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Full text of "Altpolnische Sprachdenkmäler; systematische Übersicht, Würdigung und Texte. Ein Beigrage zur slavischen Philologie"

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ALTPOLNISCHE 

SPRACHDENKMÄLER. 

SYSTEMATISCHE   ÜBERSICHT, 
WÜRDIGUNG  UND  TEXTE. 


EIN  BEITRAG  ZUR  SD  AVISCHEN  PHILOLOGIE 


: 
PROF.  Dr.  NEHKING. 


513847 

<b.  II-  So 


BERLIN 
WEIDMANNSCHE  BUCHHANDLUNG 

1886. 


WEIMAR.   -    HQF-BUCHDRUCKERQI. 


Vorwort. 


Ich  habe  im  Archiv  für  slavische  Philologie  I,  251,  im 
Jahre  1876  geschrieben,  dass  die  früher  von  mehreren  Seiten 
veröffentlichten  altpolnischen  Sprachdenkmäler  lange  Zeit  ein 
todtes  Capital  geblieben  sind.  Das  vorliegende  Buch  wird,  so 
hoffe  ich,  den  Beweis  liefern,  dass  seit  jenem  Jahre  eine  Wen- 
dung: zum  Besseren  eingetreten  ist,  dass  von  mehreren  Seiten 
nicht  nur  das  Material  in  dankenswerther  Weise  vermehrt 
worden,  sondern  dass  auch  das  Studium  jener  älteren  und 
dieser  jüngeren  Veröffentlichungen  sich  belebt  und  bedeutend 
vertieft  hat.  Die  Zahl  der  in  bescheidenen  Grenzen  sich  be- 
wegenden pohlischen  mittelalterlichen  Sprach-  und  Litteratur- 
denkmäler  ist  hier  gewiss  nicht  erschöpft:  man  wird  die  Hoff- 
nung nicht  für  ungerechtfertigt  halten,  dass  noch  manches  aus 
der  Verborgenheit  ans  Licht  treten  wird,  wie  denn  fortwährend 
und  auch  hier  Neues  zum  Vorschein  kommt.  Möge  auch  dieses 
Buch,  in  dem  das  Bekannte  gewissenhaft  registrirt  ist,  zur  Ver- 
öffentlichung der  bis  jetzt  unbeachtet  gebliebenen  kleineren  und 
grösseren  Sprachdenkmäler  anregen,  welche  in  einer  wieder- 
holten Auflage  gebührend  berücksichtigt  werden  sollen,  und 
möge  es  allen  Kennern,  Freunden  und  Studirondcn  der  slavi- 
schen  Philologie  eine  nützliche  Gabe  sein. 

B  r  e  s  1  a  u  im  November  1 886. 

W.  N. 


Inhalt. 

Seite 

Einleitung 1—5 

Zweck  des  Buches.  Aufzählung  der  Werke,  in  denen  alt- 
polnische Sprachdenkmäler  veröffentlicht  sind. 

Die  älteste  Zeit  bis  zum  XIV.  Jahrhundert     .     .      6—15 

Polnische  Wörter  in  lateinischen  Texten.  Orts-  und  Personen- 
namen. Erklärung  derselben  nach  Stamm  und  Lautform. 
Aufzählung  der  Codices  und  Regesten,  welche  die  ältesten 
Orts-    und  Personennamen   enthalten.     Andere    Sprachreste. 

Die  Epoche   des  XIV.    und    XV.  Jahrhunderts. 

Sprachdenkmäler  in  prosaischer  Form  .  .  .  .  16—157 
I.  Einzelne  Wörter  und  Fragmente  in  lateinischen  Texten. 
Polnische  Glossen  in  Predigten  16 ff.;  in  Episteln  21  ff.;  im 
Isaiasfragment  27;  in  einer  Leidensgeschichte  Christi  27. 
Namen  für  Pflanzen  und  Krankheiten  28  ft'.  Monatsnamen  31  f. 
Lateinisch-polnische  Wörterverzeichnisse  32  ff.  Rechtsübliche 
Ausdrücke  35  ff.  Polnische  Glossen  in  polnischen  Texten  37  f. 
Werth  der  altpolnischen  Glossen  38  f. 

II.    Gebete  und  Gebetbücher 39—58 

Allgemeines  über  den  Gebrauch  der  polnischen  Sprache  in 
der  Kirche  und  religiösen  Praxis  39  ft'.  —  Gebete.  Das  Gebet 
des  Herrn,  verschiedene  Texte  desselben  41  ff  In  lateinischen 
Texten  vorkommende  polnische  Gebete  44  ff.  —  Gebet- 
bücher. Modlitwy  uhogieijo  Waclaim  47  ff.  Das  Hedwig- 
büchlein 50  ft'.     MoälitewmTc  siostry  Konstancyi  55  ff. 

III.    Predigten 58—96 

Allgemeines  über  das  Predigen  in  polnischer  Sprache  58  ff. 
Predigtformulare  61  ff.  —  Bestandteile  der  katechetischen 
Predigt.  Das  Vorwort  64  ff.  Das  Glaubensbekenntniss  66  f. 
Die  Generalbeicht  67  ff.  Der  Decalog  70.  Die  Gebete  bei 
der  Predigt  70.  Eigentliche  Predigten.  Allgemeines  über 
polnisch  gehaltene ,  lateinisch  oder  polnisch  geschriebene 
Predigten  70  ff.  Vergleichende  Blicke  nach  Deutschland  und 
Böhmen  72.  Fragment  einer  polnischen  Predigt  aus  dem 
XIV.  Jahrhundert  72  ff.  Bemerkungen  dazu  75  ff.  Die  Gne- 
sener  Predigten:  Handschrift,  Sichtung  des  Textes,  Veröffent- 
lichung, Sprachliches  76  ff.  Beurtheilung  des  Inhalts  81  ff. 
Kii.niiiii  Jana  :  SzamoHU  Paterka:  Handschrift,  Text,  Ver- 
öffentlichung: 89  ff.    Bemerkungen  über  den  Inhalt  93  f.    Frag- 


—       VI      — 

Seite 
ment    lateinischer    Predigten    mit    polnischen    Glossen    95. 
Bruchstück  einer  Predigt  des  Nie.  von  Blonie  96.    Nachricht 
von  einer  Predigt  in  polnischer  Sprache  in  Prag  96. 

IV.   Uebersetzung  der  Psalmen 96—113 

Nachricht  von  einem  polnischen  Psalter  im  XIII.  Jahr- 
hundert 96  f.  Das  Swidziriski'sche  Blatt  mit  Psalm  50  97. 
Das  sog.  Medyka- Blatt  ein  Falsificat  97  f.  —  Psalter  von 
Florian.  Benennung  und  Geschichte  desselben  100  f.  Ver- 
öffentlichung 101  f.  Litteratur  102  f.  Epoche  des  Psalters 
103  f.  Abschrift  eines  älteren  104  f.  Oechischer  Einfluss  105. 
Sprache  105  ff.  Abhandlungen  darüber  107  f.  —  Psalter  von 
Pulawy.  Aeltere  Nachrichten  und  Veröffentlichung  108. 
Handschrift  108  ff.  Litteratur  110.  Das  muthmassliche  Alter 
und  Sprache  110.  Uebereinstimmung  mit  dem  Florianer 
Psalter,  ohne  dessen  Copie  zu  sein  110.  Werthschätzung  111  f. 
Sprache  und  Abhandlungen  darüber  112. 

V.  Die  altpolnische  Bibel 113—122 

Nachricht  von  einer  verloren  gegangenen  polnischen  Bibel 
113.  Die  Sophienbibel.  Nachricht  von  der  Handschrift  in 
Szarospatak  113  f.  Litteratur  114  f.  Entstehung,  Umfang 
und  Schicksale  der  Bibel  115  ff.  Vergleichung  mit  der 
ältesten  gedruckten  Bibel  1561  117.  Ausgabe  und  wissen- 
schaftliche Werthschätzung  des  Textes  118  ff.  —  Uebersetzung 
der  Jura  des  Alten  Testamentes  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
XV.  Jahrhunderts  121  f. 

VI.  Andachtsbücher  und  Bücher   zum  frommen  Gebrauch    .     122—128 
Die  vom  Priester  bei  der  heiligen  Messe  gesprochenen  Gebete 

in  polnischer  Uebersetzung.  Mehrere  Texte.  Ihr  Verhältniss 
zu  einander  122  ff.  Eine  Probe.  Verhältniss  zu  dem  latei- 
nischen Text  124  f.  Werthschätzung  der  polnischen  Ueber- 
setzung. —  Wiffilie  za  nmarle  ludzie  125  f.  —  Ksiazeczka  dla 
Irractica  s.  Frcmciszka  126  f.  —  Vorschrift  über  die  Beichte 
128.  —  Brief  des  heiligen  Bernhard  über  das  Gesinde. 

VII.  Legenden  in  Prosa 128—137 

Christus  auf  dem  Oelberge,  ein  Bruchstück  128  f.  —  Eine 
Anna-  und  Marienlegende.  Das  vermuthliche  Alter  und  Ver- 
fasser derselben  129  f.  —  Das  Leben  des  Mystikers  Suso  in 
polnischer  Sprache,  aus  dem  lateinischen  des  Faber  über- 
setzt und  Ersatz  für  dieses;  Epoche  der  Uebersetzung  und 
der  Handschrift  130.  Ausgabe,  zunächst  eines  Theiles.  später 
des  ganzen  Textes  130.  Vergleichung  desselben  mit  den 
bekannten  Biographien;  textkritische  und  sprachliche  Be- 
merkungen 131  ff.  Werth  der  Transscription  133.  —  Ge- 
schichte vom  Papst  Urban.  Inhalt,  Text,  Veröffentlichung, 
Textkritische  Bemerkungen  133  f.  —  Fragment  einer  Legende 
VHin  heiligen  Blasius.  Handschrift  und  Veröffentlichung  des 
Textes  134.  Sprachliche  Bemerkungen  135.  —  Eine  Be- 
schreibung Je8U  in  polnischer  Sprache.  Allgemeines  über 
ähnliche  Erzeugnisse  135  f.  Text  der  altpolnischen  Beschrei- 
bung 136.     Sprachliche  Bemerkungen  137. 

VIII.  Rechtsdenkmäler 137—157 

Das  Wislicer  Sditut,  übersetzt  von  Swietoslaw  z  Wocieszyna. 
Handschrift  und  Inhalt.    Ausgabe  von"Lele\vel.  benutzt  von 


—      VII      — 

Seite 
Helcel  137  f.  Homographische  Ausgabe  im  Verhältniss  zur 
früheren  Ausgabe.  Excerpte  138  ff.  —  Die  Uebersetzung  II 
von  1460,  homographisch  herausgegeben,  Werthschätzung  des 
Textes  145 ff.  —  Uebersetzung  III.  Werthschätzung  derselben 
und  Ausgaben  147  f.  —  Andere  Statute,  Formeln  und  Re- 
gister 149.  Statut  von  Masovien.  Handschrift,  Ausgabe, 
Litteratur,  Inhalt  149  f.  —  Eidformeln  in  polnischer  Sprache. 
Bemerkungen  151  f.  Zusatz  s.  Berichtigungen.  —  Schwur- 
formel  eines  Schöffen  153.  —  Die  Magdeburger  Urtheile. 
Allgemeines.  Die  poln.  Uebersetzung  der  Urtheile.  Handschrift 
154.  Sachliche  und  sprachliche  Erklärungen  154  f.  —  Handbuch 
des  sächsischen  Rechtes.    Sprachliche  Erläuterungen  156  f. 

Poetische  Sprachdenkmäler  vor  1500. 

A.    Kirchenlieder  und  fromme  Gedichte 158—208 

Allgemeines   über    das  Kirchenlied  in    nationaler  Sprache  vor 
1500  in  Deutschland,  Böhmen  und  Polen  158  ff. 

I.  Mariengedichte  und  Marienlieder 160—180 

Bogarodsica-  Lied  160.  Texte  und  Litteratur  161.  Be- 
standtheile  und  Erklärung  des  Liedes  162  ff.  Bemerkungen 

über  die  vermeintliche  Autorschaft  des  heiligen  Adalbert 
und  über  die  Epoche  des  Liedes  165  ff.  —  Ein  Marien- 
gruss  von  1400  (?)  167  ff.  —  Ein  Marienhymnus,  angeblich 
vom  Jahre  1446  169 ;  zwei  andere  ähnliche  Begrüssungen 
Mariae  aus  dem  XV.  Jahrhundert  170  f.  —  Ave  maris 
stella  im  Polnischen  171  f.  —  Ein  Lobgesang  auf  Maria 
aus  dem  Cancionale  Przeworszczyk's  172  f.  —  Salve  regina 
in  polnischen  Vei-sen  in  mehi-eren  Texten  173  ff.  —  Das 
Lied  Krölewno  niebieska  175.  Ein  Bruchstück  176.  — 
Marienhymnen  und  Lieder  der  Kahlenberger  Handschrift 
176  ff.  Allgemeines  und  formelhafte  Strophen  177  f.  Die 
Gedichte  selbst  178  f.  —  Salve  Regina,  Sieben  Freuden 
Mariae  und  drei  Fragmente  179  f. 

II.  Weihnachtslieder 180  —  182 

Ein  Kirchenlied  c.  1450;  Stala  si$  rzecz  etc.;  Chrystus  siq 

natu  narodzii;  kolemla;  Erwähnung  anderer  Lieder  180  ff. 

III.  Passionslieder 182—185 

Gloria  laus  et  honor;  ein  Lied  vom  heiligen  Kreuz;  ein 
Passionslied  182  ff.  —  Ein  Lied  aus  dem  Sendomirer 
Liederbuch  (s.  unten). 

IV.  Osterlieder 185—187 

Frühere  und  heutige  zu  Ostern  gesungene  Kirchenlieder, 
darunter  eins  aus  einer  Prager  Handschrift  und  eines  aus 

einem  Cancionale  von  1501. 

V.  Hymnen  und  Lieder  an  den  heiligen  Geist      .     .     .    187 — 189 

VI.  Lieder  zum  Frohnleichnamsfeste 189—192 

VII.  Lieder  an  Heilige 192—194 

VIII.  Legenden 195—200 

Die  Legende  vom  heiligen  Alexius  in  Bezug  auf  die  ver- 
muthliche  Bezugsquelle  und  auf  den  sehr  geschädigten 
Text  kritisch  besprochen. 


—      VIII      — 

Seite 

IX.  Lehrhafte  Gedichte 200-208 

Allgemeines  200.  Der  Decalog  und  sein  Grundtext  200  ff. 
Andere  wenig  abweichende  Redactionen  204  ff.  Para- 
phrase der  Zehn  Gebote  207.     Andere  lehrhafte  Gedichte. 

B.    Weltliche  Poesie 208—240 

Allgemeines  über  die  Dürftigkeit  der  Nachrichten.  Entkräf- 
tung unbegründeter  Annahmen  und  Aufzählung  positiver  Zeug- 
nisse 208  ff.  —  Erhaltene  weltliche  Gedichte  und  Lieder  221  ff. 
Kleinere  Verslein  und  Sprüche  221  ff.  Die  orthographischen 
Memorirregeln  des  Parkosz  223  f.  Andreas  Galka  und  seine 
„Cantilena  de  Wicleph"  224  ff.  Ein  Lied  (?)  von  der  Ermordung 
Tenczynski's  229.  Das  Sendomirer  Liederbuch  229  ff.  Piesh  o 
pruskiej  porazce  236  ff.   Eine  Satire  auf  die  faulen  Bauern  239  f. 

Texte. 

1.  Die  Generalbeicht  1375 243 

2.  Schwurformeln  aus  dem  XIV.  Jahrhundert 244 — 249 

3.  Aus  dein  Psalter  von  Florian 249—251 

4.  Aus  den  Gnesener  Predigten 251—253 

5.  Fragment  einer  Legende  vom  heiligen  Blasius 253—255 

6.  Aus  der  Bibel 255-261 

7.  Eine  letztwillige  Bestimmung  über  einen  verborgenen  Schatz  .  261 — 262 

8.  Aus  dem  Statut  von  Wislica,  übersetzt  1449 262—263 

9.  Aus  dem  Statut  von  Wislica,  übersetzt  1460 264 

10.  Ein  Gedicht  auf  die  Ermordung  des  Andreas  Tenczynski  1461 

in  Krakau 265 — 268 

11.  Gnesener  Predigtordnung 268 — 271 

12.  Aus  dem  Psalter  von  Pulawy       271 — 273 

13.  Fragment  eines  Gebetes  an  Maria 273—274 

14.  Die  Legende  vom  heiligen  Alexius 275 — 281 

15.  Ein  (unbekannter)  Dialog  zwischen  dem  Tod  und  dem  Magister  281 — 293 

16.  Klage  eines  Sterbenden , 293—295 

17.  Spur  eines  Gedichtes  zu  Ehren  Mariae 295 — 296 

18.  Cantilena  a  beato  patre  Ladislao  Gielnovio  composita  a.  D.  1488  296—301 

19.  Aus  dem  Magdeburger  Recht  in  polnischer  Uebersetzung     .     .  301 — 302 

20.  Paraphrase  der  Begrüssung  Mariae       302 — 303 

Berichtigungen  und  Nachträge 304—307 

Sachregister 308—314 

Namenregister       315 — 317 

Wortregister 318—324 


JJer  Zweck  dieser  Schrift  ist  eine  übersichtliche  Anordnung 
und  Würdigung  der  bis  jetzt  bekannten  altpolnischen  Sprach- 
denkmäler bis  zum  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts.  Neben  der 
Beschreibung  der  Sprach-  und  Literaturdenkmäler,  der  Kritik 
und  Berichtigung  des  Textes  derselben,  neben  ihrer  Beurtheilung 
nach  Entstehungszeit,  Inhalt,  Sprache  u.  s.  \v. ,  unter  Berück- 
sichtigung der  vorhandenen  Litteratur,  sollen  allgemeinere  sach- 
liche oder  sprachliche  Fragen,  wo  sie  sich  bieten,  erörtert,  mit 
einem  Worte,  es  soll  ein  geordneter  kritischer,  literarhistorischer 
und  philologischer  Apparat  geboten  werden ,  welcher  wol  um 
so  weniger  in  allen  Theilen  in  gleicher  Weise  wird  abgeschlossen 
sein  können,  als  hier  der  erste  Versuch  einer  systematischen 
Würdigung  der  altpolnischen  Sprachdenkmäler  vor  der  Periode 
der  polnischen  Druckwerke  unternommen  wird.  Auch  sind  die 
einzelnen  Denkmäler  bei  weitem  nicht  erschöpfend,  manche  über- 
haupt bis  jetzt  nicht  kritisch  besprochen,  so  fällt  nach  Massgabe 
der  bis  jetzt  vorhandenen  Litteratur  die  Behandlung  der  einzelnen 
Gegenstände  ausführlicher  oder  kürzer,  auch  ungleichmässig  aus; 
oft  wird  es  genügen,  durch  ein  Citat  eine  specielle  Besprechung 
überflüssig  zu  machen,  in  anderen  Fällen  freilich,  wenn  frühere 
Arbeiten  fehlen,  eine  solche  Besprechung  nothwendig  sein;  stellen- 
weise wird  es  sich  empfehlen,  auf  frühere  Arbeiten  und  Ansichten 
in  zustimmendem,  abwehrendem,  oft  nur  das  Verschiedene  refe- 
rirendem  Sinne  zurückzukommen. 

Ein  Corpus  monumentorum  linguae  palaeopolonicae  ist  noch 
nicht  vorhanden  und  wol  nicht  so  bald  zu  erhoffen.  Die  alt- 
polnischen  Sprach-    und  Litter aturdenkmäler   sind,    so   weit   sie 

Nohring,  Altpuln.  Sprachdenkmäler.  1 


veröffentlicht  sind,  theils  besonders  gedruckt,  wie  der  Florianer 
Psalter ,  die  sogenannte  Sophienbibel ,  das  Hedwigbüchlein  u.  a., 
theils  in  grösserer  oder  kleinerer  Anzahl  zerstreut  in  litteratur- 
geschichtlichen  und  philologischen  Werken. 

Es  sei  an  dieser  Stelle  bemerkt,  dass  zusammenhängende 
altpolnische  Texte  erst  mit  dem  XIV.  Jahrhundert  beginnen, 
frühere  sind  wenigstens  bis  jetzt  nicht  gefunden.  Die  einzelnen 
polnischen  Wörter  vor  1300,  meist  Personen-  und  Ortsnamen, 
seltener  rechtsübliche,  technische  Ausdrücke,  wie  sie  in  lateinischen 
Texten,  Chroniken,  Urkunden,  Rechtsdenkmälern,  auf  Münzen 
u.  s.  w.  vorkommen,  hat  gesammelt,  lexicalisch  zusammengestellt 
und  sorgfältig  erläutert  Baudouin  de  Courtenay:  0  drevne-polbskomb 
jagyke  do  XIV  stolMija,  Leipzig  1870.  Das  Register  ist  aus  den 
nach  1870  herausgegebenen  lateinischen  Urkundensammlungen, 
aus  Grünhagen s  Regesten  zur  Schlesischen  Geschichte  und  an- 
deren leicht  zu  ergänzen  (s.  unten). 

Die  polnischen  Texte  des  XIV.  und  XV.  Jahrhunderts  sind 
ganz  oder  in  Auszügen  gedruckt  in  den  folgenden  Werken: 

X.  Juszynski,  Dyhcyonarg  poetow  polskich,  2  Bde.,  Warschau 
1820.  Hier  befinden  sich  Auszüge  aus  dem  ältesten  polnischen 
Cantionale,  von  dem  wir  Kunde  haben,  nämlich  „KancyoncU 
Przeworszcgyto"  vom  Jahre  1435,  welches  Juszynski  in  Händen 
gehabt,  beschrieben  und  benutzt  hat,  welches  dann  später  spurlos 
verloren  gegangen  ist.  Aus  demselben  Gesangbuche  soll  auch, 
wie  Juszynski  (am  Ende  der  Einleitung)  versichert,  Krairiski  in 
dem  Cancionale  von  1609  [KancionaZ  abo  piesni  duchoivne  z  nau- 
Tcami  y  r:  modlitwami  1603,  auch  1609) !)  mehrere  Kirchenlieder 
wiederholt  haben.     Siehe  unten  über  Kirchenlieder. 

Rakowiecki,  Prawda  Ruska,  2  Bde  in  Q.,  Warschau  1822, 
wo  in  der  Abhandlung:  Geschichte  der  slavischen  und  polnischen 
Sprache  (Bys  historycmy  stanu  jqgyka  slowianskiego  i  polshiego,  im 
zweiten  Bande)  mehrere  altpolnische  Texte,  theils  ganz,  theils 
in  Auszügen  als  Proben,  mitgetheilt  werden. 

Lelewel  in  Ksiqg  Mbliograficmych  dwoje,  2  Bde,  Wilno  1823 
und   1826,  tlieill   ans  unbekannten  lateinischen   Manuscripten  alt- 

')  b.  Maciejowski   Pi&nwmmctwo  pohkie  III,  568. 


polnische    Texte    mit    und    giebt    Nachricht    von    Handschriften, 
welche  solche  kürzere  oder  längere  Texte  enthalten. 

Wiszniewski  hat  in  Ilistorya  lit&ratury  polshiej,  7  Bde., 
1840 — 1845  manchen  unbekannten  altpolnischen  Text  veröffent- 
licht, wie  z.  B.  im  Y.  Bande  Ortyle  Magdeburskie  nach  einer 
Copie  von  1501  (der  Text  selbst  ist  älter);  ausserdem  hat 
Wiszniewski  auch  früher  schon  veröffentlichte  altpolnische  Texte 
wiederabgedruckt. 

Maciejowski,  welcher  durch  Veröffentlichung  sehr  zahlreicher 
altpolnischer  Texte  trotz  den  mangelhaften  Mittheilungen  über 
die  bezüglichen  Handschriften  und  trotz  Mangel  an  Zuverlässig- 
keit sich  grosse  Verdienste  um  das  ältere  polnische  Schriftthum 
erworben  hat,  hat  vornehmlich  in  zwei  Werken  altpolnische 
meist  unbekannte  Sprach-  und  Literaturdenkmäler  in  grösserer 
Anzahl  publicirt:  a)  Pamictnili  o  dziejaclt,  pismiennictivir  % praivo- 
dawstuHe  Slowian  1839;  die  altpolnischen  Texte  aus  dem  Ende 
des  XIV.  und  dem  XV.  Jahrhundert  (nicht  XIII.,  wie  irrthüm- 
lich  auf  dem  Titelblatte  steht)  befinden  sich  im  II.  Bde.  S.  331  ff.; 
b)  noch  reichhaltiger  ist  in  dieser  Beziehung  der  Supplementband 
zu  Maciejowski's  Pimiiennictwo  Pohhie  in  3  Bänden,  1851 — 52, 
unter  dem  Titel  Dodatfri  do  Pihnimnictwa  Polskicgo  etc.  Der 
erste  Theil  dieser  handschriftlichen  Texte,  S.  1  — 154,  enthält 
38  Nummern  sehr  wichtiger  altpolnischer  Texte  aus  der  Zeit 
bis  1530. 

Rozpraivy  i Sprmvozdania  wydzhdu  fdologlezwyo Ahademii  Umie- 
jtfnosci  w  Krakowie,  Bd.  I  v.  1874,  Bd.  III  1875,  Bd.  IV  1876, 
Bd.  VII  1880  enthalten  altpolnische  Texte. 

Sprawozdania  Komisyi  jrzykowrj  Ahademii  Kral;.,  Bd.  I — III, 
1880 — 1884  enthalten  unbekannte  grössere  und  kleinere  altpol- 
nische Sprachdenkmäler. 

In  Archiv  für  slav.  Philologie  von  Jagic,  Bd.  III  1879  und 
Bd.  VI  1882  hat  Dr.  Kaiina  bemerkenswerthe  Wörter,  Formen, 
Ausdrücke  aus  unbekannten  pol.  Texten  des  XVI.  .Jahrhunderts 
veröffentlicht  unter  dem  Titel  Anecdota  Palaeopolonica,  auf  die 
insbesondere  verwiesen  wird.  —  Einzelne  alte  Texte  befinden  sich 
in  Helcers  Stcvrodcwne  pomniki  polskiego  prawa,  Bd.  I  1856,  in 
Wojcicki's  Bdd'iotelm  starozytnych  pisarzöw  polskich,  6  Bde.,  1840, 
zweite  Ausg.  1854  und  anderen.  —  In  Noive  Wytrisy  Völskie  Czeßc 

1* 


Drugct  (von  J.  Poplinski),  Lissa  1838,  sind  einige  Auszüge 
aus  altpolnischen  Sprachdenkmälern  sehr  sorgfältig  abgedruckt, 
indess  aus  dem  XIV.  und  XV.  Jahrhundert  die  allerwenigsten. 
Mehr  solcher  Auszüge  finden  sich  in  Wypisy  Polskie  dla  uzytku 
Mets  wykszych  w  c.  1c.  szkolach  (jhnnasyalnych,  3  Bde.  Lemberg 
1857 — 1862;  die  altpolnischen  Texte,  mit  neupolnischer  Trans- 
scription, sind  in  dem  I.  Bande  S.  1 — 38  aufgenommen.  Der 
Text  ist  nicht  immer  correct  gedruckt,  die  Transscription  in  vielen 
Fällen  unrichtig  oder  zweifelhaft1). 

Die  altpolnischen  Sprachdenkmäler,  und  zwar  die  wichtigsten 
von  ihnen,  sind  einmal  in  einem  besonderen  Buche  ausführlich  be- 
sprochen worden,  mit  Anführung  der  Texte  in  ihrem  ganzen  Um- 
fange oder  in  Auszügen:  Przeglad  najdawniejssych pomnikow  jqsyJca 
polsMego  von  K.  Malkowski,  Warschau  1872  in  Q.  Die  unglaubwür- 
digen, oft  wunderlichen  Ansichten  über  die  Entstehung  und  die 
Schicksale  der  einzelnen  Sprach-  und  Literaturdenkmäler  und  die 
unüberlegte  Annahme  zweier  altpolnischer  Schriftdialecte.  eines 
volksthümlichen  und  eines  lechitischen,  dessen  Ursprung  und  dessen 
Wanderungen  der  Verfasser  eine  lange  Abhandlung  gewidmet 
und  dessen  Spuren  er  selbst  in  den  Monumenta  Frisingensia  ge- 
sucht hat,  stellen  die  Vorzüge  der  fleissigen,  20jährigen  Arbeit 
sehr  in  Schatten;  die  Vorzüge  sind  in  der  Mittheilung  unbe- 
kannter oder  wenig  bekannter  Sprachdenkmäler  und  in  der  Be- 
leuchtung des  Verhältnisses  des  polnischen  Textes  im  Psalter 
zu  Florian  zu  dem  lateinischen  zu  suchen.    Dass  in  der  „Ueber- 


')  Dem  ersten  Bande,  welcher  polnische  Sprachproben  aus  dem  XIV.  bis 
zum  XVI.  Jahrhundert,  prosaische  und  poetische,  enthält,  ist  als  Einleitung  (ano- 
nviii)  beigegeben:  Frzeglqd  form  gramatycznych  jqzyka  daropoUkiegoÜ.  I — CXIV, 
welche  man  gewöhnlich  Prof.  Suchecki  in  Krakau  zuschrieb;  nach  Mitthei- 
lung Dr.  Wislocki's  in  einer  Anmerkung  zu  Glossa  super  epistolas  per  annum 
dominicales,  Krakau  1!S7<>,  8.  27,  ist  der  Verfasser  dieser  Uebersicht  der  alt- 
poln.  Formen  Prof.  Dr.  Eus.  Czerkawski.  „Wprawdzie  Sucliecki  wypracowdl  byl 
z  polecenia  homisyi,  ktöra  xiq  ulozeniem  Wypisöw  zajmowala,  Przeglqd  form 
granuxtycmy&jesykastaropotetyego,  ale  poettug  teoryi  wlasnego  wtworu,  na  Klär« 
komisi/a  iddnym  sposohem  zyndiic  nie  nie  mogla,  ijej  czlonek  Dr.  Euz.  Czerkawski, 

öwczemy  Inspektor  gwmazyalny,  przerobü  go  s  gruntu s  \wacy  Sucheckiego 

pozostal  tyXko  materyal  nagromadzony."  Diese  Uebersicht  ist,  abgesehen  da- 
von, dass  sie  jetzt  als  unvollständig  gelten  muss,  weder  in  quantitativer,  noch 
qualitativer  Einsicht   befriedigend;  vgl.  Archiv  für  slav.  Phil.  I,  253. 


—     5     — 

sieht"  die  Sophienbibel  1455  nicht  besprochen  ist,  scheint  damit 
zusammenzuhängen,  dass  der  Verfasser  nach  dem  Erscheinen 
derselben  im  Druck  die  Vermuthung  ausgesprochen  hat,  die- 
selbe sei  möglicherweise  erst  im  XVII.  Jahrhundert  entstanden 
(Bibliot.  Warszawska  1872,  I).  —  Einzelne  altpolnische  Sprach- 
und  Literaturdenkmäler  sind  in  verschiedenen  Werken  und 
Zeitschriften  besprochen,  vornehmlich  in  Archiv  für  slavische 
Philologie,  herausgegeben  von  Jagic,  bis  jetzt  8  Bde  und  drei 
Hefte  des  IX.,  Berlin   1876  ff. 


Die  älteste  Zeit  bis  zum  XIV.  Jahrhundert, 


Wie  oben  bemerkt,  haben  sich  aus  dieser  Zeit  keine  pol- 
nischen schriftlichen  Denkmäler  erhalten.  Die  Annahme,  dass 
sehr  viele  in  den  inneren  Wirrnissen  nach  dem  Tode  Mieszko's  II, 
unter  Boleslaus  dem  Kühnen  und  in  der  Zeit  der  schrecklichen 
Verwüstungen  der  Tataren  und  Litauer  untergegangen  seien, 
ist  kaum  richtig,  es  ist  vielmehr  wahrscheinlich,  dass  bis  zum 
XIV.  Jahrhundert  die  lateinische  Sprache  das  Schriftthum  in 
Polen  ganz  beherrscht  und  die  nationale  Sprache  niedergehalten 
hat.  Einige  Aufzeichnungen  in  polnischer  Sprache  müssen  vor- 
handen gewesen  sein:  Abschwörungsformeln,  das  Glaubens- 
bekenntniss  und  das  Gebet  des  Herrn,  Formeln  bei  Spendung 
der  heiligen  Sacramente  *),  die  Generalbeichte,  Psalmen2)  und 
andere;  von  diesen  hat  sich  allerdings  nichts  erhalten. 

Erhalten  sind  nur  einzelne  polnische  Wörter  in  lateinischen 
Texten  (Urkunden,  Chroniken  etc.),  meist  Personen-  und  Orts- 
namen, seltener  technische  Ausdrücke.  Diese  .ältesten  Brosamen 
der  polnischen  Sprache  hat  gesammelt  Prof.  Baudouin  de  Cour- 
tenay:*  0  dreme-polbskomb  jasylce  do  XIV  stoletija,  Leipzig  1870 
(s.  oben);  recens.  von  Joh.  Schmidt,  Beiträge  zur  vergleichen- 
den Sprachforschung  VII,  119;  und  Nehring,  Göttingische  Ge- 
lehrten Anzeigen  1873,  St.  37.  —  Herr  Baudouin  hat  sich  die 
verdienstliche  Mühe  gegeben,  aus  lateinischen  Texten  vor  1300 
oder  deren  späteren  Copicn  (die  Urkundensammlung  für  Pommern 


')  .So  heisst  es  in  Constitutiones  in  Synodo  Budensi  a  Philippo  Epsco  Fir- 
mano  1279:  Baptismum  celebretur  .  . .  in  vulgari  sub  hac  forma  («lic  Formel 
findel  sich  in  keiner  Handschrift),  Helcel  Stcvrodawne  Pomnifci  I,  121. 

-)  Dass  eine  l'saliiienüliersi'l/.ung  im  Xlll.  Jahrhundert  vorhanden  war, 
b.  unter  Psalmen, 


—     7     — 

hätte  reichliche  Ausbeute  geboten)  die  polnischen  Namen  aus- 
zuziehen, lexicalisch  zusammenzustellen  und  in  eingehenderWeise 
zu  erklären.  Der  llauptwerth  des  Buches  liegt  in  dem  Lexicon, 
welches  nach  dem  zu  Grunde  gelegten  Princip  in  zwei  Thcile 
zerfällt:  der  erste  Theil  enthält  Wörter,  deren  echt  slavische 
(vorchristliche)  Lautform  unzweifelhaft  ist;  der  zweite  Theil  um- 
fasst  Namen,  welche  erst  in  christlicher  Epoche  üblich  wurden 
(z.  B.  Taufnamen)  oder  deren  Deutung  zweifelhaft  ist,  auch 
finden  sich  hier  Hinweise  auf  den  ersten  Theil.  Die  an  der 
Spitze  stehende  altslovenische  Form  (in  russischer  Cursivschrift) 
mit  polnischer  Transscription  (z.  B.  Dragota,  p.  Drogota)  in  dem 
ersten  Theil  dient  als  Erklärung  der  Wörter  in  verschiedener 
Schreibart,  welche  unter  dem  betreffenden  Artikel,  mit  Angabe 
der  Jahreszahl  nach  Original  oder  nach  einer  späteren  Copie 
(bei  dieser  ist  die  Jahreszahl  eingeklammert),  mit  Angabc  der 
Quelle  und  mit  anderen  Bemerkungen,  angeführt  sind.  In  dem 
zweiten  Lexicon  fehlt  die  altslovenische  Grundform;  an  der  Spitze 
steht  die  erschlossene  polnische  Grundform  in  fetter  Schrift, 
worauf  Citate  folgen;  die  nicht  wiederhergestellten  Namen  sind 
mit  Petit  und  die  Hinweise  auf  das  erste  Lexicon  sind  cursiv 
gedruckt.  Dem  Lexicon  geht  voran  eine  ausführliche  Abhand- 
lung über  die  Lautverhältnisse  der  polnischen  Sprache  überhaupt, 
speciell  über  die  Lauterscheinungen  des  Altpolnischen  und  über  die 
Stammbildung;  über  Wortformen  ausführlicher  zusprechen,  dazu 
lag  keine  Veranlassung  vor,  weil  die  geringfügigen  ältesten  polni- 
schen Aufzeichnungen,  mit  verschwindenden  Ausnahmen,  die  Form 
des  nom.  sg.  oder  plur.  der  Nomina  bieten;  die  wenigen  Fälle  der 
Declinations-  und  Verbalformen  sind  S.  94  —  96  besprochen.  In 
den  sehr  eingehenden  Ausführungen  über  die  Lauterschcinungen 
des  Altpolnischen  zeigt  der  Verfasser,  dass  die  mittelbar  er- 
weichten Consonanten  c,  dz,  s,  z,  und  r  (heute  rz  geschrieben) 
erst  gegen  die  Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts  sich  einbürgern  an 
Stelle  der  unmittelbar  erweichten  t' ,  d' ,  r  u.  s.  w.,  die  den  russi- 
schen zu  vergleichen  sind;  dass  neben  den  Nasalvocalen  ^  und  q 
(hart  und  weich),  wie  sie  die  heutige  polnische  Sprache 
kennt,  auch  der  Vocal  ä  (an)  zu  erkennen  ist;  dass  das  Altpol- 
nische noch  Spuren  und  Reflexe  der  Ilalbvocale  zeigt,  z.  B. 
Mistiwoj,  Benin  etc.;    dass  die  Lautgruppe   n>    zwischen   Conso- 


—     8     — 

nanten.  vornehmlich  vor  einem  weichen  Consonanten  über- 
wiegend ir  (yr)  zeigt,  Dzwzikraj,  Wirzbirta  und  andere.  Im  All- 
gemeinen zeigt  die  älteste  polnische  Sprache  nach  Ausweis  des 
Materials  die  lautlichen  Eigenschaften,  welche  sie  in  ihrem  heu- 
tigen Erscheinen  zeigt,  also  io  für  £,  ia  für  t  vor  harten  d,  t,  l, 
n,  r,  z,  s,  z.B.  zona,  sron;  Biafa,  Fiast,  Laskouogi,  Polanie  etc.1); 
die  Lautfolge  ro,  lo  nach  einem  Consonanten,  z.  B.  Drögota  gegen- 
über asl.  Dragota;  Vertretung  der  ehemaligen  Halbvocale  durch 
volles  e,  (i)  e,  und  bei  r,  l  durch  ar,  ier(z)  el,  ol,  In,  il,  wie  im  heu- 
tigen Polnisch.  Wenige  Bemerkungen  und  Ausführungen  Baudouins, 
abgesehen  von  der  Art  der  Disponirung  des  Stoffes,  wurden 
später  berichtigt,  so  z.  B.  brzoza  erklärt  aus  brega  statt  aus  breza; 
der  Abschnitt  über  Nasalvocale  wurde  mehrere  Male  nach  dem 
Erscheinen  des  Werkes  von  Baudouin  anders  als  von  ihm  behan- 
delt. Während  dieser  Gelehrte,  auf  die  kaschubischen  Nasalvocale 
als  unverändertes  Erbgut  aus  alter  Zeit'  hinweisend,  auch  in  der 
polnischen  Schriftsprache  Spuren  und  Reste  des  ä -Lautes  er- 
blickt (S.  84),  will  Prof.  Potebnja  als  Grundvocal  aller  Nasal- 
laute und  ihrer  Vertreter  ä  gelten  lassen  (Arch.  f.  slav.  Phil. 
III,  614  sq.);  Prof.  Malinowski  will  zeitweilig  auch  nur  einen 
Nasalvocal  in  der  Entwicklung  der  polnischen  Sprache  erblicken 
(Oppelnsche  Mundart  S.  27)  und  findet  im  Anschluss  an  die 
polnisch-schlesischen  Mundarten  in  Modl'divy  Wadaiva  neben  r,  a 
auch  ä;  andere  noch  anders,  vgl.  Matusiak  0  nieläorycJi  zjawiskach 
jrzylca  polskiego  1885,  S.  21  ff.  —  Das  Vorkommen  des  ISasal- 
vocals  ä  in  dem  polnischen  (kleinpolnischen)  Schriftdialect  älterer 
Zeit   ist    sicher  zu   vermuthen  wegen    der  kleinpolnischen    alten 


')  Baudouin  sagt  S.  77:  Der  Uebergang  von  e  zu  o  nach  weichen  Con- 
sonanten vor  i,  r,  n,  d,  t,  z,  s  babe  sich  im  XI. — XIII.  Jahrhundert  vollzogen; 
S.  7(1  (§  84)  scheint  er  anzunehmen,  dass  z.  13.  sycno,  kiryct,  wyetrow  im 
XIV.  Jahrhundert  (im  Flor.  Ps.)  noch  ein  Rest  des  alten  e-Lautes  sei.  Ich 
halte  an  der  Ansicht  fest,  dass  io  und  ia  in  den  genannten  Fällen  zu  den 
ältesten  Erscheinungen  des  Polnischen  gehören,  Arch.  f  sl.  Phil.  I,  79;  11,429; 
vgl.  Mikloaich  Vgl.  Lautlehre,  S.  525.  Die  aus  dem  XIV.,  XV.  Jahrhundert 
und  aus  unserer  Zeit  von  Pilat  JBogarodzica  44  angeführten  wymed  ff.  teymiot), 
mietla,  wieslo  und  von  Anderen  gesammelten  Beispiele  dafür,  dass  e  (e)  vor 
>l.  t  etc.  bleibt,  sind  1)  entweder  archaisirende  Formen  oder  2)  Cechismen, 
BOfern  sie  in  alten  Sprachdenkmälern  vorkommen,  oder  aber  3)  analogisch 
gebildete  Formen:  hwiet  von  hwiede,  mietta  von  (toy)miesc,  wieslo  von  ivicsc. 


—     9     — 

Namensformen  Sandomirz,  Sanderz,  Kauft/,  Prandota  und  andern, 
und  nach  der  Beschreibung  des  ^-Lautes  durch  alte  Gramma- 
tiker und  Orthographen,  von  denen  Statorius  1568  es  aussprechen 
lässt,  wie  in  Angelo,  Antonio;  auch  die  Alleinherrschaft  der 
Schriftzeichen  a,  an  und  a  in  einigen  Sprachdenkmälern  des 
XV.  Jahrhunderts  spricht  dafür.  Das  Vorkommen  des  3 -Lautes 
in  dem  alten  Schriftpolnisch  ist  sichergestellt  durch  mir,  cie,  sie 
für  wir,  cir,  sie  und  durch  gen.  sg.  dusze,  ivole  für  altes  duszr, 
ivolr  u.  s.  w.  (orthographisch  durch  e  wurde  es  erst  im  XV.  Jahr- 
hundert bezeichnet);  das  Vorkommen  von  a,  (=  o)  im  ältesten 
Polnisch  ist  allgemein  zugestanden.  Vgl.  Kaiina,  lieber  die 
Schreibung  der  Nasalvocale  in  den  altpolnischen  Denkmälern  in 
Arch.  f.  slav.  Phil.  IV,  29  ff.  —  Personen-  und  Ortsnamen  sind 
von  Baudouin  in  einem  besondern  Abschnitt,  Morphologie  Cap.  I, 
nach  Stamm,  Bildungsweise  mit  Anführung  der  gebräuchlichsten 
Suffixe,  nach  Bedeutung  und  Gebrauch,  zum  Theil  im  Anschluss 
an  die  Arbeiten  Miklosich's,  zum  Theil  in  Erweiterung  derselben, 
erklärt.  Die  knappe  Form  der  Ausführungen  lässt  den  mit  der- 
gleichen Namen  nicht  Vertrauten  ohne  die  (unten)  angeführten 
Werke  Miklosich's  *)  zu  einem  vollen  Verständniss  dieser  Namen 
um  so  weniger  gelangen,  als  die  zu  Grunde  liegenden  Stämme 
der  Erklärung  entbehren  oder  unerwähnt  geblieben  sind :  wäh- 
rend siviepietnicy  mellificatores  S.  89  erschöpfend  erklärt  ist 
findet  sich  für  Kujaivy,  Ciazyn,  Sividnica,  Zdzislaw  u.  s.  w.  in 
Bezug  auf  die  Bedeutung  des  Stammwortes  keine  Erklärung. 

Während  Baudouin  de  Courtenay  den  gesammten  schriftlich 
überlieferten  polnischen  Wortschatz  aus  der  Zeit  bis  1300  in 
sprachlicher  Beziehung  systematisch  registrirte  und  erklärte, 
suchte  Wojciechowski  in  Chröbacya,  Rozbiör  Starozytnosci  Slo- 
wianskich  I,  Krakau  1873,  einen  Theil  desselben  Materials,  die 
ältesten  Orts-  und  Flussnamen  von  Kleinpolen,  in  geschichtlicher 
Hinsicht  zu  verwerthen ;  vgl.  Biblioteka  Warszawska  1 873,  IV,  1 56  ff. 
und  Casojjis  ces.  Musea  1874,  386  fg.   —  Der  Verfasser   hat  sich 

')  Miklosich,  Bildung  der  slavischen  Personennamen,  Denkschriften  der 
Wiener  Akad.  d.  Wiss.,  phil.-hist.  CL,  Bd.  X,  1SÜ0;  Bildung  der  Ortsnamen 
aus  Personennamen,  Denksehr.,  Bd.  XIV,  1H64;  später,  nach  dem  Erscheinen 
des  Buches  Baudouin's,  sind  erschienen:  Die  Slavischen  Ortsnamen  aus 
Apellativen  I,  Denksehr.,  Bd.  XXI,  1872;  II  in  Denksehr.,  Bd.  XXIII,  1874. 


—     10     — 

zur  Aufgabe  gemacht,  die  Alterthümer  von  Gross-  (Weiss-) 
Chrobatien  zu  erklären,  ein  Ausdruck,  den  Constantinus  Por- 
phyrogenetos  gebraucht  und  den  Wojeiechowski  auf  das  spätere 
Kleinpolen  bezieht  (§  t,  S.  2—3).  Bis  jetzt  ist  ausser  der  sehr 
ausführlichen  Einleitung  über  die  Zweckmässigkeit  verschiedener 
Methoden  der  Forschung  der  erste  Theil  (Etnografia)  behandelt, 
nämlich  die  ältesten  Ortsnamen,  welche  nach  ihren  Stämmen, 
Suffixen  und  ihrer  Bedeutung  erklärt  werden.  Dieser  Gegen- 
stand, zum  Theil  im  Anschluss  an  die  bis  1873  erchienenen  Ab- 
handlungen Miklosich's  über  slavische  Personen-  und  Ortsnamen, 
zum  Theil  selbständig  bearbeitet,  enthält  viel  Beachtenswerthes ; 
im  Einzelnen  aber  ist  es  nicht  möglich,  den  Ausführungen  des 
Verfassers  unbedingt  zu  folgen.  [Seine  Unterscheidung  von 
patronymischen  Dorfnamen  (auf  -wice,  -ice)  von  den  anderen 
(auf  -oiv,  -in  u.  s.  w.),  von  denen  die  ersten  von  den  Bauern 
(Bauernansiedelungen)  herrühren  sollen,  diese  von  dem  ersten 
besitzenden  Edelmann  (Edelhöfc,  Gutswirthschaften)  z.  B.  Unocho- 
wice  vom  Bauern  Unoch,  Piroszowice  von  dem  .,avus  l'yroso"  in 
dem  Liber  fundationis  claustri  de  Henrichoiv  etc.,  dagegen  Jaxo- 
howo  (nicht  etwa  Jaxice)  vom  Edelmann  Jaxo  (S.  233),  —  mit  einem 
Worte,  die  Unterscheidung  von  osady  (Bauernansiedelungen)  und 
//•s/r  (adelige  Güter,  Höfe),  mag  in  den  angeführten  Fällen 
richtig  sein,  aber  kaum  ist  es  gestattet,  dies  (abgesehen  von  den 
S.  317  ff.  betonten  Beschränkungen,  dass  manche  Gegenden  von 
Polen  Dorfnamen  auf  -ice,  -ovice  in  alter  Zeit  nicht  haben)  für 
Kleinpolcn  zu  verallgemeinern  und  zu  sagen,  alle  Namen  auf  -ice, 
-owice  bedeuten  Bauerndörfer  (älteste  Ansiedelungen),  alle  auf 
-ow,  -in  und  ähnliche  Edelhöfe,  Vorwerke.  In  dem  Buche  des 
Verfassers  selbst  finden  sich  Puncto,  die  in  dieser  Hinsicht  zu 
Bedenken  Anlass  geben:  S.  251  wird  aus  einer  Bestätigungs- 
urkunde Kadlubek's  von  1210  das  (schon  vom  Bischof  Gedko) 
geschenkte  Dorf  ein  Mal  vitta  Negoslai,  das  andere  Mal  Ncgo- 
s/nrici  genannt;  in  dem  Vcrzeichniss  der  Stellen,  in  welchem 
wirkliche  Bauerndörfer  genannt  werden  (S.  213  flg.),  finden  wir 
zwar  meist  Namen  auf  -ici,  -ovici,  aber  auch  andere  nur  in  Ver- 
bindung mit  ihnen,  so  mydentino  servi  c.  villis  corum;  in  der 
Aufzeichnung  der  adeligen  Besitzungen  (S.  231  ff.),  in  welchem 
i<  h   kein  Gut  auf  -ici,  -ovici  findet,  führt  der  Autor  zum  Beweis 


—    11    — 

seiner  Behauptungen:  1 282  villam  Ponmani  (pomicmow)  und  vilhi 
Cestconis  (S.  233),  welche  der  Verfasser  durch  Cursivschrift  als 
adeliges  Gut  bezeichnen  will,  in  demselben  Sinne  (als  adeliges 
Gut)  müssten  wir  das  Gut  Kadlubek's  villa  Negoslai  deuten,  wo- 
gegen Ncgoslavici  Widerspruch  erhebt.  Die  Erklärung  des  Autors, 
dass  das  Dorf  anfänglich  ein  Vorwerk  war,  später  mit  Bauern 
angesiedelt  worden  (S.  251  Hg.),  hebt  die  Bedenken  nicht,  diese 
werden  noch  durch  das  Citat  aus  Liber  locationis  clauslri  Hen- 
richow  vermehrt,  nach  welchem  Wisiutal  (ehemals  bestehend  aus 
Wadochwitz  und  Neteplaistba  =  wol  Netepla  istba)  früher  das 
Eigenthum  war  militis  satis  farnosi  laxae  nomine  etpropterea  qui- 
dam  Poloni  adhuc  appellant  ipsa/m  villam  jaxsitz,  nomen  praedicti 
müitis  mutantes;  Liber  fundationis  S.  88.  —  Im  Anschluss  daran 
sei  ein  anderes  Bedenken  erwähnt.  S.  245  sagt  der  Verfasser: 
As  do  poloivy  XIII  ivieku  zaden  szlachcic  nie  posiadal  w  swoim 
majqtku  ziemi  majqcej  nazwq  patronymieznq  (auf  -ice,  -owiee)  t.  j. 
nie  posiadal  osady  cldopskiej  (cf.  S.  236);  S.  250  heisst  es:  Wi- 
docznie  osady  (Bauerndörfer)  byly  od poczatkn  wylqcznq  wlasuoscia, 
hsiqzqt,  zas  ivsie-szlachty ;  dieser  Befund  wird  aber  abgeschwächt 
durch  die  folgende  Behauptung,  dass  dies  schon  für  das  XII.  Jahr- 
hundert nicht  ausnahmslos  die  Regel  war.  —  Ueber  die  Schen- 
kungen der  Fürsten  äussert  sich  der  Verfasser  S.  237:  Ksiqze, 
dawal  zwyczajnie  tylko  ziemie  iv  gruntach  ornyeh  —  bez  ludzi, 
aber   S.  215:    Najdawniejsze   daroivizny    ivymienialy  zwyczajnie 

l>r;:y  kazdej  ivsi  podaroivanej  takzc  i  ludnosc  osiadlq, jako 

ze  ludzie  byli  najwazniejszq,  czqsciq  daroivizny.]  Fin- 
den Historiker  ist  das  Studium  dieses  Buches  empfehlenswerth, 
für  die  polnische  Philologie  enthält  es  neben  vielem  Ueber- 
flüssigen  ein  wohlgeordnetes  Material  von  Ortsnamen,  mit  be- 
achtenswerthen  Erklärungen,  welche  durch  vergleichende  Belege 
und  durch  methodische  Ausführungen  gestützt  sind.  Eine  Reihe 
von  Ortsnamen  sind  hier,  nach  dem  Vorgang  von  Miklosich, 
zum  Theil  auch  zum  ersten  Mal  richtig  gedeutet :  Kujawy  aus- 
gerodete Landpartien,  bielawy  sumpfartige  Wiesen,  auf  denen 
biele  wächst,  lomy  arborum  fractiones,  lazy  „miejsea  wypalune  z 
zarosli  przysposobionc  na  orne  role",  shipia  piscatoria,  guty  ,,}mi< 
nieuzyteu,  brodla  (Bradlee)  Fels,  Trzemeszno  von  trzemeha  (cze- 
remeha)  benannt   von  Bärenlauch,  gryz  Kies,    sividno  von   steid" 


—     12     — 

Steineiche,  Tenczyn  (tencino  silvani  vulgari  sermone  tencino 
Duncupatam  a.  1319),  yivozd  (Gwoidzisc  etc.J  „mocny  las  na 
wjsgörm"  u.  s.  w.  Ebenso  finden  sich,  zum  Theil  urkundliche 
Erklärungen  für  Namen  kleinerer  Flüsse  und  Bäche:  Zwodnica 
alias  torrens  in  Liber  bcneficiorum  von  Dlugosz  II,  481,  Jawomik 
ein  aus  Eichenwald  entspringender  Bach,  Swidnlca  ein  aus  Stein- 
eichenwald rlicssender  Strom,  Bopczyca  Säuerling,  Sopot  rauschen- 
der Bach,  Przemsza  von  mech  abgeleitet.  Nicht  alle  Deutungen 
sind  gelungen:  Ben  292  Beniasx  167  und  ähnliche  sind  wol  auf 
Benedicttts  zurückzuführen,  Melgiew  168  ist  wol  aus  Mügeln  ent- 
standen, Syradz  (Siradz)  ist  kaum  Verdcrbniss  aus  Wszeradz,  weil 
nach  Ausweis  der  Urkunden  die  älteste  Form  Siradz  ist;  Köbier, 
Knhirrzyce  etc.  287  hat  mit  leobieta  und  dieses  Wort  kaum  etwas 
mit  hob'  (augurium)  zu  thun,  hohler  ist  wol  "Weber,  mit  kobierzec 
zusammenhängend;  dass  Wieliczka  mit  hol  zusammenhängt,  lässt 
sich  nur  vermuthen;  Ostach  149  ist  höchst  wahrscheinlich  auf 
Hhistachms  zurückzuführen;  über  zary,  zdzary  Abbrand,  s.  Arch. 
f.  slav.  Piniol.  VI,  127  (das  schlesische  Sarau  steht  damit  in 
Verbindung). 

Zur  Vervollständigung  des  polnischen  Wortschatzes  vor  1300, 
sofern  er  schriftlich  aufgezeichnet  wurde,  sind  folgende  nach  dem 
Erscheinen  der  zwei  soeben  besprochenen  Bücher  veröffentlichten 
l'rkundensammlungen  und  Werke  zu  nennen,  in  denen  die  pol- 
nischen Namen  und  Wörter  an  der  Hand  der  Register  leicht 
gefunden  werden  können: 

Codex  Diplomaticus  Maioris  Poloniae,  2.  Ausgabe  in  4  Bän- 
den, Posen  1877 — 1881   (mit  einer  Karte  von  Grosspolen). 

Monumenta  Medii  aevi  historica,  herausgegeben  von  der 
Krakauer  Akademie  der  Wissenschaften.  Band  I:  Codex  Diplo- 
maticus Cathedralis  Cracovicnsis,  erster  Theil  (1166 — 1366), 
Krakau  1874  mit  zwei  Registern:  Band  III :  Codex  Diplomaticus 
Poloniae  Minoris,  erster  Theil  (1178  —  1386)  1876,  mit  zwei 
Registern;  Band  V:  Codex  Diplomaticus  Civitatis  Cracovicnsis, 
ereter  Theil  (1257—1506),  enthält  nur  zwei  Urkunden  aus  dem 
XIII.  Jahrhundert. 

Codex  Tinecensis  ed.  Kefrzynski  und  Smolka,  Lcmberg  1875. 

Perlbach,  Preussische  Regesten  bis  zum  Anfang  des  XIII.  Jahr- 
hunderts, Königsberg  1876. 


-    13    - 

Perlbach,  Pommerellisches  Urkundenbuch,  Bd.  I,  Danzig  188'2. 

(Hasselbach,  Kosegarten  und  von  Medera,  Codex  Dipl. 
Pomeraniae,  Band  I,   Greifswald   1843.) 

Regesten,  Berichtigungen  und  Ergänzungen  zum  Codex 
Diplom.  Pomeraniae  I,  Stettin  1868. 

Regesten  zur  Sehlesischen  Geschichte  von  Grünhagen.  Band  I, 
Breslau  1876,  2.  Ausgabe  (965—1250)  mit  einem  Register:  Theil  IL 
1875  (1250—1280)  mit  einem  Index:    Theil  III,  1879. 

Die  Deutung  von  alten  Ortsnamen  in  Preussen  ist  gefördert 
worden  von:  Dr.  Ketrzynski  Nazwy  miejscowc  polskie  Prus 
Zachodnieh,  Wschodmch  i  Pomarza .  wras  e prze&wiskami  memieeMemi, 
Lemberg  1879;  alte  polnische  urkundliche  Personen-  und  Orts- 
namen in  dem  ehemaligen  Ordenslande  Preussen  hat  derselbe 
Gelehrte  in  eingehender  "Weise  beleuchtet  in  dem  Werke  0  Ju- 
dnosci  polskiej  w  Prusicch  niegdys  KrzyzacMcli,  Lemberg  1882. 
Vgl.  J.  Karlowicz,  0  imionach  wlasnyeh  pölskich  inicjsc  i  nsöl>  in 
PamiftniJ;  fi.zyograficzny  Y,  Warschau  1885.  —  Pommersche  Orts- 
namen aus  alter  polnischer  Zeit  hat  erklärt :  Dr.  med.  Beyers- 
dorf in  mehreren  beachtenswerthen  Abhandlungen  unter  dem 
Titel:  Slavische  Streifen,  in  den  Anlagen  zu  Baltische  Studien: 
IV.  Ortsnamen  von  Wolin  und  Usedom  (1881);  Y.  Flussnamen 
in  Pommern  (ebenda):  YI.  Köln  und  Berlin  (ebenda):  VII.  Der 
Name  Stettin  (ebenda).  In  der  Anlage  zu  Baltische  Studien 
1882 — 1883  finden  sich  VIII.  Die  slavischen  Ortsnamen  des 
Kreises  Franzburg;  IX.  Slavische  Ortsnamen  im  Kreise  Grimmen 
(ebenda);  X.  Slavische  Ortsnamen  des  Kreises  Greifswalde; 
XI.  Ortsnamen  des  Eilandes  Rügen  (ebenda),  zwei  Abhandlungen. 
Dr.  Beyersdorf  hat  die  Eintheilung  der  Ortsnamen  von  Wojcie- 
chowski  zu  Grunde  gelegt :  a)  Garde  und  Festen,  b)  Geschlechts- 
sitze, c)  Besitzdörfer  praedia,  d)  Abbauorte  partes  adnexae. 
Andere  Abhandlungen  des  Verfassers  sind  mir  nicht  bekannt.  — 
Zur  Yergleichung  seien  angeführt:  die  recht  sorgfältige  Abhand- 
lung von  Prof.  Brückner,  Die  slavischen  Ansiedelungen  in  der 
Altmark  und  im  Magdeburgischen,  gekrönte  Preisschrift,  Leipzig 
1879;  P.  Kühnel,  Die  Slavischen  Ortsnamen  in  Meklenburg, 
Neubrandenburg  1882;  Dr.  Grössler,  Die  slavischen  Ansiede- 
lungen im  Ilassengau,  Arch.  f.  slav.  Phil.  Y,  333  flg.:  O.  Kämmel, 
Die    slavischen  Ortsnamen   im   nordöstlichen  Theile  Niederöster- 


—     14     - 

reichs,  Arch.  f.  slav.  Phil.  VII,  256  ff.;  ausserdem  die  älteren 
(kaum  brauchbaren)  Arbeiten:  V.  Jacobi,  Die  Bedeutung  der 
böhmischen  Dorfnamen,  Leipzig  1856;  Prof.  AI.  Buttmann,  Die 
deutschen  Ortsnamen  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  urspr. 
wendischen  in  der  Mittelmark  und  Niederlausitz,  Berlin  1856; 
Cybulski ,  Slavische  Ortsnamen  der  Insel  Potsdam,  Berlin  1859, 
und  andere. 

Unter  den  vielen  einzelnen  schriftlich  überlieferten  polnischen 
Wörtern  aus  der  Zeit  vor  1300  findet  sich  nur  ein  Mal  ein  zu- 
sammenhängender Text,  und  zwar  ein  kurzer  Satz,  den  der 
zweite  Bearbeiter  des  Liber  fundationis  claustri  Heinrichow  bei 
Gelegenheit  der  Geschichte  des  Klostergutes  Brulcaliz  s.  a.  1270 
erzählt  (Stenzel,  Gründungsgeschichte  des  Klosters  Heinrichau, 
Breslau  1854,  S.  60).  Die  Veranlassung  zu  der  Benennung  der 
Besitzung  sei  der  Name  des  ehemaligen  Besitzers  „Brucal"; 
dieser  habe  einst  zu  seiner  Frau,  da  sie  vom  Drehen  der  Hand- 
mühle müde  gewesen,  die  Worte  gesagt:  day  ut  ia  pobrtesa  a  ti 
pogiwaii    ,,sic    iste   Bohemus    uicissim    molebat   cum    uxore,    ibi 

vertebat  quandoque  lapidem  sicut  uxor cui  vir  suus,  idem  B., 

compassus  dixit:  sine  ut  ego  etiam  molam,  hoc  est  in  polonico  : 

day  ut  etc Quod  videntes  vicini,  licet  tunc  pauci,  appella- 

bant  eum  Boywal  Brucal,  inde  est  quod  sua  posteritas  tota 
vocatur  Bmcalis."  Der  Umstand,  dass  Boguphal  Bohemus  ge- 
nannt wird  und  dass  man  in  dem  zweiten  Worte  ut  einen  Druck- 
fehler für  at  (=  at')  vermuthen  könnte  —  Heinrichau  bei 
Mi'msterberg  liegt  auch  nicht  weit  von  der  böhmischen  Grenze  — , 
könnte  darauf  führen,  dass  jener  Boguphal  die  angeführten  Worte 
böhmisch  gesprochen  habe.  Indess  sowohl  der  Zusatz :  hoc  est 
in  polonico,  als  auch  die  wenigen  Worte  selbst  zeigen,  dass  hier 
polnische  Worte  zu  Pergament  gebracht  worden  sind.  Zunächst 
lese  ich  für  ut  —  ot\  was  pöbrusa  anbetrifft,  so  ist  es  von  dem 
Oiisnamen  Brukaliz  nicht  zu  trennen,  so  heisst  der  Ort  8.  14, 
S.  59 — 67  mehrere  Male,  so  auch  im  Register,  und  Brucal  an  der 
angeführten  Stelle  S.  60  ist  Brukat ,  nicht  Bruscd  zu  lesen;  so 
bietet  der  Stamm  einen  Ä-Laut,  und  ich  glaube  in  dem  vierten 
Worte  nicht  pobrusiti,  sondern  pdbruöeti  zu  finden  (brucHl  np. 
buregee  heisst  brummen,  summen).  Die  Stelle  ist  zu  lesen:  day 
Ot   in  pobruea   a    li  p&ewai,    sinngemäss:    day   ot    ia  jtobrnrä  a   ty 


-    15    - 

pociway,  lass,  ich  werde  etwas  Summs  machen  und  Du  ruhe  aus. 
Bei  dieser  Interpretation  sind  diese  Worte  polnisch  gesprochen 
worden,  pobrusa  d.  h.  pohrurä  ist  polnisch,  cechisch  musste  es 
pdbruciu  oder  pobrucim  heissen. 

Ausserdem  sind  noch  zwei  Fragmente  von  zusammenhängen- 
den Wörtern  anzutreffen :  in  der  Chronik  des  Boguphal  (Einlei- 
tung, die  aber  möglicherweise  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XIV.  Jahrhunderts  geschrieben  wurde)  bei  der  Erklärung  des 
Namens  Dalmatien:  regnum  Dalmacie  daJa  macz,  quasi  dedit 
mater,  Sommersberg  Scriptores  rr.  Sil.  II,  19.  Ein  anderes  Frag- 
ment, welches  über  das  Jahr  1300  hinausgeht,  befindet  sich  in 
einer  Urkunde  des  Klosters  Bukow  vom  Jahre  1304  (in  einem 
fehlerhaften  Copialbuch  des  XVII.  Jahrhunderts  überliefert),  wo 
als  Aussteller  genannt  wird:  Vengeke  Prawi  Curriwisin  de  Sol- 
foowe,  zu  lesen  Wircek  prawy  krhvi  syn  de  Zolkowie  (Ciolkowie?), 
Wenzek  legitimen  Blutes  Sohn  der  S.  Eheleute.  Dass  prawy 
gen.  sg.  femin.  des  adiect.  prawy  in  nominaler  Form  ist,  bedarf 
keiner  näheren  Erklärung. 


Die  Epoche  des  XIV.  und  XV.  Jahrhunderts, 


Sprachdenkmäler  in  prosaischer  Form. 

I.  Einzelne  Wörter  und  Fragmente.  In  den  lateinischen  Texten 
des  XIY.  und  XV.  Jahrhunderts  finden  sich  ziemlich  häufig  ein- 
zelne polnische  Wörter,  Glossen1),  die  über  dem  Text  oder  an 
den  Rand  geschrieben  sind,  als  Erklärung  der  betreffenden 
lateinischen  Ausdrücke,  zuweilen  ganze  Redewendungen  oder 
Sätze,  als  wörtliche  oder  sinngetreue  Uebersetzung  der  latei- 
nischen Stellen.  Lexicalische  Zusammenstellungen  inhaltlich  zu- 
sammenhängender Wörter  sind  selten,  häufiger  lateinische  alpha- 
betische Wörterverzeichnisse,  in  denen  manchen  AVörtern  die 
polnische  Bedeutung  beigefügt  ist2).  Auch  in  polnischen  Texten 
finden  sich  Glossen,  theils  zwischen  die  Zeilen,  theils  in  den 
Text  selbst  hineingeschrieben. 

Einzelne  Wörter  und  Redensarten  finden  sich  in  lateinischen 
Texten:  1)  in  Predigten  und  anderen  zum  kirchlichen  Gebrauch 
bestimmten  Rüchern.  In  lateinisch  geschriebenen  (wol  meist 
abgeschriebenen)  Predigten  finden  sich  hin  und  wieder  polnische 
Ausdrücke  und  Redensarten,    welche   der  Besitzer,    Abschreiber 


')  Vgl.  über  altdeutsche  Glossen  und  ihre  Beurtheilnng  Docen,  Miscel- 
lanea  I,  1*0!);  Hoffmann  von  Fallersleben ,  Althochdeutsche  Glossen,  Breslau 
1826;  B.  Räumer,  Einwirkung  des  Christenthuras  auf  die  althochdeutsche 
Sprache,  Stuttgart  184;'»,  hier  sind  Glossare  und  Arbeiten  über  dieselben  bis 
184T>  aufgezählt. 

2)  Auf  Orts-  und  Personennamen  in  lateinischen  Urkunden,  Chroniken 
und  anderen  Schriften  geschichtlichen  Inhalts  wird  hier  nicht,  Rücksicht  ge- 
nommen,  weil  diese  für  das  XIY.  und  XV.  Jahrhundert  nicht  systematisch 
jeoi  dnel  sind. 


—     17     — 

der  Predigten  proprio  Marte  oder  aus  der  Vorlage  über  den  Text 
oder  an  den  Rand  schrieb,  um  bei  der  polnischen  Predigt  davon 
Gebrauch  zu  machen,  oder  um  das  Lesen  der  lateinischen  Pre- 
digten sich  oder  anderen  zu  erleichtern. 

a)  Solche  polnische  Glossen  fand  Maciejowski  in  einer 
Sammlung  lateinischer  Predigten,  die  in  einer  Handschrift  aus 
dem  XIV.  Jahrhundert  in  der  Raczynski'schen  Bibliothek  in 
Posen  enthalten  sind,  und  über  die  er  im  Dod.  101  kurz  be- 
richtet. Die  wenigen  Glossen,  welche  Maciejowski  anführt,  sind 
retro  precs,  arma  sbroya,  induratum  cor  meum  tivarde  sakamyale 
syerese,  filie  Jersusalem  ist  wiedergegeben  durch  die  Worte: 
juiiri/e  y  pany  (sie)  myeszlcyc,  bei  omnes  articuli  vertebantur  in 
Christi  corpore  et  cetere  vene  heisst  es:  trzescmhj  ivsztjthlcy  st<ur;i 
y  szyly.  —  In  diesen  Predigten  sollen,  was  Maciejowski  nicht 
sagt,  nach  einer  sicheren  Mittheilung,  sehr  viele  polnische  Glossen 
und  mehrere  polnische  Gebete  sich  finden. 

b)  Polnische  Glossen  in  den  lateinischen  ,,Gnesener 
Predigten".  In  einer  Handschrift  der  Kathedralbibliothek  zu 
Gnesen  aus  der  Zeit  c.  1420,  190  Blatt  in  Q.  stark,  mit  dem 
Titel:  Antiquae  conciones  Polonicae  et  Latinac,  befinden  sich 
lateinische  Predigten  mit  interlinearen  polnischen  Glossen  und 
7  polnische  Predigten,  diese  auf  den  ersten  14  und  den  letzten 
13  Blättern,  doch  enthalten  die  vorderen  Blätter  zum  Theil  auch 
lateinische  Predigten,  so  Bl.  5—10,  13  und  ein  Theil  des  Bl.  11. 
Die  polnischen  Predigten  (zum  Theil  auch  faesimilirt)  und  die 
polnischen  Glossen  mit  den  betreffenden  lateinischen  Stellen,  zu- 
sammen mit  einigen  Beigaben,  gab  Graf  Tit.  Dzialyriski  unter 
dem  Titel  Zahytch  daivnej  moivy  pölsMej,  Posen  1857,  in  Q.,  heraus. 
Herr  L.  Jagielski  las  und  erklärte  den  polnischen  Text;  die  Er- 
klärung ist  durch  neupolnische  Transscription  gegeben.  Genaue 
Beschreibung  der  Handschrift  s.  Dr.  Erzepki,  Der  Text  der 
Gnesener  Predigten,  Posen  1885.  Obgleich  die  lateinischen  Pre- 
digten mit  den  Glossen,  nach  dieser  Beschreibung  S.  2,  von 
einer  früheren  Hand  geschrieben  sind,  als  die  polnischen  Pre- 
digten, so  kann  der  Abstand  nicht  gross  sein :  die  Aufzeichnung 
der  polnischen  Predigten  wird  nach  einer  ungefähren  Schätzung 
in  die  Zeit  c.  1420  gesetzt:  die  glossirten  lateinischen  sind  nach 
dem  Jahr  1404  geschrieben,    weil  das  Papierzeichen  aus  diesem 

Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  2 


—     18     — 

Jahre  ist;  die  Sprache  der  polnischen  Glossen  ist  mit  der  der 
polnischen  Predigten  ziemlich  gleichzeitig,  diese  sind  wol  gegen 
das  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  enstanden,  der  auf  uns  gekom- 
mene Text  ist  eine  Copie  (s.  unt.  Predigten).  Die  polnischen 
Glossen,  in  der  Ausgabe  S.  37 — 49,  über  dem  lateinischen  Text 
oder  am  Rande  (von  derselben  Hand)  eingeschrieben,  etwa  über 
200  an  der  Zahl,  bieten  nicht  blos  einzelne  Wörter,  sondern  auch 
ganze  Redewendungen;  viele  derselben  sind  durch  iscy  d.  h.  izci, 
durch  izc  oder  ähnliche  eingeleitet,  mit  welcher  Partikel  der 
Glossator  wahrscheinlich  das  lateinische  id  est  meinte.  Da  uns 
über  die  lateinischen  Predigten  mit  den  polnischen  Glossen,  In- 
halt jener  und  Verhältniss  dieser  dazu,  genaue  Nachrichten  fehlen, 
so  sei  im  Allgemeinen  über  die  polnischen  Einzeichnungcn  be- 
merkt, dass  sie  nicht  überall  die  wörtliche  Uebersetzung  der 
lateinischen  Stellen  bieten,  vorausgesetzt,  dass  der  Herausgeber 
bei  der  Anführung  der  lateinischen  Stellen  die  nötige  Sorgfalt 
anwendete.  Wenn  also  S.  46  neben  drugy  przcsetl  gest  steht: 
deinde  quidam  in  pontificali,  so  weiss  man  nicht,  ob  der  Heraus- 
geber das  Verbum  des  lateinischen  Textes  ausliess  oder  ob  es 
im  lateinischen  Text  überhaupt  nicht  steht,  das  polnische  also 
eine  freie  Interpretation  des  Lateinischen  ist.  —  Auf  S.  41  steht 
neben  dem  polnischen  Text:  ysecz  on  saprafdfi  to  bogadstivo  bil 
gest  dobrze  rosgodzil  ysecz  on  gest  ge  po  mfidroscy  traiiil  im  La- 
teinischen: Iste  bene  dispensaverat  de  suis  divitiis,  in  quo  eius 
sapientia  demonstratur,  so  ist  klar,  dass  die  polnische  Einzeich  - 
nung  nicht  eine  Uebersetzung  der  lateinischen  Stelle  ist,  sie  sieht 
vielmehr  so  aus,  als  ob  der  allgemeine  Sinn  der  lateinischen 
Stelle  auf  zweifache  Weise  ausgedrückt  würde,  ein  Mal  bogatstivo 
dobrze  rozgodzü,  das  andere  Mal  bog.  po  mqdrosci  traivil.  Wenn 
der  Glossator  zu  der  lateinischen  Stelle :  quo  castior  homo  in 
hoc  mundo  die  Worte  einzeichnet:  ysey  gimey  clouek  na  temtho 
sveeze  gest  syvota,  so  wäre  entweder  czystszego  zu  suppliren,  oder 
zywota  hätte  keinen  Sinn,  vorausgesetzt,  dass  aus  dem  latei- 
nischen Text  vom  Herausgeber  nicht  etwas  ausgelassen  ist.  Dass 
die  Uebersetzung  meist  nur  eine  freie  und  sinngemässe  ist,  sieht 
man  aus  mehreren  Stellen ,  so  steht  S.  40  im  lateinischen 
Text:  verba  vestra  et  promissiones  pluviae,  terrores  vero 
Hamma  etc.,   polnisch   heisst  die  Stelle  so:    aliecz  mona  vasa 


—     19     — 

a  dary  vasc  s0my  (sq  mi)  gaho  proch,  grosa  gako  ogzen 
na  scenc  napysani;  dary,  proch  und  ogzcü  sind  ganz  freie 
Uebersetzungsausdrücke,  na  scienic  napisany  aber  ein  Zusatz.  — 
An  einigen  Stellen  hat  man  auch  Bedenken,  ob  der  Herausgeber 
richtig  gelesen  hat ,  dies,  bezieht  sich  nicht  auf  den  eigentlichen 
Text,  der  sich  ohne  die  Handschrift  nicht  controliren  lässt,  son- 
dern auf  die  vom  Herausgeber  hinzugefügte  moderne  Trans- 
scription. S.  37  lesen  wir:  sinlcoivacz  pice  nebeske  disaez  on  to  pice 
flal  gest  ftento  s0d  gy  on  sam  byl  ocyscil.  Die  lateinische  dabei 
angeführte  Stelle  zeigt  zunächst,  dass  der  Glossator  wieder  nicht 
wörtlich  übersetzte;  ohne  die  Handschrift  ist  es  unmöglich,  für 
das  Wort  disaez  einen  plausiblen  Sinn  zu  finden,  weil  der  Zu- 
sammenhang fehlt,  der  Herausgeber  las  dyzac ,  was  ein  Räthsel 
ist,  man  möchte  dzisiac  lesen.  S.  39  steht  pyszc  s0  nam  oueselu 
svadzebnem  ge  s0  bylo,  was  der  Herausgeber  liest:  pisze  siq  natu 
o  weselu  sivadzicbnem  je  siq  bylo.  Dieses  je  sie.  bylo  ist  unver- 
ständlich oder  willkürlich,  der  lateinische  Text,  so  viel  aus  ihm 
angeführt  ist,  „agitur  de  nuptiis  sponsalibus,  quae  fuerunt  inter 
X.  et  sanetam  Agatham",  lässt  vermuthen,  dass  in  ges0  bylo 
ein  Fehler  ist  für  gese  bylo  d.  h.  jeze  bylo.  —  S.  39  steht  a  sa- 
pmfdfi  szczestna  gest  ta  devieza  cJws  gest  sdana  za  tego  obhibcncza, 
was  der  Herausgeber  las  szczesna  und  cos  jest  zdana,  das  letzte 
ist  sicher  falsch  für  cöz,  ebenso  wie  in  der  Glosse  S.  47  clios  ne 
n0dz0  qui  non  affligunt,  szczesna  aber  schliesst  sich  an  das  Ueber- 
lieferte  nicht  an,  welches  szczestna  zu  lesen  ist,  szczestny  leitete 
der  Glossator  von  czesc  ab.  Die  polnische  Einzeichnung  ^r^msow 
zu  der  lateinischen  Stelle  innixus  scalae  Jacob  verbesserte  der 
Herausgeber  in  przyveson  und  las  przywieszon,  er  kannte  das 
"Wort  przyrzcszyb  nicht,  welches  im  Ps.  Flor.  140,  7  steht;  auch 
kannte  er  wol  das  Wort  smierny  nicht,  weil  er  S.  46  yse  s0  bili 
talco  smerni  las:  ige  sq  byli  tako  zmierni.  Ob  das  "Wort  gatJca 
S.  48  richtig  jatJca  und  pireshost  richtig  przezhost  gelesen  ist,  ist 
vor  der  Hand  nicht  zu  entscheiden,  das  erste  ist  nicht  unwahr- 
scheinlich, przezhost  aber  mag  30  viel  heissen  als  bczlcost,  ein 
Adiectivum  in  nominaler  Form,  welches  dem  von  Linde  ange- 
führten bczhosty  entspricht,  und  welches  allerdings  eine  freie 
Ucbersetzung  des  lateinischen  contractus  ist,  bczhosty  erklärt 
Linde   durch  die  Worte:    Jcruche  hosci  majqcy.   topali  S.  37    soll 

2* 


—     20     — 

wol  nicht  topali ,  sondern  topiali  gelesen  werden,  von  topiec, 
Wurzelwort  derselben  Bedeutung  wie  tonac  f.  topnqc;  ge  etc.  S.  39 
ist  ge  richtig  je  gelesen  für  das  heutige  jej. 

In  Bezug  auf  die  lautlichen  Eigentümlichkeiten  der  Gne-, 
sener  Glossen  bemerke  ich  zunächst,  dass  in  ihnen  fast  aus- 
nahmslos die  Silbe  ir  zwischen  Consonanten  auftritt,  wo  das 
heutige  Polnisch  ier  kennt  für  einen  ehemaligen  weichen  Halb- 
vocal  mit  r,  also  utwirdzona  40,  napirwe  44,  cirpicli  45,  cirpiano 
46,  utwirdyl  48  und  andere,  selbst  rosirzil  (rozszerzyl)  und  zyrotam 
S.  44,  doch  findet  sich  einmal  merszficzhy,  d.  h.  mierziaczlä 
afflictiones  auf  S.  47.  Bemerkenswerth  ist  ferner,  dass  während 
für  alle  Nasalvocale  das  Zeichen  0  gebraucht  ist,  das  Wort  swiety 
einmal,  S.  45,  swanti  geschrieben  ist,  das  Wort  swiety  mag  auch 
zu  den  Wörtern  gehört  haben,  die  sich  am  längsten  in  der  Form 
swiqty  erhalten  haben  (mit  nasalirtem  a).  Ubogie  heisst  S.  46 
vbodze  (d.  h.  tibodzie),  ogien  aber  ogzien  S.  40.  (Siehe  über  diese 
Eigenthümlichkeiten  unten  bei  dem  Abschnitt  über  die  polnischen 
Predigten.)  Die  Gepresstheit  der  Vocale  ist  vielleicht  einmal  ausge- 
drückt, nämlich  in  molare  f.  malarg  S.  46;  wenn  S.  45  steht  na 
pomficzy  mecz,  so  ist  nicht  anzunehmen,  dass  hier  ein  gepresstes 
a  zum  Ausdruck  gelangen  sollte,  da  S.  46  na  pamtfczy  steht  und 
da  die  Partikel  pa  in  pagorek,  paznoglcc,  pasierb  etc.  ein  offenes 
a  hat.  Beachtenswerth  ist  podcrsan,  d.  h.  poderzan  f.  podejrzan 
(Salomon  podcrsan  S.  47) ,  was  an  das  Wort  dordzialy  f.  dojrmhf 
bei  Samuel  Twardowski  (XVII.  Jahrhundert)  erinnert;  beachtens- 
werth sind  auch :  mistrzewie  38,  poiviedac  38,  na  scienic  40,  aber 
giviazdzie  38.  Aus  dem  Formenbestande :  swantim  dnem  dat. 
pl.  45,  die  Dualform  dwa  szczyta  43,  cicsli  n.  pl.  41 ;  die  Adiectiva 
und  Pronomina  endigen  im  fem.  sg.  gen.  dat.  loc.  nicht  auf  e?, 
sondern  auf  c:  sv0te  Agaty  39,  mysl  telo  dcjhj,  ot  uari  Icrescganshc 
40  etc.;  die  sonstigen  beachtenswerthen  Formen,  wie  z.B.  op- 
czmvanym  37,  siveselim  46,  przicz,  d.  h.  przyc  f.  p>rzyic  heute  przyjsc 
und  ähnliche  sind  in  dem  Anfange  des  XV.  Jahrhunderts  durch- 
aus die  Regel.  —  Das  Wort  hazdy  heisst  an  zwei  Stellen  (S.  39 
und  41)  Jcalsdi  d.  h.  Jcalzdy;  das  Wort  wszystck  heisst  wszytclc  oder 
wszychi;  das  Wort  mezobojea  heisst  S.  41  mfiszoboczcza,  d.h.  mezo- 
bocca,  abgeleitet  von  bodo,  ich  durchbohre;  das  heutige  Wort 
ikaraäny  hässlich  lautet  szarcdny  44;    einmal  kommt  das  Wort 


—     2t     — 

zdziac  vor,  nomen  imponerc:  sdzal  41;  die  Worte  dzisiaj,  luczoraj, 
tutaj  treten  in  der  Form  ohne  das  angeschobene,;'  auf:  dzisa  46, 
f'czora  46,  tuta  38,  ebenso  wiqce  f.  ivicccj.  Das  Wort  smartf  foetor 
38  ist  wol  ein  Fehler,  S.  43  steht  das  richtige  smrot  f.  smröd. 
Der  Glossator  kennt  nur  miec  habere,  wol  aber  imienie  S.  41. — 
Sehr  bcmerkenswerth  ist  das  Vorkommen  des  Verb,  ivlodzq:  yse 
sob0  fsicska  neflodzfi  40,  es  ist  das  sonst  nicht  vorkommende 
primäre  Vcrbum  zu  dem  iterat.  ivladam.  Ausserdem  sind  zu 
notiren:  scie  (porfidne  sczc  venerabilis  processioj,  trzashaivica  ful- 
gur  45,  czloivick  zapieldy  induratus  42,  Jcrzyzyc  43,  sonst  nicht 
vorkommend,  welches  wohl  mit  xQi<j(.ia,  lat.  chrisma,  asl.  hrizma, 
mit  c.  Tifizmo,  pol.  chrzyzmo  oder  hrzyzmo  zusammenhängt  (die 
Stelle  lautet :  przes  ein  bisJcupy,  choscy  criszfi,  die  lateinische  Stelle 
ist  nicht  angeführt).  Wysepaivszy  ist  Glosse  zu  den  Worten: 
evulsis  mamillis  decollari  eam  iussit  49;  vgl.  siepaez.  Bcmerkens- 
werth ist  die  Stelle:  Jcamcncm  nc  moson  gest  slomiez  non  potuit 
frangi  S.  38. 

c)  Glossen  in  lateinischen  Predigten  des  XV.  Jahrhunderts, 
mitgetheilt  von  Przyborowski,  s.  unter  Predigten. 

d)  Polnische  Glossen  in  Quadragesimale  super  epistolas  aus 
einer  Prager  Handschrift  von  c.  1448,  mitgetheilt  von  Professor 
Malinowski  in  Sprawozdania  I,  295  sq.,  mit  einer  Beschreibung 
des  Codex  und  der  Sprache  der  Glossen.  Die  etwa  180  —  200 
Glossen,  mit  wenig  Ausnahmen  einzelne  Wörter,  mitunter  zwei 
Synonyma,  geschrieben  von  einem  wenig  geübten  Schreiber  oder 
Abschreiber,  der  sich  durch  das  Böhmische  so  sehr  beeinflussen 
Hess,  dass  er  selbst  Formen,  wie  sszem  (d.  h.  sem  ich  bin), 
proszim  (d.  h.  prosim),  szucö  (d.  h.  souce  seiend)  gebrauchte  (die 
Synonyma  sind  mitunter  durch  neb  verbunden),  bieten  wenig 
Gewinn  für  die  Kenntniss  der  polnischen  Sprache  in  der  Mitte 
des  XV.  Jahrhunderts. 

Der  Text  bietet  zuweilen  Anlass  zu  Zweifeln.  Zunächst 
gewinnt  man  aus  einigen  Glossen  die  Ansicht,  dass  dem  Glossator 
die  Sprache  wenig  bekannt  war:  (mittitc)  po  zuzanq  zenyc  (sie), 
(recordarentur)  iudiciorum  na  sanda,  Jcmrabetyc  soll  heissen 
(ccchisch)  h  mrahotye  und  anderes.  Vielleicht  hat  der  Glossator 
bloss  abgeschrieben.  Wenn  wir  unter  ac  lesen:  iaez  aez  nyqscz 
zu  den  lateinischen  Worten :  ecec  morior  cum  nihil  horuin  feecrim, 


—     22     — 

so  weiss  man  nicht,  ob  das  räthsclhafte  nyqscz  bloss  nie  (etwa  f. 
mfce)  bedeuten  soll,  wie  Malinowski  anzunehmen  scheint,  oder  ob 
es  ni  az  heissen  soll,  wie  derselbe  Gelehrte  im  Lexicon  vermuthet, 
oder  ob  es  etwa  bloss  den  allgemeinen  Sinn  der  lateinischen 
Stelle  andeuten  soll,  dann  wäre  es  ny(<i)scz  d.  h.  niszcz  (pauper) 
zu  lesen.  In  der  polnischen  Glosse  nadrobyl  ivyeczczuszky  intri- 
verat  pancs  in  alveolo  vermuthet  Malinowski  nicciiszki,  mit  dem- 
selben Recht  könnte  man,  mehr  an  das  buchstäblich  Ueberlieferte 
sich  anlehnend,  iv  jcdcuszlä  lesen  und  darin  ein  altes  Wort  ver- 
muthen,  niccJcl  können  auch  weder  zum  Kochen  noch  zum  Essen 
gebraucht  werden.  In  rzye/dyc  Jcrzytvyc  szwadcczthwo  ist  rzycJdyc 
nicht  plur.  rzeläi,  wie  Malinowski  transscribirt,  sondern  dualis 
rzelde,  wie  aus  der  lateinischen  Stelle  erhellt:  Daniel  convicerat 
eos  falsum  dixisse  testimonium;  scheradnoszczy  ist  nicht  sJceradnosci, 
sondern  szeradnoscl  zu  lesen  (s.  oben  Abschnitt  über  die  Gne- 
sener  Glossen).  —  Bemerkcnswerth  sind:  die  Silbe  ir  zwischen 
Consonantcn:  czirpqczy,  scirpyala  gest  u.  s.  w. ;  opecs  d.h.  opirc 
(wieder),  geschrieben  mit  q;  ferner  bociem  enim,  ciqza  (gesetzt 
als  synonym  zu  zaMad)  pignus,  nqdzyczy  (d.  h.  nedtiic)  affligere, 
ozeezcza  (d.  h.  wol  orzcczca)  criminator,  ivycyzrzmye  (d.  h. 
tvejzrzenie  mit  eingeschaltetem  j,  —  nicht  iviejzrzenic ,  wie  Mali- 
nowski liest,  das  y  hinter  w  hat  keine  Bedeutung,  cf.  dlugowyc- 
cznye).  —  Scsnaivqncz  ist  wol  ein  Fehler  für  zeznawajqc;  nyc- 
masJcy  hat  Malinowski  richtig  als  Fehler  für  nycmyasJcay  (d.  h.  wie 
miaszkaj  ne  moreris)  erkannt. 

c)  Glossa  super  epistolas  per  annum  dominicales. 
Es  sind  zahlreiche  polnische  Eintragungen  in  lateinisch  ge- 
schriebenen Lectiones,  wie  sie  an  Sonn-  und  Festtagen  gelesen 
werden,  mit  lateinischen,  zum  Theil  polnischen  Erklärungen. 
Diese  Pericopen  mit  dem  Commcntar  finden  sich  in  einer  Hand- 
schrift des  Ossolinianum  in  Lemberg  (N.  413)  aus  dem  XV.  Jahr- 
hundert, geschrieben  auf  festem  Papier  in  den  Jahren  1462  bis 
14G8,  etwa  14G5.  Die  polnischen  Glossen,  einzelne  Wörter, 
Redensarten  und  auch  ganze  Sätze,  zusammen  mit  den  latei- 
nischen  Stellen,    hat  Dr.  Wislocki   herausgegeben   in   Spraivozd. 

I,  1  —  141  mit  einer  eingehenden  Würdigung  dieses  Sprachdenk- 
mals und  mit  einem  Lexicon;  cf.  Nehring  in  Arch.  f.  slav.  Phil. 

II,  309  ff.      Es   sind  53  Pericopen    meist    aus    den  Briefen   des 


—     23     — 

heiligen  Paulus,  Petrus,  Jacobus  und  Johannes  mit  Commentaren 
(Glossen  nannte  man  dies  im  Mittelalter);  die  polnischen  Ein- 
tragungen ,  welche  sich  sowohl  auf  den  Text  der  Lectionen  als 
auch  auf  die  Erklärungen  derselben  beziehen,  sind  entweder 
einzelne  Wörter,  oft  mit  einem  oder  mit  zwei  Synonymen  dabei 
oder  ganze  Redewendungen;  viele  von  ihnen  bieten  mehr,  als  die 
betreffende  lateinische  Stelle  und  sind  somit  zu  freien  Erklä- 
rungen geworden.  —  Die  Handschrift  gehörte  dem  Dominikaner- 
Convent  in  Lemberg.  Nach  Wislocki  ist  der  lateinische  Text 
zusammen  mit  den  polnischen  Beigaben  aus  einem  1447  entstan- 
denen Original  von  einem  weder  mit  dem  Latein  noch  auch  mit 
dem  Polnischen  recht  vertrauten  Abschreiber,  einem  Ruthenen, 
c.  1465  copirt,  dessen  Verlegenheit  und  Unbeholfenheit  in  zahl- 
reichen Fehlern  zu  bemerken  ist ;  gegen  das  Ende  des  XV.  Jahr- 
hunderts hat  ein  unberufener  „junger  Theologe"  die  polnischen 
Eintragungen  durch  Radirungen  oder  Aenderungen  einzelner 
Buchstaben  oder  Wörter  zu  corrigiren  gesucht,  dabei  blieb  manche 
ausradirte  Stelle  (selbst  für  ganze  Sätze)  leer;  neue  Glossen 
hat  diese  Hand  nicht  hinzugefügt. 

Trotz  der  grossen  Sorgfalt  der  Herausgabe  geben  der  Text 
und  die  Erläuterungen  desselben  in  der  Vorrede  des  Heraus- 
gebers und  in  dem  Lexicon  zu  manchen  Bedenken  Anlass.  Zu- 
nächst ist  zu  bemerken,  dass  der  Text  an  manchen  Stellen 
trotz  der  Correcturen  des  „jungen  Theologen"  vom  Ende  des 
XV.  Jahrhunderts  an  einigen  Stellen  verdorben  und  unverständ- 
lich ist.  So  ist  die  Stelle  zu  VI,  2:  osclmadzyny  bandze  wasze 
dusze  albo  szmyszloiv  zwnatrznycli  dunkel;  die  lateinische  Stelle: 
sed  reformamini  in  nouitate  sensus  vestri  giebt  wenig  Aufklä- 
rung, sie  zeigt  nur,  dass  in  nouitate  ganz  übergangen  ist;  das 
albo  in  der  polnischen  Eintragung  deutet  darauf  hin,  dass  die 
polnische  Deutung  der  lateinischen  Stelle  zwei  Mal  gegeben  ist, 
das  zweite  Mal  freilich  blos  in  Bezug  auf  sensus  vestri.  Man 
möchte  zunächst  in  bandze  einen  Fehler  vermuthen  für  bandzeze 
(d.  h.  badzeie),  was  osclmadzyny  anbetrifft,  so  möchte  man  die  Er- 
klärung Wislockis  im  Lexicon  durch  osnadzin  mit  dem  Hinweis 
auf  altsl.  snadbm  nur  als  den  ersten  Versuch  einer  Emcndirung 
halten,  die  sich  wenig  an  den  Sinn  des  reformamini  anschlicsst, 
ich    möchte    oschuaezymy,    d.  h.    osivläcimy   lesen    (part.    praes. 


—     21     — 

pass).  —  Das  unerklärliche  yecz  in  der  polnischen  Glosse  zu 
qucrclam:  sJcargq  yecz,  ist  vielleicht  für  einen  Fehler  für  meycz 
deshalb  zu  erklären,  weil  dabei  habet  steht  ohne  polnische  Inter- 
pretation (ein  Wort  jee,  wie  Wislocki  vermuthet,  ist  sonst 
nicht  bekannt);  ebenso  möchte  ich  zaclad  zaez  XI,  24  in  zaclad 
wzqcz  corrigiren,  wegen  des  bei  braviura  stehenden  aeeipit,  ob- 
gleich zugegeben  werden  kann,  dass  zaez  (für  za  co)  verständlich 
ist.  —  nyczszen  XII,  5  ist  wohl  richtig  erklärt  worden  für  niezszem, 
aber  es  ist  niezsem,  nicem  zu  lesen,  nicht  nie  jesm,  obgleich  man 
sich  auf  biteszm  (=  bit  jesm)  XII,  25,  auf  czyrpyalcszm  ebenda  be- 
rufen könnte.  Das  unverständliche  ivyelorzonych  lasky  (für  lask) 
multiformis  gracie  ist  wol  aus  einem  abgekürzten  wyeloorzouych 
mit  überschriebenem  b  und  a,  d.  h.  ivycloobrazowych  entstanden.  — 
Die  übrigen  Incorrectheiten  des  polnischen  Textes  lassen  sich  leicht 
beseitigen :  so  können  z.  B.  zlomyonye  f.  zlomyenye  XII,  24  und 
przeszladowenya  f. prgeszIadowanyalLH.,  30  einfache  Unachtsamkeits- 
fehler sein,  es  ist  wol  kaum  gestattet,  die  im  Text  stehenden  For- 
men als  „Eigentümlichkeiten"  zu  deuten,  als  solche  mag  aber 
wohl  erklärt  werden  die  unbeholfene  Uebersetzung  des  lateinischen 
Wortes  corruptibilis:  przemynalo  hu  skaszcnyv  oder  podöbno  (wol 
auch  mit  dem  hinzugedachten  Im  shazeniu) ;  przemynalo  ist  przc- 
minqlo  zu  lesen;  ebenso  uchwatnkmego  XII,  2  von  uchivatnqc  (nicht 
uchwacic)  und  pochwatnyon  XII,  4  von  pochiuatnqc  (nicht  von  poch- 
wacic);  ebenso  odlayowal  XXII,  23  und  odlayoivay<(cz  XXXIII,  9 
von  odlajowac,  welches  sonst  nicht  anzutreffen  ist. 

Die  Erklärung  des  y  als  ,,?/  duplex"  ist  nicht  zu  billigen. 
Die  Zeichen  über  y  haben  schon  deshalb  keinen  speziellen  Wcrth, 
weil  sie  überall  vorkommen,  mag  y  den  Vocal  i,  y,  dass  blosse 
Weichungszeichen,  ji  oder  j  bedeuten;  die  Puncto  darüber  fehlen 
auch,  wie  der  Herausgeber  selbst  bemerkt  hat  (S.  40),  und  wenn 
auch  nichts  dagegen  eingewendet  werden  kann,  dass  bei  Ver- 
öffentlichung altpolnischer  Texte  auch  y  mit  den  zwei  Puncten 
darüber  respectirt  wird,  so  lässt  sich  auch  kein  Argument  für 
die  Notwendigkeit  dafür  angeben,  dass  hier  y  so  häufig  gedruckt 
ist,  wie  es  in  der  Handschrift  steht.  —  Ebenso  ist  die  Erklä- 
rung des  w  als  „v  duplex"  und  die  Ansetzung  desselben  als 
=  vu  (wu)  nicht  zu  billigen,  die  Ausführungen  des  Heraus- 
gebers ö.  35   müssen   einem  unbefangenen  Leser  der  Einleitung 


—     25     — 

als  ein  Versuch  erscheinen,  in  der  polnischen  Sprache  des 
XV.  Jahrhunderts  eine  Ungcschliffenheit  zu  constatiren,  welche 
Görnicki  im  XVI.  Jahrhundert  in  ihr  wahrzunehmen  glaubte  im 
Vergleich  zum  Latein  und  Griechisch,  indem  er  meinte,  der  Pole 
nehme,  wenn  er  seine  Sprache  spreche,  den  Mund  voll  (gwaltem 
möwi);  eine  dieser  Ungeschliffenheiten  will  Dr.  Wislocki  in  der 
Silbe  wu  für  u  im  Anlaut  und  im  Inlaut  nach  Vocalen  in  einigen 
Wörtern  erblicken,  wo  iv  steht:  so  liest  er  (s.  Lex.)  ucirzyc, 
weil  der  Text  bietet:  vczazyWy  XV,  6,  ukazac  wegen  vlcaszalby 
XIV,  4  etc.,  dagegen  ivuczyneh,  ivumiar  etc.,  weil  das  letzte  Wort 
ivmar  geschrieben  ist.  Das  Lausitzische  wird  zur  Exemplificirung 
herangezogen,  wobei  die  Consequenz  des  lausitzischen  wu  für  u 
im  Anlaut  und  nach  Vocal  nicht  beachtet  wird,  während  die  Glossa 
super  epistolas  in  dem  polnischen  Texte  nur  wenige  Beispiele 
bietet.  Der  Glossator  hat  keinesweges  eine  geregelte  Ortho- 
graphie, ein  Blick  in  den  polnischen  Text  genügt,  um  dies  zu 
sehen,  der  Herausgeber  hat  dies  auch  gebührend  dargethan 
(S.  35).  So  gilt  auch  dem  Glossator  v  und  ic  als  gleich  (beide  =  u), 
w  gebraucht  er  dabei  in  dem  lateinischen  und  polnischen  Text 
nur  hin  und  wieder  für  vu  (z.  B.  parwlus),  poln.  wu  (gospodarstw) . 
Im  Anlaut  gebraucht  er  in  den  polnischen  Glossen  w== ««,  wo 
Wislocki  wu  las:  ivmyqrcm  VI,  3;  ivszyteh  VII,  7;  tvmyszlc 
VII,  8;  ivprzedzayqcz  VII,  10,  wstaivycznoscz  XII,  28;  ivpadayacz 
XII,  29;  ivclnvatnyonego  XII,  2;  lurqganyc  XIV,  8;  ivstawyczna 
XXVI,  8;  ivczynkocli  XXXII,  22;  ivmyemy  XXXIII,  8 ;  wstawymya 
XXXIV,  3 ;  ivlcrzyzoivan  XXXIV,  6 ;  ivrzadoch  XXXVIII,  0 ;  wpacU 
XLIV,  1 ;  einmal  im  Inlaut  nach  einem  Vocal  w  imtvczc  VII,  7. 
In  allen  diesen  Fällen  wird  iv  =  u  ebenso  gebraucht,  wie  in 
yivsz  (juz)  III,  2;  roszivmna  VI,  6;  szandw  111,5;  dwclicm  V,  4; 
panw  VII,  1 1 ;  roszivmycy0cz  VII,  1 0 ;  rzivyacz  (rmjqe)  XXXI,  8 ; 
iv  szymv  LH,  12.  Man  kann  auch  keinen  Grund  finden,  warum 
derselbe  Glossator  einmal  naivlca,  sonst  aber  nauezyc  (navczycz) 
schreibt;  das  Wort  umierny  ist  einmal  mit  iv,  das  andere  Mal  mit 
v  geschrieben;  man  vergleiche  noch  im  Lcxicon  wupaic  (sie), 
wurzad  (sie).  —  Einer  ähnlichen  Täuschung  gab  sich  Dr.  Wislocki 
hin  bei  der  Beurtheilung  einiger  Wörter  mit  u  im  Anlaut,  dio 
ebenfalls  ein  tu  vor  diesem  Vocal  zeigen  sollen:  Wislocki  liest 
wöbludny,    tvoslaivlouy;    indess    ist    w    in    diesen   Wörtern    Prä- 


—     26     — 

position,  so  10  lasczc  nielscziwey,  nye  10  obludncy  XIV,  6,  ähnlich 
wie  w  greesche  w  s&nerthnem  XXX,  14  oder  iv  roboczech  (sie) 
iv  wyrczszych  XII,  23;  woslaivyona  wolnoscz  XXXII,  21  ist  zu  lesen 
w  oslawionq  wolnosc,  weil  der  lateinische  Text  in  libertatem  bietet; 
ähnlich  ist  es  XJV,  4:  iv  oblapyenyv  albo  w  vczaloivanya  (für  w 
uezalowanyv).  Demgcmäss  werden  wir  wol  w  naiveze  VII,  7 
w  nauce  lesen  und  die  zwei  Worte  ivhio  L  und  divgem  LH,  1 1 
als  fehlerhaft  geschrieben  (f.  ivolno  und  dlwgcm)  erklären  können, 
wir  werden  auch  in  gospodarstw  XVII,  3;  z  gnycw  XXXVII,  7 
und  balwanstiv  XIII,  5  das  auslautende  10  als  =  ivu  ansetzen 
können,  ohne  eine  Theorie  daran  zu  knüpfen.  Es  sind  darin 
viel  weniger  orthographische  Eigenthümlichkeitcn  zu  sehen,  als 
Verlegenheiten,  die  sich  auch  sonst  zeigen.  Dagegen  ist  die 
Bemerkung  des  Herausgebers  von  der  Ausradirung  des  Zeichens 
0  durch  einen  Unbekannten  gegen  das  Ende  des  XV.  Jahrhunderts 
und  Setzung  von  q  oder  q  an  dessen  Stelle  für  die  Geschichte  der 
Orthographie  im  Altpolnischen  von  Bedeutung,  man  kann  annehmen, 
dass  das  Zeichen  0  als  Ausdruck  der  Nasalvocale  ungefähr  in  der 
Zeit  zwischen  1465  und  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  ausser  Gebrauch 
gekommen  ist.  Ebenso  von  Wichtigkeit  ist  die  Zusammenstellung 
des  geminirten  aa,  ce,  oo  oder  anderer  Mittel  zum  Ausdruck  des 
gepressten  d,  e,  6  auf  S.  33  (booga  XXIX,  9  wird  mit  Recht  für 
einen  Fehler  erklärt).  Nur  in  Bezug  auf  zaJcryczym,  zazszcnym, 
szschyroJcoscz  muss  bemerkt  werden,  dass  der  Glossator  nicht  ge- 
presstes  e,  sondern  i  (y)  ausdrücken  wollte,  ebenso  wie  drpiec 
und  cirxncdlkvosc ,  welche  Wislocki  nicht  erwähnte  und  welche 
stets  mit  y  (d.  h.  i)  geschrieben  sind.  Daneben  aber  smicre, 
smiertebiy,  smiertny,  stwierdzac,  welche  immer  mit  weichem  c 
geschrieben  erscheinen.  Die  richtige  Beobachtung  Brückners 
(Arch.  f.  slav.  Phil.  VIII,  542),  dass  die  Silbe  ir  (yr)  zwischen 
Consonanten  noch  im  XV.  Jahrhundert  mehr  oder  weniger  regcl- 
mässig  anzutreffen  ist,  bedarf,  wie  sich  das  aus  dem  Studium 
der  einzelnen  Sprachdenkmäler  zeigt,  einer  Einschränkung,  vgl. 
Nehring  0  wyrazach  wnjhi  samogloskq  öbok  r,  l,  in  Pracc  füo- 
/<>gi<::it<:  I.  1  sq.  In  unserer  Glosse  z.  B.  tritt  nur  pirzwy,  cirpicc 
und  damit  verwandte  Wörter  mit  der  Silbe  ir  auf. 

Folgende  Wörter  in  der  Glossa  sind  beachtenswerth:  rgehqcy 
XII,  32  in  passiver  Bedeutung  (genannt),   andere  Beispiele  ver- 


27     

gleiche  in  Prologomena  zu  der  Ausgabe  des  Flor.  Psalter  p.  XXII; 
ferner  ivyadacz  (partic.)  XXIV,  9;  vmanoschy  XXII,  24  ;  unbekannt 
sind  die  Wörter:  zamies  XX,  7  (cf.  smies  im  Flor.  Ps.);  zumicc 
siq  mirari  XXVII,  7;  wzraz  oder  wzdraz  imago  I,  11;  LI,  17 
und  21;  krcchkosc  fragilitas  XLIII,  1,  welches  mit  dem  c.  krecli- 
kost  zu  vergleichen  ist;  oblojstivo  (nicht  ohlujstwo)  commessatio, 
convivatio  I,  13;  XLII,  21;  weniger  gebräuchlich  sind  cliawala, 
prgtftcffl  („przydcza")  ist  das  altslov.  pritbca  Ereigniss,  Parabel, 
mvlocüvo,  natemiescle  (wol  f.  nate(m)miescie ,  wozu  odtychmiast, 
dotyclmiiast  den  gen.  pl.  bietet),  patoüe,  (pahiya  aczcsmy  si 
autem  XXXIV,  8  und  paknyasz-  ly  syn  quodsi  filius  V,  7)  und 
andere.  Bemerkenswerth  ist  auch  ivdkolek  (sie  f.  ivdlcolakl).  Im 
Uebrigen  wird  aufWislocki  verwiesen. 

f)  Glossen  im  Isaiasfragment.  Bielowski  besass  mehrere 
Fragmente  des  altpolnischen  Schriftthums,  meist  aus  dem  XV.  Jahr- 
hundert, darunter  auch  ein  Fragment  aus  Isaias  mit  polnischen 
Glossen,  die  er  zusammenbinden  Hess  und  der  Ossoliniana  zu- 
rückliess  (N.  2263,  beschrieben  von  Kaluzniacki  in  „Kleinere 
altpolnische  Texte  des  XV.  und  Anfangs  des  XVI.  Jahrhunderts" 
in  den  Sitzungsberichten  der  W.  Akad.,  phil.-hist.  Cl.,  Bd.  101, 
S.  207  und  ff.).  Das  hier  in  Rede  stehende  Isaiasfragment  ent- 
hält auf  einem  Quartblatte  den  lateinischen  Text  der  Cap.  III, 
V.  10 — 25  des  Isaias  mit  polnischen  Glossen  etwa  aus  der  Mitte 
des  XV.  Jahrhunderts.  Unter  den  wenigen  polnischen  Glossen 
sind  folgende  hervorzuheben:  odgaly  von  odyalic  denudare,  ein  Wort, 
welches  nach  aller  Wahrscheinlichkeit  mit  goly  zusammenhängt ; 
hrumpoivam  (gekrämpelte)  crzeiviczky  strzebnymy  draezky  zu  der 
lateinischen  Stelle:  ornamentum  calceamentorum  et  lunulas  ist 
zum  Theil  unverständlich  wegen  draezky  (obrqczki?  s.  Maczyriski 
s.  lunula) ;  wenn  erzewiezki  wirklich  so  geschrieben  ist,  so  mag 
es  wol  eher  einen  Fehler  enthalten  für  trzewkski  als  czrzeiviczki, 
strzcbnymi  steht  für  z  strzcbnyml;  tanezmantliky,  welches  in  einer 
weiteren  Glosse  vorkommt,  ist  ein  deutsches  Wort;  die  Glosse 
loktidcy  steht  wahrscheinlich  f.  loktuszki  (loktusza  Lackentuch); 
zawipicrsnyk  ist  in  za  napiersnik  zu  trennen,  wobei  die  Silbe  icr 
zwischen  Consonanten  Beachtung  verdient. 

g)  Zahlreicher  sind  polnische  Glossen  in  einer  Leidens- 
geschichte Christi  aus  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  welche 


—     28     — 

sich  in  einer  Przemysler  Handschrift  befinden  und  welche,  mit 
genauer  Beschreibung  der  Handschrift,  von  Prof.  Kaluzniacki  in 
der  unter  e)  citirten  Abhandlung  mitgetheilt  sind.  Hier  findet 
sich  auch,  wie  in  der  Glossa  super  cpistolas  zumiec  sin  obstu- 
pescere  (zrniyal  szya) ;  neben  spyhtan  steht  als  Synonymon  golota 
garcio;  sonst  bieten  diese  etwa  70  bis  80  polnischen  Glossen  nach 
der  eingehenden  Besprechung  Kaluzniackis  zu  besonderen  Be- 
merkungen keinen  Anlass,  nur  sei  bemerkt,  dass  sich  hier  die 
Silbe  ir  (yr)  zwischen  Consonanten  nicht  findet,  so:  mycrzyqczJcct 
und  rczenvyenyona;  sonst  mag  noch  notirt  werden,  dass  das  Wort 
für  si  gestty,  d.  h.  jestli  heisst,  aus  welchem  später  jczli  ge- 
worden ist. 

2.  Sodann  finden  sich  in  lateinischen  Texten  des  XV.  (und 
XVI.)  Jahrhunderts  einzelne  polnische  Namen  für  officinale 
Pflanzen  und  Krankheiten. 

a)  In  einer  Handschrift  der  Jagiellonischen  Bibliothek,  welche 
Wislocki  unter  Nr.  777  beschreibt,  finden  sich  auf  den  letzten 
Blättern  und  auf  dem  inneren  hinteren  Deckel  des  Einbandes 
59  Pflanzennamen  in  lateinischer  und  polnischer  Sprache,  einge- 
tragen in  den  Jahren  1490  und  1493  mit  dem  Zusatz  des  Auf- 
zeichners: radices  colligendae  in  mayo,  luna  existente  in  signo 
terreo.  Die  polnischen  Namen  sind  volksthümliche,  die  lateinischen 
aber  officinale,  oft  stehen  die  polnischen  allein.  Sic  sind  die  uns 
aus  dem  Register  bei  Sz.  Lowicz  Enchiridion  medicinae  1537,  aus 
dem  polnisch  übersetzten  Crcsccntius,  aus  Spiczyriski,  Marcin  zUrze,- 
dowa  bekannten.  Die  Namen  in  diesem  und  den  folgenden  Namens- 
verzeichnissen unter  b),  c),  d)  und  c)  wiederholen  sich  zum  Thcil, 
zum  Thcil  finden  sich  in  jedem  derselben  andere.  Sie  sind  sich 
nicht  immer  gleich,  besonders  bei  den  weniger  bekannten  Pflanzen 
findet  man  in  den  verschiedenen  Verzeichnissen  verschiedene  pol- 
nische Namen.  In  unserem  Verzeichniss  findet  man pleschyky,  später 
plesz;  mieezkowie  heisst  später  auch  mieczyJcoivie  ziele  oder  bloss  mic- 
ceyk;  wiezyniec,  welches  hier  draginthea  heisst,  wird  später  tviezyczhi 
genannt ;  über  oman  bemerkt  Jundzill  (bei  Linde) :  dziciviosil  wies- 
niaey  zowiq  oman  pospolity;  hosaciec  iris  scheint  ein  dem  mieezyh 
verwandtes  Kraut  zu  sein,  Linde  verweist  bei  dem  einen  auf  das 
andere;  das  in  unserem  Würtervcrzeichniss  stehende  meto  heisst 
bei   Simon   Lowicz    an    zwei    Stellen    meu    mit    dem    polnischen 


—     29     — 

Worte  olesznyk  (d.  h.  olesnik);  in  anderen  Verzeichnissen  ist 
olesnik  athamanta,  bei  Linde  findet  sich  auch  olesnik  sivojski, 
deutsch  Oelsenich,  mit  dem  Zusätze  aus  Siennik:  Niemcy  go  z 
polskicgo  zoiuiq,  bo  go  Polacy  od  olszy  przezwali,  kolo  kton'j  na  rad  .:<'■] 
roscie.  Pyencz  parezieza  pentafilon  sclieint  verschrieben  zu  sein 
für  pieepa/rstyca  oder  einen  ähnlichen  Namen,  Crescentius  hat 
pieeperstowe  ziele;  pieeparcica  wiederholt  sich  übrigens.  Sczodki 
(d.  h.  szezotki),  c.  stC-tka,  heisst  später  szczec.  Marzana  hat  hier  die 
Bedeutung  matricaria,  später  rubea  tinetorum,  asperula  tinetoria. 

b)  Ein  anderes  Pflanzenverzeiehniss  findet  sich  in  einer 
Krakauer  Handschrift  aus  dem  Anfang  des  XV.  Jahrhunderts 
(N.  778)  mit  folgenden  einleitenden  Worten :  „Mundinus"  de 
herbis  seeundum  ordinem  alphabeti  et  in  margine  cum  nominibus 
in  lingua  Polonica,  mitgetheilt  von  Dr.  Wislocki  in  Katalog  S.  23 1 . 
Es  sind  aber  nur  Namen,  welche  im  Lateinischen  mit  a  beginnen, 
mit  einigen  Namen,  welche  nicht  Pflanzen  bezeichnen,  wie  aqua 
lactis  szirwatka,  aranea  pai0k,  auch  orzccli  lascovi  gehört  nicht  zu 
den  Pflanzen.  In  dem  Verzeichniss,  welches  für  den  Buchstaben 
A  reichhaltiger  ist,  als  das  in  Sim.  Lowicz  1537,  sind  einige 
polnische  Namen  unrichtig  geschrieben,  wie  kokorak  für  kokornak 
was  Wislocki  durch  *  angedeutet  hat  (auch  lateinische  Namen 
sind  falsch  geschrieben,  so  amorosa  f.  ambrosia;  altivorago  f.  alti- 
frago).  Die  Fehler  sind  leicht  zu  corrigiren,  nur  ist  schwer  zu 
sagen,  was  welika  pogrzyech  acaliphe  =  aytaXycpr)  Nessel  ist  (po- 
grzywa  f.  pokrzywa?).  Die  übrigen  Namen  geben  zu  besonderen 
Bemerkungen  keine  Veranlassung  (gambka  ist  mit  am  geschrieben, 
im  übrigen  ist  </>  gebraucht :  zay0czy,  -0cza,  -0cze,  paißk,  ocr0gli). 

c)  In  einer  Krakauer  Handschrift  vom  Jahre  14G3  ,,Prae- 
cepta  medicinalia"  finden  sich  einige  polnische  Pflanzennamen, 
eingetragen  im  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts,  unter  denen 
podesrzon  bemerkenswerth  ist,  zu  affodillus  wird  nämlich  gewöhn- 
lich zlotogloiv  beigefügt. 

Leider  hat  Dr.  Wislocki  zu  b)  c)  und  wol  auch  ander- 
wärts, wie  man  bei  Beschreibung  der  Handschriften  N.  830,  S50, 
1959  etc.  —  bei  N.  1891  ist  keine  Glossa  angeführt  —  sieht,  mü- 
den Anfang  der  polnischen  Pflanzenregister  mitgetheilt. 

d)  Ein  Verzeichniss  von  Pflanzen-  und  Krankheitsnamen, 
gefunden   von   II.  Wierzbowski   in   einem  Wiener  Raptulare   von 


—     30     — 

c.  1530  und  veröffentlicht  in  Sprawoed.  III,  67,  ist  in  einer  wenig 
verliisslichen  Weise  mitgetheilt ,  mit  Fehlern  (z.  B.  cossorzqcz  f. 
kosasiccz,  assodillus  f.  affodillus)  und  ohne  Beifügung  irgend  einer 
Bemerkung  bei  ungewöhnlichen  Wörtern,  so  dass  uns  die  Sicher- 
heit  fehlt,  ob  in  diesen  Notizen  von  1530  wirklich  czarwona  nye- 
mocz  und  smrct  z  ust  steht,  oder  ob  das  Druckfehler  sind;  ebenso 
ungewöhnlich  erscheint  uns  aristologia  rotunda  sondnik,  während 
aristolochia  rot.  kokomak  heisst;  alcancenge  szivondy  ist  uns  un- 
verständlich. Die  Pflanzennamen  sind  hier  viel  zahlreicher,  als 
Namen  von  Krankheiten,  jene  finden  sich  an  zwei  Stellen  in 
alphabetischer  Reihenfolge ,  an  zweiter  Stelle  aber  nur  bis  zu 
lit.  B.  geführt ;  die  Namen  von  Krankheiten  finden  sich  ebenfalls 
an  zwei  Stellen,  einmal  nur  wenige,  wie  pyegy,  suchoti,  blisni, 
zusammen  mit  Notirungen,  die  nicht  recht  verständlich  sind, 
z.  B.  vnguentum  gdy  sya  ogyen przyhjnyc  (przyivinie?),  das  andere 
Mal  gegen  das  Ende,  wo  die  Namen  (gegen  30)  mit  geringen 
Ausnahmen  verständlich  sind.  —  Man  vermisst  eine  sorgfältige 
Correctur. 

o)  Polnische  Glossen  aus  dem  XV.  und  XVI.  Jahrhundert, 
welche  Herr  Dr.  Collitz  aus  zwei  Trzemesznoer  Handschriften 
im  Arch.  f.  slav.  Phil.  IV,  86  mitgetheilt  hat,  enthalten  meist 
Pflanzennamen  und  Namen  für  Krankheiten;  ich  habe  an  citirter 
Stelle  die  dem  Archiv  übersandten  Namen  erklärt.  Bei  zwei 
oder  drei  Namen  für  Pferdekrankheiten  mag  die  Erklärung  nicht 
ganz  befriedigen,  bis  jetzt  hat  Dr.  Karlowicz  einen  von  ihnen  er- 
klärt :  kurdzicl  oder  gurdziä  Zungengeschwür,  während  ich  die  Worte 
od  cnrdzcya  nicht  erklären  konnte  und  mit  dem  Fragezeichen 
versah;  ein  anderes  Wort  trat,  wozu  ich  das  Wort  zatrat  der 
Erklärung  wogen  hinzugefügt  habe,  hat  Dr.  Karlowicz  genauer 
erklärt,  als  ich,  indem  er  die  Stelle  aus  Linde  anführte,  ausser- 
dem noch  Syrenius  und  das  Wilnaer  Wörterbuch  citirtc  (siehe 
Prace  fdologiczne  I,  127).  Ausserdem  hat  Kryriski  den  von 
Dr.  Collitz  im  Archiv  IV,  88  mitgethciltcn  Namen  für  Pferde- 
krankheiten seine  Aufmerksamkeit  geschenkt  (in  einem  Nach- 
trage zu  Dr.  Karlowicz's  Bemerkungen);  er  war  so  glücklich, 
die  erste  Ausgabe  eines  Buches  von  1532:  Spraua  a  lekarstwa 
/o/'/.s/vV  zur  Hand  zu  haben,  aus  welchem  er  manches  mittheilt, 
wodurch  die  in  Arch.  IV,  86  ff.  gegebenen  Erklärungen  bestätigt 


—     31     — 

und  näher  beleuchtet  werden,  nur  eine  Correctur  ist  zu  be- 
merken, nämlich  Jcrczyca  oder  krzczyca,  welches  ich  in  Linde 
übersehen  habe  (Jcrczyca  wird  durch  Linde  und  in  Spraua  a 
lelcarstiva  JconsJcic  durch  trad  erklärt). 

f)  Ein  umfassendes  latcinisch-deutsch-polnisches  Wörterbuch 
vom  Jahre  1472,  betitelt  Benedicti  Parthi  Antibolomenum ,  be- 
findet sich  in  der  Krakauer  Capitel- Bibliothek  und  enthält  in 
sachlicher  und  alphabetischer  Anordnung  etwa  20000  technische 
Ausdrücke,  meist  Pflanzennamen,  mit  etwa  800  deutschen  und 
ungefähr  2000  polnischen  Glossen.  H.  Polkowski,  welcher  darüber 
in  Tcatalog  rrJcoj>is6w  etc.  N.  225  berichtet,  verspricht  eine  Ver- 
öffentlichung dieses  wichtigen  Glossars. 

3.  Monatsnamen.  Verzeichnisse  der  Monatsnamen,  die 
sich  in  lateinischen  Handschriften  des  XIV.  und  XV.  Jahrhun- 
derts hin  und  wieder  eingetragen  finden,  sind: 

a)  in  einer  Krakauer  Handschrift  (Nr.  2030)  aus  dem  XIV.  bis 
XV.  Jahrhundert,  wo  ein  Deutscher  unter  „regimina  sanitatis" 
hineinschrieb:  qualiter  se  homo  regere  debet  in  quolibet  mense. 
Ianuarius.  Der  erste  mane  (sie)  heisit  etc.,  auf  dem  Rande  hat  eine 
andere  Hand,  offenbar  eines  Deutschen,  die  polnischen  Monatsnamen 
verzeichnet:  stitscJien,  Ivü,  merschecz,  quetschen,  maya  (mayus?), 
echiruien,  tippen,  schirpen,  stoiatsclien,  listopad,  peschtschcmic,  grvg- 
schen.  Czyrivicn  und  lipien  haben  kleinrussische  Form;  dass 
listopad  den  Monat  October  bedeuten  soll,  ist  ungewöhnlich  für 
Polen,  denn  diese  Bedeutung  hat  listopad  im  Serbischen,  noch 
auffallender  ist,  dass  pazdziernik  den  November  bezeichnen  soll, 
denn  pazdziernik,  kleinrussisch  pazdcmyk,  bedeutet  sonst  nur 
October  (doch  siehe  unter  c);  es  ist  also  wahrscheinlich,  dass 
dem  Autor  des  Verzeichnisses  die  Reihenfolge  der  slavischen 
Monatsnamen  nicht  recht  bekannt  war;  am  meisten  auffallend 
ist  stoiatsclien  für  September ;  unter  allen  (95)  slavischen  Monats- 
namen ,  welche  Miklosich  gesammelt  und  erklärt  hat  (Die  Sla- 
vischen Monatsnamen  in  Denkschriften  der  W.  Akad.  1867), 
findet  sich  ein  ähnlicher  Name  nicht  (ich  möchte  paiatschm, 
pajeezen  vermuthen). 

b)  Zu  dieser  Deutung  giebt  Veranlassung  ein  Verzeichniss 
der  Monatsnamen,  das  sich  in  einer  Krakauer  Handschrift  aus 
dem  XIV.  Jahrhundert,  eingetragen  am  Ende  des  XV.  Jahrhun- 


—     32     — 

derts,  befindet:  Ianuarius  Uuthy;  Februarius  sticcn;  Marcius; 
Aprilis  Jcvycczcn;  Mayus;  Iunius  czyrvycn;  Julius  lypyen;  Augustus 
S0yrpyen;  September  payacznylc;  October  lystopad;  Noucmber 
wrzesym;  December  grudzen.  Der  Name  payceznik  ist  Miklosich 
nicht  bekannt,  ebenso  styczen  für  Februar,  auch  luty  kommt  für 
Januar  nicht  vor,  wol  aber  leden  bei  den  Böhmen. 

c)  Noch  ein  Verzeichniss  von  Monatsnamen  führt  Lelewel 
in  Ksiag  l>ihliogmßcznych  dwoje  I,  1823,  S.  46  aus  einem  Kalender 
um  1450  an;  auch  hier  findet  sich  payqcznik  und  auch  hier  ist 
die  Reihenfolge  der  Monatsnamen  nicht  die  seit  dem  XVI.  Jahr- 
hundert übliche ;  sie  lauten  (mit  Weglassung  der  lateinischen 
Namen)  Styczen  Luthy  Marzecz  Ksz  ....  vuat  (sie)  May  Czyr- 
wyen  Lypyen  Szyrpyen  PaszdzyernyJc  alias  Wrzcszymu  (sie)  Lysto- 
padl  (sie)  Payncznyk  Grivdzen. 

In  einer  Handschrift  der  Krakauer  Capitel-Bibliothek  N.  168 
(Sermones  per  circulum  anni),  beschrieben  bei  Polkowski  Kata- 
log rtj.opisow  etc.  1S84,  S.  108  findet  sich  die  Glosse  September 
paszdzycmya  (sie). 

4.  Allgemeine  lateinisch  -  poln  ische  Wörterver- 
zeichnisse. Solche  mehr  oder  weniger  beschränkte  Wörter- 
verzeichnisse (zu  Schulzwecken?)  finden  sich  drei;  das  dem  Um- 
fang nach  kleinste  ist 

a)  in  einer  Krakauer  Handschrift  aus  dem  Jahre  1437 
(N.  228)  enthalten  und  ist  in  dem  oft  genannten  Katalog  von 
Dr.  Wislocki   ganz  mitgetheilt  worden.      Es   beginnt:    Lucianus. 

Cum  iuxta  sapientis sane  inter  fratres  Ercmitarum  or- 

dinis  s.  Augustini ego   minimus  ....  Lucianus  opusculum 

(Dictionarius)  hoc  potest  nominari".  Die  wenigen  (etwa  30) 
polnischen  Glossen  sind  in  den  lateinischen  Text  an  verschie- 
denen Stellen  (S.  2 — 248)  hineingeschrieben,  stellenweise  fehler- 
haft, wie  yctl  f.  yeäla  oder  yodla.  In  lexicalischer  Beziehung 
verdienen  genannt  zu  werden:  posth  (sie)  cortina  tabernaculorum, 
zayda  falcastrum  ad  similitudinem  falcis,  beides  unverständlich, 
ebenso  conturnix  wlgaritcr  nudy  huligowye,  sycmyolurlia  (sie), 
soylca  stogliwa  onoeraculus,  jdat  thorax;  zyrcz  (heute  zerdz)  kommt 
zwei  Mal  vor  =  falanga  und  pertica,  sytoivyc  kommt  drei  Mal  vor 
=  iuneus,  papyrus  und  scirpus*. 

b)  In    derselben    Handschrift    befindet    sich    der    Bertoldus 


—     33     — 

Isnacensis  Vocabulista  mit  einem  lateinisch -polnischen  Wörter- 
buch, geschrieben  S.  265  —  308  auf  dem  Rande  von  derselben 
Hand,  wie  der  Vocabulista,  etwa  800  lateinische  Yocabeln  mit 
polnischer  Uebersetzung,  darunter  auch  Pflanzennamen,  enthal- 
tend. Die  vielen  Fehler  sowohl  in  den  lateinischen,  wie  in  den 
polnischen  Namen  lassen  eine  Sicherheit  in  Bezug  auf  die  Be- 
urtheilung  vieler  polnischer  Worte  nicht  zu;  folgende  sind  be- 
achtenswerth :  neszivicznoscz  abusio,  natemycscze  actutim  (f.  actu- 
tum),  litkup  almasum*,  przasny  azymus  (cf.  Prace  filoloyiczne  131), 
dqrssczosc  (dnrskosc)  audacitas,  ricz*  aspergus,  momotluii  balbutiens, 
czwykla  betonica,  pyqsta  (wol  pyastka)  cantus,  ratay  colonus, 
sgem  (sjem)  conventio,  panossa  cliens,  konaj  continua,  dingowanye 
depactio,  strzadzony  (wol  strzadzony)  dispositus,  jedny  edax,  pysmo 
kamyone  epitaphium,  szosz  (==  szos)  exactio,  vaczek  escarius  quasi 
portator  ciborum,  stradza  aerumna  (cf.  stradza  in  Ps.  v.  Pul.  87,  9), 
partacz  fulgo  (sie),  ivicczny  plat  feodalia,  Isczi  sq  fulget,  przydqcze 
futurum,  yqtri  und  yatrew  nurus,  glos,  nyeivyasta  gama  (sie)1), 
nyebadayaczy  inscrutabilis,  camyona  droga  licostratus  (sie),  placzaczy 
lugubris,  nawoy  (Weberbaum)  kommt  zwei  Mal  vor:  lunatorium  und 
liccatorium,  beides  nicht  verständlich,  nyecz  (sie)  nepos,  nyesezora 
neptis,  rküla  (d.  h.  ryivula,  welches  später  bei  H.  Morsztyn 
Bozkosz  swiatoiva  vorkommt)  neetar,  ogriszek  (ogryzek?)  obesus, 
zaiviti  rog  (=  zaivity  roh)  terminus,  craezey  (=  kraezej)  passus, 
ivycz  (=  ivic)  restis,  sponka  spinter,  swyecri  soerus,  potkomje 
(=  podkonie)  subagazo,  dzenye  phantasia,  yatri  iecur,  matras 
Decke  toral,  ssyp  (=  szyn)  telum.  Viele  sind  schwer  zu  ent- 
räthseln.  In  Bezug  auf  Lautverhältnisse  findet  sich  die  Silbe 
{r  (yr)  -wohl  in  potpyrsznyk,  podwirdziez ,  dzyrszaiva,  pyrzswospy, 
czwyrtna,  selbst  in  pyrzyna,  doch  in  myerszqczka  findet  sich  in 
gleicher  Stellung  ier.  In  Bezug  auf  die  Formenbildung  ver- 
dienen genannt  zu  werden  Wörter,  wie  zeivaya  oscito,  doswyatczaya 
profiteor,  d.  h.  ziewaJQ,  doswiadczajp-. 


*)  Zu  potivyka,  d.  h.  podwika  (=  Schleier,  übertr.  Frauensperson)  steht 
lateinisch  galama.  Gdlama  steht  wol  für  das  mittelalterliche  galumrm, 
griechisch  xakvfifia  Frauenkopfputz.  Da  podwika  sowohl  Kopfputz  als  auch 
eine  Frauensperson  bezeichnen  kann,  so  ist  gama  zu  nycwyasta  auch  wol 
verschrieben  für  galumma. 

Nehring,  Alt]ioln.  Sprachdenkmäler.  " 


—     34     — 

c)  Ein  anderes  lateinisch -deutsches  Wörterverzeichniss  hat 
Szujski  aus  einer  Handschrift  des  XV.  Jahrhunderts  (der  Auf- 
bewahrungsort und  der  Inhalt  werden  nicht  angegeben)  in  Boz- 
praivy  i  Sprawozdania  I,  43  mitgetheilt:  denselben  Codex  v.  1450 
(„Slownih  lacinslio-polslä  Piotra  z  Uscia)  beschreibt  Polkowski  in 
Katalog  rqkopisöw  Jcapittdnych  hatcdry  Kräh.,  Krakau  1884,  S.  161. 
Der  Verfasser  dieses  Wörterverzeichnisses  nennt  sich  Peter 
Swiatkowic  de  Uscie:  Hunc  libellura,  so  heisst  es  am  Ende  des 
Lexicons,  scripsit  Petrus  Svyantkonis  (bei  Polkowski  Svyanskonis) 
de  Uscze  in  schola  Leopolis,  quem  vendidit  Ambrosio  de  eadem 
Uscze  et  postea  mansionario  in  Wognicz,  qui  ibidem  defunctus 
est  a.  1483.  Er  erklärt,  weil  mehrere  gangbare  Vocabularien 
zu  umfangreich  oder  nicht  zweckentsprechend  seien,  oder  weil 
arme  Scholaren  sich  diese  alle  nicht  verschaffen  könnten,  —  ut 
tarnen  eo  facilius  sacram  scripturam  literaliter  et  partim  mystice 
et  spiritualiter  intelligere  possint,  ideo  pro  utilitate  et  necessitate 
collectus  est  praesens  vocabularius  secundum  ordinem  alphabeti- 
cura  conscriptus,  ita  quod  latinum  praecedat  et  vulgare  subse- 
quatur  ....  Indessen  versichert  Szujski ,  dass  bei  den  wenigsten 
Wörtern  die  polnische  Uebersetzung  steht,  —  es  sind  ihrer  viel- 
leicht etwas  über  100.  —  Die  Datirung  ist  wichtig  und  wichtig 
der  Umstand,  dass  der  Verfasser  auch  seine  Heimath  nennt,  ob 
er  von  seinem  grosspolnischen  Dialect  sich  hat  sehr  beeinflussen 
lassen?  Diese  Frage  kann  nicht  ohne  weiteres  bejaht  werden; 
vielleicht  findet  man  diabetische  Eigenthümlichkeiten  in:  oezosae 
ryby  exquamare ;  ferner  in  smiotana  (szmyothana  pinguedo  lactis), 
wofür  in  der  Schriftsprache  smietana  im  Gebrauch  ist;  auch  mietus 
(myentus)  allota,  ein  Fisch,  vielleicht  auch  jcbUcznik  (gcblecznyk), 
ist  dialectisch.  In  Bezug  auf  die  Lautverhältnisse  der  polnischen 
Sprache  gewinnt  man  aus  dem  Vocabularius  wenig  Belehrung, 
die  etwa  ungewöhnlichen  Fälle  fallen  mehr  in  das  Gebiet  der 
Orthographie:  das  Zeichen  jzf  ist  nicht  mehr  gebraucht,  so  dzqsla, 
szayaczy  sezaw,  blyznyqtlia,  zapraivdq;  dabroiva,  Jcakol;  szyeba 
(zirba),  myentus,  also  nur  je  einmal  e  und  en  für  q,  sonst  a,  oder  «, 
von  denen  das  erste  auch  in  oeszq  securis  (oJcsza)  und  in  partaez 
pittaciarius  findet.  Sonst  sind  noch  hervorzuheben:  JcozJci  (cos:/,//. 
wofür  Szujski  kozuch  vermuthet,  was  nur  der  Bedeutung  nach 
richtig  ist) ;  xenyecz  enteraDarm;  tul  (tlnul)  pharetra,  das  Frage- 


-     35     — 

zeichen  des  Herausgebers  kann  nur  bedeuten,  dass  tul  unge- 
wöhnlich ist,  wol  tula  oder  tule;  graboluszka  ascalaphus  avis 
(bei  Polkowski  garbolusk  piäk)  und  iviercimak  (ivercymak)  tribulum, 
welches  Beispiel  Peter  von  Uscie  aus  Parkosz  haben  mag; 
modsei  callus  durities  manuum.  Nicht  recht  verständlich  ist  clilo- 
dnicza  esula  (anders  bei  Szujski).  Moscz  od  kerstrag  zu  dem  un- 
verständlichen achasia  ist  wol:  moszcz  od  kirsztrank  (s.  Linde 
sub  kirsztrank);  dyabyanka  galla  steht  wol  f.  dnbyanka,  d.  h.  dq- 
bianka  Gallapfel. 

5.  Rechtsübliche  Ausdrücke.  Agesehen  von  einzelnen 
auf  Rechtsbegriffe  bezüglichen  Ausdrücken  in  den  oben  erwähnten 
Vocabularien  finden  sich  solche: 

a)  in  dem  von  Dr.  Volckmann  etwa  1869  oder  1870  heraus- 
gegebenen polnischen  Gewohnheitsrecht  in  Preussen  unter  dem 
Titel:  Das  älteste  geschriebene  polnische  Rechtsdenkmal1),  zum 
zweiten  Mal  herausgegeben  von  Helcel  in  Starodaivne  praiva 
polskiego  pomniki  II.  Die  Handschrift,  der  „Codex  Neuman- 
nianus"  in  Elbing,  aus  dem  XV.  Jahrhundert,  enthält  neben  dem 
Lübeck'schen  Recht ,  die  Iura  Prutenorum  mit  einem  deutsch- 
preussischen  Vocabular,  zuletzt  das  polnische  Gewohnheitsrecht, 
wie  es  sich  in  Preussen  nach  der  Eroberung  des  Landes  Preussen 
durch  die  Kreuzritter  erhalten  hat  und  von  den  Komthuren  an- 
gewandt wurde.  Die  Handschrift  ist  zwar  aus  dem  XV.  Jahr- 
hundert, aber  die  Sprache,  somit  der  Text,  soll  aus  dem  XIII. 
Jahrhundert  sein,  jedenfalls  ist  das  hier  zu  Papier  gebrachte 
Gewohnheitsrecht  sehr  alt,  denn  es  kommen  hier  Ordalien  als 
Rechtsmittel  vor,  von  denen  das  Wislicer  Statut  nichts  weiss. 
Einzelne  polnische  Ausdrücke,  welche  hier  vorkommen,  haben 
eine  deutsche  Form  erhalten,  z.  B.  us  syner  tobolizen  daz  ist 
syne  tasche  (S.  13).  An  einer  Stelle  wird  eine  Gerichtsstrafe  so 
beschrieben:  wo  von  dy  buse,  dy  dry  hundirt  ist  genannt,  den 
Namen  habe,  daz  sy  wissende,  hy  beuor  pflag  man  zcu  polen 
stuckelin  zalczes  zcu  machin,  der  hiz  eines  eyn  krusch,  der  buste 


')  Der  Titel  ist  nicht  richtig,  denn  unter  geschriebenem  Recht  versteht 
man  dasjenige  Recht,  welches  schriftlich  aufgezeichnet  und  als  solches 
sanctionirt  und  verbindlich  ist,  im  Gegensatz  zum  Gewohnheitsrecht,  welches 
auch  verbindlich  ist,  ohne  von  Staatswegen  aufgezeichnet  zu  sein. 

3* 


—     36     — 

man  do    dry    hundirt.     nu    abir    des   salczes  verpflogen   ist,    nu 
heiset  dy  busze  dry  hundirt. 

b)  In  den  lateinisch  niedergeschriebenen  richterlichen  Auf- 
zeichnungen der  Grodakten  finden  sich  ebenfalls  einzelne  pol- 
nische technische  Ausdrücke,  z.  B.  in  den  Krakauer  Gerichts- 
akten, aus  welchen  Helcel  eine  grosse  Anzahl  von  Rechts- 
sprüchen in  den  ersten  zwei  Bänden  der  Starodawne  pomniki 
prawa  polsldego  veröffentlichte.  Leider  fehlen  in  diesen  Bänden 
die  Register.  Maciejowski  hat  bei  dem  Studium  des  IL  Bandes 
die  Mühe  nicht  gescheut,  die  polnischen  Ausdrücke  in  Hozprawy  % 
Spraiv.  VI,  217  zu  excerpiren  und  zu  erklären.  Im  Einzelnen 
wäre  viel  zu  bemerken:  wenn  man  in  diesem  alphabetischen 
Yerzeichniss  jazy  liest  mit  dem  Citat  794,  so  wäre  zur  Erklärung 
die  Andeutung  des  Zusammenhanges  erwünscht,  in  welchem  dieses 
Wort  vorkommt;  crangy  albo  rubly  ist  zu  lesen  Icrqgi  (nicht  farqgle) 
i  rubli  ;  duo  centa  vasza  ist  zu  lesen  200  warn  und  nicht  ivagi  etc. 

c)  Ein  kleines  juristisches  Wörterbuch,  zusammengestellt 
zum  Gebrauch  eines  polnischen  Juristen,  befindet  sich  in  einem 
Codex  der  St. -Florianer  Bibliothek  in  Oesterreich,  welches  aus 
dem  XV.  Jahrhundert  stammt  und  Polnisches,  Kaiserliches  und 
Magdeburger  Recht  u.  s.  w.  enthält.  Dr.  Celichowski  hat  von 
den  Excerpten,  welche  ihm  zur  Benutzung  überlassen  wurden, 
einen  entsprechenden  Gebrauch  gemacht  in  einer  kleinen  homo- 
graphischen Publication  mit  Erklärungen:  Shtvniczck  lacinsko- 
polslii  ivyrazow  prawa  Magdcburshiego  z  wieku  XV,  przedruh  homo- 
graficzny  z  kodexu  Kornickiego,  Poznan  1875;  damit  ist  ein  wich- 
tiges polnisches  Sprachdenkmal  mit  bloss  lexicalischem  Material 
zu  Tage  getreten.  In  einem  schon  von  Helcel  beschriebenen 
Codex  der  Komiker  Bibliothek  (sig.  D.  I)  befindet  sich  unter 
anderem  das  Statut  von  Wislica  in  polnischer  Uebersetzung  v. 
14G0  und  ein  Verzeichniss  von  meist  technischen  im  Magde- 
burger Recht  vorkommenden  Worten.  Folgende  sind  hervorzu- 
heben: cliocholaty  elevatus ;  ciaza  pignus,  vadium;  czcclüy  lazidme 
sudaria;  dobrodruzstivo  mezkie  impetus;  iscicc  oder  doivicrca  cre- 
ditor,  godlo  clamor;  grabia  v.  ivoyt  ivyszschego  prawa;  givar  satis- 
datio,  cautio  (aus  Gewähr);  lycze  v.  yawni  uezynck  manifestum  fac- 
tum; lynskye  praivo  ius  feodale;  lug  palus,  stagnum;  momottiwy  titu- 
biins ;  naroczyty  solennis,  pysc0kotvye  alba  gygrczy,  Jcvglaree  ioculatores : 


—     37     — 

pobycdzycz  vincere ;  podrostek  iuvenis ;  poradzenye  vel  ivyecze  collo- 
quium ;  prsqslica  albo  kqdziel ;  mbl  talentum ;  sqdy  spuszczadlnc 
vasa  destillatoria ;  sloivyefishj  slavicus  ;  szczebrzuchy  graty  domowe ; 
szerzedni  pessimus ;  ivlodza  possessio ;  wlodzyczy  (z  Jcorzenya  wlo- 
dziczego  ex  stirpe  militari) ;  ivoyska  militia. 

d)  Ein  Wörterverzeichniss  von  geringem  Umfang  findet  sich 
in  einer  Krakauer  Handschrift  aus  dem  XY.  Jahrhundert  (N.  1961), 
wo  unter  Abschriften  von  Briefen,  Privilegien  etc.  sich  finden 
Vocabula  latino-polonica:  filiaster  synoiviecz,  sororinus  syestrze- 
nyecz ,  levir  dzyeivierz,  atavus  pradyad  (sie),  pronepos  przeivnuk 
(sie)  vitricus  oezczym. 

e)  Von  einem  Juristen  stammt  auch  ein  Wörterverzeichniss, 
welches  in  einem  das  Wislicer  Statut  enthaltenden  Codex  von 
1444  sich  findet  und  über  welches  Maciejowski  Dod.  98  be- 
richtet. Bandtke  hat  auch  die  Wörter  hineingeschrieben :  leguntur 
quoque  in  ultimis  binis  pagellis  quaedam  regulae  iuris  et  expli- 
catio  nonnullarum  vocum.  Vocabularium  haud  dubie  vetustissimum. 
Leider  wird  aus  diesem  Yerzeichniss  nichts  angeführt l). 

