTeberschrift ledi w zemy nye dzedzacza,
während Lelewel las nye dzedzycza, was Helcel (S. 18 in einer
Nota) richtig erklärte nie ma dziedzica, nie mit dem gen. heisst:
non est oder non sunt. Dagegen corrigirt das Facsimile an
manchen Stellen den Text Lelewel's und Helcel's, so las z. B.
Lelewel fol. 3 v. w nyeunnnl maezki, Helcel verbesserte dies in
iv niemniemanki , im Facsimile steht: tmyewmnymaczky, was ge-
lesen werden muss w nieumnimaezki und allerdings ungewöhn-
lich ist, aber sich erklären lässt. In der Ueberschrift heisst es
0 pozivanich za przythczq w nyemnymanyw (= von den im Zu-
fall, unversehens Vorgeladenen; przytcza heisst casus, hier in
dem Sinn von Zufall, zdybanie, zu nehmen); memnimaö steht
dem nieumnimac sehr nahe, welches dem fraglichen Worte zu
Grunde liegt. — Die Sprache lehnt sich streng an den latei-
nischen Wortlaut an und ist ohne den Originaltext stellenweise
kaum zu verstehen; die Erweiterungen in der Uebersetzung, bei
Helcel cursiv gedruckt, dienen stellenweise zur Erklärung der
dunklen Ausdrücke. — Für den lexicalischen Gewinn aus der
— 144 —
Veröffentlichung des Sprachdenkmals ist von Helcel durch Setzung
der normirten polnischen Uebersetzung neben den lateinischen Text
bedeutend vorgearbeitet, was Lebinski in Materyaly do slownika
lacinsko-polsläego srednioiviecznej laciny etc, Posen 1885, verwerthet
hat; über Einzelnes, insbesondere über technische Ausdrücke ist
Hube 1. 1. S. 106 ff. nachzusehen, ausserdem die Arbeiten von
Lelewel und Stadnicki über die Gesetzgebung Kasimirs des
Grossen ; über ivstecz siehe Przyborowski in Bibliot. Warsz. von
1860. Die lautlichen und grammatischen Eigenthümlichkeiten
Swietoslaw's sind bis jetzt nicht untersucht ; die grammatischen
Formen hat Dr. Kaiina in Mistorya jozyka polskieyo berück-
sichtigt.
2. Die Uebersetzung des Wislicer Statuts vom Jahre
1 460. Sie befindet sich in einer Komiker Handschrift (cod.
Dzial. I genannt), welche Helcel in Starodaume pomniki etc. § 22
sehr eingehend beschrieben hat. Der Text ist in homographi-
schem Druck von der Komiker Bibliothek unter dem Titel Statut
Wislicki iv polskim przeMadzie r. 1460 im Jahre 1876 heraus-
gegeben worden ; in der kurzen Vorrede von Dr. Celichowski
wird die Datirung 1460 (gegen eine abweichende Ansicht Helcel's)
aus der Handschrift selbst begründet. Ueber die rechtsgeschicht-
liche Bedeutung dieser Uebersetzung in Bezug auf die Anlage
und Anordnung der Bestimmungen spricht sich Hube nirgends
aus; Helcel hat zur Erklärung des lateinischen Wortlautes Swi§-
toslaw benutzt, ausserdem aus der Uebersetzung von 1460, die
er Tlumaczenie II nennt, nur die Ueberschriften in den Noten
hinzugefügt 1); bei der kritischen Zerlegung der Bestimmungen
an der Hand von Bandtke IV in drei ursprüngliche Statute (§ 102 ff.)
wird diese Uebersetzung nicht genannt; bei der Besprechung der
Anlage der Digesta „vierter Ordnung" (S. CCXLII ff.) wird sie
zwar nicht genannt, aber in den Worten : najwieksza liczha kodexow
gewiss miteingeschlossen; nach Hube muss sie der zweiten Ord-
nung der Digesta (Zwod) beigezählt werden (als Heimath dieser
Krakauer grosspolnischen Digesta bezeichnet dieser Gelehrte
Grosspolen, S. 90).
') Nur stellenweise wird auf den Text der Gesetze selbst in dieser
Uebersetzung hingewiesen, so bei § XII, wo die Uebersetzung gair/. abweicht
von dem lateinischen Wortlaut und von üwietoslaw.
— 145 —
Die Uebersetzung II beginnt1); Poczinayq syq Statuta krola
Icasimira a tho napyrwey: Gdysz, podlvg pysma navky (scriptum
testante), ivszdky cslowiek w mlodoscy yest podobnyeyszy (so wird
pronior übersetzt, für posobniejszyl) kv zlemv, y wsselhye stworzenye
swiqta (d. h. striata: omnis creatura) gest nyetrwayacze samo iv
sobye (die Uebersetzung ist nicht genau), ah przyrodzenye czlo-
wiecze rychlcy syq sklony podiug swiata (Zusatz) ho grzechv,
nysz podiug sivkithlosczy kv bogv (ungenau), aczkoly podlvg zrzq-
dz-enya bosskyego stivorzeny (sibi subditi) myelibi byez czsny, wierny,
spraivyedliwi , spokoyny (pudici pacifici et modesti); a ysze ros-
pvsczone lakomstwo, aczby sprawicdlywoscza nye bylo sklonyono,
tedi zgoda y pokoy myedzi hdzmy by zyyiialy, a kaszdy czsoby
syq gcmv Ivbylo, vczynyl (Zusätze); (de ysze (weggelassen:
dicente scriptum) nawiqczsza dobrocz gest od Ivdzi, na swiecze
sprawitdlywoscz myloivacz, cvdzego nye drapacz opczego (ursprüng-
lich Glosse) , a swego podlvg boszey ivoley y mylosezy vszywacs
(unicuique quod suum est tribuere), przeto aby nyezgodny vczy-
chnali a zgodny przespecznoscz myeli (ungenau), Vkladi y prawa sq
przez rqcze bosze vstaivyony (conditur constitutio seu statutum). —
Auf diese Einleitung, die in fünf Codices und Uebersetzung II
und III enthalten ist (s. Helcel 44, nota), folgt deren zweite
Hälfte, welche allein in den meisten Handschriften, auch in
Swi^toslaw's Uebersetzung, sich findet; sie ist kürzer gefasst,
als in dem lateinischen Wortlaut und in der Uebersetzung Swie-
toslaw's; für das Wort stolniköiv (z rady arcybiskupa Jaroslaiva . . .
i tez prelatow i stolniköiv, tvojewöd, rycerzy etc.) findet sich in
dem lateinischen Wortlaut keine Erklärung, die Uebersetzung III
hat stolecznikoiv. Was dann nach Statuta vstawylismy folgt, ist
nicht recht verständlich: ktoresz podpysmy etc.; entweder fehlt hier
etwas oder findet in dem W orte podpiszemy, wie es nach Wojcicki's
Abdruck der Uebersetzung III (Wyslycya) steht, einen Com-
mentar; dann steht es: chezqez aby ge wziqli (fehlt in Ueber-
setzung III) iv zemy polshyep irszytrzy sachowaM, pod narvszenym
(unter Androhung des Verlustes) naszey mylosezy, A ehezqcz (hier
scheint zu fehlen ujsc, welches Helcel 45, nota 19, aus Ueber-
') Alle Ueberschrit'tim sind hier mit schwarzer Tinte, nur mit grösserer
Schrift, geschrieben.
N oh ring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 1"
— 146 —
Setzung III ergänzt) unjny w tych Jcsyqgach vloszoncy, Bo czasto-
Jcrocz zly acz nye badze syß bal grozy, ale sya badze bal ivyny.
Der zweite Prologus : Non debet reprehensibile fehlt, siehe
darüber Helcel 47, nota; er steht erst nach dem Statut (arbi-
trium) des Erzbischof Jaroslaw. Zunächt folgt eine Bestimmung
über die Strafe des parteiischen Richters, welche bei Helcel
§ 113, bei Hube's Anordnung § 45 ist, und welche auch von
dem lateinischen Wortlaut und von der Uebersetzung Swietoslaw's
durch ihre kürzere Passung und durch andere Sachen abweicht.
Sodann folgt das Statut Jaroslaw's (kürzere Fassung) und fol. 3 v.
das Wislicer Statut mit dem zweiten Prolog: (n)yema bycz za
dzyw etc. unter der Ueberschrift Przygyqcze Statuth od ziemyan;
auf diesen folgt, unter der Ueberschrift Twardoscz tych statvth,
die Bestimmung, welche sich in den meisten Texten kürzer, nur
als Einleitung zu dem ersten Gesetzesparagraphen findet : (fol. 3 v.
und 4 r.) (a) Gdysz vhlady abo statuta nye sa any maya bycz
przypysany rzeczam mynalym, ale badaczym albo przyszlym, przeto
chczemi, aby nasze vJcladi y Statuta tentv czas w ivysliczi
sloszone wszytczi ziemyanye przyu^i. Die letzten Worte przeto
chczemy etc. finden sich in dem lateinischen Wortlaut nicht. Auf
sie folgt die erste Gesetzesbestimmung 0 dzedzyna iv sasyedstivie,
welches Helcel 47, nota, wol mit Unrecht, w sasiedztivic trans-
scribirt, es ist vielmehr zu lesen: w zasiedzstivic, was hereditas
obligata bedeutet und was die Uebersetzung III 0 dziedzine,
tv zastaivie anzudeuten scheint.
Auf fol. 288 folgen, ohne eine besondere Bemerkung, gross-
polnische Gesetzesbestimmungen und fol. 289 v. die Worte : Ta
statuta chczem, aby myali mocz tut, wieky, od lyath Boszcgo tiaro-
dzcnija Tyssqczem cztyrseth (sie) czterdzessczy syodmego lyata.
Dann folgt noch eine Reihe von Gesetzesbestimmungen, ge-
schrieben von einer jüngeren Hand. Die Uebersetzung schliesst
sich nicht wörtlich an den lateinischen Wortlaut an, sie giebt
viel mehr den Sinn als den wörtlichen Text des lateinischen
Originals wieder, in mehr oder weniger gekürzter gemeinver-
ständlicher Fassung, und ist in dieser Beziehung beachtens-
werth; von der Uebersetzung Swi^toslaw's scheint sie ganz un-
abhängig zu sein. Der Umstand, dass die Uebersetzung von
1460 in einigen Gesetzesbestimmungen (so bei Helcel I, II, XII,
— 147 —
XVI, XXIII u. a.) von dem lateinischen Wortlaut und von Swi§-
toslaw sachlich abweicht, scheint zu beweisen, dass sie in sach-
lich-juristischer Beziehung nicht ganz genau ist, deshalb scheint
sie wol auch von Helcel wenig beachtet zu sein. In sprach-
licher Beziehung ist sie nichtsdestoweniger von Bedeutung, bis
jetzt aber wenig gewürdigt; die grammatischen Formen hat Dr.
Kaiina in Historya jrzyJm polsMego berücksichtigt.
3. Eine dritte Uebersetzung des Statuts vonWislica
hat zuerst Lelewel aus der Swi^tojerski' sehen Handschrift zu
Wilno veröffentlicht in Ksirgi TJstaw 1824; später hat Stronczyriski
aus einem Warschauer Codex derselben Redaction (Codex Wi-
slicia bei Helcel LIV) eine faesimilirte Ausgabe besorgt in den
vierziger Jahren *), und bald darauf hat Wojcicki denselben Text
in moderner Transscription herausgegeben in Statuta Polskie
hröla Kazimierza w Wislicy zlozone, z r^Jiopismu wydal K. Wl.
Wojcicki, Warschau 1847. Nach Helcel ist diese Uebersetzung
des Wislicer Statuts gegen das Ende des XY. Jahrhunderts an-
gefertigt. Ueber die Anlage und Bedeutung dieser Gesetzsamm-
lung siehe Helcel LV und S. CCXLVII. Schon Lelewel (in
Ksief/i Usfatv und in Polska wieJcöw srednich 219 ff.) und nach
ihm Helcel (XXXIII) haben die nahe Yerwandtschaft dieser
Uebersetzung, welche Helcel Uebersetzung III nennt, mit der
Uebersetzung II vom Jahre 1460 bemerkt: beide stimmen in der
That gewöhnlich sowol im Wortlaut als auch dem Inhalt nach,
selbst in solchen Paragraphen, die von dem lateinischen Wort-
laut abweichen, überein (§ XII, XVI, XXIII bei Helcel, vergl.
oben). Bei dem § 122 steht auch mit denselben Worten,
wie in der Uebersetzung II dieselbe Datirung: cheemy aby miaiy
moc na wieki od lata Bozego narodzenia tysiac cztyrset siodmego
lata. Die Uebereinstimmung aber reicht nur bis zum Artikel 149
des Wislicer Statuts; cf. Helcel CLXXVI. Oft bietet Ueber-
setzung III ein Correctiv zu II.
Die Ausgabe Wojcicki's ist, zum Theil im Text, zum
Theil im grammatischen und lexicalischen Anhang, mit Be-
merkungen von Zochowski versehen, welche wenig genügen:
im lexicalischen Theil ist sempierz, sapierz gen. sivprza oder
') Diese Ausgabe (1844?) ist mir nicht zugänglich gewesen.
10*
— 148 -
sampierza zwar richtig zerlegt in sam (sq) und pierz, der zweite
Theil auch richtig mit preec und prza (causa vor dem Ge-
richt) in Verbindung gebracht , der erste Theil sam aber als
Adverbium für samo hierher erklärt, während es Praepos. ist in
der Bedeutung cum, erhalten auch in samsiad (= zusammen-
sitzender), selten in sq verwandelt (sqsiad, sqsiek etc.), gewöhn-
lich zu s (z) geworden; sampierz (sqpierz) ist Mitstreitender. Jsciec
(auch powod genannt) der Kläger ist wol kaum mit jiskac in
Verbindung zu bringen , es lässt sich in seinen verschiedenen
Bedeutungen: Kläger, Zeuge, Gewährsmann (s. Linde) auf jiscic
zurückführen (so wie goniec auf gonic); an einer Stelle, § 0 bei
Helcel, hat Swi^toslaw für isciec die Worte: przez dluzniJca iscistego
per creditorem principalem. Das Wort wzröcic, im § 44 bei
Helcel, verbesserte zwar Zochowski richtig in ivrzucic, wie es in
der Handschrift stand, die Uebersetzung 1460 hat aber wzrzucic:
targ wzrzucic,, bei Swietoslaw rozsypac heisst: das Abkommen
nichtig machen. — Die dem Erklärer unverständlichen Wörter,
die er am Ende zusammenstellt, sind an der Hand der Ueber-
setzung von 1460 leicht richtig zu stellen: statt lupycze soll
stehen lupieze; das unerklärte gamasz heisst in der Ueber-
setzung II und bei Swi^toslaw hamasz und ist das deutsche
Harnisch; imienie wrale in dem Paragraphen 0 posagii dzieivczym,
heisst imienie male: gdyby bglo dziewcJc wielc, a imienie male; wo
in der Ausgabe der „Wyslycya" 1847 steht in dem Paragraphen,
in welchen Fällen die höchste Geldbusse siedmnadziesta verhängt
werden soll, hto porqhi trzy sobnyc, steht trzy sosnie; einige Para-
graphen weiter konnte sich der Erklärer die Worte hmiecioni
pogozes nicht erklären, in der Uebersetzung II heisst es: hnie-
ciom pogrzeb. Auch nizda, welches in das Lexicon aufgenommen
ist, und welches in dem Paragraphen vom Wucher an zwei
Stellen steht, heisst in der Uebersetzung II an beiden Stellen
mzda, eigentlich Lohn (altsl. mizda). Dzieckoivanie, etwa pigno-
ratio, ist nicht erklärt. Vielleicht steht das Wort in Verbindung
mit dzqcza pignus bei Swi^toslaw für das richtigere czqdza, und
vielleicht ist aus dzicca durch Verlust der Nasalirung dzieckoivac
entstanden. Noch sei bemerkt, dass die von Zochowski nicht
erklärte Stelle im arbitrium Jaroslai nicht heisst: jahoby na
rzeczjcdcc. i chivalo, i jednacza, sondern na rozgodcq, ufalacza i
jednacza, wie in der Uebersetzung II.
— 149 —
Die übrigen in den polnischen Gesetzessamm-
lungen enthaltenen Statute.
Die Uebersetzung Swi^toslaw's enthält das arbitrium Jaroslai
und das Statut Wladyslaw's von 1420 (s. oben). — Die Ueber-
setzung von 1460 ist eine Compilation, welche ausser den
Krakauer -grosspolnischen Digesten und ausser den wichtigsten
Paragraphen des arbitrium Jaroslai noch einige 40 ergänzende
Artikel enthalten. Die einzige Bemerkung, betreffend den rechts-
giltigen Theil dieser Uebersetzung, s. oben.
Die Uebersetzung III, geschrieben im Jahre 1503, und in
späteren Abschriften erhalten, enthält ausser der sog. „Wislicya"
eine Uebersetzung der späteren Statute, welche in der Vul-
gata von Laski 1506 enthalten sind, und Ortelle Magdeburshic
w Meydeburgu sqdzone i popiercme; sodann Formulare von Vorla-
dungen; Statute Kasimirs des Grossen in summarischer, ge-
drängter Inhaltsangabe; Eid- und Schwurformeln; andere For-
meln und Register; ein Gesetz Sigismund's I. und einige Artikel
aus dem ,,Schlesischen Landfrieden" in polnischer Sprache (Helcel
Vorrede LVI).
4. Das Statut von Masovien, enthalten in demselben
Pulawer Pergamentcodex vom Jahre 1449 und 1450, welcher die
Uebersetzung des klein- und grosspolnischen Rechts von Swie,toslaw
z Wocieszyna in sich schliesst, bietet in polnischer Uebersetzung
mehrere Statute Masovischer Herzöge von 1377 bis 1426. Diese
Statute sind im lateinischen Wortlaut unter dem Titel Statuta
Ducatus Masoviae etc. herausgegeben von Gorynski in Krakau,
1541 in fol., daraus bei Bandtke in Jus polonicum 1831; die pol-
nische Uebersetzung von 1450 ist im homographichen Druck er-
schienen unter dem Titel Prawa lcsiazat Mazowieckich przelozone
przez Macieja z Bozana r. 1450, im Verlage der Komiker Biblio-
thek, 1877 in kl. fol. ; schon früher hatte Lelewel den polnischen
Text in Ksirgi Ustatv etc. 1824 veröffentlicht und daraus hat
Helcel in Starodawne pomnihi etc. S. 269 ff. zu vielen Masovischen
Statuten diese polnische Uebersetzung gesetzt. Ueber die Be-
deutung dieser Statute hat sich Helcel 1. 1. in einer Einleitung
ausgesprochen. Den ersten Versuch, die Masovischen Statute in
rechtswissenschaftlicher Beziehung systematisch zu ordnen, machte
K. Dunin in Daivne Mazoivicckie prawo, Warschau 1880; cf. Recen-
— 150 —
sion von Dr. Keh-zyriski in Przewodnik naukowy i Uterachi 1881,
Septemberheft.
Die Uebersetzung des Matthias, in dem Czartoryski'schen
Codex 15 Folioblätter enthaltend, ausser dem ersten Blatt mit
einem gemalten Bilde, welches sechs Fürsten darstellt, beginnt
so: Prawa' zyemye Mazowcsskey l) (die Ueberschriften sind roth
geschrieben) 0 ocz (Tocel) sqn prawa vstawyona w zcmy ma-
zowesskyey przes ivyelmozne J Ossivyeczone xyanzqtlia Semouitha
S bozey mylosczy xyanzan wsehitkyey zyemye mazowesskyey, xyundza
Jana xyanzan warscliewksyc J Semouitha xyanzan Czirskye2),
gdzesz tarn bily passany*) J Slyaehathny przerzeezoney zyemye
panowye (folgen Namen), gisch przi fem bily. Dzyalo syqn w
Soehaczowye w ponyedzalek po nyedzyely Cantate, Trzeczya po
welycze noezy lyath bozieJi Tisancz trzi stha syedmdzyesyant syod-
mego. — Dann folgen, am Ende des fol. 2, Czlonky druyieh
rokow wyelikich vstaivyone. Jtem znamyonny*) Jyatha bozego Tis-
sancz Trzista Osmdzyesyantli syodmego w zacroczimyv etc., welches
Statut sich bei Helcel nicht findet; dann fol. 4 r. Jtem Sna-
myonny 4), ze latha bozego Tissanez trzistha osmdzyesand dzyewyantego
Osziveczoni pan Jan, xandz mazowesski etc. Sswana (S swoyat)
wiszschan radan J wsehitkycy zyemye swey ezestnyky na
roczech vyelikich . . . w Czirsku bilich etc. . . . ; auf fol. 5 v. folgt :
Jtem snamyonyy*) (sie); dann folgt das Warschauer Statut 1401,
das Warschauer Statut 1406, von Nowemiasto 1407, Warschau
1410, Zakroczym 1412, Warschau 1414, endlich von Zakroczym
1426. Am Ende steht die folgende Notiz, roth geschrieben:
Dokonali sza syan kszangi praw Osswyeczonycli xanschanth mazo-
wesskych, na przikaszanye Osswyeczonego xandza Boleslawa, Bosziyi
mylosezan xandza pana J dzyedzycza Czyrskyego , vilozone s la-
czynskyego w polsky viklad przes poczestnego xandza maczieya s
Bozana, pysarza skarbnego, Canonyka Warschewskyego J plebana
1) Dieses Wort, stets so geschrieben, ist nach der im ganzen conse-
quenten Orthographie zu lesen: Mazoweski (für Mazoweszski von Mazowsze).
2) Die zwei letzten Namen fehlen selbstverständlich in dem lateinischen
Wortlaut des Statuts von Sochaczow 1377.
3) Partie, pass. von pasac umzingeln = pasoirani, lat. stremii.
4) Snarmjonuy'i Dies Wort ist an verschiedenen Stellen im Facsimile
verschieden geschrieben.
— 151 —
Czyrskyegu ; pyszani przes rqnkqn Mykolaya Suleda, pyszarza J
burgmistrz<< wthy czassy ivarzeczskyego w szöbotq/n wyelkan, dzyen
swantego Ambroszego, latha imrodzenya Bozcgo Tyssancz Cztirzystha
pyanczdzycsyantego, Amen.
5. Polnische Eid for mein. Bekanntlich wurden in die
Gerichtsbücher die richterlichen Entscheidungen, zusammen mit
den Beweismitteln, in lateinischer Sprache eingetragen, bis zur
Hälfte des XVI. Jahrhunderts, seit welcher Zeit diese Ein-
tragungen auch in polnischer Sprache geschahen. Schriftliche
Decrete wurden den Parteien nicht eingehändigt und die Ein-
tragung der Richtersprüche so wie der Beweismittel geschah
zu dem Zweke, damit in zweifelhaften Fällen an den ersten
Richter oder zu den Akten recurrirt werden konnte (ivstecz).
Bei den Gerichtsverhandlungen wurden die Zeugenaussagen in
polnischer Sprache eidlich deponirt und auch in die Akten,
wenn auch nicht immer, in polnischer Sprache eingetragen. In
dieser Beziehung zeichneten sich die grosspolnischen Grodgerichte
aus; hier, in Grosspolen, besonders in Posen und Sieradz, wurden
die Zeugenaussagen und Schwurformeln viel früher und häufiger
in polnischer Sprache eingetragen, als in Kleinpolen: so be-
ginnen die polnischen Aufzeichnungen in den Posener und
Sieradzer Gerichtsbüchern schon 1386, d. h. gleich von Anfang
an, seitdem Grodgerichtsakten eingeführt wurden. Noch günstiger
ist das Verhältniss für Grosspolen in Bezug auf den Umfang
der Anwendung der polnischen Sprache in den Gerichtsakten.
Die "Wichtigkeit der polnischen Schwurformeln für die Geschichte
der polnischen Sprache besteht darin , dass diese kurzen Texte
datirt sind und dass die Heimath des in Anwendung gebrachten
Dialectes bekannt ist, denn offenbar ist die Sprache, welche in
den Posener, Gnesener, Schrimmer Gerichtsakten sich findet, der
grosspolnische, die der Krakauer der kleinpolnische Dialect (vgl.
Arch. f. slav. Phil. I, 260 und II, 479).
Der erste, der die Wichtigkeit der polnischen Eidformeln
erkannte und einige aus den Akten von Sieradz mittheilte in
Pamiotniki o dzlejach, pismiennictwie i prawodawstwie Stowian
II, 32, war Maciejowski, leider mit Fehlern (bei 15 Schwur-
formeln 15 Fehler); später veröffentlichte J. Przyborowski eine
ansehnliche Anzahl grosspolnischer Eidformeln aus der Zeit 1387
— 152 —
bis 1434 im Programm des Marien -Gymnasium zu Posen 1861,
mit einer Abhandlung: Vetustissima adiectivorum in lingua po-
lonica declinatio, und Helcel in Starodawne pomniki II Krakauer
Formeln N. 119, 121, 465 etc. (im ganzen 60); in neuerer Zeit
veröffentlichte Herr Senator Hube in Biblioteka Warszaivska 1874
(IV, 184 ff.), in einer Abhandlung Boty przysiqg krakoivskich
z konca ivieku XIV, 74 Krakauer Eidformeln aus der Zeit vor 1400;
Nehring 13 Posener Eidformeln im Arch. f. slav. Phil. III, 479
im Artikel: Das Wort kry, krew im Altpolnischen, und Bd. IV,
177 mehr als 40 Zeugenaussagen (darunter auch umfangreichere)
aus der Zeit 1386 — 1399; Dr. Kaiina hat sodann im VI. Bande
des Archiv unter der Ueberschrift Anecdota palaeopolonica III
135 Schwurformeln aus den Gerichtsbüchern von Sieradz mit-
getheilt, und Dr. Ulanowski eine Reihe von Krakauer Eidformeln
aus der Zeit 1399 — 1418, welche von Helcel nicht mitgetheilt
worden waren, in Spraivozdania komisyi jrzykowej III, 185 ff.
Die meisten Schwurformeln sind entweder durch moderne
Transscription oder durch sachliche oder sprachliche Bemer-
kungen erklärt, mit Ausnahme der von Helcel und Ulanowski
mitgetheilten: die Mittheilung der letzten lässt trotz der sicht-
lichen Sorgfalt einiges vermissen, besonders Aufklärung über
die Art der Mittheilung des Textes : die eingeklammerten Buch-
staben, vielleicht in der Handschrift durchstrichen, sind ohne
Erklärung geblieben, das Wort ivwiqzac sie in Besitz nehmen,
ist oft getrennt gedruckt in w iviqzac sie, auch sonst vermuthet
man Ungenauigkeiten, so ist Rata 11/5. 1400 nur zu verstehen,
wenn gelesen wird: ez ten dlug dwie scie grzyivien, jegoz dlugu
na Staszku Bochenskiem Wojcie, rekojmi Necinem (der Netha),
Jaszkowie z Winiar dobyli, ten jest zaplacila Neta etc., im Text
steht aber Boehenske; rota 26/4. 1401 vermuthet man po manszine
(mezyne smierci), nicht manszne ssmerezy, was mrzne smierci gelesen
werden müsste; panriez für panncz (pi$6) ran ist von dem Heraus-
geber verbessert ; 14/7. 1400 soll wol statt pcmyen kasnfi stehen:
panyey kasn0 — pani kazniq, auf Geheiss der Angeklagten.
Herr Dr. Ulanowski hat auch einige kurze rechtsbestimmende
Texte in polnischer Sprache aus der Zeit 1175 ff. angeführt in
Sprawogdania III, 333. — Urkunden in polnischer Sprache vor
dem 16. Jahrhundert finden sich nicht.
— 153 —
Als Anhang- zu dem Abschnitt über Schwurformcln sei eine
Eidesformel eines Schöffen in polnischer Sprache angeführt.
Sie findet sich in einer Krakauer Pergamenthandschrift des
XIV. Jahrhunderts (N. 167 bei Wislocki), verschiedene Rechte
und Eintragungen aus dem XIV. und XV. Jahrhundert enthaltend.
— Eine von ihnen ist die erwähnte Schwurformel: Ja przysengam
bogw y nassehemw Mylosczyivemw kroloivy y ihemw praivu, hw
kthorcmwm weszivan yest, ysz ja ihemiv sendzemiv podlug prawa
poslussen chcze bicz, y thesz ludzom ivbogym y bogathym spraivye-
dlywy ortd znacz (znalescz?)1) chcze, y ihm przyschensnyczy stolecz
podlug nyemyeczkego prawa bronycz yaho iiaspraivyedlywye ivyem alba
moga y folget myecz mogq, a thego diu zadney rzeczy opusczycz nye
chezq, tako my bog pomosz w troiezy yediny.
6. Die Magdeburger Urtheile, Ortyle Magdcburshie,
in polnischer Sprache2). Die seit dem Jahre 1175 unter
Boleslaw I nach Schlesien vorgedrungene Colonisation mit deut-
schen Ansiedlern in Stadt und Land breitete sich im XIII. Jahr-
hundert in Gross- und Kleinpolen, sowie überhaupt in Polen
und Russland aus. Die deutschen Gemeinden erhielten ausser
freiem Eigenthum an Grund und Boden, von dem nach einer
Reihe von Jahren Zins, sonst keine Lasten zu entrichten waren,
Autonomie der Verwaltung und freie Rechtspflege nach deutschem
Rechte. Da die Städte in Polen auf Magdeburgischem Recht be-
gründet waren, entweder unmittelbar nach dem Vorbilde von
Magdeburg eingerichtet, oder mittelbar, indem viele Städte ihr
Recht von Neumarkt (Sroda in Schlesien) oder Culm erhalten
haben, welche aber Magdeburger Recht hatten, so stellte sich,
wol meist nach dem Vorgange von Krakau, Breslau, Posen,
Neumarkt, die Gewohnheit ein, dass ein Schöffengericht, wenn
es bei schwieriger Sachlage das Urtheil selbst nicht finden konnte
oder wenn das gefällte Urtheil von einer Partei beanstandet
!) In der Schwurforme] für Schöffen, welche sich in Por:«dek Sqdow y
sjiraw mieyskich Prawa Magdeburslüego 1562, Blatt XIV findet, steht an dieser
Stelle prawy urtel naydowac y wydawac.
2) Von dem Sachsenspiegel findet sich eine polnische Uebersetzung und
zwar aus dem Lateinischen erst seit 1559; siehe Homeyer, Des Sachsen-
spiegels erster Theil 1861, S. 55. Einzelne Theile des Sachsenspiegels in
polnischer Sprache vgl. unten X. 7.
— 154 —
wurde, sich mit Uebergehung des Hofrichters an das Gericht,
von Magdeburg direct oder durch Vermittelung eines angesehenen
einheimischen Gerichtes (oder an ein solches) wandte mit der
Frage und Bitte um Rechtsbelehrung. So ist der Magdeburger
Gerichtshof zu einer Art von Oberhof für die Städte in Polen ge-
worden. Seine Rechtssprüche und Rechtsmittheilungen wurden nicht
blos in einem Fall von einer Stadt, sondern allgemein als Rechts-
norm beachtet und auch in verschiedene Sammlungen zusammen-
getragen , in die dann nicht allein Magdeburger Urtheile und
Sprüche, sondern auch solche der angesehenen polnischen
Schöffengerichte, auch der eigenen Stadt, Aufnahme fanden.
Diese Sammlungen, in deutscher Sprache, in ausführlicher Form
der Frage und Antwort, oder in abgekürzter Form die blossen
Rechtssätze enthaltend , sind meist unsystematisch angelegt und
in mehreren Redactionen erhalten; siehe darüber Behrend, Die
Magdeburger Fragen, Berlin 1865, Bobrzyriski in der Vorrede
zu der homographischen Ausgabe eines (Komiker) lateinischen
Textes der Magdeburger Urtheile, Posen 1876, und Brückner,
Arch. f. slav. Phil. YI, 324 flg. Eine solche Sammlung ist in Breslau
enstanden und nach Krakau gegangen, von da nach Thorn. Das
Original für die polnische Uebersetzung soll gegen die neunziger
Jahre des XIV. Jahrhunderts angelegt sein, die polnische Ueber-
setzung selbst wurde besorgt zwischen 1440 und 1460 in Lem-
berg von Nicol. Gologörski. Sie ist in mehreren Handschriften
erhalten, welche Brückner, Arch. f. slav. Phil. VI, 334 ff. be-
schrieben hat: die eine Lemberger, geschrieben bald nach 1480,
ist dieselbe, in welcher sich die Iura Iudaeorum in polnischer
Uebersetzung finden (s. oben); ein Krakauer Codex, vom Jahre
1518, enthält auch andere Rechtsdenkmäler in polnischer
Sprache (beschrieben von Bobrzyriski in Przewodnik naakotvt/ l
literacki von 1873); eine Handschrift, im Besitz des Herrn Kas.
Stronczyriski, hat Maciejowski benutzt bei Veröffentlichung der
Magdeburger Urtheile in polnischer Uebersetzung in Ilistor.
prawodawstw slowiaüskich VI, 1858 (in durchaus correcter von
Muczkowski besorgter Reproduction); eine Krakauer Capitel-
Handschrift vom Jahre 1501 hat Wiszniewski benutzt zur Ver-
öffentlichung der Magdeburger Urtheile in Band V der Historya
lihratury etc. 1843 (S. 190 — 322); ausserdem ein Codex des
— 155 —
Grafen Szembek von 1533, beschrieben in Rzesiriski, Proces
cyivilny KrakoivsJci r. 1544, Krakau 1840. Prof. Brückner hat
den Text der Uebersetzung aus der Lemberger Handschrift
herausgegeben, mit einer umfangreichen Abhandlung unter dem
Titel: Die Magdeburger Urtheile, im Arch. f. slav. Phil., Band VI
und VII. Die polnische Uebersetzung zeichnet sich, wie er
durch sorgfältige Vergleichung mit dem deutschen Text zeigt,
durch das Streben nach Kürze aus, wobei nicht blos Unwesent-
liches weggelassen, sondern auch Wesentliches durch Zusammen-
fassung, selbst zum Schaden des Inhalts, zusammengedrängt ist.
„Dafür ist der Uebersetzer mit Worterklärungen nicht sparsam
gewesen", diese (Glossen) werden als solche bezeichnet durch
albo, alybo, to jest, sloiuie und ähnl. ; auch sachliche Erklärungen
finden sich, besonders in manchen Fragen, welche durch wesent-
liche Puncte der Entscheidung präciser formulirt sind , als in
dem deutschen Original. ,, Missverständnisse sind nicht ausge-
schlossen: solche, die dem Uebersetzer selbst, und solche, die
seiner Vorlage zur Last fallen; eine sich wiederholende Stelle
ist einmal richtiger, das andere Mal minder richtig übersetzt.
Vielfach hält sich die Uebersetzung sklavisch an die Worte ihrer
Vorlage; dies und die vielen Kürzungen bewirken, dass einzelne
Stellen ohne Zuhilfenahme des deutschen Textes nicht ohne
Weiteres verständlich werden." Die Germanismen, besonders in
den termini technici, wie z. B. foldrowac oder fordrowac, gierada
aus dem deutschen Gerada, Geräth, lotr aus dem deutschen
Lotter, strofowac etc. mögen schon dem allgemeineren Gebrauch
entlehnt sein. — Die orthographischen und sprachlichen Be-
sonderheiten der Magdeburger Urtheile in polnischer Sprache in
der Lemberger Handschrift hat Prof. Brückner im Arch. f. slav.
Phil., Bd. VI und VII, eingehend beleuchtet, in der ersten Ab-
handlung in Bd. VI den polnischen Text mit dem deutschen ver-
glichen. Im Anschluss an den Excurs über die Silbe ir zwischen
Consonanten (VII, 534 ff.) vgl. Pracc füologiczne I, 1 ff.
Noch ein Mal unterwarf die juristisch-litterarische Schätzung
der polnischen Uebersetzung und ihr Verhältniss zu den deutschen,
lateinischen und auch cechischen Texten einer gründlichen Unter-
suchung Prof. E. Kaluzniacki in der Abhandlung: Die polnische
Recension der Magdeburger Urtheile und die einschlägigen
— 156 —
deutschen, lateinischen und cechischen Sammlungen, S.-Abdr.
aus Sitzungsberichte der phil.-hist. Cl. der Wiener Akad. der
Wiss. Bd. CXI, 1886; vgl. Hanusz in Atencum 1886, II, S. 375.
Prof. Kaluzniacki, welchem mehr polnische Texte (er beschreibt
deren sieben) und die massgebenden deutschen Texte zu Ge-
bote standen (darunter zwei unbekannte, eine Lemberger des
Torosiewicz, jetzt im Ossolineum, und die von Sanok, jetzt im Archiv
in Lemberg), hat nach eingehender Vergleichung der polnischen
Texte, welche im Grunde eine Redaction zeigen, unter einander,
ihr Verhältniss zu den deutschen und, was bis dahin nicht ge-
schehen war, zu den cechischen festgestellt und gezeigt, dass die
polnischen Sammlungen, eine Uebersetzung aus dem Deutschen,
der ersten Redaction der bei weitem häufigsten unsystematischen
Bearbeitung der Magdeburger Urtheile angehören , während der
cechische Text der zweiten Redaction gehört und der lateinische
von der ersten Redaction weiter absteht. Bei der Klassifikation
werden besonders die Schöffenbriefe berücksichtigt, in der ersten
Redaction vornehmlich auf Anfragen aus Krakau beziehungsweise
Breslau. Die Classification ist wesentlich eine andere, als die
Bobrzynski's. — Auf die sprachliche Seite der Ortylc Magde-
Jmrskie ist Prof. Kaluzniacki nicht eingegangen.
7. Arthikidy praiva Maydeburshjego albo nyemyeczkyego , wy-
branij s posthemkoiv (sie) praiv roszlycznych xang Maydcbiirszkych,
ku prentlisscmu vczynyenyv sprawyedlywosczy. So lautet der Titel
einer Sammlung in einer ehemals Zaluski'schen, jetzt Peters-
burger Handschrift von etwa 1500, welche in einer zur Orien-
tirung bestimmten Compilation sich zunächst an das sächsische
Weichbildrecht und den Sachsenspiegel anschliesst, aber auch
Bestimmungen anderer Rechtsbücher in sich aufnimmt, wol direct
aus dem Deutschen übersetzt (s. Kaluzniacki a. a. O. S. 10 — 11).
Die Handschrift ist beschrieben und der Text der „Artykuly
Magdeburskic" herausgegeben von Dr. Kaiina, welcher auch den
Text in sprachlicher Hinsicht sehr eingehend beleuchtet hat in
llozpraivy i Spratvozdania fd. kl. Bd. VII, S. 227 ff.
Dr. Kaiina widmet in seiner Abhandlung zunächst der Ortho-
graphie der Petersburger „Artykuly prawa Maydeburskicgo" Auf-
merksamkeit in umständlicher Weise, wobei mit Recht hervor-
gehoben wird, dass orthographische Untersuchungen für jene
— 157 —
ältere Zeit nicht die Schreibweise , sondern die Ermittelung der
phonetischen Eigentümlichkeiten bezwecken ; weil aber die Ortho-
graphie des Sprachdenkmals nicht consequent ist, so zeigt sich,
trotz der vielen feinen physiologischen Beobachtungen, dass die
Laute und ihre Yertheilung dem heutigen Zustande glichen.
Nur in wenigen Fällen lässt sich eine Abweichung von der heu-
tigen hochpolnischen Sprache zeigen : zunächst findet sich in
Ortylc Magdeburskie in der Petersburger Handschrift in manchen
Fällen ein i-Vocal, wo das Hochpolnische ie hat: dziwka (dzieivka),
■itiiieni, zbozy, wzdani für imienie, zboze u. s.w.; zlqczenim u. ähnl.
für zlqczeniem; nima für niema, nikt&ry für niektöry, nico für
nieco; albowim für albowiem, rozumi für rozwuie , odwiüc für
odiviesc, takiz für takie-z (ebenso); vornehmlich findet sich dies
in der Silbe ir zwischen Consonanten: pirwy, cirpicc, auch dopiro
für dopiero. Während in den Worten der letzten Categorie, ausser
smierc, wol durchgehends Consequenz zu bemerken ist, so bestätigt
sich die Bemerkung, dass der r-Laut weich gesprochen wurde,
nur bei rzyeczy, vrzyand, przyyodek und anderen, nicht aber bei
vrzendem, byerze, rzemyoslo und anderen, es könnte nur behauptet
werden, dass die Weichheit des /'-Lautes ausnahmsweise noch
empfunden wurde; bei c, s, z ist eine solche Erweichung (abgesehen
von sehr wenigen Fällen, wie ivypossaszyona) nicht zu bemerken
(vgl. Arch. VII, 529). Die Unterscheidung von fünf Nasalvocalen
in dem Sprachdenkmal und ihre Vertheilung lässt sich nicht be-
weisen, auch ist der Unterschied zwischen q (Basis d) und o
(Basis 6) ein gar zu feiner. Mag es auch auffällig sein, dass in
33 Fällen 3 plur. mit dem Ausgange -ajq ayv geschrieben ist,
so ist im Uebrigen eine Consequenz und eine Stütze für sichere
Beobachtungen in der schwankenden Orthographie nicht zu
sehen : przysiqdz wird przyssandz und przyssuncz ; urzqd ein Mal
vrzand, das andere Mal vrzimd ; yorqce wird gorancze und goruncze
geschrieben. Die sonstigen sprachlichen Bemerkungen siehe
Dr. Kaiina a. a. 0.; cf. die eingehende Recension Brückners im
Archiv IV. 420 ff.
1 58 —
Poetische Sprachdenkmäler vor 1500.
A. Kirchenlieder und fromme Gedichte
in polnischer Sprache.
Die Frage, in welchem Umfange Kirchenlieder in Polen vor
dem XV. Jahrhundert in nationaler Sprache von dem Volke ge-
sungen wurden, lässt sich nur annähernd dahin beantworten, dass
es mehr ausnahmsweise geschah. Es wird in dieser Beziehung
in Polen nicht anders gewesen sein, wie in Deutschland und
Böhmen. In Deutschland war in jener Zeit, nach Hoffmann
v. Fallersleben, Geschichte der deutschen Kirchenlieder, 2 Bde,
1832 und 1861, und nach Koch, Geschichte des Kirchenliedes,
2 Bde, 1866 und 1867 '), der Kirchengesang lateinisch, in den
grossen Kirchen der Pflege von Sängerchören, in kleineren
wol nur dem Priester und dem Cantor, auch wol den Schul-
knaben überlassen. Nur in Baiern und Schlesien trat im
XIV. Jahrhundert der Kirchengesang in deutscher Sprache spo-
radisch auf2). In Böhmen war das Kirchenlied in nationaler
Sprache im XIV. Jahrhundert auch mehr ausnahmsweise bei
festlichen Umzügen, Wallfahrten und zur Privaterbauung, wol
mehr ausserhalb der Kirche im Gebrauch und wurde erst im
XV. Jahrhundert in der hussitischen Zeit allgemein eingeführt3).
In der Continuatio des Cosmas heisst es unter 1260, bei Gelegen-
heit des Sieges Ottokars über Bela von Ungarn : Boemi valido in
coelum clamore excitato, canentes hymnum a s. Adalberto edi-
tum (?), quem populus singulis diebus dominicis et alliis festivi-
tatibus ad processionem cantat. Ein ähnliches Zeugniss, aus dem
') Hoft'mann v. Fallersleben T, 89; Koch I, 66, 173 u. a.; vgl. Wacker-
nagel, Das deutsche Kirchenlied, 2 Bde, 1864 und 187f>.
') Koch I, 196 (F., Hoffmann v. Fallersleben 75; vgl. Grimm, Kleinere
Schriften IV, 338, wo Berthold von Regensburg (XIII. Jahrhundert) in einer
Predigt des l'fingstliedes: Nu bit wir den heiligen geist, als eines bekannten
Kirchenliedes gedenkt.
3j Feifalik, Untersuchungen über die altfcechische Vers- und Reim-
kunst II, Das böhmische Kirchenlied 1862, S. 17 ff.
— 159 —
XIV. Jahrhundert, findet sich in der Chronik des Benes von
Weitmile s.a. 1368: Dominus Ioannes, Archiepiscopus Pratensis,
concessit omnibus vere poenitentibus, confessis et contritis, qui
ad honorem ipsius sancti (Yenceslai) cantionem infrascriptam . . .
ab olim consuetam cantaverint, XL dierum indulgentiam per-
petuis temporibus duraturam". Die erste Xachricht bezieht sich
auf das Lied Hospodine pomiluj ny, die zweite auf das Wenzels-
lied: Sraty Vaclave vevodo seme ceske etc.; beide werden als alt
bezeichnet und beide sind vor 1400 schriftlich aufgezeichnet
worden l). Die Zahl der vom Yolke gesungenen Kirchenlieder
wird wol bis zum XV. Jahrhundert nicht gross gewesen sein:
auf der Synode von 1406 zu Prag wurde folgende Verordnung
erlassen : Item mandat Dom. Archiepiscopus , quod plebani et
ecclesiarum rectores in praedicationibus nuntient prohibitas esse
novas cantilenas omnes praeter JBuoh vsechmohoiici, Hospodine
pomihvj ny, Jesu Kriste scedry kncze, Svaty nas Vaclave2). Der
Ausdruck novas cantilenas prohibet giebt zu der Vermuthung
Anlass , dass vor dem XV. Jahrhundert die Anzahl der alt-
böhmischen Kirchenlieder nicht gross war und dass erst in der
Hussitenzeit viele neue entstanden sind, die man eben als hussi-
tisch oder des hussitischen Ursprungs "verdächtig verbot.
So wie in Böhmen, so war auch in Polen der Kirchengesang
in nationaler Sprache vor dem XV. Jahrhundert nur ausnahms-
weise und wol nur bei Ablässen, Processionen und ähnlichen Fest-
lichkeiten im Gebrauch ; ebenso ausnahmsweise und nur vorüber-
gehend wurden fromme Lieder gesungen von den Büsslern, von
denen der Chronist Boguchwal unter dem Jahre 1261 erzählt: prae-
cinentes quandam cantilenam, und nach Juszyriski polnische Marien-
lieder (patrii cantus ad laudem b. Virg. Mariae) im Kloster zu Starv
Sandecz zur Zeit der heiligen Kinga (f 1290), welche auch Psalmen
in polnischer Sprache betete (s. oben)3). — So wie in Deutschland
') Jirecek, Hymnologia bohemica in Abhandlungen der Prager Ges.
der Wiss., VI. Folge, 1879, Bd. 9. Vgl. Nehring Studyu Literackie 1884, S. 7
über ein altcechisches im XIII. Jahrhundert aufgezeichnetes, von Patera ent-
deckte« Kirchenlied.
2) Höfler, Concilia Pragensia 1852, S. 52.
3) Siehe Dr. Bobowski, Die Polnische Dichtung des XV. Jahrhunderts I,
Marienlieder, Breslau 1883, S. 9 ff.
— 160 —
und Böhmen, so bestand auch in Polen das „Schlachtenlied1' in dem
Absingen der Worte wüqib alt^aor, welches die Slaven in Böhmen
und an der Elbe wunderlich genug verdrehten (in Böhmen kir-
lesu oder Jorles)1)] ein Zeugniss, dass die Polen beim Beginn der
Schlachten das Kyrie eleison (hiesz) anstimmten, hat sich in
den Wolhynischen Annalenbüchern unter dem Jahre 1249 er-
halten, bei Gelegenheit eines Zuges der Polen gegen Wasilko 2).
Dem vom bewaffneten Volke gesungenen Schlachtenrufe kyrie
eleison wurde in Böhmen sowol, als auch in Polen ein kurzes
fromme« Lied hinzugefügt, welches mit jenem Schlachtenruf
schloss; sowie bei den Böhmen der alte Leis: Hospodine pomiluj
ny, so war in Polen das Marienlied Bogarodzica, wenigstens in
einer bestimmten Zeit, nachweislich der Schlachtengesang.
Die Sitte, fromme Lieder in nationaler Sprache bei Wall-
fahrten und ähnlichen Festlichkeiten zu singen, mag sich in Polen
auch im XV. Jahrhundert nicht besonders verbreitet haben: die
beschränkte Zahl derselben, welche aus dieser Zeit erhalten sind
(alle, auch die voraussätzlich älteren, sind uns erst aus Auf-
zeichnungen des XV. Jahrhunderts bekannt), spricht eher für
einen beschränkten, als allgemeinen Gebrauch. Auch sind die
uns aus dem XV. Jahrhundert erhaltenen versificirten polnischen
Gebete gewiss nicht alle Kirchenlieder, vielmehr kann nur ein
geringer Theil derselben so benannt werden, die meisten sind
fromme Gedichte, darunter auch erzählende mit einem hinzu-
gefügten Gebete. Die allermeisten von ihnen sind Mariengedichte
oder Marienlieder. Dr. Bobowski macht es in Polska poezya
koscielna od najdawniejszych czasöiv etc., Warschau 1S86, wahr-
scheinlich, dass im XV. Jahrhundert das kirchliche Volkslied in
Polen in beschränktem Umfange zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten
und zum Frohnleichnamsfeste üblich war, Vorrede 16 ff.
I. Mariengedielite und Maricnlieder.
1. Das Boyarodzica-ljieä. Zu den festlichen Liedern,
welche Eigenthum des ganzen Volkes geworden sind , gehört
das bekannte Bo<}arodzica-]Äcd, es gehört auch, wenigstens in
den zwei ersten Strophen, zu den ältesten Kirchenliedern in
') Sieh« Nehring Studya Liter. 1, 0 Bogarodzicy, S. 14.
■) Siehe bobowski a. a. 0. S. !»; Nehring a. a. ü. S. 15.
— 161 —
Polen1). Die Zahl der Texte ist verhältnissmässig gross: Prof.
Pilat, welcher sie alle zuerst genau beschrieben hat, zählt ihrer
32 auf: fünf ältere handschriftliche, von denen der angeblich
älteste „vom Jahre 1408", in einer Krakauer Handschrift be-
findlich, mit der Jahreszahl 1408 in keinem Zusammenhange
steht und nach Pilat's Schätzung in der Mitte des XV. Jahr-
hunderts aufgezeichnet wurde; die anderen Texte sind meist ge-
druckte Texte, zuerst in taski's Statut 1506, sodann in Taszycki's
Korrekhira Statutöiv 1532, in Mateusz z Koscicma, Cohortatio
Sarmaticarum ecclesiarum 1543, in Herburts Statuta 1570, Skarga
Zywoty Swiqtych 1585, J. Bielski Kronika 1597 u. s. w. Prof.
Pilat hat gezeigt, dass sehr viele der späteren Texte abgeleitete
sind, und von den 24 Texten, mit taski's Text 1506 begonnen,
zeigen sich nur vier als selbständige, mit den fünf älteren hand-
schriftlichen zusammen neun selbständige Texte. Diese hat in
Bezug auf ihre Verwandtschaft und Gruppirung beleuchtet Nehring
in Archiv IV, 326 ff. und sehr eingehend Dr. Kaiina in Rosbiör
hrytycsny: er nimmt zwei Gruppen der Texte an, giebt aber zu,
dass noch eine dritte gewesen sein kann.
Der Versuch, den Text zu reconstruiren, ist von mehreren
Seiten gemacht worden. Die Reconstruction ist nicht leicht, weil
einige Stellen ganz verdorben sind, sie wird aber durch den
Umstand einigermassen erleichtert, dass ein bestimmter Strophen-
bau und Rhythmus herausgefunden werden kann. Das Lied lässt
sich in mehrere (drei) Theile zerlegen, welche sich durch Inhalt,
!) Die Litteratur über das Lied Bofjarodzica hat Dr. Bobowski, Polnische
Dichtung etc. S. 14 verzeichnet, hervorzuheben sind: Alex. Gral' Przezdziecki
Piesü Bogwodzica z rqkopisu Czqstochowshiego z kohca XV to. in Bibliot. Warsz.
1866, I, 309 ff.; vgl. die Anzeige von J. JireCek in Gas. c. Mus. 1872, S. 335;
Nehring, Einfluss der altcech. Sprache und Litteratur auf die altpoln. I in
Arch. f. slav. Phil. I, 60 ff'. ; R. Pilat Bogarodzica I, Bestytucya textu, Krakau
1879; vgl. die Recension von Nehring, Archiv IV, 326 ff.; Kaiina Rozbidr
krytyczny piesni Boga/rodzicy , Leiuberg 1880; Nehring in Studya Lilirackie
1884 S. 1 ff. , angezeigt von Brückner Archiv VIII, 604; Dr. Bobowski, Die
polnische Dichtung des XV. Jahrhunderts I, Mariengedichte, Breslau 1883;
vgl. Recension von Jagid, Archiv VII, 506. Auf diese Abhandlung, so wie
auf eine spätere Poezya pohka kosciehia do XVI w. 1885 kann um so mehr
verwiesen werden, als der Verfasser eine Anregung zu beiden aus meinen
Vorlesungen erhielt, nur mehr Abweichendes und Ergänzendes sei erwähnt.
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 11
- 162 —
durch Strophenbau. Rhythmus (und Musik) von einander unter-
scheiden, und welche aus unbekannter Veranlassung zu einem
Liede zusammengezogen worden sind; während die ersten zwei
Strophen, der älteste Bestand, ein Marienlied zu Weihnachten ist,
ist der zweite Theil ein Osterlied, der dritte ein Passionslied;
ausser ihnen sind in späterer Zeit einzelne Strophen , an den
heiligen Wojciech, den heiligen Stanislaus u. s. w. hinzugefügt
worden.
Das älteste Lied, die ersten zwei Strophen, lauten auf Grund
der Prüfung verschiedener Reconstruirungen, folgendermassen :
JBoga rodzica1), dziewica,
Bogiem slawiena, Maryja!
Tivego syna gospodzina
Matho zwolena, Maryja!
Zyszczy nam spust winam.
Kyrie eleison.
Während diese erste Strophe, dreitheilig gegliedert, mit
zwei Stollen und einem Abgesange, nunmehr in dieser Form als
hergestellt gelten kann (die Erklärungen zu den einzelnen
Wörtern und Formen siehe bei den verschiedenen Erklärern), so
giebt die zweite Strophe, in der sich auch die dreitheilige Con-
struction erkennen lässt, noch immer Stoff zu scharfsinnigen Er-
klärungen; nach den Yer suchen von J. Jirecek, Nehring, Pilat,
Kaiina, Bobowski und zuletzt Brückner würde die annehmbarste
Reconstruction lauten:
Twoje dzielo, hry i cielo,
Bozycze,
Uslysz glosy, napeln mysli
Czlowiecze,
Slysz modlitwe, jqz nosiwy,
To dac raczy, jegoz prosimy,
Po zyivoeie rajslä przebyt
A na siviecie zbozny pobyt
Kyrie eleison.
') Prof. Brückner entscheidet .sich im Arcb. i'. slav. Tliil. VIII für Bogu
rocfaica, weil zwei alte Texte und eine alte Predigt diese Lesart bieten.
— 163 —
Die Reconstruction des ersten Verses rührt von Brückner
her, sie stützt sich zum Theil auf die von Nehring vorgeschlagene
Auflösung des unverständlichen krzcziczela (nach J. Jirecek krze-
iciczela) in krivie i cieJa: bozyc, welches sich in zwei Texten
findet, ist von Rymarkiewicz mit Recht in Schutz genommen
worden, die Form bozycze als vocat. von bozyc (der junge, neu-
geborene Gott) darf nicht auffallen, da Kochanowski von Pryon/Ic
Pryumicze, da man noch im XVII. Jahrhundert kroleivic kröle-
ivicze declinirte ; diese Herstellung kann als völlig befriedigend
noch nicht bezeichnet werden. Die überlieferten Anfangsworte
der zweiten Strophe lauten:
Tivego dzela krzcziczela bozide
Uslisz glossy napelni misli czlowecze
Slisz modlithwa etc.
Nehring las:
Tivego dziela kr wie i ciela
Bozycze
Uslysz glosy, napehi (ji) mysli
Czloiviecze
und erklärte Tuae partis de sanguine et carne, Dei infantis audi
voces , imple (eum) hominum animo , audiat preces quas mitti-
mus etc., Arch. IV, 332; — Dr. Kaiina las: Tivego dla Krzci-
ciela Boze 0(j)cze! Uslysz glosy, wipeln mysli czloiviecze, Slysz
mod/iftv<'. jaß nosimy etc. Mozbiör krytyczny 86. — Dr. Bobowski
las: Twego dziela krzyzowa dla, Bozycze! Uslysz glosy, napeln
mysli Czloiviecze; Slysz mod/if/vt.' etc. Die polnische Dichtung
S. 24. Von diesen Erklärern ist das Wort bozycze acceptirt, Prof.
Pilat hat bei seiner Reconstruction diese zwei ersten Zeilen
der zweiten Strophe als unheilbar weggelassen.
Der zweite Theil ist ein Osterlied, es beginnt mit den Worten:
Nas dla wstai z marüvych syn Bozy, und endigt bei der Stelle:
Tu sie nam sividzialo djn.blc potcjnenie. Auch dieser zweite Theil
zerfällt in zwei ungleiche Hälften, die eine von Christus, die. andere
von Adam, beide wieder, wenn auch verschieden geartet, in die
Form der dreitheiligcn Strophe gekleidet. Auch der dritte Theil,
ein Passionslied, beginnend mit den Worten: Ciebie dla, mlowiecse,
dal Bog przekiuc sobie etc. und mit den Worten schliessend:
Gdzie to sam Bog hrohvje, V sobie przyjinq, ist in der dreitheiligen
11*
— 164 —
Strophenform gebaut (siehe die Reconstruction in Archiv I, 1. 1.).
Was dann noch folgt: Maria dziewice, prosmy synka Twego etc.
lässt sich mit den übrigen Strophen in einen rechten Zusammen-
hang nicht bringen, befindet sich aber in allen Texten, und des-
halb haben die meisten Interpreten den dritten Theil in eine
Reihe von formell zu einem grösseren Ganzen sich nicht zu-
sammenschliessenden Strophen aufgelöst; Kaiina löst das ganze
Lied Bogarodzica in mehrere inhaltlich von einander sich unter-
scheidende Lieder auf; die Reconstruction des Professor Pilat
zeigt das Bogarodzica -Lied aufgelöst in viele Strophen, selbst
die zweite Strophe ist in zwei getheilt, jedoch auch dieser Ge-
lehrte unterscheidet drei Theile, was nur zu billigen ist. Bei
der schliesslichen Herstellung und Auflösung des Textes in drei
Theile und eine Reihe von Strophen hat Pilat einige Strophen klein
gedruckt, weil sie in einen einfachen Gedankengang sich nicht
einfügen und zum ursprünglichen Bestände nicht gehört haben
sollen ; folgerichtig müssten unter dieser Bedingung noch mehr
Strophen als Erweiterungen ausgeschieden und z. B. nach
Strophe 5 die Strophe 7 und dann gleich 10 gesetzt werden;
die Ueberlieferung ermächtigt uns nicht dazu, weil die fraglichen
Strophen , mit Ausnahme : Tegoz nas domiesci , in allen Texten
stehen.