Polnische  Glossen  in  polnischen  Texten. 

a)  Einzelne  Glossen  befinden  sich  in  einem  Pergamentblatt 
aus  dem  XIV.  Jahrhundert,  welches  von  Swidzinski  auf  dem 
Deckel  eines  alten  Buches  gefunden  und  davon  abgelöst  wurde 
und  welches  den  50.  Psalm  in  polnischer  Uebersetzung  enthält. 
Siehe  unten  bei  Psalmenübersetzungen.  Das  Blatt  (welches  das 
Swidzinski'sche  genannt  werden  mag),  anfänglich  in  der  Swi- 
dzinski'schen  Bibliothek  befindlich,  ist  jetzt  in  der  Krasinski'schen 
Bibliothek  in  Warschau,  wo  es  sich  befinden  müsste,  nach  der 
Versicherung  des  Bibliothekars  nicht  vorhanden ;  ein  Facsimile, 
welches  sich  Bandtke  machen  Hess ,  befindet  sich  in  der  Jagiel- 
lonischen  Bibliothek  (N.  4145),  nach  diesem  Facsimile  ist  das 
in  Maciejowski  Pism.  I  befindliche  gemacht. 


J)  Polnische  Glossen  finden  sich  in  einigen  lateinischen  Handschriften 
in  Prag:  a)  in  der  Capitel  -  Bibliothek  Hdschr.  D.  XIX;  E.  LVI;  E.  XXII; 
B.  V2;  b)  in  der  Universitäts  -  Bibliothek  Hdschr.  XIV.  G.  4.  Diese  Glossen 
sollen  von  Prof.  Malinowski  veröffentlicht  werden;  s.  Patera,  JRukopisne  pa- 
mi'iiky  polskeho  jazyka  etc.  in  Cas.  c.  Mus.  1878  und  1880,  S.  534.  Siehe  auch 
in  Polkowski,  Kat.  S.  106  Glossen  aus  zwei  Hdschr.  der  Krakauer  Capitel- 
Bibliothek. 


—     38     — 

b)  In  dem  Florianer  Psalter  (s.  unten)  befinden  sich  im 
Text,  und  zwar  in  dem  IL  und  III.  Theil  desselben  ziemlich 
häufig  Synonyma,  verbunden  durch  albo,  z.  B.  oplecenie  albo 
data  preyjqcie.  Es  ist  offenbar ,  dass  der  Schreiber  des  Flor. 
Psalters  eine  Vorlage  hatte,  in  welcher  über  dem  Text  oder  am 
Rande,  möglicher  Weise  auch  im  Text  zu  bestimmten  "Wörtern 
andere  gleichbedeutende  Ausdrücke  eingeschrieben  waren,  gleich- 
sam zur  Auswahl;  solche  Glossen  nahm  der  Schreiber  des  Flo- 
rianer Psalters  in  den  Text  auf.  In  dem  ersten  Theil  finden 
sich  nur  zwei  Glossen,  ohne  den  Zusatz  albo.  Siehe  Psalt.  Flor, 
ed.  Nehring,  Vorrede  XIX. 

c)  Solche  Doppelausdrücke  (ohne  albo)  kommen  in  dem 
Psalter  von  Pulawy  nur  an  zwei  Stellen  vor  und  zwar  an  solchen, 
wo  der  Flor.  Psalter  sie  nicht  hat:  ryclilo  vstaly  zagynejy  72,  19 
und  y  Jcochal  yesm  szye  y  skuszyl  yesm  szye  exercitatus  sum  76,  3. 

d)  In  den  ModUtwy  Wadmva  (s.  unten)  finden  sich  in  dem 
aus  einem  älteren  polnischen  Psalter  in  die  Gebete  aufgenom- 
menen Psalmentexte  ziemlich  zahlreich  solche  Doublette,  theils 
mit  albo  verbunden,  theils  ohne  diese  Coniunction.  Siehe  L.  Mali- 
nowski,  Moälitivy  Wadaiva  1875,  S.  7  und  8. 

e)  In  dem  Gebetbuch  Hedwigs  (Ksiqzeczha  Jadwigi)  ist  eine 
Reihe  von  Glossen,  in  den  Text  der  Gebete  aufgenommen,  con- 
statirt.  Siehe  Danysz,  Das  Gebetbuch  der  heiligen  Hedwig, 
Archiv  f.  slav.  Phil.  V,  412. 

f)  Glossen  in  den  Gnesener  polnischen  Predigten  finden  sich 
an  einzelnen  Stellen,  es  sind  Doppelausdrücke  durch  albo  ver- 
bunden oder  neben  einander  gestellt:  hroleuy  albo  %0sz0czu  1,4; 
gospodfi  albo  Jcomor0  7,  1;  dzeczy0ko  velebne-sladiethne  5,  12; 
svano-dzano  34,  15;  vcsdrovy-veszely  36,14.  An  einer  Stelle  sind 
zwei  synonyme  Worte  durch  y  verbunden :  ne  uele  dzeczy  y  plodn 
dage  13,  4.  Auch  zwischen  den  Linien  befinden  sich  Glossen; 
siehe  Erzepki,  Der  Text  der  Gnesener  Predigten,  1885,  27. 

g)  Glossen  in  den  polnischen  Gebeten  des  Canon  missac 
s.  Abschnitt  VI. 

Der  Werth  der  altpolnischen  Glossen,  deren  Aufzeichnung 
wir  aufgezählt  haben,  liegt  auf  der  lexicalischen  Seite,  weniger 
in  der  besseren  Erkcnntniss  des  Lautstandes  und  der  Lautgesetze. 
Der  Gewinn  wäre  ein  grösserer,  wenn  die  Eintragungen  correcter 


—     39     — 

wären.  Indess  sind  die  Glossen  von  meist  wenig  geübten  Schrei- 
bern geschrieben,  mitunter  solchen,  die  des  Polnischen  nicht  ge- 
nügend mächtig  waren.  So  geht  ein  Theil  der  Glossen  verloren, 
weil  es  nicht  möglich  ist,  sie  richtig  zu  lesen,  das  Uebel  wird 
dadurch  grösser,  dass  mitunter  der  Abschreiber,  auch  des  Latei- 
nischen nicht  mächtig,  die  lateinischen  Worte  bis  zur  Unkennt- 
lichkeit verunstaltet  hat. 

II.  Gebete  and  Gebetbücher. 
Der  Gebrauch  der  polnischen  Sprache  in  der  Kirche 
und  der  religiösen  Praxis. 
Die  Anwendung  der  Landessprache  in  der  Kirche  war  in 
der  älteren  Zeit  eine  minimale,  sie  wurde  neben  der  lateinischen 
nur  geduldet.  Es  wird  in  dieser  Beziehung  in  Polen  nicht  an- 
ders gewesen  sein,  wie  in  Deutschland;  hier  sollte  selbst  das 
Symbolum  und  das  Gebet  des  Herrn  (in  der  Schule)  lateinisch 
gelernt  werden:  et  qui  aliter  non  potuerit,  vel  in  sua  lingua 
discat,  hiess  es  im  Mainzer  Concil  813.  Dass  das  Evangelium, 
wenn  auch  nicht  in  der  allerältesten  Zeit,  in  nationaler  Sprache 
vorgelesen,  dass  das  Vater  Unser  und  das  Credo  in  der  Volks- 
sprache vor-  und  nachgesprochen  wurden  und  dass  die  heiligen 
Sacramente  in  gemeinverständlicher  Sprache  gespendet  wurden, 
bedarf  keines  Beweises.  Der  päpstliche  Legat  Jacob  Archidiacon 
von  Lüttich,  nachheriger  Papst  Urban  III.,  verpflichtete  auf  der 
Synode  zu  Breslau  1248  die  Priester:  singulis  diebus  dominicis 
et  festivis  post  Evangelium  dicant  publice  in  vulgari  suo  ora- 
cionem  dominicam  et  Symbolum,  die  Constitution  (Codex  Dipl. 
Mai.  Pol.  1877,  I,  240)  setzt  dann  hinzu:  vel  ad  minus  orationem 
dominicam  in  latino  et  Symbolum  in  vulgari.  Das  letzte  erschien 
wichtiger:  vidi  enim,  erzählt  der  päpstliche  Legat,  in  vestris 
diocesibus  aliquos  centenarios  homines,  qui  nesciebant  omnino 
dicere  quid  credebant.  Dass  dem  Vortragen  des  letzteren  oder 
beider  Erläuterungen  des  Priesters  folgten,  wie  in  Deutschland 
schon  in  alter  Zeit  (Wackernagel,  Deutsche  Predigten  und  Ge- 
bete 1876,  S.  293  flg.),  wird  nicht  erwähnt,  obgleich  es  an  sich 
wahrscheinlich  ist.  —  Die  Predigt  oder  die  einfache  Erklärung 
des  Evangeliums  mag  erst  im  XIII.  Jahrhundert  mehr  zur  Pflicht 
und    Regel    geworden    sein;    in    den    ersten   Jahrhunderten    des 


—     40     — 

Christcnthums  wird  Belehrung  des  Volkes  in  den  Glaubenssachen 
auf  das  Hersagen  des  Gebetes  und  des  Symbolum,  und  auf  die 
Aufzählung  der  Hauptsünden  sich  beschränkt  haben;  auch  „Glau- 
bens- und  Paternosterreden",  d.  h.  Erläuterungen  der  Formeln 
(Wackernagel  299)  mögen  hin  und  wieder  üblich  gewesen  sein. 
Ob  die  Bischöfe  polnisch  predigten,  ist  unmöglich  zu  sagen:  wenn 
das  Concil  von  Tours  813  festsetzte,  dass  die  Homilien,  die  der 
Bischof  verpflichtet  war  zu  halten,  in  die  romanische  Bauern- 
sprache oder  in  das  Deutsche  übersetzt  werden  sollten  (in  rusticam 
romanam  linguam  aut  theodiscam),  so  kann  es  auch  in  Polen  ähn- 
lich gewesen  sein;  auch  hier  mag  lange  Zeit  das  Predigen,  wie  in 
Deutschland,  ein  Recht  der  Bischöfe  gewesen  sein  (Wackernagcl 
311),  obgleich  (ausser  der  Katechese)  eine  Belehrung  des  Volkes 
von  Seiten  der  Priester  an  sich  wahrscheinlich  ist.  Eine  Constitu- 
tion des  für  das  kirchliche  Leben  sehr  vorsorglichen  und  verdienten 
Erzbischofs  von  Gnesen  Jacob  Swinka  vom  Jahre  1285  verord- 
nete :  ut  omnes  presbyteri  singulis  diebus  dominicis,  intra  missa- 
rum  sollemnia,  Symbolum  et  orationem  et  salutationem  Virginis 
gloriosae ,  decantato  symbolo,  loco  sermonis  exponere  populo 
debeant  in  polonico  et  festa  indicare.  Si  qui  adeo  periti  fuerint, 
exponant  evangelium.  Die  Worte:  loco  sermonis  scheinen  darauf 
hinzudeuten,  dass  das  Predigen  (wol  das  Ablesen  einer  latei- 
nischen Homilie  mit  gemeinverständlichen  Erläuterungen)  schon 
früher  auch  von  weniger  geübten  Priestern  hin  und  wieder 
im  Gebrauch  war;  die  Belehrung  des  Volkes  sollte  jetzt  in  prak- 
tischer Weise  geregelt  und  an  die  Grundsätze  des  Katechismus, 
im  günstigen  Fall  an  das  vorgelesene  Evangelium  sich  an- 
schliessen.  Diese  praktische  Tendenz  spricht  sich  auch  in  der 
weiteren  Vorschrift,  dass  nach  der  Belehrung  das  Volk  für  die 
Seelen  der  Wohlthäter  der  Kirche  beten  und  (nach  dem  Vor- 
gange des  Priesters)  die  allgemeine  Beichte  hersagen  soll  mit 
den  Worten  „Kayesse  JBogu  etc.".  Das  Erklären  des  Evangeliums 
scheint  von  einer  Gutheissung  der  oberen  Behörde  abhängig  ge- 
wesen zu  sein:  Si  quibuspiam  concessum  fuerit  evangelium 
vulgariter  exponere,  studeant  diligentcr,  heisst  es  in  einer  Con- 
stitution des  Krakauer  Bischofs  Nanker  v.  1320.  Eine  Probe 
der  Art  und  Weise ,  wie  im  XIV.  Jahrhundert  gepredigt  wurde, 
besitzen    wir    in   den    ,,Gncsencr   Predigten",    die,    obgleich    im 


—     41     — 

XV.  Jahrhunderfc  niedergeschrieben,  der  Sprache  nach  auf  das 
XIV.  hinweisen.  Allgemein  war  aber  das  Predigen  auch  noch  im 
Anfange  des  XV.  Jahrhunderts  nicht,  denn  die  Constitution  des 
Bischofs  von  Krakau  Albert  Jastrzejbiec  vom  Jahre  1423  eifert 
mit  starken  Worten  gegen  solche  Pfarrer,  welche  die  Predigt 
vernachlässigen.  In  den  weiteren  Worten  des  Bischofs  werden 
hohe  Anforderungen  an  die  Prediger  gestellt:  studeant  esse  po- 
tentes in  opere  et  sermone  (Starodaivne  prawa  polsk.  pomn.  IV,  77). 
—  Im  XV.  Jahrhundert  war  die  Belehrung  des  Volkes,  wie  aus 
vier  eingehefteten  Blättern  im  Codex  der  Gnesener  Predigten  zu 
urtheilen  (s.  unten  S.  61,  b.),  in  eine  bestimmte  Ordnung  gebracht 
und  bestand  aus  einer  Erklärung  des  Evangeliums,  dem  eine 
Einleitung  voranging,  aus  dem  Gebet,  dem  Bekenntniss,  der 
Beichte  und  dem  Decalog;  einige  Ermahnungen  und  Mittheilungen 
schlössen  das  Ganze.  —  Dem  nationalen  kirchlichen  Lied  war 
ein  beschränkter  Gebrauch  eingeräumt  (s.  unten). 

Was  Gebete  und  Gebetbücher  anbetrifft,  ist  Folgendes  zu 
berichten. 

A.  Gebete.  Das  Gebet  des  Herrn  wird  aus  äusseren 
Gründen  an  dieser  Stelle  besprochen,  obgleich  es  zu  den  kate- 
chetischen Hauptstücken  gehörte.  Den  hauptsächlichen  Inhalt 
der  dogmatisch -moralischen  Katechese  bildete  die  Mittheilung 
und  Erklärung  des  Symbolum  und  des  Vater  Unser1). 

a)  Das  älteste  Gebet  des  Herrn  in  polnischer  Sprache, 
zusammen  mit  dem  Ave  Maria  und  Credo,  geschrieben  im  Jahre 
1375,  befindet  sich  in  einer  Handschrift  der  Jagiellonischen 
Bibliothek  Nr.  1681  unter  dem  Titel  Compendium  theoloyce 
veritatis  b.  Thomae  de  Aquino.  Deutsche  Gebete  (Precationes 
Germanicae)  und  eine  polnische  Confessio  generalis,  auf  die  wir 
unten  zurückkommen  werden,  gehen  voran  (mitgctheilt  in  Arch. 
f.  slav.  Phil.  IV,  190).  Der  Text  der  Gebete  und  des  Credo  ist, 
ebenso  wie  der  Confessio,  durch  viele  Fehler  verunstaltet,  die 
dadurch  sich  erklären,  dass  der  polnische  Text  von  einem  des 
Polnischen  wenig  kundigen  Deutschen  geschrieben  wurde;  wenn 
es  also  im  Anfang  des  Vater  unser  heisst:  Otcse  nas,  gensech  na 
nebesech,  so  ist  wahrscheinlich ,  dass  gensech  weder  jenses  noch 
jensec   zu   lesen  und  dass  im    zweiten  Falle  jes  weggelassen  ist; 

!)  Probst,  Geschichte  der  katholischen  Katechese  1886,  S.  70. 


—     42     — 

es  ist  vielmehr  möglich,  dass  gensech  für  gense  steht,  ch  aus  Ver- 
sehen angefügt  ist,  weil  das  folgende  Wort  nebesech  auf  ch  endigt, 
jcs  aber  ist  weggelassen.  Wenn  dieser  Umstand  auf  ein  Ab- 
schreiben hinweist,  so  ist  das  noch  mehr  der  Fall  bei  dem 
folgenden  Satz:  oswantcz  se  ivtueme;  das  letzte  Wort  steht  für 
hve  yme,  wobei  c  für  q  auffallend  ist.  Bemerkenswert!!  ist,  dass 
neben  dem  Zeichen  <f>  für  Nasallaute  auch  a  (s  toba)  und  an 
(wstanpil,  slcandze,  sandiez,  sivanth)  vorkommt;  bemerkenswerth 
ist  ferner,  dass  im  Credo  die  3.  sg.  des  sog.  Pcrfectum  stets 
ohne  jest  auftritt:  poezfil  sze,  narodzil  ssc  etc.  Alte  Formen  sind 
/vinowatezem  und  rosdrzessene,  mit  eingeschobenem  d. 

b)  In  einer  Krakauer  Handschrift  medicinischen  Inhalts  aus 
dem  Jahre  1407  (X.  825)  befindet  sich  das  Pater  Noster  polnisch, 
wahrscheinlich  von  einem  Deutschen,  jedenfalls  von  einem  ungeübten 
Schreiber  aufgezeichnet:  Otcze  nas,  yenze  yes  na  nebesich,  osswin 
sehe  jthe  ymi,  bwncz  thua  thwa  (so,  zwei  Mal)  ivola  yaJco  na  zemi 
talco  na  nebe  (durchstrichen,  dann  hingeschrieben)  na  nebe  iako  na 
zemi,  sclüib  (sie)  nasch s po ff seydni  day  nam  czys,  a  odjnvschy  nam 
nasche  vini,  yaleo  mi  odpuscami  naschschim  vinovaezschom,  ne  voczy 
nas  na  pokwssenc,  alle  sbawy  nas  ode  slego,  Amen.  Ungewöhnlich 
ist  der  i-Laut  in  nebesich,  ymi,  schlib  und  selbst  osswin  f.  ossivincz, 
was  der  Schreiber  schreiben  wollte.  Das  letzte  Wort  zeigt,  dass 
er  es  oswiec  las. 

c)  Das  Gebet  des  Herrn,  Ave  und  Credo  finden  sich  in 
einem  Predigtenformular  aus  dem  XV.  Jahrhundert,  mitgetheilt 
von  Wl.  Chom^towski  in  Sprawozdania  I,  148  seq.  Die  Hand- 
schrift war  einst  im  Besitz  von  Prot  Lelewcl,  jetzt  befindet  sie 
sich  in  der  Krasiriski'schen  Bibliothek  in  Warschau.  Das  Fehlen 
des  Zeichens  0,  der  häufige  Gebrauch  des  y  als  Weichungs- 
mittel  des  vorhergehenden  Consonanten,  die  Form  pyeklov  und 
andere  zeigen,  dass  der  Text  wohl  schon  aus  dem  Ende  des 
XV.  Jahrhunderts  stammt. 

d)  In  Lelewels  Ksiarj  bibliograßcznych  dwoje  I,  1823,  S.  23 
findet  sich  das  Gebet,  Ave  und  Credo  polnisch  angeführt  aus 
einer  Handschrift  von  1400:  „z  rejcopisu  Jana  Sylwana  Polaka 
pisanego  r.  1400  folio  na  oMadce  spodniej". 

e)  J.  S.  Bandtke  hat  anonym  herausgegeben  „Oycze  nasz 
ModMtwa  z  rozmaitych  rcjcopismoiv  i  druhoiv  starozytnych  w  jezyku 


—     43     — 

polshim  i  innych  dyaleliach  sloivianslcich",  Breslau  1826.  Das 
Büchlein  (in  12°)  ist  jetzt  selten  geworden.  Es  umfasst  16  Mal 
den  altpolnischen  Text,  7  Mal  andere  slavische  Texte  des  Ge- 
betes. Der  älteste  polnische  Text  dieser  Sammlung  ist  aus  einer 
Breslauer  Handschrift  genommen,  geschrieben  1460,  welche 
Synodalverordnungen  des  Bischofs  "Wenceslaus  vom  Jahre  1412 
enthält,  darin  das  Gebet  des  Herrn,  Ave  und  Credo  polnisch 
und  deutsch.  Dann  folgt  unter  N.  II  und  III  das  Gebet  des 
Herrn  aus  dem  ältesten  Breslauer  Druck  v.  1475  und  nach  den 
Synodalconstitutionen  des  Breslauer  Bischof  Konrad  v.  1446, 
wiederholt  später  in  einer  Nürnberger  Ausgabe  dieser  Synodal- 
beschlüsse vom  Jahre  1512.  —  Maciejowski  hat  auch  über  diesen 
anscheinend  geringfügigen  Gegenstand  gehandelt  (Dod.  44,  47 
und  Facsimile),  aber  ohne  Genauigkeit,  und  deshalb  ist  noch 
einmal  der  Text  aus  zwei  Breslauer  Manuscripten.  mit  Varianten 
aus  dem -ersten  Breslauer  Drucke,  mitgetheilt  in  Arch.  f.  slav. 
Phil.  I,  71.  Es  sei  hier  bemerkt,  dass  die  genannten  Ge- 
bete, ausser  dem  ersten  Breslauer  Druck  von  1475,  sich  in 
vier  Breslauer  Handschriften  (II.  fol.  63  v.  1460,  I.  Q.  83; 
I.  Q.  69;  I.  fol.  91)  befinden.  Den  Text  von  1460  hat  Bandtke 
unter  N.  I  gedruckt,  sodann  unter  TS.  II  und  III  den  ersten 
Breslauer  gedruckten  Text  wiederholt  und  einen  hand- 
schriftlichen Text  mitgetheilt,  mit  Varianten  aus  anderen  Hand- 
schriften ;  im  Archiv  aber  sind  a.  a.  O.  nur  zwei  handschriftliche 
Texte  aus  I.  Q.  69  und  I.  Q.  83  mitgetheilt,  die  unter  einander 
und  mit  dem  ältesten  Druck  genau  übereinstimmen,  so  dass  in 
ihnen,  sowie  in  I.  fol.  91  die  Bitte:  przydz  hrolestivo  Tivoic  fehlt. 
Da  somit  auf  den  Text  von  1460,  bei  Bandtke  N.  I,  gar  nicht 
Rücksicht  genommen  ist,  und  da  das  Büchlein  von  Bandtke  jetzt 
selten  geworden,  so  soll  dieser  Text  hier  angeführt  und  kurz 
besprochen  werden :  Otcze  nasch,  gewisse  gesch  iv  niebiesifich, 
osiventsze  gmie  twe,  przycz  twe  Irvlcstwo,  bfidz  twa  wola  yalco  na 
nyebe  tako  na  szemy,  chleb  nasch  wschedny  day  n0m  dzyschfi,  ot- 
puscz  nfim  nasche  wijny,  yako  my  otpustzamc  nassim  ivynowaczom, 
a  ne  ivodzy  nasch  na  jwkuschenie ,  ayle  sbaiv  nasch  ote  szlego, 
Amen.  Wir  finden  hier  einen  Cechismus ,  otimstzamc,  und  auch 
in  ymie  wird  wol  ebenfalls  ein  Cechismus  enthalten  sein:  die 
alteech.  Form  heisst  gmye,  und  so  erklärt  sich,  dass  in  I.  Q.  83 


—     44     — 

(auch  im  Druck  1475)  gmye  stellt,  und  auch  in  der  unter  a)  an- 
geführten Oratio  dominica  findet  sich  wtueme  f.  twe  yme.  Die 
Wörter  sanctificetur  und  quotidianum  sind  auch  hier  durch  oswiec 
sie  und  wszedniego  übersetzt.  Oswiec  (mit  en)  sie  ist  in  den 
ältesten  Texten  häufiger,  als  oswianc  siq;  sonst  kommt  0  vor  in 
bqdi,  ausserdem  in  nftm  (2  Mal)  und  dzysch0,  als  Vertreter  von  ä; 
auffallend  ist  w  nicbiesifah.  Die  alten  Imperativformen  sind  in  dem 
Text  v.  1375  besser  erhalten:  przidzi,  otpusczi,  wodzi;  hier przycz, 
otpuscz,  nur  bei  ivodzy  ist  die  alte  Form  noch  erhalten ;  aber  die 
kürzeren  Formen  badz  und  zbaw  finden  sich  in  allen  Texten. 

So  wie  das  Gebet  des  Herrn  in  den  ältesten  Aufzeichnungen 
auf  ein  cechisches  Vorbild  hinweist  (I.  Q.  83  hat  durchaus 
cechische  Physiognomie),  so  weist  auch  Ave  Maria  durch  die 
Worte  milosezi  pelna  auf  cechischen  Ursprung;  dagegen  kann 
in  dem  altpolnischen  Credo  nichts  gefunden  werden,  was  diesen 
Ursprung  bewiese  {tworzyciel,  dziewica,  umeezon,  obeowanie  stehen 
den  alteech.  Ausdrücken  stvorytyel,  dyevka,  tyrpyel,  obec  gegenüber). 

Es  mögen  einzelne  kleinere  in  lateinischen  Texten  vorkom- 
mende Gebete  folgen.  Einige  bei  der  katechetischen  Belehrung 
des  Volkes  übliche  Gebete  sollen  später  erwähnt  werden,  in 
dem  Abschnitt:  Predigten. 

a)  In  einer  Handschrift  mit  stellenweise  polnisch  glossirten 
lateinischen  Predigten  aus  dem  XV.,  welche  sich  in  der  Raczyri- 
ski' sehen  Bibliothek  in  Posen  befindet  (s.  I,  1  a),  fand  Maciejowski 
(Dod.  102)  Gebete  in  polnischer  Sprache,  von  denen  er  leider  nur 
eines  anführt:  Povytay  svyati  hrzyszv  gyedyna  nadzyeyo  nasa,  wten 
dzyen  umaczenya  pana  naszego  Jesu  Christa  pomosz  (für  ponmosz, 
s.  unten  sub  f.)  dobrym  spravyedlyvoscz  agrzcschnym  day  laszka 
szivya  (sie  f.  szwa).  Czyebe,  navyszy  bosze,  ivtroyczy  gyedyny,  ivszclkyc 
s/h/corzenye  wszyva,  raezysz  nasz  rzadzycz  navyeki,  Mhorysz  odhupyl 
nasz  wi  krzyszv;  panye  Jesu  Clirisczye,  stliworzyczyelv  nasz,  amen. 

ß)  Modlitiva  JamoUa.  In  einem  Krakauer  Codex  von  1454 
enthaltend :  Petri  Comestoris  Summa  super  V  libros  Decretalium, 
Summa  fratris  Petri  etc.  {Kat,  385)  hat  der  Abschreiber  folgendes 
Gebet  zum  heiligen  Arnoldus  eingetragen:  Myli  sivanthi  Jamolcze, 
dostoyny  doctorze  y  byskupye,  bancz  mylosczyw  thivemu  drusbye,  day 
yemu,  boschze  (das  zuerst  geschriebene  boze  ist  ausgestrichen), 
potem  (sie)  swe  vsznane  a  ktemu  rosumu  oswyeezcnye,  ysz  by  tako 


—     45     — 

yego  pozywal,  yalco  by  thivey  sivanthcy  navJcy  y  szyvota  nasladoival. 
0  day  tho  yemu,  vycllnj  panye,  na  proszba  y  msktga  thwego  müego 
spovycdmßa  Jarnoltha,  byskupa  y  vydmoszncgo  doctora.  Druzba 
ist  hier  sicher  in  der  Bedeutung  Namensvetter  gebraucht,  darum 
nannte  ich  das  Gebet  Modlitwa  Jarnolta.  Dass  dem  Verfasser 
Verse  vorschwebten,  ist  unschwer  zu  erkennen.  Ob  aber  der 
Schreiber  selbst  der  Arnold  war,  ist  fraglich:  die  Vernichtung 
des  boze  und  des  Anfanges  zu  zywota,  welches  er  anfangs  schy- 
vota  schreiben  wollte,  diese  rein  orthographischen  Scrupeln  be- 
weisen, dass  der  Aufzeichner  des  Gebetes  entweder  abschrieb 
oder  nach  dem  Dictat  schrieb,  das  letztere  ist  fast  wahrschein- 
licher wegen  des  überflüssigen  potem  vor  swe  vsznane ,  welches 
ihm  wol  gesagt,  aber  nicht  in  die  Feder  dictirt  wurde.  Das 
Wort  pozywac  scheint  in  der  Bedeutung  nachleben  gebraucht  zu 
sein;  spoiciednik  ist  confessor,  heute  icyznaivca. 

y)  Orationes  Passionales  I.  Polnische  Gebete  in  einer 
Passio  aus  dem  Ende  des  XV.  Jahrhunderts.  Prof.  Kaluzniacki 
hat  aus  einer  Przemysler  Handschrift  mehrere  Gebete  mitge- 
theilt,  die  an  verschiedenen  Stellen  in  einer  Passio  Jesu  Christi 
per  figuras  et  prophecias  enthalten  sind  (Kleinere  altpolnische 
Texte  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Akad.  der  Wiss., 
phil.-hist.  Classe,  Bd.  101  v.  1882).  Das  erste  dieser  aus  älteren 
Vorlagen  niedergeschrienenen  Gebete  (a)  0  hrzyzv  szwyethy  er- 
innert im  allgemeinen  an  das  von  Maciejowski  aus  einer  Posener 
Handschrift  mitgetheilte  (s.  oben  unter  a)  und  hilft  einen  Fehler 
darin  corrigiren.  Das  zweite  kurze  Gebet  (ß)  an  den  gepeitschten 
Christus  enthält  das  Wort  zaszyJcowan,  welches  in  den  sonst  sehr 
sorgfältigen  Erklärungen  nicht  erklärt  ist,  es  scheint  für  zaszyjko- 
wan  zu  stehen,  cf.  die  Worte :  dla  wasz  yestem  ....  zaszyJcowan  in 
dem  Gebetbuch  der  Schwester  Constantia  ed.  Wislocki  S.  88.  Das 
dritte  Gebet  (y),  an  den  vor  Herodes  verläumdeten  Christus, 
welches,  wie  auch  andere,  mit  den  Worten  beginnt:  0  panye 
Jezv  Kryscze  (d.  h.  Kryscie,  Vocat.  von  Kryst),  ist  verderbt,  der 
Herausgeber  suchte  durch  kleine  Ergänzungen  einen  Sinn  hinein- 
zubringen; ich  möchte  glauben,  dass  die  Ergänzung  y  grzechu 
überflüssig  ist,  dabei  ist  auch  anders  zu  interpungircn  und,  mit 
Benutzung  der  anderen,  richtigen  Ergänzung  (szye),  so  zu  lesen  : 
prosze  czye,  raczy  my  dacz  maßrosczy  szwycczlye,  Mhore  szq  prsed 


—     46     — 

thdbq  za  glvposcz,  rostropnye  (szye)  vyaroivacz  etc.  Das  vierte 
Gebet  (d)  ist  an  den  zum  Tode  verurtheilten  Christus  gerichtet; 
das  fünfte  (e),  bei  weitem  das  längste,  an  den  gekreuzigten 
Heiland,  enthält  zwei  Stellen,  die  der  Erklärung  bedürfen:  das 
dem  Herausgeber  unverständliche  ayethe  vybawyayqczego  ist  zu 
lesen:  a  jtfe  wybaiviajqcego  (bezieht  sich  auf  die  Höllenfahrt 
Christi) ;  in  der  anderen  Stelle :  vybav  mye  od  anyola  byvczego, 
welches  durch  biwczego  erklärt  ist,  ist  bijucego,  d.  h.  bijqcego  zu 
lesen.  In  dem  Epilog  (£)  kommt  der  Ausdruck  vor:  poszyky 
bycz,  was  in  Uebereinstimmung  mit  dem  obigen  zaszykoivan  zu 
lesen  ist  poszyjki  (=  poszyjkami).  In  dem  neunten  Gebete  — 
das  siebente  und  achte  sind  nur  Yariationen  früherer  —  kommt 
wieder  poszykoivacz  vor,  auch  hier  poszyjkoivac  zu  lesen  (in  dem 
Gebetbuche  der  Constantia  ed.  Wislocki  S.  138  lesen  wir:  szyq 
ycgo  napokornycysza  possykoivano ;  S.  118:  possykowan,  pdlyczho- 
ican  etc. ;  S.  1 24  :  szyyo  czosz  przymoivala  zaszyky).  Im  Uebrigen 
siehe  die  Erklärungen  Kaluzniacki's  und  zwei  Gebete  aus  Cod. 
LXV.  A.  16. 

d)  Orationes  Passionales  II,  mitgetheilt  von  Professor 
Kaluzniacki  aus  Fragmenten  Bielowski's,  die  unter  Glossen  f)  ge- 
nannt sind.  Hier  kommt  nur  das  erste  Gebet,  aus  dem  Anfang  des 
XVI.  Jahrhunderts  in  Betracht.  Es  ist  ein  kurzes,  mit  den  "Worten: 
0  panye  Yezv  Krysczye  beginnendes  Gebet  an  den  im  Olivengarten 
betenden  Christus,  in  dem  die  Form  yesthess  sye  oblyal  bemerkens- 
werth  ist,  offenbar  nach  dem  Vorbild  der  3.  sg. ,  die  noch  im 
XVI.  Jahrhundert  oblal  jest  hiess.  Aehnliche  Formen  der  2.  sg. 
mit  jestes  (f.  älteres  jes)  finden  sich  sonst  nicht. 

e)  In  einem  Texte,  welchen  Maciejowski  in  Sieniawa  fand, 
in  einer  Copie  aus  dem  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts,  der  aber 
nach  dem  Dafürhalten  Maciejowski's  aus  der  ersten  Hälfte  des 
XV.  Jahrhunderts  stammen  soll,  und  den  er  betitelt:  Szczegöly 
o  zyciu  Naßiv.  Fanny,  sw.  Anny  i  Joachima  (Pismien.  I,  345  und 
JDod.  106),  findet  sich  ein  Gebet  Joachim's,  welches  von  dem 
Verfasser  selbst  bezeichnet  ist :  Pyenye  Joachimowo  Jäorcsch  pyal 
przy  poroäzenyv  svego  dzyqczyqtka. 

l)  In  einer  Handschrift  des  Ossolinski'schen  Instituts  in 
Lemberg,  aus  dem  Nachlass  Dzierzgowski's,  enthaltend  latei- 
nische   Predigten,     findet    sich    auch    der    Hymnus    Magnificat 


—     47     — 

in  polnischer  Uebersetzung,  angeblich  aus  dem  XIV.  Jahr- 
hundert. 

rj)  Die  ganz  kurzen  Gebete,  niedergeschrieben  von  Ab- 
schreibern bei  Beendigung  einer  Arbeit,  sind  bis  jetzt  nicht  ver- 
öffentlicht. So  finden  sich  in  einer  Krakauer  Handschrift  aus 
dem  XV.  Jahrhundert,  enthaltend  Varia  philosophica  (N.  2084 
bei  Wislocki)  kurze  Gebete  in  polnischer  Sprache,  von  denen 
Wislocki  in  Katalog  rrjcojnsöw  etc.  nur  den  Anfang  eines  der- 
selben anführt :    0  Maria,  panno  myla,  szpomoszy  mye  etc. 

&)  Bei  einem  polnischen  Decalog  in  Prosa  (bei  Maciejowski 
Dod.  91,  s.  unten)  befindet  sich  als  Einleitung  ein  kurzes  Gebet, 
das  sich  in  den  ersten  Worten  an  Jesus,  weiter  an  die  heilige 
Maria  und  zuletzt  an  die  heilige  Dreieinigkeit  wendet.  Die 
Handschrift,  und  zwar  die  von  einem  Deckel  eines  (gedruckten?) 
Buches  abgelösten  Pergamentblätter  sind  leider  nicht  genau  be- 
schrieben. Dasselbe  Gebet  findet  sich  vollständiger  in  Spraivozd. 
I,  150,  am  Ende  von  Nr.  4. 

i)  Gebete  beim  Empfang  des  heiligen  Sacraments,  aus  einer 
Handschrift  „nach  1428"  bei  Maciejowski  Dod.  86  („Nabozenskvo 
Jcoscielne"),  s.  unter  Predigten  e). 

B.  Polnische  Gebetbücher.  Nur  wenige  Gebetbücher 
in  polnischer  Sprache  sind  erhalten:  das  Gebetbuch  Waclaw's, 
der  Liber  precarius  Hedvigis,  das  Gebetbuch  der  Schwester 
Constantia  und  Wigilie  za  dusze  umarle. 

a)  Graf  AI.  Przezdziecki  fand  in  Pesth  in  der  Universitäts- 
Bibliothek  1870  ein  kleines  Büchlein,  geschrieben  von  einer 
Hand  auf  Pergament  im  XV.  Jahrhundert,  dessen  Inhalt  am 
Ende  durch  die  Worte  angegeben  war:  Dolconaly  sie  godziny  o 
ivlosznym  angele  przes  pyszarza  waczlaiva  vbogego  ivaczlawa,  die 
zwei  letzten  Worte  sind  durch  eine  andere  Hand  hinzugeschrieben. 
Diese  Gebete  (Hören),  zum  Theil  von  Przezdziecki  selbst,  zum 
Theil  auf  seine  Veranlassung  von  anderen  abgeschrieben,  wurden 
Prof.  Suchecki  in  Krakau  überlassen  und  nach  dessen  Tode  von 
Prof.  Malinowski  herausgegeben  unter  dem  Titel  Modlitwy  Wac- 
laiva  in  PamirtniJc  ivydzialu  fdologiczno-historyczncgo  Ahademii  w 
Kmhowie  II  im  Jahre  1875.  Die  sorgfältige  Ausgabe  ist  mit 
einer  Einleitung,  einem  Commentar  und  einem  Lexicon  versehen. 
—  Das  Büchlein  enthält:    1.  Hören  aus  dem  Brevier;  2.  Gebete 


—     48     — 

an  die  heilige  Anna;  3.  Gebete  an  den  Schutzengel1).  Die 
Gebete  sind  aus  dem  Brevier  und  dem  Messbuche  genommen, 
eine  Reihe  von  Psalmen,  eigentlich  Paraphrasen  derselben,  ist 
in  dem  ersten  Text  enthalten ;  einzelne  Psalmen  oder  Yerse 
daraus  kommen  auch  in  den  anderen  Theilen  vor.  Der  An- 
schluss  an  lateinische  Texte  und  Gebete  ist  in  dem  ersten  und 
dritten  Theil  viel  enger,  sklavischer,  als  in  dem  zweiten  Theil, 
in  dem  die  Sprache  freier  sich  bewegt ;  auch  in  orthographischer 
Beziehung  kommen  in  Theil  I  und  III  solche  archaische  Mittel, 
wie  aa,  ee,  oo  für  gepresste  (ursprünglich  lange)  Yocale  und  0 
für  Nasale  häufiger  vor,  als  in  dem  zweiten  Theile.  Das  Ganze 
ist  eine  Copie  älterer  Gebete,  mit  Beibehaltung  der  Verschieden- 
heiten in  den  einzelnen  Theilen:  Theil  II  ist  für  eine  männliche, 
Theil  Iund  III  für  eine  weibliche  Person  geschrieben;  die  Sprache 
der  einzelnen  Theile  ist  verschieden,  mehr  alterthümlich  in  Theil 
I  und  III,  weniger  in  Theil  II;  selbst  der  Text  desselben 
Psalmes  oder  derselben  Psalmenverse  zeigt  in  den  verschiedenen 
Theilen  Abweichungen2);  auch  gewisse  Fehler  und  die  Auf- 
nahme von  Glossen  in  den  zusammenhängenden  Text  beweist 
das  Abschreiben. 

Ueber  die  Sprache  hat  der  Herausgeber  eingehend  ge- 
handelt. Ueber  die  Lautgruppe  ir  (yr)  zwischen  Consonanten 
siehe  Brückner,  Arch.  f.  slav.  Phil.  VII,  534,  und  Nehring 
in  Pracc  filologiczne  I,  1  ff.  Dass  in  §  42  genannte  Wort  syrota 
ist  mit  den  Worten  wie  wirgeh,  pinvy  etc.  nicht  zusammen- 
zustellen, neben  diesen  kommt  auch  micrziaczka  und  twierdzic 
(neben  twirdzic)  vor  (§  42).  —  In  Bezug  auf  wlosny  (o  wlosznym 
angele  f.  106  und  146;  z  vezinkow  wlosznych  114)  ist  auf  das 
primäre  verbum  tvlodze  in  den  Glossen  zu  den  lateinischen  Gne- 
sener  Predigten  S.  40  der  Ausgabe  zu  verweisen  (s.  oben  Glossen 
1,6);  wlodarz,  Wlodzimicz  und  das  altpolnische  Wlodzislaw  ( Wla- 
dyslaw  scheint  sich  seit  Ludwig  dem  Ungar  in  Polen  einge- 
bürgert   zu    haben)    hängen    mit    dem   Wurzelworte    zusammen, 


*)  Der  erste  Theil  umfasst  fol.  1  —  44  und  109  —  116,  die  zweite  Lage 
von  8  Blättern  ist  wahrscheinlich  beim  Einbinden  an  eine  unrichtige  Stelle 
gerathenj  Theil  IT  geht  von  f.  44-103;  der  III.  bis  zu  Ende. 

2)  Der  Herausgeber  zeigt  dies  bei  ps.  3,  der  in  Theil  II  und  Theil  III 
vorkommt. 


—     49     — 

ivlasc,  ivladza,  ivlasny  scheinen  nach  dem  von  wlodzc  abgeleiteten 
Iterativum  wladac  gebildet  zu  sein.  —  Die  wichtigste  Bemerkung 
des  Herausgebers  bezieht  sich  auf  die  Nasalvocale:  Prof.  Mali- 
nowski  legt  für  die  Beurtheilung  derselben  im  Gebetbuch  Wac- 
laws  einen  polnisch -schlesischen  Dialect  zu  Grunde,  den  er  in 
der  Abhandlung  „Ueber  die  Oppeln'sche  Mundart",  Leipzig  1870, 
dargestellt  hat.  Von  den  diesem  Dialect  eigenthümlichen  Nasal- 
vocalen  (r,  q  und  q)  zeigt  sich  q  im  Inlaute  nach  harten  Con- 
sonanten,  ausserdem  im  Auslaute:  in  acc.  sg.  der  fem.  subst.  u. 
pron.  (tä  nogä) ;  in  1  sg.  praes.  (mogä  ich  kann)  und  in  subst. 
wie  cielq,  cielccia;  e  tritt  auf:  im  Inlaut  in  weichen  Silben,  d.h. 
nach  weichen  Consonanten  und  im  Auslaut  bei  miq,  ciq,  siq  (ge- 
sprochen mie,  cie,  sie);  q  kommt  in  geschlossener  Schlusssilbe 
vor,  wie  dqb  gen.  dqba,  sivqd  g.  swqdu,  so  auch  swiqt  gen.  pl. 
von  swicto;  3  plur.  praes.  (mogq,  dajq  sie  können,  geben,  banq  f. 
bado  sie  werden  sein),  in  beiden  Fällen  ,, wegen  Ersatzdelmung"; 
in  contrahirten  Silben:  acc.  sg.  Jcuzniq  f.  Imznijq,  starq  f.  starqjq; 
instr.  sg.  fem.  zonq  f.  zonojq,  mnq,  tobq  f.  tobojq.  Diese  allge- 
meinen Regeln  erklären  nicht  alle  Erscheinungen  der  Oppeln'schen 
Mundart  im  Bereich  der  Nasalvocale',  wie  denn  z.  B.  Jcsiozä  der 
Fürst,  tysiqcoma  §  106,  posqdzic  §  114  ein  q  zeigen,  wo  wir 
hsießä,  tysiecoma,  posädzic  erwarten  würden.  Die  in  §  57  und  §  58 
aufgezählten  Worte,  welche  q  (gegen  die  gegebene  Regel)  zeigen, 
wo  man  ä  oder  weiches  g  erwartet  (mqdry,  przysiqga)  lassen  sich 
durch  die  allgemeinen  Gesetze  vervollständigen  und  beleuchten, 
welche  in  Miklosich's  Abhandlung :  „Die  langen  Vocale  in  den 
slavischen  Sprachen",  1879,  in  Bezug  auf  die  Nasalvocale  im 
Stamme  gegeben  sind  (vgl.  ivqs  ivqsa  gegenüber  von  wqz  weßa, 
mqdry  gegenüber  von  gcsty;  rclta,  Iqka  gegenüber  von  asl.  Iqka, 
rqka).  —  Wenn  aber  auch  das  Bild  der  Nasalvocale  und  ihres 
Verhältnisses  zu  einander  im  Oppeln'schen  dadurch  hinsicht- 
lich der  Stammsilben  vervollständigt  wird  (in  harten  und 
weichen  Stammsilben  o,  wo  dieser  Vocal  im  Neupolnischen  im 
Stamme  o  hat  und  ferner  in  consonantisch  geschlossenen  End- 
silben; q  in  harten  Stammsilben,  wo  das  Neupolnische  r-  hat;  in 
weichen  Stammsilben  3,  wo  das  Neupolnische  ie  hat),  so  fehlt  der 
Nachweis  dafür,  dass  die  Vertheilung  der  Zeichen  für  Nasal- 
vocale im  Gebetbuche  Waclaw's  (a,  an,  q,  0,  wofür  auch  0,  c,  r, 

Nehring,  Ältpoln.  Sprachdenkmäler.  4 


—     50     — 

0n)  der  Vertheilung  der  Nasallaute  in  dem  Oppeln'schen  Dialect 
entspricht.  In  den  meisten  Fällen  steht  in  Waclaws  Gebetbuch 
an,  q  oder  a  (selbst  odsiampiance  S.  38  für  odstäpience,  maczannica 
S.  94  für  vorausgesetztes  mäczcnnica) ;  diesen  Umstand  erkennt 
auch  der  Herausgeber  an,  indem  er  betont,  dass  im  Inlaut, 
gleichviel  ob  die  Silbe  hart  oder  weich  ist,  a,  an,  auftritt;  nur 
weil  in  einigen  Fällen,  es  werden  drei  angeführt,  auch  en,  in 
steht,  wird  S.  23  gesagt,  dass  neben  dem  weichen  iä  im  Inlaut 
auch  Spuren  eines  weichen  e  vorhanden  sind.  Was  den  Aus- 
laut anbetrifft ,  so  ist  das  Vorkommen  von  an,  q,  a  so  häufig, 
dass  andere  nur  ausnahmsweise  anzutreifen  sind,  und  so  sieht 
sich  der  Herausgeber  zu  dem  Ausspruch  veranlasst,  dass  in  den 
Endungen  „der  ältere  Laut  q  anfing,  dem  e  zu  weichen",  somit 
ist  <[  nur  in  seltenen  Fällen  anzutreffen.  Man  kann  in  dem 
häufigen  Vorkommen  der  Zeichen  an,  q,  a  für  Nasalvocale  in 
dem  Gebetbuch  Waclaws  nur  ein  häufiges  Vorkommen  des 
ä-Vocals  in  dem  Dialect  vermuthen,  der  hier  in  diesem  Sprach- 
denkmal gebraucht  wurde. 

b)  Das  Hedwigbüchlein.  Ein  recht  sauber  auf  Perga- 
ment geschriebenes  und  mit  einfachen  Floskeln  verziertes  Ge- 
betbüchlein aus  dem  Ende  des  XV.  Jahrhunderts,  im  kleinsten 
Format,  welches  bei  der  Familie  Gozimirski  aufbewahrt  wurde, 
erhielt  Prof.  Motty  in  Posen  zur  Ansicht  und  gab  den  Text  mit 
einem  Theil  des  Facsimile  heraus,  unter  dem  Titel:  Ksiqfiecsika 
do  nabozcnshva ,  na  ktorrj  sie  modlila  siv.  Jadw'iga,  Posen  1823, 
in  dem  Format  des  Originals  und  nach  Möglichkeit  nach  dem 
Muster  desselben  äusserlich  ausgestattet1).  Den  Anlass  zu  diesem 
Titel  gab  eine  Inschrift  auf  dem  silbernen  Futteral:  Libellus 
precarius  quo  utebatur  S.  Hedvigis  Ducissa  etc.  Der  an  meh- 
reren Stellen  im  Gebetbuch  selbst  vorkommende  Name  Nawojhi 
war  für  Maciejowski  und  Andere  Veranlassung,  das  Büchlein 
Ksiqzeczhz  Nawojhi  zu  nennen,  ein  Name,  der  von  einer  Seite 
als  gleichbedeutend  mit  Nathalia  erklärt  wird.     Ueber  die   In- 


J)  Zwischen  dem  Text  und  dem  Facsimile  zeigen  sich  einige  Abwei- 
chungen, es  sind  ihrer  nicht  weniger  als  20,  nicht  immer  Druckfehler,  einige 
von  ihnen  sind  sicher  dem  Stemdructer  v.wv  Last  zu  legen,  z.  B.  bardeo,  im 
Text  richtig  lun-.n. 


—    51    — 

schrift  und  Benennung  des  Gebetbüchleins  s.  Nehring,  Arch.  f. 
slav.  Phil.  I,  463,  und  Dr.  Danysz,  Ueber  das  Gebetbuch  der 
heiligen  Hedwig,  Arch.  V,  412. 

Die    erste  Ausgabe    ist   mehrere   Male    wiederholt   worden: 
Krakau  1839,   Wilna  1856,    beide  Male  wenig  sorgfältig,    dann 
1876  in  Posen;  diese  Ausgabe  ist  besorgt  durch  H.  Stan.  Motty, 
Sohn  des   ersten   Herausgebers,    durchaus   im  Anschluss   an   die 
editio  princeps,    ohne  sie  doch  in  Bezug  auf  Genauigkeit  zu  er- 
reichen und   zu   ersetzen,   s.  Arch.  f.  slav.  Phil.  I,  259;    V,  409. 
Die  Handschrift  selbst  ist  verloren  gegangen.    Die  Nachricht  in 
Dziennik  Poznanski  1875,   N.  195   (Feuilleton),    mitgetheilt  von 
J.  L.,  dass  die  Handschrift  zusammen  mit  dem  ersten  Abdruck  in 
einem  silbernen  Futteral  sich  auf  Schloss  Fischbach  befinde,  er- 
wies sich  als   nicht  richtig;    in  Fischbach   befindet  sich   nur  das 
silberne   Futteral    mit    der    ersten   Ausgabe   in  nicht   originalem 
Einbände   (Arch.  V,  407).      Ob    das  Futteral    das    ursprüngliche 
Original  ist,  kann  bezweifelt  werden,  es  wird  dem  Original  nach- 
geahmt und  das  Ganze  nur  ein  Prachtexemplar  der  ersten  Aus- 
gabe sein.     Ueber  die  auf  das  Hedwigbüchlein  bezügliche  Litte- 
ratur    hat    Dr.   Danysz    berichtet    in    Archiv  V,  405.      Nachdem 
"Wiszniewski  in  Hist.   lit.  pol.  Bd.  I  über  dasselbe  kurz  sich  ge- 
äussert   und   Auszüge    mitgetheilt   hatte,    handelte    über    diesen 
Gegenstaud  ziemlich  ausführlich  Maciejowski  Pism.  I,  363,  welcher 
unter   anderem  in   den   Gebeten  Anklänge   an   kirchliche  Lieder 
(z.  B.  die  des  sog.  Andr.  von  Shipia)  erkannte,  Maciejowski  war 
auch  der  erste,    der  den  Namen  Nmvqjka  an  fünf  Stellen  be- 
merkte und  aus  diesem  Grunde  die  Benennung  KsiqzeczJca  Nawojhi 
einführte.      Noch    ausführlicher    spricht    sich   Malkowski    aus    in 
Przcglqd  naj<laicni<jszycli  pomnilcoiv  jqzyka  polslciego,    1872.      Das 
Brauchbare  und  Beachtenswerte  der  Ausführungen  Malkowski' s 
besteht  darin,   dass  er  richtig  vier  Theile   erkannt  hat,   die  sich 
nicht  so  sehr  durch  die  Sprache  als  viel  mehr  durch  den  Inhalt 
von  einander  unterscheiden:  I,  24—75;  II,  75—94;  III,  94—129; 
IV  bis  zu   Ende;    möglich  ist,   dass   sie   aus  vier  verschiedenen 
Quellen  abgeschrieben  sind.     Andererseits   entdeckte  Malkowski, 
dass    einige   Gebete    eine  Uebersetzung    oder    Paraphrase   latei- 
nischer Gebete  sind:  so  ist  eine  Stelle  in  Theil  I  nach  dem  Vor- 
bilde   eines   bekannten    Gebetes   des   heiligen   Franciscus   aufge- 

4* 


—     52     — 

setzt;  im  dritten  Theil  befindet  sich  ein  Gebet  des  heiligen  Am- 
brosius  ins  Polnische  übertragen  (vgl.  dazu  ein  alteech.  Gebet 
in  Rozbor  starocesJce  literatury  133,  N.  14);  ausserdem  erinnert  ein 
Gebet  in  Theil  II  an  ein  altcechisches,  und  ein  Gebet  in  Theil  IV 
an  ein  von  Muczkowski  früher  gefundenes  altpolnisches  (bei 
Maciejowski  Dod.  89).  Was  aber  sonst  in  den  Ausführungen 
Malkowski's  zu  lesen  ist,  ist  durchaus  romanhaft  angelegt,  er 
construirt  sich  nämlich  die  Entstehung  des  Gebetbüchleins  aus  den 
folgenden  willkürlichen  Annahmen.  Naivojka,  aus  dem  Geschlechte 
der  Topory,  hat  durch  irgend  ein  Vergehen  sich  die  Strafe  ihres 
Geschlechtes  zugezogen  und  musste  ins  Kloster  wandern;  sie 
wurde  Nonne  eines  Dominikaner  Frauenklosters  und  in  der 
Klosterzelle  verfasste  sie  das  Gebetbuch,  zu  dem  sie  ältere  Vor- 
lagen benutzte ;  Theil  I  und  III  sollen  Spuren  eines  unterge- 
gangenen lechitischen  Dialects  enthalten.  Die  Annahme  eines 
Fehltrittes  der  Nawojka,  die  einzige  Stütze  der  ganzen  Erdich- 
tung, begründet  Malkowski  durch  die  Worte  eines  Gebetes  S.  103  : 
boczyem  zgrzeszyla  stohrocz  vyaczey  niz  Magdalena,  und  S.  102: 
yzhycli  szye  vyaczey  nyeczysthym  grzechem  nyeivzdaivala.  Indess 
ist  Maria  Magdalena  genannt  in  dem  generellen  Sinne  als  Sün- 
derin ,  genau  in  demselben  Sinne ,  wie  in  dem  Zusatz  zu  der 
Beichtformel :  Surgite  sicut  Magdalena  surrexit,  cum  etc.  (Wstancie 
jriko  Magdalena  wstala,  gdy  grzechow  ostala),  z.  B.  in  Sprawozdaniä 
I,  150  (so  sprach  der  Priester  die  Gemeinde  an,  die  knieend 
ihm  die  confessio  generalis  nachsprach);  an  der  anderen  Stelle 
aber,  S.  102,  steht:  nyeczystym  grzechom,  nicht  grzechem,  tvzdac 
sie,  sich  hingeben  erfordert  auch  den  Dativ  und  da  hier  der  Plur. 
steht,  so  ist  offenbar,  dass  alle  Sünden  als  unreine  bezeichnet 
werden.  Ein  Grund  also  zu  der  Annahme,  dass  Nawojka  gerade 
eine  büssende  Magdalena  war,  ist  nicht  vorhanden.  —  Malkowski 
findet  in  dem  regelmässigen  Vorkommen  der  Formen  2.  sg.  jestes 
oder  jes  in  den  einzelnen  Theilen  des  Gebetbüchleins  Spuren 
eines  volkstümlichen  und  eines  „lechitischen"  Dialects  (jes  sei 
lechitisch  gewesen),  diesen  verfolgt  Malkowski  selbst  bis  in  die 
Monumenta  Frisingensia  des  X.  Jahrhunderts  zurück  (in  Kopitars 
Glagolita  Clozianus  1836).  Thatsache  ist,  dass  die  Form  jestes", 
gebildet  unter  Zugrundelegung  der  3.  sg.  jest  als  Stamm  (wie 
z.  B.   tvldziales),    im  XV.  Jahrhundert   die   alte,   im  XIV.  Jahr- 


—     53     — 

hundert  noch  allein  herrschende  Form  jes  allmählig  verdrängt,  so 
dass  sich  eine  Zeitlang  beide  Formen  neben  einander  finden.  — 
Der  Annahme  oder  vielmehr  der  alten  Tradition,  dass  das  Gebet- 
büchlein sich  im  Besitz  einer  Princessin  Hedwig  befunden  habe, 
wird  Malkowski  auch  gerecht:  er  hält  das  S  in  der  Inschrift 
auf  dem  silbernen  Futteral  für  Serenissima  und  hält  dafür,  dass 
diese  Hedwig  Tochter  Wladislaws  Jagiello  gewesen  sei  (f  1431). 
—  Der  Herausgeber  der  vierten  Ausgabe  sprach  sich  zwar  ab- 
lehnend und  zweifelnd  gegen  die  bisherigen  Ansichten,  war  aber 
geneigt,  als  Besitzerin  des  Büchleins  die  Tochter  des  Königs 
Casimir  Jagiello,  Hedwig,  zu  halten,  welche  1474  an  Georg  von 
Bayern  verheirathet  wurde.  Dankenswerth  sind  die  Notizen  über 
„Nawojka  alias  Nathalia  de  Konyeczpöle," ,  Gemahlin  des  Woje- 
woden  von  Posen,  Matthias  von  Bnin,  c.  1470.  —  Ausführlich 
handelte  sodann  über  den  über  precarius  Hedvigis  Prof.  Dr. 
Rymarkicwicz  in  Ateneum  I,  253  in  einem  Aufsatz:  Ksiaßeczha 
Jadwigl  albo  Naivojki  z  XV  luiekii;  vgl.  Behring  in  Archiv  I,  462. 
Auch  in  diesem  Aufsatz  ist  die  wichtigste  Frage  die  nach  dem 
Ursprung  und  den  Schicksalen  des  Gebetbuches.  Die  von 
Szajnocha  aus  den  Aufzeichnungen  eines  "Wiener  Abtes  Martin 
in  Pez,  Scriptores  rerum  Austriacarum  II,  623  genommene  Notiz 
von  einer  Krakauer  Studentin,  welche  aus  Wissensdrang  Manns- 
kleider sich  anlegte,  studirte  und  später  entdeckt,  in  ein  Kloster 
ging,  benutzt  Prof.  Rymarkiewicz  und  meint,  diese  Studentin  sei 
die  Nawojka,  welche  ein  Gebetbuch  verfasst  habe,  dieses  wurde 
nach  seiner  Annahme  später  abgeschrieben  und  zurechtgelegt 
für  Hedwig,  Tochter  Wlad.  Jagiello's  und  Anna  von  Cilly  (diese 
Hedwig  starb  1431).  Was  Prof.  Rymarkiewicz  über  die  Sprache 
des  Gebetbuches  sagt,  ist  nicht  haltbar,  dagegen  dankenswerth 
der  Nachweis,  dass  das  Ende  des  Gebetbuches  eine  Paraphrase 
eines  bekannten,  noch  jetzt  gebrauchten  lateinischen  Gebetes  an 
das  heilige  Kreuz  ist.  —  Der  letzte,  der  über  das  Gebetbuch 
handelte,  war  Dr.  Danysz  (s.  Archiv  V,  402  ff.).  Auch  hier  steht 
die  Frage  nach  dem  Entstehen  und  den  Schicksalen  des  Gebet- 
buches im  Vordergründe,  indess  ist  der  Verfasser  auch  auf  den 
Text  sorgfältig  eingegangen:  zunächst  verglich  er  in  der  ersten 
Ausgabe  Text  und  Facsimile  und  zeigte  20  Abweichungen ; 
sodann  verglich  er  die  vierte  Ausgabe  mit  der  ersten  und  zeigte, 


—     54     — 

dass  sie  an  32  Stellen  von  einander  abweichen;  noch  wichtiger 
ist  der  Nachweis,  dass  der  Text  der  Gebete  Glossen  enthalte, 
z.  B.  az  do  mego  shonanya  y  skonczenya,  icznacz  albo  ivspamqthacz 
und  ähnliche,  welche  zeigen,  dass  in  der  Vorlage  Glossen  über 
den  Text  geschrieben  waren;  ebenso  wichtig  ist  der  Nachweis 
von  ziemlich  zahlreichen  Fehlern  und  die  Richtigstellung  des 
Textes.  Damit  ist  das  Gebetbuch  als  eine  Copie  in  das  richtige 
Licht  gestellt.  —  Bei  der  kritischen  Sichtung  des  Textes  unter- 
suchte der  Verfasser  auch  das  "Wort  podrostivo,  welches  in  einem 
Gebete  in  dem  Zusammenhange  vorkommt,  dass  die  Betende 
dieses  (podrostwo)  mit  anderen  Sachen  Gott  empfiehlt  [panye 
Jesu  Criste,  proscha  yszby  tha  szivyathoscz  czyala  y  Jcrivye  tivey 
byla  my  oczyszczenye  grzechow  ....  szthivyerdzenye  laszhy,  lye- 
harsthwo  zywotlia,  pamyatlika  thivey  szivyatey  mqky,  poharm  moyego 
podrosztliiva  etc.  [S.  153]).  Podrostivo  wird  von  podrosteh  abgeleitet, 
mit  „erwachsene  Nachkommenschaft1'  übersetzt  und  der  Schluss 
gezogen,  dass  das  Büchlein  nicht  für  eine  Nonne,  sondern  für 
eine  polnische  Matrone  bestimmt  war.  Diese  Deutung  ist  nicht 
richtig :  ich  lese  podrözstiva,  bringe  das  Wort  in  Verbindung  mit 
podröz  und  übersetze  es  mit  Lebenswandel ;  damit  stimmt  der 
weitere  Text:  idqcq  mnie  wiedzi,  blqdzqcq  odivodzi,  przywracajqcq 
(wol  nur  ivracajqcq)  przyjmi,  upadajqcq  podnaszaj  etc.  Da  in  den 
Gebeten  um  Gehorsam  gegen  die  Vorgesetzten,  posluszenstwo  sta- 
rzeyszym,  gebeten  wird,  so  bleibt  für  die  Annahme  Raum,  dass 
die  Gebete  in  dem  liber  precarius  Hedvigis,  wenn  auch  zum 
Theil,  aus  einem  Gebetbuche  einer  Nonne  abgeschrieben  sind.  — 
Auf  die  Sprache  selbst  ist  der  Verfasser  nicht  näher  eingegangen, 
die  Bemerkungen  darüber  sind  zwar  recht  treffend,  so  über  die 
Interpunction,  über  die  eingestreuten  Glossen  und  anderes,  aber 
nicht  erschöpfend;  wenn  aber  gesagt  wird,  die  Nasallaute  stän- 
den in  ihrer  Geltung  den  heutigen  nahe,  so  ist  zu  bemerken, 
dass  alle  Nasalvocale  hier  ausgedrückt  sind  durch  cm,  q  oder  a, 
in  keinem  Falle  durch  o  oder  e;  dieses  könnte  die  Vermuthung 
unterstützen,  dass  dem  Urheber  der  Gebete  oder  deren  Ab- 
schreiber der  Nasalvocal  ä  vorschwebte,  wobei  nicht  in  Abrede 
gestellt  wird,  dass  er  durch  an,  q  oder  a  auch  q  oder  e  aus- 
drücken wollte.  —  Die  Bezugsquellen  der  Gebete  haben  theil- 
weise  gezeigt  Maciejowski,  Malkowski,  Rymarkicwicz,  Danysz. 


—     55     — 

Manche  der  Gebete  befinden  sich  im  Brevier  und  im  Messbuch, 
wie  das  Gebet:  Summe  sacerdos  et  vere  Pontifex,  welches  ent- 
halten ist  in  den  Orationes  ante  celebrationem  et  communionem 
dicendae  (Missale  Romanum,  Tournay  1879,  in  12°,  S.  XC  fl.), 
welches  sich  im  Gebetbuch  Hedvigs  S.  103  ff.  befindet;  ferner 
das  Gebet  S.  145:  0  dzyqlivya?  tliobye,  S.  183:  SzwyqtJiy  Myclialyc 
und  andere  (Mittheilung  des  Herrn  Dr.  L.  Marikowski,  welcher 
diesen  Gegenstand  ausführlich  behandeln  wird). 

c)  Modlitewnik  siostry  Konstancyi.  Unter  diesem 
Titel  gab  Dr.  Wislocki  ein  Gebetbuch  aus  einer  Handschrift 
v.  1527  in  Spraivozdania  Jcomisyi  jczykoivej  III  in  Krakau  heraus. 
Das  Gebetbuch  wurde  unter  dem  Namen  einer  Schwester  Con- 
stantia  herausgegeben,  weil  dieser  Name  an  zwei  Stellen  der 
Handschrift  sich  findet;  dass  Constantia  eine  Nonne  gewesen, 
erhellt  aus  vielen  Stellen,  wo  von  der  mustergiltigen  Kloster- 
schwester die  Rede  ist.  Das  Büchlein,  310  Bl.  stark,  in  sehr 
kleinem  Format,  in  dem  ersten  Theil  sehr  schadhaft  geworden, 
so  dass  die  ersten  50  Blätter  nur  zum  Theil  lesbar  sind,  enthält 
eine  Leidensgeschichte  Christi  nach  den  vier  Evangelisten,  so- 
dann fromme  Meditationen,  Belehrungen,  Verhaltungsmassregeln 
bei  der  Andacht  und  Gebete.  Die  Quelle  der  Meditationen  und 
der  ersten  Gebete  ist  in  den  bezüglichen  Ueberschriften  ange- 
geben :  es  ist  das  Melogranatum  s.  dialogus  inter  patrem  et 
filium,  geschrieben  c.  1370  von  dem  böhmischen  Cistercienser 
Gallus  und  die  Revelatio  s.  Brigittae  et  s.  Mechtildis,  ausserdem 
wird  Jacobus  de  Valencia  (f  1491)  genannt;  ferner  für  die  Zahl 
der  Wunden  Christi  und  der  Tropfen  des  vergossenen  heiligen 
Blutes  wird  doctor  Ludolfus  und  mystrz  Jordan  genannt  (S.  137); 
die  meisten  Gebete  sind  ohne  Quellenangabe,  sind  aber  ursprüng- 
lich wohl  lateinisch  verfasst  worden,  so  hat  Wislocki  bei  einem 
Gebete  S.  157  notirt:  z  dziela  Liber  gratiae  spirittialis  visionum 
et  revelationum  s.  Mechtildis.  Bei  einigen  Stellen  bemerkt  Wi- 
slocki, was  schon  Juszyriski,  der  frühere  Besitzer  des  Gebet- 
buches, an  einer  Stelle  notirt  hat,  dass  sie  mit  erhaltenen  Frag- 
menten in  Krakau  gedruckter  Bücher  theilweise  übereinstimmen, 
so  heisst  es  bei  dem  Dialog  der  sündhaften  Seele  mit  Christus 
S.  97:  na  marginesie  rejca  Juszynshlcgo:  „NB.  to  samo  mam  xo 
uloniku  z  Wietora  dnikami" ;   bei  einem   wunderthätigen   Gebet 


—     56     — 

S.  123  in  der  Note:  Wyjqtki  z  dzielka  „Pozdraivianie  czlonlcöw 
pana  Jczusoivych"  u  Unglera  c.  1530;  eine  Zusammenstellung 
der  corrcspondirenden  Stellen  wäre  sehr  erwünscht  gewesen.  Da 
das  Gebetbuch  der  Constantia  sicher  spätestens  1527  entstan- 
den ist,  so  kann  die  eine  Stelle  nicht  aus  dem  Druck  v.  1530 
genommen  sein. 

Der  sehr  sorgfältig  herausgegebene  Text  giebt  stellenweise 
zu  Bedenken  Anlass;  so  muss  S.  134  statt  mynacz  sicher  nyrmcz 
gelesen  werden  (a  nynacz  yedno  na  thwe  rany  mogla  patrzycz); 
so  wird  S.  143  die  Stelle  nyemam  go  oddacz  verständlich,  wenn 
man  go  in  czo  (co)  corrigirt;  S.  131  heisst  es  za  yedna  szye  mo- 
dlyla,  was  dem  Herausgeber  unklar  war,  so  dass  er  yedna*  setzte, 
es  soll  heissen  za  yedna  (za  jedne  für  eine  andere) ;  dann  heisst 
es  nyechay  szye  ma  yaJco  obhibycnycza ,  htora  nye  dla  bogaczthwa 
any  dla  czudnoszczy  byiva  doivyedzona  (dowiedziona ,  wol  nach 
dem  lateinischen  ducta):  taJco  öblubycnycza  ivyaczey  wdzyecznayssa 
y  ivycmyey  y  ivyaczey  myluyqcza  bywa  nalezona  sprawa,  yestlyby 
öblubycnycza  albo  dla  nyego  sczyrpyecz  mussyla  (sie)  etc.  Für 
talco  ist  wol  taka  zu  lesen,  sodann  ist  zwischen  nalezona  und 
sprawa  kein  Zusammenhang  zu  finden,  oder  man  wird,  um  in 
den  Text  irgend  einen  Sinn  hineinzubringen,  lesen:  yaleo  (nicht 
tako)  öblubycnycza  (d.  h.  oblubienca)  wdzyeczneysza  ....  bywa 
sprawa,  yestlyby  oblubyenycza  albo  dla  niego  (vel  pro  eo)  czyrpyccz 
mussyla  . . . .,  thakycsz  y  ona  thyezey  (für  teze?)  ma  ivspomynacz  etc. 
Auch  in  dem  Weiteren  ist  der  Text  gestört:  in  dem  Satze  bo 
ivyemy  oczyecz  nye*  takyey  szynowy  nye  dawa  (S.  132)  ist  das 
erste  nye  überflüssig,  was  der  Herausgeber  angedeutet  hat,  so- 
dann ist  tahyey  eine  ungenaue  Transscription  des  cechischen  tahe 
(auch),  mit  angehängtem  y  (j),  wie  in  thyezey  (=  tezej),  wie 
thweymy  f.  tivemi  132;  ferner  muss  in  dem  Satze  yzyc  przeezy- 
wnosczyq  szq  odzyenym  pana  Krystussoivym  (S.  132)  przeczywnosczy 
gelesen  werden,  q  ist  angehängt  wegen  des  folgenden  szq;  so- 
dann sind  die  Worte  (S.  132)  albo  dopusczyl  szye  roznycmocz 
Glosse  zu  den  vorhergehenden  Worten  tahye  nyemoczy  dopuszczyal. 
—  Die  Worte  (S.  110)  Haclil  nye  stoyczye  zyivoth  czycleszny, 
hrzyda  (sie)  bogu  yest  müssen  anders  interpungirt  werden:  Hach! 
nyestoyczyel  zywot  czyeleszny  hrzy(w)da  bogu  yest;  niestojeie  be- 
deutet eheu!     S.  113  wezdani  muss  ivszdam,  d.h.  wzdam  gelesen 


—     57     — 

werden.  S.  137  ist  wol  für  Oy  asz  tlio  thwoya  dostoynoscz 
czlowyeczc  zu  lesen  Owasz  (oivaz)  tho  thtvoya  etc.;  wenige  Zeilen 
weiter  sind  die  Worte  bo  nygdy  ye  nye  naydzyesz  ivycnszego  vczye- 
szenye  yedno  tarn  zu  corrigiren  bo  nygdzye  nye  etc.  S.  139  ist  für 
ysz  szyc  sponycdal  zu  lesen  ych  (nämlich  grzechow)  sye  spovycdal; 
S.  140  ist  die  verderbte  Stelle  yzye  my*  gey  yeden  nye  mozye 
ivymowycz  wol  zu  lesen  yzye  gey  ny  yeden  nye  mozye  etc.  (oder 
yzye  ny  gey  yeden  etc.?).  In  der  langen  Verherrlichung  der 
pamirc  (S.  140,  141)  finden  sich  folgende  unklare  Stellen:  pamyecz 
szmyerczy  szkazenyq  soll  heissen  pamyecz  szmyerczy  szkazenye ;  die 
räthselhafte  Stelle  pamyecz  panuyaczy  pelna  y  pamijeczy  dostoyna 
soll  wol  heissen  pamyecz  pamyqczy  pelna  y  pamyeczy  dostoyna, 
d.  h.  pamiec  Chrystusa  pelna  pamicci  i  pamicci  (naszej)  dostojna ; 
pamyecz  o  ihym  yqnzye  nade  tvszyczlco  soll  heissen  pamyecz  o  thym, 
yenzye  nade  wszyczko  u.  s.  w.  Eine  vollständige  Richtigstellung 
und  Erklärung  des  Textes  ist  hier  nicht  beabsichtigt. 

Dass  die  Sprache  des  Gebetbuches  mit  Cechismen  versetzt 
ist,  hat  Dr.  Wislocki  richtig  bemerkt,  Folgendes  ist  nachzu- 
tragen: S.  113  kommen  Formen  des  acc.  sg.  sJcnichu,  laszktt  vor; 
S.  107  kommt  die  Form  3.  pl.  praes.  yszq  vor  (nye  yszq  iv  moijm 
oblapyenyu,  ähnlich  S.  150);  das  Wort  zadayaczy  S.  119  erinnert 
an  das  cechische  zadouci  desiderabilis;  der  Empfindungsausdruck 
nye  stoyczye  S.  106  und  110  erinnert  an  cechisch  nastojte  wehe! 
vgl.  Linde  und  Niestety. 

In  Bezug  auf  das  Lexicon  möge  der  sorgfältigen  Zusammen- 
stellung Dr.  Wislocki's  hinzugefügt  werden :  zglqd  neben  ivzglaxl 
kommt  vor  S.  128;  napraszczac  S.  152  von  naproscic;  bemerkens- 
werth  sind  siepac  (szepany  chrzyepczye  S.  125,  cf.  siepacz);  soczyc 
verläumden  von  dem  cechischen  soJc  (soczyly  S.  93);  Tcrzesic  fir- 
mare  S.  140;  nyezly  S.  129  ist  wol  sin  autem;  obiedziny  S.  107 
mag  wol  Wirthshaus  bedeuten;  zadlywy  S.  114  ist  zadliwy  ver- 
abscheuungswürdig  zu  lesen ;  das  Wort  iv  nozny  S.  89  ist  iv  nozny 
zu  lesen  und  zu  dem  nom.  pl.  nozny  zu  stellen  (vgl.  russ.  nozny 
Scheide),  die  Ansetzung  des  nom.  sg.  noznia  ist  nicht  richtig; 
in  dem  Worte  przeczyive  (czyrpyalcm  przcczywc  slowam  moym 
S.  100)  ist  vielleicht  der  acc.  sg.  von  dem  allerdings  ungebräuch- 
lichen przeeiwa  Widerspruch  zu  erblicken.  Das  Wort  payga, 
welches  bei  Linde   einen  wunden  Fleck  bedeutet,  erscheint  hier 


—     58     - 

in  einer  anderen  Bedeutung:  zywotli  ijego  okrutlmymy  pqgamy  y 
myotlamy  ycst  szycczon  (S.  138).  In  Bezug  auf  die  Lautverhält- 
nisse zeigt  das  Gebetbuch  die  Sprache,  welche  die  ersten  pol- 
nischen Druckwerke  bieten ;  die  Nasalvocale  werden  verschieden 
ausgedrückt,  so  dass  die  sehr  ungeregelte  Orthographie  keine 
sicheren  Schlüsse  zulässt,  wie  gewisse  Wörter  gelesen  werden 
sollen,  ob  z.B.  der  Schreiber  die  Worte  szczeßliwy  und  szczqscie 
aussprach:  sczasluvy  und  sczescie ,  wie  es  fast  den  Anschein  hat, 
da  in  ihnen  gewöhnlich  der  reine  Vocal  a  beziehungweise  e  in 
der  Wurzelsilbe  steht,  nicht  q  oder  an.  Die  Wurzelsilbe  ir  (yr) 
zwischen  Consonanten  erscheint  stets  mit  dem  Vocal  *  (ij),  nur 
slerce  ist  gewöhnlich  szyercze  geschrieben,  ebenso  findet  sich  ge- 
wöhnlich das  Wort  piersi  geschrieben  pyerszy. 

Für  die  Geschichte  der  Wortformen  bietet  das  Sprachdenk- 
mal einiges  Material:  lahiyeyq  S.  116, przemyenyuye  149,  poszivya- 
czuyqcz  148  sind  incorrect;  zu  notiren  sind  ycscz  (=  *  jcstb 
S.  172,  cf.  gescz  in  Flor.  Ps.  103,26)  und  przyyaye  115;  in 
Moryzes  wydal  und  htorezesz  ty  myal  S.  126  ist  vielleicht  einer 
der  ersten  Versuche  zu  sehen,  die  Form  des  sog.  Praeteritum 
1.  und  2.  sg.  pl.  durch  Anfügung  des  Hilfsverbums  an  das  durch 
zc  (z)  verstärkte  Participium  zu  bilden;  vgl.  Archiv  VIII,  514. 

d)  Wigilie  za  dusze  umarte.  So  lautet  der  Titel 
eines  auf  starkem  Papier  geschriebenen  Büchleins  aus  dem  Jahre 
c.  1520,  früher  im  Besitz  des  Herrn  Senator  Hube,  jetzt  in  der 
Krasinski'schen  Bibliothek  in  Warschau,  enthaltend  16  Psalmen 
mit  Antiphonen,  Responsorien  etc.  in  polnischer  Sprache.  Die 
Gebete  sind  abgedruckt  in  Arch.  f.  slav.  Phil.  VII,  291  ff.,  siehe 
unten  bei  Psalmenübersetzungen. 

III.  Predigten.  Darunter  sei  alles  zusammengefasst,  was 
vom  Priester  zur  Belehrung  des  Volkes  und  zur  Erbauung  der 
Gebildeteren  während  der  Andacht  in  polnischer  Sprache  ge- 
redet wurde.  Eigentliche  Homilien  und  Predigten  in  polnischer 
Sprache  wurden  erst,  wie  es  scheint,  im  XIII.  Jahrhundert, 
wenn  auch  wol  mehr  in  den  grösseren  Kirchen  gehalten;  die 
Synodalverordnungen  aus  dem  XIII.  Jahrhundert  (frühere  sind 
nicht  vorhanden)  sprechen  zwar  meist  nur  von  Gebeten  und 
katechetischen  Belehrungen,  indess  findet  sich  in  den  Constitu- 
tionen des  Erzbischofs  Swinka  1285  eine  Erwähnung  von  homi- 


—     59     — 

letischen  Erklärungen  des  Evangeliums,  welche  aber  nur  Geübteren 
gestattet  wurden,  eine  Beschränkung,  welche  noch  von  dem 
Krakauer  Bischöfe  Nanker  1320  wiederholt  ward.  Ueber  eine 
Beschränkung,  welche  in  der  Synode  zu  Buda-Ofen  1274  für  die 
Geistlichkeit  in  Ungarn  und  Polen  eingeschärft  wurde  (Helcel, 
Starodaime  praiva  pol.  pomn.  I,  370),  dass  kein  Priester  zur 
Predigt  zugelassen  werde,  der  nicht  persönlich  bekannt  und  nicht 
vom  Papst  oder  vom  Bischof  dazu  ermächtigt  sei l),  wissen  wir 
nichts  Bestimmtes  im  Einzelnen.  Die  Einschärfung  des  Erz- 
bischofs Swinka  1285,  wie  die  Bischöfe  den  Priestern  die  Reihen- 
folge und  Bedeutung  der  heiligen  Sacramente  und  die  Haupt- 
punete  des  Glaubensbekenntnisses  klar  machen  sollten 2) ,  weist 
darauf  hin,  das  der  Bildungsgrad  der  meisten  Priester  ein  nie- 
driger war  und  sie  nicht  befähigte,  sich  über  Glaubenssätze  und 
christliche  Moral  in  freier  Rede  zum  Volke  zu  äussern3).  In 
Kathedral-  und  Klosterkirchen  mögen  schon  in  früher  Zeit  latei- 
nische Predigten  gehalten  worden  sein  (s.  oben). 

Man  findet  auch  aus  der  Zeit  des  XIII.  Jahrhunderts  keine 
polnischen  Homilien,  selbst  lateinische  mit  polnischen  Glossen 
fehlen4).  Auch  das  XIV.  Jahrhundert  bietet  in  dieser  Hinsicht 
zu  geringe  Anhaltspuncte,  um  darauf  die  Behauptung  einer  all- 

1)  nullus  reeipiatur  ad  praedicandum ,  nisi  fuerit  authentica  persona, 
vel  alias  per  sedem  apostolicam  privilegiata  aut  ad  hoc  per  episcopum  de- 
stinata. 

2)  Quotiescuncpie  episcopi  ....  synodos  celebraverint,  presbyteris  et 
clericis  ....  sacramenta  et  artieulos  fidei  in  Symbolo  apostolico  exponere  et 
distinguere  debent  sigillatim  etc. 

3)  Ueber  den  Bildungsgrad  des  Landclerus  im  Mittelalter  s.  Probst, 
Geschichte  der  kathol.  Katechese  1886,  S.  68. 

*)  In  einer  Handschrift  der  Capitel-Bibliothek  in  Krakau  aus  dem  An- 
fang des  XII.  Jahrhunderts  (Bielowski  Monum.  Pol.  hist.  I,  377)  befindet  sich 
ein  Verzeichniss  der  damals  in  jener  Bibliothek  vorhandenen  Bücher,  darunter: 
Sermones  ab  adventu  Domini  usque  ad  Quadragesimam  und  Omeliae  (Ho- 
miliae);  nach  dem  Zeugniss  einer  späteren  Handschrift  c.  1300  (Bielowski 
I,  378)  befanden  sich  in  der  Krakauer  Capitel-Bibliothek  in  jener  Zeit  unter 
anderen  Sermones  magistri  Petri  (Peter  de  Blois) ;  alii  sermones  cum  repa- 
racione  lapse  (de  reparatione  lapsi  hominis  des  heiligen  Johann  Chrysosto- 
mus);  sermones  vocati  Speculum  Ecclesiae;  keine  Spur  von  polnischen  Pre- 
digten oder  von  polnischen  Glossen  in  den  lateinischen  Predigten.  Doch 
kann  zugegeben  werden,  dass  die  lateinisch  uns  erhaltenen  Predigten  hin 
und  wieder  in  nationaler  Sprache  vorgetragen  wurden. 


—     60     — 

gemeinen  Sitte  der  polnischen  Predigt  zu  stützen:  in  den  Syno- 
nadbestimmungen  des  Bischof  Nanker  1320  ist  von  der  Erklärung 
des  Evangelium  in  gemeinverständlicher  Weise  die  Rede  (evan- 
gelium  vulgariter  exponatur,  s.  oben),  sodann  ist  eine  Formel 
für  die  Einleitung  einer  solchen  homiletischen  Belehrung  in 
polnischer  Sprache  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  erhalten,  ein 
Pergamentblatt,  das  im  Besitz  Bielowski's  sich  befand  (Dod.  35) ; 
ausserdem  ist  in  den  Constitutiones  des  Bischof  Nanker  1320  von 
den  praedicationes  der  Mönche  die  Rede,  diese  sollten  nicht  blos 
den  Zehnten  unter  irgend  welcher  Form  für  sich  nicht  usurpiren, 
sondern  auch  „die  Gläubigen  in  Predigten  und  in  der  Beichte  be- 
lehren, den  Zehnten  der  zuständigen  Kirche  zu  entrichten"  l).  Dass 
unter  den  praedicationes  in  diesem  Falle  mehr  als  einfache  Be- 
lehrungen zu  verstehen  sind,  zeigt  das  weitere  Monitum,  die 
Mönche  sollten  besonders  die  Adeligen  eindringlich  über  ihre 
Zehntpflicht  belehren:  ut  praedictas  exortaciones  et  per- 
suasiones  erga  milites  tanto  studiosius  exequantur,  quanto  in 
solucionibus  decimarum  magis  ceteris  sunt  remissi2).  —  Erst  im 
XV.  Jahrhundert  fliessen  die  Nachrichten  über  die  Predigt  in 
nationaler  Sprache  reichlicher  und  erst  aus  diesem  Jahrhundert 
sind  lateinisch  geschriebene  und  polnisch  glossirtc  Predigten  und 
selbst  polnische  Predigten  erhalten.  Die  Constitutionen  des 
Bischof  Adalbert  Jastrzebiec  1423  (s.  oben)  zeigen,  dass  sich 
die  polnischen  Prediger  mit  grosser  Freiheit,  oft  mit  Uebereifer, 
des  gesprochenen  Wortes  bedienten,  um  die  Sünde  —  selbst 
durch  Satire  —  auszurotten,  diese  regellose  Redefertigkeit 
der  Prediger  wird  in  gemessene  Schranken  gewiesen. 

Neben  der  fortgeschrittenen  Ausübung  des  Predigtamtes  er- 
hält sich  im  XIV.  und  noch  im  XV.  Jahrhundert  die  Praxis  der 
einfachen   katechetischen  Belehrung  des  Volkes ,  ja   sie    scheint 

')  In  praedicationibus  et  confessionibus  suis  fideles  Christi  informent 
Gideliter  et  indueant  Ulis  consciencias  faciendo,  quod  deeimas  ecclesiis  .... 
integraliter  solvant  etc. 

2)  Dies  ist  eine  der  wenigen  Nachrichten  über  die  Predigerthätigkeit 
d<'i  Mönche,  wol  der  Dominikaner.  So  wie  unter  den  Franciskanern  sich 
viele  Deutsche  befanden  (s.  Brief  Ottokars  von  Böhmen  in  Palacky's  Gesch. 
Böhm.  II,  294),  so  war  es  wol  auch  unter  den  Dominikanern,  s.  Joh. 
Ostrorog'a  Monumentum  §  5,  de  monachis.  Doch  die  Belehrung  des  Volkes 
und  Adels  musste  in  polnischer  Sprache  geschehen. 


—     Gl     — 

ziemlich  allgemein  in  Uebung  gewesen  zu  sein,  wie  aus  den 
zahlreich  erhaltenen  diesbezüglichen  Denkmälern  des  XY.  Jahr- 
hunderts zu  schliessen  ist.  Diese  bieten  entweder  nur  die  Haupt- 
stücke der  Glaubens-  und  Sittenlehre:  Pater  noster,  Credo,  mit 
oder  ohne  die  Confessio,  oder  auch  ein  Formular,  in  welchem 
sich  neben  diesen  auch  eine  Einleitung  zur  Erklärung  des  Evan- 
geliums und  der  Decalog  befindet l). 

a)  In  dem  oben  unter  II  genannten  Sprachdenkmal  von 
1375  aus  der  Krakauer  Handschrift  N.  1681  befindet  sich  neben 
dem  Gebet  des  Herrn,  dem  Ave  Maria  auch  das  apostolische 
Glaubensbekenntniss  und  die  Generalbeichte  (s.  Archiv  IV,  190). 

b)  Ein  sehr  reichhaltiges  Formular  einer  solchen  „Predigt"* 
ist  dasjenige,  welches  sich  bei  den  Gnesener  Predigten  befindet, 
auf  vier  besonders  eingehefteten  Quartblättern:  es  besteht  1)  aus 
dem   praeambulum,    das    mit   den  Worten:    In   nomine   Domini, 


!)  In  einer  Handschrift  der  Krasiriski1schen  Bibliothek,  früher  im  Be- 
sitz Joachim's  Lelewel  (Rubricella  aus  dem  Jahre  1409),  findet  sich  eine  Art 
von  Klosterkatechismus ,  welcher  wol  Mönchen  vorgelesen  wurde ,  welcher 
aber  auch  Priestern  als  Grundlage  zur  Belehrung  des  Volkes  dienen 
mochte;  freilich  ist  die  Anordnung  der  einzelnen  Theile  die  denkbar  will- 
kürlichste. Das  Stück,  aus  einem  grösseren  Ganzen  genommen,  beginnt 
mit  den  Worten:  Sz  reguli  sicyathego  benedicta,  ktore  sza  navky  o  dobrych 
ticzynkach  po  iwlskv  eapitulum  czwarthe.  Napyeru-ey  boga  mylovacz  ze  ivszyst- 
hyego  szyercza,  ze  icscliystkyey  ävsche;  toschystka  cznotha  pothem  nyezabyacz,  nye 
czudolozycz,  nie  krascz,  nye  poszqdzacz  (sie),  nye  falschyrego  sicyadeczstwq  movycz; 
myecz  w  poczlyvosczy  wsehystky  Ivdzye  etc.  Die  Bestimmung  des  Schriftstückes 
erhellt  aus  den  folgenden  Worten:  volya  lolasna  icszgardzycz ,  przykazanya 
opaßwvego  (=  opatoicego)  we  ivszystkych  (sie)  bycz  poslvszen,  thesz  ysby  on  gynaezey 
czego  throcz  (vielleicht  bron)  czynilby,  piimyatliay  onego  bozego  przykazanxa  etc. 
Der  Text  ist  aus  dem  Lateinischen  übersetzt,  wie  die  folgende  Stelle  zeigt: 
nye  bycz  pyschnym,  nye  pygyanego,  nye  vyele  yedzaczego,  nye  spyqczego,  nye 
lyenyrego,  nye  schemrzaezego ,  nye  naszmyesczq;  der  Accusativ  pijanego,  jed:a- 
cego  etc.  erklärt  sich  nur  aus  dem  lateinischen  non  ebrium,  non  voracem  etc. 
Einige  Fehler,  welche  zum  Theil  auf  eine  Abschrift  hinweisen,  lassen  sich 
leicht  verbessern,  Schwierigkeiten  macht  aber  die  folgende  Stelle:  Nyemov 
bycz  xicyalhym,  nyzhj  bqdzye,  ale  pyrvey  bycz  czo  by  praicdzyicycy  movyono. 
jyrzykazanye  böse  uezynky  vstaryczne  vypelnayacz;  vielleicht  kommt  man  der 
Intention  des  Autors  näher,  wenn  man  liest:  nie  möw  byc  mnetym,  nizli  tydzie 
(d(y]K>ki  nie  bedzie),  ale  piricej  byc  (bqdi?),  co  Inj  prawdziwicj,  »löu-iono:  przy- 
kti.unie  boze  uezynki  (=  toczynkami  instrum.)  icypelniajqc  (d.  h.  nie  nazywaj 
nikogo  przedicczesnie  sioietym,  ale  pvzykazania  iryiivliiuijacym). 


—     62     — 

amen.  Mocz  boga  oycza  wszcchmoganczego  etc.  anhebt;  2)  sodann 
steht  das  Gebet  an  die  heilige  Maria  um  die  Gabe  des  heiligen 
Geistes ,  worauf  wol  die  Homilie  folgte ;  3)  verschiedene  Für- 
bitten; 4)  die  Generalbeichte;  5)  die  Ankündigung,  dass  auf  die 
bevorstehende  Woche  keine  Festtage  fallen;  6)  der  Decalog  mit 
den  zwei  Geboten  der  Liebe;  7)  der  Priester  empfiehlt  sich 
selbst  der  Fürbitte  seiner  Pfarrkinder.  —  Die  Reichhaltigkeit 
und  Vollständigkeit  des  Programms  (denn  auch  das  Gebet  des 
Herrn,  Ave  und  Credo  sollte  auf  die  Weisung  des  Priesters  still 
gesprochen  werden),  sowie  äussere,  vornehmlich  in  der  Sprache 
liegende  Anzeichen  deuten  darauf  hin,  dass  das  Gnesener  For- 
mular uns  ein  Bild  der  polnischen  „Predigt"  aus  späterer  Zeit 
bietet. 

c)  Weniger  reichhaltig,  mit  dem  obigen  theilweise  überein- 
stimmend, ist  das  Formular,  welches  aus  dem  Nachlasse  Joachim 
Lelewel's  die  Krasiriski'sche  Bibliothek  in  Warschau  besitzt,  eben- 
falls aus  dem  XV.  Jahrhundert1),  es  enthält:  1)  das  praeambu- 
lum;  2)  praemonita  und  Fürbitten,  beschlossen  durch  das  laut 
herzusagende  Gebet  des  Herrn;  3)  die  confessio  generalis,  auf 
welche  noch  das  Vater  Unser,  Ave  und  Credo  in  extenso  folgen; 
4)  Oratio  (Spraivozdania  I,  147). 

d)  Das  von  Maciejowski  in  Dod.  86  ff.  als  Nabozenstiuo  hoscielnc 
bezeichnete  Sprachdenkmal,  zusammen  mit  der  folgenden  Nummer, 
beide  nach  Muczkowski's  Schätzung  „nach  1428",  enthält  1)  eine 
einleitende  Formel;  2)  die  Generalbeichte;  3)  Gebete;  4)  den 
Decalog.  Das  Sprachdenkmal  stimmt  in  den  Hauptsachen  mit 
dem  vorhergehenden  unter  c)  auffallend  überein;  in  der  General- 
beichte kommt  in  beiden  das  räthselhafte  naprzecyvo  powyetrzv 
vor;  doch  sind  auch  Unterschiede  vorhanden.  Leider  besitzen 
wir  über  die  Handschriften,  aus  denen  sie  genommen  sind,  keine 
genügende  Nachricht. 

e)  Ein  Formular,    enthalten   in   einer  Krakauer  Handschrift 


i)  In  einer  Nota  hat  der  Abschreiber  dieses  Formulars  folgende  Worte 
hinzugefügt:  Rogetur  Dominum  pro  pace  in  Christianitate ,  ut  Deus  omni- 
potens  compescat  istos  paganos,  a  claez  (sie)  ycnuiu  sryey<isycz,  qui  comburunt 
vi I las,  civitates,  homines  eapiunt  wyevolq  et  hoc  propter  nostra  peccata. 
Diese  Worte  weisen  auf  das  Ende  des  XV.  Jahrhunderts,  nämlich  auf  die 
häufigen  Einfalle  der  Tartaren  in  dieser  Zeit. 


—     03     — 

aus  dem  Ende  des  XIV.  und  Anfang  des  XV.  Jahrhunderts 
(Wislocki  N.  1299)  enthält:  1)  Salve  Regina  in  prosaischer 
Uebersetzung;  2)  Credo;  3)  den  Decalog;  4)  die  confessio 
generalis. 

f)  Eine  Handschrift  aus  dem  XIV.  und  eine  andere  aus  der 
Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  enthalten  nur  die  Einleitung  in  die 
Predigt  {T)od.  35  und  120). 

g)  Eine  Krakauer  Handschrift  aus  dem  Anfang  des  XVI.  Jahr- 
hunderts (N.  3258)  enthält  nur  das  allgemeine  Glaubensbekenntniss. 

Einzelne  Theilo  finden  sich  auch  sonst  vereinzelt  aufge- 
zeichnet, wie  z.  B.  das  Vorwort,  das  Gebet  etc.  Die  Aufnahme 
der  Confessio  in  die  genannten  Formulare  veranlasst  zu  der 
Frage,  ob  die  allgemeine  Beichtformel  zu  der  gewöhnlichen 
sonntäglichen  Predigtordnung  gehörte  oder  nicht :  in  dem  Kra- 
sinski'schen  Formular  (c)  ist  die  Confessio  von  solchen  Worten 
begleitet,  welche  gewöhnlich  bei  der  Spendung  des  heiligen 
Abendmahls  vom  Priester  gesprochen  werden :  Misereatur  vestrum 
omnipotens  Deus  etc.,  und  auch  die  Worte:  Surgite  sicut  Maria 
Magdalena  surrexit  etc.  *),  deuten  darauf  hin,  dass  sich  der  Ab- 
schreiber die  Beichtformel  gesprochen  dachte  vor  dem  Empfang 
des  heiligen  Sacraments,  auch  das  versificirte  Gebet  „Panye 
myly  boze  moczny"  etc.  leitet  darauf  hin.  Es  mag  sein,  dass  das 
Formular  c)  eine  lose  Zusammenstellung  von  auseinanderliegen- 
den Stücken  ist,  die  übrigen  Formulare  aber  scheinen  für  den 
Gebrauch  der  Beichtformel  und  ihre  Erklärung  an  jedem  Sonn- 
tag zu  sprechen.  Zur  Vergleichung  sei  die  folgende  Stelle  aus 
Wackernagers  Predigten  etc.  hier  angeführt  (S.  333) :  „Zunächst 
dauerte  die  homiletische  Verwendung  und  Behandlung  der  Kate- 
chismusstücke und  der  Beichte  dem  Herkommen  und  der  Kirchen- 
ordnung gemäss  fort,  daher  auch  die  Aufzeichnung  der  Formu- 
lare und  der  sie  begleitenden  Ansprachen ;  und  zwar  der  ersteren 
theils  einzeln  und  für  sich,  theils  so,  dass  sie  mit  in  die  Samm- 
lungen eigentlicher  Predigten  aufgenommen ,  an  deren  Spitze 
oder  Ende  gestellt  oder  irgendwo  eingeschaltet  sind In- 


l)  Bei  Maciejowski  in  Dodatck  S.  91  befindet  sich  ein  Decalog  in  Prosa 
mit  einem  kurzen  Gebete  und  mit  den  einleitenden  Worten :  Wstanczye,  yalco 
swyaiha  Maria  Magdalena  wstala,  gdi  grzechow  ostala,  bom  myloscz  otwxftnala. 


—     64     — 

dessen  schon  jetzt  und  gar  späterhin  wird  dergleichen  immer 
seltener:  das  Erheblichste  gehört  erst  wieder  dem  XIV.  Jahr- 
hundert an"  etc.  Bei  den  Formeln  finden  sich  keine  Erläute- 
rungen, die  den  Stoff  zu  Predigten  bieten  könnten,  doch  sind 
solche  Bevorwortungen  und  Erläuterungen  der  vorgetragenen 
Formeln  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen. 

Bemerkenswerth  ist  die  Anwendung  der  poetischen  Form 
für  die  Belehrung  des  Volkes:  nicht  nur  der  Decalog  ist  ge- 
wöhnlich in  ein  poetisches  Kleid  gehüllt,  sondern  auch  Gebete, 
wie  in  dem  katechetischen  Formular  c).  Man  wird  darin  sowohl 
deutsche  als  cechische  Einflüsse  sehen  können. 

Es  mögen  die  einzelnen  Theile  der  Predigtordnung  besprochen 
werden. 

Das  Vorwort.  Das  älteste  uns  überlieferte  ist  bei  Macie- 
jowski  Dod.  35  angeführt,  es  stammt  aus  einer  ehemals  Bielowski 
gehörigen  Handschrift  in  fol.  aus  dem  XIV.  Jahrhundert.  Der 
von  Maciejowski  nach  einer  Abschrift  mitgetheilte  Text  lautet, 
wenn  man  unrichtige  Stellen  verbessert,  in  moderner  Trans- 
scription folgendermassen:  Moc  boga  occa,  mqdrosc  syna,  milosc 
ducha  sivictego,  racz  byc  z  nami  ze  ivszystkimi.  Ty  slowa,  com 
jimi  zalozyl  hazanie,  sei  slowa  swietej  (das  Wort  ist  hier  überall 
swianty  geschrieben)  ewangelii,  More  pisze  (quocunque  capitulo 
sit  id  evangelium),  ktöra  slowa  ivyläadajq  sie.  prostym  ivyMadcm 
wylozona  (vielleicht  zu  lesen:  wylöz  ona);  na  More  slowa  clicial- 
bym  warn  nieco  poiviedziec,  coby  bylo  warn  uzyteczno,  die  tego  sam 
od  siebie  miec  nie  mogq  (eigentlich  mogq  part.  praes.)  przcz  dam 
ducha  swietego,  ueieezmy  siei  do  Boga  wszeclimocnego ,  izby  ji  nam 
raczyl  zeslac  iv  sierca  nasza,  mnie  na  dobre  wymöwicnie,  a  warn 
na  pilne  sluchanie,  a  przeto  pozdröwmy  dzieivicq  panne,  Maryq, 
rzelcnqc :  Zdrowas  Marya  . . .  az  do  honca.  A  potem  Jcazdy  przezna- 
mionuj  sie  znamieniem  swictego  hrzyza,  aby  nieprsyjaciel  duszny 
nie  przchizal  („nycprzekaszal")  slowa  JBozcgo.  —  Die  lateinische 
Bemerkung:  quocunque  capitulo,  zeigt,  dass  diese  Bevorwortung 
eine  allgemeine,  für  jede  Predigt  passende  Formel  ist  (cf.  Wacker- 
nagel, Predigten  339).  Gegen  die  Datirung  lässt  sich  der  Um- 
stand anführen,  dass  hier  das  Wort  Idöry  als  pronomen  relat. 
zwei  Mal  vorkommt,  was  für  das  XIV.  Jahrhundert  ungewöhn- 
lich ist. 


—     G5     — 

Dieser  Formel  am  nächsten  steht  diejenige,  welche  sich  in 
der  Krasiriski'schen  Handschrift  c)  befindet.  Sie  beginnt,  wie 
gewöhnlich,  mit  den  "Worten:  Moc  Boga  Ojca  etc.;  dann  folgt 
eine  verderbte  Stelle :  Ewangelyv  maczyc  dzysyeyszey  nyedzelyc 
Jctory  ya  svyat  Macyey  popyssal  szostliym  polozenyv  albo  capitide 
svoych  hsyak,  lüora  sya  taJco  ma  prostym  vycladem;  das  "Wort 
xuylozona  findet  sich  hier  nicht,  dann  folgt:  Onego  czassu  etc.  Die 
Emendirung  macht  zwar  keine  Schwierigkeiten :  Jctora  (=  Jctörq) 
svyaty  Macyey  popyssal  vszosthym  polozenyv  etc.,  nur  ist  schwer 
zu  sagen,  wie  das  störende  ya  in  den  Text  hineingekommen  ist, 
vorausgesetzt,  dass  es  dort  genau  so  steht  (und  nicht  etwa 
ktorya,  d.  h.  Jctorq);  vielleicht  las  der  Abschreiber:  czo  ya  (ja) 
svyaty  Macyey  und  setzte  Jctory  für  czo.  Darauf  folgt  eine  allge- 
meine Formel  für  alle  Fälle:  Macye  Ewangelyv  dzysycyszey  myc- 
äzyele  (wol  blos  ein  Druckfehler);  na  tlia  Ewangelyv  acz  bycli  vom 
nycczo,  und  dann  folgen  die  uns  schon  bekannten  Worte,  mit  wenigen 
Abweichungen,  z.  B.  an  Stelle  des  letzten  Passus :  a  potem  kasdy 
przesznamyonwjsya  etc.  steht  hier  eine  kurze  Bitte:  Panye  iesu 
Chryste  .  .  .  racz  dacz  myr  a  pokoy  y  dvsne  sbavycnye,  amen. 

Sodann  stimmen  zwei  andere  kurze  Einleitungen:  bei  Macie- 
jowski  Dod.  120,  aus  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  und  bei 
Kaluzniacki  24  (aus  den  Handschriften  Bielowski's);  die  Ab- 
weichungen sind  sehr  geringe:  so  hat  Maciejowski  abyszmy  mogly 
ivsznacz  y  ivbaczycz,  während  bei  Kaluzniacki  nur  vbaczycz  steht: 
bei  M.  findet  sich  die  bessere  Lesart  preszaivady,  während  bei  K. 
przes  zaivadq,  dagegen  K.  besser  dostathczycz  gegen  M.  dostaczycz. 
Diese  zwei  Praeambula  stimmen  so  sehr  mit  einander  überein, 
dass  auch  noch  drei  andere  Formeln  (Gebete)  in  gleicher  Weise 
und  Reihenfolge  in  beiden  stehen,  deshalb  lassen  sich  die  ver- 
derbten Stellen  bei  Maciejowski  in  einfacher  "Weise  emendiren, 
nur  bleibt  die  Stelle  ahomodoyecz  bei  Maciejowski  ein  Räthsel 
(amen  mocz  oycza?).  —  Die  einfachste  Formel  findet  sich  in  der 
Handschrift,  welche  die  Gnesener  Predigten  enthält:  Mocz  boga 
oycza  etc.  Tu  powstawszy  ivszyczy  poslucliayczy  (sie)  szivyanthy 
Ewangely  kthora  szya  thak  vyJdada  prostym  vyJdadem.  Thcn  czy 
yest  prosty  vyJdath  Ewangely  szivanthy;  poläcnlcnawszy  na  holanq 
posdroivmy  fha  namylowczywszq  (sie)  panna  etc.  Hier  liegt  in 
den  Worten  poivstaivszy  .  .  .  p>osluchayczy(e)  sziv.  Eiv.  der  deut- 

Nohring,  Altpoln.  Spracluloivkmälor.  <J 


—     66     — 

liebste  Hinweis  auf  das  Ablesen  des  betreffenden  Evangeliums, 
während  er  in  den  andern  praeambulis  nur  angedeutet  ist. 

Das  Glaubensbekenntniss.  Zu  den  (neben  dem  Gebete 
des  Herrn)  allerältesten  Hauptstücken  der  Belehrung  des  Volkes 
in  Glaubenssachen  gehörig,  findet  es  sich  selten  aufgezeichnet: 
zunächst  im  Jahre  1375  (Krakauer  Handschrift  1681,  Formel  a); 
in  einem  Krakauer  Codex  aus  dem  XIY.  —  XV.  Jahrhundert 
(N.  1299);  in  einer  Krasinski'schen  Handschrift  aus  dem  XV.  Jahr- 
hundert (Sprawozdania  I,  150;  Formel  c);  in  den  Breslauer 
Synodalbeschlüssen  (s.  oben  II,  a);  in  dem  ältesten  Breslauer 
Druck  1475.  Alle  diese  Aufzeichnungen,  ohne  nennenswerthe 
Erklärungen  und  Zusätze,  bieten  zu  Bemerkungen  um  so  weniger 
Anlass,  als  der  Text  mit  dem  heutigen  Wortlaut  des  Credo  im 
allgemeinen  übereinstimmt.  Hier  folgen  doch  die  zwei  ältesten 
Texte,  wo  es  nöthig  ist,  mit  Hervorhebung  einiger  Stellen  durch 
gesperrten  Druck  oder  mit  kurzen  Bemerkungen. 

a)  Das  Credo  von  1375  lautet:  Werz0  iv  bog  (sie)  otcza 
wsemogfiezego ,  üvorziczela  neba  y  zeme,  y  ive  (sie)  Jim  Crista,  w 
ygo  (sie)  syna  yedinego,  yen  sze  pocz<fi  duclia  (gewiss  ein  Fehler 
für  z  duclia)  zivantego,  naradzil  sse  z  dzeuice  Marie,  mfiezfin  (vom 
Abschreiber  verbessert  in  mfinezon)  pot  Pontzhim  Pilatem,  erzizo- 
wan,  vmarl,  pogrzebon,  sedl  do  pecla  (die  Auferstehung  über- 
gangen), wstanjnl  na  nebossa,  sedzi  v  boga  otcza  na  prauiezi, 
skandze  przidzc  sandziez  ziwe  y  marüve;  vcz<ß  (sie)  w  swantego 
duclia,  w  swant0  czirkew  y  iv  szwanth  (kaum  als  nominale  Form, 
sondern  wol  als  Fehler  für  szwantli'icli  aufzufassen)  opezouane, 
grzechow  (mich) *)  rosdrzessene ,  czala  (mego)  l)  s  martivicli  wstane, 
a  potem  w  oni  tvehigi  (=  ivielcuji)  zkvot,  Amen. 

b)  Das  Glaubensbekenntniss  aus  dem  Ende  des  XIV.  oder 
Anfang  des  XV.  Jahrhunderts,  nach  der  Krakauer  Handschrift 
N.  1299):  Wcrz0  w  boga  w  oezcza  tvszeclimogficzcgo ,  tluvorziczela 
neba  y  zeme,  y  w  Jim  Xrista,  szyna  yego  yedinego,  pana  naszego, 
yen  pocz$l  sz0  yestli  sz  duclia  szivanthcgo ,  narodzil  sz0  sz  Mar  ige 
(sie)  dzeivicze,  ivmficzon  pod  Ponszlcim  Pylatliem,  wcrzizoivan,  vmarl 
y  pjogrzebfin  (sie),  sztfipil  (zu  lesen  zstqpil)  do  peläa,  trzeezego  dna 


')  mego,  mich  sind  eingeklammert,   weil  diese  Wörter  als  Erklärungen 
anzusehen  sind. 


—     67     — 

vszthal  sz  marthivich  y  ivst0pil  w  ncbosza,  szcdzi  na  praivicze  (sie) 
boga  oezcza  ivszechmog0czego ,  y  othy0dze  przidze  sz0dzicz  zyivicli 
y  martivich.  Werz0  w  szw0thego  ducha,  szw0th0  czirkeiv  chrze- 
szczyanszk0,  szivanthich  poszpolstwo,  otlipwszczcnye  grzechow, 
czala  zmartwichwszthane  y  ziwoth  iveczni,  Amen.  —  Othy0dze  steht 
für  othy0d  (==  odjad)  unde ,  es  ist  durch  Unachtsamkeit  wegen 
des  folgenden  przidze  auch  mit  dze  geschrieben ;  es  kann  aber 
auch  odjqdze  heissen.  Ungewöhnlich  ist  der  Ausdruck  szivanthich 
poszpolstwo.  —  Zwei  Texte  des  Credo  aus  Breslauer  Hand- 
schriften s.  Arch.  f.  slav.  Phil.  I,  72;  in  dem  einen  ist  der 
Passus,  der  die  Auferstehung  betrifft,  wie  oben  bei  a),  über- 
gangen, beide  zeigen  Spuren  des  cechischen  Einflusses,  be- 
sonders der  Text  aus  der  Handschrift  I,  Q.  83. 

Die  Generalbeichte.  Der  Formel,  welche  der  Erzbischof 
Swinka  1285  erwähnt  und  die  mit  den  AVorten  kayesse  Bogu  an- 
hob, kommt  am  nächsten  diejenige,  die  unter  a)  genannt  ist, 
hier  stehen  nämlich  gleich  im  Anfang  die  Worte  kajr,  sie<  etc., 
während  die  anderen  Formeln  an  dieser  Stelle  das  Wort  spoivia- 
dam  siq  haben.  Zuerst  sind  genannt  die  Sünden  der  fünf  Sinne: 
m0  p0cz0  rozumu,  was  durch  Weglassung  von  einigen  Worten 
verdorben  ist,  auch  sind  die  fünf  Sinne  unrichtig  (oder  unvoll- 
ständig?) genannt:  ivezrzenym,  slissenym,  vkussenym,  pomislcnym 
(mag  wol  für  pomissenym  stehen,  andere  haben  smycchcm),  prze- 
moivcnym  (für  powonenym'i) ;  sodann  folgen:  sequntur  (sie)  VII 
(so  ist  vy  zu  lesen)  monita  (sedm  smertnich  grzechoiv),  wobei 
w  zarze  (iv  zivarze,  szivarem  hat  die  Formel  e)  eine  Glosse  zu 
gneive,  nenauisezi  Glosse  zu  zauisezi  ist;  darauf  sind  genannt: 
sequntur  (sie)  opera  misericordiac,  unter  welchen  vbogego  lacznego 
ne  nakarmil  any  napogil  als  zwei,  dagegen  pustego  ne  oblozil  (oblo- 
czil?),  nagego  ne  prziodzal  als  eine  Sünde  gelten  soll,  auf  zweierlei 
Weise  ausgedrückt;  das  darauf  folgende  i0tcgo  ne  ivczessil  soll 
wol  heissen:  jetego  nie  ucieszyl  (möglich  ist,  dass  zwischen  i0tego 
und  ne  ivczessil  die  Worte  fehlen  ne  otkupyl,  sm0tncgo;  darauf 
führt  der  Text  der  Confessio  im  Formular  f)  in  der  Krakauer 
Handschrift  1299,  nur  muss  die  Interpunction  bei  Wislocki 
S.  238  geändert  werden);  alsdann  sequntur  decem  praeeepta : 
kai0  sse  teze,  izesm  przest0pil  dzcss0nczor0  boz0  kazn  (dzicsirciorq 
bozq  kaznl)  doch  werden  die    zehn  Gebote   nicht   genannt,    son- 


—     68     — 

dern  einzelne  Unterlassungssünden,  darunter  auch  mego  otcza 
y  me  maczerze  ne  czil  (sie);  bemerkenswerth  ist  noch  darunter 
das  Bekenntniss :  cz0sto»i  si  ne  gneual  mich  grzechow,  was  auf 
die  Vermuthung  führt,  dass  der  Urheber  dieser  Confessio  einen 
uns  ungewöhnlichen  Ausdruck  gniewac  si  (sobie)  grzechow  für 
abominari  gebrauchen  wollte.  Die  Beichte  schliesst  mit  den 
Worten:  Tego  mi  zal  y  tego  sse  lcai0  y  prossfi  tworcza  tvssemo- 
ganezego  tv  troci  (sie)  iedinego,  y  mili  mathi  boze,  y  ivsech  sivantich, 
y  czebe  oeeze  duchowni,  bi  me  raezil  rosdrzessiez  mich  ivsech  grzechow 
wadomich  y  neuadomich,  Amen.  Das  Wort  rozdrzeszyc  f.  rozrzeszyc 
lösen  ist  das  Vorbild  für  das  durch  Volksetymologie  (mit  An- 
lehnung an  grzech)  gebildete  rozgrzeszyc. 

Dieses  Sprachdenkmal,  begleitet  von  dem  Pater  noster,  Ave 
und  Credo,  fehlerhaft  geschrieben  von  einer  ungeübten  Hand 
(s.  oben  Gebete  a),  das  älteste  uns  bekannte  datirte  polnische 
Schriftstück,  stimmt  in  Bezug  auf  den  Inhalt  mit  keinem  der 
bei  Müllenhof  und  Scherer,  Denkmäler  S.  187  ff.  abgedruckten 
altdeutschen  Beichtformeln,  unter  den  polnischen  nur  mehr  mit 
der  folgenden  in  Formular  e) ;  hinsichtlich  der  Sprache  verdient 
bemerkt  zu  werden,  dass  die  Anfügung  des  Verb,  subst.  (und 
zwar  der  Endung  desselben)  an  eine  Praeposition  (oder  Pro- 
nomen) hier  öfter  schon  gebraucht  ist :  iacosm,  izesm,  czosm 
(neben  teze  yesm  .  .  .  .  ne  popelnil  ya);  sogar  czom,  izem,  auch 
czfistom  si  (sie)  ne  gneual.  Im  Uebrigen  zeigt  die  Sprache  den 
aus  dem  Florianer  Psalter  (s.  unten)  bekannten  Charakter,  in 
Bezug  auf  mie  und  sie  (nicht  miq,  sie)  finden  wir  auch  hier  ein 
gleiches,  wie  sonst  im  XIV.  Jahrhundert;  die  Nasalvocale  sind 
neben  i>  schon  sehr  häufig  durch  an,  durch  </>n  (einmal:  dzess0n- 
czorfi,  und  einmal  im  Credo  m<j>cz</>n,  verbessert  in  mfinezon),  durch 
a  nur  einmal  ausgedrückt,  nämlich  in  dem  Ave  Maria:  stoba. 

Dieser  ältesten  Formel  steht  am  nächsten  die  Generalbeichte 
in  dem  Formular  e),  leider  unvollständig  und  ebenso  verwahrlost 
überliefert,  wie  die  vorhergehende  Formel.  Obgleich  theilweise 
mit  ihr  übereinstimmend,  selbst  in  der  Zahl  der  opera  miseri- 
cordiae  (ne  pelnili  szeszezora  miloseirdza  [sie]  bozego),  zeigt  es  stellen- 
weise andere  Ausdrücke  und  anderen  Inhalt,  so  zuletzt:  .  .  .  sgrge- 
//i  ue  d/wnaezeze  czloncoiv  chrzcszczyanshcy  wary,  wo  der  Text 
abbricht,    wogegen   die  zehn  Gebote  nicht  erwähnt  sind.     Unter 


—     69     — 

den  abweichenden  Ausdrücken  ist  der  beachtenswerteste  ob- 
loyszthwem,  das  Wort  obfojstwo  haben  wir  schon  aus  der  Glossa 
super  epistolas  dominicales  kennen  gelernt.  In  dem  Passus  von 
den  sechs  (sie)  Werken  der  Barmherzigkeit  ist  eine  unrichtige 
Interpunction  zu  vermuthen,  man  lese :  yszeszmi  lacznego  ne  na- 
karmili,  ne  napoyli,  leedismi  thego  ....  mehj,  nemocznego  ne  na- 
wedzüi  (das  Komma  nach  nemocznego  stört  den  Sinn),  szmffthnego 
ne  ivczesziU  (die  Interpunction  nach  szmfithnego  ist  sinnwidrig), 
ytfthego  sz  yficzszthwa  . . .  .,  das  Wort,  welches  die  Lücke  in  dem 
Abdruck  von  Wislocki  ergänzen  soll,  gehört  zu  jrezstwa  und  ist 
wol  (nach  späteren  Formeln  zu  urtheilen)  ne  otkupyly.  Be- 
merkenswerth  ist  die  letzte  Stelle:  wniarlego  do  grobu  ne  ...  iva- 
dzili,  zadayficz  sz0  tkahim  sthiv&'zenim  (zadajac  sie.  tdJcim  shvo- 
rzenim  1). 

Die  Beichtformeln  bei  Maciejowski  Dod.  87  und  in  Sprawo- 
zdanial,  149,  welche  wörtlich  übereinstimmen  (s.  oben),  schliessen 
sich  dem  Inhalt  nach  der  ebenerwähnten  Formel  an,  nur  schiebt 
der  anscheinend  wenig  katechismusfeste  Urheber  beim  Anfange 
die  Worte  ein:  Davam  sya  rynyen  bogv  tvszechmogocemv  (sie) 
szdzycsyaczorga  przykazanya  bozogo  (Mac.  bozego)  a  navyaczey 
dvoyga,  yssem  boga  wszechmogoeego  (Mac.  ivszeclimogvcego)  nyemy- 
lowäl  etc.;  sodann  finden  wir  hier  einige  andere  Ausdrücke,  so 
obszarstwo  für  oblojstwo,  so  dothiyenym  albo  szmyeeham  (Mac. 
szmyechem),  was  an  moechari  und  das  altpolnische  smies  mixtum 
im  Flor.  Ps.  erinnert;  endlich  zeigt  uns  diese  Formel  die  Fort- 
setzung und  den  Schluss.  Die  Worte  cudze  grzechy  rpravyayvcz 
sollen  heissen:  c.  grz.  oprawiajqc  (v.  denom.  zu  prawy;  die  Gne- 
sener  Formel  hat  omawyay([cz)\  die  weiteren  Worte:  svych  y 
mortnjch  vylaczayvcz  sind  zu  emendiren:  szyvych  y  martvych 
(vyhjczayvczl).  Ferner  ist  in  den  Sünden  gegen  die  zwölf 
Glaubensartikel  (Credo)  auffallend  die  Stelle:  naprzecyvo povyetrzv, 
sollte  es  eine  unbeholfene  Uebersetzung  der  Stelle  vom  Spiritus 
sanetus  sein  ?  —  Da  die  Glaubensartikel  nicht  alle  genannt  sind 
und  da  auch  sonst  in  den  Beichtformeln  manches  übergangen 
ist,  so  mag  wol  diese,  wie  auch  andere  Generalbcichtformeln, 
mehr  nur  die  Hauptsünden  berücksichtigen.  —  Die  Beichtformel 
aus  dem  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  (Formel  g)  zählt  eben- 
falls nur  Hauptsünden  auf,   auch  ohne  gehörige  Genauigkeit,  so 


—     70     — 

wie  die  opera  misericordiae  bloss  auf  fünf  sich  belaufen  und 
dabei  die  leiblichen  und  die  geistigen  Werke  der  Barmherzigkeit 
unter  einander  gemengt  sind1). 

Die  zehn  Gebote.  Sämmtliche  uns  bekannte  Decaloge, 
die  im  XIV.  und  XV.  Jahrhundert  in  polnischer  Sprache  zu 
Pergament  oder  Papier  gebracht  worden  sind  (der  Decalog  ist 
erst  im  XIII.  Jahrhundert  zu  einem  Hauptstück  der  Katechese 
geworden),  sind  in  kurzen  Reimpaaren  versificirte  Memorirstücke 
(s.  poetischen  Theil,  über  den  Decalog),  in  dieser  Form  wurden 
sie  sicher  in  der  Schule  dem  Gedächtniss  eingeprägt  und  auch 
wol  in  der  Kirche  vorgetragen,  wie  das  Gnesener  Formular  be- 
weist. Nur  drei  Mal  findet  sich  der  Decalog  in  Prosa,  mit  einem 
kurzen  Gebet:  a)  bei  Maciejowski  Dod.  91;  b)  auf  dem  Deckel 
einer  Handschrift  von  1469,  mitgetheilt  als  N.  1  von  Polkowski 
in  Dawn.  Zab.  1885,  S.  32;  c)  in  einer  Handschrift  aus  dem  An- 
fang des  XVI.  Jahrhunderts  und  mitgetheilt  zusammen  mit  Picsn 
Bernard.  von  Wislocki,  Rozp.HL,  134. 

Die  Gebete,  welche  bei  der  „Predigt"  gesprochen  wurden, 
sind,  abgesehen  von  dem  Gebet  des  Herrn  und  dem  Engelsgruss, 
der  vor  jeder  Predigt  gesprochen  wurde,  und  abgesehen  von  den 
Gebeten  von  den  Leiden  Christi  und  um  einen  würdigen  Em- 
pfang des  heiligen  Abendmahls,  wie  sie  bei  der  wol  am  häufigsten 
am  Aschermittwoch  und  in  der  grossen  Fastenwoche  hergesagten 
Generalbeichte  gesprochen  wurden,  kurze  Fürbitten  um  das  Ge- 
deihen der  Kirche,  das  Wohl  des  heiligen  Vaters,  des  regierenden 
Königs,  um  Wohlergehen  der  Wohlthäter  der  Kirche  oder  um 
das  Heil  ihrer  Seelen,  um  Gottes  Gnade  für  schwangere  Frauen, 
für  die  Angehörigen  der  Pfarrkinder  u.  s.  w.  Ein  Muster  dafür 
bietet  uns  das  Gnesener  und  das  in  der  Krasinski'schcn  Biblio- 
thek befindliche  Formular  (c) ;  beide  stimmen  in  einigen  Puncten 
überein,  gehen  aber  im  Uebrigen  auseinander.  Die  Gebete 
mögen  von  dem  Priester  vorgesprochen  worden  sein. 

Eigentliche  Predigten.  Ob  die  zahlreichen  in  den  Hand- 
schriften des  XIV.  und  XV.  Jahrhunderts  befindlichen  lateinischen 
Predigten    (sermoncs    de    tempore    und    de    sanetis)    lateinische 

')  Eine  Confessio  generalis,  welche  Maciejowski  Dodalelc  S.  100  anführt, 
ist  in  cechischer  Sprache  (c.  1450)  geschrieben,  was  Maciejowski  nicht  be- 
merkt hat. 


—     71     — 

Uebersetzungen  polnisch  gehaltener  Predigten  sind,  wie 
dies  für  das  deutsche  Schriftthum  in  Bezug  auf  manche  fest- 
steht, ist  ohne  eine  eingehende  Untersuchung  unmöglich  zu 
sagen,  wahrscheinlich  ist  es  hinsichtlich  mancher  Sermone,  be- 
sonders der  vom  heiligen  Adalbert,  vom  heiligen  Stanislaus  und 
anderen.  Polnisch  geschriebene  Predigten  sind,  nach  den  uns 
erhaltenen  Handschriften  zu  urtheilen,  durchaus  selten,  selbst 
aus  dem  XV.  und  den  ersten  Jahrzehnten  des  XYI.  Jahrhunderts. 
Jene  Vermuthung  wird  bestätigt  durch  eine  Aeusserung  eines 
polnischen  Priesters  um  das  Jahr  1430.  Derselbe,  Nicol.  Lucas 
von  Kozmin ,  Capellan  des  Posener  Bischofs  Adalbert ,  schrieb 
und  sammelte  Predigten  in  lateinischer  Sprache ,  Sermones  de 
tempore ,  unter  denen  sich  seine  (und  vielleicht  des  Bischofs 
Predigten)  befanden,  welche  er  in  früheren  Jahren  in  polnischer 
Sprache  gehalten  hatte.  Diese  Aeusserung  lautet  in  der  er- 
wähnten Sammlung  c.  1430,  von  der  die  Prager  Capitel- Hand- 
schrift eine  spätere  Copie  besitzt  (E.  XXII),  folgendermassen  : 
Reverendo  in  Christo  Patri  . .  .  Alberto  .  .  .  Episcopo  Posnaniensi 
Nicolaus  Lucas  de  Magna  Cosmin,  rector  parochialis  ecclesie  in 
Bansowa  (?),  suus  clericus  et  capellanus,  sermones  per  modum 
postille  wlgariter  ad  fidelem  Christi  populum  per  me  prolatos 
ad  unum  volumen  redigerem  ....  nam  sermones  wlgares, 
dum  constituebamini  in  Lubnicze,  loco  nativitatis  vestre  ....  et 
hoc  in  Bansova,  que  a  prefata  villa  Lubnicze  distat  in  aliquali 
distancia  ...  et  dominum  Vladislaum  Dei  gracia  regem  Polonie  .  . . 
et  eadem  gracia  penes  Sigismundum  regem  Ungarie  ....  et  nunc 
de  A.  D.  1412  etc.  S.  Patera  RuJwpisne  pamdtky  polsMho  jasyTca 
v  Praze  in  Cas.  c.  Mus.  1880,  S.  536.  —  Die  wenigen  erhaltenen 
Predigten  sind  1.  Fragmente  von  Predigten  aus  dem  XIV.  Jahrhun- 
dert, welche  Herr  Gloger  gefunden  hat  (Bibl.  Warss.  1873);  2.  die 
Gnesener  Predigten  aus  der  Zeit  c.  1420;  3.  die  Predigten  des 
Paterek;  4.  ein  Fragment  zweier  lateinischer  Predigten  mit  pol- 
nischen Glossen  aus  dem  XV.  Jahrhundert;  5.  ausserdem  ist  eine 
Nachricht  von  polnischen  Predigten  des  Nicolaus  von  Blonie 
(Maciejowski  Dod.  104)  und  6.  von  einer  polnischen  Predigt  in 
einer  Prager  Handschrift  erhalten.  —  Ihre  Zahl  ist  nicht  gross  und 
die  Epoche  ihrer  Entstehung  ist  verhältnissmässig  als  eine  späte 
zu  bezeichnen,  wenn  man  sich  erinnert,  dass  in  Deutschland  im 


—     72     — 

XIII.  Jahrhundert  umfassende  Predigtensammlungen  entstanden 
sind  (s.  Wackernagel,  Predigten  338  flg.)?  abgesehen  von  den 
bruchstückartig  erhaltenen  Predigten  aus  dem  XI.  und  XII. 
Jahrhundert  (Wackernagel  326;  Müllenhof  und  Scherer,  Denk- 
mäler aus  .dem  VIII.— XII.  Jahrhundert,  LXXXVI  mit  Anmerk.); 
auch  in  Böhmen  scheint  die  Predigt  in  nationaler  Sprache  schon 
im  XIV.  Jahrhundert  zu  einer  gedeihlichen  Entwickelung  gelangt 
zu  sein:  zwar  sind  aus  der  Zeit  vor  1400  keine  schriftlich  auf- 
gezeichneten Predigten  vorhanden,  dass  aber  in  cechischer 
Sprache  gepredigt  wurde,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Schon  das 
Beispiel  Thomas'  von  Stitne,  eines  Laien,  der  Predigten  in  der 
nationalen  Sprache  schrieb:  Reci  nedelni  a  svdtecni,  beweist, 
dass  ein  Bedürfniss  dazu  im  XIV.  Jahrhundert  vorhanden  war. 
J.  Jirecek  hat  in  der  Bibliothek  zu  Olmütz  eine  Handschrift  mit 
ccchischen  Predigten  gefunden,  welche  zwar  zu  Anfang  des 
XV.   Jahrhunderts   geschrieben,    aber    sicher   um   die   Mitte    des 

XIV.  Jahrhunderts  entstanden  sind.  Die  in  diesen  Predigten 
vorkommenden  Worte :  „nyneßich  casov  mnoheni  vice  divöv  sc 
stavä  skrze  dobre  a  svate  Mzatele  a  jicli  svate  Mzanie"  bezieht 
Jirecek  auf  Waldhauser  und  Milic  (1360  — 1374),  von  denen 
wenigstens  der  letztere  auch  wol  cechisch  gepredigt  hat  (Casopis 
Musea  hralovstvi  ceskeho  1861,  271).  Auch  die  cechischen  Pre- 
digten, welche  zusammen  mit  lateinischen  in  einem  Manuscript 
von  c.  1420  in  der  Bibliothek  zu  Dzikowo  sich  finden  (mit 
einer  Bemerkung,  welche  von  einer  Hand  des  XIX.  Jahrhunderts 
geschrieben  ist:  hazania  kaznodziei  WislicJciego  v.  1420  etc.)  und 
welche  Dr.  Wislocki  in  Band  III  der  JRozpraivy  l  Sprawozdania 
ivydz.  füolog.  herausgegeben  hat,  sind  wol  sicher  im  XIV.  Jahr- 
hundert entstanden  (s.  Wislocki  S.  283). 

1.  Fragment  einer  polnischen  Predigt  (?)  aus  dem 
XIV.  Jahrhundert.  Herr  Zygmunt  Gloger  hat  auf  dem  Ein- 
bände einer  in  seiner  Privatbibliothek  befindlichen  Incunabcl 
einen  altpolnischen  Text  bemerkt,  das  zum  Einbände  ver- 
wandte, von  unten  abgeschnittene,  grosse  Folioblatt  abgelöst, 
in  dem  nicht  ohne  Mühe  entzifferten  Text  das  Fragment 
einer  altpolnischen  Predigt  erkannt  und  denselben  nebst  einer 
sachgernä8sen  kurzen  Erklärung  herausgegeben  in  Bibliotelca 
Warszaivslm  1873,  III.  S.  51  flg.   unter  dem  Titel:    Urywelc  sta- 


—     73     — 

rozytnryo  kuzania  o  malzchstivie;  ein  sorgfältiges  Facsimile  des 
Denkmals  ist  beigefügt.  Das  Blatt  ist  auf  jeder  Seite  in  zwei 
Spalten  beschrieben  auf  einer  älteren  vernichteten  Schrift. 

Ich  führe  den  Text  nach  dem  Facsimile  an,  mit  getreuer 
Beobachtung  der  Eigentümlichkeiten  (nur  ein  Zeichen,  etwa  $., 
stellenweise  über  y  oder  i,  ist  nicht  beachtet),  indem  ich  mir 
erlaube,  eine  sinngemässe  Interpunction  anzuwenden  und  etwaige 
Bemerkungen  unten  zu  verzeichnen: 

fol.  1.  a.  Kto  szdradzil  adaama  nyewynnego,  adauida1)  sw0ego, 
asalomona  m00drego,  asamsona  mocznego,  absolonaa  kraszneego? 
zaprawda,  nykt  yedno  nyeewiasta.  praiva  dobra  zensezynaa  ta  iest 
sldaad  ivszego  dobregoo,  iest  syostra  ezistoeze,  ykl00twaa  wszemv 
zlemv,  iest  stroza  mysli,  aiest  ivielebnoscz  przyrodzcnya ,  astolecz 
czsnoty ,  iest  ohrasa  zywotaa.  yeden  vczennyk  moiui  tako2). 
Troiak0  rzecz0  b0dze  czistota  schowana:  Pyrzwa  iest  richle  vczeczenye 
odzlich  mysly  slow  y  (vczynkow?)*)  y  obyczaayow;  Drvga  iest  vdr0- 
csenye  czala;  Trzecza  iest  ostrzeszenye  smysla  y  kwapieenye  od  Ivdzy, 
iako  matka  boza,  taa  gdy  przesz  vlicz0  sla,  wszdi  sye  pospieszala  do 
domv,  a  ivdomv  .... 

I.  b a.    yedno  pismoo  nwivy:   Teen  iest  odl0cz(on) 4) ,  Jcto 

sie  gospodnv  offervie,  iviegoo  ivszcech  vczynkoch,  y  opusezany, 
czyrpeecz;  tako  iv00cz  naydzce  gospodna  nakaszdy  czasz.  Yeden 
vczennyk  mowy  tako:  Odl0czenye  przesz  rozvmv  to  lest  sleepota 
czlowyecza.  yeden  vczenyk  (so  mit  einem  n  wegen  Raummangel) 
moivi  tako:  Kto  bogv  dosycz  iest,  ho  samemv  bozeemv  kaazanyv 
ynapomynawyv  ivroozvmye  odtyczcnya,  temv  b0dze  odplaczono  ro- 
ivnoscz0   yszczyn05)    boz00.    yeden  vczennyk   mowy:    kto    sivego 


*)  Im  Original  soll  damda  stehen. 

2)  Die  gesperrt  gedruckten  Worte  sind  roth  geschrieben. 

3)  Herr  Gloger  liest:  sloicy  rezynki  (?)  y  olnjczaayow ,  was  kaum  einen 
Sinn  giebt;  da  anzunehmen  ist,  dass  öbyczaa/yow  richtig  gelesen  ist,  so  wäre, 
wenn  man  die  obige  Herstellung  des  Textes  nicht  für  richtig  hält,  nur  ein 
Fehler  für  ubyczaayem  (?)  anzunehmen. 

4)  Das  Wort  ist  am  Ende  nicht  deutlich  zu  lesen,  deshalb  ist,  was'  im 
Facsimile  durch  dünnere  Striche  gezeichnet  ist,  hier  in  Klammern  gesetzt. 

8)  iscina,  im  späteren  Polnisch  iseizna  bedeutet  Capital;  s.  Arch.  f.  slav. 
Phil.  IV,  180;  roicnoscz0  ist  entweder  ein  Fehler,  oder  soll  vielleicht  adver- 
biell  gebraucht  sein  für  das  heutige  röionicz. 


—     74     — 

wszcgo  po(kv)  szenya l)  y  czyrzpyenya  moczen  lest,  tego  ya  ymaam 2) 
za  naylepsßcgo  czloivieka.  ycden  mystrz  movi:  Sw0te  pismo  to 
ivszeem  ukazvie  nato  (einige  Worte  unleserlich)  .... 

II.  a.     angelsczy    byly    z 3)    ogneem    b0dze     vczynyono, 

aogneem  teesz  b0dze  skazono,  TaaJcesz  malzenstivo  rodzy  dzeivycze, 
ateesz  malzenstivo  skazy  dzeivicze.  Jeden  vczennyk  moivi  tako: 
To  lest  malszenstivo ,  kto  trzima  p  .  .  .  t  .  .  bienye 4)  malzenskvaa. 
Bernhardus:  Mila  bracza,  poiviadaam  ivaam,  zapraivd0,  yzee 
vr0pnosczh)  czyny  cz0sto  zm0sczyny  nyewiesczee  serczee.  Sw0ty 
dvch  (sie)  moivi:  Odzenye  czelnee6)  asmyanye  vstnee  vkazvi0, 
czso  wsierczv  iest,  yako  wesMcnyczy  ivszistko  ividzeecz.  Augustinus: 
Nayd  .  .  .  0sto 7)  w  ndboszneem  vJcazanyv  skritego  angyala  nyeczy- 
stoty ;  ya  w0czey  doivierzaam  pokomey  grzesznyczy ,  nyz  pysznecy 
dzewcze.     Senekaa:  Kto  ma  czisty  zywot,  ten  sie  ivaruy  .  .  . 

IL  b.    ( )   y0    syostr00,    aclicz0  przed  gemy8)   vezekaez, 

iako  przed  nyeprzyyaczeelem;  kto  czistot0  mylvie,  ten  sie  trzyma  kv 
ivszelkccy  nyeczistoczee,  iako  owcza  przeczyivko  wilkowi.  Jeronimus: 
Chczesz  nyeewiasty  widzecz  przekrasz0 9) ,  tegdi  pamy0tay,  yze 
tanifa10)  odswego  brata  czystot0  szgvbila.  Nyeivjesczy  (sie)  obraasz 
iest  iako  ognyoivi  mieez.  Przeto  baaez  sye  ivilmy11).  Pomny,  yze 
nyewiasta  wip0dzila  adama  sraya;  bo  yaad  nygdy  nycb0dze  richley 
daan,  iednoo  ivslodkey  strdzy.  yeden  vczennyk  mowi  tako: 
Micdzi  wszemy  grzesznymy   skvtky   nyczs    nycoslepy   richley,    iako 


>)  vgl.  Nota  4  S.  73. 

2)  So,  ymaam,  ist  die  Stolle  wol  zu  lesen,  obgleich,  im  Facsimile  y  und 
maam  getrennt  erscheinen. 

3)  Mehrere  Worte  sind  nicht  zu  lesen. 

4)  Ich  möchte  lesen:  p(os)t(ro)bienye  d.  h.  firmiter;  ef.  postrobic  firmare 
im  Psalter  von  Florian. 

5)  d.h.  ur^pnosc  pulchritudo;  et'.  vr0prvy  speciosus  im  Flor.  Ps.,  wrejpwy 
im  Psalter  von  Palaicy  44,3;  vgl.  lausitz.  huriipuy  schön;  vgl.  auch  russ. 
rupithya  sich  bemühen. 

6)  Ich  lese  deine  (nicht  czelne). 

7)  Wahrscheinlich  Nayä0  cz0sto. 

s)  gemy,  so  glaubte  Herr  Glogcr  lesen  zu  müssen. 

°)  Ich  möchte  lesen  prze  kras$0,  d.  h.  prze  krasq  propter  pulchritudinnn. 

10)  Herr  Gloger  liest  tamta,  doch  mit  einem  Fragezeichen,  ich  möchte 
in  dem  räthselhaften  Worte  den  Namen  einer  Frau  vermuthen. 

11)  Im  Original  ist  über  wilmy  ein  e  geschrieben. 


—     75     — 

nyeczystota  cdbo  nyeczista  sloiva;  aczby   teesz  Jcromye  grzecha  syc 
stalo,  yalco  ivmalszenstwie,  prawym  öbrzfi  .... 