Das Lied ist allmälig entstanden , wie der Inhalt zeigt, aus
besonderen Liedern. Die ersten zwei Strophen sind die ältesten,
das ist, wie schon Maciejowski richtig geurtheilt hat, der älteste
Bestand dieses Marienliedes. Die Sprache zeigt, dass er alt
ist, dies zeigen die "Worte und Wortformen : Bogicm slawiena für
od Boga slawiona, zivolena für wybrana, spust tvinam für odpusz-
czeme win, auch wol Bogu rodzica für Boga rodzica ; ferner bozyc
(der neugeborene Gott, vgl. alteech. bozic und serb. bozic), ize
für Jctöry, zbozny pobyt und andere. Auch dadurch charakterisirt
sich der erste Theil als alt, dass er mit kyrie eleison schlicsst,
was eine Eigentümlichkeit der alten Kirchenlieder der Slaven
gewesen zu sein scheint, wie Prof. Jagic in der Abhandlung
Gradja m historiju slovinske narodne poemje, in Bad Jugoslavenskc
AJcademvje etc., Agram 187(5, S. 9 ff. gezeigt hat. Auch sonst
erhielt sich in Polen lange Zeit der Glaube daran, dass das Lied
sehr alt sei, man schrieb es, wol mit besonderer Rücksicht auf
— 165 —
die ersten zwei Strophen, dem heiligen Adalbert zu. — An den
ältesten Bestand von zwei Strophen wurden dann andere Lieder
und Strophen gefügt: so zeigt der Krakauer I Text nur zwei
Strophen, der Krakauer II bietet die drei oben erwähnten Lieder
und dann noch die Strophe: Maria dzieivice, prosmy (proszymy)
synka Twego etc. bis zu den Worten : Amen, tako Bog daj, bychoni
szli sivyccy iv raj; der Warschauer Text von 1456 (?), welchen
Wiszniewski (Hist. Vit. I, 384) publicirt hat, hat schon viel mehr,
so auch schon die Strophe: Juz nam czas, godzina, grzccliow siq
Jcajaci etc.; ferner die Strophe: 0 sivicty Wociesze, sodann die
Strophe: owieta Kaiarzyna etc., und so auch eine Strophe vom
heiligen Stanislaus.
Die Ansicht, dass das Lied Bogarodzica vom heiligen Adal-
bert herrührt, taucht erst bei Laski 1506 auf, welcher in dem
nach ihm benannten Statut es benannt hat: Prima omnium devo-
tissima .... cantio .... Bogarodzica, manibus et oraculo s. Adal-
berti scripta; diese Ansicht kann nach den Ausführungen Przez-
dziecki's 1866 und Nehring's in Studya Literackie 1884, S. 18 ff. als
hinfällig betrachtet werden. Die Biographien des heiligen Adal-
bert wissen nichts davon; die ältesten Erwähnungen des Liedes
in gleichzeitigen Berichten von der Schlacht bei Tannenberg
1410 nennen den heiligen Adalbert nicht als Verfasser; Dlugosz
nennt das Lied patrium Carmen; auch die Form des Liedes, drei-
theilige Strophen mit Reimen, spricht gegen die Annahme eines
sehr frühen Ursprungs.
Bogarodzica war ein Schlachtengesang. Die ältesten Nach-
richten erwähnen das Lied als einen solchen bei Gelegenheit
der Schlacht bei Tannenberg 1410; die Nachricht in Chwal-
czewski's Chronik, dass die Polen 1208 nach Besiegung Wladi-
mir's „piesn Bogarodzica spieivali" (Gal^zowski, zbiör pisarzy
1829, X, S. 101), beruht auf einer freien Uebersetzung Dlugosz's,
welcher an dieser Stelle patrium carmen hat. Eine Nachricht
aus dem XV. Jahrhundert, welche bis jetzt übersehen worden
ist, findet sich in J. Bielski's Kronika Polska 1597, S. 339, wo
erzählt wird, dass im Jahre 1431 einige Herrn aus Kujavien und
dem Dobrzyner Lande mit ihren Haufen den in der Kraina
feindlich auftretenden Kreuzrittern entgegentraten in der Nähe
von Nakel, bei Dabek, „spiewajac zwyklq swq, pie&n Bogarodzica
— 166 —
glosy wielkimi: zaczym lasy iv kolo srodze hrzmialy s podziivicniem
Krzymkow, skqd .s/V tak widht hui preßko wziql". Die Nachricht
Przezdziecki's, dass nach einer Stiftung, angeblich des Jasko
von Melsztyn vom Jahre 1386, das Lied Bogarodzica in der Aller-
heiligenkirche zu Krakau gesungen werden sollte, hat sich als
ein Falsificat aus dem Jahre 1521 herausgestellt (siehe Liske in
UM. Warszaivska 1877, IV, S. 4L 7). Im XVI. Jahrhundert wird
zwar das Lied Bogarodzica wiederholt erwähnt, doch weder als
Kirchen-, noch als Schlachtenlied; die Bemühungen, es im
XVII. Jahrhundert als Schlachtenlied in den Kämpfen gegen die
Türken wieder in's Leben zu rufen, scheinen erfolglos gewesen
zu sein (siehe Behring Study a 1 2) l) ; die älteste Nachricht, dass
Bogarodzica in der Kirche regelmässig gesungen wurde, findet sich
in den Krakauer Synodalbeschlüssen vom Jahre 1621 (Iieforma-
tiones generales ad clerum etc. in synodo promulgatae a Martino
Szyszkowski, decr. I, 30): ordinamus, ut singuli in parochiis curati
inducant consuetudinem, quatenus non reperitur, ut pauperes ad
summum sacrum canant .... cantilenam Bogarodzica .... bene
reformatam; sodann findet sich (für Tuchel in Westpreussen) eine
Stiftung vom Jahre 1622 (Studya 17), in der Gnesener Kathe-
dralkirche wurde in Folge einer Stiftung vom Jahre 1737, viel-
leicht schon früher (vgl. Herbost ChräescyjaAska potrsqfina odpowiedi
na tr Confessiq, ktora pod titulem Braciey Zakonu Chrishisowego
. . . wydana lest . . . Krakau 1567, wo bei dem citirton Liede ad
marginem steht: To przepisano z exeni/>/ar.:<t Gniemienskiego, ktory
jest w Gniezn. Koscielc, tak jako tarn stoi; vgl. Pilat 8) und wird
bis auf den heutigen Tag der alten Stiftung gemäss an Sonn-
tagen gesungen.
Der Umstand, dass das Bogarodzica-hieA ein Schlachtenlied
war, mag die nächste Veranlassung zu der Vermuthung gewesen
sein, dass der heilige Adalbert es verfasst hat: ein altes rechisches
Lied, welches ebenfalls ein Schlachtengesang war, nämlich Ho-
spodine ponril/wy ny, wurde dem genannten Heiligen ebenfalls zuge-
schrieben. Dazu kam, dass in den ersten Strophen und überhaupt
an mehreren Stellen Anklänge an die cechische Sprache und an
bekannte alteechische Lieder bemerkt werden konnten {Studya
») Vgl. Knapski.
— 167 —
21 ff.). Bei der grossen Achtung, welche die cechische Sprache in
Polen noch im XVI. Jahrhundert genoss und im Hinblick auf den
Umstand, dass die Krakauer Kathedralkirche einem böhmischen
Heiligen, Wenzeslaw-Waclaw, die Gnesener dem ehemaligen Prager
Bischof Adalbert geweiht war, hatte eine Vermuthung der Autor-
schaft des letzten nichts Ungewöhnliches. Die Uebereinstimmung
vieler Stellen in dem Bofj(iro</:ira-Ijie([e mit alteechischen frommen
Liedern siehe Arch. f. slav. Phil. I, 66, besonders aber Dr. Kaiina
Krytycmy rozbiör S. 64, 80, 86 passim. Ueber Anklänge an
lateinische und deutsche Kirchenlieder siehe Bobowski 32 ff.
Ueber die Enstehungszeit des Bogarodsica-IAedes lässt sich nichts
Bestimmtes sagen; die zwei ersten Strophen sind viel älter als
die ältesten Aufzeichnungen, dies ist daraus zu sehen, dass diese
schon verdorbene Stellen zeigen, ein Beweis, dass man in der
Zeit der frühesten Aufzeichnung einzelne Wörter und Wortformen
nicht mehr recht verstanden hat.
2. Ein Mariengruss. Die Form eines Liedes, ohne wol
dazu bestimmt zu sein, hat das aus drei Strophen bestehende
Gedicht, welches Maciejowski in Pamirtniki II, 1839, S. 352
anführt mit der Jahreszahl 1400, ohne die Handschrift, aus
welcher der Text genommen wurde, anders zu bezeichnen, als
Rqkopis 164; da aber dann später in Dodatek do Pism. 1852,
S. 76 gesagt ist, dass die in Pamirtniki mitgethcilten altpol-
nischen Texte Maciejowski von h. Golebiowski zur Verfügung-
gestellt worden waren, so ist zu vermuthen, dass auch dieses
Mariengedicht aus einer Handschrift (vom Jahre 1400?) von
Golebiowski excerpirt worden ist, welche die Signatur 164 hatte.
Da bei Maciejowski an einer Stelle R(epetitio) sich findet, so
hat Bobowski mit Recht jede der drei Strophen gegliedert in
zwei Stollen und einen Abgesang: V, V, R (s. S. 45). Bei der
wenig zuverlässigen Art der Mittheilung des Textes, der aus
einer unbekannten Handschrift, von Golebiowski vielleicht nicht
sorgfältig genug abgeschrieben und von Maciejowski in der leider
bekannten nachlässigen Weise mitgethcilt ist, ist dieser Marien-
gruss in ziemlich verwahrlostem Zustande auf uns gekommen,
und so lange das lateinische oder deutsche Vorbild dieses kaum
originalen Gedichtes nicht bekannt ist, ist es gestattet, freilich
mit dem möglichsten Anschluss an den überlieferten Buchstaben,
— 168 —
auch aus inneren Gründen den Text zu corrigiren, um die vom
Urheber beabsichtigten richtigen Worte zu finden: dies hat Dr.
Bobowski gethan und es ist durchaus zu billigen, dass er in dem
Abgesange der zweiten Strophe die "Worte tegdi und agdi die
Stelle gegenseitig ändern Hess und liest:
Ty nasivir(t)sza modlisz kiegdy,
Modlq swyccy swieci, a gdy
Milczysz, milczq tegdy.
Man könnte auch den Text bis auf das letzte Wort agdi
unverändert lassen, dieses in veszdi, d. h. wezdy, ändern und lesen:
Ty naswieftjsza modlisz kiegdy,
Modlq swyccy swieci tegdy,
milezysz, milczq wezdy.
Der erste Vers bleibt dann auch im Uebrigen nicht ohne
Bedenken. Bedenken macht auch der zweite Stollen der ersten
Strophe : Jezu Crista jes poczela
Snosila, porodzüa,
Za nas (Synas?) pirwsza prosila (Bob. 46).
Zwar sind die einzelnen Worte und Zeilen für sich ver-
ständlich, indess, da in den folgenden Zeilen, in dem Abgesange,
von der Bitte nicht die Rede ist, so möchte man an das Zu-
nächstliegende denken, an das Pflegen des neugeborenen Jesus-
kindes, man könnte also lesen:
Jaze (im Texte steht Gesza) crista jes poczela,
Snosila (im Texte sznosila), porodzüa,
Swqs pirsiq ji poila (in der Handschrift stand vielleicht
l)(o)gila, was Goleb. prosila las?)
(im Text Sznasz pirwsza prosila).
Die Coniectur Bobowski's niebieska dziedzice in der dritten
Zeile ist wol einleuchtend, ebenso einfach wäre anzunehmen,
dass über niebieske ein Ringlcin (o) unberücksichtigt und zu lesen
ist: niebieskiego dziedzice, für beide Fälle wäre in dziedzice für
dziedzica ein Cechismus anzunehmen.
Der dritte Thcil erinnert an die Praeambula zu Predigten,
er heisst: Abychom na tem kazaniu,
Przyszli ku boskiemu poznaniu,
Totem zawitaniu,
Zgotowanemu wszem dobrym,
— 169 —
A osobno iv Bodze szczodrym,
Pozdröiv pozdroivieniem !
Ztias kazdy teni pozdrowi ja,
Aniola nastvietszq wiecq
Rzkqc: Zdroivas Marya.
Vgl. oben über Praeambulum.
3. Ein anderer Marienhymnus, der bei Maciejowski
Pomniki II, 359 steht, bezeichnet mit der Signatur a. 1446
Rrkopis 183, giebt ebenfalls zu allerlei Bedenken Anlass, wie
überhaupt die altpolnischen poetischen Texte in verwahrlostem Zu-
stande überliefert sind; das hier genannte Gedicht stimmt mit einem
altcechischen überein, welches Feifalik in der Abhandlung von der
altcechischen Yers- und Reimkunst II, speciell vom Kirchenlied
1862, S. 44 anführt, ohne dass es das altpolnische erschöpfend
erklärt; Feifalik wusste sich mit dem altcechischen Texte auch
keinen Rath. Dr. Bobowski hat auf den lateinischen Text Rück-
sicht genommen, dieser (bei Feifalik 1. 1. S. 320 [S. 40] mitge-
theilt) zeigt, dass das lateinische Lied (Ave pulcerrima Regina)
in das Cechische ziemlich wörtlich übersetzt worden ist: der
altpolnische Text scheint dem cechischen Original nachgeschrieben
zu sein; so verlor der cechische, und somit auch der polnische
Text, die Form des Liedes.
Wie sehr der von Maciejowski mitgetheilte Text unrichtig
ist, zeigt sich in dem zweiten Stollen der Strophe I (Bobowski
hat aus dem lateinischen Liede die Gliederung in V. Y. R. versus,
versus, repetitio, aufgenommen) wo iacosztlio myle prziyal kszobye
steht für jaho choc müq przyjcä li1 sohle; im lateinischen Liede
heisst es pro morum — virtute — sposam in uiuente — traxit
ad sc (dabei bleiben die lateinischen Worte in vivente, und die
cechischen Je twe starosti nicht erklärt, für in uiuente haben wir
vielleicht, des Reimes wegen, iuuentute zu lesen, wie der pol-
nische Text junoszej w ttvej mlodosci auch darauf führt). Dass
der polnische Text mit dem cechischen übereinstimmt, ist bei
solchen Stellen zu sehen, welche von dem lateinischen Liede
abweichen, so lässt sich in dem Abgesange der zweiten Strophe
die erste Zeile aus dem cechischen herstellen: Aronoiv kwytl
yest prfit vwadly; vielleicht ist in dem ersten Verse der dritten
Strophe für aster lyrzespyecziia zu setzen aster przeslycziia, nach
— 170 —
dem cechischen hester prsyespanila : der lateinische Text hat nur
Hester. Indess sind doch auch Abweichungen von der cechischen
Uebersetzung zu bemerken : statt zaivrzcna brana im ersten Vers
der zweiten Strophe steht wybrqnyq thys ullczka (= wybrana tys
uliczka, wybrana gehört zu ■uliczka und nicht zu pisma), weil
dieser Ausdruck in der polnischen Gebetsprache des XV. Jahr-
hunderts der geläufige gewesen zu sein scheint; auch in dem
Vers 1 der dritten Strophe ist a przatho nye byedye yest amon
obycszon kaum zu ändern in a prze cz<f> nyeszlachetny yest amon
obycszon, im lateinischen Text steht f ' . . . . Aman suspendit pro
scelere (prze zbrodnyel).
4. Eine ähnliche Begrüssung Mariae ist der Hymnus,
welcher in Maciejowski PcMniqtniki II, S. 373, steht, mit der
Jahreszahl 1493, ohne jede Beschreibung der Handschrift, aus
der er entnommen ist. Er scheint eine wörtliche Uebersetzung
eines lateinischen Originals zu sein, mit versuchter Reimbildung,
jedoch ohne regelmässigen Strophenbau, lässt sich auch, bis
nicht der lateinische Hymnus gefunden sein wird, nicht ent-
sprechend beurtheilen. Den ziemlich correct in Maciejowski ge-
druckten Text suchte Bobowski in eine bessere äussere Form
zu bringen; in der vorletzten Strophe möchte ich statt mttthha
mylosczywa, matko müosierna vermuthen (es reimen dann matko
müosierna und laski pelna). Man findet in diesem Hymnus An-
klänge an ein Gebet in über precarius Hedvigis.
5. Ein anderer Hymnus an Maria findet sich in Macie-
jowski Tom. II, 308, entnommen angeblich aus einer Handschrift
N. 690 aus dem XV. Jahrhundert, aber auch hier liegt die Ucbcr-
lieferung im Argen.
Maint paamo szlachetna sjiokolenya szivyathego
Tlü yes kalewna (sie) nyebyeszha nuicz Boy wszechmonego (sie)
smehi cyeszlcey dusze yathe tysz tnocznyc ivybavyla
proszymy by raezyla
szye przyczynycz za nasz ii/od/yc:
letdbye szye uczyekamy pa/rmo szwyetlw
Matko boza thysz crlsta porodzila.
Entweder ist der letzte Vers durch Zufall angeschoben,
oder er müsste als vierter Vers eingefügt werden, indess ist
— 171 —
dieses in seinem Gedankeninhalt wenig abgeschlossene Carmen
auch sonst nicht ohne Bedenken, wegen des Verses: s$ye )»::>/-
czynycz za nasz modlycz. Man möchte sich entschliessen, die
Verse folgendermassen zu disponiren:
1. Maria, panno szlachetna,
S pokolcnia stvirtego,
Ty jes hrolewna niebieslm,
Mac Boga ivszeclinio(c)nego.
2. S mejä cießkie
Dusze jete
Tys mocnie wybawilal
Prosimy, by raczyla
Sie przyczynir,
Za nas modlic.
3. K tobte sie uciehamy,
Panno swiqta
Math) Boza,
Tys Jcrysta yorodzila.
6. Ave maris Stella. Während die drei letzten Marien-
grüsse zum Absingen nicht bestimmt waren, ist leicht ein Lied
zu erkennen in der Begrüssung Mariae , Maris stclla, welches
Maciejowski in einem Convolut (paczlia) von Gedichten (wiersze)
in Sieniawa gefunden hat und welches er ohne nähere Begrün-
dung „vor 1500" datirt; das cechische Lied steht in Cas. c. Mus.
1848, III, 269 l) und klingt anders. Das polnische Lied, bei
Maciejowski Dod. 142, besteht aus zwei Theilen, jeder Theil mit
Alleluja abschliessend; der erste Theil besteht aus vier Strophen
zu vier sechsilbigen Zeilen, der zweite aus drei solchen Strophen.
Was dann auf v. 28, bei Maciejowski auf v. 12, folgt, scheint
nicht mehr zu dem Liede zu gehören, weil der zweite Theil
mit den Worten abschliesst:
Badz czesc Bogu occu
J synu Bozcmu
J duchu swietemu
W Tröjcy jedynemu. Alleluia!
l) Daraus Hanusz in Malij Vybor ze staroceske literatury 1863, S. 60.
— 172 —
Die wörtliche Uebersetzung aus dem Lateinischen erklärt die
Regellosigkeit in den Reimen, ihrer Anwendung und Stellung.
7. Aus dem Cancionale, welches Jan, Lehrer und Organist
von Przetvorsk, im Jahre 1435 angelegt hat, hat Juszynski in
der Vorrede zu Dykcyonarz poetöw polskich, einige Lieder mitge-
theilt, darunter auch einen Lobgesang auf Maria, welches er ein
Lied (piesn) nennt, in der Voraussetzung, dass in einem Can-
cionale sich nur Lieder befinden konnten ; das Wort Chorus vor
den letzten vier Versen berechtigte ihn auch dazu, wenn es auch
auffallen kann, dass die Worte des Chorus nur im Munde Mariae
verständlich sind, sie heissen:
A k mnie podzcie, usilujcie,
A mnie swym siercem müujcie,
A ze mnq do przybytku niebieskiego
Z Bogiem ojcem, synem miluthim zwolonego.
Dieser Lobgesang ist aus dem Cechischen transscribirt, dies
sieht man nicht blos in den Stellen, welche Juszynski hervor-
gehoben hat, indem er sie cursiv drucken lies, ohne sie als
Cechismen zu bezeichnen, sondern auch in den Reimen: blednych
— trudnych, korzen — otworzon, matka — niebozqtka, welche in
einem cechischen Gedichte ganz richtig klangen: bludnych —
trudnych, koren — otvofen, maika — nebozatka. Ausserdem zeigt
dies eine Vergleichung mit dem cechischen Text, welcher zwei
Mal mitgetheilt ist: in Holowacki's Lemberger Gebetbuche
0 rukopisbnonvb molitevnikc starocesskoim sb XIV — XV veka, Prag
1861, S. 6, und in Hanka, Starobyla skladanie III, Prag 1818,
S. 168. Der cechische Lobgesang in der Lemberger Handschrift
ist bedeutend länger, als der polnische, stimmt auch erst vom
v. 33 des cechischen mit diesem bis zu den Worten : Thy thwe
tyessys niebozqtka (p.) = Wspomnc na mye na nebozatko (c.) überein;
daraus folgt nicht, dass der polnische Lobgesang, weil aus dem
Zusammenhange gerissen, nicht zum gesanglichen Vortrage be-
stimmt sein sollte, die letzten vier Verse des Chores, die sich
in dem ccchisch versificirten Gedichte nicht finden, sind hinzu-
gefügt, um das Gebet sangfähiger zu machen. Der Eingang,
welcher beginnt:
Na wsze nadzieio przemiela
Tys wszystka niebieska sila etc.
— 173 —
ist wol zu corrigiren in:
Nasse (= poln. nasza) nadziejo prsemMa
Tys wszystka niebieska süa.
8. Der Hymnus Salve Regina in polnischer Uebersetzung.
Das Lied Salve Regina misericordiae von Hermann Contractus
ist in Polen ziemlich verbreitet gewesen, was daraus zu sehen
ist, dass die polnische Uebersetzung sich in sieben Handschriften
findet: 1. Der Text von 1406, mitgetheilt von Maciejowski
Dod. 39 nach der Abschrift, welche Gol^biowski gemacht hatte
aus einer Handschrift, die ehemals einer Klosterbibliothek, später
(als Klosterbibliotheken unter dem Ministerium Potocki durch
Linde nach Warschau übergeführt wurden, seit 1816) der
Warschauer öffentlichen Bibliothek gehörte, zuletzt nach Peters-
burg in die öffentliche Bibliothek wanderte; 2. und 3. in einer
oder zwei Warschauer Handschriften fand Gol^biowski dasselbe
Lied und theilte die von ihm gemachten zwei Copien auch Macie-
jowski zur Benutzung mit (Maciejowski Pism. I, 312); einen
vierten Text fand Krzyzanowski in einer von Maciejowski nicht
näher bezeichneten Handschrift und druckte ihn in Sandomie-
rzanin ab, Bd. II, woraus Maciejowski Varianten notirte ; mit
diesem Texte stimmt fast völlig der fünfte überein, den Ujaz-
dowski in Schlesien, angeblich in einer Handschrift von 1480
fand und in SM. PolsJca III, 126 mittheilte; 0. Juszynski theilt
in der Einleitung zu Dykcyonarz poetow 2>olskich ebenfalls den
Hymnus Salve regina aus Przeworszczyk's Cancionale von 1435
mit, diesen Text wiederholt Wiszniewski I, 393; 7. ausserdem
findet sich in derselben Krakauer Handschrift aus dem XIV. bis
XV. Jahrhundert, N. 1299, in welche Pater noster, der Decalog
und die Confessio in polnischer Uebersetzung eingetragen sind,
an erster Stelle der polnische Text von Salve regina (s. oben),
und 8. ist er in Modlitivy Waclawa enthalten (ed. Malinowski
1875, II, 58).
Die Texte sind von Bobowski verglichen und das Verhält-
niss unter ihnen zu ermitteln gesucht durch Abwägung der Ab-
weichungen. Der Krakauer Text verdient trotz seiner Verderbt-
heit wegen des verhältnissmässigcn Alters Beachtung. Er ist an
einer Stelle unheilbar, nämlich gegen das Ende: a my thivogy
u/i/loszerny mein, wo die anderen Texte haben: one twe
— 174 —
milosierdne oczy Je nam obröci a Jezusa. Der Text würde lauten
Zdrowa kroleivno, matJco müosierdzia, zywot, slodkosc (so lese ich
szlotlicoszczi , dem lateinischen Original dulcedo entsprechend)
i nadzieja nasza. Zdrowa, k tobie ivolamy, wypowieänicij l) synowie
Jeivini, k tobie wzdychamy wyjac i placzac (so lässt sich ohne
Aenderung lesen: iv ytfczy placzfic, die andern Texte haben Ikajqc
i placzac) ; ivezrzy na (oder w) podole siez (so lässt sich herstellen :
wezrzy czo cole szlesz), a tego dla, rzecznice nasza — hier kommt
die verdorbene Stelle mit einer Lücke — , der Anfang kann ge-
lesen werden: ony twoi müosierny, mit der Ergänzung: oczy k
nam obröci, a Jezusa (in meka a ist Jezusa schwerlich wieder zu
finden), dann heisst es: blogoslatviony oivoc zywota twego nam po
tej to puszczy ukazy, o miloseiwa, o dobrotliwa, o slodka panno
Maria, Amen.
Der Text Przeworszczyk's 1435 ist dem Polnischen wenig
angepasst, die Öechismen sind hier wenig oder gar nicht be-
seitigt. "Wir vermögen ihn nach dieser Seite hin durch drei
cechische Texte zu controliren, von denen der eine, genommen
aus einer Prager Handschrift des XIV. Jahrhunderts (Univ.
Handschr. XVII, P. 30) durch Jungmann veröffentlicht worden
ist in der Abhandlung NcJäere modlitebni kniJiy v rukopisech in
Bozbor staroces. liter. 131 ; der andere, genommen aus einem
Lemberger Codex des Ossolinski'schen Instituts vom XV. Jahr-
hundert, ist mitgetheilt von Holowacki, 0 rukopisbnomb molitev-
nüke staroressJwmb S. 21; der dritte befindet sich in einer Hand-
schrift der Breslauer Universitäts-Bibliothek aus dem XV. Jahr-
hundert, sig. I Q. 466, fol. 94.
Der Text Przeworszczyk's, mit begleitenden Parallelen aus
den cechischen Texten, lautet :
Zdrawa, Gospodze müosty2),
Zywota slodkosty 2),
Y nadycgie nassye,
Zdrawa, k tobie wolamy,
') Gebildet nach dem im Cechischen gebräuchlichen vypov&d&nec Ver-
lutiiritiT, und njjiorrd»;'/.
2) Zdrawa kraknono milosrdenstwye , Zywote sladhosti, so auch in der
Breslauer Eandschrift; die polnische Fassung ist, nach einer anderen ßechi-
■ -I ii-ii Vorlage gemacht.
— 175 —
Wipowicäny synowe ewy 1),
K tobie wzdychame
Lkagicze a placzicze 2)
W to to Izym ivqdöle (= iv tomto Izym waßole) 3)
Apto (== przeto) Rzeczycze (rzecznycze, d. h. rzcczuier)*)
Prziivolana nassye,
Tthwe mylosrdne oczy k nam obraez
A Gezissye pozehnanego 5), plod ziivota tivclio,
Nam po to to (jjo te to) pusezy ivJcaz,
0 dobra, o myla, o slodka marya, Amen.
Die anderen Texte sind mehr polonisirt; keiner hat gospodze,
sondern alle haben kröleivno, keiner lüzdyehame, sondern ivzdy-
chamy, keiner Ikajice i placzice, sondern Ikqjac i placzqc, keiner
pozehnaneho , sondern blogoslaiviony oivoc etc.; indess hat auch
Przeworszczyk's Text polnische Formen: wolamy, waßole, plod,
slodka. Keine Spur von Cechismen zeigt der Text 1 vom Jahre
1406, er ist auch der correcteste.
lieber ein Lied mit der Paraphrase des Hymnus Salve
Regina siehe unten.
9. Das Lied kröleivno niebieska. Was Maciejowski in
Dod. 142, IST. 32, aus einer Handschrift „vor 1500" in der Bibl.
zu Sieniawa anführt, besteht aus zwei Theilen, dem Liede Ave
maris Stella (s. oben N. 6), welches mit den Worten schlicsst:
w tröjcy jedynemu, Alleluia, und dem Liede, welches im latei-
nischen Original beginnt: Regina coeli laetare. Die Uebersetzung
ist eine freie und erweiternde Paraphrase. Zum Singen empfahl
sich ein solcher Wortlaut:
1 . Kröleivno niebianska G)
Matko chrzeseijanska,
') Wqmviedeny synowe eivyny in der Lemberger , äyeti Evmi in der
Prager Handschrift.
2) Tkagicz a placzicz Lemb., Jkayce a placzice Prag.
3) W tom to slsavem rrfolc, damit stimmt auch der polnische Text bis
auf Izym, welches entweder für Izawym steht oder Izym gelesen werden muss,
adiect. von Iza.
4) nassic rzecznicze.
") A Gezisse pozehnaneho.
6) Im Text steht wyebeszka.
— 176 —
Wiesiel sie, AUeluja!
Czysta pcmno Maria, AUeluja!
2. Ktoregos nosila
J tez porodzila
Trzeciego dnia zmartwychwstal,
Jako przedtem poiviedal. AUeluja!
3. Pros za nami Boga,
Badz Ty nasza koga l),
Byehom morze przebyli,
T)o nieba przeplyneji. AUeluja!
Das Lied zeigt grosse formelle Regelmässigkeit: die zwei
ersten Zeilen jeder Strophe sind sechssilbig, das folgende Vers-
paar hat siebensilbige Zeilen, wobei zu bemerken, das in der
ersten Strophe das Wort Maria der vierten Zeile mit AUeluja
der dritten reimt. Die Erwähnung des auferstandenen Christus
macht es wahrscheinlich, dass dieses Lied zu Ostern gesungen
wurde.
10. Maciejowski führt in Pamietnihi II, 362 zwei Verse
an, die er mit den vielsagenden Worten einleitet: Rekopis 478
rohu 1416, tviersz 56, welche uns zu der Annahme berechtigen
könnten, dass Maciejowski oder Golebiowski aus einer grösseren
Sammlung von polnischen Gedichten nur diesen einen kurzen
Vers 56 abgeschrieben hat, denn die Handschrift N. 478 de a.
1416 wird sonst nicht wieder genannt. Der an citirter Stelle
angeführte Vers ist ein Spruch, der nach dem Ave Maria ge-
sprochen wurde:
Vrzez Twe, mila panno, pozdrowienie,
Raez nam uprosic u syna swego
Grzechom odpuszczenie.
Die Marienhymnen und Lieder der Kahlenbergcr
Handschrift aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts.
Nach Maciejöwski's ungenauer Angabe (Pism. I, 348 ff.) hat
h. Golebiowski, Bibliothekar der öffentl. Bibliothek in Warschau
(vom Jahre 1822 an) in einer Handschrift des Benedictiner-
') ko^a, nach dem inittellateini.schen cogga = Schiff.
— 177 —
Klosters auf dem Kahlenberge (s. Krzyz) l) fünf polnische reli-
giöse Gedichte und Lieder entdeckt, abgeschrieben und Macie-
jowski zur Verfügung gestellt, von denen er die zwei ersten dem
Andreas von Stupia, die übrigen drei mit einem einleitenden
kurzen Vers einem gewissen Slopuchowski zuschrieb 2). — Die
Mittheilung, dass die ersten zwei Gedichte von Andreas von
Slupia herrühren, wird nicht näher begründet3), die Behauptung
aber, dass die folgenden von Slopuchowski verfasst sind, stützt
sich auf das kurze Gedicht in der Handschrift, welches angeblich
mit Wyklad Szlopuclioivskicgo beginnt. Maciejowski theilt die er-
wähnten Gedichte in Doä. 112 ff. mit, unter dem Titel: Przed
r. 1470 (?) nstpn. (?) Poezye Andrzeja ze Slupia, und mit moderner
Transcription.
An dritter Stelle steht folgendes kurze Gedicht:
Wyhlad Szlopuchowszhyego,
Poczathelc pycszny novey
Ku thczy mathuclmy bozey
Wszecli nalcraszszey rayszJcey rczey (so, für rozey),
Szpewaymy ya (ja) vcszelyc (= wiesiele),
Bodz (= hoc) iv nyey dobrego tvyelye,
Ysz w haszdey vyerney duszy
Szyercze szya Jeu JBogu ruszy.
Was dann weiter unmittelbar darauf folgt, beschliesst das
„Absingen" dieses „neuen Liedes":
Konyecz thego szpyewanya
Dia lyuczhyego szbaivyenya,
Day nam Chryste szbawyenye,
Przy szmyerczy dobre szlconanye.
1) Die Ueberführung der Bibliotheken der aufgehobenen Klöster, insbe-
sondere des vom Kahlenberge und von Sicciechöw nach Warschau, hat im
Auftrage des Ministers H. Potocki B. Linde im Jahre 1816 besorgt; der erste
Bibliothekar Lelewel hat die Kahlenberger Handschriften schon durchgesehen.
2) Vgl. Biblioteka Polslca 1826, N. I, S. 87 (Citat aus Maciejowski).
3) Andreas von Slupia war 1472 im Kahlenberger Kloster, 1472 Pfarrer
in Slupia und 1493 Prior des Klosters; siehe Lelewel Ksiqg bibl. dwoje 11,89.
Die Mittheilung Golebiowski's von der Autorschaft des Andreas von Slwpia
würde sich durch eine Einsicht in die Handschriften controliren lassen, die in
der öffentlichen Bibliothek in Petersburg sich befinden. Mac. Dud. 122.
Nehring, AJtpoln. Sprachdenkmäler. l-
— 178 —
Ktho ya (= ja) badzye szpyevaczy
Albo pylno szluchaczy,
Panye Boze1), raczy mu tho wszythlco dacz,
Czo badzyc u czyebye zaäacz.
Die Eingangsworte, die allerdings räthselhaft sind, mögen
heissen WyJrfad (z) Szlvp u(s)choivszkyego , d. h. Wyklad z Slup
Wschoivskiego. Bei Lelewel Ksiajg bibl. II, 89 findet sich unter
den zahlreichen Handschriftenschreibern des XV. Jahrhunderts,
zum grossen Theil in dem Kloster auf dem Kahlenberge, auch
Marcus Schoiva de Slup, das letzte Wort de Slup bedeutet ge-
wiss so viel, als das bei anderen Namen 1. 1. vorkommende de
utraque Slupp , mit dem Zusatz sub monte; dass vor dem Gen.
plur. Slup die praep. z weggelassen ist, entspricht dem Altpol-
nischen genau (vgl. (z) shig, (iv) ivierze etc.). So wie Andreas von
Slupia, der nach der Meldung von Golebiowski Verfasser von
zwei Gedichten der Kahlenberger Handschrift war, um das Jahr
1472 im Kloster und in den folgenden Jahren in Slupia war, so
war „Marcus Schowa de Slup" im Jahre 1473 anscheinend im
Kloster Lysagöra.
Wenn wir dieses einleitende Gedicht mit dem empfehlenden
Schluss in Abzug bringen, so bleiben nur fünf Gedichte, von
denen die ersten zwei Andreas von Slupia, die weiteren drei
(nach dem Wyklad folgenden) dem Marcus Wschowa de Slup
(„Slojnichoivski" ) zugeschrieben werden ; die ersten vier von ihnen
sind Mariengedichte oder Marienlieder.
Dieser obige „WyMad" ist zu sehr formelhaft (Vorwort und
Nachwort zu einem Liede nebeneinander), als dass wir ihn auf
das vorhergehende Gedicht (das zweite) beziehen könnten, wenn
auch dieses im Eingange als neues Lied bezeichnet wird:
Radosczy vam povyadam
yze nowa pyeszn szhladam
0 hrolewnye nyebycszkycy . . .
1 1 . Dieses zweite Gedicht ist durchaus episch gehalten,
die Form der regelmässigen Strophenbildung würde aber doch
dafür sprechen, dass es zum Absingen bestimmt war, ebenso
') Entweder Panie oder Boze ist überflüssig.
— 179 —
wie das zweitnächste. Anordnung der Strophen und Erklärung
des Textes bei Bobowski, Die polnische Dichtung, S. 67 ff.
12. Das erste Gedicht in der Kahlenberger Handschrift ist
eine Marienklage mit epischem Charakter, zum Ablesen be-
stimmt, wie der Anfang zeigt: Poshichayczc bracza myla, Jcczacz
(= chcoß) warn slcorzyc (skarzyc) hrivawq clnvflq, wie die an-
erkannt richtige Lesart lautet 1). Dass Maciejowski den im Codex
continuirlich geschriebenen Text in Strophen abgetheilt hat, kommt
daher, weil er in der Abschrift Golebiowski's nur in gewissen
Absätzen grosse Buchstaben fand, einen regelmässigen Bau zeigen
sie nicht im geringsten.
. 13. Das dritte Gedicht in der Kahlenberger Handschrift be-
nannte Bobowski2) Anna -Maria, ein Titel, der auf der Text-
verbesserung im Anfang der Strophe 6 : A nam in Anna beruht.
Diese Coniectur hat Bobowski richtig verwerthet. — In der ersten
Strophe ist zu lesen: Jcrzescijanstwo wierzy wieme, Jest(li) naboznc
% smierne ; in Strophe 5 ist der erste Vers so herzustellen : Od
vyeku iv radzye poszuana für posznana. Die Worte gegen das Ende:
0 Maria zorza yaszna, Racz bycz thego domu strozem, welche so
herzustellen sind :
0 Maria, jasna zorza,
Bacz byc tego domu stroza.
lassen uns im Zweifel, ob dies Gedicht, welches durch die
Zeichen V und R sich als Lied giebt, ein Kirchenlied war; indess
bedeutet dorn auch Kirche (s. Gnesener Predigtordnung). Ein-
zelne Strophen halten den einfachen Gedankengang auf und sind
wol Erweiterungen, so die einem Liede nicht entsprechende
Strophe 25:
W moyem rozumye badalem
y tahyesz iv pyszmye czytalem.
14. Das in der Kahlenberger Handschrift weiter folgende
(vierte) Gedicht ist ein glossirtes Lied auf Salve Regina. Das
!) Im Text steht glowa, was ohne Sinn ist; da aber weiter unten steht
ciqzka nioja chwila etc., und weil clucilä mit mild reimt, so ist die obige
Correctur sehr wahrscheinlich.
2) Poln. Dicht. 75.
12*
— 180 —
Lied ist in gutem Zustande erhalten und bietet zu schwierigeren
Erörterungen keinen Anlass. •
15. Sieben Freuden Maria e. Ein solches Gedicht,
welches sich in den Sammlungen K. Swidziriski's befand, wurde
von Chometowski veröffentlicht in Spraivozdania I, 147, ohne
jede Beschreibung der Handschrift, mit der falschen Bezeichnung
,,Engelsgruss", die nur auf den Anfang passt. Dieses wTol nur
für fromme Leetüre bestimmte Gedicht ist eine kurze Aufzählung
der Freuden Mariae und schliesst mit einem Gebet an dieselbe.
Der Anfang scheint verdorben, denn statt radosc pinva lesen wir
pozdroivienie pirwe, und die dritte Zeile tamos miala rozum iviclki,
lässt sich in einfacher Weise nicht erklären.
16. Fragment eines Mariengedichtes „Assumptio Mariae",
gefunden in dem Nachlass Walewski's und herausgegeben von
Dr. Seredyiiski in Spraivozdania I, 160, ohne nähere Angaben,
beginnt mit den Worten : Anieli slodJzo spieivali, a barzo sie ra-
doivali etc. und besteht nur aus drei Strophen. Der Heraus-
geber bemerkt, der eine Text, unser Fragment, sei sehr sorg-
fältig copirt gewesen, wie ein Facsimile; wahrscheinlich ist
damit ein Original des XV. oder XIV. Jahrhunderts gemeint.
Um so mehr ist zu verwundern, dass die drei wie aus dem Zu-
sammenhang gerissenen Strophen Anlass zu Bedenken geben.
17. Ein Fragment eines Liedes an Maria findet sich in
Pamitfniki MaciejowTski's II, 368, bestehend aus den drei fol-
genden Zieilen . jyay nam pann0 szpomozeny,
Day nam phaly vyszlawycny
Krolya pana („panna") nassego.
II. Weihnachtslieder.
1. Ein Weihnachtslied, mitgetheilt von Maciejowski, Va-
iiihtnihi II, 361, nach Gol^biowski1s Datirung und Signatur aus
dem Jahre 1442 und aus einer Handschrift der Warschauer Biblio-
thek N. 477, beginnt mit den Worten:
Stal(a)czs sz0 rzecz welmy dzywna,
panna syna porodzyla
przesse wssey stradzy czelestney,
thocz gest dzyivnc- a noive.
— 181 —
Dasselbe Weihnachtslied, in cechischer Sprache, befindet
sich in der Breslauer Universitäts- Bibliothek, in einer Hand-
schrift sig. I Q. 466, aus welcher Hoffmann v. Fallersleben es
in Monatschrift von und für Schlesien S. 745 mitgetheilt hat.
Es ist länger als das polnische, dieses schliesst auch anders ab.
In jenem finden wir in der Zeile 3 für przesse ivssey stradzy,
in diesem beze ivssie strasty tyclesne, welches nicht besser ist,
als das polnische stradza, nach Knapski Mühseligkeit, Elend.
Das altpolnische Lied zeigt genau dieselbe Strophenbildung,
wie das altcechische, nämlich die dreitheilige Strophe, deren
zwei Stollen je vier achtsilbige Zeilen haben, der Abgesang
zeigt drei Zeilen von acht, sieben und fünf Silben. In Bezug
auf die Silbenzahl herrscht in beiden Texten dieselbe Ungleich-
mässigkeit. Die Aufzeichnung ist ungenügend; der Abgesang
Badujmy sie, weselmy siq etc. müsste nach je zwei Strophen
gesetzt werden, wie in dem cechischen Liede; auch fehlt in
dem polnischen eine Strophe, welche aus dem cechischen leicht
ergänzt werden kann.
2. Juszynski führt aus dem Gesangbuche von Przeworsk 1435
ein Weihnachtslied an:
Chrystus sie, nam narodzil,
Jusz daivno poivieszczon byl,
welches aber abgebrochen ist bei den Worten: Cluvala tobie na
wysoJcoscl i. t. d.
3. Ein drittes altes Weihnachtslied theilte aus dem Nach-
lass Walewski's Dr. Seredynski mit in Spraivozdania I, 155—160,
unter dem Titel Kolenda XV wieku. Es sind fünf kurze Lieder,
die dem Charakter der älteren polnischen Weihnachtslieder ent-
sprechen. Dem polnischen Text ist der lateinische beigegeben,
von Dr. Seredynski aber nicht angeführt, nur an einer Stelle,
beim Eingange zu dem zweiten Stück: Nuz ivy Bielscy panowie,
steht zur Erklärung auch die lateinische Stelle: Vos Byalynenses
omnes date laudes etc. Vornehmlich zu dem dritten Liede wäre
die Dabeisetzung des lateinischen Textes erwünscht gewesen,
weil hier in jedem dritten Verse der Refrain seht: cya, cya, yegq
narodzenye; das erste Wort scheint aus der Kindersprache ge-
— 182 —
nommen zu sein und eine einschmeichelnde Bedeutung zu haben.
Das Lied lässt sich so herstellen:
Mesias vyemy xpus nasz
obyavylczy nam yvsz szwoy czas,
cya, cya, szvego narodzenya.
vyerz, czlovyccze chrzeszczyanslcy,
narodzyl szcha nazarenszTcy,
cya, cya iv ycgo narodzene.
vsznalcsy vol a y oszyel,
ysz nam narodzyl pan (ysze sza, nam pan narodzyl ?),
cya, cya, ycgo narodzenye.
angyol paszthvcliam obyavyl,
oszyel y vol yesth gy falyl.
cya, cya, Bosse narodzene.
Trzyey hrolevye przyyeclialy,
dary mv offyerovaly.
cya, cya, yego narodzenv (sie).
4. Die Gedichte, welche sich in Zywot Jezusa Chrystiisa
von Opec 1822 finden, sollen nach Versicherung Przyborowski's
0 pieciu zvydaniach Baltazara Opecia etc. 1882, S. 7 ff. sehr alt
sein; ob sie aus dem XV. Jahrhundert stammen, wäre zu unter-
suchen.
III. Passionslieder.
1. Das lateinische Lied des heiligen Theodulf: Gloria, laus
et honor, ist im XV. Jahrhundert auch ins Polnische übersetzt
worden, und aus einer Handschrift, welche von Macicjowski
(Pamiet. II, 357) bezeichnet wird: N. 701, von diesem mitge-
theilt. Die von Maciejowski an die Spitze gestellte Jahreszahl
1400 ist schon deshalb als nicht richtig anzusehen, weil Macie-
jowski die Sprachdenkmäler in chronologischer Reihenfolge an-
führt; da „Piesn na hwietniq Nicdziclq" zwischen dem Liede:
Jezu Chryste, nasza radosc angeblich vom Jahre 1440 und dem
Marienliede Sdroiva ba,dz nahvietsza krölcivno ebenfalls vom
Jahre 1440 steht, so möchte man auch für das in Rede stehende
Gedicht dieselbe Datirung vermuthen; sicher ist eine solche
Vermuthung nicht, da die Handschrift bei den zwei Gedichten
mit der Datirung 1440 dieselbe Signatur 183 hat, die hier in
— 183 -
Betracht kommende aber mit 701 bezeichnet ist. Das Lied, von
Maciejowski richtig als Lied zum Palmensonntag bezeichnet,
wegen der Worte in der vorletzten Strophe : Owa rece nasze obie
palmy noszac etc. ist in einem sehr verwahrlosten Zustande über-
liefert und mit Hilfe des lateinischen Liedes allein kaum herzu-
stellen. Bei der theilweisen Herstellung ist darauf Rücksicht zu
nehmen, dass in einem Liede (als solches charakterisirt es sich
durch das einmal noch stehen gebliebene R) Strophenbildung,
gleichgebaute Verse mit Reimen vorauszusetzen sind :
Chwala, slaiva, ivszeTka czesc
Baßz Tobie, o Jcrölu gosponie!
Ktöremu dziecinny glos poje (= singt, Mac. pvge) :
Pozdrowienie baßz Tivoje.
JzraelsJci jes krölewic,
Dawidöw syn i tez rodzic1),
Tego swiata praivy rodzic.
Ciebie, Jcrölu, czczq anieli,
Ciebie, Jezu, chwala sivieci
Chivalac czloioiek i stworzenie
Chwala Ciebie, Kryste Panie.
Lud zydowski wyszedl h tobic
Z palmami im czesc tobie,
J my teze, Krzescijany,
Chwalim Ciebie modlitivami.
Owa rcce nasze obie
Palmy noszac idziem („yedzem") 1c tobie,
Twcj milosci prosim sobie,
Daj nam Jcrölowac na niebic.
Baßz Tobie lubo spicwanie
Nasze, jcze czynim glosem („nasze Idliorc czynym
eze glosscm"),
Krölu chivaly i milosci,
Oddal od nas ivszysthi zlosci.
l) rodzic hat hier passive Bedeutung: der im röd (Geschlecht) ge-
borene, in der folgenden Zeile hat es die ihm jetzt zukommende Bedeutung
von Erzeuger.
— 184 —
2. Das Lied vom heiligen Kreuz. Klodziriski, Director
des Ossoliriski'schen Instituts, fand auf dem Deckel eines alten
Buches ein Papierblatt, beschrieben mit einem Lied auf das
heilige Kreuz, und hat es Maciejowski überlassen; dieser, welcher
es — gewiss mit Unrecht — auf die zweite Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts datirt, führt es in Doäatck 37 in ursprünglicher Fassung
an. Das Gedicht beginnt so:
0 crzyszu nasivyathszy, bändig posdrowyon,
Tlty ycsthesy nasza nadzyeya yedyna,
Czassu ihego zasmqczenya,
Jessussowa umaczenya.
So wie diese Strophe wenig Regelmässigkeit in formeller
Beziehung und wenig Correctheit in Gedanken und Ausdruck
zeigt, so ist es auch in den folgenden Strophen: so empfiehlt
sich die Strophe Ciebie swieta Tröjca chwali nicht durch einfache
Gedanken:
Ciebie swieta Tröjca chwali (= Dich, o Kreuz, preist etc.),
J wsz'elki duch bardzo wielbi,
Ktöre mocq, Jcrzyza zbawiasz
J w niebo nas ^rzeprowadzasz.
Der polnische Text ist nur eine freie Paraphrase des latei-
nischen Liedes 0 crux, ave spes unica; in dieser Paraphrase,
welche den lateinischen Text um das Doppelte übertroffen hat,
ist der Versuch, die Uebersetzung zu einem sangbaren Lied zu
machen, kaum zu bemerken.
3. Cancio de passione Domini. Unter diesem Titel
veröffentlichte Chom^towski in Sprawozd. I, 144, aus dem Nach-
lasse Swidziiiski's ein Passionslied von 15 Strophen, ohne jede
Beschreibung der Handschrift: man weiss nicht, ob diese ein
einzelnes Blatt war, etwa aus einem Codex genommen, oder
ob in dem Nachlass Swidziriski's sich eine umfassende Hand-
schrift mit diesem Licde befunden, oder aber ob nicht vielleicht
blos eine Abschrift gefunden ward. Ueber die Epoche ist eben-
falls nichts mitgetheilt; es wird dem heiligen Ladislaw von Gielniow
zugeschrieben; s. unt. Texte. Es besteht aus 15 vierzeiligen
Strophen, die Zeilen zu 13 Silben. Der Text in Spraivozdania
zeigt das Lied theils in Strophen, theils in regelloser Form,
— 185 —
indess lassen sich auch in diesen ungeregelten Partien Strophen
herstellen, so Strophe 10:
Jesus s hryzem podniesion, patrscie Icrzescijany,
Miedzy lotry postaivion, drogq hrwiq oblany,
Od zydöw jest nasmiewan, gdy na Icrzyzu ivisial,
Jezus milosierny pari ivszystko sJcromnie cicrpial.
Jesus sin ojcu modlil za ivsze JcrzyzoivniJci,
Smutnq matke ptocieszyl, lotra i grzeszniki:
Pragne („pragnye") grzesznych zbawienia, duszo vwja mila,
Ojcu ciq polecajq, wolam ivszystkq silq.
So lassen sich auch andere Strophen herstellen; sie zeigen
dann die nämliche Form und eine gleiche Anlage wie die hier
angeführten, insofern nämlich jede Strophe mit Jezus beginnt
und eine Station in der Passio darstellt, und formell ausser den
unausgebildeten Schlussreimen auch Binnenreime zeigt. In der
Strophe 9 ist der fünfte Vers : dla synaczJca sivojego radaby umarla
zu streichen als blosse Erklärung zu der vierten Zeile : a Jciegdy
(j'0 ujysala, na ziemiq upadta („a gyegdy tvyrzala na szycmya
vpadla"). Ungewöhnlich, doch erklärlich sind die Ausdrücke
soczyll („szoczyly" sie verläumdeten) und Jcie su jego winy, d. h.
welches sind seine Verbrechen? in der Strophe 6; ganz unge-
wöhnlich aber ist der Ausdruck dla boja wielkiego in Strophe 2,
offenbar soll er bedeuten: wegen grosser Angst; dieser Vers be-
darf auch sonst einer Verbesserung, in einer späteren Abschrift
lautet er : Krwaivy pot z niego plywil dla boju (sie) wielkiego.
4. Ein Lied von den letzten vom Heiland am Kreuze ge-
sprochenen Worten gehört zu den sog. Sandomirer Gedichten,
darüber unten.
IV. Osterlieder.
1. Ein Osterlied, welches seit alter Zeit vom ganzen Volke
gesungen wurde, genommen aus dem Cancionale von Przeworsk,
findet sich bei Juszynski in der Vorrede, zusammen mit dem
lateinischen Original, mit welchem es nicht ganz übereinstimmt:
Z smierci ivstal ninie Chrystus Pan,
Ort pocieszyciel na/m, Alleluja!
— 186 —
2. Ein zweites altes Osterlied theilt Juszynski mit,
aus einem sehr alten Cancionale (iv kancyonale bardzo daivnym).
Weil Juszynski hinzufügt, er theile dies Lied in der Orthographie
des XV. Jahrhunderts mit, so scheint es in der That in alter
Zeit aufgezeichnet zu sein. Es ist, wie zu vermuthen, eine
Antiphone :
Chrystus Pan dzisiaj zmartwychivstal, AUelujal
Ludziom smiertelnym radosc zjednal, Älleluja!
On smierc cirpial iv wielki piqteh, AUelujal
Jz byl zgrzeszyl jnnvszy czloiviek, Älleluja !
3. Juszynski führt ein Osterlied an, welches er aus der
Agenda des Erzbischof Traba genommen haben will, und welches
heute noch während der Osterprocession vom Volke gesungen
wird; dasselbe Lied fand Patera in einer Papierhandschrift der
Capitel-Bibliothek in Prag aus der zweiten Hälfte des XV. Jahr-
hunderts (B. V2, Bl. 51), welches er als das „Ende eines pol-
nischen Kirchenliedes mit Noten" bezeichnet 1). Der Prager Text
mag hier angeführt werden, mit Varianten aus dem Texte
Juszyiiski's :
Przes tive sivyqnthe zmartivywstanye,
bozy ssynv, odpusczys nam nasche zgrzeschenye,
thy yes ilicn sivyath ssam slaivyl,
zywothes nass napraivyl,
szmyerczys ivyeczney nass zbawylj
szwqs mocz zgyawyl.
Bei Juszynski steht Vers 1 Tivoje und zmartivychwstanic;
Vers 2 odpusc; Vers 3 Tyzes ten dzien sam ivslawil; Vers 4 nam
für nass; Vers 5 Smierci; Vers 6 Pan Bog sivoje moe zjaivil. So
wird dieser Vers auch heute gesungen. — "Was dann bei Juszynski
weiter folgt: Wesoly nam dzien nastal etc., ist ein besonderes
Lied und wird heute mit dem Processionsliede zusammen nicht
gesungen.
') Siehe Cas. c. Mus. 1878, S. 431. Die letzten Worte Patera's pisen
psäna pismem dost ptVcnf/m v prve polovici XIV stoleti widersprechen der An-
fangs gegebenen und von uns oben wiederholten Datirung und enthalten
wahrscheinlich einen Druckfehler: XIV. Jahrhundert, wo es XV. Jahrhundert
heissen soll.
— 187 —
4. Ein Lied Chrystus zmartivychivstal jest mit Noten fand
Patera in einer Handschrift der Prager Capitel- Bibliothek aus
der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts, mit lateinischen Pre-
digten, Heiligenlegenden u. s. w. und mit polnischen Glossen
(sig. E. LVI) l). Nach einer Predigt de resurrectione folgen auf
Blatt 171 die Worte: Quare in signum gaudii acclamemus omnes,
und das Lied selbst:
Cristus smartwi fstal gest,
Bog fschechmog(ß)czi
fstal smartivi zaduczi,
chwlmi (sie) gego siveselim (weselil),
tocz nam fsche pismo vely. Kyrie eleyson.
Lezal trzi dni fgrobye,
dal przecloczi sobye
bok, raneze, nodze obey (sie)
nasbawene thobie. Kyrie eleyson.
Der vorausgesetzte ursprüngliche Text ist ziemlich gut er-
halten, so dass er sich in die hier versuchte Form ohne Mühe
bringen lässt. In Yers 5 scheint fsche, d. h. ivsze unnöthig
zu sein.
5. Ein anderes Osterlied, genommen aus einem Cancionale
von 1501, stimmt im Gedankeninhalt sowol mit dem unter 1 an-
geführten, als auch mit einem heute noch gesungenen überein.
Das Gesangbuch von 1501 ist nicht bekannt. Das Lied lautet:
Chrystus z martwych ivstal jest (man singt heute:
zmartwychwstan jest)
Nam na przyklad dan jest,
Jz mamy z martwych poivstac,
Z Panem Bogiem Jcröloivac. Halleluja!
V. Hjmneu und Lieder an den heiligen Geist.
Zwei versificirte Gebete an den heiligen Geist sind aus dem
XV. Jahrhundert erhalten, voraussetzlich zum Absingen in der
Kirche oder zum Privatgebrauch zu Pfingsten bestimmt.
l) Siehe Cas. c. Mus. 1880, S. 535; vgl. eine ausführliche Mittheilung
von K. Konrad in Slovänsky Sbornik 1886, Aprilheft.
— 188 —
1. Das eine theilte Professor Szujski mit in Rozpraivy i
Sprawozdania wydz. filol. I aus einer Papierhandschrift des
XIV. Jahrhunderts, welche noch im XV. Jahrhundert benutzt
wurde, deren Aufbewahrungsort nicht angegeben wird. Wahr-
scheinlich ist dies der von Polkowski Katalog rclcopisöiv hapi-
tidnych KraJcowshich unter N. 149 beschriebene Codex der
Krakauer Capitel -Bibliothek. Der Text Prztjdzy dusze siuyathi
Je nam, zeszly nam nyebyesky promyen swey sivyathlosczy etc. ist
eine wörtliche Uebersetzung der lateinischen Prosa (vom König
Robert): Veni Sancte Spiritus, nur hat der polnische Ueber-
setzer des XV. (oder des XIV.?) Jahrhunderts eine Stelle: Sine
tuo numine nihil est in nomine etc. nicht beachtet.
2. Das zweite Gebet, nach Maciejowski's Angabe vom Jahre
1483, hat die Ueberschrift Hymn o duchu swietym, und befindet
sich in Maciejowski's Pamietniki II, 371 x). Es ist eine ebenso
gelehrt, wie innig und in hohem Gedankenfluge gehaltene Er-
hebung des poetischen Gemüths an den heiligen Geist. Be-
merkenswerth darin ist der dreizehnsilbige Vers, die Strophen
sind vierzeilig. Die Sprache und die poetische Form zeigen
eine Ausbildung, die im XV. Jahrhundert nicht ganz gewöhn-
lich ist:
Pomöz mi, swiefy Dusze, Twojq chivalq („chwala") mnozyc,
Bych mögt nieco dobrego ku Tivojej czcl zlozyc,
Przez Ciebie (sine te) nie dobrego nie moga, (d. h. moga, ver-
mögend part.) ivyJozyc,
Ku rzqdnemu skladaniu raezysz miq sposobic.
(In der Strophe 2 ist für rozkoszne zu lesen rozlcosze; in
Strophe 4 steht yek für das heutige yah, thylky für tylko.) Die
letzte Strophe lautet:
Ueieszny towarzyszu niebieskiego rzaßu,
Uehowaj nas zaloüei („zalusezy") Jconiceznego sqdii (= osta-
teeznego s.),
') Maciejowski erwähnt in Dod. 151 piesii o przyysciu panskiem von
c. 1530 „innci jak lu, leiörq drukuwulcm w ramiftnikach". Ungewiss ist es,
ob Maciejowski ein Lied Veni Creator nieinte.
— 189 -
Nie daj zlemu (= djablu) pociecliy nad swojem stivorzeniem,
Ale racs nas darowaci niebieskiem bydlcnicm,
Gdy przydze ta godzina, mily swirty dusze,
Przykaz sivoim aniolom zabrac nasze dusze.