Ob  diese  Sentenzen  einer  Predigtensammlung  gehörten,  ist 
eine  Frage,  die  nicht  unbedingt  zu  bejahen  ist.  Der  Gesammt- 
charakter  des  Sprachdenkmals,  welches  ein  Fragment  eines 
grösseren  Werkes  zu  sein  scheint,  wofür  das  grosse  Format  des 
erhaltenen  Blattes  spricht,  hat  wol  Makusev  veranlasst  (in  dem 
Aufsatz :  Sledy  nisskago  vlijanija  im  staropofoskuju  pisbmennoste,  Sla- 
vjanslci)  Sbornikb  Bd.  III,  1876)  Spuren  des  russischen  Einflusses 
darin  zu  suchen,  zunächst  in  einzelnen  Wörtern,  z.  B.  zenszczyna, 
welches  in  dieser  Form  (cf.  S.  94)  allerdings  wol  ein  aVra£  elgr^arov 
in  den  altpolnischen  Sprachdenkmälern  ist. und  an  das  russische 
zenstina  stark  erinnert;  doch  ist  es  möglich,  dass  ein  ähnliches  Wort 
im  Altpolnischen  existirt  hat,  ehe  das  anfänglich  anstössige  kobida 
in  den  Gebrauch  kam;  sodann  suchte  er  auch  Spuren  des  russischen 
Einflusses  in  dem  Inhalt:  in  den  Sentenzen  und  Rathschlägen 
dieses  Bruchstückes  erblickte  er  Anklänge  an  ähnliche  Sprüche 
in  den  russischen  Erbauungsbüchern,  welche  „Bienen"  (pcdy) 
genannt  werden;  wenn  es  also  z.  B.  in  unserem  Fragment  heisst: 
Augustinus:  Nayd0  cz0sto ivndbozneem vkazanyu  shritego  angyala 
nycczystoty ,  ya  iu0czey  dowierzaam  polcorney  grzesznyczy ,  nyz  py- 
seney  dzeivcze,  so  findet  Makusev  einen  ähnlichen  Ausspruch  in 
einer  russischen  Pcelu,  wo  dem  Manne  der  Rathschlag  gegeben 
wird,  eine  übermüthige  Frau  nicht  zu  heirathen,  denn  sie  würde 
sich  zur  Herrin  machen.  Indess  beweist  dies  nichts,  selbst  ab- 
gesehen davon,  dass  nirgends  eine  wörtliche  Uebereinstimmung 
nachgewiesen  ist,  denn  die  russischen  „Bienen"  sind  schliesslich 
eine  Uebersetzung  griechischer  Bücher  unter  dem  Titel  /.itXiooai, 
welche  ihren  Stoff  aus  der  heiligen  Schrift  und  den  Aussprüchen 
von  Kirchenschriftstellern  nahmen;  ähnliche  Sentenzen,  Urtheile, 
Sprüche  und  Rathschläge  in  Hinsicht  der  Frauen  äussern  in 
ihren  Werken  auch  die  lateinisch  schreibenden  Kirchenväter, 
welche  den  bezüglichen  Stoff  ebenfalls  aus  der  heiligen  Schrift 
entlehnten.  Wer  kennt  z.  B.  nicht  die  Aussprüche  Salomons 
über  die  Frauen,  dass  ein  Jüngling,  welcher  verliebt  einem  Weibe 
folgt,  einem  Ochsen  gleicht,  welcher  zum  Schlachthofe  geführt 
wird  (Sprüche  VII);  eine  zänkische  Frau  sei  wie  ein  durch- 
löchertes Dach,  so  wie  durch  Löcher  der  Wind,  so  komme  durch 


—     76     — 

die  streitsüchtige  und  böse  Frau  Sturm  ins  Haus  (XXVII);  oder 
das  Lob  der  guten  Frau  im  Ecclesiast.  XXYI,  dass  der  Lieb- 
reiz einer  guten  Frau  die  Knochen  des  Mannes  fett  machen  wird, 
sie  sei  die  Gnade  Gottes  etc.  —  Diese  und  ähnliche  altbekannte 
Gedanken  konnten  ebenso  in  einer  lateinischen  Schrift,  wie  in  einer 
russischen  Biene  nachgelesen  werden;  nun  kommt  noch  hinzu, 
dass  in  dem  altpolnischen  Fragment  die  Namen  des  heiligen  Au- 
gustinus, Bernhardus  und  Hieronymus  genannt  sind  und  dass  sich 
die  angeführten  Sprüche,  Warnungen  und  Rathschläge  in  ihren 
Werken  wirklich  finden,  wie  z.  B.  zu  dem  Anfange  des  Frag- 
ments die  Parallelstelle  in  Hieronymus  sich  findet:  Ut  ipse 
Salomon  sapientissimus  virorum,  ut  Samson  fortissimus,  ut  David 
mansuetissimus  a  muliebri  decipula  ....  errat  u.  s.  w.;  s.  Krynski, 
Z  dziejöw  j^zyJca  polskiego  1879;  vgl.  Arch.  f.  slav.  Phil.  IV,  154. 
Herr  Ptaszycki  hat  in  einem  Aufsatz  über  Makusev's  Abhand- 
lung im  Journal  des  Ministeriums  der  Aufklärung  1877  mehrere 
mittelalterliche  lateinische  Quellen  angeführt,  in  denen  auch 
über  die  Frauen  übel  gesprochen  wird ,  so  führt  er  z.  B.  aus 
Wattenbach's  „Lateinische  Reime  des  Mittelalters"  folgendes 
Verslein  an: 

Femina  vas  daemonum,  foeteus  rosa,  dulce  venenum  etc. 

Die  Sprache  zeigt  Unbeholfenheit,  welche  dadurch  noch  mehr 
sich  fühlbar  macht,  dass  der  Zusammenhang  des  Textes  gestört 
ist  und  dass  stellenweise  Fehler  des  Verfassers  oder  des  Ab- 
schreibers zu  vermuthen  sind;  so  entbehrt  der  Satz  (I,  b):  Ten 
lest  odl0czon  etc.  eines  rechten  inneren  Zusammenhanges,  man 
möchte  für  opvsczany  czyrzpeecz  vermuthen  opvsczcnye  czyrzpeecz; 
so  möchte  man  zwei  Sätze  weiter  lesen:  Kto  bogo  dosycz  iest, 
lev  sameemv  bozeemv  haazanyv  y  napomynanyv  wroozvmye  (uro- 
ziimie?)  odltfczenye  (für  odltfczenya).  —  Die  Bemerkung  des 
Herausgebers,  dass  die  Sprache  in  ihrem  äusseren  Erscheinen 
und  ihrem  inneren  Charakter  Alterthümlichkeit  zeigt,  ist  gewiss 
richtig:  auffallend  ist  das  Wort  zapraivda  (im  Anfang),  während 
weiter  unten  zapraudtf  steht. 

Die  Gnesener  Predigten.  In  der  Cathedralbibliothek 
zu  Gnesen  befindet  sich  eine  Handschrift  auf  Papier  in  Q.,  ent- 
haltend lateinische  und  polnische  Predigten  aus  der  Zeit  zwischen 
1404  (darauf  weisen  die  Wasserzeichen  im  Papier  hin)  und  1430, 


—     77     — 

in  welchem  Jahre  eine  Notiz  auf  Blatt  95  v.  eingetragen 
wurde,  aus  diesem  Grunde  wurde  die  Epoche  der  Gnesener 
Predigten  seit  jeher  auf  c.  1420  angesetzt.  Die  Handschrift 
enthält  auf  Blatt  15 — 170  (jetzt  173)  lateinische  Predigten  mit 
polnischen  Glossen  (s.  oben  Glossen);  von  einer  etwas  späteren 
Hand  sind  geschrieben  polnische  und  abwechselnd  lateinische 
Predigten  oder  Fragmente  von  solchen  auf  den  ersten  14  Blättern 
und  auf  Blatt  174 — 187;  die  letzten  2  Blätter  enthalten  lateinische 
Predigten,  wol  von  einer  noch  späteren  Hand;  eingeheftet  sind 
später  4  kleinere  Blätter,  ein  polnisches  Predigtformular  ent- 
haltend (s.  oben).  —  Von  den  polnischen  Predigten  sind  nur  2  voll- 
ständige: die  erste  von  der  Geburt  Christi  (fol.  1 — 5  incl.)  und  die 
letzte  von  dem  heiligen  Johann  dem  Evangelisten  (f.  180 — 187 
incl.);  ferner  ist  darunter  ein  grösseres  Fragment  einer  Predigt 
auf  die  Geburt  Christi  (f.  175 — 177  incl.);  diese  3  sind  mit  vielen 
Glossen  und  Texterweiterungen  versehen,  meist  über  die  Zeile 
eingetragen,  am  häufigsten  Zusätze  wie  c,  ci,  jest,  hyl  und  ähnliche; 
die  übrigen  polnischen  Texte  sind  Fragmente  von  Predigten  oder 
Einleitungen  zu  solchen:  vom  heiligen  Johann  dem  Täufer,  von 
der  heiligen  Maria  Magdalena,  von  dem  heiligen  Laurentius  und 
vom  Apostel  Bartholomaeus ;  diese  4  letzten  ohne  Glossen.  —  Das 
Sprachdenkmal  wurde  zusammen  mit  den  Glossen  in  den  latei- 
nischen Predigten  von  dem  Grafen  T.  Dzialyriski  herausgegeben, 
unter  dem  Titel  Zabytek  clawnej  mowy  x>olslüej,  Posen,  in  Q.  (als 
Beigabe  sind  andere  altpolnische  und  slavische  Texte  in  Facsimiles 
hinzugefügt) ;  den  Text  (in  treuer  Reproduction  und  Transcription, 
theilweise  mit  Facsimiles)  besorgte  L.  Jagielski.  Trotz  der  Sorg- 
falt, mit  der  der  Text  behandelt  wurde,  sind  in  letzterer  Zeit 
Bedenken  gegen  die  Richtigkeit  mancher  Stelle  laut  geworden, 
so  von  H.  Semenovitsch  in  Kritische  Bemerkungen  zu  altpol- 
nischen Texten  im  Arch.  f.  slav.  Phil.  VII,  419.  Den  Text  hat 
auf  Grund  eines  eingehenden  Studiums  der  Handschrift  Dr.  Erzepki 
festgestellt  in  der  Abhandlung:  Der  Text  der  Gnesener  Pre- 
digten etc.,  Posen  1885,  mit  Hinweisen  auf  die  lateinische  Be- 
zugsquelle; vgl.  Brückner  in  Arch.  IX,  175. 

Aber  der  recht  sorgfältig  festgestellte  und  durch  Aufzählung 
einer  Reihe  von  Fehlern  emendirte  Text,  welche  beim  Abschreiben 
entstanden  sind   (Erzepki  S.  25 — 25),   bietet   doch   noch   manche 


—    78    — 

verdorbene  oder  durch  falsches  Abschreiben  oder  durch  Aus- 
lassungen unverständliche  Stelle,  und  es  wäre  zu  wünschen,  dass 
der  Text  noch  einmal  und  zwar  mit  einem  begleitenden  Com- 
mentar  herausgegeben  würde,  um  so  mehr,  als  die  Ausgabe  von 
1857  nicht  leicht  zugänglich  ist.  Die  Worte  gaJco  dzysza  (=  jako 
dzisiaj  S.  2  V.  23  sind  als  Erklärung  des  Predigers  aufzufassen 
und  zwischen  Kommata  zu  setzen.  S.  3  steht  fpirue  ncdzele, 
was  der  Herausgeber  w  pirwq  niedzielq  transscribirte,  wol  mit 
Unrecht,  da  die  Nasalvocale  sonst  nur  durch  0  ausgedrückt  sind 
(nur  ein  Mal  na  prong0  d.  h.  na  präge,  an  den  Pranger  S.  18); 
da  wenige  Zeilen  weiter  steht  veßliore  nedzely,  so  möchte  man 
in  fpirwe  nedzele  einen  Fehler  vermuthen  für  fpinve  nedzely  (oder 
Ipirwcy  nedzcley  lesen);  freilich  steht  wieder  bald  ftrzecze  nedzel0, 
was  abermals  ein  Fehler  ist,  entstanden  durch  die  Vermengung 
des  acc.  und  loc.  bei  ■?«?.  Die  Form  domama,  S.  17,  ist  Fehler  für 
domoma,  so  wie  vynydz0,  S.8,  für  vynyd0  (der  Copist  schreibt  hin  und 
wieder  d  für  dz  und  umgekehrt,  ferner  vbodzy  für  ubogi  S.  10, 
bodzcm  für  bogiem  S.  1 2,  worüber  Hanusz,  Appel,  Semenovitsch  ge- 
handelt haben,  s.  unten).  Swe  Jcroleue,  S.  10,  steht  für  swej  Jcroleivej, 
eine  Eigentümlichkeit,  welche  öfter  wiederkehrt.  S.  10  Y.  16 
fehlt  wol  die  Negation  nie,  die  Stelle  dürfte  so  lauten :  a  snathey 
sznam0  tego  nye  gest,  ysczy  sz0  döbrzy  Jcroleue  ....  Allecz  Jcaszno- 
dzege  sz0  sly  etc.  —  S.  12  für  malo  .  .  .  takesz  kasznodzegecz  sollte 
wol  stehen  malo  .  .  .  Jcasznodzegoiv ;  für  luczetnerniczy  wol  lice- 
merniezy;  für  naboszcgstive  S.  14  vielleicht  naboszenstwe ,  obgleich 
das  darauf  folgende  naboszestive  vermuthen  lässt,  dass  möglicher- 
weise iv  nabozejstwic  stehen  soll.  —  S.  15  steht  alle  an  unrichtiger 
Stelle,  besser:  ale  ise  gdisby  sli  ducli  etc.;  raszmagiüch  ist  ein 
Fehler  für  roszmagiticli.  —  S.  16  stehen  als  Erläuterung  der 
Worte:  Qui  facit  voluntatem  patris  dieselben  Gedanken  und 
Worte  zweimal:  Aprestho  chemily  (so  für  chcemyli)  czyniez  vol0 
....  tedy  v0cz  napyrszue  mamy  dzcrszecz  var0  JcrcsczygansJc0  Affto- 

reez  mamy   clwivacz   dary sodann:    Anapirzccz  (sie)   tutlia 

movy:  ysze  Jäory  clouek  che  (sie)  czyniez  vol0  otheza  ....  ma  mecz 
var0  JcresczygansJc0  ....  Afftor ecz  gego  dary  mamy  chouaez  .... 
Bei  der  wenig  sorgfältigen  Darstellung  des  Inhalts  mag  das 
Zufall,  kaum  ein  Zeichen  des  Copirens  sein.  —  Bei  der  näheren 
Beleuchtung    des    esteren    Gebots   hat  wieder,    wie    es   scheint, 


-     79     - 

eine  Unachtsamkeit  den  Sinn  verdunkelt ;  es  steht :  ....  tenczy 
ma  vnecz  varfi  Jcresczygansk0  netelko  skuikem,  alle  tesze  y  szerczem; 
vielleicht  sollte  hier  stehen  netelko  serczem  alle  y  skutkem,  darauf 
führt  das  Folgende :  Apresto  verzisly  ftho,  ysze  sz0  xt  gest  s  czysthe 
dzeuicze  marie  narodzyl  a  trzeczego  dna  gest  on  smarthfyfstal  (hier 
scheint  etwas  zu  fehlen)  a  tho ,  chocz  gest  on  przykazal  byl  slovy, 
aby  tho  skuthkem  napelnil  (ut  opere  expleas).  —  S.  17  thamesz 
steht  für  thamosz  (tamo-z);  S.  18  okrzyl  für  okrzczyl;  der  Aus- 
druck star0  skor0  szeme  (der  Herausgeber  erklärt  zenie)  soll  wol 
heissen  sze(y)me,  d.  h.  zeymie  (Arch.  VII,  422)  oder  szime,  d.  h. 
zjimie.  —  S.  21  naneysze  stopy  hat  Jagielski  namncgsze  stopy  ge- 
lesen, vielleicht  richtig,  wenn  man  stopa  mit  Spur  übersetzt.  — 
S.  21  svathlem  oblocze  steht  wol  für  v  svathlem  oblocze,  es  ist 
kaum  anzunehmen,  dass  der  Autor  den  locat.  ohne  Praeposition 
setzen  wollte.  —  S.  22  ist  lychefnikem  wol  in  lychfnikem  zu  ver- 
bessern. —  S.  28  tesz0  steht  für  tesze  (teze);  in  V.  23  ist  vor 
yeszcze  noch  y  zu  setzen ,  V.  25  ist  statt  xt  doch  wol  gabriel  zu 
lesen.  —  S.  30  ist  nach  ysze  (ize)  noch  iscy  (izci)  wiederholt.  — 
S.  32  in  rosprzedaly  möchte  ich  einen  Fehler  für  rosdaly  ver- 
muthen.  —  S.  34  ma/ry  fskrycz  steht  wol  für  mary  ssJcrycz;  dzasza 
S.  36  für  dzisza,  so  wie  S.  3,  nicht  dnia  sia,  wie  vermuthet 
wurde.  —  Das  Wort  nachczal,  S.  20  u.  30  und  nachczalczy,  S.  27, 
ist  wol  absichtlich  so  geschrieben,  so  ungewöhnlich  auch  nia 
chcial  klingt,  auch  nachcz0,  S.  17,  kommt  vor.  —  Die  Stelle 
neczysthe  odzene  nasz  barszo  ge  (d.  h.  je)  S.  19  u.  20,  ist  nicht 
ohne  Bedenken,  aber  nicht  ohne  Sinn;  das  Wort pogrzecJm  (leider) 
erinnert  an  das  cechische  polirichu.  —  Die  Worte  yze,  yszecz, 
ysczy  (izci)  u.  s.  w.  und  prsto  (d.  h.  przesto),  auch  presto  und 
przesto(cz)  S.  23,  geschrieben,  sind  oft  in  ungewöhnlicher  Weise 
gebraucht:  ize  wird  hin  und  wieder  in  dem  Sinne  scilicet,  id  est 
gebraucht,  z.  B.  S.  16:  Qui  facit  voluntatem  patris  mei  ysze  (dann 
folgt  die  polnische  Erklärung),  ähnlich  S.  2  bei  dem  Citat:  puer 
(natus  est),  worüber  unten;  sodann  in  der  Bedeutung  ecce: 
Dzatliky  mile,  ysze  tentho  papesz  innocenty  S.  13;  Dzathhy  mite, 
ysze  pysze  sz<ß  S.  21 ;  sodann  weist  es  auf  das  Nächstfolgende 
hin,  bei  Verbis  des  Sagens,  Verstehcns  etc. :  mouil  ysze  neboycze 
szfi  S.  23;  maeze  rosumecz  yse:  Jctorisz  gest  poezfitek,  myloserdza  . . .; 
maeze  vedeez  ysze:  Ktorasz  ....  snamona   S.  29;    als  einleitende 


—     80     — 

Partikel  steht  izec,  izci  u.  ähnl.  ohne  erkennbaren  Zusammen- 
hang S.  6  V.  22,  ähnlich  S.  8 ;  mitunter  wird  es  nur  anaphorisch 
gebraucht,  auf  das  Nächstvorhergehende  hinweisend,  so  S.  14 
V.  7  v.  unten.  —  Der  Gebrauch  des  unzählige  Male  vorkommen- 
den presto,  przesto  (gewöhnlich  Aprzesto)  scheint  in  den  Gnesener 
Predigten  ebenso  ungeregelt  zu  sein,  wie  ize;  zunächst  wird  es 
in  den  meisten  Fällen  in  der  Bedeutung  von  ergo  gebraucht,  so 
S.  16  zwei  Mal ;  sehr  oft  aber  bei  der  Einleitung  eines  neuen 
Gedankens,  eines  neuen  Arguments,  eines  neuen  Abschnitts,  so 
S.  12,  S.  13  (vier  Mal)  u.  s.  w.,  ebenso  S.  15,  wo  es  heisst:  von  den 
Leiden  und  Martern  der  Heiligen  will  ich  nicht  sprechen,  apstocz 
ive  fezorayszem  eiue  (evangelium)  etc.;  auch  in  beschränkendem 
Sinne  wird  es  gebraucht,  z.  B.  S.  14. 

Die  öfter  besprochene  Frage,  ob  die  Worte  ubodzy,  bodzem 
und  ähnl.  (s.  oben)  ubodzi  bodziem  gelesen  werden  sollen,  als 
dialectische  Eigenthümlichkeit,  lässt  sich  nach  der  Zusammen- 
stellung von  J.  Hanusz  und  Semenowitsch  *)  dahin  beantworten, 
dass  der  Copist  allerdings  ubodzi,  bodziem  u.  s.  w.  gesprochen  zu 
haben  scheint,  denn  die  Schreibung  dzy,  dze  (neupolnisch  dzi, 
<i:ic)  für  die  Silben  gi  und  gie  ist  consequent;  drugy  kommt  nur 
einmal  und  zwar  in  den  Glossen  zu  den  lateinischen  Predigten 
vor  (S.  45),  welche  von  einer  anderen  Hand  geschrieben  sind 
als  die  polnischen;  was  ogzen  (ogzenl)  anbetrifft,  welches  in  der 
Handschrift  in  der  That  S.  22  steht,  so  kommt  Aehnliches  sonst 
nicht  vor.  dzano  (jedne  bylo  tho  gmfi  Gebal  dzano  —  jedne(j) 
bylo  to  jmie.  Jebal  dziano  S.  6;  gemusezy  bedza  dzeg</>  =  jemuzei 
Bed(z)a  dziejq  S.  13  und  öfter)  ist  dziano  zu  lesen,  von  dem 
Verbum  dziac,  welches  neben  anderen  Bedeutungen  z.  B.  setzen, 
thun  u.  s.  w.  auch  die  von  nennen,  sprechen  hat,  so  z.  B.  mnye 
Jacob  dzeyfi  S.  29;  von  demselben  Yerbum  ist  abzuleiten  dze, 
d.  h.  dzie  (inquit),  welches  in  unserem  Sprachdenkmal  öfter  vor- 
kommt   und    dem   alteechischen   die,    neucechisch   dl  entspricht, 


')  Hanusz  Slady  niektorych  odeieni  dyjalcktycmych  w  Kazaniach  Gnie- 
iniehdäcli  in  IM.  VIII  der  Bozprawy  i  Sprcwozd.  wydz.  filol  von  1880;  cf.  Jagic 
in  Archiv  V,  171.  —  A.ppel  Norcjsie  trudy  o  polbskontt  jasyke,  Warschau  1880, 
S.-A.  aus  Rusfilcij  Filol  Vestnifo.  —  Semenovitsch,  Kritische  Bemerkungen  zu 
altpolnischen  Texten,  Archiv  VII,  423. 


—    81     — 

deshalb  aber  nicht  als  Cechismus  anzusehen  ist.  Andere  Fälle, 
wie  dzana  S.  25,  dzarze  S.  16  und  ähnl.  sind  Fehler  für  dana, 
darzc  ;  ebenso  vodzy  S.  20  für  ivody.  —  Ueber  andere  Eigentüm- 
lichkeiten siehe  die  (auch  unten)  citirten  Abhandlungen.  Jego,  jej, 
jego,  wird  häufig  für  swöj  gebraucht,  so  S.  2;  Jcalsdi  ist  nicht 
durch  kalzdij  (etwa  MUdy),  sondern  durch  Jcal(i)zdy  zu  erklären. 
Von  den  sieben  Gnesener  Predigten  sind  nur  zwei  vollständig 
erhalten:  die  erste,  von  der  Geburt  Christi,  und  die  letzte,  auf 
den  heiligen  Johannes  den  Evangelisten,  diese  ist  gegen  das 
Ende  abgebrochen,  mitten  im  Schlussgebet,  ein  Zeichen,  dass 
nicht  viel  fehlen  kann  (cf.  Wackernagel,  Predigten  342).  In  der 
Anlage  unterscheiden  sich  die  beiden  Predigten  nicht  bedeutend. 
Die  Predigt  von  der  Geburt  Christi,  beginnend  mit  den  Worten: 
puer  natus  est,  geht  von  der  frohen  durch  Engel  verkündeten 
Botschaft  von  der  Geburt  Christi  aus,  die  volksthümlich  mit 
einer  ähnlichen  Verkündigung  der  Geburt  eines  jungen  Prinzen 
verglichen  wird;  bei  der  Anführung  der  Worte  des  Evangelium 
wird  auf  die  Freude  des  Himmels  hingewiesen,  der  auf  die  Erde 
sich  herabzuneigen  scheine,  was  durch  das  Herabsteigen  der  Engel- 
schaaren  erklärt  wird.  Durch  izci  (s.  oben)  wird  dann  weiter 
darauf  hingewiesen,  dass  Christus  am  Ende  des  alten  und  beim 
Beginn  des  neuen  Jahres  geboren  werde,  in  der  Zeit,  wo  die 
Nacht  kürzer,  der  Tag  länger  wird,  was  symbolisch  erklärt  und 
für  die  moralische  Nutzanwendung  verwerthet  wird,  der  Mensch 
solle  dem  göttlichen  Licht  sich  zuwenden  ;  damit  wird  ein  Ge- 
bet um  göttliche  Erleuchtung  verbunden,  unter  Vermittelung  der 
heiligen  Maria ;  Schluss :  Sdrmva  Maria  etc.  Bog  ftroyczy  yediny 
oczeczecz  (sie),  sziin,  auch.  Die  eigentliche  Predigt,  beginnend 
wieder  mit  den  Worten:  Puer  natus  est  nobis,  spricht  über  die 
Festfreude  des  Tages,  auf  welche  schon  die  Adventevangelien 
hingewiesen  hätten,  und  die  Bedeutung  der  Festfreude  wird  nach 
vier  Richtungen  hin  in  kurzer  Belehrung  besprochen:  in  Hin- 
sicht der  Höhe,  der  Tiefe  (das  Wort  wird  nicht  genannt,  offen- 
bar aber  deutet  darauf  pfciel  die  Hölle  hin) ,  in  Rücksicht  der 
Länge  und  Breite.  Nachdem  auf  die  Bedeutung  des  Textes 
noch  einmal  mit  wenigen  Worten  aufmerksam  gemacht  worden, 
wird  unter  Anführung  des  Wortes  Puer  (weitere  Worte  werden 
nicht  angeführt)  mit  der  Erklärung:  yze  dzecz^tliho  gestcy  sz<f>  nam 

Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  '-> 


—  ga  - 

naroäzyh,  ausführlich  darüber  gesprochen,  was  das  für  ein  wun- 
derbares Kindlein  war.  Wunderbar  war  es  an  sich,  auf  Erden, 
unter  Thieren,  in  dem  Himmel,  unter  der  Sonne  und  in  jedwedem 
Wesen.  Wunderbar  war  es  an  sich,  —  und  hier  folgt  eine 
längere,  mit  biblischen  und  profanen  Ezählungen  ausgestattete 
Belehrung,  wie  wunderbar  das  Christkindlein  war:  dass  der  Hohe 
sich  niedrig,  der  Ewige  jung,  der  Mächtige  sich  klein  und  der 
Reiche  sich  arm  gemacht  hat.  Diese  vier  Punkte,  welche  zu- 
nächst zusammen  genannt  werden,  bilden  dann  in  der  ange- 
gebenen Reihenfolge  die  Hauptbestandtheilc  der  Predigt  (sechs 
Columnen,  3/s  des  Ganzen),  welche  nach  einer  kurzen  Paraenesis 
mit  den  Worten  Bog  ftroczy  yediny,  oezeez,  ssiin  beschlossen 
wird.  —  Die  Predigt  auf  den  heiligen  Johann  den  Evangelisten 
hebt  an  mit  den  Worten:  Exit  sermo  inter  fratres  (Joh.  XXII,  23), 
worauf  der  Redner  auseinandersetzt,  warum  der  heilige  Petrus 
den  Märtyrertod  sterben  sollte,  der  heilige  Johannes  aber  nicht ; 
dieser  habe  schon  bei  Lebzeiten  Christi  gelitten ;  der  einleitende 
Theil  schliesst  mit  einer  kurzen  Ermahnung ,  sich  den  Leiden 
und  Mühen  nicht  zu  entziehen,  und  mit  der  Begrüssung  Mariae. 
In  der  eigentlichen  Predigt,  an  deren  Spitze  die  Worte  aus  dem 
Hohen  Liede  stehen:  Dilectus  meus  mihi  et  ego  illi,  welche  un- 
genau angegeben  sind,  wird  zunächst  Bezug  genommen  auf  den 
Anfang  des  (hier  nicht  genannten)  Evangelium  Lucae,  besonders 
I,  15  ff. ,  wo  Gabriel  von  den  Vorzügen  Johann's  (des  Evange- 
listen?) spricht,  von  den  Wundern  vor  der  Geburt  und  im  Leben, 
sowie  von  seinen  Werken;  diese,  so  wird  erweiternd  gesagt, 
habe  Johannes  durch  die  Liebe  seines  Herrn  vollbracht.  Dies 
wird  zum  Vorwurf  der  Predigt  gemacht.  Erstens  solle  über  den 
Grund  der  Liebe  des  Herrn  zu  Johannes  und  dann  über  die 
Zeichen  dieser  Liebe  gesprochen  werden.  Darauf  wird  der  erste 
Punkt  sehr  ausführlich  behandelt,  Christus  habe  fünffachen  Grund 
gehabt,  den  heiligen  Johannes  besonders  zu  lieben;  der  zweite 
Punkt  wird  ferner  nicht  erwähnt,  doch  ist  es  möglich,  dass  dieser 
an  den  fünften  Grund  sich  anschliesst,  da  hier  ausführlich  von 
den  Wundern  des  Heiligen  die  Rede  ist,  jedenfalls  geschieht 
diese  Anordnung  nicht  in  deutlicher  Weise  (Potenz  [=piqtec],  nOSß 
xt  mily  sv^tego  gema  yest  gy  taho  barszo  niil<m<il  byl,  iscy  onpreesen 
liest  hil  ba/rszo   uelika   czuda   strogyl  etc.).     Ein    (abgebrochenes) 


Gebet  an  den  Heiligen  beschliesst  das  Ganze.  Der  hervortretende 
Charakter  dieser  Predigt  ist  die  Erzählung;  nicht  blos  von  dem 
Heiligen  wird  viel  erzählt,  so  dass  verschiedene  Lebensmomente 
desselben  die  Liebe  und  Gnade  Gottes  darthun  sollen,  sondern 
wir  lesen  auch  die  bekannte  mittelalterliche  Erzählung  von  der 
List,  mit  welcher  man  das  Einhorn  einfange,  welche  der  That- 
sache  zur  Seite  gestellt  wird,  dass  Gott  sich  auch  den  Schooss 
einer  reinen  Jungfrau  auserkoren  hat. 

Die  beiden  vollständig  erhaltenen  Predigten,  die  eine  zu  der 
Art  de  tempore,  die  andere  zu  der  de  sanctis  gehörig,  ent- 
sprechen mehr  oder  weniger  den  deutschen  Predigten  der  älteren 
Zeit  (XII.  und  XIII.  Jahrhundert),  wie  sie  Wackernagel,  Pre- 
digten 341  flg.,  charakier isirt,  nur  sind  jene  umfangreicher,  als 
diese;  in  beiden  tritt  die  Erzählung  in  den  Vordergrund;  in 
beiden  wird  auf  Bethätigung  der  göttlichen  Lehren  im  Leben 
gedrungen ;  in  beiden  ist  das  Symbolische  enthalten,  in  der  ersten 
mehr,  in  der  letzten  in  weit  geringerem  Masse.  Ein  einheitlicher 
Aufbau  auf  Grund  eines  Textwortes,  mit  angemessener  Partition, 
ist  in  beiden  Predigten  zu  sehen 1).  Ohne  poetische  Wärme, 
sind  beide  mehr  nüchtern  gehalten ;  in  der  ersten  ist  der  innigen 
Liebe  zu  Christus  durch  zärtliche  Worte  Ausdruck  gegeben,  in 
der  zweiten  ist  dem  Uebernatürlichen  viel  Spielraum  gelassen ; 
keine  ist  eine  Homilie  zu  nennen,  obgleich  die  erste  sich  der 
Homilie  nähert;  in  der  letzten  wird  das  Evangelium  berück- 
sichtigt, aber  ein  Spruch  des  Hohen  Liedes  ist  zum  Thema  ge- 
macht. 

Von  den  Fragmenten,  eigentlich  Einleitungen  (Vorworten) 
zu  Predigten  ist  das  längste  (3  Blätter)  dasjenige,  welches  einer 
Predigt  zu  Weihnachten  galt  (Nota  thema  de  nativitate  Domini). 
Zum  Ausgangspunkte  ist  genommen:  Exit  edictum  a  Caesare 
Augusto ,  womit  der  Anfang  des  Evangelium  Lucae  11,1  be- 
zeichnet ist.  Eine  ausführliche  Erzählung  aus  dem  Alten  Testa- 
ment über  die  gewaltige  Erscheinung  Gottes  (Christi)  auf  Sinai, 
welche  den  Juden  Furcht  einflösste,  bildet  den  Hintergrund  zu 
der  Wendung,   dass    der  Gott  des  Alten  Testaments  zornig  war, 

')  In  dieser  Beziehung  lässt  sich  —  abgesehen  von  dem  Umfange  — 
einiges  der  Anlage  der  Grieshaber'schen  Predigten  vergleichen  (Wacker- 
nagel, Predigten  373). 


—     84    — 

der  neugeborene  Christus  aber  gnädig  und  mild  sei;  dieser 
, .junge"  Gott  sei  ärmlich  und  bescheiden  geboren,  was  durch 
eine  längere  Erzählung  dargethan  wird.  Mit  einem  kurzen  Ge- 
bet, dass  das  heutige  Evangelium  allen  zum  Heil  gereiche, 
schliesst  der  erste  Abschnitt,  worauf  unter  Anführung  der  Worte  : 
Exit  edictum  a  Caesare  Augusto  eine  kurze  Auseinandersetzung 
folgt,  warum  der  Tag  ein  Tag  der  Freude  sei ;  wo  dann  der  Autor 
auf  das  eigentliche  Thema  übergehen  soll  (ize  wyszlo  gest  przy- 
Tcazane  od  ccsarza  . . .  tego  dla  etc.),  bricht  das  Fragment  ab. 

Die  Einleitung  zu  der  Predigt  auf  den  heiligen  Johannes 
den  Täufer  besteht  aus  drei  Theilen:  a)  ohne  Hinweis  auf  das 
Evangelium  wird  gegenüber  den  vielen  Menschen,  geistlichen 
und  weltlichen  Standes,  welche  nur  nach  irdischen  Ehren  streben, 
die  Pflicht  betont,  Gott  zu  ehren  und  die  Vergebung  der  Sünden 
zu  erlangen ;  ohne  erkennbaren  Zusammenhang  (trotz  des  iwzesto) 
werden  b)  einzelne  Momente  aus  der  Geschichte  des  heiligen 
Johannes  erwähnt;  sodann  c)  sagt  der  Redner  (nach  Beda),  Gott 
gebe  den  Gottgefälligen  und  Gerechten  wenige  Kinder,  der  hei- 
lige Johannes  sei  das  einzige  Kind  gewesen,  deshalb  habe  Gott 
ihn  im  Himmel  erhöht;  um  dasselbe  zu  erlangen,  sollen  wir 
Gottes  Gnade  erbeten. 

Das  Praeambulum  zu  der  Predigt  auf  die  heilige  Maria 
Magdalena  geht  unter  Anführung  der  Worte:  Missa  sunt  ei 
peccata  multa,  Luc.  "VII,  47,  von  einer  Aeusserung  des  Papstes 
Innocenz  aus:  diem  hodiernum  debemus  consumere  in  gaudio; 
die  polnische  Uebersetzung  setzt  für  gaudio :  vcszdu  ifnahoszegstive 
(sie),  was  der  Redner  durch  den  Hinweis  auf  die  Verachtung  der 
irdischen  Ehren,  auf  Sündenbeicht  und  Busse  interpretirt;  als 
Beispiele  von  bekehrten  Sündern  wird  der  Schacher  am  Kreuze, 
der  heilige  Paulus  und  die  heilige  Magdalena  angeführt.  Bei 
Zeiten  sollen  wir  unsere  Sünden  beichten,  ebenso  demüthig  wie 
Magdalena,  die  wir  nur  in  der  Bussfertigkeit  nachahmen  sollen. 
Auch  hier  bildet  eine  Ermahnung  und  eine  (abgebrochene)  Auf- 
forderung zu  dem  Engelsgruss  das  Ende. 

In  dem  Fragment  einer  Predigt  auf  den  heiligen  Laurentius 
(ebenfalls  einer  Einleitung,  welche^mit  dem  Engelsgruss  schliesst) 
will  der  Redner  von  dem  Martyrium  des  Heiligen  nicht  sprechen ; 
indem  er  an  die  Worte  des  Evangelisten  Johannes  XII  ('()  knüpft: 


—     85     — 

Qui  facit  voluntatem  patria  *),  leitet  er  daraus  zwei  Gegenstände 
der  Belehrung:  den  Glauben  und  den  Gebrauch  der  göttlichen 
Gaben  und  Lebenswege,  die  zum  ewigen  Heil  führen,  will  sich  aber 
nur  auf  die  Taufe  beschränken.  Die  durch  die  Sünde  verlorene 
Gnade,  die  der  Mensch  in  der  heiligen  Taufe  empfangen,  solle 
er  durch  Beicht,  Reue  und  Busse  wieder  zu  erlangen  suchen; 
er  solle  nach  Heiligkeit  streben,  diese  zu  erlangen,  sei  trotz 
Bedenken  möglich,  wenn  man  Sünde  meidet  und  gute  Werke 
thut;  damit  wird  auf  das  Beispiel  des  heiligen  Laurentius  hin- 
gewiesen. 

Die  Einleitung  zur  Predigt  vom  heiligen  Bartholomäus 
(Evang.  Luc.  XXII?,  eigentlich  Matth.  X,  16)  knüpft  an  die 
Worte:  Estote  prudentes  sicut  serpentes,  und  zeigt,  wie  die 
Apostel  und  insbesondere  der  heilige  Bartholomäus  diese  Mah- 
nung des  Herrn  bethätigt  haben ;  dabei  werden  die  Eigenschaften 
der  Schlange  nach  mittelalterlichen  Bestiarien  aufgezählt  von 
der  alleinigen  Schonung  des  Kopfes  bei  Lebensgefahr,  von  der 
Abschälung  der  alten  Haut  und  von  dem  Verhalten  bei  den 
Zaubersprüchen;  diese  Aeusserungen  der  Klugheit  werden  in 
einzelnen  Momenten  aus  der  Lebensgeschichte  des  Heiligen  mit 
moralischer  Nutzanwendung  für  die  Zuhörer  gezeigt. 

Die  fünf  Fragmente  zeigen,  so  weit  es  möglich  ist  zu  be- 
urtheilen,  denselben  Charakter,  wie  die  zwei  vollständigen  Pre- 
digten; wenn  man  das  Fragment  der  Predigt  von  der  Geburt 
Christi  ausnimmt,  wo  die  Milde  Christi  dem  Zorne  Gottes  des 
alten  Testaments  in  bezeichnender  Weise  entgegengestellt  wird 
und  wo  das  Thema  nicht  (wenigstens  nicht  deutlich)  genannt 
ist,  lassen  alle  übrigen  Fragmente,  es  sind  sermones  de  sanetis, 
ein  Thema  und  die  Anlage  der  intendirten  Predigt  erkennen, 
weisen  stets  wieder  auf  die  Pflicht  der  Busse,  lassen  die  Erzäh- 
lung mit  moralischer  Nutzanwendung  in  den  Vordergrund  treten 
und  machen  hin  und  wieder,  besonders  in  der  Predigt  vom  hei- 
ligen Bartholomäus,  von  der  symbolischen  Deutung  Gebrauch. 

Allen  Predigten  gemeinsam  ist  der  durch  populäre  und  fass- 
liche Darstellung  der  Gedanken  (so  das  Uebermass  von  Partikeln, 


J)  Die  Worte  sind  aus  Matth.  VII,  21  genommen;    Joh.  XII  bezieht  sich 
auf  das  Evangelium  im  Missale. 


—     86    — 

welche  dem  Zuhörer  oder  Leser  den  Inhalt  eindringlich  nahe 
bringen  sollen)  durchbrechende  gelehrte  Anstrich,  der  sich  äussert 
in  Citaten,  unter  denen  der  aus  Beda  der  bezeichnendste  ist ;  in  der 
Gründlichkeit  der  Darstellung  und  Argumentation  (so  z.  B.  in  der 
ersten  Predigt  der  Jubel  über  die  Geburt  Christi :  hoch ,  tief, 
lang  und  breit) ;  in  Geschichten  des  Alterthums  und  des  Mittel- 
alters, von  der  Sybilla,  von  dem  Einhorn,  von  den  Gewohnheiten 
der  Schlange,  was  aus  einem  mittelalterlichen  Physiologus  ge- 
nommen ist  (cf.  Archiv  für  Kunde  österr.  Geschichtsqucllen 
1850,  550;  JRada  Zvifät;  altcechische  Alexandreis  ed.  Hattala  und 
Patera  219  flg.).  Auch  die  Erklärung,  warum  Gott  den  Menschen 
nicht  aus  Luft,  Feuer,  Wasser,  sondern  aus  Erde  geschaffen 
hat  (S.  20),  weist  auf  mittelalterliche  Schulweisheit  hin.  Un- 
mittelbar sind  aber  diese  Stellen,  sowie  überhaupt  der  Inhalt 
im  wesentlichen  lateinischen  Predigten  entnommen x) ,  wie  denn 
an  manchen  Stellen  auf  einen  nichtbiblischen,  wie  ich  glauben 
möchte,  lateinischen  Predigtentext  Bezug  genommen  wird.  Wenn 
der  Verfasser  der  polnischen  Predigten  in  dem  Fragment  vom 
heiligen  Johannes  dem  Evangelisten  sagt:  wiqc  napirzivec  tuta 
möwi,  izei  kryst  swietego  Jana  prze  trojakq  rsecs  milowal  (S.  29), 
so  kann  sich  das  nur  auf  einen  nichtbiblischen  Text  beziehen; 
das  Gleiche  kann  gesagt  werden  von  der  Stelle,  wo  der  Ver- 
fasser auf  die  Frage,  warum  Christus  gewollt  habe,  dass  der 
heilige  Petrus  den  Märtyrertod  erleide,  der  heilige  Johannes  aber 
nicht,  antwortet:  A  na  toc  tuta  tobie  tako  odpoiükda,  izcl  sw. 
Piotr  mial  byc  po  Bodze  plrzwym  prelatem  (S.  26) ;  in  der  Fort- 
setzung wird  io  der  Beantwortung  der  Frage,  warum  der  heilige 
Johannes  nicht  gelitten,  gesagt:  A  na  toc  tuta  nam  divojako  od- 
powieda  (S.  27);  diese  zwei  Antworten  sind  sicher  nicht  aus  dem 
Evangelium,  nicht  aus  einem  biblischen  Text  genommen,  somit 
ist  die  dritte  Person  vielleicht  der  Verfasser  der  lateinischen 
Predigten,  jedenfalls  ein  früherer  Interprctator  der  angeführten 
Stellen;  die  Worte:  A  napirzwec  tuta  möwi  (S.  16)  beziehen 
sich  nicht  auf  die  Worte  des  Evangelium:    Qui  facit  voluntatem 


!)  Die  Behauptung  Makusev's,  dass  in  den  Gnesener  Predigten  sich 
russischer  Einfluss  erkennen  lasse,  die  sich  auf  den  Inhalt  allerdings  nicht 
bezieht,  hat  Kryiiski  entkräftet:  Z  dziejöw  jqzyka  polskiego,  Warschau  1879; 
vgl.  oben  Fragment  einer  polnischen  Predigt. 


—     87     — 

patris  etc.,  sondern  auf  die  erste  der  zwei  daraus  hergeleiteten 
Pflichten  :  mamy  dßieräec  wiarq  hr0eseijahshq,  a  ivtöre  mamy  chowac 
dary;  dieses  tuta  (=  tidaj)  weist  also  auch  auf  einen  nicht- 
biblischen, interpretirenden  Text,  wie  ich  glauben  möchte,  auf 
die  lateinische  Vorlage  hin ;  ähnlich  lässt  sich  auch  die  Stelle 
verstehen,  welche  auf  die  Andacht  „nabozenstivo"  S.  14  Bezug 
hat  (s.  oben  die  Analyse  der  Einleitung  zu  der  Predigt  von  der 
heiligen  Magdalena).  —  Auch  die  zwei  Stellen  in  dem  Fragment 
von  der  Geburt  Christi:  jazei  sloiva  w  teto  dzisiejsze  ewangelie 
sae  una  pisana ,  jazei  siq  ona  polskimi  slowy  tdko  wyJdada  etc. 
(S.  23),  und  die  andere  gegen  das  Ende:  A  toc  jest  shonane 
poälug  prostego  pisma  teto  dzisiejsze  sw.  ewangelie  (S.  25),  scheinen 
auf  einen  lateinischen  Text  hinzuweisen;  wenn  man  shonane  auf 
die  Arbeit  des  Verfassers  beziehen  wollte  (sie  können  auch  auf 
die  vorhergehende  Erzählung  sich  beziehen),  so  müsste  wenigstens 
dieses  Fragment  als  eine  blosse  Uebung  im  Uebertragen  und 
Paraphrasiren  einer  lateinischen  Predigt  ins  Polnische  angesehen 
werden. 

Indess  weisen  viele  Umstände  darauf  hin,  dass  die  „Gnesener 
Predigten"  nicht  bloss  „zur  Uebung"  aufgesetzt  wurden,  sondern 
in  der  Absicht,  sie  zu  halten;  die  zwei  vollständigen  Predigten 
zeigen  durch  ihre  zahlreichen  erläuternden  Glossen,  dass  sie  von 
einem  späteren  Prediger  zu  diesem  Zweck  benutzt  wurden. 
Zunächst  weisen  auf  die  praktische  Verwendung  solche  Stellen 
hin,  welche  unmittelbare  Beziehung  zum  Leben  und  zur  Er- 
fahrung haben,  wie  im  Anfang  der  ersten  Predigt  der  Hinweis 
darauf,  dass  bei  der  Geburt  eines  Prinzen  Boten  mit  der  fröh- 
lichen Kunde  durch  das  ganze  Königreich  ziehen;  der  Hinweis 
in  derselben  Predigt  darauf,  dass  bei  besonderen  Anlässen  die 
Geistlichkeit  mit  heiligen  Reliquien,  Fahnen  in  Procession  zieht 
(S.  8);  die  volksthümliche  Aeusserung,  der  sündhafte  Mensch 
solle  sich  vor  der  Sünde  ebenso  hüten,  wie  der  Barfüssige  vor 
der  Schlange  S.  17;  die  Exemplificirung  auf  das  schmutzige 
Kleid  und  das  Ungeziefer  S.  19;  die  Rücksicht  auf  empfindliche 
Zuhörer  bei  der  Stelle,  dass  nach  dem  Ausspruche  Beda's  Gott 
den  Gerechten  wenige  Kinder  giebt,  wo  weiter  hinzugefügt  wird: 
alec  ja  naprseciw  temu  nie  nie  möwie^  ze  Jdöry  czlowiek  ma  tvicle 
dzieci  a  na  sliizbe  je  tvyrzadzi  S.  13;  am  einleuchtendsten  weist 


die  Stelle  S.  19  auf  eine  praktische  Bestimmung  der  Predigten 
hin :  ah  wy  ß  (nämlich  den  heiligen  Bartholomaeus)  bartodziejem 
nazywacie,  a  iv  tem  ivy  barzo  milego  Chrysta  gniewacie  (bartodziej 
scheint  eine  verächtliche  Bedeutung  gehabt  zu  haben)1).  Auch 
die  Stelle:  rycerze  stare  odzienie  slugam  dajq  S.  20  scheint  auf 
Gemeinverständlichkeit  berechnet  zu  sein.  Aus  einigen  Stellen 
möchte  man  schliessen,  dass  der  Urheber  der  polnischen  Gnescner 
Predigten  dem  Bettelmönchsorden  angehörte :  er  hebt  nicht  bloss 
die  ärmliche  Geburt  Christi  hervor,  auch  in  dem  Fragment,  wo 
dieser  Umstand  in  keinem  erkennbaren  Zusammenhang  steht 
mit  dem  Vorhergehenden,  sondern  er  tadelt  auch  die  Sucht  nach 
irdischen  Ehren  (vgl.  Analyse  des  Fragments  von  der  heiligen 
Magdalena) ;  preist  diejenigen,  die  sich  der  Reichthümer  für  die 
Armen  entäussern  und  nur  die  göttliche  Ehre  erstreben,  so  der 
heilige  Bartholomaeus.  Besonders  ist  dieser  Gesichtspunkt  hervor- 
gekehrt in  der  Erzählung  von  den  zwei  Brüdern,  die  ihre  Reich- 
thümer  den  Armen  wieder  abgenommen  haben,  um  durch  ein 
Wunder  des  heiligen  Johannes  belehrt  zu  werden,  dass  die  frei- 
willige Armuth  zu  Gunsten  der  Armen  die  grösste  Gnade  vor 
Gott  finde  (S.  33);  in  dem  Predigtfragment  vom  heiligen  Johann 
dem  Täufer  constatirt  der  Redner  die  Connivenz  der  höheren 
Geistlichen,  die  die  Fürsten  wegen  ihrer  Sünden  nicht  rügen, 
um  sich  nicht  Bisthümer,  Pfründen  und  Capellen  (kaply,  cf. 
cechisch  kaj)la)  entgehen  zu  lassen  (S.  12). 

Ueber  die  Zeit  der  Abfassung  der  Gnesener  Predigten  lässt 
sich  nichts  Bestimmtes  sagen:  wollte  man  aus  der  Stelle  in  dem 
Predigtfragment  vom  heiligen  Johannes  dem  Evangelisten,  S.  27, 
dass  nach  dem  Beispiel  des  heiligen  Petrus  jeder  Prälat  den 
Glauben  und  die  Kirche  mit  Selbstaufopferung  schützen  und  den 
heiligen  Petrus  in  allen  Handlungen  nachahmen  solle ,  einen 
Schluss  ziehen,  so  würde  uns  das  auf  eine  durch  den  Hussitismus 
angeregte  geistige  Bewegung  leiten,  was  nicht  wahrscheinlich 
ist;  die  Worte  können  schon  in  der  lateinischen  Vorlage  ge- 
standen haben  und  können  auch  so  beurtheilt  werden,  wie  die 
obigen  missbilligenden  Aeusserungen  über  die  Rücksicht  auf 
gute    Pfründen.     Andere    Stellen,    welche    für   Bestimmung    der 

')  Bartodziej  galt  den  Polen  als  Schimpfwort:  Taugenichts,  Tölpel, 
Säufer;  wörtlich  würde  das  Wort  Bienenkorbmacher  bedeuten. 


—    89     — 

Entstehungszeit  herangezogen  werden  könnten,  erweisen  sich 
gegenstandslos.  In  der  ersten  Predigt  heisst  es  S.  3 :  tve  ivczorajsze 
ewatigelie  (wczora)  ....  Alec  dzisia  etc.,  dies  zeigt,  dass  diese 
Predigt  in  einem  Jahre  abgefasst  war,  wo  das  Weihnachtsfest  auf 
den  Montag  fiel.  Bei  dem  Fehlen  aller  entscheidenden  chrono- 
logischen Andeutungen  führt  diese  Stelle  auf  kein  bestimmtes  Jahr, 
da  solche  Jahre  öfter  wiederkehrten  und  da  eine  solche  Stelle 
in  dem  lateinischen  Original  gestanden  haben  kann,  woraus  sich 
ergeben  würde,  dass  der  Verfasser  der  polnischen  Predigten  für 
seinen  Gebrauch  und  für  Andere  eine  Mustersammlung  anlegte, 
die  richtige  Anwendung  jeder  einzelnen  Stelle  den  jeweiligen 
Umständen  überlassend.  In  dieser  Ansicht  wird  man  durch  eine 
andere  ähnliche  Stelle  bestärkt,  in  dem  Predigtfragment  vom 
heiligen  Laurentius,  S.  16,  wo  ebenfalls  steht:  tve  ivczorajsze 
ewangelie,  ein  Beweis,  dass  diese  Predigt  ursprünglich  für  einen 
Montag  bestimmt  war.  Nun  lassen  sich  beide  Stellen  nicht  aus- 
gleichen, da  der  Laurentiustag  auf  einen  Donnerstag  fällt,  wenn 
Weihnachten  Montag  ist,  auf  einen  Montag  aber,  wenn  Weih- 
nachten Freitag  gefeiert  wird.  Man  wird  also  nicht  irren,  wenn 
man  annimmt,  dass  beide  Predigten  aus  verschiedenen  Samm- 
lungen, ohne  Aenderungen  und  Ausgleichungen,  als  Muster- 
predigten genommen  sind.  Darin  sehe  ich  auch  einen  Beweis 
mehr  für  die  Annahme,  dass  die  Gnesener  Predigten  nicht 
original  sind. 

Die  Zeit  der  Entstehung  der  Gnesener  Predigten  lässt  sich 
aus  inneren,  besonders  sprachlichen  Gründen  nur  annäherungs- 
weise und  nur  allgemein  auf  das  Ende  des  XIV.  oder  spätestens 
auf  den  Anfang  des  folgenden  Jahrhunderts  bestimmen  (vergl. 
Erzepki,  Der  Text  der  Gnesener  Predigten,  S.  30). 

Der  Aufbewahrungsort  der  Sammlung  in  Gnesen  weist  darauf 
hin,  dass  die  Predigten  in  Grosspolen,  vielleicht  in  Gnesen,  ent- 
standen sind.  Vielleicht  würde  ein  eingehenderes  Studium  der 
in  demselben  Codex  enthaltenen  zahlreichen  lateinischen  Pre- 
digten, welches  um  so  mehr  zu  wünschen,  als  darüber  und  über 
das  Verhältniss  zu  den  polnischen  niemand  genauer  berichtet 
hat,  über  die  Heimath  der  letzteren  Aufschluss  geben. 

Kazania  magistra  Jana  z  Szamotul  czyli  Paterka. 
In  Thorn  befindet   sich  eine  Handschrift   in    polnischer  Sprache, 


—     90     — 

156  fol.  in  Q.  stark,  mit  drei  langen  Tractaten,  nach  einer  Stelle 
im  Manuscript  selbst  als  Predigten  bezeichnet,  deren  Verfasser 
sich  selbst  am  Ende  des  ersten  Tractats  magister  Paterek  nennt. 
Unter  diesem  Namen  hat  Dr.  Kejrzyriski  von  diesen  „Predigten" 
Nachricht  gegeben  in  Rozprawy  i  Spraw.  ivydz.  filol.  I.  Professor 
Malinowski,  welcher  die  Handschrift  in  Krakau  studirt  und  den 
Text  in  Spraivozd.  Icom.  jqsykoweQ  I,  160  ff.  herausgegeben  hat, 
versetzt  die  Handschrift  in  die  Zeit  c.  1523;  als  ihren  Autor  con- 
statirt  er  Johann  v.  Szamotuly,  genannt  Paterek,  der  in  Krakau 
studirt,  1504  zum  magister  promovirt,  1506  doctor  doeretalium 
geworden,  kurze  Zeit  docirt  hat,  darauf  in  den  Bernardiner- 
orden  ein-,  dann  wieder  daraus  getreten  und  1519  durch 
einen  Edelmann  Rusocki  erschlagen  worden  ist.  Die  Epoche 
der  in  Rede  stehenden  Schrift  wird  c.  1506 — 1519  angesetzt. 
Die  Handschrift  besteht  aus  drei  Theilen:  der  erste  Theil, 
welcher  die  ersten  18  Blätter  ausfüllt,  hat  keine  Ueberschrift ; 
der  zweite  (19 — 86)  hat  die  Ueberschrift:  Poczyna  syq  Jcazanye 
o  poczaezyu  przenaczysthszey  dzyewycze  pamiy  maryey;  der  dritte 
Theil  (87 — 156)  führt  den  Titel:  O  narodzenyu  maryey  panny. — 
Dass  der  Text  eine  Copie  ist,  beweist  der  Umstand,  dass  er 
nach  dem  Tode  Johann's  von  Szamotuly  geschrieben  wurde 
(f  1519,  die  Wasserzeichen  des  Papiers  weisen  erst  auf  das 
Jahr  1521,  spätestens  1531  hin),  ferner  die  zahlreichen  Fehler, 
die  nur  ein  ungeübter  Copist  hat  machen  können,  und  von  denen 
der  Herausgeber  einige  S.  167  nachweist;  eine  andere,  wol 
gleichzeitige  Hand  eines  älteren  Mannes  hat  an  vielen  Stellen 
den  Text  corrigirt  nach  Laut,  "Wort  und  Sinn;  diese  Corrccturcn 
sind  unter  dem  Text  notirt.  Der  Text  ist  mit  aller  Treue  wieder- 
gegeben, mit  Einklammerung  der  Stellen,  welche  der  Corrector 
gestrichen  hat,  mit  Strichen,  wo  die  Zeile  endigt  und  mit  Hervor- 
hebung der  Stellen,  die  roth  geschrieben  sind;  die  Corrccturcn 
der  zweiten  Hand  sind  auch  unter  den  Text  gesetzt.  Wie  der 
Copist  es  mit  der  Thcilung  der  Worte  und  mit  der  Interpunction 
gehalten  hat,  darüber  spricht  sich  der  Herausgeber  nicht  aus; 
es  möchte  scheinen,  dass  darin  Gleichmässigkeit  in  der  Hand- 
schrift nicht  herrscht,  indem  z.  B.  in  dem  ersten  Theil  (S.  17  1 
der  Ausgabe)  einmal  adama  yeva,  das  andere  Mal  adama  y  ewq 
steht;   während  S.  176   <jdy  by  als  zwei  Worte  geschrieben  sind, 


-     9t     - 

erscheint  gdyby   sonst  als   ein  Wort;    S.  221    steht  stal  sya,  und 
S.  194  stalysya  puste  für  stall/  sya,  puste;  S.  221  finden  wir  ofpo- 
czqtku   und  poboäze   (ebenso  pomorzu  S.  172),    auf  S.  222    aber 
oth  grzechu  und  po  szwyqczonq.    Ausserdem  findet  sich  eine  Reihe 
von  Fehlern  im  Druck,  die  sicher  schon  in  der  Handschrift  sich 
finden,    ohne  durch  (sie)  oder  *  immer  als  solche  bezeichnet  zu 
sein;  ich  notire  hier,  ohne  auf  Vollständigkeit  Anspruch  zumachen, 
folgende:  Jctory  yey  czystego poezqczyu  szwyatlia  czczycz  a  szwyqczycz 
nye   cheze,    Blatt   1  v.,  im  Druck  S.  171,  ist  zu  verbessern  in: 
Irfory  yey  czystego  poczqczya  szivyqtlia  .  .  .  szwyqczycz  nye  cheze; 
für  szliiby  a  obyeczuy  S.  172  ist  wol  zu  lesen  szliiby   (=*=  slubi)  a 
obyeczay;    yq  S.  172  ist  überflüssig,    oder   für  ivyticzl;    szalonrm 
S.  173  wol  für  szalozenem  phylosophow;   od  tego  zachowaez  S.  173 
ist  mit  bog  tego   maryq  mogl  zu    verbinden   und   nach  grzcsznych 
zu    setzen;    stworzenye  nasz  S.  174,    richtig  stw.   nasze;    omyecze 
S.  175  lies  omyeze;  S.  176  soll  poczata  für  poczala  stehen,  dagegen 
S.  177  umgekehrt  poczqla  für  poczqta,  nyeshalany  für  nyeskarany; 
S.  177  ist  w  tym  zyuoczye  zu  verbessern:  w  twym  zyuocze;  tvzdycz 
rzecznyczky  a  ist  in  rzecznyczhya  (=  rzeczniczha)   zu  verbessern; 
S.  177  przyrodzenya  ist  in  sprzyrodzenya   zu  verbessern   oder   als 
przyrodzena  zu    lesen;    sthworzylo    ist   richtig  stworzyl    zu  lesen; 
S.  178    steht  nyelko  für  nyetclko;  Alexander  deales  179   steht    für 
Alexander   de  Haies;    slozyl  für  slozycz  (slozyc);    S.  180    czyczego 
ist  ein  Fehler  für  czystszego;  y  szya,  szczebe  narodzyl   S.  186  für 
ys  sya,  szczebe  nar.;  czysta  sya,  stala  nysz  anyely  S.  187  lies  czystsza 
sya,  stala  etc.;  troycza  raczyl  steht  für  raezyla;  Ktho  pyeha,  pan  bog 
skaral  S.  188  für  Otho  pyeha,  etc.  (vgl.  Otho  S.  189,  190).    w  zam- 
hiyenycz  S.  188  steht  fehlerhaft  für  w  zamhiyenyu;  motlika,  S.  193 
für  mathka,;   das  in  der  Note  9  S.   193    stehende    uana  mit  dem 
Zusatz    (sie)   ist  die    von  dem   Corrector   hinzugeschriebene  Er- 
gänzung  zu  dem  abgebrochenen  Wort  im  Texte  goto;   der  Aus- 
druck gotoimna   od  ivyekow   kommt  auch   Blatt  36  f.,   im   Druck 
S.  197   vor;    der   Corrector    hat  zu  gotouana   S.  193   die   Glosse 
wybrana  hinzugefügt,     slalysya  puste   S.  194   ist    ein    Fehler   für 
staly  sya,  puste.    Die  Stelle  anye  yna  etc.  (S.  195,  Zeile  4  von  unten) 
ist  offenbar  Verderbniss   des  Textes,   sollte  meines  Dafürhaltens 
gestrichen   werden    statt  der  geschriebenen  Worte  y  od   wyekow 
wyecznych:    wenn    man    diese    Worte    wiederherstellt    und   jene 


—     92     — 

streicht,  so  giebt  der  Text  keinen  Anstoss:  a  ona  im  to  z  wye- 
cznoszczy  obranq  y  od  uyekow  uyecznych  o  nyey  w  bostJiwye  rada 
hi/ln.  s  pdköleya  S.  201  ist  ein  Fehler  für  s  pokolenya  u.  s.  w. 
Ich  unterbreche  hier  die  Emendirung  des  Textes  mit  dem  Be- 
merken, dass  die  Fehler  in  der  zweiten  Hälfte  immer  seltener 
werden  und  wegen  der  oft  wiederholten  Gedanken  und  Aus- 
drücke leicht  beseitigt  werden  können;  so  war  es  dem  Corrector 
und  dem  Herausgeber  leicht,  Fehler  zu  verbessern,  wie  das 
fehlerhafte  yszwyqta,  fol.  76  r.,  im  Druck  S.  228,  zu  verbessern 
in  ysz  ivyatha  (=  iz  ivyjqta),  da  ein  solcher  Ausdruck  sonst  noch 
vorkommt  (z.  B.  wyata  szpospolytego  prawa  S.  177;  wzyqtha  od 
grsechu  pyerivorodnego  S.  193  hat  der  Corrector  verbessert  in 
wyyaßui) ;  poszlasz  ta  in  poszlazta  (d.  h.  poszlastd)  Blatt  64  v., 
im  Druck  S.  219;  ona  nayuysszy  urzqd  uybrana  nyszly  anyely 
Bl.  81  v.,  im  Druck  S.  233,  ist  zu  verbessern  in:  na  uyszszy 
urzqd;  das  widersinnige  rzeczy  in  der  Stelle :  nye  oglqda  ivscho- 
dztrczey  rzeczy  Blatt  7  v.,  im  Druck  S.  176,  verbesserte  schon 
der  Copist  in  wschodzqczcy  zorzy;  vgl.  S.  176.  —  sna  in  der 
Stelle:  sna  by  rzeJd,  Blatt  140  v.,  im  Druck  S.  269,  sehe  ich 
als  einen  Fehler  an  für  snadz  (snadz);  das  sinnwidrige:  hto 
tobye  sluzy,  boga  chlodzy,  hat  der  Copist  schon  gefühlt  und 
chlodzy  gestrichen;  vielleicht  stand  in  dem  Original  chluby;  der 
Corrector  setzte  chivaly.  Was  die  Interpunction  anbetrifft,  so 
ist  der  Copist  damit  sehr  sparsam,  ich  glaube  nämlich,  dass  der 
Herausgeber  auch  in  dieser  Hinsicht  den  Text  ganz  getreu 
wiedergegeben  hat;  das  einzige  Zeichen,  das  Komma,  kommt 
selten  vor,  mitunter  an  unrichtiger  Stelle.  An  wenigen  Stellen 
ist  der  Text  ohne  die  richtige  Interpunction  schwer  verständlich, 
so  der  Abschnitt  auf  S.  173,  beginnend  mit  den  Worten:  Czego 
doivodza..  Dieser  Abschnitt  ist  wol  so  zu  lesen:  Czego  douodza, 
troydhym  (zu  ergänzen  wywodem):  pysmem  szwyqtcm  pyerwey, 
pra/w  duchownych  y  czesarshych  lütore,  a  szalo(zc)nem  phylozofoiu 
trzecye;  auf  S.  177  ist  zu  lesen:  Thesz  koscyol  szpyeua:  szwyqthe  a 
nycpokalone  dzyewyczthivo ,  Idorymi  czyq  clnvalamy  mam  chwalycz! 
bo,  htorego  nyeba  nosycz  nye  mogl/y,  w  twym  zywoczye  yegosz  zam- 
l.nithi,  (i,  dla  tcgo  etc.;  sodann  weiter:  ale  cristus  slugi  swe:  anioly, 

Adama   i  Eivq  tak   umdowal,    iz  je  iv   nlewinnosci stivo- 

rzyl,  etc. 


-     93     — 

Die  Aufsätze  des  Magister  Johann  von  Szamotuly  sind  keine 
eigentlichen  Predigten.  Es  sind  Tractate ,  die  nur  stellenweise 
an  Collationen  erinnern,  freilich  mit  verdecktem  Dialog;  der 
Verfasser  stellt  aber  wiederholt  Fragen  und  giebt  Antworten 
darauf.  Der  Charakter  von  gelehrten  Tractaten  überwiegt  sehr: 
die  Gedanken  sind  fast  nur  aus  der  heil.  Schrift,  den  Werken 
der  Kirchenväter,  der  Kirchenschriftsteller,  selten  profanen 
Werken  geschöpft,  die  auch  stets  citirt  werden;  aus  der  citirten 
Quelle  wird  die  betreffende  Stelle  meist  nur  in  polnischer  Sprache, 
sehr  selten  mit  Voranstellung  der  lateinischen  Originalworte, 
angeführt;  was  der  Verfasser  selbst  bietet,  ist  nur  Paraphrase 
oder  Erweiterung  des  Citats ;  die  Anlage  und  Gliederung  des 
Ganzen,  sowie  die  Auswahl  und  Gruppirung  der  Argumente  ist 
sein  Eigenthum.  Ungeübtheit  und  Schwerfälligkeit  in  der  Durch- 
führung der  stets  durchsichtigen  Disposition  lässt  sich  nicht 
verkennen;  sie  zeigt  sich  vornehmlich  in  der  Weitschichtigkeit 
und  Weitschweifigkeit  der  Darstellung,  die  Wiederholungen  der 
Argumente,  oft  in  denselben  Ausdrücken,  nicht  scheut.  —  Den 
gelehrten  Stoff  sucht  der  Verfasser  nur  selten  durch  gemein- 
verständliche, populäre  Form,  durch  erhebende,  meist  rhetorische 
Erwägungen ,  durch  Erzählungen  oder  vielmehr  durch  Hinweise 
auf  gewisse  Vorkommnisse  zu  beleben;  ausser  den  gedrängten 
Erzählungen  aus  der  heiligen  Schrift  sind  es  Hinweise  auf  einen 
ungarischen  König  S.  171,  auf  die  Sybillen  (zu  Ethika  setzte 
der  Corrector  ein  eher  hinzu,  um  heretyka  zu  bilden  S.  213),  auf 
die  Visionen  der  heiligen  Brigitta  und  anderer  auserkorener 
Jungfrauen,  meist  Nonnen,  und  ähnliches.  Die  Seltenheit  und 
Kürze  solcher  Erzählungen  beweist  aber,  dass  er  durch  sie 
einen  unmittelbaren  Eindruck  auf  die  Gemüther  von  Zuhörern 
nicht  beabsichtigte. 

Es  ist  kaum  anzunehmen,  dass  die  Aufsätze  als  Predigten 
gesprochen  oder  etwa  vorgelesen  wurden:  dafür  sind  sie  meist 
zu  lang  und  entbehren  der  Wärme.  Streng  genommen  würde 
nur  der  zweite  Tractat,  bei  angemessener  Kürzung,  sich  zum 
Vortrage  eignen,  er  allein  ist  auch  als  Predigt  (kazanie)  be- 
zeichnet, und  hier  kommen  Ansprachen  an  die  Zuhörer  vor,  wie 
namyleyschy  S.  186,  pathrzmysz  tu  namyleyszy  S.  217,  was  in  den 
anderen  Tractaten  nicht  der  Fall  ist.     Indes»   ist   er   in  der  uns 


-     94     - 

vorliegenden  Fassung  viel  zu  lang  und  ebenso,  wie  die  beiden 
anderen,  mit  gelehrtem  Stoff  überladen.  In  allen  drei  Tractaten 
aber  heftet  sich  der  Verfasser  an  das  geschriebene,  nicht  ge- 
sprochene Wort,  er  schreibt:  pisac  brdr  S.  180  (dass  beße.  von 
dem  Corrector  gestrichen  wurde,  ist  gleichgiltig) ;  com  napisal 
S.  181;  i  tu  pisac  i  ukazac  eher.  S.  183;  eher  pisac.  S.  219;  tvysszrj 
w  tyeli  ksinzkaeh  pisano  S.  235  u.  s.  w.  Dabei  ist  der  erste 
Tractat  ganz  gelehrt  gehalten,  dem  dritten  zwar  eine  Beigabe 
hinzugefügt,  von  der  äusseren  Erscheinung  der  heil.  Jungfrau, 
die  sehr  innig,  gläubig  und  fromm  gehalten  ist,  die  aber  kaum 
für  eine  Predigt  bestimmt  war. 

Ich  möchte  meinen,  dass  die  drei  Tractate  des  Magister 
Johann  von  Szamotuly  Uebungen  sind,  eine  Vorschule  zum  Pre- 
digtamt, vielleicht  als  Fundgrube  der  Entlehnung  für  andere. 

Die  Sprache  zeigt  eine  gewisse  Entwicklung,  freie  Be- 
wegung und  ungezwungenen  Fluss,  wie  sie  für  den  Anfang  des 
XYI.  Jahrhunderts  nicht  ganz  gewöhnlich  ist;  umgesetzt  in  die 
heutige  äussere  Form,  würde  sie  den  archaistischen  Anstrich 
zum  grossen  Theil  verlieren.  Die  weniger  gebräuchlichen  Aus- 
drücke hat  der  Herausgeber  in  ausgiebiger  Weise  im  Lexicon 
notirt,  hier  mag  nur  auf  einiges  aufmerksam  gemacht  werden. 
Wien  heisst  Winden,  wie  bei  dem  ersten  polnischen  Krakauer 
Druck  Wietors  (Tiozmowy  MarchoUa,  Vorrede^);  das  Wort  zen- 
ezyzna  Weib  ist  ein  Pendant  zu  dem  ähnlichen  zenszczyna  in 
Kazania,  herausgegeben  von  Z.  Gloger;  das  öfter  wiederkehrende 
ezusz  S.  189,  221,  233  und  andere  ist  cuz  (nicht  cöz)  zu  lesen 
und  dem  cechischen  t/z,  totiz  mit  der  Bedeutung  id  est  zu  ver- 
gleichen (s.  Arch.  YI,  179;  VII,  433) ;  das  sehr  häufig  vorkom- 
mende bociem  S.  193,  aboeiem  S.  190,  191,  192,  owaciem  S.  210, 
a  tedyciem  S.  222  (siehe  auch  das  Lexicon)  ist  in  Bezug  auf 
eicht,  der  alten  Form  des  instr.  sg.  von  dem  pronom.  neutrum 
io  oder  =  ei  -\-  tviem  gleich  zu  setzen;  siehe  darüber  Semeno- 
vitsch  Arch.  f.  slav.  Phil.  YI,  30  und  Nehring,  Psalt.  Flor.  238. 
J;<>il:ncy  S.  225,  in  passivem  Sinne,  ist,  wenn  nicht  ein  Fehler, 
sehr  bemerkenswcith.  Von  alterthümlichen  Formen  sind  her- 
vorzuheben: jeä  (du  bist)  S.  185  und  nye  (für  nie  je)  non  est 
S.  170.  Neben  rzeld,  mögl  kommen  Formen  rzeh,  mog,  doch  nur 
im  Anfange  vor.   S.  173  ff. 


—    95     - 

Ein  Fragment  mit  zwei  lateinischen  Predigten, 
begleitet  von  polnischen  Glossen  im  Texte,  aus  dem 
XV.  Jahrhundert.  Professor  Przyborowski  theilt  in  Pracc 
filologicznc  I,  1885,  S.  199  flg.  den  Text  zweier  lateinischer  Pre- 
digten mit,  geschrieben  im  XY.  Jahrhundert  auf  vier  Blättern, 
welche  ein  glücklicher  Bücherfreund  auf  dem  Deckel  eines  Buches 
entdeckt  hat;  nach  dem  Umfang  des  erhaltenen  Textes  und  aus 
dem  Fehlen  einer  Mittheilung  über  das  Schreibmaterial  ist  zu 
vermuthen ,  dass  es  vier  kleinere  Papierblätter  sind.  Der  Text 
beginnt  mit  den  Worten:  In  die  Sancti  Michaelis,  mit  dem  Thema 
aus  Matthaeus  XVIII,  1:  accesserunt  ad  Jesum  discipuli  eius 
dicentes:  quis  putas  Irfhory  niaior  est  in  regno  coelorum?  worauf 
eine  kurze  Belehrung  über  den  Schutzengel  folgt;  etwas  länger 
ist  die  zweite  „Predigt-',  welche  mit  den  Worten  Vel  sie  ein- 
geleitet ist  und  auf  die  Worte  Matthaeus  XVIII,  3  sich  bezieht : 
Amen  zaprawda  dico  vobis.  nisi  (id  est  si  non)  conversi  fueritis 
et  efficiamini  sicut  parvuli  etc.  —  Die  wenigen  polnischen  Glossen 
sind  in  den  Text  aufgenommen,  da  aber  ein  ungewöhnlicher 
Fehler  in  dem  ersten  Stück  auf  eine  Copie  schliessen  lässt,  so 
mögen  in  der  Vorlage  die  polnischen  Glossen  zwischen  den  Zeilen 
gestanden  haben.  Die  Worte:  Vel  sie  mit  Worten  desselben 
Evangelium,  Matthaeus  XVIII,  1  — 11,  lassen  vermuthen,  dass 
wir  es  hier  mit  Musterproben  zu  thun  haben,  zu  denen  der 
frühere  Besitzer  sich  polnische  Glossen  notirt  hat.  Der  merk- 
würdige Fehler,  im  Eingang  des  ersten  Stückes,  kommt  in  der 
Stelle  vor:  Xon  enim  fecit  vulgariter  ho  nye  vczynyl  podluk  czlo- 
wyeczcgo  oltyczayu,  ahy  masto  stroszey  vstaivyl  yerczy  sluga  nie  s 
toyelkyego  vraczenya  servo  hoc  est  homini  cuilibet  magnum  prin- 
cipem  coelestem,  quia  angelum  delegavit  vstaivyl.  yerczy  ist  nach 
richtiger  Coniectur  des  Herausgebers  durch  Unkenntniss  ver- 
schrieben für  nierey  (=  nicrey,  imperat.  von  rzcJcc,  cf.  Ps.  Flor. 
123,  1;  Pul.  34,3)  in  der  Bedeutung  nedum;  man  kann  sich  den 
Fehler  leicht  erklären,  wenn  man  annimmt,  dass  in  einer  älteren 
Vorlage  nerezy  stand ,  was  der  Copist  aus  irgend  welchem  zu- 
fälligen Grunde  yerczy  las.  —  Die  wenigen  polnischen  Glossen 
geben  zu  besonderen  Bemerkungen  wenig  Veranlassung:  bei 
obczowaly  l>»  yastwrzkyem  albo  S0eb(ra)c0athom  ist  Verderbnis»  beim 
Abschreiben   mit   unterlaufen;    wenn  stradza,    Glosse  zu  carent, 


—     96     — 

richtig   geschrieben   ist,    wie  es  allen  Anschein  hat,    so   ist    die 
Praesensform  zu  stradac  stradzQ,  slradziesz  bemerkenswerth. 

Bruchstück  einer  Predigt  des  Nicolaus  von  Blonie, 
bei  Maciejowski,  Dodatki  S.  102  flg.  Die  mangelhaften  Notizen 
über  die  Handschrift  und  darüber,  ob  sich  die  Notizen  derselben 
von  Nicolaus  von  Blonie  auf  das  polnische  Fragment  oder  auf 
den  lateinischen  Theil  des  Codex  beziehen,  lässt  uns  nichts  Be- 
stimmtes über  den  polnischen  Text  sagen,  der  im  Grunde  eine 
Erzählung  von  Christus  auf  dem  Oelberge  ist,  ohne  Anfang  und 
Ende,  mit  vielen  unleserlichen  Stellen.  Der  Anfang  des  Textes: 
Wszakoz,  by  nie  bylo  we  mnie  prawe  skryte  bostwo,  nie  moglo  by 
byc  przez  moje  smierc  grzesznycli  wykupienie,  lässt  uns  nicht  ver- 
muthen ,  wie  das  Vorhergehende  beschaffen  gewesen  sein  mag, 
und  lässt  uns  darüber  Zweifel  erheben ,  ob  das  von  Maciejowski 
mitgetheilte  Fragment  einer  Predigt  angehörte. 

In  einer  Prager  Handschrift  der  Capitel  -  Bibliothek  sig. 
D.  LH:  Liber  Richardi  archiepiscopi  contra  quendam  Athana- 
sium  etc.,  befindet  sich  das  Evangelium  auf  das  Allerheiligen- 
fest aus  Matth.  V  (W  on  czas  vzrzaw  ihus  gromadi  wstqpil  na 
gora  etc.)  und  eine  Predigt  dazu  in  polnischer  Sprache,  beide 
etwa  in  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  eingetragen.  Diese 
beginnt  Bl.  218  v.  mit  den  Worten:  (N)ascli  pan  ihus  xpus  tvye- 
dzqcz  eze  hidze  ginako  blogoscz  alba  blogoslawnoscz  myenyq  nysze 
gest,  a  ginako  knye  chczq  przycz  nysze  sluscha,  und  endigt  auf 
Bl.  224  v. :  oivo  ma  blogoslawyez  bo  nqdza,  a  blogo  stoyq  przecziw 
schobye  yako  gorzkye  a  slotkye,  proszmisch  pana  boga.  S.  Patera 
Rukopisne  pamdtky  polskelio  jazyka  v  Praze  in  Gas.  e.  Mus.  1 880, 
S.  534. 

IV.     rsalniHiiiliiTsi'lziiiijr. 

Die  erhaltenen  handschriftlichen  Psalmen  und  Psalterbücher, 
von  denen  das  früheste  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  ist,  weisen 
auf  ältere  Vorlagen  hin,  im  Grunde  zeigen  sie  einen  gleichen 
Grundtext,  der  desto  mehr  Alterthümliches  hat,  je  älter  er 
ist.  Für  das  XIII.  Jahrhundert  ist  nur  eine  Nachricht  von 
einem  polnischen  Psalter  vorhanden,  nämlich  in  einer  wahr- 
scheinlich 1319 — 1329  geschriebenen  Vita  der  heiligen  Kunigunde, 
der  Stifterin  dos  Clarissinenklosters  in  Sandecz  (f  1292),  wo 
die  folgenden  Worte   stehen:    „Consuetudo   sibi  (beatae  Kingae) 


—    97    - 

inerat,  quod  decem  psalmos  in  vulgär  \ ,  antequam  ecclesia 
exiret,  Deo  persolvebat  addens  oracionem:  Omnipotens  Deus, 
qui  vivorum  dominaris  et  mortuorum,  et  sie  totum  psaltcrium 
per  ordinem  complebat  pro  bono  statu  ecclesie"  (s.  Arch.  f.  slav. 
Phil.  VII,  645). 

Erhalten  sind  folgende  handschriftliche  Psalmenübersetzungen : 

1.  ein  einzelnes  Blatt,  das  sog.  Swidziriski'sche,  ent- 
haltend den  Psalm  50; 

2.  der  Florianer  Psalter  aus  dem  XIV.  Jahrhundert; 

3.  einzelne  Psalmen,  Verse  oder  fromme  Erinnerungen  aus 
einem  altpolnischen  Psalter  in  den  Modlitwy  Wadaiva 
des  XV.  Jahrhunderts ; 

4.  der  Psalter  von  Pufawy  aus  dem  Ende  des  XV.  Jahr- 
hunderts. 

Verloren  gegangen  ist  ein  Psalter  auf  Pergament  in  12°, 
dessen  Schrift  als  alterthümlich  bezeichnet  wird,  von  dem  Janozki 
in  den  Kritischen  Briefen  an  vertraute  Freunde,  Dresden  1745, 
meldet,  dass  er  in  der  Bibliothek  des  Klosters  Cz^stochowa  sich 
befunden  hat  (s.  Estreicher  in  Bocznik  Toivarzystiva  Nauh  Kra- 
hmvsliiego  Bd.  XV,  365). 

1.  Das  Swidziriski'sche  Blatt.  Maciejowski  erzählt  in 
Dodatek  S.  4  u.  flg.  unter  dem  Titel  PomniM  jq&yka  polskiego  naj- 
daivniejsze  Folgendes.  In  Medyka  bei  Przemysl  habe  er  in  der 
Privatbibliothek  des  Herrn  Pawlikowski  ein  Pergamentblatt  ge- 
funden, mit  dem  50.  Psalm  in  polnischer  Sprache,  in  welchem 
sich  einzelne  Worte  über  dem  Text  eingeschrieben  fanden.  Dieses 
Blatt,  welches  Herr  Pawlikowski  von  einem  Wiener  Antiquar- 
buchhändler Kupisch,  bei  dem  Kauf  einer  ganzen  Privatbibliothek, 
als  Beigabe  mit  noch  anderen  Papieren  erhalten  hatte,  schätzte 
Maciejowski  als  ein  Sprach-  und  Schriftdenkmal  des  XIII.  Jahr- 
hunderts oder  noch  früher  „albo  wczeüniejszy" '.  Später  sah  er  in 
Krakau  ein  ganz  ähnliches  Blatt,  wie  es  scheint  nur  in  Facsimile, 
denn  er  gebraucht  im  Laufe  der  Erzählung  die  Worte  „przynajmni<j 
w  medyckim  rqkopisie,  Jäöry  mialem  iv  rrkach.  Auf  dem  Facsimile, 
welches  sich  J.  S.  Bandtke  selbst  gemacht  hat,  standen  die  Worte 
von  der  Hand  Bandtke's:  „Scriptum  docet:  psalmum  hunc  for- 
tassis   ineunte   sec.  XIV.   s.    exeunte   sec.  XIII.   scriptum    fuisse 

Nehring,  Altpoln.  Sprach denkmäler.  7 


—    98    — 

1390 — 1430".  Er  erfuhr,  was  auch  in  Wiszniewski's  Bist.  Vit. 
pol.  I,  397  steht,  dass  der  Graf  Constantin  Swidzinski  dieses  Blatt 
auf  dem  Einbände  eines  alten  Buches  gefunden  und  davon  los- 
gelöst hat.  Auf  dem  Facsimile  Bandtke's  standen  noch  die 
Worte  (offenbar  Bandtke's)  „Hunc  psalmum  L  communicavit 
nobiscum  illustriss.  Dn.  Comes  Constant.  Swidzinski."  —  Diese 
beiden  Blätter  Hess  Maciejowski  in  Steindruck  facsimiliren  und 
fügte  die  beiden  Facsimiles  dem  Dodatek  bei.  Maciejowski  hielt 
sich  nun  in  der  Datirung  dieses  zweiten  Blattes  mit  Recht  an 
die  Zahlen  1390  —  1430,  nicht  an  die  Worte  ineunte  saec.  XIV.  s. 
exeunte  s.  XIII.,  aber  darin  täuschte  er  sich,  dass  er  das  Psalmen- 
blatt von  Medyka  in  das  13.  Jahrhundert  versetzte,  denn  es  ist 
sehr  jungen  Ursprungs.  Um  sich  davon  zu  überzeugen,  genügt 
die  Prüfung  der  beiden  Facsimiles  in  Maciejowski  und  alles 
dessen ,  was  dieser  Gelehrte  selbst  berichtet.  Wenn  man  die 
beiden  Facsimiles  vergleicht,  so  bemerkt  man,  dass  sie  durchaus 
mit  einander  übereinstimmen  in  dem  Wortlaute  selbst,  fast  Wort 
für  Wort;  in  den  Glossen,  welche  in  beiden  dieselben  sind,  mit 
ein  paar  Ausnahmen;  in  der  äusseren  Disposition,  so  dass  die 
Zahl  der  Zeilen  dieselbe  ist,  jede  Zeile  mit  dem  nämlichen  Worte 
anhebt  und  mit  demselben  schliesst;  sodann  in  der  Schrift,  so  dass 
in  der  Zeichnung  der  Buchstaben  derselbe  Charakter  zu  er- 
kennen ist1);  in  der  Orthographie  mit  wenigen  Ausnahmen,  und 
zulezt  darin,  dass  beide  Texte  dieselben  lateinischen  Zusätze 
haben:  (oben)  Miserere  nobis  Domine  sie  in  polonico  habetur, 
(unten)  Iste  liber  canticis  nostris  adnumeratur. 

Diese  Aehnlichkeit  ist  Maciejowski  nicht  entgangen,  und 
wenn  er  doch  von  Verschiedenheiten  spricht,  so  scheint  darin 
entweder  ein  Druckfehler  zu  stecken,  rozny  für  rowny ,  oder  es 
sind  eben  unhaltbare  Ansichten.  Die  grosse  Aehnlichkeit,  welche 
Maciejowski  mit  Recht  als  „nicht  zufällig"  bezeichnet,  will  er  mit 
der  Behauptung  erklären,  dass  das  Swidzinski1sche  Blatt  (also 
c.  1400)  aus  dem  von  Medyka  abgeschrieben  wurde.  In  AVirk- 
lichkeit  ist  das  Blatt  von  Medyka  aus  dem  Swidzinski' sehen 
abgeschrieben  und  zwar  in  unserem  Jahrhundert.    Dafür  sprechen 


*)  Vierte  Zeile  von  unten  in  beiden  y  rsmernego,  also  mit  einem  darüber 
geschriebenen  „zo". 


-     99    — 

folgende  Momente:  1.  ist  das  Swidziriski' sehe  Blatt  als  authentisch 
genügend  beglaubigt,  denn  obgleich  es,  wie  versichert  wird,  ver- 
loren gegangen  ist,  so  hat  es  doch  zunächst  Swidzinski,  der  es 
selbst  vom  Deckel  eines  alten  Buches  abgelöst,  sodann  Bandtke 
geprüft,  zwei  in  alten  Handschriften  sehr  bewährte  Männer;  das 
andere  Blatt  ist  von  niemand  beglaubigt,  man  weiss  nicht,  woher 
es  gekommen;  Kupisch,  der  es  von  einer  für  polnische  Alter- 
thümer  sich  interessirenden  Person  erhalten  haben  will,  scheint 
keinen  Werth  darauf  gelegt  zu  haben,  da  er  es  mit  anderen 
Papieren  dem  Herrn  Pawlikowski  geschenkt  hat;  2.  die  "Worte: 
Hie  liber  nostris  canticis  adnumeratur,  haben  einen  guten  Sinn 
auf  dem  Swidzinski'schen  Blatte,  sie  beziehen  sich  nämlich  auf 
das  Buch,  auf  dessen  Einbände  das  Blatt  klebte,  nicht  auf  das 
Blatt  selbst,  —  auf  dem  Blatt  von  Medyka  haben  sie  keinen  Sinn; 
3.  in  dem  Swidzinski'schen  Blatte  war  in  der  Mitte  das  Wort 
czrzeivech  so  geschrieben,  dass  es  einem  ungeübten  und  uner- 
fahrenen Leser  vorkommen  konnte,  wie  zwei  Worte  iveczrze  vech. 
So  machte  es  der  Abschreiber  des  Blattes  von  Medyka,  er  machte 
wirklich  zwei  Worte  daraus,  die  durch  ein  weites  Spatium  von 
einander  abstehen.  Ein  Schreiber  des  XIII.  Jahrhunderts  konnte 
einen  solchen  Fehler  nicht  begehen. 

Der  einzige  grössere  Unterschied  zwischen  den  zwei  Blättern 
besteht  darin,  dass  in  dem  Blatt  von  Medyka  einige  Glossen 
fehlen,  dafür  ist  aber  auch  keine  neue  hineingekommen 1).  Das 
Wenige,  welches  in  dem  Swidzinski'schen  Blatte  in  sprach- 
licher Hinsicht  bemerkenswerth  ist,  mag  hier  erwähnt  werden. 

In  dem  dritten  Yerse  steht  (natürlich  auch  in  dem  Blatte 
von  Med.)  Szrzey  m0  omyij  ot  lychoty  etc.  Da  in  dem  latei- 
nischen Text  der  Vulgata  steht:  Amplius  lava  me  ab  iniquitate 
mea ,  so  ist  augenscheinlich,  dass  der  Uebersetzer  schreiben 
wollte  Szerzej,  es  mag  also  ein  e  oder  i  fehlen,  oder  es  ist  auch 
nicht  nöthig,   an  einen  Fehler  zu  denken,   da  das  Wort,  wie  es 


')  Ich  halte  das  Blatt  von  Medyka  als  eine  Copie  des  Swidzinski'schen 
Blattes,  gemacht  von  einem  Alterthumsfreund ,  der  das  Original  in  allen 
Puncten  genau  nachahmen  wollte,  und  aus  Liebhaberei  zu  seiner  Copie  ein 
altes  Pergamentblatt  benutzte.  Die  Entdeckung  Swidzhiskis  schien  ihm  sehr 
wichtig  und  veranlasste  ihn  zum  Copiren  —  ob  er  von  der  Art  antiquarischer 
Speculanten  und  Selbstfabricanten  war,  will  ich  nicht  entscheiden. 

7* 


—     100     — 

geschrieben  steht,  ohne  einen  Hilfsvocal  nicht  gelesen  werden 
kann.  —  Das  Wort  ocziscion  100  ist  „oczyscion"  zu  lesen.  Im 
vorletzten  Verse  ist  auspravifi  muri  zu  lesen  a  wsprawiq  muri/ 
et  aedificentur  muri  Jerusalem. 

2.  Der  Florian  er  Psalter.  Man  nannte  ihn  früher  den 
Margarethen-Psalter,  weil  der  erste  Herausgeber  (1834)  Graf  Stan. 
Borkowski,  der  Ansicht  war,  dass  der  Psalter  für  Margarethe, 
eine  Tochter  KaiTs  IV.  von  Böhmen,  Gemahlin  Ludwig's  von 
Ungarn  und  Polen  bestimmt  war.  Der  richtige  Name  ist  Psalter 
von  Florian ,  genommen  von  dem  Aufbewahrungsort  in  der 
Bibliothek  der  Abtei  zu  St.  Florian  bei  Linz  in  Ober-Oesterreich. 
Diese  Pergamenthandschrift  in  grossem  Folioformat  enthält  den 
ganzen  Psalter,  zwei  Prologe  des  heiligen  Augustinus  als  Ein- 
leitung und  einige  Cantica  am  Ende  als  Beigabe,  in  lateinischer, 
polnischer  und  deutscher  Sprache,  in  zwei  Colonnen  sauber  ge- 
schrieben (von  drei  Schreibern  des  XIV.  Jahrhunderts),  partien- 
weise auch  sorgfältig  illustrirt.  Gebunden  ist  er  in  dauerhafter 
Weise  in  Schweinsleder  im  Jahre  1564,  mit  dem  mehrfach  ein- 
gravirten  Namen  Heinrich  Yegem.  Hinten  fehlen  einige  Blätter, 
vorn  fehlt  nur  ein  Blatt,  wie  man  aus  der  Prüfung  der  ersten 
Lage  sehen  kann.  Das  erste  Blatt  ist  erhalten,  es  ist  jetzt  vom 
Deckel  abgelöst  und  enthält  auf  der  Vorderseite  die  Worte: 
Bartholomaeus  Siess  nie  possidet  Anno  1557.  Emptus  a  nego- 
tiatore  Italico  septem  solidis  1557,  —  ein  interessanter  Beitrag 
zur  Geschichte  des  Codex.  Dass  zweite  Blatt  ist  ausgeschnitten, 
wahrscheinlich  wegen  prachtvoller  Verzierungen  im  Titel  und  in 
dem  ersten  Initial. 

Wann  und  wie  dieser  Codex  nach  St.  Florian  gekommen, 
ist  nicht  zu  ermitteln;  am  Orte  findet  sich  keine  Tradition 
darüber,  nur  ist  bemerkenswerth,  dass  in  derselben  Bibliothek 
sich  ein  schon  erwähntes  juristisches  Buch  (s.  oben  I,  5)  befindet, 
welches  die  Worte  oben  auf  dem  ersten  Blatte  enthält:  Ex 
bibliotheca  Tineciana.  —  Man  hat  vermuthet,  dass  die  dritte 
Gemahlin  Sig.  Augusts,  Katharina,  die  bekanntlich  von  ihrem 
königlichen  Gemahl  separirt,  Polen  verliess,  in  Linz  wohnte,  und 
in  St.  Florian  begraben  liegt,  diesen  Psalter  aus  Polen  mitge- 
bracht, der  Florianer  Abtei  geschenkt  und  hinterlassen  hat,  wie 
man  denn  überhaupt  meinte,  dass  bis  zu  jener  Zeit  (1572)  dieses 


—     101     — 

Psalmenbuch  sich  stets  im  Besitz  der  polnischen  königlichen 
Familie  befunden  habe;  indess  ist  diese  Meinung  durch  nichts 
zu  stützen,  und  die  Worte  auf  dem  ersten  Blatte:  Barthol. 
Siess  me  possidet  Anno  1557,  sprechen  dagegen,  ebenso  wie  ein 
anderer  Umstand,  dass  nämlich  auf  dem  ersten  Blatte  verso  sich 
ein  Name  rindet ,  etwa  gotfr.  de  ....  alys  oder  ....  ylys ,  und 
der  Umstand,  dass  der  Einband  vom  Jahre  1564  keine  Spur 
davon  zeigt,  dass  Katharina  das  Buch  damals  besessen  hätte.  — 
Ueber  den  ersten  Besitzer  oder  die  erste  Besitzerin,  für  den, 
bez.  für  die  das  stattliche  Psalmenbuch  in  drei  Sprachen  ange- 
fertigt worden  ist,  lässt  sich  nichts  sagen;  das  Wappen  des  Greifs 
mit  Lilien  und  der  Engel  mit  dem  Buchstaben  2H  auf  einem 
Blatte  als  farbenreiche  Verzierung  sind  noch  nicht  endgiltig  er- 
klärt worden  '). 

Von  der  Existenz  dieses  Sprachdenkmals  gab  der  Biblio- 
thekar der  Florianer  Bibliothek,  Herr  Chmel,  zuerst  Kunde  dem 
bekannten  Slavisten  Kopitar,  er  schrieb,  ohne  etwas  von  Polnisch 
zu  verstehen,  einige  polnische  Psalmen  aus  dem  genannten  Codex 
ab  und  schickte  sie  nach  Wien  an  Kopitar.  Dieser  übersandte 
die  Proben  an  J.  S.  Bandtke  nach  Krakau  und  dieser  Gelehrte 
publicirte  bald  darauf  das  kleine  Büchlein;  Wiadomosc  o  najstar- 
szym  moze  psaltersu  polshim  iv  bibliotece  Masztoru  s.  Floryana 
1827,  auch  unter  dem  lateinischen  Titel  De  psalterii  trilinguis 
....  codice  manuscripto,  in  welchem  die  zwei  Prologe  und  die 
Psalmen  IV  und  VI  in  allen  drei  Texten,  mit  Concordanzen  aus 
späteren  (gedruckten)  Psaltern  und  Bibeln  mitgetheilt,  der  Codex 
beschrieben  und  einige  Vermuthungen  über  die  Geschichte  und 
Sprache  desselben  ausgesprochen  wurden.  —  Dies  war  die  erste 
Kunde  von  dem  ältesten  polnischen  Sprachdenkmal;  gleichzeitig 
schrieb  Kopitar  einen  Aufsatz  von  dem  Florianer  Psalter  in  dem 
Bande  38  der  Wiener  Jahrbücher  der  Litteratur,  wo  er  den 
Psalm  II  und  III  in  allen  drei  Texten  mittheilte.  Dann  ist  in 
öffentlichen  Blättern  und  Zeitschriften  (mit  Ausnahme  von  Slavin 
]  834,  386)  keine  Erwähnung  von  dem  Psalter  von  Florian  durch 
mehrere  Jahre  bis  zum  Erscheinen   der  Ausgabe  von  1834;    die 

J)  Siehe  die  begründeten  Vermuthungen  über  die  anfängliche  Bestim- 
mung des  Psalters  und  über  das  Gelangen  desselben  nach  St.  Florian  in  den 
Prolegomena  zu  der  Ausgabe  des  Psalters  von  Nehring,  1883, 


—      1 02     — 

Notiz  in  Wolffs  Catalog  1854,  166,  dass  im  Jahre  1832  heraus- 
kamen Zamecatchnyja  slova  isb  psaltyrja  Margarity,  ist  unrichtig, 
dieser  Aufsatz  von  Dubrovskij  befindet  sich  in  Materialy  dlja 
sravnitelbnayo  slovarja.  herausgegeben  1854,  in  welchem  Dubrovskij 
damals  erklärte,  er  wolle  den  Text  noch  einmal  mit  einem  Lexicon 
herausgeben. 

Erwähnt  ist  schon  die  Ausgabe  des  Psalters  von  Graf  Stan. 
Borkowski.  Dieser  bekannte  Litterat  gab,  nachdem  die  Gesell- 
schaft der  Freunde  der  "Wissenschaften  in  Warschau  den  Be- 
mühungen Kopitars,  den  Psalter  ganz  zu  drucken,  nicht  ent- 
sprochen hatte,  den  Wunsch  kund,  die  Kosten  des  Drucks  über- 
nehmen zu  wollen,  und  Chmel  übergab  in  Gegenwart  Kopitars 
den  abgeschriebenen  polnischen  und  deutschen  Text,  sowie  die 
Abweichungen  des  lateinischen  von  der  Vulgata  dem  Grafen 
Borkowski.  Aber  der  Druck  musste  der  polnischen  Ereignisse 
und  sonstiger  Hindernisse  wegen  hinausgeschoben  werden,  bis 
denn  erst  im  Jahre  1834  der  Druck  des  polnischen  Textes  allein 
vollendet  wurde;  Kopitar  führte  die  Correctur,  nachdem  er  sich 
den  Codex  zu  diesem  Zweck  nach  Wien  hatte  schicken  lassen. 
Ueber  die  beizuzufügende  Yorrede  konnten  sich  Kopitar  und  Bor- 
kowski nicht  einigen:  jener  schrieb  in  lateinischer  Sprache  eine 
Einleitung,  Praemonita,  in  welcher  er  sich  über  den  Codex,  über 
die  Epoche' des  Psalters,  über  die  Sprache  u.  s.  w.  aussprach, 
Borkowski  aber  schrieb  seinerseits  eine  kurze  Vorrede  mit  einem 
sehr  unvollständigen  Lexicon  und  gab  diese  und  Text,  jedoch 
ohne  die  Praemonita  Kopitar's ,  unter  seinem  Namen  heraus: 
Psalterz  krolowcj  Malgorzaty,  pierwszej  sony  Ludwika  1, 
Icrola  polskiego  i  ivrgiersJciego  etc.,  wyäany  staraniem  hr. 
St.  Dunin-Borkoivskiego,  Wien  bei  Strauss,  1834  in  Q. 
Kopitar  berichtete  nun  über  diese  Ausgabe  in  unfreundlicher 
Weise  gegen  Borkowski  und  druckte  seine  Praemonita  in  dem 
Bande  67  der  Wiener  Jahrbücher  der  Litteratur  1834  ab, 
worauf  sich  ein  Streit  zwischen  den  beiden  Herausgebern  ent- 
spann, denn  Borkowski  schrieb:  Zur  Geschichte  des  ältesten 
polnischen  Psalters  1835  und  Kopitar  schrieb  anonym  seinen 
„Anti-Tartar,  Herstellung  des  Thatbestandes  etc.",  wahrschein- 
lich 1836,  und  dann  einen  Aufsatz  in  seiner  Sammclschrift: 
Hesychii  Glossographi  Discipulus  ltussus  1840.     Dann  ruhte  die 


—     103     — 

Angelegenheit  lange  Jahre ;  abgesehen  von  kurzen  Berichten  in 
polnischen  Literaturgeschichten  ging  nur  Dubrovskij  in  dem 
(oben  erwähnten)  Wörterverzeichniss  1854  näher  auf  die  pol- 
nische Sprache  des  Psalters  ein.  —  Im  Jahre  1868  reiste  Dr. 
Paplonski  aus  Warschau  nach  St.  Florian,  sah  die  ersten 
1 5  Psalmen  genau  durch  und  berichtete  in  BiblioteJca  Warszawska 
1869  über  den  Befund1).  Im  Herbst  1869  hat  Behring  in  St. 
Florian  der  Handschrift  ein  eingehendes  Studium  gewidmet;  der 
Ertrag  desselben  war:  Iter  Florianense,  o  psalterzti  Floryansläm 
lacinsko-polsko-nlemicddm,  Posen  1871 2);  der  Aufsatz:  Der  Flo- 
rianer Psalter  im  Arch.  f.  slav.  Phil.  II,  409  ff. ;  und  die  Aus- 
gabe: Psalterii  Florianensis  partem  Polonicam  ad  fidem  codicis 
recensuit  etc.  Nehring  (mit  Vorrede,  Commentar  und  Lexicon), 
Posen  1883 3).  —  Herr  K.  Malkowski  schrieb  in  Przeglad  naj- 
äawnicjssych  pomnikow  j^zyka  polshiego,  "Warschau  1872,  eine  Ab- 
handlung über  das  Verhältniss  des  lateinischen  Textes  zu  dem 
polnischen  in  dem  Florianer  Psalter. 

Die  Fragen,  welche  bei  der  Beurtheilung  des  Florianer 
Psalters  in  Betracht  kommen,  sind  folgende :  zunächst,  in  welcher 
Zeit  der  Codex  geschrieben  wurde?  Sowol  Schrift  als  auch  die 
gemalten  Verzierungen  der  Initialen,  der  leergebliebenen  Stellen 
am  Schluss  der  einzelnen  Verse,  zwischen  den  Colonnen  und 
anderwärts  führen  auf  die  Zeit  des  XIV.  Jahrhunderts.  Kopitar 
hatte  darüber  eine  andere  Ansicht  gehabt:  er  meinte  (in  den 
Praemonita,  Wiener  Jahrbücher  der  Litteratur  1834,  Bd.  67, 
S.  153),  der  dritte  Theil  des  Codex,  ps.  106  bis  zu  Ende,  sei 
aus  dem  XIII.  Jahrhundert;  der  erste,  Prologe  und  ps.  1 — 101, 
aus  der  Zeit  etwa  1370 — 1380,  nach  dieser  Zeit  habe  ein  dritter 
Schreiber  („diaa/.evaoTrlgu)  den  bis  dahin  abgeschriebenen  ersten 
Theil    mit    dem    alten    Original    (dritten   Theil),    weil    die    Zeit 


J)  Ueber  die  Litteratur  s.  ausführlich  in  der  Vorrede  zu  Nehring's  Aus- 
gabe des  Psalters  vom  Jahre  1883. 

2)  Vgl.  die  Recension  von  J.  Jirecek  in  Casopis  ceskeho  Musea  1872, 
S.  298  ff.  und  Joh.  Schmidt  in  Beiträge  zur  vergl.  Sprachf.  VII,  473  ff.;  ausser- 
dem siehe  den  Bericht  in  Libelt's  Psalterz  Floryahski  i  Biblia  krölmcej  Zußi, 
Boczn.  Toiv.  Przyj.  N.  Pozn.  1872,  VII,  S.  34  ff. 

3)  Vgl.  die  Anzeige  von  Jagic  in  Arch.  f.  slav.  Phil.  VII,  153  flg.  und 
von  Brückner  in  Deutsche  Litteratur-Zeitung  1883,  N.  33. 


—     104     — 

drängte,  zu  einem  Buche  vereinigt,  indem  er  noch  die  Psalmen 
101  —  106  abschrieb1).  Die  Sache  verhält  sich  anders:  zwar 
sind  drei  Handschriften  sicher  zu  erkennen,  aber  der  dritte 
Theil  beginnt  nicht  mit  einer  neuen  Lage,  sondern  erst  in  der 
sechsten  Zeile  der  27.  Lage,  ein  Beweis,  dass  der  dritte  Schreiber 
später  schrieb  als  der  zweite;  da  aber  der  zweite,  welcher  in 
der  Mitte  des  Blattes  2,  in  Lage  XXV  zu  schreiben  beginnt, 
später  schrieb  als  der  erste,  so  folgen  die  drei  Handschriften 
in  der  gewöhnlichen  chronologischen  Reihenfolge  auf  einander 
und  an  ein  höheres  Alter  des  dritten  Theils  ist  nicht  zu  denken. 
Kopitar  wTurde  durch  das  Aussehen  dieses  dritten  Theiles  irre- 
geführt, welcher  mit  schlechter  Tinte  geschrieben  ist;  diese  giebt 
jetzt  beim  absichtlichen  oder  unabsichtlichen  Reiben  nach,  und 
während  die  beiden  ersten  Theile  sauber  aussehen,  sieht  der 
dritte  staubig  und  anscheinend  alt  aus.  Der  Psalter  ist  wahr- 
scheinlich in  der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts,  der 
erste  Theil  möglicherweise  um  das  Jahr  1 370 2),  der  dritte  viel- 
leicht erst  gegen  das  Ende  des  Jahrhunderts  entstanden. 

Eine  andere  Frage,  ob  der  polnische  Text  vollständig  oder 
eine  Abschrift  aus  einem  früheren  Psalter  ist,  lässt  sich  auf 
Grund  eines  eingehenden  Studiums  des  Codex  dahin  beantworten, 
dass  der  polnische  Text  Copie  eines  älteren  Psalmentextes  ist; 
das  Gleiche  lässt  sich  auch  in  Bezug  auf  den  polnischen  Text 
behaupten.  Da  nämlich  die  drei  Texte  stellenweise  nicht  über- 
einstimmen, so  sind  sie  ursprünglich  nicht  für  den  Florianer 
Psalter  angefertigt;  wenn  z.B.  104,27  steht: 

Misit  tenebras  et  obscuravit  et  non  exaeerbavit  sermones  siws 
Postal  tezmy  y  zachmvrzyl  rzeczy 
Her  sante  dy  vinsternisse  Wide  es  ward  tunket 
so  bemerkt  man,  dass  weder  die  polnische  noch  die  deutsche 
Ucbersetzung  genau  ist;  dazu  kommt,  dass  stellenweise  der  pol- 
nische Text  richtig  ist,  der  deutsche  aber  nicht,  und  umgekehrt; 
ferner,  dass  manchmal  der  polnische  Text  richtig  ist,  der  latei- 
nische aber  von  der  Vulgata  abweicht  und  eine  verfehlte  Lesart 


J)  Das  Nähere  s.  Iter  Florianense,  S.  17  tf. 

2)  Darauf  fährl  das  Wappen  der  Ungarischen  Königsfamilie  Anjou  (Hl.  5 
in  der  siebenten  Lage,  hei  ps.  32);  der  Buchstabe  ITC  daselbst  mag  Maria 
bedeuten,  Tochter  Ludwig's  I.,  die  für  den  polnischen  Thron  bestimmt  war. 


—     105     — 

hat. l)  Auch  viele  Fehler"  des  polnischen  Textes ,  z.  B.  lescz  für 
bolescz,  vsncszyle  für  vspesgyle,  poJctischcnc  für  poruschene  u.  ähnl. 
zeigen,  dass  der  Abschreiber  nicht  richtig  gelesen  hat;  der 
deutsche  Text  ist  correcter.  So  wie  der  deutsche  Text,  der 
stellenweise  mit  dem  Patschkauer  Psalter  von  1340  unzweifel- 
haft übereinstimmt2),  nach  einer  älteren  Yorlage  aufgesetzt  ist, 
so  ist  es  auch  mit  dem  polnischen  Text  gewesen:  der  Zurecht- 
leger des  polnischen  Theils  des  Florianer  Psalters  suchte  den 
älteren  Text  in  zeitgemässer  Weise  zu  revidiren,  aber  es  blieben 
noch  viele  alte  Ausdrücke  und  Formen  zurück,  wie  denn  die 
alte  Orthographie  anfänglich  unverändert  beibehalten  wurde. 

Vom  cechischen  Einfmss  findet  man  in  dem  polnischen  Theil 
des  Florianer  Psalters  nicht  viel:  ein  älterer  cechischer  Psalter 
(dem  der  Wittenberger  am  nächsten  stand)  wurde  zu  Rathe  ge- 
zogen, dabei  machten  sich  cechische  Einflüsse  geltend  in  ortho- 
graphischer, lautlicher  und  lexicalischer,  weniger  in  grammatischer 
Beziehung.  Diese  Cechismen  sind  in  dem  Aufsatz  über  den 
Florianer  Psalter  in  Arch.  f.  slav.  Phil.  II,  409  ff.  zusammen- 
gestellt. Was  dort  im  Speziellen  ausgeführt  ist,  ist  so  zu  ver- 
stehen, dass  der  erste  Uebersetzer  des  polnischen  Psalters  einen 
cechischen  Psalter  zu  Rathe  zog  und  dass  alle  späteren  Ab- 
schreiber, so  auch  die  Schreiber  des  Florianer  Psalters  diese 
Cechismen  nachschrieben,  der  überlieferte  Text  musste  ja  als 
etwas  Geheiligtes  gelten;  eine  andere  Meinung  über  die  cechischen 
Anklänge  im  Florianer  Psalter  hat  Herr  K.  Malkowski  geäussert 3). 

Was  die  Sprache  des  Florianer  Psalters  anbetrifft,  so  ist 
zunächst  nach  der  stilistischen  Seite  hin  zu  bemerken,  dass  die 
Uebersetzung  im  Ganzen  noch  eine  sehr  unbeholfene  ist;  ängstlich 
schliesst  sie  sich  wörtlich  dem  lateinischen  Text  an,  so  dass  man 
meinen  könnte,  es  sei  anfänglich  eine  zwischen  den  Zeilen  ge- 
schriebene Uebersetzung  gewesen,  in  welcher  der  Uebersetzer 
mehr  an  das  Wort,  als  an  den  Sinn  sich  gebunden  fühlte: 
magnificus   iviclikoczyniasj,    maledicentes  zle  mowiaey ,    benedicite 

:)  S.  Psalterium  Floriancnse  ed.  Nehring,  Einleitung  XI  ff. 

2)  S.  Prooemium  zu  Nehring's  Ausgabe  des  Flor.  Ps.  S.  XXXVIII  ff. 

3)  Prseglqd  najdawni&jszych  pomniköiv  etc.  S.  49,  wo  die  Vermuthung  auf- 
gestellt wird,  dass  ein  polnischer  Psalter  schon  1039  von  den  Böhmen  aus 
Polen  mitgenommen  worden  sein  mag. 


—     106     — 

dobrzc  möivcie,  a  contradictionc  linguarum  od  przeciwomowiqcych 
jcpjliöw,  superexaltatus  nadpowyszony,  supersperavi  nadpfal  jesm, 
circumstantiae  oholo  stoj<[ce;  selbst  solche  Missverständnisse  des 
lateinischen  Textes  kommen  vor,  wie  in  terra  deserta  et  invia 
w  zicmi  pustej  i  na  drodze;  abominabiles  geschrieben  adhomina- 
biles  nieludzcy,  reptilia  als  raptilia  verstanden  und  lapajqce  über- 
setzt, solche  Wendungen,  wie  Itako  przyjemnie  mieszkac  braciq  w 
jcdno  quam  iucundum  habitare  fratres  in  unum,  und  ähnliche 
Latinismen  kommen  vor.  Der  enge  Anschluss  an  den  lateinischen 
Text  brachte  es  mit  sich,  dass,  wo  im  lateinischen  Text  an  zwei 
oder  mehreren  Stellen  dieselben  Worte  vorkommen,  das  Näm- 
liche auch  im  polnischen  der  Fall  ist,  wo  bei  Wiederholung  des- 
selben Verses  dieselben  Worte  sich  finden;  wo  aber  bei  der 
Wiederholung  im  lateinischen  Text  eine  kleine  Abweichung  zu 
bemerken  ist,  findet  sie  sich  auch  in  dem  wiederholten  Text  des 
Polnischen.  Das  lateinische  Wort  virtus  wurde  in  Th.  I  45  Mal 
mit  czesc  übersetzt,  sonst  19  Mal  moc  und  8  Mal  süa;  das  letzte 
Wort  kommt  in  Th.  II  allein  vor;  das  Wort  confiteri  findet  sich 
in  Th.  I  als  kajac  sie,  spowiadai  siq  und  poznac,  in  Th.  II  aber 
dafür  chivalic;  das  Wort  gospodzin  gospodnia  kommt  in  Th.  I 
allein  vor ;  in  Th.  II  findet  sich  neben  gospodzin  gospodnia  oder 
gospodzina  auch  pan;  gospodzin  ist  gewiss  älter  l).  —  Im  Ganzen 
zeigt  die  Sprache  des  Florianer  Psalters  einen  gleichen  Charakter, 
nur  kann  so  viel  gesagt  werden,  dass  der  erste  Theil,  der  früheste 
und  sorgfältigste,  von  alterthümlichen  Formen  mehr  bewahrt  hat, 
als  die  beiden  anderen  Theile:  niemieczski,  czso  (lies  cz'so)  und 
anderes.  Das  Alterthümliche  der  Sprache  des  Florianer  Psalters 
zeigt  sich  zunächst  überhaupt  in  der  noch  sehr  unbeweglichen, 
hochernsten  Feierlichkeit  der  Sprache,  die  beinahe  typisch  ist, 
sodann  in  Sprachformen,  wie  z.  B.  in  dem  Vorherrschen  der  En- 
dung a  des  gen.  sg.  bei  den  masc.  (od  wschoda  slonca  do  zapada) ; 
der  Endung  e  des  gen.  sg.  der  ja- Stämme  der  feminina  (ivole, 
daszc,  wofür  auch  ivoley,  duszey,  zqdzey,  iv  r0kv  p$ney  swoycy); 
in  der  Endung  am  dat.  plur.  bei  feminina  der  ja  Stämme 
(duszam);  in  Locativformen  na  stoley,  w  serey,  iv  zlamani,  w 
grzesze,    w  hodze  etc.;    in   nom.    pl.   skutkoivie ,  jozykoivic,    ostat- 


*)  S.  Pilat  Boyarodzka  1879,  S.  88  ff. 


—     107     — 

ko/rie  etc.;  im  loc.  pl.  iv  skutcech,  w  öblocech,  w  stanieeli,  dzielecli, 
wobei  die  Form  auf  -och  sich  auch  eingebürgert  hat;  in  Dual- 
formen, wie  rrce,  nodze,  skrzydle  und  ähnl.;  in  dem  Gebrauch  der 
Adiectiva  in  nominaler  Form,  besonders  der  Adiectiva  possessiva, 
die  noch  fast  ausnahmslos  nach  der  nominalen  Declination  decli- 
nirt  werden :  w  domu  gospodnowie  etc.  Sodann  ist  das  Alter- 
tümliche noch  erhalten  auf  dem  Gebiete  der  Conjugationsformen: 
im  Imperativ,  wo  das  charakteristische  i  noch  oft  erhalten  ist: 
l»::ydzi ,  odknpi,  slawicie  etc.  (siehe  Vorrede  zur  Ausgabe  XXI); 
der  alte  Imperativ  rcy  von  rzeke  kommt  noch  zwei  Mal  vor: 
123,1  und  128,1;  sodann  sind  noch  Aoristformen  erhalten,  z.B. 
mohrkh  119,6;  häufiger  ist  das  alte  Imperfectum  gebraucht: 
mohviasze,  hlogoslaiviacliq,  poklinaclm  etc.;  sodann  treten  Parti - 
cipialformen  des  Activs  in  alter  Form  auf:  ivstanfi,  Mad0,  wy- 
ioodz0l)  etc.,  ivyjaw,  obrociw,  wszeduw.  Die  verhältnissmässig 
grössere  Alterthümlichkeit  ist  auch  in  dem  häufigen  Vorkommen 
der  nicht  contrahirten  Perfectformen  zu  sehen:  ivolal  jesm,  koclial 
jes  etc.;  dass  bei  der  dritten  Person  jest,  sq,  (jesta)  oft  weg- 
gelassen ist ,  ist  natürlich ,  da  das  Subjekt  im  Satze  als  dritte 
Person  genug  gekennzeichnet  ist.  Neben  diesen  Formen  treten 
aber  auch  schon  contrahirte  auf,  mitunter  in  demselben  Satze : 
wstali  jesmy  i  ivzklonilismy  sie,  rece  uczynilesta  i  stworzyly  jesta 
(wo  man  iiczynilescie  i  stworzyle  jescie  erwarten  würde ;  auch 
in  der  ersten  Person  kommt  schon  wolalem  vor,  einmal  eine 
Uebergangsform  milczalesm.  Ausserdem  sind  auf  dem  Gebiete 
der  Pronomina  manche  alterthümliche  Eigenthümlichkeiten  er- 
halten: jaz  ich  (108,3),  alte  Formen  von  ten  ta  to:  cie  dual, 
eiern  dat.  pl.  z  eimi  instr.  pl. ;  sodann  tritt  stets  jenz,  jenze  (auch 
ize)  jaze  jeze  als  pron.  relat. ,  dagegen  ist  Jctöry  im  Florianer 
Psalter  ausnahmslos  pron.  interrog.  Ausserdem  finden  sich  hier 
nur  oder  häufiger  Wörter  und  Formen,  wie  Tcaki,  kaJco,  tamo  für 
tarn;  przez  stets  in  der  Bedeutung  sine,  przes  in  der  Bedeutung 
per  etc.  Die  grammatischen  Formen  des  Florianer  Psalters 
haben   übersichtlich   zusammengestellt  und   erklärt:    Dr.  Hanusz 

J)  S.  Vorrede  zur  Ausgabe  XXII.  Wie  0  in  diesen  Formen  zu  lesen 
sei,  s.  Iter  Flor.  30;  Miklosich,  Beiträge  zur  altslov.  Grammatik  in  Sitzungs- 
berichte Bd.  81,  S.  96  und  136.  kladzq  hätte  aber  im  Florianer  Psalter  kladzfi 
geschrieben  werden  müssen. 


—     108     — 

in  Materyjaly  do  historyi  form  delä'macyjnych  iv  jezyku  staropolslrim 
in  Sprmcozdania  homisyi  jrzykourj  Äkad.  Krale.  Bd.  II,  1881 x) 
(auch  in  der  Abhandlung  Zur  Statistik  der  Declinationsformen 
im  Altpolnischen  in  Arch.  f.  slav.  Phil.,  Bd.  VI,  1  ff.)  und  Dr. 
Leciejewski:  Die  Sprache  des  polnischen  Theils  des  Florianer 
Psalters  II  (Conjugationsformen)  in  Arch.  f.  slav.  Phil.  VIII,  74  ff. 
und  256  ff. ;  der  letzte  hat  auch  in  der  Abhandlung:  Die  Sprache 
des  Florianer  Psalters  I  in  Arch.  f.  slav.  Phil.  VI,  495  ff.  die 
Lauterscheinungen  der  Sprache  dieses  Sprachdenkmals  behandelt. 
3.  Der  Psalter  von  Pulawy.  Von  der  Existenz  dieses 
Psalters  hatte  Czacki  die  erste  Kunde  gebracht,  er  schreibt  in 
dem  Werke  0  prawach  liteivskich  i  polsliicli2):  Miechoivita  moivi 
Hb.  IV,  c.  41,  ze  Jadwiga  hroloiva  Jcazola  przethimaczyc  po  polshu 
bibliit.  Ta  praca  miala  byc  dopelniona  r.  1390  przez  Andrzeja  de 
Jassowietz  wedle  Friesego  Beiträge  .  .  .  Czeßc  tej  biblii  mam  u 
siebte.  Da  Czacki  an  einer  anderen  Stelle  (0  prawie  rzymshiem, 
ed.  Posn.  III,  107)  von  einem  Hedwigpsalter  spricht,  so  sprach 
man  vom  Anfang  dieses  Jahrhunderts  von  der  Eübel  Hedwig's  und 
von  einem  Psalter  Hedwig's ;  Rakowiecki,  welcher  zwei  Psalmen 
aus  diesem  Psalter  Czacki's  mittheilt  in  Praivda  Muska  II,  spricht 
von  einem  Psalter  der  Königin  Hedwig.  Die  erste  genauere 
Kunde  von  diesem  Psalter  wurde  mitgetheilt  in  Iter  Florianense 
S.  38,  nach  den  Mittheilungen  und  Auszügen  des  Herrn  Dr. 
K^trzynski,  diese  wurden  auch  mitgetheilt.  Der  Psalter  wurde 
hier  Pariser  Psalter  genannt,  weil  er  sich  damals  in  der  Biblio- 
thek des  Fürsten  Wl.  Czartoryski  befand.  Im  Jahre  1880  wurde, 
nachdem  diese  Bibliothek  zeitweilig  nach  Kornik  übergeführt  wor- 
den war,  auf  Kosten  des  Grafen  J.  Dzialynski  in  homographischem 
Druck  in  treuster  Wiedergabe  des  Originals  herausgegeben :  es 
ist  eine  Pergamenthandschrift  des  XV.  Jahrhunderts,  38  Lagen 
stark  in  Sedezformat,  die  Lage  zu  8  Blättern,  ausserdem  ist 
noch  am  Ende  eine  kleine  Lage  von  4  —  5  Blättern  nöthig  ge- 
wesen; eine  Pagination  fehlt,  die  Lagen  sind  unten  gezeichnet 
mit  den  Ziffern  1  —  20  in  der  Weise,  dass  je  zwei  aufeinander- 


')  Siehe  die  Anzeige  von  Brückner  in  Arch.  f.  slav.  Phil.  VI,  110. 
'-)  In  der  ersten  Ausgabe  1800,  S.  48  nota  264,   in  der  Posener  Aus- 
gabe I,  66, 


—     109     — 

folgende  Lagen  mit  derselben  Ziffer  bezeichnet  sind.  Der  An- 
fangsbuchstabe des  ersten  Psalm  ist  verziert,  ausserdem  findet 
sich  am  Ende  ein  illuminirtes  Bild  der  heiligen  Trinität l).  Bei 
der  Ausgabe  fehlt  leider  eine  Yorrede;  man  erfährt  über  den 
Codex  und  dessen  Geschichte  einiges  aus  einem  Feuilletonartikel 
des  Herrn  Dr.  C(elichowski)  in  Dzimnik  Poznanshi,  1880  Nr.  160. 
Nach  diesen  Mittheilungen  des  Bibliothekars  der  Komiker  Biblio- 
thek stehen  auf  der  ersten  Seite  des  Bl.  1  der  Handschrift  die 
Worte:  Generosus  Dominus  Joannes  Comorowski  frater  aman- 
tissimus  in  symbolum  amoris  mihi  dono  dedit  a.  1533;  man  darf 
als  sicher  vermuthen ,  dass  dieser  Komorowski  derselbe  ist, 
welcher  nach  Zeissberg,  Archiv  für  Kunde  österreichischer  Ge- 
schichtsquellen, Bd.  49,  S.  301,  im  Jahre  1521  zum  zweiten  Mal 
Provinzialminister  der  Minoriten  in  Polen  geworden  und  bekannt- 
lich auch  litterarisch  thätig  gewesen  ist ;  Przyborowski  vermuthet, 
dass  dieser  Komorowski  der  Yerfasser  des  Psalters  ist.  Aus  den 
Mittheilungen  Celichowski's  ist  weiter  ersichtlich,  dass  auf  dem 
Titelblatte  der  Handschrift  sich  die  Notiz  befand,  der  Psalter 
habe  sich  im  XVII.  Jahrhundert  im  Besitz  eines  Herrn  Rembie- 
liriski  befunden;  ferner  steht  auf  dem  ersten  Blatt  die  folgende 
interessante  Notiz :  Ex  dono  Adami  de  Klewan  et  Zukow  Ducis 
Czartoryski.  Hie  liber  fuit  quondam  ablatus  ex  bibliotheca 
Czartorysciana,  nunc  casu  agnitus  a  legitimo  possessore  liberaliter 
transmittitur  Ex.  Dno  Thaddaeo  Czacki  capitaneo  Novogrodensi. 
Im  Besitz  Czacki's  ist  also  dieser  Psalter  nur  vorübergehend 
gewesen,  vor  und  nach  befand  er  sich  in  Pulawy  im  Besitz  des 
Fürsten  Czartoryski,  —  und  daher  der  Name  Psalter  von  Pulawy 
(zeitweilig  befand  er  sich  mit  einem  Theil  der  Czartoryski'schen 
Bibliothek  in  Paris,  später  in  Komik,  jetzt  befindet  er  sich  in 
Krakau).  Diese  anscheinend  geringfügigen  Notizen  sollen  zeigen, 
dass  der  von  Verschiedenen  verschieden  benannte  Psalter  (Psalter 
der  Hedwig,  Pariser  Psalter.  Czartoryski'sche  Psalter,  Pulawer 
Psalter)  der  hier  besprochene  Psalter  ist.  Die  Handschrift  muss 
sich  auch  in  Russland  in  der  Hand  eines  russischen  Schriftge- 
lehrten  befunden    haben,    wie   die  bei  vielen  der   Psalmen   von 


')  Siehe   eine   genauere   Beschreibung  Archiv    für   slavische  Philologie 
V,  216  ff. 


—     110     — 

11  bis  39  beigegebenen  laufenden  Nummern  in  cyrillischen  Zahlen- 
zeichen beweisen. 

Ueber  den  Psalter  von  Pulawy  haben  geschrieben:  Prof. 
Jagic  im  Arch.  f.  slav.  Phil.  IY,  642  ff. ;  Prof.  Przyborowski  in 
einer  Anzeige  der  Ausgabe  in  Biblioteka  Warszawska,  1 880,  Bd.  III, 
S.  141  ff.;  Nehring,  Der  Psalter  von  Pulawy  (als  dritter  Theil 
der  Abhandlung  Einfluss  des  Cechischen  auf  das  Polnische  etc.) 
Archiv  Y,  S.  216  ff.;  im  Anschluss  an  diese  Abhandlung  Krynski 
in  der  Warschauer  Zeitschrift  Ateneum  1881,  im  Juliheft. 

Die  in  Iter  Florian.  30  ausgesprochene,  auf  beschränktes 
Material  sich  stützende  Ansicht,  dass  der  Text  des  Pulawer 
Psalters  mit  dem  des  Florianer  übereinstimmt,  bestätigt  sich  bei 
der  eingehenden  Yergleichung  durchaus.  Es  ist  so  sehr  derselbe 
Text ,  dass  selbst  die  aus  einer  unbeholfenen  oder  verfehlten 
Uebersetzung  hervorgegangenen  Ausdrücke  und  Wendungen, 
sowie  seltene  Sprachformen  in  beiden  Psaltern  sich  finden,  z.  B. 
zlozyl  oblascie  sicrca  sigillatim  32,15;  molwiq  mi  na  häkle  quo- 
tidie  41,  3;  jiz  sie  buczq  qui  exasperant  65,  6;  ty  paniasg  mocy 
morza  ruszanie  lelcjania  jego  88,  10  (im  Pulawer  steht  statt  ruszanie 
—  dzwiyanie) ;  w  trqbach  giqcych  in  tubis  ductilibus  97,  7 ;  przeszla 
w  wodq  niecierpiqcq  123,4;  daivanim  twoyim  zbierac  beßq  dante 
te  colligent  103,29;  latka  nadzieji,  upelzmenic,  pobicszczynic  pro- 
fanare  (so  im  Pulawer  4  Mal,  oder  ein  Fehler  für  pobezczynic ?) 
und  andere  stets  an  denselben  Stellen.  Der  Zurechtleger  des 
Pulawer  Psalters  suchte  nur  mehr  die  Archaismen  zu  entfernen 
und  die  Sprache  dem  Bewusstsein  seiner  Zeitgenossen  näher  zu 
bringen:  es  fehlt  also  jaz,  jize  ist  durch  ktory  ersetzt,  die  Aorist- 
formen sind  verschwunden,  von  den  Imperfectformen  sind  nur 
zwei  erhalten :  tvycliadzasze  na  dwör  i  molwlasze  lez  40,  7,  welche 
sich  im  Florianer  Psalter  nicht  finden;  Participialformen  auf  q 
sind  selten,  sie  sind  vertreten  durch  solche  auf  qc;  die  Praeterita 
kommen  viel  häufiger  in  zusammengezogener  Form  vor,  so  mehren 
sich  Formen  auf  -csm:  wstalesm,  rohotowalesm,  wolalesm,  uezynio- 
nesm  factus  sum  (Formen  auf  -cm  1.  sg.  kommen  zwei  Mal  vor: 
wspomnialcm  76,  3  und  modtilem  sie  141,  1);  noch  häufiger  kommen 
die  zusammengezogenen  Formen  in  1.  pl.  und  in  den  anderen 
Personen  vor.     Im  Ucbrigen  s.  Arch.  f.  slav.  Phil.  V,  223  ff. 

Die    grosse    Uebereinstimmung    zwischen    dem    Psalt.    Flor. 


—     Hl     — 

nncl  dem  Pulawer  bestimmte  Prof.  Malecki  zu  dem  Ausspruch 
(Prolegomena  zur  Sophienbibel  44),  dass  der  Pulawer  Psalter  eine 
modernisirte  Abschrift  aus  dem  Florianer  sei.  Diese  auf  eine 
beschränkte  Kenntniss  des  damals  noch  nicht  herausgegebenen 
Pulawer  Psalters  gestützte  Ansicht  bestätigt  sich  bei  einer  ein- 
gehenden Yergleichung  nicht.  Schon  äusserlich  sind  die  beiden 
Psalterien  verschieden:  der  Pulawer  hat  vor  jedem  Psalm  eine 
Inhaltsangabe,  der  Florianer  nicht;  dann  ist  die  Zählung  der 
Psalmen  eine  verschiedene,  denn  obgleich  die  Zahlen  bei  den 
einzelnen  Psalmen  später  hineingeschrieben  worden  sind,  so  ist 
doch  eine  andere  Zählung  an  den  Initialen  zu  sehen,  abgesehen 
von  dem  Umstände,  dass  das  Symbolum  Athanasii  im  Florianer 
Psalter  mitten  im  Psalm  118  steht,   im  Pulawer  aber  am  Ende. 

Im  Florianer  Psalter  stehen  ferner  am  Ende  des  ps.  9  die 
Worte  der  Doxologie:  Chivala  Ojcu  etc.,  im  Pulawer  nicht,  dieser 
hat  wiederum  diese  "Worte  in  ps.  79,  während  sie  dort  fehlen 
(vgl.  Archiv  V,  223).  Was  aber  das  wichtigste  ist,  der  Pulawer 
Psalter  hat  alterthümliche  Formen  oder  Ausdrücke,  wo  der 
Florianer  schon  modernisirte  hat,  wir  lesen  also  im  Pulawer 
Psalter :  pwal  w  bog,  pokolmie  przydqcc,  nad  wielim  woä,  Jcie  jest 
csekanie  moje,  wychadzasze  i  molwiasse  u.  s.  w. 

Es  ist  zwar  ersichtlich,  dass  der  Pulawer  Psalter  denselben 
Text  bietet,  wie  der  Florianer,  und  dieses,  sowie  zahlreiche 
Fehler  (Archiv  219),  zeigen,  dass  der  Pulawer  Psalter  eine  Gopie 
ist,  —  aber  er  ist  nicht  aus  dem  Florianer  Exemplar  abge- 
schrieben, sondern  aus  einem  älteren  polnischen  Psalmentext.  — 
Durch  eine  specielle  Vergleichung  aller  altpolnischen  Psalmen- 
texte bestätigt  sich  die  in  Iter  Flor,  ausgesprochene  Ansicht, 
dass  alle  polnischen  Psalmentexte  vor  den  gedruckten  auf  einem 
Grundtext  beruhen,  denn  nicht  nur  die  beiden  ganzen  Psalter 
zeigen  dieselbe  Uebersetzung,  nur  hier  und  da  zeitgemäss  ge- 
ändert, sondern  dieselbe  Redaction  zeigen  auch  das  Swidzin- 
ski'sche  Blatt  (s.  oben)  und  die  Psalmen  oder  Theile  derselben 
in  dem  Gebetbuche  Waclaw's  und  in  Wigilie  m  duszc  umarle 
(s.  unten). 

Der  grosse  Werth  des  Psalters  von  Pulawy  für  die  Ge- 
schichte der  polnischen  Sprache  liegt  also  nicht  etwa  darin,  dass 
er  eine  neue  Uebersetzung  böte,  sondern  dass  er  eine  neue  zeit- 


—    112    — 

gemässe  Revision  eines  alten  Psalmentextes  ist,  welche  unter 
Benutzung  der  Vulgata  und  unter  weitgehender  Schonung  der 
althergebrachten  Sprache  hergestellt  wurde  und  in  der  That  be- 
achtenswerth  ist.  Er  ist  ein  vortreffliches  Correctiv  für  die  Be- 
urtheilung  und  Feststellung  des  Florianer  Textes,  hebt  manchen 
Zweifel  und  lässt  es  erkennen,  von  welcher  Beschaffenheit  die 
ursprüngliche  polnische  Uebersetzung  war,  aus  welcher  sowol 
der  Florianer  Psalter,  als  auch  der  Pulawer,  sowie  die  Reste 
anderer  polnischer  Psalmenbücher  im  Swidzinski'schen  Blatt,  in 
Modi.  "Wacl.  und  anderen  geflossen  sind.  Jener  älteste  Text 
muss  1.  Glossen  gehabt  haben,  2.  er  war  eine  genaue  Ueber- 
setzung der  Vulgata  Gallica,  doch  unter  Benutzung  eines  cechi- 
schen  Psalters  angefertigt,  denn  Cechismen  zeigen  sich  auch  im 
Pulawer  Psalter,  obgleich  in  einem  sehr  geringen  Masse. 

In  Bezug  auf  die  Lautverhältnisse  der  Sprache  des  Pulawer 
Psalters  sei  bemerkt,  dass  im  ganzen  Codex  mit  wenigen  Aus- 
nahmen der  Unterschied  zwischen  ^  und  q  mit  Bewusstsein  durch- 
geführt ist,  wobei  sich  zeigt,  dass  das  Wort  swirty  stets  mit  p<  ge- 
schrieben ist,  das  Wort  für  sanctitas  stets  siviqtosc  heisst;  ssqd 
plur.  ssrdy  heisst  vas,  sqd  s<idy  iudicium,  aber  statt  sqdzic  findet 
man  stets  srdzic;  man  liest  plesac,  blrdzic,  trobic  und  andere,  wo 
heute  q  gehört  wird.  Im  Gebiete  der  Declination  findet  man 
z.  B.  die  Endung  u  gen.  sg.  bei  Sub.  masc.  schon  häufiger  als 
im  Florianer  (Fl.  69  «,  18  u;  Pul.  68:  25),  jedoch  lässt  sich  ein 
Streben  nach  einer  gewissen  Gleichmässigkeit  noch  nicht  er- 
kennen; gen.  sg.  der  weibliche  /«-Stamm  ist  an  einer  Stelle 
noch  r:  Jayanya  czakalo  syereze  y  nqdzq  68,  24,  sonst  e  oder  ey, 
aber  auch  i,  doch  nur  nach  cz,  c,  rz:  nrdzy,  prawicy  etc.  auch 
nadziei;  die  adiectiva  pavtöw  un(l  gospodnöw  haben  nominale 
Declination,  andere  adiect.  relat.  verlieren  sie:  statt  zbmviona 
mie  nczyn  stellt  hier  gewöhnlich  zbaivionym  mie  ticzyn;  im  Ge- 
biet der  Conjugation  ist  der  Imperativ  mit  i  noch  ziemlich  reich- 
lich vertreten.  Im  Uebrigen  hat  die  Sprache  schon  einen  dem 
XVI.  Jahrhundert  nahe  kommenden  Charakter.  -  -  Vergleiche 
die  Charakteristik  der  Sprache  im  Allgemeinen  in  Arch.  f.  slav. 
Phil.  V,  237  ff.  und  in  Bezug  auf  die  Declinationsformen  Dr. 
llanusz,  MateryjaZy  <l<>  historyi  form  dehlinacyjnych  w  jrz.  staro- 
2)ols]eim,  tipmivozd.  II. 


—     113    — 

4.  Psalmen  im  Gebetbuch  Waclaw's.  Dieses  Gebet- 
buch (s.  oben)  enthält  auch  einzelne  Psalmen,  Psalmenverse  oder 
Reminiscenzen  aus  Psalmen.  Die  Zusammenstellung  aller  dieser 
Stellen  mit  den  entsprechenden  des  Florianer  Psalters  in  Mali- 
nowski's  Abhandlung  über  dieses  Gebetbuch  S.  78  —  98  zeigt, 
wie  sehr,  abgesehen  von  den  im  Laufe  der  Zeit  eingetretenen 
zeitgemässen  oder  auch  für  den  privaten  Gebrauch  nöthigen 
Aenderungen,  die  beiden  Texte  sich  nahe  stehen.  Der  Verfasser 
der  Gebete  scheint  manchen  Vers  aus  dem  Gedächtniss  nieder- 
geschrieben zu  haben. 

5.  Wigilie  za  umarle  luäzic.  So  ist  betitelt  ein  früher 
dem  Herrn  Senator  Hube,  jetzt  der  Gräflich  Krasinski'schen 
Bibliothek  gehöriges  Büchlein,  geschrieben  auf  Papier  c.  1520 
für  eine  Frau,  welche  zu  den  Tertiariern  des  Franciscanerordens 
gehörte,  enthaltend  Psalmen,  Responsorien,  Antiphonen,  Gebete, 
wie  sie  als  Fürbitte  für  Todte  gesprochen  werden,  ein  officium 
defunetorum  in  polnischer  Sprache. 

Die  Psalmen,  13  an  der  Zahl,  getreu  abgedruckt  in  der 
Ausgabe  des  Psalters  von  Florian  vom  Jahre  1883,  zeigen  schon 
einen  bedeutend  modernisirten  Text  und  einen  merklichen  Fluss 
der  Sprache,  stimmen  aber  im  Grunde  mit  den  älteren  Psalmen- 
texten überein.  Die  erste  Nachricht  von  diesem  Sprachdenkmal 
gab  K.  M(alkowski)  in  Biblioteka  Warszqwska  1846,  II,  später 
in  Przeglad  pomniköiv  etc.  S.  133;  siehe  Einleitung  zu  Nehring's 
Ausgabe  des  Florianer  Psalters  S.  XXXIII  ff.,  und  Arch.  f.  slav. 
Phil.  VII,  291  ff.  (s.  unten). 

Y.   Die  polnische  Bibel. 

Während  die  Cechen  mehrere  handschriftliche  Bibeln  aus  dem 
Anfang  des  XV.  Jahrhunderts  und  aus  dem  XVI.  Jahrhundert  haben, 
besitzen  die  Polen,  abgesehen  von  dem  Psalter,  nur  ein  Fragment 
einer  polnischen  Bibel  aus  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  die 
sog.  Sophienbibel,  Biblia  forolowej  Zofd,  früher  Szarospataker  Bibel 
genannt.  Die  grosse  polnische  Pergamentbibel  in  7  Foliobänden 
„das  alte  und  neue  Testament",  noch  im  vorigen  Jahrhundert  in 
der  Klosterbibliothek  zu  Czejtochoiva  befindlich  (Janozki,  Briefe  an 
vertr.  Freunde,  vgl.  Archiv  II,  410)  ist  verloren  gegangen.  —  In 
Szarospatak  befindet  sich,  man  weiss  jetzt  nicht  mehr  auf  welche 

Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  ö 


—     114     — 

Weise  dorthin  verschlagen,  ein  Folioband  auf  Pergament  ge- 
schrieben, welcher  einen  Theil  der  Bibel  in  polnischer  Ueber- 
setzung  enthält:  die  5  Bücher  Mosis,  die  weiteren  geschicht- 
lichen Bücher,  dann  Paralipomenon  und  einige  Propheten.  So 
viel  ist  von  der  altpolnischen  Bibel  übrig  geblieben,  noch  dazu 
mit  ausgerissenen  Blättern,  in  etwas  vernachlässigtem  Zustande, 
wie  überhaupt  diese  Bibel  vom  Schicksal  ziemlich  hart  heimge- 
sucht worden  ist.  —  Man  hatte  von  der  Existenz  dieser  pol- 
nischen Bibel  schon  seit  langer  Zeit,  wenn  auch  keine  genaue 
Kunde.  Schon  Tnrnowski,  Superintendent  in  Grosspolen,  meldete 
in  einer  polemischen  Schrift  von  1604,  dass  er  eine  im  Besitze 
der  Krotowscy  befindliche  polnische  Bibel  (den  alttestamentlichen 
Theil)  in  Händen  gehabt,  die  er  dann  in  kurzen  Worten  be- 
schreibt. Wengierski,  Tscheppe,  Friese  schreiben  darüber  wenig 
zuverlässig.  Eine  weitere  Notiz  gab  Niemcewicz  in  Bd.  II  der 
Pamicjtnihi  o  dawnej  Polsce,  nachdem  er  durch  die  Gräfin  Rze- 
wuska  eine  kurze  Beschreibung  und  ein  schlechtes  Facsimile 
erhalten  hatte.  Später  erhielt  Hanka  aus  Breslau  von  Hoffmann 
v.  Fallersleben  zwei  Blätter  der  Bibel,  die  dahin  verschlagen 
worden  waren ,  und  nachdem  er  sich  einige  Kunde  von  der 
Szarospataker  Handschrift  verschafft  hatte,  gab  er  eine  Be- 
schreibung mit  Text  und  Facsimile  in  Slavin  1834  2,  S.  391  ff. 
Immer  aber  waren  noch  ungenaue  Vorstellungen  von  der  pol- 
nischen Bibel  im  Umlauf.  Erst  den  Bemühungen  des  früh  ver- 
storbenen Fürsten  Lubomirski  ist  es  zu  danken,  dass  Herr  Pie- 
kosinski  aus  Krakau  nach  Szarospatak  reiste  und  dort  die  Bibel 
abschrieb,  welche  Professor  Malecki  auf  Kosten  des  Fürsten 
G.  Lubomirski  mit  etwa  50  Seiten  langen  Prolegomena  heraus- 
gab, Lemberg  1870  in  Q.  In  dem  sorgfältig  abgedruckten  Text 
sind  die  Fehler  oder  überhaupt  Bedenken  erregenden  Worte  und 
Wortformen  mit  einem  Sternchen,  die  beachtenswerthen  aber 
gesperrt  gedruckt;  cursiv  gedruckte  Worte  sind  Ergänzungen 
oder  Erklärungen  des  Textes,  jene  in  Klammern  [],  diese  in 
Parenthesen  ()  gesetzt;  ein  Lexicon  ist  beigegeben,  leider  ohne 
Belege  und  Citate.  Die  Publikation  wurde  mit  grosser  Befrie- 
digung aufgenommen,  vgl.  umfangreiche  Anzeigen  in  Biblioteka 
Warszawsha  1871  und  Göttinger  Gelehrte  Anzeigen  1873,  St.  37; 
ausserdem  Libclt   in  Bocsmh  Pom.  1872  (Bd.  VII),   wo  der  Ge- 


—     115    — 

winn  der  über  den  Florianer  Psalter  und  die  Bibel  gemachten 
Studien  in  übersichtlicher  Weise  verwerthet  wird.  Nur  von  einer 
Seite  Hess  sich  eine  zweifelnde  Stimme  vernehmen.  In  Biblio- 
tchi  Warsmwska  1872,  Bd.  I,  erschien  ein  von  K.  M.  M(alkowski) 
unterzeichneter  Aufsatz,  in  welchem  die  Sophienbibel  als  ein 
Falsificat  verdächtigt  wurde,  weil  „die  Schrift  gar  sehr  an  die 
Schrift  des  Florianer  Psalters  erinnere";  der  fromme  Fälscher 
sei  derselbe  Superintendent  Turnowski,  welcher  die  erste  Nach- 
richt von  dieser  Bibel  gebracht  habe,  deshalb  sei  die  Sprache 
so  sehr  cechisirt  (Turnowski  stammte  aus  Böhmen).  Der  Ver- 
fasser dieses  Aufsatzes  hat  die  Handschriften  selbst  nicht  ge- 
sehen und  über  die  Schrift  und  die  vermeintliche  Aehnlichkeit, 
sein  einziges  Argument,  nur  nach  den  Facsimiles  geurtheilt; 
aber  selbst  eine  ähnliche  Schrift  würde  nichts  beweisen.  Und 
doch  scheint  H.  Malkowski  seine  Zweifel  ernst  gemeint  zu  haben, 
denn  in  seinem  Werke  Przeglad  najdawnirjszycli  pomniMw  etc. 
herrscht  über  die  Sophienbibel  ein  tiefes  Schweigen. 

Ueber  die  Entstehung,  den  Umfang  und  die  Schicksale  der 
Bibel  lässt  sich  folgendes  sagen.  Der  Superintendent  Turnowski 
meldet  in  Zivicrciadh  1604  (das  vollständige  Citat  in  Zabytelc 
daivnfj  mowy  polski&j  S.  63),  er  habe  die  Bibel  gesehen  und 
darin  die  Worte  gelesen:  Dohonahj  sie  Jcsiegi  zakonu  na  grodzie 
w  nowym  micscie  Corezin  . . .  Jett  prziJcazaniu  . . .  Zofiy  . . .  hroloivey 
Polshiey  . . .  wyMadaly  siq  przez  Andrzeia  Tcaplana  . . . .  z  Jaszowic 
.  .  .  a  pisane  przez  Piotra  z  Badoszyc  dnia  wtorJcowcgo  sw.  Jana 
geszsloivie1)  Ante  portam  Latinam  pod  latem  bosym  1455.  Diese 
Notiz  wiederholte  Wengierski  in  Systema  ecclesiarum  Slavoni- 
carum  c.  1644,  wie  es  scheint,  aus  der  Handschrift  selbst,  er 
sagt  auch,  dass  die  Notiz  am  Ende  der  Handschrift  stand  (ad 
exemplaris  calcem).  So  ist  auch  vielleicht  die  orientirende  Be- 
merkung aus  dem  XVI.  Jahrhundert  auf  der  inneren  Seite  des 
oberen  Deckels  des  Codex  zu  verstehen  (der  Einband  ist  vom 
Jahre  1562):  Ex  libris  (....)  kij,  links  steht  der  Name  Lasiczki; 
dann    stehen   die  Worte:    „Przelozonc  sa,    thy   lixiejgi  na  zaßanie 


')  So:  geszsloivie  steht  in  dem  Citat  Jagielski's ;  da  Matecki  citirt  zeszloioie, 
was  ihm  allerdings  unverständlich  war  (er  erklärte  zeslanie),  so  ist  es  mög- 
lich, dass  Jagielski  den  Fehler  zeszlowie  in  geszlowie  (hesser  gesz  slowie,  jez 
slmoie,  qui  nominatur)  verbessert  hat. 

8* 


—     116     — 

matlilä  Kazimicrza  Zophiey  h'ohivcy  polskiey  c.  1455  przez  .... 
Jrndrzeia  z  Jaszowic  Jcaplana  tey  krolowey,  a  pissane  w  noivym 
miescie  20  mil  od  Krakowa.  Patrz  co  pissano  na  Iconcu  Ioba." 
Malecki  hat  vermuthet,  dass  diese  Notiz  von  Lasicki  selbst  her- 
rührt, weil  sein  Name  dabei  steht,  vielleicht  ist  sie  nur  aus 
Lasicki's  handschriftlicher  Geschichte  der  böhmischen  Brüder 
genommen;  Lasicki  mochte  diese  Einzelheiten  aus  der  Hand- 
schrift selbst  erfahren  und  schrieb:  vide  in  fine  lib'  (libri),  was 
zu  dem  Missverständniss :  in  fine  Job  Anlass  geben  mochte.  — 
Die  Frage  ist  aber  damit  nicht  entschieden,  ob  diese  Notiz  über 
die  Königin  Sophie  und  den  Uebersetzer  etc.  am  Ende  des 
ganzen  Werkes  oder  am  Ende  des  ersten  Bandes  stand.  Prof. 
Malecki  hat  bewiesen,  dass  der  in  Szaroszpatak  aufbewahrte  Codex 
das  alte  Testament  bis  zum  Ende  der  Psalmen  enthielt;  da  aber 
in  dem  heutigen  Exemplar  vieles,  darunter  auch  das  Buch  Job 
und  die  Psalmen  fehlen,  so  lässt  sich  nicht  sagen,  ob  die  ge- 
nannte Notiz  am  Ende  des  jetzt  verstümmelten  Codex  stand,  ob 
Turnowski  das  ganze  Werk  oder  nur  den  ersten^Band  in  Händen 
gehabt  hat x).  Zu  seiner  Zeit  befand  sich  das  Exemplar  im 
Besitz  der  protestantischen  Familie  Krotowski,  später  gehörte  es 
den  protestantischen  Ostrorog  und  Leszczynski's  an;  die  Worte 
in  einem  handschriftlichen  Katalog2)  der  Leszczyriski'schen  Biblio- 
thek zu  Baranowo  vom  Jahre  1624:  Vetus  testamentum  polonice 
usque  ad  psalmos ,  mögen  sich  auf  die  Sophienbibel  beziehen. 
Von  Grosspolen,  vielleicht  aus  der  Bibliothek  zu  Lissa,  wurde 
das  Exemplar  nach  Ssaroszpatak  in  Siebenbürgen  gebracht,  wahr- 
scheinlich durch  Arnos  Comenius,  der  bekanntlich  aus  Lissa  als 
Rector  an  die  Schule  von  Ssaroszpatak  berufen  wurde.  Viel- 
leicht von  jener  Zeit  datirt  sich  die  Verstümmelung  und  Schädi- 
gung der  Handschrift:  ganze  Blätter,  Lagen  und  Partien  wurden 
ausgeschnitten  oder  ausgerissen ;  zwei  Blätter  haben  sich  in 
Königsberg  gefunden,  zwei  im  Besitz  Maciejowski's.  —  Die  zwei 


*)  Der  Umstand,  dass  in  der  Notiz  auf  der  Kehrseite  des  oberen  Deckels, 
mit  dem  beigefügten  „Lasiczki"  die  Worte  hinzugefügt  sind :  A  nie  masz  tu 
Nowego  Test.,  Przypowiesci,  Piesni  etc.  und  das  Zeichen  NB  mit  einer  zweiten 
Notiz  von  der  Hand  Turnowski's  scheinen  darauf  hinzuweisen,  dass  Turnowski 
nur  den  ersten  Band  gesehen  hat. 

2)  Befindet  sich  in  der  Stadtbibliothek  zu  Breslau. 


—     117     — 

in  Breslau  gefundenen  Blätter,  aus  Daniel  II,  37  flg.,  jetzt  wol 
in  Prag  befindlich,  gehörten  aber  dem  II.  Bande  an.  Nach  der 
Annahme  des  Prof.  Malecki  hat  die  Königin  Bona  die  im  Be- 
sitz der  königlichen  Familie  befindliche  Bibel  verkauft  und  der 
Krakauer  Buchhändler  Scharffenberg  sie  erworben:  Poröwny- 
loalem,  schreibt  Malecki  Prol.  XXX,  tcn  nasz  przeklad  pisma  sw. 
.;  ws&ystkwii  inszymi,  jakie  tylko  w  jezyku  polskim  mamy.  Okazalo 
sie,  ze  zadcn  z  wich  wie  ma  wie  wspölnego  z  texte m  tego  pomnika, 
ojiröcz  jednego,  ktöry  tez  za  to  tak  dziwnie  jest  znowu  do  wiego 
zblizony,  ze  na  zadcn  sposöb  zgodzicby  sie  nie  mozna,  ze  to  podo- 
bienstwo  z  przypadku.  31owiei  o  najdawniejszym  t.  j.  o  najpierwcj 
drukiem  wydanym  przekladzie  calej  biblii  w  jezyku  naszym,  o  t.  w. 
Biblii  Szarfenbergcroivskiej  z  r.  1561.  Dann  citirt  Prof.  Malecki 
die  Stelle  aus  der  Vorrede  des  Buchdruckers  in  dieser  Bibel,  wo 
es  heisst,  eine  polnische  Bibel  sei  in  seinen  Besitz  gelangt,  deren 
Verfasser  sich  nicht  genannt  habe;  er  habe  diese  Bibel  dem 
Leopolita  zur  Durchsicht  überlassen ,  und  nachdem  die  Revision 
erfolgt,  gebe  er  sie  heraus.  Malecki  deutet  die  Worte:  tak  mwie 
gdg  do  rqJc  przyszla  biblia  etc.  auf  die  Sophienbibel.  Ohne  eine 
eingehende  Vergleichung  der  Sophienbibel  mit  der  Bibel  von 
1561,  die  selten  und  nicht  leicht  zu  erlangen  ist,  lässt  sich  der 
Ausspruch  Malecki's  von  der  auffallenden  Uebereinstimmung 
nicht  bestätigen.  Dieser  Gelehrte  schwächt  aber  auch  seine 
Aussage  ab  durch  seine  weiteren  Bemerkungen,  dass  die  Bibel 
von  1561  nicht  etwa  eine  glatte  Modernisirung  der  Sophienbibel 
sei:  Wpraivdzie  nie  mozna  powiedziec,  zeby  biblia  Leopolity  byla 
tylko  ogladzonem  zmodernizoivaniem ,  poprawnem  powtörzeniem  sty- 
lizacyi  biblii  kröloivej  Zofii  ....  kierowal  sie  Szarffenberg  ivul- 
gata,  etc.  Was  aber  den  Autor  anbetrifft,  so  kann  Szarffenberger 
nicht  von  der  Sophienbibel  gesprochen  haben,  da  in  dieser  am 
Ende  des  Buches  Job,  oder  wie  Wengierski  später  sagte:  ad 
calcem,  der  Name  des  Verfassers  Jedrzej  z  Jaszoivic  zu  lesen 
war.  Wenn  also  die  Biblia  Leopolity  von  1561  mit  dem  Texte 
der  Sophienbibel  in  einigen  Puncten  auffallend  übereinstimmt, 
in  welchen  sie  von  den  andern  polnischen  Bibeln  abweicht,  so 
lässt  sich  dies  auch  anders  erklären.  Siehe  Prolegomena  zur 
Sophienbibel  von  Prof.  Malecki  an  den  betreffenden  Stellen. 
Der  Codex  zählt  jetzt,  nachdem  am  Ende  das  Buch  Esther, 


—     118     — 

Job  und  die  Psalmen ,  sowie  viele  Blätter  aus  dem  Innern  des 
schon  gebundenen  Exemplars  herausgeschnitten  worden  sind, 
von  430  nur  noch  185  Blätter  in  grösstem  Folioformat.  Das 
was  übrig  geblieben  ist ,  ist  von  fünf  Schreibern  geschrieben : 
Theil  I  geht  bis  zur  S.  40  der  gedruckten  Ausgabe ;  Theil  II  von 
S.  40— 78;  der  kleinste  Theil  ist  der  III.:  S.  78—83,  der  längste 
der  V.:  S.  171  —  337.  Malecki  charakterisirt  diese  fünf  Theile 
in  Hinsicht  der  Orthographie  und  der  Sprache  in  allgemeiner 
Weise ;  näher  ist  auf  die  Sprache  eingegangen  Prof.  Dr.  Ogo- 
nowski  in  Arch.  f.  slav.  Phil.  IV,  243  ff.  und  353  ff.,  indem 
er  stellenweise  den  Text  emendirt  und  bemerkenswerthe  Wort- 
formen und  Ausdrücke  bespricht  (,, Einige  Bemerkungen  über 
die  Sprache  etc.");  er  will  auch,  trotz  der  Ausführungen  des 
H.  Kryriski,  in  der  Sophienbibel  kleinrussischen  Einfluss  bemerkt 
haben.  In  dem  Nachtrage  zu  dem  Aufsatz  Ogonowski's  von 
Nehring,  Archiv  IV,  382  ff.,  ist  diese  Ansicht  widerlegt:  ducha 
Regenbogen  kann  auch  cechisch  sein;  skiba  ist  kaum  aus  dem 
Kleinrussischen  genommen,  es  ist  das  deutsche  Scheibe ;  robyoneh 
kann  cechisch  oder  auch  polnisch  sein ;  zemla  ist  nicht  mit  dem 
kleinrussischen  mim,  sondern  mit  dem  mittellateinischen  simila, 
simella  in  Verbindung  zubringen,  in  der  Vulg.  steht  auch  simila: 
przesiihowac,  niesromiezliwy,  ukuszac  sind  altpolnische  Wörter.  Es 
bleibt  nur  przistaw  Aufseher  und  das  dunkle  zeMtano  bqdzie 
devorabitur,  welches  an  liovtati  anklingen  soll,  dann  ist  es  aber 
nicht  entlehnt,  denn  es  müsste  zekowtano  lauten;  ploszczyca, 
welches  Dr.  Ogonowski  ein  Mal  aus  dem  Kleinrussischen,  das 
andere  Mal  (S.  364)  aus  dem  Cechischen  entlehnt  sein  lässt, 
kommt  auch  im  Florianer  Psalter  vor  und  ist  wol  ein  gut  pol- 
nisches Wort. 

Prof.  Ogonowski  will,  wie  es  scheint,  das  in  Arch.  I,  257 
beiläufig  geäusserte  Urtheil  über  den  Werth  der  Uebersetzung 
in  der  Sophienbibel  nicht  gelten  lassen,  dass  nämlich  diese  Bibel 
nach  einer  cechischen  Vorlage  gemacht  wurde,  und  äussert  sich 
IV,  243  folgendermassen  darüber:  „Freilich  lässt  sich  gegen 
den  Werth  der  genannten  Uebersetzung  so  manches  einwenden, 
demzufolge  Prof.  Nehring  bemerkt  hat,  dass  die  Sophienbibel 
im  Grunde  genommen  eine  polnische  Transscription  einer  alt- 
cechichen  Bibel  ist  (I,  257).    —    Dennoch    kann    man   nicht  in 


—     HO     — 

Abrede  stellen,  dass  die  genannte  Bibel,  abgesehen  von  der 
etwaigen  Fahrlässigkeit  in  der  Uebcrsetzung,  viele  sprach- 
liche Vorzüge  und  mitunter  solche  Archaismen  aufweist,  welche 

sonst   nicht   vorkommen Es   ist  zu   gestehen,    dass   in   der 

Sophienbibel  eine  nicht  unbedeutende  Menge  eechischer  V\rorte, 
Formen  und  Redewendungen  sind  ....  gleichwol  muss  zu- 
gestanden werden,  dass  die  Uebersetzer  (es  sind  ihrer  mindestens 
drei)  zur  Grundlage  ihrer  Arbeit  die  lateinische  Vulgata 
gewählt  haben.  Ja,  bei  der  genaueren  Prüfung  der  polnischen 
Version  gewinnt  man  die  Ueberzeugung,  dass  die  Uebersetzer 
bei  ihrer  Vorliebe  für  die  Vulgata  sich  nicht  einmal  die 
Mühe  gaben,  solche  Stellen,  die  sie  nicht  verstanden,  durch  Ver- 
gleichung  mit  dem  Texte  der  altcechischen  oder  altslovenischen 
Bibel  zu  berichtigen."  ....  Dann  folgen  Beispiele  dafür,  dass 
die  Sophienbibel  Fehler  hat,  wie  boyaszni  nach  einem  lateinischen 
Texte  timorem  st.  tumorem,  pot  nach  sudor  st.  sudis  Pfahl,  ivyel- 
Jconoczni  cyelecz  nach  dem  lateinischen  paschalis  statt  pascualis  und 
einigen  anderen,  was  schon  zum  Theil  Malecki  Prol.  zu  Sophien- 
bibel XLII  gezeigt  hat.  Ich  habe  den  Text  der  Sophienbibel 
wol  zur  Hälfte  auch  an  der  Hand  der  Vulgata  gelesen,  habe 
aber  einen  solchen  engen  Anschluss  an  dieselbe  nicht  gefunden, 
habe  vielmehr  das  gefunden,  was  schon  Malecki  an  vielen  Stellen 
aufgefallen  ist,  dass  nämlich  der  Text  der  Sophienbibel  oft  mit 
dem  lateinischen  Vulgatatext  gar  nicht  übereinstimmt,  indem  un- 
verzeihliche Umstellungen  oder  Auslassungen  darin  vorkommen, 
die  nur  beim  unachtsamen  Abschreiben  haben  entstehen  können. 
Die  Missverständnisse  des  lateinischen  Textes  können  auch  schon 
der  altcechischen  Vorlage  zur  Last  fallen. 

Die  Abhängigkeit  der  Sophienbibel  von  einem  altcechischen 
Bibeltexte  ist  seit  jeher  aufgefallen.  Der  erste,  welcher  dies 
bemerkt  hat,  war  Dobrowsky:  er  schrieb  1823  an  Kopitar,  als 
er  Niemcewicz's  Pamiejtniki  II  erhalten  und  den  dort  angeführten 
Text  gelesen  hatte,  an  Kopitar:  ,,Ich  sehe  daraus,  dass  die  Polen 
unsere  böhmische  Bibel  nur  ins  Polnische  umgesetzt  haben." 
Briefwechsel  zwischen  Dobrowsky  und  Kopitar  ed.  Jagic  1885, 
S.  490.  Dies  ist  auch  Hanka  nicht  entgangen.  Nachdem  er  ein 
von  Hoffmann  v.  Fallersleben  in  Breslau  von  dem  Deckel  eines 
Buches  abgelöstes  Blatt  aus  Daniel  erhalten  hatte,  welches,  wie 


—     120     — 

sich  nachträglich  zeigte,  zur  Sophienbibel  gehört  hatte,  und  zwar 
zu  dem  II.  Bande,  der  ganz  verloren  gegangen  ist,  hat  er  sich 
aus  Szrospatak  ein  Facsimile  des  Anfangs  der  Sophienbibel 
kommen  lassen,  machte  auch  correspondirende  Excerpte  aus  der 
Leskowiecki'schen  Bibel  in  Dresden,  und  theilte  den  Text  dieses 
Anfangs,  und  dann  Excerpte  aus  Daniel  mit,  in  Slavin  S.  390, 
und  sagt  folgendermassen:  Dass  die  polnische  Uebersetzung  ohne 
Zuhandnehmung  der  Vulgata  unmittelbar  aus  dem  Böhmischen  ge- 
macht worden,  wird  sich  jeder  bei  der  Vergleichung  überzeugen. 
In  der  That,  die  Uebereinstimmung  ist  eine  auffallende, 
wie  man  sich  im  Slavin  S.  393 — 395  überzeugen  kann.  — 
Sodann  erklärt  Professor  Malecki  in  den  Prolegomena  zur  Sophien- 
bibel, nachdem  er  von  der  Entdeckung  Hanka's  gesprochen 
hatte,  S.  XXYII  (Prol.) :  „Nie  ma  zatem  ivqtpliwosei ,  ze  dzial 
pierwssy  biblii  naszcj  przckladany  byl  jak  najwiemiej  z  tego  textu 
czeskiego  (Leskoiv.).  —  Nie  mniej  pewnq  jest  rzeczq,  ze  i  dalsze 
dzialy,  a  nawet  dzial  ostatni,  t.  j.piqtego  pisarza,  jest  Uumaczeniem 
rzeczonej  wersyi  czeskiej".  In  gleichem  Sinne  äussert  sich  Malecki 
S.  XLI,  obgleich  er  hier  an  dieser  Stelle  an  der  Hand  der 
Yulgata  einige  Fehler  aufweist,  und  von  dem  Zurechtleger  des 
Textes  sich  ausdrückt:  „i  tym  sposobem  zdradza  sie-,  ze  z  laciny 
przcläadal".  Diese  Aeusserung  des  Herausgebers  ist  wichtig,  denn 
obgleich  er  eine  Vergleichung  mit  der  Leskowiecki'schen  Bibel, 
mit  Ausnahme  des  Anfangscapitels,  nicht  vorgenommen  hat,  so 
war  er  doch  an  jeder  Stelle  genöthigt,  über  die  sonderbaren  Ver- 
unstaltungen des  Textes  nachzudenken,  die  sich  nur  als  Cechismen 
erklären  lassen.  —  Sodann  hat  Jireeek  in  der  Anzeige  der  Aus- 
gabe der  Sophienbibel  in  Cas.  c.  Mus.  1872,  S.  302  flg. ,  sich 
folgendermassen  geäussert:  „Nam  se  liodil  ten  postup ,  abyehom 
vybrali  a  naznaeili  mista,  Jede  slioda  s  ccsJcym  textem,  hlavnö  z 
Olomouche  bible  vzatyn/ ,  poshuzi  Je  objasiieni  zädrhlüv  polskych. 
Tim  zdroven  nejlepe  vynihne  velikd,  ba  druhdy  az  v  nedbalost 
zabihajici  zdvislost  osnovy  polske  od  origindl/u  ceskeho".  Sodann 
folgt  ein  Register  von  fast  fünfzig  Fehlern  der  Sophienbibel,  welche 
sich  zum  Theil  nur  als  Cechismen  erklären  lassen,  so  Genes.  I,  2 
na  swiecie  für  das  cechische  nassiesse;  Gen.  I,  6  stworzenie  für 
stvrzenie;  Gen.  6,  16  A  koncie  udzialasz  für  okence;  Numeri  4,  7 
A  robota  tvasza  für  robata  vasa  etc.    Nicht  alle  Correcturen  oder 


—     121     — 

Bemerkungen  Jireceks  müssen  aus  dem  Cechischen  erläutert 
werden,  wie  z.  B.  Gen.  3,  22  „Nie  uczosl  owoca",  worin  Malecki 
einen  Fehler  für  „idrzqsl"  (?)  vermuthet,  denn  die  "Wörter  ivyczosac 
durchhecheln,  odezosnae  abhauen,  woraus  auch  odczochnqc  (Linde), 
oezos  (bei  Linde),  sind  alte  polnische  Wörter,  obgleich  allerdings 
an  der  betreffenden  Stelle  in  der  Olmützer  Bibel  steht  „Neuczesl 
owocc".  —  Etwa  gleichzeitig,  nämlich  im  Jahre  1872,  erschien 
ein  Aufsatz  in  der  Bihl.  Warsz.  I.  von  K.  M(alk.) ,  in  welchem 
Zweifel  ausgesprochen  wurden  gegen  die  Echtheit  der  Sophien- 
bibel,  sodann  ein  anderer  {Bihl.  Warsz.  III,  133)  von  Sobieszczanski, 
welcher  den  Text  der  Sophienbibel  mit  einer  in  Warschau  im 
Privatbesitz  des  Prof.  Muchliiiski  befindlichen  cechischen  Bibel 
vom  Jahre  1478  verglich  und  zu  dem  Schluss  gelangte,  dass  der 
Text  der  im  Jahre  1455  beendigten  polnischen  Bibel  in  auf- 
fallender Weise  mit  dem  cechischen  Text  von  1478  überein- 
stimmt. Diese  cechische  Bibel  hat  ein  polnischer  Edelmann,  der 
mit  Wladislaw  Jagiello  zur  Krönung  nach  Prag  ging  1477, 
in  Böhmen  für  sich  oder  für  andere  abgeschrieben.  Diese  Hand- 
schrift befindet  sich  jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Canonicus  Polkowski 
in  Krakau,  und  stimmt,  wie  auch  er  versichert,  mit  der  Sophien- 
bibel überein.  Der  Grund  liegt  darin,  dass  alle  handschriftlichen 
cechischen  Bibeln  denselben  Text  zeigen;  ein  Schluss  der  Art, 
dass  aus  dieser  cechischen  Bibel  von  1478  die  Sophienbibel  (also 
lange  nach  1455)  transscribirt  sei,  ist  nicht  zulässig,  wie  dies 
von  einer  Seite  angedeutet  wurde. 

Ueber  die  Abhängigkeit  der  Sophienbibel  von  einem  alt- 
cechischen  Bibeltexte  s.  Nehring,  Einfluss  des  Altcechischen  auf 
das  Altpolnische  IV,  Arch.  f.  slav.  Phil.  VI,  159  ff. 

Eine  von  der  altpolnischen  Bibelübersetzung  in  der  Sophien- 
bibel unabhängige  Uebersetzung  der  Jura  des  Alten  Testaments 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  ist  in  einer  Hand- 
schrift des  Lemberger  Ossoliriski'schen  Instituts  N.  50  enthalten, 
beschrieben  von  K^trzynski  Katalog  mawuskrwptow  Bihl.  Ossol.  I,  37. 
Es  ist  ein  Foliant  von  157  Blättern,  enthaltend  verschiedene 
Gesetzesvorschriften  und  Satzungen,  darunter  auch  Magdeburger 
ortelcgia;  an  zwei  Stellen  finden  sich:  iura  quae  solus  deus 
populo  Israhclitico  dedit  per  Moysen.  Die  Datirung  Wiszniewski's 
in  Hist.  lit.  pöl.Y,  1(35  ff.,  welche  den  Codex  in  die  Zeit  c.  1450 


—     122     — 

versetzt,  hat  Prof.  Kaluzniacki  berichtigt  in  dem  Aufsatz:  Kleinere 
altpolnische  Texte  des  XV.  und  Anfangs  XVI.  Jahrhunderts  in 
Band  101  der  Sitzungsberichte  der  phil.-hist.  Cl.  der  Wiener 
Akad.  d.  Wiss.  v.  1882,  wo  auch  gezeigt  wird,  dass  die  Jura 
eine  auszugsweise  Zusammenstellung  der  Vorschriften  sind,  welche 
Moses  in  Exodus,  c.  21 — 23  und  Leviticus,  c.  26  bietet,  mit  einem 
vom  Uebersetzer  hinzugefügten  Epilog.  Nach  vorausgeschickter 
Beschreibung  und  Bcurtheilung  der  Handschrift  wird  von  Prof. 
Kaluzniacki,  8.  282  ff.  der  Text  mit  einigen  erklärenden  Bemer- 
kungen abgedruckt.  Der  Text,  welcher  nach  einer  Bemerkung  des 
Herausgebers  eine  neue  „ad  hoc"  gemachte  Uebersetzung  sein  mag, 
ist  von  dem  Schreiber  des  Lcmberger  Codex  Nr.  50  stellenweise 
mit  Auslassungen,  mit  Verstellung  der  Worte  oder  Fehlern  ab- 
geschrieben: Exodus  22,  5  steht  10  wyny  und  szgoda  für  w  ivynnycy 
und  szkodq:  ex.  21,  36  steht  marthq  offenbar  für  marchq;  ex.  22,  10 
chramye  vielleicht  für  ochramye;  ex.  21,  10  weszma  wol  für  wessme; 
ex.  21,  12  hat  der  Herausgeber  wzdzyerszy  verbessert  in  uderzy; 
levit.  26,  16  steht  ivystawy  oczy  waszc,  wo  man  etwa  zaslonio. 
oczy  w.  erwartet;  ex.  21,  35  folgen  die  Worte  des  Textes  in  sinn- 
loser Weise  auf  einander,  u.  a.  in. 

VI.  Andaclitsbiicher  und  Bücher  zum  frommen  Gebrauch. 
1.  Canon  Missae.  Maciejowski  theilt  in  Pismimnictwo 
I,  328  und  in  Dodatek  48  den  polnischen  Text  der  bei  der  Messe 
gelesenen  Gebete  aus  drei  Handschriften  mit.  Die  eine,  aus  dem 
Jahre  1424  l),  gehörte  dem  verstorbenen  Historiker  A.  Bielowski 
und  enthielt  auf  48  Folioblättern  in  lateinischer  Sprache  den 
Canon  missae  unter  dem  Titel:  De  sacrificio  missae,  mit  polnisch 
übersetzten  Gebeten,  welche  in  der  ganzen  Handschrift  zerstreut 
an  entsprechenden  Stellen  sich  fanden;  eine  zweite  Handschrift 
hat  h.  Golebiowski  in  der  öffentlichen  Bibliothek  zu  Warschau 
untersucht  und  den  polnischen  Text  daraus  excerpirt,  diese 
Handschrift  theologischen  Inhalts ,  mit  dem  Titel  Explicatio 
canonis  missae,  welche  sich  jetzt  in  der  öffentlichen  Bibliothek 
in  Petersburg  befinden  soll,  von  h.  Golebiowski  sehr  ungenau 
beschrieben ,    enthielt    neben    dem    lateinischen   Text   auch    den 


l)  Die  richtige  Datirung  ist  Dod.  67  angegeben. 


—     123     — 

polnischen  Text  der  Messgebetc ,  ausserdem  Glossen  über  dem 
polnischen  Text ;  überdies  fand  h.  Gol^biowski  noch  eine  dritte 
Handschrift  gleichen  Inhalts  (Warschauer  II),  aus  der  er  aber 
nur  Varianten  abschrieb.  Sowol  die  Lemberger  (Bielowski'sche) 
als  auch  die  erste  Warschauer  Handschrift  wurden  zusammen 
mit  den  Varianten  der  Warschauer  II  handschriftlich  Maciejowski 
zur  Verfügung  gestellt.  Maciejowski  datirt  die  zwei  ersten  Hand- 
schriften aus  der  ersten  Hälfte,  die  dritte  (Warschauer  II)  setzt 
er  in  die  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  l).  —  Nach  den  umständ- 
lichen, stellenweise  wenig  verständlichen  Bemerkungen  Macie- 
jowski's  sind  die  in  drei  verschiedenen  Handschriften  aus  dem 
XV.  Jahrhundert  enthaltenen,  in  dem  Canon  missae  vom  Priester 
bei  der  heiligen  Messe  nach  Sanctus  still  gesprochenen  Gebete  an 
den  betreffenden  Stellen  auch  in  polnischer  Uebersetzung  enthalten 
und  von  diesem  Gelehrten  in  Dod.  S.  50  ff.  so  herausgegeben, 
dass  zunächst  unter  A.  die  in  allen  drei  Handschriften  vorkom- 
menden Gebete  mitgetheilt  sind,  unter  Zugrundelegung  des  Lem- 
berger  Textes  von  1424,  was  aus  mehreren  Andeutungen  zu  er- 
sehen ist  (aus  der  Paginirung  der  Blätter  des  Codex,  aus  Nota 
189  u.  a.),  jedoch  stellenweise  mit  Correcturen  (so  Nota  44,  78); 
diesen  Lemberger  Text  begleiten  Varianten  aus  Warsch.  I  und 
Warsch.  II ,  bei  Warsch.  I  sind  auch  die  Glossen  berück- 
sichtigt (so  Nota  44).  Dann  folgen  unter  B.  einige  Gebete,  von 
dem  zweiten  Memento  an  (Nobis  quoque  peccatoribus  etc.)  bis 
zu  Agnus  Dei,  welche  in  den  drei  Handschriften  etwas  ab- 
weichend übersetzt  sind,  und  welche  Maciejowski  „  Waryanty"  nennt : 
a)  (Lemberger  Handschrift),  b)  (Warsch.  I),  c)  (Warsch.  II); 
freilich  gehört  das  Gebet   auf  S.  64:    Domine  Jesu  Christe,    qui 


')  Die  erste  Handschrift  endigt  mit  den  Worten:  Explicit  hoc  opus  die 
.  .  .  .  anno  1424;  in  der  zweiten  (Warsch.  I)  befinden  sich  in  dem  Gebete: 
Te  igitur,  clementissime  Pater,  in  dem  polnischen  Text  bei  der  Fürbitte  für 
den  Papst  der  Name  Nicolaus,  bei  der  Erwähnung  des  Bischofs  aber  Martin, 
wol  eine  Verwechselung  des  Papstes  Martin  (f  1430)  und  des  Erzbischof  Nico- 
lais Kurowski  (f  1422);  in  der  dritten  Handschrift  finden  sich  an  dieser 
Stelle  die  Namen  des  Papstes  Nicolaus  (f  1455),  des  (Erz)bischofs  Nicolaus 
(f  1450)  und  des  Königs  Casimir.  Indess  können  die  Namen  in  Handschrift 
Warsch.  I  und  Warsch.  II  beim  Fehlen  einer  genauen  Beschreibung  dieser 
Codices  für  die  Datirung  derselben  nicht  massgebend  sein,  da  sie  in  einer 
späteren  Zeit  ohne  Aenderung  abgeschrieben  sein  können. 


—     124     — 

dixisti,  nicht  zu  den  „Varianten",  es  hätte  müssen  unter  d)  stehen, 
wo  Gebete  angeführt  sind,  die  sich  allein  in  der  Lemberger 
Handschrift  rinden.  Dann  folgt  unter  C.  und  D.  die  moderne 
polnische  Transscription  der  Texte.  Diese  ist  ohne  Vergleichung 
mit  dem  lateinischen  kirchlichen  Texte  gemacht  und  deshalb 
unrichtig. 

Die  Uebersetzung  der  polnischen  Messgebete  ist  durchaus 
wörtlich,  so  dass  sie  stellenweise  erst  durch  den  lateinischen 
Text  verständlich  wird,  so  sind  die  Worte:  et  in  electorum 
Tuorum  iubeas  grege  numerari  in  Lemb.  f.  11  v.  übersetzt: 
y  wybranych  twych  przyhaszy  szawszhj  (f.  szawszgy)  iv  czrzeedze 
udarowacz  (Warsch.  II  hat  wlyczycz);  dies  zeigt  sich  besonders 
in  der  folgenden  Stelle: 

Domine  Jesu  Christe,  fili  Dei  Lemb.  44.    Panye  iesu  criste, 

vivi,  qui  ex  voluntato  Patris  syna  (sie)  boga  szywego,  yensze 
cooperante  Spiritu  Sancto,  per  z  woley  oezcza  y  z  moczy  ducha 
mortem  Tuam  mundum  vivi-  sw0tegoprzeszszmcrcztwoiqswqth 
ficasti,  libera  me  per  hoc  sacro-  (sie)  ivszywyl  yesz,  zbaw  mye 
sanetum  Corpus  et  Sanguinem  przesz  tJio  nayszivy0nthsze  czyalo 
Tuum  ac  omnibus  iniquitatibus  y  kretv  tivq  od  wszech  zlosczy  y 
meis  et  universis  malis ,  et  fac  od  ivszykych  (sie)  szhsczy  moych 
me  Tuis  semper  inhaerere  man-  (sie),  a  uezyn  m0  zawszky  (für 
datis  et  a  Tenunquam  separari  zawszgy)  twemu  posluszenu  (für 
permittas.  poslusznu)  przyhazanv  (bei  Mac. 

przykazMv)  y  od  czebye  nygdy 
na  iveky  bycz  odl0czonu  prze- 
pusezy. 

Diese  Probe  zeigt  auch,  dass  die  polnische  Uebersetzung 
nicht  frei  ist  von  Ungenauigkeiten;  zlosc  bedeutet  hier  iniquitas 
und  malum ;  stellenweise  kommen  auch  Missverständnisse  vor, 
wie  Lemb.  45  v.  yesz  przyyqnczc,  wo  jez  auf  cialo  sich  beziehen 
muss,  przyjqcie  aber  überflüssig  ist;  die  meiste  Schwierigkeit  be- 
reitete den  Uebersetzern  und  Abschreibern  die  folgende  Stelle: 
intra  quorum  (Sanctorum)  nos  consortium,  non  aestirnator  meriti, 
sed  veniae  quaesumus  largitor,  admitte;  die  wörtlichste  Ueber- 
setzung hat  der  Lemb.  Text:  w  gychsze  nas  towarziszstwo,  nye 
donymaez  (domnymaez?)  zaslugi,    ah   odpuszczenya  proszimi   roz- 


—     125     — 

daivaza  (für  rozdawcza,  d.  h.  rozdawca),  pridpusegy;  Warsch.  I 
hat:  w  gyclize  nas  thoivarzysthwo  nye  domnymayqnczy  shizenija, 
ale  odpnszczenya  proszymy  rosdawcza,  przypuszczy,  in  Warsch.  II 
ist  die  Stelle  ganz  entstellt.  —  Der  ziemlich  correcte  Text  lässt 
sich  mit  Hilfe  der  lateinischen  Gebete  leicht  richtig  stellen, 
so  ist  fol.  8  wol  zu  lesen:  gycliszc  zaslnszenym  y  tesz  proszbami 
usziczy,  äby  we  wszelkycli  (in  omnibus)  zaszczyczenya  twego 
usczyczeny  (d.  h.  uszczyceni)  bychom  byli  pomoczq,  protecüonis 
Tuae  muniamur  auxilio.  Der  Lemberger  Text  zeigt  Glossen  im 
Texte  (Warschau  I  hat  auch  Glossen,  über  und  unter  dem 
Text).  Die  Glossen  des  Lemberger  Textes  hat  Maciejowski  in 
Klammern  gesetzt,  stellenweise  fehlen  die  Klammern,  woraus 
eben  zu  vermuthen,  dass  sich  in  der  Handschrift  selbst  in  den 
polnischen  Gebeten  Glossen  befinden:  falebney  (albo  slaivrjnry); 
stworzeni  albo  nczyneny  szmemi  rzecz  albo  mowycz  formati  audemus 
dicere  (fol.  39);  hin  und  wieder  fehlt  das  verbindende  albo: 
naboszny  pokomy  (fol.  33),  obyatfi  nepolcalanfi  nysmazanfi  (fol.  30  v.), 
Die  folgenden  Worte:  albo  ktorzysz  tobye  obyatuya  t0  obyatfi  hat 
Maciejowski  unnöthig  eingeklammert,  sie  sind  nicht  eine  Glosse 
zu:  za  ktoresz  tobye  obatnyemi,  sondern  Uebersetzung  der  Worte: 
vel  qui  Tibi  offerunt  hoc  sacrificium.  Unter  den  Glossen  ver- 
dient wegen  der  Zusammenstellung  und  Uebersetzung  des  latei- 
nischen Wortes  angeführt  zu  werden :  miszJcane  (micszkanie)  nasze 
albo  czasy  diesque  nostros.  —  Den  eigenartigen  Charakter  der 
Uebersetzung  zeigt  die  folgende  Probe  (Lemb.  fol.  4) :  Napyrzwey 
yeesz  my  tobye  obyetuyemy  (imprimis  quae  tibi  offerimus)  za  po- 
spolstivo  tivych  ivyernych  krzescyyanoiv  (pro  ecclesia  Tua  sancta 
catholica),  yesz  pospolstwo  (quam  ecclesiam)  upokoyez.  ostrzeedz, 
zyednacz  y  spraivyacz  raczysz  tvszym  okrflgcm  (toto  orbe  terrarum) 
pospolu  sshig0  tivym  papyrzem  naszym  y  z  yarczybiskupem  naszym 
y  wszystkym  tvernym  prawym  (sie)  ytcsz  krzesczyianskey  wya/rjt 
slugami.  Ecclesia  ist  an  einer  anderen  Stelle  durch  ccrekieiu 
übersetzt  (Lemb.  fol.  44). 

2.  Wigilie  za  amarlc  ludzie.  Ein  Büchlein  unter  dem 
angegebenen  Titel  auf  Papier  in  Octavformat,  geschrieben  um 
1520,  welches  in  der  Bibliothek  der  Grafen  Krasinski  in  Warschau 
aufbewahrt  wird,  enthält  Psalmen  und  Gebete,  wie  sie  nach  dem 
römischen    Brevier    für    Todte    gesprochen    werden,    es    ist    ein 


—     126     — 

officium  defunctorum  in  polnischer  Sprache.  Die  Gebete  siehe 
in  Arch.  f.  slav.  Phil.  TU,  291  ff.,  wo  auch  eine  genauere  Nach- 
richt von  der  Handschrift  und  der  Sprache  der  darin  enthaltenen 
Gebete  sich  findet  (vgl.  IV,  5). 

3.  Ksiqzeczka  dla  bractwa  sw.  Franciszka.  Macie- 
jowski  theilt  in  Dod.  S.  77  Auszüge  aus  einer  altpolnischen 
Komiker  Papierhandschrift  mit,  die  er  als  die  älteste  polnische 
Handschrift  bezeichnet,  welche  die  Gräflich  Dzialynski'sche  Biblio- 
thek besitze  (najstarszy  rckopis  polski,  jaki  biblioteka  Komicka 
posiada).  Das  Büchlein  ist  richtig  benannt:  „Podrecma  ksiazka 
dla  bractwa  sw.  Franciszka",  aber  die  Zeitbestimmung :  „prged 
r.  1422"  mit  der  dabei  eingeklammerten  Jahreszahl  1515  giebt 
zu  Bedenken  Anlass ;  die  Einfügung  der  aus  dieser  Handschrift 
mitgetheilten  Auszüge  in  die  Zeit  vor  1422  könnte  zu  der  irrigen 
Meinung  führen,  als  sei  der  Text  wirklich  so  alt,  und  eine  Stelle 
in  der  Einleitung  könnte  so  verstanden  werden,  als  seien  die 
mitgetheilten  Auszüge  Sprachproben  aus  dem  Ende  des 
XIV.  Jahrhunderts.  Maciejowski  sagt  nämlich,  die  Hand- 
schrift sei  von  zwei  Händen  geschrieben :  die  zweite  habe 
nach  1422  geschrieben,  doch  vor  1515,  die  erste  aber  vor  1422 
(ze  pismo  rclri  drugq  skreslone  najwczesniej  r.  1422  a  najpozn'nj 
r.  1515,  i  ze  pismo  rehi  pierivszej  przed  r.  1422  lub  w  km'icu  XIV 
niezaivodnie  poivstalo  wieku,  na  co  wskazuje  paleografia  tcmu  lub 
XV  tvickoivi  wlasciwa).  Nach  der  Versicherung  des  Herrn  Dr.  Celi- 
chowski  in  Kornik  aber  ist  die  ganze  Handschrift  von  einer  Hand 
geschrieben;  der  Schreiber,  der  gegen  1523  schrieb,  mochte 
minder  wichtige  Sachen  in  kleiner  Kursivschrift,  wichtigere  da- 
gegen sorgfältiger  schreiben,  mit  nachgeahmter  gothischer  Schrift 
des  XV.  Jahrhunderts.  "Was  nun  die  Jahreszahlen  anbetrifft, 
nach  welchen  Maciejowski  die  Handschrift  datirte,  so  beziehen 
sich  diese  auf  citirte  Documcnte  und  können  nur  in  bedingter 
Weise  die  Entstehungszeit  der  Handschrift  bestimmen  helfen; 
was  die  wichtigste  Jahreszahl  1422  anbetrifft,  so  steht  an  der  be- 
treffenden Stelle  1522.  Das  Zeichen  für  5  sieht  nämlich  etwa  einer 
geneigten  7  ähnlich,  Maciejowski  las  es  s*.,  d.  h.  4,  obgleich  er 
aus  einem  zwischen  dem  Blatte  3  und  4  eingeklebten  Zettel  die 
richtigen  Zahlenwerthe  hätte  ersehen  können,  wo  mit  Numeri - 
rung  steht:   1522.    Im  Texte  werden  dann  angeführt  Bullen  selbst 


—     127     — 

des  Papstes  Alexander  VI.  (f  1503)  und  Leo  (1513  —  1521),  das 
stimmt  zu  der  Datirung  1522  und  nicht  1422.  Auf  dem  Ein- 
bände befindet  sich  in  Golddruck  die  Jahreszahl  1523.  Somit 
muss  die  Handschrift  zwischen  1513  und  1523  entstanden  sein. 
Das  Büchlein  enthält  Vorschriften  für  die  Anhänger  des 
Franciscaner-Ordens,  die  sich  auf  ihr  Verhalten  bei  der  Andacht 
und  im  Leben  beziehen.  Maciejowski  war  so  glücklich,  in  Kornik 
noch  ein  anderes  Buch  ähnlichen  Inhalts  zu  finden,  wie  es  scheint 
aus  dem  XVI.  Jahrhundert,  welches  er  in  einer  ungenügenden 
Weise  beschreibt,  so  dass  nichts  genaues  darüber  gesagt  werden 
kann.  Von  den  Vorschriften  des  im  Titel  genannten  Buches 
sind  zwei  interessant,  die  hier  folgen  mögen:  Bracya  i  syostri  tego 
Bracztva  maiq  myecz  odzy&nye  pokorne,  nye  d/rogye,  nye  byale  any 
czarne,  die  szare  .  .  .  Plascze  i  kozuclii  maiq  myecz  nye  marsczone, 
nye  otworziste,  ale  zavarte;  takyes  i  suknye  i  rqkyvi  (sie)  podlug 
ueztivosci.  Syostri  tesz  suknye  i  plascze  maiq  myecz  proste.  A  na 
suknyei  kitliczq  kromye  zbyeranya  (ohne  Falten)  Inyanq  albo 
conopnq,  byalq  albo  czarna,,  przez  wsiikyei  dvornosci  podlug  obiezaia 
zemyc  a  z  dopuszczenya  i  sfolgowanya  ministrow.  A  myeszhi  i 
taszki  maiq  myecz  skorzane.  Die  deutschen  Lehnwörter  zeigen, 
dass  die  Tracht,  auch  die  Taschen,  nach  deutscher  Sitte  war.  — 
Bemerkenswerth  ist  eine  andere  Vorschrift:  Ma  gim  biez  moczno 
sapovyedzan  vselki  przistqmp  na  neucztiwe  godd  l  ginsse  prozne 
zgromadzenie.  Nye  maiq  tesz  nycz  davaez  kuglarzom  i  rilam.  Any 
gich  czelyadz  tego  ma  tesz  dzyalaez.  Das  Wort  kuglarz  ist  aus 
dem  deutschen  Gukeler  (Gaukler)  entlehnt  und  geht  auf  das 
mittellateinische  ioculator,  französische  Jongleur  zurück;  was 
wila  anbetrifft,  so  ist  zu  bemerken,  dass  es  auch  in  der  anderen 
Komiker  Handschrift  an  derselben  Stelle  vorkommt :  ,>Nye  maya 
tess  nycz  davaez  kvglarzom  albo  tess  gynssym  vylam,  any  tess  maya 
przepusczycz,  aby  Ido  z  gych  czeladzy  czo  gym  etaval".  Da  es  hier 
heisst:  kuglarzom  albo  tez  mszym  /rilam,  so  scheint  wila  etwas 
allgemeineres,  kuglarz  etwas  spezielleres  zu  bedeuten.  Dass 
das  Wort  in  Parkosz"s  Orthographie  vorkommt,  beweist,  dass  es 
in  Polen  allgemein  bekannt  war.  In  Linde' s  Wörterbuch  ist 
aus  den  Beispielen  zu  entnehmen,  dass  es  soviel  als  Narr  be- 
deutete, insbesondere  kommt  es  in  dieser  Bedeutung  in  dem 
polnischen  Aesop  vor. 


—     12Ö     — 

4.  In  diesem  Abschnitt  mag  auch  die  Instruction  über  die 
Beichte  erwähnt  werden.  Sie  findet  sich  in  einem  Codex  der 
Capitel-Bibliothek  in  Krakau.  Nr.  123,  betitelt  Theologia  moralis, 
aus  dem  Jahre  1428  (bei  Polkowski,  Katalog  rekopisöw  kapi- 
tulnych  etc.  1884,  S.  90);  ferner  in  einer  Handschrift  der  Jagel- 
lonischen  Bibliothek  Nr.  2503,  ebenfalls  vom  Jahre  1428  (bei 
Wislocki,  Katalog  S.  597) ;  in  einem  Lemberger  Codex  Nr.  43,  mit- 
getheilt  von  Kaluzniacki,  Kleinere  altpolnische  Texte,  Sitzungsber. 
der  phil.-hist.  Cl.  der  Wiener  Akad.  Band  101,  S.  18,  nota  2,  und 
anderwärts.  Die  Formel  ist  in  der  Krakauer  Jagelionischen  und  in 
der  Komiker  Handschrift  gleichlautend:  Prosta,  pokorna  spowiedz 
ma  byc  czysta  i  wiema,  czcsta,  odkryta,  roztropna  i  döbrowolma, 
sromiezlhva ,  cala,  tajcmna,  rychla,  placzqca,  mocna,  posluszna  i 
tez  zasiq  zalujqca.  In  dem  Komiker  Text  steht  überall:  prostq, 
pokornq  etc.  In  der  Krakauer  Capitel  -  Handschrift  hat  der 
Schreiber  am  Rande  notirt  (nach  der  Mittheilung  Polkowski's): 
festina  richla  dobroivolna ,  amara  gorzka,  premeditata  rozmislona, 
discreta  roztropna,  humilis  pokorna,  verecunda  sromesliwa,  propria 
ivloszeza  (wol  wloszna,  d.  h.  ivlosnal),  vera  werna,  nuda  odhritha, 
integra  czala,  indivisa  ncrozdzelona,  obediens  poslusna. 

VII.    Legenden  in  Prosa. 

Es  sind  deren  bis  jetzt  wenige  bekannt:  1.  eine  Leidens- 
geschichte Christi,  angeblich  von  Nicolaus  von  Blonie(Maciejowski, 
T)od.M)1)\  2. Legende  von  der  heiligen  Maria  (T)od.  106);  3.  Lebens- 
beschreibung des  heiligen  Amandus;  4.  Geschichte  vom  Papste 
Urban;  5.  Leben  des  heiligen  Blasius.  Vieles  mag  noch  im 
Verborgenen  liegen,  wie  denn  z.  B.  eine  handschriftliche  Legende 
von  der  heiligen  Thekla  aus  dem  XV.  Jahrhundert  sich  im 
Privatbesitz  befindet. 

1.  Lelewel,  Ksiqg  bibliograficznycli  dwoje  II,  90,  nota,  erzählt, 
dass  im  Nachlasse  des  Referendar  Val.  Chl^dowski  sich  reich- 
haltige Excerpte  befunden  haben  aus  einem  Manuscript  mit  dem 
Titel:  Nicolai  de  Blonic  Sacramentale,  welches  Johann  von  Plock, 
Sohn  des  Nicolaus,  abgeschrieben  hat  im  Jahre  1451.  In  jener 
Handschrift  des  Nicolaus  von  Blonic  befand  sich  auch  ein  pol- 
nischer Text,  dessen  Umfang  und  Beschaffenheit  leider  nicht 
angegeben   wird.     Der  Text   in   Maciejowski's  Dodatelc   ist    ohne 


—     129     — 

Anfang  und  Ende  und  ist  ein  zwei  Seiten  langes  Bruchstück 
der  Erzählung  von  der  Nacht  auf  dem  Oelberge,  in  welcher 
Christus  gefangen  genommen  wurde.  Das  kleine  Bruchstück  der 
polnischen  Sprache  aus  dem  Jahre  1451  ist  bemerkenswerth  genug 
wegen  der  Participia  szebraw,  szediv,  szmow ,  padtv,  westch(n)0w, 
roszkrzyzowaw,  przychylyw,  omdlaw;  wegen  der  Form  w  tJiobyeszm 
ymal  nadzey0;  wegen  des  Wortes  spiac  oder  spiac  für  spieivac: 
ii  spyal  ty  wszsthky  (sie)  psalmy  ....  tego  psalmu  spyal  na  poly\ 
wegen  des  Wortes  przemetgae,  welches  Maciejowski  mit  slabniec 
erklärt;  wegen  des  Wortes  hropya  und  anderer;  w  dom0 ,  gem0 
für  w  domu,  jemu  sind  nicht  auffallend,  aber  auffallend  sind 
wsznoszl  swogy  sw0czy  oczy  und  roszkrzyzowaw  swogy  sw0czy  r0cze, 
beide  Male  swieci,  während  die  Dualform  swiecie  sein  müsste, 
indess  wird  das  nur  ein  Schreibfehler  sein  für  sw0thy,  d.  h.  switty. 
2.  Maciejowski  fand  in  der  Bibliothek  in  Sieniawa  ein,  wie 
es  scheint,  kleines  Manuscript,  welches  er  als  Copie  eines  aus 
dem  XV.  Jahrhundert  stammenden  Originals  ansah  und  welches 
er  betitelt  Szczegöly  o  zyciu  najswidszej  panny,  sivi^tej  Anny 
i  Joachima;  dass  der  Text  nur  eine  Copie  einer  viel  älteren 
Vorlage  war,  ist  wol  anzunehmen  wegen  der  vielen  Fehler,  wenn 
diese  nicht  erst  beim  Copiren  entstanden  sind  oder  im  Satz  sich 
eingeschlichen  haben;  ob  aber  dieses  Original  so  sehr  alt  war, 
ist  nicht  ohne  weiteres  zuzugeben.  An  sich  wäre  es  nichts 
Auffallendes.  Unser  Bruchstück  erzählt  von  der  unbefleckten 
Empfängniss  Mariae  im  Leibe  ihrer  Mutter  Anna,  wo  sie  schon 
durch  den  heiligen  Geist  gereinigt  und  geheiligt  wäre ;  eine  solche 
Lehrmeinung  ist  in  der  Kirche  alt.  Schon  1140  feierten  ein 
solches  Fest  in  Lyon  die  Canonici  und  ungeachtet  der  Ab- 
mahnung des  heiligen  Bernhard  wurde  das  Fest  der  unbefleckten 
Empfängniss  Mariae  durch  die  Franciscanerklöster  weiter  ver- 
breitet und  Vorliebe  bei  dem  Volke  dafür  geweckt.  Thomas  von 
Aquino  und  nach  ihm  der  ganze  Dominikanerorden  griff  aber 
die  zu  Grunde  liegende  dogmatische  Lehrmeinung  an,  wodurch 
in  der  Folge  stürmische  Bewegungen  und  das  Einschreiten  der 
Päpste  veranlasst  wurde.  Wir  haben  es  wahrscheinlich  mit 
einem  Büchlein  zu  thun,  welches  von  einem  Franciskanermönch 
für  die  Laien  geschrieben  und  in  das  Polnische  übertragen  wurde; 
—  aber  die  Sprache  ist  nicht  so  sehr  alterthümlich,  dass  sie  nicht 

Nehring,  AJtpoln.  Sprachdenkmäler.  W  9 


—     1 30 

auch  erst  aus  dem  XVI.  Jahrhundert  sein  könnte.  Jedenfalls 
ist  die  Erzählung  auch  sprachlich  von  Interesse,  selbst  abgesehen 
von  dem  verderbten  Zustande,  in  dem  sie  uns  überliefert  ist. 

3.  Herr  Canonicus  Polkowski  in  Krakau  erwarb  ein  Manu- 
script  auf  Papier,  welches  das  Leben  des  bekannten  Mystikers 
Pater  Amandus  (Heinrich  Suso)  von  dem  Dominikanerorden, 
seine  ascetische  Lebensweise,  seine  Entzückungen,  Visionen, 
Revelationen,  aus  dem  Lateinischen  ins  Polnische  übertragen, 
enthält.  Heinrich  Berger,  geb.  c.  1300,  in  Köln  vorgebildet,  war 
Mönch  und  zuletzt  Abt  des  Dominikanerklosters  in  Ulm ,  wo  er 
den  Namen  Amandus  annahm,  Suso  wird  er  nach  seiner  Mutter 
genannt,  die  aus  dem  Geschlechte  der  Seuss  war;  er  war  einer 
der  bedeutendsten  Mystiker  des  XIV.  Jahrhunderts;  starb  1365. 
Ein  Zeitgenosse  und  Confrater  Suso's,  Felix  Fabry,  oder  Faber, 
schrieb  nach  einer  Autobiographie  desselben  in  schwäbischer 
Mundart  (w  yego  thayemnych  obyaivyenyach)  und  auch  wol  nach 
Aufzeichnungen  einer  geistlichen  Schwester,  eine  lateinische 
Biographie  des  gefeierten  Mystikers:  sloszywszy  wszystky  xkqszky 
zywota  yego  y  naug  wespolek  czudnye  sloszyl  laczynskq  moivq, 
heisst  es  in  der  polnischen  Uebersetzung.  Diese  Uebersetzung 
soll  nach  der  Ansicht  Polkowski's  im  XV.  Jahrhundert  angefertigt 
und  im  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  abgeschrieben  worden 
sein.  Einen  Theil  dieser  Abschrift,  welche  Herr  Polkowski  im 
Posenschen  entdeckt  hat,  veröffentlichte  er  mit  einer  ausführlichen 
Beschreibung  der  Handschrift  und  der  Orthographie  des  pol- 
nischen Textes  unter  dem  Titel  Dawny  Zabytek  jczyka  polskiego 
iv  zyivocie  Ojca  Amandusa,  opisal  ks.  Ignacy  Polkowski,  Gniezno 
1875;  später  gab  er  den  ganzen  Text  heraus  mit  einer  Ein- 
leitung in  Spraivozdania  komisyi  jezykowej  etc.  Band  III,  S.  198  ff., 
auch  in  einem  Separatabdruck  1884.  —  Bei  der  ersten  theil- 
weisen  Publication  wusste  der  Herausgeber  nicht,  dass  Pater 
Amandus  der  Mystiker  Heinrich  Suso  sei ,  so  war  ihm  auch  die 
Kenntniss  der  Werke  Susos  und  die  darauf  bezügliche  Litteratur 
entgangen.  In  der  Einleitung  zu  der  Veröffentlichung  des  ganzen 
Textes  wird  zu  zeigen  gesucht,  dass  die  polnische  Uebersetzung, 
ein  Ersatz  für  die  verloren  gegangene  lateinische  Biographie 
von  Faber  (sie  war  dem  ersten  Herausgeber  der  Schriften  Suso's, 
Anton  Sorgen  in  Augsburg  1482  nicht  bekannt),   weder  mit  der 


—     131     — 

deutschon  Autobiographie  (od.  Dicpenbrock,  Suso's  Leben  und 
Schriften,  Augsburg  1854)  noch  auch  der  älteren  bekannten 
lateinischen  Uebersetzung  (Henrici  Susonis  Opera,  ed.  Surius, 
Köln  1555  und  1588)  ganz  übereinstimmt;  dass  die  polnische 
Uebersetzung  stellenweise  mehr  und  zwar  Wichtiges  bietet,  als 
die  anderen  Texte;  und  dass  sie  im  XV.  Jahrhundert  angefertigt 
sein  mag;  die  Abschrift  soll  aus  dem  Anfang  des  XVI.  Jahr- 
hunderts sein,  das  Papier  habe  Wasserzeichen,  wie  sie  zwischen 
1490  bis  1550  üblich  waren. 

Zu  diesen  Ausführungen  sei  Folgendes  bemerkt.  Zunächst 
macht  die  Schrift  der  Facsimiles,  welche  beiden  Publicationen 
beigegeben  sind,  nicht  den  Eindruck  einer  sehr  alten  Schrift, 
sie  ist  sicher  erst  aus  der  Zeit  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts. Sodann  mag  auf  eine  gewisse  Nachlässigkeit  und 
Incorrectheit  der  Sprache,  bei  grosser  Geübtheit  der  Schrift,  auf- 
merksam gemacht  werden;  nicht  selten  kommen  Fehler  vor,  wie 
wsgadl  für  ivsglad  (d.  h.  ivzglqd),  hes  für  tei,  bezosezy  für  baeznosezi, 
poszynayq  przyrodzenya  für  poszynayq,  ostrzy  zywot  für  ostry  zyivot, 
przeczywyqsze  pokusqm  für  przeczywyay  sze,  tv  osöblywym  smetho  für 
iv  osöblywym  smetkv  (smethu),  namylossza  slothhosez  für  namylsza  oder 
namyleysza  slothhosez,  nycadlem  alyes  zaszlo  slonye  für  nyeyadlem 
(dys  (aliz  donec)  zaszlo  sloneze,  omawyana  für  omawyano,  hu 
lygoanyv  für  hu  lyganyv  (?)  u.  s.  w.  Es  ist  kaum  anzunehmen,  dass 
der  Herausgeber  unrichtig  gelesen  hat,  denn  die  Schrift  ist 
deutlich.  Auch  in  dem  Facsimile  zu  Dawny  Zabyteh  1875  kommen 
Fehler  vor,  z.  B.  vmyls  für  umysl,  maluhye  proshy  für  maluthije 
proszhi;  an  einer  Stelle  hat  sich  der  Schreiber  verbessert,  in 
powsali,  was  er  durch  ein  überschriebenes  t  in  powsiqth  corrigirte; 
auch  sonst  ist  das  Facsimile  an  einer  Stelle  nicht  recht  ver- 
ständlich. Es  fehlt  auch  nicht  an  incorrecten  Wortformen:  wenn 
man  z.  B.  einmal  czczycz  (czeie),  ein  anderes  Mal  eztaez  (eztae) 
und  an  dritter  Stelle  czezono  (czeiono)  liest,  so  ist  nur  die  letzte 
Form  richtig,  part.  praet.  pass.  zu  dem  jetzt  ausser  Gebrauch 
gekommenen  praesens  czte  ich  lese;  der  Infinitiv  ist  czyse,  nicht 
czeie,  dieses  ist  falsch  nach  czeiony  gebildet,  eztae  scheint 
wiederum  aus  cztr,  gebildet  zu  sein. 

Andererseits  ist  anzuerkennen,  dass  in  der  polnischen  Be- 
arbeitung   des    Lebens    von    Suso    sich    manches    findet,    was 

9* 


—     132     — 

sprachlich  eigenthümlich  ist.  So  finden  sich  solche  Wörter,  wie 
nam,  czytam,  Irfamliwie  geschrieben  na,  sq,  czytq,  lüqlhvie.  Da 
dies  ziemlich  häufig  sich  findet,  so  ist  sicher,  dass  der  Schreiber 
nicht  Fehler  damit  machte,  sondern  dass  er  einen  nasalen  Klang 
mit  diesen  Wörtern  verband.  Ebenso  ist  zu  vermuthen,  dass  er 
das  Wort  lencuch  so  schrieb,  wie  er  es  gelernt  hatte,  für  das 
heutige  lancuch,  aus  dem  deutschen  Lehnzug  entlehnt.  Weil 
czecz,  lubocz,  bolecz  und  ähnl.  für  czesc,  lubosc,  bolesc  etc.  häufig 
vorkommen,  so  ist  wahrcheinlich,  dass  er  solche  Worte  czec,  lnboc, 
bolec  sprach. 

Die  Ausgabe  und  die  Erklärung  giebt  zu  vielen  Bedenken 
und  Ausstellungen  Anlass :  auf  das  Unzusammenhängende  und 
auf  die  Wiederholungen  der  Erzählung  ist  nicht  aufmerksam  ge- 
macht worden,  eine  Yergleichung  mit  den  in  der  Vorrede  S.  3  er- 
wähnten, dem  Herausgeber  wol  bekannten  lateinischen  Fassungen 
der  Lebensbeschreibung  Suso's,  so  weit  sie  gedruckt  sind,  hätte 
dies  ermöglicht;  die  sehr  vielen  sinnstörenden  Fehler  des  Textes 
sind  als  solche  nicht  bezeichnet;  die  Zuverlässigkeit  des  mitge- 
theilten  Textes  ist  nicht  ganz  zweifellos1);  unverständliche  Worte 
sind  nicht  erklärt,  denn  das  angefügte  Lexicon  entspricht  den 
Erwartungen  und  Anforderungen  nicht,  so  hätte  z.  B.  zu  der 
Stelle:  yechal  do  chech  (im  Facsimile  zu  cap.  49)  aus  den  latei- 
nischen Texten  eine  Erklärung  gegeben  werden  sollen;  naici, 
ein  Empfindungswort  f.  108,  wird  durch  znajdziesz  erklärt,  lubeh 
findet    keine    Erklärung:    u.  a.  m.   —   Der  Herausgeber    hat   bei 


')  Wenn  man  die  gleichen  Pai-tien  des  Textes  in  Dawny  Zabytek  1875 
und  in  den  Sprawozdania  III  von  1884  vergleicht,  so  zeigen  sich  sehr  häufig 
Unterschiede,  die  sich  nicht  immer  blos  auf  die  Orthographie  beziehen  und 
die  Laut-  oder  Wortform  unberührt  lassen  (wie  y  oder  j,  l  oder  l,  u  oder  r). 
Von  den  30  bis  40  Abweichungen  in  dem  ersten  Capitel  mögen  wichtigere 
hervorgehoben  werden ,  wobei  die  erste  der  verglichenen  Formen  und  Les- 
arten aus  Dawmj  Zabytek  1875,  die  zweite  aus  Sp-awozd.  III  von  1884  ge- 
nommen ist:  tko  ymye  amandus:  the  yvtye  am.;  krzeszczyanskye :  kreszczyanska ; 
nyeslonliyey :  mjedynycye;  tvyelye  . . .  zywoifw:  zywotha;  samknyono:  samknyone; 
oczekavatw:  oczekovano;  nyerath  szye  htdzam  opyavyal:  oprrijal;  napyeru-ye: 
vutpyerwe;  nvystrzeioy :  mystrzoiyy  (zwei  Mal);  nadewszyckiemy  klasztory:  na 
devsczickymy  klusUmny;  jwzeczcyl:  przetczyl  (las  durch);  poczzclui  y  rozpomo- 
szenyem:  wsjiomoszenym.  Nicht  immer  scheint  die  bessere,  authentische  Les- 
art im  Text  von  1884  sich  zu  finden. 


—     133     — 

einigen  Partien  in  Daumy  Zabytek  1875  auch  eine  Transscription 
im  modernen  Polnisch  gegeben.  Dabei  ist  der  engste  Anschluss 
an  die  Eigenthümlichkeiten  des  Originals  erforderlich:  wenn  es 
im  Original  heisst:  J  szeby  pewnye  y  lepye  hylo,  so  ist  die  Trans- 
scription pcwnifj  i  lepiej  willkürlich;  sa  the  yme  dal  mu  Amandus 
soll  wol  heissen  sam  tho  imie  dal  mu  A. 

4.  Die  Geschichte  vom  Papst  Urban,  wie  sie  Maciejowski 
Dod.  120  mittheilt,  ist  sehr  kurz,  weil  das  Manuscript,  angeblich 
von  1468,  beschädigt  sein  soll;  was  Maciejowski  darüber  erzählt, 
ist  nicht  recht  verständlich.  Der  Text  selbst  enthält  offenbar 
nur  einen  Theil  einer  Erzählung  vom  Tode  des  sündhaften  Papstes 
Gregor,  dem  ein  Priester  am  Sterbebette  gesagt  hatte,  er  könne 
Gottes  Gnade  durch  sein,  des  Priesters,  Gebet  erlangen.  Das  Ge- 
bet fehlt.  Der  Text  ist  vielfach  verdorben:  für potepyn  ist  zu  lesen 
potcpyon  (d.li.  pot<ipion),  weiter  steht  potepyen  für  potepyon;  bedzys 
ist  ein  Fehler  für  brdzycsz;  für  poMeknan  solle  wol  stehen  poklek- 
nau,  d.  h.  pokleknqw,  ungewöhnlich  klingt  im  Anfang  ivmnozyl:  ysz 
sye  byl  ivmnozyl  w  grzech  cyelesny,  später  im  Druck  unorzyl.  Kein 
Fehler  ist  boze  gegen  das  Ende :  mam  nadzyeye  iv  mylym  boze.  — 
Herr  Kryiiski  hat  denselben  Text  ganz,  in  seinen  drei  Theilen, 
mit  Gebeten  und  mit  der  Erscheinung  Gregor's  nach  dem  Tode, 
in  einem  der  wenigen  Exemplare  der  Agenda  Haller's  von 
1514  gefunden,  in  Prace  fdologiczne  I  sorgfältig  abgedruckt  und 
mit  einem  Commentar  versehen.  Auf  den  Text  und  auf  die 
Notiz  Maciejowski's,  der  schon  aus  Jocher's  Obraz  bibliograficzny 
III,  197  von  dem  Druck  1514  Kenntniss  hatte,  dass  nämlich 
nach  einer  Mittheilung  K.  Swidzinski's  diese  Powiesc  o  papiezu 
Urbanie  1514  bei  Haller  auch  als  besonderes  Büchlein  erschienen 
ist,  wird  zu  wenig  Rücksicht  genommen,  obgleich  die  beiden 
Texte  nicht  bloss  in  orthographischer  Beziehung  (der  Druck  von 
1514  kennt  nur  a),  sondern  auch  in  Bezug  auf  den  Text  aus- 
einandergehen. So  hat  gleich  im  Anfang  Maciejowski  baezaez 
(d.  h.  bacz(tp),  der  Druck  aber  vsznawayqcz;  Mac.  vezval  Jcsobye 
wsytky  byskupy,  im  Druck  ivsclrysztky  Cardinali,  Biskupi  etc.; 
Mac.  moy  myly,  im  Druck  mogy  namyleschy;  Mac.  gdysz  ya  they 
godziny  müsse  umrzecz  aboye  sye  ysz  dla  grzechow  moych  bedr  pote- 
pyn, im  Druck  gdisch  ya  yvsch  motu  thako  prathko  vmrzecz  ktorym 
grzech y  mogymy  czqszkymy  zaslazyl  ivyeczne  poUi/pyenye.     Auch  in 


—     134    — 

der  Orthographie  zeigt  es  sich,  dass  das  nicht  derselbe  Text  ist, 
indem  der  Druck  für  e  und  q  nur  einen  Buchstaben  kennt,  näm- 
lich q,  während  bei  Maciejowski  neben  q  auch  e  und  e  auftritt. 
In  der  Agende  von  1514  ist  nach  dem  polnischen  Text  das 
Nämliche  auch  in  deutscher  Sprache  gedruckt:  Es  ist  gewest  czu 
Rom  ein  Bobst  Urbanus  u.  s.  w.,  was  Herr  Kryriski  unter  dem 
polnischen  Text  ebenfalls  mitgetheilt  hat.  Der  polnische  Text 
stimmt  mit  dem  deutschen  im  allgemeinen  überein.  Die  gram- 
matischen Erklärungen  des  polnischen  Textes  sind  ausreichend, 
nicht  erklärt  ist  folgende  Stelle:  A  zadny  gycnm  natho  nycz 
nyeodpowyedzyal  yaczy  gyeden  sz  duehownych  etc. ;  wenigstens 
hätte  hier  die  Parallelstelle  aus  Maciejowski  angeführt  werden 
sollen:  a  zadny  mu  slova  na  to  nyeotpoivyedzyal  yeduo  ycden 
kaplan  etc.  Da  der  Text  von  1514  auch  sonst  voller  Fehler  ist, 
so  darf  auch  hier  ein  Fehler  (für  yako'i)  nicht  auffallen. 

5.  Fragment  zywotu  s.  Blazeja.  Das  so  benannte  Bruch- 
stück einer  altpolnischen  Legende  ist  von  einem  Schüler  des 
geistlichen  Seminars  in  Przemysl  gefunden  und  der  Bibliothek 
des  Ossolinski'schen  Instituts  geschenkt  worden;  es  waren  zwei  zu- 
sammengehörige, unten  abgeschnittene  Pergamentstreifen,  welche 
zusammen  ein  Blatt  ausmachten.  Bielowski  untersuchte  diese 
zwei  Pergamentstreifen  und  gelangte  zu  der  Ueberzeugung,  dass 
das  Blatt  zu  einem  polnischen  Legendenbuche  gehörte,  indem 
er  sich  auf  die  Meldung  Dlugoszs  X.  S.  161  beruft,  dass  unter 
anderem  schon  früh  Vitae  sanctorum  ins  Polnische  übersetzt 
worden  sind:  ,, Vitas  patrum,  sermones  et  passiones  de  Sanctis 
de  latino  in  polonicum  translatos"  .... 

Bielowski  gab  dieses  Fragment,  welches  er  auf  den  Anfang 
des  XV.  Jahrhunderts  schätzt,  mit  erklärenden  Noten  von  Malecki 
und  Wagilewicz  in  der  Zeitschrift  Bibliotcka  Ossolinskich  von 
1864  heraus,  er  selbst  schrieb  eine  Einleitung  über  die  altpol- 
nische Sprache  und  Litteratur. 

Das  Fragment  beginnt :  uzrzewszy  to  cy  yscy  loivcy  gely  (d.  h. 
jeü ,  heute  jechali)  od  nych  y  powyedzyely  swemu  starzeyszemu, 
genzc  prziczinyw  tvi0cey  panostwa  y  poslal  ye  hu  sivyfitema  blaszeyu, 
kasz0  swyfitego  blaszeya  przed  sy0  prziwyescz.  tey  istey  nocy  Cristus 
sw^temu  sye  Blaszeyu  pokazal  arzkficz  gcmu:  szyive  ofyeruy  ofyery 
mnye  etc. 


—     135     — 

Die  Orthographie  und  die  Sprache  sind  alterthümlich.  Das 
Zeichen  0  ist  hier  durchgehends  gebraucht,  wie  in  dem  ersten 
Theil  des  Florianer  Psalters ,  wol  auch  aus  einer  alten  Vorlage 
herübergenommen;  hier  sind  aber  die  weichen  Consonanten  schon 
überall  mit  y  bezeichnet,  während  in  Theil  I  des  Flor.  Psalters 
dies  nur  mehr  ausnahmsweise  geschieht.  Ferner  ist  im  Fragment 
der  Legende  vom  heiligen  Blasius  der  auf  älterem  Gebrauch  be- 
ruhende Unterschied  zwischen  mye,  czye,  szye  (d.  h.  mie,  cie,  sie) 
in  Verbindung  mit  dem  Verbum  und  my0,  czy0,  szy0  (d.  h.  mie^,  ciq, 
sie)  in  Verbindung  mit  einer  Praeposition  ebenso  durchgeführt,  wie 
im  Florianer  Psalter ;  sodann  findet  man  hier  czso  und  czsoz,  wie 
im  Florianer  Psalter ;  ferner  auch  Doppelbuchstaben  für  gedehnte 
Neigungsvocale :  poon  (pön),  zopomnyaal,  zaczynaal,  przikazaan 
(przykazäh),  daal,  saam,  10  serey  meem,  wobei  die  alte  Form 
iv  serey  beachtet  werden  mag,  ebenso  wie  die  Form  czyrzpyecz, 
d.  h.  cirzpiec,  welche  zwei  Mal  vorkommt.  —  Alt  sind  ferner  die 
Formen  do  cyemnyce,  slugam,  w  mich  bogoch,  przyiciedziony  („a  gdysz 
sz0  przywyedzony");  alt  sind  auch  die  Formen  kaz0  (d.  h.  wol 
kazä  part.  praes.  act.),  przyczyniw,  wslyszew  und  uslyszewszy, 
uirzew  und  uzrzewszy,  also  noch  mit  e.  Die  Form  arzJcqc  (für 
a  rzckqc)  hat  die  Coniunction  a  im  Anlaute.  Beachtenswerth  ist 
die  Form  jeli  für  jechali,  mit  dem  Stamm  ja,  infin.  jachac.  — 
Lexicalisch  sind  zu  notiren  folgende  Worte:  doskonac,  heute  do- 
Jconac,  (nie)  przestajac,  wofür  jetzt  przestawac  ebenso  gebraucht 
wird  wie  napaivac  für  napajac;  poivolic,  wofür  jetzt  pozwolic  nach 
zwolic;  ferner  mac  (geschrieben  maez)  für  matha  und  das  Adiectiv 
drbzny,  welches,  weil  nicht  verstanden,  durch  druzny  vertreten 
wurde:  bfidzcye  drusznego  syereza.  Dmzny  ist  nach  altsl.  dn>^ 
audax,  fortis  gebildet;  vgl.  zbaivyonym  mye  vczynyl  od  nyedar- 
znyenya  duchu  a  pusillanimitate  animi  in  Psalt.  von  Pul.;  aus 
dnzb  ist  später  abgeleitet  darski,  jetzt  dziarshi.  Druzny  im  Texte 
ist  von  dnih  Gefährte  abgeleitet.  Schliesslich  ist  zu  bemerken, 
dass  hier  auch  das  "Wort  ivila  (anscheinend  in  der  Bedeutung- 
Thor,  Narr)  vorkommt :  sivfity  hlaszey  gemu  rzc/cl:  ivylo  mnyemasz, 
by  twey  (für  twe)  m0ly  mogly  ody0cz  myloscz  boz0? 

6.  Hier  mag  noch  eine  Beschreibung  Jesu  in  altpolnischer 
Sprache  mitgetheilt  werden,  eine  polnische  Uebersetzung  eines 
erweiterten    Berichtes,    welchen    angeblich    Lentulus    aus  Asien 


—     136     — 

nach  Rom  schickte  und  welcher  nach  einer  Untersuchung  von 
Gabler  von  1819  aus  dem  XII.  Jahrhundert  stammen,  aber 
einzelne  Züge  aus  früheren  Schriftstellern  enthalten  soll.  Wir 
wissen  bekanntlich  weder  über  Christus  noch  auch  über  die 
ersten  Christen  etwas  Sicheres  von  Gleichzeitigen,  abgesehen 
von  den  heiligen  Büchern.  Wie  schlecht  die  gleichzeitigen 
Schriftsteller  unterrichtet  waren,  zeigt  Suetonius  im  Leben  des 
Claudius  XXI.,  besser  unterrichtet  war  Tacitus,  Annal.  XV,  44.  — 
Was  Bilder  Christi  anbetrifft,  so  sagt  Augustinus,  De  Trinitate, 
VII,  18:  Qua  fuerit  ille  facie,  nos  penitus  ignoramus,  ....  ob- 
gleich er  an  einer  anderen  Stelle  sagt:  Nam  et  ipsius  dominicae 
facies  carnis  innumerabilium  cogitationum  diversitate  variatur  et 
fingitur  (VIII,  4).  Und  in  der  That  sind  Bildnisse  Christi  schon 
in  früher  Zeit  entstanden,  wie  z.  B.  im  lararium  des  Kaisers 
Severus,  oder  alte  Traditionen  von  solchen  Bildnissen,  so  erzählt 
z.  B.  Eusebius  (IV.  Jahrhundert),  dass  Abgar,  ein  Fürst  von 
Edessa,  mit  Jesus  correspondirt  und  dass  ihm  dieser  im  Briefe 
sein  Bild  geschickt  haben  soll.  Jetzt  streiten  Rom  und  Genua, 
welche  Stadt  von  beiden  das  wahre  Abgar'sche  Bild  Christi  be- 
sitze. So  ist  ferner  die  Tradition  von  dem  Schweisstuche  der 
heiligen  Veronica ,  auf  dem  sich  das  Gesicht  Christi  abgedrückt 
haben  soll,  schon  eine  sehr  alte. 

Die  altpolnische  Uebersetzung  des  angeblichen  Berichtes 
des  Lentulus  befindet  sich  in  einer  Handschrift  der  Jagelionischen 
Bibliothek  in  Krakau  vom  Jahre  1417/18 l).  Sie  lautet;  Llen- 
tulus,  rodem  Rzymyanin,  pisarz  Pilatow,  Osweczonemu  scnatovi 
posdrovyenye.  NaschycJi  czasow  ivsczedl  yest  czloivyek  w  zemy 
zydoivshey,  w  myeszcze  w  Yeruzalem,  gemv  yman  Ihus  Xpus,  gen 
yest  rzeczon  ot  poganstva  proroh  praivdi.  Wzrostu  nye  wyelmi 
visoJcyego  a  zandncgo,  oblycze  mayanci  vyclebne,  ktorego  bi  szan 
nany  wzglandayancz  mogly  boyecz  a  boyancz  mylowacz.  Wlosi 
mayanci  yahobi  barva  lyeznego  orzecha,  dobrze  vzrzalego,  blyz  do 
vschv,  a  ot  vscJw  do  ramyon  yaJeo  varJcocze  vysayanczc  kandzerzave, 
a  nyehoko  (nyelcdkol)  zolte,  mayancz  przedzal  zrzod  glovl,  podlug 
obiczaya  Nazarenow.     Czolo  mayanczi  naswetlsche,  z  oblyczym  bez 

J)  Der  deutsche  Text  des  Berichtes  von  Lentulus  in  Hagenhach,  Kirchen- 
geschichte I,  57.  Die  Beschreibung  der  Krakauer  Handschrift  von  1417 — 1K 
s.  Wislocki  Katalog  S.  518. 


—     137     — 

wschego  ssniarschczenya ,  a  bez  wschey  zawadi,  yesth  (wol  yesch} 
d.  h.  jcz)  rumyonoszcz  vmyerna  przebyyala.  Nos  yego  y  vsta  bez 
wschey  ganibi,  brodan  mayanei  dostateeznan  a  dliigan,  yego  wlosom 
podobnan,  a  ivspod  rozdzelonan.  Vzrzenya  prostego  a  vaschnego, 
oezv  zoltv  a  czystv,  v  karanyv  yest  grozni  a  w  vpomynanyv  lagodni 
a  mylozczyvi,  vyczoli  alye  w  wyeszelyv  vaschnaszcz  (sie)  chovayanci. 
Nyedi  (sie)  placze,  alye  szan  nydi  nye  zmeye.  Vrostu  hstaltoivnego 
a  prostego,  rance  a  ramyona  yego  oczyma  nany  glandayaneima 
wschey  pelni  luboszcy.  W  mowye  vazni  a  rostropi  a  rzatky  y 
vmyerni.  A  przeto  rzekl  Dauid  o  nyem:  Nadobneyschi  w  postavye 
nad  sini  ludzskye.  To  czeze  szan  w  Itzangach  kroyh  (sie)  rzym- 
skych,  <i  pysano  iv  kzangach  szywota  Gristoivcgo. 

In  lautlicher  Beziehung  sind  bemerkenswerth :  ganba  (so  ist 
ganiba  zu  lesen),  iviesioly,  iviesiele,  rumionosc,  uirzaly  reif,  ivzrzenie 
Blick  (oder  uzrzenie?) ;  von  den  Stämmen  und  Wörtern  folgende: 
bojec  sie,  zwisac  (heute  ist  nur  zivisac  bekannt),  umiemy,  wspöd 
nach  unten  (heute  nur  wzgöre  und  ivznak  im  Gebrauch) ;  wzrost 
soll  Wuchs,  vrost  (wol  urost  zu  lesen)  Körperbildung,  vgl.  uroda. 
Von  den  Formen  sind  bemerkenswerth :  wszczedl  jest  (ist  erstan- 
den, aufgetreten),  es  ist,  ebenso  wie  wzszedl  und  ivcszczdla  im 
Florianer  Psalter  17,  10;  84,12;  96,12,  aus  wzszedl  entstanden, 
s.  Linde  wszczedl.  czeie  sie.  (czeze  szan)  ist  regelmässig  gebildet, 
der  infin.  ist  czysc  lesen.  Die  Genitivformen  wzrosta  und  obyczaja 
sind  nicht  auffallend,  nasivietlszy  ist  gebildet,  wie  prostszy  von 
prosty;  nadobniejszy  ist  ungewöhnlich,  wahrscheinlich  ein  Fehler 
für  nanadobniejszy. 

VIII.   Rechtsdenkmäler. 

1.  Das  Statut  vonWislica  (und  das  grosspolnische  Recht) 
in  polnischer  Sprache.  Das  Statut  von  Wislica  und  das  gross- 
polnischc  Recht l)  sind  ins  Polnische  zuerst  übersetzt  worden 
von   Swietoslaw  z  Wocieszyna   im   Jahre  1449;    die   Pergament- 


a)  Ueber  die  Entstehung  und  Geschichte  des  Statuts  von  Wislica  und 
des  grosspolnischen  Statuts  siehe  vornehmlich  Helcel,  Stcvrodawne  prawa  pol- 
skiego  pomniki  185G,  Vorrede,  und  R.  Hube,  Prawo  polslcic  XIV  wieku  (Usta- 
tvoduwstwa  Kazimirza  Widkiego)  Warschau  1881,  S.  27—98;  von  diesen  Ge- 
lehrten stammt  der  Ausdruck  Digesta  als  Bezeichnung  der  üblichen  Fassung 
und  Anordnung  der  Bestimmungen  des  Wislicer  Statuts;  „Krakauer -Gross- 
polnische Digesten"  (Hube)  bietet  der  Text  der  meisten  Handschriften.    Ueber 


—     138    — 

hand schritt,  ehemals  der  Bibliothek  von  Pulawy,  jetzt  der  Fürstl. 
Czartoryski'schen  Bibliothek  gehörig,  enthält  das  sog.  arbitrium 
Jaroslai  de  decimis ;  Vorreden  zu  dem  grosspolnischen  und 
Wislicer  Statut;  sodann  das  Statut  von  Wislica  mit  rechtsgiltigen 
grosspolnischen  Paragraphen  in  der  Fassung  und  Anordnung  der 
üblichen  zweiten  Digesta,  nnd  zwar  zunächst  in  abgekürzter, 
gedrängter  Fassung  (Summa),  sodann  (aber  nicht  ganz  in  der- 
selben Reihenfolge  der  Paragraphen)  in  extenso;  darauf  folgt 
das  grosspolnische  Statut,  mit  stellenweise  abgekürzten  Para- 
graphen und  Hinweisen  auf  die  Digesta,  in  welchen  sie  ent- 
halten sind.  Die  Inhaltsangaben  der  einzelnen  Gesetzesbestim- 
mungen sind  roth  geschrieben  (dieselben  in  dem  ganzen  Statut 
weichen  von  denjenigen  der  Summa  in  unwesentlichen  Punkten 
mitunter  ab) ;  von  dem  lateinischen  Text  der  einzelnen  Be- 
stimmungen sind  der  polnischen  Uebersetzung  die  Anfangsworte, 
mitunter  blos  das  Anfangswort,  vorangestellt.  In  derselben  Hand- 
schrift befindet  sich  auch  das  Statut  von  Masovien  (s.  unten).  — 
Dieses  Sprachdenkmal  ist  zuerst  von  Lelewel  herausgegeben 
worden  in  Ksirgi  tistaw  polskicli  i  masowiecläch,  Wilno  1824  in  Q. 
in  wenig  befriedigender  Weise x) ;  den  Text  hat  dann  Helcel  in 
seiner  Ausgabe  des  Statuts  (ßtarodawne  S.  1  ff.)  neben  dem  lateini- 
schen zu  beiderseitiger  Yergleichung  in  moderner  Transscription 
und  sinngemässer  Interpunction  mitgetheilt,  mit  Hervorhebung 
der  erweiternden  und  erläuternden  Zusätze  (Glossen)  in  der 
polnischen  Uebersetzung  durch  Cursivschrift;  zuletzt  ist  das  ganze 
Sprachdenkmal  (Arbitrium  Jaroslai,  Statut  von  Wislica  zwei  Mal, 
das  grosspolnische  Statut  und  ein  Statut  Wladyslaw's  1420)  in 
homographischem  Druck  herausgegeben  auf  Kosten  der  Gräflich 
Dzialyiiski'schen  Bibliothek  nach  der  oben  erwähnten  Czartoryski- 
schen  Handschrift,  mit  einer  sehr  kurzen  Vorrede  von  Dr.  Celi- 
chowski,  1877  in  kl.  fol. 


den    juristischen   Charakter   des    Statuts  von    Wislica    in    der   Uebersetzung 
Swictoslaw's   siehe  Hube  1.  1.  S.  65  und  66,  86,  92,  ferner  Helcel  Starodmvnc 

ccxLniff. 

')  Siehe  Malecki  Vorrede  zu  Biblia  kröloivej  Zofii,  cf.  Helcel  Starodavme 
XXII,  nota  3.  Da  mir  Lelewel's  Ksiqrja  nstaw  etc.  nicht  zugänglich  war,  so 
kann  ich  nur  aus  Helcel  urtheilen,  dass  Lelewel  nicht  überall  richtig  ge- 
lesen hat. 


—     139     — 

Nach  dem  Arbitrium  Jaroslai  folgt  in  der  Mitte  der  S.  3 
die  Einleitung  zum  Statut,  zunächst  (roth  überschrieben):  Pr&istamß 
kvpratcom  sweczskym  krolya  kazymyrowym  mycdzi  layki  alho  o  rseczi 
layczskye  wstawyonym,  sodann  (mit  schwarzer  Tinte,  bei  hinzu- 
gefügten Interpunctionszeichen  und  mit  richtiger  Trennung  der 
Wörter)  Przelozywszi  dvchownego  rzcczi  prawa,  geszs  podlug  Jako 
szat  laykow  dothiczq,  kako  myedzl  gymy  spolv  maya  bycz  dzirzanl 
(in  dem  Facsimile  nicht  deutlich:  dzivzamt),  xandz  Jaroslaw 
Arclblskup  Gneznenski  Jako  ivqnczszi  myedzl  duchown'tmy  Sz  kro- 
lem  kuzlmirem  chwalebnym  krolycm  polskym  Jako  z  glowa,  slyachti 
y  tuszego  laykowstva  zgodnye  a  vphallscze  (a  ufaliscic9.)  ycst  wstawyl, 
popysal  y  lystl  vczwlrdzyl,  Jvsch  prawa,  ycsz  przerzeczonl  krol  kazy- 
myrz  mycdzi  swymi  poddanymi  w  krolewstwye  polskem  y  w  zcmyach 
yemo  poddanich  vstavll  y  pod  wynaml  dzlrzecz  przikazal,  rzandnye 
szq  popyszana,  Gychze  zgriimadnl  (so  für  zgromadni  ?)  rozvm  [sum- 
marischer Inbegriff,  Inhalt]  krothkymi  a  dostatccznimy  tvschey 
rzcczi  slowl  po  polskv,  tylko  plrve  kasdego  ivstavyenya  lyvbo  prawa 
laczlnske  przeloziwschi  (vorangestellt)  sloivo ,  przc  sgodnoscz  z 
lacziunykl  y  prze  lacznyesze  praiv  thichto  myanotoani  (sie) ,  albu 
gdze  kthora  stoyy  popysana  vkazanye,  thv  stoy  popyszan;  poczanthek 
gych  a  przlstamp x)  k  nym  oszobnyc  spehm  wylozywschl,  thak  poczl- 
nayanez. 

Darauf  folgt  die  Vorrede  zu  dem  grosspolnischen  Statut, 
doch  erst  von  deren  Mitte,  mit  den  Worten  Kazymyrus  dei 
gracia  etc.  Kazymyrz  z  bozey  mylosezi  (bei  Helcel  45,  wo  die 
Stelle :  de  consilio  venerabilis  Patris  domini  Jaroslai  übersetzt 
ist,  wol  nach  der  Lesung  Lelewel's,  z  rady  czezonego  iv  Bodze 
oca  xledza  Jaroslawa,  während  die  Handschrift  deutlich  hat:  vezo- 
nego;  auch  hat  Helcel  richtig  tuiszego  gnlewu,  das  Facsimile  aber 
gityevol).  An  die  eine  Vorrede  reiht  sich  die  Vorrede  II  zum 
Statut  von  Wislica  an:  Non  debet  unter  folgenden  einführenden 
Worten :  Prologus  s.  introduetio  ad  instar  prologi  in  librum  iurium 
regis  Kazimiri  (darauf  polnisch  mit  schwarzer  Tinte)  pyrwc 
czczenye  albo  przywod  ko  xangham  praw  krolya  kazimyrza  na 
podobyenstwo  wgynschich  (so,  Helcel  46,  nota,  liest  ujluszych)  xank 
czczenya  gest  thakye  (bei  Helcel  4b' ,  wo  bei  jakokole  die  Inter- 


*)  Damit  scheinen  die  zwei  folgenden  Vorreden  gemeint  zu  sein. 


—     140     — 

punction  verbessert  werden  muss;  dieses  "Wort  gehört  offenbar 
zu  o  jeden  i  tenze  isty  uceynek;  ausserdem  weicht  Helcel  und 
Facsimile  an  drei  Stellen  ab:  Helcel  liest:  gdyz  hazdemu  z  meßow 
nie  dose  jest  uszczec  sie  moenosciq,  die  Stelle  lässt  sich  im  Facsi- 
mile so  lesen:  nie  dose  jest  usezee  für  ustrzedz1),  vgl.  einige  Zeilen 
weiter  rosezeghnoni  für  roztrzygniony ;  in  der  Fortsetzung  jener 
citirten  Stelle  heisst  es  weiter  bei  Helcel:  albo  hamasza  (Harnisch) 
byc  ubrany  cadnoseiq,  während  das  Facsimile  bietet :  vbranv,  was 
richtiger  zu  sein  scheint,  es  ist  nämlich  Praedicat  zu  hazdemu  und 
steht  in  dem  folgenden  Zusammenhange :  gdyz  hazdemu  z  mezoiv 
nie  dosyc  jest  ....  byc  ubranu  cudnosciq  hamasza;  ausserdem 
findet  man  bei  Helcel:  wszyscy  a  hazdzi  srßzie,  während  im  Facsi- 
mile steht:  wszystezi  a  haszdi  sqndze). 

Dann  folgen  die  Worte:  Casus  summarii  iurium  Kazymiri 
(und  polnisch  mit  Zinnober)  Przigodnich  rzeezi  zgromadne  ivypra- 
wyenyc  praw  (wohl  für  pravi  d.  h.  praivy  instr.  pl.)  hrolya  hazy- 
myrovimy  tliv  stogy  popysane,  poczqwszy  otJithqnth:  hthorq  mocz  ma 
myccz,  albo  yna  (so,  wol  für  yma  d.  h.  ima,  so  las  Lelewel  und  nach 
ihm  Helcel  1)  vstavyenye  nowe,  et  infra  tho  gest  y  dalyey;  zu  über- 
setzen etwa:  summarische  Ausführung  (Erläuterung?)  der  Rechts- 
casus durch  die  Gesetze  Casimirs  steht  hier  geschrieben  u.  s.  w. 
Der  Sinn  dieser  Stelle  wird  dann  auch  noch  erläutert,  nach  der 
Aufzeichnung  der  Summa  iurium  auf  sieben  Folioblättern,  in  der 
folgenden  Bemerkung  (mit  Zinnober  geschrieben)  Dohonaly  szq 
przthczee  zgromadnee  praw  hrolya  hazymyrza ,  Jusz  lyepak  spelna 
wyklaaä  gyeh  polshy  nasladwye,  Jaho  szq  iv  szobye  slowo  od  sloiva 
od  poezqnthkv  asz  do  koneza  iv  hapytidycch  przerzeczonyeh  /><>py- 
sana  „Poezynayq  szq  tvstaivyenyaa,  praw  hrolya  hazyniyra  po  polshv, 
yaho  stoyq  sloivo  hod  slowa  spelna  wylozzona,  gyehze  zgrvmadni 
(sie)  rozvvm  pirzivyey  wszysthych  hrothho  a  dostaczyye  (sie)  yvvsz 
gest  przelozoon  y  popysaan.  Przytczc2)  zgromadne  heisst  summa- 
rische Rechtsfälle,  zgrvmadny  (sie)  rozum  =  summarische  Inhalts- 
angabe; die  Worte  Poczynajq  siq  ustawienia  praiv  etc.  bis  zu  Ende, 
die  zum  Theil  eine  Wiederholung  des  Vorhergesagten  enthalten, 


1)  Vielleicht   auch  wsnaez  szq,  <1.  h.   uznac  siq,  cf.  die  Parallelstelle  in 
der  Uebcrsetzung  1460:  mqztwo  ma  byc  zeznano. 

2)  pritca  heisst  überhaupt  Vorfall,  Vorkonimniss  und  dessen  Erzählung. 


—     14!     — 

scheinen  abgeschrieben  zu  sein,  die  vorhergehenden  von  dem 
Uebersetzer  herzurühren,  vor  jenen  stellen  auch  Anführungs- 
zeichen. 

Auf  21  Folioblättern  folgt  das  Statut  mit  eingefügten  rechts- 
giltigen  Bestimmungen  aus  dem  grosspolnischen  Recht  (nach 
Hubes  Bezeichnung  Digesta  zweiter  Ordnung);  am  Ende  folgen 
Bemerkungen  über  die  Rechtsgiltigkeit  des  Vorangegangenen 
und  über  den  Zweck  der  weiter  folgenden  grosspolnischen  Rechte, 
diese  sollen  dem  Andenken  erhalten  werden.  Thv  yvsz  konyecz 
gest  praw  krola  hazymyrowych  sz  öbogych  Jcszag  sbranych,  a  czso 
tryaczey  szbywa  nath  tho  capitul  abo  praw,  thy  szq  alybo  w  thych 
yvsze  sgarnyona  alybo  przes  thy  opraivyona  (berichtigt).  A  ääley  nye 
mayq  hycz  przeczyivho  ihym  dzyrzana.  Ale  by  nycz  dawnose:>/  nye- 
bylo  mpamyqtkano  alybo  nye  ivyedzyano,  y  thy  take  vstawyenya 
thv  podpyszq.  A  potym  po  nych  krola  ivlvdzyslawowy ,  ysze  o 
przemyncdych  krola  hazymyrowych  pamyacz  czynyq,  alye  poczwyr- 
dzayacz  napelnyaya  (Helcel  CCXLIV  nota  erklärt:  dopelniajq), 
thesz  thv  hv  Jconyczv  popyszcmi  szq,  yako  sloivo  oth  sloiva  w  szobye 
wznyq.  Die  zwei  Bücher  (z  oboich  lisiag),  welche  hier  im  An- 
fange erwähnt  sind,  sind  das  kleinpolnische  Statut  von  Wislica 
und  das  grosspolnische  Statut;  die  weiteren  Worte  besagen,  dass 
in  dem  vorhergegangenen  Statutentext  rechtsgültige  Bestimmungen 
aus  dem  grosspolnischen  Recht  schon  enthalten  sind,  das  gross- 
polnische Recht,  welches  nun  folgen  solle,  solle  der  Vergessen- 
heit nicht  anheimfallen  (nichts  vom  Vergangenen  solle  vergessen 
werden)1);  das  Statut  Wladyslaw's  solle  deshalb  hinzugefügt 
werden,  weil  es  die  früheren  Statuten  Kasimir's  (o  prznninolyah) 
bestätige,  wznia  =  lauten  steht  für  zivnia;  mit  zwniec,  Stamm 
zvhn,  ist  dzwicli  für  zwiek  und  dzwon  für  zwon  gleichen  Stammes; 
cf.  Arch.  II,  435. 

Darauf  wird  das  Versprochene  durch  folgende  Worte  noch- 
mals eingeleitet:  Sequitur  liber  secundus  pro  magna  polonia 
continens  statuta  regis  kazymyry  residua.  Sbythna  Capytula  alybo 
vstawyenya  praw  Icroh,  hazyntyrovich  ze  wthorych  Icssoyng  alybo 
polsczanon  (so,    für  polsczanom)  oszobnye  w  polszhey  zemy  popy- 

')  Die  Erklärung  dieser  Worte  Swietostaw's  siHie  Helcel  Einleitung 
S.  CCXL1IT. 


—     142     — 

szanyeli,  mymo  tha,  czso  yvsz  spirzwymy  szlqczona  a  popysana 
moczno  dzyrzecz  stoya1),  tJw  prze  gycli  wyedzenyc,  aby  dawnosczy 
nycz  nye  zapamyqthano,  yaJco  przerzcczono  gest,  polski  popysana,  thy 
opvsczywszy,  czso  sznych  przebrawszy  myedzy  dzyrszanihnymy  sza 
polozona,  y  spyrwymy  yanako  moeznye  maya  Itycz  dzyrzana.  Be- 
merkenswerth  ist  auch  hier  die  wiederholte  Versicherung,  dass 
gewisse  grosspolnische  Bestimmungen  in  das  rechtskräftige  Statut 
aufgenommen  sind:  das  erste  Mal:  mimo  ta,  co  jnz  0  pierwszymi 
ist  nur  mehr  Erklärung  und  Ergänzung  zu  zbytnia  (residua), 
wobei  dzirzec  im  passiven  Sinne  gebraucht  ist;  das  zweite  Mal: 
ty  opiischvszy  u.  s.  w.  ist  ein  Hinweis  darauf,  dass  in  dem  nun 
folgenden  grosspolnischen  Statut  diese  grosspolnischen  rechts- 
kräftigen (dzirzejna)  Rechtsbestimmungen  weggelassen  (abgekürzt) 
werden  sollen.  Selten  ist  die  Adverbialform  polski  (popisana) 
für  po  polsku;  vgl.  zajeczski  im  Arch.  f.  slav.  Philol.  III,  525. 

Nochmals  wird  das  versprochene  grosspolnische  Statut  durch 
die  Worte  eingeleitet:  In  nomine  Domine  amen.  Prsystap  kv 
prawom  a  vstawyenyv  gycli  polsczanom  alybo  iv  ivyelkyey  polscze 
badqczym  panom,  przeXozywszy  vstaivyenye  ymyenya  bozego,  a  ivy- 
klada  szq  thako,  yako  na  poczqthkv  tych  kszqng  stoy,  po  polskv 
wylozono.  Die  "Worte  przelozyivszy  ustawienie  imienia  Bozego 
bedeuten  etwa:  vorangestellt  die  Satzung  (ustawienie)  In  nomine 
Domini,  aber  dies  ustaivienic,  wofür  freier  Raum  gelassen  ist, 
fehlt,  es  hat  am  Anfange  „na  p>oczatku  tych  ksüig"  gestanden; 
von  dieser  Vorrede  hat  aber  Swi^toslaw  nur  die  zweite  Hälfte 
dort  angeführt. 

Es  folgt  auf  fünf  Folioblättern  das  grosspolnische  Statut, 
mit  den  angekündigten  Kürzungen,  und  schliesst  so:  Tlw  konyecz 
wthorieh  kvang  (so,  für  hxang)  praw  krolya.  kazymyroivych  a 
szbythnich  vstawyaan,  przebrawszy  godzanthne  kv  drvgym  w  pyrwych 
kxqngaeh  przylqezone,  yesz  yanako  sz  nymy  moczne  maya  bycz 
dzirzany ,  ah  nye  tili  sbithne;  bo  vstaivyenye  gest,  ysz  w  yaneent 
hrolewstwe  yano  praivo  y  gena  ma  byez  monetha,  aczkole  przy  nych, 
alye  nye  przeczyw  gym  moga  byez  gyne  obyczaye. 

Dann  folgt  noch  eine  Ankündigung  des  Statuts  von  1420 
und  das  Statut  selbst.    Am  Schluss  stehen  roth  geschrieben   die 


')  Eine  andere  Interpunction  bei  Helcel  LX. 


-     143    - 

folgenden  Worte:  Cristr,  fobye  phdla.  yv$ä  pmwa  polska  szq 
dokonana,  yasz  wykbtdana  przes  mystrm  y  doetora  Swanthoslawa 
Swoceyeshyna  (sie),  Cvstosscha  kosczola  Warschewskyego  ßwanthego 
Jana,  na  proszbq  nmczeya  sz  Bozana,  pyszarza  ksqdza  Boleslawa 
Cyrzskego  plebana,  pyszana  przes  mykolaya  (sie)  Svleda ,  pysza/rm 
y  Bvrgmystrza  wareezskego,  myesezanyna.  latlia  narodzcnya  Bozego 
Th/yszqcz  cztir  Szeth  y  cztirdzesczy  dzewyqthego,  Amen. 

Zwischen  dem  Facsimile  und  dem  Text  Lelewel's,  der  bei 
Helcel  normirt  ist,  finden  sich  nicht  unerhebliche  Unterschiede, 
welche  selbst  an  der  Richtigkeit  des  Facsimile  zweifeln  lassen. 
Fol.  3  r.  lesen  wir  w  rzecye  oneem,  bei  Helcel  nach  Lelewel 
v  yezerze  oneem;  fol.  3  r.  steht  im  Facsimile  ncz  ho  wqnczq,  bei 
Helcel  nach  Lelewel  aez  o  tvieczszq  rzecz ;  Bedenken  erregt  in  §  4 
dzqcza  für  czqdza  (?)  d.  h.  ciaßza  oder  eieclza  (ci.qdza  oder  ciaja  ist 
pignus) ;  ebenda  lyvoo  für  lyvbo ;  ebenda  zivyerza  sgubyonec,  Helcel 
zivierza  zgtibionego  szatunlc,  was  dem  lateinischen  Wortlaut:  valorem 
animalis  deperditi  entspricht;  ebenso  zahne  für  zbaumc  salubre; 
fol.  3  v.  im  Facsimile  przes  hrolewskq  wyelmosznosczq ,  und  bald 
darauf  vischstkego,  bei  Helcel  richtig  przed  Icroleivska  ivielmoznosciq 
und  ivyzszego  (offenbar  las  Lelewel  vischschego) ;  fol.  4  v.  heisst 
es  im  Facsimile  in  einer  LTeberschrift  ledi  w  zemy  nye  dzedzacza, 
während  Lelewel  las  nye  dzedzycza,  was  Helcel  (S.  18  in  einer 
Nota)  richtig  erklärte  nie  ma  dziedzica,  nie  mit  dem  gen.  heisst: 
non  est  oder  non  sunt.  Dagegen  corrigirt  das  Facsimile  an 
manchen  Stellen  den  Text  Lelewel's  und  Helcel's,  so  las  z.  B. 
Lelewel  fol.  3  v.  w  nyeunnnl  maezki,  Helcel  verbesserte  dies  in 
iv  niemniemanki ,  im  Facsimile  steht:  tmyewmnymaczky,  was  ge- 
lesen werden  muss  w  nieumnimaezki  und  allerdings  ungewöhn- 
lich ist,  aber  sich  erklären  lässt.  In  der  Ueberschrift  heisst  es 
0  pozivanich  za  przythczq  w  nyemnymanyw  (=  von  den  im  Zu- 
fall, unversehens  Vorgeladenen;  przytcza  heisst  casus,  hier  in 
dem  Sinn  von  Zufall,  zdybanie,  zu  nehmen);  memnimaö  steht 
dem  nieumnimac  sehr  nahe,  welches  dem  fraglichen  Worte  zu 
Grunde  liegt.  —  Die  Sprache  lehnt  sich  streng  an  den  latei- 
nischen Wortlaut  an  und  ist  ohne  den  Originaltext  stellenweise 
kaum  zu  verstehen;  die  Erweiterungen  in  der  Uebersetzung,  bei 
Helcel  cursiv  gedruckt,  dienen  stellenweise  zur  Erklärung  der 
dunklen  Ausdrücke.    —    Für   den   lexicalischen  Gewinn   aus   der 


—     144     — 

Veröffentlichung  des  Sprachdenkmals  ist  von  Helcel  durch  Setzung 
der  normirten  polnischen  Uebersetzung  neben  den  lateinischen  Text 
bedeutend  vorgearbeitet,  was  Lebinski  in  Materyaly  do  slownika 
lacinsko-polsläego  srednioiviecznej  laciny  etc,  Posen  1885,  verwerthet 
hat;  über  Einzelnes,  insbesondere  über  technische  Ausdrücke  ist 
Hube  1.  1.  S.  106  ff.  nachzusehen,  ausserdem  die  Arbeiten  von 
Lelewel  und  Stadnicki  über  die  Gesetzgebung  Kasimirs  des 
Grossen  ;  über  ivstecz  siehe  Przyborowski  in  Bibliot.  Warsz.  von 
1860.  Die  lautlichen  und  grammatischen  Eigenthümlichkeiten 
Swietoslaw's  sind  bis  jetzt  nicht  untersucht ;  die  grammatischen 
Formen  hat  Dr.  Kaiina  in  Mistorya  jozyka  polskieyo  berück- 
sichtigt. 

2.  Die  Uebersetzung  des  Wislicer  Statuts  vom  Jahre 
1  460.  Sie  befindet  sich  in  einer  Komiker  Handschrift  (cod. 
Dzial.  I  genannt),  welche  Helcel  in  Starodaume  pomniki  etc.  §  22 
sehr  eingehend  beschrieben  hat.  Der  Text  ist  in  homographi- 
schem Druck  von  der  Komiker  Bibliothek  unter  dem  Titel  Statut 
Wislicki  iv  polskim  przeMadzie  r.  1460  im  Jahre  1876  heraus- 
gegeben worden ;  in  der  kurzen  Vorrede  von  Dr.  Celichowski 
wird  die  Datirung  1460  (gegen  eine  abweichende  Ansicht  Helcel's) 
aus  der  Handschrift  selbst  begründet.  Ueber  die  rechtsgeschicht- 
liche Bedeutung  dieser  Uebersetzung  in  Bezug  auf  die  Anlage 
und  Anordnung  der  Bestimmungen  spricht  sich  Hube  nirgends 
aus;  Helcel  hat  zur  Erklärung  des  lateinischen  Wortlautes  Swi§- 
toslaw  benutzt,  ausserdem  aus  der  Uebersetzung  von  1460,  die 
er  Tlumaczenie  II  nennt,  nur  die  Ueberschriften  in  den  Noten 
hinzugefügt 1);  bei  der  kritischen  Zerlegung  der  Bestimmungen 
an  der  Hand  von  Bandtke  IV  in  drei  ursprüngliche  Statute  (§  102  ff.) 
wird  diese  Uebersetzung  nicht  genannt;  bei  der  Besprechung  der 
Anlage  der  Digesta  „vierter  Ordnung"  (S.  CCXLII  ff.)  wird  sie 
zwar  nicht  genannt,  aber  in  den  Worten :  najwieksza  liczha  kodexow 
gewiss  miteingeschlossen;  nach  Hube  muss  sie  der  zweiten  Ord- 
nung der  Digesta  (Zwod)  beigezählt  werden  (als  Heimath  dieser 
Krakauer  grosspolnischen  Digesta  bezeichnet  dieser  Gelehrte 
Grosspolen,  S.  90). 

')  Nur  stellenweise  wird  auf  den  Text  der  Gesetze  selbst  in  dieser 
Uebersetzung  hingewiesen,  so  bei  §  XII,  wo  die  Uebersetzung  gair/.  abweicht 
von  dem  lateinischen  Wortlaut  und  von  üwietoslaw. 


—      145     — 

Die  Uebersetzung  II  beginnt1);  Poczinayq  syq  Statuta  krola 
Icasimira  a  tho  napyrwey:  Gdysz,  podlvg  pysma  navky  (scriptum 
testante),  ivszdky  cslowiek  w  mlodoscy  yest  podobnyeyszy  (so  wird 
pronior  übersetzt,  für posobniejszyl)  kv  zlemv,  y  wsselhye  stworzenye 
swiqta  (d.  h.  striata:  omnis  creatura)  gest  nyetrwayacze  samo  iv 
sobye  (die  Uebersetzung  ist  nicht  genau),  ah  przyrodzenye  czlo- 
wiecze  rychlcy  syq  sklony  podiug  swiata  (Zusatz)  ho  grzechv, 
nysz  podiug  sivkithlosczy  kv  bogv  (ungenau),  aczkoly  podlvg  zrzq- 
dz-enya  bosskyego  stivorzeny  (sibi  subditi)  myelibi  byez  czsny,  wierny, 
spraivyedliwi ,  spokoyny  (pudici  pacifici  et  modesti);  a  ysze  ros- 
pvsczone  lakomstwo,  aczby  sprawicdlywoscza  nye  bylo  sklonyono, 
tedi  zgoda  y  pokoy  myedzi  hdzmy  by  zyyiialy,  a  kaszdy  czsoby 
syq  gcmv  Ivbylo,  vczynyl  (Zusätze);  (de  ysze  (weggelassen: 
dicente  scriptum)  nawiqczsza  dobrocz  gest  od  Ivdzi,  na  swiecze 
sprawitdlywoscz  myloivacz,  cvdzego  nye  drapacz  opczego  (ursprüng- 
lich Glosse) ,  a  swego  podlvg  boszey  ivoley  y  mylosezy  vszywacs 
(unicuique  quod  suum  est  tribuere),  przeto  aby  nyezgodny  vczy- 
chnali  a  zgodny  przespecznoscz  myeli  (ungenau),  Vkladi  y  prawa  sq 
przez  rqcze  bosze  vstaivyony  (conditur  constitutio  seu  statutum).  — 
Auf  diese  Einleitung,  die  in  fünf  Codices  und  Uebersetzung  II 
und  III  enthalten  ist  (s.  Helcel  44,  nota),  folgt  deren  zweite 
Hälfte,  welche  allein  in  den  meisten  Handschriften,  auch  in 
Swi^toslaw's  Uebersetzung,  sich  findet;  sie  ist  kürzer  gefasst, 
als  in  dem  lateinischen  Wortlaut  und  in  der  Uebersetzung  Swie- 
toslaw's;  für  das  Wort  stolniköiv  (z  rady  arcybiskupa  Jaroslaiva .  .  . 
i  tez  prelatow  i  stolniköiv,  tvojewöd,  rycerzy  etc.)  findet  sich  in 
dem  lateinischen  Wortlaut  keine  Erklärung,  die  Uebersetzung  III 
hat  stolecznikoiv.  Was  dann  nach  Statuta  vstawylismy  folgt,  ist 
nicht  recht  verständlich:  ktoresz podpysmy  etc.;  entweder  fehlt  hier 
etwas  oder  findet  in  dem  W orte  podpiszemy,  wie  es  nach  Wojcicki's 
Abdruck  der  Uebersetzung  III  (Wyslycya)  steht,  einen  Com- 
mentar;  dann  steht  es:  chezqez  aby  ge  wziqli  (fehlt  in  Ueber- 
setzung III)  iv  zemy  polshyep  irszytrzy  sachowaM,  pod  narvszenym 
(unter  Androhung  des  Verlustes)  naszey  mylosezy,  A  ehezqcz  (hier 
scheint  zu  fehlen  ujsc,   welches  Helcel  45,  nota  19,  aus  Ueber- 


')  Alle  Ueberschrit'tim  sind  hier  mit  schwarzer  Tinte,  nur  mit  grösserer 
Schrift,  geschrieben. 

N  oh  ring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  1" 


—     146     — 

Setzung  III  ergänzt)  unjny  w  tych  Jcsyqgach  vloszoncy,  Bo  czasto- 
Jcrocz  zly  acz  nye  badze  syß  bal  grozy,  ale  sya  badze  bal  ivyny. 

Der  zweite  Prologus :  Non  debet  reprehensibile  fehlt,  siehe 
darüber  Helcel  47,  nota;  er  steht  erst  nach  dem  Statut  (arbi- 
trium)  des  Erzbischof  Jaroslaw.  Zunächt  folgt  eine  Bestimmung 
über  die  Strafe  des  parteiischen  Richters,  welche  bei  Helcel 
§  113,  bei  Hube's  Anordnung  §  45  ist,  und  welche  auch  von 
dem  lateinischen  Wortlaut  und  von  der  Uebersetzung  Swietoslaw's 
durch  ihre  kürzere  Passung  und  durch  andere  Sachen  abweicht. 
Sodann  folgt  das  Statut  Jaroslaw's  (kürzere  Fassung)  und  fol.  3  v. 
das  Wislicer  Statut  mit  dem  zweiten  Prolog:  (n)yema  bycz  za 
dzyw  etc.  unter  der  Ueberschrift  Przygyqcze  Statuth  od  ziemyan; 
auf  diesen  folgt,  unter  der  Ueberschrift  Twardoscz  tych  statvth, 
die  Bestimmung,  welche  sich  in  den  meisten  Texten  kürzer,  nur 
als  Einleitung  zu  dem  ersten  Gesetzesparagraphen  findet :  (fol.  3  v. 
und  4  r.)  (a)  Gdysz  vhlady  abo  statuta  nye  sa  any  maya  bycz 
przypysany  rzeczam  mynalym,  ale  badaczym  albo  przyszlym,  przeto 
chczemi,  aby  nasze  vJcladi  y  Statuta  tentv  czas  w  ivysliczi 
sloszone  wszytczi  ziemyanye  przyu^i.  Die  letzten  Worte  przeto 
chczemy  etc.  finden  sich  in  dem  lateinischen  Wortlaut  nicht.  Auf 
sie  folgt  die  erste  Gesetzesbestimmung  0  dzedzyna  iv  sasyedstivie, 
welches  Helcel  47,  nota,  wol  mit  Unrecht,  w  sasiedztivic  trans- 
scribirt,  es  ist  vielmehr  zu  lesen:  w  zasiedzstivic,  was  hereditas 
obligata  bedeutet  und  was  die  Uebersetzung  III  0  dziedzine, 
tv  zastaivie  anzudeuten  scheint. 

Auf  fol.  288  folgen,  ohne  eine  besondere  Bemerkung,  gross- 
polnische Gesetzesbestimmungen  und  fol.  289  v.  die  Worte :  Ta 
statuta  chczem,  aby  myali  mocz  tut,  wieky,  od  lyath  Boszcgo  tiaro- 
dzcnija  Tyssqczem  cztyrseth  (sie)  czterdzessczy  syodmego  lyata. 
Dann  folgt  noch  eine  Reihe  von  Gesetzesbestimmungen,  ge- 
schrieben von  einer  jüngeren  Hand.  Die  Uebersetzung  schliesst 
sich  nicht  wörtlich  an  den  lateinischen  Wortlaut  an,  sie  giebt 
viel  mehr  den  Sinn  als  den  wörtlichen  Text  des  lateinischen 
Originals  wieder,  in  mehr  oder  weniger  gekürzter  gemeinver- 
ständlicher Fassung,  und  ist  in  dieser  Beziehung  beachtens- 
werth;  von  der  Uebersetzung  Swi^toslaw's  scheint  sie  ganz  un- 
abhängig zu  sein.  Der  Umstand,  dass  die  Uebersetzung  von 
1460  in  einigen  Gesetzesbestimmungen  (so  bei  Helcel  I,  II,  XII, 


—     147     — 

XVI,  XXIII  u.  a.)  von  dem  lateinischen  Wortlaut  und  von  Swi§- 
toslaw  sachlich  abweicht,  scheint  zu  beweisen,  dass  sie  in  sach- 
lich-juristischer Beziehung  nicht  ganz  genau  ist,  deshalb  scheint 
sie  wol  auch  von  Helcel  wenig  beachtet  zu  sein.  In  sprach- 
licher Beziehung  ist  sie  nichtsdestoweniger  von  Bedeutung,  bis 
jetzt  aber  wenig  gewürdigt;  die  grammatischen  Formen  hat  Dr. 
Kaiina  in  Historya  jrzyJm  polsMego  berücksichtigt. 

3.  Eine  dritte  Uebersetzung  des  Statuts  vonWislica 
hat  zuerst  Lelewel  aus  der  Swi^tojerski' sehen  Handschrift  zu 
Wilno  veröffentlicht  in  Ksirgi  TJstaw  1824;  später  hat  Stronczyriski 
aus  einem  Warschauer  Codex  derselben  Redaction  (Codex  Wi- 
slicia  bei  Helcel  LIV)  eine  faesimilirte  Ausgabe  besorgt  in  den 
vierziger  Jahren *),  und  bald  darauf  hat  Wojcicki  denselben  Text 
in  moderner  Transscription  herausgegeben  in  Statuta  Polskie 
hröla  Kazimierza  w  Wislicy  zlozone,  z  r^Jiopismu  wydal  K.  Wl. 
Wojcicki,  Warschau  1847.  Nach  Helcel  ist  diese  Uebersetzung 
des  Wislicer  Statuts  gegen  das  Ende  des  XY.  Jahrhunderts  an- 
gefertigt. Ueber  die  Anlage  und  Bedeutung  dieser  Gesetzsamm- 
lung siehe  Helcel  LV  und  S.  CCXLVII.  Schon  Lelewel  (in 
Ksief/i  Usfatv  und  in  Polska  wieJcöw  srednich  219  ff.)  und  nach 
ihm  Helcel  (XXXIII)  haben  die  nahe  Yerwandtschaft  dieser 
Uebersetzung,  welche  Helcel  Uebersetzung  III  nennt,  mit  der 
Uebersetzung  II  vom  Jahre  1460  bemerkt:  beide  stimmen  in  der 
That  gewöhnlich  sowol  im  Wortlaut  als  auch  dem  Inhalt  nach, 
selbst  in  solchen  Paragraphen,  die  von  dem  lateinischen  Wort- 
laut abweichen,  überein  (§  XII,  XVI,  XXIII  bei  Helcel,  vergl. 
oben).  Bei  dem  §  122  steht  auch  mit  denselben  Worten, 
wie  in  der  Uebersetzung  II  dieselbe  Datirung:  cheemy  aby  miaiy 
moc  na  wieki  od  lata  Bozego  narodzenia  tysiac  cztyrset  siodmego 
lata.  Die  Uebereinstimmung  aber  reicht  nur  bis  zum  Artikel  149 
des  Wislicer  Statuts;  cf.  Helcel  CLXXVI.  Oft  bietet  Ueber- 
setzung III  ein  Correctiv  zu  II. 

Die  Ausgabe  Wojcicki's  ist,  zum  Theil  im  Text,  zum 
Theil  im  grammatischen  und  lexicalischen  Anhang,  mit  Be- 
merkungen von  Zochowski  versehen,  welche  wenig  genügen: 
im    lexicalischen    Theil    ist    sempierz,    sapierz   gen.    sivprza    oder 


')  Diese  Ausgabe  (1844?)  ist  mir  nicht  zugänglich  gewesen. 

10* 


—     148     - 

sampierza  zwar  richtig  zerlegt  in  sam  (sq)  und  pierz,  der  zweite 
Theil  auch  richtig  mit  preec  und  prza  (causa  vor  dem  Ge- 
richt) in  Verbindung  gebracht ,  der  erste  Theil  sam  aber  als 
Adverbium  für  samo  hierher  erklärt,  während  es  Praepos.  ist  in 
der  Bedeutung  cum,  erhalten  auch  in  samsiad  (=  zusammen- 
sitzender), selten  in  sq  verwandelt  (sqsiad,  sqsiek  etc.),  gewöhn- 
lich zu  s  (z)  geworden;  sampierz  (sqpierz)  ist  Mitstreitender.  Jsciec 
(auch  powod  genannt)  der  Kläger  ist  wol  kaum  mit  jiskac  in 
Verbindung  zu  bringen ,  es  lässt  sich  in  seinen  verschiedenen 
Bedeutungen:  Kläger,  Zeuge,  Gewährsmann  (s.  Linde)  auf  jiscic 
zurückführen  (so  wie  goniec  auf  gonic);  an  einer  Stelle,  §  0  bei 
Helcel,  hat  Swi^toslaw  für  isciec  die  Worte:  przez  dluzniJca  iscistego 
per  creditorem  principalem.  Das  Wort  wzröcic,  im  §  44  bei 
Helcel,  verbesserte  zwar  Zochowski  richtig  in  ivrzucic,  wie  es  in 
der  Handschrift  stand,  die  Uebersetzung  1460  hat  aber  wzrzucic: 
targ  wzrzucic,,  bei  Swietoslaw  rozsypac  heisst:  das  Abkommen 
nichtig  machen.  —  Die  dem  Erklärer  unverständlichen  Wörter, 
die  er  am  Ende  zusammenstellt,  sind  an  der  Hand  der  Ueber- 
setzung von  1460  leicht  richtig  zu  stellen:  statt  lupycze  soll 
stehen  lupieze;  das  unerklärte  gamasz  heisst  in  der  Ueber- 
setzung II  und  bei  Swi^toslaw  hamasz  und  ist  das  deutsche 
Harnisch;  imienie  wrale  in  dem  Paragraphen  0 posagii  dzieivczym, 
heisst  imienie  male:  gdyby  bglo  dziewcJc  wielc,  a  imienie  male;  wo 
in  der  Ausgabe  der  „Wyslycya"  1847  steht  in  dem  Paragraphen, 
in  welchen  Fällen  die  höchste  Geldbusse  siedmnadziesta  verhängt 
werden  soll,  hto  porqhi  trzy  sobnyc,  steht  trzy  sosnie;  einige  Para- 
graphen weiter  konnte  sich  der  Erklärer  die  Worte  hmiecioni 
pogozes  nicht  erklären,  in  der  Uebersetzung  II  heisst  es:  hnie- 
ciom  pogrzeb.  Auch  nizda,  welches  in  das  Lexicon  aufgenommen 
ist,  und  welches  in  dem  Paragraphen  vom  Wucher  an  zwei 
Stellen  steht,  heisst  in  der  Uebersetzung  II  an  beiden  Stellen 
mzda,  eigentlich  Lohn  (altsl.  mizda).  Dzieckoivanie,  etwa  pigno- 
ratio,  ist  nicht  erklärt.  Vielleicht  steht  das  Wort  in  Verbindung 
mit  dzqcza  pignus  bei  Swi^toslaw  für  das  richtigere  czqdza,  und 
vielleicht  ist  aus  dzicca  durch  Verlust  der  Nasalirung  dzieckoivac 
entstanden.  Noch  sei  bemerkt,  dass  die  von  Zochowski  nicht 
erklärte  Stelle  im  arbitrium  Jaroslai  nicht  heisst:  jahoby  na 
rzeczjcdcc.  i  chivalo,  i  jednacza,  sondern  na  rozgodcq,  ufalacza  i 
jednacza,  wie  in  der  Uebersetzung  II. 


—     149     — 

Die  übrigen  in  den  polnischen  Gesetzessamm- 
lungen enthaltenen  Statute. 

Die  Uebersetzung  Swi^toslaw's  enthält  das  arbitrium  Jaroslai 
und  das  Statut  Wladyslaw's  von  1420  (s.  oben).  —  Die  Ueber- 
setzung von  1460  ist  eine  Compilation,  welche  ausser  den 
Krakauer -grosspolnischen  Digesten  und  ausser  den  wichtigsten 
Paragraphen  des  arbitrium  Jaroslai  noch  einige  40  ergänzende 
Artikel  enthalten.  Die  einzige  Bemerkung,  betreffend  den  rechts- 
giltigen  Theil  dieser  Uebersetzung,  s.  oben. 

Die  Uebersetzung  III,  geschrieben  im  Jahre  1503,  und  in 
späteren  Abschriften  erhalten,  enthält  ausser  der  sog.  „Wislicya" 
eine  Uebersetzung  der  späteren  Statute,  welche  in  der  Vul- 
gata  von  Laski  1506  enthalten  sind,  und  Ortelle  Magdeburshic 
w  Meydeburgu  sqdzone  i  popiercme;  sodann  Formulare  von  Vorla- 
dungen;  Statute  Kasimirs  des  Grossen  in  summarischer,  ge- 
drängter Inhaltsangabe;  Eid-  und  Schwurformeln;  andere  For- 
meln und  Register;  ein  Gesetz  Sigismund's  I.  und  einige  Artikel 
aus  dem  ,,Schlesischen  Landfrieden"  in  polnischer  Sprache  (Helcel 
Vorrede  LVI). 

4.  Das  Statut  von  Masovien,  enthalten  in  demselben 
Pulawer  Pergamentcodex  vom  Jahre  1449  und  1450,  welcher  die 
Uebersetzung  des  klein-  und  grosspolnischen  Rechts  von  Swie,toslaw 
z  Wocieszyna  in  sich  schliesst,  bietet  in  polnischer  Uebersetzung 
mehrere  Statute  Masovischer  Herzöge  von  1377  bis  1426.  Diese 
Statute  sind  im  lateinischen  Wortlaut  unter  dem  Titel  Statuta 
Ducatus  Masoviae  etc.  herausgegeben  von  Gorynski  in  Krakau, 
1541  in  fol.,  daraus  bei  Bandtke  in  Jus  polonicum  1831;  die  pol- 
nische Uebersetzung  von  1450  ist  im  homographichen  Druck  er- 
schienen unter  dem  Titel  Prawa  lcsiazat  Mazowieckich  przelozone 
przez  Macieja  z  Bozana  r.  1450,  im  Verlage  der  Komiker  Biblio- 
thek, 1877  in  kl.  fol. ;  schon  früher  hatte  Lelewel  den  polnischen 
Text  in  Ksirgi  Ustatv  etc.  1824  veröffentlicht  und  daraus  hat 
Helcel  in  Starodawne  pomnihi  etc.  S.  269  ff.  zu  vielen  Masovischen 
Statuten  diese  polnische  Uebersetzung  gesetzt.  Ueber  die  Be- 
deutung dieser  Statute  hat  sich  Helcel  1.  1.  in  einer  Einleitung 
ausgesprochen.  Den  ersten  Versuch,  die  Masovischen  Statute  in 
rechtswissenschaftlicher  Beziehung  systematisch  zu  ordnen,  machte 
K.  Dunin  in  Daivne  Mazoivicckie  prawo,  Warschau  1880;  cf.  Recen- 


—     150     — 

sion  von  Dr.  Keh-zyriski  in  Przewodnik  naukowy  i  Uterachi  1881, 
Septemberheft. 

Die  Uebersetzung  des  Matthias,  in  dem  Czartoryski'schen 
Codex  15  Folioblätter  enthaltend,  ausser  dem  ersten  Blatt  mit 
einem  gemalten  Bilde,  welches  sechs  Fürsten  darstellt,  beginnt 
so:  Prawa' zyemye  Mazowcsskey l)  (die  Ueberschriften  sind  roth 
geschrieben)  0  ocz  (Tocel)  sqn  prawa  vstawyona  w  zcmy  ma- 
zowesskyey  przes  ivyelmozne  J  Ossivyeczone  xyanzqtlia  Semouitha 
S  bozey  mylosczy  xyanzan  wsehitkyey  zyemye  mazowesskyey,  xyundza 
Jana  xyanzan  warscliewksyc  J  Semouitha  xyanzan  Czirskye2), 
gdzesz  tarn  bily  passany*)  J  Slyaehathny  przerzeezoney  zyemye 
panowye  (folgen  Namen),  gisch  przi  fem  bily.  Dzyalo  syqn  w 
Soehaczowye  w  ponyedzalek  po  nyedzyely  Cantate,  Trzeczya  po 
welycze  noezy  lyath  bozieJi  Tisancz  trzi  stha  syedmdzyesyant  syod- 
mego.  —  Dann  folgen,  am  Ende  des  fol.  2,  Czlonky  druyieh 
rokow  wyelikich  vstaivyone.  Jtem  znamyonny*)  Jyatha  bozego  Tis- 
sancz  Trzista  Osmdzyesyantli  syodmego  w  zacroczimyv  etc.,  welches 
Statut  sich  bei  Helcel  nicht  findet;  dann  fol.  4  r.  Jtem  Sna- 
myonny  4),  ze  latha  bozego  Tissanez  trzistha  osmdzyesand  dzyewyantego 
Osziveczoni  pan  Jan,  xandz  mazowesski  etc.     Sswana  (S  swoyat) 

wiszschan   radan  J  wsehitkycy   zyemye  swey   ezestnyky na 

roczech  vyelikich  .  .  .  w  Czirsku  bilich  etc.  .  .  . ;  auf  fol.  5  v.  folgt : 
Jtem  snamyonyy*)  (sie);  dann  folgt  das  Warschauer  Statut  1401, 
das  Warschauer  Statut  1406,  von  Nowemiasto  1407,  Warschau 
1410,  Zakroczym  1412,  Warschau  1414,  endlich  von  Zakroczym 
1426.  Am  Ende  steht  die  folgende  Notiz,  roth  geschrieben: 
Dokonali  sza  syan  kszangi  praw  Osswyeczonycli  xanschanth  mazo- 
wesskych,  na  przikaszanye  Osswyeczonego  xandza  Boleslawa,  Bosziyi 
mylosezan  xandza  pana  J  dzyedzycza  Czyrskyego ,  vilozone  s  la- 
czynskyego  w  polsky  viklad  przes  poczestnego  xandza  maczieya  s 
Bozana,  pysarza  skarbnego,    Canonyka   Warschewskyego  J  plebana 

1)  Dieses  Wort,  stets  so  geschrieben,  ist  nach  der  im  ganzen  conse- 
quenten  Orthographie  zu  lesen:    Mazoweski  (für  Mazoweszski  von  Mazowsze). 

2)  Die  zwei  letzten  Namen  fehlen  selbstverständlich  in  dem  lateinischen 
Wortlaut  des  Statuts  von  Sochaczow  1377. 

3)  Partie,  pass.  von  pasac  umzingeln  =  pasoirani,  lat.  stremii. 

4)  Snarmjonuy'i  Dies  Wort  ist  an  verschiedenen  Stellen  im  Facsimile 
verschieden  geschrieben. 


—     151     — 

Czyrskyegu ;  pyszani  przes  rqnkqn  Mykolaya  Suleda,  pyszarza  J 
burgmistrz<<  wthy  czassy  ivarzeczskyego  w  szöbotq/n  wyelkan,  dzyen 
swantego  Ambroszego,  latha  imrodzenya  Bozcgo  Tyssancz  Cztirzystha 
pyanczdzycsyantego,  Amen. 

5.  Polnische  Eid for mein.  Bekanntlich  wurden  in  die 
Gerichtsbücher  die  richterlichen  Entscheidungen,  zusammen  mit 
den  Beweismitteln,  in  lateinischer  Sprache  eingetragen,  bis  zur 
Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts,  seit  welcher  Zeit  diese  Ein- 
tragungen auch  in  polnischer  Sprache  geschahen.  Schriftliche 
Decrete  wurden  den  Parteien  nicht  eingehändigt  und  die  Ein- 
tragung der  Richtersprüche  so  wie  der  Beweismittel  geschah 
zu  dem  Zweke,  damit  in  zweifelhaften  Fällen  an  den  ersten 
Richter  oder  zu  den  Akten  recurrirt  werden  konnte  (ivstecz). 
Bei  den  Gerichtsverhandlungen  wurden  die  Zeugenaussagen  in 
polnischer  Sprache  eidlich  deponirt  und  auch  in  die  Akten, 
wenn  auch  nicht  immer,  in  polnischer  Sprache  eingetragen.  In 
dieser  Beziehung  zeichneten  sich  die  grosspolnischen  Grodgerichte 
aus;  hier,  in  Grosspolen,  besonders  in  Posen  und  Sieradz,  wurden 
die  Zeugenaussagen  und  Schwurformeln  viel  früher  und  häufiger 
in  polnischer  Sprache  eingetragen,  als  in  Kleinpolen:  so  be- 
ginnen die  polnischen  Aufzeichnungen  in  den  Posener  und 
Sieradzer  Gerichtsbüchern  schon  1386,  d.  h.  gleich  von  Anfang 
an,  seitdem  Grodgerichtsakten  eingeführt  wurden.  Noch  günstiger 
ist  das  Verhältniss  für  Grosspolen  in  Bezug  auf  den  Umfang 
der  Anwendung  der  polnischen  Sprache  in  den  Gerichtsakten. 
Die  "Wichtigkeit  der  polnischen  Schwurformeln  für  die  Geschichte 
der  polnischen  Sprache  besteht  darin ,  dass  diese  kurzen  Texte 
datirt  sind  und  dass  die  Heimath  des  in  Anwendung  gebrachten 
Dialectes  bekannt  ist,  denn  offenbar  ist  die  Sprache,  welche  in 
den  Posener,  Gnesener,  Schrimmer  Gerichtsakten  sich  findet,  der 
grosspolnische,  die  der  Krakauer  der  kleinpolnische  Dialect  (vgl. 
Arch.  f.  slav.  Phil.  I,  260  und  II,  479). 

Der  erste,  der  die  Wichtigkeit  der  polnischen  Eidformeln 
erkannte  und  einige  aus  den  Akten  von  Sieradz  mittheilte  in 
Pamiotniki  o  dzlejach,  pismiennictwie  i  prawodawstwie  Stowian 
II,  32,  war  Maciejowski,  leider  mit  Fehlern  (bei  15  Schwur- 
formeln 15  Fehler);  später  veröffentlichte  J.  Przyborowski  eine 
ansehnliche  Anzahl  grosspolnischer  Eidformeln  aus  der  Zeit  1387 


—     152     — 

bis  1434  im  Programm  des  Marien -Gymnasium  zu  Posen  1861, 
mit  einer  Abhandlung:  Vetustissima  adiectivorum  in  lingua  po- 
lonica  declinatio,  und  Helcel  in  Starodawne  pomniki  II  Krakauer 
Formeln  N.  119,  121,  465  etc.  (im  ganzen  60);  in  neuerer  Zeit 
veröffentlichte  Herr  Senator  Hube  in  Biblioteka  Warszaivska  1874 
(IV,  184  ff.),  in  einer  Abhandlung  Boty  przysiqg  krakoivskich 
z  konca  ivieku  XIV,  74  Krakauer  Eidformeln  aus  der  Zeit  vor  1400; 
Nehring  13  Posener  Eidformeln  im  Arch.  f.  slav.  Phil.  III,  479 
im  Artikel:  Das  Wort  kry,  krew  im  Altpolnischen,  und  Bd.  IV, 
177  mehr  als  40  Zeugenaussagen  (darunter  auch  umfangreichere) 
aus  der  Zeit  1386 — 1399;  Dr.  Kaiina  hat  sodann  im  VI.  Bande 
des  Archiv  unter  der  Ueberschrift  Anecdota  palaeopolonica  III 
135  Schwurformeln  aus  den  Gerichtsbüchern  von  Sieradz  mit- 
getheilt,  und  Dr.  Ulanowski  eine  Reihe  von  Krakauer  Eidformeln 
aus  der  Zeit  1399  — 1418,  welche  von  Helcel  nicht  mitgetheilt 
worden  waren,  in  Spraivozdania  komisyi  jrzykowej  III,  185  ff. 

Die  meisten  Schwurformeln  sind  entweder  durch  moderne 
Transscription  oder  durch  sachliche  oder  sprachliche  Bemer- 
kungen erklärt,  mit  Ausnahme  der  von  Helcel  und  Ulanowski 
mitgetheilten:  die  Mittheilung  der  letzten  lässt  trotz  der  sicht- 
lichen Sorgfalt  einiges  vermissen,  besonders  Aufklärung  über 
die  Art  der  Mittheilung  des  Textes :  die  eingeklammerten  Buch- 
staben, vielleicht  in  der  Handschrift  durchstrichen,  sind  ohne 
Erklärung  geblieben,  das  Wort  ivwiqzac  sie  in  Besitz  nehmen, 
ist  oft  getrennt  gedruckt  in  w  iviqzac  sie,  auch  sonst  vermuthet 
man  Ungenauigkeiten,  so  ist  Rata  11/5.  1400  nur  zu  verstehen, 
wenn  gelesen  wird:  ez  ten  dlug  dwie  scie  grzyivien,  jegoz  dlugu 
na  Staszku  Bochenskiem  Wojcie,  rekojmi  Necinem  (der  Netha), 
Jaszkowie  z  Winiar  dobyli,  ten  jest  zaplacila  Neta  etc.,  im  Text 
steht  aber  Boehenske;  rota  26/4.  1401  vermuthet  man  po  manszine 
(mezyne  smierci),  nicht  manszne  ssmerezy,  was  mrzne  smierci  gelesen 
werden  müsste;  panriez  für  panncz  (pi$6)  ran  ist  von  dem  Heraus- 
geber verbessert ;  14/7.  1400  soll  wol  statt  pcmyen  kasnfi  stehen: 
panyey  kasn0  —  pani  kazniq,  auf  Geheiss  der  Angeklagten. 