VI. Lieder zum Frolmleiclmamsfeste.
1. Witaj Mily Jezu Chryste. Dieses Lied, von Gol§-
biowski aus einer Handschrift genommen, angeblich vom Jahre
1408, mit der Signatur 166 und mit dem Zusätze des genannten
Gelehrten versehen, dass er es auf dem unteren Deckel (na
spodniej oldadce) der erwähnten Handschrift fand, druckte Macie-
jowski in Pamietniki II, S. 354 ab; später erhielt er in dem
Nachlass von Chledowski, welcher zugleich mit Golebiowski
Bibliothekar der öffentlichen Bibliothek in Warschau war und
auch viel excerpirte, dasselbe Lied, genommen aus einer Hand-
schrift theologischen Inhalts, in der sich auch ,,Historia scolastica
Stanislow (sie) Piskorzewski 1419" befand. Deshalb und weil
das genannte Lied von derselben Hand geschrieben war, wie
die „Historia", gab Maciejowski später im Dodatek S. 77 das
Lied heraus unter der Ueberschrift : Stanislaw Piskorzewski 1419,
obgleich in derselben Handschrift und zwar noch vor dem Liede,
gleich nach den Sermones de tempore Joannis Sylvani die "Worte
standen: 1457 Malborg p. Kazimierza po Swiqthach reeepit. Wir
haben also kein Recht, die Datirung 1419 auf das Lied Witaj
Jezu zu beziehen und Stanislaus Piskorzewski zum Autor des-
selben zu machen. Das Lied ist; wie die allermeisten, anonym
auf uns gekommen. Nach beiden Abschriften, die sich übrigens
durch nichts unterscheiden, ist das Lied in sechs zweizeilige
Strophen mit achtsilbigen Yersen zu zerlegen :
a) Witaj, mily Jezu Chryste,
Tys syn z prawej dzieivki czysfej;
b) Tys jest za nas na Jcrzyz ivsta,pil,
Swqs nas siviejka, Jcnviq oäkupil.
!) Sie scheinen beide Copien einer älteren Vorlage zu sein: in beiden
ist — drei Fälle ausgenommen — 0 gebraucht und die Weichheit sehr oft
ohne y ausgedrückt: swat, spewa, meli etc. Beide Copien sind wol aus der-
selben Handschrift gemacht; vgl. N. 2.
— 190 —
c) Witaj, prawe Boze cialo,
Tako jako jes na krzyzu pnialo x),
d) Widzq ciq w swietym oplatce,
Jakos siq poczal w Tivej („thwoye") matce;
e) Proszq Ciebie, synu Bozy,
Ty jes kr 61 (nasz)2) iv rajskiem zbozy2),
f) By sie raczyl zmiloivaci,
Nam grzesznym swq milosc daci.
Das altcechische Lied Witaj mily etc. bei Holovackij 0 ru-
kop. molitevnike etc. 13 stimmt mit dem altpolnischen fast wörtlich
überein, ist aber um 12 Zeilen länger.
2. Jezu Chryste nasza radosc. Dieses nach einem
cechischen (hussitischen?) Liede4) verfasste polnische Lied gab
Maciejowski zuerst in Pamietniki II, 1839, S. 355 heraus, nach
einer Copie von Golebiowski, aus einer Handschrift von 1440
(so ist die Jahreszahl zu lesen , welche auf demselben Blatt v.
steht, auf dem sich das in Rede stehende Lied befindet) ; später
druckte es Maciejowski noch einmal in Dodatek ab , nach einer
Copie von Chl^dowski, gewiss aus derselben Handschrift. Das
Lied besteht aus sieben vierzeiligen Strophen :
1. Jezu Chryste, nasza radosc,
Ty jes przyszedl na ten siviat gosc,
Bacz ivyslucliac nasze prosby,
Ciebie fall jezyk kozdy
4. J swieta kry („try")5), racz zaivitac,
Jaz jes z ciala dala sie^ lac („gez stego czala dalas s$ laezu)
Jzes swiata nie chciala dac,
By ji (z)zarla pkielna przepasc.
') Im Text steht pvalo, der cechische Text hat pnyefo, welches polnisch
im mlo lauten musste, cf. piqc praes. pn%.
2) Steht im Text nicht, es ist der vollen Silbenzahl wegen hinzugefügt.
3) Im cechischen Text steht w nebeskem zbozi.
*) Vgl. Bobowski Pohka poczya 111.
6) Kry ist die altpolnische Form für krcw Blut; vgl. kry swiata in Boga-
rodzica, in dieser Form findet sich das Wort in Posener Kidformeln vor 1400.
siehe Archiv III, 479.
— 191 —
5. Racz mnie ty sobq („söbyc" bezog, auf hry) näpoic,
Niedostatki upohoic,
Äby mi czart nie mogl szJcodzic,
Tivq milosciq racz to strzqdzic l).
3. Das Lied, welches mit den Worten anhebt 0 cialo Boga
zywcgo ist in drei Texten erhalten: in der Kahlenberger Hand-
schrift an fünfter Stelle (siehe oben); in einem Text, welcher
zum Nachlass Swidziiiski's gehörte, dessen Ursprung leider nicht
bekannt ist (mitgetheilt von Chom^towski in Sprawozd. I, 146),
und in dem Gebetbuch Hedvigs 1542). Da ein ähnliches Lied
weder in lateinischer noch deutscher noch auch cechischer Sprache
zur Vergleichung herangezogen werden kann, so bleibt in der
versuchten Reconstruction einiges ohne erschöpfende Erklärung.
Das Lied scheint anfänglich nur aus vier Strophen bestanden zu
haben: zwei vom heiligen Leib und zwei vom heiligen Blut
Christi: t> q ciaj0 -ßoga zyWeg0}
Jezu Chrysta niebieshiego,
Przyjmij od nas pozdrowienie,
Nad ciq inncgo Boga nie3).
6. Witaj, wierne Boze cialo,
Jezes nam sie. widziec dato,
TaJc jakos na krzyzn pnialo*),
Kiedys ten siviat z jeetwa bralo.
Dann folgen zwei Strophen (7, 8) von dem heiligen Blute
Christi. So übersichtlich und einfach das Lied durch die Re-
duetion auf vier Strophen wird, so spricht die Ueberlieferung
nicht dafür. Die zweite Strophe von der heiligen Dreieinigkeit
findet sich in allen Texten und lässt sich nicht ausscheiden:
2. Bog Ojciec i tez Syn Jego
(z) Persona („Persona") Duclia Öivirtcgo,
Wyscie trzej Böstiva jednego
Boga lü Tröjcy jedynego.
') strzqdzic steht für s(t)rzaäzic, heute zrzqäzic bewirken.
2) Diese drei Texte hat Bobowski Pol. poezya etc. S. 112 verglichen.
3) nie mit dem gen. bedeutet non est oder non sunt.
*) Siehe oben bei N. 1
— 192 —
Diese Strophe lässt sich in dem Text bei Maciejowski als
Erklärung der "Worte auffassen: nad ciq innego Boga nie, eine
weitere Ausführung desselben Gedankens ist auch in der Strophe 3
enthalten, welche ebenfalls in allen drei Texten sich findet;
dagegen treten die Strophen 4 und 5 gegen die vorhergehenden
zurück, weil sie sich in dem Gebetbuch Hedvigs nicht finden:
Pochwalon baßz zbawicielu etc.; in der Strophe 5 sind die zwei
letzten Zeilen zu lesen:
A my Ciebie juz widamy 1) („wydzyemy")
Przeto k Töbie dzis tuolamy.
Auf diese Worte folgt die schon angeführte Strophe: Witaj
wierne Boze Cialo und die zwei erwähnten auf das heilige Blut.
Die letzte Strophe 9 : Oczysci nasze sqmnicnie etc. schliesst
sich an die Bitte der Strophe 8, Christus möge uns durch sein
Blut erlösen.
VII. Lieder an Heilige.
Die uns bekannten Lieder an Heilige sind mit dem Boga-
rodzica-Lie&e verbunden.
1. Adalbert-Lied. Der Warschauer und Czenstochauer
Text der Bogarodzica-lAeder enthält eine solche Strophe:
0 swloty Wojciesze
U Boga-s iv cesze (= w cecliu),
Pros za nas gospodna
Panny Maryi syiia.
Ein Krakauer Text aus der ersten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts hat eine andere Strophe:
Biskup swiety Wojciech
Wziql do Polski pospiech,
(A) niewiemi Prusowie
Zabili go przy sohie2).
2. Gebet an die heilige Katharina ist in der 15. Strophe
des Bogarodzica-h'icdes enthalten :
!) Es ist eine gewöhnliche Praesensform von widac iterat. zu widziec.
Vgl, A my ciq juz tu tvidzimy, J przeto k Tobie krzyezymy in dem Liede
Jezu Chryste, nasza radoic, Strophe G, siehe oben, N. 2.
2) Siehe Pilat Bogarodziea S. 81 flg.
— 193 —
Sivicta Katarzyna,
Ty jes Boga mila,
Pros za nas gospodna,
Fanny Maricj syna.
3. Gebet an den heiligen Florian (Strophe 16 des Boga-
rodzica - Liedes) : fa^ Floryanie,
Nasz mily patronie,
Pros sa nami gospodna,
Panicj Maricj syna.
Andere Strophen enthalten Gebete an die heilige Anna, die
heilige Klara, den heiligen Franciscus.
4. Die letzte Strophe des Bogarodzica- Liedes in dem
Warschauer und Czenstochauer Text enthält ein Gebet an den
heiligen Stanislaus: äwi(,ty StanisUwie>
Tys u Boga iv slawie,
Pros za nas gospodna,
Fanny Marie} syna.
Andere Texte haben eine anders klingende Strophe, siehe
Pilat Bogarodzica 82. — Ein kurzes, unvollständiges Lied vom
heiligen Stanislaus theilt Maciejowski in Dod. 37 mit, aus einer
Komiker Handschrift des XV. Jahrhunderts, sicher derselben,
aus welcher das nämliche Lied auch Helcel in Starodawne
pomn. II, Vorrede § 22, veröffentlicht hat, nämlich Cod. Dzial. I,
1460 (siehe oben Rechtsdenkmäler Wisl. Stat. 1460). Das Lied
au e . Clnvala thobye gospodyne,
Ysz o thwych sivyathych czescz slyne,
Ktora nygdy nye szagynye
Y na ivyclcy nye przemynye.
Weszyel sza jwlslca liorono,
Ysz masz thahyego patrona,
Dostoyncgo Stanyslaiva,
Jensze ivyszedl sczepanowo (sie).
Then yeszcze siuey mlodosezy
Napclnyon boszJciey milosczy . . .
hier ist das Gedicht abgebrochen mit den Worten: Ulteriora non
habeo, woraus nicht nothwendig folgt, dass der Schreiber diesen
Xohring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 13
— 194 —
Anfang aus einer „Sammlung von Kirchenliedern" abschrieb, wie
Maciejowski urtheilte. — Das Lied hat sich ganz erhalten in
einem Krakauer Cancionale von 1643 (S. 127).
Ausser den oben aufgezählten Kirchenliedern, Hymnen und
versificirten Gebeten waren nach bestimmten Hinweisen noch
andere vorhanden, welche verloren gegangen sind. Zunächst
beweist dies die Sammlung Johanns von Przeworsk und jenes
andere ,,sehr alte Cancionale", welches Juszyriski erwähnt und
aus welchen beiden er nur wenige Kirchenlieder mitgetheilt hat.
Maciejowski nennt in Dod. 151 einige Lieder, die er in einer
Handschrift von c. 1530 gefunden haben will. Sodann stehen
im Leben Jesu von Balt. Opec {Zywot Jez. Chrystusa etc.,
Krakau 1522) drei Kirchenlieder, deren Ursprung vermuthlich
in das XV. Jahrhundert zurückreicht. Wiszniewski (Hist. lit.
pol. VI, 504) führt die Anfangsworte einiger alter Lieder, nach
deren bekannter Melodie andere gesungen wurden, z. B. Maryo
Panno szlachetna z pokolenia sivirtcgo; 0 swieta Barbaro, bqdz z
newii; Trzy Marye poszly, drogie masci niosly; Ach! moj smatkii;
Judas Jezusa przedal; Wszechmocny Boze, Panie milosciwy und
andere. Eine von "Wiszniewski a. a. O. genannte handschriftliche
Sammlung von polnischen Kirchenliedern in Kornik aus dem
Anfang des XVI. Jahrhunderts mag manche Lieder aus dem
XV. Jahrhundert enthalten. In den ,,Sandomirer Gedichten" bei
Maciejowski Dod. 137 werden zwei polnische Kirchenlieder, vom
heiligen Nicolaus und von der heiligen Barbara erwähnt. In
Wigilie za ludzie umarle befindet sich ein Marienlied: 0 Marya,
kiviatka panienski, wahrscheinlich aus dem XV. Jahrhundert
(Bobowski Poezya polska etc. S. 86). Die aus einer Handschrift
des XV. Jahrhunderts ausgeschriebenen Phrasen, welche Dr.
"Wislocki in Katalog S. 468 mittheilt, wie Ach! moj namilszy Boze;
Ach! moj(a) namilsza uciecho und ähnl. werden sicher keine Licder-
titel bedeuten , vielleicht aber die S. 495 aus einer (Krakauer)
Handschrift des XV. Jahrhunderts N. 2037 genommene Schluss-
bemerkung des Schreibers: Sdrouasz crolcwno miloscy, und Matko
Boza.
Andere fromme Lieder, in dem sog. Sandomirer Liederbuche,
siehe Weltliche Poesie.
— 195 —
VIII. Legenden.
Es hat sich nur eine polnische versificirte Legende aus dem
XV. Jahrhundert , nämlich eine Legende vom heiligen Alexius
erhalten. Sie findet sich in einer Handschrift der Jagiellonischen
Bibliothek in Krakau aus der Mitte des XV. Jahrhunderts, sig.
N. 2317, unter lateinischen Tractaten theologischen Inhalts, mit
der Ueberschrift: Vita sancti Alexij in wlgari ritmice, fol. 55
bis 60. Der Schluss fehlt. Die erhaltenen 240 Verse gehen
durch die ganze Zeile ohne Absätze und Striche; die poetische
Form ist die der fortlaufenden Reimpaare, die Zeile mit vier
Hebungen, genau wie bei den altcechischen und den deutschen
Legenden. Der erhaltene Text ist eine Abschrift, wie dies die
zahlreichen Abschriften beweisen; die Legende kann erst nach
1396 entstanden sein, denn erst in den Synodalbestimmungen
des Bischofs Peter "Wysz von 1396 finden wir die Verordnung:
Item divisio Apostolorum, Alexii confessoris, Arnulphi etc. tan-
tum in ecclesia venerentur. Dr. "Wislocki hat die polnische versi-
ficirte Legende herausgegeben in Piozprawy i Spraivozd. wyäz.
ß. Ahad., Krakau 1876, Bd. IV, S. 314 ff.; vgl. die Recension
Nehring's in Arch. f. slav. Phil. II, 372 ff. Die polnische Le-
gende erzählt : Der reiche und angesehene römische Patrizier
Euphemian (Evfamyan), der durch seine milde Gastfreundschaft
sich besonders hervorthat, erhielt nach langem Sehnen und Harren
von seiner Gemahlin Aglias einen Sohn, den er Alexius nannte.
Als dieser 24 Jahre alt geworden (in den gewöhnlichen Legenden
werden 20 Jahre angegeben, und auch in der polnischen poetischen
Legende ist es im ursprünglichen Text so gewesen), führt er
ihm eine edelgeborene Jungfrau als Braut zu, eine Kaiserstochter
Famiana, der Name ist sicher falsch. Der Papst selbst traute
sie an. In der Brautnacht gab Alexius seiner Braut den Trau-
ring zurück, beide gelobten sich gegenseitig Keuschheit, er nahm
zugleich Abschied und trennte sich am folgenden Tage von ihr, un-
bemerkt von dem Vater und den Gästen ; Geld und Kostbarkeiten
nahm er mit sich, vertheilte sie aber, ebenso wie seine Kleider
unter die Armen. Er selbst suchte Kirchen auf und lagerte sich
oft vor Morgengrauen vor die verschlossene Kirchcnthür, trotz
Regen und Unwetter, sodass die Muttergottes einmal sich er-
barmte, das Altarbild verliess und dem Pförtner auftrug, Alexius
13*
— 196 —
hineinzulassen. Das Wunder wurde ruchbar und Alexius galt
bei dem Volke für einen Heiligen. Unterdessen sandte Euphe-
mian seine Diener nach ihm aus , sie fanden ihn zwar in Lao-
dicaea (,,w Jelidoczniu) gaben ihm sogar Almosen, aber keiner
erkannte ihn; unverrichteter Dinge kehrten sie zu dem trostlosen
Yater zurück. — Die Bewunderung des Volkes war Alexius in-
zwischen lästig geworden; er wollte sich der allgemeinen Auf-
merksamkeit entziehen und nach Syrien gehen, er schiffte sich
auch ein, aber ein widriger Wind trieb das Schiff nach Rom,
seiner Heimath, zurück. In der Zuversicht, dass die Vorsehung
nach unerforschlichem Rathschluss ihn absichtlich hierher ge-
bracht habe, gelobte er sich, bei seinem Vater unerkannt als
Elender sein Leben zu beendigen. Auf der Tiberbrücke (die
Legende sagt na üoraiviu, spricht dann aber einige Zeilen weiter
von most) flehete er unerkannt seinen Vater im Namen des
Sohnes Alexius um Erbarmen an und bat ihn um Aufnahme in
sein Haus. Aus Barmherzigkeit aufgenommen, lag er 16 Jahre
lang unter der Treppe seines Vaterhauses, von Niemand erkannt,
von der Dienerschaft verachtet und gemisshandelt. Im Vorge-
fühl des Todes beschrieb er auf einem Pergamentblatt sein Leben
und seine Leiden und, dies Blatt fest in die Hand drückend,
verschied er. Alle Glocken Roms läuteten von selbst dem Hei-
ligen, ein Wunder führte zu seiner Entdeckung : ein unbekanntes
Knäblein führte zu seinem Todeslager. Hier geschahen neue
Wunder. Papst und die Geistlichkeit zogen zu der Todesstätte.
Das Blatt konnte niemand der Hand des Todten entwinden, erst
als seine Frau nach dem Briefe die Hand ausstreckte , öffnete
sich die Hand des Todten. Aus dem Schriftstücke erfuhr man,
dass der Gestorbene der verloren geglaubte Sohn Euphemian's,
Alexius, war. Hier bricht die Legende ab; viel scheint nicht
zu fehlen.
Diese Erzählung ist eine Wundcrgeschichto, kurz, ohne Mo-
tivirung, ohne Seelcnstimmungen, ohne Darstellung von Situa-
tionen, wie sie in Legenden beliebt sind. Es blieb von der ur-
sprünglichen Erzählung nur das Gerippe, in dem an einzelnen
Puncten nur so viel zu erkennen ist, dass die altpolnische Alexius-
legende von den in den Acta Sanctorum enthaltenen Legenden
nicht ganz übereinstimmt; so können sich die Worte des Ein-
— 197 —
ganges: Csthq w ycdnich ksmgach o nym (Alex.)
Ktho chcse ssluchacs, yq (sie) poiviem
nicht auf eine der Legenden der Act. SS. beziehen. Eine
cechische Legende vom heiligen Alexius, an die zunächst als
Vorbild gedacht werden könnte, hat sich nicht erhalten; das cech.
Bruchstück, welches Feifalik in Studien zur Geschichte der alt-
böhm. Litteratur VII, Sitzungsber. der phil.-hist. öl. der Wiener
Akad. der Wissensch. 1861, Anhang S. 420, herausgegeben hat,
erzählt nur die Schlussscene, während wiederum in der altpol-
nischen Legende der Schluss fehlt; der eine beiden gemein-
schaftliche Passus, nämlich die Briefscene, zeigt, dass beide mit
einander nicht übereinstimmen, da sich in der cechischen Legende
die Hand des Todten dem Papste öffnet. Dagegen stimmt die alt-
polnische Legende mit der von Massmann mit B bezeichneten
mittelhochdeutschen (Sanct Alexius' Leben in acht gereimten
mittelhochdeutschen Behandlungen, herausgegeben von Mass-
mann, im IX. Bande der Bibliothek der gesammten deutschen
National-Litteratur 1843) in einigen wesentlichen Puncten über-
ein: 1. in beiden heirathet Alexius eine Kaiserstochter, der Papst
Innoccnz traut sie ihm an; 2. in der Brautnachtsscene fehlt das
Bild der Kerze und Alexius verlässt das väterliche Haus erst
am folgenden Tage; 3. in der Fremde muss der Heilige oft Un-
bilden des Wetters ertragen, so dass das Heiligenbild Mariae
um ihn besorgt ist, Alexius aber verdross es, dass das Volk ihn
als einen Heiligen bewunderte; 4. in Rom ruft er die Barm-
herzigkeit seines Vaters an um des unglücklichen Alexius willen
und wird vom Vater einem „Schaffere, szafarzowi", übergeben;
er erleidet im Hause des Vaters die grösste Missachtung, so dass
er von der Dienerschaft mit Spülwasser begossen wird; 5. schliess-
lich stimmt die letzte Scene : in beiden Legenden verkündet ein
Knäblein, dass ein heiliger Mann gestorben sei; und in beiden
öffnet sich die Hand mit dem Briefe nur der Braut, während in
den gewöhnlichen Legenden der Papst den Brief der starren
Hand entzieht.
Die Uebereinstimmung, die im Detail sich nicht zeigt, rührt
wol daher, dass beide Erzählungen schliesslich auf eine und
dieselbe (lateinische) Quelle zurückgehen, die altpolnische mög-
licher Weise durch Vermittelung einer verlorenen alteechischen.
— 198 —
Der Text ist arg geschädigt: entweder war die Vorlage
schon sehr incorrect oder der Schreiber schrieb nach einem wenig
deutlichen Dictat. Die auffallendsten Fehler sollen hier berichtigt
werden. Vers 37 und 38 ist das Distichon:
Then wyqcz szluszyl bogv rad,
Ysze byl star dwadzeszcza h themv czthirzy latha
zu verbessern:
Then wyqcz szluszyl bogv rad,
Yusze byl star dwadzeszcza lath;
dem polnischen Dichter mochte Alexius als zwanzigjähriger Jüng-
ling zur Heirath zu jung erscheinen und er setzte, ohne auf
Silbenzahl und Reim zu achten: K themv czthirzl hinzu. —
Vers 40 — 41 sind zu lesen:
Mily szynv, Jcaszq thobye,
Pogym-ze („za") gyekqcz („gyegocz"-) szonq szobye.
Vers 45: Wszeko sluszq star(zey) szemu.
Die Verse 58 und 59 sind zu streichen:
A zenye dzqno (== dziano) Aglyas
Tha byla ivbostw (= ubostwu) w czasz . . .
sie stehen schon als Vers 25 und 26. — Vers 67 ist zu lesen:
Szluzycz („Szluzy") themv, czosz (czy) gyest w nyebye.
Vers 108 ist vielleicht so herzustellen:
Wstal sz oltarza swyanty obrasz.
Vers 117: Tho sza ne iethnfi (d.h. ne iednfi, im Text nowthno)
dzegyalo, diese Correctur wird gerechtfertigt durch den folgenden
Vers: Ale sza czqsto dzegyalo. — Vers 148 ff. sind zu corrigiren:
Nye Ivba mv phala byla,
Czo szß mv ondze godzila (Handschrift tuodzyla);
Thv sza iveszbral (Handschrift luszbral)1), gyeko mogq2)
3) wszyathl na morze w Jcoga (d. h. w Jcogq, Hand-
schrift ivboga)*)
Bral szq do szemye do gydney5),
') cf. na morze weszbral Vers 91.
2) gycko, zu lesen jeko ist das heutige jaJco ; mogq ist part. praes. act.
motßil vermögend.
3) Zu ergänzen Barziej (d. h. eiligst)?
4) koga aus dem niittellateinischen cogga Schiff.
8) do gyndyey, d. h. do Jindyej'i
— 199 —
Do myasta Szyr(y)ey,
Tham byl Jcosczvl (Handschrift csvl) szwyqthego Pawla1),
Thv byla gyego myszl pädia.
Vers 157 ist vielleicht so herzustellen: Then czy sza zaszq
nawroczyl (Handschrift Then czy szqszq nawroczyl).
Die Yerse 164 ff. sind schwer herzustellen; die Worte, dass
Alexius seinem Vater in Rom naszoraw begegnete, von diesem
nicht erkannt, ihn vor der Burg (przed grodem) um Erbarmen
flehete, im Namen des verschwundenen Sohnes Alexius, und
dass der Vater, dadurch gerührt und verwirrt, fast von der
Brücke heruntergefallen wäre, scheinen darauf hinzuweisen, dass
na zorawiu (szoraio = szoravu) einen Ort bezeichnet , der przed
grodem liegt2) (nach den lateinischen Legenden kam der Vater
gerade a palatio, ab aula regali); sonst würde sich eine Emendirung
na zaraniv, d. h. na zaraniu empfehlen. — Die Bitte des heiligen
Alexius an den Vater, Vers 167, muss heissen: (A) racz my szivq
gyelmiiszna dacz, die Handschrift hat: gyel u roszna3); Vers 184 ist
zu lesen: Szyothmego na czcze zachorzal byl (Handschrift Szyothmego
na czcze latlia za morzem byl) ; in Vers 1 90 ist / ivsztliky szthvhy
in I ivsz(i)thhj szJctithky (= ivszytlü shutlcl alle Thaten) zu ver-
bessern. — Einige Stellen scheinen unheilbar zu sein, so z.B.
Vers 54 und 55 : Tho then byl czeszarz pyrivy
Archodoius nyszly
denn eine Einschiebung des "Wortes czas nach then und Emen-
dirung von nyszly in uyszsy d. h. wysszy würde kaum genügen;
Archodoius steht wol für Archodius, d. h. Arcadius. Ebenso un-
möglich ist zu erklären Vers 93 und 94 :
/ maez myala doszcz (Handschrift doszycz) zalosczy
Zona po nym gyeJco spita.
Der Reim erfordert ein anderes Wort als spyta, welches sonst
für spüa Spott genommen werden könnte.
Viele Stellen lassen sich durch Streichung überflüssiger
Worte oder durch Hinzufügung selbstverständlicher kurzer Worte
leicht herstellen; so mancher Vers wird schon in der ersten Ab-
') In Legcnda aurea: ubi imago domini nostri Jesu Christi etc.
2) Dr. Wislocki erklärt: przy szlabanie.
3) gyelmuszna für gyelmusznq, d. h. jclmuznq Almosen,
— 200 —
fassung mehr als acht Silben und mehr als vier Hebungen (ob
auch weniger?) gehabt haben.
Einige Stellen lassen eine (verloren gegangene) altccchische
Vorlage vermuthen, so Vers 82: Gynaho po mnyc nye ivzwycsz
würde cechisch ziemlich correct lauten : Gynaho po mnyc nye
wzwycdyesz und die erforderliche Silbenzahl haben; die Verse
99 und 100:
Wyßcz ssqm poth hosczolem szedzal,
A o gyego hsza-thwyc (sie) nykt nye ivycdzal (10 Silben)
würden im Cechischen ungezwungen lauten:
Wiec sam pod hostelem siediel,
Jehoz hnezstvu niJct ne viediel (8 Silben);
auch die folgenden Verse :
Wyqcz tho szawszdy wstawal reno,
Ano hoszezol zamhnyono
würden cechisch besser lauten :
Wiec to zavzdy vstaval reno,
Ano hostet uzavfeno.
Vers 114 Acz na tliim mrosze nye leszy, d. h. Ac na tlnjm
mrozie nie lezy hat einen cechischen Klang, da die Conjunction
af (damit) im Polnischen sonst nicht vorkommt.
IX. Lehrhafte Gedichte.
Umfangreichere didactischc Gedichte, frommen oder welt-
lichen Inhalts, sind nicht erhalten, selbst die im Mittelalter
häufigen rügenden oder satirischen Sittenschilderungen fehlen;
die zehn Gebote, welche in der cechischen Litteratur zum Vor-
wurf eines freimüthig und derb geschriebenen grösseren didac-
tisch- satirischen Gedichtes Desatero hazani bozich genommen
wurden, sind in ihrer einfachen, strengen Fassung, ohne erheb-
liche Erweiterungen, in der Weise in Distichen abgefasst, dass
jedes Gebot zwei kurze, dem Gedächtniss leicht einzuprägende
Verse umfasst; auch kürzere Fassungen rinden sich vor, doch
ist die Form in ihnen sehr unbeholfen.
I. Der Decalog in Distichen ist, weil nach dem Zcugniss
der „Gnescner Predigten'" ein Theil der üblichen Katechese, sehr
verbreitet gewesen und in zahlreichen Texten erhalten. Acht band-
— 201 —
schriftliche Texte befinden sich in der Krasiiiski'schcn Majorats-
Bibliothek in Warschau, es sind lose Blätter, aus verschiedenen
Handschriften genommen, a) Blatt I in 8 ° (das Original ist mit
N. 1 bezeichnet) ist aus einer Handschrift genommen, welche an-
scheinend die kirchlichen Ordnungen der heiligen Sacramente ent-
hielt, zum Gebrauch für Geistliche bestimmt; auf der ersten Seite
stehen die Worte : Decem praeeepta sequuntur in versibus latinis
et ritmis vulgaribus pronuncianda simplieibus; b) Blatt II ist
ebenfalls ein loses Blatt in Q., welches ausser dem Decalog
nichts weiter enthält, mit der Ueberschrift: Decalogus wlgaris, die
Rückseite ist leer, die Schrift ist aus dem XV. Jahrhundert;
c) Blatt III in 8°, genommen aus einer Trzemesznoer Hand-
schrift des XV. Jahrhunderts, zeigt auf der Vorderseite die Worte:
Joannes Ybinus, worauf der Decalog folgt, auf der Rückseite
liest man : Liber monasterii Trzem. pro pace et unitate ecclesiae,
mit lateinischen Gebeten ; d) Blatt IV ist aus einem Codex
miscellaneus des XV. Jahrhunderts genommen; e) Blatt V, eben-
falls aus einer Handschrift des XV. Jahrhunderts herausge-
schnitten, enthält eine Confessio generalis in lateinischer Sprache,
welche so schliesst: Absolutionem et remissionem omnium pecca-
torum. Vstanczye yako swyatha maria magdalena ivstala, gdi
grzeclww ostala, boza myloscz otrzymcda. Deo vos commendo etc.
f) Blatt VI, aus einer lateinischen Handschrift von 1454 (?) zeigt
auf der Vorderseite die Worte: Scripta sunt haec in Gora a. Dom.
milles. quadringent. quinquages. quarto Et finita feria quarta die
Sanctae Emerentianae; g) Blatt VII ist ein kleines beschnittenes
Quart- oder Folioblatt, mit Resten eines lateinischen Textes und
mit dem polnischen Decalog, wol aus dem Ende des XV. Jahr-
hunderts; h) Blatt VIII in 8° ist aus einer lateinischen Hand-
schrift theologischen Inhalts genommen , geschrieben wol noch
im XV. Jahrhundert.
Text a) und c) sind in Maciejowski's Bod. S. 92 und von
Chom^towski in Spraivozd. I, 152 abgedruckt. Ausserdem hat
aber Maciejowski noch zwei andere Texte mitgethcilt: i) einen
angeblich aus dem Jahre 1399 aus dem Nachlass von Chledowski,
den er in Dod. S. 34 abgedruckt hat, und k) einen Text, welchen
J. S. Bandtke in Famirtnik Warszaivslci VIII, 240 aus einer
Krakauer Handschrift mitgethcilt hatte; Maciejowski, welcher
— 202 —
diesen Abdruck mit dem handschriftlichen Text verglichen hat,
notirt überall, bei seinem Wiederabdruck in Dod. S. 94, die
Emendationen (veröffentlicht auch von Chometowski in Sprawosd.
I, 152). Ein elfter Text findet sich 1) in den Gnesener Predigten
ed.Dzialynski S.51 ; ein zwölfter Text m) in einer Krakauer Hand-
schrift „Evangelia dominicalia cum Epistolis" aus dem XV. Jahr-
hundert; siehe Wislocki Katalog N. 1297; n) ein weiterer findet
sich in einer Krakauer Handschrift „Evangelia et epistolae Aposto-
lorum" aus dem XIV. — XV. Jahrhundert, derselben Krakauer
Handschrift N. 1299, in welcher auch ein Text des Liedes
Zdrowa crolewna aufgezeichnet ist (s. oben) ; Text o) ist in einer
Lemberger Handschrift TS. 413, in welcher auch Glossa super
epistolas per annum dominicales mit polnischen Glossen sich
findet, s. oben ; p) von den zwei versificirten Decalogen in Macie-
jowski's Pamietniki II, 369, aus einer Handschrift N. 745 an-
geblich aus dem Jahre 1478, gehört der zweite hierher, ist aber
verunstaltet, hat Erweiterungen in commentirendem Sinn, z. B.
nie zabijaj kromia osadzenia Nikogo gniewem raka ani rada etc.;
indess ist dieser Text, obgleich auch noch durch andere Fehler
geschädigt, nicht ohne Werth. Zuletzt müssen zu dieser Gruppe
auch q) der Decalog gerechnet werden, den H. Polkowski in
Katalog rejcop. kapit. Krak. 1884, N. 171, aus einer Handschrift
des XV. Jahrhunderts anführt, welche Sermones enthält und auf
deren Deckel der erwähnte Decalog steht, sowie r) der Text,
den Dr. Seredyiiski in dem für die Krakauer Akademie be-
stimmten Nachlasse C. Walewski's und zwar in einer Hand-
schriftenlage aus dem Ende des XV. oder Anfang des XVI. Jahr-
hunderts gefunden und Sprawosd. I, 158 veröffentlicht hat.
Diese 17 Texte stehen mit einander in einem innigen Zusam-
menhange, sie sind alle aus einem Grundtexte hervorgegangen,
und die Fehler, Missverständnisse, gutgemeinte aber schlecht-
gerathene Aenderungen erklären sich aus dem wiederholten Ab-
schreiben. — Auf den ältesten Text von angeblich 1399 ist nicht
viel Gewicht zu legen. Von den acht Warschauer Texten der
Krasinski'schen Bibliothek mag der Text g) der älteste sein : zwei
Mal kommt imicc für miec, tako für tak vor, das Zeichen 0 ist im
Ganzen 19 Mal, an nur zwei Mal verwendet. Alt scheinen auch
die Warschauer Texte c) und d) zu sein : sie kennen zwar nicht
— 203 —
mehr 0, aber auch nicht an oder a, sondern bloss a oder u.
Andere "Warschauer Texte sind verhältnissmässig jüngeren Da-
tums: a) scheint der späteste zu sein, in ihm kommen auch q
oder q häufig vor ; Text e) hat schon an zwei Stellen p, obgleich
beide Male fehlerhaft: gymqna und lyszq für Isczyq. — Von den
von Dr. Wislocki im Katalog mitgetheilten Texten ist der unter
m) erwähnte der correcteste und tritt dem vorausgesetzten Grund-
texte am nächsten; Text n) und o), welche vielfach überein-
stimmen, sind bei der Reconstruction des ursprünglichen Textes
zu beachten. Der Grundtext lautet nach m) und nach Cor-
recturen anderer ihm nahe stehender Texte folgendermassen:
1. Pirzwa kaszn tworcza naszego,
Neniasz mecz boga gynego1).
2. Po proznoscy nyestatku twego2)
Nye byerz ymyenya bozego.
3. Pamqtay, tho thobye ivyelq,
By czczil sivqta y neäzelya*).
4. Chczesz li mecy laskq moyq,
Oczcza czczi y matkq twoyq*).
5. Nye zabyay brata swadq,
Bqkq, kasznyq any radq5).
x) Die Abweichungen anderer Texte sind unwesentlich ; der Text g)
und n), beide zu den älteren gehörend, haben gymecz, d. h. jimiec.
2) Texte g) und n) haben 10 prosnosczy, beziehungsweise w prosznoszcz
für w pröznosci, welches besser ist; andere Texte bieten auch po pvoznosci,
proznosci oder na proziwsc ; der Text in den Gnesenev Predigten, in den zwei
ersten Strophen in commentirendem Sinne erweitert, hat Po proznosci und
nadaremno.
3) Die Texte stimmen in diesem Distichon bis auf ganz unbedeutende
Abweichungen mit einander überein; wiekc cechisch veleti, im Altpolnischen
sonst nicht bekannt, heisst wollen, befehlen.
4) Für mecy, d. h. mieci hat Text g): cliczesz-li imiec etc., andere haben
miec, zuweilen mit iask% oo'za für mojq.
b) Swada (= zwada), welches auch in einem in den cechischen Witten-
berger Psalter eingehefteten altcechischen Decalog steht (siehe Witt. Psalt.
ed. Gebauer 1880, S. VI, findet sich auch in dem alten Text n), wo neben
szdradfi eine andere Hand sivad0 schrieb, auch Text h) hat swada. Der fol-
gende Vers bietet eine ziemlich grosse Mannigfaltigkeit.
— 204 —
6. Nye cz'm grzechu nyeczistcgo
Procß vrzßdu malszenskego l).
7. Nye kradn gymyenya czudzego,
Nqdznim vdzelay sivoycgo2).
8. Nye szivyacz na bliznyego sivego
Lsczq swyadeczstwa falsiwego3).
9. Nye poszqday („poszqdny") zoni iego,
Thak schowasz rzqd stadla twego*).
10. Bratnich rzeczi ne korzisczy,
Bozq przikaszn („przikaszy") tako szysczy 5).
In einigen Texten ist am Ende noch eine empfehlende
Mahnung beigefügt, so z. B. in Text k):
Qiceszly wzivot vieczny vnydz,
Tho przykaazanye maasch pclnycz.
Neben diesem Texte, der mit unwesentlichen Abweichungen
in 17 Abschriften sich erhalten hat, sind noch andere polnische
Dccaloge aus dem XV. Jahrhundert vorhanden. Diese sind:
a) und b) zwei Fragmente auf dem Deckel einer Handschrift:
Legendae Sanctorum von 1469, mitgctheilt von Polkowski in
Dawny Zabytek, Gnesen 1 875, S. 32 ; ein dritter Text, der ebenda
sich befindet, ist nicht in Versen; c) in Maciejowski's Pamiejtniki
II, 369 findet sich ein Fragment eines Decalogs, welches aus
der oben unter p) erwähnten Handschrift genommen ist; d) ein
') In einigen Texten ist die Stelle des sechsten und siebenten Gebotes
verwechselt, so auch in unserem Text. Text n) hat nie stroy; im Uebrigen
stimmen die verschiedenen Texte überein.
2) sivojego, welches in Rücksicht der Silbenzahl sich empfiehlt, hat Text o),
der obige Text m) hat swego; Text o) hat Nadzncmu vdzelay sivego.
3) Iscia wiederholt sich in einigen Texten, im Uebrigen ist der AVort-
laut dieses Gebotes ziemlich verschieden.
l) In unserem Text steht yoszO/day. Die anderen Texte zeigen er-
läuternde und erweiternde Abweichungen.
5) korzyscie heisst Beute machen, sich fremdes Eigenthum aneignen,
stehlen: nie korzysci ist die Imperativform mit der Negation. In dem lezten
Verse zeigen die Texte grosse Mannigfaltigkeit. So hat z. B. kazh Boza na
lymto wisi Text a) und andere; der alte Text n) hat: Dzesz0ia kaszn boza:
Ne poz0day czudzeyo szboza, Ne Iwrzyszczi iv yego poszte, Zbozw, u-ole any oszle,
Ne poztfday yego poszla, Zboza, ivolw any oszla, was eine Combination zu sein
scheint. Poscl bedeutet hier Diener, wie poselkini in Psal. v. Flor. Dienerin.
— 205 —
Decalog ist in einer Handschrift mit Sentenzen des Matthias von
tabiszyn aus dem Jahre 1417 (Wislocki, Katalog, N. 1456; der
Decalog aber, sowie andere Bemerkungen, sind 1419 — 1446 ge-
schrieben); e) ein anderer Decalog findet sich in einer Hand-
schrift mit lateinischen Homilien des Matthias von Grochowo
„tunc temporis vicarii in Kczina" aus dem Anfang des XV. Jahr-
hunderts; es ist dieselbe Krakauer Handschrift N. 1619, auf
deren Deckel die zwei ersten Strophen von Bogu rodzica auf-
geklebt sind, bei Pilat Bogarodzica Text II; f) in der Krakauer
Handschrift N. 1625 aus dem XV. Jahrhundert findet sich ein
kurzer Decalog (Wislocki, Katalog S. 394); g) zuletzt in der
Krasinski'schen Bibliothek in Warschau aus dem Nachlasse
Lelewel's ein Text, mitgetheilt in Spraivozd. I, 152. Diese sieben
Texte zeigen weder unter einander noch mit den oben erwähnten
17 Texten einen engeren Zusammenhang1), sie sind auch mit
Fehlern behaftet und entweder gekürzt, wie a), b) und c), oder
incorrect überliefert, mit unnöthigen erläuternden Erweiterungen,
mit falschen Lesarten, mit Substitutionen u. dgl. Der Text d)
ist eine zusammenfassende Formel der wichtigsten Sittengebote:
Tocz bog przihaszal vyedzecz,
Chceszly swe sbawyenye myecz.
Milui nade tvsziczko boga Wszcmogo'czego,
A yaJco szam szebye swego blisznego.
Nye byerzi poproszniczi 2) gymena bozego,
Sw0czicz pamy0tay dna swfitego.
Czczi oczcza y maczerz,
A nye szdbyay nikogo tesz.
Nye Jcradny, nyeczistosczi nye plodzy,
Any Isziivego3) swadeczstwa vodzy.
Czudey (sie) rzeczy nye sz0day,
A szony twego blisznego nyechay.
To ezinfiez mil b0dzesz gogu (sie)
A przecziwisz sz0 swogemu wrogu.
(Dann ist noch einmal das vierte und fünfte Gebot wieder-
holt.) Text c) und e) stimmen im Anfang überein, so hat e):
') Eine Gruppirung hat Dr. Bobowski versucht.
2) pojrroznicy ist noch im XVII. Jahrhundert sehr gebräuchlich.
3) Zu izyicy trügerisch vgl. Ps. Flor. 32, 17 und Bibl. 138, 6.
— '206 —
Czczy boga gyednego,
Nye byerzy nadaremno gymyena gyego.
Pamyathay sivyeczycz dny sivyathe
y h themv starsche Uwe czycz (sie). l)
Nyeczystothy nye stroy,
Any Jcrzywego swyadeczstwa broy2).
Nye zabygyay nyegednegoz),
Ani hradny rzeczy gyego.
Der Text e) hat dann noch die Worte : Nye pozanday szony
tlnvcgo blysznego any domv gego, der Text c) aber nur noch vier
Verse christlicher Ermahnung; keiner ist somit vollständig. Be-
merkenswerth ist szivyeczicz für swiecic in dem Texte e), der alt
zu sein scheint, für das noch um 1450 übliche sivaczicz, sivqcicz
oder sivfieziez. —
Text b) bei Polkowski und Text g) stimmen ebenfalls theil-
weise mit einander überein, insbesondere ist die Einleitung gleich-
lautend: jioc jest wola boga naszego,
Bysmy pelnili przykazanie jego etc.
Die sinnlosen "Wörter in g) Nyeczyn radzewsztluva zadnego
sind in Nie czyn kradziezstiva zadnego zu verbessern. — In dem
Text f) lautet das dritte Gebot: Pomny swaneziez nedzele y swante
czy (sie)*), aby szc ne vrichil (sie) na uezynek przeklanty ; das
ungewöhnliche vrichil scheint auf eine cechische Form vrM von
vrlmauti hinzuweisen.
Die versificirten Zehn Gebote scheinen nicht blos zum
Vorlesen und Hersagen, sondern auch zum Absingen bestimmt
gewesen zu sein. In den sog. Sendomirer Gedichten, bei
Maciejowski Dod. 137 (s. unten), wird bei einem Liede von zwei
Spielern hinzugefügt: potest cantari ista cantio sicut cantica de
s. Nicoiao vel cantica de decem praeeeptis; die Form der
ersten Redaction bestätigt diese Notiz, die sich wol zunächst
auf die verbreitetste Fassung bezogen haben wird.
') Text c) hat den richtigen Wortlaut: Tc themu czczy starsze hve.
*) Diese Worte fehlen in Text c).
3) Wahrscheinlich für nygednego, d. h. nijeäynego Niemanden.
*) Wol für dny.
— 207 -
2. Eine ähnliche Form, doch mehr künstlich, weil je zwei
Distichen in eine Strophe zusammengezogen sind, zeigt eine
Paraphrase der Zehn Gebote aus dem Anfang des XVI. Jahr-
hunderts, welche Dr. Wislocki in einer Handschrift in kleinem
Format aus der genannten Zeit, enthaltend officia Sanctorum und
anderes, gefunden und in Bd. X von Bozprawy ivydz. filol. 1884,
S. 1 34 unter dem Titel Picsii Bernardynska o nalezytem przcstrze-
ganiu dziesicciorga przykazan Bozych veröffentlicht hat. Das Ge-
dicht besteht aus einer einleitenden und zwanzig belehrenden
Strophen, von denen je zwei auf ein Gebot sich beziehen, die
erste dieses nennend, die zweite ausführend, von wem und wie
gegen dasselbe gesündigt wird. Die Benennung piesn ist ge-
rechtfertigt durch den Titel in der Handschrift: Cancio de
observatione debita X praeceptorum Dei; den Zusatz BeniardynsJca
hat Dr. Wislocki gemacht, weil die Handschrift einem Bern-
hardiner Kloster bei Krakau gehörte und weil er annahm, dass
ein Bernhardiner Mönch diese Paraphrase verfasst hat.
3. Eine moralische Ermahnung in Versen (Piesn morahia)
führt Maciejowski Dod. S. 150 an, aus einer nicht näher datirten
Handschrift des XVI. Jahrhunderts (vgl. Pisni. I, 376). Der
kurze und correcte Text, der mit den Worten beginnt Zyw
w staute swym hc chwdle Bozy a ludziem przyTcladnie bietet zu
Bemerkungen keine besondere Veranlassung.
4. Ganz vereinzelt steht ein Gedicht, welches Maciejowski
Dod. S. 1 50 Rozmowa grzesznika z Bogiem nennt und welches aus
derselben Handschrift genommen ist. Sicher ist dieser Dialog
in poetischer Form abgefasst, dies beweist der zweite Absatz:
OdJcupil czie szyn Bozi
Z wyssoJcosczy, s swoyei doivczipnosczy,
Pari ssie vzalil, cziebye wibawil;
Tili szye dyablv iv moc daivash.
Dies beweist auch der dritte Absatz:
A czosz thedy, myly panye, czyjnicz (sie) mam?
Gdizem zgrzeszyla, zlosczi pelnila,
Szwiath myloivala, Bogam gnyeivala,
Czosz my za navJce dash?
Feifalik erwähnt in Studien zur Geschichte der altböhmischen
Litteratur V, Sitzungsberichte der phil.-histor. Cl. der Wiener
— 208 —
Akad. d. Wiss., 1861, S. 143, wo er über die altcechischen Ge-
dichte vom Streit der Seele mit dem Körper spricht, auch
des polnischen Fragments, welches Maciejowski Bozmoiva duszy
z Bogiem betitelt, und meint, der Interlocutor der Seele sei hier
der Leib, er habe „hier nämlich ganz ungewöhnlicher Weise
die Aufgabe, zur Besserung und Gottvertrauen zu mahnen, wäh-
rend die Seele ihre Sünden beklagt"-. Man würde also dieses
polnische Fragment, denn mehr als ein Bruchstück ist es nicht,
in Verbindung zu bringen haben mit dem lateinischen Gedicht:
Visio Philiberti de contentione animae et corporis und dessen
Ausläufern (vgl. Karajan, Frühlingsgabe für Freunde älterer
Litteratur 1839). Indess gehört das polnische Fragment wol
einer schon selbständigen, freien Umarbeitung des Grundthemas
an. Zwar erinnert das polnische Bruchstück an das altcechische
Gedicht Spor duse s telem (Vybor staroceskc literatury I, 357 ffj und
Pravda (Vybor I, 38 \), doch nur mehr in Bezug auf die Form.
In den altcechischen Gedichten, welche den Streit der Seele mit
dem Leibe behandeln, ist dieser, wie auch in anderen mit dem-
selben Vorwurf, stets lebensfroh, sorglos, eingebildet, zeigt über-
haupt keine frommen Regungen, daher ist es nicht wahrschein-
lich, dass in dem altpolnischen Dialog mit der Seele der Leib
sich unterhält; es ist überhaupt ein tröstendes Wesen, vielleicht
der Schutzengel. — Das Thema vom Streit der Seele mit dem
Leibe ist in der polnischen poetischen Litteratur im XVII. Jahr-
hundert behandelt worden in Bozmowa dtisze potqpiortsy z ciolem,
Krakau 1634, (Maciejowski Pism. III, 144) und in Utarczka duszc
z cialem, welcher einen Theil bildet in dem Gedicht von den
letzten Dingen, unter dem Titel Echo przcrazlhue trqby ostateczney,
Posen 1670.
B. Weltliche Poesie.
Ueber das Vorhandensein und Pflege der weltlichen polni-
schen Poesie vor der Epoche der polnischen Druckwerke sind die
Nachrichten sehr geringe. Dass Lieder gesungen wurden, Liebes-
lieder, Lieder bei Jahresfesten, Ilochzeits-, Gesellschaftslieder und
ähnliche, ferner historische Lieder und solche erzählende, welche
schaudererregende Ereignisse behandelten, etwa den Balladen
verwandt, ist sicher anzunehmen und auch sicher bezeugt. Aber
— 209 —
zu einer geregelten litterarischen Pflege dieser in beschränkten
Grenzen sich bewegenden Poesie ist es im Mittelalter nicht ge-
kommen. Wir haben auch keine Zeugnisse von einer Pflege latei-
nischer Poesie vor dem Eintritt der humanistischen Bewegung
in Polen.
Ueber die oben bezeichneten bescheidenen Grenzen ist die
polnische weltliche Poesie im Mittelalter nicht hinausgekommen.
Von einer nationalen Heldenpoesie findet sich keine Spur. Auch
die in Frankreich, Deutschland und den anderen Ländern der
romanisch - germanischen Welt herrschende Poesie, die Poesie
der ritterlichen Liebe und der ritterlichen Thaten, die Poesie
der Aventiuren, die Poesie vom heiligen Gral und der be-
kannten mittelalterlichen Sagenkreise, hatte die Grenzen von Polen
nicht überschritten. Es findet sich keine Spur, dass die ge-
nannten poetischen, lyrischen oder epischen Stoffe und Motive,
welche wenigstens zum Theil nach Böhmen verpflanzt, in der
cechischen Poesie in Uebertragungen oder Nachbildungen blüheten,
wie z.B. Minnelieder, Tristram, Tandarias i Floribella und andere,
in Polen Aufnahme fanden und in nationaler Sprache mehr oder
weniger selbständig entwickelt oder übersetzt wurden l). Die
ganz verschiedenen Factoren und Entwickelungsformen des ge-
schichtlichen Lebens in Polen und die Unabhängigkeit der pol-
nischen Kirche von Deutschland seit Boleslaw Chrobry, welche
die litterarisch thätige Geistlichkeit mehr nach Italien wies und
einem innigeren Anschluss an die deutsche Litteratur hinderlich
war, machte eine Verpflanzung, Weiter- oder Nachbildung der
erwähnten mittelalterlichen poetischen Erzeugnisse unmöglich. —
Die Meisterpoesie und die mehr handwerks- als kunstmässig be-
triebene Poesie der Kurzweil und der Belehrung konnte in Polen
*) Es wird dabei abgesehen von Ausläufern der deutschen Heldensage,
welche sich, wie es scheint, auf Handelswegen, ziemlich weit nach dem
Osten verbreiteten und dort mehr oder weniger sich einbürgerten, so Spuren
I der deutschen Sage in russischen Sagen und Erzählungen, worüber Müllenhof
| gehandelt hat, s. Zeugnisse und Excurse zur deutschen Heldensage in Zeit-
schrift für deutsches Alterthum XII, 274 if. , ferner Wanderung einzelner
i Zweige der deutschen Heldensage, so z. B. der Walthariussage, nach Polen,
J s. Nehring, Poiciesc kronikarza polskicgo o WaUerzc i Helgundzic in Ateneum
1883, III, 3G3; vgl. die Erwähnung Dietrich's von Bern in Texten Nr. 14.
Nohring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 14
— 2t0 —
auch nicht Nachbildung in nationaler Sprache finden, weil die
städtische Bevölkerung meist deutsch war. Man findet in Polen
überhaupt keine Spur einer Nachahmung der poetischen Rich-
tungen und Arten, welche in Frankreich, Deutschland und Böhmen
herrschend waren; selbst eine Alexandreis ist in Polen nicht
entstanden, obgleich manche günstige Bedingungen dafür vor-
handen waren im Leben und in der Schule, wo durch die
Leetüre Kadtubeks und anderer Autoren das Andenken an
Alexander d. Gr. lebendig erhalten wurde 1).
Yon den Zweigen der Poesie, welche einigermassen blühten,
sind geringe meist dürre Reste und Bruchstücke auf uns ge-
kommen, die uns eine ungenügende Vorstellung von der welt-
lichen mittelalterlichen Poesie in Polen geben. Die geringen
Reste aber derselben lassen vermuthen, dass sie arm und wenig
entwickelt war. Die Literaturhistoriker, denen diese Erschei-
nung nicht entgangen ist, nahmen grosse Einbussen an oder
gaben sich Täuschungen hin, indem sie Zeugnisse von altpol-
nischer weltlicher Poesie annahmen, wo keine zu erblicken sind.
Vieles ist allerdings untergegangen, weil es nicht schriftlich auf-
gezeichnet worden ist; die Schriftgelehrten, im Mittelalter fast
ausschliesslich Priester, mochten die polnische Poesie mit Gleich-
giltigkeit oder Missachtung angesehen haben, und so gelangten
Volkslieder, gesellige oder historische Lieder nicht zur Auf-
zeichnung, blieben somit ohne jede Berührung mit der ge-
schriebenen Litteratur. — Aufzeichnung oder Erwähnung der-
selben sind sehr selten und es war ein vergebliches Bemühen
Wiszniewski's undMaciejowski's, Aeusserungen der Chronisten und
gewisse bemerkenswerthe Erscheinungen als Beweise und Zeugnisse
verloren gegangener polnischer weltlicher Lieder gelten zu lassen.
Wiszniewski behauptete, mehrere polnische Lieder seien in
lateinischer Uebersetzung in der Chronik des Gallus, des Mat-
') Unter den Büchern, welche sich in der Bibliothek Sigismunds I. be-
fanden und deren im Jahre 1510 russisch geschriebenes Register Lelewel
in Ksiag bibliograftcznych äwoje II, 99 mittheilt, befand sich auch kniha
AUxmulreia polskaja serebrom okowana. Diese polnische Alexandreis ist aber
kaum ein Gedicht, sondern wol der erste Versuch einer polnischen Ueber-
setzung des Lebens Alexander's, welche zuerst 1550, später noch öfter, heraus-
gegeben worden ist.
— 211 —
thaeus Cholewa, Kadlubek und Baszko auf uns gekommen, einige
seien von den Chronisten nur erwähnt *). Matthaeus Cholewa
ist zu streichen, der nur durch eine Reihe von Missverständnissen
von Lelewel zum Autor der drei ersten Bücher der Kadlubek-
schen Chronik erklärt worden ist, auch Kadlubek und der sog.
Bogufal-Pasko haben in ihrer Chronik keine Lieder angeführt2).
Was Gallus anbetrifft, so wird zwar beschränkend hinzugefügt, nicht
alles sei ein Lied gewresen, was dieser Chronist in Leoninen
aufgezeichnet habe, das Lied habe andere Charaktere3), aber
nichtsdestoweniger werden alle von Gallus erwähnten cantilenae,
lamentationes und ähnliche carmina als polnische Lieder in
lateinischer Uebersetzung sorgfältig aufgezählt. Bei dieser Auf-
zählung bemerkt Wiszniewski bei Gelegenheit eines Lobliedes
auf Boleslawr Schiefmund, dieses Lied und andere hätten be-
jahrte Polen Gallus vorgesungen, die er über die alten Gescheh-
nisse ausgefragt hätte4). Maciejowski zählt dann, nach dem
Vorgange Wiszniewski's, dieselben lateinischen Carmina des Gallus
mit noch grösserer Zuversicht als Uebersetzungen von polnischen
Liedern auf.
') Drugie (piesni) docJwicaly sie_ do naszych czasöw w tlumaczeniu ia-
cinskiem i znajdujq sie- w kronikach Gallusa, Mateusza Jierbu Cholewa, Kadiubka
i Baszkona. 0 niektörych zas tylko wzmianke w kronikach znajdajemy. llist.
lit. pol. I, 1840, S. 200.
2) Wiszniewski kann nur die Erzählung von Walter tvdaly und Hel-
gunde (die Walthariussage) meinen, welche in der Chronik des letzteren
steht, welche aber hier nirgends als ein Lied bezeichnet ist. Die wenigen
Verse bei Gelegenheit der Aufknüpfung Maslaw's, mit dem Eingang: Unde
poeta, sind sicher nicht einem nationalen Liede entnommen. — In Kadlubek's
Chronik finden sich zwar in den Erzählungen von den alten und ältesten
Zeiten zuweilen Ausdrücke wie fama est, asserunt und andere, so dass
dadurch der Schein entstehen konnte, diese Erzählungen seien aus Volks-
sagen geschöpft. Indess versichert der Chronist bei einigen selbst, dass er
sie aus geschichtlichen Büchern genommen, und citirt seine Quelle an einer
Stelle; dass diese ungewöhnlichen Geschichten nicht Sagen oder historischen
Liedern entnommen, sondern ein Gemisch von gelehrten Brocken und Com-
binationen sind, ist längst erkannt. Siehe v. Gutschmid, Kritik der polnischen
Urgeschichte des Vincentius Kadlubek in Archiv für Kunde österr. Geschichts-
quellen XVII, 1857, S. 295 ff.
3) Wiszniewski a. a. 0. Note zu S. 101.
*) Te- piesn i inne spiewall Gallusoivi starzy Polacy, od ktörych o dawnych
dziejach narodit sie. wywiadywal. Wiszniewski a. a. 0. S. 204.
14*
— 212 —
Als ein solches in lateinischem Gewände überliefertes Lied
wird von Wiszniewski zunächst das Klagelied auf den Tod
Boleslaw's Chrobry genannt: Omnis aetas, omnis sexus, omnis
ordo currite etc. Bei Gallus aber ist mit keinem Worte gesagt,
dass dieses Gedicht einem Volksliede nachgeschrieben sei. Der
Chronist sagt nur : Hactenus Boleslai Magni laudibus metam
imponamus eiusque funus aliquantulum carmine lugubri luge-
amus1). — Sodann führt Wiszniewski aus Gallus ein Lied von
dem Soldaten an , welcher Kasimir I. das Leben gerettet haben
soll: tnamy tq piosnhc. Üumaczona tylko ivicrszcm leoninskim t. j.
rymoivanym przes Gallusa. Indessen ist diese Erzählung in Gallus
nicht in abgetheilten Versen, sondern in Prosa mit vielen ge-
reimten Worten zu finden, ohne dass dabei gesagt ist, dass der
Inhalt einem polnischen Liede nachgeschrieben sei. — Unter
dem Jahre 1104 wird ferner von Gallus erzählt, dass Boleslaw
Schiefmund einen entscheidenden Sieg über die Pommern davon-
getragen und grossen Erfolg und grossen Ruhm erzielt habe:
Unde etiam in proverbium cantilena componitur, ubi satis illa
probitas et audacia extollitur in haec verba: Pisces salsos et
foetentes apportabant alii etc. Obgleich hier das Wort cantilena
gebraucht ist, so erscheint es doch gewagt, aus den angeführten
Worten den Schluss zu ziehen, dass jene cantilena ein polnisches
vom Volk gesungenes Lied gewesen sei. — Das Loblied auf
Boleslaw Schiefmund, welches im Lager des Kaisers Heinrich V.
gesungen wurde und dessen Absingen er verboten haben soll,
war kein polnisches Lied ; Gallus führt es unter dem Jahre 1110
unter dem Titel an: Cantilena Alemannorum, und es ist ver-
gebliche Mühe, es wahrscheinlich machen zu wollen, dass es
,,polnisch-slavisch" gewesen sein kann, weil im Lager Heinrich's
sehr viele Cechen und Lausitzer sich befanden. — In nichts zer-
fliesst auch die Annahme eines Liedes auf die Niederlage der
Polen gegen die Preussen und auf den Tod Ileinrich's von Sen-
domir 1167 in den Worten des Gallus: quos (die Gefallenen)
lamentationum varietates a diversis diverso modo dcploratae
usque hodie lugubriter dcplangunt. Boguphal-Pasko, der an
dieser Stelle Kadlubek excerpirte, verstand die citirten Worte
*) Bielowski, Monumenta Poloniae historica I, 412.
— 213 —
so: quorum casum miserabilem diuturno tempore diversimodo
Polonia lugubriter deplangit; von polnischen Liedern ist direct
nicht die Rede.
Zu diesen angeblich ursprünglich polnischen Liedern wird
auch das lateinische Gedicht von dem Krakauer Stadtvoigt
Adalbert gezählt, gefunden in einer Breslauer Handschrift und
zuerst von J. S. Bandtke mitgetheilt in Miscellanea Cracoviensia
1815, I. Wiszniewski zweifelt nicht daran, dass dieses Gedicht
ursprünglich polnisch gesungen wurde *■), indess fehlt der Be-
weis. — "Wiszniewski führt ferner eine Stelle aus der Polnischen
Geschichte von Dlugosz (II, 169) an, dass Boleslaw Chrobry an
die Wächter der Castelle den Befehl erliess : decrevit . . . . ut voce
sonora atque cantu fideles excubias se facere declararent. Dass
Dlugosz mit diesen Worten polnische Lieder meinte, ist klar,
aber die Nachricht ist spät und nicht verbürgt.
Maciejowski, welcher die obigen Behauptungen Wiszniewskis
ohne Anstand wiederholte, vermehrt noch die Reihe der ver-
meintlichen historischen Lieder aus alter Zeit. So theilt er in
Pism. I, 165 ein polnisches Lied, eine Art Ballade, unter dem
Titel: Boleslaw Krzywousty godzi siß z Pomorzanami mit, welches
beginnt: jy# lozgorzystym morza brzegit,
0 Jctöry siq roztrqcajq pieniste odtwcmy etc.
von dem er dann weiter sagt, dass es am Anfang des XVI. Jahr-
hunderts bekannt war. Er beruft sich auf Kanzow und Pommersche
Provinzial- Blätter 1820, hier aber steht in Heft III, S. 228, dies
Lied von der „Väter Muth . . . aus Chroniken in kunstlose Verse
gesetzt" in deutscher Sprache (aus Kanzow's Pomerania I, 72).
Wenn wir diese und ähnliche kühne Annahmen2) auf sich
beruhen lassen müssen, so wollen wir um so genauer die Zeug-
nisse der Chronisten und die anderen erreichbaren geschicht-
lichen Nachrichten darüber aufzählen, dass im Mittelalter pol-
nische Lieder vom Volke oder für das Volk gesungen wurden.
a) Nie via wqtpliwosci, ze tc loiersze po pölsku spiewano, a. a. 0. S. 214.
-) Wqjcicki bezeichnet viele Lieder seiner Sammlung Piesni Uialochro-
batöw, 2 Bände, 1836 und 1837, als sehr alte Volkslieder, darunter histo-
rische, balladenartige und Jahresfestlieder , alter meist auf Grund vager Ver-
muthungen, oder der fälschen Voraussetzung, dass gewisse bei Jahresfesten
gesungene Volkslieder alt sein müssen. Peinige sollen unten genannt werden.
— 214 —
Lieder, die man nach Gallus Mädchenlieder nennen könnte,
wurden zur Zeit Boleslaw's Chrobry gesungen. Gallus erzählt
nämlich bei Gelegenheit des Todes dieses Königs, dass allgemeine
Trauer das Land bedeckte: nulla cantilena puellaris, nullus cytharae
sonus audiebatur in tabernis. Dies Zeugniss bestätigt etwas Selbst-
verständliches, belehrt uns aber nicht in Bezug auf die Art dieser
Lieder. — Aehnlich ist das Zeugniss, welches M. Bielski anführt,
zu seiner Zeit sei bei dem Winteraustreiben das alte Lied ge-
sungen worden Smierc ivije siq po plotu szulcajqca klopotu, denn
abgesehen davon, dass die Worte ganz unverständlich sind1),
geben sie uns keine Vorstellung davon, wie ein solches Frühlings-
lied beschaffen war. — Viel deutlicher ist das Zeugniss Bielski's,
dass Kasimir I. bei seiner Rückkehr nach Polen begrüsst wurde
mit einem Liede A witajsc, ivitaj, mily gospoäyme, welches uns zu
der Yermuthung berechtigt, dass in Polen so mancher Herrscher
bei seinem feierlichen Einzüge ebenso wie in Böhmen durch
Lieder begrüsst und gefeiert wurde2). — Spielleute werden schon
früh erwähnt als ioculatores, histriones, goliardi, buffones und
unter ähnlichen Benennungen, ohne dass man die Sicherheit ge-
winnen kann, welcher Classe von Joculatoren die einzelnen der-
selben3) zuzuzählen sind, das gemeinverständliche Lied gehörte
wol meist zu ihrem bunten Treiben. Der Umstand, dass ein
ioculator Juricus (Jurekl) nach einer abschriftlich vom Jahre 1235
im Grosspolnischen Codex veröffentlichten Urkunde 4) der Pfarr-
kirche ein Dorf (villam) schenkte, kann darauf führen, dass der
Stand der Joculatoren auch in Polen heimisch und achtbar war.
Nach den Synodalbeschlüssen aus verschiedenen Zeiten sollte
die Geistlichkeit dem Treiben der Spielleute fernbleiben, so
*) Nach Dlugosz (I, 91) wurde zu seiner Zeit zum Frühlingsfest auf einer
hohen Stange eine Strohpuppe aufgeknüpft, welche den Winter, den Tod,
darstellte. Wollte man plot mit Stange übersetzen und kiopot in der nahe
liegenden (im Altpolnischen bestätigten) Bedeutung von Lärm nehmen, so
würden die oben citirten Anfangsworte des Frühlingsliedes sich auf eine
solche Frühlingsfeier beziehen lassen.
2J Peifalik, Königinhofer Handschrift, S. 7.
3) Gauticr zählt in: Les Epopees francaises 1866, Bd. I S. 352 die ver-
schiedenen Kategorien der Ioculatores auf.
4) Codex dipl. Maioris Poloniae I, 1877 2 S. 156.
— 215 —
heisst es in den Beschlüssen der Ofener Synode von 1279, welche
für Ungarn, Mähren, Polen galten: clerici mimis . . . histrionibus
et ioculatoribus non intendant. Dieses Verbot wurde wiederholt
auf der Synode des Erzbischof Janislaw in Uniejow l) im Jahre
1326: Clerici ioculatoribus, istrionibus, goliardis et buffonibus
non intendant nullaque eis sub poena excommunicationis dona
tribuant2). Der Erzbischof Nicolaus II. Traba verbot 1420 den
Priestern, an Tänzen und Schaustellungen Theil zu nehmen:
tabernas prorsus evitent, nisi forte causa necessitatis in itinere
constituti; choreis et publicis spectaculis non intersint3). —"Während
bei den hier verbotenen Lustbarkeiten das gemeinverständliche
Lied nur vermuthet werden kann, so ist es ausdrücklich genannt
in den Synodalverordnungen des Posener Bischofs Andreas Laskaris
von Goslawice (f 1 426) : c. 57. de insolentiis primarum missarum.
Item in primis missis novorum sacerdotum non permittantur
fieri insolentiae et dissolutiones chorearum et cantilenarum
inhone st ar um4). Auch darf man polnische Lieder (neben
deutschen) erblicken in der Verordnung des Breslauer Bischofs
Wenceslaw von 1415: clerici in tabernis cantilenas mundanas
turpes . . . non proferant . . . neque cantent5). Aehnlich lautet
das Verbot des Bischofs Konrad: etiam ut (elerici) plausus ma-
nuum more gentili vel cantilenas seculares cantare non
praesumant6). — Die Joculatoren werden im Laufe des Mittel-
alters in Polen ziemlich häufig erwähnt: in lexicalischen Auf-
zeichnungen heisst ioculator igrzec (gygrzec, plur. gygrcy), so
auch in dem von Dr. Celichowski herausgegebenen Sloivniczeh
do prawa Magdeburskiego; sodann sind gebräuchlich die pol-
nischen Ausdrücke huglarz (kuclarz Lex. Crac. I), golota, spylman
(Przemysler Handschrift, s. oben S. 27) und ivila (in Ksi^zeczka
*) Helcel in Starodaicne pommki etc. I, 377.
2) Siehe oben das Verbot in der Ksiqzeczka dla bractwa s. Franciszha,
man solle den Spielleuten nichts geben (gygrcom y ivylom); darauf bezieht
sich auch die Abfertigung, die nach Linde (unter dem Worte iviia) ein Bischof
einem Gaukler gab, ze sromota biskiqmei dac teile pieniadz.
3) Starodaicne pommki prawa polskiego ed. Heyzmann V, S. 207.
4) Starodaicne etc. V, vorletzte Seite.
B) v. Montbach, Statuta synodalia Vratislaviensia S. 40.
6) v. Montbach a. a. 0. S. 52.
— 216 —
dla bractwa s. Franc); das Wort rybalt (ital. ribaldo) kommt
im XV. Jahrhundert einmal als Schimpfwort vor l) ; das Wort
zak (zunächst aus dem Cechischcn genommen, entstanden aus
diaconus) erklärt Linde als Spiewak hoscielny. Kasimir der Grosse
bestimmte, um den Luxus der Krakauer Patricierfamilien zu be-
schränken, in einem Privilegium de nuptiis, dass zum Hochzeits-
feste nicht mehr als 8 Joculatoren herangezogen werden durften :
insuper volumus, quod in ipsis nuptiis octo ioculatores habeantur
et non plures, cantantibus et loquentibus conciones qui rymarii
dieuntur, nee non vendentibus unroth ... penitus exclusis2). Durch
diese Worte werden zwei oder mehrere Arten von Joculatoren
bestätigt.
Das Absingen historischer und verwandter Lieder in der
Zeit vor 1500 ist wiederholt bezeugt und Reste solcher Lieder
sind erhalten. In der c. 1230 geschriebenen Vita s. Stanislai,
herausgegeben von Dr. K^trzynski 3), lesen wir c. 9 : Has enim
(nocturnas potationes) introduxit vetus error gentilis et abusio
pravae consuetudinis. Vnde in conviviis Slavorum adhuc can-
tilenae gentilium, plausus manuum mosque salutantium ser-
vantur usque in diem hodiernum. Dass diese bei Gastgelagen
gesungenen Lieder Heldenlieder, historische Lieder gewesen sein
können, wird wahrscheinlich durch eine Aeusserung Starowolski's,
in dessen Zeiten die Sitte sich noch erhielt. Wiszniewski führt
aus Starowolski's Schrift: Contra obtreetatores die folgende
Stelle an: Sic et nos eorum posteri, vestigiis insistentes illorum,
et saltus eiusmodi (Huydulm appellamusj et similes cantilenas
(quae vulgo äumy dieuntur) conviviorum tempore in usu
habemus4). — Wichtig ist das Zeugniss Albert Sarnicki's in
Triumphus seu descriptio moris veterum et ceremoniarum, einer
Broschüre von 1581, welche Maciejowski 5) in Kornik gelesen
hat, wo es heisst: Mos decantandi laudes virorum illustrium
') In Starodawne jn-aioa pol. pomn. I c. 1450 — 60; vgl. Wiszniewski, Hist.
/it. VII, 10 und Kraszewski Gmoqdy litcrackic 1857, S. 177.
2) Mitgetheilt aus einer Lemberger Handschrift in Szajnocha Szkice
histor. I, !»!», correcter in Codex Cracoviensis in Monumcnta medii aevi V, 23.
3) Monumenta Poloniae historica IV, 58.
*) Wiszniewski Hist. lit. VII S. 11.
5) Maciejowski Pism. II. 411.
— 217 —
adhibita lyra hactenus apud Polonos retentus fuit, quod testantur
cantilenae illae de Yladislao Jagiellonida qui ad Varnam pcriit, de
Vitoldo et bello Prutcnico, de Strusiis germanis fratribus, Feiice
et Georgio, pugna Orszensi, Matthiaeque regis illustria facta.
Ueber solche Sänger und Heldenlieder am Hofe der polnischen
Herzöge und Fürsten fehlen uns alle Nachrichten. Die Nachricht
in Chwalczcwski's Chronik, dass Zbigniew, der Bruder Boleslaw's
Schiefmund umgeben war von Tambouren, Trompetern und
Sängern, scheint eine freie Wiederholung der Stelle in der
Chronik des Gallus zum Jahre 1111 zu sein, wo von der Be-
gegnung Zbigniew's mit dem Bruder cum symphonia musicorum,
tympanis et cytharis modulantium praecinente die Rede ist (Gallus
III, c. 25). In Naruszewicz, Hist. naroäu polskiego III, 200 findet
sich eine weitere Charakteristik des Hofes Zbigniew's in jenem
obigen Sinne. — Dass die Königin Hedwig Musik und Tanz
liebte, ist aus Szajnocha's Jadwiga i JagieUo I bekannt; ohne
Lied wird es bei den beliebten Tänzen und Lustbarkeiten nicht
hergegangen sein. — Sigismund I. hielt an seinem Hofe Lauten-
schläger; ob auch polnische Lieder an seinem Hofe gesungen
wurden, wissen wir nicht.
Es fehlt nicht an Beweisen und Nachrichten von bestimmten
historischen Liedern. Dlugosz erwähnt unter dem Jahre 1205
ein Lied auf den Sieg bei Zawichost1). Ein Lied von dem bei
Warna 1443 gefallenen Wladyslaw erwähnt Sarnicki in Triumphus
seu descriptio etc. (s. oben). Bielski citirt bei Gelegenheit der
Niederlage der Polen in der Bukowina unter dem König Albrecht
(Olbracht) 1497 ein darauf bezügliches Lied, in dem die Verse
vorkamen: Za kröla Olbraclita
Wyginela szlachta.
Stryjkowski erwähnt ein Lied auf Witold, welches mit den
Worten anhob : Witold idzic po tdicy,
Przy nim niosq dwie szablicy.
Witold wurde auch in Liedern von der Schlacht bei Tannen-
berg verherrlicht. Auf die Kämpfe der Polen mit dem Orden
l) Bei Zawichost wurde Roman, Herzog von Halicz, besiegt. Dlugosz
I, 598 erzählt, dieser Sieg sei allgemein gerühmt worden: Poloni quoque
(victoriam) variis prosequebantur carminibus, quae etiam in hunc diem
canora voce in theatris audimus promulgari.
— 218 —
bezog sich ein Lied, welches der Posener Bischof Andreas II.
Lascaris bei dem Process zwischen der polnischen Regierung und
den Kreuzrittern im Jahre 1422 erwähnte. Bei dem Zeugenverhör
erklärte er nämlich, vor etwa vierzig Jahren ein Lied gehört zu
haben, in welchem diese Wendung vorkam: König Kasimir, du
wirst erst dann Frieden mit den Kreuzrittern haben, wenn Danzig
dir gehören wird 1). — Die Tannenberger Schlacht besangen, wie es
scheint, mehrere Lieder, von denen das älteste leider nicht erhalten
ist; der Continuator der Chronik des Dierzwa nämlich, welcher
(in der Ausgabe Kadlubek's von Lengnich S. 112) sowol ein latei-
nisches als auch ein polnisches Lied von der besagten Schlacht
erwähnt, führt jenes in extenso an, dieses lässt er weg. — Ein
altes polnisches Lied von der Tannenberger Schlacht wird in
einem Buch aus dem Jahre 1566 erwähnt, unter dem Titel Wtore
votum miqdzy stanami radami (a) ych Miloscyq X. Waler ianem
biskupem Wilenshim r. 1566 oJcolo teyze Uniey, wo die litauischen
Herren sich gegen den Gedanken der Union sträuben durch
folgende Erwägungen: Przyszloby nam yusz podobno na tJio, zeby
yusz tlien slaivny a yedyny Menoth, miecz od podnoszenia slawnego
W. X. Lithewshiego, musial sie oddaez do inssych rejeu, trzeczy Jeu
onym dwiema (mieezom) , czo u siebie za vielkie a vieczne znald
zwyciqstJiwa nad ziemiq PrusJcq panowie Polacy mala, poslane
czasu sivego od Niemczoiv, yeden Jagielovij a drugl Witolthowy, na
pomocz (?) zwyciestwa, hiedy ono spiewano: Hey Polanie, z Bogiem
na nie, Juz nam Litivy nie dostanie2). — Ein Lied von der Tannen-
berger Schlacht 1410, aufgezeichnet 1510, unter dem Titel Piessn
o prushiey poraseze etc. fand Rzyszczewski in einer Handschrift
seiner Bibliothek, und veröffentlichte es in Biblioteka Warszaivska
1843, III S. 370. Ob das in Kromers Chronik erwähnte Lied
von der Tannenberger Schlacht das von Rzyszczewski gefundene
ist, ist nicht ohne Weiteres zu entscheiden, wahrscheinlich ist
es nicht (s. unten).
Historische Lieder, wahrscheinlich balladenartig gehalten,
wTaren: ein Lied von dem Tode der Luitgard, Gemahlin des
Grosspolnischen Herzogs Przemyslaw im Jahre 1283, die das
J) Lites ac res gestae Crucigeroruru ed. comes Dzialyi'iski II, 217.
2) Vgl. Maciejowski P«. 411.
— 219 —
Volk auf gewaltsame Weise getödtet glaubte1), und Lieder von
der Ermordung der Herzogin von Masovien, Gemahlin Ziemowits,
c. 1370. Von der ersten ebenso unglücklichen wie schönen
Fürstin erzählt Dlugosz (Historia Pol. I, 831): quos tarnen publico
et vulgari carmine in suum dedecus audiebat (Przemyslaw) can-
tari, quod etiam in nostram usque aetatem constat pertigisse
nostrique seculi illud concinunt theatra. — Lieder von der Er-
mordung der Herzogin von Masovien erwähnen Naruszewicz
VII, 120, Wiszniewski I, 205 und andere, die genaueste Nach-
richt von Volksliedern dieses Inhalts brachte Narbutt in seinen
Kleineren Schriften (Pisma pomniejsze) S. 292, und zwar aus
einer russischen Handschrift des XVI. Jahrhunderts, welche die
Genealogie der Masovischen Herzöge enthielt, wo der Verfasser
der Chronik hinzufügt (die Stelle ist polnisch übersetzt): „Co do
bezprzyhladnej smierci Jcsirzny Ludmily czynimy osobny cxJcurs,
opierajqc siq na piesniacli, Jctörc w okolicy Bawy przez lud pospolity
spiewatie bywajq." Ziemowit heirathete nach diesem „Excurs"
(in zweiter Ehe) eine Tochter des Herzogs von Münsterberg,
Ludmila, und erzeugte mit ihr in musterhafter Ehe mehrere
Kinder. Bei der Dienerschaft fiel die Herzogin in den Verdacht
eines geheimen Liebesverhältnisses, aber Niemand wagte dem
Herzog etwas zu sagen, bis er in Teschen bei der Schwester
seiner Frau etwas davon hörte, sofort nach Rawa zurückkehrte,
seine Gemahlin bis zur Entbindung gefangen hielt, später, nach-
dem er ihre Dienerschaft vergebens hatte foltern lassen, sie
erdrosseln Hess. Das Kind, ein Sohn, wurde anfänglich bei
einer Bäuerin bei Rawa, später bei der Schwester Salomea in
Stettin erzogen, später bei dem Herzoge selbst, der es, nachdem
er sich von der Unschuld seiner Gemahlin überzeugt hatte, sehr
liebte. Dies ist der nachherige Bischof Heinrich von Plock,
welcher später Witold's Schwester Ringalla heirathete. — Nach
einer mehrfach ausgesprochenen Vermuthung Prof. Caro's soll
!) Ulanowski, Kilka slow o maizonkach Przcmysiaica II in Bozpr. i Spraw.
wydz. hist. XVII, 255 ff. vermutket, dass Luitgard, Tochter Heinrich's von
Mecklenburg, in zehrendem Schmerz darüber langsam hinsiechte, dass sie
in zehnjähriger Ehe kinderlos blieb und von ihrem Gemahl vernachlässigt
wurde. — Der Volksglaube mochte in der Abneigung des Herzogs ver-
brecherische Absichten gesehen haben.
— 220 —
Shakespeare diese Begebenheit, wohl indirect, aus Green's Pan-
dosto 1570 (von Dorast und Faunia), im ,, Wintermärchen" drama-
tisch behandelt haben1).
Wojcicki führt in Piesni Bialochrobatow I, 68 ein Lied an,
welches dem Inhalt nach mit dem zuletzt genannten verglichen
wird, mit Unrecht, denn es erzählt von der Untreue einer Edel-
frau und ihrer Strafe. Das Lied, welches im Ton einer Ballade
gehalten ist, und welches beginnt:
Pan starosta pojechal na KrakowsJcie pole,
I zostaivil iv domu male pacholq
soll in einer alten Handschrift gefunden worden sein. — Den
nämlichen schauererregenden Charakter wird das Lied von dem
1 482 enthauptetet Raubritter Christoph Szafraniec aus Pieskowa
Skala gehabt haben, von dem J. Bielski, Kronika Polsha 1597
S. 474 sagt: ßpiewaiq tarn ieszcze okolo Szczercowa chlopi po wsi
pie&fa staroswiecJcq o nim.
Was Gelegenheits- und gesellige Lieder anbetrifft, so fehlen
uns über das Vorkommen solcher im Mittelalter fast gänzlich
Nachrichten, jedoch ist zu vermuthen, dass die Sitten und Ge-
wohnheiten des XVI. Jahrhunderts mit gewissen Einschränkungen
auch für das XV. Jahrhundert gelten können. Wenn also (nach
Wiszniewski VII, 13) Görnicki einen Bauern o lipee singen lässt,
so ist ein gemüthliches Bauernlied auch für die frühere Zeit
selbstverständlich; was Stryjkowski erzählt (Vorrede zur Chronik 3),
im Gegensatz zu den vielen Heldenliedern, die er in slavischer
Sprache in Constantinopel öfter gehört habe, seien ihm die pol-
nischen Trinklieder als gemein erschienen („u nas za to sprosne
rytmy Jmczq za Jcuflem") , muss nicht auf das XVI. Jahrhundert
beschränkt werden, denn Trinklieder wurden sicher auch im
Mittelalter in Polen gesungen; die Sanglust des Volkes, die sich
im XVI. Jahrhundert auch der beliebteren Lieder Kochanowski's
in weiteren Volksschichten bemächtigte2), wird auch im XV.
') Zuerst Geschichte von Polen II, 413 zum Jahre 1370, sodann III, 107,
zuletzt in Külbings Englische Studien II, Heft 1 vom Jahre 1878 in dem
Aufsatz: Die historischen Elemente in Shakespeare'« Wintermärchen.
'2) Klonowicz sagt in der Widmung seiner Klagegedichte auf den Tod
Kochanowski's (1584) an die Brüder (Jzerny: Potym lez prey dobrey myili
— 221 —
und in den früheren Jahrhunderten sich geäussert haben. Einige
Aufzeichnungen und Zeugnisse aus dem XVI. Jahrhundert lassen
uns auch von Mund zu Mund sich fortpflanzende gesellige Lieder
in früherer Zeit ahnen. Wojcicki führt in Piesni Bialochröbatöw
(I, 85) ein Lied an, welches er aus einer Handschrift von 1527
entnahm, damals schon als alt bezeichnet:
Pod jaivoroivym cieniem
Wrözy panna pierscieniem,
RycMo-ll moj drogi
Przyjedzie z tej drogi etc.
Das Lied von Kasiulerika „Zalosnie Kasienka plafaüa"
welches Wojcicki in Nieiviasty polskie 1845 aus einer Hand-
schrift des XVI. Jahrhunderts mittheilt und welches nach dem
Zeugniss dieser Handschrift am Hofe Sigismund August's ge-
sungen wurde, scheint dem Lied „Tan starosta pojeclial na
Krakowskie pole" innig verwandt zu sein.
Als alt wird von Stryjkowski das Lied bezeichnet, welches
er bei Gelegenheit einer Gesandtschaft Wladyslaw's Jagiello und
AVitold zu den Türken 1415 als Vertreter des Kaisers Sigismund
während des Constanzer Concils erwähnt (Kronika S. 514):
A tu mozem zaspieivac onq starosivicclca:
Byli nasi Turkom grozni kicdys,
A cöz potent, kiedy nie dzis.
Alt mochte manches Lied sein in der Liedersammlung „Dama
dla ttciechy" aus dem XVI. Jahrhundert, welche Wojcicki in
Nieiviasty polskie 1845 citirt. Alt mochte auch so manches Lied
sein, dessen beliebte Melodie im XVI. Jahrhundert auf neue
Lieder übertragen wurde, so nennt die in Kornik befindliche
Liedersammlung (Kantyczki) 1551 die Anfangsworte einiger be-
liebter Lieder z. B. piesn o slowiku, ebenso eine im XVI. Jahr-
hundert gedruckte Liedersammlung.
Von den uns erhaltenen weltlichen Gedichten seien zuerst
ein paar kurze poetische Proben erwähnt, welche Maciejowski,
wol mit Unrecht, Liebeslieder nennt (Dod. 43). — 1. Das eine
von ihnen, angeblich in derselben Krakauer Handschrift ent-
czasem sie przydato, Ze siq tez to, clwc nierychlo, micdzy gnwn podaio . . . Alitci
tez rzemieslniezek . . . xpieica.
— 222 —
halten, in welcher der Text von Bogarodzica „aus dem Jahre
1408" stehen soll1), besteht aus vier Zeilen:
Ach, myloscz, czosz uczinyla,
Esz esz%) me tak oslcpüa,
Esz esm 2) stczcye 3) na myloscz podal,
YaJco bych nyJcogo na sivecze znal.
2. Der zweite Vers, gefunden von Maciejowski in einer
Komiker Handschrift, ist in Dod. ganz verdorben:
Myluy, mila, miluy wyernye,
wmy go szczw*) zawsdy peivnye,
Wyernye myenym nyeprzemycnym 5).
Ktho tho wzdruscliy,
Dydbel bandze pan gego duschiG).
3. Sodann mag hier ein kurzer Spruch stehen: eine Warnung
vor dem Biertrinken. Lelewel theilt in Ksiqg bibliograficznych
dwoje II, 57 mit , dass er in einer Handschrift der Universitäts-
Bibliothek zu Warschau vom Jahre 1414 folgende Verse gefunden
hatte : Caplanye, Chces polepsycz dusze swey,
Nemow czansio : pywa naley;
Bocz pyivo yest dzywny oley.
Wancz s nycli clamayo (sie) Chojn1)
A rzek&cz : Szaleny sq Popi etc. 8).
') In der Beschreibung der Handschrift, in welcher sich das Lied
Bogarodzica „von 1408" findet, bei Wislocki Katal. N. 408 , findet sich keine
Erwähnung dieses Textes.
2) d. h. ez jes, ez jesm.
3) scie Schritt, Zug, gressus, steht nicht für i&eic profectio, sondern ist
ein von shd gebildetes Substantivum verbale: sbstirije; cf. Malinowski in
Rozpr. wydz. filol. IX. 1882, S. 270.
*) w(if)my goszcza = ujmi goscia'i
D) Wol für nyeprzemye(n)nym'i Diese 3 Worte sind im Msc. unterstrichen.
*) Der Spruch scheint nur aus vier Zeilen bestanden zu haben:
Myluy, myla, myluy wyernye,
%o(y)myW) goszcza zaivsdy pewnye,
Nye przemyeny(ay). KtJw tlw ivzdruszy,
Dyabel badz pan gego duschi.
Bei einer solchen, gewiss gewagten Herstellung des Textes würden wyernye
und myenym zu streichen sein; gewagt wäre auch V. 2 zu lesen a my(e)go szcza.
7) Nach dem dritten Verse scheint etwas zu fehlen; clamayfi chojn ist
an sich nicht recht verständlich; cleuetai0 chlopit
8) Der Zusatz etc. befindet sich in der Handschrift.
— 223 —
[Hier mag bemerkt werden, dass nach Lelewel EJsiqg bibl.
II, 56 in einer "Warschauer Handschrift mit Omelie s. tractatus
b. doctorum etc. mit der Datirung 1415 am Ende einiger noch
zuletzt folgender Homilien des heiligen Augustinus die Schluss-
verslein sich finden :
Dum bibo pywo
Stat mihi Jcolano Jcrzywo et cet.]
4. Bekannt sind die orthographischen Memorirregeln, welche
in der Orthographie des Parkosz sich finden. Diese Abhand-
lung, geschrieben in lateinischer Sprache von dem Rector der
Krakauer Universität, Jacob Parkosz's Sohn von Secymin oder
Zurawice, wurde auf Veranlassung und Kosten des Grafen
Edu. Raczynski aus einer Handschrift der Jagiellonischen Biblio-
thek (nach Wislocki*s Katal. N. 1961) 1830 herausgegeben von
J. S. Bandtke, wol in der Absicht, dem damals eifrig geführten
orthographischen Streit neue Nahrung und einen mehr wissen-
schaftlichen Hintergrund zu geben. — Nach einer nahe liegenden
Vermuthung schrieb Parkosz seinen orthographischen Tractat
ad usum scholarum, so auffallend es sein mag, da die hier
gemachten Vorschläge einer Theorie zu liebe, dass in der
Schrift wie in der Musik die weichen Laute durch runde, die
harten durch eckige Zeichen bezeichnet werden sollten (z. B. b
und Ij), in der Praxis sich nicht anwenden Hessen und unbeachtet
blieben. Wenn der lateinische Tractat die Absicht des Ver-
fassers zeigt, für eine schulmässige Regelung der polnischen
Schrift zu sorgen, die in seiner Zeit in der Krakauer Universität
auf deren niedrigeren Stufen unumgänglich war, so zeigen diese
Absicht noch mehr die polnischen Memorirregeln. Dieser poe-
tische Theil, schon früher von Bentkowski in Pamietmk Warsz.
VI, 349 und Rakowiecki in Prawcla BusJca II veröffentlicht,
beginnt folgendermassen :
Ktlw chce pissac doskoi]dle
G0zik polski itesz prave 1)
Umey obccado moye
Kthopez (sie) 2) tak ijapissal tobe etc.
J) d. h. praivie genau.
s) ktorem.
— 224 —
dann folgen noch mehr als 20 Zeilen der Anweisung. Da
aber der Verfasser, wie es scheint, daran verzweifelte, dem Ge-
dächtniss Zeichen in Versen einzuprägen, so macht er folgenden
bchluss : jße y^ gi n&przeäluszil
Any theskrpsczi uczinyl,
Patrzy obecada meego,
Thobe thu yapissancgo,
Bog v nyem kaszde slovlco thobe
Pissmem rosni glos da v ssobe,
Pisch gee v gymfi bosze thaJco,
Yeszem czy napissal ialco 1).
5. Vor der Mitte des XV. Jahrhunderts verfasste Andreas
Galka von Dobczyn ein Streitgedicht, cantilena deWiclcph
genannt. Andreas Galka ist einer der wenigen polnischen Dichter
des XV. Jahrhunderts, die uns dem Namen nach bekannt sind.
Sein satirisches Lehrgedicht, welches mit den Worten beginnt
Lachoivic, Niemcowie, wszyscy jqzylmvie u. s. w., gefunden in einer
Göttinger Handschrift, wurde zuerst in Pamictnih Warszaivshi
1816, sodann in Rakowiecki's Prawda Ruska II, in Wiszniewski's
Hist. lit. pol. III S. 425 f. und zuletzt in Codex Universitatis
Cracoviensis II S. 116 f. abgedruckt. — Galka, magister artium
in der Krakauer Universität, war ein eifriger Anhänger Wikleph's ;
dieser Umstand und die Thatsache, dass er zu den Krakauer
Professoren gehörte, die das Concil höher stellten als den Papst,
sollte ihm und seinen Genossen schon Enthebung vom Amte
bereiten, wenn nicht der König milde gestimmt wäre. Aber
weit mehr, als seine Gesinnungen und wissenschaftlichen An-
sichten, schadete ihm der Umstand, dass er in wenig weltklugcr
"Weise seine Uebereinstimmung mit den Lehrmeinungen Wikleph's
') Obecaäo, später obecadio, oder obiccadio, zeigt die Verbindung der
Namen der ersten vier Buchstaben: ä, b, c, d. — In Bezug auf die Stellung
der Coniunction jdko im Satz vgl. oben S. 168 kiegdy im Mariengruss. — Be-
merkenswert ist, dass die Orthographie in dem Memorirstück (Combination
der Buchstaben, wie z.B. seh, und diacritische Zeichen wie p) der im Tractal
vorgeschlagenen Orthographie widerspricht, welche auf dem Princip beruht,
wie die nicht viel ältere Orthographia bohemica von Hus, dass jeder Laut
durch ein Zeichen ausgedrückt werde.
— 225 —
ostentativ laut werden Hess1): er borgte sich die Schriften des
englischen Philosophen von einem cechischen Edelmann, schrieb
sie ab, studirte eifrig und lehrte in seinen Vorträgen mit Ueber-
eifer die Universalien, mochte sich auch schon in den Vorträgen
zu der utraquistischen Ertheilung der Communion , zur Lehre
von der Armuth und Besitzlosigkeit der Geistlichkeit bekennen.
Ausserdem war er ein Mann, wie einer von seinen Collegen in
das Calendarium und Necrologium des Krakauer Capitels hinein-
schrieb, der mit allen im Streit lag: haereticus pessimus, cum
quo disputabant cuncti (L^towski Katalog). Aus einer Veran-
lassung, die ausserhalb der Wissenschaft und der dogmatischen
Streitigkeiten lag, ,,postquam de ipso fuisset exortum super certo
crimine grave scandalum", wie Dr. A. Sokolowski auf Grund
handschriftlicher Quellen versichert, musste Galka nach Mogila
zum zeitweisen Aufenthalt im Kloster gehen. In Krakau Hess
er seine Sachen bei einem Bürger Teschner, seine Bücher und
Hefte bei einem Collegen, welcher auch Magister in der Artisten-
facultät war. Ob nun seine Bücher und Papiere auf Geheiss
des Bischofs Zbigniew Olesnicki oder seines Stellvertreters Ellgot
oder, wie Dr. Sokolowski auf Grund handschriftlichen Befundes
sagt, von dem befreundeten Magister aus dessen eigenem Antrieb
durchsucht wurden, genug, man fand unter den Büchern und
Papieren Galkas Abschriften der Werke Wikleph's und pol-
nische Gedichte. Schade, dass Dr. Sokolowski an dieser
Stelle, wo er die Angelegenheit nach einem handschriftlichen
Briefe des Generalvicars Johann Ellgot (Krakauer Handschriften
Nr. 42 fol. 105) darzustellen versichert, die auf die polnischen
Gedichte bezüglichen Worte Ellgot's selbst nicht im lateinischen
Citat angiebt; im weiteren Verlauf der Erzählung ist dann von
ihnen keine Rede mehr. Wir erfahren dann später, dass Andreas
Galka von Oppeln aus, wohin er zu Boleslaw V. geflohen war,
nachdem sowol der Cardinal Zbigniew Olesnicki als auch die
Universität Krakau an den Bischof von Breslau, an die schle-
sischen Fürsten und an Boleslaw selbst sich brieflich gewandt
hatten, am 23. Juni 1449 unter anderem zu seiner Vertheidigung
*) Vgl. Dr. A. Sokolowski, Andrzej Galka z Dobczyna in Pricicotlnik
Naukowy i Literacki 1874, II, S. 170; Caro, Geschichte von Polen IV, 405 ff.;
Heyne, Documentirte Geschichte des Bisthums Breslau in, S. 80.
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 15
— 226 —
auch einen Brief an einen polnischen Magnaten sandte, dem
er auch die „Cantilena wlgaris" über Wikleph's Meinungen
beilegte.
Ueber den Text der Göttinger Handschrift meldete zuerst
Pamictnik Warse. 1816, Bd. V S. 457 und nach ihm Rakowiecki
Folgendes: ivicrsz znajdujqcy sie niegdys w bibliofece Helmstedzhiey a
teraz GiettyngsJcicy, üdzielony w wierney Iwpii przez X. Döbrowshiego :
Excellentia magistri Joannis Wikleph edita ab Andrea de
Dobschino olim magistro artium studii Cracoviensis ex vetustis-
simo exemplari. Der Text wird hier nach Rakowiecki angeführt,
der zuverlässiger zu sein scheint, als Wiszniewski und Codex
Univ. Crac.
Das Gedicht beginnt:
1 . Lachoivie Niemczowie,
fschiczi iqzikowie l),
wqtpiczeli 2) w moivie
y fschego pisma slowie,
Wikleph prawdq powie.
2. Gemuzz nie roivnego3)
Mistrza poganyshiego
y IcrzeszczianysJciego,
ani*) badze wiqczszego
asz do dnia sqdnego.
Die Strophen 3, 4 und 5 enthalten weitere Lobeserhebungen
Wikleph's, dann treten die Kernpunkte des Gedichtes hervor:
der Unterschied zwischen den echten Priestern, den Dienern
Christi, und den falschen Priestern, welche nach weltlichem
Besitz und nach weltlichen Gütern trachten, nach dem Beispiel
des Papstes Silvester, der nach Galka dem Kaiser Constantin
die weltliche Macht und die weltlichen Besitzungen entlockt hat.
6. Kristowi haplany,
Od Krista wezivany,
gegozz nasladuiq,
J) 3$?lß heisst hier Volk.
2) Zu trennen in watpiez und eli, d. h. wqtpic jqli.
3) nie mit dein Genet. bedeutet im Altpolnischen non est oder non sunt.
4) Die Silbenzahl erfordert ni bplzic wiqcszego.
— 227 —
y shdki ufaizuia r),
czo szqg röskazuiq2).
7. Cessarsszczi popoivie
sq anticristoivie,
gich mocz nie od Christa,
die od Anticrista3)
S ccssarshcgo lista.
8. Pirzivy pop lassota
wzzal mocz od chobota,
Cqnstantina smolca,
gcgozz iad wylan z böka
w cirliwi roh od roka.
Dass unter dem pirzwy pop ein Papst und wegen des
Namens Lasota der Papst Silvester I. zu verstehen ist, sagt Galka
selbst in „Quaedam puncta" (Cod. Univ. Crac. II, p. 115): der
Dichter meint denjenigen Papst Silvester L, von dem in der
Constantinischen Schenkungsurkunde (wie angenommen wird,
aus dem VIII. Jahrhundert) erzählt wird, dass er den Kaiser
Constantin vom Aussatz heilte und taufte, und von ihm Rom und
die occidentalischen Provinzen, d. h. Oberitalien erhielt. Damit
ist list cesarshi in der siebenten Strophe gemeint. Warum aber
Constantin hier chobot, d. h. Ungeheuer {polip, widonog nach
Linde's Erklärung) genannt ist, ist schwer zu sagen; die innere
Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass chobot hier den durch
Krankheit verunstalteten Kaiser und dass jad das Gift des Aus-
satzes bedeuten soll, welches nach diesem ungewöhnlichen Aus-
druck die Quelle wurde für den weltlichen Besitz der Kirche. —
Was dann in der Strophe 9 folgt, ist nur ein deutlicherer Hin-
weis auf das Factum, welches der Dichter im Sinne hat:
9. Lassota szq trudzil,
schatan go pöbudzil,
by ccssarze Indzil*),
') skutki instr. plur. = c:ynami; 6 Silben sind durch Contraction zu
erzielen.
2) Unverständlich, vielleicht czo szq roskazuia, d. h. co si% rozhc.ujn die
Gebote.
3) Zu losen sechssilbig: ale^oä Antykrysta.
4) Cesarze ist hier gen. eg. und auf den Kaiser Constantin zu beziehen.
15*
— 228 —
we ymienyn (sie) gi öbludeü '),
Rzim na nie wyludzil2).
In der folgenden Strophe 10 wird dann gesagt, dass andere
weltliche Herren, hier laicy genannt, dem Beispiel Constantin's
folgten und den Priestern Güter verliehen , von diesen auch
durch List dazu bewogen:
10. A po niem3) laici
obhidzeny fschiezei,
przeedz (sie) gich dzedzici*)
namiasekowie stradnyci 5)
sq w welikey tszczii6).
Um diesem Missmuth ein Ende zu machen, wird zum Kampfe
gegen den Antichristen aufgefordert; die heuchlerischen Pfaffen
seien seine Diener, im Gegensatz zu den ehrlichen Dienern Christi:
11. Prawda rzecz Kristowa
lezz anticristowa 7),
praivdq popi taiq,
yzze szq gey lakaiq8),
lezz pospdlstwu baiq.
Man wird bemerkt haben, dass das Gedicht an einer ge-
wissen Breviloquenz leidet: die wichtigsten Gedanken, für die
') Der Vers ist sicher verderbt und lässt als ursprüngliche Fassung ver-
muthen : w gymieny gi öbludzil; imienie heisst hier Besitz.
2) Für na nie ist sicher na nie zu vermuthen, d. h. na niem. Wenn
Prof. Caro in dem Namen Lasota eine köstliche Anspielung auf den damals
in Rom „herumdiplomatisirenden Nicolaus Lasocki" vermuthet (Gesch. Pol.
IV, 409), so wird diese scharfsinnige, auf den ersten Blick bestechende Er-
klärung durch die Worte der achten Strophe „pirzivy pop Lasota'1 nicht
gestützt, der mit Lasocki nicht identificirt werden kann. Eine Anspielung
konnte allerdings bei Eingeweihten auch ihre Nebenwirkung üben.
3) d. h. nach Constantin.
*) Die Verderbniss ist schwer zu heilen, der Sinn weist auf Przdoz,
d. h. przetoz, deshalb.
6) namiastek ist Nachfolger, Erbe, hier namiasckoivie ziemlich regelrecht
für namiastkoune, stradnik heisst der Verlierende, der Sinn ist: jener Erben
sind verlierende (entbehrende) Erben.
•) So bei Rakow. — tszezica taedium in Flor. Psalt. prol. I, 12.
7) lezz ist le'z zu lesen: Lug.
8) Der Silbenzahl wegen vielleicht zu lesen: iz sie jej Iqkaja.
— 229 —
Galka Propaganda machen wollte, sind nur angedeutet. Der
Hauptgedanke der freiwilligen Armuth, gerichtet gegen die
begüterte Geistlichkeit, in den Briefen Galka' s viel klarer aus-
gesprochen 1), nimmt sich auch wunderbar genug in dem Munde
eines Mannes aus, der selbst eine fette Prälatur gehabt und die-
selbe aus irgend einem unangenehmen Vorfall hat abgeben
müssen, nämlich das Canonicat bei St. Florian in Krakau.
6. Ein Lied behandelte den bekannten Vorfall in Krakau
1461, dass ein Ritter, Andreas Tenczyriski, aus einem der
edelsten Geschlechter, dafür dass er einen Krakauer Waffen-
schmied beleidigt hatte, von den ergrimmten Bürgern verfolgt,
in der Franciskaner Kirche ergriffen, erschlagen, blutend durch
die Strassen von Krakau nach dem Rathhaus geschleift wurde.
Wie die That roh, so war auch die Strafe grausam von Seiten
des Königs, nachdem er aus dem Kriege zurückgekehrt war2). —
Das Lied hat sich in einer Handschrift der Zamoyski'schen
Bibliothek in Warschau erhalten, einer Pergamenthandschrift aus
dem XIV. Jahrhundert, eingetragen von einer späteren Hand.
Die Handschrift, unter anderen den ältesten Text der Chronik
des Gallus enthaltend, wurde von Litowski genau beschrieben in
K. Wl. Wojcicki Zeitschrift Album Literaehie 1848 in dem Auf-
satz Wiadomosc o nieznanym dotad rekopismie kroniki M. Gallusa
w bibliotece Hr. Zamoyskich; das Gedicht von Te.czynski, im
Anschluss an den Aufsatz von Litowski, von Wojcicki selbst
mitgetheilt (S. 301-309). Siehe Texte.
7. Das Sandomirer Liederbuch (Sandomierzanina
piesni). Selten nimmt ein altpolnisches Literaturdenkmal in so
hohem Grade das Interesse in Anspruch und selten wird dieses
so wenig befriedigt, wie bei dem sogenannten Sandomirer Lieder-
buch. Maciejowski erzählt (Pism. I, 369), dass auf den inneren
Deckeln eines alten Buches zwei Halbbogen (dwa polarkusze
pa])ierowe) gefunden worden seien, welche im XV. Jahrhundert
aufgezeichnete Lieder enthielten; warum er diese zwei Fragmente
Bruchstücke aus einem Sandomirer Liederbuche (Lieder eines
Sandomirers) nennt, wird sich aus dem Inhalt ergeben. So
ungenau der Bericht über den wichtigen Fund und die Be-
*) Codex Univ. Crac. II, 1 10 ff.
2) Caro, Gesch. Pol. V, S. 221 II.
— 230 —
schaffenheit der gefundenen Blätter ist, so bürgt die Autorität
Maciejowski's dafür, dass wir es mit einem authentischen Text
zu thun haben. Der Text selbst ist Dod. 134 ff. mitgethcilt.
Dass die zwei dem Inhalt nach zusammenhängenden Halb-
bogen Lieder enthalten, ist aus dem öfter beigeschriebenen Worte
Versus und aus einer Bemerkung zu ersehen, wo es heisst:
Potcst cantari ista cantio sicut cantica de sto Nicoiao, vel
cantica de X praeeeptis aut sicut cantica de sca Barbara, et
aliis multis notis, — zuletzt aus der Stelle, wo am Ende des
zweiten Blattes als Ueberschrift des folgenden Gedichtes steht:
Pulcerrima cantio noviter compilata lugubris et ad contempla-
tionem et devotionem multum induetiva , sequitur. Dieser Hin-
weis auf bekannte Melodien charakterisirt die erhaltenen Gedichte
genugsam als Lieder, dasselbe zeigt die künstliche Strophen-
bildung und der Rhythmus.
Die Reihenfolge und der Zusammenhang der erhaltenen
Lieder und Fragmente kann, obgleich Macicjowski nicht mit-
theilt, wie der Text auf den vier Seiten vertheilt war, aus
inneren Gründen folgendermassen festgestellt werden; dabei ist
von den Ueberschriften Maciejowski's in polnischer Sprache ab-
zusehen. Zuerst steht: Cantica optima et utilis de VII verbis
Christi, quac in cruce moriendo pertulit (protulit?) et de doctrinis
eius, quas nobis reliquit nee non de testamento suo ac de
lusoribus tasserum (lies tesserarum), de latronibus et aliis male-
ficis .... cum uno exemplo terribili, quod in Budzyn uni con-
tingit (contigit). Damit ist die Reihenfolge der einzelnen Theile
angegeben. Was nun folgt ist ein Lied in 13 Strophen:
a) Cantica optima et utilis de VII verbis Christi; die Thei-
lung Maciejowski's in zwei (a und ß) ist unstatthaft. Die letzten
Worte Christi sind in der Handschrift theils überschrieben, so
z. B. in der zweiten Strophe (Sequitur verbum primum: Pater
ignosce iis etc.), theils unter die Strophen gesetzt; die Worte:
In manus tuas commendo etc. finden sich an zwei Stellen: gegen
das Endo dieses Theils, unter dem sechsten Worte, und am
Ende der zweiten Strophe, hier sicher am unrechten Ort. An
welcher Stelle die lateinischen Ueberschriften in der Handschrift
standen, ist in dem Abdruck Maciejowski's nicht zu ersehen, wo
einige am unrechten Ort stehen.
— 231 —
Die erste der 13 Strophen, eine Art Einleitung, heisst so:
Maka bozq zpomynaymy,
Slowa yego pamyitthaymy,
Kthore na krzyzu yest mowil,
Nam ye na przyclad zostaivil.
In den nunmehr folgenden Strophen finden sich Fehler im
Text: die zweite Strophe lautet:
W pyrschem zlowye tham sza modlyl,
Bogq occzq sziuego prosszyl
Za ny&przyaczelmy zwogymy:
Oäpuscz ym gngm, occzye myly,
wo gnym in gnyiv (= gnieiv, zlosc Bosheit) zu verbessern ist;
vgl. die folgende Strophe. Die folgende Strophe lautet:
Tham naiika nam yest ivydal,
By braczczyv (sie) Jcasdj odpusezal
Gnyew, myerszqczJcq y sie szyercze,
By ivnye ivszedl iv pyekyelne myesezye.
braczczyv kann bei möglichster Schonung des Ueberlieferten in
bra(cz)czyv, braeiöm verbessert werden; in wnyewszedl kann 10,
als vorgegriffen, gestrichen werden.
Verdorben ist auch der zweite Vers in Strophe 7, wo statt Za
Jcrolq szyey ribythiva dal stehen soll: Za hrolqsz ycy rybithwa dal.
Die Strophen 12 und 13, welche Maciejowski auseinandergehalten
und der letzten die lateinische Ueberschrift gegeben hat: Testa-
mentum Christus fecit (neben einem polnischen Titel), gehören
zusammen, dabei ist zu bemerken, dass die Ueberschrift: Sequitur
ultimum verbum etc. sich nicht auf die folgenden zwei Strophen,
sondern auf die vorhergehende bezieht; auf die letzten zwei
Strophen dagegen beziehen sich die Worte : Testamentum fecit,
welche in dem Text Maciejowski's zwischen beiden stehen:
Gdy nasch Jesus yusz umyeral,
Testamenth tarn kraszny dzalal:
Szwq duszq oezezu poleczal,
NyJcodemowy czyalo dal,
Kosczyol poleezyl Pyotroicy,
A mathkq, szivogyq Janoivy,
— 232 —
Kathom odzenye szivogye dal,
Judasch pycklo thcsz otrzymal.
b) Dann folgt ein zweites Lied mit der Ueberschrift: De
maleficis, welche sich bei Maciejowski vor der ersten Strophe
befindet1); andere lateinische Worte: Exemplum terribile vide.
Tötest cantari (s. oben), welche sich auf dieses Lied beziehen,
stehen bei Maciejowski unter 6) mitten in der zweiten Strophe.
Das zweite Lied beginnt:
Kosthyrowe a lothrowc,
Zhoycze, zlodzcgye, kathowye,
Czczycz kristhusza, szuknycy lupyq2)
worauf dann eine Erzählung von zwei Würfelspielern in Ungarn
(w Budzynya,) folgt, von denen einer im Namen des Höchsten,
der andere in Teufels Namen spielte, und von denen der erste,
der stets verspielte, unwillig nach dem Christusbilde mit dem
Stein warf und zur Strafe von den Teufeln lebendig zur Hölle
geführt wurde. Auch dieses Lied, welches mit den ersten
13 Strophen (dem ersten Liede) über die letzten Worte Christi
am Kreuze wenigstens äusserlich zusammenhängt, weil es an
das Würfelspiel um das Kleid Christi anknüpft, hat auch vier-
zeilige Strophen (7 im Ganzen), mit achtsilbigen Versen im
trochäischen Tonfall. — Die fünfte Strophe ist verdeckt: die
erste Zeile Zly tho czynek kostyrze schyadl ist schwer zu ver-
bessern, vielleicht zu lesen Zlycz vczynck kostarzc schyadl, d. h.
zlyc uezynck kostarzc zjadl (leostarze ist eine cechisirende Form
für kostarza); die dritte und vierte Zeile sind sicher zu lesen:
Nye pomogq nui y drygy (so, für drygyc'l)
Yusz tham iv pycklye zmolq pygye.
Dryja, die Dreie, bedeutet hier Würfel.
c) Dann folgt ein Schmerzcnsruf an Gott, 7 fünfzeilige
Strophen, von Maciejowski mit e) Wcstchuicnie do Boga etc.
bezeichnet.
') In der allgemeinen Ueberschrift (s. oben) ist der Inhalt des zweiten
Liedes genauer angegeben: de lusoribus tesserarum, de latronibus et aliis
maleficis, hier nur: de maleficis.
2) Czczycz steht für czycz, d. h. cic, ci-c (vgl. oben braezczyv); szuhnyey
ist z suknkj zu lesen.
— 233 —
Die sieben Strophen, von denen die siebente dem Gedanken-
gange sich besser an dritter Stelle einfügen Hesse und die mehr,
als in den anderen Liedern durch hinzugefügte überflüssige
Worte oder durch Aenderungen in ihrer regelmässigen Con-
struction, vornehmlich in Bezug auf die Factur der Zeilen
gestört sind l) und dadurch die Vermuthung erwecken , dass sie
eine Copie sind, enthalten Andeutungen über die Entstehungs-
zeit dieses und einen Anhalt für die chronologische Beurtheilung
der anderen Gedichte der Sammlung:
3. Yusz glodem yusz czasthym morem,
Yusz drapeszthwem, yusz udraczenym2),
Na ostatliku Jcrivyq3) roszlanym
Nye harz, boze, potapyenym 4),
Szmyluy szq nad thivym zsthivorzenym.
6. Wyley thwoy gnyew (yusz) nq Tatary,
Thurhi Walaclii y Pogany
Ktorzy . . . W naszey szq Jcrivy omywagyq.
Man findet in der Chronik des Joach. Bielski unter dem
Jahre 1475 eine Nachricht von mehreren Plagen: Feuersbrünste,
Ueberschwemmungen, Heuschrecken; unter dem Jahre 1480 die
Worte: Lata panskiego byl wielki mor w Polsce wszqdzie, i dru-
giego roJcu tahiez, a przyniesiono go bylo z Wtyier. — Bern. Wa-
powski meldet darüber erst unter dem Jahre 1480: Foeda pesti-
lentia ex Ungaria progressa Poloniam superiorem, quam vocant
Minorem, invasit; duravit id malum mensibus aestivis tribus.
In sequenti anno Poloniam inferiorem, quae Maior vocatur, nee
non Masoviam .... et Prussiam irrupit. Aehnliche Meldungen
') Die Zeilen scheinen, wie sonst achtsilbig zu sein, nur die zweite
Zeile scheint 10 Silben zu zählen, auch sind z. B. in der Strophe I die ein-
geklammerten Worte überflüssig:
Mumy wszyczy htliemu szq (dzysz) braez,
Byazmy mogli laszkq (u) boga zyskaez,
Raczy (1. raez) gyq nam, myly Chryste, clacs
0 thwey mylosczy day spyeivacz,
Thtceyo gnyeivu nye day (daley) jwznacz.
2) drapiezstwem ist vielleicht viersilbig zu lesen.
3) Zu lesen Jcrwie, cf. Arch. f. slav. Phil. III, 484.
4) Vielleicht potopymym.
— 234 —
finden wir unter den Jahren 1492 und 1496. — Was die Klage
über Raub, drapiezstwo, anbetrifft, so kann sich diese auf die
noch im frischen Andenken lebenden Plünderungen des Raub-
ritters Szafraniec aus Pieskowa Skala beziehen, welcher 1482
glücklich gefangen und in Krakau geköpft wurde; unter dem
Jahre 1490 wird wieder von einem Räuber Mueha berichtet,
einem Bauern, welcher Walachen und Ruthenen um sich sammelte,
Pokutien und Rothrussland brandschatzte und unsicher machte.
Von Tatareneinfällen und Kriegen wird gegen das Ende des
XV. Jahrhunderts häufiger berichtet: 1489, im Winter 1489—1490,
1494, dann 1498 und 1499. — Da hier unter den Feinden der
Polen auch Walachen und Türken, nicht aber die Ungarn genannt
werden, die Erzählung von den Spielern in Ofen-Pesth vielmehr
darauf hindeutet, dass sie von den polnischen Soldaten, die nach
dem Tode des Matthias Corvinus mit Albrecht im Namen des
gewählten Königs Wladislaw 1490 und 1491 nach Ungarn ge-
zogen waren, nach Polen gebracht wurde, so ist die Abfassung
des Gedichtes nicht vor 1491 anzusetzen; wegen der Niederlage
der Polen in der Bukowina 1497 aber, in deren Verfolg 1498
Stephan mit angeblich 70 000 Mann Walachen, Tataren und
Türken in Polen einfiel, erst in das Ende des XV. Jahrhunderts.
Dieser Datirung widerspricht nicht die Versicherung Maciejowski's,
die Schrift sei aus dem XV. Jahrhundert.
d) Das vierte Stück, auch ein Lied, weil sich hier einmal
das Wort Versus findet, besteht aus vier Theilen, die mit dem
Liede von den Landplagen im Zusammenhange stehen, weil
in ihnen das Andenken an eine Ausrottung der Bevölkerung
der Juden, der Sendomirer, der Bevölkerung von Jerusalem,
Troja und der Bevölkerung Roms1) erneuert wird; es sind die
5 fünfzeiligen Strophen auf S. 1 39 bei Maciejowski (Th. 1 und 2)
und die zwei letzten Strophen (Th. 3 und 4) bei Maciejowski
S. 141 sub &). Wir werden nämlich von dem Schreiber belehrt,
dass die zwei letzten Strophen hinter die Erzählung von Sendomir
zu setzen seien: Versus isti duo (die zwei letzten Strophen) vel
alii de figuris possunt omitti et debent stare ibi ante Thu szthqd
') Die Worte der letzten Strophe: Trzy lcaxlzy s pyerezemzwo nabyl ist
ein Reflex der mittelalterlichen Erzählungen von den zahllosen Fingerringen,
die Hannibal erbeutet haben soll, pycrczenczoiv steht wohl für jrycfraczenczow.
— 235 —
baczczye (s. unten c). Unter den anderen Versus de figuris sind
Theil 1 und 2 gemeint, welche ebenso wie die letzten, als
geschichtliche Vorbilder zu den herrschenden Plagen, zusammen-
gehalten oder insgesammt (beim Singen) weggelassen werden
sollten. Jeder dieser grauenhaften geschichtlichen Erinnerungen
ist je eine Strophe (von derselben Bildung wie unter c) ge-
widmet, nur dem Sandomirer Blutbade gelten vier Strophen,
doch scheinen die drei Strophen von dem Starosten Peter
von Krapieja (?), von dem Canonicus Bodzanta und von dem
Ablass des Papstes Bonifaz (wol Bonifacius IX. f 1464), nur eine
Erweiterung zu sein. Dieser Umstand, dass hier so umständlich
von Sandomir erzählt wird und dass in der Erzählung die
Worte vorkommen:
Jelije äni do roJai byiva,
Tyle lat Sandomirz od/pustöw mieiva,
hat Maciejowski veranlasst, diese wenigen erhaltenen Gedichte
ein Fragment eines Sandomirer Liederbuches zu benennen.
Der Text enthält auch in den zu d) gehörigen Strophen
viele Fehler und Unregelmässigkeiten. Die Strophe 2 (in der
ganzen Reihe 30) ist so zu lesen:
W Sz<idomyrzq, czo szq (thesz) sthalo
Przesz Thatary, placslywe1) dzalo!
Thal» ludzy luyelye pohyly,
Wyszla trupy zastawyly
Dzadky iv ivodze s Jcrivyq plawyly2).