Herr  Dr.  Ulanowski  hat  auch  einige  kurze  rechtsbestimmende 
Texte  in  polnischer  Sprache  aus  der  Zeit  1175  ff.  angeführt  in 
Sprawogdania  III,  333.  —  Urkunden  in  polnischer  Sprache  vor 
dem  16.  Jahrhundert  finden  sich  nicht. 


—     153     — 

Als  Anhang-  zu  dem  Abschnitt  über  Schwurformcln  sei  eine 
Eidesformel  eines  Schöffen  in  polnischer  Sprache  angeführt. 
Sie  findet  sich  in  einer  Krakauer  Pergamenthandschrift  des 
XIV.  Jahrhunderts  (N.  167  bei  Wislocki),  verschiedene  Rechte 
und  Eintragungen  aus  dem  XIV.  und  XV.  Jahrhundert  enthaltend. 
—  Eine  von  ihnen  ist  die  erwähnte  Schwurformel:  Ja przysengam 
bogw  y  nassehemw  Mylosczyivemw  kroloivy  y  ihemw  praivu,  hw 
kthorcmwm  weszivan  yest,  ysz  ja  ihemiv  sendzemiv  podlug  prawa 
poslussen  chcze  bicz,  y  thesz  ludzom  ivbogym  y  bogathym  spraivye- 
dlywy  ortd  znacz  (znalescz?)1)  chcze,  y  ihm przyschensnyczy  stolecz 
podlug  nyemyeczkego  prawa  bronycz  yaho  iiaspraivyedlywye  ivyem  alba 
moga  y  folget  myecz  mogq,  a  thego  diu  zadney  rzeczy  opusczycz  nye 
chezq,  tako  my  bog  pomosz  w  troiezy  yediny. 

6.  Die  Magdeburger  Urtheile,  Ortyle  Magdcburshie, 
in  polnischer  Sprache2).  Die  seit  dem  Jahre  1175  unter 
Boleslaw  I  nach  Schlesien  vorgedrungene  Colonisation  mit  deut- 
schen Ansiedlern  in  Stadt  und  Land  breitete  sich  im  XIII.  Jahr- 
hundert in  Gross-  und  Kleinpolen,  sowie  überhaupt  in  Polen 
und  Russland  aus.  Die  deutschen  Gemeinden  erhielten  ausser 
freiem  Eigenthum  an  Grund  und  Boden,  von  dem  nach  einer 
Reihe  von  Jahren  Zins,  sonst  keine  Lasten  zu  entrichten  waren, 
Autonomie  der  Verwaltung  und  freie  Rechtspflege  nach  deutschem 
Rechte.  Da  die  Städte  in  Polen  auf  Magdeburgischem  Recht  be- 
gründet waren,  entweder  unmittelbar  nach  dem  Vorbilde  von 
Magdeburg  eingerichtet,  oder  mittelbar,  indem  viele  Städte  ihr 
Recht  von  Neumarkt  (Sroda  in  Schlesien)  oder  Culm  erhalten 
haben,  welche  aber  Magdeburger  Recht  hatten,  so  stellte  sich, 
wol  meist  nach  dem  Vorgange  von  Krakau,  Breslau,  Posen, 
Neumarkt,  die  Gewohnheit  ein,  dass  ein  Schöffengericht,  wenn 
es  bei  schwieriger  Sachlage  das  Urtheil  selbst  nicht  finden  konnte 
oder    wenn    das    gefällte    Urtheil    von    einer   Partei    beanstandet 


!)  In  der  Schwurforme]  für  Schöffen,  welche  sich  in  Por:«dek  Sqdow  y 
sjiraw  mieyskich  Prawa  Magdeburslüego  1562,  Blatt  XIV  findet,  steht  an  dieser 
Stelle  prawy  urtel  naydowac  y  wydawac. 

2)  Von  dem  Sachsenspiegel  findet  sich  eine  polnische  Uebersetzung  und 
zwar  aus  dem  Lateinischen  erst  seit  1559;  siehe  Homeyer,  Des  Sachsen- 
spiegels erster  Theil  1861,  S.  55.  Einzelne  Theile  des  Sachsenspiegels  in 
polnischer  Sprache  vgl.  unten  X.  7. 


—     154     — 

wurde,  sich  mit  Uebergehung  des  Hofrichters  an  das  Gericht, 
von  Magdeburg  direct  oder  durch  Vermittelung  eines  angesehenen 
einheimischen  Gerichtes  (oder  an  ein  solches)  wandte  mit  der 
Frage  und  Bitte  um  Rechtsbelehrung.  So  ist  der  Magdeburger 
Gerichtshof  zu  einer  Art  von  Oberhof  für  die  Städte  in  Polen  ge- 
worden. Seine  Rechtssprüche  und  Rechtsmittheilungen  wurden  nicht 
blos  in  einem  Fall  von  einer  Stadt,  sondern  allgemein  als  Rechts- 
norm beachtet  und  auch  in  verschiedene  Sammlungen  zusammen- 
getragen ,  in  die  dann  nicht  allein  Magdeburger  Urtheile  und 
Sprüche,  sondern  auch  solche  der  angesehenen  polnischen 
Schöffengerichte,  auch  der  eigenen  Stadt,  Aufnahme  fanden. 
Diese  Sammlungen,  in  deutscher  Sprache,  in  ausführlicher  Form 
der  Frage  und  Antwort,  oder  in  abgekürzter  Form  die  blossen 
Rechtssätze  enthaltend ,  sind  meist  unsystematisch  angelegt  und 
in  mehreren  Redactionen  erhalten;  siehe  darüber  Behrend,  Die 
Magdeburger  Fragen,  Berlin  1865,  Bobrzyriski  in  der  Vorrede 
zu  der  homographischen  Ausgabe  eines  (Komiker)  lateinischen 
Textes  der  Magdeburger  Urtheile,  Posen  1876,  und  Brückner, 
Arch.  f.  slav.  Phil.  YI,  324  flg.  Eine  solche  Sammlung  ist  in  Breslau 
enstanden  und  nach  Krakau  gegangen,  von  da  nach  Thorn.  Das 
Original  für  die  polnische  Uebersetzung  soll  gegen  die  neunziger 
Jahre  des  XIV.  Jahrhunderts  angelegt  sein,  die  polnische  Ueber- 
setzung selbst  wurde  besorgt  zwischen  1440  und  1460  in  Lem- 
berg  von  Nicol.  Gologörski.  Sie  ist  in  mehreren  Handschriften 
erhalten,  welche  Brückner,  Arch.  f.  slav.  Phil.  VI,  334  ff.  be- 
schrieben hat:  die  eine  Lemberger,  geschrieben  bald  nach  1480, 
ist  dieselbe,  in  welcher  sich  die  Iura  Iudaeorum  in  polnischer 
Uebersetzung  finden  (s.  oben);  ein  Krakauer  Codex,  vom  Jahre 
1518,  enthält  auch  andere  Rechtsdenkmäler  in  polnischer 
Sprache  (beschrieben  von  Bobrzyriski  in  Przewodnik  naakotvt/  l 
literacki  von  1873);  eine  Handschrift,  im  Besitz  des  Herrn  Kas. 
Stronczyriski,  hat  Maciejowski  benutzt  bei  Veröffentlichung  der 
Magdeburger  Urtheile  in  polnischer  Uebersetzung  in  Ilistor. 
prawodawstw  slowiaüskich  VI,  1858  (in  durchaus  correcter  von 
Muczkowski  besorgter  Reproduction);  eine  Krakauer  Capitel- 
Handschrift  vom  Jahre  1501  hat  Wiszniewski  benutzt  zur  Ver- 
öffentlichung der  Magdeburger  Urtheile  in  Band  V  der  Historya 
lihratury   etc.    1843    (S.  190 — 322);    ausserdem   ein   Codex   des 


—     155     — 

Grafen  Szembek  von  1533,  beschrieben  in  Rzesiriski,  Proces 
cyivilny  KrakoivsJci  r.  1544,  Krakau  1840.  Prof.  Brückner  hat 
den  Text  der  Uebersetzung  aus  der  Lemberger  Handschrift 
herausgegeben,  mit  einer  umfangreichen  Abhandlung  unter  dem 
Titel:  Die  Magdeburger  Urtheile,  im  Arch.  f.  slav.  Phil.,  Band  VI 
und  VII.  Die  polnische  Uebersetzung  zeichnet  sich,  wie  er 
durch  sorgfältige  Vergleichung  mit  dem  deutschen  Text  zeigt, 
durch  das  Streben  nach  Kürze  aus,  wobei  nicht  blos  Unwesent- 
liches weggelassen,  sondern  auch  Wesentliches  durch  Zusammen- 
fassung, selbst  zum  Schaden  des  Inhalts,  zusammengedrängt  ist. 
„Dafür  ist  der  Uebersetzer  mit  Worterklärungen  nicht  sparsam 
gewesen",  diese  (Glossen)  werden  als  solche  bezeichnet  durch 
albo,  alybo,  to  jest,  sloiuie  und  ähnl. ;  auch  sachliche  Erklärungen 
finden  sich,  besonders  in  manchen  Fragen,  welche  durch  wesent- 
liche Puncte  der  Entscheidung  präciser  formulirt  sind ,  als  in 
dem  deutschen  Original.  ,, Missverständnisse  sind  nicht  ausge- 
schlossen: solche,  die  dem  Uebersetzer  selbst,  und  solche,  die 
seiner  Vorlage  zur  Last  fallen;  eine  sich  wiederholende  Stelle 
ist  einmal  richtiger,  das  andere  Mal  minder  richtig  übersetzt. 
Vielfach  hält  sich  die  Uebersetzung  sklavisch  an  die  Worte  ihrer 
Vorlage;  dies  und  die  vielen  Kürzungen  bewirken,  dass  einzelne 
Stellen  ohne  Zuhilfenahme  des  deutschen  Textes  nicht  ohne 
Weiteres  verständlich  werden."  Die  Germanismen,  besonders  in 
den  termini  technici,  wie  z.  B.  foldrowac  oder  fordrowac,  gierada 
aus  dem  deutschen  Gerada,  Geräth,  lotr  aus  dem  deutschen 
Lotter,  strofowac  etc.  mögen  schon  dem  allgemeineren  Gebrauch 
entlehnt  sein.  —  Die  orthographischen  und  sprachlichen  Be- 
sonderheiten der  Magdeburger  Urtheile  in  polnischer  Sprache  in 
der  Lemberger  Handschrift  hat  Prof.  Brückner  im  Arch.  f.  slav. 
Phil.,  Bd.  VI  und  VII,  eingehend  beleuchtet,  in  der  ersten  Ab- 
handlung in  Bd.  VI  den  polnischen  Text  mit  dem  deutschen  ver- 
glichen. Im  Anschluss  an  den  Excurs  über  die  Silbe  ir  zwischen 
Consonanten  (VII,  534  ff.)  vgl.  Pracc  füologiczne  I,  1  ff. 

Noch  ein  Mal  unterwarf  die  juristisch-litterarische  Schätzung 
der  polnischen  Uebersetzung  und  ihr  Verhältniss  zu  den  deutschen, 
lateinischen  und  auch  cechischen  Texten  einer  gründlichen  Unter- 
suchung Prof.  E.  Kaluzniacki  in  der  Abhandlung:  Die  polnische 
Recension     der    Magdeburger    Urtheile    und    die     einschlägigen 


—     156     — 

deutschen,  lateinischen  und  cechischen  Sammlungen,  S.-Abdr. 
aus  Sitzungsberichte  der  phil.-hist.  Cl.  der  Wiener  Akad.  der 
Wiss.  Bd.  CXI,  1886;  vgl.  Hanusz  in  Atencum  1886,  II,  S.  375. 
Prof.  Kaluzniacki,  welchem  mehr  polnische  Texte  (er  beschreibt 
deren  sieben)  und  die  massgebenden  deutschen  Texte  zu  Ge- 
bote standen  (darunter  zwei  unbekannte,  eine  Lemberger  des 
Torosiewicz,  jetzt  im  Ossolineum,  und  die  von  Sanok,  jetzt  im  Archiv 
in  Lemberg),  hat  nach  eingehender  Vergleichung  der  polnischen 
Texte,  welche  im  Grunde  eine  Redaction  zeigen,  unter  einander, 
ihr  Verhältniss  zu  den  deutschen  und,  was  bis  dahin  nicht  ge- 
schehen war,  zu  den  cechischen  festgestellt  und  gezeigt,  dass  die 
polnischen  Sammlungen,  eine  Uebersetzung  aus  dem  Deutschen, 
der  ersten  Redaction  der  bei  weitem  häufigsten  unsystematischen 
Bearbeitung  der  Magdeburger  Urtheile  angehören ,  während  der 
cechische  Text  der  zweiten  Redaction  gehört  und  der  lateinische 
von  der  ersten  Redaction  weiter  absteht.  Bei  der  Klassifikation 
werden  besonders  die  Schöffenbriefe  berücksichtigt,  in  der  ersten 
Redaction  vornehmlich  auf  Anfragen  aus  Krakau  beziehungsweise 
Breslau.  Die  Classification  ist  wesentlich  eine  andere,  als  die 
Bobrzynski's.  —  Auf  die  sprachliche  Seite  der  Ortylc  Magde- 
Jmrskie  ist  Prof.  Kaluzniacki  nicht  eingegangen. 

7.  Arthikidy  praiva  Maydeburshjego  albo  nyemyeczkyego ,  wy- 
branij  s  posthemkoiv  (sie)  praiv  roszlycznych  xang  Maydcbiirszkych, 
ku  prentlisscmu  vczynyenyv  sprawyedlywosczy.  So  lautet  der  Titel 
einer  Sammlung  in  einer  ehemals  Zaluski'schen,  jetzt  Peters- 
burger Handschrift  von  etwa  1500,  welche  in  einer  zur  Orien- 
tirung  bestimmten  Compilation  sich  zunächst  an  das  sächsische 
Weichbildrecht  und  den  Sachsenspiegel  anschliesst,  aber  auch 
Bestimmungen  anderer  Rechtsbücher  in  sich  aufnimmt,  wol  direct 
aus  dem  Deutschen  übersetzt  (s.  Kaluzniacki  a.  a.  O.  S.  10 — 11). 
Die  Handschrift  ist  beschrieben  und  der  Text  der  „Artykuly 
Magdeburskic"  herausgegeben  von  Dr.  Kaiina,  welcher  auch  den 
Text  in  sprachlicher  Hinsicht  sehr  eingehend  beleuchtet  hat  in 
llozpraivy  i  Spratvozdania  fd.  kl.  Bd.  VII,  S.  227  ff. 

Dr.  Kaiina  widmet  in  seiner  Abhandlung  zunächst  der  Ortho- 
graphie der  Petersburger  „Artykuly  prawa  Maydeburskicgo"  Auf- 
merksamkeit in  umständlicher  Weise,  wobei  mit  Recht  hervor- 
gehoben  wird,    dass    orthographische   Untersuchungen    für   jene 


—     157     — 

ältere  Zeit  nicht  die  Schreibweise ,  sondern  die  Ermittelung  der 
phonetischen  Eigentümlichkeiten  bezwecken ;  weil  aber  die  Ortho- 
graphie des  Sprachdenkmals  nicht  consequent  ist,  so  zeigt  sich, 
trotz  der  vielen  feinen  physiologischen  Beobachtungen,  dass  die 
Laute  und  ihre  Yertheilung  dem  heutigen  Zustande  glichen. 
Nur  in  wenigen  Fällen  lässt  sich  eine  Abweichung  von  der  heu- 
tigen hochpolnischen  Sprache  zeigen :  zunächst  findet  sich  in 
Ortylc  Magdeburskie  in  der  Petersburger  Handschrift  in  manchen 
Fällen  ein  i-Vocal,  wo  das  Hochpolnische  ie  hat:  dziwka  (dzieivka), 
■itiiieni,  zbozy,  wzdani  für  imienie,  zboze  u.  s.w.;  zlqczenim  u.  ähnl. 
für  zlqczeniem;  nima  für  niema,  nikt&ry  für  niektöry,  nico  für 
nieco;  albowim  für  albowiem,  rozumi  für  rozwuie ,  odwiüc  für 
odiviesc,  takiz  für  takie-z  (ebenso);  vornehmlich  findet  sich  dies 
in  der  Silbe  ir  zwischen  Consonanten:  pirwy,  cirpicc,  auch  dopiro 
für  dopiero.  Während  in  den  Worten  der  letzten  Categorie,  ausser 
smierc,  wol  durchgehends  Consequenz  zu  bemerken  ist,  so  bestätigt 
sich  die  Bemerkung,  dass  der  r-Laut  weich  gesprochen  wurde, 
nur  bei  rzyeczy,  vrzyand,  przyyodek  und  anderen,  nicht  aber  bei 
vrzendem,  byerze,  rzemyoslo  und  anderen,  es  könnte  nur  behauptet 
werden,  dass  die  Weichheit  des  /'-Lautes  ausnahmsweise  noch 
empfunden  wurde;  bei  c,  s,  z  ist  eine  solche  Erweichung  (abgesehen 
von  sehr  wenigen  Fällen,  wie  ivypossaszyona)  nicht  zu  bemerken 
(vgl.  Arch.  VII,  529).  Die  Unterscheidung  von  fünf  Nasalvocalen 
in  dem  Sprachdenkmal  und  ihre  Vertheilung  lässt  sich  nicht  be- 
weisen, auch  ist  der  Unterschied  zwischen  q  (Basis  d)  und  o 
(Basis  6)  ein  gar  zu  feiner.  Mag  es  auch  auffällig  sein,  dass  in 
33  Fällen  3  plur.  mit  dem  Ausgange  -ajq  ayv  geschrieben  ist, 
so  ist  im  Uebrigen  eine  Consequenz  und  eine  Stütze  für  sichere 
Beobachtungen  in  der  schwankenden  Orthographie  nicht  zu 
sehen :  przysiqdz  wird  przyssandz  und  przyssuncz ;  urzqd  ein  Mal 
vrzand,  das  andere  Mal  vrzimd ;  yorqce  wird  gorancze  und  goruncze 
geschrieben.  Die  sonstigen  sprachlichen  Bemerkungen  siehe 
Dr.  Kaiina  a.  a.  0.;  cf.  die  eingehende  Recension  Brückners  im 
Archiv  IV.  420  ff. 


1 58     — 


Poetische  Sprachdenkmäler  vor  1500. 

A.     Kirchenlieder    und    fromme    Gedichte 
in    polnischer    Sprache. 

Die  Frage,  in  welchem  Umfange  Kirchenlieder  in  Polen  vor 
dem  XV.  Jahrhundert  in  nationaler  Sprache  von  dem  Volke  ge- 
sungen wurden,  lässt  sich  nur  annähernd  dahin  beantworten,  dass 
es  mehr  ausnahmsweise  geschah.  Es  wird  in  dieser  Beziehung 
in  Polen  nicht  anders  gewesen  sein,  wie  in  Deutschland  und 
Böhmen.  In  Deutschland  war  in  jener  Zeit,  nach  Hoffmann 
v.  Fallersleben,  Geschichte  der  deutschen  Kirchenlieder,  2  Bde, 
1832  und  1861,  und  nach  Koch,  Geschichte  des  Kirchenliedes, 
2  Bde,  1866  und  1867 '),  der  Kirchengesang  lateinisch,  in  den 
grossen  Kirchen  der  Pflege  von  Sängerchören,  in  kleineren 
wol  nur  dem  Priester  und  dem  Cantor,  auch  wol  den  Schul- 
knaben   überlassen.       Nur    in    Baiern    und    Schlesien    trat    im 

XIV.  Jahrhundert  der  Kirchengesang  in  deutscher  Sprache  spo- 
radisch auf2).  In  Böhmen  war  das  Kirchenlied  in  nationaler 
Sprache  im  XIV.  Jahrhundert  auch  mehr  ausnahmsweise  bei 
festlichen  Umzügen,  Wallfahrten  und  zur  Privaterbauung,  wol 
mehr    ausserhalb    der  Kirche   im   Gebrauch   und   wurde    erst  im 

XV.  Jahrhundert  in  der  hussitischen  Zeit  allgemein  eingeführt3). 
In  der  Continuatio  des  Cosmas  heisst  es  unter  1260,  bei  Gelegen- 
heit des  Sieges  Ottokars  über  Bela  von  Ungarn :  Boemi  valido  in 
coelum  clamore  excitato,  canentes  hymnum  a  s.  Adalberto  edi- 
tum  (?),  quem  populus  singulis  diebus  dominicis  et  alliis  festivi- 
tatibus  ad  processionem  cantat.    Ein  ähnliches  Zeugniss,  aus  dem 


')  Hoft'mann  v.  Fallersleben  T,  89;  Koch  I,  66,  173  u.  a.;  vgl.  Wacker- 
nagel, Das  deutsche  Kirchenlied,  2  Bde,  1864  und  187f>. 

')  Koch  I,  196  (F.,  Hoffmann  v.  Fallersleben  75;  vgl.  Grimm,  Kleinere 
Schriften  IV,  338,  wo  Berthold  von  Regensburg  (XIII.  Jahrhundert)  in  einer 
Predigt  des  l'fingstliedes:  Nu  bit  wir  den  heiligen  geist,  als  eines  bekannten 
Kirchenliedes  gedenkt. 

3j  Feifalik,  Untersuchungen  über  die  altfcechische  Vers-  und  Reim- 
kunst II,  Das  böhmische  Kirchenlied  1862,  S.  17  ff. 


—     159     — 

XIV.  Jahrhundert,  findet  sich  in  der  Chronik  des  Benes  von 
Weitmile  s.a.  1368:  Dominus  Ioannes,  Archiepiscopus  Pratensis, 
concessit  omnibus  vere  poenitentibus,  confessis  et  contritis,  qui 
ad  honorem  ipsius  sancti  (Yenceslai)  cantionem  infrascriptam  .  .  . 
ab  olim  consuetam  cantaverint,  XL  dierum  indulgentiam  per- 
petuis  temporibus  duraturam".  Die  erste  Xachricht  bezieht  sich 
auf  das  Lied  Hospodine  pomiluj  ny,  die  zweite  auf  das  Wenzels- 
lied: Sraty  Vaclave  vevodo  seme  ceske  etc.;  beide  werden  als  alt 
bezeichnet  und  beide  sind  vor  1400  schriftlich  aufgezeichnet 
worden  l).  Die  Zahl  der  vom  Yolke  gesungenen  Kirchenlieder 
wird  wol  bis  zum  XV.  Jahrhundert  nicht  gross  gewesen  sein: 
auf  der  Synode  von  1406  zu  Prag  wurde  folgende  Verordnung 
erlassen :  Item  mandat  Dom.  Archiepiscopus ,  quod  plebani  et 
ecclesiarum  rectores  in  praedicationibus  nuntient  prohibitas  esse 
novas  cantilenas  omnes  praeter  JBuoh  vsechmohoiici,  Hospodine 
pomihvj  ny,  Jesu  Kriste  scedry  kncze,  Svaty  nas  Vaclave2).  Der 
Ausdruck  novas  cantilenas  prohibet  giebt  zu  der  Vermuthung 
Anlass ,  dass  vor  dem  XV.  Jahrhundert  die  Anzahl  der  alt- 
böhmischen Kirchenlieder  nicht  gross  war  und  dass  erst  in  der 
Hussitenzeit  viele  neue  entstanden  sind,  die  man  eben  als  hussi- 
tisch  oder  des  hussitischen  Ursprungs  "verdächtig  verbot. 

So  wie  in  Böhmen,  so  war  auch  in  Polen  der  Kirchengesang 
in  nationaler  Sprache  vor  dem  XV.  Jahrhundert  nur  ausnahms- 
weise und  wol  nur  bei  Ablässen,  Processionen  und  ähnlichen  Fest- 
lichkeiten im  Gebrauch ;  ebenso  ausnahmsweise  und  nur  vorüber- 
gehend wurden  fromme  Lieder  gesungen  von  den  Büsslern,  von 
denen  der  Chronist  Boguchwal  unter  dem  Jahre  1261  erzählt:  prae- 
cinentes  quandam  cantilenam,  und  nach  Juszyriski  polnische  Marien- 
lieder (patrii  cantus  ad  laudem  b.  Virg.  Mariae)  im  Kloster  zu  Starv 
Sandecz  zur  Zeit  der  heiligen  Kinga  (f  1290),  welche  auch  Psalmen 
in  polnischer  Sprache  betete  (s.  oben)3).  —  So  wie  in  Deutschland 


')  Jirecek,  Hymnologia  bohemica  in  Abhandlungen  der  Prager  Ges. 
der  Wiss.,  VI.  Folge,  1879,  Bd.  9.  Vgl.  Nehring  Studyu  Literackie  1884,  S.  7 
über  ein  altcechisches  im  XIII.  Jahrhundert  aufgezeichnetes,  von  Patera  ent- 
deckte« Kirchenlied. 

2)  Höfler,  Concilia  Pragensia  1852,  S.  52. 

3)  Siehe  Dr.  Bobowski,  Die  Polnische  Dichtung  des  XV.  Jahrhunderts  I, 
Marienlieder,  Breslau  1883,  S.  9  ff. 


—     160     — 

und  Böhmen,  so  bestand  auch  in  Polen  das  „Schlachtenlied1'  in  dem 
Absingen  der  Worte  wüqib  alt^aor,  welches  die  Slaven  in  Böhmen 
und  an  der  Elbe  wunderlich  genug  verdrehten  (in  Böhmen  kir- 
lesu  oder  Jorles)1)]  ein  Zeugniss,  dass  die  Polen  beim  Beginn  der 
Schlachten  das  Kyrie  eleison  (hiesz)  anstimmten,  hat  sich  in 
den  Wolhynischen  Annalenbüchern  unter  dem  Jahre  1249  er- 
halten, bei  Gelegenheit  eines  Zuges  der  Polen  gegen  Wasilko  2). 
Dem  vom  bewaffneten  Volke  gesungenen  Schlachtenrufe  kyrie 
eleison  wurde  in  Böhmen  sowol,  als  auch  in  Polen  ein  kurzes 
fromme«  Lied  hinzugefügt,  welches  mit  jenem  Schlachtenruf 
schloss;  sowie  bei  den  Böhmen  der  alte  Leis:  Hospodine  pomiluj 
ny,  so  war  in  Polen  das  Marienlied  Bogarodzica,  wenigstens  in 
einer  bestimmten  Zeit,  nachweislich  der  Schlachtengesang. 

Die  Sitte,  fromme  Lieder  in  nationaler  Sprache  bei  Wall- 
fahrten und  ähnlichen  Festlichkeiten  zu  singen,  mag  sich  in  Polen 
auch  im  XV.  Jahrhundert  nicht  besonders  verbreitet  haben:  die 
beschränkte  Zahl  derselben,  welche  aus  dieser  Zeit  erhalten  sind 
(alle,  auch  die  voraussätzlich  älteren,  sind  uns  erst  aus  Auf- 
zeichnungen des  XV.  Jahrhunderts  bekannt),  spricht  eher  für 
einen  beschränkten,  als  allgemeinen  Gebrauch.  Auch  sind  die 
uns  aus  dem  XV.  Jahrhundert  erhaltenen  versificirten  polnischen 
Gebete  gewiss  nicht  alle  Kirchenlieder,  vielmehr  kann  nur  ein 
geringer  Theil  derselben  so  benannt  werden,  die  meisten  sind 
fromme  Gedichte,  darunter  auch  erzählende  mit  einem  hinzu- 
gefügten Gebete.  Die  allermeisten  von  ihnen  sind  Mariengedichte 
oder  Marienlieder.  Dr.  Bobowski  macht  es  in  Polska  poezya 
koscielna  od  najdawniejszych  czasöiv  etc.,  Warschau  1S86,  wahr- 
scheinlich, dass  im  XV.  Jahrhundert  das  kirchliche  Volkslied  in 
Polen  in  beschränktem  Umfange  zu  Weihnachten,  Ostern,  Pfingsten 
und  zum  Frohnleichnamsfeste  üblich  war,  Vorrede  16  ff. 

I.    Mariengedielite  und  Maricnlieder. 

1.  Das  Boyarodzica-ljieä.  Zu  den  festlichen  Liedern, 
welche  Eigenthum  des  ganzen  Volkes  geworden  sind ,  gehört 
das  bekannte  Bo<}arodzica-]Äcd,  es  gehört  auch,  wenigstens  in 
den    zwei    ersten    Strophen,    zu   den   ältesten  Kirchenliedern  in 

')  Sieh«  Nehring  Studya  Liter.  1,  0  Bogarodzicy,  S.  14. 
■)  Siehe  bobowski   a.  a.  0.  S.  !»;  Nehring  a.  a.  ü.  S.  15. 


—     161     — 

Polen1).  Die  Zahl  der  Texte  ist  verhältnissmässig  gross:  Prof. 
Pilat,  welcher  sie  alle  zuerst  genau  beschrieben  hat,  zählt  ihrer 
32  auf:  fünf  ältere  handschriftliche,  von  denen  der  angeblich 
älteste  „vom  Jahre  1408",  in  einer  Krakauer  Handschrift  be- 
findlich, mit  der  Jahreszahl  1408  in  keinem  Zusammenhange 
steht  und  nach  Pilat's  Schätzung  in  der  Mitte  des  XV.  Jahr- 
hunderts aufgezeichnet  wurde;  die  anderen  Texte  sind  meist  ge- 
druckte Texte,  zuerst  in  taski's  Statut  1506,  sodann  in  Taszycki's 
Korrekhira  Statutöiv  1532,  in  Mateusz  z  Koscicma,  Cohortatio 
Sarmaticarum  ecclesiarum  1543,  in  Herburts  Statuta  1570,  Skarga 
Zywoty  Swiqtych  1585,  J.  Bielski  Kronika  1597  u.  s.  w.  Prof. 
Pilat  hat  gezeigt,  dass  sehr  viele  der  späteren  Texte  abgeleitete 
sind,  und  von  den  24  Texten,  mit  taski's  Text  1506  begonnen, 
zeigen  sich  nur  vier  als  selbständige,  mit  den  fünf  älteren  hand- 
schriftlichen zusammen  neun  selbständige  Texte.  Diese  hat  in 
Bezug  auf  ihre  Verwandtschaft  und  Gruppirung  beleuchtet  Nehring 
in  Archiv  IV,  326  ff.  und  sehr  eingehend  Dr.  Kaiina  in  Rosbiör 
hrytycsny:  er  nimmt  zwei  Gruppen  der  Texte  an,  giebt  aber  zu, 
dass  noch  eine  dritte  gewesen  sein  kann. 

Der  Versuch,  den  Text  zu  reconstruiren,  ist  von  mehreren 
Seiten  gemacht  worden.  Die  Reconstruction  ist  nicht  leicht,  weil 
einige  Stellen  ganz  verdorben  sind,  sie  wird  aber  durch  den 
Umstand  einigermassen  erleichtert,  dass  ein  bestimmter  Strophen- 
bau und  Rhythmus  herausgefunden  werden  kann.  Das  Lied  lässt 
sich  in  mehrere  (drei)  Theile  zerlegen,  welche  sich  durch  Inhalt, 


!)  Die  Litteratur  über  das  Lied  Bofjarodzica  hat  Dr.  Bobowski,  Polnische 
Dichtung  etc.  S.  14  verzeichnet,  hervorzuheben  sind:  Alex.  Gral'  Przezdziecki 
Piesü  Bogwodzica  z  rqkopisu  Czqstochowshiego  z  kohca  XV  to.  in  Bibliot.  Warsz. 
1866,  I,  309  ff.;  vgl.  die  Anzeige  von  J.  JireCek  in  Gas.  c.  Mus.  1872,  S.  335; 
Nehring,  Einfluss  der  altcech.  Sprache  und  Litteratur  auf  die  altpoln.  I  in 
Arch.  f.  slav.  Phil.  I,  60  ff'. ;  R.  Pilat  Bogarodzica  I,  Bestytucya  textu,  Krakau 
1879;  vgl.  die  Recension  von  Nehring,  Archiv  IV,  326  ff.;  Kaiina  Rozbidr 
krytyczny  piesni  Boga/rodzicy ,  Leiuberg  1880;  Nehring  in  Studya  Lilirackie 
1884  S.  1  ff. ,  angezeigt  von  Brückner  Archiv  VIII,  604;  Dr.  Bobowski,  Die 
polnische  Dichtung  des  XV.  Jahrhunderts  I,  Mariengedichte,  Breslau  1883; 
vgl.  Recension  von  Jagid,  Archiv  VII,  506.  Auf  diese  Abhandlung,  so  wie 
auf  eine  spätere  Poezya  pohka  kosciehia  do  XVI  w.  1885  kann  um  so  mehr 
verwiesen  werden,  als  der  Verfasser  eine  Anregung  zu  beiden  aus  meinen 
Vorlesungen  erhielt,  nur  mehr  Abweichendes  und  Ergänzendes  sei  erwähnt. 
Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  11 


-     162     — 

durch  Strophenbau.  Rhythmus  (und  Musik)  von  einander  unter- 
scheiden, und  welche  aus  unbekannter  Veranlassung  zu  einem 
Liede  zusammengezogen  worden  sind;  während  die  ersten  zwei 
Strophen,  der  älteste  Bestand,  ein  Marienlied  zu  Weihnachten  ist, 
ist  der  zweite  Theil  ein  Osterlied,  der  dritte  ein  Passionslied; 
ausser  ihnen  sind  in  späterer  Zeit  einzelne  Strophen ,  an  den 
heiligen  Wojciech,  den  heiligen  Stanislaus  u.  s.  w.  hinzugefügt 
worden. 

Das  älteste  Lied,  die  ersten  zwei  Strophen,  lauten  auf  Grund 
der  Prüfung  verschiedener  Reconstruirungen,  folgendermassen : 

JBoga  rodzica1),  dziewica, 
Bogiem  slawiena,  Maryja! 
Tivego  syna  gospodzina 
Matho  zwolena,  Maryja! 
Zyszczy  nam  spust  winam. 
Kyrie  eleison. 

Während  diese  erste  Strophe,  dreitheilig  gegliedert,  mit 
zwei  Stollen  und  einem  Abgesange,  nunmehr  in  dieser  Form  als 
hergestellt  gelten  kann  (die  Erklärungen  zu  den  einzelnen 
Wörtern  und  Formen  siehe  bei  den  verschiedenen  Erklärern),  so 
giebt  die  zweite  Strophe,  in  der  sich  auch  die  dreitheilige  Con- 
struction  erkennen  lässt,  noch  immer  Stoff  zu  scharfsinnigen  Er- 
klärungen; nach  den  Yer suchen  von  J.  Jirecek,  Nehring,  Pilat, 
Kaiina,  Bobowski  und  zuletzt  Brückner  würde  die  annehmbarste 
Reconstruction  lauten: 

Twoje  dzielo,  hry  i  cielo, 

Bozycze, 
Uslysz  glosy,  napeln  mysli 
Czlowiecze, 

Slysz  modlitwe,  jqz  nosiwy, 
To  dac  raczy,  jegoz  prosimy, 
Po  zyivoeie  rajslä  przebyt 
A  na  siviecie  zbozny  pobyt 
Kyrie  eleison. 


')  Prof.  Brückner  entscheidet  .sich  im  Arcb.  i'.  slav.  Tliil.  VIII  für  Bogu 
rocfaica,  weil  zwei  alte  Texte  und  eine  alte  Predigt  diese  Lesart  bieten. 


—     163     — 

Die  Reconstruction  des  ersten  Verses  rührt  von  Brückner 
her,  sie  stützt  sich  zum  Theil  auf  die  von  Nehring  vorgeschlagene 
Auflösung  des  unverständlichen  krzcziczela  (nach  J.  Jirecek  krze- 
iciczela)  in  krivie  i  cieJa:  bozyc,  welches  sich  in  zwei  Texten 
findet,  ist  von  Rymarkiewicz  mit  Recht  in  Schutz  genommen 
worden,  die  Form  bozycze  als  vocat.  von  bozyc  (der  junge,  neu- 
geborene Gott)  darf  nicht  auffallen,  da  Kochanowski  von  Pryon/Ic 
Pryumicze,  da  man  noch  im  XVII.  Jahrhundert  kroleivic  kröle- 
ivicze  declinirte ;  diese  Herstellung  kann  als  völlig  befriedigend 
noch  nicht  bezeichnet  werden.  Die  überlieferten  Anfangsworte 
der  zweiten  Strophe  lauten: 

Tivego  dzela  krzcziczela  bozide 
Uslisz  glossy  napelni  misli  czlowecze 

Slisz  modlithwa  etc. 
Nehring  las: 

Tivego  dziela  kr  wie  i  ciela 
Bozycze 

Uslysz  glosy,  napehi  (ji)  mysli 
Czloiviecze 
und  erklärte  Tuae  partis  de  sanguine  et  carne,  Dei  infantis  audi 
voces ,  imple  (eum)  hominum  animo ,  audiat  preces  quas  mitti- 
mus  etc.,  Arch.  IV,  332;  —  Dr.  Kaiina  las:  Tivego  dla  Krzci- 
ciela  Boze  0(j)cze!  Uslysz  glosy,  wipeln  mysli  czloiviecze,  Slysz 
mod/iftv<'.  jaß  nosimy  etc.  Mozbiör  krytyczny  86.  —  Dr.  Bobowski 
las:  Twego  dziela  krzyzowa  dla,  Bozycze!  Uslysz  glosy,  napeln 
mysli  Czloiviecze;  Slysz  mod/if/vt.'  etc.  Die  polnische  Dichtung 
S.  24.  Von  diesen  Erklärern  ist  das  Wort  bozycze  acceptirt,  Prof. 
Pilat  hat  bei  seiner  Reconstruction  diese  zwei  ersten  Zeilen 
der  zweiten  Strophe  als  unheilbar  weggelassen. 

Der  zweite  Theil  ist  ein  Osterlied,  es  beginnt  mit  den  Worten: 
Nas  dla  wstai  z  marüvych  syn  Bozy,  und  endigt  bei  der  Stelle: 
Tu  sie  nam  sividzialo  djn.blc  potcjnenie.  Auch  dieser  zweite  Theil 
zerfällt  in  zwei  ungleiche  Hälften,  die  eine  von  Christus,  die.  andere 
von  Adam,  beide  wieder,  wenn  auch  verschieden  geartet,  in  die 
Form  der  dreitheiligcn  Strophe  gekleidet.  Auch  der  dritte  Theil, 
ein  Passionslied,  beginnend  mit  den  Worten:  Ciebie  dla,  mlowiecse, 
dal  Bog  przekiuc  sobie  etc.  und  mit  den  Worten  schliessend: 
Gdzie  to  sam  Bog  hrohvje,  V sobie  przyjinq,  ist  in  der  dreitheiligen 

11* 


—     164     — 

Strophenform  gebaut  (siehe  die  Reconstruction  in  Archiv  I,  1. 1.). 
Was  dann  noch  folgt:  Maria  dziewice,  prosmy  synka  Twego  etc. 
lässt  sich  mit  den  übrigen  Strophen  in  einen  rechten  Zusammen- 
hang nicht  bringen,  befindet  sich  aber  in  allen  Texten,  und  des- 
halb haben  die  meisten  Interpreten  den  dritten  Theil  in  eine 
Reihe  von  formell  zu  einem  grösseren  Ganzen  sich  nicht  zu- 
sammenschliessenden  Strophen  aufgelöst;  Kaiina  löst  das  ganze 
Lied  Bogarodzica  in  mehrere  inhaltlich  von  einander  sich  unter- 
scheidende Lieder  auf;  die  Reconstruction  des  Professor  Pilat 
zeigt  das  Bogarodzica -Lied  aufgelöst  in  viele  Strophen,  selbst 
die  zweite  Strophe  ist  in  zwei  getheilt,  jedoch  auch  dieser  Ge- 
lehrte unterscheidet  drei  Theile,  was  nur  zu  billigen  ist.  Bei 
der  schliesslichen  Herstellung  und  Auflösung  des  Textes  in  drei 
Theile  und  eine  Reihe  von  Strophen  hat  Pilat  einige  Strophen  klein 
gedruckt,  weil  sie  in  einen  einfachen  Gedankengang  sich  nicht 
einfügen  und  zum  ursprünglichen  Bestände  nicht  gehört  haben 
sollen ;  folgerichtig  müssten  unter  dieser  Bedingung  noch  mehr 
Strophen  als  Erweiterungen  ausgeschieden  und  z.  B.  nach 
Strophe  5  die  Strophe  7  und  dann  gleich  10  gesetzt  werden; 
die  Ueberlieferung  ermächtigt  uns  nicht  dazu,  weil  die  fraglichen 
Strophen ,  mit  Ausnahme :  Tegoz  nas  domiesci ,  in  allen  Texten 
stehen. 

Das  Lied  ist  allmälig  entstanden ,  wie  der  Inhalt  zeigt,  aus 
besonderen  Liedern.  Die  ersten  zwei  Strophen  sind  die  ältesten, 
das  ist,  wie  schon  Maciejowski  richtig  geurtheilt  hat,  der  älteste 
Bestand  dieses  Marienliedes.  Die  Sprache  zeigt,  dass  er  alt 
ist,  dies  zeigen  die  "Worte  und  Wortformen :  Bogicm  slawiena  für 
od  Boga  slawiona,  zivolena  für  wybrana,  spust  tvinam  für  odpusz- 
czeme  win,  auch  wol  Bogu  rodzica  für  Boga  rodzica ;  ferner  bozyc 
(der  neugeborene  Gott,  vgl.  alteech.  bozic  und  serb.  bozic),  ize 
für  Jctöry,  zbozny  pobyt  und  andere.  Auch  dadurch  charakterisirt 
sich  der  erste  Theil  als  alt,  dass  er  mit  kyrie  eleison  schlicsst, 
was  eine  Eigentümlichkeit  der  alten  Kirchenlieder  der  Slaven 
gewesen  zu  sein  scheint,  wie  Prof.  Jagic  in  der  Abhandlung 
Gradja  m  historiju  slovinske  narodne  poemje,  in  Bad  Jugoslavenskc 
AJcademvje  etc.,  Agram  187(5,  S.  9  ff.  gezeigt  hat.  Auch  sonst 
erhielt  sich  in  Polen  lange  Zeit  der  Glaube  daran,  dass  das  Lied 
sehr  alt  sei,   man  schrieb  es,    wol  mit  besonderer  Rücksicht  auf 


—     165     — 

die  ersten  zwei  Strophen,  dem  heiligen  Adalbert  zu.  —  An  den 
ältesten  Bestand  von  zwei  Strophen  wurden  dann  andere  Lieder 
und  Strophen  gefügt:  so  zeigt  der  Krakauer  I  Text  nur  zwei 
Strophen,  der  Krakauer  II  bietet  die  drei  oben  erwähnten  Lieder 
und  dann  noch  die  Strophe:  Maria  dzieivice,  prosmy  (proszymy) 
synka  Twego  etc.  bis  zu  den  Worten :  Amen,  tako  Bog  daj,  bychoni 
szli  sivyccy  iv  raj;  der  Warschauer  Text  von  1456  (?),  welchen 
Wiszniewski  (Hist.  Vit.  I,  384)  publicirt  hat,  hat  schon  viel  mehr, 
so  auch  schon  die  Strophe:  Juz  nam  czas,  godzina,  grzccliow  siq 
Jcajaci  etc.;  ferner  die  Strophe:  0  sivicty  Wociesze,  sodann  die 
Strophe:  owieta  Kaiarzyna  etc.,  und  so  auch  eine  Strophe  vom 
heiligen  Stanislaus. 

Die  Ansicht,  dass  das  Lied  Bogarodzica  vom  heiligen  Adal- 
bert herrührt,  taucht  erst  bei  Laski  1506  auf,  welcher  in  dem 
nach  ihm  benannten  Statut  es  benannt  hat:  Prima  omnium  devo- 
tissima  ....  cantio  ....  Bogarodzica,  manibus  et  oraculo  s.  Adal- 
berti  scripta;  diese  Ansicht  kann  nach  den  Ausführungen  Przez- 
dziecki's  1866  und  Nehring's  in  Studya  Literackie  1884,  S.  18  ff.  als 
hinfällig  betrachtet  werden.  Die  Biographien  des  heiligen  Adal- 
bert wissen  nichts  davon;  die  ältesten  Erwähnungen  des  Liedes 
in  gleichzeitigen  Berichten  von  der  Schlacht  bei  Tannenberg 
1410  nennen  den  heiligen  Adalbert  nicht  als  Verfasser;  Dlugosz 
nennt  das  Lied  patrium  Carmen;  auch  die  Form  des  Liedes,  drei- 
theilige  Strophen  mit  Reimen,  spricht  gegen  die  Annahme  eines 
sehr  frühen  Ursprungs. 

Bogarodzica  war  ein  Schlachtengesang.  Die  ältesten  Nach- 
richten erwähnen  das  Lied  als  einen  solchen  bei  Gelegenheit 
der  Schlacht  bei  Tannenberg  1410;  die  Nachricht  in  Chwal- 
czewski's  Chronik,  dass  die  Polen  1208  nach  Besiegung  Wladi- 
mir's  „piesn  Bogarodzica  spieivali"  (Gal^zowski,  zbiör  pisarzy 
1829,  X,  S.  101),  beruht  auf  einer  freien  Uebersetzung  Dlugosz's, 
welcher  an  dieser  Stelle  patrium  carmen  hat.  Eine  Nachricht 
aus  dem  XV.  Jahrhundert,  welche  bis  jetzt  übersehen  worden 
ist,  findet  sich  in  J.  Bielski's  Kronika  Polska  1597,  S.  339,  wo 
erzählt  wird,  dass  im  Jahre  1431  einige  Herrn  aus  Kujavien  und 
dem  Dobrzyner  Lande  mit  ihren  Haufen  den  in  der  Kraina 
feindlich  auftretenden  Kreuzrittern  entgegentraten  in  der  Nähe 
von  Nakel,  bei  Dabek,   „spiewajac  zwyklq  swq,  pie&n  Bogarodzica 


—     166     — 

glosy  wielkimi:  zaczym  lasy  iv  kolo  srodze  hrzmialy  s  podziivicniem 
Krzymkow,  skqd  .s/V  tak  widht  hui  preßko  wziql".  Die  Nachricht 
Przezdziecki's,  dass  nach  einer  Stiftung,  angeblich  des  Jasko 
von  Melsztyn  vom  Jahre  1386,  das  Lied  Bogarodzica  in  der  Aller- 
heiligenkirche zu  Krakau  gesungen  werden  sollte,  hat  sich  als 
ein  Falsificat  aus  dem  Jahre  1521  herausgestellt  (siehe  Liske  in 
UM.  Warszaivska  1877,  IV,  S.  4L 7).  Im  XVI.  Jahrhundert  wird 
zwar  das  Lied  Bogarodzica  wiederholt  erwähnt,  doch  weder  als 
Kirchen-,  noch  als  Schlachtenlied;  die  Bemühungen,  es  im 
XVII.  Jahrhundert  als  Schlachtenlied  in  den  Kämpfen  gegen  die 
Türken  wieder  in's  Leben  zu  rufen,  scheinen  erfolglos  gewesen 
zu  sein  (siehe  Behring  Study a  1 2) l) ;  die  älteste  Nachricht,  dass 
Bogarodzica  in  der  Kirche  regelmässig  gesungen  wurde,  findet  sich 
in  den  Krakauer  Synodalbeschlüssen  vom  Jahre  1621  (Iieforma- 
tiones  generales  ad  clerum  etc.  in  synodo  promulgatae  a  Martino 
Szyszkowski,  decr.  I,  30):  ordinamus,  ut  singuli  in  parochiis  curati 
inducant  consuetudinem,  quatenus  non  reperitur,  ut  pauperes  ad 
summum  sacrum  canant  ....  cantilenam  Bogarodzica  ....  bene 
reformatam;  sodann  findet  sich  (für  Tuchel  in  Westpreussen)  eine 
Stiftung  vom  Jahre  1622  (Studya  17),  in  der  Gnesener  Kathe- 
dralkirche wurde  in  Folge  einer  Stiftung  vom  Jahre  1737,  viel- 
leicht schon  früher  (vgl.  Herbost  ChräescyjaAska  potrsqfina  odpowiedi 
na  tr  Confessiq,  ktora  pod  titulem  Braciey  Zakonu  Chrishisowego 
. . .  wydana  lest  .  .  .  Krakau  1567,  wo  bei  dem  citirton  Liede  ad 
marginem  steht:  To przepisano  z  exeni/>/ar.:<t  Gniemienskiego,  ktory 
jest  w  Gniezn.  Koscielc,  tak  jako  tarn  stoi;  vgl.  Pilat  8)  und  wird 
bis  auf  den  heutigen  Tag  der  alten  Stiftung  gemäss  an  Sonn- 
tagen gesungen. 

Der  Umstand,  dass  das  Bogarodzica-hieA  ein  Schlachtenlied 
war,  mag  die  nächste  Veranlassung  zu  der  Vermuthung  gewesen 
sein,  dass  der  heilige  Adalbert  es  verfasst  hat:  ein  altes  rechisches 
Lied,  welches  ebenfalls  ein  Schlachtengesang  war,  nämlich  Ho- 
spodine  ponril/wy  ny,  wurde  dem  genannten  Heiligen  ebenfalls  zuge- 
schrieben. Dazu  kam,  dass  in  den  ersten  Strophen  und  überhaupt 
an  mehreren  Stellen  Anklänge  an  die  cechische  Sprache  und  an 
bekannte   alteechische  Lieder   bemerkt   werden   konnten  {Studya 


»)  Vgl.  Knapski. 


—     167     — 

21  ff.).  Bei  der  grossen  Achtung,  welche  die  cechische  Sprache  in 
Polen  noch  im  XVI.  Jahrhundert  genoss  und  im  Hinblick  auf  den 
Umstand,  dass  die  Krakauer  Kathedralkirche  einem  böhmischen 
Heiligen,  Wenzeslaw-Waclaw,  die  Gnesener  dem  ehemaligen  Prager 
Bischof  Adalbert  geweiht  war,  hatte  eine  Vermuthung  der  Autor- 
schaft des  letzten  nichts  Ungewöhnliches.  Die  Uebereinstimmung 
vieler  Stellen  in  dem  Bofj(iro</:ira-Ijie([e  mit  alteechischen  frommen 
Liedern  siehe  Arch.  f.  slav.  Phil.  I,  66,  besonders  aber  Dr.  Kaiina 
Krytycmy  rozbiör  S.  64,  80,  86  passim.  Ueber  Anklänge  an 
lateinische  und  deutsche  Kirchenlieder  siehe  Bobowski  32  ff. 
Ueber  die  Enstehungszeit  des  Bogarodsica-IAedes  lässt  sich  nichts 
Bestimmtes  sagen;  die  zwei  ersten  Strophen  sind  viel  älter  als 
die  ältesten  Aufzeichnungen,  dies  ist  daraus  zu  sehen,  dass  diese 
schon  verdorbene  Stellen  zeigen,  ein  Beweis,  dass  man  in  der 
Zeit  der  frühesten  Aufzeichnung  einzelne  Wörter  und  Wortformen 
nicht  mehr  recht  verstanden  hat. 

2.  Ein  Mariengruss.  Die  Form  eines  Liedes,  ohne  wol 
dazu  bestimmt  zu  sein,  hat  das  aus  drei  Strophen  bestehende 
Gedicht,  welches  Maciejowski  in  Pamirtniki  II,  1839,  S.  352 
anführt  mit  der  Jahreszahl  1400,  ohne  die  Handschrift,  aus 
welcher  der  Text  genommen  wurde,  anders  zu  bezeichnen,  als 
Rqkopis  164;  da  aber  dann  später  in  Dodatek  do  Pism.  1852, 
S.  76  gesagt  ist,  dass  die  in  Pamirtniki  mitgethcilten  altpol- 
nischen Texte  Maciejowski  von  h.  Golebiowski  zur  Verfügung- 
gestellt  worden  waren,  so  ist  zu  vermuthen,  dass  auch  dieses 
Mariengedicht  aus  einer  Handschrift  (vom  Jahre  1400?)  von 
Golebiowski  excerpirt  worden  ist,  welche  die  Signatur  164  hatte. 
Da  bei  Maciejowski  an  einer  Stelle  R(epetitio)  sich  findet,  so 
hat  Bobowski  mit  Recht  jede  der  drei  Strophen  gegliedert  in 
zwei  Stollen  und  einen  Abgesang:  V,  V,  R  (s.  S.  45).  Bei  der 
wenig  zuverlässigen  Art  der  Mittheilung  des  Textes,  der  aus 
einer  unbekannten  Handschrift,  von  Golebiowski  vielleicht  nicht 
sorgfältig  genug  abgeschrieben  und  von  Maciejowski  in  der  leider 
bekannten  nachlässigen  Weise  mitgethcilt  ist,  ist  dieser  Marien- 
gruss in  ziemlich  verwahrlostem  Zustande  auf  uns  gekommen, 
und  so  lange  das  lateinische  oder  deutsche  Vorbild  dieses  kaum 
originalen  Gedichtes  nicht  bekannt  ist,  ist  es  gestattet,  freilich 
mit  dem  möglichsten  Anschluss  an  den  überlieferten  Buchstaben, 


—     168     — 

auch  aus  inneren  Gründen  den  Text  zu  corrigiren,  um  die  vom 
Urheber  beabsichtigten  richtigen  Worte  zu  finden:  dies  hat  Dr. 
Bobowski  gethan  und  es  ist  durchaus  zu  billigen,  dass  er  in  dem 
Abgesange  der  zweiten  Strophe  die  "Worte  tegdi  und  agdi  die 
Stelle  gegenseitig  ändern  Hess  und  liest: 

Ty  nasivir(t)sza  modlisz  kiegdy, 
Modlq  swyccy  swieci,  a  gdy 
Milczysz,  milczq  tegdy. 
Man  könnte   auch   den   Text  bis   auf  das    letzte  Wort  agdi 
unverändert  lassen,  dieses  in  veszdi,  d.  h.  wezdy,  ändern  und  lesen: 
Ty  naswieftjsza  modlisz  kiegdy, 
Modlq  swyccy  swieci  tegdy, 
milezysz,  milczq  wezdy. 
Der    erste  Vers   bleibt   dann   auch   im  Uebrigen   nicht  ohne 
Bedenken.     Bedenken  macht  auch  der  zweite  Stollen  der  ersten 
Strophe :  Jezu  Crista  jes  poczela 

Snosila,  porodzüa, 

Za  nas  (Synas?)  pirwsza  prosila  (Bob.  46). 
Zwar  sind  die  einzelnen  Worte  und  Zeilen  für  sich  ver- 
ständlich, indess,  da  in  den  folgenden  Zeilen,  in  dem  Abgesange, 
von  der  Bitte  nicht  die  Rede  ist,  so  möchte  man  an  das  Zu- 
nächstliegende denken,  an  das  Pflegen  des  neugeborenen  Jesus- 
kindes, man  könnte  also  lesen: 

Jaze  (im  Texte  steht  Gesza)  crista  jes  poczela, 

Snosila  (im  Texte  sznosila),  porodzüa, 

Swqs  pirsiq  ji  poila   (in  der  Handschrift  stand   vielleicht 

l)(o)gila,  was  Goleb.  prosila  las?) 
(im  Text  Sznasz  pirwsza  prosila). 
Die  Coniectur  Bobowski's  niebieska  dziedzice  in  der  dritten 
Zeile  ist  wol  einleuchtend,  ebenso  einfach  wäre  anzunehmen, 
dass  über  niebieske  ein  Ringlcin  (o)  unberücksichtigt  und  zu  lesen 
ist:  niebieskiego  dziedzice,  für  beide  Fälle  wäre  in  dziedzice  für 
dziedzica  ein  Cechismus  anzunehmen. 

Der  dritte  Thcil  erinnert  an   die  Praeambula   zu  Predigten, 
er  heisst:  Abychom  na  tem  kazaniu, 

Przyszli  ku  boskiemu  poznaniu, 
Totem  zawitaniu, 
Zgotowanemu  wszem  dobrym, 


—     169     — 

A  osobno  iv  Bodze  szczodrym, 

Pozdröiv  pozdroivieniem ! 

Ztias  kazdy  teni  pozdrowi  ja, 

Aniola  nastvietszq  wiecq 

Rzkqc:  Zdroivas  Marya. 
Vgl.  oben  über  Praeambulum. 

3.  Ein  anderer  Marienhymnus,  der  bei  Maciejowski 
Pomniki  II,  359  steht,  bezeichnet  mit  der  Signatur  a.  1446 
Rrkopis  183,  giebt  ebenfalls  zu  allerlei  Bedenken  Anlass,  wie 
überhaupt  die  altpolnischen  poetischen  Texte  in  verwahrlostem  Zu- 
stande überliefert  sind;  das  hier  genannte  Gedicht  stimmt  mit  einem 
altcechischen  überein,  welches  Feifalik  in  der  Abhandlung  von  der 
altcechischen  Yers-  und  Reimkunst  II,  speciell  vom  Kirchenlied 
1862,  S.  44  anführt,  ohne  dass  es  das  altpolnische  erschöpfend 
erklärt;  Feifalik  wusste  sich  mit  dem  altcechischen  Texte  auch 
keinen  Rath.  Dr.  Bobowski  hat  auf  den  lateinischen  Text  Rück- 
sicht genommen,  dieser  (bei  Feifalik  1.  1.  S.  320  [S.  40]  mitge- 
theilt)  zeigt,  dass  das  lateinische  Lied  (Ave  pulcerrima  Regina) 
in  das  Cechische  ziemlich  wörtlich  übersetzt  worden  ist:  der 
altpolnische  Text  scheint  dem  cechischen  Original  nachgeschrieben 
zu  sein;  so  verlor  der  cechische,  und  somit  auch  der  polnische 
Text,  die  Form  des  Liedes. 

Wie  sehr  der  von  Maciejowski  mitgetheilte  Text  unrichtig 
ist,  zeigt  sich  in  dem  zweiten  Stollen  der  Strophe  I  (Bobowski 
hat  aus  dem  lateinischen  Liede  die  Gliederung  in  V.  Y.  R.  versus, 
versus,  repetitio,  aufgenommen)  wo  iacosztlio  myle  prziyal  kszobye 
steht  für  jaho  choc  müq  przyjcä  li1  sohle;  im  lateinischen  Liede 
heisst  es  pro  morum  —  virtute  —  sposam  in  uiuente  —  traxit 
ad  sc  (dabei  bleiben  die  lateinischen  Worte  in  vivente,  und  die 
cechischen  Je  twe  starosti  nicht  erklärt,  für  in  uiuente  haben  wir 
vielleicht,  des  Reimes  wegen,  iuuentute  zu  lesen,  wie  der  pol- 
nische Text  junoszej  w  ttvej  mlodosci  auch  darauf  führt).  Dass 
der  polnische  Text  mit  dem  cechischen  übereinstimmt,  ist  bei 
solchen  Stellen  zu  sehen,  welche  von  dem  lateinischen  Liede 
abweichen,  so  lässt  sich  in  dem  Abgesange  der  zweiten  Strophe 
die  erste  Zeile  aus  dem  cechischen  herstellen:  Aronoiv  kwytl 
yest  prfit  vwadly;  vielleicht  ist  in  dem  ersten  Verse  der  dritten 
Strophe  für  aster  lyrzespyecziia   zu   setzen  aster  przeslycziia,    nach 


—     170     — 

dem  cechischen  hester  prsyespanila :  der  lateinische  Text  hat  nur 
Hester.  Indess  sind  doch  auch  Abweichungen  von  der  cechischen 
Uebersetzung  zu  bemerken :  statt  zaivrzcna  brana  im  ersten  Vers 
der  zweiten  Strophe  steht  wybrqnyq  thys  ullczka  (=  wybrana  tys 
uliczka,  wybrana  gehört  zu  ■uliczka  und  nicht  zu  pisma),  weil 
dieser  Ausdruck  in  der  polnischen  Gebetsprache  des  XV.  Jahr- 
hunderts der  geläufige  gewesen  zu  sein  scheint;  auch  in  dem 
Vers  1  der  dritten  Strophe  ist  a  przatho  nye  byedye  yest  amon 
obycszon  kaum  zu  ändern  in  a  prze  cz<f>  nyeszlachetny  yest  amon 
obycszon,  im  lateinischen  Text  steht  f '  .  . .  .  Aman  suspendit  pro 
scelere  (prze  zbrodnyel). 

4.  Eine  ähnliche  Begrüssung  Mariae  ist  der  Hymnus, 
welcher  in  Maciejowski  PcMniqtniki  II,  S.  373,  steht,  mit  der 
Jahreszahl  1493,  ohne  jede  Beschreibung  der  Handschrift,  aus 
der  er  entnommen  ist.  Er  scheint  eine  wörtliche  Uebersetzung 
eines  lateinischen  Originals  zu  sein,  mit  versuchter  Reimbildung, 
jedoch  ohne  regelmässigen  Strophenbau,  lässt  sich  auch,  bis 
nicht  der  lateinische  Hymnus  gefunden  sein  wird,  nicht  ent- 
sprechend beurtheilen.  Den  ziemlich  correct  in  Maciejowski  ge- 
druckten Text  suchte  Bobowski  in  eine  bessere  äussere  Form 
zu  bringen;  in  der  vorletzten  Strophe  möchte  ich  statt  mttthha 
mylosczywa,  matko  müosierna  vermuthen  (es  reimen  dann  matko 
müosierna  und  laski  pelna).  Man  findet  in  diesem  Hymnus  An- 
klänge an  ein  Gebet  in  über  precarius  Hedvigis. 

5.  Ein  anderer  Hymnus  an  Maria  findet  sich  in  Macie- 
jowski Tom.  II,  308,  entnommen  angeblich  aus  einer  Handschrift 
N.  690  aus  dem  XV.  Jahrhundert,  aber  auch  hier  liegt  die  Ucbcr- 
lieferung  im  Argen. 

Maint  paamo  szlachetna  sjiokolenya  szivyathego 

Tlü  yes  kalewna  (sie)  nyebyeszha  nuicz  Boy  wszechmonego  (sie) 

smehi  cyeszlcey  dusze  yathe  tysz  tnocznyc  ivybavyla 

proszymy  by  raezyla 

szye  przyczynycz  za  nasz  ii/od/yc: 

letdbye  szye  uczyekamy  pa/rmo  szwyetlw 

Matko  boza  thysz  crlsta  porodzila. 

Entweder  ist  der  letzte  Vers  durch  Zufall  angeschoben, 
oder  er   müsste   als    vierter  Vers   eingefügt  werden,    indess    ist 


—     171     — 

dieses  in  seinem  Gedankeninhalt  wenig  abgeschlossene  Carmen 
auch  sonst  nicht  ohne  Bedenken,  wegen  des  Verses:  s$ye  )»::>/- 
czynycz  za  nasz  modlycz.  Man  möchte  sich  entschliessen,  die 
Verse  folgendermassen  zu  disponiren: 

1.  Maria,  panno  szlachetna, 
S  pokolcnia  stvirtego, 

Ty  jes  hrolewna  niebieslm, 
Mac  Boga  ivszeclinio(c)nego. 

2.  S  mejä  cießkie 
Dusze  jete 

Tys  mocnie  wybawilal 
Prosimy,  by  raczyla 
Sie  przyczynir, 
Za  nas  modlic. 

3.  K  tobte  sie  uciehamy, 
Panno  swiqta 
Math)  Boza, 

Tys  Jcrysta  yorodzila. 

6.  Ave  maris  Stella.  Während  die  drei  letzten  Marien- 
grüsse  zum  Absingen  nicht  bestimmt  waren,  ist  leicht  ein  Lied 
zu  erkennen  in  der  Begrüssung  Mariae ,  Maris  stclla,  welches 
Maciejowski  in  einem  Convolut  (paczlia)  von  Gedichten  (wiersze) 
in  Sieniawa  gefunden  hat  und  welches  er  ohne  nähere  Begrün- 
dung „vor  1500"  datirt;  das  cechische  Lied  steht  in  Cas.  c.  Mus. 
1848,  III,  269  l)  und  klingt  anders.  Das  polnische  Lied,  bei 
Maciejowski  Dod.  142,  besteht  aus  zwei  Theilen,  jeder  Theil  mit 
Alleluja  abschliessend;  der  erste  Theil  besteht  aus  vier  Strophen 
zu  vier  sechsilbigen  Zeilen,  der  zweite  aus  drei  solchen  Strophen. 
Was  dann  auf  v.  28,  bei  Maciejowski  auf  v.  12,  folgt,  scheint 
nicht  mehr  zu  dem  Liede  zu  gehören,  weil  der  zweite  Theil 
mit  den  Worten  abschliesst: 

Badz  czesc  Bogu  occu 

J  synu  Bozcmu 

J  duchu  swietemu 

W  Tröjcy  jedynemu.     Alleluia! 

l)  Daraus  Hanusz  in  Malij  Vybor  ze  staroceske  literatury  1863,  S.  60. 


—     172     — 

Die  wörtliche  Uebersetzung  aus  dem  Lateinischen  erklärt  die 
Regellosigkeit  in  den  Reimen,  ihrer  Anwendung  und  Stellung. 

7.  Aus  dem  Cancionale,  welches  Jan,  Lehrer  und  Organist 
von  Przetvorsk,  im  Jahre  1435  angelegt  hat,  hat  Juszynski  in 
der  Vorrede  zu  Dykcyonarz  poetöw  polskich,  einige  Lieder  mitge- 
theilt,  darunter  auch  einen  Lobgesang  auf  Maria,  welches  er  ein 
Lied  (piesn)  nennt,  in  der  Voraussetzung,  dass  in  einem  Can- 
cionale sich  nur  Lieder  befinden  konnten ;  das  Wort  Chorus  vor 
den  letzten  vier  Versen  berechtigte  ihn  auch  dazu,  wenn  es  auch 
auffallen  kann,  dass  die  Worte  des  Chorus  nur  im  Munde  Mariae 
verständlich  sind,  sie  heissen: 

A  k  mnie  podzcie,  usilujcie, 

A  mnie  swym  siercem  müujcie, 

A  ze  mnq  do  przybytku  niebieskiego 

Z  Bogiem  ojcem,  synem  miluthim  zwolonego. 
Dieser  Lobgesang  ist  aus  dem  Cechischen  transscribirt,  dies 
sieht  man  nicht  blos  in  den  Stellen,  welche  Juszynski  hervor- 
gehoben hat,  indem  er  sie  cursiv  drucken  lies,  ohne  sie  als 
Cechismen  zu  bezeichnen,  sondern  auch  in  den  Reimen:  blednych 
—  trudnych,  korzen  —  otworzon,  matka  —  niebozqtka,  welche  in 
einem  cechischen  Gedichte  ganz  richtig  klangen:  bludnych  — 
trudnych,  koren  —  otvofen,  maika  —  nebozatka.  Ausserdem  zeigt 
dies  eine  Vergleichung  mit  dem  cechischen  Text,  welcher  zwei 
Mal  mitgetheilt  ist:  in  Holowacki's  Lemberger  Gebetbuche 
0  rukopisbnonvb  molitevnikc  starocesskoim  sb  XIV — XV  veka,  Prag 
1861,  S.  6,  und  in  Hanka,  Starobyla  skladanie  III,  Prag  1818, 
S.  168.  Der  cechische  Lobgesang  in  der  Lemberger  Handschrift 
ist  bedeutend  länger,  als  der  polnische,  stimmt  auch  erst  vom 
v.  33  des  cechischen  mit  diesem  bis  zu  den  Worten :  Thy  thwe 
tyessys  niebozqtka  (p.)  =  Wspomnc  na  mye  na  nebozatko  (c.)  überein; 
daraus  folgt  nicht,  dass  der  polnische  Lobgesang,  weil  aus  dem 
Zusammenhange  gerissen,  nicht  zum  gesanglichen  Vortrage  be- 
stimmt sein  sollte,  die  letzten  vier  Verse  des  Chores,  die  sich 
in  dem  ccchisch  versificirten  Gedichte  nicht  finden,  sind  hinzu- 
gefügt, um  das  Gebet  sangfähiger  zu  machen.  Der  Eingang, 
welcher  beginnt: 

Na  wsze  nadzieio  przemiela 
Tys  wszystka  niebieska  sila  etc. 


—     173     — 

ist  wol  zu  corrigiren  in: 

Nasse  (=  poln.  nasza)  nadziejo  prsemMa 
Tys  wszystka  niebieska  süa. 

8.  Der  Hymnus  Salve  Regina  in  polnischer  Uebersetzung. 
Das  Lied  Salve  Regina  misericordiae  von  Hermann  Contractus 
ist  in  Polen  ziemlich  verbreitet  gewesen,  was  daraus  zu  sehen 
ist,  dass  die  polnische  Uebersetzung  sich  in  sieben  Handschriften 
findet:  1.  Der  Text  von  1406,  mitgetheilt  von  Maciejowski 
Dod.  39  nach  der  Abschrift,  welche  Gol^biowski  gemacht  hatte 
aus  einer  Handschrift,  die  ehemals  einer  Klosterbibliothek,  später 
(als  Klosterbibliotheken  unter  dem  Ministerium  Potocki  durch 
Linde  nach  Warschau  übergeführt  wurden,  seit  1816)  der 
Warschauer  öffentlichen  Bibliothek  gehörte,  zuletzt  nach  Peters- 
burg in  die  öffentliche  Bibliothek  wanderte;  2.  und  3.  in  einer 
oder  zwei  Warschauer  Handschriften  fand  Gol^biowski  dasselbe 
Lied  und  theilte  die  von  ihm  gemachten  zwei  Copien  auch  Macie- 
jowski zur  Benutzung  mit  (Maciejowski  Pism.  I,  312);  einen 
vierten  Text  fand  Krzyzanowski  in  einer  von  Maciejowski  nicht 
näher  bezeichneten  Handschrift  und  druckte  ihn  in  Sandomie- 
rzanin  ab,  Bd.  II,  woraus  Maciejowski  Varianten  notirte ;  mit 
diesem  Texte  stimmt  fast  völlig  der  fünfte  überein,  den  Ujaz- 
dowski  in  Schlesien,  angeblich  in  einer  Handschrift  von  1480 
fand  und  in  SM.  PolsJca  III,  126  mittheilte;  0.  Juszynski  theilt 
in  der  Einleitung  zu  Dykcyonarz  poetow  2>olskich  ebenfalls  den 
Hymnus  Salve  regina  aus  Przeworszczyk's  Cancionale  von  1435 
mit,  diesen  Text  wiederholt  Wiszniewski  I,  393;  7.  ausserdem 
findet  sich  in  derselben  Krakauer  Handschrift  aus  dem  XIV.  bis 
XV.  Jahrhundert,  N.  1299,  in  welche  Pater  noster,  der  Decalog 
und  die  Confessio  in  polnischer  Uebersetzung  eingetragen  sind, 
an  erster  Stelle  der  polnische  Text  von  Salve  regina  (s.  oben), 
und  8.  ist  er  in  Modlitivy  Waclawa  enthalten  (ed.  Malinowski 
1875,  II,  58). 

Die  Texte  sind  von  Bobowski  verglichen  und  das  Verhält- 
niss  unter  ihnen  zu  ermitteln  gesucht  durch  Abwägung  der  Ab- 
weichungen. Der  Krakauer  Text  verdient  trotz  seiner  Verderbt- 
heit wegen  des  verhältnissmässigcn  Alters  Beachtung.  Er  ist  an 
einer  Stelle  unheilbar,  nämlich  gegen  das  Ende:  a  my  thivogy 
u/i/loszerny mein,   wo   die   anderen  Texte  haben:    one  twe 


—     174     — 

milosierdne  oczy  Je  nam  obröci  a  Jezusa.  Der  Text  würde  lauten 
Zdrowa  kroleivno,  matJco  müosierdzia,  zywot,  slodkosc  (so  lese  ich 
szlotlicoszczi ,  dem  lateinischen  Original  dulcedo  entsprechend) 
i  nadzieja  nasza.  Zdrowa,  k  tobie  ivolamy,  wypowieänicij l)  synowie 
Jeivini,  k  tobie  wzdychamy  wyjac  i  placzac  (so  lässt  sich  ohne 
Aenderung  lesen:  iv  ytfczy  placzfic,  die  andern  Texte  haben  Ikajqc 
i  placzac) ;  ivezrzy  na  (oder  w)  podole  siez  (so  lässt  sich  herstellen : 
wezrzy  czo  cole  szlesz),  a  tego  dla,  rzecznice  nasza  —  hier  kommt 
die  verdorbene  Stelle  mit  einer  Lücke  — ,  der  Anfang  kann  ge- 
lesen werden:  ony  twoi  müosierny,  mit  der  Ergänzung:  oczy  k 
nam  obröci,  a  Jezusa  (in  meka  a  ist  Jezusa  schwerlich  wieder  zu 
finden),  dann  heisst  es:  blogoslatviony  oivoc  zywota  twego  nam  po 
tej  to  puszczy  ukazy,  o  miloseiwa,  o  dobrotliwa,  o  slodka  panno 
Maria,  Amen. 

Der  Text  Przeworszczyk's  1435  ist  dem  Polnischen  wenig 
angepasst,  die  Öechismen  sind  hier  wenig  oder  gar  nicht  be- 
seitigt. "Wir  vermögen  ihn  nach  dieser  Seite  hin  durch  drei 
cechische  Texte  zu  controliren,  von  denen  der  eine,  genommen 
aus  einer  Prager  Handschrift  des  XIV.  Jahrhunderts  (Univ. 
Handschr.  XVII,  P.  30)  durch  Jungmann  veröffentlicht  worden 
ist  in  der  Abhandlung  NcJäere  modlitebni  kniJiy  v  rukopisech  in 
Bozbor  staroces.  liter.  131  ;  der  andere,  genommen  aus  einem 
Lemberger  Codex  des  Ossolinski'schen  Instituts  vom  XV.  Jahr- 
hundert, ist  mitgetheilt  von  Holowacki,  0  rukopisbnomb  molitev- 
nüke  staroressJwmb  S.  21;  der  dritte  befindet  sich  in  einer  Hand- 
schrift der  Breslauer  Universitäts-Bibliothek  aus  dem  XV.  Jahr- 
hundert, sig.  I  Q.  466,  fol.  94. 

Der  Text  Przeworszczyk's,  mit  begleitenden  Parallelen  aus 
den  cechischen  Texten,  lautet : 

Zdrawa,  Gospodze  müosty2), 

Zywota  slodkosty 2), 

Y  nadycgie  nassye, 

Zdrawa,  k  tobie  wolamy, 

')  Gebildet  nach  dem  im  Cechischen  gebräuchlichen  vypov&d&nec  Ver- 

lutiiritiT,   und    njjiorrd»;'/. 

2)  Zdrawa  kraknono  milosrdenstwye ,  Zywote  sladhosti,  so  auch  in  der 
Breslauer  Eandschrift;  die  polnische  Fassung  ist,  nach  einer  anderen  ßechi- 
■  -I ii-ii  Vorlage  gemacht. 


—     175     — 

Wipowicäny  synowe  ewy  1), 

K  tobie  wzdychame 

Lkagicze  a  placzicze 2) 

W  to  to  Izym  ivqdöle  (=  iv  tomto  Izym  waßole) 3) 

Apto  (==  przeto)  Rzeczycze  (rzecznycze,  d.  h.  rzcczuier)*) 

Prziivolana  nassye, 

Tthwe  mylosrdne  oczy  k  nam  obraez 

A  Gezissye  pozehnanego 5),  plod  ziivota  tivclio, 

Nam  po  to  to  (jjo  te  to)  pusezy  ivJcaz, 

0  dobra,  o  myla,  o  slodka  marya,  Amen. 

Die  anderen  Texte  sind  mehr  polonisirt;  keiner  hat  gospodze, 
sondern  alle  haben  kröleivno,  keiner  lüzdyehame,  sondern  ivzdy- 
chamy,  keiner  Ikajice  i  placzice,  sondern  Ikqjac  i  placzqc,  keiner 
pozehnaneho ,  sondern  blogoslaiviony  oivoc  etc.;  indess  hat  auch 
Przeworszczyk's  Text  polnische  Formen:  wolamy,  waßole,  plod, 
slodka.  Keine  Spur  von  Cechismen  zeigt  der  Text  1  vom  Jahre 
1406,  er  ist  auch  der  correcteste. 

lieber  ein  Lied  mit  der  Paraphrase  des  Hymnus  Salve 
Regina  siehe  unten. 

9.  Das  Lied  kröleivno  niebieska.  Was  Maciejowski  in 
Dod.  142,  IST.  32,  aus  einer  Handschrift  „vor  1500"  in  der  Bibl. 
zu  Sieniawa  anführt,  besteht  aus  zwei  Theilen,  dem  Liede  Ave 
maris  Stella  (s.  oben  N.  6),  welches  mit  den  Worten  schlicsst: 
w  tröjcy  jedynemu,  Alleluia,  und  dem  Liede,  welches  im  latei- 
nischen Original  beginnt:  Regina  coeli  laetare.  Die  Uebersetzung 
ist  eine  freie  und  erweiternde  Paraphrase.  Zum  Singen  empfahl 
sich  ein  solcher  Wortlaut: 

1 .    Kröleivno  niebianska G) 
Matko  chrzeseijanska, 

')  Wqmviedeny  synowe  eivyny  in  der  Lemberger ,  äyeti  Evmi  in  der 
Prager  Handschrift. 

2)  Tkagicz  a  placzicz  Lemb.,  Jkayce  a  placzice  Prag. 

3)  W  tom  to  slsavem  rrfolc,  damit  stimmt  auch  der  polnische  Text  bis 
auf  Izym,  welches  entweder  für  Izawym  steht  oder  Izym  gelesen  werden  muss, 
adiect.  von  Iza. 

4)  nassic  rzecznicze. 

")  A  Gezisse  pozehnaneho. 
6)  Im  Text  steht  wyebeszka. 


—     176     — 

Wiesiel  sie,  AUeluja! 

Czysta  pcmno  Maria,  AUeluja! 

2.  Ktoregos  nosila 
J  tez  porodzila 

Trzeciego  dnia  zmartwychwstal, 
Jako  przedtem  poiviedal.    AUeluja! 

3.  Pros  za  nami  Boga, 
Badz  Ty  nasza  koga  l), 
Byehom  morze  przebyli, 

T)o  nieba  przeplyneji.    AUeluja! 

Das  Lied  zeigt  grosse  formelle  Regelmässigkeit:  die  zwei 
ersten  Zeilen  jeder  Strophe  sind  sechssilbig,  das  folgende  Vers- 
paar hat  siebensilbige  Zeilen,  wobei  zu  bemerken,  das  in  der 
ersten  Strophe  das  Wort  Maria  der  vierten  Zeile  mit  AUeluja 
der  dritten  reimt.  Die  Erwähnung  des  auferstandenen  Christus 
macht  es  wahrscheinlich,  dass  dieses  Lied  zu  Ostern  gesungen 
wurde. 

10.  Maciejowski  führt  in  Pamietnihi  II,  362  zwei  Verse 
an,  die  er  mit  den  vielsagenden  Worten  einleitet:  Rekopis  478 
rohu  1416,  tviersz  56,  welche  uns  zu  der  Annahme  berechtigen 
könnten,  dass  Maciejowski  oder  Golebiowski  aus  einer  grösseren 
Sammlung  von  polnischen  Gedichten  nur  diesen  einen  kurzen 
Vers  56  abgeschrieben  hat,  denn  die  Handschrift  N.  478  de  a. 
1416  wird  sonst  nicht  wieder  genannt.  Der  an  citirter  Stelle 
angeführte  Vers  ist  ein  Spruch,  der  nach  dem  Ave  Maria  ge- 
sprochen wurde: 

Vrzez  Twe,  mila  panno,  pozdrowienie, 
Raez  nam  uprosic  u  syna  swego 

Grzechom  odpuszczenie. 

Die  Marienhymnen  und  Lieder  der  Kahlenbergcr 
Handschrift  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts. 
Nach  Maciejöwski's  ungenauer  Angabe  (Pism.  I,  348  ff.)  hat 
h.  Golebiowski,  Bibliothekar  der  öffentl.  Bibliothek  in  Warschau 
(vom    Jahre   1822    an)    in    einer    Handschrift    des    Benedictiner- 


')  ko^a,  nach  dem  inittellateini.schen  cogga  =  Schiff. 


—     177    — 

Klosters  auf  dem  Kahlenberge  (s.  Krzyz) l)  fünf  polnische  reli- 
giöse Gedichte  und  Lieder  entdeckt,  abgeschrieben  und  Macie- 
jowski  zur  Verfügung  gestellt,  von  denen  er  die  zwei  ersten  dem 
Andreas  von  Stupia,  die  übrigen  drei  mit  einem  einleitenden 
kurzen  Vers  einem  gewissen  Slopuchowski  zuschrieb 2).  —  Die 
Mittheilung,  dass  die  ersten  zwei  Gedichte  von  Andreas  von 
Slupia  herrühren,  wird  nicht  näher  begründet3),  die  Behauptung 
aber,  dass  die  folgenden  von  Slopuchowski  verfasst  sind,  stützt 
sich  auf  das  kurze  Gedicht  in  der  Handschrift,  welches  angeblich 
mit  Wyklad  Szlopuclioivskicgo  beginnt.  Maciejowski  theilt  die  er- 
wähnten Gedichte  in  Doä.  112  ff.  mit,  unter  dem  Titel:  Przed 
r.  1470  (?)  nstpn.  (?)  Poezye  Andrzeja  ze  Slupia,  und  mit  moderner 
Transcription. 

An  dritter  Stelle  steht  folgendes  kurze  Gedicht: 
Wyhlad  Szlopuchowszhyego, 
Poczathelc  pycszny  novey 
Ku  thczy  mathuclmy  bozey 

Wszecli  nalcraszszey  rayszJcey  rczey  (so,  für  rozey), 
Szpewaymy  ya  (ja)  vcszelyc  (=  wiesiele), 
Bodz  (=  hoc)  iv  nyey  dobrego  tvyelye, 
Ysz  w  haszdey  vyerney  duszy 
Szyercze  szya  Jeu  JBogu  ruszy. 
Was  dann  weiter  unmittelbar  darauf  folgt,    beschliesst  das 
„Absingen"  dieses  „neuen  Liedes": 
Konyecz  thego  szpyewanya 
Dia  lyuczhyego  szbaivyenya, 
Day  nam  Chryste  szbawyenye, 
Przy  szmyerczy  dobre  szlconanye. 

1)  Die  Ueberführung  der  Bibliotheken  der  aufgehobenen  Klöster,  insbe- 
sondere des  vom  Kahlenberge  und  von  Sicciechöw  nach  Warschau,  hat  im 
Auftrage  des  Ministers  H.  Potocki  B.  Linde  im  Jahre  1816  besorgt;  der  erste 
Bibliothekar  Lelewel  hat  die  Kahlenberger  Handschriften  schon  durchgesehen. 

2)  Vgl.  Biblioteka  Polslca  1826,  N.  I,  S.  87  (Citat  aus  Maciejowski). 

3)  Andreas  von  Slupia  war  1472  im  Kahlenberger  Kloster,  1472  Pfarrer 
in  Slupia  und  1493  Prior  des  Klosters;  siehe  Lelewel  Ksiqg  bibl.  dwoje  11,89. 
Die  Mittheilung  Golebiowski's  von  der  Autorschaft  des  Andreas  von  Slwpia 
würde  sich  durch  eine  Einsicht  in  die  Handschriften  controliren  lassen,  die  in 
der  öffentlichen  Bibliothek  in  Petersburg  sich  befinden.     Mac.  Dud.  122. 

Nehring,  AJtpoln.  Sprachdenkmäler.  l- 


—     178    — 

Ktho  ya  (=  ja)  badzye  szpyevaczy 

Albo  pylno  szluchaczy, 

Panye  Boze1),  raczy  mu  tho  wszythlco  dacz, 

Czo  badzyc  u  czyebye  zaäacz. 

Die  Eingangsworte,  die  allerdings  räthselhaft  sind,  mögen 
heissen  WyJrfad  (z)  Szlvp  u(s)choivszkyego ,  d.  h.  Wyklad  z  Slup 
Wschoivskiego.  Bei  Lelewel  Ksiajg  bibl.  II,  89  findet  sich  unter 
den  zahlreichen  Handschriftenschreibern  des  XV.  Jahrhunderts, 
zum  grossen  Theil  in  dem  Kloster  auf  dem  Kahlenberge,  auch 
Marcus  Schoiva  de  Slup,  das  letzte  Wort  de  Slup  bedeutet  ge- 
wiss so  viel,  als  das  bei  anderen  Namen  1.  1.  vorkommende  de 
utraque  Slupp ,  mit  dem  Zusatz  sub  monte;  dass  vor  dem  Gen. 
plur.  Slup  die  praep.  z  weggelassen  ist,  entspricht  dem  Altpol- 
nischen genau  (vgl.  (z)  shig,  (iv)  ivierze  etc.).  So  wie  Andreas  von 
Slupia,  der  nach  der  Meldung  von  Golebiowski  Verfasser  von 
zwei  Gedichten  der  Kahlenberger  Handschrift  war,  um  das  Jahr 
1472  im  Kloster  und  in  den  folgenden  Jahren  in  Slupia  war,  so 
war  „Marcus  Schowa  de  Slup"  im  Jahre  1473  anscheinend  im 
Kloster  Lysagöra. 

Wenn  wir  dieses  einleitende  Gedicht  mit  dem  empfehlenden 
Schluss  in  Abzug  bringen,  so  bleiben  nur  fünf  Gedichte,  von 
denen  die  ersten  zwei  Andreas  von  Slupia,  die  weiteren  drei 
(nach  dem  Wyklad  folgenden)  dem  Marcus  Wschowa  de  Slup 
(„Slojnichoivski" )  zugeschrieben  werden ;  die  ersten  vier  von  ihnen 
sind  Mariengedichte  oder  Marienlieder. 

Dieser  obige  „WyMad"  ist  zu  sehr  formelhaft  (Vorwort  und 
Nachwort  zu  einem  Liede  nebeneinander),  als  dass  wir  ihn  auf 
das  vorhergehende  Gedicht  (das  zweite)  beziehen  könnten,  wenn 
auch  dieses  im  Eingange  als  neues  Lied  bezeichnet  wird: 

Radosczy  vam  povyadam 
yze  nowa  pyeszn  szhladam 
0  hrolewnye  nyebycszkycy  . . . 

1 1 .  Dieses  zweite  Gedicht  ist  durchaus  episch  gehalten, 
die  Form  der  regelmässigen  Strophenbildung  würde  aber  doch 
dafür  sprechen,    dass    es   zum   Absingen   bestimmt   war,   ebenso 


')  Entweder  Panie  oder  Boze  ist  überflüssig. 


—     179     — 

wie  das  zweitnächste.     Anordnung   der  Strophen  und  Erklärung 
des  Textes  bei  Bobowski,  Die  polnische  Dichtung,  S.  67  ff. 

12.  Das  erste  Gedicht  in  der  Kahlenberger  Handschrift  ist 
eine  Marienklage  mit  epischem  Charakter,  zum  Ablesen  be- 
stimmt, wie  der  Anfang  zeigt:  Poshichayczc  bracza  myla,  Jcczacz 
(=  chcoß)  warn  slcorzyc  (skarzyc)  hrivawq  clnvflq,  wie  die  an- 
erkannt richtige  Lesart  lautet 1).  Dass  Maciejowski  den  im  Codex 
continuirlich  geschriebenen  Text  in  Strophen  abgetheilt  hat,  kommt 
daher,  weil  er  in  der  Abschrift  Golebiowski's  nur  in  gewissen 
Absätzen  grosse  Buchstaben  fand,  einen  regelmässigen  Bau  zeigen 
sie  nicht  im  geringsten. 

.  13.  Das  dritte  Gedicht  in  der  Kahlenberger  Handschrift  be- 
nannte Bobowski2)  Anna -Maria,  ein  Titel,  der  auf  der  Text- 
verbesserung im  Anfang  der  Strophe  6 :  A  nam  in  Anna  beruht. 
Diese  Coniectur  hat  Bobowski  richtig  verwerthet.  —  In  der  ersten 
Strophe  ist  zu  lesen:  Jcrzescijanstwo  wierzy  wieme,  Jest(li)  naboznc 
%  smierne ;  in  Strophe  5  ist  der  erste  Vers  so  herzustellen :  Od 
vyeku  iv  radzye  poszuana  für  posznana.  Die  Worte  gegen  das  Ende: 
0  Maria  zorza  yaszna,  Racz  bycz  thego  domu  strozem,  welche  so 
herzustellen  sind  : 

0  Maria,  jasna  zorza, 
Bacz  byc  tego  domu  stroza. 
lassen  uns  im  Zweifel,  ob  dies  Gedicht,  welches  durch  die 
Zeichen  V  und  R  sich  als  Lied  giebt,  ein  Kirchenlied  war;  indess 
bedeutet  dorn  auch  Kirche  (s.  Gnesener  Predigtordnung).  Ein- 
zelne Strophen  halten  den  einfachen  Gedankengang  auf  und  sind 
wol  Erweiterungen,  so  die  einem  Liede  nicht  entsprechende 
Strophe  25: 

W  moyem  rozumye  badalem 
y  tahyesz  iv  pyszmye  czytalem. 

14.  Das  in  der  Kahlenberger  Handschrift  weiter  folgende 
(vierte)  Gedicht  ist   ein  glossirtes  Lied   auf  Salve  Regina.     Das 


!)  Im  Text  steht  glowa,  was  ohne  Sinn  ist;  da  aber  weiter  unten  steht 
ciqzka  nioja  chwila  etc.,    und  weil  clucilä  mit  mild   reimt,  so  ist  die    obige 
Correctur  sehr  wahrscheinlich. 

2)  Poln.  Dicht.  75. 

12* 


—     180     — 

Lied  ist  in  gutem  Zustande  erhalten  und  bietet  zu  schwierigeren 
Erörterungen  keinen  Anlass.  • 

15.  Sieben  Freuden  Maria e.  Ein  solches  Gedicht, 
welches  sich  in  den  Sammlungen  K.  Swidziriski's  befand,  wurde 
von  Chometowski   veröffentlicht    in    Spraivozdania  I,  147,    ohne 

jede  Beschreibung  der  Handschrift,  mit  der  falschen  Bezeichnung 
,,Engelsgruss",  die  nur  auf  den  Anfang  passt.  Dieses  wTol  nur 
für  fromme  Leetüre  bestimmte  Gedicht  ist  eine  kurze  Aufzählung 
der  Freuden  Mariae  und  schliesst  mit  einem  Gebet  an  dieselbe. 
Der  Anfang  scheint  verdorben,  denn  statt  radosc  pinva  lesen  wir 
pozdroivienie  pirwe,  und  die  dritte  Zeile  tamos  miala  rozum  iviclki, 
lässt  sich  in  einfacher  Weise  nicht  erklären. 

16.  Fragment  eines  Mariengedichtes  „Assumptio  Mariae", 
gefunden  in  dem  Nachlass  Walewski's  und  herausgegeben  von 
Dr.  Seredyiiski  in  Spraivozdania  I,  160,  ohne  nähere  Angaben, 
beginnt  mit  den  Worten :  Anieli  slodJzo  spieivali,  a  barzo  sie  ra- 
doivali  etc.  und  besteht  nur  aus  drei  Strophen.  Der  Heraus- 
geber bemerkt,  der  eine  Text,  unser  Fragment,  sei  sehr  sorg- 
fältig copirt  gewesen,  wie  ein  Facsimile;  wahrscheinlich  ist 
damit  ein  Original  des  XV.  oder  XIV.  Jahrhunderts  gemeint. 
Um  so  mehr  ist  zu  verwundern,  dass  die  drei  wie  aus  dem  Zu- 
sammenhang gerissenen  Strophen  Anlass  zu  Bedenken  geben. 

17.  Ein  Fragment  eines  Liedes  an  Maria  findet  sich  in 
Pamitfniki  MaciejowTski's  II,  368,  bestehend  aus  den  drei  fol- 
genden Zieilen .        jyay  nam  pann0  szpomozeny, 

Day  nam  phaly  vyszlawycny 
Krolya  pana  („panna")  nassego. 

II.    Weihnachtslieder. 

1.  Ein  Weihnachtslied,  mitgetheilt  von  Maciejowski,  Va- 
iiihtnihi  II,  361,  nach  Gol^biowski1s  Datirung  und  Signatur  aus 
dem  Jahre  1442  und  aus  einer  Handschrift  der  Warschauer  Biblio- 
thek N.  477,  beginnt  mit  den  Worten: 

Stal(a)czs  sz0  rzecz  welmy  dzywna, 

panna  syna  porodzyla 

przesse  wssey  stradzy  czelestney, 

thocz  gest  dzyivnc-  a  noive. 


—     181     — 

Dasselbe  Weihnachtslied,  in  cechischer  Sprache,  befindet 
sich  in  der  Breslauer  Universitäts- Bibliothek,  in  einer  Hand- 
schrift sig.  I  Q.  466,  aus  welcher  Hoffmann  v.  Fallersleben  es 
in  Monatschrift  von  und  für  Schlesien  S.  745  mitgetheilt  hat. 
Es  ist  länger  als  das  polnische,  dieses  schliesst  auch  anders  ab. 
In  jenem  finden  wir  in  der  Zeile  3  für  przesse  ivssey  stradzy, 
in  diesem  beze  ivssie  strasty  tyclesne,  welches  nicht  besser  ist, 
als  das  polnische  stradza,  nach  Knapski  Mühseligkeit,  Elend. 

Das  altpolnische  Lied  zeigt  genau  dieselbe  Strophenbildung, 
wie  das  altcechische,  nämlich  die  dreitheilige  Strophe,  deren 
zwei  Stollen  je  vier  achtsilbige  Zeilen  haben,  der  Abgesang 
zeigt  drei  Zeilen  von  acht,  sieben  und  fünf  Silben.  In  Bezug 
auf  die  Silbenzahl  herrscht  in  beiden  Texten  dieselbe  Ungleich- 
mässigkeit.  Die  Aufzeichnung  ist  ungenügend;  der  Abgesang 
Badujmy  sie,  weselmy  siq  etc.  müsste  nach  je  zwei  Strophen 
gesetzt  werden,  wie  in  dem  cechischen  Liede;  auch  fehlt  in 
dem  polnischen  eine  Strophe,  welche  aus  dem  cechischen  leicht 
ergänzt  werden  kann. 

2.  Juszynski  führt  aus  dem  Gesangbuche  von  Przeworsk  1435 
ein  Weihnachtslied  an: 

Chrystus  sie,  nam  narodzil, 
Jusz  daivno  poivieszczon  byl, 

welches  aber  abgebrochen  ist  bei  den  Worten:    Cluvala  tobie  na 
wysoJcoscl  i.  t.  d. 

3.  Ein  drittes  altes  Weihnachtslied  theilte  aus  dem  Nach- 
lass  Walewski's  Dr.  Seredynski  mit  in  Spraivozdania  I,  155—160, 
unter  dem  Titel  Kolenda  XV  wieku.  Es  sind  fünf  kurze  Lieder, 
die  dem  Charakter  der  älteren  polnischen  Weihnachtslieder  ent- 
sprechen. Dem  polnischen  Text  ist  der  lateinische  beigegeben, 
von  Dr.  Seredynski  aber  nicht  angeführt,  nur  an  einer  Stelle, 
beim  Eingange  zu  dem  zweiten  Stück:  Nuz  ivy  Bielscy  panowie, 
steht  zur  Erklärung  auch  die  lateinische  Stelle:  Vos  Byalynenses 
omnes  date  laudes  etc.  Vornehmlich  zu  dem  dritten  Liede  wäre 
die  Dabeisetzung  des  lateinischen  Textes  erwünscht  gewesen, 
weil  hier  in  jedem  dritten  Verse  der  Refrain  seht:  cya,  cya,  yegq 
narodzenye;   das  erste  Wort  scheint  aus   der  Kindersprache  ge- 


—     182     — 

nommen  zu  sein  und  eine  einschmeichelnde  Bedeutung  zu  haben. 
Das  Lied  lässt  sich  so  herstellen: 

Mesias  vyemy  xpus  nasz 
obyavylczy  nam  yvsz  szwoy  czas, 

cya,  cya,  szvego  narodzenya. 
vyerz,  czlovyccze  chrzeszczyanslcy, 
narodzyl  szcha  nazarenszTcy, 

cya,  cya  iv  ycgo  narodzene. 
vsznalcsy  vol  a  y  oszyel, 
ysz  nam  narodzyl  pan  (ysze  sza,  nam  pan  narodzyl  ?), 

cya,  cya,  ycgo  narodzenye. 
angyol  paszthvcliam  obyavyl, 
oszyel  y  vol  yesth  gy  falyl. 

cya,  cya,  Bosse  narodzene. 
Trzyey  hrolevye  przyyeclialy, 
dary  mv  offyerovaly. 

cya,  cya,  yego  narodzenv  (sie). 

4.  Die  Gedichte,  welche  sich  in  Zywot  Jezusa  Chrystiisa 
von  Opec  1822  finden,  sollen  nach  Versicherung  Przyborowski's 
0  pieciu  zvydaniach  Baltazara  Opecia  etc.  1882,  S.  7  ff.  sehr  alt 
sein;  ob  sie  aus  dem  XV.  Jahrhundert  stammen,  wäre  zu  unter- 
suchen. 

III.    Passionslieder. 

1.  Das  lateinische  Lied  des  heiligen  Theodulf:  Gloria,  laus 
et  honor,  ist  im  XV.  Jahrhundert  auch  ins  Polnische  übersetzt 
worden,  und  aus  einer  Handschrift,  welche  von  Macicjowski 
(Pamiet.  II,  357)  bezeichnet  wird:  N.  701,  von  diesem  mitge- 
theilt.  Die  von  Maciejowski  an  die  Spitze  gestellte  Jahreszahl 
1400  ist  schon  deshalb  als  nicht  richtig  anzusehen,  weil  Macie- 
jowski die  Sprachdenkmäler  in  chronologischer  Reihenfolge  an- 
führt; da  „Piesn  na  hwietniq  Nicdziclq"  zwischen  dem  Liede: 
Jezu  Chryste,  nasza  radosc  angeblich  vom  Jahre  1440  und  dem 
Marienliede  Sdroiva  ba,dz  nahvietsza  krölcivno  ebenfalls  vom 
Jahre  1440  steht,  so  möchte  man  auch  für  das  in  Rede  stehende 
Gedicht  dieselbe  Datirung  vermuthen;  sicher  ist  eine  solche 
Vermuthung  nicht,  da  die  Handschrift  bei  den  zwei  Gedichten 
mit    der  Datirung  1440  dieselbe   Signatur  183   hat,    die   hier  in 


—     183     - 

Betracht  kommende  aber  mit  701  bezeichnet  ist.  Das  Lied,  von 
Maciejowski  richtig  als  Lied  zum  Palmensonntag  bezeichnet, 
wegen  der  Worte  in  der  vorletzten  Strophe :  Owa  rece  nasze  obie 
palmy  noszac  etc.  ist  in  einem  sehr  verwahrlosten  Zustande  über- 
liefert und  mit  Hilfe  des  lateinischen  Liedes  allein  kaum  herzu- 
stellen. Bei  der  theilweisen  Herstellung  ist  darauf  Rücksicht  zu 
nehmen,  dass  in  einem  Liede  (als  solches  charakterisirt  es  sich 
durch  das  einmal  noch  stehen  gebliebene  R)  Strophenbildung, 
gleichgebaute  Verse  mit  Reimen  vorauszusetzen  sind : 

Chwala,  slaiva,  ivszeTka  czesc 

Baßz  Tobie,  o  Jcrölu  gosponie! 

Ktöremu  dziecinny  glos  poje  (=  singt,  Mac.  pvge) : 

Pozdrowienie  baßz  Tivoje. 

JzraelsJci  jes  krölewic, 
Dawidöw  syn  i  tez  rodzic1), 
Tego  swiata  praivy  rodzic. 

Ciebie,  Jcrölu,  czczq  anieli, 
Ciebie,  Jezu,  chwala  sivieci 
Chivalac  czloioiek  i  stworzenie 
Chwala  Ciebie,  Kryste  Panie. 

Lud  zydowski  wyszedl  h  tobic 
Z  palmami  im  czesc  tobie, 
J  my  teze,  Krzescijany, 
Chwalim  Ciebie  modlitivami. 

Owa  rcce  nasze  obie 

Palmy  noszac  idziem  („yedzem")  1c  tobie, 

Twcj  milosci  prosim  sobie, 

Daj  nam  Jcrölowac  na  niebic. 

Baßz  Tobie  lubo  spicwanie 

Nasze,  jcze  czynim  glosem  („nasze  Idliorc  czynym 

eze  glosscm"), 
Krölu  chivaly  i  milosci, 
Oddal  od  nas  ivszysthi  zlosci. 


l)  rodzic  hat  hier  passive  Bedeutung:  der  im  röd  (Geschlecht)  ge- 
borene, in  der  folgenden  Zeile  hat  es  die  ihm  jetzt  zukommende  Bedeutung 
von  Erzeuger. 


—     184     — 

2.  Das  Lied  vom  heiligen  Kreuz.  Klodziriski,  Director 
des  Ossoliriski'schen  Instituts,  fand  auf  dem  Deckel  eines  alten 
Buches  ein  Papierblatt,  beschrieben  mit  einem  Lied  auf  das 
heilige  Kreuz,  und  hat  es  Maciejowski  überlassen;  dieser,  welcher 
es  —  gewiss  mit  Unrecht  —  auf  die  zweite  Hälfte  des  XIV.  Jahr- 
hunderts datirt,  führt  es  in  Doäatck  37  in  ursprünglicher  Fassung 
an.     Das  Gedicht  beginnt  so: 

0  crzyszu  nasivyathszy,  bändig  posdrowyon, 
Tlty  ycsthesy  nasza  nadzyeya  yedyna, 
Czassu  ihego  zasmqczenya, 
Jessussowa  umaczenya. 
So    wie   diese   Strophe   wenig  Regelmässigkeit  in   formeller 
Beziehung   und   wenig   Correctheit   in  Gedanken    und    Ausdruck 
zeigt,  so   ist    es   auch  in   den  folgenden  Strophen:    so  empfiehlt 
sich  die  Strophe  Ciebie  swieta  Tröjca  chwali  nicht  durch  einfache 
Gedanken: 

Ciebie  swieta  Tröjca  chwali  (=  Dich,  o  Kreuz,  preist  etc.), 
J  wsz'elki  duch  bardzo  wielbi, 
Ktöre  mocq,  Jcrzyza  zbawiasz 
J  w  niebo  nas  ^rzeprowadzasz. 

Der  polnische  Text  ist  nur  eine  freie  Paraphrase  des  latei- 
nischen Liedes  0  crux,  ave  spes  unica;  in  dieser  Paraphrase, 
welche  den  lateinischen  Text  um  das  Doppelte  übertroffen  hat, 
ist  der  Versuch,  die  Uebersetzung  zu  einem  sangbaren  Lied  zu 
machen,  kaum  zu  bemerken. 

3.  Cancio  de  passione  Domini.  Unter  diesem  Titel 
veröffentlichte  Chom^towski  in  Sprawozd.  I,  144,  aus  dem  Nach- 
lasse Swidziiiski's  ein  Passionslied  von  15  Strophen,  ohne  jede 
Beschreibung  der  Handschrift:  man  weiss  nicht,  ob  diese  ein 
einzelnes  Blatt  war,  etwa  aus  einem  Codex  genommen,  oder 
ob  in  dem  Nachlass  Swidziriski's  sich  eine  umfassende  Hand- 
schrift mit  diesem  Licde  befunden,  oder  aber  ob  nicht  vielleicht 
blos  eine  Abschrift  gefunden  ward.  Ueber  die  Epoche  ist  eben- 
falls nichts  mitgetheilt;  es  wird  dem  heiligen Ladislaw  von  Gielniow 
zugeschrieben;  s.  unt.  Texte.  Es  besteht  aus  15  vierzeiligen 
Strophen,  die  Zeilen  zu  13  Silben.  Der  Text  in  Spraivozdania 
zeigt  das   Lied    theils    in   Strophen,    theils    in   regelloser   Form, 


—     185     — 

indess  lassen  sich  auch  in  diesen  ungeregelten  Partien  Strophen 
herstellen,  so  Strophe  10: 

Jesus  s  hryzem  podniesion,  patrscie  Icrzescijany, 
Miedzy  lotry  postaivion,  drogq  hrwiq  oblany, 
Od  zydöw  jest  nasmiewan,  gdy  na  Icrzyzu  ivisial, 
Jezus  milosierny  pari  ivszystko  sJcromnie  cicrpial. 

Jesus  sin  ojcu  modlil  za  ivsze  JcrzyzoivniJci, 

Smutnq  matke  ptocieszyl,  lotra  i  grzeszniki: 

Pragne  („pragnye")  grzesznych  zbawienia,  duszo  vwja  mila, 

Ojcu  ciq  polecajq,  wolam  ivszystkq  silq. 

So  lassen  sich  auch  andere  Strophen  herstellen;  sie  zeigen 
dann  die  nämliche  Form  und  eine  gleiche  Anlage  wie  die  hier 
angeführten,  insofern  nämlich  jede  Strophe  mit  Jezus  beginnt 
und  eine  Station  in  der  Passio  darstellt,  und  formell  ausser  den 
unausgebildeten  Schlussreimen  auch  Binnenreime  zeigt.  In  der 
Strophe  9  ist  der  fünfte  Vers :  dla  synaczJca  sivojego  radaby  umarla 
zu  streichen  als  blosse  Erklärung  zu  der  vierten  Zeile :  a  Jciegdy 
(j'0  ujysala,  na  ziemiq  upadta  („a  gyegdy  tvyrzala  na  szycmya 
vpadla").  Ungewöhnlich,  doch  erklärlich  sind  die  Ausdrücke 
soczyll  („szoczyly"  sie  verläumdeten)  und  Jcie  su  jego  winy,  d.  h. 
welches  sind  seine  Verbrechen?  in  der  Strophe  6;  ganz  unge- 
wöhnlich aber  ist  der  Ausdruck  dla  boja  wielkiego  in  Strophe  2, 
offenbar  soll  er  bedeuten:  wegen  grosser  Angst;  dieser  Vers  be- 
darf auch  sonst  einer  Verbesserung,  in  einer  späteren  Abschrift 
lautet  er :  Krwaivy  pot  z  niego  plywil  dla  boju  (sie)  wielkiego. 

4.  Ein  Lied  von  den  letzten  vom  Heiland  am  Kreuze  ge- 
sprochenen Worten  gehört  zu  den  sog.  Sandomirer  Gedichten, 
darüber  unten. 

IV.    Osterlieder. 

1.  Ein  Osterlied,  welches  seit  alter  Zeit  vom  ganzen  Volke 
gesungen  wurde,  genommen  aus  dem  Cancionale  von  Przeworsk, 
findet  sich  bei  Juszynski  in  der  Vorrede,  zusammen  mit  dem 
lateinischen  Original,  mit  welchem  es  nicht  ganz  übereinstimmt: 

Z  smierci  ivstal  ninie  Chrystus  Pan, 
Ort  pocieszyciel  na/m,  Alleluja! 


—     186     — 

2.  Ein  zweites  altes  Osterlied  theilt  Juszynski  mit, 
aus  einem  sehr  alten  Cancionale  (iv  kancyonale  bardzo  daivnym). 
Weil  Juszynski  hinzufügt,  er  theile  dies  Lied  in  der  Orthographie 
des  XV.  Jahrhunderts  mit,  so  scheint  es  in  der  That  in  alter 
Zeit  aufgezeichnet  zu  sein.  Es  ist,  wie  zu  vermuthen,  eine 
Antiphone : 

Chrystus  Pan  dzisiaj  zmartwychivstal,  AUelujal 
Ludziom  smiertelnym  radosc  zjednal,  Älleluja! 
On  smierc  cirpial  iv  wielki  piqteh,  AUelujal 
Jz  byl  zgrzeszyl  jnnvszy  czloiviek,  Älleluja ! 

3.  Juszynski  führt  ein  Osterlied  an,  welches  er  aus  der 
Agenda  des  Erzbischof  Traba  genommen  haben  will,  und  welches 
heute  noch  während  der  Osterprocession  vom  Volke  gesungen 
wird;  dasselbe  Lied  fand  Patera  in  einer  Papierhandschrift  der 
Capitel-Bibliothek  in  Prag  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahr- 
hunderts (B.  V2,  Bl.  51),  welches  er  als  das  „Ende  eines  pol- 
nischen Kirchenliedes  mit  Noten"  bezeichnet 1).  Der  Prager  Text 
mag  hier  angeführt  werden,  mit  Varianten  aus  dem  Texte 
Juszyiiski's : 

Przes  tive  sivyqnthe  zmartivywstanye, 

bozy  ssynv,  odpusczys  nam  nasche  zgrzeschenye, 

thy  yes  ilicn  sivyath  ssam  slaivyl, 

zywothes  nass  napraivyl, 

szmyerczys  ivyeczney  nass  zbawylj 

szwqs  mocz  zgyawyl. 
Bei  Juszynski  steht  Vers  1  Tivoje  und  zmartivychwstanic; 
Vers  2  odpusc;  Vers  3  Tyzes  ten  dzien  sam  ivslawil;  Vers  4  nam 
für  nass;  Vers  5  Smierci;  Vers  6  Pan  Bog  sivoje  moe  zjaivil.  So 
wird  dieser  Vers  auch  heute  gesungen.  —  "Was  dann  bei  Juszynski 
weiter  folgt:  Wesoly  nam  dzien  nastal  etc.,  ist  ein  besonderes 
Lied  und  wird  heute  mit  dem  Processionsliede  zusammen  nicht 
gesungen. 


')  Siehe  Cas.  c.  Mus.  1878,  S.  431.  Die  letzten  Worte  Patera's  pisen 
psäna  pismem  dost  ptVcnf/m  v  prve  polovici  XIV  stoleti  widersprechen  der  An- 
fangs gegebenen  und  von  uns  oben  wiederholten  Datirung  und  enthalten 
wahrscheinlich  einen  Druckfehler:  XIV.  Jahrhundert,  wo  es  XV.  Jahrhundert 
heissen  soll. 


—     187     — 

4.  Ein  Lied  Chrystus  zmartivychivstal  jest  mit  Noten  fand 
Patera  in  einer  Handschrift  der  Prager  Capitel- Bibliothek  aus 
der  ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts,  mit  lateinischen  Pre- 
digten, Heiligenlegenden  u.  s.  w.  und  mit  polnischen  Glossen 
(sig.  E.  LVI) l).  Nach  einer  Predigt  de  resurrectione  folgen  auf 
Blatt  171  die  Worte:  Quare  in  signum  gaudii  acclamemus  omnes, 
und  das  Lied  selbst: 

Cristus  smartwi  fstal  gest, 

Bog  fschechmog(ß)czi 

fstal  smartivi  zaduczi, 

chwlmi  (sie)  gego  siveselim  (weselil), 

tocz  nam  fsche  pismo  vely.     Kyrie  eleyson. 

Lezal  trzi  dni  fgrobye, 

dal  przecloczi  sobye 

bok,  raneze,  nodze  obey  (sie) 

nasbawene  thobie.     Kyrie  eleyson. 
Der  vorausgesetzte   ursprüngliche  Text  ist  ziemlich  gut  er- 
halten,   so   dass   er  sich  in  die  hier  versuchte  Form  ohne  Mühe 
bringen    lässt.      In   Yers  5    scheint    fsche,    d.  h.    ivsze    unnöthig 
zu  sein. 

5.  Ein  anderes  Osterlied,  genommen  aus  einem  Cancionale 
von  1501,  stimmt  im  Gedankeninhalt  sowol  mit  dem  unter  1  an- 
geführten, als  auch  mit  einem  heute  noch  gesungenen  überein. 
Das  Gesangbuch  von  1501    ist  nicht  bekannt.     Das  Lied  lautet: 

Chrystus  z  martwych  ivstal  jest  (man  singt  heute: 

zmartwychwstan  jest) 
Nam  na  przyklad  dan  jest, 
Jz  mamy  z  martwych  poivstac, 
Z  Panem  Bogiem  Jcröloivac.     Halleluja! 

V.    Hjmneu  und  Lieder  an  den  heiligen  Geist. 

Zwei  versificirte  Gebete  an  den  heiligen  Geist  sind  aus  dem 
XV.  Jahrhundert  erhalten,  voraussetzlich  zum  Absingen  in  der 
Kirche  oder  zum  Privatgebrauch  zu  Pfingsten  bestimmt. 


l)  Siehe  Cas.  c.  Mus.  1880,  S.  535;    vgl.   eine   ausführliche  Mittheilung 
von  K.  Konrad  in  Slovänsky  Sbornik  1886,  Aprilheft. 


—     188    — 

1.  Das  eine  theilte  Professor  Szujski  mit  in  Rozpraivy  i 
Sprawozdania  wydz.  filol.  I  aus  einer  Papierhandschrift  des 
XIV.  Jahrhunderts,  welche  noch  im  XV.  Jahrhundert  benutzt 
wurde,  deren  Aufbewahrungsort  nicht  angegeben  wird.  Wahr- 
scheinlich ist  dies  der  von  Polkowski  Katalog  rclcopisöiv  hapi- 
tidnych  KraJcowshich  unter  N.  149  beschriebene  Codex  der 
Krakauer  Capitel -Bibliothek.  Der  Text  Prztjdzy  dusze  siuyathi 
Je  nam,  zeszly  nam  nyebyesky  promyen  swey  sivyathlosczy  etc.  ist 
eine  wörtliche  Uebersetzung  der  lateinischen  Prosa  (vom  König 
Robert):  Veni  Sancte  Spiritus,  nur  hat  der  polnische  Ueber- 
setzer  des  XV.  (oder  des  XIV.?)  Jahrhunderts  eine  Stelle:  Sine 
tuo  numine  nihil  est  in  nomine  etc.  nicht  beachtet. 

2.  Das  zweite  Gebet,  nach  Maciejowski's  Angabe  vom  Jahre 
1483,  hat  die  Ueberschrift  Hymn  o  duchu  swietym,  und  befindet 
sich  in  Maciejowski's  Pamietniki  II,  371 x).  Es  ist  eine  ebenso 
gelehrt,  wie  innig  und  in  hohem  Gedankenfluge  gehaltene  Er- 
hebung des  poetischen  Gemüths  an  den  heiligen  Geist.  Be- 
merkenswerth  darin  ist  der  dreizehnsilbige  Vers,  die  Strophen 
sind  vierzeilig.  Die  Sprache  und  die  poetische  Form  zeigen 
eine  Ausbildung,  die  im  XV.  Jahrhundert  nicht  ganz  gewöhn- 
lich ist: 

Pomöz  mi,  swiefy  Dusze,  Twojq  chivalq  („chwala")  mnozyc, 
Bych  mögt  nieco  dobrego  ku  Tivojej  czcl  zlozyc, 
Przez  Ciebie  (sine  te)  nie  dobrego  nie  moga,  (d.  h.  moga,  ver- 
mögend part.)  ivyJozyc, 
Ku  rzqdnemu  skladaniu  raezysz  miq  sposobic. 

(In  der  Strophe  2  ist  für  rozkoszne  zu  lesen  rozlcosze;  in 
Strophe  4  steht  yek  für  das  heutige  yah,  thylky  für  tylko.)  Die 
letzte  Strophe  lautet: 

Ueieszny  towarzyszu  niebieskiego  rzaßu, 

Uehowaj  nas  zaloüei  („zalusezy")  Jconiceznego  sqdii  (=  osta- 

teeznego  s.), 

')  Maciejowski  erwähnt  in  Dod.  151  piesii  o  przyysciu  panskiem  von 
c.  1530  „innci  jak  lu,  leiörq  drukuwulcm  w  ramiftnikach".  Ungewiss  ist  es, 
ob  Maciejowski  ein  Lied  Veni  Creator  nieinte. 


—     189     - 

Nie  daj  zlemu  (=  djablu)  pociecliy  nad  swojem  stivorzeniem, 
Ale  racs  nas  darowaci  niebieskiem  bydlcnicm, 
Gdy  przydze  ta  godzina,  mily  swirty  dusze, 
Przykaz  sivoim  aniolom  zabrac  nasze  dusze. 

VI.    Lieder  zum  Frolmleiclmamsfeste. 

1.  Witaj  Mily  Jezu  Chryste.  Dieses  Lied,  von  Gol§- 
biowski  aus  einer  Handschrift  genommen,  angeblich  vom  Jahre 
1408,  mit  der  Signatur  166  und  mit  dem  Zusätze  des  genannten 
Gelehrten  versehen,  dass  er  es  auf  dem  unteren  Deckel  (na 
spodniej  oldadce)  der  erwähnten  Handschrift  fand,  druckte  Macie- 
jowski  in  Pamietniki  II,  S.  354  ab;  später  erhielt  er  in  dem 
Nachlass  von  Chledowski,  welcher  zugleich  mit  Golebiowski 
Bibliothekar  der  öffentlichen  Bibliothek  in  Warschau  war  und 
auch  viel  excerpirte,  dasselbe  Lied,  genommen  aus  einer  Hand- 
schrift theologischen  Inhalts,  in  der  sich  auch  ,,Historia  scolastica 
Stanislow  (sie)  Piskorzewski  1419"  befand.  Deshalb  und  weil 
das  genannte  Lied  von  derselben  Hand  geschrieben  war,  wie 
die  „Historia",  gab  Maciejowski  später  im  Dodatek  S.  77  das 
Lied  heraus  unter  der  Ueberschrift :  Stanislaw  Piskorzewski  1419, 
obgleich  in  derselben  Handschrift  und  zwar  noch  vor  dem  Liede, 
gleich  nach  den  Sermones  de  tempore  Joannis  Sylvani  die  "Worte 
standen:  1457  Malborg  p.  Kazimierza  po  Swiqthach  reeepit.  Wir 
haben  also  kein  Recht,  die  Datirung  1419  auf  das  Lied  Witaj 
Jezu  zu  beziehen  und  Stanislaus  Piskorzewski  zum  Autor  des- 
selben zu  machen.  Das  Lied  ist;  wie  die  allermeisten,  anonym 
auf  uns  gekommen.  Nach  beiden  Abschriften,  die  sich  übrigens 
durch  nichts  unterscheiden,  ist  das  Lied  in  sechs  zweizeilige 
Strophen  mit  achtsilbigen  Yersen  zu  zerlegen : 

a)  Witaj,  mily  Jezu  Chryste, 

Tys  syn  z  prawej  dzieivki  czysfej; 

b)  Tys  jest  za  nas  na  Jcrzyz  ivsta,pil, 
Swqs  nas  siviejka,  Jcnviq  oäkupil. 

!)  Sie  scheinen  beide  Copien  einer  älteren  Vorlage  zu  sein:  in  beiden 
ist  —  drei  Fälle  ausgenommen  —  0  gebraucht  und  die  Weichheit  sehr  oft 
ohne  y  ausgedrückt:  swat,  spewa,  meli  etc.  Beide  Copien  sind  wol  aus  der- 
selben Handschrift  gemacht;  vgl.  N.  2. 


—     190     — 

c)  Witaj,  prawe  Boze  cialo, 

Tako  jako  jes  na  krzyzu  pnialo  x), 

d)  Widzq  ciq  w  swietym  oplatce, 

Jakos  siq  poczal  w  Tivej  („thwoye")  matce; 

e)  Proszq  Ciebie,  synu  Bozy, 

Ty  jes  kr 61  (nasz)2)  iv  rajskiem  zbozy2), 

f)  By  sie  raczyl  zmiloivaci, 

Nam  grzesznym  swq  milosc  daci. 

Das  altcechische  Lied  Witaj  mily  etc.  bei  Holovackij  0  ru- 
kop.  molitevnike  etc.  13  stimmt  mit  dem  altpolnischen  fast  wörtlich 
überein,  ist  aber  um  12  Zeilen  länger. 

2.  Jezu  Chryste  nasza  radosc.  Dieses  nach  einem 
cechischen  (hussitischen?)  Liede4)  verfasste  polnische  Lied  gab 
Maciejowski  zuerst  in  Pamietniki  II,  1839,  S.  355  heraus,  nach 
einer  Copie  von  Golebiowski,  aus  einer  Handschrift  von  1440 
(so  ist  die  Jahreszahl  zu  lesen ,  welche  auf  demselben  Blatt  v. 
steht,  auf  dem  sich  das  in  Rede  stehende  Lied  befindet) ;  später 
druckte  es  Maciejowski  noch  einmal  in  Dodatek  ab ,  nach  einer 
Copie  von  Chl^dowski,  gewiss  aus  derselben  Handschrift.  Das 
Lied  besteht  aus  sieben  vierzeiligen  Strophen : 
1.  Jezu  Chryste,  nasza  radosc, 

Ty  jes  przyszedl  na  ten  siviat  gosc, 

Bacz  ivyslucliac  nasze  prosby, 

Ciebie  fall  jezyk  kozdy 

4.  J  swieta  kry  („try")5),  racz  zaivitac, 

Jaz  jes  z  ciala  dala  sie^  lac  („gez  stego  czala  dalas  s$  laezu) 
Jzes  swiata  nie  chciala  dac, 
By  ji  (z)zarla  pkielna  przepasc. 


')  Im  Text  steht  pvalo,  der  cechische  Text  hat  pnyefo,  welches  polnisch 
im  mlo  lauten  musste,  cf.  piqc  praes.  pn%. 

2)  Steht  im  Text  nicht,  es  ist  der  vollen  Silbenzahl  wegen  hinzugefügt. 

3)  Im  cechischen  Text  steht  w  nebeskem  zbozi. 
*)  Vgl.  Bobowski  Pohka  poczya  111. 

6)  Kry  ist  die  altpolnische  Form  für  krcw  Blut;  vgl.  kry  swiata  in  Boga- 
rodzica,  in  dieser  Form  findet  sich  das  Wort  in  Posener  Kidformeln  vor  1400. 
siehe  Archiv  III,  479. 


—     191     — 

5.  Racz  mnie  ty  sobq  („söbyc"  bezog,  auf  hry)  näpoic, 
Niedostatki  upohoic, 
Äby  mi  czart  nie  mogl  szJcodzic, 
Tivq  milosciq  racz  to  strzqdzic  l). 

3.  Das  Lied,  welches  mit  den  Worten  anhebt  0  cialo  Boga 
zywcgo  ist  in  drei  Texten  erhalten:  in  der  Kahlenberger  Hand- 
schrift an  fünfter  Stelle  (siehe  oben);  in  einem  Text,  welcher 
zum  Nachlass  Swidziiiski's  gehörte,  dessen  Ursprung  leider  nicht 
bekannt  ist  (mitgetheilt  von  Chom^towski  in  Sprawozd.  I,  146), 
und  in  dem  Gebetbuch  Hedvigs  1542).  Da  ein  ähnliches  Lied 
weder  in  lateinischer  noch  deutscher  noch  auch  cechischer  Sprache 
zur  Vergleichung  herangezogen  werden  kann,  so  bleibt  in  der 
versuchten  Reconstruction  einiges  ohne  erschöpfende  Erklärung. 
Das  Lied  scheint  anfänglich  nur  aus  vier  Strophen  bestanden  zu 
haben:  zwei  vom  heiligen  Leib  und  zwei  vom  heiligen  Blut 
Christi:  t>  q  ciaj0  -ßoga  zyWeg0} 

Jezu  Chrysta  niebieshiego, 
Przyjmij  od  nas  pozdrowienie, 
Nad  ciq  inncgo  Boga  nie3). 

6.   Witaj,  wierne  Boze  cialo, 
Jezes  nam  sie.  widziec  dato, 
TaJc  jakos  na  krzyzn  pnialo*), 
Kiedys  ten  siviat  z  jeetwa  bralo. 

Dann  folgen  zwei  Strophen  (7,  8)  von  dem  heiligen  Blute 
Christi.  So  übersichtlich  und  einfach  das  Lied  durch  die  Re- 
duetion  auf  vier  Strophen  wird,  so  spricht  die  Ueberlieferung 
nicht  dafür.  Die  zweite  Strophe  von  der  heiligen  Dreieinigkeit 
findet  sich  in  allen  Texten  und  lässt  sich  nicht  ausscheiden: 

2.  Bog  Ojciec  i  tez  Syn  Jego 

(z)  Persona  („Persona")  Duclia  Öivirtcgo, 
Wyscie  trzej  Böstiva  jednego 
Boga  lü  Tröjcy  jedynego. 


')  strzqdzic  steht  für  s(t)rzaäzic,  heute  zrzqäzic  bewirken. 

2)  Diese  drei  Texte  hat  Bobowski  Pol.  poezya  etc.  S.  112  verglichen. 

3)  nie  mit  dem  gen.  bedeutet  non  est  oder  non  sunt. 
*)  Siehe  oben  bei  N.  1 


—     192     — 

Diese  Strophe  lässt  sich  in  dem  Text  bei  Maciejowski  als 
Erklärung  der  "Worte  auffassen:  nad  ciq  innego  Boga  nie,  eine 
weitere  Ausführung  desselben  Gedankens  ist  auch  in  der  Strophe  3 
enthalten,  welche  ebenfalls  in  allen  drei  Texten  sich  findet; 
dagegen  treten  die  Strophen  4  und  5  gegen  die  vorhergehenden 
zurück,  weil  sie  sich  in  dem  Gebetbuch  Hedvigs  nicht  finden: 
Pochwalon  baßz  zbawicielu  etc.;  in  der  Strophe  5  sind  die  zwei 
letzten  Zeilen  zu  lesen: 

A  my  Ciebie  juz  widamy 1)  („wydzyemy") 
Przeto  k  Töbie  dzis  tuolamy. 

Auf  diese  Worte  folgt  die  schon  angeführte  Strophe:  Witaj 
wierne  Boze  Cialo  und  die  zwei  erwähnten  auf  das  heilige  Blut. 

Die  letzte  Strophe  9 :  Oczysci  nasze  sqmnicnie  etc.  schliesst 
sich  an  die  Bitte  der  Strophe  8,  Christus  möge  uns  durch  sein 
Blut  erlösen. 

VII.    Lieder  an  Heilige. 

Die  uns  bekannten  Lieder  an  Heilige  sind  mit  dem  Boga- 
rodzica-Lie&e  verbunden. 

1.  Adalbert-Lied.  Der  Warschauer  und  Czenstochauer 
Text  der  Bogarodzica-lAeder  enthält  eine  solche  Strophe: 

0  swloty  Wojciesze 
U  Boga-s  iv  cesze  (=  w  cecliu), 
Pros  za  nas  gospodna 
Panny  Maryi  syiia. 
Ein  Krakauer  Text   aus   der   ersten   Hälfte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts hat  eine  andere  Strophe: 

Biskup  swiety  Wojciech 
Wziql  do  Polski  pospiech, 
(A)  niewiemi  Prusowie 
Zabili  go  przy  sohie2). 

2.  Gebet  an  die  heilige  Katharina  ist  in  der  15.  Strophe 
des  Bogarodzica-h'icdes  enthalten : 


!)  Es  ist  eine  gewöhnliche  Praesensform  von  widac  iterat.  zu  widziec. 
Vgl,  A  my  ciq  juz  tu  tvidzimy,  J  przeto  k  Tobie  krzyezymy  in  dem  Liede 
Jezu  Chryste,  nasza  radoic,  Strophe  G,  siehe  oben,  N.  2. 

2)  Siehe  Pilat  Bogarodziea  S.  81  flg. 


—     193     — 

Sivicta  Katarzyna, 
Ty  jes  Boga  mila, 
Pros  za  nas  gospodna, 
Fanny  Maricj  syna. 

3.  Gebet  an  den  heiligen  Florian  (Strophe  16  des  Boga- 
rodzica  -  Liedes) :  fa^  Floryanie, 

Nasz  mily  patronie, 
Pros  sa  nami  gospodna, 
Panicj  Maricj  syna. 
Andere  Strophen  enthalten  Gebete  an  die  heilige  Anna,  die 
heilige  Klara,  den  heiligen  Franciscus. 

4.  Die  letzte  Strophe  des  Bogarodzica- Liedes  in  dem 
Warschauer  und  Czenstochauer  Text  enthält  ein  Gebet  an  den 
heiligen  Stanislaus:     äwi(,ty  StanisUwie> 

Tys  u  Boga  iv  slawie, 
Pros  za  nas  gospodna, 
Fanny  Marie}  syna. 
Andere  Texte  haben   eine   anders  klingende  Strophe,   siehe 
Pilat  Bogarodzica  82.  —  Ein  kurzes,    unvollständiges  Lied    vom 
heiligen  Stanislaus  theilt  Maciejowski  in  Dod.  37  mit,  aus  einer 
Komiker  Handschrift  des  XV.   Jahrhunderts,    sicher   derselben, 
aus    welcher    das    nämliche    Lied    auch    Helcel    in    Starodawne 
pomn.  II,  Vorrede  §  22,  veröffentlicht  hat,  nämlich  Cod.  Dzial.  I, 
1460  (siehe  oben  Rechtsdenkmäler  Wisl.  Stat.  1460).     Das  Lied 
au  e  .  Clnvala  thobye  gospodyne, 

Ysz  o  thwych  sivyathych  czescz  slyne, 
Ktora  nygdy  nye  szagynye 
Y  na  ivyclcy  nye  przemynye. 

Weszyel  sza  jwlslca  liorono, 
Ysz  masz  thahyego  patrona, 
Dostoyncgo  Stanyslaiva, 
Jensze  ivyszedl  sczepanowo  (sie). 
Then  yeszcze  siuey  mlodosezy 
Napclnyon  boszJciey  milosczy  . .  . 
hier  ist  das  Gedicht  abgebrochen  mit  den  Worten:  Ulteriora  non 
habeo,  woraus  nicht  nothwendig  folgt,  dass  der  Schreiber  diesen 

Xohring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  13 


—     194     — 

Anfang  aus  einer  „Sammlung  von  Kirchenliedern"  abschrieb,  wie 
Maciejowski  urtheilte.  —  Das  Lied  hat  sich  ganz  erhalten  in 
einem  Krakauer  Cancionale  von  1643  (S.  127). 

Ausser  den  oben  aufgezählten  Kirchenliedern,  Hymnen  und 
versificirten  Gebeten  waren  nach  bestimmten  Hinweisen  noch 
andere  vorhanden,  welche  verloren  gegangen  sind.  Zunächst 
beweist  dies  die  Sammlung  Johanns  von  Przeworsk  und  jenes 
andere  ,,sehr  alte  Cancionale",  welches  Juszyriski  erwähnt  und 
aus  welchen  beiden  er  nur  wenige  Kirchenlieder  mitgetheilt  hat. 
Maciejowski  nennt  in  Dod.  151  einige  Lieder,  die  er  in  einer 
Handschrift  von  c.  1530  gefunden  haben  will.  Sodann  stehen 
im  Leben  Jesu  von  Balt.  Opec  {Zywot  Jez.  Chrystusa  etc., 
Krakau  1522)  drei  Kirchenlieder,  deren  Ursprung  vermuthlich 
in  das  XV.  Jahrhundert  zurückreicht.  Wiszniewski  (Hist.  lit. 
pol.  VI,  504)  führt  die  Anfangsworte  einiger  alter  Lieder,  nach 
deren  bekannter  Melodie  andere  gesungen  wurden,  z.  B.  Maryo 
Panno  szlachetna  z  pokolenia  sivirtcgo;  0  swieta  Barbaro,  bqdz  z 
newii;  Trzy  Marye  poszly,  drogie  masci  niosly;  Ach!  moj  smatkii; 
Judas  Jezusa  przedal;  Wszechmocny  Boze,  Panie  milosciwy  und 
andere.  Eine  von  "Wiszniewski  a.  a.  O.  genannte  handschriftliche 
Sammlung  von  polnischen  Kirchenliedern  in  Kornik  aus  dem 
Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  mag  manche  Lieder  aus  dem 
XV.  Jahrhundert  enthalten.  In  den  ,,Sandomirer  Gedichten"  bei 
Maciejowski  Dod.  137  werden  zwei  polnische  Kirchenlieder,  vom 
heiligen  Nicolaus  und  von  der  heiligen  Barbara  erwähnt.  In 
Wigilie  za  ludzie  umarle  befindet  sich  ein  Marienlied:  0  Marya, 
kiviatka  panienski,  wahrscheinlich  aus  dem  XV.  Jahrhundert 
(Bobowski  Poezya  polska  etc.  S.  86).  Die  aus  einer  Handschrift 
des  XV.  Jahrhunderts  ausgeschriebenen  Phrasen,  welche  Dr. 
"Wislocki  in  Katalog  S.  468  mittheilt,  wie  Ach!  moj  namilszy  Boze; 
Ach!  moj(a)  namilsza  uciecho  und  ähnl.  werden  sicher  keine  Licder- 
titel  bedeuten ,  vielleicht  aber  die  S.  495  aus  einer  (Krakauer) 
Handschrift  des  XV.  Jahrhunderts  N.  2037  genommene  Schluss- 
bemerkung des  Schreibers:  Sdrouasz  crolcwno  miloscy,  und  Matko 
Boza. 

Andere  fromme  Lieder,  in  dem  sog.  Sandomirer  Liederbuche, 
siehe  Weltliche  Poesie. 


—     195     — 

VIII.    Legenden. 

Es  hat  sich  nur  eine  polnische  versificirte  Legende  aus  dem 
XV.  Jahrhundert ,  nämlich  eine  Legende  vom  heiligen  Alexius 
erhalten.  Sie  findet  sich  in  einer  Handschrift  der  Jagiellonischen 
Bibliothek  in  Krakau  aus  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  sig. 
N.  2317,  unter  lateinischen  Tractaten  theologischen  Inhalts,  mit 
der  Ueberschrift:  Vita  sancti  Alexij  in  wlgari  ritmice,  fol.  55 
bis  60.  Der  Schluss  fehlt.  Die  erhaltenen  240  Verse  gehen 
durch  die  ganze  Zeile  ohne  Absätze  und  Striche;  die  poetische 
Form  ist  die  der  fortlaufenden  Reimpaare,  die  Zeile  mit  vier 
Hebungen,  genau  wie  bei  den  altcechischen  und  den  deutschen 
Legenden.  Der  erhaltene  Text  ist  eine  Abschrift,  wie  dies  die 
zahlreichen  Abschriften  beweisen;  die  Legende  kann  erst  nach 
1396  entstanden  sein,  denn  erst  in  den  Synodalbestimmungen 
des  Bischofs  Peter  "Wysz  von  1396  finden  wir  die  Verordnung: 
Item  divisio  Apostolorum,  Alexii  confessoris,  Arnulphi  etc.  tan- 
tum  in  ecclesia  venerentur.  Dr.  "Wislocki  hat  die  polnische  versi- 
ficirte Legende  herausgegeben  in  Piozprawy  i  Spraivozd.  wyäz. 
ß.  Ahad.,  Krakau  1876,  Bd.  IV,  S.  314  ff.;  vgl.  die  Recension 
Nehring's  in  Arch.  f.  slav.  Phil.  II,  372  ff.  Die  polnische  Le- 
gende erzählt :  Der  reiche  und  angesehene  römische  Patrizier 
Euphemian  (Evfamyan),  der  durch  seine  milde  Gastfreundschaft 
sich  besonders  hervorthat,  erhielt  nach  langem  Sehnen  und  Harren 
von  seiner  Gemahlin  Aglias  einen  Sohn,  den  er  Alexius  nannte. 
Als  dieser  24  Jahre  alt  geworden  (in  den  gewöhnlichen  Legenden 
werden  20  Jahre  angegeben,  und  auch  in  der  polnischen  poetischen 
Legende  ist  es  im  ursprünglichen  Text  so  gewesen),  führt  er 
ihm  eine  edelgeborene  Jungfrau  als  Braut  zu,  eine  Kaiserstochter 
Famiana,  der  Name  ist  sicher  falsch.  Der  Papst  selbst  traute 
sie  an.  In  der  Brautnacht  gab  Alexius  seiner  Braut  den  Trau- 
ring zurück,  beide  gelobten  sich  gegenseitig  Keuschheit,  er  nahm 
zugleich  Abschied  und  trennte  sich  am  folgenden  Tage  von  ihr,  un- 
bemerkt von  dem  Vater  und  den  Gästen ;  Geld  und  Kostbarkeiten 
nahm  er  mit  sich,  vertheilte  sie  aber,  ebenso  wie  seine  Kleider 
unter  die  Armen.  Er  selbst  suchte  Kirchen  auf  und  lagerte  sich 
oft  vor  Morgengrauen  vor  die  verschlossene  Kirchcnthür,  trotz 
Regen  und  Unwetter,  sodass  die  Muttergottes  einmal  sich  er- 
barmte, das  Altarbild  verliess  und  dem  Pförtner  auftrug,  Alexius 

13* 


—     196     — 

hineinzulassen.  Das  Wunder  wurde  ruchbar  und  Alexius  galt 
bei  dem  Volke  für  einen  Heiligen.  Unterdessen  sandte  Euphe- 
mian  seine  Diener  nach  ihm  aus ,  sie  fanden  ihn  zwar  in  Lao- 
dicaea  (,,w  Jelidoczniu)  gaben  ihm  sogar  Almosen,  aber  keiner 
erkannte  ihn;  unverrichteter  Dinge  kehrten  sie  zu  dem  trostlosen 
Yater  zurück.  —  Die  Bewunderung  des  Volkes  war  Alexius  in- 
zwischen lästig  geworden;  er  wollte  sich  der  allgemeinen  Auf- 
merksamkeit entziehen  und  nach  Syrien  gehen,  er  schiffte  sich 
auch  ein,  aber  ein  widriger  Wind  trieb  das  Schiff  nach  Rom, 
seiner  Heimath,  zurück.  In  der  Zuversicht,  dass  die  Vorsehung 
nach  unerforschlichem  Rathschluss  ihn  absichtlich  hierher  ge- 
bracht habe,  gelobte  er  sich,  bei  seinem  Vater  unerkannt  als 
Elender  sein  Leben  zu  beendigen.  Auf  der  Tiberbrücke  (die 
Legende  sagt  na  üoraiviu,  spricht  dann  aber  einige  Zeilen  weiter 
von  most)  flehete  er  unerkannt  seinen  Vater  im  Namen  des 
Sohnes  Alexius  um  Erbarmen  an  und  bat  ihn  um  Aufnahme  in 
sein  Haus.  Aus  Barmherzigkeit  aufgenommen,  lag  er  16  Jahre 
lang  unter  der  Treppe  seines  Vaterhauses,  von  Niemand  erkannt, 
von  der  Dienerschaft  verachtet  und  gemisshandelt.  Im  Vorge- 
fühl des  Todes  beschrieb  er  auf  einem  Pergamentblatt  sein  Leben 
und  seine  Leiden  und,  dies  Blatt  fest  in  die  Hand  drückend, 
verschied  er.  Alle  Glocken  Roms  läuteten  von  selbst  dem  Hei- 
ligen, ein  Wunder  führte  zu  seiner  Entdeckung :  ein  unbekanntes 
Knäblein  führte  zu  seinem  Todeslager.  Hier  geschahen  neue 
Wunder.  Papst  und  die  Geistlichkeit  zogen  zu  der  Todesstätte. 
Das  Blatt  konnte  niemand  der  Hand  des  Todten  entwinden,  erst 
als  seine  Frau  nach  dem  Briefe  die  Hand  ausstreckte ,  öffnete 
sich  die  Hand  des  Todten.  Aus  dem  Schriftstücke  erfuhr  man, 
dass  der  Gestorbene  der  verloren  geglaubte  Sohn  Euphemian's, 
Alexius,  war.  Hier  bricht  die  Legende  ab;  viel  scheint  nicht 
zu  fehlen. 

Diese  Erzählung  ist  eine  Wundcrgeschichto,  kurz,  ohne  Mo- 
tivirung,  ohne  Seelcnstimmungen,  ohne  Darstellung  von  Situa- 
tionen, wie  sie  in  Legenden  beliebt  sind.  Es  blieb  von  der  ur- 
sprünglichen Erzählung  nur  das  Gerippe,  in  dem  an  einzelnen 
Puncten  nur  so  viel  zu  erkennen  ist,  dass  die  altpolnische  Alexius- 
legende  von  den  in  den  Acta  Sanctorum  enthaltenen  Legenden 
nicht  ganz  übereinstimmt;    so  können   sich  die  Worte   des  Ein- 


—     197     — 

ganges:  Csthq  w  ycdnich  ksmgach  o  nym  (Alex.) 