Die letzte Strophe berichtet über die Ausrottung der Be-
völkerung Roms (s. oben).
e) Fünf fünfzeilige 3) Strophen der nämlichen Construction,
wie in c) und d) enthalten im Anschluss an den Inhalt des
*) piaczliwe dzialo miserabile factum.
2) Die ersten zwei Zeilen sind hier anders interiiungirt. als im Druck; in
der Orthographie ist nichts geändert; die vorletzte Zeile ist zu lesen: Wisty
trupy zastawüi, d. h. die Weichsel haben sie mit Leichnamen voll gestopft;
die letzte Zeile ist geändert, im Text steht: Dzadhj ~ forwyq ]k> wodse }>hjnahj.
3) Die erste Strophe dieses Theiles hat anscheinend sechs Zeilen, isdese
sind die zwei ersten zusammenzuziehen. Daraus darf man schliessen, dass
der Text in der Handschrift nicht in Verse abgetheilt war, dass dies erst
Maciejowski machte, und daraus würde sich auch erklären, dass er die latei-
nischen Bemerkungen nicht überall an die rechte Stelle setzte.
— 236 —
Liedes c) elegisch - fromme Betrachtungen über das Elend der
Zeit, Aufforderung zum Kampf gegen die Ungläubigen, Er-
mahnung zur Besserung und schliesst mit einer trostreichen
Sehnsucht nach dem ewigen Heim (wieczna ziemia). Die letzte
Strophe lautet:
ö tha zyemyq Jczusze niyly,
Wzyczczy thwcy mylosczy proszymy,
Day thu szluszne posziälenye,
Przy szmycrczy ddbre skonqnye,
Krolesthwa thivego dostapyenie1).
Die wiederholt vorkommende Hinzufügung des Wortes Versus
weist darauf hin, dass auch dieses Gedicht zum Absingen be-
stimmt war, in der ursprünglichen Fassung muss aber die Form
correcter gewesen sein.
f) Zum Schluss steht noch eine Nachschrift des Dichters,
eines Priesters, der sich Gott empfiehlt:
Then Jcthory tha, pyosznlm yest zlozyl
Ku czczy chwale thivey Chryste gyq, ivylozyl etc.
Damit schloss aber die Liedersammlung nicht, denn am
Ende des zweiten Halbbogens stehen noch Worte, welche sich
auf ein folgendes Lied bezogen: Cantilena pulcerrima etc.
(s. oben).
Die Sandomirer Lieder sind trotz der Hinweise auf Kirchen-
lieder und trotz des frommen Hintergrundes nicht zu der
religiösen, sondern zu der weltlichen Poesie gezählt, wegen der
öfter vorkommenden Bezeichnung cancio und cantilena, wegen
des Liedes von den Spielern, wegen der geschichtlichen Er-
zählungen und wegen des Liedes von den herrschenden Plagen.
8. Piesn o prushicj porazee, r. 1510 napisana. Gedichte und
Lieder von der Tannenbcrger Schlacht sind nicht selten, sowol
lateinische als auch polnische. Von den sehr zahlreichen latei-
nischen Gedichten2) erwähnt eins der Continuator der Chronik
Kadlubek's (ed. Lengnich S. 112); ausserdem ist ein lateinisches
Gedicht von dieser Schlacht unter dem Titel Historia metricc de
') Statt posziälenye dürfte ixjbydlcnic einen besseren Sinn geben.
2) S. Zeissberg, Die polnische Geschichtsschreibung des Mittelalters,
1873, S. 183.
— 237 —
magna strage alias o weigern pöbiczyu enthalten in einer Komiker
Sammlung von Predigten des bekannten Nicolaus von Blonie
(Sermonum scriptorum Optimum etc.), mitgetheilt in Strehlke,
Scriptores rerum Prussicarum III, 434; von polnischen Gedichten
und Liedern sind drei in dem Abschnitt Historische Lieder auf-
gezählt worden, unten soll noch eines erwähnt werden.
Von den polnischen ist nur eines erhalten, gefunden von
Rastawiecki in seiner Privatsammlung und mitgetheilt in Biblio-
teka Warszaivska 1843, III, S. 370 ff., leider ohne Beschreibung
des entdeckten Originals, indess weist die ungewöhnliche Ortho-
graphie (11 für l, ß für z, s, z, sz unter gewissen Bedingungen)
auf einen Einfluss Görnicki's, also etwa auf die Mitte des
XVI. Jahrhunderts, als Epoche der Aufzeichnung, hin. Auch
der Gebrauch von l spricht für diese Zeit. Das Gedicht hebt
mit Worten an, die volksthümlich genug klingen:
We ivthorkoiv dzien ApostolsM,
RzeMl MarßaleJc: Jcrolyv Polski,
Wyelky thu yesth lyvd nad namy,
Trzeba by byl Pan Bog znamy.
Der Text ist im Ganzen gut überliefert, obgleich die Schä-
digung des Versbaues (Tetrapodien mit trochäischen Tonfall)
durch verdeutlichende Zusätze, sowie einige Fehler (nazacz für
nazath, d. h. nazad in Strophe 22, vlzyivyenye nach aller Wahr-
scheinlichkeit für vkrzyivdzenye in Strophe 7 und andere) die
Vermuthung nahe legen, dass dieses Gedicht eine wiederholte
Copie eines alten historischen Liedes sei, welches bei einer
jahrhundertlangen lebendigen Ueberlieferung auch eine Moder-
nisirung erfahren habe *). Indess gibt die Ueberschrift des von
Rastawiecki mitgetheilten Gedichtes einer solchen Vermuthung
keine Stütze. In dieser Ueberschrift heisst es (wie oben) Piessn
o Prvskiei porascze kthora szie sstala za Jcrolia Jagiella Wladislawa.
Boku 1510 napissana; dass das Gedicht ein altes historisches
Lied sei, wird nicht gesagt. Es ist nach aller Wahrscheinlichkeit
in dem genannten Jahre 1510, bei dem hundertjährigen Jubiläum
in der Zeit entstanden, als nach den erfolglosen Verhandlungen
einer Commission zur Regelung der preussischen Angelegenheit in
') Vgl. Zeissberg a. a. 0.
— 238 —
Posen, am 24. Juni 1510, die Beziehungen zwischen Polen einerseits
und dem Orden und dem Kaiser anderseits sehr gespannte und
ernste geworden sind. In einer solchen ernsten Zeit und Stim-
mung konnte, so möchte man meinen, vielleicht ein altes Volks-
lied in Erinnerung gebracht werden. Aber das in Rede stehende
Gedicht zeigt so gut wie gar keine Spuren des Alterthums, Aus-
drücke, Formen und Reime, wie sprmvnie (Strophe 3), bez thyby
(Str. 4), shryje-zyje (Str. 4), shladnosc (Str. 6), polqgnq-dosiqgnq
(Str. 11), tuszqc (Str. 13), lud hu Intwie nicprzystojny (Str. 17),
fölgowac (Str. 27), Niemcom przyszlo biezec z göry i szü by wyskoczye
z sköry (Str. 30) , w sah nagonic („wßah nagonycz" Str. 38) sind
der Sprache des Beginnes des XV. Jahrhunderts fremd; die
Sprache des Gedichtes überhaupt weist auf das XVI. Jahr-
hundert. — Der Inhalt aber stimmt mit der Darstellung Dlugosz's
und Kromer's so sehr überein, dass ein Zusammenhang zwischen
dem Gedicht und dem Bericht beider Historiker nicht in Abrede
gestellt werden kann. Die Ansprache des Königs an das Heer
bei erhobener Reichsfahne enthält dieselben Gedanken und wird
mit Thränen und Weinen aufgenommen ; ferner stimmt die Schil-
derung der Uebersendung zweier Schwerter an Jagiello und die
Antwort des letzteren selbst in Einzelheiten (die Ueberreichung
der Schwerter sieht der König als eine gute Vorbedeutung und
als Zeichen der freiwilligen Zuerkennung des Sieges an), nur
weicht Kromer in einem Punkte ab (s. unten). In gleicher
Weise wird der erste Zusammenstoss beider Heere geschildert,
ein unbeschreiblicher Knäuel sei das Bild des Kampfes in der
ersten Stunde gewesen; sodann werden nicht nur die Haupt-
momente der Schlacht mit allen entscheidenden Bewegungen in
der Weise mit Dlugosz und Kromer übereinstimmend erzählt,
dass nichts Wichtiges weggelassen und nichts Neues hinzugefügt
ist, sondern auch bezeichnende Einzelheiten, wie der Kampf
um die Fahne, welche Wrocimowski entfallen war, und die
Rettung des Lebens Jagiellos durch Zbig. Olesnicki wiederholen
sieh in allen drei Berichten in gleicher Weise. Auch der Bericht
von den Einzelheiten des Sieges ist in dem Licde in den wesent-
lichen Punkten ganz dem Berichte des Dlugosz und Kromer
gleich, so dass sich die Erzählung von den erbeuteten Ketten
und von der Behandlung der Gefangenen, „die man wie eine
— 239 —
Heerde vor sich herjagte", in allen drei Darstellungen wieder-
holt. Selbst die Zahl der gefallenen Kreuzritter ist gleichmässig
dieselbe, was aber noch mehr auffällt, ist der Umstand, dass in
dem Gedicht, genau wie bei Dlugosz, die Zahl der Gefangenen
auf vierzig Tausend angegeben wird, während Kromer, der sich
auf Wapowski beruft, vierzehn Tausend nennt.
Eine Annahme, dass Dlugosz und Kromer dieses Lied ge-
kannt und benutzt hätten, ist nicht statthaft, denn Dlugosz nennt
kein polnisches Lied von der Tannenberger Schlacht, Kromer
nennt zwar ein solches Lied, aber sicher nicht das hier be-
sprochene. Er erzählt bei Gelegenheit der Uebersendung der
zwei Schwerter: duos gladios strictos et cruentos (quemad-
modum Carmen vulgare de proelio hoc compositum, quod in hanc
usque diem exstat, habet); er kannte also ein Lied mit der ge-
hässigen Ausschmückung, welche in den ältesten und zuverlässigen
Quellen fehlt, während piesn o Prushiej porazce 1510 in Ueber-
einstimmung mit Dlugosz nur diva miecza (Strophe 19) kennt.
Nebensächlich sei bemerkt, dass der Anfang unseres Liedes,
mit einem abweichenden Datum, an den Anfang der Cronica
conflictus 1410 (SS. rer. Pruss. III, 434) erinnert.
Der Dichter des Liedes von der Preussischen Niederlage
(piesn o 2)rns^>(lj porazce) war, wie es scheint, mit mehreren
historischen Berichten bekannt.
9. Noch ist eine Satire auf die faulen Bauern zu nennen,
welche Prof. Szujski aus einer Handschrift des XV. Jahrhunderts
(S. 34 c.) in Bd. I von Rozpr. i Spraiv. mittheilt. Es ist die
einzige bekannte Satire des polnischen Schriftthums vor 1500.
Den Charakter dieses sicher von einem Edelmann verfassten
Gedichtes wird man aus den ersten zwölf Yersen ersehen:
CJiitrze bydlq s pany hnycczye.
Wyelye sye w gicli sicrczu plyecze,
Gay dzyen panu robycz maya,
Czastökrocz odpoczyivayq.
A robya sylno obludnyc,
Ledwo vynyda l) pod poludnye,
l) Die Silbenzahl erfordert icyMq.
240
A na drodze posthavayq,
Rzekomo l) plugy opnwyayq.
Zelazna vycz doma szlozy,
A drzewianq na plug ivlozy,
Wprzagaya chory dobythek,
Chczacz zlechmanycz2) then dzyen wsisthck.
Bezeichnend ist die am Ende gegebene Charakteristik des
Bauern.
») Die Silbenzahl verlangt rzkomo.
2) ziechmanic ist in Linde's Lexicon nicht zu finden; das Wort hängt
mit iachmany laciniae zusammen und würde hier mit zerbi-öckeln, verzetteln
zu übersetzen sein.
TEXTE.
Rehring, Altpoln. Sprachdenkmäler
16
Da die in dem Buche mitgetheilten Texte und Auszüge
nicht hinreichen , um die altpolnischen Sprachdenkmäler in
das richtige Licht zu stellen, und da diese in nicht immer
leicht zugänglichen Werken gedruckt sind, so werden hier
20 Texte als Lesestücke hinzugefügt, darunter auch un-
bekannte, die ein Interesse in Anspruch zu nehmen ge-
eignet sind.
Bei Mittheilung solcher Texte, die schon sorgfältig
herausgegeben sind, schienen Erläuterungen überflüssig, ein
getreuer Abdruck aber durchaus erforderlich, für den auch
bei allen Nummern durch wiederholtes Lesen der Correctur-
bogen gesorgt ist.
Einige unbekannte Texte sind mir während des Druckes
von Dr. K^trzynski, Director des Ossolinski'schen Instituts in
Lemberg, mitgetheilt worden, wofür ich ihm hier meinen
besten Dank sage.
1. Die Generalbeicht. 1375.
(Siehe S. 67.)
Ia gresni czlowek Jcai0 se occzu y mile Marie, matcze hose,
y ivscm swantym, y tobe otcze duchoivni, mich ivsech grzechow,
czom se gieli dopusczil ot mego porodzena az do dzissessego dna
m0 p0cz0 rozumu: wezrzenym, slissenym, vJcussenym, pomislenym,
przemowenym. Iacosm co cz0sto sgrzessil, tego mi dzissa zal ot
mego prauego sercza, y tego sse Jcai0. Sequntur vij monita: Kai0
sse teze, izem sse dopusczil sedm smertnich grzechow: iu pisnosczi,
w pianstwe, w lacomstwe, wgen1) iv gnewe, w zarze, w zauisczi,
w nenaitisczi , neczistot0 mego ziuota, y we_sj^^_jtyL^iawe , w
lenistwe, dopusczenym zlego, opusczenym dobrego. IaJcosm cole2)
coli mego tworcza roznewal, tego mi dzissa zal ot mego prauego
ssercza etc. Sequntur Sex opera misericordie: Kai0 sse teze,
izesm ne popelnal sesczora miloszerdza tworcza mego: vbogego lacznego
ne ndkarmü any napogil, pustego ne oblozil, nagego ne prziodzal,
ifitego ne ivczessil, nemocznego ne nauedzil, martwego do grobu ne
prziprowadzil. Yacosm to cz0sto omudzil, tego mi zal. Sequntur
Decem precepta: Kai0 sse teze, izesm przest0pil dzess0nczor0 boz0
Jcazn, te yesm nigdi ne popelnil ya, co mi moy tforzecz Jcazal, mego
milego gozpodzina ot mego szcrcza ne miloual, yego siv0te m0ky ne
oplaTcal, yego sivantich p0czi ran ne oplaJcal, zwantego wernego
bozego czala dostoyne ne przimoual, mego otcza y me maczerze ne
czil, cz0stom si ne gneual mich grzechow, czosm sse gich dopusczil.
Tego mi zal y tego sse hai0 , y pross0 tworcza ivssemoganczego w
troci iedinego, y mi/i matM boze, y wsech swantich, y czebe occze
duchoumi, bi me raczil ntsdrzcssicz mich u-scch grzechow wadomich
y neuadomich, Amen.
') durchgestrichen.
2) cole ist durchgestrichen.
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2. Schwurformeln aus dem XIV. Jahrhundert.
(Siehe S. 151.)
Libri Terrestres Siradienses x) 1386. Testes Jasconis contra
Cussium. Taco gim bog (pomosz) etc. Jako Jassek ani Jego
oczecz ne winoivath Cnssoivy qiiatuor marc. pro scoltetia.
Testes Mathie adversus Martinum. Taco gim bog pomoz etc.
Jaco Marczinowa wolu ne vcradzono do pana Maczka ani Jego
wzithka ima.
Testes Johannis contra Andream. Taco gim bog p. etc. Jaco
Andreas porussil trzsi copi Inv, ne mayfi prawa, pod trzemi grziiv-
nami zakladu.
Testes dne Stachne contra dnam pechnam. Taco gim bog
p. etc. Jaco Stachna Jma decem marc. ivana na pechnine Czansczi
Orosczine.
Juramentum Jasdronis (?) 2). Tako mi bog p. etc. Eze czso
ten con za p0cz grünen vcradzo3), ten con wedzon do Marczinoiva
domo J stal v nego w coniczi.
Testes Luthcze contra Jaszkonem. Tago mi po b etc. Jakom
przi tem bil, Eze Jaszek ranczü Luthcze kop0 groszoiv, a tego yey
ne zaplaczono ad terminos Siradienses.
Testes Mathie de Laskow contra Wanconem. Jaco ne s
pana Maczkowim ivedzenim ani s gego kasnfi ne pobrano Wankoivy
scotha ani Jego wzithka Jma. Mathias solus iurabit: Jacom
sivemv sinowy ne kazal iechacz ani s mim ivedzenim ne brano Wan-
coivych kmeczi ani gych wzithka Imam.
Testes Ade adversus kmethonem de Kyki dictum Komosa.
Tago gym pomoszi bog etc. Jako wemi i swathczimi, Eze czso
zalowal Marczin na adama o wol, ten yest ivol obrtfczil Stvansek za
pana Maczka.
Testes Ade adversus falkonem. Tago mi pomoszi Bog etc.
Jako ivem y sivathczim, Eze Adam ne ncradl ftdkowi dwu kopu
JRzi ch0zebn^i) rzeczu.
J) Nach handschriftlichen Auszügen des Herrn Senator Hube, vgl.
Maciejowski Pamiqtniki II, 331.
2) Maciejowski las Jazdconis.
3) So in der Abschrift, Maciejowski las venidzo (?).
*) chpzha, clieiliba oder chqzba ist nach gütiger Mittheilung von Aus-
zügen des Herrn Senator R. Hube Diebstahl ; chfizebny, chcdz'ubmj oder
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Libri Terrestres Posnanienses 1386 '). Jaco to swatcz0, czso
Krzlwosandowi ukradzoni hone, tego Sandziwog uzitka ne ma.
Terr. Posn. 1387 f. 53. Testes ducit Nicolaus Dambrowski
contra Mathiam Subiudicem Posnaniensem, sie iurabunt: Jaco to
swatezimi, iaco micolay placzil maczeyewi, an'1) ot nego ne cJiczal
ivss0cz zaplaczono.
Terr. Posn. 1389 f. 15. Jaco to swacz0, czo mikolay ranil
Wlostowego sostzineza, to gl ranil na sive dzedzini, isz mu czfinsze3)
ne dal.
Terr. Posn. 1389 f. 43. Mathias Ptaszkowsky ducit testes
contra Bogussium Suroslawsky, sie iurabunt: Jaco maezey umotvil
s boguszon, czsobl dobil na rancoyniach^), tho mu mal daez, a
thim mal biez prosdzen'0).
Terr. Posn. 1395 f. 139 . . . domini seniores posnanienses in
vigilia s. Cecilie, videl. Sandivogius pal. Kalissiensis et Capita-
neus, Sandziwoyius palat. poznaniensis et alii ita ordinaverunt,
quod arbitri domini Hinczkonis de Wessenborgk parte ex una,
videl. Laurentius Lodszki et Jaczek Kragefszky, parte vero ex
alia fratrum de Senvicz arbitri: Paaszek Gogolofszky. Venceslaus
de Potarszicze , mandaverunt dictis arbitris coram notario . . .
.... enodare ... et notario terrestri ad librum conscribere sie,
sicuti dicti arbitri recognoscent. Item primo: Jaco prziyeli do
tvelyego Koszmina, tako sz0 pusczili gednaeze vraneze (?), tedi Sen-
viezowe pokaszali stve ivini ivipiszanc nemeezsky6); tedi rzegk pan
hinezka: daeze mne ti ivini ivipisafszy , iszbich na to odmow0 dal,
tedi oni ti wini doli przepisane hy szapeezentani gednaezkemi
peezentami. ot tego vfili szobe rok gini do Utroszina, ne schodno
gich listom. Jako do Utroszina sz obu stron przigeli, tako rzeeli
gednaeze pana Hinczkoivi: mi ne roszumemi po nemeczsku, daeze
chc~icbny furtivus, wahrscheinlich mit einer bestimmten Nebenbedeutung,
kommt auch sonst, z. 13. in Schwurformeln von Kosten vor.
a) Mitgetheilt von Nehring in Archiv für slav. Phil. IV., 177 ff.
2) d. h. a on.
3) ciajta Pfand, das Gepfändete.
*) rqkojmia der Bürge.
B) proscic liberare. -
•) niemieezski auf deutsch, Adverbium, der Form nach Instrum. plur.
von dem Adjectivum niemieezski.
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nam ty ivyni ivipiszani laczin0. tedi oni dali przepiszacz laczinszhj.
Kedi ge nam dali v nasze rancze przepiszi, tedi Wenczslaf a
paasek obeslali pana hinczkowi gednacze, iszby sz0 szy0li l) we
krz0szu, a kedi sz0 tamo sz öbu stroni przigeli do Kz0sza, tedi
goscze panu Hincze dmvali wini, y panu (sie) Barthoszowim dzeezim.
tedi pan Hinczka otpovedzal^ ot szebe hy ot dzeezi : isze to gest
stara rzecz, ne radbich o to otpovedzal y dzeezi, niszlibich sezed
sezal (sie) sbiez2) podlug szemskego praiva. tedi gednacze yeli,
smowili sz0 do woyewodi na spitane. Kedi u woyewodi bili, tedi
go sz0 pitali, moszeli goseza dafnosezfi sbiez. tedi woyewoda rzekl:
ya ne skaszuya, ale mne sza tako vidzi, bi kto mogl goseza*) sbiez
lati, kto ne ma dzedziczstwa v szemi. tedi rzekl paaszek a wenczslaf:
dami gim rok do Kozemina, yako gosezinie listi mow0. tedi rzekli
pana Hinczkovi gednacze: mi ne moszemi do Koszmina iaehaez,
ne chezemi wasziez swego ienstwa, bo ne geszmi przeszpeczszni. Tedy
paaszek a Wanczslaf obeslali hinczk0 : wecz to, mili pane, isz twe
gednacze do Koszmina nech0 iaehaez, czo masz rospraw0 Szenwiczy.
Terr. Posn. 1395 f. 145. Jako potrasz margorzaeze szplaczyl
ysczyn0i) y scod0, ana mn lyseza newroczala.
Terr. Posn. 1396 f. 147. Castellanus Meszerzecensis sie
iurabit: Jakom petrowi new0l kona przesz praiva sza dzesz0ncz
grziwin ani sdzilb).
Terr. Posn. 1398 f. 220. Item nota in causa vertente inter
dominam de rogowo et inter dominam de ludome et pueris ipsius
veniens ministerialis recognovit coram iudicio regali in haec
verba: quum venerit dobrogostius ludomski cum heredibus de
sedlecz vulgariter s opolim na vyast. tedi vozni s opolim mal
lest idz strug0 i poszedl zuf sz0 z opolim. tegdi drudzi opolnici
ne cheeli idz striig0, ale podle striig i. tegdi ivawrzinecz lodski
wstrficil ti, czso sli podle strugi. tegdi iaroslaw z przeczslawem
osivadczil vosnim to wstr0cene. tegdi dobrogost pusezil na iaroslawa
*) izby siq zjeli.
2) zbic durch ein Rechtsmittel besiegen.
3) goie Ausländer.
4) iseina, später iseizna Capital.
b) zdzic aufreiben, zu Schanden machen; cf. consumere alias sdzycz
Terr. Posn. 1420 bei Przyborowski Vetustissima declinatio etc.
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a na przeczlaica: kfidi poicdzccze t0di przis0zice. tegdi oni prziiawszi
na vroczisko cu przis0dze, nsiili diva copcza ne przis0gawszi.
Terr. Posn. 1399 f. 225. Jan proposuit coram iudicio supra
Krziwosanth: tego na cz0 zaluy0, esz przyal ive dwidzestu ve trzech
tdko dobrich iako sam setmonaczcze hnoth, sil0 mocz0 gwaltem
ivsz0lesz ml neivoth, i tom s tvosznim zastal; aczbi mi tego przal,
goiowcm to ukazacz. Item Krziwosanth respondit : Snay0, eszem
ivszfil, a czsom uczinil, tom na swcm uczinil, y gotowem to ukasacz.
Libr. Terr. Posn. 1393 f. 104 1). iaco ian gest nasz brat,
naszego cleynota, naszego sczitha y nasza hrew. So schwuren
zwei Zeugen aus dem Geschlechte desjenigen, dem nichtadelige
Abkunft vorgeworfen wurde und der seine adelige Geburt be-
weisen wollte; vier andere Zeugen, aus zwei anderen adeligen
Geschlechtern, hatten die Geburt des Verdächtigen von adeligen
Eltern und Vorfahren zu bekräftigen. Diese schwuren in dem
hier gemeinten Falle: iaco gest Jan s te postaczi'1), gich klenota,
gich sczitha y gich Jcrwi.
Terr. Posn. 1396 f. 189. iako to swathczfi, iako Jandrzcy
lest nasz JdeynothniJc, y z nassfey krwe ivyssedl.
Terr. Costenses 1408 3) f. 90. iaco Bartlomey iest nasz praivi
brath, y nasza cry, y naszego clenotha leliivi.
Terr. Posn. 1391 f. 196 4). Wlodarius sie iurabit: JaJco mi
s0 Wanczlaw poclonil przeth swantim marezhiem, y o tosm gy
vczandzal, Fideiussores sie iurabunt: Jakosmi viranezili ivlodarza
skot wanczslaoiv przeth swantim marezinem.
Terr. Posn. 1396 f. 155. Jako to sivathczimi, iako Adamoiva
iest za sivim mfizem, burzmistrzem poznanskim a cosezanskim, nigdy
neothiednana iey rzecz z grizinskim, alc grizinski przed panem
Sfidziivoem poznal, ize cztirzi sta grziwen ivzal (sie), yey opekadhü-
kem bil.
1) Mitgetheilt von Nehring in Archiv III, 480.
2) postac heisst Familie, Haus; de genologia (sie) alias jwstac'y heisst
es Terr. Posn. 1419 f. 11; tota domus alias postuez de clenodio Nalancz, Terr.
Posn. 1443 f. 208.
3) Ebenda, hier noch angeführt wegen der seltenen Form knj.
*) Mitgetheilt von Prof. Przyborowski in der Abhandlung: Vetustissima
adiectivoruni linguae polonicae declinatio, Posener Gymnasial-Programm 1861.
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Libri Terr. Pyzdrenses 1398 f. 67. Tako ncm pomozi bog,
Jaco to swadczimi, iaco w0ceneez wz0l stachnina zyta za czter-
naczcze grzywni i tego vziteJc yma.
Terr. Pyzdr. 1399 f. 82. tedi meli swe cone poprzis0dz, tedi
tarn rok stall y o to sze tcn0li do s0dzey. Wincenczoiv percza
dixit: Subiudex, opytay gych, poziwali-li v0cencza czi mescziczi,
czso ot wich nan zaluge. A percza gych: tako poziwali. Tedi rzek
Y0ezenczow percza: tym ia listem volo lucrare.
Terr. Crac. 1397 1). iaco prave wedzan i swaezan, esze pani
Miloczina, gey casznan i gey ludzi przedanym porambono yest na
poltorasta drzewa w rokitne za graniezan szutan.
Terr. Crac. 1397. yaco praue ivemy i swaezimi, esz msczivoyow
cum uxore clara dzerszi silan mocza to, czo se dzalem y lozem
sze dostalo Swantochne, zene Andree, nayman dorn, szedlisco y ogrod.
Terr. Crac. 1398. taco mi bog pomozi i szwaneze (sie), esz
bilesm przi tem y ividzal, esz Wlodek poczanl na Warczislawa,
y rany dal naprzod, a to czo wezinil, to wczinil bronan sze ot
swego sziwota.
Terr. Crac. 1398. Jacosm przi tem byl, gdze Jacuss ranezil
trzy grziwni Michalcowi geboltow.
Terr. Crac. 1398. Jaco sye Wanczlaw ivyazal2) iv dzedzuia
czthyr stayan m,ocza, y oral ya y ssyal, yasz ma przicluia we
dwdzestu scoth tv zastaivye.
Terr. Crac. 1399. Jaco wemi y sswyatliczimi , ez oth szesci-
dzessanth lat ani czy dzedziczi ani borek byli gospodarzmi dzedzinye,
ani z opathoivego y s convenezkego dzerszenya dzedzina ivychodzila.
Terr. Crac. 1399. Jacoswa ividzala, gdze bogun swim dobyt-
kem czlowcka Woytkowa w swoy dorn w noezi korzistna3) rzecza
wyozl.
Crac. 1399, die 4 martii4) II, f. 406. Otha de Kunczicze
ducit testes contra Nicolaum de ibidem: Jaco Oezin oezeez byl
J) Mitgetheilt von R. Hube in der Abhandlung Eoty przysiag Kra-
kmvskich z kohea w. XIV in Bibliot. Warsz. 1875.
2) wwiazac siq sich in Besitz setzen.
3) korzystny f'urtivus.
*) Mitgetheilt von Dr. Ulanowski in der Abhandlung Eoty przysiqg
krukowskich z lat 1399 — 1418, Spruivozduniu leomisyi jqzykmvcj. III S. 332 ff.
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tv dzerszenu pyantey czansczl carczml XV lab, a XV lat zastaull,
a potem y0 k swey rancze ivycupyl. Terminus ad terminos
proximos.
Crac. 1399, die 5 Augusti II p. 494. Herszmaszek oppi-
danus de Mechouia ducit testes contra Petrassium de Budzi-
wogiowicze : Jaco ivemi, ez Potruszka ranczil Herszmaszcowl za
nagabanye y za szlcoda lanky do trzi lat. Terminus ad t. pr.
Crac. 1399, die 10 Dec. II, p. 546. Stachna relicta Nicolai
Glamb de Charstnicza ducit testes contra Petrum de Marczi-
nouicze: Jako ivemi y sswadczlmi, eze panl Stachna sivlml
penadzmi dzedzln0 swego mansza Nicolaya w Charstnlczl wikupila,
y bidlo ss swego domo z Woyslauicz, czso ye odbyla, przignala
tamo gistc. Terminus ad t. pr.
3. Aus dem Psalter von Florian.
(Siehe S. 100 ff.)
I. 1. Blogoskiwonl mfisz, ien lest ne szedl po radze nemi-
losciwich, y na drodze grzesznich ne stal lest, y na stolczu naglego
spadnena ne sedzal lest. 2. Ale w zacone boszem ivola lego, y w
zacone lego b0dze mlsllcz tue dne y w nocy. 3. A b0dze iaco drzeivo,
iesz szezepono lest podlug czekficych ivod, iesz owocz swoy da w
sivoy czas. 4. A list iego ne spadne, y ivszistko, czsocoll vczlni,
przespcle. 5. Ne taco nemllosciivi , ne taco, die iaco proch, lensze
rzucza watr od obllcza gerne. 6. Przto ne ivztaifl nemilosclwy w
s0dze, any grzesznlczy w radze prawlch. 7. Bo znaie gospodzln
drogfi prawlcli, a droga zlich zgine. 8. Slawa oczczu y sinoivi y
sw0temu duchu, 9. Iaco bila s poczfitka y nlne y ivszda y na
iveki wekom.
II. 1. Przecz scrszltalo poganstwo, a ludze mislill s0 prosznoscz?
2. Przlstaiall s$ crolowe zemszczy , a ks0sz0ta seszll s0 se na gro-
mad0 przeciwo gospodnu, y przeciivo lego pomazanczu. 3. Roztar-
guymy glch przccoivl, y srzuczlmy s nas larzmo glcli. 4. Ien
przeblwa na nebesech, pozmeie se gim , y gospodzln zwala smech w
nlch. 5. Tegdl mohvlcz b0dze k nym tv gnewe sivoiem, y iv ro-
serdzu swolem zam0cy ie. 6. Ale ia postawon iesm crol od nego
na syon gorse sw0tey lego, prz&powadai0 kazn lego. 7. Gospodzui
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rzekl ku mne: st/n moy ies ti, ia dzisa porodzil iesm czc. 8. Posz0day
otemne, y dam cy pogani w dzedziezstwo twoie, y iv trzimanc twoie
craie zemske. 9. Wlodacz h0dzesz nad nimy w metle szelazney, a
iaco ss0d zdunowi rozbyiesz ie. 10. A iusz crolowe rozumeyce,
nauczce se, czso s0dzice zem0. 11. Sluszicze bogu w strasze, y
weselcze se icmii se drszenim. 12. Prziymice pokaznene, ho snadz
rozgnewa se gospodzin i sginecze s drogi praivey , 13. Gdi roszg0
na crotcze gneiv iego. Blogoslaweni ivszistcy, gisz ymaifi iv nein pivfi.
XLII. 1. Sfidzi nie, hosze, y obezrzy rzecz moi0 od Inda ne
sw0tego , od czloweka zlego y Ischvego oteymi me. 2. Bo ti ies bog
mocz moia; przecz ies me odpfidzü y przecz smficzen chodz0, gdi
me ni0czi neprzyacel? 3. Wipusci sivatloscz tivoi0 y prawd0 twoi0;
cze iesta me przewedle y doivcdle im gor0 siv0t0 twoi0 y iv prze-
bitky twoie. 4. I ivnid0 ku oltarzowy boszemu; ku bogu, ienszc
vweseli mlodoscz moi0. 5. Spowadacz czi se b0d0 iv g0sloch, bosze,
bosze moy! przecz ies sm0tna, dusze moia, y przecz me m0czisz?
6. Pivay w boga, bocz se ieszcze spowadacz b0d0; zbawene oblicza
mego y bog moy.
CIL 1. Blogoslaiv dusza moya gospodna, y wszitko, czsosz
ive mnye gest, ymenv sw0temv gego. 4. Genz ivyplaczugc ze ztraty
ziwot tivoy; gensze corunvge czebe w mylosirdzy a w slutowanyv.
6. Czynye mylosirdzy e gospodzyn, a sz0d wszem nasyle czyrpy0nczym.
7. Znamy vczynyl droghi sivoye moyszyeszoivy , synom ysrahelskym
ivole sivoye. 13. Kako slyvtaiva sye, albo smyluwa sye, oezecz nad
syny, tako sye gest slutowal gospodzyn nad boy0nczymy sebe; bo on
znaye, albo poznal, slozenye nasze. 14. Wzpomyon0l gest, ysz proch
yesmy; czlowyek, yako sziano dny yego, yako kwyet polny , tako
otektezwe. 16. Ale myloserdzye boszye od ivycka az do wyeka nad
boy0czymy sye yego., 17. A prrawda yego nad syny synoirymy tczem,
czso choway0 vstawenye yego. 18. Y pomny0 kazny yego kv
czynyenyv gich. 19. Gospodzin na nebyv oprawyl stolecz swoy; a
krolewstivo yego ivszem b0dze panowaez.
CXIX. 1. Kv gospodnv, kdy gesm m0czczon, wolal gesm,
y wslyszal m0 gest. 2. Gospodne, zbaw dvsz0 moy0 od wargy
lychych y ot y0zyka Iczywcgo. 3. Csocz dadz0 tobe, albo czsocz
przylos0 tobe, kv y0zykv lezwemv. 4. Strzaly mocznego ostree, s
w0glym popvsczalym. 5. Gorze mne, ysz przebit moy przcdlvszyl
s0 gest; przebyival gesm s przebyway0czymy w czedar; dlvgo bydlyla
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dvsza moya. 6. S cymy , gysz s0 nenazrzely pokoya, byl gesm
pokogen; gdy moliryeh gym , wywoyowaly, albo boyowaly, preczywo
mne darmo, albo za dar.
CXX. 1. Podzwygl gesm oczy moy na gory, otk0d przydze
pomocz mne. 2. Pomocz moya od pana, genszc vczynil nebo y
szema. 3. Ne da na pokuschene noghy twoyc, any drzemacz b0dze,
gen czebe strezesze. 4. Owa ne drzemancz any spacz b0dze, gensze
strzesze ysraheyl. 5. Pan strzeze czebe, gospodzyn sasczyczene
tivoge nad r0k0 praiv0 twoy0. 6. Przcs dzen slvncza ne b0dze szecz
cz0, any mes0cz przez nocz. 7. Pan b0dze strzdz czebe ote wszego
zlego, ostrzezy dusz0 twogey gospodzyn. 8. Pan strzezy iveszcza
twego y ivyszcza twego, ot nyne asz na weky.
4. Aus den Gnesener Predigten.
(Mitgetheilt genau nach dem revidirten Text der Ausgabe von 1857.
Die eingeklammerten Worte sind interlineare Eintragungen. Siehe S. 76 ff.)
Novum thema. Barth. Luc. XXII. Bzathky mile, nasz xt
mily gest an sive siv0the appli temutlio nauczal byl, kakoczby ony na
themtho svecze medzy xpiami bydlicz mely, A prestocz on rzecl gest
byl k nm, rzek0cz tako: Estote prudentes, B0czdze (dze) tako m0drzy,
gakocz sz0 v0szeue m0drzy, c) ysczy napirszue v0sz th0to m0droscz
ma, ysze gdis gy ch0 szabicz, tedicz v0cz on kr ige (y szonge sv0
glov0), a o czalocz on nix ne dba, a takesczy sv0czy a;ppli sz0cz oni
tho byly czynily. Äilecz nau0cze siv0ty barthlomeg gest on tho byl
czynil , y szecz on sive glovy, tocz gest milego xpa gest byl szonoual.
c) fftorecz przyrodzene gesth tho v0szeve, ysze gdis sz0 on che od-
mlodzycz, tedycz v0cz on ge gorske korzene, a potem v0cz on flesze f
dur0 czaszn0, A tako v0cz on thamo szebe star0 skor0 szeme. A
takes my sdruczmy szebe star0 skor0, tocz gest stare grzechy , a
geczmy tesze gorske korzene, tocz gest isbichom na themto svecze
nektor0 m0k0 prze milego xpa cirpely na naszem czele. A tocz
sw0ty barthlomeg gest on tho byl vczynil, ysczy on skor0 svego czdla
prze milego xpa dal gest byl oblupicz; ysze pysze sz0 nam o thcm
tako, ysze (gdisz) gest on krola theto szeme Indie gest byl okrzyl y
na uar0 kresczygansk0 gest gy on byl nafroczyl, tedy v0cz biskvpoue
thetho gysthe szeme sz0 sz0 (oni) byly sgachaly, a sv0tcgo barthlomega
— 252 —
szo ony byly g0ly , a do bratha tego gystego krola sz0 go ony bi/y
przyuedly, tedy v0cz tentho gisty krol gest sz0 byl nan roszneual,
tego dla yszecz bog gego chos mv gest bylo tho ym0 Astarosth dzano,
gest on s vyszokosczy na szem0 spatl byl a f proch gest sz0 on byl
obroczil. A tako v0cz on krol szylnm gnewem gest na szobe sive
odzene rzaszal byl, A siv0tego bartholomega kaszal gest byl na
prong0 szaueszycz , a motlamy gy bycz, y s gego gy skory szywo
oblupycz. A cdisz v0cz ony szo mu tho byly vczynily, tedy v0cz
pothem ony sz0 gy bily scz0ly. A prestocz on skor0 svego czala
gest byl sdrzuczyl, isbicz on coronfi krolefstva nebcskego byl szaslu-
szyl. A presto, gdisczy (ktory) clouek svim neprzygaczelem che sz0
valeiez, tedycz v0cz on szebe dludze odzene sdruczy, tego dla isbycz
mv ono ne uadzylo. A takesezy sv0czy sz0cz tho ony byly vczinily,
gdis sz0 ony swymy neprzygaczoly bycz mely , ysze ne telkocz onhj
swe odzene sz0 byly szebe sdrzuczyly, alle y skor0 svego czala sz0cz
g0 oniy prze miilego xpa bily dzaly. A takesz my mamy vezyniez,
gdis sz0 sz naszim neprzygaczelem, tocz gest se sliim duchem chemy
valczycz, (tedy v0cz) mamy szebe odzene sdrzucicz, tocz gest grzechi.
A takesezy siv0thy bartholomeg gest on tho byl vczynil, ysczy on
napirsue bogadstwo gest byl oth szebe odszruczyl, abycz go sly duch
przesz ne f gego duszy ne byl vlotiil, bocz on gest byl bar szo bogaty,
ysczy on gest xosz0czego rodu byl, alle vy gy barthodzegem naszy-
uaeze, a f them vy bar szo milego xa gnevaeze, fftorecz presto sv0thy
bartlomeg gest byl skor0 swego czala sdrzudzyl, isbicz on s pokogem
leszal byl, ysze gakotho szamy dobrze veeze, ysze ktoriez clouecz
neezysthe odzene ma, tenezy s p>okogem pred robaky f nem ne od-
poezyua (ne leszy). A takesezy sv0thy bartholomeg gest on tho byl
vczinil, ch0cz s milim xpem na ueky odpoczyuacz, gest on byl szebe
siv0 skor0 sdrzuczyl, ysczy szaprafd0 nasze czalo gest neezysthe
odzene, chosezy ono nasz bar szo cz0sto ge, mnogdy naszego czala
necistoth0, a tesze mnogdy sl0 misl0. A prestoczby dobrze tho bylo,
isbichom my tho odzene, tocz gest nasze grzechy szebe sdrucyly,
isbichom my f nich neszamarly. Trzececz presto sw0thy barthlomcg
gest byl skor0 sivego czala sdrzucyl, isbicz sz0 on bosziim ryczerzem
vkaszal byl, ysczy ryczerze tentho obyczag mag0, gdisci ge pasz0,
tedycz v0cz ony swe stare odzene svim slngam dag0. A takescy
sw0ty barthlomeg gest byl vczinil, iscy on skor0 svego czala gest byl
sdrzucyl, isbi sz0 (on) s milim xprem f krolefstwe nebeskem na
— 253 —
ueky veszelil. c) v0cz trzeczecz przyrodzene v0sz tho ma, ysze gdiszcy
gy szegnag0, v0czcy on gedno vcho ogonem szaslony , a drudzecz on
ku szemy skloniy, tego dla abycz on neslyslal szegnana. A cliocz
gest ogon, gedno pam0cz smerey! A szaprafdtfczby tentho clouch malo
sgrzesil, ysze gdisezibi sz0 on na tho rosmislil, isbiez on f krothke
chvyly vmrzecz muszyl. c) V0cz prze fftore vcho, chosci ge v0sz f
szem0 sclony, mas sz0, greszny cloueeze, na tho rospam0tacz, ysze
gesz thy s szeme stivorzon, a edisz v0cz thy vmrzesz, tedy sz0 v0cz
thy szasz0 f szem0 obroezisz. A prestocz xpt nacJiczal gest byl
cloueha stvorzycz s pouetrza, tego dla abycz on ne bil pyszny,
tescy go on nachezal sz ogna stvorziez, abiez on ne bil gneflyvy,
Any s vodzy, isbiez on ne bil necisthy, Allecz gest gy on szeme byl
stivorzil, presto isbiez on bil shromny , isezy szema naprzeeif vodze
gest szucha, A naprzeeif pouetrzu gest ona moczna, a tesze naprzeeif
ognevy gest ona szymna, A tiez fszythJcy clonhj mal gest byl f szobe
sfiv0thy bartlomeg, dzersz0sz nauk0 sfv0the eive. A presto my gszny,
chemly do hrolefstwa nebeskego prycz, strogmy thyto dobre sckuihky,
choscy gest ge byl sv0thy bartlomeg na temtho sivecze strogyl. Alle
is my szamy szob0 tego (dostatheiez) ne moszemy, a tho przes daru
ducha sv0tego, a thesze pres pomoey marie, A prestho dzysza
vczeczmi sz0 k ne szauitag0ez g0 th0to modlithf0, gakocz gest g0
byl szauital s krolefstiva nebeskego Gabriel angol rzek0ez tako:
Sdroua Maria milosciez.
5. Fragment einer Legende vom heiligen Blasius.
(Mitgetheilt nach Bielowski, Bibl. Ossol, 1864; vgl. oben S. 134 ff.)
.... gych lapaez. l) Teda uzrzewszy to cy yscy loivcy gely od
nych y poivyedzyely swemu starzeyszemu , genze prziczinyiv ioi0cey
panostwa, y poslal ge ku sivy0temu blaszeyu, kaz0 swy0tego blaszeya
przed sy0 przhvyescz : tey istey noey Cristus sw0temii syc Blaszeyu
pokazal arzk0cz gemu: Blaszeyu, zyw0 off er 0 mnye offeruy. Totem
zyutra ryeyerze y panosze poon przigely arzk0cz: Blaszeyu, tvynydzy,
wola tye ksy0z0. Teda wyst0pyw Sw0ty Blaszey , przywital ge
J) Der polnische Text ist stellenweise eine wörtliche Uebersetzung der
Legenda Aurea von Jacob vonVoraggio, siehe Ausgabe von Qrässe, Dresden
und Leipzig 184G, S. 107 ff". ; vgl. AA. SS. zum 3. Februar p. 349 H'.
— 254 —
arzk0cz gym: dobrzescyc prziszly , synowye mily, yusz tvidz0, ysz
mye bog nye zapomnyaal, gotowcyesm s ivamy gechacz, gdzekoly
clicecye. Teda t0 czal0 drog0 kazanya nye przestayal, a czuda
wyelika czynyl. ossobnye gedna nyewyasta syna swego k nyemu
przynyosla, gemusz synowy hoscz rybya w gardle uwy0zla, od geysze
yusz skonczecz zaczynaal. macz tego dzecy0cya placz0cy poz0dala
pomocy od swy0tego blaszcya. Swy0ty Blaszey poprosyw boga, r0k0
sw0 dzecyficy na glow0 wlozyl, od gegosz dotgnyenya dzecy0 pelnc
zdroivye ivsy0lo. Gyny nyemoczny , slepy y chromy , przes gego
prosb0 usdrowyeny byly. Take gedna nyewya .... (Lücke) a zatym
uzr zeli ivylka, a on wyeprza zasy0 nyesye, y puscyl gy czala y
zdrowa oney nyeivyescye. A gdysz w miasto przinycsyon swy0tl
blaszey, Teda s0dza tego myasta przikazaaw gy w cyemnicz0 przes
nocz ivsadzycz , a drugego dnya kazal gy przed sy0 przywyescz,
gemusz slotkimy slovy rzekl: myey sye dobrze, blaszeyu, prziyacyelyu
naszych bogow. Swy0ty blaszey gemu odpowycdzal arzk0cz: myey
sye dobrze, dobry s0dza, alle nye molw, by ivaszy balivanowye
bogoivye byly, allecz s0 dyabli, gysz se ivszemy s tymy , czsosz sye
gym modly0, y w nye wyerz0, ivyecznemu ognyu przis0dzeny b0d0.
Rozgnewaw sye s0dza przykazal gy kiymy bycz, a zbywszy sasy0
w cyemnycz0 ivsadzycz. Sivy0ty Blaszey gemu rzekl: ivylo1), mnymasz,
by twcy m0ky mogly ody0cz myloscz boz0, yaz gest udzivycrdzotm
w syercy meem; gotoivcyesm gydz nye telye w cyemnycz0, alle y we
smyercz prze ymy0 Jhczu Cristusowo ; a s tym przes nocz ivsadzon do
cyemnyce. Potcm wivyedzon przed s0dz0, gcnsze y0l gy namalwacz onze
groz0 onze dobr0 rzecz0, aby sye odwrocyl od krzescyanskey ivyary.
Swy0ty blaszey mosznye z0dal cyrzpyenya prze Jhczu Crista. uzrzew
to s0dza kazaal gy . . (Lücke) sbiracz, prze y0sz s0dza daal ge
\ sgymacz, chcz0cz ge przim$cycz , aby sye gych balwanom modlily.
teda gemu ony nyewyasty odpowiedzaly : czarny s0 ivaszych bogow
obraszy. alle chcecyely, bychom sye gym modlily, odpuscycycsz naam,
acz ge do ivody donyesycmy y zmygcmy, wy0cz uzrzkyc, yszcy sye
gym b0dzemy modlicz. Teda s0dza tego ivszego gym powolyl. Ty isty
nyewyasty wzy0wszy ony dyabelske obrazy, nyesly ge do gezyora
i s/oj>ily ar,vk0cz: s0ly to bogoivye, nycehaez wilaz0 s tego gezyora.
To usliszeiv s0dza, wscyeklym gnycivcm y0l sye säum bycz arzk0cz
') An der betreffenden »Stelle in der Legenda aurea steht: insensiilc
— 255 —
swym slugam: nfidzny, czemuscye nye chowcäy bogoiv naszich, aby
sye gym ta nyeczescz nye stala? gydzcyesz, prziwyedzcye przed my0
ty nyewyasty. A gdysz sz0 prziwyedzony , rzekl gym s<f>dza: taJcosz
ivy dobrfi rzeczfi molwyficz zdradzilyscye mye iv mich bogoch,
ivmyetaliscye ge w gezyoro! gemusz nyewyasty odpoivyedzaly : bog
wszemogficy ivye mysl czlowyeczfi. A gdysz to hvogy bogoivye byly,
c:< ■ niusz tego, czso sye gym stalo, nye ivyedzclyt sqwarzonym oloivem
oblewacz a potem kazal ge poivyesycz i kazal ge szelaznimy osfikamy
targacz, gychze cyala iv snyegowey baloscy bila . . . (Lücke) bfidzcye
drusznego syercza, dobrzescye poczfily, dobrze doskonaycye, za krotkfi
mpkfi wyeszmyecye ivyeczne ivyesyele. uslyszewszi to ony, teda s tego
leaszda zfldala miloscywye prze ihezu Crista czyrzpyecz. Potem
s0dza kazal ge w ivyeliky oghen ivmyotacz, gymsze oghen nyczs nye
szkodzil. uzrzeiv to sfidza, rzekl gym: ostancye sivych czarow a
modlcye sye naszim bogom , albocz ivaas kasz0 ivszistky scynacz.
a ony gemu odpowyedzaly : dokonay, czsos poczfil, juszcy naas nasz
mily ihezu Crist wola k nyebeskemu kroleivstivu. usliszew to sfidza,
kazal ge ivszistky poscynacz. A gdysz ge ku smyercy ivyivyedzono,
poktykszy na swa kolana naczfily boga prosycz a gemu sye poleczacz
a rzekficz: gospodnye wszemogficy, genszes naas wyivyodl s cyemnoscy
przezwyarstwa, a wivyodles naas w swyatloscz twey slotkey znayo-
moscy, czsoszes nasza cyala kazal sobye zywß offerowacz, prziymy
dzisya nasze dusze, tobecz ge polcczamy. a zatem wszech glowy
poscynany. Potem sfidza kazal przed sy0 sivyfitego Blaszeya wyivyescz
arzkficz gemu: chcesz sye bogom naszym modlicz czily nye chcesz?
Siv0ty Blaszey gemu odpoivyedzal: stradnyku nfidzny, nye boyficz ....
G. Aus der Bibel. 1455.
(Mitgetheilt nach der Ausgabe von Malecki; vgl. S. 113 tt'.
und Archiv für slav. Phil. VI, 165 f.)
Genesis I. Poczynayfi sze pyrwe ksz0gi Moyszesowi, genesis.
Na poczfitcze bog stivorzyl nyebo y szcmyfi, alye szemya bila nycus.://-
teczna a proszna, a czmi bili na tivarzy przepaszczy, a duch boszy
naszivyeczye nad ivodamy. Y rzekl bog: b<f>dz szivyatlo, y stworzono
szwyatloszcz. A uszrzal bog szwyatloszcz, ysze gest dobra, y roszdzdyl
szivyatloszcz ode czmi, y nazwal gest szwyatloszcz dnyem, a cmm
noczfi. y uczynyl wyeezyor a s yulra, dzeyn geden. Lepak rzecze
— 256 —
bog: b00dz stworzenye w poszrzod ivod, a rozdzelyl wodi od wod.
Y uczynyl bog stworzenye y rozdzelyl wodi, gesto bili pod stworzenym,
ot tich, gesz bili nat stworzenym. Y stalo sze gest tako. Y nazwal
bog stworzenye nyebem, i stal sze wyeczor a z yutra, dzen driigi.
Weszrzal lepak bog y rzekl: sgromaczczye sze wodi, geszto pod
nyebem s0, w myasto gedno, a ukasz sz0 suchoszcz. a stalo sz0
gest tako. Y naztval bog suchoszcz szemyfi, a zgromadzenye wod
nazwal morze. y wydzal bog, ysze gest dobrze. Y rzekl: ivsplodz
szemya szelye czynyficz szcmiß , a drzeivo ydblko noszficz czynyficz
oivocze podlug swego przyrodzenya , gegosz szemye iv sobye samem
bfidz na szcmy. A stalo sze gest tako. Y wsplodzyla szema szele
mayficz szemyfi podlug plodu swego, a drzewo noszficz oivocze
a mayfaz kaszdi szemyfi plodztfcz podlug przyrodzenya swego. y
wydzal bog, ysze gest dobrze. Y stalo sze z wyeczor a a s
yutra, dzen trzeczy. I powyedzal bog: bfidzczye szivyaila w
stworzenyu nyebyeskyem, a rozdzelcze dzen j^ nocz0, a b</>dzczye
na roscznanye czasom y dnyom y latom, abi szwyeczyly nad
stworzenym nyebeszkym, a oszweczyly szemy 0. i stalo sze tako. I
uczynyl bog dwye szwyeczi wyeliczi, szwyatlo wyficzsze, abi dm/u
szwyeczylo , a szwyatlo mnyeysze, abi noczi szwyeczylo, a k temu
gwyazdi, geszto sfi w stworzenyu nyebeskym , abi szivyeczyly nad
szemya, a ivlodly dnijem y noczfi, a szwyatlo rozdzelily sc czm0. y
wydzal bog, ysze gest dobrze. Y stalo sz0 s wyeczor a a z yutra,
dzen czwarti. Potem rzekl bog: wsploczczye wodi s szebye plod
ribni, dusze zywne, i plod latayfozi nad szemya i pod stworzenym
nyebyeszkym. I stworzil bog wyeloribi y ivszelk0 dusz00 zywnfi y
ruchay0cz0, ktorfi sz0 s szebe wodi widali, kaszde osobnye w sivem
rodsay0, y wszitek plod lataytfczi podlug przyrodzenya swego. y
wydzal bog , isze gest dobre. J poszegnal temu stworzenyu, arzkficz:
roszczczye a rozmnoszczye sz0, a napelnyczye szobfi wodi morskye,
a ptasztwo s0 rozplodz na szemy. i stalo sze z ivycczora a z yutra,
dzen pyfiti. Opyficz rzekl bog: ivkvyecz szemya stworzenye szywe
w swcm porodze , dobitek, robaky y szwyerz szemsky gich podle
podobyenstwa. y stalo sze gest tako. Uczynyl bog szwyerzfita szemska,
kaszde podlug podobyenstwa gich, i dobitek, y rodziczne robaczstwo,
ysto sz0 plodzy po szemy w swcm przyrodzenyu. Y uszrzal bog, ze
to gest dobrze. Y rzekl: uczynmi czlowyeka ku oblyczu a ku
podöbyenstwu naszemu, abi panowal riham morskym a ptakom
— 257 —
geszto latay0 pot stworzenym nyebyeszkym, y zwycrz0tom szemskym,
y ws0emu stworzenyu, y wszemu uczynyenyu trway0ezemu, geszto
sz0 rusza po szemy. I stivorzyl bog czloivyeka ku oblyczyu y ku
podobyenstwu swemu, a ku oblyczu boszemu stivorzyl gego, sameza
a samycz0 stivorzyl ge, y poszegnal gym bog arzk0cz: roszezczye a
ploczczye szyc, a napelnyczye szemy 0, a oszy0gnyczye y0 sobye, a
panuyczye ribam morskym i ptasztwii, geszto po poivyetrzu lata,
y ivszemu stworzenyu, geszto sz0 rucha na szemy. y rzekl bog: oto
dalesm ivam wszelkye szele noszfiez szyemy0 poälug przyroüzenya
swego na szemy, a ivszelhje drzeivo, gezto ma w sobye samem
szyemyfi przyrodzenya swego, abi bilo warn na poMrm y wszem
szwyerzfitom na szemy, y ivszelkyemu ptaku pod nyebem, y wszemu
stworzenyu na szemy , geszto sob0 wladnye, w gemszeto gest dusza
szyiva. Abi sobye myal na poJcarmyenye. i stalo sz0 tako. I
uszrzal bog wszitko, czsosz bil stivorzil, a to wszitko gest barzo
dobre. I stalo sz0 z ivyeczora a s yutra, dzen szosty.
Exodus XII. I rzekl pan bog ku Moyszeszoivy a ku Aaro-
nowy iv szemy Egipskyey: Mycszficz tento b0dze warn poczy0tek
myeszy0cz0w, pirwi bodze iv myesz0cz0ch tegoto roku. Moivczye ku
ivszemu zboru synoiv Izrahelskych , a rzeczczye gym: Dzeszy0ty
dzen myeszyfaza tegoto iveszmy kaszdi z was barana po czyelyadzach
a po domoch sivich. a pakly gest mnyeysze czislo lyczbi, yszebl nye
bi gich doszycz ku gedzenyu baranka: przymy sz0szyada swego, gensze
przyl0czon gest ku domu gego, polye lyczbi dusz, geszto bi dosziez
moglo biez ku gedzenyu baranka. Alye baranek b0dze przez poka-
lanya, samyecz, gednego roku. podlug gegoszto obiezaya wyeszmyeczye
koszelka, a b0dzyeczye gy chotvaez asz do czivartego naszcze dnya
tegoto myesz0cza. I bodzeezye gy offycroivacz wszitko pospolstwo
synoiv Izrahelskich k wyeezoryu. A ivsz0wszy gego kreiv, y po-
mazeezye na oba p>odwoya a na zwyrzchnich prodzech domoivich,
w gichszeto gi b0dzyczye geszcz. A b0d00 geszcz my0sso tey noezi
pyeczyone w ogniju, y przasny chleb s kwaszn0 rzerzucli00. Nye
b0dzeczye nyczs surowego geszcz, any uivarzonego w wodzye, alye
gedno pyeczone iv ognyu. Glow0 gego y s nogamy y s droby
szezrzeczye, a koszczy gego nye stluczyeczye any gego czso ostaivyczye
asz do yutra. Alye czsobi bilo ostalego, w ognyu sezzeezye. A tako
gi geszcz b0dzeczye: l//0d.:irye ivasze opaszeezye, a obow b0dzyeczye
myecz na nogach, dzersz00cz lyasky iv r0ku, b0dzeczye kivapy0cz ge
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 1 <
— 258 —
geszcz. Bo yest Faze, to gest przyszczye pana. A przeyd0 przez
szemy0 Egipsk00, a zbyy0 wszitko pirivorodzone w szemy Egipskycy,
od czlowyeka asz do dobitczy0czya. A nade wszemy bogy Egipslcymy
uczyny0 s00d, ya pan. y bodzye warn krew koszelkowa w domyech,
w ktorich b0dzecze. A uszrz0 krciv, y myn0 tvasz, a nycz b0dze
na was rana szabna, gdisz pobyy0 szemy 0 Egipsk00. Y b0dzeczye
myecz dzen tento w pamy0czy, a b0dzcczye gy slaivycz gody panu
iv waszicJi rodzech, chival0 wyeczn0. Szedm dny przasny chleb
b0dzeczye geszcz, na pyrwi dzen kivaszoni chleb nye b0dze gedzon w
ivaszich domyech. Bo ktokolybi yadl kwaszony chleb, dusza gego
zgynyc z Yzrahela, od pyrivego dnya asz do szodmego dnya. Dzen
pyrwi b0dze slawnl y szwy0ti, a dzen szodmi tymysz godi b0dzye
poczczyon. Ny szadnego dzala iv nich czynycz nye b0dzcczye kromye
tego, czso hu gedzenu slucha. A b0dzycczye zachowaivacz przeszncze,
bocz iv ten dzeyn wsziczko wywyod0, wasz sboor, z szemye Egipskyey.