Ktho  chcse  ssluchacs,  yq  (sie)  poiviem 
nicht  auf  eine  der  Legenden  der  Act.  SS.  beziehen.  Eine 
cechische  Legende  vom  heiligen  Alexius,  an  die  zunächst  als 
Vorbild  gedacht  werden  könnte,  hat  sich  nicht  erhalten;  das  cech. 
Bruchstück,  welches  Feifalik  in  Studien  zur  Geschichte  der  alt- 
böhm.  Litteratur  VII,  Sitzungsber.  der  phil.-hist.  öl.  der  Wiener 
Akad.  der  Wissensch.  1861,  Anhang  S.  420,  herausgegeben  hat, 
erzählt  nur  die  Schlussscene,  während  wiederum  in  der  altpol- 
nischen Legende  der  Schluss  fehlt;  der  eine  beiden  gemein- 
schaftliche Passus,  nämlich  die  Briefscene,  zeigt,  dass  beide  mit 
einander  nicht  übereinstimmen,  da  sich  in  der  cechischen  Legende 
die  Hand  des  Todten  dem  Papste  öffnet.  Dagegen  stimmt  die  alt- 
polnische Legende  mit  der  von  Massmann  mit  B  bezeichneten 
mittelhochdeutschen  (Sanct  Alexius'  Leben  in  acht  gereimten 
mittelhochdeutschen  Behandlungen,  herausgegeben  von  Mass- 
mann, im  IX.  Bande  der  Bibliothek  der  gesammten  deutschen 
National-Litteratur  1843)  in  einigen  wesentlichen  Puncten  über- 
ein: 1.  in  beiden  heirathet  Alexius  eine  Kaiserstochter,  der  Papst 
Innoccnz  traut  sie  ihm  an;  2.  in  der  Brautnachtsscene  fehlt  das 
Bild  der  Kerze  und  Alexius  verlässt  das  väterliche  Haus  erst 
am  folgenden  Tage;  3.  in  der  Fremde  muss  der  Heilige  oft  Un- 
bilden des  Wetters  ertragen,  so  dass  das  Heiligenbild  Mariae 
um  ihn  besorgt  ist,  Alexius  aber  verdross  es,  dass  das  Volk  ihn 
als  einen  Heiligen  bewunderte;  4.  in  Rom  ruft  er  die  Barm- 
herzigkeit seines  Vaters  an  um  des  unglücklichen  Alexius  willen 
und  wird  vom  Vater  einem  „Schaffere,  szafarzowi",  übergeben; 
er  erleidet  im  Hause  des  Vaters  die  grösste  Missachtung,  so  dass 
er  von  der  Dienerschaft  mit  Spülwasser  begossen  wird;  5.  schliess- 
lich stimmt  die  letzte  Scene :  in  beiden  Legenden  verkündet  ein 
Knäblein,  dass  ein  heiliger  Mann  gestorben  sei;  und  in  beiden 
öffnet  sich  die  Hand  mit  dem  Briefe  nur  der  Braut,  während  in 
den  gewöhnlichen  Legenden  der  Papst  den  Brief  der  starren 
Hand  entzieht. 

Die  Uebereinstimmung,  die  im  Detail  sich  nicht  zeigt,  rührt 
wol  daher,  dass  beide  Erzählungen  schliesslich  auf  eine  und 
dieselbe  (lateinische)  Quelle  zurückgehen,  die  altpolnische  mög- 
licher Weise  durch  Vermittelung  einer  verlorenen   alteechischen. 


—     198     — 

Der   Text   ist    arg   geschädigt:     entweder   war    die  Vorlage 
schon  sehr  incorrect  oder  der  Schreiber  schrieb  nach  einem  wenig 
deutlichen  Dictat.    Die  auffallendsten  Fehler  sollen  hier  berichtigt 
werden.     Vers  37  und  38  ist  das  Distichon: 
Then  wyqcz  szluszyl  bogv  rad, 
Ysze  byl  star  dwadzeszcza  h  themv  czthirzy  latha 
zu  verbessern: 

Then  wyqcz  szluszyl  bogv  rad, 
Yusze  byl  star  dwadzeszcza  lath; 
dem  polnischen  Dichter  mochte  Alexius  als  zwanzigjähriger  Jüng- 
ling   zur  Heirath    zu  jung   erscheinen   und   er  setzte,   ohne   auf 
Silbenzahl   und   Reim    zu    achten:    K  themv   czthirzl  hinzu.    — 
Vers  40  —  41   sind  zu  lesen: 

Mily  szynv,  Jcaszq  thobye, 

Pogym-ze  („za")  gyekqcz  („gyegocz"-)  szonq  szobye. 
Vers  45:     Wszeko  sluszq  star(zey)  szemu. 

Die  Verse  58  und  59  sind  zu  streichen: 
A  zenye  dzqno  (==  dziano)  Aglyas 
Tha  byla  ivbostw  (=  ubostwu)  w  czasz  . . . 
sie  stehen   schon   als  Vers  25  und  26.  —  Vers  67   ist  zu  lesen: 
Szluzycz  („Szluzy")  themv,  czosz  (czy)  gyest  w  nyebye. 
Vers  108  ist  vielleicht  so  herzustellen: 

Wstal  sz  oltarza  swyanty  obrasz. 

Vers  117:    Tho  sza  ne  iethnfi  (d.h.  ne  iednfi,   im  Text  nowthno) 

dzegyalo,  diese  Correctur  wird  gerechtfertigt  durch  den  folgenden 

Vers:  Ale  sza  czqsto  dzegyalo.  —  Vers  148  ff.  sind  zu  corrigiren: 

Nye  Ivba  mv  phala  byla, 

Czo  szß  mv  ondze  godzila  (Handschrift  tuodzyla); 
Thv  sza  iveszbral  (Handschrift  luszbral)1),  gyeko  mogq2) 
3)  wszyathl  na  morze  w  Jcoga  (d.  h.  w  Jcogq,  Hand- 
schrift ivboga)*) 
Bral  szq  do  szemye  do  gydney5), 


')  cf.  na  morze  weszbral  Vers  91. 

2)  gycko,  zu  lesen  jeko  ist  das  heutige  jaJco ;  mogq  ist  part.  praes.  act. 
motßil  vermögend. 

3)  Zu  ergänzen  Barziej  (d.  h.  eiligst)? 

4)  koga  aus  dem  niittellateinischen  cogga  Schiff. 
8)  do  gyndyey,  d.  h.  do  Jindyej'i 


—     199     — 

Do  myasta Szyr(y)ey, 

Tham  byl  Jcosczvl  (Handschrift  csvl)  szwyqthego  Pawla1), 

Thv  byla  gyego  myszl  pädia. 
Vers  157  ist  vielleicht  so  herzustellen:    Then  czy  sza  zaszq 
nawroczyl  (Handschrift  Then  czy  szqszq  nawroczyl). 

Die  Yerse  164  ff.  sind  schwer  herzustellen;  die  Worte,  dass 
Alexius  seinem  Vater  in  Rom  naszoraw  begegnete,  von  diesem 
nicht  erkannt,  ihn  vor  der  Burg  (przed  grodem)  um  Erbarmen 
flehete,  im  Namen  des  verschwundenen  Sohnes  Alexius,  und 
dass  der  Vater,  dadurch  gerührt  und  verwirrt,  fast  von  der 
Brücke  heruntergefallen  wäre,  scheinen  darauf  hinzuweisen,  dass 
na  zorawiu  (szoraio  =  szoravu)  einen  Ort  bezeichnet ,  der  przed 
grodem  liegt2)  (nach  den  lateinischen  Legenden  kam  der  Vater 
gerade  a  palatio,  ab  aula  regali);  sonst  würde  sich  eine  Emendirung 
na  zaraniv,  d.  h.  na  zaraniu  empfehlen.  —  Die  Bitte  des  heiligen 
Alexius  an  den  Vater,  Vers  167,  muss  heissen:  (A)  racz  my  szivq 
gyelmiiszna  dacz,  die  Handschrift  hat:  gyel  u  roszna3);  Vers  184  ist 
zu  lesen:  Szyothmego  na  czcze  zachorzal  byl  (Handschrift  Szyothmego 
na  czcze  latlia  za  morzem  byl) ;  in  Vers  1 90  ist  /  ivsztliky  szthvhy 
in  I  ivsz(i)thhj  szJctithky  (=  ivszytlü  shutlcl  alle  Thaten)  zu  ver- 
bessern. —  Einige  Stellen  scheinen  unheilbar  zu  sein,  so  z.B. 
Vers  54  und  55 :      Tho  then  byl  czeszarz  pyrivy 

Archodoius  nyszly 
denn  eine  Einschiebung  des  "Wortes   czas  nach  then  und  Emen- 
dirung von  nyszly  in  uyszsy  d.  h.  wysszy  würde  kaum    genügen; 
Archodoius  steht  wol  für  Archodius,  d.  h.  Arcadius.     Ebenso  un- 
möglich ist  zu  erklären  Vers  93  und  94 : 

/  maez  myala  doszcz  (Handschrift  doszycz)  zalosczy 

Zona  po  nym  gyeJco  spita. 
Der  Reim  erfordert   ein   anderes  Wort  als  spyta,   welches  sonst 
für  spüa  Spott  genommen  werden  könnte. 

Viele  Stellen  lassen  sich  durch  Streichung  überflüssiger 
Worte  oder  durch  Hinzufügung  selbstverständlicher  kurzer  Worte 
leicht  herstellen;  so  mancher  Vers  wird  schon  in  der  ersten  Ab- 

')  In  Legcnda  aurea:  ubi  imago  domini  nostri  Jesu  Christi  etc. 

2)  Dr.  Wislocki  erklärt:  przy  szlabanie. 

3)  gyelmuszna  für  gyelmusznq,  d.  h.  jclmuznq  Almosen, 


—     200     — 

fassung  mehr  als   acht  Silben  und  mehr  als  vier  Hebungen  (ob 
auch  weniger?)  gehabt  haben. 

Einige  Stellen  lassen  eine  (verloren  gegangene)  altccchische 
Vorlage  vermuthen,  so  Vers  82:  Gynaho  po  mnyc  nye  ivzwycsz 
würde  cechisch  ziemlich  correct  lauten :  Gynaho  po  mnyc  nye 
wzwycdyesz  und  die  erforderliche  Silbenzahl  haben;  die  Verse 
99  und  100: 

Wyßcz  ssqm  poth  hosczolem  szedzal, 
A  o  gyego  hsza-thwyc  (sie)  nykt  nye  ivycdzal  (10  Silben) 
würden  im  Cechischen  ungezwungen  lauten: 
Wiec  sam  pod  hostelem  siediel, 
Jehoz  hnezstvu  niJct  ne  viediel  (8  Silben); 
auch  die  folgenden  Verse : 

Wyqcz  tho  szawszdy  wstawal  reno, 
Ano  hoszezol  zamhnyono 
würden  cechisch  besser  lauten : 

Wiec  to  zavzdy  vstaval  reno, 
Ano  hostet  uzavfeno. 
Vers   114  Acz  na  tliim  mrosze  nye  leszy,   d.  h.  Ac  na  tlnjm 
mrozie  nie  lezy  hat  einen  cechischen  Klang,    da  die  Conjunction 
af  (damit)  im  Polnischen  sonst  nicht  vorkommt. 

IX.    Lehrhafte  Gedichte. 

Umfangreichere  didactischc  Gedichte,  frommen  oder  welt- 
lichen Inhalts,  sind  nicht  erhalten,  selbst  die  im  Mittelalter 
häufigen  rügenden  oder  satirischen  Sittenschilderungen  fehlen; 
die  zehn  Gebote,  welche  in  der  cechischen  Litteratur  zum  Vor- 
wurf eines  freimüthig  und  derb  geschriebenen  grösseren  didac- 
tisch- satirischen  Gedichtes  Desatero  hazani  bozich  genommen 
wurden,  sind  in  ihrer  einfachen,  strengen  Fassung,  ohne  erheb- 
liche Erweiterungen,  in  der  Weise  in  Distichen  abgefasst,  dass 
jedes  Gebot  zwei  kurze,  dem  Gedächtniss  leicht  einzuprägende 
Verse  umfasst;  auch  kürzere  Fassungen  rinden  sich  vor,  doch 
ist  die  Form  in  ihnen  sehr  unbeholfen. 

I.  Der  Decalog  in  Distichen  ist,  weil  nach  dem  Zcugniss 
der  „Gnescner  Predigten'"  ein  Theil  der  üblichen  Katechese,  sehr 
verbreitet  gewesen  und  in  zahlreichen  Texten  erhalten.   Acht  band- 


—     201     — 

schriftliche  Texte  befinden  sich  in  der  Krasiiiski'schcn  Majorats- 
Bibliothek  in  Warschau,  es  sind  lose  Blätter,  aus  verschiedenen 
Handschriften  genommen,  a)  Blatt  I  in  8  °  (das  Original  ist  mit 
N.  1  bezeichnet)  ist  aus  einer  Handschrift  genommen,  welche  an- 
scheinend die  kirchlichen  Ordnungen  der  heiligen  Sacramente  ent- 
hielt, zum  Gebrauch  für  Geistliche  bestimmt;  auf  der  ersten  Seite 
stehen  die  Worte :  Decem  praeeepta  sequuntur  in  versibus  latinis 
et  ritmis  vulgaribus  pronuncianda  simplieibus;  b)  Blatt  II  ist 
ebenfalls  ein  loses  Blatt  in  Q.,  welches  ausser  dem  Decalog 
nichts  weiter  enthält,  mit  der  Ueberschrift:  Decalogus  wlgaris,  die 
Rückseite  ist  leer,  die  Schrift  ist  aus  dem  XV.  Jahrhundert; 
c)  Blatt  III  in  8°,  genommen  aus  einer  Trzemesznoer  Hand- 
schrift des  XV.  Jahrhunderts,  zeigt  auf  der  Vorderseite  die  Worte: 
Joannes  Ybinus,  worauf  der  Decalog  folgt,  auf  der  Rückseite 
liest  man :  Liber  monasterii  Trzem.  pro  pace  et  unitate  ecclesiae, 
mit  lateinischen  Gebeten ;  d)  Blatt  IV  ist  aus  einem  Codex 
miscellaneus  des  XV.  Jahrhunderts  genommen;  e)  Blatt  V,  eben- 
falls aus  einer  Handschrift  des  XV.  Jahrhunderts  herausge- 
schnitten, enthält  eine  Confessio  generalis  in  lateinischer  Sprache, 
welche  so  schliesst:  Absolutionem  et  remissionem  omnium  pecca- 
torum.  Vstanczye  yako  swyatha  maria  magdalena  ivstala,  gdi 
grzeclww  ostala,  boza  myloscz  otrzymcda.  Deo  vos  commendo  etc. 
f)  Blatt  VI,  aus  einer  lateinischen  Handschrift  von  1454  (?)  zeigt 
auf  der  Vorderseite  die  Worte:  Scripta  sunt  haec  in  Gora  a.  Dom. 
milles.  quadringent.  quinquages.  quarto  Et  finita  feria  quarta  die 
Sanctae  Emerentianae;  g)  Blatt  VII  ist  ein  kleines  beschnittenes 
Quart-  oder  Folioblatt,  mit  Resten  eines  lateinischen  Textes  und 
mit  dem  polnischen  Decalog,  wol  aus  dem  Ende  des  XV.  Jahr- 
hunderts; h)  Blatt  VIII  in  8°  ist  aus  einer  lateinischen  Hand- 
schrift theologischen  Inhalts  genommen ,  geschrieben  wol  noch 
im  XV.  Jahrhundert. 

Text  a)  und  c)  sind  in  Maciejowski's  Bod.  S.  92  und  von 
Chom^towski  in  Spraivozd.  I,  152  abgedruckt.  Ausserdem  hat 
aber  Maciejowski  noch  zwei  andere  Texte  mitgethcilt:  i)  einen 
angeblich  aus  dem  Jahre  1399  aus  dem  Nachlass  von  Chledowski, 
den  er  in  Dod.  S.  34  abgedruckt  hat,  und  k)  einen  Text,  welchen 
J.  S.  Bandtke  in  Famirtnik  Warszaivslci  VIII,  240  aus  einer 
Krakauer  Handschrift    mitgethcilt    hatte;    Maciejowski,    welcher 


—     202     — 

diesen  Abdruck  mit  dem  handschriftlichen  Text  verglichen  hat, 
notirt  überall,  bei  seinem  Wiederabdruck  in  Dod.  S.  94,  die 
Emendationen  (veröffentlicht  auch  von  Chometowski  in  Sprawosd. 
I,  152).  Ein  elfter  Text  findet  sich  1)  in  den  Gnesener  Predigten 
ed.Dzialynski  S.51 ;  ein  zwölfter  Text  m)  in  einer  Krakauer  Hand- 
schrift „Evangelia  dominicalia  cum  Epistolis"  aus  dem  XV.  Jahr- 
hundert; siehe  Wislocki  Katalog  N.  1297;  n)  ein  weiterer  findet 
sich  in  einer  Krakauer  Handschrift  „Evangelia  et  epistolae  Aposto- 
lorum"  aus  dem  XIV. — XV.  Jahrhundert,  derselben  Krakauer 
Handschrift  N.  1299,  in  welcher  auch  ein  Text  des  Liedes 
Zdrowa  crolewna  aufgezeichnet  ist  (s.  oben) ;  Text  o)  ist  in  einer 
Lemberger  Handschrift  TS.  413,  in  welcher  auch  Glossa  super 
epistolas  per  annum  dominicales  mit  polnischen  Glossen  sich 
findet,  s.  oben ;  p)  von  den  zwei  versificirten  Decalogen  in  Macie- 
jowski's  Pamietniki  II,  369,  aus  einer  Handschrift  N.  745  an- 
geblich aus  dem  Jahre  1478,  gehört  der  zweite  hierher,  ist  aber 
verunstaltet,  hat  Erweiterungen  in  commentirendem  Sinn,  z.  B. 
nie  zabijaj  kromia  osadzenia  Nikogo  gniewem  raka  ani  rada  etc.; 
indess  ist  dieser  Text,  obgleich  auch  noch  durch  andere  Fehler 
geschädigt,  nicht  ohne  Werth.  Zuletzt  müssen  zu  dieser  Gruppe 
auch  q)  der  Decalog  gerechnet  werden,  den  H.  Polkowski  in 
Katalog  rejcop.  kapit.  Krak.  1884,  N.  171,  aus  einer  Handschrift 
des  XV.  Jahrhunderts  anführt,  welche  Sermones  enthält  und  auf 
deren  Deckel  der  erwähnte  Decalog  steht,  sowie  r)  der  Text, 
den  Dr.  Seredyiiski  in  dem  für  die  Krakauer  Akademie  be- 
stimmten Nachlasse  C.  Walewski's  und  zwar  in  einer  Hand- 
schriftenlage aus  dem  Ende  des  XV.  oder  Anfang  des  XVI.  Jahr- 
hunderts gefunden  und  Sprawosd.  I,  158  veröffentlicht  hat. 

Diese  17  Texte  stehen  mit  einander  in  einem  innigen  Zusam- 
menhange, sie  sind  alle  aus  einem  Grundtexte  hervorgegangen, 
und  die  Fehler,  Missverständnisse,  gutgemeinte  aber  schlecht- 
gerathene  Aenderungen  erklären  sich  aus  dem  wiederholten  Ab- 
schreiben. —  Auf  den  ältesten  Text  von  angeblich  1399  ist  nicht 
viel  Gewicht  zu  legen.  Von  den  acht  Warschauer  Texten  der 
Krasinski'schen  Bibliothek  mag  der  Text  g)  der  älteste  sein :  zwei 
Mal  kommt  imicc  für  miec,  tako  für  tak  vor,  das  Zeichen  0  ist  im 
Ganzen  19  Mal,  an  nur  zwei  Mal  verwendet.  Alt  scheinen  auch 
die  Warschauer  Texte  c)  und  d)  zu  sein :  sie  kennen  zwar  nicht 


—     203     — 

mehr  0,  aber  auch  nicht  an  oder  a,  sondern  bloss  a  oder  u. 
Andere  "Warschauer  Texte  sind  verhältnissmässig  jüngeren  Da- 
tums: a)  scheint  der  späteste  zu  sein,  in  ihm  kommen  auch  q 
oder  q  häufig  vor ;  Text  e)  hat  schon  an  zwei  Stellen  p,  obgleich 
beide  Male  fehlerhaft:  gymqna  und  lyszq  für  Isczyq.  —  Von  den 
von  Dr.  Wislocki  im  Katalog  mitgetheilten  Texten  ist  der  unter 
m)  erwähnte  der  correcteste  und  tritt  dem  vorausgesetzten  Grund- 
texte am  nächsten;  Text  n)  und  o),  welche  vielfach  überein- 
stimmen, sind  bei  der  Reconstruction  des  ursprünglichen  Textes 
zu  beachten.  Der  Grundtext  lautet  nach  m)  und  nach  Cor- 
recturen  anderer  ihm  nahe  stehender  Texte  folgendermassen: 

1.  Pirzwa  kaszn  tworcza  naszego, 
Neniasz  mecz  boga  gynego1). 

2.  Po  proznoscy  nyestatku  twego2) 
Nye  byerz  ymyenya  bozego. 

3.  Pamqtay,  tho  thobye  ivyelq, 
By  czczil  sivqta  y  neäzelya*). 

4.  Chczesz  li  mecy  laskq  moyq, 
Oczcza  czczi  y  matkq  twoyq*). 

5.  Nye  zabyay  brata  swadq, 
Bqkq,  kasznyq  any  radq5). 

x)  Die  Abweichungen  anderer  Texte  sind  unwesentlich ;  der  Text  g) 
und  n),  beide  zu  den  älteren  gehörend,  haben  gymecz,  d.  h.  jimiec. 

2)  Texte  g)  und  n)  haben  10  prosnosczy,  beziehungsweise  w  prosznoszcz 
für  w  pröznosci,  welches  besser  ist;  andere  Texte  bieten  auch  po  pvoznosci, 
proznosci  oder  na  proziwsc ;  der  Text  in  den  Gnesenev  Predigten,  in  den  zwei 
ersten  Strophen  in  commentirendem  Sinne  erweitert,  hat  Po  proznosci  und 
nadaremno. 

3)  Die  Texte  stimmen  in  diesem  Distichon  bis  auf  ganz  unbedeutende 
Abweichungen  mit  einander  überein;  wiekc  cechisch  veleti,  im  Altpolnischen 
sonst  nicht  bekannt,  heisst  wollen,  befehlen. 

4)  Für  mecy,  d.  h.  mieci  hat  Text  g):  cliczesz-li  imiec  etc.,  andere  haben 
miec,  zuweilen  mit  iask%  oo'za  für  mojq. 

b)  Swada  (=  zwada),  welches  auch  in  einem  in  den  cechischen  Witten- 
berger Psalter  eingehefteten  altcechischen  Decalog  steht  (siehe  Witt.  Psalt. 
ed.  Gebauer  1880,  S.  VI,  findet  sich  auch  in  dem  alten  Text  n),  wo  neben 
szdradfi  eine  andere  Hand  sivad0  schrieb,  auch  Text  h)  hat  swada.  Der  fol- 
gende Vers  bietet  eine  ziemlich  grosse  Mannigfaltigkeit. 


—     204     — 

6.  Nye  cz'm  grzechu  nyeczistcgo 
Procß  vrzßdu  malszenskego  l). 

7.  Nye  kradn  gymyenya  czudzego, 
Nqdznim  vdzelay  sivoycgo2). 

8.  Nye  szivyacz  na  bliznyego  sivego 
Lsczq  swyadeczstwa  falsiwego3). 

9.  Nye  poszqday  („poszqdny")  zoni  iego, 
Thak  schowasz  rzqd  stadla  twego*). 

10.    Bratnich  rzeczi  ne  korzisczy, 

Bozq  przikaszn  („przikaszy")  tako  szysczy  5). 
In    einigen    Texten    ist    am    Ende    noch    eine    empfehlende 
Mahnung  beigefügt,  so  z.  B.  in  Text  k): 

Qiceszly  wzivot  vieczny  vnydz, 
Tho  przykaazanye  maasch  pclnycz. 

Neben  diesem  Texte,  der  mit  unwesentlichen  Abweichungen 
in  17  Abschriften  sich  erhalten  hat,  sind  noch  andere  polnische 
Dccaloge  aus  dem  XV.  Jahrhundert  vorhanden.  Diese  sind: 
a)  und  b)  zwei  Fragmente  auf  dem  Deckel  einer  Handschrift: 
Legendae  Sanctorum  von  1469,  mitgctheilt  von  Polkowski  in 
Dawny  Zabytek,  Gnesen  1 875,  S.  32 ;  ein  dritter  Text,  der  ebenda 
sich  befindet,  ist  nicht  in  Versen;  c)  in  Maciejowski's  Pamiejtniki 
II,  369  findet  sich  ein  Fragment  eines  Decalogs,  welches  aus 
der  oben  unter  p)  erwähnten  Handschrift  genommen  ist;   d)  ein 

')  In  einigen  Texten  ist  die  Stelle  des  sechsten  und  siebenten  Gebotes 
verwechselt,  so  auch  in  unserem  Text.  Text  n)  hat  nie  stroy;  im  Uebrigen 
stimmen  die  verschiedenen  Texte  überein. 

2)  sivojego,  welches  in  Rücksicht  der  Silbenzahl  sich  empfiehlt,  hat  Text  o), 
der  obige  Text  m)  hat  swego;  Text  o)  hat  Nadzncmu  vdzelay  sivego. 

3)  Iscia  wiederholt  sich  in  einigen  Texten,  im  Uebrigen  ist  der  AVort- 
laut  dieses  Gebotes  ziemlich  verschieden. 

l)  In  unserem  Text  steht  yoszO/day.  Die  anderen  Texte  zeigen  er- 
läuternde und  erweiternde  Abweichungen. 

5)  korzyscie  heisst  Beute  machen,  sich  fremdes  Eigenthum  aneignen, 
stehlen:  nie  korzysci  ist  die  Imperativform  mit  der  Negation.  In  dem  lezten 
Verse  zeigen  die  Texte  grosse  Mannigfaltigkeit.  So  hat  z.  B.  kazh  Boza  na 
lymto  wisi  Text  a)  und  andere;  der  alte  Text  n)  hat:  Dzesz0ia  kaszn  boza: 
Ne  poz0day  czudzeyo  szboza,  Ne  Iwrzyszczi  iv  yego  poszte,  Zbozw,  u-ole  any  oszle, 
Ne  poztfday  yego  poszla,  Zboza,  ivolw  any  oszla,  was  eine  Combination  zu  sein 
scheint.     Poscl  bedeutet  hier  Diener,  wie  poselkini  in  Psal.  v.  Flor.  Dienerin. 


—     205     — 

Decalog  ist  in  einer  Handschrift  mit  Sentenzen  des  Matthias  von 
tabiszyn  aus  dem  Jahre  1417  (Wislocki,  Katalog,  N.  1456;  der 
Decalog  aber,  sowie  andere  Bemerkungen,  sind  1419 — 1446  ge- 
schrieben); e)  ein  anderer  Decalog  findet  sich  in  einer  Hand- 
schrift mit  lateinischen  Homilien  des  Matthias  von  Grochowo 
„tunc  temporis  vicarii  in  Kczina"  aus  dem  Anfang  des  XV.  Jahr- 
hunderts; es  ist  dieselbe  Krakauer  Handschrift  N.  1619,  auf 
deren  Deckel  die  zwei  ersten  Strophen  von  Bogu  rodzica  auf- 
geklebt sind,  bei  Pilat  Bogarodzica  Text  II;  f)  in  der  Krakauer 
Handschrift  N.  1625  aus  dem  XV.  Jahrhundert  findet  sich  ein 
kurzer  Decalog  (Wislocki,  Katalog  S.  394);  g)  zuletzt  in  der 
Krasinski'schen  Bibliothek  in  Warschau  aus  dem  Nachlasse 
Lelewel's  ein  Text,  mitgetheilt  in  Spraivozd.  I,  152.  Diese  sieben 
Texte  zeigen  weder  unter  einander  noch  mit  den  oben  erwähnten 
17  Texten  einen  engeren  Zusammenhang1),  sie  sind  auch  mit 
Fehlern  behaftet  und  entweder  gekürzt,  wie  a),  b)  und  c),  oder 
incorrect  überliefert,  mit  unnöthigen  erläuternden  Erweiterungen, 
mit  falschen  Lesarten,  mit  Substitutionen  u.  dgl.  Der  Text  d) 
ist  eine  zusammenfassende  Formel  der  wichtigsten  Sittengebote: 

Tocz  bog  przihaszal  vyedzecz, 

Chceszly  swe  sbawyenye  myecz. 
Milui  nade  tvsziczko  boga  Wszcmogo'czego, 

A  yaJco  szam  szebye  swego  blisznego. 

Nye  byerzi  poproszniczi 2)  gymena  bozego, 

Sw0czicz  pamy0tay  dna  swfitego. 
Czczi  oczcza  y  maczerz, 

A  nye  szdbyay  nikogo  tesz. 

Nye  Jcradny,  nyeczistosczi  nye  plodzy, 

Any  Isziivego3)  swadeczstwa  vodzy. 
Czudey  (sie)  rzeczy  nye  sz0day, 

A  szony  twego  blisznego  nyechay. 
To  ezinfiez  mil  b0dzesz  gogu  (sie) 

A  przecziwisz  sz0  swogemu  wrogu. 
(Dann  ist  noch  einmal  das  vierte  und  fünfte  Gebot  wieder- 
holt.)    Text  c)  und  e)  stimmen  im  Anfang   überein,   so  hat  e): 

')  Eine  Gruppirung  hat  Dr.  Bobowski  versucht. 

2)  pojrroznicy  ist  noch  im  XVII.  Jahrhundert  sehr  gebräuchlich. 

3)  Zu  izyicy  trügerisch  vgl.  Ps.  Flor.  32,  17  und  Bibl.  138,  6. 


—     '206     — 

Czczy  boga  gyednego, 

Nye  byerzy  nadaremno  gymyena  gyego. 

Pamyathay  sivyeczycz  dny  sivyathe 

y  h  themv  starsche  Uwe  czycz  (sie).  l) 

Nyeczystothy  nye  stroy, 

Any  Jcrzywego  swyadeczstwa  broy2). 

Nye  zabygyay  nyegednegoz), 

Ani  hradny  rzeczy  gyego. 

Der  Text  e)  hat  dann  noch  die  Worte :  Nye  pozanday  szony 
tlnvcgo  blysznego  any  domv  gego,  der  Text  c)  aber  nur  noch  vier 
Verse  christlicher  Ermahnung;  keiner  ist  somit  vollständig.  Be- 
merkenswerth  ist  szivyeczicz  für  swiecic  in  dem  Texte  e),  der  alt 
zu  sein  scheint,  für  das  noch  um  1450  übliche  sivaczicz,  sivqcicz 
oder  sivfieziez.  — 

Text  b)  bei  Polkowski  und  Text  g)  stimmen  ebenfalls  theil- 
weise  mit  einander  überein,  insbesondere  ist  die  Einleitung  gleich- 
lautend: jioc  jest  wola  boga  naszego, 

Bysmy  pelnili  przykazanie  jego  etc. 

Die  sinnlosen  "Wörter  in  g)  Nyeczyn  radzewsztluva  zadnego 
sind  in  Nie  czyn  kradziezstiva  zadnego  zu  verbessern.  —  In  dem 
Text  f)  lautet  das  dritte  Gebot:  Pomny  swaneziez  nedzele  y  swante 
czy  (sie)*),  aby  szc  ne  vrichil  (sie)  na  uezynek  przeklanty ;  das 
ungewöhnliche  vrichil  scheint  auf  eine  cechische  Form  vrM  von 
vrlmauti  hinzuweisen. 

Die  versificirten  Zehn  Gebote  scheinen  nicht  blos  zum 
Vorlesen  und  Hersagen,  sondern  auch  zum  Absingen  bestimmt 
gewesen  zu  sein.  In  den  sog.  Sendomirer  Gedichten,  bei 
Maciejowski  Dod.  137  (s.  unten),  wird  bei  einem  Liede  von  zwei 
Spielern  hinzugefügt:  potest  cantari  ista  cantio  sicut  cantica  de 
s.  Nicoiao  vel  cantica  de  decem  praeeeptis;  die  Form  der 
ersten  Redaction  bestätigt  diese  Notiz,  die  sich  wol  zunächst 
auf  die  verbreitetste  Fassung  bezogen  haben  wird. 


')  Text  c)  hat  den  richtigen  Wortlaut:  Tc  themu  czczy  starsze  hve. 
*)  Diese  Worte  fehlen  in  Text  c). 

3)  Wahrscheinlich  für  nygednego,  d.  h.  nijeäynego  Niemanden. 
*)  Wol  für  dny. 


—     207     - 

2.  Eine  ähnliche  Form,  doch  mehr  künstlich,  weil  je  zwei 
Distichen  in  eine  Strophe  zusammengezogen  sind,  zeigt  eine 
Paraphrase  der  Zehn  Gebote  aus  dem  Anfang  des  XVI.  Jahr- 
hunderts, welche  Dr.  Wislocki  in  einer  Handschrift  in  kleinem 
Format  aus  der  genannten  Zeit,  enthaltend  officia  Sanctorum  und 
anderes,  gefunden  und  in  Bd.  X  von  Bozprawy  ivydz.  filol.  1884, 
S.  1 34  unter  dem  Titel  Picsii  Bernardynska  o  nalezytem  przcstrze- 
ganiu  dziesicciorga  przykazan  Bozych  veröffentlicht  hat.  Das  Ge- 
dicht besteht  aus  einer  einleitenden  und  zwanzig  belehrenden 
Strophen,  von  denen  je  zwei  auf  ein  Gebot  sich  beziehen,  die 
erste  dieses  nennend,  die  zweite  ausführend,  von  wem  und  wie 
gegen  dasselbe  gesündigt  wird.  Die  Benennung  piesn  ist  ge- 
rechtfertigt durch  den  Titel  in  der  Handschrift:  Cancio  de 
observatione  debita  X  praeceptorum  Dei;  den  Zusatz  BeniardynsJca 
hat  Dr.  Wislocki  gemacht,  weil  die  Handschrift  einem  Bern- 
hardiner Kloster  bei  Krakau  gehörte  und  weil  er  annahm,  dass 
ein  Bernhardiner  Mönch  diese  Paraphrase  verfasst  hat. 

3.  Eine  moralische  Ermahnung  in  Versen  (Piesn  morahia) 
führt  Maciejowski  Dod.  S.  150  an,  aus  einer  nicht  näher  datirten 
Handschrift  des  XVI.  Jahrhunderts  (vgl.  Pisni.  I,  376).  Der 
kurze  und  correcte  Text,  der  mit  den  Worten  beginnt  Zyw 
w  staute  swym  hc  chwdle  Bozy  a  ludziem  przyTcladnie  bietet  zu 
Bemerkungen  keine  besondere  Veranlassung. 

4.  Ganz  vereinzelt  steht  ein  Gedicht,  welches  Maciejowski 
Dod.  S.  1 50  Rozmowa  grzesznika  z  Bogiem  nennt  und  welches  aus 
derselben  Handschrift  genommen  ist.  Sicher  ist  dieser  Dialog 
in   poetischer  Form   abgefasst,   dies  beweist  der   zweite   Absatz: 

OdJcupil  czie  szyn  Bozi 

Z  wyssoJcosczy,  s  swoyei  doivczipnosczy, 

Pari  ssie  vzalil,  cziebye  wibawil; 

Tili  szye  dyablv  iv  moc  daivash. 
Dies  beweist  auch  der  dritte  Absatz: 

A  czosz  thedy,  myly  panye,  czyjnicz  (sie)  mam? 
Gdizem  zgrzeszyla,  zlosczi  pelnila, 
Szwiath  myloivala,  Bogam  gnyeivala, 
Czosz  my  za  navJce  dash? 
Feifalik  erwähnt  in  Studien  zur  Geschichte  der  altböhmischen 
Litteratur  V,    Sitzungsberichte    der    phil.-histor.  Cl.   der  Wiener 


—     208     — 

Akad.  d.  Wiss.,  1861,  S.  143,  wo  er  über  die  altcechischen  Ge- 
dichte vom  Streit  der  Seele  mit  dem  Körper  spricht,  auch 
des  polnischen  Fragments,  welches  Maciejowski  Bozmoiva  duszy 
z  Bogiem  betitelt,  und  meint,  der  Interlocutor  der  Seele  sei  hier 
der  Leib,  er  habe  „hier  nämlich  ganz  ungewöhnlicher  Weise 
die  Aufgabe,  zur  Besserung  und  Gottvertrauen  zu  mahnen,  wäh- 
rend die  Seele  ihre  Sünden  beklagt"-.  Man  würde  also  dieses 
polnische  Fragment,  denn  mehr  als  ein  Bruchstück  ist  es  nicht, 
in  Verbindung  zu  bringen  haben  mit  dem  lateinischen  Gedicht: 
Visio  Philiberti  de  contentione  animae  et  corporis  und  dessen 
Ausläufern  (vgl.  Karajan,  Frühlingsgabe  für  Freunde  älterer 
Litteratur  1839).  Indess  gehört  das  polnische  Fragment  wol 
einer  schon  selbständigen,  freien  Umarbeitung  des  Grundthemas 
an.  Zwar  erinnert  das  polnische  Bruchstück  an  das  altcechische 
Gedicht  Spor  duse  s  telem  (Vybor  staroceskc  literatury  I,  357  ffj  und 
Pravda  (Vybor  I,  38 \),  doch  nur  mehr  in  Bezug  auf  die  Form. 
In  den  altcechischen  Gedichten,  welche  den  Streit  der  Seele  mit 
dem  Leibe  behandeln,  ist  dieser,  wie  auch  in  anderen  mit  dem- 
selben Vorwurf,  stets  lebensfroh,  sorglos,  eingebildet,  zeigt  über- 
haupt keine  frommen  Regungen,  daher  ist  es  nicht  wahrschein- 
lich, dass  in  dem  altpolnischen  Dialog  mit  der  Seele  der  Leib 
sich  unterhält;  es  ist  überhaupt  ein  tröstendes  Wesen,  vielleicht 
der  Schutzengel.  —  Das  Thema  vom  Streit  der  Seele  mit  dem 
Leibe  ist  in  der  polnischen  poetischen  Litteratur  im  XVII.  Jahr- 
hundert behandelt  worden  in  Bozmowa  dtisze  potqpiortsy  z  ciolem, 
Krakau  1634,  (Maciejowski  Pism.  III,  144)  und  in  Utarczka  duszc 
z  cialem,  welcher  einen  Theil  bildet  in  dem  Gedicht  von  den 
letzten  Dingen,  unter  dem  Titel  Echo  przcrazlhue  trqby  ostateczney, 
Posen  1670. 

B.   Weltliche    Poesie. 

Ueber  das  Vorhandensein  und  Pflege  der  weltlichen  polni- 
schen Poesie  vor  der  Epoche  der  polnischen  Druckwerke  sind  die 
Nachrichten  sehr  geringe.  Dass  Lieder  gesungen  wurden,  Liebes- 
lieder, Lieder  bei  Jahresfesten,  Ilochzeits-,  Gesellschaftslieder  und 
ähnliche,  ferner  historische  Lieder  und  solche  erzählende,  welche 
schaudererregende  Ereignisse  behandelten,  etwa  den  Balladen 
verwandt,  ist  sicher  anzunehmen  und  auch  sicher  bezeugt.    Aber 


—     209     — 

zu  einer  geregelten  litterarischen  Pflege  dieser  in  beschränkten 
Grenzen  sich  bewegenden  Poesie  ist  es  im  Mittelalter  nicht  ge- 
kommen. Wir  haben  auch  keine  Zeugnisse  von  einer  Pflege  latei- 
nischer Poesie  vor  dem  Eintritt  der  humanistischen  Bewegung 
in  Polen. 

Ueber  die  oben  bezeichneten  bescheidenen  Grenzen  ist  die 
polnische  weltliche  Poesie  im  Mittelalter  nicht  hinausgekommen. 
Von  einer  nationalen  Heldenpoesie  findet  sich  keine  Spur.  Auch 
die  in  Frankreich,  Deutschland  und  den  anderen  Ländern  der 
romanisch  -  germanischen  Welt  herrschende  Poesie,  die  Poesie 
der  ritterlichen  Liebe  und  der  ritterlichen  Thaten,  die  Poesie 
der  Aventiuren,  die  Poesie  vom  heiligen  Gral  und  der  be- 
kannten mittelalterlichen  Sagenkreise,  hatte  die  Grenzen  von  Polen 
nicht  überschritten.  Es  findet  sich  keine  Spur,  dass  die  ge- 
nannten poetischen,  lyrischen  oder  epischen  Stoffe  und  Motive, 
welche  wenigstens  zum  Theil  nach  Böhmen  verpflanzt,  in  der 
cechischen  Poesie  in  Uebertragungen  oder  Nachbildungen  blüheten, 
wie  z.B.  Minnelieder,  Tristram,  Tandarias  i  Floribella  und  andere, 
in  Polen  Aufnahme  fanden  und  in  nationaler  Sprache  mehr  oder 
weniger  selbständig  entwickelt  oder  übersetzt  wurden l).  Die 
ganz  verschiedenen  Factoren  und  Entwickelungsformen  des  ge- 
schichtlichen Lebens  in  Polen  und  die  Unabhängigkeit  der  pol- 
nischen Kirche  von  Deutschland  seit  Boleslaw  Chrobry,  welche 
die  litterarisch  thätige  Geistlichkeit  mehr  nach  Italien  wies  und 
einem  innigeren  Anschluss  an  die  deutsche  Litteratur  hinderlich 
war,  machte  eine  Verpflanzung,  Weiter-  oder  Nachbildung  der 
erwähnten  mittelalterlichen  poetischen  Erzeugnisse  unmöglich.  — 
Die  Meisterpoesie  und  die  mehr  handwerks-  als  kunstmässig  be- 
triebene Poesie  der  Kurzweil  und  der  Belehrung  konnte  in  Polen 


*)  Es  wird  dabei  abgesehen  von  Ausläufern   der  deutschen  Heldensage, 
welche    sich,    wie   es  scheint,    auf  Handelswegen,    ziemlich   weit  nach  dem 
Osten  verbreiteten  und  dort  mehr  oder  weniger  sich  einbürgerten,  so  Spuren 
I  der  deutschen  Sage  in  russischen  Sagen  und  Erzählungen,  worüber  Müllenhof 
|  gehandelt  hat,   s.  Zeugnisse  und  Excurse  zur  deutschen  Heldensage  in  Zeit- 
schrift  für    deutsches    Alterthum  XII,   274  if. ,    ferner   Wanderung    einzelner 
i  Zweige  der  deutschen  Heldensage,  so  z.  B.  der  Walthariussage,  nach  Polen, 
J  s.  Nehring,    Poiciesc  kronikarza  polskicgo  o  WaUerzc  i  Helgundzic  in  Ateneum 
1883,  III,  3G3;  vgl.  die  Erwähnung  Dietrich's  von  Bern  in  Texten  Nr.  14. 
Nohring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  14 


—     2t0     — 

auch  nicht  Nachbildung  in  nationaler  Sprache  finden,  weil  die 
städtische  Bevölkerung  meist  deutsch  war.  Man  findet  in  Polen 
überhaupt  keine  Spur  einer  Nachahmung  der  poetischen  Rich- 
tungen und  Arten,  welche  in  Frankreich,  Deutschland  und  Böhmen 
herrschend  waren;  selbst  eine  Alexandreis  ist  in  Polen  nicht 
entstanden,  obgleich  manche  günstige  Bedingungen  dafür  vor- 
handen waren  im  Leben  und  in  der  Schule,  wo  durch  die 
Leetüre  Kadtubeks  und  anderer  Autoren  das  Andenken  an 
Alexander  d.  Gr.  lebendig  erhalten  wurde  1). 

Yon  den  Zweigen  der  Poesie,  welche  einigermassen  blühten, 
sind  geringe  meist  dürre  Reste  und  Bruchstücke  auf  uns  ge- 
kommen, die  uns  eine  ungenügende  Vorstellung  von  der  welt- 
lichen mittelalterlichen  Poesie  in  Polen  geben.  Die  geringen 
Reste  aber  derselben  lassen  vermuthen,  dass  sie  arm  und  wenig 
entwickelt  war.  Die  Literaturhistoriker,  denen  diese  Erschei- 
nung nicht  entgangen  ist,  nahmen  grosse  Einbussen  an  oder 
gaben  sich  Täuschungen  hin,  indem  sie  Zeugnisse  von  altpol- 
nischer weltlicher  Poesie  annahmen,  wo  keine  zu  erblicken  sind. 
Vieles  ist  allerdings  untergegangen,  weil  es  nicht  schriftlich  auf- 
gezeichnet worden  ist;  die  Schriftgelehrten,  im  Mittelalter  fast 
ausschliesslich  Priester,  mochten  die  polnische  Poesie  mit  Gleich- 
giltigkeit  oder  Missachtung  angesehen  haben,  und  so  gelangten 
Volkslieder,  gesellige  oder  historische  Lieder  nicht  zur  Auf- 
zeichnung, blieben  somit  ohne  jede  Berührung  mit  der  ge- 
schriebenen Litteratur.  —  Aufzeichnung  oder  Erwähnung  der- 
selben sind  sehr  selten  und  es  war  ein  vergebliches  Bemühen 
Wiszniewski's  undMaciejowski's,  Aeusserungen  der  Chronisten  und 
gewisse  bemerkenswerthe  Erscheinungen  als  Beweise  und  Zeugnisse 
verloren  gegangener  polnischer  weltlicher  Lieder  gelten  zu  lassen. 
Wiszniewski  behauptete,  mehrere  polnische  Lieder  seien  in 
lateinischer  Uebersetzung  in  der  Chronik  des  Gallus,   des  Mat- 


')  Unter  den  Büchern,  welche  sich  in  der  Bibliothek  Sigismunds  I.  be- 
fanden und  deren  im  Jahre  1510  russisch  geschriebenes  Register  Lelewel 
in  Ksiag  bibliograftcznych  äwoje  II,  99  mittheilt,  befand  sich  auch  kniha 
AUxmulreia  polskaja  serebrom  okowana.  Diese  polnische  Alexandreis  ist  aber 
kaum  ein  Gedicht,  sondern  wol  der  erste  Versuch  einer  polnischen  Ueber- 
setzung des  Lebens  Alexander's,  welche  zuerst  1550,  später  noch  öfter,  heraus- 
gegeben worden  ist. 


—    211     — 

thaeus  Cholewa,  Kadlubek  und  Baszko  auf  uns  gekommen,  einige 
seien  von  den  Chronisten  nur  erwähnt *).  Matthaeus  Cholewa 
ist  zu  streichen,  der  nur  durch  eine  Reihe  von  Missverständnissen 
von  Lelewel  zum  Autor  der  drei  ersten  Bücher  der  Kadlubek- 
schen  Chronik  erklärt  worden  ist,  auch  Kadlubek  und  der  sog. 
Bogufal-Pasko  haben  in  ihrer  Chronik  keine  Lieder  angeführt2). 
Was  Gallus  anbetrifft,  so  wird  zwar  beschränkend  hinzugefügt,  nicht 
alles  sei  ein  Lied  gewresen,  was  dieser  Chronist  in  Leoninen 
aufgezeichnet  habe,  das  Lied  habe  andere  Charaktere3),  aber 
nichtsdestoweniger  werden  alle  von  Gallus  erwähnten  cantilenae, 
lamentationes  und  ähnliche  carmina  als  polnische  Lieder  in 
lateinischer  Uebersetzung  sorgfältig  aufgezählt.  Bei  dieser  Auf- 
zählung bemerkt  Wiszniewski  bei  Gelegenheit  eines  Lobliedes 
auf  Boleslawr  Schiefmund,  dieses  Lied  und  andere  hätten  be- 
jahrte Polen  Gallus  vorgesungen,  die  er  über  die  alten  Gescheh- 
nisse ausgefragt  hätte4).  Maciejowski  zählt  dann,  nach  dem 
Vorgange  Wiszniewski's,  dieselben  lateinischen  Carmina  des  Gallus 
mit  noch  grösserer  Zuversicht  als  Uebersetzungen  von  polnischen 
Liedern  auf. 


')  Drugie  (piesni)  docJwicaly  sie_  do  naszych  czasöw  w  tlumaczeniu  ia- 
cinskiem  i  znajdujq  sie-  w  kronikach  Gallusa,  Mateusza  Jierbu  Cholewa,  Kadiubka 
i  Baszkona.  0  niektörych  zas  tylko  wzmianke  w  kronikach  znajdajemy.  llist. 
lit.  pol.  I,  1840,  S.  200. 

2)  Wiszniewski  kann  nur  die  Erzählung  von  Walter  tvdaly  und  Hel- 
gunde  (die  Walthariussage)  meinen,  welche  in  der  Chronik  des  letzteren 
steht,  welche  aber  hier  nirgends  als  ein  Lied  bezeichnet  ist.  Die  wenigen 
Verse  bei  Gelegenheit  der  Aufknüpfung  Maslaw's,  mit  dem  Eingang:  Unde 
poeta,  sind  sicher  nicht  einem  nationalen  Liede  entnommen.  —  In  Kadlubek's 
Chronik  finden  sich  zwar  in  den  Erzählungen  von  den  alten  und  ältesten 
Zeiten  zuweilen  Ausdrücke  wie  fama  est,  asserunt  und  andere,  so  dass 
dadurch  der  Schein  entstehen  konnte,  diese  Erzählungen  seien  aus  Volks- 
sagen geschöpft.  Indess  versichert  der  Chronist  bei  einigen  selbst,  dass  er 
sie  aus  geschichtlichen  Büchern  genommen,  und  citirt  seine  Quelle  an  einer 
Stelle;  dass  diese  ungewöhnlichen  Geschichten  nicht  Sagen  oder  historischen 
Liedern  entnommen,  sondern  ein  Gemisch  von  gelehrten  Brocken  und  Com- 
binationen  sind,  ist  längst  erkannt.  Siehe  v.  Gutschmid,  Kritik  der  polnischen 
Urgeschichte  des  Vincentius  Kadlubek  in  Archiv  für  Kunde  österr.  Geschichts- 
quellen XVII,  1857,  S.  295  ff. 

3)  Wiszniewski  a.  a.  0.  Note  zu  S.  101. 

*)  Te-  piesn  i  inne  spiewall  Gallusoivi  starzy  Polacy,  od  ktörych  o  dawnych 
dziejach  narodit  sie.  wywiadywal.     Wiszniewski  a.  a.  0.  S.  204. 

14* 


—     212     — 

Als  ein  solches  in  lateinischem  Gewände  überliefertes  Lied 
wird  von  Wiszniewski  zunächst  das  Klagelied  auf  den  Tod 
Boleslaw's  Chrobry  genannt:  Omnis  aetas,  omnis  sexus,  omnis 
ordo  currite  etc.  Bei  Gallus  aber  ist  mit  keinem  Worte  gesagt, 
dass  dieses  Gedicht  einem  Volksliede  nachgeschrieben  sei.  Der 
Chronist  sagt  nur :  Hactenus  Boleslai  Magni  laudibus  metam 
imponamus  eiusque  funus  aliquantulum  carmine  lugubri  luge- 
amus1).  —  Sodann  führt  Wiszniewski  aus  Gallus  ein  Lied  von 
dem  Soldaten  an ,  welcher  Kasimir  I.  das  Leben  gerettet  haben 
soll:  tnamy  tq  piosnhc.  Üumaczona  tylko  ivicrszcm  leoninskim  t.  j. 
rymoivanym  przes  Gallusa.  Indessen  ist  diese  Erzählung  in  Gallus 
nicht  in  abgetheilten  Versen,  sondern  in  Prosa  mit  vielen  ge- 
reimten Worten  zu  finden,  ohne  dass  dabei  gesagt  ist,  dass  der 
Inhalt  einem  polnischen  Liede  nachgeschrieben  sei.  —  Unter 
dem  Jahre  1104  wird  ferner  von  Gallus  erzählt,  dass  Boleslaw 
Schiefmund  einen  entscheidenden  Sieg  über  die  Pommern  davon- 
getragen und  grossen  Erfolg  und  grossen  Ruhm  erzielt  habe: 
Unde  etiam  in  proverbium  cantilena  componitur,  ubi  satis  illa 
probitas  et  audacia  extollitur  in  haec  verba:  Pisces  salsos  et 
foetentes  apportabant  alii  etc.  Obgleich  hier  das  Wort  cantilena 
gebraucht  ist,  so  erscheint  es  doch  gewagt,  aus  den  angeführten 
Worten  den  Schluss  zu  ziehen,  dass  jene  cantilena  ein  polnisches 
vom  Volk  gesungenes  Lied  gewesen  sei.  —  Das  Loblied  auf 
Boleslaw  Schiefmund,  welches  im  Lager  des  Kaisers  Heinrich  V. 
gesungen  wurde  und  dessen  Absingen  er  verboten  haben  soll, 
war  kein  polnisches  Lied ;  Gallus  führt  es  unter  dem  Jahre  1110 
unter  dem  Titel  an:  Cantilena  Alemannorum,  und  es  ist  ver- 
gebliche Mühe,  es  wahrscheinlich  machen  zu  wollen,  dass  es 
,,polnisch-slavisch"  gewesen  sein  kann,  weil  im  Lager  Heinrich's 
sehr  viele  Cechen  und  Lausitzer  sich  befanden.  —  In  nichts  zer- 
fliesst  auch  die  Annahme  eines  Liedes  auf  die  Niederlage  der 
Polen  gegen  die  Preussen  und  auf  den  Tod  Ileinrich's  von  Sen- 
domir  1167  in  den  Worten  des  Gallus:  quos  (die  Gefallenen) 
lamentationum  varietates  a  diversis  diverso  modo  dcploratae 
usque  hodie  lugubriter  dcplangunt.  Boguphal-Pasko,  der  an 
dieser   Stelle    Kadlubek   excerpirte,    verstand   die  citirten  Worte 


*)  Bielowski,  Monumenta  Poloniae  historica  I,  412. 


—     213     — 

so:  quorum  casum  miserabilem  diuturno  tempore  diversimodo 
Polonia  lugubriter  deplangit;  von  polnischen  Liedern  ist  direct 
nicht  die  Rede. 

Zu  diesen  angeblich  ursprünglich  polnischen  Liedern  wird 
auch  das  lateinische  Gedicht  von  dem  Krakauer  Stadtvoigt 
Adalbert  gezählt,  gefunden  in  einer  Breslauer  Handschrift  und 
zuerst  von  J.  S.  Bandtke  mitgetheilt  in  Miscellanea  Cracoviensia 
1815,  I.  Wiszniewski  zweifelt  nicht  daran,  dass  dieses  Gedicht 
ursprünglich  polnisch  gesungen  wurde  *■),  indess  fehlt  der  Be- 
weis. —  "Wiszniewski  führt  ferner  eine  Stelle  aus  der  Polnischen 
Geschichte  von  Dlugosz  (II,  169)  an,  dass  Boleslaw  Chrobry  an 
die  Wächter  der  Castelle  den  Befehl  erliess :  decrevit  .  . .  .  ut  voce 
sonora  atque  cantu  fideles  excubias  se  facere  declararent.  Dass 
Dlugosz  mit  diesen  Worten  polnische  Lieder  meinte,  ist  klar, 
aber  die  Nachricht  ist  spät  und  nicht  verbürgt. 

Maciejowski,  welcher  die  obigen  Behauptungen  Wiszniewskis 
ohne  Anstand  wiederholte,  vermehrt  noch  die  Reihe  der  ver- 
meintlichen historischen  Lieder  aus  alter  Zeit.  So  theilt  er  in 
Pism.  I,  165  ein  polnisches  Lied,  eine  Art  Ballade,  unter  dem 
Titel:  Boleslaw  Krzywousty  godzi  siß  z  Pomorzanami  mit,  welches 
beginnt:  jy#  lozgorzystym  morza  brzegit, 

0  Jctöry  siq  roztrqcajq  pieniste  odtwcmy  etc. 
von  dem  er  dann  weiter  sagt,  dass  es  am  Anfang  des  XVI.  Jahr- 
hunderts bekannt  war.  Er  beruft  sich  auf  Kanzow  und  Pommersche 
Provinzial- Blätter  1820,  hier  aber  steht  in  Heft  III,  S.  228,  dies 
Lied  von  der  „Väter  Muth  .  .  .  aus  Chroniken  in  kunstlose  Verse 
gesetzt"   in  deutscher  Sprache   (aus  Kanzow's  Pomerania  I,  72). 

Wenn  wir  diese  und  ähnliche  kühne  Annahmen2)  auf  sich 
beruhen  lassen  müssen,  so  wollen  wir  um  so  genauer  die  Zeug- 
nisse der  Chronisten  und  die  anderen  erreichbaren  geschicht- 
lichen Nachrichten  darüber  aufzählen,  dass  im  Mittelalter  pol- 
nische Lieder  vom  Volke   oder  für  das  Volk  gesungen  wurden. 


a)  Nie  via  wqtpliwosci,  ze  tc  loiersze  po  pölsku  spiewano,  a.  a.  0.  S.  214. 

-)  Wqjcicki  bezeichnet  viele  Lieder  seiner  Sammlung  Piesni  Uialochro- 
batöw,  2  Bände,  1836  und  1837,  als  sehr  alte  Volkslieder,  darunter  histo- 
rische, balladenartige  und  Jahresfestlieder ,  alter  meist  auf  Grund  vager  Ver- 
muthungen,  oder  der  fälschen  Voraussetzung,  dass  gewisse  bei  Jahresfesten 
gesungene  Volkslieder  alt  sein  müssen.    Peinige  sollen  unten  genannt  werden. 


—     214     — 

Lieder,  die  man  nach  Gallus  Mädchenlieder  nennen  könnte, 
wurden  zur  Zeit  Boleslaw's  Chrobry  gesungen.  Gallus  erzählt 
nämlich  bei  Gelegenheit  des  Todes  dieses  Königs,  dass  allgemeine 
Trauer  das  Land  bedeckte:  nulla  cantilena  puellaris,  nullus  cytharae 
sonus  audiebatur  in  tabernis.  Dies  Zeugniss  bestätigt  etwas  Selbst- 
verständliches, belehrt  uns  aber  nicht  in  Bezug  auf  die  Art  dieser 
Lieder.  —  Aehnlich  ist  das  Zeugniss,  welches  M.  Bielski  anführt, 
zu  seiner  Zeit  sei  bei  dem  Winteraustreiben  das  alte  Lied  ge- 
sungen worden  Smierc  ivije  siq  po  plotu  szulcajqca  klopotu,  denn 
abgesehen  davon,  dass  die  Worte  ganz  unverständlich  sind1), 
geben  sie  uns  keine  Vorstellung  davon,  wie  ein  solches  Frühlings- 
lied beschaffen  war.  —  Viel  deutlicher  ist  das  Zeugniss  Bielski's, 
dass  Kasimir  I.  bei  seiner  Rückkehr  nach  Polen  begrüsst  wurde 
mit  einem  Liede  A  witajsc,  ivitaj,  mily  gospoäyme,  welches  uns  zu 
der  Yermuthung  berechtigt,  dass  in  Polen  so  mancher  Herrscher 
bei  seinem  feierlichen  Einzüge  ebenso  wie  in  Böhmen  durch 
Lieder  begrüsst  und  gefeiert  wurde2).  —  Spielleute  werden  schon 
früh  erwähnt  als  ioculatores,  histriones,  goliardi,  buffones  und 
unter  ähnlichen  Benennungen,  ohne  dass  man  die  Sicherheit  ge- 
winnen kann,  welcher  Classe  von  Joculatoren  die  einzelnen  der- 
selben3) zuzuzählen  sind,  das  gemeinverständliche  Lied  gehörte 
wol  meist  zu  ihrem  bunten  Treiben.  Der  Umstand,  dass  ein 
ioculator  Juricus  (Jurekl)  nach  einer  abschriftlich  vom  Jahre  1235 
im  Grosspolnischen  Codex  veröffentlichten  Urkunde  4)  der  Pfarr- 
kirche ein  Dorf  (villam)  schenkte,  kann  darauf  führen,  dass  der 
Stand  der  Joculatoren  auch  in  Polen  heimisch  und  achtbar  war. 
Nach  den  Synodalbeschlüssen  aus  verschiedenen  Zeiten  sollte 
die    Geistlichkeit    dem   Treiben    der    Spielleute    fernbleiben,    so 


*)  Nach  Dlugosz  (I,  91)  wurde  zu  seiner  Zeit  zum  Frühlingsfest  auf  einer 
hohen  Stange  eine  Strohpuppe  aufgeknüpft,  welche  den  Winter,  den  Tod, 
darstellte.  Wollte  man  plot  mit  Stange  übersetzen  und  kiopot  in  der  nahe 
liegenden  (im  Altpolnischen  bestätigten)  Bedeutung  von  Lärm  nehmen,  so 
würden  die  oben  citirten  Anfangsworte  des  Frühlingsliedes  sich  auf  eine 
solche  Frühlingsfeier  beziehen  lassen. 

2J  Peifalik,  Königinhofer  Handschrift,  S.  7. 

3)  Gauticr  zählt  in:  Les  Epopees  francaises  1866,  Bd.  I  S.  352  die  ver- 
schiedenen Kategorien  der  Ioculatores  auf. 

4)  Codex  dipl.  Maioris  Poloniae  I,  1877 2  S.  156. 


—     215     — 

heisst  es  in  den  Beschlüssen  der  Ofener  Synode  von  1279,  welche 
für  Ungarn,  Mähren,  Polen  galten:  clerici  mimis  .  .  .  histrionibus 
et  ioculatoribus  non  intendant.  Dieses  Verbot  wurde  wiederholt 
auf  der  Synode  des  Erzbischof  Janislaw  in  Uniejow  l)  im  Jahre 
1326:  Clerici  ioculatoribus,  istrionibus,  goliardis  et  buffonibus 
non  intendant  nullaque  eis  sub  poena  excommunicationis  dona 
tribuant2).  Der  Erzbischof  Nicolaus  II.  Traba  verbot  1420  den 
Priestern,  an  Tänzen  und  Schaustellungen  Theil  zu  nehmen: 
tabernas  prorsus  evitent,  nisi  forte  causa  necessitatis  in  itinere 
constituti;  choreis  et  publicis  spectaculis  non  intersint3).  —"Während 
bei  den  hier  verbotenen  Lustbarkeiten  das  gemeinverständliche 
Lied  nur  vermuthet  werden  kann,  so  ist  es  ausdrücklich  genannt 
in  den  Synodalverordnungen  des  Posener  Bischofs  Andreas  Laskaris 
von  Goslawice  (f  1 426) :  c.  57.  de  insolentiis  primarum  missarum. 
Item  in  primis  missis  novorum  sacerdotum  non  permittantur 
fieri  insolentiae  et  dissolutiones  chorearum  et  cantilenarum 
inhone  st  ar  um4).  Auch  darf  man  polnische  Lieder  (neben 
deutschen)  erblicken  in  der  Verordnung  des  Breslauer  Bischofs 
Wenceslaw  von  1415:  clerici  in  tabernis  cantilenas  mundanas 
turpes  .  .  .  non  proferant  .  .  .  neque  cantent5).  Aehnlich  lautet 
das  Verbot  des  Bischofs  Konrad:  etiam  ut  (elerici)  plausus  ma- 
nuum  more  gentili  vel  cantilenas  seculares  cantare  non 
praesumant6).  —  Die  Joculatoren  werden  im  Laufe  des  Mittel- 
alters in  Polen  ziemlich  häufig  erwähnt:  in  lexicalischen  Auf- 
zeichnungen heisst  ioculator  igrzec  (gygrzec,  plur.  gygrcy),  so 
auch  in  dem  von  Dr.  Celichowski  herausgegebenen  Sloivniczeh 
do  prawa  Magdeburskiego;  sodann  sind  gebräuchlich  die  pol- 
nischen Ausdrücke  huglarz  (kuclarz  Lex.  Crac.  I),  golota,  spylman 
(Przemysler  Handschrift,  s.  oben  S.  27)  und  ivila  (in  Ksi^zeczka 


*)  Helcel  in  Starodaicne  pommki  etc.  I,  377. 

2)  Siehe  oben  das  Verbot  in  der  Ksiqzeczka  dla  bractwa  s.  Franciszha, 
man  solle  den  Spielleuten  nichts  geben  (gygrcom  y  ivylom);  darauf  bezieht 
sich  auch  die  Abfertigung,  die  nach  Linde  (unter  dem  Worte  iviia)  ein  Bischof 
einem  Gaukler  gab,  ze  sromota  biskiqmei  dac  teile  pieniadz. 

3)  Starodaicne  pommki  prawa  polskiego  ed.  Heyzmann  V,  S.  207. 

4)  Starodaicne  etc.  V,  vorletzte  Seite. 

B)  v.  Montbach,  Statuta  synodalia  Vratislaviensia  S.  40. 
6)  v.  Montbach  a.  a.  0.  S.  52. 


—     216     — 

dla  bractwa  s.  Franc);  das  Wort  rybalt  (ital.  ribaldo)  kommt 
im  XV.  Jahrhundert  einmal  als  Schimpfwort  vor  l) ;  das  Wort 
zak  (zunächst  aus  dem  Cechischcn  genommen,  entstanden  aus 
diaconus)  erklärt  Linde  als  Spiewak  hoscielny.  Kasimir  der  Grosse 
bestimmte,  um  den  Luxus  der  Krakauer  Patricierfamilien  zu  be- 
schränken, in  einem  Privilegium  de  nuptiis,  dass  zum  Hochzeits- 
feste nicht  mehr  als  8  Joculatoren  herangezogen  werden  durften : 
insuper  volumus,  quod  in  ipsis  nuptiis  octo  ioculatores  habeantur 
et  non  plures,  cantantibus  et  loquentibus  conciones  qui  rymarii 
dieuntur,  nee  non  vendentibus  unroth  ...  penitus  exclusis2).  Durch 
diese  Worte  werden  zwei  oder  mehrere  Arten  von  Joculatoren 
bestätigt. 

Das  Absingen  historischer  und  verwandter  Lieder  in  der 
Zeit  vor  1500  ist  wiederholt  bezeugt  und  Reste  solcher  Lieder 
sind  erhalten.  In  der  c.  1230  geschriebenen  Vita  s.  Stanislai, 
herausgegeben  von  Dr.  K^trzynski 3),  lesen  wir  c.  9 :  Has  enim 
(nocturnas  potationes)  introduxit  vetus  error  gentilis  et  abusio 
pravae  consuetudinis.  Vnde  in  conviviis  Slavorum  adhuc  can- 
tilenae  gentilium,  plausus  manuum  mosque  salutantium  ser- 
vantur  usque  in  diem  hodiernum.  Dass  diese  bei  Gastgelagen 
gesungenen  Lieder  Heldenlieder,  historische  Lieder  gewesen  sein 
können,  wird  wahrscheinlich  durch  eine  Aeusserung  Starowolski's, 
in  dessen  Zeiten  die  Sitte  sich  noch  erhielt.  Wiszniewski  führt 
aus  Starowolski's  Schrift:  Contra  obtreetatores  die  folgende 
Stelle  an:  Sic  et  nos  eorum  posteri,  vestigiis  insistentes  illorum, 
et  saltus  eiusmodi  (Huydulm  appellamusj  et  similes  cantilenas 
(quae  vulgo  äumy  dieuntur)  conviviorum  tempore  in  usu 
habemus4).  —  Wichtig  ist  das  Zeugniss  Albert  Sarnicki's  in 
Triumphus  seu  descriptio  moris  veterum  et  ceremoniarum,  einer 
Broschüre  von  1581,  welche  Maciejowski 5)  in  Kornik  gelesen 
hat,    wo   es   heisst:    Mos    decantandi    laudes    virorum    illustrium 


')  In  Starodawne  jn-aioa  pol.  pomn.  I  c.  1450 — 60;  vgl.  Wiszniewski,  Hist. 
/it.  VII,  10  und  Kraszewski  Gmoqdy  litcrackic  1857,  S.  177. 

2)  Mitgetheilt   aus    einer    Lemberger    Handschrift    in   Szajnocha    Szkice 
histor.  I,  !»!»,  correcter  in  Codex  Cracoviensis  in  Monumcnta  medii  aevi  V,  23. 

3)  Monumenta  Poloniae  historica  IV,  58. 
*)  Wiszniewski  Hist.  lit.  VII  S.  11. 

5)  Maciejowski  Pism.  II.  411. 


—     217     — 

adhibita  lyra  hactenus  apud  Polonos  retentus  fuit,  quod  testantur 
cantilenae  illae  de  Yladislao  Jagiellonida  qui  ad  Varnam  pcriit,  de 
Vitoldo  et  bello  Prutcnico,  de  Strusiis  germanis  fratribus,  Feiice 
et  Georgio,  pugna  Orszensi,  Matthiaeque  regis  illustria  facta. 

Ueber  solche  Sänger  und  Heldenlieder  am  Hofe  der  polnischen 
Herzöge  und  Fürsten  fehlen  uns  alle  Nachrichten.  Die  Nachricht 
in  Chwalczcwski's  Chronik,  dass  Zbigniew,  der  Bruder  Boleslaw's 
Schiefmund  umgeben  war  von  Tambouren,  Trompetern  und 
Sängern,  scheint  eine  freie  Wiederholung  der  Stelle  in  der 
Chronik  des  Gallus  zum  Jahre  1111  zu  sein,  wo  von  der  Be- 
gegnung Zbigniew's  mit  dem  Bruder  cum  symphonia  musicorum, 
tympanis  et  cytharis  modulantium  praecinente  die  Rede  ist  (Gallus 
III,  c.  25).  In  Naruszewicz,  Hist.  naroäu  polskiego  III,  200  findet 
sich  eine  weitere  Charakteristik  des  Hofes  Zbigniew's  in  jenem 
obigen  Sinne.  —  Dass  die  Königin  Hedwig  Musik  und  Tanz 
liebte,  ist  aus  Szajnocha's  Jadwiga  i  JagieUo  I  bekannt;  ohne 
Lied  wird  es  bei  den  beliebten  Tänzen  und  Lustbarkeiten  nicht 
hergegangen  sein.  —  Sigismund  I.  hielt  an  seinem  Hofe  Lauten- 
schläger; ob  auch  polnische  Lieder  an  seinem  Hofe  gesungen 
wurden,  wissen  wir  nicht. 

Es  fehlt  nicht  an  Beweisen  und  Nachrichten  von  bestimmten 
historischen  Liedern.  Dlugosz  erwähnt  unter  dem  Jahre  1205 
ein  Lied  auf  den  Sieg  bei  Zawichost1).  Ein  Lied  von  dem  bei 
Warna  1443  gefallenen  Wladyslaw  erwähnt  Sarnicki  in  Triumphus 
seu  descriptio  etc.  (s.  oben).  Bielski  citirt  bei  Gelegenheit  der 
Niederlage  der  Polen  in  der  Bukowina  unter  dem  König  Albrecht 
(Olbracht)  1497  ein  darauf  bezügliches  Lied,  in  dem  die  Verse 
vorkamen:  Za  kröla  Olbraclita 

Wyginela  szlachta. 

Stryjkowski  erwähnt  ein  Lied  auf  Witold,  welches  mit  den 
Worten  anhob :       Witold  idzic  po  tdicy, 

Przy  nim  niosq  dwie  szablicy. 

Witold  wurde  auch  in  Liedern  von  der  Schlacht  bei  Tannen- 
berg  verherrlicht.     Auf  die  Kämpfe    der  Polen  mit  dem  Orden 

l)  Bei  Zawichost  wurde  Roman,  Herzog  von  Halicz,  besiegt.  Dlugosz 
I,  598  erzählt,  dieser  Sieg  sei  allgemein  gerühmt  worden:  Poloni  quoque 
(victoriam)  variis  prosequebantur  carminibus,  quae  etiam  in  hunc  diem 
canora  voce  in  theatris  audimus  promulgari. 


—     218     — 

bezog  sich  ein  Lied,  welches  der  Posener  Bischof  Andreas  II. 
Lascaris  bei  dem  Process  zwischen  der  polnischen  Regierung  und 
den  Kreuzrittern  im  Jahre  1422  erwähnte.  Bei  dem  Zeugenverhör 
erklärte  er  nämlich,  vor  etwa  vierzig  Jahren  ein  Lied  gehört  zu 
haben,  in  welchem  diese  Wendung  vorkam:  König  Kasimir,  du 
wirst  erst  dann  Frieden  mit  den  Kreuzrittern  haben,  wenn  Danzig 
dir  gehören  wird 1).  —  Die  Tannenberger  Schlacht  besangen,  wie  es 
scheint,  mehrere  Lieder,  von  denen  das  älteste  leider  nicht  erhalten 
ist;  der  Continuator  der  Chronik  des  Dierzwa  nämlich,  welcher 
(in  der  Ausgabe  Kadlubek's  von  Lengnich  S.  112)  sowol  ein  latei- 
nisches als  auch  ein  polnisches  Lied  von  der  besagten  Schlacht 
erwähnt,  führt  jenes  in  extenso  an,  dieses  lässt  er  weg.  —  Ein 
altes  polnisches  Lied  von  der  Tannenberger  Schlacht  wird  in 
einem  Buch  aus  dem  Jahre  1566  erwähnt,  unter  dem  Titel  Wtore 
votum  miqdzy  stanami  radami  (a)  ych  Miloscyq  X.  Waler ianem 
biskupem  Wilenshim  r.  1566  oJcolo  teyze  Uniey,  wo  die  litauischen 
Herren  sich  gegen  den  Gedanken  der  Union  sträuben  durch 
folgende  Erwägungen:  Przyszloby  nam  yusz  podobno  na  tJio,  zeby 
yusz  tlien  slaivny  a  yedyny  Menoth,  miecz  od  podnoszenia  slawnego 
W.  X.  Lithewshiego,  musial  sie  oddaez  do  inssych  rejeu,  trzeczy  Jeu 
onym  dwiema  (mieezom) ,  czo  u  siebie  za  vielkie  a  vieczne  znald 
zwyciqstJiwa  nad  ziemiq  PrusJcq  panowie  Polacy  mala,  poslane 
czasu  sivego  od  Niemczoiv,  yeden  Jagielovij  a  drugl  Witolthowy,  na 
pomocz  (?)  zwyciestwa,  hiedy  ono  spiewano:  Hey  Polanie,  z  Bogiem 
na  nie,  Juz  nam  Litivy  nie  dostanie2).  —  Ein  Lied  von  der  Tannen- 
berger Schlacht  1410,  aufgezeichnet  1510,  unter  dem  Titel  Piessn 
o  prushiey  poraseze  etc.  fand  Rzyszczewski  in  einer  Handschrift 
seiner  Bibliothek,  und  veröffentlichte  es  in  Biblioteka  Warszaivska 
1843,  III  S.  370.  Ob  das  in  Kromers  Chronik  erwähnte  Lied 
von  der  Tannenberger  Schlacht  das  von  Rzyszczewski  gefundene 
ist,  ist  nicht  ohne  Weiteres  zu  entscheiden,  wahrscheinlich  ist 
es  nicht  (s.  unten). 

Historische  Lieder,  wahrscheinlich  balladenartig  gehalten, 
wTaren:  ein  Lied  von  dem  Tode  der  Luitgard,  Gemahlin  des 
Grosspolnischen   Herzogs  Przemyslaw    im  Jahre  1283,    die   das 


J)  Lites  ac  res  gestae  Crucigeroruru  ed.  comes  Dzialyi'iski  II,  217. 
2)  Vgl.  Maciejowski  P«.  411. 


—     219     — 

Volk  auf  gewaltsame  Weise  getödtet  glaubte1),  und  Lieder  von 
der  Ermordung  der  Herzogin  von  Masovien,  Gemahlin  Ziemowits, 
c.  1370.  Von  der  ersten  ebenso  unglücklichen  wie  schönen 
Fürstin  erzählt  Dlugosz  (Historia  Pol.  I,  831):  quos  tarnen  publico 
et  vulgari  carmine  in  suum  dedecus  audiebat  (Przemyslaw)  can- 
tari,  quod  etiam  in  nostram  usque  aetatem  constat  pertigisse 
nostrique  seculi  illud  concinunt  theatra.  —  Lieder  von  der  Er- 
mordung der  Herzogin  von  Masovien  erwähnen  Naruszewicz 
VII,  120,  Wiszniewski  I,  205  und  andere,  die  genaueste  Nach- 
richt von  Volksliedern  dieses  Inhalts  brachte  Narbutt  in  seinen 
Kleineren  Schriften  (Pisma  pomniejsze)  S.  292,  und  zwar  aus 
einer  russischen  Handschrift  des  XVI.  Jahrhunderts,  welche  die 
Genealogie  der  Masovischen  Herzöge  enthielt,  wo  der  Verfasser 
der  Chronik  hinzufügt  (die  Stelle  ist  polnisch  übersetzt):  „Co  do 
bezprzyhladnej  smierci  Jcsirzny  Ludmily  czynimy  osobny  cxJcurs, 
opierajqc  siq  na  piesniacli,  Jctörc  w  okolicy  Bawy  przez  lud  pospolity 
spiewatie  bywajq."  Ziemowit  heirathete  nach  diesem  „Excurs" 
(in  zweiter  Ehe)  eine  Tochter  des  Herzogs  von  Münsterberg, 
Ludmila,  und  erzeugte  mit  ihr  in  musterhafter  Ehe  mehrere 
Kinder.  Bei  der  Dienerschaft  fiel  die  Herzogin  in  den  Verdacht 
eines  geheimen  Liebesverhältnisses,  aber  Niemand  wagte  dem 
Herzog  etwas  zu  sagen,  bis  er  in  Teschen  bei  der  Schwester 
seiner  Frau  etwas  davon  hörte,  sofort  nach  Rawa  zurückkehrte, 
seine  Gemahlin  bis  zur  Entbindung  gefangen  hielt,  später,  nach- 
dem er  ihre  Dienerschaft  vergebens  hatte  foltern  lassen,  sie 
erdrosseln  Hess.  Das  Kind,  ein  Sohn,  wurde  anfänglich  bei 
einer  Bäuerin  bei  Rawa,  später  bei  der  Schwester  Salomea  in 
Stettin  erzogen,  später  bei  dem  Herzoge  selbst,  der  es,  nachdem 
er  sich  von  der  Unschuld  seiner  Gemahlin  überzeugt  hatte,  sehr 
liebte.  Dies  ist  der  nachherige  Bischof  Heinrich  von  Plock, 
welcher  später  Witold's  Schwester  Ringalla  heirathete.  —  Nach 
einer  mehrfach    ausgesprochenen  Vermuthung   Prof.   Caro's    soll 


!)  Ulanowski,  Kilka  slow  o  maizonkach  Przcmysiaica  II  in  Bozpr.  i  Spraw. 
wydz.  hist.  XVII,  255  ff.  vermutket,  dass  Luitgard,  Tochter  Heinrich's  von 
Mecklenburg,  in  zehrendem  Schmerz  darüber  langsam  hinsiechte,  dass  sie 
in  zehnjähriger  Ehe  kinderlos  blieb  und  von  ihrem  Gemahl  vernachlässigt 
wurde.  —  Der  Volksglaube  mochte  in  der  Abneigung  des  Herzogs  ver- 
brecherische Absichten  gesehen  haben. 


—     220     — 

Shakespeare  diese  Begebenheit,  wohl  indirect,  aus  Green's  Pan- 
dosto  1570  (von  Dorast  und  Faunia),  im  ,, Wintermärchen"  drama- 
tisch behandelt  haben1). 

Wojcicki  führt  in  Piesni  Bialochrobatow  I,  68  ein  Lied  an, 
welches  dem  Inhalt  nach  mit  dem  zuletzt  genannten  verglichen 
wird,  mit  Unrecht,  denn  es  erzählt  von  der  Untreue  einer  Edel- 
frau  und  ihrer  Strafe.  Das  Lied,  welches  im  Ton  einer  Ballade 
gehalten  ist,  und  welches  beginnt: 

Pan  starosta  pojechal  na  KrakowsJcie  pole, 
I  zostaivil  iv  domu  male  pacholq 
soll  in  einer  alten  Handschrift  gefunden  worden  sein.  —  Den 
nämlichen  schauererregenden  Charakter  wird  das  Lied  von  dem 
1 482  enthauptetet  Raubritter  Christoph  Szafraniec  aus  Pieskowa 
Skala  gehabt  haben,  von  dem  J.  Bielski,  Kronika  Polsha  1597 
S.  474  sagt:  ßpiewaiq  tarn  ieszcze  okolo  Szczercowa  chlopi  po  wsi 
pie&fa  staroswiecJcq  o  nim. 

Was  Gelegenheits-  und  gesellige  Lieder  anbetrifft,  so  fehlen 
uns  über  das  Vorkommen  solcher  im  Mittelalter  fast  gänzlich 
Nachrichten,  jedoch  ist  zu  vermuthen,  dass  die  Sitten  und  Ge- 
wohnheiten des  XVI.  Jahrhunderts  mit  gewissen  Einschränkungen 
auch  für  das  XV.  Jahrhundert  gelten  können.  Wenn  also  (nach 
Wiszniewski  VII,  13)  Görnicki  einen  Bauern  o  lipee  singen  lässt, 
so  ist  ein  gemüthliches  Bauernlied  auch  für  die  frühere  Zeit 
selbstverständlich;  was  Stryjkowski  erzählt  (Vorrede  zur  Chronik 3), 
im  Gegensatz  zu  den  vielen  Heldenliedern,  die  er  in  slavischer 
Sprache  in  Constantinopel  öfter  gehört  habe,  seien  ihm  die  pol- 
nischen Trinklieder  als  gemein  erschienen  („u  nas  za  to  sprosne 
rytmy  Jmczq  za  Jcuflem") ,  muss  nicht  auf  das  XVI.  Jahrhundert 
beschränkt  werden,  denn  Trinklieder  wurden  sicher  auch  im 
Mittelalter  in  Polen  gesungen;  die  Sanglust  des  Volkes,  die  sich 
im  XVI.  Jahrhundert  auch  der  beliebteren  Lieder  Kochanowski's 
in    weiteren  Volksschichten    bemächtigte2),    wird    auch   im  XV. 


')  Zuerst  Geschichte  von  Polen  II,  413  zum  Jahre  1370,  sodann  III,  107, 
zuletzt  in  Külbings  Englische  Studien  II,  Heft  1  vom  Jahre  1878  in  dem 
Aufsatz:  Die  historischen  Elemente  in  Shakespeare'«  Wintermärchen. 

'2)  Klonowicz  sagt  in  der  Widmung  seiner  Klagegedichte  auf  den  Tod 
Kochanowski's   (1584)    an   die  Brüder  (Jzerny:    Potym    lez   prey   dobrey   myili 


—     221     — 

und  in  den  früheren  Jahrhunderten  sich  geäussert  haben.    Einige 
Aufzeichnungen  und  Zeugnisse  aus  dem  XVI.  Jahrhundert  lassen 
uns  auch  von  Mund  zu  Mund  sich  fortpflanzende  gesellige  Lieder 
in  früherer  Zeit  ahnen.    Wojcicki  führt  in  Piesni  Bialochröbatöw 
(I,  85)  ein  Lied  an,   welches   er  aus  einer  Handschrift  von  1527 
entnahm,  damals  schon  als  alt  bezeichnet: 
Pod  jaivoroivym  cieniem 
Wrözy  panna  pierscieniem, 
RycMo-ll  moj  drogi 
Przyjedzie  z  tej  drogi  etc. 

Das  Lied  von  Kasiulerika  „Zalosnie  Kasienka  plafaüa" 
welches  Wojcicki  in  Nieiviasty  polskie  1845  aus  einer  Hand- 
schrift des  XVI.  Jahrhunderts  mittheilt  und  welches  nach  dem 
Zeugniss  dieser  Handschrift  am  Hofe  Sigismund  August's  ge- 
sungen wurde,  scheint  dem  Lied  „Tan  starosta  pojeclial  na 
Krakowskie  pole"  innig  verwandt  zu  sein. 

Als  alt  wird  von  Stryjkowski  das  Lied  bezeichnet,   welches 
er  bei  Gelegenheit  einer  Gesandtschaft  Wladyslaw's  Jagiello  und 
AVitold  zu  den  Türken  1415  als  Vertreter  des  Kaisers  Sigismund 
während  des  Constanzer  Concils  erwähnt  (Kronika  S.  514): 
A  tu  mozem  zaspieivac  onq  starosivicclca: 
Byli  nasi  Turkom  grozni  kicdys, 
A  cöz  potent,  kiedy  nie  dzis. 

Alt  mochte  manches  Lied  sein  in  der  Liedersammlung  „Dama 
dla  ttciechy"  aus  dem  XVI.  Jahrhundert,  welche  Wojcicki  in 
Nieiviasty  polskie  1845  citirt.  Alt  mochte  auch  so  manches  Lied 
sein,  dessen  beliebte  Melodie  im  XVI.  Jahrhundert  auf  neue 
Lieder  übertragen  wurde,  so  nennt  die  in  Kornik  befindliche 
Liedersammlung  (Kantyczki)  1551  die  Anfangsworte  einiger  be- 
liebter Lieder  z.  B.  piesn  o  slowiku,  ebenso  eine  im  XVI.  Jahr- 
hundert gedruckte  Liedersammlung. 

Von  den  uns  erhaltenen  weltlichen  Gedichten  seien  zuerst 
ein  paar  kurze  poetische  Proben  erwähnt,  welche  Maciejowski, 
wol  mit  Unrecht,  Liebeslieder  nennt  (Dod.  43).  —  1.  Das  eine 
von    ihnen,    angeblich   in   derselben  Krakauer  Handschrift    ent- 


czasem  sie  przydato,  Ze  siq  tez  to,  clwc  nierychlo,  micdzy  gnwn  podaio  .  .  .  Alitci 
tez  rzemieslniezek  .  .  .  xpieica. 


—     222     — 

halten,   in   welcher  der  Text  von  Bogarodzica   „aus   dem  Jahre 
1408"  stehen  soll1),  besteht  aus  vier  Zeilen: 

Ach,  myloscz,  czosz  uczinyla, 

Esz  esz%)  me  tak  oslcpüa, 

Esz  esm 2)  stczcye 3)  na  myloscz  podal, 

YaJco  bych  nyJcogo  na  sivecze  znal. 

2.  Der  zweite  Vers,  gefunden  von  Maciejowski  in  einer 
Komiker  Handschrift,  ist  in  Dod.  ganz  verdorben: 

Myluy,  mila,  miluy  wyernye, 
wmy  go  szczw*)  zawsdy  peivnye, 
Wyernye  myenym  nyeprzemycnym 5). 
Ktho  tho  wzdruscliy, 
Dydbel  bandze  pan  gego  duschiG). 

3.  Sodann  mag  hier  ein  kurzer  Spruch  stehen:  eine  Warnung 
vor  dem  Biertrinken.  Lelewel  theilt  in  Ksiqg  bibliograficznych 
dwoje  II,  57  mit ,  dass  er  in  einer  Handschrift  der  Universitäts- 
Bibliothek  zu  Warschau  vom  Jahre  1414  folgende  Verse  gefunden 
hatte :  Caplanye,  Chces  polepsycz  dusze  swey, 

Nemow  czansio :  pywa  naley; 
Bocz  pyivo  yest  dzywny  oley. 
Wancz  s  nycli  clamayo  (sie)  Chojn1) 
A  rzek&cz :  Szaleny  sq  Popi  etc. 8). 

')  In  der  Beschreibung  der  Handschrift,  in  welcher  sich  das  Lied 
Bogarodzica  „von  1408"  findet,  bei  Wislocki  Katal.  N.  408 ,  findet  sich  keine 
Erwähnung  dieses  Textes. 

2)  d.  h.  ez  jes,  ez  jesm. 

3)  scie  Schritt,  Zug,  gressus,  steht  nicht  für  i&eic  profectio,  sondern  ist 
ein  von  shd  gebildetes  Substantivum  verbale:  sbstirije;  cf.  Malinowski  in 
Rozpr.  wydz.  filol.  IX.  1882,  S.  270. 

*)  w(if)my  goszcza  =  ujmi  goscia'i 

D)  Wol  für  nyeprzemye(n)nym'i    Diese  3  Worte  sind  im  Msc.  unterstrichen. 
*)  Der  Spruch  scheint  nur  aus  vier  Zeilen  bestanden  zu  haben: 
Myluy,  myla,  myluy  wyernye, 
%o(y)myW)  goszcza  zaivsdy  pewnye, 
Nye  przemyeny(ay).    KtJw  tlw  ivzdruszy, 
Dyabel  badz  pan  gego  duschi. 
Bei  einer  solchen,  gewiss  gewagten  Herstellung  des  Textes  würden  wyernye 
und  myenym  zu  streichen  sein;  gewagt  wäre  auch  V.  2  zu  lesen  a  my(e)go  szcza. 

7)  Nach  dem  dritten  Verse  scheint  etwas  zu  fehlen;  clamayfi  chojn  ist 
an  sich  nicht  recht  verständlich;  cleuetai0  chlopit 

8)  Der  Zusatz  etc.  befindet  sich  in  der  Handschrift. 


—     223     — 

[Hier  mag  bemerkt  werden,  dass  nach  Lelewel  EJsiqg  bibl. 
II,  56  in  einer  "Warschauer  Handschrift  mit  Omelie  s.  tractatus 
b.  doctorum  etc.  mit  der  Datirung  1415  am  Ende  einiger  noch 
zuletzt  folgender  Homilien  des  heiligen  Augustinus  die  Schluss- 
verslein sich  finden : 

Dum  bibo  pywo 

Stat  mihi  Jcolano  Jcrzywo  et  cet.] 
4.  Bekannt  sind  die  orthographischen  Memorirregeln,  welche 
in  der  Orthographie  des  Parkosz  sich  finden.  Diese  Abhand- 
lung, geschrieben  in  lateinischer  Sprache  von  dem  Rector  der 
Krakauer  Universität,  Jacob  Parkosz's  Sohn  von  Secymin  oder 
Zurawice,  wurde  auf  Veranlassung  und  Kosten  des  Grafen 
Edu.  Raczynski  aus  einer  Handschrift  der  Jagiellonischen  Biblio- 
thek (nach  Wislocki*s  Katal.  N.  1961)  1830  herausgegeben  von 
J.  S.  Bandtke,  wol  in  der  Absicht,  dem  damals  eifrig  geführten 
orthographischen  Streit  neue  Nahrung  und  einen  mehr  wissen- 
schaftlichen Hintergrund  zu  geben.  —  Nach  einer  nahe  liegenden 
Vermuthung  schrieb  Parkosz  seinen  orthographischen  Tractat 
ad  usum  scholarum,  so  auffallend  es  sein  mag,  da  die  hier 
gemachten  Vorschläge  einer  Theorie  zu  liebe,  dass  in  der 
Schrift  wie  in  der  Musik  die  weichen  Laute  durch  runde,  die 
harten  durch  eckige  Zeichen  bezeichnet  werden  sollten  (z.  B.  b 
und  Ij),  in  der  Praxis  sich  nicht  anwenden  Hessen  und  unbeachtet 
blieben.  Wenn  der  lateinische  Tractat  die  Absicht  des  Ver- 
fassers zeigt,  für  eine  schulmässige  Regelung  der  polnischen 
Schrift  zu  sorgen,  die  in  seiner  Zeit  in  der  Krakauer  Universität 
auf  deren  niedrigeren  Stufen  unumgänglich  war,  so  zeigen  diese 
Absicht  noch  mehr  die  polnischen  Memorirregeln.  Dieser  poe- 
tische Theil,  schon  früher  von  Bentkowski  in  Pamietmk  Warsz. 
VI,  349  und  Rakowiecki  in  Prawcla  BusJca  II  veröffentlicht, 
beginnt  folgendermassen : 

Ktlw  chce  pissac  doskoi]dle 

G0zik  polski  itesz  prave 1) 

Umey  obccado  moye 

Kthopez  (sie) 2)  tak  ijapissal  tobe  etc. 

J)  d.  h.  praivie  genau. 
s)  ktorem. 


—     224     — 

dann  folgen  noch  mehr  als  20  Zeilen  der  Anweisung.  Da 
aber  der  Verfasser,  wie  es  scheint,  daran  verzweifelte,  dem  Ge- 
dächtniss  Zeichen  in  Versen  einzuprägen,  so  macht  er  folgenden 
bchluss  :  jße  y^  gi  n&przeäluszil 

Any  theskrpsczi  uczinyl, 
Patrzy  obecada  meego, 
Thobe  thu  yapissancgo, 
Bog  v  nyem  kaszde  slovlco  thobe 
Pissmem  rosni  glos  da  v  ssobe, 
Pisch  gee  v  gymfi  bosze  thaJco, 
Yeszem  czy  napissal  ialco 1). 

5.  Vor  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  verfasste  Andreas 
Galka  von  Dobczyn  ein  Streitgedicht,  cantilena  deWiclcph 
genannt.  Andreas  Galka  ist  einer  der  wenigen  polnischen  Dichter 
des  XV.  Jahrhunderts,  die  uns  dem  Namen  nach  bekannt  sind. 
Sein  satirisches  Lehrgedicht,  welches  mit  den  Worten  beginnt 
Lachoivic,  Niemcowie,  wszyscy  jqzylmvie  u.  s.  w.,  gefunden  in  einer 
Göttinger  Handschrift,  wurde  zuerst  in  Pamictnih  Warszaivshi 
1816,  sodann  in  Rakowiecki's  Prawda  Ruska  II,  in  Wiszniewski's 
Hist.  lit.  pol.  III  S.  425  f.  und  zuletzt  in  Codex  Universitatis 
Cracoviensis  II  S.  116  f.  abgedruckt.  —  Galka,  magister  artium 
in  der  Krakauer  Universität,  war  ein  eifriger  Anhänger  Wikleph's ; 
dieser  Umstand  und  die  Thatsache,  dass  er  zu  den  Krakauer 
Professoren  gehörte,  die  das  Concil  höher  stellten  als  den  Papst, 
sollte  ihm  und  seinen  Genossen  schon  Enthebung  vom  Amte 
bereiten,  wenn  nicht  der  König  milde  gestimmt  wäre.  Aber 
weit  mehr,  als  seine  Gesinnungen  und  wissenschaftlichen  An- 
sichten, schadete  ihm  der  Umstand,  dass  er  in  wenig  weltklugcr 
"Weise  seine  Uebereinstimmung  mit  den  Lehrmeinungen  Wikleph's 


')  Obecaäo,  später  obecadio,  oder  obiccadio,  zeigt  die  Verbindung  der 
Namen  der  ersten  vier  Buchstaben:  ä,  b,  c,  d.  —  In  Bezug  auf  die  Stellung 
der  Coniunction  jdko  im  Satz  vgl.  oben  S.  168  kiegdy  im  Mariengruss.  —  Be- 
merkenswert ist,  dass  die  Orthographie  in  dem  Memorirstück  (Combination 
der  Buchstaben,  wie  z.B.  seh,  und  diacritische  Zeichen  wie  p)  der  im  Tractal 
vorgeschlagenen  Orthographie  widerspricht,  welche  auf  dem  Princip  beruht, 
wie  die  nicht  viel  ältere  Orthographia  bohemica  von  Hus,  dass  jeder  Laut 
durch  ein  Zeichen  ausgedrückt  werde. 


—     225     — 

ostentativ  laut  werden  Hess1):  er  borgte  sich  die  Schriften  des 
englischen  Philosophen  von  einem  cechischen  Edelmann,  schrieb 
sie  ab,  studirte  eifrig  und  lehrte  in  seinen  Vorträgen  mit  Ueber- 
eifer  die  Universalien,  mochte  sich  auch  schon  in  den  Vorträgen 
zu  der  utraquistischen  Ertheilung  der  Communion ,  zur  Lehre 
von  der  Armuth  und  Besitzlosigkeit  der  Geistlichkeit  bekennen. 
Ausserdem  war  er  ein  Mann,  wie  einer  von  seinen  Collegen  in 
das  Calendarium  und  Necrologium  des  Krakauer  Capitels  hinein- 
schrieb, der  mit  allen  im  Streit  lag:  haereticus  pessimus,  cum 
quo  disputabant  cuncti  (L^towski  Katalog).  Aus  einer  Veran- 
lassung, die  ausserhalb  der  Wissenschaft  und  der  dogmatischen 
Streitigkeiten  lag,  ,,postquam  de  ipso  fuisset  exortum  super  certo 
crimine  grave  scandalum",  wie  Dr.  A.  Sokolowski  auf  Grund 
handschriftlicher  Quellen  versichert,  musste  Galka  nach  Mogila 
zum  zeitweisen  Aufenthalt  im  Kloster  gehen.  In  Krakau  Hess 
er  seine  Sachen  bei  einem  Bürger  Teschner,  seine  Bücher  und 
Hefte  bei  einem  Collegen,  welcher  auch  Magister  in  der  Artisten- 
facultät  war.  Ob  nun  seine  Bücher  und  Papiere  auf  Geheiss 
des  Bischofs  Zbigniew  Olesnicki  oder  seines  Stellvertreters  Ellgot 
oder,  wie  Dr.  Sokolowski  auf  Grund  handschriftlichen  Befundes 
sagt,  von  dem  befreundeten  Magister  aus  dessen  eigenem  Antrieb 
durchsucht  wurden,  genug,  man  fand  unter  den  Büchern  und 
Papieren  Galkas  Abschriften  der  Werke  Wikleph's  und  pol- 
nische Gedichte.  Schade,  dass  Dr.  Sokolowski  an  dieser 
Stelle,  wo  er  die  Angelegenheit  nach  einem  handschriftlichen 
Briefe  des  Generalvicars  Johann  Ellgot  (Krakauer  Handschriften 
Nr.  42  fol.  105)  darzustellen  versichert,  die  auf  die  polnischen 
Gedichte  bezüglichen  Worte  Ellgot's  selbst  nicht  im  lateinischen 
Citat  angiebt;  im  weiteren  Verlauf  der  Erzählung  ist  dann  von 
ihnen  keine  Rede  mehr.  Wir  erfahren  dann  später,  dass  Andreas 
Galka  von  Oppeln  aus,  wohin  er  zu  Boleslaw  V.  geflohen  war, 
nachdem  sowol  der  Cardinal  Zbigniew  Olesnicki  als  auch  die 
Universität  Krakau  an  den  Bischof  von  Breslau,  an  die  schle- 
sischen  Fürsten  und  an  Boleslaw  selbst  sich  brieflich  gewandt 
hatten,  am  23.  Juni  1449  unter  anderem  zu  seiner  Vertheidigung 

*)  Vgl.  Dr.  A.  Sokolowski,    Andrzej    Galka   z  Dobczyna  in    Pricicotlnik 
Naukowy  i  Literacki  1874,  II,  S.  170;  Caro,  Geschichte  von  Polen  IV,  405 ff.; 
Heyne,  Documentirte  Geschichte  des  Bisthums  Breslau  in,  S.  80. 
Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  15 


—     226     — 

auch  einen  Brief  an  einen  polnischen  Magnaten  sandte,  dem 
er  auch  die  „Cantilena  wlgaris"  über  Wikleph's  Meinungen 
beilegte. 

Ueber  den  Text  der  Göttinger  Handschrift  meldete  zuerst 
Pamictnik  Warse.  1816,  Bd.  V  S.  457  und  nach  ihm  Rakowiecki 
Folgendes:  ivicrsz znajdujqcy  sie  niegdys  w  bibliofece Helmstedzhiey  a 
teraz  GiettyngsJcicy,  üdzielony  w  wierney  Iwpii  przez  X.  Döbrowshiego : 
Excellentia  magistri  Joannis  Wikleph  edita  ab  Andrea  de 
Dobschino  olim  magistro  artium  studii  Cracoviensis  ex  vetustis- 
simo  exemplari.  Der  Text  wird  hier  nach  Rakowiecki  angeführt, 
der  zuverlässiger  zu  sein  scheint,  als  Wiszniewski  und  Codex 
Univ.  Crac. 

Das  Gedicht  beginnt: 

1 .  Lachoivie  Niemczowie, 
fschiczi  iqzikowie  l), 
wqtpiczeli  2)  w  moivie 
y  fschego  pisma  slowie, 
Wikleph  prawdq  powie. 

2.  Gemuzz  nie  roivnego3) 
Mistrza  poganyshiego 
y  IcrzeszczianysJciego, 
ani*)  badze  wiqczszego 
asz  do  dnia  sqdnego. 

Die  Strophen  3,  4  und  5  enthalten  weitere  Lobeserhebungen 
Wikleph's,    dann   treten   die  Kernpunkte   des  Gedichtes   hervor: 
der   Unterschied    zwischen    den    echten   Priestern,    den   Dienern 
Christi,    und    den    falschen    Priestern,    welche    nach   weltlichem 
Besitz  und  nach  weltlichen  Gütern  trachten,   nach  dem  Beispiel 
des   Papstes   Silvester,    der  nach   Galka   dem   Kaiser  Constantin 
die  weltliche  Macht  und  die  weltlichen  Besitzungen  entlockt  hat. 
6.  Kristowi  haplany, 
Od  Krista  wezivany, 
gegozz  nasladuiq, 

J)  3$?lß  heisst  hier  Volk. 

2)  Zu  trennen  in  watpiez  und  eli,  d.  h.  wqtpic  jqli. 

3)  nie  mit  dein  Genet.  bedeutet  im  Altpolnischen  non  est  oder  non  sunt. 

4)  Die  Silbenzahl  erfordert  ni  bplzic  wiqcszego. 


—     227     — 

y  shdki  ufaizuia  r), 
czo  szqg  röskazuiq2). 

7.  Cessarsszczi  popoivie 
sq  anticristoivie, 

gich  mocz  nie  od  Christa, 
die  od  Anticrista3) 
S  ccssarshcgo  lista. 

8.  Pirzivy  pop  lassota 
wzzal  mocz  od  chobota, 
Cqnstantina  smolca, 
gcgozz  iad  wylan  z  böka 
w  cirliwi  roh  od  roka. 

Dass  unter  dem  pirzwy  pop  ein  Papst  und  wegen  des 
Namens  Lasota  der  Papst  Silvester  I.  zu  verstehen  ist,  sagt  Galka 
selbst  in  „Quaedam  puncta"  (Cod.  Univ.  Crac.  II,  p.  115):  der 
Dichter  meint  denjenigen  Papst  Silvester  L,  von  dem  in  der 
Constantinischen  Schenkungsurkunde  (wie  angenommen  wird, 
aus  dem  VIII.  Jahrhundert)  erzählt  wird,  dass  er  den  Kaiser 
Constantin  vom  Aussatz  heilte  und  taufte,  und  von  ihm  Rom  und 
die  occidentalischen  Provinzen,  d.  h.  Oberitalien  erhielt.  Damit 
ist  list  cesarshi  in  der  siebenten  Strophe  gemeint.  Warum  aber 
Constantin  hier  chobot,  d.  h.  Ungeheuer  {polip,  widonog  nach 
Linde's  Erklärung)  genannt  ist,  ist  schwer  zu  sagen;  die  innere 
Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  dass  chobot  hier  den  durch 
Krankheit  verunstalteten  Kaiser  und  dass  jad  das  Gift  des  Aus- 
satzes bedeuten  soll,  welches  nach  diesem  ungewöhnlichen  Aus- 
druck die  Quelle  wurde  für  den  weltlichen  Besitz  der  Kirche.  — 
Was  dann  in  der  Strophe  9  folgt,  ist  nur  ein  deutlicherer  Hin- 
weis auf  das  Factum,  welches  der  Dichter  im  Sinne  hat: 

9.  Lassota  szq  trudzil, 
schatan  go  pöbudzil, 
by  ccssarze  Indzil*), 

')  skutki  instr.  plur.  =  c:ynami;  6  Silben  sind  durch  Contraction  zu 
erzielen. 

2)  Unverständlich,  vielleicht  czo  szq  roskazuia,  d.  h.  co  si%  rozhc.ujn  die 
Gebote. 

3)  Zu  losen   sechssilbig:    ale^oä  Antykrysta. 

4)  Cesarze  ist  hier  gen.  eg.  und  auf  den  Kaiser  Constantin  zu  beziehen. 

15* 


—     228     — 

we  ymienyn  (sie)  gi  öbludeü '), 
Rzim  na  nie  wyludzil2). 
In  der  folgenden  Strophe  10  wird  dann  gesagt,  dass  andere 
weltliche  Herren,  hier  laicy  genannt,  dem  Beispiel  Constantin's 
folgten    und    den  Priestern    Güter    verliehen ,    von    diesen    auch 
durch  List  dazu  bewogen: 

10.  A  po  niem3)  laici 
obhidzeny  fschiezei, 
przeedz  (sie)  gich  dzedzici*) 
namiasekowie  stradnyci 5) 
sq  w  welikey  tszczii6). 

Um  diesem  Missmuth  ein  Ende  zu  machen,  wird  zum  Kampfe 
gegen  den  Antichristen  aufgefordert;  die  heuchlerischen  Pfaffen 
seien  seine  Diener,  im  Gegensatz  zu  den  ehrlichen  Dienern  Christi: 

11.  Prawda  rzecz  Kristowa 
lezz  anticristowa  7), 
praivdq  popi  taiq, 
yzze  szq  gey  lakaiq8), 
lezz  pospdlstwu  baiq. 

Man  wird  bemerkt  haben,  dass  das  Gedicht  an  einer  ge- 
wissen Breviloquenz    leidet:    die   wichtigsten  Gedanken,    für   die 


')  Der  Vers  ist  sicher  verderbt  und  lässt  als  ursprüngliche  Fassung  ver- 
muthen :    w  gymieny  gi  öbludzil;  imienie  heisst  hier  Besitz. 

2)  Für  na  nie  ist  sicher  na  nie  zu  vermuthen,  d.  h.  na  niem.  Wenn 
Prof.  Caro  in  dem  Namen  Lasota  eine  köstliche  Anspielung  auf  den  damals 
in  Rom  „herumdiplomatisirenden  Nicolaus  Lasocki"  vermuthet  (Gesch.  Pol. 
IV,  409),  so  wird  diese  scharfsinnige,  auf  den  ersten  Blick  bestechende  Er- 
klärung durch  die  Worte  der  achten  Strophe  „pirzivy  pop  Lasota'1  nicht 
gestützt,  der  mit  Lasocki  nicht  identificirt  werden  kann.  Eine  Anspielung 
konnte  allerdings  bei  Eingeweihten  auch  ihre  Nebenwirkung  üben. 

3)  d.  h.  nach  Constantin. 

*)  Die  Verderbniss  ist  schwer  zu  heilen,  der  Sinn  weist  auf  Przdoz, 
d.  h.  przetoz,  deshalb. 

6)  namiastek  ist  Nachfolger,  Erbe,  hier  namiasckoivie  ziemlich  regelrecht 
für  namiastkoune,  stradnik  heisst  der  Verlierende,  der  Sinn  ist:  jener  Erben 
sind  verlierende  (entbehrende)  Erben. 

•)  So  bei  Rakow.  —  tszezica  taedium  in  Flor.  Psalt.  prol.  I,  12. 

7)  lezz  ist  le'z  zu  lesen:  Lug. 

8)  Der  Silbenzahl  wegen  vielleicht  zu  lesen:  iz  sie  jej  Iqkaja. 


—     229     — 

Galka  Propaganda  machen  wollte,  sind  nur  angedeutet.  Der 
Hauptgedanke  der  freiwilligen  Armuth,  gerichtet  gegen  die 
begüterte  Geistlichkeit,  in  den  Briefen  Galka' s  viel  klarer  aus- 
gesprochen 1),  nimmt  sich  auch  wunderbar  genug  in  dem  Munde 
eines  Mannes  aus,  der  selbst  eine  fette  Prälatur  gehabt  und  die- 
selbe aus  irgend  einem  unangenehmen  Vorfall  hat  abgeben 
müssen,  nämlich  das  Canonicat  bei  St.  Florian  in  Krakau. 

6.  Ein  Lied  behandelte  den  bekannten  Vorfall  in  Krakau 
1461,  dass  ein  Ritter,  Andreas  Tenczyriski,  aus  einem  der 
edelsten  Geschlechter,  dafür  dass  er  einen  Krakauer  Waffen- 
schmied beleidigt  hatte,  von  den  ergrimmten  Bürgern  verfolgt, 
in  der  Franciskaner  Kirche  ergriffen,  erschlagen,  blutend  durch 
die  Strassen  von  Krakau  nach  dem  Rathhaus  geschleift  wurde. 
Wie  die  That  roh,  so  war  auch  die  Strafe  grausam  von  Seiten 
des  Königs,  nachdem  er  aus  dem  Kriege  zurückgekehrt  war2).  — 
Das  Lied  hat  sich  in  einer  Handschrift  der  Zamoyski'schen 
Bibliothek  in  Warschau  erhalten,  einer  Pergamenthandschrift  aus 
dem  XIV.  Jahrhundert,  eingetragen  von  einer  späteren  Hand. 
Die  Handschrift,  unter  anderen  den  ältesten  Text  der  Chronik 
des  Gallus  enthaltend,  wurde  von  Litowski  genau  beschrieben  in 
K.  Wl.  Wojcicki  Zeitschrift  Album  Literaehie  1848  in  dem  Auf- 
satz Wiadomosc  o  nieznanym  dotad  rekopismie  kroniki  M.  Gallusa 
w  bibliotece  Hr.  Zamoyskich;  das  Gedicht  von  Te.czynski,  im 
Anschluss  an  den  Aufsatz  von  Litowski,  von  Wojcicki  selbst 
mitgetheilt  (S.  301-309).     Siehe  Texte. 

7.  Das  Sandomirer  Liederbuch  (Sandomierzanina 
piesni).  Selten  nimmt  ein  altpolnisches  Literaturdenkmal  in  so 
hohem  Grade  das  Interesse  in  Anspruch  und  selten  wird  dieses 
so  wenig  befriedigt,  wie  bei  dem  sogenannten  Sandomirer  Lieder- 
buch. Maciejowski  erzählt  (Pism.  I,  369),  dass  auf  den  inneren 
Deckeln  eines  alten  Buches  zwei  Halbbogen  (dwa  polarkusze 
pa])ierowe)  gefunden  worden  seien,  welche  im  XV.  Jahrhundert 
aufgezeichnete  Lieder  enthielten;  warum  er  diese  zwei  Fragmente 
Bruchstücke  aus  einem  Sandomirer  Liederbuche  (Lieder  eines 
Sandomirers)  nennt,  wird  sich  aus  dem  Inhalt  ergeben.  So 
ungenau    der  Bericht   über    den    wichtigen   Fund    und    die   Be- 

*)  Codex  Univ.  Crac.  II,  1 10  ff. 
2)  Caro,  Gesch.  Pol.  V,  S.  221  II. 


—     230     — 

schaffenheit  der  gefundenen  Blätter  ist,  so  bürgt  die  Autorität 
Maciejowski's  dafür,  dass  wir  es  mit  einem  authentischen  Text 
zu  thun  haben.     Der  Text  selbst  ist  Dod.  134  ff.  mitgethcilt. 

Dass  die  zwei  dem  Inhalt  nach  zusammenhängenden  Halb- 
bogen Lieder  enthalten,  ist  aus  dem  öfter  beigeschriebenen  Worte 
Versus  und  aus  einer  Bemerkung  zu  ersehen,  wo  es  heisst: 
Potcst  cantari  ista  cantio  sicut  cantica  de  sto  Nicoiao,  vel 
cantica  de  X  praeeeptis  aut  sicut  cantica  de  sca  Barbara,  et 
aliis  multis  notis,  —  zuletzt  aus  der  Stelle,  wo  am  Ende  des 
zweiten  Blattes  als  Ueberschrift  des  folgenden  Gedichtes  steht: 
Pulcerrima  cantio  noviter  compilata  lugubris  et  ad  contempla- 
tionem  et  devotionem  multum  induetiva ,  sequitur.  Dieser  Hin- 
weis auf  bekannte  Melodien  charakterisirt  die  erhaltenen  Gedichte 
genugsam  als  Lieder,  dasselbe  zeigt  die  künstliche  Strophen- 
bildung und  der  Rhythmus. 

Die  Reihenfolge  und  der  Zusammenhang  der  erhaltenen 
Lieder  und  Fragmente  kann,  obgleich  Macicjowski  nicht  mit- 
theilt, wie  der  Text  auf  den  vier  Seiten  vertheilt  war,  aus 
inneren  Gründen  folgendermassen  festgestellt  werden;  dabei  ist 
von  den  Ueberschriften  Maciejowski's  in  polnischer  Sprache  ab- 
zusehen. Zuerst  steht:  Cantica  optima  et  utilis  de  VII  verbis 
Christi,  quac  in  cruce  moriendo  pertulit  (protulit?)  et  de  doctrinis 
eius,  quas  nobis  reliquit  nee  non  de  testamento  suo  ac  de 
lusoribus  tasserum  (lies  tesserarum),  de  latronibus  et  aliis  male- 
ficis  ....  cum  uno  exemplo  terribili,  quod  in  Budzyn  uni  con- 
tingit  (contigit).  Damit  ist  die  Reihenfolge  der  einzelnen  Theile 
angegeben.    Was  nun  folgt  ist  ein  Lied  in  13  Strophen: 

a)  Cantica  optima  et  utilis  de  VII  verbis  Christi;  die  Thei- 
lung  Maciejowski's  in  zwei  (a  und  ß)  ist  unstatthaft.  Die  letzten 
Worte  Christi  sind  in  der  Handschrift  theils  überschrieben,  so 
z.  B.  in  der  zweiten  Strophe  (Sequitur  verbum  primum:  Pater 
ignosce  iis  etc.),  theils  unter  die  Strophen  gesetzt;  die  Worte: 
In  manus  tuas  commendo  etc.  finden  sich  an  zwei  Stellen:  gegen 
das  Endo  dieses  Theils,  unter  dem  sechsten  Worte,  und  am 
Ende  der  zweiten  Strophe,  hier  sicher  am  unrechten  Ort.  An 
welcher  Stelle  die  lateinischen  Ueberschriften  in  der  Handschrift 
standen,  ist  in  dem  Abdruck  Maciejowski's  nicht  zu  ersehen,  wo 
einige  am  unrechten  Ort  stehen. 


—     231     — 

Die  erste  der   13  Strophen,   eine  Art  Einleitung,   heisst  so: 
Maka  bozq  zpomynaymy, 
Slowa  yego  pamyitthaymy, 
Kthore  na  krzyzu  yest  mowil, 
Nam  ye  na  przyclad  zostaivil. 

In  den  nunmehr  folgenden  Strophen  finden  sich  Fehler  im 
Text:  die  zweite  Strophe  lautet: 

W  pyrschem  zlowye  tham  sza  modlyl, 
Bogq  occzq  sziuego  prosszyl 
Za  ny&przyaczelmy  zwogymy: 
Oäpuscz  ym  gngm,  occzye  myly, 

wo  gnym  in  gnyiv  (=  gnieiv,  zlosc  Bosheit)    zu   verbessern   ist; 

vgl.  die  folgende  Strophe.     Die  folgende  Strophe  lautet: 
Tham  naiika  nam  yest  ivydal, 
By  braczczyv  (sie)  Jcasdj  odpusezal 
Gnyew,  myerszqczJcq  y  sie  szyercze, 
By  ivnye  ivszedl  iv  pyekyelne  myesezye. 

braczczyv  kann  bei  möglichster  Schonung  des  Ueberlieferten  in 
bra(cz)czyv,  braeiöm  verbessert  werden;  in  wnyewszedl  kann  10, 
als  vorgegriffen,  gestrichen  werden. 

Verdorben  ist  auch  der  zweite  Vers  in  Strophe  7,  wo  statt  Za 
Jcrolq  szyey  ribythiva  dal  stehen  soll:  Za  hrolqsz  ycy  rybithwa  dal. 
Die  Strophen  12  und  13,  welche  Maciejowski  auseinandergehalten 
und  der  letzten  die  lateinische  Ueberschrift  gegeben  hat:  Testa- 
mentum  Christus  fecit  (neben  einem  polnischen  Titel),  gehören 
zusammen,  dabei  ist  zu  bemerken,  dass  die  Ueberschrift:  Sequitur 
ultimum  verbum  etc.  sich  nicht  auf  die  folgenden  zwei  Strophen, 
sondern  auf  die  vorhergehende  bezieht;  auf  die  letzten  zwei 
Strophen  dagegen  beziehen  sich  die  Worte :  Testamentum  fecit, 
welche  in  dem  Text  Maciejowski's  zwischen  beiden  stehen: 

Gdy  nasch  Jesus  yusz  umyeral, 
Testamenth  tarn  kraszny  dzalal: 
Szwq  duszq  oezezu  poleczal, 
NyJcodemowy  czyalo  dal, 

Kosczyol  poleezyl  Pyotroicy, 
A  mathkq,  szivogyq  Janoivy, 


—     232     — 

Kathom  odzenye  szivogye  dal, 
Judasch  pycklo  thcsz  otrzymal. 

b)  Dann  folgt  ein  zweites  Lied  mit  der  Ueberschrift:  De 
maleficis,  welche  sich  bei  Maciejowski  vor  der  ersten  Strophe 
befindet1);  andere  lateinische  Worte:  Exemplum  terribile  vide. 
Tötest  cantari  (s.  oben),  welche  sich  auf  dieses  Lied  beziehen, 
stehen  bei  Maciejowski  unter  6)  mitten  in  der  zweiten  Strophe. 
Das  zweite  Lied  beginnt: 

Kosthyrowe  a  lothrowc, 
Zhoycze,  zlodzcgye,  kathowye, 
Czczycz  kristhusza,  szuknycy  lupyq2) 
worauf  dann  eine  Erzählung  von  zwei  Würfelspielern  in  Ungarn 
(w  Budzynya,)  folgt,  von   denen    einer   im  Namen  des  Höchsten, 
der  andere  in  Teufels  Namen  spielte,  und  von  denen  der  erste, 
der   stets  verspielte,    unwillig  nach   dem  Christusbilde   mit  dem 
Stein  warf  und   zur  Strafe   von   den  Teufeln  lebendig  zur  Hölle 
geführt    wurde.      Auch    dieses    Lied,    welches    mit    den    ersten 
13  Strophen   (dem  ersten  Liede)   über  die   letzten  Worte  Christi 
am   Kreuze   wenigstens    äusserlich   zusammenhängt,    weil    es    an 
das  Würfelspiel  um  das  Kleid  Christi   anknüpft,    hat   auch  vier- 
zeilige    Strophen    (7  im   Ganzen),    mit    achtsilbigen   Versen    im 
trochäischen  Tonfall.  —    Die   fünfte   Strophe    ist    verdeckt:    die 
erste  Zeile   Zly  tho   czynek   kostyrze  schyadl  ist   schwer   zu   ver- 
bessern,  vielleicht  zu  lesen  Zlycz  vczynck  kostarzc  schyadl,  d.  h. 
zlyc  uezynck  kostarzc  zjadl   (leostarze  ist  eine  cechisirende  Form 
für  kostarza);  die   dritte    und  vierte  Zeile   sind   sicher  zu  lesen: 
Nye  pomogq  nui  y  drygy  (so,  für  drygyc'l) 
Yusz  tham  iv  pycklye  zmolq  pygye. 
Dryja,  die  Dreie,  bedeutet  hier  Würfel. 

c)  Dann  folgt  ein  Schmerzcnsruf  an  Gott,  7  fünfzeilige 
Strophen,  von  Maciejowski  mit  e)  Wcstchuicnie  do  Boga  etc. 
bezeichnet. 


')  In  der  allgemeinen  Ueberschrift  (s.  oben)  ist  der  Inhalt  des  zweiten 
Liedes  genauer  angegeben:  de  lusoribus  tesserarum,  de  latronibus  et  aliis 
maleficis,  hier  nur:  de  maleficis. 

2)  Czczycz  steht  für  czycz,  d.  h.  cic,  ci-c  (vgl.  oben  braezczyv);  szuhnyey 
ist  z  suknkj  zu  lesen. 


—     233     — 

Die  sieben  Strophen,  von  denen  die  siebente  dem  Gedanken- 
gange sich  besser  an  dritter  Stelle  einfügen  Hesse  und  die  mehr, 
als  in  den  anderen  Liedern  durch  hinzugefügte  überflüssige 
Worte  oder  durch  Aenderungen  in  ihrer  regelmässigen  Con- 
struction,  vornehmlich  in  Bezug  auf  die  Factur  der  Zeilen 
gestört  sind  l)  und  dadurch  die  Vermuthung  erwecken ,  dass  sie 
eine  Copie  sind,  enthalten  Andeutungen  über  die  Entstehungs- 
zeit dieses  und  einen  Anhalt  für  die  chronologische  Beurtheilung 
der  anderen  Gedichte  der  Sammlung: 

3.   Yusz  glodem  yusz  czasthym  morem, 
Yusz  drapeszthwem,  yusz  udraczenym2), 
Na  ostatliku  Jcrivyq3)  roszlanym 
Nye  harz,  boze,  potapyenym 4), 
Szmyluy  szq  nad  thivym  zsthivorzenym. 

6.    Wyley  thwoy  gnyew  (yusz)  nq  Tatary, 
Thurhi  Walaclii  y  Pogany 
Ktorzy  . . .  W  naszey  szq  Jcrivy  omywagyq. 

Man  findet  in  der  Chronik  des  Joach.  Bielski  unter  dem 
Jahre  1475  eine  Nachricht  von  mehreren  Plagen:  Feuersbrünste, 
Ueberschwemmungen,  Heuschrecken;  unter  dem  Jahre  1480  die 
Worte:  Lata  panskiego  byl  wielki  mor  w  Polsce  wszqdzie,  i  dru- 
giego  roJcu  tahiez,  a  przyniesiono  go  bylo  z  Wtyier.  —  Bern.  Wa- 
powski  meldet  darüber  erst  unter  dem  Jahre  1480:  Foeda  pesti- 
lentia  ex  Ungaria  progressa  Poloniam  superiorem,  quam  vocant 
Minorem,  invasit;  duravit  id  malum  mensibus  aestivis  tribus. 
In  sequenti  anno  Poloniam  inferiorem,  quae  Maior  vocatur,  nee 
non  Masoviam  ....  et  Prussiam   irrupit.     Aehnliche   Meldungen 


')  Die  Zeilen  scheinen,  wie  sonst  achtsilbig  zu  sein,  nur  die  zweite 
Zeile  scheint  10  Silben  zu  zählen,  auch  sind  z.  B.  in  der  Strophe  I  die  ein- 
geklammerten Worte  überflüssig: 

Mumy  wszyczy  htliemu  szq  (dzysz)  braez, 

Byazmy  mogli  laszkq  (u)  boga  zyskaez, 

Raczy  (1.  raez)  gyq  nam,  myly  Chryste,  clacs 

0  thwey  mylosczy  day  spyeivacz, 

Thtceyo  gnyeivu  nye  day  (daley)  jwznacz. 

2)  drapiezstwem  ist  vielleicht  viersilbig  zu  lesen. 

3)  Zu  lesen  Jcrwie,  cf.  Arch.  f.  slav.  Phil.  III,  484. 

4)  Vielleicht  potopymym. 


—     234     — 

finden  wir  unter  den  Jahren  1492  und  1496.  —  Was  die  Klage 
über  Raub,  drapiezstwo,  anbetrifft,  so  kann  sich  diese  auf  die 
noch  im  frischen  Andenken  lebenden  Plünderungen  des  Raub- 
ritters Szafraniec  aus  Pieskowa  Skala  beziehen,  welcher  1482 
glücklich  gefangen  und  in  Krakau  geköpft  wurde;  unter  dem 
Jahre  1490  wird  wieder  von  einem  Räuber  Mueha  berichtet, 
einem  Bauern,  welcher  Walachen  und  Ruthenen  um  sich  sammelte, 
Pokutien  und  Rothrussland  brandschatzte  und  unsicher  machte. 
Von  Tatareneinfällen  und  Kriegen  wird  gegen  das  Ende  des 
XV.  Jahrhunderts  häufiger  berichtet:  1489,  im  Winter  1489—1490, 
1494,  dann  1498  und  1499.  —  Da  hier  unter  den  Feinden  der 
Polen  auch  Walachen  und  Türken,  nicht  aber  die  Ungarn  genannt 
werden,  die  Erzählung  von  den  Spielern  in  Ofen-Pesth  vielmehr 
darauf  hindeutet,  dass  sie  von  den  polnischen  Soldaten,  die  nach 
dem  Tode  des  Matthias  Corvinus  mit  Albrecht  im  Namen  des 
gewählten  Königs  Wladislaw  1490  und  1491  nach  Ungarn  ge- 
zogen waren,  nach  Polen  gebracht  wurde,  so  ist  die  Abfassung 
des  Gedichtes  nicht  vor  1491  anzusetzen;  wegen  der  Niederlage 
der  Polen  in  der  Bukowina  1497  aber,  in  deren  Verfolg  1498 
Stephan  mit  angeblich  70  000  Mann  Walachen,  Tataren  und 
Türken  in  Polen  einfiel,  erst  in  das  Ende  des  XV.  Jahrhunderts. 
Dieser  Datirung  widerspricht  nicht  die  Versicherung  Maciejowski's, 
die  Schrift  sei  aus  dem  XV.  Jahrhundert. 

d)  Das  vierte  Stück,  auch  ein  Lied,  weil  sich  hier  einmal 
das  Wort  Versus  findet,  besteht  aus  vier  Theilen,  die  mit  dem 
Liede  von  den  Landplagen  im  Zusammenhange  stehen,  weil 
in  ihnen  das  Andenken  an  eine  Ausrottung  der  Bevölkerung 
der  Juden,  der  Sendomirer,  der  Bevölkerung  von  Jerusalem, 
Troja  und  der  Bevölkerung  Roms1)  erneuert  wird;  es  sind  die 
5  fünfzeiligen  Strophen  auf  S.  1 39  bei  Maciejowski  (Th.  1  und  2) 
und  die  zwei  letzten  Strophen  (Th.  3  und  4)  bei  Maciejowski 
S.  141  sub  &).  Wir  werden  nämlich  von  dem  Schreiber  belehrt, 
dass  die  zwei  letzten  Strophen  hinter  die  Erzählung  von  Sendomir 
zu  setzen  seien:  Versus  isti  duo  (die  zwei  letzten  Strophen)  vel 
alii  de  figuris  possunt  omitti  et  debent  stare  ibi  ante  Thu  szthqd 

')  Die  Worte  der  letzten  Strophe:  Trzy  lcaxlzy  s  pyerezemzwo  nabyl  ist 
ein  Reflex  der  mittelalterlichen  Erzählungen  von  den  zahllosen  Fingerringen, 
die  Hannibal  erbeutet  haben  soll,  pycrczenczoiv  steht  wohl  für  jrycfraczenczow. 


—     235     — 

baczczye  (s.  unten  c).  Unter  den  anderen  Versus  de  figuris  sind 
Theil  1  und  2  gemeint,  welche  ebenso  wie  die  letzten,  als 
geschichtliche  Vorbilder  zu  den  herrschenden  Plagen,  zusammen- 
gehalten oder  insgesammt  (beim  Singen)  weggelassen  werden 
sollten.  Jeder  dieser  grauenhaften  geschichtlichen  Erinnerungen 
ist  je  eine  Strophe  (von  derselben  Bildung  wie  unter  c)  ge- 
widmet, nur  dem  Sandomirer  Blutbade  gelten  vier  Strophen, 
doch  scheinen  die  drei  Strophen  von  dem  Starosten  Peter 
von  Krapieja  (?),  von  dem  Canonicus  Bodzanta  und  von  dem 
Ablass  des  Papstes  Bonifaz  (wol  Bonifacius  IX.  f  1464),  nur  eine 
Erweiterung  zu  sein.  Dieser  Umstand,  dass  hier  so  umständlich 
von  Sandomir  erzählt  wird  und  dass  in  der  Erzählung  die 
Worte  vorkommen: 

Jelije  äni  do  roJai  byiva, 
Tyle  lat  Sandomirz  od/pustöw  mieiva, 
hat  Maciejowski   veranlasst,   diese   wenigen   erhaltenen  Gedichte 
ein  Fragment  eines  Sandomirer  Liederbuches  zu  benennen. 

Der  Text  enthält  auch  in  den  zu  d)  gehörigen  Strophen 
viele  Fehler  und  Unregelmässigkeiten.  Die  Strophe  2  (in  der 
ganzen  Reihe  30)  ist  so  zu  lesen: 

W  Sz<idomyrzq,  czo  szq  (thesz)  sthalo 
Przesz  Thatary,  placslywe1)  dzalo! 
Thal»  ludzy  luyelye  pohyly, 
Wyszla  trupy  zastawyly 
Dzadky  iv  ivodze  s  Jcrivyq  plawyly2). 
Die   letzte    Strophe    berichtet   über  die  Ausrottung  der  Be- 
völkerung Roms  (s.  oben). 

e)  Fünf  fünfzeilige 3)  Strophen  der  nämlichen  Construction, 
wie    in   c)   und  d)   enthalten    im   Anschluss    an    den   Inhalt    des 

*)  piaczliwe  dzialo  miserabile  factum. 

2)  Die  ersten  zwei  Zeilen  sind  hier  anders  interiiungirt.  als  im  Druck;  in 
der  Orthographie  ist  nichts  geändert;  die  vorletzte  Zeile  ist  zu  lesen:  Wisty 
trupy  zastawüi,  d.  h.  die  Weichsel  haben  sie  mit  Leichnamen  voll  gestopft; 
die  letzte  Zeile  ist  geändert,  im  Text  steht:  Dzadhj  ~  forwyq  ]k>  wodse  }>hjnahj. 

3)  Die  erste  Strophe  dieses  Theiles  hat  anscheinend  sechs  Zeilen,  isdese 
sind  die  zwei  ersten  zusammenzuziehen.  Daraus  darf  man  schliessen,  dass 
der  Text  in  der  Handschrift  nicht  in  Verse  abgetheilt  war,  dass  dies  erst 
Maciejowski  machte,  und  daraus  würde  sich  auch  erklären,  dass  er  die  latei- 
nischen Bemerkungen  nicht  überall  an  die  rechte  Stelle  setzte. 


—     236     — 

Liedes  c)  elegisch  -  fromme  Betrachtungen  über  das  Elend  der 
Zeit,  Aufforderung  zum  Kampf  gegen  die  Ungläubigen,  Er- 
mahnung zur  Besserung  und  schliesst  mit  einer  trostreichen 
Sehnsucht  nach  dem  ewigen  Heim  (wieczna  ziemia).  Die  letzte 
Strophe  lautet: 

ö  tha  zyemyq  Jczusze  niyly, 
Wzyczczy  thwcy  mylosczy  proszymy, 
Day  thu  szluszne  posziälenye, 
Przy  szmycrczy  ddbre  skonqnye, 
Krolesthwa  thivego  dostapyenie1). 
Die  wiederholt  vorkommende  Hinzufügung  des  Wortes  Versus 
weist  darauf  hin,    dass   auch   dieses  Gedicht   zum  Absingen  be- 
stimmt war,  in  der  ursprünglichen  Fassung  muss  aber  die  Form 
correcter  gewesen  sein. 

f)   Zum   Schluss  steht   noch   eine  Nachschrift   des  Dichters, 
eines  Priesters,  der  sich  Gott  empfiehlt: 

Then  Jcthory  tha,  pyosznlm  yest  zlozyl 
Ku  czczy  chwale  thivey  Chryste  gyq,  ivylozyl  etc. 
Damit    schloss    aber    die  Liedersammlung    nicht,    denn    am 
Ende  des  zweiten  Halbbogens  stehen  noch  Worte,    welche   sich 
auf    ein    folgendes    Lied     bezogen:     Cantilena     pulcerrima    etc. 
(s.  oben). 

Die  Sandomirer  Lieder  sind  trotz  der  Hinweise  auf  Kirchen- 
lieder und  trotz  des  frommen  Hintergrundes  nicht  zu  der 
religiösen,  sondern  zu  der  weltlichen  Poesie  gezählt,  wegen  der 
öfter  vorkommenden  Bezeichnung  cancio  und  cantilena,  wegen 
des  Liedes  von  den  Spielern,  wegen  der  geschichtlichen  Er- 
zählungen und  wegen  des  Liedes  von  den  herrschenden  Plagen. 
8.  Piesn  o  prushicj  porazee,  r.  1510  napisana.  Gedichte  und 
Lieder  von  der  Tannenbcrger  Schlacht  sind  nicht  selten,  sowol 
lateinische  als  auch  polnische.  Von  den  sehr  zahlreichen  latei- 
nischen Gedichten2)  erwähnt  eins  der  Continuator  der  Chronik 
Kadlubek's  (ed.  Lengnich  S.  112);  ausserdem  ist  ein  lateinisches 
Gedicht  von  dieser  Schlacht  unter  dem  Titel  Historia  metricc  de 


')  Statt  posziälenye  dürfte  ixjbydlcnic  einen  besseren  Sinn  geben. 
2)   S.    Zeissberg,    Die   polnische   Geschichtsschreibung   des    Mittelalters, 
1873,  S.  183. 


—     237     — 

magna  strage  alias  o  weigern  pöbiczyu  enthalten  in  einer  Komiker 
Sammlung  von  Predigten  des  bekannten  Nicolaus  von  Blonie 
(Sermonum  scriptorum  Optimum  etc.),  mitgetheilt  in  Strehlke, 
Scriptores  rerum  Prussicarum  III,  434;  von  polnischen  Gedichten 
und  Liedern  sind  drei  in  dem  Abschnitt  Historische  Lieder  auf- 
gezählt worden,  unten  soll  noch  eines  erwähnt  werden. 

Von  den  polnischen  ist  nur  eines  erhalten,  gefunden  von 
Rastawiecki  in  seiner  Privatsammlung  und  mitgetheilt  in  Biblio- 
teka  Warszaivska  1843,  III,  S.  370  ff.,  leider  ohne  Beschreibung 
des  entdeckten  Originals,  indess  weist  die  ungewöhnliche  Ortho- 
graphie (11  für  l,  ß  für  z,  s,  z,  sz  unter  gewissen  Bedingungen) 
auf  einen  Einfluss  Görnicki's,  also  etwa  auf  die  Mitte  des 
XVI.  Jahrhunderts,  als  Epoche  der  Aufzeichnung,  hin.  Auch 
der  Gebrauch  von  l  spricht  für  diese  Zeit.  Das  Gedicht  hebt 
mit  Worten  an,  die  volksthümlich  genug  klingen: 

We  ivthorkoiv  dzien  ApostolsM, 

RzeMl  MarßaleJc:  Jcrolyv  Polski, 

Wyelky  thu  yesth  lyvd  nad  namy, 

Trzeba  by  byl  Pan  Bog  znamy. 
Der  Text  ist  im  Ganzen  gut  überliefert,  obgleich  die  Schä- 
digung des  Versbaues  (Tetrapodien  mit  trochäischen  Tonfall) 
durch  verdeutlichende  Zusätze,  sowie  einige  Fehler  (nazacz  für 
nazath,  d.  h.  nazad  in  Strophe  22,  vlzyivyenye  nach  aller  Wahr- 
scheinlichkeit für  vkrzyivdzenye  in  Strophe  7  und  andere)  die 
Vermuthung  nahe  legen,  dass  dieses  Gedicht  eine  wiederholte 
Copie  eines  alten  historischen  Liedes  sei,  welches  bei  einer 
jahrhundertlangen  lebendigen  Ueberlieferung  auch  eine  Moder- 
nisirung  erfahren  habe  *).  Indess  gibt  die  Ueberschrift  des  von 
Rastawiecki  mitgetheilten  Gedichtes  einer  solchen  Vermuthung 
keine  Stütze.  In  dieser  Ueberschrift  heisst  es  (wie  oben)  Piessn 
o  Prvskiei  porascze  kthora  szie  sstala  za  Jcrolia  Jagiella  Wladislawa. 
Boku  1510  napissana;  dass  das  Gedicht  ein  altes  historisches 
Lied  sei,  wird  nicht  gesagt.  Es  ist  nach  aller  Wahrscheinlichkeit 
in  dem  genannten  Jahre  1510,  bei  dem  hundertjährigen  Jubiläum 
in  der  Zeit  entstanden,  als  nach  den  erfolglosen  Verhandlungen 
einer  Commission  zur  Regelung  der  preussischen  Angelegenheit  in 


')  Vgl.  Zeissberg  a.  a.  0. 


—     238     — 

Posen,  am  24.  Juni  1510,  die  Beziehungen  zwischen  Polen  einerseits 
und  dem  Orden  und  dem  Kaiser  anderseits  sehr  gespannte  und 
ernste  geworden  sind.  In  einer  solchen  ernsten  Zeit  und  Stim- 
mung konnte,  so  möchte  man  meinen,  vielleicht  ein  altes  Volks- 
lied in  Erinnerung  gebracht  werden.  Aber  das  in  Rede  stehende 
Gedicht  zeigt  so  gut  wie  gar  keine  Spuren  des  Alterthums,  Aus- 
drücke, Formen  und  Reime,  wie  sprmvnie  (Strophe  3),  bez  thyby 
(Str.  4),  shryje-zyje  (Str.  4),  shladnosc  (Str.  6),  polqgnq-dosiqgnq 
(Str.  11),  tuszqc  (Str.  13),  lud  hu  Intwie  nicprzystojny  (Str.  17), 
fölgowac  (Str.  27),  Niemcom  przyszlo  biezec  z  göry  i  szü  by  wyskoczye 
z  sköry  (Str.  30) ,  w  sah  nagonic  („wßah  nagonycz"  Str.  38)  sind 
der  Sprache  des  Beginnes  des  XV.  Jahrhunderts  fremd;  die 
Sprache  des  Gedichtes  überhaupt  weist  auf  das  XVI.  Jahr- 
hundert. —  Der  Inhalt  aber  stimmt  mit  der  Darstellung  Dlugosz's 
und  Kromer's  so  sehr  überein,  dass  ein  Zusammenhang  zwischen 
dem  Gedicht  und  dem  Bericht  beider  Historiker  nicht  in  Abrede 
gestellt  werden  kann.  Die  Ansprache  des  Königs  an  das  Heer 
bei  erhobener  Reichsfahne  enthält  dieselben  Gedanken  und  wird 
mit  Thränen  und  Weinen  aufgenommen ;  ferner  stimmt  die  Schil- 
derung der  Uebersendung  zweier  Schwerter  an  Jagiello  und  die 
Antwort  des  letzteren  selbst  in  Einzelheiten  (die  Ueberreichung 
der  Schwerter  sieht  der  König  als  eine  gute  Vorbedeutung  und 
als  Zeichen  der  freiwilligen  Zuerkennung  des  Sieges  an),  nur 
weicht  Kromer  in  einem  Punkte  ab  (s.  unten).  In  gleicher 
Weise  wird  der  erste  Zusammenstoss  beider  Heere  geschildert, 
ein  unbeschreiblicher  Knäuel  sei  das  Bild  des  Kampfes  in  der 
ersten  Stunde  gewesen;  sodann  werden  nicht  nur  die  Haupt- 
momente der  Schlacht  mit  allen  entscheidenden  Bewegungen  in 
der  Weise  mit  Dlugosz  und  Kromer  übereinstimmend  erzählt, 
dass  nichts  Wichtiges  weggelassen  und  nichts  Neues  hinzugefügt 
ist,  sondern  auch  bezeichnende  Einzelheiten,  wie  der  Kampf 
um  die  Fahne,  welche  Wrocimowski  entfallen  war,  und  die 
Rettung  des  Lebens  Jagiellos  durch  Zbig.  Olesnicki  wiederholen 
sieh  in  allen  drei  Berichten  in  gleicher  Weise.  Auch  der  Bericht 
von  den  Einzelheiten  des  Sieges  ist  in  dem  Licde  in  den  wesent- 
lichen Punkten  ganz  dem  Berichte  des  Dlugosz  und  Kromer 
gleich,  so  dass  sich  die  Erzählung  von  den  erbeuteten  Ketten 
und   von    der  Behandlung  der   Gefangenen,    „die   man    wie  eine 


—     239     — 

Heerde  vor  sich  herjagte",  in  allen  drei  Darstellungen  wieder- 
holt. Selbst  die  Zahl  der  gefallenen  Kreuzritter  ist  gleichmässig 
dieselbe,  was  aber  noch  mehr  auffällt,  ist  der  Umstand,  dass  in 
dem  Gedicht,  genau  wie  bei  Dlugosz,  die  Zahl  der  Gefangenen 
auf  vierzig  Tausend  angegeben  wird,  während  Kromer,  der  sich 
auf  Wapowski  beruft,  vierzehn  Tausend  nennt. 

Eine  Annahme,  dass  Dlugosz  und  Kromer  dieses  Lied  ge- 
kannt und  benutzt  hätten,  ist  nicht  statthaft,  denn  Dlugosz  nennt 
kein  polnisches  Lied  von  der  Tannenberger  Schlacht,  Kromer 
nennt  zwar  ein  solches  Lied,  aber  sicher  nicht  das  hier  be- 
sprochene. Er  erzählt  bei  Gelegenheit  der  Uebersendung  der 
zwei  Schwerter:  duos  gladios  strictos  et  cruentos  (quemad- 
modum  Carmen  vulgare  de  proelio  hoc  compositum,  quod  in  hanc 
usque  diem  exstat,  habet);  er  kannte  also  ein  Lied  mit  der  ge- 
hässigen Ausschmückung,  welche  in  den  ältesten  und  zuverlässigen 
Quellen  fehlt,  während  piesn  o  Prushiej  porazce  1510  in  Ueber- 
einstimmung  mit  Dlugosz  nur  diva  miecza  (Strophe  19)  kennt. 