A b0dzeczye ostrzegacz dnya tego w swich rodzech obiczagem ivye-
cznim. Pyrivego myesz0cza, cztyrnasti dzen tego myeszy0cza ivyeczor,
b0dzeczye przesnycze geszcz asz do dnya divadzeszczya pyrivego
tcgosz myeszy0cza Je ivyeczor u. Za szedm dny chleba kwaszonego
nye b0dze w ivaszich domyech naleszono. Ktoribi yadl kwaszoni,
zgynye dusza gego zboru IzraJielskyego, tako z przycliodnyow , yako
tu rodzyczoiv w szemy. Wssego kwaszonego nye b0dzeczye geszcz
we ivszecli ivaszicli przebidczecJi. b0dzeczye geszcz przesznycze. 1
zaivola opy0cz Moyszesza y wszech starszicli synow IzraJielskich,
rzeeze Je nym: (lydzyczye, weszmyczye dobidczy0 po czeladzacli
sivicli, a off'yeruyczye %)rzesznyczc, A w0zleJc Izopa omoezczye we
hrwy, läoraszto gest u podwoya , a kropezye y0 na swyszrzcJinye
podwoge y na oba progy. Nyszadni z was nye wichocz z domu
sivego asz do zayutrka. bocz pan poydze, byy0cz Egipskye. A gdiszbi
uszrzal Jcreiv na swyrznych prodzech y na obu podwoyu, mynyecz
dswyrae domoive, a nye do byy0czemu wnydz w wasze domi a
uraszycz. Ostrzcgay0 slowa tegoto przepylnego tobye y synom twym
asz na wyeky. A gdisz biszcze weszly w szemy 0, ktor0 pan ma
(hu;: warn . yako szlubyl gest: b0dzeczye cJioivacz tyto obiezage
duchowne. A gdisz warn bi rzeJcly synoivye ivaszy: Jcaky gest to
zakon? rzeczeczye gym: Pospolne %wzyszczye pana gest, gdisz szedl
gest nad domi synow IzraJielskicJi w Egipczye, byy0 EgipsJcye, a
domi nasze wiwolny0cz. Tedi naklonyivszy sze lud y poläonyl sze.
— 259 —
A iviszedwszy synoivye Izrahclsky , y uczynyly yako przykazal pari
Moyszeszowy a Aaronowy. Y stalo sze gest o polnoczy, zahyl pan
wszitko pyrivorodzone w szemy Egipskyey, od pyrworodzonego
Ffaronoiva, ktory na stolczu gego szcdzal, asz do pirivorodzonego
gego y0tey, ktorasz szedzala iv czyemnyczy, y wszitko pyrworodzone
w dobitczech. I wstal gest Ffarao w noczy y ivszitczi sludzy gego,
y wszyczyek Egipt. I ivszcdl gest krzyk ivyeliky iv Egipczye. Bo
nye bdo domu, w ktorem bi nye leszal iimarly. A zawolaw Ffarao
Moyszesza a Aarona iv noczy, rzeczye gyma: Wstanczye a gidzczye
od ludu mego, y ivi y synoivye Izrahcl. gydzczye, offyeriiyczye
panu, yako mowyczye. Owcze wasze y skoth loeszmyczye, yakoszczye
proszyly , a szedszy precz poszegnayczye my0. Y n0kaly Egipsczy
lud Izrahelsky s szemye Egipskyey, abi iviszly ricJilo, rzek<f>0cz:
Wszitczy zemrzem. Tedy lud ivsz0ivszy m00ky kropyoney, drzeiryr//
nyszlybi kwaszona bila, a nawy0zaivszy iv plaszcze, ivkladly s00
na swoge pleczy. Y uczynyly s00 synoivy Izralielsczy , yako bog
bü Moyszeszowy przykazal. Alye uproszyly s00 od Egipskich
ss00dow zlotich y szrzebrnich y rucha wyelye. Y dal gest potem
pan myloszcz lyudu przed Egipskymy, abi gim poszyczyly, y slupyly
s00 Egipskye. Y fßely s00 synoivye Izralielsczy s Ramessy do
Sochod, szeszcz sed tyszy0czow dobrze m0szoiv pyeszicli, krönt yc
nyeivyast a dzyeczy. A lud smyeszani z nymy wiszcdl przes czysla.
gicli owyecz y drobow y dobitka rozmagitego pilodu wyelye bezlysz.
I naivarzyly s00 tey m0ky, ktor00 skropyon0 s Egipta bily wszy0ly,
y uczynyly s00 podpopyelny cldeb prazny, bo nye mogly ukwaszycz,
ano ge n0kaly Egipsczy , abi precz iviszly, a nye dadz00dz gym
uczynycz nyszadnego omyeszkanya any czasu, bi mogly sobye karmyti
uczynicz. Alye przybhvanye synow Izralielskicli, czso s00 bili iv
Egipczye, bilo gest trzysta lyat y trzydzeszczy. Ta wipeltnyvö,
wiszedl gest tegosz dnya wsziczyek sboor panow z szemye Egipskyey.
Nocz tato gospodnoiva ma choivana bicz, gdi wiwyodl ge z szemye
Egipskyey. T00 chowacz may0 synowye ivszitczy Izrahelszczy w
strich rodzech. Yrzekl opy0cz pan ku Moyszeszowy a ku Aaronoivy:
Tocz gest zakon Przyszczyaa: kaszdi praychodzen nye b0dzye geszcz
gego. Alye kaszdi sluga zakupyoni, obrzeszely sze, Utk b0dze geszcz.
Przychodz00 a nagemnyk nye b0dze gego geszcz. W gednem domu
b0dze gedzyon, any ivinyeszeczye my0sa gego na diror, any kosäesy
gego zlamyeczy. Wszitek sboor synow Izralidskieh to uezyny. A
— 260 —
paklybi kto czucz do ivaszego chezyal wnycz zboru, a uczynycz
godi boszego Przyszczya, obrzezan ma bicz pyrwey kaszdi pacholik
gego, a tedi sprawnye szwy00czyez b0dze. Y b0d00 z mymy pospolu,
yako ten czso sze rodzyl w szemy. A paklybi kto obrzazan nye
bil, nye b0dze go geszcz. Wszitko geden zakon b0dzye tu rodzyczoivy,
yako y przebiwa,y0czemu u ivasz po goszczynye. I uczynyly s0
wszitczy synowye Izrdlielsczy , yako bil przykazal pari Moyszeszoivy
a Aaronowy. A tego dnya wiwyodl gest pari syni Izrahclskyc z
szemy e Egipskyey w swich zast0pyech.
Tobias. XI. A gdisz sy0 icrocyly , przigely do Charran, gez
gest na pol drogy przccyw myastu Nynyve, w genem naczcye.dnyii.
Rzecze angyol Thobyasoui: Bracye moy, Thobyaszu. Wyesz, kakos
ostauil oczcza twego. Lyubyly sy0 tobye, przedzwa naprzod. a
gospodiny twa s ezelyadz0 a z dobitkem z nyenagla acz gyd0 po nas.
A gdisz sy0 to idyuby Tliobyaszowy, rzecze gemu Raphael: Wezmy
s sob0 zolci oney ribi, bocz b0dze potrzebna. Tedi Thobyas ivz0w
zolcy ribey, y odzidzcta. Ale Anna, matka gego, na kozdi dzen
ivigly0dala , a syadala na ivyrzchu gency gori podle drogy, otk0dze
moglabi sivego sina z daleka zazrzecz gyd0ccgo. A gdisz s tego myasta
patrila prziscya sivego sina, uzrzala z daleka, a r0cze poznala
Thobyasa, swego sina gydpcz. A prziszedsy powyedzala m0zu
swemu: Oiva, tocz iusz sin twoy gydze. Zatim Raphael Thobyasza
na drodze ziczyl rzek0cz: Iako richlo w dorn twoy ivnydzes
naticlimyast sy0 pomodlysz panu bogu twemu, a dz0ki dawai0 gemu,
przist0pisz ku oeczu twemu , a poczalugcsz gy, a r0cze pomasz oczi
gego zolcz0 riby0, i0sz s sob0 nyesyesz. Bo to wyedz, yze iako
richlo pomazes, otewr0 sy0 oczi gego, a patrzi ocyecz twoy swyatlo
nyebyeske a twe prziscye, wyelmy sy0 uraduge. Zatim psek
Thobyaszow , gen bil s nyma, na drog0 byezal, ten iakobi iv
poselstwye do domu przibyegl, ogonem machai0, radui0 sy0 a
radosz zicyastui0. Tedi powstaw slepi oczecz gego, poeznye gydg
przecyw sinu swemu, potikai0 sy0 na nogy, a podaiu r0k0 vodzovy,
vinydze przecyw sinu swemu. A przyi0wszi gy , on a matka,
przitulytvszi k sobye, poczalovaly gy, a pocz0lasta oba radoscy0
plakacz. A gdisz sy0 bogu pomodlyl a dz0ki gemu ivsdal, posadzil
sy0. Tedi wz0w Tobyas mlodi zolcz riby0, pomazal oczi oczcza
swego, a po malern czasu, iako za pol godzini, seszlo byclmo z gego
oczu iako my0zdra z byalku iageczncgo. I0sz Thobyas zdarl s
— 26t —
oczu gego, a rficze pYzezrzal. Y pochwaly boga, on a Anna zona
gego, y wszitci gisz o gego slepocye wyedzely. A zivlascza Thöbyas
sam moivyl: Chwalfi tobye ivzdawam, panye boze israhelski, bosz
ti tnnyc na czas pokaral, a tisz my0 uzdrowyl. Owa, tocz iusz
ivydz0 Thobyasza sina sivego. Potem po syedmy dnyoch wnyäze
Sara, mlodego Thobyasza zona, ze wszfi czelyadz0, zdrowa, z
dobitcz0ti y z ivyelbtydi, a s ivydym pyenyfidzi y s timy pyeny0dz»ty,
gesz bil od Gabaela ivzfil. Y pocznye mlodi Thobyas oczcza y
macyerzi wszitko porzfid poivyadacz, czso mu bog dobrzego na tey
drodzc przes tego czlovyeka, gen gy przeivyodl, uczinyl. Y prziszedl
k nyemu Achior a Nabat, syestrzency Thobyasoui k nyemu, spolu
sy0 s nym raduitfcz, ysze ivszitko dobre, czsosz przed nym bilo, bog
uczinyl. A za sycdm dny godoivaJy s \tyelyk<f> radoscyfi, chwaly<f>cz
boga a wyesyely s0cz spolu.
7. Eine letztwillige Bestimmung über einen
verborgenen Schatz.
(Mitgetheilt von Dlugosz, angeblich aus einem älteren Schriftstück,
in Liber beneficiorum ed. Przezdziecki III, 353 ff.)
Der hier folgende Text ist aus dem in Dlugosz, Liber
benef. 1. 1. beigefügten Facsimile, mit stellenweise wenig modi-
ficirter Interpunction, mitgetheilt. Zur Erklärung des räthsel-
haften. Dlugosz aus dem Clarissinenkloster zu Neu Sandecz zu-
gesandten und von ihm c. 1455 abgeschriebenen Schriftstückes
siehe die Erzählung Dlugosz's selbst und Biblioteka Warszawska
1868, I, 147 ff., wo der Text wiederholt wurde von A. T.
Exemplar informationis et avisamenti, quod et quam prae-
dictus Wyszga reliquit. In nomine s. Trinitatis etc. Ja sz to-
runya, gdy szem vmrzecz ymyal, pwotlio szem tho kazal popysszacz,
zeby tho na mey dusszy nye zostalo. Napyrwey szya pytaycze do
Cracowa, a z Cracoiva do Nowego Sandcza. A sz szandcza Nowego
do starego Myasta. A sz starego myasta do Rytra, a pod thym
hradem pod Iiytrem sztogy yedna karczma a yeden mJyn, a tarn
yedna woda wpada, czo gey dzeyq Itosthoka. Pofolguysze wodze
they, a gydzy po nycy, a gdy budesch w lyessze dalyeko, thegdy
przydze tham druga woda z lyewey Ranky, opuscz thq na prawo,
a ffolgvy they na leivo, a tha gydzy asz do vyrzchu. A poth thym
— 262 —
vyrzchem yest lanczka, a tha woda gydze przesz nya. A they wodze
yasszlcynya podzyemna, A gydzysz ycdno stayanye, a pothem tha
woda sznaydzesch , bo tham czem ya czemrowal Czysszem. A thu,
gdze iv szamyey glotcye, thucz szem porqmbal drzewye do yedney
dolyny, dby nykth nye posnal, a thu nad tha dolyna yesth gyeden
pothoczek, czo gy zowa szucha rostoka. A thu stoy myeszandz1)
y Givyaszdy napyszane Polyeczy my pyecs y masz posszyagnacz2)
albo czo masz y wzyandz, A tham yest kaganyecz y myszka, a
gdy na tho myeszczcze przydzesz, poklakny, a day bogu chwala etc.
yestly czya pan bog vpamyantha, mcy dussche nye zapamyathay.
A tho yest dobro*) ydko groch y yaJco Szyemya, A rzathko yako
hob. A tho panu bogu polyeczam.
Darauf lautet der Text in Dhigosz : Item aliis verbis etc.
8. Aus dem Statut von Wislica, übersetzt 1449.
(Mitgetheilt nach der facsimilirten Ausgabe von 1877; vgl. S. 137 ff.)
Fol. 11. 0 theem gdi rzeka alybo Strvmyecn dzely myedzy
divyema dzedzynaama 4).
Crebra altricacione. Czqnstq roszmowq myedzy naszymy
poddanymy o granycze w dzedzynach gych , bi büi rosezegnony5),
wyelk°) skargy powstayq, z gychzze stravi6) szq mnozq, a robocze
wyelkey szq nyekdi podkladayfi nyeszgadzayqczi , Älye ysze 4) Rzeki
czqstokrocz myedzy dzedzynamy jrtinq szq5), thego dlya aez kthore
wszi alybo dzedzyny szq k sobye sbyegayq dzely enym nyekthorey rzeki
alybo sh'vmyenya thako ysz kaszda dzedzyna zwoy brzceg yma oney
rzeki, aez opvsczywszi pirzive lozisko, obroczy swe szczyee alybo
plynyenyee przes gynsze myesezcza, nye obrocenym luczskym alye
!) In dem Facsimile undeutlich, so dass es auch myoszandz gelesen
werden kann.
*) Unverständlich. Auch die Erklärungen in Dhigosz: Item aliis verbis etc.
lassen sich nicht einfach mit unserem Text in Einklang bringen. A. T. las:
policz mi piqc (?) i masz „posszyag naez" (posug nac?).
3) dobro bedeutet hier Schatz.
*) Roth geschrieben.
*) So in dem Facsimile.
•) expensae.
— 263 —
moczq ivlostnq, thedi pirzwe lozisko, kqndi bil zbyeeg tvodi, za prawe
Granice maa bycz ymyano et tliam ystee l) w gezerze oneem z obv ivszo
lyvdze slvsznye ribi lowycz bqndq. Ale yniako (?) mowymi 2), bqndzeli
plynyenye rzeki oth ivlostnego byego przes oprawyenye czlowyeczee
odwroczono, Bo thedi ivyac brzeeg rzeeki za granicze3) zaiozdy ma
ymyaan bycz.
0 tych, kthorzi nye pod yana, stoyq Chorangwyq*).
Jus militare. praiva slachathnego nyekthorzi z naszych
slyachczyczow, gdi na grodzeech przeczyw nyeprziyaczelyoom bywaya
polozzeni, othrzvczywszy wszystJcq sromyeszlywoscz z naamnyeszq dro-
sznoscza, 5) naslyadvyqncz, ny pod czyyq chorqngivyq z naszey ivoyski
stanowycz sza öbykli, Na then konyecz a k themv konczv, aby pvszek,
Czivyrdzy6) alybo ivoyenney strozzey szq vivyarowali y obroni, yansz
gynszi braczya gych pod pewnymy chorangwamy postavyeny, podlug
vrzqndo myedzy gynty polozzonego czynycz sza obekli, Alye ysze
skarada ycst czqscz1), yasz sza sz sivym pospolstwem nye szgadza,
tvstawyami, aby Ryczerz kazdi alybo prosty panooszaa 8) pod pewnq
podnyeszona chorangivyq na yey stanye9) staal, yszbi w przy-
padzenyv potrzebizni poyowanya10) a szirmyce11) z nyeprzyiaczelmy
vmyaal myestcze ivzqncz pewne ho obronye szwey chorqngivye. Pak-
nyqly thaczy daley w naszey ivoynye l2) banda nalezeny, przcs pod-
komorzego, pod kthorym szq, zgyihmani, mayq tnaam1*) bicz podaany,
a konye gych themotho podkomorzemv za ivyna mayq bycz przidani.
') et ibidem in lacu.
2) secus autem dicimus.
3) pro veris liruitibus.
*) Roth geschrieben.
5) Lelewel las drvsznosczq , Helcel transscribirte druznosriq strenuitate ;
vgl. druzny in den Erklärungen zu Zywot siv. Biazeja.
8) machinarum, propugnaculorum.
7) turpis est pars.
8) miles aut simplex.
9) cum sua statione.
10) So, für boyoicanya, im Facsimile.
n) dimicationis.
11) So las auch Lelewel, man möchte to nascey woysce erwarten: in
nostro exercitu.
13) maam für nuam.
— 264 —
9. Aus dem Statut von Wislica, übersetzt 1460.
(Mitgetbeilt nach der facsimilirten Ausgabe von 1876; vgl. S. 144 und
das vorhergehende Lesestück.)
Fol. 4. Mosqnd o granicze. (c) zastokrocz myedzi naszimi
podäanimi o granicze gadky bywayq, mycdzi ktorimi naJclad straw
y szylnych roboth rostargnyenya hyivayq, a to przeto ysze myedzi
dwiema dzedzinama strvmyeny abo rzcka plinye, a przeto acz dwie
dzedzinye znow gbqpol gedney rzehy posadzq? sya, Tedy by Jcaszda
strona swoy brzcg ma rzqdzycz y strzymacz, a gdyby rzeka moczq,
swa ah nye czloiviecza opvszczyivszy pyrwszy bycg gynszym byegyem
syq obroczüa, Tedi ony brzegy , htorimi pynvey woda rzehy czelda,
dzedzyfyam badq za granicze, a Timyecze z obv dzedzynv w onem
Geszcrze wolno ryby moga lowycz. Inato (Inaco?) moivymy my,
aczby tesz rzeka moczq czlowieczq gynqdy obroczona, a tvszakosz
pyrwsze brzegy myedzy dzcdzinamy graniczq czynyq.
Kaszdy ma stacz pod swq choragwq.
(p) raivo ryczerskye. nyelrforzy z naszych ryczerzow mayqcz
na sobye riczerskq czescz, Gdy na grodzech naprzeczyw nyeprzia-
czelom badq posadzeny, abo na walJcach ivszqli obiczay nye stacz
pod szadnq choragwq, A to przeto, aby grozy pyschek albo strozey
syq vchoivali, ktorasz to stroszq gynszy panowie podlug vrzadv gym
postawionego mycdzi sobq poczynayq, Abogem1) zly gest czlowieJc,
Mory nye przyiagc sivemv czialv2), Przeto vkladamy, aby kaszdy
riczerz albo prosti slachczycz pod swa choragwq stal, Aby gdy
przydq walky, vmyalby swe myesczcze pod choragwq odzerszccz kv
obronyenyv swey choragwie. Paknyali odtychmyast ktorego tako
nyeposlusznego nam wydadzq przez naszego komomyka, pod ktorego
choragwyq myalby stacz, Tedy konye tego ryczcrza albo slachczicza
przydaivamy podlcomorzemv.
*) Aboc:cm'{
2) non congruit universo.
— 265 —
10. Ein Lied (?) auf die Ermordung des Fahnenträgers
Andreas Tenczynski am 16. Juli 1461 in Krakau.
(Mitgetheilt aus einer in der Majorats - Bibliothek des Grafen Zamoyski in
Warschau befindlichen Handschrift von Prof. Przyborowski ; vgl. S. 229).
Andreas Tenczynski, Bruder des Castellans von Krakau,
Johann Tenczynski, gerieth mit dem Waffenschmied Klemens in
Krakau, der ihm seine Rüstung (Tenczynski wollte dem König
in den Krieg gegen die Kreuzritter 1461 nachziehen) ausgebessert
hatte, über den Preis in Streit, gab ihm dabei eine Ohrfeige
und beschwerte sich im Rathhause über ihn. Kurze Zeit darauf,
als der Waffenschmied, von einem Büttel nach dem Rathhause
geführt, Andreas Tenczynski im Vorbeigehen einige Worte zu-
gerufen hatte, wurde er von Tenczynski, dessen Sohne und
Anhängern überfallen und in Gegenwart des Büttels auf offener
Strasse arg zugerichtet. Auf diese Kunde rotteten sich unter
Geschrei und Glockengeläut Volkshaufen zusammen und warfen
sich, nachdem sie die Rathsherren vergeblich um Genugthuung
gegen den wie zum Hohn auf dem Marktplatz herumwandeln-
den Tenczynski angerufen hatten, auf diesen, der sich in das
Haus eines Steuerpächters geflüchtet hatte, und einer Spur
folgend, welche nach dem Franciskanerkloster führte, wälzten
sich die erregten Schaaren gegen die Kirche, erbrachen den
Eingang und ermordeten Tenczynski, der zuerst von einem
Warschauer Bürger Doyswon bemerkt, aber vergeblich in Schutz
genommen worden war, in der Sacristei, wo das allerheiligste
Sacrament aufgestellt war. Dies geschah am 16. Juli 1461. -
So erzählt ein wol von den Rathsherren verfasster Bericht
(Monumenta medii aevi, Crac. II, 211 ff.); Dlugosz fügt hinzu
(II, 268), dass der Leichnam Tenczyriski's durch den Strassen-
koth nach dem Rathhause geschleppt, dort noch gemisshandelt
und bis zum dritten Tage dort liegen gelassen wurde. — König
Casimir vermochte auf die Kunde von diesem Ereigniss den
Adel im Lager von Inowroclaw kaum durch das Versprechen zu
halten, er werde für baldige Bestrafung der Schuldigen sorgen,
und sofort nach der Rückkehr aus dem Feldzuge wurde dem
Rath und den Zünften der Stadt Krakau der Prozess gemacht
und die Gemeinde in contumaciam verurtheilt. Johann Tenczynski
Neh ring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 1"
— 266 —
bezeichnete neun Bürger: den Bürgermeister, drei Rathsherren
und fünf Zunftmeister als Hauptschuldige, deren Schuld der
Sohn des Ermordeten beschwor, von denen sodann drei frei-
gelassen, die übrigen sechs in dem von nun an „der Tenczyiiski'-
sche" benannten Schlossthurme enthauptet wurden, am 12. Januar
1462. Der Process wegen des in Folge Nichterscheinens vor Ge-
richt verfallenden vadium von angeblich 80 Tausend Mark nahm
dann eine Wendung, die unser Gedicht nicht berührt. Siehe
ausser dem citirten Bericht in Mon. II noch Mon. V, 241 und
Caro, Geschichte Polens Y, 221 ff.
Unser Gedicht muss nach der Enthauptung der sechs Bürger
entstanden sein, wol gleich unmittelbar darauf, da der Poet noch
zwei andere Opfer verlangt, Walthko und Kreidler, muss aber,
wenn es überhaupt gesungen wurde und wenn es nicht über-
haupt ein harmloser poetischer Versuch wrar, in Dlugosz's Zeiten
schon in Vergessenheit gerathen sein, da Dlugosz es nicht er-
wähnt.
Das unten folgende Gedicht befindet sich auf dem Deckel
einer Pergament -Handschrift des XIV. Jahrhunderts, welche
unter anderem den ältesten Text der Chronik des Gallus ent-
hält und wiederholt beschrieben worden ist : von Bandtke in der
Ausgabe des Gallus, der sie Codex Gnesnensis vel Zamosciensis
nennt; ferner in der Vorrede zur Ausgabe des Gallus in Pertz
Scriptores; am genauesten von Litowski in Album Literackic 1848,
S. 295 ff. Der Deckel des Codex ist ebenfalls mit Pergament
überzogen, der Text des Gedichtes stellenweise abgerieben.
Das Gedicht von der Ermordung des Andreas Tenczynski
ist von Wojcicki in Album LiteracJcle 1848 gedruckt worden,
doch mit Fehlern, wie z. B. ziemi({ gy ivlelüi, wo die Handschrift
deutlich rinna bietet; Wojcicki hat auch ein Facsimile dos Ge-
dichtes beigegeben, aber auch dieses ist nicht ganz verlässlich,
wie bei wiederholtem Lesen des handschriftlichen Textes Prof.
Przyborowski constatirt hat. Diesem Gelehrten verdanke ich die
genaue Mittheilung des Textes aus der Gräflich Zamoyski'schen
Bibliothek.
Das Fehlen einer regelmässigen Strophen- und Versbildung
lässt an der Richtigkeit der Bezeichnung des Carmen als Lied
(„piesn") durch Wojcicki zweifeln. Die von Wojcicki versuchte
— 267 —
Auflösung des in \lJ2 Columnen ohne Verstheilung aufgezeich-
neten Gedichtes in kurze Verse muss als misslungen betrachtet
werden. Ich habe bei der hier versuchten Herstellung der poe-
tischen Form die Reime und Gedankeneinschnitte berücksichtigt.
A yaczy tho szly ludze myeszczanye Cracovianye,
zeby pana swego, ivyelkyego choragyewnego l),
zäbylyscze cJilqpy Andrzeya thanczinskyego.
boze sza go poszaluy, czlowyeka dobrego,
ysze thako marnye szczeld2) od nyerownya szwogyego.
Chczalczy crolowy szluszyczy, szwq3) chorqgycw myeczy,
a clilopy pogambeli, daly gy zabyczy,
w Tcoszczele czy zabißy, na them boga nye sznaly,
swanthosczy nyszacz nye myely, kaplany poranyly 4),
Zabywszy rinna gy ivlckly, na ivschod nogy wloszyly,
sz thego mv ganbq5) czynyly.
Do ivroczlawyanoiv poszlaly, do thakych yalco y szamy,
a szkarzancz 6) na zemyany, by gym gwalthy dzalaly.
Wroczlawyanye gym odpowyedzely, szesczyc tho szle vdzalaly1).
szesczye sza vkivapyly, czlowyeka zabyly.
Clamacze chlopy yako psy, byseze thaczy byly,
nye sthogycze 8) ivsythczy za gyeden palecz gyego.
mnymalyscze, clilopy, by thego nye pomsczono,
yvsz czy gych szchecz szyeczono, gyescze na them malo.
A then ivalthko raczsza, thcn nyewyemy9) sdraczsza,
s greglavem scha radzyly, yakoby gy10) zabycz myely.
Pan cracowsky, yego myloscz, sivogymy przyaczoly,
boze gye racz vsdrowycz, sze thego pomsczißy,
1) Das Facsimile hat ungenau cJwrqgyemieyo.
2) So im Manuscript, für szczedl, zszedi,
3) Facsimile falsch swty.
4) Von einer Verwundung der Priester weiss weder der Bericht noch
Dlugosz zu erzählen.
6) In der Handschrift undeutlich ga/ribß oder ganby.
8) Facsimile falsch szkarzffncz.
7) v am Ende der Zeile durchgestrichen.
8) Vor nye ist y durchgestrichen, nach sthoyycze aber irsth.
9) Vor scb'aczsza ist sclrzads durchgestrichen.
10) Anfänglich stand gym.
— 268 —
yaky iho szyn slacltctny x) andrzeya thanczynskyego,
szecz on msczy goranczo oczsza sivego,
boze gy racz posdrowycz ode wszego slego. Amen.
Die Erklärungen Wojcicki's in Album LiteracMe 1848 sind
durch die obigen einleitenden Worte theils gegenstandslos ge-
worden theils berichtigt. Es sei nur noch bemerkt, dass die Er-
klärung Wojcicki's in Bezug auf Walthko und Greglar unrichtig
ist: Walthko ist in dem oben citirten Bericht ausdrücklich ge-
nannt; was greglar oder greglav anbetrifft, ein Name, der nach
Versicherung Prof. Przyborowski's auch sonst schwer zu lesen
ist, er liest sczeglarem (?), so spricht alle Wahrscheinlichkeit
dafür, dass Kreidler gemeint ist, freilich eine ungenaue Wieder-
gabe des Namens, etwa für G redler. Sie sind in dem Bericht
beide zusammen genannt: (Andreas) descendit de praetorio et . . .
substitit ante domum domini Creidlar, ubi affuit Waltko pro-
curator et ipse dominus Creidler consules. Die Nennung Kreidler's
in dem Gedicht als eines der Hauptschuldigen scheint darauf
hinzuweisen, dass das Gedicht in der Zeit entstanden ist, als
Kreidler sich zu Jan von Melsztyn geflüchtet hatte, wo er aus
angstvoller Erregung in eine schwere Krankheit verfiel. —
Pan Krakoivski ist nicht nach Wojcicki's Erklärung der
Starost von Krakau, Pieniazek, sondern der Castellan von Krakau,
Bruder des Ermordeten, Johann Tenczynski.
11. Gnesener Predigtordnung.
(Mitgetheilt aus Zahjtek dawnej moinj pohkiej, 1857; vgl. S. Gl f.)
Mocz boga oycza wscJiccJatioganczego, mandrosez sina yego
yedinego, dar y lasJca ducha szwyanthego racz bycz sz namy ze
ivszythlcymy. mowmy wszyczy amen. — Tu powstawszy wszyczy
poszludiayczy szwyanfhy Ewangyely , Jcthora szya thdk vyldada
prostym vykladem. — Thcnczy yest prosty vyldath Ewangely
szivyanthy. poläenlcnqivszy na kolanq \, posdroivmy tha namylow-
czywszq panna thß modlythiva , HJiora ya posdrovyl archanyol
gdbryel, gdy gy szvyastoval poczaneze syna bozego, rzehiacz: sdrowasß
marya, laszky pelna asz do koneza. Przcsz thive, panno, posdroivycnye
a) Facsimile ungenau slachethny.
— 269 —
racz nam dacz y vproszycz v szyna szwego dar duclia szwyanthego
otrzymanye, na czyele y na duszy naszy przeszegnanye, grzechom odpus-
czenye, a po szmyerczy vyeczny szyvoth otrzymanye, amen. — Wszelkwy
sz ivasz vczyn na chczele szvym sznamye krzysza szwyanthego, <ü>y
duszny nyeprzyyaczyel nye przeskodzyl vom szlova bozego, mowyancz:
v ymya oycza y syna y duclia szwyanthego, amen. — Poldanknaivszy
na kolana vassze, prosczye pana boga za nadawscze thego hozego
domo, kthorzy szivych czyanskych roboth vdzyelayq then vbogy dorn. —
Prosczye thesz pana boga za one Ivdzye, hthorzy sq w nyeivoJy w
ranhv poganszkych , abye pan bog raczyl vybavycz sz nyevoly. —
Prosczye thesz pana boga za ivszythl-ye Ivdzye nyemoczne, abyem pan
bog raczyl dacz sdrowye y raczyl yem dacz cyrplywoscz w gych nye-
moczach. — Prosczye thesz pana boga za wszythkye ludzye szmvthne,
abye pan bog raczyl poczyeszycz iv gych szmvthJcach. — Prosczye pana
boga za nyewyasthy plodem obczyqzone vedlug stadla malzenszkyego,
abyem pan bog raczyl dacz porodzycz przesz grzechv y przcsz nye-
moczy. — Prosczylysczye za szywe, vmarlych thesz nye zapominayczyc.
wszyelky dzysz spomyn na dusza oycza szwego, mafhky szivey, przy-
aczyol szwoych. — Ossoblyivye vaszym laszkam poleczam w modlythwq
the dussze, kthorych tho czyala lesza iv thym domv y thesz na
szmyntharzv. — Prossza thesz ivasz o yedna sdrora maria za one
dussze, kthorych czyala pogynaly na valkach, na vodach. — Prossza
thesz o yedna sdrova maria za dussze pvste, kthore sza w makach
czysczoivych, kthoresz nye maya zandnego wspomozenya, thelko szya
na nasz oglandaya a volaya: szmyluyczye szya, szlutuyczye szyq
nad namy .... aly£_vy krzesczyanyq , przyaczyele naszy. — Szamy
thesz szycbye nye sapomynayczye. kassdy sz ivasz prosz pana boga
szam za szyuf, ysby nasz pan bog raczyl zachoicacz od nagl/y
szmyerczy, od morovego povyetrza, od ranky nyeprzyaczyelsky, od
grzechv szmyerthelnego , aby nasz thesz pan bog raczyl vyszluchacz
iv prosszbach naszych. — Mowczye za mnq spovyecz poivszednya.
Ja grzeszny spowyadam szyq panv bogv mylemv, pannye marij,
szwyanthemv pyotrovy, szivyanthcmv paivlowy, szivyanthemv jacobovy,
patronovy thego bozego domv, y wszythkym szicyanthym, y thobye, oycze
duchoivny , mogych Kszythkych grzechoiv, kthorych cm szya dopvscyl
od mego rosvmv ivszyanczya, od mogy poszlyedny spowycdzy, asz
do dzyszeyszy godzyny, Czom sgresszyl, przestampvyancz dzyeszyan-
czyoro boze przykasanyc, yzem pana boga mylego nye myhwal ze
— 270 -
wszythkyego sercza mego, ze ivszythky dussze moy, a szivego bly-
sznyego yako szam szyebye. Czom sgresszyl szyedmyq szmyerthelnymy
grzechi: pycha, lakomsthwem, nyeczystotha, obszarsthwem, zadrosczyq,
gnyevem, lenysthwem kv bozy szlmzbye, fliego my szal, thego szya
spowyadam. czom sgresszyl pyanczyq szmyszlow czyala mego grzesz-
nego: vydzenyem, slyszenyem, vkvszenyem, povonyenyem, dothikanyem,
thego my szal y thego szyq spowyadam. Com sgrzeszyl, czudze
grzechy obmavyayancz , poszandzayancz , a szivogy ehern szya spo-
Wyadacs nyc vmyal albo nye chczyal, thego my szal y thego szya spo-
wyadam. yacomkolvyek sgrzeszyl naprzeczyiv panv bogv mylemv szer-
czem, vsty, vczynkyem, szla volq, szlq myszlq, thego my szal, y davam
szya vynyen panv bogv mylemv ze wszythkych grzechow mogych
szmyerthclnych , powszednych , yawnych , thayemnych, zapamyantha-
lych, kthoresz na myq pan bog lyepy sznq, nyszly szya gycli ya
vmyem spoivyadacz, y proszq sobyc na pomocz dzycivycze panny
mary ze ivszythkymy szwyanthymy, Aby szyq onq raczyla przy-
czynycz za mnq za grzesznym do szwego mylego syna, aby myq
nye raczyl szandzycz vedlug czyanszkosczy grzechow mogych, die
vedlug mylosyerdzq, y czyebye, oyczye duchowny , prosza prze myly
bog, aby myq rosgrzeszyl thq moczq, kthorq masz od boga mylego
y od szwych starszych thobye poleczonq, mayancz icsglqdth na mqkq
Boga mylego, y nye rospaczayancz w lascze yego naszwyanthszy. —
Naklonczye gloivy szivoye, byancz pyerszy szwoye, moivczye: boze,
bancz mylosczyw mnye grzesznemv.
Nys szyq chwala boga mylego dokona, spyeyeczye pyancz
paczycrzy , pyancz sdrovych mary, y ycdno kredo. — Zathym vasz
panv bogv poruczam. prossczye pana boga za nasz kaplany, a my
thesz sza vasz.
Szivyantha abysczye vyedzyely. Zandnych szivyanth nye maczye
w thym thegodny, kthorcby przeszkadzaly robotham vaszym.
Pycrivsze przykasanye szthworzycyela naszego,
Nye masz myecz Boga naden gynszego.
Po prosznosczy nyestathkv thwego
Nye byerz nadaremno gymyenyq Bozego.
Pamyqthay, tho szobye vyele,
By czczyl szwyqtho y nyedzyelq.
A czczeszszly myecz laszkq mogyq,
Czczy oycza y mathkq szioogyq.
— 271 —
Nye mhyay Bratlia szwego
Bqka, kasznya any radq.
Nyeczyn grzechv nyeczystego
Krom vrzandv mqlszenszkyego.
Nye kradny gymyenya JBozego,
Nadznym vdzyelay szwego.
Nye szwyaczy na blysznyego szwego
Szwyadeszthwa falszywego.
Nye poszanday szony Blysznyego thwego
Any szadny rzeczy yego.
Mylvy pana boga thwego ze wszytliky dvssze thwogy, y ze
wszythkyego szereza thivego, y ze wszytliky myszly thwogy , y ze
ivszytkych szyl thwogyeh. — A Blysznyego thivego yaeo szqm szyebye.
Kthory czlovyek tho vypelny, zyvoth vyeczny then odzyerszy, alye prze-
szthempcza przykazanya Bozego, thaky sztrqda vydzenya bozego, y
thesz chwaly kroleszthwa nyebyeskyego, amen.
Jq thesz oszoblyvye grzeszny Caplqn poleczqm laszkqm vaszym
dobrodzije szwoye, ktorychem thesz yalmvszny poszyval, yeseze sz
lath mogyeh mlodych, yzeby pan bog raczyl daez szywym sdroivye,
sezesezye y tho, czego u pana szadaya, a vmarlym by raczyl grzechy
odpusczycz, A vedlug szwy sprawyedlywosczy nye raczyl gych
szandzycz , alye vedlug szwego myloszyerdzya szwyqthego sz mqJc
czysczovych raczyl vybavycz y do szwy szwyqthy chchualy raczyl
przyanez.
12. Aus dem Psalter von Pulawy.
(Mitgetheilt aus der facsimilirten Ausgabe von 1880, siehe S. 108 ff.;
vgl. oben Auszüge aus dem Florianer Psalter.)
I. 1. Blogoslawyony m0sz, yen nye szcdl po radzc nyemy-
loszczywych, y na drodze grzesznych nye stal, y na stoylczu naglego
spadnyenya nye szycdz<d. 2. Ale iv zakone bozem tcoh/a yego, y
w zakonye yego bedze myslycz ive dnye y w noczy. 3. A bedze
yako drzewo, yesz *szczepyono yest podlug czyekficzych wod, yes
owocz sivoy da iv czas sivoy. 4. A y lyst yego nye spadnye,
y wszystko, czokoly vczyny, zdarzy szye 5. Nye tako nyemyloszczyivy,
nye tako, ale yako proch, yen rzucza wyatr od oblycza zyemye.
6. Przetosz nye wst«y0 nipnyloszczywy w sfidze, any grzeszny
— 272 —
iv radze prawycli. 7. Bo zna bog droge praivych, a droga zlosnycJi
zagynye. Slawa.
II. 1. Przecz sJerzytaly pogaynstwo, y Jyudzc myszlyly pro-
znoszczy? 2. Pomagaly Jerolyoivyc zyemsczy, y Jeszyfizcta seszly szye
xo yedno przeczywo bogu, y przeczywo pomazaynczu ycgo. 3. Bos-
targaymy przcleoivy gycJi, y srzuczmy z nas yarzmo gych. 4. Ten
przebywa iv nyebycsszyecJi , poszmyeye sze gym, y gospodzyn zwalya
s nych szmyecJi. 5. Tedy brdze molivycz Je nym iv gnyewye sicoym,
y w roszycrdzyn sivoym zamficzy ye. 6. Ale ya postawyon yesm
Jerol od nyego na syon gorq szivyetfi yego, przepowyadayfaz przy-
Jeazane yego. 7. Gospodzyn rzeJd Jeu mne: syn moy yes ty, ya
dzyszya porodzyl czyebie. 8. Zfiday odemnye, a dam czy pogany
w dzedzycztivo tivoye, y iv trzymanye tobte Jeraye zyemslye (sie). 9. Wlo-
daez bedzyesz nad nymy iv myetlye zelyazney, a yaJeo s0d zdunoivy
rozbygesz ye. 10.-4 yusz Jeroloivye rozumyeycze , nauezezie szye,
Jdorzysz sfidzycze zyemye. 1 1. Sluzczie bogu w boyazny , y icye-
szyelcze szle yemu ze drzenym. 12. Prymycze poJeaznyenye , aby
sze Jeyedy nye rozgnycual gospodzyn, y zgynyecze z drogy praivey,
13. Gdy szye rozze w rycJdye gnyew yego. Blogoslairyeny wszystczy,
Jetorzy w nyem pway0.
XLII. 1. Srdzy mye, boze, y rozgodz prgq moye. od lyuda
nyeszwyetego; od czlowyelea zlego y Izywego oteymy mye. 2. Bo ty
yes bog mocz moya; przecz yecz (sie) mye odpeßzyl y przecz smeczycn
cJiodzq, gdy mye me^zy nyeprzyaczyel? 3. Wypuszczy szicyatloscz
twoye y praivdq twoyc,; cze yesta mye odwyedlye y dotvyedle na
gorr, sicyeJ0 twoye, y iv stany twoyey. 4. I tvnyde J^u oltarzowy
bozemu; Jeu bogu, yenze vivycszyelil mlodoszcz moye. 5. CJiwalycz
czye brde, w geszlyecJi, boze, boze moy! przecz lest smejna dusza
moya y przecz mye mfiezysz? 6. Pway iv boga, bocz szye yeszeze
bqd$ spowyadacz yemu; zbaivyenye oblycza mego y bog moy.
CIL 1. Blogoslaw dusza moya boga, y ivszystleo, yesz we mnye
//ist, ymyenyu szivyijkemu yego. 4. lenze oälmpuye ze zgynyenya
zywot twoy; yenze leoronuye czyebye iv myloszc%j y myloszyerdzach.
ü. Czynyficz myloszyerdza bog y s0d wszem Jcrgywdy czyrpyficzym.
7. Znany vczynyl drogy sivoye moyzeszoicu . synom israhel wolye
sivoye. 13. IaJeo odpuszcza oczyecz synom, odpuszczyl bog boyfazyvn
sze ycgo, bo on znaye liytpycnye nasze. 14. Sporn yonfil, yze procJi
— 273 —
yesmy; czhwyek, yako szyano clny yego, yako kwyat polny, tako
zakwczye. 16. Ale myloszyerdze boze od ivyeka az do wyeka nad
boyficzymy szye yego. Vers 17 fehlt. 18. I pomnyfi kazny yego
na czynyenye gich. 19. Bog na nyebye vczynyl stolyecz swoy; a
kroleivstico yego w zyemy bedze panyacz.
CXIX. 1. Kn gospodnu, gdym byl mficzon, ivolal yesm y
ivysluchal mye. 2. Gospodnye, zbaiv chiszq moye, od ivarg zlosnycli
y od y<izyka Izywego. 3. Czo dadztf tobie, albo czo przyloztf tobie,
ku yezyku Izyivemti. 4. Strzaly moczncgo ostrc, z ivejgtym kazficzym.
5. Gorze mnye, ysz przebyt moy przedluzyl szye yest; przebywcd yesm
s przebyway</>czymy czedar; dlugo bydlyla dusza moya. 6. S tymy,
gysz s</> nyenazrzely pokoya, byl yesm pokoyen; gdy yesm mohvyl
gym, przekazaly my za dar.
CXX. 1. Podzivyglesm oczy moye na gory , odkond przydzye
pomocz mnye. 2. Pomocz moya od boga, yen vczynyl nyebo y zyemyq.
3. Nye da na pomszenye nogy twoyey, any drzemy , yen czycbye
strzecz bedze. 4. Owa nye drzemacz any spacz bedze, yen strzeze
israliel. 5. Bog strzeze czyebye, gospodzyn zaszczyczenye twoye nad
rekr prawfi twoye. 6. Przes dzycn shincze nye bedze zecs czie,
any myeszyfoz przes nocz. 7. Gospodzyn b°dze strzecz czyebye
ode wszego zlego, strzesz dusze twoye bog. 8. Gospodzyn strzesz
iveszczya twego y wyszczya twego, od nynyc y az na ivyeky.
13. Fragment eines Gebetes an Maria.
(Aus einer nicht näher bezeichneten Handschrift des XV. Jahrhunderts,
Abschrift von unbekannter Hand. Mitgetheilt von Dr. Ketrzyiislri. Unbekannt.)
... Przyszethl1) gdycz povyedzyal o szynye ihwogym, ysz
yqth od zydow. o panno doszthoyna, gdysz thy2) uszliszala, gdysz
pmdla na oblycze szwoye. o panno doszthoyna, mathko mylosczyva,
ivyelkqszesz bolcszcz myala czaszv onego, gdysz szla do Irlern, gdysz
l) In der Mittheilung des Textes wird insofern abgewichen, als die
Zeilen nicht abgetheilt, f und fz durch s und sz wiedergegeben sind;
Worttrennung und Interpunction sind sinngemäss; im übrigen ist der Text
getreu wiedergegeben.
*) Vielleicht tho.
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 19
— 274 —
vyczala szyna szwego namylszego thdko vplivanego, vbyczovanego,
czyerznyova koronq vkoronovanego, gdysz rzeMa do yana szivqthego:
o yanye szwyqthy, thysz sz nym vyele obczoval, thysz na yego
pyerszyach othpoczyval, thayemnycze yego ivycdzyal; o maria mag-
dalano, thysz nogy yego vmyvala, szloiv u nok gyego szlvchala,
maszczyamy glovy yego mazala. poznayczyesz , yszczytho szyn moy.
0 panno doszthoyna, szyn thivoy a pan nasz, o panno doszthoyna,
gdysz tho vszlyszala, gdysz poleczydla na oblycze szwoye1), alesz od
naboznych nyeivyaszth zathrzymanq. 0 panno doszthoyna, mathko
myloszczyva, wyelkazesz boleszcz myala czaszv onego, gdysz na
rathuszv2) szthanala3), gdysz ivszlyszala ono nyelvthoszczyve szka-
zanye, kthoresz bylo szkazano o szynye thiuogym, gdy rzekl pylath:
ya szkazvya Jesusa nazarenszkyego na szmyercz krzyzeva, szyna
mariey Jozeivovego; raeze y nogy przcbycz gozdmy*) zelaznymy,
sz they thaivthy szidecz, iv szvkyenka iv yego oblicz*), aby biß
szwyadom ludzyem y dzyeczyam. 0 panno doszthoyna, mathko
myloszczyva, ivyelkaszesz boleszcz myala czasv onego, gdysz vydzyala
szyna szwego namyleyszego , gdy go sz thawty szwleczono, w
szvkyenka w yego oblaczono*), korona na yego naszivyathsza glowa
icbyyaly. 0 panno doszthoyna, mathko myloszczyva, vyelkqzesz
boleszcz myala czaszv onego, gdy go yvsz sz krz
14. Die Legende vom heiligen Alexius.
(Mitgetheilt nach Dr. Wislocki; vgl. S. 195 ff.)
Vita saneti Allexy ritinice. 3)
Ach! krolu ivyeliki nasch,
Czosz czy dzeya Maschyasz,
Prziday rosvmv k mey rzeezi,
') So itn Text, es scheint etwas zu fehlen.
2) Ein hier in der Handschrift folgendes Wort zamjm ist durchgestrichen.
3) In der Abschrift ist hier ein leerer Raum für ein oder zwei Wörter.
*) So in dem Text.
6) Der Text ist nach Dr. Wislocki in Bozpr. i Spraiv. wydz. filol. IV.
mitgetheilt. Dr. Bobowski, welcher diesen gedruckten Text mit dem
handschriftlichen verglichen hat, hat nur äusserst wenige geringfügige
Abweichungen notirt, auf die hier auch Rücksicht genommen ist. Die
— 275 —
Me szercze bosztheivm öbleczy,
5 Raczy mq mych grzechoiv posbavycz,
Bych mogl o thwych szwathych prawycz.
Szywoth gyednego szivyathego,
Czosch miloival boga swego,
Czthq iv yednich Jcszagach o nym,
10 Ktho chcze szluchacz, yq poivyem:
W rzymye gycdno panyq bilo,
Czosch bogv rado szluzilo,
A myql barszo loyelky dwor,
Procz panosz trzisztha riczerzow,
is Czo szq mv zawszdi szluszyli,
Zawszdi h yego stolu bily;
Cchoival gye na ivyelebnosczy y na krasse,
Ymyql Jcoszdy szive szlothe paszy.
Cchoival szyrothy i ivdoivy,
20 Dal gym oszobne trzi stoly,
Za czwarthim pyelgrzymi gyedly,
Czy do bogq przyivyedly.
Evfamyan gyemv dzano,
Wyelkyemv themv panv,
25 A zenye gyego dzqno Aglias,
Tha byla uboszthw w czasz.
Byl ivyszoliyego rodv,
Nye myal po szobye zadnyego plodv :
Wyqncz czi yaly bogq prosclücz,
30 Aby gye thim daroivdl,
Aby gym gydno plcmyq dal.
Bog thych proszby tuysluchal,
A gdy szya mv szyn narodzyl,
Then szyq iv lepsze przygodzyl:
35 Wyancz mv szdzqno Allexi,
Then byl oczcza barszo lepszy.
Sternchen (*) , welche Dr. Wistocki bei den vielen Bedenken erregenden
Stellen gesetzt hat, sind hier weggelassen, doch will ich hinzufügen, dass
hier alles genau wiederabgedruckt ist. y ist durch y ersetzt.
— 276 —
Then ivyqcz szlnszyl bogv rad.
Ysze biß star divadzeszcza k themv czthirzy latha,
Wyacz k nyemv rzecl oczyecz sloiva tha:
■*o Mily szynv! kaszq thöbye,
Pogym za gyegocz szonq szobye;
Kthorey gyedno bandzesz chczyecz,
Szlvbyq thobyc, tha masz myecz.
Syn odjmvye oczczv szwemv:
45 Wszeko szluszq starszemv,
Oczcze! ivszekom yq twoye dzeczq,
Wyerne! dal bych szwoy szyivoth x>rze czq;
Czo hole my chczesz Tcaszacz,
Po thwey woly nia szq tho stacz.
so A wyacz mv czeszarz dzewM dal,
A papyesz gy sz nyq oddal.
A w then czasz papyesza myqno,
Innocenchis mv dzqno;
Tho then byl czeszarz pyrwy
55 Archodoius nyszly;
Khorey hroleivnye Famyana dzano,
Czo ya Allexemv dano;
CA zenye dzqno Aglyas,
(Tha byla ivbostw tu czasz.
ßo A gdy szq sz nyq pocladal,
Thcy noczy sz nya gadal,
Wroczil szaszya pyrszczen gyey,
A rcclk thako do nyey:
Ostaivyam czq przi thim dzeivstwye,
G5 Wrocz mi gy, gdy badzewa" oba w nyebyeskim
krolewstivye ;
Ivthrocz sza byerzq od czebye,
Szluzy themv, czosz czy gyest w nyebye;
A gdycz wszythky stoly oszqdq,
Thedycz ya ivsch w drodze bandq.
70 Mila zonol kaszq thobyc,
Szhiszy bogv w kaszdey dobyc,
Wbogie karmy y odzewq,
— 277 —
Szwych starszych nykdy nyegdy x) nye ynyewq,
Chowq szq w czczy i w kaszny,
?5 Nye traczy nyedney przyaszny.
Krolewna odpowye yemv:
Mqm thesch dobrq volq k themv,
Namyleyszy mqszu moy!
Thego szq po mnye nicz nye boy,
so Kaszdi czloneh w mym ziwocze
Chczq chowacz w kaszny y iv cznocze;
Gynako po mnye nye wszwyesz,
Doyqth thy ziiv, yq thesz.
A yeko zahvtra icstal,
85 Od obyqda szq precz bral;
0 thym nykth nye ivyedzal,
Gyedno zona gyego,
Tita ivyedzala od nyego.
Nabral szobye szrebra, szlotha doszicz,
so Czo go mogl pyechotq noszycz;
Wyancz szq na morze weszbral,
A oczecz w szaloscz ostal,
1 macz myala doszycz zalosczy,
Zona po nym gyeko spita.
95 Wyqcz tho szwyathe plemyq
Prziszlo iv gyedna szemya,
Roszdal szive rucho szebrakoni,
Szrzebro, szlotho popom, szakom,
Wyqcz szqm poth kosczolem szedzal,
ioo A o gyego kszqthwye nykth nye ivyedzal.
Wyqcz tho szaivszdy ivstaival reno,
Ano koszczol zamknyono,
Wyancz thu leszal pothle proga,
Phalq, proszq szivego boga.
los Ano sz ivyrzchu szla przygoda,
Nyegdi mrosz, nyegdi ivoda,
Ez szq stalo iv gyeden czasz,
Wstal sz obrasza mathky boszey obrasz;
>) Das Wort nyegdy ist in der Handschrift durchgestrichen.
— 278 —
Szethl do thcgo czlowyeka,
110 Gyen szq cluczem opyeha,
I rzecl gyest thako do nyego:
Wstany, pusczi czlowyeka thego,
Othemkny mv koszczol boszy,
Acz na thim mrosze nye leszy.
115 Zok sza theko barszo lanknql,
Wstaivszy, hoszczol othcmknql.
TJio sza nowthno dzegydlo,
Ale sza czqsto dzegydlo:
Wyacz szak poimjedal kaszdemv,
120 Y staremv y mlodemv.
A gdysz tho po nym vsznaly,
Wyelika mv phalq daly,
Sza szwyqthego gy trzimano,
Y ivyele mu prze bog daivano.
125 Swstawszy szobie oczecz gyego,
Prze szwego syna gyedinego
Roszlal po wszvm zemyqm lud,
Y zadal gym wyelky trud:
Strawyli ivyeliki pyenyqcz,
i3o Szwego kzqdza szukqcz.
Tv gy nadgycli
W gyednym myescze w Yelidoczny,
Nye sznal go gyeden gyeko drvgy,
A on posznal ivszythky szwc szlugy;
135 Bral od nych gyelmvszny gych,
Wyqcz wyeszol byl,
Ysch gy thim bog naivyedzyl.
Tv sza gyechali od nyego,
A nye posznal zqdny gyego,
no A oczczv szq powyedzeli:
Nykdzeysz my go nye icydzrly.
A gdy tho oczecz wszliszal tha szlowa,
Thedy gyego szaloscz byla nowa:
Thu yql plakacz, narzekacz,
H5 Macz nye mogla placzv przestacz.
— 279 —
A wyacz szwqthemv Allexemv,
Themv kszadzv wyelebnemv,
Nye Ivba mv phala byla,
Czo szq mv ondze wodzyla.
150 Thv szq, ivszbral, gycho mogq,
Wszyathl na morze ivboga,
Bral szq do szemye do gydney,
Do myasta Szyrey:
Tham byl czvl szivyqthego Paivia,
155 Thv byla gyego myszl pädia.
Wyqcz sza ivyedr obroczyl,
Then czy szqszq naivroczyl.
A gdy do Rzymq przyal, bogv dzqkowal,
Yscli gy do szwey szemye przygnal,
i6o A rzeJcacz: Yvsz thv cheza czyrzpyecz
Mqkq, y wszftiky szle phyle ymyecz,
V mego oezcza na dworze,
Gdym nye przebil za morze.
PothJcal na szoraiv oezcza sivego,
165 I yql przed grodem go proszycz: Wgymya szyna boszego,
Y dla szyna theivego Allexego,
A raez my szirq gyel u roszna daez,
Bych mogl tliy odrobyny braez,
Czo bqdq sz thivego stola padaez.
170 Gyego oezeez tho wszliszal,
Ysch gyemv szynowo gytnya ivszpomyonal:
Thv szylno, rzewno zaplaJcal,
Wyacz gy boga dla choival.
A gdy ivszlyszal thakq mowq,
175 Zawynql szobye plaszczem gtoiva;
Thv szya byl iveny1) szamath wkrathl,
Malo eze sz moszthv nye szpadl.
Podal mv szapharza szwego,
Then mv czynyl wyele szlego:
iso Thv pod ivszchodem leszal,
_ Kaszdi nany l) pomygye, szlq ivodq lal.
') Ich habe mir erlaubt, die bei Wislocki besonders gedruckten Worte
ice ny, na ny in weny (d. h. iven) und nany zusammenzuziehen.
— 280 —
A leszal thv szeszcznaczcze lat,
Wszthko czyrpyal prze bog rad;
Szyothmegonaczcze latha za morzem byl,
185 Qzo szöbye nycz czynil.
A ivyacz gdi ivsch vmrzecz myal,
Szam szöbye lyst napyszal,
I szczisznal gy d l) thwardo w rqcze,
Popyszawszy szwogye wszthky mqky,
190 I ivszihky szthvky, czo gyc plodzyl,
Yqko szq na szwyath narodzyl.
A gdy bogv dvsza dzql2) dal,
Thv szq ivyelky dzyw sstal:
Szamy szwony szivonyli,
195 Wszthky czo 10 Rzimye byli.
Wyqcz szq po nym pythano,
Po ivszihky ch domyech szvkano;
Nye mogli go nygdzcy naycz,
A wszdy nye chczely przestacz.
200 Gydno mlode dzeczq bylo,
Tho gym ivyacz wszyawilo,
A rzekacz: Aza wy nye wyecze o thym,
Ktho tho wmarl, iqcz warn powyem:
V Eivfamyqcz leszy,
205 0 gymsze tha phala byeszy,
Poth wszchodem gy naydzecz,
Acz go gyedno szvkacz chczecze.
Wyacz thv papyesz sz kardynaly,
Ceszarz szivimy kaplany
210 Szly sza k nyemv sz chorakwamy,
A szwony wszdy szwonyli szamy;
Thv wyacz byla Ivdzy szyla,
Szylno wyelka czyszczba byla.
Kogo kole para szalecsala
2i5 Oth thego szwyathego czala,
') Dieses d ist in der Handschrift durchgestrichen.
2) Ueber dzal sind im Manuscript Puncte gemacht, ein Zeichen, dass
dieses Wort ungiltig sein soll.
— 281 —
Ktory le choröba myal,
Natliemyescz szdrow ostal;
Thv szq Tcraszne czthyrzy szwyecze steh/,
Czo szq ivyacz iu szobye szwyathi ogyai ymyali.
320 Chczcly mv lysth sz rqky icszqcz,
Nye mogli go mv icszqcz:
Any ceszarz any papyesz,
Any ivszthlco Jcaplanysztluvo tahjesz,
Y ivszthek lud k therm)
225 Nye mogl roszdrzecz nycht ra/nky gyemv.
Wyqcz ivsztliczy proszyli boga za (ho,
Aby gym bog pomoJd na tlw,
By mv mogly lyst othyqcz,
A ivszdy mv go nye mogli othyqcz,
230 Eszby ale poszncdi malo,
Czoby iui thim lyscze stalo.
Gyedno przyszla zonq gyego,
A sczglq rqJca do nyego,
Esz gyey ic rqJca mpathl lyst,
235 Przetho ysz byl gyeden do drvgyego czyst.
A gdy then lyst oglqdano,
Na th e» lyescze ivszna 1 10,
Ysz byl szyn Evfamyanoio,
A hzadza rzhnszkego ceszarzow.
240 A gdy tlw oczecz
15. Ein unbekannter Dialog zwischen dem Tod
und dem Magister.
Die Darstellung des Todes und seiner Schrecken ist be-
kanntlich im Mittelalter und im XVI. Jahrhundert viel mehr
Gegenstand der Malerei und der Zeichenkunst gewesen, als der
Poesie. Die vielen unter dem jNamen Todtentanz bekannten
bildlichen Darstellungen in Kirchen seit dem XIII. Jahrhundert
fanden auch, besonders in Deutschland, in der Poesie Ausdruck.
„Deutschland ist vornehmlich von der dichterischen und der
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 20
— 282 —
bildenden Darstellung des Stoffes länger, mannigfaltiger und
eigenthümlicher, als irgend ein anderes Land, beschäftigt worden.
Die Zahl des Handschriften, in denen deutsche Gedichte vom
Todtentanz von Bildern unterbrochen und begleitet sind, ist eine
Unzahl, vornehmlich im XIV. und XV. Jahrhundert" (Wacker-
nagel, Der Todtentanz in Haupts Zeitschrift für deutsches
Alterthum IX, 319 f.; Massmann zählt diese zahlreichen Er-
zeugnisse auf in „Litteratur des Todtentanzes", Leipzig 1841;
Ergänzung in Serapeum X, 305 ff.).
Aber es ist stets die traditionelle Darstellung des Todten-
tanzes, zunächst mit 24 Hauptfiguren in Abstufungen vom Papst
bis zum Kind, in denen die bildende Kunst den Löwenantheil für
sich in Anspruch nimmt, und die Poesie nur dienend jene be-
gleitet. Dabei tritt der Tod in dem einschmeichelnden Charakter
des Reigenführers auf; das grauenhafte entfleischte Gerippe mit
mit der Sense kommt erst ziemlich spät in die Erscheinung,
„weniger eine Erinnerung an den Gott der Zeit, als an den
Ackermann , den Schnitter Tod , jene altbeliebte Vorstellung der
Deutschen" (Wackernagel 1. 1. 321).
Mit allen diesen poetischen Erzeugnissen , die bloss eine
Beigabe sind zu Bildern, dramatisch oder malerisch dargestellt,
hat unser Gedicht keine Verwandtschaft. Der Tod wechselt
nicht seine Rede mit verschiedenen Personen, sondern spricht
nur mit dem Magister, und das Durcheinander von Ständen,
Berufs- und Lebensstellungen in unserem Gedicht steht in keiner
Verbindung mit der abstufenden Aufeinanderfolge der Menschen,
die der Tod in dem Todtentanz mit Sang und Klang und lustigem
Sprung aus dem Leben wegführt.
Auch mit dem deutschen Gedicht: Der Ackermann von
Böhmen , das auch in der cechischen Litteratur nachgebildet
wurde (siehe Archiv für slav. Phil. III, 202), hat unser Gedicht
keine Verwandtschaft: hie und da zwar ein Gespräch zwischen
zwei Personen, aber der Gegenstand des Gespräches ist ein
anderer.
Nur ein Fragment eines deutschen Gedichtes aus dem An-
fang des XVI. Jahrhunderts: Wer bistu den jeh sich etc., „eine
Reminiscenz einer älteren Dichtung" (Wackernagel 1. 1. 345)
erinnert an unser Gedicht.
— 283 —
Mir sind augenblicklich die mittelalterlichen deutschen Ge-
dichte vom Tode nicht zur Hand, — ein deutsches möchte ich
wegen der Erwähnung Dietrich's von Bern als Vorbild ver-
muthen, — und ich muss mir vorbehalten, auf diesen Gegenstand
später zurückzukommen. Sicher scheint mir zu sein, dass der
Urheber unseres Gedichtes ein Mönch war.
Das nachstellende, bis jetzt unbekannte Gedicht fand
Dr. Ketrzyriski, Director des Ossolinski'schen Instituts zu Lem-
berg, in der Capitel-Bibliothek in Plock, in einer Handschrift aus
dem Ende des XV. Jahrhunderts, enthaltend Homiliae in sancta
evangelia. Nach seiner eigenhändigen mir gütigst überlassenen
Abschrift wird der Text mitgetheilt mit sinngemässer Trennung
der Wörter und Interpunction. (Vgl. S. 200, wo der Text
entsprechend zu erweitern ist.)
De morte prologus.
Gospodzynye wszcchmogqczy,
nade wszythko sthivorzenye
vyaczszy,
pomoszy my tlio clzalo szloszycz,
hych gyc mogl pylnye tvyloszycz,
5 kv thivey phalye roszmnoszenye
(sie)
kv ludzkyemv polepszenie (sie).
Wszythezy ludze poszlueliayeze,
okruthnocz szmyrczy posznaeze,
vy czo yey nyzaez nye maeze,
iaprzy skonanyv ya posznaeze.
oancz to stary albo mlody,
szqthny nye vdze szmyertelney
skody.
kogokoly szmyercz vduszy,
kaszd/y w gey scolye bycz muszy,
15 Dzysz no x) szya szvym zakom
stavy,
kaszdego szyuotha szoavy.
y) Dzywnof
2) So in der Abschrift.
3) Aus dem deutschen Lacktuch.
przyclad o them clicza povyedzccz,
szluchayijjpgo, liJio clicze vyedeez.
Policarpuss tak veszaany,
... niiidzecz2), vydyhj, mysthrz
vybrany,
prosyl boga o tlio prawye,
by vsrzal szmyercz w gey postavye.
gdy szya moglyl2) bogv vyelye,
osztal lüszecli hdzy w kosezyelye,
25 wsrzal czlovyeka nagyego,
przyrodzcnya ) vye wyeszczyego,
obraszq vyelmy skaradego,
lokthvszq 3) przepaszanego :
clwda, blada, szolthe lycze
30 Isczy szya yako myethnycza;
vpathlezy gyey konyecz nosza,
sz oezv plynye krvaica rosza,
przevyaszala glova chvstv,
yako szamoyecz2) krzyvousta,
3.-i nye bylo vark v gyey gaby,
poszevayaez szkzytha2) szaby.
— 284 —
Myecze oczy szaim'aczayacz,
glosz na l) kosza iv rakv mayvncz,
[gola glowa, preykra mowa,
40 sze phszech stron ska/rada po-
stawa] 2)
vypyala3) szebra y kosczy,
groszno szycczye przesz hdho-
sczy. —
Myszthrz vydzacz öbrasz skarady,
zolthe oczy, zyuoih blady,
45 groszno szya thego przelaknal,
pathl na szyemya, cze staknal.
<)<h) leszal wsmgjc yako vyhi.
szmyercz do nyego przemowyla:
<':cnir szya thako barszo lakasz?
50 trrzekomosz strow, a szdy stakasz!
pan bog tha rzecz thako noszyl,
yszysz^) go o tho barszo proszyl,
abych czy szya vkaszala,
wszythka szica mocz wszyavyla.
55 othosz czy przcth thobv stoya,
ogladay postaiva moya:
kaszdemv szya tak vkaszya 4)7
gdy go zyvotha sbauyq*).
nye kay5) szya mye thym rassem,
60 esz ma vydzysz przcth G) obraszem ;
gdy przyda namyleyszy k thobye,
tedy barszo szeczknycsz szobye,
zablcsczysz na strony oczy,
esz czy s czyala poth poskoczy.
65 rzuczacz szya jako 4) koth na
myszy,
asz tive szyrcze czaszko wdyszy.
othchodzocz szya1) sz myodem
tamek,
gdycz przynyosza yadv garnek,
mvszysz gy pycz przesz dzaky,
70 gdy poszyuesz vyelykyey maky 8);
bandzesz myecz doszycz tesznycze,
othbandzeszch swcy myhsznycze,
ostan thego, tcszech thobye vyela9),
2)rzez dzakr(lc)yla sznyv rosz-
dzela10).
75 mow sze mnv, bacz mam dzalo 1 1),
gdycz szya sze mnv mowycz
chczalo,
rydzysz, yszem gy 12) roboth-
nycza,
icth. h(da^) taka
tesznicza ?
csemv czya
J) groszna d. h. groznq oder gloszno?
-) Ich habe mir erlaubt, diese zwei Zeilen des Textes einzuklammern.
3) wylrijala't
*) So in der Abschrift.
h) nye boy szya?
6) przoth d. h. yyrzöd'l
7 ) oihchodzficz szyedz?
8) Die Worte dzaky und maky scheinen in der Handschrift unleserlich
zu sein, da in der Abschrift über k ein / sich findet.
9) ivszek (~ wszak) tobie wiety?
10) Anscheinend sehr unleserlich; Ic seht über kr.
n) eiaiof Dies würde auf die ältere Darstellung des Todes hinweisen,
wo er, wenn auch sehr mager, doch mit fleischiger Haut dargestellt wurde.
12) czy d. h. ei oder gyest (?), weil über yy ein Zeichen steht.
13) ivsclmla, d. h. wziqia?
285
ma kosza vysz l) traiva szyeczye,
so przeth nye nykth nye vczeczye.
icst an, mystrzv, othpovyecz,
gyesthly vmyesz,
za po polszkv nye roszvmyesz?
snaez czy sortes2) nye pomosze,
przelaknalszz) szya, nyebosze.
85 insz odetheh (ei) mi*), nyeborakv,
moiv sze mnv, vbogy zakv.
nye boy szya dzysz moycy scoly,
nye dam szy czyscz epistoly.
Mayster respondit.
Mysthrs przemovyl wyelmy
skromnie :
90 lucznalem5) szya, esz nycz
pomnye 6),
Tha my rzecz barszo niemyla,
yszesz mya taho postraszyla.
by byla czo przykrego przemovyla,
szervaldSy szya ve mny Jcaszda
szyla,
95 nagle by mya vmorzyla
y dvsza by vypadzyla.
prosza czebye, ostap malo,
bocz nye vyem, ezoez my szya stalo,
mgleya wszytek y Uadzeya 3),
ioo sztraezylem sdrovye y nadzeya.
raez rzuszycz 7) oth szebye kosza,
aez8) sivoya glova pothnyosza.
Mors dicit.
Darma, mystrzv, thwoya mowa,
thegom czy vczynycz nye gotoiva.
105 dzyc(r)zsza9) kosza na reystrze,
szyeka doctory y mysztlirzß,
szaivszdy yalQ) gothowa nosza,
przrsz dzykyi[) noczlegv prosza.
wstan hu mnye, moszesz my
vyerzaez,
ito nye chezaez sya dzyszya sznye-
ryi rzaez.
wstal myszthrz, yethwo 3) le-
leyancz szya 12),
dvzsza13) mv nogy, przelahndl
szya.
Magister dicit.
szmyerczy, gdzesz
szya
Myla
ivszyala,
daivno-lysz szya vrodsyla?
iv, rathbycli ryedzal da ostathka,
gdze thivoy oezeez albo mathka?
1) wyesz?
2) Ein Schulausdruck. Ueber dem t steht ein /;.
3) So in der Abschrift.
4) odetlichni?
6) laknqlem szye, d. h. leknaiem siel
8) po mnye?
7) rzuczycz.
8) Zu lesen ac damit, vgl. c. at\
9) r steht über c in der Abschrift; vielleicht d:yr:s:a, d. h. dzirze? dann
ist auch weiter siekq zu lesen.
10) a hat den Strich nicht rechts, sondern unter a.
n) przez dzieki vergeblich.
,2) cf. lelejanie in Flor. Psal.
13) drzsza d. h. drza.
— 286 —
Mors dieit.
Gdy stliworzyl bog cslowyeka,
yszby biß szyph l) esz do vyeka,
szthworzyl bog yeica sz Jcosczy,
120 Adamory ho radosczy.
dal gyemv mocz nath szvyc-
rzathy,
by panoval yalco szvyathy.
podal ycmv ryby sz morza,
cJiczacz go szbavycz wszego
gorza 2),
xi^poleczyl mv rayszkye szady,
chczacz gy szbawycz ivszey byady.
Tho wszythJco w yego mocz dal,
yethno mv drzewo zdkasal,
by go ophszeyky nye rvszal,
130 any szya na nye pohvszal,
rzeknacz yemv: gyethno ruszych3),
tedy pewno vmrzecz mvszysz.
Alye szly dvch yewa szdradzyl,
gdy gyey ovocz ruszycz radzyl.
i3ä Ewa szya vlakomyla,
szmyaloscz vczynylq.
w ten czasz szya ya poczala,
gdy Eva yapTko ruszyla,
Adamovy yeplka dala.
140 Adam mye w yeplcze vkuszyl,
przetho przesz mya vmrzecz
mvszyl.
w them boga barszo obraszyl,
y wszythko szwe plemya sza-
raszyl.
Magister dicit.
Myla szmyrczy my rvszycnyk*)
u-, przccz chczesz ludze zyuotha
szbavicz,
czemv thwa laszka straczyly,
zacz czo szlego vczynyly?
chczem do czyebye poczthy 5)
noszycz,
aby szya dala przeproszycz.
150 dalbych dobry golacz 6) vpyecz,
bych mogl przeth thobv vczyecz.
Mors dicit.
Chovay szobye poczthy sziuoye,
roszdrasznysz mya t(b)yle dwoye,
Chczeszly vyedzecz statecznye,
155 povyem tobie przespyecznye.
sztlwrzyczyel 3) ivszego sziliwo-
rzenya
poszijczyl my takycy mocjzy,
bych morzyla ve thnye y iv noczy.
morza1) na wszchoth, na polvdnye,
i6o a vmyem tho dzalo czuthnye,
oth polnoczy do szachodv
chodza, nye pytayanez brodv.
tocz nie navyanczsze iveszele,
gdy mam morzycz szywych vyelye.
165 gdy szya gyma s kosza plaszacz,
cheza gych thyszaez polcaszaez.
tocz gyesth moyey moczy sznamya:
morza tvszythko luczszkyc plemya,
Morza madre y thesz vyly,
') eyw byc bedeutet leben.
2) gorze Leid, Uebel, ungewöhnlich als Subst.; cf. c. höre.
3) So in der Abschrift.
4) So in der Abschrift mit einem hinzugefügten (sie).
D) poezta Opfer, Ehrengabe.
8) Zu lesen: koiaez.
7) morza, d. h. morzq ich mache todt.
287 —
170 w thym szkaszvya szvoye szyly,
y chorego y strowego,
szbamja szyvotJia Jcaszdego,
lubo stary lubo mlody,
Jcaszdemv ma Jcosza szgodzy.
175 bancz vbodzy y bogaczy,
szvytJiJcy ma Jcosza potraczy :
wyevody1) y czesthnyJcy,
ivszytJiJcy szvijeczsJcye myloszth-
nyJcy,
bancz Jcszaszata albo grabye,
i8o wszytJiJcy <• ya pöbyerm1) Je söbye.
ya sz hrola Jcorona szemhna,
za wloszy gy potJi Jcosza vemJcna;
tliesz bywam v czcszarszJcyey
szemy,
zymije, hjecze y w geszeny.
185 pJidozopJii y Jcvyaszdarze,
wszyihJcy na szvey stavyam sparze,
rzemyeszlnyJcy, Jcvpcze y oracze,
Jcaszdy przetti mv Jcoszv sJcacze,
wszytJiJcy szdraczcze y lypJtnyJcy,
190 zostavya ye nyebosczyJcy.
Carczmarze, czo slyc pyva dayv,
nye czastJio na mya wspomynayo,
yaJco sive myecliy natJiJcayv,
to then czasz ma Jcosza posznayv.
195 Jcyedy navyedza ma sJcola,
bandv ycm1) lacz w gardlo szmola.
GyetJmo szya porvsza,
wszytJiJcy nagle szdavycz mvsza,
naprotJi l) szdayv 2) dzewJcy,
cldopcze,
200 aszszya chloppo szyrczv szmeJccze
ya zäbyla Golyasza y),
Amiasza y KaypJiasza,
ja l) Yvdasza obyczylu 3),
y dw l) lotJirv na Jcrzysz ivbyla.
205 ahm Jcoszy naruszyla 4),
gdym crystvsza vmoczyla5),
bo w nyem byla boszJca zyla.
Then yeden mv Jcosza szvyczaszyl,
ysz trzeczego dnya oszyl.
.'tu s tegom szya zywotJicm bycdzyla
potJiem y yszem 6) wszythJca mocz
straczyla.
mam mocz natJi luczmy dobrcmy,
alye vyaczey nade szlemy,
JctJw navyaczey czyny slosczy,
215 iv tJiem slamya Jcosczy.
cJiczeszly, yescze ivszyavya tobye,
getJino byerz na roszvm szobye,
pocijem czy o moy Jcosze,
getJmo gyey po vatJian (y)1) w
nosze,
220 CJiczeszly spatrzacz , yaJco ostra,
szaple(o)cze 8) natJi tJiobv sy ostra.
myszsthrosztJitJiwacz1) nycz nye
pomogv,
iv oczemgnyenyv vcszdrzysz nogv,
1) So in der Abschrift.
2) szdavyv, d. h. zdaiviq, zdlawic't
3) Wahrscheinlich obyszyla d. h. ubisila, obiciesiia.
4) ne ruszyla?
5) Für vmwzyla.
6) Vielleicht yvszcm; zwischen beiden y endigt im Manuscript die Zeile.
7) pomchay't
8) o ist über e geschrieben; zivplucze'i
— 288 —
Gethno wyginq1) s pudra'1) koszy,
220 natychmyasth szmyenych2) glossy.
dal czy my tho ivszechmogaczy,
bych morzyla luth zyvyanczy,
szaivszdy ivszlynye moya szyla.
yam obrzymy pomorzyla:
230 Szalomona tak madrego,
Absahnet, nadobnego,
Sampsona vyelmy mocznego,
y Vyethrzycha abrzymszkyego 3),
ja2) szya nath nyemy pomsezyla,
235 a szwa kosza vczeszyla 2).
yaez thesz dzyvy poczynam,
gyedhny 4) vyeszam , drugle
sezynam.
Magister respondit.
Yacz nye vyem, sz kym szya thy
sbraezysz,
gdy wszythky ludze potraezysz,
24o gdy ivszythky ludze poczeszesz,
a gdzesz szama vczeczesz?
ivszqdycz trzeba luczkyey przy-
yaszny,
by cza szgrzcly w sivoyey laszny,
aby szß v nyey napoczyla
245 gdyby sza vrobyla a pothem
lejjyey5).
l) wyrjmq, d. h. wyjmq?
Mors dicit.
Dw(rv)a*) ya thv czebye szmygya,
v oczemgnyenyv szethna szygya.
czemv szya thako sz rzecza,
vczekasz?
sznaez thu yvtra nye doczekasz.
250 movysz my tho tako szmyelye,
vtnaez szyya y iv kosezelye.
othosz, mystrzv, barszo glupy,
nye rosvmyesz o they kupy.
nye korzysezaez y(n)a vodzenyv n),
255 any w nayancz szem 8) gymyenyv.
twe roszynky y mygdaly
szaivszdycz my sza malo staly,
examythy 2) y posztawcze,
thyeh sza mnye nygdy nye
cJicze,
2co w grzechv szya luczkyem koeham,
a thego nygdy nye przenyeeliam.
duchoivncgo y szvyeczszkyeyo,
szbavya zyvotha kaszdego,
a kaszdego morza, lupya,
265 o tho nygdy nye pokvpya.
Canonyczy y proboseze
bandv iv moyey scolye yeszcze,
y plebany szmaszv szyyv 9),
ysztho barszo pywo pyyvi0),
2) So in der Abschrift.
3) So in der Handschrift, wahrscheinlich y Vyctlirzycha obrzymskyego,
womit Dietrich von Bern gemeint ist; vgl. oben obrzym und vgl. den Orts-
namen Wietrzychowice in Galizien, früher Dzictrzycliowice in Dhig.Lib.ben.il, 150.
*) Ursprünglich stand gyctlmy.
6) Offenbar verdorben, ebenso unter
6) wo in der Abschrift rv über w steht.
7) nie Tcorzyszczq-c ja to odzieniu.
8j w naywyanczszem?
v) 82 maszno szyyr-'i
10) Nach dieser Zeile ist in der Handschrift am bände der Vers hin-
zugeschrieben: y pothyarthky na jnjrszach vyszaya.
— 289 —
270 dobre kvpcze, roszthocliarze l),
wszythky moya kosza skarze,
panye y tluste nyewyasty,
czo sobye czynyv roszpasty,
mordarze1) y okruthnyky,
275 thy poszyeka ?iyebosczyky,
dzewky, ivdowy y maszathky,
poszyeka ye sza gych nyestathky.
szlachczyczom byerza szypy, tidcze,
a ostavyam gye iv gyeney kosulcze,
28o zdky y divoraky, thy poszyeka
nyeboraky,
ivszythhj, czo na ostro gonyv,
byegam sza nymy s pogonyv.
Ktho szya ratin, ho bythivye myecze,
vtlma mv raJca y plecze,
285 roszdzela gy swogv mylq,
a ostavya gy praivym vylv,
chcza me szama trafycz2) wloszy,
ysze szmyemy gloszy3).
Mayster dicit.
JBy mya chczalq trocha slvchacz,
290 chczalbych czya nyeczo pytacz:
czemv szya lekarze stayv,
gdy sz thivey moczy nye vybavyayv,
y thesz povyedatjv,
esze vyelyka mocz szola mayv?
Mors respondit.
295 Otocz, kaszdy lekarz fasczy*),
nye pomogv yego masczy,
poszyvayv myszthrzosztwa swego,
pothy nye thv czasv mego,
a poky gyesth vola boza,
300 potliy czlovyek praw ny esz bosza1).
nye pomogv apoteky
przeczyw mnye zathne leky,
a ivszdy vmrzecz kaszdy mvssy.
ktho gych Uekaszthwa zaktiszy,
305 na maly czasz mogu pomocz,
ysz nyemocznym veszmye swa mocz,
a ivszdy konyecz themv bandze,
gdy lekarz w mey scolye szandze,
bovyem przyczyw l) szmyrtelney
sczodze
310 nye naydze szelya na ogrodze.
Darmo poszyvasz Ivbyeszczka,
yusz czy sgothowana deszczka,
nye pomosze kurzenye pyolyna,
gdy przydze moya godzyna,
315 nye pomogu y szclvygye 5),
wszythko szmyercz przesz vugv
sznye 6),
jacz1) nye thbam o szathne szyelye.
a ivszdy yusz Jath przeszlo vyelye,
gdy pozywam swego panszthiva,
320 a nye thbam o szathne lekarszthwa,
szwepoczivy 7) nath luczmy stroya,
a ivszdy w yeney myecza, stroya9'').
morza szadzye y pothszanthky,
zadam gijm ivyelykye szmathky ;
325 gdy szwa rodzina szandza,
1) So im Texte.
2) chcza mv szama trefycz ivloszy'i
3) Der Vers ist offenbar verdorben.
4) fasci steht für ckwasti; vgl. russ. chcastatb c. chvastati prahlen.
5) szelvy(ßje, d. h. szahvije Salbeien.
6) przez tugu zmyje?
7) Unverständlich; poszicy, d. h. pozicy?
8) to je(d)nej dürfte wol auf einmal bedeuten; myecza, stroya ist zu
lesen miecq, strojq.
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. 21
290 —
czastho na szkaszanyv blandzv,
alye gdy przydze szath boszy,
szandza iv myech pysczely tvloszy,
yusz nye poyedze na rohy,
330 czynyucz nyesprawye !) othivloly,
czo przeioradzal l) szady vyerne,
byerzuncz l) vytiy nyevmyemye,
vyerzacz2) oth szloszthnykow dary,
szpravyayancz gych nyevycry l).
335 tlio ivszythko bandze ivszyauyono,
y czaszho pomsczono.
Magister dicit.
Prosza czebye, szluchay thego,
a nyechay movyenya szivego.
thwoya kosza ivszythhy zecze\),
340 thako szlachta yako kmyecze,
davysz ivszythky prze 1) luthosczy,
nye czynyvncz1) szathney mylosczy.
chczalbych othmovycz3) s tobv,
moglybych l) sza szkrycz przeth
tobv,
345 gdybych sza w szemy chowal,
albo hvaräo szamvroval?
zaly bych ivszethl thwey moczy,
gdybych sthrzegl ve thnye y w
noczy,
temv bych vczynyl wrosza^),
350 y postawyl dobra sthrosza.
Mors dicit.
Chczeszly thego szJcoszthovacz,
dam czy szya w szelesze szkovacz,
y thesz w szemy zakopacz,
alye cza pewno potrzepya,
355 geth 5) szobye kosza szclepya.
vvyyay sza, yako vmyesz,
asza mey moczy vydzesz.
wszem czy naostrzyla kosza,
a darmo gyey nye pothnyosza,
36o czebye nv 6) pothgolicz mvszq.
Mayster dicit.
Myla szmyerczsky l), nye mov my
thego,
sbavysz mye zyuotha mego,
yusz czy nye vyem, czocz my
szlego stalo,
glowa my sza w kolo toczy,
365 sz nyey chcza ivypascz oczy.
Mors dicit.
Czemv szya tak vyelye prze-
czyvyasz,
myrszaczky se mnv nabyvasz?
nykth sza przedemnv nye skrygye,
wszythkyem szyvem vthna szygye,
37o sama w lysze yamy lasza,
ivszythky lyszky w szdrowyv
kasza,
za kvnamy lasza w dzemya1),
lupyesze dam na odzenye.
ya davya gronostaye,
375 y uyevyorkam sza dostaye;
yacz thesz kosu szyeka wylky,
») So im Text.
2) Gewiss für byerzacz, d. h. bierzajc.
3) o them movycz? oder oth! movycz't
4) Unverständlich; tviesza, d. h. wiezq?
5) Vielleicht verschrieben für geh, jak't
8J Zu lesen niu, d. h. niu.
— 291 —
sarny lapa l), drvgyey ph dky 2)
przesz plothy chlopyez) gonya
szoravye y drobye,
380 szczaszy^) thesz vypadzam,
pyerze davam na poduszky 5).
szvyerzatha y wszythky ptaky
ya poszyeka nyeboraky,
czokoly martvym nyosv,
385 czy byly poth mv koszv.
przethocz ten przyclath przyvodza :
Jcaszdego iv szywocze skodzq,
by sza pothnoszyl6) grody y pa-
lacze,
kaszdy przeth mv koszv skacze,
390 by thesz myal szelaszna wrofha,
nye vdze se mnv klopotha.
wszythky szobye za nycz vasza,
s kaszdego dusza vydlabya.
stoycz sza malo papyesz,
39-> y nalysszy szebrak takyesz,
cardynaly y byszkupy,
zadam gym vyelykye lupy,
pognatham czy canonyky,
proboscze, suffragany,
400 any mam o tlw przygany,
wszythky mnychy y opathy
poszyeka przesz zaplathy.
dobrzy mnysschzy szya nye boyv,
kthorzy zyvoth dobry mayv.
405 acz mß kosza posznayv,
alye sza yey nye lakayv,
tho ivszythkym dobrem poszpolno,
gydv przeth mv kosv rowno.
bo dobremv malo placzy,
4io acz vmrze, nycz nye straczy,
poszbandze szvyeczszkyey zalosczy
poydze w nyebyeszkye radosczy.
prosty nyv w nyebo czagnye,
a szathny mv nye przeczagnye,
415 wszal oth ivszythkych wszgar-
dzenye,
szvyeczszczy mv szya naszmyevaly,
za pravego gy vyla myely,
Alye gdy przydze dzien szathny,
gdze szya nye szkrygye zathny,
420 vszrza madrzy thego szwyatha,
ysz dobra boszka othplatha,
chovaly thv zyvoth szwoy czaszno,
alycz gych zyvfrjcza1) nath sloncze
yaszno,
gydv w nyebyeszkye radosczy,
425 a nye iv pyekyelne zalosczy.
czo nam pomoglo odzenye,
albo obluthne gymyenie,
czosz my sza w nyem kochaly,
a swe dvsze za nye daly?
430 przemynrdo yak obloky,
a my gydzym przesz othivloky.
Gynako morza szle mnychy,
kthorzy mayv zakon lichy,
') iapiq.
2) Für chwilki.
3) chlopi ist Adjectivum possessivum.
4) Unverständlich, in der Abschrift steht über cz ein #*(?).
5) Wol pyerze na poduszl'y davam?
6) Am Rande beigefügt : na povyethrze, muszysz placzycz sunjanthopyethrze,
gen ma
7) r ist über r geschrieben ; offenbar zyrcza, d. h. syrca.
— 292
czo sz klastora vczekaya,
435 a szwey voley poszyvayv.
gdy mnych pocznye dzyvy stroycz,
nykth go l) nye morze vkoycz.
ktho chcze czynicz czo na szvyecze,
sly mnych ve ivszythko szya
myecze,
440 yestlüy wszadze na szkapycza,
vethknye sza nadrq kapyczq,
zavodem na Jconyv vradzq2),
a czasztho koszelcze przeffracza.
kyedy mnych na honyv szkacze,
445 nye veszrzalby na nalepszc kolacze,
vmasze szya, yako vyla,
a wszdy mv tha rzecz barszo myla;
gdy pyechothv gymye bycgacz,
mvsza3) mv naprzoth zabyegacz,
450 aszasz czy gy czarczy nyoszv!
gyethvo 4) gy poganya s kosv,
nye dba, ysz go kygyem bygyv,
zavoth byega, szk(l)azy 5) w szygyv,
a drugdy mv szbygya plecze,
455 « ivszdy sza w nyem czosz szlego
myecze,
a wszdy za nyem bycgacz mvszv,
asz sz nycgo vypadza dusza.
movya tho przez clamv, vyera,
dam gy czarthom na ofyera.
4go Cvsz tho sza6) y przeora,
veszma gye1) do szivego divora,
z opatha szeymq capycza,
dam komv na nogavycza,
skaplerza bandv pylsznyanky,
4G5 zvknya bandze pacholkom na
lanky 8).
odcyma mu torlop kvny,
a nye vyem, gdze szya okvny.
odeyma mv koszvch lyszy
y plaszcz, czo naszbyth vyszy,
470 konyecz nycmv szoyma 7) ym-
pliula,
y dam za szygya poczpvlq*).
Mayster dieit.
Chcza czya pytacz, smyerczy myla,
by mya thego navczyla,
panye, czo czysztoscz chovaya,
475 yako sza v boga mayv ?
Mors respomlit.
aszasz nye czytal szwyathych zy-
ivothq1),'1
czo myely czyaszkye glopofhy,
yako panny mordovano,
szycczono y byczowano,
480 nago szwloczono,
czalo szono 10) y pyrszy rzeszano,
') In der Abschrift steht über go ein Fragezeichen, der Sinn erfordert
go oder gy.
2) Unverständlich; vraczo), d. h. wraca?
3) Zu lesen musz^.
*) jedwo kaum.
5j Unverständlich; in der Abschrift ist l über k geschrieben.
6) sza tyczy?
') So im Text.
8) Gemeint ist iatki Puppen.
*) Unverständlich.
10) Zu lesen zzono.
— 293 —
pothem do czyemnycze vyedzono,
nyekthore glodem morzono,
pothem w poivrozye vodzono,
485 okruthncmy draczacz makamy,
targonogye l) osszakamy2)?.
ya szya themv dzyvovala,
gdym iv nych tha szmyaloscz
vydzala,
dzyivno gyesth nye tlibacz okruth-
nosczy,
490 czyrpyancz tako czaszkye bo-
lesczy.
IG. Klage eines Sterbenden.
(Aus derselben Handschrift und von derselben Hand, wie das vorhergehende
Gedicht, abgeschrieben und mitgetheilt von Dr. Ketrzyriski. Unbekannt.
Vgl. S. 200, wo der Text zu berichtigen und zu erweitern ist.)
Ach ! moy szmailm, ma szalosczy,
nye moga sza dovyedzeczy,
gdze mam pirmj noczlek myeczy,
gdy dvsza sz cal-a vyleczy.
d.
Dzathhy sz maihkv narzekayv,
braczya mya rzJcomo szalvyv,
hv gymyenyv przymyerzayv,
na mv dusza nycz nye thbayv.
Bylszem sz mhdosczij w roszhoszy,
nye uszlalem szivogyey dvszy,
yusz stakam, yusz my vmrzeczy,
dvsza nye vye, gdze szya dzeczy.
c.
Czom myal gymyenya na thivorze,
czom myal w szkrzyny y iv ko-
morze,
tho my wszythko opusczyczy,
na vyeky sza nye svoczyczy3).
Eya, eya, dusza mogya,
oczvky sza*), dawnosz (dlugosz)
spala,
nye masz vyernyeyszego k szobye,
vczyn dobrze szamq szobye.
f.
Z ffalszyvymyS) szwyath povyedal,
bych ya dlugo szyf byczy myal,
ivczorq my thego nye povyedal,
bych ya dlugo szyf byczy mial.
') Sicher targano gye.
2) osqkami.
3) woczyczxß
*) So in dem Text, wol für oczkny sza.
8) Da die Strophen, wie man leicht bemerken kann, mit den Buch-
staben nach der Reihenfolge des Alphabets beginnen, so ist zu vermuthen,
dass in der Strophe f. dieser Buchstabe an der Spitze stand, dass also etwa
Falszytvy my für Falszywie mi zu lesen ist. Z mag für F falsch ab-
geschrieben sein.
— 294 —
Gehe nia szyla, ma robotha,
glupyem robyl po thy latha,
oszm myar plothna, szyethm
szthop iv grobye,
thom tliylo vyrobyl szobye.
h.
halerzem lakonio szbyeral,
szvoy zyvoth zasz pusthnye 1)
choival,
prze thy diva boky przelata 2)
nye czkylem szathnego szivyatha3).
i.
Jalmusznym naesnem*) nye daval,
offyerym bogv nye czynyl,
ny s pyrvymy nysz novyny5)
bogvm nye dal sszbye6) vyny.
Je.
Kathy 7) tho moy ruszvm 8) glvpy,
szobyem byl sezothr, bogv szkapy,
czom kyedy bogv poszlvbyl,
thegom nygdy nye vczynyl.
I.
Lleszy czalo, barszo staka,
dvszycza szya barszo laka,
bog sya sz 9) lyczby vpomyna,
dyabcl na grzechy wszpomyna.
m.
Mlotliem moye pyrzszy bygyv,
dusza nye szmye vynycz szygyv10),
vydzy nyebo szathwwzone,
vydzy pyeklo otlnvorzone.
n.
Nyegdze szya przeth bogyem
skryczy,
duszß nye szmye przeth szatli
gyczy,
vydzy nyebo szatluvorzone,
vydzy pyeklo otlnvorzone.
o.
0 duszyco, drogy kivyccze,
nye droszego na them szvyecze,
tanyesz szya dyablv przedala,
yszesz szya w grzeschech kochala.
P-
Pamyathay, czosz na chrzcze szlv-
bowala,
gdysz szya dyablq othrzekala,
gyego pychy, yego drnlo 8),
thosz ivszythko przcstapowala.
') Wahrscheinlich raszpustnye, d. h. razpustnie, vielleicht roszpusthnyc,
2) Unverständlich; sollte ursprünglich gestanden haben prze thy dwa
boky (bogt) przeclatel
3) Zu lesen nie czcilem zadnego swieta.
*) d. h. nedznym.
5) Soll heissen ny s jyyrvyny ny sz noryny.
6) Der erste Buchstabe ist undeutlich, das Wort, welches wahrscheinlich
mit dem folgenden vyny zu verbinden ist, ist unverständlich.
7) KaJci.
8) So in dem Text.
9) Wol überflüssig.
295 —
Quak l) szya rychlo ho spovyedzy,
kaplany w szivoy dorn povyedzy,
placz za grzechy, przymy szvya-
thoscz,
hoze czalo, szwyathy oley.
r.
Bolq s domem dzathkam poday,
czosz vrobyl, za dusza day,
sz gymyenya przygyaczol nabyvay,
czocz przylanczv thwa dvsza w ray.
s. 2)
Tarn szam oczy möge glvndzvz),
tocz yusz trzy szle dvchy vydzv,
na mya me grzechy wszvya 3)
mey dvszy zythla stavyayq.
v.
Vyrcza sza, volam pomoczy,
nygth sza myq nye chcze vmrzecz,
ny przygyaczel na thym szivyecze,
yethno w bodze nadzeya myedzy 4).
Xryste, przesz thwe vmaczenie,
roszprosz dyable obstapyenye,
day duszyczy przeszegnanye,
day czalv dobre skonanye.
Ya thivoy szynek mamotrawny,
thysz moy oczecz myloszemy,
szal my iJiego, yszem czya
gnyeval,
aleczem szya nye othrzekal.
Zaszy czyeszmy sz pycczka 5), alye
mogy myly przygyadzele 3),
dvsza gydze sz kravym 3) pothem,
czem 3) mnye dzyszq , tho vam
pothem. Amen.
17. Spur eines Gedichtes zu Ehren Mariae.
(Aus einer nicht näher bezeichneten Handschrift, abgeschrieben und
mitgetheilt von Dr. Ketrzynski. Unbekannt. Ergänzung zu S. 160 ff.)
Cwathek cysti smuthnego sycrcza vczesyenye rodzay
dzevczy. a czemu nam smutek gdl ta panna zvyesele
a przerasseni. sconanu 6) vyecznyc vczcsyene
J) Sicher ein Fehler für Quap.
2) Die Strophe für s. fehlt, in der Abschrift ist freier Kaum dafür
gelassen.
3) So in dem Text.
*) Vielleicht für myeczy, d. h. mieci, micc.
6) Unverständlich.
6) Ueber n ist in der Abschrift u geschrieben , aber es ist auch noch
unbestimmt, ob der Abschreiber scun(u)ann oder sconumi gelesen hat: scona n»i?
— 296 —
Owathek byaly gcstcy Ulla a they pannye dzena
ma Naczemu 1) nam smutek ut supra in primo versu
Cwathek cyrvony rosa zamorska a tha slyczna
panna crolewna nyebesca a czemu nam smutek ut supra
Civatek zelony ten sa przemycnil a tha slyczna
p>anna prosy Xristusa zanami a czemu nam ut supra
Cwatek modry gesczy fiolek ananam skasila
Pyekyelny samyek a cemu nam ut supra
Cwatek brunathny est solscy (Lücke) nocz nam
porodzyla dei filium a cemu nam smutek ut supra
Cwatek czarny gescy pokora. ona (n)as dorne
sczyla nyebyeskyego cliora a czemunam ut supra
Przestos panno dla twey dzudnosczy domye
scisnas nyebyeskye radosczy aczemu2)
18. Cantilena a beato patre Ladislao Gielnovio
composita anno Domini 1488.
(Aus einer Handschrift, enthaltend die Beatificationsakten des heiligen Ladislaw
von Gielniow, aus dem Anfang des XVII. Jahrhunderts.
Copirt und mitgetheilt von Dr. Ketrzyiiski.)
Ueber die Autorschaft dieses Liedes siehe Encyklopedya Orgel-
branda. Oben, S. 184, ist ein aus dem Nachlasse Swidzinski's
von Chomeiowski in Sprawozd. I, 144, doch ohne Beschreibung
der Handschrift, mitgetheilter Text dieses Liedes schon erwähnt
J) Der erste vom Abschreiber am Rande der Copie nachgeahmte Buch-
stabe kann auch r, d. h. repetitio gelesen werden.
2) Der Text ist ganz genau nach der Abschrift mitgetheilt, selbst in
Bezug auf die Abtheilung der Zeilen; nur ist s für j gebraucht. — Die Re-
construction ist unmöglich; die Wörter z. B. der ersten Strophe sind theils
falsch aufgezeichnet, theils verstellt, an einer Stelle scheint eine Glosse in
den Text sich eingeschlichen zu haben. Sollten die Worte der ersten Strophe
etwa so zusammenzustellen sein V
Owathek aysti rodzay äzevczy
smuthnego syercza vezesyenye
a czemu nam smutek a przerasseni
gdi ta panna (u-yeselc) seon(u)a »«'(V) vyeczne vczyesyenye.
— 297 —
worden; der Swidziriski'sche Text ist aber kürzer. Hier sollen
die Strophen, welche in dem Swidzinski'schen Text nicht vor-
kommen, durch ein Sternchen (*) bezeichnet werden. Die mit-
getheilte Copie ist durchaus getreu (auch mit j) abgedruckt, Ab-
weichungen vom Swidzinski'schen Text sind unten angegeben.
r
1 . Jezusa Judasz przedal za pieniaßze nedzne,
Bog ociec syna, zeslal1) na zbaivienie duszne.
Jesus kiedy wieezerzal, sive cialo rozdaival,
Apostoly swe smutne swojq Jinda napaival.
2. Jezus w ogrodziec ivstaj)il z sivyrni zivolenniki2),
Trzykroc sie oycu modlil za wszystkie grzesniki,
Krwawy pot z niego3) pJynal dla boju*) wielkiego,
Duszo moja5), oglqday müosnika sivego.
3. (*) Zydowie za nim bicgli do ogrojca jego
Z swiecami, z pochodniami, z Jciymi y z wloczniami,
Jakoby na onego zlodzieja wielkiego,
Niedbajafi, iz Bog ociec zeslal syna swego.
4. (*) Jezus Medy je vyrzal, przeciiv nim ivybiezal,
Pokomie ich zopytal (sie), kogoby szukali,
Zydoivic mu niewierni tak odpowiedzieli:
Jezusa Nazarariskiego, kröla zydowskiego.
5. (*) Jezus na nie pokomie swym obliczem iveyrzal,
Zydom sie, sani ukazal, iviemie jem powiedzial:
Jaciem ten jest, ktorego tak pilno szukacie,
0 niewierni zydowie, przedemnq padayeie.
6. (*) Judasz k niemu przystqmpü, zdradliivie oblapil,
Calowal y pozdrowü, jak przyjaciel mihj,
Ale z tylu vkazal palcem zydom jego,
Baranka nieivinnego, Jezusa milego.
') Swidzinski vydul.
*) Sw. mylosnyky.
3) £w. przezen.
*) Sw. boyq.
8) Sw. myla.
22
N eh ring, Altpoln. Sprachdenkmäler.
— 298 —
7. (*) Bo im to biß znamiq dal, Jcogo ja 6blapie0
Calujq y pozdroivie, patrzcie pilno tego,
Abyscie mu nie ieli brata podobnego,
Abyscie mie nie midi za zdraycq swojego.
8. (*) Tarn siq ivszyscy rzucili jako psi ivscieklüvi,
Jezusa obstqpili, powroz nan rzucili,
Opak rece ziviqzali, Pann niebieskiemu,
Bill, plivali, targali, z niego siq nasmieivali.
9. (*) Jezusa milosnego swiety Piofr zaloival,
Pana sivego milcgo sivym mieczem bronic cJicial,
Jezus mu odpoiviedzial , miecz mu schoivac kazaL
Bo kto mieczem hojuje, ten od miecza ginie.
10. Jezusa milosnego gdy zydoivie jeli1),
Baranka nieivinnego rwali y targali;
Opak rece ziviqzali panu niebieskiemu,
Pedem wielkim biezeli do miasta sivietego.
11. (*) Kiedy przez most biezeli, sami po nim biegli,
A Jezusa milego rzekq Ccdron ivlekli,
Maczajac y mirzajqc bez zadnej litosci,
Nie majqc iv podeiivosci jego sivietey milosci.
12. Pan Jesus policzek wriaj2) u Anasza wielki,
Do KaiphaspM poslan, a tarn sprosnie vplivan*);
Oczy mu zawiqzali zydoivie niewicrni*),
Z niego sie, nasmieivali, na oblicze plivali*).
13. Jezus staroscie ivydan, lancuchem zwiqzany,
Pilat zydow tak pytal: ktöre jego iviny6)?
Widzqez go bydz bez iviny, do Heroda poslal,
Zydoivie nah skarzyli1), nie Jezus milczal.
J) 3w. gyely.
2) fW. Jezusz yest polyczek ws-ql.
a) Öw. a thamo yesth icplwan.
*) Sw. okruthny.
l) Öw. w lyczye yeyo byly.
*) Öw. pylath zydow yesth pythal: kye szv yeyo vyny.
') Sw. soczyly.
— 299 —
14. Jezus z odzienia zwleczon1), u slupa uwiqzan,
A tarn bez2) milosierdzia okrutnie biczowan;
Krew z ciala plynqla3), pan niebieshi zranion,
Duszo mila, oglqday müosnika swego*).
15. (*) Jezus gdy ubiczowan, na stolcu posadzon,
Cierniem jest koronowan a tamo jest wzgardzon.
Przed Jezusem klekali sydowie niewierni,
Z niego sie nasmiewali, na oblicze plwali.
16. Jezus na smierc osqdzon, Pilat jego sqdzil,
Od zydöw byl nasmiewan5), a w tym Pilat zbladzil6);
Maria, matka jego, ivtenczas siq smucüa,
Plakala y wzdycliala, az"1) wszystka zemdlata.
17. Jezus z miasta wywiedzion, krzyzem obciqzony*),
Ku lotrom jest przyrownan 9), jak robak wzgardzony,
Matka mu zabiezala, chcqc go tesz oglqdac 10),
A kiedy go uyrzala, jela rzeivno plakac.
18. (*) Jezusa jusz krzyzujq, patrzay duszo pilno,
Rece, nogi przibijajq, krew z jego ran plynie,
Matka gdy go uyrzala, na ziemte upadla,
Dia synaczka swojego radaby umarla.
19. Jezus z krzyzem podniesion, patrzcie chrzescianie,
Miedzy lotry postawion, drogq krwiq skropiony u),
Od zydow byl nasmiewan, gdy na krzyzu wisial,
Jezus milosierny Pan wszystko skromnie cierpial.
Sw. iclyeczon wodzyenya (sie).
Sw. przes.
Sw. yesth plynyela.
Öw. placzy rzewno, wsdychay.
^w. yesth tiawyedzon.
Sw. sgrzeszyl.
£w. ysz.
Öw. vczuszony.
Sw. przylueson.
Sw. chezala gy oglidacz (sie).
Öw. oblany.
— 300 —
20. (*) Jezus müosierny Pan, gdy na krzyzu wisial,
Zolciq z octem napaivan, jak prorok poiviedzial,
Jezus gdy jusz umieral, wielkim glosem wolal:
Heli, Hell, oycze moy, czemus mie opuscil?
21. Jezus siq oycu modlil za sive1) krzyzowniki,
Smutnq matkq pocieszyl, lotra y grzesniki;
Gdy ivszystkiego dokonczyl, glowy swey naklonil,
Swq diisze, wypuscü, oycu ja polecil 2).
22. Jezusa umarlego stiuorzenie plakalo.
Pana swego milego barzo zalowalo.
Slonce si% tez zacmüo*), ziemia barzo drzala,
Opoki siq padaly, groby siq otwieraly *).
23. Jezusowa matuchna gdy pod krzyzem stala,
Bok jego przeklöt wloczniq, szeroko otworzon;
Krew y woda 5) plynela z boku 6) nasivietszego.
Jego mila matuchna zalowata tego.
24. Jezus z krzyza zeymowan w nieszporne godziny,
Maria"1) piastowala synaczka swojego;
Ciato masciq mazali Jozeph z Nikodymem,
Przescieradlem uwili, w nowy grob ivlozyli.
25. Jezusow zoltarz ccijcie, czesto go spieivaycie,
Maria pozdraiviaycie, k niey sie uciekaycie,
Maria, przez bolesci, Mores ty 8) cierpiala,
Oddal od nas zalosci 9) , domiesc nas wiecznych radosci10).
J) Sw. tcszye.
2) £w. Pragnye grzesnych sbawyenya, duszo moya myla, Oyczu czyq jw-
yeczaye, völam wszythka szyla. Pragnye steht für Pragnq.
*) S\v. St. szya yesih zacz.
*) !$w. othwarzaly.
*) i3w. krew czy zwodq.
•) £w. sboga.
7) £w. mathca.
8) £w. kthoreysz.
*) £w. sloszczy.
10) Sw. day wyecznye radosczy.
— 301 —
26. Trzyhroc pircdziesiat mowcie: Zdrowas baßz1) Maria,
A jeden pacierz mowcie za kazdym dziesiatkkm,
Pietnascie 2) rozmyslania o Bozym 3) umeczeniu,
Ci do nieba ivstqpili, ktörzy tak czynili*).
27. (*) 0 Jezu Nazaranski, o krölu zydoivski,
Obron lud chrzescianski od mocy szatanskiey;
Dia twey miley matuchny odpusc nasze zlosci,
Day po naszym skonanhi niebieskie radoilci. Anten.
19. Aus dem „Magdeburger Recht'- in polnischer
Uebersetzung.
(Mitgetheilt von Dr. Kaiina aus einer Petersburger Handschrift e. 1500
in Rozpr. i Spraw. VII, 1880; vgl. S. 156.)
II. Pothomsthwo Blyszkosezy na Blyssy iv rodzye Sjjada.
Blyszkosz na thy spada, kthorzy ssv Blyssy w rodzye, yako ssyn
po oyczv Albo dzywka, y poky dosthaiva thych, kthorzy lynya s ko-
rzenya ydv, thedy na nye Spadek ydze. Gdyeby thych nye dostalo,
thedy mymo poboczny, yszby yvsz przyszly s dalssy Liny, od stry-
cznych, od czyothczonych , thedy ssya zassye ivracza pothomsthwo
nazad, tho yest na oycza, na Mathke, albo gdyeby thych nye bylo,
a bylby zyw dzyad albo Baba, thedy na nye Spadek przychodzy.
Myedzy pobocznymy, Gdy strycz, wuy albo Czyothka przychodsa po
Spadek, thedy kthorzy schv yednaky Blyszkosezy, rowno Sobye w
rodzye, Byorv Jednako spadek przed dalssymy. Wssakze synowczy,
syesthrzyenczy, kthorzjby zosthaly po rodzyczach Sivych, mayv tho
praivo roivno stryczmy y s czyothkamy, Jako by thysz byly zywy
rodzycze ych, Jmayv Bracz Spadek rowny, Thyle yle na oycza albo
na mathke ych przycz myalo , abowyem rodzycze ych prawo Jem
swe przyvmyrayv a osthawuyv. Speculo Saxonum Libro I. Art. 5.
*) ^w. buez.
*) i$w. pyacznasczye.
3) Sw. w boszym.
*) Öw. szq do nyeba wthqpyly (sie) thak czynyly. Amen.
— 302 —
III. Mathka Byerze Spadek po dzyechach albo po ssynye.
Gay oczyecz odvmrze dzycczy, zone thysz po sobyc zosthaimj, Mathha
ych, thedy yesly thy dzyeczy zydn przesz plodn, a mathka ye przye-
zyivye, thedy nykomu nye przyvmra, a nychth yny nye Bendzye po
nych spadku Bral, yedno Jch Mathka wlaszna, kthorey w lono
przyvmyrayv.
20. Paraphrase der Begrüssung Mariae
(Zdrowas Marya).
(Aus einer Handschrift aus dem Anfang des XVI. Jahrhunderts, abgeschrieben
und mitgetheilt von Dr. Ketrzynski. Unbekannt. Ergänzung zu S. 160 ff.)
Zdroua bucz Maria, — niebieska lilia,
panu bogu miela, — matho liutoscziwa,
tisz yest nasza ucziecha, — nasuietsza Maria!
Maria uielebna, — ulcasz droge peunu
przikazania tuego — boga wsechmocznego,
gdisz on yest stuorziciel — stuorzenia ivselkiego.
Laskisz pelna panshy — czistosczy angielshy,
panno nad pannamy, — suietasz nad saietimy,
0 nasuietsza Maria, — modl sie dzisz za namy.
Pelnasz wsze suiatlosczy, — wielhy pokornosczy,
przesz grzchu1) poczeta, — uielku chuale wszietha,
przist1) tuoye porodzenie — wszhä swiath poczieszenie.
Pan shiorzil Jadama, — z l'mdzkiego pliemienia
Oycza Jene matke, — czy zgrzchj1) iaplkiem,
aliesz thy naprawiela, — czo yeua zgrzeszela1).
S tobq bil duch suethy, — Syn Bozi poczethy
W tim l) ziuoczie eist im, — troiezy suethy mxelym,
y z ciebie sie narodzil — obiezaiem dziunim.
Blogoslauionasz iest — nad wsitko stuorzenie,
pan Bog wsechmoguezy — dal przesz czie zbauienie.
Jezus sin twoy otkupil — wszitko liuczkie pliemie.
>) So in dem Text,
— 303 —
Tysz yest miloscziua — nasza matka miela,
yaisnieiszasz A) nad slonczc — v naniszy1) zasludze.
W tivoy1) czi sza, obronic — ivszisczy grzesni liudzie.
Miedzy nieuiastamy , — czistimy pannamy,
tisz sama nacziscza — siestrziczko angielska,
nie büa panu Bogu — nad czie zadna milsza.
Blogoslaicion ovocz — ziuotha thuoyego,
pan Bog ivsechmoguczy, — sin Boga ziuego,
bucz iemu czesc y chuala — z dobrodzieystva yego.
llnvoye zmielouanie, — Jesu Christe panie,
racz dacz Viudu tuemu — thu dzisz zebranemu,
przesz zasluge matky twy — domiesc nasz chualy uieezny.
Amen, wszisczy rzeczmy — uierny Jirzesciany,
czosczie sie thu zesli — hu chucdie thy panny.
Zachoway nasz od wsego zle° — swoymy proszbamy.
l) So in dein Text.
Berichtigungen und Nachträge.
28
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71
203
*
14
n
unten
232
7)
16
n
n
Seite 12 Zeile 18 von oben: statt Sarau lies Saarau.
„ mieczkowie lies mieczikowie.
„ Agesehen lies Abgesehen.
„ vczyeszenye lies vczyeszenya.
„ we czrze vech lies we czrze tvecli.
B voluntato lies voluntate.
„ n lies y.
n herausgegeben lies erklärt,
nach Pryamicze ist bildete zu setzen,
unten : statt pvoznosci lies pröznosci.
j verdeckt lies verderbt.
In den Texten sind, wie ich hoffen will, keine Fehler. Ich habe
beim Wiederabdruck der früher schon sorgfältig veröffentlichten Texte
nicht ohne Absicht die Zusätze (sie), (?), * oder ähnliche Bezeichnungen
falscher oder fraglicher Formen und Stellen vermieden, will aber die
Bemerkung nicht unterlassen, dass alles hier so gedruckt wurde, wie
es in dem früheren sorgfältigen Druck steht.
Zu S. 4. Przeglqd form gramatycznych jqzyka staropolshiego
soll nach Baudouin's de Gourtenay Versicherung in Otcety o za-
njatjach x>o jazykovedenij I, Kasan 1876, doch Suchecki zum Verfasser
haben.
S. 6. Baudouin's Buch 0 drevne- polbshovm jazyM etc. ist auch
recensirt worden von Jagic in Rad jugoslavenske Akademie 1871, XVIII
S. 177 ff.
S. 8. Ueber die Nasalvocale im Altpolnischen hat zuletzt ge-
handelt Dr. Leciejewski : Der Lautwerth der Nasalvocale im Altpolnischen
in Sitzungsberichte der hist.-phil. Gl. der Wiener Akademie der Wissen-
schaften, Bd. 111 vom Jahre 1886, doch nicht von den Nasalvocalen der
ältesten Personen- und Ortsnamen. — Ueber weiche Gonsonanten und
Silben handelte A. Kaiina 0 miekkich zgloskach w jezyku staropolskim
in Przeglad Powszechny, Krakau 1884, im Mai- und Juliheft. — Ueber
— 305 —
die Quantität der Vocale im Altpolnischen handelte Semenovitsch :
Ueber die vermeintliche Quantität der Vocale im Altpolnischen, Leipzig
1872, zu ergänzen durch die Abhandlung Miklosich's : Die langen
Vocale in den slavischen Sprachen 1879 in Bd. XXIX der Denkschriften
der Wiener Akademie etc.
S. 14. An eine wenig bekannte Quelle zahlreicher slavischer,
speziell polnischer zum Theil sehr alter Namen sei hier erinnert,
nämlich an einen Necrolog der Prämonstratenser zu St. Vincenz in
Breslau, über welchen Grünhagen in Bd. X der Zeitschrift für Geschichte
und Alterthum Schlesiens berichtet hat und aus welchem eine Anzahl
von sehr alten Namen nach meiner Auswahl, doch nicht immer mit
der gewünschten Correctheit, mitgetheilt ist. Der älteste Bestandteil
ist eine Abschrift früherer Aufzeichnungen, spätestens etwa vom Jahre
1289, und enthält Namen aus der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts,
worauf dann gleichzeitige Aufzeichnungen von verschiedenen Händen
folgen bis 1655. Mögen unter den alten slavischen Namen auch
cechische vorkommen, wie dies in den Necrologen von Heinrichau
und Kamenz überwiegend der Fall ist, so ist die grösste Zahl unter
ihnen polnisch, darunter weniger gebräuchliche, z. B. JRaduch. Gostka.
Gostava. Nestanca. Vtecho. Slanca. Milost. Nesebudka. Vlost.
Mirochna. JRadochna. Drosec. JRasco. Dalebora. Carsna. Sedlis.
Golech. Nesodl. Golca. Zarb (Sarb?). Moymir. Ziventana. Sdich.
Mocrotha. Vispron. Sobotha. Neudal. Prozimirus. Javor. Sedlech.
Bostek. Wlostey. Zlava und viele andere.
S. 37. Zahlreiche polnische Glossen aus der S. 128 und sonst
auch citirten Handschrift der Krakauer Jagiellonischen Bibliothek Nr. 2503
hat Prof. L. Malinowski mitgetheilt und erläutert in Prace filologiczne
1886 I, 466 ff., wo auch gezeigt ist, dass das Jahr 1428 der terminus
a quo ist für die Datirung der Handschrift, welche vielleicht zehn Jahre
später entstanden ist. — Zu den Glossen in Quadragesimale etc. hat
Semenovitsch in Archiv VII, 434 f. Textcorrecturen gemacht.
S. 43. Sprachliche Bemerkungen zu dem Gebet des Herrn in
den ältesten Aufzeichnungen machte Bystron in Prace filologiczne
I, 345 ff.
S. 48. Zum Gebetbuch Modlitwy Waclaiva und dessen Aus-
gabe von L. Malinowski ist nachzutragen. Ueber den Verfasser des
Gebetbuches „ Waclaw de JBrodnia ubogi" siehe Wislocki in Rozpr.
i Spraw. wydz. filol. Bd. X. S. X. Die Ausgabe wurde angezeigt von
Baudouin in Przeglad krytyczny 1875, S. 410 ff. und in %urnal
minister stva narodnago prosvestenya 1875, Decemberheft 224 ff. ferner
von A. A. Kryriski in Ateneum 1876, III, S. 678 ff. Textberichtigungen
von Semenovitsch in Archiv VII, 424 ff.
S. 50. Aus dem Hedwigbüchlein hat Hanusz die Declinations-
formen extrahirt in Spraw. Komisyi jez. III, 20 ff.
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler. <s«>
— 306 —
S. 67. Ein Text der Confessio generalis befindet sich in einer
Petersburger Handschrift von c. 1500; siehe Kalma in Archiv VI, 621 ff.
S. 103. Nehring's Ausgabe des Florianer Psalters 1883 wurde
auch von Hanusz in Przeglad Polski im Octoberheft 1884, das Iter
Florianense auch von A. A. Kryriski in Niiva 1872, I S. 223 ff.
recensirt.
S. 110. Nehring's Abhandlung über den Psalter von Pulawy wurde
auch besprochen von K. Appel in Filol. Vestnik 1881, IV S. 378 ff. ;
das Denkmal selbst in sprachlicher (syntaktischer Beziehung) in Filol.
Vestn. 1884. IV S. 67 ff.
S. 118. Ogonowski's Abhandlung über die Sophienbibel wurde
von K. Appel in Filol. Vestn. 1880. III S. 339 ff. besprochen.