Nebensächlich  sei  bemerkt,  dass  der  Anfang  unseres  Liedes, 
mit  einem  abweichenden  Datum,  an  den  Anfang  der  Cronica 
conflictus  1410  (SS.  rer.  Pruss.  III,  434)  erinnert. 

Der  Dichter  des  Liedes  von  der  Preussischen  Niederlage 
(piesn  o  2)rns^>(lj  porazce)  war,  wie  es  scheint,  mit  mehreren 
historischen  Berichten  bekannt. 

9.    Noch  ist  eine   Satire   auf  die  faulen  Bauern  zu  nennen, 
welche  Prof.  Szujski  aus  einer  Handschrift  des  XV.  Jahrhunderts 
(S.  34  c.)   in   Bd.  I   von   Rozpr.   i  Spraiv.   mittheilt.     Es    ist    die 
einzige   bekannte   Satire   des    polnischen   Schriftthums    vor  1500. 
Den  Charakter    dieses    sicher    von    einem    Edelmann    verfassten 
Gedichtes  wird  man  aus  den  ersten  zwölf  Yersen  ersehen: 
CJiitrze  bydlq  s  pany  hnycczye. 
Wyelye  sye  w  gicli  sicrczu  plyecze, 
Gay  dzyen  panu  robycz  maya, 
Czastökrocz  odpoczyivayq. 

A  robya  sylno  obludnyc, 
Ledwo  vynyda  l)  pod  poludnye, 

l)  Die  Silbenzahl  erfordert  icyMq. 


240 


A  na  drodze  posthavayq, 
Rzekomo l)  plugy  opnwyayq. 
Zelazna  vycz  doma  szlozy, 
A  drzewianq  na  plug  ivlozy, 
Wprzagaya  chory  dobythek, 
Chczacz  zlechmanycz2)  then  dzyen  wsisthck. 
Bezeichnend    ist   die   am  Ende  gegebene  Charakteristik  des 
Bauern. 


»)  Die  Silbenzahl  verlangt  rzkomo. 

2)  ziechmanic  ist  in  Linde's  Lexicon  nicht  zu  finden;  das  Wort  hängt 
mit  iachmany  laciniae  zusammen  und  würde  hier  mit  zerbi-öckeln,  verzetteln 
zu  übersetzen  sein. 


TEXTE. 


Rehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler 


16 


Da  die  in  dem  Buche  mitgetheilten  Texte  und  Auszüge 
nicht  hinreichen ,  um  die  altpolnischen  Sprachdenkmäler  in 
das  richtige  Licht  zu  stellen,  und  da  diese  in  nicht  immer 
leicht  zugänglichen  Werken  gedruckt  sind,  so  werden  hier 
20  Texte  als  Lesestücke  hinzugefügt,  darunter  auch  un- 
bekannte, die  ein  Interesse  in  Anspruch  zu  nehmen  ge- 
eignet sind. 

Bei  Mittheilung  solcher  Texte,  die  schon  sorgfältig 
herausgegeben  sind,  schienen  Erläuterungen  überflüssig,  ein 
getreuer  Abdruck  aber  durchaus  erforderlich,  für  den  auch 
bei  allen  Nummern  durch  wiederholtes  Lesen  der  Correctur- 
bogen  gesorgt  ist. 

Einige  unbekannte  Texte  sind  mir  während  des  Druckes 
von  Dr.  K^trzynski,  Director  des  Ossolinski'schen  Instituts  in 
Lemberg,  mitgetheilt  worden,  wofür  ich  ihm  hier  meinen 
besten  Dank  sage. 


1.    Die  Generalbeicht.     1375. 
(Siehe  S.  67.) 

Ia  gresni  czlowek  Jcai0  se  occzu  y  mile  Marie,  matcze  hose, 
y  ivscm  swantym,  y  tobe  otcze  duchoivni,  mich  ivsech  grzechow, 
czom  se  gieli  dopusczil  ot  mego  porodzena  az  do  dzissessego  dna 
m0  p0cz0  rozumu:  wezrzenym,  slissenym,  vJcussenym,  pomislenym, 
przemowenym.  Iacosm  co  cz0sto  sgrzessil,  tego  mi  dzissa  zal  ot 
mego  prauego  sercza,  y  tego  sse  Jcai0.  Sequntur  vij  monita:  Kai0 
sse  teze,  izem  sse  dopusczil  sedm  smertnich  grzechow:  iu  pisnosczi, 
w  pianstwe,  w  lacomstwe,  wgen1)  iv  gnewe,  w  zarze,  w  zauisczi, 
w  nenaitisczi ,  neczistot0  mego  ziuota,  y  we_sj^^_jtyL^iawe ,  w 
lenistwe,  dopusczenym  zlego,  opusczenym  dobrego.  IaJcosm  cole2) 
coli  mego  tworcza  roznewal,  tego  mi  dzissa  zal  ot  mego  prauego 
ssercza  etc.  Sequntur  Sex  opera  misericordie:  Kai0  sse  teze, 
izesm  ne  popelnal  sesczora  miloszerdza  tworcza  mego:  vbogego  lacznego 
ne  ndkarmü  any  napogil,  pustego  ne  oblozil,  nagego  ne  prziodzal, 
ifitego  ne  ivczessil,  nemocznego  ne  nauedzil,  martwego  do  grobu  ne 
prziprowadzil.  Yacosm  to  cz0sto  omudzil,  tego  mi  zal.  Sequntur 
Decem  precepta:  Kai0  sse  teze,  izesm  przest0pil  dzess0nczor0  boz0 
Jcazn,  te  yesm  nigdi  ne  popelnil  ya,  co  mi  moy  tforzecz  Jcazal,  mego 
milego  gozpodzina  ot  mego  szcrcza  ne  miloual,  yego  siv0te  m0ky  ne 
oplaTcal,  yego  sivantich  p0czi  ran  ne  oplaJcal,  zwantego  wernego 
bozego  czala  dostoyne  ne  przimoual,  mego  otcza  y  me  maczerze  ne 
czil,  cz0stom  si  ne  gneual  mich  grzechow,  czosm  sse  gich  dopusczil. 
Tego  mi  zal  y  tego  sse  hai0 ,  y  pross0  tworcza  ivssemoganczego  w 
troci  iedinego,  y  mi/i  matM  boze,  y  wsech  swantich,  y  czebe  occze 
duchoumi,  bi  me  raczil  ntsdrzcssicz  mich  u-scch  grzechow  wadomich 
y  neuadomich,  Amen. 


')  durchgestrichen. 

2)  cole  ist  durchgestrichen. 


16* 


—     244     — 

2.   Schwurformeln  aus  dem  XIV.  Jahrhundert. 

(Siehe  S.  151.) 

Libri  Terrestres  Siradienses x)  1386.  Testes  Jasconis  contra 
Cussium.  Taco  gim  bog  (pomosz)  etc.  Jako  Jassek  ani  Jego 
oczecz  ne  winoivath  Cnssoivy  qiiatuor  marc.  pro  scoltetia. 

Testes  Mathie  adversus  Martinum.  Taco  gim  bog  pomoz  etc. 
Jaco  Marczinowa  wolu  ne  vcradzono  do  pana  Maczka  ani  Jego 
wzithka  ima. 

Testes  Johannis  contra  Andream.  Taco  gim  bog  p.  etc.  Jaco 
Andreas  porussil  trzsi  copi  Inv,  ne  mayfi  prawa,  pod  trzemi  grziiv- 
nami  zakladu. 

Testes  dne  Stachne  contra  dnam  pechnam.  Taco  gim  bog 
p.  etc.  Jaco  Stachna  Jma  decem  marc.  ivana  na  pechnine  Czansczi 
Orosczine. 

Juramentum  Jasdronis  (?) 2).  Tako  mi  bog  p.  etc.  Eze  czso 
ten  con  za  p0cz  grünen  vcradzo3),  ten  con  wedzon  do  Marczinoiva 
domo  J  stal  v  nego  w  coniczi. 

Testes  Luthcze  contra  Jaszkonem.  Tago  mi  po  b  etc.  Jakom 
przi  tem  bil,  Eze  Jaszek  ranczü  Luthcze  kop0  groszoiv,  a  tego  yey 
ne  zaplaczono  ad  terminos  Siradienses. 

Testes  Mathie  de  Laskow  contra  Wanconem.  Jaco  ne  s 
pana  Maczkowim  ivedzenim  ani  s  gego  kasnfi  ne  pobrano  Wankoivy 
scotha  ani  Jego  wzithka  Jma.  Mathias  solus  iurabit:  Jacom 
sivemv  sinowy  ne  kazal  iechacz  ani  s  mim  ivedzenim  ne  brano  Wan- 
coivych  kmeczi  ani  gych  wzithka  Imam. 

Testes  Ade  adversus  kmethonem  de  Kyki  dictum  Komosa. 
Tago  gym  pomoszi  bog  etc.  Jako  wemi  i  swathczimi,  Eze  czso 
zalowal  Marczin  na  adama  o  wol,  ten  yest  ivol  obrtfczil  Stvansek  za 
pana  Maczka. 

Testes  Ade  adversus  falkonem.  Tago  mi  pomoszi  Bog  etc. 
Jako  ivem  y  sivathczim,  Eze  Adam  ne  ncradl  ftdkowi  dwu  kopu 
JRzi  ch0zebn^i)  rzeczu. 


J)  Nach    handschriftlichen    Auszügen    des    Herrn    Senator    Hube,    vgl. 
Maciejowski  Pamiqtniki  II,  331. 

2)  Maciejowski  las  Jazdconis. 

3)  So  in  der  Abschrift,  Maciejowski  las  venidzo  (?). 

*)  chpzha,  clieiliba   oder  chqzba   ist   nach  gütiger  Mittheilung  von  Aus- 
zügen    des    Herrn    Senator   R.   Hube    Diebstahl ;    chfizebny,    chcdz'ubmj    oder 


—     245     — 

Libri  Terrestres  Posnanienses  1386 ').  Jaco  to  swatcz0,  czso 
Krzlwosandowi  ukradzoni  hone,  tego  Sandziwog  uzitka  ne  ma. 

Terr.  Posn.  1387  f.  53.  Testes  ducit  Nicolaus  Dambrowski 
contra  Mathiam  Subiudicem  Posnaniensem,  sie  iurabunt:  Jaco  to 
swatezimi,  iaco  micolay  placzil  maczeyewi,  an'1)  ot  nego  ne  cJiczal 
ivss0cz  zaplaczono. 

Terr.  Posn.  1389  f.  15.  Jaco  to  swacz0,  czo  mikolay  ranil 
Wlostowego  sostzineza,  to  gl  ranil  na  sive  dzedzini,  isz  mu  czfinsze3) 
ne  dal. 

Terr.  Posn.  1389  f.  43.  Mathias  Ptaszkowsky  ducit  testes 
contra  Bogussium  Suroslawsky,  sie  iurabunt:  Jaco  maezey  umotvil 
s  boguszon,  czsobl  dobil  na  rancoyniach^),  tho  mu  mal  daez,  a 
thim  mal  biez  prosdzen'0). 

Terr.  Posn.  1395  f.  139  .  .  .  domini  seniores  posnanienses  in 
vigilia  s.  Cecilie,  videl.  Sandivogius  pal.  Kalissiensis  et  Capita- 
neus,  Sandziwoyius  palat.  poznaniensis  et  alii  ita  ordinaverunt, 
quod  arbitri  domini  Hinczkonis  de  Wessenborgk  parte  ex  una, 
videl.  Laurentius  Lodszki  et  Jaczek  Kragefszky,  parte  vero  ex 
alia  fratrum  de  Senvicz  arbitri:  Paaszek  Gogolofszky.  Venceslaus 
de  Potarszicze ,  mandaverunt  dictis  arbitris  coram  notario  .  .  . 
....  enodare  ...  et  notario  terrestri  ad  librum  conscribere  sie, 
sicuti  dicti  arbitri  recognoscent.  Item  primo:  Jaco  prziyeli  do 
tvelyego  Koszmina,  tako  sz0  pusczili  gednaeze  vraneze  (?),  tedi  Sen- 
viezowe  pokaszali  stve  ivini  ivipiszanc  nemeezsky6);  tedi  rzegk  pan 
hinezka:  daeze  mne  ti  ivini  ivipisafszy ,  iszbich  na  to  odmow0  dal, 
tedi  oni  ti  wini  doli  przepisane  hy  szapeezentani  gednaezkemi 
peezentami.  ot  tego  vfili  szobe  rok  gini  do  Utroszina,  ne  schodno 
gich  listom.  Jako  do  Utroszina  sz  obu  stron  przigeli,  tako  rzeeli 
gednaeze  pana  Hinczkoivi:  mi  ne  roszumemi  po  nemeczsku,  daeze 


chc~icbny   furtivus,    wahrscheinlich   mit    einer   bestimmten   Nebenbedeutung, 
kommt  auch  sonst,  z.  13.  in  Schwurformeln  von  Kosten  vor. 

a)  Mitgetheilt  von  Nehring  in  Archiv  für  slav.  Phil.  IV.,  177  ff. 

2)  d.  h.  a  on. 

3)  ciajta  Pfand,  das  Gepfändete. 
*)  rqkojmia  der  Bürge. 

B)  proscic  liberare.    - 

•)  niemieezski  auf  deutsch,   Adverbium,  der  Form  nach   Instrum.   plur. 
von  dem  Adjectivum  niemieezski. 


—     246     — 

nam  ty  ivyni  ivipiszani  laczin0.  tedi  oni  dali  przepiszacz  laczinszhj. 
Kedi  ge  nam  dali  v  nasze  rancze  przepiszi,  tedi  Wenczslaf  a 
paasek  obeslali  pana  hinczkowi  gednacze,  iszby  sz0  szy0li l)  we 
krz0szu,  a  kedi  sz0  tamo  sz  öbu  stroni  przigeli  do  Kz0sza,  tedi 
goscze  panu  Hincze  dmvali  wini,  y  panu  (sie)  Barthoszowim  dzeezim. 
tedi  pan  Hinczka  otpovedzal^  ot  szebe  hy  ot  dzeezi :  isze  to  gest 
stara  rzecz,  ne  radbich  o  to  otpovedzal  y  dzeezi,  niszlibich  sezed 
sezal  (sie)  sbiez2)  podlug  szemskego  praiva.  tedi  gednacze  yeli, 
smowili  sz0  do  woyewodi  na  spitane.  Kedi  u  woyewodi  bili,  tedi 
go  sz0  pitali,  moszeli  goseza  dafnosezfi  sbiez.  tedi  woyewoda  rzekl: 
ya  ne  skaszuya,  ale  mne  sza  tako  vidzi,  bi  kto  mogl  goseza*)  sbiez 
lati,  kto  ne  ma  dzedziczstwa  v  szemi.  tedi  rzekl  paaszek  a  wenczslaf: 
dami  gim  rok  do  Kozemina,  yako  gosezinie  listi  mow0.  tedi  rzekli 
pana  Hinczkovi  gednacze:  mi  ne  moszemi  do  Koszmina  iaehaez, 
ne  chezemi  wasziez  swego  ienstwa,  bo  ne  geszmi  przeszpeczszni.  Tedy 
paaszek  a  Wanczslaf  obeslali  hinczk0 :  wecz  to,  mili  pane,  isz  twe 
gednacze  do  Koszmina  nech0  iaehaez,  czo  masz  rospraw0  Szenwiczy. 

Terr.  Posn.  1395  f.  145.  Jako  potrasz  margorzaeze  szplaczyl 
ysczyn0i)  y  scod0,  ana  mn  lyseza  newroczala. 

Terr.  Posn.  1396  f.  147.  Castellanus  Meszerzecensis  sie 
iurabit:  Jakom  petrowi  new0l  kona  przesz  praiva  sza  dzesz0ncz 
grziwin  ani  sdzilb). 

Terr.  Posn.  1398  f.  220.  Item  nota  in  causa  vertente  inter 
dominam  de  rogowo  et  inter  dominam  de  ludome  et  pueris  ipsius 
veniens  ministerialis  recognovit  coram  iudicio  regali  in  haec 
verba:  quum  venerit  dobrogostius  ludomski  cum  heredibus  de 
sedlecz  vulgariter  s  opolim  na  vyast.  tedi  vozni  s  opolim  mal 
lest  idz  strug0  i  poszedl  zuf  sz0  z  opolim.  tegdi  drudzi  opolnici 
ne  cheeli  idz  striig0,  ale  podle  striig i.  tegdi  ivawrzinecz  lodski 
wstrficil  ti,  czso  sli  podle  strugi.  tegdi  iaroslaw  z  przeczslawem 
osivadczil  vosnim  to  wstr0cene.   tegdi  dobrogost  pusezil  na  iaroslawa 


*)  izby  siq  zjeli. 

2)  zbic  durch  ein  Rechtsmittel  besiegen. 

3)  goie  Ausländer. 

4)  iseina,  später  iseizna  Capital. 

b)  zdzic    aufreiben,    zu    Schanden    machen;    cf.  consumere    alias   sdzycz 
Terr.  Posn.  1420  bei  Przyborowski  Vetustissima  declinatio  etc. 


—     247     — 

a  na  przeczlaica:  kfidi  poicdzccze  t0di  przis0zice.  tegdi  oni  prziiawszi 
na  vroczisko  cu  przis0dze,  nsiili  diva  copcza  ne  przis0gawszi. 

Terr.  Posn.  1399  f.  225.  Jan  proposuit  coram  iudicio  supra 
Krziwosanth:  tego  na  cz0  zaluy0,  esz  przyal  ive  dwidzestu  ve  trzech 
tdko  dobrich  iako  sam  setmonaczcze  hnoth,  sil0  mocz0  gwaltem 
ivsz0lesz  ml  neivoth,  i  tom  s  tvosznim  zastal;  aczbi  mi  tego  przal, 
goiowcm  to  ukazacz.  Item  Krziwosanth  respondit :  Snay0,  eszem 
ivszfil,  a  czsom  uczinil,  tom  na  swcm  uczinil,  y  gotowem  to  ukasacz. 

Libr.  Terr.  Posn.  1393  f.  104 1).  iaco  ian  gest  nasz  brat, 
naszego  cleynota,  naszego  sczitha  y  nasza  hrew.  So  schwuren 
zwei  Zeugen  aus  dem  Geschlechte  desjenigen,  dem  nichtadelige 
Abkunft  vorgeworfen  wurde  und  der  seine  adelige  Geburt  be- 
weisen wollte;  vier  andere  Zeugen,  aus  zwei  anderen  adeligen 
Geschlechtern,  hatten  die  Geburt  des  Verdächtigen  von  adeligen 
Eltern  und  Vorfahren  zu  bekräftigen.  Diese  schwuren  in  dem 
hier  gemeinten  Falle:  iaco  gest  Jan  s  te  postaczi'1),  gich  klenota, 
gich  sczitha  y  gich  Jcrwi. 

Terr.  Posn.  1396  f.  189.  iako  to  swathczfi,  iako  Jandrzcy 
lest  nasz  JdeynothniJc,  y  z  nassfey  krwe  ivyssedl. 

Terr.  Costenses  1408  3)  f.  90.  iaco  Bartlomey  iest  nasz  praivi 
brath,  y  nasza  cry,  y  naszego  clenotha  leliivi. 

Terr.  Posn.  1391  f.  196 4).  Wlodarius  sie  iurabit:  JaJco  mi 
s0  Wanczlaw  poclonil  przeth  swantim  marezhiem,  y  o  tosm  gy 
vczandzal,  Fideiussores  sie  iurabunt:  Jakosmi  viranezili  ivlodarza 
skot  wanczslaoiv  przeth  swantim  marezinem. 

Terr.  Posn.  1396  f.  155.  Jako  to  sivathczimi,  iako  Adamoiva 
iest  za  sivim  mfizem,  burzmistrzem  poznanskim  a  cosezanskim,  nigdy 
neothiednana  iey  rzecz  z  grizinskim,  alc  grizinski  przed  panem 
Sfidziivoem  poznal,  ize  cztirzi  sta  grziwen  ivzal  (sie),  yey  opekadhü- 
kem  bil. 


1)  Mitgetheilt  von  Nehring  in  Archiv  III,  480. 

2)  postac  heisst  Familie,  Haus;  de  genologia  (sie)  alias  jwstac'y  heisst 
es  Terr.  Posn.  1419  f.  11;  tota  domus  alias  postuez  de  clenodio  Nalancz,  Terr. 
Posn.  1443  f.  208. 

3)  Ebenda,  hier  noch  angeführt  wegen  der  seltenen  Form  knj. 

*)  Mitgetheilt  von  Prof.  Przyborowski  in  der  Abhandlung:  Vetustissima 
adiectivoruni  linguae  polonicae  declinatio,  Posener  Gymnasial-Programm  1861. 


—     248     — 

Libri  Terr.  Pyzdrenses  1398  f.  67.  Tako  ncm  pomozi  bog, 
Jaco  to  swadczimi,  iaco  w0ceneez  wz0l  stachnina  zyta  za  czter- 
naczcze  grzywni  i  tego  vziteJc  yma. 

Terr.  Pyzdr.  1399  f.  82.  tedi  meli  swe  cone  poprzis0dz,  tedi 
tarn  rok  stall  y  o  to  sze  tcn0li  do  s0dzey.  Wincenczoiv  percza 
dixit:  Subiudex,  opytay  gych,  poziwali-li  v0cencza  czi  mescziczi, 
czso  ot  wich  nan  zaluge.  A  percza  gych:  tako  poziwali.  Tedi  rzek 
Y0ezenczow  percza:  tym  ia  listem  volo  lucrare. 

Terr.  Crac.  1397 1).  iaco  prave  wedzan  i  swaezan,  esze  pani 
Miloczina,  gey  casznan  i  gey  ludzi  przedanym  porambono  yest  na 
poltorasta  drzewa  w  rokitne  za  graniezan  szutan. 

Terr.  Crac.  1397.  yaco  praue  ivemy  i  swaezimi,  esz  msczivoyow 
cum  uxore  clara  dzerszi  silan  mocza  to,  czo  se  dzalem  y  lozem 
sze  dostalo  Swantochne,  zene  Andree,  nayman  dorn,  szedlisco  y  ogrod. 

Terr.  Crac.  1398.  taco  mi  bog  pomozi  i  szwaneze  (sie),  esz 
bilesm  przi  tem  y  ividzal,  esz  Wlodek  poczanl  na  Warczislawa, 
y  rany  dal  naprzod,  a  to  czo  wezinil,  to  wczinil  bronan  sze  ot 
swego  sziwota. 

Terr.  Crac.  1398.  Jacosm  przi  tem  byl,  gdze  Jacuss  ranezil 
trzy  grziwni  Michalcowi  geboltow. 

Terr.  Crac.  1398.  Jaco  sye  Wanczlaw  ivyazal2)  iv  dzedzuia 
czthyr  stayan  m,ocza,  y  oral  ya  y  ssyal,  yasz  ma  przicluia  we 
dwdzestu  scoth  tv  zastaivye. 

Terr.  Crac.  1399.  Jaco  wemi  y  sswyatliczimi ,  ez  oth  szesci- 
dzessanth  lat  ani  czy  dzedziczi  ani  borek  byli  gospodarzmi  dzedzinye, 
ani  z  opathoivego  y  s  convenezkego  dzerszenya  dzedzina  ivychodzila. 

Terr.  Crac.  1399.  Jacoswa  ividzala,  gdze  bogun  swim  dobyt- 
kem  czlowcka  Woytkowa  w  swoy  dorn  w  noezi  korzistna3)  rzecza 
wyozl. 

Crac.  1399,  die  4  martii4)  II,  f.  406.  Otha  de  Kunczicze 
ducit  testes    contra  Nicolaum   de   ibidem:    Jaco  Oezin  oezeez  byl 


J)    Mitgetheilt    von    R.  Hube  in   der   Abhandlung    Eoty  przysiag   Kra- 
kmvskich  z  kohea  w.  XIV  in  Bibliot.  Warsz.  1875. 

2)  wwiazac  siq  sich  in  Besitz  setzen. 

3)  korzystny  f'urtivus. 

*)  Mitgetheilt    von   Dr.  Ulanowski    in    der    Abhandlung    Eoty   przysiqg 
krukowskich  z  lat  1399 — 1418,  Spruivozduniu  leomisyi  jqzykmvcj.  III  S.  332  ff. 


—     249     — 

tv  dzerszenu  pyantey  czansczl  carczml  XV  lab,  a  XV  lat  zastaull, 
a  potem  y0  k  swey  rancze  ivycupyl.  Terminus  ad  terminos 
proximos. 

Crac.  1399,  die  5  Augusti  II  p.  494.  Herszmaszek  oppi- 
danus  de  Mechouia  ducit  testes  contra  Petrassium  de  Budzi- 
wogiowicze :  Jaco  ivemi,  ez  Potruszka  ranczil  Herszmaszcowl  za 
nagabanye  y  za  szlcoda  lanky  do  trzi  lat.     Terminus  ad  t.  pr. 

Crac.  1399,  die  10  Dec.  II,  p.  546.  Stachna  relicta  Nicolai 
Glamb  de  Charstnicza  ducit  testes  contra  Petrum  de  Marczi- 
nouicze:  Jako  ivemi  y  sswadczlmi,  eze  panl  Stachna  sivlml 
penadzmi  dzedzln0  swego  mansza  Nicolaya  w  Charstnlczl  wikupila, 
y  bidlo  ss  swego  domo  z  Woyslauicz,  czso  ye  odbyla,  przignala 
tamo  gistc.     Terminus  ad  t.  pr. 


3.    Aus  dem  Psalter  von  Florian. 

(Siehe  S.  100  ff.) 

I.  1.  Blogoskiwonl  mfisz,  ien  lest  ne  szedl  po  radze  nemi- 
losciwich,  y  na  drodze  grzesznich  ne  stal  lest,  y  na  stolczu  naglego 
spadnena  ne  sedzal  lest.  2.  Ale  w  zacone  boszem  ivola  lego,  y  w 
zacone  lego  b0dze  mlsllcz  tue  dne  y  w  nocy.  3.  A  b0dze  iaco  drzeivo, 
iesz  szezepono  lest  podlug  czekficych  ivod,  iesz  owocz  swoy  da  w 
sivoy  czas.  4.  A  list  iego  ne  spadne,  y  ivszistko,  czsocoll  vczlni, 
przespcle.  5.  Ne  taco  nemllosciivi ,  ne  taco,  die  iaco  proch,  lensze 
rzucza  watr  od  obllcza  gerne.  6.  Przto  ne  ivztaifl  nemilosclwy  w 
s0dze,  any  grzesznlczy  w  radze  prawlch.  7.  Bo  znaie  gospodzln 
drogfi  prawlcli,  a  droga  zlich  zgine.  8.  Slawa  oczczu  y  sinoivi  y 
sw0temu  duchu,  9.  Iaco  bila  s  poczfitka  y  nlne  y  ivszda  y  na 
iveki  wekom. 

II.  1.  Przecz  scrszltalo  poganstwo,  a  ludze  mislill  s0  prosznoscz? 
2.  Przlstaiall  s$  crolowe  zemszczy ,  a  ks0sz0ta  seszll  s0  se  na  gro- 
mad0  przeciwo  gospodnu,  y  przeciivo  lego  pomazanczu.  3.  Roztar- 
guymy  glch  przccoivl,  y  srzuczlmy  s  nas  larzmo  glcli.  4.  Ien 
przeblwa  na  nebesech,  pozmeie  se  gim ,  y  gospodzln  zwala  smech  w 
nlch.  5.  Tegdl  mohvlcz  b0dze  k  nym  tv  gnewe  sivoiem,  y  iv  ro- 
serdzu  swolem  zam0cy  ie.  6.  Ale  ia  postawon  iesm  crol  od  nego 
na  syon  gorse  sw0tey  lego,  prz&powadai0  kazn  lego.     7.  Gospodzui 


—     250     — 

rzekl  ku  mne:  st/n  moy  ies  ti,  ia  dzisa  porodzil  iesm  czc.  8.  Posz0day 
otemne,  y  dam  cy  pogani  w  dzedziezstwo  twoie,  y  iv  trzimanc  twoie 
craie  zemske.  9.  Wlodacz  h0dzesz  nad  nimy  w  metle  szelazney,  a 
iaco  ss0d  zdunowi  rozbyiesz  ie.  10.  A  iusz  crolowe  rozumeyce, 
nauczce  se,  czso  s0dzice  zem0.  11.  Sluszicze  bogu  w  strasze,  y 
weselcze  se  icmii  se  drszenim.  12.  Prziymice  pokaznene,  ho  snadz 
rozgnewa  se  gospodzin  i  sginecze  s  drogi  praivey ,  13.  Gdi  roszg0 
na  crotcze  gneiv  iego.   Blogoslaweni  ivszistcy,  gisz  ymaifi  iv  nein  pivfi. 

XLII.  1.  Sfidzi  nie,  hosze,  y  obezrzy  rzecz  moi0  od  Inda  ne 
sw0tego ,  od  czloweka  zlego  y  Ischvego  oteymi  me.  2.  Bo  ti  ies  bog 
mocz  moia;  przecz  ies  me  odpfidzü  y  przecz  smficzen  chodz0,  gdi 
me  ni0czi  neprzyacel?  3.  Wipusci  sivatloscz  tivoi0  y  prawd0  twoi0; 
cze  iesta  me  przewedle  y  doivcdle  im  gor0  siv0t0  twoi0  y  iv  prze- 
bitky  twoie.  4.  I  ivnid0  ku  oltarzowy  boszemu;  ku  bogu,  ienszc 
vweseli  mlodoscz  moi0.  5.  Spowadacz  czi  se  b0d0  iv  g0sloch,  bosze, 
bosze  moy!  przecz  ies  sm0tna,  dusze  moia,  y  przecz  me  m0czisz? 
6.  Pivay  w  boga,  bocz  se  ieszcze  spowadacz  b0d0;  zbawene  oblicza 
mego  y  bog  moy. 

CIL  1.  Blogoslaiv  dusza  moya  gospodna,  y  wszitko,  czsosz 
ive  mnye  gest,  ymenv  sw0temv  gego.  4.  Genz  ivyplaczugc  ze  ztraty 
ziwot  tivoy;   gensze  corunvge  czebe  w   mylosirdzy  a  w  slutowanyv. 

6.  Czynye  mylosirdzy e  gospodzyn,  a  sz0d  wszem  nasyle  czyrpy0nczym. 

7.  Znamy  vczynyl  droghi  sivoye  moyszyeszoivy ,  synom  ysrahelskym 
ivole  sivoye.  13.  Kako  slyvtaiva  sye,  albo  smyluwa  sye,  oezecz  nad 
syny,  tako  sye  gest  slutowal  gospodzyn  nad  boy0nczymy  sebe;  bo  on 
znaye,  albo  poznal,  slozenye  nasze.  14.  Wzpomyon0l  gest,  ysz  proch 
yesmy;  czlowyek,  yako  sziano  dny  yego,  yako  kwyet  polny ,  tako 
otektezwe.  16.  Ale  myloserdzye  boszye  od  ivycka  az  do  wyeka  nad 
boy0czymy  sye  yego.,  17.  A  prrawda  yego  nad  syny  synoirymy  tczem, 
czso  choway0  vstawenye  yego.  18.  Y  pomny0  kazny  yego  kv 
czynyenyv  gich.  19.  Gospodzin  na  nebyv  oprawyl  stolecz  swoy;  a 
krolewstivo  yego  ivszem  b0dze  panowaez. 

CXIX.  1.  Kv  gospodnv,  kdy  gesm  m0czczon,  wolal  gesm, 
y  wslyszal  m0  gest.  2.  Gospodne,  zbaw  dvsz0  moy0  od  wargy 
lychych  y  ot  y0zyka  Iczywcgo.  3.  Csocz  dadz0  tobe,  albo  czsocz 
przylos0  tobe,  kv  y0zykv  lezwemv.  4.  Strzaly  mocznego  ostree,  s 
w0glym  popvsczalym.  5.  Gorze  mne,  ysz  przebit  moy  przcdlvszyl 
s0  gest;  przebyival  gesm  s  przebyway0czymy  w  czedar;  dlvgo  bydlyla 


—     251     — 

dvsza  moya.  6.  S  cymy ,  gysz  s0  nenazrzely  pokoya,  byl  gesm 
pokogen;  gdy  moliryeh  gym ,  wywoyowaly,  albo  boyowaly,  preczywo 
mne  darmo,  albo  za  dar. 

CXX.  1.  Podzwygl  gesm  oczy  moy  na  gory,  otk0d  przydze 
pomocz  mne.  2.  Pomocz  moya  od  pana,  genszc  vczynil  nebo  y 
szema.  3.  Ne  da  na  pokuschene  noghy  twoyc,  any  drzemacz  b0dze, 
gen  czebe  strezesze.  4.  Owa  ne  drzemancz  any  spacz  b0dze,  gensze 
strzesze  ysraheyl.  5.  Pan  strzeze  czebe,  gospodzyn  sasczyczene 
tivoge  nad  r0k0  praiv0  twoy0.  6.  Przcs  dzen  slvncza  ne  b0dze  szecz 
cz0,  any  mes0cz  przez  nocz.  7.  Pan  b0dze  strzdz  czebe  ote  wszego 
zlego,  ostrzezy  dusz0  twogey  gospodzyn.  8.  Pan  strzezy  iveszcza 
twego  y  ivyszcza  twego,  ot  nyne  asz  na  weky. 


4.    Aus  den  Gnesener  Predigten. 

(Mitgetheilt  genau  nach  dem  revidirten  Text  der  Ausgabe  von  1857. 

Die  eingeklammerten  Worte  sind  interlineare  Eintragungen.     Siehe  S.  76  ff.) 

Novum  thema.  Barth.  Luc.  XXII.  Bzathky  mile,  nasz  xt 
mily  gest  an  sive  siv0the  appli  temutlio  nauczal  byl,  kakoczby  ony  na 
themtho  svecze  medzy  xpiami  bydlicz  mely,  A  prestocz  on  rzecl  gest 
byl  k  nm,  rzek0cz  tako:  Estote  prudentes,  B0czdze  (dze)  tako  m0drzy, 
gakocz  sz0  v0szeue  m0drzy,  c)  ysczy  napirszue  v0sz  th0to  m0droscz 
ma,  ysze  gdis  gy  ch0  szabicz,  tedicz  v0cz  on  kr  ige  (y  szonge  sv0 
glov0),  a  o  czalocz  on  nix  ne  dba,  a  takesczy  sv0czy  a;ppli  sz0cz  oni 
tho  byly  czynily.  Äilecz  nau0cze  siv0ty  barthlomeg  gest  on  tho  byl 
czynil ,  y szecz  on  sive  glovy,  tocz  gest  milego  xpa  gest  byl  szonoual. 
c)  fftorecz  przyrodzene  gesth  tho  v0szeve,  ysze  gdis  sz0  on  che  od- 
mlodzycz,  tedycz  v0cz  on  ge  gorske  korzene,  a  potem  v0cz  on  flesze  f 
dur0  czaszn0,  A  tako  v0cz  on  thamo  szebe  star0  skor0  szeme.  A 
takes  my  sdruczmy  szebe  star0  skor0,  tocz  gest  stare  grzechy ,  a 
geczmy  tesze  gorske  korzene,  tocz  gest  isbichom  na  themto  svecze 
nektor0  m0k0  prze  milego  xpa  cirpely  na  naszem  czele.  A  tocz 
sw0ty  barthlomeg  gest  on  tho  byl  vczynil,  ysczy  on  skor0  svego  czdla 
prze  milego  xpa  dal  gest  byl  oblupicz;  ysze  pysze  sz0  nam  o  thcm 
tako,  ysze  (gdisz)  gest  on  krola  theto  szeme  Indie  gest  byl  okrzyl  y 
na  uar0  kresczygansk0  gest  gy  on  byl  nafroczyl,  tedy  v0cz  biskvpoue 
thetho  gysthe  szeme  sz0  sz0  (oni)  byly  sgachaly,  a  sv0tcgo  barthlomega 


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szo  ony  byly  g0ly ,  a  do  bratha  tego  gystego  krola  sz0  go  ony  bi/y 
przyuedly,  tedy  v0cz  tentho  gisty  krol  gest  sz0  byl  nan  roszneual, 
tego  dla  yszecz  bog  gego  chos  mv  gest  bylo  tho  ym0  Astarosth  dzano, 
gest  on  s  vyszokosczy  na  szem0  spatl  byl  a  f  proch  gest  sz0  on  byl 
obroczil.  A  tako  v0cz  on  krol  szylnm  gnewem  gest  na  szobe  sive 
odzene  rzaszal  byl,  A  siv0tego  bartholomega  kaszal  gest  byl  na 
prong0  szaueszycz ,  a  motlamy  gy  bycz,  y  s  gego  gy  skory  szywo 
oblupycz.  A  cdisz  v0cz  ony  szo  mu  tho  byly  vczynily,  tedy  v0cz 
pothem  ony  sz0  gy  bily  scz0ly.  A  prestocz  on  skor0  svego  czala 
gest  byl  sdrzuczyl,  isbicz  on  coronfi  krolefstva  nebcskego  byl  szaslu- 
szyl.  A  presto,  gdisczy  (ktory)  clouek  svim  neprzygaczelem  che  sz0 
valeiez,  tedycz  v0cz  on  szebe  dludze  odzene  sdruczy,  tego  dla  isbycz 
mv  ono  ne  uadzylo.  A  takesezy  sv0czy  sz0cz  tho  ony  byly  vczinily, 
gdis  sz0  ony  swymy  neprzygaczoly  bycz  mely ,  ysze  ne  telkocz  onhj 
swe  odzene  sz0  byly  szebe  sdrzuczyly,  alle  y  skor0  svego  czala  sz0cz 
g0  oniy  prze  miilego  xpa  bily  dzaly.  A  takesz  my  mamy  vezyniez, 
gdis  sz0  sz  naszim  neprzygaczelem,  tocz  gest  se  sliim  duchem  chemy 
valczycz,  (tedy  v0cz)  mamy  szebe  odzene  sdrzucicz,  tocz  gest  grzechi. 
A  takesezy  siv0thy  bartholomeg  gest  on  tho  byl  vczynil,  ysczy  on 
napirsue  bogadstwo  gest  byl  oth  szebe  odszruczyl,  abycz  go  sly  duch 
przesz  ne  f  gego  duszy  ne  byl  vlotiil,  bocz  on  gest  byl  bar  szo  bogaty, 
ysczy  on  gest  xosz0czego  rodu  byl,  alle  vy  gy  barthodzegem  naszy- 
uaeze,  a  f  them  vy  bar  szo  milego  xa  gnevaeze,  fftorecz  presto  sv0thy 
bartlomeg  gest  byl  skor0  swego  czala  sdrzudzyl,  isbicz  on  s  pokogem 
leszal  byl,  ysze  gakotho  szamy  dobrze  veeze,  ysze  ktoriez  clouecz 
neezysthe  odzene  ma,  tenezy  s  p>okogem  pred  robaky  f  nem  ne  od- 
poezyua  (ne  leszy).  A  takesezy  sv0thy  bartholomeg  gest  on  tho  byl 
vczinil,  ch0cz  s  milim  xpem  na  ueky  odpoczyuacz,  gest  on  byl  szebe 
siv0  skor0  sdrzuczyl,  ysczy  szaprafd0  nasze  czalo  gest  neezysthe 
odzene,  chosezy  ono  nasz  bar  szo  cz0sto  ge,  mnogdy  naszego  czala 
necistoth0,  a  tesze  mnogdy  sl0  misl0.  A  prestoczby  dobrze  tho  bylo, 
isbichom  my  tho  odzene,  tocz  gest  nasze  grzechy  szebe  sdrucyly, 
isbichom  my  f  nich  neszamarly.  Trzececz  presto  sw0thy  barthlomcg 
gest  byl  skor0  sivego  czala  sdrzucyl,  isbicz  sz0  on  bosziim  ryczerzem 
vkaszal  byl,  ysczy  ryczerze  tentho  obyczag  mag0,  gdisci  ge  pasz0, 
tedycz  v0cz  ony  swe  stare  odzene  svim  slngam  dag0.  A  takescy 
sw0ty  barthlomeg  gest  byl  vczinil,  iscy  on  skor0  svego  czala  gest  byl 
sdrzucyl,    isbi  sz0  (on)  s  milim  xprem  f  krolefstwe  nebeskem   na 


—     253     — 

ueky  veszelil.  c)  v0cz  trzeczecz  przyrodzene  v0sz  tho  ma,  ysze  gdiszcy 
gy  szegnag0,  v0czcy  on  gedno  vcho  ogonem  szaslony ,  a  drudzecz  on 
ku  szemy  skloniy,  tego  dla  abycz  on  neslyslal  szegnana.  A  cliocz 
gest  ogon,  gedno  pam0cz  smerey!  A  szaprafdtfczby  tentho  clouch  malo 
sgrzesil,  ysze  gdisezibi  sz0  on  na  tho  rosmislil,  isbiez  on  f  krothke 
chvyly  vmrzecz  muszyl.  c)  V0cz  prze  fftore  vcho,  chosci  ge  v0sz  f 
szem0  sclony,  mas  sz0,  greszny  cloueeze,  na  tho  rospam0tacz,  ysze 
gesz  thy  s  szeme  stivorzon,  a  edisz  v0cz  thy  vmrzesz,  tedy  sz0  v0cz 
thy  szasz0  f  szem0  obroezisz.  A  prestocz  xpt  nacJiczal  gest  byl 
cloueha  stvorzycz  s  pouetrza,  tego  dla  abycz  on  ne  bil  pyszny, 
tescy  go  on  nachezal  sz  ogna  stvorziez,  abiez  on  ne  bil  gneflyvy, 
Any  s  vodzy,  isbiez  on  ne  bil  necisthy,  Allecz  gest  gy  on  szeme  byl 
stivorzil,  presto  isbiez  on  bil  shromny ,  isezy  szema  naprzeeif  vodze 
gest  szucha,  A  naprzeeif  pouetrzu  gest  ona  moczna,  a  tesze  naprzeeif 
ognevy  gest  ona  szymna,  A  tiez  fszythJcy  clonhj  mal  gest  byl  f  szobe 
sfiv0thy  bartlomeg,  dzersz0sz  nauk0  sfv0the  eive.  A  presto  my  gszny, 
chemly  do  hrolefstwa  nebeskego  prycz,  strogmy  thyto  dobre  sckuihky, 
choscy  gest  ge  byl  sv0thy  bartlomeg  na  temtho  sivecze  strogyl.  Alle 
is  my  szamy  szob0  tego  (dostatheiez)  ne  moszemy,  a  tho  przes  daru 
ducha  sv0tego,  a  thesze  pres  pomoey  marie,  A  prestho  dzysza 
vczeczmi  sz0  k  ne  szauitag0ez  g0  th0to  modlithf0,  gakocz  gest  g0 
byl  szauital  s  krolefstiva  nebeskego  Gabriel  angol  rzek0ez  tako: 
Sdroua  Maria  milosciez. 


5.    Fragment  einer  Legende  vom  heiligen  Blasius. 
(Mitgetheilt  nach  Bielowski,  Bibl.  Ossol,  1864;  vgl.  oben  S.  134  ff.) 

....  gych  lapaez. l)  Teda  uzrzewszy  to  cy  yscy  loivcy  gely  od 
nych  y  poivyedzyely  swemu  starzeyszemu ,  genze  prziczinyiv  ioi0cey 
panostwa,  y  poslal  ge  ku  sivy0temu  blaszeyu,  kaz0  swy0tego  blaszeya 
przed  sy0  przhvyescz :  tey  istey  noey  Cristus  sw0temii  syc  Blaszeyu 
pokazal  arzk0cz  gemu:  Blaszeyu,  zyw0  off  er  0  mnye  offeruy.  Totem 
zyutra  ryeyerze  y  panosze  poon  przigely  arzk0cz:  Blaszeyu,  tvynydzy, 
wola    tye    ksy0z0.      Teda   wyst0pyw   Sw0ty   Blaszey ,  przywital   ge 


J)  Der  polnische  Text  ist  stellenweise  eine  wörtliche  Uebersetzung  der 
Legenda  Aurea  von  Jacob  vonVoraggio,  siehe  Ausgabe  von  Qrässe,  Dresden 
und  Leipzig  184G,  S.  107  ff". ;  vgl.  AA.  SS.  zum  3.  Februar  p.  349  H'. 


—     254    — 

arzk0cz  gym:  dobrzescyc  prziszly ,  synowye  mily,  yusz  tvidz0,  ysz 
mye  bog  nye  zapomnyaal,  gotowcyesm  s  ivamy  gechacz,  gdzekoly 
clicecye.  Teda  t0  czal0  drog0  kazanya  nye  przestayal,  a  czuda 
wyelika  czynyl.  ossobnye  gedna  nyewyasta  syna  swego  k  nyemu 
przynyosla,  gemusz  synowy  hoscz  rybya  w  gardle  uwy0zla,  od  geysze 
yusz  skonczecz  zaczynaal.  macz  tego  dzecy0cya  placz0cy  poz0dala 
pomocy  od  swy0tego  blaszcya.  Swy0ty  Blaszey  poprosyw  boga,  r0k0 
sw0  dzecyficy  na  glow0  wlozyl,  od  gegosz  dotgnyenya  dzecy0  pelnc 
zdroivye  ivsy0lo.  Gyny  nyemoczny ,  slepy  y  chromy ,  przes  gego 
prosb0  usdrowyeny  byly.  Take  gedna  nyewya  ....  (Lücke)  a  zatym 
uzr zeli  ivylka,  a  on  wyeprza  zasy0  nyesye,  y  puscyl  gy  czala  y 
zdrowa  oney  nyeivyescye.  A  gdysz  w  miasto  przinycsyon  swy0tl 
blaszey,  Teda  s0dza  tego  myasta  przikazaaw  gy  w  cyemnicz0  przes 
nocz  ivsadzycz ,  a  drugego  dnya  kazal  gy  przed  sy0  przywyescz, 
gemusz  slotkimy  slovy  rzekl:  myey  sye  dobrze,  blaszeyu,  prziyacyelyu 
naszych  bogow.  Swy0ty  blaszey  gemu  odpowycdzal  arzk0cz:  myey 
sye  dobrze,  dobry  s0dza,  alle  nye  molw,  by  ivaszy  balivanowye 
bogoivye  byly,  allecz  s0  dyabli,  gysz  se  ivszemy  s  tymy ,  czsosz  sye 
gym  modly0,  y  w  nye  wyerz0,  ivyecznemu  ognyu  przis0dzeny  b0d0. 
Rozgnewaw  sye  s0dza  przykazal  gy  kiymy  bycz,  a  zbywszy  sasy0 
w  cyemnycz0  ivsadzycz.  Sivy0ty  Blaszey  gemu  rzekl:  ivylo1),  mnymasz, 
by  twcy  m0ky  mogly  ody0cz  myloscz  boz0,  yaz  gest  udzivycrdzotm 
w  syercy  meem;  gotoivcyesm  gydz  nye  telye  w  cyemnycz0,  alle  y  we 
smyercz  prze  ymy0  Jhczu  Cristusowo ;  a  s  tym  przes  nocz  ivsadzon  do 
cyemnyce.  Potcm  wivyedzon  przed  s0dz0,  gcnsze  y0l  gy  namalwacz  onze 
groz0  onze  dobr0  rzecz0,  aby  sye  odwrocyl  od  krzescyanskey  ivyary. 
Swy0ty  blaszey  mosznye  z0dal  cyrzpyenya  prze  Jhczu  Crista.  uzrzew 
to  s0dza  kazaal  gy  .  .  (Lücke)  sbiracz,  prze  y0sz  s0dza  daal  ge 
\  sgymacz,  chcz0cz  ge  przim$cycz ,  aby  sye  gych  balwanom  modlily. 
teda  gemu  ony  nyewyasty  odpowiedzaly :  czarny  s0  ivaszych  bogow 
obraszy.  alle  chcecyely,  bychom  sye  gym  modlily,  odpuscycycsz  naam, 
acz  ge  do  ivody  donyesycmy  y  zmygcmy,  wy0cz  uzrzkyc,  yszcy  sye 
gym  b0dzemy  modlicz.  Teda  s0dza  tego  ivszego  gym  powolyl.  Ty  isty 
nyewyasty  wzy0wszy  ony  dyabelske  obrazy,  nyesly  ge  do  gezyora 
i  s/oj>ily  ar,vk0cz:  s0ly  to  bogoivye,  nycehaez  wilaz0  s  tego  gezyora. 
To  usliszeiv  s0dza,  wscyeklym  gnycivcm  y0l  sye  säum  bycz  arzk0cz 


')    An  der  betreffenden  »Stelle  in  der  Legenda  aurea  steht:  insensiilc 


—     255     — 

swym  slugam:  nfidzny,  czemuscye  nye  chowcäy  bogoiv  naszich,  aby 
sye  gym  ta  nyeczescz  nye  stala?  gydzcyesz,  prziwyedzcye  przed  my0 
ty  nyewyasty.  A  gdysz  sz0  prziwyedzony ,  rzekl  gym  s<f>dza:  taJcosz 
ivy  dobrfi  rzeczfi  molwyficz  zdradzilyscye  mye  iv  mich  bogoch, 
ivmyetaliscye  ge  w  gezyoro!  gemusz  nyewyasty  odpoivyedzaly :  bog 
wszemogficy  ivye  mysl  czlowyeczfi.  A  gdysz  to  hvogy  bogoivye  byly, 
c:< ■  niusz  tego,  czso  sye  gym  stalo,  nye  ivyedzclyt  sqwarzonym  oloivem 
oblewacz  a  potem  kazal  ge  poivyesycz  i  kazal  ge  szelaznimy  osfikamy 
targacz,  gychze  cyala  iv  snyegowey  baloscy  bila  .  .  .  (Lücke)  bfidzcye 
drusznego  syercza,  dobrzescye  poczfily,  dobrze  doskonaycye,  za  krotkfi 
mpkfi  wyeszmyecye  ivyeczne  ivyesyele.  uslyszewszi  to  ony,  teda  s  tego 
leaszda  zfldala  miloscywye  prze  ihezu  Crista  czyrzpyecz.  Potem 
s0dza  kazal  ge  w  ivyeliky  oghen  ivmyotacz,  gymsze  oghen  nyczs  nye 
szkodzil.  uzrzeiv  to  sfidza,  rzekl  gym:  ostancye  sivych  czarow  a 
modlcye  sye  naszim  bogom ,  albocz  ivaas  kasz0  ivszistky  scynacz. 
a  ony  gemu  odpowyedzaly :  dokonay,  czsos  poczfil,  juszcy  naas  nasz 
mily  ihezu  Crist  wola  k  nyebeskemu  kroleivstivu.  usliszew  to  sfidza, 
kazal  ge  ivszistky  poscynacz.  A  gdysz  ge  ku  smyercy  ivyivyedzono, 
poktykszy  na  swa  kolana  naczfily  boga  prosycz  a  gemu  sye  poleczacz 
a  rzekficz:  gospodnye  wszemogficy,  genszes  naas  wyivyodl  s  cyemnoscy 
przezwyarstwa,  a  wivyodles  naas  w  swyatloscz  twey  slotkey  znayo- 
moscy,  czsoszes  nasza  cyala  kazal  sobye  zywß  offerowacz,  prziymy 
dzisya  nasze  dusze,  tobecz  ge  polcczamy.  a  zatem  wszech  glowy 
poscynany.  Potem  sfidza  kazal  przed  sy0  sivyfitego  Blaszeya  wyivyescz 
arzkficz  gemu:  chcesz  sye  bogom  naszym  modlicz  czily  nye  chcesz? 
Siv0ty  Blaszey  gemu  odpoivyedzal:  stradnyku  nfidzny,  nye  boyficz  .... 


G.    Aus  der  Bibel.     1455. 

(Mitgetheilt  nach  der  Ausgabe  von  Malecki;  vgl.  S.  113  tt'. 
und   Archiv   für   slav.  Phil.  VI,    165  f.) 

Genesis  I.  Poczynayfi  sze  pyrwe  ksz0gi  Moyszesowi,  genesis. 
Na  poczfitcze  bog  stivorzyl  nyebo  y  szcmyfi,  alye  szemya  bila  nycus.://- 
teczna  a  proszna,  a  czmi  bili  na  tivarzy  przepaszczy,  a  duch  boszy 
naszivyeczye  nad  ivodamy.  Y  rzekl  bog:  b<f>dz  szivyatlo,  y  stworzono 
szwyatloszcz.  A  uszrzal  bog  szwyatloszcz,  ysze  gest  dobra,  y  roszdzdyl 
szivyatloszcz  ode  czmi,  y  nazwal  gest  szwyatloszcz  dnyem,  a  cmm 
noczfi.    y  uczynyl  wyeezyor  a  s  yulra,   dzeyn  geden.     Lepak  rzecze 


—     256     — 

bog:   b00dz  stworzenye   w  poszrzod  ivod,   a  rozdzelyl  wodi  od  wod. 

Y  uczynyl  bog  stworzenye  y  rozdzelyl  wodi,  gesto  bili  pod  stworzenym, 

ot  tich,  gesz  bili  nat  stworzenym.    Y  stalo  sze  gest  tako.     Y  nazwal 

bog  stworzenye  nyebem,    i  stal  sze  wyeczor  a  z  yutra,   dzen  driigi. 

Weszrzal  lepak   bog   y  rzekl:   sgromaczczye   sze    wodi,    geszto  pod 

nyebem  s0,    w  myasto  gedno,    a  ukasz  sz0  suchoszcz.    a  stalo  sz0 

gest  tako.     Y  naztval  bog  suchoszcz  szemyfi,   a  zgromadzenye  wod 

nazwal  morze.    y  wydzal  bog,  ysze  gest  dobrze.     Y  rzekl:   ivsplodz 

szemya  szelye  czynyficz  szcmiß ,    a  drzeivo  ydblko  noszficz  czynyficz 

oivocze  podlug  swego  przyrodzenya ,  gegosz  szemye  iv  sobye  samem 

bfidz  na  szcmy.     A   stalo  sze  gest  tako.     Y  wsplodzyla  szema  szele 

mayficz    szemyfi  podlug  plodu    swego,    a    drzewo    noszficz    oivocze 

a  mayfaz    kaszdi  szemyfi  plodztfcz   podlug  przyrodzenya   swego.    y 

wydzal    bog,    ysze    gest    dobrze.      Y  stalo    sze    z    wyeczor a    a    s 

yutra,    dzen    trzeczy.      I  powyedzal    bog:    bfidzczye     szivyaila   w 

stworzenyu  nyebyeskyem,    a    rozdzelcze    dzen  j^  nocz0,    a    b</>dzczye 

na    roscznanye    czasom    y    dnyom   y    latom,    abi   szwyeczyly    nad 

stworzenym  nyebeszkym,   a  oszweczyly  szemy  0.   i  stalo  sze  tako.     I 

uczynyl   bog  dwye  szwyeczi   wyeliczi,  szwyatlo  wyficzsze,  abi  dm/u 

szwyeczylo ,  a  szwyatlo  mnyeysze,   abi  noczi  szwyeczylo,   a  k  temu 

gwyazdi,    geszto    sfi  w  stworzenyu  nyebeskym ,  abi  szivyeczyly  nad 

szemya,  a  ivlodly  dnijem  y  noczfi,  a  szwyatlo  rozdzelily  sc  czm0.    y 

wydzal  bog,    ysze    gest  dobrze.    Y  stalo  sz0  s  wyeczor a  a  z  yutra, 

dzen   czwarti.     Potem  rzekl  bog:   wsploczczye    wodi  s  szebye  plod 

ribni,  dusze  zywne,  i  plod  latayfozi  nad  szemya  i  pod  stworzenym 

nyebyeszkym.     I  stworzil  bog   wyeloribi  y  ivszelk0  dusz00  zywnfi  y 

ruchay0cz0,  ktorfi  sz0  s  szebe  wodi  widali,  kaszde  osobnye  w  sivem 

rodsay0,    y  wszitek  plod  lataytfczi  podlug  przyrodzenya  swego.   y 

wydzal  bog ,  isze  gest  dobre.    J poszegnal  temu  stworzenyu,  arzkficz: 

roszczczye  a  rozmnoszczye  sz0,   a  napelnyczye  szobfi  wodi  morskye, 

a  ptasztwo  s0  rozplodz  na  szemy.    i  stalo  sze  z  ivycczora  a  z  yutra, 

dzen  pyfiti.     Opyficz  rzekl  bog:    ivkvyecz  szemya  stworzenye  szywe 

w   swcm  porodze ,  dobitek,    robaky  y  szwyerz  szemsky  gich   podle 

podobyenstwa.   y  stalo  sze  gest  tako.    Uczynyl  bog  szwyerzfita  szemska, 

kaszde  podlug  podobyenstwa  gich,  i  dobitek,  y  rodziczne  robaczstwo, 

ysto  sz0  plodzy  po  szemy  w  swcm  przyrodzenyu.     Y  uszrzal  bog,  ze 

to   gest    dobrze.     Y  rzekl:    uczynmi    czlowyeka    ku    oblyczu    a   ku 

podöbyenstwu  naszemu,    abi  panowal    riham    morskym   a  ptakom 


—     257     — 

geszto  latay0  pot  stworzenym  nyebyeszkym,  y  zwycrz0tom  szemskym, 
y  ws0emu  stworzenyu,  y  wszemu  uczynyenyu  trway0ezemu,  geszto 
sz0  rusza  po  szemy.  I  stivorzyl  bog  czloivyeka  ku  oblyczyu  y  ku 
podobyenstwu  swemu,  a  ku  oblyczu  boszemu  stivorzyl  gego,  sameza 
a  samycz0  stivorzyl  ge,  y  poszegnal  gym  bog  arzk0cz:  roszezczye  a 
ploczczye  szyc,  a  napelnyczye  szemy 0,  a  oszy0gnyczye  y0  sobye,  a 
panuyczye  ribam  morskym  i  ptasztwii,  geszto  po  poivyetrzu  lata, 
y  ivszemu  stworzenyu,  geszto  sz0  rucha  na  szemy.  y  rzekl  bog:  oto 
dalesm  ivam  wszelkye  szele  noszfiez  szyemy0  poälug  przyroüzenya 
swego  na  szemy,  a  ivszelhje  drzeivo,  gezto  ma  w  sobye  samem 
szyemyfi  przyrodzenya  swego,  abi  bilo  warn  na  poMrm  y  wszem 
szwyerzfitom  na  szemy,  y  ivszelkyemu  ptaku  pod  nyebem,  y  wszemu 
stworzenyu  na  szemy ,  geszto  sob0  wladnye,  w  gemszeto  gest  dusza 
szyiva.  Abi  sobye  myal  na  poJcarmyenye.  i  stalo  sz0  tako.  I 
uszrzal  bog  wszitko,  czsosz  bil  stivorzil,  a  to  wszitko  gest  barzo 
dobre.     I  stalo  sz0  z  ivyeczora  a  s  yutra,  dzen  szosty. 

Exodus  XII.  I  rzekl  pan  bog  ku  Moyszeszoivy  a  ku  Aaro- 
nowy  iv  szemy  Egipskyey:  Mycszficz  tento  b0dze  warn  poczy0tek 
myeszy0cz0w,  pirwi  bodze  iv  myesz0cz0ch  tegoto  roku.  Moivczye  ku 
ivszemu  zboru  synoiv  Izrahelskych ,  a  rzeczczye  gym:  Dzeszy0ty 
dzen  myeszyfaza  tegoto  iveszmy  kaszdi  z  was  barana  po  czyelyadzach 
a  po  domoch  sivich.  a  pakly  gest  mnyeysze  czislo  lyczbi,  yszebl  nye 
bi  gich  doszycz  ku  gedzenyu  baranka:  przymy  sz0szyada  swego,  gensze 
przyl0czon  gest  ku  domu  gego,  polye  lyczbi  dusz,  geszto  bi  dosziez 
moglo  biez  ku  gedzenyu  baranka.  Alye  baranek  b0dze  przez  poka- 
lanya,  samyecz,  gednego  roku.  podlug  gegoszto  obiezaya  wyeszmyeczye 
koszelka,  a  b0dzyeczye  gy  chotvaez  asz  do  czivartego  naszcze  dnya 
tegoto  myesz0cza.  I  bodzeezye  gy  offycroivacz  wszitko  pospolstwo 
synoiv  Izrahelskich  k  wyeezoryu.  A  ivsz0wszy  gego  kreiv,  y  po- 
mazeezye  na  oba  p>odwoya  a  na  zwyrzchnich  prodzech  domoivich, 
w  gichszeto  gi  b0dzyczye  geszcz.  A  b0d00  geszcz  my0sso  tey  noezi 
pyeczyone  w  ogniju,  y  przasny  chleb  s  kwaszn0  rzerzucli00.  Nye 
b0dzeczye  nyczs  surowego  geszcz,  any  uivarzonego  w  wodzye,  alye 
gedno  pyeczone  iv  ognyu.  Glow0  gego  y  s  nogamy  y  s  droby 
szezrzeczye,  a  koszczy  gego  nye  stluczyeczye  any  gego  czso  ostaivyczye 
asz  do  yutra.  Alye  czsobi  bilo  ostalego,  w  ognyu  sezzeezye.  A  tako 
gi  geszcz  b0dzeczye:  l//0d.:irye  ivasze  opaszeezye,  a  obow  b0dzyeczye 
myecz  na  nogach,  dzersz00cz  lyasky  iv  r0ku,  b0dzeczye  kivapy0cz  ge 

Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  1  < 


—     258     — 

geszcz.  Bo  yest  Faze,  to  gest  przyszczye  pana.  A  przeyd0  przez 
szemy0  Egipsk00,  a  zbyy0  wszitko  pirivorodzone  w  szemy  Egipskycy, 
od  czlowyeka  asz  do  dobitczy0czya.  A  nade  wszemy  bogy  Egipslcymy 
uczyny0  s00d,  ya  pan.  y  bodzye  warn  krew  koszelkowa  w  domyech, 
w  ktorich  b0dzecze.  A  uszrz0  krciv,  y  myn0  tvasz,  a  nycz  b0dze 
na  was  rana  szabna,  gdisz  pobyy0  szemy 0  Egipsk00.  Y  b0dzeczye 
myecz  dzen  tento  w  pamy0czy,  a  b0dzcczye  gy  slaivycz  gody  panu 
iv  waszicJi  rodzech,  chival0  wyeczn0.  Szedm  dny  przasny  chleb 
b0dzeczye  geszcz,  na  pyrwi  dzen  kivaszoni  chleb  nye  b0dze  gedzon  w 
ivaszich  domyech.  Bo  ktokolybi  yadl  kwaszony  chleb,  dusza  gego 
zgynyc  z  Yzrahela,  od  pyrivego  dnya  asz  do  szodmego  dnya.  Dzen 
pyrwi  b0dze  slawnl  y  szwy0ti,  a  dzen  szodmi  tymysz  godi  b0dzye 
poczczyon.  Ny  szadnego  dzala  iv  nich  czynycz  nye  b0dzcczye  kromye 
tego,  czso  hu  gedzenu  slucha.  A  b0dzycczye  zachowaivacz  przeszncze, 
bocz  iv  ten  dzeyn  wsziczko  wywyod0,  wasz  sboor,  z  szemye  Egipskyey. 
A  b0dzeczye  ostrzegacz  dnya  tego  w  swich  rodzech  obiczagem  ivye- 
cznim.  Pyrivego  myesz0cza,  cztyrnasti  dzen  tego  myeszy0cza  ivyeczor, 
b0dzeczye  przesnycze  geszcz  asz  do  dnya  divadzeszczya  pyrivego 
tcgosz  myeszy0cza  Je  ivyeczor u.  Za  szedm  dny  chleba  kwaszonego 
nye  b0dze  w  ivaszich  domyech  naleszono.  Ktoribi  yadl  kwaszoni, 
zgynye  dusza  gego  zboru  IzraJielskyego,  tako  z  przycliodnyow ,  yako 
tu  rodzyczoiv  w  szemy.  Wssego  kwaszonego  nye  b0dzeczye  geszcz 
we  ivszecli  ivaszicli  przebidczecJi.  b0dzeczye  geszcz  przesznycze.  1 
zaivola  opy0cz  Moyszesza  y  wszech  starszicli  synow  IzraJielskich, 
rzeeze  Je  nym:  (lydzyczye,  weszmyczye  dobidczy0  po  czeladzacli 
sivicli,  a  off'yeruyczye  %)rzesznyczc,  A  w0zleJc  Izopa  omoezczye  we 
hrwy,  läoraszto  gest  u  podwoya ,  a  kropezye  y0  na  swyszrzcJinye 
podwoge  y  na  oba  progy.  Nyszadni  z  was  nye  wichocz  z  domu 
sivego  asz  do  zayutrka.  bocz  pan  poydze,  byy0cz  Egipskye.  A  gdiszbi 
uszrzal  Jcreiv  na  swyrznych  prodzech  y  na  obu  podwoyu,  mynyecz 
dswyrae  domoive,  a  nye  do  byy0czemu  wnydz  w  wasze  domi  a 
uraszycz.  Ostrzcgay0  slowa  tegoto  przepylnego  tobye  y  synom  twym 
asz  na  wyeky.  A  gdisz  biszcze  weszly  w  szemy 0,  ktor0  pan  ma 
(hu;:  warn .  yako  szlubyl  gest:  b0dzeczye  cJioivacz  tyto  obiezage 
duchowne.  A  gdisz  warn  bi  rzeJcly  synoivye  ivaszy:  Jcaky  gest  to 
zakon?  rzeczeczye  gym:  Pospolne  %wzyszczye  pana  gest,  gdisz  szedl 
gest  nad  domi  synow  IzraJielskicJi  w  Egipczye,  byy0  EgipsJcye,  a 
domi  nasze  wiwolny0cz.     Tedi  naklonyivszy  sze  lud  y  poläonyl  sze. 


—     259     — 

A  iviszedwszy  synoivye  Izrahclsky ,  y  uczynyly  yako  przykazal  pari 
Moyszeszowy  a  Aaronowy.  Y  stalo  sze  gest  o  polnoczy,  zahyl  pan 
wszitko  pyrivorodzone  w  szemy  Egipskyey,  od  pyrworodzonego 
Ffaronoiva,  ktory  na  stolczu  gego  szcdzal,  asz  do  pirivorodzonego 
gego  y0tey,  ktorasz  szedzala  iv  czyemnyczy,  y  wszitko  pyrworodzone 
w  dobitczech.  I  wstal  gest  Ffarao  w  noczy  y  ivszitczi  sludzy  gego, 
y  wszyczyek  Egipt.  I  ivszcdl  gest  krzyk  ivyeliky  iv  Egipczye.  Bo 
nye  bdo  domu,  w  ktorem  bi  nye  leszal  iimarly.  A  zawolaw  Ffarao 
Moyszesza  a  Aarona  iv  noczy,  rzeczye  gyma:  Wstanczye  a  gidzczye 
od  ludu  mego,  y  ivi  y  synoivye  Izrahcl.  gydzczye,  offyeriiyczye 
panu,  yako  mowyczye.  Owcze  wasze  y  skoth  loeszmyczye,  yakoszczye 
proszyly ,  a  szedszy  precz  poszegnayczye  my0.  Y  n0kaly  Egipsczy 
lud  Izrahelsky  s  szemye  Egipskyey,  abi  iviszly  ricJilo,  rzek<f>0cz: 
Wszitczy  zemrzem.  Tedy  lud  ivsz0ivszy  m00ky  kropyoney,  drzeiryr// 
nyszlybi  kwaszona  bila,  a  nawy0zaivszy  iv  plaszcze,  ivkladly  s00 
na  swoge  pleczy.  Y  uczynyly  s00  synoivy  Izralielsczy ,  yako  bog 
bü  Moyszeszowy  przykazal.  Alye  uproszyly  s00  od  Egipskich 
ss00dow  zlotich  y  szrzebrnich  y  rucha  wyelye.  Y  dal  gest  potem 
pan  myloszcz  lyudu  przed  Egipskymy,  abi  gim  poszyczyly,  y  slupyly 
s00  Egipskye.  Y  fßely  s00  synoivye  Izralielsczy  s  Ramessy  do 
Sochod,  szeszcz  sed  tyszy0czow  dobrze  m0szoiv  pyeszicli,  krönt yc 
nyeivyast  a  dzyeczy.  A  lud  smyeszani  z  nymy  wiszcdl  przes  czysla. 
gicli  owyecz  y  drobow  y  dobitka  rozmagitego  pilodu  wyelye  bezlysz. 
I  naivarzyly  s00  tey  m0ky,  ktor00  skropyon0  s  Egipta  bily  wszy0ly, 
y  uczynyly  s00  podpopyelny  cldeb  prazny,  bo  nye  mogly  ukwaszycz, 
ano  ge  n0kaly  Egipsczy ,  abi  precz  iviszly,  a  nye  dadz00dz  gym 
uczynycz  nyszadnego  omyeszkanya  any  czasu,  bi  mogly  sobye  karmyti 
uczynicz.  Alye  przybhvanye  synow  Izralielskicli,  czso  s00  bili  iv 
Egipczye,  bilo  gest  trzysta  lyat  y  trzydzeszczy.  Ta  wipeltnyvö, 
wiszedl  gest  tegosz  dnya  wsziczyek  sboor  panow  z  szemye  Egipskyey. 
Nocz  tato  gospodnoiva  ma  choivana  bicz,  gdi  wiwyodl  ge  z  szemye 
Egipskyey.  T00  chowacz  may0  synowye  ivszitczy  Izrahelszczy  w 
strich  rodzech.  Yrzekl  opy0cz  pan  ku  Moyszeszowy  a  ku  Aaronoivy: 
Tocz  gest  zakon  Przyszczyaa:  kaszdi  praychodzen  nye  b0dzye  geszcz 
gego.  Alye  kaszdi  sluga  zakupyoni,  obrzeszely  sze,  Utk  b0dze  geszcz. 
Przychodz00  a  nagemnyk  nye  b0dze  gego  geszcz.  W  gednem  domu 
b0dze  gedzyon,  any  ivinyeszeczye  my0sa  gego  na  diror,  any  kosäesy 
gego  zlamyeczy.     Wszitek  sboor   synow  Izralidskieh  to  uezyny.     A 


—     260     — 

paklybi  kto  czucz  do  ivaszego  chezyal  wnycz  zboru,  a  uczynycz 
godi  boszego  Przyszczya,  obrzezan  ma  bicz  pyrwey  kaszdi  pacholik 
gego,  a  tedi  sprawnye  szwy00czyez  b0dze.  Y  b0d00  z  mymy  pospolu, 
yako  ten  czso  sze  rodzyl  w  szemy.  A  paklybi  kto  obrzazan  nye 
bil,  nye  b0dze  go  geszcz.  Wszitko  geden  zakon  b0dzye  tu  rodzyczoivy, 
yako  y  przebiwa,y0czemu  u  ivasz  po  goszczynye.  I  uczynyly  s0 
wszitczy  synowye  Izrdlielsczy ,  yako  bil  przykazal  pari  Moyszeszoivy 
a  Aaronowy.  A  tego  dnya  wiwyodl  gest  pari  syni  Izrahclskyc  z 
szemy e  Egipskyey  w  swich  zast0pyech. 

Tobias.  XI.  A  gdisz  sy0  icrocyly ,  przigely  do  Charran,  gez 
gest  na  pol  drogy  przccyw  myastu  Nynyve,  w  genem  naczcye.dnyii. 
Rzecze  angyol  Thobyasoui:  Bracye  moy,  Thobyaszu.  Wyesz,  kakos 
ostauil  oczcza  twego.  Lyubyly  sy0  tobye,  przedzwa  naprzod.  a 
gospodiny  twa  s  ezelyadz0  a  z  dobitkem  z  nyenagla  acz  gyd0  po  nas. 
A  gdisz  sy0  to  idyuby  Tliobyaszowy,  rzecze  gemu  Raphael:  Wezmy 
s  sob0  zolci  oney  ribi,  bocz  b0dze  potrzebna.  Tedi  Thobyas  ivz0w 
zolcy  ribey,  y  odzidzcta.  Ale  Anna,  matka  gego,  na  kozdi  dzen 
ivigly0dala ,  a  syadala  na  ivyrzchu  gency  gori  podle  drogy,  otk0dze 
moglabi  sivego  sina  z  daleka  zazrzecz  gyd0ccgo.  A  gdisz  s  tego  myasta 
patrila  prziscya  sivego  sina,  uzrzala  z  daleka,  a  r0cze  poznala 
Thobyasa,  swego  sina  gydpcz.  A  prziszedsy  powyedzala  m0zu 
swemu:  Oiva,  tocz  iusz  sin  twoy  gydze.  Zatim  Raphael  Thobyasza 
na  drodze  ziczyl  rzek0cz:  Iako  richlo  w  dorn  twoy  ivnydzes 
naticlimyast  sy0  pomodlysz  panu  bogu  twemu,  a  dz0ki  dawai0  gemu, 
przist0pisz  ku  oeczu  twemu ,  a  poczalugcsz  gy,  a  r0cze  pomasz  oczi 
gego  zolcz0  riby0,  i0sz  s  sob0  nyesyesz.  Bo  to  wyedz,  yze  iako 
richlo  pomazes,  otewr0  sy0  oczi  gego,  a  patrzi  ocyecz  twoy  swyatlo 
nyebyeske  a  twe  prziscye,  wyelmy  sy0  uraduge.  Zatim  psek 
Thobyaszow ,  gen  bil  s  nyma,  na  drog0  byezal,  ten  iakobi  iv 
poselstwye  do  domu  przibyegl,  ogonem  machai0,  radui0  sy0  a 
radosz  zicyastui0.  Tedi  powstaw  slepi  oczecz  gego,  poeznye  gydg 
przecyw  sinu  swemu,  potikai0  sy0  na  nogy,  a  podaiu  r0k0  vodzovy, 
vinydze  przecyw  sinu  swemu.  A  przyi0wszi  gy ,  on  a  matka, 
przitulytvszi  k  sobye,  poczalovaly  gy,  a  pocz0lasta  oba  radoscy0 
plakacz.  A  gdisz  sy0  bogu  pomodlyl  a  dz0ki  gemu  ivsdal,  posadzil 
sy0.  Tedi  wz0w  Tobyas  mlodi  zolcz  riby0,  pomazal  oczi  oczcza 
swego,  a  po  malern  czasu,  iako  za  pol  godzini,  seszlo  byclmo  z  gego 
oczu   iako    my0zdra    z   byalku    iageczncgo.     I0sz   Thobyas  zdarl  s 


—     26t     — 

oczu  gego,  a  rficze  pYzezrzal.  Y  pochwaly  boga,  on  a  Anna  zona 
gego,  y  wszitci  gisz  o  gego  slepocye  wyedzely.  A  zivlascza  Thöbyas 
sam  moivyl:  Chwalfi  tobye  ivzdawam,  panye  boze  israhelski,  bosz 
ti  tnnyc  na  czas  pokaral,  a  tisz  my0  uzdrowyl.  Owa,  tocz  iusz 
ivydz0  Thobyasza  sina  sivego.  Potem  po  syedmy  dnyoch  wnyäze 
Sara,  mlodego  Thobyasza  zona,  ze  wszfi  czelyadz0,  zdrowa,  z 
dobitcz0ti  y  z  ivyelbtydi,  a  s  ivydym  pyenyfidzi  y  s  timy  pyeny0dz»ty, 
gesz  bil  od  Gabaela  ivzfil.  Y  pocznye  mlodi  Thobyas  oczcza  y 
macyerzi  wszitko  porzfid  poivyadacz,  czso  mu  bog  dobrzego  na  tey 
drodzc  przes  tego  czlovyeka,  gen  gy  przeivyodl,  uczinyl.  Y  prziszedl 
k  nyemu  Achior  a  Nabat,  syestrzency  Thobyasoui  k  nyemu,  spolu 
sy0  s  nym  raduitfcz,  ysze  ivszitko  dobre,  czsosz  przed  nym  bilo,  bog 
uczinyl.  A  za  sycdm  dny  godoivaJy  s  \tyelyk<f>  radoscyfi,  chwaly<f>cz 
boga  a  wyesyely  s0cz  spolu. 


7.    Eine  letztwillige  Bestimmung  über  einen 

verborgenen  Schatz. 

(Mitgetheilt  von  Dlugosz,  angeblich  aus  einem  älteren  Schriftstück, 

in  Liber  beneficiorum  ed.  Przezdziecki  III,  353  ff.) 

Der  hier  folgende  Text  ist  aus  dem  in  Dlugosz,  Liber 
benef.  1.  1.  beigefügten  Facsimile,  mit  stellenweise  wenig  modi- 
ficirter  Interpunction,  mitgetheilt.  Zur  Erklärung  des  räthsel- 
haften.  Dlugosz  aus  dem  Clarissinenkloster  zu  Neu  Sandecz  zu- 
gesandten und  von  ihm  c.  1455  abgeschriebenen  Schriftstückes 
siehe  die  Erzählung  Dlugosz's  selbst  und  Biblioteka  Warszawska 
1868,  I,  147  ff.,  wo  der  Text  wiederholt  wurde  von  A.  T. 

Exemplar  informationis  et  avisamenti,  quod  et  quam  prae- 
dictus  Wyszga  reliquit.  In  nomine  s.  Trinitatis  etc.  Ja  sz  to- 
runya,  gdy  szem  vmrzecz  ymyal,  pwotlio  szem  tho  kazal  popysszacz, 
zeby  tho  na  mey  dusszy  nye  zostalo.  Napyrwey  szya  pytaycze  do 
Cracowa,  a  z  Cracoiva  do  Nowego  Sandcza.  A  sz  szandcza  Nowego 
do  starego  Myasta.  A  sz  starego  myasta  do  Rytra,  a  pod  thym 
hradem  pod  Iiytrem  sztogy  yedna  karczma  a  yeden  mJyn,  a  tarn 
yedna  woda  wpada,  czo  gey  dzeyq  Itosthoka.  Pofolguysze  wodze 
they,  a  gydzy  po  nycy,  a  gdy  budesch  w  lyessze  dalyeko,  thegdy 
przydze  tham  druga  woda  z  lyewey  Ranky,  opuscz  thq  na  prawo, 
a  ffolgvy  they  na  leivo,  a  tha  gydzy  asz  do  vyrzchu.    A  poth  thym 


—     262     — 

vyrzchem  yest  lanczka,  a  tha  woda  gydze  przesz  nya.  A  they  wodze 
yasszlcynya  podzyemna,  A  gydzysz  ycdno  stayanye,  a  pothem  tha 
woda  sznaydzesch ,  bo  tham  czem  ya  czemrowal  Czysszem.  A  thu, 
gdze  iv  szamyey  glotcye,  thucz  szem  porqmbal  drzewye  do  yedney 
dolyny,  dby  nykth  nye  posnal,  a  thu  nad  tha  dolyna  yesth  gyeden 
pothoczek,  czo  gy  zowa  szucha  rostoka.  A  thu  stoy  myeszandz1) 
y  Givyaszdy  napyszane  Polyeczy  my  pyecs  y  masz  posszyagnacz2) 
albo  czo  masz  y  wzyandz,  A  tham  yest  kaganyecz  y  myszka,  a 
gdy  na  tho  myeszczcze  przydzesz,  poklakny,  a  day  bogu  chwala  etc. 
yestly  czya  pan  bog  vpamyantha,  mcy  dussche  nye  zapamyathay. 
A  tho  yest  dobro*)  ydko  groch  y  yaJco  Szyemya,  A  rzathko  yako 
hob.     A  tho  panu  bogu  polyeczam. 

Darauf  lautet  der  Text  in  Dhigosz :  Item  aliis  verbis  etc. 


8.    Aus  dem  Statut  von  Wislica,  übersetzt  1449. 

(Mitgetheilt  nach  der  facsimilirten  Ausgabe  von  1877;  vgl.  S.  137  ff.) 

Fol.  11.  0  theem  gdi  rzeka  alybo  Strvmyecn  dzely  myedzy 
divyema  dzedzynaama  4). 

Crebra  altricacione.  Czqnstq  roszmowq  myedzy  naszymy 
poddanymy  o  granycze  w  dzedzynach  gych ,  bi  büi  rosezegnony5), 
wyelk°)  skargy  powstayq,  z  gychzze  stravi6)  szq  mnozq,  a  robocze 
wyelkey  szq  nyekdi  podkladayfi  nyeszgadzayqczi ,  Älye  ysze 4)  Rzeki 
czqstokrocz  myedzy  dzedzynamy  jrtinq  szq5),  thego  dlya  aez  kthore 
wszi  alybo  dzedzyny  szq  k  sobye  sbyegayq  dzely enym  nyekthorey  rzeki 
alybo  sh'vmyenya  thako  ysz  kaszda  dzedzyna  zwoy  brzceg  yma  oney 
rzeki,  aez  opvsczywszi  pirzive  lozisko,  obroczy  swe  szczyee  alybo 
plynyenyee  przes  gynsze  myesezcza,    nye  obrocenym  luczskym  alye 


!)  In  dem  Facsimile  undeutlich,  so  dass  es  auch  myoszandz  gelesen 
werden  kann. 

*)  Unverständlich.  Auch  die  Erklärungen  in  Dhigosz:  Item  aliis  verbis  etc. 
lassen  sich  nicht  einfach  mit  unserem  Text  in  Einklang  bringen.  A.  T.  las: 
policz  mi  piqc  (?)  i  masz  „posszyag  naez"  (posug  nac?). 

3)  dobro  bedeutet  hier  Schatz. 

*)  Roth  geschrieben. 

*)  So  in  dem  Facsimile. 

•)  expensae. 


—     263     — 

moczq  ivlostnq,  thedi  pirzwe  lozisko,  kqndi  bil  zbyeeg  tvodi,  za  prawe 
Granice  maa  bycz  ymyano  et  tliam  ystee  l)  w  gezerze  oneem  z  obv  ivszo 
lyvdze  slvsznye  ribi  lowycz  bqndq.  Ale  yniako  (?)  mowymi 2),  bqndzeli 
plynyenye  rzeki  oth  ivlostnego  byego  przes  oprawyenye  czlowyeczee 
odwroczono,  Bo  thedi  ivyac  brzeeg  rzeeki  za  granicze3)  zaiozdy  ma 
ymyaan  bycz. 

0  tych,  kthorzi  nye  pod  yana,  stoyq  Chorangwyq*). 

Jus  militare.  praiva  slachathnego  nyekthorzi  z  naszych 
slyachczyczow,  gdi  na  grodzeech  przeczyw  nyeprziyaczelyoom  bywaya 
polozzeni,  othrzvczywszy  wszystJcq  sromyeszlywoscz  z  naamnyeszq  dro- 
sznoscza, 5)  naslyadvyqncz,  ny  pod  czyyq  chorqngivyq  z  naszey  ivoyski 
stanowycz  sza  öbykli,  Na  then  konyecz  a  k  themv  konczv,  aby  pvszek, 
Czivyrdzy6)  alybo  ivoyenney  strozzey  szq  vivyarowali  y  obroni,  yansz 
gynszi  braczya  gych  pod  pewnymy  chorangwamy  postavyeny,  podlug 
vrzqndo  myedzy  gynty  polozzonego  czynycz  sza  obekli,  Alye  ysze 
skarada  ycst  czqscz1),  yasz  sza  sz  sivym  pospolstwem  nye  szgadza, 
tvstawyami,  aby  Ryczerz  kazdi  alybo  prosty  panooszaa 8)  pod  pewnq 
podnyeszona  chorangivyq  na  yey  stanye9)  staal,  yszbi  w  przy- 
padzenyv  potrzebizni  poyowanya10)  a  szirmyce11)  z  nyeprzyiaczelmy 
vmyaal  myestcze  ivzqncz  pewne  ho  obronye  szwey  chorqngivye.  Pak- 
nyqly  thaczy  daley  w  naszey  ivoynye  l2)  banda  nalezeny,  przcs  pod- 
komorzego,  pod  kthorym  szq,  zgyihmani,  mayq  tnaam1*)  bicz  podaany, 
a  konye  gych  themotho  podkomorzemv  za  ivyna  mayq  bycz  przidani. 


')  et  ibidem  in  lacu. 

2)  secus  autem  dicimus. 

3)  pro  veris  liruitibus. 
*)  Roth  geschrieben. 

5)  Lelewel  las  drvsznosczq ,    Helcel  transscribirte  druznosriq  strenuitate ; 
vgl.  druzny  in  den  Erklärungen  zu  Zywot  siv.  Biazeja. 
8)  machinarum,  propugnaculorum. 

7)  turpis  est  pars. 

8)  miles  aut  simplex. 

9)  cum  sua  statione. 

10)  So,  für  boyoicanya,  im  Facsimile. 
n)  dimicationis. 

11)  So  las   auch  Lelewel,   man   möchte   to  nascey   woysce   erwarten:    in 
nostro  exercitu. 

13)  maam  für  nuam. 


—     264     — 

9.   Aus  dem  Statut  von  Wislica,  übersetzt  1460. 

(Mitgetbeilt  nach   der  facsimilirten  Ausgabe  von  1876;   vgl.  S.  144  und 
das  vorhergehende  Lesestück.) 

Fol.  4.  Mosqnd  o  granicze.  (c)  zastokrocz  myedzi  naszimi 
podäanimi  o  granicze  gadky  bywayq,  mycdzi  ktorimi  naJclad  straw 
y  szylnych  roboth  rostargnyenya  hyivayq,  a  to  przeto  ysze  myedzi 
dwiema  dzedzinama  strvmyeny  abo  rzcka  plinye,  a  przeto  acz  dwie 
dzedzinye  znow  gbqpol  gedney  rzehy  posadzq?  sya,  Tedy  by  Jcaszda 
strona  swoy  brzcg  ma  rzqdzycz  y  strzymacz,  a  gdyby  rzeka  moczq, 
swa  ah  nye  czloiviecza  opvszczyivszy  pyrwszy  bycg  gynszym  byegyem 
syq  obroczüa,  Tedi  ony  brzegy ,  htorimi  pynvey  woda  rzehy  czelda, 
dzedzyfyam  badq  za  granicze,  a  Timyecze  z  obv  dzedzynv  w  onem 
Geszcrze  wolno  ryby  moga  lowycz.  Inato  (Inaco?)  moivymy  my, 
aczby  tesz  rzeka  moczq  czlowieczq  gynqdy  obroczona,  a  tvszakosz 
pyrwsze  brzegy  myedzy  dzcdzinamy  graniczq  czynyq. 

Kaszdy  ma  stacz  pod  swq  choragwq. 

(p)  raivo  ryczerskye.  nyelrforzy  z  naszych  ryczerzow  mayqcz 
na  sobye  riczerskq  czescz,  Gdy  na  grodzech  naprzeczyw  nyeprzia- 
czelom  badq  posadzeny,  abo  na  walJcach  ivszqli  obiczay  nye  stacz 
pod  szadnq  choragwq,  A  to  przeto,  aby  grozy  pyschek  albo  strozey 
syq  vchoivali,  ktorasz  to  stroszq  gynszy  panowie  podlug  vrzadv  gym 
postawionego  mycdzi  sobq  poczynayq,  Abogem1)  zly  gest  czlowieJc, 
Mory  nye  przyiagc  sivemv  czialv2),  Przeto  vkladamy,  aby  kaszdy 
riczerz  albo  prosti  slachczycz  pod  swa  choragwq  stal,  Aby  gdy 
przydq  walky,  vmyalby  swe  myesczcze  pod  choragwq  odzerszccz  kv 
obronyenyv  swey  choragwie.  Paknyali  odtychmyast  ktorego  tako 
nyeposlusznego  nam  wydadzq  przez  naszego  komomyka,  pod  ktorego 
choragwyq  myalby  stacz,  Tedy  konye  tego  ryczcrza  albo  slachczicza 
przydaivamy  podlcomorzemv. 


*)  Aboc:cm'{ 

2)  non  congruit  universo. 


—     265     — 


10.    Ein  Lied  (?)  auf  die  Ermordung  des  Fahnenträgers 
Andreas  Tenczynski  am  16.  Juli  1461  in  Krakau. 

(Mitgetheilt   aus   einer  in   der  Majorats  -  Bibliothek   des  Grafen  Zamoyski  in 
Warschau  befindlichen  Handschrift  von  Prof.  Przyborowski ;  vgl.  S.  229). 

Andreas  Tenczynski,  Bruder  des  Castellans  von  Krakau, 
Johann  Tenczynski,  gerieth  mit  dem  Waffenschmied  Klemens  in 
Krakau,  der  ihm  seine  Rüstung  (Tenczynski  wollte  dem  König 
in  den  Krieg  gegen  die  Kreuzritter  1461  nachziehen)  ausgebessert 
hatte,  über  den  Preis  in  Streit,  gab  ihm  dabei  eine  Ohrfeige 
und  beschwerte  sich  im  Rathhause  über  ihn.  Kurze  Zeit  darauf, 
als  der  Waffenschmied,  von  einem  Büttel  nach  dem  Rathhause 
geführt,  Andreas  Tenczynski  im  Vorbeigehen  einige  Worte  zu- 
gerufen hatte,  wurde  er  von  Tenczynski,  dessen  Sohne  und 
Anhängern  überfallen  und  in  Gegenwart  des  Büttels  auf  offener 
Strasse  arg  zugerichtet.  Auf  diese  Kunde  rotteten  sich  unter 
Geschrei  und  Glockengeläut  Volkshaufen  zusammen  und  warfen 
sich,  nachdem  sie  die  Rathsherren  vergeblich  um  Genugthuung 
gegen  den  wie  zum  Hohn  auf  dem  Marktplatz  herumwandeln- 
den Tenczynski  angerufen  hatten,  auf  diesen,  der  sich  in  das 
Haus  eines  Steuerpächters  geflüchtet  hatte,  und  einer  Spur 
folgend,  welche  nach  dem  Franciskanerkloster  führte,  wälzten 
sich  die  erregten  Schaaren  gegen  die  Kirche,  erbrachen  den 
Eingang  und  ermordeten  Tenczynski,  der  zuerst  von  einem 
Warschauer  Bürger  Doyswon  bemerkt,  aber  vergeblich  in  Schutz 
genommen  worden  war,  in  der  Sacristei,  wo  das  allerheiligste 
Sacrament  aufgestellt  war.  Dies  geschah  am  16.  Juli  1461.  - 
So  erzählt  ein  wol  von  den  Rathsherren  verfasster  Bericht 
(Monumenta  medii  aevi,  Crac.  II,  211  ff.);  Dlugosz  fügt  hinzu 
(II,  268),  dass  der  Leichnam  Tenczyriski's  durch  den  Strassen- 
koth  nach  dem  Rathhause  geschleppt,  dort  noch  gemisshandelt 
und  bis  zum  dritten  Tage  dort  liegen  gelassen  wurde.  —  König 
Casimir  vermochte  auf  die  Kunde  von  diesem  Ereigniss  den 
Adel  im  Lager  von  Inowroclaw  kaum  durch  das  Versprechen  zu 
halten,  er  werde  für  baldige  Bestrafung  der  Schuldigen  sorgen, 
und  sofort  nach  der  Rückkehr  aus  dem  Feldzuge  wurde  dem 
Rath  und  den  Zünften  der  Stadt  Krakau  der  Prozess  gemacht 
und  die  Gemeinde  in  contumaciam  verurtheilt.    Johann  Tenczynski 

Neh ring,   Altpoln.  Sprachdenkmäler.  1" 


—     266     — 

bezeichnete  neun  Bürger:  den  Bürgermeister,  drei  Rathsherren 
und  fünf  Zunftmeister  als  Hauptschuldige,  deren  Schuld  der 
Sohn  des  Ermordeten  beschwor,  von  denen  sodann  drei  frei- 
gelassen, die  übrigen  sechs  in  dem  von  nun  an  „der  Tenczyiiski'- 
sche"  benannten  Schlossthurme  enthauptet  wurden,  am  12.  Januar 
1462.  Der  Process  wegen  des  in  Folge  Nichterscheinens  vor  Ge- 
richt verfallenden  vadium  von  angeblich  80  Tausend  Mark  nahm 
dann  eine  Wendung,  die  unser  Gedicht  nicht  berührt.  Siehe 
ausser  dem  citirten  Bericht  in  Mon.  II  noch  Mon.  V,  241  und 
Caro,  Geschichte  Polens  Y,  221  ff. 

Unser  Gedicht  muss  nach  der  Enthauptung  der  sechs  Bürger 
entstanden  sein,  wol  gleich  unmittelbar  darauf,  da  der  Poet  noch 
zwei  andere  Opfer  verlangt,  Walthko  und  Kreidler,  muss  aber, 
wenn  es  überhaupt  gesungen  wurde  und  wenn  es  nicht  über- 
haupt ein  harmloser  poetischer  Versuch  wrar,  in  Dlugosz's  Zeiten 
schon  in  Vergessenheit  gerathen  sein,  da  Dlugosz  es  nicht  er- 
wähnt. 

Das  unten  folgende  Gedicht  befindet  sich  auf  dem  Deckel 
einer  Pergament -Handschrift  des  XIV.  Jahrhunderts,  welche 
unter  anderem  den  ältesten  Text  der  Chronik  des  Gallus  ent- 
hält und  wiederholt  beschrieben  worden  ist :  von  Bandtke  in  der 
Ausgabe  des  Gallus,  der  sie  Codex  Gnesnensis  vel  Zamosciensis 
nennt;  ferner  in  der  Vorrede  zur  Ausgabe  des  Gallus  in  Pertz 
Scriptores;  am  genauesten  von  Litowski  in  Album  Literackic  1848, 
S.  295  ff.  Der  Deckel  des  Codex  ist  ebenfalls  mit  Pergament 
überzogen,  der  Text  des  Gedichtes  stellenweise  abgerieben. 

Das  Gedicht  von  der  Ermordung  des  Andreas  Tenczynski 
ist  von  Wojcicki  in  Album  LiteracJcle  1848  gedruckt  worden, 
doch  mit  Fehlern,  wie  z.  B.  ziemi({  gy  ivlelüi,  wo  die  Handschrift 
deutlich  rinna  bietet;  Wojcicki  hat  auch  ein  Facsimile  dos  Ge- 
dichtes beigegeben,  aber  auch  dieses  ist  nicht  ganz  verlässlich, 
wie  bei  wiederholtem  Lesen  des  handschriftlichen  Textes  Prof. 
Przyborowski  constatirt  hat.  Diesem  Gelehrten  verdanke  ich  die 
genaue  Mittheilung  des  Textes  aus  der  Gräflich  Zamoyski'schen 
Bibliothek. 

Das  Fehlen  einer  regelmässigen  Strophen-  und  Versbildung 
lässt  an  der  Richtigkeit  der  Bezeichnung  des  Carmen  als  Lied 
(„piesn")  durch  Wojcicki   zweifeln.     Die  von  Wojcicki  versuchte 


—     267     — 

Auflösung  des  in  \lJ2  Columnen  ohne  Verstheilung  aufgezeich- 
neten Gedichtes  in  kurze  Verse  muss  als  misslungen  betrachtet 
werden.  Ich  habe  bei  der  hier  versuchten  Herstellung  der  poe- 
tischen Form  die  Reime  und  Gedankeneinschnitte  berücksichtigt. 

A  yaczy  tho  szly  ludze  myeszczanye  Cracovianye, 
zeby  pana  swego,  ivyelkyego  choragyewnego  l), 
zäbylyscze  cJilqpy  Andrzeya  thanczinskyego. 
boze  sza  go  poszaluy,  czlowyeka  dobrego, 
ysze  thako  marnye  szczeld2)  od  nyerownya  szwogyego. 

Chczalczy  crolowy  szluszyczy,  szwq3)  chorqgycw  myeczy, 
a  clilopy  pogambeli,  daly  gy  zabyczy, 
w  Tcoszczele  czy  zabißy,  na  them  boga  nye  sznaly, 
swanthosczy  nyszacz  nye  myely,  kaplany  poranyly 4), 

Zabywszy  rinna  gy  ivlckly,  na  ivschod  nogy  wloszyly, 
sz  thego  mv  ganbq5)  czynyly. 

Do  ivroczlawyanoiv  poszlaly,  do  thakych  yalco  y  szamy, 
a  szkarzancz 6)  na  zemyany,  by  gym  gwalthy  dzalaly. 
Wroczlawyanye  gym  odpowyedzely,  szesczyc  tho  szle  vdzalaly1). 
szesczye  sza  vkivapyly,  czlowyeka  zabyly. 

Clamacze  chlopy  yako  psy,  byseze  thaczy  byly, 
nye  sthogycze  8)  ivsythczy  za  gyeden  palecz  gyego. 
mnymalyscze,  clilopy,  by  thego  nye  pomsczono, 
yvsz  czy  gych  szchecz  szyeczono,  gyescze  na  them  malo. 

A  then  ivalthko  raczsza,  thcn  nyewyemy9)  sdraczsza, 
s  greglavem  scha  radzyly,  yakoby  gy10)  zabycz  myely. 

Pan  cracowsky,  yego  myloscz,  sivogymy  przyaczoly, 
boze  gye  racz  vsdrowycz,  sze  thego  pomsczißy, 


1)  Das  Facsimile  hat  ungenau  cJwrqgyemieyo. 

2)  So  im  Manuscript,  für  szczedl,  zszedi, 

3)  Facsimile  falsch  swty. 

4)  Von   einer  Verwundung  der  Priester  weiss  weder   der  Bericht  noch 
Dlugosz  zu  erzählen. 

6)  In  der  Handschrift  undeutlich  ga/ribß  oder  ganby. 
8)  Facsimile  falsch  szkarzffncz. 

7)  v  am  Ende  der  Zeile  durchgestrichen. 

8)  Vor  nye  ist  y  durchgestrichen,  nach  sthoyycze  aber  irsth. 

9)  Vor  scb'aczsza  ist  sclrzads  durchgestrichen. 
10)  Anfänglich  stand  gym. 


—     268     — 

yaky  iho  szyn  slacltctny x)  andrzeya  thanczynskyego, 
szecz  on  msczy  goranczo  oczsza  sivego, 
boze  gy  racz  posdrowycz  ode  wszego  slego.  Amen. 
Die  Erklärungen  Wojcicki's  in  Album  LiteracMe  1848  sind 
durch  die  obigen  einleitenden  Worte  theils  gegenstandslos  ge- 
worden theils  berichtigt.  Es  sei  nur  noch  bemerkt,  dass  die  Er- 
klärung Wojcicki's  in  Bezug  auf  Walthko  und  Greglar  unrichtig 
ist:  Walthko  ist  in  dem  oben  citirten  Bericht  ausdrücklich  ge- 
nannt; was  greglar  oder  greglav  anbetrifft,  ein  Name,  der  nach 
Versicherung  Prof.  Przyborowski's  auch  sonst  schwer  zu  lesen 
ist,  er  liest  sczeglarem  (?),  so  spricht  alle  Wahrscheinlichkeit 
dafür,  dass  Kreidler  gemeint  ist,  freilich  eine  ungenaue  Wieder- 
gabe des  Namens,  etwa  für  G redler.  Sie  sind  in  dem  Bericht 
beide  zusammen  genannt:  (Andreas)  descendit  de  praetorio  et  . . . 
substitit  ante  domum  domini  Creidlar,  ubi  affuit  Waltko  pro- 
curator  et  ipse  dominus  Creidler  consules.  Die  Nennung  Kreidler's 
in  dem  Gedicht  als  eines  der  Hauptschuldigen  scheint  darauf 
hinzuweisen,  dass  das  Gedicht  in  der  Zeit  entstanden  ist,  als 
Kreidler  sich  zu  Jan  von  Melsztyn  geflüchtet  hatte,  wo  er  aus 
angstvoller  Erregung  in  eine  schwere  Krankheit  verfiel.  — 

Pan  Krakoivski  ist  nicht  nach  Wojcicki's  Erklärung  der 
Starost  von  Krakau,  Pieniazek,  sondern  der  Castellan  von  Krakau, 
Bruder  des  Ermordeten,  Johann  Tenczynski. 


11.  Gnesener  Predigtordnung. 
(Mitgetheilt  aus  Zahjtek  dawnej  moinj  pohkiej,  1857;  vgl.  S.  Gl  f.) 
Mocz  boga  oycza  wscJiccJatioganczego,  mandrosez  sina  yego 
yedinego,  dar  y  lasJca  ducha  szwyanthego  racz  bycz  sz  namy  ze 
ivszythlcymy.  mowmy  wszyczy  amen.  —  Tu  powstawszy  wszyczy 
poszludiayczy  szwyanfhy  Ewangyely ,  Jcthora  szya  thdk  vyldada 
prostym  vykladem.  —  Thcnczy  yest  prosty  vyldath  Ewangely 
szivyanthy.  poläenlcnqivszy  na  kolanq \,  posdroivmy  tha  namylow- 
czywszq  panna  thß  modlythiva ,  HJiora  ya  posdrovyl  archanyol 
gdbryel,  gdy  gy  szvyastoval  poczaneze  syna  bozego,  rzehiacz:  sdrowasß 
marya,  laszky  pelna  asz  do  koneza.  Przcsz  thive,  panno,  posdroivycnye 


a)  Facsimile  ungenau  slachethny. 


—     269     — 

racz  nam  dacz  y  vproszycz  v  szyna  szwego  dar  duclia  szwyanthego 
otrzymanye,  na  czyele  y  na  duszy  naszy przeszegnanye,  grzechom  odpus- 
czenye,  a  po  szmyerczy  vyeczny  szyvoth  otrzymanye,  amen.  —  Wszelkwy 
sz  ivasz  vczyn  na  chczele  szvym  sznamye  krzysza  szwyanthego,  <ü>y 
duszny  nyeprzyyaczyel  nye  przeskodzyl  vom  szlova  bozego,  mowyancz: 
v  ymya  oycza  y  syna  y  duclia  szwyanthego,  amen.  —  Poldanknaivszy 
na  kolana  vassze,  prosczye  pana  boga  za  nadawscze  thego  hozego 
domo,  kthorzy  szivych  czyanskych  roboth  vdzyelayq  then  vbogy  dorn.  — 
Prosczye  thesz  pana  boga  za  one  Ivdzye,  hthorzy  sq  w  nyeivoJy  w 
ranhv  poganszkych ,  abye  pan  bog  raczyl  vybavycz  sz  nyevoly.  — 
Prosczye  thesz  pana  boga  za  ivszythl-ye  Ivdzye  nyemoczne,  abyem  pan 
bog  raczyl  dacz  sdrowye  y  raczyl  yem  dacz  cyrplywoscz  w  gych  nye- 
moczach.  —  Prosczye  thesz  pana  boga  za  wszythkye  ludzye  szmvthne, 
abye  pan  bog  raczyl poczyeszycz  iv  gych  szmvthJcach.  —  Prosczye  pana 
boga  za  nyewyasthy  plodem  obczyqzone  vedlug  stadla  malzenszkyego, 
abyem  pan  bog  raczyl  dacz  porodzycz  przesz  grzechv  y  przcsz  nye- 
moczy.  —  Prosczylysczye  za  szywe,  vmarlych  thesz  nye  zapominayczyc. 
wszyelky  dzysz  spomyn  na  dusza  oycza  szwego,  mafhky  szivey,  przy- 
aczyol  szwoych.  —  Ossoblyivye  vaszym  laszkam  poleczam  w  modlythwq 
the  dussze,  kthorych  tho  czyala  lesza  iv  thym  domv  y  thesz  na 
szmyntharzv.  —  Prossza  thesz  ivasz  o  yedna  sdrora  maria  za  one 
dussze,  kthorych  czyala  pogynaly  na  valkach,  na  vodach.  —  Prossza 
thesz  o  yedna  sdrova  maria  za  dussze  pvste,  kthore  sza  w  makach 
czysczoivych,  kthoresz  nye  maya  zandnego  wspomozenya,  thelko  szya 
na  nasz  oglandaya  a  volaya:  szmyluyczye  szya,  szlutuyczye  szyq 
nad  namy  ....  aly£_vy  krzesczyanyq ,  przyaczyele  naszy.  —  Szamy 
thesz  szycbye  nye  sapomynayczye.  kassdy  sz  ivasz  prosz  pana  boga 
szam  za  szyuf,  ysby  nasz  pan  bog  raczyl  zachoicacz  od  nagl/y 
szmyerczy,  od  morovego  povyetrza,  od  ranky  nyeprzyaczyelsky,  od 
grzechv  szmyerthelnego ,  aby  nasz  thesz  pan  bog  raczyl  vyszluchacz 
iv  prosszbach  naszych.  —  Mowczye  za  mnq  spovyecz  poivszednya. 
Ja  grzeszny  spowyadam  szyq  panv  bogv  mylemv,  pannye  marij, 
szwyanthemv  pyotrovy,  szivyanthcmv  paivlowy,  szivyanthemv  jacobovy, 
patronovy  thego  bozego  domv,  y  wszythkym  szicyanthym,  y  thobye,  oycze 
duchoivny ,  mogych  Kszythkych  grzechoiv,  kthorych  cm  szya  dopvscyl 
od  mego  rosvmv  ivszyanczya,  od  mogy  poszlyedny  spowycdzy,  asz 
do  dzyszeyszy  godzyny,  Czom  sgresszyl,  przestampvyancz  dzyeszyan- 
czyoro  boze  przykasanyc,    yzem  pana  boga  mylego  nye  myhwal  ze 


—     270     - 

wszythkyego  sercza  mego,  ze  ivszythky  dussze  moy,  a  szivego  bly- 
sznyego  yako  szam  szyebye.  Czom  sgresszyl  szyedmyq  szmyerthelnymy 
grzechi:  pycha,  lakomsthwem,  nyeczystotha,  obszarsthwem,  zadrosczyq, 
gnyevem,  lenysthwem  kv  bozy  szlmzbye,  fliego  my  szal,  thego  szya 
spowyadam.  czom  sgresszyl  pyanczyq  szmyszlow  czyala  mego  grzesz- 
nego:  vydzenyem,  slyszenyem,  vkvszenyem,  povonyenyem,  dothikanyem, 
thego  my  szal  y  thego  szyq  spowyadam.  Com  sgrzeszyl,  czudze 
grzechy  obmavyayancz ,  poszandzayancz ,  a  szivogy ehern  szya  spo- 
Wyadacs  nyc  vmyal  albo  nye  chczyal,  thego  my  szal  y  thego  szya  spo- 
wyadam. yacomkolvyek  sgrzeszyl  naprzeczyiv  panv  bogv  mylemv  szer- 
czem,  vsty,  vczynkyem,  szla  volq,  szlq  myszlq,  thego  my  szal,  y  davam 
szya  vynyen  panv  bogv  mylemv  ze  wszythkych  grzechow  mogych 
szmyerthclnych ,  powszednych ,  yawnych ,  thayemnych,  zapamyantha- 
lych,  kthoresz  na  myq  pan  bog  lyepy  sznq,  nyszly  szya  gycli  ya 
vmyem  spoivyadacz,  y  proszq  sobyc  na  pomocz  dzycivycze  panny 
mary  ze  ivszythkymy  szwyanthymy,  Aby  szyq  onq  raczyla  przy- 
czynycz  za  mnq  za  grzesznym  do  szwego  mylego  syna,  aby  myq 
nye  raczyl  szandzycz  vedlug  czyanszkosczy  grzechow  mogych,  die 
vedlug  mylosyerdzq,  y  czyebye,  oyczye  duchowny ,  prosza  prze  myly 
bog,  aby  myq  rosgrzeszyl  thq  moczq,  kthorq  masz  od  boga  mylego 
y  od  szwych  starszych  thobye  poleczonq,  mayancz  icsglqdth  na  mqkq 
Boga  mylego,  y  nye  rospaczayancz  w  lascze  yego  naszwyanthszy.  — 
Naklonczye  gloivy  szivoye,  byancz  pyerszy  szwoye,  moivczye:  boze, 
bancz  mylosczyw  mnye  grzesznemv. 

Nys  szyq  chwala  boga  mylego  dokona,  spyeyeczye  pyancz 
paczycrzy ,  pyancz  sdrovych  mary,  y  ycdno  kredo.  —  Zathym  vasz 
panv  bogv  poruczam.  prossczye  pana  boga  za  nasz  kaplany,  a  my 
thesz  sza  vasz. 

Szivyantha  abysczye  vyedzyely.  Zandnych  szivyanth  nye  maczye 
w  thym  thegodny,  kthorcby  przeszkadzaly  robotham  vaszym. 

Pycrivsze  przykasanye  szthworzycyela  naszego, 
Nye  masz  myecz  Boga  naden  gynszego. 

Po  prosznosczy  nyestathkv  thwego 
Nye  byerz  nadaremno  gymyenyq  Bozego. 

Pamyqthay,  tho  szobye  vyele, 
By  czczyl  szwyqtho  y  nyedzyelq. 

A  czczeszszly  myecz  laszkq  mogyq, 
Czczy  oycza  y  mathkq  szioogyq. 


—     271     — 

Nye  mhyay  Bratlia  szwego 
Bqka,  kasznya  any  radq. 

Nyeczyn  grzechv  nyeczystego 
Krom  vrzandv  mqlszenszkyego. 

Nye  kradny  gymyenya  JBozego, 
Nadznym  vdzyelay  szwego. 

Nye  szwyaczy  na  blysznyego  szwego 
Szwyadeszthwa  falszywego. 

Nye  poszanday  szony  Blysznyego  thwego 
Any  szadny  rzeczy  yego. 
Mylvy  pana  boga  thwego  ze  wszytliky  dvssze  thwogy,  y  ze 
wszythkyego  szereza  thivego,  y  ze  wszytliky  myszly  thwogy ,  y  ze 
ivszytkych  szyl  thwogyeh.  —  A  Blysznyego  thivego  yaeo  szqm  szyebye. 
Kthory  czlovyek  tho  vypelny,  zyvoth  vyeczny  then  odzyerszy,  alye  prze- 
szthempcza  przykazanya  Bozego,  thaky  sztrqda  vydzenya  bozego,  y 
thesz  chwaly  kroleszthwa  nyebyeskyego,  amen. 

Jq  thesz  oszoblyvye  grzeszny  Caplqn  poleczqm  laszkqm  vaszym 
dobrodzije  szwoye,  ktorychem  thesz  yalmvszny  poszyval,  yeseze  sz 
lath  mogyeh  mlodych,  yzeby  pan  bog  raczyl  daez  szywym  sdroivye, 
sezesezye  y  tho,  czego  u  pana  szadaya,  a  vmarlym  by  raczyl  grzechy 
odpusczycz,  A  vedlug  szwy  sprawyedlywosczy  nye  raczyl  gych 
szandzycz ,  alye  vedlug  szwego  myloszyerdzya  szwyqthego  sz  mqJc 
czysczovych  raczyl  vybavycz  y  do  szwy  szwyqthy  chchualy  raczyl 
przyanez. 


12.    Aus  dem  Psalter  von  Pulawy. 

(Mitgetheilt  aus  der  facsimilirten  Ausgabe  von  1880,  siehe  S.  108  ff.; 
vgl.    oben    Auszüge    aus    dem    Florianer    Psalter.) 

I.  1.  Blogoslawyony  m0sz,  yen  nye  szcdl  po  radzc  nyemy- 
loszczywych,  y  na  drodze  grzesznych  nye  stal,  y  na  stoylczu  naglego 
spadnyenya  nye  szycdz<d.  2.  Ale  iv  zakone  bozem  tcoh/a  yego,  y 
w  zakonye  yego  bedze  myslycz  ive  dnye  y  w  noczy.  3.  A  bedze 
yako  drzewo,  yesz  *szczepyono  yest  podlug  czyekficzych  wod,  yes 
owocz  sivoy  da  iv  czas  sivoy.  4.  A  y  lyst  yego  nye  spadnye, 
y  wszystko,  czokoly  vczyny,  zdarzy  szye  5.  Nye  tako  nyemyloszczyivy, 
nye  tako,  ale  yako  proch,  yen  rzucza  wyatr  od  oblycza  zyemye. 
6.    Przetosz   nye    wst«y0    nipnyloszczywy    w   sfidze,     any    grzeszny 


—     272     — 

iv  radze  prawycli.    7.  Bo  zna  bog  droge  praivych,  a  droga  zlosnycJi 
zagynye.     Slawa. 

II.  1.  Przecz  sJerzytaly  pogaynstwo,  y  Jyudzc  myszlyly  pro- 
znoszczy?  2.  Pomagaly  Jerolyoivyc  zyemsczy,  y  Jeszyfizcta  seszly  szye 
xo  yedno  przeczywo  bogu,  y  przeczywo  pomazaynczu  ycgo.  3.  Bos- 
targaymy  przcleoivy  gycJi,  y  srzuczmy  z  nas  yarzmo  gych.  4.  Ten 
przebywa  iv  nyebycsszyecJi ,  poszmyeye  sze  gym,  y  gospodzyn  zwalya 
s  nych  szmyecJi.  5.  Tedy  brdze  molivycz  Je  nym  iv  gnyewye  sicoym, 
y  w  roszycrdzyn  sivoym  zamficzy  ye.  6.  Ale  ya  postawyon  yesm 
Jerol  od  nyego  na  syon  gorq  szivyetfi  yego,  przepowyadayfaz  przy- 
Jeazane  yego.  7.  Gospodzyn  rzeJd  Jeu  mne:  syn  moy  yes  ty,  ya 
dzyszya  porodzyl  czyebie.  8.  Zfiday  odemnye,  a  dam  czy  pogany 
w  dzedzycztivo  tivoye,  y  iv  trzymanye  tobte  Jeraye  zyemslye  (sie).  9.  Wlo- 
daez  bedzyesz  nad  nymy  iv  myetlye  zelyazney,  a  yaJeo  s0d  zdunoivy 
rozbygesz  ye.  10.-4  yusz  Jeroloivye  rozumyeycze ,  nauezezie  szye, 
Jdorzysz  sfidzycze  zyemye.  1 1.  Sluzczie  bogu  w  boyazny ,  y  icye- 
szyelcze  szle  yemu  ze  drzenym.  12.  Prymycze  poJeaznyenye ,  aby 
sze  Jeyedy  nye  rozgnycual  gospodzyn,  y  zgynyecze  z  drogy  praivey, 
13.  Gdy  szye  rozze  w  rycJdye  gnyew  yego.  Blogoslairyeny  wszystczy, 
Jetorzy  w  nyem  pway0. 

XLII.  1.  Srdzy  mye,  boze,  y  rozgodz  prgq  moye.  od  lyuda 
nyeszwyetego;  od  czlowyelea  zlego  y  Izywego  oteymy  mye.  2.  Bo  ty 
yes  bog  mocz  moya;  przecz  yecz  (sie)  mye  odpeßzyl  y  przecz  smeczycn 
cJiodzq,  gdy  mye  me^zy  nyeprzyaczyel?  3.  Wypuszczy  szicyatloscz 
twoye  y  praivdq  twoyc,;  cze  yesta  mye  odwyedlye  y  dotvyedle  na 
gorr,  sicyeJ0  twoye,  y  iv  stany  twoyey.  4.  I  tvnyde  J^u  oltarzowy 
bozemu;  Jeu  bogu,  yenze  vivycszyelil  mlodoszcz  moye.  5.  CJiwalycz 
czye  brde,  w  geszlyecJi,  boze,  boze  moy!  przecz  lest  smejna  dusza 
moya  y  przecz  mye  mfiezysz?  6.  Pway  iv  boga,  bocz  szye  yeszeze 
bqd$  spowyadacz  yemu;  zbaivyenye  oblycza  mego  y  bog  moy. 

CIL  1.  Blogoslaw  dusza  moya  boga,  y  ivszystleo,  yesz  we  mnye 
//ist,  ymyenyu  szivyijkemu  yego.  4.  lenze  oälmpuye  ze  zgynyenya 
zywot  twoy;  yenze  leoronuye  czyebye  iv  myloszc%j  y  myloszyerdzach. 
ü.  Czynyficz  myloszyerdza  bog  y  s0d  wszem  Jcrgywdy  czyrpyficzym. 
7.  Znany  vczynyl  drogy  sivoye  moyzeszoicu .  synom  israhel  wolye 
sivoye.  13.  IaJeo  odpuszcza  oczyecz  synom,  odpuszczyl  bog  boyfazyvn 
sze  ycgo,   bo  on  znaye  liytpycnye  nasze.     14.  Sporn yonfil,  yze  procJi 


—     273     — 

yesmy;  czhwyek,  yako  szyano  clny  yego,  yako  kwyat  polny,  tako 
zakwczye.  16.  Ale  myloszyerdze  boze  od  ivyeka  az  do  wyeka  nad 
boyficzymy  szye  yego.  Vers  17  fehlt.  18.  I  pomnyfi  kazny  yego 
na  czynyenye  gich.  19.  Bog  na  nyebye  vczynyl  stolyecz  swoy;  a 
kroleivstico  yego  w  zyemy  bedze  panyacz. 

CXIX.  1.  Kn  gospodnu,  gdym  byl  mficzon,  ivolal  yesm  y 
ivysluchal  mye.  2.  Gospodnye,  zbaiv  chiszq  moye,  od  ivarg  zlosnycli 
y  od  y<izyka  Izywego.  3.  Czo  dadztf  tobie,  albo  czo  przyloztf  tobie, 
ku  yezyku  Izyivemti.  4.  Strzaly  moczncgo  ostrc,  z  ivejgtym  kazficzym. 
5.  Gorze  mnye,  ysz  przebyt  moy  przedluzyl  szye  yest;  przebywcd  yesm 
s  przebyway</>czymy  czedar;  dlugo  bydlyla  dusza  moya.  6.  S  tymy, 
gysz  s</>  nyenazrzely  pokoya,  byl  yesm  pokoyen;  gdy  yesm  mohvyl 
gym,  przekazaly  my  za  dar. 

CXX.  1.  Podzivyglesm  oczy  moye  na  gory ,  odkond  przydzye 
pomocz  mnye.  2.  Pomocz  moya  od  boga,  yen  vczynyl  nyebo  y  zyemyq. 
3.  Nye  da  na  pomszenye  nogy  twoyey,  any  drzemy ,  yen  czycbye 
strzecz  bedze.  4.  Owa  nye  drzemacz  any  spacz  bedze,  yen  strzeze 
israliel.  5.  Bog  strzeze  czyebye,  gospodzyn  zaszczyczenye  twoye  nad 
rekr  prawfi  twoye.  6.  Przes  dzycn  shincze  nye  bedze  zecs  czie, 
any  myeszyfoz  przes  nocz.  7.  Gospodzyn  b°dze  strzecz  czyebye 
ode  wszego  zlego,  strzesz  dusze  twoye  bog.  8.  Gospodzyn  strzesz 
iveszczya  twego  y  wyszczya  twego,  od  nynyc  y  az  na  ivyeky. 


13.    Fragment  eines  Gebetes  an  Maria. 

(Aus  einer  nicht  näher  bezeichneten  Handschrift  des  XV.  Jahrhunderts, 
Abschrift  von  unbekannter  Hand.    Mitgetheilt  von  Dr.  Ketrzyiislri.   Unbekannt.) 

...  Przyszethl1)  gdycz  povyedzyal  o  szynye  ihwogym,  ysz 
yqth  od  zydow.  o  panno  doszthoyna,  gdysz  thy2)  uszliszala,  gdysz 
pmdla  na  oblycze  szwoye.  o  panno  doszthoyna,  mathko  mylosczyva, 
ivyelkqszesz  bolcszcz  myala  czaszv  onego,  gdysz  szla  do  Irlern,  gdysz 


l)    In    der  Mittheilung    des   Textes  wird  insofern   abgewichen,    als  die 
Zeilen    nicht    abgetheilt,    f  und  fz  durch   s    und    sz   wiedergegeben    sind; 
Worttrennung  und   Interpunction  sind  sinngemäss;   im  übrigen  ist  der  Text 
getreu  wiedergegeben. 
*)  Vielleicht  tho. 
Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  19 


—     274     — 

vyczala  szyna  szwego  namylszego  thdko  vplivanego,  vbyczovanego, 
czyerznyova  koronq  vkoronovanego,  gdysz  rzeMa  do  yana  szivqthego: 
o  yanye  szwyqthy,  thysz  sz  nym  vyele  obczoval,  thysz  na  yego 
pyerszyach  othpoczyval,  thayemnycze  yego  ivycdzyal;  o  maria  mag- 
dalano,  thysz  nogy  yego  vmyvala,  szloiv  u  nok  gyego  szlvchala, 
maszczyamy  glovy  yego  mazala.  poznayczyesz ,  yszczytho  szyn  moy. 
0  panno  doszthoyna,  szyn  thivoy  a  pan  nasz,  o  panno  doszthoyna, 
gdysz  tho  vszlyszala,  gdysz  poleczydla  na  oblycze  szwoye1),  alesz  od 
naboznych  nyeivyaszth  zathrzymanq.  0  panno  doszthoyna,  mathko 
myloszczyva,  wyelkazesz  boleszcz  myala  czaszv  onego,  gdysz  na 
rathuszv2)  szthanala3),  gdysz  ivszlyszala  ono  nyelvthoszczyve  szka- 
zanye,  kthoresz  bylo  szkazano  o  szynye  thiuogym,  gdy  rzekl  pylath: 
ya  szkazvya  Jesusa  nazarenszkyego  na  szmyercz  krzyzeva,  szyna 
mariey  Jozeivovego;  raeze  y  nogy  przcbycz  gozdmy*)  zelaznymy, 
sz  they  thaivthy  szidecz,  iv  szvkyenka  iv  yego  oblicz*),  aby  biß 
szwyadom  ludzyem  y  dzyeczyam.  0  panno  doszthoyna,  mathko 
myloszczyva,  ivyelkaszesz  boleszcz  myala  czasv  onego,  gdysz  vydzyala 
szyna  szwego  namyleyszego ,  gdy  go  sz  thawty  szwleczono,  w 
szvkyenka  w  yego  oblaczono*),  korona  na  yego  naszivyathsza  glowa 
icbyyaly.  0  panno  doszthoyna,  mathko  myloszczyva,  vyelkqzesz 
boleszcz  myala  czaszv  onego,  gdy  go  yvsz  sz  krz 


14.    Die  Legende  vom  heiligen  Alexius. 
(Mitgetheilt  nach  Dr.  Wislocki;  vgl.  S.  195  ff.) 

Vita  saneti  Allexy  ritinice. 3) 

Ach!  krolu  ivyeliki  nasch, 
Czosz  czy  dzeya  Maschyasz, 
Prziday  rosvmv  k  mey  rzeezi, 


')  So  itn  Text,  es  scheint  etwas  zu  fehlen. 

2)  Ein  hier  in  der  Handschrift  folgendes  Wort  zamjm  ist  durchgestrichen. 

3)  In  der  Abschrift  ist  hier  ein  leerer  Raum  für  ein  oder  zwei  Wörter. 
*)  So  in  dem  Text. 

6)  Der  Text  ist  nach  Dr.  Wislocki  in  Bozpr.  i  Spraiv.  wydz.  filol.  IV. 
mitgetheilt.  Dr.  Bobowski,  welcher  diesen  gedruckten  Text  mit  dem 
handschriftlichen  verglichen  hat,  hat  nur  äusserst  wenige  geringfügige 
Abweichungen    notirt,    auf  die    hier    auch    Rücksicht    genommen    ist.     Die 


—     275     — 

Me  szercze  bosztheivm  öbleczy, 
5  Raczy  mq  mych  grzechoiv  posbavycz, 

Bych  mogl  o  thwych  szwathych  prawycz. 

Szywoth  gyednego  szivyathego, 

Czosch  miloival  boga  swego, 

Czthq  iv  yednich  Jcszagach  o  nym, 
10  Ktho  chcze  szluchacz,  yq  poivyem: 

W  rzymye  gycdno  panyq  bilo, 

Czosch  bogv  rado  szluzilo, 

A  myql  barszo  loyelky  dwor, 

Procz  panosz  trzisztha  riczerzow, 
is  Czo  szq  mv  zawszdi  szluszyli, 

Zawszdi  h  yego  stolu  bily; 

Cchoival  gye  na  ivyelebnosczy  y  na  krasse, 

Ymyql  Jcoszdy  szive  szlothe  paszy. 

Cchoival  szyrothy  i  ivdoivy, 
20  Dal  gym  oszobne  trzi  stoly, 

Za  czwarthim  pyelgrzymi  gyedly, 

Czy  do  bogq  przyivyedly. 

Evfamyan  gyemv  dzano, 

Wyelkyemv  themv  panv, 
25  A  zenye  gyego  dzqno  Aglias, 

Tha  byla  uboszthw  w  czasz. 

Byl  ivyszoliyego  rodv, 

Nye  myal  po  szobye  zadnyego  plodv : 

Wyqncz  czi  yaly  bogq  prosclücz, 
30  Aby  gye  thim  daroivdl, 

Aby  gym  gydno  plcmyq  dal. 

Bog  thych  proszby  tuysluchal, 

A  gdy  szya  mv  szyn  narodzyl, 

Then  szyq  iv  lepsze  przygodzyl: 
35  Wyancz  mv  szdzqno  Allexi, 

Then  byl  oczcza  barszo  lepszy. 


Sternchen  (*) ,  welche  Dr.  Wistocki  bei  den  vielen  Bedenken  erregenden 
Stellen  gesetzt  hat,  sind  hier  weggelassen,  doch  will  ich  hinzufügen,  dass 
hier  alles  genau  wiederabgedruckt  ist.    y  ist  durch  y  ersetzt. 


—     276     — 

Then  ivyqcz  szlnszyl  bogv  rad. 

Ysze  biß  star  divadzeszcza  k  themv  czthirzy  latha, 

Wyacz  k  nyemv  rzecl  oczyecz  sloiva  tha: 
■*o  Mily  szynv!  kaszq  thöbye, 

Pogym  za  gyegocz  szonq  szobye; 

Kthorey  gyedno  bandzesz  chczyecz, 

Szlvbyq  thobyc,  tha  masz  myecz. 

Syn  odjmvye  oczczv  szwemv: 
45  Wszeko  szluszq  starszemv, 

Oczcze!  ivszekom  yq  twoye  dzeczq, 

Wyerne!  dal  bych  szwoy  szyivoth  x>rze  czq; 

Czo  hole  my  chczesz  Tcaszacz, 

Po  thwey  woly  nia  szq  tho  stacz. 
so  A  wyacz  mv  czeszarz  dzewM  dal, 

A  papyesz  gy  sz  nyq  oddal. 

A  w  then  czasz  papyesza  myqno, 

Innocenchis  mv  dzqno; 

Tho  then  byl  czeszarz  pyrwy 
55  Archodoius  nyszly; 

Khorey  hroleivnye  Famyana  dzano, 

Czo  ya  Allexemv  dano; 
CA  zenye  dzqno  Aglyas, 
(Tha  byla  ivbostw  tu  czasz. 

ßo        A  gdy  szq  sz  nyq  pocladal, 

Thcy  noczy  sz  nya  gadal, 

Wroczil  szaszya  pyrszczen  gyey, 

A  rcclk  thako  do  nyey: 

Ostaivyam  czq  przi  thim  dzeivstwye, 
G5  Wrocz   mi  gy,   gdy    badzewa"  oba    w   nyebyeskim 

krolewstivye ; 

Ivthrocz  sza  byerzq  od  czebye, 

Szluzy  themv,  czosz  czy  gyest  w  nyebye; 

A  gdycz  wszythky  stoly  oszqdq, 

Thedycz  ya  ivsch  w  drodze  bandq. 
70  Mila  zonol  kaszq  thobyc, 

Szhiszy  bogv  w  kaszdey  dobyc, 

Wbogie  karmy  y  odzewq, 


—     277     — 

Szwych  starszych  nykdy  nyegdy  x)  nye  ynyewq, 

Chowq  szq  w  czczy  i  w  kaszny, 
?5  Nye  traczy  nyedney  przyaszny. 

Krolewna  odpowye  yemv: 

Mqm  thesch  dobrq  volq  k  themv, 

Namyleyszy  mqszu  moy! 

Thego  szq  po  mnye  nicz  nye  boy, 
so  Kaszdi  czloneh  w  mym  ziwocze 

Chczq  chowacz  w  kaszny  y  iv  cznocze; 

Gynako  po  mnye  nye  wszwyesz, 

Doyqth  thy  ziiv,  yq  thesz. 

A  yeko  zahvtra  icstal, 
85  Od  obyqda  szq  precz  bral; 

0  thym  nykth  nye  ivyedzal, 
Gyedno  zona  gyego, 

Tita  ivyedzala  od  nyego. 
Nabral  szobye  szrebra,  szlotha  doszicz, 
so  Czo  go  mogl  pyechotq  noszycz; 
Wyancz  szq  na  morze  weszbral, 
A  oczecz  w  szaloscz  ostal, 

1  macz  myala  doszycz  zalosczy, 
Zona  po  nym  gyeko  spita. 

95  Wyqcz  tho  szwyathe  plemyq 

Prziszlo  iv  gyedna  szemya, 

Roszdal  szive  rucho  szebrakoni, 

Szrzebro,  szlotho  popom,  szakom, 

Wyqcz  szqm  poth  kosczolem  szedzal, 
ioo  A  o  gyego  kszqthwye  nykth  nye  ivyedzal. 

Wyqcz  tho  szaivszdy  ivstaival  reno, 

Ano  koszczol  zamknyono, 

Wyancz  thu  leszal  pothle  proga, 

Phalq,  proszq  szivego  boga. 
los  Ano  sz  ivyrzchu  szla  przygoda, 

Nyegdi  mrosz,  nyegdi  ivoda, 

Ez  szq  stalo  iv  gyeden  czasz, 

Wstal  sz  obrasza  mathky  boszey  obrasz; 


>)  Das  Wort  nyegdy  ist  in  der  Handschrift  durchgestrichen. 


—     278     — 

Szethl  do  thcgo  czlowyeka, 

110  Gyen  szq  cluczem  opyeha, 
I  rzecl  gyest  thako  do  nyego: 
Wstany,  pusczi  czlowyeka  thego, 
Othemkny  mv  koszczol  boszy, 
Acz  na  thim  mrosze  nye  leszy. 

115  Zok  sza  theko  barszo  lanknql, 
Wstaivszy,  hoszczol  othcmknql. 
TJio  sza  nowthno  dzegydlo, 
Ale  sza  czqsto  dzegydlo: 
Wyacz  szak  poimjedal  kaszdemv, 

120  Y  staremv  y  mlodemv. 

A  gdysz  tho  po  nym  vsznaly, 
Wyelika  mv  phalq  daly, 
Sza  szwyqthego  gy  trzimano, 

Y  ivyele  mu  prze  bog  daivano. 

125        Swstawszy  szobie  oczecz  gyego, 
Prze  szwego  syna  gyedinego 
Roszlal  po  wszvm  zemyqm  lud, 

Y  zadal  gym  wyelky  trud: 
Strawyli  ivyeliki  pyenyqcz, 

i3o  Szwego  kzqdza  szukqcz. 
Tv  gy  nadgycli 

W  gyednym  myescze  w  Yelidoczny, 
Nye  sznal  go  gyeden  gyeko  drvgy, 
A  on  posznal  ivszythky  szwc  szlugy; 

135  Bral  od  nych  gyelmvszny  gych, 
Wyqcz  wyeszol  byl, 
Ysch  gy  thim  bog  naivyedzyl. 
Tv  sza  gyechali  od  nyego, 
A  nye  posznal  zqdny  gyego, 

no  A  oczczv  szq  powyedzeli: 
Nykdzeysz  my  go  nye  icydzrly. 
A  gdy  tho  oczecz  wszliszal  tha  szlowa, 
Thedy  gyego  szaloscz  byla  nowa: 
Thu  yql  plakacz,  narzekacz, 
H5  Macz  nye  mogla  placzv  przestacz. 


—     279     — 

A  wyacz  szwqthemv  Allexemv, 

Themv  kszadzv  wyelebnemv, 

Nye  Ivba  mv  phala  byla, 

Czo  szq  mv  ondze  wodzyla. 
150  Thv  szq,  ivszbral,  gycho  mogq, 

Wszyathl  na  morze  ivboga, 

Bral  szq  do  szemye  do  gydney, 

Do  myasta  Szyrey: 

Tham  byl  czvl  szivyqthego  Paivia, 
155  Thv  byla  gyego  myszl  pädia. 

Wyqcz  sza  ivyedr  obroczyl, 
Then  czy  szqszq  naivroczyl. 
A  gdy  do  Rzymq  przyal,  bogv  dzqkowal, 
Yscli  gy  do  szwey  szemye  przygnal, 
i6o  A  rzeJcacz:  Yvsz  thv  cheza  czyrzpyecz 
Mqkq,  y  wszftiky  szle  phyle  ymyecz, 

V  mego  oezcza  na  dworze, 
Gdym  nye  przebil  za  morze. 
PothJcal  na  szoraiv  oezcza  sivego, 

165  I  yql  przed  grodem  go  proszycz:  Wgymya  szyna  boszego, 

Y  dla  szyna  theivego  Allexego, 

A  raez  my  szirq  gyel  u  roszna  daez, 

Bych  mogl  tliy  odrobyny  braez, 

Czo  bqdq  sz  thivego  stola  padaez. 
170  Gyego  oezeez  tho  wszliszal, 

Ysch  gyemv  szynowo  gytnya  ivszpomyonal: 

Thv  szylno,  rzewno  zaplaJcal, 

Wyacz  gy  boga  dla  choival. 

A  gdy  ivszlyszal  thakq  mowq, 
175  Zawynql  szobye  plaszczem  gtoiva; 

Thv  szya  byl  iveny1)  szamath  wkrathl, 

Malo  eze  sz  moszthv  nye  szpadl. 

Podal  mv  szapharza  szwego, 

Then  mv  czynyl  wyele  szlego: 
iso  Thv  pod  ivszchodem  leszal, 
_     Kaszdi  nany  l)  pomygye,  szlq  ivodq  lal. 


')  Ich  habe  mir  erlaubt,  die  bei  Wislocki  besonders  gedruckten  Worte 
ice  ny,  na  ny  in  weny  (d.  h.  iven)  und  nany  zusammenzuziehen. 


—     280     — 

A  leszal  thv  szeszcznaczcze  lat, 

Wszthko  czyrpyal  prze  bog  rad; 

Szyothmegonaczcze  latha  za  morzem  byl, 
185  Qzo  szöbye  nycz  czynil. 

A  ivyacz  gdi  ivsch  vmrzecz  myal, 

Szam  szöbye  lyst  napyszal, 

I  szczisznal  gy  d l)  thwardo  w  rqcze, 

Popyszawszy  szwogye  wszthky  mqky, 
190  I  ivszihky  szthvky,  czo  gyc  plodzyl, 

Yqko  szq  na  szwyath  narodzyl. 

A  gdy  bogv  dvsza  dzql2)  dal, 

Thv  szq  ivyelky  dzyw  sstal: 

Szamy  szwony  szivonyli, 
195  Wszthky  czo  10  Rzimye  byli. 

Wyqcz  szq  po  nym  pythano, 

Po  ivszihky ch  domyech  szvkano; 

Nye  mogli  go  nygdzcy  naycz, 

A  wszdy  nye  chczely  przestacz. 
200  Gydno  mlode  dzeczq  bylo, 

Tho  gym  ivyacz  wszyawilo, 

A  rzekacz:  Aza  wy  nye  wyecze  o  thym, 

Ktho  tho  wmarl,  iqcz  warn  powyem: 

V  Eivfamyqcz  leszy, 
205  0  gymsze  tha  phala  byeszy, 

Poth  wszchodem  gy  naydzecz, 

Acz  go  gyedno  szvkacz  chczecze. 

Wyacz  thv  papyesz  sz  kardynaly, 

Ceszarz  szivimy  kaplany 
210  Szly  sza  k  nyemv  sz  chorakwamy, 

A  szwony  wszdy  szwonyli  szamy; 

Thv  wyacz  byla  Ivdzy  szyla, 

Szylno  wyelka  czyszczba  byla. 

Kogo  kole  para  szalecsala 
2i5  Oth  thego  szwyathego  czala, 


')  Dieses  d  ist  in  der  Handschrift  durchgestrichen. 

2)  Ueber  dzal  sind  im  Manuscript  Puncte  gemacht,    ein  Zeichen,    dass 
dieses  Wort  ungiltig  sein  soll. 


—     281     — 

Ktory  le  choröba  myal, 

Natliemyescz  szdrow  ostal; 

Thv  szq  Tcraszne  czthyrzy  szwyecze  steh/, 

Czo  szq  ivyacz  iu  szobye  szwyathi  ogyai  ymyali. 
320  Chczcly  mv  lysth  sz  rqky  icszqcz, 

Nye  mogli  go  mv  icszqcz: 

Any  ceszarz  any  papyesz, 

Any  ivszthlco  Jcaplanysztluvo  tahjesz, 

Y  ivszthek  lud  k  therm) 
225  Nye  mogl  roszdrzecz  nycht  ra/nky  gyemv. 

Wyqcz  ivsztliczy  proszyli  boga  za  (ho, 

Aby  gym  bog  pomoJd  na  tlw, 

By  mv  mogly  lyst  othyqcz, 

A  ivszdy  mv  go  nye  mogli  othyqcz, 
230  Eszby  ale  poszncdi  malo, 

Czoby  iui  thim  lyscze  stalo. 

Gyedno  przyszla  zonq  gyego, 

A  sczglq  rqJca  do  nyego, 

Esz  gyey  ic  rqJca  mpathl  lyst, 
235  Przetho  ysz  byl  gyeden  do  drvgyego  czyst. 

A  gdy  then  lyst  oglqdano, 

Na  th  e»  lyescze  ivszna  1 10, 

Ysz  byl  szyn  Evfamyanoio, 

A  hzadza  rzhnszkego  ceszarzow. 
240  A  gdy  tlw  oczecz 


15.    Ein  unbekannter  Dialog  zwischen  dem  Tod 
und  dem  Magister. 

Die  Darstellung  des  Todes  und  seiner  Schrecken  ist  be- 
kanntlich im  Mittelalter  und  im  XVI.  Jahrhundert  viel  mehr 
Gegenstand  der  Malerei  und  der  Zeichenkunst  gewesen,  als  der 
Poesie.  Die  vielen  unter  dem  jNamen  Todtentanz  bekannten 
bildlichen  Darstellungen  in  Kirchen  seit  dem  XIII.  Jahrhundert 
fanden  auch,  besonders  in  Deutschland,  in  der  Poesie  Ausdruck. 
„Deutschland    ist    vornehmlich    von    der    dichterischen    und    der 

Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  20 


—     282     — 

bildenden  Darstellung  des  Stoffes  länger,  mannigfaltiger  und 
eigenthümlicher,  als  irgend  ein  anderes  Land,  beschäftigt  worden. 
Die  Zahl  des  Handschriften,  in  denen  deutsche  Gedichte  vom 
Todtentanz  von  Bildern  unterbrochen  und  begleitet  sind,  ist  eine 
Unzahl,  vornehmlich  im  XIV.  und  XV.  Jahrhundert"  (Wacker- 
nagel,  Der  Todtentanz  in  Haupts  Zeitschrift  für  deutsches 
Alterthum  IX,  319  f.;  Massmann  zählt  diese  zahlreichen  Er- 
zeugnisse auf  in  „Litteratur  des  Todtentanzes",  Leipzig  1841; 
Ergänzung  in  Serapeum  X,  305  ff.). 

Aber  es  ist  stets  die  traditionelle  Darstellung  des  Todten- 
tanzes,  zunächst  mit  24  Hauptfiguren  in  Abstufungen  vom  Papst 
bis  zum  Kind,  in  denen  die  bildende  Kunst  den  Löwenantheil  für 
sich  in  Anspruch  nimmt,  und  die  Poesie  nur  dienend  jene  be- 
gleitet. Dabei  tritt  der  Tod  in  dem  einschmeichelnden  Charakter 
des  Reigenführers  auf;  das  grauenhafte  entfleischte  Gerippe  mit 
mit  der  Sense  kommt  erst  ziemlich  spät  in  die  Erscheinung, 
„weniger  eine  Erinnerung  an  den  Gott  der  Zeit,  als  an  den 
Ackermann ,  den  Schnitter  Tod ,  jene  altbeliebte  Vorstellung  der 
Deutschen"  (Wackernagel  1.  1.  321). 

Mit  allen  diesen  poetischen  Erzeugnissen ,  die  bloss  eine 
Beigabe  sind  zu  Bildern,  dramatisch  oder  malerisch  dargestellt, 
hat  unser  Gedicht  keine  Verwandtschaft.  Der  Tod  wechselt 
nicht  seine  Rede  mit  verschiedenen  Personen,  sondern  spricht 
nur  mit  dem  Magister,  und  das  Durcheinander  von  Ständen, 
Berufs-  und  Lebensstellungen  in  unserem  Gedicht  steht  in  keiner 
Verbindung  mit  der  abstufenden  Aufeinanderfolge  der  Menschen, 
die  der  Tod  in  dem  Todtentanz  mit  Sang  und  Klang  und  lustigem 
Sprung  aus  dem  Leben  wegführt. 