Zu den S. 127 besprochenen Sprachdenkmälern ist hinzuzufügen:
ein Schreiben des heiligen Bernhard über die Behandlung des Ge-
sindes, lateinisch und in polnischer Uebersetzung aus dem XV. Jahr-
hundert: Epistola sw. Bernarda 0 rzandzenyu czeliadnym, mit-
getheilt von Kluczycki in Rozpr. i Spraw. ivydz. filol. I, S. XXXVII ff.
S. 128. Die Begeh Spowiedz ma oyc etc. ist aus der Krakauer
Handschrift Nr. 2503 von L. Malinowski vollständig mitgetheilt in
Prace filol. I, S. 476; siehe oben Bemerkung zu S. 37.
S. 129. spiac bedeutet an der betreffenden Stelle wol nicht so
viel wie spiewac, siehe Wortregister.
S. 150. Zur Erklärung des Wortes Mazoivsze siehe Potebnja:
EUmologiceskija zametki in Filol. Vestn. 1879, S. 257.
S. 152. Zahlreiche Eidformeln aus den Grodakten von Czersk
sind mitgetheilt in Ksiega Ziemi Czerskiej 1 404 — 1 425 , Warschau
1879; angezeigt von Bobrzyriski in Ateneum 1879, III, S. 358 ff.
S. 156. Zu Artykuly praiva Magd, hat Semenovitsch text-
kritische Bemerkungen geschrieben in Archiv VII, 436 ff. Die Arbeit
Kalina's hat Brückner recensirt in Archiv V, 425 ff.
S. 157. Zu den Sprachdenkmälern in Prosa ist nachzutragen:
eine interlineare Version einer lateinischen Urkunde und als ein seltenes
Beispiel der altpolnischen Prosa ein Liebesbrief, mitgetheilt aus der
Krakauer Handschrift von c. 1435 — 1438 von L. Malinowski in Prace
filol., siehe Bemerkungen zu S. 37 und 128.
S. 161. Bobowski: Polnische Dichtung etc. angezeigt von Hanusz
in Ateneum 1884 I, S. 185 fr.
S. 166 nota. Knapski sagt: ,,Bogdrodzicd piesn. Gantilena a
vocab. Deipare incipiens symbolum Ghristianum Sclauis rhythmo a s.
Adalberto conscriptum Paeana: victoriale Carmen vocat Gromer. Virgini
matri dicatum, quod in bellis ante conflictum olim, ut etiam nunc,
occini solitum fuerit". Thesaurus 1621.
— 307 —
E. Oloff, Polnische Liedergeschichte, Danzig 1744 S. 215, erklärt
sich gegen die Autorschaft des heiligen Adalbert und beruft sich dabei
auf Krairiski's Postille 612 ff.
S. 195. Die sehr verzweigte Litteratur der Alexiuslegende findet
sich in dem a. a. 0. citirten Buche Massmann's: Sanct Alexius' Leben
in acht gereimten mittelhochdeutschen Behandlungen 1843. Ergänzung
bei Wislocki Legetida o sw. Alexym 1876 in Bd. IV von Rozpr. i Spraiv.
Siehe auch Bruchnalski : Legenda aurea w pohkiej literaturze in
Bd. XI von Rozpr. i Spraw. 1886. — Die altkroatische versificirte
Alexiuslegende (mitgetheilt von Jagic in Archiv LX, 524) hat an zwei
Stellen die Worte: Od neba je piiknula fartuna, beziehungsweise
fortuna, welche an die Stelle der altpolnischen Legende Ano sz wyrzchu
szla przygoda (V. 105) erinnern, indess bieten beide ausser dieser
Berührung keine besonderen Anknüpfungspunkte.
S. 200. Die Coniunction ac ist im Wortregister einige Male ver-
zeichnet, daher die Worte S. 200: „ sonst nicht vorkommend" ent-
sprechend zu ändern.
S. 213. Stan. Giolek, von dessen Dichtungen Dlugosz spricht,
war ein lateinischer Dichter, vgl. Caro Lib. Cancell. II, 37; ebenso
Jan todzia.
S. 239. Ausser Kromer hat auch J. Bielski (ob auch M. Bielski,
ist mir unbekannt) ein polnisches Lied von der Tannenberger Schlacht
erwähnt.
S. 290. V. 9 von oben spraiviajqc ist wol in oprawiajox zu
corrigiren; siehe im Wortregister oprawiac.
Von den neueren Arbeiten mögen noch erwähnt werden: Dr. J.
Hanusz 0 pisowni % wdkalizmie zabythhv iv hsi^gacli sadoivych
Krakowskicli , S.-A. aus Spraivozd. Bd. IV, 1886, und die gramma-
tischen Aufsätze von G. Blatt, B. Szomek, Zawilinski u. a. in
Sprawozd. Bd. III.
Sachregister.
Akademie, Krakauer 3.
Alexius, s. Legenden.
Alexandreis in poln. Sprache 210.
Andachtsbücher und Bücher zum
frommen Gebrauch. Regeln für Ter-
tiarinnen verfasst c. 1525 , Inhalt
und Werthschätzung 126 ff.
Beichte. Generalbeicht, s. diese. Wie
soll die Beicht beschaffen sein 128.
Bibel, eine verloren gegangen, eine
andere, die Sophienbibel, nur th eil-
weise erhalten 113. Beschreibung der
Handschrift. Ausgabe und Aufnahme
derselben 114 f. Was Turowski von
der Bibel meldet 115 f. Schicksale
derselben 116 f. Vermuthung des
Herausgebers über den Zusammen-
hang der ersten gedruckten Bibel
1561 mit der Sophienbibel. Werth-
schätzung dieser vom Herausgeber
und von anderen 117 f. Ob ruthe-
nische Einflüsse anzunehmen 118.
Abhängigkeit von einer altcech.
handschriftlichen Bibel 118 ff. —
Ein Bruchstück einer anderen Ueber-
setzung der Jura 121 f.
Bofjarodzica, s. Marienlieder.
Cechismen 8. 21. 43 f. Sprach-
liches und Lexicalisches 57 f. 67.
Vergleichende Blicke in die cech.
Litteratur 72. Cech. Einfluss in
dem Flor. Psalter 105, in der Bibel
119 ff. Vergleichende Blicke 158 f.
Cech. Einflüsse 167. 169. 172 f. 173 ff.
181. 190. Vergl. Blicke 200. 209.
Einflüsse 224 f. 227. 232.
Decalog, selten in Prosa, nur wenige
Texte bekannt 70. Häufiger in
Versen : ein Theil der üblichen Ka-
techese, deshalb in vielen Texten
vorhanden 200 ff. Siebzehn derselben
nach einem Grundtext , der 203 f.
nach einem correcten Text ange-
führt ist. Eine andere wenig ab-
weichende Redaction in sieben Ab-
schriften erhalten 204 f. Eine der-
selben angeführt 205. Der Decalog
zum Absingen bestimmt 206. Para-
phrase der Zehn Gebote in 21 Stro-
phen 207. Der versificirte Decalog
im Gnesener Formular 269.
Deutsche Sprachdenkmäler zusam-
men mit poln. 41. Deutsche Ab-
schreiber 41 f. Deutsche in Polen
60. Deutsche Einflüsse 64. 155. 167.
Vergleichende Blicke in die deutsche
Litteratur 39 f. 63 f. 64. 68. 72. 83.
158 ff. 208. 282 f. 287.
Dialecte. Vermeintlicher lechiti-
scher Dialect 4. 52. Grosspoln.
Dialect 34. Dialectische Eigentüm-
lichkeiten 80.
Eid formein in Grosspolen früher
und häufiger in die Gerichtsakten
309 —
eingetragen, als in Kleinpolen. Ihre
Wichtigkeit 151. Veröffentlichungen
151 f. Textkritisches 152. Schwur-
formel eines Schöffen 153. Eid-
formeln aus den Czersker Gerichts-
akten 306.
Frohnleichnamslieder 189 ff. Wi-
taj miiy Jezu Chryste zwei Mal nach
verschiedenen Abschriften von Ma-
ciejowski gedruckt, doch unrichtig
datirt. Das Lied selbst. Hinweis
auf ein cech. Lied 189 f. Jesu Chryste
nasza radosc einem cech.Liede nach-
geschrieben. Auszüge 190 f. 0 dato
Boga zyivego in drei Texten er-
halten; Inhalt und Erklärung 191 f.
Galka, Andreas, von Dobczyn. Sein
Auftreten mit den Lehren Wicleph's
in der Krakauer Universität und
seine Erlebnisse nach erhaltenen
Briefen 224 ff. Die „Cantilena de
Wicleph" in Auszügen mitgetheilt
und erklärt 226.
Gallus s. Sagen.
Gebete. Das Gebet des Herrn 41 ff.
Andere Gebete 44 ff. Gebete bei
der Predigt 70. 268 ff. Gebete in
Liedern und Gedichten 170 ff. Ge-
bete des Priesters bei der Messe in
poln. Uebersetzung. Verhältniss der
Texte untereinander, zu den latein.
Texten und ihre Werthschätzung
122 ff.
Gebetbücher 47 ff. Wenceslav's Ge-
betbuch. Veröffentlichung, Bestand-
teile 47. Bezugsquelle 48. Copie
48. Sprachliche Eigenthümlichkei-
ten 48 f. — Das Hedwigbüchlein
50 ff. Auffindung, Titel, Ausgaben,
Litteratur darüber 51 ff. Bestand-
teile und Bezugsquellen 52. Ver-
muthungen über den Verfasser, die
erste Besitzerin und Schicksale des
Büchleins 52 ff. Glossen 54. Sprache
54 f. Gebetbuch der Schwester Kon-
stancya 55 ff. Veröffentlichung, In-
halt, Bezugsquellen 55. Sichtung
des Textes 56 f. Cechismen, Sprach-
liches und Lexicalisches 57 f. —
Wigilie zu umarie hulzie. Nachricht
und Veröffentlichung 58. Inhalt 127 f.
Generalbeicht 63. 67 ff. Aeltester
Text 242.
Glaubensbekenntniss 66 f. Das
in dem Gnesener Formular 269.
Glossen. Poln. Gl. in lat. Texten des
XIV. u. XV. Jahrhunderts, Pflanzen-,
Krankheits-, Monatsnamen 16 ff.;
Wörterverzeichnisse zum Unterricht
32 ff. Poln. Gl. in poln. Texten 37 ff,
in Prager Handschriften 37. im
Hedwigsbüchlein 54, im Flor, und
Pulawer Psalter s. d. Siehe Nach-
träge 305. Werth der altpoln.Gl. 38 f.
Grammatische altpoln. Formen von
wem und wo zusammergestellt 4
und Nachtr. 304 f. Lautliche Eigen-
thümlichkeiten der ältesten Sprach-
reste 7 ff. ; der Gnesener Glossen 20 f. ;
in dem Quadragesimale 22. Bemer-
kenswerthes in der Glossa sup. epist.
24; in anderen Glossen 27. Zweifel-
hafte Erscheinungen 30. Lautliche
Eigenthümlichkeiten in den Kra-
kauer Wörterverzeichnissen 33 f.
Grammat. Eigenthümlichkeiten des
Pater Noster 43 ff.; in den Gebeten
44 ff. Ungewöhnliche Praeterital-
formen in Orat. Pass. II 46. Sprach-
liche Eigenthümlichkeiten in dem
Gebetbuche Waclaw's 48 f. Nasal-
vocale darin und überhaupt 49 f.
68. jestes und jes 52. Bemerkens-
werthe Wortformen im Gebetbuch
der Konstancya 58; in der ältesten
Beichtformel 68. Sprachliche Eigen-
thümlichkeiten in den Gnesener Pre-
digten 79 ff.; im Flor. Psalter 106 f.
Lautl. Eigenthümkeiten im „Leben
Suso's" 132. Participialformen u. a.
310 —
in einem Fragment von den Leiden
Christi 129; in der Legende vom
heiligen Blasius 135. Sprachliche
Eigenthümlichkeiten in dem Schrei-
ben des Lentulus 137; in den Sta-
tuten 140. 147. 150. Weiche Silben
157 und in Nachtr. 104. Sprachlich
Bemerkenswerthes in Magd. Urth.
155; in Liedern 190 ff.; im Gedicht
von Wikleph 226 f.; im Sandomirer
Liederbuche 233; in Noten zu den
Texten 245 ff.
Hedwigsbüchlein s. Gebetbücher.
Kadlubek s. Sagen.
Katechetische Belehrung des Vol-
kes 39 f. Erweiterte Belehrung mit
und ohne Predigt 60 ff. Poetische
Form 64.
Kirchenlied in nationaler Sprache
41. Kirchenlieder in der Volks-
sprache im Mittelalter in Deutsch-
land 158 ; in Böhmen 158 f. ; in
Polen 159 f. Nachweise. Marien-
lieder s. diese. Weihnachtslieder,
Osterlieder, Pfingstlieder, Frohn-
leichnamslieder, Lieder an Heilige
s. diese. Hinweise auf nicht erhal-
tene Kirchenlieder und ältere Da-
tirung späterer 194.
Landessprache, Anwendung der-
selben in der Kirche und der re-
ligiösen Praxis, in der Predigt, in
Liedern etc. 39 ff.
Lateinische Vorbilder und Einflüsse
105 f. 167. 169 f. 188. 208.
Legenden. Ein Fragment der Lei-
densgeschichte Christi 128 f. Le-
gende von der heil. Anna und Maria.
Bestimmung der Entstehungszeit
129 f. Leben des Mystikers Suso
(Amandus). Vergleichung der poln.
Uebersetzung mit den bekannten
Lebensbeschreibungen: die poln.
Erzählung ein Ersatz für die älteste
latein. von Faber 130. Wert-
schätzung der poln. Biographie in
sprachl. Beziehung 131 f. Beurthei-
lung der Ausgabe 132 f. — Legende
vom Papst Urban 133. Zwei Texte.
Beurtheilung. — Legende vom heil.
Blasius, ein Fragment. Handschrift,
Ausgabe und sprachliche Werth-
schätzung 134 f. — Eine Beschrei-
bung Jesu. Allgemeines. Die poln.
Uebersetzung. Sprachliches 135 ff. —
Nur eine Legende in Versen erhalten,
die Legende vom heil. Alexius :
Handschrift, Ausgabe, Inhalt, Form
195 f. Charakterisirung. Vermuth-
liche Bezugsquelle 197. Textkri-
tische Bemerkungen. — Die Legende
vom heil. Blasius und vom heil.
Alexius s. Texte.
Lexicalisches Material in Orts-
und Personennamen aus ältester
Zeit s. Ortsnamen und Personen-
namen. Altpoln. Glossen 20. 22. 24.
26. Pflanzen- und Krankheitsnamen
28 ff. Monatsnamen 31 f. Alpha-
betische Wörterverzeichnisse 32 ff.
Rechtsübliche Ausdrücke 35 ff. Be-
merkenswerthe Wörter in dem Ge-
betbuche der Konstancya 57 f.; in
Predigten 67 ff. 73 f.; im Psalter
106; in den Regeln für Anhänge-
rinnen des Franciscusordens 127; in
einem Fragment der Leiden Christi
129; in der Blasiuslegende 135; in
dem sog. Schreiben des Lentulus
137; in dem Wisl. Statut 189 ff;
im Masov. Rechtsbuch 150; in Eid-
formeln 152; in Magdeb. Urtheilen
155; in Liedern und Gedichten 183.
185. 190 f. 198 f. 203 ff. 222. 226 ff.
232 ff. In den Texten s. Anmer-
kungen.
Liederbuch, das Liederbuch des
Przeworszczyk von 1435 2. 172 ff.
181. 186. Andere Liederbücher 186 f.
Das Sandomirer Liederbuch 229 ff.
311 —
Die Handschrift 229. Bezeichnung
einiger Gedichte als Lieder 230.
Reihenfolge derselben geordnet und
erläutert 230 ff. — Entstehungszeit
der Lieder 233 f. Warum Sando-
mirer Liederbuch genannt 235.
Nachwort des Dichters 236.
Magdeburger Urtheile. 149 153 ff.
Geschichtliches. Die Magdeburger
Urtheile in poln. Sprache. Epoche
der Uebersetzung 154. Handschriften
und Litteratur 154 f. Werth der-
selben. Sachliche und sprachliche
Erklärungen 155. Verhältniss des
poln. Textes zum deutschen und
latein. 155 f. Sächsisches Rechts-
buch, unrichtig Magdeburger Artikel
genannt 156 f.
Masovisches Statut s. Statute.
Marienlieder. Bogarodzica 1 60. T exte
und Litteratur 161. Bestandtheile
161. Das älteste Lied reconstruirt
162 f. Der zweite Theil ein Oster-
lied, der dritte ein Passionslied 163.
Die übrigen Bestandtheile 164. Ent-
stehung des Liedes 164 f. Ob der
heil. Adalbert der Verfasser V 165»
Bogarodzica ein Schlachtenlied 165.
Entstehungszeit 167. — Ein Marien-
gruss. Ungenaue Angabe und Da-
tirung Maciejowski's. Erklärung des
verwahrlosten Textes 167 ff. — Der
Mariengruss Ave pulcerrima regina,
verglichen mit dem latein. und 2ech.
Richtigstellung des Textess 169 f. —
Eine Begrüssung Mariae. 0 przoia-
statvniejsza etc. nach einem latein.
Gebete geschrieben, ebenso wie ein
ähnliches Gebet in dem Hedwig-
büchlein 170. — Ein Marienhymnus
Maria panno szlachetna reconstruirt
170 f. — Der Hymnus: Ave maris
stella aus zwei Theilen bestehend,
mit Alleluia abschliessend 171 f. —
Ein Marienlied Nasza nadzieio
przemieia aus Przeworszczyk mit
einem cech. Gedicht verglichen 172.
— Salve Regina in poln. Ueber-
setzung sehr verbreitet, 7 Texte er-
halten. Textkritische Bemerkungen
und Vergleichung mit dem Sech.
Lied. Das Lied selbst 173 ff. —
Das Lied Regina coeli reconstruirt
175 f. — Marienhymnen der Kahlen-
berger Handschrift 176 ff. Allge-
meines über die Verfasser: Andreas
von Slupia und Marcus Wschowa (?)
176 f. Das Vor- und Nachwort des
Dichters 177 f. Die einzelnen Lieder
und deren Beurtheilung 178 f. —
Sieben Freuden Mariae, wol nur
zur frommen Leetüre bestimmt. Der
Anfang verdorben 180. Assumptio
Mariae, ein Fragment 180. — Frag-
ment eines Gebetes an Maria und
Paraphrase der Begrüssung Mariae
s. Texte.
Mittelalterliche Erzählungsstoffe,
Anklänge an solche. Einfangung
des Einhorns durch eine List 83.
Klugheit der Schlange 85 f. Sybilla
86. Warum Gott den Menschen
aus Erde geschaffen 86. Erinnerung
an Hannibal und Erbeutung unzäh-
liger Fi ngerringe 234. — Siehe Sagen .
Orthographische Fragen 24 ff.
134 f. 157. 189. Orthographische
Memorirregeln s. Poesie.
Ortsnamen vor 1300, wo zu finden
2. 12; gesammelt und erklärt von
Baudouin 6 ff.; gesammelt von
Miklosich, erklärt von Wojcie-
chowski 9 ff. ; erklärt von anderen
13 f.
Osterlieder. Ein Osterlied aus
Przeworszczyk Z smierci ivstai ninie
185. Ein anderes aus einem alten
Cancionale von Juszynski mitge-
theilt: Chrystus Pari dzisiuj zmar-
twycliwstal 186. Das Lied Przez
312
Twe switfe zmartunjchivstanie nach
zwei Texten und mit Hinweis auf
die heutige Fassung 186. Das Lied
Chrystus zmartwychwstal jest aus
einer Prager Handschrift, Text und
kurze Bemerkungen 187. Ein Oster-
lied aus einem Cancionale von 1501,
heute noch gesungen 187.
Passionslieder. Das Lied: Gloria
laus et honor des heil. Theodulph
in poln. Uebersetzung, von Macie-
jowski mitgetheilt mit unrichtiger
Datirung, in Reconstruction mit-
getheilt 182 ff. 0 crux ave spes
unica poln. sehr unbeholfen über-
setzt 184. Ein Passionslied von
Ladislaus von Gielniow. Versuch
einer Abtheilung in Verse. Be-
merkungen 184 f. Das Lied selbst
vollständig s. Texte. Ein Passions-
lied in dem Sandomirer Liederbuch
s. Liederbuch.
Paterek's Predigten s. Predigten.
Personennamen vor 1300, wo zu
finden 2. 22, vgl. Nachträge; ge-
sammelt und erklärt von Baudouin
de Courtenay 6 ff. , von anderen
9 ff. Spätere sind nicht berück-
sichtigt 16. Personennameu aus
einem Breslauer Necrolog 305.
Pfingstlieder 188ff. Zwei aus dem
XV. Jahrhundert erhalten, welche
zum Absingen bestimmt waren:
der Hymnus Veni Creator und ein
anderes, wahrscheinlich originales,
in dreizehnsilbigen Versen.
Poesie, kirchliche und fromme, s.
Decalog. Frohnleichnamslieder. Kir-
chenlieder. Legenden. Liederbuch.
Marienlieder. Osterlieder. Passions-
lieder. Pfingstlieder. Lieder an
Heilige 192 ff. Eine kurze Ermah-
nung in Versen 207. Ein Gespräch
des Sünders mit sich selbst (mit
dem Schutzengel?), verglichen mit
cech. und deutschen ähnlichen In-
halts 207 f. Klage eines Sterbenden
s. Texte. — Weltliche Poesie 208 ff.
Dürftige Nachrichten 208. Das
vorausgesetzte Vorhandene in engen
Grenzen : keine Heldenpoesie, keine
ritterliche, Minnen- und höfische
Poesie, keine Pflege der Dichtung
in Städten, keine Alexandreis 208 f
Unterschied zwischen Böhmen, wel-
ches mit Deutschland, und Polen,
welches mit Italien in enger kirch-
licher Verbindung stand 209 f.
Täuschungen der Literarhistoriker
über vermeintliche poln. Lieder
210 ff. Wirkliche Zeugnisse von
Liedern 213 ff. Die Joculatoren,
vgl. im Wortregister vnla. Nach-
richten von bestimmten Liedern,
deren Anfangs- oder Schlagworte
nur auf uns gekommen sind. Lieder
von der Tannenberger Schlacht
21 7 ff. Lied von der Luitgard 218.
Lied von der Masovischen Her-
zogin Ludmilla, als Prototyp zu
Shakespeare's Wintermärchen 219 f.
Nachrichten von späteren histori-
schen Liedern 220. Gelegenheits-
und gesellige Lieder 220 f. — Er-
haltene Lieder 221 ff. Einige kurze
Verse und Sprüche 221 ff. Jacob
Parkosz und seine orthographischen
Memorirregeln. Auszüge 223 f. Die
cantilena de Wicleph von Galka
s. Galka. Ein Gedicht von Andr.
Tenczynski's Ermordung. Hand-
schrift und Veröffentlichung de8
Textes 229. Das Lied selbst s.
Texte 265 ff. Das Sandomirer Lieder-
buch s. Liederbuch. Lieder von der
Schlacht bei Tannenberg, das er-
haltene von 1510 und andere. Be-
urtheilung des erhaltenen 236 f.
Entstehungszeit festgestellt. An-
klänge an Diugosz und Kromer.
238 f. Erwähnung eines Liedes aus
313 —
Kromer (und J. Bielski) 239, vgl.
Nachträge 307. Ein unbekannter
Dialog zwischen dem Tod und dem
Magister, erklärende Einleitung und
Text 281 ff.
Predigten. Poln. Glossen in latein.
Predigten 16ff. Glossen in den Gne-
sener Predigten 17 ff. Anwendung
der poln. Sprache in der Katechese
und Predigt 39 ff. Allgemeines
über Predigten in poln. Sprache
58. Dürftige Nachrichten, erst im
XV. Jahrhundert reichlicher 59 ff.
Belehrung des Volkes über Glau-
ben.swahrheiten s. Katechetische Be-
lehrung. Formulare 61 ff. Das Vor-
wort 64 ff. Glaubensbekenntniss s.
dieses. Generalbeicht s. d. Der
Decalog s. d. Gebete bei der Pre-
digt 70. Sind latein. Predigten eine
Uebersetzung polnischer? 71. Poln.
geschriebene Predigten selten, doch
bezeugt 71. Die erhaltenen Pre-
digten 71 ff. Fragment einer poln.
Predigt (?) aus dem XIV. Jahrb. 72ff.
Bezugsquellen und Anklänge 75 f.
Die Gnesener Predigten 76 ff. Hand-
schrift, Inhalt 77. Veröffentlichung
77. Sichtung des Textes 77 ff.
Sprache 79 ff. Werthschätzung der
einzelnen Predigten 81 ff. Gelehrter
Anstrich 85 ff. Populäre Elemente
87. Zeit der Abfassung und der
Abschrift 88 f. Kazania Paterka
89 ff. Auffindung, Veröffentlichung,
Autor, Sichtung des Textes 90 ff.
Keine Predigten mit Ausnahme
etwa des zweiten Tractatee '.»•'! f.
Fragmente latein. Predigten mit
poln. Glossen. Beurtheilung 95 f.
Nachricht von anderen Predigten
96. Eine der Gnesener Predigten
und Gnesener Predigtordnung s.
Texte 251 und 268.
Psalmen. Glossen in Psalmen 37.
Nachricht von einem poln. Psalter
Nehring, Altpoln. Sprachdenkmäler.
im XIII. Jahrh. 96 f. Zwei einzelne
Blätter mit Psalm 50, von denen
eines, angeblich aus dem XIII. Jahr-
hundert, ein Falsificat ist 97 ff. Der
Florianer Psalter 100 ff. Die älteren
Nachrichten, Handschrift, Ausgabe,
Litteratur, die sich daran anschliesst
101 f. Werthschätzung des Textes
nach verschiedenen Seiten hin 103 ff.
Sprache des Psalters 105 ff. Psalter
von Pulawy. Nachricht von der
Handschrift. Ausgabe 108 ff. Litte-
ratur 110. Verhältniss zu den älteren
Psalmentexten 110 ff. Sprache 112.
Psalmen im Gebetbuch AVaclaw's.
Verwandtschaft derselben mit frü-
heren in poln. Sprache 113. Psalmen
in WiffUie za umarle ludzie 113.
Russische (ruthenische) Einflüsse 23.
Vermeintliche russische Einflüsse in
den Predigten 75. Pcely 75. Ru-
thenische in der Sophienbibel 118.
Sachsenspiegel 153, 156. Sächsi-
sches Weichbildrecht 156. Vgl. Texte.
Sagen. Walthariussage in Polen 211.
Sagen und vermeintliche Sagen bei
Gallus und Kadhibek 211 f. Er-
wähnung Dietrich's von Bern 211.
283. 288. Siehe .Mittelalterliche Er-
zählungen.
Satire s. Poesie.
Sprachdenkmäler, zusammen-
hängende erst vom XIV. Jahrb.
vorhanden, wo zu finden? 2 ff.; ob
frühere vorhanden ? 6; veröffentlicht
und beurtheilt von K. Malkowski 4.
Im Uebrigen siehe die meisten
Theile des Registers. Eine letzt-
willige Bestimmung, eine Urkunde
und ein Liebesbrief s. Nachträge
und Texte.
S pnu-hreste. Die ältesten vor 1300
6 ff. Siehe Orts- und Personennamen
14 f. Vgl. Nachträge 305. Sprach-
24
314 —
reste aus dem XIV. und XV. Jahrh.
16 ff. Siehe Glossen.
Statut von Wislica, übersetzt von
Swietoslaw. Bedeutung in juristi-
scher Beziehung 137 f. Handschrift
und Ausgaben 137. Vorrede zum
kleinpoln. Statut 139; zum gross-
poln. 139. Vorrede II 139. Die
summa iurium 140. Rechtskraft
des Wislicer Statuts 141; das gross-
poln. hatte nur historischen Werth
141 f. Einleitung und Schluss beider
142. Das Facsimile durch den Text
Lelewel's erläutert und umgekehrt
143. Sprachliches 143 f. Die üeber-
setzung von 1460, benutzt hand-
schriftlich von Helcel 144. Homo-
graphische Ausgabe 144. Erklärung
der Vorrede I 145, der Vorrede II
146. Bestandtheile. Verhältniss zum
latein. Text und zu Swietoslaw
146. Werth 146 f. Uebersetzung III
(„Wislicia"), zwei Ausgaben. Werth
u.Uebereinstimmung der „Wislicia"
mit Uebersetzung II. Sprachliches
147 ff. Andere Sprachdenkmäler:
das spätere Statut Laski's etc. 149.
Statut von Masovien lateinisch und
polnisch. Ausgaben. Werth der
poln. Uebersetzung. Litteratur 149.
Bestandtheie 150 f.
Strophenbau 106 ff.
Transscription in die moderne
Orthographie und Sprache, wie
dabei zu verfahren 133.
Versbildung 160 ff.
Weihnachtslieder. Das Lied Stala
si$ rzecz ivielmi dziivna mit einem
cech. verglichen. Die poetische Form
180 f. Ein Weihnachtslied aus dem
Cancionale Przeworszczyk's 181.
Kolenda XV wieku, fünf polnische
Lieder mit lateinischem Text, der
nicht veröffentlicht ist. Volksthüm-
• licher Charakter. Das Lied selbst
181. Erinnerung an andere Weih-
nachtslieder 182.
Wislicer Statut s. Statut.
Namenregister.
Andreas von Slupia s.
Slupia.
Appel 78. 80. 306.
Arnold s. Jarnolt.
Baltazar Opec s. Opec.
Bandtke J. G(Jerzy) 37.
42 f. 97 ff. 101. 144. 201.
213. 223. 266.
Bandtke, W. 149.
Baszko s. Boguchwal.
Baudouin de Courtenay 2.
6. Nachträge 304.
Beda 87.
Behrend 154.
Benes v. Weitmile 159.
Bentkowski 223.
Berger, Heinr. 130.
Berthold von Regensburg
158.
Beyersdorf 13.
Bielowski 27. 46. 59 f. 64 f.
122 f. 134. 212. 253.
Bielski, J. 161. 165. 220.
233. Nachtr. 307.
Bielski, M. 214. 217. Nachtr.
307.
Blatt, G. 307.
Blonie, Nicolaus v. 71. 96.
128. 236.
Bobowski 159. 160 ff. 167 ff.
173. 179. 190. 194. 274.
Nachtr. 306.
Bobrzyriski 154. 156. Dubrowskij 102 f. 119.
Boguchwal 159. 211 f. Dunin, K. 149.
Borkowski, Graf St. 100 f. Dzialyriski, Graf 17. 77.
Bruchnalski 307. 108. 202. 218.
Brückner 13. 26. 48. 77. Dzierzgowski 46.
103. 108. 154 f. 157. Dzierzwa 218.
161 ff. Nachtr. 306.
Erzepki 17. 38. 77.
Estreicher 97.
Bystroü 306.
Caro 219 f. 225. 266.
Celichowski 36. 109. 126.
138. 144. 215.
Chledowski Wal. 128. 189.
190. 201.
Chmel 101.
Chonietowski 42. 191. 201 f.
Chwalczewski 165. 217.
Colli tz 30.
Comenius 116.
Cosmas 158.
Crescentius 29.
Cybulski 14.
Czacki 108 f.
Czartoryski, Fürst AVI.
108 f.
Czerkawski 4.
Danysz 38. 51. 53 f.
Diepenbrock 131.
Dlugoszl34. 165. 213 f. 217.
219. 238 f. 261 f. 265 f.
Dobrovsky 119. 226.
Docen 16.
Faber-Fabry 130.
Feifalik 158. 169. 197. 207.
214.
Friese 108. 114.
Gabler 136.
Galezowski 165.
Galka, Andr. 224 ff. 229.
Gallus210. 211 f. 214. 217.
229.
Gautier 214.
Gielniow , Wladislaw v.
184. 296.
Gloger Zygm. 71 f.
Golebiowski, L. 122 f. 167.
176. 179 f. 189 f.
Gologörski 154.
Gornicki 25. 220. 237.
Goryriski 149.
Grieshaber 83.
Grinim, J. 158.
Grössler 13.
Grünhagen 2. 13.
v. Gutschmid 211.
316 —
Hagenbach 136.
Hanka 114. 119 f. 172.
Hanus 78. 80. 107 f. 112.
156. 171. 305 ff.
Hattala 86.
Haupt 282.
Helcel 3. 6. 35 f. 59. 137 ff.
143 ff. 152. 193. 215.
263.
Herbest 166.
Herburt 161.
Heyne 225.
Heyzmann 215.
Höfler 159.
Hoffmann von Fallersleben
114. 119. 158. 181.
Holowacki 172. 174. 190.
Homeyer 153.
Hube, R. 58. 113. 137 ff.
141. 144. 146. 152. 244.
249.
Hus 224.
Jacobi, V. 14.
Jagic 3. 5. 103. 110. 119.
161. 164.
Jagielski 17. 77. 115.
Janozki 97. 113.
Jarnolt 44.
Jaszowice, Antlr. de 108.
115. 117.
Jirecek, J. 72. 103. 120.
159. 161 ff.
Jocher 133.
JundziU 28.
Jungmann 174.
Juszyiiski 2. 55. 159. 172 f.
181. 185 f. 194.
Kadlubek 210 ff. 218.236.
Kämmel, 0. 13.
Kaiina 3. 9. 144. 147.
152. 1561'. 161 ff. 167.
301. 304. 306.
Kahizniacki 27f. 45 f. 65.
122. 128. 155 f.
Kanzow 213.
Earajan 208.
Karlowicz 13. 30.
Ketrzyiiski 12 f. 90. 108.
121. 150. 216. 273. 283.
293. 295 f. 301.
Klodziriski 184.
Klonowicz 220.
Kluczycki 306.
Koch 158.
Kochanowski, J. 163. 220.
Komorowski 109.
Konrad, K. 187.
Kopitar 52. 101 ff. 119.
Kozmin, Lucas de 71.
Krainski 2. 307.
Kraszewski 216.
Kromer 218. 238 f. 306.
Kryiiski 30. 76. 86. 110.
118. 133 f. 306.
Krzyzanowski 173.
Kühnel, P. 13.
Ladislaw von Gielniow s.
Gielniow.
Lasicki 115 f.
Laski 149. 161. 165.
Lebiriski 144.
Leciejewski 108. Naclitr.
304.
Lelewel, J. 2. 32. 42. 61 f.
128. 138 ff. 143 f. 147.149.
177. 205. 210. 223. 263.
Lelewel, Prot. 42.
Lengnich 218. 236.
Leopolita 117.
Letowski 225.
Libelt 103. 114.
Linde 19. 28 f. 30 f. 35.57.
121. 127. 137. 148. 177.
215 f. 227. 240.
Liste 166.
Litowski 229. 266.
Lowicz 28 f.
Lubomirski . Purst Jerzy
114.
Maciej z Rozana s. Rozan.
Maciejowski 3. 17. 36 f.
43 ff. 49 ff. 52. 54. 62 ff.
69f. 96 ff. 116.122. 126 ff.
133 f. 151. 154. 164. 167.
169 ff. 173 ff. 182 ff. 193 f.
201 ff. 213. 216. 218.
221 f. 229 ff. 234 f. 244.
Maczyiiski 27.
Makusev 75 f. 86.
Malecki 111. 114 ff. 134.
138. 255.
Malinowski, L. 8. 21 f. 37 f.
47. 49 f. 90. 113. 173.
222. 305 f.
Maikowski, K. 4. 51 ff. 103.
105. 113. 115. 121.
Maiikowski, L. 55.
Massmann 197. 282.
Matusiak 8. Nachtr.
Miechowita 108.
Miklosich 8 ff. 31 f. 49.
107. 305.
Milic 72.
Montbach, v. 215.
Morsztyn 33.
Motty, J. 50.
Motty, St. 51. 53.
Muchlhiski 121.
Muczkowski 52. 62. 154.
Müllenhof 68. 72. 209.
Narbutt 219.
Naruszewicz 217. 219.
Nehring 6. 20. 22 f. 26.
30 f. 38. 45. 48. 51. 101.
103. 108. 110 ff. 118 f.
121. 152. 155. 159 ff.
165 f. 190. 195. 209. 245.
247. Nachtr.
Niemcewicz, J. 114. 119.
Ogonowski . E. 118 ff.
Nachtr. 306.
Üpec\ Balt. 182. 191.
Ostrorög 60.
— 317 —
Palacky 60.
Paploiiski 103.
Parkosz 35. 223.
Patera 37. 71. 86. 96. 159.
186. 187.
Paterek 71. 89 f.
Pawlikowski 97. 99.
Perlbach 12 ff.
Philibert 208.
Piekosiriski 114.
Pilat, R. 8. 106. 161 ff. 166.
192 f. 205.
Piskorzewski, St. 189,
Plock, Johann v. 128.
Polkowski 31 ff. 37. 70.
121.128. 130.188. 202 ff.
Popliiiski. J. 4.
Potebnja 8. Nachtr. 306.
Potocki, St. 177.
Probst 41. 59.
Przeworszczyk 2. 172 ff.
181. 185. 194.
Przezdziecki, AI. Graf 47.
161 ff. 261.
Przyborowski 21. 95. 109 f.
144. 151. 182. 246 f. 266.
Ptaszycki 76.
Raczynski 223.
Radoszyce, Piotr z 115.
Rakowiecki 2. 108. 223 f.
226.
Rastawiecki 237.
Raumer, Pt. 16.
Regensburg, Berthokl von
158.
Rozane, Maciej z 143. 149 f.
Rymarkiewicz 53 f. 163.
Rzesiiiski 155.
Rzyszczewski 228.
Sarnicki 2161'.
Scharffenberger 117.
Seherer 68. 72.
Schmidt, Joh. 6. 103.
Semenovitsch 77 f. 80. 94.
Nachtr. 305 f.
Seredyuski 180. 202.
Shakespeare 220.
Siennik 29.
Skarga 161.
Slopuchowski (?) 177 f.
Slupie, Andrzej z 177.
Smolka 12.
Sobieszczaiiski 121.
Sorgen 130.
Sokolowski, A. 225.
Spiczyiiski 28.
Stadnicki 144.
Starowolski 216.
Stitne, Thomas von 72.
Strehlke 237.
Stronczyiiski 147. 154.
Stryjkowski 217. 2201'.
Suchecki 4. 47. Nachtr.
304.
Suleda 143. 151.
Surius 131.
Suso 130 ff.
Syrenius 30.
Swidziriski, Graf 37. 97 ff.
133. 180. 184. 191.
297 ff.
Swiatkowic s. Uscie.
Swietoslaw s. Wocieszyn.
Szajnocha 53. 216 f.
Szamotuly, Jan z 89 f.
94.
Szomek. B. 307.
Szujski 34 f. 188. 239.
Szyszkowski 166.
Taszycki 161.
Tscheppe 114.
Turnowski 114 ff.
Twardowski, S. 20.
Ujazdowski 173.
Ulanowski 152. 219. 249.
Urzedöw, Marcin z 28.
Uscie, Petrus Swiatkowic
de Uscie 34 f.
Volckmann 35.
Wackernagel 39 f. 63 f.
72. 81. 83. 216. 282.
Wagilewicz 134.
Waldhauser 72.
Walewski 181. 202.
Weitmile s. Benes.
Wengierski 114.
Wicleph 224 ff.
Wierzbowski 29.
Wislocki 4. 22 ff. 32. 45ff.
55 ff. 63. 67. 69 ff. 128.
136. 153. 194 f. 202 f. 205.
207. 222. 223. 274 f. 279.
Wiszniewski 3. 51. 98. 121.
154. 165. 173. 194. 210ft'.
216. 219. 224.
Wocieszyn, Swietoslaw z
137 ff. 143. 145 ff.
Wojcicki 3. 145. 147. 213.
220 f. 229. 266.
Wojciechowski 9 ff. 13.
Wschowa, Wschowski 178.
Zaluski 156.
Zawiliiiski 307.
Zeissberg 109. 236 f.
Zochowski 147 f.
Wortregister.1)
abo 264.
abociem 94. 264.
ac 254. 260. 278
acz 291.
an 245 f.
ano 259. 277.
arzkac 253 f.
«2a 290. 3#
Bartodziej 88.
bedoLcy 146.
-Bfc», Beniasz 12.
bes&sz 259.
fa'ete 11.
bielawy 11.
bladziec^) 285.
bloyosc 96.
btoyoslawnosc 96.
bociem 22. 94.
JBör/w« 248.
Boyurodzica 162.
Boffusz 245.
fcöj" 185. 297.
Borefc 248.
boii/c 162. 164.
brodla 11.
Brukal 14.
Brukalitz 14.
285. bydlenie 189.
Z«/<Z/ic 239. 250. 273.
buczyc sie 110.
cec7t 192.
cemroivac 262»
cerekiew 125.
cliaioala 27.
ch^zba-chedzba 244.
chqziebny - chcdziebny
244.
c7jo&o£ 227.
c/joc 169.
ehocholaty 36.
ciqdza-ciqza 22. 36. 143.
148. 245.
cielny 74.
cienmka 254.
ciotczony 301.
as 262.
c«i 94.
cyrkiew 66 f.
cwikia 33.
cwirdza 263.
w c^as 198. 276 f.
czecMy 36.
e?es'c 106.
ezreda 124.
C2S»?/ 145.
czso 106.
c^-c^sc 131. 137. 197.
275. 285.
czyrwien 31 f.
czyslo 257.
^a dar 250. 273.
darmy 285.
darskosc 33.
datvic 290.
debianka 35.
Äobro 262.
dobrodruzstwo 36.
«o&t/c 245.
dobytczq 258.
rfo^eA 240.
rtojrtd 277.
dow (Kirche) 179. 269.
doskonae 135. 255.
dostatczyc 65.
dowierca 36.
') In dieses Register sind auch Wörter aufgenommen, deren Bedeutung sieh
aus dem Zusammenhang ergiebt. Die Aufnahme manches Wortes ist zugleich eine
Erklärung der citirten Stelle.
— 3t9 -
dowiedziona 56.
drapac 145.
drobie 258 f.
drugdy 292.
dryja 232.
drzewiej 259.
<lr':ny-druzny 135.
druznosc 263.
dinun 216.
duszyca 294 ff-.
dyngowcmie 33.
tfetac 38. 80. 198. 261.
274 ff.
efeK*fo(?) 235. 258. 283.
dzie 80.
dzieckowanie 148.
dziedzinia Ci) 245.
dziejac 198. 278.
dzieki, przez dzieki 284 f.
dzienie 33.
dziewezy{?) 296.
dziewierz 37.
dziewiosil 28.
dzirzetny 142.
(fotsiu 250. 253. 255.
dzisiac 19.
dzivirze 258.
examit 288.
ei 277. 281. 284 ff.
e% 281.
eie 96. 244. 279. 284.
/äsctc 289.
/a*a 143. 278. 280. 283.
.Fa/fo 244.
#?fca 291.
foidroivac 155.
0<M?fca 264.
garbolmk 35.
garnasz 148.
grtqct/ 110.
gierada 155.
</o(7fo 36.
godzietny 142.
f/ofota 28. 215.
pw^e 250. 273. 286.
</os'c 245 f.
goscmi 246.
gospodsm-gospodyn 106.
214.
praföa 36. 287.
r/n/s 11.
<7"ty 11.
<7mw 36.
gwozd 12.
harwisz 148.
Herszmaszek 249.
Äw-fo> 245.
J«£e& 245.
jV«dff (ich gehe?) 183.
.JaiMS^- 248.
jancdco 142.
jara/ 142.
Jawomik 12.
ja* 107.
jebiecznik 34.
jectwo -jenstwo 191. 246.
jednacki 245.
jednacz 245.
jedny 33.
j*e*t'0 285. 292.
je&i 198. 276.
jefco 277 ff.
j'eZye 235.
jelmuzna 199.
jem/ 260; w jew# 289.
jestfi 292.
jetry-jqtreio 33.
jpyft 226.
w/j^ec 36. 215.
wiimie 21. 228.
inaJco 263 f. 277. 291.
inedy 264.
my 245. 254.
isciec 36. 148.
tscma 73. 346.
jinifßsiy 169.
?a j^fra 277.
iie, tici etc. 18. 79 f. 81.
izto 256.
fa^'g sie 67 f. 106 ; lwjad
sie 165.
fad», fcrt/fco 107. 258.
kalzdy 20. 81.
kamiony 33.
kapla 88.
Äa£» 152. 203 f. 244. 248.
273. 277.
na kazde 110.
fc% 250; kdyz 253.
fci 111.
kiegdy 168.
lrtejnot 247.
klejmtnik 247.
klewietac (?) 222.
Ztfopo* 214.
ÄoWe)1 12.
kobieta 12.
kocluic sie 38.
fa#a 17ß. 198. 279
(„tt-'&ajfa",)-
kokornak 29 f.
fcofaez 286.
Jconac 33.
koniezny 188.
konica 244.
konwencki 248.
korzyscic 204.
korzystny 248.
kosaciee 28. 30.
kostarz(?) 232.
kozielec 292.
fcoirfy 260. 275.
ftoifci 34.
kraczej 33.
kradziezstwo 206.
krczyca, krzczyca 31.
krechkosc 27.
&?-o<7 36.
krtoHjJOtrany 27.
ftruas 35.
Ar?/ 162. 190. 247.
iuT/s£ 45 f,
— 320
krzesic 57.
krzyzmo 21.
krzyzyc 21.
Krzywosqd 245. 247.
ksiadz 278 f. 281.
ksieniec 34.
fcMgrfars 3G. 127. 215.
kujaicy 11.
fcwpia 288.
kurdziel 30.
Zm&s 244.
iaemski adv. 246.
?<«<*; 139.
lajkowstwo 139.
iakniejq 58.
Lasota 228.
*a«Ä;a 110.
fc^-a (?) 292.
?rci/ 11.
lelejuc sie 285.
lelejanie 110.
Leliwa 247.
Zesc 204.
ta* 110. 228.
föce 36.
ZZ/mX- 287.
ty>ien 31 f.
lisc 246.
litkup 33.
iocfesfa 245 f.
loktuka 27.
2omi/ 11.
fotr 155.
^""7/ (»täwy") 250.
lubieszczek(() 289.
lt*0 36.
iwf/ca 244.
lynskie praivo 36.
%(?) 175.
"%««/ 205. 272 f.
mac 135. 254. 277 f.
macierz 205.
Magdalana 274.
Magorzata 24 6.
mar zana 29.
matras 33.
miqzdra 260.
mazowesski 150.
meigiew 12.
wiew 28.
mezobödzca 20.
miaszkac 22.
mieezyk , mieczykowic
ziele 28.
miednica 283.
mierziqczka, mirziaczka 20.
28. 33. 231. 290".
jniesiqtc 257. 262. 273.
mieszkanie 125.
Miiocina 248.
minely 146.
mnogdy 252.
moc 106.
momotliwy 33. 36.
mordarz 289.
mrakota 21.
rnicZa 148.
nadjachac, nadjeli 278.
nadpoivyszony 106.
nadpwac 106.
nagabanie 249.
nq/e- nq/tc 280.
namiastek 229.
napelniac 141.
napiersnik 27.
napirrzivec 86.
napraszczac 57.
■iiawczyty 36.
na.temiesc{?) 281.
natemieseie 27. 33.
naivöj 33.
iVecm 152.
nedzic 22.
Netepla istba 11.
wie non est, non sunt 94.
143. 191.
niebordk 285. 289 ff.
nieboze{'i) 285.
»iec(?) 33.
niecierpiacy 110.
niedarznienie 135.
niegdy 274.
niejednq 198.
w nieumniemaczki (?) 143.
niemnimanie 143.
niercy 95.
nieröwien 267.
niestojcie 55.
nieszczara 33.
niewiasta 33.
nkwöd 247.
nteiZi 57.
niezioycznosc 33.
nigdziej 280.
wime 251. 273.
m&ses 22.
n&Zi 246.
nozny 57.
obapöi 264.
öbecado 223 f.
obiedziny 57.
obtascie 110.
oblqjstwo 27. 69.
oöö?« 257.
obrcczyc 244.
oZ/ri]/*» 288.
obrzymski 288.
obyknqc (obeknac) 2631*.
?o ocemgniaiiH 288.
Ocm 248.
oojos 121.
oczosac 34.
odczosnqc, odczoclmac 121.
odgalic 27.
odjednawy 247.
odmowa 245.
ogräe», Of/ien 19. 20.
o7cs,i;a 34.
olesnik 29.
Oman 28.
onze-onze 254.
orzeczca 22.
opiec' 256.
Djiiekadhiik 247.
— 321 —
opiecenie 38.
opök 246.
opohük 246.
qpraiciac („szpra vyayanc
290.
opratoic 141. 250.
opytac 248.
os$ 254. 293.
osfac 201. 255.
Üs/«c7* 12.
ohoifdm 23.
Ofa 248.
otjuß tj7.
otkirisc 250.
ottychmiast 264.
otwrzec sie 260.
owaeiem 94.
owszejki 286.
^>a<7« 57.
pajeczen 31 f.
jpofefö, pakliby 257. 260.
paknie 27.
piiknieli 264.
paniuc 110. 273.
pomg 275.
paiwsza 33. 253. 263.
275.
panostwo 253.
partaas 34.
pasany 150.
Pasiek 245.
jwac, i>oje 46. 183.
piatec 82.
PiecJinin 244.
piecparcica 29.
jneczeta 245.
pierca 248.
pierscieniec 234.
piUnianka 292.
Piotrasz 246.
Piolruszka 248.
I>iririaa(?) 294.
pirzivospy 33.
piszczek 36.
/;A-ie£ 81.
piaczacy 33.
ptacslnoy 235.
pfcrf 32 f.
"J pfemtg 275. 277.
j^es* 28.
pleszyk 28.
pftrf 214.
pioszczyca 118.
7>»(Vc 190.
pobicie 236.
pobiedzic 36.
jxjbieszczynic (pobezczyn ic?)
110.
pobruceti 14.
pobydlciiie 236.
poczesac 288.
poczliwosc 61.
iwarfa 286.
poderzan 20.
podezrzon 29.
podkonie 33.
podole 174.
podpirsnik 33.
podpopielny 259.
podrostek 36.
pfjdrostico 54.
podsedek 289.
podwika 33.
pod/woja 257.
poganbic 268.
pogr'.eclm 79.
pojechac ire 247 (cf. ,/atZg).
pökaznienie 250.
poklonic sie 247.
pofe secundum 257.
polozenie 65.
polski adv. 142.
jx>p 227 f.
popröznicy 205.
popröznosci 203.
popiisciuly 250.
porzad 261.
posudzenie 36.
posadzic sie 260.
pose£ 204.
posidlenie{?) 236.
X eh ring, Altpoln. Sprachdenkmäler.
posmiac sie 249. 272.
posobny(?) 145.
pospiech 192.
pospölny 258.
pospötetwo 67. 125. 263.
postac 247.
postrobic 74.
posti-obienie(?) 74.
poszyjek, poszyjki 46.
potrzebizna 263.
powuUc 135. 254.
pozywac 45.
prqga 78.
prawie 223.
proscic 245.
j»z« 148.
przasny 33.
prse 278. 280.
przeciwo 250.
Pizecstaiv 246.
przecz 250.
przekazac 64.
przelozyc 139. 142.
przemagaö 129.
prieminety 141.
przemsza 12.
prees 107.
przeßiea 37.
przesnica 257 f.
przesnce (?) 258.
przespiac 249.
przestajac 135. 254.
przesto 79 f.
prieirnuk 37.
preez 107.
2>r:e:kost 19.
przeznamionac sie 65,
przezicihstico 255.
przydacy 111.
przyjaehac advenire 247
(cf. ./ade).
przypadzenie 263.
przyrzeszyc 19.
przysiezniczy 153.
przystajac 249.
przystato 118
25
322
przytcza 27. 140. 143.
przyumirac 302.
przyu/mrzec 302.
przywöd 139.
psek 260.
puscic 245. 247.
pusPnie (?) 294.
puszka 263 f.
jwea 250.
jxrrtc 111. 272.
rrtfc/j 33.
rcy 107.
rejcstr 285.
rqkqjmia 245.
rerao 200. 277.
»•ei 244.
robionelc 118.
roefeic 183. 258. 260.
rodzicowy 260.
ropczyca 12.
rostrzegnac („rosczegnqcs";
262.
rozdrzeszenie 42. 66.
rozdrzeszyc 68.
rozgodzic 18.
rozmowa 262.
m:j>«s* 289.
roztochar: (?) 289.
Roztoka 261 f.
ro(z)zec, ro(z)zg$ 250.
ra&Z 36 f.
racTio 259. 277.
rumionosc 137.
ry&atö 216.
n/ce»*£ 263. 275.
i-j/c: (?) 33.
rywula 33.
rzazae 252.
rzecznica 174 f.
rzeczwiczha 91.
I rtlnic 139.
rzekqcy 26.
>7/r 261.
sampierz -sqpierz 147.
schodno 245.
scie-szcie 21. 222. 262.
s^'ewi 33.
s&emiöluclia 32.
siepac 57.
s??a 106.
skaplerz (szkaplerz'i) 292.
skarady s. szJcarady.
skiba 118.
sforf 244.
slmsic sie 38.
sfcwfefc 227. 253.
slachetny 263-
slachcic 264.
s7w&ic 91.
siupia 11.
siusza 96.
s?:o 174.
smiech 67. 69.
smehtac 287.
smiertny 67.
soczyc öl. 185.
soj/cd 32.
sopoä 12.
sporika 33.
spoiviednik 45.
sjwsf 162.
spuszczadhiy 37.
s)>i//ui<ni 28. 215.
sromiezliwosc 263.
sromieiliicy 128.
ssad 112. 249. 259. 272.
.V^r/oia 244. 249.
Stachnin 248.
stajemie 248. 262.
sto« 263. 272.
starzejszy 253.
stohul-, stoieeznik 145.
.s/o/y/c 254.
stradnik 228. 255.
stradza 33. 180 f.
stradzq 95 f.
straiva 232.
s*reÜ 71.
s/ro/c 82. 206. 2;»:;.
.s/)-o:„ 95. 179. 263.
s/n/c 301.
stryczny 301.
strzqdzorvy (?) 33.
strzqdzic 191.
sfworzenie 2.").")!'., überall
für das cech. ster:aue,
Firmament.
Swänszek (?) 244.
swidnica 12.
swidno 11.
svnekry 33.
Suoiqtocfma 248.
syncatka 29.
szafarz 197.
szarcdny 20.
s.afttnk 143.
szczec, szeeotka 29.
szczebrzuclvy 36.
szczesiny 19.
s.:t\:;j// 247.
s:cr«dnosc 22.
szerzeäni 37.
szerzej 99.
szkarady 263; skarady
2s:; f.
s-os 33.
ssjqj 33. 289.
szyrmica 263.
fofa'e 254.
tafaCiS 233. 281. 291.
ta«i .//>■/*' 263.
iawto 107.
lanananUiJ: 27.
tawia 274.
ie (und?) 243.
faüa 2531'.
tedyciem 94.
te#dj/ 168. 246. 249.
/<Y/r( (//<f 84.
/r,V 254.
tenezyn 12.
/''" ./'<'/ 253 f.
teshnosc 224.
tesznica 284.
tese 183.
tknqc sie 248.
topiec 20.
toriqp 292.
^■«< 30.
trawic 1 18.
trzaskawica 21.
trzemcha 11.
tszczyca 228.
tu* 34.
/"/er iJ,S!».
fctfa 21. 86 f.
ticor.we 24.3.
tworzyciel 44.
fy?o 294.
ubaczyc 68.
iichim l,tl,(i 24.
uciedzac 247.
uczennik 73 f.
udzieiac (udzieiac?) 269.
ufaliscie 139.
''>.-'/ 246.
iikus-.niit: (i7,
wfe&a 170.
'tuiivDuj 137.
upeiznienie 110.
uraczenie 95.
urqpnosc 74.
nrrjtini 74.
'"WZ (?) 137
ustawienie 139. 142.
uszcsycic 125.
Utroszyn (üirosin?) 245.
uwiarowac sie 263.
uwiodwo 27.
"-■'»'"' 54. 65; Mmol sie
140.
uzrzaiy 137.
*c««'/t 33.
FFawfco 244
"•":''- 36.
iviadqc 27.
ir/^,/,-,; 94.
"■"• 33. 240.
— 323 —
"•'"' 169; w'ece 37.
joigee 21.
H'/.vr/,- 15.
Uri,yicniee 24S.
Wiecsiaw 24(3 ff.
U'irrxfauvw 247.
tcicidßinj 38.
"vV/,// 245.
iwe&c 187. 203.
wielikoczyniqc 105.
wie&ro 74. 260. 285.
urieliczka 12.
wieloobrazoivy 24.
»'itrcimaJc 34.
wiesioly 137.
wiezyniec, mezyczki 28.
«vVZrtc 192.
M>#a 127. 135. 254. 284
289 IT.
wükoiek 27.
jema 290.
Wmcieniec 248.
"■/.s-w; 136 f.
wiodza 37.
wiodzq — wiodac 21. 49
250. 256. 272.
wiodziczy 37.
fP?odfe£s&M0 48.
zttfosra*/ 48. 128.
wiostwy 263.
Wiostow 245.
wmiotac 255.
"•';/V,v 37. 263.
wrzekomo 284.
wspamietac 54.
wspiodzic 256.
"■•••7""/ 137.
wsprawiac 99.
"'*/''<•; 151.
«■s/n/ccnie 246.
wstrqcic 246.
K>ÄSfefc(?), ?0SStöo(?),
wzteytf) 280 f.
wyczosac 121.
wypowiednik 171.
wypoioiedny 175.
leyreczyc 247.
wyrzadzic 87.
wysiepac 21.
wywolnic 258.
wwiazac sie 152. 248.
M^dac 260.
WÄfci 249; >rM„„ 55.
wzdruszyc 222.
wzjawic 284. 287.
/c: /////■ 284.
wzniec 141.
wzrzucic 148.
wzwiedziec 200. 277.
2« 285.
sdblescictf) 284.
zachmoawac 257.
atfwfr-a s. jwfo-a.
sajutrek 258.
zakwisc 273.
saiozenie 91 f.
zamies 27.
zapamietac 262.
zapamietaiy 270.
zapieczetac 245.
sapiekiy 21.
.-.lO-tuiir (?} 199.
zasiedztwo 146.
zastamc 235.
zaszczycenie 125.
saszyjek, zaszyjki 46.
zaszyjkowany 45.
zatworzyc 294.
:""% (ro/.y 33.
zawzdy 200.
zawzgi 124.
ftw/rfa 32.
zbavmy 14-ä.
:/'o;'r 204.
:'/'" 19.
zdunovcy 250. 272.
:r/;,v/r L> ) . 275.
:</:><■ 246.
:nl;n,n 284.
sefctfac ?) H8.
:///<"/ 57.
— 324 —
zgromadny 139 f.
ziechmanic (?) 240.
zlomienie 24.
zlotogiöw 29.
z - ue sie 246.
z - umiec sie 28.
zumetrzny 23.
zwodnica 12.
acoZtc 162, 164. 172.
zwon 280.
zyskac 162.
zadac sie 69.
zadliivy 57.
iaÄ; 216. 278.
iari/ 12.
2% 284.
zdzary 12.
££<?€» 269 f.
i^tfny 136. 278. („szanih-
ny") 283.
iemfoi 118.
zeticzyzna 94.
zenszczyna 73. 75.
Jora?o(?) 19ß- 199-
EBBS^
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LOWE-MARTIN CO. UMTITO