Auch  mit  dem  deutschen  Gedicht:  Der  Ackermann  von 
Böhmen ,  das  auch  in  der  cechischen  Litteratur  nachgebildet 
wurde  (siehe  Archiv  für  slav.  Phil.  III,  202),  hat  unser  Gedicht 
keine  Verwandtschaft:  hie  und  da  zwar  ein  Gespräch  zwischen 
zwei  Personen,  aber  der  Gegenstand  des  Gespräches  ist  ein 
anderer. 

Nur  ein  Fragment  eines  deutschen  Gedichtes  aus  dem  An- 
fang des  XVI.  Jahrhunderts:  Wer  bistu  den  jeh  sich  etc.,  „eine 
Reminiscenz  einer  älteren  Dichtung"  (Wackernagel  1.  1.  345) 
erinnert  an  unser  Gedicht. 


—     283     — 


Mir  sind  augenblicklich  die  mittelalterlichen  deutschen  Ge- 
dichte vom  Tode  nicht  zur  Hand,  —  ein  deutsches  möchte  ich 
wegen  der  Erwähnung  Dietrich's  von  Bern  als  Vorbild  ver- 
muthen,  —  und  ich  muss  mir  vorbehalten,  auf  diesen  Gegenstand 
später  zurückzukommen.  Sicher  scheint  mir  zu  sein,  dass  der 
Urheber  unseres  Gedichtes  ein  Mönch  war. 

Das  nachstellende,  bis  jetzt  unbekannte  Gedicht  fand 
Dr.  Ketrzyriski,  Director  des  Ossolinski'schen  Instituts  zu  Lem- 
berg,  in  der  Capitel-Bibliothek  in  Plock,  in  einer  Handschrift  aus 
dem  Ende  des  XV.  Jahrhunderts,  enthaltend  Homiliae  in  sancta 
evangelia.  Nach  seiner  eigenhändigen  mir  gütigst  überlassenen 
Abschrift  wird  der  Text  mitgetheilt  mit  sinngemässer  Trennung 
der  Wörter  und  Interpunction.  (Vgl.  S.  200,  wo  der  Text 
entsprechend  zu  erweitern  ist.) 


De  morte  prologus. 

Gospodzynye  wszcchmogqczy, 
nade    wszythko    sthivorzenye 

vyaczszy, 
pomoszy  my  tlio  clzalo  szloszycz, 
hych  gyc  mogl  pylnye  tvyloszycz, 
5  kv    thivey  phalye  roszmnoszenye 

(sie) 
kv  ludzkyemv  polepszenie  (sie). 
Wszythezy  ludze  poszlueliayeze, 
okruthnocz  szmyrczy  posznaeze, 
vy  czo  yey  nyzaez  nye  maeze, 
iaprzy  skonanyv  ya  posznaeze. 
oancz  to  stary  albo  mlody, 
szqthny   nye    vdze    szmyertelney 

skody. 
kogokoly  szmyercz  vduszy, 
kaszd/y  w  gey  scolye  bycz  muszy, 
15  Dzysz   no x)   szya   szvym   zakom 

stavy, 
kaszdego  szyuotha  szoavy. 

y)  Dzywnof 

2)  So  in  der  Abschrift. 

3)  Aus  dem  deutschen  Lacktuch. 


przyclad  o  them  clicza  povyedzccz, 
szluchayijjpgo,  liJio  clicze  vyedeez. 
Policarpuss  tak  veszaany, 

...  niiidzecz2),    vydyhj,    mysthrz 
vybrany, 
prosyl  boga  o  tlio  prawye, 
by  vsrzal  szmyercz  w  gey  postavye. 
gdy  szya  moglyl2)  bogv  vyelye, 
osztal  lüszecli  hdzy  w  kosezyelye, 

25  wsrzal  czlovyeka  nagyego, 
przyrodzcnya  )  vye  wyeszczyego, 
obraszq  vyelmy  skaradego, 
lokthvszq  3)  przepaszanego : 
clwda,  blada,  szolthe  lycze 

30  Isczy  szya  yako  myethnycza; 
vpathlezy  gyey  konyecz  nosza, 
sz  oezv  plynye  krvaica  rosza, 
przevyaszala  glova  chvstv, 
yako  szamoyecz2)  krzyvousta, 

3.-i  nye  bylo  vark  v  gyey  gaby, 
poszevayaez  szkzytha2)  szaby. 


—     284     — 


Myecze  oczy  szaim'aczayacz, 
glosz  na l)  kosza  iv  rakv  mayvncz, 
[gola  glowa,  preykra  mowa, 

40  sze  phszech   stron   ska/rada  po- 
stawa] 2) 
vypyala3)  szebra  y  kosczy, 
groszno    szycczye    przesz    hdho- 

sczy.  — 
Myszthrz  vydzacz  öbrasz  skarady, 
zolthe  oczy,  zyuoih  blady, 

45  groszno  szya  thego  przelaknal, 
pathl  na  szyemya,  cze  staknal. 
<)<h)  leszal  wsmgjc  yako  vyhi. 
szmyercz  do  nyego  przemowyla: 
<':cnir  szya  thako  barszo  lakasz? 

50  trrzekomosz  strow,  a  szdy  stakasz! 
pan  bog  tha  rzecz  thako  noszyl, 
yszysz^)  go  o  tho  barszo  proszyl, 
abych  czy  szya  vkaszala, 
wszythka  szica  mocz  wszyavyla. 

55  othosz  czy  przcth  thobv  stoya, 
ogladay  postaiva  moya: 
kaszdemv  szya  tak  vkaszya  4)7 
gdy  go  zyvotha  sbauyq*). 
nye  kay5)  szya  mye  thym  rassem, 


60  esz  ma  vydzysz  przcth G)  obraszem ; 
gdy  przyda  namyleyszy  k  thobye, 
tedy  barszo  szeczknycsz  szobye, 
zablcsczysz  na  strony  oczy, 
esz  czy  s  czyala  poth  poskoczy. 
65  rzuczacz   szya  jako 4)    koth  na 

myszy, 
asz  tive  szyrcze  czaszko  wdyszy. 
othchodzocz    szya1)    sz    myodem 

tamek, 
gdycz  przynyosza  yadv  garnek, 
mvszysz  gy  pycz  przesz  dzaky, 
70  gdy  poszyuesz  vyelykyey  maky 8); 
bandzesz  myecz  doszycz  tesznycze, 
othbandzeszch  swcy  myhsznycze, 
ostan  thego,  tcszech  thobye  vyela9), 
2)rzez   dzakr(lc)yla   sznyv   rosz- 

dzela10). 
75  mow  sze  mnv,  bacz  mam  dzalo  1 1), 
gdycz    szya    sze    mnv    mowycz 

chczalo, 
rydzysz,    yszem    gy 12)    roboth- 

nycza, 
icth.     h(da^)    taka 

tesznicza  ? 


csemv    czya 


J)  groszna  d.  h.  groznq  oder  gloszno? 

-)  Ich  habe  mir  erlaubt,  diese  zwei  Zeilen  des  Textes   einzuklammern. 

3)  wylrijala't 

*)  So  in  der  Abschrift. 

h)  nye  boy  szya? 

6)  przoth  d.  h.  yyrzöd'l 

7  )  oihchodzficz  szyedz? 

8)  Die  Worte  dzaky  und  maky  scheinen  in    der  Handschrift  unleserlich 
zu  sein,  da  in  der  Abschrift  über  k  ein  /  sich  findet. 

9)  ivszek  (~  wszak)  tobie  wiety? 

10)  Anscheinend  sehr  unleserlich;  Ic  seht  über  kr. 

n)  eiaiof    Dies  würde  auf  die  ältere  Darstellung  des  Todes  hinweisen, 
wo  er,  wenn  auch  sehr  mager,   doch  mit  fleischiger  Haut  dargestellt  wurde. 

12)  czy  d.  h.  ei  oder  gyest  (?),  weil  über  yy  ein  Zeichen  steht. 

13)  ivsclmla,  d.  h.  wziqia? 


285 


ma  kosza  vysz l)  traiva  szyeczye, 
so  przeth  nye  nykth  nye  vczeczye. 

icst  an,    mystrzv,    othpovyecz, 

gyesthly  vmyesz, 

za  po  polszkv  nye  roszvmyesz? 

snaez  czy  sortes2)  nye  pomosze, 

przelaknalszz)  szya,  nyebosze. 
85  insz  odetheh  (ei)  mi*),  nyeborakv, 

moiv  sze  mnv,  vbogy  zakv. 

nye  boy  szya  dzysz   moycy  scoly, 

nye  dam  szy  czyscz  epistoly. 

Mayster  respondit. 

Mysthrs   przemovyl   wyelmy 
skromnie : 
90  lucznalem5)    szya,    esz    nycz 
pomnye 6), 
Tha  my  rzecz  barszo  niemyla, 
yszesz  mya  taho  postraszyla. 
by  byla  czo  przykrego  przemovyla, 
szervaldSy   szya  ve  mny  Jcaszda 
szyla, 
95  nagle  by  mya  vmorzyla 
y  dvsza  by  vypadzyla. 
prosza  czebye,  ostap  malo, 
bocz  nye  vyem,  ezoez  my  szya  stalo, 


mgleya  wszytek  y  Uadzeya  3), 
ioo  sztraezylem  sdrovye  y  nadzeya. 
raez  rzuszycz 7)  oth  szebye  kosza, 
aez8)  sivoya  glova  pothnyosza. 

Mors  dicit. 

Darma,  mystrzv,  thwoya  mowa, 
thegom  czy  vczynycz  nye  gotoiva. 
105  dzyc(r)zsza9)  kosza  na  reystrze, 
szyeka  doctory  y  mysztlirzß, 
szaivszdy  yalQ)  gothowa  nosza, 
przrsz  dzykyi[)   noczlegv  prosza. 
wstan    hu     mnye,     moszesz    my 
vyerzaez, 
ito  nye  chezaez   sya  dzyszya  sznye- 
ryi rzaez. 
wstal   myszthrz,   yethwo 3)    le- 
leyancz  szya 12), 
dvzsza13)    mv   nogy,   przelahndl 
szya. 


Magister  dicit. 

szmyerczy,    gdzesz 


szya 


Myla 

ivszyala, 
daivno-lysz  szya  vrodsyla? 
iv,  rathbycli  ryedzal  da  ostathka, 
gdze  thivoy  oezeez  albo  mathka? 


1)  wyesz? 

2)  Ein  Schulausdruck.     Ueber  dem  t  steht  ein  /;. 

3)  So  in  der  Abschrift. 

4)  odetlichni? 

6)  laknqlem  szye,  d.  h.  leknaiem  siel 
8)  po  mnye? 

7)  rzuczycz. 

8)  Zu  lesen  ac  damit,  vgl.  c.  at\ 

9)  r  steht  über  c  in  der  Abschrift;  vielleicht  d:yr:s:a,  d.  h.  dzirze?  dann 
ist  auch  weiter  siekq  zu  lesen. 

10)  a  hat  den  Strich  nicht  rechts,   sondern  unter  a. 
n)  przez  dzieki  vergeblich. 
,2)  cf.  lelejanie  in  Flor.  Psal. 
13)  drzsza  d.  h.  drza. 


—     286     — 


Mors  dieit. 

Gdy  stliworzyl  bog  cslowyeka, 
yszby  biß  szyph  l)  esz  do  vyeka, 
szthworzyl  bog  yeica  sz  Jcosczy, 

120  Adamory  ho  radosczy. 

dal   gyemv   mocz    nath    szvyc- 

rzathy, 
by  panoval  yalco  szvyathy. 
podal  ycmv  ryby  sz  morza, 
cJiczacz    go    szbavycz    wszego 
gorza  2), 

xi^poleczyl  mv  rayszkye  szady, 
chczacz  gy  szbawycz  ivszey  byady. 
Tho  wszythJco  w  yego  mocz  dal, 
yethno  mv  drzewo  zdkasal, 
by  go  ophszeyky  nye  rvszal, 

130  any  szya  na  nye  pohvszal, 
rzeknacz  yemv:  gyethno  ruszych3), 
tedy  pewno  vmrzecz  mvszysz. 
Alye  szly  dvch  yewa  szdradzyl, 
gdy  gyey  ovocz  ruszycz  radzyl. 

i3ä  Ewa  szya  vlakomyla, 
szmyaloscz  vczynylq. 
w  ten  czasz  szya  ya  poczala, 
gdy  Eva  yapTko  ruszyla, 
Adamovy  yeplka  dala. 

140  Adam  mye  w  yeplcze  vkuszyl, 
przetho   przesz    mya    vmrzecz 

mvszyl. 
w  them  boga  barszo  obraszyl, 
y   wszythko  szwe  plemya  sza- 
raszyl. 


Magister  dicit. 

Myla  szmyrczy  my  rvszycnyk*) 
u-,  przccz    chczesz    ludze    zyuotha 
szbavicz, 

czemv  thwa  laszka  straczyly, 

zacz  czo  szlego  vczynyly? 

chczem    do    czyebye  poczthy 5) 
noszycz, 

aby  szya  dala  przeproszycz. 
150  dalbych  dobry  golacz 6)  vpyecz, 

bych  mogl  przeth  thobv  vczyecz. 

Mors  dicit. 

Chovay  szobye  poczthy  sziuoye, 
roszdrasznysz  mya  t(b)yle  dwoye, 
Chczeszly  vyedzecz  statecznye, 

155  povyem  tobie  przespyecznye. 
sztlwrzyczyel 3)    ivszego    sziliwo- 

rzenya 
poszijczyl  my  takycy  mocjzy, 
bych  morzyla  ve  thnye  y  iv  noczy. 
morza1)  na  wszchoth,  na  polvdnye, 

i6o  a  vmyem  tho  dzalo  czuthnye, 
oth  polnoczy  do  szachodv 
chodza,  nye  pytayanez  brodv. 
tocz  nie  navyanczsze  iveszele, 
gdy  mam  morzycz  szywych  vyelye. 

165  gdy  szya  gyma  s  kosza  plaszacz, 
cheza  gych  thyszaez  polcaszaez. 
tocz  gyesth  moyey  moczy  sznamya: 
morza  tvszythko  luczszkyc  plemya, 
Morza  madre  y  thesz  vyly, 


')  eyw  byc  bedeutet  leben. 

2)  gorze  Leid,  Uebel,  ungewöhnlich  als  Subst.;  cf.  c.  höre. 

3)  So  in  der  Abschrift. 

4)  So  in  der  Abschrift  mit  einem  hinzugefügten  (sie). 
D)  poezta  Opfer,  Ehrengabe. 

8)  Zu  lesen:  koiaez. 

7)  morza,  d.  h.  morzq  ich  mache  todt. 


287     — 


170  w  thym  szkaszvya  szvoye  szyly, 
y  chorego  y  strowego, 
szbamja  szyvotJia  Jcaszdego, 
lubo  stary  lubo  mlody, 
Jcaszdemv  ma  Jcosza  szgodzy. 

175  bancz  vbodzy  y  bogaczy, 
szvytJiJcy  ma  Jcosza  potraczy : 
wyevody1)  y  czesthnyJcy, 
ivszytJiJcy    szvijeczsJcye    myloszth- 

nyJcy, 
bancz  Jcszaszata  albo  grabye, 

i8o  wszytJiJcy  <•  ya  pöbyerm1)  Je  söbye. 
ya  sz  hrola  Jcorona  szemhna, 
za  wloszy  gy  potJi  Jcosza  vemJcna; 
tliesz    bywam   v    czcszarszJcyey 

szemy, 
zymije,  hjecze  y  w  geszeny. 

185  pJidozopJii  y  Jcvyaszdarze, 

wszyihJcy  na  szvey  stavyam  sparze, 
rzemyeszlnyJcy,  Jcvpcze  y  oracze, 
Jcaszdy  przetti  mv  Jcoszv  sJcacze, 
wszytJiJcy  szdraczcze  y  lypJtnyJcy, 

190  zostavya  ye  nyebosczyJcy. 

Carczmarze,  czo  slyc  pyva  dayv, 
nye  czastJio  na  mya  wspomynayo, 
yaJco  sive  myecliy  natJiJcayv, 
to  then  czasz  ma  Jcosza  posznayv. 

195  Jcyedy  navyedza  ma  sJcola, 

bandv  ycm1)  lacz  w  gardlo  szmola. 
GyetJmo  szya  porvsza, 


wszytJiJcy  nagle  szdavycz  mvsza, 
naprotJi l)     szdayv 2)     dzewJcy, 
cldopcze, 

200  aszszya  chloppo  szyrczv  szmeJccze 
ya  zäbyla  Golyasza y), 
Amiasza  y  KaypJiasza, 
ja  l)  Yvdasza  obyczylu 3), 
y  dw l)  lotJirv  na  Jcrzysz  ivbyla. 

205  ahm  Jcoszy  naruszyla 4), 
gdym  crystvsza  vmoczyla5), 
bo  w  nyem  byla  boszJca  zyla. 
Then  yeden  mv  Jcosza  szvyczaszyl, 
ysz  trzeczego  dnya  oszyl. 

.'tu  s  tegom  szya  zywotJicm  bycdzyla 
potJiem  y  yszem 6)  wszythJca  mocz 

straczyla. 
mam  mocz  natJi  luczmy  dobrcmy, 
alye  vyaczey  nade  szlemy, 
JctJw  navyaczey  czyny  slosczy, 

215  iv  tJiem  slamya  Jcosczy. 

cJiczeszly,  yescze  ivszyavya  tobye, 
getJino  byerz  na  roszvm  szobye, 
pocijem  czy  o  moy  Jcosze, 
getJmo  gyey  po  vatJian  (y)1)  w 
nosze, 

220  CJiczeszly  spatrzacz ,  yaJco  ostra, 
szaple(o)cze  8)  natJi  tJiobv  sy ostra. 
myszsthrosztJitJiwacz1)    nycz    nye 

pomogv, 
iv  oczemgnyenyv  vcszdrzysz  nogv, 


1)  So  in  der  Abschrift. 

2)  szdavyv,  d.  h.  zdaiviq,  zdlawic't 

3)  Wahrscheinlich  obyszyla  d.  h.  ubisila,  obiciesiia. 

4)  ne  ruszyla? 

5)  Für  vmwzyla. 

6)  Vielleicht  yvszcm;  zwischen  beiden  y  endigt  im  Manuscript  die  Zeile. 

7)  pomchay't 

8)  o  ist  über  e  geschrieben;  zivplucze'i 


—     288     — 


Gethno  wyginq1)  s  pudra'1)  koszy, 
220  natychmyasth  szmyenych2)  glossy. 
dal  czy  my  tho  ivszechmogaczy, 
bych  morzyla  luth  zyvyanczy, 
szaivszdy  ivszlynye  moya  szyla. 
yam  obrzymy  pomorzyla: 
230  Szalomona  tak  madrego, 
Absahnet,  nadobnego, 
Sampsona  vyelmy  mocznego, 
y  Vyethrzycha  abrzymszkyego  3), 
ja2)  szya  nath  nyemy  pomsezyla, 
235  a  szwa  kosza  vczeszyla 2). 
yaez  thesz  dzyvy  poczynam, 
gyedhny 4)     vyeszam ,    drugle 
sezynam. 

Magister  respondit. 

Yacz  nye  vyem,  sz  kym  szya  thy 
sbraezysz, 

gdy  wszythky  ludze  potraezysz, 
24o  gdy  ivszythky  ludze  poczeszesz, 

a  gdzesz  szama  vczeczesz? 

ivszqdycz    trzeba    luczkyey  przy- 
yaszny, 

by  cza  szgrzcly  w  sivoyey  laszny, 

aby  szß  v  nyey  napoczyla 
245  gdyby    sza    vrobyla    a   pothem 
lejjyey5). 

l)  wyrjmq,  d.  h.  wyjmq? 


Mors  dicit. 

Dw(rv)a*)  ya  thv  czebye  szmygya, 
v  oczemgnyenyv  szethna  szygya. 
czemv   szya   thako    sz   rzecza, 
vczekasz? 
sznaez  thu  yvtra  nye  doczekasz. 

250  movysz  my  tho  tako  szmyelye, 
vtnaez  szyya  y  iv  kosezelye. 
othosz,  mystrzv,  barszo  glupy, 
nye  rosvmyesz  o  they  kupy. 
nye  korzysezaez  y(n)a  vodzenyv n), 

255  any  w  nayancz  szem  8)  gymyenyv. 
twe  roszynky  y  mygdaly 
szaivszdycz  my  sza  malo  staly, 
examythy 2)  y  posztawcze, 
thyeh    sza    mnye    nygdy    nye 
cJicze, 

2co  w  grzechv  szya  luczkyem  koeham, 
a  thego  nygdy  nye  przenyeeliam. 
duchoivncgo  y  szvyeczszkyeyo, 
szbavya  zyvotha  kaszdego, 
a  kaszdego  morza,  lupya, 

265  o  tho  nygdy  nye  pokvpya. 
Canonyczy  y  proboseze 
bandv  iv  moyey  scolye  yeszcze, 
y  plebany  szmaszv  szyyv 9), 
ysztho  barszo  pywo  pyyvi0), 


2)  So  in  der  Abschrift. 

3)  So  in  der  Handschrift,  wahrscheinlich  y  Vyctlirzycha  obrzymskyego, 
womit  Dietrich  von  Bern  gemeint  ist;  vgl.  oben  obrzym  und  vgl.  den  Orts- 
namen Wietrzychowice  in  Galizien,  früher  Dzictrzycliowice  in  Dhig.Lib.ben.il,  150. 

*)  Ursprünglich  stand  gyctlmy. 

6)  Offenbar  verdorben,  ebenso  unter 

6)  wo  in  der  Abschrift  rv  über  w  steht. 

7)  nie  Tcorzyszczq-c  ja  to  odzieniu. 
8j  w  naywyanczszem? 

v)  82  maszno  szyyr-'i 

10)  Nach  dieser  Zeile  ist  in  der  Handschrift  am  bände  der  Vers  hin- 
zugeschrieben: y  pothyarthky  na  jnjrszach  vyszaya. 


—     289     — 


270  dobre  kvpcze,  roszthocliarze l), 
wszythky  moya  kosza  skarze, 
panye  y  tluste  nyewyasty, 
czo  sobye  czynyv  roszpasty, 
mordarze1)  y  okruthnyky, 

275  thy  poszyeka  ?iyebosczyky, 
dzewky,  ivdowy  y  maszathky, 
poszyeka  ye  sza  gych  nyestathky. 
szlachczyczom  byerza  szypy,  tidcze, 
a  ostavyam  gye  iv  gyeney  kosulcze, 

28o  zdky   y    divoraky,    thy  poszyeka 
nyeboraky, 
ivszythhj,  czo  na  ostro  gonyv, 
byegam  sza  nymy  s  pogonyv. 
Ktho  szya  ratin,  ho  bythivye  myecze, 
vtlma  mv  raJca  y  plecze, 

285  roszdzela  gy  swogv  mylq, 
a  ostavya  gy  praivym  vylv, 
chcza  me  szama  trafycz2)  wloszy, 
ysze  szmyemy  gloszy3). 

Mayster  dicit. 

JBy  mya  chczalq  trocha  slvchacz, 
290  chczalbych  czya  nyeczo  pytacz: 
czemv  szya  lekarze  stayv, 
gdy  sz  thivey  moczy  nye  vybavyayv, 
y  thesz  povyedatjv, 
esze  vyelyka  mocz  szola  mayv? 

Mors  respondit. 

295  Otocz,  kaszdy  lekarz  fasczy*), 
nye  pomogv  yego  masczy, 


poszyvayv  myszthrzosztwa  swego, 
pothy  nye  thv  czasv  mego, 
a  poky  gyesth  vola  boza, 

300  potliy  czlovyek  praw  ny  esz  bosza1). 
nye  pomogv  apoteky 
przeczyw  mnye  zathne  leky, 
a  ivszdy  vmrzecz  kaszdy  mvssy. 
ktho  gych  Uekaszthwa  zaktiszy, 

305  na  maly  czasz  mogu  pomocz, 
ysz  nyemocznym  veszmye  swa  mocz, 
a  ivszdy  konyecz  themv  bandze, 
gdy  lekarz  w  mey  scolye  szandze, 
bovyem  przyczyw l)    szmyrtelney 
sczodze 

310  nye  naydze  szelya  na  ogrodze. 
Darmo  poszyvasz  Ivbyeszczka, 
yusz  czy  sgothowana  deszczka, 
nye  pomosze  kurzenye  pyolyna, 
gdy  przydze  moya  godzyna, 

315  nye  pomogu  y  szclvygye 5), 

wszythko    szmyercz  przesz   vugv 

sznye  6), 
jacz1)  nye  thbam  o  szathne  szyelye. 
a  ivszdy  yusz  Jath  przeszlo  vyelye, 
gdy  pozywam  swego  panszthiva, 

320  a  nye  thbam  o  szathne  lekarszthwa, 
szwepoczivy 7)  nath  luczmy  stroya, 
a  ivszdy  w  yeney  myecza,  stroya9''). 
morza  szadzye  y  pothszanthky, 
zadam  gijm  ivyelykye  szmathky ; 

325  gdy  szwa  rodzina  szandza, 


1)  So  im  Texte. 

2)  chcza  mv  szama  trefycz  ivloszy'i 

3)  Der  Vers  ist  offenbar  verdorben. 

4)  fasci  steht  für  ckwasti;  vgl.  russ.  chcastatb  c.  chvastati  prahlen. 

5)  szelvy(ßje,  d.  h.  szahvije  Salbeien. 

6)  przez  tugu  zmyje? 

7)  Unverständlich;  poszicy,  d.  h.  pozicy? 

8)  to  je(d)nej   dürfte  wol  auf  einmal  bedeuten;    myecza,   stroya   ist   zu 
lesen  miecq,  strojq. 

Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  21 


290     — 


czastho  na  szkaszanyv  blandzv, 
alye  gdy  przydze  szath  boszy, 
szandza  iv  myech  pysczely  tvloszy, 
yusz  nye  poyedze  na  rohy, 

330  czynyucz  nyesprawye  !)  othivloly, 
czo  przeioradzal l)  szady  vyerne, 
byerzuncz l)  vytiy  nyevmyemye, 
vyerzacz2)  oth  szloszthnykow  dary, 
szpravyayancz  gych  nyevycry l). 

335  tlio  ivszythko  bandze  ivszyauyono, 
y  czaszho  pomsczono. 

Magister  dicit. 

Prosza  czebye,  szluchay  thego, 
a  nyechay  movyenya  szivego. 
thwoya  kosza  ivszythhy  zecze\), 

340  thako  szlachta  yako  kmyecze, 
davysz  ivszythky  prze 1)  luthosczy, 
nye  czynyvncz1)  szathney  mylosczy. 
chczalbych  othmovycz3)  s  tobv, 
moglybych l)    sza   szkrycz  przeth 
tobv, 

345  gdybych  sza  w  szemy  chowal, 
albo  hvaräo  szamvroval? 
zaly  bych  ivszethl  thwey  moczy, 
gdybych  sthrzegl   ve  thnye  y    w 

noczy, 
temv  bych  vczynyl  wrosza^), 

350  y  postawyl  dobra  sthrosza. 

Mors  dicit. 

Chczeszly  thego  szJcoszthovacz, 
dam  czy  szya  w  szelesze  szkovacz, 


y  thesz  w  szemy  zakopacz, 
alye  cza  pewno  potrzepya, 

355  geth 5)  szobye  kosza  szclepya. 
vvyyay  sza,  yako  vmyesz, 
asza  mey  moczy  vydzesz. 
wszem  czy  naostrzyla  kosza, 
a  darmo  gyey  nye  pothnyosza, 

36o  czebye  nv 6)  pothgolicz  mvszq. 

Mayster  dicit. 

Myla  szmyerczsky l),  nye  mov  my 
thego, 

sbavysz  mye  zyuotha  mego, 

yusz   czy    nye   vyem,    czocz    my 
szlego  stalo, 

glowa  my  sza  w  kolo  toczy, 
365  sz  nyey  chcza  ivypascz  oczy. 

Mors  dicit. 

Czemv    szya     tak    vyelye    prze- 
czyvyasz, 

myrszaczky  se  mnv  nabyvasz? 

nykth  sza  przedemnv  nye  skrygye, 

wszythkyem  szyvem  vthna  szygye, 
37o  sama  w  lysze  yamy  lasza, 

ivszythky    lyszky    w    szdrowyv 
kasza, 

za  kvnamy  lasza  w  dzemya1), 

lupyesze  dam  na  odzenye. 

ya  davya  gronostaye, 
375  y  uyevyorkam  sza  dostaye; 

yacz  thesz  kosu  szyeka  wylky, 


»)  So  im  Text. 

2)  Gewiss  für  byerzacz,  d.  h.  bierzajc. 

3)  o  them  movycz?  oder  oth!  movycz't 

4)  Unverständlich;  tviesza,  d.  h.  wiezq? 

5)  Vielleicht  verschrieben  für  geh,  jak't 
8J  Zu  lesen  niu,  d.  h.  niu. 


—     291     — 


sarny  lapa  l),  drvgyey  ph  dky 2) 
przesz  plothy  chlopyez)  gonya 

szoravye  y  drobye, 
380  szczaszy^)  thesz  vypadzam, 

pyerze  davam  na  poduszky 5). 

szvyerzatha  y  wszythky  ptaky 

ya  poszyeka  nyeboraky, 

czokoly  martvym  nyosv, 
385  czy  byly  poth  mv  koszv. 

przethocz  ten  przyclath  przyvodza : 

Jcaszdego  iv  szywocze  skodzq, 

by  sza  pothnoszyl6)  grody  y  pa- 
lacze, 

kaszdy  przeth  mv  koszv  skacze, 
390  by  thesz  myal  szelaszna  wrofha, 

nye  vdze  se  mnv  klopotha. 

wszythky  szobye  za  nycz  vasza, 

s  kaszdego  dusza  vydlabya. 

stoycz  sza  malo  papyesz, 
39->  y  nalysszy  szebrak  takyesz, 

cardynaly  y  byszkupy, 

zadam  gym  vyelykye  lupy, 

pognatham  czy  canonyky, 

proboscze,  suffragany, 
400  any  mam  o  tlw  przygany, 

wszythky  mnychy  y  opathy 

poszyeka  przesz  zaplathy. 

dobrzy  mnysschzy  szya  nye  boyv, 

kthorzy  zyvoth  dobry  mayv. 
405  acz  mß  kosza  posznayv, 


alye  sza  yey  nye  lakayv, 
tho  ivszythkym  dobrem  poszpolno, 
gydv  przeth  mv  kosv  rowno. 
bo  dobremv  malo  placzy, 
4io  acz  vmrze,  nycz  nye  straczy, 
poszbandze  szvyeczszkyey  zalosczy 
poydze  w  nyebyeszkye  radosczy. 
prosty  nyv  w  nyebo  czagnye, 
a  szathny  mv  nye  przeczagnye, 
415  wszal    oth   ivszythkych    wszgar- 
dzenye, 
szvyeczszczy  mv  szya  naszmyevaly, 
za  pravego  gy  vyla  myely, 
Alye  gdy  przydze  dzien  szathny, 
gdze  szya  nye  szkrygye  zathny, 
420  vszrza  madrzy  thego  szwyatha, 
ysz  dobra  boszka  othplatha, 
chovaly  thv  zyvoth  szwoy  czaszno, 
alycz  gych  zyvfrjcza1)  nath  sloncze 

yaszno, 
gydv  w  nyebyeszkye  radosczy, 
425  a  nye  iv  pyekyelne  zalosczy. 
czo  nam  pomoglo  odzenye, 
albo  obluthne  gymyenie, 
czosz  my  sza  w  nyem  kochaly, 
a  swe  dvsze  za  nye  daly? 
430  przemynrdo  yak  obloky, 

a  my  gydzym  przesz  othivloky. 
Gynako  morza  szle  mnychy, 
kthorzy  mayv  zakon  lichy, 


')  iapiq. 

2)  Für  chwilki. 

3)  chlopi  ist  Adjectivum  possessivum. 

4)  Unverständlich,  in  der  Abschrift  steht  über  cz  ein  #*(?). 

5)  Wol  pyerze  na  poduszl'y  davam? 

6)  Am  Rande  beigefügt :  na  povyethrze,  muszysz  placzycz  sunjanthopyethrze, 
gen  ma 

7)  r  ist  über  r  geschrieben ;  offenbar  zyrcza,  d.  h.  syrca. 


—     292 


czo  sz  klastora  vczekaya, 

435  a  szwey  voley  poszyvayv. 

gdy  mnych  pocznye  dzyvy  stroycz, 
nykth  go  l)  nye  morze  vkoycz. 
ktho  chcze  czynicz  czo  na  szvyecze, 
sly  mnych   ve    ivszythko  szya 
myecze, 

440  yestlüy  wszadze  na  szkapycza, 
vethknye  sza  nadrq  kapyczq, 
zavodem  na  Jconyv  vradzq2), 
a  czasztho  koszelcze  przeffracza. 
kyedy  mnych  na  honyv  szkacze, 

445  nye  veszrzalby  na  nalepszc  kolacze, 
vmasze  szya,  yako  vyla, 
a  wszdy  mv  tha  rzecz  barszo  myla; 
gdy  pyechothv  gymye  bycgacz, 
mvsza3)   mv  naprzoth  zabyegacz, 

450  aszasz  czy  gy  czarczy  nyoszv! 
gyethvo 4)  gy  poganya  s  kosv, 
nye  dba,  ysz  go  kygyem  bygyv, 
zavoth  byega,  szk(l)azy 5)  w  szygyv, 
a  drugdy  mv  szbygya  plecze, 

455  «  ivszdy  sza  w  nyem  czosz  szlego 
myecze, 
a  wszdy  za  nyem  bycgacz  mvszv, 
asz  sz  nycgo  vypadza  dusza. 
movya  tho  przez  clamv,  vyera, 
dam  gy  czarthom  na  ofyera. 


4go  Cvsz  tho  sza6)  y  przeora, 
veszma  gye1)  do  szivego  divora, 
z  opatha  szeymq  capycza, 
dam  komv  na  nogavycza, 
skaplerza  bandv  pylsznyanky, 

4G5  zvknya     bandze    pacholkom     na 
lanky 8). 
odcyma  mu  torlop  kvny, 
a  nye  vyem,  gdze  szya  okvny. 
odeyma  mv  koszvch  lyszy 
y  plaszcz,  czo  naszbyth  vyszy, 

470  konyecz    nycmv    szoyma 7)     ym- 
pliula, 
y  dam  za  szygya  poczpvlq*). 

Mayster  dieit. 

Chcza  czya  pytacz,  smyerczy  myla, 
by  mya  thego  navczyla, 
panye,  czo  czysztoscz  chovaya, 
475  yako  sza  v  boga  mayv  ? 

Mors  respomlit. 

aszasz  nye  czytal  szwyathych  zy- 

ivothq1),'1 
czo  myely  czyaszkye  glopofhy, 
yako  panny  mordovano, 
szycczono  y  byczowano, 
480  nago  szwloczono, 

czalo  szono  10)  y  pyrszy  rzeszano, 


')  In  der  Abschrift  steht  über  go  ein  Fragezeichen,    der  Sinn  erfordert 
go  oder  gy. 

2)  Unverständlich;  vraczo),  d.  h.  wraca? 

3)  Zu  lesen  musz^. 
*)  jedwo  kaum. 

5j  Unverständlich;  in  der  Abschrift  ist  l  über  k  geschrieben. 
6)  sza  tyczy? 
')  So  im  Text. 
8)  Gemeint  ist  iatki  Puppen. 
*)  Unverständlich. 
10)  Zu  lesen  zzono. 


—     293     — 


pothem  do  czyemnycze  vyedzono, 
nyekthore  glodem  morzono, 
pothem  w  poivrozye  vodzono, 
485  okruthncmy  draczacz  makamy, 
targonogye  l)  osszakamy2)?. 
ya  szya  themv  dzyvovala, 


gdym    iv    nych    tha    szmyaloscz 

vydzala, 
dzyivno  gyesth  nye  tlibacz  okruth- 
nosczy, 
490  czyrpyancz    tako    czaszkye    bo- 
lesczy. 


IG.    Klage  eines  Sterbenden. 

(Aus  derselben  Handschrift  und  von  derselben  Hand,  wie  das  vorhergehende 

Gedicht,  abgeschrieben  und  mitgetheilt  von  Dr.  Ketrzyriski.     Unbekannt. 

Vgl.  S.  200,  wo  der  Text  zu  berichtigen  und  zu  erweitern  ist.) 


Ach !  moy  szmailm,  ma  szalosczy, 
nye  moga  sza  dovyedzeczy, 
gdze  mam  pirmj  noczlek  myeczy, 
gdy  dvsza  sz  cal-a  vyleczy. 


d. 


Dzathhy  sz  maihkv  narzekayv, 
braczya  mya  rzJcomo  szalvyv, 
hv  gymyenyv  przymyerzayv, 
na  mv  dusza  nycz  nye  thbayv. 


Bylszem  sz  mhdosczij  w  roszhoszy, 
nye  uszlalem  szivogyey  dvszy, 
yusz  stakam,  yusz  my  vmrzeczy, 
dvsza  nye  vye,  gdze  szya  dzeczy. 

c. 
Czom  myal  gymyenya  na  thivorze, 
czom  myal  w  szkrzyny  y  iv  ko- 

morze, 
tho  my  wszythko  opusczyczy, 
na  vyeky  sza  nye  svoczyczy3). 


Eya,  eya,  dusza  mogya, 

oczvky  sza*),  dawnosz  (dlugosz) 

spala, 
nye  masz  vyernyeyszego  k  szobye, 
vczyn  dobrze  szamq  szobye. 

f. 
Z  ffalszyvymyS)  szwyath  povyedal, 
bych  ya  dlugo  szyf  byczy  myal, 
ivczorq  my  thego  nye  povyedal, 
bych  ya  dlugo  szyf  byczy  mial. 


')  Sicher  targano  gye. 

2)  osqkami. 

3)  woczyczxß 

*)  So  in  dem  Text,  wol  für  oczkny  sza. 

8)  Da  die  Strophen,  wie  man  leicht  bemerken  kann,  mit  den  Buch- 
staben nach  der  Reihenfolge  des  Alphabets  beginnen,  so  ist  zu  vermuthen, 
dass  in  der  Strophe  f.  dieser  Buchstabe  an  der  Spitze  stand,  dass  also  etwa 
Falszytvy  my  für  Falszywie  mi  zu  lesen  ist.  Z  mag  für  F  falsch  ab- 
geschrieben sein. 


—     294     — 


Gehe  nia  szyla,  ma  robotha, 
glupyem  robyl  po  thy  latha, 
oszm    myar   plothna,     szyethm 

szthop  iv  grobye, 
thom  tliylo  vyrobyl  szobye. 

h. 
halerzem  lakonio  szbyeral, 
szvoy    zyvoth    zasz  pusthnye 1) 

choival, 
prze  thy  diva  boky  przelata  2) 
nye  czkylem  szathnego  szivyatha3). 

i. 
Jalmusznym  naesnem*)  nye  daval, 
offyerym  bogv  nye  czynyl, 
ny  s  pyrvymy  nysz  novyny5) 
bogvm  nye  dal  sszbye6)  vyny. 

Je. 
Kathy 7)  tho  moy  ruszvm 8)  glvpy, 
szobyem  byl  sezothr,  bogv  szkapy, 
czom  kyedy  bogv  poszlvbyl, 
thegom  nygdy  nye  vczynyl. 

I. 
Lleszy  czalo,  barszo  staka, 
dvszycza  szya  barszo  laka, 


bog  sya  sz 9)  lyczby  vpomyna, 
dyabcl  na  grzechy  wszpomyna. 

m. 
Mlotliem  moye  pyrzszy  bygyv, 
dusza  nye  szmye  vynycz  szygyv10), 
vydzy  nyebo  szathwwzone, 
vydzy  pyeklo  otlnvorzone. 

n. 
Nyegdze    szya  przeth    bogyem 

skryczy, 
duszß    nye    szmye  przeth   szatli 

gyczy, 

vydzy  nyebo  szatluvorzone, 
vydzy  pyeklo  otlnvorzone. 

o. 
0  duszyco,  drogy  kivyccze, 
nye  droszego  na  them  szvyecze, 
tanyesz  szya  dyablv  przedala, 
yszesz  szya  w  grzeschech  kochala. 

P- 
Pamyathay,  czosz  na  chrzcze  szlv- 

bowala, 
gdysz  szya  dyablq  othrzekala, 
gyego  pychy,  yego  drnlo 8), 
thosz  ivszythko  przcstapowala. 


')  Wahrscheinlich  raszpustnye,    d.  h.   razpustnie,  vielleicht  roszpusthnyc, 

2)  Unverständlich;    sollte  ursprünglich   gestanden   haben    prze  thy  dwa 
boky  (bogt)  przeclatel 

3)  Zu  lesen  nie  czcilem  zadnego  swieta. 
*)  d.  h.  nedznym. 

5)  Soll  heissen  ny  s  jyyrvyny  ny  sz  noryny. 

6)  Der  erste  Buchstabe  ist  undeutlich,  das  Wort,  welches  wahrscheinlich 
mit  dem  folgenden  vyny  zu  verbinden  ist,  ist  unverständlich. 

7)  KaJci. 

8)  So  in  dem  Text. 

9)  Wol  überflüssig. 


295     — 


Quak  l)  szya  rychlo  ho  spovyedzy, 
kaplany  w  szivoy  dorn  povyedzy, 
placz  za  grzechy,  przymy  szvya- 

thoscz, 
hoze  czalo,  szwyathy  oley. 

r. 
Bolq  s  domem  dzathkam  poday, 
czosz  vrobyl,  za  dusza  day, 
sz  gymyenya  przygyaczol  nabyvay, 
czocz  przylanczv  thwa  dvsza  w  ray. 

s. 2) 


Tarn  szam  oczy  möge  glvndzvz), 
tocz  yusz  trzy  szle  dvchy  vydzv, 
na  mya  me  grzechy  wszvya 3) 
mey  dvszy  zythla  stavyayq. 

v. 
Vyrcza  sza,  volam  pomoczy, 
nygth  sza  myq  nye  chcze  vmrzecz, 


ny  przygyaczel  na  thym  szivyecze, 
yethno  w  bodze  nadzeya  myedzy  4). 


Xryste,  przesz  thwe  vmaczenie, 
roszprosz  dyable  obstapyenye, 
day  duszyczy  przeszegnanye, 
day  czalv  dobre  skonanye. 


Ya  thivoy  szynek  mamotrawny, 
thysz  moy  oczecz  myloszemy, 
szal    my    iJiego,    yszem    czya 

gnyeval, 
aleczem  szya  nye  othrzekal. 


Zaszy  czyeszmy  sz  pycczka 5),  alye 
mogy  myly  przygyadzele 3), 
dvsza  gydze  sz  kravym 3)  pothem, 
czem 3)    mnye    dzyszq ,    tho  vam 
pothem.   Amen. 


17.    Spur  eines  Gedichtes  zu  Ehren  Mariae. 

(Aus  einer  nicht  näher  bezeichneten  Handschrift,  abgeschrieben  und 
mitgetheilt  von  Dr.  Ketrzynski.     Unbekannt.      Ergänzung  zu   S.  160  ff.) 

Cwathek  cysti  smuthnego  sycrcza  vczesyenye  rodzay 
dzevczy.  a  czemu  nam  smutek  gdl  ta  panna  zvyesele 
a  przerasseni.    sconanu 6)  vyecznyc  vczcsyene 


J)  Sicher  ein  Fehler  für  Quap. 

2)  Die    Strophe    für  s.   fehlt,    in    der   Abschrift   ist    freier  Kaum    dafür 
gelassen. 

3)  So  in  dem  Text. 

*)  Vielleicht  für  myeczy,  d.  h.  mieci,  micc. 
6)  Unverständlich. 

6)  Ueber  n  ist  in  der  Abschrift  u  geschrieben ,    aber  es   ist  auch  noch 
unbestimmt,  ob  der  Abschreiber  scun(u)ann  oder  sconumi  gelesen  hat:  scona  n»i? 


—     296     — 

Owathek  byaly  gcstcy  Ulla  a  they  pannye  dzena 

ma Naczemu 1)  nam  smutek  ut  supra  in  primo  versu 

Cwathek  cyrvony  rosa  zamorska  a  tha  slyczna 
panna  crolewna  nyebesca  a  czemu  nam  smutek  ut  supra 
Civatek  zelony  ten  sa  przemycnil  a  tha  slyczna 
p>anna  prosy  Xristusa  zanami  a  czemu  nam  ut  supra 
Cwatek  modry  gesczy  fiolek  ananam  skasila 
Pyekyelny  samyek  a  cemu  nam  ut  supra 
Cwatek  brunathny  est  solscy  (Lücke)  nocz  nam 
porodzyla  dei  filium  a  cemu  nam  smutek  ut  supra 
Cwatek  czarny  gescy  pokora.  ona  (n)as  dorne 
sczyla  nyebyeskyego  cliora  a  czemunam  ut  supra 
Przestos  panno  dla  twey  dzudnosczy  domye 
scisnas  nyebyeskye  radosczy  aczemu2) 


18.    Cantilena  a  beato  patre  Ladislao  Gielnovio 

composita  anno  Domini  1488. 

(Aus  einer  Handschrift,  enthaltend  die  Beatificationsakten  des  heiligen  Ladislaw 

von  Gielniow,  aus  dem  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts. 

Copirt  und  mitgetheilt  von  Dr.  Ketrzyiiski.) 

Ueber  die  Autorschaft  dieses  Liedes  siehe  Encyklopedya  Orgel- 
branda.  Oben,  S.  184,  ist  ein  aus  dem  Nachlasse  Swidzinski's 
von  Chomeiowski  in  Sprawozd.  I,  144,  doch  ohne  Beschreibung 
der  Handschrift,  mitgetheilter  Text  dieses  Liedes  schon  erwähnt 


J)  Der  erste  vom  Abschreiber  am  Rande  der  Copie  nachgeahmte  Buch- 
stabe kann  auch  r,  d.  h.  repetitio  gelesen  werden. 

2)  Der  Text  ist  ganz  genau  nach  der  Abschrift  mitgetheilt,  selbst  in 
Bezug  auf  die  Abtheilung  der  Zeilen;  nur  ist  s  für  j  gebraucht.  —  Die  Re- 
construction  ist  unmöglich;  die  Wörter  z.  B.  der  ersten  Strophe  sind  theils 
falsch  aufgezeichnet,  theils  verstellt,  an  einer  Stelle  scheint  eine  Glosse  in 
den  Text  sich  eingeschlichen  zu  haben.  Sollten  die  Worte  der  ersten  Strophe 
etwa  so  zusammenzustellen  sein  V 

Owathek  aysti  rodzay  äzevczy 

smuthnego  syercza  vezesyenye 

a  czemu  nam  smutek  a  przerasseni 

gdi  ta  panna  (u-yeselc)  seon(u)a  »«'(V)  vyeczne  vczyesyenye. 


—     297     — 

worden;  der  Swidziriski'sche  Text  ist  aber  kürzer.  Hier  sollen 
die  Strophen,  welche  in  dem  Swidzinski'schen  Text  nicht  vor- 
kommen, durch  ein  Sternchen  (*)  bezeichnet  werden.  Die  mit- 
getheilte  Copie  ist  durchaus  getreu  (auch  mit  j)  abgedruckt,  Ab- 
weichungen vom  Swidzinski'schen  Text  sind  unten  angegeben. 

r 

1 .  Jezusa  Judasz  przedal  za  pieniaßze  nedzne, 
Bog  ociec  syna,  zeslal1)  na  zbaivienie  duszne. 
Jesus  kiedy  wieezerzal,  sive  cialo  rozdaival, 
Apostoly  swe  smutne  swojq  Jinda  napaival. 

2.  Jezus  w  ogrodziec  ivstaj)il  z  sivyrni  zivolenniki2), 
Trzykroc  sie  oycu  modlil  za  wszystkie  grzesniki, 
Krwawy  pot  z  niego3)  pJynal  dla  boju*)  wielkiego, 
Duszo  moja5),  oglqday  müosnika  sivego. 

3.  (*)  Zydowie  za  nim  bicgli  do  ogrojca  jego 

Z  swiecami,  z  pochodniami,  z  Jciymi  y  z  wloczniami, 
Jakoby  na  onego  zlodzieja  wielkiego, 
Niedbajafi,  iz  Bog  ociec  zeslal  syna  swego. 

4.  (*)  Jezus  Medy  je  vyrzal,  przeciiv  nim  ivybiezal, 
Pokomie  ich  zopytal  (sie),  kogoby  szukali, 
Zydoivic  mu  niewierni  tak  odpowiedzieli: 
Jezusa  Nazarariskiego,  kröla  zydowskiego. 

5.  (*)  Jezus  na  nie  pokomie  swym  obliczem  iveyrzal, 
Zydom  sie,  sani  ukazal,  iviemie  jem  powiedzial: 
Jaciem  ten  jest,  ktorego  tak  pilno  szukacie, 

0  niewierni  zydowie,  przedemnq  padayeie. 

6.  (*)  Judasz  k  niemu  przystqmpü,  zdradliivie  oblapil, 
Calowal  y  pozdrowü,  jak  przyjaciel  mihj, 

Ale  z  tylu  vkazal  palcem  zydom  jego, 
Baranka  nieivinnego,  Jezusa  milego. 


')  Swidzinski  vydul. 
*)  Sw.  mylosnyky. 
3)  £w.  przezen. 
*)  Sw.  boyq. 

8)  Sw.  myla. 

22 

N  eh  ring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler. 


—    298    — 

7.  (*)  Bo  im  to  biß  znamiq  dal,  Jcogo  ja  6blapie0 
Calujq  y  pozdroivie,  patrzcie  pilno  tego, 
Abyscie  mu  nie  ieli  brata  podobnego, 
Abyscie  mie  nie  midi  za  zdraycq  swojego. 

8.  (*)  Tarn  siq  ivszyscy  rzucili  jako  psi  ivscieklüvi, 
Jezusa  obstqpili,  powroz  nan  rzucili, 

Opak  rece  ziviqzali,  Pann  niebieskiemu, 
Bill,  plivali,  targali,  z  niego  siq  nasmieivali. 

9.  (*)  Jezusa  milosnego  swiety  Piofr  zaloival, 
Pana  sivego  milcgo  sivym  mieczem  bronic  cJicial, 
Jezus  mu  odpoiviedzial ,  miecz  mu  schoivac  kazaL 
Bo  kto  mieczem  hojuje,  ten  od  miecza  ginie. 

10.  Jezusa  milosnego  gdy  zydoivie  jeli1), 
Baranka  nieivinnego  rwali  y  targali; 
Opak  rece  ziviqzali  panu  niebieskiemu, 
Pedem  wielkim  biezeli  do  miasta  sivietego. 

11.  (*)  Kiedy  przez  most  biezeli,  sami  po  nim  biegli, 
A  Jezusa  milego  rzekq  Ccdron  ivlekli, 
Maczajac  y  mirzajqc  bez  zadnej  litosci, 

Nie  majqc  iv  podeiivosci  jego  sivietey  milosci. 

12.  Pan  Jesus  policzek  wriaj2)  u  Anasza  wielki, 
Do  KaiphaspM  poslan,  a  tarn  sprosnie  vplivan*); 
Oczy  mu  zawiqzali  zydoivie  niewicrni*), 

Z  niego  sie,  nasmieivali,  na  oblicze  plivali*). 

13.  Jezus  staroscie  ivydan,  lancuchem  zwiqzany, 
Pilat  zydow  tak  pytal:  ktöre  jego  iviny6)? 
Widzqez  go  bydz  bez  iviny,  do  Heroda  poslal, 
Zydoivie  nah  skarzyli1),  nie  Jezus  milczal. 


J)  3w.  gyely. 

2)  fW.  Jezusz  yest  polyczek  ws-ql. 

a)  Öw.  a  thamo  yesth  icplwan. 

*)  Sw.  okruthny. 

l)  Öw.  w  lyczye  yeyo  byly. 

*)  Öw.  pylath  zydow  yesth  pythal:  kye  szv  yeyo  vyny. 

')  Sw.  soczyly. 


—     299     — 

14.  Jezus  z  odzienia  zwleczon1),  u  slupa  uwiqzan, 
A  tarn  bez2)  milosierdzia  okrutnie  biczowan; 
Krew  z  ciala  plynqla3),  pan  niebieshi  zranion, 
Duszo  mila,  oglqday  müosnika  swego*). 

15.  (*)  Jezus  gdy  ubiczowan,  na  stolcu  posadzon, 
Cierniem  jest  koronowan  a  tamo  jest  wzgardzon. 
Przed  Jezusem  klekali  sydowie  niewierni, 

Z  niego  sie  nasmiewali,  na  oblicze  plwali. 

16.  Jezus  na  smierc  osqdzon,  Pilat  jego  sqdzil, 

Od  zydöw  byl  nasmiewan5),  a  w  tym  Pilat  zbladzil6); 
Maria,  matka  jego,  ivtenczas  siq  smucüa, 
Plakala  y  wzdycliala,  az"1)  wszystka  zemdlata. 

17.  Jezus  z  miasta  wywiedzion,  krzyzem  obciqzony*), 
Ku  lotrom  jest  przyrownan 9),  jak  robak  wzgardzony, 
Matka  mu  zabiezala,  chcqc  go  tesz  oglqdac  10), 

A  kiedy  go  uyrzala,  jela  rzeivno  plakac. 

18.  (*)  Jezusa  jusz  krzyzujq,  patrzay  duszo  pilno, 
Rece,  nogi  przibijajq,  krew  z  jego  ran  plynie, 
Matka  gdy  go  uyrzala,  na  ziemte  upadla, 
Dia  synaczka  swojego  radaby  umarla. 

19.  Jezus  z  krzyzem  podniesion,  patrzcie  chrzescianie, 
Miedzy  lotry  postawion,  drogq  krwiq  skropiony  u), 
Od  zydow  byl  nasmiewan,  gdy  na  krzyzu  wisial, 
Jezus  milosierny  Pan  wszystko  skromnie  cierpial. 


Sw.  iclyeczon  wodzyenya  (sie). 

Sw.  przes. 

Sw.  yesth  plynyela. 

Öw.  placzy  rzewno,  wsdychay. 

^w.  yesth  tiawyedzon. 

Sw.  sgrzeszyl. 

£w.  ysz. 

Öw.  vczuszony. 

Sw.  przylueson. 

Sw.  chezala  gy  oglidacz  (sie). 

Öw.  oblany. 


—     300     — 

20.  (*)  Jezus  müosierny  Pan,  gdy  na  krzyzu  wisial, 
Zolciq  z  octem  napaivan,  jak  prorok  poiviedzial, 
Jezus  gdy  jusz  umieral,  wielkim  glosem  wolal: 
Heli,  Hell,  oycze  moy,  czemus  mie  opuscil? 

21.  Jezus  siq  oycu  modlil  za  sive1)  krzyzowniki, 
Smutnq  matkq  pocieszyl,  lotra  y  grzesniki; 

Gdy  ivszystkiego  dokonczyl,  glowy  swey  naklonil, 
Swq  diisze,  wypuscü,  oycu  ja  polecil 2). 

22.  Jezusa  umarlego  stiuorzenie  plakalo. 
Pana  swego  milego  barzo  zalowalo. 

Slonce  si%  tez  zacmüo*),  ziemia  barzo  drzala, 
Opoki  siq  padaly,  groby  siq  otwieraly  *). 

23.  Jezusowa  matuchna  gdy  pod  krzyzem  stala, 
Bok  jego  przeklöt  wloczniq,  szeroko  otworzon; 
Krew  y  woda 5)  plynela  z  boku 6)  nasivietszego. 
Jego  mila  matuchna  zalowata  tego. 

24.  Jezus  z  krzyza  zeymowan  w  nieszporne  godziny, 
Maria"1)  piastowala  synaczka  swojego; 

Ciato  masciq  mazali  Jozeph  z  Nikodymem, 
Przescieradlem  uwili,  w  nowy  grob  ivlozyli. 

25.  Jezusow  zoltarz  ccijcie,  czesto  go  spieivaycie, 
Maria  pozdraiviaycie,  k  niey  sie  uciekaycie, 
Maria,  przez  bolesci,  Mores  ty  8)  cierpiala, 

Oddal  od  nas  zalosci 9) ,  domiesc  nas  wiecznych  radosci10). 


J)  Sw.  tcszye. 

2)  £w.  Pragnye  grzesnych  sbawyenya,  duszo  moya  myla,    Oyczu  czyq  jw- 
yeczaye,    völam  wszythka  szyla.      Pragnye  steht  für  Pragnq. 
*)  S\v.  St.  szya  yesih  zacz. 
*)  !$w.  othwarzaly. 
*)  i3w.  krew  czy  zwodq. 
•)  £w.  sboga. 

7)  £w.  mathca. 

8)  £w.  kthoreysz. 
*)  £w.  sloszczy. 

10)  Sw.  day  wyecznye  radosczy. 


—     301     — 

26.  Trzyhroc  pircdziesiat  mowcie:  Zdrowas  baßz1)  Maria, 
A  jeden  pacierz  mowcie  za  kazdym  dziesiatkkm, 
Pietnascie 2)  rozmyslania  o  Bozym  3)  umeczeniu, 

Ci  do  nieba  ivstqpili,  ktörzy  tak  czynili*). 

27.  (*)  0  Jezu  Nazaranski,  o  krölu  zydoivski, 
Obron  lud  chrzescianski  od  mocy  szatanskiey; 
Dia  twey  miley  matuchny  odpusc  nasze  zlosci, 
Day  po  naszym  skonanhi  niebieskie  radoilci.    Anten. 


19.    Aus  dem  „Magdeburger  Recht'-  in  polnischer 
Uebersetzung. 

(Mitgetheilt  von   Dr.  Kaiina  aus  einer  Petersburger  Handschrift  e.  1500 
in  Rozpr.  i  Spraw.  VII,  1880;  vgl.  S.  156.) 

II.  Pothomsthwo  Blyszkosezy  na  Blyssy  iv  rodzye  Sjjada. 
Blyszkosz  na  thy  spada,  kthorzy  ssv  Blyssy  w  rodzye,  yako  ssyn 
po  oyczv  Albo  dzywka,  y  poky  dosthaiva  thych,  kthorzy  lynya  s  ko- 
rzenya  ydv,  thedy  na  nye  Spadek  ydze.  Gdyeby  thych  nye  dostalo, 
thedy  mymo  poboczny,  yszby  yvsz  przyszly  s  dalssy  Liny,  od  stry- 
cznych,  od  czyothczonych ,  thedy  ssya  zassye  ivracza  pothomsthwo 
nazad,  tho  yest  na  oycza,  na  Mathke,  albo  gdyeby  thych  nye  bylo, 
a  bylby  zyw  dzyad  albo  Baba,  thedy  na  nye  Spadek  przychodzy. 
Myedzy  pobocznymy,  Gdy  strycz,  wuy  albo  Czyothka  przychodsa  po 
Spadek,  thedy  kthorzy  schv  yednaky  Blyszkosezy,  rowno  Sobye  w 
rodzye,  Byorv  Jednako  spadek  przed  dalssymy.  Wssakze  synowczy, 
syesthrzyenczy,  kthorzjby  zosthaly  po  rodzyczach  Sivych,  mayv  tho 
praivo  roivno  stryczmy  y  s  czyothkamy,  Jako  by  thysz  byly  zywy 
rodzycze  ych,  Jmayv  Bracz  Spadek  rowny,  Thyle  yle  na  oycza  albo 
na  mathke  ych  przycz  myalo ,  abowyem  rodzycze  ych  prawo  Jem 
swe  przyvmyrayv  a  osthawuyv.     Speculo  Saxonum  Libro  I.  Art.  5. 


*)  ^w.  buez. 

*)  i$w.  pyacznasczye. 

3)  Sw.  w  boszym. 

*)  Öw.  szq  do  nyeba  wthqpyly  (sie)  thak  czynyly.    Amen. 


—     302     — 

III.  Mathka  Byerze  Spadek  po  dzyechach  albo  po  ssynye. 
Gay  oczyecz  odvmrze  dzycczy,  zone  thysz  po  sobyc  zosthaimj,  Mathha 
ych,  thedy  yesly  thy  dzyeczy  zydn  przesz  plodn,  a  mathka  ye  przye- 
zyivye,  thedy  nykomu  nye  przyvmra,  a  nychth  yny  nye  Bendzye  po 
nych  spadku  Bral,  yedno  Jch  Mathka  wlaszna,  kthorey  w  lono 
przyvmyrayv. 


20.    Paraphrase  der  Begrüssung  Mariae 
(Zdrowas  Marya). 

(Aus  einer  Handschrift  aus  dem  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts,  abgeschrieben 
und  mitgetheilt  von  Dr.  Ketrzynski.    Unbekannt.    Ergänzung  zu  S.  160  ff.) 

Zdroua  bucz  Maria,  —  niebieska  lilia, 
panu  bogu  miela,  —  matho  liutoscziwa, 
tisz  yest  nasza  ucziecha,  —  nasuietsza  Maria! 


Maria  uielebna,  —  ulcasz  droge  peunu 
przikazania  tuego  —  boga  wsechmocznego, 
gdisz  on  yest  stuorziciel  —  stuorzenia  ivselkiego. 

Laskisz  pelna  panshy  —  czistosczy  angielshy, 
panno  nad  pannamy,  —  suietasz  nad  saietimy, 
0  nasuietsza  Maria,  —  modl  sie  dzisz  za  namy. 

Pelnasz  wsze  suiatlosczy,  —  wielhy  pokornosczy, 
przesz  grzchu1)  poczeta,  —  uielku  chuale  wszietha, 
przist1)  tuoye  porodzenie  —  wszhä  swiath  poczieszenie. 

Pan  shiorzil  Jadama,  —  z  l'mdzkiego  pliemienia 
Oycza  Jene  matke,  —  czy  zgrzchj1)  iaplkiem, 
aliesz  thy  naprawiela,  —  czo  yeua  zgrzeszela1). 

S  tobq  bil  duch  suethy,  —  Syn  Bozi  poczethy 
W  tim l)  ziuoczie  eist  im,  —  troiezy  suethy  mxelym, 
y  z  ciebie  sie  narodzil  —  obiezaiem  dziunim. 

Blogoslauionasz  iest  —  nad  wsitko  stuorzenie, 
pan  Bog  wsechmoguezy  —  dal  przesz  czie  zbauienie. 
Jezus  sin  twoy  otkupil  —  wszitko  liuczkie  pliemie. 


>)  So  in  dem  Text, 


—     303     — 

Tysz  yest  miloscziua  —  nasza  matka  miela, 
yaisnieiszasz A)  nad  slonczc  —  v  naniszy1)  zasludze. 
W  tivoy1)  czi  sza,  obronic  —  ivszisczy  grzesni  liudzie. 

Miedzy  nieuiastamy ,  —  czistimy  pannamy, 
tisz  sama  nacziscza  —  siestrziczko  angielska, 
nie  büa  panu  Bogu  —  nad  czie  zadna  milsza. 

Blogoslaicion  ovocz  —  ziuotha  thuoyego, 
pan  Bog  ivsechmoguczy,  —  sin  Boga  ziuego, 
bucz  iemu  czesc  y  chuala  —  z  dobrodzieystva  yego. 

llnvoye  zmielouanie,  —  Jesu  Christe  panie, 
racz  dacz  Viudu  tuemu  —  thu  dzisz  zebranemu, 
przesz  zasluge  matky  twy  —  domiesc  nasz  chualy  uieezny. 

Amen,  wszisczy  rzeczmy  —  uierny  Jirzesciany, 
czosczie  sie  thu  zesli  —  hu  chucdie  thy  panny. 
Zachoway  nasz  od  wsego  zle°  —  swoymy  proszbamy. 


l)  So  in  dein  Text. 


Berichtigungen  und  Nachträge. 


28 

* 

7 

•n 

unten 

35 

?) 

10 

r> 

oben: 

57 

n 

4 

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» 

99 

Tt 

17 

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124 

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15 

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129 

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8 

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155 

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4 

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163 

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8 

n 

71 

203 

* 

14 

n 

unten 

232 

7) 

16 

n 

n 

Seite  12  Zeile  18  von  oben:   statt  Sarau  lies  Saarau. 

„     mieczkowie  lies  mieczikowie. 
„     Agesehen  lies  Abgesehen. 
„     vczyeszenye  lies  vczyeszenya. 
„     we  czrze  vech  lies  we  czrze  tvecli. 
B     voluntato  lies  voluntate. 
„     n  lies  y. 

n      herausgegeben  lies  erklärt, 
nach  Pryamicze  ist  bildete  zu  setzen, 
unten :  statt  pvoznosci  lies  pröznosci. 
j     verdeckt  lies  verderbt. 
In  den  Texten  sind,  wie  ich  hoffen  will,  keine  Fehler.     Ich  habe 
beim  Wiederabdruck    der  früher  schon   sorgfältig  veröffentlichten  Texte 
nicht  ohne  Absicht  die  Zusätze  (sie),  (?),  *  oder  ähnliche  Bezeichnungen 
falscher   oder  fraglicher  Formen    und  Stellen  vermieden,    will    aber  die 
Bemerkung  nicht  unterlassen,    dass  alles   hier  so  gedruckt  wurde,    wie 
es  in  dem  früheren  sorgfältigen  Druck  steht. 

Zu  S.  4.  Przeglqd  form  gramatycznych  jqzyka  staropolshiego 
soll  nach  Baudouin's  de  Gourtenay  Versicherung  in  Otcety  o  za- 
njatjach  x>o  jazykovedenij  I,  Kasan  1876,  doch  Suchecki  zum  Verfasser 
haben. 

S.  6.  Baudouin's  Buch  0  drevne- polbshovm  jazyM  etc.  ist  auch 
recensirt  worden  von  Jagic  in  Rad  jugoslavenske  Akademie  1871,  XVIII 

S.  177  ff. 

S.  8.  Ueber  die  Nasalvocale  im  Altpolnischen  hat  zuletzt  ge- 
handelt Dr.  Leciejewski :  Der  Lautwerth  der  Nasalvocale  im  Altpolnischen 
in  Sitzungsberichte  der  hist.-phil.  Gl.  der  Wiener  Akademie  der  Wissen- 
schaften, Bd.  111  vom  Jahre  1886,  doch  nicht  von  den  Nasalvocalen  der 
ältesten  Personen-  und  Ortsnamen.  —  Ueber  weiche  Gonsonanten  und 
Silben  handelte  A.  Kaiina  0  miekkich  zgloskach  w  jezyku  staropolskim 
in  Przeglad  Powszechny,  Krakau  1884,  im  Mai-  und  Juliheft.  —  Ueber 


—     305     — 

die  Quantität  der  Vocale  im  Altpolnischen  handelte  Semenovitsch : 
Ueber  die  vermeintliche  Quantität  der  Vocale  im  Altpolnischen,  Leipzig 
1872,  zu  ergänzen  durch  die  Abhandlung  Miklosich's :  Die  langen 
Vocale  in  den  slavischen  Sprachen  1879  in  Bd.  XXIX  der  Denkschriften 
der  Wiener  Akademie  etc. 

S.  14.  An  eine  wenig  bekannte  Quelle  zahlreicher  slavischer, 
speziell  polnischer  zum  Theil  sehr  alter  Namen  sei  hier  erinnert, 
nämlich  an  einen  Necrolog  der  Prämonstratenser  zu  St.  Vincenz  in 
Breslau,  über  welchen  Grünhagen  in  Bd.  X  der  Zeitschrift  für  Geschichte 
und  Alterthum  Schlesiens  berichtet  hat  und  aus  welchem  eine  Anzahl 
von  sehr  alten  Namen  nach  meiner  Auswahl,  doch  nicht  immer  mit 
der  gewünschten  Correctheit,  mitgetheilt  ist.  Der  älteste  Bestandteil 
ist  eine  Abschrift  früherer  Aufzeichnungen,  spätestens  etwa  vom  Jahre 
1289,  und  enthält  Namen  aus  der  ersten  Hälfte  des  XII.  Jahrhunderts, 
worauf  dann  gleichzeitige  Aufzeichnungen  von  verschiedenen  Händen 
folgen  bis  1655.  Mögen  unter  den  alten  slavischen  Namen  auch 
cechische  vorkommen,  wie  dies  in  den  Necrologen  von  Heinrichau 
und  Kamenz  überwiegend  der  Fall  ist,  so  ist  die  grösste  Zahl  unter 
ihnen  polnisch,  darunter  weniger  gebräuchliche,  z.  B.  JRaduch.  Gostka. 
Gostava.  Nestanca.  Vtecho.  Slanca.  Milost.  Nesebudka.  Vlost. 
Mirochna.  JRadochna.  Drosec.  JRasco.  Dalebora.  Carsna.  Sedlis. 
Golech.  Nesodl.  Golca.  Zarb  (Sarb?).  Moymir.  Ziventana.  Sdich. 
Mocrotha.  Vispron.  Sobotha.  Neudal.  Prozimirus.  Javor.  Sedlech. 
Bostek.    Wlostey.  Zlava  und  viele  andere. 

S.  37.  Zahlreiche  polnische  Glossen  aus  der  S.  128  und  sonst 
auch  citirten  Handschrift  der  Krakauer  Jagiellonischen  Bibliothek  Nr.  2503 
hat  Prof.  L.  Malinowski  mitgetheilt  und  erläutert  in  Prace  filologiczne 
1886  I,  466  ff.,  wo  auch  gezeigt  ist,  dass  das  Jahr  1428  der  terminus 
a  quo  ist  für  die  Datirung  der  Handschrift,  welche  vielleicht  zehn  Jahre 
später  entstanden  ist.  —  Zu  den  Glossen  in  Quadragesimale  etc.  hat 
Semenovitsch  in  Archiv  VII,  434  f.  Textcorrecturen  gemacht. 

S.  43.  Sprachliche  Bemerkungen  zu  dem  Gebet  des  Herrn  in 
den  ältesten  Aufzeichnungen  machte  Bystron  in  Prace  filologiczne 
I,  345  ff. 

S.  48.  Zum  Gebetbuch  Modlitwy  Waclaiva  und  dessen  Aus- 
gabe von  L.  Malinowski  ist  nachzutragen.  Ueber  den  Verfasser  des 
Gebetbuches  „  Waclaw  de  JBrodnia  ubogi"  siehe  Wislocki  in  Rozpr. 
i  Spraw.  wydz.  filol.  Bd.  X.  S.  X.  Die  Ausgabe  wurde  angezeigt  von 
Baudouin  in  Przeglad  krytyczny  1875,  S.  410  ff.  und  in  %urnal 
minister stva  narodnago  prosvestenya  1875,  Decemberheft  224  ff.  ferner 
von  A.  A.  Kryriski  in  Ateneum  1876,  III,  S.  678  ff.  Textberichtigungen 
von  Semenovitsch  in  Archiv  VII,  424  ff. 

S.  50.  Aus  dem  Hedwigbüchlein  hat  Hanusz  die  Declinations- 
formen  extrahirt  in  Spraw.  Komisyi  jez.  III,  20  ff. 

Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler.  <s«> 


—     306     — 

S.  67.  Ein  Text  der  Confessio  generalis  befindet  sich  in  einer 
Petersburger  Handschrift  von  c.  1500;  siehe  Kalma  in  Archiv  VI,   621  ff. 

S.  103.  Nehring's  Ausgabe  des  Florianer  Psalters  1883  wurde 
auch  von  Hanusz  in  Przeglad  Polski  im  Octoberheft  1884,  das  Iter 
Florianense  auch  von  A.  A.  Kryriski  in  Niiva  1872,  I  S.  223  ff. 
recensirt. 

S.  110.  Nehring's  Abhandlung  über  den  Psalter  von  Pulawy  wurde 
auch  besprochen  von  K.  Appel  in  Filol.  Vestnik  1881,  IV  S.  378  ff. ; 
das  Denkmal  selbst  in  sprachlicher  (syntaktischer  Beziehung)  in  Filol. 
Vestn.  1884.  IV  S.  67  ff. 

S.  118.  Ogonowski's  Abhandlung  über  die  Sophienbibel  wurde 
von  K.  Appel  in  Filol.    Vestn.  1880.  III  S.  339  ff.  besprochen. 

Zu  den  S.  127  besprochenen  Sprachdenkmälern  ist  hinzuzufügen: 
ein  Schreiben  des  heiligen  Bernhard  über  die  Behandlung  des  Ge- 
sindes, lateinisch  und  in  polnischer  Uebersetzung  aus  dem  XV.  Jahr- 
hundert: Epistola  sw.  Bernarda  0  rzandzenyu  czeliadnym,  mit- 
getheilt  von  Kluczycki  in  Rozpr.  i  Spraw.  ivydz.  filol.  I,  S.  XXXVII  ff. 

S.  128.  Die  Begeh  Spowiedz  ma  oyc  etc.  ist  aus  der  Krakauer 
Handschrift  Nr.  2503  von  L.  Malinowski  vollständig  mitgetheilt  in 
Prace  filol.  I,  S.  476;  siehe  oben  Bemerkung  zu  S.  37. 

S.  129.  spiac  bedeutet  an  der  betreffenden  Stelle  wol  nicht  so 
viel  wie  spiewac,  siehe  Wortregister. 

S.  150.  Zur  Erklärung  des  Wortes  Mazoivsze  siehe  Potebnja: 
EUmologiceskija  zametki  in  Filol.   Vestn.  1879,  S.  257. 

S.  152.  Zahlreiche  Eidformeln  aus  den  Grodakten  von  Czersk 
sind  mitgetheilt  in  Ksiega  Ziemi  Czerskiej  1 404  —  1 425 ,  Warschau 
1879;  angezeigt  von  Bobrzyriski  in  Ateneum  1879,  III,  S.  358  ff. 

S.  156.  Zu  Artykuly  praiva  Magd,  hat  Semenovitsch  text- 
kritische Bemerkungen  geschrieben  in  Archiv  VII,  436  ff.  Die  Arbeit 
Kalina's  hat  Brückner  recensirt  in  Archiv  V,  425  ff. 

S.  157.  Zu  den  Sprachdenkmälern  in  Prosa  ist  nachzutragen: 
eine  interlineare  Version  einer  lateinischen  Urkunde  und  als  ein  seltenes 
Beispiel  der  altpolnischen  Prosa  ein  Liebesbrief,  mitgetheilt  aus  der 
Krakauer  Handschrift  von  c.  1435 — 1438  von  L.  Malinowski  in  Prace 
filol.,  siehe  Bemerkungen  zu  S.  37  und   128. 

S.  161.  Bobowski:  Polnische  Dichtung  etc.  angezeigt  von  Hanusz 
in  Ateneum  1884  I,  S.  185  fr. 

S.  166  nota.  Knapski  sagt:  ,,Bogdrodzicd  piesn.  Gantilena  a 
vocab.  Deipare  incipiens  symbolum  Ghristianum  Sclauis  rhythmo  a  s. 
Adalberto  conscriptum  Paeana:  victoriale  Carmen  vocat  Gromer.  Virgini 
matri  dicatum,  quod  in  bellis  ante  conflictum  olim,  ut  etiam  nunc, 
occini  solitum  fuerit".     Thesaurus   1621. 


—     307     — 

E.  Oloff,  Polnische  Liedergeschichte,  Danzig  1744  S.  215,  erklärt 
sich  gegen  die  Autorschaft  des  heiligen  Adalbert  und  beruft  sich  dabei 
auf  Krairiski's  Postille  612  ff. 

S.  195.  Die  sehr  verzweigte  Litteratur  der  Alexiuslegende  findet 
sich  in  dem  a.  a.  0.  citirten  Buche  Massmann's:  Sanct  Alexius'  Leben 
in  acht  gereimten  mittelhochdeutschen  Behandlungen  1843.  Ergänzung 
bei  Wislocki  Legetida  o  sw.  Alexym  1876  in  Bd.  IV  von  Rozpr.  i  Spraiv. 
Siehe  auch  Bruchnalski :  Legenda  aurea  w  pohkiej  literaturze  in 
Bd.  XI  von  Rozpr.  i  Spraw.  1886.  —  Die  altkroatische  versificirte 
Alexiuslegende  (mitgetheilt  von  Jagic  in  Archiv  LX,  524)  hat  an  zwei 
Stellen  die  Worte:  Od  neba  je  piiknula  fartuna,  beziehungsweise 
fortuna,  welche  an  die  Stelle  der  altpolnischen  Legende  Ano  sz  wyrzchu 
szla  przygoda  (V.  105)  erinnern,  indess  bieten  beide  ausser  dieser 
Berührung  keine  besonderen  Anknüpfungspunkte. 

S.  200.  Die  Coniunction  ac  ist  im  Wortregister  einige  Male  ver- 
zeichnet, daher  die  Worte  S.  200:  „ sonst  nicht  vorkommend"  ent- 
sprechend zu  ändern. 

S.  213.  Stan.  Giolek,  von  dessen  Dichtungen  Dlugosz  spricht, 
war  ein  lateinischer  Dichter,  vgl.  Caro  Lib.  Cancell.  II,  37;  ebenso 
Jan  todzia. 

S.  239.  Ausser  Kromer  hat  auch  J.  Bielski  (ob  auch  M.  Bielski, 
ist  mir  unbekannt)  ein  polnisches  Lied  von  der  Tannenberger  Schlacht 
erwähnt. 

S.  290.  V.  9  von  oben  spraiviajqc  ist  wol  in  oprawiajox  zu 
corrigiren;  siehe  im  Wortregister  oprawiac. 

Von  den  neueren  Arbeiten  mögen  noch  erwähnt  werden:  Dr.  J. 
Hanusz  0  pisowni  %  wdkalizmie  zabythhv  iv  hsi^gacli  sadoivych 
Krakowskicli ,  S.-A.  aus  Spraivozd.  Bd.  IV,  1886,  und  die  gramma- 
tischen Aufsätze  von  G.  Blatt,  B.  Szomek,  Zawilinski  u.  a.  in 
Sprawozd.  Bd.  III. 


Sachregister. 


Akademie,  Krakauer  3. 

Alexius,  s.  Legenden. 

Alexandreis    in  poln.  Sprache  210. 

Andachtsbücher  und  Bücher  zum 
frommen  Gebrauch.  Regeln  für  Ter- 
tiarinnen verfasst  c.  1525 ,  Inhalt 
und  Werthschätzung  126  ff. 

Beichte.  Generalbeicht,  s.  diese.  Wie 
soll  die  Beicht  beschaffen  sein  128. 

Bibel,  eine  verloren  gegangen,  eine 
andere,  die  Sophienbibel,  nur  th eil- 
weise erhalten  113.  Beschreibung  der 
Handschrift.  Ausgabe  und  Aufnahme 
derselben  114  f.  Was  Turowski  von 
der  Bibel  meldet  115  f.  Schicksale 
derselben  116  f.  Vermuthung  des 
Herausgebers  über  den  Zusammen- 
hang der  ersten  gedruckten  Bibel 
1561  mit  der  Sophienbibel.  Werth- 
schätzung dieser  vom  Herausgeber 
und  von  anderen  117  f.  Ob  ruthe- 
nische  Einflüsse  anzunehmen  118. 
Abhängigkeit  von  einer  altcech. 
handschriftlichen  Bibel  118  ff.  — 
Ein  Bruchstück  einer  anderen  Ueber- 
setzung  der  Jura  121  f. 

Bofjarodzica,  s.  Marienlieder. 

Cechismen  8.  21.  43  f.  Sprach- 
liches und  Lexicalisches  57  f.  67. 
Vergleichende  Blicke  in  die  cech. 
Litteratur  72.  Cech.  Einfluss  in 
dem  Flor.  Psalter  105,  in  der  Bibel 


119  ff.  Vergleichende  Blicke  158  f. 
Cech.  Einflüsse  167.  169.  172  f.  173  ff. 
181.  190.  Vergl.  Blicke  200.  209. 
Einflüsse  224  f.  227.  232. 

Decalog,  selten  in  Prosa,  nur  wenige 
Texte  bekannt  70.  Häufiger  in 
Versen :  ein  Theil  der  üblichen  Ka- 
techese, deshalb  in  vielen  Texten 
vorhanden  200  ff.  Siebzehn  derselben 
nach  einem  Grundtext ,  der  203  f. 
nach  einem  correcten  Text  ange- 
führt ist.  Eine  andere  wenig  ab- 
weichende Redaction  in  sieben  Ab- 
schriften erhalten  204  f.  Eine  der- 
selben angeführt  205.  Der  Decalog 
zum  Absingen  bestimmt  206.  Para- 
phrase der  Zehn  Gebote  in  21  Stro- 
phen 207.  Der  versificirte  Decalog 
im  Gnesener  Formular  269. 

Deutsche  Sprachdenkmäler  zusam- 
men mit  poln.  41.  Deutsche  Ab- 
schreiber 41  f.  Deutsche  in  Polen 
60.  Deutsche  Einflüsse  64.  155.  167. 
Vergleichende  Blicke  in  die  deutsche 
Litteratur  39  f.  63  f.  64.  68.  72.  83. 
158  ff.  208.  282  f.  287. 

Dialecte.  Vermeintlicher  lechiti- 
scher  Dialect  4.  52.  Grosspoln. 
Dialect  34.  Dialectische  Eigentüm- 
lichkeiten 80. 

Eid  formein  in  Grosspolen  früher 
und  häufiger  in  die  Gerichtsakten 


309     — 


eingetragen,  als  in  Kleinpolen.  Ihre 
Wichtigkeit  151.  Veröffentlichungen 
151  f.  Textkritisches  152.  Schwur- 
formel eines  Schöffen  153.  Eid- 
formeln aus  den  Czersker  Gerichts- 
akten 306. 

Frohnleichnamslieder  189 ff.  Wi- 
taj  miiy  Jezu  Chryste  zwei  Mal  nach 
verschiedenen  Abschriften  von  Ma- 
ciejowski  gedruckt,  doch  unrichtig 
datirt.  Das  Lied  selbst.  Hinweis 
auf  ein  cech.  Lied  189  f.  Jesu  Chryste 
nasza  radosc  einem  cech.Liede  nach- 
geschrieben. Auszüge  190  f.  0  dato 
Boga  zyivego  in  drei  Texten  er- 
halten; Inhalt  und  Erklärung  191  f. 

Galka,  Andreas,  von  Dobczyn.  Sein 
Auftreten  mit  den  Lehren  Wicleph's 
in  der  Krakauer  Universität  und 
seine  Erlebnisse  nach  erhaltenen 
Briefen  224  ff.  Die  „Cantilena  de 
Wicleph"  in  Auszügen  mitgetheilt 
und  erklärt  226. 

Gallus  s.  Sagen. 

Gebete.  Das  Gebet  des  Herrn  41  ff. 
Andere  Gebete  44  ff.  Gebete  bei 
der  Predigt  70.  268  ff.  Gebete  in 
Liedern  und  Gedichten  170  ff.  Ge- 
bete des  Priesters  bei  der  Messe  in 
poln.  Uebersetzung.  Verhältniss  der 
Texte  untereinander,  zu  den  latein. 
Texten  und  ihre  Werthschätzung 
122  ff. 

Gebetbücher  47  ff.  Wenceslav's  Ge- 
betbuch. Veröffentlichung,  Bestand- 
teile 47.  Bezugsquelle  48.  Copie 
48.  Sprachliche  Eigenthümlichkei- 
ten  48  f.  —  Das  Hedwigbüchlein 
50  ff.  Auffindung,  Titel,  Ausgaben, 
Litteratur  darüber  51  ff.  Bestand- 
teile und  Bezugsquellen  52.  Ver- 
muthungen  über  den  Verfasser,  die 
erste  Besitzerin  und  Schicksale  des 
Büchleins  52  ff.  Glossen  54.  Sprache 


54  f.  Gebetbuch  der  Schwester  Kon- 
stancya  55  ff.  Veröffentlichung,  In- 
halt, Bezugsquellen  55.  Sichtung 
des  Textes  56  f.  Cechismen,  Sprach- 
liches und  Lexicalisches  57  f.  — 
Wigilie  zu  umarie  hulzie.  Nachricht 
und  Veröffentlichung  58.  Inhalt  127  f. 
Generalbeicht  63.  67  ff.    Aeltester 

Text  242. 
Glaubensbekenntniss  66  f.     Das 

in  dem  Gnesener  Formular  269. 
Glossen.   Poln.  Gl.  in  lat.  Texten  des 
XIV.  u.  XV.  Jahrhunderts,  Pflanzen-, 
Krankheits-,    Monatsnamen    16  ff.; 
Wörterverzeichnisse  zum  Unterricht 
32  ff.  Poln.  Gl.  in  poln.  Texten  37  ff, 
in    Prager    Handschriften    37.     im 
Hedwigsbüchlein  54,    im  Flor,  und 
Pulawer  Psalter  s.  d.     Siehe  Nach- 
träge 305.  Werth  der  altpoln.Gl.  38  f. 
Grammatische  altpoln.  Formen  von 
wem    und    wo    zusammergestellt  4 
und  Nachtr.  304 f.   Lautliche  Eigen- 
thümlichkeiten  der  ältesten  Sprach- 
reste 7  ff. ;  der  Gnesener  Glossen  20  f. ; 
in  dem  Quadragesimale  22.    Bemer- 
kenswerthes  in  der  Glossa  sup.  epist. 
24;  in  anderen  Glossen  27.    Zweifel- 
hafte Erscheinungen  30.    Lautliche 
Eigenthümlichkeiten    in  den    Kra- 
kauer    Wörterverzeichnissen     33  f. 
Grammat.  Eigenthümlichkeiten  des 
Pater  Noster  43 ff.;  in  den  Gebeten 
44  ff.     Ungewöhnliche    Praeterital- 
formen  in  Orat.  Pass.  II  46.    Sprach- 
liche Eigenthümlichkeiten    in   dem 
Gebetbuche  Waclaw's  48  f.    Nasal- 
vocale    darin    und    überhaupt  49  f. 
68.    jestes  und  jes  52.     Bemerkens- 
werthe  Wortformen  im  Gebetbuch 
der  Konstancya  58;  in  der  ältesten 
Beichtformel  68.  Sprachliche  Eigen- 
thümlichkeiten in  den  Gnesener  Pre- 
digten 79  ff.;  im  Flor.  Psalter  106  f. 
Lautl.  Eigenthümkeiten  im  „Leben 
Suso's"  132.    Participialformen  u.  a. 


310     — 


in  einem  Fragment  von  den  Leiden 
Christi  129;  in  der  Legende  vom 
heiligen  Blasius  135.  Sprachliche 
Eigenthümlichkeiten  in  dem  Schrei- 
ben des  Lentulus  137;  in  den  Sta- 
tuten 140.  147.  150.  Weiche  Silben 
157  und  in  Nachtr.  104.  Sprachlich 
Bemerkenswerthes  in  Magd.  Urth. 
155;  in  Liedern  190 ff.;  im  Gedicht 
von  Wikleph  226  f.;  im  Sandomirer 
Liederbuche  233;  in  Noten  zu  den 
Texten  245  ff. 

Hedwigsbüchlein  s.  Gebetbücher. 

Kadlubek  s.  Sagen. 

Katechetische  Belehrung  des  Vol- 
kes 39  f.  Erweiterte  Belehrung  mit 
und  ohne  Predigt  60  ff.  Poetische 
Form  64. 

Kirchenlied  in  nationaler  Sprache 
41.  Kirchenlieder  in  der  Volks- 
sprache im  Mittelalter  in  Deutsch- 
land 158 ;  in  Böhmen  158  f. ;  in 
Polen  159  f.  Nachweise.  Marien- 
lieder s.  diese.  Weihnachtslieder, 
Osterlieder,  Pfingstlieder,  Frohn- 
leichnamslieder,  Lieder  an  Heilige 
s.  diese.  Hinweise  auf  nicht  erhal- 
tene Kirchenlieder  und  ältere  Da- 
tirung  späterer  194. 

Landessprache,  Anwendung  der- 
selben in  der  Kirche  und  der  re- 
ligiösen Praxis,  in  der  Predigt,  in 
Liedern  etc.  39  ff. 

Lateinische  Vorbilder  und  Einflüsse 
105  f.  167.  169  f.  188.  208. 

Legenden.  Ein  Fragment  der  Lei- 
densgeschichte Christi  128  f.  Le- 
gende von  der  heil.  Anna  und  Maria. 
Bestimmung  der  Entstehungszeit 
129  f.  Leben  des  Mystikers  Suso 
(Amandus).  Vergleichung  der  poln. 
Uebersetzung  mit  den  bekannten 
Lebensbeschreibungen:  die  poln. 
Erzählung  ein  Ersatz  für  die  älteste 


latein.  von  Faber  130.  Wert- 
schätzung der  poln.  Biographie  in 
sprachl.  Beziehung  131  f.  Beurthei- 
lung  der  Ausgabe  132  f.  —  Legende 
vom  Papst  Urban  133.  Zwei  Texte. 
Beurtheilung.  —  Legende  vom  heil. 
Blasius,  ein  Fragment.  Handschrift, 
Ausgabe  und  sprachliche  Werth- 
schätzung  134  f.  —  Eine  Beschrei- 
bung Jesu.  Allgemeines.  Die  poln. 
Uebersetzung.  Sprachliches  135  ff. — 
Nur  eine  Legende  in  Versen  erhalten, 
die  Legende  vom  heil.  Alexius : 
Handschrift,  Ausgabe,  Inhalt,  Form 
195  f.  Charakterisirung.  Vermuth- 
liche  Bezugsquelle  197.  Textkri- 
tische Bemerkungen.  —  Die  Legende 
vom  heil.  Blasius  und  vom  heil. 
Alexius  s.  Texte. 

Lexicalisches  Material  in  Orts- 
und Personennamen  aus  ältester 
Zeit  s.  Ortsnamen  und  Personen- 
namen. Altpoln.  Glossen  20.  22.  24. 
26.  Pflanzen-  und  Krankheitsnamen 
28  ff.  Monatsnamen  31  f.  Alpha- 
betische Wörterverzeichnisse  32  ff. 
Rechtsübliche  Ausdrücke  35  ff.  Be- 
merkenswerthe  Wörter  in  dem  Ge- 
betbuche der  Konstancya  57  f.;  in 
Predigten  67  ff.  73 f.;  im  Psalter 
106;  in  den  Regeln  für  Anhänge- 
rinnen des  Franciscusordens  127;  in 
einem  Fragment  der  Leiden  Christi 
129;  in  der  Blasiuslegende  135;  in 
dem  sog.  Schreiben  des  Lentulus 
137;  in  dem  Wisl.  Statut  189  ff; 
im  Masov.  Rechtsbuch  150;  in  Eid- 
formeln 152;  in  Magdeb.  Urtheilen 
155;  in  Liedern  und  Gedichten  183. 
185.  190  f.  198  f.  203  ff.  222.  226  ff. 
232  ff.  In  den  Texten  s.  Anmer- 
kungen. 

Liederbuch,  das  Liederbuch  des 
Przeworszczyk  von  1435  2.  172  ff. 
181.  186.  Andere  Liederbücher  186  f. 
Das  Sandomirer  Liederbuch   229  ff. 


311     — 


Die  Handschrift  229.  Bezeichnung 
einiger  Gedichte  als  Lieder  230. 
Reihenfolge  derselben  geordnet  und 
erläutert  230  ff.  —  Entstehungszeit 
der  Lieder  233  f.  Warum  Sando- 
mirer  Liederbuch  genannt  235. 
Nachwort  des  Dichters  236. 

Magdeburger  Urtheile.  149  153  ff. 
Geschichtliches.  Die  Magdeburger 
Urtheile  in  poln.  Sprache.  Epoche 
der Uebersetzung  154.  Handschriften 
und  Litteratur  154  f.  Werth  der- 
selben. Sachliche  und  sprachliche 
Erklärungen  155.  Verhältniss  des 
poln.  Textes  zum  deutschen  und 
latein.  155  f.  Sächsisches  Rechts- 
buch, unrichtig  Magdeburger  Artikel 
genannt  156  f. 

Masovisches  Statut  s.  Statute. 

Marienlieder.  Bogarodzica  1 60.  T exte 
und  Litteratur  161.  Bestandtheile 
161.  Das  älteste  Lied  reconstruirt 
162  f.  Der  zweite  Theil  ein  Oster- 
lied,  der  dritte  ein  Passionslied  163. 
Die  übrigen  Bestandtheile  164.  Ent- 
stehung des  Liedes  164  f.  Ob  der 
heil.  Adalbert  der  Verfasser  V  165» 
Bogarodzica  ein  Schlachtenlied  165. 
Entstehungszeit  167.  —  Ein  Marien- 
gruss.  Ungenaue  Angabe  und  Da- 
tirung  Maciejowski's.  Erklärung  des 
verwahrlosten  Textes  167  ff.  —  Der 
Mariengruss  Ave  pulcerrima  regina, 
verglichen  mit  dem  latein.  und  2ech. 
Richtigstellung  des  Textess  169  f.  — 
Eine  Begrüssung  Mariae.  0  przoia- 
statvniejsza  etc.  nach  einem  latein. 
Gebete  geschrieben,  ebenso  wie  ein 
ähnliches  Gebet  in  dem  Hedwig- 
büchlein 170.  —  Ein  Marienhymnus 
Maria  panno  szlachetna  reconstruirt 
170  f.  —  Der  Hymnus:  Ave  maris 
stella  aus  zwei  Theilen  bestehend, 
mit  Alleluia  abschliessend  171  f.  — 
Ein     Marienlied      Nasza     nadzieio 


przemieia  aus  Przeworszczyk  mit 
einem  cech.  Gedicht  verglichen  172. 
—  Salve  Regina  in  poln.  Ueber- 
setzung sehr  verbreitet,  7  Texte  er- 
halten. Textkritische  Bemerkungen 
und  Vergleichung  mit  dem  Sech. 
Lied.  Das  Lied  selbst  173  ff.  — 
Das  Lied  Regina  coeli  reconstruirt 

175  f.  —  Marienhymnen  der  Kahlen- 
berger  Handschrift  176  ff.  Allge- 
meines über  die  Verfasser:  Andreas 
von  Slupia  und  Marcus  Wschowa  (?) 

176  f.  Das  Vor-  und  Nachwort  des 
Dichters  177  f.  Die  einzelnen  Lieder 
und  deren  Beurtheilung  178  f.  — 
Sieben  Freuden  Mariae,  wol  nur 
zur  frommen  Leetüre  bestimmt.  Der 
Anfang  verdorben  180.  Assumptio 
Mariae,  ein  Fragment  180.  —  Frag- 
ment eines  Gebetes  an  Maria  und 
Paraphrase  der  Begrüssung  Mariae 
s.  Texte. 

Mittelalterliche  Erzählungsstoffe, 
Anklänge  an  solche.  Einfangung 
des  Einhorns  durch  eine  List  83. 
Klugheit  der  Schlange  85  f.  Sybilla 
86.  Warum  Gott  den  Menschen 
aus  Erde  geschaffen  86.  Erinnerung 
an  Hannibal  und  Erbeutung  unzäh- 
liger Fi  ngerringe  234. — Siehe  Sagen . 

Orthographische  Fragen  24  ff. 
134  f.  157.  189.  Orthographische 
Memorirregeln  s.  Poesie. 

Ortsnamen  vor  1300,  wo  zu  finden 
2.  12;  gesammelt  und  erklärt  von 
Baudouin  6  ff.;  gesammelt  von 
Miklosich,  erklärt  von  Wojcie- 
chowski  9  ff. ;  erklärt  von  anderen 
13  f. 

Osterlieder.  Ein  Osterlied  aus 
Przeworszczyk  Z  smierci  ivstai  ninie 
185.  Ein  anderes  aus  einem  alten 
Cancionale  von  Juszynski  mitge- 
theilt:  Chrystus  Pari  dzisiuj  zmar- 
twycliwstal   186.      Das   Lied    Przez 


312 


Twe  switfe  zmartunjchivstanie  nach 
zwei  Texten  und  mit  Hinweis  auf 
die  heutige  Fassung  186.  Das  Lied 
Chrystus  zmartwychwstal  jest  aus 
einer  Prager  Handschrift,  Text  und 
kurze  Bemerkungen  187.  Ein  Oster- 
lied  aus  einem  Cancionale  von  1501, 
heute  noch  gesungen  187. 

Passionslieder.  Das  Lied:  Gloria 
laus  et  honor  des  heil.  Theodulph 
in  poln.  Uebersetzung,  von  Macie- 
jowski  mitgetheilt  mit  unrichtiger 
Datirung,  in  Reconstruction  mit- 
getheilt 182  ff.  0  crux  ave  spes 
unica  poln.  sehr  unbeholfen  über- 
setzt 184.  Ein  Passionslied  von 
Ladislaus  von  Gielniow.  Versuch 
einer  Abtheilung  in  Verse.  Be- 
merkungen 184  f.  Das  Lied  selbst 
vollständig  s.  Texte.  Ein  Passions- 
lied in  dem  Sandomirer  Liederbuch 
s.  Liederbuch. 

Paterek's  Predigten  s.  Predigten. 

Personennamen  vor  1300,  wo  zu 
finden  2.  22,  vgl.  Nachträge;  ge- 
sammelt und  erklärt  von  Baudouin 
de  Courtenay  6  ff. ,  von  anderen 
9  ff.  Spätere  sind  nicht  berück- 
sichtigt 16.  Personennameu  aus 
einem  Breslauer  Necrolog  305. 

Pfingstlieder  188ff.  Zwei  aus  dem 
XV.  Jahrhundert  erhalten,  welche 
zum  Absingen  bestimmt  waren: 
der  Hymnus  Veni  Creator  und  ein 
anderes,  wahrscheinlich  originales, 
in  dreizehnsilbigen  Versen. 

Poesie,  kirchliche  und  fromme,  s. 
Decalog.  Frohnleichnamslieder.  Kir- 
chenlieder. Legenden.  Liederbuch. 
Marienlieder.  Osterlieder.  Passions- 
lieder. Pfingstlieder.  Lieder  an 
Heilige  192  ff.  Eine  kurze  Ermah- 
nung in  Versen  207.  Ein  Gespräch 
des  Sünders  mit  sich  selbst  (mit 
dem  Schutzengel?),  verglichen  mit 


cech.  und  deutschen  ähnlichen  In- 
halts 207  f.  Klage  eines  Sterbenden 
s.  Texte.  —  Weltliche  Poesie  208  ff. 
Dürftige  Nachrichten  208.  Das 
vorausgesetzte  Vorhandene  in  engen 
Grenzen :  keine  Heldenpoesie,  keine 
ritterliche,  Minnen-  und  höfische 
Poesie,  keine  Pflege  der  Dichtung 
in  Städten,  keine  Alexandreis  208  f 
Unterschied  zwischen  Böhmen,  wel- 
ches mit  Deutschland,  und  Polen, 
welches  mit  Italien  in  enger  kirch- 
licher Verbindung  stand  209  f. 
Täuschungen  der  Literarhistoriker 
über  vermeintliche  poln.  Lieder 
210  ff.  Wirkliche  Zeugnisse  von 
Liedern  213  ff.  Die  Joculatoren, 
vgl.  im  Wortregister  vnla.  Nach- 
richten von  bestimmten  Liedern, 
deren  Anfangs-  oder  Schlagworte 
nur  auf  uns  gekommen  sind.  Lieder 
von  der  Tannenberger  Schlacht 
21 7  ff.  Lied  von  der  Luitgard  218. 
Lied  von  der  Masovischen  Her- 
zogin Ludmilla,  als  Prototyp  zu 
Shakespeare's  Wintermärchen  219  f. 
Nachrichten  von  späteren  histori- 
schen Liedern  220.  Gelegenheits- 
und gesellige  Lieder  220  f.  —  Er- 
haltene Lieder  221  ff.  Einige  kurze 
Verse  und  Sprüche  221  ff.  Jacob 
Parkosz  und  seine  orthographischen 
Memorirregeln.  Auszüge  223  f.  Die 
cantilena  de  Wicleph  von  Galka 
s.  Galka.  Ein  Gedicht  von  Andr. 
Tenczynski's  Ermordung.  Hand- 
schrift und  Veröffentlichung  de8 
Textes  229.  Das  Lied  selbst  s. 
Texte  265  ff.  Das  Sandomirer  Lieder- 
buch s.  Liederbuch.  Lieder  von  der 
Schlacht  bei  Tannenberg,  das  er- 
haltene von  1510  und  andere.  Be- 
urtheilung  des  erhaltenen  236  f. 
Entstehungszeit  festgestellt.  An- 
klänge an  Diugosz  und  Kromer. 
238  f.    Erwähnung  eines  Liedes  aus 


313     — 


Kromer  (und  J.  Bielski)  239,  vgl. 
Nachträge  307.  Ein  unbekannter 
Dialog  zwischen  dem  Tod  und  dem 
Magister,  erklärende  Einleitung  und 
Text  281  ff. 

Predigten.  Poln.  Glossen  in  latein. 
Predigten  16ff.  Glossen  in  den  Gne- 
sener  Predigten  17  ff.  Anwendung 
der  poln.  Sprache  in  der  Katechese 
und  Predigt  39  ff.  Allgemeines 
über  Predigten  in  poln.  Sprache 
58.  Dürftige  Nachrichten,  erst  im 
XV.  Jahrhundert  reichlicher  59  ff. 
Belehrung  des  Volkes  über  Glau- 
ben.swahrheiten  s.  Katechetische  Be- 
lehrung. Formulare  61  ff.  Das  Vor- 
wort 64  ff.  Glaubensbekenntniss  s. 
dieses.  Generalbeicht  s.  d.  Der 
Decalog  s.  d.  Gebete  bei  der  Pre- 
digt 70.  Sind  latein.  Predigten  eine 
Uebersetzung  polnischer?  71.  Poln. 
geschriebene  Predigten  selten,  doch 
bezeugt  71.  Die  erhaltenen  Pre- 
digten 71  ff.  Fragment  einer  poln. 
Predigt  (?)  aus  dem  XIV.  Jahrb.  72ff. 
Bezugsquellen  und  Anklänge  75  f. 
Die  Gnesener  Predigten  76  ff.  Hand- 
schrift, Inhalt  77.  Veröffentlichung 
77.  Sichtung  des  Textes  77  ff. 
Sprache  79  ff.  Werthschätzung  der 
einzelnen  Predigten  81  ff.  Gelehrter 
Anstrich  85  ff.  Populäre  Elemente 
87.  Zeit  der  Abfassung  und  der 
Abschrift  88  f.  Kazania  Paterka 
89  ff.  Auffindung,  Veröffentlichung, 
Autor,  Sichtung  des  Textes  90 ff. 
Keine  Predigten  mit  Ausnahme 
etwa  des  zweiten  Tractatee  '.»•'!  f. 
Fragmente  latein.  Predigten  mit 
poln.  Glossen.  Beurtheilung  95  f. 
Nachricht  von  anderen  Predigten 
96.  Eine  der  Gnesener  Predigten 
und  Gnesener  Predigtordnung  s. 
Texte  251  und  268. 

Psalmen.  Glossen  in  Psalmen  37. 
Nachricht  von  einem  poln.  Psalter 
Nehring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler. 


im  XIII.  Jahrh.  96  f.  Zwei  einzelne 
Blätter  mit  Psalm  50,  von  denen 
eines,  angeblich  aus  dem  XIII.  Jahr- 
hundert, ein  Falsificat  ist  97  ff.  Der 
Florianer  Psalter  100  ff.  Die  älteren 
Nachrichten,  Handschrift,  Ausgabe, 
Litteratur,  die  sich  daran  anschliesst 
101  f.  Werthschätzung  des  Textes 
nach  verschiedenen  Seiten  hin  103  ff. 
Sprache  des  Psalters  105  ff.  Psalter 
von  Pulawy.  Nachricht  von  der 
Handschrift.  Ausgabe  108  ff.  Litte- 
ratur 110.  Verhältniss  zu  den  älteren 
Psalmentexten  110  ff.  Sprache  112. 
Psalmen  im  Gebetbuch  AVaclaw's. 
Verwandtschaft  derselben  mit  frü- 
heren in  poln.  Sprache  113.  Psalmen 
in  WiffUie  za  umarle  ludzie  113. 

Russische  (ruthenische) Einflüsse 23. 
Vermeintliche  russische  Einflüsse  in 
den  Predigten  75.  Pcely  75.  Ru- 
thenische in  der  Sophienbibel  118. 

Sachsenspiegel  153,  156.  Sächsi- 
sches Weichbildrecht  156.  Vgl.  Texte. 

Sagen.  Walthariussage  in  Polen  211. 
Sagen  und  vermeintliche  Sagen  bei 
Gallus  und  Kadhibek  211  f.  Er- 
wähnung Dietrich's  von  Bern  211. 
283.  288.  Siehe  .Mittelalterliche  Er- 
zählungen. 

Satire  s.  Poesie. 

Sprachdenkmäler,  zusammen- 
hängende erst  vom  XIV.  Jahrb. 
vorhanden,  wo  zu  finden?  2 ff.;  ob 
frühere  vorhanden  ?  6;  veröffentlicht 
und  beurtheilt  von  K.  Malkowski  4. 
Im  Uebrigen  siehe  die  meisten 
Theile  des  Registers.  Eine  letzt- 
willige Bestimmung,  eine  Urkunde 
und  ein  Liebesbrief  s.  Nachträge 
und  Texte. 

S  pnu-hreste.  Die  ältesten  vor  1300 
6  ff.  Siehe  Orts-  und  Personennamen 
14  f.  Vgl.  Nachträge  305.  Sprach- 
24 


314     — 


reste  aus  dem  XIV.  und  XV.  Jahrh. 
16  ff.  Siehe  Glossen. 
Statut  von  Wislica,  übersetzt  von 
Swietoslaw.  Bedeutung  in  juristi- 
scher Beziehung  137  f.  Handschrift 
und  Ausgaben  137.  Vorrede  zum 
kleinpoln.  Statut  139;  zum  gross- 
poln.  139.  Vorrede  II  139.  Die 
summa  iurium  140.  Rechtskraft 
des  Wislicer  Statuts  141;  das  gross- 
poln.  hatte  nur  historischen  Werth 
141  f.  Einleitung  und  Schluss  beider 

142.  Das  Facsimile  durch  den  Text 
Lelewel's  erläutert  und  umgekehrt 

143.  Sprachliches  143  f.  Die  üeber- 
setzung  von  1460,  benutzt  hand- 
schriftlich von  Helcel  144.  Homo- 
graphische Ausgabe  144.  Erklärung 
der  Vorrede  I  145,  der  Vorrede  II 
146.  Bestandtheile.  Verhältniss  zum 
latein.  Text  und  zu  Swietoslaw 
146.  Werth  146  f.  Uebersetzung  III 
(„Wislicia"),  zwei  Ausgaben.  Werth 
u.Uebereinstimmung  der  „Wislicia" 
mit  Uebersetzung  II.    Sprachliches 


147  ff.  Andere  Sprachdenkmäler: 
das  spätere  Statut  Laski's  etc.  149. 
Statut  von  Masovien  lateinisch  und 
polnisch.  Ausgaben.  Werth  der 
poln.  Uebersetzung.  Litteratur  149. 
Bestandtheie  150  f. 
Strophenbau  106  ff. 

Transscription  in  die  moderne 
Orthographie  und  Sprache,  wie 
dabei  zu  verfahren  133. 

Versbildung  160  ff. 

Weihnachtslieder.  Das  Lied  Stala 
si$  rzecz  ivielmi  dziivna  mit  einem 
cech.  verglichen.  Die  poetische  Form 
180  f.  Ein  Weihnachtslied  aus  dem 
Cancionale  Przeworszczyk's  181. 
Kolenda  XV  wieku,  fünf  polnische 
Lieder  mit  lateinischem  Text,  der 
nicht  veröffentlicht  ist.  Volksthüm- 
•  licher  Charakter.  Das  Lied  selbst 
181.  Erinnerung  an  andere  Weih- 
nachtslieder 182. 

Wislicer  Statut  s.  Statut. 


Namenregister. 


Andreas    von   Slupia   s. 

Slupia. 
Appel  78.  80.  306. 
Arnold  s.  Jarnolt. 

Baltazar  Opec  s.  Opec. 
Bandtke    J.    G(Jerzy)    37. 

42  f.  97  ff.  101.  144.  201. 

213.  223.  266. 
Bandtke,  W.  149. 
Baszko  s.  Boguchwal. 
Baudouin  de  Courtenay  2. 

6.   Nachträge  304. 
Beda  87. 
Behrend  154. 
Benes  v.  Weitmile  159. 
Bentkowski  223. 
Berger,  Heinr.  130. 
Berthold  von  Regensburg 

158. 
Beyersdorf  13. 
Bielowski  27.  46.  59  f.  64  f. 

122  f.  134.  212.  253. 
Bielski,    J.   161.  165.  220. 

233.    Nachtr.  307. 
Bielski,  M.  214. 217.  Nachtr. 

307. 
Blatt,  G.  307. 
Blonie,  Nicolaus  v.  71.  96. 

128.  236. 
Bobowski  159. 160  ff.  167  ff. 

173.  179.  190.  194.  274. 

Nachtr.  306. 


Bobrzyriski  154.  156.  Dubrowskij  102  f.  119. 

Boguchwal  159.  211  f.  Dunin,  K.  149. 

Borkowski,  Graf  St.  100  f.  Dzialyriski,    Graf  17.   77. 

Bruchnalski  307.  108.  202.  218. 

Brückner    13.    26.  48.   77.  Dzierzgowski  46. 

103.     108.     154  f.     157.  Dzierzwa  218. 

161  ff.  Nachtr.  306. 

Erzepki  17.  38.  77. 

Estreicher  97. 


Bystroü  306. 


Caro  219  f.  225.  266. 
Celichowski   36.   109.  126. 

138.  144.  215. 
Chledowski  Wal.  128.  189. 

190.  201. 
Chmel  101. 

Chonietowski  42. 191.  201  f. 
Chwalczewski  165.  217. 
Colli  tz  30. 
Comenius  116. 
Cosmas  158. 
Crescentius  29. 
Cybulski  14. 
Czacki  108  f. 
Czartoryski,    Fürst  AVI. 

108  f. 
Czerkawski  4. 

Danysz  38.  51.  53  f. 
Diepenbrock  131. 
Dlugoszl34. 165.  213  f.  217. 

219.  238  f.  261  f.  265  f. 
Dobrovsky  119.  226. 
Docen  16. 


Faber-Fabry  130. 
Feifalik  158.  169.  197.  207. 

214. 
Friese  108.  114. 

Gabler  136. 
Galezowski  165. 
Galka,  Andr.  224  ff.  229. 
Gallus210.  211  f.  214.  217. 

229. 
Gautier  214. 
Gielniow ,   Wladislaw    v. 

184.  296. 
Gloger  Zygm.  71  f. 
Golebiowski,  L.  122  f.  167. 

176.  179  f.  189  f. 
Gologörski  154. 
Gornicki  25.  220.  237. 
Goryriski  149. 
Grieshaber  83. 
Grinim,  J.  158. 
Grössler  13. 
Grünhagen  2.  13. 
v.  Gutschmid  211. 


316     — 


Hagenbach  136. 
Hanka  114.  119  f.  172. 
Hanus  78.    80.   107  f.   112. 

156.  171.  305  ff. 
Hattala  86. 
Haupt  282. 
Helcel  3.  6.  35  f.  59.  137  ff. 

143  ff.    152.    193.   215. 

263. 
Herbest  166. 
Herburt  161. 
Heyne  225. 
Heyzmann  215. 
Höfler  159. 
Hoffmann  von  Fallersleben 

114.  119.  158.  181. 
Holowacki  172.  174.  190. 
Homeyer  153. 

Hube,   R.   58.   113.   137  ff. 

141.   144.  146.  152.  244. 

249. 
Hus  224. 

Jacobi,  V.  14. 

Jagic  3.  5.   103.   110.  119. 

161.  164. 
Jagielski  17.  77.  115. 
Janozki  97.  113. 
Jarnolt  44. 
Jaszowice,    Antlr.  de  108. 

115.  117. 

Jirecek,    J.    72.   103.  120. 

159.  161  ff. 
Jocher  133. 
JundziU  28. 
Jungmann  174. 
Juszyiiski  2.  55.  159.  172  f. 

181.  185  f.  194. 

Kadlubek  210  ff.  218.236. 

Kämmel,  0.  13. 

Kaiina    3.    9.    144.    147. 

152.    1561'.   161  ff.    167. 

301.  304.  306. 
Kahizniacki  27f.  45 f.  65. 

122.  128.  155  f. 


Kanzow  213. 
Earajan  208. 
Karlowicz  13.  30. 
Ketrzyiiski    12  f.    90.    108. 

121.   150.  216.  273.  283. 

293.  295  f.  301. 
Klodziriski  184. 
Klonowicz  220. 
Kluczycki  306. 
Koch  158. 

Kochanowski,  J.  163.  220. 
Komorowski  109. 
Konrad,  K.  187. 
Kopitar  52.  101  ff.  119. 
Kozmin,  Lucas  de  71. 
Krainski  2.  307. 
Kraszewski  216. 
Kromer  218.  238  f.  306. 
Kryiiski    30.    76.    86.  110. 

118.  133  f.  306. 
Krzyzanowski  173. 
Kühnel,  P.  13. 

Ladislaw   von  Gielniow  s. 

Gielniow. 
Lasicki  115  f. 
Laski  149.  161.  165. 
Lebiriski  144. 
Leciejewski  108.  Naclitr. 

304. 
Lelewel,  J.  2.  32.  42.  61  f. 

128. 138  ff.  143  f.  147.149. 

177.  205.  210.  223.  263. 
Lelewel,  Prot.  42. 
Lengnich  218.  236. 
Leopolita  117. 
Letowski  225. 
Libelt  103.  114. 
Linde  19.  28  f.  30  f.  35.57. 

121.  127.    137.  148.  177. 

215  f.  227.  240. 
Liste  166. 
Litowski  229.  266. 
Lowicz  28  f. 
Lubomirski .     Purst   Jerzy 

114. 


Maciej  z  Rozana  s.  Rozan. 
Maciejowski    3.    17.    36  f. 

43  ff.  49  ff.  52.  54.   62  ff. 

69f.  96 ff.  116.122.  126 ff. 

133  f.  151.  154.  164.  167. 

169  ff.  173  ff.  182  ff.  193  f. 

201  ff.     213.     216.     218. 

221  f.  229  ff.  234  f.  244. 
Maczyiiski  27. 
Makusev  75  f.  86. 
Malecki    111.    114  ff.    134. 

138.  255. 
Malinowski,  L.  8.  21  f.  37  f. 

47.    49  f.    90.    113.    173. 

222.  305  f. 
Maikowski,  K.  4.  51  ff.  103. 

105.  113.  115.  121. 
Maiikowski,  L.  55. 
Massmann  197.  282. 
Matusiak  8.    Nachtr. 
Miechowita  108. 
Miklosich  8  ff.    31  f.    49. 

107.  305. 
Milic  72. 

Montbach,  v.  215. 
Morsztyn  33. 
Motty,  J.  50. 
Motty,  St.  51.  53. 
Muchlhiski  121. 
Muczkowski  52.  62.  154. 
Müllenhof  68.  72.  209. 

Narbutt  219. 
Naruszewicz  217.  219. 
Nehring   6.    20.    22  f.    26. 

30  f.  38.  45.  48.  51.  101. 

103.    108.    110  ff.    118  f. 

121.     152.     155.     159  ff. 

165  f.  190.  195.  209.  245. 

247.    Nachtr. 
Niemcewicz,  J.  114.  119. 

Ogonowski .     E.    118  ff. 

Nachtr.  306. 
Üpec\  Balt.  182.  191. 
Ostrorög  60. 


—     317     — 


Palacky  60. 
Paploiiski  103. 
Parkosz  35.  223. 
Patera  37.  71.  86.  96.  159. 

186.  187. 
Paterek  71.  89  f. 
Pawlikowski  97.  99. 
Perlbach  12  ff. 
Philibert  208. 
Piekosiriski  114. 
Pilat,  R.  8.  106.  161  ff.  166. 

192  f.  205. 
Piskorzewski,  St.  189, 
Plock,  Johann  v.  128. 
Polkowski   31  ff.    37.    70. 

121.128.  130.188.  202  ff. 
Popliiiski.  J.  4. 
Potebnja  8.   Nachtr.  306. 
Potocki,  St.  177. 
Probst  41.  59. 
Przeworszczyk     2.     172  ff. 

181.  185.  194. 
Przezdziecki,  AI.  Graf  47. 

161  ff.  261. 
Przyborowski  21.  95.  109  f. 

144.  151.  182.  246  f.  266. 
Ptaszycki  76. 

Raczynski  223. 
Radoszyce,  Piotr  z  115. 
Rakowiecki  2.  108.  223  f. 

226. 
Rastawiecki  237. 
Raumer,  Pt.  16. 
Regensburg,  Berthokl  von 

158. 
Rozane,  Maciej  z  143.  149  f. 
Rymarkiewicz  53  f.  163. 
Rzesiiiski  155. 
Rzyszczewski  228. 


Sarnicki  2161'. 
Scharffenberger  117. 
Seherer  68.  72. 
Schmidt,  Joh.  6.  103. 
Semenovitsch  77  f.  80.  94. 

Nachtr.  305  f. 
Seredyuski  180.  202. 
Shakespeare  220. 
Siennik  29. 
Skarga  161. 
Slopuchowski  (?)  177  f. 
Slupie,  Andrzej  z  177. 
Smolka  12. 
Sobieszczaiiski  121. 
Sorgen  130. 
Sokolowski,  A.  225. 
Spiczyiiski  28. 
Stadnicki  144. 
Starowolski  216. 
Stitne,  Thomas  von  72. 
Strehlke  237. 
Stronczyiiski  147.  154. 
Stryjkowski  217.  2201'. 
Suchecki  4.  47.  Nachtr. 

304. 
Suleda  143.  151. 
Surius  131. 
Suso  130  ff. 
Syrenius  30. 
Swidziriski,  Graf  37.  97  ff. 

133.     180.      184.     191. 

297  ff. 
Swiatkowic  s.  Uscie. 
Swietoslaw    s.  Wocieszyn. 
Szajnocha  53.  216  f. 
Szamotuly,    Jan  z    89  f. 

94. 
Szomek.  B.  307. 
Szujski  34  f.  188.  239. 
Szyszkowski  166. 


Taszycki  161. 
Tscheppe  114. 
Turnowski  114  ff. 
Twardowski,  S.  20. 

Ujazdowski  173. 
Ulanowski  152.  219.  249. 
Urzedöw,  Marcin  z  28. 
Uscie,  Petrus  Swiatkowic 
de  Uscie  34  f. 

Volckmann  35. 

Wackernagel    39  f.     63  f. 

72.  81.  83.  216.  282. 
Wagilewicz  134. 
Waldhauser  72. 
Walewski  181.  202. 
Weitmile  s.  Benes. 
Wengierski  114. 
Wicleph  224  ff. 
Wierzbowski  29. 
Wislocki  4.  22  ff.  32.  45ff. 

55  ff.  63.  67.  69  ff.    128. 

136.  153. 194 f.  202  f.  205. 

207.  222.  223.  274 f.  279. 
Wiszniewski  3.  51.  98.  121. 

154.  165.  173.  194.  210ft'. 

216.  219.  224. 
Wocieszyn,    Swietoslaw  z 

137  ff.  143.  145  ff. 
Wojcicki  3.  145.  147.  213. 

220  f.  229.  266. 
Wojciechowski  9  ff.  13. 
Wschowa,  Wschowski  178. 

Zaluski  156. 
Zawiliiiski  307. 
Zeissberg  109.  236  f. 
Zochowski  147  f. 


Wortregister.1) 


abo  264. 
abociem  94.  264. 
ac  254.  260.  278 
acz  291. 
an  245  f. 
ano  259.  277. 
arzkac  253  f. 
«2a  290.  3# 

Bartodziej  88. 
bedoLcy  146. 
-Bfc»,  Beniasz  12. 
bes&sz  259. 
fa'ete  11. 
bielawy  11. 
bladziec^)  285. 
bloyosc  96. 
btoyoslawnosc  96. 
bociem  22.  94. 
JBör/w«  248. 
Boyurodzica  162. 
Boffusz  245. 
fcöj"  185.  297. 
Borefc  248. 
boii/c  162.  164. 
brodla  11. 


Brukal  14. 
Brukalitz  14. 
285.  bydlenie  189. 

Z«/<Z/ic  239.  250.  273. 
buczyc  sie  110. 

cec7t  192. 
cemroivac  262» 
cerekiew  125. 
cliaioala  27. 
ch^zba-chedzba  244. 
chqziebny  -  chcdziebny 

244. 
c7jo&o£  227. 
c/joc  169. 
ehocholaty  36. 
ciqdza-ciqza  22.  36.  143. 

148.  245. 
cielny  74. 
cienmka  254. 
ciotczony  301. 
as  262. 
c«i  94. 
cyrkiew  66  f. 
cwikia  33. 
cwirdza  263. 


w  c^as  198.  276  f. 

czecMy  36. 

e?es'c  106. 

ezreda  124. 

C2S»?/  145. 

czso  106. 

c^-c^sc   131.    137.   197. 

275.  285. 
czyrwien  31  f. 
czyslo  257. 

^a  dar  250.  273. 
darmy  285. 
darskosc  33. 
datvic  290. 
debianka  35. 
Äobro  262. 
dobrodruzstwo  36. 
«o&t/c  245. 
dobytczq  258. 
rfo^eA  240. 
rtojrtd  277. 

dow  (Kirche)  179.  269. 
doskonae  135.  255. 
dostatczyc  65. 
dowierca  36. 


')  In  dieses  Register  sind  auch  Wörter  aufgenommen,  deren  Bedeutung  sieh 
aus  dem  Zusammenhang  ergiebt.  Die  Aufnahme  manches  Wortes  ist  zugleich  eine 
Erklärung  der  citirten  Stelle. 


—     3t9     - 


dowiedziona  56. 

drapac  145. 

drobie  258  f. 

drugdy  292. 

dryja  232. 

drzewiej  259. 

<lr':ny-druzny  135. 

druznosc  263. 

dinun  216. 

duszyca  294  ff-. 

dyngowcmie  33. 

tfetac    38.    80.     198.    261. 

274  ff. 
efeK*fo(?)  235.  258.  283. 
dzie  80. 

dzieckowanie  148. 
dziedzinia  Ci)  245. 
dziejac  198.  278. 
dzieki,  przez  dzieki  284  f. 
dzienie  33. 
dziewezy{?)  296. 
dziewierz  37. 
dziewiosil  28. 
dzirzetny  142. 
(fotsiu  250.  253.  255. 
dzisiac  19. 
dzivirze  258. 

examit  288. 

ei  277.  281.  284  ff. 

e%  281. 

eie  96.  244.  279.  284. 

/äsctc  289. 

/a*a  143.  278.  280.  283. 

.Fa/fo  244. 

#?fca  291. 

foidroivac  155. 

0<M?fca  264. 
garbolmk  35. 
garnasz  148. 
grtqct/  110. 
gierada  155. 
</o(7fo  36. 
godzietny  142. 


f/ofota  28.  215. 
pw^e  250.  273.  286. 
</os'c  245  f. 
goscmi  246. 
gospodsm-gospodyn  106. 

214. 
praföa  36.  287. 
r/n/s  11. 

<7"ty  11. 
<7mw  36. 
gwozd  12. 

harwisz  148. 
Herszmaszek  249. 
Äw-fo>  245. 

J«£e&  245. 

jV«dff  (ich  gehe?)  183. 

.JaiMS^-  248. 

jancdco  142. 

jara/  142. 

Jawomik  12. 

ja*  107. 

jebiecznik  34. 

jectwo  -jenstwo  191.  246. 

jednacki  245. 

jednacz  245. 

jedny  33. 

j*e*t'0  285.  292. 

je&i  198.  276. 

jefco  277  ff. 

j'eZye  235. 

jelmuzna  199. 

jem/  260;  w  jew#  289. 

jestfi  292. 

jetry-jqtreio  33. 

jpyft  226. 

w/j^ec  36.  215. 

wiimie  21.  228. 

inaJco  263  f.  277.  291. 

inedy  264. 

my  245.  254. 

isciec  36.  148. 

tscma  73.  346. 

jinifßsiy  169. 
?a  j^fra  277. 


iie,  tici  etc.  18.  79  f.  81. 
izto  256. 

fa^'g  sie  67  f.  106 ;  lwjad 

sie  165. 
fad»,  fcrt/fco  107.  258. 
kalzdy  20.  81. 
kamiony  33. 
kapla  88. 
Äa£»  152.  203  f.  244.  248. 

273.  277. 
na  kazde  110. 
fc%  250;  kdyz  253. 
fci  111. 
kiegdy  168. 
lrtejnot  247. 
klejmtnik  247. 
klewietac  (?)  222. 
Ztfopo*  214. 
ÄoWe)1  12. 
kobieta  12. 
kocluic  sie  38. 
fa#a    17ß.     198.    279 

(„tt-'&ajfa",)- 
kokornak  29  f. 
fcofaez  286. 
Jconac  33. 
koniezny  188. 
konica  244. 
konwencki  248. 
korzyscic  204. 
korzystny  248. 
kosaciee  28.  30. 
kostarz(?)  232. 
kozielec  292. 
fcoirfy  260.  275. 
ftoifci  34. 
kraczej  33. 
kradziezstwo  206. 
krczyca,  krzczyca  31. 
krechkosc  27. 
&?-o<7  36. 
krtoHjJOtrany  27. 
ftruas  35. 

Ar?/  162.  190.  247. 
iuT/s£  45  f, 


—     320 


krzesic  57. 

krzyzmo  21. 
krzyzyc  21. 
Krzywosqd  245.  247. 
ksiadz  278  f.  281. 
ksieniec  34. 
fcMgrfars  3G.  127.  215. 
kujaicy  11. 
fcwpia  288. 
kurdziel  30. 
Zm&s  244. 

iaemski  adv.  246. 

?<«<*;  139. 

lajkowstwo  139. 

iakniejq  58. 
Lasota  228. 
*a«Ä;a  110. 
fc^-a  (?)  292. 

?rci/   11. 

lelejuc  sie  285. 

lelejanie  110. 

Leliwa  247. 

Zesc  204. 

ta*  110.  228. 

föce  36. 

ZZ/mX-  287. 

ty>ien  31  f. 

lisc  246. 

litkup  33. 

iocfesfa  245  f. 

loktuka  27. 

2omi/  11. 

fotr  155. 

^""7/  (»täwy")  250. 

lubieszczek(()  289. 

lt*0  36. 

iwf/ca  244. 

lynskie  praivo  36. 

%(?)  175. 

"%««/  205.  272  f. 

mac  135.  254.  277  f. 
macierz  205. 
Magdalana  274. 
Magorzata  24 6. 


mar zana  29. 
matras  33. 
miqzdra  260. 
mazowesski  150. 
meigiew  12. 
wiew  28. 
mezobödzca  20. 
miaszkac  22. 
mieezyk ,    mieczykowic 

ziele  28. 
miednica  283. 
mierziqczka,  mirziaczka  20. 

28.  33.  231.  290". 
jniesiqtc  257.  262.  273. 
mieszkanie  125. 
Miiocina  248. 
minely  146. 
mnogdy  252. 
moc  106. 

momotliwy  33.  36. 
mordarz  289. 
mrakota  21. 
rnicZa  148. 

nadjachac,  nadjeli  278. 
nadpoivyszony  106. 
nadpwac  106. 
nagabanie  249. 
nq/e-  nq/tc  280. 
namiastek  229. 
napelniac  141. 
napiersnik  27. 
napirrzivec  86. 
napraszczac  57. 
■iiawczyty  36. 
na.temiesc{?)  281. 
natemieseie  27.  33. 
naivöj  33. 
iVecm  152. 
nedzic  22. 
Netepla  istba  11. 
wie  non  est,  non  sunt  94. 

143.  191. 
niebordk  285.  289  ff. 
nieboze{'i)  285. 
»iec(?)  33. 


niecierpiacy  110. 

niedarznienie  135. 

niegdy  274. 

niejednq  198. 

w  nieumniemaczki  (?)  143. 

niemnimanie  143. 

niercy  95. 

nieröwien  267. 

niestojcie  55. 

nieszczara  33. 

niewiasta  33. 

nkwöd  247. 

nteiZi  57. 

niezioycznosc  33. 

nigdziej  280. 

wime  251.  273. 

m&ses  22. 

n&Zi  246. 

nozny  57. 

obapöi  264. 

öbecado  223  f. 

obiedziny  57. 

obtascie  110. 

oblqjstwo  27.  69. 

oöö?«  257. 

obrcczyc  244. 

oZ/ri]/*»  288. 

obrzymski  288. 

obyknqc  (obeknac)  2631*. 

?o  ocemgniaiiH  288. 

Ocm  248. 

oojos  121. 

oczosac  34. 

odczosnqc,  odczoclmac  121. 

odgalic  27. 

odjednawy  247. 

odmowa  245. 

ogräe»,  Of/ien  19.  20. 

o7cs,i;a  34. 

olesnik  29. 

Oman  28. 

onze-onze  254. 

orzeczca  22. 

opiec'  256. 

Djiiekadhiik  247. 


—     321     — 


opiecenie  38. 

opök  246. 

opohük  246. 

qpraiciac  („szpra  vyayanc 

290. 
opratoic  141.  250. 
opytac  248. 
os$  254.  293. 
osfac  201.  255. 
Üs/«c7*  12. 
ohoifdm  23. 
Ofa  248. 
otjuß  tj7. 
otkirisc  250. 
ottychmiast  264. 
otwrzec  sie  260. 
owaeiem  94. 
owszejki  286. 

^>a<7«  57. 

pajeczen  31  f. 

jpofefö,  pakliby  257.  260. 

paknie  27. 

piiknieli  264. 

paniuc  110.  273. 

pomg  275. 

paiwsza    33.    253.    263. 

275. 
panostwo  253. 
partaas  34. 
pasany  150. 
Pasiek  245. 
jwac,  i>oje  46.  183. 
piatec  82. 
PiecJinin  244. 
piecparcica  29. 
jneczeta  245. 
pierca  248. 
pierscieniec  234. 
piUnianka  292. 
Piotrasz  246. 
Piolruszka  248. 
I>iririaa(?)  294. 
pirzivospy  33. 
piszczek  36. 
/;A-ie£  81. 


piaczacy  33. 
ptacslnoy  235. 
pfcrf  32  f. 
"J  pfemtg  275.  277. 
j^es*  28. 
pleszyk  28. 
pftrf  214. 
pioszczyca  118. 
7>»(Vc  190. 
pobicie  236. 
pobiedzic  36. 
jxjbieszczynic  (pobezczyn ic?) 

110. 
pobruceti  14. 
pobydlciiie  236. 
poczesac  288. 
poczliwosc  61. 
iwarfa  286. 
poderzan  20. 
podezrzon  29. 
podkonie  33. 
podole  174. 
podpirsnik  33. 
podpopielny  259. 
podrostek  36. 
pfjdrostico  54. 
podsedek  289. 
podwika  33. 
pod/woja  257. 
poganbic  268. 
pogr'.eclm   79. 
pojechac  ire  247  (cf.  ,/atZg). 
pökaznienie  250. 
poklonic  sie  247. 
pofe  secundum  257. 
polozenie  65. 
polski  adv.  142. 
jx>p  227  f. 
popröznicy  205. 
popröznosci  203. 
popiisciuly  250. 
porzad  261. 
posudzenie  36. 
posadzic  sie  260. 
pose£  204. 
posidlenie{?)  236. 


X  eh  ring,  Altpoln.  Sprachdenkmäler. 


posmiac  sie  249.  272. 
posobny(?)  145. 
pospiech  192. 
pospölny  258. 
pospötetwo  67.  125.  263. 
postac  247. 
postrobic  74. 
posti-obienie(?)  74. 
poszyjek,  poszyjki  46. 
potrzebizna  263. 
powuUc  135.  254. 
pozywac  45. 
prqga  78. 
prawie  223. 
proscic  245. 
j»z«  148. 
przasny  33. 
prse  278.  280. 
przeciwo  250. 
Pizecstaiv  246. 
przecz  250. 
przekazac  64. 
przelozyc  139.  142. 
przemagaö  129. 
prieminety  141. 
przemsza  12. 
prees  107. 
przeßiea  37. 
przesnica  257  f. 
przesnce  (?)  258. 
przespiac  249. 
przestajac  135.  254. 
przesto  79  f. 
prieirnuk  37. 
preez  107. 
2>r:e:kost  19. 
przeznamionac  sie  65, 
przezicihstico  255. 
przydacy  111. 
przyjaehac  advenire  247 

(cf.  ./ade). 
przypadzenie  263. 
przyrzeszyc  19. 
przysiezniczy  153. 
przystajac  249. 
przystato  118 
25 


322 


przytcza  27.  140.  143. 
przyumirac  302. 
przyu/mrzec  302. 
przywöd  139. 
psek  260. 
puscic  245.  247. 
pusPnie  (?)  294. 
puszka  263  f. 
jwea  250. 
jxrrtc  111.  272. 

rrtfc/j  33. 

rcy  107. 

rejcstr  285. 

rqkqjmia  245. 

rerao  200.  277. 

»•ei  244. 

robionelc  118. 

roefeic  183.  258.  260. 

rodzicowy  260. 

ropczyca  12. 

rostrzegnac   („rosczegnqcs"; 

262. 
rozdrzeszenie  42.  66. 
rozdrzeszyc  68. 
rozgodzic  18. 
rozmowa  262. 
m:j>«s*  289. 
roztochar:  (?)  289. 
Roztoka  261  f. 
ro(z)zec,  ro(z)zg$  250. 
ra&Z  36  f. 
racTio  259.  277. 
rumionosc  137. 
ry&atö  216. 
n/ce»*£  263.  275. 
i-j/c:  (?)  33. 
rywula  33. 
rzazae  252. 
rzecznica  174  f. 
rzeczwiczha  91. 

I    rtlnic    139. 

rzekqcy  26. 

>7/r    261. 

sampierz  -sqpierz  147. 


schodno  245. 

scie-szcie  21.  222.  262. 

s^'ewi  33. 

s&emiöluclia  32. 

siepac  57. 

s??a  106. 

skaplerz  (szkaplerz'i)  292. 

skarady  s.  szJcarady. 

skiba  118. 

sforf  244. 

slmsic  sie  38. 

sfcwfefc  227.  253. 

slachetny  263- 

slachcic  264. 

s7w&ic  91. 

siupia  11. 

siusza  96. 

s?:o   174. 

smiech  67.  69. 

smehtac  287. 

smiertny  67. 

soczyc  öl.  185. 

soj/cd  32. 

sopoä  12. 

sporika  33. 

spoiviednik  45. 

sjwsf  162. 

spuszczadhiy  37. 

s)>i//ui<ni  28.  215. 

sromiezliwosc  263. 

sromieiliicy  128. 

ssad  112.  249.  259.  272. 

.V^r/oia  244.  249. 

Stachnin  248. 

stajemie  248.  262. 

sto«  263.  272. 

starzejszy  253. 

stohul-,  stoieeznik  145. 

.s/o/y/c  254. 

stradnik  228.  255. 

stradza  33.  180  f. 

stradzq  95  f. 

straiva  232. 

s*reÜ  71. 

s/ro/c  82.  206.  2;»:;. 

.s/)-o:„  95.  179.  263. 


s/n/c  301. 
stryczny  301. 
strzqdzorvy  (?)  33. 
strzqdzic  191. 
sfworzenie  2.").")!'.,    überall 

für  das  cech.  ster:aue, 

Firmament. 
Swänszek  (?)  244. 
swidnica  12. 
swidno  11. 
svnekry  33. 
Suoiqtocfma  248. 
syncatka  29. 
szafarz  197. 
szarcdny  20. 
s.afttnk  143. 
szczec,  szeeotka  29. 
szczebrzuclvy  36. 
szczesiny  19. 
s.:t\:;j//  247. 
s:cr«dnosc  22. 
szerzeäni  37. 
szerzej  99. 
szkarady   263;   skarady 

2s:;  f. 
s-os  33. 
ssjqj  33.  289. 
szyrmica  263. 

fofa'e  254. 

tafaCiS  233.  281.  291. 

ta«i  .//>■/*'  263. 

iawto  107. 

lanananUiJ:  27. 

tawia  274. 

ie  (und?)  243. 

faüa  2531'. 

tedyciem  94. 

te#dj/  168.  246.  249. 

/<Y/r(    (//<f    84. 

/r,V  254. 
tenezyn  12. 
/''"  ./'<'/  253  f. 
teshnosc  224. 
tesznica  284. 
tese  183. 


tknqc  sie  248. 
topiec  20. 
toriqp  292. 
^■«<  30. 
trawic  1 18. 
trzaskawica  21. 
trzemcha  11. 
tszczyca  228. 
tu*  34. 

/"/er  iJ,S!». 

fctfa  21.  86  f. 

ticor.we  24.3. 
tworzyciel  44. 
fy?o  294. 

ubaczyc  68. 

iichim l,tl,(i  24. 

uciedzac  247. 

uczennik  73  f. 

udzieiac  (udzieiac?)  269. 

ufaliscie  139. 

''>.-'/  246. 

iikus-.niit:   (i7, 

wfe&a  170. 

'tuiivDuj  137. 
upeiznienie  110. 
uraczenie  95. 
urqpnosc  74. 
nrrjtini  74. 
'"WZ  (?)  137 
ustawienie  139.  142. 
uszcsycic  125. 
Utroszyn  (üirosin?)  245. 
uwiarowac  sie  263. 
uwiodwo  27. 
"-■'»'"'  54.  65;   Mmol  sie 

140. 
uzrzaiy  137. 

*c««'/t  33. 
FFawfco  244 
"•":''-  36. 
iviadqc  27. 
ir/^,/,-,;  94. 
"■"•  33.  240. 


—     323     — 

"•'"'  169;  w'ece  37. 
joigee  21. 

H'/.vr/,-  15. 
Uri,yicniee  24S. 
Wiecsiaw  24(3  ff. 
U'irrxfauvw  247. 
tcicidßinj  38. 
"vV/,//  245. 
iwe&c  187.  203. 
wielikoczyniqc  105. 
wie&ro  74.  260.  285. 
urieliczka  12. 
wieloobrazoivy  24. 
»'itrcimaJc  34. 
wiesioly  137. 
wiezyniec,  mezyczki  28. 
«vVZrtc  192. 
M>#a   127.  135.  254.  284 

289  IT. 
wükoiek  27. 
jema  290. 
Wmcieniec  248. 
"■/.s-w;  136  f. 
wiodza  37. 
wiodzq  —  wiodac  21.  49 

250.  256.  272. 
wiodziczy  37. 
fP?odfe£s&M0  48. 
zttfosra*/  48.  128. 
wiostwy  263. 
Wiostow  245. 
wmiotac  255. 
"•';/V,v  37.  263. 
wrzekomo  284. 
wspamietac  54. 
wspiodzic  256. 
"■•••7""/  137. 

wsprawiac  99. 

"'*/''<•;    151. 
«■s/n/ccnie  246. 
wstrqcic  246. 

K>ÄSfefc(?),      ?0SStöo(?), 

wzteytf)  280  f. 
wyczosac  121. 
wypowiednik  171. 
wypoioiedny  175. 


leyreczyc  247. 

wyrzadzic  87. 

wysiepac  21. 

wywolnic  258. 

wwiazac  sie  152.  248. 

M^dac  260. 

WÄfci  249;  >rM„„  55. 
wzdruszyc  222. 
wzjawic  284.  287. 
/c:  /////■  284. 
wzniec  141. 
wzrzucic  148. 
wzwiedziec  200.  277. 

2«  285. 

sdblescictf)  284. 

zachmoawac  257. 

atfwfr-a  s.  jwfo-a. 
sajutrek  258. 

zakwisc  273. 
saiozenie  91  f. 
zamies  27. 
zapamietac  262. 
zapamietaiy  270. 
zapieczetac  245. 
sapiekiy  21. 

.-.lO-tuiir  (?}    199. 

zasiedztwo  146. 

zastamc  235. 

zaszczycenie  125. 
saszyjek,  zaszyjki  46. 
zaszyjkowany  45. 
zatworzyc  294. 
:""%  (ro/.y  33. 
zawzdy  200. 
zawzgi  124. 
ftw/rfa  32. 
zbavmy  14-ä. 

:/'o;'r  204. 
:'/'"    19. 
zdunovcy  250.  272. 

:r/;,v/r    L> ) .    275. 

:</:><■  246. 
:nl;n,n     284. 

sefctfac  ?)   H8. 

:///<"/  57. 


—     324     — 


zgromadny  139  f. 
ziechmanic  (?)  240. 
zlomienie  24. 
zlotogiöw  29. 
z  -  ue  sie  246. 
z  -  umiec  sie  28. 
zumetrzny  23. 
zwodnica  12. 
acoZtc  162,  164.  172. 


zwon  280. 
zyskac  162. 

zadac  sie  69. 
zadliivy  57. 
iaÄ;  216.  278. 
iari/  12. 
2%  284. 
zdzary  12. 


££<?€»  269  f. 

i^tfny  136.  278.  („szanih- 

ny")  283. 
iemfoi  118. 
zeticzyzna  94. 
zenszczyna  73.  75. 
Jora?o(?)  19ß-  199- 


EBBS^ 


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